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Full text of "Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse"

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^^^RAF-V^" 


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ABHANDLUNGEN 


DER 


KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 


ZU  GÖTTINGEN. 
i 


PHILOLOGISCH-HISTORISCHE  KLASSE 


NEUE  FOLGE.     BAND  IX. 
AUS  DEM  JAHRE  1907. 


BERLIN. 

WEIDMANNSCHE  BUCHHANDLUNG. 

1907. 


i 


AS 
65^ 


INHALT. 


I.  Goldziher,  Eitab  ma^äni  al-nafs.  Bach  vom  Wesen  der  Seele.  Von  einem 
ungenannten.  Auf  Grand  der  einzigen  Handschrift  der  Biblioth^qae  nationale 
herausgegeben  und  mit  Anmerkungen  and  Exkursen  versehen. 

Heinrich  Lüders,  Das  Würfelspiel  im  alten  Indien. 

C.  F.  Lehmann-Haupt,  Materialien  zar  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Meso- 
potamiens. Mit  einem  Beitrage :  Arabische  Inschriften  aus  Armenien  und  Di- 
yarbekr  von  Max  van  Berchem.  Mit  94  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen 
und  14  Tafeln. 

J.  Wellhausen,  Analyse  der  Offenbarung  Johannis. 

E.  Hultzsch,  Annambhattas  Tarkasaihgraha,  ein  Kompendium  der  Dialektik  und 
Atomistik,  mit  des  Verfassers  eigenem  Kommentar,  genannt  Dipikä.  Aus  dem 
Sanskrit  übersetzt. 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WIsdffNSCHAFTEN  ZU  QÖTTINOEN. 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  IX.  Nro.  1. 


Kitäb  ma^änl  al-nafs. 

Buch  vom  Wesen  der  Seele. 


Von  einem  Ungenannten. 

Auf  Grund  der  einzigen  Handschrift  der  Bibliotheqne  nationale 
herausgegeben,  mit  Anmerkungen  und  Exkursen  versehen 


Yon 


I.  Goldziher. 


Serlin. 

Weidmannsche  Bachhandlang. 

1907. 


# 


:■* 


Amplissimo  Senatui 
Universitatis  Cantabrigiensis 

hoc  opuscnlum 

grati  animi  testem 

ob  gradum  Academicum  Doctoris  Litterarum 

sibi  honoris  causa  delatum 

dedioat  anctor. 


VorTirort, 

Von  yerschiedenen  Seiten  ist  der  Wunsch  geäußert  worden,  daß  die  in  der 
Biblioth&qne  nationale  (Fonds  höbrea  nr.  1340)  ^)  erhaltene  neaplatonische  Schrift 
Ma'äni  al-nafs'),  die  bisher  nur  in  der  von  I.  Br  oydä  veranstalteten  hebräi- 
schen XJbersetzong ')  zugänglich  ist ,  im  arabischen  Original  veröffentlicht  werde. 
Die  hier  vorgelegte  Fablikation ^]  hat  zunächst  den  Zweck,  diesem  berechtigten 
Wunsche  zu  entsprechen.  Hoffentlich  giebt  sie  die  Anregung  zur  Wiederauf- 
nahme der  Untersuchung  über  die  Stellung  dieser  Schrift  innerhalb  der  ver- 
wandten Litteratnr. 

In  dem  Titel,  den  ich  der  Edition  des  Textes  gab,  habe  ich  gleich  von  vorn- 
herein gegen  die  noch  immer  nicht  völlig  beseitigte  Annahme,  daß  der  Verfasser 
der  Chöböth  hallebäboth  der  Urheber  des  vorliegenden  Buches  sei,  Stellung  ge- 
nommen. Nach  der  überzeugenden  Beweisführung  Jacob  Guttmanns^)  wird 
man  diese  Schrift  auf  die  alleinige   Autorität  der   dem  Pariser  Manuskript 

vorgesetzten  Überschrift :  St  t)DV  p  ]'»nn  ^nn  nS  DBiS«  >iWD  dem  Bechaji  b. 
Josef  nicht  mehr  ernstlich  zuschreiben  können.  Da  die  flerkunft  der  Handschrift 
durch  kein  !Kolophon  bezeugt  wird,  sind  wir  auch  über  den  Ursprung  jener 
Titelnotiz  gar  nicht  orientiert. 

£.  Bechaji  hatte  zwar  keinen  festen  Standpunkt  innerhalb  der  philosophi- 
schen Lehrstücke.  Aus  seinen  asketischen  Quellen  hat  er,  ohne  zu  den  Fragen 
strenge  Stellung  zu  nehmen,  auch  neuplatonische  Elemente  mit  übernommen,  die 
in  den  jüdischen  und  islamischen  Werken  dieser  Gattung  niemals  fehlen.  Jedoch 
die  in  seinem  Bäb  al-tau^d   sich  kundgebende  Anlehnung  an  die  Methode  der 


1)  VL  Schwab,  R^J,  XXXVn  (1898)  130. 

2)  über  die  einschlägige  Ldtterator  8.  Steinschneider,  ^Die  arabische  Literatur  der  Juden 
1S4-1S5. 

8)  Les  R^flexions  sur  T&me  par  Bahya  ben  Joseph  ihn  Pakouda  (Paris  1896);   hebräischer 

Titel :  ttfB^n  nmn  nso. 

4)  Für  die  Bemühung  um  die  Abschrift  und  wiederholte  Kollationierung  des  Pariser  Unicums 
bin  ich  Herrn  G.  Salmon  zu  Dank  verpflichtet. 

6)  Monatschrift  für  Gesch.  und  Wiss.  d.  Judentums  XLI  (1897)  241  ff. 


I.   GOLDZIHKR, 


Matakallimün  ^)  läßt  sich  unmöglich  mit  der  gegensätzlichen  Stellung  vereinigen, 
die  der  Verfasser  der  Ma'äni  al-nafs  dieser  Schale  gegenüber  einnimmt  (4, 6  £f.)  ^. 
Ebensowenig  wie  die  scholastischen  Beweisführungen ')  in  diesem  Buche  sich  mit 
denen  des  Verfassers  der  ^Herzenspflichten^  decken,  könnten  Verteidiger  der 
Authentie  der  Überschrift  ihre  Argumente  aus  dem  stilistischen  Charakter  der 
beiden  Werke  schöpfen.  Bei  einer  stilistischen  Vergleichung  des  arabischen 
Originals  der  Farä'i^  al-^ulüb  mit  dem  vorliegenden  Text  der  Ma^äni  wird  man 
in  dem  zuversichtlichen  Urteil  des  hebräischen  Übersetzers  durchaus  nicht  be- 
stärkt, daß  der  gemeinsame  Ursprung  „sera  confirmä  par  tont  arabisant  qui 
comparera  ce  texte  avec  celui  du  Q-uide  pour  les  devoirs  des  coeurs^  ^).  Eine 
solche  Untersuchung  im  einzelnen  anzustellen ,  wird  man  nach  dem  baldigst  in 
Aussicht  stehenden  Erscheinen  des  arabischen  Bechaji  (ed.  Yahuda,  unter  der 
Presse)  bequeme  Grelegenheit  haben*).  Wir  haben  alle  Ursache  vorauszusetzen, 
daß  jeder  Kundige  den  weiten  Abstand  der  Diktion  in  den  beiden  Werken  kon- 
statieren und  daß  die  Vergleichung  sehr  zu  Ungunsten  unseres  Anonymus  aus- 
fallen werde. 

Leider  bietet  unser  Text  keine  Handhabe  für  eine  befriedigende  Bestimmung 
der  Persönlichkeit  des  Verfassers,  seiner  Lebenszeit  und  seiner  Heimat.  Seine 
in  dieser  Schrift  erwähnten  früheren  Produkte :  a)  eine  poetische  Paraphrase  des 
Ps.  104  in  emanatistischem  Sinne  (2, 6 ff.)  und  b)ein  Kitäb  al-nasl^  (20,2), 
oder  mit  vollständigem  Titel:  K.  al-nasl^  wanti^äm  al-chal^  „Buch  der 
Reihenfolge  und  Anordnung  der  Schöpfung*)  (56,30;.  67,11)  scheinen  verschollen 
zu  sein.  Ihr  Thema  war  von  dem  der  Ma^äni  kaum  verschieden  (Emanation 
und  Ma'äd).  Letztere  sind  als  Kommentar  zu  jenem  Lehrgedicht  gedacht, 
dessen  irrtümliche  Identifizierung  mit  dem  Mahngedicht  des  Bechaji  b.  Josef 
(Anfang:  Ht^B^  ^«D'n)  die  Veranlassung  dazu  bot,   diesen  als  Verfasser   der  hier 


•  

1)  Wenn  er,  unzweifelhaft  unter  dem  Einfloß  des  Gaz&ll,  In  seiner  Einleitung  erklärt,  daB 
er  die  Beweisführung  der  ahl  al-gadal  (s.  unsere  Anmerkung  zu  4, 6)  vermeiden  will,  so  liegt  hierin 
nicht  grundsätzlicher  Gegensatz  gegen  die  Kaläm-Lehren,  sondern  nur  Ablehnung  aller  Dialektik  in 
seinem  für  einen  weiteren  Leserkreis  bestimmten  Werk. 

2)  Nur  in  der  Frage  der  „Bede  Gottes**  ist  er  von  Kalämanschauungen  beeinflußt  15, 10;  51,9. 

3)  J.  Derenbourg,  B^J.  XXV  (1892)  248  unten;  „C'est  le  m^me  style  diffus,  ce  sont  les 
m^mes  raisonnements  scolastiques'^ 

4)  Broyd^  1.  c.  16  der  Einleitung. 

6)  Ich  möchte  nicht  ganz  unerwähnt  lassen,  daß  Bechaji  das  Jeslrä-Buch  als  rn^>fi  ißD  an- 
führt (Yahuda,  Prolegomena,  arab.  Text  33,8),  während  es  in  unserem  Text  konsequent  *>  foSn 
genannt  wird  9,3;  10,1.16.  (Tafstr)  Kitäb  al-mabädt  ist  der  Kommentar  des  Sa^a^jah  zu  jenem 
Jes.-Buch  (7,25;  12,2;  15,8). 

6)  Abu  Hajjän  al-Tauhidi  führt  unter  den  von  Muhammed  b.  Jüsuf  al- Amiri  (i.  J.  974  in 
Bagdad),  gehörten  Sprüchen  den  folgenden  an:  jO^^^osiil  JU^.  ^nJUJI  J^.  KfiJLÜ  ^L^  ^  JÜ1\ 

(Mukäbasät  no.  90,  ed.  Bombay  82).     Dieser  *AmirS  verfaßte  eine  Schrift  u.  d.  T.  Jüjül  ^LinJÜI 
„Intellektueller  Kultus". 


KITAB   MA'an!   AL-NAFS.  7* 

edierten  Schrift  vorauszasetzen ^).  Wie  es  scheint,  waren  die  Auseinander- 
setzungen des  Verfassers  nicht  vom  Beifall  seiner  Zeitgenossen  begleitet  (2,  12). 
Er  setzt  für  manche  seiner  Ansichten  nicht  genügendes  Verständnis  voraus  (61,  6) 
und  appelliert  dafür  an  die  kleine  Scbaar  der  Auserwählten  (12, 17  ff.).  An 
einigen  Stellen  hebt  er  noch  besonders  hervor,  daß  ihr  Sinn  nur  von  Leuten  be- 
griffen werden  könne ,  die  mit  tiefem  Denkvermögen  begabt  sind  (50, 19 ;  53,  4 ; 
vgl.  69,*  10).  Er  klagt  über  Verhöhnung  und  Verkleinerung,  und  tröstet  sich 
damit,  daß  es  doch  nur  unwissende  Leute  seien,  die  ihn  nicht  verstehen,  Blinde, 
die  keinen  Sinn  für  das  Griänzende  haben,  Taube,  die  angenehme  Töne  und  Me- 
lodien nicht  genießen  können.  Solche  Leute  haben  auch  kein  Verständnis  für 
seine  Bedeutung  und  für  die  Erkenntnisse,  die  er  ergründet.  Die  Wahrheits- 
forscher kümmern  sich  nicht  um  die  Irregehenden  (33,  21  ff.).  Man  versteht  aus 
dem  verbitterten  Tone  des  Verfassers,  daß  seine  Schrift  sich  keiner  rührigen 
Nachfrage  erfreute;  es  erstand  ihr  auch  kein  Tibbonide,  der  sie  einem  weiteren 
Kreise  zugänglich  gemacht  und  für  die  Zukunft  gerettet  hätte. 

Auch  in  der  Bestimmung  der  Zeit,  in  der  der  Verfasser  gelebt,  können  wir 
über  eine  ganz  allgemeine  Festsetzung  des  terminus  a  quo  nicht  hinauskommen. 
Unter  den  wenigen  Verfassern,  die  er  namentlich  zitiert,  sind  die  spätesten  Ibn 
Sinä  (4,21;  28,11)  und  Nissim  b.  Jakob  (15,9).  Daraus  muß  die  Folgerung 
gezogen  werden,  daß  er  selbst  nicht  früher  als  in  der  ersten  Hälfte  des  XI. 
Jahrhunderts  geschrieben  haben  konnte.  Wohl  kann  er  aber  einer  viel  späteren 
Zeit  angehören,  da  man  in  dieser  Litteratur  auf  das  argumentum  e  silentio  nicht 
viel  Gewicht  legen  kann^). 

Auch  aus  einer  etwaigen  Wirkung  der  Ma'&ni  auf  die  spätere  Litteratur 
läßt  sich  kein  Anhaltspunkt  für  eine  Zeitbestimmung  gewinnen.  Bisher  konnte 
kein  Zitat  oder  eine  Entlehnung  aus  denselben  nachgewiesen  werden.  Es  ist 
geradezu  ausgeschlossen,  daß  wie  jüngst  behauptet  wurde')  „der  größere  Teil 
des  7.  Kapitels  von  Bataljusis  Bildlichen  Kreisen^  den  Ma'äni  entlehnt  sein  soll 
Dies  ist  auch,  abgesehen  davon,  daß  die  Spur  einer  solchen  Entlehnung  in  dem 
betreffenden  Kapitel  der  „Kreise"  nicht  beobachtet  werden  kann,  schon  deswegen 
unmöglich,  weil  nicht  angenommen  werden  kann,  daß  ein  muhammedanischer 
Schriftsteller  —  und  ein  solcher  war  der  Verfasser  der  „Kreise"  *)  —  sich  für 


1)  J.  Derenbourg,  R^J.  XXV  (1892)  249,  oben. 

2)  Anders  Gattmann  1.  c.  246. 

8)  Artikel  Batalynsi,  in  der  Jewish  Encyclop.  II  594%  Ende. 

4)  Dies  muB  besonders  hervorgehoben  werden  gegenüber  der  Behauptung  des  Verf.  jenes  Ar- 
tikels ibid.  593^  Z.  9 — 15,  daß  in  den  „Kreisen"  keine  Spur  islamischer  Herkunft  zu  entdecken 
sei  „and  consequently  could  not  have  been  written  by  a  Mussulman".  Dies  kann  doch  nicht  von 
einer  Schrift  behauptet  werden ,  in  deren  jüdischer  Bearbeitung  noch  ein  Zitat  aus  dem  Koran 
(60, 21)  stehen  geblieben  ist  mit  der  Einführung  'pi  1"|DfcO  TiPlin  Titth  >  ®i°  anderes  (6, 59  etwas 
ungenau)  mit  der  Einführung  niniH  ^SyilO  IHH  1ÜIV\  (ed.  Kaufmann  61,1 — 4;  52,3);  vgl.  auch 
die  koranische  Anspielung  ibid.  47,3. 


8*  I.   OOLDZIBKR, 

den  fortwährend  um  Bibel erklärung  sieb  bewegenden  Traktat  des  jüdischen 
Autors  interessiert  haben  könne. 

Ebensowenig  können  wir  über  die  Heimat  des  ungenannten  Verfassers  aus 
dem  Werke  bestimmte  Aufklärung  holen.  Die  neuplatonische  Spekulation  war 
seit  dem  X.  Jahrhundert  in  sämtlichen  Gebieten  eingebürgert,  in  denen  die  Juden 
sich  mit  der  philosophischen  Deutung  ihrer  religiösen  Tradition  beschäftigten. 
Die  Warnung  des  Abulwalid  ibn  (ranäh  (mit  Anschluß  an  Eccl.  12, 12)  vor  der 
Vertiefung  in  „Bücher,  die  nach  der  Meinung  derer,  die  sich  mit  ihnen  beschäf- 
tigen, zur  Kenntnis  der  ersten  Prinzipien  und  Wurzeln  führen,  in  denen  Unter- 
suchungen über  die  Beschaffenheit  der  oberen  und  unteren  Welt  angestellt 
werden"  ^)  hat  nicht  nur  die  Verhältnisse  im  Andalus  zum  Gegenstand.  Aus 
diesem  Gesichtspunkt  zeigt  also  der  Inhalt  dieser  Schrift  keine  lokale  Bestimmt- 
keit. Ich  bezweifle,  daß  eine  schärfere  Beobachtung  der  Ausdruckweise  des  Ver- 
fassers zu  einem  Resultate  führen  würde.  Dieselbe  bietet  uns  keinen  speziellen 
Dialektcharakter  dar;  es  ist  mir  auch  nicht  gelungen,  zu  erschließen,  ob  die 
hier   angewandten,    in   der   klassischen  Sprache  nicht  erscheinenden  Worte  ]H)\ 

(18, 8),  hShB  (44,  6)  und  das  zweifelhafte  TDpJffp  (36, 3),  beziehungsweise  das  an 
Stelle  desselben  vermutete  Wort,  einem  besonderen  Dialekte  ausschließlich 
angehören. 

Unter  den  für  das  Entstehungsgebiet  dieser  Schrift  in  Betracht  kommenden 
Möglichkeiten  wäre  aus  dem  Gesichtspunkt  der  Verbreitung  der  neaplatonischen 
Ideen  in  der  Litteratur  der  südarabischen  Juden,  auch  die  jemenische  Prove- 
nienz unserer  Schrift  nicht  auszuschließen.  Man  denke  nur  an  das  seinem  In- 
halte nach  vielfach  verwandte  Bustän  ul-'al^ül  des  südarabischen  R.  Natha- 
nael  al-Fajjumi,  von  dem  Gottheil  eine  vorläufige  Inhaltsübersicht  gegeben  hat  *) ; 
oder  an  den  emanatistischen  Exkurs,  den  der  übrigens  zumeist  von  Maimfini 
abhängige  Abu  Man^ür  al-Damäri^  in  Wort  und  Bild  (nach  den  „bildlichen 
Kreisen^  des  Bataljösi),  einer  liturgischen  Aaseinandersetzung  ^)  eingeschaltet  hat. 

Doch  scheinen  mir  einige  Anzeichen  mindestens  dafür  zu  sprechen,  daß  der 
Verfasser  der  Ma'äni  al-nafs  nicht  im  Maghrib  heimisch  war,  daß  vielmehr  seine 
Schrift  aus  dem  geistigen  Verkehr  im  Osten,  am  allerwahrscheinlichsten  im  *Iräk, 
hervorgegangen  ist.  Dafür  spräche  zunächst  sein  persönlicher^)  Verkehr 
mit  Muta^allimün  (21,1),  zu  dem  eher  im  Osten  als  im  Westen  die  (Gelegenheit 
geboten  war  %   Femer  kann  auf  unsere  Anmerkung  zu  40, 7  hingewiesen  werden. 


1)  Eit&b  al-loma'  (Paris  1886)  267, 11  ff. 

2)  Steinschneider  —  Festschrift  146  ff. 

8)  Bei  A.  Kohnt,  Notes  on  a  hitherto  nnknown  exegetical,  theological  and  philosophical  Gom- 
mentary  to  the  Pentatench  composed  by  Aboo  Manzor  al-Dham&ri  (New  York  1892)  XXXI. 

4)  Diese  selbst  ist  Abrigens  mit  einiger  Erweiterung  ein  Plagiat  an  Cbazart  in  c.  17—19. 

5)  Der  28, 19  erwähnte   „Herr  mit  umfassender  Wissenschaft"   ist  ein  islamischer  Gelehrter, 
aber  es  ist  nicht  ersichtlich,  welcher  philosophischen  Richtung  er  angehört. 

6)  Vgl.  ZDMQ.  XLI  65.    Le  livre  de  Mohammed  ibn  Toumert  (Alger  1908)  Introdnction  67  ff. 
Abn-l-Eftsim  Stfid  al-Kurtubt  (st.  1070),  der  in  seinen  Taba^it  al-nmam  (Abschrift  in  der  Bibl 


KITAB    MA'ANI    AL  NAFS. 


aus  welcher  ersichtlich  ist,  daß  die  dort  vom  Verf.  erwähnte  Gewohnheit  dem 
Brauche  der  östlichen  Juden  entspricht. 

Auf  die  Quellen,  aus  denen  unser  Verf.  einige  Materialien  für  sein  System 
schöpfte,  ist  in  den  bisherigen  Verhandlungen  über  die  Schrift  im  allgemeinen 
hingewiesen  worden  ^).  In  den  Fußnoten  und  Anmerkungen  haben  wir  diese 
Quellen  und  die  Parallelen  zu  unserer  Schrift  nach  Möglichkeit  des  näheren 
nachgewiesen.  Es  scheint,  daß  sich  der  Verfasser  von  Ibn  Sinä  in  umfassenderer 
Weise  anregen  ließ,  als  dies  seine  ausdrückliche  Erwähnung  voraussetzen  läßt. 

Die  Abhängigkeit  unseres  Anonymus  von  den  Abhandlungen  der  Ichwän  al- 
safä  haben  wir  durch  den  Hinweis  auf  die  betreffenden  Stellen  des  Originals 
(nach  der  Ausg.  Bombay  130^/ß  in  4  Bänden)  eingehender  begründet.  Wie  weit 
diese  Abhängigkeit  geht,  wird  besonders  aus  45  Note  2  ersichtlich.  Zu  den 
bisher  bekannten  Quellen  ist  durch  unsere  Nachweise  (21  Note  4  und  11;  Anm. 
zu  23,  24)  nun  auch  die  unter  dem  Namen  des  Hermes  Trismegistos  gehende 
Schrift  De  castigatione  animae  (ed.  Bardenhewer,  Bonn  J873)  hinzugekommen. 

Herausgeber  ähnlicher  Texte  können  der  Verlegenheit  nicht  aus  dem  Wege 
gehen,  die  ihnen  der  grammatische  Stand  der  Vorlage  bereitet.  Auf  Schritt 
und  Tritt  erneuert  sich  immer  wieder  der  durch  den  in  grammatischer  Beziehung 
arg  verwahrlosten  Zustand  des  Textes  hervorgerufene  Gewissenskampf  des 
Herausgebers.  Es  handelt  sich  ja  nicht  immer  um  Gestaltungen,  die  aus  dem 
Gesichtspunkte  des  vulgärarabischen  Sprachausdruckes  sprachgeschichtlich  ihre 
natürliche  Berechtigung  haben.  In  der  völligen  Zuchtlosigkeit  und  in  dem  Mangel 
an  Konsequenz  bekundet  sich  oft  unzweideutig  der  Mangel  sprachlicher  Kultur, 
die  wohl  ungebildeten  Abschreibern,  keinesfalls  aber  —  wenn  uns  nicht  ein 
Autograph  des  Gegenteils  belehren  sollte  —  dem  Verfasser  selbst  zugemutet 
werden  darf.  Denn  man  darf  wohl  voraussetzen,  daß  der  Verfasser  eines  nicht 
eben  für  die  ungebildeten  Massen  bestimmten  philosophischen  Werkes  seinen 
Ausdruck  in  formaler  Beziehung  möglichst  den  Ford(^rungen  der  Sprachrichtigkeit 
anbequemt,  die  zu  seiner  Zeit  für  Werke  dieser  Gattung  als  unerläßliche  Be- 
dingung galten.  (Vgl.  DLZ  1903,  1026  oben).  Dabei  ist  allerdings,  wie  dies 
besonders  August  Müller  in  seiner  Abhandlung  über  den  Sprachgebrauch  des  Ibn 
abi  U§ejbi*a  klar  gemacht  hat  *),  große  Freiheit  in  der  Anwendung  des  lebendigen 
Sprachgebrauchs  gegenüber  den  strengen  Forderungen  der  klassischen  Grammatik 
nicht  ausgeschlossen').  Diese  Erscheinung  wird  der  Herausgeber  solcher  Texte 
immer  zu  würdigen  haben,  und  so  haben  wir  auch  unseren  Autor,  wo  wir  voraus- 


DMG,  65i>)  eine  Übersicht  der  berühmten  jütlischen  Theologen    giebt,    sagt  nach  der  namentlichen 
Anfz&hlong  einiger  Gelehrten  der  östlichen  Länder:   ^^jOLAä^I  »>H^'  jW^'  CT  ?^j^  l5-^  CW 

1)  Besonders  Guttmann  1.  c. 

2)  Sitzungsberichte  der  phUos.-philol.  und  histor.  El.  der  K.  bayer.  Akademie  der  Wiss.  1884, 
890  ff. 

8)  YgL  darüber  meiiie  Bemerkungen  in  der  WZKM  III  (1889)  79  ff. 

Abhaadlnngtn  d.  K.  U«t.  d.  Wiii.  xa  Odttingen.    Phil.-hiiti.  Kl.  N.  F.  Band  9.i.  b 


10*  I.   OOLDZIHRR, 

setzen  konnten,  daß  wir  seinen  Ausdruck  vor  uns  haben,  in  seiner  Sprachfreiheit 
nicht  gestört.  Dies  wäre  aber  übel  angebracht  an  Stellen,  wo  sich  die  Nach- 
lässigkeit nnd  das  Unverständnis  des  ungebildeten  Abschreibers  verrät.  So 
war  es  denn  auch  in  unserem  Falle,  namentlich  angesichts  des  Mangels  durch- 
gehender Folgerichtigkeit  in  der  Vorlage,  nicht  immer  möglich,  mit  dem  Ab- 
schreiber durch  dick  und  dünn  zu  gehen.  An  Stellen,  die  einfach  nachzuschreiben 
einem  alten  nahwi  rein  unmöglich  ist,  habe  ich  nach  meiner  Überzeugung  her- 
gestellt, wie  der  Verf.  selbst  geschrieben  haben  mochte.  Es  war  mir  unmöglich, 
bedingungslos  als  Sklave  eines  unwissenden  Abschreibers  vorzugehen  und  seine 
sprachliche  Ungezogenheit  als  unantastbares  Heiligtum  zu  betrachten.  Daß  ich 
dabei  nicht  mit  unerbittlicher  Willkür  schaltete,   wird  die  z.B.  an  Stellen  wie 

2, 19.25;  6,9;  16,23  (letztes  Wort);  20,  IBff.  30,8;  4B,5  (J,f  mit  Nom.)  u.a.m. 
bekundete  Toleranz  bezeugen.  Es  ist  sehr  schwer,  hierin  eine  sichere,  auch  nur 
subjektiv  befriedigende  Grenze  zu  ziehen.  Die  Änderungen  betreffen  übrigens 
niemals  Eigentümlichkeiten,  die  wegen  ihrer  häufigeren  Wiederkehr  als  Sprach- 
gewohnheit des  Verfassers  betrachtet  werden  konnten  (z.  B.  die  der  Sprach- 
tradition widersprechende  Anwendung  des  grammatischen  Genus:  f^\  als  femin. 

s.  Note  zu  48,20,  hingegen  auch  masc.  30,4;  ^iJü,  Seele,  als  masc.  66, 13  ff.  u. 
a.  m.,  hingegen  anderswo  als  femin.  vergl.  67, 1) ;  auch  nicht  die  den  Regeln  der 
Grammatiker  widersprechende  Kongruenz  ^)  im  Genus  und  Namerus  der  Fronomina 
und  Suffixa  (3,1;  35,2;  44,24;  45,19;  46,2;  50,6.11.14.25;  55,4;  57,7;  60,7; 
61,15;  65,28;  66,24  u.  v.  a.  m.,  namentlich  neben  Dualformen  häufig,  z.B.  außer 
einigen  der  obigen  Beispiele  33, 17;  38, 13;  42, 13;  44, 1),  oder  die  ungrammatische 
Anwendung  der  Yerbalmodi  (wie  z.  B.  37, 1).  Auch  die  Schlaffheiten  im  Satzgefüge 
habe  ich  unberührt  gelassen,  sowie  vulgären  Sprachausdruck,  der  sich  in  ähn- 
lichen Schriftwerken  auch  sonst  eingebürgert  zeigt  (z.  B.  freie  Anwendung  der 
VII  —  z.B.  Jüu-  Vn  65,13,  ^1,  VII  24,20  —  zumal  für  das  Passivum,  u.  a. 
m.)*)  und  Eigentümlichkeiten,  die  sich  in  diesem  Kreis  des  Sprachgebrauchs 
festgesetzt  hatten  (s.  Anmerkungen  zu  20,2;  31,25)  gebührend  geschont. 

Aus  den  Eigentümlichkeiten  der  Sprachgewohnheit  des  Verfassers  kann  man 
besonders  hervorheben,  daß  er  hie  and  da  arabische  Worte  in  der  Bedeutung 
ihrer  hebr.  Äquivalente  gebraucht  (3, 13  yfittf;  15,6  tdlä  in  der  speziellen  Bedeu- 
tung  des   hebr.   Bin;   67,27   ^3T  in  der   späthebr.   Bedeutung  von   nsj'));   viel 


1)  Darum  würde  ich  die  Korrektur  6  Note  3  jetzt  zurückziehen;  desgleichen  ist  9,12  (Note  15) 
in  den  Text  inOH  wieder  einzusetzen. 

2)  S.  die  Beispiele  WZKM  1.  c.   und  vgl.   Sa^&djah,    Übersetzung   von  Jes.  65,  i  ra^b^M 
niWK  •  •  •  ZATW  1890,  78. 

S)  Diese  Anwendung  von  ^^T  üt   in  jüd.-arah.  Schriften  häufig;   beispielsweise  am  Schlüsse 
eines  Priratbriefes  an  den  N&gtd  Jehüdah  Köh^n  b.  £l*&zär  (Hschr.   der  Ungar.  Akad.  d.  WW., 

(nicht  katalogisiert)  ^y\  mpon  H^D  ^vh  «HHSn  D^O^i  D^:n  mal  D^iV  HnH5n  •  •  • 


■^  ^A        A 


KITAB   MA'ANI   AL-NAFS.  11* 

Neigung  zeigt  er  auch,  hebr.  Worte  zu  setzen,  wo  in  besserem  jüd.-arab.  Stil 
das  entsprechende  arabische  Wort  geschrieben  würde  (wie  z.  B.  Tiy^  2, 7  und 
sehr  oft).  Wie  die  übrigen  Vertreter  dieser  Litteratur  gebraucht  auch  er  oft, 
vielleicht  unbewußt,  spezifisch  islamischen  Anschauungen  entsprechende  Ter- 
mini und  Phrasen ;  z.  B.  die  koranische  Phrase  24, 19  das  ^adi^Citat  58, 8  und 
vgl.  unsere  Anmerkungen  zu  1,8;  3,13;  26,8;  29,7;  32,14. 

In  der  Orthographie  schien  es  mir,  gegenüber  den  in  solchen  Texten  ge- 
wöhnlichen Schwankungen,  erforderlich,  die  möglichste  Eonsequenz  anzuwenden 
xmd  am  zweckmäßigsten,  im  einzelnen  die  durch  S.  Munk  befolgte  Praxis  durch- 
zuführen. In  diesem  Sinne  ist  auch  in  den  auf  1  ausgehenden  Yerbalformen 
2.  und  3.  Pers.  Plur.  das  Alif  al-wi^äja  angefügt  worden. 

Die  Zitate  aus  der  Bibel  sind  vom  Verfasser  oft  ungenau  und  dem  wirk- 
lichen Text  nicht  entsprechend  gegeben.  Solche  Versehen  sind  zumeist  still- 
schweigend richtiggestellt;  zum  Überfluß  ist  hin  und  vneder,  nicht  immer,  in 
den  Noten  auf  die  fehlerhaften  Worte  hingewiesen  worden.  Der  Verfasser 
wurde  wohl  durch  sein  Gedächtnis  irre  geführt;  sonst  könnten  so  arge,  sinn- 
störende Versehen  wie  in  den  Zitaten  33,  6 ;  40, 19 ;  43, 6  nicht  vorkommen.  Auch 
Talmud-  und  Midräästellen  hat  der  Verf.  zuweilen,  wohl  aus  dem  Gedächtnis, 
in  ungenauem  Text  angeführt  (13,7;  32,20;  35,24;  62,21;  68,12;  68,19). 


b» 


12*^  I.   GOLDZIUEB, 


IL 

Anmerkungen  und  Exkurse. 

S.  1,  8.  ntOnSw  ÜV  Dem  islamischen  Sprachgebrauch  entlehnt  als  Bezeich- 
nung des  Tages  des  jüngsten  Gerichtes,  Koran  40,34  (vgl.  67,  13). 

S.  2,  3.  fcOlKIpK  "1K2CS  Über  diesen  Spruch  vgl.  die  Zusammenstellung  bei 
D.  Eau^ann,  Theologie  des  Bachja  87—89.  Gesch.  der  Attributenlehre  44B. 
Es  können  noch  folgende  Formulierungen  des  Spruchs  angeführt  werden : 

al-Färabi,    Pusüs    al-hikam  nr.   45  (ed.   Dieterici  77,3):    \^\  J^^-^-J'  *^^ 

LfJt  J^AAM  'i  qL  ^La.^um'jI.   Bei  Sahrastäni  216,  7  wird  als  Grundsatz  der  Bekenner 

des  Islam  aufgestellt :  ^  j^le  o j:^^  q,^  ^^JLa  jju  ^\j>\  jüb  ^JU^  ^  jJ^  ^JLfi  ^r 

y^^t  j^  ^3l  OM  SJ^\  (bt  ,,Wer  sich  dessen  bewußt  ist,  daß  er  nicht  weiß, 
umfaßt  das  ganze  Wissen ;  wer  seine  Ohnmacht  bekennt,  den  Dank  (g**gt"n  Gott) 
zu  leisten,  hat  den  höchsten  Grad  der  Dankbarkeit  bezeigt.^  Eine  der  in  den 
philosophischen  Formulierungen  dieses  Spruches  gangbaren  Varietäten  wird  als 
Vers  des  'Ali  angeführt: 

» *        ^       »  ft        ' 

bei  al-Ragib  al-I§fahäni,  Tafsil  al-naä'atejni  (Beirut  1319)  14,  wo  noch  mehr 
Material  zu  diesem  Gedanken  zu  finden  ist.  —  Den  Satz  des  Maimüni :  HDtmK  ]« 

nD«-tnK  r\'^W\l  ;y  WyS«  in  (Dalägt  I  c.  59,  ed.  Munk  I  73*,  15)  hat,  wie  J.  Gutt- 
mann  nachgewiesen  hat^),  Nicolaus  von  Cusa  als  Ausspruch  eines  R.  Salomon 
angeführt.  —   Auch   in   der  Pseudo-Gazäli'schen  Schrift^):    Sirr  al-'älamejn 

1)  Die  Scholastik  des  dreizehnten  Jahrhunderts  in  ihren  Beziehungen  zum  Judentum  (Breslau 
1902)  173. 

2)  Über  diese  (bei  Brockelmann  Gesch.  d.  Arab.  Lit.  I  423  (nr.  31)  unter  den  Schriften  des 
G.  aufgeführte)  Schrift  s.  Livre  de  Mohammed  ihn  Toumert  (Alger  1903)  Einleitung,  18.  In  diesem 
die  Spekulation  der  islamischen  Neuplatoniker  wiederspiegelnden  Buclie  läßt  man  den  als  Verfasser 

vorgestellten  6az&lf  von  seinen  angeblichen  Werken  die  folgenden  zitieren:  kLlIj^I  f^^ 
fß::!^^^  («regen  die  Assasinen),   ^,>^!  ,Hy-^»  uAPtJ^^  wot*^»  Jula-JLJI  s^'jS^     P.  100: 


CR-tj^  ^^   U^a^  j^^  iÜJ^I   j^!^  «5LJl*ä  ^Lcüü>^l  jo.^  J^  8Jw^«  ^y.^  o^^«  ^!^ 


U  y>l  ^^  jiSi\  8^  UjJi^  ,s)lJU5  ^UJI  ^iJLJ«  ^i  A^  o^^^  ^\^  jJ.ÄjJI  jccj^  ^1^ 

..«jjJt  iyjoS  ^  vuLftLkO  •    Zur  Irreführung  der  Leser  bezieht  sich  der  Verf.  häufig  auf  ^ JL^  ^Lx^-! 

^jj^  als  sein  eigenes  Werk.  —  P.  28  wird  ein  Buch  u.  d.  T.  o  LjJI  Ju  \J^^  von  Ihn  Kutejba 

angeführt  —  Der  Verfasser  der  Schrift  hatte  gute  Gründe,^8einen  wahren  Namen  zu  verheimlichen 
and  dies  Produkt  einem  angesehenen  Theologen  unterzuschieben:    dieselben  Gründe,   die  de  Go^'e 


KITAB   MA*ANi   AI.-NAFS.  13* 

wa-keäfmä  fi-1-därejn  (Bombay)  134  wird  derselbe  Gedanke  ausgesprochen : 
AÄi^  ^  y?^\i  i«  t^jMA  ^\  Ju^  'i  er  o^^^  •  '^J^^  i  (WSß  JK.  Der  Sufi  Muhji 
al-din  ibn  *Arabi  faßt  ihn  in  folgende  Form :    ^^j^  tüu  ^\  ^\  ^^  xftJLlaJJ  vä>ouj>I 

^Liu  xj  J>.|jl.  Die  Annahme  des  Consensas  aller  zur  Suii-Richtung  Gehörenden 
für  diese  Sentenz,  steht  allerdings  im  Widerspruch  damit,  daß  derselbe  Ibn 
'Arabidie  Anschauung,  daß  „die  Erkenntnis  von  der  Unmöglichkeit  der  Erkenntnis 
des  göttlichen  Wesens  der  höchste  Grad  des  Erkennens  sei''  ^),  abgelehnt  haben 
soll*).  Vgl.  noch  andere  dazu  gehörige  Süfi- Sentenzen  bei  Nicholson,  Shamsi 
Tabrlz  326  zu  23,  5. 

S.  2, 13.    Die  in  den  Handschriften  überaus  häufig  erscheinende  Verwechslung 

der  Laute  Ö  und  i,  (vgl.  Rtj.  XLIV  (1902)  71  über  nii  und  loa),  hat  hier 
dazu  geführt,  daß  der  Verf.  ^JÜ'Ji  und  (j;0<^'Üt  als  Sa^'-Reime  gebraucht. 

S.  3,  10.  rn«^S«  statt  des  richtigen  rn«j;«^«  (die  Wiederholung)  ist  durch 
itbä*  hervorgerufen. 

S.  3, 13.  Dies  ist  auf  die  im  islamischen  Uadit  häufig  wiederkehrende  An- 
schauung gegründet,  daß  dem  mugtahid,  ob  er  das  richtige  triff't  oder  nicht,  in 
jedem  Falle  göttlicher  Lohn  zugesichert  ist.  Die  Beweisstellen  ZDMG  LIII, 
649;  vgl.  Le  Livre  de  Mohammed  b.  Toumert,  Einleitung  60,  Anta.  Ende. 

S.  3,26;  s.  zu  22,23. 

S.  4,  5  ff.     Die  Philosophen  nennen  die  Anhänger  des  Kaläm  qj1Ja>  (^*?jn 

m^n;  auch  mit  D^pSinn  übersetzt;  vgl.  REJ  XL VII  45,  XLVIII  179  Anm.  4), 
weil  sie  zum  Erweis  ihrer  Thesen  sich  nicht  der  demonstrativen  Methoden,  son- 
dern im  besten  Falle  dialektischer  Beweise  (JJo^)  bedienen,  wobei  sie  die  wahre 

Natur  der  Dinge  unberücksichtigt  lassen  DH^mplSnön  Onmon  M  M^W  HO  2T0 
O^m»  vn  mnon  IKV  oy  (GazäH  p-lX  ^ariKO  ed.    Goldenthal   171,4)   ^\y^  jjA 

^  ^  sjj3yi\  ^X^\  x^Uo  Hß  S  u-J^  iUiü^^  ^  iuJjo.  x^  ^^.  ^1  »ilXJJ  «Uo 

(Averroes,  Eitab  falsafa,  Kairo  1313,48)  ^^\  Jo^l  ^  \sX»  ^yu&j  or^^  ^'^ 
igjc>  J^^SI  L^  U4^  vöJLas  ^\  J^^B^I  «J^  ü^  (TaMfut  al-Tahäfut  91 ,  penuli). 

Ibn  Masarra  polemisiert  gegen  iüjÄjiXt^  r^l^^^  6^^  J^^  (Kifti  ed.  Lippert  16,8); 
damit  sind  nidbt  untereinander  verschiedene  Ellassen  gemeint ,  sondern  alle  drei 
Benennungen  dienen  zur  genaueren  Determination  der  MatakaUimün.    Ihre  Me- 


in der  Einleitung  zur  Abhandlung  Nouveaux  documents  pour  T^tude  de  la  religion  des  Harraniens 
von  Dozy  (Leiden  1884,  Actes  du  sizi^me  Congr^s  des  Orientalistes,  II,  I,  285)  hervorhebt;  die 
Schrift  enthält  neben  Tielen  anderen  ketzerischen  Dingen  u.  a.  65  ff.  auch  Anrufungen  der  Planeten, 
ganz  in  harrluuscher  Weise. 

1)  JRAS,  1906,  820,  11. 

2)  Schreiner,  Beiträge  zur  Geschichte   der  theologischen  Bewegungen   im  Islam  59  Anra.  14 
(=  ZDMQ  52,  528). 


14*  I.   OOLDZmER, 

thode  wird  von  den  Peripatetikern  geringschätzig  betrachtet  (man  vgl.  das  Urteil 
des  Jahjä  b.  *Adi ,  bei  Kifti  40, 10)  nnd  sie  bilden  den  ständigen  Gegenstand  des 
Widerspruchs  der  Philosophen  ^).  Außer  ihren  methodischen  Defekten  wird  ihnen 
Sophistereil  Streitsacht,  Parteileidenschaft,  Rechthaberei,  äußerer  Redeprunk 
und  Wortschwall  zur  Last  gelegt.  (Maimüni,  Dalälat  I.  c.  51,  ed.  Munk  I  58^; 
c.  74  ed.  M.  118*).  Maimüni  hebt  noch  besonders  hervor,  daß  —  so  sehr  sie 
auch  diese  Tendenz  zu  verhüllen  suchen,  —  die  Philosophie  der  Mutakallimün 
durch  die  vorgefaßte  Absicht  bestimmt  ist,  durch  dieselbe  die  G-laubens- 
Vorstellungen  des  Islam  zu  unterstützen;  sie  könne  demnach  nicht  als  voraus- 
ssetzungsloses  Bestreben,  die  Wahrheit  zu  erkennen,  anerkannt  werden  (Dalälat 
I  c.  71). 

Aus  den  polemischen  Äußerungen  jüdischer  Philosophen  gegen  die  philo- 
sophische Richtung  des  Kalam  %  möchte  ich  hier  nur  die  des  Schülers  des  Mai- 
müni, Josef  ihn  *A]^nin  anführen;  sie  ist  gegen  die  Lehre  von  der  Schöpfung 
der  Accidense  gerichtet  und  läßt  die  religiöse  Tendenz  dieser  Lehrmeinung  her- 
vortreten : 

Kommentar  zu  den  Piri^e  Aboth  (IDIDn  IBD)  zu  11 12  min  moSS  noxp  |pnm 
(Handschrift   der  Bibliothek  der  Ungar.    Akademie,    Fonds  Kaufmann  nr.  130) 

fol.  65»:  yh  ]nipi  D^S«vor^  m  ptnS  nvKin  ^^h^^ü  p^^nnjSynjyö  pyn  rmi 

ny  San  cnnnD  d^kisohd  ^iädi  ^ixd  Sm  «ßn  nyprw  pDior  poSbrioSH  o^SHyowi 
mn  nh  üh  o^om  nßiw  nr«  vKn  tirtm  hSv  i^ay  Hin  mm  dhi  «ßn  *3  njn 
mm  i:"K  ainni  oihh  n«  y^nro  la^K  injfpy  nn  dk  onSn  pi  o^iiio  orn  \rm  viray 
nyr  Sm  (80)  nittnnno  o^aiyn  p:o  (Hschr.  o^ühxortr)  onsSjov  o^ppn  ihb^  pi  vvay 
on^Sy  iiovS  (Hsc^r-  nniD)  nmo^  rh  th  lin  nrn  k-ddh  in  liini  «ßn  ^ßa  nyn 
rsn  i:m  ^Snpoi  o'^ttfrin  ikö^i  ]^n  n^^Ki  onj^nao  on  ^3  im«  ine  Sßn  inB  ivk  i^jm 
Sy  ooSntD  D^Hia^nD  o^n  d^hi>coi  o^o^n  niwa  n«^i3n  njWD  n^n  K^nnv  onnio  on 
no  ny  noStt^  no«tD  inn  hny  njn  DKi:5n  ovo  OKiia  pn  «-d  ivk  D:imoi  oyao  ^ß 
nrtn  mn  Sa  ]^hi  (Hachr.  n^n  im  nvnS  ncfKi)  nrynj^  Hin  mt^w  noi  n^nntf  Hin'n^nv 
wv  D^nßion  SaBf  St  irnim  höh  ^anS  ibdhi  urnoa  iSin  oSiyn  Co  'h  nSnp)  twDBfn 
onvnS  f^ßn  dSw  oSiya  itnnn^ttr  on^  D^H^n:n  wn^ennttf  noo  niTiS  o^jntj  i^nm 
nntt^  pn  inina  innn  Tann  min  onn  vinn^r  o^Hiaan  yaea  pji  nntfma  ^o^'  nraa 

iai  nvo  n^  Sy  r|iD  d^  nynpa  ia  lannS  (Hschr.  \rim) 

1)  Al-Fär&bf,  ed.  Dieterici  40,  Uff.  Mohammed  b.  Zakar^jä  al-R&zi  schrieb  gegen  Eal&m  und 
Ma*taziliten  (Kifti  274,  9.22),  desgleichen  Ibn  Hejtam  (Ihn  abl  U9ejbfa  II  97).  Die  heftigsten 
Ausfälle  gegen  ihr  Treiben  findet  man  in  den  Muk&bas&t  des  Abu  Hajjftn  al-Tanhtdt  (ed.  Bombay) 
46  und  auch  sonst  in  dieser  Sammlung. 

2)  Vgl.  auch  den  zumeist  auf  die  Gesichtspunkte  des  Maimünf  zurückgehenden  Dialog  zwischen 
dem  Philosophen  und  dem  Mutakallim  im  Pentateuch-Kommentar  des  südarabischen  Juden  Abu 
Man9ür  al-Dam&rt  in  A.  Kohut,  Notes  on  a  hitherto  unknown  exegetical,  theological  and  phi- 
losophical  Commentary  to  the  Pentateuch  (New  York  1892)  Appendix  p.  XXXVff.  £s  wird  dort 
besonders  die  alte  Beschuldigung  auseinandergesetzt,  daß  der  Kal&m  mit  Jl^»  nicht  mit  Ver- 
nunftbeweisen arbeitet 


kitXb  ma'ani  al-naps.  16* 

Schon  früher  wurden  solche  Vorwürfe  gegen  die  Mntakallimün  in  sehr 
scharfer  Weise  von  den  Ichwan  al-safä  erhoben  (IV  28—30),  mit  dem  Unter- 
schiede, daß  sie  es  klarer  als  andere  betonen,  daß  aach  die  religiöse  Tendenz 
dieser  Leute  als  solche  nicht  anerkannt  werden  könne.  Sie  verteidigen  ihre 
Thesen  „nicht  in  bescheidener  Weise,  ans  religiösem  Antrieb  und  ans  Liebe  zur 

Wahrheit,    sondern   mit   Fanatismus   und    Parteileidenschaft,  (wuÄjüJI  (^«l?  J^ 

KjuklLj)»  welche  die  Wahrheit  verdunkeln  und  vom  Weg  des  Richtigen  irreleiten." 
Unter  allen  diesen  Streitsüchtigen  sei  den  Gelehrten,  den  Propheten  und  den 
Lehrern  der  Religion  am  feindseligsten,  dem  gesunden  Verstand  am  schädlichsten 

„die  disputierende  und  rachlose  Partei^  XjLLJi  jü^^L^I  XijilaJt ,   die  über  dogma- 

tische  Lehrmeinungen  (s^\jm^  ^\j\  disputiert.  Unter  ihnen  findet  man  Leute 
mit  anziehendem  Sprachausdruck,  mit  bestrickender  Vortragsweise,  die  den  Lügen 
den  Schein  der  Wahrheit  geben,  trotzdem  sie  in  Wirklichkeit  unwissend  sind, 
die  Wahrheit  nicht  einmal  erfassen  können  und  den  Leuten  nur  durch  ihre  Dia- 
lektik imponieren.«  Vgl.  ibid.  30:  fjUJI  (jS^:>  ^  ^\y  Jlju^«^  ^:^«  or^  ^^ 
Die  in  obigen  Bemerkungen  immerfort  hervorgehobene  Disputiersucht  der 
Mntakallimün  hat  besonders  dazu  beigetragen,  ganz  abgesehen  von  der  termino- 
logischen Bedeutong  des  Wortes  gadal  in  der  Logik,  die  Benennung  ahl  al- 
^adal  für  ihre  Kennzeichnung  zu  befestigen.  Denn  auch  außerhalb  der  philo- 
sophischen Differenzen  wird  schon  seit  früher  Zeit^)  gerade  diese  ihre  Eigen- 
schaft geschildert.  Sie  sind  die  Leute,  die  in  der  Moschee  von  Basra  mit 
lautem  G-eschrei  über  dogmatische  Fragen  und  Argumente  disputieren  q^uioa^ 
Lf^  ^^^3  o^Ültl  ^  (3.  Jahrh.)  und  den  anwesenden  Dichter  Muhammed  b.  Beäir 

zu  einem  Spottvers  darüber  Gelegenheit  geben  (Ag.  XII 138).  Gegen  die  ältesten 
Vertreter  dieser  Richtung  sind  auch  polemische  ^adi^Sprüche  gerichtet,  (ZDMG. 
LVII  393),  die  in  den  Aussprüchen  Späterer  einen  Widerhall  finden*).  Sehr 
treffend  charakterisiert  sie  einmal  Ibn  Sinä  in  der  Schilderang  eines  Reise- 
gefährten, der  ein  Ealäm-Anhänger  war,  in  der  Einleitung  zu  seiner  .Jüüt  jüLm. 

(Leidener  Handschrift  nr.  1020,  fol.  79»»)   v>jo^  Lji't^  »)  aIIÜ  er  l5^  y^  ^  *^' 

ll>  JiJu^l  MJU&  ,^1  Jk^Aji  tjt  tjB  ^\j^\  Jji  ^j&mL\  ^\  (jM^  uU»^  o*^^' 

^\^  ^  Z^^  8U-ai  Jür^^  ^Uoil  er  (i^  vi^  iab>  ^\  v-^  L«4>  ^1^1  ^^y 

1)  Schon  in  einem  Gedicht  des  Ahwfts  (Zeitgenosse  ^Omars  II)  J^L^uil  fJ^\  (^g*  ^^™ 
164,  11). 

2)  ZDMG.   XLIV   441,  8  J«  Jc^«^  «:|^Jt  g>  vgl.  ibid.  LIX  720  A.  2 ,   danach   mnB  die  Über- 

setiung  Joarn.  asiat.,  1904  II,  336,  4  v.  a.  (l*homme  et  la  controverse)  geändert  werden ;  vgl.  Tab. 
in  741, 7. 

3)  Hschr.    »Jjjft;  die  Verbesserung  ist  mir  von  de  Goeje  angegeben  worden. 


16*  I.   OOLDZIHBR, 

In  den  Zusammenhang  dieser  Studien  gehört  vorzugsweise  die  von  den  Philo- 
sophen gegen  die  Seelenlehre  der  Mutakallimün  erhobene  Beschuldigung.  Den 
grellen  Widerspruch  zwischen  den  psychologischen  Gesichtspunkten  der  beiden 
Schulen  läßt  Gähi?  —  selbst  Mu'tazilit  —  hervortreten,  in  seiner  Bemerkung: 
„Ich  habe  von  den  Alten  über  die  Seele  viele  Bände  gelesen.  Das  lange  Fort- 
bestehen dieser  Bücher  bis  zu  unseren  Tagen  und  daß  sie  von  Generation  zu 
Generation  und  von  Nation  zu  Nation  immer  wieder  überliefert  werden,  ist  ein 
Beweis  dafür,  daß  die  meisten  Menschen  im  Kaläm  unwissend  sind.  Die  Muta- 
kallimün —  so  schließt  er  ironisch  —  wollen  eben  alles  wissen;  aber  Gott  hat 
dies  verhütet"  (Kitab  al-Uajawän  IV,  109)  — .  Die  Ichwän  werfen  den  Mutakal- 
limün vor,  daß  sie  die  (selbständige)  Existenz  der  Seele  leugnen^),  ihr  wahres 
Wesen  und  ihre  Wirkungen  verkennen:  f^iSi}\^  ^^\  ^J^jiä^  |»^-*^i  J^i  er  U^  ^^ 

]^\^\  Ub^L^-^  ^./  iüuSs^  o^'^  ^^^>^^  u-^^  y^  o^;^y  J^^^  (III 76  unten). 
Dasselbe  Urteil  fallt  auch  Muhji  al-din  ihn  'Arabi  über  die  mangelhafte  Psycho- 
logie der  Mutakallimün:  sie  können  sich  zur  Erkenntnis  der  wahren  Wesenheit 
der  Seele  nicht  aufschwingen;  diese  werde  nur  durch  gottgelehrte  Propheten 
und  Süfi's  erfaßt^). 

Die  von  unserem  Verf.  hier  speziell  bekämpfte  Lehre  der  Mu'taziliten  von 
dem  Wesen  der  Seele  wird  von  den  Ichwän  (IV  167)  als  verwerfliche  Anschauung 
der  Gadal-Leute  ganz  besonders  an  den  Pranger  gestellt,  indem  der  augenfällige 
Widerspruch  hervorgehoben  wird  zwischen  der  Lehre  der  Mu'taziliten,  daß  die 
Seele  ein  Accidens  ist,  und  der  anderen  Lehre,  nach  welcher  der  Mensch  selbst 
seine  Taten  verursacht.  „Danach  stände  die  Sache  so:  etwas  dem  kein  Tan 
zukömmt,  tritt  zu  einem  andern,  dem  kein  Tun  zukommt,  hinzu.  Kein  Beweis 
ist  ihnen  für  diese  sonderbare  These  gelungen  bis  zum  heutigen  Tag;  es  wird 
darüber  vielmehr  noch  immerfort  disputiert.  Wenn  sie  aber  ihrer  Aufstellung 
die  folgende  Formel  gäben:  „Indem  das  Accidens  zur  Körpersubstanz  hinzutritt, 
ruft  Gott  die  Tätigkeit  hervor",  würden  sie  ihrer  eigenen  Lehre  widersprechen, 
da  sie  dadurch  Gott  als  den  Schöpfer  des  Tuns  anerkennen,  was  sie  doch 
sonst  ablehnen". 

S.  4,  6.  Daß  die  Mu'taziliten,  denen  die  meisten  karaitischen  Autoritäten 
mit  großer  Treue  folgen,  sich  an  die  gyvöixoi  anschließen,  s.  Sahrastäni  39,14; 
53,  8.  —  Es  ist  jedoch  zu  beachten,  daß  die  älteste  karaitische  Schule  den  Mu'tazi- 
liten  auch  in  manchem  Lehrstück  widerspricht.  Moses  b.  Ezra  erwähnt  in  seiner 
^adtl^a  (DB^ian  n-Tliy)  zur  Beleuchtung  der  Tatsache  der  dogmatischen  Spal- 
tungen innerhalb  der  karaitischen  Sekte  (vgl.  REJ  XLIII  7),  daß  neben  ent- 
schiedenen Verfechtern  der  Willensfreiheit  auch  Vertreter  der  entgegengesetzten 
Ansicht  (mu^abbira)  unter  ihnen  zu  finden  sind.      Er   erwähnt   unter   letzteren 

1)  Als  Leugner  der  Existenz  der  Seele  wird  namentlich  der  Mu^tazilit  Abu  Bekr  al-Asamm 
erwähnt ;  Ihn  Hazm  bei  Schreiner ,  Der  Kal&m  in  der  jüdischen  Litterator  17. 

2)  Fufüs  al-hikam  54. 


KITAB   MA'AKI   aL-NAFS.  17* 

Chiwwi  al-Balchi  und  Ibn  Sakawejhi.  S.  Harkavy  D^ir»  D:i  D^mn  Nr.  7  (War- 
schau 1895—6)  33,  n. 

S.  4, 17.    In  der  Theologie  d.  Aristot.  (ed.  Dieterici  40,  4  v.  u.)  wird  diese 

Ansicht  als   die  des  Pythagoras  angeführt   (-i^J  ^ JJ  ß\  Uit  ^j-^t^)   und   (ibid. 

124,  8  ff.)  widerlegt.  —  Auch  Ibn  Saddik  (Mikrokosmos  ed.  Horovitz  —  Breslau 
1903  —  34,  6 ff.)  bekämpft  die  beiden  Ansichten:  royöl  7r\'^^  VBanV  D'^ayiön  wyö 
JTO  B^Öintt^  D^"lD1«n.  Gazäli  behandelt  diese  Fragen  im  Macjnün  sagir  7  unten  ff. 
S.  4,  21.  S.  Öahrastäni  419,7;  423, 4  ff.  und  über  die  Seelenlehre  des  Ibn 
Sinä,  Carra  de  Vaux,  Avicenne  (Paris  1900)  236.  Die  hier  angedeuteten  An- 
sichten des  Ibn  Sinä  aber  die  Entstehung  der  Seele  und  über  ihre  Fortdauer  nach 
dem  Aufhören   des  Körpers   sind  auseinandergesetzt    in    seiner  ^jJuiS  jüLm^   und 

seiner  ^bdi^  IJc^It  jüu»^  (beide  Hschrr.  der  Leidener  Universitätsbibliothek  nr.  1020). 
Ich  lasse  die  entscheidenden  Stellen  (in  dem,  wie  man  sieht,  stellenweise  mangel- 
haften Text  der  Hschr.)  hier  folgen: 

Nafs  §  8  (fol.  49»):  ^^juJ»  viiijvX»  ^  JCl>U^  y-JUJ!  ^\  ^  iÜ^JÜI  ^  führt  er 
den  Nachweis,  daß  die  Seelen  weder  als  einheitliche  Substanz  noch  als  getrennte 
Wesen  (ikx»!^  WJ  ^jjü  J^  o^^Jüi  %^J^  qj)ü  ^1)  vor  dem  Körper  präexistiert 
haben  können:  ^\  {^6)9^^0^,'^  l\Mi:^  ^JcJI  v^J^'  L«/  CxX^'  y*JUJI  ^1  ^i\  iuo  Oitt 

^^vXJ^  AJ3  u  ^^cXj  j^  xi>J.  ^jjul\  /^  i  ^^,^  (8o)ÄAJi;  ioxii:  eoL^i  ^o<^\  ^^^^ 

Mabda'  fol.  31»» :  ^UJ^I  vixJcp^  J! Jüae^i»  er  ^^  ^/  L^'j^^  yöUnJI  vä^/^«  lit^ 

Ü^oU  8>  ^lj>  L^3  Jüil^li  J^^  UJÜ  ^1^^^  iLoi^^  3CJVJ!  ^^i  ^i^4J>  ^3  5^3 
uil^lü  g^jil  >  ^UJ^  ^yJu  Oü^   U^    wl   lil  ej^wfrÄi  ^^^  J^  ^i^   luXP^  li^l  3«  USi^ 

fol.  34» :  «>U33  e)"^'  o^  ^!>^^  i  'Kt^iCLmJk  JLJuJ^i  <j.NAJÜt  ^t  guittSt^  ^L  J^ 

^  yy^l    Q^   «%>uw^    Um»    g«uJ     Vj^    V^UJÜ    Ua^    ^mmJ     lutJ)     vJLmJÜ    La4m  ^jnuJ    e)<XJt 

^«5!  a!  v»^  ^  A>U^3  "^>^^   J4  »^UiÄi  U^  ^  jLjüÜi  jJUJI^3  »vX:^^t  hSX^  iJ  JU? 

c  USt«>  ^U  ^31  ^  v^UJ  ^  (ssu  beachten  die  Häufung  der  unrichtigen  Masculinsu£Sxe). 

S.  4, 22.    Der  Verf.  bezieht  sich  hier  auf  die  in  der  lateinischen  Übersetzung 

AbliAiidlmgra  d.  K.  Om.  d.  Wiu.  ra  Oditingtn.  Philol.-Uit.  Kl.  N.F.  Band  9,i.  C 


18*  I.    GOLDZIHER, 

u.  d.  T.  „De  niahcui  (=  jLjm)  *)  id  est  de  dispositione  seu  loco  ad  quem  revertitar 
homo  vel  anima  eias  post  morten'^  bekannte  Schrift  des  Ibn  Sinä.  Herr  Pro- 
fessor Dr.  Martin  Winter  in  München  hat  die  Freundlichkeit  gehabt,  mir  den 
Wortlant  der  in  Betracht  kommenden  Stelle  des  mir  nnzagänglichen  Werkes, 
nach  der  Ausgabe  Venedig  1646  mitzuteilen: 

S.  40:  „Plnrimae  enim  gentes  opinantar,    qnod  Spiritus   vel  anima  existant 

ante  corpora et  plurimi  ex  illis  volunt,  quod  pater  hominis  et  mater 

eins  adveniant  ex  illo  mundo  ...  et  in  libris  quidem  primis  prophetarum  anti- 
quorum  Israeliticorum  et  Christianorum  testificatur  et  confirmatur  mahad :  Immo 
in  libro  Mahaumeti  dixit  Dens:  Veni  o  anima  formosa,  redi  at  tuum  Creatorem, 
ut  praemium  meritorum  consequaris:  et  non  dixit  redi  nisi  ad  uhij  vel  ad  locum, 
seu  ad  disposUioneni  a  qua  venit,  lam  ergo  diximns  quid  sit  inahad."  Schon  vor 
Ibn  Sinä  wurde  der  Eoranvers  89, 28  als  Beweis  für  die  Praeexistenz  der  Seelen 
benutzt,  wieMas*ndi  sagt,  „von  Leuten  die  äußerlich  den  Islam  bekennen"  (Murüg 

ed.  Paris,  VI  380) :  ^Jüix^  ^y^  Jüu  :5i  ^yu  ^  v3lj>  i^  ^^r^  !>JS.  Vgl.  Maimüni 
lin^n  tOKD  ed.   Steinschneider  (Berlin  1847)   15  ult.  nnSnnn  Sk  nwn'  HTlönnttf 

S.  6,  6.  Man  erkennt  hier  (vgl.  Kap.  IX,  34  ff.)  die  platonische  Theorie  von 
den  vier  Grundtugenden:    6oq>ia  {g>Q6vTj6ig)  =  Ä,jC>>;    6Gjq>go6'6vi]  =  Kaa;    ivÖQta 

=  mI^;  dtxaioövvri  =  ^^J^  in  ihrer  Beziehung  zu  den  Seelenteilen  (Plato, 
Polit.  iv,  6.10;  Zeller'  III,  I  647).  Über  die  Stellung  derselben  in  der  helle- 
nistischen Litteratur  der  Juden,  s.  den  Artikel  „Cardinal  Virtues"  in  Jewish 
Encyclopedia  III  B73.  Obwohl  die  mu'tazilitische  Spekulation  diese  Frage  in  ihr 
System  nicht  einbezogen  hat,  hat  bereits  einer  der  ältesten  mu'tazilitischen 
Schriftsteller,  Däwüd  b.  Merwän  al-Mukammi§  (IX.  Jahrh.)  seiner  ethischen  Auf- 
fassung die  platonische  Formel  von  den  4  Grundtugenden  zu  Grunde  gelegt.  Ich 
gebe  hier  die  betreffende  Stelle  nach  der  Petersburger  Hschr.  der  'lärun  ma- 
^äla  des  Mul^ammii^,  von  welcher  mir  eine  Abschrift  Harkavys  vorgelegen  hat: 

Mai:äla  XV  (fol.  62^) :  «D  h)py)  ^n:hw  lüvhH  ^ö  Qi6:hH  "hn  ))yü  wnn  T'Tai 
]«DaKSK  ]«  nS«p  na^iy  ^iKp«  nSi  '•fi  rhnp  kodh^h  ]h  Sipiö  ^n:S«i  lütön  md 
^h  nna  niäntD  npbwS«  hm:  nSyii  n^M  ö''^:i  loi  ]m  rnxü  npöw  db:  p  ^h 


1)  Hebr.  Übersetzung:  ^^t^yt^  IDHtD  ^^i  Maimüni  D'^ntDn  H^nn  IDKtD  0"^  j^ülp  ^^' 
Leipzig ,  II  9»)  D^^ßlDlSs  DnOWtD  Onmi  ^i^  p«S  h^üXl  lüHÜÜ  inpSar  Onm »  voraus 
ersichtlich  ist,  daß  nach  Ansicht  des  Maim.  diese  Abhandlung  des  S.  den  philosophischen  An- 
forderungen nicht  entspricht.  Diese  eschatologischen  Abhandlungen  des  Ibn  Sinä  waren  viel  ge- 
lesen.     Auf  sie   bezieht   sich  Josef  Salomon  del  Medigo   in   seinem  Sendschreiben  an  den  Karäer 

Zerach  b.  Nathan  (Melö  Chofnajim  ed.  Geiger)  17,  18  (hebr.):  ^0  hh)^  1p^  11311  2113  MD  P  DJ 

mal  hShdi  o^ntDn  n^^nm  nwjn  c^ßin  p]f2  mi^^n  i«n  mmS»m  j;2ön  mtD^n-    Mit 

ihrem  arab.  Titel  zitiert  sie  Manasseh  b.  Israel  im  Qi^n  HDtt^J  ^  ^-  ^^f  Ende  (über  Grabesstrafen) : 

IjTDiroD  i2in  ;^2n  ijnDSwn  ibd2  htd  p«  dw  • 


/ 


e-^  .* 


KIT.^   MA  ANI    AL-NAl^.  19* 

KODö^K  ^yßn  ^ip  iS«  ninni  n^Ji  hinn  rnaß  ^iy«  ^ip  i  noßiSi  nDB:S  KiKp»  niia 
noDnS«  "»m  S^wis  ym«  n«i  '»ipS«  nSni  «nn'^^pi  t^mon  t^^rnS«  y^p3  p  nSys 
TH«  Sb  liy  nninoD  naonnoD  nnlvh  S'^nm  h^dd  NofHi  ^ly^Ni  ^)  nipS^i  nöyS«i 
*)  i«nö  pyüht^^  *)  ntnnLiS«]  i3ßb«  [Mn>c]p:D£)  f^pwD  ]HDn  hnShS«   ^ipS«  nnnSi 

nKDöi«!  p3D^K  rnn^S«  «n^ioi  rnDscS«]  n^'^iö  [^n]  ^nS«  noonS«  iKXn 

i«icn  «om  p3S«i  nßoS«  niA«  «n>cpaoi  hinitfS«  riS^iö  '•n  "»nS«  nsyS«  n«in  ^nnm 
ruKD  Ki«B  n^niA«  nS'^^cö  im  TiS«  Syö  '•Sy  ompijSKi  itt^S«  yao  >ß)  ^k  mpS« 
]Kß  «Sny  iSn  ]M  höhS  mäno  niDßS«  ™«3i  rn^ßSS  ^«ruynö  n'^Dij^«!  rnn^S« 
KDn  n''V<riS«i  q^Ski  T«:ini  ry  ]y  -|Snß  rii^ßSK  ^Sy  i^noSono  n^niA«i  nincfS«  niK3 
nnn  D'»n  byi  nSb«  ]k  Sipai  nynw-iS«  oßaS«  nS^iß  in  nS«  SnySS  Tn«io  i^n^nao 
^  rroßS«  ™«D  '•noß  DiA«i  ninttrS«  «n^ß  diiidSh  Syj-i  n-oßS«  oßiS«  "»ß  ^ip  3S« 
wnpK  iSt  ^ß  DßA«  ni^n:  ™«d  «nSHiny«  nnÄA«i  rnnrS«  norSKi  K[nS]«"iyH 
W'D^  ]K  n^Di:iSHi  mntt^K  notSwi  KnS«-iy«  iu  ^Sy  hi^ihn  ro«3  ^noi  S^Hiß  nS« 
S>«ißS«  y^^m  i^pwoS«  wnp«  iSn  "»ß  Dß:S«  (so)  rünw  ruKD  «nbwiny«  Ty  ^Sy 

Für  nip  wird  an  einer  anderen  Stelle  das  der  mL,^v^  näherstehende  hljü  ein- 
gesetzt; Ma^äla  XIV,  fol.  B8*  [Die  Propheten  geben  nur  solche  Gebote,  die  mit 
der  Vernunft  übereinstimmen] :   ^iy«  bpyhn  ^ß  ]DnnDDSK  in  HÜ2  (seil.  "»DIO)  -|D«1 

^yS«  TtD  nnpHDoS«  ]y  Tiai  «npnHiSi  SnyS^i  nßySw  ünxhw  no^nS«  ]d  S^HißSnn 

r^nS«yßKi  n«T  pntiiSi  oSibS«i  nßoSHi  iijd^ki  nniAK  "»lyK 

Zuweilen  werden  bei  arabischen  und  jüdischen  Neuplatonikern,  mit  Beibehaltung 
der  Vierzahl  der  Kardinaltugenden,  im  Verhältnis  zu  der  ursprünglichen  platoni- 
schen Einteilung  an  einzelnen  Stellen  andere  Tugenden  eingesetzt ;  Hermes  Tris- 
meg.  113,8  zählt:  Ä^^l^  ^^1^  iyCÄ^  ij^\  Gerechtigkeit,  /Weisheit,  Freigebigkeit 

und  Barmherzigkeit;    Gott  ist  Äryi^  J^Uil  u>^^  jgül^  üL^  sXj^  (ibid.  6  penult.). 

In  der  Einleitung  des  'Ali  b.  al-^äh  al-Färisi  zu  Ealila  wa-Dimna  (ed.  Cheikho) 
11,16  zählt  Bidpai  dem  König  Dabäalim   als   die   Kardinaltugenden  auf:  ä 


1)  Entspricht  der  KeLf^« 

2)  Vgl.  Ihn  Miskawejhi,   Tahdib  al-achl&k  24,2:   iüJüÜt  H^t  ,yi^uim\  lißi^  ftiUJI^  ^t^ 

l|^ Ji.  ^\  gl^j  ,V^  "^  U^  iV^.  ^  ^ '  *^^^  ^®^  ^^^  I^fahäni ,  Tafsll  al-nas'atejn  88, 
der  gleichfalls  die  vier  platonischen  Tugenden  aufstellt:  ^c^  ikjCä  Jja^'  JCiSI  8^  r^^^^ 
*i*j^3  *M'  er  3y^-'  ■"  Sa'adjah  Komment.  Prov.  p.  33,3  als  Synonym  Yon  „Listigkeit** 
8 jup  ^t  JÜLä  vgl.  Abulwalid,  U9ÜI  (ed.  Neubauer)  543, 24  als  Erklärung  yon  njjJJJ  2  Kon.  10,  i9 

»A*^  >«^  i^J 

8)  MS.  iHin 


20*  I.    OOLDZIHER, 

Jjüüt^  v)JUJ«^  ^S;  i^  ^®^  dritten  Tugend  ist  ^^  inbegriffen.  Bei  Ibn  Sad- 
difc ,  Mikrokosmos  (ed.  Horovitz  38,  23 ;  vgl.  jetzt  auch  Horovitz ,  Psychologie 
bei  den  jüdischen  Religionsphilosophen,    198  Anm.  165)  ....  HtDDnn  tt^Ö^n  miD 

m^yn  n^y^aim  nSmnn  n^r^irm  p^i"^  n'^^rm  y'iüTi  nn^n  .  .  .  yai«.    Hier  sind 

6oq>ia  und  dixaioövvri  aufgenommen ,  während  die  beiden  anderen  variieren.  Der 
nSnVl  wird  wohl  im  arabischen  Original  jx*o  entsprochen  haben  (also  die  ivigia 
etwa  in  stoischem  Sinne  auf  ^a^^etv  bezogen;  vgl.  Zeller'  III,  u  239,   Anm.  4); 

rmy  wird  auch  sonst  mit  Ua  identifiziert  (s.  hier  35,  9 ;  60, 18).      Vgl.  auch  Fa- 

laquera ,  niSyon  'D  ed.  Venetianer,  28, 10  nri'Tn  miO^m  mayn  d.  i.  jCäL:^^^«^  iisJt 
JJüJt^.  Über  die  Vierergruppe  der  Tugenden  bei  den  muhammedanischen  Ethi- 
kern,  s.  noch  Carra  de  Vaux,  Gazali,  (Paris  1902)  137.    — 

Grroßen  Einfluß  hat  die  platonische  Tugendlehre  auch  auf  die  theologische 
Ethik  der  Muhammedaner ^)  geübt.  Um  diese  Tatsache  zu  erweisen,  darf  ich 
als  Beispiel  auf  eine  verhältnismäßig  moderne  Sammlung  von  Dreißig  Pre- 
digten für  die  Ramacjännächte  von  dem  tatarischen  Moliah  *Abd  al- 
Kajjum  b.  *Abd  al-Nä§ir  al-Saradäni  verweisen.  In  einer  Predigt  über  die  ethi- 
schen Eigenschaften  (^:A3^^»  i  J^^^-O  zählt  er  (p.  117  ff.)  auf  Grund  von  Tra- 
ditionen 78  Tugenden  und  60  Laster.    Diese   seien  auf  die   sieben  flauptsünden 

(^jumi\  ol<i(iti),  jene  auf  die  vier  platonischen  Kardinaltugenden  zurück- 
zuführen :  Um}\^  jkcL^UJI^  iyCÄ  g^  H^jkA  l^  ia:A3  )ijLij\  gjujl  ^^i^.'il  dyo\  ^1  jJLftt 
jÜIjüJI  g^  jCS:JUÜI  .Ap  gj4^  ^y.  wi>  Jo^t^3  (Otuz  wa'?,  Kasan  1888;  16S). 

In  der  philosophischen  Ethik  tritt  zuweilen  eine  Verflechtung  der  vier 
platonischen  Tugenden  mit  der  aristotelischen  fi5<ydriys-Lehre  hervor,  die  im  Islam 
seit  alter  Zeit,  noch  vor  Beginn  des  wissenschaftlichen  Einflusses  der  aristoteli- 
schen Schriften,  als  ethische  G-rundauscbauung  Platz  gegriffen  hatte  (Muhammed. 
Stud.  II 397 — 400).  Diese  Kombination  ist  es  auch,  die  Avicenna  in  seinen  ethischen 
Theorien  zur  Geltung  bringt  (Mehren,  Ijes  rapports  de  la  philosophie  d'Avicenne 
avec  rislam ,  la  267 ;  ^^Ij^^S  ^  jÜU^  Hschr.  der  Leidener  TJniversitätsbibUothek 
nr.  1020  fol.  69—71).  Auch  in  der  Ethik  des  Ibn  Miskawejhi  wird  die  Tugend- 
lehre auf  eine  solche  Kombination  gegründet  (Merx  in  den  Verhandlungen  des 
Xill.  Internationalen  Orientalisten-Kongresses,  291).  Demgemäß  stellt  I.  M. 
den  vier  platonischen  Tugenden  acht  Laster  gegenüber  (Tahdib  al-aehläl^  171  ff.), 
insofern  jede  der  vier  Tugenden  die  Mitte  zwischen  zwei  Übertreibungen  dar- 
stellt. (Über  (isöötrig  vgl.  noch  ibid.  IBff.;  22;  96 ff.;  111  ff.).  Unter  den  jüdi- 
schen Philosophen  vertritt  diese  kombinierende  Ethik  Abraham  b.  Däüd  (vgl.  J. 
GKittmann,  Die  Religionsphilosophie  des  A.  b.  D.  219),  der  in  Jerem.  9,23  die 
mit  den  Seelenkräften  zusammenhängenden  Tugenden  findet  (nOH  n^lDK  ed.  Weil 


1)  Ibn  Kajjim  al-äaozija,   Kit&b  al-rüh  (Haidar&b&d  1318)  338,  u:  ^jOutit^  KaI^tJÜI^  XinJI 


KITAB    MA*ANi    AL-NAPS.  21* 

46),  während  Maimüui  sich  in  diesen  Fragen  von  platonischer  Beeinflussung 
ferngehalten  hat.  —  Wir  ersehen  aus  34ff. ,  daß  auch  unser  Verf.  die  Lehre 
von  der  fisöötrig  in  die  platonische  Konstruktion  der  Tugendlehre  einflicht. 

S.  6,  10  Zu  in;ov6ia  iyaf^ov  (Zeller »  III.  ii.  B48)  vgl.  Muk&basät  67,  9  JJIi^l 

f\^Xt^  L^i;  Isak  Israeli,  Komm.  Je§.  ed.  Qrossberg  31,  2  ^nSa  aiBn  "liyn  Hin  jnn 

«Äa  SyiB  '•nSai  ^^^üiS])  -inj^n.  ibid.  32, 2  mön  niSj;n  oaor^  jnnr.  Die  Frage  wird 
auch  bei  Ibn  Paddik  38,  IBff.  verhandelt;  vgl.  Maimüni,  Dal.  III  c.  10.  Hingegen 
betont  andererseits  Ibn  Miskawejhi  im  Zusammenhang  seiner  Ablehnung  des 
Eremitenlebens  als  vermeintlicher  Tagend,  daß  die  Tugenden  nicht  Negationen 
der  Laster   sind,    sondern  positive  Betätigungen,  die  nur  in  der  Gesellschaft 

hervortreten  können :  ^jjj^\  )iSj\J^  JOa  j^  JU/»)^  jLnit  ^  ^  Ut J^t  J^Ui&Jt  ^ji^y 
o^ltUi«  S^  ^UiTUwt  S^  Tahdib  al-achlä^  27. 

S.  7, 12  (vgl.  unten  17,  8).  Ahnliche  Epitheta  gebrauchen  die  Ichwän  I.  n. 
81,7  v.u.  (=  Dieterici,  Logik  und  Psychologie  153,8  v.u.)  von  der  Genüg- 
samkeit: wJLäJt  rh*^3  iUbiJI  bIa>3  )L0  ^y^^  /^^  ^)j^' 

S.  9  Note  B.  In  jüd.-arab.  Handschriften  wird  die  Nunation  häufig  durch 
angehängtes  ]  oder  7M  bezeichnet ;  vgl.  P.  Heinrich,  Fragment  eines  Gebetbuches 
aus  Jemen  (Wien  1902)  16,6;  37,19;  6B,  IB  v.  u.;  81,22  und  die  Beispiele  ähn- 
licher Orthographie  in  RÄJ  XXV  156.  262.    Damit  erklärt  sich  auch  die  Form 

piy  =  Ü^  in  einem  von  G.  Margoliouth,  JQR  XVIII  B13, 13  herausgegebenen 
Text;    desgleichen  ist  ibid.  B14,  B  v.  u.  I^N  ]^nB  =  JJuU^,    also  nicht   „having 

permitted^  (524,  6),  etwa  von  ^Ji.  Diese  Buchstabenschreibung  des  i^räb  ver- 
einigt sich  ganz  gut  mit  der  freiesten  Anwendung  der  Vulgärformen;  sie  findet 
sich  z.  B.  in  einem  Text,  in  dem  das  Imperf.  ständig  mit  präfigiertem  3  gebildet 

ist:  iKnnn,  ^aitDD^a,  ayVn,  ciny^i^,  TPP^  (=  ^äM^^W»  ^^V^  «o  «^«  (=vju*l^  U  W) 

u.  s.  w.)  und  «n  für  ,^o  gebraucht  wird ;  in  Hirschfelds  Arabic  Chrestom.  in 
hebrew  characters  (London  1892)  18,  19;  19,  1.  2.  13.  IB.  16.  18.  19.  —  Vgl.  Bei- 
spiele für  den  Ausdruck  der  Nunation  durch  ^  in  vulgarisierenden  arab.  Texten 
bei  Nöldeke,  Beiträge  zur  semit.  Sprachwissenschaft  6  Anm.  4. 

S.  10,12  nvS  vgl.  27,1;  36,20  nnia,  nwm«;  diese  Vulgärformen  von  J\^ 
(=  ^^^  IV  (Völlers,  Lehrb.  der  aegypto-arab.  Umgangssprache  §  40, 1,  2,  Bäsim 
le  forgeron  ed.  Landberg,  Text  syr.  62  penult.),  deren  Vorkommen  in  alter  Zeit 
Völlers  (Volkssprache  und  Schriftsprache  im  alten  Arabien,  143)  nachgewiesen 
hat,  werden  in  der  jüdiBch-arabischen  Schriftsprache  überaus  häufig  gebraucht; 
man  findet  sie  auch  vielfach  in  den  Hschrr.  der  Dalälat  (Munk  I  97  note  4). 
Vgl.  nünß  nNIWI  Arabic  Chrestomathy  in  hebrew  characters  ed.  Hirschfeld  107,  7 
oS^y^«  S^ttf  OnMIlK  Nathanael  b.  Yeshäja ,  Light  of  Shade  ed.  A.  Kohut  (New 
York  1894)  117  n.  1B2. 

S.  10,21.  Über  die  stufenweise  Entstehung  der  Schöpfung  {^f>^)  Ich* 
w&n  m  119. 


22'*'  L   QOLDZIUEU, 

S.  10, 23.  Vgl.  Theol.  Aristot.  70, 10  >JUJI  Ul^  Jj»äjLi  ^\  ^  ^;i\  >iüul  ^\ 
JjOJhs  ^^  J^.  ^1^  ^)UvJt.  Über  den  Gedanken  der  Hermetiker,  daß  der  Kosmos 
als  na^ritiv  des  Gaten  bar  sei  s.  Zielienski,   Archiv  f.  Religionswiss.  YIII  333. 

S.  11,9  vgl.  Ichwän  III,  B 

S.  13,4.  Darum  ist  „die  finstere^  als  Attribut  der  Materie  ungemein 
häufig  in  den  Schriften  der  Ichwän.  Vgl.  auch  Hermes  Trismeg.  48,3  jUI^ 
jjüö^  ^"^^sA^    J^l;    der  Sabier  bei  Öahrastani  213,2  iA^  JLoULfc  iLJUw^t^. 

Auch  Maimüni,    Dal.  III  c.  8   (12%  7)  c.  9   (15%  6)   fmaS«  TO«inS»  VTMXch^ 

noSßoSH 

S.  14, 8.  Das  Gleichnis  in  anderer  Beziehung  angewandt  bei  Gazäli,  Ma^nün 
sagir  10, 1  v^yül^  ^\  ^  i  ciLJ-^I  oL^I  ^  ji\  y^U«Jtf  ^IjU^  JLäit^  ^\hM^ 

S.  14, 14  vgl.  Jeh.  b.  Balsam  zu  Jes.  40,  22   (ed.  Derenbourg)  nSw  1«3-)dS« 

noino  i^kiiSk  na  Soy^ 

S.  16,2  vgl.  D.  Kaufmann,  Die  Sinne  135. 

S.  15,10.  Vgl.  ausführlicher  unten  51, 13  ff.  —  Es  ist  zu  beachten,  daß  die 
Mu'taziliten  mit  ihrer,  auch  von  Maimüni  angeeigneten  Theorie  von  „der  er- 
schaffenen Stimme^  (vgl.  Munk,  Guide  I  290)  bereits  an  Philo  einen  Vorgänger 
haben :  De  Decal.  §  9 :  iXK"  i^ol  doxst  tä  xcct^  ixstvov  xov  %q6vov  IsQonQeni^raröv 

XL  ^av^(xxovQy%6ai  ^    xsXsiiöag  iix'^  äögatov  iv  Üql   drifiiovQyd^cu  ^ 

i]  tbv  idga  6xi](iatiöaöa  xal  iytitsivaöa  xal  ngbg  nvQ  q>XoyoBidhg  ^£raßakov6a,  xa- 
^insQ  nvBviMc  di^ä  ödXntyyog  q>aviiv  toöavxriv  ivccQ^QOv  i^iliriöev^  d)g  rotg  iyyi6ra 
toi>g  xo^^€3tdto  xax   t6ov  ixQoäö&ac  doxstv, 

S.  16,  27.     Vgl.  RÄJ,  L  (1905)  37  und  s.  unten  47, 26. 

S.  17, 6  ff. ;  vgl.  18, 21  ff.  Der  Verf,  polemisiert  hier  gegen  die  von  den 
Mu'taziliten  aufgestellte  und  von  den  alten  jüdischen  Dogmatikern  angeeignete 
Unterscheidung  zwischen  nvS^Bf  rWSO  und  ni^B^  ni2C0 ,  eine  Einteilung ,  die  als 
besondere  Eigentümlichkeit  der  Gesetztheorie  des  (mu'tazilitischen)  EjJäm  be- 
trachtet wird  ^).  Maimüni  schreibt  sie  unter  den  jüdischen  Dogmatikern  jenen 
zu  „die  an  der  Mutakallimün-Krankheit  leiden^  ^).    Der  Verf.  benutzt  zwar  selbst 

1)  Wir  erwähnen  hier  besonders  R.  Nissim  aus  Kairaw&n,  dessen  mu^tazilitischer  Standpunkt 
anderswo  nachgewiesen  worden  ist  (REJ,  XLVIII,  179  ff.).  In  der  Einleitung  zum  nnlDDH  "IIDD  ('^d- 
Goldenthal,  Wien  1847),    li>  Z.  9  sagt  er:  «nianwni  H12Ü2  V^hPi  ]nttf  mXOn  Sd  ^3  ItDWI 

"131  O^K^aan  nmO  (=  oljot^t)-  Vgl.  weiter:  njnorn  m^;  letztere  sind:  jiajiyL» 
i^^^  icljtf>MJI  bei  Sa'adjah  (Harkavy  Q^^öf^  DJ  O^CnPl  nr.  7  —  Warschau  1895—6  —  31,  7.  Die 
rwhplff   heißen  bei  Jehudah  Hadasi  IfiDil  h^tffH   H&D   (Qoslow   1836)    118^  ganz   unten   (§  322) 

2)  Acht  Kapitel,  ed.  Wolf  22.  Über  diese  Frage,  deren  weitere  Verknüpfung  in  der  jüd. 
religionsphüosophischen  Idtteratur  darzulegen,  hier  nicht  unsere  Aufgabe  ist,  vgl.  Rosin,  Die  Ethik 
des  Maimonides  93 — 96. 


Kiriß   MA'ANI   AL-NAPS.  23* 

auch  diese  ünterscheidangstermini  (33,  24 ;  60, 8) ,  protestiert  jedoch  gegen  die 
Anfstellmig  eines  wesentlichen  Gegensatzes,  den  sie  ausdrücken  sollen.  Alle 
göttlichen  Gesetze  haben  einen  tiefen  Vernunftgrund;  die  Unzulänglichkeit  der 
Menschen  sei  Ursache  davon,  daß  derselbe  den  meisten  verborgen  ist:  dieser 
Umstand  sei  aber  kein  Beweis  dafür,  daß  solche  Vemunftgründe  nicht  allen 
göttlichen  Gesetzen  innewohnen  (vgl.  Bechaje  und  später  Maimüni).  Es  ist  inter- 
essant, auch  in  diesem  Punkt  die  Übereinstimmung  des  Verfassers  mit  den  Ichwän 
beobachten  zu  können.  Diese  konstatieren  zwar,  daß  den  Menschen  die  Unter- 
werfung unter  die  göttlichen  Gebote  und  Verbote  aus  zwei  Gesichtspunkten  ob- 
liege:   entweder   aus   dem   der  Vernunft  oder   dem  der  Offenbarung;   sie 

sprechen  auch  gelegentlich  vom  Unterschied  der  xJLSr  iuu  Jm  und  der  Kaj^m  mj^  ') ; 
sie  betonen  aber  andererseits  —  ganz  so  wie  hier  unser  Verfasser  —  sehr  scharf, 
daß  nur  die  unvernünftigen  Nachahmer  (juIsäJ!  J^^)  gewisse  Gesetze  als  bloße 
Sache  des  blinden  Gehorsams  betrachten,  über  deren  Vernunftgrund  sie  in  Zweifel 
und  Verwirrung  verharren^).  Allerdings  kann  den  Ichwän  in  diesem  Punkt 
nicht  eben  unbeugsame  Eonsequenz  nachgerühmt  werden;  denn  sie  sind  auch 
dem  Gesichtspunkt  nicht  ganz  fremd  „daß  die  Gesetze  Gottes  den  Zweck  haben, 
die  Menschen  zu  läutern  und  sie  von  Stufe  zu  Stufe  zur  höchsten  Vollkommen- 
heit zu  erheben"  '). 

Wenn  der  Verf.  in  diesem  Zusammenhang  die  Mutakallimün  darüber  tadelt, 
daß  sie  im  Anschluß  an  jene  Einteilung  der  göttlichen  Gesetze,  von  den  durch 
die  Vernunft  nicht  geforderten  Verordnungen  behaupten,  sie  seien  durch  Gott 
bloß  zum  Wohl  der  Menschen  (ma^latia)*)  gegeben,  so  hat  er  dabei  vornehmlich 
die  Mu'taziliten  im  Sinne.  Jene  AufPassung  entspricht  einer  in  den  Mu'ta- 
zila-Schulen  allgemein  verbreiteten  Behauptung  %  die  auch  die  Ichwän  unter  den 
von  ihnen  besonders  bekämpften  Thesen  der  MuHaziliten  anführen.  Sie  wird  auch 
im  Kreise  der  karaitischen  MuHazila  gelehrt,  wie  hier  einige  Zitate  aus  dem 
Mu^jitawi  =  mo^y^  1BD)   des   Jüsuf  al-Basir   zeigen   können,   der   in  diesem 


1)  Ichwftn  IV  169,  IG  ^|  ^)JUJJ  ,^^y^,  W  ^\^  jA^\   fcJLft  .-.^  ^^Jüt  ^  ^L-o^J  ^^\ 

2)  ibid.  II  319,7    ^\   fj^Jj  ^    ^\    ^Jj?  y.\  ^Jfy^  :i   ^CKi\  tX^JLfixJI  ^\    JJU 

3)  ibid.  I,  u,  73,  2:  JL>  j^u  "il^  L^  ^OiLL^^  l^  jJUd^  LU^f^  :^  ^^^3  ^  jM^f^ 

^\tu  d^\^  ^\^  ;ji  i\  ^  ^1  AI 

4)  Vgl.  J  y-d^yj^  ij^  oLutr*Jt  Xfän  .,L  bei  Schreiner,  Zeitschr.  f.  Hebr.  ßibliogr.  III  91. 
Sa'adjah,  Äm&nät  117,9  ist  der  Gesichtspunkt  der  sam'ijjät  äjüaI^  ^I  IVvt«  n" 

5)  Sahrast&ni  55,  12 ff.;  57, 16 ff.  Diese  These  wird  in  mu^tazilitischen  Lehrbachem  der  Dog- 
matik  immer  sehr  eingehend  erörtert;  z.B.  im  Kommentar  des  KAsgi  zum  Tagrid  al-^akä'id  von 
Näsir  al-dtn  al-Tüst  (Bombay  1301)  386  ff. 


24'*'  L   GOLDZIHEB, 

Werke*)   wiederholt   bei  jenem   Thema   verweilt:      Fol.   107^:  npn!tn  ^ß  7lT\y 

MnSriDS.  Sehr  eingehend  wird  dann  dieser  Gedanke  in  drei  besonderen  Kapiteln 
des  Werkes  (fol.  109*— 135»)  ausgeführt;    fol.  132»   nS^XO  «n:0  y^mBfS«  7^X)  ]H 

]t6  hpyhn  "ö  hü  ^Sy  fhinn  -id«bdS«i  nSH»DS«i  rnoso  mo  nmo  nnp  kö  nap  nini 

«ÖD  nwinSw  pKpnnD«n  yönrs  SpyS«  ^s  «o  "hn  ly-i^  wo  Syö  in  nnSxoS«  ^^ 

|0  nyöi  iSn  nß^^Dn  ^s  onpS«  }h:i  ]13'»  ]h  ni^i  «yoD  ciSa  koi  «Spj;  CjSS  noo  j;«ö« 

l!?K  ]^r^xhH 

Sehr  entschieden  tritt  diesen  Anschauungen  die  Asch'ari-Schule  entgegen, 
die  jede  Yernunftbegründang  der  religiösen  Gesetzgebung  zurückweist,  als  ihren 
allein  zulässigen  Gesichtspunkt  die  Forderung  des  Gehorsams  aufstellt,  und  in 
Folge  dieses  Grundsatzes  die  Unterscheidung  einer  Kategorie  von  Vernunft- 
geboten  im  allgemeinen  ablehnt*).  Von  einer  Anerkennung  des  Motivs  der 
maslalia  kann  auf  diesem  Standpunkt  keine  Rede  sein. 

Während  jedoch  die  vom  Verfasser  bekämpften  Mu'taziliten  bei  der  Aufstel- 
lung der  Idee  der  ma^laha  für  die  durch  die  Vernunft  nicht  geforderten  Gesetze, 
noch  inmier  an   der   Tatsächlichkeit   einer    göttlichen  Gesetzgebung   (die  sie 

sogar   als   notwendig  v^'^  fordern)  festhalten,   wird   bei  den   Philosophen 

(o^^'^t  jüU^UJt)^  der  Gedanke  der  maslaha  anders  gewendet.  Die  Religions- 
gesetze seien  durch  gottbegnadete  menschliche  Gesetzgeber  (Propheten)  aus 
Gründen  des  Gemeinwohles  (masla];^a)  verordnet  worden*).  Es  ist  vorauszu- 
setzen, daß  die  Theologie  des  Islam  gegen  eine  solche  Wendung  der  Haslat^- 
Idee  mit  aller  Entschiedenheit  einschreitet.  Niemand  hat  gegen  eine  solche  Auf- 
fassung  mit  mehr  Energie  Protest  eingelegt  als  al-Gazäli :  sie  sei  so  \del  wie  die 
Voraussetzung  bewußten  Betruges  bei  den  Propheten^).  Er  hat  ein  besonderes 
Werk  nur  zu  dem  Zwecke  geschrieben,  um  seine  frommen  Glaubensgenossen  zu 
ermahnen,  die  Bekenner  nicht-orthodoxer  Thesen  nicht  vorschnell  zu  verketzern ; 
aber  er  kennt  keine  Nachsicht  gegen  jene,  die  den  Ursprung  der  Religionsgesetze 
unter  den  Gesichtspunkt  solcher  maslaha  stellen.  Sie  muthen  dem  Propheten 
Betrug  xmd  lügenhafte  Ansprüche  zu.    Dies  sei  unstreitig  Unglaube  und  Ketzerei 


1)  Hschr.  der  Bibliothek  der  Ung.  Akademie  der  Wiss.  (Fonds  Kaufmann  nr.  280). 

2)  Sahrast&nt  74,1  ff.  vgl.  Maimftnt,  DalMat  III   c.  26  (ed.  Mnnk  57^  1  t^nS^  V^t^HS^t^  ]M 

3)  Von  einigen  wird  dieser  Gesichtspiinkt  den  Naturplüloaophen  ^  -^T«..U^h  zogesch rieben ; 
Kiftt  ed.  Lippert,  60,  15. 

4)  Sahrast&nt  201  die  Fallitifa  Uähijjtln  sa^en:  -^J^  jU^Om  .^1  i^U^t^  «jl^ÜI* 

5)  TahÄfut  (ed.  Kairo  1303)  86  ult.  gLjJJ  ^^uiaju«  tJ^  imiOÜUj  Ü«  AA3%- 


KITAB   MA'ANI   AL-NAFS.  25* 

jJI^  (ja^t  ^AiüL  Die  Anhänger  dieser  einen  Lehre  seien  ffir  das  HöUenfeaer 
bestimmt^). 

Unser  Verf.  streift  auch  diese  These  mit  den  Worten:  „Nicht  genug  kann 
man  staunen  über  Leute,  die  sich  der  Philosophie  befleißigen,  oder 
etwas  von  den  Wissenschaften  studiert  haben,  und  das  Gesetz  bloß  als  gesell- 
schaftliche Ordnung  oder  gar  als  Mittel  der  Herrsehsucht  betrachten.^  Seine 
Polemik  gegen  die  Ma^la^ia-Theorie  ist  jedoch  gegen  die  Art  der  Anwedung  dieses 
dogmatischen  Terminus  bei  den  Mu'taziliten  gerichtet. 

In  der  arab.-theologischen  Litteratur  wird  die  Identität  des  Gesetzes  mit 
der  Vernunft  nirgends  schärfer  betont  als  in  einem  der  Erörterung  dieser  Frage 
gewidmeten  Abschnitte  des  Eitäb  taf^il  al-naä*atejn  von  al-Rägib  al-Isfahänt  (st. 
1108)  ed.  Tähir  al-Gazä'iri  (Beirut  1319)  65:  „Die  Vernunft  kann  nur  durch  das 
Gesetz  geleitet  werden,  das  Gesetz  wieder  kann  nur  durch  die  Vernunft  klar 
werden.  Dieses  ist  das  Fundament,  jenes  der  Bau;  nichts  taugt  das  Fundament 
solange  kein  Bau  sich  darauf  erhebt,  der  Bau  aber  hat  ohne  jenes  keinen  Be- 
stand. Ferner  gleicht  die  Vernunft  dem  Gesichtsvermögen,  das  Gesetz  dem 
Sonnenstrahl  der  jenes  erst  in  Tätigkeit  setzt Das  Gesetz  ist  eine  äußer- 
liche Vernunft,  diese  ein  innerliches  Gesetz,  beide  stützen  einander,  ja  sogar, 
sie  gehen  in  einander  auf.  Darum  wird  an  mehreren  Stellen  des  Koran  dem 
Eäfir  (Gesetzläugner)  die  Vemünftigkeit  abgesprochen  (2, 166).  Auch  wird  die 
Vernunft  dfn  genannt  (?  ohne  Beweisstelle).  Von  der  mit  dem  Gesetz  geeinten 
Vernunft  heißt  es  „Licht  auf  Licht ^  „und  Gott  leitet  zu  seinem  Licht  wen  er 
will"  (24,35).  Die  Vernunft  leitet  zur  Erkenntnis  der  allgemeinen  Wahrheiten; 
das  Gesetz  weist  ihre  Anwendung  auf  die  Einzelheiten  auf^.  Dies  wird  nun 
durch  Beispiele  (auch  aus  dem  Ritualgesetz)  erörtert. 

S.  17, 17.  Unter  KiUS  (Gegeneinanderstellung)  versteht  man  die  Buchstaben- 
kombination;  KJLJÜi  \^kjS  sind  eine  Art  Fibeln,  s.  Sa'adja,  Jei^ira-Kommentar 
81.    Vgl.  Maimfini,  Kommentar  zu  Miänah,  Öabbäth  12,4  (ed.  Katz):  ^iinnntpna 

HSnn  S3«p^  C|in  ya^  ]«  ^ajr.  Der  Verf.  will  demnach  sagen,  daß  die  Materie  der 
Himmelsphäre  und  alle  in  ihr  befindlichen  Körper  aus  den  Buchstaben- 
gruppen  des  Aleph-Beth  zum  Vorschein  kommen. 

S.  17, 20.     Die   28   Buchstaben   des  ersten  Verses   der  Genesis    (vgl.  Ra'jä 

mehemnä ,  Zohar ,  Num.  28,  5  (ed.  Mantua-Amsterdam  III  245») ,  «ipi  piDH  rib 
nH8fN"QT  t^lDiyi  riKDHp)  werden  mit  den  28  Gliedern  der  Hand  in  Zusammenhang 
gebracht;  s.  auch  Imm.  Low,  Kaufmann-Gedenkbuch,  70. 

8.  17, 22  vgl.  47, 1.  Auch  innerhalb  des  orthodoxen  Islam  kommt  die  An- 
sicht von  der  hohen  Bedeutung  der  Buchstaben  des  Alphabets  zur  Geltung.  Wer 
die  letzten  Konsequenzen  des  Dogmas  vom  unerschaffenen  ewigen  Charakter  des 

1)  Fajfal  al-tafri^a  bejna-l-Isl&m  wal-Zandaka  (ed.  Mustafa  al-Kabb&ni,  Kairo  1901)  48.  77. 
Sa3üÜI  0}y^3  ssy^  ^\  ^  IkX^t^  )iA^  ^  'iJ^S  «0^  er  ;l^t  i  BjJÜEai  iXVt  üb 

Abkjui41iiittB  d.  K.  Gm.  «.  Wiu.  ra  Ofitünfftn.    PhlL-hisl.  Kl.  N.  F.  Bud  0,i.  d 


26*  I.   OOLDZIHER, 

Koran  zog,  mußte  auch  die  Buchstaben,  die  das  heilige  Buch  bilden,  als  ewig 
und  unerschaffen  anerkennen.  Der  Glaube  daran,  daß  die  Buchstaben  in  der 
Zeit,  zumal  durch  menschliche  Erfindung,  entstanden  seien,  wird  von  solchen 
als  Ketzerei  gebrandmarkt  und  merkwürdigerweise  als  jüdische  Irrlehre  be- 
zeichnet^). Sie  ist  aber  nichtsdestoweniger  auch  im  orthodoxen  Islam  durch 
maßgebende  Autoritäten  anerkannt ;  der  Schäfi'ite  Ibn  Qa^ar  al-Hejtami  behauptet 
sogar,  daß  die  Lehre  von  der  Ewigkeit  des  Buchstaben  nur  fälschlich  irgend 
rechtgläubigen  Autoritäten  beigelegt  worden  sei^).  Daß  diese  Behauptung  den 
Tatsachen  nicht  entspricht,  ist  aus  Nr.  XXIV  unserer  M^langes  jud^o-arabes 
ersichtlich.  Trotzdem  bei  der  Darstellung  der  Lehre  von  der  Ewigkeit  der 
Buchstaben  genau  betont  wird,  daß  alle  Buchstabenzeichen,  selbst  die  Ligatur 
Läm-Alif  inbegriffen  seien,  wird  die  Feststellung  der  Zahl  der  Buchstaben 
in  diesem  Zusammenhang  nicht  unternommen;  dies  war  den  Sprachgelehrten 
fiberlassen.  Die  ältesten  Vertreter  der  arabischen  Sprachgelehrsamkeit  schwanken 
in  der  Zählung  der  Buchstaben  zwischen  27,  28  und  29,  je  nachdem  Alif  und 
Hamza  als  selbständige  Buchstaben  mitgezählt  werden  oder  nicht.  Zuletzt  ist 
die  Festsetzung  der  Buchstabenzahl  mit  28  in  der  wissenschaftlichen  Sprach- 
betrachtung durchgedrungen').  An  diese  Zahl^)  knüpfen  auch  die  gnostischen 
Spekulationen  an,  in  denen  den  Buchstaben  eine  übernatürliche  Bedeutung  zu- 
geeignet wird. 

Noch  ehe  die  Vorstellung  von  der  kosmischen  Bedeutung  der  Buchstaben  in 
ein  philosophisches  System  eingefügt  wurde,  scheint  sie  in  muslimische  Ejreise 
gedrungen  zu  sein.  Sie  begegnet  uns  in  der  Lehre  des  im  Jahre  737  Chr.  durch 
Chälid  al-Kasri  zum  Feuertod  verurteilten  falschen  Propheten  und  Wundertäter 
Mu^ra  b.  Sa'id  al-'Igli,  der  in  Kufa  mit  'alidischen  Lehren  auftrat,  und  'Ali 
über  alle  Propheten  erhob.  Seine  eigene  Allwissenheit  erklärte  er  damit,  daß 
er  einmal  von  einem  Nachkommen  'Ali's  einen  Trunk  Wasser  erhalten  habe, 
der  ihm  übernatürliche  E^räfte  verlieh.  Seine  Grottesvorstellung  wird  bei  Ibn 
Qazm  in  folgenden  Sätzen  gekennzeichnet.  Gott  habe  die  Gestalt  eines  Mannes, 
auf  dem  Kopf  trage  er  eine  Krone  und  die  Zahl  seiner  Glieder  sei  die 
der  Buchstaben  des  Alphabets.  Als  er  die  Welt  erschaffen  wollte,  sprach 
er  seinen  Namen  aus ,  dieser  flog  in  die  Lüfte  und  fiel  auf  seine  Ejone.  Dann 
schrieb  er  mit  seinem  Finger   die  (künftigen)  Taten  der  Menschen;    als   er   die 


1)  S.  darüber  R^J.  L  188—190. 

2)  Fatäw!  haditijja  (Kairo  1307)  233:  y5Jo  v-»JÄ   U*   llyÄ   ;jUt  J^»^  ^\   wui^J  ^j^ 

8)  Über  diese  sprachwissenschaftliche  Streitfrage  s.  die  Dissertation  von  Gotthold  Weü,  Die 
Behandlung  des  Hamza-Alif  im  Arabischen  (München  1905),  9—10. 

4)  In  füfischen  Kreisen  kam  es  jedoch  vereinzelt  vor,  daß  man  auch  aufteralphabetische 
Buchstaben  annahm.  Ein  Süfl  Namens  Ibn  Sam'ün  kannte  einen  aus  36  Buchstaben  bestehenden 
Oottesnamen;  unter  diesen  Buchstaben  komme  nur  einer  im  Alphabete  vor  (Ibn  Hazm  ZDMQ. 
Uli,  08,3. 


KITAB   MA'ANI   AL  NAt'S.  27* 

Sünden  erblickte,  kam  er  in  Schweiß;  daraus  entstanden  zwei  Meere,  eines  mit 
süßem,  das  andere  mit  salzigem  Wasser ;  aus  letzterem  schuf  er  die  Ungläubigen  ^). 

Im  islamischen  Neuplatonismus  (Ichwän  I  107,  II  406  (über  den  tiefen  Sinn 
und  Parallelismus  der  Zahl  und  der  Form  der  Buchstaben),  sowie  in  den 
von  neuplatonischen  Theorien  gesättigten  Spekulationen  der  Ismä^ilijja  und  der 
von  ihr  ausgehenden  Sekten  wird  die  kosmische  und  welthistorische  Ordnung 
vielfach  aus  der  Zahl  der  Buchstaben  des  arabischen  Alphabets  (28)  abgeleitet. 
Für  die  Ismä'lijja  vgl.  Guyard,  Fragments  r^latifs  ä  la  doctrine  des  Isma^lis 
(Not.  et  extr.  XXII ,  i,  p.  196  if.) ;  Nu^ejriten  vgl.  Blochet,  Le  Messianisme  dans 
rh^t^rodoxie  musulmane  (Paris  1903)  p.  181.  Dieselbe  Symbolik  der  arabischen 
Buchstabeuzahl  findet  man  bei  der  persisch-ismä'ilitischen  Sekte  der  ^urfifi  (14. 
bis  15.  Jahrb.),  worüber  ausführlicheres  E.  0-.  Browne  mitgeteilt  hat  (Joum. 
Royal  As.  Soc.  1898  p.  61-  -94).  Zu  den  5urüfiL  werden  auch  die  Bektaschi- 
Derwische  gerechnet;  als  ihre  Autorität  wird  Fa(}lalläh  ^urüfi  aus  Astaräbäd 
(Verfasser  des  Gäwidän  kebir,  s.  E.  G.  Browne,  Persian  Manuscripts,  Cam- 
bridge, nr.  27)  genannt,  den  man  mit  den  Karmathen  in  Zusammenhang  bringt 
(Ishä^  Efendi's  Streitschrift  gegen  diesen  Orden :  Kääif  al-asrär  wa-däfi'  al-aärär, 
0.  0.  1291).  Indem  die  persischen  Hurüfi  auch  die  vier  persischen  Supplemen- 
tarbuchstaben  in  den  Elreis  dieser  Betrachtung  ziehen,  haben  sie  daneben  auch 
noch  eine  an  die  Zahl  32  anknüpfende  Symbolik  ausgebildet. 

Wie  eng  sich  unser  Verf.  auch  hier  an  die  islamischen  Neuplatoniker 
anschließt,  ist  daraus  ersichtlich,  daß  er  seine  Darlegung  an  die  28  Buchstaben 
des  Alphabets  anknüpft ,  was  er  mit  den  Tatsachen  der  hebräischen  Sprache  nur 
dadurch  in  Einklang  bringen  kann,  daß  er  einerseits  zu  den  22  Buchstaben  des 
hebr.  Alphabets  die  sieben  Doppelbuchstaben  nnfi2*iJ3  hinzuzählt,  andererseits 
wieder  den  Buchstaben  Alef  künstlich  ausschaltet  (22  +  7  —  1).  Es  ist  hier  zu 
beachten,  daß  es  dem  Verfasser  des  von  Guyard  herausgegebenen  isma'ilitischen 
Werkes  nicht  entgangen  ist,  daß  die  kosmische  Symbolik  der  28-Zahl  nur  auf 
das  arabische  Alphabet  anwendbar  ist,  und  daß  die  in  den  vorislamischen  Schriften 

enthaltenen  Alphabete  nur  22  Buchstaben  zählen :   ^^  ^  ^  ^  Jyt  s^\jS  J^^ 

bj^  ^jJS^^  Cl^^  c^wJC^'.  Darum  sei  die  Offenbarung  Muhammeds  auch  zur  Er- 
kenntnis der  kosmischen  Symbolik  in  vollkommenerem  Maße  geeignet. 

Über  die  Bedeutung  der  Buchstabengroppen  (Alphabet  und  Finalbuchstaben 
=  27)  in  der  kosmischen  Konstruktion  der  jüdischen  Neuplatoniker  s.  S.  Sachs 
in  Eerem  chemed  YIU  206. 

Durch  die  den  Buchstaben  zugeeignete   kosmische  Bedeutung')  wird  es  er- 


1)  Dahabi,  Mtz&n  al-i'tidäl  H  494. 

2)  Über  die  der  Alphabetreihe  zugeeigneten  zauberischen  Kräfte  A.  Dietrich,  Rhein.  Mus.  LVI 
(1901)  77 ff.;   Archiv  für  Religionswissensch.  VlI  (1905)  524 ff.;   A.  Wiedemann,  ibid.  YIII  (1906) 

552  ff. 

d* 


28'*'  I.   GOLDZIHER, 

klärlich,  daß  bei  denselbeiii  wie  bei  hochheiligen  Begriffen  geschworen  wird. 
In  einem  der  Kollektion  der  ongarischen  Akademie  des  Wiss.  (Fonds  Kaufmann) 
zugehörigen  jüdisch-arabischen  Privatbriefe  aus  Aegypten  (XIII — XIV.  Jahr- 
hundert ,  unediert)  finde  ich  zweimal  die  Versicheruugsformel  C|nnM7M  Hin  pm. 
Eines  der  von  Wallin  mitgeteilten  Gedichte  eines  neueren  Wüstenpoeten  beginnt 
mit  einer  Anrufung  Gottes  „bei  den  29  Buchstaben  des  Alphabetes  und  bei  den 
Sprachen  und  Mundarten,  die  daraus  gebildet  sind*'  (ZDMG.  VI,  190). 

S.  17,24  nHIHIO^H    „die  28  gewollten  Dinge"  (J^Sn  Sd,  (Kohel.  3,1).     Ibn 

Ezra  z.  St.  D^ny  onc^  miövn. 

S.  17,  30.    Über  ^ItL^  vgl.  Ichw&n  I  108. 

S.  18, 8  |M1T7H.  Dies  in  den  Lexx.  nicht  gebuchte  Wort  finden  wir  auch  bei 
Sa'adjah  zu  Jes.  5,2  als  Übersetzung  des  hebr.  ülfft^^  und  zu  Hiob  31,40   als 

Übersetzung  von  m^M^,  beidemal  in  der  Form  ]M1t. 

S.  19,  J  8  Theol.  Arist.  147;  Herrn.  Trismeg.  104;  Na??äm  bei  Öahrast.  38,10 

LfJtt^  LiaIT  QJuJt^  -^ Jt^  ^fjLii\  ^  i^M^  i  ^Uo^i  ^.    Dasselbe  die  Bakrijja ,  bei 

Schreiner  Der  Kaläm  30  A.  5.    Zur  Frage  vgl.  Horovitz,  Psychologie  39  A.  70. 

S.  19,24;  vgl.  30,22;  31,15.  Über  diese  Doppelstellung  der  Seele  bei  Plotin, 
s.  das  Citat  bei  Zeller ^  III,  ii,  B76 — 7.  Dasselbe  bei  Avicenna  (Haneberg,  Zur 
Erkenntnißlehre  des  Ibn  Sina,  Abhandl.  d.  Bayr.  Akad.  der  Wiss.  Phil.  Cl.  XI 
(1868)  199)  xJLjJ»  ^ö\j^\  A^  «.^^  ^vXJI  i»  «.^  ^L^^  ^j-JUB  ^y    Rägib  I^fahäni, 

Taf^ü  al-naö'atejn  24  ^  v^^*  Ä»  ^^ J.fi«JI  y^  ^5*  A<  ^  ^^  vr^ 

^^1.  Vgl.  den  neuplatonischen  Kommentar  zum  H.  L.  (Steinschneider-Fest- 
schrift, Texte,  51,9):  ^B  rriHD3«^K  xxh^  niHSB  IHD^»^»  ^B  (ed.  ^on^Dl)  HOHN^OI 

o^Hy  im  niinn  rnnpii  Dip^K  oSiey  im  ninn  rhKn  (ed.  ]^raa:i)  ]Hnni  «n^  ]HDa«^« 

njrsEd/t^  =  <if49t^ai)^  nw,  iiiktp^XQÖömxog  (Proclus).    Vgl.  noch  unten  54, 15. 

S.  20, 2  |y  .  .  .  ^2p\  Über  diese  in  unserem  Text  öfters  wiederkehrende 
Konstruktion  des  Verb.  ^S^f  s.  REJ.  L  43ff.  —  Vgl.  unsere  Anmerkung  hier  zu 
26,8. 

S.  20, 14  vgl.  Horwitz,  Psychologie  117-118. 

S.  20, 19  ff.    n'JMnK  XL  8.  w.    Vgl.  unten  60, 7. 

S.  22,23.  Unter  al-'ilm  al-barräni  „äußere  Wissenschaft^  ist  hier  nicht 
jener  Kreis  von  Kenntnissen  zu  verstehen,  der  in  der  jüdischen  religiösen  Lit- 
teratur  als  nV2l!Cn  niD^n  (profane,  nichtreligiöse  Wissenschaften)  bezeichnet  wird  ^) 
und  in  dessen  Abgrenzung  im  Gegensatz  zu  den  religiösen  Studien  die  Karäer 
noch  in  schärferer  Weise  vorgehen  als  die  £Utbbaniten.  Abu  Ja^^&b  Jftsuf  al- 
Kirkisänt  (schrieb  937)  spricht  von  Leuten ,  die  das  spekulative  Studium,  ob  nun 
nach  der  Methode  des  Kaläm  oder  der  der  Philosophie  verwerfen ;  dabei  werden 


1)  Über  den  Umfang  dieser  Bezeichnung  vgl.  Steinschneider,  Uebr.  Übersetzungen  375. 


RITAB   MA^ANI    AL-NAFS.  29* 

solche  Forschongen  im  Gregensatz  zum  traditionellen  Gesetzstadium  ^)  als  ^^äufiere 

Wissenschaften"    bezeichnet:    DI^Sh    ]D   nra   ^ay^  Spj»^«  ^ß   n6:  ]Ö  ^*?j;   jl^*^ 

ii^BD^B^«  HöKI  h'^^ni^K  «OW  n'^iKna^«  (ed.  Harkavy,  Zapiski  1894,  279, 15).  Ans 
diesem  Gesichtspunkt  gehört  alles  Studium  des  ma^kül  (im  Gegensatz  zum 
man^ül)  in  den  Kreis  der  „äußern  Wissenschaften".     Man  nennt  ein  Buch,  das 

nicht  die  Stoffe  der  religiösen  Wissenschaft  zum  Gegenstande  hat,  ^M^D  DMTI^ 
(Salmon  b.  Jeruchim  z.  Klagel.  1,  8,  ed.  Feuerstein  XXIX),  dessen  Lektüre  nach 
karäischem  Gesetz  als  Entweihung  (7iD) ')  der  Sabbathheiligkeit  betrachtet 
wird^  und  vor  denen  zu  warnen  u.  a.  der  Zweck  des  Kohelethbuches  sei^). 

Innerhalb  der  Richtung,  in  der  sich  auch  das  vorliegende  Buch  bewegt,  wird 
derselbe  Terminus  in  ganz  anderem  Sinne  bezogen.  Hier  versteht  man  unter 
„äußerer  Wissenschaft^,  die  bloß  mit  der  gewöhnlichen  Voraussetzung  der  mathe- 
matischen, physischen  und  philosophischen  Forschungen  arbeitende  Wissenschaft, 
wie  sie  z.  B.  auch  innerhalb  des  allgemeinen  Aristotelismus  betrieben  wird ,  die 
Schulwissenschaft,  die  durch  die  gangbaren  Methoden  nicht  erreichbare,  tiefere 
theologische  Kenntnisse  und  Mysterien  nicht  zum  Gegenstande  hat.  Die  Schulen, 
die   diese   gewöhnliche,    sozusagen    landläufige    Philosophie   betreiben   sind   die 

n^3MnD/K  l^ninD^^K  unsers  Verfassers  (oben  3,  26)  und  zwar  sowohl  die  qyv^moi 
als  auch  die  ^BoXdyo^ ,  ungefähr  die  Vertreter  der  Philosophie,  die  in  der  Drusen- 
schrift ed.  Seybold  68, 10  als  s^aiUt  jüU^I  die  sich  beschränkenden  Philosophen 

bezeichnet  werden. 

Als  terminologischer  Gegensatz  zu  dieser  „äußeren  Wissenschaft'  erscheint 
die  bei  unserem  Verf.  von  den  muha^ki^dn  vertretene  innere  Philosophie 
KL3*t jjt  iüUJLAJt.  Al-Kindt  verfaßte  ein  Buch  KL>t jüt  ULJLftJt  ^ ,  das  von  seinen 
Werken  über  physische  Fragen  und  selbst  von  denen  über  tauhid  (also  einem 
speziell  theologischen  Stoff)  unterschieden  wird  (Kifti  ed.  Lippert  368  ult.). 
Zum  Verständnis  dieser  Antithese  ist  in  Betracht  zu  ziehen,  daß  die  litterarische 
Tätigkeit  des  Kindi  sich  vielfach  im  Kreise  neuplatonischer  und  pythagoräischer 
Spekulation  bewegt  und  z.  B.  auch  auf  Untersuchungen  über  judiciäre  Stern- 
kunde sich  erstreckt  (z.  B.  Kif^  1.  c.  370, 1 ;  371, 2 ;  372, 1 ;  373  oben ;  375, 8)  *). 
Nichtsdestoweniger  wird  er  aber  von  den  Esoterikem  als  philosophischer  For- 


1)  Unklar  ist  die  Benennung  der  religiösen  Qesetzwissenschaft  als  J^L>Slt  JLs  bei  Japheth 
b.  *Ali  zu  H.  L.  4,  11  ed.  Barg^s. 

2)  Vgl.  zu  diesem  Terminus  Rfij.  XLV  4  Note  3. 

3)  Ja  sogar  alles  nicht  in  hebr&ischer  Schrift  geschriebene,  Poznanski  in  Steinschneider- 
Festschrift  206, 5  Y.  u. ;   Kohut-Semitic  Studies  440,  la  ff. 

4)  Jepheth  b.  *Ali ,  Kommentar  zum  H.  L.  ^d.  Barg^s ,  Einleitung ,  wo  das  angrammatische 

^1^1  >^fjJii  zu  berichtigen  ist;  vgl.  Jeh.  Hadasi,  E6k61  54«  (§  145).    Derselbe  karäische  Verf. 

nennt  die   rabbanitischen   Schrifterklärungen   und  Einrichtungen  D^i^S^n  ^DH  z.  B.  78«  (§  194 
Ende) :  86<  {%  225  Ende). 

5)  YgL  Monk,  M^langes  de  phüosophie  joive  et  arabe  340  unten. 


30*  I.   UOLDZIHKR, 

malist  verhöhnt,  der  vor  Fragen,  die  ihm  durch  spitzfindige  Aufstellung  als 
jüL:>b  tJuJA  vorgespiegelt  wird,  in  große  Verwirrung  gerät  ^). 

Mit  der  „inneren  Philosophie"  will  man  tiefer  dringen,  als  zu  jenen  Kennt- 
nissen ,  die  mit  den  Mitteln  der  aristotelischen  Physik  und  Metaphysik  oder  mit 
denen  des  Ealäm  erreichbar  seien.  Sie  hat  Fragen  und  Untersuchungen  zum 
Gegenstand,  wie  deren  z.B.  Ihn  Sinä  in  den  letzten  Kapiteln  seiner  lä&rät 
wa-tanbihät  behandelt,  den  geheimniß vollen  Rapport  des  Seelenlebens  zu  den 
natürlichen  Kräften  (s.  besonders  ed.  Forget  221,  8  ff.),  die  Geheimnisse  der  Natur 
selbst  (iUxJxIt  Jywt  ibid.  219,9),  die  zu  erforschen  und  zu  erkennen  nicht  Sache 
der  landläufigen  Physik  und  Metaphysik  ist,  weswegen  sie  auch  von  Ibn  Sinä 
unter  schweren  Eiden,  die  sie  vor  der  Preisgabe  an  Uneingeweihte  schützen 
sollen,  nur  angedeutet  werden.  Es  sind  Kenntnisse  ;,mit  denen  man  gegen  jeder- 
mann geizt  —  ta  ^^uoall ,  dies  der  beliebte  Ausdruck  — ,  bei  dem  man  nicht  volle 
Empfänglichkeit  voraussetzt  ^).  Auch  jene  Untersuchungen  gehören  in  dies  eifrig 
umfriedete  Gebiet,  die  der  aus  neuplatonischen  Gesichtspunkten  philosophierende 
Kreis  des  Abfi  Sulejmän  b.  T^hir  al-Si^stäni  (2.  Hälfte  des  X.  Jahrh. ,  Chr.) 
pflegt  und  uns  aus  den  interessanten  Aufzeichnungen  eines  Mitgliedes  desselben, 
des  Abu  ^ajjän  al-Tauhtdi  bekannt  sind.  Am  Schluß  einer  metaphysischen  Aus- 
einandersetzung sagt  Abu  Sulejmän:  sie  sei  geschöpft  ^j^\  jJL^tjüt  KLiJLftil  ^^ 
jütt^t  jL^^^t  „aus  der  absoluten  göttlichen  Philosophie^  ')  (Mukäbasät,  41  unten). 

Sie  entspricht  ohne  Zweifel  der  iuoLÜ  jüLmJLaJI  „esoterischen  Philosophie^  der 
Theolog.  Aristot.  60,3  v.  u.  und  ist  aus  der  aristotelischen  Antithese  zwischen 
esoterischer  und  esoterischer  Philosophie  geflossen. 

Es  ist  aus  der  Natur  der  Sache  begreiflich,  daß  die  Scheidelinie  zwischen 
äußerer  und  innerer  Philosophie  nicht  mit  scharfer  Bestimmtheit  gezogen 
wird,  sowie  daß  Richtung  und  Ziel  und  selbst  Stoff  und  Inhalt  der  esoterischen 
Spekulation,  auf  verschiedene  Weise  verstanden  värd:  bald  pythagoräisch  neu- 
platonische Theologie  (dies  ist  die  „absolute  göttliche  Philosophie^),  bald  alle- 
gorische Gesetzauslegung  im  Sinne  der  ahl  al-bätin,  bald  Erforschung  der 
geheimen  Naturkräfte  ^) ,  der  Einfluß  der  Gestirne  auf  die  sublunarische  Welt 
und  im  allgemeinen  jene  Gebiete,    die  in  der  (von  Dieter ici  nicht  einbezogenen) 


1)  In  dem  von  S.  D.  Margolioath  herausgegebenen  „Wettstreit  zwischen  Logik  und  Gram- 
matik" von  Abu  Hajjän  al-Tauhtdi  (JRAS.  1905,  109,2).  Dasselbe  Thema  wird  in  mehr  bündiger 
Form  verhandelt  in  desselben  Verfassers  Mukäbas&t  nr.  22  (ed.  Bombay  21). 

2)  Mit  einer  solchen  Warnung  schließt  auch  ^ihäb  al-dln  al-Suhrawardt  sein  Buch  Hikmat  al- 
isri^,  in  dem  er  seine  „Erleuchtungsphilosophie"  der  der  maiiä'ün  entgegenstellt;  s.  den  Text  in 
Flügels  Wiener  Katalog  II  600, 1. 

3)  niin&n  M'^SIDlSfin  i^  ^^^  Platospruch  bei  Gaz&li  (Ozar  nechmad  ed.  Blumenthal,  11, 
197,80)  ist  wohl  hebräische  Übersetzug  von  iLui^Llt  v«äJI* 

4)  Qanz  ernste  Leute,  wie  Massud!  bezeichnen  ja  die  magischen  Künste  als  philosophische 

Griffe«  juJUJLi  XLa^  Murüg  VIII  182,5;  vgl.  ri^lHOD^H  DI^^H  ]0  h^rbn  Chazari  I  c.  49  (ed. 
Uirschfeld  24, 3). 


KITAB   MA'ANf   AL-NAFS.  31* 

vierten  Abteilung  der  Abhandlungen  der  Ichwän  al-8af&  abgehandelt  werden. 
Ohne  die  Termini  geradezu  herauszusagen^)  haben  diese  Leute  jenen  Unter- 
schied im  Betrieb  der  philosophischen  und  theologischen  Studien  im  Sinne,  wenn 
sie  einmal  die  Verschiedenheit  in  den  Objecten  und  Zielen  der  philosophischen 
Spekulation  in  folgender  Weise  festsetzen:  Es  gäbe  —  sagen  sie  —  Philo- 
sophen, welche  die  propädeutischen  und  physischen  Studien  getrieben,  aber  ver- 
nachlässigt haben  das  Studium  der  göttlichen  Gesetze  und  der  prophetischen 
Offenbarungen,  die  Forschungen  über  die  Mysterien  der  religionsgesetzlichen 
Festsetzungen,   und  das  Enthüllen  der  in  den  göttlichen  Gesetzen  angedeuteten 

Verborgenheiten   (i^A^M^Lüt  otjy«^!  oL1&^),    so    daß    ihnen   die  Verkündigungen 

dunkel  und  sie  über  deren  wahren  Sinn  in  Zweifel  sind  und  in  der  Erkenntnis 
ihrer  wahren  Bedeutungen  herumirren,  der  Feinheit  ihrer  Geheimnisse  unkundig 
und  um  die  Größe  ihres  Wesens  unbekümmert  sind"  (Rasä'il  Ichw.  IV  139  unten). 
Die  Unterscheidung  zwischen  innerer  und  äußerer  Philosophie  entging 
nicht  dem  Humor  des  Gabi?.  Bei  Gelegenheit  des  Certamens,  das  er  in  einer 
durch  Van  Vloten  herausgegebenen  Abhandlung  (Tria  opuscula  149, 15)  mit  Ah- 
med b.  ^Abd  al-Wahhäb  abhalten  läßt,  geht  er  nach  einer  Reihe  von  philologi- 
schen, historischen,  naturwissenschaftlichen  und  philosophischen  Fragen  auf  Zau- 
berei,   Dämonologie    und  Naturgeheimnisse    über.      „Das   ist  was   ich  von   der 

äußeren  Wissenschaft  (^^Jjt  ^JaI!  q«)  im  Vorrath  habe,  du  aber  hast  ja  Einsicht 

in  die  innere  Wissenschaft  (^j^t  («J^^)*" 

Herr  Prof.  Eilhard  Wiedemann  machte  mich  mit  Hinweis    auf  Fihrist  359 

(jk^r^JJ  JL^^»  Dubejs)  und  Ansäri,  Irääd  al-Käsid  (Biblioth.  ind.  VI)  77  mit 
der  Tatsache  bekannt,  daß  auch  die  arabischen  Alchimisten  in  ihrer  Kunst,  je 
nach  dem  Grade  des  Eindringens  der  Adepten  in  die  Geheimnisse  der  Alchimie, 

ein  i3|^  und  ^1^  unterscheiden. 

Auch  in  der  jüdischen  Litteratur  des  Mittelalters  finden  wir  die  Anwendung 
des  Ausdruckes  D^^D^^Sn  D^fiDH  auf  Bücher  mit  transscendentalem  Inhalt,  z.B. 
rODID  nvyD  oder  kabbalistische  Forschungen ').  Ich  kann  nicht  sagen ,  ob  da  ein 
Zusammenhang  mit  der  hier  erörterten  arabischen  Benennung  vorauszusetzen  ist. 

S.  22, 24  ff.  Über  das  gegenseitige  begriffliche  Verhältnis  der  mit  nafs  und 
ruh  bezeichneten  Wesenheiten  herrscht  in  den  verschiedenen  Kreisen  der  An- 
Wendung  jener  Worte  weitverzweigte  Meinungsverschiedenheit.  Am  einfachsten 
wird  die  Frage  durch  die  Voraussetzung  der  vollen  Bedeutungsidentität  jener 
beiden  Worte  gelöst^)     Andere   beschränken   diese  Identität  lediglich  auf  die 


1)  Dahin  gehört   aber  jedenfalls  iUiL^mJl   iCjül  wie  diese  in  Ras&'il  Ichw.  IV  289  definiert 
wird;  ygl.  Dieterici,  Die  Lehre  von  der  Weltseele  99. 

2)  Die  Nachweise  hei  M.  Friedmann  zu  Pseado-Seder-Elijahu  zntta  (Wien  1904)  23  Anm.  52. 

3)  LA  s.  V.     ^    III  289   Dem   enspricht  auch   die   völlig   synonyme  Anwendung  der   beiden 


32*  I.   GOLDZIFER, 

Vemimftseele,  —  diese  könne  sowohl  mit  nafs  als  anch  mit  ro)^  beseichnet  werden  — 
während  sie  zur  Benennung  der  animalischen  nnd  vegetativen  Seelenfanktionen 
das  Wort  ruh  nicht  gebraueben  wollen^).  Unsterblich  sei  nur  der  rü}^  (Geist), 
die  am  Körperlichen  haftende  nafs  sei  vergänglich');  jener  gehöre  zum  Kreis 
des  Göttlichen,  diese  zu  dem  des  Menschlichen.  Einige  differenzieren  den  Stoff 
der  beiden  Seelenarten  in  diesem  Sinne;  nafs  sei  materiell,  aus  Feuerstoff;  rftfet 
sei  geistig  aus  Lichtstoff').  Diese  Bedeutungsteilung  stimmt  am  besten  mit  dem 
in  der  religiösen  Litteratur  herrschenden  Sprachgebrauch.  Nach  Wahb  b.  Mu- 
nabbih  „legte  Gott  nach  Erschaffung  des  Körpers  Adams  die  nafs  in  ihn;  durch 
sie  kann  er  sitzen,  stehen,  hören,  sehen,  alles  erkennen  was  auch  die  Tiere 
erkennen,  und  sich  in  acht  nehmen,  wovor  sich  diese  in  acht  nehmen ;  hernach 
setzte  er  in  ihn  den  ruh,  damit  unterscheidet  er  die  Wahrheit  von  der  Lüge,  das 
£echte  von  dem  Irrtum  und  wird  (vor  dem  Bösen)  gewarnt^ ^).  Die  nafs  ist 
also  jener  Seelenteil,  der  dem  Menschen  mit  dem  Tiere  gemeinsam  ist.  „Die 
Hunde  —  so  heißt  es  in  einer  Tradition  —  gehören  zu  den  Ginnen;  wenn  sie 
vor  euch  während  des  Essens  erscheinen ,  werfet  ihnen  etwas  vor ,  denn  sie 
haben  ja  (auch)  eine  nafs".  Ich  glaube  nicht,  daß  Ibn  Kutejba^)  recht  hat, 
wenn  er  in  diesem  Spruch  das  Wort  nafs  als  „Auge^  erklärt,  speziell  das  böse, 
neidische  Auge^).  Im  Sinne  des  überwiegenden  theologischen  Sprachgebrauchs 
hat  man  den  Unterschied  zwischen  nafs  als  vergänglicher  tierischer  Seele,  und 
rüb  als  dem  unvergänglichen  Geist,  der  nach  dem  Tode  des  Menschen  zur  Rechen- 
schaft  gezogen   wird,    in  einem  Qadit-Satz  feststellen  lassen   können^).      Nach 

Worte  z.  ß.   Tanüchf,   al-Farag  ba*d  al-Bidda   (Kairo  1904)   II,  38,8  v.  u.  ^Jl   g^^L>,   o^Jj 
^mJlÜL  »ich  gedachte  der  Süßigkeit  des  Lebens**  n.  a.  m. 

1)  Dictionary  of  technical  terms  642, 10. 

2)  Vgl.  Pseudo-Balchl  ed.  Huart  II  112  ff. 

3)  Ibn  Kajjim  al-6auzija,   Kit&b  al-rüh  (Haidaräbäd  1318)  346:   tf','^^  ,jJ^\  iUuu  JJÖ 

Xp>li  ^^^\^  i^J^^  ^.3^1  |JUm4  JIS3  i4^^3;  Ni^y  53^^*3  '^j^ 

4)  Ibn  Sa*d,  Biographien  I,i,  7, 4  ff. 

6)  Muchtolif  al-hadit  (Leidener  Hschr.  Warner  882)  160:  jOc  A<"^<^i^  WlS  ^  ^J^  v^^' 

[^  VWAAAJ  13^^  L4J  ^t  ^^ÜM   cLJü  I4J  ^b  I4I  tyüb  ^Ui»      Bei  ä&hiz,   Kitäb  al-hajaw&n 
(ed.  Kairo  1328)  I  143, 13  wird  dieser  Sprach  dem  Ibn  ^Abb&s  zugeeignet  S  jioJt  .aJU  Jm  ;   der 

Schluß :  pj^  ^^yjiS  L|J  qÜ  (ibid.  II  47, 6  ^y^  ^jJd\)' 

6)  Über  diese  Bedeutung  des  Wortes  (^^  JlJ^  tr*^>  [j^  <^3  ^  Ji  er  ^^^  Sa*d  XI 
16, 13),  Ihn  Kut^ba,  Adab  al-k&tib  ed.  Grünert  22, 7 ;  Plural :  ^j^  Kajs  al-ruk.  ed.  Rhodokanakis, 

App.  27, 5,  ^jmJüI  Asma'ijjät  ed.  Ahlwardt,  25, 8 :  es  werden  ihm  Amulette  um  den  Nacken  gebunden 

JOmÜI^  om^^I  Äi^^  C^'     ^^^  ^^  verschiedenen  Bedeutungen  des  Wortes  ^mJd,  al-Murtadft, 
Oiurar  al-faw&'id  ed.  Teheran,  130. 

7)  Muchasm  n  62, 16  ^^J  W^  ci^   ^j-JLÜI  Üb  ^^^^  ^jM  ^UJl  ^Xi  vä-hN^  i^ 


EITAB  MA'iNI   AL-NAFS.  33'*' 

einigen  seien  beide  im  Herzen  residierende  Schlangen;  rüli  erzeuge  die  guten, 
nafs  die  bösen  Eigenschaften^). 

In  den  gangbaren  philosophischen  Definitionen')  hingegen  wird  gerade  um- 
gekehrt der  Name  ruh  (xv6i>(ia)  auf  die  Funktionen  der  vegetativen  und  animali- 
schen Seele  angewandt  *).  Unkörperlichkeit  und  Unsterblichkeit  seien  Attribute 
der  nafs*).  Auf  die  Frage:  was  man  unter  ruh  zu  verstehen  habe,  wird  von 
Abu  Sulejman  al-Mantilp  die  Antwort  erteilt:  „er  sei  eine  den  Körper  durch- 
ziehende Kraft,  der  jener  seinen  Bestand  verdanke  durch  die  Funktion  der  Sinne, 
die  Bewegung  und  die  Ruhe;  sie  entstehe  durch  die  Kombination  der  Elemente, 
und  werde  genährt  durch  die  ihr  entsprechenden  vegetabilen  und  nicht  vegetabilen 
Nährstoffe.  Viele  Leute,  gebildete  sowohl  als  halbgebildete  sind  der  Meinung, 
daß  ruh  und  nafs  identische  S3monyme  seien.  Dies  ist  eine  zurückzuweisende 
Ansicht.  Denn  nafs  ist  eine  in  sich  bestehende  Substanz,  die  keines  Gegen- 
standes bedarf,  an  dem  sie  subsistiert.  Nicht  so  der  ruh;  er  bedarf  der  Materien 
des  Körpers  und  seiner  Organe ;  nur  in  diesen  existiert  er  und  ist  er  vollkommen, 
sowie  er  zunichte  wird  durch  die  Vernichtung  des  Körpers**  *). 

Sehr  früh  scheint  das  Wort  von  der  Vergänglichkeit  des  ruh  auch  von 
nichtphilosophischen  Theologen  aufgegriffen  worden  zu  sein  und  Anstoß  bei  den 


^b  7 


t j^  xj  ^j^uh •  Aber  solche  Aufstellungen  haben  selten  allgemeine  Geltung ;  so  wird  z.B.  in  uik 
serem  Falle  ruh  entschieden  auf  Tiere  angewandt  in  einem  von  al-Zuhri  als  Argument  gegen 
Kastration  der  Tiere  angeführten  Traditionsspruch,  wo  —  »J!  i^  s.  v.  a.  Tierquälerei:  J^  | 
v\!jL&  j^  ^LaöÜ^  <^yyj  JI5  p^yi  jAM  ^^  ^  M  bei  Ö&hiz,  1.  c.  I  82  penult. 

1)  Dictionary  ibid.  1.  8.  Vom  ethischen  Dualismus  der  Seele  spricht  bereits  ein  alter,  in  die 
Öähilijja  zurückreichender  arabischer  Dichter  (al-Namir  b.  Taulab)  Ag.  XIX  161, 11.  Dieser  Dua- 
lismus wird  in  der  schi^itischen  Tradition  damit  veranschaulicht,  daß  das  Herz  jedes  Menschen  zwe|i 
Ohren  habe;  in  das  eine  flüstert  der  Engel  gute,  in  das  andere  der  Satan  böse  Ratschläge  (Ku- 
l!nl,   U9ÜI   al-Käf!   —   Bombay    1302—507   das  Kapitel:    1^5^11    U^  vi^iJ^i  ^31    wJLäll   ^t 

lU^ÄU  ).  —  Vgl.  Sifr6  zu  Deut.  6, 6  "yy^  '»ICD  :  •^dS  ^33-    ^^^  Beziehung  der  „zwei  Herzen« 
Koran  33,4  ist  nicht  klar. 

2)  Die  Behandlung   der  Frage  ^jJUJL  ^*Jt  i^ju  J^AÄait   in  der  philosophischen  Litteratur, 

bei  Steinschneider,   Die  hehr.  Übersetzungen  des  Mittelalters,  288.     Über  eine   jCSyt^  ^  jÜLm. 
^ JL  ^wJUil  vom  Mystiker  Ihn  'Arabt  berichtete  Miguel  Asin  bei  Gelegenheit  des  XIY.  Orien- 
talistenkongresses (Algier),  worüber  vorläufig  die  Notiz  in  Revue  africaine  XLIX  (1905),  336. 

3)  Mafätfh  al-'ulüm  139.    Vgl.  Ihn  Stnä,  Risälat  al-mabda'  wal-ma'äd  fol.  31»:      .J|   IJ^^ 

^3j  cf^  ^^*^'  ^i^*^^  £^-^'  ^  ^^^  '^'  ^  ^1>*^  ^^j  i^^  vJ^'  ^  r'*^  ^ 

^yyi\  i*«^^  «jJCmmI3*    Vgl.  Maimünt  bei  Munk,  Guide  I  355  Note. 

4)  Mas'üdt,  Murüg  III  363;  zu  beachten  Ihn  Öan&h,  Usül  s.  v.  ^3  (ed.  Neubauer  109):  Ge- 
gensatz  des  vergänglichen  ^t^jkä  .3JI  ^nid  der  unvergänglichen  ÄäbUJt  ^j^iJa)!- 

5)  al-Mukäbasät,  (ed.  Bombay)  118. 

Ablumdluigtii  d.  K.  Gm.  d.  Win.  sa  OAttingea.  PhiloL-hiit.  Kl.  N.F.  Band  9,i.  6 


34'*'  I.   GOLDZIHEB, 

Orthodoxen  erregt  za  haben.  Ihn  ^Asäkir  hat  von  Muhammed  b.  Waddäh»  einem 
berühmten  mälikitischen  Theologen  ans  Cordova  (st.  287  d.  H.)  die  Nachricht 
über  den  Streit  des  Sahnün  mit  einem  zeitgenössischen  Mälikiten,  der  jene  These 
verteidigte  (^Uc>^l  o^.  c^'  m>\^^^\  qO*  Unsere  Quelle  setzt  dem  die  Bemerkung 
hinzu:  Zu  dieser  Meinung  haben  sich  in  alter  und  neuerer  Zeit  manche  der  Fa- 
^ahä  im  Andälus  bekannt  (sie  werden  mit  Namen  aufgezählt),  aber  die  'ülamä 
haben  heftigen  Protest  dagegen  erhoben^).  Es  handelt  sich  dabei  natürlich  um 
die  Aneignung  der  philosophischen  Anschauung  in  einer  für  das  Fikh  indi£Pe- 
reuten  Frage*). 

Im  emanatistischen  System  nennt  man  die  Universalseele  wohl  al-nafs  al- 
kullijja  (niemals  ruh) ;  hingegen  kommt  den  geistigen  Substanzen  der  supralunari- 
schen  Welt  die  Benennung  arwäh  (oder  ruhänijjät)  zu;  von  ihnen  strömen  die 
geistigen  Kräfte  auf  die  individuellen  Seelen  (nafs) ,  deren  Vorzüglichkeit  vom 
Maße  dieser  durch  ihre  Empfänglichkeit  bestimmten  Einströmung  bedingt  ist^). 

In  diesem  Zusammenhang  kann  schließlich  die  Theorie  der  Schi'iten  von  den 

fünf  arwäh  der  Propheten  erwähnt  werden:    «y  iü>oMJ>   ^)l^\  ^  Jjc>-  JJt  ^l 

C^^  JJüüt  ^\  ^^  lol3  cHy^\  ^  ^  u-kXäJI  ^3^3  iJ^^  cr^iui  ^U>^  ^3^3  JiÜl  er 

^y^^^y^^  ^sjüy  Die  niederen  Funktionen  (auch  der  „Geist  des  Glaubens,  wo- 
mit man  glaubt  und  Gerechtigkeit  übt*'  ist  inbegriffen)  sind  hier  auf  vier  Seelen- 
teile verteilt,  denen  der  „heilige  Geist"  als  der  von  allen  Veränderungen  freie 
Teil  ^)  entgegengestellt  wird.  Dieser  sei  unvergänglich  und  gehe  vom  Propheten 
auf  den  Imam  und  in  direkter  ununterbrochener  Reihe  auf  seine  Nachfolger 
über').      Die    schi'itischen    Theologen   hatten   immer   einige  Fühlung  mit   dem 


1)  Murtadä,  ItMf  al-säda  (ed.  Kairo)  X  377.  Jene  Leute  führten  als  Haditbeleg  für  ihre 
These  von  der  Vergänglichkeit  der  arw&t&  die  Worte  an,  die  Mohammed  beim  Gräberbesuch  ge- 
sprochen habe :    gj|  H^t  »1^1^  KJLJI  q» Ju^it^  iüJÜÜI  -l^^^l  L^.t  jjCJb  pbl^JI ;    hier 

werden  die  arwäh  als  vergängliche  angeredet  in  einem  Atemzog  mit  den  verwesenden  Leibern  und 
Knochen.    Vgl.  Gazält,  al-Durra  al-fächira  ed.  L.  Gautier,  109. 

2)  Die  Frage  wurde  übrigens  auch  in  der  orthodoxen  Theologie  aufgeworfen:    Jj^  r^r"  im' 

wA>3  ...Juli  Oftit  m\  o^'*  J^iö  Verteidiger  der  These  von  der  Vergänglichkeit  der  Seelen  er- 
weisen sie  als  Postulat  von  Sure  55,26,  wonach  außer  Gott  alles  vergänglich  ist;  s.  darüber  Ihn 
Kajjim  al-öauzija,  Kitäb  al-rüh,  52. 

8)  Ausführlich  bei  Kazwhit  ed.  Wüstenfeld  I  817, 15  ff. 

4)  Nach  anderen  Versionen  Ua0«^U  aLuJ^I* 

^  ■■   ^    ^     ••  • 

6)  In  anderen  Versionen :  ^jl^^  ^Ql\  v^ÄJm  lu  i^^\  g^wXH  »3^  • 

6)  Kullni,  Usül  al-Käf!  167. 

7)  Andere  Version:  ^IjJlS.  Lf^AAO^. 

8)  Diese  Fünfseelentheorie  wird  noch  weitläufiger  entwickelt  bei  Kultnl  ibid.  514.    Während 


KITAB   Ma'a^   AL-NAFS.  db* 

A.  T. ;  vieDeicht  ist  die  Theorie  von  den  fünf  arwäti  der  Propheten  nnd  Imame 
ein  Nachklang  von  Jes.  11,2.3.  Aber  es  kann  auch  erwogen  werden,  ob  solche 
Mehr-Seelen-Theorien  nicht  etwa  Fortbildungen  von  Seelenvorstellongen  sind, 
wie  wir  deren  bei  primitiven  Völkern  noch  heute  finden^). 

S.  23, 11  (Ibn  Sinä).  Dies  ist  weitläufig  auseinandergesetzt  in  Risälat  al- 
nafs  (Leidener  Hschr.  nr.  1020,  fol.  40*). 

S.  23,24  wohl  mit  Bezug  auf  Herm.  Trismeg.  Y,  2  (ed.  Bardenhewer  42). 

S.  24, 16  ]t^3  171.  Dieser  Satz  ist  schwer  verständlich ;  es  scheint  daß  der 
Text  verderbt  ist.  Der  Sinn  ist  folgender :  Wenn  es  sich  mit  der  Seele  so  ver- 
hielte, wie  jene  behaupten,  die  sagen,  daß  die  Seele  mit  der  Vernichtung  des 
Körpers  der  Vernichtung  anheimfällt,  so  hätte  Gott  ihren  durch  die  Vernichtung 
des  Körpers  verursachten  Tod  nicht  Trennung  genannt''.  Es  muß  bei  dieser 
Erklärung  vorausgesetzt  werden,  daß  der  Verf.  den  arabischen  Sprachausdruck 
.  .  .  Joi  äUI  v^  (^^  verhängte  etwas  über  jemand,  vgl.  ZDMG.  LVII  396)  falsch 
angewandt  hat. 

S.  24, 18.  Auf  das  hier  für  den  Glauben  an  die  Fortdauer  der  Seele  bei- 
gebrachte Argument  (vgl.  schon  die  Betrachtung  in  II.  Makk.  12,44)  wird  in 
der  Theol.  Aristot.  (Text  7,  B  v.  u.)  Gewicht  gelegt  (Guttmann ,  Monatsschr. 
1897,  455).  Die  unmittelbare  Quelle  des  Verfassers  werden  jedoch  die  Ichwän 
(IV  173  oben)  sein,  die  aus  der  allgemeinen  Verbreitung  des  Gräber- 
kultus einen  Beweis  für  die  jenseitige  Fortdauer  schöpfen:  (j-^jftJJt  «Uj  ^^^  Ji  ^b 

>o{y>  ^^  äJ  oL3  ^  JijLJt  ^"i  oLil^  «jJb  ^^yL-J!  »J^J.     Wie   der  Verf. ,    betonen 

auch  die  Ichw.  besonders  den  consensus  gentium  in  der  Anrufung  der  Todten 
und  dem  Besuch  ihrer  Gräber  (a.a.O.  und  IV  121,2):   L^  olil^Jül  J^l  ^1  ^jü] 

«t  tUi^j»  ^  p^  J^  \jJÜLj\.    Dies  Argument  ist  in  der  späteren  theologischen  Lit- 

teratur  des  Islam*)  gerne  verwandt  worden;  vgl.  Pseudo-Balchi  (ed.  Huart  II 
120, 7) ,  der  sich  auf  die  in  der  ganzen  Menschheit  (iUi>b'  (j»UJt)  verbreiteten 
Todtengebräuche  beruft,  um  die  Unsterblichkeit  der  Seele  zu  beweisen.  Den- 
selben Ideengang  hat  sich  selbst  Fachr  al-din  al-Razi  in  seiner  Beweisführung 
Air  diesen  Glauben  angeeignet;  er  beruft  sich  auf  Inder,  Griechen,  Araber, 
Perser,  —  Juden,  Christen,  Magier  und  Muslims,  auf  ihre  Gräbergebräuche  und 
Wallfahrten,    die  ohne  jene  Voraussetzung  alle  eitel  und  unnütz  (s^^^)  wären. 


den  Propheten  die  5  arw&h  verlieben  sind,  fehlt  den  gewöhnlichen  Rechtgläubigen  der  nur  jenen 
verliehene  ruh  al-kuds;  die  Jaden,  Christen  und  Ungläubigen  haben  nur  3  arw&h,  da  ihnen  auch 
der  r.  al-tmän  entzogen  ist. 

1)  z.  B.  Archiv  für  Beligionsw.  IX  429  f. ;  die  Litteratur  ist  zuletzt  zusammengestellt  in  Z ATW. 

1906,  31. 

2)  Unter  den  Phüosophen  empfiehlt  Ibn  Sinä  den  Gräberkultus  und  die  Anrufung  der  Seelen 
der  Verstorbenen.  S.  Mehren,  Yues  thdosophiques,  d'Avicenne  (Eztrait  du  Mus^on;  Louvain  1886; 
p.  14  des  SA.). 

e* 


36*  I.   OOLDZIHER, 

Ihre  übereinstimmende  Übung  sei  ein  Zeichen  dafür,  daß  der  gesunde  Menschen- 
verstand (K4JLJt  juJLAO^t  ^J^)  jenen  Glauben  postuliere.    (Mafätib  al-gajb,  zu 

Sure  17,87;  ed.  Bülät  1289,  V,  644). 

S.  26, 8.    Koranische  Bezeichnung  der  Engel  (4 ,  170  u.  a.  m. ;    auch  Jesus 

ist  v:;uyuJt  er  3, 40).     Vgl.   Chazari  ed.  Hirschfeld  280, 24  KanpO  KdSd  HlklQQ 

240, 3  V.  u.  X^2ipvhH  ]>^i«nnS«  ]D  242,  4  ^innpoS«  noibl  HM^kSo  ;  8.  auch  Munk, 
Guide  II  368.  —  Über  die  Benennungen  der  Eugel  s.  unten  zu  29, 7. 

S.  26,  3.  ]j;  iSnn  in^ .  Über  die  Konstruktion  des  Verbum  nm«  mit  ]y  s. 
B.EJ.  L  44.  Vgl.  einen  Text  bei  Hirschfeld,  Arabic  Chrestomathy  in  hebrew 
Characters  19 — 31,  wo  diese  Konstruktion  vorherrscht,  z.  B.  21,  22  ]^  Hl  inmK 
^nn^H  dSkj;Sk;  23,18  SkSk  nno^«  ]V  nn  nKI«;  26,19;  28, 15  u.  a.  m.  Dasselbe 
Verbum  (wie  auch  ^3j;,  z.B.  hier  48,16  und  öfters)  mit  '•7H  des  Objekts  kon- 
struiert, Jepheth  b.  *Ali ,  Komment.  Cantic.  (3, 8)  ed.  Bargfes  46, 6  v.  u.  HS  1^'» 
n^VD7K  vK  und  wohl  auch  Hirschfeld  1.  c.  23,  1  wo  ^^y  in  "^H  zu  korrigieren  ist. 
—  Auch  1NVH  wird  in  dieser  Litteratur  oft  mit  ]j;  verbunden,  z.B.  ibid.  29,16. 
24.  27  nKD^«  ]]}  nn  TIKVH  Abraham  Maimüni  bei  A.  Poznanski ,  Schiloh  I ,  Be- 
lege :  XXVI ,  10  HO  -|0K  ^S'lDÖ  1y  D^tt^  "IID^  vh  ^fi  rnKttfK^K. 

S.  26, 13 ff.  In  Sa^adjahs  Jes.-Komm.  ed.  Lambert  34  fünf  Namen:  ♦Vßl 
nTn^  •n^n  ♦rrn  »nöW.  Zur  Seelensynonymik  ist  zu  vffl.  die  Aufzählung  von  8 
Namen  in  den  nn^xnn  ^pifi  u.  z.  nn  ♦  iniDTl  •  D^nS«  D?^  ♦  D^n^K  novi  •  D^nS«  11 
Vfil  ♦niM  •nnna  nn  •nniö  vgl.  Bacher,  JQR.  IX  275. 

S.  26,  21  mi3.    Vgl.  REJ.  L,  40.    Zu  der  unvermittelten,  ort-  und  zeitlosen 

Emanation  der  Substanzen  (unten  50, 8)  vgl.  Theol.  Aristot.  112,  5  «jl«  v:>j^  Ut 

Ja^^  J^^'  gJ^'  U^^  k^  LT^  ^  vi^JLi^^  litJul  cj^fiJu!  Ull^  qUj  ^ ;  Liber 
de  Causis  96, 6  y>T  0^  "i^  ^Lay  «J^jüL.  ^^3  jOaj  ^j,^  JaJB  jjüjIi  Jju^  J^fe  JT  ^{ 

,t»I|*^;  Isak  Israeli,  Komm,  zu  Je?,  ed.  Großberg  34,  3  v.  u.  Vni*?1VÖ  ^jnfi  «in  ^3 
pr  «Sa  ibid.  35, 5  DipD  K*?31  ]0T  «Sa  «"nan  ^n^.    Bataljüsi ,   Bildliche  Kreise  ed. 

Kaufmann  34  K^ai  DipD  K^ai  pt  K^ai  nyi^n  K^a  'n^  «-nan  ]ö  ni«^in  wnnnn  p 
o^Sa  Ibn  Saddil^  40, 30  tnthrtm  ^b  ]nii  nv^K  '•Sa  (^am-in  oSyn)  wnn  'n^  «man 

,  -nn«  naa 

S.  26,26.  Über  üTiS)  s.  Haneberg,  Sitzungsber.  d.  K.  Bayer.  Akad.  d.  W. 
Phü.  Phil.  Kl.  1863,  I  372. 

S.  28, 6.  Die  platonische  Anschauung  von  der  Avä^vriöig ;  (auch  unten 
42,23;  56,26;  57,20).  Vgl.  al-Kindi,  in  Fihrist  I  269:  die  Seele  ist  Substanz 
aus  der  intelligibeln  Welt,  herabgekommen  mit  Erinnerung  an  ihren  frühern 
Zustand.  —  Selbst  der  gegen  philosophische  Anschauungen  so  feindselig  gestimmte 
Buchstabentheologe  Ibn  Hazm  hat  sich  diese  Vorstellung  angeeignet:  die  Be- 
reicherung der  Seele  mit  Kenntnissen  sei  nicht   die  Folge   intellektueller  Ent- 

Wickelung,  sondern  vX^lf  LfbUjy  j^l^  L|Afi  «blU  ^^^1  L^y^J  ^^1  (j«JkJÜt  q«  g^ ,  also 
iv(iiivij0ig  (Kitäb  al-milal  wal-nihal;  ed.  Kairo,  V  88, 15).    Dies  steht  im  Zusam* 


KITAB   MA^ANI    AL-NAFS.  37* 

menhang  damit,  daß  Ibn  Hazm  gegenüber  der  gegenteiligen  Ansicht  der  ge- 
wöhnlichen Orthodoxie  sieh  zum  Glauben  an  die  Praeexistenz  der  Seelen 
bekennt  und  diese  platonische  These  mit  Koran-  und  Qadit-Argamenten  unter- 
stützt. Seiner  Widerlegung  ist  das  XVIII.  Kapitel  des  Kitab  al-rüfe  ven  Ibn 
Kajjim  al-^auzija  249 ff.  gewidmet,  wo  neben  Mubammed  b.  Na^r  al-Marwazi, 
Ibn  Uazm  als  vornehmster  Gewährsmann  für  die  Praeexistenz  -  Theorie  genannt 

ist ;   er  habe  für   sie  sogar  das   i^k'  in    Anspruch  genommen  >oi>  ^1  vlX>3 

CUs>\.  Diesen  Namen  können  wir  den  des  Traditionsgelehrten  Al;imed  b.  Täbit 
al-Tarki  (st.  Anfang  des  VI.  Jahrh.  d.  H.)  anreihen,  der  —  wie  Dahabi  sagt  —  *) 
einigen  unwissenden  9anbaliten  folgend,  die  sich  dabei  auf  mißverständlich  er- 
klärte Koranstellen  berufen,  sich  zur  Lehre  von  der  Ewigkeit  (das  Nicht- 
erschaffensein)  der  Seele  bekannte. 

S.  29,  7  ontM.    Diese  Benennung  der  Engel  („die  Geehrten")  hat  ihre  Quelle 
im  Koran  21,26  ^^>^^,  28, 11  f\/.    Gabriel  ist  ^/  i^j  81, 19.     Sie  ist  jüdi- 

sehen  Schriftstellern  sehr  geläufig;  bei  Ibn  Ezra  heißen  die  Engel  DHMa,  die 
Gestirne  sind  onMin  n^3  Ü^H12^  (Jesod  Morä,  Cap.  12  Auf.  ed.  S.  G.  Stern, 
4P);  Abraham  b.  Dawid  (Emiinah  rämah,  ed.  Weil  85)  DnMin  D^DlCyn.  Vgl. 
ähnliche  Bezeichnungen  bei  I.  E.  in  ZDMG.  LVII  440  Anm.  3.  Daß  für  diese 
Benennungen  die  Formen  DHID^  und  0^333  gewählt  werden,  läßt  vermuten, 
daß  sie  sich  nicht  etwa  an  b.  Berach.  60^  anschließen,  wo  die  Engel  als  0^*13130 
p^Sy  ^mtWD  D^ttnip  bezeichnet  sind ;  in  diesem  Falle  wäre  auch  die  grammatische 
Form  beibehalten  worden.  Diese  findet  sich  übrigens  auch  bei  dem  Karäer  Ha- 
dasi,  Eäkol  26»^  (§  48)  13130  I^^JÖ  'r\  1133  nn  ibid.  27»  (§  50)  DIKn  '•i«!^  «S  ^3 
üb))lh  ^n  «intt^  1313Dn  ^kSoh  KIH  nr  ^m.     Auch  das  von  unserem  Verf.  66, 1  den 

Engeln  gegebene  Epitheton  innDöS«  (s.  auch  Sa'adjah,  Amänät  142, 8,  Maimüni, 
n'Tinn  niD^  'n  4, 12  niniriDn  nmn  vgl.  2,  3)  ist  koranisch ,  Sure  56,  78.  [Der 
Ausdruck  bezeichnet  die  Abwesenheit  irdischer  Defekte,  die  Heiligkeit  und  Rein- 
heit.    Mit  demselben  Epithet  werden  auch  die  den  Bewohnern  des  Paradieses 

zugeteilten  Gattinen  s^fbi  ^^^)\  bezeichnet ,  2,  23 ;  3, 13 ;  4,  60].  Über  p3npD  s. 
oben  zu  S.  25, 8.  Solche  koranische  Benennungen  sind  nicht  unmitelbar  aus  dem 
Koran  geschöpft,  sondern  aus  den  arabischen  neuplatonischen  Schriften  in  die 
verwandte  jüdische  Litteratur  übertragen  worden.  Der  Verf.  der  unter  Engeln 
die  emanierten  geistigen  Substanzen  versteht,  bezeichnet  diese  im  XVI.  Kapitel 

noch   mit  Epitheten    wie:  f3npHS«   3np«,   Dn3  l«So»   Dn3ö,   DÖyO;    alle  diese 
1)  Miz&n  al-i*tid&l  I  36  ^Uj  *J^   |ft^^   2CLU^  Jl4:^  t^^j   J^  i^C^  ^JtP»   v3^  o"^ 

^^t^  ^  J  >jf  1^^  xäL>  i^  p^  jp^  f.^  Liü  .>»^  1^8  (17  V.  87)  ^,  ja\  er  ^^j^^ 
JJA  L<£tol^  gJuJI  ^/  er  ' J^^  (42  V.  52)  Is^J  ^r  ^3j  '-^J  1^^^^'  ^^3  (^  v.  62) 


38*  I.   GOLDZIHER, 

Bezeichnungen  sind  an  die  Epitheta  der  Engel  angelehnt  (vgl.  anch  62,22  von 
den  thätigen  Intellekten).   Isak  Israeli,  ed.  Großberg  48, 2  Dnn^in  D^filJini  DOmSdh 

S.  29, 11.  Vgl.  den  neaplatonischen  Comm.  zum  H.  L.  ^)  Steinschneider- 
Festschrift  54, 18  (Texte)  n^iNDö^S«  ^ipS«  MTi  mo^y  ]N  oSyn.  — 

Aas  dem  Gesichtspunkt,  unter  dem  der  Verf.  hier  den  Namen  nioSy  =  die 
dem  Auge  verborgene  (Seele)  als  Seelenbenennung  erklärt,  haben  die  Dichter 
der  Seele  zuweilen  das  Epitheton  HdSj^^  gegeben ;   z.  B.  Ibn  Gebirol  (bei  Dukes, 

Mos.  b.  Ezra  116,  Brody- Albrecht  42,3):  noSyi  n«  D:i  oSyi  "1V«D1,  Jeh.  Hai. 
riNlOO  noSyai  nSS  n^lS:i  (bei  Sachs,  Religiöse  Poesie,  Texte  30,  Strophe  3). 

S.  29, 26.  In  demselben  Sinne  wird  der  Name  n^oSw  in  der  Poesie  auf  die 
in  die  Geisterwelt  einkehrende  Seele  bezogen;    z.B.  Moses  b.  Esra   (bei  Dukes 

1.  c.  87) :  *^^^  miu  hnn  iimd  n"»oSwn  ^ym  mn  ^crsi  my ;  Jeh.  Hai.  (bei  Sachs 
1.  c.  34, 3)  oniyiD  T2H  nn  bn  n^oSim  >3W. 

S.  31,25  N01.    Über   den  Gebrauch   des  Pronomens  U  mit   Beziehung   auf 

persönliche  Subjecte  statt  ^y^  s.  die  Beispiele  in  Zeitschr.  für  Hebr.  Bibliogr.  VI 
144,  3  ff. 

S.  32, 10.  Derselbe  Gedanke  bei  den  Ichwän  II  339  unten  =  III  89  unten 
mit  Koranversen  (ij^L^'^  JJ^^  12,  102;  26,  83). 

S.  32, 14.  l^pÖKiS«  ist  hier  in  dem  Sinne  zu  verstehen ,  der  diesem  Wort 
im  Kreis  der  schi'itischen  Theorien  eigen  ist ;  vgl.  35, 16  von  Moses  T^l^Sj;  pÖW. 
Ebenso   gebraucht  der  Verf.  auch   einen  anderen  dem   islamischen  Imämsystem 

entnommenen  Terminus ,  wenn  er  den  Messias  bloß  lÖHioSN  ('dSk  n^tt^oSfc<  Abra- 
ham Maimünl ,  bei  A.  Posnanski ,  Schiloh  I  Belege :  XXVI ,  9.  26)  nennt,  36, 19 ; 
37, 27  (im  selben  Sinn  auch  christl.  arab.  Schriftsteller  bei  Bezold ,  Kebra 
Negest  XLV,  18).  —  Auch  den  mit  diesem  Kreise  zusammenhängenden  islami- 
schen, besonders  im  Schi'itentum  gepflegten  Gedanken,  daß  in  jedem  Zeitalter 
eine  von  Gott  erkorene  Person  lebt  (der  Imam),  die  als  Beweisargument  Gottes 

(jJJt  Ki?v>)  für  die  Menschen  gilt  und  daß  die  Welt  niemals  einer  solchen  leitenden 
Persönlichkeit  entbehrt,  finden  wir  mit  dem  dabei  angewandten  Terminus  im 
jüdischen  Schrifttum  vertreten :  Bechaji,  Hidäja  VII  c.  6  ^Sk  X«1  ]Hüb  "hy  «OiJI 

IT^iSioS«  h);  'yn  nSS«  n5n  in  nS«  nSS«  nyNö  (vgl.  Mas'üdi ,  Murüg  VI  27, 4). 

T.  übersetzt  hier  n:!in  mechanisch  mit  dem  nur  im  Zusammenhang  der  Dialektik 
berechtigten  Terminus :   VWIID  Sy  pND  N-nnn  ruyö.     Vgl.  Chazari  I  c.  10  vom 

Israelit.  Volk  pwS«  ^£)  nynttf  rhh  ]H  *•«)  ninS«  On,  wo  Jeh.  b.  T.  gleichfalls  über- 
setzt: pND  min  «iidS  v^  o  myen  onv. 

In  dieselbe  Reihe  gehört  noch  ein  anderer  religiöser  Terminus  des  Islam, 
der  in  die  jüdische  Litteratur  eingedrungen  ist.     In  einem  fälschlich  dem  Mai- 


1)  In  diesem  Kommentar  werden  auch  Stellen  aus  dem  Koran  zitiert :    51, 5  v.  u.  =  Sore 
6,78;  68,5  v.  u.  =  17,87. 


KITAB   MA*ANI   AL-NAPS.  39* 

müni  zugeschriebenen  populären  Kommentar  zum  Buche  Esther^)  ist  von  den 
10  Königen  (vgl.  Targ.  11.  Anfang)  die  Rede,  deren  Reihe  der  Messias  abschließt. 
Dieser  wird  so  wie  der  Mahdi  der  Schielten  al-ltä'im*)  bi  'amr  Allah  ge- 
nannt: '•ö  piSiD  ]n:d  wi  rhhn  "iö«d  D^KpS«  iSdSk  «in  oiruD  ivwyS«  tSoS«i 
TtnB'h^  rx'^ühw  pKn  h^  Sy  iSoS  ^^  n'»ni  Swp  «03  p«S«  '•s  innö^Si  «im  n^oS« 

*i:i1  möD«  iHp  «D3     Dies  ist  völlig  islamischer  Sprachgebrauch. 

S.  35,3.  rinpC^.'  Dies  Wort,  dessen  allgemeine  Bedeutung  als  ethisch  ver- 
werfliche Charaktereigenschaft  aus  dem  Zusammenhang  erschlossen  wird,  kommt 
in  den  Lexx.  nicht  vor.  Die  bei  Dozy,  Supplement  11  351*  nach  Voc.  angeführte 
Bedeutung  „runzeln"  kann  hieher  nicht  gehören.  Auch  meine  darauf  gerichtete 
Umfrage,  ob  das  Wort  in  irgend  einem  der  lebenden  arabischen  Dialekte  ge- 
bräuchlich ist,  hatte  ein  negatives  Ergebnis.    Es  liegt  nahe,  eine  Verschreibung 

^    o   ^ 

aus  niDB^  zu  vermuten,  das  in  der  bägdäder  Dialektprovinz  s.  v.  a.  Spott,  sich 
über  jeden  lustig  machen  bedeutet  (^A«j  bei  Yahuda,  Bagdadische  Sprichwörter 
in  Nöldeke-Festschrift  402,  9).  Diese  Emendation  wird  auch  durch  das  vorher- 
gehende Wort  ^ Geschwätz^  wahrscheinlich  gemacht. 

S.  39, 10.  Über  den  Einfluß  der  Gestirne  auf  die  Bildung  des  Embryo  vgl. 
Ichwän  n  273  ff*.   (=  Dieterici,    Anthropologie  68—79).     Die   Einbildungskraft 

gehe  dem  Embryo  zu  jL^J^I  r^r^^'  J0*^y^}  Herm.  Trismeg.  II  13  (ed.  Barden- 
hewer  20, 6).  —  Vgl.  auch  den  arabischen  Volksaberglauben  vom  Einfluß  der 
Mondphasen  auf  die  Qualitäten  des  Embryo  bei  (xäbi?,  Buchalä  120,  4  ff. 

S.  40,  7.  Hiezu  erhalte  ich  durch  gütige  Vermittelung  des  Herrn  Dr.  Ya- 
huda folgende  Information   über  den   Brauch   der  Juden  in  Bagdad,   Hilla  und 

Basra  D^n^nirTTD  (so)  tt^öyoSS  ]iSip''  (so)  iwöy  KD  i:j;  n«-ijn  '•0  «n:v  iKnjnDS« 

KTTwSajjKTp«  ^pfco_^öjri«j^  yr\^  o^non  rcno  TiSn  pSip^  nma  lyn  cföy  kihi 
D^^m  nwöiS  (so)  «*'»  D''Diö  D^'^nS  r»^ip''  c]«iök  n'':i  >s  «owi  rn»S«3i  rfirhn^    Über 

den  Brauch  der  Juden  in  Jemen  erhalten  wir  die  Mitteilung,  daß  dem  Nie- 
senden der  Wunsch  D^DIÖ  D'^^nS,    bei  wiederholtem  Niesen  c^yßCi  zugerufen  wird. 

Der  Niesende  selbst  spricht  allenthalben  die  Worte :  '»*'»  ^n^ip  inyir'S  (Gen.  49, 18). 

Die  vom  Verf.  angeführten  Wunschformeln  entsprechen  demnach  dem  Brauch 
in  Mesopotamien. 

Im  Islam  gelten  solche  Heilsprüche  (c^^^^w^nmü  oder  ^jJaUi\  c>^a4JmJ  vgl.  über 
die  Bedeutung  dieser  Ausdrücke,  Wellhausen,  Heidentum^  142,  Anm.  2)  als 
humanitäre  Pflicht,   Muwafta  IV  189,   Buch.   Adab   nr.  122—126,    al-Adab   al- 


1)  nbychn  rmm  tnpyn  ^any  ric^n  nnoK  rOyü  m^ö  (LWorno  1759.  Per  Antonio 

Santini  e  Comp.)  49  foll.,  in  El.  B^,    Die  zitierte  Stelle  ist  6». 

2)  ^ftilSJI  wird  auch  als  Epithet  der  Chalifen  gebraucht,  Tab.  I  3076, 8  (allgemein) ;  von  H&rün 
al-raitd  ^vi^  [t  JS[jd\  Marfüdl,  Murüg  VI  401,3;  vom  antretenden  Amin,  Ihn  Kut.  Stfarft  ed.  de 
Ooeje,  685, 11 ;  dann  der  officielle  Name  des  so  benannten  *abbasid.  Chalifen. 


40*  I.   aOLDZIHER, 

znufrad  182—186;  Tirmidi  beginnt  damit  sein  Adab-Eapitel  U  123—126.  Das 
Material  ist  zusammengestellt  bei  Nawawi,  Adkär  119 — 122^  Eastalläni  IX  139  ff. 
Vgl.  auch  E.  Littmann  I  Neoarabische  Volkspoesie  149  Anm. 

über   die   auf   das  Niesen    bezüglichen    abergläobischen  Vorstellungen   bei 

•• 

Natur-  und  Kulturvölkern  s.  E.  B.  Tylor,  Anfänge  der  Kultur  (deutsche  Ubers. 
Leipzig  1873)  I  97 — 102;  R^ville,  Les  religions  des  peuples  non-civilis6s  (Paris 
1883)  die  Stellen  im  Index  s.  v.  ätemuement.  Niesen  als  schlechte  Vor- 
bedeutung bei  den  Dajaks  und  anderen  Völkern  des  indischen  Archipel,  Schader 
in  Bijdr.  tot  de  Taal-  Land-  en  Volkenkunde  1903,  322  Anm.  3.  Viel  Material 
ist  zusammengestellt  bei  Abbot,  Macedonian  Folklore  (Cambridge  1903)  113—116. 
S.  41,  1  ff.  Zu  dem  Folgenden  ist  die  Abhandlung  der  Ichwän  (II  271  ff. 
iüÜaJÜt  Ja&M<^  ^)  zu  vergleichen. 

S.  43,  20;  44  Z.  5.  Für  nSö,  i^NÖ  s.  v.  a.  unrein,  das  sonst  immer  nur 
in  der  Form  JJL^  und  seiner  Derivate  erscheint;  vgl.  de  Goeje,  Gloss.  Geogr. 
8.  V.    Die  mit  S  anlautende  Form  ist  durch  das  Aramäische  beeinflußt. 

S.  44,2.  Für  die  Vorstellung,  daß  Leute  im  Zustande  ritueller  Unreinheit 
Schaden   an   den  Dingen  hervorrufen,   die   sie   berühren   vgl.   Chazari  II  c.  60 

(ed.  Hirschfeld  118, 25) :  ]o  «iinö^  üh  «ono  Dnoiöi  (ed.  vhpn)  nSph  Dip  1:5^  np 
•noiS«!  ihwAn^  h^'^dSSn  «••tr«S«  onoo:!  piDö*»  Dn5«  y\i  npi  Dnn2Kin    Nach  der 

arabischen  Legende  habe  der  „schwarze  Stein"  seinen  früheren  Glanz  dadurch 
verloren  und  seine  schwarze  Farbe  dadurch  erhalten,  dass  ihm  in  vorislamischen 
Zeiten ,  solange  er  noch  auf  dem  Abu  Kubejs-Berge  war,  rituell  unreine  Männer 

und  Frauen  (v,^!^  \jo^^)  berührten  (Ibn  Sa'd,  Biographien  I,  i,  12,  24).  Die 
Engel  betreten  ein  Haus  nicht,  in  welchem  ein  BUdnis,  ein  Hund  oder  ein  rituell 

Unreiner  sich  befinden  ,^J^  ^j^  ^  ^^  n^yo  »^  ix^  JOu^UI  Jj>Jü-  ^  (Nasä'i  1 151). 
Noch  viel  mehr  verbreitet  sind  ähnliche  Vorstellungen  mit  Bezug  auf  men- 
struierende Frauen ;  Floß ,  Das  Weib  *,  I  347 ;  Robertson  Smith,  Lectures  on  the 
Keligion  of  the  Semites  ^  448 ;  W.  Herz,  Das  Griftmädchen  (Abh.  d.  Bayer.  Akad. 
d.  Wiss.  Phü.  PhU.  Cl.  XX)  126;  Öäbi?  führt  mit  Namen  die  Ärzte  an  —  er 
bezeichnet  sie  ausdrücklich  als  Philosophen  — ,  die  der  Berührxmg  einer  Men- 
struierenden schädliche  Folgen  für  den  Inhalt  eines  Milchgefäßes  zuschreiben 
und  er  warnt  vor  der  Geringschätzung  dieser  Ansicht  (Kitab  al-bajawän  11  50: 

jJL^I  v^.Jüu  i,\^  v^üCil  ^1  tfl^fiJu.  lAfiLö  isUld  Q«  IJ^  o<>^'  ^3)-    Voraussetzung  der 

Vergiftung  durch  Blut  und  Schleim  menstruierender  Frauen,  Zeitschr.  f.  Ethno- 
logie XXXV  (1903)  790.  Über  ähnliche  Vorstellungen  bei  der  Bevölkerung  von 
Syrien  s.  Maschri^  II  680.  Nach  dem  Glauben  der  ungarländischen  Ruthenen 
entsteht  der  im  Gesicht  und  am  Kopf  Neugeborener  vorkommende  Ausschlag 
dadurch,  daß  der  Blick  einer  Menstruierenden  das  Haus  zur  Zeit  der  Geburt 
des  Kindes  trifft  (Ethnographia  —  Budapest  —  XVI  361).  Über  den  Wider- 
willen der  Dämonen  vor  dem  Menstruationsblut  s.  meine  Abhandlungen  zur  arab. 
Phü.  I  208. 


kitIb  ma'Ini  al-naps.  41* 

S.  44, 1  paenult.  ff.     Über  die  Übergänge  innerhalb  der  Naturreiche ,   vgl. 
Ichwän  n  101  ff.,  113  ff.  IV  283  ult.  ff. 
S.  47,1.     Vgl.  zu  17,22. 

S.  48,  4 — 73fc<1pW.  Dies  Thema  wird  mit  Anführung  verschiedener  Beispiele 
häufig  l^esprochen  z.  B.  Liber  de  causis  ed.  Bardenhewer  96, 4  (J^LfiJt  püüj  q«), 
Gazftli  Tahäfut  (Kairo  1303)  68  unten.     In  der  jüdischen  Litteratur  Sa'adjah, 

Amanät  143,  5  v.  u.  ^«^».^[Jt]  ^t  jL«jmJÜ^  ^^UsjU  (^^OLa^  kX^\^  »^  Jjüb  ^\  Xk  ^j«^ 

a!  ^)a\  Ibn  Saddili  ed.  Horovitz  40, 19  ff.  Ibn  Ezra  zu  Deut.  31, 16,  Einleitung 
zxmi  Koheleth-Kommentar. 

S.  50,  16  ff.     kJS  zur  Bezeichnung  der   schöpfenden  Kraft  ist  in  der  Theol. 

Aristot.  häufig  85,  3  v.  u.  92,  7;  110,  11  J^yJI  oUbÜt. 

S.  Bl,  9  ff.  Schreiner  hat  in  seiner  Anzeige  der  hebr.  Übersetzung  dieser 
Schrift  schon  darauf  hingewiesen,  daß  der  hier  zwischen  der  Rede  Gottes  als 
Wesens-  und  als  Tätigkeitsattribut  gemachte  Unterschied  an  ein  Theologamenon 
des  Kaläm  anklingt  (Zeitschr.  f.  hebr.  Bibl.  I  1281  Vgl.  zu  den  angeführten 
Stellen  noch  Sahrastäni  68,  6  ff.  —  Zu  ^pyS«  pöiW  und  '•ÖDJ^«  'ihn  vgl.  noch 
Chazari  IV,  25  (ed.  Hirschfeld  280, 15). 

S.  52,21  (zu  Note  8).  Mit  Bezug  auf  Jes.  40,25  und  Hos.  12,11  heißt  es 
Zohar ,  H2  'Ö  (ed.  Amsterdam  II  42»») :   ÖVön^l  ^7]^'h}f  H^^üvh  P'^ni  13  «Sn  .... 

riDi«  ü'^H^2yn  i^3i  irr»«  ^«m  pnSn  ]Voii  ]vm^  hkid  diöd  in  h:h  nnn^  v^^  ^y.    Es 

ist  möglich,  daß  unser  Verf.  und  der  Verf.  des  Zohar  aus  derselben  uns  unzu- 
gänglichen rabbinischen  Tradition  schöpften  (Mitteilung  des  Herrn  Dr.  Michael 
Gattmann).     Vgl.  auch  den  Wortlaut  des  Raschikommentars  zu  Hos.  1.  c. 

S.  53,  16  ff.    Vgl.  Ichwän  I,  i  26,  15  ff. 

S.  54,6.  „Der  Intellekt  ist  [der  erste  Botschafter  undj  der  vornehmste 
Dolmetsch  und  der  ihm  am  nächsten  stehende  Känmierer"  stinmit  wörtlich  mit 
Hermes  Trismeg.  ed.  Bardenhewer  11,6  überein  (vgl.  Kaufmann,  Gabirol  54 
Anm.  1).  In  demselben  Sinne  wird  der  Intellekt  bezeichnet  als  \\X^  ^  «Ul  Ka^I^ 
>SUJ^  „der  Stellvertreter  Gottes  in  dieser  Welt"  (Muljäbasät  nr.  20  ed.  Bombay 

20,  5  V.  u.)  oder  »i^^l  jÜLäJI  'mAs>  „der  Stellvertreter  der  ersten  Ursache"   (ibid. 

nr.  106  ed.  118,3)  vgl.  Ibn  Miskawejhi,  Tahdib  al-achlä^  114  jl^'  ju  j^jJI  ,y&Mj\ 

(scü.  qUo^I)  «JOft  Jj>^  je  aili  XftJL^y^^  fJl^\  er 

Häufiger  ist  jedoch  die  Bezeichnung  des  Intellektes  als  Mittler,  Boten,  Pro- 
pheten, Kämmerer  und  Verwalter,  wie  in  unserem  Text.  „Wenn  Gott  der  Seele 
zeigen  will,  was  er  in  dieser  Welt  hervorbringt,  macht  er  den  Intellekt  zum 
Mittler  zwischen  sich  und  ihr,  gleichsam  zum  Propheten,  der  zwischen  Gott 
und  den  Menschen  vermittelt"  y2  ^y^DWn  «''O:  1Ö3  r}yy\  ^y'2  "»V^D«  Soirn  D''^'» 
O^KTian  ItW  ]^y\  *r\^  «"nnn  (Isak  Israeli ,  Buch  der  Elemente  ed.  Fried ,  52  ult.) 
Nä^iri  Chosrau  (ZDMG.  XXXVI  482  v.  36) :  nennt  den  Intellekt  „den  stillen 
Gottesboten"  c:-j^Äfi|T  J^j  ....  J^-^-.    Diese  Anschauungs-  und  Ausdrucksweise 

Abliandlungon  d.  K.  Gts.  d.  Wis5.  in  O^ttingen.    Phil.-hiit.  KI.  N.  F.  Band  9,  i.  f 


42*  I.    QOLDZIHER, 

ist  von  da  aus  anch  in  der  ^üfischen  Mystik  ausgeprägt.  I§ihäb  al-din  al-Snhra- 
wardi  nennt  den  tätigen  Intellekt  (identisch  mit  ruh  al-^ndos)  j,den  Vermittler 
(Kta^)^)  der  Existenz  der  Welt,  und  den  Hansverwalter  der  elementaren  Dinge 
(oliyiaAjüi  \sX^sXS)  im  Aaftrag  Gottes"  (bei  Fleischer,  Catalog.  Bibl.  Senat.  Lips. 
605^).  Der  persische  Mystiker  Senä'i  sagt  vom  Intellekt:  er  sei  ^U^  ^j^y^JS^ 
der  Yerkündiger  des  (göttlichen)  Befehls,  ^bj^  j^  der  Kanzler  Gottes  (Hadi^at 
aHaUl^a  ed.  Bombay,  1859,  lith.  170-171. 

In  diesen  Sentenzen  ist  nicht  immer  bestimmt  zn  verstehen,  ob  der  Welt- 
intellekt oder  der  individuelle  Intellekt  gemeint  sei.  Ganz  klar  auf  letzteren 
bezieht  sich  der  Ausspruch  bei  Ibn  Ezra:  iSor  Nin  Vn^K  |''31  DI«  ^2  iNSom 
„der  Engel  (Bote)  zwischen  dem  Menschen  und  seinem  Gott  ist  seine  (jedes  ein- 
zelnen Menschen)  Vernunft^  (Einleitung  zum  Pentateuchkommentar,  3^  Methode) 
vgl.  'n  n'^W  Satrn  (Komment,  zu  Prov.  22, 20).  Jeh.  Hai.  Brody-Albrecht  nr.  95 
V.  15  13^31  ni^3  I^X  D^V  njn.  Durch  die  neuplatonische  Beeinflussung  der  arabi- 
schen und  jüdischen  Peripatetiker  ist  dieselbe  Anschauungsweise,  wie  wir  bereits 
oben  an  einem  Beispiel  sehen  konnten,  auf  den  vovg  noi.'qtixög  angewendet  worden, 

wie  z.  B.  bei  Maimüni ,  Dalälat  III  c.  61  (ed.  Munk  III  125»  7  v.  u.) :  nb>nSK  in 
nmi  M1^^3  (entlehnt  im  Kommentar  zum  H.  L.  ed.  Friedland  in  Steinschneider- 
Festschrift  54, 4).    Der  in  diesem  Zusammenhang  angewandte  Terminus  jCLo^  führt 

zugleich  auf  die  Emendation   des  Wortes  jüLe  in  Mas^üdi,    Tanbih  119  ult.:   ^I^ 

Die  in  diesen  Sprüchen  dem  'al^l  zugeeigneten  Würden  werden  zuweilen 
auch  auf  die  Seele  übertragen;  auch  in  diesem  Falle  zwischen  Weltseele 
und  individueller  Menschenseele  schwankend.  Wir  werden  bald  sehen,  daß 
die  Ichwän  al-^afä  den  Titel  juto^l  ^  «Ut  Ki^L>  auf  die  Weltseele  beziehen  und  in 
ihrer  Weise  mit  Koran  2,  28  in  Verbindung  setzen.  Von  der  mit  Kenntnissen 
erfüllten  Seele,  die  durch  Weiterbelehrung  anderer  eine  Vermittlerin  zwischen 
Gtoit  und  dem  Menschen  ist,    sagf  Fachr  al>din  al-Räzi,  (Mafätih  al-gajb  I  414 

Mitte) :  «oLa  ^^^  «Ut  ^;v^  Klau«t^  >^^  äUX^  o.Lo  ^  'iLiX  k^aX  l^^ ;    eine  rationa- 

listische  Wendung  der  neuplatonischen  Metaphysik.  Alle  diese  Anschauungen 
haben  ihre  erste  Quelle  in  den  Benennungen,  die  Philo  dem  Logos  gegeben 
hatte:  *EQ(iriv€i>e,  inotpiiTfig  ^sov  u.  a.  m.  (Zeller,  III*,  n,  371). 

Im  System  der  Personifikation  jener  geistigen  Mittelsubstanzen  wird 
dann  die  Mittlerwürde  des  Weltintellekts  auf  die  Personen  übertragen,  in  welchen 
man  jene  verkörpert  glaubt.  So  ist  es  zu  verstehen,  wenn  die  Ichwän  al-safä 
(I,  n  44  unten)  vom  „absoluten  Menschen",  al-insän  al-mutla^^),  der  in  den 


1)  =  JJäJI  ^Uo^J  im  Gegensatz  zu      IJ.  ^^Uo^t  (Theol.  Arist.  68, 4  v.  u.  142,  5 ;  146 

passim) ,  yj^]j]  ^^l^^\  (ibid.  108,  3).     Zu  /jUall  qUö^I  vgl.  auch  Hftfiz,  Dlw&n,  Mukatta'Ht 
nr.  42  (ed.  Rosenzweig  —  Schwannau  TU  314). 


KITAB   MA^ANI   AL-JKAFS.  43* 

einzelnen  in  Erscheinung  tretenden  Menschen  individualisiert  sei,  die  an  seiner 
Idee  teilhaben  (eine  Modifikation  des  yBvixbg  Rrd-gcnnog  des  Philo),  sagen:  er  sei 
identisch  mit  der  Weltseele ^),  an  der  jedes  einzelne  menschliche  Individuum 
einen  Anteil  hat  und  sei  als  solcher  der  im  Koran  als  „Stellvertreter  Gottes  auf 

Erden"  bezeichnete  Adam :  ,^JJ!  ^^  (jiLii\  ^^UJ^t  I J4J  (jJ^f  ^jJjJ\  JT  ^^t  jJLäI^ 

(jwUüt.  Im  9Üfischen  System  des  Geläl  aJ-din  Rümi  ist  Muhammed  die  Personi- 
fikation des  Weltintellekts ').  In  diesem  Sinne  indentifizieren  die  Ismä'iliten  die 
verschiedenen  Träger  der  kosmisch-hierarchischen  Würden  mit  den  geistigen 
Substanzen  des  neuplatonischen  Emanationsprozesses ').  Die  in  jedem  der  sieben 
Weltalter  sich  erneuernden  Nätik  (von  Adam  bis  Muliammed  b.  Ismä^il)  sind 
Inkarnationen  des  Weltintellekts,  die  Asäs,  auf  die  sie  die  Geheimnisse  des 
esoterischen  Wissens  emaniren,  sind  Inkarnationen  der  Weltseele  ^).  Der  fati- 
midische  Chalife  al-Mu'izz,  sowie  BaSid  al-din  Sinän  hielten  sich  für  Verkör- 
perungen des  Weltintellekts  ^).  Die  Drusen  bezeichnen  die  Personen,  die  in  ihrem 
System  als  die  Inkarnationen  des  'AIjlI  in  verschiedenen  Weltepochcn  gelten 
(Selmän  al-Färisi,  Hamza  u. s.w.),  als  Großveziere  Gottes  (Oppenheim, 
Vom  Mittelmeer  zum  Persischen  Golf,  I  135.)  Solche  Anschauungen  haben  auch 
noch  auf  den  modernen  orientalischen  Schmeichelstyl  abgefärbt,  in  dem  selbst 
der  kadscharische  Schah  von  Persien  als  der  Weltgeist  bezeichnet  wird®). 

S.  54,  8  fi^.  Der  hier  entwickelte  Emanationsprozeß  stimmt  in  seinen  Prin- 
zipien mit  der  in  der  Theol.  Arist.  dargelegten  Theorie  überein,  welche  die 
späteren  arab.  Neuplatoniker  beeinflußt  hat  (Schreiner  1.  c.  126  fi*.).  Man  sieht, 
wie  der  Verf.  die  Theorie  von  diesem  Emanationsvorgang  in  biblische  und  tal- 
mudische Stellen  hineinlegt;  darin  besteht  seine  Originalität.  Diese  Emanations- 
lehre hat  auch  bedeutende  Spuren  in  den  Dichtungen  der  andalusisch-jüdischen 
Schule,  deren  Meister  sich  zur  neuplatonischen  Weltanschauung  bekannten;  die 
Voraussetzung  jener  Anschauungen  ist  für  das  Verständnis  der  Dichtungen 
unerläßlich.  Im  besondern  wird  auf  die  Ausstrahlung  der  Seele  aus  dem 
Intellekt  sehr  oft  Bezug  genommen.  Ibn  Gebirol,  der  ja  selbst  Verfasser 
eines  berühmten  neuplatonischen  Lehrbuches  ist,  sagt  in  der  „Königskrone" 
„die  Seele  sei  aus  den  Feuerflammen  des  Intellekts  gebildet''  Bf^^  0137170  nn^tt^ 
ns^Tin  73B^n,  wörtlich    „ausgegraben,   ausgeschnitten",    einem  arab.  s^y^tLsoS  oder 


1)  Die  Identifizierung  des  Idee-Menschen  mit  der  Weltseele  finden  wir,  mit  Übertragung  jener 
Yorstellung  auf  Christus,  bei  den  Symmachianern :  eum  (Christum)  Adam  esse  et  esse  an  im  am 
generalem  (nach  dem  Zitat  in  Jewish  Encyclop.  s.  v.  Adam  Kadmon,  I  182*  unten). 

2)  Masnavi-i-ma'navl ,  transl.  by  E.  H.  Whinfield  (London  1887)  188  ult.  198  N.  2;  214,  N.  1. 

3)  Vgl.  Eth^  N&§ir  b.  Khusraus  Leben,  Denken  und  Dichten  (Actes  du  VI*™«  Congr^s  des 
Orientalistes ,  Leiden  1885,  II.  Partie,  1,  Sdmit.)  194. 

4)  Guyard,  Fragments,  p.  336  Note  5. 

5)  ibid.  350.  888. 

6)  Polak,  Persien  (Leipzig  1866)  U  72,  14;  321,25. 

f* 


44'*'  I.   GOLDZIHER, 


--     »o 


\£^^IaÄ3f    entsprechend^).      Abraham  Ibn  Ezra^)   sagt  von  ihr   „sie  schöpfe  (ihr 

Wesen)  aus  der  Sphäre  des  Intellektes"  nn«tt^  h^\ffhyhy}2;  Zerachjah  ha-L^wi') 
redet  sie  an:  „Dn  bist  gehauen  ans  des  Höchsten  Herrlichkeit  nnd  ans  klarem 
Licht"*)  nx  "n«D1  ]T»Syn  IIMO  nni^n  lin;  L^wi  al-Tabbän*):  „der  Intellekt 
strahlt  sein  Licht  auf  die  Seele"  r^ümn  Sy  nwp  Sw  ^3.  Vgl.  die  die  Phraseo- 
logie  dieser  emanatistischen  Anschauung  reflektierenden  Worte  des  Bechaji  in 
der  Ermahnung  (nn^in)  an  die  Seele:  „denn  aus  dem  Quell  der  Vernünftigkeit 
bist  du  entsprungen  und  dem  Ursprung  der  Weisheit  bist  du  entnonmien  und 
vom  heiligen  Ort  bist  du  hergeholt  und  aus  der  Stadt  der  Helden  herausgeführt, 
von  Gott  aus  dem  Himmel"  ^) ;  darauf  folgt  die  Ermahnung ,  die  Seele  „möge 
sich  in  die  Kleider  der  Vernunft  hüllen*'.  Wenn  al-Charizi  in  der  13.  Makame ') 
von  der  Seele  sagt:  „Erwache  meine  reine  Seele,  die  aus  der  Herrlichkeit 
Gottes  gehauen  ist"  mit:!  Sk  11M0*m3  ^B^S3  ^liy  so  ist  hier,  sowie  auch  in 
einem  anderen  oben  angeführten  Beispiel,  unter  „Gottesherrlichkeit"  eben  der 
WeltinteUekt  zu  verstehen,  den  man  in  der  Allegorie  dieser  Neuplatoniker  mit 
dem  aus  Gott  emanierten  IJrelement  identifiziert,  aus  dem  die  Vernunft  ent- 
strömt*); die  Sphäre  des  Intellekts  sei  „unter  dem  Gottesthron"®).  Läßt  man 
zwischen  das  göttliche  Wesen  und  den  Weltintellekt  nicht  (wie  bei  Ibn  Ge- 
birol)  den  Urwillen  treten,  sondern  den  Intellekt  unmittelbar  aus  dem  Ur- 
wesen  ausströmen,  wird  jener  selbst  mit  dem  „Thron  der  Herrlichkeit"  identi- 
fiziert. Es  ist  interessant,  diese  Theorie  an  einer  Stelle  auseinandergesetzt  zu 
sehen,  die  sonst  in  keiner  Verbindung  mit  diesem  Ideenkreise  steht,  in  der  Ein- 
leitung des  bereits  oben  erwähnten  Zerachjah  b.  Isak  ha-Lewi  aus  Gerona  (1172 
— 80)  zu  seinen  Glossen  zum  talmudischen  Kompendium  des  Isak  Alfäsi  (IBD 
ninit^on).     Er  setzt  an  dieser  Stelle  auseinander,  daß  die  Seele  in  der  Bibel  den 


1)  Vgl.  Bechaji,  Herzenspflichten  III  c.  2.  (ed. Wien  1856;  130, 11  ff.):  ^^rm  D^y  Win  S^tt^H 

D^nyn  D^öijn  oSiyn  n^i  Nim  ^:niin  ]rSyn  oSiyn  p  tuj  im  arab.  original  SpyS«  ]k 
riß* '  dSk  dnd3«Sk  oSwy  '•ö  nn:i  inß  vhifvhn  dSkvS«  id  yönpo  '•aKnn  c)''öS  imi 

2)  Brody-Albrecht,  Neahebr.  Dichterschule  145,5  vgl.  die  Stellen  bei  Rosin,  Monatsschrift 
XLII  (1898)  486. 

3)  Bei  Reifmann,  Biogr.  des  Zerachjah  (hebr.)  31,8. 

4)  Der  „Glanz^  oder  das  „Licht  des  Intellektes"  ist  eine  bei  orientalischen  Neuplatonikem 
auf  Plotin ,  Ennead.  III ,  5.  9.  zurückgehende  stetig  wiederkehrende  Vorstellung.  Vgl.  Nicholson, 
Selected  Poems  from  the  Diwftni  Shamsi  TabrTz  334  zu  Note  6. 

5)  Bei  Brody-Albrecht  1.  c.  108, 4. 

6)  Dnin;i  n^yoi  •  nH3in  u^)'ip  oipooi  •  nnj?^  nosn  ]^doi  ♦  nynp  m^a  "iipDO  ^d 

:  D^ott^n  ]o  ^"^  HNO :  nK>nn 

7)  Tachkem6nf  ed.  Amsterdam,  26. 

8)  Kaufmann,  Gabirol  53.  Über  die  Identifizierung  des  „Qottesthrones"  mit  dem  Urwillen 
B.  Schreiner  ZDMG.  LH  521  A.  5. 

9)  „Die  Sphäre  des  Intellektes  ist  unter  dem  Thron  der  Herrlichkeit"  (Königskrone :  ^n^3:in3 

(iiMn  HD3  Sott^  b^hyo  nSyoS 


KITAB   MA'ANI    AL-NAFS.  45* 

Namen  1i3|  führe  ;,da  sie  der  Schöpfer  aas  dem  ,Thron  seiner  Herrlichkeit*  ans- 
strahlen  läßt.  Sie  sei  eine  Substanz,  die  sich  nach  ihrem  Ursprung  zurücksehnt, 
wie  sich  ein  Liebender  nach  seinem  Freunde  sehnt.  Die  Philosophen  verstehen 
unter  dem  Namen  „Thron  der  Herrlichkeit"  die  Sphäre  des  Intellekts.  Wenn 
ihr  Licht  —  so  sagen  sie  —  auf  die  lebendige  reine  Seele  strahlt,  die  ihr  ent- 
nommen ward ,  so  strahlt  diese  so  glanzvoll  wie  das  Firmament"  ^).  Das  Vor- 
kommen solcher  Auseinandersetzungen  an  der  Spitze  eines  talmudischen  Werkes 
ist  mit  ein  Zeichen  für  den  tiefen  Einfluß  der  neuplatonischen  Anschauungen 
selbst  auf  die  der  philosophischen  Spekulation  fern  stehenden  Kreise. 

S.  B4, 14  f.    Vgl.  oben  zu  19, 24. 

S.  55, 7  fiP.  Zur  Beleuchtung  des  hier  erörterten  kann  eine  Auseinandersetzung 
dienen,  die  Ibn  Sinä  in  der  Risälat  al-mabda*  wal-ma'äd  (Leidener  Hschr.  nr.  1020, 
fol.  25^)  der  These   widmet,    daß  man   von   der  Schöpfung  nicht   den  Ausdruck 

^jä  sondern  cJu?  anwenden  müsse*).  Dem  folgenden  Text  vorangehend,  wird 
dargelegt,  da^  der  Ausdruck  J^cb  eine  unzweckmäßige  Bezeichnung  für  die  gött- 
liche Schöpfertätigkeit  sei,  da  sie  bei  der  Entstehung  des  Universums  ein  voran- 
gehendes Nichtsein  (^sX^)  voraussetze: 

er  *U^^  L^  jJijLi  e^l  er  ^  ^  r^^  j^^i^  jj^  l^  ^  S^\  »sXi^  ej"*^  J^üü^  er  3^' 

^  il^\  olo  ^  äLu  (^L^*  ^  i^bt  ^1  fcätJu  ^  U  ^j^\j  'xa\o\  ^^Ju^iL  oy^  ^Ljül 
^^  j^ljül  v6.s:^l,  Ut  JoiftJI  er  3^'  «i^^  ^'^  o^  /^  iiti^t^'^^  e;vj»^  ü^  iJf  ^^^  «Su 
e^.  ^JLs  J^i  ^  W^  ^b  v>^3  ,>jdi  Up  HcxJls,,  jjb  ^-^  ^T  ^  ^^^3  juuit  Bwxft 
(kXjJ?  ^  jj^  ^J^5  gj^Ji  vjyÄ3  ^tf  u  j^  UXfi  Ji;l  jü!  J^UJ!  oyi  q"^  e)*^  vJ^UJi  e^ 

^jüJ»  jJLi^  USb  ^j>^J  (Hschr.  Jla^\st)  *LLäI5  g)Ju^l  Ut^  iJU  ^  Uä!^  UXc  g^j  Uö^ 
e^!  llu  Jüi  Ü^Ai  >«j|^l  e^  vA>^:5ivJL  ül^  ^i^jj!  vii.^L  vjyäl^  5^i  ^3^  ^i  lÄ^  USb 


1)  c)D:D:n  oxyn  «ini  ♦  itihd  vSy  ]ni  hdi  ♦  mD3  «ddd  d-ikh  Sy  nS^fs  «nsn  ^3 

•»3  no«!  S^im  SA:i  m^n  kdd  in-ip  -ipnon  '»o^m  •  nnS  cio^in  penn  loo  •  mo^  Sh 

y^nn  nno  n^nrn  müü  nnp^  ir«  noin  rr^nn  rsan  Sy  D'»nn  iin  «ini  "i-n«  nn?n 

2)  Zu  dieser  Darlegang  ist  zu  vgl.  Ibn  Saddtk  ed.  Horovitz  55  unten :   über  den  Unterschied 


^  oS 


zwischen   rPl^^  (=  /  äAt^)  und  c^ Ju^   ini  Arabischen.      Über   den   Unterschied   zwischen   cju! 

Ca  S  * 

vii>^»^  und  .  ij[^  vgl.  auch  Ibn  8ab*in ,  Joum.  asiat.  1879,  II  363  ff. 


46*  I.   OOLDZIHEB, 


IJI3  txXli  ^^tf  bLi  JJÜJ  i»  i3^J  lÜUJI  ww^  lob  ÜU:>  3jÜ3  ^Uj  JjÜ,  XTp.  Jjü^  »SU  JJÜ 

S.  66,24.  ]M^pV  Unter  den  Bezeichnungen  des  Körpers  als  Hülle  der 
Seele  findet  man  auch  bei  den  Ichwan  III  133, 19  ^1  (j»^  0^x43  nJjU,  Lfl  Ou^l^ 

S.  56,26  (vgl.  42,20fF.;  57,7).  Die  in  die  Körperwelt  herabsteigende  Seele 
vergißt  ihre  früheren  Kenntnisse ,  Hermes  Trismeg.  46, 2  ff.  55, 3  ff.  60, 10  ff.  ; 
Massud!,  Tanbih  120,10.  Aach  im  System  der  Harranier  geht  die  mit  der  Ma- 
terie vereinte  Seele  der  Kenntnis  ihres  Wesens  and  ihrer  arsprünglichen  Heimat 
verlastig ,  Chwolson ,  Ssabier  11  494 ,  6  ff.  Wie  sich  dies  im  Süfismus  darstellt, 
zeigt  'Abd  al-Kadir  (jriläni  im  Sirr  al-asrär  wa  mazhir  al-anwar  (gedruckt  a.  B. 
des  Kitäb  al-ganja  li-talibi  tarife  al-hak^  vom  selben  Verf.  (ed.  Mekka  1314)  I  21 

viwlil  fjj  i  ^U^l  sXi^  CT  ^=i*^''  ^  vi^-Ä^^  ^Uo^^l  i  vi^^w^l^  ^l^^^il  ^Ä^^üiLü  uli 

i^^UvJ!  w^l  JiyL  ^  ^Ux^l  JczJ\  ^yi  ^^1  ^^1  il  ^yi-  ^  Ja  I^B  ^^ 

Juo^l  ^^^1  *£!JJu  pl  8/ Je».    Vgl.  auch  oben  zu  28,  6. 

S.  60,22.     Der   hier   ausgesprochene  Gedanke   wird  im   Namen   des  Plato 

zitiert  in  den  Amtäl  hikmijja  (Stambal  1300)  144 :   iUXÄlf  öy^f  JUJl  lAtf»  ^  ajJI 

^LäAJI  '5|  Ji'li  ^^  JJ^I  vJLb  er  ^^  t^^jp.  ^  ^"^  ^  J^  lywL>  :i^  ^j^Uül  J^l  U  U»^^^ 

jj^UJl  J^l  IJ^  Jue  U  sJü  ^  PÜtJt  vi» 

Josef  b.  ^Alpiin  führt  denselben  Gedanken  aas  in  seinem  Kommentar  zam 
Mischnatraktat  'Aböth  II 17 :  D^OV  üvh  Vn^  I^B^  ^31  (Hschr.  Bibl.  d.  Ung.  Akad. 
der  Wiss.  —  s.  oben  14  —  fol.  80*),  eignet  jedoch  den  von  Plato  zitierten  Spruch  den 

Rabbinen  zu :  i^on  inN  in«  iro  D'^^pw  D^^pnnS  D^iyS  nvnS  Dn«S  liröH  ^«V  ^ß^l 
ona^N  D^^n  nn  nottfa  (so)  n'':!  tt^^tt^  ^d  S^n  1^  d-q«S  'n'»  S^n  Hiin  rrsr^  ny  niav^  «S 
manSi  misS  Siyn^  m«nn  ns  onn  on  o^om  ni:3pani  onuni  o'^an  i^rn  ona  i^Sin^ 
^«D  hh^  rh^)f2i  pD^n-^tt^  iS  n^^n  vh  ni::nj;n  •»^iSki  mnnyn  on^B^o  Sj;  iDtt^  onS  ]rui 

nwan  n«^n  idv  St  ii^m:n  no«  ]'y\  hSh^i  nyru  iwo  iy  dihoi  lyiDD  ini  Hnn  i:nnt5f 

S.  61, 16.  Diede  Erwägung  über  den  in  Koh.  3,  21  anscheinend  ausgesprocheneu 
Zweifel  geht,  wie  bereits  Horovitz,  Psychologie  67  Anm.  132  gezeigt  hat,  auf 
Sa^adjah,  Amänät  VI  Anf.  zurück.  Die  Erklärung  ist  in  der  älteren  jüd.  Schrift- 
auslegung begründet,  MidräS.  Jelammedenü,  Levitic.  Anfang:  )^«  Ol  "i:i1  yiV  'O 

aittr»  NDin  Kincf  ynv  ••d  laiins  nn  onii  dw^  yiv  '»öi  nin^n  -lowßf  iöd  nS«  ynr  on« 

'Ol  D-^n^Hn  S«.     Zu  beachten  ist ,  daß  bei  Pseudo-Balchi  ed.  Huart  II  117,  alt. 


■^  «A        A 


KITAB   MA'ANI   AL-NAFS.  47* 

der  seine  Information  hier  ohne  Zweifel  von  Jnden  holte,  dieser  Vers  in  fol- 
gender Weise  übersetzt  ist :   »t^\  i?  HsXsLo  ^  Jj^  .1^^!  ^1  ^^J^  LJt  ^jCu  ^Ji  ^ 

^j^\  JJL-I  i^  ijJJ  v'^iXH  Qjf5-Ä^  ^^JtAJi  j.<^^t  J,!^  jjjl^  „Wer  von  ench  wissend  ist, 

weiß,  daß  die  Seelen  der  Menschen  in  die  Luft  nnd  in  die  Höhe  hinaufsteigen 
und  daß  die  Seelen  derer  die  den  Tieren  gleichen  in  die  Tiefe  der  Erde  hinab- 
fahren". Im  Midrää  r.  z.  St.  wird  nonrn  mi  aufgefaßt  als :  D'^^tn  W  p^niOW. 
Der  Vers  wurde  von  den  Eabbalisten  zu  mystischen  Ausdeutungen  benutzt,  die 
von  Josef  Salomo  del  Medigo  in  seinem  Briete  an  den  Earäer  Zerach  ins  Lächer- 
liche gezogen  werden  (bei  Geiger,  Melo  Chofnajim  5). 

S.  62, 5  ff.  Der  Aufenthalt  der  Seele  in  der  Korperwelt  wird  in  platonischer 
Weise  als  Verbannung  aufgefaßt ,  nnS^  DV  nnSj  irfnS  vh  ^3  ( Jeh.  Hai.  Diwan  ed. 

Brody  II  nr.  89  v.  6)  *).  Ihr  Dasein  hier  auf  Erden  sei  das  eines  Armen,  Unter- 
druckten. In  einem  späten  Midrää,  der  bereits  unter  dem  Einfluß  solcher  An- 
schauungen steht,  wird  der  „Arme  der  auf  dem  Esel  (Körper)  reitet^  (Zekh. 
9,  9)  auf  die  in  die  Körperwelt  verbannte  Seele  gedeutet,  desgleichen  Ps.  35, 10^ 
Huf  sie  bezogen'). 

Die  Kenntnis  der  diesseitigen  Welt  und  die  Entwicklung  von  Kräften,  die 
im  Intelligibeln  schlummern ,  ist  nach  Biotin  (Zeller  III*  ii  573)  der  Zweck  des 
Herabsteigen  s  der  Seele  in  die  Körper  weit.  Auf  die  entsprechende  Darlegung 
in  der  Theol.  Arist.  72, 4  ff,  hat  Horovitz,  Bsychologie  46,  Anm.  87  verwiesen. 
Vgl.  auch  Hermes  Trismeg.  16  ult. :  diese  Welt  sei  jLüü>t3  vit^^  ^  ^b ;  ibid. 
55,1;  60  penult;  die  „edeln  Fremdlinge"*)  (iüb^l  oLuto^t)  steigen  in  diese 
Welt  herab  „um  sie  zu  erkunden"  »jaääJ  ;  (vgl.  hier  Z.  26).  Zur  Vergleichung 
mit  der  Darlegung  unseres  Verfassers  dienen  Ichwän  II  336  (=  Dieterici,  An- 
thropologie 125) ;  Isak  Israeli,  Definitionen  (Steinschneider-Festschrift,  Texte)  132, 
4  u.  ff.    In  Betracht  kommt  auch  das  Seelengedicht  (Anfang:  ^\  ^)uJI  va^JxaP)  des 

Ihn  Sinä  (besonders  v.  17  ff.)  bei  Kazwini  ed.  Wüstenfeld  I  304,  Carra  de  Vaux, 
Journal  asiat.  1899,  II  164. 

Der  Schüler  des  Maimuni,  Josef  ihn  *A^nin,  bespricht  diese  Frage  wiederholt 
im  Sinne  der  Neuplatoniker ;  Zweck  der  Herabkunft  der  Seele  sei  die  Erwerbung 


1)  Vgl.  Moses  b.  Ezra,  Brody-Albrecht  nr.  67  v.  26  von  der  Seele:  n^^ß^  ^o^  mS^  miö- 
In  der  18.  Makame  des  Chartzi  (ed.  Amsterdam  26^  3)  sagt  die  Vernunft  zur  Seele:  Hv*!  "ny^nn 
^:y  1\D0  «^  JTOV  '»nO  ♦mjnO  n^'iy  (arme  OeAngene)  vgl.  ibid.  27»  12,  ^niS^  DTO-  ÖelW 
al-din  Rümt  beschreibt  die  Seele  als  eine  „Fremde  im  Ezil^.   Whinfield,  Masnavi-i-ma^navi  163, 2  £f. 

2)  Midrasch-Agada  snr  le  Pentateaque  ed.  Buber  (Wien  1893)  I  159. 

3)  Vgl.  Isak  Israeli  ^Qyn^  Pllin  lOND  ^  der  hebr.  Zeitschrift  Ha-Karmel  I  405, 18  t<^ni 
fniK  nrn  oSiy^  (^K^-  yn^  oben  S.  44  Anm.  l).  Zerachjah  ha-Lßwl  in  einem  Gedicht  an  die 
Seele :  sie  habe  Gefallen  gefunden  an  ihrer  Pilgerschaft  Ijnilja  npttTI  bei  Reifmann  *n  nnSlH 

^Sn  n^mt  (P^ag  i858)  32,  u. 


48*  I.   GOLDZIHER, 

der  wahren  Erkenntnisse  und  der  guten  Handlangen,  die  in  der  reinen  Geister- 
welt nicht  erlangt  werden  können.  Das  irdische  Leben  sei  die  Welt  des  An- 
eignens  und  Tuns,  die  jenseitige  Welt  die  der  Vergeltung.  Ich  teile 
hier  nach  der  bereits  oben  angeführten  Handschrift  einige  Stellen  aus  dem  Kom- 
mentar zu  den  Pirk^  Aböth  von  Ibn  'Aknin  mit,  in  welchen  diese  Anschauung 
ausgesprochen  ist: 

Aböth  1, 14:  (fol.  19»)  ^D  '"•n^  ^ßföiS  n^m  nh  ^:k  d«  '^b  Ohö^n  vmj;  nb  okv 
^:Din3  nioin*?  aiöni  in^n  oni  ny^^w  ödmi  noDnn  i^:ptt^  ^fiS  nn^o  in«S  "h  n^r 

nnoK  yivi  möDnm  nynn  n:ittfD  m^«  B^ßan«^  nc^n  oSiy  «im  trnyS  «Sh  or«  ocm 
nconsn  "»i^a«!  o'^oDnm  D''«'»n:n  So  liHnn  i^'^öS  üh)yn  '•la^wo  nni:Di«  '»Son  «S^<  noNn 
larnßf  no  DiSrrn  nonn  ona  iSnS  nioanno  n:nn  :i^mi  fniyn  on^o^  naiHn  nonni 
TJDK.  pi  nnwn  niD^nn  ]''aj;n  nr  d:i  latnöi  'idi  inrnöS  nbn  nrn  oSiyn  'dhid  nnivS 
3V«)  rim^Tjp.1  nio^  d«  vn^s  inn (n  'ö  nSnp)  'ui  ^n  nSsS  ^d  inoona  noSv 

hSk  Pp  ü'jyi)  i:^«  «Sm  nriiyn  D'^did  o'^tf^yoi  nioon  ni:pS  Sovn  ^^\rm2  "iSo  Cr,  •i''» 

(ri'»  ,nS  niyv'»)  ^  mn  Si«ttr  t6  ^d  piDS)  ini«  Sttf  tm^ö  pi  yviSi  pn^  ^)-oir  diW  obiy 
SSn  orT'ripttf  myiöno  j;iö  nyiSi  D'»ttfj;o  m^pS  Sov  vh  Si«ßf  S«  ^Sni  nocf  Di«  'iSa 

hbpnS  n«mm 

ibid.  IV,  l6(fol.l34'>):  nioDn|ni:pS  trnya  dikh  7-i^ttf  i:v^  (inmöS  non  fmyn) 

fhiyD  itt^vm  aiün  hb^d  mtgySi  pn^ionp  Sy  D^Hi>ct3n  nyiSi  o^Knan  mnoN  2^^rh^ 

vh  nmyai  nriiyn  pot^n  m:n^S  nc^öm  ]^ipn  oSiy  «in«^  '»iso  n  o^ipa  onmn  nS««^ 
nyT)  pnrni  ntryo  ]••»  '»d  inoDnn  noSir  -iö«  nr  Syi  o^aiö  D'»irj;o  nSi  hiddh  kS  u  ]^iip 
«S«  i^ap  dSij;  imyn  |^«ttr  i:S  •T'jn  (>  »'Id  nSnp)  noc^  iSin  nnw  ly«  Sifc<yn  nponi 

fhiyn  D'^BVon  n''''ttfy  Sy  lOttf  oiW  oSiy 

ibid.  II,  9  (fol.  39^) :  (1-  nöDnno)  D^DDnno  nipi  nain  niynDno  Dn«n  j^e^n  ok 
myionö  niipS  nyn  id  ]nji  oSiyS  «d  ]D  nio  Sycf  vhyB  nnttf*»!  lo^y  SSnn^  S«  inv 


1)  Die  Antithese  von  jj^i  \^  und  i;^^  «^ ,  der  die  obige  Gegeneinanderstellung  ent- 
nommen ist,  ist  der  arabischen  Litteratur  sehr  geläufig  (REJ.  XLVIII  181);  ohne  Antithese 
Jt^^i  j\:>   UiJÜI  Tab.  I   328C,  18   vgl.  Ibn  Sa'd  III,  11.  60,6.  —   Auch   in  der  jüdischen  phUo- 

sophischen    Litteratur   begegnet   die   Antithese   häufig   Sa*adjah,    Amünät  148,6  v.  u.  LJjJI  »Ä^ 
ä3^  ^b  ^  jüi  (Ibn  Tibb.  D"nBn  dVij;)  ;  vgl.  Jüsuf  al-Basir  (c.  23)  C|'^*?3nS«  IKI  (hebr.  Übers. 

des  Töbfjah  ntn  üh^])2)y  isak  Israeli  ßföini  nnn  iDKO  1-  c.  404,18  Soyn  H^n  nm  oSiyntr 

Dl^Vn  n"'D  iniym    (arab.  y^^    ist   hier  buchstabengetreu  wiedergegeben) ;    Ibn   Gebirol   in  der 

Königskrone  Sid:iS  'itt^m   D'^B^oS  lW«in  •Sl^JI  DTT^r:!  HDi  Itt^H   Ü^th^)fr^  "W  n^.     Vgl. 
Bechaji   b.    Äsör   Pentateuch  -  Kommentar   pnriHI    'ß   ^^^e    (BIII,  1^)    Dlfc^n   D'^TIH^   HT   '•iÖDI 

Kinv  ihiyS  iiDtt^  Sib^cf  ns  Sio:in  oSiy  «Si  ntryon  dSij;  «mir  fniyn  ni^on  hnnrtrh 
nntrn  Sdk^  nnir  nny^  mDtr  ^0  Sh  w-nc^  iodi  ntt^on  oSiy  nSi  Sio:in  oSiy 


KITAB   MA^ANI    AL-NAPS.  49* 

Wir  sehen  auch  hier  ein  Beispiel  dafür,  wie  in  der  Lehre  über  die  Bestim- 
mnng  der  menschlichen  Seele  in  ihrem  irdischen  Leben,  selbst  die  von  peri- 
patetischer  Philosophie  abhängigen  Theologen  sich  von  der  Terminologie  und 
Theorie  der  Nenplatoniker  beeinflussen  lassen.  Vgl.  über  den  informativen 
Zweck  des  Herabsteigens  der  Seele  Tanchum  Jerüschalmi,  Jönah-Konunentar  ed. 
Kokowzoff,  in  Rosen-Festschrift  118,  3ff.'). 

Dieselbe  Beobachtung  bietet  uns  auf  dem  Gebiete  der  islamischen  Litteratur 
Fachr  al-din  al-Räzi  in  seiner  Darstellung  der  mit  der  hier  behandelten 
eng  zusammenhängenden  Frage  der  Befreiung  der  Seele;  er  hat  sich  darin 
völlig  an  neuplatonische  Vorstellungen  angelehnt.  Im  Kommentar  zu  Sure  2 
V.  32  führt  er  über  diesen  Gegenstand  folgende  Ansicht  an,  die  auch  seine  eigene, 
jedenfalls  ihm  sehr  sympathisch   zu  sein  scheint  (Mafätih   al-gajb  I  443  unten): 

Ji^  \s^J\  j/:jt  ^>y^\  J  ^1^  ;?u,  cx.^.  o)^^  cAj*^'  ^^^^  J^^*^  8^>^-^-  ü^y^ 

jüLo^  xUf  v^  i  8;/JuJi  x5>U^  iüiUi^  vt  er  ^^^^^  ^^3  oLX-Ji  ,dJlj  ^^  ^^^\ 

„Wir  können  nicht  zugestehen,  daß  die  menschlichen  Seelen  in  der  Zeit  ent- 
standen seien;  vielmehr  sind  sie  nach  der  Ansicht  einiger  von  ihnen  (den  Philo- 
sophen) von  ev^ig  her.  Sie  sagen :  Diese  Seelen  existieren  seit  ewiger  Zeit  gleich- 
sam als  Schatten  unter  dem  Gottesthron  und  lobpreisen  ihren  Herrn.  Der  erste 
Urheber  der  Schöpfung  hat  ihnen  jedoch  den  Befehl  erteilt  in  die  Körperwelt 
und  in  die  Gehäase  der  Materien  herabzusteigen.  Nachdem  sie  sich  mit  diesen 
Körpern  verbunden,  haben  sie  dieselben  liebgewonnen  und  ihre  Gesellschaft  hat 
Macht  über  sie  erlangt.  Da  sandte  (Gott)  die  vollkommensten  und  erhabensten 
jener  Schatten  in  diese  "Welt  herab,  um  in  kluger  Weise  jene  Geister  aus  diesen 
Wohnungen  zu  befreien.  Dies  ist  der  Sinn  der  im  Buch  Kaiila  wa-Dimna  er- 
wähnten Ringeltaube".  Es  ist  dieselbe  Anschauung,  die  ebenfalls  mit  Berufung 
auf  die  Allegorie  der  Ringeltaube  (jUL^^  t^^  JOflt  pL^  o^L&f  ^5^1  tO^  ^^ 

jü^^JoJI)  die  islamischen  Theologen  in  ihrer  Disputation  mit  den  Säbiem  vor- 
bringen bei  ^ahrastäni  212.  Diese  Erzählung  (sie  ist  in  der  Inhaltsangabe  bei 
Ja*]^übi  ed.  Houtsma,  I  99,4,  die  neunte,  vgl.  Calila  et  Dimna  ed.  de  Sacy 
—  Paris  1816  —  160;  ed.  Beirut  1902,  211  ff.;  ed.  Cheikho  125 ff.;  hebr.  Über- 
setzung von  R.  Jakob  b.  Eleazar  ed.  J.  Derenbourg  —  Paris  1881  —  370 :  nilTl 
nplijn)  wurde  von  den  Ichwän  al-safä  (ed.  Bombay  I,  i  53, 14)  allegorisch  darauf 
gedeutet,  daß  die  in  den  Schlingen  der  Materie  gefangene  Seele  nur  durch  die 
Hilfe  guter  Freunde  sich  aus  dem  Kerker  dieser  Welt  befreien  kann,  um  ihren 


1)  Die  Frage  ist  auch  in  der  kabbalistischen  Litteratur  vielfach  behandelt  worden;  skeptische 
Anregungen  gegen  die  gangbare  Auffassang  (XIII.  Jhd.)  Kerem  chemed  VUI  94 — 95. 

Abhudlnnifm  d.  K.  Qei.  d.  WIss.  sn  OMtingen.  Philol.-bfgt.  Kl.  N.  F.  Baad  9,i.  g 


60*  I.   GOLDZIHER, 

Flog  in  die  reinen  Regionen  zu  nehmen.  (Die  Seele  als  Taube  symbolisiert)^). 
Die  lehwän  zeigen  uns  an  einer  anderen  Stelle  ihrer  Abhandlungen,  was  unter 
den  erhabenen  und  vollkommenen  Seelen  zu  verstehen  sei,  die  —  nach  Fachr 
al-din  —  vom  Gottesthrone  kommend,  die  übrigen  Seelen  aus  der  Gefangenschaft 
der  irdischen  Welt  befreien  helfen.  Nach  ihrer  Vorstellung  (III  29)  befinden 
sich  nicht  alle  in  diese  Welt  des  Entstehens  und  Vergehens  eingegangenen  Seelen 
wirklich  im  Kerker  „vielmehr  treten  sie  in  den  Kerker  ein  nur  um  die  dort 
Eingekerkerten  zu  befreien,  so  wie  mancher  Freie  nach  Rüm  zieht,  um  die  in 
Kriegsgefangenschaft  schmachtenden  Muslime  zu  lösen.  So  sind  auch  die  Seelen 
der  Propheten  in  diese  irdische  Welt  gekommen,  um  die  im  Kerker  der  Materie 
befindlichen,  durch  die  sinnlichen  Leidenschaften  gefesselten  Seelen  in  Freiheit 
zu  setzen".  Diese  sind  also  die  Freunde,  mit  deren  Hilfe  die  gefesselte  Seele 
aus  ihrer  Gefangenschaft  frei  werden  kann. 

S.  63,  20  ff.     Zur  Vergleichung   mit   Roß    und  Reiter ,    Schiff  und   Schiffer 
Ichwän  II  246,  6  v.  u.  Ju^^^  s^iy^JÜ  yS^«^  ^-^^  Ay  v^l-^"^  l^*-^'  i^^d.  299, 4 

-Vitf  yjJ^\^  xjLjuJtf  sXm^  jju.    Zöhar  (^np^i  'ö)  II  199»  Kl  nröoS  Knrui  mv 

W  "Ol  KMn  ^n^o!?  «D^  '•«nS  «nnn  tt^:  Tn  «nov:  '•n^H  Bechaji  b.  Ää^r,  Kom- 
mentar zu  n^VHTD  %  B.  III ,  3*»  ittTK  n^i«:i  n^Dn  iod  nivoi  t\^y2,  noDnn  M^m 
mi«n  ]D  i-nön:i  nSon  Tioy»  ivwo  -in«n  «*?i  nioyn  ^ijn  p  rmfin:i.  Die  Ver- 
gleichung der  Körperwelt  mit  dem  Schiff  Tanchum  Jerüä.  Jonah-Kommentar  (ed. 
Kokowzoff),  118, 10 ff.  Solche  Vergleichungen  des  Verhältnisses  der  Seele  zum 
Körper  werden  abgelehnt  in  Ibn  Kajjim  al-ö^auzija,  Kitab  al-ruh  307. 

S.  64, 3.    Vgl.  Kifti   ed.   Lippert  301 ,  10  (Aristoteles) :  y^  ^\j^\  ^Uo^t 

^^  ^^  yiljkSI^  J^JLc  J^Ljf^^^.     S.  noch  Steinschneider ,    Hebr.  Übersetzungen  des 

Slittelalters  405  Anm.  260.  Diese  Anschauung  ist  auch  bereits  in  die  alte  Koran- 
exegese eingedrungen;  sie  erklärt  Sure  36,  70  („damit  er  warne,  den  der  lebendig 

ist*')   Cj>   als   vernünftig  :^la  ^^  er  (Pahhak    bei  Ibn  Kut.  Tjün  al-achbär 

329,  IB).    Bei  Pseudo-Balchi  ed.  Huart  II  116  wird  aus   einem  TaVil  al-Korän 

zitiert:  v£>wy«  J^L^f^  ^y^  Ji\SJä\,    Hieraus  ist  ersichtlich,  daß  dieselbe  Anschauung 

auch  auf  das  religiöse  Gebiet  übertragen  wird;  auch  der  Käfir  wird  als  Todter 
bezeichnet^.      Dem  ^udejfa    (b.    al-Jamäni)    wird   der    Spruch    zugeschrieben: 

iuUj  %  jJUJb  ^^  «Jüu  /jX\  yCLi  ^  ^JJI  JI5  pLo.^»  y^  er  (Dahabi,  Tadkira  I  343 ; 


1)  Vgl  Tanchüm  Jerüi  zam  H.  L.,  zitiert  in  desselben  Jönah-Kommentar  ed.  Kokowzoff  (Rosen- 
Festschrift  117).  Die  Seelenallegorie  wird  auch  auf  die  biblische  £rzählang  vom  Propheten  Jonah 
angewandt,   wobei  die   apellative  Bedeutung  des  Namens  des  Propheten  n^i^   besonders  förderlich 

T 

ist.    Es  ist  zu  bemerken,   daß  auch  muslimische  Allegoristen  (die  Ismä'ilijja)   die  Jonah-Erzählung 
für  ähnliche  Ausdeutung  benutzen.    Ta'wtl  al-zakät,  Leidener  Hschr.  Amin  nr.  248  fol.  253. 

2)  Auf  Kohel  9, 5  wird  auch  im  Talmud ,   Beräkh.   18^   die  Sentenz  bezogen :    D^UST)    iSm 


KITÄB   MA'ANI   AL-NAFS.  51* 

Vgl.  noch  andere  Sprüche  WZKM  1903,  190  f.).  Aach  diese  Beziehung  hat  man 
in  der  Koranexegese  zur  Grelttmg  gebracht ,  namentlich  an  Snre  30, 18  „er  läßt 
das  (den)  Lebende(n)  aus  dem  Todten  hervorgehen^,  damit  sei  das  glänbige  Kind 
eines  ungläubigen  Vaters  gemeint  (Ibn  Sa*d,  Biographien  VIII  181,  5  ff.).  Vgl. 
Kulini,  U9ÜI  al-Käfi  (Bombay  1302)  360  (schi'itisch)  mit  Bezug  auf  den  er- 
wähnten Vers  und  auf  6, 122.  Diese  Erklärungen  haben  auch  in  der  lexiko- 
graphischen Tradition  bei   der  Bestimmung  der  verschiedenen  Bedeutungen  der 

Worte  ^^  und  c>l*  Platz   gefunden   (LA  XVIII  231);    deren  Erklärung   als 

„wissend^  und  „unwissend^  ist  in  der  theologischen  Litteratur  zur  Geltung  ge- 
kommen. Ibn  Sid  al-Bataljusi  belegt  in  einem  Exkurs  seines  Buches  al-Insäf 
(E^o  1319)  76 — 82  je  13  Bedeutungen  der  beiden  Homonymen;  als  sechste  Be- 
deutung :  v)wf^l^  (JUj^  Desgleichen  verzeichnet  Maimüni  (Dalälat  I  c.  42)  unter 
den  lexikalischen  Bedeutungen  von  D^J'n  und  nip  „die  richtigen"  resp.  ;,die  un- 
richtigen Kenntnisse". 

S.  64, 18  ff.  Zur  Vergleichung  dient  die  Schilderung  des  Schicksals  der 
schlechten  Seelen  bei  den  Ichwän  II  314,  IV  169  ff.  190,  der  guten  Seelen  ibid. 
n  352,  363  f.  IV  169  vgl.  (Jajj  b.  Jat?än  ed.  L.  Gauthier  (Alger  1900)  101.  Als 
Specimen  der  Darstellung  dieses  Gegenstandes  bei  den  muhammedanischen  Neu- 
platonikem  und  als  weitere  Parallele  zu  der  unseres  Verfassers  kann  folgende 
Stelle  aus  Pseudo-Gazäli's  Sirr  al-^älamin  (s.  oben  12  Anm.  2)  74  dienen: 

f^4\  J^  ^  ^joiij  »04^  vr^i^  J^UJi  i  'iSU^xü  LüjJl  s;^.  sjüat  ^ülJ^  ^.juJt  ül^ 

Utf^  xSä^J^  jJ^\  L^  .^.Xki  ^  ^jU\^  'jÄ  ^js^\  ^  v3^^  *)^  ^jjV^^ 

L*l«fiyy>^y  O*  '^^-  ^5^^  ^■i'^  ^^^^  ^^^  y^LÄft  l^juJüi  JJ^ 

Eine  Klassifikation  des  Schicksals  der  Seelen  nach  ihrer  Trennung  vom 
Korper  hat  aus  ähnlichen  Gesichtspunkten  Abraham  b.  Chija  im  S^B^n  p^Jin  s.  J. 
Guttmann ,  Monatschrift  XLIV  207. 

Die  philosophische  Auffassung  des  ma'äd,  die  Lohn  und  Strafe  lediglich  auf 
die  Seelen  bezieht  und  alle  materiellen  Momente^)  ausschließt,   wird  von  den 

1)  Vgl.  die  in  der  Anm.  zu  65, 16  angeführte  Koranstelle. 

2)  Lith.  ju^. 

5)  Koran  52,  21. 

4)  Lith.  sLiaju  i^-va  v^^^aJ^I)  ^^j;^!!  ;  die  Korrektor  hat  de  Goeje  vorgeschlagen ;  das  zweite 
Wort  ist  dittographiert. 

6)  Vgl.  Bejhakl  ed.  Schwally  868, 11  M  v^!j^  q,  äütj^J  J^  li^;  znr  Vorstellung  Ton 
der  körperlichen  Bestrafung  im  Jenseits  s.  auch  Ibn  al-Fakih  al-Hamad&nl  ed.  de  Goeje  45, 10.    Zu 

g* 


52*  I.    OOLDZIHEB, 

traditionellen  Glanbensvorstellnngen  über  das  Jenseits  ((J^mJ)  ^ItdS)  unterschieden. 
Das  Bewußtsein  des  Gegensatzes  zwischen  yjks.  und  e>6   in   dieser  Fra^e  bringt 

frei  zum  Ausdruck  Ibn  Sinä,  Rasä'il  (ed.  Stambul  1298),  78 — 79.  Die  Anschauung 
der  Philosophen  hat  Gazäli,  Tahäfut  84fir.  bündig  resümiert  um  sie  zum  Gegen- 
stand des  Angriffs  zu  machen.  Kach  Kifti  ed.  Lippert  319,  8  wurde  Maimuni 
stark  angegriffen  wegen  seiner  c^y^Jt  ö[jd\  Jliajt  ^j  ^^^j]  er  sah  sich  veranlaßt, 
sie  zu  verbergen  und  nur  den  Gleichgesinnten  vorzulegen. 

S.  65,  5.  Vgl.  die  Anwendung  der  (als  Midr.  Kohel.  zitierten)  Talmüdstelle 
bei  Jos.  b.  *A^in  im  Tibb  al-nufüs  =  hebr.  Übers,  des  Kapitels  Vßan  !?y  1DH0 
in  y^n  nan  ed.  Edelmann  (London  1853)  15. 

S.  65,  16.  So  wie  hier,  ist  auch  bei  Hermes  Trismeg.  VII  5.  6  (p.  62—63) 
von  rostbedeckten  d.h.  durch  die  ihnen  anhaftenden  körperlichen  Begierden 
getrübten  Seelen  iuJuJt  iki^  u-y^t  die  Rede  (vgl.  Koran  83 ,  14 :  J^  ^|^  Jo 
^^^.^mJC;  IjjI^  U  ^^) ;  durch  das  Feuer  der  Strafe  werden  sie  vom  Rost  gereinigt. 
(S.  die  Anmerkung  Bardenhewers  zu  seiner  Ausg.  133  Anm.  1).  Dem  Pytha- 
goras  wird  der  Satz  zugeschrieben:  „Bewahre  deine  Wage  vor  Schmutz  und 
deine  Gewichte  vor  Rost^  mit  der  Erklärung,  daß  man  seine  Zunge  von  ob- 
scoener  Rede  und  seinen  Verstand  von  Leidenschaften  fernhalten  möge.  (Mä- 
werdi,  Adab  al-dunjä  wal-din  —  Stambul  1304  —  41,3).  In  öunejn's  Sitten- 
sprüchen der  Philosophen  (XIII  nr.  20)  hebr.  Übersetzung  ed.  Löwenthal  41, 16 
hytm  hy  miSn  nSy^  Oyon  „die  Zornbegierde  bedeckt  die  Vernunft  mit  Rost". 
Nach  dem  Süü  Ibn  'Atijja  al-Däräni  (st.  215  d.  H.)  ist  die  Leibessättigung  der 

Rostfleck  am  Lichtglanz   des  Herzens  ^^^^i  ^^  wJLöJI  j^  pIcXjo^  pIa^  ^^  Jjü 

Kuiejri,  Risäla  fi-l-tasawwuf  (Kairo  1304)  19, 16;  die  Seele  wird  durch  das  Dikr 
ÄUäh  vom  Rost  gereinigt,   'Abd  al-Kädir  al-Öiläni,   Öunja  I  89,10   ^"i^  ^1 

i^J^b  ö^  ^^^^^^  "^^^^^  ^  J^i^  '^^  *"^  /^  y^'-  ^®^  ^^^  Tufejl  (Hajj  b. 
Jat?än,   ed.  Gauthier  101,6)   werden  die  vom  Körper  losgelösten  verdammten 

Seelen  verglichen  v£>s^  Lf^  ^\^  Jü»  'ilaJuo  1^1^  L^il^  mit  rostbedeckten  Spiegeln. 
Die  Ichwän  II  321, 5  schildern  die  von  der  Körperlichkeit  losgelöste  Seele : 
l^  c>JL^t^  fUo-^l^  (ß*^^  C>^  l^j^>^  c^JÜÜü^^^  L4JIJU  c>i»Ä--l^  Ju*4  sa^Ji  üb 
Kii^^tail  tlJud  „Wenn  sie  sich  vom  Körper  trennt  und  in  ihrem  Wesen  selbständig 
und  in  ihrer  Substanz  vom  Zusammenhang  mit  den  Körpern  unabhängig  wird 
und  von  dem  Rost  der  Natur  geklärt  wird**  u.  s.  w.  Tritt  die  Seele  nicht  in 
völlig  reinem  Zustande  aus  der  Körperwelt  heraus,  so  haftet  ihr  noch  immer 
der  Rost  der  Körperlichkeit  an  und  sie  wird  den  Feuerqualen  des  Jenseits  unter- 
worfen.    Es  ist  demnach  nicht  nötig,   in   Gloses   d'Abou  Zakariya  Tahia  ben 


beachten  ist  (jrertr,  Dtwän  ed.  Kairo  I,  116,6,  Ju*  Ä^-Utl  c^i^  13?-  I^ie  Vorstellungen  von  der 
Verbrennung  der  Seelen  auch  im  Talmud  Sanhedr.  106^  ganz  unten  (der  Plageengel  —  s.  zu 
66,6  —  verbrennt  die  Seele  des  Dd'^g);  vgl.  jetzt  auch  die  von  Ad.  Büchler,  Monatsschrift  1906, 
561  ff.  gesammelten  Stellen. 


KTTAB   MA^ANI   AL-NAFS.  53* 

Bilam  sur  Isaie,  ed.  J.  Derenbourg  (Paris  1892)  33,  2  (zu  Jes.  6, 10)  rt^hp  "h})  ]«"n 
in  p1  zn  emendieren ;  vgl.  ibid.  86, 1  (zu  Jes.  29,  11)  nsSp  ^^  jn  p 

S.  65, 29.    Die  Sphäre  des  ^1 ,  d.  h.  des  elementaren  Feuers;  vgl.  Chazari 

IV,  26  ed.  Hirschfeld  278,9:   ri^^aßD^«  IwS«  ]«3D  Tn«S«;   ibid.  V,  14  ed.  322 

penult.  nn^nK^«  nwS«  n«in  ]H  pyT  >n^«  -l»iS«  oSny.  Der  Luftraum  unter 
der  Mondsphäre  gilt  sonst  in  der  verwandten  Litteratur  als  Straf  ort  der 
schlechten  Seelen.  Nach  Porphyrius  (bei  Augustinus,  De  Civ.  Dei  X,  11)  sei 
dort  der  Aufenthalt  der  Dämonen  (non  in  aethere  sed  in  aere  esse  sub  luna  at- 
que  in  ipso  lunae  globo). 

Die  Ichwän  (Tier  und  Mensch,  Text  130,  13  ff.)  bevölkern  den  j^\  mit  Feuer- 

geistem ,  den  jdji^\  ^t  Scharen  von  Genieen ,  Satanen  und  dem  Heer  des  Iblis. 

Die  an  dem  Materiellen  haftenden  Seelen  kommen:  jjß^\  "i^  ,^üm  ^j^  ^.  ^t 

^\i»  s-JocJ  (Ichwän  IV  298, 1 ;  vgl.  261, 11) ;  die  mit  schlechten  Eigenschaften 
behafteten  Seelen,  II  314,  4  v.  u.,  SLÄ^j^  s^tf  j^j^^jJt  ^j^^  ^p  jfS^^\  g^3  k-s^^-»^ 
iUUfiJI  ^^  ^  i^  v'^3uJl3  Xi\^  j.^Aiül.  Vgl.  Isak  Israeli,  Definit.  (Steinschneider- 
Festschrift  ,  Texte ,  133, 16)  iSiyn  Tonoi  '\y\  nvijnn  mxon  panno  "ü^kv  ^di 

SiS:in  nnn  i*Dn  i«ttni  noann  ^övni  nynn  -laa  rr»  «Si  '•nown  oSiyn  S«  m^S  Sav  «S 
nnnSni  "pxnn  (so  zu  lesen  statt  Tn«n)  -i^n«n  v«d  SAan  SAjd  SA:inD  pn  >Sn  d«o  Sn^ 
o^pVinn  D^yttnS  b^n  li'^arw  (ed.  «niD^)  I-vid^  ttf«i  ibv  Dian:i  inn  («d.  nno-Dn)  mo^on 

njrin  niXO  Sy  [^gl-  Horovltz,  Psychologie  205  Anm.  189]. 

S.  66,1  vgl.  Israeli  an  der  in  der  vorhergehenden  Anm.  zitierten  Stelle: 
„sie  wird  belastet  durch  ihre  (der  Sünden)  Schwere,  so  daß  sie  zur  Welt  der 
Wahrheit  nicht  emporsteigen  kann«.  —  Ichwän  11  314, 7  iC^a^t  LflUSI  L^äIö!^. 

S.  66, 6 ff.  Vgl.  nSnn  ^3«Sd  bab.  Öabbäth  88*  u.  sonst,  die  „PlageengeP.  (Jott 
fibergibt  die  Seelen  der  Frevler  ono«  D^3«SdS  D^I  D^3«SdS  ,  JaH:üt,  Deut.  c.  33. 
In  der  apokalyptischen  Litteratur  hat  sich  die  Vorstellung  von  den  strafenden 
Engeln  reichlich  entfaltet.  S.  darüber  M.  R.  James,  The  Testament  of  Abra- 
ham (==  Texts  and  Studies  ed.  by  J.  Armitage  Robinson,  II  nr.  2,  Cambridge 
1892)  123 — 124.  In  dem  von  den  Ichwän  al-^afä  entworfenen]  Büd  bevölkern 
die  Strafengel  (v^^oaxJt  iüu^)  den  Sphaerenkreis  des  Saturn  (J^  HJt^)>  was 
wohl  mit  dem  diesem  Planeten  zugeschriebenen  unheilvollen  Charakter  (vgl.  die 
Litteratur  bei  A.  Dieterich,  Abraxas  78  Anm.  4)  zusammenhängt.  Mit  der  Lokali- 
sierung bei  unserem  Verfasser  66, 17   sind   zu  vgl.  die  irdischen  Wohnstätten, 

die  bei  den  Ichw.  diesen  Dämonen  zugewiesen  werden :  ^|^t  ü^^^t  cU^  q«  \j^sJ^ 
^^\  er  y/^  ^f^  h  »y!^'  olS^I^  jü^läJI  juilj  MbfijUt  e/^^'^  iuyjül 


S.  66, 9.     In   Übereinstimmung  mit  Ji).    Sabbäth   162^,     mit   Beziehung  auf 
I.  Sam.  25,29:   Die  Seelen  der  Gerechten  werden  unter  dem  Gottesthron  auf- 


54*  I.   OOLDZIHEB, 

bewahrt*),  die  der  Frevler  irren  rahelos  umher  (nwiTTI  niDOIt;  Kohel.  rabbah 
zu  3,  20  p«n  mSTlÜDD ;  bei  Sa'adjah,  Amftnät  ed.  Landauer  206, 8  im  Tabnuddtat 
oSiyn  möÜDIlWD ,  Ibn  Tibb.  mit  dem  Zusatz  nm^D  n^  ]^«1  ^)) ;  Engel  stehen  an 
beiden   Enden   der  Welt   und   werfen   einander   diese   Seelen    zu.      Vgl.  Zöhar 

(^5^1  'ö)  II  199»» ;  («tt^a  'ö)  in  127*  nHDtr«  «Si  Hüh])2  Ht^HJin  «St«i  «nnn  wn 

S.  66,21.  Sa'adjah,  Je?.  Komm.  94,3  erwähnt  die  „alten  Kame^m-Leute** 
nicht  in  ungünstigem  Sinne  (vgl.  ibid.  89, 8).  An  unserer  Stelle  sollen  wohl, 
wie  das  beigefugte  Epithet  zeigt,  nur  solche  gemeint  sein,  die  sich  der  Amulette 

in  unlauterer  Weise  bedienen.  Vgl.  mynsp^«  D«n3  l«nn  in  Maimüni,  Dalälat  1 
c.  61  (ed.  Munk  78^  5  v.  u.). 

S.  67,1.  'Um  und  'amal.  —  Im  Sinne  der  Aristoteliker  stellt  sich  die 
Vollkommenheit  des  Menschen  in  der  Erreichung  der  höchsten  intellektuellen 
Begriffe  dar ;  sie  ist  die  Bedingung  der  Erlangung  der  jenseitigen  Glückseligkeit 
und  Fortdauer  der  Seele.  Nach  Alfäräbi,  den  das  Glückseligkeitsproblem  viel 
beschäftigt  hat*),  wird  die  Seligkeit  durch  die  theoretische  Tätigkeit  der  ratio- 
nellen Seele  erlangt^);  die  höchste  Seligkeit  bestehe  darin,  daß  der  Mensch  zur 
Stufe  des  tätigen  Intellekts  emporsteige^);  die  Erkenntnis  stehe  höher  als  die 
sittliche  Tat;  das  Wissen  sei  die  höchste  Tugend*).  Nach  Averroes  haben  die 
Handlungen  des  Menschen  keinen  Anteil  an  seiner  Verbindung  mit  dem  Gött- 
lichen; diese  werde  ausschließlich  durch  die  Vollkommenheit  der  Erkenntnis  be- 
dingt; selbst  den  moralischen  Ideen  vörd  im  System  des  Averroes  nur  eine 
sekundäre  Bedeutung  zuerkannt^.  Diese  Anschauung  der  Philosophen  macht 
Jeh.  Hai.  zum  Gegenstand  des  Angriffs:  Die  Grundlage  ihrer  Lehre  sei,  daß 
die  höchste  Seligkeit  des  Menschen  im  theoretischen  Wissen  bestehe,  darin, 
daß  alles,  was  in  seinem  Intellekt  potentiell  gegeben  ist,  zum  aktuellen, 
dann  zum  erworbenen,  dem  tätigen  sich  annähernden  Intellekt  werde. 
Diese  Stufe  könne  nur  durch  anhaltendes  Studium  und  durch  Betätigung  des 
Denkvermögens  erreicht  werden ;  sie  führe  zur  Unsterblichkeit.   Askese  sei  wohl 


1)  Ibn  Gebirol,  Königskrone  (Brody-Albrecht ,  54,20):  HD^D  "pIM  HDD  nnP  HHIWJD 
TTDn  nWÖ3^ ;  während  die  anreine  Seele  rr\tX\  t]Sp  t)WD  llin  (i*>id.  49,  46). 

2)  Vgl.  IV  Ezra  7,  «o. 

3)  Er  hat  eine  eigene  Abhandiong  über  den  Weg  zur  Seligkeit  verfaßt  (Brockelmann  I  211, 
ult.),  die  wohl  mit  dem  Titel  otv^bukJi  J^  ^ei  Kifti  (ed.  Ijippert  280,  10)  identisch  ist. 

4)  Masterstaat  ed.  Dieterici  47,2.  Auch  Muhammed  al-^Ämiri  (1.  Hälfte  des  X.  Jahrb.,  b. 
oben  6,  Anm  6)  räumt  dem  richtigen  Wissen  (^«^^uaJl  JL*)!)  diesen  Vorzug  ein;  Abu  Hajjän  al- 
Taubidl ,  Muk&basät  83, 17. 

6)  mSnnnn  'd  ed.  Fiiippowski-.  Savn  winoD  Di«n  nwr  nn  nnSsnn  n^San  nn 

6)  De  Boer,  Geschichte  der  Philosophie  im  Islam  110 — 111. 

7)  Munk,  Mdlanges  p.  444.  Vgl.  Isak  Lftitif  H^WHil  n"UM  ed.  Berliner  im  Sammelband 
Mek.  Nird.  I  (1885)  54  nr.  15. 


KiTAB  ma^Ini  al-nafs.  55* 

ein  Mittel  zur  Eonzentrierong  des  Menschen  auf  das  intellektuelle  Leben;  aber 
die  gesetzlichen  Handlungen  seien  nicht  Bedingung  der  Seligkeit^).  Unsterb- 
lichkeit könne  nur  die  Seele  des  Philosophen  erlangen ;  die  der  anderen  Menschen 
sei  gleich  der  tierischen  Seele,  vergänglich*). 

Eine  Spur  dieser  Doktrin  scheint,  wohl  ohne  Bewußtsein  ihrer  Gefährlich- 
keit für  die  Wertung  des  gesetzlichen  Lebens,  in  Form  einiger  pathetischer  Sen- 
tenzen auch  in  die  Kreise  der  der  Philosophie  im  allgemeinen  feindlichen  Theo- 
logen des  Islam  sehr  früh  sich  eingeschlichen  zu  haben.  Aus  dem  ersten  Viertel 
des  IL  Jahrh.  d.  H.  stammt  der  Ausspruch  eines  Traditionenverbreiters:  „Die 
Leute  üben  die  große  und  die  kleine  WalKahrt,  nehmen  an  Religionskriegen  teil, 
beten  und  fasten;  aber  sie  werden  am  Tag  der  Auferstehang  (nicht  nach  diesen 
frommen  Werken,  sondern)  nach  Maßgabe  ihrer  Vernunft  (^JÜ^^Jö  J^)  belohnt". 
Ein  anderer  drückt  diesen  Gredanken  kürzer  so  aus:  „Der  Mensch  genießt  die 
Wonnen  des  Paradieses  nach  dem  Maaße  seiner  Vernunft" ').  Diese  Urteile 
stammen  aus  der  Zeit  des  ersten  Eindringens  der  Philosophie  in  den  Islam;  sie 
werden  nicht  unbeeinflußt  von  ihr  entstanden  sein. 

Auch  Plotin  hatte  wohl  den  Werken  neben  den  theoretischen  Tagenden 
eine  untergeordnete  Rolle  zugewiesen  ^) ;  hingegen  stellt  die  spätere  neuplatonische 
Doktrin  bei  Muslimen  und  Juden ^)  an  die  geläuterte,  zur  Rückkehr  in  ihre 
himmlische  Heimat  für  würdig  befandene  Seele  die  Anforderung,  daß  sie  durch 
Aneignung  richtiger  Kenntnisse  und  frommer  Taten  —  der  ständige  Terminus 
ist :  x^LaJI  jL/s'it^  jC^s.^^uaJt  f-\j'^\*  —  dazu  vorbereitet  sei.  Das  jenseitige  Geschick 
der  Seele  wird  vom  Zusammenwirken  jener  beiden  Koeffizienten  der  Seligkeit 
abhängig  gemacht :  qaia  per  scientiam  et  operationem  conjungitur  anima  seculo 
altiori  (Föns  Vitae).  Wie  früh  die  Forderung  dieser  Kombination  in  die  Ethik 
eingedrungen  war,  ist  daraus  ersichtlich,  daß  bereits  Ibn  al-Malj:affa*  (Mitte  des 
VIII.  Jahrh.)  in  der  Einleitung  zu  seiner  Bearbeitung  des  Kalila  wa-Dimna- 
Buches  der  Notwendigkeit  jener  Verbindung  einen  besonderen  Exkurs  widmet, 
der  freilich  nicht  in  allen  Handschriften  dieses  Stückes  erhalten  ist,  jedoch  keine 
Ursache  zur  Bezweiflung  seiner  Echtheit  bietet**). 


1)  Chazari  IV,  c.  19  ed.  Hirschfeld  262.  Aach  Y,  10  Ende  (810, 2)  führt  er  als  Ansicht  der 
PhUosophen  an,  daß  sie  anter  Paradies  and  Fortdaaer  der  Seele  die  Conjanctio  mit  dem  aktiven 
Intellekt  verstehen. 

2)  ibid.  I,  c.  110  (60,24):  0"»«^^«^  HDöii  moj  «öSn  HV^ön  H^a«ö  ]hd:«S«  \)y  ]« 

ÜtVHl  '*by  nÖDKSöS«  ^Cf^n-  V>  l^  (326  anten)  versacht  er,  diese  Anschaaang  ins  lächerliche 
za  ziehen,  indem  er  nach  dem  Maaß  des  Wissens  fragt,  darch  welches  die  Unsterblichkeit  erreicht 
werde. 

3)  Ibn  al-6aaz!,  Kitäb  al-adkijä  (Kairo  1304),  6:  jJLÄfi^vXÄJ  'il^\  i  SSdxJ  ^^\  qI 

4)  Zeller,  Philos.  der  Gr. »  III,  D,  603  ff. 

5)  Viele  Belege  bei  Kaafmann,  Qabirol  73  Anm.  1;  vgl.  Bastän  aPakül,  Steinschneider- Fest- 
schrift 147,5. 

6)  ed.  Jäzigi  (Beirut  1902)  73 ff.;   ed.  Cheikho  (Beirat  1905)  58 ff. 


66*  *  I.   QOLDZIHER, 

Dieser  Standpunkt  der  neaplatonischen  Ethik  %  der  besonders  in  den  Schriften 
der  Ichwän  unaufhörlich  hervortritt  %  ist  auch  in  der  von  ihr  abhängigen  ismä^ili- 
tischen  Doktrin  immer  scharf  ausgeprägt.  Man  sehe  z.  B.  die  verschiedenen 
Grleichnisse  für  ^  ^  ^JLaJI  in  den  Fragments  relatifs  k  la  doctrine  des  Isma^lis 
id.  Guyard  (Notices  et  Extraits  XXH ,  I ,  p.  2B3, 10) »).  Nä^ir  al-din  Chosrau, 
dessen  Lehrgedichte  die  neuplatonische  Psychologie  und  Ethik  reflektieren,  fordert 
stets  in  demselben  Sinne  J^^  ^  oder  üLb^  JLe  *).  Auch  den  drusischen  Schriften 
ist  diese  Kombination  geläufig*).  Die  Vertreter  dieser  Anschauung  sind  jedoch 
noch  einen  Schritt  weitergegangen.  In  ihren  Schriften  geben  sie  der  Überzeugung 
Ausdruck,  daß  zwischen  den  beiden  Faktoren  der  Seligkeit  der  Vorzug  ent- 
schieden den  guten  Werken  zuerkannt  werden  muß,  daß,  wie  dies  auch  in  einer 
Ermahnung  des  Hermes  Trismegistos  ausgedrückt  ist  „wenig  Wissen  mit  vielem 
Danachhandeln  wertvoller  ist  als  viel  Wissen  mit  wenig  Danachhandeln*'  ^).  Daß 
Ibn  Gebirol  sich  in  demselben  Sinne  ausspricht,  hat  S.  Horovitz  belegt  ^).  Sa^ad- 
jah,  der  in  seiner  Seelenlehre  (Cap.  VI)  dem  Neuplatonismus  Zugeständnisse 
macht,  läßt  die  Erreichung  der  Seligkeit  nur  vom  Gehorsam  abhängig  sein; 
die  Vervollkommnung  der  intellektuellen  Tugenden  wird  dabei  ganz  außer  acht 
gelassen  ^).  Aus  unserem  Text  ist  ersichtlich,  daß  der  Verfasser  der  Ma'äni  al- 
nafs,  dem  die  Forderung  der  Kombination  von  ^  und  J^  geläufig  ist  (1, 12; 
22,15;  23,8.21;  29,3;  30,1;  49,10;  62,6ff^.),  denselben  Standpunkt  einnimmt. 
Er  läßt  die  Tatenarmen,  trotz  der  erlangten  Erkenntnisse  nicht  in  das  Reich 
der  Seligen  gelangen,  während  die  Tatenreichen,  trotz  ihres  Wissensmangels 
mindestens  in  ein  irdisches  Paradies  einziehen. 

Die  Frage  des  Verhältnisses  von  "ihn  und  'amal  hat  im  X.  Jahrh.  die  arabi- 
schen gebildeten  Kreise   nicht  wenig  beschäftigt.     Dies   ist   daraus   ersichtlich, 

1)  z.  B.  Hermessprach ,  bei  Kiftt  ed.  Lippert  6, 1 ;  vgl.  äahrastänt  242  penalt. 

2)  IV  190;  243:  ^Uä  tfl^.  c«  ^^^  ^yÜ»  ^  KSytU^  g^lydl  ^^  ^\  ^1  ^1^ 

3)  Vgl.  denselben  Text  in  GoUections  scientifiqnes  de  Tlnstitat  des  Langues  orientales,  St.  Pe- 
tersbourg,  VI  p.  29  ult.  Im  Guyardschen  Text  p.  222, 1  muß  ^JL«J^  ^|  J^  "i  .^[\  \  ^JLju^ 
llAoiS  (Übers,  p.  833,6  v.u.  par  la  science  v^ritable)  das  Wort  JLjiJI^  in  J^^jtil^  korrigiert  werden ; 
das  Epitheton  Mjo  steht  in  diesem  Zusammenhang  stets  bei  J^ ,  während  bei  A^  das  Epitheton 

;L^\jiO  oder  •y^^aP  gebraucht  wird. 

4)  Rüsen&'i-n&meh  ed.  Ethö,  ZDMG.  XXXIV,  451,1,  XXXVI,  500.  —  Diwan  bei  Browne, 
JRAS.  1905,  345  v.  76.  Die  beiden  Termini  sind  demnach  anders  zu  fassen  als  bei  Eth^,  Actes 
du  VI*»«  Congr^s  du  Orient,  II,  i,  198. 

5)  al-Nu^at  wal-daw&'ir,  ed.  Seybold  p.  17, 1 ;  19, 2  55  ult. 

6)  XIV,  15  (ed.  Bardenhewer  120)  vgl.  ibid.  IV,  13  (39,  3 ff.),  wo  die  Menschen  aus  diesem 
Gesichtspunkt  in  3  Klassen  geteilt  werden,  in  deren  höchste  der  J^t  >St  J^j  gehört. 

7)  Psychologie  der  jüdischen  Religionsphilosophen  145  Anm.  174. 

8)  Amän&t  ed.  Landauer  197, 13  JUUJI  »»>üuJl^  ^IJÜI  j^^uOil  i»  Joo^  jUi'il  ^^ 


KITAB   MA*AKI    iiL-NAFS.  57* 

daß  Gähi^  diese  Frage  in  den  Unterredungen  des  'Abd  al-Wahhäb  von  allen 
Seiten  erörtern  läßt^).  Der  sehr  angesehene  Traditionsgelehrte  Abu  ^ätim  ihn 
Qibbän  al-6üsti,  Kä^i  in  Samarkand  (st.  355  H.)  hat  sogar  die  Prophetie  defi- 
niert :  als  die  Kombination  von  "Um  and  'amal  in  einer  dadurch  vervollkommneten 

Person  (J^t^  ,JUJI  s^AJJt).     Da  diese  Definition  zu   den  gewöhnlichen  religiösen 

Anschauungen  nicht  recht  stinunte,  hat  man  ihren  Urheber  als  Zindi^  erklärt 
und  aus  seinem  Wohnort  verjagt*). 

Auch  die  Vertreter  der  aristotelischen  Philosophie  haben  sich  durch  die 
Forderung  der  Kombination  von  "ihn  und  'amal  vielfach  beeinflassen  lassen "). 
Nur  jene ,  die  wie  Averroes ,  die  Ausprägung  des  unverfälschten  Aristotelismus 
anstrebten,  halten  den  Standpunkt  des  konsequenten  Intellektualismus  fest. 
Andere  zeigen  sich  der  neuplatonischen  Kombination  gefügiger  und  fordern  als 
Bedingung  der  Seligkeit  die  Mitwirkung  der  tugendhaften  Tat  neben  der  Er- 
reichung der  intellektuellen  Vollkommenheit.  Selbst  Alfäräbi,  der  wie  wir  ge- 
sehen haben,  die  Erkenntnis  hoch  über  die  sittliche  Tat  stellt,  fordert  für  die 
Erreichung  der  Seligkeit  „gewisse  Taten ,  teils  Taten  des  Willens ,  teils  solche 
des  Denkens,  teils  körperliche  Taten"*).  Ibn  Sinä  erörtert,  wie  zu  diesem 
Zwecke  ^ilm  und  ^amal  zu  verbinden  seien  ^).  In  seinem  Werke  über  das  ewige 
Leben  (ma'äd)  klassifiziert  er  die  Stufen  der  Seligkeit  der  Seelen  nach  Maaß 
der  intellektuellen  Erkenntnisse  xmd  der  sittlichen  Vollkommenheit,  die  sie  auf 
Erden  erworben,  in  einer  Weise,  die  mit  der  Darstellung  unseres  Verfassers 
vielfach  verwandt  ist®).  Man  kann  annehmen,  daß  diese  Auseinandersetzung 
Avicennas  in  einem  Traktate ,  der  unserem  Verf.  nicht  unbekannt  war  (s.  zu 
4,  21),  seine  Theorie  von  den  Stufen  der  Seligkeit  stark  beeinflußt  hat. 

Unter  solchem  Einfluß  hat  auch  Ibn  Miskawejhi  in  seinem  ethischen  Werk 
die  vereinte  Vervollkommnung  des  intellektuellen  und  des  ethischen  Teiles  als 
Grundbedingung  der  Seligkeit  gefordert^).  Der  erstere  verhalte  sich  zu  dem 
letzteren  wie  die  Form  zum  Stoff.     Darin  liegt  allerdings   eine  Konzession  an 


1)  Tria  opnscnla  ed.  Van  Vloten  153. 

2)  Mtzän  al-i'tid&l  n  361. 

3)  Als  aristotelische  Sentenz  wird  zitiert:  jnnV HillDn  D3DM  "IdS  JTinttf  Hilttn  ]^K 
nt^yni  ^^^  Gazält  (Ozar  nechmad  ed.  Blumenthal,  II  197, 17). 

4)  Masterstaat  ed.  Dieterici  46, 10  ff.  =  krk  ahl  al-madina  al-f&dila,  ed.  Kairo,  Kabbänt  1323, 
66.    Der  scheinbare  Widerspruch  zwischen  dieser  und  der  im  Zitat  54  Anm.  5  gegebenen  Definition 

der  Seligkeit  wird  durch  die  Klausel  jLjiiil  JJuil  äaj.  .•j3«>  ad  ersterer  Stelle  ausgeglichen. 

5)  Mehren,  Les  rapports  de  la  Philosophie  d'Ayicenne  avec  Tlslam  (LouYain  1883,  Extrait  du 
Mus^n)  18. 

6)  S.  das  Zitat  aus  Mahad,    bei  Stöckel,   Geschichte  der  Philosophie  des  Mittelalters  II  55, 
und  ^juJI  ^y.  ,j«JUJI  jCd^UU  Jü^  S^ÜUJI^  H^\jLmi\  i  (jur^t  v^'l^  i  Browne,   Handlist  of 

MSS.  Cambridge  nr.  1066. 

7)  Tahdlb  al-achläk  35  g^U-JI  Oüu.  tXÄi  J^l  ^j^»^  ^^^1    ^j^\f  ^USi\  ^  Wb 

iUUJI 

AbhaadluigeB  d.  K.  Om.  d.  Wim.  iü  G«tiiiiffaB.    PUl.-biit  Kl.  M.  F.  BMid  9,i.  h 


68'*'  I.   OOLDZIHKK, 

den  Intellektualismus.  Aach  in  die  philosophisch  beeinflußten  Koranexegese 
hat  sich  die  philosophische  Deutung  dieser  Antithese  hineingewagt.  Fachr  al-din 
al-ßäzi  bezieht  in  seinem  Kommentar  zur  Fätiha  die  Worte  ,i;^i.4JÜl  ^^«fSwUl  J^tyio 
<2Uio  auf  Leute,  die  richtige  Glaubensansichten  mit  richtigem  Tun  verbinden 
iLJUit  il^^S^  K^a^^uJl  jJüuJt  ^^  tjju^  ^vXJI ,    während  er  unter  ^i^  s^yxJd\ 

die  mit  ethischen  (K^a^^uail  sil^%  \jX^\  o^^  yJtS\hi\)  unter  ^U>»,   die  mit 

theoretischem  Defekt  behaftet.en  (K;57S^^!  JJUUJI^  \jX6^]  O^^O  versteht^). 
Auch  Baj(}äwi  gibt  der  Hineintragung  dieser  Unterscheidungen  in  den  Koran- 
vers Raum«). 

Unter  den  jüdischen  Aristotelikem  hat  besonders  Maimüni  den  gleichzeitig 
durch  Averroes  vertretenen  schroffen  Gesichtspunkt  scharf  hervortreten  lassen : 
die  ethischen  Tugenden  seien  nur  propaedeutische  Vorstufen,    nicht  Zweck   an 

sich ')  (nn«nS  n^«:i  in  D'h^  HTWsh  n^Öin) ;  nur  die  intellektuellen  Tugenden  d.  h. 
die  Verstandeserkenntnisse,  welche  richtiges  Wissen  von  den  göttlichen  Dingen 
zur  Folge  haben*),  führen  zur  Fortdauer  der  Seele*).  Nur  jener  findet  „Gunst 
in  den  Augen  Gottes"  (Exod.  33,15)  der  Gott  erkennt,  nicht  aber  jener,  der 
nur  fastet  und  betet  —  d.  h.  das  Gesetz  erfüllt  und  fromme  Taten  übt  %  So 
entschieden  er  aber  auch  diesen  Standpunkt  zu  vertreten  scheint,  ist  auch  er  in 
dieser  Frage  nicht  frei  von  Schwankungen,  indem  er  die  hohe  Wertung  der  Er- 
kenntnisvollkommenheit auch  darin  findet,  daß  sie  sittliches  Handeln  erzeugt; 
dadurch  wird  der  anderwärts  betonte  propaedeutische  Charakter  der  ethischen 
Tugenden  aufgehoben^.  Völlig  den  vereinigenden  Standpunkt  vertritt  erj  im 
Jad-hachazäkah  (Busse  9, 1) ;  vgl.  auch  Maim.  Einleit.  in  die  Miänah  (ed.  B.  Ham- 
burger) 53. 

Schließlich  ist  in  diesem  Zusammenhang  auch  noch  auf  die  vielen  Qadit- 
Sprüche  hinzuweisen,  in  denen  das  ^ilm  über  das  ^amal  und  dem  entsprechend 
der  ^älim  über  den  ungelehrten  ^äbid  hoch  emporgehoben  wird.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  daß  die  verwandten  Sprüche  der  Philosophen  auf  ihre  Enstehung, 
Verbreitung  und  Anwendung  im  Kreise  der  Theologen  von  Einfluß  waren.    Aber 


1)  Blafttih  I  210. 

2)  ed.  Fleischer  I  10, 4  KUUJt^  lOäljJt  lujy  ^J^\  ]jSis>^\  er 

8)  Ebenso  der  Phflosoph  des  Ghazart  I,  1  (6, 12) :  die  ethischen  Handlangen  seien  nur  rU)J^ 

hnjfshH  SpyS«  iSn^  nättnSw  o^nS«  üvh^  pnS«  itxnS 

4)  Vgl.  Arerroes,   Drei  Abhandlangen  ed.  Hercz,  Text  10,2  lirQIDMD  H^n^  vh^  VWTiOV 

5)  DalMat  UI  c.  27  (ed.  Monk  III  60»);  ibid.  c.  54  (p.  188i>),  an  ersterer  Stelle  sehr  ent- 
schieden: nn^^  vh  D^M*iSm  MP^Sm  UD  ini?  davon  abh&ngig  Falaqaera,  Bach  der  Grade,  ed. 
Venetianer  81, 9  -|y  i-iyS  ")«rnri  ttfß^n  DVpS  HDD  DH  Httf«  nVnD«n  nWDHH 

6)  Dal&lat  I  c.  54  (ed.  Monk  I  64»  anten). 

7)  Vgl.  Geiger,  ZDMG.  XIU  644. 


KITAB   MA'ANI   AL-NAFS.  59* 

es  wäre  verfehlt,  wenn  man  diese  dem  Propheten  and  den  Imamen  zugeschrie- 
benen, in  der  Zeit  der  anfblühenden  kanonischen  Wissenschaft  durch  ihre  Ver- 
treter erfundenen  oder  angepaßten  Sentenzen  vom  überragenden  Rang  der  Wis- 
senschaft in  der  religiösen  Wertschätzung  in  den  Ideenkreis  der  Urteile  der 
Aristoteliker  über  das  Verhältnis  der  Seligkeit  zur  theoretischen  Erkenntnis 
stellen  wollte.  Sie  streben  nicht  die  Aneiferung  zur  Aneignung  der  höchsten 
Wahrheiten  an,  sind  vielmehr  zünftige  Kundgebungen  des  hohen  Selbstbewußt- 
seins der  Erforscher  der  religiösen  Traditionen  und  der  rituellen  Gesetzlehren. 
Solchen  Grelehrten  (^ulamä),  nicht  den  Wissenden  im  Sinne  des  Philosophen 
sichert  das  Had!t  sogar  bedingungslose  Sündenvergebung  zu.  ^Ich  hätte  —  so 
spreche  Gott  zu  ihnen  am  Tage  des  Gerichts  —  meine  Wissenschaft  nicht  in 
euch  gelegt,  wenn  ich  euch  bestrafen  wollte;  gehet  hin,  es  ist  euch  alles  ver- 
geben*'  ^).  Ihre  Wissenschaft  sei  Fürsprecherin  für  sie  am  Tag  der  Auf- 
erstehung*'  *).  In  diesen  Kreisen  hat  man  das  talab  al-^ilm  und  alles  Rühmliche, 
was  man  über  die  Wissenschaft  und  ihre  Pfleger  im  Namen  des  Propheten  an- 
fährt, ausschließlich  auf  das  religionsgesetzliche  Studium  bezogen.  Buchäri  stellt 
in  dem  Buche  seines  Sahih ,  wo  er  mit  Anlehnung  an  Koran  20, 113 ;  58, 12  die 
Prophetensprüche  über  die  Vorzüge  der  Wissenschaft  sammelt,  die  auf  die  Diszi- 
plin des  Hadit  bezüglichen  Regeln  zusammen:  ein  Beweis,  daß  für  ihn  das  'um 
vorzugsweise  in  diesem  Kenntniskreis  beschlossen  ist.  Die  Fi^hleute  haben  dabei 
natürlich  an  ihr  Gebiet  gedacht.  Der  Spruch  vom  Verhältnis  der  Wissenschaft 
zum  Gottesdienst  nimmt  in  ihrem  Kreise  auch  bald  die  deutliche  Form  an :  Jy^t 
jkfiill  8«>U«]I ').  Man  hat  eine  für  diese  Anschauungen  charakteristische  Geschichte 
ersonnen,  die  auf  die  Autorität  eines  der  zwölf  Imame  zuriickgeleitet  wird :  Der 
Prophet  tritt  in  die  Moschee  und  bemerkt,  wie  ein  dort  befindlicher  Mann  von 
einer  großen  Menge  xmiringt  ist.  ;,Wer  ist  dieser  Mann?"  „Ein  großer  Gelehrter 
('alläma)".  „Was  versteht  ihr  unter  einem  *alläma^?  „Es  ist  ein  Mensch 
—  antwortet  man  —  der  wie  kein  zweiter  in  der  alten  Genealogie  und  den 
Geschichten  der  Araber  bewandert  ist,  die  Tage  der  Gähilijja,  ihre  Gedichte 
und  die  klassische  Sprache  kennt*.  „Dies  ist  —  entgegnet  der  Prophet  —  ein 
Wissen,  dessen  Besitz  nichts  nützt  und  dessen  Mangel  nicht  schadet.  Unter 
Wissenschaft  verstehe  ich  dreierlei :  den  unzweideutigen  Koranvers,  die  Kenntnis 
der  gerechten  Pflichtteile  (im  Erbschaftsgesetz)  und  die  feststehende  Sunna.  Alles 
übrige  ist  vom  Überfluß"*). 

Wir  ersehen  hieraus,  was  für  'ilm  Gegenstand  der  überhebenden  Kühmungen 
in    den    traditionellen   Aussprüchen    ist.       Und  eine  solche   Beschränkung   des 

1)  Tabarltni,  Mn'gam  122  vgl.  die  Erzählung  bei  Kazwtnt  ed.  W&stenfeld  II  141,  Uff. 

2)  Hadlt.,  zitiert  im  Mncha^fa?  I,  9, 6.     Vgl.  ein  Kapitel  bei  Ibn  ^Abdalbarr  al-Namart ,  Ö&- 
mi'  bajAn  al-'Um  (Kairo  1320)  17. 

3)  Tabar&nt,  Ma^gam  230.    Freilich  will  wieder  Suhrawardi  die  Variante  dieses  Traditions- 

spraches:    .^^OJI  \  A£i  cj-  Jyiki^t   ^    A/  aUI  iV;r  U  &af  die  Erkenntnis  der  Süfl's  bezieben 

OAw&rif  al-ma'iürif  I  21). 

4)  al-'ÄmiU,  Ma'ldim  al-Ufül,  12. 


60*  I.  OOLDZIHBR, 

Begriffes  des  ^ilm  ist  in  allen  Kreisen  des  Islam  immerfort  herrschend  geblieben. 
Nach  einem  dem  Imäm  al-Säfi'i  zugeschriebenen  Epigramm  ;,ist  alles  Wissen 
unnützes  Geschäft,  außer  dem  Koran,  dem  Qadit  and  dem  Fikh;  'ilm  ist,  wobei 
man  sagt:  ,er  hat  uns  berichtet'  (Hadit),  alles  anßer  diesem  ist  Einflüsterung 
der  Satane''  >)•  Selbst  der  asketische  Schriftsteller  Abu  Talib  al-Mekki  (st.  996 
in  Bagdad),  das  Vorbild  des  Gaz&li  in  seiner  Ablehnung  des  religiösen  Wertes 
der  öden  Gesetzkunde  der  fu^ahä,  gibt  dem  bekannten  Hadit-Spruch  daß  „das 
Suchen  der  Wissenschaft  eine  religiöse  Pflicht  für  jeden  Muslim  ist"  die  Aus- 
legung, daß  unter  „Wissenschaft"  die  Kenntnis  der  fünf  Hauptgesetze  des  Islam 
zu  verstehen  ist^.  Die  berufsmäßigen  Vertreter  des  Fikh  gehen  darin  noch 
weiter.  Einer  der  hervorragendsten  unter  ihnen,  der  Jurist  al-Mäwerdi  (st. 
1068  in  Bagdad)  hat  der  Erwähnung  der  das  ^ilm  rühmenden  Spräche  ausdrück- 
lich die  Verwahrung  folgen  lassen,  daß  man  die  in  ihnen  ausgesprochene  Bevor- 
zugung der  „Wissenschaft"  ja  nicht  etwa  mit  Leuten,  die  es  mit  der  Religion 
leicht  nehmen,  auf  die  „Vernunftwissenschaft"  beziehen  möge'). 

In  demselben  Sinne  wird  in  diesen  Kreisen  die  Kombination  des  *älim  und 
*ämil  in  derselben  Person  als  das  Vollkommenheitsideal  aufgestellt  und  die  ein- 
seitige Pflege  jeder  einzelnen  dieser  beiden  Qualitäten^)  mißbilligt^);  eine  Stei- 
gerung ist  noch  die  Verbindung  juSa  KJÜx  ;  dem  Tabari  konnten  diese  Intensiv- 

Attribute  gespendet  werden  (Pihrist  I,  234, 9). 

S.  67,5.  Die  Vorstellung  von  einem  irdischen  Paradies,  in  das  die 
Geister  der  Seligen  zeitweilig  einziehen  und  das  vom  himmlischen  Paradies 
zu  unterscheiden  ist  (vgl.  b.  Beräkhoth  34^  TinS  T^  TinS  ]i)  war,  wie  aus  meh- 
reren Stellen  in  apokryphischen  Büchern  ersichtlich  ist,  um  die  Wende  unserer 
Zeitrechnung  unter  den  Juden  verbreitet  (vgl.  Dillmann's  Artikel  „Paradies"  in 
Schenkels  Bibellexikon  IV  377).    Über  babylonische  Elemente  in  dieser  Vorstel- 


1)  Oft  zitiert;  n.  a.  Sabk!,  Tabak&t  al-Sftfi'jja  (Kairo  1824)  I  157. 

2)  Küt  al-kolüb  I  180,  Mitte.    Qaz&li  selbst  umschreibt  für  den  Umfang  des  pflichtmäftigen 

*ilm  einen  wetteren  Kreis:  ^JLa^  (a^Uwi^  v^I^  (^^'  ^  ^<5^')  T^'  (^3  ^^^^s^J^^  (^ 
yiMjjjS^S  Minh&g  al-'ftbidin  (Kairo  1806)  7,  20.  In  BidlLjat  al-hidäja  (ibid.)  25  empfiehlt  er  das  Stu- 
diom  der  (der  Seele)  nutzbringenden  Wissenschaft  («iLül  ArJ^)  ^^^  Ausschluft  des  Überflüssigen, 
dem  die  Menschen  nachjagen  und  das  sie  Wissenschaft  nennen  (lu^  imLJI  «IaTI  fcJÜt  cU«ttlJI 

Ulfi  «H^)'    ^^^'  besonders  auch  seinen  speziellen  Traktat  F&tihat  ai-^olüm  (Kairo  1822). 

8)  Adab  al-dunj&  wal^ln  (Stambul  1804)  25, 8  ^\  ^\  ^^\f  ^^^l^\   ^oßt^  JU  Ul^^ 

4)  Das  Vorkommen  dieser  Antithese  in  einem  dem  H&tim  zugeschriebenen  Vers  (Dtw&n  ed. 
Schultheß  85, 1)  ist  mit  ein  Beweis  dafOr,  dai  er  vom  Herausgeber  mit  Recht  einem  jüngeren  TVt 
zugesprochen  wird. 

5)  Vgl.  die  Süfl-Erzählung  bei  Kazwlni  n  855, 20  ff.  und  die  Sprüche  des  Abu  Ish&k  al-l^tr&it 
bei  Subkt ,  Tabal^.  äkt  Ul  94. 


KTTAB   MA^An!   AL-NAPS.  61* 

long  8.  JAOS.  XXVI  (1905)  92.  In  der  mittelalterlichen  Alexandersage  wird 
die  Insel  der  Seligen,  der  Lebensqnell  —  wie  W.  Hertz  annimmt,  unter  jüdi- 
schem Einfluß  —  mit  einem  Paradisus  terrestris  identifiziert  (W.  Hertz, 
Gesammelte  Abhandlungen  [München  1905]  77,  124).  Über  diese  Gruppe  mittel- 
alterlicher Legenden  s.  E.  W.  Hopkins,  The  Fountains  of  Youth  (JAOS.  XXVI) 
20 ff.  30 ff.  Über  die  Lokalisierung  des  'Eden  s.  A.  Epstein,  Eldad  ha-Dani 
(Preßburg  1891)  36. 

Die  Annahme  eines  irdischen  Paradieses  hat  sich  vornehmlich^)  in  der  Lit- 
teratur  der  jüdischen  Mystik  erhalten ,  in  der  zwischen  nSyoStt^  yii)  p  und  ny  ]:i 
ntDD7tt^  ganz  bestimmt  unterschieden  wird.  Einen  besonderen  Traktat  über  das 
irdische  Paradies  und  seine  mit  Benutzung  des  Ibn  Sinä  auf  astronomische  Be- 
rechnungen gegründete  Lokalisierung  schrieb  im  XIL  Jahrh.  der  Toledaner  Chaj- 
jim  Israeli  (py  ]^  IDHÜ  herausgeg.  von  Pietro  Perrau  in  der  Zunz-Jubelschrift, 
20—40  der  Texte);  man  ersieht  aber,  trotz  seiner  weitschweifigen  Darstellung 
nicht,  ob  er  seinem  „irdischen  Paradies^  auch  eine  eschatologische  Beziehung 
gibt  Vgl.  auch  Moses  b.  Nachmän  D1«n  mm  (ed.  Venedig  5356,  h^üyn  1JW) 
10**,  wo  viele  Stellen  des  Talmud  und  der  Midräschim  auf  die  Vorstellung  von 
einem  ppinnn  \lif  p  gedeutet  werden.  Dieses  sei  eine  Übergangsstufe  für  die 
zur  Seligkeit  bestimmten;  dort  weilen  die  Seligen  auch,  wenn  sie  von  Zeit  zu 
Zeit  ihren  himmlischen  Wohnort  verlassen.  Das  ganze  Material  für  diese  Vor- 
stellung hat  in  gläubiger  Weise  zusammengestellt  Manasseh  b.  Israel  im  Niämath 
Chajjim  I  c.  10. 

Für  unseren  Verf.  ist  das  „irdische  Paradies  an  einem  dem  Auge  verbor- 
genen Ort  der  Erde",  nach  Ansicht  einiger  „im  Libanongebiet  hinter  Je- 
rusalem^; dort  sei  die  erste  Station  der  guten  Seelen,  die  durch  fromme 
Werke  das  Verdienst  der  Seligkeit  erworben  haben,  aber  wegen  der  Mangel- 
haftigkeit ihrer  Erkenntnis  für  die  Aufnahme  in  das  himmlische  Paradies 
nicht  reif  sind.  Hier  erwerben  sie  Glanz  und  Klarheit  durch  die  Wieder- 
erlangung der  vergessenen  Erkenntnisse  der  Seelen  (s.  oben  zu  56, 26),  und  steigen 
von  hier  aus  in  das  himmlische  Paradies  auf.  Daß  die  Wiedererinnerung  in 
diesem  irdischen  Vorparadiese  erfolgt,  scheint  die  originelle  Idee  des  Verfassers 
zu  sein.  Auch  im  Kreise  der  Ichwän  al-^afä  ist  eine  Lokalisierung  des  irdischen 
Paradieses  gelehrt  worden.  Sie  identifizieren  zwar  das  jenseitige  Mittelstadium 
der  in  ihren  Erkenntnissen  nicht  vollkommenen  frommen  Seelen  mit  dem  Aufent- 
halt auf  dem  ^irät  mustal^im  (Ichwän  IV  190, 1);  jedoch  scheint  in  ihrer  esoteri- 
schen Eschatologie ,  die  sie  in  einem  dunkeln  G-edicht  zusammengefaßt  haben, 
die  Vorstellung  von  einem  ganz  bestimmt  lokalisierten  irdischen  Paradies  an 
einen  ^^aj  J.a>  genannten  Ort  geknüpft  zu  sein. 


1)  Vereinzelt  auch  in  der  phUosopbischen  Litteratur;  s.  das  Zitat  aus  der  eingebenden  Be- 
schreibung des  irdischen  Paradieses,  in  welchem  die  Seligen  für  das  himmlische  Paradies  durch  die 
Erlangung  der  höchsten  Begriffe  vorbereitet  werden,  im  Namen  „eines  Weisen^  (*inM  D^ü)  ^^^ 
Hillel  Yon  Verona,  Tagmül^  ba-nefes  ed.  Halberstam  (Lyk  1874)  27«. 

Abhaadliinf en  d.  K.  Gos.  d.  Wis«.  ni  QMUingon.    Pbil.-hist.  Kl.  V.  F.  Band  9,  i.  i 


62*  I.   OOLDZIHSB. 


J^J3    ܻl{;    ^^^     8^  *  i^  **i  C5i/^'  vV^I^ 

/:xma  ^l>i>3  ,^ki-  ^Ij  *  liX-iJ  ähhI^  vik*-^^^3 

(ibid.  193,6).  Die  genaneren  Beziehungen  dieser  Ortsangaben  sind  mir  nicht 
klar  geworden.  Wenn  nnser  Verf.  das  irdische  Paradies  in  den  Libanon  ver- 
setzt, so  scheint  er  von  islamischen  Traditionen  beeinfloßt  zu  sein,  die  er  in 
seiner  Weise  modifiziert,  indem  er  den  Libanon  bis  nach  Jerusalem  sich  fort- 
setzen läßt.  Nach  einer  an  Ihn  'Abbäs  angelehnten,  jedoch  von  dem  strengen 
Traditionisten  Ibn  Qazm^)  als  schi^itische  Erdichtung*)  zurückgewiesen  Mittei- 
lung ist  der  Zwischenaufenthaltsort  der  Seelen  der  GFläubigen  (vor  ihrem  Einzug 
ins  Paradies)  in  dem  aus  der  Islamgeschichte  bekannten  Ort  ö^äbija^,  (Eaz- 
w£n£,  II  117,9;  JäViüt  I  598, 17,  II  4, 11).  Eine  andere,  von  Abu  Umäma  her- 
rührende Hitteilung  läßt  die  G-eister  der  G-läubigen  in  Jerusalem  sich  versammeln 
(Pseudo-Balchi  ed.  Huart  U  106, 3).  Über  die  Paradiesstelle  in  Syrien  ist  eine 
Legende  bei  Kazwini  U  138  oben.  Die  Lokalisierung  des  irdischen  Paradieses 
an  einem  bestimmten  Ort  in  Syrien  wird  auf  den  Einfluß  von  ahl-al-kitäb  zurfiok- 
geführt^).     Auch  in  figürlichem  Sinne  ist  sonst    von   „Städten  des  Paradieses" 

die  Rede ,  z.  B.  in  einer  Belehrung  des  Ea'b  al-ahbär  über  vier  k1$>  ^I J^  : 
Emesa,  Damaskus,  B^t^ibrin  und  Zafär  (Ibn  al-Fa^ih  109, 10).     Über  Emesa  s. 

noch  Damiri  s.  v.  y/^  H  166»  8-  öanz  Syrien  (jüi^ym)  wird  als  LajOü»  iU:>  be- 
zeichnet ,  Ibn  Eutejba ,  'Ujün  al-achbär  159,  3 ;  andere  Reihen  der  l^JJüi  o*"^ 
Kazwini  11  139,5  v.  u.;  Jäfeüt  II  589,11.  Vier  Berge  und  vier  Flüsse  der 
^enne  Mukaddasi  136, 15  ff. ;  eine  Quelle  aus  dem  Paradies  am  Arwand  (bei  Ha- 
mad&n),  Ibn  al-Fa^ih  220,5.    Steine  aus  dem  P.  Jä^.  U  312,  15—22. 

S.  69, 3.     Vgl.   Jeh.  Hai.  in   Brody- Albrecht   nr.  96   v.  4»  n^Vtl}  vh^  n^jm 

niru  vh^  n^rh  (vgl.  zu  29,  ii). 


1)  MUal  wa-nihal  lY  69. 

2)  Dem  widerspricht  ganz  entschieden  Ibn  Kajjim  al-öanzija  im  Kit&b  al-rüfi  171 ,  indem  er 
auf  die  weite  Verbreitung  des  Hadtt  in  sunnitischen  Kreisen  hinweist;  Ö&bija  will  er  jedoch  nicht 
örtlich  verstehen,  sondern  bloft  als  Vergleichung  auffassen:   j^uL^I^  %^  ..«j  jJJI  sX^  «>ü   ^b 

.s^jk  \d^  *3|^  w^3  lOiuJ  iurfUil  ka^  ^  ^\^  i  ^  L^J  äa^AäJI^  J^ä^^jJ! 

S.  auch  Haläry,  Journal  asiat.  1883  (Miscellan^es  s^mitologiques,  no.  2). 

8)  Über  den  Ort  s.  de  Goeje,  Memoire  sur  la  conqu6te  de  la  Syrie  (2.  Ausg.)  120. 

4)  Ibn  Kajjim  al-ÖauEya  172:   ^|  ^  >J  Ij^i  ^^^|   JU  ^^^  %^\^\  ^jJd  o\J   ^1^ 


KITAB   Ma'aNI   AL-NAFS.  63* 


Dnickfeliler  im  Text 

3, 15  1.  TS.  —  3,  ult.  «öS«3D.  —  4, 2  lOnoS«.    Abgesprungene  diakritische 
Punkte  werden   vom   Leser  äbrigens   ohne   Schwierigkeit   ergänzt  werden.   — 

B,  15  ^3  1.  •»©.  —  6, 10  1.  ürwy.  —  7, 19  1.  fiDipoS«.  —  52, 22  die  Notenziffer 
8)  1.  9).  —  62,22  (zweites  Wort)  ist  Dm  vom  vorhergehenden  abzutrennen.  — 
S.  48*  Anm.  Z.  5  L  miön  ühnif 


Zu  den  Noten. 


•■  > 


26, 1  no  Hschr.  WD  (verlesen  aus  «1D). 


i* 


69  I.   OOLDZIHER, 

on  miv  ima  miv  »n  npüMb«  objSk  notvii  ri'itO'nS«  nnS«  na  »ay» 
fiipT]  an  'o  nj33  nn  no»  »k^bj  oia  ntvon  »jn  "in».i3T  ')Sf  »i^Kp 
nK"u  u'Ki  nwi  riapn  c)Mn  Sa  n«  notj'ii  o^iyn  «So  nbpri  [noB'i  njiai] 
mna  natt'v  ntDtyii  omn  mna  ao^v  näpn  n^Kna  naw  nn)"^  no^ji 
5  Sa  ia  wvf  napnb  ')mini  iSSn  nnon  Sa  na  u^'B'  noa^i  «lan  omn 
niSiS«i  iMonnoKb«  ri'w  »b  njonnoo  »ny»öi  niÄbK  n-ini  ibbn  nnon 
onj«  *)  in  onjjf  njoi  |k  ni'  nb»  r)«n  Sa  n«  nit  noB'jn  nSip  <3j;o  «tD«i 
nSjffl'  Ko  »jyo  jo  »n»B  »nS»  noanSKi  TainS«a  nx  «nj«  iSi  »b  pjy» 
yv  n«  nniB  V^ps  *)nnoan  Tatna  np»»Sa  y»oJ  iim  OM'pa  'yn  nteaV« 

1 0  njn  »tSk  Sip'B  onSip  onB'  nS  ]6  wSy  ia«'  s'j»'^  'jyoS«  «Sn  w'ai  'wi 
hnaoSKi  naD«oSKi  nainA«  nipS«  «nS  }nS  n'n»ajSN  oBaS«  »n  odA« 
»«Sy»S«  ri'pai  naaSw  HtvoS»  Sno  ri'SKSK  »4y»S«a  nVB«nSKi  noi»nS*n 
Dai  p  'SpjrS«  Ta-rnSMa  in  »oiK  ciwn  Sa  n«  nar  onSip  )«  wa  nps 
Koa  oniya  'Sy  nTay  ]j^a  Sisi  oyi»  p  |snao  noanS«a  «nnKa  Tain 

15  pnS«  nS'ao  'S«  ]nHr>  onSyi»  »nn  iwkS»  nina  nBiyoS«  jo  onS  nani 

\o  JinaS«  ijra  nKV'BtS»  n»iTTS«a  wns»)  naNS«  d'vjS»  »S«  piB>ioi 

*)nSipa  DiptsS«  OKpoS«  'b  ri'jMnnS«  n'«iSSNa  «loyjn'i  dSmvSk  «in 

inS)T  o'nS«  nnK"i  «S  py  ')nSipi  'wi  t«"»*"?  wbv  ie>»  naiu  ai  no 

iS  nanoS  ne^y» 
«        • 

1)  Berakh.  ibid.;  hier  mit  Kürzungen  und  Varianten  2)  so;  Text:  nSV^  3)  OH 

^)  nnOin  6)  Ps.  145,16         6)  Ps.  SI.m         7)Jes.  64,s 


kuIb  ha'ani  al-nafs.  68 


|o  n»bj;  nin  »o  »Sy  n^ysi  'n  'w  wsi  »ana  S»p  na»  m  |jr  Sf  «*»» 
TH  ')onSip  irn  'wi  'b^bj  <ana  rirn«n  Sa  »jjro  'bjr  S«ps  nnpSa  rrma 
To»  nD  ixö  ruwS  Sjr  non  mim  noana  nnns  n's  ')a»nai  »k»  pnv 
"lüw  nioViy  nanDna  "ntj^  va»  in  ia2  k"?k  no«  kS  nr  »ipo  nobty  5 
0»  n«  »anp  tei  »v  n«  'k>B3  »td  'wb^  htb^  iow  10»  »yoa  m  m>tt> 
noKnV«  »ijfoa  rvan  irt  dbj  jj;  'wi  nnnB  iva  |k  iSia  »ay»  •)WTp 
o»aa»a  Sanoji  oSiyn  ^jtw'?  tte>  S«p  ofi  "j^n  nttf«  »jjro  'b  }Ka  |ki  OBiSS 
low  WH  nvo  py  'iai  na  maa  va«*»  »v  laia  ^tav  m'iy  -ioki  nibroai 
Sano»  »S»  101«  min»  'n  ['«o  n^ojns]  n3»a  mpoa  om  iS  \pTW  mw  10 
o»vtyi  •?»  onteoa  pi«n  nsuian  oipoo  pa«  h^v  now  nano  'i  nnya 
^Kp  nn  I«  on  'mi  d3»k  tijt  o'ytyrt  ptn  jo  o^rnan  wn'  '«i»  m»tt>  no«i 
»V»  np'VaV«  *)n»Kia  p  «ri'B  vfe\  nooKaS«  »n  'na«  »v  n«  »b>B3  'aia 
"OK  »S«  '«1  Titw  nSna  »nS«  »v  'V  n»  »k^bj  »ana  V?i^  o'non  n»nn 
)y  paitt^  oTBy  S*n  pjna»  omi  c)Din  pbna»  t^s  "«'nDn  'ipB  m'B^S«  15 
kiVkp  T^nSi  'w  pKia»  Ton  nSt»n  a»non  n'nn  jy  Sip«  on  onn«oo 
Vwp  oh  py w  onn  5)oin  K3»3jn  rPBioo  «Vts^  ai  la  nai  [noM]  *)  onDanS« 
(an)  la  <tD»»  'i  lo»  »ä»k  w^Kp  oh  om»yo  'jyo  ^b  pKia^  inn  nS»n 
»Kö  iS  yo»  nD  n»"?  no«  ')iS  ja  pyo»  'n  bx»  mana  Sw  mn  «apiy 
OTpn  nS«  «spKbio  kvoSk  maon  'b  yy»  wip  oe^  n«  'aip  tai  a^ron  20 
■i»a  mo  napn  moa  h^v  ntm  tna  n»S  "iom  onSipa  na«Ji«B  htvb  wSip 
nowi  nn  na  'jnixS  Sia»  p«  Snian  'aa  Sy  mw  nx  om  ntt^a  mo  üd 
rrovs)  mi  na  isn  mix  Tina  miv  nv  p  w»  napni]  o^yo  »aai  o^anp 
poBjS»  p  npoKjS»  objVk  tibj  |o  n»3"on  ko  |'a<  «im  [o»yo  yai  o'aip 
uon  njm  ")|oi  tjoan  mxi  '"^jo  mix  iv  i^oBni  [n'3«i»nS»i]  rnnKaaS«  25 

noB^ji  mi  na  n«  ")KSnK  'ipi  niiv  iira  mw  i^  Sr  onbipV  frpüjb«a 

1)  Ber.  10*  Mitte  2)  Prov.  31, 26  8)  Ps.  103  4)  11«^  6)  H^MiaSH 

6)  Ps.  104  7)  Ber.  ib.  8)  In  unserem  Text :  mOÜ  TDTD  nß  p  ttHI  n^Dp  H^aV  Hin 

^S  p  JWnm  '11  nnsp  «ni:i«         9)  unser  Text:  S^BnS  10)  Deut.  14,96  11)  U  Kön. 

12,11  12)  -«  13)  ittn  1^)  Je^lrah  (Text  des  Bargelönl)  n  2  ^5  Bfßa  0713  1X1 

nsS  Tnyn  Sa  »wi  iwn 


67  I.    OOLDZIHER, 


m  *  i 


nbMxS»  boy"?t«  piKv"?«  oSybMa  «pabS  mo»n  «o  nyo  nstSänoKi  nvSb  p 
liM^K  wnpK  nan  jo  'imo  nSwoy«  y<öi  'b  boyS»  n^«v  pa»  p  »tDtn 
np'TüS»  *)  i'nVNxS«  npauS«  ninS  hSSm  ')ani  nps  oVy  rrny  koi  aHinVKi 
»B  j-n;  p  'ay«  o'nSw  p  im  'nynrb«  'B  iotoS»  |Kaob«  SöySK  pn  «b 
5  oSts^n'  cjVa  ')  |KiaSSK  VaA  »b  ni«  V»p<  iMxa»bK  |y  iwdo  fn«V»  jo  |joo 
M)pinn»i  «iBsr  «my»  ]h  »Sk  ri'B  Kinao»  »ay  in»a  |»to  p«iT  *)  'ipS 
<v  "u  im  rrB  oBiV»  wkb  »ö  mstwai  dibjSm  oSy  p  nioi  mö  «nannM 
»TKaSK  onS  y'Ä»  «bi  na^HSoS«  pa  «'Vy  Sk  |Ty  »Sk  lysm  nyn  nSi  lyai 
nn«  »a]  "lon  'jw  iSi  'jaKnab»  bipSi  ')n'ia  te  na»  "jnspo  u'mi  onVoy  pn 

1 0  wanna  »b  Nin  wa  npi  moSna  kSi  inoana  Sp<  oSi  [intryoa  »»»»S  o^bt« 
Tj  p  ^K  wSpi  iKyoS»  awa  'b  pSaSK  o»ibniKi  püihn  atrnaa  apSob« 
«tD  i«jn  saSp  npi  n«i«tDoSK  oS«y  »b  |Tyi  kwSk  oSMy  »b  p  |ki  jTy 
mjy  |o  «Sy  ikSn  airB  NnSMyBN  DMopm  dibjSn  DMopN  ^b  mKBa  rrB 
««nKD  |Ka  p  näj'i  ruy  n"?Bw"?K  dibj*?»  m^»  tb^-i^i  na  ^oy»  j»  pi«»  o^ 

1 5  niB"i  D'T  iprn  ')  'ipa  mBin  mt^TB  nma»  n«'»  ]v  «SwenDi  m«yo  |y 
mSy  nai  niKTiK^i  noSy  ajhoa  nn'aoni  nTJtoni  nai  onayn  »b  tnnü»  on 
»3no»  iSiai  mB  nym»  ho  ruo  aSta»  inB  cinsyoS»  jo  rrV«  n»nN  «oa 
WB^  not  o'nS«S  n'B>  Vip  Siio  nrnoi  riB«»«  »by  D»nb»a  fiy  niM'aaK 
'wi  TB'yo  «"«3  no  o<nS»S  noK  ")Snoi  'wi  imbSn  ^  »m»  ")bnoi  'w 

20  T"n  Siio  Tiiai  'wi  «na  n»b  nn«»«  ")nSipi  'iai  u»nS»  ü^ioijf  laia  ")Shoi 
rny  'iii  »1»  riK  <»Bi  'aia  "vn  'ipa  Sü  nmoi  rm^aon  »b  nyioa  in»*  ob  mo 
aaoi  nixoS  ytsiü«  ob  «o  m»noS«i  maKonS«  pi  yiKitD  fny  <b  n«yBn 
«B  ria^MSoS«  Sriwo  oSKyS«  win  'b  m»»  bwp  p  |«  ipnyi  oSy»  ni«  tW 
"jonay  'ipa  noo»  poip^i  Si  nnabK  maon  <Sy  jnD'tnb«  hodVk  oSny 

25  «iVnno^S  'iji  TnniKo  nistp  ♦ae'V  itn«i  ")«ä»«  SKpi  'ui  ipa  'aaa  im  pa 
»B  p»iSybK  yo  «n^JT'  |»  'yn  nSSt«  onör  »nn  |"3»piBbK3  |i»3KbBDSK 
na^KböVK  yo  pa»  jk  «ia"j  TnyS  nSb«  n«ar  iSi  »Sy  om  job  onmaon 
mowi  nair  ntn  oSiya  rrvm  nown  Sa  ioi«  yann»  'n  ")  St  o'oanS«  KiS«pi 

1)  Sni             2)  80 ;  Tgl.  66,8              S)  80  mit  Artikel              4)  Ps.  86,9  6)  H^fipO 

6)  Pesach.  118»              7)  Pb.  62,iB              8)  Jes.  86,>                9)P8.  68,5  10)  Pa.  22,14 

11)  P8.  66,8                12)  T.  8                IS)  Ps.  104,88  14)  Hiob  88,7  16)  Ps.  66,8 
16)  Suihedrin  91^  unten;  aus  zwei  Sprüchen;  —  Ps.  84,5 


KTTAB   HA'ANI   Ali-NAFS.  66 

innüoV«  nswSoSK  «n»b«  'iprons  inyS«  )y  «no»n»  KnSpnni 
'B  »nriKD  wo  »by  nnono  n3'«3  fiSrw  "njrnB  naiin  pnsn  kVb  nnw^« 
S«pi  '«1  0^92  Br«a  D'"?™  on^Sy  hüw  ';  «n'yno  'b  S»p  »iS«  »m  boySK  npi 
fiiao  riri'ai  nm  dibj  onjtsi  'wi  d'hb  o'vb^i  "jy  iüo»  'iKün«  «nSho  »b 

KnSrio  |«3  p  DiBjS»  iSn  'Sy  wbo'B  iSi  nae^K  «01  nnoi  n^DtDi  nnBöi 
|«3ü  »Sk  |K3tD  p  yBiVjia  ')  Knjiawan'i  nniS«  'S»  «ruiaii'i  «runJhB 
l'aywb  pa  n-o«  Mnj»a  jwn  ba  nnKi  kSi  «nn  »Si  «iNip  a'vn  kSb 
cp  i)na  ruySp'  t^'w  b^bj  dni  ';  nnS  "j'j'a«  nS^p .  n'jno  »bi  jKTob» 
ümw  031»  n»  orrSy  att^'i  ')  »nS»i  p»S»  a»nv»  'b  »*'»  b»p  »oai  ySpn  1 0 
pa»i  3»pn  n'Sy  »Si  »aSwaö  nS  |»  npny  »Si  rui  ny»ü  N3i»n  p3'  p 
:)»3»  »">v  3»py  »B  13B»  »Vi  rro»  npny»  «S  »y^SS  »'jiS»  »b  »3oruo 
]fn»S»  p  rtoatS«  no^oäS»  yÄ»ioS»  'b  hobj  »ay»  'j  n»i«o  p3'B  3»ny  p 
p«3  niDi  'jW'oT  S»p  onVno  'bi  nn»3  3"ip'  »hy  noS»y  nuj»  ny  »Si 
n3»py  »B  T3nB'  oSi  nnynty  p  9n  n3"i  riy»t3  inn  p  'jy  '«1  «n3»  1 5 
yo  |w  p  oruoi  'wi  nioi  'ip3  p'i'iKS»  yo  »3in3o  jw  ihb  n3»irii 
|»TD«jb»i  n»3"6b»i  n»yB'S»i  n-iyiS»  n''Ti»'>»i  y»B''?»i  b»33S»  »b  one^b» 
onoiBJ  p3nB  n'S»3S»  y»»iob»  'b  dkjV»  'Sy  pS»nnoS»i  o'tsn  obw  Sno 
iny"o  nyin  nnyS  'v  oS»'  ")  'ip3  onSyB  Snts  onVn  onin  oh'bvb  riiSio 
Sno  pD»»tyb»i  onKr'>»3  tiano'  n»ny»  p  onaoi  ni3»S»i  »ynS»  'b  20 
onrbS  snp'i  "03'  pi  n'omV»  ]'y'op"?»  3»nv»i  piiyB^ob«!  ri-inoV» 
nw  on'33  n»  iram  "jw»»»  S»pi  '«1  onu^b  in3t'  ")Dn'?no  'B  V'p  nbw 
yo  "wm  DIBJ1S»  ibnB  onn«3B'»i  o'non  S»  tn^ini  'wi  ontyS  on'nw3 
nruo  n»'?yn  toj  pbbb^  on*»  oj  iSnu  on  on  •yip3  ontyS»  p  onbNno» 
npB  onb  p3ipni  p"63n  ru3  'nS»  i3'V3i  lono  oni  "ip-it^nn  onyo  »ay«  25 
»o  »B3n  »nn»p3  »3"ixn3»  ")n»p3ü  itj^  om  fi'T)'?»  dwjS«  fvi  »jtst 
»npswi  Dwab«  ciie^»  j»S»  i«5rB  n»3ny»'?»  »n"?  ri-ayi  yjpo  h'bb  jwyoi 

1)  p»nß  2)  P»- 140,11  s)  P8. 11,6  4)  tum  6)  «mawJTiM 

6)  I  Sam.  25,19  7)  Ps.  94,98         8)  sie;  auch  die  folgenden  Verba  mascoUn.  9)  Jerem. 

17,  u  10)  II  Sam.  3,99  11)  Deut  82,  u  12)  Pg.  106,97  18)  Jeg,  67,9.  7 

1*)  'IBTin»  'Taan.  3*lpn  IS)  nur  e  wurden  aufgec&hlt 


65  I.  OOLDZIHBB, 

Min  iKDW  }o  na  npSy  «otD  <pin  |k  'V«  »niNntiS  KaoKits  Mn^»n  pa» 
ow  }a  '"»jr  nnab«  p  nsnjy  njfSa  no^aV«  oj;n  «nj»  oiSjfoi  oSmj;'?« 
nKjyo  «in  KOKSa  Sr  wnian  tvhnp  ipi  «na  cinu^n»!  »nsno'  n'by  a3»B 
5  Knvaw  «nniV  aniB  dkjS«  j^a  '!^  nySa  ySa  ki«  iSoS»  jkb'  p  *)  «i^Kp 
)8i  »nniS  |o  *)  «nKprow  «nVoja  no«» ;«  ai'  i^o^«a  »BMBano«  i"?!  |Na 
v\i/H^  ]H  miv  aii»  iSoVb  «^kSük  }Ka  n'Sjr  nyVa  n*?«  «nBÜJi  «naiwr 
TByn  awi  aNnaSn  Vipa  onSip  coanS«  kitki  n»S«  jMonK^tn  nnoKia 
ySanon  oSi  »'inb«  nnn  'B  y«aüV»  ina  'b  npiKjS«  DWiS«  noki  'ui 

10  njfatsjK  ip  pan  ofi  pmaKb«  poBi^«  'jy«  oSKyS«  tnn  nn»n3  yo  k»b> 
oSi  HtombSk  anH-roSw  no'o'iSK  pteSaHSw  ri^T^V«  iMnsSKa  *)nJrn«n 
on»Sy  Knnp'  nS«  yne^VKi  «n'B  n"jK  bpySKa  nn'"?«  onS'onon  }«  »n»B  p» 
»na  Knyoj'i  ona  nyoini  Knim  onanin  ktd  fiy  Day"?Ka  «mtD«  a'?a  'nn 
«wSni  ona  nabnB  onyKaüi  oniNriKa  *)n3mjKi  wa«Ki  omm  »n  nanJü« 

15  ruKa  NO  natt'Ki  onbno  atny*?«)  onyts  aKpyV»  pnnoo  »n  iSnB  »nyo 
>Tt)  moj  »SaB  «n5rt«a  Vöhhb  «iniiW  nW«  p  |8a  ci'oa  dbjS«  nin 
'j  nmw  p  3"6i  nBHbn  nwB  nNisr  }o  nnpji  nwSi  loyB  nSpx  nÄnni  mmii 
kV»  n»pj»  »Si  OKaS«  TinS»a  ihntB  nSyBJo"?»  nnnKo  niw  '!>«  nVyMBSK 
Soyn  »Si  oSyn  »S  'nS«  oBiS«  b»n  in  «inB  «iKno  tkjSk  »Sk  jmrttf 

20  jt3  papKyoVKi  ]»aKhoSK  'jy»  psiuS«  woi  npB  ownob»  mb«  vh» 
c|KSnaK  aona  cibnan  papKyo^^K  nani  »jn«  »Sn  paKntDV«  fiam  '"»yK 
•wnnpw  "oim  "ioKB^ni  aJv  ")  «n  pa»  }o  onSw  i»n  »o  «njo  nana  onSyKBK 
n^att'  »"OK  DW3  'Sy  ioKB'nni  iAn  »b  iSyn  onoiBj  panB  »Ti">Ha  'n»3ni 
nnn  »b  nSip  nnbj  p"5k4  «•?»  npoS«  pSx'  »Si  pnin'  «äbS«  »b  "iinaS«a 

25  |iaiyno  ons  ")i»y  •?»  naSS  yr  «S  ik^k  uyj'n  o'S^oan  Voy  •)np3«'?K 
ipi  5)iy  in»aj»  ciu^i  uai  ")  nn^B  av»  'ipa  iHinaV«  p  pnpno»  k^b  pnnao 
«3Kn»tt  }»0KB'n*  ikjV»  ^n«  »ini  S«pi  pioB^»  «nn  pw  n'iyo  'i  noB 
owTt3  'n  onSey  jaS  on»B  |Ka  o^y  nipa  k仫  iiS«  <b  iSyn  dibj  onaoi 
«nSoy  10  «n»T  pa  c)p»B  thkSk  iSbSk  anp  'Vh  «ntsSy  fiipa  objSm  nyxnB 

1)  «nn        2)  äabbMh  162b,  M.       8)  S«pnyH1      4)  »•  «n  68.6»       6)  ruaiJKI.  ▼<»»  XS"» 
g&rben?        6)  nKDl)        7)  miX       8)  H       d)  ^^^-  10>u       10)  add.  aBHD       1^)  Hiob  6,7 


KiTAB  ha'In!  al-nafs.  64 

»nS»  niwo  van»  yawSNa  n'oS»  SnKA«  '^pa'  c|'ai  SiyS«  aüi  yamw 
'hSk  ikV  KnanSpiin  ri^spS«  oay  in  «in  ]h  ^\ff  t^s  yaü^^Ka  '>p»yS» 
nTanm  didV«  Sni  »s  »j'jp  «oa  la^  »Sa  SnNÄK  n^oS«  lar  SpKyS«  5 
ya»n  n3«Toi  paS»  ;«  nv  ipD  nNStD^Ma  «n^anni  nyAD"?«  p-ui  on^sSNa 
nj  mpa  notviS«  p  aiSisobK  p  iWi  n»Bi  na  «noani  osiV«  "wiiKS 
«nio  abtD  NO  nVysi  «n's  nym«  «»  naSai  nSoa  «ws  miJi  |o  f »kbSk 
np  «oa  «nSüNO'  i«  N'jnb«  nnn  's  «naots'  |«  nSnyi  noan  »s  n3'  «bs 
«»inSK  nri  'D  nosj  Totj»  ^hoj»'?»  aVtD  iSi  awhSK  )o  «nbKnoKS  nny«  lo 
nnn  nK  H^bib  nna  u^Sts^  dik  |'«  VipS  ibn  'Sy  mp»  oS  ümw  ny«o 
«S  'yn  nKaSto  'obyNS  Nnj«nB  lya  «noan'S  «n'by  »pa»  o»S  »iy»  'ui 
pa  c|ipibK  jo  na  nn^ty^H  «oa  «n*?  o'p'i  n»bK  «nna»»  *)|n  «nVu«t3» 
«awS«  Sno  n'ji«s'?«  oiDi"?«  'D  «in  noyV  n»b«  i'anpS«   nna»«bo 
no»jV«  nam  'Sy«  »n  nnns  onnam  ^Sy  »s  onaD«i  pi  riy  «'3i«S«i  15 
«i«  »nn  »xp«'?«  sSivhs)  »Vy«'?«  nnb«  "joyS«!  obyb»  'b  wVa  ip  »nS« 
«nS  Tn)iH  nb«  'S«  «nbxi«  na  nbai  «00  ^^«^«a  «nn«a  «nS  ji« 


nya  ]h  Sipj  0Tr«yo  'b  nioB'jS«  am  ci«Vna«  n*B  lanj  Sxb  («a) 
«noSy  aon  nnn«i  Sa  nwi^iS«  am  c)Snan  nryoS«  iTSyS«  namS« 
«n'B  n">n«noS«  ■i«n«S«  jo  «nva»  «tjo  |«vpiS«i  *)nn«'TS«a  «nSoyi  20 
yvfloS«  nnpnS«a  'n«S«S«  |^'5tanS«a  i«Sb«S«  Tri«n  *)|o  «nw  olptjS« 
nxSa  «i«  noB'jS«  nj«a  «o  na»«!  nx«jyS«  ■i'ri«ni  «nao  aS«to»i  «n»B 
«'B«5r  «tDS«  |«a  ]HS  «oS»a  ^na«  npi  f »a«  y»Bn  aina  oSwyS«  «in  \o 
Tiyi  H'i'JS«  'S«  S'nno'  hvü"  «SSa  ainS«  SSa  pa'B  «'pj  «aiy  «B'tba 
«oü  «301  «nip  «»n  «tsS«  |«a  |«i  «jitvi  nB«ui  fiwra  Si«S«  nS«n  »S«  25 
yaüni  nain  «'b>«  p  SSaS«  iSi  j«a  ]h  nwai  nao  ainS«  «pj  "loyB  «nna 
nnbi  nao  Sbjj'  i«a'  «Si  n'B  yaua«  nS«  "iri«S«  }o  awS«  «pj  ioy»B 
'Sy  nöwS«  iSiai  'wi  iwa  »oaan  0«  »a  *)  «30  n«xySS  iSi  Sno  'B  nSip 

1)  Hier  folgt  eine  unverständliche  Gruppe :  ^nsS  ^^^  'sS«  >  ^^  yrohi  als  Versehen  des 
Schreibers  zu  streichen  war  2)  EccL  8,8  3)  so  4)  THtShS  &)  mL^.  eine 

sinnlose  Gruppe  lynKT)  «Ue  wohl  im  folg.  TriHH  verbessert  ist  6)  Jerem.  2,  n 


66  I.   OOLDZIHBB, 

«in  iMDw  p  na  npSy  «oo  »pan  |k  '^«  «m«n»S  »aowo  «n^tin  pa» 
Ol»  p  '^y  nsab«  p  nsnty  nySa  noiriV«  yy«  «na«  oiSytsi  o!>kj;V« 
nwyo  Kin  «OK^a  "Jt  «man  «iS»p  ip)  «na  c|"'K'n*i  «nDnu"  n'by  ai'S 
5  »nyaoi  «nni*?  anis  dwVk  ^a  'by  nySa  ySa  hih  iboS«  jKty  p  *j  Kib»p 
|Mi  »nniS  }o  *)  «nKpnjKi  «nSoja  ntD«»  )k  ai'  iVoSna  «SKsanoK  iW  |Ka 
ciy»5P  I»  may  aih'  i^^ts'?'?  »"jKViiK  |«a  n''>y  ny^a  nSK  «nsuji  «naHv 
nsyn  awn  aKnaS«  bipa  on'^ip  o'oan?«  wtw  n»SK  iNonK*?«!  nno«"D 
ySanon  oSi  «'jib«  nin  »b  y«attSK  ina  'b  np-waS«  owib»  «o«i  'w 

10  nyaojK  np  pan  on  pn"6«S»  poBjbs  »jy«  oSKyS«  »in  nn«ii  )o  k»b> 
oSi  finoKBS»  anKTobw  no'oiS«  pKSa«SKi  rin-^S«  n8h»S«a  *)n3miKi 
on'by  nn^p^  nb»  yitt^Sw  «n»B  nS«  SpyS»a  «n'VK  onS'onon  |k  «n'B  ja* 
«na  «nyoi'i  ona  nyojni  Kninj  onaiJn  «o  pv  Dayb»a  KmtsK  j^a  vin 
NttSni  ona  naSnB  onyKaw  oniKfiKa  *)n3TTiKi  naaxjKi  oninj  'n  naiiuK 

15  nj«a  wo  natt^Hi  onSno  aKiyV«!  onyo  aKpyS«  pnnoo  'n  i^nB  «nyo 
'>Tt\  rrmi  »SaB  »nv^Ka  Vn«nB  «iniio  nW»  p  |Ka  cj^oa  objSk  nin 
'j  nmw  )o  3"öi  nBKbn  wts  ntnv  p  nKpji  nnSi  noyB  nSpsr  lÄnni  nnmi 
»Sk  n»(?j'  »Si  OMab«  TinSKa  ntncB  nSyBaö^K  nnwo  nniv  'Vk  nSyKBVK 
Soyn  n^^  ü^t\  kS  »nS«  dbjS»  Swn  in  «tib  «iKits  iKiS«  »S«  nrniy 

20  p  pap«y»bKi  pa«hoSK  »jy«  j'biöS»  wiai  npB  moioVK  m"?«  kSk 
tjKVna«  aona  c)"?nan  papKyoS«  nann  'jw  »S«  paKfioV»  nam  »Sy« 
iKnnpio  naJff«  ioKtfm  aJ5f  *)  «i  pa»  p  onbw  nin  «o  Knjo  naij  DnSy«B« 
n'a»  '"OK  owi  »"?y  ioNtynni  iJS»  *b  iSyn  onowi  panB  KTi'jKa  ^nsam 
nin  »B  nbip  tüj  p^Ki  k"?«  npoS»  pbsr'  »Vi  pn-nn»  käbSk  »b  ">inoS«3 

25  paiynts  ons  ")n'y  •?«  naVS  yr  «b  ib^«  uyj'n  D»S»Dan  boy  •)npaiaS« 
ipi  c|iy  in»aj'  ci^n  »iai  ")  Dn»B  av«  'ipa  itnnsS»  p  pnpno»  k^b  punao 
«jKins  iiaoMtyn»  imjVk  Vn«  'ini  S^pi  pwB^«  «in  p«a  n'iyo  'i  -»ob 
üvorm  m  nnbüy  pS  Dn»B  j«a  oSy  fiipa  «i»«  iA«  »b  iVyn  wbj  onaoi 
«nSoy  w  «n»T  pa  c)p»B  Tn«^«  iSbS«  aip  'V«  «ntsSy  riipa  oBjb«  nysmB 

1)  «nn        2)  äabbäth  162  b,  M.       3)  ^RpHyi«      *)  «•  «u  68,6.»       6)  njana«!,  Ton  Jan 
gftrben?        6)  nMDfi        V  7TXX       8)  11       9)  ^^1-  10>ii        10)  «(l^-  attHD       ^1)  Hiob  6,7 


KITAB   UA'AMf  AL-NAFS.  64 

VM^f^H)  "jpv"?»  "naa  iSn  «S^bi  «no«3n«i  KmHnHb  nyanni  «nS  iriKpao 
»nb»  niKto  yan'  vattb«a  n'oV«  SriNA«  '^pa'  c|'ai  Siyb«  aiii  jrBm>n 
»n^K  jn'j  «naKbpNi  n*ipSK  oay  in  «"in  }k  ib'  Kte  yaüSKa  SpttyS« 
m»anni  onsS«  Sn3  »s  w^p  «oa  nty  »Sa  SnKJiSK  n'oS«  nan»  SpsyS«  5 
yasn  ni«Toi  paS«  |»  rix  nps  nN'Jo'j«a  »m'anni  rfj'BD'j»  p"«i  onKsSKa 
ni  nipa  hob'j'jn  p  aibwoSN  in  iWi  n'si  na  «noani  objSm  nKn«S 
«njo  aVü  Ko  nVyBi  «n'B  nyii«  «o  wSai  nSoa  «n»B  miJi  }o  f »»bS« 
np  »oa  «nbü«ö'  w  »'inb«  n-in  'b  «naoo'  }«  nSnyi  noan  »b  ni'  «te 
«'jiS»  nnn  »b  noBJ  Tots»  jnojnVn  aSü  iSi  a»ihVN  p  «nSKno«"?  nny«  lo 
nnn  n«  «iSaS  nna  ü'Vk'  m«  p»  'j'ipS  ibn  »Sy  mp'  o"?  irinKi  nyMo 
hS  'yn  nKaSw  'oSyNB  Knj«nB  nya  NnDan»*?  «n'Sy  'pa»  d»S  »jy»  'ui 
pa  ciipib«  p  na  »ni^Mt  «oa  «nS  o'pn  n»S«  «nna«*  "jjn  «nbuKo» 
KaN^N  Sno  nSi«B"?«  oiBiV«  'b  Knn  ^"M^y^  n'b»  panpS«  nna»KSo 
noB^jVK  riam  'Sy»  'n  nnnB  onnam  iSy  »b  onaDW  pi  riy  K»aj»SKi  15 
tnn  »nn  'xp«*?«  aSaoVNi  'SyNS«  inS«  ">tDyS«i  oSyS«  'b  ruSa  np  »nS« 
»nS  niyK  nS»  'S»  «nS»«  na  nSai  «oo  yKSa«S»a  »nn«a  «nS  p» 


nin  lya  ^k  Sipj  om»yo  'B  rwom^H  am  tiKSna»  n»B  laij  SstB  (tö) 
tatDSy  aon  n'nnKi  Sa  niotraS»  am  qSnan  nryoS«  n'SyS»  namS» 
»n»B  finnKnoS«  ikiikS»  p  »nxa»  »00  itntpaSKi  *)nwnSHa  «nSoyi  20 
ynioS»  inpnSNa  'n»SKSK  y»»nS«a  imSbkSk  TnKn  ')  jo  «nnan  oTpoS» 
nxSa  «w  notyjS«  nj«a  no  naa^w  ixwyS«  TriKni  »njo  aSwsn  »tb 
N^SNY  «oSk  |Ka  ^KB  NoS«a  Sna«  npi  f 'a«  ysi  aina  DSnyS«  trtn  \o 
TiyM  sjrjS«  »S»  S^nno»  nto'  KSSa  ainSK  SSa  pa's  »»pi  «aiy  MBnbj 
Moii  »301  «lip  K'Ti  «oS»  |»a  ]H)  c)"nyi  riBwaa  riwna  Si»S«  nSiwi  »S«  25 
yaiani  nain  »'»»  p  SSaS«  iSi  |io  ^»  rixKäi  nio  ainS»  »pj  loy'B  »ma 
inbj  nio  Sow»  iHa»  «Si  n'B  yatsi«  nS»  inKS«  p  ainS»  »pi  "toy»B 
'Sy  no wS»  iSnai  'wi  nrua  »oaan  dk  »a  ')  wo  riKxySS  iSi  Sno  »b  nSip 

1)  Hier  folgt  eine  unverständliche  Gruppe :  ^naS  o^^'    ZOH  *  d>e  wohl  als  Versehen  des 
Schreibers  zu  streichen  war  2)  Eccl.  8,8  8)  so  4)  1'MtSMa  ^)  <^d.  eine 

sinnlose  Gruppe  "QnMn  <Ue  wohl  im  folg.  l^riMTl  verbessert  ist  6)  Jerem.  2,  n 


63  I.    OOLOZIHER, 

rhntrbK  n'JtNSK  wnan  npi  DSKyb«  Hin  '"?«  «mmi  dsjS»  ci^bsn  aao 

5  *;DnSnNio  W01  na'KVoS« 

p'nMb»"?»  bipi  pa"?«  3«roS  nya^n  osab»  |»  p'^awS«  !>Np  "ws  (a) 
nb»B  p'yawS»  Sip"?  pB^Kao  utmh  'jwSp  np  rionpoS«  nyntt^bK  '»m 
paV«  wnn  lij;  objSk  rinn  Bm«pnjf«  in  bipS«  »in  <b«  p'ratsS»  iin« 
nBTxnoi  naSo  'B  rbiaaoi  pab«  AhtoS  *)njraKn  objVk  |k  onS  iw»  'nn 

10  paV«  Dana  dbjV«  pa  'b  noiaao  mioi  nbiayo  ri'ip  nini  nüKro  aiioa 
Bipi  "nn«  PV'itS'^K  "»ip  |oi  bpy"?»  aiio  p  w^  mpn  |»a  ipi  ni«to  aonai 
0BJ"?K  »*na  "iriKnn  tSk  nKriNS«  |ki  paS»  rt^h  ntsTpno  OBibK  j»  'wi 
pSaSKi  n«'tDaSNi  nK'B'aS«  'B  Knn»3noni  aa»iab»i  ih'jbk'jk  np  |o 
KnS  rmj>  «ts  ixpa  •jNnoK'w  «n'B  nnam  «rnu  ino  no  üKVnaKStn 

15  i«Tob«a  paS«  «nb  lO'n  npi  »b  oSKyS«  «nn  »S«  »nbi^n  'j'b  «nnKa 
nv  ipi  'nKSHb«  nnpn^Ka  «nb  yafioi  ")  «mKri«'?  O^y^o''*»  »fi''  iTpob« 
aona  «nb  nip  «oa  n»fli  na  ti'i^nn  nrh  riiaoi  dbjS«  riS«  paS«  ]h 
<Sm  «nSHDin  fioanS«  nSmpM  npi  »mb  n'bBob»  «nnKmi  n'iSy'jK  HrnwiK 
»n  par»  Kn^nyB»  n»Bi  na  inönb  nynaS«  n'^üSK  «nS  nin  oSHybK  Kin 

20  o'WBbK  n^a«'  nVyB  TBjnb  n^n  n"»»  OTBS«a  nn'DiiB  ino'  n"?«  onKB^Ka 
'>^PV^H  "i'ainSKa  kb"  npi  KnjKjy  pVtt'i  »»*  npi  wnjMjy  ör  no-»  »Vy 
»•n  nyo  np"uni  pijn  m^  »a  nSpya  KmaT  nj'BD  'B  nn^is  not»  |ian  w 
Mnjy  npT  ^loa  w  nrny  nbjty»  Saij^a  »oh  wbo^k  p  n">BJ  njiSoS«  pnS» 
»jyo  nj«B>»  »0  n»aj  nni  inVno  SaSa»  b>»k  nn  •)  noVtt'  Sipa  nauyn'  auynB 

25  NIM  M0K1  ^pjf^H)  oby^Ka  "inmäTi  dbjSk  nmtn  od  Am  fio  »i«  |k  iSn 
»nniiiüK  objSm  ^  {«  nvB  Kmänn  «n'WT  tn  |o  nino  dbjSk  ni»a 
■»MriMSS  rnKpjo  frjta^K  nSK*?»  jk  ib^  Kte  n'S«  «nnKBnS»  riVpi  SpyS« 
jnaSK  iwo  |o  Ji'«n  Jten  »w  'nn  dbjSk  iniJi  »by  n^srnoS«  nuKDBjSK 
«inai  «nnn»  nS»  y-iB^b»ai  «n»B  nb«  Spy^Ka  nnyopi  DBi">»  nnbnny» 

1)  oben  26,  le  2)  KnSnHO  3)  oben  3,  »7  S.  4)  ny«3n  6)  HH^Sy 

6)  'hn  7)  pyio^K  8)  «mmn«S  »)  Prov.  IS.  u  lO)  add.  nb 


KITAS   MA'ANt  AL-NAFS.  62 

nnm  'ips  n»VK  Spw  on  rujr  m  nSw  in  naMfiS«  n'nst"?«  loSv  |m  S^Vt 

nip  »s  |<»3  in  V'Nüs'yw  yoüi  niSyS»  V^mn  ]h  Ki^«  bipj  V»b    (ü') 
Sil  B»t33n^K  Sip  in  tnnfl  'wi  naioi  ib  piVi  -iji  V«^»«'  '*^  V^  no»jV« 
o^Kj/S»  Kin  »V«  mni  «tsi  isio  tvi  oSiyn  c|toio  noS»j;  not^i^H  |K  «Sy  5 
»o  rnnSi  nSKsrt»  Vojr'j»  aoanVi  »moS  naosni  nTBn!>  «Sk  aoranS 
w  W«  aNonDKb  »Sk  i^ii!^««  laa«  0'">i  nnSyS«  oiVy'jM  p  wdjk 
'iji  t2ru»a  K»n  nn  p«  *;'ipa  Kin^Vn  iSn  |»a  npi  wnnKn  »b  pto  oVjf^K 
"jxnB  03»an  »S»  inran  »Si  u'an  Sp»  d"?i  "ii»SM  poBj^»  oj»an  'ipa  yjr 
tinyn  jk  nn^Sj;  a3'B  "jovSki  oSjfS«a  nsK^K  wbj^k  n»^  «na^ban  |i»  lo 
StDjfSKi  oVy^N  p  na  *;  mo«  »o  Sjfsns  n»bM  mii  ip  «tw  n»B  ru»a  ko 
riipa  mn  pn  oS  DV^jr^»  «in  luan  o"ji  «noVy  'b  n»pa  iV  Kna»  o^jfw 
pVS«  nyNini  »nnSK  nKny«  nV«  SBü"yMa  »n^a»  «nnStio  ibjn  »rwnp 
Soy^Hi  pSV»  nw^n  tj-iy'  oS  nastS«  Djfü  pT  o^  m  |m  SojfSji  fiiirtni 
*)  B»yi  nS»*B  v\ijfT\  «ob  «noioni  «»3n!>«  »ptt>  obj^«  pnn  oV  |k  i^ai  1 5 
«Si  «naSp  "hn  c)wS«  «nan  \o  nD'  «Si  n»B  ni«a  «o  fi^rSrBi  froNS« 
pn«»"?«  BSvS«a  «mo«i  «mjr«vii  «myn  «nBfo  jo  rinwo  p  »Annn 
VpJn  }«a  nai^o  »ni  »nwVMS«  "»«S«  »n  notyjS«  |m  oSjrm  n"?«»^«  büjjhm 
'S«  n'n«aj!>N  "jpjn  ]h  ir\2  »ay«  «nio  jrBi«  riJhi  'S«  nJhn  p  OBaS« 
bpani  no«oi«b«  oiBa"?«  »S«  rri«i»nS«  owj")«  Spam  rri«i»nV«  owjS«  20 
jnaj^  niott^aS«  p«yo  an  'iV»  nV«yBS«  Sipy'j»  »S«  nuMOJ«b«  WBaS« 
nnwib«  moraV«  tj'Van  in  «nni  nnai  'S«  iianpoS«  aiiS'«SBSm  oiSyS« 
«o  onsyS  oSKyb«  «ina  n'p»  n^noi  pWB'  t)*San  im  oS«j;S«  «in  'S« 
oS«yS«  «nn  »S«  nou'jS«  mm  iStSb  na  wnno«  «o  o'Oi)  n»B  nae^an 
?)iynS  «n'3«rn  «n-o-i  oipoS«  «mv«B«  «nio  }^SanD[n]S  «nVi«  mA  rnyS  »m  25 
njy  fiÄi  «o  'Sjf  c|0«nni  mananSi  oS«jfS«  «in  w  fo  «noS«y  cp» 
«n3«j;M  I«  «nats  i«n'  «oS  *)nSo«y  'nB  nB^ai  tw«S«  nina  n»Sa«i 
cinnyni  p«n»n  »nn  «ntwS«  pnni  «»jtS«  iiö«  "onanS  «nhSMni  p'BwS« 
vov  pvh  oyani  ")  'ipa  «n'S«  niyn  »nS«i  «n»B  ni«a  »nS«  noyjS«  mpa 

>) 'HtaSw  oben  41, 15  2)  Hiob  32,»  3)  niHK  4)  D^^A«  6)  nSoy 

6)  Ps.  IOC,  8 


61  I.   OOLDZIHEB, 

')  iSi  "jnt3  'S  nSip  inbj  Nnin  nioni  naon  »nJKs  «iy»'?«  Mp  niKx  «loaii 
^3^  'V  n«  ♦K'fli  '313  *)Ki'K  'ip  Tttj^  'wi  T103  'o  'V  nj->o«n  'nwxjr  V3 
posjS«  'ipS  npüw"jK  DSiV«  ^KSinoK  jw  |k  nao^'s  wnp  ob'  n«  '3"ip 
5  nainnVM  |o  nn*?«  y«WnD«3  w  nniS«  |o  miS«  »o  y«'j3nDN3  ommji 
atnnS«  'S«  niys  ups  OKinV«  tAk  »S»  pnnb«  p  «Vi  mS»  }o  'ps*  «Vi 
Vy  "ifljrn  3Wi  V^ps  3«TnS»  *•»«  |»dj»Sk  }ö  »sKin"?«  tüSn  ny»  «03 
nnsDo  npuw  rinnw  osa  oruK3  »SyKV«i  disjSk  intn  iS-iSs  'ui  yiNn 
ryi  ii  onnto  »S«  risn^tj  »yoi  onwp  |n  3Dn3  m3  h»n  'b«  riTNy 

1 0  yo3  ips  t))DN»  vSk  inoK'ii  inn  uV  vS«  o'B''  dn  *  rhnn  «in  p'S  nSip3 
nnK3  Tiy  nbpy  }K3  »n»  iW  'jyts  pwsV»  «nn  'S  mnS«i  osib«!  Spy"?« 
Vip  Sto  nSpy  ^aS  Tosn  n^py  nbV»  '"?«  ^ht  i«  «S  vS«  o'ts"  0«  oy 
SipySK  m  on  33S  ^mw  3"?  )»«i  S3D  oy  '/«ä'«i  '*?  lyoty  33'?  Witt  pb 
|K3  KIM  yy  KjSp  »ü3  'ooin  »!>py  'ui  'n  Sk  •?«  wjt  n»3i  '3*?  ')iV'i3i 

1 5  •;  ^nom^  inn*  'ip3  itVk  onöi'  nnooii  nnn  nosj  wk3  nn«3  nay  nbpy 
ns  'inobe^  Sip  «ip'  ]o  onw  ipi  'y'i  ons'  pV  n'srs  P3  «im  eiw«»  vV» 
pKb  ntfloS  K»n  mnvn  nonsn  nni  nSyob  k'h  nbiyn  m«n  '33  nn  yn» 
Tyim  hotSk  osibK  jk  p'pnni  n«3n«  »"?«  iVi  d»"ji  i««'  w  'Di  iSi  j» 
Skp  'mi  ynv  'ts  nVip  nnaji  pwS  mats'?  p3n  n'O'nsS«  dsjVki  «nnpo  'Vk 

20  Kin)  [i3»ij  »Si  WK  pino  3tyi  D'nSNn  omi  3W  ynv  'ü  riy  "^nav 
OBjStn  fTK^«  }o  i'iwo  i'DBibK  T«''w  j«  HB'j  kjd'ji  p'pnm  n«3h« 
Vip  InM*?»  p  poBib«  li'n  |«  'Vy  S'SiS»«  n«i«ooV«  n'jNy  |o  H'bpy'j» 
htikmVk  üDibH  \jj  ynr  ynto  sis'y  «B'T  piKn  «tynn  ")n'nK3iSK  }y  riync^V« 
rutsS  n'n  rsa  p«n  «snn  "powty  «if«  pKS«  p  n'jNvnS«  1^31 

25  «jVp  H03  Koo'jK  oSNy  {o  H'SpyV«  osa"?«  ]h  'Sy  b'bnVw  'w  tyo-»!  non3 

n'nxS«  no'?»y  'S»  ihdjhSk  yiii  's  nVip  i">i  |o  n3i«i  'm)  ri'Vy  oy"?  nojyj 
o'iBwn  pw3  W301  loSiy  n'3  Vk  oiKn  iVin  '3  n3V3Kn  nsni  "jnSip 

I)  Ps.  S6,io  2)  Ps.  103,1  8)  Eccl.  12,7  4)  Hiob  34,u  6)  t.  10 

6)  Jerem.  6, 21  7)  Ps.  84,  s  8)  mm  uS  9)  Eccl.  3,  si  10)  ^tf\'^ ,  Jona  3, 9 

11)  Gen.  1,11  12)  V.  24  13)  I  Sam.  25,»  14)  Jes.  42,5  16)  Eccl.  12,6 


KITAB   UA'ANI   AL-NAFS.  60 

KnSiK  p  iKn«*?«  nnro  nannS«  c|'3i  notyjV«  fip'pn  ppnni  Mimtt>  »«a 

}«  in  notvib«  }o  nooK  S3  n«a"jN  htt  »iS»  ^-uS»  ]h  oSy«  "»vs    (n») 

{KnbsrMnbw  H'owVki  pi'jwnb»  ^Kn'ODiS»  ikobj*?»  «on  nott^aV«  SiapS 
nott>jSK  S'nnB  nvwy"?«  obNjf  jo  paiim  iiiJi  N'nn  «o  »Bsr»  ohb  ikdj»"?^ 
npi  nK'jfityVKi  riK'SpybKa  «riB^ban  aao  in  »ins  «mnii  »S»  ommi 
n»'>pybK  DBj"yK  rhnüH)  «nV^i-rt  obj»  'a"y«  Vkäb  'B  'jwoKSa  onpn 
j'objV»  natt^nnB  S'HütB  Txn  'nn  S^wn-iVS  'jnttrSKi  '"jpySK  TannSMa  lo 
noB'j'jN  n»atf  "jipjB  »'jnb«  'B  rinSKirbK  dibjSk  «infia'B  n»bpjr"j»  ofljS»a 
f -i»*?«  »B  jfnm  n-ira  n'aty  ikobjS»  Non  piS»  nxwy"?»  n»BKX  NnxNSanow 
aaKiab«  »ip  p  «nj^y  »oyo  «nSHiioN  trvn  tnra  «nKipa  i^SanonS 
*,f"u'>b  «n«<nnSi  Nnj'jrn'j  nNVKytfSK  p  «nS  «01  n^iSyS«  nKTiiKn^Ki 
wo  'Bx»  jK  oiVyoi  fi^yiiyV»!  n'SpyS«  'aNyoS«  '"?y  «nj'y»  nV«  »oanV«  15 
riip  I«  wiai  npi  »onnan  onpn  n'?«  jOTBi*?»  «on  DS^yS«  Hin  'b 
I«  wnan  ipi  a»j"y«  «nn^wai  rioNvnSM  nip  iSnai  riintt''?«  n'nNajS« 
youSw  patfVNi  mtyS»  '^KnnV'i-rt  yitfaV«!  yiiSKi  nsy"?»  riinty*?«  n'?'iB 
}a3S«  «nnbnni  fiony*?«!  'kiVn  nipi  nyKit^S»  n'aijS«  nV»B  ]h  wiaii 
c)"ixn  }K  im  Hbj>v  Sa  Asy  nintt^^K  Sy3n  ;«  in  ri'bpy'?»  rj'VanB  TiyV«i  20 
Sdj"?»  a"jt3  nKpiK  Sno  rifKiV«  »nriKpiK  'Bi  «nmih  pn«  'b  nimyS« 
|KD3«Sb  ni3«  in  yKoiS«  n-iS  j«*?  upB  niS*?«  abcV  »*?  SKrioV»  no«pKi 
|üan  nB  -ok'  o'm  »v  röm  nan  Vipa  n'B  nb  riajii  SdjSk  rioKp»  »by 
»Dv  '1  jy  •j'Jt  u'niai  ni-ot  npi  jcan  nBS  -lati'  niSb«  ]h  'B  n»  npB 
b'HÄB  iSiai  SKiB^a  D»n»  ne^on  'nywi  »nSya  niVya  B^on  V«p  nj«  25 
fiyKJitt'  pan  ^nn  «naiiö  »bi  «nniüi  pn»  <Sy  »Vn  pan  «S  n^aw^nS«  obj"?» 
nnTjii  onaB  fiiaji  nS'S  on'Sy  pVn'i  Vs  fiv  u'a«  oma»  |y  'ipa  rrstno 
»«Sini  ny  uan  ntro  'b  »nba  VnäbSk  y»o3 ')  wian  npi  npn  a3ioa  'yn  nS"? 
DBi*?»  n»ip  KWB  onan  trsn  'b  »9k  onaiai  onnintt^  c)">«n  ob  'VkioSk 


1)  oben  20,1»         2)  »jnSS  3)  «onnSmi         4)  Ps.  127,  s  5)  Sabbath  1181>M. 

6)  Gen.  14,  is  7)  oben  35,i7fl[. 


69  I.   OOLDZIHEB, 

'3Mjfo"?«3  inoaw  iriKni  «e^an  nM'iKoo'?«  OKytsS«  p  nnw  p  ]«  »^ 

DDü  ]W3  )Ni  «na  T)S'y}f^  »n^»  riiisrtHa  ouS«  <b  r\p^i'!t  w  n'obK  ')nKaK 
oSyn  }»  miK  siN  wns  »«  fiiKinb«  n»Syi  'in'?»  »b  wisno  n'oV« 
oajrSKa  »nowsi  SVnn^  niijf  p  Nrniin  ')monK  |»  notviV«  rip'pn 
»nn  Kain  «aw  »na»in«  »ruy  ';jf"?aKi  *Ntyj  •nk'j  »nn'iyj»  «njfuKS 

1 0  bpy'?»  j»jr3  «n«nnB  «nSw  b«n  'S«  »3-n  inni  niyns  «ntsvj  wujr  yrpnn 
nar  na^KSoS«  nw  ny  K»aj«SN  n»  Müa  nnBKBtyi  Vpjf"j»  «Bva  n'jipytD 
IM«  «ob  n«t3  "»«p  «oa  Spy'?«a  «n'3«yo  pSpy'i  o«inS«a  d«3'>«  iw 
«in  '1'  n«"jo  'a  nwo  vt  «V  o  *)  njjf  awnaS«  'ip"y  «j«dj«  naonB  1«*?»^« 
•j'ipa  M«oD  'V  i«So  nj«  nu»  objn  pyhtt  anSa  «tJoV«  'b«  nyx  «ts"?! 

1 5  nnJiT  nwou  'nn  nio'  na«  pii  o'wyS«  amS«  njo  npnSi  'wi  nuo  vt  t» 
«nini  -"j'üi  «S  m'ji  pyu  nSiai  'wi  npb  «"?  lin'onS  'v  pn  iS  ';  n"?  n'j«pi 
nSoü  SSnn  «o  bwB  «nn'K'j«  |o  «mnini  noi^jS«  S'Snn  jw  c)'a  i*?  p» 
'i  '"?«  ü«'?a»V«  Vbnni  tt«Sa«  'n  »V«  paV«  SSnni  noii  dbj  'S«  {«dj«*?« 
np  »"?«  [■ix«3j;  'nS«  bSnni]  i3t«iy  'i  »S«  y'«at:  'iS«  VVnni  y»«att 

20  finwb«!  'bvnb«  '•?«  aa«wS«  D«n3«i  i«'?b«V«  'ip  SSnni  aa«oV«i  i«"jb«S« 
'ip  }o  mp  »n  'nV«  nyattb«  nini  nyauS«  'b«  nni3t'?«i  'Svnb«  VSnni 
»baS«  Vpv'?«  'V«  n'^aV«  bbjS«  nini  n'baV«  oBib«  »V«  n'bab«  dbjS« 
bipyS«  'm  ^»{^^^«a  n'S«  f 'B'  nV«  rjn  bi  njnao  'V«  'Sa"?«  ^pv^n  nmi 
yjT«  on  Ol«  'ja"?«  oibj  'm  »'?a"?«  Spy"?«  '"?«  'jm  '-»«aS«  p  fi"?««!"?« 

25  'Sab«  '?pjr'?«  '"?«  «Syi  "?j  p"?Mab«  jy  niinoS«  a'mn"?«  '"?y  iiin"?«  oibj« 
pi  nyauS«  '"?«  n'"?aS«  dbj"?«  ]w  n'"?a"?«  dbjS«  '"?«  '"?a"?«  "?pyS«  pi 
aa«ia"?«i  n«"?B«S«  'S«  n-iisrS«!  'Vvn"?«  pi  fiiwS«!  'Svn"?«  'V«  nyats"?« 
VI  'iS«  «nia«  '"?«  ■ix«jy"?«  joi  nwij;"?«  '"?«  aa«D"?«i  n«bB«V«  pi 
a'nin"?«  Hb»  piB  '"?«  S'SnnS«  fiBsr  «tib  |«Di«"?«  oDi  njtD  'i"?«  a«inb« 

30  oSyni  onBHB  «n'nst  iSi  "?ö«nB  mn««:^o  ii«a  "?bo«  '"?«  pw  \o  ütroi^m 

1)  ma«  2)  rüDH  »)  SaKI  *)  J«d.  IS,  w  6)  v.  21  6)  T.  23 

8* 


KITAS   UaInI   AL-NAF8.  58 

MTUKb  «nSst«  'B  Hh)  Krrs  t)«Sn3K  «S  «nn»n  |k  nx  ip  jk^  «na  KrivKaer» 
p  UMbraKSK  «oiw  K3iKi  «pn  «onn  nn8n  'B  cjM^nä«  ')kS  p  ]^'B  p 
onSipv  'B  owSk  ciKbro«  aao  in  «im  riKiPTön'jKi  nKTh^n"?«  Sap 
imiT\  »nb«  ">«ri»SN  nin  njj  Dt  p'a  np  |«  oSjfKi  onvKaB^«i  BnS»yBKi  5 
may  noiSyo  «ny^oüi  «bjn  rV  nsaS«  Tvpa  »njf'oi  |»  j»ai  noB^aS«  Kn'B 
wn  »oSj  *;  'ipa  n»Sjf  ninnK  nS«  njhiTi  nirr a»  aon  m»  p  |o  ai^üobwi 
a^Küoi  ')  nS  pSa  koS  nö»o  inB  onjo  Sa  |k  iSna  |'3i  'wi  "pso  ^Vi  TJ^V 
yyy  wi  »oSa  'ip  iSn  "j'bTi  n»s  nima«  KtD»B  niK-naw  noBj  nKn«  aona 
H'K'jk'jni  -i«ri»bK  pnna  'b  objSm  iNTij»  nwyoi  'ijmj«  »oVji  TCBni  'wi  i  o 
*)^r  o'oanV«  'ip  nioi  laro'  oba  tibd  Sjfi  'ipa  üiBnö  wVyo  iSi  te) 
no^aS»  ]H  iixnn  ^k  ai»  Sipai  WN'a  iVn  tu  Kiini  n»Bna  *jnna  ko^Sji 
«tsDi  »naoan  ikSbkS«  iNn»  pana  rioSsS«  okd3k"?n  'Sy  may  nw 
•i»ri«^«a  oDinns  'nV»  istMyS»  'Sk  nSxi  kikb  na  ooinnB  «'woc 
«nKin  «oa  ft'önbK  nyKiyoSb  '"jinnB  '»n«"?«  ddüSn  aonariB  nn«ySN  «5 
wo  aona  «n'B  nynK  ko  kSn  «na»  aVu»  «S  n'Sy  nVJm  «oa  o">«y'>«i 
"lan  "!»»  '3  V^p3  ™v  "'■w  «ö  'S  '^''Ty  3iio  in  «im  "wri«"?«  p  «n«tt>j 
|o  ^«  «ab  mc  Tp  I«  yyoV«  «in  »b  nS  «jSp  «o  yoi  nS  pa^  »Sb«i  »v 
i]n«nM  nwrsn«"?«  »j«yo3  inoj'i  «t^jn»  nj«B  n«i«t3D"y«  p  ^n«SK  »S«  Su 
SwibS  mntt  »nS«  nj'3jyS«  }«  iri  p  3Jiy«i  iiy  «"j3  n«n«yS«  •i«n«3  20 
«njoi  «n3  na»3t6'S«  pBiy  i«n«3  onS  nSnor»  n'w«n  «m«  'j«"ib'''ji  riy 
l«bo  «nM  'j  rijf  W3n  n»o  |y  S'p  ipi  non«  o<«»33n  t31  'j  «bj«  «jSp  «03 
S«pi  nion  Tino  o»nb«  vS«  «"ip»i  •;'>«pi  naon  "pno  k'«  n3'>3  vb«  *v 
I«  no'jy  npi  nS'S  «s>«  Tioy3i  düv  onuB^  ibn  nn«  py  iioy3i  ";  «ä'» 
"  «»»«  S«pi  "j«nioSy'  on33o»  n^n  |o  py  ■noy3  btnv;^^  ninib  nj'sty'j«  25 
n»  iTi  ")«Sn«  S«pi  V3'3D  '?Biyi  ]iv  "]b«P  «031  om'j«  131»  py  Tioy3 
j«3i  D»pn»  *3y  o'o  n3B'n  in3D  vni3'3D  nno  i«yn  njy  ")«i»«  'pi  py3 
SBiyn  S«  »ja  nt^tsi  "j«üpn  ">ip»i  id  pyni  ";bip»  niOK^S«  nyBm«  «i« 

1)  ]0  kS  2)  Ps.  139, 16  3)  Verbreiteter  Hadtt-Spruch,  Tirmidl  II  19  4)  Ta'a- 

nttb  23i>  oben  6)  '^  6)  Ps.  33,  *         7)  oben  52,  si         8)  £x.  3,  a,  MS.  i^^  vS«  lOM 

9)  V.  4         10)  Num.  14.  u  11)  «oSy'  12)  Ps.  99,7  13)  Ps.  97,«  14)  Num.  11,  «5 

16)  Ps.  lö,  IX  16)  Num.  12,  lo  17)  Kx.  20,  u 


57  I.   OOLDZIHER, 


T3«  }KD3»"j«  ]tt  na  »ij;»  nw«  Tosn  »oks  n»33ioSKi  «'«oaS«  fys 
hw  'B  TOtyjS»  oipn  na  yy»  mpi  '^pi  nMaiaoSKi  nnyiaoSK  ro3^ 
wjwS  im«  n«vB  fipaKo"?«  n'K^tDbKa  n'nNbKSN  n«4'sbK  \o  nHjnaoS» 
im  Hrav  «Ta«  mpi  ik«  wjiaS  tnaoi  wijy  «Vw  riKiwoV«  "dh  'b 
5  »S«  na  wyi-ii  waonn  S'Snn  's  wia«  «n«fl  wdibj  üj;  kSw  jKa 
|y  3Hi  nSi"ji  KjiaNiKa  »ab'Hw  iwnoiK  wiay  nv  nKynaoS«  o'NoaSK 
'by  riB'ni  TDBni  'wi  mpi  nin«  'ip  mavi  iSi  pa^  KnioÜKi  ontDiSy  wowi 
Tsa  '3V0  |8S  'J01  'jv  Nnn'BaN)  »laKwa  »S'«w  Vw  nino  'k  naBa 
mavi  TOBn^K  iSn  pa»i  nay  ny  t^v  'bs  'noB')  ';  'ip  !>ho  NBa«i  iKno» 

1 0  piBiyobK ')  n'Ba  n-i'Dsni  nS  Vaw  kV  naatt'j  »jüo  nyi  nK»'>B  ',  "«n«  nya  'ip 
a»jinjK)  oBoS«  -lu  -tKnoJK  »b  ni«i  |K'a  jnnB  wnV  '  pö«  oSb  nainaw  oy 
^pv^»  \o  nwiai  mo  onBn  n-iww  iSi  oSyKB  «nS  Kni«»oii  »my  «noiby 

n"ySK  Niy  |k  y-ity"»»  p  n»Sy  «jintynoKi 
"H'«  oSy«  ri'teoSHi  nnby"?«  riKn^riKn'?«  p  nöB^aS«  pn"?»  kö»b  ^b    (p) 

1 5  -layn  'nB  m«  p  »'?y  n"yo"««i  Knn»a  ]^b  }o  no»iSK  mix  «n»  )«  nSS« 
ri'WKa  'wnni  n'Sy  nin  ibs  Sa  lo  in«a  "iri»nnB  ikVb«"?»  y»oi  '!>y  nini 
D1BJ  p  oSyVb  now"?o'?K  obj"?»  nn  'jytDS«  «inbi  n'Sy  -oyn  iSb  "»a  |o 
nj'nMiai  naaS«  nSS«  n«'K  lo  n's  ko  |y  pwini  hSb  nVaa  naan  pppnob« 
oSKyS»  «in  »V»  «mm  'b  n»Sy  nnay  h&>  nBnyn  WKa  «niHa  'oüyS» 

20  HO  -np  'byi  o'bynS«  pnwa  nia»n  nS  «njK'oj  lya  »nia^n  m«yB 
nBHwS  NOK  pan  «n-iHriKi  Knn«SKvnHi  aaNwVK  nKyHy»  p  KnpnV 
»Vy  nKintsn"?»  'b  «nuKSnaK  w  «n^iSa  w  «nn'B'JK  »b  ni«v  w  rwv^i^H 
in  »V«  NmpMb»  Hoa  oSy  nS«  «n'-wa  ivpa  mVyo  iipa  nyoü  iWb  «nnu 
IkVbkSh  fya  'b  not^ib«  nnao  Koam  •  ryi  ">Ji  kb^'  «oa  tw>  pb  «nSw 

25  ibn  in«  pa*B  on«  pb  «nSKOT«  noanV»  'inpn  npi  'S»  Kb'w  »3«ot 
Kn'by  nayn  'nS«  im^bm^k  n'pa  p  "intsHi  'ip«  n'B  nnats  nb»  iSbVk 
nnao  »iV»  n«n«  w»a  inob»  w  »■miyo'?«  w  bnr  'B  «nnao  jKa  ]h  »bno 
w  aawaSK  üKtnoK  loa'  ob  «ono  ikSbnS«  fi'pa  p  inow  »ip»  n»B 
■inoK  owbK  fya  <b  aaKiaV«  j^a  iHn»  lin  ibiSi  insb»  ibi  'itob» 

30  p  «nVw  «o  aon  noB'a  "?a  p  aiVooS«  |k  oVy»)  «j»'y  nbi  nn»»ni 

1)  «^ay  2)  Ex.  33,22  3)  P8.  139,6  4)  H'ßa  5)  p^Ö«  6)  IßD' 

Abhaadlangen  A.  K.  Om.  d.  Wiu.  xn  OAtUagen.    PUl.-Urt.  KL  N.  F.  Bud  (,i.  8 


KITAS   MA'ANI   AL  NAFS.  56 


Tya  tKh»  "ivjjn  koSm  "lya  NinSn  n«y  im  myo  nn  mit»  ^kS  mä«  lya 
fiKb«!  Ko"?Ni  nihSk  -iwy  nya  ikjVk  -ixjj;  in  mal  tf»  'ipi  p»  »Sk  f ihS» 
onnn  'ip  »s  ]^i«Sn  p  nn«o3  njwno'j«  pMyoV«  Swa  nvann  on 
mya  wi  an  o'nK  "»ai  ns  yy  'ip  »b  nKaa'^K  oü  tv^h  poa  ori  niyaa  Sai 
yua  np^Sa"?»  ona  ori  noHopKi  njusa  rwna  tai  n»nn  Steps  jw^nb»  033  5 
o'jpr  'ip  'S  noKop«  -on  »b»  o'owS  bai  p«  »aSo  'ip  'S  nausi  |KOiKVK 
OW33  na  yy  o<o»i  p»  Vy  mn  btip  |k  »S«  »v  ok^  n«  ibSn*  onya  oy 
nSiK  p  »n«SRSK  a'nnnSKi  'oanb«  dnüjS»  in  Kim  P«Ski  iwiKoob« 
kVi  c)öyn  ysa  waiw  «pn  o'^nni  min  yntpS«  pi  "JpyVn  p  nnaM  »Vk 
nan  n»B^«ia  's  Mip»  iSi  'S»  niKty»  nin  ')}'yi  ri'iaiS«  pxjStc  |y  Sny  lo 
13«  'S  nnp'Vai  |ndj«Sk  |ian  n«yB  ryi  Si  '-»KaS»  ^lya  iW  yoi  ppnns 
nttynao"?»  p  nioipn  w  Sa  p  n»riK  msi  nKpiSaoStri  nwianoSK 
nteyiatD  |o  mowa  oS8yS«  nSoi  |o  yioito  nj«  |»ai  rnrs  nKpiSaoSm 
Ko  naS«a  nwannS«  mna»  natDi  c)pi  mjyi  'nwK  mS«  panSHi  roraiaoi 
dbjSni  SpySK  won  piV»  'anriSm  SinS»  ynaoS«  itw  iSi  SisSs  naSa  is 
niKx  panS«i  a'mnStn  a'annS»  »s  ron'a«  »on  |'iS»i  ttsny  n»-i'a» 
»tS»  'iS»  "«»jyS»  p  pao  |»d3»S»  |»  tSt  |»'3i  »aaiaS  mSi»  »nay 
p  ori  Tri»S»  iVs  in  'iS»  ■i»3S»  inny  »ma»i  p»S»  Sbok  p  »nVi» 
riyattS»  p  «nnsyNyB^  o»Sna»i  »naa»ia  n»iwn  p  ori  n»SB»S»  n»a"in 
»SaS»  ^pvhH  p  ori  yiöA»  o"»  'n  'nS»  mSaS«  osiV»  p  ori  nir»öS«  20 
»SaS«  hj>y^H  'S»  nS'sa  ryi  S3  'i»aS»  n'Bna  |y  ori  yoiS»  ia»  [in]  'iS» 
m»«  iSnSs  o'»nS»  nifsi  Duy»S»  mu  p  nrio  ütd  'n  »nS»  niowS»a 
yoii  t3'»DaS»  yoi  'Sy  »miay  nya  »S»  on»  p  'S»  Ssrn  »S  notyaS» 
N*i»ri»  »nna»i  ^^'^»i  }»xopi  »n'S  nimj»  nin'n  »na»ona»i  n»aaioS» 
nainj»i  »n'Sy  «mn»iDi  «nn'tfj»  niria  iSiSs  mSy  nayn  »o  Sa  p  »anrai  25 
»njy  naiinjm  »noiSy  »nay  na»Ji  »niwp  's  mnoan  »m«  a»» 
n»a'avii  n»a'annS»i  'Si»nS»  no»Sü  -»»na  'S  «nü'»Da  np-un  vpHVth» 
naia  ^»nji  miii  »ina»  's  'ipa  nnii»i  ri)f  m  tSt  |'a  ipi  nwa'annS» 
ny oi  nitDToS»  »in  »anos  »ia  ipi  nasa  'Sy  no^ni  'amv  onpi  nin»  *)  S»p 
■TOwS»  »in  'S  »iiaii  pSaS»  om3n3»i  psaS»  a»naa  apStsS»  »3a»na  's  30 

1)  Der  Zasammenhang  des  Wortes  ist  nicht  klar  2)  s.  oben  19,nff. 


56  I.   OOLDZIHER, 

bsMp  im  nnivS«!  ^bvnb»  p  iSsSk  bd3  ins  hViaoS«  dudAh"?«  Siki 
'iS«  naoStn  DOKaS»  yisvhs  )m  iSi  tji  nainSw  i'nnSK  Sno  f tnjrKS'j 

•»ap  on  Sa  |»aö  «Si  ^«ot  »Sa  nMinaoS«  fiSiKV»  ü^KoaS«  p  onanp 
5  'übw  'nS«i  'rS»  «OKI  nSsb«  fiann  injro  ^«orS»  |kS  ^«atDSw  |notSk 
jKOtVM  S'«i»  vo  n«VTaio'j»  oni  Y^h^h)  »oSw  wnS«!  nwV«  ons  '»S«i 
nyn»'?«  nptsj  iSnai  »mjfa  yiatD  pa»  o^i  ?ipii  jf«na»bK  'nw»  ]^n»V«  njjn 
rijfnB'SM  «nao  \o  laT  oSi  y^na»  «na  -i'Dsm  'wi  o»nS«  «na  n'K^Kna  'ipa 
ntyiyi  njipi  i»»)  niv  Sno  fip^SaS«  »b  riiwiü'jK  rinoS«  umb^kV«  p  HübS 

1 0  y»na»b»  »m  «na  rroB*?  «niaKi  piani  pa  »ayoa  ynan  nin«!  Sa  nS»  Sjnsi 
nna«  ){h«SK  pi  fn»SK  'S«  'nww  «na  n'o'Kia  S»p  ')nSnSB  ooi  bwS 
ynao  Sa  |«  n»pi">aoSK  pai  Sw"?»  yiaoS«  pa  pnBbw  p'SanS»!  'jpianSK 
KOKi  |«at3a  kSi  ^»oTa  «S  »tt>  p  »S  ups  htikSkSk  Hs^nb'?«  ri'K'oSKa  Sw 
HtoSki  »SvnbK  JOB  owdjSki  a^mn"?«  »b  Do«iaSto  ya«nSK  n»ynaoV«  j^a 

15  f^t^H  p')  fn»SK  »S«  »nwK  a'mnVKi  ^«aoSKi  }«iotSk  «na  i*»!  lyai 
in  fT«"?«  fip'pm  aSa  ko  jVn3  a'annS«  [a^anni  a^aJinV«!  p'WnS«  nna« 
p  njwnoV«  nwiNoiS«  oj3  voi  «nao  "ixwyS«  ft'pa  pi  «njoi  a«in">K 
jTKU«  V'oiS  npiSaoS«  naSnaoS«  iKinKV«  p«j;oi  "jjtkbm  "iiasn  "»«ai 
iNJte'KbNi  aNe^yttSK  p  riKa^S«  oji  pan  nMiNoiVK  daü  ')iyai  »nyBMJo 

20  on  tSt  }r»o3  vbkjoi  ivaSNi  aianS«  y'oi  pi  nNonKSKi  »SaS»  ytnito 
03i  "la«  »Bi  mw  njf«uK  c|«SnaK3  iKvnVK  oji  pan  nKajb«  dj3  lya  p 
ov  fr^y  »fl  on«  pW  pa  p  nyntJ^bN  »b  twa  ikojk*?»  yu  pan  ^Ki»nV« 
'lai  on«  «naa  na«^  anjra  *)S'f  o'oanS«  «ib«p  «oai  ripSab«  na«  HyoA« 
«nn  ppnnni  oSyn  nnn«  «n«i  n«jrnaoS«i  np'Wb«  yoi  na«  nj«  n» 

25  oonV«B  n«pi'>aob«i  n«ynaob«  »b  'baV«  o»ü3"j«i  »yntt>S«i  'bpyS«  a'nnnS« 
nntj'j;'?«  yoi  'B«mB  |^n«n  p  'v  n«  ibSn  »V«  o^orn  p  »v  n«  iSSn  *)  <b  iSi 
n«piSaoV«  n«aiatD'?»  n'«na  nwni  pjBni  o^opn  nwa  omuj  'bjr  n«vn3oS« 
niöinn  tei  oyyn  'ip  p  ]^n«S«  p  pa»  »ts  Sw  p  pjBni  o^opna  ]^n«V«  p 
nioinn  'pa  n'B  «oi  «oV«  nwy  piB  »"?«  a»nnnV«  »b  ]^n«S«  pa  nya  p  ojr» 

30  nbi«i  nbi«  bap  nna«  a'nnn  pwBb«  «in  nnai  ty«  'ip  »j«nb«  pwBS«  j«  on 

1)  tS  "fjB      2)  panS«      3)  yK3J1       *)  njn        ^)  Sanhedr.  38,  a  gegen  Ende      6)  Ps.  148 


KITiB   UA'ANI    AL-NAFS.  54 

rpSjf  nS»n  'j'rhHvs  nKn  man  "ji  nwooKi  fiSiono  ]^n"iv«  n»»p)WoS« 
aiyoo  itn"i  *)  'ipS  Tiaai  rw'atyi  ok^  'Ödo^k  in  n'Sjf  Kn^iw  n'S«  «naipw 
oVo  !>3i  »V  Biy  n»  B'w  wn"i  'n"?i3i  maa  n«  a^oty  mrotDi  »v  o»  n« 
oBf  Knpj  ntt^M  o'anan  atrv  :nwax)  'v  'jOwaaS»  Sipi  imaa  n«  p»n 
im  rwjf  pnaoSK  Swi  nao  ^'a-ip«*?«  aip^S  noo«  'üjtk  'yn  ru«  ppni  5 
no^iy  .TÖo»  n"j»  im  anp»"?«  aJKnSNi  DÜyK"yK  |mDi"inSKi  VimS»  i'sdVk 
'ipi  mt3  vSyso  onp  lam  n^t^Nn  'jap  »v  ';nöan'>N  ]y  'ipb  pwan  nn  p 
)"3K31«Sk  ')  Koan  witso'i  ri'jKjro  jo  SmSn  yoi  vo  }iok  iVsck  .thni  *)  kSp« 
Ni^N  im  nnam  |n  "Öm  od«  niaa  fiam  lya  mbn»  on  SKysS»  Spy^K 
•jdsjSk  oni'i  n^ÖD'i  'j«ntt>'  'hSn  iiaa  «'aj«"?«  möo»  onao  oüjto  iiaa  lo 
nanno  nwiS«  osjSk  |k  «oa  myaoSn  »nwipa  nNSsw'yV  HanntsS«  mteS» 
■naaS«  awo  K'rKb«  fya  »s  aw  iiaaS»  »nm  n'rauS«  mpbKa  ond^kV? 
lOKi»  p  mSv  m*?»'  NO  noinD»  }oa  matt>  im  w  »öd<  nS»  nSap  nSn 
mSaSn  ddjVk  ]Kb  nTiKStiS»  'mt^o^»  p  mS«  mm»  koi  «Syi  Si  nKsS« 
ruo  nb«  J^iübi«  »nVi  Vpjr!^"?  riaoKJo  SpyS«  »S»  n*»»  c)-iü'>»a  »nS  i5 
ri'Sa^«  objSm  »ip  |o  mp  o»ia  iKbts  »rirK  *)  tib  fiy'auSS  riaoMJo  nyataS« 
'aS«  naoS»  »ns  mteV»  osiVKi  nnann  o»ni  oSnvSk  tnn  nK»n  »m 
nnSriSK  nKatsS«  »K^im  bsj"?«  fiannS  ")  'S»nSK  'jSk  jr-raoSK  'ns  njrawSKi 
inKi  omjiioi  onjrnaoS  pr«übNi  pjfÄ«aSK  pytvKabK  ")oni  o'KoaS«  on 
0101  p^xitDi  nn'tyoi  nwa"?»  ]^'D  jw"?^»*?«  om  pisjoV»  om  laKS«  nya  20 
KOI  oSkv^^k  »in  'B  n'B>obi«  "j'oanS  oVnij;'?«  y»o3  <'?«  n^nK^KV«  rioanS» 
«Si  nain  ms  »Vi  «Sw  Sys  nS  o'"ji  'i  y'tao  fiyaoS«  iSn»  on  mya 
»m  Knay  SyBj'i  «nao  pari'  «o  yoiS  b«yB3«"?»  Siap  n'B  niaS  riK'n 
nSaKpSK  miKooA»  nNpi'jaoSK  y'o3  «nao  p^a'i  pam  tiSk  D">KyS»  fiina 
Knjiaai  p'SanVKi  S'aB^nbNi  TivnbKa  S»yBiKSS  nnSiapai  ymvvtVf  25 
SsyBJK'jb  «nwis  Tinnni  «njtpi  f ya  naib'  hnti^hSki  nK^aa^nSS  nSyBjo 
dkoükSk  yo3  «nao  pan»  'nV»  oVNy'?»  nj'o  'jy«  '^»nb«  »njioD»  »nS«  »m 
f KnynSKi  okoAkS«  njo  paoS«  n'E^Kia  piOB  »JKn  »b  nianoS«  iB^nS«  im 

1)  n'^yß  2)Je8.  69,19  8)  Pb.  102,16  4)  I  Chr.  18,6  6)  Ptot.  8,«« 

6)  T.  30  7)  noan  ^)  n^DDlSM  ^)  di^nuf  bezieht  sich  das  am  margo  notierte : 

nyaeSm        lo)  n^SwiS«        ")  on 


53  I.  OOI.DZIHER, 

n!>H  njS«  «ajma  tk»  'ipi  ni'ria  »'»Dia  m«  p  'S«  Sxn  nott'j'?»  njo 
»an  »rt«  ni«S  pa  mn  Va  tysin  ru'ya  m  o"ns  |'ao  'ipi  nuS«  ruo  tjp 
»Da  Ko  na  psiv'i  onS  ^  noa  »*?«  pnxa'  mS  nV«  o'«ns  pan  laSKa 
5  u'aw  nsw  wkt  Sv  ni)oi  piSi  lii  'jSt  o'oanSK  «iVsp  nSi  inai  onaj; 
|»jf3  iSi  nü3  aVün  «bi  im'xa  pyi  i'jpjr  |»jra  iüjkb  isid  ijn  oSiyn  c)ido 
•obS»  ]^k3i  ')önVK  apKna  «b»  önSV«  'iytsSK  «nn  libi  p  a'ariB  ioo3 

nTxaS»  YV  nnfli 
nu  »Sj;  fiinnoS»  nKO'aVnSKi  n'tt^jKSS  fiTna  asac«  |»'a  »b  Svb    (fis) 

10  MmmaB^N  riN^roNi  MnSKysN  qN'^naN  aiiK  nV«  aanb»  ^koi  dbjSk 
«omnK  poop  »b»  Dopj»  nSBDi  nibj?  nyoA  oSkj;Sn  |m  oby«  n'iNDJKb« 
»B  fnrtNaSK  nSmoSK  ts»»oaS»B  riKaanö^»  Dop  na»SKi  ts'MoaS«  oop 
y8naKb»  'B  anpKS«  iWa  'jyK  rjn  Vi  «njrnao  |o  nanp"?«  'n  nuKoa^^K 
ymT\  '^  «nynsü  nMjfnaoV»  oHon  'S«  mya  köo  woa«  pa»  nynao  p 

15  nitt^y  »b«  »mty  *b  aVan  n^ynaoS«  nnni  n'nK'>»VK  ri'B'obMa  Dtwai 
noan  oNtiia  -^w^h  nya  int«  «miJrt  'B  arnnn  'ni  ypj«  «Vi  [tw  »b] 
|y  «b«  jKn  ttt»  {N  ni'  «S  nS«  no^Kiy  wpnKi  ONan»  aihoi  ryi  Si  nSS» 
|y  hSk  ya«"i  «bi  nonpn'  tKii  |y  »S»  ri"j«n  k'ji  fiamV»  'b  nSap  Sw 
3»inn  ma»  nMyraoSK  ^nntyyS«  o»uj  owon  »S«  nan  nnam  ^sp  f\*>Hf\ 

20  nn»yS«  omsn  'S«  SstkSk  nn«iSN  in  nS«  n«iao  p  'iy»  noMwi  TTyS« 
»3KnS»  Twin»  «S  «oai  nyS»  Sw  in  VwSS  'SKn"?«  ^NnS«  |«S  H'-nyS« 
nnie^SK  iro»  'iyn'  «Si  nSKriSS  ya«nSK  »bi  'jKnSS  Wwrhn  »Si  Sw'j'j 
nam  omn«  »nyiv  «S  n«ynaoS»  '»S»  kw  i"?na  nSap  nS«  nam  'S« 
nK3'a-irw  nKa'annbK  »b  myS«  SaT  nmyS«  '»V«  lya  |«  Koai  nSap  nS« 

25  »S«  nnruK  »n»  ''S»  n»yiaüS»  »io  iSna  wSa  hü  ruS«a  n»a'annS« 
aSa  »0  jSa  a'ainS»  a»anni  a'a-inS»i  panS«  na  nB>»yS»  in  nS»  »nia» 
Si  »nynao  \o  ftaoi  «naip»i  »nBi»Mi  »nüDa»i  n»yiaoS»  ran  Si»b 
V«"i»»  '33  Tina  'watt>i  *)  p  »pnieno  nj'a«>  p'j»T3yS»  »njiöo'  'iS«  in  »Syi 
»OD»  ]»S  i3"ip3  'ott^  'a  '.'n-iinS»  Sip  p  uv  o'»'a3S»i  minS»  n'ÖDni 

1)  oben  41,1«         2)  Ist  wobl  in  nÖnS»  ^^  korrigieren;  DnS»'*        3)  so         4)  Ex.  29,46 
6)  £x.  23,21 


,  A       * 


EITAB   HA'Ain  AL-MAFS.  52 

n'  Vip  VH  nun"?  asnn  'v  Sip  mna  'v  Vip  naa  »v  Vip  VipS  ü^hv^h 
riiiv  dvjSmi  «mV«  ['s]  isn'  jwn  iSiai  niS'»  Sbw  »v  Sip  o»n»  law 
kSi  mm  n»^K  SonoS«  '3j^k  mva'S  kojk*?«  fya  »•?«  SoioSk  ikVo"?« 

»nV«  'n  npibaoV«  n^Sys"?«  nn«oSa  ]h  nvs  ['wi]  o'B^aKni  n«ion  n«  naS  5 
»«£>'  pS  KnyoD»  Dno«Sa  oji  }o  Mnisny  'nn  u»»Dia  ntr^iH  »na  aü«a' 
npiVaobM  nnMoSa  }v  Sf  o'oanS»  NiSwp  iSiai  »tf»  }»  |j;  «njf»0D  yjo« 
njnaöS»  rvnM-ib«  nnNoVa  pa  «ip-is'S  m«  'ja  jwSa  min  man  ")  m«  »jab 
TW  on  ])hpv^)  ]'mns^  fi'n  p  'n  tiSk  npiSaoVK  ri^SysS«  nriNoVa  pai 
naiino'  «o»  {»vnS«  ^a  onanc  n«"«*  «i«  win«  |«  im  w»'a  i^i  10 
Tim  ruMS  Nanjföi  «Swkö  n'Sy  ]^nif'  w  npio»  i«  niy  miw  w  n'">N 
Sri«  n"?  ISA'  KÖ»  nnMinS  innna  jKvnb«  D«'>a  oji  p  ania  nnwnV 
kj'Sk  na-ijöioj  tüSn  iSiai  Nit'M  ■««tsn'?«  iVnai  »o*?«  aity  npi  »b  oib"?« 
«ijf  omiüj  w  *)om'XJS  n'^K  «laniJ's  i'SN^Sb  in'ä'jn  is^  «oa 
|kdj«Sn  o«"?a  n'n  p  nS  onoMba  ri'n  }o  my  «nsj's  Njnwn'?  tws  15 
in  n'n  p  nS  on  mn  p  n'M'aJN'?  'yn  n«a"?N  oba'  |k  miMi  nnNS 
ly  Sna  'a  Vip3  ]^i»'jmi  nKiMoo"?«  »nbonnn  nS  »nS«  nnmpi  nnoüyi 
nK"?«!!»  nnS  o»p»i  nKb»atyn  n'N'ajNS  Va«y  »oai  njK  »nn  'ui  iion  d'ok^ 
»man  Vip  iSi  S'Sni  ni«ioi  nuinn  »öon  »nSK  'm  nitij  'iMnay  pons» 
nNboiyni  nM^Ko  »»ajNSS  Sao'W  nät^Ni  Sfto«  »jm  ibia  'jy  'wi  o'K'ajn  "jy  20 
"»aV  nüits  n»ntj>  loVo :  noi»  D'N'ain  Tai  ')  'B  Sf  ''oanV»  'ipi  n«"?«fnoi 
»oanS«  niia  r^iy  ')  onB»  n^ao'  noi  nMip  aon  iSia  'jy  p'oia  K'aai  «»aa 
p  n'B  «o  onBKi  mixni  männi  SipS«  «in  onBKB  fi^nNSN^N  n«'KÄpi 
"jw  »B  niotyjV»  ]H  iS  pa'  'iV«  riStDwS«  'j^yoSwi  minooS«  ikidnSk 
Sap  nyiaob»  rnnwiS»  nn«oSa  oyoa  »n  m»  }a  'Vk  «nSw  "jap  «miji  25 
i>i  Sno  'Bi  man  'jy«  nnNtsba  ";  on'ÖD»  '")  yihs  nawSeS«  bapi  jno6k 
rmm  'v  -u  "jnSip  wya  tnm  o"nB  pao  nw  inan  nnB  ";in  S»p 

1)  Ps.  29, 4  ff.  2)  Dan.  10,7  3)  Beräkh.  31<>,  M.  4)  Dni^^S  &)  P>-  67,  u 

6)  niy  ')  IIoB-  12i"  3)  ^i"  inhaltlich  verwandter  Sprorb  wird  Pesikta  rabh.  (ed.  Fried- 

mann 156)  an  Klagl.  2,i3  und  an  Hos.  12, u  angelehnt:  ^nt3T3  vh  •  ■  •  •  OaS  'HDIJ  HVItST  ntsa 

•ui  wann  ptn  >ai3«i  atröa  •  •  •  v  nann  nvion  D'M'ajS  9)  rans'  i")  nS« 

11)  Kn'DD'  12)  Ps.  119,  130  13)  Prov.  20,« 


51  I.   OOLDZIHER, 

nana  ')"io»3B'  n«'?o  ia  »nai  lispn  'Sö  K^tf  •)niaii  man  Sa  V^p  njyn 
man  |»  hmSvSk  'S  St  »rtr»  KiS^pi  onasr  ba  vs  mnai  wyj  o'ott'  'v 
D"n  inani  nbip  in  na'KSoS»  'jyoa  na«SKi  nmS"?  ppwa  pnaKiS  'K'nK 
po'KT  pnaNri  o»JOK3  Tosni  o'oSv  »oSiySi  nyS  onom  ooow  o»o'pi 

5  "jVSi  SpvS«!  jntfSKi  bpiS»  |o  pa  mipii  'wi  inaSooi  nn'a  jt3»3i  *)  'ip  Snio 
aNüai  minS«  ouVa  n'Sjr  uSna'i  »jjroSK  «-in  Sni»  onSaS«  tnn  vomd 
bipS«  «nn  'S  Tnn'S  kScn  nSb«  o«"?a  na»  awaoS»  n^K^aj»"?  »iNaS» 
"mmSk  »jytjS«  ]H  Sipa  »SKyni  Si  nwaS«  pya  nm'n  Snai  nS  pa  jnas 
aKüii  minV«  0M"?a  «o«i  «'«wa  «S  nnK-ia  nosSa  »ödoSk  in  nwHp  nS« 

10  jKatsi  ^Kora  »ay»  finw  tt»«wa  njaS  Hirn  nttaS«  oKVa  in  »»ajKS« 
'ni  moy  }o  'oSk  njo  'd  ny  wan  ntj'oS  nawsa  Snös  }«ora  wo«  nKS»i 
nS»  KinS«  'ns  n«*?«  koki  'J'o  in  ins  jKao  noki  np^SaSS  fionä  n» 
v"D"n  ')ipa  nbi  nyi  ttw  iSsnybMi  pyS«  p  n«ojji  «snn»  nivm  Sa^n 
noan  aiio  'Sy  K'ajKSS  oKSaS«  Swi"?  n»*?«  «nVa  nnm  ««'«n  Tino  nytsty 

15  awsa  *n»s»a  »s  St  pw  nnyo  wan  msi«  ipi  n'S«  awKaoSS  auKaoS« 
»nn  NinS«  nvn  na«  nwyts  «in  »tsMSa  nioar  nSwi  isd  »d  'yn  n»aS« 
033  |o  noiüjo  nyioDo  nKOMi  ';  fiyüpo  cjinw  ')  nKinS  njKa  n«»  Satten 
033  p  ntwSai  n«oji  »inS»  ynapna  onnwinS  itonvKi  on«  oa  o«Sa 
pw  n'nyo  wan  nai  npi  'yn  nSS»  o«Sa  yKoo  onjaoK  'nn  dwSk  D«Sa 

20  -(«o  Kl»  NinS«  ')p  n'a  I^Sk  c)nnN  jn  '/nNaoS«  a«na  m^  'S  H!Sn«  St 
tjnn  Sa  nip  aon  nsSnao  «SKaB»«  ")  nnnn«  ri jnyjo  w  fio'pnoo  uitaa  ">  n's 
n»aS«  Hv  Nn«  'nn  «inS»  nvnS  «np'i  Tosn  »s  kä^k  nai  iSnai  nnA'ni 
aiwaSK  npi  'S  nyo  in  |oo  m»3  nyoo'  «Ski  mm  »aaSS  atwaS«  'yn 
»B  »oni  pan  'Sy  nyoo»  oSi  mm  atwaS»  ffjf  Skiob'  y«ooa  nnifnoKi 

25  Smiob'  'S«  D«SaS«  S5n«i  [}na]n  'Sy  yoo'  }«  p  «inS«  yjo  Sa  nn«i  y4io 
")im  nyio  Sn«o  ntfoS  nSS«  a«tta  's  St  o'oanS«  «nai  iSnai  ")mm 
'S  mv  Sa  {o  'ip«  na«  'Syi  n«Tyn'  «Si  nyio  Sn«  }o  ins'  oS  mvS«  |« 

1)  U*  oben  2)  ^311  131;  d>s  Citat  (Z.  3)  ist  aus  der  Liturgie               8)  Ps.  33,6 

4)  IL  Sam.  7,  is  5)  Deut.  4,  S6         6)  HMIhS          '^)  nySpO          8)  ^-  Lambert  p.  10,  te  ff. 

9)  ]t<  10)  IQ  S.  add.  "^                       11)  ninM                     1^)  vgl-  oben  16,ioff. 

18)  Levit.  r.  c.  1  gegen  Endo:    «yi«   n'H  «Si  pOSJ  Sipn  n'HW  Sh  (Lev.  l,i)  TyiO  Sni«Ö 

•lyiD  ShinS  pnS 

7» 


KITAB  ha'an!  al-nafs.  50 

»OT  f'>s  Siio  onaisii  onowj  ]^'s  ni'-ons  SSns  oBüynna  'i'ipa  fnnr 
['wi  |««n  cjnsvnai]  Vipa  fnnj;«  «n«  iWa^  nosj  rn«'  p  na'sji  "?Sn"?« 
nKSwSKS  ojaS«)  -laSKS  ünoS«  f »an  ^»  npi  na  'jy  ni'-onB  pbS  o'suyn 
*)bSjS«i  "laSwa  ihiob«  f's  na  ibüj;'  o'poyi  'JiSiai  ra"^"?»  ok'«  »m 
'w  c)wr  *Js"?ö  nn  'a  'ipa  'yn  nwabK  iu  ]f>'s  noB^ib«  |»  nv  ips  5 
bai  ona  j«oS»  onn«a  ^s  }o  onjw  "jik  's  na'KboV»  nSuoa  nwu^jSHB 
nKaS«  bjTB  in  n«abK  f»B  i«"?  na  nov  noS  Sjtkb  iKbo  fibuoa  noB^j 
]H  nvB  *)}«0Ta  «bi  ;Kaoa  »bi  nn»T  'id  'ly  |o  nSi  ü»NDia  «b  nn«ia 
rvjrwv  fKijr»  ppibaob«  bjrBa  D'b  nbjrB  'jn«-!  in  nriKia  n«ab»  byB 
nnsna  noo«  'yn  n»ab»  bMyB»  ]h  nbi  }»'a  »nb  nKT  bwn  Kb  nbvKn  lo 
im  b'nnoo  jnb  oik  »m  yoJi  bysi  pp»a  pnaMn  «»n«  fipww  "inwi  »n 
»»  TM  noDK  bi  nnKna  nwab«  [byBji  n»biih  |Kaoi  ]tmt  yy»  ')  o'«Dia 
|o  pb»ab«  b»yB»  nnon  'jyob«  «inai  tspB  nnibKa  «b«  woi  »tjo 
pp»abK*  nn»oba  nj»  nn»"ia  nbysa  'yn  -.'»«  ipi  i'pibaob«  b^yB« 
nKab»  DKba  }k  'JNyob»  rhr)  'by  ybu»  «b  |o  aon»  npi  '')|waKnbK  i5 
]H  jibn  'n«ib«  noNba  n'by  'jübnä'B  ü'MoibKa  noKba  üü  jo  nn«na 
nüPKBb«  nioB'ib»  'n  nnNia  nn«oba  ba  'byBb«  noMba  in  »nwnb«  noKba 
nna»»bo  oyoa  'm  «naoi  Knb  iriixpob«  'jNyöb»  »n»Bi  Hüdki  «ba  mu  p 
n«oba  I«  »by  b'bib«i  nobyb  nbb«  npsi  p  'by  «b«  nons  pT  oMba  «im 
p  ni'na  p'dkib  na^Kbob«  »jyoa  ribsys  nnyiao  nwi  'byi  bi  n»abK  20 
p  bip'  on  'MI  abtt^ni  own  it  ik^jo  "j'ip  nin  kid  «njo  bipj  «ipob» 
»nxBn  iB'»  n»  nu^y  0«  »a  opn  »b«  aw*  Kb  »so  t«r  "ms  '-dt  n»n' 
«b«  nnKa  »b«  -ny»  «b  nibty  n»boi  "on  |n  jMa  ipB  vnnbtt»  nty«  n»bxni 
«)"iyn  n»i  «9«  a«i3b«i  fibKoib»  ni'i  boT  «o  |«b  na  itD»  »o  'Sp  ipi 
pp»abK  nna'Kboi  ")pna»nb«  nnMtDba  'n  nnni  aKiib«  ri'^yni  boin  ko  'B  25 
b»pi  o'tsjfa  aw  toi  »v  nbiyb  "jmai  <ni  mtstfjbK  »ayö  »b  rrSn«  'ipb 
naoo  »B  br  o'oanb«  oyob«  «in  Kw»a  npi  obiyb  oip'  wnb«  nani  ")  Nip« 

1)  Tbr.  2,1s  2)  Gen.  30,42  ohne  diese  Einschiebiug  hat  die  folgende  Erklärung  keine 

Anwendung  8)  Ps.  66, u  4)  so  mit  incorrectem  Plural  von  nbj  =  Ertrag,  Flor.  riK/i ; 

der  Plural  bSi)  gehört  zu  anderen,  hier  nicht  anwendbaren  Bedeutungen  5)  s.  oben  26,  si 

6)  nKIT  7)  Ö'KOa  8)  so  Masc.  9)  SjbrÖ^ß  10)  Jes.  66,10.11  11)8. 

oben  N.  8  12)  Ps.    119,88  13)  Jes.  40,8 


49  I.  OOLDZIHEB, 

rrovfihn  riaca  'Bi  rroMSN  Vap  «SiKjr  onK'ji  »b  n«sSb«a  poSwj"?«  ';  an» 
on'Sjf  ihüonSk  "iMmKi  onp«n«  njra  »s  na  »jy»  Sk  in  nV«  'j;n  noo«  »S« 
«ODK '"?» rwtt'aS«  naoj  ihxb  pmoa  o»o  anni  mp  p»  '?«  nots'Jü  *)"jip< 

5  Snonb»a  piSaoS»  }»aoNi  n»jKOJ»bN  nip'y«a  »nnp«ü  aon  na  VnonnS 
iVi  ^noai  nM"?tsi  nM*?»  p  nrh  »b^S«  Vys  »Sy  rimpS»  aon  nKaKno">»i 
iVSn  nnon  Sa  na  r'ty  ntstyj  »«n  *;  onSipa  nShKiooVMa  St  wn«i  KniBxi 
'JK  tynp  »a  vnn  o'B^np  *;  nSip  Snoi  iSSn  nntsn  Sa  ia  rtfw  napnS  nau^M 
')^KOJ«S«  *}]v  S'pi  'wi  iSys  o'on  nixn  '(«irKi  »3»  Ton  »a  on^oni  'ui 

10  piM!iSM  oSySKa  «nän  »S«  «nmiy  KnS  aih  niJhS»  ninSi  n*nn  o'on 
mw  •]  nSipa  pnwS«  p»»iy  p  noSoi  p'BwS»  «naw»  |h  hSkxS»  SovSmi 
npB  'wi  o^nSsn  S«  awn  mim  ';  'ipai  dSbp  p'tv  Sjyo  ik^»  onty'o  p^nxS 
«nnKao  Sw  p  voiSki  np«üSM  mpa  po«  ko  SipSK  |o  wbwdn 
dbjkSn  'aKyo  *b  nw«'a  «ySj;  »pai  H'jkdjnSki  rrn»SKSK  «nnK'snvai 

«nyiajM  MnSwi«n 

15  TW  'jrm  Si  »nwaS»  )^»b  |o  nts^aS«  ]»  Hivhym  woip  ip  Ssts  (w) 
c)TOjf»  'jbSo  nn  'a  'Vip  mw  f's  p  «na»  S'Si  "5tk  Sipji  wtra  »ann 
«nny»  w«  n»oDiS«i  ^b»  »t  p  |o  nn  jm  iSt  nn»aj;  'n'tyy  'i«  niotfj) 
I»  iSia  'jy  r|wy»  »a  'jyS  nSBn  ")')pa  pshs  p  r\\oT  p«pn»K  kokb 
»B  'yn  nn»a  't  pa  (nSip  »b)  'wa^Sw  yo  n»B  koo  naSp  jo  f'B'  »jyS« 

20  c)TOy»i  in»ttr  "pBiy»  oyoB  in'K^  tsb''  'v  obSi  nSip  mävi  nSi  pa»i  nniSx 
»KfB3  »Sy  ciuynna  ")'^p  Sto  Tiia  <3»naySK  »b  nSi  Snoi  inw  inSflna 
«npK  tSk  pKn  nvpo  "/ip  iSnai  nSo  »nn  «iwynni  nn'»K  'Vip  ^S^a1 
N!Snnyo  JMaB  SvnS«  «in  'Sy  «ninan  nB»üy  «n'B  tobS  Sa  »nn  'aS  ciiuya 

1)  anö        2)  niob  S7, 10        3)  Ber.  10»  gegen  Ende ;  im  Text :  iSSh  D^IST  Tl  13  VV  'D  W3' 

iSSn  onan  n  la  vrv  ^tsS  narn  4)  Lev.  19,8;  Tanchftma  ed.  Buben  ^3  noS  vnn  D'Brnp 
tnp:  n-iDn  -«S  isd«  tav  on^on  onS  «ipi  •»i«  Ton  13  'Mi»  n-ion  «npi 'iN  mp 

vnn  O^ttmp  10H3B'   O^emp   SnIIT'S   «npl   '131  Vmp   (vgl-  Jalküt  zu  Jerem.  §  291 :   -ast^ 

iMTp:  hniv  Ss«  "iSd  Sb'  100^3  nwipnS  öinnS  nun  ]■•«  113  oni  ntt'33  ^r«  nbpn 
"OsHiv  on-ion  Sn"ib'"'S  «ipi  'n  oto  "»jn  tdh  o  nowir  tdh  «npa  •  •  •  nspn  hvf  iörr3 
»3«  »np  '3  vnn  D»rnp  '«atr  D^mp  hvnvr  iHnpai  B^np  Knpa  ""Ton  'S  isdn) 

6)  Deut.  32,4  6)  add.  |K  7)  I>cnt.  18,is  8)  Jes.  26,7  9)  Ecd.  12,7 

10)  Jes.  57,16  11)  Ps.  102,1  12)  Jona  2,8  13)  Ps.  77,«  14)  Ps.  61,  s 

AbliudlBB(tn  d.  K.  Osi.  i.  Win.  n  OttUagm.  PUIoL-Ult.  Kl.  M.F.  Bud  9,i.  7 


KITAB  ma'an!  al  nafs.  48 

-linS«  D^am  vtJtt'^«  a*^w  SnyS«  npvni  f tnnS«  anni  j^'sS»  ipjrn  hoSbo 

»pVn  |o  iSi  «03K  m'ii  D«njSMi  aniS«  riaKiw  f^abK  ipy  p  hki»  nVK 
KnsHVnä«  aao  p«  VampSKB  n«ütnV»  kh'b  yp'  »nniro«  c|»SnaHi  "ja«ip'>K 
'n  »nS«  ri'«j>o"?K  »jyoa  wb  mii  »«y"?»  'yn  ntoS«  SyB  twm  «noBJK  »b  5 
nnsn  «n»  kb>«  {«  Sfio  hkikSk  is'naK^K  «h'odji  hwinSk  »jyo  pw 
HO  »B  nn*»03  TKnao  byKB  S^ao  'Sy  »jb'i  nJh»i  'pa^'i  oyi'S  'm»i  ipBM 
D'bi  yaw  "inpi  ia3  «nSyB  'nb«  iwS»  Sno  «yiaüts  »Si  «niaio  o»Si  Sys' 
p  «S  «nniroK  jo  «'b^h^n  cimStomi  iwVn  yau  pKinM*?«  iK  nH»na«a 
Sys  "iNnan  nn«nKi  nK»na«a  VyBn  nots'j'jK  ib-iai  D"?y«B  ikj"?«  SyB  Sap  10 
HS'äbSk  |n  nSniSK  w  nS'riS»  pn  HS^äbSki  tS  pi  ntv  w  na^  pi  Ta 
ny»o3  T^Ti  nSwsbKi  nSNxV«  yKW«i  wyStn  ttaüVw  SaaS«i  onaS«  Sno 
T'am  rntnKa  Sa  ityi  nö  |o  pyuSK  ')in»  'Sy  n-iiaJto  «no^Si  iK^naKa 
T»ni  nyKttS»  SyB  n»  pn"?»«  SyBV»  'B  ci'SanS«  »mortH  iVi  SiK^i 
nKaS«  «ODK  »V«  notf  jSk  naoi  »3»yo'j»  nin  SJmSb  KnnpKtt  'B  ri'xyoS«  1 5 
»bK  iSna  »jy»  na  mya  n'-aj  bwa  'v  noB'j  ')üaoSK  »b  nSip  ibi  p  'yn 
iSob  mn  DJ  nnsn  SwnKO  iny  'a  bip»  pwBS«  Si»  |hV  pobKttS«  awpy 
3»py  »B  iSi  yoih  'wi  'v  rmm  nain  o'xyi  b^k  nmitD  a»mn  p'oyn  pin 
naoi  MO«)  oi»  noif j  'ni  *v  nori  n»0D  iSnSB  nmtfa  •j'wj  nS  pobKuS« 
D^yiS«  yyoa  Kinn  im  *)n»n»nSK  nKaS«  ddk  in  nS«  nu^  »b»  notvi"?«  20 
norj"?Ka  |«  'jy  03»an  nK>  notfji  tywKa  «'n  nn  p«  Vip  bno  niSbKi 
objVk  i«*?  rin^nÄ"?«  nvbKabN  oibybKi  riiKyoSKa  iiVnbNi  oyan"?«  )ia» 
nb  «nonBaB  nnnbi  yytD*?»  oyu  »npiia  na  noyjn  nnVni  no  nBiy  «i« 
K^jib»  oyjn  ci»yiN  na  riiSS«  nmiy  nbwyi  npnii  na  wo»  n»"?«  Knjia-ii 
no  '^kSpk  'ipi  »nioKn  Tnwroa  o  »jno"?  nyni  oyo  aio  yipa  »nTwibi  25 
in  nb«  »"waVK  odk  'b»  noE^jb«  riaoi  'B1  'Bb  uraio  nmo«  »anb  wboa 
'B  finaNbK  bap  «»jib«  'B  pobmbb»  a»py  *b  'ip  nTSn  'tfb«  byBa  mb« 
nbia  'jy<  iba»  ib«  nnoi  na«»  nib«  nojvio  ')b«p  nnjy  ')n«»jb«  noo 

1)  aJCS  2)  »nnM           3)  ■'^b-  3*^>'''  ^)  B'<^  feminin.;  vgl.  27,4.7           5)  Hiob  82,8 

6)  Ps.  119,8  6  7)  T.  103        8)  n^jbM  ^  i'^  nicht  das  Zurückhalten  des  Regens  gemeint,  wovon 

im  angezogenen  Bibelvers  nicht  die  Rede  ist;  sondern  im  allgemeinen  (Entziehung  des  Beistandes 
9)  Hiob  4,9 


47  I.  OOI.DZIBIR, 


ciiin  |o  c)"in  rea  »nnahni  rnVpjrV«  »jkvöS»  iäMn  oBiS«  iSSa  nSr» 
aiono  no^V  injrS»  biKV  «nao  in  n"?K  ri'j'«Si*  pS  nb  qV«  »rr  'nS«  oijmSK 
'b»  oDpa*  Art«  im  "nD  w  \Stf  ny'jK  ]t^  •njr'jK  »b  »"«  rinnb«  'B  «V 
SwV»  jkb  hoSi  rh»Dn»  n^:»  oNop«  ^b«  oopy  nnsS»  tt«  n'iKono  OKop« 

5  NT»  Iren»  t&i  'y  MKono  "i»a  rt«-  «Vi  ■ ')  »ikdtio  »V«  mV  oopj'  nV  «naobw 
'j  »lOTno  rt»  ODpan  tiSk  cinnV«  kSk  pa»  dSb  nV»noK  »b  w  nVno  <b  an» 
f pw .  Hi)  in«  •  «V  KID  Clin  rib  'm  «nani  »b  c)jf«4nn  *nb«  ')  'iKcno  tjt 
nH«»n»e  n>nbK  nK'sa  j»rnpjf  ifsbn  'b  jk-  «oai  nop"?«  bwjo  rrya 
pa»  aiiSKar  njmitoVK  n»Sit  pa»  oKiVwaB  ajibm  omi*?»  «öm  SkvbkSk 

10  imüS»  101  itmh»-  Swiny«  }kdj»Sk  idA  'b  ifi  SntDi  n»3»»abK  indb 
io3S«  Stnn«  loßn  iwo  loibi^  wai  o'pno^i  loihH  nSv'  SKnny»'>«flB 
«im  «?i"?Koy«  nnVvt  «nSNVB»  nino«  SpySMa  dbj"?«  nn»  «i»  iSSaB 
|)r  nsoaM  «nito  nnrm  «hSkitbk  nnapi  tir6ttovi<  T\fDS  SniVwa  nioBSK 
imi-  aaiS»  fhpjra  do»^»-  n"?a»po  |y  lopS«'  riNoajKs  Spjrt«-  fibaNpo 

15  Vspaw^No  iSiai  jn»"?»-  mnNBoa  VpjrS»^»B  Hy*>y  SBpa«  «o  mBs  «öj» 
P'bwiSki  njiyob«  »B--»"?jfjrn  piVkojt  SpvS«  n»nNBoa'  nnnBa  jnB'"jR-»B  «rSjf 
nuTT  TiB  ';«**«  b»pi  'mna'  TrripB  »a  »annr"?  T»'  'rm  *;n»'>vn'>iw«»a" 

»jy«  fyi  bi  n«aSK  »od«  «na  pnp'»  netviS«  od«  |«  oby«  S»  (t) 
20  ppntDJ  p'«i  panaa  «ni«  *)Sf  o^oanS«  «nay  «nai  'nb«  n'n«iS«  nodnV» 
S«VB«'j  «nS«yB«  »B  ao«3n  «nj«  iSi  'b  nVj;')«i  V«i  o^nSwi  hb^  ">no 
rrmt  'a«n»i  nS'an  «o  imoa«  in  Va'i  n^ao  p  Sob«  V'an»  n'?«a  «nai 
•»'«iab«  byBii  «na«  «jSp  «oa  mii  »ts'S«  SyBn  «n3«iSi  |«'ai  mivn  «» 
'oni  pnn  *3j;«  n"i«Äno'>«  p«ba»V«  «nbi  «mai  oiptsS«  S»«n"iV«i 
25  p«Sa»'?«  p  «nrt«  V-onK>S»i  n«i»a'j«  y»oi  n">o3S«ai  SaaS«i  o-oS«  Srio 
Viio  SjfBn  nojyiS«i  mni  pS«a'?«  io  rnii  'B^b«  Sya»  p  orti  ni«ÄnoV« 
nSb«p  »m  mu  p  *)nSv«ii  nrt«  nanp  «n3«S  n«a«nioi  «SntDni  «b'an  i^i 
«n«io  niSn  'lyS«  Sjtb'  }o  n«pi"jat3b«  t«o  »b  orti  «nrt«  b^a»  «o  te*? 
msi  »K'S«  Syan  i«jV«  «iin  Sip'B  nyo»D  rty  SipV«'«in  uSna»  i»'«i 

1)  sie  2)  Pr.  119,17s  S)  t.  136  4)  SchebAdth  86*  anten  6)  Hier  ist  du 

Verb  um  ansgef allen  6)  Ht^I 


KITSb   Hil'ANI   AL-NAFS.  46 

idAk  »b  n^iwaaS«  osiV«  wa  iSia  «ina  a*'  "mjro  ')ite'mf^>mDV 
JinD^  WO'  'i  'm  H'boSri  fi'oaSKa  toSs"»«  i«-i3M">b  hbnwMD  napn  aV  s 

naiw«  "»»»»"jHa  KOHD  iKiTaeS«  'j«ö«i  naufK  fo»V«a  'ns  IttdSk'-äoks 
'S  Kanwpn  iSiVb  ]'nn3'>V  |«VaKpo  h'Vko^Vki  ri'aui^  "dwk  Kon»"> 
mp  iVb^  iM"ON  p  ina  Sa  'S  n'Sa^  ddjSV  jk  «oavKonbjrflVRoanni 
nSaw  n»t»3^  mp  kw  i">na  »n'SK  jrinnr«n>jr  twi  na  ÄVare-nnKD  lo 
SaS  KnöBPi^y  ')nSsHj  »Vi  KitV«  : yiini  tmav  irm-iDifni  p  lijf- tea 
'B  r6H  nih  ]oi  ti'b  «rwip  iwj  jy  fiBK  nnpnSw  i:^Sk  Süa..|K-«W»-iSy 
M3'o'  jino  i«aa  Sxkbo  a'  |»oi«VK  *)S»«bo  JwnaMSK-TTjra  nSfwwo"?» 
'r  iVbV»  ^b  |«a  koSi  n'VHot{>V«i  fi'awi^  Äro«VV  ÄWwoo :  «rwo'  nnoi 
OHÖi '  p'  -Knai  nNA'MaSK  'B  iteS«  tawarw  •  »Tin  -«tna  rntco  aaira  1 5 
objS«  'B  nftaao  nS»jfB  '>p  'r  |mo3»Vk  noJi  h)  lih  iWa  ntmAob« 
noNUJ  -MviDNV,  )nd3nSn  hnSv  Kna  n'yatdbM  ?ipSera  nVxno  irMDattbK 
VyBn  iwj«mn 'SMysK  «nVi  okdäni  DBi  nin  aamabK-rnnTtMafWobi 
'r  jKD3»S»  003  'B  i3i  iSia  rotaab»!  )Ki'nb«  p  nrniAiobK  »b  tttö':«» 
nip!>»  'm  HFiMSio  'inwwai  ni»pa  napa'  «o  loiS»  »b  Syan  frjKooA  ip  20 
JTi»5»b«i  n'o«j">«i  n'-iKjVtn  nyBKiVm  noitabm  •naoMoVw  nrmihH 
aaRoS«  p»K'i«nn  ')pS  n"jnKtDo  «»JKmn  *ip  'r  rriKtaoÄ«  'rb»rnn  bauptsi 
■HÖH)  ri'wtaibK  objV»  n«Kia.p  om  röaKtJoA«  ömn  ^b«np  om  ^b« 
nnuNjbNi  fiytMtobN  'hb  «nrnp  nomb  rrjMmbK  obsSm  np .  ^os -nrnnp 
nbpwb«!  npüwV»  «on  "»«bK  jtmipbw  noöKbb«i  npnnbw  noKKrtw  25 
4«ow  aama  'nbb  ttb  »>p  'nbw  nnaKiwo  «okb  '/fi'püKabK  ^p  p-.om 
]'o  lopbK  I«  ibi  b'bT  nopbKi  .oois'bb  ')  F''^***''''^  fipiMMbi«  nbpjorb« 
«mu  fipuKibK  oBjb«  nT«Bno«a  •jrrorÄ  tbp©')  mw  -i»'  '00»b« 
ria  'B  naK'iia  oo»bK.p  mu  bap'  lopbK ;  |i»  «oai -bpjrb«  p  •)«rMrÄi 

i)  T«bfiiHb«      2)  KDJKi      3)  nbe:»      *)  bsB«BD      5)  wrdji      «)  n'peab« 

7)  80  Mmc.  8)  rwnt,  MHK'lC 


46  I.   OOLDZIUER, 

na^n  «pnjf  f^hn  »s  pijr*  rii»''  nxajVK  Sxmv  im  nN'jTjfoS«  "dk  im 

«jrau  n'S«  pKnt^i  riKp^Sn  ab«'  ruN*?  jhn'nS«  bw  bxHi»  ru«s  nbaNts'  »01 
WB  iSi  SaKB'  «01  VoiSKi  oibSki  Vsb«  bno  noKxb»  |Kvnb»  ia«  iWai 
5  Soibw  nnrtyy  'jk's'jk  moK»  «oS  ons  b'sV«  <s  |Kb  |NDiKb«  yu  Si»  Sx«v 
maütiS«  riip  oisbK  'Bi  «onbjrs'i  nopMJobw  ipnb«  ftüw  'jnpSa  'B 
»B  Ko  bea»  |md3kS»  yu  |k  im  »ShhSn  |«i*nV«  od3  n»«n3  iSti  Knn»om 
na»»Vob«  SiK  yy»  iim'koo'jk  Sik  Svki'  jKDi«VK  yia  "?»b«i  'ShkS»  ]HvrhH 
pranb»a  nio  Soa  «ts  mMWi  jKOiMS«  m«Ji  VKoabn  Nim  pn'jtwV«  bno 

10  niBia  riK'nKbK'jK  \o  «anp  noBi  aipi  n«ia3'j«i  »mV»  ^^\tf  Viio  »hk^kSk 
D«DK  »m  Ol«  ja  Do3  maa  bw  »n  rnnKaj*?»  dbjSh  |»  o">y«i  noopi  nibn 
panb  nnDwS«  oBi^Ka  n"jait3  »nnK»3«m-ii  aatnaS«  j«  'joSyhn  moi  }ian 
T^bSV  mbaS«  oBiVK  maa  »jyo  "ybriMon  n»a">B  H'ja  jHDiKb«  loi  »jani 
nwT  Trya  jKDa«"?«  T«n  niy  |ian  j»  n^oaSHa  »ay»  mBoSw  moa^Ka 

15  »B  mVa*?»  DBiSK  SyBa  noihH  »b  tobj  VyB  mBO^Na  yy»i  ihSbmSk 
oBaS«  »ip  n»na3«  Sri»«3»  mo3  »b  |«D3«S8  dbj  »ip  mnaasi  ikSb»"?« 
mn»M'>»  DBJ^Ka  maatD'?»  jKDiKb«  tkii  nny  |k  im  ikVbnVk  »b  mteS« 
wiSya  iHKii  yon  |o  »aao  |NDi»VK  iSiaB  ^a  c)ii  »rrscya  »m  T»n  yon 
onSSm  on'B  onbrn  pinySKi  a5ryb»i  omB  iobm  nrnby"?«  'm  fya  c|ii 

20  rinbxoi  riyBJoS  «nao  ipki  te  nnKiiS»  nin  noai  iböSmi  -lyE^SNi  iVäki 
f^Baoi  «nKip  üBn'i  «ru»Vi  Nnats-vV  owiySK  :|ii  toS«  nyBio  loAS 
n»»V  axyS«  yBJ  «na  nn«ani  «njo  nn«a3i  «mSy  onSS«  tbo  B«üy'>« 
«V01  odAV«  SSa  -ro'V  onSS«  nyBJo  p-iBnni  VvBnn  «'J'b  oo3V«  n«tt«an 
nwTJh  «mB  mS«  yoi  pnyb«  yBj  o«üyb«  jy  y«TV3«S«  'pS'i  ru«nB 

2  5  n«'nS«  uBm  nn«Ä«  nn«nnS«  too  onV«  yBj  f^aaS»  riaina  q«Ttt«S«  »b« 
ruy  »p'rS  T«!*?«  •iioS«a  ddjiV«  y^tsib  *)riü«n«'?«  iSA«  nysjo  mBi  na 
niyBJo  ♦  i«Sb«'j«  y^ia  u'nob«  iSbV«  ntt«n«  'jyoa  im  mp«S»  «o  Sa 
nnBm  a^Ay"»«  »nio«ttii  npiSaob«  «ntsiDi  »Vy  j«d3«V«  fimx  n«an  lye^S« 
nyBaoi  f  «ny«S«i  f  «no«"?«  nnn  »b  nT«rb«  n«i«aa"?«  3naS  lytt^b«  d«do 

1)  yhi         2)  ^on  liier  biB  Ende  des  Kapitels  =  Ichw&n  II  SOI  Mitte— SOS  Mitte ;  vgl.  ibid. 
IV  252  oben— 263  unten  3)  SnltO'  (ans  ^PIKÖ"')  4)  nfi}Kn«S 


\ 


EITAB   Uk'im   AL-NAF8.  44 

jsynn  KruK  n^iüV«  nnaNsV«  jy  «nan  iSnsi  Sxjn  «ruKS  ffaüi'?« 

•j  fnm»  bap  aaüS«  ]h  njo  aüy«i  fioib  niSNS  nsSn[at3]  nKDwa  kh'B  ^»'S  5 
ifia  naKna  ruKa  }kb  nn'a  nVys'  wo  v'o3  »d  K^'wm  Vaan  npnS»  irro»! 
nV«  DO  ]Hy  T\'vtp  TjKVa  »Sy  nSats'  nH3  nra  nywx  wMa  |k^  »n<B  nwba 
'B  HKT  baann  'nSoÄKai  «moa  rvi»«  p  nypi  «oan  KnShtw  »01  iHir 
fini  jo  »nS»  n'x«aVKa  dwS»  p  Tiia  yts  aiiö  »im  «na  Stsy»  «o  j;»oi 
p  »an  n«jr  iViSi  »ru»  nmaSKi  f «nrnNb«  hVn»"?»  nai^M  iW>i  nawüb«  1 0 
<B  n'XB  n'TOt  p  ^ip  Nim  'w  m'pB  njrtj'tD  SKpB  DW»iWJK  Sip  »Sk  n"?ip 
ny  ijyo  <B  'Ta«  n"?NDt3  h^a  Skd  owjiüjk  wjf  on  nwVp)  nNS»a  wo 
n«»5r  ny»o  oi»a  uSi»  jrnn  nsr  'no'K  nb  "j«p  |HDiMb«a  pSynoV»  yin 
naiim  «»a  üjna  rvn  p  0«  n'S  io«  m^sn  nyonD  mS  no«  m^sn  nya^o  w 
Nipoi  DWJWJ»  »inoS  nr  lai  tt^m)  »an  «y  n«'5r  nyjyo  n'V  no»  »wi  15 
»ayo  »B  Sr  «*'«  Kib«p  «nn  Siioi  'wi  pn  nwan  nnsS  •)no»ity  lyo» 
n*iK^  »npB^a  ';«iSkp  nö«  pa  jo  nirtna  p  mSioS«  »Sin»  »n"?«  itoiyV« 
mn  'wi  nnBb  nowB»  nVa  nnwn  Sa  ina»oi  vb  Sy  newi  i«bo  «a  oSiyn 
ny»oü  nfi»DiK  tmitn  »lo  nyi  oSiyn  t|TOtD  •)»nö'?y  }»a  noBi  |h  »by  '^'Sn 
riSBa  SBini  iMroSKa  naon  oS  nj»a  iS  jkS  ddAk  n»anna  Sana^n  »nn  20 
Hnnp»Bi  »mni  pn  »S»  iwtsS»  nna  »b  p'nny  jhonni  oVyS»  |y  n»y»aTö 
«nB»Van  Knay  üpo»  |Kai  od3  «piS  «p  *)  änn»  ob  n»fl  «nou  p  Nnn«anjMi 
DIB3S»  SwriK  fya  «i»a  npB  »SKyn  nSV«  «ty  |«  oriBn  i^n  j»anB  n»Bi  na 
Dnb»M4B  ytD  bpjSw  ynB'VMi  SpyVK  |o  npüMjSw  n»j«i»n'j»i  n'n«aab»  'iS« 
nSriKotD  »B  nM3»»a  SvbS«  kih  nya  |»aji  nnuoi  onaKao«  pnKibi  DnV»«nni  25 
»«ra  nnSriKooa  {«DiKS«  noi  n»3ai  moKiMi  »ibyS«  o"?«yb*>  noA«i  dibjSk 

IMynooS«  nai  'yn  nVS«  «b^  |k  »»BMtt' 
»B  HO  Soaw  pKyoS«  »n  fnKS»  p  pan»  no  Si«  |»  nSy«  Vxb    (a») 
«nbyB  nSoa  »nn  ''jhp  'r  nnSpi«  nyaöS«  |kS  annb»  n«»3nyoSK 


1)  8.  oben  89,  i4       2)  naoD        3)  Mnpnm       *)  h'>3n       6)  hnny  vieii :  Vonj» 

6)  Gen.  4,7  7)  Niddah  SO»  8)  nohjf  rüKO  9)  H3nn»  W)  So  im  Singular 


43  I.   SOLDZIHBB, 

'jonSip  in  jKD3«SSKnn»»n3  »no  notpj'w  riwia  'D  VipSK'nin  bno  »b«  ^t 
n>s  in  ookSk  '»  p  "ot  o"?i  »inpn  uan  na  »iy  «nS  omuiüj«  n'S  no» 
njK  TiJ'i  nM'Vpyb«  »b  oSiyn  niow  -KtsSy  pjMSiwtttfbK  ^3d  jo  m« 
5  nVKOi  impn  »a-o  »pnVKS  nbipio  b«K  nytsi  ny  noW  |jf  «Sptcj .  |«a 
fwn  »aSo  -Sai  ';noW  jy  -aKriaSN  'ip.p  oSyn  «oa  oibyS«  «  tiktk^i 
ono«Vp«a  7K>hv  .]v  yhpy  •MUNas  '«i  no"?ty  noan  w  yiott^V  nwaiD 
;]'bpK3V»;]ö.B«8^SM''>K«3  p.pVn  pTS  »B  naT  oSi  n^bjf  ^iöSan»i ..onn«iiSi 
nbip  'Vh  ampn  wan  ,yJh  iSiVi  dw^ium«  »in  '»  »m^nx  «oby  noS»  p; 

10  Tiow'ip  inB  wnVKDo  KöHfl  n»on  ibo  n«  j»jviboS«  fjf2  "?ip'  «oa  nji*i 
tö«  m'x»  nv-Bw  n»"?  töm  nnnr  nywo  ^m  rrvps  nyunD  oi»a  runo  nott>3 
rmoo  niwi  nS»  'Sa  o'o'  n«8>bjy  nnw»  n«t>a  Vj»  na.vin'?  ijkb»  'k  n'S 
'K3r  ijf'DO :  «npoi  DW31ÜJK  »aioV  nr  nan  »an  no«  rrvps  ny»o  n»S  tok 
nsöaV«  »B  no^iV«  fiip  DWJWfl«  naiy  «o  pn«  W3i  'nn  moB'  imipBi 

15  VnTBi  HbüjSk  |Kb  iwSk  p  nyjo'i  nüsn'  nS«  onSb«  »b  nboS«  »jyoa 

mm  ^ynV«  }o-myao»  ';  ywö  «Sa  wronv  ysio  >b  nnaoi  nypitn« 

<  joV»  jo  a»u«  ni«  i"?  o«yüS«  \o  nSoynoj  ko  'B  ijyj  kjoVi  raSni  nb«i 

|Byn'  nJwS  *>KDiü>a  »tiki  nn'Ni  nna»  '«yo'j«  »b  itw  inoV«  p  "loywi 

n*aty  |»n  nnaiBy  p  iVin»i  »hjdi  oaSai  ktbsh  m  toKSa«  nao  -S^nnon 

•ioitSiSB  ')  riifli"?»  niVBS«  fiBtaabK  5|»aB  yyfw  an  nats'i  nnaxi  "waa  r^nS« 

.'inaV«  p'KnttBnn:«enDin»'«iynKVH  »b  «nVwn  *m  *b  «nyo  °)Sitn»'»3yo 

Sjim  pyaüV»  MaVKO  -tn»  }nai  nnSKnnDKi  OMyiaV«  pyn  p  anp«  nanaS 

Bna»B  SaaSwi  iBynSKcp  «nyao«i  TiBisaV«  uBn'  nS«  m^o  äöbK  fiyKair 

•«iMßSaaStti  |BynS«i  inaV«  p  wnS  nyaKoS»  IroB^nS«  'nnyia»!»«  fSip» 

25»n  i«oa»SK  nann-Kiao  on»B  p  oSyA  Vip?B  nyiaisb«  »n  «ta  owa^Ko 
»n  ijy'aoS«  Sip'B  fryaiaS»  nnannjr?ao  n^  itta  n«aS«D  m?Imb  n8»y\aü 
•K3Ty  ]»n«naSy  »a'wrpnwti  nistrtn  -lya  «aaKB  n'SaS»  OBaS«  ip  jo  nip 
notwS«  p  fiip  mipBS»  |«"j-<nn  nie»  imipBi  ny»ri»S«  Vip-^SK.f'yiHi 
iroo  «npoi  Btt'anjJK  isish  nr  lai  Sr  tsmpn^^iaa-i  Vip  <S«*wayihi  frteS« 

1)  Sanbedr.  90»  2)  Ein  solcher  Bibeltext  ist  nicht  zu  finden ;  er  ist  nach  I  KOn.  6,  u  in 

falschem  Wortlaut  angeführt       3)  rnST       4)  .'3^0       6)  01DO  (9  ?)       6)  mBtS«       7)  SäI' 

6* 


KITAB  ha'an!  al-nafs.  42 

JK  lW  »^  S''?ibjn  «njNüSo  nip  inV«  »in  'bs  ikojk*?^  Hjd  'a  nn  '^k 
1»»»  |K3-n3D  '3-»S»  TT«  ]HD  »03  nioj  »&  Tf»  nso  'p  »Sne  iy»jf  ')j»:i"?- 
»nSin  »Ol  |nry  ^S»  Vniw  riip  »ojw  nro»  i»  My»n7-'p  n*>MV»  bw^s 
nä»  Tpin  nyst  »wk'j'O  'j-h«  |»d3»'?S  NnjS»-|>3»9  »nm  {jr  c)pn  oh  5 
*)3MrDS»  'ipS  n»33S»  SsT  »03  SianSw  jM^paV»  »s  -nrfi  T»*  'nn 
friW'nS»  nn"?»  tSt31  'j  'w  aijr'?  5)''"^  T^  "'paa  'iJ^  w»  n<vn3  tsna« 
»'>»|»3ö  |obp3rt»  |jr  lyp'  |w  '^f'  '''>*  ^3"^  ™"^  ^"  ^'.»nSMosi  »riin 
'ui  iptwT  ]^»i»i  V^p3  nVnon»  p  «S»  i»  npw  p'»D  'S»  \S»nmB  |»3o 
'^»B  Si»  nonsb»  «B  iKjb»  'iiBi3  ODiS»  'B  frjwm'j»  iwa  ]h  »aSp  ipi  i  o 
i»oi"j»  üw  'B 13B'?»  n»3  p  »njnsj'i  »hdiob  npü»iSM^  objS»  toj  «ow 
1»  i»nD'?»3  »n«nao  i»  priiibNa  »niwa  »Ji3i  npa  a»5tjr»">»  'b  »rniBjr 
ifl-  TO»S»  n«  •  TiBi3  la»"»»  pBjS»-  »B  »rnwai  dob^V»  |o  y«jftt^S»3 
p  n»roi  »o  »b  j»b'  nSpjr  |'j;a  "jnob»-  »in  f'opiB  nmpN'S»  'bi  nniSab» 
»VB»a  |»3-|ob  |ni- n»nBm  Spj;  n'ain  |»03n'>S  »mnm  db3«  - 'jbw  • '"wao  i5 
03Bij;«":onSjra-b»p  ipi  n^-wa  oSy  '•>»  »nobya  nSxini  noBaa  noSy  |jr 
D'oanS»-»ii»»»|oiibb  »nilwnDi  rtomb»  'jjro  'Sm  nana  osBiy»  nosaa: 
WTO  "ijn  o^yn  c)TOo  waoi  nBW  wtr\  ">jf  nawi  iS  prSn  -ui  onSip  'B.Sr 
BBib»  «nt'  »n«Sjrm»nnp»T'  oiSjf"?»>  }»Bi»b»^  Siap  aaor.  in-  Ji«ioS»  »im 
|'n»0D3"j»  pBiSwa  »npSyn  bap  nNoi"?yob»  t«d3  noS»y  «»a  »nS»  20 
p»B'  ^«D3»V»  »n3'  »nn  »nniMsii  3»?«^»- n3ioT3"  »nnrow  »on3  »nSaeo 
w»3  »ü3  ptsanv  »novj  )o  jrt^pnn-  npowaS»  osaS»  »i3nB;.nm3D  'jjo 
DiSj;^»  nx»3T  n«"?»  p»n»ni  nS  p'Bm  nfi'oa»  »o  -oinni  n^Sr  riSiajto 
njf  ar»  "Mpa*  "jf  on53n'>»  '»»•»inD»  »ini  n'Spjfb»  n»aobm  rrjKnnS»; 
no»  |üa  'B^invnnp»bai  naw  rr»Ta  \if  avÄ^^na  yjr  »»»m'Sjr  nanSna  25 
v^v  o»o»  on-np«-  •jSf  onsanb»- wV»p}  oip  »itto  'jan'  »d  'jVip'  ni»S 
'Sjr.mVK.TiDa  'ipa  püDB*?»  o»n  iSib)  mS  mn'  iS»  iojk  'in  o?nT  ona 
)jf.''fl6!>»':TiDS»'im  }»Bi»SS  notyjS»  int'  nS»  'v  na  .»in  niS»  moi  »Vn» 
'B.njo.  »&  »3jf'  »n».S»  in  :v>im  'Bnn  nj'a  wn  ■ity»3.  Vip?i  B«ab»  p  Tro 

1)  add.  p         2)  myi         3)  1.  l^t' '        4)  Pk.  108,15  5)  Ps.  90,7  6)  Ecel.  12,5 

7)  •>Q  8)  Hiob  29, 2-4  9)  Nidd&h  SOb 


41  I.  goldzirrrI, 


pSjfnn  HO  "?iM  n»n»3ibK  nins  ^v  ruo  ^oa»  rfyv  [t&i]  nnzi  n»B  rssy 
»S«  }»3o  }o  Spm'  nS  yy«  ri'jwö  renn  nsinn  \'id  no«  jus  *s  pjJiSNa 

'S  ms  |kd3nSk  »s  «nratoi  »njnai»  }k  oSyw  «ntanoi  »ruioo  »m  «npnii 
5  nasS«  p  1'33'yS  ri'nMaiS«  OBiS«  *nipa  innS«  tns'  nasb«  pi  naaS» 
nS  nnsni  smuk  nS  ntsni  na-inn  'jNia'  nTn»*)«  'b  tnihn  ')Tflinai 
nny  n-io"?»  p  ]kS  n«aiSb  oüj?mVk  pivb«  nVwoa  fi-ioS»  nV  «'nnB  awa» 
bojrn  on  Nn»«i3  nSiB  }o  "jonpS»  «irn  'b  jianoV«  ntsüb«  ma  pjibK 
riSuoa  Vxnbo'?»  nb  Soyn  on  nwaab«  p  iKTjrSK  nSwoa  pptioS«  n"» 

10  n«aib«  p  "jK'wbtyVH  nSwoa  oNujr'j»  nS  boj?n  on  n«ajS«  p  npjrS« 
riSwöa  iSiS«  nS  Vtsjrn  ori  n«aiSK  \o  KnSb»  HSuoa  »onS  «btDn  6h 
nip  {jr  n'aSs  nMi'nKna  ri^nKaaS«  DBjb«  n^B  pannB  nKai"?«  |o  ityp^K 
«lifa  ipi  n'HMSK  mte^o  |y  ri'bpjf  n'»in  |y  n''ja'j»  nott^jV«  p  ri'j«0B3 
'')a"iSip  in  nia«  'b»  nSi«  }o  yahti  pian  nSin  *)m»5t'  'b  St  o'oanb« 

1 5  "jjr  VT  'nty  opiBa  mioi  bBipo  io»  »yoa  nön  ibin  ntjb  'j  'Mboiy  't  ts^m 
mnB  matsi  oino  vb  vniajy  Svk  vapy  »ntj'  vmaiaiK  }»a  w«i  vjfix  'ne^ 
io«tt^  noo  nnwi  nSaiK  iokb'  noo  Saw  iok  \os^  vaii  io«  'ajS  vjb 
nnBJ  oViyn  ti»V  »wb'  nyB^ai  io»  n«  jnn»  «ob^  'yn  k'xio  uw  nnw 
Sy  njioi  iS  piSi  131 :  maw  »b  bipS«  ibi  lyan«  oh  ♦  ninsn  onoai  oinon 

20  'wi  '»KT  »"yjf  im  iVna  *)io«j«y  ibid  tvi  oSijrn  qioo  ü'aoi  nBw  wtr\ 
jhj"?»  ]H  oSy«i  nSV»  «it>  |«  ijra  no  »b  'r«i  'bj;  na  iSna  nSip  pioi 
ImdjkVk  ooi  I»"?  iSt  'b  riby"?»  irniH  |M03hVk  'b  rnnMaaS«  nnV«  |'ian  'b 
-i»TSr»S»  n«ah  pts*  kSi  noia'i  naioii  hinai  riiKnn  'ni  wiäk  p  aano 
boaS«  o'pni  Shob»  iSin  »nn  n'OKjS«  nip"?«  'S«  i'nnwB  «la«  wd'«i 

25  jnab»  )NB  n««a»»  nSian  |»i  ikoj«"?«  yu  'pa'S  obBS«  S'a^nbK  'Sjr 

iKTi«"?»  p  i'aaitsb«  i^KBtt'KS'j  «pa  »S  n«  na«h 

aSp"?«  p  «njnaj'i  j«oiKS»  'B  »nraioB  'jwnS«  mb«  pian  'B  Sm  (a») 
no»  jwa  jo  i'jiSK  ihia  ijra  p  «nSwoai  »nSjfB  "iimb  jki  nwjriB'SKa 
'B  nannni  |»ao  'S«  |«ao  p  nSjJanai  niam  nBnr  in  'S«  «o  nno  nhaoi 

1)  TBM11         2)  Knan  S)  «'»«»Sk  4)  m«        S)  Niddah  so»         6)  HoS» 

7)  Hiob  29,3 

AbbudloacM  i.  K.  (}••.  d.  Win.  ta  OSttiafn.  PUlol.-Uit.  Kl.  N.F.  Bud  9,f  ^ 


KITAB   HA'ANt  AL-KAKS.  40 

«S  nn«  OKI  ')onSip  in  "yr  o'osnb«  ifi  kiist  ipi  n'JMvnb«  nnS»  itb 
|M-«8>o  inobi  non«  vsrm  itj'a  ovn  vvnty  naay  riNii  nypan  S«  ««  |'o«n 
M  l'K»  ovn  n«ni  nnn  Sk  nSjr  n^ano  o'o'V  nown  »ojy  ntya  iVa  «bowi 
jK  "niny  nnNB  ♦  nwrSn  ibw  Mbowi  d'ob>j  vSy  iit  nnob  in»  prVn  k^k 
p  Sann  panS«  Snoa  'S)  nSia  pan^«  nn«a  'S  ntDtt'jS«  'jjf«jfK'  jw  5 
DTsy»  ob  m  |K  no»  pa  jts  pjji"?»  uipo  npi  p  iSi  'Vy  S'bnbKi  nsj« 
nio  mtw  niwna  ';  nnKtt^a  n">  nouyV»  m»3r  'nn  nN»n  nS  'ir*  »o  «"Jw 
Tina  Vip»  fjrai  D»»n  |nu  tii3  Vip'  }k  jono»  ow  Kn«^i  oo«S«  jf'oi  'b 
jo  iSt  "?'Sn  «t3»i  iSn  SaKti'  noi  oiSit>i  o"n  Kn»Sjf  awü'i  o'non  n'ntD 
nM»nK  n"?»  n'ojwn  |a  »b  nbip  nK'nS«  no«"jy  oway*?»  jk  a^naS«  Sip  lo 
SianS  iSn  vj'y  n»  nyjn  npsn  o'öj;s  V^^  tv  "»y^n  ii^f'i  ^jnbip  VB>'bK 
S'^n  ny'oA  tnm  naSp  »"jk  dbjSm  Vttib  dkdoS«  nnBnV  nBj«  'b  noB^jb» 
av«  Sip  vo  pBnto  VB»a  o'^n  nn  nott^i  "wtfH  ba  *)  minS«  Sip  n'nxn  »Sy 
imoV«  |»aB  AKiD^Ka  Nn'ats'  n-npBV«  wbno  ipi  'nn  moK'  mmpBi  nV 
mipsb«  »n  »nV«  notri^»  mp  ibnai  n'a^K  yoü  'B  mui  n'a*?«  ^a  »b  i  s 
«ipa  DiK  nn  nxvi ')  n^p  yyo  in  «nni  paiV«  »VKin  »ni  nBUi"?«  Sw  »b 
paa  T««  DTüa  ')  ny  n'on»^  nbS«  Vip  Snoi  w«  anpa  la-ipa  Sip»  nättaB 
nni  'a  'no»j  ")tiy  "ya  'a  Vipi  ib  nayV  pao  n^'  '}n'yty'  Sipi  Tny^ 
»a  ")»sr«  S»pi  'MI  »o«  pao  omo  »naSo^n  T^y  "j'ipai  ")»B»a  'nb« 

'OK  paa  yaon  wSa  n'jp  nn«  20 

'B  »iofon  ip  ♦  n'flKaiV»  KtsnSw  poBiS«  pian  'b  Sipa  Tii  S»  («») 
wnm  n'jKvnVw  n^nwaab«  yüsihn  nnn  'b  «nn  Sap  onpnoS«  VvBbM 
n'n»ajbK  hok  SipjB  }MBJ»"?b  «n'B  nnai  «joip  Kts  fi'B'a  n»B  pai  Vvb"?« 
Ktsn'B  nopSw  DotJ'S«  'nip  p  pan  H'aSBb«  «nnip  nnaKB  jKOJKb«  'b 
laooi  'V^p3  "lon'  obi  nwaj  ybu»  ob  itDpbMi  ooifb»  nip  Kbib  obyn  «oa  25 
«b  nopbw  ootfb»  n'by  jrbü'  «b  }Kao  'nn  o'nT  k^ij  naooi  ts^oiy  nwian 

1)  Sanhedrin  91,*  2)  UMyE^M  3)  Am  Rande  des  MS.  ist  zn  dieser  Zeile  ange- 

merkt :  7py3 ;  ich  kann  die  Stelle  nicht  bestimmen,  an  der  dies  für  den  Zusammenhang  entbehr- 
liche Wort  einzusetzen  wäre  4)  II  Reg.  4,  S5  5)  Qen.  7,  n  6)  Zekh.  12,  i  7)  Jer.  1, 5 
8)  Jes.  49,5  9)  Hieb  27,8  10)  nij;3  11)  la-jpa,  mit  der  richtigen  La.  ist  es  keine 

Beweisstelle  12)  Ps.  22,ii  13)  Ps.  139,1»  14)  Deut.  33,  m 


39  I.   OOLDZIRER, 

l^pj»  »Si  f-i«S»  »s  Nniioai  rinta'jM  ^iihti  'S  *  OTan  mpi  nh-im  p  Anno 
ü  «in  "?rio)  in«i  JImio  p  iKio  c)Sk  ypy  »V  Noa  nöB^jVK  p  JkidS»  iSi 
nins  'u)  tSjt  ntj»«  nnn  p  »nVvj^i  *  bn»  n'j«nn^«  n«"?Ä»ioS»  y»oi  |ian 
l'pj'  nSi  D'jpr  'jr  'Sy  ny  uai  ntyo  fiiai  nn  p  f's»  ko  »ijro  nSvwioV« 
innra  »nSixn  npi  'B  nsttj"»«  ^b«  i'xn  'nV«  mipsS«  ibias  M'ty  nmaa  p 
fiip  pjiibM  'S  Sxnn  «naMS  »tt^  notyjS»  p  ypy  «Si  »tt>nK"?«  Vam  'd 

1 0  nyKobK  iSn  n'binoV»  aaMoS»  nn«  fi'jKnna  fi'iSv  'ipi  HöSd  riNTnMna 
fiip  fisuaSb  pans  iibioVS  MjfVMui  «iSio  »naioo'  n"?»  im  ptyS«  iVii 
ifSMübw  npiS«  n'inp'  no  airto  'Sv  Nnyüm  Kni'i^ni  Nru'ian  's  n'«inSS 
mott'  imipsi  nSip  »jjf»  N"ins  *;n'nN"?NSN  n'KjySwa  «nncnNboi  Nmäsni 
iV  nnipsn  wnitDtyj  "?vi  "jSr  wniai  «ibsp  iS-iSi  «Syi  S^  nwab«  nyni  irr\  'nn 

1 5  'Sjr  MiiDo  MüMiD  «njo  )«ai  ^«iirtK  fioKia  'jämiSk  ooty"?«  lua  rraty  'ni 
»B  "?aini  n*B  notyj'jK  SoNann  nö«  pa  p  nma  yn  'S»  joA»  d«i 
'Bi  nnipM'Sw  riniSaS»  'B  ootyS«  yKj;«^  n^Bja  hbjn  p  pK^inooS«  MinS» 
p  iniii  c|uV«  notyjS«  ]»•?  aSpb«  »Sj;  «inS«  pnu  nriBn  riBJ«  p  «nSw 
iiB3  biM  ]ti  in  Kn"?«oa  iiBj  j'ai  «nyKyty  niBa  Sin  pa  p"ibS»i  kihSn 

20  -innn  'nn  Si«b  Si«  nonB  'B  iw  p  i«-iD  iiBja  KH'aty  pa'  «nyNyty 
NonjNB  fi'JMi'nSw  H'nNajS«  poBjS«  nSia  'ajr«  nonsS»  yoi  'b  iwSn 

■  'B  noiyaS«  SoMann  "iSkS«  'bi  «on'B  notyjS»  Sstsa  SiapS  'jp'vnn'  nSna 
NHij;»  'nS«  fi'SaS«  notfjS»  p  nSiap  aona  h'b  pa'  'nS«  ';  "npS«a  pjiS« 
»01  n»"iynD»S»  p  riipS»  »''nn  »oi  »Syi  SU  nn'troa  ni'B  p  nS  nSS» 

2  5  Noa  HBJ»  'B  »nSiana  »nSiap  aona  m'ii  lyo  p  aa»iaS»  njiyo  p  pBn» 
n'aty  »aSp  »oa  »hSnob  insi  pa'i  D"n  noB'J  i'B»a  na'i  'jminS»  nS»p 
npi  'S»  na  ';»u»j»  nn»'n  aao  'pani  nnipN'SNi  fiiiSaS»  'B  oott>S»  nu 
»j'NT  ip  fionaS»  'B  i»jS»a  Si»S»  'B  »niiBJ  'Sy  S'SiS»i  nSS»  «ty 
SoMann  }» »S»  pw  p  »n'o  nB«i  »'n  nBva  pa»  nM3»vnS»  ^a  'B  «j«'y 

1)  JU'  2)  jun  3)  Num.  11, 17  4)  ohne  Artikel  5)  oben  26,  28 

6)  Vnn'  7)  Tipa  S)  Gen.  2,7  9)  nÖH3D 


KITAB    MA'ANI   AL-NAFS.  38 

">«»  in  »nn  »v  mn  vby  nrui  'ip  n»fl  «nSNosi  «nnijrji  b'Kis  'nS«  nin 
nsjf  nn  fitsanS«  rft'is  'Pii  wai  noan  nn  "jMps  Kmnj;  oh  b'KSrs  'n"?» 
ywiVKi  nsySK  nV'Vs  'm  'v  n«Ti  nyi  nn  nysiiyb»  rib'Äs  'ni  miaii 
o'bT  piva  üSB'i  SKpB  V-ry"?«  nV»»B  »m  fiiwoV«  ni»njS«a  »nyan»  oh  ynibw 

pmr\n  n»s»3i  notj^jS«  »jyo  SmSn  Kin  'S  paj  iiya  wnn  t"u  Svs   (»)  s 
notfaV«  iis:  »s  pSipS«  ]»3  :)Nbn5K  anin'  ips  mh's  avN  Sipi  minS«  "71p 
noB^ibK  pan  fipSaS»  n»at3  |o  npi '»  |oi  moi  }o  yino  '»  p  )«d3n"7M  'S 
D«n  nötyj  voMa  ns'i  *)oik  ]y  minb»  bip  n'jS  Sims  na  'jb^hni  n'B 
SMoa  ijy  |K  »in  |o  |'a»  nS«B  vsKa  D"n  nn  notyj  nK?«  "?a  ')  »rtt'N  S»pi 
'S  notrj"?«  "?ain  nö«  pa  p  ntnai  |»djk  "ja  fipba  bwoa  uyi  oin  ripSa  1 0 
DSj'jK  h>p  I»  St  'nn  n"iott>  nmipsi  *)av«  S«pi  N»n  »na  i'vs  nsj« 
'S  on'jftnni  n'jNvnV«i  hTKaaS«  pnnbN  usnns  nsüiS«  üpoo  Sw  's 
'ns  nTMiS«  no«s  dsjk  V^''**  Jo  "»nwi  ^3  '*''*  oniina  Vap  »tyn»*?» 
kS  nipV«3  j'JiS»  'S  «mijis  n'JMvnSN  nidki  nniiö  SysSna  j'iA«  'S 
pww  0  'iSKi  noMvS»  |NvnSNi  n»ajbK  yo  ';  iKonpHoS«  on  '«Sini  SysSwa  1 5 
aao  'ni  'j'nn  'ib'  noifJi  'antyy  Sn  nn  Vipa  «Syi  S3  '-»«aS»  nay  p 
'S  ai'K  }k"?  'nn  motr  imipsi  'ipS  Mi'«  notfjb«  nSiai  j'nnS«  nK'nS 
S»p  myai  pVSKa  'itsSt*  aNiSK  npi  '»'nn  aSna  «Vn  "jSNp  SipV«  bw 
InwS»  »n'B  yaüjn  'nn  pAwa  i'vni  ''1  nsuaS»  nöin  npi  'jw'spn  nj'awi 
nSiS«i  onSS»  |'ian  'ay  'jaats'n  o'Tai  nw^ai  'jtyaSn  ntt^ai  iiy  b«p  oh  20 
n'owS«  DsaStia  nioi  'jy  'noy  n'try  noni  o"n  'ipi  pnyVw  OKuySNi 
onpn  «oS  noBNn'?»  nnanobN  nynbN  nai  iSi  lyai  n'^wnS^a  nn«'m 
n«y»noa  n»'n"j»  'Sy  hüsn  inyni  na  'ay  'nn  motj'  imipsi  'ips  man 
«B^nNS«  p  ntna  ]Hm  Soa  »nn  nip'JNa  n'^wnSw  Sys^wa  n'tswS«  nn"?« 
")|Kn'nx  i'Sip'jK  I«  bipjs  jKD3»bb  dsjS»  pa  npi  's  ciKVaS«  onv  »ins  25 
DOtt'S»  Sho  noB'jS»  Sho  ]»  iSti  pshn  ri'ai  »nj'ajs  psSna»  pniiia  pS 
")S»an  'in  »oa  nis«3i  i^pH)ä  Sa  'S  is3'  'ib»  »mu  bho  mipsV»  Shoi 
y»ytt>  ")ara'  nsejb»  «poo  Si»s  nio  isj'  ysno  ba  's  »ny»yiyi  döb'S» 

1)  h'XnrO         2)  Gen.  2, 7         3)  Gen.  7, 22         4)  Hiob  10,  la  B)  i         6)  ptanpnoS« 

7)  aSw  8)  Hiob  33,4  9)  Iliob  10,  lo  10)  HOIDjSk  ")  pH'nX  12)  vgl. 

za  dem  Ansdruck  Sa'adjük  zu  Hiob  8,u  13)  Jt3> 


37  I.    QOLDZIHER, 

nrnn  nnNi  ')nSip  im  »ip«  nni  riy  biotb«  ooi  nsin'i  »inD»b«i  SnyS» 
nn  D'n'j»  »«t  'ipi  nyKityS»  'jfib'is  a^nw  nm  "»»n  Wi»  oyn  teo 
nKT  }n  *)2VH  Spi  'V  nKT  riösn  T\WH'^  VipS  noanS»  '}n'j»»D  aKrntK 
5  jvtf«"!  'V  riKT  'jKÄ'«  'ipi  'V  nMT  nosn  nbnn  *)»*»«  'ipi  rtöan  «»n  <v 
nan'  ntD«  »3  V^''  pn'jw  SnyS«  fibris  a^nx«  oni  nts»  wiH  nbipi  njn 
TÄ  »B  'ipV  vityäb«!  ytibKi  nsjfV«  nS'is  aKror»  on  yxa  'wty  nbipi  »an 
ittJND  np'  vbya  t^Dj  n»  v»  jrxia  ba  mm«  p  *)  vwaSm  yniS«!  nsyb» 
VpjrbK  'S  Nt3  n«aJho  »by  tnnm  MSin  nynK;'?«  "?ip  jnpi  c)»a  iSpy  pya 

1 0  wt3^p  »nV»  dbjS«  niyj  ms^  -onj  M3«'a  tu  »nini  'jKxpj  «bi  finKn  «"ja 
nn  }»b  ny«ityb»  rft»»  nxp'  ins  naw  nn  niya  hqh  Sipji  nsjm  »man 
»in»  «o  'B  Bn3a"?Ki  nyKitpS«  »s  n«o"OoSM  Sys  's  kV«  pan  «S  naw 
»aaSa  ib^m  Saa  'j»ya  it^n  nwyV  na'un  ik^k  pr»  *)  't^oj  |a  «in»S  'ipS  nSS« 
inn  "j  m  *np  »in  'si  Ssna''  »oa  Sy  ib  lae^'  o'yai  'ja  aKn«  n»aS  n'B^y 

15  noanS»  nb'iB  »ns  na'ia  nn  noto  rmtinttf^m  riiiftiiv;^»  jy  yy  naw 
'S  nianj  ")  'ipi  'jaosn  na'nj  nni  ")  'ip">  n«iDi  obySsa  ")  riTKibt»  «nj*rt 
«5'b  «nn«ani  nsyS«  nS'Äs  nyj  'ns  nawi  nn  niya  »öhi  'v  kj  mn 
'jy  anpa  »in  paa  nni  ")'ipS  aw  «Si  S'n»  [«"?]  «o  's  yoisS«  'Vh  S'on 
Smd'  iKys  n'by  mÄini  'iKaS«  an»  p  npnS  kidi  yaty  na  'St*  nS'6  jy 

20  nyj  «0«)  'anpa  K^nn  paa  nni  "jKps  nsybK  '"»y  nb  nna»n  nn  n'n jna 
"^yi  n'aS  'ip  im  ?)««Kb»i  bny^tt  'm  Vnäs  ")'jSk  fii'ni  ins  |n  nn 
Sy  'nasK^i  ")  trtc k  VKpi  'ui  tss»o  npa*?  wn  '*)  Snp  oan"jK  bn»  nn  pnV» 
nn  nKi  bip'  nipSK  na»  'S»  o'junni  |n  nn  nSifn'  a»i'  Syi  mn  n'a 
nni  dSoS»  y»u»i  anaS»i  niiS»  S»it  iSna  'jy  p»n  ;o  n'ay»  n»oiün 

25  'jy  nS  |n  }n  ni»wn  "j's  S'p  npi  S»»4s  'nS»  n»Tir»  yioJtD  'n  n»tDiün 
trm  n'i'i  ")»Sny  n'xns  d'»»S«i  o»an»S»  ")n»ii!ir  'n  ni»i»nS»a 
nyoi  'S  Sip'  '»'  y;o  nwn  »5fi  "jSsrs  's  nonatsS«  na  cjxi  »o  SipS» 

1)  T.  21  2)  aMnit»  nS'SS  S)  I'b-  11^>^o  ^)  ^lob  28,  m  5)  Prov.  9,io 

6)  ProT.  1,7  7)  Prov.  8,7  8)  Prov.  1,1»  9)  11  Reg.  10,  »o  10)  add.  'fjjf,  Ps. 

143,10  H)  JT'nKjS»  12)  Ps.  61,14  18)  Ps.  119,108  14)Ps.  61,i«  16)  a 

16)  Jer.  21,12  17)  Zekh.  12,ioff.  18)  Zekh.  4,7  19)  HM^S  20)  dittogr. 

21)  Jes.  11,1  ff. 


KTTAB   MA'ANI    AL-NArS.  36 

'iS«  ,Ts  nVo3B  ibi  Srio  nyne'b«  's  Trei  inu^  npn  «Si  *)  ipi  c)nnn  piv 
oma»  HjrKits^  bno  »a«"?«  »s  S^käb'j»  nin  ps  man  tpi  nS-myKi  S'Mto 
TSi  'B  im  onts'vii  iibo  h  »Vy  'wi  nS'S  orrSy  pSn'i  Vip  »b  riy  U'a« 
»ny»o5  n"oi  ipi  annaS«  «man'  dSi  pnx»  'bi  n»B  ^'k^bV«  fvpai  td»  5 
|»ai  mm  'wi  pKn  n«  bn  nyKie^b»  »jyo  'b  Vipa  riy  w'a«  apy»  »b 
nnänoi  Sm  yo  ntsKpo  im  fiByS«  riS'to  n»B  mam  nyKoJ  JMnn'  laNb« 
'b«  HT^sif  f|y'  im  njy  maaü  d'Si  mT  ;»ai  nS  'm  «aboo  }»jd  'r  «nS 
riS^ÄBi  mV«  n«ia«i  'ui  »nty«  n«  nan  ')|aSS  V«p  »nn  riitsS«  «4pj« 
t)Dai  •)'ipS  Snyb«  nV'irBi  'ui  oaS  mo«i  iBD«n  ^mwVwb  'ipb  noanS«  lo 
»BI  S'«iBV«  nnn  fii'w  ")im  mb«vj«i  ruo  «Siy  'wi  ")oaTa  inp  ruB>o 
nny«i»i  niio«na^  'bi  Jiba  «o  no«S«  aSa  »nn  vjn«  niy«  ]y  vpv  näy 
pM  I»«  '*)«i'«i  'wi  HD  «xüin  ")nytB  b«p  nnoan  »bi  ivo  iSoS  m^anm 
So«a  üaD  'Vy  nm»j  'B  riy  dwb  nyKitt'  'Bi  ogri'  vjpn  "j'ipi  iioa  nam 
»laVai  «n«D  «03«  mwoS«  »«Sim  nytD  n3«a  ")^rhm  nnonS  "nSnpi  15 
iSiVa  omB  «mria«a  1«  b»«ÄB'?«  nnn  nn«a  fiü'üyV«  jS«aoV«  rrm 
S'«äbV«  nin  }«  Sipai  c)^«aob«i  c)V«io"j«  nay  oMoyS«  Snob«  nnS  i«» 
ne^o  jnD«S«  SionS«  »b  «S«  nSnny«  ")«ö^  »»»ri  «^«oa  nSoa  «o  'nS« 
jo  fünanoo  S'«äbS«  mn  |«  f«ü  \ü'>  «Vi  «Sf«  itsnaoS«  »bi  rijr  wai 
«*»«  nnw  «mnB  jwi  nVia  nntt^n  p'D«ib  my  n«3ni«  npB  tspB  SpyS«  20 
nSy«  '«nn»i  «Bxn  fiBinoi  fiyonioi  norbio  «mB  »m  minb«  jo  nj-ianots 
«ViS  3"iy  ny  npa  p  nyn  n«  tsibb'S  aa^v  ")riy  wai  nt£>o  |«a  «oS  j« 
tjS«  m«o  "jfiD  'B  nirun  wwa  »nS«  ma  «n'?«Tny«i  S'«ÄBb«  nin  S«tDa 
Sonnn  «Si  Sam  "j'arwn  nooi  mp  |«  nm  oSyi  DnV«no«  nnyan'i  ä«K> 
Sian  Siaj  n»y  nn«  ib^«  -onn  aw  «S  ")nb  S«pB  noBi  "»'«ia  mp  nmooa  25 

1)  Deut.  1,17  2)  ibid.  3)  Deut.  16,  so  4)  v.  19.  5)  Gen.  14,  15 

6)  Gen.  29, 10  7)  v.  21  8)  Gen.  49, 1  9)  Gen.  43, 12  10)  n^tt^H  t]DD  HiVOI 

ODTD  11)  ^n  12)  Gen.  41,38  13)  v.  39  14)  Ps.  105,22  15)  ^npl 

16)  nS«!  17)  fehlt  KD  18)  Ex.  18,i8fiF.  19)  nriD  20)  y\^  21)  v.  17.  18 


36  I.   aOLDZIHER, 

n'jKvnV«  dsjSm  n^is  uyo  'B  «ins  ^"jKvn  nsaSK  »ir  no  's  hükb'ji 

njf'ioi  Kini  ibn  SsKty  «01  nip»pi  nusttfli  Kinn  »aijn  riiNtttt^i  «pon) 

^n^K  pa»  |kSd3  H7yxj>i  an«»  inS«  ^v  KnjMxpj  noki  ^pwoi  V»ii 

5  «nan«v  »aKiayV«  »öd»  nSt*  im  i^d'  id'-kS  nSinno  «S'nio  KrüNjr  WMai 

«  ^ 

Ki'«  ',  nini  »majr  S^  ty«  mty  Sy  \  'ip  |o  iW  Vawty  «01  aV  nom  Sxy 
n»o'na"?N  nNinty"?«  ]v  fisjrSK  'ns  H'nMajS»  dsjSk  riS'»»  koki  S'Kini  ypwtD 
nNTi  nwjri  niy'Ä  oKiajfV«  »n'oo'  'nS»  'ni  «'m  nsjKi  'nywpi  yiii  yiu'ai 
mNr  Ni«)  niiaiyrs  risy  mns  jndjkSk  'S  nbnny«  tntis  iSn  naty»  noi 

10  »o  'b«  K'nyni  «nsDi  »iiioi  py  now  »mtt>i  Kpae^  ru»a  bKiny»V«  {y 
HTii  (loty)  yS  ">»n:  ir  *j  'jNnayS«  n»oo'  nS«  im  k'pi  ")  risj«  rlip^  ri3»  kS 
i»DDJNi  nSmShj«  WKa  '>^^nyK'J^^  |y  nxpj  «nKi  j^pwoi  bwn  Hnyoi 
nini  rTV«  3Knn'  ko'd  dpio  Va  pkiüki  *»'ni  ')  nsi»  fi'jpi  non  n"?pi  Hihk^ 
nriKi  ptt'  'fl  dojVV  S'MiD  'jSk  nin  nbiny«  »ins  ypwoi  Vkii  Knyöi 

15  STyS«  nS'Äs  im  nyaNi  nVirs  S'käb  'jVk  SNiny«  )o  inj  ysatyNVK  }o 
ShkS  manoi  mvy  püNJ  ptyS»  ifi  pa'  ^k  *)  nbxi  oiko'i  Sys'  «0  "ja  »s 
nj«a  '•JKyoSK  nin  yoii  Sys'i  bip»  ko  's  fiStnyVK  finwa  mmi  riJKer 
n^Äs  NOK  ms  KPiSKoaa  nS  intsri  riyntySKi  ny  uan  PtB'ts  'D  riyonio 
'Ml  ty*K  }'K  '3  KT1  nai  na  |D'i  'wi  nx»  ty»K  kti  ')'ip  ms  nyKie^SK 

20  Knn  'ui  jytyvi  ntyo  op'i  ',nbip  kS'k  iSi  Vnoi  nniaKS  niyi  maai  nyKüjy 
|y  c|y  njKs  nsySK  ri'j'is  koki  nsiy  oV  p"?  'aruKS  aiKn  a'ia  im 
?)'sy  KyivKantD  Kym  |Kai  aKüaVK  apm'  |Ka  ko  biu  nS  nnKaö"?K  nniir 
Ty  "ynSip  ins  fioanbK  nb'is  koki  'wi  wy  ntyo  ty'Km  V^ps  osaSK 
'ipi  o'K'ajS  tyKii  o'oanS  aK  ")  my  St  o'oan'jK  Sipi  'wi  oan  nSy  D'iiaa 

25  KSnoK  vVy  VT  riK  noo  p  jKa  ")"iK  noan  nn  kSo  |u  }a  ytyimi  "jkS'k 
oSKy^K  STyK  )Ka  »ip  'j"?k  nnn  n's  nSinyK  Kobi  nosa  »s  in  c)<as  noan 

1)  Prov.  24, 80  2)  «nm  3)  «BiK  4)  Prov.  21, 2«  6)  M&IK  6)  ^Sxi 

7)  Exod.  2,11.1»  8)  V.  17  9)  Num.  12,8  10)  Prov.  21,2«  11)  Megillah  13»  M. 

(mit  Bezug  auf  I  Chron.  4, 18  wo  die  Rabbinon  Namen  des  Moses  finden):  .  .  >3t<  •  •  ^SM  •  •  ^DK 

nwaia  a«  noana  a«  nnina  a«  C^n  Ja'köb:  o'K^aaa  a«)-    vgl.  Levit  rabbäh  c.  i  Ende: 

0'K"'a3n  ^3N  nöan  '3K  nC^tSO  mh")  NS-   ^en  in  unserem  Text  angeführten  Wortlaut  habe  ich 
nicht  gefunden.  12)  Deut.  34,9  18)  MIM 

6» 


KiriB   MA'ANI   AL-NAFS.  34 

c)"iy»  mS  iSiSs  iSis  Ni»K  ovkSki  dkSü'jki  inukVn  nmjy  niKon  ip 
Vp3  'P'iuSk  's  bi  pa  •p'pnn'?»  Sn«  Vsn»  «bs  tb  ptts'K  ko  'jkjto 

j«Sk  tijs  »nnKpNpntfNi  «n'jKyoi  nodkVn  wnsi  ip  i«B  Vm  (u) 
ip  'JKiajfbN  }K  "?)pjD  Kipio'?«  'B  nniiiob«  nSiKsSN  dbjSn  nip  "oij 
'iS«  JN  "jipjB  |n  nn  njwj  nn  nana  nn  naiu  nn  »ni  nnbS  mjfj  'i  lan 
'B  niijio  "jK  dbjkSn  'ja  j^nan  ^«48  'j  «nao  oBiS«  b»»ÄB  iraiNS  nijfi 

'Ak  SHinjf»  p  inj  DB3«    'j"?N   'B    Cl**^^«    'J*?**    n*?!!!!?«   Ni«B   JKDJnVn   10 

noan^K  'HB  b'wiB  'j^k  nökb  'jny'?«  hV'äb  'ni  njrasi  fiViB  c|«xin 
|o  '}KnbxK  'Sk  NnMjaoji  nS'iB  Sa  *)nb3N  w»a  npi  nsirSNi  nVNAtj>SKi 
INxpjSw  HnMnSN  »fl  S'NnnSNi  V»M»fl"jM  nijfj  in  wnn  nj'aa  nSw  dibj  'jSn 
nSnnirts  Knnn  'B  WMai  noanV«  'n  nptsMjbN  dbjSk  hS'äb  ruMa  »i«  Sipjs 
}jf  m^'  «o  jf'oi  |Nai  nimo  rirrnv  noan  nj«a  jNsrpj  kSi  ninn  nVa  i5 
|j;  HTW  «nnip  w«a  }ki  nxVNaSN  noanS»  nKaiio  'Sjr  NBn«o  «nanMx 
»«ni  «DÖani  »SK»nnNi  «a«i  nSk'wki  Miaoi  Ääa)  «naa  niNV  «nin 
rvüm  njn  ajwi  c)3m  nono)  Sojn  p«  b"k  «nan»5r  'JKiajfS»  'od'  'nb»  »ni 
»tiSk  'B  noan  »bK  noV«  »b  noan  Nnaia  jo  iiani  nbn  SaMty  not  nnoi 
onsan  non  o'Jiaa  «bi  non  o'bao  o'ja  ^npaoS«  nin  Sno  'b  'ip  tw  20 
S»Mi"i"j»  US  "TxnB  VkücbSk  ön  Nnjia  }o  Spwni  ijfT  nV  a'onSi  jnn"?  non 
')«SBJni  niK"iDi  finNVa  niKv  «nin  |jf  riip"?«  'B  nxpj  kSm  nä'n  iSnai 
njfai  »OB  Knan«5r  'od»i  ijrai  nvns  'jNiajfS«  n^oo»  n"?N  im  nSsnii  «Sai 
")SKpi  nai  SaS  poN»  'na  V^ps  "?üNaS«i  pnSN  pa  p">B»  kV  'iS'wi  S'oai 
ypKJoi  V'Kin  N*'N  nini  oya  nnjna  wa  ")SNpi  inio»  aS  "lona  o'b'wi  25 
njfNüit'  r««a  nStny«  «n«  fi'jKvnSN  dbjS«  HS'äb  »okb  noanS«  jjf  inai 
rniiy  «o«tp«i  niy  nihai  OKa  'fnv^  fio'ty  fiipi  ri-iwo  widi  »«i  orni 

*  »  »  •  •  •  m 

1)  Ps.  119,51  2)  V.  78  3)  l^pnn  4)  oben  6,ßflF.  6)  «hSshSn 

6)  Jercm.  4,22  7)  So^ini  Ö)  add.  ^^lyi  9)  Prov.  14, 15  10)  Prov.  10, 21 

11)  Ps.  94,8 


33  I.   OOLDZIBKR, 

3Kn  ip  |K3i  ni'ro  pjoa  nnio  lya  ntyjo  'Sjr  ')n»Kiii  'jrn  '■!*«"?»  Sipa 
nainS«  "jiapi  'nyKStj^b«  wSp  iniaVoS  oSts^n»  ina'B^n  ['ui]  ib  -inyi  Vip3 
riiaHS«  »D  «0H1  'wi  oVtyiT  ina^iVM  'ipa  «uiSk  'S  nab»  rrby  n-i  |k  »d 
5  «OKI  u'B^n  iniaSo"?  ')  Vr  o'oanb«  kiSkp  npi  nnain  Vap'  dSi  nS  jrsB'»  dVd 
«isn  "«f M  in'prn  ja  na^jo  nwsn  V?aa  *)  'ipa  rrby  nw  nj»"j  «bs  «an  o'wyS 
mn  |y  ")vmaK  'jy  ]«  n3'  «Si  riKjSp  »o  pn  nav  »nm  «nann  ib'W 
rin^yS«  nnn  i>  «ran  ip  ins  'oVyKS  nnn»  D'nS«  naiy  t»'>w  }«s  iitoi 
TMtDn'j»  c)»y»  »b«  mar  oS  «o  haoKyoi  «nnKpKpnjs'Na  osiVS  wodkSk 

10  ons'  o">  pa  bsnw  d»Si  ^«nnyKSK  p  Tya  c)«xjKV»n  b'xnnS«  S'Vp  w 
'jKODK  'n  »Sk  DBi'?b  "JT  o^oanV«  «iian  «o  nVipa  wVy  "intj^n  «oanB 
«ÖD»  'nS»  Ki"on  nyj  bipji  nW  jy  na'Jj  pis  rinry  nnTj  Sip'  5)»a 
DHS»  p  nSp  nno'jyV  «ö«i  «maia  wm  no«  njoKa*?»  «wato  rrnnwöSK 
kS  njNb  nKajKbK  «in  "Ojoi  VipbK  »ri  S'»p  Sno  nruy  'jKyoV«  nin 

15  kS  NO  DHiy  «isaNi  nnwp  inp  »Sy  Dnwy«s  onio  nS'ao  «in  no  ons' 
oiSySS  ]«  iW  i'a'i  onjy  yapo  a»i3i  nnjo  poo  Sip  «ins  nnwp  nStsnn 
noan  nioiSyn  n"?  S^p»  «mn«  ri'oan  p3i  »iKnaybt*  'B  rnnK^Kb» 
'ui  n'tt^in'?  D'Vsa  *a  rwan  nwbyn  iS  ^y^  *)  nVipS  mSjj  nS  bKp»  ia»S»n 
«nKiK  Ko  Nn-iü«i  H)iH'\H  HO  «103«  iSibs  ni^JuSw  nioiVynV«  iVia  'jy 

20  yytD  in  nj^a  nnnoj  ^jyoi  'ui  «b  niSjjni  im"?«  'vb  niinoan  *)\  Vnoi 
np  nb«  a«a"j«'j«  ^nb  «S«  minb«  nnn  «ran  «os  jwi  'D'jy«B  nioibyn 
ibi  }o  tiw  "oia  j«  liy  D'anS«  «J»n3  np  jmS  ainV»  nnVipy  '/jy  :i»ai« 
"?«  V'oa  »3r«a  "j'ipa  nS'«pa  laoon'i  ")na  mr*  n3«S  ")bn«iV»  y«tDD«a 
Swsi  n«»SpyS«  bix»  'S  nbpy  ypj  }«S  pa  «im  t^o  Sa«t>V  na»  »a  lain 

25  Tiia  "j«*»«  b«pi  «ms  «o  n^«i  pn«a  nit'  nons  iai  biwSs  n«Ti8'b« 
'Sni  iW  Sa  Sip»  nSpy  yj>i  Vi«V  «in  Sao  SaS  ■itD«i  non  laS  iSin  Saontya 
«iD"iy»  d"?  ")n'B«ao'?«  j«s  Ta3rn'?«a  «inB«a  p  «ani»  «o  |«  Vipi  on 
^«»oyS«  |«S  n«ix«"?«  na'tai  j«n'j«S«  nais  |iiSnD»  «b  ")öxS«i  «i»»*?«  Sab 

1)  nM131  ^)  II  Chron.  SS,  is         3)  Sanh.  90»        4)  Bereits  Br.  bemerkt  hier,  dafi  der 

Vers  I  KOn.  14,  le  nicht  Manasse  erwähnt;  der  Verf.  hatte  wohl  II  21, le  im  Sinn  6)  +  ^Sk 

C)  Gen.  r.  c.  14  7)  Hieb  11,6  8)  Deut.  29,28  9)  np  10)  ShjS«  H)  Dn3 

12)  ProT.  23, 9        13)  Eccl.  10,  s       14)  e\iHSü>  B|'SK3D  PI«"»!  »<"»  S)1B3D  W"»d        16)  OXkSkI 
Akkiadloigai  d.  K.  Om.  d.  Wiu.  n  0<UiB(M.    PUL-kM.  KL  N.  r.  Band  9,i.  6 


EITAB   MA'AMi   AL-NAFS.  32 

npiB'jK  nya  ktibikvid  vö  jfonini  mjrn  ori  nnj'a  |o  nosj  n"nv  nS» 
vöv  ''N  5)DM'i  ywM  n's  Vp  |o  I«  Vr  o^osn'?«  »iS«p  ipi  'noKSoVKa  nivjrrs 
'>tm  n»3  na  «on  am  warn  «n  'a  'yonSip  in  wSp  «oa  moa  pnx  niK 
ü^Dt  ^ttf  |nn'o  kS»  nj'«  ny'w  na  B>'ty  nn'o  Sa  pnv  'nn  n'otyo  inno« 
ns'DNi  njf'w  n»S  iok  nyu  n»a  a*na  Siaon  "in  Km  p«  n»S  iok  onioa  5 
•jKyoty»  pnv  'n  n'S  ion  ['»)]  ns'DW  ny'w  n»a  a^na  Vkvob'»  «m  p'ya 
b«  r)DK'i  jfm  n»fl  S»p'  |k  pnno«  ibnVs  va»  nma»  «na  nawn  ntt^y 
yo  'pnSn  na'NnSwi  nnSKsrb»  dsjS»  }k  's  nNjnan  no  p'  »ins  vojr 
Kian  nn«i  ')oma«'?  'ipa  pnyo  j^nny«  |ns  na'MSo'?»  p  »naKnx« 
Vno  i'nbHxb«  vnia«  |y  'jy  n3«a  nSn  |«  nNjai«  'wi  niStt^a  Tn^a«  Sk  io 
a»DnS«a  mv;  üd  "»ay  nni  dk»»  's  on-ia«  'äiw  nmaM  ni  in  nS«  nay 
pnS«^»  vnia«  'KSini  oiki  nji  rü  ja  oty  Snoi  onnKtsy«  »s  n'nsrS« 
npnsSK  lya  omiy  nayi  üv^  nji  on«  S'aoi  ';»nSwKi  «»jn"?«  |JonN  oni 
)o  «'ajKb«  bi3r«i  ppuMj"?«  Vw«  oniN*?  na'N"?ob»  yü  «iod'?»  nwSo  »S« 
|DT  )K  Sap  yaiK(n)  nnp  n»oo  jnan  |n  «in  pa»i  om'j  |o  «V  onSoi  i5 
nii  mm  dik  on  'nbt*  »»Sim  nsbi  apyi  npani  pnsm  mtt'i  nma«  «mB 
nma«  Sap  )o  yan«  nnp  n'oo  iSiVs  nnJhn  nayi  nniin  na  |a  ntyi  nniin 
iKDiK  yo  ornKDiK  »ntym  |»  »a»SK  «laSü  iVi  'Syi  onoKoni  mis'i 
Mo'?  onoNVa  iii  's  o'oanS«  Vipa  Hirn  fmy  npi  i'nVKxbK  onaMSD» 
aiwi  *)nawn  ntj^y  nnn  }k  «i^Npi  'wi  iwa«  Sk  wan  nnw  omaKS  S'p  20 
)o  »Sy  nw»  |K  nSny  's  ni»  kSi  SiMy  'yn  nsaS«  ]«S  iW  yjo'  iujS» 
nnw  lya  nn'jT  »s  n'by  |»a  noi  nauia  n^Sy  nw«  niaKSS  nsyi  ann 
D'nV«  naiy  p  nj»a  rn'ha  pioa  nmö  tya  mn  »Sy  nw  nw^Kt  npi 
ibi  p  VpwK  {Ka  iSs  'wi  oViyo  oa'niaN  latj''  inin  naya  Vipa  onn« 
n»Vy  KiiVto  onn«  o'nSwa  nnyj  noan"?«  's  w3  «0  nnaKSN  'Sk  iKyi  25 
b»  »nan  nnKi  nbip  ]h  ';('?)TaDn  nSi  S'wn  fi»  riTna  yx  nya  iSna 
Tay»  a«naSK  ]h  «o»d  nSi  onwnan  nb«  pn^«»"?«  iSna  »jy»  'wi  Tma» 
iKniK^K  wi3»  om  nSiyo  oa'nia»  latf'  'ipa  saKS«  ooKa  iNiiKS«  |y 

1)  B.  B.  16^  nnten  2)  Gen.  15, 15  3)  DhVi^I  ^)  ^n  d«»  Stellen  Gen.  r.  c.  30 

Anf.  c.  58  Ende  findet  sich  dieser  Wortlaut  nicht,   sondern:  jopj  oSiyS   pSpi  V3K7  B^tt'  TWi 
6)  Jos.  24, 3  6)  Ist  mir  in  diesem  Zusammenhang  unverständlich ;   vielleicht  korrumpiert  aus 

TDfin  lSl  7^Mn  nSMS-  ^'<^  beato  Auslegung,  ja  sogar  Worterklärung 


31  I.  OOLDZIHER, 

|K  Hii^H)  iKpiSw  ">Bw"j»  »nb«  H^rhH  obKjf  <D  nSi  »paS»  bw  rnä«"?» 
Dan  aS  ')«*'«  noSty  b»p  iWSi  n'nsrS«  boySS  p'SinS«a  nSb«  n*?« 
twK)  »»JiS»  dS«j;Sn  »iy'  iSwott'b  S'oa  aSi  nna«V«  dSkjt^k  'ay  wo'*? 
Konao  inKi  Sa  rjiyi  p-ooj;  'S  Wt  np  |o  }jf  aKiy«  »jjro  ms  o'jno  yyo 
5  pa  V^«Vk  "JnoS«  »s  ruKa  ddjSn  |n  »ar  l'^no  's  nTsroa  manaKi  npsni 
VikSk  «n^no  abon  njrJh  np  oii  j^ik"?«  tyv3  pa  niKv  tpi  »odS«  rvi 
'«1  S'n  V«  V'ntD  laS»  "nW  »s  nSip  nnäj  n'S»  mKJt  np  «o  nsnjf  nidS 
on  »pKaS«  o'«ibK  p'pnS«  »ruHübw  kodSn  tt>vi  aVun  rioVND  njri«i  'ns 
'fl  nüKSDVna  Kn"?  nnn^jnn  njr  noStt'  "oii  )'Si»"j»  »nsnMjfo  yo  'pnSn 

1 0  »n^Kpnb«  'jjnDa  nrnv  noSty  n^aiyn  jo  iVi  jN'ai  on'S«  snmiy)  «nmsD 
»Vy  'ui  ia  nrnji  ^aw  'aw  n'oSwn  'aw  'aity  ')KnS  nnVip  «nsnwyoa 
«nbipa  DSjS«  onawins  noKboV^a  naKnxK  nivjrrs  »oSmd  yin  p  S'aD 
MjSp  «03  i'anKii  pa  niNsr  ip  «na»  '«  o'jnon  nSinoa  n'obwa  irnn  ntj 
»s  »npnb  «01  «nmsD  's  nnoMp  «o  on'V«  latt^n  «nj«  yyoa  pSno  'si 

15  |o  Ssn  c|»ai  '"jöDi  nSy  i'aisi  |»a  in  p  S«n  t)'a  Sipn  «njüas  «nnanj 
D»yjb«  |«ao  )oi  f n»'?«  «yvi  »S«  »od"?n  tyvii  }oi  ^'!^n  <S«  iSy  |o  na  oan 
|oi  DjiS«  »b«  nnKnob«  }oi  c)«"?«  'Vk  pN*?«  }oi  'pB'"?«  |«ao  '•?« 
*nboJiV»ai  nsriJoS«  nK'nb«  'V«  nsrbKa"?»  n«'n"?»  }oi  aoinS«  'Sn  rioKoa"?« 
yonAn  fin'jt«'?«  oiSiS«  |»  ib  pa»  »nVKi  jubV«  *)  nin  )o  nn'pS  «o  wu^n 

20  'y«»aj«SN)  Ka»SK  )y  SynKr*?»  "jip  na'n'job«  jo  «ns-wyoi  RnaKnx«  yo 
j»S  nKDiKbS  no'V  yKoniN^Ki  oK'nV«"?»  |«  iw  »Jd''i  voy  V«  r)DK»i  yu'i 
iSite  na»«"?oVK  yao  n«nN"j«  'j  c|KSnw  o'Nna'?»  yao  dnoAkSk  *;  risSn'« 
iS  |K  iSi  b'Sii  tiT;a  »"jn  Kn4ya  dibj^k  oNoij»  voy  b»  5)d«'i  |»  «aSp 
nnn  m»iiK  na  'jy  ';voy  •?«  t)D«n  n^s  S'p  «oS  riy  wa«  oma«  |Ka 

25  m)ay  naiy  nKoiiN  '"?»  moi  o^nb»  i»  naipy  iW  ]hs  onShKo  moi  iwai 
jp  |o  TtN  nnj'ai  pn  'B  pn  nini  }nan  »b  jbi  omaK  |k  'jK^Kai  mr 
pn»  no  nty»a  Toy  V«  c)D»m  *)  n»B  Vp  nb»  riy  ntyo  td"j»  iWa^  idtb 
in  'B  riy  ntfob  «Si  inn  in  »b  ")in«  pn»"?  o'b  ]h  Vj  wdSi  'ui  Tn» 
na'M'joS»  na  'jy  Toy  Sk  vpHm  rh)p  ]»  nani  fi»  anp  «bi  a'oj  «b  laa 

1)  Eccl.  10,  a        2)  Ps.  84, 8         3)  HL.  7,  i         4)  KIH         &)  (^en.  49,  S3         6)  CjMSriM 
(Br.  w^i)  7)  Gen.  26,8  8)  i^hSI  9)  Deut.  82,  so  10)  M*inM 


KITAB   Uk'im   AL-NAFS.  30 

jK  pnncns  n»nvb«  obyStn  nbNxb«  SoyVKs  «nrnso  »s  rvnatm  H^yihH 
ntfi  nom  »j»  ')  »najr  bip»  n^nn  kos  oiSb^Sm  Kmau  aDna  n»oVitt^  'öon 
'wi  n»obwn  »aw  'aw  *jkä»»  'ipi  diSk'  nNxioa  vi'jra  <n"n  t»  nibnjioa 
I«  im  a»"u  a»ily  »jyo  n^si  o'jnoLn]  nbino  ms  ntJ^Kyb»  odsSk  kow 
»D  Dwno  «inS»  j»  Koa  oiano  Sno  nDÄ«  «nn  's  osab«  Srto  rijr  noVa^  5 
nD'Sh«  yo'"jN  pTb»  'j»n"?aa  pnni  |o  n^Vy  anürSw  psabw  i'otna  bau 
Sno  n»Vy  im  pnb«  NK'ja  jiioo  im  «liK'i  k'iti  mdw  oianoV«  «inb«  iia»s 
n'VKinSKi  maKonS«  p  «mitj^a  njbjfo  'm  odA»  »b^j  'b  osib»  pÄ 
SawS«  'S  DianoS«  KinV»  nix  ina'  woa  rnnsSKS»  'jkjtoVki  H'oSyS» 
nbK  nS  pN'  'nn  noan  »s  jiüDtDa  dbjS»  natt^  nj«  ms  »jyoV»  fip'pns  lo 
^jSip'  iW  bno  »si  n"»«y  'Sk  «mV«  finiya  nVwo  'Vk  iiys  np«SüKa  noan 
b«  naip  *)  'ipi  'wi  'K'BJ  "UDoo  n»»5nn  *)  «spk  'ipi  tdk  npa«  tjsS  «lan 
l'anno  pa  »na«  iSia  yy  no^Vw  'io'V«  J't*?»  psa  Vno  nn  ♦  nb«j  'ifBJ 
SpySKi  yatjS«i  bpySK  iVia  tt  nnni  »*>»  «naii'  nriKi  Sa  pawi  »nS 
'S  'ib»  KinV«  inm  «»a  nnnJi  'S«  Knani'  yaübKi  nnni  'S«  Nnani'  i5 
mnxb«  obyVKa  »nV  SpyS«  T^nns  'id'Sni  'wV»  )'!'•?«  'jKnSaa  Sa»"?« 
nsnSni  «no"?«jr  inj  nKninS  niKyoSK  'S«  »npw'i  'iSyV«  «noSwyS  «nanm 
TS«a  «inS«  Tinna  |'0'S»  psaa  rujr  «mya  «niäin  uy  nnnA  'S« 
»»jiS«  ani  'iyo  ins  •i«d'S«  psa  noni  finiS«  iSnS  «nn'ajn  ins  ">  'jo'S« 
DDüSwa  «nSjB'i  n'yaoS«  n«intyS«  'y«ni  «mw  «nS'oi  «na  «np'Syni  «nS  20 
'S  DsaS«  '"U  «j«  iSt  V'Sni  «mS«  S'on  'nn  «nS  «'jnS«  |"rni  n'y«m 
rin'nxS«  oiSyS«  'S«i  n?S«  S'tsni  'iSyS«  nS«yS«  'S«  p«n»n  n«pi«S«  ^ya 
|'0'S«a  nSnooS«  SpyS«  nanna  «nnpo  'S«  niiyS«  'nnt^ni  «'jnS«  'S  nnrni 
'S  pnni  «n's  nD«'nS«  aSci  «'jnS«  an  'S«  S'on  «n«Tn  na«  «npn 
nSntDoS«  iwD'S«  rianna  «nS  i«nn3«S«i  «na  pSynS»i  «nüt«"u«  'S«  aiSaS«  25 
«'inS«  DS«yi  'jo'S«  TS«a  SnotD  'iSyS«  DS«yS«  {«  'Sy  ')  S'SiS«i  «'jnS«a 
na  'jy  na'ca  o'O'  ti«  "')noanS»  |«  riy  noStt^  Sip  'no'S«  TS«a  Snoo 
nS«t5tya  'ipi  «paS«  Sw  in  'iS«  D'ts'  in«  n'S  'iS«  D«nS«i  «paS«  DS«y 
'S  nS  n'nvS«  aSyS«a  oS«yS«  ]«  'jy  «'jnS«  DS«y  na  'jy  maai  na^iy 


1)  HL.  8,10         2)  HL.  7,1         3)  ^nSaa         *)  Ps.  79,11         6)  Ps.  142,8  6)  P«.  69,19 


29  I.   aOI.DZIHEB, 

'wi  D'n^Kn  b»  awn  nnni  'iHÄ^w  inVno  SaSa*  «»'«  nn  Vip  p  m» 
DBjy?  DDK  im  Tiaa  ins  'rV»  dokVk  «ow  *)ninn  vanSo  ni^v  'jnjoi 
SpySK  fibwoa  n"i«x  nboa  tri«  «ruKS  SojtSmi  DVvV»a  riSoNab«  nbiKS^K 
*;">»jnDo  "lu  onVipjfi  bipy  onDiSi)  didj  DnJMa  ripauS«  nnn  i^Katj'«  }kV 
5  r)K  mowi  HTty«  o^nS«  'aS  paj  V^p^  t^m  Vi^'''*  !'*"'  'J'^  hm^kV«  p 
fiSwo  'S  npaub«  nini  niaa  »i'K  mi  »bpy  'aV  'iyoi  »tysj  yyo  »naa 
TKiv  pS  'jnpMpntJ^Ki  DJ;  »»ajKS«i  Hivh»  didj  Sno  o'iiaaSw  na'N'>tD"jK 
'S  iDiVw  dsjVni  SpybK  nan  ip  «nns  nuaS  paiy  'ntya  c|k  'Tiaa  Sj'i  'aV 
nnn  Sk  oSnpa  'tt'SJ  wan  b»  Dnwa  'jnj;  apjf  Sip  «nj'aKi  in»i  pws 

10  iSiai  nj'va  wan  'ij;o  in  nnn  iSiai  ru'ya  oSnp  'jjro  "jin  diid  'Tiaa 
riKjyoi  noVjr  ms  'nS»  dd»Sk  noki  •  Dby»B  pu'ya  'naa  'jyo  in  'ivsi 
«on  i"iin  «b  KniM*?  lo'by  DSyn  dki  "^Sno  n»»«'?«  |y  ri'sa  htm» 
n'annSKi  wjVk  's  ri'axSNa  pSjrnn  «njiaV  "dk  'jyoi  «nSjrs  tit  »oj«i 
")  'Sk  'ijf'  'jjrob«  »in  '•?»  tb^  nioSy  Sy  ";  n"?ip  's  titk  npi  SkbükSk  'b 

1 5  n«pat5  'S  'ip  bnü  db^S«  Tinna  j^nan  ")  }KnS«i  nt^Sn  'm  dibjVk  K'Ksa 
nioV  by  DnSjra  lös  nitsSy  Vy  o'Vaaa  ['wi]  b»'ryi  n'ian  ")D'"niBnDSK 
onsya  niDSi  »sab«  "ii  yioDob«i  yioDo  pb"?«  |«b  n'nx  nbi  D'bi  'sa  jfiS 
«nannn  'nb»  jKnbKbK  nSriDn  'm  iMvaKb«  jy  n'sab«  DiSibK  »Sy 
pNpriB'sV»  Kin  rinsT  i"?  pa'  'iSki  n'nvS«  in  «im  fi'iajb»  S«ipKbKa  «npwni 

20  Disab«  nian«  nioVy  i'osni  nan«  nioby  p  Sy  Totf  pmn  pty  "jnVip  p 
«bi  ri'wVK  'B  inKübN  n'Kab»  's  'sab«  «n'iMa  ann  «'KsabKa  ns"i«yb« 
Kbi  «»«ax  Kbi  pntny  nSi  nwa  «bi  'ikiA  nioby  idb'  ons'  joo  in«  nnp' 
oninbi  'yn  «n'i»aa  risi^yb«  Disjb«  pts'y  ibn  kojki  pb«  «nn  p  «'» 
'ui  nb'ba  td'i«  »«J'bj  ")«4w  'wi  'yw  by  Tniar  d«  "jnbip  bntD  na 

25  'n  b«b  D'nb«b  '»S3  n«öx  '•)«ä'«i  'ui  T'>n«  'tfSJ  npai  ")nbip  bnoi 
«nmsD  p  nob«D  nyin  «i»  DSib«  'jyts  ibni  n'obw  'tab«  0D«b«  «t3«i  '«i 
p  nob«D  «näi  'b«  tiyn  on  «ms  «nnana  p  m«yi  «'iib«  n'hn  'b« 

1)  Prov.  18,1«  2)  EccL  12,7  8)  Ps.  104,4  4)  Hier  erwartet  man  die  8.  Er- 

klärung, die  der  Verf.  angekündigt  hat  5)  nvnDO  ^1^-  ^KynDD  6)  !*>■  108,1 

7)  Pb.  16,9  8)  Gen.  49,«  9)  ym  10)  Lev.  20,4  11)  Pb.  46,1  13)^ 

13)  ]vhw  1^)  1  Cl'i'-  1B>«>  1&)  HL.  l,s  16)  Ps.  63,7  17)  Je8.  26,9 

18)  Ps.  63, 9  19)  Fb.  42,  s 


KITAS   HA'ANI   AL-NAI«.  28 

DDiV«  |o  'aS«  »jjwb«  HÖH)  iVn  dsjSn  riip  ido*  t*o  i«Tpo  rrs  »pa»  «bi 
';»naKTB  ')]j;  na  »jjfs  H-omVk  'Di  k'jiV«  »b  ^n^nb»  «nS  aji»  »i">« 
SiSyo"?«!  nVjfSK  |jr  VHwV«a  nuKio  «ni»s  nyatti  paS«  'b  Sjb'Vk  NnnS 
nöSjrn  »nn  n»B  nnJiriB  noSy  «rrSy  j^Nny«)  N'JKnn  N'"jpy  'jyo  nabo  »hmb 
KJWD1  nnNBii  n'ntn  nS  n«i  n»B  aynS«  nya  nnamw  nnoSy  kinb  5 
joa  wiao)  nnNBT  nS  nJiriB  nn'OJ  npi  na  noVKy  nj«a  «nawa)  *)  h'yjKöüi 
kSi  vnrn«  wsi  nanstt^  n«  'ntnroty  ly  yyp  nnjj  nony  lya  yKSb«  i3i 
ib«tyi  wii  D'am  Vy  noy  nn»B"iSK  »b  ibn  "?rio  »b  Vip  nibj)  übt« 
Sy  noy  yyo  DaB^Bj"?  ywto  i«»oi  na  »Vi  awn  im  nr»  nbiy  nia'mS 
»V  TsiT  *)nVip  Vnt3  anrnöV«  »Sy  qipiVKa  omom  onÄKiy«  o'am  lo 
«lySsK  'iy  ühyy  nia'wS  ib^K'i  'ipi  Ta*"  o'yK'iB  moV»*  ')bnoi  »jynin 
anioS»  KiTttiK  »jy*  na  obi  aiün  nm  nr»«  'ipi  riBVnaoV»  kimS»  »Sy 
K30D  |nJüiD  oajK  »jy  natt^Bj"?  yuntD  it«wi  'ipi  n'B  miStoN  tAk  n^nxS» 
an^ToV«  y»oj  'by  oaanTo  nnx  »jyoa  oaoBJKS  ')  ny«t3üw  nn«Bii  »Jiani 
awbKi  aynS«  pKpnK'Ki  b^bj'i  nats'  'jp  nn«iSK  'jyoS  rsa  pMpntJ'W  i5 
nnMiShn  nnb«  im  anp  p  anp  ntj^'BJi  ywntsi  ♦  nB'y  vsi  ")  p  a^bV«! 
'tt^Bi  »amn  "jbrio  Tria  on»  }a  »b«  «nnaoj  p»pnty«i  awb«i  aynb«  |o 
nKtn  lyBjn  n«  üb  ntyy  nty«  »v  'n  "jbnoi  »v  n«  'b^bj  'aia  ")bnoi  ry 
ibi  TV  OKTaybKi  nnHnb»  'jy»  |o  nn  ^k  nbyb«  yow  td  p  nyoDi 
nbiai  ♦  »b  miM  man«  ♦  nnnn  nn'n  »a  ♦  nbvm  nin  ")p  pnit'o  nn  ")|Kb  20 
B^BJM  natt^  p  pntyo  ifBj  ibnai  nnb«i  iKipbMi  nn«ib«  |o  ri'anyb«  »b  »n 
anp  p  anp  nnbKi  o^BjbK  |«  «oa  anp  p  anp  nnnbw  nty^Bibw 
jn3i3  ^«»jyobw  p«a  »jyob«  «Sm  inwa  «inb»  p  wbp  nb»  »iyobw 
nsmaa  jKyo  'n  'b«  Dopj»  Do«b»  «im  nn  wb  'ib«  ooKb«  «ow  ^'n^nx 
odAk  »b  «nnnan  jk  im  yiiob«  «in  'b  yawobKB  }"3yt3  laiii  'ibK  mt»  25 
p»«yinD«bKi  Dwnb«  bwa  Ni«i  pKtyjnDNb«a  >nnb»  ni«oa  in  tmiH 
p  Knp«pnjy«i  Kwn  p  oDibb  «bi  Doüb«  »b  «nb  n«an  «bB  »mbtia 
)a  »b«  Knnaoj  pMpntfw  » min  aty  vma'ao  byi  ♦  nnn  ibin  ")  p  «inb» 

1)  lij;         2)  n:iK1B  S)  n^iKOÖl  4)  hl.  3, 4  S)  Jerem.  6,  le         6)  Ps.  25, 4 

7)  Pb.  61,16         8)  sie  9)  Ex.  31, 17  10)  Prov.  26,25  11)  Jud.  6,21.  12)  Ps.  103,1 

13)  Jerem.  38,  I6         14)  ^H         1^)  Esther  4, 14.  —  Exod.  8,11.  —  Uiob  32,  so         16)  EccL  1,6 


27  I.   OOLDZIHER, 

')«jnvV  vittihH  itrxhta  in  nV»  lab«  ibna  nanbw  aiSyS»  o^yw  |»  in 
nn  p«  *)  »in^V»  bip  Nun»!  }U3  mn  Sa  a^sin  bwp  iViVi  «iy  'si  no  Sa 
'jSk  ddnVni  smun  'S»  iKnn'  vh  p  «in)  oj'an  na^  notj^ai  a^uwa  «'n 
«'«f»  c)»bn3M  w  Tiy  Tron  «n's  no  nnnw  »nj«  •)Knwj;oi  nrn'  ms 
5  'w  non  KijrMi  Pi\Miii\  a^i  pijfi  mi  onb  }o  nsKSnaw  miht*  Tnan  Vno 
To  »B'BJ  aino  nS'vn  *)  'ip  p  n^n'  pKpnB^«)  fiip  lÄjr  Sabi  m«iyK  ri'pa 
Knwyoi  njri  pd  'nS«  odkS«  «ow  »nj'jra  'nTm  »n  't^sa  »rn'n'  aSa 
«näaV  DDi"?«  iSi  Vap'  «oa  wsS»i  nioV«  bapn  «S  Kpa  nsii  nK»n  n«i 
'}nSip  |o  Knp»pnty«i  n»nA»  »msS  «nS'o  aona  a»pyV«i  awinS«  "»apn 

1 0  onb  »jyoi  wsi  »ayo  na'jra  in  wn  »jyo  nwn  Sa«»  wsji  nnS  wn  wonn 
D'n'oo'j  wm  wsj  nntt^b  anpni  •)•«»  p»pniyK  «iw  "jaMO  wya  in 
|»DJ»bK  »B  inntyo  DDK  im  nn«i  o'n'otsVi  nntt>Si  nnw  wni  wdj  »jyo 
13«  »ayoa  kä'«  im  ♦  awi  «in  nvnm  ♦  nvnn  »sja  ^ipi  ')  'ipV  na'sVoSKi 
ins  'nb«  odhV«  »o«i  iSaKn  ity«  n»nn  nw  ';  'ip">  noKsrS«  jKi'n'j»  timb'' 

15  womn«  p«pntyK  iid  p  p'Mano  pÖDp  DDpj»  od«"?«  «in  »jyoi  ^si 
«V  nnKS'i"?Ki  nn«"iS»  jk*?  nn«sni  nn«n  T\tn  «nj«  'a'>Ni  a«i  ayn  nni 
«naia  »ok  ya^^Ka  nn»"iSK  »S»  nTsws  ayn  n  Sai  ayn  p  »b«  pan 
|ia'  nS«  onV»  mpS  my^awS«  mpb^a  «nnDinni  »mpsn  ins  ayn  ntn 
nnasS«  »od»  piy  »s  ddAk  iVy  'Sn  *)  nK3«n«yb«a  hya^oS«  aVpS«  's»i3n  »s 

20  Dt^bNi  "jpnSKi  yoDSKi  nisjS»  "?no  'nS«  oNinV«  mp  nnissr  p  Sys'S 
"»«»aV«  nip  Sys'B  VanS«  n»a  »S»  ownS«  »s  «o  n'Ksx  |o  nyx^i  DobVtn 
aiwiSM  Ü01  »"JK  lysr  ^an"?«  n'a  »s  «o  n'»sx  pi  DiDnoS«  na»i  nya 
p  nb»  »nn  ütnbn  laio  'S  »nS»  naiS»  riipi  lasS»  riip  Sys'S  Dni'>»a 
i'Sin  'B  iiTO»  abpS»  'S  •id»»S»  ri'iin'»»  's  n'j»i  aVpb»  'B  p'»*»»  c)'iinV« 

25  Soan  I»  'b»  nNip  "jn»y»"ioi  »y^auS»  nannni  pab»  "jsd»  *nip  S^oani 
on"?»  riip  <B  '*)nyntyS»  n'j»p  irfn  nsinni  nnnDn  msi  na  »n^s 
nb»pi  »in  Dna  lo^an  b>bj  'a  »i'»i  tysan  »in  oin  »a  DSiSS  naDMoS» 
|»DJ»V»  Ol  'B«i  »n»  j»i'n'?»i  |»D3»'?»  p  Di">yo  »im  loi  wsja  ") »»'» 

1)  8.  Anm.  zn  10,  la  2)  Hiob  32,8  3)  sie  4)  P8.  22,  ii  5)  Hiob  33,  ao 

6)  V.  22  7)  Ez.  3,1«;  1,M  8)  Lev.  11,»  9)  nKaHnKB^KS  W)  pnS»1 

11)  ny»1D  12)  Lev.  17,11  13)  Gen.  9,4 

4* 


KTTAB   HA'ANI   AL-NAFS.  26 

VwkoVk  Sno  ondJImS«  'vnh  jjr  «j«jji  i^VKab«  no'jr^a  wiKinSw  mwa 
IV  iWa  TT  'wi  T«'"»''?  ws't  its'«  law  a-i  nts  ')  'ipa  ibi  tji  antfobw 
nbK  laiüi  N^nSK  o'jrj  p  "jäski  'sw  njK  la  D'oin'?  }S5r  ib>k  pssn  law 
'jKODü  'Dn  K'anSN  o'yji  »jmdsj  'Spy  pa^n  law  |»S  m«  »ia  laj  in  & 
iDBo  "j^pi  m«  »ja  1J3  in  n"?«  nVjn  law  |o  bioM  psxn  law  Sip<  näjos 
nj3  'ipa  'jyi  n'B'oV»  d«»n  »d  ia  o'DinS  naT  nS«  psxn  law  |k  la« 
nan  'Sjf  pna»nSS  hSSn  mai  «o  'jpnüj'  domS»  ^ts  üKinV«  nn  m«  oa 
D^pnsr  |N  Hirn  "jr  o'oanS»  «iSNp  iSiai  aSa»  •ji«'?«  TOsnS»  n»  »jKai 
'jfNn  |y  on»3J»  siaS«  oMpo  naott^V«  lu  an"?  oip'  na'Kbo'?«  bhü  ')  pTjr  i  o 
iai  n»nB>  »Vi  nSoK  «S  ia  p»  «an  nSiyn  ')DnSip  im  D«DiNS» 

DSa*?«  NOD»  'JNJfO  »D  Sm     (H) 

nTi»  Kn«s  nninoo  ik-idk  ^«yoSKi  nmiyjts  nMJNUjf  «odk"?«  ]h  oSjf» 
nins  Knn«p»pnB>»  p  Aianon  ri»n  |o  ')Nnn»sai  «noina  p  NnnjrruK 
finnKibS«  hnpoV«  'S  n-niioV«  objVk  nodn  nnni  »nai  «nao  «n'jMyo  -iKn«  >  5 
rnifuo  «0D«V«  nnni  «n's  riniio  jMyo  fiit^va  ''  «miir  n^sab«  *)  'id  p 
rro\t;i  'shtt  li  VwS«  «rnny  nini  «naaNtsN  p  «nnjroü  ipi  NipoV»  'B 
n^oVity  'üb«  nobjf  'nS«  tiaa  'rS«  nn  'iV»  tvaa  'nS»  n'n  'iVt*  m'n'  'jVn 
woD«  niK^yV«  rrir^  »j»vo  p  nj'aj  nV«  jM'aS»  »"im  oynon  nVino  ''Sk 
«o  »3j;o  |o  ina  na  in  nV«  VimVk  ko»b  Knaa»»»  p  «nn»p«pnts'«i  20 
mSi  rhn  «Va  ynaoS»  ^'nb*?«  nnKia  mii  im  «Syi  Vi  nttaV»  nu  p  j^'B' 
dövhVk  tjoVk  |o  nuV«  iwno  »jjroa  |»aoa  «Vi  ^«ora  »V  ^iytt  Hüdki 
nai  DiK  |a  'V»  nio  VvmiV«  »jndbjV«  VpjfV«  im  on»  noK'j  'V  tj  Vipa 
p  naV«  Vxi  tn«  ')  Nnwyoi  nom  ina  »j»nV«  odkVk  hiski  n^aV»  5)ny» 
nKY  noanV»  nvinpn  »iV«  npiV«  'b  m«  |a  'V»  '".«aV»  nu  p  yy«  nwV»  25 
noiyj  'ipa  DT»  ]2  'V»  oüjf«V»  tj»V«  p  nu  iKno  fiVxi  nnKsn  ntsK'j  nV 
tobhVki  }kdjkVV  oVjfVM  pa'  'yn  n«aVK  nu  p  »n  <nV«  nVinV«  ninai  on« 
T  na  in  im«  »jj;ob  [ni»  nH'\i  iniKa]  D«n  mpo  loj;  »a  "j'ipa  KpaV«i 
ni»  »jyoi  'V  li  »iyo  im  Vi  nVV«  ny  DKnV«i  «paV»  im  o«n  nipo  im 

1)  tiQ  2)  Ps.  31,80  3)  nöJV  ITS^  ■*)  Beräkh.  17»  unten  6)  Knn^331 

6)  M1D  7)  I^'OT.  20,87  8)  sie  femin.  9)  Fs.  36,  lo 


25  I.   OOLDZIHEB, 

«Sa  no  331»  üh  t^pj»  ru«  iSi  no3n  n33"»»i  nspy  «o  y»oiii  »•««  ripn» 
^o  njn3t3oSK  «»j^kSk  w»t  npi  nn  kmjt  n30Tni  nspa  jn3  no3n  nii 
mM3  «wo  pn«  Txn  »Si  n3jn  «"?  rivnroSK  nn3'?«  Vno  'tSm  j;'K3üS« 
N"WJtyK  »pi<KB>3Kb  K33D  «nnriii  i«DB  wri)i  Mnnni  ikds3  k^k  T]'*^y 

]«  nSn  wS*is  Ni^K  no3n  »nwtfjNi  »nmijri  no3n  «nnni  indb  ikxd 
n»3B'  n'n3  rinu  n»jKn)t  nix  »Sjf  wk^jnS  no3ni  33D  «annJi  ikdd 
nV"JnnoVK  fiß'roS«  nnw'?«  nin  cjkSs  |'3npo"jK  |«3NnnbK  to'n^oSk 
o'03nSK  KüPKi  Bjf  »'33nS»  wV^p  npi  Ki^K  no3n  h*»!]  yoAi  nnDMaV« 

1 0  mno  in3n«i  inw  int^s  yp3'  t«  *j  n'jr ly»  "yip  koks  SipV«  »in  '?no3  Sf 
DIB  «Sn  'inSip  |o  onp  n"j«  »jy  iBKsnK  rnn  njK3  «i«  »jy»  'wi  noxn 
l'jT  ijyi  nnu»  nyno  i»Btyi  tiu  n3itSK3  iJBi'  Tj»n  "?«p  wi  nonV  3yi"? 
nn»  |'3  piV«  nn3»KVo  yo  'jy  n»"?«  lös»  nbS«  iKpi)  n'JTy  in'  r^  "''^^ 
nSV«  iKpi  'T  j»3  |»i"jN  nnB'KSo  yo  jib»  |k  n3»  «bi  ibdk»  »v  maBi  'ps 

15  ni'j  nmx  »Sy  )«»  nj»  fisrfl  idnbS«  }»K3Sk  ssicha  ooA»  «nna  im 
pi5nn»  p  yifin'S  nSS«  jy  niasS«  "»»p  VipV«  »in  Sh»!  ha'KVoSK  naKj^n 
}nn  nn«  oai  iiotyn  'moiytD  n«  dki  iSn  »ama  on  ';V»p  bnan  pan 
noinni  nSKn  onoiyn  |»a  'ip  in  nn»  |»a  riipiV«  na»NVoVN  »V«  na  i»b'» 
DK  ')  V«p  riy  n»oi»S  'yn  nV?«  b»p  «i»«  «iani  )»'?Kn  «»biiä'  |»a  oinntD"?« 

20  nyih  }N  nbn  »jyo  n»nn  »Ba  SViro  np»  »»xin  oki  nioyn  »jbS  ia»iyKi  awn 
j«»jyö  SSito  ">p»  N»»n  »jyoi  qpn  n»  )»ai  linKB  NxSanooi  «srtKa  »S« 
riiiarSKa  iitsyn  »jbS  »Sk  nort»  «o  nnBnyi  Kob»y  SnKii'?«  nVyJI  |«  »on^nK 
i'pnS«  nDiS«  }o  *nB»iB'bM  nT»tyS»  oBaV»  nsrVa  w«  }»  »i»nVKi  fnaSo"?« 
in  SVitSni  np»^«  jy  »jy»  iioyn  »jbS  c)«'>aVK  ajini  nyHttV«  SyBa  »jiS« 

25  nnoÄo  riöte  n»nn  »Ba  nbip  »bi  o"?»ySK  in  np»'?Ki  SnKJiV«  SSirt«  td3Vh 
«i»  n»nn  iVna  nxbKa  nnnms  idbj  ru»a  kidb  »jyi  n»nn  nnwn  »Ba  »m 
S«nSN  »^y  «nan«^S  o^on  }«  nyiiV«  pn  |«S  nioyn  »JBS'npnno«  nyin 
unioB^j  Syi  •)D»oanSK  'pa  bii  ty  nSS«  ny»ni  »na  not^jbKi  «nyiiK  »ib» 
n'nr»  D»S»aK^öni  V^pa  ^"^tifH^H  srhan  »Vk  noiyjV«  finyi  qb  nmpBn 

1)  Jes.  58,8  2)  V.  7  8)  Zekh.  3,7  4)  Jerem.  15, 19         5)  Litargie;  17.  Bene- 

diktion der  Schemönö  esrd  6)  Dan.  12,8 

AbliandlaDgen  d.  K   Gei.  d.  Win.  in  Oöttiagen.  PUlol.-Uat.  Kl.  N.  F.  Bud  9,i.  4 


KITAB   UA'ANt  AL-NAFS.  24 

»1p  'nb»  rrin  nSSnn  »ikd  fi»b»  yaoa  ftoa«»  nnKs  mtid'?«  *n-HobNi 
Kob  pS  »n»bK  'jTiv»  Nruo  aanio  Sa  ')nSiai  «rpiMy  »b»  ib'  «Sa  m«y 
npuwS»  riipSM  »ni  rKawS«  nin  }»  pis  nooKa  mp  ;kd3k"7k  »s  wnii 
«nb  I»  Kir»  MJoSy  napKjrVK  aVci  noanSNi  nas"?«!  T"onb«  »nS  »nS« 
riipS«  nin  wnii  ori  »mxyjy  »b»  »ipSw  tkd  nnijfa  n»V»  iiyn  «inii  5 
in«a  }o  NnD'anni  «nüsnni  «nnun  »s  hwh^h  jf'oi  mvnn  nooKaVi« 
•jn'jpan  ik  nmKn  w  doüV»  |t«tpj  »s  ^npSk  tki  :)»ai  «nn«na  «nnKn 
^lyin  »Si  idüSk  a^pn  yo  DsaS«  nKoi*?);»  bpann  »">  "jkh  »b»  Sno  jo 
»Sk  ko  bKSPN  |y  «lySc  np  «sjto  »rStno  'ni  ni«  jmb  ju»  «bi  nsys  njy 
fmo  }o  nSk  i"jn  D'bs  npuMj"?»  dsjSk  c|yjr  nni  p  nVn  |«  p'S  nosj  10 
Tjy  }o  Kmx«po  p  DSiV«  »s  ko  a»Van  |y  »nsyii  ItodjiVn  n»"?«"?» 
onSt«  civib  d«d3n">n  |«ap«yn»  b"?o">Ki  VSaS«  }k"j  iSti  ibi  DbjrMS  Knn»^« 
«nVw  'S«  mNjr  tdA»  npn«B  »nM  njM  wnii  noo  wSSwo»  ibibi 
pn  "»a  »nnwoiVyo  NnpiKsn  «bi  «nnoani  »n  nmx  nao  nSK  Nmni3i 
aifibKa  Hrh  TDiV«  )kS  lOiSNa  »na^nüx«  npi  WKa  KotD  niwi  'dstn  15 
»B'MVnn  Kna»  SKp  |«  http  «oa  |«a  1S1  «noiVjn  «mu  Nnjy  ninMoS« 
«nnn3  e^«bni  «moA  »wsa  nioS«  Kn»Sy  nS"?«  ana  «tsS  paS«  »u'NSna 
woSk  'Sy  D'mn'?K  iNa"»  »B'NSnni  »icn  dbj"?«  }»  i"?  «sw  npnsSKa 
fiTKS  »S  n»  «nayi  *)wnSi  «ayS  omiapS  HnNn'jw  onwji  »^  n'KSxSKi 
D»*?!  »moV«  iit'i  '^in  nfnn»  job  ni'KS  kS  «»»»i  i«ajn  »u^NVn'i  »js»  joS  20 
«pa  v*oihH  n«pny«"i  n">«nS«i  n«Svb«i  o»mnVN  Vysni  «b«  nynu'i  riSo 
HfnsH\b  aaoi  WDinno  nioV«  wnii  nöSs  Tbpn  |y  «ow  oSy  }y  nön  obj"?« 
VkhVk  «in  t3  »by  n'KiyjN"?  nSm  nwa  no  j'pj'  «b  a^anS«  |k  wtsSy  njo 
TTpriS  «"?«  no'O'  »o  t>p3'  «"?i  nwa  «o  mn»  nS  DonS«  jkS  n's  }w  nV« 
|Ma  Ht3  im  'Vy  onnoV»  »ja  njN  ibi  n»Sy  |Na  «00  n»a»  »jyoa  n'a  nip  25 
ryi  Si  pb»aV«i  Hwy  nao  mnS»  jKaV  }M5rpj  «bi  riwr  «Va  'jnna  ri''^ 
n»3«riVK  nirnS«  »Sn  wnyim  noan  nitabNa  »jwdb  inx  npa  nayV«  jy  "ji» 
'jntöySK  wi  nsp'DioV«  ]h  iSn  Ssnoi  fioan  «an  oSiyn  «n  »n  V^'''« 
»by  m«nw  aan»  iiy»  on  rrira  xh2  lya  »bwS«  np'iü"?«  p  n"i«nw  j^pa» 

1)  "t'>*^i        2)  n^yi         3)  «nxpan  Tieiieicht :  -«pjn        4)  Mij«^<i         6)  nna 


23  I.  eOLDZIHEH, 

DDi  kS  DsabNi  DDi  nnSw  ]»  pnpnr  Tn'?w>  odü  »S  nnVw  ddü  v*»^o''« 

5  DDK  DDJVK  |K  "IOkSk  nSo3l  'JNVoSn  'B  mS  nSDjSK  'D  WJ»3  C|MSn3»S»S 

•)«miii  'S  'jn'nNS«'?«  »jwyoSNa  yw^ayV«  nrny  läy*  nysis  iTnro 

'V  n«  'tfSJ  '313  ')in  "jip  iW  S'Si  böyS«!  oSyS«  's  nKsS«  nvwsb 
'3">p  ^31  my3  nbip  i"?i  ty»i  ■6»'?«  psj^Ki  fi'Spy'?«  nnb»  yoi»  n5«3B 

1 0  S»p  ipi  H^Hbn  yoi  'S  'n"j»  'ipb«  jf'oAi  dsjkVk  yoi  'jy  wip  Dty  n« 
nK33bKi  iki'pSni  jndjnV«  's  Tinjyo  dd«  nä«  dsjSk  in  's  wd  ')p« 
»jSp  NtD3  «im  fi'iMOD'?»  «'«"»oS«!  }«D3»b»  n»B  inty»  nä«  'jyo  'Vyi 
»mm  nnV«  -oi  «nKi  osa«  'jVV  oioy'?«  tmo  «mnv  na«  »jn-isvVk  ';  |jf 
nonan  nni  "jnVnp  Vip  t^V  n3nty'  «Si  ups  n'nKVKS«  nnV«  mvps 

1 5  n-nrp  »ojki  iNvnS«  jo  3KnS»  hkiik  msrp  D'bs  p^V  nuob  K»n  mnvn 
3»nbN  D1S3  ]H  'S  ">n«i  «Vi  DSwy  «S  ity  «S  }«S  n'0'n3'>«  o«j'y«  disj 
VojfV«!  dVjtS«  }o  n'ns  np  'nb«  d«j"j«  d)SJ  mxp  «oj«i  p«S  msoS 
b«p  iSiVs  nri'33S«  disj"?«  S'«"i-o  ")ns«nnV«i  D'«nab«  t'n  'S  m«3n 
»s  H'Tib«  DWiV«  S»  'S  "onjo  «03  p«"?  höo'?  «'n  nmvn  ntDn3n  mm 

20  nVb«3  TynojB  «ro'  |'"i«3  'moi  "jrijr  n'om  bip  p  nS«po'j«  nin  -o« 

«^VojrS«!  DVjfS«  }o  nS  «ipSi  «o  |jn  nny«tD  jy  bwrV«  jo 

}'3ji  ni«iV«  V''?i'7«a  idA«  nya  dsjS«  «p3  nin  ]'3i  ^«S«  t"u  ^s  (r) 
'b«  «i'«  myn  DSib«  |«i  «m"?«  my  fi'nwyb«  «'B'«^«  }o  331oS«  |« 
"j  I«  nty  «S3  n'nxS«  nuj"?«  D3m  pppnob«  «03nb«  Sip  psn«  npi  «m«}f 
25  m«y  'V«  yih'i  mmi  'b«  «wo  ")'?3  my  npisn  «i«  njronio"?«  'ipS« 
['S«]  mjf  djVsV«)  «inS«  'b«  my  Dib«!  -i«ib«  'V«  myn  «nsxb«  irioSMS 

koSm  iraiDS  aun  mwa  oababMi  KinS«  yaus  atoi  hnh  oiSki  nwb«  yaua 

1)  Deut.  12,23  2)  Gen.  9,4  3)  Ohne  Artikel  4)  Eccl.  12,7  6)  Es  ist  wohl 

zu  korrigieren :  '«Sk  'dS«  Ö^  'nyS«  Sn5  "13^^  6)  Kmil  7)  Ps.  103,  i  8)  p 

9)  1^         10)  Eccl.  3,21  11)  nennSwi  12)  Jerem.  17,  is         13)  »dd.  iß  14)  ^^ 


\ 


KITAB   HA'ANI  AL-NAFS.  22 

rvnhti  k'b'kSS  kSw»  nSriMJi'?»  fin'oV»  «'ty»*?«  pan  qo  naivB  SKp 
»nS»  ]tn2H  »s  nirnow  nyonJ«  «w  iJonK*?«  nnn  ^yS  nSp  ori  nSp^yV» 
»fl  a«cj»  :)0  n^pi  'Spy  »S«  ny3"iB  V^p  «Vpjn  n«»n  n»s  nrnn«  pükiS« 

tnn  rnJh  j«  'Sk  riiniVK  V^nv^s  ''«p  ')''pV  «onj»a  |w's  bn^Aa  "»nKi  5 
»n  Sa  wdbSni  paS»  dSkv  'jy»  dSkj?'?»  Knn  'Vvn  p  nD'S  'nV«  SpsyS» 
dSkv'jk  Hin  <Sn  rmH^^  nSyVN  dSkitSk  p  niiNv  na'"U  finwa  k'b^k 
jtt»  iK  riK'n'?«  yiai»  nioS«  pa'  c|>as  sSm  ruy  Kn»»"?a  uy  ruy  rniNvi 
SpMyb«  »nS«  »rrn  ^y  nnawi  "jno»  ^»  tjti  i^Vy  ai'S  Vpv"?K  yiaj'  SnibK 
nnaini  dVkvVk  «in  riK'n  'ni  "jpyS«  dSkj;  p  rnntn  «Dsa«  *)nm3»  lo 
Kiw  o'anS»  «in  D«Sa  ')]V)i  nins  o^KyS«  «"in  p  «sv  no"?  niSanooi 
nS  riK'n  nS  yaoSKa  n»o  ddA»  «"in  {«  nv  nyjbK  «in  'Sy  iokSk  jwa 
aiya  o'Ss  «in  j«a  «i«s  osib»  'ni  ni'j  *)^n  »nS«  na-intDi  nS«oaa  «S« 
«ni«iy«i  'n  nj«a  «njo  nS«  «mv«jyi  «nVw«  »V«  d«o3«'?«  yiiin  ]h 
pn«vS«  DSyS«a  nnyo  «i«  n-nv  nao  n"?«  «mvjy  'S«  DsaS«  yiini  i5 
nn"i«ay  'wi  n^ntj^a  ynir^  Sy  isyn  awi  ')niobtt>  Sipa  n'?«^^«  boyS«! 
*  «n«uy«  'iS«  nbV«  'S»  yJnn  nnS«i  j«a  »oa  f iwS«  'S«  a»"inS«  y3Ti 

nysn  »3«iayS«  |»i  'ip  'a  S«p'i  dsj«  'j  |«03mSS  }«  «inaii«  np  Svs  (i) 
DfliV«  }«  nSi  aaoi  j«d3«S«  'S«  «naoa'  nyani  j«vnS«  'S«  osiS«  aoj' 
Sa  nni  'n  Sa  ttfSi  n»a  ity«  VipS  'jS«  'ipS«  ytsiS  D«y  Tintvo  od«  20 
"iB^a  Sa  nni  'ipi  *na'«SoS«i  |«oa«S«i  {«i'nS«  ytjii  iSia  'jy«  tt>'«  ntva 
dsjS«  f «»  naoj  'b  •jwjnyiB'  pa  )«  oSy«i  'J«dj«S«  nnSS  y'itbn  b"« 
upB  naojS«  'B  :)«Sna«  'j«naS«  oSyS«  a«nx«  pai  «jj'a  piBS«i  m"iS«i 
dbjS«  'S«  T**Si«  «naoj'  nnS«  'S«  jna  «naoji  'nS«  |«S  '^«ytsS«  'B  «S 
paoj'  yoiS«  j«  iSii  :)«Sa  'j«yoS«  'B  onjo  pppnoS«  pai  «jj'a  o'Sb  25 
ipS«  nnS«  'S«  paoj'i  objSS  n'n«S«S«  DiSyS«i  ri'SpyS«  ^'«xaS« 
«tDn'B  'iS«  mS«  'ip  p  "id'«S«i  p'«S«  aSpS«  'B'iin  'b  'nS«  n'3«0DiS« 
'ipS«  pacj'  '•)  Dn3«S  «nyoi  'b  «S  yStwoS«  fya  'b  iSi  iura  p'i«nayS«i 

1)  M'n  2)  «Spy  3)  Herrn.  jSiiM  4)  «nmJIS  6)  ]"iiy  n'ins 

6)  sie,  femin.  7)  £ccL  12,7  8)  Hiob  12,  lo  9)  Hier  scheint  etwas  ausgefallen  zu 

sein,  etwa :  p-|g  -»ünaS«  oSyS«  ^HVli»  pS")  10)  Dittographiert 


21  I.  aOLDZIHKB, 

»oSy  |o  «TW  i'ts'jDo'?«  bitMB»  |o  [«in»]  nyoo  y«  dVvm  Sm  (n) 
"jpjf'?»  I«  bKpi  jhny«  jnbhn  bpyb«  ci'vn  i'p'S«  n'nv  T^n  im  j'oSanobK 
noybi  KPinSoA  vMon3»3  ri'iKOJKS«  n-iiÄS«  nin  |o  {«i3v  hüIh  oSjrVto 
)K  in  fiboA  wn'oon  }k  Sipi  ]h  ai'  pV  ')"ii3b>o  'jfoi  »äio  Sip  iW  j« 
5  nibyoi  No«DpK  dkdpkVk  «bi  riVoA  ffttsiSK  pn  dS  »Ski  »o«Dp«  oopan 
M^«i  nts'op  }o  nnS»»  'nV«  nn'waa  Dop"?K3  'iynä»  koj«  OKopK'j»  jk 
»HB  n'jKDJMVK  n"jio3"jK  Hin  noop  Viki  «oKop»  Hirn  oKopKS»  pn  ob 
KTi»B  ')  »ty  i«m«  n»-iK  «i«  SpyS«  *)  ;k  "itvi  «ioS  loii  ')  dbj  »"?k  oopjn 
nriKia  «ti«b  «sK-n»  nD'nn  oh  puixp  «ot3  nytwMi  n«io  «oo  htibk 

1 0  »•>  Spy"?«  iWaB  «tt'03  NT1MB  »'ty  TIT  «S  ÖnS»  I»  K03  njKS  nniMBSK 

KfutD  'jyo  Sb  ymj'i  »nt»o'i  n'jMytD  tib'  ]h  vhn  kbw  »33no  «'t^  tit 
3i'  nSnbB  •)n»"iBi»S»  'Sy  nrhs  n'3«jf.o  tit  on  nnK"i3  »tikb  nSjf3»B 
Siv»  |y  ynBj  j«  ')'«"  ^3  SBp  3i»B  loii  dbj  'Sk  iKOi«*?«  nSo3  wtb« 
p  «iriM  asnoS«  noiS«  'b  ]h  wb  nx  «o"jjn  »Spy  «n»B  «3i3i  |hb  noiSK 

1 5  oSySKi  SpyV«  }«  «j-iüj  •)♦♦♦♦  iSi  ijb  oV  |hi  »wü  ')  räoj  nSi  nSw« 
|o  «OKI  «mm  DBiS«  }o  «d«i  mm  iDihH  ]'o  «o«  D«Dp«  'i  jü  iSb»  «S 
iSn  'B  «03nb«  ^3  n"j«p  «o  SipjB  oSyi  Spy  «oruo  mm  «onyioio 
D'j«y'j«  «nn  nVö«!!  »3«  :  "j^Np  j^nyVHB  'n  jr3ü'?«3  mo  odAS«  |«  ")im 
")  »ty  H'B  D'S  '3«oo3S«  "iniJb«  «in  m3iB  niy  «nn«3i  nS  «ibtoo  mix  »b 

20  ])y  ]H  yanötsS«  job  n«'n  n'B  d»"j  «»b  nÄ«"iy«  y»o3  'b  «Si  n«'n'?«  p 
«o  Sbi  bBoV«  3^13  »V«  r«no*  «inB«*?«  'b  n«Svn  m3i  *j«b  oSyi  hj>v  tn 
'S«  Nt33n  T«no«  its'ii  cin«3n  «o  S31  «iSy  ")  «3bu  t«n»«  v\'\vr\  nao  v\vh 
Siv«  'i  »S«  n'?«yS«  «nn  'bvn  oopn  ri'BSBS«  n3inS«  mii  on  V»p  »SbdS« 
'nS«  |«3"i«b«  nin  m3ny«  '3»  oii  S»p  3«'in'?«i  «obwi  Minb«i  "i«iS«  »m 

25  «b  moi  n«»n  fiBin  «nnsin  m3i  on  »"1«^«  «V  «y3u  innnn  «nmjhs 
n«'n  n«!  'm  }«3"i«S«  nin  |o  n/w»  «»»>«  m3i  on  S«p  n«*ni  ^py  fiBin 

1)  «1138^0  M^yOl  H^yiD  wblp  2)  sie  mascul.  3)  QDJ  *)  F"*  wörtlich  aus 

Hennes  Trismegistus  X  7  ff. ;  ed.  Bardenhewer  86, 7—87,  s       6)  M^i  das  ^  als  Träger  des  Hamza 
6)  Bis  hieher  Herrn.  Trismeg.  7)  M^V  "•  ^i^i»-  ^  ^)  nn3D3  ^)  I^^  >Bt  die  Apo- 

dosis  ansgefaUen  10)  Ichwän  II  336, 2 :  ».»Lsvl  ^Sy^i^  rV.fi«-  .,L  » J>»^  »as»^  Ou»^  ,.,t 

•L^l  MMÄJÜI  11)  Fast  wörtlich  Hermes  Trismeg.  VIII  12  (Bardenhewer  73,6—76,4) 

12)  H'^v  (ol>ei>  ^m».  5.  7)  13)  ^^ 


KITAB  UA'ANf   AL-NAFS.  20 

cpiyoS«  W3»n3  'B  mpi  iin«  'jMjno  k3'3  ipi  nooi  mii^  nosj  aiipn 
»s  lianobK  m»  |j;  na  »jy»  «omnN  ')^k»jvo  iwn  »ibpi  pojbN  asnaa 
'abK  »jyoSKi  oVkv'jk  ni!\  bap  n'tyoV»  »b  noBja  onpno  im  np'VaS»  tSk 
pB  M'BKK'  w«»a  riMi'ai  SipS»  mj'bwdki  003*?«  niii  "jap  OBiS«  •]'ii:\ 
fi^Kpo^K  nnn  'b  na«  Sxb  'b  »jj;oVk  »"in  paaoi  iwn  |o  notsnySs  mKi«  5 
ü«)r\\h  nnwb  dd3  poop  oopj'  ^kVm  doASkb  j5nSK  njiyoa  «»BNt»  «j«'a 
•^a»  oo3i  onSS  mini)'?  n'Sy  S'Si  3«nn'  d»Si  nVo3  »nioSk  «in  paS«  in 
|Kn'JKt3D3VK  |KOBib«  Noni  m'jkodA  «"ini3  «»»»  n'öoji  onb»  }j;  'Ba  in 
o'yyn  «oiKi  ^»DJKbK  'b  |tt«aSt*  uüihH  »m  n'owSN  obj^k  ')«tDn»nn« 
»B  n3w«aS«  ri'jKi'nV»  dbjVk  *)»nSnoi  'jbianbMi  i^pjnbNi  ioj^ki  innSNa  10 
in  ]H^  ]HM  »Sm  }j«o  p  üüihh  "jpjnV«  lya  obyn  Nöi«i  kä'»  |»djkS» 
tiSk  rriJlB'b»  Vjio  bpnjn  k"?  n'iMao  nain  linnn  j»  frowb«  dbjS« 
im  ]HM  »Vk  |»ao  ;o  Sprun  «Vi  Nnijwp«  'b  TNmni  «nasao  'b  innnn 
|kod3  ODiS«  I»  SxnB  |Kao  'V«  jtoo  p  n''jp3bK  riainb«  n'jMvnb«  OBjb« 
pSjrnn  ti*?«  »wn  |«VipjfoS«  {«oBi^N  »SiKni  bipyo  nas'jKi  oiono  Komn«  1 5 
|i3HnnoS«  nni  •jipyo'jK  woaV»  »nooi  nppn  oni  fipuNi'?»  dbjS«  nna 
fipöMjS«  oBiV«  «ii  Kö«i  n'JKi'nbV  jKi'nVwi  ri'nKajbS  nwaabK  nnj«"?»  <"?« 
|MDB3bK  KUMai  noan  dki  nptsw'jN  dbjSk  WNa  «iKB  tj  vh  D'?y'?K  inB 
»b«  nmni3  nbKn»  KonVNiB  'n  »nV»  njf»3tySKi  fiävSKa  »n"?  i'jyijts 
Vnn  'jjfK  'j^mai  oipob«  'nS«  b'KiBV«  'S«  anV'Nii  b»nn  'jyj  »mnii  20 
»Kl  riipi  «n"?  nyNAB^V»  'V«  '?a'B'jKi  pA*?«  b'nni  «n*»  noanVK  '•?«  Sn3SK 
pa»SKi  i'yb»  noüi  yoeb«  riinty  möwS«  dbjSm  |o  b'nni  rionjr  nn» 
jniyabNi  yniSwi  nywpSKi  nBy"?«  »S«  nbi  baNty  «01  m»S«i  nsD'jKi  pAobtn 
»nnoan"?  npB«ioVKi  n«Wj»S»a  npöKabN  oBaSS  ^kobj^k  «uvia«  «iKB 
]H)  n«anS»i  «pabKa  oniKyo  »b  «nyo  «nyoi  npuwV»  oBJ^Ka  KipnS  25 
om»ain  'B  nabiuKi  «mV«  nnS'tsnon  «o  t>iy  on^V«  n"?«»  nptswS«  'jy«  »n 
KnS»«4Bi  onSn3  'S«  «nSpjn  «nnoan  «i'?»n«i  ']  «niabJh  «n'B  nS«  'jpyS«a 
o«ba  «im  ■iiniV«i  a«pyb»a  «nyo  «lawyi  ona  naSn  an"j'«ini  on^i  'S« 

nSS«  p'flina  Tya  «»'B  nmu^ao  'Soi 

1)  ]"«iyo         2)  Mornn«        s)  cf.  oben  6, 2       4)  lies  vieii. :  «n«naNi  (Km3«i) 

6)  oben  6, 6  «F.  7)  «nSlSlI 


19  I.    QOLDZIHER, 

p»  'HB  nK'jfiK''?«  bwBi  riK'SpybK  biv«  p  irnoK^N  «B»nDK  ^v  ptiKJf  |W 
bKp  nSKB  »nao  n«''jpy'jN  iK-ono«  |o  tfis  ^y  «jriy  ^«i  frätno  n«''?py 
bpy"?»  <B  «nS  D'*?  }kS  nnaS«  jy  wKnnDMa  Ssp  ni»DB  pi'yoo  «nj« 
»B  tirh  Tr*hiiv^ti  f'NiB'jt»  «ojki  bpyS»  }o  NnbSyi  »nxi«  aKaoK  |y  Atbid 
5  «niSK  «JMOM  iSi  NTSpn  «niawB  «niK-onoN  jy  pj  riyj  niii  bpyVK 
»MoiBj  'B  kh"?  nSkVAni  nyntfV«  -npb  düvni  'bi«  i*?!  ^nsS  iüji  bpy  p*itD3 
Spy"?«  V'KVni  nuab«  pn^a  KnoKjfo'?  sma  pa»  'yn  nKaS«  ny  Hie>H^ 
n-i^j"?  TaS»«  tjS  iSp»  nnNi  Sai  n'SpnV«  b'ao  »by  tSt  wiä»  |o  'Bw 
nVNy  in  nS«  riy  bioiS«  in  nS«  nS'po  "i':i  Sit*  'S»  TSpnbK  "j'ao  in  »nan 

10  ntjiSKa  wörS«  ip  iSi  lya  pi  'yn  nKaVn  p  »nn«'^»i  »rh^y  y»o3a 
|o  'j«nyan>  «oi  'yn  nNab«  riBiyo  »ni  «n^A«  'b  nB-iytsSw  «npoy«  »b 
pnua  nnKa  rjiyi  oSy  pi  'wi  niarni  ovn  nyn'i  Vipa  nK'bpyS«  SwkSk 
oiSyo  iD'w  pnu  ^noK  njn  no  j«a  yitrVN  |oi  ^pyS«  p  »oanV«  nüiS« 
T^pn^K  'Sk  niiaii  nntnü»!  "liDiS«  Srnsn«  t'ooSn  bpsyb"?  n3'  »S  ifihß  rh 

1 5  ainaoS«  pi  awaoS«  'by  SipyoSK  p  '>NSinD»V»i  toj^«  jy  miy  p  kSk 
nnonna  iVn  p  «jaibuob  «jpsn  Kjj'y»  ]«  noo«  Vi  rhmiy  VipyoS«  ^Vy 

'wi  uy»»  »nV«  unry  'jnSipa  nruiyoi 

»» INoa«"?«  o»bi  np'pnSKa  jkojnVk  »n  objV«  ^«  oSya  |k  »»3»  ip  Sxb  (i) 
IvyV«  nM-in  ko  kV  nnj  Vpy  n  'JKnn  naty  np'pnS«a  j«D3«'j«  ^«b  «nwo 

20  o<V  pi  riptDwVN  0B3V«a  ywaoSt«  in  np'pnbsa  ikdjkVkb  niwrt«  inHia  p 
|Ki»n  NÖ«i  *)tMö3  NO«  im  bpy  «t  jia»  jk  yjnooS«  pB  npü«j  obj  nS 
n»BvV«  p  naonan  «o  «nTj»  »ojki  yaubKa  ntsVüo  n»"jvn  ]vh  not« 
p  yioio  inB  |N03t»S»  t»öttB  |t<a  ytiuKVtt  't*  p  ny»nnbt<i  nytwo^Vt« 
oVKySt»  p  n»Bi  DB3Vt<i  SpyS«  »iSyS«  »jtennbt«  oS«yS«  p  n'B  |t»S  po'jtiy 

25  »yauV»  'bSb^m  do3VV  Vnttoo  nooiB  nit«"iyt«  yoih  Do3"?t«  'jKooiSt«  »SsoSt* 
iiBjSK  »B  *)Snt«oo  noo3  'b  noBJ  'ip  iibji  i^B^t«  dbj"?  nVntwo  nnni 
iSnVi  iSbSk  OBJ  oipna  noo^b  noBJ  oipni  ibBVt»  'b  n'abBbt»  OBaSti  »ipV 
iin«  ')oy  'SiVn  Vipa  mih»  iijh  '"?y  OBjVt»  -nii  onpn  ote-iaySt«  wobyt« 
n»B  |'3'  DTJJ1  'ipi  noo3  na  yy»  im»  'ipB  naBa  'Vy  n»ni  'jmx  mpi 


1)  Nnyan'        2)  Deut  4,88        3)P8.  79,9       4)  «iKOJ        6)  nVnKOD       6)  Ps.  139,6 

8* 


i 


ETTAB   HA'AKf  AL-NAFS.  18 

3)»i  103  "ja  |oi  fpJ  "js  p  nii^SKi  Skos^ki  OKonSKa  »rrin«  rtoanS« 
DsaV«  nin  iSia  'jy  t^sa  na'tvo  "»«p  nfi  no'on  »v  mm  ')  bsp  iWSi  3ij;i 
tt>s3  na'tt'o  'p3  kitSk  «nnin  Nmay  jo  'jy  mm  p«  }oi  ma  nm  <Sk 

TO^pnoo  Hmtiz  «ns»  ori  piS«  n'nsm  riNanb»  im  ms  no'ano  puow 
'nottMö  Dntt>'  »1'  mps  'ipa  VipySKi  aiSpS»  nmsoi  'jkvoSmi  ükbSkV» 
vjwaVV  H^^t^  '}]H)t^H  p  riswäabKi  {«niKb«  p  KpabKa  «ns^  ori  aS 
KHJKa  «nsÄi  nn  nrnva'?«!  ixaS«  »'*  im  o'j'y  m^No  ma  'v  nii»  'pa 
13«^"?  KnnMani  3W  b3  p  pSibw  S3  n«3S«3  nsnyoSN  Simi  no3nbK  o«i  i  o 
SiKi  no3nb»  OKI  wnn  m»  hki'  mosi  nyb  moiy  mm«  'v  nKm  'ip3 
on  ny»  n^tJ'Mi  »v  n«T  ')  »ür<»  'ipi  »v  riKm  no3n  n^tyMi  *)  'ipb  nsiyoVK 
'ip3  HTTOH  'b»  «nSi»  p  Kny»3  pfttMy"?«  D»3nKV»  np'pn  MruM3  Kns» 
ySMib»  3m'?»  p  isBKi  Vi»  Knj»3  «nsvi  nn  nn'  ipix  noK  »v  nsstyo 
D'Ttswn  'ip3  inS  te  p  iSki  iVn  S3  p  ''yn»  «njNi  nj'onSK  nnwAbNi  is 
»bSko  TS  nmn  'S  3iu  *)  mi  Sip3  o'siv  nswi  iy3nt3  D'pmtsi  31  rsoi  3nto 
r|Nvi»  'rb»  rrin  yo3  on  'wi  pnno  "is  3iü  ')»nnKT  |y  nVspi  cjosi  3nT 
•  »V  nixo  ♦  'V  nips  ♦  'v  nny  ♦  »v  min  'ip3  bi  n^b«  'b»  Kn303i  Mnjr'oA 
riösnb«  c|«^k  't  yois  'wi  3i  rsoi  3nTo  ononjn  ♦  'v  nsstvo  ♦  'v  nnm 
1'  nno«  ')jirSPM  bwp  c|N5H«  'rb«  nin  jjn  Mnniyji  'v  nmn  »b»  nrnmo  20 
po  3'3jfbN  33yb«s  mnn  p  uiJtn  motyn  'v  nn»  'ipi  'wi  nimn«  nno» 
riD»n  3bü   1»  nD»»o  nyntrb»  bjrA's  mbjfb»  p  sw  »np'  1»  c|obsn' 
»nj»  yv»3  ri'VöD  »njiÖD»  ppt^nob»  ps)  rinb^o  nyntfb»  pbyi»  jiofenobMi 
»t35»i  nM'bpy  nonpob«  nyiB'b»  's  »o  b3  }»  »isiy  nb»i  n»'bpyb»  mi 
b'bm  »nnio3n  |y  »3«ip  :)y»b  nVnK^b»  p  n»'bpyb»  Awiino»  \jt  riyj  }nj  25 
»i»fl  »njo  nbnijs  bipjro  n3i3  njmtyb»  's  »00  hw  ah\ai  hüh  ibi 
'B  •)»t5i  bpyb»  'B  »o  'Bi»3  nMii3i  »wo  njjr  K^'nBnbwi  nn3b«  «abw» 
n»jnoD  ")»nj»  »b*  »njo  »äy  »33  «o  |v  »io  riyb»  |»  »jb  n»  n"»sb» 
pb  nyn^b»  »b  njrrSno  np'ojn  n»'bpj;b»  y'o3  b3  wpB  fioN'o  »bi  «ps 

1)  KB3'         2)  Ps.  19,8flF.        3)  ]KVTbK        *)  Ps.  lll.io        5)  Prov.  1,7        C)  Ps.  119,7« 
7)  Prov.  8,19  8)  Ps.  12,7.«  9)  «D  10)  «nixb 


17  I.  OOI.DZIHBB, 

rSnyb»  ityn'?«  V''»  ^Vw"?«  iktiSki  'WkV«  iiKb«  |»3  pnaS«  iS  pai 
«onnsna  ^KtD»Mp  jKnni3  'bx»SK  i^nStn  »bY«"?«  "oh^h  \h  im  'SnyV«  iik^ki 
j»  »jjfj  NOPiT«  N^K  OKip  «onS  D'V  f ny  »onw-u  hVk  ok^uSni  "iwVki 

p  »anSt  nyntySN  Sy3  po  a'iyb«  aiySKD  «oNOi«  «onnwia  pcKp 
|K  D'yjf'  nVi  nVntt^SN  "Vi  riK'SpjfS»  T5n  nnVvioS«  p  Kanin  noK'oS« 
pn  «01  Kn»s  nyrsno  NHN'Nsa  n»Jijaöi  noanb«  irai  Spy*?«  Jiyito  nyntyb» 
naiVüo  n3'  tj'hb  aynn  u^fis'  nNojf  |oS  «n^s  v*^  it^aS«  bpy  <s  poyi 

10  ytn  »V  Vip3  noBJ  'S  riyntyS«  mpS  NO'üjrn  T^na  i«"»t»s  «ma  wuao 
nn'3  nrua  nitsan  'irij;  no"?B>  Sttp  iHSi  rioanS«  n'a  pK  'ns  ipt^t  jvob 
nS«  n^aS«  t)nn  ]y  »jy  nn^a  nwa  'b  b'p  »o  n»»i  njraK'  rruej;  nasrn 
yao"?«  iraS«  fiiw  nmw  «nMiaöi  nyiB^'^K  ciidk  rinnKS  'ni  na  nna« 
'yni  S3  SwSk  jy  'aS«  nJM  nwjfoi  nn3  ms  |o  ninsoi  n^s  «oa  u'ntsS» 

1 5  o'B>"?B'i  o»nK>a  SNps  ni'Ä»  naSn  anwx  k4'k  nnnsK  nNnns«'?»  nin  Viioai 
n»a  ?|S»  |oi  n'a  c)"jk  »s  noan  niKSs  Sa  mjy  ^nS  n»an  hikSs  nww 
in  n'aV«  ^ki  n^s  tS»  dkoAkSn  ytsii  iSsS«  do3  wojk  fiSKapS«  jf.»o3i 
noSa  SiK  |o  c)"in  "jik  n'a"?«  ^to  nbiSi  nonpoS«  ny-iB^S«  nnnKS  d«dk 
noStj'  Swp  nSibs  oanSKi  oiSyb«  yoi  "?iäk  »n  »nb«  n'ts'wna  p  pios  Siki 

20  pios  bi«  ^kS  nyaty  nmtsy  naxn  'ip  on  n'aS«  ]v  yy  nn^a  nwa  nioan 
nopS»  Stmjo  mya  'n  's  't  c)in  na  |o  »ni  nwoba  'r  p  yao  n'»Kna  |o 
D'Si  nisätiä  yy«  *)nNflyÄob«  'rtKa  rinn  na  «ip«  n'a  q"?«  c)inn  myi 
«b  iSnSi  ryi  "y3  pSNaS»  'S«  na  *)  nKty''  Sx«  na«"?  myS«  's  aicno  c|VkSk 
«nn  'S  nniJhoS«  nKnunoS«  my  nSnai  oopr  »bi  nntn  'S  anij'  nwnn 

25  p  "jikSn  yiaoKS»  nüpk  nn  nyi  •  ♦  ny  'jy«  'i  's  'r  k*'«  on  ria  oW?» 
«npoj  'by  myiatyS«  on  nosV«  im  ok'«  'r  wy^S«  "?i«  on  riyao  np'SaV» 
iSnbi  S'KnoK  'M  i^'Kns  nino3  im  'yatyn  tvnna  nSipV  'rS«  nntyV«  on  'r 
nins  bai'  niüiott^  yaty  on  nuoB^  'tVk  rijoS«  on  o'inKn  nn'  nKoo 
«Sibi  nyatr  n'nioy  naxn  SKp  iSnSs  yntt^bN  jo  mwort»  nsyaooS» 

30  pSi  yntyVKi  bpybK  'S  'nS»  nKyäoobK  yoji  wnin^S  b'iünS»  nn«na 

1)  Sic  2)  Jes.  42,si  8)  ProT.  9,i  4)  nNBHyoS«  6)  nMBn 

Abhandlnngen  d.  K.  Om.  i.  Win.  xn  (MtUngen.    Phll.-hM.  Kl.  N.  F.  Btsd  «.i.  3 


^ 


KITAS  ua'an!  al-nafs.  16 

fiinDSK  im  ONJisS»  oj3  im  'Wk*?«  in  nt^nb»  «in  j»  »bip  nöki  ppSwä 
my  in  nojki  »^vm^k  no»'?  |kVk  hkij  n"?«  okSuSn  «in  pai  nya  pnB«*? 

51«B3JN3  f|33'1  CnSuS»  *)  Ü03'  ^"InSn  n3l  |j;  DOU'Sn  113  n3'J3B  DOty'jN  113  5 

nbip  iSi  S'Vni  oiono  ibii  j^ikS»  Dnyn  ]n  'S»  Vikb  Sik  doo"?«  "iuSk 
ypna  nniKo  tt  'ip  iSi  nyai  »ty'Vtyi  »jty  dv  i'yiai  nn«  dv  'a  'mi  y  'D'i 
«'irS  aaNisb«  'B  'ip  iSiai  'WnSn  onSisSn  iSi  ;o  pNn  "yy  tshS  D'otyn 
'hSn  riS'*?  }o  niinoS«  ok'ju'?«  iNjrB  'VvMbN  OKSub«  iSi  jo  ]>inSk  'Sy 
nu  my  in  ba  'SsckSn  SinSk  onScS»  no'Si  ups  ooty"?«  lu  oiy  in  nojn  i  o 
nti^ni  nSip )»  HM  nWn  miio  tj  msh  w  hd'Sb  onybNB  -.'ji  »•?  ootyS« 
DKb'atyn'?»  biapV  ribyBJo'j»  rij'u'jK  im  »bstN'?«  n^nV«  in  oinn  'jb  Sy 
•yKyBjKSNa  iinnni  NrinoSi)  ]^ya  "i'jnon  »nvpj  f ya  naij'  iSnai  n»TivnSNi 
Ko  niiNi  Jon«  noi  NnpKoyK  |vy  i'ya  mnübS  ritr^aj'i  Nn^iao  fya  p 
'wi  ityn  »30  nipioy  nVio  °)  'ip  hmvbni  }t<'aa  'jyoS»  «in  'b  oy  avN  V»p  1 5 
nMoiNSN  \o  nMiiiioS«  iNmJM  im  inwi  "j'^V»  mo'jvi  ityn  tobdb 
^N'ybS  Kmimoa  nioW  ptiisys  }o  O^J'^m  iK'n'jN  pMoyN  p  ^«"lyKSwi 
c|iya3Ki  Knaiao  fya  innni  NnmoSu  fya  hnjni  «nxpj  jj^ya  naij«  i"?'i'?i 
D'V  'TiSk  nnoan  nüri«  nb»  [«Syi]  Vi  n^anb»  rioan  iVii  «npNoy»  j^ya 
'n  "ii  ipi  oSty^i  vSy  ntypn  'o  na  }"oni  aab  Dan  'j'ipa  fNiny»  «n^B  20 
iniai  min  nn'n  yi»ni  idbi  N'jwnay  «in  'aVa^N  'wn  'Sy  Sr  }inj  nnyo 
■?p  ;Ma  nj»*?  V^w'öy'JN  lisba  n^Vy  in  njia  'B  aaobKi  wiai  »oa  'wi 
üBba  nib«  inty'  mp'  obi  n'by  nnB  minSN  f  pj»  üni  di3o"7n  anioa  annon 
fitsiSyo  nKT  nSi  ti3io  »jyo  «Vi  w  o'b  my"?«  |n  ppnni  ^ÖNnB  'V^iV 
SNati^K'?«  noD«  bi  nwaS»  Vktn  ipi  'S^yn  nb"?«  sw  jk  onBn  ibi  ppnnB  2  5 
MniNTiNi  N'tJ^»'?«  yjKv  njK  'jy  n"?K  Sa  ntyiy  »v  'j«  ")'ipa  natySNi 
ity  D'S  my"jK  !»•?  Diy  »n  o'bi  inümSn  pbNa  ni«  N'ajNbN  "?ip  }o  tob 

1)  isSna»  ("Oll. :  ciSwä"«)  2)  ■>S«  a)  DnSyj''  4)  üna-»  5)  12,  »1 

6)  ':kD  7)  nyoni  8)  mob  9, 4  9>  vgl.  oben  2,  u  10)  cf.  Jos.  Deren- 

bourg,  REJ  XXV  249;  D.  Kaufmann,   ibid.  XXVII  271;    J.  Guttmann,   Monatsscbr.  XLI  247 
11)  Jes.  45,7 


15  I.   aOLDZIHEB, 

«Irinas  mSipn  n«  owi  nyn  Ssi  ')nSip  'b  'J'o  in  nTtsyi  mw  }no  dv 

"inni  Vipa  ftö'uy  «nw  SsAk  »Vy  mi«  'yn  nKaV«  )k  «i'jKps  lüaSjo 
1K1D  in  iiyn"?»  Knni  bsnyi  py  its>n  Vipa  Ko»uy  kokVü  nn  wh2  lyw 
5  mp  »Vy  aKnob«  »s  nbatt^no  nNiXK*?«  nnüns  tidn  3»nD  »jyoa  üdwo 
"i«jSm  nnmp  ko  onSo  oipSN  NioVys  Kinb«  »a  ubSSk  nain  ntsiin  ko 
SipS»  Knn  brioi  its'nn  imo  Sipn  n«  nayotya  »rri  *)  'ipa  iidmSk  «inb«  'b 
timiSk  n'B'3  c)'3ni  |«b»  pns  ')  nKaoS«  awna  'b  St  pw  nnyo  'n  mty 
onno  nbio  »b  ')Vt  d»D3  'i  isi)  itynb»  p  dnd3»'jk  yoi'j  S»3tyn"j»i 

10  py^K  UD1  »B  mpjn  «mKni  ntnvNb»  Konn«  '?in8''  jn  Vspi  n'3"iyV» 
SipKi  on'j3Sk  Dtnbj  »by  Ninb»  »b  Knü'ufni  Knb'3B'n  onS  imbi  bBiySKi 
S3tt>n  n»3  ciSk  nnn«  'n  'nV«  ciinN^K  }o  jk  nn'x»  nwSn  3nKx  "jKp  iSiV 
Tsm  Kmy3i  Ssb^iv  no  Vik  »n  riinKb»  }kS  pi'b  ko  yoih  iSbSk  do3 
'B  br  nnyo  'n  Ssp  K-in  Snoi  ibn  oVyKB  ONoiKV«  a'Bin  »jy»3  nNota 

1 5  jt3  nKiinno  b«  Ana'  'jy  nioS»  nwS  j«n'i  its^n  'jo  nipioy  nSjo  ')  Tosn 
IK^nS«  ibi  pKoy«  p  "^ly^nB  Dicht*  riBx  »naoa'  'k  niNb«  »S»  iB^nS« 
•)  S«pi  n»Si  rrovf  kob  "ronSK  nSi  «»NBabN  i^nS  i'NxaSK  C|ty3  p  TiKariB 
nS  fio'np  'bvn'?«  |k  "jip'  |o  Vip  |ün'  inni  'wi  w^bj  nwiu  'b  by  nnw 
S'Vni  Ki»«  »nwn  iSiai  «njo  DNoiKS«  linna  «niinn  «i'a  npi  »nS  n'Kna 

20  in  n'Nna  Sabi  «irpjK  itynbV  Syi  nniKsy  'wi  iK'nb  nty  yp  ")nVip'i'jn 
|t3  i'aKi  no'jtto'?«  »Svnb«  »ay  niöVxi  "jbk  p«  'ipa  piDBb«  nöni  ynKB 
pn  ")  v^  avN  bip  oinn  »jb  Vy  nV«  irnS»!  nwS»  »jyo  'b  oipn  «o  y»o3 
pyinao  iB^nSw  ni«'?« }»  ibia  5nB  ityn  oy  ii»  n'ban  ny  o'o  »»  Sy  an 
«in  p  I»  DSy»i  oSKyS«  'nNjn-  yo  |K'n»jno  ««njKi  'yn  nwa*?»  jy 

25  tSt  aaoi  i'onp  pnMp  pn«*?«  dnSüSki  iiib«  «ibyiB  oiitsS»  «iS»  'jyoS« 
jK'jyoS«  nnni  oKbüS«  bap  |o  nn^Sw  "luV»  '?ap  |o  nm'a'V«  «itn  nnjK 
«nn  p  nSSNa  iiya  pai  pS»aS  yyo  Sa  KiaojB  oSNyS«  inn  »b  niiiio 
pSKaS  '*)  f'b'iyBts  f'piSao  okSuVw  "iuSk  ]h  ny-iB^S«  Vip  «i'a  wjk"?  SipV« 

1)  £x.  20,18  2)  Deut.  4,  ii  S)  ib.  4)  Deut.  5,  so  5)  Commeiit  Je$.  p.  II 

6)  Vgl.  R^J ,  XLYin ,  186 ,  wo  das  Citat  Q^^Qj;}  ^m  ed.  Heüberg  17  (hebr.)  nachzutragen  ist 

7)  Im  Kommentar  zur  St.  Hiob,  12,2a  sägt  S.  nichts  diesem  Citat  entsprechendes  8)  "nyonS 
9)  Ps.  lS9,u           10)  Hiob  28,8           11)  26,io           12)  So. 


^ 


EITAB   UA.AKI   AL-KAFS.  14 

SwSm  unffH  «na  n»  »nb«  rft  n'XKä'y«  'n  bpyS«  's  »nb«  Vn'^inSm 
nbintso"?«  frjKaiVK  fi'B'obMi  frnMS»V»  nosnVK  nV  'jKnooni  [«Sjn]  bi 
KW"injf»S  n'S«  }»pü«j'j«  bsnoi  msi  "?3  bwb»  »S»  tk^oV«  bpjr'jK  inii  »a 
n'b»  niKnruw  nio  np'SSb»  p  niv  ko  yöi  ]h  NiobjfM  na  ')»i3ovi  nb 
»öooS»  »Swb«  onSüS»  yjro  's  nwiai  »o  nixn'i  S'5n'  jn  Spuy^V  aii's  5 
iMyi  b!r«  njjo  nynty'jN  now  nS»  n'trKia  pios  'a  's  ■iiaio'jN  its'n 
NnoniD'B  nKiisoi  «»»oa  jo  nKaäioS»«  nNpiSaob»  y^üih  'Svm  niKoi 
qnnKS»  aa^nn  on  ciinKS«  Vatyn  njo  lono'  nS»  lanS«  'jjroa  livnob« 
ri'KHxSK  Txni  r)'Knx  hüdm'?»  Tvni  «iudk  nKoSaS«  Txni  n^tsSa  Txnß 
nKTiBob»  c)nnNSK  'S  m'v'  niabn  anMx  -iNty«  'jyoSN  «in  'Ski  miibo  lo 
iVs"?«  im  «njo  pan  dd3  "jik  p  oMoi»  oNoiKb«  pi  nokoJ»  «naonni 
ftiia  jnsni  nnNoV«  'nnan  ]«  '"?«  wSa  ko  fiaSNa  okdJnSk  na«  »'?« 
riain  j»  iivni  nnin  ori  ixwi  iix'  SaS  m'^'S»  riSoi  «naoi  ONOiNSK 
n'jp'jK  'ijroa  na  üan  nS«  ')-i»aiaS»  Vm  nyaubN  riann  'jyoa  nSpS« 
JiBn  'b»  jK'aS»  n'KJ  »b  «im  'wi  o'ts  'jb  bjr  ')^n  p*n  'jnSipa  nnanm  is 
oSpbS  na"inoi  nainnob»  tSk  'jy»a  nyaüV«  nixn  on  «man  'ip»  «nwip 
on  o'ö  'JB  Vj;  'j^n  pn  'ipb  nainoi  Jin»  noo«  nyaüS«  nVp  }»  nivni 
nJnB  «ySp  Tiivn  jfBiN  on  nan^aS«  'n  nyaubN  nipa  obj"?»  )k  nixn 
lon«  vBi»  ori  Kn»B  Srioi  "jpySN  «nV  m^v  «o  «b«  anan  nV  dbj?k 
noanS«  n'B  nn'jrioi  nV  nnooi  no  «*?«  Sya'  n"?  Spy"?»  linB  »VSp  inisni  20 
Sa  fiafnoS»  nn^K>oi  nöüKaV«  'yn  nwa"?«  noan  o"?jrn  n»j'nB  n'nNSt«'?« 
Sa  »B  na'mni  ^jyo  Sa  ^b  ipnöS»  nVyBi  oanoS«  nostjji  nnamo  'b  'jyo 
IJj;  aw  Ktt  Sa  'Sy  oanoS«  nSvB  p  noSyn  no  nMSNrio  opi  piSaoi  miio 
n«niirtiöSK  p  Siriöo ')  'Sjr  S^ri»  Sa  opi  wbxi  no  yoi  ppnnn  n'nxS«  iSpjra 
n'B  o'S  nS«  'oKanKS«)  iNpnKSwa  'oküjSk  ')  noK'p  »nB  ri^SBoSw  ri'iSyS«  25 
oSiyS  n>n'  «in  o'nSsn  ntyy»  ity«  Sa  'a  ")  noSty  Sipa  'jNvpj  nj»  »Si  Tto 
'jytsS«  «in  Srio  ")  S'r  o'oanSM  «i-on  ipi  yn:iS  j'n  uooi  ci'oinS  p«  vSj; 

20,10  7)  pn  Jin  8)  "i^K  9)  nD«ip  (für  DN-'p)  10)  P:cc1.  3,u  11)  Der 

Verf.  führt  weiter  aus,    was  er  in  den  Midräschfm  z.  St.  angedeutet  zu  finden  glaubte:   Mekhilt&, 
BachOdesch  sect.  9  (ed.  Friedmann  71»)  u.  a.  m.  ^  aXHil  rnUJn  ^BO  i<X'  vhv  13T  ]'K1 

VH  nianS  ainn  n  Sip  'mv  mmSn 


13  I.   OOLDZIHEB, 

nsny  iK^n  «iiai  iim  i^'  Vp*»  nsVnäts'?«  t^K^jr«"?«!  TtnÄMS»  *)Di«np 
jnsKi  'bsTKS«  iinVk  ynaK  ruK  piosS«  «ina  ps  'wi  jn  «iw  mSty 
nVipi  iimW  »yaMn  diSb^  Vjris  'wi  nw  isn'  'ipV  ^SxmVk  itj^nb»  nSaKpo 

V)pi  aiü  o  -iiNH  n«  o'n^K  nti  'jnVntyS«  Sip  iikVk  bap  p  njfNUNi 
nbips  3it3  oa  naS»  *)  Vr  o'oan'j«  NibKpi  o^j'jrb  ')  aiui  "«»n  pinoi  *)  noSc? 
Ityn"?«  TiiKn  |o  yi  Sai  ■iw'j»  TiiKn  }o  aits  ba  Sy3  ru«  »jy  aw  »a 
oVkjtSk  «nn  »b  yi  bai  iwSk  TiiKn  }o  oSny^K  «"in  's  aiw  Va  |m  '?5rnB 

10  033  in  »ib»  itynS«  im  yn  «niai  diSk'  ntyiy  nbipa  itt^nS«  n»riKn  p 
Knaao'  KoVa  nyattS«  O^^f^^ö  "'^'i'  ^^^^*  o'?t*y''K  nj'ts  im  owiKS« 
«■iini  NHYipai  D^KyS»  K-in  iinty  yoi  rianaS«  ')  nin  joi  «mii»  job  Kyrwn 
I»  oSy»  d»d3kVS  nK"j»att>n'?»i  nixb«  a»ain  itynb«  }o  pa'  :|'a  qöai  paj 
'SväSn  iwSki  Mii  yau'jKa  mo»  niiKS  'WnS«  OKbuSK  n»xNa  in  iNiob» 

15  nwV»  pa  «o  'B  'jxno  «inbMi  ^'aK^N  lu"?»  im  yauV»a  »Sob»  ■lu'?»  in 
iwnni  nKb'att'n'?»  "jatynn  'yn  nm»i«i  yjNx"?«  n'troaB  itynSKi 
«inSKa  piib«  ]^N'a  »b  nanb«  iNioa  nivn'i  Satyn'  Kts  n»aK^  •)nNi'i5m'?« 
riSiaiSN  ninS  aiü  jn  nji  nnxpi  anwab»  mtyoa  pm"?Ni  lanS«  pa  Wniob« 
n^nab»  aynb«  |y  na  »aino'i  T"oni  ons  n  ba  mixn'  «boNtj'  No»y  »bno 

20  Kinb«  nni  obpbN  nann  njo  namn  »o  Swb  ana»  mndjm  »in  läwa  ibni 
|K  obyns  ifj>v  ^b«  yinn  nn  ciinMb«  b'atrnb  obpb«  fiann  n»B  ptt^n  nb« 
riinNi  fib«  in  obpbKi  obpb«  linn  'nb»  Tb»  kojki  »'ty  ana»  Kb  nbpbt* 
|K  obynB  ibpy  'b»  niyn  on  anan  »nb«  »n  Tb»  ]ti  lom  'B  ybwB  Tbb 
K'ty  anan  »b  «üc»  Tb«  jni  obpb»  p  aip«  }«D3»bb  fianp  nb»  TbK 

25  nipbwa  abpb»  'B  »nb«  ri^yaob«  nnb«  Ton  'nb«  OBjb«  nixna  «bw 
I«  obyns  nü^tt  ibpy  »b«  yiin  nn  nT^pob«  mab»  bwn  »b»  nainob« 
anan  «ts  »b«  ta'nr\^  nbw  bpyb»  "lixna  «b«  ibn  yoi  byBn  D'b  oflib« 


1)  DK'"p  2)  Jes.  46,7  3)  Gen.  1,«  4)  Eccl.  11,7  5)  3«Bi  6)  Wie 

bereits  Br.  anmerkt,  findet  sich  der  Text  nicht  in  dieser  Form;  die  vom  Verf.  gebraachte  Phrase 
ist  Reminiscenz  an  Pesäch.  1*.  B.  K.  60>>  7)  n3D  baVnbK  8)  n^n  9)  +  ffB^Oa 


KITiB  MA^ANI   AL-NAF8.  12 

'S  ^T  pKJ  n'Tvo  '"I  OKbs  jvy  H'Kan  Kim  bipS«  'p«ai  k'sjk'?'?  n'KioS« 
imn  JK  ms  »bvnb'?  dok  in  »Sstk"?«  le^nS«  |k  |k'3  nöks  ')  nKaob»  a^na 
imna  nyi  t^"iKV«  nii  |v  nihSn  üoi  »s  }M3  kos  ooni  |Knyj  la^m  inw 
lya  «01  iniaa  njri  }^n«bN  nJii  p;  «inV«  »s  nyabN  »s  küdwo  }M3  koi 
«in  p2  nos«  «iim  itvn  'oo  jh«*?«  poy  inj  'S«  tya"?«  n'«nj  's  «n3  5 
«jnn  nn»n  Tosn  o'bi  min  m«v  ni'osn  'jinin  nnm  p«ni  'ip :  piosS« 
«nonp  iSn  aJh«  nj«3  "j'p  «i«  «»mn«  |»nii  }o  nioso  iSn  |«S  n3«3 
nirt }«  nS«^«  n3ib«i  finnV«  yao'i  njf'oi  oV«jfV«  mpa  Sip'  p  anno  nSni 
»nTDsn  D«3b«  DKni«  »s  nis'  «o  in3«i  ■i«vi  |«3  "jonn'  nnmi  nm  Tosn 
«np'«pm  'j«!?»"?«  'S«i  «nbKojrriD«!  ni"?S«  'S«  piuj'  «Si  nj«3  i«  }«3  lo 
nao  nn'n  '3  *)iSi3i  'v  t  'Sy  nn'n  'j'ip  "jno  m«^  nn'n  i'Dsn  «o«s 
«bsr«  n«Ä  'nS«  'jy  nmty  no  pim  ')  noSty  Sip  «*'«  i'>i3i  m«x  'v  oyo 
ip  'iS«  «in  «»  'jjf'  ts"p  pS  n'n  nr  no  "jnVip  nVnoi  o«oi«'?«  jr'oiS 
nin  nn«  Tosn  o'Si  nyS«3  n«x  3'i«3  'ji«  n'n  'jnSrio)  typ  pS  1«^ 
nn'n  yn«m  Tosn  }«  ntäni  }«3S  '3«i3j;S«  's  Tris  nSnoi  |«3  td«sV«S«  15 
yoi  «njo  p3'b  «njf«n3«i  «nfnni  «miji  'jyoV«  «in  «jSis  1^3  m«» 
nn3  i3i«  nj3  npi  ♦  'jm  '■i«3'j«  no3n  aiios  nasno"?«!  nü'D3'>«  o«Di«'j« 
'33^  ninoA«  o«ns«  |y  npojn  mjraS  n^'nn  }o  «'trsno  piosS«  «in  Tosn 

3'vj  ')'*'  r^'^  "^  ^°'^  "^^  *^*^  nn«a3  n's  |i3'  n«Dy  job  nnii»  j«  n'«"i 
'iorS'  ^«3  «i'«i  »j«  Di  'ab  noty  laV  oan  n«  'ja  •iO'anS«  Sip3  nnno  p  20 
}i3'i  nSij;^  nnjf'ity  'S  nno3na  riinjf'ji  'jm  '■i«aS«  nsnyoS  «'?«'?i«  iSi 
'wi  'aS  ima  'n'oa  «S  inpijf  *')njf  'SiS«  Vipa  nnj'a  «i«  a«in  iSi  's  'S 
■i«no«i  '■i«aS«  niiSs  nn«nü«  }o  ciiän'  }«3  'jjroS  «S«  iSi  'SiS«  S«p  «01 
«öS  «oi«i  iniai  mm  'ay  lu^nS«  do«  j«  nvs  'n'oa  «S  inpiv  S«p  nSnjr 
mi  mya  «öo  iil«  t^n«S«  nii  ^y  ysmoS«  «mS«  ^«3  "j«woii  psnu  ^«3  25 
'S  'nw«  «01  mia  mi  nSap  «00  oSw«  }«3  p«S«  'S«  n^t  ^«3  «01  mm 
ivfm  miai  mm  nn'n  p«ni  S«p  iSiSs  ncn  n«5r  SsnS«  n'«3  'S«  nyaS« 
njo  Sy3i  'yn  'i«aS«  nyia«  'iS«  'S5t«S«  itt^nS«  nj«  «jjns  omn  'js  Sy 

1)  Sa' ad.  72  1.  3—8         2)  Gen.  1,2         3)  Ezech.  37,  i         4)  I  Reg.  12, 15        5)  Eccl.  7,>i 
MS.  pTOy  6)  *J^p  ■  —  I-  Sam.  10,  n  7)  Thr.  2, 5  8)  nS  9)  Prov.  23, 15 

10)  Ps.  40,11  11)  BS11 


11  I.  OOLOZIHER, 

o«n3  napji  ist  ')n"?SK  S»p  m»  p  n'B  »naoS«  iVi"?!  Sysbto  bysbKa 
Djfsn  n»T  SKpi  t)ijf  npiS«  imt  viDyS»»  nnK  np'i  itf^i  *j  npi  'V«  sjny  woi 
nSo3  opinpSä  |N3  i^b  naob«  fiyV  'b  kS»  nnpSf  wjo  »oi  »ovyo  oxjr 
5  i^Koi  niDp^Ki  oott^Vw  a'n  "»xi  iSnai  "iniä  ko  ok»«  rino  »pa  |Ka  ko  nnjo 
onKBa  S«p'  Kbi  rinnKi  n-ia  »b  «nmb  «o  ok'«  rino  'B  »nb«  nKpiWo'?« 
o<anVK  VjfB  nnu'  »Si  non  'jrn  nKaV«  ]Hh  ov  'b  ini«n  Sa  nnÜKi  dm»«  nno 
IKifsb«  aVpan  hü  «hdibj  »b  Sam  n'»:i  khS  »»tf k"?«!  pa»  «o  oan«  'b  k*?« 
VsfnV«  iav  |»  nü»  nSi  pntsn  iw"?»  'b  »on»*  j»  n3»  no  ittpS«  }«  «oa 

1 0  |3  nnn  <b  iaw  on  nhoibj  »b  nS'nnoo  k'k^nV»  irin  |kb  Tsva  nao  "yojpB 
jnD3  inttn  it^wh  'u  'bi  riaa«  w  »ia»  jKa  jk  pa'  ov  'o  »b  ni»  m» 
»Sy  3T  I»  'Sk  nyino  »b  »aim  nKaaS»  r'n  'b  ijra  im  Aia^  nn  nnpSa 
<•?«  '"OK  riio  nn  noK"iÄK  y^wn  ]s  '"jn  riio  'pa^  on  tiMvn  tx'  ]>"i»bK 
KHKan  <nbK  m«anS»i  imn'j»  'Vy  «V«  nain  ko  «nSa  nnriB  nSySi*  tiny  ]h 

15  |K  'j  «nwyo  *)  nnw  npi  'b  »nnKwi  »n  ybon  finönS«  jk  Vt  pw  nnjro  'i 
«^  rinönS»  jk  OTbjfoi  VyBSNa  bj/B^Ka  )»a  noi  riipbNa  nipSwa  ]M  ho 
wo3»i  hHM^H  'inDn  ')«»  pn  p  jKor  nya  «S»  riion  [Sk  ook]  «nS  mr 
Kö  pa'  npi  n"?"?«  »•?«  nui«i  n»u  aon'  hü  ]^y  o'Vi  n«u  i'xn  }«ot  nya 
SyB^Ka  nS«  wi'nx  «bip  'wi  n»  cjn  nSip  -i«»  ')«iK'ja  «"ja  «aSp  aon' 

20  yiin  NiSyBj'i  om^T  'yn  nS"?«  Nty^  npi  riipb^a  nip"7»a  nS«i  SyBVKa 
•)  »"jy  ')  nio  rj^üSV«  ':Kn'?N  nih^k  üoina  babwa  niiio  'yn  na«  wSip  yoi 
ci'ü"?"?«  'j»nSN  Nin"?«  'öon  noipobM  anabNB  anpnbKi  "vayn"?»  'JNyo 
T\H  'V  niaa  nSo»i  '3»  »n  obwi  ")'ipai  niaa  yinn  "ja  kSo  'Vipa  iiaa 
»3*0  in  by  'V  Tiaa  pac^^i  ")  Swp  wo  'by  na'aty  rröon  ")piö«bKi  pKn  "ja 

25  'by  D"n  D^nS»  nn  hnöd  a^naV»  «in  ant«n  «yi«a  maa  par*?  '*)«ä»«i 
»jKhS«  qMflb'y«  NinbN  «inai  w^n  Sk  naaina  nntsiy  »nni  "j^Kp  «o 
pHKiab«  yoi  iHün  nai  »"jy  o^nb»  »v  nn  ")'ipa  riiaj"?«  o«Sa  n»n» 

1)  Gen.  5,2         2)  Gen.  2,2i— ss         3)  T^Cn^K        ^)  Sinleitang  zum  Je^irb-Eommentar  ed. 
Lambert  12, 6  ff.         5)  nwyD  6)  Wnm         ')  flSa         8)  Konruptel  des  Textes  Sa'a^jah: 

nao  B)eS«SN  «inS«  oh  inMöSN  «inS«  öoina         9)  "h»       lo)  Jes.  6,8       ii)  Kum. 

14,  £1  12)  {^QKi  13)  Exod.  24,  le  14)  Ps.  85,  lo  15)  Chagg.  2,  s  16)  Jes.  61,  i 

2* 


EITaB  ]U.'AMI  al-nafs.  10 

o"n  o»nS«  mi  "iNnKoo  m'x»  naSn  an«»  ')Kmn«tj  VSjr  ihän  »S 
HKn*  cinsVS»  wnV«  '')tnn3i  un^n  b»  oaaina  moiy  »nni  *)'?»p  «o  »Vy 
p«"o^M  ro^  "inibn  nai  'wi  'Sjr  Oo^n*?»  'v  nn  V^ps  niajS«  okSs 
piSaobK  »3«n^K  ci'üVSk  nihS«  ninai  d'h'jk  m"o  n»noa  yips  «»3jkVS 
njfOD  n">K  V">röo^»*  DsSabN  pa'  ikojk"?«  'b  nvnS»3  obKyS»  »s  in  nb«  5 
njyi  D"n  D^nb«  [bip]  *)  iSn  »öoi  «in"?«  's  ny  uan  ntt^o  nSS«  Sion  Tob« 
D^jf'?»  'n«»  naoi  'i  'ni  d'V«  »j3  »vS  lan  ")iioto  'S  nS«  Sip  ciKsn«  Vp 
nn  St  o'oanb«  njwD'  nS«  «nni  'v  nn  v^y  nnji  ")')p3  "jnosnVwi 
♦by  poVKjf"?«  ai  nw  o'on  by  'v  Sip  ♦  ")bip  na  njioo'  nb«  im  tt^npn 
mbipS«  nin  riTroS»  "jnw'oS«  'Sy  nSb«  niv  ")ij;  i»  p»wD  wob«  lo 
|KjnDS  n"i3n  17'  KtsjNi  inwi  Sip  »n  nKjrsn  'r  »n  'nS«  riiiaio'j« 
nSb«  tjjf  }o  nisr  ni«  nvS  'v  ü\tf  'S»  nsNi»  Sip  nsi  köSsi  Kniän 
«inn  Dva  vSji  noyi  "jnnsr  n^wp  Noa  ")näy  o^y-in  iiaan  Sn  Supi 
nS«  Sip  na  njKa  St  u'nian  nnan  nS«  Sip  na  in  nijfSt*  Kini  own  in  Sy 
TnnKo  lai  njyoK^n  TiT«i '")  a«naSK  Sip'  n'si  ni5tS»  |o  ")  "»"jinoS«  nSv«  1 5 
'B>S»  «in  I»  anTi  iSn  <b  n»  m'»  niaSn  anKvi  tjsSo  Sp'  0S1  ihokS 
'B  'ipi  ♦  'V^^P  Sa  }o  'ipK  ins  iSt  yoi  t)'üSSK  p  c|uS«  im  pSa  »ty  Si» 
mm  o'OB^n  ninn  [yai»]  na  axn[i]  ppn  nno  nn  o'nty  : ")  'aS»  naSnS» 
'nBi  nnn  '«a  ")  ninn  yanKo  ")  'ipa  p»  nn«  Saa  nni  nnm  |ibv  aiyoi 
aii'B  D'oti'  nnBü  »j'ö'i  p»  mo'  n'  c|»  "j^osn  koki  vn'i  nSwn  o'^nna  20 
naSn  anKv  »«i  im  i'-nnS»  *Sy  «Sn  'in  ko  N'tfMSN  nin  ]ti  nSyn  ^k 
SyBn  kSi  SyBjnS  pkSn  noö«  't  ci«  Ssp  nawS  n'njfS«  '«nS»  im  m'y 
'nS«  'n  Kn3»S  SysnS  o'oty  nnBu  'j'O'i  SNyBj«  nSk  nna  SyB  «nS  o'Si 
TDB3'  Hü  inn»  ntsy  omS«  'jn  Niip  ")  nSipi  P«Sk  ")  Knjo  nanii  nannn 
SyBSKa  }»a  «01  nipSwa  riipSKa  jMa  so  'wi  noy  'wi  «mp  Sip'  wnS  25 

1)  m        2)  Bisher  aus  Sa' ad.  Komment.         3)  Je^trä  IV  §  1.        4)  Chagg.  2,&        5)  t^^ni 

6)  Jes.  61, 1.  Der  folgende  Passos  ist  ans  Sa'adjah  ed.  Lamb.  p.  72  1. 8  ff.  excerpiert.  7)  So  im  MS. 

8)  Ezech.  11,24       9)  Deut.  6,23        10)  Ps.  29        H)  Sa'ad.  ^tJonS«  oSNyS«  12)  Jee.  11,« 

13)  Bis  hieher  das  Excerpt  aus  Sa'a^jah               14)  Viell.  in  <iny  ^^  verbessern.  Br.  setzt  <^kT 

voraas;  dies  entspricht  nicht  der  Handschr.             15)  t^itsS^            ^^)  naS'  ^V  ZfHf^-  ^*t* 

18)  Wieder  aus  Sa' ad.  73,7-10             19)  Bis  hieher  Sa' ad.           20)  Jes.  30, 21  21)  Je«.  IV 

§  2         22)  Ezech.  37, 9          23)  add.  D'Dtt'n          24)  Jes.  48,  is          25)  p  26)  Jes.  48, 1« 


t.   QOLOZIHEB, 


DK  yoK^'i  ['wi]  njfw  Sn«  S«  ntj^o  nimi  ')  nbip  im  npnno»  p  na  yy^  «inS« 
paB  nna  niaixn  bipa  nipipn :  ('ip  iSi)  ')  m'x'  nsVn  antwr  "jip  im  bipn 
]H  oSjfKi  »3jS«  na  3ü«ä'  npi  *b  nSS«  npSa»  NinSui  *;  «in  nwb«  Ssr«  j» 
5  p"j»5St<  |kS  'ypi'jao'?  nSi  *)p'jKa'?'j  «S  niv  top  yoo  ko  «inV«  »Sib 
KinSK  oijf  omno  nmn  iVi  »'ajNSK  *b»  OKbaS«  na  Sxvb  npSa  noo»  W 
pyoMoSK  aibp  'B  riiabK  no'  »bi  nSrtT  nSi  "tjrn  «Vi  pia  kS  niv  op  yoo  no 
•)nSip  VawnbMi  :  'jVf  pw  nnjro  uan  Swp  on  «inS«  'jn^vN  |t<  nxB 
:)nnbM  nSatyn*  q'a  wosniN  'b  ";  lix'  j»  ")  na  iNn«  ibiit  nBioa  noNo"? 

10  'B  11X1  St«tyN  «nS  cj^a  yaNirS«  nn  «oa  S^pB  ";»inVK  'b  ikijtk'jw 
nbiu  nS»  ")  «njo  nKODioV»  ")  mvi  ♦♦♦♦♦♦♦  •  fiBSnäö  iSi  yoi  «mV« 
«njoi  D'pnoo'jN  «njoi  nSito  |o  ")  naa«  niiy  nb«  «naoi  niny  )o  ")  laa« 
"jn'Vrina  «nio  ")fl''»<ri'  »o  »nwi  ")y'a"ina  niMinoNS»  yo  aain'  «o 
nba  Nim  naNb«  fiTNiV«  ]>j;a  Sa«!*  ko  «naoi  «nno  pa»  no  «naoi 

15  cinn*?»  mivn*  :)'a  woiBa  »b  oip'  anpnS«  «in  »S^tb  yaNirbN  "jriBv 
•jKpi  'wi  laii  mjftyai  nBioa  'v  ")  "^ip'  iSiSi  KinS»  'b  noKpi  ")  i«iv«Ski 
fiSaNn»  D'jBwbM  'b  ny  Ssptn'  cixi  no  ")'>hy)  Kia'  cNa  »v  nan  'a  "jtw» 
V">N  n^»Vi  nyait  ")'Sk  nyair  DN»^jt<  iKna  a^KiS  n"jaNnoa  tkh  tkit 
')N»a3N'?M  »Vk  'PIK  Noa  »bjn  "?i  nä«  iK^yMSK  pya  'b  '«t  iSn'ji  c|x»y 

20  nNn  |o  nn'SN  'niK  iSia]  Twinb«  SNatyK  »nb  >töh  o'iBiw  nvn  iw  p 
myo  }o  "  NSW  myon  jo  av«  n«  »v  jyM  'Vipa  "jn'wnnSN  nin  wnS 
njfa»  nS  WBjn  «o  »bjr  »inSwi  nnb«  'B  c)nn  timi  iS^aa  mwaK  tn» 
»öv  NOJNB  *')o'inntyo  on  woa  'jbS  koni  "jSno'i  t"?!?  pn»i  pjo*  nSn 
n'inntyn  Sa  »b  "?ip"?M  ibnai  ")  fia'NSo'?»  'B  moN*  tibji  nV  njfKüb«  »V«  na 

1)  Num.  7, 89  2)  Je?.  IV  §  3  3)  m  4)  pS^aS  6)  ^piSaoS  6)  SsH 

7)  Ed.  Lambert  p.  40,iofr.  8)  "»iwriKI  9)  Jes.  II  §  1  10)  Ed.  p.  40,  lo  "^12 

11)  n^xs  12)  -inyS«  ••£)  'in^Ni  ciihnSk  SaNB^nn  is)  Ed.  «rn«  ]di  i4)  Ed. 
KnaoB  15)  -ina«  le)  Ed.  ohne  3  i7)  Ed.  ciSnK"«  is)  nSnna  —  Ed.  f\'hf\r\ 
19)  Ed.  ifi  n«BX  «nSa  nini     20)  myS«  ti"inK  mHS      21)  Nah.  1,  $.      22)  jes.  66,  u. 

28)  Ed.  +  SnO  24)  Ed.  i^V  25)  MS.  und  Ed.  '<Sj;  26)  iDaiK^K  (?)  27)  fehlt  im 
MS.;  ergänzt  aus  Sa'adjah  41, s.  28)  Hiob  38, i  29)  Hiob  40,6  80)  fehlt  in  Ed. 

81)  Je?.  1.  c.  32)  Ed.  «n^S  miON 

Abhandlongon  d.  K.  0«(.  d.  Win.  in  Oittinaren.  Philol.-htet.  El.  M.F.  Bud  »,i.  2 


<S\ 


M\ 


lOTAB   HA'ANI  AL-NAFS.  8 

noby  iSn  »b  najrn  iva  ?iy  noSty  |k*  :  Ssp  on  w^wo'  'o  piov  piojri 
*]rf>  'jonsYi  ifoi:SKp  on  'jnpnoi  mjrai  npoy  ijra  nS  «anp  -uwb 
|Ki  iSia  «w'^j;  "j'nn  n'B  "iujSk  N«nn'  'job  nyabw  '^pnoVKi  pojfSNa 
"i^Hp  «031  ")nio''^  "iw*?  «*^'^  Itfn  'jo  mpitDjr  nbjtD  K^jn  Si  nwabK  5 
")VsK  p«  nVipa  »jy»  moSin  Ss»  p»  ipin  «in  n'San  baSi  itynS  oty  )^p 
na«  K3n»n  }oi  wio^Ka  oaNj"?«  ini  ruo  ina  nb«  "jvnSn  '"?»  niT  »nn 
nana  |"ty  p  «Vn  nix'  kS  niNS  niiio  Si»  nw«  ")  nsmo  cnb«  nni  lös» 
nKSn"?»  '•)i'?n  »s  |»pnN'j'jK  ]H^}pbti  ")|Knn  ")'?Nps  'iNnyK^Ni  5)nnb» 
iKTyNS«  nin  }k  na  in»  awi  Kwna  ona  inani  ")^h^p  «njo  SwVns  lo 
na'KSö"?»  ]H  Noa  ")  n'aty  fi'Kru  «ba  ";  "i"ianni  iiyn  riiK'j;  'V»  wSa  »o'ja 
t3  nnJNai  ri^Kii  riariKi  niiino  'ns  'wi  awi  Kixn  nvnni  "';on'B  Vp 
wan  iS  noK'i  «Vi  o'pna  nStynn  ";bt<p  no  'Syi  onySnoS  ";|'piNSo 
tne)"*  »a  nann  iNStsn  nani  "j'jNp  ibiSi  n«niVN  yoi  )o  ")pniio  onitrt 
ins  nKnno«  n»n  }o  nj^V  v-in«  m^'  Vp'  oSi  in»npS  N5tv  nn«  imVoi  i5 
ap«ynni  *«ia»  -nann  «na«  rinnb«  'S  "j  VipS«  inybK  'S  bipStoi  Sapnoo 
bw  {«  obyn  }K  aji'B  nsmo  o'n'?«  nm  nbip  noni  "jfi'Knj  «"»a  "yKiaK 
Sxsjw  nn«ny»  fiiB^ySKi  n»a  cib«  :)nn  yo  wnS«  ms  i-inn  ivjy 
yo  na-inn  fia-in  bi»  kihSn  ^k  iSi  S'bm  r'oni  j^ya  p  niya  ")  UKSaNS» 
lintD"?«  Kinb»  <on  itn  «oSs  inis  ibsb»  ruo  i"6s  iNnysSNi  rinnV«  20 
mKH  1NVS  K^^bp  Ninb»  lya  Kob  on  noa«^  niKn  kikj  isTi  -isid  nS 
ob  p»b»  T\iV2  KüSi  Naion  kiik^  "inm  -inD«  koSk  lya  Kobi  NatDn 
nwbK  yatD  «ny^au  ik^i  noa^i  nwos  ''jk^k^  rännb«  jo  lonon 
^bK  «n-n^  ^nn   nioWi  bs«  ps  aKroS«  hniod  sinbs  Noa«'  niiks 

1)  Ed.  L.  nina  in  p  KinniO  2)  lot^.  das  wort  fehlt  in  Ed.  L.  3)  Ed.  S^p  «DO 
Eccl.  7,24  4)  Ed.  derselbe  Gedanke  mit  anderem  Text,  ibid  1.  11—12.  5)  t^riB^  6)  ^^ 
•y^n  7)  Fehlt  in  der  Ed.  8)  Ed.  add.  ]fe<  t3^  9)  von  hier  angefangen  verschiedener  Text 
in  Ed.  10)  Hiob  12, 28  11)  Hiob  23,  s  12)  cf.  Ed.  Lamb.  p.  40  1.  1  13)  Gen.  1,  a 

14)  Ed.  Lamb.  ib.  16)  niH-  —  Ed.  fehlt  16)  Ed.  l^nS         17)  Jealrä  II,  1  18)  Ed. 

n«nn«         IÖ)  Ed.  mII);         20)  Ed.  «n^^S  Ezech.  1,  u  21)  Ed.  l^piHSnD  22)  Hiob 

38,  S5        23)  ]mJ1D;  Ed.  +  miU  24)  Zekh.  2,7  25)  Ed.  -|SiD  26)  Ed.  C|nH-inni 

IpMynni  27)  Bis  Meher  reicht  das  Excerpt  aus  Sa'adjah's  Comment.  zam  Jesir& 

28)  DwSdS«  29)  ^ttf  ^ttf 


7  I.  OOLDZIHBB, 

Si  n»3V»  }Ni  Kn'bjf  nbioriöV»  «nirNijfNi  ri'in«'?«!  H'^modSk  dkoAk"?« 
n«S»3tynVKi  "iivVk  yoüS  "jysan  'jy«  ">«yBJ«^«  "»«pV  i^ip  «n'S  ^yi  'yni 

Knnobu  |oi  »b5t«bK  »nvpj  pi  Kruo  in  «öi«  o'?»y'yK  «Sn  »b  nTiJhoV« 
5  SiapSN  }o  «n'S  n'jyJ  «tsa  «nxpj  fya  nj«nao  nKaS»  laJiD  unaiam 
«ruwD  j>ya  innn'  "»'atynSw  nii^SKa  'jNysjMbS  «nSiap  'S  j»s  SKyBiKSb 
»n'Vy  ri'jiono'j»  »mi«  MnpKoy«  p  nimä^^  c)tt^33ni  «nnoSu  fya  Tjnom 
Sn»  Tjy  n's  ity  Kb  Kna»ri  «n»nx  »Tiih  nyjS«  «nn  ^^y  SpyS«  's  r)Tnii)S 
fiv  KöSfl  noDK  Vi  Tiiob«  |y  •nii'?«  aKao«  »Sy  pySüob»  n»Sv«bK  oiSyS» 

1 0  tmH^  ')  nöDNa  mök  nyniyS«  's  ^ytsV«  «nn  ti3i  p«  »osi  »s  nSp  iW  '"> 
w  nnmü»  i»  iSi  nS»n»  nynu^SK  pan  |k  ni'  «S  |»  noSy  ori  nro» 
nyiToi  rioanb»  n»a  »ns  nynK^Sw  nNrnnobt«  ^ti  p  bx»  im  maia  'jnSa 
HO»  rioanV«  »d  po'i  nJ'  Koa  nNiiiiöV«  Swm  yoJ  'S»  Htk^oi  VpyS» 
1«  OD»a  KOK  KHiai  'Vy  na^nsB  niKivKi  rona  köki  n^au^na  köki  nnxna 

15  ania  K^j  piminD  na  V"®^  ^^^^  ps^s  wTiia  KTasni  kVi«  K»'nsn  nsva 
*)jo  Kn'jKyo  ninKtt  KnooK  Kp»oy  K»sa  nn«ii  p»pnna  Sa  n^a^n^K  jo 
j»  naüyns  nyna^VN  »b  KnnKBxi  Kn3  Knniyj  n'binoi  SipybK  »b  KnpKoyK 
b3  yjKvbK  n»an  'by  'nSKibK  'jKytsbK  y»oiia  KnntDKnw  nynts'SK  lu  nya 
rioan  niia  noipo^K  nynB^SK  nfiriw  iinoAK  h)j>y  »b  »Ba  Kobai  KSyi 

20  »bK  SnobKa  biw''?  nnitn  riniv  'b  VrionSw  n'ats'nbK  \o  ania  n^nK^K 
nan  nvSoi  btwo  panS  *)nöSK'  'pa  na  naa^oSK  »bK  natt^bKai  VmooSK 
Knni  'wi  iK^ni  iniai  min  nn>n  f-iKm  *)  nyntj'SK  bip  miiB  oniTm  o^oan 
na»y  nKa»  kS  K-fi  p»»y  im  n'ts^Kna  pwB  »jkh  »b  np'SaVK  Sxk  »b  "naitD 
Skp  nj'ya  'jyobK  Kin  \)r\  p'KpnbK  im  ^Sy  pnVKi  ayn  nya  k^Jk  3SküVk 

25  iKaBK  n'B  nBpi  Ko  o«yK  }K  :  bKp  HKaoVK  aKna  mx  'b  bF  pKJ  nnyo  'n 
biK^K  ">«ybK  in  piainobK  luKia  mB  ')mtta  ko  ayvKi  ')piäBnoSK 
Vk-idn  »m  Kioby  o»Vi :  VKp  on  riinwabK  "ixwybK  nnn  ninaK  njo  WbK 
•)[yo]  ann  ]'n  p'aibK  |^a  ba  n'B  ni'nn  upB  nBOKbBbK  Kobyi 


1)  >nDDK3  2)  nSa  3)  nSX  4)1.  yo?  6)Prov.  l,«  6)Gen.  l.« 

7)  Ed.  Lambert  p.  1  I.  6.  -  Ms.  V*DSdSm  8)  Ed.  Lamb.  nTDH  ^  ■X'ch  Ed. 

Lamb.  1.  9 


KITAS  UA'ANi  AL-NAF3.  6 

10J  nain  tkdb  nann)  pa  riain :  fino  ri'ooiS»  riKannS«  owiNi  dnd3»^"> 
jo  Kjnn  PI»'?«  iNDW  'iVm  ktis  n'>«nno«  fianni  ribpa  nann  ')  Vian  riaini 
ShASmi  oSj;^«  »HB  '3«nnbH  inii"?«  j^sny«  nöki  'jKooiS«  imib«  j^KnjrK 
yNODi^K  •)inii^KB  iSi  SaNty  koi  pdbVki  'pn^K  Sfio  n^'riSio  n'j'!*BVKi 
»pani  »pa»  n^K  w  dbj"?«  iniii  nyts  niKiy«  yoJi  yani  »jb»  nS«  in  5 
»m  noanb»  rtS'iB  :  S'Nis  'n  objSk  inii  j^Kiy«  Sw»  riSoii  nirN-iy«  y^oi 
nsyVw  nuto'n*?»  obj"?«  n'>*4B  »ni  nyNityVKi  ripuMjb«  obj"?«  h'j'äb 
dbjn'?«  'b  y«ÄB  nNSn*?»  mn  ')nSnnjf»  «nNi  n'n«ajSN  dbjSk  ri'j'SB'ni 
nin  Diayi  S'käb  t  ww^b  bij;'?«  riV'SrB  nnV»'mjr«  yioito  jo  im  nn^fön 
S'KÄBb«  my  «njM  nm'i  'm  'Syi  oip  '«i  'Vy  riniiio  ntnür»  <n  b'Kia'jK  i  o 
ny«iityS«  my  laiVwi  noanS«  ony  bniS«  'jy«  nniiw  itvriti  *n  o'Si 
b'«ii  'n  ni3i  S'«*B  'iVk  onyB  Siy*?«  üiit  iiib«)  nBy"j«  ony  youbtn 
»n  D»Si  S'nücb'j«  iSnS  «iniütk  riniiho  jKyo  b'Nin'jN  jn  "ok  nip  '»n  'byi 
»n«T4K  KnS  pSai  «'»»Vk  nVV«  pSa  KoiNi  iiiio  'ty  D'b  my^s  |»V  oiy 
p-TB»  »Vi  »»t^KV«  c|"'Vf'  w*a  «10B  kSw  «mKniK  niiia  c)"iyni  nnsn  »nn  i5 
noyS  nr  n«  Da :  *)  nSipa  noSty  'jytsS»  «in  pa  npi  «nnNSaNpo  pai  kpu'3 
KmHTiKb  K'BfKb«  DKSaMpo  piT  nöyb  nr  n«  dj  nSip  paa  n'nV«n  ntyy  nr 

ibn  'B  bKat^KV»  S«r>n 

niib«  oiy  SvkSn  »b  iiiioV«  OKbubN  ;»  ^«p  p  bip  n»B  paj  V«  (a) 
^"iij^ti  ONbüS«  pai  np'baS»  bi»  'b  ninü^H  'bxKS»  OK^ub»  j'a  Nipis»  aVi  20 
n'tyma  'o*  ntyty  »b  "jpi'jao  dnSüVk  |»  "jipjB  ü'owhs  iw  oiy  in  nS« 
npai  a"iy  ci^iV^  d''  '^Vk  ya«-»'?«  Dvb«  'b  npSa  »nS«  ooiyb«  npba  'jVap 
»n^i  aiy  '»m  ')"y'iB'''«  "»^p  nbÖKn  y»  ik-ii  Knai-wi  oöty"?«  yibua  nS» 
*jytD^»  «in  jy  niinaa  ootyS«  mnw  nya  p»  oSi  w^^m  'ityi  m»  dv  ipa 
n^V«  iKty«  nV»  'l'nrKS«  in  nmiw  on»»  'jVk  »b  <pai  aiy  njy  "jNp  nV«  25 
Vi*»  Vx«i  n"?  ywu«  ny^auV«  nji  lya  nsniiho'?»  bai  owiK*?»  üü  njt« 
oSw^«  nana  nwoDob«  ^n  «njMi  n»j^K3bK  n^Kob  w^u^w  n«nintD^»  jf^üüb 
V'o3  nj»n  yjnDb»  Kin  p  jki  mwj;i  nniKoi  n«bvni  nnni3i  hond«! 

1)  sonst  J^lÄ4Jto{  oder  ^Lajü  2)  ini3£>  viell.  DOiS«  im3ö  3)  iSinj;« 

4)  Ecd.  7  u  5)  piSioS«  6)  ohne  |«  cf .  Zeitschr.  f.  hebr.  Bibliogr.  VI  148  ult. 

7)  Gen.  1,  b.  s.  is  8)  1X«Sk 


O  !•   OOLDZIHER, 

poyVKi  ^lyVNi  ViüSn  Vit^  'i''»  nKüpK*?»  »b  tnnotD  pa'  ]h  'jkodA« 
nmüD3  KttNHo  pa'i  r\ntrh  aowo  rna  pi'i  nnno  "Wipo  'S  ixnji 
»s  finNürnoSN  iwS»  n<B  yönin  |k  ni'  nSi  noBj  nn  jy  läKbb  kjtjkooi 
5  <noi  ri'nwno  ^^hivn'jm  p  nS  nSsr  «o  biap  'B  nnip  pani  nnnw  nb»n 
ri'VNa  jtDi  ]^ij;bN  ibnb  nSaKpV«  nnip  nnwn  Tps  nViap  »b  nnn  ri'w  Aa 
w  pi  «rn  oKipb«  »B  aoMJ'  kSi  ■iwsp«'?«  »b  «inoo  pa'  sb  |k  y«nnb» 
<B  jfKyty'?«  iKsaa  »iKöD3"?K  iniA»  »b  nBa'i  noBJ  vn  jy  ■6«'?»  yjKo»  «Si 
nnip  *)pani  ninKib«  rhsu^H  'B  niKÄnts"?«  nisrt»  n'B  yoni^i  •jnmVa'j» 

10  p2  »Sk  nnaoj  pan  «Vi  ri'nMino  ny  f«"iv«VK  p  nV  nbv»  «o  Siap  «b 
ViapV  n">y  'jy«  ninwi  naoa  iivV«  'b»  nnaoj  pan  pb  f ya  p  p»  iixb» 
»V«  KoanS«  Sipjf  nnüÄ»  no5ki  n'jsnn  w  nj«a  frjMooJ  ii^n  yoii 
SnAw  objrbK  ^k  onapn"?  »3«odA»  -iniiSN  «wa  »iNm-iSK  -imib«  n«an« 
Ko»i  üpB  ONoJi»  'n  n'n  pD  OKOüKb»  'B  «nii'  oS  «onJMi  }K"T«*no  j«Sny 

15  SaNpS»  p«B  n'B  •)on'jiSnV  nW  n'Sy  *)onapKj;nV  nynoo  -imi  »a  •)omiii 
n3'  «Vi  «'3«ooii  «nniii  pa'  ^«  ni»  jV  SniVwi  oVyV«  »iy«  pn«*noVK  pnS 
Va  pV  n'Vy  ni«nV«  Vonn»  «V  nn  'V«  M»n«3no  oVyV«  Viap  'b  pa'  }« 
nnniV«aB  n<Vy  i«nnp«V«  'B  n«nr«  nio  ■i«nanD«V«  »b  }«dj«V«  ^yo«  «o 
n«jno  yi  oVyV«  |«V  n»n«3no  Ti  nip  «i  pa'  p«  oVybV  Va«pV«  |« 

20  «Vno  1«  oVyVV  «Va«p  pa»  |«  ni'  «V  »3«ooi'j«  iniiV«  j«  nnnÄV«ai 
nV«B  »jwooi  Ti  «inii  pa»  }«  ai»  nV  «Vno  pan  nVap»  nV«B  no«ipS 
'>niiV«i  oVyS«  aojj  n'V«i  «y«ni-i  rr*mi  nV«  inB  iaob«  «in  <Vy  pa» 
y«ooJi  nnii  poDp  oopj'  iniiV«  j«  iJoV«  «in  »VyB  ^^'^^^«i  nV»ÄBV«i 
•)  [nn'j«nnV  naD«3o  n»«ny«i  y«ni"i  iniii]  nn'j«0DA  naowjo  ni«ny«i 

25  •t|«*Di  •p«i  '»ntDi  'ci^aV«!  'oaV«  »m  nwVipo  yon  »jwodJV«  nmJV»  fHijjHS 
ana  'b  yD«i  me^  'uV«  n«ViptDV«  nnnVi  'VyBioi  "VywBi  'ysii  'ü^ipy 
«nn  <B  :)»aV«  nVipts  \o  n'S«  3«nna  «o  iW  jo  "oi»  nKjisma«  ptsaoV« 
n«yioDoV«  y»oJh  n«n«V«  y^oJh  j«iV«'>«  yoi  y»3»  cioV«  j«  im  y»ioV« 
nsnyoV«  n«ainV«  y»oJl  «ä»«i  ö«in  'nV«  nnn  nyp«iV«  n«oioVtDV«i 

1)  OOpV .  »iell-  DOp^'  2)  ini  3)  njlVsV«  4)  pHI  6)  »<>  »*»**  Do»»" 

6)  fehlt  im  MS.,  auch  von  Br.  ergänzt 


KITAS   MA'ANi  AL-KAFS.  4 

pBW  mro»  dbjSk  <b  anan«ioi  bVobw  y^KityV»  Vwip»  iro«  n»tn  ori 
Sn«  p  in«  D<S  |K  nw»i  noipob»  riyntj''?»*  'S  itttoV»  p'n«^«S»  <«i 
0:1"?  bwp'  poSooS»  p  p'is  ppns  '10  ;"y»3uV»  ps«v  onn-ina  'bj;  Sbob« 
objf  i«no«  'iVK  «»äA«  ^a«  OK^Kn  'a»  »Sk  poruo'?«  nni  nbrnjfobK 
oni  Küp»  Tin'SN  |o  pnsi  onp-ip  ''»jf  |"Si3Sn3  pDiiyobK  om  o«b3"jK  5 
'«Swn  'TO  pTaw^JK  \hvihs  briK  p  nn»  psw  oVi  i^N-ipSKa  psnyoS« 
n»Äny  Stnnw  riona  n»^n  obj*?»  |k  onanioB  p'jr'auS«  no«b  ppna^K 
n^Bi  nn'bn  ntrK'jn  mmi  'jbi  pab«  'tfN'jn  «n«  }ni  paV»  nni3  «nVon' 
Vipn  «in  ^fioai  «ia«  «naS'«p  f «pm«  lya  »«pa  dbjS'j  d»Si  nyo  n»«"ijf« 
»JB  «i«B  f^iy  on'«-»  'by  DB3">«  I«  ';«roil  }v«"ipS«i  onpnB  'Sjf  nSrnvoS«  lo 
'B  nbS«  I«  ojfT'  •»«jfo'j«a  nnio  np'  nV«i  nyo  ns«ny«  n'JB  loiS« 
»B  o«'>ab«  o'Si  nap«j;»  i«  na'h'i  noBJ  ]^iy  »b«  nooJi  «ri«  iT  no«'pS« 
«nnp'pni  noM'pV«  'b  owVaS«  n«  'tt^a  nt3«»p'j«  »3«jfo  jo  «nb«in«i  objS« 
»«ni  hynttr'j«  '«i  «ö«i  'Dbjf«B  oBjb«  "?«in«  p  nnan  'b  ]ni  «o  Ta 
Tya  '  p«ai  pa"?«  "?ap  }'«a  *3«nn  -inii  objS«  ]s  pppnoS«  j"n«'?«'j«  is 
\o  n'«"n  103"?«  'B'«Sn  |«i  «na«  orj"?«  *ty«bnn  j«  ni»  «Vi  iDi"?«  «jb 
»K>«Vnn  «Si  iDiS«  j«to  nnna  hnnn  dbj"?«  j«  ini  ")«riS«n  «Sip  Vip» 
iDiS«  finn  yo  dbjV«  hnn  'B  nbip  d»*?!  «j'd  p»  im  loib«  'ty«Vna 
p^yno"?«  p  oip«  dbjS«  }«"?  pppneb«  |"n«'j«S«  Sipb  «Vi  nj?nr'?S  «pB«io 
n«Vipyt3b«  b^p  noBJ  SpjrV«i  n«oiDno'?«  bap  önb«  }«  «oa  nbapi  «na  20 
«inynjy  pB«i»  nSip  Vi«  i«yo'?«i  obj"?«  a«na  'B  -lai'  «j'o  p«  n'«ii 
nbS«  ny  'b«  nT«yi  nVS«  -wy  jo  jin«!  obj*?«  |«  nnynty  bipa  nntt^nci 
*)  ftrinö  n»i«n  lai  '•?«  »yin«  n5«ouoS«  obj"?«  «nn*«  «'  :  nbipa  »"j«yn 
«j'D  p«  Sip'i  naru  ik^«  n»n'j«n  S«  aiE^n  nnni  *)  ny  noStt»  Vip  Siio  «im 
n«yob«  »B  «inynts'  pB«i»  oKba  «im  nniS«  n'n  'S«  «S«  yiiiV«  pa'  «Si  25 
ibi  DSy«B  iiaioS«  n3«na  'b  pab«  nnn  yo  obj*?«  nnn  'b  nSip  pB«v  «Si 

nmi  'S«  «nSa  DSwyb«  n«iiiio  «100p  «oS  «oanS«  j«  nSy«  bxB  (a) 
«lini  nn«i  'b  n«i«Änt3b«  *>a«pb«  nn«ia  D'«p'?«  ni«  imAS«  «lim  fiyi 
«o  Ta  'B  no«ip  yino'i  njo  *rA«a  «S  imA«  'b  mihtsS«  ni«a  fnyV« 


1)  «yOJ  r«1pS«1  2)  ipjoi        3)  nSn  Sip        *)  Sura  89,  S7. 18  6)  EccL  12, » 


8  I.   OOLOZIBEB, 

KOI  omMyo  »s  onan«io  ciKbriäw  ri»j«03M'j»  oBiS«  Stnn«  nsxi  on 
\n  w  »K  |oi  dkdJk^k  }«wn  <s  nofen  oh  ntnbK  tnn  lya  ')n3ipnnD» 
oh  np'Vä'?»  ViK  jo  Kn»Vvn  in  «01  'nynu'VK  »b  miii  |w  Vi«*?«  «mwy 
nMb'atfnbNi  «n^a  rniitSN  Sivn  <V«  »nSy^BiK  üipa  rinMoS«  Ana  n'B»a  ni«a 
6  Tj'HB  «miia  oMinV'?  »"yJnn  |'n  'Sk  «n»Sjf  nSionob«  ]^«"iy«SMi  n'ODiS» 
KnnKHB  |o  nV  ni'a  npi  «S«  nS«Do  'jwKb«  nnn  nn»  pr  bMC  pS  pa'  nV 
njTip'  KO'B  iKaoKbKi  yoib«  mpa  '«»Nürp  Kn^aMjro  jo  nS  mnüw  'N^NBa 
"intpnb«!  nVBjbK  p  'jm'va  'TMnbK  'n  jo  |Ka  tnn  «ruo  n^Bts^'i  «n'B 
iSt  SriD'V  f N"i:iN^K  |vy  'S«  «o'kSki  nHxna«^«  iSn  y»oi  »b  mvp  ipy 

10  'fnK'jrVt»  naiw  'frT«nV  ibnB  «nnnn  p'OKis  mna  np  wa  |«i  naSu  'bjf 
po  rhüH  Noa  iSn  »b  pjfnoo  tu«)  'nnnni  TaKn  jö  'inanS»  iVa»  «Si 
pn«  »b«  'i'Ti'i  'imioSni  p'pnnS«  »Vn  wk^im  'nKitDVw  riBiyoa  'JonS» 
Sk  'awnbKi  13»'?«  |o  nnywö  'b  innHioS*?  'j  nani  «tsa  <b  vbivm  'aNwS« 
'anp  Dim  'a»iw  yoo  nnoma  im  ''«3ni  VWs»  n^a)  ''«iSo  ri'»«  iW 

15  nn«  ana  "jSKpi  [w>mn  b'BjS  iipb  »v  aw  yipa  'nnJ  nai  'nnp  Tä  te  'Syi 

[Tjpn  'Jicb  a'tttti 

ntDDN  ^3  dbjSn  äna  oSyVS  aowo  0B3"j«a  oSyb«  i«  oVyn  jk  ai'  "jvb  (») 
'B  ni'na  nKBi»o  'jn!?*?««  ip  '•jjr'ji  na'VNty«  fiinai  n'j»yo  fipti  niiojb 
)^a  bwp  Tpi  OBJ^K  'B  riBVnao  antntDi  'njwano  t«n»  »"?y  nBpn  jbS«  »in 

20  noBja  naBijfN :  n4»n  Vp  npi  noBj  {koj«"?«  nB-iy«  nBoSB"?« :  «oSyS« 

iW  jf'oii  p  n^banoM  mai  S3  n«aV»  ypsi  'nn  nxinB  nana  DaBnv« 

•  n'Sjf  nBpi  «o  fibojl  p  o'ipS«  annobw  mn^b»  »kiSk  ni«  »S  vpi  «o 

TM  naa^Ki  "»pab«  nTyKow  "iwVni  Spy*?«  ripBNio  jfo  njfntySb  ')  nnpBtnoS 

«BnpKi  pn"?«  näno  »S»  anNio"?«  nn»S  V^'n  «bi  fraxy  «Si  nKaKno 

25  Ski  *')'ipi  'wi  'mna  njio»  yrt  "j'ipa  'mKnw  pn^»  'b«  bnjrbio  'rnttn« 

n^KnaV«  anNnob«  Sw«  n»*nB  'nVn»  tubb^oS  »a  ['wi]  no»  nan  »bo  Sim 

IvnNbK'?«  onV  "jMp'  o)pi  p'yatsbK  onS  S«p»  01p  «i3  psVnao  panio  »Vjr 

}o  nSipjtDi  nynti^S»  p  nJnanots  pppnobw  j"n«S«bK  btnp»  ttok  n»Kii 

jvnK^N'j«  nnai  «ob  w«aoi  yitJ^SS  «sbKao  p'yattS«  ">ip  iv*ni  Kn">»HiB 

1)  nipnnDi         2)  i-ya        3)  nSni        *)  ""SttyiK        6)  Thr.  s,  «s        6)  ps. 
119,68        7)  nv^ö        8)  nnpsKTOi        9)  m         io)Ps.  ns.»         ii)Pb.  119,« 


1 


KTTAB   MA'AN!  AL-NAFS.  2 

ns-iyoS  WTK^iK  nS«  b»yin^  iiöbo  thVn  »v  'jk  ')  ipa  'Voai  iSna  jfsru« 

jKO'«i  nS  riBiyo  nn'naa  iK-n«  ^y  riywa  piobN  iNip«  ^n  »oa  n*?  «lat^ 
nnoüyi  n'Nnaa  ^yi  nnp'pn  jjr  fiMNoob«  na'KSoV»  miy  ipi  f)'as  na  5 
c)»SKn  ^Vjf  pbb»  bno  «»b  »jks  nya  nö«  ''wi  nion  niot2>  "»y  bna  'a  ')  'ipa 
•jpybNi  ynK^Sb  pSMioS«  •?«•?«  tjfi'?  p  Vv  n»  »t^sj  »aia  »by  nnaoni  mw 
n'nvn  'jwtsr  'b  nripnS  joi  'jonpn  pS  ')■)«  nbi  bpa"?«  na  "ni  koi 
»bv  ifi  »B  'VN^tt»  fiiria  aona  OBjb«  'i«j;o  »b  nnNity  nnnni  ')  nx»po 
■»aa*?«   '}npB«ioi   »yitybN  pbNa  iNntJ'noN'jNi  »bpyV«   iujV»  nNa^o  lo 
•)«"i'na  n»«"iB  n'Sno  min  n'viK^  nod»  p  dbjSV  m3i  nö  yo  V"'pJ^« 
pt3  Tha  njj;  na-unoo  «nmin«  'nb«  noonVn  f yai  rinyanoo  nvKpo  |o 
N^i  'f^tnaN^Ki  »jNjroS»  p'jfb  na«»  «bi  'ükbSnSni  köonSn  Sivk  onB'  oS 
nii»  m  njj?  pna  ''iNyoSK  f»NW  'B  nVi  ''3Niajf"?K  njb  »b  fi-oa  nb 
ns'JNB  NnvVü'  I»  n»oy  pb  ^'aobK  ■>'DBn'?«a  «nb  pa'b  «n^B  nnioir«  «o  1 5 
c)«"jna«  «n'B  W'ai  K'aiy  «übS  n'>»poS«  nnn  »byi  "jj  nKab»  n"Kna 
nKpKpntt'»  |o  Kn»j«j;o  ]^a  ru'ai  «np'pnni  obj"?»  'b  "jdwSk  anw-ro 
•jwn«  »B  noSan  on  Knn»n«o  nnii«  oii  »nmii  tiSk  n^j^iayba  Nn»»oD« 
np»pn  Mon  pb»  ibKb«  ^dbjV»  p  «na  bvfi'  «öy  nBiva  ori  «nnKao 
KonnN'nKtDi  -okSn  pBj"?»  p  Hthmi  Sa  ^wa  mn««  on  u'oab«  Kmooi  20 
ri<n«a3'>K  »ay«  |NOiK'jS  'jSk  obj«"?«  p  fiinw  ba  n»ao  |y  nona«  on 
DHüWHi  »"omSk  'B  KniiBii  frinw  Sa  p'Jyn  n'B»ai  n'püjbw  n^jNi'nV«! 
")«nnSnw5oi  n'^NoaNS«  D^oiKSS  n^aVaS»  hSn«o»SNi  ^^aa  "jKniya 
f  oKiaVK  p  'm  Nnnp'pn  'Sy  c)p»  |k  »nntj'»  Sp«y  Sa  |«S  frjsnnS«  ht»:!^ 
fnnio  Sa  n'i«ai  Nr»i  onS'KiB  na»  on  »nnaa  »Sy  c)ip"iS«  anno»  »nS«  25 
Kn'3«yo  ro^ai  niyiSw  «ookSn  yoi  nytD3  ori  nSnii  nS'Sra  p  «nnjna 
on««SanD»o  onwSa  fi^a^ai  omMyts  »a  no'jan  ori  «n'twoK  *b  rn^Jiw  |Nyo3 
oS«yS«  «nn  »Sk  nrnnii  npuKaS«  dbjS»  5)»San  aih«  nS«  aaoS«  na'a  ori 

1)  Je8.  48, 17  2)  n«        3)  Ps.  67,  u  4)  Ps.  103  u.  104  5)  v^J^  6)  ^1»nD 

7)  npSKltn  8)  ^pyS«  9)  Tna  lO)  OlSiS» ;  der  Inhalt  des  1.  fa?l.  rechtfertigt 

die  Emendation  11)  onSya     '     12)  nSnKtSDI 


Kitäb  ma'äni  al-nafs. 

Buch  vom  Wesen  der  Seele. 

Von  einein  Ungenannten. 

Auf  Grund  der  einzigen  Handschrift  der  Bibliotbeque  nationale 
herausgegeben,  mit  Anmerkungen  und  Exkursen  versehen 

von 

L  Goldziher. 


Vorgelegt  von  .T.  Wellhausen  in  der  Sitzung  vom  30.  Juni  1906. 

L 

Arabischer  Text 

rihrSsV»  n<«D  'by  vbüoV«  nNV«*?»  biwS»  oaKnb«  iVobt»  n9f  toh*?« 

nnriK'a  V»«idn  'ja  c)nB>  nV«  «nnStiMi  ntt^nSNi  ^T\bH  Sao  pi  «nsB^ai 
5  |oV  'aw  rna«V«i  «»jt*?«  TNntr  jo  «v^ao  onS  jianV  pioujfo^«i  noilpo'?« 
moriK  noyjbm  Tab«  noBjS  aiiw  nnaK*?»  nvnVKa  wsi  «nKinpoa  VyB 
V»ao  'Vk  n»"Tm  ntsanSwi  nsijfoV«  jKOi«S«  aoa»  nb«  noKjfj«  »Sy 
■»«3  m«pi  'nKanb«  ov  naipa  ns»  *)ö  riKiJ'JK  pno  nS  }«aw  'wti^nbi« 
bvBi  'toidS«  nwSK  ru'OKÄoa  nS  inibw  naKb»  tibSk  'S«  onpob«  na«na 
1 0  n">öm  nnKia  aiv  »oa  may  p  nom  rhötn  n«Sn  aiwc  ho  nn«»»  ns  'b 
*)K'i»ni  ^nsnyn  na  ')tmtHp  ci'banSKi  tayn'?«  'S«  ria'?«aS«  nnoma 
'Soyi  nSy  «i«  'fin  'So«'?«  n»«j  iSna  njSa'S  'SiDyS«!  oSySS  'np'Bina  nS 

1)  Prov.  2,6.  2)  C)0  3)  nS«p  *)  KHUni 

Abkudlangtn  d.  K.  Oei.  d.  Wiu.  n  OitUngen.    PhU.-Urt.  Kl.  N.  F.  B«nd  «,1.  1 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINGEN. 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  IX.    Nro.  2. 


Das 


Würfelspiel  im  alten  Indien. 


Von 


Heinrich  Lüders, 


Berlin. 

Weidmannsche   Bnnhhandlang. 

19()7. 


Das  Würfelspiel  im  alten  Indien. 

Von 

Heinrich  Luders. 

Vorgelegt  von  F.  Kielhorn  in  der  Sitzung  vom  28.  Juli  1906. 

Die  Bedeutung  des  Würfelspiels. 

Würfelspiel  und  Wagenrennen  sind  die  beiden  Vergnügungen,  denen  sich 
der  vedische  Inder  mit  Leidenschaft  hingab.  In  der  nachvedischen  Zeit  hat  der 
Rennsport  aufgehört  eine  Rolle  zu  spielen.  Das  Würfelspiel  aber  hat  noch 
immer  nicht  seine  Anziehungskraft  verloren ;  im  Gegenteil,  es  tritt  uns  im  Epos 
als  die  vornehmste  Unterhaltung  des  Adels,  als  das  eigentliche  Spiel  der  Könige 
entgegen,  und  dass  es  auch  in  den  Kreisen  des  Volkes  mit  Eifer  betrieben  wurde, 
zeigen  die  Dharmaäästras  mit  ihren  Vorschriften  über  Spielhäuser  und  Spiel- 
schulden. Das  gleiche  war  auch  im  späteren  Mittelalter  der  Fall;  ich  brauche 
nur  an  die  bekannten  Schilderungen  im  Mrcchakatika  und  im  Daäakumäracarita 
zu  erinnern.  Und  ausgestorben  ist  das  Spiel  in  Indien  selbst  heute  noch  nicht; 
wenn  es  auch  die  Bedeutung,  die  es  einst  für  das  Volksleben  hatte,  nicht  mehr 
besitzt. 

Eine  genaue  Kenntnis  des  alten  Spieles  würde  uns  so  manche  Stelle  in  den 
vedischen  und  epischen  Texten,  die  uns  jetzt  dnnkel  ist,  verständlich  machen; 
bis  vor  kurzem  aber  war  es  kaum  gelungen,  etwas  Sicheres  zu  ermitteln.  Roth 
musste  am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  ^Vom  Baum  Vibhidaka'^)  bekennen:  „Wie 
Grang  und  Zweck  des  Spiels  war,  das  weiss  niemand  zu  sagen*'.  Wenn  ich  es 
trotzdem  wage,  die  schwierige  Frage  hier  zu  bebandeln,  so  geschieht  es  deshalb, 
weil  in  letzter  Zeit  allerlei  Texte  veröffentlicht  sind,  die  geeignet  erscheinen, 
in  das  Dunkel,  das  über  dem  Würfelspiele  liegt,  Licht  zu  bringen.  Ich  glaube, 
dass  es  mit  ihrer  Hülfe  in  der  Tat  möglich  ist,  wenigstens  in  einigen  Punkten 
Klarheit  zu  schaffen.  Manches  bleibt  aber  auch  so  noch  unerklärt,  ja,  das  neue 
Material  bringt  zum  Teil  sogar  neue  Schwierigkeiten  mit  sich,  die  ich  wenigstens 
nicht  zu  lösen  vermag.  Ich  kann  daher  selber  diesen  Aufsatz  nur  als  einen 
ersten  bescheidenen  Versuch  auf  einem  G-ebiete,  das  bisher  eine  zusammen- 
hängende Darstellung  überhaupt  nicht  erfahren  hat,  bezeichnen. 

1)  Gumpüjäkaumadi,  S.  4. 

1* 


4  HEINRICH   LÜDERS, 

Das  Vidhurapa^^itajätaka. 

Die  Stelle,  von  der  ich  bei  der  Untersuchung  des  Würfelspiels  ausgehen 
möchte,  weil  sie  die  ausführlichste  Reschreibung  des  Spieles,  wenn  auch  nicht  in 
seiner  ältesten  Form,  enthält,  findet  sich  im  Yidhurapa^cjiitajätaka  (545).  Dort 
wird  erzählt,  wie  der  Yak§a  Punijaka  den  König  der  Kurus  zum  Spiel  heraus- 
fordert. Er  schildert  zunächst  den  wunderbaren  Edelstein,  den  er  als  Einsatz 
bieten  kann;  dann  fährt  die  Erzählung  fort  wie  folgt  (VI,  280,  Iff.): 

Als  Pu^naka  so  gesprochen  hatte,  sagte  er:  „Mahäräja,  ich  werde,  wenn 
ich  im  Spiel  besiegt  werden  sollte,  diesen  kostbaren  Edelstein  dahingehen;  was 
wirst  du  aber  geben?"  'Mein  Lieber,  ausser  meiner  Person  und  meinem  weissen 
Sonnenschirm  soll  alles,  was  mein  ist,  mein  Einsatz  sein'.  „Dann,  o  Herr,  ver- 
liere keine  Zeit  mehr.  Ich  bin  von  fernher  gekommen.  Lass  den  Spielkreis 
fertig  machen."  Der  König  liess  es  den  Ministem  sagen.  Die  machten  schnell 
den  Spielsaal  fertig,  richteten  für  den  König  einen  trefflichen  Makaci -  Teppich 
und  auch  für  die  übrigen  Könige  Sitze  her,  machten  auch  für  Pun^aka  einen 
passenden  Sitz  und  benachrichtigten  dann  den  König,  dass  es  Zeit  wäre.  Da 
redete  Pu^paka  den  König  mit  der  Gäthä  an: 

„Tritt  heran  an  den  herbeigekommenen^)  Preis,  o  König;  solch  herrlichen 
Edelstein  besitzest  du  nicht.  In  rechtmässiger  Weise  wollen  wir  besiegt  werden, 
nicht  durch  Gewalt,  und  wenn  du  besiegt  werden  solltest,  zahle  uns  schnell 
(den  Gewinn)  aus"  ^.  89. 

Da  sagte  der  König  zu  ihm:  'Fürchte  dich  nicht  vor  mir,  junger  Mann,  weil 
ich  der  König  bin;  nur  auf  rechtmässige  Weise,  nicht  durch  GiBwalt  werden  wir 
siegen  oder  verlieren'.  Als  Pu99aka  das  hörte,  sprach  er,  indem  er  die  Könige 
zu  Zeugen  dafür  anrief,  dass  sie  nur  auf  rechtmässige  Weise  siegen  oder  ver- 
lieren wollten,  die  Gäthä: 

„Erhabener  Fürst  der  Pancälas'),  Sürasena,  Macchas  und  Maddas  mitsamt 


1)  Der  EommeDtator  fasst  die  Worte  upägatam  rdja  upehi  lakkham  als  zwei  Sätze  auf: 
mahärcya  jütasäläya  kammam  upägatath  (Ausgabe:  upeigcUam)  nitfhitam  |  .  .  .  upehi  lakkhafh  akkhehi 
kifanatt^änafk  upagaccha.  Allein  seine  Erklärung  ist  sicherlich  unrichtig.  Upägalam  kann  unmög- 
lich den  angegebenen  Sinn  haben ;  es  gehört  zu  lakkhath,  und  dies  ist  nicht  der  Spielplatz,  sondemi 
worauf  auch  die  unmittelbar  folgenden  Worte  n'etädisatk  tnaniratanath  tav^  <tHhi  weisen,  der  'aus- 
gesetzte Preis',  der  'Einsatz'.  In  dieser  Bedeutung  erscheint  das  Wort  in  Rv.  II,  12,4:  avaghniva 
yö  jigivath  lakfäm  adad  arydfL  pu^ni  sä  janäsa  indral^.  Im  späteren  Sanskrit  scheint  das  Wort 
nur  noch  in  dem  Kompositum  lab^Mlak$a  vorzukommen,  dessen  Grundbedeutung  aber  verblasst 
ist.  Es  heisst  im  Mahäbhärata  und  bei  Manu  kaum  mehr  als  'bewährt,  erprobt';  höchstens  Mbh. 
IV,  18,  17,  wo  Ringer  das  Beiwort  asakrllabdhdläk^äf^  erhalten,  tritt  noch  die  alte  Bedeutung  zu 
Tage.   Für  lak^a  findet  sich  in  der  nachyedischen  Literatur  in  der  gleichen  Bedeutung  auch  lakfya. 

2)  Pali  aväkarcii  fasse  ich  als  Äquivalent  von  sk.  apäkaroHj  das  in  Verbindung  mit  rfjM  oft 
die  Bedeutung  'bezahlen'  hat.   Auch  in  der  Gäthä  ist  offenbar  ein  Akkusativ  wie  jitam  zu  ergänzen. 

3)  Fausbell  liest ,  dem  Kommentare  folgend ,  PaHcäla  paccuggata.  Die  Worte  sind  aber  in 
FaHcälapacc  uggaia  zu  zerlegen  und  PaHcälapace  ist  aus  Paticälapaty  entstanden,  üggata  findet  sich 
als  Attribut  zu  einem  Königsnamen  auch  Jät.  522,  2  (Kälingaräjä  pana  uggato  ayam)  und  37 
(Kälingaräjassa  ca  uggatnissa). 


DAS   WÜRFELSPIKL   IM    ALTKN   INDIBN.  5 

den  Kekakas^);  die  sollen  sehen,  dass  onser  Kaoipf  ohne  Betrag  vor  sich  gehe, 
dass  man  xins  nichts  tue  in  der  Versammlung"  *).  90. 

Darauf  trat  der  König,  von  einhundert  Königen  umgeben,  mit  Pu^^^aka  in 
den  Spielsaal  ein.  Alle  ließen  sich  auf  den  ihnen  zukommenden  Sitzen  nieder. 
Auf  ein  silbernes  Brett  legten  sie  goldene  Würfel.  Fu^^aka,  der  es  eilig  hatte, 
sagte:  „Mahäräja,  bei  den  Würfeln  giebt  es  vierundzwanzig  sogenannte  äyas, 
wiäZi'),  sävafa,  hahula^  santi*),  hhadrä  u.  s.  w.  Wähle  dir  von  diesen  einen  öya, 
der  dir  gefällt".  *Grut*,  sagte  der  König  und  wählte  bahula;  Pun^aka  wählte 
sävata.  Darauf  sagte  der  König  zu  ihm:  'Nun  denn,  mein  lieber  junger 
Freund,  wirf  die  Würfel'.  „Mahäräja,  ich  bin  nicht  zuerst  an  der  Reihe,  wirf 
du."  *Gut*,  sagte  der  König  und  willigte  ein.  Nun  hatte  er  aber  eine  Schutz- 
gottheit, die  in  seiner  drittletzten  Existenz  seine  Mutter  gewesen  war.  Durch 
deren  Zaubermacht  pflegte  der  König  im  Spiele  zu  siegen.  Sie  befand  sich  in 
der  Nähe.  Der  König  dachte  fest  an  die  Göttin  und  ließ,  das  Spiellied  singend, 
folgende  Gäthä  vernehmen*): 

'Alle  Flüsse  gehen  in  Krümmungen,  alle  Bäume  bestehen  aus  Holz,  alle 
Weiber  begehen  Sünde,  wenn  sie  einen  Verführer  finden*  %  1. 


1)  Die  vier  ersten  dieser  Namen  würden  im  Sanskrit  Pancäla  oder  Päilcäla,  l^ürasena,  Matsya 
und  Madra  lauten.  Die  Kekakas  werden  auch  in  0.  26  des  Sadikiccajätaka  (530)  und  zusammen 
mit  den  Paücälas  und  Kurus  in  G.  1  des  Kämanitajätaka  (228)  erwähnt.  Sie  sind  natürlich  dieselben 
wie  die  im  Mahäbhärata  und  Rämäyapa  oft  genannten  Kekayas,  Eaikayas  oder  Kaikeyas.  Die 
Gäthä  des  Saihkiccajätaka  gestattet  aber  noch  einen  weiteren  Schluss.    Sie  lautet: 

atikäyo  mahissäso  Ajjuno  Kekahädhipo  \ 
8aha88(ibähu  ucchinno  isim  äsßjja  Gotatnam  \\ 

Es  kann  nicht  dem  geringsten  Zweifel  unterliegen,  dass  dieser  tausendarmige  Ajjuna,  der  König 
der  Kekakas,  der  den  R^i  Gotama  ermordete,  identisch  ist  mit  dem  berühmten  Brahmancnfeinde 
Arjuna  Kärtavirya,  dem  tausendarmigen  Könige  der  Ilaihayas.  Dann  sind  aber  auch  trotz  aller 
lautlichen  Schwierigkeiten  die  Kekakas  oder  Kekayas  identisch  mit  den  Haihayas.  Für  diese 
Identifizierung  sprechen  auch  noch  andere  Momente,  auf  die  ich  bei  anderer  Gelegenheit  zurück- 
zukommen gedenke. 

2)  Der  letzte  Päda  lautet  im  Texte  na  no  sahhäyam  na  karoti  kinci;  der  Kommentar  liest 
karonti  für  karoti.  Ich  bin  nicht  sicher,  ob  ich  mit  meiner  Übersetzung  das  Richtige  getroffen 
habe;  die  Erklärung  des  Kommentares  aber  scheint  mir  mit  dem  Texte  ganz  unvereinbar  zu  sein. 

3)  So  lesen  die  singhalesischen  Handschriften;  die  birmanischen  haben  mälikariu 

4)  Das  Komma  vor  satiH  in  Fausbells  Text  ist  zu  tilgen. 

5)  Die  folgenden  Verse  finden  sich  nur  in  einer  birmanischen  Handschrift  und  sind  stark  ver- 
derbt.    Sie  machen  aber  durchaus  den  Eindruck  echter  alter  Gäthäs. 

6)  Die  Gäthä  findet  sich  in  teüweise  besserer  Lesart  auch  im  Kupälajätaka  (536,  G.  18)  und 
in  der  Prosaerzählung  des  Apdabhütajätaka  (62).  Für  vamkanadl  steht  im  A^dabhütaj.  vamkagatä^  im 
Ku9älaj.  in  den  singhalesischen  Handschriften  vamkagatx,  offenbar  die  beste  Lesart,  und  ^gaia,  während 
die  birmanischen  Handschriften  auch  hier  vamkanatx  (für  ^nadx)  bieten.  Im  zweiten  Päda  ist  nach 
den  beiden  andern  Stellen  kaihä  vanämayä  in  katthatnayä  vanä^  im  vierten  Päda  nivädake  in  nivä- 
tdke  zu  verbessern.  Dagegen  verdient  die  Lesart  unserer  Gäthä  labbhamäne  den  Vorzug  vor  dem 
laMMmänä  der  singhalesischen  Handschriften  in  den  beiden  andern  Jätakas ;  die  birmanischen  Hand- 
schriften lesen  auch  im  Ku^älaj.  läbhamäne  (für  labbhamäne).    Was  das  Wort  nioätake  betrifft,  so 


b  HEINRICH   LÜDERS, 

'0  Göttin nimm  mich  war  und  sei 

gnädig*) *  2. 

'Der  aus  Gold  verfertigte  Würfel*),  der  vierkantige,  acht  Fingerbreiten 
lange'),  glänzt  inmitten  der  Versammlung*).  Sei  du,  (o  Würfel),  alle  Wünsche 
gewährend'.  3. 

*0  Göttin,  verleih  mir  Sieg.  Sieh,  wie  wenig  Glück  ich  habe.  Ein  Mensch, 
der  sich  des  Mitgefühls  der  Mutter  erfreut*),  schaut  immer  das  Gute'.  4. 

'Ein  Achter  ®)  heisst  maliJca,  und  ein  Sechser  gilt  als  savata ').  Ein  Vierer  ist 
als  bahula  zu  bezeichnen,  der  aus  der  Verbindung  zweier  Verwandter  bestehende 
als  bhadraka^  **).  B. 

*Und  vierundzwanzig  äyas  sind  von  dem  trefflichen  Weisen  erklärt  worden  ®) : 
tnälika,  die  beiden  kakas,  säi-afcij  mandakä,  ravi,  bahula,  nemi,  sarhghafta,  santi, 
blwdra  und  titthirä!  ^%  6. 

Nachdem  der  König  so  das  Spiellied  gesungen  und  die  Würfel  in  der  Hand 
durcheinandergerollt  hatte,  warf  er  sie  in  die  Luft.  Durch  Pu^pakas  Zauber- 
macht fielen  die  Würfel  zu  Ungunsten  des  Königs.  Infolge  seiner  grossen  Ge- 
schicklichkeit in  der  Kunst  des  Spieles  erkannte  der  König,  dass  die  Würfel  zu 
seinen  Ungunsten  fielen.  Er  fing  daher  die  Würfel  auf,  indem  er  sie  in  der 
Luft  zusammen  ergriff,  und  warf  sie  wiederum  in  die  Höhe.  Auch  das  zweite 
Mal  fielen  sie  zu  seinen  Ungunsten.    Er  erkannte  es  und  fing  sie  in  derselben 


hat  Pischel,  Philologische  Abhandlangen ,  Martin  Hertz  dargebracht,  S.  75,  mit  Rücksicht  auf  den 
Vers  im  Milindapanha  (S.  205 f.): 

sace  labhetha  khatiMm  vä  rdho  vä 
nitnantakam  vä  pi  labhetha  täcUsam  | 
sabbä  pi  itthiyo  kareyyu  päpam 
afinam  aladdhä  piifhasappinä  saddhim  \\ 

vorgeschlagen,  dafür  nimantake  zu  lesen.  Jener  Vers  kommt  aber  elienfalls  im  Kuoätaj.  vor 
(G.  19),  und  hier  steht  für  nimarUakath  gerade  wieder  nivätakam.  Da  auch  der  Kommentar  niväiake 
im  Kunälaj.  durch  raho  mantanake  parihhedake  erklärt ,  so  dürfen  wir  daraus  wohl  folgern ,  dass 
nivätaka  ein  Synonym  von  nimantaka,  Verführer,  ist. 

1)  Dieser  Vers  ist  offenbar  völlig  verderbt.  Sicher  ist  nur,  dass  für  patifhä  patiffhä  zu 
lesen  ist. 

2)  Auffallig  ist,  dass  päsa  hier  Neutrum  ist. 

3)  Anstatt  caturam  samafhanguH  ist  caturamsam  afthanguli  zu  lesen,  wofür  man  im  späteren 
Pali  caturassam  otthatujulaHi  sagen  würde.  Zu  caturamsa  vgl.  Pischel,  Grammatik  der  Prakrit- 
Sprachen,  §  74. 

4)  Lies  parisämajjhe. 

5)  Das  muss  nach  dem  ganzen  Zusammenhange  der  Sinn  von  mätänukampiko  sein.  Vielleicht 
ist  mäJtänukampito  zu  lesen. 

6)  Lies  atfhakam. 

7)  Dies,  nicht  sävatta^  wie  die  Handschrift  hat,  ist,  wie  wir  sehen  werden,  die  richtige  Form. 

8)  Lies  dvibandhusandhika  hhadrakam. 

9)  Das  tt  liintcr  pakäsitä  ist  zu  streichen. 

10)  lieber  die  technischen  Ausdrücke  dieser  und  der  vorhergehenden  Gäthä  siehe  die  Be- 
merkungen im  Folgenden. 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM    ALTEN   INDIEN.  7 

Weise  auf.  Da  überlegte  Pun^^aka:  „Dieser  König  fangt  die  fallenden  "Würfel, 
sie  zasammen  ergreifend,  auf,  obwohl  er  mit  einem  Yaksa  wie  mir  spielt.  Wie 
kommt  denn  das?^  Er  sah  ein,  daß  es  die  Zanbermacht  der  Schatzgöttin  des 
Königs  sei,  and  mit  weitgeöffneten  Aagen  blickte  er  jene  wie  im  Zorne  an. 
Erschreckt  floh  sie  davon  and  noch,  als  sie  den  Gipfel  des  Cakravälagebirges 
erreicht  hatte,  stand  sie  zitternd  da.  Als  der  König  nan  zom  dritten  Male  die 
Würfel  geworfen  hatte,  erkannte  er  zwar,  dass  sie  zu  seinen  Ungunsten  fielen, 
aber  infolge  der  Zanbermacht  des  Pu^i^aka  konnte  er  nicht  die  Hand  ausstrecken 
und  sie  auffangen.  Sie  fielen  zu  Ungunsten  des  Königs  nieder.  Darauf  warf 
Pu^^aka  die  Würfel ;  sie  fielen  zu  seinen  Gunsten.  Als  er  nun  sah,  daß  er  jenen 
besiegt  hatte,  da  knackte  er  mit  den  Fingern  und  rief  dreimal  laut:  „Ich  habe 
gesiegt,  ich  habe  gesiegt!"  Dieser  Ruf  drang  durch  ganz  Jambudvipa.  Zur 
Erklärung  dieser  Sache  sagte  der  Meister: 

Sie  traten  ein,  vom  Würfelrausche  berauscht,  der  König  der  Kurus  und 
Pu^Qaka,  der  Taksa.  Der  König  erlangte  würfelnd  kali ,  Jcafa  (krta)  erlangte 
PuQQaka,  der  Yak^a.  91. 

Die  beiden  waren  dort  beim  Spiele  zusammengekommen^)  in  Gegenwart 
der  Könige  und  inmitten  der  Freunde.  Der  Yak^a  besiegte  den  an  Macht 
Stärksten  unter  den  Männern.    Da  erhob  sich  ein  lärmendes  Geschrei.  92. 

Das  Jätaka  und  das  Mahäbhärata. 

Jeder  Leser  dieses  Abschnittes  wird  sofort  an  die  bekannten  beiden  Würfel- 
szenen des  Mahäbhärata,  speziell  an  die  des  Sabhäparvan,  erinnert  werden.  Das 
Bild  der  jütdsdlä  des  Kurukönigs  mit  den  Scharen  von  Fürsten,  die  mit  ge- 
spannter Aufmerksamkeit  dem  Spiele  des  Königs  und  des  Yak^a  folgen,  ent- 
spricht genau  der  sabha  des  Duryodbana  bei  dem  grossen  Kampfe  des  Sakuni 
mit  Yudhii^thira ,  wie  sie  im  Mahäbhärata,  II,  60, 1  ff. ,  geschildert  wird.  Selbst 
einzelne  Wendungen  sind  in  den  Gäthäs  und  im  Epos  identisch.  G.  91  heißt 
es  von  den  beiden  Spielern:  te  pävisum  akkhamadena  mattä.  Den  Ausdruck 
'vom  Spiel-  oder  Würfelrausche  berauscht'  kennt  auch  das  Epos;  er  erscheint 
hier  ebenso  wie  in  der  Gäthä  in  Trii^tubhstrophen  im  Ausgang  des  Päda.  Mbh. 
II,  67,4  berichtet  der  Bote  der  Draupadi: 

Yudhifthiro  dyütamadena  matto  Duryodhano  Draupadi  tväm  ajaifTt  \ 

und  sie  erwiedert  (6): 

müdho  räfja  dyütamadena  matto  hy  abhün  nanyat  kaitavam  asya  kifhcü  \ 

Im  Sloka  wird  er  dem  Metram  zu  liebe  leise  verändert ;  Mbh.  III,  59, 10  wird 
von  Nala  gesagt: 

tarn  ak^amadasammattam  suhrdäm  na  tu  ka&cann 
nivorane  'bhavac  chakto  dlvyamanam  arimdamam  \\ 


1)  Ich  habe  Faa8b0ll8  Konjektur  aamägatä  für  samägate  angenommen. 


8  HEINRICH    LÜDERS, 

Wie  PanQaka  vor  dem  Spiele  betont,  dass  es  ohne  Betrug  vor  sich  gehen 
solle  (Gr.  ft9,  90):  dhnmmena  jiyyäma  nsähasena  und  passantu  no  te  asafhena 
yuddham,  so  dringt  auch  Yudhi^thira,  Mbh.  II,  59,10;  11,  auf  'fair  play': 

d  harnte  na  tu  jayo  yuddhe  tafparam  na  tu  devanam  \ 
ajihmam  aiafham  ynddham  etat  satpuru^avratum  \ 

Es  sind  das  Übereinstimmungen,  die  sich  aus  den  engen  Beziehungen  der 
Epik  zur  Gäthäpoesie  erklären. 

Die  Apsaras  und  das  Würfelspiel. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Rolle,  die  die  Göttin  in  der  Erzählung 
spielt.  Aus  allem,  was  wir  von  ihr  erfahren,  geht  hervor,  dass  wir  sie  uns  als 
eine  Elfe  oder  Apsaras  denken  müssen,  we^n  auch  diese  Bezeichnung  selbst  im 
.Texte  nicht  vorkommt.  Das  Jätaka  benutzt  hier  eine  Vorstellung,  die  auch  der 
vedischen  Zeit  geläufig  war.  Nach  dem  Atharvaveda  erfreute  sich  das  Würfel- 
spiel der  ganz  besonderen  Gunst  der  Apsaras.  Die  Apsaras  sind  ah§äkämäy  die 
Würfel  liebend  (Av.  II,  2,5),  sädhudevini,  gut  spielend  (Av.  IV,  38,1.2);  sie 
haben  ihre  Freude  an  den  Würfeln  {yä  ak^v^u  pramödante;  Av.  IV,  38,4);  sie 
versehen  des  Spielers  Hände  mit  ghrta  und  bringen  den  Gegner  in  seine  Gewalt 
(Av.  VII,  114,3).  Zwei  Lieder  sind  speziell  an  sie  gerichtet,  VI,  118  und  IV, 
38, 1 — 4.  In  dem  ersteren  werden  zwei  Apsaras  angefleht,  die  Betrügereien,  die 
beim  Würfelspiele  vorgekommen  sind,  zu  verzeihen.  Das  zweite  wendet  sich  an 
eine  Apsaras  mit  der  Bitte  im  Spiele  beizustehen  und  ist  eine,  wenn  auch  nicht 
den  Worten,  so  doch  dem  Inhalte  nach  genaue  Parallele  zu  dem  Liede,  das  im 
Jätaka  der  König  vor  Beginn  des  Spieles  singt.  Weshalb  die  Apsaras  beim 
Spiele  Hülfe  leisten  kann  und  in  welcher  Weise  sie  es  tut,  geht  aus  der  Jätaka- 
erzählung  nicht  deutlich  hervor;  hier  wird  nur  gesagt,  dass  der  König  durch 
ihre  Zaubermacht  zu  siegen  pflegte  und  dass  sie  auch  diesmal  in  der  Nahe  stand 
und  wenigstens  das  Unglück  abwehrte,  bis  sie  durch  den  Zomesblick  des  Yak^a 
erschreckt  das  Weite  suchte.  Vielleicht  waren  schon  dem  Erzähler  selbst  die 
Anschauungen,  die  hier  zu  Grunde  liegen,  nicht  mehr  ganz  klar.  Das  Atharva- 
lied  IV,  38  spricht  sich  über  die  mäya  der  Apsaras  (V.  3)  deutlicher  aus.  Dort 
heisst  es,  dass  sie  mit  den  ayas  tanzt  (V.  3),  dass  sie  die  Airfa -Würfe  in  dem 
glaha  macht  (V.  1)  oder  fasst  (V.  2)  oder  den  Ärr^a -Wurf  aus  dem  glaha  nimmt 
(V.  3)  ^).  Man  dachte  sich  also  die  Apsaras  ofl^enbar  als  in  der  Luft  tanzend 
und  mit  unsichtbaren  Händen  die  Würfel,  während  sie  in  der  Luft  schwebten, 
so  wendend,  dass  sie  zum  Glücke  für  den  begünstigten  Spieler  fielen. 

Die  Frauen  und  das  Würfelspiel. 

Das  Spiellied  im  Jätaka  ist  indessen  nicht  ganz  einheitlich.  Der  erste  Vers 
ist  allerdings  auch  ein  Zauberspruch,   der  beim  Würfelspiele  verwendet  wurde; 


1)  Auf  die  Bedeatang  der  einseinen  Ausdrücke  wird  sp&tes  näher  eingegangen  werden. 


DAS    WÜRFELSPIEL   IM    ALTEN   INDIEN.  9 

er  hat  aber  mit  dem  Grlanben  an  die  Hülfe  der  Apsaras  nichts  zn  tnn,  sondern 
hängt  mit  einer  ganz  andern  Anschauung  zusammen,  wie  das  A^^abhütajätaka 
(62)  zeigt.  Dort  wird  von  einem  Könige  erzählt,  der  mit  seinem  Purohita  zu 
spielen  pflegte  und  dabei  stets  gewann,  weil  er  beim  Würfeln  jene  Gäthä  sang. 
Um  sich  vor  gänzlicher  Verarmung  zu  schützen,  nimmt  der  Purohita  eine 
schwangere  arme  Frau,  von  der  er  weiss,  dass  sie  ein  Mädchen  gebären  wird, 
in  sein  Haus,  und  als  das  Kind  geboren  ist,  lässt  er  es  aufziehen,  ohne  dass  es 
jemals  einen  Mann  ausser  ihm  selbst  zu  sehen  bekommt.  Als  das  Mädchen 
herangewachsen  ist,  macht  er  sich  zu  ihrem  Herrn.  Nun  beginnt  er  wieder  mit 
dem  Könige  in  alter  Weise  zu  spielen,  und  sobald  dieser  seine  Gäthä  gesungen 
hat,  sagt  er:  ^ausser  meinem  Mädchen',  und  gewinnt,  da  nun  der  Zauberspruch 
des  Königs  seine  Macht  verloren  hat.  Der  König  erkennt,  dass  sich  in  dem 
Hause  des  Purohita  eine  nur  einem  einzigen  Manne  ergebene  Frau  befinden 
müsse,  und  beschliesst,  sie  verführen  zu  lassen.  Mit  Hülfe  eines  jungen  Burschen 
erreicht  er  seine  Absicht,  und  sobald  das  geschehen,  verliert  der  Purohita  wieder 
im  Würfelspiel. 

Wir  haben  hier  also  die  Vorstellung,  dass  ein  treues  Weib  dem  Gatten 
unfehlbar  Glück  im  Spiele  bringt.  Die  gleiche  Vorstellung  liegt,  wie  ich  glaube, 
auch  einem  Verse  des  Nalaliedes  zu  Grunde,  der  erst  bei  dieser  Auffassung  seine 
volle  Bedeutung  erhält.     Mbh.  III,  59,  8  heisst  es : 

na  caJc^ame  tato  rojä  santähpanam  mahamanäh  \ 
Vaidarhhyäh  prek§amänayäh  panulcälam  amanyata\\ 

'Da  konnte  der  edle  König  die  Herausforderung  (des  Puskara)  nicht  länger 
ertragen;  während  die  Vidarbherin  zusah,  hielt  er  die  Zeit  des  Spieles  für  ge- 
kommen.' Nala  ist  überzeugt,  dass  die  Anwesenheit  seiner  treuen  (Jattin  ihm 
Glück  bringen  werde;  dass  er  nachher  trotzdem  verliert,  liegt  daran,  dass  er 
von  Kali  besessen  ist. 

Ahnlich  erklärt  es  sich  vielleicht  auch,  dass  bei  dem  Würfelorakel,  wie  es 
die  Pääakakevali  beschreibt^),  eine  kuniän^  d.h.  ein  noch  nicht  erwachsenes 
Mädchen,  die  Würfel  weihen  und  werfen  soll.  An  die  Stelle  der  treuen  Frau 
ist  das  Mädchen  getreten,  das  überhaupt  noch  von  keinem  Manne  weiss  *).  Dafür, 
dass  die  hnmari  eine  Vertreterin  der  Durgä  ist,  wie  Wober '*)  vermutet  hat  und 
nach  ihm  Schröter*)  direkt  behauptet,  liegt  jedenfalls  ein  zwingender  Grund 
nicht  vor. 


1)  In  der  Einleitung  von  BA,  Vers  3.    Schröter,  Päi^akakevali,  S.  17. 

2)  Auch  im  heutigen  Spielerglauben  findet  sich  Ähnliches;  so  erzählt  Fontane  in  seinem 
Roman  *Stino'  (Ges.  Romane  und  Erzählungen  XI,  242):  'Stine  stand  hinter  Papageno's  Stuhl  und 
musste  die  Versicherung  anhören:  „eine  reine  Jungfrau  bringe  Glück''. 

3)  Monatsberichte  der  Kgl.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  1859,  S.  162 f.; 
Indische  Streifen,  Bd.  I,  S.  279. 

4)  A.  a.  0.  S.  XIII. 

Abhandlnngm  d.  K.  Gm.  d.  Win.  ni  GAitingeii.    rbiL-bist.  Kl.    M.  F.    Band  9,  t.  2 


10  HEINRICH   LÜDERS, 

Der  Spielkreis. 

Wichtiger  als  diese  Beiträge  zum  altindischen  Folklore  sind  die  Anfschlüsso, 
die  uns  das  Vidhurapa^cjitajätaka  über  die  Requisiten  und  die  Technik  des  Spieles 
gewährt. 

Ehe  das  Spiel  beginnt,  fordert  Pu^i^aka  den  König  auf,  das  jiltamandnln 
fertig  zu  machen.  Dieser  Ausdruck,  der  auch  im  Mahäbhärata  und  Harivaihäa 
{dyütamandala,  Mbh.  II,  79,32;  Har.  Visi^iup.  61, B4)  vorkommt^),  und  für  den  sich 
anderswo  die  Synonyme  kelinmndala  (s.  unten) ,  jädialamandfill  (s.  unten) ,  dhilrln- 
wandala  (Yäjfiavalkya  II,  201)  finden,  ist  schon  von  Pischel  erklärt  worden^). 
Es  ist  der  Kreis,  der  vor  Beginn  des  Spieles  um  die  Spieler  gezogen  wurde 
und  den  sie  nicht  verlassen  durften,  ehe  sie  sich  ihrer  Verpflichtungen  entledigt 
hatten.    Närada  XVII,  5  sagt  ausdrücklich: 

CLSuddhak  kitavo  nänyad  äsraycd  dyätamandcdam  \ 

*Kein  Spieler  soll,  ehe  er  seine  Schulden  bezahlt  hat,  einen  andern  Spiel- 
kreis betreten*.  Im  Mrcchakatika  (Ausgabe  von  K.  P.  Parab,  S.  57  f.)  zieht 
Mäthura  den  Spielerkreis  (jtldialamandali)  um  den  Bader,  der  seine  Spielschulden 
nicht  bezahlen  will,  und  dieser  ruft  betrübt  aus:  „Wie,  ich  bin  durch  den  Spieler- 
kreis gebunden?  Verflucht!  Das  ist  ein  Brauch,  über  den  wir  Spieler  uns  nicht 
hinwegsetzen  können"  ^.  In  den  Jätakas  wird  dieser  Kreis  noch  öfter  erwähnt. 
Pischel  hat  auf  das  vorhin  erwähnte  Ai[^(Jabhütajätaka  hingewiesen,  wo  von  dem 
Könige  erzählt  wird,  dass  er  das  jrUamandtda  fertig  machen  Hess,  ehe  er  mit 
seinem  Purohita  spielte  (I,  293,  11).  Interessanter  noch  ist  eine  Stelle  aus  dem 
Littajätaka  (91)*).  Nach  diesem  Jätaka  war  der  Bodhisattva  einst  ein  Würfel- 
spieler in  Benares.  Dann  heisst  es  wörtlich  (I,  379,  23):  „Nun  war  da  ein  anderer, 
ein  Falschspieler.  Wenn  der  mit  dem  Bodhisattva  spielte  und  der  Gewinn  auf 
seiner  Seite  war,  so  brach  er  den  Spielkreis  nicht  {hlimandiihm  wa  bhindafi)' 
wenn  er  aber  verlor,  so  steckte  er  einen  Würfel  in  den  Mund  und,  indem  er 
sagte:  'Es  ist  ein  Würfel  verloren  gegangen',  brach  er  den  Spielkreis  und  ging 
fort  {kelimand(dnm  hhinditvä  imkhamatiY .  Die  Geschichte  zeigt,  dass  unter  ge- 
wissen Umständen  wie  beim  Abhandenkommen  eines  Würfels  der  Spielkreis  seine 
bindende  Kraft  verlor*).    Lag  aber  Betrug  vor  und  wurde  dieser   entdeckt,   so 

1)  Mbh.  Vni,  74, 15  wird  in  demselben  Sinne  das  einfache  maia^ala  gebraucht.  Nilaka^tha 
erklärt  das  Wort  hier  als  dyüte  säristhäpanapcUtam,  was  sicherlich  falsch  ist. 

2)  Philologische  Abhandlangen.    Martin  Hertz  dargebracht,  S.  74  f. 

3)  Siehe  Pischel ,  a.  a.  0. ,  der  auf  Regnaud ,  den  ersten ,  der  die  Stelle  richtig  erklärt  hat, 
verweist. 

4)  Die  Erzählung  dieses  Jätaka  ist  in  verkürzter  Form,  aber  mit  der  Gäthä,  auch  in  die 
Pftyftsi-Sage  aufgenommen;  siehe  Leumann,  Actes  du  sizi^me  Congr^s  des  Orientalistes  ä  Leide, 
in«,  S.  485. 

5)  Die  Geschichte  beweist  meines  Erachtens  auch,  dass  in  Rv.  I,  92,  10:  ivcighntva  krtnür 
vija  äminäna  mdrtasya  dem  jaräyanty  ayuh,  und  Kv.  II,  12,  5:  so  aryäi^  pufftr  vija  iva  minäti, 
der  Ausdruck  vija  ä  minäti  nicht,  wie  Roth  im  P.  W.  (unter  mi)  und  Zimmer,  Altind.  Leben,  S.  28ü, 
vermutet   haben,    bedeuten   kann   'er  macht   die  Würfel   {heimlich)   verschwinden'.     Der  Spieler, 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM    ALTEN    INDIEN.  11 

wnrde  der  Falschspieler,  wie  Närada  XVII,  6  vorschreibt,  aus  dem  dyüiamandala 
heransgetrieben ,  nachdem  man  ihm  einen  Elranz  von  Würfeln  um  den  Hals  ge- 
hängt hatte. 

Das  Würfelbrett. 

Innerhalb  des  Spielkreises  sitzen  die  beiden  Spieler  einander  gegenüber. 
Zwischen  ihnen  liegt  nach  der  Darstellung  des  Jätaka  ein  Brett  ^  das  pbalalca. 
Dieses  Brett  war  vollkommen  glatt;  in  (t.  17  des  Alambusajätaka  (523)  werden 
die  Schenkel  eines  Mädchens  damit  verglichen: 

anupubba  va  te  ürü  näganäsasamüpamd  \ 

vlmaffhä  tuyharh  sussoni  aJclchassa  phalakam  yathä  \\ 

Im  Vidhnrapap^itajätaka  und  ebenso  im  AQ(}abhütajätaka  (I,  290, 1)  ist  es, 
weil  es  einem  Könige  gehört,  von  Silber.  Seine  Verwendung  wird  aus  dem 
YidhurapaQ(}itajätaka  nicht  ersichtlich,  da  dort  nur  erzählt  wird,  dass  die  Diener 
darauf  die  Würfel,  die  nachher  zum  Spiele  gebraucht  werden,  niederlegen.  Im 
AQ(}abhütajätaka  dagegen  wird  erzählt,  dass  der  König  beim  Spiele  die  Würfel 
darauf  wirft  (;  ajataphaluke  suvunnapämke  hhipati).  Es  hatte  also  nur  den  Zweck, 
eine  fest  begrenzte  Fläche  zu  schaffen,  auf  die  die  Würfel  niederfallen  mussten. 

Das  Adhidevana. 

Ausser  in  den  Jätakas  vermag  ich  das  phaldka  im  Sinne  von  Würfelbrett 
nicht  nachzuweisen,  doch  findet  sich  in  der  Sanskritliteratur  eine  Reihe  von 
Ausdrücken,  .für  die  man  die  gleiche  Bedeutung  aufgestellt  hat.  Der  häufigste 
unter  diesen  ist  adhidevana^  das  in  den  Petersburger  Wörterbüchern  durch 
'Spielbrett'  übersetzt  wird.    Das  Wort  erscheint  zweimal  im  Atharvaveda: 

Av.  V,  31,6:  ydm  te  cakruh  sabhayam  yäm  cakrür  adhidcvane  \ 

akse^u  krtyam  yaih  cakrnh  piinah  präti  harami  tarn  \\ 

Av.  VI,  70,1:  ydthä  mamsdm  yätha  mrä  yäthäkad  adhidivane  \ 

yäthä  pumsö  vr^anyatd  striyam  nilmnyäte  manah  \ 
evä  te  aghnye  mänö  Ulhi  vatse  ni  hanyatäm  \\ 

Es  findet  sich  ferner  mehrfach  in  den  Ritualtexten  in  der  Beschreibung 
der  Würfelzeremonien  beim  Räjasüya  und  Agnyädheya  (^atapathabrähmapa  V, 
4,4,20.22.23;  Äpastamba,  Örautas.  V,  19,2;  XVIII,  18, 16^Baudhäyana,  Örau- 
tas.  II,  8),   in  der  Beschreibung  eines  Elrankheitszaubers  (Äpastamba,  Grhyas. 


der  die  wj  vermindert,  wird  ja  in  I,  92,  10  ausdrücklich  als  krtnUj  *den  richtigen  Wurf  werfend' 
und  damit  'gewinnend',  bezeichnet;  durch  das  Verstecken  des  Würfels  aber  kann  höchstens,  wie 
das  Jätaka  zeigt,  das  8piel  zu  £nde  gebracht  und  so  weiterer  Verlust  abgewendet  werden.  Wegen 
der  Parallelstelle  Rv.  II,  12,  4 :  ivaghntva  yö  jigivim  lak$dm  adad  arydf^  puf(4n%  sd  janäsa  Indraikf 
halte  ich  es  für  das  Wahrscheinlichste,  dass  v\i  soviel  wie  lak^a,  also  '£insatz',  ist,  wie  schon 
Bollensen  übersetzt  (Or.  u.  Occ.  II,  464)  und  wie  auch  das  kleinere  P.  W.  angicbt.  Wie  der 
gewinnende  Spieler  einen  Einsatz  nach  dem  andern  fortnimmt,  so  nimmt  die  U^as  die  Tage  der 
Menschen  und  Indra  die  Güter  des  Feindes  fort.  Für  die  angenommene  Bedeutung  von  Jcftnu  ver- 
weise ich  auf  die  Ausführungen  weiter  unten. 

2* 


12  HEINRICH    LÜDERS, 

VII,  18,1;  Hira^yakesin,  Grhyas.  II,  7,2)  und  auch  in  der  Schilderung  der  s(ü)hil 
bei  Äpastamba,  Dharmas.  II,  25, 12.  Kätyäyana  braucht  in  der  Darstellung  des 
Räjasüya  dafür  den  Ausdrnck  dyätahhämi  (Srautas.  XV,  7, 13. 16).  Nach  Apa- 
stamba,  Örantas.  V,  19,  2 ;  Grhyas.  VII,  18, 1 ;  Dharmas.  II,  25,  12,  und  Hirapya- 
keäin,  Grhyas.  II,  7,  2  befand  sich  das  udhidevana  in  der  Mitte  der  sabhä ;  nur 
Baudhäyana  giebt  an,  dass  es  beim  Agnyädheya  im  Süden  (dak^inatah)  zu 
machen  sei. 

Während  aus  den  Stellen  des  Atharvaveda  über  die  Beschaffenheit  des 
adhidevatia  nichts  zu  entnehmen  ist,  machen  die  Angaben  der  Ritualtexte  es 
vollkommen  sicher,  dass  es  kein  Spielbrett  wie  das  phalaka  war.  Satapathabr. 
V,  4,  4,  20  wird  bestimmt,  dass  der  Sajäta  und  der  Pratiprasthätr  mit  dem  ihnen 
übergebenen  sphya,  dem  bekannten  armlangen  Holzschwerte,  das  adhidevana  machen 
{etefia  sphyena  .  .  .  adhidevanarh  kurutah).  Mit  einem  sphya  kann  man  aber  un- 
möglich ein  Spielbrett  herstellen.  Der  sphya  dient  indessen  öfter  dazu,  Linien 
in  den  Erdboden  zu  ritzen  oder  Erde  auszuheben.  So  umzieht  {parilikhati)  z.  B. 
beim  Somakaufe  der  Adhvaryn  dreimal  mit  dem  sphya  die  letzte  der  sieben 
Fusspuren  der  Somakuh  und  hebt  dann  die  Erde  über  der  Spur  aus  (samullikhya 
oder  samuddhrtya  padam),  um  sie  in  die  sthälJ  zu  werfen  ^).  Ahnlich  müssen  wir 
uns  auch  die  Herstellung  des  adhidevana  denken:  es  wurde  ein  Platz  im  Erd- 
boden mit  dem  sphya  umritzt  und  durch  Ausheben  der  Erde  vertieft^).  Dazu 
stimmt  aufs  beste,  dass  Äpastamba,  Hira^yakeöin  und  Baudhäyana  an  den  ange- 
führten Stellen  für  das  Herstellen  des  adhidevana  stets  den  Ausdruck  tiddhan 
verwenden'),  der  auch  sonst  vom  Aufwerfen  eines  Grabens,  vom  Ausgraben  der 
vedi  u.  s.  w.  gebraucht  wird  *) ,  und  dass  alle  drei  vorschreiben ,  das  adhidevana 
zu  besprengen  (avokf),  was  natürlich  in  erster  Linie  den  Zweck  hatte,  den  Staub, 
der  beim  Aufwühlen  des  Bodens  entstand,  zu  dämpfen.  Wir  haben  keinen  Grund 
anzunehmen,  dass  adhidevana  im  Atharvaveda  etwas  anderes  bedeute  als  in  den 
Ritualtexten,  und  da  es  sich  in  jenen  Liedern  nicht  um  die  für  rituelle  Zwecke 
bestimmten  adhidevanas  handeln  kann,  so  dürfen  wir  weiter  folgern,  dass  man 
in  der  vedischen  Zeit  überhaupt  keine  Spielbretter  benutzte,  soi^ern  sich  mit 
einer  Vertiefung  im  Boden,   innerhalb   deren  die  Würfel  niederfallen  mussten, 


1)  l^atapathabr.  III,  3,  1,  5. 6;  Kätyäyana,  l^rautas.  VII,  6,  19.20. 

2)  Auch  MaLIdhara  erklärt  die  an  den  sphya  gerichteten  Worte  Indrcisya  vdjro  ^si  Una  me 
radhya  (Yäjasaneyis.  X,  28):  yasmät  tvam  vajrarüpas  tena  käranena  mama  radhya  dyütabhümau 
parilekhanarüpam  käryam  sädhaya. 

3)  Äpastamba,  l^rautas.  XYIII,  18,16:  tena  (nämlich  sphyena)  iik^äväpo  ^dhidevanam  uddhatyOf 
XL  8.  w.  Oldenberg  übersetzt  Hiranyakeiin ,  Grhyas.  II,  7, 2  (SBE.  XXX,  S.  219) :  he  elevates  (the 
earth  at)  that  place  in  which  they  use  to  gamble,  und  Äpastamba,  Grhyas.  VII,  18, 1  (ebd.  S.  287): 
he  raises  (the  earth  in  the  middle  of  the  hall)  at  the  place  in  which  they  gamble,  Bühler,  Äpa- 
stamba, Dharmas.  II,  25, 12  (ebd.  II,  S.  162):  (the  Superintendent  of  the  house)  shall  raise  a  play- 
table.  Diese  Übersetzungen  treffen  nicht  das  Richtige.  Auch  Haradatta  bemerkt  zu  der  letzten 
Stelle  ausdrücklich,  dass  man  das  adhidevana  mit  einem  Stücke  Holz  oder  einem  ähnlichen  Werk- 
zeuge aushebe  (tat  kä^fhädinoddhanH). 

4)  Siehe  die  im  PW.  gegebenen  Belege. 


Das    WÜRFEIiiPlEL   IM   ALTEN   INDIEN.  13 

begnügte^).  Und  dass  tatsächlich  das  gewöhnliche  adhidcvana  in  allen  Stücken 
dem  bei  Apastamba,  Hiranyakeäin  und  Bandbäyana  beschriebenen  glich,  geht 
deutlich  aus  Av.  VII,  114,2  hervor,  wo  ein  Spieler  den  Agni  auffordert,  das 
ghrta  den  Apsaras,  Staub  und  Sand  und  Wasser  aber  den  Würfeln  zuzuführen  ^ : 

ghrtam  apsarähhi/o  vaha  tväm  agne  pämsun  alcsebhyak  sikatä  apds  ca  \ 
yathäbhägdfh  havyddäfim  jusäna  mddanii  devä  ubhdyäni  havyä  || 

Staub,  Sand  und  Wasser,  die  hier  als  das  havya  der  Würfel  bezeichnet  werden, 
sind  eben  die  Erscheinungen,  die  sich  auf  dem  ausgegrabenen  und  dann  mit 
Wasser  besprengten  adhidcvana  einstellen  mussten*). 

Andere  Namen  des  Adhidevana. 

Dem  adhidevana  in  den  oben  aus  der  Sütraliteratur  angeführten  Stellen  ent- 
spricht in  der  Beschreibung  des  Würfelzaubers  in  Kauäikas.  XLI,  12  der  Aus- 
druck ädevana,  Dass  dieses  adevana  mit  dem  adhidcvana  identisch  ist,  ist  von 
vorneherein  sehr  wahrscheinlich ;  bewiesen  würde  es  sein,  wenn  wir  die  in  XLI,  10 
gegebene  Vorschrift:  gartam  Ihanadj  *er  gräbt  das  Loch\  direkt  auf  die  Her- 
stellung des  ädevann  beziehen  dürften*).  Bei  der  abgerissenen  Art  der  Dar- 
stellung lässt  sich  diese  Frage  kaum  entscheiden,  doch  ist  zu  beachten,  dass 
Durga  im  Kommentar  zu  Nirukta  III,  B  garta  —  ebenso  wie  das  danebenstehende 
sabhasthanu  —  durch  alc^anirvapanapWm  ^  *die  Unterlage  für  das  Hinstreuen  der 
Würfel',   erklärt.    Damit  meint  Durga  allerdings   vielleicht  ein  Würfelbrett*); 


1)  Auch  Säyana  erklärt  adhidevana  in  Av.  VI,  70,  1  nicht  als  Spielbrett,  sondern  als  Spiel- 
platz:  aähy  upari  divyanty  a^min  kitavä  ity  adhidevanath  dyütasthänam ,  ebenso  in  Satapathabr. 
y,  3,1,  10:  adhidevanam  dyütädhikaranam  sthänam,  vgl.  damit  Rudradatta  zu  Äpastamba,  Srautas. 
Y,  19,2:  yaira  dlvyanti  tad  adhidevanam;  Mätrdatta  zu  Hiranyakesin ,  Grhyas.  II,  7,2:  yatra 
d^vyanti  so  'dhidevano  deaah;  Haradatta  zu  Äpastamba,  Dharmas.  II,  25,  12:  yasyopari  kitavä 
ak^air  dtvyanti  tat  sihänam  adhidevanam. 

2)  Henry,  Le  livre  VII  de  TAtharva-V^da,  S.  119,  folgert  aus  diesen  Worten,  dass  man  die 
Würfel  in  feinem  Sande  gerollt  und  dann  in  Wasser  abgewaschen  habe,  und  beruft  sich  dafür  auf 
Kausikas.  XLI,  14.  Nach  Caland,  Altind.  Zauberritual,  S.  142,  bezieht  sich  das  letztere  Sütra  aber 
garnicht  auf  das  Begiessen  der  Würfel. 

3)  Der  Inder  hat  in  alter  wie  in  neuerer  Zeit  nicht  nur  Würfelplätzc ,  sondern  auch  ganze 
Schachbretter  in  den  Boden  eingegraben.  Auf  einem  der  Reliefs  an  den  Rails  des  Stüpa  zu 
Bharaut  (Cunningham,  The  Stüpa  of  Bharhut,  Plate  XLV)  sind  vier  Männer  dargestellt,  die  auf 
einem  grossen  Felsen  oder  auf  der  Spitze  eines  Berges  mit  markierten  Steinen  an  einem  in  dreissig 
Felder  geteilten  Quadrate  irgend  ein  Spiel  spielen,  als  der  Felsen  sich  spaltet.  Durch  den  Riss, 
der  in  einer  Linie  sowohl  durch  den  Felsen  als  auch  durch  jenes  Quadrat  hindurchgeht,  wird  es  ganz 
deutlich,  dass  sich  der  Künstler  das  letztere  nicht  als  bewegliches  Brett,  sondern  als  in  den  Erd- 
boden eingezeichnet  dachte.  Fast  2000  Jahre  jünger  ist  das  Zeugnis  Nilakanthas,  der  in  seinem 
Nitimayükha  in  dem  Abschnitt  über  das  Schachspiel  vorschreibt,  dass  man  das  Schachbrett  durch 
Ziehen  von  Linien  auf  einem  Tuche  oder  einem  Brette  oder  auf  dem  Erdboden  herstellen  solle 
(pafe  phale  vä  bhuvi  vätha)',  siehe  Monatsberichte  d.  Ak.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1873,  S.  711. 

4)  Vgl.  Caland,  Altindisches  Zauberritual,  S.  141. 

5)  An  einen  ^Würfeltisch'  (PW.),  an  dem  gespielt  wurde,  ist  aber  auf  keinen  Fall  zu  denken, 
da  ein  solches  Gerät  auch  heute  noch  in  Indien  unbekannt  ist 


14  nEINRICIl    LÜÜEKS, 

es  wäre  aber  wohl  begreiflich,  dass  (jaria  ursprünglich  die  gleiche  Bedeutung 
wie  adhidevana  gehabt  hätte  nnd  später  auf  das  Q-erät,  das  dem  gleichen  Zwecke 
diente,  übertragen  worden  wäre. 

Auch  der  Rgveda  kennt  das  adhidevana,  allerdings  wieder  anter  andern 
Namen.  In  dem  Verse  Rv.  X,  43,  5 :  Icridm  nd  scaghni  vi  cinoti  dcvane  erklärt 
Durga  zu  Nirukta  V,  22  devave  durch  ästärcj  also  offenbar  *auf  dem  Würfel- 
platze'^).  Dass  dcvana  einfach  'das  Spielen'  bedeuten  kann,  hat  sicherlich  auch 
Durga  gewusst;  wenn  er  das  Wort  trotzdem  hier  als  Würfelplatz  fasst,  so, 
glaube  ich,  dürfen  wir  seine  Deutung,  gerade  weil  sie  nicht  die  nächstliegende 
ist,  nicht  ohne  Weiteres  verwerfen,  und  wir  werden  sehen,  dass  sie  in  der  Tat 
besser  in  den  Zusammenhang  passt  als  die  herkömmliche. 

Mit  grösserer  Sicherheit  lässt  sich  noch  ein  anderes  rgvedisches  Wort  als 
Synonym  von  adhidevana  erweisen,  nämlich  irina.  Es  findet  sich  zweimal  im 
Ak^asükta  (X,  34).  In  Vers  1  werden  die  Würfel  irme  varvrtänäh^  in  Vers  9 
irine  nyüpfäh  genannt.  Säyaoa  erklärt  das  Wort  in  beiden  Fällen  durch  änphära, 
Durga  zu  Nirukta  IX,  8  durch  asphural-asthäna^).  Pischel  hat  die  Vermutung 
ausgesprochen,  dass  das  irina  ein  Brett  mit  Löchern  war,  in  die  die  Würfel 
entweder  fallen  mussten  oder  nicht  durften^).  Allein  von  einem  solchen  Brette 
ist  niemals  die  Bede;  das  phalaka  ist  ja  im  Gegenteil,  wie  wir  oben  sahen,  voll- 
kommen glatt.  Wenn  wir  aber  bedenken,  dass  irtwa,  wie  Pischel  selbst  gezeigt 
hat,  an  andern  Stellen  *Loch  in  der  Erde'  bedeutet,  so  werden  wir  kaum  daran 
zweifeln  können,  dass  es  hier  das  adhidevana^  das  ja  auch  nichts  weiter  als  eine 
Vertiefung  im  Erdboden  ist,  bezeichnet. 

Aus  dem  Mahäbhärata  gehören  noch  zwei  andere  Ausdrücke  hierher.  Mbh. 
IX,  15,  8  wird  von  den  Kämpfern  gesprochen ,  die  das  Leben  dahingehen  yuddhc 
pränadyütßhhidcvane ^  *in  der  Schlacht,  dem  ahhidevana  für  das  Spiel  um  Leben 
und  Tod\     Und  Mbh.  II,  56,  3;  4  rühmt  sich  Sakuni: 

glahän  dhanüm§i  nie  viddhi  daran  aJc^aths  ca  lihärata  \ 
ak^änäfh  hrdayam  me  jyäm  ratham  viddhi  fnafnasphuram\\ 

Es  leuchtet  ohne  Weiteres  ein,  dass  ahhidevana  mit  adhidevana  und  Osphura 
mit  dem  oben  aus  Säyapas  und  Dargas  Kommentaren  angeführten  äsphära  oder 
äsphurdkasthäua  identisch  ist;  beide  Wörter  bezeichnen  also  wieder  die  im  Boden 
angebrachte  Vertiefung,  nicht  das  Würfelbrett,  wie  das  kleinere  PW.  wenigstens 
für  ahhidevana  angiebt*).     Bei  dieser  Deutung  passt  auch  der  Vergleich  in  11, 


1)  Das  Wort  ästära  ist  sonst  allerdings  in  diesem  Sinne  nicht  belegt;  vgl.  aber  das  Kompo- 
situm aabhäsiära. 

2)  äsphärakasihäna  in  der  Ausgabe  Roths. 

3)  Vedische  Studien,  Bd.  II,  S.  225. 

4)  Nllakantha  erklärt  äsphura  in  II,  56, 4  ganz  richtig  als  ak^avinyäsapdJtanädisihänamy 
während  er  zu  II,  59,  4  von  einem  äsphura  genannten  Würfeltuche  {äaphurälchyetiäksapätanaväaasä)^ 
mit  dem  die  sabhä  bedeckt  sei,  spricht.  Er  denkt  hier  offenbar  an  ein  Tuch,  wie  es  heute  beim 
Caupur-  und  Pacisi  -  Spiele  gebraucht  wird;  vgl.  seine  oben  angeführte  Erklärung  von  «uifKia/a 
in  Mbh.  VIII,  74, 15.    Es  liegt  aber  nicht  der  geringste  Grund  vor,   die  Benutzung  eines  solchen 


DAS    WÜRFETÄPIEL   IM   ALTKN   INDIEN.  15 

56,4  ausgezeichnet:  der  Streitwagen  ist  der  Würfelplatz,  von  dem  aas  der 
Kämpfer  die  Pfeile  der  Würfel  abschiesst  ^).  Auch  bei  dem  Spiele  zwischen 
Rukmin  und  Baladeva,  wie  es  im  Harivaiüäa  geschildert  wird,  werden  die  Würfel 
offenbar  einfach  auf  die  Erde  geworfen^);  sonst  wäre  es  kaum  verständlich, 
weshalb  Baladeva  seinen  Gegner  auffordert,  die  Würfel  *auf  diesem  staubigen 
Platze'  {dese  'smims  tv  Oiihipämsuke)  zu  werfen  (Har.  Vi^^up.  61,  37). 

Der  Pattaka. 

•   « 

Endlich  sei  hier  noch  der  pattaka  angeführt,  der  in  der  Einleitung  zur 
Pääakakevali  erwähnt  wird  ^).  Da  pattaka  auch  sonst  Tafel  oder  Brett  bedeutet, 
so  sehe  ich  nicht  ein,  weshalb  Schröter  stiripattale  hier  *auf  ein  weisses  Tuch' 
übersetzt^).  Die  Auffassung  als  Würfelbrett  liegt  jedenfalls  am  nächsten.  Dies 
ist  die  einzige  Stelle  in  der  Sanskritliteratur,  wo  ich  die  Verwendung  eines  dem 
phalaka  der  Jätakas  analogen  Würfelbrettes  mit  einiger  Sicherheit  nachweisen 
kann,  doch  ist  auch  dieser  Nachweis  nur  von  sekundärer  Bedeutung,  da  es  sich 
in  der  Pääakakevali  ja  nur  um  ein  Würfelorakel,  nicht  um  das  eigentliche 
Würfelspiel  handelt. 

Das  Ak^ävapana. 

Allerdings  giebt  es  noch  einen  Ausdruck,  für  den  das  PW.  'Spielbrett'  als 
Bedeutung  angiebt  und  der  nicht  mit  adhidevana  identisch  sein  kann:  das  Sata- 
pathabr.  V,  3, 1, 10  und  Kätyäyana,  Srautas.  XV,  3,  30  belegte  ak^arapaita.  Das 
ak^avapana  kann  unmöglich  in  einer  im  Boden  angebrachten  Vorrichtung  be- 
standen haben,  sondern  muss  ein  bewegliches  Instrument  gewesen  sein,  da  es 
als  die  dak^lna  für  den  aksavapa ,  den  königlichen  Würfelbewahrer ,  beim  Räja- 
süya  bestimmt  wird.  Der  Samksiptasära  giebt  nun  in  der  T*at  die  Erklärung: 
dyütakäle  yaträk^äh  prak§ipyante  lad  ak^äcapanam.  In  andern  Kommentaren  aber 
wird  es  als  ein  Behälter  zur  Aufbewahrung  der  Würfel  erklärt ;  so  bei  Säya^a : 
ah^üvapanam  pätram  aksä  npyantc  'smiini  iiy  aksävapanam  aksasthanäiapanapä/ram 
und  in  zwei  Randglossen,  die  Weber  anführt:  al§asthapanapätram  iti  Mädhavah 
und  dyütaramanapätram  aksäcapanam.    Für  die  Richtigkeit  der  zweiten  Erklärung 

Tuches  schon  der  epischen  Zeit  zuzuschreiben.  Wer  die  Schilderung  der  Herrichtung  des  Spiel- 
saales im  Vidhurapanditajätaka  vergleicht,  wird  kaum  bezweifeln,  dass  die  Worte  upastlrnä  sahhä 
nichts  weiter  bedeuten  als:  'die  Spielhalle  ist  (mit  Teppichen  zum  Sitzen)  belegt'.  Zur  Etymologie 
von  äsphura  vgl.  Rv.  X,  34,  ü,  wo  es  von  den  Würfeln  heisst :  updri  sphuranti. 

1)  £in  drittes  Wort,  für  das  das  kleinere  PW.  im  Anschluss  an  Nilakantha  die  Bedeutung 
*Hrett,  Spielbrett*  aufstellt,  ist  phala  in  dem  schwierigen  Verse  Mbh.  IV,  1,  25.  In  dem  grösseren 
PW.  wurde  es  als  'Auge  auf  einem  Würfel'  erklärt,  aber  weder  die  eine  noch  die  andere  Bedeutung 
passt  in  den  Zusammenhang.    Wir  werden  auf  den  Vers  später  zurückkommen. 

2)  Im  übrigen  ist  hier,  wie  wir  sehen  werden,  nicht  das  einfache,  sondern  das  mit  dem 
Brettspiel  kombinierte  Würfelspiel  gemeint. 

3)  In  BA;  Schröter,  a.  a.  0.  S.  17. 

4)  A.  a.  0.  S.  XII.  Auch  Weber  spricht  (Monatsber.  S.  in2;  Ind.  Streifen,  Bd.  I,  S.  279)  von 
einem  'reinen  Tuche',  in  der  Übersetzung  (S.  286)  aber  von  einer  'reinen  Tafel'. 


16  HEINRICH    LUDERS, 

spricht  vor  allem  die  ausdrückliche  Angabe  der  Texte,  dass  das  ak^äiHipana  mit 
einem  Haarseile  versehen  war  {väladamna  prahadiUiani;  väladdmabadd/iam),  was 
wohl  für  einen  zum  Tragen  bestimmten  Würfelbehälter  passt,  für  ein  Spielbrett 
aber  doch  ganz  unangebracht  wäre.  Dazu  kommt,  dass  ävapana  auch  sonst  nur 
die  Bedeutung  *Gefäss ,  Behälter'  hat.  Ich  kann  also  in  aJcsävapana  nur  einen 
Würfelbehälter  erkennen,  und  ein  solcher  ist  jedenfalls  ein  durchaus  geeignetes 
Geschenk  für  einen  al:savapn^). 

Die  Pääakas. 

Die  Würfel  heissen  in  der  Prosa  des  Vidhurapa^cjitajätaka  (VI,  281,11; 
15;  19;  20;  21 ;  282, 4;  8;  11)  und  des  A^cjabhütajätaka  (I,  290, 1)  päsaha.  Daneben 
steht  die  kürzere  Form  2)asa  (I,  293,12),  die  auch  in  G.  3  des  SpieUiedes  er- 
scheint. Im  Sanskrit  entsprechen  pOsaJca  und  ^^ava.  Die  längere  Form  wird  von 
Amara  (II,  10,45),  Mankha  (967)  und  Hemacandra  (Abhidhänacint.  486)  ange- 
führt. Belegt  ist  sie  im  Sthavirävalicarita  VIII,  356,  wo  von  Cäi;jakya  erzählt 
wird,  dass  er  mit  falschen  päSakafi  {kütapäsakaih)  gespielt  habe,  und  mehrfach  in 
der  Pääakakevali  (Vv.  49;  102;  125,  und  in  den  Einleitungen  von  BA  und  BB). 
Die  kürzere  Form  findet  sich  ebenfalls  im  Mankhakofia  (886),  in  der  Pääakake- 
vali  (V.  16  und  in  der  Einleitung  von  BB),  in  Nilaka^ttas  Kommentar  zu  Mbh. 
ni,  59,  6;  IV,  1,  25;  7, 1;  50,  24;  V,  35, 44;  VUI,  74, 15  u.  s.  w.  und  bei  Kama- 
läkara  zu  Närada  XVII,  1.  Hemacandra  (Abhidhänacint.  486;  Anekärthas.  II, 
543 ;  Unädiga^av.  564)  kennt  aber  auch  die  Form  präsaka,  und  diese  wird  in  dem 
ersten  Würfelorakel  des  Bower  MS.  (Z.  2)^)  tatsächlich  verwendet.  Da  sowohl 
päsalcn  als  auch  prosalca  erst  aus  verhältnismässig  später  Zeit  belegt  sind,  so 
sind  beide  wahrscheinlich  nur  Sanskritisierungen  eines  volkssprachlichen  2)äsal'a. 
Welche  von  beiden  die  richtige  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Die  Be- 
zeichnung als  'Schlinge'  oder  'Fessel'  erscheint  wenig  passend  für  den  Würfel; 
präsdka  andererseits  könnte  von  pros  gebildet  sein  ähnlich  wie  unser  ^Würfel' 
von  werfen,  doch  spricht  gegen  diese  Ableitung,  dass  die  Wurzel  as  mit  pra^  soweit 
ich  weiss,  niemals  in  Verbindung  mit  einem  Worte  für  Würfel  gebraucht  wird. 

Die  päsakas  waren  nach  G.  3  des  Spielliedes  und  nach  der  Prosaerzählung 
des  Vidhurapai;j(Jitajätaka  (VI,  281,10)  und  des  Ai;j(j[abhütajätaka  (I,  290,1)  aus 
Gold  gemacht.  Märchenkönige  haben  nur  goldene  und  silberne  Sachen ;  in  Wirk- 
lichkeit wird  man  sich  auch  mit  weniger  kostbaren  Stoffen  begnügt  haben.  Die 
beim  Orakel  verwendeten  päsakas  waren  nach  der  Pääakakevali  "j  aus  Elfenbein 
oder  aus  Svetärkaholz  verfertigt;  nach  der  tibetischen  Version  wurden  sie  bei 
Nacht  aus  den  Wurzeln  des  SäiQKjilyabaumes  geschnitten^). 

1)  Unter  ävapana  wird  übrigens  im  grösseren  PW.  für  ak^ävapana  die  Bedeutung  *  Würfel- 
becher' aufgestellt.    Dass  es  diesen  in  Indien  nicht  gab,  wird  nachher  gezeigt  werden. 

2)  Ind.  Ant.  Vol.  XXI,  p.  135 ;  Bower  Manuscript,  edited  by  Hoemle,  p.  192. 

3)  Einleitung  in  BB:  ivetärkagajadantam  vä. 

4)  Monatsberichte  der  Kgl.  Preuss.  Akad.  der  Wissenschaften  zu  Berlin  1859,  S.  160;  Ind. 
Streifen,  Bd.  I,  S.  27G.  Das  Kausikasütra  VIII,  15  zählt  Aeglc  mannclos,  den  Bilva-  oder  ^ändilya- 
baum,  unter  den  zu  res  faustae  gebrauchten  Holzarten  auf. 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM   ALTEN   INDIEN.  17 

Was  ihre  Form  betrifft,  so  meint  Schröter^),  sie  wären  wohl  vierseitig 
(d.  h.  pyramidenförmig)  gewesen ,  wobei  die  nach  unten  fallende  Seite  die  ent- 
scheidende gewesen  sein  müsse  ^.  Diese  Vorstellung  ist  ganz  falsch.  Eine  Kenntnis 
des  modernen  päiala  würde  Schröter  vor  diesem  Irrtume  bewahrt  haben.  Der 
paSal-a,  wie  er  noch  heute  beim  Caupur  gebraucht  wird,  ist  ein  rechtwinkUges 
vierseitiges  Prisma,  ungefähr  7  cm  lang  und  1  cm  hoch  und  breit ").  Nur  die  vier 
Langseiten  sind  mit  Augen  versehen ;  die  beiden  Schmalseiten,  die  bei  der  ganzen 
Form  des  Würfels  überhaupt  nie  oder  doch  nur  durch  einen  Zufall  oben  oder  unten 
liegen  können,  sind  unbezeichnet.  Dieselbe  Form  hatte  der  päsaka  sicherlich  schon 
in  alter  Zeit.  Er  wird  in  der  Päfiakakevali  *)  caturasra ,  in  G.  3  des  Spielliedes 
caiuramsa,  vierkantig,  genannt,  was  darauf  schliessen  lässt,  dass  die  Kanten  an 
den  Schmalseiten  abgerundet  waren,  um  ein  Liegenbleiben  des  Würfels  auf  diesen 
völlig  unmöglich  zu  machen.  Auch  das  Mass  des  Würfels  wird  in  beiden  Texten 
angegeben.  Nach  der  Gäthä  hatte  er  eine  Länge  von  8  angula]  nach  der  Pfiia- 
kakevali  scheint  er  1  angula  oder  1  aficjula  und  1  yava  breit  und  daumenlang 
gewesen  zu   sein,    doch    sind  die  dort  gebrauchten  Ausdrücke  nicht  ganz  klar^). 

In  betreff  der  Augenzahl  des  einzelnen  poSaka  lässt  sich  mit  Sicherheit  be- 
haupten, dass  die  vier  numerierten  Seiten  die  Zahlen  von  1  bis  4  trugen.  Bei 
den  zahlreichen  Würfen ,  die  in  den  verschiedenen  Würfelorakeln  angeführt 
werden,  handelt  es  sich  immer  nur  um  diese  Zahlen;  die  Tatsache  wird  ausser- 
dem ausdrücklich  bezeugt  durch  Nllakantha,  der  zu  Mbh.  TV,  60, 24  bemerkt : 
IramenaikadvitricaturankäfiJcitaih  pradeSair  ankacatufiuyavän  päio  bhavati.  Die  mo- 
dernen beim  Caupur  gebrauchten  Würfel  sind  in  dieser  Hinsicht  verschieden ;  die 
mir  vorliegenden  sind  der  Reihe  nach  mit  1,  2,  6,  B  Augen  bezeichnet,  während 
die  bei  Hyde,  Historia  Nerdiludii,  S.  68®),  abgebildeten  1,  3,  4,  6  Augen  zeigen^. 

Die  Vibhitakafrüchte. 

Für  die  älteste  vedische  Zeit  lässt  sich  der  Gebrauch  der  pasdkas  nicht 
nachweisen.  Nach  den  Liedern  des  ?g-  und  Atharvaveda  verwendete  man  viel- 
mehr beim  Würfeln  den  vibhidaka^  die  Nuss  des  Vibhidaka-  oder  Vibhitakabaumes 


1)  A.  a.  0.  S.  XIII. 

2)  Diese  Anschauung  teilte  auch  Weber  (Monatsber.  S.  162),  der  aber  später  durch  Wilsons 
richtige  Definition  von  päsaka  *a  dice,  particularly  the  long  sort  used  in  playing  Chaupai'  ver- 
anlasst, der  Wahrheit  schon  näher  kam ;  siehe  Ind.  Streifen,  Bd.  I,  S.  278,  Note  3. 

3)  Ich  urteUe  nach  Exemplaren,  die  ich  der  Güte  des  Herrn  Dr.  A.  Freiherm  von  Stafil- 
Holstein  verdanke. 

4)  In  der  Einleitung  in  BB;  Schröter,  a.a.O.  S.  18. 

5)  Schröter  liest  angulam  väyavädhikam  \\  anguftafh  mänavigtirnam ,  was  ich  zu  ai^lam  vä 
yavädhikam  ||  ai^u9thamänavisHrnam  verbessern  möchte. 

6)  Damach  auch  bei  A.  van  der  Linde,  Geschichte  und  Litteratur  des  Schachspiels,  Bd.  I,  S.  80. 

7)  Es  mag  hier  auch  noch  erwähnt  werden,  dass  nach  der  tibetischen  Version  der  Pfiiaka- 
keval!  die  vier  Seiten  des  Würfels  mit  Buchstaben,  nämlich  a,  ya,  va,  da  bezeichnet  waren;  siehe 
Weber,  Monatsber.,  S.  160;  Ind.  Streifen,  Bd.  I,  S.  276. 

AbboBdlangen  d.  K.  Gos.  d.  Wiu.  xn  Gftiiingon.    Pbil.-biBt.  Kl.  N.  F.  Band  0,t.  3 


18  HEINRICH   LUDERS, 

(Rv.  Vn,  86, 6 ;  X,  34, 1 ;  Av.  Paipp.  XX,  4, 6  nach  Roth) ').  Die  Würfel  heissen 
daher  die  braunen  (babhrti,  Rv.  X,  34,  B;  Av.  VII,  114,7),  am  windigen  Orte  ge- 
borenen {praväfejd,  Rv.  X,  34, 1).  In  der  Ritualliteratur  werden  die  beim  Agny- 
ädheya,  Räjasüya  und  bei  Zauberzeremonien  gebrauchten  Würfel  in  den  Texten 
selbst  nirgends  als  VibhitahafrUchte  charakterisiert ,  die  Kommentatoren  er- 
klären aber  mehrfach  den  dort  vorkommenden  Ausdruck  alsa  in  diesem  Sinne, 
so  Agnisvämin  zu  Lätyäyana,  Srautas.  IV,  10,22,  Rudradatta  zu  Apastamba, 
Srautas.  V,  19,2,  Mätrdatta  zu  Hira^yakeäin,  Grhyas.  II,  7,2,  Därila  zu  Eauäikas. 
XVII,  17;  XLI,  13.  Zum  Teil  aber  handelt  es  sich  dabei  um  Imitationen  von 
Früchten,  wenigstens  giebt  Säya^a  zu  Taittiriyas.  I,  8,16,2  (Bibl.  Ind.  Vol.  U, 
S.  168)  und  Satapathabr.  V,  4,4, 6  an,  dass  beim  Räjasüya  einige  goldene  Vibhi- 
takafrüchte  als  Würfel  benutzten  *).  Ob  mit  den  taih/üfaka  Würfeln,  die  Apastamba, 
Dharmas.  II,  25, 12  bei  der  Beschreibung  der  Einrichtung  einer  Spielballe  er- 
wähnt, die  Früchte  gemeint  sind,  ist  nicht  ganz  sicher,  da  Haradatta  vaibhilakän 
durch  vibkUa1cavrk§asya  vikärabhätän  erklärt,  also  vielleicht  Würfel,  die  aas 
Vibhitakaholz  gemacht  sind,  darunter  versteht. 

Aus  der  epischen  und  klassischen  Literatur  ist  mir  ein  direktes  Zeugnis 
für  den  Gebrauch  der  Vibbitakanüsse  beim  Würfeln  nicht  bekannt;  es  lassen 
sich  dafür  aber  Namen  des  Baumes  wie  Qk§a  und  kali  (Amara  II,  4, 58 ;  Halä- 
yudha  II,  463;  Mankha  968;  Hemacandra,  Abhidhänacint.  1145,  Anekärthas. 
II,  466 ;  543)  und  die  Sage  anführen,  nach  der  Kali  aus  Nalas  Körper  in  den 
Vibhitakabaum  fuhr,  der  seitdem  verflucht  ist  (Mbh.  III,  72,38;  41). 

Was  die  Form  betrifft,  in  der  man  die  Vibhitakafrüchte  benutzte,  so  mag  hier 
zunächst  die  Ansicht  eines  modernen  Pandit  angeführt  werden,  von  der  uns 
Roth  unterrichtet*).  Dieser  Pandit  richtete  die  Nüsse  zum  Spiele  her,  indem  er 
ihnen  zwei  Seiten  machte;  auf  die  eine  schrieb  er  ;>ä,  d.i.  Varidara,  auf  die  an- 
dere kau,  d.  i.  Kaurava,  Die  ßo  zurechtgemachten  Nüsse  wurden  nach  dem  Pandit 
als  Kreisel  benutzt;  man  fasste  die  einzelne  Nuss  an  ihrem  unteren  stielartigen 
Fortsatz,  zwirbelte  sie  mit  drei  Fingern  und  liess  sie  tanzen.  Die  Seite,  die 
nach  oben  fiel,  entschied.  Diese  ganze  Erklärung  ist,  wie  schon  Roth  bemerkt 
hat,  durchaus  unwahrscheinlich  und  mit  dem,  was  uns  sonst  über  das  Spiel  be- 
richtet wird,  völlig  unvereinbar.  Sie  ist  daher  nichts  weiter  als  ein  Einfall, 
dem  irgend  welcher  Wert  nicht  beizumessen  ist. 

Da  die  Nüsse  fünf  Seitenflächen  haben,  so  nahm  Zimmer  an,  dass  die  ein- 
zelnen Seiten  der  Reihe  nach  mit  1,  2,  3,  4,  5  Augen  versehen  waren*).  Meines 
Erachtens  ist  das  aber  deshalb  unmöglich,  weil  bei  einem  derartigen  Würfel 
keine  Seite  als  die  obenliegende  und  damit  entscheidende  betrachtet  werden  kann. 
Die  Form  der  Nüsse  schliesst  somit  schon  von  vorneherein  jegliche  Unterscheidung 

1)  Vgl.  Roth,  ZDMG.  U,  123,  und  besonders  Gurupüjäkaumudi,  S.  1  ff. 

2)  Aach  Apastamba,  Srautas.  XYIII,  19,  1;  5,  spricht  von  goldenen  Würfeln  (sauvai^än 
akfdn). 

8)  Gurap^jäkaamudl,  S.  3. 
4)  Altind.  Leben,  S.  284. 


DAS   WÜItFELSPIEL   IM    ALTEN    INDIEN.  19 

der  einzelnen  Seitenflächen  aus,  und  in  der  Tat  ist  eine  solche  bei  der  Art  des 
Spieles,  die  Baudhäyana  und  Apastamba  für  das  Agnyädheya  nnd  Räjasüya  vor- 
schreiben, auch  garnicht  von  nöten;  zu  diesem  Spiele  können  die  Nüsse,  wie 
wir  sehen  werden,  ohne  weiteres  in  ihrer  natürlichen  Gestalt  verwendet  werden. 
Das  gleiche  dürfen  wir  aber  auch  für  das  gewöhnliche  Spiel  annehmen,  da  sich 
zeigen  wird,  dass  sich  dieses  wenigstens  prinzipiell  nicht  von  dem  rituellen  Spiele 
unterschied. 

Die  Kaurimuscheln. 

Eine  dritte  Art  von  Würfeln  waren  die  Kaurimuscheln,  sk.  Jcaparda  und 
Jcapardaka.  Allerdings  vermag  ich  das  Spiel  mit  Kauris  mit  Sicherheit  erst  aus 
verhältnismässig  sehr  später  Zeit  nachzuweisen.  Nach  Yäjfiikadevas  Faddhati 
zu  Kätyäyana,  Srautas.  IV,  9,21  gebrauchte  man  Eauris  zn  dem  Würfelspiel 
beim  Agnyädheya.  Mahidhara  zu  Väjasaneyis.  X,  28  und  Säya^ia  zu  Taittiriyas. 
I,  8,  16,2  (Bibl.  Ind.  Vol.  II.  p.  168)  und  Satapathabr.  V,  4,  4,6  geben  an,  dass 
bei  der  Übergabe  der  fünf  Würfel  an  den  König  beim  Räjasüya  aus  Gold  ver- 
fertigte Kauris  die  Rolle  der  Würfel  vertreten.  Auch  ^v.  I,  41,9  soll  nach 
Säya^a  von  einem  Spiele  mit  Kauris  die  Rede  sein.  In  dem  letzten  Falle  hat 
Säyapa  nach  dem,  was  wir  sonst  über  das  vedische  Würfelspiel  wissen,  sicher- 
lich Unrecht;  aber  auch  die  übrigen  Angaben  der  Kommentatoren  sind  natürlich 
nur  für  ihre  eigene  Zeit,  nicht  für  die  Zeit  der  von  ihnen  erklärten  Texte  be- 
weisend. Heutzutage  werden  Kaurimuscheln  als  Würfel  beim  Pacisi  Spiele  ver- 
wendet. 

Es  ist  klar,  dass  das  Spiel  mit  solchen  Muscheln  viel  einfacher  gewesen 
sein  muss  als  das  mit  wirklichen  Würfeln  wie  den  päiakas.  Jede  Markierung 
der  Seiten  durch  Zahlen  ist  ausgeschlossen,  und  es  kann  sich  nur  darum  ge- 
handelt haben,  ob  die  Muscheln  mit  der  gewölbten  Seite  nach  oben  oder  nach 
unten  fielen.  Das  wird  denn  auch  von  Mahidhara  ausdrücklich  festgestellt; 
nach  ihm  siegt  der  Spieler,  wenn  alle  Kauris  entweder  nach  oben  oder  nach 
unten  fallen:  yadä  paftcäpy  alsä  ekarüpüh  patanty  uttanä  aväüco  vä  tadä  devitur 
jayah.    Dasselbe  besagt  der  von  Säyapa  zu  Öatapathabr.  V,  4,  4, 6  zitierte  Vers : 

pancasu  tv  ekampOsu  jaya  eva  bhavisycUi. 

Und  damit  stimmt  auch  die  Beschreibung  überein,  die  Yäjnikadeva  von  dem  Vor- 
gang giebt:  ^Darauf  breiten  die  Opferpriester,  der  Brahman  und  die  andern, 
nördlich  vom  vihara  ein  Stierfell  aus,  setzen  darauf  ein  Messinggefäss  mit  der 
Öffnung  nach  unten,  nehmen  fünf  Kaurimuscheln  in  die  Hand  und,  nachdem  sie 
gesprochen  haben:  'Durch  Gleich  (samena)  siege  ich,  durch  Ungleich  (vi^amena) 
wirst  du  besiegt',  würfeln  sie  viermal  auf  dem  Messinggefässe.".  Die  Ausdrücke 
sama  und  vi§ama  sind  also  nicht,  wie  HiUebrandt,  Ritual-Ldtteratur,  S.  108,  will, 
als  gerade  und  ungerade  zu  verstehen,  sondern  saniena  bezeichnet  den  Fall,  dass 
alle  fünf  Muscheln  in  gleicher  Weise  mit  der  Wölbung  nach  oben  bezw.  nach 
unten  fallen,  vi^amcna  das  Gegenteil. 


20  HEINRICH    LÜDEKS, 

Die  Salakäs  and  Bradhnas. 

Wenn  anch  vielleicht  nicht  direkt  als  Würfel  zn  bezeichnen,  so  doch  nach 
Form  und  Gebranch  diesem  sehr  ähnlich  war  die  salakäj  das  Spähnchen.  Fäpini 
erwähnt  die  Saläkäs  in  II,  1,10  zusammen  mit  den  Würfeln,  und  die  Kääikä  be- 
merkt zu  der  Stelle,  dass  man  beide  zu  einem  Spiele  namens  Pancikä  benutze. 
In  der  Näradasmrti  (XVll,  1)  und  in  Sayanas  Kommentar  zu  Av.  IV,  38, 1 ; 
VII,  52, 5  werden  die  saläkas  ebenfalls  neben  den  Würfeln  genannt,  und  nach 
Yäjflikadevas  Paddhati  zu  Kätyäyana,  Örautas.  IV,  9, 21  wurden  sie  zum  Spiele 
beim  Agnyadheya  benutzt,  wenn  Kaurimuscheln  nicht  zu  erlangen  waren. 

Auch  dem  Epos  ist  das  Spähnchenspiel  bekannt.  Mbh.  V,  35, 44  wird  unter 
den  sieben  Leuten,  die  nicht  als  Zeagen  auftreten  dürfen,  auch  der  mlakadhärta 
aufgezählt.  Das  Wort  ist  gebildet  wie  das  bei  Amara  11, 10, 44 ;  Hemacandra, 
Abhidhänac.  485  überlieferte  ak^adhürta,  das  im  Fall  als  akichadhutta  belegt  ist 
(Jät.  I,  379, 23),  und  bedeutet  nicht,  wie  das  Petersburger  Wörterbuch  ver- 
mutet, 'Vogelsteller',  sondern,  wie  Nilaka^tha  erklärt,  *einen,  der  mit  einer  ia?aia 
oder  einem  poSa  oder  ähnlichen  Dingen  Wahrsagerei  u.  s.  w.  betreibend  andere 
Leute  betrügt'  {salahayä  pOsädinä  vCL  Salmnodikam  uktva  yo  ^nydn  vancayaii).  Wir 
ersehen  aus  dieser  Erklärung  zugleich,  dass  man  die  idlakas  genau  wie  die  pd- 
Sckkas  zu  Orakelzwecken  benutzte. 

Ihr  Aussehen  ergiebt  sich  aus  dem  Namen;  es  waren  Spähnchen,  deren 
obere  und  untere  Seiten  irgendwie  verschieden  bezeichnet  waren.  Dazu  stimmt, 
dass  nach  der  Kääikä  beim  ia^d^ä-Spiele  genau  wie  beim  Spiele  mit  Kauri- 
muscheln derjenige  siegte,  dessen  Spähnchen  alle  eine  und  dieselbe  Fläche  ent- 
weder nach  oben  oder  nach  unten  kehrten. 

Ganz  ähnlich  wie  die  saiakos  waren  offenbar  die  bradhnaSy  die  in  der  Nä- 
radasmrti XVII,  1  zwischen  ak^  und  saläka  aufgezählt  werden.  Kamaläkara 
erklärt  das  Wort  als  *  Leder  streifen'  (carmapattikäh). 

Aksa. 

Alle  die  verschiedenen  Würfelarten,  mit  Ausnahme  der  hläkas  und  bradhnas, 
können  durch  den  Ausdruck  ak^a,  p.  akkha,  bezeichnet  werden,  der  in  der  ge- 
sammten  indischen  Literatur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  den  heutigen  Tag 
häufig  vorkommt.  Diese  Allgemeinheit  des  Ausdrucks  bringt  eine  gewisse  Un- 
sicherheit mit  sich.  Ausser  in  sulchen  Fällen,  wo  der  ak^a  näher  charakterisiert 
wird  oder  wo  das  Wort  in  demselben  Texte  mit  einem  der  spezielleren  Aus- 
drücke wechselt  wie  zum  Beispiel  in  den  Gäthäs  des  Vidhurapa^cjitajätaka,  wo 
es  neben  päSa  erscheint,  oder  in  Rv.  X,  34,  wo  es  neben  vibhidaka  steht,  ist  es 
von  vorneherein  oft  schwer,  zu  sagen,  was  wir  uns  darunter  vorzustellen  haben. 
Wir  sind  hier  zum  Teil  auf  die  Kommentatoren  angewiesen;  zum  Teil  können 
wir  auch  aus  den  Angaben  über  das  Spiel  selbst  Rückschlüsse  auf  das  ge- 
brauchte Material  machen,  da,  wie  wir  sehen  werden,  das  Prinzip  des  Spieles 
ganz  verschieden  war,  je  nachdem  mit  Vibhitakanüssen  oder  päiakas  oder  Kau- 
rimuscheln gespielt  wurde. 


DAS   WÜRFELSPIFX   IM    AT.TKN   INDIEN.  21 

Es  sind  im  wesentlichen  drei  Kategorien  von  Texten,  für  die  eine  Fest- 
stellang  des  BegriiFes  ak^a  von  Wichtigkeit  ist,  die  vedischen  Lieder,  die  Ritual- 
literatur und  das  Mahäbhärata.  In  den  Liedern  des  ?g-  und  Atharvaveda  werden 
wir  unter  al'^as  nach  dem  oben  Gesagten  sicherlich  überall  Vibhitakanüsse  zu 
verstehen  haben.  Auch  in  der  Ritaalliteratur  scheint  mir  ak^a  stets  die  Vibhi- 
takanuss  oder  eine  Imitation  derselben  in  Gold  zu  bezeichnen.  Wie  wir  sahen, 
behaupten  die  Kommentatoren  an  einigen  Stellen  allerdings,  dass  man  auch,  sei 
es  natürliche,  sei  es  in  Gold  nachgebildete  Kaarimuscheln  beim  rituellen  Spiele 
gebrauchte;  aus  den  Texten  selbst  lässt  sich  das  aber  nicht  erweisen.  Alles, 
was  wir  hier  über  die  Methode  des  Spieles  erfahren,  passt  nur  auf  das  Nüsse- 
spiel und  ist  mit  der  Methode  des  Kaurispieles  wenigstens  in  der  Form,  die  wir 
oben  kennen  gelernt  haben,  unvereinbar.  Die  Behauptungen  der  Kommentatoren 
sind  also,  wie  schon  gesagt,  höchstens  für  den  Brauch  ihrer  eigenen  Zeit  be- 
weisend. 

Was  das  Wort  aksa  im  Mahäbhärata  betrifft,  so  wird  es  von  Nllaka^tha 
stets  durch  poJa  erklärt  ^).  Die  Schilderang  des  Spieles  zwischen  i^akuni  und 
Yudhisthira  im  Sabhäparvan,  zwischen  Nala  und  Puskara  im  Ara9yaparvan  weist 
aber  deutlich  darauf  hin,  das  hier  das  alte  vedische  Spiel  mit  Yibhitakanüssen 
gemeint  ist  ^),  das  NilakaQtha  vermutlich  garnicht  mehr  kannte.  An  andern  Stellen 
scheint  aber  in  der  Tat  unter  ak^a  der  päsaka  verstanden  werden  zu  müssen. 
In  Mbh.  IV,  7, 1  ist  von  ak^as  aus  Katzenauge  und  aus  Gold^,  in  IV,  1,25  von 
solchen  aus  Katzenauge,  aus  Gold  und  aus  Elfenbein,  von  schwarzen  und  roten 
ak^tis  die  Rede^),  und  wenn  man  auch  Vibhitakanüsse  und  Kaurimuscheln  in 
Gold  nachahmte,  so  sind  doch  Nachahmungen  in  Steinen  und  Elfenbein  oder  gar 
in  verschiedenen  Farben  sehr  unwahrscheinHch  und  jedenfalls  nirgends  bezeugt. 
In  Mbh.  IV,  68  wird  ferner  erzählt,  wie  König  Viräta  sich  mit  Yudhisthira  wäh- 


1)  Siehe  die  S.  16  gegebenen  Belege. 

2)  Den  Beweis  dafür  hoffe  ich  im  Folgenden  zu  Uefem. 

8)  vaidüryarüpän  praiimucya  käncanän  ak^än  sa  kak^e  pariffjrhya  väsasä  \ 
Nilakaptha,  der  hier  offenbar  an  das  Caupur  oder  an  das  Würfelschach  denkt,  will  allerdings  zu 
vaidüryarüpän  und  käUcanän  särin  ergänzen  und  ak^än  für  sich  nehmen:  caidüryarüpän  käSicch 
nämä  ea  särin  \  idatk  ^etaraktasärttl^fk  iäriphalakasya  copalak^aiaMm  \  ak^än  päs'äna  ca.  Mir  er- 
scheint diese  Konstruktion  unmöglich,  wenn  ich  auch  die  Beziehung  auf  ein  mit  dem  Brettspiel 
kombiniertes  Würfelspiel  für  richtig  halte. 

4)  vaidüryän  käHcanän  däntän  phdlair  jyotxrasaUk  saha  \ 

kf^näk^äl  lohüäk^äms  ca  nirvartsyämi  manoramän  \\ 

Der  zweite  päda  ist  mir  unklar.  Nilakaatha  fasst  hier  däntän  als  särin  und  bezieht  darauf  vaidü- 
ryän, käHcanän  und  jyotirasaif^y  das  rot  und  weiss  bedeuten  soll.  Auch  kr^äk^än  und  lohitakßän 
erklärt  er  durch  iärin.  Phalaifi  umschreibt  er  durch  säristhäpanärthäni  ko^thayuktäni  käßthäditna' 
yäni  phal<ikäni  taif^,  wobei  er  aber  an  ^Bretter  aus  Holz  u.  s.  w.,  mit  Feldern  versehen,  zum  Auf- 
stellen der  Steine'  denkt,  nicht  an  ^hollowcd  vessels  for  rattling  the  dice',  wie  Hopkins,  Position  of 
the  Rnling  Gaste  in  Ancient  India,  JAOS.  Vol.  XllI,  p.  123,  meint.  Er  hat  hier  also  dasselbe  Spiel 
wie  in  IV,  7, 1  im  Auge.    Auch  HarivaihSa  II,  61,  37  werden  schwarze  und  rote  ak^as  erwähnt 


22  HEINRICH   LÜDKR8, 

rend  des  Würfelspieles  erzürnt  und  voller  Wut  seinem  Gegner  mit  einem  Würfel 
ins  Gesicht  schlägt,  so  dass  ihm  die  Nase  blutet  (V.  46): 

tutah  praJcupito  räjd  tarn  dk§enähanad  bhr^am  \ 

müklie  Yudhifthiram  kopän  uaivam  üy  eva  hhartsayan  || 

Auch  hier  kann  mit  dem  ak^a  unmöglich  die  haselnussgrosse  Vibhitakafrucht 
gemeint  sein,  mit  der  man  einen  Schlag  überhaupt  nicht  führen  kann.  Der 
Dichter  kann  hier  nur  an  einen  päiaka  gedacht  haben,  der  allerdings  lang  und 
schwer  genug  ist,  um  zum  Schlagen  zu  dienen. 

Nun  ist  es  gewiss  kein  Zufall,  dass  alle  diese  Stellen,  wo  wir  dk§a  im  Sinne 
von  päsaka  nehmen  müssen,  gerade  im  Virätaparvan  vorkommen,  d.  h.  in  dem  Par- 
van,  in  dem  auch  sonst  zum  Teil  andere  und  offenbar  spätere  Sitten  und  Gebräuche 
zu  Tage  treten  als  in  den  übrigen  Teilen  des  Epos^).  Ich  sehe  daher  keine 
Schwierigkeit  in  der  Annahme,  dass  ak^a  im  vierten  Buche  des  Mabäbhärata 
eine  andere  Bedeutung  zukommt  als  in  den  übrigen  Büchern  und  daher  hier  auch 
ein  anderes  Spiel  gemeint  ist  als  in  jenen  ^). 

Die  Zahl  der  Würfel. 

über  die  genaue  Zahl  der  Würfel,  die  beim  Spiele  gebraucht  wurden,  geben 
uns  die  Jätakastellen  keine  Auskunft.  Der  ständig  wiederkehrende  Ausdruck 
päsake  oder  pOse  khipati  (Jät.  1,290,1;  293,12;  VI,  281, 19  u.  ö.)  und  die  ganze 
Schilderung  des  Spieles  im  Vidhurapai(^(j[itajätaka  überhaupt  zeigen  nur  deutlich, 
dass  bei  dem  Spiele  mit  päSakas  jeder  Spieler  mehrere  Würfel  zugleich  warf. 

In  der  Einleitung  zu  dem  ersten  Würfelorakel  des  Bower  Manuskriptes 
ist  von  päsakas  im  Plural  die  Rede  %  und  da  die  nachher  aufgeführten  einzelnen 
Würfe  jedesmal  aus  drei  Zahlen  bestehen,  so  dürfen  wir  mit  Sicherheit  an- 
nehmen, dass  man  drei  päSakos  verwendete.  Da  es  aber  hier  bei  den  Würfen 
auch  auf  die  Reihenfolge  der  Zahlen  ankam,  —  es  werden  z.  B.  die  Würfe  421, 
214,  142,  241,  412  von  einander  unterschieden  —  so  mussten  natürlich  auch  die 
einzelnen  päsakas  noch  irgend  ein  Abzeichen  haben,  damit  man  sie  als  ersten 
oder  zweiten  oder  dritten  erkennen  konnte.  Darauf  bezieht  sich  nun  offenbar 
die  Angabe  (Bl.  P,  Z.  3),  dass  sie  mit  einem  Topfe,  einem  Diskus  und  einem  Ele- 
phanten  versehen  waren  (kumbhakärimätnfigayuktä  patantu)%  Der  durch  das  Bild 
eines  Topfes  gekennzeichnete  pääaka  galt  also  immer  als  der  erste,  der  mit  dem 

1)  Der  Grund  ist  wahrscheinlich  der,  dass  für  den  Inhalt  des  vierten  Buclies  —  abgesehen 
von  didaktischen  Stellen  —  keine  alten  Qaellen  vorlagen,  durch  die  sich  der  epische  Dichter  ge- 
bunden fühlte,  während  er  sich  in  den  andern  erzählenden  Büchern  an  ältere  Schilderungen  anschloss. 

2)  Genaueres  hierüber  später.  Dass  auch  der  moderne  Inder  sich  unter  dem  akßa  im  Virä- 
taparvan einen  päsaka  vorstellt,  zeigt  das  in  der  Bombay  er  Ausgabe  diesem  Parvan  vorgeheftete 
Bild,  auf  dem  Yudhi^thira  mit  zwei  päsakas  in  der  Hand  dargestellt  ist.  Für  unsere  Frage  be- 
weist das  freilich  nichts,  da  man  sich  heutzutage  wohl  ebenso  wie  schon  zu  Nilaka^thas  Zeit  das 
Würfelspiel  überall  im  Mabäbhärata  als  das  päsaka-^iiie\  denkt. 

8)  Bl.  l\  Z.  2f :  präsakä  patantw,  Z.  4:  8amak9ä  pataniu. 

4)  Diese  Erklärung  von  kumhhakärimatm^a  hat  Hoemle,  Ind.  Ant.  Bd.  XXI,  S.  182  gegeben. 
In  seiner  Ausgabe  des  Bower  MS.,  S.  197,  hat  er  sie  fallen  lassen.  Hier  übersetzt  er  die  firagliche 


DAS    WÜRPEIJSPIEI.  IM    ALTEN   INDIEN.  23 

Diskus  war  der  zweite,  der  mit  dem  Elephanten  der  dritte.  Für  die  Wahl 
dieser  Zeichen  war  sicherlich  massgebend,  dass  alle  drei  glückbringende  Sym- 
bole sind^). 

Auch  in  der  Pääakakevali  werden  für  jeden  Wurf  drei  Zahlen  angegeben, 
und  es  wird  dabei  ein  Unterschied  in  der  Reihenfolge  der  Zahlen  gemacht,  aber 
hier  wird  in  der  Einleitung  nur  von  einem  päsaha  gesprochen-).  Es  wurde 
also  bei  dem  Orakel  der  Faäakakevall  ein  päiaka  dreimal  hinter  einander  ge- 
worfen, wie  das  in  BB  auch  ausdrücklich  gesagt  wird: 

triväram  prärthayed  devlm  mantrmanena  mautravit  \ 
triväram  dhürayet  pasarh  paäräd  dcvl  hi  nirdiset  \\  ^) 

Der  Gebrauch  von  einem  oder  drei  Würfeln  beim  Wahrsagen  beweist  natür- 
lich nichts  für  das  eigentliche  Würfelspiel.  Ebensowenig  kommt  aber  für  dieses 
Yäjfiikadevas  schon  oben  (S.  19)  angeführte  Angabe  in  Betracht,  wonach  man  beim 
Agnyädheya  mit  fünf  Kaurimuscheln  oder,  falls  diese  nicht  zu  haben  waren,  mit 
fünf  Spähnchen  viermal  hintereinander  würfelte.  Yäjnikadeva  hat  hier  sicherlich 
das  in  der  Kääikä  zu  Pän.  II,  1, 10  beschriebene  Paficikäspiel  im  Auge,  wenn  auch 
in  der  KäSika  selbst  die  Kaurimuscheln  nicht  direkt  erwähnt  sind,  sondern  nur 
fünf  al^as  oder  salakäs  als  Spielmaterial  genannt  werden^).  Es  wäre  aber  natür- 
lich ganz  falsch,  aus  diesem  Muschel-  oder  Spähnchenspiel,  das  schon  dadurch, 
dass  es  einen  besonderen  Namen  führt,  als  eine  Abart  des  Spieles  charakterisiert 
wird,  auf  das  eigentliche  Würfelspiel  zu  schliessen. 


Stelle:  *Let  them  fall  as  beiits  the  skill  of  KumbliakärT,  the  Mätanga  u:omanV  und  meint,  es  läs^ 
hier  vielleicht  eine  Anspielung  auf  eine  in  einer  buddhistischen  Legende  erwähnte  Capdäla  Frau 
Kumbhakäri  vor.  Aber  abgesehen  davon,  dass  die  Worte  doch  wohl  kaum  jene  Übersetzung  zu- 
lassen, scheint  mir  eine  solche  Anspielung  deshalb  ganz  unwahrscheinlich,  weil  in  dem  Texte  sonst 
nirgends  Beziehungen  zum  Buddhismus  zu  Tage  treten;  das  Schriftchen  verrät  im  Gegenteil  durch 
den  namaskära  an  Nandirudre^vara,  die  Äcäryas,  Isvara,  Mänibliadra,  alle  Yak^as,  alle  Devas, 
Öiva,  Sasthi,  Prajapati,  Rudra,  Vai^ravana  und  die  Marutas  (Bl.  I^,  Z.  1  -  2),  durch  die  Erwähnung 
von  Öiva,  Näräya^a,  Vi^nu,  Janärdana  (Bl.  I*>,  Z.  4  -  5)  und  durch  die  Vorschrift,  seine  Habe  an 
die  Brahmanen  zu  verschenken  (Bl.  IIIi>,  Z.  4),  dass  es  einen  orthodoxen  Hindu  zum  Verfasser  hat. 

1)  Ganz  anders  denkt  sich  Hoemle  die  Sache.  Er  nimmt  an  (Ind.  Ant.  Bd.  XXI,  S.  132),  dass 
die  Würfel  auf  eine  Tafel  geworfen  wurden,  die  in  zwölf  Felder  geteilt  war ;  je  drei  dieser  Felder 
wären  der  Reihe  nach  mit  den  Ziffern  1, 2, 3,  4  bezeichnet  gewesen.  Aber  für  das  Vorhandensein  einer 
solchen  Tafel  haben  wir  nicht  den  geringsten  Anhaltspunkt ;  das  Wort  vrti  (Bl.  I^,  Z.  4),  das 
Hoemle  mit  *diagram'  übersetzte,  giebt  er  selbst  später  in  seiner  Ausgabe  (S.  197)  durch  'process 
of  divination*  wieder.  Die  Gestalt  der  päsakas  scheint  mir  den  Gebrauch  eines  Diagramms  sogar 
auszuschliessen.  Hätte  man  diese  stabähnlichen  Würfel  auf  eine  derartige  Tafel  geworfen,  so  hätten 
sie  so  und  so  oft  über  die  Grenze  der  Felder  hinausgeragt,  und  es  hätte  zweifelhaft  bleiben  müssen, 
welche  Zahl  gemeint  sei.  Durch  diese  Erwägung  erledigt  sich  meiner  Ansicht  nach  auch  das,  was 
Schröter,  a.  a.  0.  S.  XV,  über  den  Gebrauch  eines  Zahlenbrettes  vermutet. 

2)  In  BB :  muhürte  subhaveläyäfii  päiaJcam  kärayec  chubham ;  om  namah  päsendracü- 
dämafi^e  käryath  saiyam  vada  satyam  vada  svc^ä ;  pä4 akam  bhuvi  ciüayet. 

3)  Vgl.  Schröter,  a.  a.  0.,  S.  XIV,  der  Webers  Auffassung  mit  Recht  verwirft. 

4)  Auf  dasselbe  Spiel  gehen  natürlich  auch  die  S.  19  angeführten  Bemerkungen  Mahidharas 
und  Säya^as. 


24  HEINRICH   LUDERS, 

Eine  Fiinfzahl  von  Würfeln  wird  ferner  in  den  Ritualtexten  vielfach  in  einer 
Zeremonie  des  Räjasüya  erwähnt :  Taittirlyabr.  I,  7,  10, 5 ;  Apastamba,  Srautas. 
XVIII,  19,5;  Satapathabr.  V,  4,  4,6;  Kätyäyana,  Srautas.  XV,  7,5.  Auf  diese 
Stelle  hat  Weber  grosses  Gewicht  gelegt^);  ich  glaube  aber  später  zeigen  zu 
können,  dass  die  dort  genannten  fünf  Würfel  überhaupt  nicht  zum  Spiele  be- 
nutzt wurden*). 

Im  übrigen  ist  in  den  Beschreibungen  des  Spieles  in  den  Ritualtexten  immer 
von  sehr  hohen  Würfelzahlen  die  Rede.  Beim  Agnyädheya  brauchte  man  nach 
Baudhäyana,  Srautas.  II,  8  49  Würfel,  nach  Apastamba,  Örautas.  V,  19, 4  empfing 
der  Opferherr  dabei  100  Würfel.  Beim  Räjasüya  wurden  nach  Apastamba, 
Srautas.  XVIII,  19, 1  zunächst  über  100  oder  über  1000  Würfel  auf  das  adhide- 
vana  geschüttet;  nach  XVIII,  19,5  werden  dann  den  Gregenspielern  des  Königs 
400  Würfel  weggeschüttet. 

So  merkwürdig  diese  Angaben  auf  den  ersten  BUck  erscheinen  mögen,  so 
stimmen  sie  doch  durchaus  zu  den  Andeutungen,  die  uns  im  Epos  und  im  Rgveda 
über  die  Zahl  der  Würfel  gemacht  werden. 

Im  Mahäbhärata  wird  allerdings  eine  genaue  Zahl  der  Würfel,  soviel  ich 
weiss,  nicht  genannt;  es  wird  aber  stets  von  ^Würfeln',  die  der  Spieler  wirft, 
gesprochen,  und  in  Mbh.  III,  34,4  heisst  es,  dass  ^akuni  bei  dem  Spiele  mit 
Tudhi^thira  *Haufen  von  Würfeln'  geworfen  habe: 

maliamäyah  SaJcunih  pdrvatiyah  sahhämadhye  pravapann  ak^apHgän  \ 
amdyinam  mäyayä  pratyajaifU  iato  *pasyam  vrjinarh  BJiTmasena  \\ 

Der  Ausdruck  al'^apäga  weist  deutlich  auf  den  G-ebrauch  einer  grossen  Anzahl 
von  Würfeln  hin. 

Die  Angaben  des  Rgveda  sind  bestimmter.  Nicht  nur  wird  hier  in 
•  Rv.  X,  34,12  von  einem  'grossen  Haufen'  gesprochen  {yd  vah  senäntr  mahatö 
yandsya)^  in  Rv.  X,  34,8  wird  auch  eine  bestimmte  Zahl  genannt:  tripailcü^iäh 
Irüati  vräta  e^äm.  Das  Wort  tripaficäsdh  hat  mannigfache  Erklärungen  gefunden. 
Ludwig  übersetzt  es  fragend  mit  'dreimal  fünf.  Ihm  folgt  Weber'),  der  tri- 
pancäiah  in  tripancasah  verändern  möchte.  Auch  nach  Zimmer*)  bedeutet  tri- 
paUcäsäk  'zu  je  dreimal  fünf  oder  'zu  je  fünfzehn'  und  ist  entweder  ein  Adverb 
oder  ein  Adjektiv  mit  dem  Taddhitasuffixe  ia.  Alle  diese  Erklärungen  erscheinen 
mir  unannehmbar ;  sie  sind  auch  nur  dem  Wunsche  entsprungen,  die  imverständlich 
erscheinende  hohe  Zahl  herabzumindern.   Roth  und  Grassmann  übersetzen  in  Über- 


1)  Über  die  Königsweihe,  den  Räjasüya,  S.  71  f. 

2)  Ich  wül  noch  bemerken,  dass  das  Vorkommen  von  aksa  zar  Bezeichnung  der  Zahl  5  nichts 
für  den  Gebrauch  von  fünf  Würfeln  beweist.  Es  handelt  sich  in  diesem  Falle  gamicht  um  das 
Wort  ak^Gf  ^Würfel',  wie  die  Petersburger  Wörterbücher  angeben,  sondern  äk^a  ist  hier  das  Sy- 
nonym von  indriya,  'Sinnesorgan'.  Erwähnt  mag  auch  werden,  dass  sich  Kathäsaritsftgara  CXXI,  104 
ein  Spieler  dem  l^iva  gegenüber  als  trydk^a  bezeichnet;  es  geschieht  das  aber  um  des  Wortspieles 
willen  und  kann  daher  für  unsere  Frage  kaum  etwas  beweisen. 

3)  Über  den  lUjasüya,  S.  72. 

4)  Altind.  Leben,  S.  284. 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM    ALTEN   INDIEN.  25 

einstimmung  mit  Säya^a  *aus  53  bestehend'.  Gegen  diese  Deutung  lässt  sich  von 
rein  sprachlichem  Standpunkte  aus  nichts  einwenden ;  andere  Erwägungen  fuhren 
aber  doch  dazu,  in  tripaiicaSd  eine  Bildung  wie  vedisch  trisaptä,  trinavä,  klassisch 
tridaia,  dvidasa  zu  sehen  und  es  dementsprechend  als  '3  mal  50'  zu  fassen.  Das 
Wort  erscheint  nämlich  noch  einmal  in  A v.  XIX,  34, 2  ^) : 

yd  grtsyas  *)  tripaücäiih  Satam  'krtyäkftas  ca  ye  \ 
särvän  vinaktu  tejaso  'rasärk  jangidds  karat  || 

Hier  empfiehlt  schon  die  Zusammenstellung  von  tripancäsd  mit  Satd  das  Wort  als 
160  zu  fassen  und  zu  übersetzen:  *Die  hundert  und  {üntzig grtsTs  (Hexen?)')  und 
die  hundert  Zauberer,  sie  alle  möge  der  jangida  von  ihrer  Kraft  trennen  und 
saftlos  machen. 

Eine  weitere  Stütze  erhält  diese  Auffassung  durch  ßv.  1, 133, 3 ;  4 : 

dväsäth  Maghavaü  jahi  ^drdlio  yätumdttnäm  |  . . . 
yäsäm  tisräh  paücäsdto  ^bhivlaiigair  apavapah  || 

Die  hier  genannten  yätumatls  sind  offenbar  mit  den  grtsls  des  Atharvaveda  iden- 
tisch, und  hier  erklärt  auch  Säyai^a  tisräh  paficäsätah  durch  trigunitapaficaSatsafk- 
Jchyäfh  särdhaSatam,  Es  ist  also  zu  übersetzen:  'Schlag  nieder,  o  Maghavan,  die 
Schar  dieser  Hexen  .  .  . ,  von  denen  du  hundertundfünfzig  durch  deine  Angriffe 
niederwarfest*. 

Ebenso  möchte  ich  nun  auch  in  Rv.  X,  34, 8  übersetzen :  *Zu  hundert- 
undfünfzig spielt  ihre  Schar'.  Ob  man  daraus  den  Schluss  ziehen  darf,  dass 
in  rgvedischer  Zeit  genau  150  Würfel  zum  Spiele  benutzt  wurden,  ist  freilich 
nicht  ganz  sicher;  'hundertundfünfzig'  könnte  hier  vielleicht  einfach  zum  Aus- 
druck einer  grossen  unbestimmten  Menge  dienen,  wie  das  sicherlich  in  Av.  XIX, 
34,2  und  Rv.  I,  133,4  der  Fall  ist.  Wie  dem  aber  auch  sein  mag,  die  Stelle 
beweist  jedenfalls,  dass  zu  dem  Spiele  der  rgvedischen  Zeit  genau  so  wie  zu 
dem  Spiele,  das  die  Ritualtexte  und  der  Verfasser  des  Vanaparvan  im  Auge 
haben,  also,  mit  andern  Worten,  zu  dem  Spiele  mit  Yibhitakanüssen  eine  grosse 
Anzahl  von  Würfeln  nötig  war. 

Diesem  Ergebnisse  scheint  Rv.  I,  41,9  zu  widersprechen,  wo  nach  den 
einheimischen  Erklärem  von  vier  Würfeln,  die  der  Spieler  in  der  Hand  hält, 
die  Rede  ist.  Ich  glaube  später  zeigen  zu  können,  dass  jene  Erklärung  zwar 
durchaus  richtig  ist,  dass  aber  daraus  nicht  auf  ein  Spiel  mit  vier  Würfeln 
zu  schliessen  ist,  wie  das  zum  Beispiel  Zimmer,  Altind.  Leben,  S.  283,  getan  hat. 


1)  Diese  Stelle  hat  schon  Geldner,  KZ.  XXVII,  217  f.,  zur  Erklärang  von  tripancäSä  in 
Rv.  X,  84,8  herangezogen.  Er  fasst  aber  das  Wort  in  beiden  Fällen  als  53  auf  und  meint,  diese 
Zahl  sei  zum  Aosdruck  einer  unbestimmten  Vielheit  gebraucht. 

2)  Dies  ist  die  Lesung,  die  Säyana  vor  sich  hatte  und  die  durch  die  unten  angeführte  Stelle 
aus  dem  Bgveda  gestützt  wird. 

3)  Bloomfield,  SBE.  Vol.  XLII,  p.  671,  vergleicht  die  in  Väjasaneyis.  XVI,  25  erwähnten  ^teöÄ. 

AbbudloBf en  d.  K.  0«t.  d.  Wi«.  sn  Göttingeii.     PUl.-hitt.  Kl.   N.  F.    Bud  9,  •.  4 


26  HEINRICH   LUDERS, 

6 1  a  h  a. 

Würfelplatz  oder  Würfelbrett  und  Würfel  waren  die  einzigen  Requisiten 
des  Spielers.  Die  Würfel  wurden,  wie  die  Schilderung  des  Vidhurapa^^itajätaka 
deutlich  zeigt,  mit  der  Hand,  nicht  wie  bei  uns  mit  einem  Becher  geworfen. 
Das  gleiche  Verfahren  galt  sicherlich  schon  in  vedischer  Zeit;  aus  Av.  Vn,  B2,  8: 

krtum  nie  ddk§ine  haste  jayo  me  saryd  dhitah  \ 

dürfen  wir  wohl  schliessen,  dass  man  beliebig  mit  der  rechten  wie  mit  der 
linken  Hand  würfelte.  Auch  heutzutage  wird,  soviel  ich  weiss,  nie  ein  Würfel- 
becher benutzt.  Es  kann  daher  auch  in  der  schon  oben  angeführten  Stelle  aus 
dem  Mahäbhärata  (II,  66,  3) : 

(jldhün  dhanünisi  me  viddhi  sarän  aksänis  ca  lihärata  \ 

gldhn  unmöglich  den  Würfelbecher  bedeuten,  wie  im  Petersburger  Wörterbuch 
vermutet  wird  ^).  glaha^  von  der  Wurzel  ///aA,  die,  wie  schon  die  indischen  Gram- 
matiker gesehen  haben,  mit  grah  identisch  ist  (Pap.  III,  3,  70)  ^),  bezeichnet  viel- 
mehr zunächst  den  *Griff*,  die  Würfel,  die  man  zum  Wurfe  bereit  in  der  Hand 
gepackt  hält,  den  Wurf  in  konkretem  Sinne.  Diese  Bedeutung  liegt  hier  noch 
vor;  die  glahas^  die  in  der  Faust  zusammengehaltenen  Würfel,  gleichen  dem 
Bogen,  die  einzelnen  Würfel,  die  beim  Werfen  daraus  hervorgehen,  den  Pfeilen  ^). 
Daher  können  Mbh.  VIII,  74,15  die  glahas  selbst  mit  Pfeilen  verglichen  werden: 

adyäsau  Satibalah  Krsna  glahäri  janätu  vai  sarän  | 
durodaram  ca  Günduam  mandalam  ca  rathaih  prati  || 

'Heute,  0  Krs^a,  soll  jener  Sohn  des  Subala  erkennen,  dass  die  Pfeile  die  Würfe 

sind,  das  Gä^cjlva  der  Spieler^)  und  der  Wagen  der  Spielkreis.* 

In  Mbh.  II,  76,  23 ;  24  macht  Öakuni   den  Vorschlag ,   um   die  Verbannung 

zu  spielen: 

anena  vyavasäyena  dlvyäma  piiru§ar§ahhah  \ 

sanifäl'^epena  caikena  vatuivOsaya  Bhärata  \\ 

*Mit  diesem  Übereinkommen  wollen  wir  spielen,   ihr  Helden,   und  mit  einem 
Wurfe  ^)  um  das  Leben  im  Walde,  o  Bhärata.' 
Dann  fährt  der  Erzähler  fort: 

pratijagräha  tarn  Partho  glaharh  jagralta  Saubalah 
jitam  ity  eva  ^akunir  Yudhi^thiram  abhä^ata  \\ 

1)  Aus  demselben  Grunde  kann  ich  auch  für  dk^ävapana  und  phalaka  nicht  die  Bedeutung 
'Würfelbecher'  anerkennen;  siehe  S.  16,  Anm.  1;  S.  21,  Anm.  4. 

2)  Pischel,  Ved.  Stud.  I,  83,  hat  das  allerdings  in  Zweifel  gezogen,  aber  Rv.  X,  84,4: 
ydsyagrdhad  vedane  väjy  äJc^äU  scheint  mir  doch  nicht  ausreichend,  um  eine  Ableitung  von  *gradf\ 
zu  rechtfertigen. 

8)  Nilakaptha  erklärt  glahän  hier  durch  panän. 

4)  Im  grösseren  PW.  wird  hier  für  durodara  'Würfelbecher'  als  Bedeutung  angegeben; 
Böhtlingk  hat  aber  diese  Erklärung  selbst  aufgegeben,  da  sie  im  kleineren  Wörterbuche  fehlt 
NOakantha  erklärt  durodara  als  jpä«a,  was  sicher  falsch  ist;  vgl.  die  unten  angeführte  Stelle  Mbh. 
vn,  130,20. 

5)  Über  samutk^epa  siehe  S.  28,  Anm.  1. 


DAS   WÜRFELSPIEI.   IM   ALTEN   INDIEN.  27 

„Der  Sohn  der  Prthä  nahm  den*)  an;  den  Wurf  ergriff  der  Sohn  des 
Sabala.     'Gewonnen!'  sagte  Sakoni  zu  Yudhi§thira." 

Dass  glaha  hier  wirklich  die  zum  Wurfe  bereitgehaltenen  Würfel  sind,  zeigt 
der  genau  entsprechende  Vers  II,  60,  9,  wo  aJcsän  für  glaham  steht : 

tato  jagroha  Sdkunis  tan  al'^än  dk§atattiavit  \ 
jitam  ity  eva  iSakunir  Yudhi^fhiram  abhäaata  \\ 

Diese  Bedeutung  *Wurf '  ist  im  Mahäbhärata  weiter  verbreitet  als  es  nach  dem 
Petersburger  Wörterbuch  der  Fall  zu  sein  scheint ,  wo  sie  nur  für  II,  65,  39 : 
gldliam  divyämi  carvangyä  Draupadgä,  II,  71,5:  imäm  snhhamculhye  yo  vyadevtd 
glahe^u ,  und  V,  48,  91 :  mithyäglahe  nirjUd  vai  nrsamsaih ,  anerkannt  wird.  In 
Mbh.  n,  59,  8 : 

ak^aglahah  so  ^bhibhavet  param  nas  tenaiva  doso  bhavatJha  Partha  \ 

soll  glaha  *  Würfeler'  bedeuten;  es  ist  aber  zu  übersetzen:  *Der  Wurf  ^)  ist  es, 
der  nnsem  Gregner  besiegt;  dnrch  ihn  nur  entsteht  hier  ein  Übel,  o  Sohn  der 
Prthä'. 

Für  eine  Reihe  von  Stellen  ausser  der  schon  besprochenen  II,  76,  24  wird 
'Einsatz'  als  Bedeutung  von  glaha  aufgestellt,  während  mir  auch  hier  nur  *Wurf' 
zu  passen  scheint.  Wenn  der  Kampf  unter  dem  Bilde  des  Spieles  geschildert 
wird,  werden  die  Vorkämpfer  als  die  glahas  der  Heere  bezeichnet.  So  bei  dem 
Zusammentreffen  des  Karipia  und  Arjuna,  VIEL,  87,  31 — 33 : 

tävaianäfh  rane  Karno  glaho  hy  dsid  visäfhpcUe  \ 
tathaiva  Pändaveyänüm  glahah  Pclrfho  l)havat  tadä 
ta  eva  sabhyäs  tatrOsan  prekmläs  cöhhavan  stna  te 
tatraisäm  glahamänänäm  dhruvau  jayaparäjayau  \\ 
täbhyäm  dyüiam  samOsaktam  vijayayetaräya  ca  \ 
asmäkmh  Pändavänäm  ca  sthitatiäm  ranamärdhani  \\ 

VI,  114,44  erzählt  Safijaya: 

tävakänäm  jaye  BhTsmo  glaha  äsid  viiämpate  \ 
tatra  hi  dyütam  äsaktam  vijayayetaräya  va  \\ 

Vn,  130,  20 ;  21  sagt  Drona : 

senäni  durodarani^)  viddhi  sarän  aksän  visämpate  \ 
glaham  ca  Saindhavarit  räjams  tatra  dyfUasya  aiscayah  \\ 
Saindhave  tu  maltad  dyätum  samäsaktam  paraih  saha  \ 

Es  ist  meiner  Ansicht  nach  ausgeschlossen,  dass  glaha  hier  'Einsatz'  bedeute. 
Man  kann  doch  unmöglich  sagen,  dass  das  Spiel  um  Sieg  oder  Untergang  am 
Einsatz  hänge  oder  dass  die  Entscheidung   des  Spieles  auf  diesem  beruhe.    Der 


1)  Ich  beziehe  tarn  auf  samutJc^epa.  Mlakantha  zielit  glaham  sowohl  zu  pratijagralia  als 
auch  zu  jagräha  und  fasst  es  einmal  als  Einsatz,  das  andere  Mal  als  AViirfel:  pratijagräha  tarn 
glaham  angicdkära  tatah  Saübalo  glaham  jagräha  päsam  pätitavän. 

2)  Nilakantha:  pädädhino  glahah  pano  jayaparäjayarüpo  vyavahärah. 

3)  Nilakantha:  durodaram  dyülakärinam. 

4* 


28  HEINRICH   LÜDERS, 

Sieg  wird  vielmehr  durch  den  Wurf  bedbgt;  Ear^a  und  Arjuna,  Bhißma  und 
Saindhava  sind  also  die  Würfe,  mit  denen  die  feindlichen  Heere  um  den  Sieg 
spielen. 

Als  Sakuni  zuerst  mit  dem  Vorschlage  kommt,  um  die  Verbannung  zu 
spielen,  sagt  er  (II,  76,9): 

amuücat  sthaviro  yad  vo  dhanam  püjitam  eva  tat  \ 
mahädhanam  glaham  tv  eJcam  spyu  bho  Bharatar^abha  \\ 

In  II,  76,  22  wiederholt  er : 

€§a  no  glaha  evaiko  vanaväsäya  Pändavah  \ 
In  III,  34,  8  erinnert  Yudhi§thira  den  Bhimasena  an  die  Sache : 

tvam  cäpi  tad  veitha  DhanathjayaS  ca  punar  dyütäyägatäms  täm  sabhäm  nah  \ 
yan  müm  hravld  Dhrtarä^rasya  putra  ekaglahortham  Bharatänäth  samcikfam  || 

Es  wird  also  immer  wieder  betont ,  dass  es  sich  bei  dem  Spiele  um  die  Ydr- 
bannung  um  einen  einzigen  glaha  handelte.  Das  wird  aber  nur  verständlich, 
wenn  man  glaha  als  'Wurf  fasst;  es  ist  ein  einziger  Wurf,  der  über  die  Vcö?- 
bannung  der  Kituravas  oder  der  Päi[^4avas  entscheiden  soll.  Auch  die  Kon- 
struktion von  glaha  mit  dem  Dativ  des  Eingesetzten  in  II,  76,22  spricht  dafür; 
glaho  vanaväsäya  entspricht  genau  dem  samutksepo  vanaväsäya  in  dem  oben  ange- 
führten Verse  II,  76,  24  ^). 

Daß  glaha  an  andern  Stellen  des  Epos  und  in  der  späteren  Literatur  ausser 
*Wurf  auch  *das,  was  bei  dem  Wurfe  auf  dem  Spiele  steht'  bedeuten  kann,  soll 
nicht  geleugnet  werden.  Bisweilen  ist  es  schwer  zu  entscheiden,  welche  Be- 
deutung vorliegt.  So  bezeichnet  z.  B.  Yudhisthira  in  II,  65, 12  den  Nakula  als 
glaha  und  zugleich  als  dhana: 

Nakulo  glaha  evaiko  viddhy  etan  mama  tad  dhanam  \ 

Ich  glaube,  dass  auch  hier  zu  übersetzen  ist:  'Nakula  (jßiU)  der  eine  Wurf; 
wisse,  dass  dies  mein  Einsatz  ^)  ist',  und  dass  Yudhisthira  auch  hier  hervorheben 
will,  dass  er  den  Nakula  auf  einen  Wurf  setzt.  Jedenfalls  ist  an  *Wurf  als 
Grundbedeutung  von  glaha  festzuhalten,  und  ich  holBPe  später  zeigen  zu  können, 
dass  sie  auch  in  Av.  IV,  38, 1—3  anzunehmen  ist. 

Die  Technik  des  PäSaka-Spieles. 

Die  äussere  Technik  des  |>^aÄ:a- Spieles  wird  in  der  Jätakastelle  sehr  an- 
schaulich geschildert.    Wie  schon  erwähnt,  nimmt  der  Spieler  die  Würfel  in  die 

1)  Nilakantha  erklärt  dort  samutk^epena:  ekenaiva  vacanopäkfepena  sakrd  vyähjiamätrernety 
arihdh.  Im  grösseren  FW.  wird  'Aufheben  der  Hand',  im  kleineren  'das  Hinwerfen  eines  Wortes, 
Anspielung  auf  für  samutk^epa  angegeben.  Die  Übereinstimmung  von  ü,  76, 22  und  24  zeigt,  dass 
alles  das  nicht  richtig  ist. 

2)  ^Mna  kehrt  in  dem  alten  vedischen  Sinne  von  Einsatz  in  der  Schüderung  des  Spieles 
immer  wieder;  siehe  H,  60,7;  61,2;  6;  10;  13;  17;  20;  23;  27;  30;  65,4;  6;  8;  10. 


DAS   WÜRFEI^PIEL   IM   ALTEN  INDIEN.  29 

Hand.  Dann  rollt  er  sie  in  der  Hand  durcheinander  (hafthe  vaffdvä)  und  wirft 
sie  nach  oben  in  d^'e  Luft  (akase  khipi).  Fallen  sie  ungünstig,  so  hat  er  das 
Recht,  sie  wieder  aufzufangen,  solange  sie  noch  in  der  Luft  schweben,  und  den 
Wurf  zu  wiederholen;  von  diesem  Rechte  macht  ja  der  König  Gebrauch,  bis  es 
ihm  durch  Pu^^akas  Zaubermacht  unmöglich  gemacht  wird,  die  Würfel  zu  fangen. 
In  der  Fähigkeit,  im  Nu  zu  erke^inen,  ob  die  Würfel  richtig  oder  falsch  fallen, 
besteht,  wie  der  Erzähler  hervorhebt,  die  Geschicklichkeit  des  Spielers  (raja 
jütasippamhi  suku^latäya  pOsuke  attano  parajayaya  blmssante  ficUva). 

Auch  im»  Mahäbhärata  wird  bekanntlich  öfter  die  Geschicklichkeit ,  die  das 
Würfelspiel  erfordere,  betont.  In  II,  56,  3  bezeichnet  Sakuni  das  Spiel  als  eine 
Fertigkeit,  in  det  der  Kundige  den  Unkundigen  besiegen  könne: 

ak^än  k^pann  aksaiah  san  vidvün  acidu^o  jaye  \ 

In  II,  48, 20 ;  21  rühmt  er  sich  seiner  Geschicklichkeit  im  Spiele  : 

devane  kusalas  cäham  na  me  \sti  sadrSo  bhuvi  I 
tri^H  loke^u  Kauravya  tarn  fram  dyiite  samähvayn  \\ 
tasyäk^akusalo  räjann  Culäsye  liam  asamsayam  \ 
räjyam  Snyath  ca  tarn  dlptäm  tvadartham  puru^ar^^ahlia  \\ 

während  er  andererseits  von  Yudhi§thira  wegwerfend  sagt,  er  liebe  zwar  die 
Würfel,  verstände  aber  nichts  vom  Spiel  (II,  48, 19) : 

dyütapriyas  ca  Kaunteyo  na  sa  jänäti  devitum  ^)  | 

Yudhi§thira  selbst  hält  sich  natürlich  für  einen  guten  Spieler  und  rühmt  sich  in 
IV,  7,12  seiner  Geschicklichkeit  genau  so  wie  Sakuni:  aksun  prayoktum  kuSalo 
\'im%  devinäm. 

Man  könnte  wegen,  der  Ähnlichkeit  der  Ausdrücke  versucht  sein,  diese 
Stellen  im  Sinne  der  Jätakaerzählung  zu  deuten.  Es  ist  dabei  aber  doch  zu 
bedenken,  dass  es  sich  im  Mahäbhärata  nicht  um  das  Spiel  mit  päsakas,  sondern 
um  das  Nüssespiel  handelt^),  bei  dem  es  auf  das  rasche  Erkennen  von  Augen- 
zahlen garnicht  ankommen  kann,  und  ich  glaube  daher,  dass  die  Geschicklichkeit, 
von  der  im  Mahäbhärata  die  Rede  ist,  in  etwas  anderem  beruht,  nämlich  in  der 
Zählkunst,  die  wir  später  kennen  lernen  werden. 

« 
Die  Äyas  und  ihre  Namen. 

Kehren  wir  jetzt  zum  Vidhurapa^(Jitajätaka  zurück.  Nach  der  Darstellung 
des  Jätaka  gab  es  24  verschiedene  ayas^  von  denen  jeder  der  beiden  Spieler  sich 
vor  Beginn  des  Spieles  einen  wählt.  Wem  es  dann  gelingt,  den  gewählten  zu 
werfen,  der  hat  gewonnen. 

Es  kann  darnach  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  aya  soviel  wie  'Wurf, 


1)  Der  Vers  wird  mit  der  Abweichung  ca  für  sa  in  II,  49, 39  wiederholt. 

2)  Nur  in  Mbh.  lY,  7, 12  ist  wohl  eher  an  das  pöiaika-Spiel  zu  denken;  siehe  S.  21  f. 


30  HEINRICH   LÜDERS, 

d.  h.  eine  bestimmte  Anzahl  oder  Verbindung  von  Würfelaugen  bedeutet ,  und 
das  wird  durch  die  Pftäakakevali  bestätigt.  Hier  wird  in  Vers  168  der  Wurf 
431  ausdrücklich  als  äya  bezeichnet: 

catusl'ädau  trikam  madhye  padam  caivävasänikam  \ 
e§a  äyah  pradhänas  tu  idkafam  nama  ndmatah  \\ 

Und  auch  in  Vers  35  ist  sicherlich  zu  lesen: 

padam  piirvam  trikam  madhye  catu^kam  cavasamkam  \ 
äyo^)  ^yam  vijayo  nama  tasya  vaksyämi  cintitam  \\ 

Da  man,  wie  wir  schon  sahen,  beim  Würfelorakel  entweder  drei  vierseitige, 
durch  Abzeichen  unterschiedene  Würfel  auf  einmal  oder  einen  vierseitigen  Würfel 
dreimal  hintereinander  warf,  so  ergeben  sich  64  verschiedene  Würfe,  denen 
sowohl  in  dem  ersten  Würfelorakel  des  Bower  Manuskriptes  als  auch  in  der 
FäiSakakevali  besondere  Namen  beigelegt  werden.  In  der  erstgenannten  Schrift, 
wo  die  Permutationen  jeder  (xruppe  die  gleichen  Namen  tragen,  sind  es  die 
folgenden  -) : 

444  caTitayänfa^),  321  dundubhl. 

333  navikkJ.  442  vrsa, 

222  pattabandha.  422  presyä, 

111  kälaviddhi,  332  vHl, 

443  säpata^  114  karna. 

343  mält%       .  322  sajä. 

324  vahula^).  331  käiia  oder  karia^ 

414  küta.  311  cuücutia, 

421  hhadra^).  221  päficT  oder  7>a7lcl. 

341  saktl  oder  sakti.  112  kharl^). 

Die  meisten  dieser  Najnen  kehren  in  der  Pääakakevall  wieder,  doch  ist  die 
Verteilung  auf  die  einzelnen  Würfe  nicht  immer  dieselbe.  Ich  gebe  im  folgenden 


1)  hA  äyäyam;  L\]  anko;  hEprasno;  BB  päsOj  was  Schröter  in  den  Text  aufgenommen  hat. 

2)  Die  Keiheufolge  ist  die  in  dem  Werke  befolgte. 

3)  Der  Name  ist  unsicher. 

4)  Die  Permutationen  434  und  344  werden  als  zweiter  und  dritter  säpata  bezeichnet  und  so 
analog  bei  den  folgenden  Gruppen. 

5)  Der  Name  steht  im  Texte  bei  334  und  fehlt  versehentlich  bei  843  und  433. 

6)  Die  Gruppe  234  fehlt  im  Texte. 

7)  Die  Gruppe  124  fehlt  im  Texte.    Bei  412  fehlt  der  Name  und  der  Spruch. 

8)  Bei  313  steht  känah  tantraj  bei  133  kancUantrah,  was  sich  vielleicht  auf  den  Begleitsprach 
bezieht  und  'der  Si)ruch  für  den  X:äna -Wurf'  zu  übersetzen  ist.  Hoernle  scheint,  nach  seiner  Be- 
merkung auf  S.  197)  Anm.  3  zu  urteilen,  die  Namen  überhaupt  nicht  als  die  Namen  der  Würfe, 
sondern  als  die  der  Sprüche  zu  betrachten,  was  nicht  richtig  sein  kann,  da  sie,  wie  wir  sehen 
werden,  auch  ausserhalb  der  Orakel  beim  Würfelspiele  vorkommen. 

9)  Die  Gruppen  121  und  211  fehlen. 


DAS    WÜRFEIÄPIEL   IM   ALTEN   INDIEN.  31 

eine  Liste,  indem  ich  den  Namen,  den  die  Gruppe  in  dem  ersten  Würfelorakel 
des  Bower  Mannskriptes  (B.  MS.)  fuhrt,  voranstelle^). 

111.  B.  MS.  kalavidähu    P.  sobhana, 

112.  B.  MS.  kharT.  P.  kartari;.  Dies  ist  die  Lesart  von  BA  und  BB;  LE 
und  LU  lesen  patita  visakariart  für  patitä  tava  kartarL  Ich  habe  keinen 
Zweifel,  dass  kartarl  aus  khari  oder  dem  synonymen  gardcihhi^)  ver- 
derbt ist. 

113.  B.  MS.  cuficuna,  P.  cificini.  Die  beiden  Ausdrücke  sind  natürlich 
identisch. 

114.  B.  MS.  karna.  P.  karnikä  (auch  in  G).  Eine  Handschrift  hat  nach 
Hoernle,  Bower  Manuscript,  S.  219,  kartan.  Die  längere  Form  kar- 
nikä ist  dem  Metrum  zu  liebe  gewählt.  Das  Geschlecht  schwankt 
auch    sonst   bei   diesen  Namen   zwischen  Masculinum   und  Femininum. 

121.  B.  MS.  khari.  P.  kein  Name.  Vielleicht  ist  päso  'yam  (so  LE;  BA 
päsake,  BB  pä4akah,  LU  pOsakä)  in  pä^o  ^yam  patitas  tava  an  die  Stelle 
des  ursprünglichen  Namens  getreten,  wie  bei  411  patitam  hy  atra 
karanam  in  BB  durch  päsake  patitam  tava  ersetzt  worden  ist. 

122.  B.  MS.  2)aficl.  P.  väsa.  Für  vaso  liest  BB  päso;  Schröter  hat  vämo 
in  den  Text  gesetzt,  vaso  und  päso  sind  sicherlich  Verderbnisse  von 
päficT. 

123.  B.  MS.  dundubht.  P.  dundub/ii,  nach  BA  und  LU  Femininum,  nach 
BB  Masculinum. 

124.  B.  MS.  bhadra,    P.  bhadra,  mit  Wechsel   des  Geschlechts   wie  vorher. 

131.  B.  MS.  cu7icii7ia.  P.  dundubhi,  m.,  das  in  B.  MS.  132  bezeichnet.  Die 
Lesung  dundubhi  ist  aber  nicht  sicher;  LE  und  LU  haben  Subho  ^yam 
für  dundubhih.  Es  liegt  die  Vermutung  nahe,  dass  dundubhih  aus 
cuficxinah,  cuilcunih  oder  ciiicmih  verderbt  ist. 

132.  B.  MS.  dundubhi,  P.  dundubhi,  nach  BA  und  LE  Femininum,  nach 
LU  Masculinum. 

133.  B.  MS.  käna,  P.  manthin.  Die  Lesung  manihinah  beruht  auf  Kon- 
jektur; LE  und  LU  haben  manihannh,  BA  mathaneh,  BB  chinnarh. 

134.  B.  MS.  saktL     P.  vijaya. 

141.  B.  MS.  karna.    P.  kein  Name. 

142.  B.  MS.  bhadrä.  P.  dundubhi^  nach  BA  Femininum,  nach  BB,  LE  und 
LU  Masculinum.     In  B.  MS.  bezeichnet  dundubht  132. 

143.  B.  MS.  sakti.    P.  saktl  oder  sakti.    LU  liest  fälschlich  satyä  für  saktyO. 

144.  B.  MS.  kata,    P.  vr^a  (auch  in  G),  das  in  B.  MS.  244  bezeichnet. 

1)  BA,  BB,  LK  und  LU  sind  die  von  Scbrüter  für  seine  Ausgabe  benutzten  Handscbriften. 
U  ist  das  Manuskript  einer  andern  Rezension,  von  der  Hocmle  Auszüge  mitgeteilt  bat.  In  der 
dritten  Rezension,  die  sich  im  Bower  Manuskripte  findet,  sind  Wurfnamen  selten.  Merkwürdiger- 
weise hat  Schröter ,  wie  aus  seinen  Bemerkungen  auf  S.  XVII  hervorgeht ,  die  Namen  zum  Teil 
gamicht  als  solche  erkannt. 

2)  Siehe  darüber  S.  86. 


32  HEINRICH   LÜDERS, 

211.  B.  MS.  kharT.   P.  dundubhi.   In  B.  MS.  ist  dundübhl  der  Name  von  213. 

212.  B.  MS.  päficL  P.  dundubhi j  nach  BA  und  LU  Femininum,  nach  BB 
und  LE  Mascolinnm.     In  B.  MS.  bezeichnet  dundubhi  213. 

213.  B.  MS.  dundubhi,  P.  dundubhi,  nach  BA  Femininum,  nach  BB,  LE 
und  LU  Masculinum. 

214.  B.  MS.  bluidrä.    P.  bhadra,  mit  Wechsel  des  Geschlechts  wie  vorher. 

221.  B.  MS.  j;äfid.  P.  pattrT,  wofür  LE  putrl  bietet.  Ich  bin  überzeugt, 
dass  beides  nur  Verderbnisse  von  paficT  sind. 

222.  B.  MS.  pattabandha,    P.  kein  Name. 

223.  B.  MS.  sajä,  P.  Mfa.  Für  küfo  ^yam  liest  aber  LE  vatsetJiatky  was 
sajeyam  als  ursprüngliche  Lesart  wahrscheinlich  macht. 

224.  B.  MS.  pre§ya.  P.  prasna  (auch  in  G).  Eine  Handschrift  hat  nach 
Hoernle,  Bower  Manuscript,  S.  218,  kofa.  Ich  bezweifle  nicht,  dass 
praSno  'yam  aus  prc^yo  ^yam  verderbt  ist;  vgl.  422. 

231.  B.  MS.  dundubhi.  P.  dundubhi,  nach  BA  und  LE  Femininum,  nach 
BB  und  LU  Masculinum. 

232.  B.  MS.  sajä,  P.  küfa.  In  B.  MS.  bezeichnet  küfa  144  und  seine  Per- 
mutationen. 

233.  B.  MS.  viß,  P.  dundubhi,  nach  BA  Femininum,  nach  BB,  LE  und  LU 
Masculinum.     In  B.  MS.  bezeichnet  dundubhi  231. 

234.  B.  MS.  vahula.    P.  bahulä,  mit  Wechsel  des  Geschlechts  wie  vorher. 

241.  B.  MS.  bhadra,  P.  dundubhi,  nach  BA  und  BB  Masculinum,  nach  LE 
und  LU  Femininum;  in  BA  und  BB  ausserdem  auch  vr^a  genannt. 
In  B.  MS.  bezeichnet  vr^a  24A,  dundubhi  231. 

242.  B.  MS.  pre§yä.    P.  kein  Name. 

243.  B.  MS.  vdtnda,    P.  kein  Name. 

244.  B.  MS.  vr§a,  P.  vr^a,  das  sich  auch  in  der  Rezension  des  Bower 
Manuskriptes  findet. 

311.  B.  MS.  cuncuim.  P.  dundubhi,  nach  BA  und  LU  Femininum,  nach  BB 
und  LE  Masculinum.  In  B.  MS.  bezeichnet  dundubhi  321;  vgl.  aber 
auch  die  Bemerkung  unter  131. 

312.  B.  MS.  dundubhi.  P.  dundubhi,  nach  BA  und  LU  Femininum,  nach  BB 
und  LE  Masculinum. 

313.  B.  MS.  kana.  P.  pätrika,  n.  pätrikam  findet  sich  nur  in  LU;  BB  hat 
anstatt  dessen  poSakdh,  BA  und  LE  päiake,  was  Schröter  in  den  Text 
aufgenommen  hat. 

314.  B.  MS.  hklT.    P.  sakti,  fem. 

321.  B.  MS.  dundubhi.  P.  kartarl.  Anstatt  patitä  tava  kartart  liest  BA 
patita  vi^akartarT,  was  Schröter  in  den  Text  gesetzt  hat.  Ich  glaube, 
dass  kartarl  auch  hier  Verderbnis  von  kharl  ist,  das  in  B.  MS.  121 
bezeichnet;  vgl.  die  Bemerkung  zu  112. 

322.  B.  MS.  scyä.    P.  bahulä.    In  B.  MS.  bezeichnet  vahula  324. 

323.  B.  MS.  vifi.    P.  tripadl. 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM  ALTEN  INDIEN.  88 

824.  B.  MS.  vahula.  P.  saphala.  Ich  bin  überzeugt,  dass  saphald  aus  ha- 
hula  verderbt  ist.  Die  Femininform  erscheint  in  P.  auch  sonst;  siehe 
234,  322. 

331.  B.  MS.  käna.  P.  dundubhi,  nach  BA  und  LE  Femininam,  nach  BB 
and  Lü  Mascnlinom.    In  B.  MS.  bezeichnet  dundubhi  321. 

332.  B.  MS.  vifh  P.  kein  Name.  Vielleicht  stand  aber  der  Name  ursprüng- 
lich an  Stelle  von  päidice  in  päsake  pcUüam  (LTJ  pasaJcas  pcUitas)  tava; 
vgl.  die  Bemerkung  zu  121. 

333.  B.  MS.  navikkt.  P.  kein  Name,  falls  er  nicht  in  niscitam  (BB  niicayam) 
stecken  sollte. 

334.  B.  MS.  mäh.  P.  ntalinl.  Die  beiden  Namen  sind  natürlich  identisch. 
G  hat  prccliaka, 

341.  B.  MS.  saktl,    P.  kein  Name. 

342.  B.  MS.  vahula.    P.  kein  Name. 

343.  B.  MS.  malT,    P.  kein  Name.     In  G  wiederum  prcchaka, 

344.  B.  MS.  säpata.  P.  sdkatl.  Für  Sakat^  liest  BB  sakoto.  Beide  Formen 
sind  zweifellos  verderbt  aus  säpafä,  der  Femininform  zu  Sapafa.  Den 
Beweis  liefert  die  Fassung  in  G :  trikam  pürvam  catu^kau  dvau  drSyate 
fava  sathpadäj  wo  für  sampada  natürlich  Säpafä  zu  lesen  ist.  Wahr- 
scheinlich steckt  sapafä  auch  in  dem  stark  verderbten  Verse  der  Re- 
zension des  Bower  Manuskriptes:  dhanadhünyai  ca  te  pilmnä  asti  sar- 
wasya  sampadä. 

411.  B.  MS.  karna,  P.  kärani.  So  liest  Hoernle,  Bower  Manuscript,  S.  220. 
LE  und  LU  lesen  käranamj  das  sich  auch  in  G  findet.  Eine  Hand- 
schrift hat  nach  Hoernle  vrsa,  BA  und  BB  haben  keinen  Namen,  da 
sie  den  Versschluss  geändert  haben.  Dass  kärani,  das  natürlich  auf 
karna  zurückgeht,  die  richtige  Form  ist,  beweist  die  Lesart  patitä  für 
patitath  in  BA  und  LE.  Es  hat  Geschlechtswechsel  stattgefunden  wie 
in  den  oben  angeführten  Fällen. 

412.  B.  MS.  bhadrä,    P.  kein  Name. 

413.  B.  MS.  saktl.    P.  sakti,  fem. 

414.  B.  MS.  küta.  P.  kilta.  Der  Vers  lautet  in  allen  von  Schröter  be- 
nutzten  Handschriften  richtig :  daivänukülyatah  sädhu  ktlfo  ^yam  patitas 
tava.     Schröter  hat  fälschlich  sädhu  küto  zu  sädhukrto  verändert. 

421.  B.  MS.  hhadrä.    P.  kein  Name. 

422.  B.  MS.  pre^yä.  P.  pre^ya.  Die  richtige  Lesart  presyo  ^yam  patitas  tava 
steht  in  BA,  Schröter  hat  die  falsche  Lesart  von  LE  und  LU  prek^yo 
^yam  in  den  Text  gesetzt.  In  G  findet  sich  die  Femininform  prek^a 
{prek§eyam  patitä  tava),  die  natürlich  in  pre^yä  zu  verbessern  ist. 
Der  Wechsel  des  Geschlechts  ist  wie  in  den  oben  angeführten  Fällen. 

423.  B.  MS.  vahtila.    P.  kein  Name. 

424.  B.  MS.  vr§a.    P.  kein  Name. 

AbhaadlangaB  d.  K.  Om.  d.  Wi«.  iii  Oöttingen.    PUL-hut.  Kl.   N.  F.    Bud  9.  t.  5 


34  HKINRICH   LUDERS, 

431.  B.  MS.  salit.  P.  sdkata^  n.  BB  liest  aber  sakafo,  LXJ  sdkunam  für 
yalnt^fh.  Unter  344  haben  wir  iakaff,  iakafa  als  Verderbnis  von  sapnta 
kennen  gelernt,  hier  ist  sakafa  offenbar  aus  sakti  verderbt.  Dafür 
spricht  auch,  dass  in  der  Fassung  von  LU:  e^a  äyah  pradhanas  tu 
sakunarh  nämnä  manoramam  ein  zweisilbiger  Name  durch  das  Metrum 
gefordert  wird. 

432.  B.  MS.  vahulu.    P.  kein  Name. 

433.  B.  MS.  mälT.  P.  marjanl.  Da  unter  334  dem  mall  des  B.  MS.  ein 
mälinl  in  P.  entspricht,  so  hege  ich  keinen  Zweifel,  dass  märjanl  aus 
mälinl  verderbt  ist. 

434.  B.  MS.  säpafa.  P.  saphalä.  Auch  hier  ist  sapJialä  sicherlich  aus  säpatä 
verderbt.    Für  die  Femininform  vergleiche  die  Bemerkungen  zu  344. 

441.  B.  MS.  knfa,  P.  küfa.  Der  richtige  Name  steht  in  BA;  LE  und  LU 
lesen  ^dhrnvo,  BB  ka^fo  für  küfo.  G.  hat  prcchakä,  andere  Handschriften 
nach  Hoernle,  Bower  Manuscript,  S.  216,  krakacah. 

442.  B.  MS.  vr^a,  P.  vr^a.  Der  Name  steht  auch  in  G  und  in  der  Re- 
zension des  Bower  Manuskriptes. 

443.  B.  MS.  säpata.     P.  vämä. 

444.  B.  MS.  canfaijänfa^f).  P.  kein  eigentlicher  Name,  die  drei  Vieren 
werden  aber  als  die  drei  weisen  Stiere  bezeichnet  (vr^abläs  ca  trayo 
yatra  patifäs  te  vicakaanäh). 

Die  Namen  der  Würfe  in  der  PäSakakevali  sind  also,  wenn  man  von  dem 
Geschlechtsunterschiede  und  kleinen  Verschiedenheiten  im  Bildungssuffixe  absieht, 
in  18  Fällen  denen  des  ersten  Orakels  im  Bower  Manuskript  völlig  gleich,  in 
zwei  Fällen  so  ähnlich,  dass  ihr  Zusammenhang  noch  deutlich  erkennbar  ist 
(113  cincini  für  cnncuna;  411  karanJ  für  karna).  In  16  Fällen  fehlt  der  Name, 
doch  besteht  bei  121,  332,  333  der  Verdacht,  dass  er  erst  durch  handschriftliche 
Verderbnis  geschwunden  ist.  In  13  Fällen  braucht  die  Päfiakakevali  die  Namen 
anders.  Zum  Teil  werden  wir  es  auch  hier  mit  handschriftlichen  Verderbnissen 
zu  tun  haben ;  so  bei  223  küfa  (aber  handschriftlich  auch  vatsa)  für  sajä  und  viel- 
leicht daher  auch  bei  232  küfa  für  sajä.  In  andern  Fällen  aber  scheinen  schon 
Versehen  des  Verfassers  selbst  vorzuliegen;  so,  wenn  er  dundubhi  (eigentlich 
132,  213,  231,  321)  für  142,  211,  212,  233,  331  verwendet,  vr^  (eigentlich  244) 
für  144,  vr^a  (eigentlich  244)  oder  dundubhi  (eigentlich  231)  für  241,  kartarJ, 
falls  dieses  aus  khari  entstellt  ist,  (eigentlich  121)  für  321,  hahulä  (eigentlich 
324)  füi«  322.  Auch  bei  dundubhi  (eigentlich  132  und  321)  für  131  und  311  liegt 
vielleicht  ein  Versehen  des  Verfassers  vor;  dundubhi  könnte  aber  auch  aus  dem 
zu  erwartenden  mücurui  verderbt  sein.  In  16  Fällen  endlich  hat  die  Pääakakevall 
neue  Namen.  Von  diesen  sind  aber  die  meisten  sicherlich  nur  Verderbnisse;  so 
112  (und  wahrscheinlich  auch  321)  kartan  für  khar%  (oder  gardabhi),  122  vOsa 
(päSa)  für  paficif  221  pattrT  für  pänclj  224  pra&na  für  pre^a,  324  saphalä  für 
bahuläj  344  Sakafi  für  Säpatä,  431  Sakafa  für  SaM%,  433  marjanl  für  molinl,  434 
saphalä  für  säpafa.   Es  bleiben  sechs  Namen:  111  iobhana  anstatt  kälaviddhi,  133 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM   ALTEN   INDIEN.  35 

manthin  (Konjektur)  anstatt  hana^  134  vijaya  anstatt  saJiU^  313  pätrika  anstatt 
käna,  323  iripadl  anstatt  vitlf  443  vamä  anstatt  ääpafa.  Bei  dem  verwahrlosten 
Zustande,  in  dem  sich  der  Text  der  Pääakakevali  befindet,  ist  die  Frage,  ob 
wir  es  hier  tatsächlich  mit  neuen  Namen  oder  nur  mit  falschen  Lesungen  und 
Schreibfehlem  zu  tun  haben,  zur  Zeit  überhaupt  nicht  zu  losen.  Es  bedarf 
dazu  der  Heranziehung  eines  viel  grösseren  handschriftlichen  Materiales  als  es 
Schröter  für  seine  Ausgabe  benutzt  hat;  vor  allem  müsste  die  durch  Gr  reprä- 
sentierte zweite  Rezension  des  Werkes  vollständig  vorliegen. 

Wie  immer  aber  auch  das  Urteil  über  diese  letzte  Gruppe  von  Namen 
lauten  mag,  die  in  dem  ersten  Orakel  des  Bower  Manuskriptes  vorkommenden 
Namen  sind  jedenfalls  für  uns  von  grossem  Interesse,  weil  sie  nicht  blosse  Er- 
findungen der  professionellen  Wahrsager  sind,  sondern  Ausdrücke,  die  von  alters- 
her  beim  eigentlichen  Würfelspiele  üblich  waren.  Das  wird  durch  das  Vidhura- 
pa^cjlitajätaka  bewiesen,  wo  eine  Reihe  dieser  Namen  wiederkehren.  In  der 
Prosaerzählang  werden  mäli^),  savafa^),  bahulaj  santi  und  bhadra  als  Beispiele 
von  äyas  genannt;  in  den  Gäthäs  werden  ausser  diesen^)  noch  die  beiden  käkas 
{diive  käkä),  mandakä,  ravi,  nemi ,  sanighatta  und  titthirä,  also  im  Ganzen  zwölf 
aufgeführt.  Von  diesen  lassen  sich  mällj  sävata,  hahula  und  bhadrä  ohne  Weiteres 
mit  den  Namen  mäU  (malinJ)^  säpata,  vahula  (bahula)  und  bhadra  (bhadra)  der 
Würfelorakel  identifizieren.  P.  sa^iii  ist  wahrscheinlich  in  satti  zu  verbessern 
und  reflektiert  sk.  4aktt  (sakti).  Möglicherweise  ist  aber  auch  für  dure  Jcälä  duve 
kanä  zu  lesen  und  kdnä  dem  karna  und  kana  des  ersten  Orakels  gleichzusetzen. 
Die  übrigen  Namen  haben  in  den  Orakeltexten  keine  Entsprechang. 

Eine  weitere  Frage  ist  es ,  ob  die  Namen ,  die  sich  gleichlautend  in  dem 
Jätaka  und  in  den  Würfelorakeln  nachweisen  lassen,  in  beiden  Werken  die 
gleichen  Würfe  bezeichneten.  Nach  dem  ersten  Orakel  des  Bower  Manuskriptes 
bezeichnet  mäh  343,  säpata  443,  vahula  324,  bhadra  421  und  die  jedesmaligen 
Fermutationen  dieser  Gruppen.  Nach  der  Gäthä  heisst  ein  'Achter'  (affhaJca) 
mälika,  ein  *Sechser'  (chaka)  sävata^  ein  *  Vierer'  (catukka)  bahula  j  ein  *aus  der 
Verbindung  zweier  Verwandter  bestehender'  (dribandhusandhika)  bhadraka.  Ich 
muss  gestehn,  dass  mir  die  letzteren  Angaben  unverständlich  sind,  und  dass  es 
mir  unmöglich  ist,  sie  mit  denen  der  Orakeltexte  in  Einklang  zu  bringen. 
Ebensowenig  verstehe  ich  die  Behauptung,  die  sich  sowohl  in  der  Prosa  des 
J&taka  vne  in  den  Gäthäs  findet,  dass  es  24  Würfe  {aya)  gebe,  da  sich  weder 
bei  drei  noch  bei  einer  grösseren  oder  geringeren  Anzahl  von  pasakas  und 
einerlei,  ob  man  die  Gesamtsumme  oder  die  Kombinationen  der  Augenzahlen  als 


1)  So  in  den  singhalesischen  Handschriften,  in  den  birmanischen  mälikam. 

2)  Die  singhalesischen  Handschriften  haben  sävatamj  die  birmanischen  falsch  sävattam. 

3)  Die  Abweichungen  zwischen  den  Formen  der  Gäthäs  und  denen  der  Prosa  sind  unbedeutend. 
Des  Metrums  wegen  wird  in  den  Gäthäs  mälika  für  mäli  und  einmal  bhadraka  neben  bhadrä  ge- 
braucht. Für  8ävat(am  und  sävatto  in  den  Gäthäs  ist  sävatcuh  und  sävato  zu  lesen.  Das  Geschlecht 
schwankt  bei  den  o-Stämmen  bisweüen  zwischen  Masculinum  und  Neutrum :  mäliko  neben  mälikam, 
sävato  neben  sävatam,  bahulo  neben  bahulath.    Ebenso  steht  neben  bhadrä  bhadrakam. 

6* 


36  HKINBICH   LÜDERS, 

Wurf  betrachten  will,  je  24  verschiedene  Würfe  ergeben  können.  Auffällig  ist 
auch,  dass  in  der  Gräthä,  die  doch  offenbar  eine  Aofzählxmg  der  äyas  enthalten 
soll,  nur  zwölf  mit  Namen  genannt  werden. 

Wir  müssen  uns  also  darauf  beschränken,  zu  konstatieren,  dass  die  Be- 
deutung dieser  Namen,  sei  es  zeitlich,  sei  es  lokal,  verschieden  war;  die  Tat- 
sache, dass  sie  alte  Spielausdrücke  sind,  wird  aber  durch  eine  Stelle  des  Mrccha- 
katika  erhärtet.  Dort  klagt  der  Masseur,  der  seine  zehn  Goldstücke  im  Würfel- 
spiele verloren  hat  (II,  1): 

navabandhanamuMae  via  gaddahle  hä  tadido  mhi  gaddahTe  \ 
AiügaläaniukkOe  via  iattte  OhaduJcko  via  ghädido  mhi  sattle  \\ 

*Ach,  ich  bin  geschlagen  von  der  gaddahi  wie  von  einer  Eselin,  die  eben  von  der 
Fessel  befreit  ist ;  ich  bin  getötet  von  der  saftT  wie  Ghatotkaca  von  dem  Speere, 
den  der  Angakönig  schleuderte.'  Prthvidhara  erklärt  in  seinem  Kommentare 
gaddaJn  und  sattl  als  Synonyme  von  iapardaka;  es  kann  aber  keinem  Zweifel 
unterliegen,  dass  es  sich  hier  um  Würfe  handelt^),  und  dass  satti  mit  dem  .iaktl, 
gaddahlf  ^Eselin',  mit  dem  gleichbedeutenden  kharf  des  Würfelorakels  identisch  sind. 
Recht  unsicher  ist  es,  ob  auch  in  Mbh.  in,  69,7  einer  dieser  d^a- Namen 
vorliegt.  Dort  sagt  Pu^kara  zu  seinem  Bruder  Nala,  als  er  ihn  zum  Spiel 
überreden  will: 

dlvyavety  abravtd  hhräta  vraeneti  muhur  muhuh  \\ 

Das  Wort  vrsa  kann  hier  nicht  den  Hauptwürfel  (ak^amukhga)  bedeuten,  wie 
Nilaka^tha  und  darnach  die  Petersburger  Wörterbücher  angeben,  da  von  einem 
Wertunterschiede  zwischen  den  Würfeln  niemals  die  Hede  ist.  Wenn  vr^  über- 
haupt ein  Ausdruck  des  Würfelspieles  ist,  so  kann  es  nur  ein  aya  sein^),  den 
Pußkara  zu  seinem  Wurfe  wählt,  wie  im  Jätaka  der  König  den  bahtda  oder 
Pu^^aka  den  sävafa  wählt.  Damit  würde  bewiesen  sein,  dass  nicht  nur  die 
Namen  der  Würfe,  sondern  auch  die  ganze  Spielweise,  wie  sie  das  Jätaka 
schildert,  also  das  pä^aka -S^iel,  dem  Dichter  des  Nalopäkhyäna  bekannt  war. 
Das  ist  aber,  wie  schon  bemerkt,  sehr  unwahrscheinlich.  Und  es  ist  zu 
beachten,  dass  andere  einheimische  Autoren  rr^a  hier  in  ganz  anderem  Sinne 
verstehen;  sie  fassen  es  als  'Stier'.  Somadeva,  Kathäs.  LVI,  294 ff.,  erzählt 
ausführlich,  wie  Nala  einst  im  Hause  des  Puskara  einen  schönen  weissen  Stier 
namens  Dänta  erblickte  und  ihn  zu  besitzen  wünschte.  Puskara  weigerte  sich, 
ihn  dem  Bruder  zu  schenken,  war  aber  bereit  mit  ihm  darum  zu  spielen,  und 
so  begann  das  verhängnisvolle  Spiel.  Kürzer  und  in  engerem  Anschluss  an  das 
Epos,  aber  in  dem  Hauptpunkte  durchaus  übereinstimmend  stellt  K^emendra  die 
Sache  dar.    Bhäratamanjari  UI,  461  sagt  Kali  zu  Puskara: 

aham  sahäyas  te  dyüte  vr^o  hhütva  purahsthitah  \ 
dväparävi^krtair  ak^aih  panam  mdm  eva  kalpayeh  \\ 


1)  Vergleiche  den  ähnlichen  Yen  U,  9,  auf  den  wir  noch  zurückkommen  werden. 

2)  Nach  dem  ersten  Orakel  des  Bower  Manuskriptes  ist  es  442. 


DAS   WÜRFKLSPIEL   IM    ALTEN   INDIEN.  37 

Für  diese  Anifassung  von  vr^a  spricht  ferner  der  Umstand,  dass  es  in  Mbh.  III, 
59,6  von  Kali  heisst,  dass  er  zum  vr^o  gavam  geworden  sei: 

evam  uJctas  tu  Kaliuä  Fu^karo  Nalam  abhyayät  \ 
KaliS  caiva  vrso  hhrUvä  gaväm  Pu^karam  ahhyayät  \\ 

Dass  der  vrso  gavam  derselbe  sein  mnss  wie  der  im  folgenden  Verse  genannte 
vrfa,  lässt  sich  nicht  bestreiten.  Nilaka^tha  erklärt  den  Anjidrack  daher  auch 
im  Einklang  mit  seiner  Deutung  von  vr^a:  atra  goSabdo  Itik^italaksanayak^cisabda' 
vocye^  päie^u  vartaie  |  vr^ah  sresfhah  päsaire§ihah^).  Bei  der  oben  vorgetragenen 
AnfPassung  von  vr§a  müsste  man  entweder  go  als  bildliche  Bezeichnung  der  ayas 
betrachten  oder  vr§o  gaväm  einfach  als  Synonym  von  vr§ah  fassen.  Es  ist  aber 
nicht  zu  leugnen,  dass  alle  diese  Erklärungen  etwas  sehr  Gezwungenes  haben, 
und  ich  möchte  es  daher  für  wahrscheinlicher  halten,  dass  vr§a  hier  tatsächlich, 
wie  Somadeva  und  K^emendra  wollen,  im  eigentlichen  Sinne  zu  nehmen  ist'). 

Wenn  sich  die  Spielweise,  wie  sie  das  Jätaka  schildert,  somit  auch  für  das 
Mahäbhärata  nicht  erweisen  lässt,  so  tritt  für  ihr  verhältnismässig  hohes  Alter 
doch  noch  ein  anderes  Zeugnis  ein.  In  II,  1,10  lehrt  Pä9ini,  dass  alc^a,  saldkä 
und  ein  Zahlwort  mit  pari  zu  einem  Avyayibhäva-Kompositum  verbunden  werden 
{al'^cUäläsafhkhyäh  }iarinä).     Dazu  ist  uns  im  Mahäbhä$ya  eine  Kärikä  erhalten : 

aksädayas  trtlyäniäh  pürvoktasya  yatha  va  tat  \ 

kitavatyavahäre  ca  ek<itve  ^k^asalakayoh  \\ 

*In  der  Redeweise  der  Spieler  (werden)  ak§a  u.  s.  w.  im  Instrumental  {mit  pari 
komponiert^  um  auszudrücken)^  um -wieviel  {der  Wurf)  anders  ist  als  der  vorher 
gesagte,  akaa  und  Saläkä  {jedoch  nur,  wenn  sie)  im  Singular  {siehn)^),^ 

Man  sagt  also  ak^apari  für  *ak^€na  pari^)  *um  einen  Würfel  anders*,  saläkäpari 
für  *Saläkaya  pari  *um  ein  Spähnchen  anders',  ekapan  für  *ekena  paH  *um  eins 
anders',  u.  s.  w.  Wir  werden  auf  diese  Regel  bei  anderer  Gelegenheit  noch 
zurückzukommen  haben;  hier  kommt  nur  der  Ausdruck  pürvoktasya  in  Betracht, 
aus  dem  mir  hervorzugehen  scheint,  dass  der  Verfasser  der  Kärikä  eine  Art 
des  Würfelspieles  kannte,  bei  der  es,  ebenso  wie  bei  dem  Spiele  im  Jätaka, 
darauf  ankam,  einen  vorher  bestimmten  Wurf  zu  werfen*). 

1)  Auch  Caturbhujamiära  nimmt  den  Ausdruck  im  uneigentlichen  Sinne.  Seine  Erklärung 
lautet  nach  einer  Handschrift  im  Britischen  Museum:  gaväm  Särinäm  \  vr^o  balivardali. 

2)  Auch  abgesehen  von  der  zweifelhaften  Bedeutung  von  vr^a  ist  die  Darstellung  des  Nalo- 
päkhyäna  in  diesem  Abschnitte  recht  unklar.  In  III,  59, 3  ist  erzählt  worden ,  dass  Kali  nach 
zwölfjährigem  Warten  in  Nala  eingefahren  ist,  und,  nach  dem  weiteren  Verlaufe  der  Geschichte  zu 
schliessen,  bleibt  er  offenbar  auch  bis  zu  dem  Augenblicke  in  ihm,  wo  Nala  bei  dem  Vibhitaka- 
baume  von  Rtupar^a  das  ak^ahfdaya  empfängt.  In  III,  59,  4— 6  aber  sehen  wir  ihn  plötzlich  sich 
wieder  ausserhalb  Nalas  bewegen  und  in  den  vf^a  verwandeln.  Roths  Versuch,  diese  Schwierigkeit 
zu  lösen  (ZDMG.  II,  124),  scheint  mir  nicht  geglückt. 

8)  Ich  habe  mich  bei  der  Übersetzung  der  Regel  des  Rates  Kielhorns  zu  erfreuen  gehabt. 

4)  Die  Ausdrücke  *akßena  pari,  *daläkayä  pariy  *ekena  pari,  u.  s.  w.  werden  in  der  wirklichen 
Sprache  nie  gebraucht,  da  dafür  stets  die  Komposita  eintreten. 

5)  Patafijali  unterdrückt  bei  seiner  Erklärung  das  ukta:  ayathi^ätlyake  dyotye  \  akfeij^edatk 
na  iathä  vrUafh  yathä  pürvam  iH. 


88  HRINRICH   LÜDERS, 

Die  Ayas  und  ihre  Namen. 

Ausser  den  besprochenen  Namen  von  ai/as  begegnet  uns  in  der  vedischen, 
epischen  und  klassischen  Literatur  des  Sanskrit  und  des  öfteren  aach  im  Pali 
noch  eine  Reihe  von  hierhergehörigen  Ausdrücken,  deren  wahre  Bedeutung,  wie 
ich  glaube,  bisher  vielfach  verkannt  worden  ist.  Es  sind  krtüf  tretä,  dväpara,  kdli, 
ubhtbhüf  ak^aräja  und  Oskanda.  Nach  den  Petersburger  Wörterbüchern  sind  krta, 
treta^  dväpara  und  kali  die  Namen  desjenigen  Würfels  oder  derjenigen  Würfel- 
seite, die,  der  Reihe  nach,  mit  4,  3,  2  oder  einem  Auge  bezeichnet  ist  ^) ;  abhibhß 
und  askanda  werden  dort  als  *ein  bestimmter  Würfel'  erklärt^).  Die  Annahme, 
dass  die  einzelnen  Würfel  verschiedene  Augenzahlen  hatten,  ist  durch  nichts 
gerechtfertigt,  und  damit  fällt  auch  die  Vermutung  fort,  dass  jene  Namen  be- 
stimmte Würfel  bezeichnen  könnten.  Für  die  zweite  Vermutung,  dass  sie  sich 
auf  die  Würfelseiten  beziehen,  lassen  sich  allerdings  auch  einheimische  Zeugnisse 
anführen.  Sowohl  Nilaka^t^a  zu  Mbh.  IV,  50,24^)  als  auch  Anandagiri  in  seinen 
Erläuterungen  zu  Samkara's  Kommentar  zu  Chändogya-Upanisad  IV,  1,4*)  er- 
klären krkfy  tretä,  dväpara  und  kali  in  diesem  Sinne.  Diese  Erklärung  ist  aber 
nicht  nur  an  einigen  Stellen  unmöglich^),  sondern  steht  auch,  wie  wir  sehen 
werden,  in  direktem  Widersprach  zu  andern  Angaben,  und  da  sich  ausserdem 
nachweisen  lässt,  dass  Nilaka^tha  an  andern  Stellen  jene  Ausdrücke  vollkommen 
misverstanden  hat,  so  glaube  ich,  dass  wir  in  diesem  Falle  den  Worten  der 
beiden  Kommentatoren  keinen  Glauben  zu  schenken  brauchen.  Wir  müssen  also 
versuchen,  die  Bedeutimg  der  Namen  aus  den  Texten  selbst  zu  ermitteln. 

Dafür  ist  nun  zunächst  eine  Reihe  von  Stellen  von  Wichtigkeit,  in  denen 
krtaf  tretäy  a.  s.  w.  als  ayas  bezeichnet  werden.  Taittiriyas.  IV,  3,  3, 1 — 2  werden 
gewisse  Backsteine  mit  allerlei  Dingen  identifiziert.  Unter  anderm  heisst  es 
dort,  die  östlichen  seien  unter  den  ayas  das  krta,  die  südlichen  die  tretä^  die 
westlichen  der  dväpara,  die  nördlichen  der  askanda,  die  in  der  Mitte  befindlichen 
der  abhibhü,  ^atapathabr.  XIII,  3,  2, 1  wird  der  catu^foma  das  krta  unter  den 
ayas  genannt.  Öatapathabr.  V,  4, 4,  6  wird  beschrieben ,  wie  dem  Könige  fünf 
Würfel  in  die  Hand  gegeben  werden;  daran  wird  die  Bemerkung  geknüpft:  v^a 
va  ayän  abhibhür  yai  kalir  eaa  hi  sarvän  ayän  abhibhavati,  'dieser  kali  wahrlich 
beherrscht   die   ayas,   denn   dieser    beherrscht   alle  ayas^^).    Dagegen  heisst   es 


1)  Im  grösseren  P.  W.  wird  unter  dväpara  die  erste  Alternative  als  die  wahrscheinUcbere 
bezeichnet. 

2)  Nach  dem  kleineren  P.W.  ist  äskanda  die  Bezeichnung  des  vierten  Würfels. 

3)  KrametjMikadvitriccUurai^äiikitail^  pradedair  ankacatft^tayavän  pääo  bhavaU  \  tcUraikäftkali 
kalir  dvyanko  dväparas  tryankas  tretä  caturankah  krtam, 

4)  Nach  der  umständlichen  Erklärung  von  kfia,  die  ich  hier  übergehe,  fährt  Anandagiri  fort : 
ak^asya  yasmin  bhäge  trayo  'nkäh  sa  tretänämäyo  bhavaU  |  yatra  tu  dväo  atikau  sa  dväparanäma- 
kal^  I  yatraiko  'i^kab  sa  kaHaatf^jna  iH  vihhdgah. 

6)  Ich  brauche  nur  auf  G.  91  des  Vidhurapa9ditajätaka  zu  verweisen. 
6)  Kürzer  drückt  sich  das  Taittiriyabr.  an  der  entsprechenden  Stelle  (I,  7, 10, 5)  aus ;  hier 
heisst  es  in  bezug  auf  jene  Würfel  nur:  ete  vai  aarve  'yaf^  'dies  sind  alle  aya8\ 


DAS    WÜRFELSPIEL   IM    ALTEN   INDIEN.  39 

Chändogya  -  Up.  IV,  1,4;  6:  yathä  Irfäya  vijitayädhare  ^yah  samyanfy  evam  enam 
sarvam  iad  ahhisameti  yat  kimca  j)rajah  sadhu  ktirvanti.  *wie  dem  frrto,  wenn  man 
mit  ihm  gesiegt  hat^),  die  niedrigeren  ayas  zufallen,  so  fällt  diesem  (Raikva) 
alles  zn,  was  immer  die  Geschöpfe  Gutes  tun'. 

Was  ist  nun  aya?  Ein  einfaches  Synonym  von  ak^a,  also  'Würfel',  wie 
die  Petersburger  Wörterbücher  angeben,  kann  es  meines  Erachtens  unmöglich 
sein,  da  krta  u.  s.  w.  dann  die  Namen  verschiedener  Würfel  sein  müssten,  die 
Annahme  einer  Verschiedenheit  der  Würfel  aber,  wie  schon  vorhin  bemerkt, 
unberechtigt  ist.  Taittirlyas.  IV,  3,  3, 1 — 2  fasst  Säyai^a  das  Wort  als  Welt- 
alter {aya^  yugavise^ah) ,  und  nicht  nur  krta,  tretä  und  (hapara,  sondern  sogar 
äskanda  und  abhibhü  sollen  die  Namen  von  Weltaltem  sein ').  Es  braucht  eigent- 
lich kaum  gesagt  zu  werden,  dass  diese  Deutung  völlig  verfehlt  ist.  Dass  aya 
ein  Ausdruck  sein  muss,  der  sich  auf  das  Würfelspiel  bezieht,  geht  schon  aus 
Satapathabr.  V,  4, 4,  6  und  den  aus  dem  Taittirlyabrähma^a  und  der  Chändogya- 
Upani^ad  angeführten  Stellen  hervor;  es  wird  weiter  bewiesen  durch  Väjasaneyis. 
XXX,  8,  wonach  der  Spieler  beim  Puru$amedha  den  ayas  geweiht  wird  {ayebhyah 
kitavam)  *) ,  und  Av.  IV,  38,  3 ,  wo  die  beim  Würfelspiel  helfende  Apsarä  'sie, 
die  mit  den  ayas  umhertanzt',  heisst.  Die  richtige  Erklänmg  giebt  Säya^a  in 
seinem  Kommentar  zu  der  letztgenannten  Stelle.  Er  umschreibt  dort  ayaih 
durch  ak^agatasamkhyävispsaih  krtadiiahduvOcyaih  und  bemerkt  weiter:  ekädayah 
2jaficasamkhyantä  aksaviscsä  ayäh^).  Das  Spiel,  um  das  es  sich  hier  handelt, 
werden  wir  noch  genauer  kennen  lernen;  wir  werden  sehen,  dass  es  dabei  dar- 
auf ankommt,  nicht  eine  bestimmte  Zahl  von  Augen,  sondern  eine  bestimmte 
Zahl  von  Würfeln  zu  werfen.  Diese  Würfelzahl,  die  sich  beim  Würfeln  ergiebt, 
heisst  nach  Säyana  aya,  Aya  bedeutet  also  Wurf,  wenn  man  darunter  das  Er- 
gebnis des  Würfeins  versteht,  und  es  liegt  so  die  Vermutung  nahe,  dass  aya 
das  gleiche  Wort  ist  wie  das  aya  des  Jätaka  und  der  Pääakakevall.  Be- 
wiesen wird  die  Identität  durch  das  Jyoti§a,    wo   wir  tatsächlich  äya  als  Be- 


1)  Diese  Fassang  von  vijitäya,  die  auch  Deussen  in  seiner  Übersetzung  vertritt,  halte  ich 
fiir  die  richtige.  Da  man,  ^ie  aus  Äpastamba,  ^rautas.  V,  20, 1  hervorgeht,  krtam  vijinäti,  *er  siegt 
mit  dem  krta\  sagte,  so  konnte  man  auch  von  einem  Jcfto  vijitali  in  der  angegebenen  Bedeutung 
reden.  Böhtlingks  Konjektur  vijitvaräya  ist  also  falsch.  Ebensowenig  hat  meiner  Ansicht  nach 
vijiia  etwas  mit  dem  in  Kv.  I,  92,10;  II,  12,5  erscheinenden  Worte  vij  zu  tun,  wie  es  Deussen 
für  möglich  hält. 

2)  Nach  dem  Herausgeber  des  Textes  in  der  Bibl.  Ind.  steht  in  allen  Handschriften  ayä, 
nicht  ayah. 

S)  Ä  samantäi  skandanam  dharmasya  do^arMth  yasmin  kalau  (MSS.  kälo)  so  'yam  äskandali; 
kftsnam  dharmam  abhibhavatity  (ibhibhüli  käliyugävaaänakälah. 

4)  In  Taittinyabr.  III,  4, 1, 5  ist  daraus  avebhydh  (Säyapa :  rak^ähhimänibhydh)  küavam  ge- 
worden. 

5)  Wiederholt,  aber  mit  der  Variante  dk^avi^ayä^  im  Kommentar  zu  Av.  VII,  114, 1.  Dasselbe 
meint  Säyapa  offenbar,  wenn  er  Satapathabr.  Y,  4,4,6  kurz  sagt:  aya^dbdo 'k^aväci.  Es  kann 
kaum  seine  Absicht  gewesen  sein,  aya  als  Synonym  von  ak^a  zu  bezeichnen,  da  er  unmittelbar 
vorher  die  einzelnen  ayas  kfia  und  kdi  richtig  beschreibt. 


40  URINRICH    Lt)DER8, 

Zeichnung  der  Zahl  4  —  natürlich  mit  Rücksicht  aaf  die  Grappe  krta,  tretäj 
dväparüf  kcdi  —  finden^).  Somäkara  erklärt  hier  allerdings  äya  als  Weltalter 
nnd  beruft  sich  dabei  auf  das  Wort  der  sruti:  krtam  äyänäm.  Das  ist  aber 
sicherlich  ein  ungenaues  Zitat  und  gemeint  ist  die  oben  angeführte  Stelle  aus 
dem  ^tapathabr&hmana  (XIII,  3, 2, 1 :  krienäyäHüm) ,  wo ,  wie  ich  gezeigt  zu 
haben  glaube,  aya  gerade  Wurf  bedeuten  muß. 

Die  Bedeutung  'Wurf  passt  nun  für  krta,  tretäj  düäpara,  kali,  abhibhü  und 
üskanda  auch  an  allen  übrigen  Stellen,  wo  jene  Ausdrücke  erscheinen').  Bei 
der  Beschreibung  des  Puru^amedba  in  der  Väjasaneyisaihhitä  (XXX,  18)  heisst 
es,  dass  der  kitava  dem  ak^ofüja,  der  ädinavadarsa  dem  krta,  der  kalpin  der  tretäj 
der  adhikaljnn  dem  dväpara,  der  sabhasthänu  dem  äskanda  geweiht  sei.  Die  Er- 
wähnung von  ak^aräja  macht  es  zweifellos,  dass  sich  auch  die  folgenden  vier 
Ausdrücke  krta,  tretQ,  dväpara  und  äskatida  nicht  etwa  auf  die  Weltalter,  sondern 
auf  die  ayas  beziehen,  und  dass  die  Opfermenschen,  die  ihnen  geweiht  werden, 
Personen  sind,  die  etwas  mit  dem  Würfelspiele  zu  tun  haben,  wenn  es  auch 
unmöglich  ist,  ihre  Funktionen  im  einzelnen  anzugeben^).  Das  gleiche  gilt  für 
die  Parallelstelle  in  Taittiriyabr.  III,  4, 1, 16 ,  wonach  der  kUava  dem  ak^ojräja, 
der  sabhavin  dem  krta,  der  ädinavadarsa  der  treta,  der  bahihsad  dem  dvdpara,  der 
sabliüsthanu  dem  kali  geweiht  wird ,  obwohl  Säya^a  krta  u.  s.  w.  als  die  Namen 
der  Weltalter  deutet  *).  Mbh.  IV,  50, 24  rühmt  Aävatthäman  den  Arjuna  als 
einen  Mann,  der  vom  Würfelspiel  wohl  nicht  viel  verstehe,  aber  ein  Held  in  der 
Schlacht  sei,  und  sagt:  *Nicht  Würfel  wirft  das  Gä^^lva,  nicht  krta  und  nicht 
dräpara;  flammende  scharfe  Pfeile  wirft  das  Gä^i^iva,  bald  hier,  bald  dort'. 
Und  ganz  ähnlich  sagt  Kr^^a  Mbh.  V,  142,  6  f.  zu  Kar^a:  ^Wenn  du  den  Weiss- 
rossigen,  dessen  Wagenlenker  Kr^^a  ist,  im  Kampfe  wahrnehmen  wirst ,  wie  er 
Indras  Geschoss  schleudert  und  die  beiden  andern,  das  des  Agni  und  das  der 
Maruts,  und  das  Getöse  des  Gä^^Iva,  dem  Donner  des  Blitzes  vergleichbar, 
dann  wird  nicht  trefä  mehr  sein,  nicht  krta  und  nicht  dväpara\  Die  folgenden 
Verse  enthalten  Variationen  desselben  Gedankens  in  bezug  auf  Yudhi^thira, 
Bhlmasena,  Arjuna  und  die  Zwillinge;  der  Nachsatz  lautet  jedesmal  (9. 11. 13. 15): 


1)  Weber,  Über  den  Vedakalender  Namens  Jyotisbam.  Phil. -bist.  Abb.  der  Kgl.  Akad.  der 
Wiss.  zu  Berlin,  1862,  S.  47  f. 

2)  Eine  Reibe  von  Belegen  für  krta  und  kali  aus  der  Ritualliteratur,  wie  Taittiriyabr.  I,  5, 
11,  1,  Äpastamba,  l^rautas.  V,  20, 1;  Kätyäyana,  ^rautas.  XV,  7, 18. 19;  Baudbäyana,  l^rautas.  11,9; 
Kansikas.  XYII,  17,  aucb  Cbändogya-Üp.  IV,  3,8,  übergebe  leb  bicr,  da  wir  auf  sie  später  noch 
genauer  einzugeben  baben  werden. 

8)  Der  Kommentator  Mabidbara  versagt  bier  gänzlicb.  Er  erklärt  kitavam  durcb  dhürtanif 
ädinavadarsam  durcb  ädinavo  do^aa  tarn  paSyati  tathäbhütamy  kalpinam  durcb  kalpakam,  adhikal- 
pinam  durcb  adhikalpanäkartäram,  sahhöisthäi^um  durcb  sabhäyäm  sthiram;  er  gibt  also  ausser  im 
ersten  Falle  nur  etymologische  Erklärungen. 

4)  Was  die  Namen  der  Opfermenseben  betrifft,  so  erklärt  Säya^iia  kitavam  durch  dyütäku- 
ialam,  sahhävinam  durcb  dyütasäbhäyä  adhi^hätäram,  ädinavadariam  durch  nuxryädäyäik  devanasya 
dro^ärai^  parik$<ikam,  bcihUsadam  durch  bahihaadanaiüath  svayam  ac^vyantam,  sabhästhäfium 
durch  adevanakäle  'pt  sabhäth  yo  na  mtOieaH  so  ^yatk  stanibhasamänaJtvät  Bohhätihäi^utk  \  tarn. 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM   ALTEN   INDIEN.  41 

na  tadä  bhavitä  tretä  na  kriam  dväparam  na  ca. 

Nilaka^tba  bringt  es  selbst  in  diesem  Falle  fertig,  tretä ^  krta  und  dväpara  auf 
die  Weltalter  zn  beziehen! 

Za  diesen  Belegen  stellen  sich  aas  dem  späteren  Sanskrit  zwei  Stellen  des 
Mrcchakatika.  II,  12"^  sagt  Dardnraka  za  Mäthara:  are  märkha  nanv  aham  dasa 
suvarnän  kafakarunena  prayacckämi^  'du  Dammkopf,  waram  sollte  ich  nicht  zehn 
Goldstücke  riskieren,  am  das  kafa  za  machen',  kata  ist  hier,  wie  das  Pali  zeigt, 
nichts  weiter  als  die  volkssprachliche  Form  für  sk.  krta.  U,  9  sagt  derselbe 
Dardnraka: 

tretähriasarvasvah  pävarapatanäc  ca  So^taSarTrah  \ 

narditadariitamärgah  kafena  vinipätito  yämi  \\ 

'Darch  die  tretä  aller  Habe  beraabt,  den  Körper  aasgedorrt  darch  den  Fall  des 
pävara,  darch  den  nardita  meiner  Wege  gewiesen,  darch  das  kafa  za  Fall  ge- 
bracht, gehe  ich  dahin.'  Die  treta  hat  hier  ihren  alten  Namen  bewahrt;  pävara 
geht  anf  *bävara  aas  dväpara  zarück ;  kafa  ist  wiederum  sk.  krta,  Nardita  dürfen 
wir  daher  mit  Sicherheit  dem  kali  gleichsetzen,  dessen  Name  aach  sonst  schwankt. 
Denn  da  es  Öatapathabr.  V,  4,  4,  6  von  kali  heisst ,  dass  er  die  ayas  beherrsche 
(abJnbhüh;  ahhibhavati) ,  so  kann  aach  der  in  Taittirlyas.  IV,  3,3,2  genannte 
abhibha  nar  der  kali  sein,  and  wenn  wir  weiter  die  Reihe  krta^  treta ,  dväpara^ 
äskandiif  abhibhu  mit  der  in  Yäjasaneyis.  XXX,  18  vorliegenden  Reihe  ak^aräja, 
krta,  treta j  dväpara,  äskanda  vergleichen,  so  ergibt  sich,  dass  ak§aröja  gleich 
(ibhibhu  and  damit  wiederum  gleich  kali  ist.  Dem  steht  allerdings  Taittiriyabr. 
m,  4,1,16  gegenüber,  wo  ak^aräja  in  der  Liste  neben  kali  erscheint.  Da  aber 
bei  der  Bedeatangsähnlichkeit  der  Namen  an  der  Identität  von  abhibhü  and 
ak^aräja  kaam  za  zweifeln  ist  and  abhibhü  sicherlich  den  kali  bezeichnet,  so 
glaube  ich,  dass  wir  auf  diese  Stelle  kein  Gewicht  zu  legen  brauchen ;  der  Ver- 
fasser hat  einfach  alle  aya-Namen,  die  er  kannte,  zusammengestellt,  ohne  zu  be- 
achten, dass  ak^Qvdja  und  kali  identisch  sind.  Meiner  Ansicht  nach  sind  also 
kali^  abhibhu,  ak^aräja  und  nardita  Synonyma,  und  wir  haben  es  nicht,  wie  es 
zunächst  den  Anschein  haben  könnte,  mit  sieben  oder  gar  acht  verschiedenen 
ayas  zu  tun,  sondern  mit  einer  Gruppe  von  vieren  (krta,  tietä,  dväpara,  kali) 
oder  von  fünfen  {kali,  krta,  treta,  dväpara,  äskanda). 

Auch  im  Pali  sind  von  den  a^a- Namen  wenigstens  kali  und  kafa  (=  sk. 
kfia)  öfter  belegt.  Beide  begegnen  uns  in  G.  91  des  Vidhurapa9(}itajätaka,  wo 
es  von  dem  Könige  heisst,  dass  er  kali,  von  Fu^^aka,  dass  er  kafa  erlangte^). 


1)  Mit  den  Wendungen  kalim  aggahesi,  katam  aggahi  und  den  unten  angeführten  Komposita 
kaliggaha,  kafaggaha  vergleicbe  die  Ausdrücke  kftam  grhryäti,  kalim  grhnäti,  die  in  der  Kääikä  zur 
Umschreibung  der  von  Päpini  in  III,  1,21  gelehrten  Bildungen  kriayati,  kalayati  dienen.  Das  in 
derselben  Regel  gelehrte  halayaii  wird  in  der  Käsikä  analog  durch  halim  grhnäti  erklärt,  was  auf 
die  Vermutung  führt,  dass  auch  halt  ein  Wurfname  sei.  Sollte  es  vielleicht  mit  dem  halt  (v.  1.  hüi) 
iQBammenh&ngen ,  das  im  Devimantra  in  den  Einleitungen  zur  Päsakakevall  (Schröter ,  a.  a.  0. 
S.  17—19)  erscheint  ? 

▲bkMdlsBftn  d.  K.  Qw.  d.  Win.  la  OOttingen.    PhU.-hift.  Kl.   N.  V.  Band  9,i.  0 


42  HEINRICH   LUDERS, 

Mehrere  Male  (Samyuttanik.  VI,  1,9,7;   Aüguttaranik.  IV,  3,3;  X,  89,3;   Sat- 
tanip.  658;  659)  finden  sich  im  Suttapitaka  die  beiden  Gäthäs: 

yo  nindiyam  pasamsati  iath  va  nindafi  yo  pasamsiyo  \ 
vicinCUi  mukhena  so  kalith  kalina  tena  sukham  na  vindcUi  \\ 
appamcUtako^)  ayam  kaJi  yo  akkhesu  dfiauaparäjayo  \ 
sabbassäpi  sahüpi  attanä  | 
ayam  eva  mahantataro  ^)  kalt  yo  sugatesu  manam  padosaye  || 

*Wer  den  tadelnswerten  preist  oder  den  tadelt,  der  preisenswert  ist,  der 
wirft  mit  dem  Mnnde  den  kali:  infolge  dieses  kali  findet  er  das  Glück  nicht.' 

'Unbedeutend  ist  der  kali,  der  bei  den  Würfeln  Verlost  des  Einsatzes 
(bringt)  j  sei  es  auch  der  ganzen  (Habe)  samt  der  eigenen  Person  Das  ist  der 
grössere  knli,  wenn  einer  schlechte  Gesinnung  gegen  Gute  zeigt/ 

Wie  in  dem  letzten  Verse  so  wird  auch  Majjhimanik.  129  (Bd.  III,  S.  170) 
der  kali'Wurt  {kaliggaha\  mit  dem  der  Spieler  den  Sohn,  die  Gattin,  seine  ganze 
Habe  und  sich  selbst  verspielt,  als  das  kleinere  Übel  dem  AaK -Wurfe  gegenüber 
gestellt,  den  der  Tor  tut,  wenn  er  nach  einem  bösen  Lebenswandel  zur  Hölle 
fährt.  Im  folgenden  (S.  178)  wird  dann  in  der  entgegengesetzten  Gedankenreihe 
dem  kafa-Wurte  (kafaggaha)  gegenüber,  der  dem  Spieler  grossen  Gewinn  bringt, 
der  kafa-WxiTt  des  Weisen,  der  nach  gutem  Wandel  des  Himmels  teilhaftig  wird, 
gepriesen.  Häufig  ist  auch  die  sprichwörtliche  Redensart  uhhayattha  kntaggaho, 
ubhaynttha  kaliggaho,  *das  ist  ein  kafa-j  bezw.  ZaZi -Wurf  auf  beiden  Seiten*.  In 
welchem  Sinne  die  Redensart  gebraucht  wird,  zeigt  Theragäthä  462,  wo  die 
Hetäre  den  Sundarasamudda  zu  überreden  sucht,  solange  er  jung  sei,  des  Lebens 
Lust  in  ihren  Armen  zu  geniessen  und  später  im  Alter  mit  ihr  zusammen  in 
den  Orden  zu  treten;  *das  würde  ein  kata-Wuri  auf  beiden  Seiten  sein'.  Weitere 
Belege  für  die  Redensart  bietet  das  ApaQQakasutta  (60)  des  Majjhimanikäya 
(Bd.  I,  S.  403,  404,  406—410) »). 

Die  Ayas  in  den  Liedern  des  J^gveda  and  des  Atharvaveda. 

Ich  habe  bei  dem  Nachweise  dieser  Wurfnamen  in  der  Literatur  bisher  die 
Lieder  des  ^veda  und  des  Atharvaveda  bei  Seite  gelassen.  Dass  der  Name  des 
kalt  im  Atharvaveda  erscheint,  ist  bekannt.  Av.  VII,  114,  ein  Gebet  um  Er- 
folg im  Spiele,  beginnt  mit  dem  Verse: 

idäm  ugrdya  babhräve  nämo  yo  ak^e^u  tanüvaii  \ 
ghrtena  kdlifh  iik^ämi  sd  no  nirdätldrse  \\ 

'Diese  Verehrung*)  dem  Furchtbaren,  Braunen,   der  über  die  Würfel  gebietet! 

1)  Suttanip.,  Anguttaranik.  appamaüo. 

2)  Suttanip.,  Anguttaranik.  X,  89, 3  mahattaro. 

3)  Zwei  andere  Stellen,  in  denen  kali  erscheint,  Dighanik.  XXIII,  27  und  Dhammapada  252, 
werden  später  besprochen  werden. 

4)  nämah  scheint  ursprünglich  eine  Erklärung  von  iddm  gewesen  zu  sein,  die  später  in  den 
Text  selbst  eindrang.  Henry,  Le  liyre  VIl  de  rAtharva-V^da,  S.  118,  wUl  entweder  iddm  oder 
ndmal^  beseitigen. 


DAS    WÜRFEIiSPlEL   IM    ALTEN    INDIEN.  43 

Mit  ghrta  will  ich  den  kalt  beschenken;   er  möge  uns  bei  diesem  {Spiele)  gnädig 
sein !' 

Der  Tcüli  ist  hier,  ähnlich  wie  im  Nalopäkhyäna,  personifiziert.  Wegen  der 
Farbe  der  als  Würfel  dienenden  Vibbltakanüsse  wird  er  der  Braune  genannt. 
Mit  dem  Ausdrucke  yö  aJc^csu  tanüvctbi  vergleiche  man  die  oben  angeführten  Be- 
zeichnungen abhibhü  und  ak^aräja. 

Ich  glaube  nun,  dass  ausser  kalt  auch  noch  ein  anderer  aya- Name  in  der 
5Lk-  und  Atharvasamhitä  vorkommt.  Wiederholt  begegnet  uns  hier  ein  Neutrum 
krta^  für  das  das  Petersburger  Wörterbuch  'Einsatz  im  Spiel,  Preis  oder  Beute 
eines  Kampfes*  als  Bedeutung  aufstellt.  Nach  Grassmann's  Wörterbuch  bedeutet 
krta  'das  Gewonnene,  Erbeutete'.  Diese  Bedeutung  ist  von  den  meisten  Erklärern 
angenommen  und  noch  neuerdings  von  Geldner  zum  Ausgangspunkt  seiner  Er- 
klärung von  kara  gemacht  worden^).  Und  doch  kann  sie  keineswegs  als  von 
vorneherein  sicher  bezeichnet  werden.  Jedenfalls  hat  krta  im  späteren  Sanskrit 
diesen  Sinn  nicht '),  und  wenn  er  ihm  für  die  älteste  vedische  Sprache  gebührte, 
so  sollten  wir  erwarten,  dass  man  dort  auch  dhanum  krnoti  oder  krnute  und  ähn- 
liches für  'Geld  gewinnen'  sagte.  Das  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall.  'Beim 
Spiele  etwas  gewinnen'  wird  vielmehr  genau  wie  in  der  späteren  Sprache  durch 
ji  und  seine  Komposita  ausgedrückt').  Es  verlohnt  sich  also,  die  Stellen,  in 
denen  krta  erscheint,  einzeln  za  prüfen,  und  ich  glaube,  es  lässt  sich  zeigen, 
dass  krta  überall  in  den  Liedern  nichts  anderes  bedeutet,  als  was  es  im  klassi- 
schen Sanskrit  bedeutet,  nämlich  den  ir/a -Wurf. 

9v.  X,  42, 9  lautet : 

Uta  prahdm  atidtvyä  jayäti  krtäm  ydc  chvaghnt  vicinoti  käU  \ 

yö  devdkämo  nä  dhäna  runaddhi  sdm  it  tarn  rayd  srjati  svadhävän  \\ 


1)  Ved.  Stud.  I,  119. 

2)  An  einer  Stelle  hat  allerdings  JoUy  diese  Bedeutung  für  krta  angenommen.  Närada 
XVII,  2: 

sabhika^  kärayed  dyütcim  deyam  cUidyäc  ca  tatkjiam  \ 

übersetzt  er  (SBE.  XXXIII,  212  f.):  'The  master  of  the  gaming-house  shall  arrange  the  game  and 
pay  the  stakes  which  have  been  won'.  Aber  warum  soll  kjia  hier  nicht  einfach  *f estgesetzt' 
bedeuten,  da  man  in  der  Gesetzessprache  auch  kfiakälaj^,  *die  festgesetzte  Zeit'  (Yäjö.  II,  184), 
dharmo  rqjtikrtahi  *die  vom  Könige  festgesetzte  Pflicht'  (Yäjn.  II,  186),  sagt  (siehe  P.  W.)V  Und  dass 
das  in  der  Tat  Lier  der  Fall  ist,  scheint  mir  Yäjn.  II,  200  zu  beweisen : 

8a  samyak  palito  dadyäd  räjne  bhägam  yathäkrtam  \ 

'Der  gehörig  beschützte  (Herr  des  Spielhauses)  soll  dem  Könige  den  festgesetzten  Teil  geben'.  Das 
Gewonnene  ist  auch  bei  Yäjnavalkya  stets  jita  (II,  200  jitatn  udgrähay^  jetre;  II,  201  jüam  . .  . 
däpayet). 

3)  Ich  verweise  auf  die  zahlreichen  Belege  in  Grassmann's  Wörterbuch  unter  ji.  Ebensowenig 
heisst  kr  im  Veda  'als  Kampf  preis  einsetzen',  wie  man  nach  Roth  und  denen,  die  ihm  folgen,  an- 
nehmen müsste.    'Einsetzen'  ist  vielmehr  dhä. 

6* 


44  HEINKICII    LCDKRS, 

Grassmann  übersetzt: 

*Der  Spieler  auch  gewinnt  im  Spiel  den  Vorsprung, 
wenn  den  Gewinnst  zur  rechten  Zeit  er  einstreicht; 
Wer  götterliebend  nicht  mit  Gaben  knaasert, 
den  überströmt  mit  Gut  der  allgewaltige'. 

Ludwig:  'Und  den  Einsatz  wird  er  durch  glückliches  Spiel  gewinnen ,  dass 
er  als  Spieler  aufhäuft  Gewinn  mit  der  Zeit;  der  die  Götter  [das  Spiel]  liebend 
mit  dem  Gelde  nicht  zurückhält,  den  überhäaft  mit  Reichtum  der  göttliche'. 
Die  letztere  Übersetzung  ist  entschieden  die  bessere,  da  sich  wenigstens  ein 
Gedankenzusammenhang  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Hälfte  der  Strophe 
erkennen  lässt,  den  ich  bei  Grassmann  völlig  vermisse.  Bei  beiden  XJbersetzongen 
bereitet  aber  die  gleiche  Schwierigkeit  das  Wort  vicinoti.  Es  hat  sonst,  durch- 
aus seiner  Etymologie  gemäss,  die  Bedeutung  'aasscheiden,  zerstreuen';  hier  aber 
soll  es  gerade  im  Gegenteil  'einziehen,  aufhäufen'  bedeuten.  Die  richtige  Er- 
klärung des  Wortes  gibt  ans  Gäthä  91  des  YidhurapaQ^itajätaka : 

rqja  lallfh  vicinam  at/gahesi  kafam  aggahl  Funnako  pi  yakkho  \\ 

und  der  oben  im  Suttanipäta  (668)  und  an  mehreren  andern  Stellen  des  Kanons 
nachgewiesene  Vers: 

vicinäti  mnkhena  so  kalith  kaJinä  tena  sfikharh  na  vindati\\ 

Hier  ist  es  vollständig  klar,  dass  viel  nicht  das  Einstreichen  des  Gewinnes  be- 
deuten kann ,  da  es  an  der  ersten  Stelle  gerade  von  dem  unglücklich  spielenden 
Könige  gebraucht  wird  und  an  der  zweiten  sogar  direkt  mit  kali  als  Objekt 
verbanden  ist;  als  Bedeutang  ist  also  *die  Würfel  werfen,  einen  Wurf  tun, 
würfeln'  anzusetzen.  In  der  Verbindung  mit  ak^a  erscheint  das  Wort  in  diesem 
Sinne  auch  im  Sanskrit.  In  der  Beschreibang  der  Würfelzeremonie  beim  Agnyä- 
dheya  heisst  es  Maitr.  S.  1,6,11  und  Mänavaärautas.  1,5,5,12:  tän  (nämlich 
akfäv)  virivuyät.  Für  das  Würfelspiel  beim  Räjasüya  giebt  das  Kaaäikasütra 
die  Regel  (XVII,  17):  krtasumpannan  aJ§än  äirtlyam  ricinoti,  *(der  König)  wirft 
bis  zum  dritten  die  mit  krta  versehenen  Würfel'^).  Und  unzweifelhaft  hat  vici 
die  gleiche  Bedeutung  in  Av.  IV,  38,  2,  wo  der  Spieler  die  Apsarä  anruft : 

vicinvattm  äkiräntfm  apsarätn  sädhudevinlm  \ 

'die  werfende,  die  streaende,  die  gutspielende  Apsarä'.  Alle  die  mannigfachen 
Vermutungen,  die  die  Erklärer  über  den  Sinn  dieser  Stelle  geäussert  haben, 
erledigen  sich,  wie  ich  meine,  durch  den  Hinweis  auf  die  Gäth&s  und  die  aus 
der  Ritaalliteratur  angeführten  Stellen  von  selbst. 

Bedeutet  aber  vici  'die  Würfel  werfen',  so  kann  auch  krta  in  der  Strophe 
des  l^Lgveda  nur  der  krta-Wwci  sein,  und  wir  haben  zu  übersetzen:  'Auch  den 
Preis   VTird,    {den  Gegner)  überwürfelnd,    der  Spieler  gewinnen,   wenn   er   zur 


1)  C&land,  Altind.  Zauberritual ,  S.  40,  übersetzt:  *der  König  gewinnt  beim  Würfelspiel  drei- 
mal das  'krta^  (wörtlich:  'er  liest  sich  bis  zum  dritten  (die)  Icfto- liefernden  Würfel  aas').  Wir 
werden  auf  dies  Sütra  noch  zurückkommen. 


DAS   WÜRFRLSPIEL   IM   ALTEN  INDIEN.  45 

rechten  Zeit  den  ZWa-Wurf  wirft.  Wer  die  Götter  liebend  mit  dem  Gelde 
nicht  zurückhält,  den  überschüttet  mit  Beicht  am  der  Grewaltige'.  Der  Gredanke 
der  Strophe  ist  also:  Wie  der  Spieler  den  Gegner  besiegt  und  den  Gewinn 
davon  trägt,  wenn  er  das  lyta,  den  besten  Wurf,  tut,  so  müssen  auch  wir  nicht 
mit  unsern  Gaben  knaasem,  sondern  sehen,  'den  besten  Wurf  zu  tun',  d.  h.  unsere 
Nebenbuhler  um  die  Gunst  Indras  durch  Schenken  zu  übertreffen,  um  den  Lohn 
des  Gottes  zu  erhalten.  Ich  will  noch  bemerken,  dass  die  Strophe  mit  einigen 
Abweichungen  auch  im  Atharvaveda  vorkommt  (VII,  52,6;  XX,  89,9),  und  dass 
an  der  ersteren  Stelle  Säya^a  krtam  richtig  darch  kriasabdaväcyam  labhalietum 
ayam  erklärt^). 

Die  gleiche  Bedeutung  mass  die  Redensart  krtam  vicinoti  natürlich  auch  an 
allen  andern  Stellen  haben,    ^v.  X,  43,  5 : 

krtäfh  nä  svaghm  vi  cinoti  devane  samvdryam  ydn  Maghdvä  suryam  jdyat  \ 

übersetze  ich:  *Wie  ein  Spieler  den  Arfo-Wurf  auf  dem  Würfelplatze,  warf  Ma- 
ghavan  {den  krta-Wurf),  als  er  zusammenraffend^)  die  Sonne  gewann'.  Ich  habe 
schon  oben  (S.  14)  bemerkt,  dass  Durga  zu  Nirukta  V,  22  deiana  als  Würfelplatz 
erklärt,  und  dass  wir  keinen  Grand  haben,  diese  Erklärung  für  falsch  zu  halten. 
Schon  daraus  würde  hervorgehn,  dass  er  krta  als  den  Wurfnamen  aufifasst,  denn 
von  dem  'Gewinne'  Hesse  sich  unmögUch  sagen,  dass  er  auf  dem  adhidevana  wäre; 
Durga  bemerkt  aber  auch  weiter  noch  ausdrücklich:  yathatra  krtädtnam  däyanäfh^ 
niadhye  kitavah  krtanh  vicinoti  .  .  .  api  nämütra  krtam  yasmdt  tuto  jayeyam  aliam 
ity  evam, 

9v.  X,  102,2  heisst  es  von  der  Mudgalänl: 

rathir  dbhün  Mudgalänl  gdvi^u  hhdre  krtam  vy  äced  Indrasenä  || 

'Wagenlenkerin  war  die  Mudgalänl  bei  dem  Kampfe  um  Rinder;  bei  dem 
Spiele  warf  Indrasenä  den  krta-WurV  Hier  ist  *den  krta-Wurt  werfen'  bildlicher 
Ausdruck  für  'gewinnen',  so  wie  wir  mit  dem  vom  Kartenspiele  genommenen 
Bilde  etwa  sagen  könnten:  *sie  spielte  den  Trumpf  aus'.  Man  beachte  vor 
allem,  dass  im  Pali  die  Wendungen  kalim  viciuati,  ubhayattha  kaliggaho,  ubhayattha 
kafaggaho,  wie  die  auf  S.  42  angeführten  Stellen  zeigen,  in  genau  derselben  Weise 
bildlich  gebraucht  werden.  Was  hhara  betrifft,  so  hat  schon  Geldner  (Ved.  Stud. 
I,  119)  bemerkt,  dass  es  zunächst  'Gewinn,  Sieg,  Preis',  und  dann  'wobei  Gewinn, 
Preis,  Sieg  auf  dem  Spiele  steht,  iyAv  als  Wettkampf  und  Schlacht',  aber  das 
letztere  viel  seltener,  bezeichne. 

Hierher  gehört  ferner  ^v.  V,  60, 1 : 

tje  agnim  svdvasath  ndmobhir  ihd  prasattö  vi  cayat  krtam  nah  \  ^) 


1)  Es  ist  interessant  zu  sehen,  dass  Roth  ursprüngUch  dem  Richtigen  näher  war  als  später. 
Im  Jahre  1848  erklärte  er  kfia  hier  and  in  Rv.  X,  43, 5  als  Wurfeinamen ;  siehe  ZDMG.  II,  124,  Anm. 

2)  Vgl.  Ry.  VIII,  75, 12 :  samvdrgark  sd^  rayUk  jaya. 

8)  Sollte  nicht  däyänäm  aus  äyänäm  oder  ayänOth  verderbt  sein? 

4)  Die  Strophe  findet  sich  mit  Abweichungen,   die  hier  nicht  von  Bedeutung  sind,   auch 
Maiträyavis.  IV,  14,11  (nach  Bloomfield);  Taittiriyabr.  II,  7,  12,4. 


46  HEINRICH    LÜDER8, 

Grassmann  übersetzt,  indem  er  für  diese  Stelle  wieder  eine  neae  Bedeutung 
von  Irixi  annimmt:  *Den  güt'gen  Agni  preis'  ich  mit  Verehrung,  hierher  gesetzt 
verteil*  er  unser  Opfer';  Ludwig:  *Ich  flehe  Agni  an,  der  grosse  Huld  hat,  mit 
Anbetung,  hier  niedersitzend  verteile  er  unsern  Gewinn';  aus  dem  Kommentare 
geht  hervor,  dass  er  unter  Gewinn  die  ^dakfinä^  versteht.  Ich  übersetze:  *Den 
hülfreichen  Agni  flehe  ich  an  mit  Verehrung ;  möge  er  gutgelaunt  in  dieser  Sache 
den  Z-r/a-Wurf  für  uns  tun'.  Da  die  Anrufung  Agnis  die  Einleitung  zu  einem 
Liede  an  die  Maruts  bildet,  so  kann  es  sich  hier  nicht  um  ein  Gebet  um  Glück 
im  Spiele  handeln ;  der  Ausdruck  ist  auch  hier  wieder  bildlich  gemeint.  Die  Be- 
werbung um  die  Gunst  der  Maruts  durch  Lieder  wird  als  Würfelspiel  gedacht, 
und  der  Sänger  bittet  Agni,  ihm  zu  helfen,  den  höchsten  Wurf  in  diesem  Spiele 
zu  tun.  Dass  dies  die  richtige  Auffassung  ist,  wird  durch  die  zweite  Hälfte  der 
Strophe  bewiesen: 

räthair  iva  prd  bhare  väjayadbhih  pradaltfinin  marütäfh  stomafn  rdhyäm  || 

*Wie  mit  Rennwagen,  die  dem  Preise  zustreben^),  (mich  bewerbend) ,  bringe  ich 
(mein  Lied)  dar;  rechtsgewendet  möchte  ich  Gelingen  haben  mit  meinem  Lobliede 
für  die  Maruts.'  Wie  vorhin  der  Kampf  der  Sänger  als  ein  Würfelspiel  dar- 
gestellt wurde,  so  wird  er  hier  mit  einem  Wagenrennen  verglichen;  die  beiden 
höchsten  Vergnügungen,  die  der  vedische  Inder  kennt,  erscheinen  auch  hier  im 
Bilde  vereint,  räthair  iva  väjayadbhih  ist  einer  der  bekannten  abgekürzten  Ver- 
gleiche. Und  dass  die  Inder  selbst  zu  einer  Zeit,  als  das  Verständnis  der  vedi- 
schen  Sprache  noch  nicht  erloschen  war,  den  Ausdruck  krtam  vici  in  der  von 
mir  angenommenen  Bedeutung  fassten,  scheint  mir  aus  dem  Umstände  hervor- 
zugehen, dass  die  Strophe  in  dem  Atharvaliede  VII,  62  erscheint  (Str.  3)^). 
Gewiss  ist,  wie  schon  das  Metrum  zeigt,  die  Strophe  in  diesem  Liede  unur- 
sprtinglich,  ebenso  wie  die  Strophen  4  (=  9v.  I,  102,4),  6  und  7  (=  ßv.  X, 
42,9;  10)^;  dass  sie  aber  überhaupt  in  dieses  Lied,  das  nichts  weiter  als  ein 
Gebet  um  Glück  im  Würfelspiele  ist,  aufgenommen  wurde,  kann  nur  darin 
seinen  Grund  haben,  dass  man  die  Worte  vi  cayat  kridm  nah  in  dem  Sinne  nahm : 
*möge  er  den  Z'Wa-Wurf  für  uns  werfen';  bei  der  Erklärung  Grassmanns  und 
Ludwigs  fehlt  ja  jegliche  Anspielung  auf  das  Würfelspiel  in  der  Strophe.  Be- 
merkenswert ist,  dass  Säya^a  auch  in  diesem  Falle  wieder  im  Atharvaveda  die 
richtige  Erklärung  gibt:  krtam  krta^oMavOcyam  läbJiaJ^tum  ayath  vi  cayat  vidnotu  \ 
karotv  ity  arthah. 

Bildlich  zu  nehmen  ist  der  Ausdruck  krtam  vici  auch  in  den  beiden  letzten 
Stellen.    $v.  IX,  97, 58  heisst  es : 

tvdyä  vayäm  pavamänena  soma  bhäre  krtam  vi  cinuyäma  iäsvat 


1)  Über  väoaydt  vgl.  Pischel,  Ved.  Stud.  U,  71. 

2)  Varianten  sind  wa/o<uum^  prasMd^y  väjayadbhih  und  prcidotk^ifSMm. 

3)  Die  ur8])rünglichen  Strophen  sind  in  Anu^tubh ,   die  unursprünglichen  in  Tri^tubh ;   siehe 
Bloomiield,  Atharvaveda,  S.  49. 


DAS   WÜBFEL8FIKL   IM    Al.TKN   INDIRN.  47 

Ich  bezweifle,  dass  die  R$is  erst  der  Hülfe  des  Soma  bedurften,  um  'stets 
die  in  der  Schlacht  gemachte  Beate  zu  verteilen'  (Grassmann)  oder  'alles  im 
Kampfe  gewonnene  aufzuhäufen*  (Ludwig),  bhara  ist  wie  oben  'der  Wettstreit', 
und  ich  kann  auch  hier  nur  übersetzen :  'Durch  dich,  den  sich  klärenden,  o  Soma, 
mögen  wir  immerdar  beim  Wettstreit^)  den  krta-Wurt  werfen'. 

]$y.  I,  132, 1  schliesst : 

asmin  yajfie  vi  cayemä  bhdre  krUifk  vajayänto  bhdre  krtdm  \\ 

Auch  hier  kann  nicht  von  einem  *  Verteilen  der  im  Kampf  gemachten  Beute' 
(Grassmann)  oder  von  einem  'Entscheiden  des  Gewinnes  in  der  Schlacht'  *)  (Lud- 
wig) die  Rede  sein.  Das  ganze  Lied  I,  132  ist  überhaupt  kein  Lied  vor  oder 
nach  der  Schlacht;  es  handelt  sich  vielmehr  um  einen  Wettkampf  priesterlicher 
Sänger.  Darauf  weist  schon  das  vajaydntdh^  'nach  dem  ausgesetzten  Preise  stre- 
bend'; in  Vers  1  heisst  es  weiter,  dass  der  Sänger  imnye  dhdue  durch  Indras 
Kraft  unterstützt  war,  was  nicht  'in  dem  alten  Kampfe'  (Grassmann)  oder  4n 
früherer  Schlacht'  (Ludwig)  bedeutet,  sondern  'bei  dem  früheren  {Wettstreit  um 
den)  Preis'.  Ebenso  heisst  es  in  Vers  5,  dass  unter  Indras  Beistand  dhdne  hitS 
toru^anta  Snivasydvahj  *bei  ausgesetztem  Preise',  nicht  etwa  *in  geordneter  Schlacht' 
(Ludwig),  die  ruhmbegierigen  siegen'®].  Die  Worte  yajüt  bhdre  nehme  ich  im 
Sinne  eines  rüpakUf  das  im  klassischen  Sanskrit  durch  das  Kompositum  yajikahhare 
ausgedrückt  werden  würde ;  vgl.  V,  32,  6 :  ydd  «m  .  .  .  tdmasi  hurmye  dhüh ,  'als 
du  ihn  in  das  Verliess,  das  Dunkel,  tatest';  IV,  61,2  vy  ü  vrajdsya  tdmaso  dvä- 
rocchdntlr  avran,  'die  leuchtenden  (Morgenröten)  öffneten  die  Torflügel  der  Höhle, 
des  Dunkels',  u.  s.  w.*).  Ich  übersetze  daher:  'Mögen  wir  bei  diesem  Opfer- 
wettstreit den  krta-Wnri  werfen,  nach  dem  Preise  strebend,  den  Zr^a-Wurf  beim 
Wettstreit'. 

Wenn,  wie  ich  zu  zeigen  versucht  habe,  krta  in  der  Verbindung  mit  vici 
den  Ar /tt -Wurf  bedeuten  muss,  so  werden  wir  dem  Worte  auch  an  den  Stellen 
des  Rg-  und  Atharvaveda,  wo  es  in  anderm  Zusammenhange  erscheint,  dieselbe 
Bedeutung  beilegen  müssen.  Beginnen  wir  mit  den  Stellen  aus  dem  Atharvaveda, 
die  fast  alle  völlig  klar  sind.     Av.  IV,  38,1 — 3: 

udbhindatim  samjdyantim  apsaram  sädhudevimm  \ 
gldhe  krtäni  krnvänäm  apsaram  tarn  ihd  huve  ||  1  || 
vicinvatim  akirdntlm  apsaram  sädfiudevinim  \ 
gldhe  krtäni  grhnanam  apsardm  tarn  ihn  huve  \\  2  || 

1)  Ich  halte  es  aber  nicht  für  ausgeschlossen,  dass  hhara  hier  geradezu  das  Würfelspiel 
bedeutet. 

2)  Im  Kommentar  bemerkt  Ludwig:  'entscheiden'  eig.  'verteilen*  im  vomhinein  durch  Ver- 
sprechen an  diejenigen,  die  hauptsächlichen  Anteil  am  Siege  haben  werden,  und  zwar  asmin  yajfie, 

8)  Ich  bin  überzeugt,  dass  auch  an  vielen  andern  Stellen  des  Rgveda,  wo  die  früheren  Über- 
setzer an  Krieg  und  Schlachten  denken ,  in  Wahrheit  von  weniger  blutigen  Kämpfen  die  Rede  ist, 
von  Rennen  und  Würfelspiel  und  Wettgesängen. 

4)  Vgl.  die  bei  Pischel-Gteldner,  Yed.  Stud.,  im  Index  unter  'Asyndeton'  angeführten  Stellen, 
besonders  n,  280  ff. 


48  HEINRICH   LÜOKRS, 

yayaih  parinftyaty  ädddana  Jcrtdfh  gWiät  | 

sä  nah  krtäni  .^ati  praham  äpnotu  mdyäyä 

$a  nah  päyasvaty  atiu  tiid  no  jaifur  idäm  dhdnam  \\  3  || 

*Die  siegende*),  gewinnende  Apsarä,  die  gutspielende *),  die  die  A-r/a -Würfe 
in  dem  Wurfe  (glaha)^  macht,  die  Apsarä  rufe  ich  hierher.' 

*Die  werfende,  streuende  Apsarä,  die  gutspielende,  die  die  Ä-r^a-Würfe  in 
dem  Wurfe  (j/laha)  fasst,  die  Apsarä  rufe  ich  hierher.' 

*Die  mit  den  Würfen  {ay(w)  umhertanzt,  den  frWa-Wurf  nehmend  aus  dem 
Wurfe  (glaha),  die  möge,  für  uns  die  Ä*r/a -Würfe  werfend*),  den  Preis  erlangen 
durch  ihre  Zaubermacht.  Mit  Fülle  möge  sie  zu  uns  kommen;  nicht  mögen 
{die  Gegner)  diesen  unsern  Einsatz  gewinnen.' 

Säya^a  erkärt  in  allen  Fällen  Jcrla  richtig  als  aya.  Mit  dem  Ausdrucke 
gldhe  krtäni  grhnanäm  vergleiche  man  die  Ausdrücke  der  Pali  Gäthä:  kalith  agga- 
hesif  kafam  aggahi.  In  der  dritten  Strophe  liest  Säya^a  und  eine  Handschritt 
ädddhand  (S  ädadhänah)  und  sesantt  Bloomfield  nennt  diese  Lesarten  schlecht^), 
was  aber  die  zweite  betrifft ,  so  ist  doch  darauf  hinzuweisen ,  dass  in  Av.  YII, 
114,6  die  Handschriften  der  Vulgata,  soweit  ich  sehe,  ohne  Ausnahme  lesen: 

yd  no  dyuve  dhdnam  idäm  cakära  yö  ak^nam  gidhanam  se^anam  ca  \ 

'(Der  Gott)  der  uns  zum  Spiele  dieses  Geld  schenkte,  das  glahana  und  das  ic^na 
der  Würfel.'  Dies  Se^na  ist  sicherlich  nicht  von  dem  se^anti  zu  trennen,  wenn 
auch  seine  Bedeutung  zunächst  dunkel  bleibt^). 

Die  Lesart  ädddhanä  hat  andererseits  eine  Stütze  in  ^v.  X,  34,  6 : 

ak^äso  asya  vi  tiranti  kämath  pratidtvne  dddhaia  ä  krtäni  || 

Grassmann  fasst,  wie  Säya^a,  dddhafah  als  Gen.  Sg.  und  übersetzt:  'Die  Würfel 
steigern  höher  sein  Begehren,  was  er  gewonnen,  setzt  er  ein  dem  Gegner'. 
Ludwig  übersetzt:  *Die  Würfel  halten  sein  Verlangen  hin,  dem  Gegner  wenden 
den  Gewinn  sie  zu'.  Er  nimmt  also  dddhatah  als  Nom.  PL,  zu  ak^dsah  gehörig. 
Diese  Auffassung  halte  ich  für  richtig.  Ich  übersetze :  'Die  Würfel  durchkreuzen 
seinen  Wunsch,  dem  Gegenspieler  zuwendend  die  /r/a -Würfe',  d.h.  die  ge- 
winnenden Würfe.  Auch  an  unserer  Stelle  würde  ädddhanä  krfum  gldhatj  'den 
AWa-Wurf  aus  dem  glaha  zuwendend',  einen  guten  Sinn  ergeben. 

Für  glaha  verweise  ich  auf  die  Bemerkungen  auf  S.  26  ff.  Die  Grund- 
bedeutung des  Wortes,   die  ich  dort  auf  Grund  von  Mahäbhäratastellen  zu  er- 

1)  udbhid  ist  ein  Spielausdruck,  der  'siegen,  gewinnen'  bedeuten  mnss.  Aus  Säya9a8  Er- 
klärung pa/f}ab€mdhena  dhanasya  udbhedanatk  kurvcUim  ist  nicht  viel  zu  entnehmen.  Man  beachte 
aber,  dass  nach  Äpastamba,  ^rautas.  XVIII,  19, 5  beim  Räjasüya  die  Würfel  den  Spielern  mit  den  Worten 
audbhidyaih  ri^  weggeschüttet  werden.  Nach  Maitr.  S.  lY,  4, 6  lautete  der  Spruch:  udbhinnawr(^<H^. 

2)  Mbh.  y,  30, 28  wird  Citrasena  8ädhudev%  maiäk^al^  genannt. 

3)  Die  Übersetzung  leidet  unter  dem  Umstände,  dass  sich  glaha  und  aya  im  Deutschen  nur 
durch  das  eine  Wort  'Wurf'  wiedergeben  lassen. 

4)  Die  Bedeutung  von  nfati  ist  unsicher;  siehe  das  Folgende. 
6)  8BE.  Vol.  XIJT,  p.  413. 

6)  Säyapa  erklärt  es :  sviyänäm  ak^äfjiäm  jayähvasihäne  ^va^e^aiSMm. 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM  ALTEN  INDIEN.  49 

weisen  versacht  habe,  'die  Würfel,  die  man  zum  Warf  bereit  in  der  Hand  ge- 
packt  hält,  Warf',  stimmt,  wie  schon  aas  der  TJbersetzong  hervorgeht,  aach 
hier  aafs  beste,  wenn  Tzrla  als  aya-Name  gefasst  wird,  and  das  scheint  mir  die 
Richtigkeit  dieser  AafiPassang  za  bestätigen. 

In  Av.  VU,  52  findet  sich  hrta  aasser  in  den  anarsprünglichen  Strophen 
3  and  6  in  Strophe  2,  6,  8  and  9: 

turdnäm  cUuränäfh  viiam  ävarju^näm  \ 
samaitu  vi&vdto  bhägo  antarhastdm  krtdm  mdma  \\  2  || 
äjai^m  tva  sdmlikhUam  ajaisam  utä  samrudham  \ 
ävifh  vfko  yatha  mdthad  evä  mcUhnami  te  "krtdm  ||  6  || 
krtdm  me  ddJcsine  hdste  jayö  me  savyd  ähitah  | 
gqjid  bhüyasam  aivajid  dhanamjayö  hiranyajit  \\  8  || 
dkfäh  phdlavattfh  dyüvam  dcUtd  gdm  k^rinJm  iva  \ 
sdm  ma  krtdsya  dharaya  dhdnuh  snävneva  nahyata  \\  9  || 

'Möge  der  Besitz  der  Leute,  seien  sie  reich  oder  nicht  reich,  ohne  dass 
sie  es  abwenden  können (?),  von  allen  Seiten  {bei  mir)  zusammenkommen;  {rmge) 
der  Ärfa -Warf  in  meine  Hand  {kommerCf, 

'Ich  gewann  dir  das  samlikhita  ab,  ich  gewann  auch  die  samrudh^).  Wie 
ein  Wolf  ein  Schaf  zerzaust,  so  zerzause  ich  dir  den  Arr^a- Wurf**). 

'Der  Ä\rto-Wurf  ist  in  meine  rechte  Hand,  Sieg  in  meine  linke  gelegt.  Möge 
ich  Kühe  gewinnen.  Rosse  gewinnen,  Geld  gewinnen,  Gold  gewinnen.' 

'Ihr  Würfel,  gebt  erfolgreiches  Spiel  wie  eine  milchreiche  Kuh.  Versehet 
mich  mit  dem  Strome  des  A-rto- Wurfes')  wie  (man)  einen  Bogen  mit  der  Sehne 
{versiehty 

Auch  hier  erklärt  Säya^a  in  allen  Fällen  krta  als  Namen  des  aya. 

Es  bleiben ,  da  l^v.  X,  34,  6  schon  oben  bebandelt  ist ,  noch  zwei  Stellen 
aus  dem  IQLgveda.    Rv.  I,  100, 9  lautet : 

sd  savyena  yamati  vradhatas  dt  sd  daksini  sdnigrbhltä  Iriani  \ 
sd  kfrina  cit  sdnitä  dhdnäni  martitvän  no  bhavatv  Indra  üft  \\ 

Die  Strophe  ist  von  Pischel,  Ved.  Stud.  I,  218  ff. ,  behandelt  worden.  Er 
hat  die  Bedeutungen  von  vrädhatah^  sdmgrbhltä  und  klrina  festgestellt.  Ich  fasse 
auch  hier  krtdni  als  *die  fcr^a -Würfe'  und  übersetze:  'Er  bezwingt  mit  der 
Linken  auch  die  Prahler,  er  fasst  in  der  Rechten  die  Wa- Würfe,  er  verschafft 
die  Preise  auch  durch  ein  schlechtes  (Pferd),  Indra  mit  den  Maruts  gewähre 
uns  Hülfe'.  Krieg,  Würfelspiel  und  Wagenrennen,  die  drei  Dinge,  mit  denen 
der  vedische  Inder  seine  Sportlust  befriedigte,  sind  hier  also  nebeneinander 
genannt. 

Diese  Strophe  scheint  mir  für  die  Auffassung  von  zwei  anderen  Stellen  des 
Sgveda  von  Bedeutung  zu  sein.     Rv.  VIII,  81,1  wird  Indra  angerufen: 

1)  Die  Bedeutung  von  saihlikhiia  und  samrudh  ist  völlig  unklar. 

2)  D.  h.  durch  mein  Zauberlied  hindere  ich  dich,  den  krta-Wurli  zu  tun. 

3)  D.  h.  mit  einer  ununterbrochenen  Reihe  von  A;f^a -Würfen. 

Abhandlungen  d.  K.  6os.  d.  Wits.  zn  OOttingcn.    rhil.-hist.  Kl.   N.  F.  Rand  9,i.  7 


60  HEINRICH   LÜDERS, 

ä  tä  na  Indra  k^mdntafh  citräm  gräbhäth  sdim  grbhaya  \ 
niahähasfi  däk^nena  \\ 

und  ]^v.  IX,  106, 3  heisst  es  von  demselben  Gotte : 

asyed  Indro  mädefv  d  gräbhäm  grbhnüa  sänasim  | 

Die  Ahnliclikeit  der  Ausdrücke  in  diesen  Strophen  nnd  Qv.  I,  100, 9  ist 
augenfällig,  und  ich  glaabe  daher,  dass  der  glänzende  oder  gewinnbringende 
'Griff',  den  Indra  greifen  soll,  nichts  weiter  ist  als  der  glaha,  der  den  tr^a -Wurf 
enthält.  Die  Aufforderung,  diesen  'Griff'  für  den  Sänger  zu  ton,  die  hier  an 
Indra  gerichtet  wird,  wird  in  IJv.  V,  60,1,  wie  wir  ssJien,  an  Agni  gerichtet: 
ihd  prasatto  vi  cayat  krtdm  nah.  Dass  grobha  tatsächlich  die  angenommene  Be- 
deutong  haben  kann,  zeigt  der  Kommentar  zu  Gäthä  91  des  Yidhurapa9(}ita- 
jfttaka,  wo  kalitn  durch  paräjayagäJMfh,  kafath  durch  jayagähafh  umschrieben  wird. 

Rv.  Vni,  19,10  wird  von  dem  Manne  gesagt,  dem  Agni  zur  Seite  steht: 

so  drvadbhih  sdnitä  sd  vipanyübMh  sd  süraih  sdnita  krtdm  || 

Da  San  und  seine  Ableitungen  sehr  häufig  in  Verbindung  mit  Wörtern  wie 
vaja,  dhana,  rai  erscheinen,  so  liegt  es  allerdings  nahe,  an  dieser  Stelle  die  Be- 
deutung 'Gewinn'  für  krta  anzunehmen;  es  erscheint  mir  aber  sehr  bedenklich, 
um  dieser  einen  Stelle  willen  eine  neue  Bedeutung  von  krta  aufzustellen,  und 
ich  glaube,  auch  die  Übersetzung:  'der  erlangt  durch  Rennpferde,  der  durch 
preisende  {Lieder ?\  der  durch  Helden  das  krta\  ist  verständlich.  Das  krta,  das 
den  Sieg  im  Würfelspiele  bedingt,  steht  hier  eben  bildlich  fiir  den  Sieg  selbst  ^). 
Auch  Säya^a  erklärt  krtam  hier  als  jayädikam.  Wie  nahe  den  vedischen  Dichtern 
immer  der  Gedanke  an  das  Würfelspiel  lag,  zeigt  ausser  den  angeführten  Stellen 
auch  5v.  rv,  20,  3 : 

haghmva  vajrint  sandye  dhdnanam  tvdya  vaydm  aryd  üjim  jayema  \\ 

'Mit  dir,  o  Donnerkeilbewaffneter,  wollen  wir  siegen  im  Kampfe  der  Nebenbuhler- 
schaft^ wie  ein  Würfelspieler  zur  Gewinnung  der  Preise.' 

Dass  die  rgvedischen  Dichter  das  krta  als  aya-Namen  kannten,  scheint  mir 
nach  dem  Bisherigen  sicher  zu  sein.  Wenn  kaliy  treta,  dväpara  im  j^gveda  nicht 
vorkommen,  so  ist  das  gewiss  nur  ein  Zufall ;  denn  dass  man  in  rgvedischer  Zeit 
genau  so  wie  zur  Zeit  der  Tajurveden  mehrere  ayas  unterschied,  geht  aus 
5v.  X,116,9  hervor: 

dya  iva  pari  caranti  devä  ye  asmdbhyafh  dhanadd  tidbhidas  ca  || 

Säya^a  sagt  zur  Erklärung  von  dyah:  ayanti  karmakaranärthath  gacchantUy  ayä 
rtvijah  kurmakara  vä,  Grassmann  fasst  es  als  'Wanderer',  Ludwig  als  'unablässig'. 
Das  alles  sind  Bedeutungen,  die  im  Wesentlichen  auf  Grund  der  Etymologie  an- 
gesetzt sind.  Meines  Erachtens  kann  aya  nichts  anderes  sein  als  was  es  in  der 
späteren  vedischen  Literatur  ist^,  der  'Wurf.    Es  ist  zu  übersetzen:  'Wie  die 

1)  Vgl.  die  Nebeneinandentellang  yon  krta  und  jaya  in  Ay.  VII,  62, 8. 

2)  Siehe  Geldner,  Yed.  Stud.  HI,  91. 

3)  Ebenso  Roth  im  PW.,  der  aber  aya  überall  als  Würfel  erkl&rt 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM   ALTEN  INDIEN.  51 

Wurfe  gehen  herum  die  Götter,  die  uns  Geld  (oder  den  Preis)  geben  und  sieg- 
reich sind  (d.h.  Sieg  verleihen)'.  Das  tertium  comparationis  scheint  vor  allem 
in  der  Willkür  zu  liegen,  mit  der  die  Würfe  wie  die  Götter  bald  diesen,  bald 
jenen  begünstigen.  Die  Prädikate,  dhanadäh  und  udbhidah,  die  die  Götter  er- 
halten, passen  bei  dieser  Auffassung  auch  auf  die  ayas.  Das  erstere  ist  ohne 
weiteres  in  seiner  Beziehung  auf  die  ayas  verständlich;  was  udbhid  betrifft,  so 
verweise  ich  auf  Av.  IV,  38, 1 ,  Maitr.  S.  IV,  4, 6  und  Apastamba,  ärautas.  XVEII, 
19, 6,  wo  wir  udbhid  und  Ableitungen  davon  gerade  als  technische  Ausdrücke  des 
Würfelspiels  keimen  gelernt  haben.  'Wie  Quellen  sprudelnd'  (Grassmann)  oder 
geradezu  'Quelle'  (Ludwig)  bedeutet  udbhid  weder  hier  noch  sonst  wo  im  Veda; 
die  alte  Rothsche  Erklärung  'durchdringend,  an  die  Spitze  kommend,  überwindend' 
ist  durchaus  richtig^). 

Das  rituelle  Würfelspiel. 

Wenn  nun  "krta  u.  s.  w.  die  Namen  von  Würfen  sind,  so  haben  wir 
uns  weiter  die  Frage  vorzulegen,  welcher  Art  diese  Würfe  waren.  Für 
diese  Frage  ist  zunächst  die  Beschreibung,  die  Baudhäyana,  Srautas.  II,  8 ;  9, 
von  dem  Würfelspiel  beim  Agnyädheya  giebt,  von  Wichtigkeit.  Eine  Über- 
setzung der  betreffenden  Stelle  hat  schon  Caland  in  seiner  Abhandlung  'Über 
das  rituelle  Sütra  des  Baudhäyana',  S.  17^),  gegeben.  Nach  Fertigstellung  des 
adhidevana  schüttet  man  49  Würfel  aus  (tad  ekännapaficäsato  ^k^an  nivapati). 
'Darauf  setzen  sie  sich  zu  vieren  um  die  Würfel  hin,  der  Vater  und  die  Söhne, 
der  Vater  östlich,  der  älteste  Sohn  südlich,  der  zweite  Sohn  westlich,  der 
jüngste  nördlich.  Der  Vater  sondert  zwölf  Würfel  ab  (pracchinaUi)  *) ;  daher  ge- 
winnt er.  Zwölf  (sondert)  der  älteste  Sohn  (ab);  daher  gewinnt  er.  Zwölf  der 
zweite  Sohn;  daher  gewinnt  er.  Die  Würfel  aber,  die  übrig  bleiben,  schieben 
sie  dem  jüngsten  zu  (tati  kanJyämsath  uptisamUhanti).  Wenn  nun  (nur)  zwei 
(Söhne)  vorhanden  sind,  so  nimmt  der  Vater  zweimal  (dvirayamah  pitä),  wenn 
aber  (nur)  einer,  so  ist  die  Gattin  die  dritte.  Wenn  aber  gar  keine  (Söhw)  da 
sind,  so  nehmen  beide.  Mann  und  Frau,  zweimal  (dviräyämau).  Dieselbe  Spiel- 
regel (gilt)  bei  drei  (Spielern),  dieselbe  bei  zweien.  Mit  den  Worten :  ^Jcrtam,  krtam\ 
machen  sie  die  Absonderung  (cyapagacchanti) %  Mit  den  Worten:  'Die  Kuh  ist 
verspielt',  stehen  sie  auf. 

Worauf  es  bei  diesem  Spiele  ankommt,  kann  darnach  nicht  zweifelhaft  sein« 
Das  Jcrta  machen  bei  vier  Spielern  der  Vater  und  die  beiden  ältesten  Söhne,  die 
von   dem   hingeschütteten  Haufen  je   12  Würfel  nehmen,   während  der  jüngste 

1)  Die  Bedeutung  'siegreich'  ergiebt  sich  zum  teil  schon  aus  den  danebenstehenden  Beiwör- 
tern; Rv.  1,89,1:  a  no  hhadraf^  Jcrdtavo  yantu  visvdtö  'dahdhäso  dparttäsa  udbhidah; 
Rv.  VIII,  79,1 :  aydm  hrtnür  dgrbhlto  visvajid  udbhid  it  8&mah;  Av.  V,  20,11 :  äatrü^an'nt^a^ 
^tbhimätifähö  gavi^anah  sdhamäna  udbhit. 

2)  Abhandlungen  für  die  Kunde  des  Morgenlandes,  Bd.  XII.  No.  1. 

3)  BhavasYämin:  pfthäk  karoti. 

4)  Bhavasvfimin :  vgapagacchanii  prihak  kurvanti  \  vyapagamancm  vyavacchedah. 


52  HEINRICH  LÜDERS, 

Sohn,  der  13  Würfel  nachbehält,  verloren  hat.  Bei  drei  Spielern  gewinnt  der 
Vater,  der  24  Würfel  nimmt,  und  derjenige  Sohn,  der  12  Würfel  nimmt,  wäh- 
rend der  jüngste  Sohn  oder  die  Gattin,  die  13  Würfel  erhalten,  verlieren.  Und 
wenn  nnr  Mann  nnd  Frau  spielen,  so  gewinnt  wieder  der  Vater,  der  24  Würfel 
nimmt,  während  die  Frau  25  erhält  nnd  verliert  ^).  Weshalb  gerade  die  Zahlen 
12  und  24  gewinnen,  während  13  und  26  verlieren,  geht  aas  Baudhäyana  selbst 
nicht  hervor ;  hier  treten  die  Erläuterungen,  die  Rudradatta  zu  Apastamba,  Srautas. 
V,  20,1,  giebt,  ergänzend  ein.  Nach  Apastambas  Vorschrift  (V,  19,4)*)  werden 
dem  Opferherrn  100  Würfel  gegeben ;  in  V,  20, 1  wird  dann  nur  kurz  gesagt : 
'Der  Opferherr  gewinnt  mit  dem  1crta\  Dazu  bemerkt  Budradatta:  'Die  Spiel- 
weisen, die  den  Namen  Jcrta^  treta,  dvapara,  halt  führen,  werden  in  der  vedischen 
Stelle :  krtam  ayänam '),  ayas  genannt.  Wenn  die  hingeschütteten  Würfel  in  vier 
Teile  geteilt  werden,  so  spricht  man  von  Jcrta  in  dem  Falle,  dass  alle  Teile  gleich 
sind.  Wenn  aber  am  Ende  drei  übrig  bleiben,  so  ist  das  tretäj  wenn  zwei  übrig 
bleiben,  dvapara^  wenn  einer,  halt.  Und  so  sagt  der  Veda:  Was  die  vier  Stomas 
sind,  das  ist  Tcria^  was  aber  fünf,  das  ist  kali  (Taittiriyabr.  I,  V,  11, 1).  Weil  es 
hier  100  Würfel  sind,  so  gewinnt  der  Opferherr  auf  die  Ärto-Weise*)'.  Rudradatta 
hat  also  genau  dieselbe  Art  des  Spieles  im  Auge  wie  Baudhäyana.  Wie  nach 
ihm  der  Opferherr  gewinnt,  der  100  Würfel  hat,  weil  diese  Zahl,  durch  4  divi- 
diert, ohne  Rest -aufgeht,  so  gewinnt  bei  Baudhäyana  der  Vater,  der  12  oder 
24,  und  die  älteren  Söhne,  die  12  Würfel  haben,  während  bei  dem  Spiele  mit 
drei  oder  zwei  Söhnen  der  jüngste  Sohn,  bei  dem  mit  einem  oder  gar  keinem 
Sohne  die  Frau  nach  Rudradrattas  Ausdrucksweise  kali  haben,  also  verlieren, 
da  die  Zahlen  ihrer  Würfel,  13  oder  25,  einen  Rest  von  1  lassen. 

Das  gleiche  ^Spiel  wurde  im  Rituale  offenbar  auch  beim  R&jasüya  ver- 
wendet. Nach  Apastamba,  Srautas.  XVIII,  18,  16  ff.,  schüttet  der  ak^ävapa 
beim  Rajasüya  über  100  oder  über  1000  Würfel  auf  das  adhidevana  hin 
{nivapet)]  mit  diesen  sollen  ein  Brahmane,  ein  Räjanya,  ein  Vaiäya  und  ein 
Südra  um  eine  junge  Kuh  spielen.  In  XVUI,  19, 5  heisst  es  dann :  'Nachdem  er 
mit  den  Worten :  ^audbhidyam  rßjfie*  diesen  vierhundert  goldene  Würfel  wegge- 
schüttet und  gewonnen  hat  (udupya  vijitya),  giebt  er  dem  Könige  fünf  Würfel 
mit  den  Worten:  diso  ^bhy  ayath  rOjabhüt.  Damit  decken  sich  zum  teil  wörtlich 
die  Angaben  der  Maiträya^i  Saibhitä,  IV,  4,  6:  tatas  catuhäatam  ak^än  avohyaha\\ 
tidbhinna^  räjfiah  \\  iti        ccUväro  vai  puru^ä        brä/imano  räjanyo  vaidyah  iüdrcts 

1)  Caland,  a.  a.  0.,  nimmt  ein  wiederholtes  Spielen  des  Vaters  mit  seinen  Söhnen  unter  jedes- 
maligem Ausscheiden  des  Sohnes,  der  13  Würfel  bekommen  hat,  an.  Davon  vermag  ich  in  der 
Beschreibung  des  Spieles  nichts  zu  entdecken.  Die  Worte  yadi  dvau  hhavatafit  yaäy  ekdl^,  yadi  naiva 
hhavanii  können  sich  doch  nur  auf  den  Fall  beziehen,  dass  die  Familie  nur  aus  dem  Vater  und  zwei, 
bezw.  einem  Sohne  besteht,  oder  dass  gar  keine  Söhne  vorhanden  sind.  Die  Angaben  über  die 
eventuelle  Beteiligung  der  Gattin  würden  ja  sonst  ganz  unverständlich  sein. 

2)  Dieselbe  Vorschrift  findet  sich  Maitr.  Saihh.  I,  6,  11;  Mftnavairautas.  I,  5,  5,12. 

8)  Vgl.  äatapathabr.  XUI,  8,  2, 1 :   kfienäyänäm. 

4)  Vgl  die  ähnliche  Stelle  bei  Ludwig  im  Kommentar  zu  Rv.  X,  84,6. 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM   ALTEN  INDIEN.  53 

te^am  evainam  ucR^hedayati        tatah  pa^äk^än  prayacchann  aha        diSo  äbhy  ahhüd 
ayam  iü. 

Was  zunächst  das  HinscLütten  von  mehr  als  100  oder  mehr  als  1000  Wür- 
feln betrifft,  so  ist  daraus  für  das  eigentliche  Spiel  nichts  zu  entnehmen.  Jene 
Würfelmenge  ist  nur  der  Vorrat,  von  dem  man  beliebig  viele  zum  Spiele  nehmen 
konnte.  Ahnlich  wird  in  Apastambas  Dharmasütra  11, 25, 12  bei  der  Beschrei- 
bung der  Einrichtung  der  Spielhalle  bestimmt,  dass  man  Würfel  in  gerader  Zahl, 
soviele  nötig  sind,  zum  Gebrauche  auf  den  Würfelplatz  hinschütten  solle  (ak^an 
nivaped  yugmän  . . .  yathürthän).  Wenn  aber  der  aisäväpa  vierhundert  Würfel  für 
den  König  wegschüttet  und  dadurch  gewinnt,  so  haben  wir  es  unzweifelhaft 
mit  demselben  Spiele  wie  in  den  beiden  vorher  erwähnten  Fällen  zu  tun.  Auch 
hier  ist  es  eine  durch  4  teilbare  Zahl,  die  den  Sieg  verleiht. 

Es  bleibt  die  Angabe  über  die  Überreichung  der  fünf  Würfel  an  den  König. 
Sie  findet  sich  auch  in  Taittiriyabr.  1, 7,  10, 6,  Öatapathabr.  V,  4, 4,  6,  Kätyäyana, 
Srautas.  XV,  7, 5.  Was  die  dabei  gesprochenen  Worte  betrifft,  so  stimmt  natür- 
lich das  TaittiriyabrähmaQa  mit  Apastamba  überein;  nach  dem  Satapathabräh- 
ma9a  und  Kätyäyana  lauten  sie:  abhibhilr  asy  das  te  pafica  disah  kalpantäm. 

Wie  schon  bemerkt,  wollte  Weber  aus  diesen  Angaben  auf  ein  Spiel  mit 
fünf  Würfeln  schliessen,  meiner  Ansicht  nach  mit  Unrecht,  da  diese  fünf  Würfel 
überhaupt  nicht  zum  Spiele  benutzt  werden.  Die  Maiträya^I  Saihhitä  und  Apastamba 
sind  in  diesem  Punkte  ganz  klar ;  darnach  ist  das  Spiel  ja  schon  vor  der  Übergabe 
beendet  und  zwar  durch  die  Wegschüttung  der  400  Würfel  zu  Gunsten  des  Kö- 
nigs. Nach  dem  Rituale  des  weissen  Yajurveda  findet  das  Spiel  allerdings  um- 
gekehrt nach  der  Übergabe  statt,  aber  diese  steht  in  keinem  ursächlichen  Zu- 
sammenhange mit  dem  Spiele,  denn  nach  der  Übergabe  folgen  zunächst  zwei 
Zeremonien,  die  mit  dem  Spiele  garnichts  zu  tun  haben,  die  Prügelung  des  Kö- 
nigs und  die  Begrüssung  als  Brahman,  und  nach  Beendigrmg  dieser  Zeremonien 
wird  überhaupt  erst  mit  den  Vorbereitungen  zum  Spiele,  dem  Herrichten  des 
adhidevana  und  dem  Hinschütten  der  nötigen  Würfel,  der  Anfang  gemacht. 
Überdies  wird  nach  Kätyäyana,  Örautas.  XV,  7, 18,  dem  Könige  bei  diesem  Spiele 
das  krta  gesetzt;  fünf  Würfel  aber  würden,  wie  wir  sahen,  gerade  umgekehrt 
kali  für  ihn  sein.  Endlich  lässt  sich  das  rituelle  Spiel,  wie  aus  den  oben  ange- 
führten Schilderungen  hervorgeht,  mit  fünf  Würfeln  garnicht  spielen.  Wenn 
daher  Mahidhara  zu  Väjasaneyis.  X,29  ak^an  als  pürvoktapaficäk^än  erklärt,  so 
ist  er  im  Irrtum.  Meines  Erachtens  ist  die  Übergabe  der  fünf  Würfel,  wie  auch 
der  Begleitspruch  deutlich  verrät,  lediglich  eine  symbolische  Handlung;  die 
Fünfzahl  ist  mit  Bücksicht  auf  die  fünf  Himmelsgegenden,  die  der  König  be- 
herrschen soll,  gewählt.  Sie  kehrt  auch  sonst  in  diesem  Zusammenhange  wieder; 
80  redet  zum  Beispiel  der  König  den  Priester  fünfmal  *o  Brahman'  an,  was  von 
jenem  fünfmal  erwiedert  wird.  _ 

Dass  die  Art  des  Spieles,  die  wir  für  Baudhäyana  und  Apastamba  ermit- 
telt haben,  jedenfalls  im  Rituale  seit  alter  Zeit  üblich  war,  wird  durch  Taitti- 
riyabr. T,  5, 11, 1 :  ye  vai  catvara  stomah  krtam  tat  \  cUha  ye  pafica  kalih  sah,  und 


54  HEINRICH   LÜDERS, 

Satapathabr.  XIU,  3»  2»  1  ^  paramena  va  e^a  staniena  jitva  \  catu^otnena  krtenayanam. 
bewiesen.  Die  Identifizienmg  der  vier  Stomas  mit  dem  JcrtOj  der  fünf  mit  kaJi 
lässt  sich  nur  unter  dieser  Voranssetznng  begreifen.  Sicherlich  bezieht  sich  auch 
die  Vorschrift  des  Kanäikasütra  XVII,  17 :  Jcrtasarhpannän  aJc^än  ütrtlyam  vicinoti 
auf  dieses  Spiel.  Den  Ansdrnck  ätrttyam  verstehe  ich  so,  dass  der  Eonig  drei- 
mal spielt,  zuerst  mit  einem  Brahmanen,  darauf  mit  einem  Esatriya  und  zuletzt 
mit  einem  Vaiäya;  vgl.  die  beiden  folgenden  Sütras^). 

Aus  den  Angaben  Baudhäyanas,  Apastambas  (V,  20, 1)  und  Eätyäyanas  (XV, 
7, 18 ;  19),  aus  dem  Eauäikasütra  und  aas  Satapathabr.  XIII,  3,  2, 1  geht  weiter  her- 
vor, dass  man  das  Ma  als  den  höchsten  und  damit  gewinnenden  Wurf  betrachtete. 
An  die  fünf  Würfel,  die  dem  Könige  übergeben  werden,  wird  aber,  wie  wir  schon 
sahen,  in  Satapathabr.  V,  4,  4, 6  die  Bemerkung  geknüpft :  e^a  va  ayän  abhibhür 
yat  kalir  e§a  hl  sarvan  ayän  abhibJiavati,  'dieser  IccUi  wahrlich  beherrscht  die  ayas, 
denn  dieser  beherrscht  alle  ayas*.  Dass  die  fünf  Würfel  als  kali  bezeichnet 
werden,  würde  allerdings  mit  dem,  was  wir  aus  Baudhäyana  und  Apastamba 
wissen,  übereinstimmen  *);  abweichend  ist  aber,  dass  dem  kali  hier  die  höchste 
Stelle  unter  den  ayas  zugewiesen  wird.  Das  gleiche  ist  an  zwei  andern  Stellen 
der  Fall,  in  Taittiriyas.  IV,  3,  3, 1 — 2,  wo  kalt  geradezu  abhibhü  genannt  wird, 
und  in  Väjasaneyis.  XXX,  18,  wo  er  unter  dem  Namen  ak^aräja  erscheint.  Nun 
ist  zu  beachten,  dass  an  allen  drei  Stellen,  wo  kali  an  der  Spitze  der  ayas  steht, 
nicht  wie  gewöhnlich  vier,  sondern  fünf  ayas  aufgezählt  werden;  zu  kali,  krta^ 
tretäy  dvapara  kommt  noch  der  äskanda  hinzu.  Daraus  scheint  mir  hervorzu- 
gehn,  dass  hier  eine  Abart  des  Spieles,  das  wir  vorhin  kennen  gelernt  haben, 
vorliegt;  man  dividierte  die  Zahl  der  Würfel  nicht  durch  4,  sondern  durch  B. 
Ging  die  Division  ohne  Rest  auf,  so  war  das  kali.  Bei  einem  Rest  von  4  ergab 
sich  krtaj  von  3  treta,  von  2  dväpara ;  für  den  Fall,  dass  1  als  Rest  blieb,  hatte 
man  den  neuen  Namen  askanda  erfunden^). 

Nachdem  wir  das  rituelle  Würfelspiel  kennen  gelernt  haben,  werden  wir 
vor  die  Frage  gestellt,  ob  wir  diese  Form  des  Spieles  auch  ausserhalb  des  Ri- 
tuales überall  da  anzunehmen  haben,  wo  uns  die  a^a-Namen  krta  u.  s.  w.  be- 
gegnen. 


1)  Caland,  Altind.  Zauberritual,  S.  40,  meint,  der  König  spiele  dreimal,  zuerst  mit  einem 
Brahmanen,  einem  K^atriya  und  einem  Vaisya,  darauf  mit  einem  Brahmanen  und  einem  K^triya 
und  zum  dritten  Male  mit  einem  Brahmanen.  Diese  Erklärung  beruht  offenbar  auf  seiner  Auf- 
fassung von  Baudhäyana,  i^rautas.  II,  9,  die  ich,  wie  schon  gesagt,  nicht  zu  teilen  vermag.  Därilas 
Kommentar  ist  leider  an  dieser  Stelle  so  verderbt,  dass  aus  ihm  nichts  zu  entnehmen  ist. 

2)  Säyanas  Erklärung  zu  der  Stelle:  teßäm  caturnäm  dkfäfjUlm  krtasatf^nä  paSicänäm  kcdi- 
8aii\jnä  ist  durchaus  richtig,  und  Mahidharas  Bemerkung  zu  Väjasaneyis.  X,  28:  ccUurisLam  aJf^äisiäm 
hjrtasan^iiä  paHcamasya  kalih  besagt  dasselbe,  denn  ob  man  die  fünf  Würfel  oder  den  über  vier 
hinausgehenden  fünften  als  kali  bezeichnet,  bleibt  sich  im  Gründe  gleich. 

3)  Die  Bemerkung,  die  Taittiriyabr.  1, 7, 10, 5  über  die  fünf  Würfel  gemacht  wird :  ete  rat 
mrve  ^öA,  zeigt,  dass  auch  dem  Verfasser  dieses  Brähmana  diese  Abart  des  Spieles  bekannt  war. 


DAS   WÜRFELSPIEL   IM   ALTEN  INDIEN.  65 

Das  vedische  Würfelspiel. 

Was  zunächst  das  Spiel  betrifiPt,  das  die  Dichter  der  Lieder  des  Bg-  and 
Atharvaveda  im  Auge  haben,  so  legt  schon  die  allgemeine  Erwägung,  dass  sich 
im  Rituale  Sitten  und  Bräuche  gerade  in  ihrer  ältesten  Form  zu  erhalten 
pflegen,  die  Vermutung  nahe,  dass  sich  das  Spiel  der  ältesten  Zeit  prinzipiell 
nicht  von  dem  rituellen  Spiele  unterschied.  Dafür  sprechen  aber  auch  noch  eine 
Beihe  von  anderen  Punkten.  In  beiden  Fällen  ist  das  Würfelmaterial  das  gleiche  ; 
es  wird  mit  Yibhitakanüssen  gespielt,  und  wir  haben  schon  gesehen,  dass  es 
ganz  unwahrscheinlich  ist,  dass  diese  Nüsse  je  mit  Augen  versehen  oder  sonst- 
wie unterschieden  waren.  Bei  einem  Spiele  mit  derartigen  Würfeln  kann  es 
sich  aber  in  der  Tat  wohl  nur,  wie  es  in  dem  rituellen  Spiele  der  Fall  ist,  um 
die  Zahl  der  geworfenen  Würfel  handeln.  Aus  dem  Rgveda  geht  weiter,  wie 
wir  sahen,  hervor,  dass  man  zum  Spiele  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Würfeln 
bedurfte,  mag  man  nun  tripaficäsäh  in  ^v.  X,  34, 8  als  63  oder,  wie  ich  vorge- 
schlagen habe,  als  150  fassen.  Auch  diese  grosse  Zahl  lässt  sich  nur  verstehen, 
wenn  man  ein  Spiel  nach  Art  des  in  den  Ritualtexten  geschilderten  für  die  ve- 
dischen  Lieder  annimmt.  Nach  den  einheimischen  Erklärern  bedeutet  femer 
Icrta  im  Rgveda  die  gleiche  Zahl  von  Würfeln  wie  in  den  Ritualtexten.  $v.  1, 41, 9 
heisst  es: 

catürad  cid  dddamänäd  bibhtydd  d  nidhätoh  \ 

nd  duruhtdya  sprhayet  \\ 

Zur  Erklärung  der  Strophe  bemerkt  Yäska,  Nir.  III,  16 :  *Wie  man  sich  vor 
dem  Spieler  fürchtet,  indem  man  denkt;  "er  hält  die  vier  Würfel",  so  möge  man 
sich  auch  vor  übler  Rede  fürchten;  niemals  möge  man  nach  übler  Rede  ver- 
langen'. Ihm  schliesst  sich  Säyana  an,  nach  dem  zu  übersetzen  wäre:  Wie^) 
man  sich  vor  dem  {Manne)  fürchtet,  der  die  vier  {Würfet)^)  in  der  Hand  hält, 
bis  (sie)  niederfallen,  so  {fürchte  wan  sich  vor  übler  Rede  und)  verlange  nicht  nach 
übler  Rede'.  Ich  sehe  nicht  den  geringsten  Grund,  weshalb  wir  diese  Auf- 
fassung Yäskas  und  Säyanas  verwerfen  sollten.  Ludwig  versteht  unter  den 
vieren'  Varu^a,  Mitra,  Aryaman  und  Bhaga  und  übersetzt :  'Der  dürfte  fürchten, 
sogar,  wenn  er  die  vier  besitzt,  sie  aus  der  Hand  lassen  (zu  müssen);  nicht 
dürfte  er  Lust  zu  böser  Rede  haben'.  Aber  ganz  abgesehen  von  der  ungewöhn- 
lichen grammatischen  Konstruktion,  die  er  annehmen  muss,  scheitert  seine  Er- 
klärung schon  daran,  dass  in  dem  ganzen  Liede  von  Bhaga  nirgends  die  Rede  ist 
und,  so  unsicher  auch  die  Zahl  der  Adityas  sein  mag,  eine  Gruppe  von  vieren, 
soviel  ich  weiss,  überhaupt  niemals  vorkommt.  Wenn  wir  aber  die  Deutung 
Täskas  acceptieren,  so  erhebt  sich  weiter  die  Frage,  was  denn  unter  den  vier 
Würfeln,  vor  denen  man  sich  fürchtet,  zu  verstehen  sei.     Die  richtige  Antwort 


1)  Säyana :  cid  üy  upamärthe  variate ;  vgl.  Gleldner,  Ved.  Stud.  II,  159 ;  in,  165. 

2)  Sftyana  spricht  allerdings  anstatt  von  Würfeln  von  Kaorimuscheln,  was  nicht  richtig  ist; 
siehe  S.  19. 


56  HEINRICH  LÜDERS, 

giebt  Säya^a  in  seinem  Kommentar  zn  Av.  YII,  62, 2 :  tatra  Jcrtasya  läbhäd  äyü- 
tajayo  bhavati  \  ata  eva  däSatayyam  labdhaJcrtäyät  kitavOd  bhftir  amnäyate  ccUuraS 
cid  dadamänäd  bibhTyad  ä  nidhätoh  iti  ^).  Die  vier  Würfel  sind  also  krta^  genan  wie 
in  den  Ritaaltexten,  and  man  hat  Grand  sie  za  fürchten,  wenn  der  Gregner  sie 
in  der  Hand  halt,  da  sie  der  gewinnende  Warf  sind '). 

Nar  in  einem  Pankte,  glaabe  ich,  müssen  wir  einen  Unterschied  konsta- 
tieren. Das  Spiel  ist  so,  wie  es  Baadhäyana  beschreibt,  überhaapt  kein  rechtes 
Würfelspiel,  da  von  einem  Werfen  der  Würfel  hier  gamicht  die  Bede  ist,  son- 
dern aas  einem  grossen  Hänfen  von  Würfeln  eine  Anzahl  abgesondert  werden. 
Ob  das  gleiche  Verfahren  anch  nach  Apastamba  and  den  andern  Ritaaltexten 
angewandt  warde,  lässt  sich  bei  der  Unbestimmtheit  der  Angaben  nicht  mit 
Sicherheit  entscheiden;  bei  dem  Spiele,  das  die  Liederdichter  im  Aage  haben, 
worden  aber  anzweifelhaft  die  Würfel  wirklich  geworfen.  Im  Ak^asükta  (Rv. 
X,  34)  heissen  die  Würfel  irine  vdrvrtanoh,  *die  aaf  dem  Würfelplatze  rollenden' 
(V.  1) ;  ihre  Schar  spielt',  kr^ati  vrata  e^äm  (V.  8),  *sie  wenden  sich  nach  imten 
and  schnellen  wieder  in  die  Höhe',  n%cä  varianta  upari  sphuranti  (V.  9),  and  in 
Av.  IV,  38, 3  heisst  die  Apsaras  'sie ,  die  mit  den  aycis  amhertanzt',  yayaih 
parinftyati. 

Wie  wir  ans  anter  diesen  Umständen  das  Spiel  der  ältesten  Zeit  vorza- 
stellen  haben,  ist  schwer  zn  sagen.  Denkbar  wäre  zum  Beispiel,  dass  der  Her- 
ausforderer zuerst  eine  Anzahl  von  Würfeln  auf  das  adhidevana  warf,  und  dass 
die  Aufgabe  des  zweiten  Spielers  darin  bestand,  sofort  eine  solche  Anzahl  von 
Würfeln  dazu  zu  werfen,  dass  die  Gesamtsumme  krta  war.  Für  diese  Vermu- 
tung sprechen  einige  Angaben  über  das  Spiel  der  epischen  Zeit,  die  wir  noch 
kennen  lernen  werden.  Es  sind  aber  auch  noch  andere  Möglichkeiten  vorhanden, 
und  vielleicht  wird  es  einmal  gelingen,  in  Indien  selbst  über  diesen  Punkt  Elar- 
heit  zu  schaffen.  Ich  halte  es  jedenfalls  nicht  für  ausgeschlossen,  dass  das  alte 
Würfelspiel  noch  heutzutage  in  Indien,  wenn  auch  vielleicht  nur  als  Kinder- 
spiel, lebt. 

Dass  im  allgemeinen  in  den  Liedern  des  ^g-  wie  des  Atharvaveda  das  krta 
als  der  höchste  und  gewinnende  Wurf  galt,  machen  die  auf  S.  43ff.  und  S.  66 
angeführten  Stellen  zweifellos.  In  Av.  VII,  114, 1  wird  andererseits  kali  ange- 
rufen als  derjenige,  der  über  die  Würfel  gebietet  (yö  ak^e^u  tanüvasi).  Der  Aus- 
druck klingt,  wie  schon  bemerkt,  stark  an  die  oben  erwähnten  Bezeichnungen  des 
kali  als  abhibhä  und  ak^aroja  an,  und  vielleicht  hatte  der  Dichter  von  Av.  VII,  114 
die  Abart  des  Spieles,  bei  der  kali  die  erste  Stelle  unter  den  ayas  einnahm,  im 
Auge.  Dieselbe  Form  des  Spieles  könnte  möglicherweise  auch  im  Aksasükta  ge- 
meint sein,  denn  auch  hier  wird  in  Vers  12  *der  Heerführer  der  grossen  Schar, 
der  König,  der  erste  des  Haufens'  (yo  vah  senäntr  mdhato  gaiiasya  rdjä  vrdtasya 
prathanw  babhnva)  angerufen,  und  es  liegt  jedenfalls  nahe,  diese  Ausdrücke  auf 
kali  als   den  abhibhä  und  aksaraja,   also  den  ersten  unter  den  ayai^,  zu  beziehen. 

1)  Die  Stelle  findet  sich  mit  geringen  Abweichungen  auch  im  Kommentar  zu  Av.  IV,  38, 3. 

2)  S]>äter  hielt  auch  Ludwig  diese  Erklärung  für  möglich ;  siehe  Rigveda,  Bd.  V,  S.  593. 


DAS  WÜBFEIJ3PIEL  IM  ALTEN  INDIRN.  67 

Diese  Erklärung  wird  nur  dadurch  sehr  unsicher,  dass  in  Vers  6  der  krta-Wurt 
unzweifelhaft  als  der  gewinnende  Wurf  hingestellt  wird. 

Das  epische  Würfelspiel  und  die  Zählkunst. 

Ahnlich  wie  bei  den  vedischen  Liedern  liegt  die  Sache  beim  Mahäbhärata. 
Auch  bei  dem  epischen  Spiele  wurden  die  Würfel  unzweifelhaft  geworfen;  zum 
Beweise  dessen  genügt  es,  auf  den  Ausdruck  al'^an  Jc^ipati  in  Mbh.  II,  66, 3  zu  ver- 
weisen. Im  übrigen  aber  stimmt  alles,  was  wir  ermitteln  können,  zu  dem,  was 
wir  über  das  rituelle  Spiel  wissen.  Auch  im  Epos  ist,  wie  wir  sahen,  von 
'Haufen  von  Würfeln'  die  Kede.  In  UI,  84, 6  werden  ferner  ^gerade  und  unge- 
rade' Würfel  erwähnt : 

ak^äfhs  ca  dr^va  Sakuner  yathüvat  kätnänukälän  ayujo  yujaS  ca  \ 
iakyafh  niyantum  abhavisyad  atma  manyus  tu  hanyOt  puru^asya  dhairyam  || 

Die  Ausdrücke  yuj  und  ayuj  lassen  sich  von  den  Würfeln  nur  verstehen,  wenn 
man  ein  Spiel  annimmt  wie  das  rituelle,  bei  dem  die  Zahl  der  Würfel  von  Be- 
deutung ist. 

Bei  dieser  Annahme  würde  weiter  auch  ein  Punkt  in  der  Nalasage  seine 
Erklärung  finden,  der  mir  wenigstens  bis  jetzt  immer  unverständlich  erschienen 
isi  Bekanntlich  erlangt  Nala,  der,  von  Kali  besessen,  stets  Unglück  im  Wür- 
felspiele hat,  die  Fähigkeit  zu  gewinnen  wieder,  als  König  ^tupar^a  ihm  das 
akfohrdaya  mitteilt.  Die  näheren  Umstände  werden  in  Mbh.  III,  72  berichtet. 
Da  wird  erzählt,  wie  Nala  in  der  Gestalt  des  Wagenlenkers  Bähuka  mit  König 
l^tupan^a  und  Vär^Qeya  auf  einem  Wagen  dahinfahrt.  Von  leisem  Neide  auf 
Nalas  Geschicklichkeit  im  Rosselenken  erfüllt,  rühmt  sich  J^tupar^a  seiner 
ausserordentlichen  Stärke  im  Zählen  (V.  7 :  samkhyäne  paramath  balam)  und  giebt 
gleich  eine  Probe  seiner  Kunst,  indem  er  die  Blätter  und  Früchte  eines  am 
Wege  stehenden  Vibhitakabaumes ,  die  sich  auf  Tausende  und  Millionen  be- 
laufen, im  Nu  berechnet.  Nala  schenkt  den  Worten  des  Qtupar^a  so  ohne  wei- 
teres keinen  Glauben.  Er  hält  die  Pferde  an  und  will  absteigen,  um  den  Baum 
zu  fallen  und  die  Früchte  nachzuzählen,  und  erst  auf  längeres  Zureden  des  ]^tu- 
parpa,  der  zur  Weiterfahrt  drängt,  begnügt  er  sich  damit,  an  einem  Teile  eines 
Zweiges  eine  Stichprobe  zu  machen.  Es  ergiebt  sicK,  dass  RtuparQas  Berech- 
nung richtig  ist.  Nala  ist  aufs  höchste  verwundert  über  diese  Kunst ;  ^tupar^a 
sagt  ihm  zur  Erklärung:  'Wisse,  dass  ich  das  Geheimnis  der  Würfel  kenne  und 
erfahren  bin  im  Zählen'  (Y.  26) : 

viddhy  ak^ahrdayajüam  mäth  sainkhyane  ca  vUüradam  || 

und  nun  beschliessen  sie  auf  Nalas  Vorschlag,  ihr  gegenseitiges  Wissen  auszu- 
tauschen; Nala  verspricht  dem  Qtupar^a  das  aSvahfdaya,  das  Rossegeheimnis, 
mitzuteilen  und  empfängt  dafür  selbst  sofort  von  ^tupar^a  das  tiefe  Geheimnis 
der  Würfel  (Y.  29 :  ak^anäth  hrdayam  param).  Kaum  aber  ist  er  im  Besitze 
desselben,  als  Kali  aus  seinem  Körper  heraus  und  in  den  Vibhitakabaum  fährt. 

AMudluigM  A.  X.  Qm.  ä.Wim,  n  Ottttaftn.    PhiL-Urt.  Kl.   N.  F.   Bu«  9,b.  8 


66  HEINRICH  LÜDBR8, 

Nala  aber  ist  nun  wieder  im  Stande,  im  Würfelspiel  zu  siegen«  Heimgekehrt 
fordert  er  noch  einmal  den  Pofkara  herans  nnd  gewinnt  sein  verlorenes  Reich 
Zurück. 

Die  £rzählimg  lässt  keinen  Zweifel  darüber,  worin  das  ak^irdaya  besteht : 
es  ist  die  Fähigkeit,  im  Augenblick  eine  grössere  Anzahl  gleichartiger  Dinge 
zu  zählen.  Dass  diese  Fähigkeit  bei  einem  Spiele,  wo  es  auf  die  Zahl  der  ge- 
worfenen Wurf  el  ankam,  von  dem  grossten  Nutzen  sein  musste,  leuchtet  ohne 
weiteres  ein.  Wenn  es  zum  Beispiel  galt,  wie  ich  vorhin  vermutet  habe,  die 
Zahl  der  von  dem  Gregner  geworfenen  Würfel  auf  eine  durch  4  teilbare  Zahl  zu 
bringen,  so  musste  der  Sieg  natürlich  dem  Spieler  zufallen,  der  im  Stande  war, 
die  hingeworfenen  Würfel  im  Nu  zusammenzuzählen^). 

Eine  Andeutung  der  Beziehung  der  Zählkunst  zum  Würfelspiele  findet  sich 
auch  im  Sabhäparvan.    Dort  preist  äakuni  den  guten  Spieler  (11, 69, 7) : 

yo  vetti  sa^khyäfh  nikrtau  vidhijuaS  ce^fäsv  akhinnah  kitavo  ^k^ajäsu  \ 
mahamcUir  yaS  ca  jänäti  dyOtaith  sa  vai  scurvam  sahate  prakriyosu  || 

Nach  dem  Petersburger  Wörterbuch  soll  saMchyä  hier  soviel  wie  'Berechnung*, 
d.  h.  'genaue  Erwägung  des  pro  und  contra'  sein '),  allein  es  scheint  mir  zweifel- 
los, dass  sainkhyä  in  diesem  Zusammenhange  dasselbe  ist  wie  das  saridckyäna, 
das  nach  MbL  m,  72, 26  der  Würfelspieler  verstehen  muss.  Ich  übersetze  die 
Strophe  daher :  'Der  Spieler,  der  das  Zählen  versteht,  im  Falle  eines  Betruges  die 
Regeln  kennt,  unermüdlich  ist  in  den  durch  die  Würfel  verursachten  Tätigkeiten, 
der  kluge,  der  das  Spiel  kennt,  der  vermag  alles  bei  den  (verschiedenen)  Arten 
{des  a^rieUs)  ^\ 

Wenn  ich  recht  sehe,  so  ist  sogar  schon  im  Veda  einmal  von  dem  Zählen 
beim  Würfelspiel  die  Rede.    Av.  IV,  16, 6  wird  von  Varu^a  gesagt : 

särkkhyätä  asya  nimifo  fdndnäm  akfin  iva  ivaghnt  ni  minoH  i&ni  || 
Die  Bedeutung  der  beiden  letzten  Worte  ist  unsicher.    Ich  glaube,  dass  trotz 


1)  Im  JRAS.  1004,  8.  856  ff.  hat  Grienon  Rtapar^M  Kunst  mit  der  der  modernen  haifiyäSf 
der  Absch&tier  dee  Ertrages  von  Qetreidefeldem  und  Obstgirten,  yerglichen.  So  interessant  dieser 
Hinweis  auch  ist,  so  scheint  er  mir  doch  eine  eigentliche  Erkl&rong  nicht  zu  liefern,  da  der  innere 
Zusammenhang  zwischen  der  Zählkunst  und  der  Würfelkunst  dadurch  noch  nicht  aufgeklärt  wird. 
Grierson  freilich  scheint  diesen  Zusammenhang,  der  doch  aus  der  ganzen  E^ählung  und  insbeson- 
dere ans  Vers  26  deutlich  heryorgeht,  gamicht  anzuerkennen.  Auch  in  einigen  kleineren  Punkten 
kann  ich  mich  Griersons  Auffassung  nicht  anschliessen.  Er  mdnt,  Rtuparpa  habe  Nala  zu  einem 
Spiele  'Gerade  oder  Ungerade'  herausgefordert,  aber  von  der  Herausforderung  zu  einem  Spiele 
kann  doch  gamicht  die  Rede  sein.  Ebensowenig  glaube  ich,  dass  Rtuparna  den  Yibhitakabaum 
für  die  Demonstration  seiner  Zählkunst  auswählt,  weil  er  im  Würfeln  geschickt  war.  Die  Zähl- 
konst  hätte  Rtuparna  auch  an  jedem  andern  Baume  zeigen  können;  der  Viblütakabanm  wird  hier 
deshalb  genannt,  weil  Kali  nachher  in  ihn  einfährt. 

2)  Ahnlich  ist  die  Erklärung  Nilaka^thas :  stmü^ötk  9amyak  Vhyänaik  jayaparßiaifadoära' 
ijivekam. 

8)  NUaka^tha  erklärt  prakriyäsu  durch  dffiUaknyAsu ;  Böhtlingk  übersetzt  im  PW.  «bei 
seinem  Prae'. 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM   ALTEN   INDIEN.  59 

aller  Schwierigkeiten,  die  das  Qeschlecbt  bereitet,  za  Utni  aas  dem  Vorherge- 
henden ein  Begriff  wie  'die  Liderbewegongen'  zu  ergänzen  ist,  nnd  möchte  ni 
minotif  wie  im  Petersburger  Wörterbuch  vorgeschlagen  wird,  als  'ermessen,  be- 
rechnen' fassen  und  übersetzen :  'Er  hat  gezählt  die  Bewegungen  der  Augenlider 
der  Menschen^);  wie  ein  Spieler  die  Würfel,  berechnet  er  diese'.  Was  immer 
aber  auch  der  wahre  Sinn  von  ni  minoU  täni  sein  mag,  jedenfalls  wird  Varun^ 
hier  einem  Würfelspieler  verglichen,  und  wenn  es  im  Zusammenhange  damit 
heisst,  dass  er  'zähle',  so  kann  dieses  Zählen  doch  unmöglich  etwas  anderes  sein 
als  das  Zählen,  das  nach  der  Darstellung  des  Mahäbhärata  beim  Würfelspiele 
eine  so  wichtige  Rolle  spielt. 

Noch  ein  anderer  Punkt  verdient  hier  besprochen  zu  werden.  Jedem  Leser 
von  Mbh.  ü,  60 ff.;  76  wird  die  Beschreibung  des  Spieles,  wie  sie  dort  gegeben 
wird,  zunächst  sehr  merkwürdig,  ja  unverständlich  erscheinen.  Sakuni,  der  für 
den  Duryodhana  spielt,  und  Yudhisthira  sitzen  sich  gegenüber.  Yudhi^thira 
nennt  zuerst  seinen  Einsatz;  darauf  giebt  Duryodhana  für  seinen  Stellvertreter 
an,  was  er  dagegen  zu  setzen  hat.    Dann  fährt  der  Erzähler  fort  (11,  60,  9) : 

t{Uo  jagrdha  Sahunis  iän  ak^än  ak^atattvavü  \ 
jitam  üy  eva  iSakunir  Ttidhi^fhiram  abhOfota  || 

'Dann  ergriff  ^kuni,  der  die  wahre  Kunst  der  Würfel  kannte,  die  Würfel.  'G-e- 
wonnen',  sagte  Sakuni  zu  Yudhisthira'. 

Yudhisthira  nennt  sofort  einen  neuen  Einsatz.  Wiederum  heisst  es  in  nn* 
mittelbarem  Anschluss  daran  (ü,  61,  3) : 

Kauravänam  hdakarofh  jyefthank  Pändavam  acyuiam  \ 
üy  uktah  tSakunih  präha  jitam  üy  eva  tath  nrpam  || 

Dasselbe  wiederholt  sich  17  mal.  Yudhisthira  setzt  nach  einander  seine  sämt- 
lichen Schätze,  seine  Brüder  und  sich  selbst  ein ;  die  Entscheidung  wird  jedesmal 

in  der  gleichen  kurzen  Formel  berichtet: 

»  

jüam  üy  eva  SaJmnir  Yudhi^hiram  abhOfoia  || 

Nur  der  Vordersatz  wird  kurz  variiert;  II,  61,  7;  11;  14;  24;  28;  31;  66,  B;  7; 
9;  11;  16;  22;  26;  29  heisst  es: 

etae  chrutvä^  vyavasito  nikrtim  sanmpäirüah  \ 


n,61,18: 
n,  61,  21 : 
n,66,14: 


ity  evank  vädinam  Parthafk  prahasann  iva  Savhaldhk 

üy  evam  ukte  vacane  Tcftavairo  durätnuwän  \ 

evam  uktva  tu  tun  ak§M  Chdkunil^  pratyadfvyata  \  ") 


1)  Sftyava  fasst  aöMhyäUi  als  Nom.  Sing.  Ton  samkhfätr  nsd  Terbindet  damit  mittiyt  als 
GemÜT,  zu  aaya  gehörig. 

2)  In  n,  61,  7 :  eoam  hutvä. 

8)  Die  Worte  evam  uktvä  beziehen  sich  auf  die  kurze  höhnische  Bemerkung,   die  äakoni 
macht,  als  Yadhi^thira  anfängt,  seine  Brüder  einzusetzen. 

8* 


60  HEINBICH   LDDKRS, 

Endlich  fordert  äaknni  den  Tadhi^thira  auf,   am  die  Draapadi  zu  spielen. 
Yndhifthira  willigt  ein.     Wieder  heisst  es  nur  (U,  66,  45) : 

Saübälas  tv  äbhidhäyaivam  jitdkoSi  madofkafah  | 
jitam  ity  eva  tän  ai^än  punar  evanvapadyata  \\ 

Ebenso  wird  der  Vorgang  beim  zweiten  Spiele  beschrieben.  Sahnni  formuliert 
genau  die  Bedingung ,  unter  der  sie  spielen:  dass  der  verlierende  Teil  zwölf 
Jahre  im  Walde  und  ein  Jahr  unerkannt  unter  Menschen  leben  solle ;  dann  wird 
wieder  kurz  gesagt  (II,  76,  24) : 

pratijagräha  tatk  Partho  glaharti  jagräha  Saubalah  \ 
jitam  ity  eva  Sakunir  Yudhi^ßiram  abhafata]\ 

Man  könnte  aus  dem  völligen  Schweigen  des  Textes  über  das  Würfeln  des 
Tudhisthira  vielleicht  schliessen,  dass  dieser  bei  dem  ganzen  Spiele  überhaupt 
niemals  zum  Wurfe  gekommen  wäre,  aber  ich  glaube,  dass  dieser  Schluss  doch  nicht 
gerechtfertigt  ist.  Auch  von  Sakuni  wird  in  17  von  21  Fällen  nicht  ausdrück- 
lich gesagt,  dass  er  würfelte,  und  doch  wird  das,  was  ihn  betrifft,  niemand  in 
Abrede  stdlen.  In  einem  Falle  (II,  66,  14)  heisst  es  indessen  von  ^akuni,  dass 
er  'dagegen  spielte'  (pratyadlvyata),  und  das  scheint  mir  deutlich  zu  zeigen,  dass 
Tudhifthira  vor  ihm  die  Würfel  geworfen  hatte.  Die  ganze  Darstellung  des 
Mahftbhärata  würde  sich,  wenn  die  vorhin  geäusserte  Vermutung  über  den  Gang 
des  Spieles  richtig  sein  sollte,  vortrefflich  erklären:  Yudhisthira  nennt  seinen 
Einsatz  und  wirft  unmittelbar  darauf  eine  Anzahl  von  Würfeln;  Sakuni  wirft 
sofort  soviele  Würfel  dazu,  dass  die  Gesamtzahl  Jcrta  ist. 

Was  die  Bewertung  der  einzelnen  ayas  im  epischen  Spiele  betrifft,  so 
scheint  hfta  stets  die  erste  Stelle  einzunehmen,  während  Jcali  die  niedrigste  zu- 
kommt. Das  letztere  geht  klar  aus  dem  Nalopäkhyftna  hervor:  Nala  verliert 
beständig,  weil  er  von  Kali,  dem  personifizierten  TJnglückswurf e ,  besessen  ist. 
Hierin  stimmt  also  das  epische  Spid  mit  der  Art,  die  wir  auch  für  die  vedische 
Zeit  als  die  gewöhnliche  erkannt  haben,  überein. 

Nach  alledem  scheint  mir  die  Identität  des  epischen  und  des  vedischen 
Spieles  gesichert  zu  sein.  Eine  Ausnahme  ist  nur  für  das  Virätaparvan  zu  kon- 
statieren, dessen  Verfasser,  wie  ich  S.  21  f.  gezeigt  habe,  an  ein  Spiel  mit  paSakas 
dachte.  Wahrscheinlich  ist  sogar  das  mit  dem  Brettspiel  kombinierte  Würfel- 
spiel, auf  das  wir  später  eingehen  werden,  gemeint.  Auch  der  Ausdruck  vf^a 
in  Mbh.  III,  59, 6 ;  7  würde  auf  das  päiaA:a-Spiel  schliessen  lassen,  wenn  wir  darunter 
wirklich  einen  Wurfnamen  verstehen  müssten,  denn  nach  allem,  was  wir  wissen, 
hat  ein  solcher  Name  nur  bei  dem  Spiele  mit  pdiakas^  nicht  aber  bei  dem  Spiele 
mit  Yibhltakanüssen  seine  Stelle.  Ich  glaube  aber,  dass  dieser  Schluss  nicht 
berechtigt  ist,  und  verweise  auf  die  Argumente,  die  ich  schon  oben  gegen  die 
Aufllassung  von  vr^a  als  Wurfiiamen  geltend  gemacht  habe.  Wer  trotzdem  vr^a 
so  ansehen  will,  der  muss  schon  annehmen,  dass  der  Dichter  des  Nalaliedes  in 
m,  69,  6 ;  7  ein  ganz  anderes  Spiel  im  Auge  hatte  als  in  den  übrigen  Teilen 
seines  Werkes,  etwas,  was  mir  höchst  unwahrscheinlich  erscheint. 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM   ALTEN   INDIEN.  61 

Das  Würfelspiel  in  der  Chändogya-Üpani^ad 

und  im  Mrcchakatika. 

Was  Jcrta  n.s.w.  in  der  Chändogya-XJpanisad  (lY,  1,4;  6)  und  im  Mrcchakatika 
(11,  9 ;  12*)  betrifit,  so  dürfen  wir  ihnen  wohl  die  gleiche  Bedeutong  zuschreiben, 
die  sie  in  der  vedischen  Literatur  and  im  Epos  haben.  Darans  würde  folgen, 
dass  das  Spiel  mit  Vibhitakanüssen  noch  znr  Zeit  des  Mrcchakatika  gebränchlich 
war;  die  Wurfnamen  gaddahi  and  icUtf  (II,  1)  weisen  andererseits  daraaf  hin, 
dass  daneben  das  padaJca -S^iel  bestand,  da  sich  diese  Warfnamen,  wie  gesagt, 
nur  bei  dem  pd^aA;a-Spiele  nachweisen  lassen. 

In  der  Chändogya-TJpaniisfad  wird  ferner,  wie  oben  bemerkt,  die  Spielregel 
mitgeteilt,  dass  dem  hrta  die  niedrigeren  aytis  zufallen.  Später,  in  IV,  3,  8,  wird 
das  kria  mit  den  fünf  Natargewalten,  Wind,  Fener,  Sonne,  Mond,  Wasser,  and 
den  fünf  Organen,  Odem,  Stimme,  Auge,  Ohr,  Manas,  also  im  ganzen  zehn  Dingen 
identifiziert  (te  vä  ete  paflcänye  paficänye  dasa  santas  tat  krtam).  Aagenscheinlich 
hängt  diese  Q-leichsetzang  von  Jcrta  mit  jener  Regel  zusammen;  welcher  Art 
aber  der  Zusammenhang  ist,  geht  ans  den  Worten  der  üpani^ad  selbst  nicht 
hervor.  Aach  was  ^amkara  znr  Erklärung  anführt,  hiUt  nicht  viel  weiter;  er 
berechnet  nar  die  vier  ayas  der  Reihe  nach  aaf  4,  3,  2,  1,  die  zasammengezählt 
10  ergeben:  da^a  santas  tat  krtam  bhavati  \  te  caturaüka  ekäyah  \  evath  catvärah\ 
tryaiikäyah  \  evath  trayo  'pare  \  dvyaükäyah  |  evath  dväv  anyau  |  ekäükäyah  \  evam 
eko  'nya  üi.  Der  wirkliche  Sachverhalt  geht  aber  klar  aas  zwei  Notizen  bei 
Nllakavtka  hervor.  Za  Harivaihäa  11,  61,  39  führt  er  die  Spielregel  an: 
ubhayor  dhane  prcUyekath  daiadhä  krte  yadi  vädy  ekäilkafh  pätayet  tadaikam 
afhSaih  dhanäd  dharet  \  dvyaükapäte  pürvena  saha  trfn  athsäms  tryaükapäte 
pürvais  tribhik  saha  §ad  athiäths  eaturaükapäte  pürvaih  fadbhih  saha  daSäpy 
auhSän  hared  iti.  Nilaka^tha  denkt  allerdings  hier  wie  in  der  folgenden 
Stelle  an  das  päsaka  -  Spiel ;  seine  Angaben  können  aber  ebensogat  auf 
das  Yibhitakaspiel  bezogen  werden.  Es  wurde  darnach  der  Einsatz  in  zehn  Teile 
zerlegt.  Beim  ÄaK-Warfe  gewann  man  einen  Teil,  beim  dvä/wra- Wurfe  drei, 
beim  ^rc^-Warfe  sechs  und  beim  ÄWa-Warfe  zehn  Teile,  da  stets  der  Gewinn 
der  niedrigeren  ayas  dem  höheren  aya  zugerechnet  wird.  Das  alles  stimmt  aufs 
genaaeste  mit  den  Andeutungen  der  üpani^ad  überein.  Eine  in  Einzelheiten  ab- 
weichende, im  Prinzip  aber  damit  identische  Spielweise  beschreibt  Nllakaptha 
im  Kommentar  za  Mbh.  lY,  50,  24  in  folgenden  Worten:  tatra  dydte  pafica  svlyä^ 
pafica  paraJsüyäs  ca  dmarOdayah  sthapyante  |  tad  itah  päsaprak^epe  yady  ekätika 
upary  äyOH  tarhi  sviyefv  eka  eva  jito  bhavati  \  yadi  dvau  tada  paraMyam  dürtO- 
radvayafh  svlyaS  caiko^)  jitdh  \  yadi  tryanka  upari  patet  tada  parakfyam  trayath 
sv^fath  ca  trayam  jitam  \  caturankasyoparipatane  sarve  ^pi  sv^yäh  parakiyO^  ca  jUä 
bhavanti  \  tatha  ca  kalipöJte  jayo  nästi  dväparodipäta  tätarottaravrddhyä  jayo  *sti, 
Aach  hier  zerfallt  der  Einsatz  in  zehn  Teile;  jede  der  beiden  Parteien  hat  fünf 
beigesteaert.    Beim  kcdi-Wuife  gewinnt  der  Spieler  einen  Teil  des  eigenen  Ein- 

1)  Die  Ausgabe  liest  st^aiä  catibo. 


62  HEINBICH  LÜDBRS, 

Satzes,  beim  dväpara-Wrute  ausserdem  noch  zwei  Teile  des  Einsatzes  des  Gegners, 
also  im  ganzen  wie  vorhin  drei  Teile.  Beim  iretä-Wurfe  gewinnt  er  drei  Teile 
des  gegnerischen  and  drei  Teile  des  eigenen  Einsatzes,  also  wie  vorhin  im  ganzen 
sechs  Teile.  Beim  krta-Wwcfe  endlich  gewinnt  er  wie  vorhin  alle  zehn  Teile. 
Vermutlich  war  es  speziell  diese  letztere  Spielart,  die  der  Verfasser  der  Upani^ad 
im  Sinne  hatte,  da  bei  dieser  die  Parallelität  der  zehn  Teile  des  Einsatzes,  die 
das  krta  gewinnt,  mit  den  zehn  dem  krta  gleichgesetzten  Dingen  auch  darin  zu 
Tage  tritt,  dass  beide  aus  zwei  Gruppen  von  je  fünf  (paficänpe  paücänye)  bestehen. 

Das  Würfelspiel  in  der  Pali  Literatur. 

Für  die  Beurteilung  des  Würfelspiels  in  der  Pali  Literatur  kommt  vor 
allem  eine  Stelle  im  Päyäsisuttanta  des  Dighanikäya,  XXTTT,  27,  in  Betracht. 
Hier  wird  dieselbe  Geschichte  erzählt,  die  wir  schon  oben  aus  dem  Littajätaka 
(91)  kennen  gelernt  haben,  aber  mit  einer  wichtigen  Abweichung.  Während 
nach  dem  J&taka  der  Falschspieler,  so  oft  er  verliert,  einen  Würfel  in  den  Mund 
steckt  und  dadurch  den  Abbruch  des  Spieles  herbeifuhrt,  verschluckt  er  nach  der 
Darstellung  des  P&yäsisuttanta  jeden  kaliy  der  sich  einstellt  {ägatägatinh  kalitk  güati) 
und  entscheidet  dadurch  offenbar  das  Spiel  zu  seinen  Gunsten,  da  sein  Gegner 
ihm  vorwirft,  dass  er  ausschliesslich  gewinne  (tvatk  kho  samma  ekantikena  jinasi). 
Die  Angaben  des  Jätaka  sind,  auf  das  päSakaSpiel  bezogen,  vollkommen  ver- 
ständlich, nicht  aber  die  des  Päyäsisuttanta.  Der  Verfasser  des  Suttanta  kann 
nur  das  Vibhitakaspiel  im  Auge  haben  und  muss  unter  kali  den  bei  der  Division 
durch  4  als  Best  bleibenden  einen  Würfel  verstehen,  durch  dessen  Beseitigung 
der  Wurf  allerdings  aus  dem  schlechtesten  in  den  besten  verwandelt  wird.  Dazu 
stimmt  auch,  dass  in  der  dazugehörigen  Gätha  an  Stelle  des  Verschluckens  des 
kali  von  dem  Verschlacken  eines  Würfels  gesprochen  wird  (gilam  akkhafh)^). 

Nach  dieser  Stelle  ist  weiter  auch  Dbammapada  252  zu  beurteilen,  wo  es 
heisst,  dass  man  die  eigenen  Fehler  verberge  wie  ein  Betrüger  den  kali  vor  dem 
Spieler  verbirgt: 

paresafk  hi  so  vajjäni  opunäti  yatha  bhusaik  \ 
aUano  pana  chodäi  kdHnh  vä  küavä  safho^  \\ 

Unter  dem  Verbergen  des  kaii  sind  sicherlich  Manipulationen  wie  die  im  Päyäsi- 
suttanta geschilderte  zu  verstehen.  Es  ist  also  auch  hier  an  das  Vibhitakaspiel 
zu  denken,  und  kali  hat  die  Bedeutung,  die  ihm  in  diesem  Spiele  zukommt. 


1)  Damach  ist  das  aaf  S.  10,  Anm.  6  in  bezug  auf  Rv.  I,  92,  10;  11,  12,  5  Gesagte  zu  be- 
richtigeii.  Die  Möglichkeit,  beim  Vibhitakaspiel  durch  das  Verschwindenlassen  eines  Würfels  den 
Sieg  herbeizuführen,  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen.  Oleichwohl  kann  meiner  Ansicht  nach  in 
jenen  Stellen  nicht  Ton  solchen  Betrügereien  die  Bede  sein,  da  der  Spieler  dort  hrtnu  genannt 
wird,  und  ich  halte  daher  im  Übrigen  an  der  angegebenen  Bedeutung  von  v(;ajb  fest 

2)  Fausbtfll  liest  in  der  zweiten  Auflage  kitaväaafho  und  betrachtet  es  als  KompositiuB.  Ich 
ziehe  es  vor,  hUa/vä  alsJAblativ  zu  fassen,  wie  es  auch  der  Kommentator  tut,  dessen  EridAmngen 
im  Übrigen  aber  völlig  verfehlt  sind.    Für  safha  vergleiche  die  auf  8.  8  angeführten  SteUen. 


DAS  WÜRFELSPIEL  Df  ALTEN  INDIEN.  68 

Eine  ganz  andere  Bedeutung  als  in  den  bisherigen  Fällen  scheint  hxfa  (krta) 
und  kdli  in  6äth&  91  des  Vidhurapa^iUtajätaka  zu  haben,  da  es  sich  hier  ja  an- 
scheinend ebenso  wie  in  den  Prosaerzählungen  dieses  und  der  übrigen  Jätakas 
um  das  Spiel  mit  pakJcas  handelt.  Wenn  es  hier  heisst,  dass  der  König  den 
kalij  Puppaka  das  kafa  erlangte ,  so  scheint  das  nichts  weiter  zu  bedeuten  als 
dass  Puppaka  den  vorherbestimmten  Wurf  richtig  zu  Stande  brachte ,  während 
des  Königs  Würfel  falsch  fielen,  kafa  würde  hier  also  einfach  'der  richtige  Wurf', 
tali  'der  falsche  Wurf  sein.  Dass  kafa  und  kali  dazu  kommen  konnten,  diese  Be- 
deutung anzunehmen,  wäre  bei  der  Stellung,  die  sie  in  dem  alten  Spiel  mit 
Vibhitakanüssen  einnehmen,  leicht  verständlich,  doch  beruht  diese  ganze  Er- 
klärung auf  der  Voraussetzung,  dass  das  Spiellied,  das  sich  nicht  in  den  von 
Fausbell  benutzten  singhalesischen  Handschriften  findet,  ebenso  alt  ist  wie  die 
Gäthä,  denn  nur  in  jenem  Liede,  nicht  in  der  Gäthft  selbst,  tritt  die  Beziehung 
auf  das  p^aA^a-Spiel  deutlich  zu  Tage.  Die  Prosaerzählung  beweist  bekanntlich 
für  die  Gräthäs  gamichts.  Sollte  also  das  SpieUied  jünger  und  später  einge- 
schoben sein,  so  könnten  die  Ausdrücke  kafa  imd  kaii  ohne  weiteres  auch  auf  das 
Vibhitakaspiel  bezogen  werden  wie  in  den  beiden  vorhergenaunten  Stellen,  und 
es  würde  dann  sehr  wahrscheinlich  sein,  dass  es  sich  in  der  kanonischen  Lite- 
ratur des  Pali  stets  um  das  Vibhitakaspiel  handelt  und  das  päiaAra-Spiel  nur  in 
den  Prosastücken  der  Jätakas  und  im  Spielliede  erwähnt  wird.  Eine  endgültige 
Entscheidung  der  Frage  lässt  sich  nur  auf  Grund  eines  grösseren  handschrift- 
lichen Materiales  trefi^en. 

Die  übrigen  auf  S.  42  angeführten  Stellen  aus  dem  Pali  und  Dhammapada 
202^)  bieten  keine  positiven  Anhaltspunkte  für  die  Ermittlung  der  Spielweise. 
Es  lässt  sich  nur  behaupten,  dass  in  allen  Fällen  kafa  als  der  beste,  kali  als  der 
schlechteste  Wurf  gilt. 

Die  Etymologie  der  Aya-Namen. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  die  Bedeutung  der  aya- 
Kamen,  die  wir  auf  Grund  der  Angaben  der  Bitualtexte  gewonnen  haben,  zum 
Teil  auch  durch  ihre  Etymologie  bestätigt  wird,  krtaj  das  'Gemachte',  'Ge- 
lungene', ist  als  Bezeichnung  für  den  besten  Wurf,  dessen  Zustandebringen  die 
Aufgabe  des  Spielers  war,  ohne  weiteres  verständlich*);   ebenso  tretä,  'die  Drei- 


1)  Siehe  die  Nachträge. 

2)  Mit  dieser  Erkl&mng  lassen  sich  die  Bedeutnngeo,  die  Qeldner,  Yed.  Stad.  I,  119  ff.,  ffSüt 
ved.  kärdf  ibörin,  krtnü  und  kiivya  aufgestellt  hat,  nämlich  'Sieg*,  heiw.  'siegreich',  ohne  Schwierig- 
keit yereimgen.  Was  spezieU  Jcfinü  hetrifft,  so  ist  es  meiner  Ansicht  nach  ursprünglich  'derjenige, 
der  (tUn  hrtthWurf)  zustande  bringt';  so  deutlich  in  der  Verbindung  mit  h>aghHinf  Bv.  I,  92,  10. 
Bildlieh  oder  in  der  erweiterten  Bedeutung  'siegreich'  whrd  es  dann  in  bezug  auf  jeden  Wettstreit 
gehnacht  Ich  verweise  insbesondere  auf  fv.  VUI,  79,  1,  wo  hrttnA  neben  zwei  andern  Spielans- 
drfleken  viiwi^U  und  udbkid  erscheint: 

aydik  hrkiür  ägfbhUo  vUva^  udbhid  U  s&tnali. 


64  HBINBICH  LÜDEB8, 

heit',  als  Name  des  Wurfes,  bei  dem  ein  Überschnss  von  drei  Würfeln  war,  oder 
aach  dieser  drei  Würfel  selbst.  Weniger  klar  auf  den  ersten  Blick  ist  dväpara. 
£inen  Fingerzeig  für  die  Erklärung  des  Ausdrucks  giebt  uns  die  Regel  Pft^inis, 
II,  1, 10,  die  wir  schon  oben  kennen  gelernt  haben.  Nach  PäQini  sagte  man 
beim  Würfelspiel  ekapari^  dvipari  u.  s.  w.,  'am  eins  anders',  'um  zwei  anders' 
u.  s.  w.  Ebenso  wie  pari  konstruierte  man  nun  offenbar  auch  das  zu  pari  ge- 
hörige Adjektiv  para\  wenn  Pä^ini  und  seine  Nachfolger  das  nicht  lehren,  so 
liegt  das  vermutlich  daran,  dass  in  der  Sprache  ihrer  Zeit  dieser  Grebrauch  nicht 
mehr  lebendig  war.  Das  Wort  dvapara  ist  also  eigentlich  ein  Adjektiv,  zu  dem 
aya  zu  ergänzen  ist*;  es  ist  *der  {Wurf,  der)  um  zwei  (Würfel)  anders  ist  (cUs  dcL8 
Jcrtay,  und  bezeichnet  dann  auch  wohl  die  beiden  überschüssigen  Würfel  selbst. 
Für  tretä  hätte  man  ebenso  auch  *iripara  sagen  können,  für  Jcali^)  ekapara^  und 
dieser  letzte  Ausdruck  ist  im  £gveda  in  dieser  Bedeutung  tatsächlich  belegt. 
Im  Aksasükta  sagt  der  unglückliche  Spieler  (X,  34,  2) : 

akfdsyahdm  ekaparäsya  hetör  änuvratam  dpa  jäyäm  arodham  \\ 

Säya^a  erklärt  hier  ekaparäsya  durch  ekah  parah  pradhänafh  yasya  tasya.  Das 
grössere  PW.  setzt,  mit  Verweisung  auf  ekapari,  als  Bedeutung  von  ekapara  an : 
'wobei  ein  Auge  den  Ausschlag  giebt' ;  ihm  folgt  Grassmann.  Ludwig  übersetzt 
'der  Würfel  allein,  der  mir  über  alles  ging',  und  bemerkt,  es  könne  damit  auch 
der  kali  gemeint  sein,  und  ihm  schliesst  sich  das  kleinere  Petersburger  Wörter- 
buch an.  Meines  Erachtens  ist  es  zweifellos,  dass  ekapara  hier  soviel  wie  kali 
ist,   und  dass  wir  übersetzen  müssen: 

'Um  des  Würfels  willen,  der  um  eins  anders  war,  (d.  h.  um  des  kcdi  willen) 
verstiess  ich  die  treue  G-attin'. 

So  passt  der  Vers  vortrefflich  in  die  Situation.  Der  Spieler  hat  in  seiner 
Leidenschaft  die  eigene  Gattin  als  Preis  eingesetzt;  er  hat  kali  geworfen  und 
damit  die  Gattin  verspielt,  genau  so  wie  Tudhi^thira  die  Draupadi  verspielte'). 
Daher  heisst  es  in  Vers  4,  dass  andere  nun  seine  Gattin  berühren  {anye  jäyä9h 
pari  mfianty  asya).  Er  geht  dann  noch  weiter  und  verspielt  sich  selbst,  wieder 
genau  wie  Yudhi^thira  sich  mitsamt  seinen  Brüdern  verspielte ').    Darum  sagen 

1)  Bei  dem  Spiele,  in  dem  kaii  als  höchster  Warf  galt,  würde  natürlich  äskanda  an  die 
Stelle  von  kali  treten. 

2)  Ganz  ähnlich  wird  Majjhimanik.  129  (Bd.  HI,  S.  170)  von  dem  Spieler  gesprochen,  der 
durch  den  ibo/t-Warf  Sohn  nnd  Gattin  Terliert  (kaiiggahena  puUam  pi  jlyetha  däram  pi  fiyetha). 
Anch  im  Nalop&khy&na  fordert  Pn9kara  den  Kala  auf,  am  die  Damayanti  za  spielen  (Mbh.  m, 
61,  8),  and  bei  dem  letzten  Spiele  setzt  Nala  sie  aach  tatsächlich  ein  (DI,  78,  5).  In  der  Jaina- 
version  der  Nalasage  im  Kath&koda  verspielt  Nala  sogar  die  Davadantl  and  alle  seine  andern 
Weiber;  siehe  Tawney's  Übersetzung,  8.  202. 

8)  Vgl.  aach  Ay.  V,  18,  2:  akfdärugdho  riijanyäh  päpd  ätmaparßjüäh-  Auch  in  der  eben 
angeführten  Stelle  des  Mi^jhimanikäya  heisst  es  Ton  dem  Spieler,  dass  er  schliesslich  durch  den 
kah-W urf  in  die  Sklaverei  gerate  (anubandhaih  nigactheyya)  und  in  der  Gftthft,  Suttanip.  659,  n.  s.  w., 
dass  er  seine  ganze  Habe  samt  der  eigenen  Person  (sähapi  aäanä)  verspiele.  Kath&saritsigara 
LXXIV,  180  wird  ebenfalls  von  einem  Spieler  erz&hlt,  der  mit  seinen  f&nf  Genossen  am  die  eigene 
Person  spielt 


DAS   WÜRFELSPIEL  IM  ALTEN  INDIEN.  65 

Vater,  Matter,  Bruder,  die  er  anfleht  ihn  anszulösen:  *Wir  wollen  nichts  von 
ihm  wissen.    Führt  ihn  gebunden  fort'  (V.  4): 

püä  nMa  bhratara  enam  ahur  na  janlmo  ndyata  baddhäm  etdm  \\ 

und  darum  geht  er  verschuldet,  voll  Furcht,  Geld  suchend,  bei  Anbruch  der 
Nacht  in  das  Haus  von  Fremden,  nämlich  derer,  in  deren  Dienst  er  nun  geraten 
ist  (Y.  10).  Wenn  Ludwig  sagt,  dass  er  sich  die  Gattin  'entfremdete',  und  dass 
andere  sie  nun  'trösten',  so  sind  das  Ausdrücke,  die  viel  zu  zart  sind  und  die 
den  wahren  Sachverhalt  verdunkeln. 

Das  mit  dem  Brettspiel  kombinierte  Würfelspiel. 

Endlich  muss  hier  noch  einer  Abart  des  Spieles  gedacht  werden,  die  einen 
etwas  komplizierteren  Apparat  als  das  eigentliche  Würfelspiel  erforderte.  Dieses 
Spiel  hatte  offenbar  der  Verfasser  des  Harivaihäa  bei  seiner  Schilderung  des 
Würfeltumiers  zwischen  Rukmin  und  Baladeva  im  Auge.  Man  benutzte  dazu 
Würfel  von  zweierlei  Farbe,  schwarze  und  rote; 

enafh  sarhparigrhni^a  pätayäk^n  narädhipa  \ 

kr^näk^al  lohitäkaäms  ca  deie  ''smiihs  tv  adhipäfhstde  \\ 

ruft  Baladeva  dem  ßukmin  zu  (11, 61, 37).  Man  brauchte  dazu  femer  ein  Schach- 
brett mit  64  Feldern.  Als  ßukmin  dem  Baladeva  abstreitet,  dass  er  gewonnen 
habe,  springt  dieser  voller  Wut  auf,  ergreift  das  goldene  a^fäpada  und  erschlagt 
damit  den  Gegner;  vgl.  11,  61,  46;  46: 

Safkkar^anas  tadotthaya  sauvarnenorunä  bah  \ 
jaghänä^äpadenaiva  pramathya  Yaduputhgavak  || 

und  n,  61,  54: 

sa  Bamakaramuktena  nihato  dytUamandale  \ 
a^apadena  bdlavän  räjä  Vajradharopamah  \\ 

Auf  dieselbe  Art  des  Spieles  wird  augenscheinlich  auch  Mbh.  lY,  1,  25  ange- 
spielt, wo  Yudhi^thira  erklärt: 

kr^nak^al  lohitäk^afkS  ca  nirvartsyämi^)  manorainän  \\ 

Weitere  Aufschlüsse  gewährt  uns  eine  Strophe  Bhartrharis  (Vairägyai&ataka  39): 

yatränekah  kvadd  api  gjrhe  taira  ti^fJuity  cUhaiko 
yatrapy  ekas  tadanu  bahavas  tatra  cänte  nacaikah 
iUham  cetnau  rajanidivasau  dolayan  dväv  iväk^au 
Kälah  Kalyä  saha  bahukalah  krJdati  pränisaraih 


1)  Aach  dieser  Aasdrack  kehrt  im  Harivaibla  wieder  (II,  61,  39): 

cäHurdkfe  tu  mrvfiU  nirjit<ih  sa  na/rOdkipatk  \ 
nirvrt  heisst  aber  nicht  *die  Würfel  aus  dem  Becher  heraasroUen  lassen',  wie  das  PW.  angiebt, 
sondern  sie  'ans  der  Hand  rollen  lassen*,    eäturakfe  wird  von  Nflakaptha  durch  eaiura^nkiu  'k9$ 
erkUUrt. 

AbkMdlnacMi  i.  K.  Gm.  d.  WiM.  n  CWttiiiffmi.   PhlL-lügl.  Kl.  H.  F.  Sand  S.t.  9 


66  HKINBICH  LÜDERS, 

'In  dem  Hanse  (oder  Felde),  wo  einmal  viele  waren,  da  weilt  nachher  nnr  einer, 
nnd  wo  einer  war,  da  sind  darnach  viele,  nnd  zom  Schlosse  ist  dort  auch  nicht 
ein  einziger.  Und  so  spielt  mit  vielen  Künsten,  Tag  nnd  Nacht  hier  wie  zwei 
Würfel  werfend,  Kala  mit  Kali  mit  den  Menschen  als  Steinen'. 

Wenn  Tag  nnd  Nacht  mit  Würfeln  verglichen  werden,  so  lässt  das  darauf 
schliessen,  dass  auch  hier  an  rote  und  schwarze  Würfel  zu  denken  ist  und  so- 
mit dieselbe  Art  des  Spieles  gemeint  ist  wie  in  den  beiden  letztgenannten  Stellen. 
Wir  können  aus  der  Strophe  weiter  entnehmen,  dass  man  mit  zwei  Würfeln 
spielte.  Wahrscheinlich  ist  daher  dies  auch  das  Spiel,  das  Mayüra  in  einer 
vakrokti,  die  uns  in  Vallabhadevas  Subhäi^itavali  123 — 129  erhalten  ist, 
den  äiva  und  die  Pärvati  spielen  lässt  ^).  Hier  sagt  Pftrvati:  'Der  dreiaugige 
{trffoJc^)  ist  geschickt  im  Grewinnen ;  ich  bin  nicht  im  Stande  mit  ihm  zu  spielen', 
und  Siva  antwortet:  'Ich  bin  allerdings  geschickt  im  Gewinnen,  aber  nicht  mit 
drei  Würfeln  {tryah^a).  Zwei  Würfel  sind  hier  in  meiner  Hand'*).  Natürlich 
sind  unter  diesen  zwei  Würfeln  päsakas  zu  verstehen. 

Hit  grosser  Wahrscheinlichkeit  lässt  sich  femer  eine  Strophe  aus  Dhana- 
p&las  ^Lsabhapaftcääikä  (32)')  hierherstellen,  in  der  ahnlich  wie  in  der  Strophe 
Bhartrharis  die  Wesen  mit  Steinen  verglichen  werden,  die  durch  die  Würfel  in 
Bewegung  gesetzt  werden: 

särivvi  bafhdhavahamarati(d>häino  jina  na  humti  paifh  difthe  \ 
(ikkhehim  vi  hira$kiä  jivä  safhsärap}udayammi  || 

'Steinen  gleich,  von  den  Sinnen  fortgerissen  (od^  durch  Würfel  in  Bewegung 
gesetzt)  auf  dem  Brette  des  Samsära,  werden  die  Wesen  nicht  der  Grefangen- 
schaft,  des  Totens  und  Sterbens  teilhaftig,  wenn  sie  dich  (oder  das  Feld)  er- 
blickt haben,  o  Jina'.  Das  einzige,  was  die  Beziehung  auf  das  in  Bede  stehende 
Spiel  unsicher  macht,  ist  der  Umstand,  dass  im  Kommentar,  der  aber  nicht  von 
Dhanapäla  selbst  herrührt,  die  Worte  des  Textes  auf  das  Würfelschach  (caturatiga) 
gedeutet  werden. 

Teils  bestätigt,  teils  ergänzt  werden  die  bisherigen  Ergebnisse  durch  die 
Beschreibung  des  Würfelspiels  zwischen  Sakuni  und  Yudhi^thira  in  Amaracandras 
Balabhärata,  U,  6, 10  ff.  Auch  hier  bandelt  es  sich  sicherlich  um  das  mit  dem 
Brettspiel  kombinierte  Würfelspiel.  In  Vers  11  ist  wie  bei  Bhartfhari  und  Mayüra 
von  zwei  Würfeln  (akpau)  die  £ede,  imd  diese  werden  a^äpadä^fäpadamürdhni 
pälyamänau  genannt.  Damach  würde  also  jeder  Spieler  je  einen  Würfel  und  je 
ein  a^fäpada  benutzen,  und  das  letztere,  wie  das  phalaka  der  Jätakas,  als  Würfel- 
brett dienen.    Diese  Angaben  über  das  a^fäpada  sind  sehr  auffällig.  An  und  für 


1)  Dass  äivB,  und  Pärvati  Würfel  mit  einander  spielen,  wird  häufiger  erwähnt;  z.  B.  Kathä- 
saritsägara,  CX,  55  (wo  sie  mit  selbsttätigen  Würfeln  spielen);  GXXI,  99. 

2)  Die  übrigen  Anspielungen  auf  das  Spiel  sind  zu  allgemein  gehalten,  als  dass  sich  daraas 
über  die  Spielmethode  etwas  entnehmen  liesse. 

3)  Siehe  Klatt,  ZDMG.  Bd.  83,   S.  465 ff.,   and  Ä.  van  der  Linde,  Qaellenstadien    zar  Ge- 
schichte des  Schachspiels,  S.  4  ff. 


DAS   WÜRFEI^SPIEI^  IM  ALTKN   INDIEN.  67 

sich  würde  es  jedenfalls  näher  liegen,  das  a^täpada  als  das  Brett  zu  betrachten, 
anf  dem  die  Steine  gezogen  werden,  doch  scheinen  mir  die  Worte  des  Textes 
völlig  klar  zu  sein  und  eine  andere  Interpretation  nicht  zazolassen  ^).  Die  Steine 
selbst  werden  mehrfach  erwähnt,  nnd  sie  galten  offenbar  als  so  wesentlich  für 
das  Spiel,  dass  es  in  Vers  10  geradezu  heisst,  Duryodhana  habe  sich  angeschickt, 
mit  dem  Sohne  des  Dharma  mit  Steinen  zn  spielen  {särai  rantum).  Ans  Vers  13 
nnd  14  geht  weiter  hervor,  dass  sie  znr  Hälfte  schwarz,  zur  Hälfte  rot  waren; 
sie  stimmten  also  in  der  Farbe  mit  den  dazugehörigen  Würfeln  überein.  In 
Vers  12  wird  von  dem  Geklapper  gesprochen,  das  die  Steine  beim  Ziehen  in  ein 
anderes  Feld  {grMntaräropanä)  verursachen,  und  in  Vers  14  werden  sie  mit 
Königen  verglichen,  da  sie  wie  diese  aufgestellt,  gezogen  (oder  erhöht),  festge- 
setzt und  wieder  befreit  werden: 

tUthäpitäropitabaddhamuktaih  Syäniais  ca  rdktais  ca  nrpair  ivaitau  \ 
särair  victkridatur  ekacittau  gamcu^h  care  'py  ädadhcUäv  alah§am^)  \\ 

Die  Erwähnung  der  Steine,  die  nach  dem  Ergebnisse  des  Wurfes  von  einem 
Felde  auf  das  andere  gezogen  wurden,  zeigt  deutlich,  dass  wir  es  mit  einer  Abart 
und  vermutlich  sogar  dem  Urbilde  unseres  Puff  oder  Trictrac  und  des  modernen 
indischen  Pacisi  und  Caupur  zu  tun  haben').  Die  Art  der  Züge  war  offenbar  ähnlich 
wie  heutzutage,  wenigstens  wenn  wir,  wie  das  nahezu  sicher  erscheint,  die  An- 
gaben Patanjalis  zu  PäQ.  V,  2,  9  auf  das  in  Rede  stehende  Spiel  beziehen  dürfen^). 
In  der  genannten  Regel  lehrt  Pä^ini,  dass  an  ayonaya  kha,  d.  i.  das  Taddhita- 
suffix  Ina  im   Sinne   von   'dahin   zu   ziehen'   trete.     Dazu   beiDerkt  Patafijali: 


1)  Macdonell ,  JRA8.  1898 ,  8.  122,  hält  es  für  höchst  unwahrscheinlich ,  dass  das  offä- 
pada  bei  einem  andern  Spiele  ausser  einer  Form  des  Schach  gebraucht  worden  sei.  £r  muss  dem- 
nach annehmen,  dass  im  Harivaihsa  wie  im  B&labhärata  eine  Art  von  Würfelschach  gemeint  sei, 
was  mir  wiederum  nach  der  ganzen  Schilderung,  die  uns  dort  von  dem  Spiele  gemacht  wird,  äusserst 
unwahrscheinlich  erscheint 

2)  Der  letzte  Pftda  ist  mir  unverständlich,  doch  möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  gawM  und 
cara  nach  Hemacandra,  Anekärthasaihgraha  11,  813,  405  im  Sinne  von  dyiUabheda,  bezw.  dyüta- 
prabhedOf  gebraucht  werden. 

8)  An  diese  modernen  Spiele  denkt  offenbar  Maheivara,  wenn  er  im  Kommentar  zu  Amara 
II,  10,  45  ajbfo,  devana  und  päidka  als  drei  Synonyma  für  den  Würfel  erklärt,  'der  die  Züge  des 
Steines  veranlasst'  (Säriparii^yane  hetübhütasya  päd<Mya). 

4)  Nach  Macdonell,  a.  a.  0.,  S.  121,  wäre  das  Spiel  sogar  genau  dasselbe  gewesen  wie  das  heutige. 
Er  sagt:  This  game  .  .  .  is  thus  described  in  the  Mahäbhä^ya  by  PataiSjali:  ''Two  opposed  parties 
move  with  their  pieces  (i^ära)  to  the  right,  and  then,  after  traversing  the  places  or  Squares  (pada) 
on  their  own  side,  tum  to  the  left  and  try  to  move  into  the  position  of  the  adversary".  Wer 
diese  Cbersetzung  mit  dem  unten  angeführten  Texte  vergleicht,  wird  sehen,  dass  sie  mit  dem  Ori- 
ginale wenig  gemein  hat ;  sie  deckt  sich  aber  merkwürdigerweise  mit  den  Worten,  mit  denen  Weber, 
Ind.  Stud.  Xm,  472f.,  das  deutsche  Trictracspiel  beschreibt:  'Die Angabe  desBhäshya  . . . 
und  die  Erklärung  Kaiyata*s  dazu  .  .  .  lassen  keinen  Zweifel  darüber,  dass  es  sich  hier  .  .  .  ein* 
fach  um  unser  Trictrac  handelt,  in  welchem  ja  auch  die  beiden  feindlichen  Parteien  erst  rechts 
vorgehen,  dann  nach  Überschreitung  der  auf  der  eignen  Seite  befindlichen  Felder  sich  links  wenden 
und  in  die  Position  des  Oegners  einzurücken  suchen'. 

9* 


68  HEINRICH   LÜDEBS, 

ayänaycah  neya  iiy  ucyate  tatra  na  jfiäyate  ho  'yah  ko  'naya  üi  |  ayah  pradal'piriam  \ 
anayah  prcLsavyam  \  pradak^inaprasavyagäminäth  idränäih  yfismin  paraih  padOnOm 
asamOve^  so  ^yänayaji  \  ayänayafh  tieyo  'yanayJnah  iäraf^.  'Es  heisst  'zum  ayO- 
naya  zu  ziehen'.  Da  weiss  man  nicht:  was  ist  aya,  was  ist  anaya?  Der  aya 
geht  nach  rechts,  der  anaya  nach  links  ^).  Wenn  die  Felder  der  nach  rechts 
und  links  gehenden  Steine  von  den  feindlichen  (Steinen)  nicht  besetzt  werden, 
so  ist  das  ayanaya.    Der  znm  ayänaya  zu  ziehende  Stein  heisst  ayünaylna^  ^). 

Wir  können  somit  dieses  Spiel  bis  in  die  Zeit  Pä^inis  zurück  verfolgen. 
Oleichwohl  erscheint  es  mir  ausgeschlossen,  dass  es  etwa  im  Mahäbh&rata  gemeint 
sei  ausser  in  der  angeführten  Stelle  des  vierten  Buches  und  vielleicht  in  IV,  68,  29  ff., 
wo,  wie  wir  schon  oben  sahen,  wahrscheinlich  von  einem  Spiele  mit  päsakas  die 
Bede  ist.  In  späterer  Zeit  scheint  das  Trictracspiel  —  wenn  man  es  so  bezeichnen 
darf  —  sehr  geblüht  und  das  alte  Würfelspiel  vielfach  in  den  Hintergrund  ge- 
drängt zu  haben.  So  ersehen  wir  zum  Beispiel  aus  der  gelegentlichen  Äusse- 
rung des  Apahäravarman  im  Daäakumäracarita  (BSS.  S.  48):  ^ch  lachte  ein 
wenig,  als  ein  Spieler  einen  Stein  unachtsam  zog  (pramadad<Utaiäre  kvacii  kitave)\ 
dass  es  dieses  Spiel  war,  das  zu  DapcUns  Zeit  als  das  gewöhnliche  Würfelspiel 
in  den  öffentlichen  Spielhäusern  betrieben  wurde.  Bezeichnend  ist  auch,  dass 
nicht  nur  im  Bälabhärata,  sondern  auch  in  der  Version  der  Nalasage  im  Ea- 
th&koäa  dieses  Spiel  an  die  Stelle  des  alten  Nfissespieles  getreten  ist,  wie  die 
Äusserung:  'then  the  cruel  Eüvara  again  slew  Nala's  pieces'  (Tawney's  XTber- 
setzung,  S.  201),  zeigt 

Das  Würfelschach. 

Auch  mit  dem  Schach  hat  man  in  Indien  das  Würfelspiel  verbunden,  so 
dass  ein  Spiel  entstand,  das  in  der  Methode  mit  dem  eben  besprochenen  viele 
Ähnlichkeiten  hatte.  Es  ist  dies  die  sogenannte  Cäturäji,  das  Vierschach,  von 
dem  wir  eine  eingehende  Darstellung  in  Raghunanda's  Tithitattva  besitzen^. 
Näher  auf  dieses  Spiel  und  insbesondere  auf  sein  Verhältnis  zum  Zweischach 


1)  Weber,  der  Ind.  Stud.  XIII,  472  f.  wohl  als  erster  auf  den  Zasammenhang  der  Stellen  im 
Mah&bhS^ya  und  bei  Bhartfhari  hinwies,  meint,  diese  Erklärung  von  aya  und  anaya  sei  wohl  ein- 
fach abzuweisen,  und  übersetzt  ayänoyina  durch  '(Figur,  die)  auf  Gl&ck  und  Unglück,  d.  i.  anfis 
Geratewohl,  ausgesetzt  wird',  allein  es  liegt  auch  nicht  der  geringste  Grund  vor,  der  Erklftrung 
Pataf^alis  zu  misstrauen.  Macdonell,  a.  a.  0.,  geht  noch  weiter  und  behauptet,  das  Spiel  habe 
«Glück  und  Unglück'  geheissen  ('tlüs  game,  called  ayänaya,  '^Inck  und  unluck");  wie  die  oben  an- 
geführten Worte  des  Textes  zeigen,  spricht  sich  aber  Patafijali  über  den  Namen  des  Spieles  über- 
haupt nicht  aus. 

2)  Aus  Eaiyyatas  Erl&uterungen  sei  hier  noch  speziell  die  Spielregel  angefahrt,  die  sich 
völlig  mit  unserer  heutigen  deckt: 

saadhäyasya  ääratya  parair  näkramyaU  padam  \ 
aadhäyaa  tn  iätei^  pa/rdk^en^  bädhyate  \\ 

8)  Herausgegeben  von  Weber,  Monatsberichte  der  EgL  Preuss.  Ak.  d.  Wiss.  sa  Berlin  1872, 

s.  esff. 


DAS   WÜBFBLSPIEL  IM   ALTEN   INDIEN.  69 

einzngehen,  ist  hier  nicht  der  Ort^);  ich  möchte  hier  nur  den  einen  Vers  des 
Tithitattva  hervorheben,  der  von  den  Würfen,  nach  denen  die  Zage  zu  erfolgen 
haben,  handelt  (5^;  6»): 

pafioakena  vaff  r(\ja  catu^Jcenaiva  kufijarah  \ 
trikena  iu  calaty  ahah  Pariha  naukä  dvayena  tu  || 

Damach  rückt,  wenn  fünf  geworfen  wird,  der  Bauer  nnd  der  König,  wenn  vier, 
der  Elephant,  wenn  drei,  das  Pferd,  wenn  zwei,  das  Boot  vor.  Es  scheint 
daher,  dass  man  zu  dem  Spiele  einen  pasaka^  dessen  vier  Seiten  mit  6,  4,  3,  2 
bezeichnet  waren,  benatzte. 


1)  Ich  TerweiBe  auf  A.  yan  der  Liode,  Geschichte  und  Litteratur  des  Schachspiels,  Bd.  I. 
S.  79ff.  und  Beflage  I;  Macdonell,  a.  a.  0.,  S.  139f. 


ISTachträg^. 


8.  6.  Die  in  Anm.  5  vorgeschlagene  Koigektor  maiänükampito  wird  bestätigt  durch  DIghanik. 
XVI,  1,  81 :  devatäniikampüo  poso  8adä  bhadräni  paasaH. 

S.  10.  Einen  weiteren  Beleg  für  jiUamav4aia  bietet  das  K&k&t^fttaka  (327),  III,  91,  11.  Anm.  5 
ist  nach  S.  62  Anm.  1  sm  berichtigen. 

8.  12.  Das  adkidevana  wird  auch  Maitr.  8.  IV,  4,  6;  Mfinavairantas.  I,  5,  6,  7  erwähnt  Man 
vergleiche  femer  den  Ausdruck  madhyädhidevana,  der  Kftth.  YIII,  7,  Maitr.  8.  I,  6, 11  und 
nach  L.  v.  8chroeder  in  verschiedenen  Kasus  in  der  Kapi^thalasaihhita  erscheint  Auch 
Mänavasrautas.  I,  5,  6,  9  ist  daher  nicht  madhye  ^dhidevane,  sondern  mit  allen  Handschriften 
madhyädhidevane  zu  lesen. 

8.  19.    Der  von  8äya^a  angeführte  Vers  wird  schon  in  der  Kftsikä  zu  Pft«.  II,  1, 10  zitiert. 

8.  20.  Die  ialäkä  wird  auch  in  der  Käiikä  zu  PSn.  II,  3,  59  erwähnt  Der  Ausdruck  dkkhadhutta 
erscheint  im  Pali  noch  öfters,  Dighanik.  XXIII,  27;  Majjhimanik.  129  (Bd.  m,  8.  170); 
Suttanip.  106;  Jftt  546,  45;  46. 

8.  24.  Zu  den  Belegen  für  die  Fünfzahl  der  Würfel  beim  Rftjasflya  füge  noch  Maitr.  8.  lY,  4,  6 
hinzu.  Zu  den  hohen  Würfelzahlen  vergleiche  noch  Mänavasrautas.  I,  5,  5,  7,  wonach 
beim  Agnyädheya  400  Würfel  auf  das  adhideoana  geschüttet  werden,  Maitr.  S.  I,  6,  11; 
Mänavasrautas.  I,  5,  5,  12,  wonach  dem  Opferherm  dabei  100  Würfel  überreicht  werden, 
und  Maitr.  8.  lY,  4,  6,  wonach  beim  Rijasüya  400  Würfel  weggeschüttet  werden. 
8.  42.    Wurfnaroe  ist  kali  auch  in  Dhammapada  202: 

n'  atM  rägoMmo  aggi  n'  aUhi  dasasamo  käU  \ 
Die  Übersetzer  fassen  das  Wort  hier  allerdings  meist  als  Fehler  oder  8ünde  auf,  nur  M. 
MüUer  übersetzt :  there  is  no  losing  throw  like  hatred',  aus  dem  richtigen  Gefühle  heraus, 
dass  hier  ein  wirklicher  Vergleich  gefordert  werde.  Die  angefahrten  8tellen  aus  dem 
Kanon  zeigen,  dass  man  gewöhnt  war,  kaii  in  diesem  Zusammenhange  zu  gebrauchen.  Die 
Worte  W  aUhi  doaasamo  hcUi  sind  nichts  weiter  als  eine  kurze  Zusammenfassung  des  In- 
halts der  zweiten  der  angeführten  Gäthäs,  in  der  ebenfalls  der  Hass  gegen  Gute  mit  dem 
ÜMiJi-Wurfe  verglichen  wird  (ayam  eva  wuüumkUaro  kali  yo  sugatesu  manath  padoaaye). 
Für  die  Richtigkeit  dieser  Erklärung  von  kali  tritt  aber  noch  weiter  die  von  FausbfU  an- 

^.  _      Tgefeüirte^Parallelstelle,  Dhammapada  251,  ein: 

n'  atthi  rügaaamo  aggi  W  atOii  dosaaamo  gäho  \ 
Hier  übersetzt  Fausb^ll  gaho  in  der  ersten  Auflage  durch  captiritas,  in  der  zweiten  im 
Anschluss  an  den  Kommentar  durch  vorator,  Weber  durch  Fessel,  Müller  durch  shark,  L. 
V.  8chroeder  durch  Krokodil,  Neumann  durch  Fallstrick.  Meiner  Ansicht  nach  kann  es 
aber  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  gaho,  wenn  es  für  kaii  eintritt,  der  'Wurf,  speziell 
der  kaliggäha  ist  Die  bildliche  Verwendung  auch  dieses  Ausdrucks  war,  wie  die  ange- 
führten 8teUen  zeigen,  dem  Inder  ganz  geläufig. 


StellenTerzeichn  is. 

(KommenUrrtelleti  sind  unter  d«u  TeztsteUen  angeflkbrt.) 


Bgveda. 

Haiträya« 

Saibhitä. 

I,  41,  9 

19,  26,  66  f. 

Iv 

6,  11 

44,  52,  70 

1,89,  1 

51 

4,  6 

48,  61,  62f,  70 

I,  92,  10 

10,  39,  62,  63 

IV 

14,  11 

46 

I,  100,  9 
I,  102,  4 

49 
46 

Käthaka. 

I,  132,  1;  5 

47 

VIII,  7 

70 

I,  198,  3;  4 
n,  12,  4 

26 

4,  11 

AtharvaTeda 

n,  12,5 

10,  89,  62 

(ed.  by 

Sh. 

P.  Pandit). 

IV,  20,  3 

60 

II 

8 

IV,  61,  2 

47 

5 

68  f. 

V,  32,  5 

47 

1 

8,  20,  47  f.,  Bl 

V,  60,  1 

45  f.,  60 

2 

8,  44,  47  f. 

VII,66,  6 

18 

8 

8,  89,  48,  66 

VIII,  19,  10 

ÖO 

4 

8 

Vm,  76,  12 

45 

2 

64 

Vin,  79,  1 

51,  63 

V, 

20,  11 

51 

vm,  81, 1 

49  f. 

V, 

31,  6 

11 

IX,  »7,  ÖS 

46  f. 

vi 

70,  1 

11,  13 

IS,  106,  a 

60 

118 

8 

X,'34.i 

14,  18,  56 

62,  2 

49,  66 

x.»4,a 

64 

62,  3 

46 

X,S4,  4 

26,  64  f. 

62,  4 

46 

X,  34,  6 

18 

63,  5 

20,49 

X,  84,  6 

48,  67 

S2,6 

46,  46 

X,  34,  8 

24  f.,  55,  66 

52,  7 

46 

1^84   9 

14,  15,  66 

62,  8 

26,  49,  60 

X;84;  12 

24,  66 

52,  9 

49 

X,  42,  9 

43  ff.,  46 

1 

39,  42  f.,  66 

K  42    10 

46 

2 

13 

X^43   6 

14,  46 

3 

8 

X.  102.2 

46 

6 

48 

X,  11«,  9 

BOf. 

7 

18 

VajaBaneyisaitiliitft. 

2 
9 

26 
46 

X,  28 
X,  29 

12,  19,  64 

XVI,  26 

26 

III.  8,  1,  6; 

6 

12 

39 

V, 

3,  1,  10 

18,  16  f. 

XXX,'  18 

40.  41.  64 

V, 

4,  4,6 

18 

19,  24,  88,  89, 

TaittiTiyasaiiihitö. 

V, 

4,  4,  20 

41,  BS,  64 
11,  12 

I,  8,  16,  2 

16,  19 

V, 

4,  4.  22 

28 

11 

IV,  S,  3,1;  2 

38,  39,  41,  64 

XIII,  3,  2, 

38,  40,  62,  64 

TaittirlyabT&hiaaoa. 
I,  6,  11,  1  40,  B2,  68 

I,  7,  10,  B  24,  88f.,  68,  64 

n,  7,  13,  4  4S 

m,  4,  1,  6  S9 

III,  4,  1,  16  40,  41 

Chändogya-TJpaniBad. 

IV,  1,  4;  6  38f.,  61 
IV,  3,  8                           40,  61  f. 

Lä^&yana  SraQtasQtra. 
IV,  10,  22  19 

Eätyayana  ärautasätra. 


XV,  7,  13;  15  12 

XV,  7,  18  40,  63,  64 

XV,  7,  19  40,  64 

Äpaetamba  Sraatasütra. 

11,  12,  13,  18 
24,  62 

39,  40,  62,  64 

12,  B2 

18,  34,  52 


V,  19,  2 
V,  19,  4 
V,  20,  1 
XVni,  18,  16 
XVm,  19,  1 
XV[II.  19,  2 
XVm,  19,  5 

BaodhSyana 


52 
18,  24,  48, 61,  62 

äraataaQtra. 


MänaTa-^raatas&tra. 
I,  6,  6,  7 ;  9  70 

1,  6,  6,  12  44,  52,  70 

Äpastamba  QrliTasätra. 
vn,  18,  1  11  f. 

Hiraoyakeäin  GThjoufltra. 


Kaniikasntra. 

n,  67,  4;  6 

7 

Mrccbakatika 

vnL  16 
IVÜ,  17 
XU  10;  12 
XLI   18 

18,  40 

44 

16 
64 
13 
16 

1  ,  71,  6 

n,  76,  9;  23 

n,  76,  23 

n,  76,  24                  26  f.,  28 

37 
38 
26 
60 

(ed.  b;  K.  P.  P»r*b). 
n,  1                                    36,  61 
II,  6»  (S.  67  f.)                         10 
II,  9                             36,  41,  61 

XLI,  14 

13 

,  79,  32 
m,  34,  4 

10 
24 

11,  12>  (3.  68)                    41,  61 

Äpastamba 

DbarmasQtira. 

ni,  31,  6 

67 

Sthavirävalicarita. 

n,  26,  12 

12,  13 

18 

63 

m,  34,  8 

m,  69,  3;  4;  6; 

28 
37 

VIII,  856                                   16 

Yäjflavalkya  Dharmafiästra. 

11,  69,  6                      16,  87 

60 

Eatli&ko&a 

n,  184;  186; 

300 

43 

n,  69,  7                            36 

60 

(tnuMl.  ky  Tawoey). 

11,201 

10 

48 

n,69,  8 
,  69,  10 

9 

7 

S.  201                                    68 
S.  302                                       64 

111,61,3 
m,  72,  7 
lU,  72,  26                          67 

64 
57 

Ente«  Vroifdorakel  dei  Bower 

XT  I,  1 
XVI,  2 
XVII    6 

16 

20 
43 

68 

HS.                     16,  23r.,  80-85 

m,  72,  38;  41 

18 

j;                       9,  16,  16,  17,  23, 

xvn;  6 

11 

m,  78.  B 
V.  1,  25               16,  16,  21 

64 
66 

30-36.  41 
18 

Mahäbhärata. 

V,  7,  1                              16 
IV,  7,  12 
IV,  13,  17 

21 
39 
4 

TithiMttn                             66  f 

U,  48,  19;  20 

21 

39 

Jjotii«                                89  r 

II,  4»,  89 
n.66,  8 
11,66.  4 

14,26 

29 

29 
67 
14 

IV,  60,  24     16,  17,  86,  40, 
IV   68,  29ff. 
IV,  68.  46 

61  f. 
68 
22 

Nirukta. 
in,  5                          13  f. 

11.09,4 

14 

V,  30,  28 

48 

III,  16                                       66 

n,  69,  7 

68 

V,  36,  44                            16 

20 

V,  22                                  14,  46 

n,  59,  8 

27 

V.  46,  91 

27 

IX,  6                                         14 

n,  69,  10;  11 
U,  60,  7 

8 
38 

V,  142,  6;  9;  11;  13;  16 

VI,  114,  44 

40f. 
27 

P&Qim. 

n,  60,  9 

27 

59 

VII,  130,  20;  21                26 

27 

II,  1,  10                       20,  37,  64 

II,  61,  2 
11,  61,  8 

28 
69 

Vin,  74,  16           10,  14,  U 
VIII,  87.  81—33 

26 
27 

III,  1,  21                                  41 
m,  3,  70                                  »6 

U.  61,  6 
II,  61,  7 
U,  61,  10 

28 
69 
28 

IX,  16,  8 

Haiivadiäa. 

14 

V,  2,  9                                   67  f. 

Uah&bbäsya. 

n,  61,  11 

69 

n,  1,  10                                    37 

n,  61, 18 

I.  61,  14 
n,  61,  17 
1,  61,  18 

28 
69 
28 

II,  61,  37                     15,  21 
U,  61,  39                           61 
D,  61,  46;  46 

66 
66 
66 

V,  2,  9                                   67f. 

69 

U,  61,  64                            10,  66 

II,  1,  10                       20,  38.  70 

11,61,20 
1,  61.  21 

28 
69 

Bbäratamafijarl. 

U    S,  59                                    70 
Ul,  1,  21                                  41 

1   61    28 
!,  61,  24 
U,  61,  27      ' 

38 
69 
36 

Ul,  461 

Bälabliärata. 

86 

Hemacandra  UQädigava- 
sütra. 

I'  t^'  ^ 

69 

n,  5,  10-14 

m. 

664                                            16 

11,61,80 
I,  61,  81 

38 
69 

Eathäaaritsfigara. 

Ajnarakoäa. 

11,66,4 

38 

LVI,294ff. 

36 

U,  4,  68                                    18 

Tßö   6 

69 

LXXIV,  180 

64 

IL  10,  U                                  30 

n,  66,  6 

28 

CXXI,  104 

24 

II,  10,  46                            16,  67 

n.  66,  7 
IL  66;  8 

59 
28 

BhartrharL 

Jl'  ?■  ? 

69 

V*ir.  89                              66  f. 

n.  468                                       18 

II,  65,  10 
II,  66,  11 

28 
69 

Snblia?itävali. 

Maftkhakoia. 

n,  66,  12 

38 

133-139 

66 

866;  967                                   16 

II,  66,  14 

II,  66,  16:  22 

11,66,89 

26;  29 

69 

60 
69 
37 

Daäakom&racarita 
(«d.  b;  Bflhlsr). 

966                                            16 

AblüdUnaeliitBiiUMä. 

II,  66,  46 

60 

S.  48 

6B 

486                                        » 

W0RT7EBZKICUNI8. 


73 


486 
1145 


16 
18 


Anekärthasaihgraha. 

U,  313;  406  67 

II,  466  18 

II,  543  16,  18 

Dlghanikäya. 

XVI,  1,  31  70 

XXIII,  27  42,  62,  70 

Majjhimanikäya. 

60  (I,  403;  404;  406—410)      42 
129  (III,  170)  42,  64,  70 

129  (HI,  178)  42 

Samyattanikäya. 

VI,  1,  9,  7  42,  44,  64 


Angattaranikäya. 

IV,  3,  3  42,  44,  64 

X,  89,  3  42,  44,  64 

Dhammapada. 

68,  70 

70 

42,  62 


202 
251 
252 

106 
658 
659 


462 


Sattanipäta. 


Theragäthä. 


Jätaka. 

I,  289  f.  (62) 


70 
42,  44 
42,  64 


42 


5,  9 


I,  290  (62)  11,  16,  22 

I.  293  (62)  10,  16,  22 

I,  379  f.  (91)  10,  20,  62 

II,  214  (228)  5 
nr,  91  (327)  70 
V,  137;  149  (522)  4 
V,  155  (523)  11 
V,  267  (580)  6 

V,  435  (536)  5 

VI,  274  (545)  70 
VI,  280-282  (545)  4—11,  16, 

17,  22,  28f.,  35f.,  88,  41, 
44,  48,  68 

Milindapaiiha. 


205  f. 


R^abhapaiicääika. 


82 


66 


^W^ortverzeiclmis. 


Sanskrit. 

ak9a  18,  20  ff.,  24 

äkfodhürta  20 

ahfapari  37 

akßaräja  38,  40,  41,  54,  56 

(ikfäüapcma  15  f. 

adhidevana  11—13,  70 

ahhtdevcma  14 

abhibhü  38,  39,  41,  54,  56 

aya  38,  89,  50  f. 

Off  änaya  67  f. 

offäpada  65—67 

Ädevana  13. 

äya  30,  39  f. 

äskamda  88—40,  54 

äsicura  14 

ä9]^ra  14 

cU^ttfa  14 

a^ßhiwrdkasQMina  14 

irt^a  14 

%äbkid  51,  63 

ekapara  64 

ekapcuri  37,  64 

htfa  41 

jumarda  {kapardaka)  19 

Icarna  (kamkä)  80,  31,  33,  34 

hartari  81,  32,  34 

koH  18, 38, 40—48,  52—54, 56, 60 

jbätia  (kotki)  80-83,  35 

kärai^  (kärcm)  (?)  38,  84 

kdkwiddhi  80,  81 


küfa  80—34 

kr  43 

kjia  38—41,  43—56,  60 

krtnu  11,  63 

krakaca{?)  34 

khari  30—82,  34 

gama  67 

garta  13  f. 

gräbha  50 

glah  26 

glaha  26—28,  48  f. 

eais4ayä9t^  30,  84 

cara  67 

ci  +  vi  44—47 

CMicnit  31,  34 

ciiSicu^  30—32,  34 

ii48^ 

tripcmeääa  24  f. 

tripadi  82,  85 

Uretä  88-41,  52,  63  f. 

div  +  prati  60 

dundiubha  (dundubhi)  30 

dwrodara  26,  27 

devana  14,  45 

(lyOtofiuHi^A  10 
doäpara  38—41,  52,  64 
dmpari  64 
dhana  28 
cüWiftomati^a  10 
nardita  41 
navikki  80,  83 
paffdka  15 


—63 


-34 


▲bkudluffM  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  n  QMtiBftB-    PUL-kisi.  Kl.    N.  F.    Bud  9,%. 


paftcUfondha  dO,  32 

paUn(?)  82,  84 

pä^ici  (panci)  30-82,  84 

pätrika  32,  85 

pävara  41 

päsaka  (päia)  16  f. 

prcchakä  38,  34 

praina  (?)  32,  34 

präsäka  16 

prwä  {pre9ya)  30,  82—34 

phala  15,  21 

phdldka  11 

hahula(vahulayhahulä)  30, 82-85 

bradhna  20 

5Aa(7rä  (b^odra)  80—33,  85 

bhid  +  ud  A8 

ma$!4äla  10 

madhyadhidevana  70 

ifiant^m  (?)  31,  35 

mäJ    (moZmi)  30,  33-35 

mi  +  ni  59 

lakfa  4 

vämd  84,  85 

va8a(7)  31,  84 

«V  10  f. 

vijaya  81,  35 

t^  30,  82,  33 

vibMddka  (vibhUaka)  17  f. 

vi9akartan  81,  32 

Vfi  +  HM  65 

vrti  28 

10 


74 


WORTVERZEICHNIS. 


vna  30-34,  36  f.,  60 

Vfiabha  34 

iakafi  (Sakata)  (?)  33,  34 

dak^  (äaM)  30—34 

ialäkadhürta  20 

ääläkä  20,  70 

äaläkäpari  37 

ääpafa  (ääpaiä)  30,  33—35 

ie^otia  48 

^o6^na  31,  34 

8aikkhyä  58 

MMfilsftyAna  57 

8qjä  30,  32,  34 

saphaläi?)  33,  34 

«o&^M^fAätiu  13 

samutkfepa  26,  28 

%an  +  tid  12 

haii  41 


Pali. 

aibik^  20 

ahkhadhuUa  20,  70 
ovdJkaroCi  4 
äya  5,  29  f. 
uggata  4 
Aa^a  7,  41  f.,  63 
kali  7,  41  f..  62  f.,  70 
käka  6,  35 
A:«{tma9^a/a  10 
gaha  70 

jtUamafufala  10,  70 
ti^tAträ  6,  35 
ntvdtoA;a  5  f. 
netni  6,  35 
j)ä«aÄMi  (j>ä«a)  16 
bahuia  5,  6,  35 


bhadrä  (bhadraka)  5,  6,  35 

motK^oibä  6,  35 

ffiA/t  (mälO^ä)  5,  6,  35 

ravi  6,  35 

Idkkha  4 

«tcinötf  44 

saikghatta  6,  35 

«onti  («a<(t?)  5,  6,  35 

sävafa  5,  6,  35 

Prakrit. 

gcuidaht  36,  61 
jüdialamMs^QÜ  10 
sotti  36,  61 


Inhaltsverzeichnis. 


Sdte 

Die  Bedeutung  des  Würfelspiels 3 

Das  Vidhurapanditajätaka 4 

Das  Jätaka  und  das  MahSbhSrata 7 

Die  Apsaras  und  das  Würfelspiel 8 

Die  Frauen  und  das  Würfelspiel                       8 

Der  Spielkreis 10 

Das  Würfelbrett 11 

Das  Adhidevana 11 

Andere  Namen  des  Adhidevana 18 

Der  Pattaka 15 

Das  AksSvapana 16 

Die  Pasakas 16 

Die  Vibhitakafrüchte 17 

Die  Kaurimuscheln 19 

Die  SalSk&s  und  Bradhnas 20 

Ak^ 20 

Die  Zahl  der  Würfel 22 

Glaha 26 

Die  Technik  des  Päsaka-Spieles 28 

Die  Äyas  und  ihre  Namen 29 

Die  Ayas  und  ihre  Namen 88 

Die  Ayas  in  den  Liedern  des  Rgveda  und  des  Atharvaveda 42 

Das  rituelle  Würfelspiel 51 

Das  vedische  Würfelspiel 65 

Das  epische  Würfelspiel  und  die  Zählkunst 57 

Das  Würfelspiel  in  der  Chftndogya-Upani^ad  und  im  Mrcchakatika 61 

Das  Würfelspiel  in  der  Pali  Literatur 62 

Die  Etymologie  der  Aya-Namen 68 

Das  mit  dem  Brettspiel  kombinierte  Würfelspiel 66 

Das  Würfelschach 68 

Nachträge ; 70 

Stellenverzeichnis .  71 

Wortverzeichnis 78 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖ1TIN6EN 

PHILOLOGISCH  -  HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  IX.    Xro.  3. 


Materialien  zur  älteren  Geschichte 
Aimeniens  und  Mesopotamiens. 


Von 


C.  F.  Lehmann-Haupt. 


Mit  einem  Beitrage 

Arabische  Inschriften  aus  Armenien  und  Diyarbekr 


von 

Max  van  Berchem. 


Mit  U2  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  14  Tafeln. 


Berlin, 

Weidmannsehe   Buchhandlung. 

1907. 


Materialien  zur  älteren  Geschichte 
Armeniens  und  Mesopotamiens 


von 


C.  F.  Lehmann-Haupt, 


Vorgelegt  von  Herrn  Andreas  in  der  Sitzung  vom  '60.  Juni  1906. 


Vorbemerkung, 

Die  wissenschaftlichen  Ergehnisse  der  in  den  Jahren  1898/99  nach  Armenien, 
auch  mit  Unterstützung  der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  ent- 
sandten Expedition  harren  noch  der  Veröffentlichung. 

Weder  die  vorläufigen  Berichte,  die  während  der  Reise  abgefaßt  wurden, 
noch  die  zusammenfassenden  Rückblicke  auf  deren  Ergebnisse  oder  gar  die 
Erörterungen  über  Inschriften,  deren  Texte  nicht  oder  nur  im  transskribierten 
Auszuge  vorlagen,  konnten  genügen,  um  das  Gewonnene  wissenschaftlich  zu 
beurteilen  und  zu  verwerten. 

Die  Expedition  bereiste  Armenien  und  Nordmesopotamien  in  erster  Linie, 
um  die  Geschichte  des  vorarmenischen  Reiches  der  Chalder  oder  Urartäer  epi- 
graphisch und  archäologisch  aufzuhellen. 

Zu  dem  Hauptergebnis,  der  epigraphischen  Sicherung  des  gesammten  durch 
die  Funde  der  Expedition  verdoppelten  Materials  an  chaldischen  Keilinschriften, 
gesellen  sich,  abgesehen  von  vereinzelten  und  mehr  zufälligen  Funden  und  Er- 
mittelungen auf  anderen  Gebieten,  namentlich  drei  größere  Gruppen  von  Mate- 
rialien für  die  Geschichte  und  Kultur  der  durchforschten  Gebiete: 

1* 


4  C.   F.   LKHMANM-HAUPT, 

1.  Die  Stein-,  Fels-  und  Baaziegelinschriften  in  babylonisch-assyrischer 
Sprache  nebst  den  Skulpturen  der  babylonisch-assyrischen  Periode. 

2.  Materialien  zur  Kunde  der  chaldischen  Kultur  und  der  Herkunft  der 
Chalder,  vornehmlich  aus  den  Ausgrabungsfunden  von  Toprakkaläh  bei  Van. 

3.  Arabische  Inschriften  (bearbeitet  von  Dr.  Max  v.  Berchem). 

Durch  ihre  Veröffentlichung  beginne  ich  jenem ,  von  mir  als  einem  der 
beiden  Expeditionsmitglieder  längst  und  lebhaft  empfundenen  Mangel  abzu- 
helfen. 

Ein  *  vor  der  Nummer  kennzeichnet  Neufunde  der  Expedition,  ein  f  ander- 
weitig Unpubliciertes. 

Berlin. 

C.  F.  Lehmann-Haupt. 


MATERIALIEN   ZUK  ÄLTEREN    GESCHICUTE  ARMENIENS  UND   MKSOPOTABUENS. 


Erster  Abschnitt. 

Stein-,  Fels-  und  Bauziegelinschriflen  in  assyrischer  Sprache. 
Skulpturen  aus  babylonisch-assyrischer 


I.    Altbabylonisches  und  Verwandtes. 

*1.  Weihinschrift  Dungi's  I  auf  einem  längsdurchbohrten,  von  der 
Mitte  nach  den  Enden  konisch  zulaufenden  Karneol,  von  schöner  hellroter  Farbe 
(Länge  7  cm,  Dicke  in  der  Mitte  '/4,  an  den  Enden  V2  cm).  Im  Besitz  eines 
Händlers  in  Arbela  (Ervil)  gesehen  und  eilig  in  dunklem  Räume  copiert  2.  IV.  1899 
(Fig.  1).  Linien,  die  in  meiner  Copie  fehlen,  aber  bei  dem  guten  Erhaltungs- 
zustand des  Stückes  vorhanden  und  bei  besserem  Lichte  erkennbar  gewesen 
sein  müssen,  sind  punktiert  wiedergegeben^). 


#^ffi 


^nt^ 


'^«mm 


^*?^ 


iNt^RP^Ol 


-<*D 


Figur  1. 

Schrift:    Übergangstypus    von    Strichfiguren   zu   Keilgruppen,    meist    schon 
deutliche  kleine  Keilköpfe. 


1)  Das  erste  Zeichen  im  letzten  Schriftfach  lautet  in  meiner  Copie  gi  statt  des  unerläßlichen 
und  oben  eingesetzten  mu.    Eher  mein  Versehen  als  das  des  altbabylonischen  Graveurs. 


BK-HAUPT, 


Samerisch  umschrieben: 

Col,  I  Col.  II 

(Diiu/ir)  Nin-lil  lugal  ki-en- 


.BUR 

{di«gir)Dun-gi  "'    ^"^'BUR  ^ 


!^    <'^')»?7r  ^<*> 


nila(g)  hg-ga  nam-ti-ia-ni-lM 

5  lugal  Uru-wm{ki)-ma        mu-no-m 

Deutsch : 

Der  Göttin  Nin-til,  seiner  Herrin,  bat  Dungi,  der  m&chtige  Kttnig,  der  ESnig  von  Ur,  „KOiiig 
fon  Sumer  «nd  Akkad"  (dies)  „für  Bein  Leben"  geweiht. 

Vor  dem  keinerlei  Grottesnamen  enthaltenden  Namen  Dongi  steht  das  Gottes- 
determinativ —  die  altbabyloniache  Apotheose  des  lebenden  Herrschers,  auf  die 
ich  vor  Jahren  hinwies ')  and  die  neaerdings  von  verschiedenen  Seiten  behandelt ") 
nnd  zndem  raonomental  erwiesen  ist;  Naräm-Sin  wird  auf  seiner  za  Susa  ge- 
fandenen  Siegesstele  mit  der  gehörnten  Kopfbedecknng,  dem  unterscheidenden 
Merkmal  der  Gottheit*),  dargestellt. 

Die  Titulatur  führt  mit  Sicherkeit  anf  Bnngi  I*),  da  die  Mitglieder  der 
Dynastie,  der  Bungi  II  angehört,  den  Titel  üar  kibrat  arba'i  führen. 

*  3.  Fragment  einer  Inschrift  (Fig.  2)  anf  schwarzgrünem  Stein  (Dolerit), 
einem  Priester  der  Nebi-Yunus-Moschee  abgekauft  7.  V.  1899.  Provenienz: 
-Nebi-Ynnus". 


— Figur  2  (',',). 

1)  beitrüge  zur  Assyriologlen  (1893)007 f.,  ferner  Zeitschr.  f.  Assyriologie  [ZA.]  X  m95S.26ä;7(>. 
Vgl.  Ueitriige  y.ur  alten  Üescliiclite  [„Kilo"]  (1901)  I  S.  281  Arno.  4  und  Ul  (1903)  S.  137  f.  Anm.  4. 

2)  liadau,    Kurly    History   of  Babylonia  ä07fr.,    Zimmern  KaT^  379  Anm.  2    und   besonders 
Urofkelmann  ZA.  XV  (1902)  8.  394  f. 

3)  Siehe  „Babyloiiicns  Kulturmission  einst  und  jetzt"  S.  10,  20,  77. 

4)  Uegen  die  Versuche,  einerseits  nur  einen,  andererseits  st&tt  zweier  drei  Uerrschor  Namens 
Dungi  anzuerkennen,  s.  Jahrcsbcr.  d.  Oescbichtswiss.  24  S.  24  u.  26. 


MATERIAUKN   ZUR   ÄLTEREN   GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS. 


7 


Col.  I 


Col.  II 


Col.  III 


[k{]b-r(i- 
[a  Pytum 


[DA.  LU]M 


[8ar]ru 


ar-ba-um 


%8-tt- 

m-t[«]  *) 


a- 


t{i} 


Col.  II  [sa  ktjb-ra'laytum  ar-ha-um 


Col.  I  [sarru]  dannu  {=  DA.  LUM)  [sarjru 

i8'H'ni-i{f\  .... 

Der  mächtige  König,  König ,   der  die   vier  Weltgegenden  insgesamt  (wörtlich :   auf 

einmal)  „[eroberte,  niederwarf,  beherrscht]". 

Dem  Schriftcharakter  und  der  Titulatur  nach  stellt  sich  diese  fragmen- 
tarische Inschrift  in  semitischer  Sprache^)  zu  der  in  Niniveh  gefundenen  In- 
schrift Dungi's  II  aus  der  dritten  Dynastie  von  Ur. 

Die  Wendung,  mit  der  in  unserem  Fragment  der  „vier  Weltgegenden"  ge- 
dacht wird,  legt  den  Gedanken  nahe,  daß  wir  es  mit  G-unguun(m),  dem  Be- 
gründer der  Dynastie^),  zu  tun  haben,  der  den  Titel  „König  der  vier  Welt- 
gegenden" mit  neuem  Inhalt  versehen,  seinem  Nachfolger  hinterlassen  hätte. 

Auch  von  Sargon  I  von  Agade  berichten  uns  die  Omina,  daß  „seine  Hand 
die  vier  Weltgegenden"  eroberte,  sein  Sohn  Naräm-Sin  aber  ist  der  älteste  uns 
bekannte  Träger  des  Titels  „König  der  vier  Weltgegenden ^. 

Natürlich  kann  die  Inschrift  auch  einem  der  mächtigen  Nachfolger  Grun- 
gunu's,  so  Dungi  II,  zugeschrieben  werden,  aber  mit  geringer  Wahrscheinlichkeit. 

Man  hat  früher  wohl  angenommen,  die  Inschrift  Dungi's  II  sei  nach  Niniveh 
aus  Nordbabylonien  nur  verschleppt  worden.  Dieser  Voraussetzung,  gegen  die 
schon  früher  gegründete  Einwendungen  erhoben  worden  waren,  wird  durch  das 
Hinzutreten  dieser  weiteren  ninivitischen  Inschrift  der  dritten  Dynastie  von  Ur 
der  Boden  entzogen.  Der  Urheber  der  Inschrift  wird,  wie  etwas  später 
Hammurabi*),    auch   das  Priesterfürstentum  A§§ur   mit  Niniveh    seinem   Reiche 


1)  Erhalten  sind  auf  dem  Original  deutlich,  in  Figur  2  nur  schwach,  ein  kurzer  wagerechter 
und  die  Köpfe  eines  links  abwärts  geneigten  und  eines  senkrechten  Keils,  neben  welchem  rechts 
oberhalb  des  unteren  Bruchrandes  ein  Stückchen  unbearbeitete  glatte  Oberfläche  bemerklich  ist. 
All  das  paßt  aufs  Beste  zu  is  in  seiner,  drei  Zeichen  vorher  wohl  erhaltenen  Form. 

2)  Während  ich  in  meinem  Bericht  in  den  Berliner  Sitzungsberichten  1900,  S.  626—628  nur 
diejenigen  assyrischen  Inschriften  berücksichtigte,  die  irgendwelche  Beziehungen  zu  Armenien  und 
den  Zügen  assyrischer  Herrscher  nach  Norden  zeigten,  sind  im  folgenden  alle  diejenigen,  uns  wäh- 
rend der  Expedition  bekannt  gewordenen  Stein-,  Fels-  und  Ziegelinschriften  in  babyl.-assyrischer 
Sprache  aufgenommen,  aus  denen  der  Textgestalt  oder  dem  Inhalt  nach  Neues  zu  gewinnen  ist. 
Daher  sind  auch  die  in  assyrischer  Sprache  abgefaßten  Inschriften  vorarmenischer  Herrscher  einbe- 
zogen und  die  assyrischen  Fassungen  der  beiden  assyrisch-chaldischen  Bilinguen  kurz  berücksichtigt. 

3)  S.  meine  „Zwei  Hauptprobleme  der  altorientalischen  Chronologie  und  ihre  Lösung",  be- 
sonders Tabelle  I. 

4)  King,  Letters  and  Inscriptions  of  Hammurabi  vol.  HI  No.  1. 


n  C.    P.    LEHUANN-HADPT, 

Zugerechnet  haben.    Wie  die  neae,  so  wird  auch  die  früher  bekannte  Inschrift '} 
aus  Nebi-Yunns  stammen. 

f  3.  (Siegel-)Cjlinder,  gefanden  1888  bei  der  Anlage  eines  Brannens 
für  die  von  der  amerikanischen  Fresbyterianer-Mission  erbante  Kirche  des  Dorfes 
Grök-täpä,  ca.  7 — 8  km  südlich  von  Urmia.  Ich  verdanke  die  Kenntnis  des 
Fandes  den  Missionaren  und  die  Erlaubnis  zor  Publikation  des,  abgesehen  von 
einer  kurzen  Notiz,  anveröffentlichten  Stückes  Herrn  Direktor  Cesnola  vom 
Metropolitan  Maseum  in  New  York.  Für  Beides  spreche  ich  hier  meinen 
wärmsten  Dank  ans. 

Fig.  3  a  stellt  den  Cylinder  dar,  Fig.  3  b  eine  nicht  ganz  vollständige  Ah- 
rollung,  Fig.  3  c  diejenige  Gruppe,  die  Fig.  3  b  nur  geteilt  und  anvollständig 
wiedergiebt. 

Der  Hügel  Gök-Täpä  ist  im  wesentlichen  eine  künstliche  Erhebung,  ein 
im  Lanfe  der  Jahrtausende  entstandener  (jräberberg.  Den  Kern  und  den  Haupt- 
bestandteil bilden  Steinkisten-Gräber  verschiedener  Perioden,  die  mit  Erde  über- 
deckt wurden.  Selbst  am  Rande  des  Hügels  lagen  in  dessen  tieferen  Schiebten 
zahlreiche  solche  Steinkisten-Gräber  zu  Tage*). 

Das  beutige  Nestorianer-Dorf  Gök-Täpä  kriecht  den  Hügel  hinanf,  dem  in 
verschiedener  Höhe  Terrassen  abgewonnen  sind.  Auf  seinem  untersten  Teile 
ist  großenteils  aus  mächtigen  den  Gräbern 
entnommenen  Quadern  and  Steinplatten  die 
von  der  presbyteriani sehen  Mission  erbaute 
Kirche  aufgeführt,  wie  auch  die  sie  umgebende 
Mauer,  die  z.  T.  in  die  Ebene  hineinreicht. 
Beim  Bau  der  Kirche  wurde  ein  Brunnen  ge- 
graben. Hierbei  stieß  man  in  einer  Tiefe  von 
„ca.  30  Fuß"  unter  der  jetzigen  Oberfläche  des 
Hügels  auf  ein  Grabgewölbe ,  in  dem  sich 
der  Siegel-Cylinder  fand '). 

Die  Darstellang  zeigt,  sowohl  dem  Gegen- 
stand nach  wie  in  Stil  und  Formengebung, 
nahe  Berührung  mit  altbabylonischen 
Motiven. 

Die  Hauptscene  bildet  die  wohlbekannte 
Darstellung  des  Sonnenaufgangs.     Zwei  gött- 
liche   Gestalten  —  an    der    gehörnten    Kopf- 
Fiffur  3  a.  bedeckung    oder    Haartracht    kenntlich     — 

1)  Scliradcr,  dem  sie  von  dem  verstorbenen  Profcasor  Dr.  Hausknecht  zur  Veröffentlichung 
übergeben  wurde,  meldet  (ZDMO  29,37),  daß  sie  narb  dessen  Mitteilungen  „in  Niniveh"  gefanden 
sei.    Nähere  Ansahen  fehlen. 

2)  Kines  derselben  wurde  von  mir  ausgegraben.  Den  Itefund  8.  Verhand).  Berl.  knthrop. 
Üea.  [VBAO.]  1W8  S.  525  f. 

ü)  Die  Fundumsti'mde  stehen  naeh  den  Mitteilungen  der  Missionare  Tollkommen  kuBer  Zweifel. 


HATERULIEN    ZUR   ÄLTEREN   aESCHICIlTIJ    ARUBKIEtlS    UND    UESOPOTAHIENS. 


Fipur  ^h. 
schlagen  die  Türen  des  Ostens  zurück,  hinter 
denen  der  Sonnengott  hervortritt'),  (iewölin- 
licli  ist  der  Gott  en  face  zwischen  zwei  Berg- 
gipfeln dargestellt,  die  als  niedrige  Kegel  zu 
seinen  beiden  Seiten  erscheinen.  Doch  kommen 
auch  Cylinder  vor,  auf  denen  er  seitwärts  ge- 
wandt steht  ^). 

Auf  einem  dieser  letzteren ')  wendet  .*ieh 
der  Gott  einem  Betenden  zu,  der  ihm  von  einer 
fiir.sp  rechen  den  Gottheit  (nicht  einem  Priester, 
siehe  die  Hörner!)  zugeführt  wird.  Der  rechte 
Türflügel  und  Türöffner,  die  den  Gutt  von  dem 
Betenden  trennen  würden,  sind  weggela.ssen, 
nur  links*)  ist  beides  vorhanden. 

Um  eine  Anbetung  der  aufgehenden 
Sonne  nun  handelt  es  sich  auch  auf  dem  Cy- 
linder von  Gök-täpä.  _. 

»^  Figur  3  c. 

1)  Mir  Bind  für  diese  Sccne  die  folgenden  Belege,  sümtlicli  auf  altbaky Ionischen  Siegel- 
rylindern,  bekannt:  Lajard,  t'ulte  de  Mithrc  |il,  XVIII  No.  3  und  4.  pI.  XXYIII  No,  10  und  15; 
Catalog  der  Sammlung  Lc  Clerq  No.  85  und  Maspero,  Iliatoirc  ancienne  des  jieupleB  de  l'orient 
classiquc  I  p.  G5C  (Cylinder  des  Louvre)  sowio  ferner,  meines  WiBseiis  bisher  unverötTcntlicht, 
/.wei  ('yliuder  der  Iterlincr  vo rdc ras i aliseben  Sammlung  V.  A.  248  (scliwarzfcri'iiier  Stein  [DioritV] 
aus  Südbabylonien)  und  V,  A.  657  gleichen  Matcriaics  (Sammlung  Peterraann). 

2)  Le  rierq  Ko.  65,  l.a.jard  XXVIII  No.  15. 

3)  Lajard  XXVIII  No.  15. 

4)  Vom  Beschauer:  so  im  folgenden  ateta,  sofern  nicht  das  Gegenteil  betont  oder  ersicbtlich. 

D  d.  K.  0<H.  i.  Wim.  in  OMtiDgin.   Pbll.-biM.  Kl.    H.  r.    Eni  t^.  2 


10  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

Die  Stellung  des  Gottes  ist  dieselbe,  aber  Türflügel  and  Täröifner  sind 
beiderseits  vorhanden.  Den  Anbetenden  and  den  hinter  ihm  stehenden  gött- 
lichen Fürsprecher  im  charakteristischen  babylonischen  Stafengewande  (aas  dem 
Stoffe  xawdxris^))  zeigt  Fig.  3  c. 

Der  Gott  hält  in  der  erhobenen  Linken  ein  kurzes  Schwert  oder  Messer, 
in  der  Rechten  eine  Keule.  Die  Keule  kann  ich  auf  den  mir  bekannten  altbaby- 
lonischen Cylindern  nur  einmal  mit  Sicherheit  belegen,  aber  gerade  in  der  der 
unseren  nächstverwandten  Darstellung  Lajard  XXVIII  No.  10.  Dort  hält  sie 
der  Gott  nach  unten  gesenkt. 

Der  schneidenden  Waffe  unseres  Cylinders  entspricht  auf  den  altbaby- 
lonischen  Darstellungen  ein  Gegenstand  ähnlicher  Größe,  der  aber  meist  ge- 
zahnt, einer  Säge  ähnlich,  gebildet  erscheint*).  Die  vielgestaltige  Darstellung 
ist,  was  in  der  Abrollung  nicht  hervortritt,  durchaus  symmetrisch  und  vor- 
trefflich componiert.  In  der  Mitte  der  Sonnengott  und  die  Türöffner,  rechts 
der  Anbetende  und  der  Fürsprecher,  links  ihnen  entsprechend  zwei  andere  Ge- 
stalten, von  denen  die  zweite' durch  ihre  Stellung  und  Gebärde  in  dem  Rund- 
bilde den  Übergang  zu  der  Grappe  der  Betenden  vermittelt. 

Die  erste  dieser  beiden  Figaren  zur  Linken  der  Hauptscene  aber  ist  un- 
verkennbar die  aus  dem  GilgamiS-Epos  und  aus  zahllosen  Darstellungen  wohl- 
vertraute Gestalt  des  Ea-bani,  kenntlich  an  den  Stierfüßen,  der  übermäßigen 
Betonung  des  Penis  und  dem  langen  in  einem  Haarbüschel  endigenden  Schwänze. 
Letzterer  erscheint  hier  zweifach  geteilt").  Mit  beiden  Händen  hält  er  einen 
auf  den  Boden  aufgestemmten  die  ganze  Höhe  des  Bildfeldes  durchmessenden 
in  eine  Rundung  (?)  endigenden  Stab,  wohl  eine  riesige  Keule. 

Zu  Eabani  aber  gehört  unweigerlich  GilgamiS. 

Folglich  ist  es  nicht  der  Sonnengott  schlechthin,  um  dessen  Anbetung  es 
sich  handelt,  sondern  Gilgami?;.  Daß  GilgamiS  in  seinem  göttlichen  Teile 
(„zwei  Drittel  von  ihm  sind  Gott,  ein  Drittel  ist  Mensch"*))  solaren  Charakter 
trage,  hat  man  längst  vermutet  (zuerst  bekanntlich  Rawlinson),  und  neuerdings 
hat  Kugler  ^)  den  Nachweis  angetreten,  daß  den  Taten  und  Fahrten  des  GilgamiS 
der  Jahresweg   der  Sonne   am   gestirnten  Himmel    zu  Grunde  liege.     Aber   ein 


1)  Heuzey,  vgl.  Klio  IV  S.  332. 

2)  Auch  bei  Lajard  pl.  XYIII  No.  4  kommt  die  außer  allem  Verhältnis  stehende  Yerlängerang 
des  erhobenen  rechten  Armes  in  Wahrheit  gewiß  auf  Rechnung  einer  solchen  aufrecht  in  der  Hand 
getragenen  Waflfe. 

3)  Die  Photographieen  nach  dem  Original-Cylinder  lassen  im  Gegensatz  zu  derjenigen  nach 
der  Abrollung  keinen  Zweifel  darüber  zu,  daß  der  Stab  mit  dem  hockenden  Tier  in  der  Mitte  der 
ßildhöhe  glatt  abschneidet.  Das  zweite,  in  der  Ansicht  linke  Schwanzende,  kann  also  nicht  etwa 
als  Verlängerung  jenes  Stabes  nach  unten  aufgefaßt  werden,  sondern  könnte  höchstens  auf  einem 
Mißverständnis  der  Vorlage  (S.  11)  beruhen. 

4)  Gilgamis-p:pos  Tafel  I  Col.  II  1,  Tafel  IX  Col.  II  16.  Jensen,  Keilinschriften  Bibl.  VI  1 
S.   118,  204. 

5)  Die  Sternenfahrt  des  Gilgamii.  Kosmologische  Würdigung  des  babylonischen  Nationalepos. 
Stimmen  aus  Maria-Laach,  1904   Heft  4,  dazu  Klio,  IV  S.  258  Anm.  1. 

10 


MATERIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARBfENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  11 

direkter  Beweis,  daß  GilgamiS  geradezu  mit  dem  Sonnengott  identificiert 
wurde,  fehlte  m.  W.  bis  jetzt. 

Die  aus  beiden  Schultern  hervorschießenden  dreifachen  Strahlenbündel,  die 
den  Sama§  auf  der  Stele  mit  den  Gesetzen  Hammurabi's,  der  Tafel  von  Sippar 
und  auf  mehreren  der  angezogenen  Siegelcylinder  kennzeichen,  fehlen  auf  un- 
serem Cylinder,  möglicherweise  eben  deshalb,  weil  nicht  SamaS  selbst,  sondern 
GilgamiS  dargestellt  ist.  In  der  hinter  Eabani  stehenden,  aber  von  ihm  ab-, 
dem  Betenden  zugewandten  und  gleich  allen  übrigen  gehörnten,  also  göttlichen 
Gestalt  vermute  ich  den  Steuermann  des  GilgamiS,  Üt-napi§tim. 

Von  Eabani  trennt  ihn  ein  in  halber  Bildhöhe  glatt  abschneidender  Stab 
(siehe  Anm.  3  auf  Seite  10),  der  gleich  einem  Wappen  oder  Feldzeichen  das  Bild 
eines  hockenden  Tieres  (eher  Löwe  als  Affe)  trägt. 

Gegenüber  den  mehrerwähnten  altbabylonischen  höchst  primitiven  Cylindem 
zeigt  unser  Stück  eine  sehr  vorgeschrittene  Kunstübung,  die  sich  in  den  einzelnen 
Gestalten  und  ihrer  natürlichen  und  ungezwungenen  Haitang  wie  nicht  minder 
in  der  oberen  und  unteren  Umrahmung  der  ganzen  Darstellung  kundgiebt.  Für 
deren  Anlage  und  vollendete  Durchführung  kenne  ich  kein  Analogon,  während 
die  Herkunft  des  Motivs  aus  den  mit  senkrechten  Querleisten  versehenen  Schemeln 
oder  Tritten,  auf  denen  der  Thron  oder  die  Füße  der  sitzenden  babylonischen 
Gottheiten  ruhen  oder  auf  die  sie  stehend  den  einen  Fuß  aufsetzten,  nicht  zu 
verkennen  ist.  GilgamiS  nimmt  gerade  auf  unserem  Cylinder  diese  charak- 
teristische stehende  Stellung  mit  Erhöhung  des  einen  Fußes  ein:  der  Schemel, 
den  er  dafür  benutzt,  ist  genau  wie  die  Umrahmung  gebildet. 

Bei  dem  Cylinder  von  Gök-täpä  handelt  es  sich  nun  aber  nicht  etwa  um 
ein  einheimisches  altbabylonisches  Kunstwerk,  sondern  um  die  Reproduktion 
eines  solchen,  so  zu  sagen  um  eine  Nachprägung.  Darauf  weisen  schon  die 
Dimensionen  des  Cy linders,  der  über  11  cm  hoch  ist  und  einen  entsprechenden 
Durchmesser  hat.  Eine  solche  Riesenwalze  eignet  sich  schwerlich  zum  Siegeln: 
Verkennung  des  Zweckes  oder  absichtliche  Modifikation?  Ferner  muten  die 
kurzen  gedrungenen  Gestalten  entschieden  fremdartig  an :  in  der  altbabylonischen 
Glyptik  erscheinen  die  menschlichen  Figuren  ungleich  schlanker.  Auch  die 
Tracht  der  nicht  mit  dem  Kaunakes-Gewande  bekleideten  Gestalten  zeigt 
charakteristische  Abweichungen  von  den  altbabylonischen  Vorbildern :  sie  nähert 
sich  mehr  der  assyrischen,  gewiß  nicht  auf  die  verhältnismäßig  späte  Zeit 
des  assyrischen  Königtums  noch  auch  auf  dessen  ursprüngliches  enges  Gebiet 
beschränkten  Tracht. 

Das  Gewand  ist  wie  bei  jenem  mit  Franzen  gesäumt,  ohne  die  Beine  so 
weit  hinunter  zu  bedecken  wie  auf  den  assyrischen  Darstellungen. 

Aus  dem  Felsrelief  des  uralten  Lulubäer-Fiirsten  Anubanini  bei  Zohab  und 
besser  noch  aus  der  in  Susa  gefundenen  Stele,  die  Naräm-Sin's  (um  2760  v.  Chr.) 
Sieg  über  die  Lulubäer  feiert,  wissen  wir,  daß  in  Krieg  und  Frieden  der  Einfluß 
des  Zweistromlandes  sich  bereits  zu  Anfang  des  dritten  Jahrtausends  v.  Chr. 
auch  nach  Nordosten  in  die  gebirgigen  Gaue  jenseits  des  Tigris  erstreckte. 

11 


12  C.    F.    I.EHMANN-HAÜPT, 

Das  Land  der  Lnla  (-bi  oder  -mi  ist  bekanntlich  einfaeimisclie  PlaralfiDdang) 
reicht  in  ^späterer  Zeit  bis  in  den  Norden  des  heutigen  persischen  Kurdistan, 
dem  Gök-täpä  nahe  genug  benachbart  ist. 

Nördliche  Nachbarn  und  Konkarrenten  der  Lulubäer  werden  die  ßatiäer 
in  dieser  ältesten  (&.  die  uralte  Inschrift  eines  Königs  von  Gntinm  ZA  IV  406) 
wie  in  späterer  Zeit  gewesen  sein,  in  deren  Q«biet  das  heutige  südliche  Azer- 
baidjän  bis  zu  den  persisch-türkischen  Grenzgebieten  einbegriffen  war. 

Einen  vor  oder  um  2000  v.  Chr.')  lebenden  Fürsten  der  Gatiäer  oder  der 
Lulubäer*)  wird  man  sich  in  erster  Linie  als  Besitzer  jenes  prächtigen  Cylin- 
ders ')  vorzustellen  haben,  den  man  ihm  in  sein  Grabgewölbe  in  der  untersten 
Schicht  der  Nekropole  von  Gök-täpa  mitgegeben  hat. 

n.    Altassyrischesi 

a)  Taknltt-NlDlb  I. 
•4  und  *5.  Backsteine  Tukulti-Ninibs  *)  I  beide  in  Mosnl  erworben.  —  Von 
dem  einen,  dessen  Besitz  wir  der  Güte  der  französischen  Dominikaner  in  Mosul 
verdanken,  wnrde  Provenienz  aus  Kala'at-Shirgät  (A-i-sur)  vermutet.  Beide  sind 
von  nahezu  quadratischer  Gestalt  (No.  4  mißt  32x31'/*  cm,  No.  6:  327iX32V*) 
von  ungewöhnlich  geringer  Dicke  (No.  4 :  5,6  cm,  No.  5 :  6  cm)  und  von  heller, 
ins  Grünliche  spielender  Färbung. 


t'igat  4. 

1)  Da  es  sich  um  eine  nNacbpräguDg"  handelt  und  da  ohnehin  an  der  Peripherie  ein  Knnatstil 
noch  gelt43n  kann,  der  im  Centmm  bereits  Oberholt  ist,  bo  wird  man  auch  einen  am  em  Weniges 
niedrigeren  Ansatz  noch  in  Krw&gnng  ziehen  IcOnnen. 

2)  An  die  Uanäor  (VBaG  ISSB  8.  526)  die  erat  im  9.  Jahrhundert  v.  Chr.  (Belck,  VBAG 
1B94  S.  479  ff.)  in  ihre  Sitzp.  Büdlich  des  Unnia-See  eingewandert  sind,  konnte  nnr  gedacht  werden, 
so  lange  keine  genauen  Abbildungen  des  Cj'Iindera  vorlagen. 

3}  Zu  Zweifeln  an  der  Echtheit  des  Stückes,  die  ohnehin  durch  die  gut  bezeugten  Fund- 
unst&nde  (S.  8  Anin.  8)  ausgeschlossen  werden,  geben  also  diese  Abweichangen  Tom  bekannten 
altbabylonischen  Typus  keinerlei  AnlaB.  Zudem  fehlt  es  ja  für  die  Details  wie  fftr  die  ganze 
Composition  an  jeglichem  Aoalogon,  das  einem  Fälscher  als  Vorlage  hätte  dienen  können. 

4)  Hro^ny's  Vorgchlag  (Mitteil.  d.  Vorderaa.  Des.  1903  No.  5  8.  81  [389] «.),  den  Gottesnamen 
Nitt-rag  zu  lesen,  hat  vieles  für  sich.  Die  einstweilige  Beibehaltung  der  itblicben  Verlegenbeits- 
lesung  ist  nicht  als  Ausdruck  des  Widerspruches  aufzufassen. 


Mk.TBRt*UKN    ZUR    A[,TKRBN    GESCHICHTE    ARMENIENS    CND    MBSOPOTAWKKS.  13 

No.  4  ist  von  der  Vorderasiatiaclien  Abteilang  der  Königlicilen  Museen  zn 
Berlin  erworben  worden  und  führt  die  Inventarnummer  V.  A.  3213,  No.  6  be- 
findet sich  noch  im  Besitze  der  Expeditiun.  Die  Inschrift  von  No.  4,  24  cm 
lang,  6cm  hoch,  giebt  Fig.  4  nach  einem  Abklat?ch  wieder;  No.  6  ist  in  Fig.  5a 
im  Original  nachgebildet,  während  Fig.  5b  die  Inschrift  (25'/«  cm  lang,  6'/icm 
hoch)  nach  dem  Abklatsch  noch  etwas  deutlicher  erkennen  läßt. 


No.  4. 

1  E-kal  -«Tukunii-ti)- 

2  {ila)A'in-ib  aar  kiMaÜ 

S  al>li  (itu)Sul-ma-nu-aiarida  Aar  kiiiati-ma, 

13 


14  C.   F.    LEHMANN-HAUPT, 

No.  6. 

1  E-kal  n^TukuUi('tt)-(ilu)Nin'ib 

2  sar  hisSati  abli  (iIu)Sul'manU'amridu 

3  Sar  kiSiati-ma. 

^Palast  Tukulti-Ninibs,  des  Königs  der  Welt,  Sohnes  des  Salmanassar,  Königs  der  Welt**. 

Der  den  wagerechten  darchschneidende  Schrägkeil  des  Zeichens  nu  hat  eine 
völlig  senkrechte  Richtung,  so  daß  er  mit  dem  folgenden  Zeichen  was]  bar  = 
cufaridu  fehlerhafterweise  identisch  erscheint. 

Vor  unserer  Expedition  war  nur  eine  Backsteinlegende  bekannt,  die  von 
George  Smith  erwähnt  und  übersetzt,  im  Original  aber  unpubliciert  geblieben  ist. 

Ganz  neuerdings  sind  bei  den  Grabungen  der  deutschen  Orient-Gesellschaft 
auf  der  Stätte  von  Assur  (Kala*at-Shirgftt)  außer  anderen  Dokumenten  des 
Herrschers  Ziegel  mit  vierzeiliger  Inschrift  gefunden  worden,  deren  erste  beide 
Zeilen  den  dreien  unserer  Inschriften  entsprechen,  dann  aber  weiterer  Bauten 
des  Herrschers  gedenken. 

Damit  steht  fest,  was  ohnehin  anzunehmen  war,  daß  Tukulti-Ninib  I  in  der 
Stadt  Assur  einen  Palast  gehabt  hat,  aus  dem  auch  unsere  Ziegel  (s.  o.)  stammen 
können. 

Aber  noch  eine  andere  Lokalität  kommt  als  Fandort  in  Betracht: 
Jarymdjä,  auf  dem  linken  Tigrisufer  eine  Stunde  flußabwärts  von  Niniveh, 
auf  einem  Hügel  belegen,  der  einst,  wie  das  zerklüftete  Ufer  und  andere  An- 
zeichen deutlich  erkennen  lassen,  vom  Tigris  unmittelbar  bespült  und  in  einer 
großen  Schleife  fast  ganz  umschlossen  war. 

Hier  zeigte  uns  ein  Dorfbewohner  einen  Ziegel,  der  eine  mit  No.  4  identische 
Inschrift  trug,  die  ich  copierte,  und  der  in  den  Maßen  wie  in  der  Färbung  den 
beiden  hier  besprochenen  im  wesentlichen  glich.  Dieser  Ziegel  sollte  in  Jarymdjä 
gefunden  sein. 

Salmanassar  I*)  sowohl  wie  Tukulti-Ninib  I*)  haben  in  Niniveh,  namentlich 
am  Istar  -  Tempel ') ,  gebaut  und  der  erstere  hat  dort  einen  eigenen  Palast 
besessen. 

Tukulti-Ninib  I  wurde  in  seiner  Stadt  Kar- Tukulti-Ninib  von  seinen  auf- 
ständischen Untertanen  ermordet.  Die  Steintafel  mit  den  neu  gefundenen 
Annalen  Tukulti-Ninib's  I  war  nach  deren  eigener  Angabe  der  Mauer  dieser 
Stadt,  —  als  Grundsteinurkunde,   wie  wir  sagen  wurden,  —  eingefügt  worden. 


1)  George  Smith,  Assyrian  Discoveries  1875,  p.  246  nennt  einen  Ziegel  and  Fragmente  einer 
VotivBchale  vom  Ifitar-Tempel,  alle  in  Koyun^k  gefunden.  Ueber  diese  and  andere  VotiTSchalen 
Salmanassars  I  8.  jetzt  King,  Records  of  the  reign  of  Tukalti-Ninib  I  (1904)  p.  126  ff. 

2)  Yierzeilige  Inschrift  aus  Koyun^k  übersetzt  von  G.  Smith  a.  0.  p.  249  f.,  eine  andere 
vierzeilige  Ziegel-Inschrift  umschrieben  von  King  a.  0.  p.  60  f. 

3)  Auf  Grund  seiner  Funde  gab  G.  Smith  a.  0.  p.  248  die  folgende  Skizze  der  ältesten 
Geschichte  des  Istar-Tempels  in  Niniveh :  Gründung  in  sehr  alter  Zeit  (wie  wir  jetzt  wissen,  vor 
I^ammurabi),  erweisliche  erste  Restauration  durch  einen  der  Priesterfürsten  des  Namens  Samsi- 
Adad;  erneute  Wiederherstellung  unter  A§8ur-uballit  (15.  Jahrh.  v.  Chr.)  and  alsdann  wiederom 
durch  Salmanasssr  I,  dessen  Werk  Tukulti-Ninib  I  vollendete. 

14 


MATERIALIEN    ZUR   ÄLTEREN   GESCHICHTE    ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  16 

Die  Annalen  geben  an,  daß  die  neue  Stadt  ebirii  ali-ia  A.^sur  „gegenüber  meiner 
Stadt  Assur"  belegen  gewesen  sei. 

Daraus  muß  man  auf  eine  Lage  am  Tigris  und  auf  dessen  linkem  Ufer 
in  der  nächsten  Nachbarschaft  des  auf  dem  rechten  Ufer  belegenen  A§äur  schließen. 
Wenn  nun  King  angiebt,  die  Stadt  habe  „zwischen  Koyundjyk  und 
Kala*at  Shirgat"  nahe  dem  Tigris  gelegen^),  so  ist  diese  Angabe,  wie  man 
sieht,  aus  den  Annalen  allein  nicht  zu  erklären,  steht  vielmehr  mit  ihnen  in 
einem  gewissen  Widerspruch. 

Sie  beruht  anscheinend  auf  mehr  oder  weniger  deutlichen  und  mehr  oder 
weniger  absichtlich  verschleierten  Angaben  über  den  Fundort  der  Tafel.  Jeden- 
falls trifft  King's  Bezeichnung  nicht  nur  für  Jarymdjä  aufs  Beste  zu,  dieses 
erfüllt  vielmehr  auch  das  weitere  durch  den  Text  gebotene  Erfordernis  einer 
Lage  auf  dem,  Assur  (Kala'at-Shirgät)  entgegengesetzten  Ufer^). 

Wenn  also  King's  Ajigaben  wirklich  auf  dem  ihm  bekannten  Fundort  der 
Annalentafel  beruhen,  so  würde  als  Provenienz  unseres  Ziegels  No.  4  in  erster 
Linie  Jarymdjä  in  Betracht  kommen,  und  dasselbe  würde  wegen  der  gemein- 
samen Besonderheiten  der  Form  wahrscheinlich  auch  für  No.  B  gelten. 

Ist  aber  der  Fundort  der  Annalentafel  nicht  genau  bekannt,  so  bleibt  die 
Möglichkeit  offen,  gegenüber  und  mehr  in  der  Nähe  von  Eala^at-Sbirgät  die 
Reste  von  Kar-Tukulti-Ninib  aufzufinden,  und  es  muß  dann  unentschieden 
bleiben,   ob  unsere  beiden  Ziegel  von  dorther  oder  aus  Assur  selbst  stammen^). 

b)  Tlfflatpileser  I  (um  1000  v.  Chr.')). 

*6.  Die  Sieges-Inschrift  von  Yimgalu  (Fig.  6  =  Berl.  Sitzungsber.  1900 
S.  626  Fig.  4  nach  Abklatsch). 

1  Tukulti-abil-e-sar-ra 

2  sarru  dannu  sar  kissati  sar  (mat)M8ur 

3  sar  kilnrat  arba^-i 

4  ka-sid  mätäti  Na-i-ri 

5  is'tu  {mat)Tu-um'mi 

6  a'\d\i  {mat)Da'ia'ni  ka-sid^) 

7  ^){mat)Kir'}i%  a-di  tam-di  rabiti^). 


1).  A.  a.  0.  p.  IX  f. :  „The  limestone  table  from  which  the  text  is  taken  was  made  by  the 
Orders  of  Tukulti-NiDib  I,  who  had  it  buried  as  a  foundation  memorial  in,  or  ander,  the  wall  of 
the  city  of  Kar-Tukulti-Ninib  which  was  situated  near  the  Tigris  between  Kuyunjik  and 
Kal*a  Sherkät^ 

2)  Die  Bezeichnung  der  ganzen  Stadtanlage  als  kam  „Kai,  Ufermauer*'  würde  sich  aus  den 
VBA6  1899  S.  415  geschilderten  Besonderheiten  der  Lage  vollauf  erklären. 

3)  Vgl.  Klio  V  413. 

4)  „Zwei  Hauptprobleme«  Abschn.  I— XIV;  Klio  IV  (1904)  111  ff.;  2G0f. 

5)  Hinter  kasid  in  Z.  6  und  vor  (fnat)Kirl^i  in  Zeile  7  fehlt  nichts  und  kann  nichts 
eingefügt  werden:  es  ist  also  unmöglich,  ka§id  iHu  (mät)Kirhi  „der  erobert  hat  vom  Lande 
Kirhi  an  bis  zum  großen  Meere«  zu  lesen. 

G)  Geschrieben  a-di  A.AB.BA  GaL.LA. 

15 


C.    F.   LEHMANN-HAUPT, 

1  TigUtpiteaer, 

2  der  mächtige  Künig,  König  der  Welt,  Kunig  v 

3  König  der  vier  Weltgcgcndeii, 
i  der  Kroberor  der  Nalri-Lündcr 
5  von  Tummi  an  bis  nach  Daiani, 
G  der  Eroberer  des  Landes  Kirhi 
T  l)is  zum  großen  Meere. 


Figur  6. 

Die  Zaweieang  dieser  Inschrift  an  Tiglatpileser  den  Ereten  wird  sowohl 
durch  den  Schriftcharakter  wie  dorch  die  Verwandtschaft  des  Textes  mit  dem 
annalistischen  Bericht  dieses  Herrschers  über  seinen  ersten  Feldzag  gegen  die 
Nairi-Länder  (Prisma-Inschrift  Col.  IV  43  ff.)  gesichert.  Darch  den  Wortlaut  und 
den  Fondort  der  Inschrift  werden  die  bereits  vor  unserer  Expedition  ander- 
weitig gewonnenen  und  dargelegten  Anschauungen  über  die  Richtung  und  das 
Ziel  dieses  ersten  Feldzuges')  bestätigt"). 

Für  die  Annahme,  daß  dieser  den  König  bis  zum  Schwarzen  Meere 
geführt  habe,  spricht  nichts.  Dagegen  läßt  der  Text  mit  Sicherheit  erkennen^), 
daß  zn  Tiglatpileser' s  I  Zeiten  eine,  offenbar  auf  die  Nordzüge  Salmanassar's  I 
und  Tnkulti-Ninib's  I  zurückgehende  Kunde  vom  Schwarzen  Meere  bei  den 
Assyrern  bestand.  Nur  im  Norden  kann  Kirhi  ans  Meer  gestoßen  haben*). 
Auch  der  nördlichste  Naicistaat  Daia(e)ni  mochte  sich  nach  assyrischer,  ob 
richtiger  oder  falscher,  Vorstellung  bis  zum  Meere  erstrecken. 

7.  Die  Felsinschrift  am  Aasgange  des  Tigristunnels  (dem  bisher 
fälschlich  sogenannten   „Eingange  der  Quellgrotte  des  Sebeneh-au")   angebracht, 

1)  ZDMG  51  S.  560. 

2)  Berliner  Sitzungsbor.  1898  S.  117.     Verli.  Borl.  anthr.  Ges.  1898  S.  Ö75. 

3)  Vgl.  S.  15  Anm.  5. 

4)  Vgl.  bierzu  Klio  IV  S,  39!)  f. 


KATERIAUKN    ZUR   ALTEREN    GESCHICHTE    ARU>:NIENS   üh'D    UESOPOTAUIGNS.  17 

mit  flaßabwäris  blickendem  KÖDigabild ').  Von  mir  collstioniert,  amIFelsen  pboto- 
graphiert  and  abgeklatscbt  ^)  im  Mai  1899.  Ba  die  am  Felsen  selbst  genommene 
Photographie  (Fig.  7  a}  wegen  meines  ungünstigen  Standortes  (tief  und  schräg 
onter  der  Inschrift),  eine  starke  Verschiebnng  zeigt,  so  wird  in|Fig.  7.b  außerdem 
ein  Abklatsch  wiedergegeben. 


Das  Königsbild  enttäuscht,  ebenso  wie  die  in  gleicher  Umgebung  befindlichen 
Keliefbilder  Salmanassar's  II,    durch    seine    geringen    Dimensionen.      Der    Text 
lautet  —  in  wesentlichen  Punkten  anders  als  ihn  Schrader  las  — : 
Ina  Ti-fu-te  »a  {ilu)AäiHT 
{%ln)Samai  {üu)Adad  üäni 
rab&U?'  beieP'-a 
nna-ku ')  "  Tukultiabil-e-')gar-ra 
5  iar  (matjMsur  abil  "AiSur-TÜ-i-Si 


1)  Nach  Taylor'»  Abklatsch  von  RawUnson  verüffentlicht  III  R,  4  No.  6,  später  nach  Sester's 
Abklatsch  (1883)  Ton  Schrader,  „Die  Keilinschriften  am  Eingänge  der  Quellgrotte  des  Sebe- 
neb-SQ"  (Abhandl.  Berl.  Ali.  d.  W.  1866)  S.  6—8,  S.  27  und  ebendort  auf  der  beigegebenen  Tafel, 
aber  aar  teilweise,  im  Lichtdruck  wiedergegeben. 

2)  Aach  von  meinem  Reisege fährten  sind  bei  seinem  späteren  Besuch  des  Tigristnnnels 
Oktober  1899  diese,  wie  auch  die  meisten  anderen  dortigen  Inschriften  abgeklatscht  worden. 

3)  Ku  ist  weitläufig  geschrieben:  J  ^J,  daher  Schrader's  Bemerkung  (S.  27  Anm.  1):  „Auf 
dem  Papierabdrucke  ist  sicher  lediglich  ein  £f  zu  lesen". 

4)  CTTT  atatt  tTTTT  steinmetzfehler,  wie  schon  Scbrader  hervorgehoben. 

AUUfa.  i.  X.  Om.  d.  WiH.  n  GUUifan.   Plitl..Urt.  Q.  N.  F.  Biad  S.  i.  3 

17 


G.   F.    LKHMAKK-BAUFT, 


Figur  7b. 
«or  (iHat)Agittr  alit  •'MK-lak-kil-(üu)l{uiku*) 
iar  {m<it)AUur  ka-üd^)  i\iluy) 
iam-di  raMIt  ia  (*iiat)^-mur-ri 
«♦)  tam-di  ia  (tnat)Na-i-ri 
10  ialiianu^)  ana  {mät]Na-i-Ti  allik. 

Unter  der  Beihülfe  äcs  Abbuf, 

des  äamai,  des  Adad,  der  groBcn 

Gütter,  meiaer  Herren, 

bin  ich,  TigUt])ileaer, 
6  König  von  Abbut,  Sohn  des  ABSur-r^B-iii, 

Königs  von  ABBur,  Sohnes  des  Mut&kkil-Nusku, 

des  Königs  von  AsBur,  der  ich  erobert  habe  vom 

groien  Meere  des  Amoriter-Landes 

und  vom  Meere  von  N^ri  an, 

zum  dritten  Male  zum  Lande  Nairi  gezogen. 

1)  Erhalten  »püif  rechts  von  der  Figur,  über  die  hinweg  sich  die  Zeile  in  diesem  einen 
Falle  fortsetzt.  Da  diese  Singularität  leicht  übersehen  «erden  konnte,  so  kam  Scbrader  (a.  a.  O. 
S.  27  Anm.  3)  zu  der  Auffassung,  daß  seltsamer  Weise  der  Qottesnamc  hinter  dem  Qottesdetcr- 
tninativ  fehle. 

2)  So  deutlich  auf  der  Photographie. 

3)  Erhalten  nur  t'/ffi. 

4)  Nur  ^,  und  zwar  ganz  deutlich. 

D)  Qcscbrieben  III  SU,  was  auch  »aliitti  Kantti  gelesen  werden  kann,  s.  Delitzsch,  Asajr.  Oram. 
%  77  S.  207  f. 

18 


MATERIALIEN    ZUIl  ÄLTERICN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  19 

m.    Assyrisches  mittlerer  Zeit. 

a)  ASSarnasirabal  III  (885—860  v.  Chr.). 

*8.  Von  unserer  Expedition  wurden  an  und  in  der  Quelle  und  bei  den 
Häusern  des  Dorfes  von  Babil,  ca.  25  km  südwestlich  von  Djeziret-ibn-*Omar,  eine 
Anzahl  von  Steinfragmenten  mit  assyrischen  Inschriften  aufgefunden.  Auf  einem 
von  ihnen  ist  deutlich  der  Name  und  die  Genealogie  Assurnasirabars  III  ange- 
geben^). Daß  noch  zwei  andere  Stücke  mit  diesem  Fragment  zu  einer  und 
derselben  großen  Stele  zuzammengehören ,  konnte  ich  neuerdings  nach  den  Ab- 
klatschen, meinen  Copieen,  Messungen  und  Notizen  mit  Sicherheit  feststellen. 

Babil  ist  auf  einem  „Teil",  also  der  Platform  einer  einstigen  assyrischen 
Ansiedelung  erbaut.  Ob  sich  hier,  wie  anzunehmen,  ein  alter  Name  erhalten 
und  ob  wir  es  mit  einer,  eventuell  von  den  Assyrem  zwangsweise  angelegten, 
babylonischen  Ansiedelung  zu  tun  haben,  ist  nicht  auszumachen. 

Fragment  I.     Stück  vom  Oberteil  der  Stele. 

Bückseite  wohlerhalten  und  unbeschrieben. 

Vorderseite:  Assyrischer  König,  barhäuptig,  rechtsgewandt,  den  einen 
Arm  üblichermaßen  zu  den  auf  dem  verlorenen  Teil  befindlichen  Götterzeichen 
erhoben  (vgl.  die  Assarhaddon-Stele  von  Sendjirli^)).  Die  in  Franzen  oder  Quasten 
auslaufenden  Enden  des  in  den  Nacken  fallenden  Diadems  ziehen  sich  in  un- 
gleicher Länge  über  den  Rücken.  Das  kürzere  endet  etwa  eine  Handbreit 
tiefer  als  der  Bart.  Hinter,  also  links  von  ihnen  Teile  einer  Inschrift,  die 
sich  rechts  von  dem  erhobenen  Arme  des  Königs  fortsetzt.  Der  Oberkörper 
des  Königs  blieb  von  der  Inschrift  unberührt,  dagegen  worden  die  Enden  des 
Stirnbandes,  abgesehen  von  den  Franzen,  von  ihr  betroffen. 

Hinter  dem  Könige  sind  Teile  von  17  Zeilen  nach  unten  zu  anwachsend 
erhalten  (A). 

Rechts  des  erhobenen  Armes  kümmerliche  Reste  von  12  Zeilen  (B),  davon 
eine  hier  unbeschrieben,  in  den  andern  meist  höchstens  ein,  in  Z.  2  anderthalb 
Zeichen  erhalten. 

Der  Abklatsch,  der  auf  Tafel  I  wiedergegeben  ist,  läßt  den  Tatbestand 
befriedigend  erkennen,  nur  fehlen  die  Zeilenfragmente  B,  während  die  von  A 
deutlich  lesbar  werden. 

Dieses  Fragment  lag  bei  unserer  Ankunft  kurz  nach  Mitte  März  1899  im 
Bassin  der  antik  gefaßten  kohlensäurehaltigen  Quelle.  Mit  vieler  Mühe  warde 
es  von  uns  herausgeholt  und  in  eine  für  die  Copie  einigermaßen  günstige  Lage 
gebracht.  Als  ich  am  12.  Mai  desselben  Jahres  wieder  dort  anlangte,  um  er- 
gänzende Studien  zu  machen,  lag  der  Stein  wieder  im  Wasser.  Vermutlich  gilt 
er  als  Talisman,    der  das  Fließen  der  Quelle  und  die  Fruchtbarkeit  des  Bodens 

1)  Vgl.  Berl.  Sitzungsber.  1899  S.  746  Anm.  1,  1900  S.  628  sub  „7—11".  Verh.  Berl.  anthrop. 
Ges.  1899  S.  412,  Mitteü.  vom  18.  III.  1899. 

2)  Ausgrabungen  in  Sendschirli.  Ausgeführt  und  herausgegeben  im  Auftrage  des  Orient- 
Comites  zu  Berün  I  (1893)  Tafel  I. 

3* 

19 


20  C.   F.   LEHMANN-HAUPT, 

gewährleistet,  so  daß  hier  wie  an  vielen  anderen  von  uns  berührten  Stellen  ein 
Fortleben  des  alten  Quellenkultus  zu  verzeichnen  wäre.  Die  Ergebnisse  der 
Messungen,  die  ich  im  Wasser  vornehmen  mußte,  sind: 

Größte  Breite  ca.  0,91  m. 

Dicke,  ohne  Relief,  0,39  m ;  da,  wo  das  Relief  vorhanden,  ca.  0,46  m. 

Länge  vom  Scheitel  der  Figur  bis  zum  unteren  Rande  des  Fragments 
ca.  1,20  m. 

Fragment  11. 

Rückseite  wohl  erhalten  und  unbeschrieben. 

Vorderseite  Mitte:  Teil  vom  Unterkörper  des  Königs,  unbeschrieben. 

Links:  Teile  der  Inschrift  (A). 

Rechts:  Teile  der  Inschrift  (B),  in  die  das  untere  Ende  der  vom  König  in 
der  einen  Hand  gehaltenen  Keule  hineinragt. 

Dicke  an  den  Seiten,  wo  kein  Relief  28  cm,  in  der  Mitte  incl.  Relief  41  cm. 
Gestalt,  Maße  und  Schriftverteilung  zeigt  die  folgende  Durchpausung  eines  in 
Babil  von  mir  gefertigten  Diagramms. 


^Keulenende 


^ 63cmy 

Fragment  111.     Stück  vom  Unterteil  der  Stele. 

Rückseite  wohl  erhalten  und  unbeschrieben. 

Die  Mitte  der  Vorderseite  nimmt  in  ganzer  Länge  ein  Stück  vom  unteren 
Teile  der  Relief-Figur  ein,  und  zwar  ist  es  oben  und  unten  durch  schräg  ver- 
laufende Franzenreihen  begrenzt,  wie  sie  deren  die  Assarhaddon-Stele  in  Sendjirli 
drei  zeigt,  von  denen  die  oberste  zu  dem  vom  Arm  auf  den  Unterkörper  herab- 
fallenden Teil  des  Gewandes  gehört,  während  die  zwei  anderen  durch  eine  be- 
sondere Drapierung  entsprechend  am  unteren  Teil  des  Gewandes  entstehen.  Ob 
wir  es  bei  unserer  Stele  mit  der  oberen  und  der  zweiten  oder  aber  mit  den 
beiden  unteren  Franzen  zu  tun  haben,  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden.  Wahr- 
scheinlicher dünkt  mich  Letzteres. 

Links:  Schrift,  Teile  von  29  Zeilen  (A). 

In  Z.  25  wird  AssKr-fia^r-abli  sarru  genannt,  und  da  Zeile  18,  als  Bestandteil 
der  Genealogie  des  Königs,  ihn  als  Enkel  des  Adadnirari  bezeichnet,  so  ist 
klar,  daß  die  Stele  von  Assurnasirabal  III  herrührt. 

20 


MATERIAUEN   ZUR  ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS. 


21 


Kechts:  Nur  Spuren  von  2  Zeilen  B,  je  ein  Keilkopf,  etwa  in  Höhe  von  A 
Z.  17/18  dieses  31  cm,  mit  Relief  41  cm  dicken  Fragments.  Gestalt,  Maße  und 
Schriftverteilung  giebt  das  Diagramm: 


Scmy 


Im  Ganzen  ergiebt  sich  also:  eine  große  rückseitig  unbeschriebene  Stele 
Assumasirabars,  die  das  Bild  des  rechtsgewandten  Königs  in  der  bekannten 
Stellung  —  die  eine  Hand  die  Keule  haltend,  die  andere  erhoben  und  auf  die 
in  Gesichtshöhe  und  darüber  angebrachten  Götterzeichen  weisend  —  bot  und 
mit  einer  umfassenden  Inschrift  bedeckt  war,  die  sich  von  links  nach  rechts 
über  die  Gestalt  des  Königs,  jedoch  ohne  sie  selbst  zu  treffen,  hinzog. 

Die  drei  Fragmente  der  nach  unten  zu  an  Dicke  anscheinend  etwas  ver- 
lierenden Stele  haben  zusammen  eine  Höhe  von  mindestens  2,26  m.  Daß  sie 
direkt  aneinander  anschließen,  ist  nicht  sicher.  Dazu  müssen  hinzugerechnet 
werden:  einerseits  noch  ein  gutes  Stück  über  dem  Kopf  des  Königs  in  Frag- 
ment I,  andererseits  ein  Beträchtliches  für  den  unteren  Teil  der  Figur  und  der 
ganzen  Stele  unterhalb  der  Figur,  so  daß  man  insgesamt  mit  einer  Höhe  von 
mindestens  3  Metern  rechnen  kanq.  Die  größte  bisher  bekannte  Stele,  eben  die 
Assarhaddon's  aus  Sendjirli,  mißt  3V6  Meter.  Die  Stele  Assurnasirabal's  III  von 
Babil  wird  ihr  kaum  nachgestanden  und  kann  sie  übertroifen  haben.  Den  Di- 
mensionen entspricht  die  hohe  historische  Wichtigkeit  des  Monumentes,  die  sich 
erkennen  läßt,  obgleich  die  Inschrift  nicht  als  Ganzes  vorliegt^). 


1)  Da   ich   die   Hoffnung   nicht  aufgehe,   die   Inschrift  aus  den   yorhandenen   geringfügigen 


21 


22  C.   F.    LEHHAÜN-IIAÜPT, 

Mein  Nachweis,  daß  die  Identifikation  dcB  Tigrietanneh  mit  der  Sapnatqaelle 
unhaltbar']  ist,  daß  diese  vielmehr  in  Mesopotamien  anf  dem  Wege  von  Niniveh 
znm  für-'Äbdin  nnd  zum  West-Tigris  gelegen  haben  maß,  bedingt  gleichzeitig 
die  Erkenntnis,  daß  die  Quelle  bei  Babil  alle  topographischen  Erfordernisse  der 
Snpnatqnelle  erfülle. 

Somit  haben  wir  in  der  Stele  Ässnmabirabal's  III  von  Babil  so  gut  wie 
sicher  dessen  an  der  Snpnatqaelle  neben  den  Statnen  Tiglatpileser's  I  and 
Takolti-Ninib's  II  aufgestelltes  Bild  wieder  gefanden  *)  and  die  dort  von  nns 
angetroffenen  sonstigen  Fragmente  (s.  n.  Abteilung  V)  gehören  höchst  wahr- 
scheinlich, wenigstens  zum  Teil,  den  Stelen  dieser  Könige  an. 

Daß  Assarnasirabal  die  verhältnismäßig  weit  nach  Süden  belegene  Snpnat- 
qaelle als  Ansgangspanbt  seiner  Eroberungen  im  Nordwesten  nennt,  ist  zwar 
überraschend,  stimmt  aber  za  der  anderweitig  ans  seinen  Inschriften  deutlich 
erkennbaren  Tatsache,  daß  die  Nairi-Staaten,  im  Verein  mit  den  Aramäem, 
wesentlich  weiter  über  den  Südrand  des  armenischen  Hochlandes  vorgedrungen*] 
waren,  als  man  früher  annahm. 

9.  Quadratische  Ziegelplatte  (46,3  cm  Seitenlänge,  6  bis  6,3  cm  stark)  In 
Nimrüd  gefanden  mit  dreizeiliger  Inschrift^)  (ß'^g-  3  nach  Abklatsch)  die  oben 


Figur  8. 

Zeilcnresten  unter  Vergleicbung  der  Annalen  und  der  PrunkiDschriftcn   des  Kiinige  im  Laufe  der 
Zeit  ebenso  wieder  herzustellen,    wie  es   mir  mit  den  zwei  groB.enteils,  wie  es  schien,  hoffnungslos 

zerstörten  Inschriften  Salmanassar's  II  Tgr.  2  und  Tgr.  i  vom  TigristunncI  (unten  suh  20  und  22) 
gegluckt  ist,  so  sehe  ich  vorläufig  von  der  VerotTentlichunf;  der  einzelnen  Text-Splitter  ab, 

2)  ZeitBclir.  f  fclthnologie  189'J  S.  286.  Verhandl.  Berl.  anthrop.  Ges.  1899  S.  608  ff.,  1900 
a.  37  f,  1901  S.  239  m.  Anm.  I.  Uerl.  Sitzungsber.  1900  S.  t>2ä  [10]  m.  Anm.  2.  Vgl  unten 
S.  »1   Anm.  2. 

3)  Annalen  Col.  I  Z,  105  (2.  Reg.Jahr), 

4)  Üerl.  Sitzungsber.  1900  a.  0. 

5)  Vgl.  La;ard,  Texts  in  the  cuneiform  Character  83,  Nr.  A,  B  und  D ;  BeEold,  Lit.  72  sub  9. 


»ATERIALIRN    ZUR    ÄLTEREN   OESCHICRTE    ARMENIENS  UND    HES0P0TAXIEN8.  23 

einen  Itanin  von  14^'«  cm,  anten  einen  von  18  cm  Höhe  frei  läßt.    Von  mir  nach 
Mosal  gebracht,   dort  mit  behördlicher  Genehmigung  copiert  and  abgeklatscht. 

E-kal  AäuT-na»ir-abli  gar  kisiati  §ar  (mai)Agiur 

abit  Tukulti-Ninib  sar  üsiati  iar  {mat)AiSHr 

äbil  Adad-nirari  iar  hüsali  aar  (tnat]AUur 

Palast  Aesurna^irabals,  Künige  der  Welt,  Koniga  von  Assur, 
Sobnes  des  Tukulti-Niaib,  Künigs  der  Welt,  Königs  ton  Asanr, 
Sohnes  des  Adad-nirari,  Königs  der  Welt,  Königs  von  Assur. 
♦10.    Tatze  (Hand?)  aus  Thon  (Fig.  9).    Größte  Länge  19cm,  Breite  14cm, 
Dicke  4'/*  cm. 


Figur  9. 
JÜ-kal  "Aäsur-na?iT-abli  iar  {m[at])Assur 
[abli  Tukulti-Ninib]  iar  (ma(\Aaur 
ahli  Adad-^tirari 
iar ')  (iiiat)Aigur-ma 
5  makkün')  bit  (ilujNinib. 
Palast  Assurnasirabals,  Königs  von  Assyrien, 
Sohnes  des  Tukulti-Ninib,  des  Königs  von  Assyrien, 
Sohnes  des  Adad-nirari, 
des  Königs  von  Assyrien : 
&  Besitztum  des  Ninib-Tempels, 

1)  Nur  ein  Winkelhaken,  wie  auch  sonst  manchmal  statt  der  regelmäßigen  z 
iarru,  hier  aber  wohl  Schreibfehler. 

2)  Geschrieben  [SA.]  OA. 


24  C,    F.    LEUMANK-HAUPT, 

No.  9  and  10  stammen  beide  ans  dem  von  Assnrnasirabal  erbauten  Nord- 
west-Palast in  Kftlach.  Während  No.  9  ons  niclitB  Neues  lehrt,  ist  No.  10  für 
die  Bau-  and  Localgescbichte  der  Stadt  von  Interesse. 

Ein  entsprechendes  Stück  mit  gleicher,  z.  T.  noch  besser  erhaltener  In- 
schrift befindet  sich  in  der  Vorderasiatischen  Sammlang  der  Egl.  Museen  zo 
Berlin  (V.  A.  3128),  Diese  Tatzen  gehörten  zara  Besitze  des  Ninibtempels  oder 
dienten  —  für  sich  oder  in  gröSerem  Zusammenhange  angebracht  — ,  zur  Be- 
zeichnung der  Schatzkammer  dieses  Tempels. 

Die  Unterbringung  des  Tempelgutes  im  Palaste  des  Königs  bedeutet 
ofTenliar  nur  ein  Frovieoriam.  Kalacb,  von  Salmanassar  I  gegründet  oder  viel- 
leicht schon  damals  nur  erneuert,  ist  von  Asaurnasirabal  III  neu  gegründet  nnd 
nmgescbaffen  worden.  Der  Ninibtempel  wird  verfallen  und  eines  Neubaues  be- 
dürftig gewesen  und  in  der  Zwiscbenzeit  der  Tempelschatz  im  neugebauten 
Palast  untergebracht  worden  sein,  vgl.  u.  S.  29  mit  Anm.  1. 

Ob  Assurna^irabal  dessen  Überführung  in  den  fertiggestellten  Tempel  er- 
lebte, steht  dahin.  Den  zugehörigen  Stufenturm  hat,  wie  wir  sehen  werden, 
sein  Sohn  Salmanassar  II  erbaut  (s.  No.  13 — 17). 

11.  13.  Auf  der  Trümmerstätte  von  Nimrad  liegen  die  Stein-Skulpturen 
und  die  Inschriften  auf  Stein  —  es  bandelt  sich,  wie  in  Niniveb,  om  weißen 
(Innkelgeäderten  Marmor,  nicht  um  „Älabaater"')  —  noch  heute  so  zu  Tage,  wie 
sie  von  den  Engländern  verlassen  worden  sind,  den  zersetzenden  Einflüssen  der 
Luft  und  des  Regens  preisgegeben  —  im  Gegensatz  zu  Chorsabad,  wo  die 
französischen  Forscher  alles,  was  sie  nicht  mit  sich  führen  konnten,  sorgialtig 
wieder  mit  Erde  bedeckt  haben,  so  daß  von  den  wieder  mit  dem  Grase  der 
Steppe  überwucherten  Besten  nur  geringe  Spuren  zn  entdecken  sind.  


Figur  10  a.  Figur  10  b. 

11.  Von  der  großen  Anzahl  von  Fragmenten  historischer  Platten-Inschriften 
Assuma^irabal's,  die  mir  zu  Gesicht  gekommen  sind,  gebe  ich  zwei  in  Eigur  10  a 
und  b  wieder.     Sie  mögen   in    erster   Linie   als  Schriftproben  dienen,    da  eine 

1)  Nabcres  s.  Mitteil,  der  Gcogr.  GcBeltschaft  in  üamburg  Bd.  XVI  S.  21  f. 


HATERIAUEK   ZDR   ÄLTEREN    OESCHICBTE   ARUENIKNS   DKD   UESOPOTAHIEKS. 


Figur  11. 
direkte  photograpbisclie  Reproduktion  von  Inschriften  As&amat^irabars  III  m.  W. 
bisher  nicht  existiert  und  zndem  der  Vergleich  mit  seiner  neugeftindenen  Stele 
(Tafel  I)  von  Wichtigkeit  ist.  Für  die  Wahl  des  zweiten,  kleineren  Stückes 
(Fig.  10  b)  war  der  kleine  Rest  einer  Reliefskalptnr  bestimmend,  Bas  erste, 
größere,  hingegen  (Fig.  10  a)  ist  inhaltlich  insofern  von  einigem  Interesse,  weil  es 
aus  demjenigen  Passus  der  Inschriften  des  Königs  (Ännalen  Col.  III  117 — 124 
=  Standard-  Inschrift  Z.  6-11)  stammt,  der  in  einer  seiner  beiden  Varianten 
Urarlu ')  zum  ersten  Mal  in  der  assyrischen  Literatur  nennt. 

Was  in  Z.  6  bis  7  des  Fragments   erhalten  ist,   gehört    in    folgenden   Zd- 
sammenhang : 

5  [äarru  sa  iilu  e-bir-lan  (näri)Diglat  a-di  (iadi)Lali-na-na  u  tam-di  rabt-ti  {tiidt)La-^-e  ana 
»i-l}ir-tiia  (mül)Su-l}i  a-di  H^a-pi-^i  ana  iipä-iu  [u-ükni-ia  iitu  rh  Ini  (iiäri)Su-uh-na-at 
aäi  {mät)U-ra-ar  fi')  ka{l)-au  ik-iud  tetu  (mät)  fi-ri-be  rfn  mAt  Kir-ru-ri  a-di] 

mn 

Tic  fTiT  das  armenische  DcrKland  rrartii  neigt,  daß  es  sieb,  wie  srhon  aus  der  SrbreibuDg  zu 
vermuten,  um  eiiio  Itczcirhnung  des  Ocbietes  nacb  den  beiden  StrOmen  handelt, 
Kupbrat  und  Tigris  sind  für  beide  Gi'biete  diarakle ristisch  und  sind  einander  in  beiden  nüber 
als  je  sonst  in  ibrcni  Laufe:  diis  ist  das  einzige,  was  diesen  sonst  grundverscbiedenen  Ländern 
gemeinsam  ist. 

2)  Var.:  Ni-rib  (A'iri-te)  ia  biläni. 

«hkdlKB.  d.  K.  0».  d.  WiH.  m  a«lti>i(»i.    fkil.-liiit.  Kl.  N.  F.  nud  ».  >  4 


26  C.    r.    LKHUANN-HAUPT, 

ti  [mat  Gil-Ma-ni  ilitu  t-bir-tau  (nä[rii  Za-ba  iupali  a-di  Tui-ba-a-H  ia  et-la-an  (miif)  Za-ban 

a-di  (ati)Tul-ia-2a-ab-tla-am  u  iali)Tul-ia-ab-la-a-ni] 
7  [(aK)Ä'-ri-mu  (ali)Ha-]ru-t[u  (mäl)bi-Ta-a-U  iu  {mät)KaT-du-ni-ai  ana  mi-i»-ri  (mi-fir)  m&ti-ia 

13.  Ferner  liegen  in  Nimrnd  Monumente  zu  Tage,  die  in  europäischen 
Museen  bestenfalls  nur  wenig,  in  Deutschland  aber  äberhanpt  nicht  vertreten 
sind. 

Dahin  gehören  vor  Allem  die  Steinholosse,  die,  zu  einem  größeren  Teil  als 
sonst,  nur  als  Reliefs,  nicht  als  VoUskulpturen  bebandelt  sind,  und  von  denen 
Fig.  11  (S.  25)  ein  Paar  in  besonders  eindrucksvoller  Grrappe  nach  meiner  Original- 
anfnahme  wiedergiebt,  während  im  Hintergrunde  rechts  und  links  deren  noch 
mehrere  zu  erblicken  sind. 

Sie  befinden  sich  nach  meiner  Erinnerung  auf  einem  Gebiete ,    das  man,    da 
eine  genaue  Scheidung  der  verschiedenen  G-ebäudecomplexe  bei  dem  gegenwärtigen 
Zustande  der  Triimmerstätte    schwierig  ist  —  als  Übergang  vom  Palast  Ässur- 
nasirabal's  III  zum  Centralpalast  Salmanassar's  II  bezeichnen  kann, 
b)  SBimBDiMKr  II  (860— 82t;). 

13 — 17.  Ilackstein-Inschriften  vom  Stufenturm  in  Nimrud-Kalach,  dessen 
Erbauung  durch  Salmanassar  il  sichernd. 

Die  schon  früher  bekannte  *),    aber,  wie  sich  zeigen  wird,  nicht  richtig  ge- 


1)  VcTüfTcDtlicht  von  l.nyurd,  Inscriptions  in  the  Cuneifonn  Charactcr  pl.  78  ß,  erwähnt  von 
GcDi^c  Smitli,  AäByrkn  Discovcrics,  vrI.  Bezold,  Lit.  S.  7(i  «üb  <t  b  und  Amiaud-Scheil,  iDScriptün» 
de  Salmanassar  U  p.  lAJ'j, 


MATEBIALIICN'    ZDR    ÄLTBIIBN    OÜSCUICUTE    AUHKNIENS    UND    HKSOPOTAHIENS.  27 

lesene  elebenzeitige  [No.  13—15]  Backstein-Inschrift  begegnete  ans  zuerst  in 
MosqI.  In  Nimrüd  saben  wir  sie  znerst  auf  einem  Backstein,  den  mein  Reise- 
gefährte ans  einer  der  tieferen  Lagen  der  Pyramide  herausholte. 
Nähere  Angaben  and  Reproduktionen  stehen  mir  von  drei  Exemplaren  zur  Ver- 
fügung. 

13.  Cursive,  aber  sorgialtig  geschriebene  und  vor  trefflich  erhaltene  In- 
schrift auf  einem  fast  quadratischen  (36  :  34,8cm)  und  ca.  ll,a  cm  dicken,  Asphalt- 
spuren zeigenden  Backstein,  der  nach  nnserer  Information  aus  dem  dem  Wasser 
zugewandten  Teile  des  Stufenturmes')  stammt.  Der  Stein  warde  von  mir  (mit 
No.  14  u.  15)  nach  Mosnl  gebracht  nnd  mit  Erlaubnis  des  Vali  kopiert  und  abge- 
klatscht (Fig.  12). 


Figur  13  b. 

1)  Der  TigriB  (jetit  1—2  km  von  Kalach  entfernt)  floß  wie  an  den  Willen  von  Niniveh  und 
an  Jarymdjji  so  anch  an  Kalach  einstmals  direkt  vorüber.  Das  erkannten  wir  sowohl  am  Qelftnde, 
wie  an  der  Verwendung  von  Kalk  Steinquadern  für  die  dem  Wasser  zugewandten  Seiten  des 
Stufentunn-Fundamentes  (s.  Verb.  Berl.  antbr.  Oes,  1690  tS.  591  n.  Ann.  2). 

4' 
27 


ÖS  C.    F.    LEHMäKS-HAUPT, 

14.  Als  einzigen  beschriebenen  unter  einer  Menge  vun  anbeschriebenen 
fanden  wir  hoch  oben,  in  mehr  als  halber  Höhe  der  Pyramide,  einen  rechteckigen 
Backstein  (36Vi  cm  lang,  11,2  cm  breit,  16  cm  hoch);  die  kleinere  Oberseite  trägt 
drei,  die  Vorderseite  vier  Zeilen  einer  Inschrift  (Fig.  13  a,  b  nach  Abklatsch). 

16.  Fragmentarisches  Duplikat  (Fig.  14  a,  b  nach  dem  Original),  in  Mosnl 
von  der  Expedition  erworben. 


Figur  14  b. 
Fünfzeilige  Inschrift  {Fig.  16  nach  Abklatsch)  auf  der  Vorderseite 


HATERIAUEN    ZUR   ALTEUKN   GESCHtCUTE    AlUtüNIKKS   UND    MKSOPOTAMIENS.  29 

eines  in  Mosal  erworbenen  rechteckigen  (34  :  16  :  11'/«  cro)i  »if  der  nnbesclirie- 
benen  Unterseite  völlig  mit  Asphalt  bedeckten  Backsteines,  jetzt  Eigentums  der 
Kgl.  Museen  (Berlin  V.  A.  3214). 


Figur  15 
*17.    Vierzeilige  unbekannte  Inschrift  (Fig.  16  nach  Abklatsch)  auf  einem 
rechteckigen  fragmentarischen  Backstein  (30,4  :  9,8  :  10  cm)  aus  der  dem  Tigris 
(s.  S.  36  Anm.  2)  zugewandten  Seite  des  Stnfenturmes. 


Figur  16. 
In  sämtlichen  Inschriften  wird  die  zikkurrut,  der  Stnfentnrm,  von  Kala^, 
genannt,  and  da  die  Provenienz  aus  der  Eckpyramide  von  Nimrud  bei  mehreren 
dieser  Backsteine  feststeht,  so  ergiebt  sich,  was  bisher  m.  W.  unbekannt,  oder, 
obgleich  es  ans  dem  Layard'schen  Exemplar  der  7  zeüigen  Inschrift  erschlossen 
werden  konnte,  unbeachtet  geblieben  ist,  daß  Salmanassar  II  der  Erbauer 
des  Stufenturmes  von  Kalah  in  der  Gestalt,  wie  ihn  jetzt  die  Erde  birgt, 
gewesen  ist') 

1)  Ob    auch   der  Neubau  des  Kinib-Tempels,    zu  dem  ".die  zi^urrat  gehört,    oder  nur  dessen 
VolleoduDg  ihm  zuzuschreiben  ist    (oben  S.  24  zu  No.  10),    muß  einstweilen  unentschieden  bleiben. 


30  C.   F.    LEHMANN-HAUPT, 

Nach  der  letzten,  von  Amiand  und  Scheil')  vorgeschlagenen  Lesong  der 
siebenzeiligen  Inschrift  wäre  Salmanassar  II  in  Z.  6/7  als  ri*a  Hirte  der  zikkurrat 
von  Kalah  bezeichnet  gewesen,  und  so  würde  man  wohl  auch  nach  unseren 
No.  13  und  No.  15  lesen.     Aber  No.  12  und  No.  16  zeigen,  daß  zwar  ri  richtig 

ist,  von  den  Zeichen  -^•^»4"  '  °°^  K  (^TTT-)  **  jedoch  keine  Eede  sein  kann, 
obgleich  zweifelhaft  blieb,  was  an  die  Stelle  zu  setzen  sei. 

Scheil')  hat  inzwischen  ein  Exemplar  einer  fünfzeiligen  Backsteininschrift 
veröffentlicht,  die,  gleichlautend  mit  unserer  No.  16,  die  drei  Zeichen  des  Wortes 
durch  große  Zwischenräume  getrennt  mit  voller  Deutlichkeit  als  ri'§ip-tu{tai}i) 
„Bauwerk''  (durchaus  regelmäßige,  wenn  auch,  soweit  ich  sehe,  noch  unbelegte 
Bildung  von  m^pu  „zusammenfügen,  aufbauen^),  zeigt,  wie  das  Scheil  bei  der 
Herausgabe  mit  Recht  als  sicher  betont 

Unsere  No.  17  hat  dafür  ri-^ip-te,  während  No.  12,  statt  der  drei  Schräg- 
keile des  Zeichens  ^ip,  fälschlich  nur  zwei  aufweist,  so  daß  ri-^ip-tam  nicht  zu 
erkennen  war. 

Nunmehr  steht  die  Lesung  dieser  Inschriften  völlig  fest.  Die  siebenzeilige 
(unsere  No.  13—15,  Layard  a.  0.)  lautet: 

1  ^Hüjäul-mct-nu-aiaridu  icmru  rabu 

2  iarru  dan-nu  sarri  küsM  iar  (m(ri)A8iur 

3  abil  fnAÜur-nafir-abal  iarru  räbü(-u) 

4  sarru  dan-nu  aar  kisiati  aar  (mcU)A88ur 

5  abil  fnTuktUti-Ninib  Sarri  kUiaii  iar  {mat)Aiiur'ma 

6  ri-fip-tam  eif^urraU 

7  ia  alt  Kal-bi* 

1  Salmanassar,  der  große  König, 

2  der  mächtige  König,  König  der  Welt,  König  von  Assur, 

3  Sohq  Assur-na^ir-abals,  des  großen  Königs, 

4  des  mächtigen  Königs,  Königs  der  Welt,  Königs  von  Assyrien, 

5  Sohnes  des  Tukulti-Ninib,  Königs  der  Welt,  Königs  von  Assyrien: 

6  Bau  des  Stufentarms 

7  der  Stadt  Kalah. 

Die  funfzeilige  (unsere  No.  16  und  Scheil  a.  0.): 

1  M(ilu)Sul'ma'nU'a8aridu  iarru  rabii{-u) 

2  iarru  dan-nu  iar  kiiiati  iar  (mal)Ai8ur  abil  Aisur-na^ir-abal 

3  iarru  rabü(-u)  iarru  dan-nu  iar  kiiiati  iar  (mät)Aiiur 

4  abil  Tukulti-Ninib  iar  kisiati  iar  (mat)Aiiur-ina  ri-fip-tu 

5  ia  zifcicurratu  ia  (alu)  Kal-^i. 

Die  vierzeilige  (No.  17) : 

1  Milu)\  Sul-ma-nu-aiaridu  iarru  rabü  iarri  kiiiati  iarri  (tnat)Aiiur 

2  abil  Aisur-mifir-abal  iar  {tnat)Aiiur  abil  Tukulti-Nini  t 

3  iar  {m€U)Aiiur-ma  ri-fip-te 

4  eifiiiurat  ia  ali  Kal-bi. 


1)  Inscriptions  de  Salmanassar  II  p.  78. 

2)  Notes  d'^pigraphie  et  d'arch^ologie  assyrienne  No.  LXYIH  (Recueil  XXYI  1904). 

80 


MATERIALIEN   ZUR    ALTEREN    QKSCHICHTE   ARUXNIENS   UND   MESOFOTAUIiCNS.  Ol 

IS.    Dreizeilige  Backsteininschrift   (Fig.  17  nach  Abklatsch),    in    Mosul  ge- 
sehen and  abgeklatscht,  ideutisch  mit  Layard  77  B  ^). 


Figur  17. 

1  E-kai  •^äal-ma-nu-a^aridu  dar  (iital)[Aiiur] 

2  abil  Aiiur-na^ir-abdl  iar  (mat)  Aisur 

3  abil  •nTukulli-Ninib  iar  (nMt)[ASiur]. 

1  Palast  Salmanasears,  Küniga  von  AsByrien, 

2  Sohnes  des  Asaur-niBir-abal,  Künigs  tod  Assyrien, 

3  Sohnes  des  Tnkutit-Ninib,  Königs  von  Assyrien. 
Provenienz:  Nimrnd-Ealah  oder  Kala'at-Schirgät-ÄSSur *). 

30—33.  Salmanasaar-InBchriften  des  Tigris- Tunnel- AuegangB 
und  seiner  Hingebung,  «Tgr.  2 — 6". 

Für  die  Örtlichkeit  und  die  von  mir  ans  dem  inschriftlichen  Befunde  er- 
mittelte Unmöglichkeit  der  Identifikation  mit  der  Supnat- Quelle  verweise  ich 
auf  meine  früheren  ausföhrlicben  Darlegungen ')  und  besonders  auf  meine  Ab- 
handlung: Der  Tigns-Tannel  (Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1901  S.  226-244). 

30.  Pelsinschrift  Salmanassar's  11  (Tgr.  3)  mit  Königsbild  am  Aas- 
gang  des  Tigristannels  an  der  rechten  Seite  des  Flasses,  etwas  mehr  fluß- 
aufwärts als  die  Inschrift  Tiglatpileser's  I,  nahe  dem  eigentlichen  Ausgangstor 
des  Tunnels  auf  einer  sehr  unebenen  Stelle  des  Felsens  höchst  unregelmäßig 
eingegraben.  Von  Scbrader,  der  Z.  1 — 13  nach  Seaters  Abklatsch  veröffent- 
lichte (a.  a.  0.  S.  14—19  und  S.  28  sowie  Keilinschriftliche  Bibliothek  I  S.  60), 
Tuklat-Ninib  *)  11  zugeschrieben. 

*  Z.  14  fi.  sind  von  mir  anf  dem  Felsen  zum  ersten  Mal  gelesen.  Daß  die 
Inschrift  nicht  von  Tuklat-Ninib  II,  sondern  von  Salmanassar  II  herrührt, 
zeigten  mir  an  Ort  und  Stelle  die  Namen  Arame  and  ArzaSkun  in  Zeile  17  und  16, 
Adad-idri  von  Damaskus  and  Ir^ulini  von  Hamat  in  Zeile  21,  sowie  die  erst«  Zeile, 
in  welcher  anf  das  Determinativ  für  männliche  Personennamen  anmittelbar  das 

1)  Vgl.  Layard,  pl.  77  B  (on  o  briek  front  Kaiäh-Sherghat) : 

1  Etat  ^Sul-ma-nu-aiaridu 

2  «or  kiiiati  aar  (mätiAigur  abil  Agtur-nofir-cAU  iar  kiiiati  iar  (niat)Aghir 

3  abä  TukuHi-Ninib  iar  kiiiaii  iar  (mat)Aiiur. 

2)  Verh,  Berl.  anthrop.  Oes,  1898  S.  489  (vgl.  488)-,  Bert,  »itzungsber.  1899  S.  748;  Zeitechr. 
f.  Ethnologie  31  (1899)  S.  284ff.;  Mitteil.  d.  geogr.  Oes.  zu  Hamburg  XVI  (1899)  S.  4aff.;  Verh. 
Berl.  anthrop.  Ges.  1899  S.  608ff. ;  Wiener  Zeitachr.  für  die  Kunde  des  Morgenlandes  XIV,  (1900) 
S.  35ff.;  Zeitschr,  f.  Aas.  XIV  (1900)  S.  370  f. ;  Verb.  Berl.  anthrop.  Ges.  1900  S.  3Tf.;  Berl. 
Sibungsber.  (1900)  S.  626.    Vgl.  o.  S.  22  mit  Anm.  2. 

3)  Diese  Form  hat  neben  Tuknlti-Ninib  ihre  Berecbtigung. 

31 


32  C.   P.    LEHMANN-HAUPT, 

Gottesdeterminativ  folgt,  während  diesem  im  Namen  TuklatNinib's  J^  >->^  >^ 

das  Zeichen   T^  vor  aufgehen  maß. 

Anbringung  y"*  Erhaltung  und  Erreichbarkeit  der  Inschrift  gestalteten  die 
Arbeit  an  Ort  und  Stelle  außergewöhnlich  schwierig.  Der  Felsen  ist  nur  unge- 
nügend geglättet,  die  Inschrift  bedeckt  auch  nicht  eine  fortlaufend  beschriebene 
Fläche,  sondern  namentlich  in  ihrem  unteren  Teil  sind  zu  unterscheiden;  eine 
Mittelfläche  und  je  eine  in  scharfem  Winkel  an  sie  anstoßende  Anfangs-  und 
Endfläche,  letztere  von  einem  und  demselben  Standpunkt  aus  meist  garnicht 
und  niemals  völlig  zu  übersehen.  Damit  nicht  genug:  die  Zeilen  sind  mit  einer 
kaum  sonst  begegnenden  Unregelmäßigkeit  eingehauen.  Die  gerade  Linie  wird 
häußg  nicht  eingehalten.  Ganz  kurze  wechseln  mit  den  allerlängsten  Zeilen, 
und  wo  der  Raum  nicht  ausreicht,  sind  einigemal  die  Zeilen  umgebogen  und 
aufwärts  geschrieben  Bei  dieser  Sachlage  war  die  Scheidung  der  Zeilen  am 
Felsen  selbst  eine  überaus  schwierige  Arbeit.  Immer  wieder  erhoben  sich  Zweifel, 
ob  eine  Zeichengruppe  dieser  oder  jener  Zeile  angehöre.  Außerdem  erwies  sich 
die  Inschrift,  an  die  sich  wahrscheinlich  ein  heidnischer  Quellenkultus  angeknüpft 
hatte,  durch  eingehauene  christliche  Kreuze  absichtlich  verstümmelt.  Eine 
weitere  Erschwerung  bildete  der  unmittelbar  unterhalb  der  Inschrift  strömende 
Flußarm,  sodaß  sie  nur  dadurch  zu  erreichen  war,  daß  von  einer  Sandbank  im 
Fluß  eine  notdürftig  an  Ort  und  Stelle  aus  einer  Astgabel  hergestellte  Leiter 
schräg  an  sie  angelegt  und  in  immer  wechselnde  Lage  gebracht  wurde.  Auf 
der  Leiter  verbrachte  ich  die  verhältnismäßig  knapp  bemessene  tägliche  Frist, 
während  der  eine  einigermaßen  günstige  Beleuchtung  herrsehte.  Der  Tunnel- 
ausgang ist  nach  Westen  offen,  und  nur  die  Strahlen  der  sinkenden  Sonne  dringen 
ernstlich  herein.  An  die  völlige  Sicherung  der  Inschrift  war  bei  dieser  Sach- 
lage an  Ort  und  Stelle  nicht  zu  denken.  Das  für  die  spätere  Weiterarbeit 
nötige  Material  beschaffte  ich  mir: 

1)  durch  wiederholte  Copie  der  ganzen  Inschrift, 

2)  durch  gesonderte  Copieen  einzelner  Teile  und  zwar 

a)  des  Anfangs  Z.  1 — 13  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Zeilenenden, 

b)  der  verschiedenen  Flächen  des  unteren  Teiles  (s.  o.).  Es  wurde  je  die 
Anfangsfläche,  die  linke  und  die  rechte  Hälfte  der  Hauptfläche  und  der  End- 
fläche copiert  und  dabei  durch  sorgfältige  Feststellung  der  Zeilenanschlüsse  der 
Zusammenhang  zwischen  diesen  Teilcopieen  gesichert. 

3)  durch  einen  wohlgelungenen  die  ganze  Inschrift  —  bis  auf  die  frag- 
mentarischen 2 — 3  letzten  Zeilen  —  in  einem  Stück  umfassenden  Abklatsch, 
der  auf  Tafel  II  wiedergegeben  ist. 

Auf  Grund  dieses  Materials  ist  es  mir  gelungen,  die  Inschrift  vollständig  wieder- 
herzustellen. Tafel  m  enthält  diese  Rekonstruktion  in  Autographie.  Die  von 
einer  Seite  aufgestellte  Behauptung,  als  sei  mit  den  in  meinen  Händen  befindlichen 
Mitteln  die  Wiederherstellung  der  Inschrift  unmöglich,  ist  damit  widerlegt'). 

1)  Yerh.  Berl.  anthrop.  Qes.  1900  S.  454,  wozu  bereits  ebenda  1901 S.  238  f.  Anm.  1  zu  vergleichen 

32 


MATERIALIEN    ZUR    ÄLTEREN   GESCHICHTE   ARMJ:NIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  33 

1  »«(t/u)  Sul  ^yma-nu-asaridu 

2  ^arru  räbü  äarru  dan-nu 

3  sar  kissati  sar  (mät)A88ur  mr^) 

4  kis-iat  nUe  P*-  rdbäti  sa  ^) 

5  ina  ri-^u-te  sa  {ilu)äamas  {ilu)Adail 

6  ilanipi'tik'li'm  li-ts^) 

7  iialluku-ma  8ade(-e)  dannüti  pi-  istu 

8  ?i-it  (üu)J§amsi  a-di  e-rih 

9  (ilu)J§am'8i  U'8at*)'me-l^a  ana  [kcUä-su]  sarru^) 

10  ik'du  la  pa-du-u  •)  sa  arki ')  [-e'a]-t-[ri]  ^) 

11  italluku-ma  kima  tu  a^ybu-bi 

12  ndre  iadef^-  mar^utiP^-  *) 

13  u-kab'bi'Sa  saUtis^^)  dbil  Assur-na^r-abli 

14  sar  (mat)As8ur  abli  Tukulti-Ninib  sur  mat  Assur^^)  ka-sid 

15  istu  tam-di  sa  mat  [Nayi'r[t]  arft^*)  tam-di  rabite^^)  sa  sulmi  [Samsi  sa] 

1)  Die  Zeichen  *^^f-  M//m  ^^^^  ^^^  ^^^  Felsen  ganz  eng  zusammen  geschrieben.  Da  außerdem 
der  mittlere  Teil  von  M  >t  zerstört  ist,  so  macht  es  den  Eindruck,  als  ob  der  Name  mit  Y  >^^y-5 

beginne,  woraus  dann  die  unmöglichsten  Schlüsse  gezogen  worden  sind. 

2)  Deutlich  erkennbar;  für  Weiteres  kein  Raum. 

3)  Auf  dem  Felsen  (vgl.  den  Abklatsch  Tafel  II)   steht  deutlich:   "^   TI^^^»    ^*^  ^^^   nicht 

anders  zusammenzuziehen  weiß,   als  zu  -^yj  ^^^  u.es.    Es  wäre  das  freilich  der  krasseste  der  in 

dieser  Inschrift  nicht  seltenen  Falle  von  Auseinanderzerrung  und  andererseits  von  irreführender 
Zusammenschiebung  von  Teilen  einzelner  Zeichengruppen.  Die  Schreibung  li-es  statt  li-^-es  Ad- 
verbium von  Wu  kräftig,  wäre  nicht  ohne  Analogon ;  vgl.  für  li(^)u  selbst  die  Auslassung  des  Hauch- 
lautes in  K  3459  Delitzsch  HW  365  b. 

4)  So  ganz  deutlich  auf  dem  Felsen,  wie  auch  auf  dem  Abklatsch,  nicht  (Schrader)  M  ,  also 
usatmeba  (Uli),  nicht  utammeba  (II i)  von  tamdbUj  „ergreifen". 

5)  So  deutlich  am  Ende  der  Zeile  auf  dem  Abklatsch. 

6)  ^  sehr  eng  an  ►i^y  herangescbrieben,  wie  in  der  Autographie  dargestellt. 

7)  Das  Zeichen  arki  mit  großer  Mühe,  aber  schließlich  mit  Sicherheit  auf  dem  Abklatsch 
festgestellt ;  [-s:a]-t-[n],  und  damit  die  ganze  Phrase,  zudem  mit  Sicherheit  ergänzt  aus  Tiglatpileser  I, 
Prismeninschrift  Col.  Vll  47—40,  Asurnasirabal  111,  Annalen  I  16,  III  117  etc. 

8)  Hier  beginnen  die  Unregelmäßigkeiten  der  Eingrabung;  Z.  11  geht  aufwärts:  die  Zeichen 
a  und  bu  hängen  geradezu  an  den  Zeichen  arki  und  za  der  Zeile  Zeile  10. 

9)  Das  Zeichen  GIG  =  marsu  habe  ich  nach  wiederholtem  eindringlichem  Bemühen  in  seinen 
Anfängen  deutlich  und  in  den  Gesammtumrissen  seines  weiteren  Verlaufes  mit  ziemlicher  Sicherheit 
auf  dem  Abklatsch  erkennen  können.  Vgl.  Asurn.  III  Annalen  Col.  I  43  ar-fie  pa-as-kute  iadi 
mar-9U'ie,  I  45  gir-ri  pa-as-kute  sade  GIG  pl-  ( Var.  mar-^u-te)  etc.  Eine  Ergänzung  zu  poroi-ku-te 
ist  nach  den  Spuren  vollkommen  ausgeschlossen. 

10)  sal'tis  schließlich  auf  dem  Abklatsch  bestimmt  erkannt. 

11)  Die  ganze  Genealogie  Z.  13  14  erst  auf  dem  Abklatsche,  aber  mit  .voller  Deutlichkeit,  erkannt 

12)  Nach  den  Parallelinschriften  (No.  21  Z.  7,  No.  22  Z.  9,  No.  23  Z.  9)  liegt  die  Lesung 
^11  ^^*  n^*^"  ^™  Nächsten.  Doch  spricht  der  Raum  mehr  für  ^,  und  auch  hierfür  liegen  bei 
Salmanassar  und   Tiglatpileser  I  Parallelen  vor  (vgl.  oben  S.  18  Anm.  4  und  unten  Anm.  5). 

13)  Die  Zeichen  ^Y>-  rabü  der  Z.  15  und  X^  ***  von   mat  Da-ia-ni   in  Z.  16   sind  derart   in 

einander  geschrieben,  daß  statt  fünf  nur  vier  Wagrechte  eingehauen  sind,  was  anfänglich  allerhand 
Mißverständnisse  und  Erschwerungen  der  Lesung  veranlaßte. 

Abhandlangen  d.  K.  Ges.  d.  Wuii«.  za  QAttingcn.   PhiK-hist.  Kl.    N.  F.    Band  9.s.  5 

33 


34  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

16  (mat)  Hat'ie  ana  pät  gim-ri-sa  \{mat)]  Me{?)'[li(?)'di(r)]')  (ma<)/)a-ta-m'«)  (mat)Su'Ub'me  {ah) 

Ar-za-as-kU'Un ')] 

17  alu  Sarru-ti'Su  Ha  Ä-ra-lme]  (mat)U-ra-ar-[t]a'aia  (mat)Gil-za'ni  {fnnt)Huh-U8-l'i'a*)  intu  res  c-tii 

18  «a  {näri)Biglat  adi    re[«]   e-ni    ia  (näri)PuratH   itiiu  tam-di  sa-*)   (mat)Za'mu-a    na    he-ta-ni 

adi  tam-di^) 

19  ia  {mat)Kal-di  ana  [Sepe-ia]  u-sak-nis   ana  \Babi]li^)  a-lik  {imeru)nike P^-  [e\'pU'U8  ana  (mat) 

Kal'di  U'ri'di'') 

20  aldni-su-nu  aksud{-ud)  ma-da-tu-su-nu  am-J}U-ur  *^) 

21  ^Dadda-id-ri  mat  Dimaiki  »»«/r-Ju-Zt-tii  (mat)A'ma-ta  aia  it-ti  15")  aläni  sa  si-di  {tam-di  ana 

irti'ia] 

22  itbüni  saiu  itti-su-nu  am-daf^-bi-iH  si-lim-su^nu  [as-kun  narkäbäti-iu-nu] 

23  [Wf-JaWt-^-tiu  a-^]t[-'»°)  u-nu]'Ut  <afta[rf]-«M-nu") 

24  [e-kim-su-nü] 

25  [ana  su-zu-ub] 

26  [napsäti-su-nü] 

27  [e-li'ü]. 


1)  Die  Ergänzung  [mat  Melidi]  (vgl.  Salm.  II  Stier  1  C.  1  (Amiaud-Schcil  p.  6))  scheint  zu 
den  Spuren  am  besten  zu  passen;  möglich  wären  auch  [mat  Ahzt]  (vgl.  Salm.  Ob.  42)  oder  [meU 
Tum-mt]  (vgl.  Salm.  Ob.  43)  erstercs  sachlich  und  geographisch  mindestens  ebenso,  letzteres  da- 
gegen weniger  passend. 

2)  Siehe  S.  33  Anm.  12. 

3)  Das  Ende  der  Zeile  16  stark  nach  oben  umgebogen,  vgl.  die  Tafeln. 

4)  Umter  Huhuäkia  würde  man  dem  Sinne  nach,  wie  in  der  Parallelinschrift  von  der  oberen  Höhle 
(Tgr.  4  Z.  8),  mät  ürarft  erwarten;  doch  fehlt  es  auch  Salm.  Stier  1  b  Z.  17  f.  (Amiaud-Scheil  p.  6). 

5)  Der  Schluß  der  Z.  18  war  auf  dem  Felsen  Zeichen  für  Zeichen  —  auch  das  Sa  vor  {mat) 
Za-mu-a  —  deutlich  zu  sehen.  Vgl.  Balawat  Col.  II,  2  (Amiaud-Scheil  p.  6  s.  n.  2) :  istu  tamdi  sa 
{mät)  NaHri  u  tamdi  Sa  {mdt)Zamua  Sa  betdni  u  tamdi  rabite  Sa  {mdt)Amurri  {mät)Hatti  ana 
pdf  gimriia  kima  tul  abtibi  aspun. 

6)  Daß  Babylon  zu  ergänzen,  steht  fest,  vgl.  Stierinschr.  2  und  Tgr.  4  Z.  11,  aber  in  welcher 
Schreibung  bleibt  zweifelhaft.  Für  [E.]  KI  wäre  reichlich,  für  [TIN.  DIR.]  KI  knapp  Raum. 
Vgl.  Tgr.  5  Z.  11:  TI[N.  DIB.  KI]. 

7)  Dieselbe  Schreibung  Stierinschr.  27;  ebd.  83:  ürid. 

8)  Ganz  kurze  Zeile,  die  Verlängerung  trifft  das  schräg  aufwärts  geschriebene  Ende  der  Z.  21. 

9)  Bei  wiederholter  Prüfung  der  Stelle  sowohl  im  Original,  wie  auf  dem  Abklatsch  ergab 
sich  mir  stets  die  Zahl  von  „15  (Städten)**,  während  in  den  Parallel-Texten  (auch  Tgr.  4  Z.  15) 
stets  von  „12  Königen''  die  Rede  ist. 

10)  Dieses  Wort,  a?i  „ich  vernichtete",  ä'^S  Del.  HW.  565,  Muss-Amolt  867  findet  sich 
Stier-Inschr.  1  Z.  47  (14.  Reg.-Jahr,  Lay.  pl.  16,  Amiaud-Scheil  p.  56),  fehlt  dagegen  in  den  sonst 
gleichfalls  genau  parallelen  Stellen  Stier-Inschr.  1  Z.  34  u.  38  (10.  Reg.- Jahr,  Lay.  pl.  15,  Amiaud- 
Scheil  p.  52  u.  54),  kann  also  auch  in  unserem  Texte  ebensowohl  fehlen  wie  gesetzt  werden. 

11)  Zu  Zeile  „23 — 27**  ist  zu  bemerken:  auf  Grund  meiner  Hauptcopie  nahm  ich  an,  die 
Inschrift  ende  mit  Z.  23  und  ließ  den  Abklatsch  entsprechend  anfertigen.  Beim  Studieren  der 
einzelnen  Teile  der  Inschrift  auf  dem  Felsen  fand  ich ,  daß  Reste  einer  und,  nur  unter  der  Mitte 
der  Vollzeilen ,  Spuren  weiterer  Zeilen  vorhanden  waren ;  die  letzte ,  die  ich  erkennen  konnte, 
stand  „mindestens  in  der  vierten  Zeile  von  Z.  23  ab**,  diese  eingerechnet.  Die  Ergänzungen  er- 
gaben sich  aus  den  parallelen  Texten,  besonders  aus  Tgr.  4  Z.  17.  Die  Verteilung  auf  die  Z.  23—27 
erscheint  als  die  nächstliegende  und  verwertet  nach  Möglichkeit  die  vorhandenen  schwachen  Spuren. 
Z.  27  kann  ev.  durch  Einbeziehung  von  e-li-u  in  die  dann  unsymmetrisch  lange  Z.  26  erspart 
werden. 

34 


MATKRIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  35 

1  Salmanassar, 

2  der  grofte  König,  der  mächtige  König, 

3  der  König  der  Welt,  der  König  von  Assyrien,  der  König 

4  der  Masse  der  grofien  Völker,  welcher 

5  unter  der  Beihülfe  des  SamaS  und  des  Adad, 

6  der  Götter  seines  Vertrauens,  machtvoll 

7  einherschreitet  und  mächtige  Qebirge,  vom 

8  Aufgang  der  Sonne  bis  zum  Untergang 

9  der  Sonne,  bezwang  (wörtl. :  seine  Hand  fassen  ließ);  der 

10  gewaltige  König,  der  unüberwindliche,  der,  wenn  er  die  Feinde  (wörtl.  hinter  den  Feinden) 

11  verfolgt  (wörtl.  hergeht),  gleichwie  zu  einem  Schutthügel  der  Sturmflut 

12  Flüsse  und  schwierige  Gebirge 

13  siegreich  niedertritt;  Sohn  AssurnasirabaPs, 

14  des  Königs  von  Assyrien,  Sohnes  des  Tukulti-Ninib,  des  Königs  von  Assyrien,  (er,)  der  eroberte 

15  vom  Meere  des  Landes  Nairi  bis  zum  großen  Meere  des  Sonnenunterganges.  — 

16  Das  Chetiterland  in  seiner  gesammten  Ausdehnung,  die  Melitene(?),  das  Land  Daiani,  das  Land 

Su^me,  die  Stadt  Azaskun, 

17  die  Königsstadt   des   Aram   von   Urartu,    das   Land  Gilzan,   das  Land  Hubuskia,   (das  Gebiet) 

vom  Quellhaupt 

18  des  Tigris  bis  zur  Quelle  des  Euphrat,  (sowie)  vom  Meere  des  Landes  Zamua  „unseres  Hauses" 

bis  zum  Meere 

19  des  Kaldäerlandes   ließ   ich   sich   meinem  Fuße  (wörtl.  meinen  Füßen)  beugen     Nach  Babylon 

zog  ich,  Opfer  brachte  ich  dar,  zum  Lande  der  Kaldäer  stieg  ich  hinab, 

20  eroberte  ihre  Städte,  nahm  ihren  Tribut  entgegen. 

21  Adadidri  von  Damaskus,  Irhulini  von  Hamat  mit  15  Städten   von  der  Meeresküste  zum  Angriff 

gegen  mich  (wörtl.  gegen  meine  Brust) 

22  zogen  sie;  mit  ihnen  kämpfte  ich,  bewirkte  ihre  Niederlage,  ihre  Streitwagen, 

23  ihre  Reitpferde  vernichtete  ich,  ihr  Schlachtgerät 

24  nahm  ich  ihnen : 

25  um  zu  retten 

26  ihr  Leben, 

27  entwichen  sie  (wörtl.  stiegen  sie  hinauf). 

Z.  7.  Den  Salmanassar-Inschriften  der  Tigrisgrotte  kann  man  eine  be- 
sonders sorgsame  Verwertung  des  althergebrachten  phraseologischen  Hüstzenges 
keineswegs  nachrühmen.  Aber  (sd)  .sadc  daumUi  usafnufja  Je  itäsu,  wörtl.  „(der) 
mächtige  Berge  seine  Hände  fassen  ließ"  ist  ein  so  wenig  glückliches  Bild^),  daß 
ich  längere  Zeit  geschwankt  habe,  ob  nicht  vielmehr  mät(ati)  hal  ntse  „diiQ  Länder 

aller  Völker",  V  ^yfy  ^}\  f»-»-»-  statt  V  ^fy  ^y^fy  f»^»-?   zu  lesen  sei,   wie  es  in 

der  Parallelstelle  No.  22  Z.  3  durchaus  möglich  wäre,   wo  ich  tatsächlich  zuerst 

V  y>^-^   ►=yyy  ^y^y  y^*^   las.     Aber    in    unserer    Inschrift   folgt    auf  V    ohne 

Pluralzeichen  deutlich  t^l^   nicht  ^yyy?   was   für  die   von  mir   befolgte  Lesung 
entscheidet. 

Z.  10 f.  sa  itaJlukn-nia^)  ....  ukabbisa^  der,  „wenn*)  er  die  Feinde  verfolgt, 
beschwerliche  Berge  wie  zu  einem  Trümmerhaufen  der  Sintflut  niedertritt". 

1)  Oder  soll  hier  das  Erklimmen  „handgreiflich"  dargestellt  werden? 

2)  Über  die  subjunktive  Bedeutung  der  Partikel  -ma  s.  D.  H.  Müller,  Anzeiger  Wiener  Ak. 
d.  W.  Phil.-hist.  Kl.  1884  S.  46  ff.,  Die  Gesetze  Hammurabis  (1903)  S.  252  ff. 

5* 

85 


36  C.    F.    LEHM  ANN -HAUPT, 

31.  Felsinschrift  Salmanassar's  II  vom  Tigristunnel  -  Ausgang.  („Tgr.  3** 
Berliner  Sitzungsberichte  1900  S.  627  sub  4);  weiter  flußaufwärts  als  No.  20 
auf  derselben  Seite  an  zwei  verschiedenen  Stellen,  und  zwar  der  zweite  Teil 
Zeile  15—17  am  weitesten  flußauf-  und  tunneleinwärts,  angebracht.  Ist  bisher 
niemals  näher  beschrieben  worden,  da  sie  von  Taylor  (wie  nach  meinem  Besuch 
von  meinem  Reisegefährten)  nicht  gefunden  wurde.  Man  muß  sich  zu  beiden 
Teilen  durchs  Wasser  tragen  lassen,  im  übrigen  ist  die  Arbeit  dort  leichter 
als  an  No.  20,  weil  der  Felsen  selbst  vor  der  Inschrift  einen,  wenn  auch 
schlüpfrigen  und  nur  im  Liegen  oder  Sitzen  auszunutzenden  Raum  darbietet. 
Die  Zeit  des  günstigen  Lichtes  ist  natürlich  noch  beschränkter  als  bei  No.  20. 
Auf  Grund  der  Sester'schen  Abklatsche  hat  Schrader  a.  a.  0.  (S.  9 — 12;  S.  30  f.), 
sowohl  die  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Teile  der  Inschrift  wie  ihre  Her- 
kunft von  Salmanassar  II  richtig  erkannt. 

Nur  hatte  Sester  die  3  sehr  langen  Zeilen  des  zweiten  Teiles  in  zwei  Hälften 
abgeklatscht.  Und  da  jede  Angabe  über  den  Standort  fehlte,  auch  der  Zu- 
sammenschluß nicht  völlig  gewahrt  blieb,  so  sah  Schrader  in  diesen  Abklatschen 
b  und  c  Fragmente  von  aufeinander  folgenden  Zeilen,  während  in  Wahrheit  die 
die  drei  Zeilen  von  c  sich  rechts  an  die  von  b  als  deren  Fortsetzung  anschließen. 
Außerdem  ließen  die  Abklatsche  vieles  nicht  erkennen,  was  auf  dem  Felsen 
deutlich  ist. 

Fig.  18  a  und  b  geben  meine  Abklatsche  der  beiden  Teile  photographisch 
wieder. 

Da  der  Abklatsch  und  in  Folge  dessen  das  Glicht  Fig.  18  a  den  Enden  der 
Zeilen  7  ff.  nicht  gerecht  wird,  so  gebe  ich  in  den  Anmerkungen  darüber  nach 
meinen  Aufzeichnungen  besondere  Rechenschaft. 

a. 

1  Aiiur  (ilu)8in  (t7u)«$a-ma8 

2  (üu)Adad  {üu)l8tar  ildni  rabüti 

3  rchim-mu-ut  iarru-t[t]'ta  mu-iar-bu-u 

4  iumi'ia  ^Sul-mcMiU'laiaridu] 

5  iar  kiSsaU  Sar  (mat)A8iur  abil  AäSur-niifir'abal  [aar  mat  Ä88ur] 

6  abil  l'uklat-Nintb  Sar  (rnai)A88ur  ka-Sid  [istu] 

7  tamdi  sa  (mat)Na'i'ri  a-d[%]^)  [tamdi  rdbitt]*) 

8  ia  aulmi  (ilu)Sam'H  (mat)Hat-ti 

9  a-na  «-fttr-<«-«a-ma(?)  akiud  a/')-[mf| 

10  ina  ni-ri-bi  Sa  {mat)En'[z]%'t[e]  [e-ru-ub]*) 


1)  Die  rechten  Zeüenenden  sind  von  hier  ab  ganz  zerfressen ;  es  ist  nichts  mehr  davon  übrig. 
Absichtliche  Verstümmelung  (wie  bei  Tgr.  2)  nicht  ausgeschlossen. 

2)  Ob  hier  tamdi  rabiii  oder  nur  tamdi  zu  ergänzen  ist,  mufi  fraglich  bleiben.  Wahrschein- 
licher ist  die  kürzere  Fassung,  da  in  den  folgenden  ZeUen  nirgends  mehr  als  drei  Zeichen  zu  er- 
gänzen sind.  Die  —  freilich  keineswegs  durchweg  gleichlautende  —  ParalleMnschrift  Tgr.  5 
(s.  u.  S.  42)  hat  an  der  entsprechenden  Stelle  gleichfalls  nur  tamdi. 

3)  So  fast  sicher;  ein  senkrechter,  ein  wagrechter  und  ein  rechts  herausgerückter  schräger 
Keil  deutlich  sichtbar. 

4)  Vgl.  Anm.  1. 

36 


UATQUALIEN    ZUU   ÄLTERKN    OÜSCUlCIITIi    ARMENIENS    UND   UliSOI'OTAMlENtJ. 


38  C.    F.    LEUMANN-HAUPT, 

11  {tn€U)Su'Uf^'m[e]  {mcU;)Da-ia'ni 

12  {mat)U'ra'ar'{u^) 

13  a-na  si-bir-te-sa^) 

14  -ma^)  akSud(-ud) 

b. 

15  a-na  (waQ  (7i7-f o-ni  e-ti^  ma-da-tu*) 

16  sa  {mat)Gil'Za-na-aia  am-bur  salsianu  ana 

17  {mat)Na-i'ri  a-lik  ina  rei  ini  sa  {ndri)Dig-lat  sumu  cU-fu-ur. 

1  Assur,  Sin,  Samas, 

2  Adad,  litar  sind  die  großen  Götter, 

3  die  da  lieben  mein  Königtum  und 

4  groß  machen  meinen  Namen:  (ich),  Salmanassar, 

5  der  König  der  Welt,  der  König  von  Assyrien,  Sohn  Assurnasirabals«  des  Königs   von  Assyrien, 

6  Sohnes  des  Tukulti-Ninib,  des  Königs  von  Assyrien,  nahm,  indem  ich  erobernd  vordrang  (wörtl. 

erobernd,  als  Eroberer)  vom 

7  Meere  des  Landes  Nairi  bis  zum  großen  Meere  des  Sonnenuntergangs 

8  das  Land  Hatti  in  seinem  Gesamtumkreise  ein  und  umscblo£(?)  es. 

10  In  die  Pässe  des  Landes  Enzite  drang  ich  vor, 

11  Su^me,  Daiani, 

12  ürartu 

13  in  seinem  Gesammtumfang 

14  eroberte  ich. 

15  Nach  Gilzan  zog  ich,  den  Tribut  von 

IG  Gilzan  empfing  ich.    Zum  dritten  Male  zog  ich  (war  ich  so  gezogen)  nach 
17  Nairi,  und  schrieb  (nunmehr)  meinen  Namen  an  der  Tigrisquclle  (ein). 

*23.  Felsinschrift  Salmanassar's  II  vor  der  oberen  Höhle  unweit  des 
Tigristunnelausgangs*)  („Tgr.  4").  Links  neben  der  Inschrift  Konigsbild *^)  in  die 
Höhle  hineinschauend. 

Die  Inschrift  hat  durch  Verwitterung  sehr  gelitten,  die  rechte  Hälfte  der 
Zeilen  ist  überhaupt  fast  ganz  zerstört.  Was  erhalten  ist,  etwa  ^/s  des  Ganzen, 
habe  ich  durch  wiederholte  Copie   festgestellt   und  davon  auch  einen  Abklatsch 


1)  Hinter  Urartu  fehlt  nichts,  der  Felson  ist  hier  glatt  und  war  niemals  beschriehen. 

2)  Felsen  rauh,  aber  mehr  hat  schwerlich  je  dagestanden.     Vgl    folg.  Anm. 

8)  ma  steht  deutlich  da.  Aber  vorher  S(;hien  auf  dem  Felsen  nichts  zu  fehlen;  auch  sehe 
ich  nicht,  welches  Verhuin  nach  der  Phraseologie  der  assyrischen  Inschriften  hier  ergänzt  werden 
bollte;  so  wird  man  ana  sihirtesa-ma  wie  in  Z.  1)  lesen  müssen,  ohne  daß  abzusehen  wäre,  warum 
das  ma,  da  kein  Kaummangel  in  Z.  13  vorlag,  gegen  jede  Übung  in  die  folgende  Zeile  verwiesen 
sein  sollte.  Daß  die  Inschriften  Tgr.  2  und  3  von  unkundiger  Hand  eingegraben  sind,  bestätigt 
sich  auch  hier. 

4)  Wie  der  Abklatsch  (l'^ig.  18  b)  zeigt,  findet  im  Stück  b  ein  Anwachsen  der  Zeilen  statt, 
Z.  15  ist  die  kürzeste,  Z.  17  bei  Weitem  die  längste  von  den  dreien. 

5)  S.  d.  Meldungen  vom  27.  Mai  und  5.  Juni  1899,  Verbandl.  Berl.  anthrop.  Ges.  1899  S.  488 
sub  III  a,  S.  489;  Berl.  Sitzungsber.  27.  Juli  1899  S.  727/8  und  den  Bericht  aus  Titlis,  Anfang 
September  32  (1899),   Zeitschr.  für  Ethnol.  1899  S.  285,   femer  Berl.  Sitzungsberichte  1900  S.  627. 

6)  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  33  (1900)  Tafel  VI  (vgl.  243  Anm.  1)  ist  das  Königsbild  mit  den 
Inschriften  No.  21  und  22  photographisch  wiedergegeben. 

38 


HiTEBtAUEN    ZUR   XLTEREK    OISCBICBTE    ARMENIENS   UND   MESOPOTAUIEKS.  39 

genommen'),  ebenso  später  mein  Reisegefährte;  der  seinige  wird  als  der  besser 
gelungene  in  Fig.  19  wiedergegeben.  Meine  Copie  habe  ich  ihm  übersandt, 
damit  an  ihrer  Hand  etwaige  von  mir  nicht  erkannte  Spuren  am  Felsen  durch 
seine  wegen  ihrer  Karzsichtigkeit  für  die  nächste  Nähe  gleich  einem  Ver- 
größerungsglas wirkenden  Augen  festgestellt  wurden. 


Figur  19. 

Trotz  des  kläglichen  Erhaltungszasiandes  ist  mir  in  der  Heimat  schließlich 
die  Herstellung  des  Textes,  der  sich  im  Wesentlichen  als  DupHcat  zn  No.  20 
darstellte,  gelungen.  Wo  Abweichungen  stattfinden  oder  wo  sowohl  No.  20 
wie  No.  22  versagen,  hilft  teils  die  Beschreibung  der  gleichen  Ereignisse  in 
den  annalistischen  Texten  Salmanassar's  II,  teils  deren  allgemeine  Phraseologie. 

Tafel  IV  giebt  meine  Autographie  des  so  als  (lanzes  hergestellten  Textes, 
Mit  der  hier  folgenden  Umschrift  ist  die  Rechtfertigung  der  Lesungen  und  Er- 
gänznngen  verknüpft.  Wie  man  sieht,  wird  in  einigen  Fällen  die  Ergänzung 
durch  die  nur  von  Belck  bei  seiner  Collation  meiner  Copie  ermittelten  Spuren 
gestützt. 

1)  Nur  von  „Tgr.  5"  (No.  22  s.  u.)  habe  ich  keinen  Abklatsch  heimgebracht,  wie  zu  Verb.  Berl. 
anthro)).  Ocs.  1900  S.  454  herirhtigcnd  zu  bemerken. 


40  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

1  m(Ilu)SuUma-nu-a§aridu  sarrn   rahti   sarru  €l[an-nu  sar  kisiati  mr  mat  Asmr  sar  kia-mt  tiise 

rdbäti  riihü'{u)] 

2  sangü  Assur^)  ina  ri-^u-ie  m  (ilu)J§amas  {ilu)Adad  ilä[ni  tik-H-sü  H-es{?)'^)  itaUak(u)-md] 

3  sade  danniiti  istu  ^i-it  (il[u)Sam-8i  a-di  e-rib  (ilu)Sam'fii  u-sat-me-ha  atta  kätd-su  sarru  ik-du\ 

4  la  pa-du-u  na  ina  resi  udu-ku-ma  ark[i ')  za-i-ri  italluku-ma]  ^) 

5  ki-ma  tul  a-hu-hi  [u  kab'bi']*)sa   [sal-tis]*)  {k]a-[^id   [isiu  tam-di  sa  (mat)Na't-r%  adi  tam-di 

rabitei-te)  ifa]*^) 

6  sulmi  {ilu)äamas  sa(?)  {mat)ffat-ie  adipät  gim-[ri-8a  {mat)Me'li-di(?)  {mat)Da'ia'ni  {mat)Su'Uli'meY) 

7  (alu)  Ar-za-ai-ku-uln  al]u  iarru-ii-iu  sa  [fnA-ra-me  {mat)U-ra'ar'ta-aia  (mat)öf7-ja-wf]  ') 

8  (alu)gub-^8'ki[-a  (mat)]U'ra'[a]r-[ti  istu  rSs  e-ni  sa  (när)  Diglaty) 

9  [ad]i  reS  e-ni  sa  {när)[Purait]i  [istu  tam']d[i  ia]^)  {mat)Z[a]^ym[uyya 

10  sa  bit-a-ni  adi  tam-di  sa  {mut)Ka[l'd]i  ana  sepe-ia  u-sak-nis 

11  ana  {ali)Ba[bili] '^)  a-lik  (imeru)nik[e  ina  (ali)Babili  (aU)]B[ar]''yz[ib]'') 

12  (alt)  Ku-ti-e  epus{-us)  [ana]  (mat)  Kal'd[i  u-ri-dt]  afd[nt]-Su-[nu] 

13  akiud{'Ud)  ma-da-tu  sa  Sarräni  sa  istu^^)  (mat)Kal'd[i  am-fiu-ur] 

14  su-ur-ri-bat  [kakk]epi'^^yia  a-di[Mar'ra'ti  w-Jw-up^*)  Dadda-id-ri] 

15  sar  {inat)Difnaski  adi  XII  äarrdni  sa  [(mat)]Hat-[t]e  [a-na  irti-ia  itbi  "j] 

16  sa-su  it-te-su-nu  am-daf}-bi'i?  abikta-su-nu  [a]s-kun  n[arkabdte'Su-nu  bit-Iialli-su-nu] 

17  u-n[U'Ut]  tabazi-m-nu  e-kim-su-nu  ana  [su-zu-ub  napsdti-su-nu  e  li-u] 

1  Salmanassar,  der  große  König,  der  mächtige  König,  der  König  von  Assur,  der  König  der  Masse 

der  großen  Völker,  der  Fürst, 

2  der  Priester  von  (des)  Assur,  hat  *),  wenn  er,  unterstützt  von  Samas  und  Adad,  den  Göttern  seines 

Vertrauens,  einherschrittt, 

3  mächtige  Berge  vom  Aufgang   der  Sonne   bis   zum  Untergang   der  Sonne  bezwungen. 


1)  Hier  würde  man  sa  erwarten;  doch  war  keine  Spur  eines  weiteren  Zeichens  zu  bemerken. 

2)  Vgl.  Tgr.  2  Z.  6  nebst  Anm.  3. 

3)  Vgl.  Tgr.  2  Z.  10  nebst  Anm.  7. 

4)  Ergänzt  nach  Tgr.  2  Z.  13. 

5)  Tgr.  2  Z.  15. 

6)  Tgr.  2  Z.  10;  zu  Melidi  gilt  das  S.  34  Anm.  1  Bemerkte. 

7)  Tgr.  2  Z.  15. 

8)  Tgr.  2  Z.  17  18. 

9)  Ergänzungen,  gesichert  durch  den  Anfang  von  Z.  10  im  Vergleich  mit  Tgr.  2  Z.  18.  Die 
Zeichen  di,  za  und  mu  zu  dem  in  den  von  ßclck  in  seiner  Xachcollation  gesehenen,  wenn  auch 
falsch  zusammengezogenen  Spuren  erkennbar. 

10)  Vgl.  Tgr.  2  Z.  19  nebst  Anm.  18. 

11)  Spuren. 

12)  liier  läge  die  einzige  Abweichung  vom  Wortlaut  der  Parallelstelle  Obel.  91  Z.  83  f.  vor, 
die  einfach  sa  sarräni  sa  (mat)Kaldi  bietet.  Das  Zeichen,  das  ich  mit  'l'A  =  istu  wiedergegeben 
habe,  ist  vorhanden.  Mir  schien  es  aber  nicht  vollständig,  während  Belck  bei  seiner  Nachcollation 
das  Zeichen  so  zu  sehen  glaubte,  wie  ich  es  in  der  Autogra])hie  wiedergegeben  habe.  Wohl  möglich, 
daß  der  Steinmetz  sich  hier  verhauen  hatte,  z.  ß.  das  Zeichen  kal  begann  und  dann,  als  er  sah, 
daß  er  mätu  ausgelassen  hatte,  mit  diesem  nochmals  anhob 

13)  Die  Ergänzungen  nach  Obel.  Z.  84  (Layard  91). 

14)  Da  Irhulini  von  Hamat  hier  (wie  Obel.  88)  fehlt,  so  ist  im  Vordersatze  richtiger  der 
Singular  einzusetzen,  und  statt  ZI.  NJ  hätte  in  Tafel  IV  am  Ende  der  Z.  15  nur  ZI  geschrieben 
werden  sollen. 

40 


»ATERIAUKN   ZOK   ÄLTEREN    GHSCBICHTE    ÄBMENIKNS    ÜKD   MEBOPOTAHIEKS.  41 

i  der  upbezwiDgUche,   der,    wenn  er  aU  Vorderster  (wörtl. :    an  der  Spitze)  kämpft  und  wenn  er 

die  Feinde  verfolgt, 
5  sie  gleichwie    zu    einem   Trümmerhaufen  der  Sintflut  siegreich   niedertritt;    der   eroberte  vom 

Meere  des  Landes  Nalri  bis  zum  grofien  Meere  des 
G  Untergangs  [der  Sonne].     Das  Land  t^atte   in    seinem  Qesammtum fange,    die  Meliteoe,   Daiani, 

Suhme, 

7  Arzaäkun,  die  Künigstadt  des  Aram  von  l'rarlu,  Gilzan, 

8  Hubuskia,  Urartu,  von  der  Quelle  des  Tigris 

9  liis  zur  Quelle  des  Euphrat,  (ferner  das  Gebiet)  vom  Meere  des  zu  unserem 

10  Hause  gehürigeD(?)  (Teiles  des)  Landes  Zamua  bis  zum  Meere  des  Kaldfterlandes  unterwarf  ich 

mir  (beugte  ich  unter  meine  Füße). 

11  Nach  Bahylon  ging  ich,  Opre[r  in  Babylon],  B[orsippa, 

12  Kutha  brachte  icli,  [zum  Lande  der  Kaldäer)  stieg  ich  hinab,  ihre  Städte 

13  eroberte  ich,  den  Tribut  der  KOnigc  aus  dem  Kaldäerlande  empfing  ich, 

14  der  Schrecken  meiner  Waffen  verbreitete  sich  liis  zum  Salzstrom.    Adadidri, 

15  der  Kiinig  von  Damaskus,  mit  12  Königen  des  Hattilaiidcs  zog  gegen  mich, 
Iß  mit  ihnen  kämpfte  ich,  bewirkte  ihre  Niederlage,  ihre  Streitwagen,  ßosse, 
17  ihr  Schlarbtgcrät  nahm  ich  ihnen,  um  ihr  Lehen  zu  retten,  entwichen  sie. 

Ein  Vergleich  dieser  Inschrift  mit  No.  19  ergiebt  bei  identischem  Gesamt- 
inhalt und  so  gut  wie  gleichem  Tenor ,  doch  im  Einzelnen  eine  ganze  Anzahl 
von  Abweichungen.  Namentlich  ist  der  Zug  nach  Babylonien  und  Chaldaea  in 
No.  21  ausführlicher  geschildert.  Dafür  ist  dann  in  letzterer  die  syrische  Koa- 
lition etwas  zu  kurz  gekommen ,  insofern  Irhalini  von  Kamat  ganz  nnerwähnt 
bleibt. 


Figur  20. 

•t.  Kl.  N.  F.  Bind  8, 


42  C.   P.    LEHMANN-HAUPT, 

*33.  Felsinschrift  Salmanassar's  II,  an  der  oberen  Höhle  anter  No.  22 
angebracht  („Tgr.  5").  Recht  gut  erhalten  und  gleich  bei  der  Copie  als  Duplikat 
zu  No.  21  erkannt^).  Die  während  meines  Aufenthaltes  gemachten  Versuche, 
einen  Abklatsch  zu  nehmen,  mißglückten;  bei  meines  Reisegefährten  Besuch 
gelang  es. 

Er  ist  deutlich  genug,  um  eine  autographische  Wiedergabe  entbehrlich  zu 
machen. 

Ich  gebe  daher  gleich  die  Umschrift  nach  meiner  Copie: 

1  ASsur  (ilü)Adad  {ilü)Sin  {Uü)jSa'ma8 

2  {ilu)Nin%  iläni  rcibüii  ra{H)m'üt 

3  sarru-ti-a  sa  helu-tU  kis-su-ti  u 

4  ia'[p]i-ru-ti  sumu  hab-tu 

5  U'Sar-bu-u  m(iiu)Sul-ma-nu-(i8aridu 

6  sar  kis'sat  nise  sakhanak  AMur 

7  sarru  dan-nu  sar  {mat)A88ur  abil  Assur-na^ir-abal  aar  kissati  sar  (mat)A8sur 

8  äbil  Tukulli-Xinib  sar  kissati  iar  {mat)A88ur-ma  ka-sid  istu  tani-di 

9  sa  (mat)Na'i-ri  a-di  tam-di  sa  sufmi  jSam-[si]  matHat-te 

10  ana  si-^ir-ti-sa  aksud^-ud)  ina  ni-ri-bi  sa  l{mat)][E]n-z[i'te  c-rM-Jiift 

11  {mat)Su'Ul^'me  {mat)Da'ia'ni  (niat)U'ra-ar-tu  akiud 

12  sani'änu^)  ma-da-tu  sa  {mat)(jril'Za'ni  am-f^ur  salsil^dnu]^)  ana  {mat)]Na-i-[ri] 

13  al-lik  ina  res  (nar)I>iglai  sumu  al-^u-ur. 

1  Assur,  Adad,  SId,  Samas, 

2  Istar  (sind)  die  großen  Götter,  die  da  lieben 

3  mein  Königtum,  die  als  eines  Herrn  der  Machtfülle  und 

4  der  Herrscherb errlichkeit  meinen  gewichtigen  Namen 

5  groß  gemacht  haben:  (ich)  Salmanassar, 

6  der  Herr  der  Völkermasse,  der  Oberpriester  von  Assur, 

7  der  mächtige  König,  der  König  von  Assyrien,  Sohn  Assurnasirabals,  des  Königs  der  Welt  (wörtl. 

der  Masse),  des  Königs  von  Assyrien, 

8  Sohnes  des  Tukulti-Ninib,    des  Königs  der  Welt,   des  Königs  von  Assur,   nahm,   indem  ich  vom 

Meere 

9  des  Landes  Nairi  bis  zum  Meere  des  Sonnenuntergangs  erobernd  vordrang,  das  Land  Hatte 

10  in  seinem  gesammten  Umkreis  ein,  betrat  die  Pässe  des  Landes  Enzite, 

11  eroberte  Suhme,  Daiani,  Urartu,  empfing 

12  zum  zweiten  Male  den  Tribut  von  Gilzan,  kam  zum  dritten  Male  ins  Land 

13  Nairi,  (und)  schrieb  (dortselbst)  meinen  Namen  an  der  Quelle  des  Tigris. 

Von  der  Inschrift  No.  21  weicht  die  Inschrift,  abgesehn  von  rein  graphi- 
schen Varianten,  hauptsächlich  in  folgenden  Punkten  ab. 

Z.  1  No.  21  nennt  Adad  an  vierter,  No.  17  an  zweiter  Stelle  unter  dreien. 
Statt  der  Worte  ^a  belüt  kimti  bis  u^arbü  (No.  17  Z.  3— B)  faßt  No.  IB,  Z.  3  f.,  sich 
kürzer:  mu-sar-hu-u  ,^umi'ia.  Ebenso  ist  die  Titulatur  Salmanassars  und  seiner 
Vorfahren  in  No.  21  kürzer.  —  Die  stärkste  Abweichung  betrifft  Gilzan:  No.  21 
hat  ana  Gilzani  etikj   madatu  sa  {tnat)Gü'Za'na'aia  am-^ur  „nach  Gilzan   zog  ich, 

1)  S.  die  oben  S.  38  Anm.  5  zu  No.  22  citierten  Meldungen  und  Mitteilungen. 

2)  Geschrieben  II  SU. 

3)  m  §U. 

42 


MATERIALIKN    ZUR    ÄLTKKEN    GliSCHlCHTE   AliMKNIKNS    UND    MESOPOTAMIENS.  43 

den  Tribut  der  Gilzanäer  empfing  ich^,  No.  23  dagegen:  11  SU  ma-da-tu  §a 
(fnufjOil-Js^a-ni  am-hur,  „zum  zweiten  Male  empfing  ich  den  Tribut  von  Gilzan*. 
Statt  re,^  ini  Diylat  (No.  15  Z.  17)  begnügt  sich  No.  17  Z.  13  mit  re,s  Diglat.  — 
Die  vier  Inschriften  No.  20  bis  23  stammen  nachweislich  sämmtlich  aus 
dem  15.  Regierungsjabr  ^).  Tgr.  3  und  Tgr.  5  fügen  den  allgemein  gehaltenen 
und  gewiß  noch  an  vielen  anderen  Stellen  angebrachten  ^)  Prunkinschriften  Tgr.  2 
und  Tgr.  4  Einzelheiten  desjenigen  Zuges  hinzu,  der  zu  der  Anbringung  gerade 
an  der  Tigrisgrotte  in  Enzite  führte.  Das  geschah,  wie  Salmanassar  angiebt, 
auf  dem  dritten  Zuge  nach  Nai'ri  im  15.  Reg.-Jahr,  für  welches  die  Annalen  einen 
Besuch  der  Tigrisquelle  verzeichnen.  Der  erste  und  zweite  fanden  im  Anfangs- 
jahr und  im  dritten  Regierungsjahr  statt.  Für  das  7.  Regierungsjahr  melden 
die  Annalen  gleichfalls  den  Besuch  einer  Tigrisquelle.  In  diesem  Jahre  zog 
Salmanassar  überhaupt  nicht  nach  Nairi,  sondern  empfing  nur  in  Til-abni, 
einem  an  Bit-Adini  angrenzenden  und  wohl  z.  T.  wie  dieses  noch  auf  dem 
rechten  Euphrat-Ufer  belegenen,  großenteils  aber  auf  das  linke  Ufer  hinüber 
greifenden  Aramäerstaat  ^),  der  denn  auch  nirgends  in  den  Listen  der  Nai'ri- 
Staaten  aufgeführt  wird,  den  Tribut  von  Nairi  ^).  Damals  muß  eine  andere 
Tigrisquelle  besucht  worden  sein,  was  der  grundverschiedene  Wortlaut  der 
Annalenberichte  für  die  beiden  Jahre  bestätigt. 

Im  15.  Jahre  nämlich  wird  an  den  Felswänden^)  ein  Eönigsbild  ange- 
bracht, im  7.  Jahre  wird  eine  Statue  angefertigt  und  im  Wasser  oder  un- 
mittelbar am  Wasser  der  Quelle  aufgestellt  wie  an  der  (s.  o.)  Supnatqnelle. 
Dort  können  auch  nur  Statuen  verstanden  werden,  wozu  der  Befund  an  der 
Quelle  von  Babil  stimmt.  Im  15.  Jahre  heißt  es  ausdrücklich  „an  der  Quelle 
des  Tigris,  am  Ausgange  seines  Tunnels"  %  offenbar  in  beabsichtigtem  Gregen- 
'  satze  zu  der  Ausdrucksweise  in  den  Berichten  über  das  7.  Regierungs-Jahr, 
wo  von  „der  Tigrisquelle,  der  Stätte,  wo  das  Hervortreten  des 
Wassers  erfolgt",  die  Rede  ist.  Damit  kann  nach  der  gesammten  Sachlage 
nur  die  Quelle  des  Argana-su,  des  eigentlichen,  westlichsten  Quellarms  des 
Westtigris  gemeint  sein,  und  zwar  nach  Salmanassars  Worten  offenbar  der 
freie  Quellarm,  nicht  der  Abfluß,  den  der  See  Gölgik  bei  höherem  Wasserstande 
dem  Argana-su  zusendet^). 

1)  Berliner  Sitzungsber.  1900  S.  627  sub  6. 

2)  Vgl.  Monol.  55. 

3)  Annalen  Assumasirabals  Col.  HI  Z.  55. 

4)  St.  1, 22  f. 

5)  Ob.  93,  Stier  1,  48. 

6)  Stier  1  Z.  48  ina  ^U  nagabi-ia  vgl.  Berl.  Sitzungsber.  190O  S.  628,  Verb.  Berl.  anthrop. 
ßes.  1901  S.  234. 

7)  Siehe  Ellsworth  Huntington:  Tbrough  the  great  Canon  of  the  Euphrates  River.  Geogra- 
phical  Journal,  August  1902,  p.  2  [des  S.  A.]  und  die  Karte  auf  p.  3.  —  Um  zu  dieser  in  Til-abni  be- 
legenen Tigrisquelle  zu  gelangen,  wird  Salmanassar  den  Euphrat  nahe  bei  Izoly  (linkes  Ufer)  über- 
schritten haben,  unweit  der  Stelle,  wo  später  von  Sardur  Argistihinis,  Tiglatpilesers  in  Zeitgenossen, 
die  westlichste  chaldische  Keilschrift  angebracht  wurde. 

6* 

43 


44  C.    F.    LEHUANN-UAUPT. 

Diese  westliche  Qaelle  galt  als  die  eigentliche  Tigrieqaelle,  als  der  „Ort, 
wo  das  Wasser  heraas  kommt".  Der  Ausgang  des  Tigristantiels  konnte  nur 
secnndär  als  Tigrisqnelle  betrachtet  werden :  das  beweisen  sowohl  Tiglatpilesers  I 
Inschrift,  die  gar  nicht  von  einer  Tigrisqoelle  redet,  als  aach  das  Fehlen  der 
Opfer,  die  der  Qaelle  zukommen,  bei  Salmanassar  in  den  Berichten  über 
das  15.  Jahr. 

Die  £rklärang  ist  leicht  gefanden:  Salmanas»>ar  ist  im  Norden  nnd  Nord- 
westen trotz  mehrfacher  Siege  nichts  weniger  als  erfolgreich  gewesen.  Offenbar 
war  das  Gebiet  am  die  eigentliche  Tigrisqaelle,  das  Land  Snpani,  die  Sophene, 
das  später  za  Menaas'  Zeiten  anter  chaldischer  Herrschaft  steht,  nach  dem 
siebenten  Jahre  den  Assyrem  yerloren  gegangen,  nnd  am  diese  E^iuschränkang 
der  assyrischen  Macht-  zu  verschleiern,  warde  der  Tigristaanelansgang  wider 
besseres  Wissen  zur  Tigrisquelle  •)  gemacht. 


1)  Möglich,  dafl  Salmanusu  II  aod  seine  ABsjrer  du  dem  Tigristmuiel  entitrfimeiide  Wumt 
kl>  itofflicb  idenÜBch  mit  demjeiugeit  betrachteo,  daa  sie  weiter  im  Westen  cum  enten  Mml  dem 
Boden  hatten  entströmen  sehen,  Tgl.  Terh    Beri.  anthrop    ßcs.  1901  R.  334  n.  8.  28B  m.  Anw.  1. 


MATERIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS    UND   MESOPOTAMIENS.  45 

e)  Adadnirari  III  (811—783  y.  Chr.),  Enkel  Salmanassar's  II. 

24.  In  Eala^-Nimrüd  steht  noch  im  Südwesten  des  Trümmerhügels  —  anf 
der  Stätte  des  Tempels,  der  im  Auftrage  der  Sammaramat,  der  historischen 
Semiramis,  als  Gemahlin  des  Assyrien  und  Babylonien  zugleich  beherrschenden 
Adad-nirari  III,  für  den  im  Jahre  787  neu  eingeführten  Kult  des  Nebo 
erbaut  wurde')  —  in  situ  eine  der  Statuen  dieses  Gottes,  während  die  übrigen 
gleichartigen*),  teils  beschriebenen"),  teils  schriftlosen  Exemplare^)  sich  im  Bri- 
tischen Musexmi  befinden.  Figur  21  und  Tafel  V  geben  Vor-  und  Bückansicht 
der  halb  aus  der  Erde  hervorragenden  Statue  wieder  (Zeichnungen  von  Lucy  du 
Bois-Reymond  nach  meinen  am  l./V.  1899  genommenen  Aufnahmen). 

d)  Salnittnassar  III  (765—755). 

*2b.  Fragmente  vom  unteren  Teile  rechts  eines  20  cm  dicken  schwarz- 
grauen, harten,  dioritischen  Schriftsteins  {Siele)  Ar-gis-tu^-u)  Ar gistis  nennend, 
bei  einem  Altertumshändler  in  Mosul  gesehen  und  während  meines  zweiten 
dortigen  Aufenthalts  von  mir  erworben.  Jetzt  im  Besitz  der  Königlichen  Museen. 
Berlin  V.  A.  3295. 

Die  vorderasiatische  Abteilung  hat  sich  die  Pnblication  im  Zusammenhang 
mit  anderen  historischen  Texten  vorbehalten,  so  daß  ich  nur  das  zur  historischen 
Bestimmung  und  Verwertung  Unerläßliche  mitteilen  kann.  Doch  ist  mir  dankens- 
werter Weise  gestattet  worden,  eine  Autotypie,  die  ich  schon  vor  der  Ver- 
äußerung nach  meinem  Abklatsch  hatte  anfertigen  lassen,  zu  veröffentlichen 
(Fig  22).  Diese  Beproduction  kann  und  soll  nur  einen  ungefähren  Begriff  des 
Textes  geben.     Dem  Original  läßt  sich  erheblich  mehr  abgewinnen. 

Teile  von  17  Zeilen.  Darunter  geglätteter  unbeschriebener  Raum.  Rückseite 
hier  unbeschrieben,  im  fehlenden  Oberteil  Beschriftung  denkbar. 

Die  äußerst  feinen,  ungewöhnlich  kleinen  „neuassyrischen^  Zeichen  sind 
mit  sehr  großer  Sorgfalt  in  das  ungemein  harte  Gestein  eingegraben.  Die 
äußeren  Grenzlinien  der  Keilköpfe  sind  nicht  rein  geradlinig,  sondern  etwas  im 

Winkel  ausgeprägt.     Die  Zeichen  y|  und  ^jj  erscheinen   regelmäßig  in   der  ab- 
weichenden Form  y|  und  ^f][ ;  beides  Merkmale  einer  gewissen  Altertümlichkeit. 

Danach  wird  für  "*Är'gÜ-tu{-u)  eher  an  Argistis'  I  als  an  Sanherib's  Zeit- 
genossen Argistis'  II  zu  denken  sein.  Das  wird  durch  die  Nennung  von 
^Sam^i'ilu  {Samaä-ilu)  bestätigt.  Dieser  kann,  da  die  assyrischen  Königsinschriften 
in  der  Nennung  von  Personen  außer  dem  König  äußerst  sparsam  sind,  nur  eine 
hervorragende  Persönlichkeit  gewesen  sein.    Das  trifft    durchaus   und  allein  zu 


1)  S.  „die  historische  Semiramis  und  Herodof*  Klio  I  256—281. 

2)  G.  Smith,  Assyrian  Discoyeries  p.  576. 

3)  Gate   Reproduktion   einer   derselben   bei  Hommel,   Geschichte  Babyloniens   und  Assyri^is 
8.  629. 

4)  Über  deren  Anzahl  s.  Klio  I  259  f.  Anm.  3. 

46 


Figur  22, 

anf  einen  SamaPi-ilu,  den  Zeitgenossen  Argistis  1,  den  Eponymen  der  Jabre 
780/79,  770/69,  752/1,  der  nach  der  Verwaltungsliste  diese  ganze  Zeit  über 
ohne  ersichtliche  Unterbrechnng,  also  mindestens  2S  Jahre  lang,  Höcbstkomman- 
dierender  der  assyrischen  Truppen  (luriun)  gewesen  ist. 

Das  erste  Eponymat  fällt  anter  König  SalmanassaT's  111,  das  zweite 
unter  Assnrdan,  der  nicht  gegen  Urartu  kämpfte,  das  dritte  nater  Assnr- 
nirari,  den  Gegner  von  Argistis' I  Sohne  Sardnr  111.  In  das  erste  Eponymat 
aber  fällt  der  zweite  von  den  sechs  Feldzügen  gegen  Urartu,  die  die  Verwal- 
tnugsliste  nnter  Salmanassar  III  verzeichnet.  An  allen  wird  ^amgi-ilu 
neben  dem  König  oder  allein  beteiligt  gewesen  sein. 

Unser  Text  berichtet  von  kriegerischen  Verwickelungen  und  verlostreichen 
Kämpfen. 

46 


MATERIALIEN   ZUR  ÄLTEREN   GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  47 

.  .  .  '[fwa-fta-^t  ^äamsi'ili  idlu  Id  .  .  .  ^Jyir-ta  eli  mu-ttr-ni-is-ki-iu  rapsu-te  a-di?  näru  .  .  . 
*  .  um-ma  ^Ar-gis-tu  ina  ki-bit-ka  ma-bar. 

.  .  .  *  die  Stadt.  S  a  m  s  i  -  i  1  i ,  der  Held  nicht ...  *  gegen  seine  zahlreichen  Reiter  ...'*... 
Argistis  auf  Dein  Geheiß. 

Weitere  Auszüge: 

**  .  .  .  mu-tu  ü'ku-pat  kit-har-iu-um-ma  da-'-mat,  lies  müiu  itkupat  (nakdpu  3  pers.  sing.  fem. 
Permans.   I  2)   kitbartumma   (llp,  bisher   unbelegtcs  ÄJLxÄd,    synonym  mit  käbru  „Grab")   da'nint 

„der  Tod  ist  losgebrochen  und  finster  dräut  (würtl.  ist)  das  Grab". 

Also  gehobener  Stil  mit  metrischer  oder  doch  rhythmischer  Sprache,  wie 
so  oft  auch  in  historischen  Texten^). 

^^{^Arygii'iU'U  BADt^-  (=  pagre)  ku-ra-di-m  .  -ma  t7-[ji;i]  ^^ .  p'-  su  .P'-  m-nu  i^-hat 
„Argistis  die  Leichen  seiner"  (wessen?)  „Krieger  .  .  .   und  nahm  er  **sein  .  ,    ihre  .  .  fing 
(faßte)  er«. 

Der  Vorgang  hat  diplomatische  Erörterungen  im  Gefolge  gehabt,  denn  in 
Z.  12  steht  deutlich  ki-hi  um-ma  „[Zu  N.  N.]  sprich  also",  der  gewöhnliche  An- 
fang der  den  Gesandten  als  Instruction  und  Legitimation  mitgegebenen  Schreiben 
auf  Ton «). 

Als  Provenienz  des  Fragments  wurde  bei  der  Erwerbung  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit Dehok  ermittelt,  wozu  die  s.  Z.  von  Einheimischen  und  neuerdings 
von  amerikanischen  Missionaren  berichtete  Tatsache  stimmen  würde,  daß  in  der 
Gegend  von  Dehok  mindestens  ein  weiteres  Fragment  gleichen  Materials  und 
ähnlicher  Schrift,  aber  ganz  anderer  Gestalt  wie  das  unsrige  und  folglich  nicht 
mit  ihm  identisch  gesehen  worden  sei. 

In  dem  von  der  Route  Elkosch-Peschchabur  östlich  nach  Dehok  verlaufenden 
Seitentale  —  dem  letzten  verteidigungsfähigen  D6fil6  nordwärts  von  Niniveh 
gegen  Einfälle  von  Van  auf  der  Route  Neri-Djulamerk-Dehok  — ,  liegt  etwas 
talaufwärts  von  Maltaiya  (s.  u.)  ein  großer  Teil,  die  Ruine  eines  assyrischen 
Sperrforts,  der  als  Fundort  in  erster  Linie  in  Betracht  kommt.  Trugen  sich 
die  Kämpfe  zwischen  Salmanassar  III  und  Argistis  I  in  dieser  Nachbarschaft  zu, 
so  war  Niniveh  ernstlich  bedroht  und  Assyrien  in  seiner  Existenz  gefährdet. 

Für  Argistis*  I  Regierung  gewinnen  wir  durch  den  Text,  wie  andernorts 
näher  darzulegen  ^),  eine  etwas  nähere  Bestimmung  (ca.  785 — 765),  als  sie  bisher 
erreichbar  war. 


1)  Zimmern,  Zeitschr.  f.  Assyr.  VIII  S.  123. 

2)  Ob  am  Anfang  von  Z.  4  um-ma  „also"  heißt  und  somit  der  gleiche  Fall  vorläge  oder 
ob  die  Silben  mit  dem  Vorhergehenden  zu  einem  Wertkomplex  gehören,  wie  in  Z.  8  hit-bar-tu-um-ma 
ist  nicht  sicher  zu  entscheiden.  Ersteres  ist  jedoch,  da  eine  Anrede  in  der  zweiten  Person  folgt, 
ina  kibitka  „auf  deinen  Befehl",  das  Wahrscheinlichere. 

3)  Klio  VII. 


47 


C.   F.    LEHU&NN-BA.DPT, 


IV.    Sargoniden. 


*36.  Wohlerhaltener  Ziegel  aas  iLellgelbem  TKon,  36  qcm  OberSSclie,  12  cm 
dick,  aaf  der  Stätte  von  Dfir-Sarrokm  (Chorsabäd)  von  mir  April  1899  erworben, 
mit  dreizeiliger,  in  dieser  Fassung  bisher  nnbekanoter,  16  cm  langer  and  6  cm 
hoher  Inschrift  (Fig.  23  nach  Abklatsch),  jetzt  Eigentum  der  Kgl.  Museen  in 
Berlin  (V.  A.  3212). 


Figur  28. 

1  E-ial  «^ami-itinu 

2  iaknu  (■Iu)£eJ  (n)iii(MM[?)  ■)  MSur 

3  Anru  dan-nu  iar  kiiiati  »ar  mat  A\iitir\ 

1  „Palast  Sargons, 

2  „dea  Priesters  des  Bei,  des  Stattbalters,  des  Assar, 

3  „des  mftchUgen  EfiDigs,  Konica  der  „Welt,  Königs  von  Assur". 


H&TERIALIEK    ZUR   Xr.TEREK    OESCniCnTE   ARUKNIEKS   VND   UlSOPOTAlIteHS.  49 


37.  Backsteinfragment,  gleicher  Provenienz  und  Erwerbung,  die  bekannte 
fUnfzeilige  sumerische  Inschrift  Sargon's')  in  wenig  deutlicher  Aasfuhrnng 
tragend. 

Die  in  Fig.  24  wiedergegebene  Aufnahme  nach  dem  Original  ist  ver- 
hältnismäßig klar  ausgefallen. 

38.  Ein  weiteres  Exemplar  derselben  Inschrift  (Fig.  26)  im  IHuseam  zu 
Tiflis,  8.  Zeitschr.  f.  Assyriol.  XIII  (1898)  S.  309.    Wie  die  zahlreichen  in  Tiflis 


Figur  25. 

außerhalb  des  Museums  angetroffenen  Fälschungen  -)  meaopotamisch-babylonischer 
Fabrik,  so  wird  auch  dieses  echte  Stück  von  Kerbela-Pilgern  heimgebracht  sein. 
Z.  2  beginnt  sicher  mit  •^t]'|:  wu  iin-ilii,  wie  bisher  schon  angenommen,  aber 
nicht  allerseits  als  sicher  betrachtet  wurde. 

b)  Sanherlb. 
29.    Ziegel,  im  Besitz  des  Mndir  der  Senia  (der  Verwaltung  der  Sultansgüter) 
zu  Gwär,    auf  dem    linken    Zabufer,    gegenüber   der  Ngub-Tunnel-Anlage   (s.  u. 
No.  33).     In   Mosul,   wohin    ihn   der   Chef  der    Senia  für    mich  kommen  ließ, 
copiert  und  abgeklatscht*)  (Fig.  26). 


1)  t'l>er  die  bisher  lickannten  Exemplare  der  InsrUrift,  einer  Anzalil  (nacli  Winckler  4  ganze 
tmd  Fragmente  von  zweien)  im  Britischen  Museum  und  Ü  im  Louvre,  vergleiche  Jensen,  Zeitschr. 
f.  Assyr.  II  213  f.;  Amiaud  ebd.  346  j  Lebmann  ebd.  450  f.  Herausgegeben  ist  die  Inschrift  bei 
hajard,  Texts  fol  82  D ;  A.  de  Longpt'rier,  Notice  des  antiquit<^s  assyricnnea  etc.  au  Lonvre,  3.  £d. 
Paris  1S54    No.  3Ö  ä  42 ;  7.v.\eW.t  von  Winckler,  Keilscbrifttexte  Sargon's,  1  8.  193 ;  II  Tafel  4!1  No.  G 

2)  Zeitschr.  f.  Ass.  a.  a.  0.  und  Mitteil.  d.  Gcogr,  Ges.  in  Hamburg  XV  (1899)  S.  189. 

3)  Berl.  Sit/ungsber-  1900  S,  628  sub  13-  Verbandl.  Berl,  antbrop.  Ges.  1900  S.  445;  617; 
1901  8.  324  f. 

IbhdltB.  a.  I[.  Gm.  i    WiH.  in  OitllKGen     Pbll.-hltt    Kl.   K.  F.  Banil  «.i.  7 

49 


60  C.    F.    LEHUANN<nAi;PT, 

1  „iluSia-a^e-irba  sar  kiHali  iar  (mät)AmuT 

2  dÜTti  u  iial-liu(-»?)  ia  alt  KAK  7.1 

3  pa-na-a  \ti-i\i'\  v,-itrpii. 

I  „Senbcrib,  KCnif;  der  Welt,  KöDiß  von  AgByricn, 
'1  hat  Mauer  and  Außenmauer  der  Stadt  KAK,  ZI, 
'^  die  frl'ihcre  (=  wie  früher),  neu  erbauen  lasBcn". 

Damit  ist  ein  besseres ,  erst  die  historische  Würdigung  ermüglichendes 
Exemplar  der  Inschrift  I  R  7  snbH:  „Inecription  on  brichs  from  Shamamak  *), 
Hazeh  S.  W,  of  Arbela"  gewonnen. 


Figur  2«. 

Wahrscheinlichste  Pruvenienz  unseres  Exemplars:  diT  bedeutende,  auf  der 
Route  (iwär-Arbela  von  uns  besachte  asayrische  „Teil  Gasyr"  (Kasr),  daraus 
„Hazeh"  oiienbar  verstümmelt').  Der  Backstein  sichert  die  Lage  des  Feldlagers 
von  KAK.  ZI,  von  welchem  aus  Assurnasirabal  III  (Annalen  Col,  1  ü^  f.)  u.  A. 
drei  „Feldziige"  (in  Wahrheit  kleine  Razzia's''))  gegen  den  Scheich  Nfir-Adad 
von  Dagara  (in  den  Arbela  benachbarten  Bergdistricten)  onternahm. 

*30.  Backstein,  damals  im  Besitze  des  Üavnd-Effendi,  Mosul,  mit  dreizeiliger 
Inschrift  (Fig.  27  nach  Abklatsch). 

1  <"{ii\t)  Sin-a^e-irba  iarra  rabä{-u)  garru  dannu  iur  kirMli 

2  iar  (moD-iägur  düru  u(i')  dal-^u-u  ia  ali  Bar-£[ip] 
H  ti-iii  u-ie-pii-ma  u-iakkir  ltur-\ia-Hii]. 

1  Sunhcrih,  der  gto&t:  Künig,  der  nächtige  König,  der  König  der  Welt, 
'2  der  Künig  von  AKsiir,  hat  Mauer  und  Wall  von  Itorsippa 
3  neu  crhauen  lassen  und  waldgi^birgglcicli  crhJiht. 

1)  Im  Inhaltsverzeichnis  statt  dessen;  Sketnamrk. 

2)  S.  Layard,  Niuivch  and  Itatiylon  p.  223  ff.  und  vgl.  Ilommel,  Ueschichtc  Uabylonicns  und 
AsBjrienB  S.  5C.')  Anm.,  Streck  ZA.  XV  (llMM))  S.  2fi8.  hajard  hericlitct  filier  den  ,Kasr  of  Sho- 
mamok" :  „Tlic  mound  ib  botli  largc  and  lofty  and  is  surrounded  by  the  remains  of  an  eartlien 
embankraent.  It  is  dividcd  aliuoBt  into  twn  equal  jiarts  by  a  ravine  or  watercourse,  where  an  ascent 
probably  once  Icd  from  tlie  plain  to  the  edilice  on  tlie  summit  of  the  pktform  .  .  .  Awad  had 
opencd  several  deu|i  trenchca  und  tunncls  in  the  mound  and  had  discovcred  Chambers  with  walls 
of  piain  sundriod  brickti,  others  punelled  round  tbc  Iower  pari  vith  slatB  of  reddiBh  limcBtono 
about  a\..  or  4  fcct  liißli  He  had  also  fouud  inscribcd  brirks,  with  inscriptions  declaring  that 
Sennachprib  had  licre  Imilt  a  city  or  rathor  palace,  for  tlic  name  of  which  written  fc.|-  *~'0T, 
KAK.  '/jV.  I  caniiot  BUggcst  a  rcading. 

3)  Von  l'ciBtT,  KdliuBchriftl.  Itibl.  I  77'*),  mit  Unrecht  beanstandete  Nachricht. 

50 


MATl-Utl ALIEN    ZUU   Xl.TKRli^N    aESCHICBTK   ARHENIBN'S   UND   HESOPOTAHIBNS.  51 

Daß  Sanherib,  der  Zerstörer  Babylons,  Borsippa  befestigt  hat,  ist  m.  W, 
neu  und  eröffnet  einen  intere.«8anten  Einblick  in  die  Politik  des  Königs  der 
Provinz  Babylonien  gegenüber.  Borsippa  sollte  offenbar  als  deren  Hauptstadt 
an  Babylons  Stelle  treten ,  nnd  in  Borsippa  wird  Assarhaddon  als  Statthalter 
von  Babylonien  residiert  haben. 


Kigur|'27. 

31.  33.  Zwei  Backsteine  mit  sechszciliger  gleichlautender  Inschrift,  identisch 
mit  I  R  7  No.  VIII  C  aus  Tarbis. 

a)  41  qcm,  jetzt  Eigentum  der  Kgl.  Museen  (V.  A.  3215),  Inschrift  (Fig.  28 
nach  Abklatsch)  24  cm  breit,  21  cm  hoch. 


Figur  2e.' 
b)  41x42  cm,   Inschrift  (Fig.  29  nach   dem  im  Besitz  der  Expedition  be- 
findlichen Original)  18  cm  hoch,  22  cm  breit. 

7* 

51 


C.    P.    LKHM  ANN-HAUPT, 


c)  Aaiarbaddon. 

SS.  Assyrische  Felsüchrift  vom  „Ngüb"  -  Tannel,  jetzt  Berliner  Museum 
V.  A.  3315.  Dieselnschrift  warde  von  Layard  hei  den  Ansgrahangen  in  Nimrnd 
entdeckt')  und  veröffentlicht'),  ohne  daß  viel  daraas  zu  machen  war.  Man 
schwankte  sogar  bezuglich  des  Königs,  von  dem  sie  herrühre.  Über  ihren 
Verbleib  war  nichts  bekannt;  die  Annahme,  daß  sie  in  London  sei'),  war  irrig. 
Erst  Fr.  V.  Scheil  hat,  nachdem  er  die  Inschrift  1894  bei  den  französischen 
Dominikanern  in  Mosul  gesehen  hatte,  die  Aufmerksamkeit  wieder  auf  sie  ge- 
richtet. Bei  den  Dominikanern  in  Mosul,  von  denen  mir  der  Stein  bei  meinem 
zweiten  Aufenthalt  in  Mosul  höchst  dankenswerter  Weise  überwiesen  warde, 
habe  ich  den  Abklatsch  (Fig.  30)  genommen,  ehe  er,  da  er  sich  für  den  ohnehin 
für  mich  mit  großen  Schwierigkeiten  verknüpften  Transport  za  schwer  erwies, 
in  zwei  Teile  geteilt  wurde. 

Scheil's  VerÖffentlichang  *)  hatte  bereits  gezeigt,  daß  der  unvollständig  er- 
haltene Text  von  Assarhaddon  herrührt  und  sich  auf  die  ilestauratton  eines 
von  Assurna^irabal   III   geschaffenen   Kanals   bezieht ,    der    mittels    eines 


1)  Siehe  Niniveb  aod  its  remains  1  8U,  It  l!>9;   ferner    vergl.  Niniveh  and  Babylon  til6  An- 
merkung §,  wo  der  wesentliche  Inhalt  richtig  angegeben  ifil. 

2)  Cuneiform  Teits  pl.  3.5. 

3}  Bei  Bezold,  Babyl.-asgyi.  Litteratar  S.  107  gub  n. 

i)  iteoueü  XVII  (1895)  p.  Ö1-83. 

52 


HATEItlALlKH   ZUK   ilLTKREN    ÜESCHICHTE   AIUIKNIUNS   UKD   UBSOPOTAUIENS. 


Figur  30. 
ttinnelartigen    DarchstichB    vom    großen    Zab    nach    Kalach-Nimmd    zur    Bu- 
wäBserung  dieser  Stadt  geleitet  wurde. 

Unsere  Inspektion  an  Ort  und  Stelle  ergab,  daß  diese  Restauration  auf 
eine  Veränderung  des  Dnrchstichs  hinauslief. 

Der  alte  von  Assurnasirabal  III  angelegte  Durchstich  war  verstopft,  und 
es  handelte  sich  darum,  einen  neuen  Anfangsgang  fiir  den  Kanal  durch  die 
Felsen  zu  schlagen.  Dieser  neue  Tunnel  ist  noch  vorhanden  und  führt  den 
Namen  I^'yüh  („Tunnel").  Dagegen  ist  der  Kanal  selbst  durch  Aufschwemmung 
versiegt:  das  Wasser  im  Tunnel  stagnirt.  Tafel  VI  zeigt  die  Gesammt-Anlage 
des  Tunnels  nach  einer  mühevollen  Aufnahme,  die  ich,  knietief  in  das  Wasser 
des  Tunnels  hineinwatend  und  den  äußersten  Ausgang  hinter  mir  lassend,  er- 
langte. Im  Hintergrunde  schimmert  noch  das  Wasser  des  großen  Zab  hindurch. 
Es  wird  durch  2  Felsschranken  mit  je  drei  brückenbogenartigen  ()ffnnngen  hin- 
durch geführt.  Diese  Schranken  entstehen  dadurch,  daß  in  den  im  Übrigen 
nach  oben  geschlossenen  Tunnel  von  oben  Lichtschächte  eingelassen  wurden, 
die  wohl  eine  bessere  Reguliernng  des  Durchlasses  ermöglichen  sollten.  Auf 
der  vorderen  Schranke  hatte  sich  während  der  Aufnahme  einer  der  Bewohner 
des  benachbarten  Dorfes  niedergelassen.  Das  Gestein,  ein  Conglomerat  (Audesit?), 
war  an  sich  nicht  schwer  zu  bearbeiten.  Dagegen  erforderte  die  Scfaonung  und 
äichemng  dessen,  was  stehen  bleiben  sollte,  technische  Fertigkeit  and  Vorsicht. 

53 


M  C.   F.    LKUUAKN-HAUl-T, 

Der  alte  Dnrchutich  AssnmaHirabRls  ist  noch  deutlich  vorhanden.  Mun  muß 
ihn  sich  auf  dem  Bilde  ziemlich  direkt  rechte  von  meinem  Standort  denken. 
Hier  gehen  vom  FlnBse  ane  senkrecht  zar  Flußrichtnng  und  beim  damaligen 
Stande  des  großen  Zab  (1.  April  1899)  nur  wenig  über  den  Wasserspiegel 
emporragend  ein  oder  mehrere  Durchstiche  in  das  Ufergebirge,  die  das  Wasser 
nngeführ  dahin  führen,  wo  jetzt  der  Ausgang  des  Tunnels,  also  der  Beginn 
des  eigentlichen  Kanals  ist.  Man  kann  am  Ufer  zu  der  Stelle  des  alten  Aus- 
gangs gelangen;  die  Durfbewohner  wußten  auch  von  einer  unter  dem  Wasser 
(noch?)  vorhandenen  Inschrift  zu  erzählen.  Es  wäre  der  Mühe  wert,  dort  bei 
niedrigem  Wasserstand  nach  der  für  die  ursprüngliche  Anlage  zu  erwartenden 
Inschrift  Ässama^irabars  III  zu  forschen. 

Auch  vom  gegenüberliegenden  Ufer  bei  Grwär  läßt  sich  der  alte  Tunnel- 
eingang  genau  erkennen. 

Die  Fehler  der  alten  Anlage  waren:  die  zu  große  Kürze  des  Durchstichs 
und  seine  Richtung  direkt  senkrecht  zum  Flußbett  sowie  die  zu  geringe  Er- 
hebung des  oberen  Teils  der  Durchlässe  über  den  Wasserspiegel.  Durch  all 
das  wurde  einer  Verschlammung  und  Verstopfung  vorgearbeitet. 

In  der  neuen  Anlage  waren  diese  Fehler  vermieden.  Im  spitzen  Winkel 
wurde  des  Wasser  durch  einen  hochgewölbten  Tunnel  resp.  Schrankendurchlaß 
von  genügender  Hohe  sehr  allmählich  ans  dem  Flusse  dem  eigentlichen  Kanal- 
laufe zugeführt. 

d)  AsanrbanibKl. 

*84.  Schwarzes  Steinfragment,  in  Mosul  erworben  (Fig.  31  nach  dem  Ori- 
ginal), mit  Kesten  aus  der  Mitte  von  8  Zeilen:  Stück  aus  einer  Schilderung  der 
arabischen  Feldzüge  Assurbanabal's  (Marsch  durch  die  Wüste)  der  Annalen- 
Redaction  des  Cylindera  A  und  des  Cylinders  R". 


Figur  31. 
54 


)IA.TERIAIJBN    ZUR   XLTEREK    QE6CHICHTB   ARMENIKNS   DND   ICESOFOTAHIENS.  55 

Ich  trauBscribire  den  Text  anter  Ergänztmg  nur  der  z.  T,  erbalteneii  Worte 
nnd  füge  rechts  die  Zeilennnmmer  des  Kassam-Cyliodera,  links  die  des  bis  anf 
eine  graphische  Variante  mit  ihr  wörtlich  übereinstimmenden  Cylindera  A  hinzu. 
fCyl.  A  VIII  Z.  69,70)  l  {.i-W-in-ii-]«  uä-t[e-es-ie-ra]  (V  R  Col.  YIII  Z,  78) 
(Kbd.  Z.  7G)  2  le-]U-il-ti-hu  sal-[mü]  (Kbd.  Z.  86) 

(Z.  79)  3  [na-r]am  (ilu)Ii-tar  belü  Xmu[a]  (Z.  92) 
(Z.  81)  4  [U-aia-ti-Y  sar  mal  A-ri-b[i]  (Z.  93) 
(Z.  90)  5  [e]H  gu-ub-ba-ni  >)  ia  m[e]  (Z.  102) 
(Z.  91)  C  [ana]  vias-ti-ti-su-uu  ilf-p(b)u-ma  (Z.  104) 
(Z.  92)  7  [fu-um-me]-e  a-mr  kail-kat-lt]  (Z,  106) 
(Z.  94)  8  [ra-u-]ku  (Z.  1Ü8). 
*35.    Linke   obere  Ecke  einer  Kalksteinplatte   mit  Weih-Inschrift  Assur- 
banabal's  an  den  Kriegsgott  Ninib  nach  seinem  Siege   über  Teumman  von  Elam 
verfaßt,  von  mir  in  Nimrnd  aufgelesen  und  in  meinem  Besitz  (Fig.  32  nach  dem 
Original). 


Figur  32. 
Tranaskription  und  Übersetzung  (nur   so  weit  ganze  Wörter  sich   sichern 
lassen). 

A-na  (ili)Nit^-Hi] 
«■  •'«AÜHT-ban-abK 
sakkanak  .     .     . 
rabitH-li)  .     .     . 
kakkadu  -Te-um[-ma}t] 
.  ["''J^um-fnan  . 


56  C.   F.   LEHMANN-HAUPT, 

Dem  Gotte  Ninib, 
Assurbanabal, 
Statthalter  .  .  . 
der  großen  .  .  . 
5  den  Kopf  des  Teum[man] 
.  [Te]umman 
[Tejumman. 


V.    Assyrisches  unsicherer  Zuweisung. 

a)  Weitere  Frainnente  tod  BabIL 

In  Babil  bei  Djezireh  fanden  sich  außer  den  oben  (S.  19  ff.)  behandelten  Frag- 
menten der  colossalen  Stele  Assurnasirabals  III,  wie  dort  bereits  erwähnt,  noch 
andere  und  zwar  mindestens  drei  weitere  Fragmente.     Zunächst 

*36.  „Fragment  IV".  Stück  einer  auf  mindestens  drei  Seiten  (a)  Vorder- 
seite, b)  eine  Schmalseite,  c)  Rückseite)  beschriebenen  Stele  mit  Königsbild, 
also  mit  der  nur  vorderseitig  beschriebenen  Stele  Assurnasirabals  III  keinen- 
falls  identisch. 

a)  Rest  der  Vorderseite:   Teil  der  Keule,    die  im   erhobenen  rechten  Arm 

des  Königs  gehalten  wurde  und  Spuren  von  drei  Zeilen.    In  der  ersten  >->^  yy  (?) 

=  Hu  Za['ma-ma]. 

b)  Spuren  (je  3—4  Zeichen)  einer  Anzahl  Zeilen. 

c)  Reste  von  25  Zeilen,  und  zwar  von  deren  Anfängen  im  oberen  Teile  der 
Stele,  wie  die  Rundung  des  Randes  erkennen  läßt.  In  Zeile  1  Nn-i-[ri?]:  Z.  12 
(sadu)Ni'hur. 

Die  Stele  war  an  dieser  Stelle  33  cm  dick. 

*37.     Fragment  V  auf  zwei  an  einander  stoßenden  Seiten  beschrieben. 

a)  Reste  von  19  Zeilen  einer  Schmalseite.    In  Z.  8  {mat)Kir'[ii]  sa  bi-ta-ni, 

b)  Geringe  Spuren  von  11  Zeilen  einer  Breitseite. 

Dicke  der  Stele  hier  29  cm.  Schwerlich  zur  Stele  Assurnasirabals  gehörig, 
da  Beschreibung  von  Schmalseiten  bisher  nur  auf  vorder-  und  rückseitig  be- 
schriebenen Stelen  belegt. 

*S8.  Fragment  VI.  Dreiseitig  beschrieben  und  somit  jedenfalls  nicht  zur 
Stele  Assurnasirabals  gehörig. 

An  der  Supnatquelle  waren  vor  Assurnasirabal  III  nach  dessen  Worten  auf- 
gestellt Bildnisse  eines  Tiglatpileser  und  von  Tuklat-Ninib  II,  AssurnasirabaPs  ITI 
Vater.  Ist  unsere  Identification  der  Supuatcjuelle  mit  der  bei  Babil  richtig,  woran 
kaum  zu  zweifeln  ist,  so  müssen  die  sicher  nicht  zur  Stele  Assurnasirabals  ge- 
hörigen Fragmente  von  diesen  älteren  Stelen  herrühren.  —  Die  Nennung  geo- 
graphischer Namen  (Natri,  Gebirge  Nihur  ^.Kirbi  unseres  Hauses"),  die  in  den 
benachbarten  Norden  gehcJren,  ist  an  dieser  Stelle  bei  allen  Herrschern  in  glei- 
cher Weise  zu  erwarten  und  bildet  kein  unterscheidendes  Merkmal. 

5B 


MATERIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  57 

b)  Die  Skalptaren  tob  Maltalya^). 

39 — 42.  Über  die  Lage  dieser  Skulpturen  in  dem  nach  Dehok  von  der  Route 
Elkosch-Peschchabür  ostwärts  führenden  Seitentale  (s.  o.  S.  47)  habe  ich  Näheres 
an  anderer  Stelle  angegeben ').  Daß  sie  bisher  nur  ungenügend  bekannt  waren, 
ist  vielfach  beklagt  worden.  Die  auf  Zeichnungen  beruhenden  Reproduktionen 
bei  Place  (pl.  45)  und  bei  Layard^)  stehen  mit  einander  verschiedentlich  im 
Widerspruch,  und  eine  photographische  Aufnahme  erschien  dringend  geboten, 
wie  das  zuletzt  v.  Luschan  in  den  „Ausgrabungen  in  Sendschirli"  I  S.  23  betont  hat. 

Das  Photographieren  war  mit  besonderen  Schwierigkeiten  verknüpft.  Die 
Skulpturen  befinden  sich  hoch  oben  an  der  Felswand:  Dauer  des  Aufstiegs  vom 
Talboden  aus  etwa  25  Min.  Nur  ein  äußerst  schmaler  Felsabsatz  ist  vor  den 
Skulpturen  stehen  geblieben. 

Da  es  sich  in  der  viermal  wiederholten  Darstellung  um  eine  lange  Reihe 
von  nahezu  lebensgroßen  Figuren  handelt  und  die  Aufnahme  je  eine  ganze 
Gruppe  umfassen  sollte,  so  mußten  alle  möglichen  Kunstgriffe  angewendet 
werden ,   um    sie   der  Höhe  und  Länge  nach  richtig  in  den  Focus  zu  bekommen. 

Um  die  in  sehr  niedrigem  Relief  gearbeiteten  Figuren  bei  ungünstiger  Be- 
leuchtung einigermaßen  aus  dem  Gestein  hervortreten  zu  lassen,  mußte  ich  sie 
während  der  Aufnahmen  feucht  erhalten ,  wobei  mich  die  Mitglieder  meiner 
Cavallerie-Escorte  eifrig  unterstützten. 

Dargestellt  sind  jedesmal:  eine  stehende  männliche  Gestalt,  offenbar  der 
königliche  Besteller  der  Skulpturen,  rechts  gewandt;  ihm  entgegenschreitend 
sieben  Göttergestalten  links  gewandt,  die  zweite  auf  einem  Throne  sitzend, 
sämmtlich  von  Tieren  getragen.  Hinter  ihnen  den  Zug  beschließend  eine  mit 
der  erstgenannten  anscheinend  identische  männliche  Gestalt  links  gewandt. 

Zu  den  vier  Wiederholungen  ist  im  Einzelnen  Folgendes  zu  bemerken: 

39.  Die  am  Weitesten  nach  links  (für  den  Beschauer  —  geographisch  ge- 
sprochen: am  weitesten  thalauf,  nach  Dehok  zu)  angebrachte  Gruppe  (Fig.  33) 
zeigt  zwischen  der  dritten  und  der  vierten  Göttergestalt  die  viereckige  Öffnung 
einer  kleinen  Felsenkammer,  deren  Zweck  nicht  weiter  ersichtlich  ist  und  die 
auch  an  ihren  Wänden  keine  Inschrift  trägt.  Möglicherweise  war  sie  früher 
mit  einer  Stein-  oder  Metallplatte  verschlossen,  die  eine  Inschrift  des  Urhebers 
der  ganzen  Anlage  trug. 

40.  Die  zweite  Gruppe  von  links  ist  am  deutlichsten  erhalten  und  in  der 
Aufnahme  (Tafel  VII)  verhältnismäßig  am  Besten  herausgekommen. 

41.  Für  die  dritte  Gruppe  fehlt  es  mir  zur  Zeit  an  einer  für  die  Repro- 
duktion tauglichen  Aufnahme. 

42.  Die  vierte  Gruppe  befindet  sich  abseits  von  der  Gesammtreihe  1 — 3, 
etwa  100  m  weiter  nach  rechts,   talab.     Sie   ist  von  den  Hauptskulpturen  nicht 


1)  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1899  S.  591  f. 

2)  Niniveh  and  its  remains  I  203. 

Abhanillangen  d.  K.  Ge«.  d.  Wise.  zu  Göttlngren     Pliilolog.-histor.  Kl    N.  F.  Band  9.s.  8 

57 


zu  erblicken  und  nur  auf  schmalem  halsbrecherischem  Wege  durch  dorniges 
Gestrüpp  zu  erreichen,  Es  ist  erklärlich,  daß  diese  vierte  Grnppe  Place,  der 
nar  drei  wiedergibt,  entgangen  ist.  Layard  dagegen  ist  sie,  wie  mir,  von 
kundigen  Anwohnern  gezeigt  worden  (Fig.  34). 

Es  wäre  sehr  erwünscht,  wenn  diese,  freilich  nicht  iiberdeutlicheu  photo- 
graphischen Reiirodaktionen  dazu  helfen  könnten,  den  Stilcharakter  und  die 
Zeit  dieser  Skulpturen  etwas  näher  zu  bestimmen. 

Daß  die  babylonisch-assyrischen  Gottheiten  in  Tiergostalt  vorgestellt  werden 
und  daß  dem  anthropomorpben  Götterbilde  sein  „Tier" ,  d.  h.  ein  ans  Bestand- 
teilen verschiedener  Tiere  zusammengesetztes  Mischwesen  beigesellt  werden 
konnte  und  wurde,  ist  bekannt.  Die  Darstellung  von  Göttern  auf  Tieren  da- 
gegen betrachte  ich,  wie  mehrfach  betont,  seit  Langem  als  eine  Entlehnung  aas 
dem  „ che ti tischen-  Westen. 

Die  Skulpturen  von  Maltaiya  zeigen,  wie  namentlich  bei  einer  Ver- 
größerung dni'di  Projektion  hervortritt,  mehrfach  hethitisirende  Züge.    Anderer- 


UATEIUAIJEN    zur*    ÄI.TMES    OhlSCIllCIlTK   AliMKNTKNS    rsi)     MESOPOTAMiCNS. 


Figur  34. 
seits  ist  die  Figur  des  Stehenden  doch  wohl  deutlich  als  assyrischer  König  chai'ak- 
teriaiert. 

c>  Einzeln  ei, 

*43.  Gelblich  weisser,  rot  geäderter  Kiesel  {Fig.  35)  mit  dreizeiliger  Inschrift, 
von  der  Expedition  in  Mosnl  erworben. 

Rückseite  unbeschrieben.  Linker  und  unterer  Rand  wohl  erhalten,  rechts 
(and  möglicher  Weise  oben)  fehlt  etwas ;  doch  sind  auch  hier  die  Ränder  ver- 
hältnismäßig glatt,  so  daß  eher  ein  Abschleifen  durch  langes  Liegen  im  Wasser, 


Figur  35  ('  ,)■ 
als  ein  Abbrechen  des  zudem  rocht  harten  Gesteins  vorzuliegen  scheint.    Da  in  Zeile  2 
das  Wort  für  ^Fluß^  vorkommt,  so  ist  es  nicht  ausgeschloKScn,  daß  der  Stein   be- 
stimmt war,  als  Zauber  oder  Beschwörung  in  ein  Gewässer  geworfen  zu  werden. 

8* 
59 


(.'.    F.    1.  EEIUA 


I  '+1  '+  «  - 

T!  ©  T  «T  er  c 
ii-  .f^  Si-  < 

Da  in  Zeile  3  das  Zeichen  für  auseinander  gezerrt  ist,  so  wird  in  Z.  1 
J  —*f',  und  wohl  beido  Male,  zu  J"»^  Sifytii  (snmer.  en)  „Beschwörung"  ;tusammen- 
znziehen,  nicht  J    «-Jf-    J  (Mardnk)  ^»Jf-  ^^  (ÖamaS)  zu  lesen  sein. 

Z.  2.  3 :  nüru  aiiii  ul{pyUi '  Fluß,  dem 

jm-fur I  löse 

*H.  Sknlptur  auf  grauem  (basaltischen?)  Gestein  (Fig.  3(>  nach  dem  Ori- 
ginal), in  Charput  von  mir  erworben.     Kampfscenc.      Die  Gegner  tragen  Schilde 


Figur  36  (ca.  '/,). 

versuhiedener  Form.  Über  die  Provcnienx  war  nichts  zu  erfahren.  Doch  steht 
nach  Mitteilung  des  Geologen  Mr.  Huntington  von  der  amerikanischen  Mission 
in  Charput  das  Gestein  in  der  dortigen  Umgegend  an. 

Die  Darstellung  gehört  wohl  in  die  assyrische  Zeit,  enthält  aber,  soweit  ich 

60 


M1TER[A[JEN    ZUR   AI.TKREN    OESCHICHTli    AlUIENIENR    DND   UBSOPOTAHIENS.  61 

sehe,  nichts  im  eigentliclien  Sinne  Assyrisches,  kann  daher  wohl  ans  dem  Öst- 
lichen Klein- Asien  stammen.  Dem  widerspricht  anBcheinend  aach  die  Form 
der  Schilde  nicht:  der  links  zeigt  Anklänge  an  Eigentümlichkeiten  der  Cheta- 
Schüde  ')■ 

VI.    Assyrische  Inschriften  vorarmenischer  Könige. 

a)  Die  InHehrirtoD  der  Sardnnbarg. 

45 — 47.     Drei  Inschriften  Sardnr'e  {I),  Sohnes  des  Lutipris,  auf  den  riesigen 

Blöcken    der    dem    Vanfelsen    im    Westen    nach    dem    Vansee    zu    vorgebauten 

Sardarsbnrg  (Fig.  37)'},  die  zugleich  das  großartigste  mir  bekannte  Beispiel  tiir 


Figur  37. 
vorarmeniscben  Mauerbau    aus    großen    regelmäßig    behanenen  Steinen   darstellt. 
Die  Leiter  bildet  zugleich  durch  die  Zahl  ihrer  den  üblichen  Abstand  haltenden 
Sprossen  einen  bequemen  Maßstab. 

Die  Abbildung  veranschanlicht  zugleich  die  Stellung  der  Inschriften  {jedes- 
mal in  der  oberen  Lage  des  angefeuchteten  Teiles).  Von  den  beiden  wohlbe- 
kannten, aber  bisher  nur  ungenügend  oder  garnicht  im  Originaltext  publicierten 
Inschriften  (Sayee  I  und  2)  gebe  ich  die  eine  No.  44  (Sayce  1  slebenzeilig ,  au 
der  vom  Beschauer  linken  Ecke  der  abgebildeten  Seite  oberhalb  der  Leiter  in 
der  obersten  Lage)  in  Figur  38  nach  unserem  Abklatsche,  die  andere  No.  45 
(Sayce  No.  2  achtzeilig,   an  der  am  weitesten  nach  rechts  befindlichen  von  den 


1)  W.  Max  Müller,  Europa  und  Asien  nach  ägyptiachen  Denkmälern  S.  S18,  361. 

2)  Vgl.  die  Aufnahme  Verb.  Berl.  anthrop.  Ges.  1900  Tafel  [  No,  1 ;  doch  sind  dort  in  der  Hepro- 
dnction  die  Umrisse  und  die  Schichtung  der  einzelnen  riesigen  Blöcke  nicht  eben  deutlich  herausgekommen. 


C.    F.    LEHMAN! 


drei  auf  Figur  37  ersichtlichen   Stellen   in   der   zweiten    Steinlage   von    oben) 
nach  meiner  photographischen  Femaufnahme  in  Fig.  39  wieder. 


*47.  Dazu  gesellt  sich  (Fig.  40  nach 'unserem  Abklatsch)  in  der  Mitte  zwischen 
No.  45  and  46  in  der  dritten  Steinlage ,  and  zwar  auf  dem  dritten  riesigen 
Blocke  von  links,  eine  von  unserer  Expedition  nen  aufgefundene  nur  in  den  An- 
fängen erhaltene  Inschrift. 


Fivur  4». 
Der  Beginn  aller  drei  Inschriften  lautet  gleichmäßig: 


MATERtALIt^N    ZDR   ÄI.TEKEX    OISCBICHTE    ARMV^CIGNS    UND    HRSOf<OTAUIENS.  63 

IM  (=  tgirtu,  dupptt)  Sa  ""Sardtir  abli  "Ltt-li-ip-ri  Harri  raln-e  .... 
„Inschrift  (Botschaft)  Sardurg '),  des  groBcn  KönigB"  .... 

b)  Die  OpfernUehe  laf  dem  Tanfelseii. 
*48.  Von  Sardnr  I  rührt,  nach  dem  Schriftcharakter  und  der  Ortlichkeit 
zu  urteilen,  höchst  wahrscheinlich  auch  her  die  assyrische  Inschrift  in  einer  von 
mir  während  der  Expedition  auf  der  Südseite  des  Vanfeleens  nahe  dem  Gipfel- 
kamm entdeckten,  aus  dem  lebenden  liestein  gehauenen  NiBche,  deren  zwei  er- 
haltene Wandungen  die  eine  spärlichste ,  die  andere  (Fig.  4i)  nach  Abklatsch) 
reichliche  inschriftliche  Spuren  zeigten '). 


Figur  41. 

Ihr  Inhalt,  der  von  Opf ergaben,  u.  A.  „8  Ochsen";  „Büffeln"  spricht,  rechtfertigt 
die  Bezeichnung  als  Opfernische.     Z.  10  und  passim:  unidu  im»  kn-niii-(ui-).iu. 

c)  Die  lUBjriscIieii  Versloneii  der  beiden  cbaldUch-assjrlsehen  Blllufun. 
Der  Vollständigkeit   halber  seien  schon   hier   die  assyrischen  Versionen  der 
beiden  Bilinguen,  der  Ispuinis  -  Menuas  -  Stele    vum  Kelischfn    und   der  Stele  von 
Topzauä,  aufgeführt,  während  alles  Nähere  über  diese  Bilinguen  und  die  gegen- 
seitigen Beziehungen  der  beiden  Versionen  in  einen  anderen  Zusammenhang  gehört. 

1)  Die  Frage,  ob  dieser  Sardur  I,  Sobn  des  Lutipris,  König  von  Nalri  mit  dem  Nachfolger 
Arams  von  Urartii  und  Gegner  SalmanaGBars  II ,  Sardur  II  von  tlrariu ,  dem  Vater  des  lapuinig, 
identisch  sei  (Verh.  Berl.  anllirop.  Ges.  1«Ü4  S,  4«6),  läßt  sieh  auf  Grund  des  vorhandenen  Materials 
nicht  mit  Sicherheit  entscheiden. 

2)  Berliner  Sitxungsbcr.  lOÜO  Seite  G2G  sub  148. 

63 


ö4  C,    F.    LEHMANX-HAOPT, 

49.  Die  assyriscbe  In- 
schrift anf  der  Westseite  des 
Ärf-ä-.*^(ji,  der  blauen  {grünen')) 
Stele,  worde  von  ihrem  Ent- 
decker de  Morgan  zugleich  mit 
der  längst  bekannten  chaldi- 
scben  Inschrift  der  Ostseite 
nach  seinem  Abklatsche  publi- 
eiert*).  Danach  resp,  nach  dem 
Gipsausgnß  des  A  bklatsches 
wiederholt  von  meinem  Reise- 
gefährten Anatole  Heft  1.  Es 
liegt  jedoch  eine  bei  unserem 
Besuch  an  Ort  und  Stelle  von 
ihm  gefertigte  Photographie 
der  assyrischen  Inschrift  vor, 
die,  wenn  auch  nicht  ganz  so 
deutlich  wie  zu  wünschen,  doch 
als  einzige  Reproduction  des 
Originals  vonWert  i8t(Fig.  42). 

Über  den  Text  s.  zuletzt: 
Berl.  Sitzungsber.  1900  S.G'll 
snb  17;  Journal  of  the  Royal 
Asiatic Society,  Oktoberl901, 
pag.  663  ff.  (A.  H.  Sayce) ;  Ana- 
tole Heft  1/1904;  Zeitschrift 
der  Deutschen  Morgenlandi- 
schenGeseUschaft  (ZDMG.)  58 
(1904)  S,  825  ff. 

*50.  Die  assyrische  Ver- 
sion der  Stele  Rnsas'  I  von 
Topzauä  ist,  soweit  einiger- 
maßen erhalten ,  von  mir 
ZDMG.  58  (1904)  S.  834  in 
Autograpbie  veröffentlicht 
*''P"  *2.  worden. 

Über    die   historischen  Ergebnisse    s,  Berl.  Sitzungsberichte  1900   S.  630  ff. 
Verb.  Berl.  anthrop.  Gesellscb.  1900  S.  434  ff.  und  ZDMG.  a.  0.  S.  837. 

1]  ZDMG.  58  S.  850.  Anm.  3. 

2)  Kxcursion  scicntiflque   en  Perse  par  J.  de  Morgan.    Tome  Quatrifeme.    Rechorcbes  archi^o- 
logiqueB.    Premiere  partie.   Paris  189G  p).  XXVI  (vgl.  die  Photographie  der  Stele  pl,  XXV). 


MATERIALIEN   ZUR    ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  65 


Zweiter  Abschnitt. 

Materialien  zur  Kultur  und  zur  Herkunft  der  Chalder,  vornehmlich 
aus  den  Ausgrabungen  auf  Toprakkaläh  bei  Van. 


Von  der  Kultur  der  vorarmenischen  Chalder  geben  zunächst  neben  ihren 
Inschriften  ihre  Felsenkammern  und  Felsen-Burgen  eine  Vorstellung :  aber  irgend- 
welche eingehendere  Kenntnis  war  selbstverständlich  nur  durch  Ausgrabungen 
zu  erzielen. 

Die  Burg  Toprakkaläh ')  bei  Van  empfahl  sich  der  Expedition  zu  diesem 
Zwecke,  einmal  weil  sie  während  der  ganzen  zweiten  Hälfte  der  Existenz  des 
chaldischen  Reiches  den  Sitz  des  Hauptgottes  und  die  Residenz  der  Könige 
gebildet  hatte,  sodann  weil  Versuchsgrabungen  der  Engländer,  leider  sehr  wenig 
systematisch  betrieben,  bereits  wertvolle  Ergebnisse  geliefert  hatten,  ohne  doch 
allem  Anscheine  nach  entfernt  zu  erschöpfen,  was  die  auf  dem  Felsrücken  auf- 
gehäuften Schutt-  und  Erdmassen  bargen.  Denn  nachdem  die  Engländer  längst 
ihre  Ausgrabungen  eingestellt  hatten,  kamen  fortgesetzt  noch  sehr  bedeutende 
Stücke  eben  jener  Provenienz  in  den  Handel. 

Außer  dem  Britischen  Museum,  in  dessen  altorientalischen  Sammlungen  die 
transportablen  Fundstücke  der  englischen  Ausgrabungen  Aufnahme  gefunden 
haben,  sind  besonders  die  Königlichen  Museen  zu  Berlin  in  den  Besitz  einiger 
interessanter  Zeugnisse  chaldischer  Kunstfertigkeit  gelangt,  die  der  vorder- 
asiatischen Sammlung  (V.  A.)  einverleibt  worden  sind.  Der  General  Verwaltung 
spreche  ich  für  die  Erlaubnis,  eine  Anzahl  der  wichtigsten  bisher  unveröifent- 
lichten  Stücke  zu  photographieren  und  zum  Vergleich  mit  unserem  Material  zu 
veröffentlichen,  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus. 

Für  mich  liegt  das  Hauptinteresse  bei  der  Betrachtung  der  chaldischen 
Kultur  in  dem  Bestreben,  Anhaltspunkte  für  die  älteren  Sitze  und  die 
früheren  kulturellen  Beziehungen  des  Volkes  zu  finden^). 

1)  So,  oder  noch  mehr  nach  Toprakkah'h  hin,  die  regelmäßige  Aussprache ;  urspr.  Toprak- 
kaläh (türk.)  „Erdfestung". 

2)  Für  die  vorliegende  Abhandlung  tritt  sekundäi*  ein  weiterer  Gesichtspunkt  hinzu.  Die 
Hoffnung,  daß  die  deutschen  Ausgrabungsfunde  von  Toprakkaläh  in  richtiger  Würdigung  ihrer 
archäologischen  Bedeutung  als  Ganzes  von  einem  einheimischen  Museum  erworben  werden  möchten, 
hat  sich  bisher  nicht  verwirklicht.  Für  den  extremen  Fall  einer  Teilung  oder  gar  einer  Zer- 
splitterung möge  die  Zusammengehörigkeit  wenigstens  literarisch  gewahrt   bleiben,    ohne   daß   eine 

Abbdlgn.  d.  K.  Ges.  d.  Wies,  zu  Qöttingen.     Phil.-hist.  Kl.  N.  F.  Band  9,  s  0 

1 


66  C.   P.    LEHMANN-HAUPT, 

Die  Urartäer-Chalder  sind  nämlich  ersichtlichermaßen  ^)  erst  in  historischer 
Zeit  ins  heutige  Armenien  eingewandert.  Dort  können  wir  ihre  Geschichte 
von  der  ersten  Hälfte  des  neunten  bis  gegen  das  Ende  des  siebenten  oder  den 
Anfang  des  sechsten  vorchristlichen  Jahrhunderts  verfolgen. 

Der  Name  TJrartu  tritt  zum  ersten  Male  bei  Assumasirabal  III  auf,  der 
(s.  oben  S.  25)  in  der  Standard-Inschrift  seine  Eroberungen  in  nördlicher  Rich- 
tung als  von  der  Supnatquelle  bis  nach  Nirbu  Sa  Intäni  und  in  einer  Va- 
riante bis  nach  TJrartu  reichend  bezeichnet.  Daß  die  Supnatquelle,  entgegen 
der  früheren  Annahme,  nicht  in  Armenien  liegt,  wissen  wir  jetzt  (oben  S.  22,  31) 
ebenso  daß  Nirbu  im  T^r-^Abdin^)  also  gleichfalls  links  und  südlich  des  Tigris 
belegen  ist.    Die  Variante  steckt  den  Kriegszügen  des  Königs  ein  weiteres  Ziel. 

Näher  in  unseren  Gesichtskreis  treten  die  Urartäer  erst  unter  Assumasira- 
bal's  III  Sohne  Salmanassar  II  (oben  S.  31  if.).  Nördlich  und  nordöstlich  vom 
Tigristunnel  um  den  Arsanias  wohnen  zu  seiner  Zeit  die  Urartäer,  dort  ist 
Arza^kun,  die  Hauptstadt  Aram's  von  Urartu,  zu  suchen. 

Zu  Tiglatpileser's  I  Zeit  haben  dagegen  in  Armenien  noch  keine  Urartäer 
gesessen.  Denn  er  zählt  bei  seinen  Feldzügen  gegen  die  NaYri- Gebiete 
(oben  S.  16)  die  sämmtlichen  diesen  angehörigen  Völker  einschließlich  der  um 
den  Vansee  wohnenden  auf,  darunter  auch  solche,  die  in  der  späteren  Zeit  in 
den  assyrischen  wie  z.  T.  in  den  chaldischen  Inschriften  begegnen,  so  besonders 
den  nördlichsten  dieser  Staaten,  Daiaeni  und  deren  südöstlichsten  Tummi. 
U  rar  tu  dagegen  wird  mit  keinem  Worte  erwähnt,  obgleich  Tiglatpileser  I 
z.  T.  das  Gebiet  selbst  durchzogen  hat,  in  welchem  Salmanassar  II  die  Urartäer 
findet.  Und  an  den  Vansee,  das  „Meer  von  Nairi" '),  namentlich  an  sein  öst- 
liches Ufer,  sind  die  Urartäer  selbst  unter  Aram  von  Urartu,  also  während  des 
größeren  Teils  von  Salmanassar's  II  Regierung,  anscheinend  noch  nicht  vor- 
gedrungen. 

Der  Schluß  ist  nicht  abzuweisen,  daß  die  Urartäer-Chalder  erst  in  der 
zwischen  Tiglatpileser  I  (um  1000  v.  Chr.*))  und  Assurna§irabal  (884—60  v.  Chr.) 
liegenden  Zeit  in  ihre  Sitze  einzuwandern  begonnen  haben.    Aber  woher? 


vollständige  Aufzählung  all  der  zahllosen  Fundstiicke  oder  auch  nur  aller  vertretenen  Gruppen 
hier  beabsichtigt  wäre.  Dieser  Gesichtspunkt  rechtfertigt  es  auch,  wenn  die  vereinzelten  auf  To- 
prakkaläh  gemachten  inschriftlichen  Funde  als  wesentliche  Bestandteile  der  Sammlung  hier  einbe- 
zogen und  vorläufig  besprochen  werden.  Es  trifft  sich  übrigens,  daß  sie  fast  alle  nach  der  kultur- 
historischen Seite  kaum  minder  bedeutsam  sind  denn  als  epigraphisch-  oder  paläographisch-histo- 
rische  Dokumente. 

J)  Klio  IV  (1904)  S.  391  Anm.  5. 

2)  M.  Streck,  Zeitschr.  f.  Assyriologie  XIII  (1898)  S.  82—87. 

3)  Vgl.  M.  Streck,  Z.  f.  Ass.  XIV  S.  119:  „In  ältererer  Zeit,  so  noch  unter  Tiglatpileser  I, 
ist  der  Bereich  des  Vansees  assyrischerseits  noch  einfach  in  die  Bezeichnung  Nairi  eingeschlossen. 
Erst  seit  Assumasirpal,  möglicherweise  parallel  mit  der  Gründung  des  sog.  alt-  oder  vorarmenischen 
Reiches,  taucht  der  Name  Urartu  auf,  der  in  der  Folge  genau  von  Nairi  auseinandergehalten  wird". 

4)  Siehe  meine  „Zwei  Hauptprobleme",  sowie  Klio  IV  S.  111,  S.  260 f.;  VI  S.  535.  Nach  der 
an  dem  unkorrigierten  Datum  von  Bavian  festhaltenden  Anschauung  um  1100  v.  Chr. 


MATERIALIEN   ZUR  ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS    UND   MESOPOTAMIENS.  67 

Drei  Richtungen  können  in  Betracht  kommen: 

1)  die  von  Osten  her,  aus  Azerbaidjän,  namentlich  auf  der  Route  Täbriz- 
Bayazet  durch  das  nordwestlich  des  Urmiasees  belegene  Gebiet,  für  welches, 
gleichfalls  seit  Assurna^irabal  111,  der  Name  Gilzan  (Kirzan)  bezeugt  ist. 

2)  die  von  Nordosten  her  sei  es  a)  über  den  den  Kaukasus  central  durch- 
schneidenden Paß  (heute  die  ,grusinische  Heerstraße^,  das  ist  der  Weg,  den 
später  die  Kimmerier  genommen  haben,  sei  es  b)  um  das  Ostende  des  Kaukasus 
herum  durch  den  Paß  von  Derben  t  am  kaspischen  Meer  (Einfallspforte  der 
iranischen  Skythen  in  Asien). 

3)  die  von  Westen  her,  dem  Verlaufe  der  thrakischen  Einwanderung  ent- 
sprechend. Jede  neue  Woge  derselben  äußerte  ihre  letzten  Wirkungen  in  dem 
Vorrücken  der  älteren  Insassen  —  der  Nicht  indogermanen  wie  der,  diese  vor 
sich  her  schiebenden,  älteren  Schichten  der  eingedrungenen  indogermanisch- 
thrakischen  Völkerschaften  —  von  Westen  nach  Osten  *),  wie  wir  es  in  historischer 
Zeit  an  den  nichtindogermanischen  Moschern  und  Tibarenern  und 
an  den  zu  den  thrakisch-phrygischen  Völkern  gehörigen  Armeniern 
verfolgen  können. 

In  ihren  historischen  Sitzen  haben  die  Chalder  kulturell  einen  sehr  nach- 
haltigen Einfluß  von  Seiten  ihrer  politischen  Feinde,  der  Assyrer,  erfahren,  der 
sich  am  deutlichsten  in  der  Annahme  der  assyrischen  Keilschrift  für  ihre 
dem  Assyrischen  gänzlich  fremde  Sprache*),  sowie  in  dem  engen  Anschluß  der 
chaldischen  an  den  Tenor  der  assyrischen  Inschriften  und  deren  Wandlungen^) 
bekundet. 

Die  Fundstücke  vom  Toprakkaläh  stammen  nun  größtenteils  erst  aus  der 
zweiten  Hälfte  der  historischen  Periode.  Der  Felsrücken  ist  zur  Hauptburg 
des  Chalderreiches  erst  nach  Tiglatpileser's  III  Siegeszug  (735  v.  Chr.)  ge- 
worden, und  der  Ausbau  und  die  Ausschmückung  des  Tempels  und  der  übrigen 
Gebäude  sind  allem  Anschein  nach  erst  unter  Rusas  II  und  Rusas  III  in  der 
Zeit  zwischen  rund  680  und  600^)  etwa  erfolgt.  Indessen  treten  zu  der  im 
alten  Orient  besonders  nachdrücklich  hervortretenden  allgemeinen  Kontinuität 
jedweder  kulturellen  Entwicklung  bei  den  Chaldern  noch  eine  Anzahl  das  kul- 
turelle Beharrungs- Vermögen  steigernder  Elemente  hinzu:  so  die  theokratisch- 
rituelle  ^)  und  damit  conservative  Anlage  des  chaldischen  Staats  und  der  ihn  be- 
herrschenden Anschauungen,  die  große  Freiheitsliebe  und  der  Selbständigkeits- 
drang  der  Chalder.  Es  wäre  daher  verwunderlich,  wenn  die  aus  älterer  Zeit  über- 
kommenen Kulturzustände   und   -Errungenschaften    sich  nicht   zu   einem  guten 


1)  Zu  den  hier  in  Betracht  kommenden  principiellen  Fragen  vgl.  Klio  IV  S.  892  Abs.  2  v.  u. 

2)  Über  die  Frage  der  Zusammengehörigkeit  des  Chaldischen,  dieser  weder  semitischen  noch 
indogermanischen  Sprache,  mit  den  heutigen  Sprachen  des  Kaukasus,  speciell  dem  Georgischen, 
▼gl.  zuletzt  Berl.  Sitzungsberichte  1900  S.  623  Anm.  1. 

3)  ZDMG.  56  S.  110 f.;  58  S.  829. 

4)  Zur  Datierung  s.  Verh.  d.  Xlll.  Intern.  Or.-Kongresses  S.  134,  ZDMG.  58  S.  82. 

5)  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1892  S.  486  f. 

9* 

3 


J 


68  C.   F.    LEHMANN-HAUPT, 

Teile  auch  in  denjenigen  Zweigen  unverändert  oder  wenig  modificirt  erhalten 
hätten,  die  dem  assyrischen  Einflüsse  offen  standen,  geschweige  denn  auf  solchen 
Gebieten,  für  welche  die  Chalder  die  Lehrmeister  der  übrigen  Völker  geworden 
sind.  Ob  die  so  gewonnenen  Anhaltspunkte  für  die  von  den  Chaldern  in  ihre 
neuen  Sitze  mitgebrachte  Kultur  genügen  würde,  um  die  Frage  ihrer  Her- 
kunft entscheidend  zu  beantworten,    ließ   sich  nicht  voraussehen. 

Wir  werden  finden,  daß  es  der  Fall  ist. 

Es  ergeben  sich  nämlich  ungesucht  eine  Reihe  von  Analogien  und  Bezie- 
hungen zur  mykenischen  Kultur  in  Technik,  Formensprache  und  Kultus. 
Sie  werden,  falls  nicht  durch  entgegenstehende  Beobachtungen  aufgehoben  oder 
in  ihrer  Bedeutung  gemindert,  aus  folgendem  Gesichtspunkte  als  Argumente  für 
eine  Herkunft  der  Chalder  von  Westen  her  verwertet  werden  dürfen^). 

In  der  mykenischen  Kultur  ist  Griechisches  und  Vorgriechisches  vermischt. 
Dem  vorgriechischen  nichtindogermanischen  Element  —  ich  bezeichne  es  am 
Liebsten  nach  dem  historisch  wichtigsten  und  greifbarsten  Volke  der  be- 
treffenden „kleinasiatischen^  Gruppe  als  das  „karische"  —  kommt  ein  wesent- 
licher Anteil  an  der  Ausbildung  der  technischen  Errungenschaften  zu,  die  die 
ägäisch-mykenische  Kultur  auszeichnet. 

Mit  Recht  hat  ferner  Furtwängler  betont,  daß  Kultur  und  Wesen  der 
lonier  eine  nahe  Verwandtschaft  zu  dem  der  ,Mykenäer'  zeigt.  Das  beruht 
meines  Erachtens  zu  einem  guten  Teil  darauf,  daß  die  Mischung  von  griechischem 
und  „karischem"  Blut  bei  den  loniern  alle  Zeit  lebendig  und  wirksam  blieb. 
Sie  brachten  sie  nach  Klein-Asien  mit,  als  sie  durch  die  dorische  Wandemng 
dahin  vertrieben  wurden,  und  in  der  neuen  Heimat  wurden  sie  durch  weitere 
Zuführung  karischen  Blutes  (hier  im  engeren  Sinne  gesprochen)  aufrecht  erhalten. 

Daß  die  kretische  Kultur  in  ihren  früheren  Schichten,  wie  sie  die  Paläste 
zu  Knossos  und  Phaistos  in  ihrer  älteren  Gestalt  darstellen,  noch  als  rein 
,karischS  ohne  griechischen  Einschlag,  zu  betrachten  ist,  wird  immer  wahr- 
scheinlicher ^). 

Je  näher  nun  ein  kleinasiatisches  Volk  der  „Karer"-Gruppe 
sei  es  stammverwandt,  sei  es  wenn  auch  nicht  im  engsten  Sinne 
benachbart  ist,  um  so  engere  Beziehungen  zur  „karischen"  und 
damit  zu  einem  Hauptelement  der  mykenischen  Kultur  wird  man 
zu  finden  erwarten.  Umgekehrt  wird  aus  derartigen  mykenischen 
Beziehungen   eines   dem   kleinasiatischen  Westen   relativ  fernen 


1)  Zum  folgenden  vergleiche  „Aus  und  um  Kreta"  Klio  IV  (1904),  bes.  S.  389  flf. 

2)  Dörpfelds  Anschauung,  Athenische  Mittheilungen  XXXI  1905  S.  251  fif.,  daB  in  Phaistos 
und  Knossos  zwei  Palastanlagen  von  wesentlich  verschiedenem  Typus  einander  ablösen,  von  denen 
die  durch  das  Auftreten  des  Megaron  gekennzeichnete  jüngere  Form  vordorisch-griechisch,  achäisch 
im  Gegensatz  zur  älteren  ,karischen*  sei,  wird  zwar  von  Mackenzie,  Annual  of  the  British  School 
at  Athens  XI  (erschienen  1906)  p.  181 — 223  lebhaft  und  wirksam  bestritten.  Aber  nicht  das 
Vorhandensein  der  einheimisch-kretischen  Grundschicht  wird  geleugnet,  sondern  nur  ihre  Ablösung 
durch  eine  griechisch-achäische,  durch  das  Megaron  charakterisierte  Schicht. 


MATERIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND    MESOPOTAMIENS.  69 

Volkes  bis  zum  Gegenbeweise  der  Schluß  sei  es  auf  Verwandt- 
schaft sei  es  auf  vormalige,  wenn  auch  nicht  notwendiger  Weise 
enge  Nachbarschaft  zu  der  „Karer"-Gruppe  erlaubt  sein. 

über  den  Gang  der  von  meinem  Reisegefährten  geleiteten,  von  xms  Beiden 
in  gleicher  Weise  überwachten  Ausgrabungen  auf  Toprakkaläh  berichten  im  ein- 
zelnen unsere  in  den  Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft 
1898  S.  578-690;  1900  S.  29/66  abgedruckten  Berichte^). 

Ich  bringe  hier  nur  die  als  Fundstellen  namentlich  in  Betracht  kommenden 
Ortiichkeiten  in  Erinnerung.  Die  dortigen  umfangreichen  und  sehr  interessanten 
Anlagen  im  lebendigen  Felsen  haben  keine  Einzelfunde  geliefert. 

1)  Der  aus  steinernen  Quadern  erbaute  Tempel  des  Gottes  Chaldis 
auf  dem  nördlichen  Teile  des  nordsüdlich  verlaufenden  Felsrückens,  bei  den 
englischen  Ausgrabungen  in  den  oberen  Schichten  ziemlich  ausgeräumt,  von  uns 
in  den  Fundamenten  freigelegt. 

2)  Ein  grosses  aus  lufttrockenen  Lehmziegeln  aufgeführtes  Gebäude,  nördlich 
hinter  dem  Tempel  belegen.  Etwa  der  ältere  unter  Rusas  I,  bei  der  Umsiedlung 
vom  Vanfelsen  her,  provisorisch  erbaute  Tempel?*). 

3)  Der  Vorratsraum  (das  Magazin,  nicht  ,der  Weinkeller')  der  Burg 
und  des  Tempels,  etwas  südlich  von  der  Südwestfront  des  Tempels  unterhalb 
des  Felsengrates,  auf  dessen  Ostseite  belegen. 

4)  Das  von  uns  sogenannte  ,Totenhaus',  eine  langgestreckte  Anlage  südlich 
von  der  Südwestfront  des  Tempels  auf  dem  westlichen  Hange  des  Felsens  in 
halber  Höhe,  also  ungefähr  gegenüber  dem  Vorratsraum  nur  etwas  tiefer  be- 
legen. Mauerwerk  aus  schönen  Hausteinen  ist  nur  an  der  östlichen,  an  den 
Felsenhang  angelehnten  Seite  streckenweise  bemerkbar  und  ist  wohl  auf  den 
andern  drei  Seiten  niemals  vorhanden  gewesen,  also  eigentlich  kein  Haus  son- 
dern mehr  eine  Art  von  Terrasse.  In  dem  hier  am  Bergeshange  aufgehäuften 
Erdreich  bemerkt  man  große  Lagen  von  menschlichen  Knochen,  untermischt 
mit  zahlreichem  Tiergebein.  Diese  Lagen  laufen  mit  dem  Berghange  parallel, 
also  schräg  hinab  und  sind  von  einander  durch  30  bis  40  cm  tiefe  Erd-  und 
Lehmschichten  geschieden.  Wir  zählten  an  einer  Stelle  vier  solcher  Schichten; 
an  andern,  tieferen,  mögen  6  bis  7  Schichten  vorhanden  gewesen  sein.  Die  Knochen 
und  die  darüber  gelagerte  Erde  müssen    von   der  Höhe  heruntergeschüttet  sein. 

5)  Ein  südlich  unmittelbar  an  den  „Vorrathsraum"  anstoßendes  Gebäude. 

Zwischen  Tempel  und  Todtenhaus  wurde  am  Westhange  noch  an  zwei  weiteren 
Stellen  gegraben : 

6)  Mehr  nach  Süden  dem  Todtenhause  zu,  wo  sehr  bald  Backstein-Mauern 
und  verkohlte  Balkenlagen  zu  Tage  traten. 

7)  Mehr  nordwärts  dem  Tempel  zu. 


1)  Siehe  speciell  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1900  S.  36  Abs.  1  und  S.  44  Abs.  1. 

2)  Zeitschrift  für  Assyriologie  IX  356. 


# 


70  C.   F.   LEHMANN-HAÜPT, 

Auf  die  Gesammtanlage  der  Baulichkeiten  auf  Toprakkaläh  kommen  wir 
zu  Ende  unserer  Betrachtung  zurück.  — 

Als  Gebiete,  auf  denen  die  Chalder  sich  besonders  hervorgetan  und  kulturell 
vorbildlich  gewirkt  haben,  dürfen  gelten: 

I.  Der  Felsenbau,  d.  h.  die  Herstellung  von  Anlagen  im  lebendigen  Felsen. 

II.  Die  Steinbearbeitung. 

III.  Der  Wasserbau. 

IV.  Die  Metalltechnik. 

V.  Hinzu  tritt,  als  für  kulturhistorische  Betrachtungen  besonders  maßgebend 
und  auch  bei  den  Chaldern  teilweise  in  sehr  charakteristischer  Weise  ausge- 
bildet, die  Keramik. 

Was 

I.  den  Felsenbau 

anlangt,  so  bildet  er  das  verhältnismäßig  am  besten  bekannte  und  bereits  vor 
unserer  Expedition  verschiedentlich  aufgehellte  Gebiet. 

Die  Anlagen  des  Felsenschlosses  von  Van  hat  Schulz  eingehend  geschildert. 
Die  bedeutendste  von  ihnen,  die  Felsenkammern  Argistis'  I  mit  den  zu 
ihnen  führenden  Treppen  und  der  Zugang  zu  den  wohl  tälschlich  sogenannten 
,Todtenkammern*  haben  bereits  eine  vorläufige  Wiedergabe  nach  meinen  photo- 
graphischen  Aufnahmen  erfahren^).  Über  die  z.  T.  sehr  seltsamen  chaldischen 
Felsentreppen  habe  ich  in  größerem  Zusammenhange  in  meinem  Vortrage  über 
kleinasiatische  und  griechische  Felsenbauten  gehandelt^). 

So  sei  hier  nur  die  bedeutendste  und  eigenartigste  der  während  der  Expe- 
dition von  mir  neu  untersuchten  Felsanlagen  (Fig.  43  nach  meiner  Photographie) 
vorgeführt, 

fl.*)  der  Eingang  der  Felsenfeste  Rusas*  II*)  von  Kal'ah  bei  Mazgert,  im 
Dersim,  Vilayet  Ma^amuret  el  Aeiz  (Charput). 

Von  allen  mir  bekannten  chaldischen  Felsanlagen  weist  diese  allein  einen 
im  Rundbogen  gehaltenen  Eingang  auf:  alle  übrigen  Zugänge  zu  chaldischen  Felsen- 
kammern zeigen,    sofern  sie  überhaupt   regelmäßig  gearbeitet  sind,    rechteckige 


1)  S.  Verhandlungen  der  Berliner  anthropol.  Gesellschaft  1900  Tafel  II  (No.  1)  und  S.  40  f. 
Fig.  1  und  2. 

2)  Berliner  archäologische  Gesellschaft  April  1905,  s.  Archäologisches  Jahrbuch  1905  S.112 — 116. 

3)  Der  bequemen  Übersicht  halber  wird  im  Folgenden  trotz  einiger  Ungleichartigkeit  der  be- 
handelten Gegenstände  eine  fortlaufende  Numerierung  der  im  Detail  behandelten  Objecte  wie  in 
Abschnitt  1  durchgeführt. 

4)  Von  ihm  rührt  (Berliner  Sitzungsberichte  1899  S.  748;  Verb,  anthrop.  Ges.  1899  S.  488 
sub  2  und  S.  610  sub  9)  die  von  dem  Geologen  Prof.  JosefWünsch,  zuerst  signalisierte  Inschrift 
her.  Ihre  Stelle  links  des  in  den  Felsen  gehauenen  Portales,  ist  auf  der  Abbildung  an  dem  deut- 
lich hervortretenden  Abklatsch  kenntlich.  Die  Schriftzeilen  laufen  unbequemer  Weise  über  zwei 
im  rechten  Winkel  an  einander  stoßende  Flächen;  ihre  erste  Hälfte  auf  der  linken  Fläche,  ist  in 
den  Verhandlungen  des  XIII.  internationalen  Orientalisten-Kongreß  (Hamburg  1902)  S.  131  [3]  Fig.  I 
veröffentlicht  und  dabei  auch  die  historische  Bedeutung  der  Anlage  gewürdigt  worden. 

6 


HATERIAUEK   ZUR   ALTEREN   GESCHICHTE   ABMESIEN8   DSD   ME80POTAMIEKS. 


VipiT  411. 
Eingänge.     Offenbar    bildet   die   Anlage    Hiisas'  II  Vorbilder   nach,    die    in   den 
westlichen  Gebieten,    auüerhalb  oder  na   Aev  Periiiherie  des  chaldischen  Reiches 
üblich  waren.     Das   langgesuchte  Prototyp  der  pontischcn  Künigagräber 
mit  ihren  im  Rnndbogen  geschlossenen  Eingängen  scheint  gefunden  *). 

1)  Käheres  s.  Archäologisclies  Jahrbuch  1Ö05  S.  115a.    Dort  auch  über  die  regelmäBig  recht- 
eckige GesUlt  der  chaldischen  Insdiriftni sehen  und  die  oinxigc  ,\bweii'hiing  von  dcrfelbcn. 


72  C.   F.   LEHMANX-HAUPT, 

Wie  die  meisten  chaldisehen  Pelsanlagen  besteht  auch  diese  aus  mehreren 
Gemächern.  Aus  dem  Hauptraum,  in  das  der  Eingang  hineinführt,  gelangt 
man  rechts  in  ein  anderes,  etwas  kleineres  Felsenzimmer ,  und  zwar  durch  eine 
rechteckige  Türöffnung,  die  —  der  einzige  mir  bekannte  Fall  —  mit  einer  De'- 
koration  versehen  ist.  Man  möchte  sie  dem  Eierstabe  vergleichen,  doch  handelt 
es  sich  nur  um  Halbkreise,  die  in  einer,  für  den  mit  der  architektonischen 
Formensprache  minder  Vertrauten  schwer  zu  schildernden  Weise  an  einander  ge- 
schlossen sind  und  so  in  mehrfacher  Kette,  zu  den  Seiten  des  Einganges  neben 
einander,  an  dessen  Oberseite  über  einander  hinlaufen. 

n.    Die  Steinbearbeitung. 

Wo  Anlagen  im  lebendigen  Felsen  an  der  Tagesordnung  sind,  da  pflegen 
auch  Mauern  aus  natürlichem  Gestein  nicht  zu  fehlen,  die,  sei  es  durch  die 
Größe  der  Steinblöcke,  sei  es  durch  die  Festigkeit  ihres  Gefüges  hervorragen. 
Die  Chalder  bilden  auch  hier    das  typische  Beispiel. 

Wir  können  auf  vorarmenischem  Gebiet  ziemlich  alle  Stadien  des  Steinbans 
verfolgen.  In  den  nicht  allzu  häufigen  Fällen,  wo  die  Felskuppe  wegen  leichter 
Ersteigbarkeit  an  gewissen  Stellen  durch  Mauern  geschützt  werden  mußte,  finden 
wir  kyklopisches  Mauerwerk  im  engeren  Sinne,  große  unbehauene  unregelmäßig 
und  ohne  Ausfüllung  der  Fugen  auf  einander  gelagerte  Blöcke;  so  ist  die  von 
Menuas  erbaute  resp.  nach  der  Eroberung  des  Landes  für  die  Chalder  wieder 
hergestellte  Burg  Anzaff  an  der  nur  allmählich  abfallenden  Süd-Seite  durch 
die  in  verschiedener  Höhenlage  angebrachten  kyklopischen  Steinwälle  geschützt; 
regelmäßiger,  dem  Polygonalbau  sich  nähernd  ist  die  Mauer  des  von  Menuas  ange- 
legten, noch  heute  functionierenden  Aquäductes  des  Schamyram-suy  angelegt^). 
Der  riesigen  rechteckig  behauenen  und  sorgfältig  gefügten  Blöcke  der  Sardurs- 
burg ist  bereits  oben  (S.  61)  gedacht  worden.  Doch  haben  wir  es  hier  wahr- 
scheinlich nicht  mit  einer  chaldisehen  Anlage  im  eigentlichen  Sinne  zu  tun*). 

Ein  treffliches  Beispiel  der  chaldisehen  Leistungen  im  fortgeschrittenen 
Steinbau  bilden  die  Fundamente  des  gegen  Ende  des  7.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
erbauten  Tempels  auf  Toprakkaläh,  die  teils  aus  glattbehauenen,  teils  aber 
auch  in  Rustica  bearbeiteten,  ganz  oder  überwiegend  ohne  Mörtel  zusammen- 
gefügten Quadern  bestehen^). 

Eine  Eigentümlichkeit  der  chaldisehen  Architektur  war  das  Bestreben,  durch 
Zusammenstellung  verschiedenfarbigen  Gesteins  eine  gefällige  Wirkung  zu  er- 
zielen.    Sie  läßt  sich  unmittelbar  an 

3.  den  Mosaiken  oder  mosaikartigen  Bestandteilen  des  Fuß- 
bodens  im  Tempel   zu  Toprakkaläh  dartun.     Unsere  Abbildung  (Fig.  44) 


1)  S.  unten  sab  III. 

2)  Vgl.  S.  63  Anm.  1. 

3)  S.  meine  Aufnahme  Verhandl.  Berl.  anthrop.  Ges.  1900  Tafel  I  No.  2. 

8 


HATERtALIBN    ZÜIt    ÄLTEREN'   GESmiCHTE   AHMENIEK8    UND    ME80F0T1UIENS. 


Fif;ur  44. 

zeigt  eine  kleine  *Collection  »ulcher  Stücke').  Es  sind  namentlich  konzentrische 
Ringe')  aus  naturt'arbencm  harten,  dunklerem  (schwarzen,  schwarzgriinem,  sel- 
tener braunem  bis  rötlichem)  und  weicbt'm  weißen  gipsartigen  Gestein,  Der 
innerste  Kreis  wird  durch  einen  steinernen  Pflock  in  der  Gegenfarbe  genau  aus- 
gefällt. Eine  Art  der  Einbcttnng  zeigt  das  große  Stück  in  der  Mitte  des  Bildes, 
die  Einge  sind  in  entsprechende  Öffnungen  in  einen  großen  Block  von  weiß- 
grauem kalkartigen  Gestein  eingelassen.  Bei  solcher  und  ähnlicher  Anbringang 
bedurfte  es  keiner  weiteren  Befestigung.  Selbst  Mörtel  oder  ein  ähnliches 
Bindemittel  war  entbehrlich,  wenn  die  Öffnungen  im  Gestein  genau  gearbeitet 
waren  oder  die  Ringe  fest  in  den  Estrich  eingestampft  wurden.  In  anderen 
Fällen  wurden  die  den  Mittelpunkt  bildenden  kreisrunden  Stücke,  die  dann 
mehr  die  Form  einer  Scheibe  als  eines  Pflockes  hatten,  mit  broncenen  Nägeln 
die  z.  T.  noch  jetzt,  wie  die  Abbildung  zeigt,  in  ihnen  haften,  auf  der  Unter- 
lage befestigt. 

1)  Diese  wie  alle  folßenden  iiliolonra|iliiscIien  Aufnalimen  von  Fimdstiiiken  unserer  Sammlung 
aus  Toprakkaläh  wie  auch  dfr  von  dorl  glammenden  Stücke  der  lierliner  Sammlung  sind,  von 
wenigen  besonders  Ijezeichncten  Ausnahmen  abgcselien,  in  Berlin  von  mir  in  nemeinachaft  mit  meinem 
in  der  Photographie  besonders  crfaiirenen  Schwager  Dr.  Claude  du  Bois-Reymond  aufgenommen  worden. 

2)  Diese  auch  im  Berliner  Museuro  vertreten. 

IbMlEn.  d.  K.  On.  i.  Wlu.  »  Gtttlne<n    Pbn.-hlirt.  Kl.   N.  F.  Rind  «,i.  10 

9 


74  C.   F.   LEHMANN-HAUPT, 

In  meinem  persönlichen  Besitz  befindet  sich  ein  solches  mit  dem  zugehörigen 
Nagel  gefundenes  Stück  aus  einer  zartgrünen,  wohl  künstlich  hergestellten  Ge- 
steinsmasse. 

Ein  anderes  Muster  setzte  sich  aus  schleifenförmigen,  in  einander  einge- 
lassenen Stücken  zusammen,  und  durch  Aneinanderpassen  der  in  entgegengesetzter 
Weise  gelegten  äußeren  Schleifen  oder  Gabeln  konnte  ebenfalls  eine  sehr  eigen- 
artige Gesammtwirkung  erzielt  werden.  Bei  diesem  Muster  spielt  neben  Schwarz 
und  Weiß  oder  Hellgelb  auch  Braun  eine  Hauptrolle. 

Auf  die  in  der  oberen  Reihe  der  Abbildung  wiedergegebenen  Fragmente 
kreisrunder  Stücke  schwarzen  Gesteins  mit  eingelegter  Arbeit  sei  noch  beson- 
ders hingewiesen.  In  die  Oberfläche  sind  kleine  kreisrunde  Öffnungen  einge- 
lassen, die  durch  Ringe  in  der  geschilderten  Weise  ausgefüllt  werden.  Am 
Rande  sind  Einlagen  in  Rosettenform  angebracht.  Die  Gestalt  dieser  leider 
in  der  Wiedergabe  nicht  deutlich  hervorgetretenen  Rosetten  zeigt  ein  kleines 
Stück  durchsichtigen  alabasterartigen  Gesteins  (in  der  obersten  Reihe  links  oben), 
in  dessen  Oberfläche  Rosetten  entsprechender  Gestalt  eingegraben  sind.  Der 
Rosette  begegnen  wir  auch  bei  den  Metallarbeiten  der  Chalder  als  Dekorations- 
motiv (unten  No.  26). 

Aber  nicht  blos  im  Detail  der  Dekoration  erstrebten  die  Chalder  diese 
Farbenwirkung.  Die  jetzt  meist  in  die  Stadt  verschleppten,  vielfach  vor  den 
Häusern  in  Van  lagernden  Quadern  und  Blöcke  vom  vormaligen  Oberbau  des 
Tempels  zu  Toprakkaläh  und  ev.  anderer  Baulichkeiten  bestehen  teils  aus 
weissem,  teils  aus  schwarzem  Gestein,  die  Fronten  und  Außenmauern  der 
bedeutenderen  chaldischen  Baureste  ^)  müssen  also  ein  ähnliches  Bild  geboten 
haben,  wie  die  armenischen  Kirchen,  für  deren  Baustil  (neben  gewissen  charak- 
teristischen Formen)  die  Einfügung  dunkler  meist  direkt  schwarzer  Schichten 
in  das  vorwiegend  aus  weißen  Quadern  zusammengesetzte  Gemäuer  charak- 
teristisch ist.  Dieselbe  Eigentümlichkeit  tritt  bekanntlich  in  der  italienischen 
Architektur  der  Frühzeit  auf;  speciell  in  Genua,  wo  wir  sie  an  den  Palästen 
vielfach  finden,  war  ihre  Anwendung,  wenn  ich  recht  berichtet  bin,  ein  Vorrecht 
der  Adligen ;  im  Florentiner  Dom  und  in  Giotto's  Campanile  erreicht  dieser  Stil 
seinen  Höhepunkt.  An  die  Kunsthistoriker  sei  hier  die  Frage  gerichtet,  ob  hier 
orientalischer  Einfluß  aus  der  Zeit  der  Kreuzzüge  und  der  Blüthe  der  genuesi- 
schen Handelsherrschaft  als  sei  es  allein  wirksam  in  einer  Nebenrolle  in  Frage 
kommen  kann,  so  daß  ein  chaldisches  durch  die  Armenier  bewahrtes  Kulturgut 
in  Italien  zu  neuer  Verwendung  und  Ausbildung  gekommen  wäre?*). 


1)  Der  Anfang  der  an  den  Felsenkammern  Argistis'  1  (ob.  S.  70)  eingegrabenen  Annalen  war 
auf  einer  Tafel  aus  anderem  Materiale  angebracht,  zu  deren  Aufnahme  eine  noch  vorhandene  Nische 
diente.  Auch  diese  wird  in  den  gleichen  Zusammenhang  gehören.  Der  Felsen  besteht  aus  weiß- 
glänzcndem  Marmorkalk.  Jene  Anfangsplatte  wird  aus  dunkelem  Gestein  oder  dunkelem  Metall 
bestanden  haben.  Strzygowski  macht  mich  freundlichst  darauf  aufmerksam,  daB  hier  eine  für 
die  Geschichte  der  Initiale  bedeutsame  Tatsache  vorliege. 

2)  Strzygowski,    dem   ich   die  Frage   speciell    vorlegte,    hält  das  für   nicht   unmöglich.    Er 

10 


NATERIAIilEN    ZDR   ÄLTEREN    CiESCHlCHTE   ARHEHIENS   DND   HISOPOTAUIENS.  75 

Wie  dem  aber  sei  r  aagenfällig  ist  eine  anderweitige  Analogie.  Eine  Farben- 
wirkang  durch  Znaammenstellnng  verschiedenfarbigen  Gesteins  hat  auch  die 
mykenische  Knnst  in  der  Anßen-Architektur  angestrebt:  sie  kommt  am  kräf- 
tigsten ZOT  Geltung  in  den  Fassaden  der  beiden  größten  Kuppelgräber  za 
Mykene,  des  vormals  sogenannten  ^Schatzhansee  des  Ätrens'  and  des  von  Fraa 
Schliemann  ausgegrabenen.  Man  darf  dieses  Streben  nach  Folychromie  wohl  am 
so  mehr  dem  „karischen  Element"  zuschreiben,  als  es  für  die  kretische  Keramik 
mit  Firnismalerei  des  ersten  (,Kamares'-)Stiles  charakteristisch  ist  und  die  durch 
die  Kamares-Waare  charakterisierte  erste  kretische  Blüteperiode  allem  Anscheine 
nach  aus  einer  Zeit  herrührt,  da  Kreta  eine  rein  ,karische'  Bevölkerung  hatte '). 

Ein  Mittelglied  zwischen  der  Steinbearbeitung  zum  Zwecke  des  Manerbana 
und  der  Skulptur  im  engeren  Sinne  würden  die  Inschrift stelen  der  Chalder 
bilden,  die  z.T.  wie  die  Menuas-Stele  von  Kizilkaya  („Berl.  Sitznngsber. "  1900 
S.  623  No.  92),  die  Stele  Argistis  I  in  der  Kirche  Surb  Sahai  (ebenda  No.  100)  in 
ganz  gewaltigen  Dimensionen  ausgeführt   sind.     Über  diese  Stelen  sowie  über 


Figur  45. 
achreibt  mir:  „Tatsache  ist,  daB  die  Rolle  der  Armenier  in  der  Künsten twicblung  des  Abendlandes 
im  Mittelalter  heut«  noch  völlig  totgegchwiegeo  wird.  Was  Sie  da  vorbringen,  habe  auch  ich  schon 
bemerkt,  muB  nur  warten  bis  ich  die  Zeit  finde,  diese  Dinge  zuaammenfasBend  behandeln  zu  kOnnen. 
Der  germanische  Omameotalrom  vom  Norden ,  der  islamische  vom  Süden  sind  gleich  orientalisch. 
Die  Armenier  treten  daneben  als  directe  Vermittler  des  fernen  Orientes  auf.  Über  ihre  Rolle  ver- 
gleichen Sie  mein  „Der  Dom  zu  Aachen"  S.  40  und  78  f.,  „Knnstgeschichtliche  Charakterbilder  aas 
OBterreicb-Ungam"  S.  76. 

1)  Vgl.  oben  S.  68  Anm.  2. 

10* 
11 


76  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

die  besonders  sanbere  and  exakte  Eingrabnng  der  chaldischen  Inschriften  wird 
jedoch  am  besten  zueammen  mit  den  InBchriften  seihet  gehandelt.    Dagegen  mag 

•3.  der  von  mir  aaf  der  Borg  von  Hassan-Kal'ah,  Vilayet  Erzeram,  aaf- 
gefandene  Sockel  einer  bedeutenden  Stele,  die,  sei  es  zerstört,  sei  es  niemals 
errichtet  wurde  (Fig.  46,  Zeicbnong  von  Helfriede  Haapt  nach  meiner  Änfnahme) 
hier  Platz  finden.  Die  an  den  im  übrigen  geglätteten  vier  Seiten  stehen  ge- 
bliebenen Knubben  dienten  offenbar  als  Anknüpfungspunkt  der  Seile,  zur  Er- 
leichterung des  Transports.  Vielleicht  sollten  sie  vor  der  definitiven  Aufstellung 
der  Stele  noch  beseitigt  werden,  wenigstens  sind  weder  bei  dem  im  Vorhof  der 
Kirche  Surb  Sahak  aufgestellten  Sockel  der  riesigen  Argistis-Stele  noch  bei 
anderen  in  situ  befindlichen  und  aus  dem  Boden  hervorragenden  Sockeln  so  dem 
der  Kelishin-Stele  (Berl.  Sitzungaber.  1900  S.  619  ff.  No.  17),  der  von  Topzauä 
(No.  128)  und  der  vom  Keschisch-GöU  (No.  27),  derartige  Knubben  ersichtlich. 

Die  große  Mehrzahl  der  chaldischen  Steininschriften  ist  entweder  in  den 
lebendigen  Felsen  oder  auf  solchen  Stelen  eingegraben.  Daneben  kommen  anch 
andere  Formen  bearbeiteten  Gesteins,  Tafeln,  Blöcke  und  treppenartig  abge- 
stufte Stücke  vor. 

*4.  *5.  Fragmente  mindestens  zweier  beschriebener  Steintafeln  (Fig.  46a*) 
und  b  %  ca.  'a)  sind  von  uns  auf  Toprakkaläh  gefunden  worden. 


Figur  46  a.  Figur  iG  b. 

Eigentliche  Stein-Skulpturen  sicher  chaldischer  Provenienz  sind  nur  in  ge- 
ringer Zahl  anf  uns  gekommen  *) : 

*6.  Auf  dem  Bnrgfelsen  von  Van,  der,  bis  zur  Verlegung  der  Residenz 
(zwischen  735  und  714  v.  Chr.)  nach  der  Rnsas-Stadt  auf  Toprakkaläh  den  Sitz 
des  G-ottes  Chaldis  und  der  chaldischen  Herrscher  bildete,  lag  (und  liegt  wohl  noch), 
nahe  der  innersten  türkischen  Umwallung,  allen  Unbilden  der  Witterung  aasgesetzt 
der  etwa  lebensgroße  Torso  einer  ans  grauem  Gestein  gearbeiteten  männlichen 
Figur,  deren  Vorder-  und  Rückansicht  Fig.  47  und  48  nach  meiner  Aufnahme 
wiedergeben.     Nur  der  etwa  lebensgroße  Rumpf  mit  den  Armen  ist  erhalten. 

Die  Gestalt  ist  mit  einem  breiten  Schwerte  umgurtet,  dessen  Knauf  die 
Linke  hält,  die  stark  beschädigte  Rechte  liegt  in  etwa  EUhogenhöhe  vor  dem 
Leibe  an.     Irgend   welche   sonstigen   Details  sind    anf  dem  Rumpfe  nicht  zu 

1)  Zn  lesen:  1  '-a-6(u);   2  -u-. 

2)  BeEtimmliar  nar  die  2  crBten  ZeicLeii  der  ersten  Zeile  gu-Jfi. 

3)  Über  den  OpferBtein  von  Toprakkaläh  e.  Verh.  Bert,  anthrop.  Uea.  ItfUU  ü.  59. 


HATERIALIICN   ZUR   ÄLTKRKN    IltBCBlCUTE   AlUIENICNS   UND    HESOPOTAUIISNS. 


Figur  48. 

13 


78  C.    F.   LEHMANN-HAUPT, 

nnterscheiden.  Den  Übergang  zum  Kopfe  bildete  ein  kragenartiger  Aufsatz, 
dessen  Oberfläche  flockig  gekräuselt  oder  gelockt  erscheint,  und  der  offenbar  den 
unteren  Teil  des  vom  Haupte  herabfallenden  Haares  oder  besser  der  bis  auf  die 
Schultern  herabreichenden  Frisur  ausdrückt  ^),  wahrend  vorn  der  untere  Teil  des 
Bartes  anfänglich  kräftig,  im  unteren  Teil  nur  im  schwachen  Verlaufe  sich 
erhalten  hat.  Eng  gelockte  und  gekräuselte  Frisuren  sind  uns  von  den  altbaby- 
lonischen Statuen  der  Gudea-Zeit  her  bekannt,  freilich  umrahmen  sie  dort  nur 
als  breites  Band  den  Kopf  und  reichen  nicht  auf  Nacken  und  Schultern  herab. 

Letzteres  ist  dagegen  bei  den  assyrischen  Statuen  und  Reliefs  aus  der  mit  der 
chaldischen  ersten  Blüteperiode  ungefähr  gleichzeitigen  Epoche  der  Fall,  so  bei 
der  Statue  des  Gottes  Nebo  aus  Nimrud-Kalah  (oben  S.  44  Fig.  21  und  Tafel  V), 
dem  Standbilde  Assurnasirabal's  in,  dem  Belief  bilde  Salmanassars  II,  nur  daß 
das  Haar  hier  reicher  und  freier  fallt  und  in  eine  breitere  Ausbuchtung  endigt. 

Die  Haltung  der  Arme  und  Hände  erinnert  ebenfalls  auf  den  ersten  Blick, 
und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  nachhaltig,  an  die  der  Gudea-Statuen,  die  auch, 
nach  der  Nebostatue  zu  urteilen,  für  die  assyrischen  Götterbilder  späterer 
Zeit  beibehalten  wurde,  während  bei  den  assyrischen  Königsbildem  die  steife 
Verschränkung  der  Hände  vor  dem  Leibe  aufgegeben  wurde:  die  Linke  pflegt 
das  Scepter  zu  halten,  die  Eechte  fällt  auf  dem  Standbild  Assumasirabal's  III 
frei  am  Körper  herab,  auf  den  assyrischen  Stelen  pflegt  der  König  mit  ihr 
auf  die  vor  ihm  befindlichen  Symbole  zu  weisen.  Auf  unserem  .Torso  ent- 
spricht die  Haltung  der  Linken  am  Schwertknaufe  der  der  assyrischen 
Königsbilder,  der  rechte  Arm  dagegen  nähert  sich  mit  der  rechtwinkligen 
Stellung  des  Ellbogens  und  des  an  den  Körper  gepressten  Unterarms  der  ar- 
chaischen Haltung;  ob  die  rechte  Hand  eine  (dolchartige)  Waffe  umfaßt,  läßt 
sich  nicht  ausmachen  aber  auch  nicht  bestimmt  verneinen.  Der  Bart  gemahnt 
in  seiner  Dichte  und  Gestalt  ebenfalls  an  babylonisch-assyrische  Vorbilder,  ohne 
daß  sklavische  Nachahmung  vorläge :  er  ist  vielmehr  kürzer  und  läuft  spitzer  zu. 

Da  nun  außerdem  der  Burgfelsen  voll  von  chaldischen  Felsanlagen  und  In- 
schriften ist,  da  ferner  auch  beim  Bau  der  türkischen  Feste,  wie  ein  ihrer 
innern  Mauer  einverleibter  chaldischer  Schriftstein  (Berl.  Sitzungsber.  a.  a.  0. 
No.  66)  zeigt,  auch  lose  Überreste  aus  chaldischer  Zeit  vorhanden  waren,  so 
erscheint  es  inmierhin  als  das  Wahrscheinlichste,  daß  der  Torso  in  die  chal- 
dische  Zeit  zurückreicht.  Doch  lag  es  mir,  wie  ich  bei  der  ersten  Niederschrift 
der  vorliegenden  Ausführungen  ausdrücklich  betonte,  fem,  den  Eindruck,  daß 
es  sich  hier  um  eine  den  babylonisch  -  assyrischen  Einfluß  nicht  verleugnende 
chaldische  Skulptur  handele,  als  sicher  hinzustellen. 

Gesteigert  wird  die  Wahrscheinlichkeit  jedoch  nunmehr  durch  den  Ver- 
gleich mit  der  neuerdings  bei  den  Grabungen  der  deutschen  Orient-Gesellschaft  *) 
in  Assur  aufgefundenen  archaisch-assyrischen  Statue. 

1)  An  eine  —  wollige  —  Halsberge  zu  denken,  erscheint  so  gut  wie  ausgeschlossen. 

2)  S.  deren  MitteUungen  No.  29  (December  1905)  S.  41/44  nebst  Abbildung  22  (Vorderseite) 
und  23  (Rückseite). 

14 


MATERIALIEN   ZUR  ÄLTEREN   GESCHICHTE   ARMENISNS   UND   MESOPOTAMIENS.  79 

Ihr  fehlt  wie  unserem  Torso  der  Kopf,  so  daß  beiden  Skulptur-Fragmenten 
die  Erhaltung  des  Bartes  in  seinem  unteren  Teile  gemeinsam  ist,  und  dieser 
zeigt,  was  die  äußere  Umrahmung,  die  dem  Dreieck  sich  nähernde  Zuspitzung 
anlangt,  eine  bemerkenswerte  Analogie.  Während  allen  übrigen  assyrischen 
Steinskulpturen  die  bekannten  Lockenwickel  eigen  sind,  „die  aus  gewellten 
oder  geringelten  Strähnen  in  spiralige  Enden  auslaufen^,  besteht  die  Bartfrisur 
auf  der  neugefundenen  assyrischen  Statue  aus  einer  einfachen  Reihung  von  12 
bezw.  13  gewellten  Strähnen,  wie  sie  sich  ähnlich  auf  der  Londoner  Dar- 
stellung Hammurabi's  findet ').  Da  die  letztere  dem  Barte  auch  den  zugespitzten 
Verlauf  zu  geben  scheint,  wird  man  für  den  Torso  von  Van  eine  der  Londoner 
ähnliche  Darstellung  des  Bartes  vermuten  dürfen;  der  Erhaltungszustand  läßt 
darüber  keine  sichere  Beobachtung  mehr  zu. 

Die  archaische  Statue  aus  Assur  hat  ungefähr  dieselbe  Haltung  wie  die 
des  Gottes  Nebo  aus  dem  Anfang  des  9.  Jahrhunderts,  auf  deren  Verwandt- 
schaft mit  der  des  Torso  von  Van  wir  schon  hinwiesen.  Aber  in  dem  ba- 
saltischen Material,  der  geringfügigen  Modellierung  der  Hauptumrisse  des  Ober- 
körpers ,  dem  schiefen  Winkel  der  Ellenbogen  steht  unser  Torso  der  archaisch- 
assyrischen Statue  näher,  die  ihrerseits  in  der  Muskulatur  der  Arme  und  des 
Oberkörpers  eine  erheblich  größere  Vollkommenheit  erreicht. 

Andrae  möchte  die  Statue  von  Assur  für  die  eines  assyrischen  Herrschers 
halten.  Soweit  ich  sehe,  fehlt  es  an  jedem  Anhaltspunkte  für  die  Entscheidung 
der  Frage,  ob  Herrscher  oder  Gott.  Die  Göttlichkeit  wird  bekanntlich  nur 
durch  die  Hörner  an  der  Kopfbedeckung  gesichert,  der  Kopf  aber  fehlt.  Die 
Halskette  „aus  dicken  Kugelperlen^,  die  auch  die  Bilder  Hammurabis  zeigen,  als 
ein  ausschließlich  menschliches  Attribut  anzusprechen,  wäre  schwerlich  zulässig. 
Mir  scheint  der  Vergleich  mit  der  Nebo-Statue  weit  eher  auf  ein  Götterbild  zu 
weisen,  bei  dem  sich  auch  die  archaischen  Züge  besonders  gut  erklären  würden. 
Denn  daß  Andrae  im  Unrecht  ist,  wenn  er  mit  „der  Möglichkeit"  rechnet,  daß 
„die  Statue  in  der  Zeit  nahe  um  Hammurabi,  also  um  die  Wende  des  dritten 
und  zweiten  Jahrhundert  entstanden  ist",  beweist,  von  vielem  Anderen  abge- 
sehen, schon  der  Torso  von  Van,  mit  dem  man  nicht  über  das  erste  Jahrtausend 
hinausgehen  kann  und  dessen  Urheber  sich  an  ungefähr  gleichzeitige,  nicht  aber 
um  mehr  denn  ein  Jahrtausend  ältere  assyrische  Vorbilder  gehalten  haben  wird. 

Darstellen  kann  der  Torso  nur  sei  es  einen  Gott,  sei  es  einen  Herrscher 
aus  chaldischer  oder  aus  der  vorgängigen  durch  die  Herrschaft  des  Sardur, 
Sohnes  des  Lutipris,  Assurnasirabal's  III  Zeitgenossen,  bezeichneten  Periode, 
die  durch  die  Eroberung  von  T^pa-Van  durch  die  Chalder  beendet  wurde. 
Für  die  Entscheidung  mangelt  es  an  Anhaltspunkten.  Nur  soviel  wird  man 
sagen  dürfen,  daß  der  Gott  Chaldis  und  etwaige  ihm  gesellte  andere  Mitglieder 
des  chaldischen  Pantheons  bei  der  Umsiedlung  schwerlich  zurückgelassen,  son- 
dern in  den  neuen  Tempel  auf  Toprakkaläh  übergeführt  worden  sein  werden. 

1)  Brit.  Mus.  No.  22.  454.  King,  The  letters  and  inscriptions  of  Hammurabi,  Vol  III,  Titel- 
blatt; vgl.  Bezold,  Niniveh  und  Babylon  S.  14. 

15 


80  C.    F.    LKHMANN-HiüPT, 

*7.    Ein  in  zwei  Teile  gespaltenes  Fragment   eines  G-efäßes    ans    rot- 
braunem porphyrartigem  Gestein  {Fig.  49 :  Zeichnung  des  Herrn  P.  Frohse,  nach 


Figur  49  ('/,). 
dem  Original)    zeigt   einen    ruhenden  Wiederkäuer    in   recht    characteristischer 
Haltung.    Gefäße,  an  deren  Eand  derartige  Tiergestalten  angebracht  sind,  werden 
uns  in    größerer  Zahl    bei   der  Keramik    begegnen,    ebenso  ein  Analogon  zu  der 
Gestaltung  des  Randes. 

*8.  Eine  basaltische  Steinplatte  mit  einer  Darstellung  des  Blitzes  in  drei- 
geteilter, geradliniger,  wenn  auch  etwas  geschwungener  Ausführung  (Figur  50) 
erinnert  an  die  in  llion  gefundenen  thönernen  Weihtiifelchen  mit  entsprechender 
Darstellung '). 


Figur  50  (';,). 

Die  Teilung  des  Bündels  erfolgt  aut  der  chaldischen  Darstellung  durch  eine 
einfache  Querlinie.  Es  handelt  sich,  wie  in  llion,  offenbar  um  eine  Weihegabe, 
und  zwar  an  den  Wettergott  TeVsbas  :  bei  den  ilischen  Stücken  wird  man, 
was  den  Brauch  und  die  Form  anlangt,  ältere  kleinasiatische  Beeinflussung  er- 
wägen dürfen.    Paul  Jacobthal's  Überblick ')  über  die  orientalischen  Darstellungen 

1)  S.  Winnefeld  in  „Troja  und  Iliou"  Bd.  U  S.  44  und  Beilage  58  Bub  3. 

2)  Der  Blitz  in  der  oricntaligchen  und  griechischen  Kunst,  Berlin  1906. 


MATraiAUKN    ZUR  ÄLTEREN   OESCHICHTE    AIUII::NIEK8   DND    HESOPOTAMIENfi.  81 

des  Blitzes  erfährt  durch  die  vorarmenieche  Sknlptar  eine  Ergänzung.  Daa 
chaldische  Blitzbündel  kommt  den  auf  seiner  Tafel  I  sab  6 — 8  Terzeichneten 
Formen  am  nächsten :  während  aber  in  No.  7  (Relief  von  Roytindjyk)  der  mittlere 
Strahl  eine  andere  Bildung  zeigt  als  die  beiden  äußeren,  stimmt  die  clialdische 
Darstellung  mit  No.  6  (auf  einem  altbabylonischen  Siegelcylinder)  und  No.  8 
(Relief  von  Koyundjyk)  in  der  gleichmäßigen  Behandlang  aller  drei  Zacken 
überein  and  steht  auch  in  deren  Linienfährnng  zwischen  No.  6  und  No.  8,  waa 
ZQ  der  Zeit,  aas  der  unser  Fund  stammt  and  dem  Älter  der  kaltureilen  Be- 
einSussnng  der  Chalder  vom  Zweistromland  her  recht  wohl  stimmt-  ■ 

*9.  *10.  Als  Weihegaben  sind  wohl  auch  die  kleinen  Hände  aas  Gips 
(Fig.  51  und  62)  oder  ähnlichem  Material')  zo  betrachten:  Talismans  gegen  den 
bösen  Blick  oder  etwa  Opfergaben  Heilnngsbedürftiger  oder  Genesener?  — 


Figur  51  C/s).  Figur  52  ('/,). 

*11.  Einer  der  merkwürdigsten  auf  Toprakkaläh  von  ans  gemachten  Fände 
ist  das  in  Fig.  53  wiedergegebene  Stück,  das  eine  Verbindung  von  Stein- 
bearbeitung and  Metallurgie  darstellt.  Die  Oberfläche  eines  ca.  30cm 
dicken  Steinblückes  trägt  teils  in  Bas-Belief  teils  in  vertiefter  Arbeit  die 
Gestalt    eines  Bärtigen,   der  mit  beiden  Händen  einen  Baum  oder  Baumzweig 


Figur  53  {ca 


1)  Beiläufig  bemerkt,  »urden  auf  Toprakkaläh  aud,  iiiiiieliriire  Menger  Anripifiufiiti  gefunden, 
ggeDug,  nm  halb  Van  mit  Arsenik  zu  vcrgiftcD"  (Verb.  Ilerl.  aiithroi).  G«8.  1898  S.  589). 

Akt*lidl»(**  d.  K.  Oei.  i.  ViiM.  la  Otttingaiu   PUl.-hliit.  Kl.    N.  F.    »ind  Sj.  U 


rS  C.    F.    LEHH ANK-HAÜPT, 

hält  oder  ergreift.  Bart,  Haupthaar  und  £opfbedeckiing  zeigen  assyrisierenden 
Typna.  Der  Baom  oder  Zweig  ist  vertieft  gearbeitet,  aber  die  Vertiefung 
war  durch  eine  großenteils  erhaltene  Einlage  aus  Eisen  aosgefüllt.  Auf 
Tinserer  Abbildung  ist  diese  nach  einer  von  mir  bereits  in  Van  aufgenommenen 
Photographie  wiedergegeben  und  zwar  in  der  Höbe  and  Stetlang  wie  sie  in  die 
Skolptnren  einzupassen  wäre.  Danach  ist  zu  schließen,  da6  auch  die  übrigen 
eingeschnittenen  Teile  der  Darstellung  zur  Aufnahme  von  Einlagen  aas  Metall 
oder  z,  T.  auch  ans  edlem  Gestein  bestimmt  waren ,  so  namentlich  die  Arme 
des  Mannes,  sein  Gesichts  und  gewisse  Partien  seiner  Gewandung. 

Andere  Beispiele  gemischter  Verwendung  von  Stein  und  Metall  werden  wir 
in  dem  ,Eanachen'  (unten  Fig.  69)  und  dem  schreitenden  Greif  (Fig.  66)  des 
Berliner  sowie  dem  Bronce-Frles  des  Britischen  Museams  kennen  lernen. 

Doch  giebt  bei  all  diesen  Stücken  das  Metall  die  Grrundlage  ab.  Für  Stein- 
skolptaren  mit  Metall- Einlagen  ist  das  Stück  unserer  Sammlung  der  erste  und 
bisher  einzige  Beleg. 

Die  Darstellung  wird  ihrer  Erklärung  näher  gebracht  durch  einen  Vergleich 


Figur  54  (',',). 
mit  derjenigen 

*12.  eines  kleinen,  aus  Toprakkaläh  stammenden  von  uns  in  Van  erworbenen 
Steingewichts,  dessen  Mantel  gleich  der  Oberfläche  eines  Siegelcylinders 
bearbeitet  war.  Wir  sehen  (Fig.  54:  Zeichnung  von  F.  Frohse  nach  einer 
Abrollung  vom  Original)  eine  Art  Altar  mit  Aufsätzen ,  wie  wir  sie  auf 
assyrischen  Siegelcylindern  und  Gewichten  finden,  einen  (heiligen)  Baum  und 
einen  Betenden  oder  Opfernden,  vor  dem  ein  Krug  auf  dem  Boden  steht. 
Die  Struktur  des  Baumes  ist  die  gleiche  wie  auf  unserem  größeren  Stücke  ans 
gemischtem  Material.  Aber  die  beiderseitigen  Ansätze  des  Stammes  sind  deut- 
licher als  Zweige  (einer  Fichte  oder  Tanne?)  charakterisiert,  als  in  der  größeren 
Darstellung,  wenigstens  soweit  die  Metalleinlage  nach  ihrer  jetzigen  Erhaltung 
in  Betracht  kommt:  im  Gestein  (s.  Fig.  53)  bemerkt  man  bei  genauerem  Zusehen 
die  den  Verlauf  der  Zweige  characterisierenden  Ansbiegungen  doch  auch.  Ver- 
mutlich haben  wir  es  in  dem  großen  Stucke  mit  einem  heiligen  Baum  zu  tun, 
dem    sich    in    der   anch   aas    den   assyrischen  Skulpturen   bekannten  Weise  ein 

18 


MATERIALIEN    ZDB    ÄLTEREN    OKSCBICHTE    ARMENIENS    UND   HKSOFOTAHIENS.  83 

Priester  anbetend  oder  weihend  nähert.  Wahrscheinlich  gehört  die  Gnippe  in 
den  ^Rahmen  einer  größeren  ev,  figarenreicheren  Darstellnng '). 

Die  auf  dem  größeren  Stück  (No.  11)  betreffs  der  menschlichen  Gestalt  stark 
assyrisierende  Darstellung  dient  aber  Vorstellungen,  die  sicher  nicht  erst  aas 
Assyrien  eingeführt  zu  werden  brauchten.  Der  in  Transkaukasiisn  und  Armenien 
noch  heute  in  kräftigen  Überbleibseln  lebendige  Baum- Kult  gehört  off'enbar  uralten, 
einheimischen  Vorstellungskreisen  an,  die  in  die  Zeiten  vor  der  Einwanderang 
der  Armenier  und  selbst  ihrer  Vorgänger,  der  Chalder,  zurückreichen  können. 
Die  Darstellung  des  Gewichts  weist  denn  auch  keinerlei  oder  doch  nur  schwache 
Hinneigungen  zum  assyrischen  Stile  auf,  während  andererseits  die  Glyptik  selbst 
mittelbar  oder  anmittelbar  aus  ihrer  allseitig  anerkannten  Heimat,  dem  Zwei' 
stromland,  zu  den  Urartäern  gekommen  ist.  — 

*13.  Als  Anhang  zu  den  Steinskulptnren  sei  eines  vereinzelten  Falles  von 
Schnitzerei  gedacht.    Ein  knöcherner  Armring  (Fig.  56  nach  F.  Frohse's  Zeich- 


Fig.  55  {■/.)■ 

nong)  trägt  (Berl.  Sitznngsber.  1900  S.  626  Nr.  178 '))  die  Inschrift  „Land  Po-ia- 
ia-bti-bi  {oder  -J:«)"-  Etwa  ein  Weihgeschenk,  von  dem  verzeichneten  Lande  dem 
Tempel  des  Reichsgottes  gestiftet? 

ZU    Wasserbau. 

Für  die  Leistungen  der  Chalder  im  Wasserbau,  die  ihre  Krönung  in  der  An- 
lage des  von  Mennas  angelegten  heute  sog.  Semiramis-Csnales  (Samt/ram-suy) 
und  des  von  Rnsas  I  für  seine  Neogründung,  die  Rnsas-Stadt  auf  und  unter- 
halb  Toprakkaläb,    angelegten  Rusas-Sees    (heute    KeSis-gÖll    „Priester-See") 

1)  Fragmente,  die  nach  Art  und  Dicke  des  Qesteina  zum  gleichen  Kunstwerke  gebüren  kOnnoi 
und  die  aacb  lineare  ond  omanientale  EiagiabuDgen  zeigen,  die  zur  Aafahme  tod  Einlagen  in 
HeUll  oder  Stein  geeignet  wären ,  sind  in  der  Sammlung  Torhanden.  Doch  bat  sich  ihnen  ein 
AnbAlt  ^r  eine  Rekonstruktion  bisher  nicht  entnehmen  lassen.  —  Zu  erwähnen  sind  femer  Stein- 
fragmente gewundener  Gestalt,  möglicberweise  zu  einem  Flügel  gehörig  (vgl.  onten  S.  88  Anm.  6)  nnd 
dann  vielleicht  von  einem  in  Stein  gearbeiteten  SeitenstQck  der  unter  No.  16  behandelten  chaldiachen 
FlUgelgestalten  in  Bronce  herrührend. 

2)  Dort  lies  Pa-^-ia-^u- ' . 

U* 
19 


C4  C.    F.    LEHHAHK-HinPT, 

sowie    in    den    chaldischen   Grondwasnerleitangen    erreichen,    sei    anf   die    an 
anderen  Stellen  gebotenen,  eingebenden  Darlegangen  *)  verwiesen. 

IV.    Die  Metallurgie. 

•14.  Goldene  Platte  (Fig.  56,  Zeichnung  F.  Frohae  nach  dem  Original), 
gefunden  im  Magazin  (Fundstelle  3)  *) ,  ca.  1  mm  dick ,  aU  Schanmünze  nm  den 
Hals  zn  tragen,  wie  die  Öee  oben  an  dem  erhöhten  Rande  zeigt.  Darstellnng 
in   getriebener  Arbeit:    anf    einem  Sessel    mit   gerader    Rück-   and  gebogenen 


Figur  56  ('/,). 
Seitenlehnen  thront  eine  weibliche  Gestalt,  das  Oewand  eigenartig  gesäumt  und 
gemustert.  Sie  hält  in  der  rechten  Hand  ein  Blatt,  während  die  Linke  frei 
erhoben  ist.  Ihre  Fuße  ruhen  auf  einem  Schemel  mit  gebogenen  Füßen.  Vor 
ihr,  in  der  offenbar  eine  Göttin  der  Frachtbarkeit  zu  erblicken  ist,  steht  eine 
weibliche  Gestalt  in  langem,  schleppenden,  dem  der  Göttin  ähnlichen  Gewände, 
die  Arme  betend  erhoben. 

Die  Darstellong  wird  nach  unten  dnrch  eine  Art  von  Enospenband  abge- 
schloeeen.  Die  verwandten  assyrischen  ^  und  griechischen  *)  Darstellaogen  dieses 
Dekorationsmotivs  zeigen  die  Bänder,  von  denen  die  einzelnen  „Knospen"  herab- 
hängen,   durch  Bogen   untereinander   verbunden'),    während   anf  unserer  Gold- 


1)  ZeitMhr.  f.  Ethooloiie  24  (1892)  S.  137  ff.;  31  (1899)  S.  ÜUS.;  Verh.  Berl.  sathrop.  Oeg. 
I89S  S.  218  f. ;  1896  S.  697  ff. ;  1B96  S.  309  ff. ;  Bertiner  Sttziugsbericht  1900  S.  628  No.  87—46, 
S.  624  No.  1S0;31;  Zeitschr.  f.  Aisyr.  IX  S.  360?.;  ZDMG.  66,  S.  113,  58  S.  B46ff. 

2)  Verh.  Berl.  »nthrop.  Oes    1898,  S.  687. 

3)  Riegl,  „StilfragflD'  3.94  Fig.  34:  Lotnsblüten  aod  Knospen  abwechaelnd  anter  einuider 
Terbonden 

4)  „NankraÜB"  Tafel  1  pL6, 1;  Tgl.  H.  Prini,  „Funde  ftm  IfftokrAtis"  S.  89:  Knoapenbud. 
Kiegl  a.  0.  S.  163  Fig.  73:  LotusblOten-  nod  Knoepenband  wie  in  Anm.  8. 

6)  In  Ägypten  kommt  daneben  eine  rein  wagerecbte  Verbindung  der  LotnBblQten-  und  Knospen- 
Stengel  vor,  vgl.  Riegl  a.  0.  S,  62  Fig.  11  and  S.  67  Fig.  21  mit  S.  6B  Fig.  22. 


MATKRIALIEN   ZUR  ÄLTEREN   GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  86 

platte  die  untere  Linie  der  eigentlichen  Darstellung  einen  geradlinigen  Abschnitt 
zwischen  den  zu  jeder  „Knospe"   gehörigen  Bänderpaaren  schafft^). 

Bleiben  wir  zunächst  bei  der  Darstellung  als  solcher,  so  bietet  sie  uns  die 
einzige  sichere  aathentische  Wiedergabe  einer  chaldischen  G-ottheit  in  chal- 
discber  Arbeit*)  und  zwar  einer  weiblichen  Gottheit.  Das  giebt  in  verschie- 
denen Eichtungen  zu  denken.  Das  Chaldische  kennt  keinerlei  sprachliche  Unter- 
scheidung des  Geschlechts,  und  die  bei  den  Personennamen  übliche  Unterschei- 
dung durch  das  vorgesetzte  männliche  und  weibliche  Determinativ  fällt,  wie  im 

Babylonisch  -  Assyrischen ,   bei   den   nur   durch   das   Zieichen   der  Gottheit   ^J^ 

determinirten  Götternamen  weg.  So  hat  man  bisher  alle  Mitglieder  des  chal- 
dischen Pantheons  als  männlich  angesprochen,  während  in  Wahrheit,  wer  be- 
haupten wollte,  selbst  Chaldis,  die  Hanptgottheit  sei  weiblichen  Geschlechtes, 
nicht  strict  widerlegt  werden  könnte.  Soweit  braucht  man  natürlich  nicht  zu 
gehen,  aber  die  Goldplatte  belehrt  uns,  daß  bei  den  Chaldern  mindestens  eine 
weibliche  Gottheit  eine  wichtige  Rolle  spielte. 

Diese  weibliche  Gottheit  wird  in  den  G-ötterlisten  der  speziell  dem  Kult 
gewidmeten  chaldischen  Inschriften  von  Meher  Kapyssy  (Berl.  Sitzungsber.  1900 
S.  621  No.  21)  und  Djelaby-Baghy  (ebenda  S.  624  No.  131)  schwerlich  fehlen. 

In  der  äußeren  Anordnung  wie  in  gewissen  Einzelzügen  der  Darstellung 
ist  babylonisch-assyrischer  Einfluß  schwerlich  zu  verkennen,  so  namentlich  in 
der  Art,  wie  die  Göttin  sitzend  dargestellt  ist:  auf  einem  Sessel,  die  Füße  auf 
einem  Schemel,  gerade  wie  es  die  babylonisch-assyrischen  Skulpturen  und  ge- 
schnittenen Steine  zeigen  und  wie  es  Herodot  (1 183)  an  Ort  und  Stelle  gesehen  hat. 

Aber  im  Übrigen  entspricht  sie  weder  dem  assyrischen  Schema  der  Ado- 
rationsscene  noch  auch  wurzelt  sie  in  specifisch  assyrischen  Vorstellungen. 
Daß  der  resp.  die  Anbetende  allein  vor  der  Gottheit  erscheint,  ist  vom  baby- 
lonisch-assyrischen Standpunkte  aus  mindestens  angewöhnlich. 

In  den  namentlich  auf  den  Siegelcylindern  so  unendlich  häufigen  Anbetungs- 
scenen  wird  der  ßegel  nach  der  Betende  durch  seine  fürsprechenden  Gottheiten 
vor  den  thronenden  Gott  geführt.  Daß  Hammurabi  allein  vor  dem  Sonnengott 
steht,  der  ihn  zum  Gesetzgeber  beruft,  ist  eine  —  übrigens  wohl  auch  im  Sinne 
der  damaligen  Zeit  revolutionäre  und  revolutionär  beabsichtigte  —  Besonderheit'). 
Auch  werden,  soweit  ich  es  übersehe,  die  Istar,  und  die  übrigen  weiblichen  Ge- 
stalten des  babylonisch-assyrischen  Pantheons,  die  in  der  bildlichen  Darstellung 
ohnehin  gegenüber  den  männlichen  Gottheiten  doch  mehr  zurücktreten,  als 
es  bei  den  Chaldern  der  Fall  gewesen  zu  sein  scheint,  vorzugsweise  gerade  nicht 

1)  Man  könnte  auf  den  Gedanken  kommen,  daß  es  sieb  um  Klunken  oder  Troddeln  handele, 
die  Tom  unterem  Saume  eines  das  Gemach  der  Göttin  von  dem  übrigen  Tempelraum  trennenden 
Vorhaoges  herabhängeo.  Statt  einer  lediglich  dekorativen  Ausfüllung  des  leergebliebenen  unteren 
Teiles  der  Darstellung,  hätte  der  Künstler  dann  das  ursprüngliche  Motiv  des  Lotusbandes  umge- 
deutet und  in  eine  innere  Beziehung  zur  Hauptdarstellung  gesetzt. 

2)  Über  den  Torso^s.  o.  S.  76  ff. 

3)  Über  das  Zurücktreten  von  Kultus  und  PriesterschAft  in  ^ammorabi's  Gesetz,  t.  „Baby- 
lonienB  Kultormission  einst  und  jetzt**,  S.  45  f. 

21 


86  C.   F.   LEHMANN-HAUPT, 

sitzend  dargestellt.    Ebenso  kenne  ich  im  Zweistromland  kein  Beispiel  dafür,  daß 
die  angebetete  Gottheit  eine  Pflanze  in  der  Hand  hielte. 

Wohl  aber  tritt  bekanntlieh  im  westlichen  Kleinasien  und  im  Kult 
der  mykenischen  Periode,  nach  Ausweis  speciell  der  glyptischen  Darstellungen, 
eine  Fruchtbarkeitsgöttin  in  den  Vordergrund,  die,  mit  Rhea.  Kybele,  Ma  wesens- 
gleich, zudem  durch  eine  Pflanze,  die  sie  in  der  Hand  hält  (Mohn),  speciell 
charakterisiert  wird  *). 

Und  wie  der  Inhalt  der  Darstellung,  so  weist  auch  die  Technik  des  einzig- 
artigen Stückes  nach  Westen.  Arbeiten  in  getriebenem  Golde  sind  aus  dem 
Altertum  nicht  eben  zahlreich  erhalten.  Diese  chaldische  Goldplatte,  die  den 
Fundumständen  nach  sicher  dem  Ende  des  8.  oder  dem  7.  Jahrhundert  v.  Chr. 
angehört,  also  etwa  mit  der  ältesten  lydischen  Münzprägung  gleichzeitig  ist, 
findet  nach  Alter,  Composition  der  Darstellung  und  Feinheit  der  Ausführung 
ihre  nächsten  Gegenstücke  in  gleichem  Material  an  den  getriebenen  Goldarbeiten 
und  den  Intagli  der  mykenischen  Periode,  deren  höchste  Leistungen  die  Gold- 
becher von  Amyklai  (Vafio)  und  die  bestgearbeiteten  der  z.  T.  auch  inhaltlich 
verwandten  mykenischen  Goldringe  bilden. 

Ob  die  Goldplatte  ihrer  Bestimmung,  als  Medaillon  am  wahrscheinlichsten 
für  eine  Priesterin  oder  die  Königin  zu  dienen,  bereits  zugeführt  war,  ist 
zweifelhaft.  Sie  kann  auch  zum  Bestände  eines  zunächst  für  den  Hof  und  den 
Tempel  arbeitenden  Goldschmiedes  gehört  haben,  denn  als  Gerätschaften 
eines  solchen  sind  die  gleichfalls  im  Magazin  gefundenen  Stücke  No.  16 — 19 
zu  betrachten. 

Für  den  chaldischen  weiblichen  Typus  ^)  bietet  unsere  Goldplatte  wohl  die 
beste  und  verläßlichste  Darstellung.     In  Betracht  kommt  daneben  noch 

*15.  ein  in  Bronce  gegossenes  Stück  des  Berliner  Museums  (V.  A.  2988), 
dessen  Vorder-  und  Rückseite  Fig.  57  und  58')  zeigen. 

Die  starke  Ausprägung  der  scharf  gebogenen  Nase  und  der  Backenknochen, 
namentlich  letztere  auch  auf  dem  Berliner  Stück  bemerkbar,  erinnern  von  allen 
mir  bekannten  Yölkertypen  südlich  des  Kaukasus  am  meisten  an  den  der  Georgier. 
Und  wenn  man  aus  verschiedenen  Gründen  vielfach  an  eine  Verwandtschaft  der 
Iberer-Georgier  mit  den  Chaldern  gedacht  ^)  hat,  so  ist  es  besonders  bemerkens- 
wert, daß  die  langen,  zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  vorn  auf  die  Schultern 
herabhängenden  Locken,  die  der  Berliner  Broncekopf  zeigt,  noch  heute  die  spe- 
cifische  Eigentümlichkeit  der  weiblichen  georgischen  Haartracht  bilden. 

4l)  Auf  dem  bekannten  in  Mykene  gefundenen  Goldringe.  Beste  Wiedergabe  bei  Evans, 
Journal  of  Hellenic  Studies  1894  p.  21  (1901)  p.  108,  sowie  auf  kretischen  Formsteinen,  *E<priiUQ£g 
1900  Tafel  3.  4.  Zur  Sache  vgl.  Zahn,  Berl.  Archäol.  Ges.  1901  März-Sitzung  (Sitzungsber.  S.63); 
Karo, J Archiv  für  Heligionswissenschaft  VII  S.  149;  Noack,  Homerische  Paläste  S.  86. 

2)  Zum  männlichen  Typus  vgl.  u.  N.  25  Fig.  67. 

8)  Chalder,  Moscher,  Iberer  sind  miteinander  verwandt,  nicht  aber  die  Moscher  mit  den  Iberern 
dentisch,  s.  dazu  meine  chronologisch  freilich  verbesserungsbedürftigen  Darlegungen :  „Aus  Georgien^ 
in  .INaumann's  „Zeit*^  1902  No.  41/44  nebst  dem  erweiterten  Sonderabdruck  und  femer  Yerh. 
XIII.  Intern.  Or.-Congr.  (Hamburg  1902)  S.  139. 

22 


UATEBIALIEN    ZUR   ÄLTEREN    OESCnlCHTl!:   ARHGNIENS   UND    UESOPOTAUIBKS. 


Figur  57.    (ca,  '/j.) 


Figur  58'). 
Chaldischerseits  wird  der  Beleg  in  seiner  Bedentang  dadurch  noch  erhöht, 
daß  die  Berliner  Darstellong  dem  Gebiete  des  Kultus  angehörte.  Es  ist  nämlich, 
wie  die  Rückseite  mit  dem  Halbringe ,  in  den  der  menschliche  Korper  aasläuft, 
besonders  deutlich  zeigt,  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als  eine  chaldische  Dar- 
stellung der  geflügelten  Sonnenscheibe,  jenes  von  den  Ägyptern  zu  den 
Assyrern  gewanderten  Symbols ,  das  nun  in  specifisch  chaldischer  Umwandlung 
vorliegt.     Von   den  dadurch   angeregten  Fragen    und  Gesichtspunkten    sei  hier 

1)  Um  den  zur  Aufhängung  dienenden  Hing  und  seine  Anbringung  deutlich  wiederzugeben, 
iBt  die  Rück  aufnähme  absichtlich  schräg  gehalten,  woraus  eirh  die  Verkürzung  des  recbten 
Armes  und  des  zugeliürigon  Fliigcli^  erklären. 


88  0.   F.   LEHMANN-HAÜPT, 

nur  der  wichtigste  hervorgehoben.  Die  geflügelte  Sonnenscheibe  gilt  überall  als 
Sjnnbol  —  und  wo  sie  mit  einer  anthropomorphen  Göttergestalt  Verbunden  ist 
zum  Ausdruck  —  der  obersten  Gottheit,  des  R^-Ammon  in  Ägypten,  des 
Assur  in  Assyrien,  des  Ahuramazda  bei  den  Achämeniden.  Haben  wir  daraus 
etwa  doch  zu  schließen,  daß  an  der  Spitze  des  chaldischen  Pantheons  eine  weib- 
liche G-ottheit  stand,  das  Chaldis  selbst  in  erster  Linie  weiblich  vorgestellt 
wurde  ?  Das  bleibe  unentschieden  (vgl.  S.  89  Abs.  3) :  sicher  ist ,  daß  wir  nun- 
mehr zwei  Darstellungen  chaldischer  Gottheiten  besitzen,  die  Beide  weiblich  auf- 
gefaßt sind,  sodaß  die  Tatsache,  daß  eine  weibliche  Gottheit  bei  den  Chaldern  eine 
höchst  bedeutsame  Rolle  spielte,  außer  Zweifel  steht. 

Die  vorstehenden  an  das  Berliner  Fundstück  allein  geknüpften  Äußerungen 
kann  ich  angesichts  der  parallelen'),  im  größeren  Zusammenhange  zuletzt  von 
Holleaux*)  behanuelten  Stücke*)  aus  Armenien*),  Griechenland*),  Italien®)  und 
der  Erläuterungen,  die  sie  namentlich  von  Furtwängler ')  und  Holleaux^  er- 
fahren haben,  aufrecht  erhalten. 

1)  Herrn  Dr.  Hugo  Prinz  habe  ich  für  freundliche  Unterstützung  beim  nachträglichen  Zu- 
sammenstellen der  Literatur  zu  danken. 

2)  Fouilles  au  temple  d'Apollon  Ptoos.  Bulletin  de  Correspondance  Helldnique  XII  1888 
p.  380—395,  8.  bes.  die  Übersicht  p.  382  f. 

3)  Es  sind  im  Ganzen  einschließlich  des  Berliner  Stückes  mindestens  14  Exemplare,  von  Frag- 
menten abgesehen,  bekannt,  die  ich  in  den  folgenden  Anmerkungen  durchlaufend  numeriere. 

4)  No.  1  u.  2.  Bulletin  de  TAcademie  Imperiale  des  Sciences  de  St.  P^tersbourg  XVI  (1871) 
p.  462  f. ;  de  Longp^rier,  Oeuvres  I  p.  275  f. ;  Perrot,  Histoire  de  P Art.  II  p.  584  üg.  281 ;  Furtwängler, 
Arch.  Zeitung  1879  S.  180.  Für  die  eine  wird  die  Provenienz  Van  angegeben,  für  die  anderen  nur 
Armenien.  Ebenso  schwanken  die  Angaben  über  den  Verbleib:  Konstantinopel  (Museum)  und 
St  Petersburg  werden  angegeben.  Vielleicht  die  eine  hier,  die  andere  dort.  —  No.  3.  „Armenien**. 
Perrot  a.  0.  p.  734  fig.  397,  Sammlung  de  Vogud.  Zweiköpfig  und  auch  sonst  vielfach  von  dem 
Berliner  Stücke  abweichend.  Ein  oder  mehrere  Exemplare  sollen  sich  nach  Perrot  a.  0.  II  p.  734 
Anm.  2  unpubliciert  im  Britisch  Museum,  Nimroud  Central  Saloon,  befinden.  Das  Berliner  Stück 
No.  4,  das  im  Jahre  1899  einem  armenischen  Händler  abgekauft  und  von  Herrn  James  Simon  dem 
Kgl.  Museum  geschenkt  wurde,  weicht  in  der  Bildung  namentlich  des  Kopfputzes  von  No.  1  und  2 
erheblich  ab,  sodaB  der  Gedanke,  eines  von  jenen  beiden  Stücken  sei  von  Neuem  in  den  Handel 
gekommen  und  mit  der  Berliner  Bronce  identisch,  ausgeschlossen  ist.  Also  mindestens  4  Stücke, 
von  denen  ersichtlich  drei  aus  Toprakkaläh,  der  einzigen  zu  Van  gehörigen  Fundstätte  für  chaldische 
Broncen,  herrühren:  speziell  für  No.  3  vgl.  unten  S.  96  da«  de  Voguö'sche  Stück  gleicher  Pro- 
venienz.    Auch  das  vierte  Exemplar  (No.  2)  wird  gewiss  ebendaher  stammen. 

5)  No.  5—8  Olympia.  Vier  verschiedene  Stücke  No.  783-786  Tafel  XLIV  und  Textband  IV 
(Furtwängler  vgl.  Anm.  3)  S.  115—117.  Dazu  eine  Anzahl  Fragmente  weiterer  Exemplare,  namentlich 
das  eines  Flügels  (vgl.  oben  S.  83  Anm.  1)  a.  0.  S.  116  sub  784  c.  —  No  9  und  10  Athen.  Zwei 
untereinander,  auch  an  Größe  verschiedene  Exemplare.  Holleaux,  Bulletin  de  Corr.  Hell^nique  XII 
(1888)  p  382  f.  Unpubliciert?  -  No.  11—12  Delphi.  Heiligtum  des  ApoUon  Ptoos.  Zwei  Henkel- 
figuren eines  von  Holleaux  ausgegrabenen  Kraters,  ib.  p.  380  ff.  und  planche  XII. 

6)  No.  13  und  14.  Praeneste  (Palestrina)  am  Rande  eines  großen  Kraters  angebracht, 
Monumenti  antichi  (1879)  XI  Teil  2, 10,  a;b. 

7)  Archäol.  Zeitung  1879  S.  180  ff.  -  „Die  Broncefunde  aus  Olympia*'  (1880)  8.  62  f.  — 
„Olympia**  (1890)  a.  a.  0.  und  besonders  „Die  antiken  Gemmen**  III  (1900)  S.  68  Anm.  1. 

8)  A.  a.  0.  p.  383  ff. 

24 


MATERIALIEN    ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  89 

Mit  Furtwängler  treffe  ich  darin  zusammen,  daß  es  sich  nm  eine  der 
assyrischen  ähnliche  Darstellnng  der  geflügelten  SonnenKcheibe  handelt,  im  Gegen- 
satz  zn  Holleanx,  der  Ägyptisches  in  phönikischer  Nachbildung  vermutete.  Furt- 
wängler nimmt  assyrischen  Ursprang  und  Verbreitung  des  Typus  von  Sinope 
aus^)  an.  Ich  denke  aber  er  wird  mir  darin  zustimmen,  daß,  so  lange 
eine  Anzahl  vorarmenischer,  aber  kein  assyrisches  Stück  gefunden  ist,  wir  nur 
auf  chaldischen  Ursprung  schließen  dürfen.  Dazu  kommt,  daß  Furtwängler  — 
wozu  meine  oben  mitgeteilte  Beobachtung  aufs  Beste  stimmt  —  von  vornherein 
darauf  hingewiesen  hatte,  daß  sich  diese  Haartracht  in  assyrischen  Darstellungen 
nur  bei  Fremdvölkern  findet,  während  doch  eine  assyrische  Grottheit  von  Assyrern 
nur  in  einheimischer  Tracht  dargestellt  werden  könnte. 

Der  Fund  von  Praeneste  hatte  von  vornherein  gezeigt,  der  von  Delphi  be- 
stätigte, daß  wir  es  mit  Henkelfiguren  zu  tun  haben,  die,  paarweise  einander 
gegenüber  und  das  Antlitz  einander  zugewandt,  an  den  Rand  großer  Misch- 
kessel angeheftet  wurden.  Ihm  paßte  sich  die  glatte  Vorderseite  der  Flügel  an, 
während  durch  die  an  ihrem  Rücken  befindlichen  großen  Ösen  Schnüre  oder 
Drähte  gezogen  werden  konnten,  mittels  deren  die  Gefäße  freischwebend  aufzu- 
hängen waren.  Der  Typus  blieb  auf  der  Wanderung  auf  diese  Verwendung 
beschränkt.  In  der  chaldischen  Heimat  handelte  es  sich  gewiß  nur  um  eine 
sekundäre  Verwendungsart  des  wichtigen  Symbols  (vgl.  S  83  Anm.  1).  Die  von 
Toprakkaläh  stammenden  individuellen  Stücke  können  nicht  älter  sein,  als  die 
Gründung  der  dortigen  Burg:  nach  735  v.  Chr.  Dagegen  kann  der  chaldische 
Typus  selbst  und  seine  Verbreitung  natürlich  bis  in  den  Anfang  des  chaldischen 
Reiches  zurückgehen  Da  schon  Menuas  bis  fast  nach  Malatiah  hin  herrschte, 
kommt  für  die  Verbreitung  des  Typus  wohl  neben  dem  Seeweg  von  Sinope  aus, 
wohl  auch  der  Landweg  durch  Phrygien  und  Kleinasien  in  Betracht.  Zwischen 
Italien  und  Assyrien  gibt  es  (s.  unten  S.  95)  noch  eine  Anzahl  anderer  Bezüge, 
bei  denen  chaldisclie  Vermittlung  nicht  ersichtlich  ist. 

Bedeutungsvoll  ist,  daß  eine  der  olympischen  Henkelfiguren  (No.  783)  bärtig 
ist.  Der  Bart  zeigt  nahe  Anklänge  an  die  assyrische  Frisur,  ohne  mit  ihr 
übereinzustimmen.  Das  würde  für  das  an  dem  Torso  von  Van  (oben  No.  6 
S.  76  ff.)  ermittelte  Verhältnis  der  chaldischen  zur  assyrischen  Skulptur  gut  passen. 
Vielleicht  ist  damit  in  einer  Nachbildung  die  bisher  vermißte  chaldische  Darstellung 
einer  männlichen  Hauptgottheit,  also  wohl  des  Chaldis  (vgl.  oben  S.  85)  gefunden. 

Nun  zu  den  Gerätschaften  (S.  86  Abs.  4). 

*16.  Cylindrisches,  aber  durch  Feuer  völlig  verbogenes  Gefäß  aus  Silber, 
das  mit  einem  Gewebe  von  Silberfäden  übersponnen  war,  die,  ganz  verkohlt, 
nur  noch  in  geringfügigen,  seit  der  Auffindung  (in  einem  der  riesigen  Pithoi 
des  Magazins^))  stetig  mehr  abbröckelnden  Resten  vorhanden  sind.  Die  ursprüng- 
liche Struktur   des  Gewebes  läßt  sich  gleichwohl  an  den,    gemeinsam  mit  Herrn 


1)  Früher  (1880)  freilich  auch  pliönikische  Arbeit  nach  assyrischem  VorbUd. 

2)  Verb.  Berl.  anthrop.  Ges.  1898  S.  586  f. 

Abbuidlongen  d.  R.  Ge«.  d.  Win.  sq  GöUln^en     Philolog.-histor.  Kl    N.  F.  Band  9.i.  12 

25 


90  C.   F.   LEHMANX-HAOPT, 

H.  Seydel    unter  Anwendung  besonderer  Vorsichtsmaßregeln  genommenen  Anf- 
natimen  (Fig.  69 — 61,  ca.  */i)  noch  mit  genügender  Dentlichkeit  erkennen. 

An  beiden  Seiten  wnrde  diese  silberne  Biichee  dnrch  krelsrnnde  übergreifende, 
also  kapselartige  Deckel  verschlossen,  die  mit  goldenen  Knöpfen  nach  Art  nnser 
Tapezier-Stifte  beschlagen  sind.  Zwischen  diesen  Goldnägeln  erblickt  man  ein 
feines  Netzwerk,  das  nicht  dnrch  darüber  gezogene  Fäden  entstanden,  sondern 
anscheinend  aus  der  Oberfläche  selbst  heransgearbeitet  ist.  Die  Deckel  konnten 
mittels  eines  goldenen,  an  dem  losen  Exemplar  noch  erhaltenen  Ringes  (Fig.  60) 


Figur  60. 

abgezogen  werden.  Doch  geschah  dies  nur,  nm  die  Büchse  zu  füllen,  and  zwar 
enthielt  sie  noch  bei  der  Aufündang  eine  Art  Pulver,  eine  schwarze  mulmige 
Erde.  Der  eine  der  beiden  Deckel  ist  indessen  dnrch  das  Feoer,  das  die  Burg 
zerstörte,  untrennbar  mit  der  Büchse  verwachsen.  Daß  das  Geföß  tatsächlich 
zur  Aufnahme  von  palverartigem  oder  sonstigem  feinkörnigen  Material  bestimmt 
war,  das  in  kleinen  Quantitäten  herausgeschüttet  wurde,  beweist  die  Struktur 
zunächst  des  lose  vorhandenen  Deckels.  Er  ist  an  einer  Stelle  durchlöchert, 
(Fig.  60)  nnd  um  ein  zu  schnelles  Heraustreten  des  Inhalts  oder  eine  Ver- 
stopfung der  Öffnung  (von  ca.  '/a  cm  Durchmesser)  zn  verhindern,  ist  im  Inneren 
(Fig.  61  rechts)  eine  halbmoodfönnige,  sei  es  gleichfalls  ailbeme  and  leicht  ver- 


HATEHI&LIEN    ZDlt    ALTEKEN    al»CHli;lll'i:   AtUIKNlKNS   U.\U   MtSOPOTAUIKNS. 


Figur  61. 
goldete  sei  ea  ans  Elektron  hergestellte  Lefze  angebracht,  vor  welcher  oder  über 
welche  das  Pulver  binabgleiten  muß,  am  an  und  durch  die  Öffnung  zu  gelangen. 
Da  der  nicht  mehr  zu  lockernde  zweite  Deckel  äußerlich  genan  dieselbe  Gestalt 
hat  and  anscheinend  in  derselben  Weise  durchlöchert  war,  so  wird  auch  sein 
Inneres  das  gleiche  sein.  Somit  baben  wir  es  wahrscheinlich  mit  einer  Doppel- 
büchse zu  tan  und  werden  ans  in  der  Mitte  des  Gleiasses  eine  parallel  der 
Deckeloberfläche  laufende  Scheidewand  zu  denken  haben. 

Die  beiden  Abteilangen  der  Büchse  waren  vermutlich  zur  Äaüiabme  sei  es 
verschiedener  Ingredienzen ,  sei  es  verschiedener  Qualitäten  oder  Stärkegrade 
eines  and  desselben  Materials  bestimmt. 

Diese  Silberbüchse  giebt  uns  trotz  ihrer  Beschädigung  aufs  Neue  einen 
hohen  Begriff  von  der  Höhe  der  Technik  und  dem  geläuterten  Geschmack  der 
cbaldischen  Gold-  and  Silberarbeiter. 

Aber  die  weitreichende  Bedeatong  gerade  dieses  Fundes  liegt  doch  in  einer 
andern  Richtung. 

Das  in  der  Büchse  enthaltene  Pulver  ist  nämlich  von  meinem  Reisegefährten, 
dessen  ursprüngliches  Berufstudium  bekanntlich  die  Chemie  war,  untersucht  und 
als  Schwefelsilber  erbannt  worden,  Anf  der  Anwendung  dieses  künstlich  her- 
gestellten Pulvers  aber  beruht  die  in  Europa  sogenannte  Tala-Arbeit.  Die- 
jenigen Teile  der  glatten  Oberfläche  des  hellen  Silbers ,    die  mit  Schwefelsilber 

la* 
27 


92  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

belegt  und  behandelt  werden,  erhalten  eine  danklere  Färbung.  So  entsteht  die 
Würfelung  oder  anderweitige  Musterung  der  Oberfläche  des  Tala-Silbers. 

Solche  „Tala"-Arbeiten  werden  aber  noch  heutzutage  gerade  in  Van  in 
großer  Menge  und  in  äußerst  feiner  Ausführung  hergestellt.  Auf  dem  Bazar 
der  Citadellenstadt  Van  kann  man  die  Silberarbeiter,  Bude  an  Bude,  bei  ihrer 
Arbeit  beobachten.  Unser  Fund  beweist,  daß  es  sich  hier  um  die  Fortsetzung 
einer  uralten  einheimischen  Übung  handelt,  die  durch  den  Kaukasus  nach 
Rußland  gedrungen  ist  und  dort  eine  neue  Pflanzstätte  gefunden  hat. 

Handelt  es  sich  hier  um  Übertragung  einer  specifisch  chaldis eben  Technik, 
so  kommt  in  anderen  Fällen  der  Zuwanderung  südlichen  Kulturgutes  nach  Ruß- 
land,  so  bei  der  Übernahme  der  aus  Babylonien  nach  dem  Kaukasus  gewanderten 
Brettchenwebetei  ^)  und  dem  Fortleben  der  babylonischen  Goldmine  gemeiner 
Norm  im  russischen  Pfunde^,  den  Chaldem  eine  mehr  oder  minder  deutliche 
und  mehr  oder  minder  ausschließliche  Vermittler-Rolle  zu. 

*n»  Zwei  kleine  silberne  Tiegel,  die  ehemals  mit  einem  in  Spuren 
erhaltenen  Gewebe,  ähnlich  dem  der  Büchse,  bekleidet  waren,  fanden  sich  im 
Magazin  auf  dem  Boden  eines  andern  der  riesigen  Krüge').  Diese  Tiegel  sind 
leider  in  Berlin  verloren  gegangen.  Wahrscheinlich  sind  sie  beim  Brande  des 
alten  pathologischen  Instituts,  wo  die  Sammlung  Toprakkaläh  zum  größeren 
Teil  aufbewahrt  war,  geschmolzen  und  vernichtet  worden. 

*18«  Ebenfalls  in  dem  Vorratsraum  stieß  man  auf  einen  mindestens  51  cm 
langen,  ca.  0,5  bis  0,9  cm  dicken,  in  teilweise  durch  Feuer  gekrümmte  Stücke 
zerfallenen  Broncestift,  der  am  einen  Ende  in  eine  ca.  2,5  cm  lange,  ca.  0,5  cm 
dicke  goldene  Spitze  ausläuft.  Vielleicht  ein  bei  Goldschmiedearbeiten  vei*wen- 
detes  Instrument^). 

Hier  schließen  sich  am  Besten  an: 

'*'19.  Kleine  broncene  Gefäße  (Auswahl  Fig.  62,  knapp  V^)»  ^^^^  &her  zum 
Teil  mit  platter  Rückwand,  als  ob  sie  an  die  Wand  oder  an  ein  Brett  angehängt 
oder  angelehnt  zu  werden  bestimmt  seien. 


1)  Yerh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1898  S.  820 ff.;  1900  S.  29  Anm.  8.  299.  Zeitschr.  f.  Assyriol. 
XIV  S.  869  f.  und  bei  M.  Lehmann-Filh^s,  „Über  Brettchen- Weberei"  S.  9. 

2)  Über  altbabylonisches  Maß  und  Gewicht  und  deren  Wanderung,  Yerh.  Berl.  anthrop.  Ges. 
1889  8.  263.  Achter  Internat.  Or.-Congreß:  Semitische  Section  b  S.  207.  Hermes  86,  Tabelle  zu 
S.  113  ff.  sub  12. 

8)  VBAG.  1898  S.  686  f. 

4)  Von  fachmännischer  Seite  bin  ich  auf  die  Möglichkeit  hingewiesen  worden,  daß  es  sich 
um  einen  Lötstift  handeln  könne,  durch  den  die  Lötflamme  angeblasen  wird,  wozu  die  große 
L&nge  stimmen  würde.  Die  feine  in  der  Längsachse  hindurchgehende  Öffnung  müßte  dann 
bei  dem  die  Burg  zerstörenden  Brande  völlig  durch  das  glühende  und  schmelzende  Metall 
ausgefüllt  sein,  denn  in  der  Bronce  findet  sich  nirgends  eine  Andeutung  und  an  der  im 
Übrigen  unversehrten  Goldspitze  eine  kaum  merkliche  Vertiefung.  Der  Befund  davon  spricht 
also  nicht  gerade  für  diese  Annahme.  Daß  es  sich  um  Fragmente  mehrerer  Stifte  handele,  ist 
unwahrscheinlich. 

28 


MATEEIAIJBN    ZUR   Xr.TKREN    OKSCMICBTE    AItUi:MENS    l'KD    MICSOPOTAMIENB. 


Figur  62. 

Kehren  wir  non  von  den  Geräten  der  Werkstatt  wieder  zn  den  eigentliclien 
Erzengnisseu  der  Metalltechnik  nnd  zwar  zanächst  den  in  Bronce  gearbeiteten 
znrück. 

*80.  Broncener  Kandelaber  (Fandstelle  No.  5  oben  S.  69;  Gesammt- 
höhe  136,5  cm),  aaßerordentlicli  schön  gearbeitet,  anf  drei  Fößen,  von  denen  einer 
in  2  Teilen  abgebrochen ;  der  Schaft  in  3  Teile  zerbrochen ;  die  zar  Anfnahme 
des  Lencbtmateriah  bestimmte  Pfanne  nicht  mehr,  wie  ursprünglich,  an  dem 
Schafte  befestigt.  Fig.  63  zeigt  den  Leuchter  gleichwohl  in  Folge  zeitweiliger 
mit  einiger  Mühe  und  etlichen  Hilfskonstroktionen  ermöglichter  Zasammensetznng 
als  Ganzes  in  genauer  phutographischer  Wiedergabe  ohne  die  geringste  Ergän- 
zang,  nar  fehlt  einer  der  zerbrochenen  Füße,  der  eine  provisorische  Ansetznng 
nicht  vertrug*). 

„Der  hohe  runde  Röhrenschaft  wird  von  drei  geschwungenen  Füßen  freischwe- 
bend  getragen,  zwischen  denen  er  aus  einem  halbkugeliörmigen,  geriffelten"  außer- 
ordentlich schweren  „Zapfen  herauswächst.  Die  Füße  endigen  in  Rindsklauen, 
and  aaf  ihrer  oberen  wagerecht  gebogenen  Fläche  liegt  ein  kleiner  geflügelter 
Stier  mit  Mensche n köpf ,  ähnlich  den  Thorwächtern  der  assyrischen  Palastbauten", 
nnr  auf  einem  der  FiiBe  ist  der  Kerub  erhalten,  auf  den  beiden  anderen  ist  die 
Stelle  der  früheren  Auflötung  deutlich  erkennbar.  „Über  dem  Ansatz  der  Füße 
umgiebt  den  Schaft  ein  kelchförmiger  King ,  dessen  oberer  ßand  aas  einem 
Eranz  amgeklappter  Blätter  mit  vorstehender  Mittelrippe  besteht.  Vier  klei- 
nere ähnliche  Kelche  gliedern  den  Schaft,  bis  als  oberster  Abschlaß  die  scheiben- 
förmige Pfanne  mit  hochgebogenem  Rand  folgt"'),  die  wohl  zar  Aufnahme  von 
Räucherwerk  diente  and  die  vermuten  läßt,  daß  wir  es  mit  einem  Räncheraltar 
—  etwa  speziell  des  chaldischen  Sonnengottes  Ardinis  za  tan  haben  ^.  Die  an 
altorientalischen  Altären  häufigen  Thierfüße  wurden  dazu  ebenso  wie  die  Keraben 

1)  Seither  iat  der  Kandelaber  vom  Hamburgischen  Museum  für  KunBt  und  Gewerbe  erworb«D 
uod,  voltstäDdig  Kusammen gesetzt,  in  dessen  SammluDgeD  ausgestellt  worden. 

2)  Die  Citate  sind  dem  „Bericht  für  das  Jahr  1903  des  Musenma  filr  Kunst  und  Gewerbe  in 
Hiunborg"  S.  48  (Jabrbucb  der  Hamburgiachen  wisseaBcbaftlicbeo  Aoatalteo  1904)  entnommen. 

3)  Hier  sei  eines  weiteren  Kultgerätes  vod  Toprakkaläb  gedacbt,  eiuea  broncenen  Wageoa  iu 
der  OrSße  eines  nicht  zu  klein  bemessenen  Kinderspielzcuges.  Er  beHndet  sich  im  Beaiti  der  fran- 
sOaiicben  Dominikaner -Miasion  in  Van,  Analogieen  im  Westen  (heiliger  Wagen  von  Oordion; 
Koltmodell  von  Knoseos)  liegen  vor,  ohne  dafi  hier  der  Osten  auszuscIilieGen  «ftre. 

29 


94 


C.    F.    LEHMANN-HAÜPT 


Figur  63. 


Figur  64. 


stimmen.  Freilich  sind  die  übrigen  aus  dem  alten  Orient  in  corpore  oder  in 
Abbildungen  erhaltenen  —  assyrischen,  hebräischen,  kanaanäischen,  himyarischen 
—  Altäre  alle  aus  Stein  gearbeitet  und  zeigen  eine  erheblich  massivere  Structur. 
Erinnert  werden  darf  auch  an  den  Kandelaber,  der  auf  dem  bekannten,  in 
mehreren  Exemplaren  auf  uns   gekommenen  babylonischen  Hadesrelief  figuriert. 

30 


MATERIALIEN   ZUR   ÄLTEREN    GESCHICHTE    ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  95 

Zu  beachten  sind  bei  diesem  „chaldischen^  Kandelaber  gewisse  Anklänge  an 
einen  etruskischen  Broncekandelaber  (Fig.  64) ,  der  sich  gleichfalls  im  Hambur- 
gischen Maseum  für  Kunst  und  Gewerbe  befindet  and  dort  als  Gegenstück  za 
jenem  aufgestellt  ist. 

„Die  drei  elastisch  geschwungenen  Füße  der  etruskischen  Kandelaber  haben 
die  Form  von  Pantherklauen  und  entwachsen  dem  Rachen  von  Pantherköpfen. 
Zwischen  diesen  sind  Medusenhäupter  mit  ausgestreckter  Zunge  angebracht.  Der 
geriffelte  Schaft  schießt,  wie  bei  dem  chaldischen  Kandelaber,  von  den  eben- 
falls nur  minder  hoch  geschwungenen  Füßen  freischwebend  getragen  aus  einem 
niedrigen  Blattkelch  von  ähnlicher,  aber  strafferer  Bildung"  als  der  Kelch  des 
chaldischen  Kandelabers  „bis  zu  anderthalb  Meter  Höhe  empor  und  zeigt  ein 
reich  entwickeltes  Kelchkapitäl,  das  mit  dem  kleinen  Teller  zum  Aufstellen  der 
Lampe  geschlossen  ist''. 

Doch  ist  der  umgestaltende  und  veredelnde  Einfluß  griechischer  Kunst 
bei  dem  etruskischen  Stücke  nicht  zu  verkennen,  während  andererseits  bei 
den  Etruskern  auch  eine  anscheinend  unmodificierte  Verwendung  orientalischer 
Formen  und  Motive  ersichtlich  ist^).  In  den  Museen  Italiens  finden  sich  häufig 
Broncegegenstände,  Löffel,  Waagen  etc.  mit  einem  in  den  Kopf  eines  Wasser- 
vogels auslaufenden  Griff,  wie  ihn  u.  A.  auch  die  bekannte  Waage  aus  Chiusi 
zeigt  ^),  die  mich  seiner  Zeit  lebhaft  beschäftigt  hat ').  Damals  fiel  mir  auf,  daß 
dieser  Griff  genau  mit  entsprechenden  Handhaben  assyrisch-babylonischer  Fund- 
stücke im  Britischen  Museum  übereinstimmt,  ja  daß  etruskische  Löffel  mit  solchem 
Griffe  von  den  entsprechenden  assyrischen  äußerlich  überhaupt  nicht  zu  unter- 
scheiden waren.    Vgl.  auch  die  Gefößansätze  oben  S.  86  ff. 

*21.  Wuchtiger,  insgesamt  31  cm  hoher  Broncener  Thron fuss  (Fund- 
stelle No.  7)  bestehend  (Fig.  65)  aus 

1)  einem  säulenartigen  Schaft,  der  zwei  Einschnürungen  und  darüber  jedesmal 
einen  breiteren  Ring  sowie  einen  über  diesen  wiederum  hinausragenden  Kelch 
herabfallender  Blätter,  wie  der  Kandelaber,  aufweist; 

2)  einem  darauf  simsartig  aufgesetzten  Metallstück  in  Form  zweier  recht- 
winklig an  einander  stoßender  Balken  (26  und  13^2  cm  lang). 

Der  längere  Schenkel  (26  cm)  hat  einen  nahezu  spitz  zulaufenden  Ansatz. 
Dieser  Ansatz  war,  wie  die  am  oberen  und  unteren  Rande  angebrachten  Verzah- 
nungen zeigen,  bestimmt,  in  Gebälk  aus  anderweitigem  Material  eingelassen  zu 
werden. 

Sowohl   der  Säulenschaft   wie   das    obere  Gebälk   zeigen,    teils    in  Gestalt 


1)  Ob  das  etwa  z.  T.  auf  der  Aufrechterhaltung  einer  lebhafteren  Verbindung  mit  der  alten 
Heimat  am  oder  im  ägäischen  Meer  beruht  ?  Über  die  Herkunft  der  Etrusker  aus  dem  Osten  siehe 
Klio  IV  S.  394  fif.  und  die  dort  S.  395  Anm.  1  citierten,  sowie  Thulin,  Klio  V  336  ff. 

2)  Siehe  die  bei  E.  Pemice,  Archäol.  Jahrbuch  XUI,  1898  S.  44  Fig.  1  veröffentlichte  Abbildung. 

3)  Zuerst  Sitzungsber.  Berl.  anthrop.  Qes.  Nov.  1888  =  Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1888 
Sp.  1522.    Vgl.  jetzt  Klio,  VI  S.  528  Anm.  1  und  das  dort  Citierte. 

31 


Fignr  65. 
runder  Löcher,  teils  anderweitig  gemustert,  Vertiefungen,  die  anscheinend  ehe- 
mals  durch  Einlagen    kostbareren  Materials   (vorwiegend   wohl   Gesteines)   aas- 
geiHllt  waren.    Dadurch  wird  klar,  daß  abgesehen  von  dem  schräg  verlaufenden 
Ansatz-Stück,  alles  Übrige  für  den  Beschauer  offensichtig  angebracht  war. 

Ein  nach  Maaß  and  Gestalt  mit  unserem  identisches  Stück  gleicher  Pro* 
venienz,  in  französischem  Privatbesitz,  ist  bei  Perrot-Chipiez  II  p.  725  ver- 
öffentlicht. Doch  liefert  es  noch  eine  wichtige  Ergänzung,  indem  oben  auf  dem 
Gebälk  ein  Löwe  ruhend  dargestellt  ist. 

132.  fäS.  Bestandteile  desselben  oder  eines  ähnlichen  Thrones  enthält  die 
Berliner  Sammlung,  einen  Greifen  (V.  A.  776)  Fig.  66  und  ein  Stück  einer  Säule 
aus  Bronce  (V.  A.  776)  Fig.  67. 

Der  in  assyrisierendem  Stil  gehaltene  Greif  (Länge  vom  Schnabel  bis  zur 
Flügelspitze  28  cm,  größte  Höbe  21,7  cm)  hat  Vogelkopf  und  Klaaen  und  große 
langfedrige  Schwingen.  Die  schuppige  oder  gefiederte  Oberfläche  ist  sehr  sorg- 
fältig und  fein  herausgearbeitet.     Augen  und  Augenbrauen  waren  eingesetzt. 

Das  Britische  Museum  (No.  91247,  Katalog  Ko.  329)  besitzt  einen  von  Lynch ') 
veröffentlichten  ebenfalls  von  Toprakkaläh  stammenden  geflügelten  Stier  aas 
Bronce  mit  menschlichen  über  der  Brust  gekreuzten  Armen.  Das  Gesiebt, 
welches,  weil  aas  anderem  Materiale  eingesetzt,  jetzt  fehlt,  wird  ebenfalls 
menschlich  gewesen  sein.  Auf  dem  Kopfe  tragen  der  Londoner  Stier  wie  der 
Berliner  Greif  Ansatz-Stücke   für   eine  Säule,   und    zwar  zeigt  das  Londoner 


1)  Annenia,  toI.  II  p.  63.     Nach  Ljach'a  Mitteilaog   ist  aufierdem   (No.  91248)  ein  rahender 
3tier  in  Bronce  vorbuideD. 


HATEBIAUEN    ZUR   ALT^IRRK   ORSCHICDTE   ARMKÜIGNS   DKD   HES0P0TAUIEK8. 


Figur  66.  Figur  67. 

Ansatzstück  eben  dasselbe  Blattornament  wie  die  Berliner  Sänle ,  die  beiden 
Thronfüße  nnd  nnser  Kandelaber,  während  das  Ansatzstück  bei  dem  Berliner 
G-reifen  anders  verziert  ist. 

Die  Berliner  Sänle  fügt  sich  in  der  Dicke  2,65  cm  gat  zn  dem  Dnrchmesser 
des  Ansatzstückes  auf  dem  Kopfe  des  Greifen  (Darchmeäser  2,7  cm)  nnd  nach 
den  mir  von  Lynch  frenndlicbst  mitgeteilten  MaaBen')  stimmt  auch  die  Lon- 
doner Tiergestalt  wenigstens  in  der  Höhe  zu  der  Berliner.  Wohl  möglich  also, 
daß  all  die  in  vier  verschiedenen  Sammlangen  befindlichen  Stücke  za  einem 
Thronsessel  gehören,  der  nach  der  Analogie  bekannter  assyrischer  Stücke  zn 
reconstruieren  wäre. 


Figur  68. 

1)  GröBte  Höbe  8'l„  incb,  =  ra.  22,1  cm;  Durchmeaser  dee  AnaatzatUrkes  1'/,  incb,  =  c&. 
8,7  cm.  GrOBte  Länge  6'/,  ioch,  =  ca.  16,5  cm.  Tielleicbt  trugeo  die  l&ogereD  Qreifen  die  vor- 
deren, die  karaen  Stiere  die  bintereu  und  etwas  stärkeren  Säulen  (eines  Baldachine?). 

AtUIrL  i.  K.  0**.  i.  Vim.  II  OttltB(*ii.    FUL-klit  El.  N.  r.  Bud  «.  •.  13 

33 


C.    V.    LEHU& 


*34.  Das  Blattoma ment  kehrt  wieder  in  einem  von  uns  auf  Toprakkaläh 
aasgegrabenen,  in  viele  genaa  an  einander  passende  Fragmente  zerbrochenen 
Gegenstande  anklarer  Bestimmung  (Fig.  68,  Zeichnung  F.  Frohse,  natürliche 
Größe). 

Zwei  der  Zachen  (in  der  Mitte  des  Hintergrundes)  zeigen  eine  Dnrcblöcherang 
wie  für  einen  Stift  oder  Draht.  Vielleicht  war  das  Stück  am  Ende  eines  Stabes 
oder  Schaftes  aufgesetzt,  gleichsam  aufgeschoben,  sodaß  die  Blätter  in  der  Weise 
jenes  kelchartigen  Ornamentes  nach  unten  fielen.  An  einen  selbständigen  Qe- 
braachsgegenstand,  z.B.  ein  Lämpchen,  zu  denken,  hat  seine  großen  Schwierig- 
keiten. 

t^S.  An  diese  Thronbestandteile  schließt  sich  in  der  Technik  nnd  dem 
asSTrisierenden  Stil  an:  die  ans  Toprakkaläh  stammende,  der  Berliner  Sammlung 


Figur  69. 
(V.  A.  774)  angehörige  stehende  Gestalt  (Fig.  69)  des  sog.  „Eunuchen"  (von  37,5  cm 
Höhe  bei  10,5  cm  Breite).      Sie    besteht   der  Hauptsache  nach   ans  Bronce ,    die 
nach  vorhandenen  Sporen  vormals  mit  Gold  überzogen  war.    Das  Gesicht,   das, 
leider  beschädigt,  als  einziger  Beleg  für  den  männlichen  Chalder-Typns  in  Be- 

34 


HATRRUUEN   ZOK   ÄLT&KRN    QESCHICHTE   ARMENIENS    UND    HESOFOI&MIENS.  99 

tracht  kommt,  ist  dagegen  aus  weißem  Gestein  hergestellt,  während  die  Äagen 
und  die  Löcher  im  Halsschmnck  ofFenbar  durch  edlere  Steine   aosgeftlllt  waren. 

f  36.  Das  Grleiche  gilt  von  dem  auch  ans  Toprakhaläb  stammenden  Bronce- 
fries  des  Britischen  Museums')  {80 — 12—16,6). 

Das  erhaltene  Fragment  zeigt,  außer  einer  Keilinschrift,  in  getriebener 
Arbeit  und  in  besonders  sorgfaltiger  und  schöner  Äosfäbrung  einen  liegenden 
linksgewandten  Stier,  rechts  davon  noch  das  Hinterteil  eines  nach  rechts  ge- 
wandten entsprechend  gearbeiteten  Tieres.  Etwas  darüber  zwischen  den  beiden 
Stieren  and  links  von  dem  erstgenannten  je  eine  Rosette  (s.  oben  S.  74).  Das 
Gentrum  dieser  Rosetten  sowie  verschiedener  Teile  (u  A.  die  Hnfe)  der  Stiere 
sind  durch  jetzt  leere,  einst  durch  Einlagen  ausgefällte  Löcher  bezeichnet. 

Die  vorstehenden  Stücke  alle  belencbten  ebenso  wie  Mo.  11  (Fig.  63)  die 
chaldieche  Vorliebe  für  die  Mischung  der  Stein-  und  Metalltechnik,  nur  daß  bei 
ihnen  das  Metall  das  Hanptmaterial,  das  G-eetein  die  Einlagen  bildet,  während 
in  No.  11  das  omgekehrte  Verhältnis  obwaltet.  — 

Von  den  von  Toprakhaläb  herrührenden,  teils  in  Berlin,  teils  in  London 
aufbewahrten  Weiheschilden  Rusas'  II,  Sohnes  des  ArgistiB  and  Rusas'  lU, 
Sohnes  des  Erimenas,  über  die  ich  im  Zusammenhange  an  anderer  Stelle  ge- 
handelt habe'),  wird 

■\Ü7.  das  dekorativ  hervorragendste  Stück  der  Berliner  Sammlung  in  Figur  70 


1)  Zeitacbr.  f.  Assyr.  IX  S.  98  mit  Anm.  2. 

2)  Zeitschr.  f.  Ass.  VII  S.  265  ff.  IX  95  ff. 


100  C.   F.    LBHMANN-HAUPT, 

zum  ersten  Male  verSffpßtlicht :  zu  dem  Schilde  gehören  noch  sieben  kleine  Frag- 
mente. Er  zeigt  getriebene  Reliefdarstellungen  assyrisierenden  Stils  in  drei 
concentrischen  Streifen:  anf  dem  ersten  und  dritten  schreitende  Löwen,  anf 
dem  mittleren  Einlii>rner.  Durchmesser  0,5  m.  In  der  inneren  Wölbung  ein 
großer  and  zwei  kleine  GritTe.  Auf  dem  Rande  anßen  zwischen  zwei  einge- 
ritzten Linien  Keilinachrift  Rosas'  III.  An  die  liretiscben  Analugieen  sei  schon 
hier  erinnert. 

t88.     Schließlich  zeigt  (Fig.  71)  die  mit  hierogJyphischen  Zeichen  versehene 
Broncesphale  (Berlin  V.  A.  796 :  Durchmesser  a2,3  cm ,  Höhe  8,3  cm)   im  Verein 


Figur  71. 

mit  der  von  ans  aasgegrabenen,  in  Hieroglyphen  beschriebenen  Throntafel  (s.  a. 
S.  105),  dafi  Untertanen  der  Chalder-Eönige,  die  an  der  Aasstattnng  des  Tempels 
von  Toprakkaläb  beteiligt  waren,  sieh  einer  Schrift  bedienten,  die  mit  der  klein- 
asiatischen sog.  hetitischen  Hieroglyphenschrift  identisch  oder  ihr  ähnlich  war '). 
Zd  den  Weihegaben  aas  verschiedenen  Gebieten  des  Reiches  vgl.  oben  S.  83 
Figur  55.  — 

Als  Erfinder  der  Eisenbearbeitnng  nennen  die  Griechen  die  Chalyber*),  mit 
denen  die  nördlichen  Ohald(a)er  als  nächstverwaadt,  wenn  nidit  als  identisch, 
gelten. 

Der  Befand  von  Topcakkaläh  kommt  einer  Bestätignng  dieser  Tradition 
gleich.  Eisen  ist  für  Waffen,  Schneide-  and  Befestigungsgeräte  das  hauptsäch- 
lichste Gebrauchsmetall,  neben  dem  die  Bronce ')  nnr  noch  vereinzelt  and  seltener 
auftritt.  Das  entspricht  ganz  wohl  der  Thatsache,  dafi  in  Assyrien  seit  etwa 
700  V.  Chr.  das  Eisen  die  Bronce  als  gewöhnliches  Gebranchsmetall  für  Waffen 


1)  Näheres  Terb.  des  13.  internst.  Or.-Congr.  za  Hambarg  S.  132  [4]  ff. 

2)  A.  T.  OnUchmid  vermatete  (Kleine  Schriften  111  S.  487  f.),  ia£  der  Name  dem  Yolke  nach 
dem  Stoffe,  den  es  die  übrigen  Völker  kennen  lebrte,  von  diesen  gegeben  wurde,  so  daB  also  jcelvifi 
Bisen  oder  Stahl   bedeutete.     Ob  ii4KJ[iMf<  irgendwie  damit  msamtaenhängt?? 

3)  In  unserer  Sammlung  befindet  sich  ein  wohlerbaltener  Nagel  (oder  eine  starke  Nadel)  ans 
Bronce,  6  cm  lang ;  der  Knpf,  vie  zur  Befestigung  durch  einen  Stift,  qaer  durchbohrt  und  Ait  eioem 
vertieften  Linienmaster  gefällig  verziert. 

ae 


HATERIALIEH   KUB   ÄLTEREN    0B8CHICBTE    ABHBNDSNS    UND    KBSOFOTAIIISNS.  101 

nnd  Scbneide Werkzeuge  za  verdrängen  beginnt '),  bis  es  unter  Sargon  das  billigere 
nnd  bevorzugtere  Metall  auch  für  sonstige  Geräte  ward,  während  das  erste 
Auftreten  des  Eisens  unter  Assornasirabal  111  (8B4— 860)  nachweisbar  ist. 

Mit  dem  Befund  anter  Sargon  Btimmt  der  gleichzeitige  yon  Toprahkaläh. 
Die  chaldische  and  die  assyrische  Entwicklang  werden  also  ungefähr  parallel 
gegangen  und  daa  Eisen  den  Assyrern  aus  Armenien  zugekommen  sein.  Die 
großen  im  Sargonspalaste  gefundenen  Mengen  z,  T.  unbearbeiteten  Eisens  ge- 
hören vielleicht  großenteils  zur  Kriegsbeute  aus  den  Kämpfen  mit  Kusas  1  von 
Urarto. 

*39.  Auf  dem  Toprakkaläh-Felsen  trifft  man  überall  auf  zahlreiche  Pfeil- 
und  Speerspitzen  der  verschiedensten  Formen,  seltener  werden  große  Lanzen- 
spitzen gefanden,  hin  and  wieder  große  Messer,  dagegen,  was  zu  Xenophons 
Schilderung  der  chaldischen  Bewaffnung  *)  stimmt,  keine  Schwerter.  OflFenbar 
waren  die  Chalder,  wie  es  der  Formation  ihres  Heimatsbodens  entspricht,  gleich 
den  Persem  mehr  für  den  Kampf  aus  der  Feme  und  von  den  Höhen  herab, 
denn  für  den  Nahkampf  gerüstet.  Gegen  die  nach  Hunderten  zählenden  eisernen 
Waffen  unserer  Sammlung  verschwinden  die  aus  Bronce  oder  anderem  Material 
fast  vollständig,  zu  nennen  sind  einige  wenige  Scherben  und  Messer  ans  Obaidian, 
einzelne  Bronce-Pfeilspitzen  und  ein  paar  sehr  schöne  Pfeilspitzen  ans  Knochen. 


Figur  72  (ca.  '/')  zeigt   eine   kleine  Aaswahl  solcher  eiserner  Waffen  reap. 
schneidender  Werkzeuge  *). 


1)  Winckler,  AltoTientiliBche  ForBchungen  1  S.  165. 

2)  AnabasiB  IT  33:  SaI«  t'tlzav  yieaa  fiax^ic  na)  liy%tci. 

3)  Daa  gabelförmige  Inatranieiit  ganz  recbts  ist  wohl,  nach  der  Stellung  dea  Schaftes  und  den 
Spuren  des  Ansatzes  einer  LiDks Verlängerung  des  wagrecbten  Armes  zu  scbliefieu,  ein  abgebrochener 

37 


102  C.    F.    LBUMANN-HAUPT, 

Die  PfeÜBpitzen  liegen  in  vielfachen  Varianten  der  Länge  und  Breite  vor. 
Außerdem  finden  sich,  wie  sich  erst  neuerdings  heraasgestellt  hat,  anter  dem 
angebeneren  Vorrat  auch  einige  wenige  nnr  kantig  gestaltete  eiserne  Bolzen. 
Etliche  Fragmente  langer  dünner  Eisenstäbe,  die  zu  den  Scbaftansätzen  der 
Pfeilspitzen  passen,  machen  es  wahrscheinlich,  daß  manche  Pfeile  ganz  aus  Eisen 
in  einem  Stücke  bestanden,  die  Verwendung  von  Holzschäften  ist  dadurch  nicht 
auBgeachlossen,  aber  auch  nicht  erweislich.  Zu  erwähnen  sind  noch  ein  eisernes 
Beil  nnd  eine  primitive  schanfelförmige  eiserne  Pflugschar.  — 

Belege  für  die  gemeinsame  Verwendung  der  älteren  Bronce  neben  dem 
jüngeren  Eisen  liefern  No.  30 — 32. 


Figur  73  (kn&pp  '/>)- 

*30.  Die  am  unteren  Ende  in  einen  weiten  Ring  auslaufende  broncene  Stange 
(Fig.  73)  war  offenbar  bestimmt,  mit  der  durch  den  engen  Bing  des  oberen 
Endes  gezogenen  mächtigen  Schleife  in  das  Gemäuer  eingelassen  zu  werden,  so 
daß  die  Stange  in  unbenutztem  Znstande  an  der  Wand  berabhing.     Sie   diente 


Dreizack.  leb  dachte  anränglich  an  eine  Analogie  mit  der  von  Beick  aaf  seiner  ersten  Forschungs- 
reiie  1S91  in  einem  kaukasischen  Steinkiatengrabe  gefundenen  Waffe,  einem  zweizinkigen  broncenen 
Instrument,  das  einer  Hengabel  täuschend  äbnlich  sieht  and  bei  dem  die  öffnnng  zwischen  den 
Zinken  der  normalen  Handwette  der  Menschen  sehr  gut  entspricht  (Verb.  Berl.  antbrop.  Ges.  1893 
S.  62  nnd  S.  63  Fig.  3).  Eher  liegt  eine  gewisse  Verwandtschaft  zwischen  dem  oben  an  dritter 
Stelle  von  links  abgebildeten  Stttck  nnd  dem  van  fietck  a.  a.  0.  Fig.  4  wiedergegebenen  Bronce- 
haken  ?or,  der  jedoch  infolge  einer  Kriimmung  des  Schaftes  and  geringerer  DmbiegDng  der  Spitze 
mehr  aichelfürmig  gestaltet  ist.  Jene  kaakasischen  Qraber  sind  keinenfalls  chaldUch.  DaB  dagegen 
zwischen  den  Chaldern  and  ihren  nördlichen  Nachbarn  KaltnreinflQste  herüber  und  hinftber  ge- 
gangen sind  (vgl.  oben  S.  92),  ist  nur  natttrlich. 


UATKRIALtKN    ZUR   ÄLTEREN    ORSCHICSTE   ASHSNIGNS   DND   HESOPOTAIfIKNS.  108 

wahrBcheinlicIi  dazu,  Opfer-  oder  Gebrnuchstiere  zeitweilig  anzubinden.    Abalichen 
herabbängenden  Hingen  begenet  man  ja  noch  beute  in  unseren  Pferdeställen. 

*31.  "SS.    Ähnlicher  Bestimmung  werden  die  in  Fig.  74  abgebildeten  Stücke 
gewesen  sein,  das  gröSere  aus  Eisen,  das  kleinere  aus  Bronce.    Nur  scheint  hier 


i 


in  beiden  Fällen  das  Ansatzstück  ganz  in  die  Wand  eingelassen  worden  zu  sein, 
so  daß  der  Ring  in  fester  Stellnng  wagrecht  aus  der  Wand  hervorstand.    Eiserne 


104  C.    F.    LEHHANN-HAUFT, 

Ringe,  nm  die  Pferde  anzabinden,  worden  nach  Place  aacti  in  Chorsabad  ge- 
funden'). — 

Der  regelmäßig  beobachtete  and  namentlich  betreffs  der  mykenisch  -  kre- 
tischen Fände  nenerdings  vielfach  erörterte  Zusammenhang  zwischen  Metallurgie 
und  Keramik  bestand  anch  bei  den  Chaldern : 

*33.  *34.  Oberteil  nebet  Henkel  einer  broncenen,  im  übrigen  in  unzählige 
Fragmente  zerbröckelten  Kanne,  verglichen  mit  dem  zufällig  in  gleichem  Be- 
stände erhaltenen  entsprechenden  Stück  aas  Ton*)  (Fig.  75). 

Breite  des  broncenen  Henkels  8,2,  des  tönernen  2,2  cm.  Durchmesser  der 
oberen  Öffnung  bei  dem  broncenen  Gref^ß  K^'/ti  beim  tönernen  10  cm. 

•35.  In  Bronce  (1  Exemplar,  bei  der  Auffindung  vollständig,  nachträglich 
zerbrochen :  Fig.  76)  nnd  in  Ton  (sehr  häufig  vertreten)  liegen  vor  :  merkwürdige 
Schalen  oder  Näpfe,  die  dnrch  einen  Steg  mit  dreifachem  Durchlaß  in  zwei 
ungleiche  Hälften  geteilt  worden.  Ähnliche  G-e^fie  kommen  nach  Hubert 
Schmidt's  Mitteilung  auch  anderweitig  vor. 


Figur  76  (ca.  '/.)- 

Die  tönernen  Exemplare  laufen  in  der  breiteren  Hälfte,  dem  Steg  gegen- 
über, in  eine  wenig  hervortretende  Schnabelung  aus,  die  meist  darch  Ranch 
geschwärzt  erscheint,  woraus  mit  Hubert  Schmidt  der  Schlnß  auf  eine  Art 
Lampe  zu  ziehen  sein  wird. 


1)  Winckler  AOF.  I  8.  166. 

2)  Dm  ToDgef&ß  eriDDert  in  seiner  Form  und  tnflülig  ftuch  im  ErhaltnogsiasUnd  an  ein 
der  ältesten  troiBclien  Keramik  angehörigea  Oefftß,  das  „Troja  nnd  llion"  I  S.  260  Fig.  114  wieder- 
gegeben ist. 


H&TEBIALIKH    ZDR   ALTEREN    QESCHICHTE!    ARMENIENS    UND   UESOPOTaHIENS.  105 

V.    Die  Keramik  >)■« 

a)  TaoUfeln  und  Sierel. 

Abgesehen  von  mehreren  mit  blangriiner  Emaille  in  der  bekannten  baby- 
lonisch-assyrischen Technik  überzogenen  Grefäßfäßen  beschränken  sich  die  sicheren 
Belege  assyrischer  BeeinBnssong  anf  den  Ton  als  Schreibmaterial'). 

Bisher  war  nnr  eine  Tontafel  bekannt,  die  in  früheren  Jahren  von  Dr.  Ray- 
nolds,  dem  Leiter  der  amerikanischen  Mission  in  Van  nnd  nachmaligen  eifrigen  För- 
derer anserer  Forschungen  und  Aasgrabangen,  nach  Amerika  gesandt  worden  ist '). 

Wir  fanden  neben  mehreren  schriftlosen  eine  Anzahl  beschriebener  Tafeln. 

*36.    Brief,    an   Rasas  II   von   Sagastaras ,    den    König   des    nördlichsten 


Figai  77  a  {'/,).  Figur  77  b. 

1)  Es  wäre  mir  erwüDBcht  gewesen,  mich  für  dieses  schwierige  Gebiet  auf  das  Tortegen 
der  Materialien  im  engsten  Sinne  zu  beschrAnken  and  müglicbst  nur  die  Abbildungen  mit  den 
notwendigen  Erläuterungen  wirken  zu  lassen.  Allein  dies  erwies  sich  aus  verschiedenen  Gründen 
als  antnnlicb.  Gewisse  Eigentümlichkeiten,  die  hier  zur  Sprache  kommen,  lassen  sich  mit  Ab- 
bildungen überhaupt  nicht  oder  nur  mit  besonderem  Kostenaufwand  darstellen,  und  ferner  ei^&b 
sich  bald,  daß  gerade  auf  keramischem  Gebiet  die  Frage  der  Herkunft  der  Cbalder  ihrer  LOsung 
relativ  am  Nächsten  gebracht  werden  kann.  So  muB  ich  es  mit  besonderem  Danke  begrüfien, 
dai  sich  mir,  wie  im  eiozelneo  näher  zu  verzeichnen,  der  fachmäDaiscbe  Bat  der  Herren 
DragendorfF,  Kobert,  Hubert  Schmidt  und  Zahn  auf  da«  Zuvorkommendste  zur  Verfügung  ge- 
stellt hat. 

2)  Vgl.  oben  S.  65  f,  Anm.  2. 

3)  Sayce,  The  cuneiform  inscriptions  of  Van  IV  (Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society  1893) 
No.  LXXVUI  p.  15  ff. 

Akbdign.  i.  K.  Gu.  d.  Wlu.  m  OMtUtu     Pliil.-hlut.  Kl.   N.  F.  Band  9,t.  14 

41 


106  C.    P.    LBHMANN-B  AUPT, 

cbaldiscben  Vasallenstaates  gericfatot,  bezüglich  auf  den  Bau  einer  wahrscheinlich 
in  jenen  nördlichen  Gebieten  angelegten  Kasa^-Stadt,  an  dem  auch  Mannäer  be- 
teiligt waren').    Vorderseite  Fig.  77a,  Rückseite  Fig,  77b. 

*il7.    Liste  von  Zahlen')  zum  Teil  mit  Maßbezeichnung.    Beiderseits  3  Co- 


1)  Berl.  SitzuDgBber,  1900  S.  «25  No.  135;  Verh.  XIII.  intern.  Or.-KonnT.  (1902)  S.  184  [6]. 

2)  Herl.  RitKungsber,  1900  S,  t>26  Nn.  ir.9. 


UATEBIAUEN    ZUB   ÄI.TRBBN    OKSCHICHTK   A[tHlj:NlK>;S   UND    HI-SOl'OTAMIISNS.  107 

Inmnen :  anf  der  einen  Seite  3,  auf  der  anderen  2  voll,  eine  dritte  nnr  mit  einem 
Zeichen  beschrieben.    Fig.  78  a  u.  b. 

*38.    Fragmente. 

a)  nnd  b)  zwei  Stücke  einer  eine  Äbreehnang  enthaltenden,  nur  vorderseitig 
beschriebenen  Tafel  (Fig.  79  a  n.  b).     Graner  Ton. 

c)  Fragment  (Fig.  79  e)  vom  unteren  Teil  der  Vorderseite  eines  anderen 
Täfelchens  aus  lebhaft  braungelbem  Ton  (Z.  1  Anfang  20  Z.  2  Änf  Z.  65).  Von 
der  Rückseite  nur  ein  kleines  anbeschriebenes  Stück  erhalten.    Brandspuren. 


Figur  79  c  (Vi). 

*39.  Von  den  Siegelabdrucken  auf  Tonhtillen  von  Contracten  —  ebenfalls 
einer  Entlehnung  ans  dem  Zweistromland  —  ist  besonders  wichtig  ein  in  vier 
Exemplaren  erhaltener,  der  uns  zum  ersten  Mal  die  aus  babylonischen  Texten 
bekannte   Procession   des  Schiffes   auf  dem  Wagen    zeigt ').    welche   auß^r   einer 

menschlichen  Gestalt  das  Tier  der  Ea  begleitet")  (Fig.80).   Inschrift :  ["BjK-sa-wi 

„dem  Knsas  gehörig^  (V) 

1)  Berliner  Sitzungsberichte  1900,  S.  626  No.  163. 

2)  Über  eine  andere  solche  tliille  (Stehender  vor  einem  Gefüfi  nebst  eiDem  fragmentarischen 
Zeichen)  s.  No.  Hi4  a.  O. 


C.    F.    LEHM  ANN-HAÜPT, 


Figur  80. 
*40.  Die  mit  hieroglyphischen  Zeichen  beechriebene  Tontafel  •)  (Kg.  81  a.  b) 
zeigt,  daß  auch  zn  den  Trägern  der  chetitischen  oder  einer  ähnlichen  „Kiero- 
glyphenachrift  die  Tontafel  als  Schreibmaterial  gedrungen  ist",  schwerlich  aber 
durch  chaldische  Yermittlnng,  da  ja  in  Kappadokien  in  weit  älterer  Zeit 
Assyrisch  auf  Ton  geschrieben  wurde  *). 


Figur  81  a  (Nach  der  Auffindung).  Figur  81b  (Nach  der  Beinigaug). 

Die  Berliner  Schale  (oben  S.  100  Fig.  71)  und  diese  Tafel  stammen  offenbar 
aus  dem  Westen  des  Chalderreiches  nnd  zeigen,  daß  die  KSnige,  die  dem  Tempel 


1)  „Die  Einwanderung  der  Armenier  im  Ziuammenhang   mit  den  Wanderungen  der  Tbralder 
und  Iranier",  Verb.  XIII.  intern.  Or.-Kongr.  S.  134  [6]. 

2)  Und  zwar  wurde,    wie  die   deutschen  Auagrabnugen  (e.  Wincklera  Berirbt  OLZ.,  16.  Dei. 
1906)   bei  BoSaz-kili   ergeben   haben,'  das  Babjlonisch-ABSjriscbe  von    den   dort  residierenden  Be- 

44 


lUTKRtAUBN    ZnR   XLTRBKN   aBSCHICHTÜ    ARHIfNIENS    UND   UESOPOTAHIENS.  109 

ani  Toprakkaläh  seine  definitive  Gestalt  gaben,  bereits  Untertanen  oder  ,  Verbiin- 
dete"  batten,  die  za  den  Verwendern  einer  solchen  Hieroglyphenscbrift  geborten. 
Von  ibnen  wird  die  Schale  gestiftet,  der  Brief  (gleicb  No.  36)  an  den  Cbalder- 
könig  gericbtet  sein:  die  Fanktgrappen  sind  vermatlicb  Zahlzeicben.  Tief  einge- 
schnittene Zeilenlinien  zeigen,  nebenbei  bemerkt,  aach  die  Tontafeln  von  Knossos '). 
Assyrische  Beeinfliissang  kommt  für  die  chaldische  Keramik  von  Tüprakkaläh 
höchstens  noch  bei  den  Maßbezeichnangen  der  Tonkriige,  metrologisch  and 
mittelbar,  in  Betracht.  Im  Übrigen  ist  sie  teils  eigenartig,  teils  weisen  ihre 
Beziehungen  in  eine  andere  Richtong. 

b)  Klelaere  GeflUse  beModerer  Form'). 
*41.    An  den  oben  S.  103  Fig.  73  mit  dem  broncenen  verglichenen  Henkelkrag 
schliefen  sich  (Fig.  82)   die  vier  glatten  Henkelkannen  mit  leise  angedeutetem 


Fignr  82  (knapp  >/<)- 


hemchem   des   chetitischen  Einheitsreiches  im   intaniatioiialen  Verkehr   noch   ebenso    verwendet, 
wie  1  bis  l'/i  Jahrhunderte  früher  in  der  el  Amaroa  Zeit. 

1)  S.  z.  B.  Annaal  of  the  British  School  of  Atheos  TI  pl.  2. 

2)  Eine  erschöpfende  ErOrtening  der  zahlreich  vorhandenen  primitiTeD  Formen  (SchaaröBen- 
pfüB,  mehr  oder  minder  bauchige  Becher,  Nik])fe  etc.)  wird  liier  nicbt  angestrebt. 

4S 


110  C.    F.    LKHMAKN-H  AUFT, 

Ansgoß.  Granachwaxzer  Ton  mit  glatter  künstlich  polierter  Uberflache.  Das 
grfißte  Grefkß  etwa  16  cm  hoch. 

•48.  Femer  verdient  besondere  Erwähniing  eine  Art  Spitzbecher,  der  nicht 
zun  Stehen  anf  glatter  Fläche  eingerichtet  war,  sondern  eine  Stütze  erforderte 
(Fig.  83).     Der  Ton  ist  heller,  die  (rlättang  weniger  aasgesprochen. 

*43.  Ziemlich  stark  gebrannte  Tiegel  von  verschiedener  Größe  mit  und 
ohne  Deckel  (Fig.  81),  die  zu  den  silbernen  Tiegeln  (oben  No.  17)  und  den  kleinen 
Broncegefäßen  (No.  19  Fig.  60)  zn  stellen  sein  nnd  bei  der  MetaUbearbeitong 
Verwendung  gefunden  haben  werden. 


m\ 


«>  IHe  ffTMSM  FItkol. 

Die  Leistongsfähigheit  der  Chalder  auf  keramischem  Gebiete  tritt  vielleicht 
am  deatlichsten  in  der  vollendeten  Technik  and_  der  Dauerhaftigkeit  ihrer 
angeheuren  Fithoi  hervor.  Es  sind  mindestens  zwei  verschiedene  Typen  za 
nnterscheiden. 

a)  Die  großen  Fithoi  aus  dem  VorratBraum. 

An  der  Fandstelle  No.  3  (oben  S.  69)  bemerkten  wir  die  oberen  Teile  großer 
Urnen.  Die  mngebenden  Lehmschichten  worden  vorsichtig  abgegraben  nnd 
nunmehr  zeigten  sich  riesige  Tongefiiße  in  stattlicher  Anzahl,  etwa  20 — 26, 
jedes  zwischen  600  und  600  Liter  fassend.  Die  Mehrzahl  war,  offenbar  beim 
Einsturz  des  Gebändes  gelegentlich  der  ZerstSrung  der  Burg,  zerschmettert 
worden. 

*44.    Ihrer  zwei  gelang  es  uns  ziemlich  unverletzt  hertuiazuheben  ^). 

Sie  erinnern  in  Gestalt  and  Größe  durchaus  an  die  noch  heute  in  Trans- 
kankasien  nnd  namentlich  in  Georgien  üblichen  Weinbehälter'). 


1}  Mit  grofier  Mühe  wurden  die  beiden  Topfrieaeu  von  Toprakkaläb  herunter  und  vor  unsere 
Wobnnng  in  der  amerikaniBchen  Mission  geschafft,  wo  sie  sich  noch  befinden.  Sie  gelten  als  unser 
Eigentum;  die  Generalverwaltung  der  Museen,  der  wir  sie  Oberweiseu  wollten,  hatte  sich  auf 
Rudolf  Virchow'B  Vorschlag  bereit  erklärt,  die  Transportkosten  Van-Berlin  ku  tragen.  Doch  mufite 
der  Transport  gegen  Knde  der  Expedition  wegen  vorgerückter  Jahreszeit  unterbleiben.  Es  ist 
aber  Aussicht  vorhanden,  daB  er  noch  nachgeholt  wird. 

2)  Als  .WeinkeUer"  (Verb.  Berl.  authrop.  Ges.  1898  S.  066)  wird  nuw  den  Vorratsraum  des 
halb  doch  nicht  beceichnen  dtirfen,  wenn  auch  einselDe  dieser  Krüge  Wein  enthalten  haben  inOgen. 

46 


HATEBIALIKK    ZUR   ALTKREN    OESCBICHTB    ABHENIKS'8   UND    MESOPOTAUIKKS.  111 

Beiden  Krügen  ist  aaf  dem  flachen  Halsrande  eingegraben  oder  vielmehr 
eingebrannt  die  Inhalteangabe,  and  zwar  die  Zahlen  in  großen  ronden  Punkten, 
während  die  Maße  darch  zwei  verschiedene  Zeichen  —  jedes  ein  Gefäß  dar- 
stellend —  angedeutet  sind ,  deren  Erklärung  alsbald  (a.  S.  1 10)  erreicht 
worde. 

Der  eine  der  beiden  Fithoi  trag  außerdem  auf  dem  Bauche  eingekratzt  die 
mehrfach  erörterte  Legende  in  anbekannter  Schrift'). 

ß)  Die  Pithoi  mit  Schnnr-Ornamenten,  keilinschriftlicher 
Maßbezeichnnng   und    Rand  Verzierung   durch   Tierskulpturen. 

Zahlreiche  Scherben  von  Tupfen,  die  den  Krügen  vom  Vorratshauee  an  Ca- 
pacität  nichts  nachgeben,  sind  an  der  Fandstelle  4,  dem  sog.  „Totenhans",  za 
Tage  getreten. 

"Während  jene  glatt  und  ohne  Verzierung  gearbeitet  sind,  zeigen  hier  die 
meisten  Fragmente  vom  Bauch  der  Gefäße  eine  Verzierung  durch  einfache,  Schnüren 
oder  Stricken  nachgeahmte,  erhabene  Streifen,  die  ihrer  Zahl  nach  (1  bis  2) 
and  Breite,  sowie  in  der  Dimension  der  Hebungen  nnd  der  wohl  dnrch  Finger- 
eindrücke hervorgebrachten  Senkungen  vielfach  schwanken.  Viele  von  ihnen 
tragen  zudem  eine  Maßbezeichnnng  in  chaldischer  Keilschrift. 

*45.    Fig.  So  gibt  einen  solchen  Scherben  wieder.     Er  besteht  aus  zwei 


Figur  85  (c».  ■/.)■ 
Stöcken  anserer  an  diesen  Fragmenten  sehr  reichen  Sammlung,  die   sieb  mir  in 
Berlin  als  zusammengehörig  ergaben.     Die  Inschrift  lautet: 
[x]  o-tar-Ji  5  Jt-ru-it. 
Offenbar    drücken   die    beiden   bildlichen  Maßbezeichnungen   aaf  den    Pithoi 
des  Vorratsraumes  je  das  akarki  and  das  ^irtisi  aus.     Ein  Vergleich  der  Haß- 
angaben mit  dem  tatsächlichen  Inhalt  jener  Vorratskrüge  ergibt  für  ein  aiar^i 
ca.  120  bis  150  Liter. 

1)  Veröffentlicht:  Verb.  XJII.  intern.  Or.-Kongresees  S.  138  Fig,  7. 

47 


112  C.   F.    LKHHANN-HAÜFT, 

Solche  ErDgscherben  mit  MaBbezeichnang  haben  eich  auch  außerhalb  To- 
prakkalähs  gefanden.  So  bewahrt  die  armenische  Wiösenechnle  (Berl.  Sitznngsber. 
1900,  S.  626  No.  179)  ein  Fragment,  das  aus  dem  Trümmerfelde  von  Soäant's') 
am  Weatabbange  des  "Warrak-Dag  stammt. 

Maßangaben  in  akarki  nnd  h'rusi  sind  uns  alsbald  anch  in  den  nea- 
gefnndenen  chaldischen  Inschriften  entgegengetreten.  So  gedenkt  Mennas  in 
der  Inschrift  von  B6stan-kaya,  einer  chaldischen  Festung  mit  zahlreichen  Felsen- 
stnfen,  der  Begründung  eines  Heiligtums,  dem  er  900  akar^l  bestimmt  habe 
(a.  O.  No.  69).  Damit  wird  der  Ertrag  der  Saat  oder  der  Weingärten,  in  dem 
im  gleichen  Zneammenhange  häufig  mit  sehr  hohen  Zahlen ")  begegnenden  kapi 
die  Ackerfläche  ausgedrückt  sein.  In  der  Opferliste  anf  der  Bückseite  der 
TOD  Ärgistis  II  herrührenden  Inschrift  von  Hagi  (a.  0.  No.  130)  Sgorieren 
6  iirust  KARAKU  „sechs  Maß  Weines". 

Die  höchste  belegbare  Zahl  der  ^irusi  beträgt  9;  danach  ist  zu  vermuten, 
daß  auf  ein  akarlfii  10  oder  allenfalls  12  ^irusi  gingen,  so  daß  das  birusi  ein 
Maß  von  mindestens  10  Litern  war. 

Wenn  daher  die  Henkel  zahlreicher  meist  nnr  Bruchteile  eines  Liters 
fassender  Tongefäße  nnd  -Schalen,  die  keramisch  (s.u.  S.  117  No- 55)  noch  in 
anderer  Hinsicht  von  Interesse  sind,  gleichfalls  Maßbezeichnangen  in  Zahl-Fankten 
oder  -Kreisen  neben  anderweitigen  Zeichen")  aufweisen,  so  müBsen  die  letzteren 
kleinere  Unierabteilnngen  des  iirusi  ansdrücken. 

Außer  diesen  Fragmenten  vom  Bauch  der  Geföße  kamen  an  derselben  Fnnd- 
stelle  zahlreiche  Randbrachstücke  zn  Tage,  die  mit  Tierfigaren  sehr  merkwürdig 
verziert  sind. 

Aof  dem  glatten  Oberrand  des  Gefäßes  ist  nämlich  in  horizontaler  Lage  ein 


1)  Id  den  KnineD  der  dortigen  aaf  einer  kleinen  Felskappe  belegenen  Chalderbnrg  haben  wir 
vorUbergehend  ohne  Dennenswertes  Ergebnis  schürfen  laseen, 

2)  S.  ZDMO.  hS  8.  B19  f. 

3)  Diese,  so  wie  andere  anf  dem  Boden  der  OefUe  eingeRTabene,  wechselnde  Zeichen  erfoidem 
eine  besondere  Behandlnng;  einige  wenige  zierliche  Tierköpfe  sind  daninter. 

46 


H&TKRI&LIKN   ZUR   ALTEREN    OISUHICHTK   ARHKHIEK8    UND    MESOPOTAMIENS.  113 

Vierfüßler  aufgelagert,  an  welchem  von  onten  her,  an  der  Außenseite  des  Ge* 
fäßes  in  vertibaler  Lage  angebracht,  ein  Raabtier  frißt'). 

Das  Raabtier  hat  stets  dieselbe  stereotype  Stellung.  Sein  Opfer  dagegen 
erscheint  entweder 

*47  in  völlig  kauernder  Stellnng,  die  Beine  nnter  den  Leib  gezogen  (Fig.  ä6) 
oder 

'48  die  Beine  hängen  über  den  -ünßeren  Gefäßrand  fast  bis  znr  Uitte  des 
Ranbtieres  herab  (Fig.  87). 


Fignr  87  (c*.  '/»)• 

In  weit  größerer  Zahl  noch  als  die  zasammenhäagenden  Gruppen  sind  deren 
einzelne  Bestandteile  erhalten: 

*49.  Die  Raubtiere  (z.  B.  Fig.  88),  wahrscheinlich,  wie  mir  auch  C.  Keller 
bestätigt,  (mäbnenlose)  Löwen  and 

•50.  *&1  die  von  ihnen  zn  verspeisenden  Vierfüßler  (z.  B.  Fig.  89  a.  90)  — 
anscheinend  eine  hömerlose  Rinderart  —  nacfa  C.  Keller  wahrscheinlich  ein 
größeres  Kalb  (vielleicht  vom  Büffel?). 

*53.  Außerdem  maß  es  Gefäße  gegeben  haben,  deren  Rand,  sei  es  aas- 
schließlich  sei  es  abwechselnd  mit  jener  Gruppe,  durch  Raabtierköpfe  verziert 
war.  Solcher  Köpfe  sind  eine  kleine  Anzahl  vorbanden ;  sie  können,  da  Gesicht 
und  Maul  vollkommen  frei,  und  zwar  künstlerisch  sehr  wirkungsvoll,  gearbeitet 
sind  (Fig.  91,  Zeichnung  F.  Frohse),  nicht  von  fressenden  Tieren  herrühren. 

Durch  Zusammenfiigongen,  die  dem  mit  den  keramischen  Restanrationen 
im  Berliner  Museum  für  Völkerkunde  betrauten  Hoseumsdiener  Ihm  gelungen 
sind,  hat  sich  erwiesen,  daß  die  Fragmente  mit  keilinschriftlicher  Maßbezeichnung 

1)  Dieselbe  Gruppe  ebenfalls  tod  eiDem  Geßfir&Dd  ist  in  der  Sammliuig  eininal  in  Stein 
«rtreten. 

AbliM4lBBr*D  a.  E.  Qrt.  i.  Wiu.  in  0««1i>k«i.   rbil.-lilit.  XI.    N.  7.    Bind  9j.  IS 

49 


C,    P.    LEHMANN-HAUPT, 


Fiüur  89  (ca.  '-,,). 
50 


116  C.   F.   LEHMANN-HAUPT, 

d)  Die  bemalte  Tase. 

*58«  Große  Vase  ans  gelbgraoem  Ton  (Tafel  VIII  No.  1)  mit  laufenden 
Vögeln  (jeder  ca.  6  cm  lang)  zwischen  halsschmackartigen  Bändern  bemalt  und 
zwar  in  ziemlich  dick  aufgemalter  matter*),  dunkelrotbrauner  Farbe,  die  für 
mein  Auge  einen  Stich  ins  Violette  hat.  Das  Gefäß  hat  Kleeblatt-Mündang 
ohne  jede  Spur  eines  Ansatzes.  Was  auf  der  Tafel  links  an  dem  Gefäße 
sichtbar  ist,  kann,  daher  und  weil  an  einen  Ausguß  schon  wegen  des  Fehlens 
irgendwelcher  ÖfPhung  nicht  zu  denken  ist,  nur  ein  nasenartiger  Knubben  ge- 
wesen sein.  Zerbrochen,  der  untere  Teil  fehlt.  Größte  Höhe  des  Erhaltenen 
26^8  cm,  größter  Durchmesser  22^/4  cm. 

Gefäße  mit  aufgemalten  Vögeln  sind  in  der  mykeniscben  Keramik  wohl 
bekannt,  doch  sind  es  regelmäßig  fliegende  oder  doch  mit  ausgebreiteten  Flügeln 
laufende  Vögel ")  die  zur  Darstellung  kommen.  Stehende  Vögel  bietet  der  Di- 
pylon-StiL 

Immerhin  ist,  da  die  archaäsch-griechische  Kunst  die  Vögel  auf  Vasen  kennt, 
während  in  der  übrigen  älteren  und  prähistorischen  Keramik  Vorderasiens  und 
Europas  na.ch  Hubert  Schmidt  solche  Darstellungen  nicht  hervortreten,  eine 
Bezidiung  zum  Westen  in  diesem  Motiv  schwerlich  zu  verkennen*).  In  ähn- 
lichem Sinne  wird  man  die  Mattmalerei  zu  deuten  haben. 

e)  Die  Ctofisse  mit  dem  rotf Iftmenden  Übensng. 

In  der  ägäisch-mykenischen  Keramik  kennen  wir  neben  Vasen  mit  Matt- 
malerei solche  mit  „Fimiß^-Malerei.  Letztere  Technik  hat,  wie  allseitig  zuge- 
geben wird,  ihren  Ausgang  von  Kreta  genommen^),  wo  wir  sie  zuerst  in  der 
Kamares- Waare  verwendet  finden,  die  künstlerisch  offenbar  bereits  einen  Höhe- 
pxmkt  darstellt.    Sie  reicht  bekanntlich  tief  in  die  uralten  Schichten  und  Zeiten 


1)  Daß  sie  glänzend  gewesen  wäre  und  den  Glanz  verloren  hätte,  wie  es  bei  dünn  aufge- 
maltem mykenischem  Firniß  der  weniger  guten  Stile  vorkommt,  ist  nicht  anzunehmen. 

2)  Siehe  Furtwängler  und  Löschcke,  Mykenische  Vasen  No.  397  und  398  (Atlas  Tafel  XXXIX) 
und  No.  418  (Tafel  XL  des  Atlas),  ferner  No.  185/187  (Tafel  XXI).  Vgl.  Mykenische  Tongefäße 
Tafel  IX  No.  44  ff. ;  Tafel  X  No.  45  u.  45  a.  Das  Motiv  scheint  speciell  auf  Melos  heimisch  zu 
sein.  Vgl.  Ezcavations  at  Pbylakopi  in  Melos  (1904)  pl.  XXI;  sp.  77  Fig.  65,  p.  119  Fig.  91, 
p.  120  Fig.  92.  Vgl.  noch  p.  116  Fig.  89.  —  Vögel  auf  Vasen  melischen  Imports  auf  Kreta  s.  Annual 
of  the  British  School  at  Athens  IX  p.  49  f.  Fig.  26. 

3)  Da  es  immer  deutlicher  wird,  daß  der  geometrische  Stil  und  seine  Motive  nicht  erst  von 
den  Dorem  nach  Süden  mitgebracht  wurde,  sondern  bereits  vor  der  mykenischen  Periode  verbreitet 
war  (s.  u.  A.  Excavations  at  Phylakopi  p.  93  ff.  pag.  106),  so  kommt  fdr  die  in  diesem  Falle  zur 
Frage  stehenden  Einflüsse  und  Beziehungen  nicht  notwendigerweise  und  ausschließlich  die  Zeit 
nach  der  dorischen  Wanderung  in  Betracht.  Es  ist  hier,  wie  durchweg,  zu  bedenken,  daß  wir  mit 
Eulturelementen  zu  rechnen  haben,  die  den  Chaldem  in  ihren  älteren  Sitzen,  lange  Jahrhunderte 
vor  ihrem  ersten  Auftreten  in  Armenien,  eigen  gewesen  sein  können. 

4)  Siehe  Zahn,  Sitzungsber.  Berl.  Archäol.  Ges.  1901  No.  25  S.  69.  Mackenzie,  The  Potterj 
of  Knossos,  Journal  of  Hellenic  Studies  23  (1903)  S.  157  ff. 

52 


HATEBIAUEN    ZUR   XLTEBEN    OEBCHICHTK   ARHBNIENS   DND    MESOPOTAlfIBKS.  117 

der  Pauste  von  Fhaistos  und  Knoasos  znräck,  die  der  ereten  denkbaren  Be- 
Setzung  dnrch  Bewoliner  griechischer  Nationalität  roraasgehen '). 

Es  handelt  sieb  also  in  der  HFimiß "-Malerei  nm  eine  ^karische"  Erfindung. 

So  war  es  für  mich  eine  tJberrascbnng,  neben  der  Mattmalerei  anf  der  einen 
Vase  einen,  äußerlich  betrachtet,  fimlßartigen  Überzug  bei  einer  sehr  großen 
Anzahl  von  Gef^ißen  unserer  Sanunlnng  verwendet  zu  finden. 

*&4.  Ziemlich  zahlreiche  Bruchstücke  riesiger  dickwandiger  Geföße  von  der 
ßröße  der  Fithoi  vom  Vorratsraum  nnd  von  der  Totenstätte,  hellziegelroter 
glänzender  Überzug.  Robe  Ornamentik  in  eingeritzten  sich  kreuzenden  und 
Dreiecke  bildenden  einzelnen  Linien. 

*&5.  Äußerst  zahlreiche  Fragmente  von  Näpfen  oder  Schalen  mit  Henkeln, 
die  die  Maßbezeichnung  in  Zafalpunkten  und  Maßzeichen  tragen,  während  auf 
der  Anßenseite  des  Bodens  gewisse  andere  Zeichen  (als  Fabrikationsmarken  oder 
sonstige  Unterscheidungsmerkmale'))  eingegraben  sind. 

Bei  der  großen  Mehrzahl  ist  der,  die  glänzende  ganze  OberSäche  innen  nnd 
außen  bedeckende  Überzug  lebhaft  rot,  bei  einigen  wenigen  schwarz  und  dann 
auch  minder  stark  glänzend. 

*56,  S,under  Napf  (größter  Durchmesser  17  cm,  Höbe  ?'/■  cm)  mit  stark 
profiliertem  Kande  (Fig.  92). 


Figur  92. 

*67.  Verschiedene  flache  Schalen  (darunter  speciell  wohl  erhalten  eine  von 
25  cm  Durchmesser  bei  6*/«  cm  Höhe,  eine  andere  von  16'/4  cm  Darchmesser  nnd 
uner  Hohe  von  ca.  6  cm),  die  gleichfalls  eine  stark  ausgesprochene  Frofilierung 
zeigen.     Roter  glänzender  Überzug  außen  und  innen. 

*58.  Fragment  vom  oberen  Teil  eines  Gefäßes,  äußerst  regelmäßiger  feiner 
lebhaft  glänzender  roter  Überzug,  die  Innenseite  glatt  verlaufend,  die  änßere 
in  der  Weise  des  Steingetäßes  mit  dem  ruhenden  Stier  (oben  No.  7  S.  80  Fig.  49) 
mit  Rillenprofilierung  gefallig  gestaltet. 

*59.  Geföß  (größter  Durchmesser  14,5  cm)  mit  glänzendem  lebhaft  rotem 
Überzug,  in  welchen  blattartige  Ornamente  (größte  Breite  derselben  4,5  bis 
5,1  cm.)  eingeritzt  sind  (Tafel  Vlll  No.  2,  ca.  '/«).  Der  Ansatz  links  anf  der 
Darstellung  ist  durchlöchert,  es  handelt  sich  hier  um  den  Rest  eines  Ausgusses. 


1)  Vgl.  obm  S.  68  nebst  Anm.  2  und  daza  £ 

2)  Vgl.  S.  1 12  mit  Anm.  3. 


118  C.   F.    LBHM  ANN-HAUPT, 

Also  eine  Henkelkanne  mit  Ansgoß  und  zwar,  worauf  mich  zuerst  ß.  Delbrück 
hinwies,  mit  dem  im  Verhältnis  zur  Größe  des  Gefäßes  übermäßig  kleinen  Boden, 
der  für  die  mykenische  Keramik  charakteristisch  ist.  In  der  Tat  entspricht 
unser  Gefäß  von  Toprakkaläh  im  Wesentlichen  den  mykenischen  Kannen  der 
Form  No.  67  ^). 

*60.  Bauchige  Vase,  größer  als  die  vorige  (Höhe  ca.  23  cm,  größter  Durch- 
messer ca.  25  cm),  ohne  irgendwelche  Ornamentik,  mit  Kleeblattmündnng,  die 
abgebrochen,  aber  vorhanden  ist.  Auch  hier  ist  der  rote  Überzog  besonders 
regelmäßig  und  glänzend,  and,  eben  weil  nicht  darch  Einritznngen  anterbrochen, 
noch  einheitlicher.  — 

Mein  Eindruck,  daß  es  sich  bei  diesem  für  das  Auge  „firniß "-ähnlich  er- 
scheinenden  Überzüge  um  eine  keramische  Singularität  handele,  wurde  von  Fach- 
männern bestätigt. 

Hubert  Schmidt  erkannte  an,  daß  ein  „firniß^-artiger  Überzug  vorliegt,  der 
aber  schwerlich  „Firniß"  im  „mykenischen"  Sinne  sei,  wohl  aber  eine  besondere 
Technik  zur  Voraussetzung  habe. 

Dragendorff  äußert  sich  etwa  wie  folgt:  Im  Gegensatz  zu  der  bekannten 
älteren  Technik,  wo  die  Färbung  durch  die  Behandlung  der  Oberfläche  selbst 
erreicht  wird  (durch  eine  Art  Politur,  die  durch  Schlagen  oder  Glätten  event. 
mit  Botel  hervorgerufen  wird)  scheine  ihm  bei  unserm  Stücke  aus  Toprakkaläh 
eine  aufgetragene  Farbe  vorzuliegen  in  gewissem  Sinne  ähnlich  dem  griechi- 
schen „Firnißt,  aber  nicht  mit  ihm  identisch;  auf  griechischem  Gebiet  sei  ihm 
nichts  gleiches  bekannt.  G^enüber  dem  griechischen  Firniß  scheine  sich  der 
hier  vorliegende  Überzug  weniger  fest  mit  dem  Gefäß  zu  verbinden,  eine  Art 
Glasur  zu  bilden,  die  sich  derber  und  fester  als  der  mykenische  „Firniß"  dar- 
stellt. 

Dragendorfi  fiel  femer  an  der  einen  Scherbe,  die  ich  ihm  nur  vorlegen 
konnte,  alsbald  die  stark  entwickelte  Form  der  Gefäße  auf,  die  sich  namentlich 
in  der  Profilierung  ausspricht.  Die  Glasur  kommt,  äußerlich  betrachtet,  der 
Terra  sigillata  nahe,  ohne  ihre  Festigkeit  zu  erreichen,  wie  dies  auch  Zahn 
anerkannt  hat.  Es  handelt  sich  nun  darum,  diesem  sonderbaren  Überzug  oder 
Auftrag  darch  chemische  Untersuchung  auf  den  Grund  zu  kommen. 

Zunächst  durch  Löschcke  interessiert  hat  R.  Kobert  die  Güte  gehabt,  ein 
von  mir  übersandtes  Fragment  einer  solchen  Untersuchung  zu  unterziehen. 

Seine  äußerst  lehrreiche  Auskunft  lasse  ich  folgen: 

„1)  Im  Gegensatz  zu  vielen  antiken  Gefäßen  läßt  sich  bei  den  Scherben  des 
hier  vorliegenden  durch  ein  Messer  die  ganze  rote  Schicht  ohne  Mühe  abblättern. 
Dies  hat  Kollege  Dragendorff  offenbar  auch  schon  wahrgenommen  und  darum 
auf  eine  aufgetragene  Farbe  geschlossen.  Auch  ich  muß  aus  dem  auffallend 
leichten  Abblättern  den  Schluß  ziehen,  daß  die  rote  Glanzschicht  wohl  aufge- 
tragen sein  könnte. 


1)  Furtw&ngler-LöBchke,  Mykenische  Vasen  Tafel  XLI. 

54 


......ibN    ZUR   ALTEREN   0ESCH1CHTE   ARMKNTEKS   UND   MESOPOTAMIENS.  119 

2)  Der  chemischen  Zusammensetzang  nach  ist  aber  diese  rote  abblätternde 
Schicht  der  darunter  befindlichen  Grnndmasse  des  Gefößes  so  ähnlich,  daß  ich 
behaupten  muß:  falls  aufgetragen  worden  ist,  so  bestand  doch  das  Aufgetragene 
aus  weiter  nichts  als  aus  vorher  geglühter  und  dann  wieder  fein  pulverisierter 
Grundmasse. 

3)  Wie  Sie  an  der  Grundmasse  deutlich  sehen,  ist  sie  nur  schwach  ge- 
brannt, so  daß  die  durch  das  Brennen  erzeugte  Rotfarbuug  sehr  wenig  intensiv 
ist  und  auch  nicht  ganz  bis  ins  Innerste  geht.  Sie  können  daher  auch  nach  Ab- 
lösung der  Glanzschicht  der  Ober-  und  Unterseite  an  jedem  Scherben  3  Schichten 
unterscheiden,  nämlich  eine  mittlere  grauschwarze  und  eine  obere  und  untere 
rötliche. 

4)  Mikroskopisch  zeigen  sieh  diese  3  Schichten  der  Grundmasse  aus  sehr 
groben  nicht  zusammengesinterten  Partikelchen  bestehend,  welche  unter  einander 
nicht  gleichartig  sind,  indem  die  einen  eisenhaltig  und  die  anderen  eisenfrei  oder 
eisenarm  sind.  Die  eisenarmen  sind  weißgrau,  die  andern  rot  oder  dnnkel. 
Daraus  mnß  geschlossen  werden,  daß  die  Erhitzung  der  Gnmdmasse  eine  sehr 
mangelhafte  gewesen  ist. 

5)  Die  rote  Glanzschicht  besteht  mikroskopisch  aus  lauter  gleichmäßigen, 
sehr  feinen  roten  Partikelchen,  wie  sie  nur  durch  gutes  Glühen  (bis  zum  Zn- 
sammensintem)  und  nachheriges  Pulverisieren  und  wieder  Glühen  entstehen 
konnte. 

6)  Die  Fabrikation  ist  also  folgendermaßen  vor  sich  gegangen:  Ein  und 
dieselbe  eisenreiche  Tonmasse  lieferte  den  rohen  Topf  und  die  Glasur,  aber 
letztere  ist  vor  dem  Auftragen  schon  einmal  erhitzt  und  pulverisiert  worden. 
Dann  wurde  sie  aufs  Sorgfaltigste  aufgetragen,  geglättet  (man  sieht  mikro- 
skopisch die  Glättungsstreifen)  und  nun  das  Gefäß  kurze  Zeit  einer  Hitze  aus- 
gesetzt, die  die  Glanzschicht  zum  Zusammensintern  brachte  aber  nicht  hin- 
reichte, sie  mit  der  XJnterlageschicht  fest  verbacken  zu  lassen. 

7)  Der  Eisengehalt  der  roten  Schicht  ist  nicht  größer  als  der  der  darunter 
liegenden  Schichten.  Gerade  dies  zwingt  mich  zu  behaupten,  daß  zu  beiden 
dieselbe  Tonart  gedient  haben  kann. 

8)  Eine  Salzglasur  liegt  nicht  vor,  da  die  rote  Schicht  völlig  frei  ist  von 
dem  Bestandteile,  welchen  sie  sonst  enthalten  müßte,  d.  h.  von  Natrium. 

9)  Bestandteile  eines  Lackes  oder  eines  Firniß  sind  nicht  vorhanden.^ 

Tatsächlich  handelt  es  sich  also  um  einen  farbigen  Auftrag,  der,  wenn  auch 
von  dem  gleichen  Stoffe  wie  das  eigentliche  Gefäß,  doch  seine  gesonderte  Be- 
arbeitung erfahren  hatte.  Handelt  es  sich  hier  um  eine  Art  Vorstufe  der  „my- 
kenischen*'  ausgebildeten  Technik?  Lag  ein  Zusammenhang  mit  dem  Westen 
vor?   Die  zweite  dieser  Fragen  ist  nach  Zahn's  freundlicher  Mitteilung  zu  bejahen. 

Die  Gefäße  von  Toprakkaläh  stimmen  in  der  Technik  wie  im  Geschmack 
(besonders  in  den  ausgesprochenen  Profilierungen)  auf  das  nächste  mit  den  durch 

55 


120  C.    F.    LEHMANN-HAUPT, 

die  Eörteschen  Aasgrabangen  gewonnenen  keramischen  Fanden  ans  Gordion 
fiberein. 

Die  phrygischen  Stücke  in  roter  and  in  schwarzer  Farbe  —  mitunter 
kommen  beide  Tone,  in  einander  übergehend,  auf  einem  Gefäße  ?or,  bei  anderen 
Gefäßen  seheint  dagegen  das  Schwarz  oder  das  Rot  mit  bewußter  Absicht  des 
Töpfers  hergestellt  za  sein  —  zeigen  denselben  glänzenden  Überzug  wie  die 
chaldischen  Stücke  und  der  Überzug  dringt,  wie  an  Bruchflächen  zu  erkennen 
ist,  gerade  so  wie  dort  in  die  Masse  des  Gefäßes  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
ein,  ein  Zeichen  der  beiderseitigen  relativ  engen  Verbindung^). 

Ein  ähnlicher  Farbenauftrag  auf  der  Oberfläche  nebst  Politur  dieser  über- 
strichenen  Oberfläche  findet  sich  außer  in  der  altphrygiscben  Keramik  u.  A.  auch 
in  Troja  (I.  und  erste  Periode  der  II.  Schicht),  in  der  Keramik  von  Jortan 
Kelembo*)  in  der  pergamenischen  Landschaft,  auf  Kreta  vor  der  Erfindung  des 
„Firniß'',  femer  an  Stücken  aus  Agina,  Paros,  Melos,  Thera').  Die  Chalder 
und  die  Phrygier  polierten  den  Auftrag.  Die  neue  Errungenschaft  der  Elreter, 
die  sich  zunächst  über  den  mykenischen  Kulturkreis  verbreitete,  bestand  in  der 
Erfindung  einer  durch  irgend  einen  chemischen  Prozeß  hergestellten  Glanzschicht, 
die  ebenso  haltbar  war  wie  jener  Farbenauftrag  und  keiner  Politur  bedurfte. 
Diese  Erfindung  war  Geheimnis  der  Kreter,  auf  Thera  hat  man  sie  beispielsweise 
nachzuahmen  versucht,  aber  den  Glanz  nur  durch  die  Politur  hervorzubringen 
vermocht. 

VL    Zur  Herkonft  der  Ohalder. 

Somit  weist  die  keramische  Technik  der  Chalder  nach  Westen,  und  diese 
Ermittelung  trifft  zusammen  mit  einer  ganzen  Anzahl  entsprechender  großenteils 
schon  erwähnter  Beobachtungen,  die  nunmehr  kurz  rekapituliert  und  zum  Teil 
ergänzt  seien: 

Die  für  die  Chalder  so  charakteristischen  baulichen  Anlagen  im  lebendigen 
Felsen  sind  durch  ganz  Klein- Asien  und  nach  Griechenland  hin  verbreitet'). 


1)  £8  bandelt  sich  namentlich  um  die  folgenden  Stücke,  die  Zahn  mir  freundlichst  Yorlegte 
und  erl&uterte:  Gordion.  Kurte  No.  161  (unter  Rote  Waare)  Vasen  •  Inventar  des  Berl.  Museums 
(Vas.  Inv.  4738).  Roter  Auftrag,  dünner  als  bei  unseren  Stücken.  Rillen-Profilierung.  —  Qordion. 
Körte  No.  161.  Fragmente  einer  Schüssel  mit  Ausguß:  dünner  Auftrag  nur  auf  dem  oberen 
Rande.  —  Gordion.  Tumulus  II  (Abb.  102  S.  121  No.  45  Körte)  V.  I  4576.  2  Fragmente,  schw&rzlich 
grau  mit  poliertem  Auftrag.  —  Einen  schönen  schwarzen  Auftrag  zeigt  auch  No.  49  (Körte)  aus  dem 
selben  Tumulus.  —  In  der  Technik  am  Allernächsten  kommt:  Körte  No.  152  (Abb.  219),  Vas.  Inv.  4739. 
Schalen-Fragment ;  auf  dem  Rande  Knubben  (verkümmerte  Henkelansätze  oder  Schnurösen).  Überzug 
und  Politur  oft  nur  im  Inneren  des  Gefäßes  und  auf  dem  gebogenen  Rand;  schwarz,  rot  und 
beide  Farben  in  einander  übergehend. 

2)  Schnabelkännchen  Vas.  Inv.  3751/2. 

3)  Zahn  fügt  hinzu :  „Gewiß  kommt  dieser  Farbauftrag  noch  bei  Gattungen  anderen  Fundortes 
vor,  so  glaube  ich  mich  auch  bei  thessalischen  und  böotischen  Scherben  (der  Art  wie  sie  Soteriades 
bei  Chaironeia  gefunden  hat)  an  diese  Technik  zu  erinnern^. 

66 


MATERTALIEN    ZUR  ÄLTEREN    GESCHICHTE   ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  121 

Die  Glättungen  der  Kastalia  und  der  Pnyx,  die  gewiß  wenigstens  z.  T.  in 
die  griechische  Vorzeit  zurückreichen ') ,  brauchen  den  Vergleich  mit  den 
bedeutendsten  chaldischen  Arbeiten  ihrer  Art  nicht  zu  scheuen.  Felsentreppen 
und  in  den  Felsen  gehauene  Straßen  findet  man  gleichfalls  im  Osten  wie  im  Westen 
des  bezeichneten  Gebietes  ^).  Kyklopische  Brücken  sind  den  Mykenäern  wie  den 
Chaldern*)  eigen.  Der  unterirdische  Tunnelgang,  der  von  der  Burg  von  My- 
kene  in  die  Ebene  führt,  ist  ein  ständiges  Merkmal  chaldischer  Burgen,  bei  denen 
er,  wie  in  Mykene,  der  Wasserversorgung  dient  *). 

Der  Feste  im  Kopais-See  entspricht  in  kleinerem  Maße  eine  Felsenfestung  mitten 
im  Euphratan  der  Peripherie  oder  in  der  Nachbarschaft  des  chaldischen  Reiches  ^). 

Die  karischen  Felsengräber  einerseits,  die  Schacht-  und  die  Kammergräber 
sowie  die  Grabkammern  der  Euppelgräber  in  Mykene  und  im  mykenischen 
Eulturbereich  andererseits  gehören  in  den  gleichen  Zusammenhang  mit  den 
Felsenwohnungen  und  Felsengräbern  des  inneren  Kleinasiens,  die  bei  den  Chal- 
dern  zur  größten  Vollkommenheit  ausgebildet  sind.  Und  der  kyklopische  Mauerbau 
geht  mit  den  Anlagen  im  lebendigen  Felsen  beiderseits  Hand  in  Hand. 

Griechenland  im  Westen,  Armenien  im  Osten  bilden  hier  die  Grenzen  und 
die  Ausläufer  eines  kleinasiatischen  Gebietes,  in  welchem  der  Felsenbau  einhei- 
misch ist  und  für  welches  er  ein  charakteristisches  Merkmal  bildet.  Daß  es  sich 
um  ein  in  dieser  Hinsicht  einheitliches,  in  sich  geschlossenes  Gebiet  handelt,  wird 
durch  die  neuere  Forschung,  die  andauernd  weitere  Bindeglieder  auffindet  und 
Lücken   schließt*),  immer  deutlicher •). 

Zu  den  Gemeinsamkeiten,  die  den  äußersten  Osten  und  Westen  des  Gesamt- 
gebietes verbinden,  gehört,  um  zanächst  bei  den  Bauten  zu  bleiben,  anscheinend 

1)  Siehe  meinen  Vortrag  „Kleinasiatische  and  griechische  Felsenhauten",  Archäologisches  Jahr- 
buch 1905  S.  116  nebst  Klio  VI  (1906)  S.  177  Anm.  4.  Gleicher  Meinung  Drerup,  entgegengesetzter 
Dörpfeld,  s.  Klio  a.  0. 

2)  Chaldische  Brücke  über  den  Euphrat  an  der  Grenze  des  Chalder reiches  unter  Sardur, 
Argistis'  I  Sohn :  Annalen  Tiglatpilesers  IV  (735  v.  Chr.)  Z.  68.  Wo  am  Menuas-Kanal  Talschluchten 
zu  überbrücken  waren,  geben  die  Durchlässe  dieser  Überführungen  einen  ungefähren  Begriff  von 
der  Anlage  auch  der  eigentlichen  Brücken  bei  den  Chaldern. 

3)  Die  Treppe  von  der  Höhe  der  Akropolis  zu  Athen  bis  zur  Quelle  Kiepshydra  gehört  in 
ihrer  ursprünglichen  Form  doch  wohl  gleichfalls  hierher,  s.  Klio  VI  S.  177/8. 

4)  Zeitschr.  f.  Ethnol.  33  (1901)  S.  186  in  Fig.  10  mit  Ajim.  1. 

5)  Zuletzt:  F.  Brandenburg,  Bericht  über  eine  Reise  in  Anatolien  im  Sommer  1906,  Memnon  S.  1, 19  ff. 

6)  Daß  die  beiden  Völkergruppen,  die  sich  innerhalb  dieses,  kulturell  noch  in  mancher  weiteren 
Hinsicht  einheitlichen  Gebietes  unterscheiden  lassen  —  die  „Karer^-Gruppe  (Kretschmers  „Klein- 
asiaten") und  die  mehr  nach  Osten  wohnende  „hethitische'^  Gruppe,  zu  der  u.  A.  die  Cheta,  die 
Kummuch,  die  Mitannäer,  sowie  auch  die  Moscher  und  Tibarener  gehören  (Winckler,  AOF.  I,  S.  469  f. 
mit  Anm.  1  u.  II  S.  103  ff.  bes.  108)  —  unter  einander  sprachverwandt  sind ,  machen  die  Eigen- 
namen wahrscheinlich:  „Panammu  von  Sendjirli  trägt  den  Karernamen  Panamyes''  (U.  v.  Wilamowitz, 
Berl.  Sitzungsber.  1906,  S.  75),  auf  dem  Thron  des  Chetareiches,  saß  im  14.  Jahrhundert  ein  MurSilif  ein 
Namensvetter  des  MvgaiXog  (Winckler,  Or.  Lit.-Zeitg.  1906,  15.  Dez. ;  S.  18  Anm.  d.  Sonderdrucks),  der 
zu  Alkaios'  Zeiten  Mytilene  und  Lesbos  beherrschte.  Es  hat  daher  einige  Berechtigung,  wenn  die  Bezeich- 
nungen „karisch"  (so  oben  S.  68  f.)  oder  „hethitisch"  (so  zuletzt  Fick,  Vorgriechische  Ortsnamen  S.  1  ff.) 
im  weiteren  Sinne  als  einheitliche  Bezeichnung  für  beide  Gruppen  zusammen  verwendet  werden. 

Abhandlangen  d.  K.  Oet.  d.  WU».  sn  G6ttlngen.    Philolog.-hiitor.  Kl.  N.  F.  Band  9,t.  16 

57 


122  C.   F.    LEHMANN-HAÜPT, 

auch  die  Gestalt  der  chaldischen  Burganlagen')  speciell  der  auf  Toprakkaläh. 
Wie  aus  der  Schilderung  der  dortigen  Fundstätten  (oben  S.  69)  hervorgeht  und 
wie  ich  an  anderer  Stelle  *)  ausgeführt  habe,  zeigt  sie  gerade  die  charakteristischen 
Merkmale,  die  den  Palästen  zu  Phaistos  und  Enossos  in  ihrer  ursprünglichen  Anlage 
eigen  sind:  die  Gruppierung  einer  Anzahl,  z.  T.  unter  einander  verbundener,  nicht 
allzu  geräumiger  Gemächer  und  Gelasse  um  einen  frei  bleibenden  centralen  Hof  ^). 

Zu  der  hohen  Ausbildung  der  Metallurgie  wie  in  der  mykeniscben  Kultur  und 
bei  den  Karem  im  engeren  Sinne  so  bei  den  Chaldem  gesellen  sich  eine  Reihe  von 
Einzelheiten,  namentlich  die  außerordentliche  Vollkommenheit  der  getriebenen 
Arbeit  besonders  in  edelstem  Metalle,  ferner  wohl  auch  die  Neigung  zur  Modu- 
lation der  metallischen  Oberfläche,  die  sich  mykenischerseits  in  der  Tauschier- 
arbeit, bei  den  Chaldem  in  der  „Tulatechnik"  (oben  S.  91  f.)  bekundet. 

Gemeinsam  ist  ferner  der  mykenischen  und  der  chaldischen  Kultur  die 
Verbindxmg  von  Stein-  und  Metallarbeit  zu  dekorativen  Zwecken,  und,  sehr  be- 
deutsam, die  Bevorzugung  der  Polychromie  (S.  75)  in  der  Architektur  *). 

Nimmt  man  dann  in  der  Keramik  zu  dem  für  den  Westen  charakteristischen 
Streben  nach  glänzender  Gestaltung  der  Gefäßoberfläche  noch  das  Erscheinen  der 
Mattmalerei  und  das  Auftreten  einer  specifisch  mykenischen  Kannenform  bei  den 
Chaldem  hinzu,  so  wird  man  anerkemien,  daß  auf  technischem  Gebiete  eine  recht 
stattliche  Reihe  westwärts  weisender  und  in  einander  greifender  Entsprechungen 
vorliegt,  und  wird  auf  Grund  der  eingangs*)  gebotenen  prindpiellen  Erwägungen 
auf  frühere  westlichere  Wohnsitze  der  Chalder  zu  schließen  geneigt  sein. 

Auf  dem  Gebiet  des  Kultus,  das  bei  den  in  religiöser  Hinsicht  der  Beein- 
flussung augenscheinlich  so  wenig  zugänglichen  Chaldem  (S.  67)  besonders  be- 
deutsam ist,  verzeichneten  wir  chaldischerseits  die  Verehrung  einer  Fruchtbarkeits- 
Göttin,  wie  sie  als  ßhea,  Kybele,  Mä  im  einheimischen  Kult  Alt-Phrygiens  und  im 
mykenischen  Kulturkreis  hervortritt  (s.  o.  S.  84  ff.). 

Dazu  tritt  der  Kult  des  Tei'sbas  (chald.).-Te§ub  (mitannisch  etc.),  des  ,hethi- 
tischen'  Sturm-  und  Wassergottes  mit  dem  Beile  ^),  der  mit  dem  karischen  Zsvg 
Aaßgawdög  wesensgleich  ist'). 

Aufgehängte  Weiheschilde  ferner  sind  für  den  kretischen  Kultus®)  ebenso 
charakteristisch,  wie  für  den  der  Chalder  (oben  S.  99  f.). 

1)  Im  Allgemeinen  s.  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1895  S.  602. 

2)  „Karisch^-Chaldisches,  Klio  VI  S.  176  ff. 

8)  Vgl.  außer  Dörpfeld  u.  Mackenzie  (ob.  S.  68  mit  Anm.  2)  bes.  Noack,  Homeriscbe  Paläste,  S.  74. 

4)  Auf  die  Wiederkehr  (S.  74 ;  99)  des  iür  die  mykenische  Kunst  so  bezeichnenden  Formelements 
der  Rosette  soll  dagegen  hier  um  deswillen  kein  Wert  gelegt  werden,  weil  dieses  ursprünglich  ägyp- 
tische, dem  Gebiete  der  Pflanzennachahmung  angehörige  Motiv,  auch  in  Assyrien  eine  Rolle  spielt. 

5)  S.  68  und  dazu  S.  178  sowie  S.  121  Anm.  6  und  betreffs  des  Felsenbaus  Klio  IV  390  Abs.  3. 

6)  Vgl.  das  Relief  aus  Sendjirli  und  die  in  Babylon  gefundene  Stele  mit  hethitischer  Darstellung  und 
hieroglyphischer  Inschrift  (vgl.  o.  S.  108  f.)  Wiss.  Veröff.  d.  D.  Gr.  Ges.  Heft  1,  S.  3  u.  Tafel  I.  1  u.  2. 

7)  Man  hat  daher  bereits  (Winckler,  AOF.  vgl.  ob.  S.  121  Anm.  5)  die  Chalder  mit  den  Hethitern 
als  „Te§ub- Völker '^  zu  einer  Einheit  zusammengefaßt  und  westliche  Herkunft  der  Chalder  angenommen. 
Vgl.  a.  Klio  IV  390. 

8)  Zahn,  Archäol.  Sitzungsber.  März  1901  S.  57. 

58 


MATERIALIEN   ZUR  ÄLTEREN   GESCHICHTE    ARMENIENS   UND   MESOPOTAMIENS.  123 

Auf  Kreta,  hat  man  Steine  und  Platten  mit  kreisrunden,  für  Opfer  bestimmten 
Lochern  gefunden  ^).  In  einem  abgelegenen  Felsenzimmer  auf  der  Chalder-Burg 
von  Yan  sah  ich  an  den  3  Wänden  Tische  ausgespart,  die  solche  kreisrunden 
niedrigen  Vertiefungen  in  doppelter  Reihe  zeigen^). 

Zu  alledem  stimmt  aufs  Beste  die  Verwandtschaft  des  Chaldischen  mit  der 
Sprache  des  zu  den  ,Hethitem*  gehörigen  (S.  121  f.  Anm.  6)  westlicheren  und  in 
älterer  Zeit  blühenden  Mi t an ni -Volkes,  sowie  schließlich  das  Vorkommen  eines 
als  obsolet  bereits  erkennbaren  Wortes  patari  „Stadt"  im  Namen  der  Hauptstadt 
des  Chalderreiches :  Tuspa-patari  (Xuspa-polis)  das  von  dem  Namen  der  lykischen 
Stadt  Pntara  und  von  Pteria  schwerlich  zu  trennen  ist*). 

Der  Wahrscheinlichkeits-Schluß  auf  eine  Herkunft  der  Chalder  von  Westen 
her  wird  nun  dadurch  zur  Sicherheit  erhoben,  daß  sich  die  beiden  anderen  an 
sich  möglichen  Richtungen  der  Einwanderung  als  geradezu  ausgeschlossen  erweisen. 

Wären  die  Urarto  -  Chalder  von  Osten  her  durch  Azerbaidjän  nach  Ar- 
menien gekommen  (S.  67  sub  1),  so  hätten  sie,  ebenso  wie  die  etwas  früher  als 
sie  auftretenden  Mannäer  zuerst  im  Osten,  in  den  Gebieten  um  den  Urmia-See, 
mit  den  Assyrern  in  Conflict  geraten  müssen. 

Der  anfänglich  nahe  liegende  Gedanke  aber,  daß  die  Chalder  von  Nordosten  durch 
den  Kaukasus  (S.  67  sub  2)  oder  von  den  Südhängen  des  Kaukasus  her  in  Armenien 
eingedrungen  seien  und  daß  die  chaldische  Kultur  sich  dementsprechend  mit  der  trans- 
kaukasischen Kultur,  speciell  der  der  in  Kalakent  unfern  des  Goktscha-Sees  ausgegra- 
benen Steinkistengräber  näher  berühren  möge,  hat  alsbald  als  unhaltbar  aufgegeben 
werden  müssen.  Eine  scharfe  Grenze  trennt  jenes  transkaukasische  von 
dem  chaldischen  Kulturgebiet*);  sie  verläuft  im  Wesentlichen  längs  der  die 
Araxesebene  im  Norden  begrenzenden  Gebirge.  Weder  finden  sich  solche  Steinkisten- 
gräber südlich  dieser  Grenze,  noch  besteht  chaldischerseits  irgend  eine  erkennbare 
Beziehung  zu  den  characteristischen  Zügen  der  Kalakenter  Kultur,  vor  allem  zu  den 
Darstellungen  der  Gürtelbleche  mit  ihrer  nach  dem  Inneren  Asiens  weisenden  Fauna  % 
Soweit  die  Chalder  ihre  Herrschaft  über  die  Araxesebene  hinaus  ausbreiteten,  kamen 
sie  als  von  Süden  vordringende  Eroberer  zu  überwiegend  stammfremden  Völkern. 

Diese  Einwanderung  der  Chalder  von  Westen  her,  die  (S.  67)  zwischen 
Tiglatpilesers  I.  und  Assurna$irabals  III.  Regierung  erfolgt  ist,  läßt  sich  nun 
auch  in  einen  größeren  Zusammenhang  bringen. 


1)  Opfertisch  in  der  diktäischen  Höhle,  Evans,  Journal  of  Hellenic  Studies  XVII  (1897) 
p.  360  ff.  —  Andere  Darstellungen  Evans,  Cretan  Pictographs  JHS.  XIV  (1894)  p.  298  Fig.  37 ; 
Cesnola-Stem,  „Cypem"  Tafel  76  15  u.  21.    Vgl.  Zahn  a.  a.  0.  S.  66. 

2)  Schon  von  Ed.  Schulz,  Journal  Asiatique  III.  s^rie.  vol.  IX  (1890)  p.  288  f.,  beschrieben. 

3)  Berl.  Sitzungsber.  1900  S.  622  No.  58—59;  Zeitschr.  f .  Ethnol.  1901  S.  187  Anm.  1.  Sollten  etwa 
die  Chalder  diese  Bezeichnung  von  den  älteren  Bewohnern  Vans  entlehnt  haben,  so  läge  ein  bedeutsamer 
Beleg  für  ein  noch  früheres  —  vorchaldisches  —  Beschreiten  des  westöstlichen  Einwanderungsweges 
nach  Armenien  vor. 

4)  W.  Belck,  Verb.  Berl.  anthrop.  Ges.  1893,  S.  81. 

5)  R.  Virchow,  Über  die  culturgeschichtliche  Stellung  des  Kaukasus,  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  omamentirten  Broncegürtel  aus  transkaukasischen  Gräbern,  Abb.  Berl.  Ak.  d.  W.  1895. 

16* 

59 


124      C.  F.  L  K  H  M  A  N  N  -  H  A  ü  PT,  MATERIALIEN  ZUR  ÄLTEREN  GESCHICHTE  ARMENIENS  ü.  MESOPOTAMIENS. 

Die  kleinasiatischen  Völker  der  Alai  und  JBu-ru'^um'(kuz)jn  (vgl.  den  alt-phrygi- 
schen  Namen  BsQixwtsg  BBQSxwd'iaj  Hommel)  waren  nnter  Tuknlti-Ninib  I  von  As- 
syrien (nm  1290  v.  Chr.),  wie  dessen  Annalen  erkennen  lassen,  in  einem  offensiven  Vor- 
gehen begriffen.  Kurz  vor  1000  ^)  hat  Tiglatpileser  I  mit  den  Moschem  zu  kämpfen,  die 
das  G-ebiet  von  Älzi  und  BurvJ^umzi  vor  60  Jahren  besetzt  hatten  und  nun  in  das  damals 
aaf  das  linke  Enphratuf er  hinüberreichende  Gebiet  von  Kammnh  einfielen.  Die  Moscher, 
deutlich  als  Völkerwanderung  (in  Stämmen,  deren  jeder  sein  Oberhaupt  hat)  charakte- 
risiert, fluteten  zurück ;  sie  setzten  sich  im  östlichen  „Phrygien^  fest.  Das  Gros  der  Be- 
völkerung Phrygiens  ist  unariscb,  darüber  Uegt  die  herrschende,  numerisch  relativ 
spärliche  und  dünne  thrako-phrygische  Schicht.  Was  Gordion  mit  Toprakkaläh  gemein- 
sam hat,  kommt  auf  Rechnung  des  älteren  nichtarischen  Elementes.  Mitä  von  Mu§ku ') 
aber  ist,  wie  Winckler  erkannte  imd  u.  A.  auch  Körte  zugibt,  Midas  von  Phrygien. 

Wir  sehen  also  die  älteste  nichtindogermanische  Bevölkerung  des  westlicheren 
Eleinasiens  in  einer  nach  Osten  gerichteten  Bewegung  und  zwar  sicher  im  11., 
wahrscheinlich  bereits  zu  Anfang  des  13.  Jahrhunderts.  Und  der  Grund  dieser 
Bewegung  oder  Bewegungen  ist  naturgemäß  in  einem  von  Westen  kommenden 
Stoße  oder  Schübe  der  thrakisch-phrygischen  Einwanderung  zu  suchen,  die  viel- 
leicht schon  seit  dem  3.  vorchristlichen  Jahrtausend ,  seit  die  erste  Stadt  auf  dem 
Hügel  von  Troja  angelegt  wurde,  bald  in  langsamem  Einsickern  bald  als  Völker- 
sturm, Kleinasien  betroffen  und  großenteils  thrakisiert  hat^). 

Die  Folgen  der  Bewegung,  die  die  Moscher  nach  Osten  getrieben  hatte  oder  ein 
neuer  von  Westen  kommender  Stoß  —  vielleicht  der,  der  die  Myser  nach  Klein- 
asien brachte,  —  haben  die  Chalder  (Urartäer)  auf  demselben  Wege  aus  dem  Westen 
nach  Armenien  geführt,  auf  welchem  nur  2Vt — 3  Jahrhunderte  später  die  Ar- 
menier in  das  bisher  den  Chaldem  gehörige  Bergland  eindrangen^). 

Aus  ihren  letzten  Sitzen  und  früheren  —  je  früher  je  weiter  nach  Westen 
anzusetzenden  —  Stationen  brachten  die  Chalder  Fertigkeiten  mit,  wie  sie  den 
kleinasiatischen  Völkern  eigen  waren;  teils  bildeten  sie  sie  in  der  neuen  Heimat 
zu  größerer  Vollendung  aus,  wie  den  Felsenbau,  den  Wasserbau  im  Gebirge  und 
vor  Allem  die  Metallurgie  (besonders  die  Gewinnung  und  Bereitung  des  Eisens 
und  des  Stahles),  teils  werden  sie  Altes  verlernt  und  gegen  Neues  aus  dem  Süd- 
osten Erlerntes  und  Entlehntes  aufgegeben  haben  ^). 

Damit  ist  die  Richtung,  in  der  wir  die  älteren  Sitze  der  Chalder  zu  suchen 
haben,  bestimmt,  und  so  das  Ziel,  dem  ich  bei  dieser  kulturhistorischen  Be- 
trachtung hauptsächlich  zustrebte,  erreicht.  — 

Es  bleibt  mir  an  dieser  Stelle  nur  übrig,  Herrn  F.  C.  Andreas  als  stetigem 
Förderer  dieser  Veröffentlichung  lebhaft  zu  danken. 

1)  Vgl.  S.  66  Anm.  4. 

2)  Wir  kennen  2  Träger  dieses  Namens,  Zeitgenossen  Rosas*  I  und  II,  s.  Verh.  Berl.  anthrop. 
Ges.  1900  S.  436  und  „Die  Einwanderung  der  Armenier«,  Verh.  XIII.  Or.-Kongr.  S.  130  [2]. 

3)  Einer  sehr  alten  Schicht  der  thrakisch-phrygischen  Einwandererung  gehören  die  schon  vor 
ihrer  Einwanderung  in  Armenien  weit  nach  Osten  vorgeschobenen  Armenier  an. 

4)  Ygl-  S.  67  sub  3. 

5)  Über  die  Frage,  ob  auch  in  Urartu  eine  indogermanische,  iranische,  durch  den  Kaukasus 
gekommene  Schicht  in  Betracht  kommt,  der  das  Herrscherhaus  einen  Beisatz  indogermanischen 
Blutes  verdanke,  vgl.  Verh.  des  XIII.  intemat.  Or.-Kongreß  S.  139  [10]. 

60 


MAX    VAN   BEBCHEM,   ABABISCHE  INSCHBIFTEN    AUS   ABMENECN  UND   DITABBEKB.       126 


Dritter  Abschnitt. 
Arabische  Inschriflen. 

Bearbeitet  TOn  Dr.  Max  ran  Berchem. 


Vorbemerkung. 

Von  C.  F.  Lehmann -Haupt. 

Indem  ich  meinen  wärmsten  Dank  fiir  Herrn  Dr.  Max  van  Berchem  voraus- 
schicke, der  die  schwierige  Aufgabe,  die  arabischen  Inschriften  zu  bearbeiten, 
auf  meine  Bitte  bereitwilligst  übernommen  und  seiner  Kennerschaft  entsprechend 
erfolgreich  durchgeführt  hat,  berichte  ich  kurz  wie  diese  Materialien  ermittelt 
und  aufgenommen  worden  sind. 

Die  Inschriften  von  Charput  (No.  9)  und  Baiburt  (No.  11  bis  13)  sind 
von  mir  während  meiner  Alleinreise  aufgefunden  und  abgeklatscht,  photogra- 
phiert  bezw.  (No.  12)  nur  probeweise  kopiert  worden,  die  von  Ämid  lernte  ich 
durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  Grates,  damals  bei  der  amerikanischen  Mission  in 
Charput,  kennen,  der  mir  die  Photographie  schenkte,  auf  der  die  Abbildung  des 
Turmes  mit  der  Inschrift  auf  Tafel  XIII  beruht.  Den  Turm  von  Köinischahr 
(No.  15)  sah  die  Expedition  bei  ihrer  Anwesenheit  in  der  Ebene  von  Salmäs  (Oktober 
1898).  Den  Reproduktionen  des  Turmes  (Fig.  93)  und  der  Inschrift  (Fig.  94) 
liegt  eine  an  Ort  und  Stelle  von  einem  Berufsphotographen  angefertigte  und  in 
den  Handel  gebrachte  Aufnahme  zu  Grunde.  Die  Inschrift  von  Sö'ört  (No.  14) 
wurde  von  der  Expedition  im  Vorübergehen  bemerkt  und   abgeklatscht. 

Die  Stadt  Maiyäfäriqin,  jetzt  meist  Mufarkin  oder  abgekürzt  Farkin  ge- 
sprochen, officiell  türkisch  „Silivan"  (Name  des  Kaza)  besuchte  ich  im  Juni  1899  und 
nahm  von  einigen  der  zahlreich  vorhandenen  meist  in  die  Obermauer  eingelassenen 
Inschriften  Abklatsche,  soweit  mein  damals  besonders  knapper  Papiervorrat  reichte. 
Auch  eine  hoch  gelegene  Inschrift  (No.  8  auf  Tafel  XII)  photographierte  ich, 
leider  bei  sehr  ungünstiger  Beleuchtung.  Zudem  trieben  widrige  Umstände  zur 
Eile.  Auf  meinen  brieflich  ausgesprochenen  Wunsch  besuchte  in  der  Folge 
(Oktober  1899)  mein  Reisegefährte  die  Stadt  in  größerer  Ruhe  und  mit  genü- 
gendem Material  zum  Abklatschen  und  Photographieren.  Von  den  Abklatschen 
arabischer  Inschriften  von  Maiyäfäriqin  sind  dergestalt  mehrere  sowohl  von  mir 
wie  von  meinem  Reisegefährten,  andere  nur  von  diesem  genommen  worden. 
Ebenso  rühren  die  Photographien  von  Inschriften  dieser  Stadt  (No.  2  und 
4  auf  Tafel  X,  No.  6  und  6  auf  Tafel  XII)  von  meinem  Reisegefährten  her. 


126  MAX   VAN   BEBCHEM, 


Die  Inschriften. 

Bearbeitet  von  Dr.  Max  van  Berc.hem. 

Das  Material  zu  den  folgenden  Inschriften,  teils  Photographien,  teils  Ab- 
klatsche, war  nicht  ganz  leicht  zu  bearbeiten.  Auf  ersteren  erscheinen  die 
Texte  in  kleinem  Maßstabe,  nnd  nicht  alle  vollständig,  während  die  abgeklatschten 
Originale  zum  Teil  verwittert  sind*).  Eine  andere  Schwierigkeit  lag  in  dem 
Umstände,  daß  die  Geschichte  der  betreffenden  maslimischen  Staaten  noch  wenig 
bekannt  ist.  Aber  gerade  darin  liegt  auch  der  hohe  Wert  dieser  Aufnahmen, 
aus  denen  einige  sichere  Daten  für  die  G-eschichte  der  Merwaniden,  Ortokiden, 
Aiyubiden  und  Seldjukiden  inMaiyäfariqin,  Charput,  Amid  undBaiburt  durch  Ver- 
gleichung  mit  den  handschriftlichen  und  numismatischen  Quellen  gewonnen  werden 
konnten.  Erwägt  man  außerdem,  daß  die  arabische  Epigraphik  von  Mesopotamien 
und  dem  östlichen  Eleinasien  ein  bisher  fast  unberührtes  Feld  geblieben  ist,  so 
eröffnen  diese  wenigen,  aber  wichtigen  Inschriften,  gleichzeitig  mit  einigen  aus 
der  Sammlung  von  Max  von  Oppenheim  weite  Aussichten  für  zukünftige  For- 
scher auf  diesem  Gebiet.  Die  Transkription  ist  die  üblibhe:  eine  streng  gra- 
phische für  die  arabischen  Wörter  und  die  Eigennamen,  eine  freiere,  mehr 
modern  phonetische  für  die  Ortsnamen.  Zuletzt  sei  noch  Herrn  Prof.  Lehmann- 
Haupt  für  das  mir  bei  der  Bearbeitung  seines  Materials  bewiesene  Entgegen- 
kommen aufrichtig  gedankt,  sowie  Herrn  Prof.  Andreas,  dem  ich  für  die  gründ- 
liche Revision  meines  Manuskriptes  und  der  Korrekturen  in  hohem  Grade  ver- 
pflichtet bin. 


MAIYAFARIQIN «). 

*1.    Grabinschrift.  —  Auf  dem  oberen,  abgerundeten  Ende  eines  Grab- 
steines in  der  nördlichen  Hälfte  der  äußeren  von  den  beiden  oberen  Ostmauern  ^. 


1)  Da  das  beim  Abklatschen  angewandte  Verfahren  ein  Retouchieren  der  Vorderseite  nicht 
gestattete,  sind  die  Abklatsche  von  rückwärts  und  mit  schräg  auffallendem  Licht  von  mir  photo- 
graphiert  worden,  wobei  das  Erscheinen  der  Falten  im  Papier  nicht  ganz  zu  vermeiden  war,  aber  ein 
großer  MaBstab  gewählt  werden  konnte.  Zu  den  Originalphotographien  sei  noch  bemerkt,  um  den 
Verdacht  eines  bloßen  Erratens  meinerseits  von  vornherein  zurückzuweisen,  daß  die  mir  zur  Verfügung 
gesteUten  Platten  und  Abzüge  natürlich  deutlicher  sind  als  die  beigegebenen  Lichtdrucke,  worauf  ich 
selbst  manches  nicht  mehr  lesen  kann. 

2)  Bei  der  vielfach  schwankenden  Schreibung  und  Aussprache  dieses  Namens  ist  er  hier  nach 
Yäqüt  graphisch  transkribiert. 

3)  Zur  Lagebezeichnung  der  Inschriften  aus  Maiyäfäriqin  vergleiche  man  Lehmanns  Bericht 
über  die  antike  Grundlage  der  Stadtbefestigungen  (quadratische  Plattform),  mit  der  darauf  aufge- 
bauten Obermauer,  die  gegen  die  ungeschützte  Ostseite  doppelt  war  und  grösstenteils  aus  mohamme- 
danischer Zeit  stammt,  wie  die  zahlreichen  in  sie  eingelassenen  Inschriften  in  ku- 
fischer und  arabischer  Schrift  beweisen.   S.Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen 


ABABISCHE  INSCHRIFTBN    AUS  ABUENIBN    UND  DITABBEEB.  127 

Sechs  Zeilen  in  einfachem  Knü;  kleine,  dicke  and  gedrungene  Bachstaben.    Ab- 
klatsch 32x38^).    Unediert;  siehe  Tafel  IX. 

^lule  *l»  (6)       VZj\iif^  (5)      cfc-Jl.  jtä  «  (4)     A»  .  .  .  *)l*-j  (1  —3) 
Dies  ist  das  Grab  des  al-Hosain,  Sohnes  des  Bäbä,  Erbarmen  Allahs  über  ihn! 

Der  zweite,  deutlich  geschriebene ,  aber  onpanktierte  Eigenname  kann  wohl 
nur  Baba  gelesen  werden^).  Nach  dem  Stile  der  Buchstaben  stammt  diese  In- 
schrift aus  dem  III.  Jahrhundert  der  Flucht*). 

*2.  ßauinschrift  des  MERWANIDEN  ABU  MANSÜR  SA^ID.  391  H.  — 
An  einem  runden,  aus  glatten  Quadern  gebauten  Turm  an  der  Nordostecke  der 
zum  Teil  noch  erhaltenen  oberen  Mauer  aus  muslimischer  Zeit ;  in  zwei  in 
Relief  in  die  Quadern  gemeißelten  Rahmen.  Der  obere  Rahmen  hat  zwei  ansäe, 
in  denen  Anfang  und  Ende  der  3.  Zeile  stehen;  das  Ende  der  5.  Zeile  ist  in 
zwei  kleine  übereinander  stehende  Zeüchen  geteilt.  Im  oberen  (A)  fünf,  im  un- 
teren und  kleineren  (B)  drei  Zeilen  in  einfachem,  doch  leicht  blühendem  Kufi; 
mittelgroße  (?)  Buchstaben.     Photographie.     Unediert;  siehe  Tafel  X. 


je        • 


-.1  U^  ^«JL,5  luA*  «il  (3)       I  ^  »Ul  ^.  Ocj?  »1»  ^t  «J  (2)       «  ^  .  .  .  *U^  (I)  A 

i  w:Lsj  JJi  JU,5  yy^ii'  (5)     ji^\  ^  )y^J'  ä^iOJI  ^j  (4)    y^^  jJi^  *)  4),« 
>.5  (3)     *L«Xjt  «]u  Jo\J>  (2)     er  **1*  (J^^i  (1 )  B  xJUÄlS,  efc«-«^^  tjJ^i  ^ 


Es  giebt  keinen  Gott  außer  Allah,  Muhammad  ist  der  Gesandte  AUähs  .  .  .  Unter 
dem,  was  befohlen  hat  zu  machen*)  der  siegreiche  Emir  Mumahhid  al-daula ^)  Abu  Mansür, 
der  Client  des  Fürsten  der  Gläubigen^),    Allah  verlängere  sein  Bestehen!     Im  Jahre  391 

Gesellschaft,  Oktober  1899,  603 ;  MitteU.  der  Geogr.  Ges.  zu  Hamburg  XVI  (1900),  44  [83] ;  Verhandl. 
der  46.  Vers,  deutscher  Fhüologen  und  Schulmänner  (StraBburg  1902),  27  f.  Sämtliche  hier  behan- 
delte Inschriften  stammen,  mit  Ausnahme  von  nr.  5  und  6,  von  den  oberen  Mauerzugen. 

1)  In  dieser  und  den  folgenden  Formeln  bezeichnet  die  erste  Zahl  die  Länge  und  die  zweite 
die  Höhe  des  Abklatsches. 

2)  Siehe  z.  B.  Tabari ,  ed.  de  Goeje  I,  821 ;  inschriftlich  im  Gatalogue  du  Mus^e  arabe  du 
Caire,  2e  dd.  147. 

3)  Paläographisch  erinnert  sie  an  diejenigen  in  dem  Grabmal  des  Sidi  Scheblh  und  in  der  Moschee 
des  Ihn  Tülün  in  Kairo,  in  meinem  Corpus  inscriptionum  arabicarum  (citiert  CIA)  I,  nr.  5  bis  10, 
die  261  bis  265  H.  datiert  sind.  Zum  Vergleich  seien  noch  die  von  Max  von  Oppenheim  abge- 
klatschten Grabinschriften  aus  Schu*eb  Schär  in  Mesopotamien  herangezogen,  von  denen  die  eine 
327  H.  datiert  ist,  und  die  einen  etwas  vorgerückteren  Stil  zeigen. 

4)  Über  diese  Formel  siehe  CIA  I,  Index  zu  mä, 

5)  Als  Beinamen  aufgefaßt  werden  die  mit  dauZa,  (2fn,  dunyä  xm^malik  zusammengesetzten 
Titel  hier  nicht  übersetzt,  sondern  transkribiert. 

6)  Dieser  Titel  scheint  der  älteste  unter  den  mit  amlr  al-mu^minln  zusammengesetzten  zu 
sein;  siehe  meine  Inscriptions  arabes  de  Syrie  6  und  9;  CIA  I,  nr.  10;  Ihn  Churdädbeh,  ed.  de 
Goeje  4    Yaqübi,  ed.  de  Goeje  245.    Dementsprechend  konunt  in  ihm   mehr  die   sociale  Zuge- 


128  MAX    VAN   BERGHEM, 

(1000 — Ol).     Und  er  hat  dafür  ausgegeben  aus   seinem  eigenen  lauteren  Vermögen^),    aus 
Begehren  nach  dem  Antlitz  Allahs,  dem  mächtigen,  erhabenen. 

Paläographisch  gehört  diese  Inschrift  in  die  Übergangszeit  von  dem 
einfachen  za  dem  blähenden,  sog.  fatimidischen  Kufi  des  folgenden  Jahrhunderts, 
dessen  Anfänge  schon  hier,  namentlich  in  den  stilisierten  Endbuchstaben,  bemerk- 
bar sind.  Sie  ist  um  so  interessanter,  als  aus  jener  Zeit  nur  wenige  Inschriften 
erhalten  sind*). 

Historisch  ist  sie  noch  wichtiger  als  Beitrag  zu  der  wenig  bekannten 
Geschichte  der  Merwcmiden.  Mumahhid  al-daula  Abu  Man$ur  Sa  id  war  ein  Sohn 
des  Marwän  und  ein  Bruder  des  Abu  *Ali  al-Hasan,  der  seit  380  (990 — 91)  in 
Qi^n-Kaifiä,  Ämid  und  Maiyäfäriqin  regierte.  Als  dieser  386  in  Ämid  ermordet 
wurde,  behauptete  sich  Said  in  Maiyäfäriqin,  mußte  aber  Ämid  dem  Mörder 
seines  Bruders  überlassen  und  wurde  selbst  401  (1010—11)  von  einem  seiner 
Offiziere   getötet*).     Nach   der  Inschrift  baute  nun  Sa'id  391    an   den  Befesti- 


hörigkeit  des  Klienten  zu  seinem  Patron  zum  Ausdruck,  während  bei  den  spätem  Titeln  dieser  Form 
das  politische  oder  feudale  Verhältnis  des  Vasallen  zu  seinem  Lehnsherrn  in  den  Vordergrund  tritt. 
Da  die  Merwaniden  zeitweise  den  Fatimiden  huldigten ,  könnte  sich  dieser  Titel  auf  den  damaligen 
Chalifen  al-Hftkim  in  Kairo  bezieben;  siehe  Ibn  al-Athir,  ed.  Tomberg  IX,  50,  316;  Abu  1-fidä' 
ed.  Kpel  II,  133;  Ibn  Ghaldün,  ed.  Bulaq^IV,  318;  Weil,  Geschichte  der  Chalifen  III,  106;  Lane- 
Poole^  Mohammadan  dynasties  118. 

1)  Durch  diese  und  ähnliche  in  Inschriften  häufige  Formeln  (vgl.  CIA  I,  Index  zu  khäH^^ 
md  und  mal)  wird  die  ehrliche  Ausführung  eines  Baues  hervorgehoben,  der  als  frommes  Werk 
dem  Erbauer  Allahs  Segen  zusichem  soll. 

2)  Wenigstens  in  Asien  und  Ägypten  und  abgesehen  von  Grabinschriften,  während  die  In- 
schriften aus  dem  westlichen  Islam  die  Anfänge  des  blühenden  Kufi  zum  Teil  schon  früher  zeigen, 
sodaB  ein  zeitlicher  Vergleich  mit  ihnen  kaum  gestattet  ist.  Auch  die  nur  um  ein  wenig  späteren  In- 
schriften des  Chalifen  al-Häkim  in  Kairo  und  Jerasalem  zeigen  entschieden  einen  mehr  vorgerückten 
Stil,  entsprechend  der  in  Notes  d'arch^ologie  arabe  I,  116  ausgesprochenen  Vermutung,  das  Fati- 
miden-Kufi  sei  aus  dem  Westen  gekommen;  vgl.  Revue  Africaine  1905,  185 ff.,  dagegen  aber  Hartmann 
in  Orientalistische  Litt.-Zeitung  1906,  28  ff.,  mit  einer  230  H.  datierten  Grabinschrift  aus  Taschkend 
in  ausgebildetem  dekorativem  Kufi. 

3)  Oder  402  nach  Ibn  al-Athir  IX,  50ff. ,  der  die  Geschichte  der  Merwaniden  unter  dem 
Jahre  380  kurz  zusammenfaßt,   ohne   das   genaue  Datum   von  Sa'ids  Regiemngsantritt   zu  geben 

vgl.  Abu  1-fidä'  loc.  cit;  Ibn  Chaldün  IV,  815  ff.  (mit  der  schlechten  Lesart  j^  für  vXaI);  Abu 
1-faradj,  ed.  Salhani  302;  Weil,  Chalifen  III,  38.  In  Numi  cufici  r.  n.  Holmiensis  271  und  Sym- 
bolae  I,  39  setzt  Tomberg  dafür  das  Jahr  387  an,  doch  ohne  Quellenangabe,  wie  Lane-Poole 
bemerkt,  der  dieses  Datum  einstweilen  beibehalten  hat;  siehe  CBM  (Catalogue  of  Oriental  coins  in 
the  British  Museum)  III,  23ff. ;  Dynasties  118  (so  auch  in  Bartholds  russischer  Ausgabe  96).  Nun 
giebt  der  genau  informierte  Ibn  al-Azraq*aus  Maiyäfäriqin  als  Antrittsjahr  386  und  als  Todesjahr  401 
an;  siehe  Amedroz  in  JRAS  1903,  124 ff.  Wie  Amedroz  kürzlich  gezeigt  hat,  gehört  die  vor  372 
datierte  Münze  in  CBM  III,  nr.  50  nicht  dem  Sa*id,  sondern  einem  Buyiden  mit  ähnlichem  Bei- 
namen an;  siehe  JRAS  1905,  474.  Ebenso  dürfte  eine  385  datierte  und  demselben  Herrscher  zuge- 
schriebene Münze  (bei  Tomberg,  Monnaies  koufiques  en  Suade  in  Rev.  num.  beige,  5«  sdrie  II,  22, 
wo  verschiedene  Dynastien  zusammengeworfen  sind)  einem  Buyiden  angehören,  da  der  Prägeort 
Mosul  wohl  nie  im  Besitz  des  Sa'id  gewesen  ist,  und  da  Tomberg  selbst  eine  Münze  seines  Vor- 
gängers al-Hasan  aus  eben  diesem  Jahre  385  publiziert  hat  (in  Symbolae  II,  36,  auch  eine  bei  Soret, 


ARABISCHE   INSCHRIFTKN    AUS    ARMENIEN   UND   DIYARBKKR.  129 

gnngswerken  von  Maiyäfariqin ,  wahrscheinlich  um  sich  gegen  die  ihn  bekrie- 
genden Hamdaniden  zu  schützen^). 

♦8.  Bauinschrift  des  MERWANIDEN  ABU  NASR  AIJMAD.  416  H. 
—  An  der  Nordseite  der  oberen  Stadtmauer.  Sechs  Zeilen  in  blühendem  Eufi, 
das  Ende  der  6.  in  zwei  übereinander  stehende  Zeilchen  geteilt ;  mittelgroße,  zum 
Teil  stark  verwitterte  Buchstaben.   Abklatsch  90  x  60.    Unediert ;  siehe  Tafel  IX. 

[1  Wort*)]  »cXp  (3)     8;L^  j^'^  lulfi  *l»  ju^  *UI  4^;  (2)     Ju^  *1»  :5^  *It  ^. .  .jd^  (l) 

wLbL.  (5)        (?)fb  [2  Worte ')]  (?)idll  (?)^La:^J  'ii^\  yoi  (4)      d^h\  0^\  jiJi\ 

^  ^y^    [^  bis  4  Worte]  (6)        [2  Worte]  a,1  ^UÜ?  [i  Wort*)]   ^3^,^^^ 

<kxil^)^  g^  si^  iüu-.  ^5  [1  Wort]  oZ^ 

Es  giebt  keinen  Gott  außer  AlläL,  Muhammad  ist  der  Gesandte  Allahs,  Allah  segne 
ihn !     Befohlen  hat  die  Errichtung  dieses  .  .  .  der  Emir,  der  erhabene  Herr  Na^r  al-daula, 

die  Auswahl  der  Religion  (?) es  dauere  seine  Herrschaft !      Und  geschehen  ist  dieser 

Bau  (unter  der  Leitung  ?)    des  Richters  Abu al-Qasan ,    Sohnes  des  Muhammad 

...     Im  Jahre  416  (1025—26). 

Leider  ist  der  Abklatsch  wegen  des  schlechten  Zustandes  des  Originalsteins 
an  einigen  Stellen  unleserlich  und  auch  sonst  nur  mit  großer  Mühe  zu  ent- 
ziffern; die  Hauptsache  aber  scheint  gesichert,  nämlich  das  Datum  und  die  Per- 
sönlichkeit des  Erbauers.     Allerdings  wird   sein  Eigenname  nicht  erwähnt,    der 

Lettre  ä  Fraehn  37,  ja  sogar  eine  von  387  bei  Fraebn,  Recensio  601).  Über  andere  Münzen  des  Sa*id 
Ygl.  noch  Tornberg,  Symbolae  IV,  50;  Möller,  De  numis  in  n.  Gothano  135;  Soret,  Lettre  k  Fraehn 
37 ;  Lettre  ä  Bartholomae  I,  85 ;  Fraehn,  Numi  kufici  77 ;  Recensio  602 ;  Opuscula  postuma  I,  66 
und  263 ;  Pietraszewski,  Numi  muhammedani  I,  70  und  Taf.  VI ;  Lindberg,  Monnaies  bouides  258  ff. ; 
Lane-Poole,  Coli.  Calvert  in  Num.  Chronicle  1879,  80 ;  Catalogue  Cairo  339 ;  0.  Edhem,  CMO  (Cata- 
logne  Mus^e  Ottoman,  türkisch)  II,  365;  Markow,  IME  (Inventaire  Mus^e  Ermitage,  russisch)  337 
n.  a.  Da  keine  der  dort  publizierten  Münzen  Sajids  vor  dem  Jahre  386  geprägt  worden  ist,  so  ist 
kein  Grund  vorhanden,  Ihn  al-Azraqs  Datum  anzuzweifeln,  denn  Sa'ids  Erwähnung  bei  Ihn  al-Athir 
IX,  22,  unter  dem  Jahre  373,  steht  auBer  Zusammenhang  mit  den  dort  erzählten  Vorgängen;  oder 
man  muß  mit  Tornberg  bei  387  bleiben,  wenn  Fraehns  Lesung  in  Recensio  601  richtig  ist.  Zu 
Sa'  ids  Biographie  vgl.  noch  Scharaf  al-din,  trad.  Charmoy  Ib,  248,  Anm.  2 ;  Saint-Martin,  Mämoires 
sur  TArm^nie  I,  426.  Deguignes,  Histoire  des  Huns  la,  417  ist  hier  unbrauchbar,  ebenso  Scharaf 
al-din,  ed.  Veliaminof-Zemof  I,  19  ff.  und  trad.  Charmoy  I  b,  35  ff. 

1)  Nach  Amedroz  in  JRAS  1903,  128  erwähnt  Ihn  al-Azraq  Sa* ids  public  works  inMaiyä- 
fariqln. 

2)  Nach  der  Lage  der  Inschrift  muß  dieses  stark  verwitterte  Wort  irgend  eine  Befestigung 
bezeichnen,  ich  kann  aber  darin  keinen  der  üblichen  Ausdrücke  wie  sür,  hadana^  bur^jt  häschüra, 
ftfjm,  qaV a  u.  a.  erkennen ;  höchstens  könnte  es  al-chandaq^  der  Graben,  sein. 

3)  Hier  steht  wohl  noch  ein  zusammengesetzter  Titel ,  vielleicht  scharaf  oder  fachr  al'Umma\ 
leider  ist  an  dieser  Stelle  der  Abklatsch  ganz  undeutlich. 

4)  Graphisch  erscheint  dieses  Wort  etwa  als  ^t-^b)  worin  ich  keinen  der  itir  Aufsicht  oder 
Leitung  üblichen  Ausdrücke  erkennen  kann. 

Abhaadlnngen  d.  K.  Gm.  d.  Wim.  su  GAUiDgen     Phil.-biat.  Kl.   N.  F.  Band  9,r.  17 


130  MAX    TAN   BEBOHEM, 

Beiname  Nai^r  al-daxüa  aber  bezeichnet  zweifellos  den  Merwaniden  Na^r  al-danla 
Abu  Na^r  Ahmad,  den  Brader  des  Abu  Man^ür,  der  bald  nach  dessen  Tode  401 
das  ganze  Land  von  Diyär-Bakr  in  Besitz  nahm  und  seine  Herrschaft  zeit- 
weise westlich  bis  nach  Urfa  und  östlich  bis  nach  Djazira  hin  ausdehnte ,  bis  er 
453  im  Alter  von  ungefähr  80  Jahren  starb.  Seine  lange  Regierung  wird  als 
eine  für  die  Kunst,  die  Wissenschaft  und  den  allgemeinen  Wohlstand  seiner 
Untertanen  besonders  segensreiche  geschildert^).  Ja  unter  seinen  zahlreichen 
Bauten  werden  ausdrücklich  Reparaturen  und  Zusätze  an  der  Stadtmauer 
erwähnt*). 

Im  Jahre  1766  besuchte  Niebuhr  die  Stadt  Amid  und  kopierte  dort  an  den 
ältereb  Teilen  der  wohlerhaltenen  Stadtmauer  drei  Merwaniden-Inschriften,  von 
denen  zwei  dem  Abu  Na^r  At^mad  angehören.  Da  Niebuhr  diese  Texte  nur  in 
Zeichnung,  ohne  Transkription  und  Kommentar,  gegeben  hat  und  seine  für 
jene  Zeit  recht  genauen  Kopien  meines  Wissens  noch  nicht  verwertet  worden  sind, 
möchte  ich  sie   im  Anschluß  an  die  Inschrift  der  Expedition  hier   besprechen. 

Die  Inschrift  A  ')  besteht  aus  vier  Zeilen  in  blühendem  Kufi,  deren  Buchstaben 
denjenigen  des  Abklatsches  der  Expedition  ähnlich  sehen,  nur  daß  sie  auf  der  Zeich- 
nung magerer  und  länger,  auch  reicher  stilisiert  erscheinen,  was  entweder  durch  ihr 
etwas  jüngeres  Zeitalter  oder  auch  durch  ein  leises  Fantasieren  beim  Abzeichnen 
und  beim  Kupferstich  zu  erklären  ist.    Unediert ;  siehe  Tafel  XI,  nach  Niebuhr. 


*    » 


^yflill   ^-iX   a«-J?  ^«)*>«  liV   *JU  er  »«l«  f^^'i^i  "1^3  «Iv«^  ^f  U.  .  .  .  *U^  (1 ) 
iXrf   «jy^i  yi\  {\)Ji\  sjj&  TUi\  J^y  iÖU  ^3  ily^iS  y«i  ^\  JUU,  j.Xi.^1  (2)        jo 

O^  ^  <>'  t**"^'  «^J>^  J*  ^'»i  Kßri-i  "1^»^  -^'"^'i  *^^  *"'  (3)      <3<^'  o'j^  a* 

♦  [3  Worte  •)]  iül^/«,  cfc«*^,  ^}  Ki-  Ä  (4)     t^^"S»  O^  ^  '^  ^ 


1)  Siehe  Ihn  al-Athir,  Index  unter  AbQ  Na^r  und  Nasr  al-daula;  Ihn  al-Azraq,  Sibt  ibn  al-Djauzi 
und  Dhahabi  bei  Amedroz,  JRAS  1902,  799;  1903,  131  ff.;  Ibn  Challik&n,  trad.  de  Slane  I,  157 ;  Abu 
1-fidft'  loc.  cit.  und  189;  Ibn  Chaldün  III,  451  ff.;  IV,  317 ff.;  Matthäus  von  Edessa,  trad.  Dulaurier 
47;  Weü,  Chalifen  III,  38  und  106;  Sharaf  al-din,  trad.  Charmoy  la,  341;  Ib,  249;  Schlumberger, 
L'^pop^  byzantine  lil,  108;  Schefer  in  N&siri  Chusrau  21,  Anm.  2.  Den  Beinamen  Nasr  al-daula 
(80  nach  allen  guten  Quellen,  Handschriften,  Inschriften  und  Münzen,  und  nicht  Näfir  oder  Nasir 
al-daula,  wie  bei  Saint-Martin  und  Deguignes  a.  a.  0.,  Fraehn,  Opuscula  postuma  I,  264,  und  in  dem 
sehr  ungenauen  Bulaqer  Text  des  Ibn  Chaldün)  erhielt  er  von  dem  Abbasiden-Chalifen,  dessen  Ober- 
hoheit er  anerkannt  hatte,  während  er  als  Vasall  unter  den  Buyiden,  zeitweise  wohl  auch  unter  den 
Seldjukiden  stand;  zu  seinen  Münzen  vgl.  noch  Lane-Poole,  CBM  IX,  271  ff,  Casanova,  Inventaire  col- 
lection  princesse  Ismall  VIII  und  49  und  die  oben  S.  128  (4),  Anm.  3  citierten  Quellen  über  Sa'ids  Münzen. 

2)  Siehe  Amedroz  in  JRAS  1903,  132,  138. 

3)  Siehe  Niebuhr,  Voyage  en  Arabie,  Amsterdam  1780,  II,  326  und  Tafel  XLIX;  vgl.  Ritter, 
Erdkunde  XI,  49. 

4)  Dieser  bei  Niebuhr  undeutliche  Beiname  ist  durch  die  folgende  Inschrift  gesichert. 

5)  Diese  in  der  folgenden  Inschrift  an  derselben  Stelle  wiederholten  Worte  sind  mir  bis  jetzt 
unverständlich  geblieben. 


ARABISCHK  INSCHRIFTEN    AUS   ARMENIEN   UND   DIYARBEKR.  131 

Dies  steht  unter  dem ,  was  befohlen  hat  zu  machen ,  zu  bauen  und  aus  seinem  Ver- 
mögen dafür  auszugeben  unser  Herr  der  Emir,  der  erhabene  Herr,  der  siegreiche,  die  Macht 
des  Islams,  Sa^d  al-dln  Nasr  al-daula,  der  Pfeiler  der  Religion,  der  Ruhm  des  Volkesi 
der  Stolz  der  Emire,  Abu  Na^r  Ahmad,  Sohn  des  Marwän,  AUäh  verlängere  sein  Be> 
stehen  und  lasse  dauern  seine  Herrschaft^).  Und  dies  ist  geschehen  durch  die  Hftnde  des 
Richters  Abu  'Ali  al-^asan,  Sohnes  des  *Ali,  Sohnes  des  A|^mad,  aus  Amid,  im  Jahre 
444  (1052—53) 

Die  etwas  frühere  Inschrift  B  besteht  ebenfalls  aus  vier  Zeilen  in  derselben 
Schriftart.    Unediert;  siehe  Tafel  XI. 


»   •• 


iu5»  O^^  Xil«  ^j^  iÜ^jJ«  yoi  ^^1   Juu-  yii^^\  3^  ^yaÜ\  l^^\  jJ-J«  (2)       ^^1 

cr^  ')J  xj^jj«  sXms.  jtJ-is  «^^  KiTi^  i  ^»^y.  ^  cxr(t)  (3)     j^J  ^y^J  o^ä 

^  [3  Worte]  '^jl^}y  U^i^)  Cr*  ^^  ^"^'  ^'  O*  J^ 
Dies  steht  unter  dem,  was  befohlen  hat  zu  machen,  zu  bauen  und  aus  seinem  Ver- 
mögen dafür  auszugeben,  aus  Begehren  nach  Allahs  Belohnung  und  um  seine  Gnade  zu 
erlangen,  unser  Herr  der  Emir  (das  Folgende  genau  so  wie  in  der  vorigen  Inschrift)  Abu  Na^r 
Al]imad,  Sohn  des  Marwän,  unter  der  Aufsicht  seines  Sohnes  des  Emirs  Sa^d  al-daula  Abu 
1-Qasan  Mu^^ammad,  Allah  verlängere  ihrer  beider  Bestehen  und  stärke  ihrer  beider 
Königtum!  Und  dies  ist  geschehen  (das  Folgende  genau  so  wie  in  der  vorigen  Inschrift) 
im  Jahre  437  (1045—46) 

Die  Vergleichnng  dieser  beiden  Inschriften  mit  nr.  3  ergiebt  die  Über- 
einstimmung einiger  Titel  und  Enlogien^).  Dagegen  scheint  der  dort  als  Ans- 
föhrer  des  Baaes  genannte  Richter  nicht  mit  dem  Abu  'AJi  al-9a8an  der  In- 
schriften A  nnd  B  identisch  zu  sein. 

Der  in  der  Inschrift  B  als  Oberaufseher  des  Werkes  erwähnte  Sohn  des 
AJ^nad,  der  Emir  Sa^d  al-daola  Abu  1-Qasan  Muhammad,  ist,  wie  es  scheint,  bisher 


1)  Interessant  ist  hier,  wie  in  nr.  3  und  9,  der  Gebrauch  des  Wortes  sulfän  =  Herrschaft 
zu  einer  Zeit,  wo  der  diplomatische  Titel  suHän  =  Sultan  noch  kaum  protokollm&ßi((  war;  zu 
diesem  Titel  vgl.  S.  143  (19),  Anm.  1. 

2)  Über  äbü  statt  oM,  siehe  CIA  I,  298,  320,  553. 

3)  Da  der  Text  unpunktiert  ist/  darf  auch  jü?  abh<tda,  ewig  dauern  lassen,  gelesen 
werden,  was  zu  dem  vorhergehenden  afiUa,  verlängern,  und  dem  entsprechenden  acUma,  dauern 
lassen,  in  Inschrift  A  besser  passen  würde;  anderseits  knüpft  aiyckda  muXkahu  an  den  bekannten 
Titel  al-malik  al-mü'aiycid  an. 

4)  Der  Unterschied  zwischen  den  Protokollen  bei  Lehmann-Haupt  und  bei  Niebuhr  erkl&rt  sich 
wohl  aus  der  verschiedenen  Abfassungszeit  der  Inschriften ;  mit  dem  von  A  und  B  vergleiche  man  das 
beinahe  identische  Protokoll  bei  dem  persischen  Reisenden  N&siri  Chusrau ,  der  438 ,  also  genau  zu 
der  Zeit  der  Inschrift  B,  Maiyäfäriqln  besucht  und  über  die  damalige  Stadtmauer  sowie  über  die  von 
Ämid  einen  wertvollen  Bericht  hinterlassen  hat;   ed.  Schefer,  a  und  trad.  25 ff. 

17  • 


132  MAX   YAK   BERCHEM, 

allbekannt.  Da  ihn  die  beiden  anf  seinen  Namen  folgenden  Eologien  zugleich  mit 
seinem  Vater  als  Herrscher  bezeichnen,  hat  er  wohl  in  irgend  einer  Weise  an  der 
Regierung  teilgenommen,   vielleicht  als  Statthalter  von  Amid^). 

Als  A]^nad  453  starb,  erbten  zwei  andere  Söhne  von  ihm  die  Herrschaft: 
Nasr  regierte  in  Maiyäfäriqin,  während  Sa'id  Ämid  erhielt ,  wo  er  jedoch  bereits 
466  (1063)  ermordet  worde.  Daß  danach  sein  Bruder  Na^r  auch  in  Ämid  re- 
gierte, bestätigt  die  dritte  Inschrift  Niebahrs. 

Diese,  die  Inschrift  C,  enthält  zwei  Zeilen  in  derselben  Schriftart.  Unediert ; 
siehe  Tafel  XI. 

}ft  lLh\  ft^  iü^oJI  J^J•  ^0^\  M^  j^LJI  Wi\  yt^^\  Al;^  J  U^  .  .  .  aIUwj  (1) 
,^0^,  ^  (?)  »yoi  }iil3  (??)  xüU  *l«  (?) 0^1  fiU^I  >  ej^  (2)       (?)  ^  ^1  Ji  (?)  ^yh\ 

Dies  steht  unter  dem,  was  befohlen  hat  zu  machen  der  Emir,  der  erhabene  Herr  Nizäm 
al-d!n  Mu'aiyid  al-daula,  der  Ruhm  des  Volkes,  die  Macht  der  Emire,  Abu  1-Qäsim  Nasr, 
Sohn  der  Macht  des  Islams ,  Allah  stütze  sein  Königtum  und  mache  mächtig  seinen  Sieg ! 
Durch  die  Hände  des  Richters  Abu  1-Qasan  ^Abd  al-Wäl^d,  Sohnes  des  Muhammad,  im 
Jahre  460  (1067—68). 

Leider  ist  hier  Niebnhrs  Kopie  weniger  genau,  so  daß  einige  Worte  fraglich 
bleiben;  doch  sind  Datum  nnd  Erbauer  sicher.  Dieser  ist  zweifellos  Ahmads 
Sohn  und  Nachfolger  Ni^äm  al-dln  Abu  1-Qäsim  Nasr,  der  nach  Sajids  Tod  allein 
regierte  und  erst  472  starb*). 

Meines  Wissens  sind  diese  fünf  Texte  die  einzigen  bisher  bekannten  Merwa- 
niden-Inschriften ;  kein  Zweifel,  daß  noch  andere  zukünftiger  Forscher  harren. 

• 

*4.  Bauinschrift  des  AIYUBIDENMALIKAUaADAIYÜB.  B97— 607H. 
—  An  einem  zum  Teil  aus  Bnckelquadem  erbauten  sechseckigen  Turm  der  inneren 
Obermauer  auf  der  Ostseite  der  Stadt  (vgl.  S.  126  (2),  Anm.  3);  unter  einer 
in  die  Quadern  eingemeißelten  Sonne  zwischen  zwei  schreitenden  Löwen  ^).  Vier 
Zeilen  in  blühendem  Kufi ;  sehr  große ,  mit  einem  reichen  Rankenwerk  umfloch- 
tene Buchstaben  ohne  Punkte.    Photographie.    Unediert;  siehe  Tafel  X. 


1)  Wenn  nämlich  der  Ausdruck  f%  wüäya  in  der  Inschrift  B  so  viel  bedeutet  als  unter 
der  Statthalterschaft;  siehe  JA,  9«  s^rie,  IX,  459,  und  ZDPY  MuN  1903,  57,  Anm.  2. 

2)  Siehe  Ihn  al-Athir  X,  11,  19,  43,  75,  mit  Erwähnung  der  mächtigen  Ringmauer  yon  Ämid 
aus  dem  Jahre  463;  Ihn  al-Azraq  bei  Amedroz,  JRAS  1903,  142 ff.;  Ihn  Challikän  I,  158;  Abu 
l-fida'  II,  190,  193,  203;  Ibn  Chaldün  III,  470;  lY,  319  f. ;  Matthäus  von  Edessa  119  und  andere  oben 
citierte  Quellen.  Der  überall  genannte  Beiname  Nizäm  al-din  ist  also  inschriftlich  bestätigt ;  so  nennt 
ihn  Lane-Poole  richtig  in  CBM  III,  23,  wofür  aber  in  seinen  Mohammadan  dynasties  118  Nizäm  al-daula 
steht,  wohl  aus  Versehen,  da  unsere  Inschrift  den  Beinamen  Ma'aiyid  al-daula  ebenfalls  sicherstellt. 

3)  Nach  dem  Bilde  könnte  das  rechte  Tier  etwa  einen  Bären  vorstellen.  Mitten  in  den 
Sonnenstrahlen  erscheint  ein  ganz  kleiner,  nach  links  gewendeter  männlicher  Kopf;  über  dieses 
Emblem,  siehe  weiter  unten. 


ABABISCHE  mSCHBIBTEN   AUS   ARMENIEN  UND   DITABBEKR.  188 

etwa  3  Worte,  von  denen  das  erste  ganz]  (2)  [2  Worte*;]  .  .  .  tX^^  (1) 
3  bis  4]  •)e^l  ^  v3^UJ\  (3)  (?)>JL«J»  •)  J^^J  AUl  (?)oLt^JL-JI  [verwittert  ist 
am  Anfang  ganz  verwittert,  am  Ende  un-]  (4)      AUt  (?)lä^>-«  (??)^:^  [Worte 

^  [deutlich 

....  der  Sultan    al-Malik  al-Autiad,    der  weise,  gerechte,  Nadjm  al-din Sohn 

unseres  Herrn  al-Malik  .... 

Die  mit  ihren  reich  verzierten  Buchstaben  schwer  zu  lesende  Inschrift  ist 
überdies  an  manchen  Stellen  ganz  verwittert,  dazu  die  Photographie  undeutlich, 
so  daß  aus  ihr  allein  kein  zusammenhängender  Text  herzustellen  ist.  Ein  Datum 
ist  auf  den  ersten  Blick  nicht  zu  entdecken,  und  von  dem  Erbauer  sind  nur 
einige ,  nicht  einmal  sichere  Titel  zu  entzifiPern ;  für  die  Bestimmung  des  Zeit- 
alters kommt  also  zunächst  der  Stil  der  Buchstaben  in  Betracht. 

Paläographisch  gehört  die  Inschrift  zu  der  entwickeltsten  Periode  der  in 
historischen  Texten  angewandten  sogenannten  kufischen  Schrift,  zunächst  also 
wahrscheinlich  der  2.  Hälfte  des  XU.  Jahrhunderts  an.    Die  folgende  Tabelle  ^) 


"  o  ^ 


1)  Das  zweite  Wort  könnte  ^^yuuMO   gelesen   werden,   das  übrige   paßt  aber  augenscheinlich 


3»    ^ 


nicht  zu  ^QS^  iu  der  einzigen  hier  in  Betracht  kommenden  Koranstelle,  nämlich  I,  4. 

2)  Paläographisch  wahrscheinlicher  als  Jc^^l ;  darüber  siehe  weiter  unten. 

3)  Die  Gruppe  jjt  ^^  scheint  sicher  zu  sein,  das  übrige  ist  unklar;  siehe  weiter  unten. 

4)  Zusammengestellt  aus  Matthäus  Ton  Edessa,  trad.  Dulaurier  307,  461,  und  in  Hist.  arm. 
des  Crois.  I,  132,  346,  380,  393,  404;  Ibn  al-Athir  X,  418,  426;  XI,  115,  268,  335,  339  f.,  345  f.; 
XII,  40  f.,  54,  103,  127,  169,  180,  182,  230,  260,  273  f.,  321  u.  s.  w.,  wobei  vor  der  UnvoUständigkeit 
der  Tombergschen  Indices  gewarnt  sei;  demselben  in  Hist.  or.  des  Crois.  I  passim;  üb,  188;  Ibn 
Schaddäd,  ebenda  III,  85,  281 ;  Kamäl  al-dln,  ebenda  III,  634,  647  und  trad.  Blochet  in  ROL  (Revue 
de  POrient  Latin)  IV,  174,  202;  Abu  Schäma,  ed.  Bulaq  II,  60,  63  und  in  Hist.  or.  des  Crois.  IV,  257 ; 
Ibn  Challikän,  ebenda  HI,  412,  und  trad.  de  Slane  II,  392;  III,  236 f.,  487,  490;  IV,  511;  Abu 
1-fidä',  ebendaselbst  I,  15,  30,  53flf.,  64 f.,  77,  86,  94,  100,  123,  138,  142;  ed.  Kpel  passim;  Nasawi, 
ed.  Hondas,  passim ;  Raschid  al-din,  trad.  Quatrem^re  I,  361  ff. ;  Abu  1-faradj,  trad.  Bruns  386,  402, 
404,  428,  442,  556;  ed.  SaDiani  351,  362,  381,  383,  392,  405,  483,  488;  Ibn  Chaldün  V,  216  f.,  303  f., 
340,  345,  350 ff.,  365;  Nuwairi,  Leiden  2i,  fo.  197  v«;  Maqrizi,  trad.  Blochet  in  ROL  IX,  15 f. 
(liesUgSzi  statt  nbugä),  20,  56,  59,  109  bis  117,  123,  140  ff.,  146,  471,  489,  502;  Amedroz  in  JRAS 
1902,  785  ff.,  mit  dem  wertvollen  Bericht  des  Ibn  Schaddäd  Haiabi  über  die  mongolische  Belagerung 
im  Jahre  657;  Charmoy  in  Scharaf  al-din  la,  604;  Ib,  427  ff.;  Lane-Poole,  Dynasties  78,  166  ff.  (wo 
die  Daten  nicht  alle  zutreffen);  CBMIU  und  IV;  Coins  of  the  Urtukf  Turkumäns  in  Marsdens  Numis- 
mata  orientaliall  und Numismatic  Chronicle  1873;  0.  Edhem,  CMO  I,  mit  etwas  abweichenden  Daten; 
Lavoix  CBN  (Catalogne  des  monnaies  musulmanes  de  la  Biblioth^que  Nationale)  III,  und  anderen 
numismatischen  Quellen,  worunter  etwa  noch  zu  erwähnen  eme  gute  Übersicht  der  Herren  von  Maiyft- 
fariqin  bei  Castiglioni,  Monete  diMilano  167  ff.,  200  ff. ;  de  Saulcy,  X«  lettre,  in  JA,  avril  1842,  317; 
d'Ohsson ,  Histoire  des  Mongols  III,  308,  354  ff. ;  Klaproth  in  JA ,  2«  s^rie  XH,  293 ;  Howorth,  History 
of  the  Mongols  HI,  160.  Zur  muslimischen  Geschichte  und  Archäologie  der  Stadt  vgl.  außer  den 
S.  126  (2),  Anm.  3  und  131  (7),  Anm.  4  erwähnten  Berichten,  die  von  Ritter,  Erdkunde  XI,  67  ff., 
und  Quatrem^re  zu  Raschid  al-din  360  ff.  dtierten  Quellen,  sowie  den  wertvollen  Bericht  von  Taylor 

9 


134  MAX    VAN    BERCHEM, 

giebt  die  Reibenfolge  der  damals  and  nnmittelbar  vorher  and  nachher  in  Maiyä- 
färiqm  herrschenden  Fürsten: 

515  (1121)  Ortokide  Nadjm  al-din  Hgäzi'). 

516  (1122)  dessen  Sohn  Salaimän. 

618  (1124)  dessen  Brader  ^asäm  al-din  Timortäsch. 
547  (1152)')  dessen  Sohn  Kadjm  al-din  Alpi. 
572  (1176—77)  dessen  Sohn  Qatb  al-din  Hgäzi. 

580  (1184)  dessen  Sohn  Qnsäm  al-din  Yalaq-arslän. 

581  (1185)  Aiyabide  Saläh  al-din  Yüsaf  (Saladin). 

582  (1186)  dessen  Neffe  Taqi  al-din  TImar »). 
687  (1191)  nochmals  Yalaq-arslän*). 

588  (1192)  Saladins  Brader  Saif  al-din  Abu  Bakr»). 

597  (1201)  ^)  dessen  Sohn  Nadjm  al-din  Aiyüb. 

607  (1210—11) «)  dessen  Brader  Ma^ffar  al-din  Mösä. 

617  (1220)')  dessen  Brader  Schihäb  al-din  Gäzi. 

628  (1231)  Mongolenstarm  in  and  am  Maiyäfariqin. 

642  (1244    45)  ^  dessen  Sohn  Nft^ir  al-din  Mabammad. 

658  (1260)  Einnahme  darch  die  Mongolen  and  Mabanmiads  Tod. 

Da  aaf  der  Photographie  die  Beinamen  Malik  Aahad  and  Nadjm  al-din 
ziemlich  sicher  za  erkennen  sind,  so  kommt  zanächst  in  Betracht  der  Aiyabide 
Malik  Aahad  Nadjm  al-din  Aiyüb,  wonach  die  Inschrift  am  das  Jahr  600  anza- 
setzen  wäre.  Daza  paßt  gat  der  allerdings  nicht  ganz  deatliche  Titel  al-sulfän, 
den  alle  Aiyabiden,  oder  doch  die  meisten  von  ihnen  geführt  haben*).  Doch 
scheint  einiges  gegen  die  Urheberschaft  des  Aiyüb  za  sprechen,  zanächst  die 
Paläographie.    Wie  bekannt,   ist  bei  historischen  Inschriften  die  Eafi  ge- 

in  JBGS  London  1865,  XXXV,  25,  der  nach  den  yon  ihm  gesehenen  Inschriften  den  Neubau  der  Stadt- 
mauer und  der  Türme  dem  Aiyubiden  Aiyüb  und  eine  schöne,  624  datierte  Moschee  seinem  Bruder 
Gäzl  zuschreibt;  Saint-Martin,  Armenie  I,  96,  428  ff.;  Scharaf  al-din,  trad.  Charmoy  la,  447 ff. ; 
Hammer,  Geschichte  der  Ilchane  I,  186  f.;  Le  Strange,  The  lands  of  the  Eastem  caliphate  Ulf.; 
Guinet,  Turquie  d'Asie  II,  471. 

1)  Als  Vasall  des  Seldjukiden-Sultans  Mahmud. 

2)  So  nach  den  meisten  Quellen ;  nach  Abu  1-fidä'  eher  549 ,  und  schon  Ende  545  nach  Abu 
1-mahäsin  in  ROL  III,  522. 

3)  Als  Vasall  Saladins,  der  die  Stadt  erobert  hatte. 

4)  Gder  589  nach  GastigUoni  176,  203. 

5)  Nach  Abu  1-fidä' ,  bei  Lane-Poole  mit  Fragezeichen;  nach  Ihn  al-Athir  und  Abu  1-faradj 
bereits  596,  nach  Maqrizi  erst  598,  nachdem  seit  596  mehrere  Verwandte  des  Malik  'Ädil  Maiyä- 
fariqin kurze  Zeit  als  Lehen  besessen  hatten. 

6)  Nach  Maqrizi  und  Lane-Poole,  während  nach  Ibn  Ghallikän  Aiyüb  609  gestorben  ist;  Tgl. 
Deguignes,  Huns  la,  425;  Castiglioni  203. 

7)  Zu  diesem  bei  Lane-Poole  fehlenden  Datum  vgl.  auch  Ibn  Wä^il  in  ROL  IX,  489,  Anm.  3 ; 
nach  Ibn  Chaldün  herrschte  Gäzi  gleich  nach  'Ädils  Tod  615. 

8)  Nach  Ibn  Ghallikän  starb  Gäzi  erst  645 ;  bei  Abu  l-fara^j  wird  Muhammad  irrtümlich  Malik 
Aschraf  (statt  Eämil)  genannt  und  bei  Lane-Poole  fehlt  er  ganz;  vgl.  weiter  unten,  S.  141  (17),  Ajim.  1. 

9)  So  Aiyübs  Nachfolger  in  den  nächsten  Inschriften;  vgl.  CIA  I,  299,  Anm.  4. 

10 


ARABISCHE   INSCHRIFTEN   AUS   ARMENIEN   UND   DIYARBEKR.  136 

nannte  Eckenschrift  darch  die  als  Naschi  bezeichnete  Randschrift  in  Nord- 
and  Mittelsyrien  nm  540  bis  650,  also  anter  dem  Atabek  Nur  al-dln,  in 
Palästina  und  Ägypten  dagegen  um  670 ,  also  unter  dem  Soltan  Saladin ,  ver- 
drängt and  ersetzt  worden^).  Da  nun  die  neue  Monumentalschrift  mit  Nur 
al-din,  also  von  Osten  her  nach  Syrien  gekommen  sein  könnte,  so  hätte  man 
erwarten  dürfen,  sie  in  Mesopotamien  noch  etwas  früher  anzatreffen,  wonach 
das  rande  Jahr  600  für  eine  spätkafische  Inschrift  ein  etwas  za  später  Termin 
wäre.  Wenigstens  war  eine  solche  Vermatnng  gestattet,  so  lange  kein  ein- 
ziges zuverlässiges  Facsimile  aus  jener  Zeit  und  jener  Gegend  vorlag.  Neaer- 
dings  ist  aber  ein  solches,  wenn  auch  ein  unvollkommenes,  so  doch  deutliches, 
für  die  Wissenschaft  gewonnen  worden.  Es  ist  dies  eine  Inschrift  aus  Ämid, 
also  aus  der  Nachbarschaft  von  Maiyäf äriqin ,  die  aus  der  Mitte  des  XII.  Jahr- 
hunderts stammt  und  im  schönsten  blühenden  Eufi  ausgeführt  ist').  Da  nun 
nr.  4  einen  noch  weiter  entwickelten  Stil  dieses  Charakters  ^)  und ,  wie  man  gleich 
sehen  wird,  zugleich  auch  einige  Zeilen  in  der  neuen,  runden  Schriftart  aufweist, 
so  ist  es  wohl  erlaubt,  bis  zum  Jahre  600  hinab  zu  gehen,  zumal  da  die  öst- 
liche Herkunft  der  neuen  Schriftart  und  folglich  auch  ihr  früheres  Auf- 
treten in  Mesopotamien   als    weiter  im  Westen  durchaus  nicht  bewiesen  ist^). 

Ein  weiterer  Einwand  gegen  die  Zuweisung  der  Inschrift  an  Aiyüb  könnte 
in  dem  über  der  Inschrift  angebrachten  Wappen  liegen.  Meines  Wissens  kommt 
in  jener  Zeit  dieses  Sinnbild  nur  auf  Münzen  der  Seldjukiden-Sultane  in  E^lein- 
asien  vor^).  Handelt  es  sich  aber  um  ein  Seldjukidenwappen ,  so  gäbe  es  für 
dessen  Anbringung  nur  die  eine  Erklärung ,  daß  sich  der  Urheber  der  Inschrift 
damit  als  Vasall  der  Seldjukiden-Sultane  bezeichnen  wollte.  Nun  ist  Aiyüb 
schwerlich  je  der  Vasall  der  kleinasiatischen  Seldjukiden-Sultane  gewesen,  keines- 
falls aber  im  Jahre  599,  aus  dem,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  die  Inschrift 
datiert  ist;  so  weit  aus  den  handschriftlichen  und  numismatischen  Quellen  zu 
ersehen  ist,  hat  er  damals  nur  seinen  Vater  Malik  'Ädil^)  als  Oberherm  aner- 

1)  Siehe  meine  InscriptioDS  arabes  de  Syrie  34  ff. ;  CIA  I,  75,  85  f.,  646. 

2)  Siehe  meine  Arbeit  über  Max  von  Oppenheims  Sammlung  arabischer  Inschriften  nr.  124. 
8)  Es  ist  eigentlich  dekoratives  Kufi,  das  in  Ägypten  zuerst  gleichzeitig  mit  dem  Naschi, 

und  dann  meistens  in  Koransprüchen  erscheint;- siehe  CIA  I,  Index  zu  eoußque.  Im  Osten  scheint 
aber  diese  Schriftart  auch  für  historische  Inschriften  gebraucht  worden  zu  sein. 

4)  Sie  tritt  nämlich  im  fernen  Westen,  in  Marokko  und  Spanien,  zugleich  mit  den  Almohaden, 
also  etwas  vor  Nur  al-dln  auf;  siehe  Revue  africaine  1905,  185 ff. ;  Journal  des  savants  1906,  424. 

5)  Später  auch  sporadisch  bei  den  Uchanen  und  den  Ortokiden  in  Mardin  (bei  letzteren  auch 
mit  zwei  Löwen  wie  hier;  vgl.  Casanova,  Collection  princesse  Ismail  XV,  162),  die  aber  hier  nicht 
in  Betracht  kommen;  siehe  Adler,  Collectio  nova  119;  Castiglioni,  Monete  107  ff.  und  Taf.  VIII,  nr.  10; 
Fraehn ,  Recensio  607 ;  Opuscula  postuma  I,  70 ;  Lane-Poole ,  CBM  ni,  Preface  VIII  und  Taf.  Y ; 
G.  Edhem,  Essai  de  numismatique  seldjoukide,  Taf.  lil;  Artin  Pacha,  Contribution  k  l'^tude  du 
blason  62;  Abu  l'faradj,  ed.  Salhani  447;  Deguignes,  Huns  la,  246;  IIb,  67;  de  Hammer,  Empire 
Ottoman  I,  43,  nach  Djannäbi;  Sarre,  Reise  in  Eleinasien  68;  Nützel,  Embleme  und  Wappen  3. 

6)  Auf  seinen  Münzen,  namentlich  aus  Maiyäf  firiqin  599,  also  genau  zu  der  Zeit  der  Inschrift 
(siehe  weiter  unten),  werden  als  Lehnsherrn  des  Aiyüb  nur  der  Chalife  und  Malik  'Ädil  genannt; 
siehe  Lane-Poole,  CBM  IV,  122;  Lavoix,  CBN  III,  259;  Castiglioni,  Monete  207. 

11 


136  MAX   VAN    BBBGHKM, 

kannt.  Aaf  diesen  Einwand  ist  jedoch  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen ,  da 
das  erwähnte  Wappen  der  Seldjnkiden-Saltane  erst  im  Laufe  des  XIII.  Jahrhon- 
derts  auftritt  und  dazu  in  einer  etwas  anderen  Form  als  der  hier  vorliegenden  ^). 
Außerdem  herrscht  über  der  muslimischen  Wappenkunde  noch  ein  so  tiefes 
Dunkely  daß  kein  Grund  vorliegt,  das  hier  vorkommende  Wappen  oder  Horoskop 
einem  anderen  Herrscher  als  dem  Urheber    der  Inschrift  selbst  zuzusprechen. 

Etwas  schwerer  könnte  ein  dritter  Einwand  gegen  die  Urheberschaft  Aiyabs 
in  die  Wage  fallen,  nämlich  daß  bei  ihm  statt  Nadjm  al-dln  eher  der  Beiname 
Nadjm  al-dunyä  wal-din  zu  erwarten  wäre  ^).  Nun  ist  aber  diese  volle  Form  des 
Din-Beinamens  augenscheinlich  nicht  aus  der  Photographie  herauszulesen. 

Sucht  man  in  der  oben  gegebenen  Tabelle  nach  einem  anderen  möglichen 
Urheber  der  Inschrift,  so  ließe  sich  nur  an  den  Ortokiden  Nadjm  al-dln  Alpl  denken, 
dessen  Urheberschaft  den  aufgeführten  Bedenken  nicht  unterliegt,  da  seine  Re- 
gierungszeit zu  der  Schriftart  paßt  und  die  Ortokiden,  ursprünglich  wenigstens, 
die  Vasallen  der  Seldjukiden-Sultane  waren  ^.  Endlich  führte  Alpl  sicherlich 
den  einfachen  Beinamen  Nadjm  al-din,  da  zu  seiner  Zeit  die  vollere  Dunyä-Form 
des  Dln  -  Beinamens  für  Herrscher  noch  nicht  üblich  war.  Anderseits  aber 
hieß  Alpi  nach  seinen  Münzen  al-mcUik  al-'älim  aWadil,  wobei  das  Epitheton 
alHiuhad  (oder  al-arndjad)  der  Inschrift  unerklärlich  bliebe^).  Endlich  führte 
Alpi  gewiß  nicht,  ebensowenig  wie  die  übrigen  damaligen  Atabeke,  wie  selbst 
der  viel  mächtigere  Nor  al-dln,  den  erst  später  alltäglich  gewordenen  Sultanstitel  % 
Steht  der  Titel  aUsulfan  wirklich  in  der  Inschrift,  und  so  scheint  es  doch,  dann 
ist  Alpi  als  ihr  Urheber  ausgeschlossen,  und  man  muß  bei  Aiyüb  bleiben. 

Dieser  Schluß  wird  durch  eine  sorgfältige  Prüfung  der  Photographie  in 
überraschender  Weise  bestätigt.  Das  Ende  der  vierten  Zeile  zeigt  wie  bei  nr.  2 
und  3  eine  andere  Gliederung,  als  der  Best  der  Inschrift.  Statt  einer  Zeile  in 
blühendem  Küfi  mit  großen  Buchstaben  stehen  hier  übereinander  zwei  kleine 
Zeilen  in  Naschi  mit  kleinen  Buchstaben. 


1)  Nur  ein  Löwe  und  zwar  unter  der  Sonne;  übrigens  scheint  es  das  persönliche  Wappen 
des  Sultans  Kaichusrau  II  gewesen  zu  sein.  Über  ein  ähnliches  Emblem  in  Malatia  berichtet 
Yorke  in  Qeogr.  Journal  1896,  YIII,  327:  „.  .  .  .  we  found  two  Persian  lions  carred  in  stone  with 
the  sun  represented  behind  them,  which  may  be  relics  of  the  Se^uk  period**.  Aus  Erzerum  be- 
richtet ähnliches  HamUton,  Researches  in  Asia  Minor  I,  180. 

2)  Da  die  yon  Herrschern  geführten  Beinamen  auf  al-din  seitSaladin  fast  ausnahmslos 
in  der  volleren  Form  cU-dunyä  toal'din  erscheinen,  wenigstens  in  Inschriften;  siehe  CIA  I, 
Index  unter  türes  en  ad-din  und  tUres  en  ad-dunya  wad-din. 

8)  Allerdings  erkennt  Alpi  selbst  meines  Wissens  auf  keiner  Münze  einen  solchen  als  Oberherm 
an  j  erst  bei  Urtuq-arslän  geschieht  es  hier  und  da ;  siehe  Lane-Poole ,  CBM  III,  170 ;  G.  Edhem, 
CMO  I,  62  ff. 

4)  Bei  dem  persönlichen  Malik-Beinamen  werden  nämlich  die  beiden  Bestandteile  nie  getrennt ; 
wenn  hier  dagegen  Malik  Auhad  Aiyüb  gemeint  ist,  erklären  sich  cU-älim  al-ädil  als  einfache, 
regelrecht  nachgesetzte  Epitheta. 

5)  Ygl.  CIA  I,  300.  Spätere  Ortokiden  führen  ihn  allerdings,  aber  schwerlich  vor  Ende  des 
XII.  Jahrhunderts,  nachdem  dieser  Titel  allgemein  geworden  war;  siehe  weiter  unten  zu  nr.  10. 

12 


ARABISCHE   INSCHRIFTEN    AUS   ARMENIEN    UND   DIYARBEER.  137 


^1  ^^\  ,^^  ^UÜi  (?)  Jü  i  (2)      X5U..^3  (?)ui:*-ii  t^-  iU^  er  O^^  ^  vi  (0 

^  [einige  unlesbare  Worte]  ^y«^t  iUll 

Im  Monate  Bamadän    von    dem    Jahre    599    (Mai-Jmii    1203),    unter  Aufsicht    des 
Richters  Schams  al-dln  Abu  1-ma^älI  al-Mnfaddal  ...     . 

Ich  muß  zageben ,  daß  diese  Worte  sehr  undeutlich  sind,  und  ich  überhaupt 
auf  eine  Lesung  hätte  verzichten  müssen ,  wenn  uns  nicht  ein  glücklicher  Zufall 
in  den  Stand  gesetzt  hätte,  den  hier  genannten  Mafa(}(}al  genauer  zu  bestimmen. 
In  der  nächsten,  nur  um  ein  wenig  späteren  Inschrift  nr.  B  wird,  wohl  ebenfalls  als 
Aufseher  des  Baues,  ein  Prediger  Schams  al-din  Abu  1-ma'äli  al-Mafa(}4al  erwähnt. 
Es  ist  zweifellos  derselbe  Mann,  der  naturgemäß  sowohl  als  Prediger  wie  als 
Richter  fungierte.  Damit  ist  die  Zuweisung  der  Inschrift  an  Malik  Aut^ad  Aiyüb 
sowie  das  doch  ziemlich  deutliche  Datum  599  gesichert  ^).  Schließlich  darf  also  be- 
hauptet werden: 

1.  daß  das  blühende  Kufi  in  jener  Gegend  noch  zu  Anfang  des  XIII.  Jahr- 
hunderts für  historische  Inschriften  gebraucht  wurde,  und  zwar  zusammen 
mit  dem  damals  neu  eingeführten  Naschi  ^) ; 

2.  daß  Malik  Auhad  Aiyüb  ein  in  dieser  bestinunten  Form  bisher  unbekanntes 
Sonnen-  und  Löwenwappen  führte. 

Über  dem  Ende  der  kleinen  Inschrift  und  links  von  der  dritten  Zeile  der 
großen  steht  noch  das  Wort  nlläh  in  einer  kleinen  viereckigen  Einfassung.  Rechts 
von  der  zweiten  ZeUe,  ebenfalls  in  einem  viereckigen  Rahmen,  ist  eine  ganz 
kleine  liegende  menschliche  (?)  Gestalt  in  den  Stein  gemeißelt.  Sie  erinnert  an 
ähnliche,  roh  gearbeitete  Tierfiguren  aus  früherer  Zeit  an  der  Stadtmauer  von 
Amid,  wie  überhaupt  der  Strich  etwa  zwischen  Qonia  und  Mosul  eine  merk- 
würdige, noch  wenig  bekannte  muslimische  Ikonographik  birgt '). 

*6.  Bauinschrift  des AIYUBIDEN MALIK  ASCHRAJMÜSÄ.  607— 617 H. 
—  An  der  unteren  (antiken)  Nordmauer,  über  einem  nachträglich,  aber  schon  vor 
der  Zeit  der  Inschrift  hinein  gebrochenen  Durchgang,  und  zwar  unmittelbar 
über  dem  Entlastungsbogen  des  Türsturzes.  Drei  unvoUständige  Zeilen  in  schönem 
Aiyubiden-Naschi ;  große  mit  reichem  Rankenwerk  dekorierte  Buchstaben  mit 
einigen  Punkten.     Photographie.     Unediert;  siehe  Tafel  XII. 


1)  Siehe  den  S.  133  (9),  Anm.  4  am  Ende  citierten  Bericht  Taylors,  wonach  der  Neubau  der 
Mauer  und  der  Türme  unter  Aiyüb  wiederholt  inschriftlich  bestätigt  ist. 

2)  Das  Vorkommen  beider  Schriftarten  in  einer  und  derselben  historischen  Inschrift  ist  bis 
jetzt  ein  merkwürdiges  Unikum;  der  Steinmetz  scheint  die  großen  und  reichdekorierten  kufischen 
Buchstaben  absichtlich  für  den  Herrscher  reserviert  zu  haben. 

3)  Es  ist  dies  ungefähr  die  hettitischeEcke  Strzygowskis  in  seinem  „Dom  zu  Aachen ** 
36;  Tgl.  außerdem  nr.  10  sowie  meine  Aufsätze  über  die  Inschriften  Max  von  Oppenheims  nr.  114 
bis  122  und  in  den  Orientalischen  Studien  (Festschrift  für  Th.  Nöldeke) ,  201  ff.  Solche  roh 
gearbeitete  Tierfiguren  finden  sich  auch  an  der  Burg  von  Charput,  nahe  dem  Eingang;  vgl. 
S.  146  (22). 

Abhuidlimcen  d.  K.  Gm.  d.  Win.  so  OMtingen.    PUl.-hict.  KL  N.  F.  Band  9.  t.  18 

13 


138  MAX    VAN   BERCUEM, 

liV  g/J'  vL^  o^'3  »li«  vL-^  U^  03yJ«  ^Xä«-JI  ^X:^>4  v^J« (i) 

V/H» (2)         jyaXi\  ßtid\  sX^\   J^UJI    >iUJJ   O-A^ii    AU«    o^W^^' 

2  bis  3]^  LJiJI  Ou«-  A^  (?)it^' (3)       UJP^Loil  Ainjcf  e;jjut>  ^^! 

{^^ybo-^^?  *)jJdm  viL«H  ^»  ^^j:N>Jt  ^^;«y>A  UAA^  v^Ä^aii    [Worte  abgebrochen 
noch  ein  Paar  abge-]    (?)>^^}»  Wo  ^^^1  ^^U  |.yj^t  3^:il  ^iJ.  iU^^  ^?)»L& 

t> .  .  .  .  [brochene  Worte 

(Befohlen  hat  neu  zu  bauen  oder  zu  reparieren  dieses?)  neue,  glückverheißende  Tor, 
bekannt  einst  unter  dem  Namen  Bäb  al-mar'a  (Tor  der  Frau) ,  und  jetzt  unter  dem  Namen 
Bäb  al-faradj  (Tor  der  weiten  oder  schönen  Aussicht),  unser  Herr  der  Sultan  al-Malik  al- 
Aschraf,  der  weise,  der  gerechte,  der  von  Allah  unterstützte,  der  siegreiche  ....  (der  Herr 
oder  der  Sultan)  der  Araber  und  Perser,  der  König  der  Armenier,  Abu  1-fat^  Müsä,  Sohn 
unseres  Herrn  des  Sultans  al-Malik  al-'Adil  Abu  Bakr  Muhammad ,  Sohnes  des  AiyQb,  der 
Helfer  des  Fürsten  der  Gläubigen,  Allah  mache  ihrer  beider  Siege  mächtig!  (Dieser  Bau 
fand  statt  unter  Aufsicht  des  armen  Knechts?)  Abu  Sa'id  Alfunbä  und  (durch  die  Hände?) 
des  angesehenen  Predigers  Schams  al-din  Abu  l-ma*äll  al-Mufaddal ,  Sohnes  des  Dja^far, 
Sohnes  des  Schah (?),  und  durch  die  Fürsorge  des  erhabenen,  verehrten  Pilgers  Säbiq 
al-din,  die  Zuversicht  des  Isl&ms(?)  .  .  . 

Trotz  ihrer  Lücken  ist  diese  wanderschön  ausgeführte  Inschrift  in  mehr  als 
einer  Beziehung  interessant.  Zunächst  beweist  die  Erwähnung  eines  älteren  und 
eines  jüngeren  arabischen  Namens,  daß  der  hier  in  die  antike  Nordmauer  ge- 
brochene Durchgang  schon  vor  Sultan  Müsä  vorhanden  war  und  von  ihm  nur 
erneuert  worden  ist.  Die  militärische  Bedeutung  der  neuen  Anlage  verraten 
noch  ein  Paar  Kragsteine,  die  auf  dem  Bilde  zu  sehen  sind  und  mutmaßlich 
als  Träger  eines  eingefallenen  Torerkers  aus  der  halb  zerstörten  Mauer  gerade 
über  der  Inschrift  hervortreten.  Der  Hauptwert  der  Inschrift  liegt  aber  in 
dem  Namen  des  Erbauers,  des  schon  bekannten  Aiyabiden-Sultans  Malik  Aschraf 
Mozaffar  al-din  ^)  Müsä,  eines  Sohnes  und  Nachfolgers  des  Malik  'Ädil  in  Maiyft- 
färiqin,  der  hier  wie  die  meisten  Aiyubiden  aus  jener  Zeit  den  Sultanstitel 
führt').  Die  am  Ende  genannten  Vermittler  des  Baues  sind,  wie  gewöhnlich, 
Beamte  des  Gründers ;  besonders  zu  beachten  ist  Schams  al-dln  aI-Mufa<}4al,  der 
bereits  in  der  vorigen  Inschrift  genannt  ist  und  dadurch  ihre  Zuweisung  an 
Malik  Auhad  Aiyüb  sicherstellt. 

1)  Auf  dem  Bilde  scheinbar  JJaaXt  geschrieben ,  doch  ist  die  Lesung  J^a^Xt  durch  das  Vor- 
kommen des  Namens  in  der  vorigen  Inschrift  gesichert ;  der  scheinbare  Schaft  eines  ^  ist  in  Wahr- 
heit das  Alif  des  nächsten  Wortes  ^t  das  in  Inschriften  mitten  in  der  Zeile  ebensowohl  mit  als 
ohne  Alif  geschrieben  wird. 

2)  Der  Din-Beiname,  der  im  Protokoll  oft  durch  zusammengesetzte  Titel  von  dem  Eigennamen 
getrennt  ist,  befand  sich  hier  gewiß  in  der  Lücke  zwischen  den  Zeüen  1  und  2. 

3)  Über  Müsa  siehe  die  au  der  vorigen  Inschrift  citierten  Quellen. 

14 


ARABISCHE   INSCHRIFTEN    AUS   ARMENIEN   UND   OIYARBEER.  139 

Ein  Datum  ist  nicht  vorhanden,  so  daß  die  Inschrift  zwischen  den  Jahren 
607  und  617  anzusetzen  ist ;  doch  kann  die  Zeit  ihrer  Abfassung  noch  etwas  enger 
begrenzt  werden,  und  zwar  durch  eine  scheinbar  geringfügige  Beobachtung.  Die 
interessante  Bezeichnung  schah  amtan  läßt  sich  nicht  dafür  verwenden,  da  dieser 
spezielle  Titel  der  Atabeke  von  Chilät  in  Armenien  bereits  von  Malik  Auhad  Aiyub 
geführt  worden  war  und  wahrscheinlich  unmittelbar  nach  seinem  Tode  auf  seinen 
Bruder  Müsä  übergegangen  ist,  so  daß  ihn  dieser  wohl  während  seiner  gan- 
zen Regierungszeit  in  Mesopotamien  und  Armenien  geführt  hat  ^).  Die  in 
Frage  kommende  Beobachtung  bezieht   sich  vielmehr  auf  die  Eulogie   am  Ende 

der  zweiten  Zeile,  nämlich  .  .  .  P^Loil  sU\  j^.  Wäre  der  letzte  erhaltene  Buch- 
stabe ein  End-Hä  =  «,  so  hieße  es  einfach  s^Loit  «Ulje?,  Allah  mache  seinen 

Sieg  mächtig!  Dieser  Buchstabe  ist  aber  ein  deutliches  Anfang-Hä,  woran 
sich  noch  irgend  etwas  auf  dem  nächsten,  verschwundenen  Stein  angeschlossen 
haben  muß.  In  Betracht  kommen  das  Plural-Suffix  J?  und  das  Dual-Suffix  L9, 
von  denen  sich  das  erste  auf  alle  drei  in  der  Inschrift  genannten  Aiyubiden, 
das  zweite  nur  auf  die  zwei  ersten  beziehen  würde.  Da  aber  diese  Eulogie 
nur  für  lebende  Herrscher  gebraucht  wird,  und  der  erste  Aiyüb  bereits 
Ende  668  in  Kairo,  also  lange  vor  Müsäs  Regierungsantritt  in  Maiyäfariqin 
gestorben  war,  muß  hier  der  Dual  gestanden  und  sich  die  Eulogie  auf  Müsä 
und  seinen  Vater  bezogen  haben,  woraus  folgt,  daß  die  Inschrift  vor  des  letz- 
teren Tode  (61B),   also  zwischen  607  und  615  eingehauen  worden  ist. 

Unter  der  Inschrift,  auf  dem  Schlußstein  des  Entlastungsbogens ,  ist  die 
Unterschrift  des  Steinmetzen  auf  vier  Zeilen  in  ganz  kleinen ,  leider  undeut- 
lichen Buchstaben  eingemeißelt: 

t>*l»  xT;  [1  Wort]  (4)     gJÜt  j,l  (3)     ^  ViUJI  (2)      ^\  d^  (1) 
Werk  des  Abu  l-^alä\  Sohnes  des  Abu  l-fatJ^^  .  .  .  Allah  erbarme  sich  seiner! 

*6.  Fragment  eines  Dekretes.  —  Unmittelbar  über  der  großen  In- 
schrift läuft  noch  eine  Zeile  in  Naschi;  etwas  kleinere  und  gröbere  Buchstaben 
mit  Funkten  und  einigen  Zeichen,  aber  ohne  Rankenwerk.  Sie  ist  ebenfalls  an 
beiden  Enden  abgebrochen,  und  nur  wenige  Worte  sind  lesbar: 

1)  ChUät  warde  bereits  579  von  Saladin  belagert,  dann  589  von  Taqi  al-din  'Umar,  604  von 
Aiyfib  und  607  von  Mfisä  erobert;  siehe,  außer  einigen  8. 133  (9),  Anm.  4  citierten  Quellen,  Saint-Martin, 
Armänie  I,  103  ff.  und  Lane-Poole,  Dynasties  170.  Den  Titel  ichäh  armem  führen  Aiyüb  und  Mosä 
auf  ihren  Münzen;  Saint-Martin,  Arm^nie  I,  431;  Castiglioni,  Monete  209;  Fraehn,  Recensio  627; 
Opuscula  postuma  I,  93,  281 ;  II,  13;  Lane-Poole,  CBM  IV,  nr.  439  und  452  ff. ;  Layoix,  CBN  III,  261  ff. 
(262  oben  ungenau) ;  Cbannoy  in  Scharaf  al-dln  Ib,  414,  427.  Auf  den  Münzen  steht  das  ursprüng- 
lich persische  ^^  t  sLmi    hei  Abu  1-fidä*  III,  120  und  in  Hist.  or.  des  Grois.  I,  86,  zusammengezogen 

cj^^Lm   (l)6i  Ihn  Chaldün  irrtümlich   .^^L&),   ohne  das  sjg^[jta\  ^^ ,   aber   auch  ohne   den   ara~ 

bischen  Artikel,  der  erst  in  rein  arabischen  Titeln  erscheint,  wie  sulfän  al-armanf  s.  weiter  unten, 
nr.  10. 

2)  Dieser  Name  ist  bis  auf  das  etwas  ver?ritterte  End-Alif  deutlich. 

18* 

16 


140  MAX   VAN   BKRCHEM, 

...    der  Farbstoff,    das   Salz,   der   Kfise,    das    Getreidemessen,    der   Proviantmarkt, 

die  Baumwolle,  der  Sesam,  der  Schafinarkt,  der  Markt  der  Lasttiere,  das  Getränk, 

die  Delikatessen^ 

Obschon  dieses  Bruchstück  scheinbar  zu  der  großen  Inschrift  gehört,  deuten 
sowohl  Inhalt  als  Stil  der  Buchstaben  auf  eine  andere  Herkunft.  £s  handelt 
sich  nämlich  um  ein  Steueraufhebungsdekret  oder  eine  Marktpolizeiverordnung, 
etwa  behufs  Abschaffung  der  Accise,  die  für  die  darin  aufgezählten  zum  Ver- 
kauf auf  den  genannten  Märkten  bestimmten  Waaren  beim  Eintritt  in  die 
Stadt  an  diesem  Tor  zu  entrichten  war;  solche  Verordnungen  sind  in  der  ara- 
bischen Epigraphik ,  namentlich  von  Syrien  und  Mesopotamien ,  sehr  zahlreich. 
Der  Umstand,  daß  dieses  Fragment  unmittelbar  über  der  anderen  Inschrift 
steht,  scheint  auf  einen  noch  späteren  Umbau  des  Tores  hinzuweisen. 

*7.  Bauinschrift  d e s  AIYUBIDEN  MALIK  MUZ APFAR  GÄZI.  623 H. 
—  An  der  oberen  Kordmauer,  rechts  oberhalb  des  Nordtores,  also  unweit  der 
vorigen  Inschrift.  Zwei  Bruchzeilen  in  prachtvollem  Aiyubiden-Naschi ;  wohl- 
erhaltene große  Buchstaben  mit  einigen  Funkten.  Abklatsch  110  x  45.  Unediert ; 
siehe  Tafel  Xn. 

(2)      8lj*J5  AU  cfcijiUJI^  <yut  jJ^  (sie)  c;5:4Lail  f^^\ (i) 

t» JL»uL*3  ^^^(d)  eJli  iu^  er  v^^  j^^  i  ^1^^  "^^^ 

des  Islams  und  der  Muslims,  der  Herr  der  Köni^  und  Sultane,  der  König  der 

Krieger  ....  (All&h   lasse    ewig   dauern?)    sein  Königtum.      Und    dies   ist    geschehen  am 
10.  Radjab  des  Jahres  623  (7.  Juli  1226). 

Diese  Titel  beziehen  sich  wohl  auf  Malik  Muzaffar  Schihäb  al-dln  Gäzl, 
Aiyübs  und  Müsäs  Bruder  und  Nachfolger,  der  623  in  Maiyäfariqin  regierte.  Der 
Ausdruck  wordhalika  deutet  auf  eine  Bauinschrift  ^). 

♦8.  Bauinschrift  des  AIYUBIDEN  MALIK  KÄMIL  MimAMMAD. 
644  oder  654  H.  —  Ebenfalls  an  der  oberen  Nordmauer,  unweit  der  vorigen 
Inschriften,  in  die  Buckelquadern  eingefügt  und  von  einem  kräftig  profilierten 
Rahmen  umgeben.  Sieben  Zeilen  in  schönem  Aiyubiden-Naschi;  große  Buch- 
staben.   Photographie.    Unediert;  siehe  Tafel  XTT. 


1)  Oder  T_^^t ,  das  Gemüse. 

2)  So  deutlich  geschrieben  und  punktiert;  ob  das  Wort  mit  (mUbUI    derPferdehändler, 

zusammenhängt  ? 

3)  Oder  zusammengesetzt:  die  süßen  Getränke. 

4)  Über  wa-dkalika  =  und  der  Bau  fand  statt,   siehe  CIA  I,   Index  zu  dhdlxka\  über 
eine  andere  Inschrift  des  G&zl,  siehe  Taylor,  citiert  oben  S.  133  (9),  Anm.  4  am  Ende. 

16 


ARABISGHK  INSCHRIFTEN   AUS   ABMENIEN   UND    DITASBEKB.  141 

(?)AUI  (?)ol^>'^'  (^jl^V  .  .  .  [unleserlich]  (2)  [unleserlich]  .  .  .  *l^^  (1) 
(?)  ^"^Ul^  (5)  [unleserlich]  ^yaXi\  (4)  [unleserlich]  J»>L«JI  >5  (3)  UJI  (?)  J^bÜl 
^LLLJ»    (?)läV  (?)o^  ^^^  viL*!'  ^'  (6)  [unleserlich]  (?)c;ji>Äai^  »yüül  J^1$ 

tSr  (?)  iCSL»!«^  (?)  cfc--M3^3  fJ,1  KJU.  vJ  JJ33  «ya3  äI»  }i.1  (7)        /H»  ySJUI 

(Es  hat  gebaut  (?)  .  .  .)    unser  Herr   der   Sultan  (?)    al-Malik  al-Kämil  (?) ,   der  weise, 

gerechte siegreiche  .  .  .    (der   Herr    der   Könige?)    und   Sultane,     der    Töter    der 

ungläubigen  und  Polytheisten Abu   1-ma^äli  Muhammad,    Sohn   unseres  Herrn    des 

Sultans  al-Malik  al-Muzaffar,    Allah   mache    mächtig  seinen  Sieg!    Und  dies  ist  geschehen 
im  Jahre  654  (1256?). 

Das  Bild  ist  leider  so  undeutlich  (vgl.  S.  125  [1]),  daß  selbst  mit  der  größten 
Anstrengung  nicht  mehr  zu  lesen  nnd  das  hier  gelesene  zum  Teil  halb  erraten 
ist,  obschon  die  Inschrift  selbst  augenscheinlich  gut  erhalten  ist.  Trotzdem  läßt 
sich  der  in  ihr  genannte  Herrscher  mit  voller  Sicherheit  identifizieren.  Der 
Name  Abu  l-ma*äli  Mut^ammad  in  Zeile  6,  sowie  der  darauf  folgende  Titel  al- 
Malik  al-Mazaffar  sind  nämlich  gegen  jeden  Zweifel  gesichert.  Aus  der  Stellung 
dieses  Titels  geht  aber  hervor,  daß  er  nicht  zu  dem  erwähnten  Maliammad  gehört, 
da  der  Malik-Beiname  immer  am  Anfang  des  Protokolls  zu  stehen  pflegt. 
Jener  Malik  MnzafiPar  kann  also  nur  der  Vater  des  Muhammad  gewesen  sein, 
selbst  wenn  die  dazwischen  stehenden,  nicht  ganz  deutlichen  Worte  ibn  maulana 
gar  nicht  mehr  zu  lesen  wären.  Erwägt  man  nan,  daß  die  vorige,  in  nächster 
Nähe  befindliche  Inschrift,  ihrem  Datum  nach,  dem  Malik  Mu^afiPar  Gäzl  ange- 
hört, so  darf  diese  unbedingt  seinem  Sohn  und  Nachfolger  Malik  Kämil  Mu- 
hammad zugeschrieben  werden.  Dieser  Muhammad,  der  nicht  mit  seinem  Oheim, 
dem  bekannteren  ägyptisch-syrischen  Sultan  Malik  Kämil  Muhammad,  verwechselt 
werden  darf,  folgte  seinem  Vater  im  Jahre  642  in  Maiyäf äriqin ,  wurde  dort 
im  Jahre  656  von  den  Mongolen  belagert  und  nach  tapferer  zweijähriger  Ver- 
teidigung gefangen  genommen  und  grausam  getötet;  mit  ihm  endete  die  aiyubi- 
dische  Herrschaft  in  Maiyäfäriqin  ^J. 

Da  im  Datum  die  Einerzahl  vier  deutlich  zu  erkennen  ist,    so   stammt  die 


1)  So  die  Daten  nach  Abul-fidä'  in  Hist.  or.  des  Crois.  I,  123,  138  und  142;  ed.  Kpel  III,  181, 
205,  212.  Nach  Blochet  in  ROL  X,  361,  Anm.  3,  giebt  Ibn  Wäsil  für  den  Tod  Gazis  und  den 
Begierungsantritt  Muhammads  das  Jahr  643,  wofür  aber  wegen  des  Zusammenhanges  wohl  642  zu 
lesen  ist.  Dagegen  steht  645  bei  Ibn  Challikän,  trad.  de  Slane  III,  490,  und  wohl  auch  bei  Ibn 
al-Azraq,  in  JKAS  1902,  805.  Abu  1-faradj,  ed.  Salhani  483,  488,  und  trad.  Bruns  556,  nennt  Muhammad 
Malik  Aschraf  statt  M.  Kämil,  indem  er  ihn  vielleicht  mit  seinem  Oheim  und  Vorgänger  Müsä  ver- 
wechselt; bei  Castiglioni,  Monete  203  heißt  er  irrtümlich  Mahmud.  In  Lane-Pooles  und  Bartholds 
Mohammadan  dynasties  wird  er  zwar  in  der  Stammtafel  aufgeführt,  fehlt  aber  ganz  als  Herrscher 
Mesopotamiens.  Ausführliche  Berichte  über  die  Belagerung  der  Stadt  und  die  diplomatischen  Vor- 
gänge bei  Ibn  al-Azraq,  loc.  cit.,  Raschid  al-din,  ed.  Quatrem^re  861  ff.,  Tabaqät-i  Näsiri,  trad.  Raverty 
1262  ff. ;  vgl.  Maqrizi  in  Quatrem^re,  Sultans  Mamlouks  la,  37,  81;  Howorth,  Mongols  III,  156  ff.; 
d'Ohsson,  Mongols  III,  354 ff.;  Hanuner,  Ilchane,  I,  186 ff.  und  andere  oben  S.  183  (9),  Anm.  4  ci- 
tierte  Werke. 

17 


142  MAX    VAN   fiSBCHKM, 

Inschrift  entweder  aus  dem  Jahre  644  oder  654.  Nach  genaner  Prüfung  der 
Photographie  scheint  mir  das  letztere  wahrscheinlicher,  zumal  da  Muhammad 
vielleicht  erst  645  den  Thron  bestiegen  hat. 


CHARPÜT. 

*9.  Bauinschriftdes  ORTOKIDEN  FACHE  AL-DIN  QAR  A- AESLÄN. 
561  H.  —  Im  Hofe  der  Moschee.  Elf  Zeilen  in  einfachem ,  etwas  rohem  Eufi ; 
kleine  Buchstaben  mit  Punkten.  Abklatsch  etwa  52x35.  ünediert;  siehe 
Tafel  XI. 


^iUfA-.^!  ^  (3)    ^1  jJLtoy.  i^U;;^»^  ji- *üUi  Wyü  (2)        L*)iJ]U^  y.!U...*Uo{l) 
^^  O^^  (5)      j^  >iL«J?  J^l^i«  iM<  jy^\  0^:^l  (4)     [S>]  \^\  Ju--Jl  J^>*J  ^^S 

^^-.4-Ä5u5i  gb  m\  S^  iJ^wxJ»  jüAiÄ  (6)      [1  Won*;]  fiyiS  j^  flu'i]  jf^  fL.^\ 

a#  ^^'^  O*  •)  O^A-^  ^^  (9)     '  -H'  ^y^'  ^  •'^^  -^  ÄL«i»  «^  x:;^j^\^  (8) 

(?)  J^   ^1^    gUJ^  y>^    «LLL.    All»    ^bl    ^;yU;i  (10)        »  ^1  ^^^   ^y    ^    o^^ 

,^j^i  iüu.  i  Aii^  *)(?)*^  ^^HM  er  *«'  o^  (?).Ju#yi  L  (?)JUfi5  jl[i  Wort]  (11) 

Dies  ist,  was  befohlen  hat  zu  bauen,  um  sich  Allah  zu  nähern  oud  aus  Begehreu 
nach  seinem  Wohlgefallen^  der  Emir,  der  groAe,  erhabene  Heerftihrer,  der  Herr,  der  gerechte, 
der  von  AUäh  onterstütste  und  zom  Siege  geführte,  der  kämpfende,  der  weise,  Fachr  al-dln, 
die  Schönheit  des  Islams,  der  Beschützer  des  Im&ms,  der  Helfer  der  Menschheit  ...  die 
Stütze  der  Regierung,  die  Majestät  der  Religion,  die  Krone  des  Volkes,  die  Sonne  der  Könige, 


1)  Oder  mUäjI;  t   jJLmJL  »  doch  paBt  ersteres  hesser  zu  dem  hier  etwas  undeutlichen  Ahklatsch; 

die  in  eckige  Klammem  gesetzten  Worte  und  Buchstahen,   die  auf  dem  Abklatsch  undeutlich  oder 
gar  nicht  vorhanden  sind,  dürften  auf  dem  Original  wohlerhalten  sein. 

2)  Etwa  jj5,  also  Helfer  der  ganzen  Menschheit;  für  einen  neuen  zusammengesetzten 
Titel  ist  hier  kaum  Raum  genug  vorhanden. 

3)  DaB  es  sich  bei  dieser  verkürzten  Schreibung  von  ...^L»«l  I J  Qm  ein  Beispiel  der  von 
Karabacek  beschriebenen  Involutio  handle,  ist  mir  nicht  wahrscheinlich;  sie  scheint  vielmehr 
eine  tatsächliche  Zusammenziehung  in  der  Aussprache  wiederzugeben,  etwa  qi^rarslän  oder  qaräraalän 
wie  oben   q^-PLä   S    139  (15),  Anm.  1. 

4)  Diese  ganz  sinnlosen  Buchstaben  sind  mit  ihren  Punkten  ungefähr  so  wiedergegeben,  wie  sie 
auf  dem  hier  etwas  undeutlichen  Abklatsch  erscheinen ;  was  die  deutlich  zu  lesenden  Worte  ^|jj|  J^^ 

jjwiftJlt    sowie  die  Verwünschung  ^^  ^|   .yj  zu  bedeuten  haben,  ist  mir  nicht  recht  klar. 

5)  Die  Zehnerzahl  ist  nicht  ganz  deutlich,  wird  aber  dadurch  gesichert,  daß  von  den  Regierungs- 
jahren  des  Qara-arslän  hier  nur  551  und  561  in  Betracht  kommen,  551  aber  ganz  sicher  nicht  zu 
lesen  ist. 

18 


ARABISCHE  INSCHRIFTEN    AUS   ARMENIEN   UND    DIYARBEKR  143 

die  Macht  der  Sultane,  der  Adel  der  Heere  der  Muslims,  die  Hülfe  der  Kämpfenden,  der 
Töter  der  Ungläubigen  und  Poljtbeisten,  die  Sphäre  der  Edeltaten,  das  Schwert  des  Chalifats, 
der  Herr  der  Emire,  Abu  l-Qärith  Qara-arslän,  Sohn  des  Däwud,  Sohnes  des  Sukmän, 
Sohnes  des  Urtuq,  der  Helfer  des  Fürsten  der  Gläubigen,  Allah  lasse  dauern  seine  Herr- 
schaft ^) ,    denn    sie  ist  die  Krone  und verfluche  Allah  wer Und  dies 

ist  geschehen  im  Jahre  561   (1165 — 66). 

Paläographisch  ist  die  Inschrift  wertvoll  trotz  ihres  nüchternen  Stils.  Nicht 
nur  bestätigt  sie  die  Fortdauer  des  Kafl  in  jener  Gegend  za  einer  Zeit ,  wo  in 
Nordsyrien  bereits  die  neue,  runde  oder  Naschi-Schrift  eingeführt  war,  sondern  sie 
weist  auch  einen  für  jene  Zeit  auffallend  primitiven  Schriftcharakter  auf.  Wären 
nicht  die  vielen  Punkte  und  andere  Merkmale ,  die  doch  das  XII.  Jahrhundert 
verraten,  so  könnte  man  sie  auf  den  ersten  Blick  für  eine  Inschrift  aus  dem  II. 
oder  III.  Jahrhundert  der  Flucht  halten-). 

Dieser  Qara-arslän,  der  vierte  Ortokide  der  Dynastie  von  Qisn-Kaifä,  bekannt 
als  Freund  und  Verbündeter  des  berühmten  Atabeks  Nur  al-din  Ma^imüd,  folgte 
seinem  Vater  Däwud  um  643,  oder  bereits  einige  Jahre  früher,  und  soll  ent- 
weder 562,  oder  erst  um  670  gestorben  sein;  hinsichtlich  dieser  beiden  Daten 
weichen  die  Quellen  sehr  von  einander  ab*).  Leider  wirft  unsere  661  datierte 
Inschrift  kein  Licht  auf  diese  Frage,  da  dieses  Jahr  überhaupt  nicht  in  Betracht 
kommt. 

Daß  Charput  damals  den  Ortokiden  von  Kaifä  gehörte,  war  bereits  bekannt, 


1)  Man  beachte  hier,  wie  in  nr.  3  and  S.  131  (7),  Anm.  1,  den  Ausdruck  sultän  =  Herrschaft 
bei  einem  Fürsten,  der  bestimmt  den  Sultanstitel  nicht  geführt  hat,  obgleich  er  in  der  Inschrift 
vier  Zeilen  vorher  Uzz  (ü-aalätln  genannt  wird. 

2)  Somit  bleibt  die  Frage  nach  der  Herkunft  des  Naschi  einstweilen  noch  offen.  Die  nr.  4 
und  9  j  wo  kufische  Varietäten  in  so  später  Zeit  nachgewiesen  sind ,  sprechen  nicht  gegen  den 
mesopotamischen  Ursprung  des  Naschi,  da  sie  aus  entlegenen  Städten  stammen;  man  sollte  für  die 
Lösung  dieser  Frage  die  Hauptstädte,  wie  Mosul  und  Ämid ,  dann  auch  Persien  durchforschen;  vgL 
oben,  S.  135  (11). 

3)  Siehe  Ihn  al-AthIr  XI,  92,  199,  217  und  in  Hist.  or.  des  Crois.  I,  537,  551 ;  Kamäl  al-din 
in  ROL  III,  520,  538;  Abu  1-fidr  IIF,  46;  Ihn  ChaldOn  V,  218;  Abu  l-fara^j,  trad.  Bruns  332; 
Munadjdjim  Bäschi,  ed.  Kpel  1285,  II,  576;  Gregor  und  Michael  in  Hist.  arm.  des  Crois.  I,  155, 
339,  390,  Anm.  1 ;  LanePoole,  CBM  III,  118  ff. ;  Coins  of  the  Urtukf  6,  16 ;  Dynasties  168;  G.  Edhem, 
CMC  I,  2 ff.;  Derenbourg,  Vie  d'Ousäma  162,  308,  Anm.  4,  323,  325,  Anm.  1.  Für  das  Todesjahr 
zieht  Lanc-Poole  nach  den  Münzen  570  vor ,  wobei  aber  der  darauf  befindliche  Name  des  Chalifen  in 
Widerspruch  steht  zu  dem  angeblichen  Datum  der  Münzen,  während  sich  Derenbourg  bei  der 
Zweideutigkeit  der  numismatischen  Quellen  nach  den  besten  Schriftstellern  für  das  Jahr  562  ent- 
scheidet. Zu  den  von  ihm  gegen  das  Jahr  570  erhobenen  Einwänden  kommt  noch  der  folgende 
hinzu.  Wenn  Qara-arslän  erst  damals  gestorben  ist,  dann  ist  die  Geschichte  seines  letzten  Briefes 
an  Nur  al-din,  die  Ibn  al-Athir  anläßlich  seines  Todes  im  Jahre  562  erzählt,  erfunden,  da  Nur  al-din 
bereits  569  gestorben  ist,  und  läßt  sich  nicht  durch  ein  bloßes  Versehen  im  Datum  bei  Ibn  al-Athir 
erklären.  Andere  Münzen  von  ihm  bei  Castiglioni,  Fraehn,  Pietraszewski,  Soret,  Casanova,  Markow 
u.  a.  scheinen  alle ,  soweit  sie  datiert  sind,  der  Zeit  vor  563  anzugehören,  vielleicht  mit  einer  ein- 
zigen Ausnahme  bei  dem  letzteren,  IME  410.  Übrigens  hat  sich  Lane-Poole  selbst  früher  für  562 
entschieden,  in  Num.  Chronicle  1873,  14,  31  und  genealogische  Tafel. 

19 


144  MAX   VAN   BEBCJHEM, 

wird  aber   zum  ersten  Mal  inschriftlich  bestätigt^).     Die  hier  gebrauchte  Titu- 

1)  Bis  518  gehörte  die  Stadt  dem  Balak  ihn  Bahräm,  einem  Vetter  von  Qara-arsläns  Vater 
Däwad.  Nach  Abu  1-faradj,  citiert  weiter  unten,  nahm  sie  damals  Balaks  Verwandter  Solaimän  ein, 
der  aber  wahrscheinlich  schon  im  selben  Jahre  starbt  nach  Lane-Poole,  Urtokl  6 ;  Nam.  Chronicle  1873, 
12  ff.  und  Tafel.  Bald  darauf  scheint  sie  in  die  Hände  der  Ortokiden  von  Kaifa  gefallen  zu  sein,  da 
bereits  Däwud  sie  besaB,  nach  ihm  Qara-arslän  selbst,  dann  sein  Sohn  Muhammad  und  später  dessen 
Bruder  Imäd  al-dln  Abu  Bakr,  der  daselbst  581  eine  kleine  Dynastie  gründete;  siehe  Ihn  al-Athir 
X,  419,  433,  436;  XI,  339;  Abu  1-fidä'  11,246,  248, .beide  in  Hist.  or.  des  Crois.  1, 16,  344.  352  ff. ; 
Sibt  ihn  al-Djauzi  und  Kamäl  al-^n,  ebenda  III,  563,  635  ff.;  Abfl  Schäma,  ebenda  IV,  257,  und  ed. 
Bulaq  II,  60  f. ;  Matthäus,  trad.  Dulaurier  306  ff. ;  Abu  1-faradj,  trad.  Bruns  309,  332,  336,  343,  359, 
400 ;  üist.  arm.  des  Crois.  I,  155,  163,  339,  393  (wo  AhnStln  ==  Imäd  al-din)  und  die  fränkischen 
Quellen  über  Balak;  Lane-Poole,  CBM  III,  137;  Urtukl  7,  23;  Dynasties  167,  169;  Num.  Chronicle 
1873,  12  ff.  und  88;  Derenbourg,  Vie  d'Ousäma  131 ;  vonZambaur,  Contributions  I,  48.  Einiges  über 
Charputs  muslimische  Geschichte  und  Archäologie  bei  Ritter,  Erdkunde  X,  702;  Taylor  in  JRGft, 
London  1868,  XXXVIII,  346;  Hommaire  de  Hell,  Voyage  en  Turquie  II,  425;  Charmoy  in  Scharaf 
al-dln  la,  439,  466;  Saint-Martin ,  Armdnie  I,  95;  Cuinet,  Turquie  d'Asie  U,  355;  Grenard  in  JA, 
9«  s^rie  XVH,  557. 

Die  Geschichte  der  Nachfolger  dieses  'Imäd  al-din  Abu  Bakr  ist  recht  dunkel.  Nach  Ihn 
al-Athir  XI,  339  und  XII,  132 ,  gehörte  Charput  601  seinem  Sohne ,  angeblich  Xizäm  al-din  Abu 
Bakr  (vgl.  Munadjdjim  Bäschi  II,  576),  und  soll  bis  620  in  dessen  Familie  geblieben  sein;  vgl. 
Huart,  ^pigraphie  arabe  d'Asie  Mineure  17,  wo  um  607  der  Herr  von  Charput  erwähnt,  aber 
nicht  genannt  wird.  Dann  wurde  die  Stadt  631  vom  Sultan  Eaiqubädh  I  erobert;  Kamäl  al-din  in 
KCL  V,  86  (giebt  632  an);  Abu  1-fidä'  III,  162  und  in  Hist.  or.  des  Crois.  I,  111;  Ibn  Chaldün 
V,  171,  354 ;  Abu  1-faradj,  trad.  Bruns  510  f. ;  Ibn  Bibi  in  Houtsma,  Recueil,  Pr^face  VIII  und  Index 
in  Bd.  IV ;  Schefer  in  Recueil  de  textes  .  .  .  Congräs  de  Stockholm  II,  5[;  Lane-Poole,  Urtukf  7 ;  Num. 
Chronicle  1873,  16  und  Tafel;  Edhem,  CMO  I,  20  ff  ;  Deguignes,  Huns  Hb,  62;  de  Hammer,  Empire 
Ottoman,  trad.  Hellert  I,  39 ;  Huart,  !^pigraphie  43.  Merkwürdigerweise  nennen  weder  diese  Quellen 
noch  Baibars  und  Ihn  al- Amid  (Privatmitteilung  Houtsmas)  den  Namen  des  damaligen  Herrn  von 
Charput ;  nur  Abu  1-fidä'  behauptet,  es  habe  damals  einem  mit  der  Dynastie  von  Mardin  verwandten 
Ortokiden  gehört  Daraus  will  Lane-Poole  schließen,  Charput  sei  um  620  in  den  Besitz  jener  Dynastie 
gelangt,  was  aber  weder  aus  Ibn  al-Athir,  noch  aus  Abu  1-fidä'  hervorgeht ,  denn  jener  meint  nur,  die 
Stadt  sei  um  620,  also  ungefähr  zu  seiner  Zeit,  immer  noch  im  Besitz  der  Nachkommen  des  Abu 
Bakr  gewesen,  und  Abu  1-fidä'  spricht  nur  von  Verwandtschaft  mit  den  Ortokiden  von  Mardin, 
die  er  wohl  nur  deshalb  erwähnt,  weil  zu  seiner  Zeit  die  andere  Hauptlinie,  die  von  Eaif  ä,  längst  er- 
loschen war.  Somit  bedeuten  seine  Worte  nur  soviel  als :  Charput  gehörte  631  überhaupt  einem 
Ortokiden,  und  das  sagt  auch  Ihn  Chaldün  (li-^anl  Urtuq)y  während  Abu  1-faradj  den  Herrn  von 
Charput  (domintM  ctMtelli  Saidae  =  Hisn  Ziyäd  =  Charput)  ausdrücklich  von  dem  Herrn  von  Mardin 
unterscheidet.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  daß  Charput  bis  631  im  Besitz  der  Familie  des  'Imäd 
al-din  AbQ  Bakr  geblieben  ist. 

Was  ist  nun  aus  seinem  letzten  Herrn  geworden?  Nach  Kamäl  al-d!n  erhielt  er  von  Kaiqu- 
bädh  als  Ersatz  einige  Lehen.  Nach  Baibars  (Houtsma)  hätte  ihm  Kaiqubfidh  dafür  die  Stadt 
Aqschahr  zugewiesen,  schließlich  aber  nicht  gegeben,  was  von  Abu  1-faradj  mit  dem  Zusatz  bestätigt 
wird,  der  Sultan  hätte  nach  Charputs  Einnahme  dessen  Herrn  mit  Hab  und  Gut  nach  dem  Meeres- 
ufer (wohl  nach  der  gleich  darauf  genannten  Stadt  Adalia)  führen  und  nach  ungefähr  drei  Jahren 
heimlich  aus  dem  Wege  räumen  lassen. 

Somit  steht  wohl  fest,  daß  die  Herrschaft  der  Ortokiden  in  Charput  631  ihr  Ende  fand,  und 
dies  wird  noch  durch  eine  Stelle  bei  Abu  1-faradj,  ed.  Salhani  438,  bestätigt,  wo  634  ein  gewisser 
jA^  y^  odei'  ^  ^    Präfekt   (auhäachi)   von  Charput,   erwähnt  wird;   der  Titel   weist   wohl  auf 

einen  untergeordneten  Beamten  des  Seldjukiden-Sultans,  nicht  auf  das  Münzrecht  ausübende  Dynasten, 

20 


ARABISCHK   INSCHRIFTEN    AUS   ARMENIEN    UND   DITARBKKR.  146 

latar    erinnert   an    diejenige   aller   Atabeke    oder    sonstigen   Großvasallen    der 

wie  es  die  Ortokiden  gewesen  waren.    Die  Familie   war  aber  nicht  erloschen,  ja  sie  mnfi  irgendwo 
weiter  geherrscht  haben,  denn  ein  Urenkel  des  Abu  Bakr  ist  als  Sultan  inschriftlich  bezeugt 

Ein  ehemals  in  der  Sammlung  de  Blacas  in  Paris  befindlicher  bronzener  Spiegel,  dessen  weitere 
Schicksale  mir  unbekannt  sind,  trägt  eine  leider  nicht  datierte  Inschrift  im  Namen  des  maulänä 
al'Sulfän  al-Maük  cU-MaUzz  Nur  al  dunyä  wal-din  Abu  l-Fa^  Utinq-achäh  ibn  al-Chi^  ibn  P>rah%m 
ibn  Abi  Bakr  ibn  Qara  arslän  ibn  Däwüd  Um  Sukmän  ibn  Urtuq,  no^fr  amir  al'fnu'minin;  siehe 
Reinaud,  Monuments  Blacas  II,  405  und  Taf.  10 ;  ?on  Hammer  in  Mines  de  TOrient  II,  100 ;  Lanci, 
Trattato  delle  simboliche  rappresentanze  I,  83  und  Taf.  VII.  Diese  Inschrift,  deren  Text  auf 
Reinauds  Tafel  deutlich  zu  lesen  ist,  beweist : 

1.  Daß  ein  Urenkel  des  *Imäd  al-din  Aba  Bakr  den  Sultanstitel  geführt,  also  irgendwo  und 
irgendwann,  etwa  am  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  geherrscht  hat,  denn  sein  Titel  no^ir  amir  al-mu*- 
minin  beweist  nicht,  daß  die  Spiegelinschrift  vor  der  Zerstörung  des  Abbasidenchalifats  durch 
Hülägü  656  verfaßt  worden  ist ;  siehe  JA ,  10«  s^rie  III ,  41,  Anm.  1 ,  und  die  weiter  unten  ange- 
führte Titulatur  des  Ahmad; 

2.  Daß*Imäd  al-din  Abu  Bakr,  dessen  beide  Namen  auch  durcli  Münzen  gesichert  sind  (Lane- 
Poole,  G.  Edhem,  Marko w,  von  Zambaur  undNützel  beiSarre,  Islamische  TongefäBe  11),  schwerlich 
einen  Sohn  Ni^äm  al-din  Abu  Hakr  gehabt  hat,  wie  überhaupt  ein  Fürst  selten  den  Eigennamen  seines 
Vaters  führt.  Der  Irrtum  Ibn  al-Athirs  wäre  dann  so  zu  erklären,  daß  er  den  Vater  immer  kurzweg 
Imäd  al-din  genannt,  den  Namen  Abu  Bakr  aber  auf  den  Sohn  Nizäm  al-din  bezogen  hätte,  der 
wahrscheinlich  Nizäm  al-din  Ibrahim  hieß.  Jedenfalls  ist  der  Stammvater  der  weiteren  Dynastie 
dieser  Ibrahim,  und  nicht  ein  Nizäm  al-din  Abu  Bakr,  der,  wenn  er  überhaupt  existiert  hat, 
ein  Bruder  des  Ibrahim  gewesen  sein  muß  und  keine  bekannten  Nachkommen  hinterlassen  hat. 
Somit  ist  Abu  Bakr  II  bei  Lane-Poole  und  Edhem  einstweilen  mit  einem  Fragezeichen  zu  versehen, 
zumal  da  mir  keine  Münze  von  ihm  bekannt  ist. 

Mit  dem  angeblichen  Aba  Bakr  II  hört  die  Dynastie  bei  Lane-Poole  auf,  der  die  Spiegel- 
inschrift in  Urtukf  44  erwähnt,  aber  nicht  verwertet.  Dagegen  stellt  Edhem,  der  sie  ganz  ignoriert, 
folgende  Tabelle  der  Ortokiden  von  Charput  auf:  1.  Abu  Bakr  I;  2.  sein  Sohn  Abu  Bakr  11;  3.  sein 
Sohn  Ibrahim;  4.  sein  Sohn  Ahmad.  Die  zwei  Abu  Bakrs  hat  er  wohl  aus  Lane-Poole  nach  Ibn 
al-Athir,  die  zwei  letzten  Herrscher  führt  er  aus  einer  685  datierten  Handschrift  an,  genannt 
al-tan(fif^t  und  verfaßt  unter  der  Regierung  des  maulänä  al-Malik  aUÄdil .  .  .  ^Izz  aUdunyä  wal-dln 
Abu  IHäriÜi  Af^mad ibn  Ibrahim  ibn  Abi  Bakr  ibn  Qara-arslän  ibn  Däwüd  ibn  Sukmän  ibn  Urtuq, 
nä^ir  amir  al-mu*minin.  Nachträglich  hat  er  wohl  gemerkt,  daß  die  zwei  Abu  Bakrs  nicht  zu  dieser 
Genealogie  passen,  denn  in  der  Stammtafel  am  Ende  seiner  Einleitung  bezeichnet  er  Abu  Bakr  il 
als  einen  kinderlosen  Bruder  des  Ibrahim.  Endlich  nennt  er  noch  den  Urtuq-schäh  als  den 
letzten  der  Dynastie,  aber  ohne  Quellenangabe;  auch  nimmt  er  an,  sie  hätten  alle  in  Charput 
geherrscht,  wozu  aber  zu  bemerken  ist ,  daß  er,  ebenso  wie  Lane-Poole  u.  a. ,  nur  von  AbO  Bakr  I 
Münzen  aufzuweisen  imstande  ist.  Die  einzigen  zuverlässigen  und  miteinander  übereinstimmenden 
Quellen  für  die  Genealogie  der  letzten  Ortokiden  sind  einstweilen  die  Spiegelinschrift  und  die  Hand- 
schrift von  685,  deren  Angaben  miteinander  vereinigt  die  folgende  Stammtafel  ergeben,  wo  die  Buch- 
staben I,  H  und  M  die  Inschrift,  die  Handschrift  und  die  Münzen  bezeichnen: 

Fachr  al-din  Qara-arslän  f  562  (?) 

Nur  al-din  Muhammad  f  581  *Imäd  al-din  Abu  Bakr 

und  weitere  Linie  von  Kaifa  Charput  seit  581,  IHM. 

Nizäm  al-din  Abu  Bakr(V)  Nizam  al-^n(?)  Ibrahim 

nach  Ibn  al-Athir  erwähnt  601,  I  H. 

'Izz  al-din  Ahmad  al-Chidr,  I. 

erwähnt  685,  H.  1 

Nur  al-din  Urtuq-sch&h,  I. 

Abhaadlonfta  d.  K.  Gm.  d.  Win.  sv  Oöttinfen.   Phil.-Uat.  Kl.   N.  F.   Band  9^.  19 

21 


146  MAX   VAN    BERCUEM, 

Seldjakiden-Sultane ,  beziehungsweise  der  Abbasiden-  oder  Fatimiden-Chalifen  ^). 
Es  würde  zu  weit  führen,  sie  im  Einzelnen  zu  besprechen;  am  auffallendsten  ist 
das  Fehlen  eines  MaJik-Titels ,  der  zu  jener  Zeit  bei  allen ,  selbst  den  kleineren 
Dynasten  vorkommt*). 

In  Charput  befindet  sich  noch  eine  schlecht  erhaltene  arabische  oder  türkische 
Inschrift  neben  dem  Eingang  zur  Burg,  an  der  sie  über  einem  Löwen  angebracht 
ist.  Dieser  bereits  verzeichnete  %  aber  noch  unedierte  Text  ist  leider  nicht  auf- 
genommen worden. 


AMID. 

flO.  ßauinschrift  des  ORTOKIDEN  MALIK  SÄLIB  MAIJMÜD.  Um 
605  H.  —  An  der  Südwestseite  der  Stadtmauer  von  Amid,  deren  stattliche 
Tore  und  Türme  ein  wahres  Maseam  der  arabischen  Epigraphik  bilden,  erheben 
sich  zwei  gewaltige  Rundtürme,  deren  Zinnen  hoch  über  die  der  Mauer  empor- 
ragen, und  die  sich  auf  den  ersten  Blick  als  eine  spätere  Zutat  zu  der  anlie- 
genden Mauer  erweisen.    Den  einen  Turm,  Evli  Badan  (wahrscheinlich  =  qO^  jJ^I 

„großer  Turm")  genannt,  habe  ich  anderswo  nach  verschiedenen  Aufnahmen  be- 
schrieben und  seine  lange  Inschrift  bearbeitet,  wonach  er  von  dem  Ortokiden- 
Sultan  Malik  Sälit  Näsir  al-din  Mabmüd  605  (1208—09)  erbaut  worden  ist*). 
Dabei  habe  ich  den  zweiten  Turm,  der  den  Namen  Yedi  Qardäsch  (=  (jS^by^  ^Ju 

„die  sieben  Brüder")  führt,  nur  kurz  besprochen,  weil  das  mir  damals  zur  Ver- 
fügung stehende  Material  für  eine  eingehende  Beschreibang  nicht  ausreichte. 
Dank  einer  großen  von  Lehmann-Haupt  mitgebrachten  Photographie  ^)  kann  diese 
Lücke  jetzt  ausgefüllt  werden*). 

Daß  die  letzten  Mitglieder  der  FamUie  nach  631  wieder  in  Charput  geherrscht  haben,  ist 
allerdings  nicht  aasgeschlossen.  Dann  könnte  man  in  dem  rätselhaften  Namen  jenes  Präfekten 
von  Charput  aus   dem  Jahre  634  ^^  einen  Schreibfehler   für  ^^  i^  vermuten,   so  daß  Ibrahim 

ein  Präfekt  der  Seldjukiden-Sultane  gewesen  und  seine  Nachkommen  Ahmad,  Chidr  und  Urtuq-schäh 
wieder  Sultane  von  Charput  geworden  wären.  Diese  Annahme  scheint  aber  ohne  weitere  Beweise  doch  zu 

gewagt,   in  -a^-aj  wird  vielmehr  der  Titel  .^^^  stecken.     Zur  Lösung  der  Frage,   wo  die  letzten 

Ortokiden  dieses  Zweiges  geherrscht  haben,  bedarf  es  also  noch  anderer,  unbekannter  Quellen. 

1)  Vgl.  CIA  I,  nr.  45,  456;  ZDPV  XIX,  107. 

2)  Auf  Qara-arsläns  Münzen  steht  al-malik  cU-älim  al-ädil,  gelegentlich  auch  ohne  al'älim. 
Ob  diese  damals  häufige  Formel  aber  einen  persönlichen  Malik-Titel  vorstellt,  bleibt  noch 
ungewiß;  vgl.  oben  S.  136  (12),  Anm.  4. 

3)  Siehe  Taylor  und  H.  de  Hell  a.  a.  0. 

4)  Siebe  in  meiner  Bearbeitung  der  Inschriften  Max  von  Oppenheims  das  Kapitel  über  Amid,  wo 
die  Quellen  über  die  Mauern  und  Inschriften  zusammengesteUt  sein  werden. 

5)  S.  oben  S.  125  (1). 

6)  Diesen  Turm  sieht  man  im  Hintergrund  bei  Hommaire  de  Hell,  Voyage  en  Turquie,  Taf.  XL, 
und  einige  Details  davon  auf  Taf.  XLI.  Außer  Lehmann-Haupts  Bild  liegt  mir  für  die  Beschreibung 
des  Turmes  eine  Gesamtansicht  vor,  die  ich  kürzlich  von  einem  Photographen  in  Charput  erhalten  habe. 

22 


ARABISCHE   INSCHRIFTEN    AUS    ARMENIEN    UND   DITARBEKR.  147 

In   der   Gesamtanlage   sieht  dieser  Türm  dem  anderen  ähnlich,    ist  aber  in 
seiner  Crliedertmg  einfacher.    Namentlich  sind  oben  die  Erker  viel  nüchterner,  ja 
gröber  ausgeführt,   so  daß  sich  der  Gedanke  aufdrängt,    der  obere  Teil  sei  erst 
später  aufgesetzt,  zumal  da  auch  das  Baumaterial  des  oberen  Drittels  der  Turm- 
mauer ein  anderes  Aussehen  hat  als  das  des  unteren  Teiles. 

Wie  an  dem  anderen  Turm,  so  ist  auch  an  diesem  auf  halber  Höhe  in  genau 
derselben  Weise  wie  dort  eine  um  den  Turm  laufende  bandförmige  Inschrift  an- 
gebracht, die  aus  drei  Zeilen  besteht,  einer  oberen  kurzen,  einer  mittleren  langen 
und  einer  unteren  kurzen.  Die  beiden  kurzen  Zeilen  stehen  über  und  unter 
der  Mitte  der  langen  Mittelzeile  in  entsprechenden  rechteckigen  Erweiterungen  des 
Inschriftenbandes  nach  oben  und  unten.  Die  Schrift  ist  ein  schönes  Aiyubiden- 
Naschi  *) ;  große,  wohlerhaltene  Buchstaben  mit  einigen  Punkten  und  Zeichen.  Pho- 
tographie. Unediert;  siehe  Tafel  XllI,  wo  die  beiden  Enden  der  langen  mitt- 
leren Zeile  leider  nicht  zu  sehen  sind*). 

^  v3o^'   ^^    [es    fehlen   mehrere  Worte]  (2)    j^\  äUI /ÄJ^  .  .  .  jül<>mj  (i) 

^yl^i  AL.  cÄs^X-Ji^  ^j^\  )J^\  Jü^jJ^  JbL>  enr^mS  >*^if^  a^  cr*^'^  LajvXJ^ 

es  fehlen  meh-  ....  Q^y.]^  ^r*^  o^  o'>*^  ^'^'  ^^  cr;^'^  r^^^  /^  }*^  0*^=^ 

(S^gJLoJi  öUii  f^ji  JyaJI  f^ji\  ^\  U^.  »IJ^  (3)      [rere  Worte 

Die  beiden  auf  der  Photographie  befindlichen  Lücken  lassen  sich  wider  Er- 
warten durch  das  anderweitig  vorhandene  Material  ausfüllen.  Zunächst  kommt 
dafür  das  folgende  Bruchstück,  nr.  123  der  Sammlung  von  Max  von  Oppenheim, 
in  Betracht: 


.  .  .  «^  ^  UV^ji* 

Daß  diese  Worte  einen  Teil  derselben  Inschrift  bilden,  geht  aus  der  Ver- 
gleichung  aller  vorhandenen  Beschreibungen  und  Ansichten  hervor*),  und  zwar 
zeigt  die  protokollmäßige  Reihenfolge  der  Titel,  daß  dieses  Stück  in  die  zweite 
Lücke  bei  Lehmann-Haupt  hineingehört.  Den  Beweis  dafür  und  zugleich  das  Binde- 
glied zwischen  den  beiden  Stücken  liefert  ein  kleines,  an  sich  unbrauchbares  Frag- 
ment in  schlechter  Übersetzung  und  ohne  Text  bei  H.  de  Hell  II,  466,  bestehend 
aus  den  Worten  Sultan  de  Diarbökir,  des  Grecs  et  des  Armeniens 
(wie  bei  Lehmann),  Tastre  des  princes  (falah  aUma^ali  bei  Lehmann)  Aglah 
Bek  {qutlug  bah,  siehe  weiter  unten),   le  pfere  de  la  victoire,  fils  de  Ma- 

1)  Diese  allerdings  ungeschickte  Bezeichnung  eines  Schriftcharakters  mit  einem  dynastischen 
Namen  behalte  ich  hier,  aus  praktischen  Gründen,  für  die  ähnlichen  und  derselben  Zeit  angehörenden 
Inschriften  der  Ortokiden  bei. 

2)  Man  sieht  sie  wohl  auf  der  eben  erwähnten  Gesamtansicht  des  Turms,  doch  in  viel  zu 
kleinem  Maßstabe,  um  sie  sicher  lesen  zu  können. 

3)  Der  Name  Yedi  Qardäsch  steht  nur  bei  von  Oppenheim,  nicht  bei  Lehmann-Haupt ;  daß  es 
sich  aber  um  denselben  Turm  handelt,  zeigt  die  Vergleichung  der  Tafel  bei  H.  de  HeU  und  meiner 
Qesamtansichten  mit  Niebuhrs  Plan  der  Stadtmauer  in  Voyage  en  Arabie  II,  Taf.  XL VIII. 

19* 

23 


148  MAX    VAN   BERGHEM, 

h  0  m  e  t  (Anfang  des  Oppenheimischen  Fragments).  So  sind  beide  Stücke  zasammen- 
gefügt ,  and  es  bleibt  nur  noch  einiges  in  der  Fuge  selbst ,  sowie  die  erste 
Lücke  bei  Lehmann-Haupt  zu  ergänzen. 

Dies  wird  ermöglicht  durch  die  folgende,  ebenfalls  schlechte,  aber  ziemlich 
vollständige  Übersetzung  einer  Inschrift  von  einem  der  Türme  der  Stadtmauer  von 
Amid,  die  Garden  im  Jahre  1857  nach  der  Copie  eines  Einheimischen  anfertigen 
ließ  und  ohne  den  Originaltext  veröffentlicht  hat^):  „In  name  of  G-od  .  .  .  who  is 
almighty.  By  order  of  our  lord  the  Sultan,  the  master  Saleh,  wise,  just,  protector, 
warrior,  conqueror,  the  pillar  of  justice.  Nasser  ed-dunya  wed-din,  the  centre  of 
Islamism  and  of  Mohammadans,  the  light  of  the  country,  the  glory  of  kings  and 
Sultans,  the  king  of  Emirs,  the  sultan  of  Diar-bekr,  of  Rum  and  Aj*menia,  the 
heaven  of  heavens,  the  hero  of  the  world,  the  king  of  Banitch  in  Iran,  the  Sub- 
mission of  which  had  been  notified  by  Kalabeck,  Abu  1-feth  Mahmud,  son  of  Soliman, 
son  of  Tunsir,  prince  of  the  faithful ;  this  building  was  erected  by  Behna,  son  of 
Ibrahim  and  Serki,  according  to  the  plan  which  the  king  Saleh  himself  supplied^. 

Obgleich  Garden  den  Namen  des  betreffenden  Turms  nicht  nennt,  kann  es 
sich  nur  um  Yedi  Qardäsch  handeln ,  da  die  von  ihm  angegebene  Lage  des 
Turms,  near  the  Mardin  gate,  going  towards  the  Rum  gate,  d.Linder 
Nähe  des  Mardintores,  wenn  man  von  dort  nach  dem  Griechentor 
zu  geht,  genau  der  Lage  des  Yedi  Qardäsch  entspricht.  Übrigens  braucht  man 
Garden  nur  mit  Lehmann-Haupt,  H.  de  Hell  und  von  Oppenheim  zu  vergleichen, 
um  sofort  zu  erkennen,  daß  es  sich  um  eine  und  dieselbe  Inschrift  handelt. 
Die  ganz  verfehlte  Ubersetzrmg  Grardens  hätte  ich  nicht  in  extenso  mitgeteilt, 
wenn  sie  nicht  für  die  Wiederherstellang  des  Originals  anentbehrlich  wäre, 
dessen  vollständiger  Text  nnn  folgt. 

^uji  ^LoJ»  tfuai  jyU»LJ«  liv  n*)^  .-•'  ^  'j^  (2)     ')'^*  5^7^i  •  •  •  «1^  (1) 

,ji,tLA\s  f'^f\  ^  cr^^'a  "^^^  J^^  J*^'  is^  (?)/lÄil  ^t/«  o^L^J  vV>l«i< 
iUi<   tfUi   o*j%  f s  J'i  /*  J^  o*^*^  '"^^^  '^^  tßJ'^^^'i  ^'  >*^»  '^i'^^  S^ 

,^»    •;  Ua?   «U^   (3)        «-*i  J*  e&^^ll  jj>  3t:^  (Jp,\  ^  o*^  O*  "^m'»*  o*  Ü^j'  'j^ 

1)  Siehe  Garden,  Deecriptioo  of  Diarbekr  in  JRQS,  London  1867,  XXXYII,  183  ff.  Bei  ihm 
findet   man   auch  eine  weiter  unten  erwähnte  Übersetzung  der  Inschrift  an  dem  Turm  Evli  Badan. 

2)  Bruchstück  ans  Koran  XXIX,  44. 

3)  Auf  dem  Bilde  Lehmann-Haupts  steht  deutlich  La^  ohne  Punkte,  also  wohl  [^jS^,  ^^ 

Wenn  aber  die  Schreibung  (j;^  für  U^^  zulässig  ist,  so  kann  auch  Johannes  gelesen  werden. 

Dann  wäre  der  Architekt  ein  Christ  gewesen,  was  an  und  für  sich  nicht  unwahrscheinlich  ist,  denn 
wir  kennen  verschiedene  Beispiele  von  christlichen  Architekten  bei  muslimischen  Herrschern;  vgl. 
weiter  unten,  S.  152  (28),  Anm.  1. 

4)  Auf  dem  Bilde  steht  ziemlich  deutlich  ^^a^S    mit  einem  Punkt;    da  meines  Wissens  kein 

24 


^  o  ^    .  «  o« 


ARABISCHE   INSCHBIFTBN   AUS   ARMENIEN   UND   DITARBBKR.  149 

Dies  steht  unter  dem,  was  befohlen  hat  (zu  erbauen)  unser  Herr,  der  Sultan  al-Malik 
al-Säli^i,  der  weise,  gerechte,  heiligen  Krieg  führende,  auf  Vorposten  lauernde,  die  Grenzen 
verteidigende,  der  Beieber  der  Gerechtigkeit,  N&i^ir  al-dunyä  wal-din,  der  Pfeiler  des  Islams 
und  der  Muslims,  die  Erhabenheit  der  Regierung,  der  Ruhm  der  Könige  und  Sultane, 
der  König  der  Emire,  der  Sultan  von  Diyär-Bakr,  Kleinasien  und  Armenien,  die  Sphäre 
der  Großtaten,  der  Held  der  Welt,  der  Chusrau  von  Iran,  der  Minister,  der  tapfere  Krieger  (?), 
der  glückliche  Fürst  Abu  1-fath  Mahmud,  Sohn  des  Muhammad,  Sohnes  des  Qara-arslän, 
Sohnes  des  Däwüd,  Sohnes  des  Sukraän,  Sohnes  des  ürtuq,  der  Helfer  des  Fürsten  der 
Gläubigen,  mächtig  sei  sein  Sieg !  Gebaut  hat  es  Yahyä  (oder  Johannes),  Sohn  des  Ibrahim, 
der  Grammatiker  (?) ;  bestimmt  ftir  al-Malik  al-Sälih. 

Es  erübrigt  nur  noch  diesen  Text  zu  rechtfertigen.  Zeile  1  nach  Lehmann- 
Haupt  bedarf  keiner  Erklärung.  Z.  2 :  Von  der  ersten  Lücke  bei  Lehmann- Haupt  gibt 
Garden  den  allgemeinen  Sinn.  Die  bei  ihm  stehenden  Worte  byorderof  sind  ent- 
sprechend der  Inschrift  am  Evli  Badan,  wo  jüL^u  .^t  U  1  «AP  steht,  hergestellt  worden. 

Doch  ist  zu  bemerken ,  daß  Gardens  oben  erwähnte  Übersetzung  der  Inschrift 
am  £yli  Badan  etwas  anders  lautet,  nämlich:  This  was  done  by  order  of. 
Nun  gibt  von  Oppenheim ,  außer  dem  bereits  verwendeten  Bruchstück  nr.  123, 
noch  folgende  bisher  nicht  berücksichtigte  Worte,  die  den  Anfang  der  In- 
schrift   vom   Yedi   Qardäsch    bilden   sollen:    jCU!  ^^t  cLLXt  ^b(!  U/.    Diesen 

Worten  würde  in  der  Übersetzung  Gardens.By  order  of  our  Lord  the  snltan 
themaster  Saleh  entsprechen;  da  sie  aber  zu  dem  weiteren  Tenor  der  Inschrift 
nicht  recht  passen  und  wegen  ihrer  befremdenden  grammatischen  Konstruktion 
und  ungebräuchlichen  Wortfolge  verdächtig  sind,  so  ziehe  ich  vor,  keine  Rück- 
sicht auf  sie  zu  nehmen,  und  bleibe  bei  der  in  den  Text  gesetzten  Wiederher- 
stellung, indem  ich  allerdings  ein  Fragezeichen  dazu  setze.  Die  nach  Gardens 
Übersetzung  ergänzten  Worte  tnauläna  al-sultän  al-inalik  al-^älih  al-älim  aWüdil 
finden  sich  genau  ebenso  auch  am  Evli  Badan.  Die  drei  dann  bei  Garden  folgenden 
Worte  weisen  auf  die  bekannte  Trilogie  a/-mMrf;äÄid  al-murOhit  al-muthOgir^  da  eine 
andere  gebräuchliche  Trilogie,  die  in  diesem  Zusammenhang  am  Evli  Badan  vor- 
kommt, nämlich  al-mxCaiyad  aUmueaffar  al-mav^r,  bei  Garden  anders  übersetzt 
ist.  Nun  setzt  der  Text  der  Lehmann- Hauptschen  Photographie  wieder  ein,  dessen 
wuAyr  ai-*odZ  das  Original  von  Gardens  pillar  ofjustice  ist.  Die  weitere  Über- 
setzung stimmt  bis  zu  den  Worten  the  hero  of  the  world  einschließlich 
leidlich  zu  dem  Original,  dann  aber  versagt  sie  völlig.  Dem  was  sie  giebt,  ist 
als  Erklärung  beigefügt :  Banitch  sei  ein  alter  Name  von  Azarbaidjän  (!),  dessen 
Statthalter,  ein  gewisser  Kalabeck ,  sich  damals  unterworfen  hätte !  Von  diesem 
haarsträubenden  Unsinn  sind  nur  die  Namen  Banitch  und  Kalabeck  näher  zu  be- 
trachten,  von  denen  der  letztere  jedenfalls  mit  H.  de  Hellas  Aglah  Bek  iden- 


bekannter  Stadt-  oder  Landesname  zu  diesem  nomen  relativum  paEt,    ist  yielleicht  einfach  al-^arfi, 
der  Grammatiker,  als  Beiname  zu  lesen. 

26 


160  MAX    VAN   BBRCHEM, 

tisch  ist ').  Daß  sie  aber  nicht  Eigennamen^  sondern  türkische  Titel  sind, 
das  läßt  sich  mit  Hilfe  einiger  Inschriften  der  Zengiden-  und  Bnriden-Atabeke 
zeigen,    aus  denen    die  folgenden  Titel  zusammengestellt  sind^): 

1)  Atabek  Zangi  in  Baalbek :  ...  pahlawän  djahan  chtisrau  Iran  alp  gäz% 
inändj  qiitlug  fugrütikin  atäbak  ahu  [l-gOsim  Zangi], 

2)  Atabek  Ma];^nüd  in  Djazira :  dieselben  Titel ,  ohne  alp  gäzTy  und  am  Ende 
atäbak  ahu  Uqdsim  Mahmud. 

3)  Atabek  Lu'Iu'  in  Mosul:  wie  1,  nur  qutlug  bak  statt  qfUlug^  und  am 
Ende  atäbak  abu  Ufadail  Lu'Iu*, 

4)  Derselbe:  wie  3,  ohne  fugriltikfv  atäbak, 

6)  Atabek  Tagtikln  in  Damascus:  qutlug  atäbak  abil  manfür     ugtikln, 

6)  Atabek  Malimüd  eben  daselbst:  a^p  qutlug  hak  abu  l-qäsim  Mahmud. 

7)  Atabek  Unur  in  Bosra:  pahlawän  al'Schd*m  alp  gae%  yilkäbak  atäbak  aba 
tnansür  Unur, 

Ohne  Schwierigkeit  erkennt  man  in  dem  seltsamen  Landesnamen  Banitch  den 
türkischen  Titel  mändj  (statt  ^L  ist  also  ^^^  zu  lesen)  und   in   Kalabeck  = 

Aglah  Bek  den  anderen  türkischen  Titel  qutlug  bak  (isb  ^  aus  ^  &JUd  verlesen). 

Endlich  dürfte  in  Gardens  the  Submission  of  which  had  been  notified 
ein  weiterer  ähnlicher  Titel  stecken.  Von  den  oben  aufgeführten  würde  am 
besten  alp  ^a^f  passen,  da  der  Relativsatz  bei  G-arden  auf  eine  falsche  Lesung 
^\Xl\  für  v-aJ^  deutet.     Während  aber  die  Wiederherstellang  der   beiden  ersten 

Titel  als  völlig  sicher  gelten  maß,  bleibt  der  dritte,  sowie  seine  Stellung  nach 
inändj  nur  eine  Vermutung,  daher  auch  das  Fragezeichen  im  Text.  Das  Fol- 
gende nach  dem  von  Oppenheimischen  Bruchstück ,  sowie  Zeile  3  nach  der  Photo- 
graphie Lehmann-Haupts  sind  bereits  besprochen  worden  und  geben  keinen  Anlaß 
zu  irgendwelchen  Bedenken,  so  daß  von  einer  weiteren  Kritik  der  TJbersetzung 
Ghirdens  (Soliman  für  Sukmän,  Tunsir  für  na^lr,  Behna  für  Yabyä,  Serki  für 
surfi)  abgesehen  werden  kann. 

Also  ist  der  Turm  Yedi  Qardäsch  wie  Evli  Badan  von  Mahmud  erbaut 
worden,  obgleich  die  ihm  in  ihren  beiden  Inschriften  beigelegten  Titel  zum  Teil 
verschieden  sind ') ;  das  am  Yedi  Qardäsch  fehlende  Datum  wird  daher  annähernd 


1)  Siehe  weiter  oben,  S.  147  (23)  unten. 

2)  Zu  1  siehe  Sobcrnheim  in  ZDPY  XXYIII,  194  fr.;  zu  2,  auf  einem  KupfergefäB  der  Samm- 
lung Sarre  in  Berlin,  siehe  ebendaselbst  und  Sammlung  F.  Sarre,  Teil  I,  13 ;  zu  3,  aus  einer  Samm- 
lung der  Mosuler  Inschriften,  siehe  meine  Arbeit  in  den  Orientalischen  Studien,  Festschrift  für 
Th.  Küldeke  200  (4);  zu  4,  auf  einer  in  München  befindlichen  Kupferschaale ,  siehe  ebendaselbst 
205  (9)  und  Sobernheim  a.  a.  0. ;  5  und  6,  unediert,  nach  meinen  Copien ;  dazu  und  zu  7  siehe  Kara- 
bacek  in  ZDMG  XXXI,  135  flf.  und  meine  Inscriptions  arabes  de  Syrie  20  ff. 

3)  Identisch  sind,  außer  den  Titeln  maulänä  al-suUän  (vgl.  die  drittnächste  Anmerkung)  und 
einigen  £pitheta,  die  persönlichen  Eigen-  und  Beinamen  und  die  Genealogie  des  Mahmad,  sowie 
der  immer  ans  Ende  gestellte  Titel  mit  atnir  al-mü'mimny  hier  na^ity  wie  in  der  Inschrift  seines 
Großvaters  in  Charput,  oben  nr.  9,  und  auf  den  Münzen  seines  Vaters  Muhammad  (siehe  Lane- 
Foole,  CBM  III,  125  ff.),  ferner  die   zusammengesetzten   Titel  muiyi  al-'adl,   tnalik  äl^marä*  und 

26 


^HABISCHE   mSCHRIFTEN   AUS   ARMENIEN   UND   DIYARBEKR.  151 

dasselbe  gewesen  sein,  wie  am  Evli  Badan,  der  im  Jahre  60B  (1208—09)  erbaut 
worden  ist. 

Ein  weiterer  Hinweis  auf  die  Person  des  Erbauers  liegt  überdies  in  einer 
der  drei  in  den  Stein  gemeißelten  Tiergestalten,  die  die  Inschrift  schmücken;  es 
sind  dies  zwei  schreitende  Löwen  an  beiden  Enden  der  ersten  Zeile  und  in  der 
Mitte  darüber  ein  zweiköpfiger  Greif  oder  Adler,  der  sich  von  jenen  dadurch 
unterscheidet,  daß  er  in  mehr  heraldischem  Stil  ausgeführt  ist  und  den  Ehrenplatz 
mitten  über  der  Inschrift  einnimmt ,  so  daß  er  wohl  als  ein  Wappen  angesehen 
werden  darf.  Bekanntlich  erscheint  der  Doppeladler,  im  Altertum  wie  im  Mittel- 
alter, auf  vielen  Denkmälern  und  Münzen  des  Orients ;  dem  an  den  Türmen  von 
Amid  angebrachten  steht  aber  in  der  Form  am  nächsten  der  Doppeladler  auf 
den  Münzen  des  Mahmud,  so  daß  es  nicht  als  zu  gewagt  erscheint,  ihn  als  das 
persönliche  Wappen  dieses  Fürsten  zu  betrachten^). 


falak  al-ma*äliy  während  rukn  al-isläm  wal-muslimin  und  iftichär  al-mulük  wal-salätln  Varianten 
zu  fmltän  al-i.  wal-m.  und  fachr  al-m.  wal-s.  sind.  Der  am  Evli  Badan  fehlende  Titel  sultän  diyär 
hdkr  wal-rüm  wal-arman  ist  von  dem  oben  S.  139  (15),  Anm.  1  besprochenen  schäh  artnan  streng  zu 
unterscheiden,  den  damals  wohl  nur  der  Aiyubide  Müsä  als  Nachfolger  des  speciell  als  Schäh  Arman 
bezeichneten  Atabeks  von  Chilät  führte.  Daß  die  Titulatur  als  Spiegel  der  religiösen  und  politischen 
Zustände  einen  historischen  Wert  besitzt,  ist  häufig  genug  nachgewiesen  worden.  Nur  liegen  für 
die  mesopotamischen  Dynastien  die  Titulatur  und  die  historischen  Ereignisse  noch  so  sehr  im 
Dunkel,  daß  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  hier  nicht  im  einzelnen  verfolgt  werden  kann;  jedenfalls 
weist  jener  Titel  auf  Besitzungen  Mahmuds  in  Kleinasien  und  Armenien  hin.  Die  folgenden,  am 
Evli  Badan  ebenfalls  fehlenden  persischen  und  türkischen  Titel  sind  bereits  besprochen  worden ;  die 
persischen  finden  sich  auch  in  einer  anderen  Insclirift  des  Mahmud  in  der  großen  Moschee  von 
Amid,  von  Oppenheim  nr.  125,  wo  noch  andere  Beispiele  angeführt  sind. 

1)  Über  den  Doppeladler  auf  den  Münzen  Mahmuds  und  anderer  Fürsten  siehe  Adler,  Collectio 
nova  106  ff.  und  Taf.  V;  Castiglioni,  Monete  di  >iilano  187  ff.  und  Taf.  X;  Fraehn,  Recensio  164; 
Opuscula  postuma  II,  114;  Mines  de  TOrient  V,  221;  Marsden,  Num.  orientalia  Taf.  IX;  de  Long- 
p^rier,  Oeuvres  I,  99;  Lane-Poole,  CBM  III,  131  ff.  und  Taf.  VII;  ürtukl  20  ff.,  Taf.  I  und  V;  Num. 
Chronicle  1873,  91;  Edhem,  CMO  I,  12  ff,  Taf.  I  und  II;  Casanova,  Inventaire  coUection  princesse 
Ismail  69,  78 ;  Nützel,  Embleme  und  Wappen  auf  muhammedanischen  Münzen  5  ff. 

Der  amidische  Doppeladler  befindet  sich  auch  am  Turm  Evli  Badan,  wie  aus  H.  de  Hell  zu 
ersehen  ist,  dessen  Zeichnung  aber,  im  Vergleich  zu  der  von  Lehmann-Haupt  mitgebrachten  Photo- 
graphie, als  eine  etwas  freie  Wiedergabe  erscheint,  und  wohl  noch  an  anderen  Stellen  der  Stadt- 
mauer, nach  einem  italienischen  Bericht  aus  dem  Jahre  1507,  bei  Ramusio,  citiert  von  Castiglioni, 
Ritter,  Fraehn,  de  Longpärier,  Nützel,  Sarre  u.  a.  Er  entspricht  genau  dem  Typus  bei  Lane-Poole 
CBM  III,  nr.  849,  Taf.  VII,  ürtukl,  Taf.  V,  4,  Edhem  nr.  16,  Taf.  I,  Nützel  Abb.  4,  mit  Schwingen 
ohne  Manneskopf  und  sichelförmigem  Schwanz.  Auf  den  Münzen  dieser  Serie  erscheint  der  Doppel- 
adler außer  bei  Mahmud  wohl  nur  bei  seinem  Sohne  Maudüd,  aber  seltener  und  kleiner,  außerdem 
bei  zwei  Zengiden  in  Sindjar ,  die  aber  hier  nicht  in  Betracht  kommen  Nützel  geht  also  zu  weit, 
wenn  er  den  Doppeladler  für  das  Wappen  jener  beiden  Dynastien  erklärt,  zumal  da  auf  ihren 
Münzen  auch  noch  andere  Tiergestalten  vorkommen.  Aus  demselben  Grunde  möchte  ich  ihn  auch 
nicht  mit  Lane-Poole  als  Wappen  der  Stadt  Amid  betrachten,  deren  Mauern  ja  vielerlei  Figuren 
tragen. 

Über  den  Ursprung  und  die  Geschichte  dieses  Emblems  siehe  namentlich  die  von  de  Longp^rier, 
Oeuvres  I,  91  ff.  zusammengestellten  Daten,  sowie  die  Abhandlungen  von  Erbstein,  Fürst  Hohenlohe- 
Waldenburg,  Baron  Koehne  u.  a. ;  vgl.  auch  noch  Nützel ,  loc.  cit. ,  Sarre ,   Reise  in  Kleinasien  69 

27 


152  MAX   VAN  BERCHEM, 

Mabmüd  folgte  597  seinem  Vater  Muhammad,  führte  Krieg  gegen  seinen 
Vetter  in  Charput,  gegen  Mosä  in  Maiyäfäriqin,  gegen  Lu'la'  in  Mosnl,  erkannte 
die  Oberhoheit  der  Aiyabiden  'Ädil  und  Eämil,  sowie  die  des  Seldjukiden  Kai- 
käwus  I  an  und  starb  619,  verrufen  als  Philosoph  und  Ketzer,  was  wohl  nichts 
andres  besagt,  als  daß  er,  wie  so  mancher  andre  Herrscher  seiner  Zeit,  kein  eng- 
herziger Stockmuslim  im  sunnitischen  Sinne  war ').  Daß  er ,  wie  seine  Lehns- 
herren, den  Sultanstitel  führt,  darf  nicht  befremden,  damals  war  dieser  so  all- 
gemein geworden,  daß  er  seinen  ursprünglichen,  gleichsam  kaiserlichen  Wert 
bereits  eingebüßt  hatte'). 


BAIBUBT. 

*U.  Bauinschrift  des  SELDJUKIDEN  MALIK  MU'AZZAM  TÜGRIL. 
610  H.  ~  An  der  aus  glatten  Quadern  erbauten,  jetzt  halb  zerstörten  Südmauer 
der  Burg  von  Baiburt*)  sind  zwei  Steine,  A  und  B,  eingemauert;  B,  halb  so  lang 
wie  A,  liegt  unmittelbar    unter   dessen  linker  Hälfte.    Auf  A  fünf,   auf  B  vier 

und  Ein  orientalisches  Metallbecken  17  ff.,  an  beiden  Stellen  mit  einer  Übersicht  der  bekannten 
Doppeladler  aus  Vorderasien  im  Altertum  und  im  Mittelalter,  wozu  noch  hinzuzufügen  sind  die  am 
Burgtor  von  Qara-hisär  und  an  den  Moscheen  von  Erzerum  und  Divrigi  eingemeißelten  Doppeladler; 
siehe  Barths  Reise  in  Petermanns  Mitth.,  Ergänzungsheft  3,  1860,  14 ;  Hamilton,  Researches  in  Asia 
Minor  1,180;  Texier,  Description  de  TArm^nie  Taf.  7;  Lynch,  Armenia  II,  211;  Yorke  in  Geogr. 
Journal  1896,  VIII,  454.  Zu  dem  Doppeladler  an  der  Citadelle  von  Cairo  vgl.  jetzt  Casanova, 
Citadelle  du  Caire  in  M^moires  de  la  Mission  fran^aise  VI,  725  ff.;  Lane-Poole,  History  of  Egypt 
228 ;  Artin  Pacha,  Blason  musulman  93  f.  Einen  sieht  man  auf  einer  broncenen  Platte  im  Louvre, 
andere  auf  sonstigen  Geräten ,  Teppichen  u.  s.  w.  Ein  schöner  gemalter-  Doppel  greif ,  im  Stil 
dem  in  Ämid  ähnlich,  erscheint  als  Vogel  *Anqä  in  einer  Handschrift  des  Qazwfni,  jetzt  im  Besitz 
von  Sarre. 

1)  Siehe  Ibn  alAthir  XII,  112,  132,  220,  225,  231,  268;  Abu  1-fida'  HI,  106,  137  und  in  Hist. 
or.  des  Crois.  1,  79,  98  (als  Todesjahr  618);  Ibn  Wäsü  und  Maqrizi  in  ROL  IX,  143  f.,  485,  494; 
Munadjdjim  Bäschi  H,  577;  Deguignes,  Huns  Hb,  145;  Lane-Poole,  Dynasties  168  und  die  vorhin 
citierten  Quellen.  •  Der  Umstand ,  daß  er  kein  fanatischer  Muslim  war ,  darf  nicht  mit  dem  christ- 
lichen (siehe  oben  S.  148  [24],  Anm.  3)  Namen  des  Architekten  in  Zusammenhang  gebracht  werden ,  wie 
denn  überhaupt  die  z.  Teil  christliche  Ikonographik  auf  den  Ortokidenmünzen  und  den  gleichzeitigen 
Kupfergeräten  ihre  Erklärung  weniger  in  religiösen  als  in  praktischen  Gründen  findet;  siehe  Kara- 
bacek,  Kupferdrachmen  und  Vicariatsmünzen,  auf  den  letzten  Seiten;   JA,  10«  s^rie  HI,  31,  Anm.  5. 

2)  Dieser  Titel,  der  am  Evli  Badan  auch  in  der  Form  sulfän  al-tsläm  wal-muslitnln  erscheint, 
fehlt  sowohl  auf  Mahmuds  als  auf  seiner  Vorfahren  Münzen,  ebenso  in  der  Inschrift  von  Charput 
oben  nr.  9. 

3)  Über  Baiburt  und  seine  Citadelle  siehe  Hadji  Chalfa  und  Charmoy  in  Scharaf  al-din  la, 
188,  551;  Ewlia,  Reisen,  ed.  Kpel  1314,  II,  344;  Saint-Martin,  Arm^nie  1,70;  Hamilton,  Researches 
in  Asia  Minor  I,  171,  232  ff.;  Cuinet,  Turquie  d'Asie  I,  223;  C.  F.  Lehmann  in  Verb.  Berl.  anthr. 
Ges.  1899,  612,  und  Mitteil,  der  Geogr.  Ges.  zu  Hamburg  XVI  (1900),  107  f. 

Der  vorliegende  Abschnitt  war  bereits  gesetzt,  als  mir  ein  Freund,  Herr  Leopold  Favre  in 
Genf,  der  vor  kurzem  in  Baiburt  war,  die  von  ihm  aufgenommenen  Photographien  von  vier  In- 
schriften an  der  Burg  überbrachte,  die  das  Material  Lehmann-Haupts  in  erfreulicher  Weise  ergänzen 
and  hier  noch  verwertet  werden  konnten. 

28 


ARABISCHE   INSCHRIFTEN   AUS   ARMENTEN   UND   DIYARBBKR.  153 

kürzere  Zeilen  in  Aiyubiden-Naschi ;  kleine  (?)  eingegrabene  Buchstaben  mit 
Funkten  und  einigen  Zeichen.  Photographien  von  Lehmann-Haupt  und  Favre. 
Unediert;  siehe  Tafel  XIV  ,  nach  Lehmann-Haupt. 

>JUJ»  ^1   üSÜUt  (sicjiÜjjJl  (•bj-(2)       J^  S  i^^H4^  i^jL^t  ö^L^JI  .Jw^  vtfJbül  (1)   A 

^ü-^^l   Jim    ^^t^    LioJi    e^uuba    ^1^1    J^L^t   ^yoja»   yik^    (3)  J^^l  J^UJI 

^^Lil^^  cr/^l^  [b)      f^ji\  ^^  eUU  ^5^?0L,  jT  jur  cfcl^^LJ^^  ^^«  jJL.  c;>5JUil3  (4) 

y^  (4)       ^-  *1II  i^^  i«  ^^U^«  (3)       vJu-uiJ!  J^<  ,504  t^  (2)       ,^iAÄH  ^«  (1)   B 

Stattgefunden  hat  dieser  gesegnete,  glückverbeißende  Bau  zur  Zeit  der  Be^erung  des 
al-Malik  al-Mu^a:^;^am,  des  weisen,  gerechten,  von  Allah  unterstützten,  siegreichen,  kämpfenden, 
auf  Vorposten  stehenden ,  Mugith  al-dunyä  wal-dln,  des  Verstärkers  des  Islams  und  der 
Muslims,  des  Herrn  der  Könige  und  Sultane,  des  Vollkommenen  in  der  Familie  der  Seldju- 
kiden,  des  Königs  der  Länder  Kleinasien  und  Armenien,  Abu  l-Qärith  Tugril,  Sohnes  des  Qilidj  • 
arslän,  Sohnes  des  Massud,  Sohnes  des  Qilidj-arslän,  Sohnes  des  Sulaimän,  des  Helfers  der 
Fürsten  der  Gläubigen.  (Und  dies  ist  geschehen)  durch  die  Hände  des  schwachen  Knechts, 
des  der  Gnade  Allahs  bedürftigen  Lulu\  des  Angehörigen  des  Malik  (Mu'a^^am)  Mugith 
(al-dunyä  wal-dln),  am   15  Rabi*  II  des  Jahres  610  (3.  September  1213). 

Von  dem  hier  genannten  Herrscher ,  der  bereits  aus  handschriftKchen  und 
numismatischen  Quellen  bekannt  ist,  ist  dies  die  erste  inschriftliche  Kunde.  Als 
der  Seldjukiden-Sultan  Qilidj-arslän  II  vor  seinem  Tode  im  Jahre  B88  sein  Reich 
unter  seine  zwölf  Söhne  verteilte,  erhielt  T^gril-schäh  das  Gebiet  von  Abulustain 
in  Kappadokien.  Im  Jahre  597  versetzte  ihn  sein  Bruder  Sultan  Sulaimän  II  an 
Stelle  des  abgesetzten  letzten  Seldukiden  nach  Erzerum.  Als  er  etwa  622  starb, 
folgte  ihm  sein  Sohn  Djahän-schäh ,  mit  dessen  Tode  627  die  kleine  Seldjukiden- 
Dynastie    von    Erzerum    erlosch  *).     Aus   der   Inschrift    ergibt    sich   die   meines 

1)  Siehe  Ibn  al-Athir  XII,  58,  111,  134,  180,  232,  271,  279,  295,  312;  Abu  1-fidä'  III,  106, 
114,  121,  139  und  in  Eist.  er.  des  Crois.  I,  79,  84,  87 ;  IIa  69,  97,  151,  172  f. ;  Ibn  Bibi  in  Houtsma, 
Recueil,  Index  in  Bd.  IV,  auch  bei  Schefer  in  Kecueil  .  .  .  Stockholm  I,  13,  23,  39  ff. ;  Ibn  Chaldün 
V,  167  ff.;  Nuwairi,  Leiden  2i,  fo.  126  r%  128  r^  Hamdalläh,  ed.  Gantin  345;  Lane-Poole,  CBM  III, 
Xn  und  111;  IX,  295;  Dynasties  152  (wo  Qilidj-arslän  II  irrtumlich  als  Sohn  des  Malik-schäh  er- 
scheint, ebenso  bei  Barthold  125);  Markow,  IMG  389;  Edbem,  Essai  de  numismatique  seldjoukide 
13 f.;  Tewhid,  CMO  IV,  123;  Casanova,  Inventaire  Ismail  68;  de  Hammer,  Empire  ottoman  I,  83 
und  Stammtafel  im  Bande ;  Defrämery  in  JA,  4«  särie,  XIII,  492  ff. ;  Brosset,  Histoire  de  la  G^orgie 
I,  457,  Anm.  2;  Huart,  Epigraphie  17,  38,  41,  54,  58ff. ;  Saint-Martin,  Arm^nie  I,  104.  Die  Daten 
597  und  622  beruhen  auf  Ibn  al-Athir,  der  allerdings  den  Tugril  noch  623  und  625  als  Herrn  von 
Erzerum  nennt,  wohl  aus  Versehen  anstatt  seines  Sohnes.  Nach  Edhem  ist  er  bereits  589  nach 
Erzerum  gekommen  und  nach  Abu  1-fidä^  Ihn  ChaldOn  und  von  Hammer  schon  610  gestorben;  letz- 
teres ist  sicher  unrichtig,  wie  Huart  17  bemerkt,  da  aus  dem  Jahre  613  Münzen  von  ihm  vorhanden 
sind.  Diesem  Irrtum  liegt  vielleicht  die  falsche  Lesart  ^Mchara  für  ^cuchrtn  zu  Grunde.  —  Im 
Jahre  627  ging  Erzerum  (auch  Baiburt ?)  auf  den  Sultan  Kaiqubädh  über;  Ibn  al-Athir  XII,  319 ff.; 
Nasawi,  trad.  Houdas  346. 

Abkjuidliingen  d.  K.  Om.  d.  Win.  la  Göttingen.    PhlL-hiit.  Kl.    N.  F.    Bud  9,s.  20 

29 


154  MAX   VAN   BERCHEM, 

Wissens  bisher  unbekannte  Tatsache,  daß  Baibart  za  TQgi*ils  Besitzungen  gehörte. 
Als  Vasall  des  damaligen  Sultans  Kaik&wüs  I  fuhrt  Tugril  hier  nur  einen  Malik- 
Titel').  Auch  die  G-enealogie  stimmt  mit  den  Angaben  der  bisher  bekannten 
Quellen  überein. 

Zwischen  A  und  B  konnte  eine  Lücke  vorhanden  sein,  da  B  mit  einem  Ad- 
jektiv der  Zugehörigkeit  anhebt,  das  im  Beamtenprotokoll  immer  ans  Ende  gesetzt 
wird.  Dann  mußte  in  der  Lücke  der  Eigenname  eines  mit  der  Oberleitung  {fl  wiläya) 
der  Arbeit  beauftragten  höheren  Beamten  gestanden  haben ,  nach  dem  der  mit 
der  eigentlichen  Ausführung  (^cHa  yadai)  betraute  Lu'lu'  genannt  wäre ,  wie  denn 
diese  beiden  Amter  in  Bauinschriften  sehr  häufig  nebeneinander  erwähnt  werden. 
Da  aber  von  den  beiden  Steinen  offenbar  nichts  abgebrochen  ist,  und  im  Fall  eines 
herausgefallenen  f%  wilaya  weiter  unten  wa-^dla  yadai,  und  durch  die  Hände, 
zu  erwarten  gewesen  wäre,  so  gehört  das  Relativadjektiv  malaki  mugühi^)  eher 
zuLu'lu',  nach  dessen  Namen  es  dann  eingeschaltet  werden  muß;  das  wird  durch 
die  folgende  Inschrift  bewiesen. 

*13.  Yondemselben.  —  An  dem  anderen  Ende  der  Südmauer  sind  ebenfalls 
zwei  Steine,  A  und  B,  in  die  glatten  Quadern  eingemauert;  B,  zwei  Drittel  so 
lang  wie  A,  liegt  unmittelbar  unter  dessen  rechter  Hälfte.  Auf  A  vier,  auf  B 
drei  Zeilen  in  derselben  Schriftart  und  mit  denselben  Buchstaben  wie  auf  nr.  11. 
Von  dieser  Inschrift  copierte  Lehmann  -  Haupt  nur  den  auf  B  stehenden  Teil; 
vgl.  S.  125  (1).  Seine  Copie  wird  jetzt  durch  Favres  Photographie  bestätigt,  auf 
der  die  folgende,  sichere  Lesung  der  ganzen  Inschrift  beruht. 

pd\jyaJS\  JlJ^»  (2)     v5^Ui«  >JUJJ  AUl  (sic?)cQl  ^jU^  (sie)  g^  «;Uf3  i^JJüül  (1)  A 
«UU  ^jSyU\^  üyüüt  ^1$  e;NjLUt3  ^'iUi\  }ma  (3)      ^^S^  UiJJt  v^^^JU  S^\jl\  jc^L^I 

^^^j\sXl\  OiX^S  vJ^A»*a»  OU*"    (3)       8;L;J«  «v3^  ^    (2)      ^jSJJd\  Jlü    (l)    B 

Der  Anfang  und  der  Bau  (dieser)  gesegneten  Burg  (fanden  statt)  zur  Zeit  des  Königs, 
des  weisen ,  gerechten  ,  von  AUäh  unterstützten ,  siegreichen ,  kämpfenden ,  auf  Vorposten 
lauernden,  Mugith  al-dunyä  wal-din,  des  Verstärkers  des  Islams  und  der  Muslims,  des  Bezwin- 
gers der  Ungläubigen  und  Poljtheisten,  des  Königs  der  Länder  Kleinasien  imd  Armenien} 
Abu  1-Qärith  Tugril,  Sohnes  des  Qilidj-arslan,  Sohnes  des  Massud,  Sohnes  des  Qilidj-arslän, 
des  Helfers  des  Fürsten  der  Gläubigen.  Der  Erbauer  dieses  Baues  ist  der  schwache  Knecht, 
der  Majordomus  La'lu\    der  Angehörige  des  Malik  (Mu'a^i^am)  Mugith  (al-dunyä  wal-din). 


1)  Als  der  Sultanstitel  später  alltäglich  geworden  war,  führt  ihn  sein  Sohn  DjahSn-schäh  auf 
seinen  Münzen,  wohl  auch  Tugril  selbst ;  vgl.  weiter  unten  nr.  12  bis. 

2)  Auffallend  bleibt  aber  das  Zugehörigkeitsadjektiv  malahi  mugUht  unter  allen  Umständen, 
denn  da  Tugril  die  Beinamen  Malik  Mn^azzam  und  Mugith  al-din  führte,  so  sollte  hier  entweder 
malaki  mu^a^fami  oder  mugUhi  allein  stehen. 

30 


ARABISCHE  mSCHRIPTEN   AUS   ARMENIEN    UND   DITARBEER.  155 

Diese  Inschrift  bestätigt  den  Bau  oder  vielleicht  auch  nur  den  Wiederaufbau 
der  Burg  unter  T^igril-schäh  durch  seinen  Hofmarschall  Lu'lu*.  unter  den  von 
ihr  zu  nr.  11  gebotenen  Varianten  seien  nur  hervorgehoben  das  Fehlen  des 
eigentlichen  Malik-Titels  des  T<^i*il  ^nd  das  Erscheinen  eines  Amtstitels  ^)  des 
Lu'lu'y  zu  dem  das  Relativadjektiv  malaki  muglthif  wie  in  nr.  11,  gehört,  obgleich 
es  vorangestellt  ist,  denn  weder  ist  ein  anderer  Vermittler  des  Baues  genannt, 
noch  eine  Lücke  im  Stein  zu  erkennen. 

fläbis.  Von  demselben.  —  An  einem  verfallenen  Turm  oder  Vorsprung 
der  Burgmauer.  Diese  neue  Inschrift,  die  von  Lehmann -Haupt  gesehen,  aber 
nicht  copiert  worden  ist,  steht  ebenfalls  auf  zwei  Steinen,  A  und  B ;  B,  halb  so 
lang  und  hoch  wie  A,  liegt  unter  der  Mitte  von  A.  Auf  A  vier,  auf  B  drei 
Zeilen  in  einem  sorgfältiger  ausgeführten  Aiynbiden-Naschi  als  in  nr.  11  und  12; 
etwas  größere,  erhabene  Buchstaben  mit  einigen  Punkten  und  Zeichen.  Die  fol- 
gende Lesung  beruht  auf  Favres  Photographie,  auf  der  nur  einiges  und  dies  mit 
Mühe  zu  entziffern  ist,  teUs  weü  die  Inschrift  verwittert  ist,  teUs  wegen  des 
kleinen  Maßstabes  des  Bildes.    Unediert, 

[1  Wort]  (2)     [1  Wort]  ^1  (?)  ^\hL^\  (?)  lü^^  J^«  vi  [2  bis  3  Worte]  (1)  A 

gjs  ^  [1  Wort]  jy^  (3)     (?)e;^ül^'i  cÄrJUt'^  >*^V'  >•  a^^b  Lä^oJ'  v^^h^ 

<t  [unleserlich]  (4)     [2  Worte]  cä:^-^^'  jis^^  /^  ^y^^  O*  O^^' 
3  undeutliche]  ^yJJJ  «Lw»  (2)        (?)  ^Ül  [3  undeutliche  Worte]  Jm  Jj»  (1)  B 

^  [großenteils  verwittert]  (3)     [Worte 

Es  wäre  zwecklos,  diesen  lückenhaften  Text  zu  übersetzen;  die  Hauptsache, 
nämlich  der  Name  des  Erbauers  T^gril-schäh,  steht  fest.  Auffallend  ist  nur  der 
ziemlich  deutliche  Titel  al-sulfänj  statt  aUmaUkj  wie  in  nr.  11  xmd  12.  Die  Namen 
und  Titel  dessen,  der  den  Bau  ausgeführt  hat,  sind  zum  größten  Teil  unleserlich ; 
nur  so  viel  ist  sicher,  daß  er  ein  anderer  ist,  als  der  in  den  beiden  vorigen  In- 
schriften erwähnte  Lu'lu'. 

*18.  Bauinschrift  der  MENGUTSCHEKIDEN  -  KÖNIGIN  TtJRÄN(?). 
Anfang  des  XIII.  Jahrh.  —  Hoch  oben  an  der  Südmauer  der  Burg,  unweit 
der  Südwestecke,  läuft  unter  einem  reich  dekorierten  Gesims  eine  mächtige 
Borten-Inschrift  von  einer  Zeile  in  breitem  Naschi;  große,  auseinander  gezogene 
Buchstaben  mit  Punkten  und  einigen  Zeichen.  Photographien  von  Lehmann- 
Haupt  und  Favre.     Unediert;  siehe  Tafel  XTV,  nach  Lehmann-Haupt. 


^UÄi?    ^J^\^    UivXJt    iUJL3^    KbUJJ    vtt^UJJ    ii5UUit   ^\    (5)0^   o^l^    [('O^^^^J 

^  ^^1  yS^  A[Ut  (?)  iü^l  (?)  ^^J^]t 

1)  Über  den  Majordomus  oder  Hofinarschall  vgl.   CIA  I,  Index   anter  ustadär  und  den  fol- 
genden Wörtern. 

20* 

31 


156  MAX    VAN   BERCHEM, 

(Verordnet  oder  beschlossen  hat)  den  Bau  dieser  Burg  die  Königin,  die  weise,  gerechte, 
Ghäli$at  al-dunyä  wal-din,  der  Ruhm  der  Prinzessinnen  (?) ,  die  Tochter  (?)  des  Königs 
Fachr  al-din. 

Nur  das  erste,  beinahe  ganz  verwitterte  Wort  bleibt  unsicher ;  die  Fortsetzung, 
mit  ihren  orthographischen  Ungenauigkeiten ,  ist  außer  allem  Zweifel ,  bis  auf 
die  drei  durch  einen  Bruch  im  Stein  verschwundenen  "Worte.  Obschon  augen- 
scheinlich nUmalik,  und  nicht  al-waJika  da  stellt,  beweisen  doch  die  darauf  fol- 
genden Epitheta,  in  Verbindung  mit  dem  Beinamen  Chäli^at  al-dunyä  wal-din, 
daß  eine  Frau  den  Bau  veranlaßt  hat.  Daraus,  daß  jeder  Sultanstitel  fehlt, 
scheint  sich  femer  zu  ergeben ,  daß  die  Erbauerin  nicht  dem  Seldjukiden-Hause, 
sondern  irgend  einer  kleinen  Vasallen -Dynastie  angehörte.  Zunächst  dachte  ich 
an  die  im  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  in  Baiburt  unter  der  Oberhoheit  der 
Ilchane  von  Persien  regierenden  Arteniden,  die,  nach  ihren  Münzen  zu  schließen, 
erst  später  den  Sultanstitel  geführt  haben.  Doch  sprach  gegen  diese  Vermutung 
der  Stil  der  Buchstaben,  der  eher  auf  das  XIII.  Jahrhundert  weist.  Soweit  war 
ich  mit  Lehmann-Haupts  Photographie  gekommen,  als  durch  Favres  Aufnahme 
die  Lesung  des  am  Ende  stehenden  Beinamens  Fachr  al-din  sicher  gestellt  wurde, 
der  sich  selbstverständlich  auf  einen  Vorfahren  der  Erbauerin,  wahrscheinlich 
ihren  Vater  bezieht.  In  der  davor  befindlichen  Lücke  können  nämlich  wegen 
des  großen  Maßstabes  der  Buchstaben  höchstens  drei  Worte  gestanden  haben. 
Das  erste  davon,  das  notwendiger  Weise  zu  dem  zusammengesetzten  Titel  gehört, 
ist  wahrscheinlich  cU-chauätin,  da  es  mit  dem  vorhergehenden  al-dln  reimen  muß. 
Das  letzte  kann  kaum  etwas  anderes  sein  als  al-molik^  da  das  End-käf  noch 
deutlich  zu  sehen  ist.  Dann  bleibt  in  der  Mitte  höchstens  Raum  für  ibnat^ 
Tochter.  Auf  Grund  dieser  schwer  anzufechtenden  Ergänzungen  glaube  ich 
die  Erbauerin  jetzt  bestimmen  zu  können. 

Unter  den  Inschriften  an  der  prachtvollen  Hauptmoschee  zu  Divrigi  ist  auch 
eine  im  Namen  der  gerechten  Königin  {al-malika  ul-^ädild)  Türän-malik, 
Tochter  des  Malik  Sa'id  Fachr  al-din  Bahräm-schäh,  aus  dem  Jahre 
626  (1229).  Dieser  Bahräm  gehörte  zu  der  kleinen  Dynastie  der  Banü  Mangutschak, 
die  im  XIII.  Jahrhundert  unter  der  Oberhoheit  der  Seid  jukiden  -  Sultane  in 
Arzindjan  und  den  angrenzenden  Landstrichen  regierte ').  Nun  paßt  die  Zu- 
weisung unserer  Inschrift  an  jene  Königin  vortrefflich  sowohl  zu  dem  Stil  der 
Buchstaben  als  zu  der  Titulatur.    Allerdings  wird  sie   hier  nur  Chäli§at  al-din, 


1)  Das  dürftige  Material  für  die  Geschichte  der  Banü  Mangutschak  ist  neuerdings  von  Houtsma 
in  der  Revue  Orientale  1904^  277  ff.,  zusammengestellt  worden.  Außer  den  dort  citierten  handschrift- 
lichen, numismatischen  und  epigraphischen  Quellen,  vgl.  noch  Ihn  al-Athir  XII,  312  und  in  Hist.  or. 
des  Crois.  IIa,  172  (wo  in  der  Übersetzung  die  Stadt  Kamach  als  Burg  von  Arzindjan  erscheint!), 
über  die  Inschrift  von  Divrigi  siehe  Grenard  in  JA,  9«  särie  XVII,  552;  eine  revidierte  Ausgabe 
von  ihr  nach  endgiltigen  Aufnahmen  erscheint  bald  in  einer  gemeinsamen  Arbeit  von  Strzygowski 
und  mir  über  selc^ukische  Denkmäler  und  Inschriften.  Namentlich  ist  der  bei  Grenard  fehlende 
Eigenname  Bahräm  auf  dem  Original  deutlich  zu  lesen. 

32 


ARABISCHE  INSCHBIFTEN   AUS  ARlfENIEN   UND   DITABBEKB.  167 

und  dort  nur  Türän-malik  genannt,  so  daß  ein  direkter  Vergleich  ausgeschlossen 
ist;  femer  wird  ihr  Vater  Bahräm  hier  nur  mit  dem  Beinamen  Fachr  al-din 
bezeichnet').  Doch  dürfte  sich  die  Verschiedenheit  des  Protokolls  in  den  beiden 
Inschriften  dadurch  erklären,  daß  es  sich  hier  um  einen  militärischen  Bau,  dort 
aber  um  eine  fromme  Stiftung  handelt.  Endlich  liegt  Baiburt  nicht  allzuweit  von 
Arzindjan,  und  wir  wissen,  daß  die  Banü  Mangutschak  eine  Zeit  lang  Herren 
eines  sehr  ausgedehnten  Gebietes  waren. 

In  welcher  Eigenschaft  übrigens  jene  Türän-malik  an  der  Burg  von  Baiburt 
hat  bauen  lassen,  bleibt  unbestimmt,  so  lange  ihre  Geschichte  und  die  genaueren 
Schicksale  ihrer  Familie  im  Dunkel  liegen.  Nur  soviel  darf  einstweilen  aus  der 
vorgeschlagenen  Zuweisung  der  Inschrift  geschlossen  werden,  daß  sie  aus  der 
Mitte  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  stammt. 

Aus  Favres  Photographien  sei  noch  auf  einige  Details  hingewiesen,  die 
auf  den  kleinen,  aber  sehr  scharfen  Bildern  ganz  deutlich  hervortreten.  So 
trennt  eine  hübsche  Zackenverzierung  Inschrift  und  Gesims,  und  an  den  Buch- 
staben selbst  ist  das  obere  Ende  der  senkrechten  Schäfte  jedesmal  mit  einem 
Rankenomament  ausgefüllt,  das  an  ähnliches  Blattwerk  in  den  Schäften  man- 
cher Mobiliar -Inschriften  aus  jener  Zeit  und  Gegend,  namentlich  auf  den 
kupfernen  Geräten  der  sogenannten  Mosul- Schule ,  erinnert.  Endlich  steht  auf 
jeder  Quader  der  glatten  Burgmauer  unterhalb  der  Inschrift  ein  deutliches 
Steinmetz  -  Zeichen ,  wie  Z,  T,  I  u.  a.  Daß  muslimische  Bauten  solche  Zeichen 
tragen,  war  bereits  aus  Syrien  bekannt,  wo  man  sie  für  lateinische  Lettern 
erklärt  und  gefangenen  christlichen  Frohnarbeitem  aus  der  Kreuzfahrerzeit  zu- 
geschrieben hat.  Das  hier  nachgewiesene  Vorkommen  solcher  Zeichen  im  nörd- 
lichen Kleinasien,  auf  das  diese  Erklärung  keine  Anwendung  finden  kann,  spricht 
für  eine  andere  Art  ihrer  Entstehung.  Ich  möchte  in  jenen  angebKchen  Bach- 
staben einfach  gebrochene  Linien  erkennen,  die  mit  Meißel  und  Hammer  leicht 
und  rasch  hergestellt  wurden:  drei  Meißelhiebe  für  Z,  zwei  fürT,  einer  für  I, 
u.  s.  w. 


SÖ'ÖRT. 

*14,  Fragment.  —  In  dem  Hofe  eines  Hauses ;  Abklatsch  40  x  20.  Unediert. 
Tafel  IX.  Eine  an  beiden  Enden  abgebrochene  Zeile  in  spätem  Naschi;  große 
Buchstaben,  so  in  einander  verschlungen  und  undeutlich,  daß  ich  nicht  einmal 
entscheiden  kann,  ob  diese  3  bis  4  Worte  arabisch  oder  türkisch  sind;  letzteres 
ist  wahrscheinlicher,  da  der  Stil  der  Buchstaben  auf  das  XV.  oder  XVI.  Jahr- 
hundert hinweist.  Vermutlich  enthält  dies  ganz  kurze  Bruchstück  nichts  besonders 
wichtiges. 

1)  Statt  mit  al-Malik  al-Sa'id  Fachr  al-din  Bahräm-sch&h ,  wie  inDimgi;  also  fehlt  hier  der 
persönliche  Malik-Titel  sowohl  bei  ihm  als  auch  bei  seiner  Tochter.  Übrigens  soll  in  einer  Inschrift 
▼on  ihm  in  Kirschahr  ebenfalls  al-malik  ohne  al-sa'id  stehen;  siehe  Mordtmann  in  Barths  Reise 
Ton  Trapezunt  nach  Scutari,  in  Petermanns  Mittheü.,  Ergänzongsheft  3,  1860,  72. 

38 


MAS   VAN   BKBCHEH, 


SALMAS. 


fl5.  G-rabinecbrif t  einer  Frinzessin  anter  den  Ilchanen.  XIV. 
Jahrb.  ' —  Bei  Köinischahr,  in  der  Ebene  von  Salmäs  in  Äzarbaidjän,  nord- 
westlich vom  Urmia-See,  erhebt  eich  ein  mächtiges,  tarmartiges  Maosoleom  in 
Form  einer  kappelbedeckten  Botanda  ans  Bachstein.    Die  Knppel  ist  eingestürzt 


Figur  98. 
34 


ARABISCHE   nreCHRIFTEX    AUS   AMOKIES    DND    DITABBXKEL  159 

ond   die    reiche    Verkleidnng    der   Backsteine    znm   Teil    verschwunden;    siehe 
Fig.  93'). 

In  einem  schön  dekorierten  Rahmen  über  der  Eingangstiir  steht  eine  ara- 
bische  Inschrift  anf  emaillierten  Fayenceplatten.  Zwei  Zeilen  in  Rmidschrift; 
lange ,  magere  Bachstaben ,  schwarz  oder  danVelblan  anf  weiBem  6ruud ,  mit 
Punkten,  Zeichen  and  Blnmenranken.    Wohl  nnediert;  siehe  Fig.  94. 


Figur  94. 
Bt  ^jijl   „,A«»il  jt:*'^\    «*J4    lyyUi-   (??)u--  {?)eU«'^t   iSlm  ■Csi\   tSfi   »U*#  j*\  (1) 
*yli  \^  ^  $  XÄvH-rs  [t'twa  t  Wort]  äti-  'AJ^\  [etwa  I  WortI  j%A  ^)i  i  (2) 

Befohlen  bat  den  Bau  dieser  Grabkappel  die  von  den  Ministern  (?)  AbBtammende  (?), 
die  Prinzessin  .     ...  (Eigenname V) ,     Tochter    des  hochgeehrten    Emirs   Argün    Aqä,     ani 

Datum    dea    gesegneten  Monats  .  .  .  des  Jahres und  siebenhundert.     „Alles  vas  anf 

der  Erd  bt,  muß  vergehn"  *). 

Aaf  das  Wort  £J^  folgt  lil,  dann  U/*,  dann  ^J.  Über  Lu*  steht  noch  (oder 
^?)  mit  einem  kleinen  Kreise  davor,  der  keine  sichere  Deutong  zuläßt.  Nimmt 
man  ihn  für  ein  Mim,  so  können  die  über  and  hinter  La^  stehenden  Bachstaben, 
in  denen  der  vor  chalun,  Prinzessin,  zu  erwartende  weibliche  Figenname 
stecken  maß,  ^J^  gelesen  werden.  Diese  ganz  provisorische  Lesang*) 
möge  man  in  Ermangelang  von  etwas  Besserem  hinnehmen ,  bis  nns  andere 
Quellen  den  richtigen  Namen  der  Erbauerin  der  Örabknppel  kennen  lehren.  Aas 
der  Inschrift  erfahren  wir,  daß  sie  den  Titel  cAdfAn,  Prinzessin,   führte  and 

1)  Andere  Bebpiele  dieBes  in  Persien  h&nfigen  Grabmal •  Typus  siehe  bei  Coste,  Monamenti 
modemeB  de  la  Perse  Taf.  LXIU  f.  and  Gayet,  L'art  persan  149  ff.  (Grabm&ler  ans  Rej),  de  Morgao, 
Mission  en  Perse  I,  Taf.  XLIV  (Grabmal  in  Kiaw  bei  Ardebü),  auch  in  J.  Dieulafoy,  Ferse,  Chaldäe 
et  Susiane,  und  Sarre,  Denkmäler  persischer  Bankanat ,  passim.  Es  ist  dies  ein  klassischer  Typus 
für  peraJBche  Grabmäler,  sei  es  als  alleinstehende  Bauten,  wie  in  den  eben  angeführten  Beispielen, 
sei  es  als  Teile  eines  Gebäudekomptexes. 

2)  Koran  LV,  26. 

3)  Das  End-Yi  könnte  auch  i:u  U*^t  gehören ;  »u  einer  Schreibweise  ^Ll»^1  für  «U*^i  vgl. 
^jVc  ^t  (^  in  CIA  I,  19ä,  Anm.  1,  und  Mai  von  Oppenheims  Inschrift  nr.  27.  Statt  al-unumd' 
Ist  aber  vielleicht  etwas  ganz  anderes  zu  lesen  nnd  auch  das  sichere  naiäla  anders  zu  deuten.  Nach 
Analogie  anderer  von  hohen  Damen  herrobrender  Inschriften  würde  man  hier  einen  Titel  wie  die 
auserwftblte  unter  den  Prinzessinnen  erwarten;  ich  finde  aber  nichts  passendes.  Die 
Lesung  stützt  sich  anf  die  Tatsache,  dafi  die  Erbauerin  einer  machtigen  HiniBterfamilie  unter 
vorgeschlagene  den  Ilchanen  angehörte  \   siehe  weiter  unten. 


160       MAX   VAX  BERCHEM,    ARABISCHE  INSCHRIFTEN   AUS   ARMENIEN  UND   DITABBEEB. 

eine  Tochter  des  Emirs  Ärgün  Aqä  (Agä)  war.  Gemeint  ist  wohl  der  Emir 
dieses  Namens ,  der  unter  den  üchanen  HnlägO  und  Abägä  als  Statthalter  Cho- 
rasäns  und  auch  sonst  eine  wichtige  Rolle  spielte.  Von  seinen  zahlreichen  Söhnen 
ist  der  bekannteste  Nanrüz,  der  als  Gräzäns  Anhänger  and  nach  dessen  Thron- 
besteigung, zu  der  er  am  meisten  beigetragen  hatte,  als  Generalstatthalter  des 
mongolisch-persischen  Reiches  eine  hervorragende  Rolle  spielte,  bis  ihn  Gäzän 
mit  anderen  Mitgliedern  seiner  zu  mächtig  gewordenen  Familie  aus  dem  Wege 
räumen  ließ.  Argün  Agä  soll  auch  mehrere  Töchter  hinterlassen  haben,  von 
denen  die  meisten  an  Prinzen  aus  königlichem  Geblüt  verheiratet  waren.  Soweit 
mir  ihre  Namen  bekannt  sind,  passen  sie  nicht  zu  den  Schriftzügen  der  In- 
schrift^). Vielleicht  findet  sich  noch  einmal  der  hierher  gehörige  Name  in  den 
noch  unedierten  Hauptquellen  für  die  Geschichte  der  Uchane. 

Im  Datum  ist  durch  das  Herausfallen  einer  Fayenceplatte  eine  Lücke  ent- 
standen. Sie  ist  indeß  nur  klein ,  und  es  kann  darin  nicht  mehr  als  eine  Zahl 
gestanden  haben,  da  der  übrige  Raum  neben  und  unter  ihr  durch  einen  Monats- 
namen ausgefüllt  war,  der,  wie  das  grammatisch  bestimmte  al-mubärak  beweist, 
als  Annexion  zu  schahr  auf  dieses  folgte'). 

Die  Inschrift  ist  also  aus  den  ersten  Jahren  nach  700  H.  oder  1300  n.  Chr. 
datiert,  was  zu  einer  Tochter  des  um  127B  verstorbenen*)  Argün  Agä  gut  paßt. 
Soweit  ich  mit  persischen  Kunstformen  verti^aut  bin,  scheint  mir  auch  der  Stil 
des  Gebäudes  tatsächlich  jener  Zeit  zu  entsprechen^). 

Weiter  unten,  über  der  Eingangstür,  steht  in  quadratischem  Kufi  eine  zweite 
Inschrift,  die  nur  das  Wort  «IM  Allah  in  mehrfacher  Wiederholung  enthält. 
Hoch  oben  auf  dem  breiten  Gesims  unterhalb  der  eingestürzten  Kuppel  scheint 
eine  große  (kufische?)  Inschrift  rings  um  das  Gebäude  gelaufen  zu  sein,  von  der 
aber  auf  dem  Bilde  nichts  mehr  zu  erkennen  ist. 


1)  Siehe  Hammer,  Geschichte  der  Ilchane  I  and  II,  passim;  d'Ohsson,  Mongole  in  und  lY, 
passim;  Saint-Martin,  Arm^nie  II,  141,  281;  Howorth,  Mongols^III,  101,  269,  335,  409  und  passim.  ArgGn 
Agä,  der  in  dem  von  Quatrem^re  edierten  Teil  des  Raschid  al-din  gelegentlich  erwähnt  wird,  hinter- 
ließ acht  (Hammer  I,  89)  oder  neun  (Howorth  III,  409)  Söhne  and  eine  Tochter,  Mengelitekin  (Hammer 
II,  8),  außerdem  auch  eine  Enkelin  Bulgän-chätün  (ebenda  und  d'Ohsson  IV,  177,  Howorth  III,  409). 

2)  Vielleicht  war  es  der  Ramadan ,  dessen  charakteristisches  Epitheton ,  wie  mir  Professor 
Andreas  mitteilt,  in  Persien  al-mubärak  ist.  In  ägyptischen  Inschriften  hingegen  steht  ramadän 
entweder  allein  oder  hat  das  Epitheton  al-mu*  af^am,  und  zwar  ist  im  XIV.  Jahrh.  das  letztere  die 
fast  ausnahmslose  Regel;  siehe  CIA  I,  Index  unter  ramadan  und  mu'a^fiam. 

Der  Umstand,  daß  durch  das  Herausfallen  einer  einzigen  Platte  eine  doppelte  Lücke  im 
Text  entstanden  ist,  erklärt  sich  aus  dem  in  Inschriften  so  häutigen  Wechsel  in  der  gegenseitigen 
Stellung  der  einzelnen  Wörter  und  Buchstabengruppen,    die  bald  neben,  bald  übereinander  stehen. 

3)  Nach  Hammer  I,  275,  um  1272,  nach  Saint-Martin  II,  282,  gegen  Ende  des  Jahres  673  (1275), 
nach  d'Ohsson  IV,  42,  1278. 

4)  Auch  Sarre  verweist,  wie  mir  Lehmann-Haupt  mitteilt,  das  durch  die  reiche  Anwendung  bunter 
emaillierter  Fliesen  und  die  Stalaktiten  über  dem  Eingang  charakterisierte  Monument  in  das  XIV. 
Jahrhundert.  Es  gehört  also  wie  die  in  Tabriz ,  Sultäniya ,  Maräga  u.  a.  Orten  erhaltenen  Ruinen 
lu  der  großen  Denkmälergruppe  der  Ilchane  in  Azarbaidijän. 


86 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Teztbilder. 

Figur  1  Ätzung  nach  Autographie  (Autotypie),  Fig.  21,  45,  49,  54,  55,  56,  68,  80,  91  Strichätzungen 
nach  Zeichnung,  alle  übrigen  photographische  Zinkotypieen.  —  Die  Ortsnamen  sind  eingeklammert, 

sobald  nicht  feststeht,  daß  die  Stätte  der  Auffindung  oder  der  Erwerbung  auch  die  der  ursprüng- 
lichen Aufstellung  ist.  —  V.  A.  mit  nachfolgender  Zahl,  Inventamammer  der  Sammlung  vorder- 
asiatischer Altertümer  der  Königlichen  Museum  zu  Berlin.  —  *  bezeichnet  die  erste  Veröffentlichung, 
t  die  neue  Wiedergabe  eines  schon  in  einer  Abbildung  des  gleichen  oder  eines  völlig  identischen 

Exemplares  bekannten  Gegenstandes. 

Erster  Abschnitt. 

Figur  Seite 

*1.         Weihinschrift  Dungi^s  I  auf  Cameol 5 

*2,        Fragment  einer  altbabylonischen  Inschrift 6 

*3a— c.    (Siegel-jCjlinder  von  Gök-täpä  bei  Urraia 8  u.  9 

*4.        Dreizeilige  Backsteininschriften  Tnkulti-Ninib^s  I 12 

*5.         Eine  andere:  a)  der  ganze  Backstein,  b)  die  Inschrift 18 

6.         Tiglatpileser's  I  Siegesinscbrift  (von  Yungalu) 16 

t?  a,  b.      Tiglatpilesers  I  Felsinschrift  vom  Ausgang  des  Tigristunnels, 

a)  nach  photographischer  Aufnahme 17 

b)  nach  Abklatsch 18 

*8.         Dreizeilige  Backsteininschrift  Assumasirabars  III 22 

*9.         Tatze  (Hand)  aus  Thon  mit  Inschrift  Assumasirabars  III    ...     .  23 

*10a,  b.     Zwei    Fragmente    der  Annalen-    (oder    der   Standard-)In8chrift    Assur- 

nai^irabals  III 24 

*11.       Thürkolosse,  in  Nimrud  photographisch  aufgenommen 25 

*12.       Siebenzeilige  Backsteininschrift  Salmanassar^s  II  auf  der  Oberseite  eines 

großen  quadratischen  Ziegels,  Nimnid 26 

*13a,  b.     Desgl.  auf  Ober-  und  Vorderseite  eines  Ziegels  verteilt 27 

♦I4a,b.     Wie  No.   13,  Fragment 28 

*15.       Fünfzeilige   Inschrift   Salmanassar 's  II,    Vorderseite   eines   Backsteines, 

Nimrud 29 

*16.       Vierzeilige  Backsteininschrift  Salmanassar's  II,  Nimrud 29 

*17.       Dreizeilige  Backsteininscbrift  Salmanassar's  II 31 

tl8a,  b.     Inschrift  Salmanassar's  II  vom  Tigristunnel,  („Tgr.  3^*),  Abklatsche   .  37 
*19.       Obere  Inschrift  Salmanassar's  II  von  der  „oberen  Höhle"  beim  Tigris- 
tunnel („Tgr.  4"),  Abklatsch 39 

t20.       Untere  Inschrift  Salmanassar's  II  von  der  „oberen  Höhle"  beim  Tigris- 
tunnel („Tgr.  5"),  Abklatsch 41 

t21.       Nebo-Statue,  an  der  Stätte  des  von  Adadnirari  III  (IV  ^))  und  Sanunu- 

ramat  erbauten  Nebotempels  zu  Kalach-Nimrud  in  situ  pho- 
tographisch   aufgenommen.     Vorderansicht.      Zeichnung    von 

Lucy  du  Bois-Reymond  nach  der  Photographie  ...  44 


1)  Vgl.  S.  165  Anm.  2. 
AbhuidliingaB  d.  K.  Gm.  d.  Win.  in  Gfittingen.    PhU.-bist.  Kh    N.  F.    Baad  9,s.  21 


162  VERZEICHNIS   DER   ABBILDUNGEN. 

Figur  Sdte 

*22.       Fragment  einer  Stelen  (?)-In8chrift  Salmanassar^s  III 4G 

*23.       Dreizeilige  Backsteininschrift  Sargon^s  II  aus  Cliorrab^ 48 

*24.       Die    fünfzeilige     sumerische    Inschrift    Sargon's    II,     fragmentarisches 

Exemplar  aus  Chorsabad 48 

*25.       Desgleichen,  Museum  zu  Tiflis 49 

*26.       Dreizeilige    Backsteininschrift   Sanherib^s   aus   KAK.  ZI    (Teil   Gasyr 

zwischen  Gwär  und  Arbela) oO 

*27.       Dreizeilige  Backsteininschrift  Sanherib^s  aus  Borsippa 51 

*28.       Neues   Exemplar   der   siebenzeiligen    Backsteininschrift  Sanherib^s   aus 

Tarbis.  I  R  7  No.  VIII  C.     Nach  dem  Abklatsch      ...  51 

*29.       Ein  weiteres  Exemplar  derselben  Inschrift.     Nach  dem  Original    .     .  52 
t30.       Felsinschrift  Assurhaddon's   vom  Ngübtunnel,  jetzt  V.  A.  3315,   nach 

einem  in  Mosul  vor  der  für  den  Transport  notwendiger  Zwei- 
teilung des  Steines  genommenen  Abklatsch 53 

*31.       Steinfragment:  Annalen  AssurbanabaFs,  arabischer  Feldzug,  Teile  von 

8  Zeilen 54 

*32.       Kalksteinplatte,  Nimrud :  Weihinschrift  AssurbanabaFs  an  Ninib   nach 

dem  Siege  über  Teumman  von  Elam 55 

t33.       Skulpturen  von  Maltaiya,  zweite  Gruppe 58 

t84.       Desgl.  vierte  Gruppe 59 

*35.       Kiesel  mit  dreizeiliger  Inschrift 59 

*36.       Relief  auf  grauem  Gestein,  Kampf scene  (Charput) 60 

t37.       Die  „Sardursburg",  Van 61 

t38.       Siebenzeilige    assyrische    Inschrift    Sardur^s   I,     Sohnes    des   Lutipris, 

Sardursburg 62 

t39.       Achtzeilige  assyrische  Inschrift  Sardur^s  I,  ebendaher 62 

*40.       Anfang  einer  dritten  Inschrift  Sardur's  I,  ebendaher 62 

*41.       Assyrische  Inschrift  von  der  Opfemische  auf  dem  Vanf eisen      ...  63 

t42.       Die  assyrische  Inschrift  auf  der  Westseite  der  Kel-ä-sin -Stele    ...  64 

Zweiter  Abschnitt. 

Fundort:  Toprakkaläh  bei  Van,  sofern  nichts  Anderes  bemerkt. 

*43.       Eingang  der  Felsenfeste  Eusas'  II  von  Kal'ah  bei  Mazgert  ....  71 

*44.       Auswahl  aus  den  MosaYken  vom  Fußboden  des  Tempels 73 

""45.       Stelensockel  Hassankarah.     Zeichnung  von  Helfriede  Haupt    .     .  75 

*46  a,  b.     Fragmente  zweier  beschriebener  Steintafeln 76 

*47/48.     Torso    einer    männlichen    bekleideten    Statue,  Vankalah,  Vorder-    und 

Rückansicht 77 

*49.       Gefäßrand  aus  Porphyr   mit   ruhendem  Wiederkäuer.     Zeichnung   von 

Franz  Frohse 80 

*50.       Steinplatte  mit  Blitzdarstellung 80 

*51.  *52.    Kleine  Hände  aus  Gips 81 

*53.       Steinblock:    bärtiger   Mann    an  Baum,    teils  Relief,    teils    vertieft   mit 

Metall  etc.-Einlage 81 

*54.       Darstellung  von  der  Oberfläche  eines  Steingewichts :  Mann  vor  heiligem 

Baum  etc.     Zeichnung  von  Franz  Frohse 82 

*55.       Knöcherner  Armring.     Zeichnung  von  Franz  Frohse 83 

*56.       Getriebene  Goldplatte :  Sitzende  Göttin  und  Adorautin.    Zeichnung  von 

Franz  Frohse 84 


VKRZKICHNIS   DER   ABBILDUNGEN.  163 

Figur  Seite 

*57/58.     Henkel-Figur;    chaldische    weibliche   Gottheit    in    geflügelter    Sonnen- 
scheibe, V.  A.  2988,  Vorder-  und  Rückansicht 87 

*59.       Silberne  Doppelbüchse    übersponnen    und    mit    Goldnägeln    beschlagen, 

durch  Feuer  verbogen  und  z.  T.  zerstört 90 

*60.       Deren  Deckel,  Außenseite 90 

*61.       Andere  Ansicht  derselben  Büchse  und  des  Deckel-Inneren     ....  91 

♦62.       Kleine  broncene  Gefäße 93 

*63.       Broncener  Kandelaber  von  Toprakkaläh,  jetzt  im  Hamburger  Museum 

für  Kunst  und  Gewerbe 94 

*64.       Etruskischer  Bronce-Kandelaber,  ebenda 95 

*65.       Broncener  Thronfuß 96 

*66.       Greif,  V.  A.  775,  Bestandteil  eines  Bronce-Thrones 97 

*67.       Säule,  V.  A.  776,  Bestandteil  eines  Bronce-Thrones 97 

*68.       Zackenkranz,  Bronce.     Zeichnung  von  FranzFrohse 97 

*69.       Eunuch,  Bronce  und  Gestein,  V.  A.  774 98 

*70.       Broncener  Weiheschild,  V.  A.  808 99 

*71.       Bronceschale  mit  hieroglyphischen  Zeichen,  V.  A.  796 100 

*72.       Eiserne  Waffen  und  Schneidewerkzeuge 101 

*73.       Broncener  in  die  Wand  einzulassender  Ring  (zum  Anbinden  von  Tieren)  102 

*74.       Zwei  weitere,  einer  Eisen,  einer  Bronce 103 

75.       Oberteil  (mit  Henkel)    einer   *bronceneu    und   einer   ^tönernen   Kanne 

neben  einander  gestellt 103 

*76.       Broncene    Schale,   in    2  Abschnitte   geteilt    durch    einen    Steg   mit    3 

Durchlässen  (Lampe?) 104 

77  a,  *b.     Tontafel :    Brief   an  Rusas  II    von  Sagastaras,    den  König  vom  Lande 

Is]pgulu(s),  dem  nördlichsten  chaldischen Vasallenstaat,  gerichtet. 

a)  Vorderseite,  b)  Rückseite 105 

*78a,  b.     Tontafel:    Zahlenliste,    beiderseits    5  Columnen  abgeteilt,     a)  Vorder- 
seite, Col.  I,  ni,  V  beschrieben,  b)  Vorderseite,  Col.  1 :  1  Zeile, 

Col.  IV:  voll,  Col.  V:  teilweise  beschrieben 106 

*79  a,  b,  c.   Fragmente  von  Tontafeln  (Rechnungen),     a)  Linke   obere  Ecke   einer 

nur  vorderseitig   beschriebenen  Tafel,    b)  anderes  Stück  der- 
selben Tafel,  c)  Stück  vom  unteren  Teil  einer  anderen  Tafel  107 
80.        Siegelabdruck:  Schiffsprocession.    Zeichnung  von  Georg  Heibig.     .  108 
81  *a,  b.     Tontafel    mit   hierogljrphischen    Zeichen,    3    von   6    abgeteilten    Zeilen 

der  Vorderseite  beschrieben :   a)  nach  der  Auffindung,  b)  nach 

der  Reinigung 108 

*82.       Vier  tönerne  Henkelkannen 109 

*83.       Tönerner  Spitzbecher 109 

*84.       Tönerne  Tiegel 110 

*85.       Fragment    vom    Bauch   eines    großen  Kruges  mit  Schnuromament  und 

keilinschriftlicher  Maßbezeichnung 111 

*86.       Fragment    vom    Oberrand    eines   Kruges    mit    Tierflguren:    kauernder 

Vierfüßler,  an  dem  ein  Raubtier  frißt 112 

*87.       Ein  gleiches:  der  Vierfüßler  mit  herabhängenden  Beinen 113 

*88.       Ein  Raubtier  aus  solcher  Gruppe 114 

*89.  *90.    Zwei  Exemplare  von  Vierftlßlem  aus  solchen  Gruppen 114,  115 

*91.       Raubtierkopf,  Zeichnung  von  Franz  Frohse 115 

*92.       Runder  Napf 117 


21* 


164  TKBZEICHNIS   DER  ABBILDUNOSN. 

figar  Seite 

Dritter  Abschnitt. 

*9d.       Kappelrotunde  von  Köinischahr  (sprich  Köinischähär)  in  der  Ebene  von 

Salmäs 158 

*94.       Inschrift  über  dessen  Eingangstür 159 

Tafeln. 

I,  II,  VI— YIII  Zinkotypie,  III  und  IV  Strichätzungen  nach  Autographie  (Autotypien),  V  desgl.  nach 

Zeichnung,  IX— XIV  Lichtdruck.    ♦  und  f  wie  bei  den  Textbildem. 

*I.     Fragment   vom  Oberteil    der  Stele  Assumasirabars  III    an    der  Quelle    von  Babil 

bei  Djezireh. 
*II.     Inschrift  Salmanaasar's  II  vom  Tigristunnel  („Tgr.  2")  nach  dem  Abklatsch. 
*III.     Tigristunnel-Inschrift  Salmanassar's  II  („Tgr.  2),  bisher  fälschlich  Tuklat-Ninib  II 

zugeschrieben.     Herstellung  des  Textes. 
*1V.     Obere  Inschrift  Salmanassar's  II  von  der  ^oberen  Höhle"  beim  Tigristunnel  (Tgr.  4). 

Herstellung  des  Textes. 
fV.     Nebo-Statue,  an  der  Stätte  des  von  Adadnirari  (III)  IV  ^)  und  Sammuramat  erbauten 
Nebotempels  zu  Kalach  in  situ  aufgenommen.     Rückansicht.     Zeichnung  von 
Lucy  du  Bois-Reymond  nach  der  Photographie. 
*VI.     „Ngüb^^ -Tunnel  zur  Ableitung    eines  Kanals    aus    dem    großen  Zab    nach  Kalach- 

Nimrud,  in  Assarhaddon^s  Neugestaltung. 
*VII.     Skulpturen  von  Maltaiya.     Gruppe  II. 
VIII.     Ausgrabungen  auf  Toprakkaläh  bei  Van: 

*1.  Vase   mit  matter  Aufmalong  (laufende  Vögel,    zwischen    horizontalen  Bändern 

nach  Halsschmuckart). 
*2.  Kanne  mykenischer  Form  mit  rotglänzendem  Überzug  und  eingeritztem  Blatt- 
Ornament 

Arabische  Inschriften. 

IX.     No.  *14.     Sofort. 

No.  *1.     Maiyäfäriqin:  Grabinschrift. 

No.  *3.     Maiyäfäriqin:  Bauinschrift  des  Merwaniden  Abu  Nasr  Ahmad.    416  H. 
X.     Maiyäfäriqin : 

No.  *2.     Bauinschrift  des  Merwaniden  Abu  Mansür  Sa'id.     391  H. 
No.  •4.     Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Aul;Lad  Aiyöb,     (599  H.) 
XI.     „Zu  No.  3*'.     fDrei  Inschriften  aus  Amid  nach  Niebuhr. 

No.  *9.     Bauinschrift  des  Ortokiden  Fachr  al-din  Qarä-arslän.     561  H. 
XII.     Maiyäfäriqin : 

No.  *7.     Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Mu^affar  Gäzi.     623  H. 

No.  *5  und  *6.    Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Aschraf  Müsä  (607—617  H.) 

mit  Bruchstück  eines  Dekretes. 
No.  *8.     Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Kämil  Muhammad.     644  oder  654  H. 

XIII.  Ämid:    No.  *10.     Bauinschrift  des  Ortokiden  Malik  Sälih  Mahmud.     Um  506  H. 

XIV.  Baiburt: 

No.  *11.     Bauinschrift  des  Seldjukiden  Malik  Mu'a??am  Tugril.     610  H. 
No.  *13.     Unbestimmter  Fürst,  wahrscheinlich  Königin  Türän.    Anfang  des  XIII. 
Jahrhunderts. 


1)  Siehe  S.  165  Anm.  2. 


Namen-  und  Sachverzeichnisse. 


1.    Zum  ersten  und  zweiten  Abschnitt. 

Tob  H.  LattermanD  *)• 

Die  Zahlen  bezeichnen  die  Seiten;   die  in  Klammern  eingeschlossenen  Zahlen  und  Buchstaben,   die 

laufenden  Nummern  bezw.  Abschnitte;   die   hochgestellten  Zahlen   die  Anmerkungen.    Namen,   die, 

ohne  zu  sachlichen  Erörterungen  Anlaß   zu   geben,   lediglich   in   den  Inschriften   vorkommen  oder 

als  Fundstellen  genannt  werden,   sind  nur  ausnahmsweise  berücksichtigt. 


Adad-idri  von  Damaskus  81  (20),  35  Z.  21, 

41  Z.  14  f. 
Adadnirari  (III)  IV*),  Statue  45  (24). 
Adoration  in  chald.  Darstellung  84  ff. ;  A.  der 

aufgehenden    Sonne    auf   altbabyl.    Siegel- 

cylinder  8  ff. 
akarki,  Hohlmaß  111  (45). 
„Alabaster^  s.  Marmor. 
Altbabylonische  Schrift:  Übergangstypus  5. 
Alzi  124. 

Amel(?)-Ea  (11),  177. 
Annalen  Tukulti-Ninibs  I  14  f.;    A.   an   den 

Felsenkammem  Arg^stis^  I  74^. 
Anzaff,  Burganlage  72. 
Apotheose,  altbahyl.,  des  lebenden  Herrschers 

6(1). 
Aquädukt  des  Schamyram-suy  72. 
Arame  31  (20),  35  Z.  17. 
Ardinis,  chald.  Sonnengott  93  (20). 
Argana-SU-Quelle  43  f 
Argistis  I   45  (25)  ff. ;   A.'  I    Felsenkammern 

von  Van  70,  74  t;  A.-Stele  75,  7G  (3). 
Armenien,    Zugangswege    67;    A.    unter    den 

Urartäer-Chaldem  66. 
Armenier,  west-östl.  Wanderungen  67,124,17  7f.; 

Bedeutung  für  die  abendländ.  Kunst  74'. 
Armhaltung  assyrischer  und  chaldischer  Sta- 
tuen 78  f. 
Armring  mit  Schnitzerei  83  (13). 
Arzaskun,  ältere  Hauptstadt  Urar^us  31  (20), 

35  Z.  16,  66,  178. 


Aschguzäer  s.  Skythen. 

Assarhaddon  52  ff. 

Assur  (Niniveh)  im  Eeiche  von  Ur  7  f. ;  A. 
(Stadt),  Palast  Tukulti-Ninibs  I  14;  ar- 
chaische Statue  von  A.  78  f.;  Blitz  aus 
Goldblech  179  f 

Assurbanabal  54  ff. 

Assiumasirahal  HI  19  ff. ;  von  A.  geb.  Kanal 
vom  Gr.  Zab  nach  Kalach-Nimrud  52  ff. 

Assyrischer  Einfluß  auf  die  chald.  Keramik 
109  (40);  a.  Inschriften  vorarmen.  Herrscher 
7^  61 ;  a.  Sprache  auf  Tontafeln  in  Kappa- 
dokien  108  (40),   108^  s.  Babylonien. 

Auripigment  auf  Toprakkaläh  81  ^ 

Babil  bei  DjezJret-ibn-'Omar  19;  Quelle  bei 
B.  =  Supnat-Quelle  22  Abs.  1,  56;  Stelen 
dortselbst  19  ff.,  56  (36—38). 

Babylonien,  Zug  Salmonossar^s  II  nach  4 1 ; 
babylonisches  Hades- Relief  94;  Bab. -Assy- 
risches in  der  chald.  Kunst  85,  89,  105, 
122,  in  der  etruskischen  95  (12);  b.-a. 
Sprache  im  Chetiter-Reich  108*,  123,  179. 

Bart  s.  Haartracht ;  B.  olympischer  Henkelfigur, 

a8syrisierend   89. 
Baumkult  82  f. 
Beil,  eisern  102  (29). 
Bemalte  Vase  116  (53). 
Berekynthia  124. 
Bewaffnung  der  Chalder  101  (29). 


1)  Herrn  cand.  phil.  H.  Lattermann  bin  ich  für  die  verständnisvolle  Anfertigung  dieses 
Verzeichnisses,  die  er  mitten  in  den  Vorbereitungen  zu  einer  wissenschaftlichen  Reise  nach  Griechen- 
land durchführte,  zu  warmem  Danke  verpflichtet.    L.-H. 

2)  Nach  den  neuesten  Funden  in  Assur  (Mitt.  Dtsch.  Or.-Ges.  No.  21  S.  35,  No.  32  S.  19; 
Klio  VI  S.  534  f.)  als  A.  IV  zu  bezeichnen. 


166 


NAMEN-   UND   SACHVERZEICHNISSE. 


Bilinguen,  chald. -assyrische  63  f. 

Bit-Adini  43. 

Bithyner  178. 

Blattkelch-Motiv  93  f.,  95(20/1);  ?  98  (24). 

Blitz-Darstellung  80  (8)  f.,  179. 

Boghazköi,  Aasgrabungen  108',  Keramik  179. 

Bolzen,  eisern  102  (29). 

Borsippa  unter  Sanherib  50  (30)  f. 

Bossen  an  Stelen-Sockel  76  (3). 

Bronze-Gegenstände  92  ff.,  93^ 

Brückenbauten  der  Chalder  121^ 

Büchse  silbern  89  ff. 

Büffelkälber  (?)  auf  Gefößrand  darg.   112  ff. 

Bnr 

^ — :  Bedeutung  des  Ideogramms  25^. 

Burganlagen  der  Chalder  69,  122. 
Bu-ru-hum-zi  124. 

Chaldaca,  Zug  Salmanassar's  11  nach  41. 

Chaldis,  Gottheit  85,  88;  Tempel  auf  To- 
prakkaläh  69,  79 ;  olympische  Nachbildung 
chaldischer  Darstellung  (?)  89. 

Chalder  (UrartHer),  Einwanderung  nach  Ar- 
menien von  Westen  66  f.,  68,  123,  124, 
Zeit  66,  124;  Wesen  des  eh.  Staates  67. 
Ch.  Kultur  120  ff. ;  Konservativismus  67  f., 
122;  Beziehungen  zur  mykenischen  und 
kleinasiatischen  Kultur  68  f.,  118  (59)  f., 
121  f.,  121«,  179;  kulturelle  Beeinflussung 
durch  die  Assyrer  67  ;  ch.  Burganlagen  69, 
122;  Architektur  72,  74,  120,  Nach- 
wirkung auf  Italien  im  Mittelalter  74 ; 
Skulpturen  76  ff.  89;  Darstellungen  ch. 
(weiblicher)  Gottheiten  84  ff.,  86  ff.;  männ- 
licher Ch.-Typus  98  (25)  f.;  Bewaffioung 
101  (29);  Tula-Technik  91  f.;  Glyptik  81  ff.; 
ch.  Keramik  105  ff.,  deren  assyr.  Beein- 
flussung 105, 109  (40) ;  ch.  Tontafeln  105  ff. 
Ch.  Sprache :  Verwandtschaft  mit  Mitanni 
123;  m.  modernen  Spr.  des  Kaukasus  67^; 
ch.  Inschriften- Wesen  67 ;  Untergang  des  ch. 
Reiches  179  —  S.  a.  Kaukasus-Völker. 

Chalyber  =  Chalder  100  (28);  Erfinder  der 
Eisenbearbeitung  100  (28)  f. 

Xdkvtl;  =  Eisen  od.  Stahl  (?)  100«. 

Cheta,  Hauptvolk  d.„hethi tischen  "Gruppe  121*. 

Chiusi,  Wage  von  95  (20). 

Chorsabäd  48. 

Daia(e)ni  (Nairistaat)  15  (6,  Z.  6),  Ausdehnung 
nach  altassyr.  Vorstellung  16;  s.  a.  Arzaskun. 
Damaskus  s.  Adad-idri. 
Deckelkapsel  mit  Lefze  90  f. 


Dehok  47. 

Dekorierte  Türöffnung  in  Felskammer  72. 

Doppelbüchse  (?)  90  f. 

Dreizack  101  f.  Anm.  3. 

Dungi  I,  atbab.  Kön.  5  f. ;  D.  II  7,  Inschr.  7  f. 

Ea  107  (39). 

I<k-bant  10. 

Eierstabartiges  Muster  bei  -Türöffnung  chal- 
discher Felsanlage  72. 

Eingänge  chald.  Felsanlagen,  Konstruktion 
70(1)  f. 

Eingelegte  Mosaiksteine  73  f.;  Metall  in  Stein 
eingelegt  82(11),  83^;  Einlegetechnik  in 
Bronce  95  f ,  99  (25/6). 

Einwanderungswege  nach  Armenien  67,  123, 
123»,  178. 

Eisen,  erstes  Auftreten  als  Gebrauchsmetall 
bei  Chaldem  und  Assyrem  100  f.;  un- 
bearbeitetes E.  aus  dem  Sargon-Palast  101; 
E.  in  Stein  eingelegt  82  (11). 

Emaille  chaldischer  Gefößfttße  105. 

Etrusker,  Herkunft  95*;  etrusk.  Kandelaber 
94  f. 

„Eunuch"-Statue  von  Toprakkaläh  98  (25). 

Fabrikationsmarken  (?)  auf  Vasen  117  (55). 
I  Farb-Auftrag  s.  Ton-Auftrag. 

Farbigkeit  der  chald.  Architektur  und  Klein- 
kunst 74,  122 ;  der  myken.  Archit.  75,  122 ; 
der  Arch.  der  italien.  Frührenaissance  74. 

Felsbauten  in  Kl.- Asien  und  Griechenland  70, 
121 ;  Felsenfestung  imEuphrat  121 ;  Felsen- 
kammer von  Maltaiya  57  (39);  Felsenfeste 
Rusas'  II  von  Kal'ah  bei  Mazgert  70  ff. 

„Fimiß"-Malerei,  karische  Erfindung  116  (e)ff.; 
„firniß" artiger  Überzug  auf  GefUßen  von 
Toprakkaläh  118  (60)  ff.,   179. 

Flügel  (?),  Fragmente  83 ^ 

Fruchtbarkeitsgöttin,  chald.  86,  122. 

Gasyr  (Kasr)  unweit  Arbela  50  (29). 
Geftiße  zum  Aufhängen  92  f. ;  Gefkßrand  mit 

Tierdarstellung    80  (7),    111  ff.,    geriefelt 

80  (7),  117. 
Geflügelte  Sonnenscheibe  87  ff. 
Geometrischer  Stil,  Ursprung  116*. 
Geor^er    (Iberer)    86*;    Verwandtschaft    des 

Georgischen    m.   dem  Chaldischen  67*;    g. 

Charakteristika    bei    chald.  Broncekopf  86 

(15)  ff.;     g.    Weinbehälter    110    (44);     g. 

Haartracht  86,  89. 
Geschlechtslosigkeit  chald.  Göttemamen  85. 


NAMEN-   UND   SACHVERZEICHNISSE. 


167 


Getriebene  Goldarbeit  84  (13),  124». 

Gewicht  aus  Stein  82  (12)  f. 

Gilgamiä,  solarer  Charakter  10  f.,  10*,  177. 

Gök-täpä  bei  Urmia  8. 

Goldblech  getrieben  84  ff.,  179;  Goldring 
am  silb.  Büchsendeckel  90 ;  Goldnägel-Be- 
schlag 90. 

Goldschmied- Werkzeug  86,  89  ff. 

Gordion,  Beziehungen  zw.  der  gord.  und  chald. 
Keramik  119  f,   124,  179. 

Götter  auf  Tieren  57  f.;  angebetete  Gottheit 
mit  Pflanze  in  der  Hand  84,  86,  179; 
chald.  Göttinnen  84  ff. 

Greif  als  Thronfuß  96  (22)  f 

Grund  Wasserleitungen,  chaldische  84  (III). 

Gungunu(m),  altbabyl.  König  7. 

Gtirtelbleche,  kaukasische  123. 

Gutiäer  12  (3). 

Gwär  49. 

Haartracht    in   der  chald.  und  assjr.  Plastik 

78,  79;  georgische  86,  89. 
Hadesrelief,  babylonisches,  94. 
Halysschlacht  178. 
Hamat  s.  Irhulini. 

Halskette  babyl. -assyrischer  Figuren  79. 
Hammurabi  als  Adorant  85  ;  H.^s  Gesetz  85, 85'\ 
Hände  aus  Gips,  als  Weihegaben  (?)  81  (9/10). 
Hazeh  s.  Gasyr  (^Lasr). 
Heilige  Bäume  82  f. 
Henkelfiguren  89. 
Henkelkrtige  und -kannen  103  (33/4)  f.,  109 

(41)  f 
Herrscherkult,  altbabylonischer  6,  6^. 
„Hethitische"  Völkerschaften  1 2 1  ^  Darstellung 

V.  Göttern    auf   Thieren    lursprünglich    he- 

thitisch  58. 
Hieroglyphische    Zeichen     auf   Bronce-Schale 

100(28),  108  (40)  f;  auf  Tontafel  108  (40)  f., 

179;  Herkunft  d.  kleinas.  Hier.  178. 
hirusi,  Hohlmaß  112;  Unterteilungen  112. 
Hockender  Löwe  (od.  Affe?)  als  Wappen  od. 

Feldzeichen  11. 
Hüllen  aus  Ton  für  Kontrakte  107  (39). 

Jarymdja  14  f,  2 71. 
Iberer  =  Georgier,  wo  s. 
Inhaltsbezeichnung    auf  Pithoi    von    Toprak- 

kaläh   111. 
Initiale,  zur  Geschichte  der  74*. 
Inschriften-Wesen,    chald.    67,   75  f,    76(3); 

chald.  I.-Stelen   63  f,  75  f. 
lonier,  Mischung  mit  Karern  68. 


Irhulini  von  Hamat  31  (20),  35  Z.  21. 

Ischguzäer  s.  Skythen. 

lätar-Darstellungen  85  f. ;  I.-Tempel  in  Nini- 

veh  148. 
Italien  und  Assyrien  89,  95. 
Izoly  43'. 

KAK.  ZI,  Feldlager  50  (29). 

Kalach,  Nordwest-Palast  Assurna^irabals  UI  23 

(10)  f.;  Stufenturm  24(10),  26(13— 17)ff., 

27^    Palast  Salmanassars  II  26  (12),  31 

(18);  s.  Tigris,  vgl    a.  Mannor. 
Kalakenter  Kultur  123. 
Kamares- Ware  116  (e)  f. 
Kanal    vom    Gr.    Zab    nach    Kalach-Nimrud 

52  ff. ;  alter  Durchstich  Assumasirabals  IH, 

späterer  Assarhaddons  53  f. 
Kandelaber,  chald.  93  ff. ;  etrusk.  94  f. 
Kannen  aus  Bronce  und  aus  Ton  104  (33/4), 

s.  a.  Henkelkannen. 
Karer   auf  Kreta  75;    Blutmischung  der  K. 

und    lonier    68;     k.     Felsengräber    121; 

„Karer" -Gruppe  121^;  „Karisches"  in  der 

myken.  Kultur  68. 
Kar-Tukulti-Ninib  14  f,  15*. 
Kasr  (Gasyr)  unweit  Arbela  50  (29). 
Kastalia  121. 
xawäxrig  10,  177. 
Kaukasus- Völker,     Beziehungen    zw.    K.-V.n 

und  Chaldem  92  (16)  101  f.,  Anm.  3;  kau- 
kasische Steinkistengräber   101  f.  Anm.  3. 

S.  a.  Gürtelbleche,  Kalakent. 
Kelischin,  Bilingue  von  64  (49). 
Kerub  auf  Kandelaberfuß  93  f. 
Keule     als    Attribut     des    Sonnengottes  10; 

lange  Stabk.(?)  als  Attr.  Ea-banis  10. 
Kimmerier,  Wanderungen  124,  178. 
Kirhi,  Land  15  f.  (6,  Z.  7),  56. 
Klauen  als  Endigungen  von  Kandelaberfüßen 

93  (20). 
Kleeblatt-Mündung  116  (53),  118  (60). 
Klepshy  dra-Treppe  1 2 1  ^ 
Knochen  geschnitzt  83  (13);  Pfeilspitzen  aus 

K.   101  (29). 
Knospenband  84  (14). 
Knossos,    karisch-kretische   Grundschicht    des 

Palastes  68^;  Tontafeln  109. 
Knubben    an    Stelensockel    76  (3),    an  Vase 

116  (53). 
Kolosse  von  Nimrud  25  f 
^König  der  vier  Weltgegenden"   7,  vgl.  177. 
Künigsbilder  auf  Stelen  19  (8),  56  (36),  bei 


168 


5AIIIH-  twD  aACHvxBZDcainsn. 


Felrinschr.  17(6),  31(20),   38(22);   ao( 

den  Belieb  von  Maliüya  57  ff. 
KoDtmkte  in  Hollen  (Ton)  107  (39). 
Kopaü-See,  Feste  im   121. 
Kretische  Knltor,  ältere,  karisch  68,  75 ;  kr. 

P&liste   123;    kr.   Analogien   zn  Schilden 

V.  Toprakkaläh  100(27),   122. 
Kummnch  121*,   124. 
Kybele  66,  122. 

Kyklopisches  Maaerwerk  der  Chalder  72,  121'. 
»vxlmifi  100". 

AaßQaw86q,  lUi>g  A.  122. 
Lampen(?)  104  (3ö). 
Le&e  an  Bticheendeckel  90  f. 
Licht«chächte  beim  „Ngfib^-Tnaoel  53. 
fi-ej  statt  li-'-M  33», 
LOtstifl?  ans  Bronce  92^. 
Lawen(?)-DarsteUtugen  anf  GefHerand  112  £ 
LnlabSer  11  f, 

M&,  GSttin  86,  122. 

-na  „wenn"   35  ad  Z   10  f. 

Magazin  von  TopiakkaISh  69. 

Hannäer  106,   123. 

Hinnlicher  Chalder-Typns  98  (26)  f. 

Maltaija,  Skniptnren  von  57  ff. 

Marmor,  weiß  mit  dnnklen  Adern  24. 

MaQbezeicbnnng  in  Zahlenliste   107  (S7);  anf 

Tongeftlien   109(40),  111  ff-,  117  (55> 
Mattmalerei   116(53),   122. 
Medaillon  an«  Goldblech  84  ff,   179. 
Menachen-Daretellong,  gedrungen   11. 
Menuas- Kanal  s.  Schamyram-sny. 
Menoas'  Bauten  72. 

Metall-Kinlagen  in  Stein  81  (11),  83*,  122. 
Milä  von  Muäku  =  Midas  von  Phrygten  124. 
Mitannfter  in  den  „Hethitern"  gehörig  121*. 
Mitanni-Spracbe,  Verwandtschaft  mit  dem  Obal- 

diachen   123. 
Mosaiken  von  ToprakkaUb  72  (2)  ff. 
MoBcher,  west-fistl.  Wanderang  67,  123,  124; 

M.    zu    den    ^Hethitern"     gehörig     121*; 

M.  und  Iberer  86*. 
Muräili,    Name    eines    Ohetakönige  =  Mvij- 

aiXog   121*. 
Mykenische  Kultur  68 ;  Beziehungen  der  cliald. 

zur  myk.  n.  kleinaa.  K,  68  f.,   118  (59)  f., 

121  f.,   122*,  179. 

NaYri-Länder  auf  Stele  von  Babil  56;  Aus- 
dehnung nach  Süden  22  (8) ;  ZUge  Tiglat- 
pilesers  I   16,  66,    Salmanassar's  II  43  f ; 


Meer    von    Nairi    bei    Salmanassar  II    = 

Van-See  66.  177. 
NetBwerk  als  Flächendekoration  anf  Silber  89  ff. 
Nenassyiiscbe  Schrift,  lütere  45  (25). 
Ngäb  B.  Kanal 

Nibnr  (Gebirge)  anf  Stele  von  Babil  56. 
Nimrud  b.  Kalach. 
Nimb-Tempel    23(10)f.,    29>.     NIN.  IE    n 

lesen  Nin-rag(?)  12*. 
Niniveb  im  Beiche  von  Ur  7  f ;  litar-Tempe) 

14';  Material  der  Skalptnren  s.  Mannor. 
När-Adad,  Scheich  von  Dagmra  50  (29). 

„Obere  Höfale"  nahe  dem  TigrUtunnel  88  (22), 

42  (23). 
Obsidian,  Scherben  und  Messer  101  (29). 
Opfernische  auf  dem  Vanfelaen  63. 
Opferstdn  76'. 

Opfertische  atif  Kreta  und  in  Van   121. 
Orientalisches  in  der  etrask,  Kunst  95  (20). 

Pa-ka^a-lfM-bi  (od.  -kt)  83  (18). 

Panamyes  =^  Panammä  121*. 

palari,  im  Chaldischen  obsolet  =  „Stadt"  123, 
123*. 

Pfeile  102(29);  Peilspitzen  101  (29)  f. 

Pflanze  in  der  Hand  cfaaldischer  Gottheit  84, 86. 

Pflugschar,  eisern  102(29). 

Pbaistos,  karisch -kretische  Grondschicbt  des 
Palastes  68',   121  f.,  122*. 

Phrygien,  Bevölkerung  124;  Völker-Bewe- 
gung 124;  von  den  Moschem  besetzt   124. 

Pithoi  110  ff. 

Pfitara,  lykische  Stadt  123. 

Pnyx  121. 

Polycbromie  s.  Farbigkeit. 

Pontische  Königsgräber,  Herkunft  des  Rund- 
bogens 7 1 . 

Pteria  123. 

Quaderbau,  vorarmenischer  (Sardarsbarg)  61. 
Quellenknltua,  modernes  Fortleben  20. 

Raubtier- Darstellungen  (Löwen?)  auf  GeßlB- 
rand  112  ff;  R.-Köpfe  113(52),   115. 

Räucber-Altar(?)  93  (20). 

Relief  und  Metalleinlage  auf  demselben  Stein 
81  (11)  f. 

Rbea  86,  122. 

Ring  an  Stange  102  (30-32)f 

Ringsteine  in  Fußboden -Mosaiken  von  To- 
prakkaläh 73  f 

ri^iptUf  -Bauwerk"  30. 


NAMEN-   ÜXD   SACHVERZEICHNTSSK. 


169 


Rosetten-Motiv  in  der  chald.  Kunst  74,  122*; 
sonst  122^ 

Rundbogen-Eingang  bei  Felsanlage  70  (1). 

Rusas^  I  Bilingue  von  Topzauä  64  (50); 
R.  I  Begründer  der  Anlage  auf  Toprak- 
kaläh  178  f.;  Pro  vis.  Tempel  von  Toprak- 
kaläh  69;  R.-See  83  (III).  —  Rusas  II  67, 
R's  II  Felsenfeste  von  Kal^ah  bei  Mazgert 
Eingang  70  (1),  Kammern  72,  Inschrift  70*; 
Brief  des  Königs  Sagastaras  an  R II 1 05  (36). 
Rusas-Stadt  im  nördl.  Chaldia  106.  — 
R  111  67,  179. 

Rußland  unter  der  Nachwirkung  altorien- 
talischer Kultur  92. 

Rustika-Technik  des  chald.  Steinbaus  72. 

Sagastaras,  König  von  Iskigulu(s),  dem  nörd- 
lichsten chaldischen  Vasallenstaat  105  f. 
Salmanassar  II  26  ff. ;  S.  III  45  ff.,  Kämpfe 

mit  Argistis  I  47,   177. 
Sama§-ilu,  Turtan  unter  Salmanassar  III  45 

(25)  f.,  177. 
Sanherib  49  ff. 
Sardur  I  und  S.  II  63* ;  Burg  am  Vansee  und 

Inschriften  61  ff.  (vgl.  „Opfernische"),  72. 

—  S.  III  46.  —  S.  IV   179. 
Sargon  II  48  f 

Säule,  Thronsessel-Fuß  97;  179. 
Schale   aus    Bronce    100(28);    Schalen    oder 

Näpfe  mit  durchloch tem  Mittelsteg  104  (35). 
Schamyram-suy  (Menuas-Kanal)  72,  83  (III). 
Schaumünze,  goldene  84  (14) 
Schemel-Motiv  als  Umrahmung  11. 
Schiffsprozession  107  (39). 
Schild  s.  Weiheschild ;  Schilde  auf  Relief  von 

Charput  60  f 
Schnitzerei  in  Knochen  83  (13). 
Schnuromament  1 1 1  ff. 
Schrift,  altbabylonische  vom  Ubergangstypus  5  ; 

neuassyriscbe,  ältere  45  (25). 
Schwarze«  Meer  bekannt  z.  Z.  Tiglatpilesers  1 

16. 
Schwefelsilber  in  Büchse  91  f. 
Siegel- Abdrücke  auf  Kontrakthüllen  107  (39). 
Siegel-Cy linder,  altbabylonische  9*"' ;  Lajard, 

Culte  de  Mithre,  pl.  XVIII  N.  4:  10^. 
Silber-Büchse  89  ff  ;  -Tiegel  92(17). 
Skulpturen,  chaldische  76  ff. 
Skytheneinfall  179. 
Sonnenaufgang  auf  altbabylon.Siegelcylinder  8 ff. 


Sonnenscheibe,  geflügelte  87  ff. 

Speerspitzen  101  (29)  f. 

Spitzbecher  110  (42). 

Statue  von  Assur,  archaische  78  f 

Steinkisten-Gräber  in  Gök-täpä  bei  Urmia  8. 

Stcinskulptur  mit  Metalleinlage  81  (ll)f; 
Steineinlagen  (?)  83',  96,  99  (25/6). 

Stelen-Sockel  von  Hassan-Karah  76  (3). 

Steingewicht  82  (12)  f. 

Stier  mit  Menschenkopf  auf  Kandelaberfuß 
93  (20);  geflügelt,  mit  Menschenarmen,  als 
Thronfuß  96  f ;  Stier-Gruppe,  Relief  9 9  (26). 

Stift  (Lotst?)  aus  Bronce  92  (18),  921 

Stufengewand  aus  xawdxrig  10,  177. 

Stufenturm  von  Kalach  24  (10),  26  (13— 17)ff. 

Supani  (Sophene)  und  die  „Tigrisquelle"  44. 

Supnat-Quelle  19  (8),  nicht  ==  Tigristunnel 
31  (20—23);  =  Quelle  bei  Babil  22,  56 
(36—38);  die  Stelen  von  der  S.-Q.  56. 

Syrische  Koalition  gegen  Salmanassar  II  34  f, 
40  f.,  42  f. 

Tatze  (Hand?)  aus  Ton  (Assurnasirabal  III)  23  f. 

Teisbas  s.  Tegub. 

Tempel  von  Toprakkaläh  aus  dem  VII.  Jh. 
67  ;  Mosaiken  72  (2)  ff. 

Tempelgut  im  Königspalast  24  (10). 

Tesub,  Gott  122,  T.  ==  Völker  1221 

Teumman  von  Elara  55  (35). 

Thrakisch-phrygische  Einwanderung  in  Kl.- 
Asien  123  f.,   178. 

Thronfuße  von  Bronce  95  ff'. 

Thyner  178. 

Tibarener,  west-östl.  Wanderung  67. 

Tiegel  92  (17),   110(43). 

Tier  des  Ea  107  (39);  T.-Skulpturen  als 
Randverzierung  von  Gefassen  80  (7),  111  ff. 

Tiglatpileser  I  15  ff.;  Nairi-Feldzüge  16,66, 
Siegesinschrift  v.  Yungalu  15  (6)f;  Relief- 
bild am  Tigristunnel  17  f.;  gegen  Alzi  u. 
Buruhumzi   124.--  T.  (III)  IV  i)  67. 

Tigris  einst  unmittelbar  an  Kalach  und  Ninive 
vorbeifließend  27';  T.-Quellen  43  f. 

Tigris-Tunnel  22  (8),  ^1  (20-23),  43  f.; 
Inschrift  und  Relief bild  Tiglatpilesers  I 
16  (7)  ff.,  Salmanassars  II   31  (20— 23)  ff. 

Ton-Auftrag,  rot,  poliert,  auf  Vasen  1 1 8  ff., 
122,  179;  glänzender  T.-A.  auf  kretischen 
Vasen   120,  122. 

Toprakkaläh  bei  Van  65,  67  ff.,   Beginn    der 


1)  So  nach  den  neuesten  Funden  in  Assur,  Mitt.  D.  Or.-Ges.  No.  82  S.  19,  Klio  VI  534. 

Abbudliingen  d.  K.  Ges.  d.  Wim.  za  GMtingen    Phil.-hlsi.  Kl.   N.  F.  Band  9,t.  22 


170 


NAMEX-   ÜXD   SACH7ERZEICHMSSK. 


Besiedlung  unter  Rusoh  I  G 7,  178  f. ;  Unter- 
gang der  Burg  179. 

Topzauä,  Bilingue  Rusas'  I  von,  64  (50). 

Torso  von  Van  76  ff.,  Zeit  79. 

„Totenbaus"  auf  Toprakkaläh  69;  „Toten- 
kammem"  a.  d.  Vanfelsen  70  (I). 

Tracht,  assyrische  11. 

Treren,  Wanderung  178. 

Tuklat-Ninib  od.  Tukulti-Ninib  I  12 ff.;  An- 
nalen  14  f.;  Palast  in  Assur  14;  Kar-lHi- 
kulti-N.  14  f.  —  T.-N.  n  31  (20). 

Tula- Arbeit,  Ursprung!.  chald.Technik  91  f.,  1 22. 

Tummi,  südöstlichstes  der  NaYri-Länder  66. 

Türöffnung  in  Felskammer,  dekoriert  72. 

Urartäer  s.  Chalder. 

Urartu  25,  46;  erstes  Auftreten  des  Namens 

25,  66;  Untergang  des  Reiches  179. 
Urmia-See  s.  Zamua. 
Üt-napiätim  11,  177. 

Van-See    66    Abs.  4,    178;    Vordringen    der 

Chalder  zum  66. 
Vase,  bemalte  116  (58). 
Vergoldete  Broncestatuette  98  (25). 
„Vier  Weltgegenden"  7,  177. 
Vogel-Darstellungen   auf  bemalter  Vase  116 

(53);  V.-Kopf  bei  Greif  96  (22)  f. 


Vorhang-Motiv  (?)  85^. 
„Vorratsraum"  von  Toprakkaläh  69. 

Wagen  aus  Bronce,  Kultgerät  93'. 

Wage  aus  Chiusi  95  (20). 

Wa8ser.Be8chwörung(?)  59  (43)  f. 

Wasservogel-Kopf  als  Griff  95  (20). 

Weibliche  Gottheiten  der  Chalder  84  ff.,  86  ff.; 
babylon  -assyr.  Darstellung  weiblicher  Gott- 
heiten 85  f. 

Weiheschilde  99  f.,  122. 

Westkleinasiatische  Kultur  68,  179. 

Wiederkäuer,  Darstellung  auf  Gefiißrand  80  (7), 
113,  115. 

Xisuthros  177. 

Zab,  großer  49  (29),  53  (33\ 
Zackenkranz  (Blattkelch?)  98(24). 
Zahlenliste  107  (37),  179. 
■Zahlpunkte  109(40),  111,  117(55). 
Zamua:  d.  „Meer  des  Landes  Zamua  unseres 
Hauses",    d.  i.  der  Urmia-See,    s.    bes. 


34^  (Balawat  Col.  II  2)    sowie    S.  34/35 
(20:  Tgr.  2)  Z.  18    verglichen    mit  Z.  15 
und  S.  40/41   (22:  Tgr.  4)  Z.  9/10  vergl. 
m.  Z.  5. 
zi]^kurrat  s.  Stufenturm. 


2.    Zum  dritten  Abschnitt. 

Von  C.  F.  Lehmaun^Haapt. 

Der  Artikal  al  ist  bei  der  alphabetischen  Einreibung  nicht  berücksichtigt,  Allah  nicht  aufgenommen 
worden ;  Titel  und  Beinamen  sind  regelmäßig  nur  berücksichtigt,  soweit  sie  im  Text  erörtert  werden.  — 
I — XV:  Zitate  aus  dem  Wortlaute  der  Inschriften  No.  1 — 15  in  der  deutschen  Übersetzung.  — 
(A),  (B),  (C)  desgl.  aus  den  drei  Niebuhr'schen  Inschriften  „zu  No.  3".  —  M.  =  Maiyäfuriqin.  — 
S.  =  Sohn.  —  Die  hochgestellten  arabischen  Zififern  bezeichnen  die  Anmerkungen. 


Ahägä,  mongolischer  Ilchan  von  Persien  160.  j 
Abbasiden  130,  146.  ; 

'Abd  al-Wähid,  Abu  -1  Hasan  'A.  al-W.,  S. 

d.  Mutiammad,  Eichter  (III)  132. 
Abu  l-'alä',  S.  d.  Abu  1-fath,  Steinmetz  (V) 

139. 
Abo  'All  al-Hasan :   1 )  S.  d.  Marwän,  regiert 

in  Ilisn-Kaifä,  Amid  imd  M.;  in  Amid 
ermordet  128.  2)  S.  d.  'AU,  Richter  (C) 
131. 

Abu  Bakr,  Aiyubide,  s.  Muhammad. 

Abu  Bakr,  Ortokide  s.  Ni;^äm  al-din. 

abu  l'fafjail  1!)0. 


Abu  1-fath  8.  Musa,  Abu  l-'alä. 
Abu  1-yärith  8.  Ahmad. 
Abu  -l  Hasan:  1)  Merwanide  s.  Muhammad, 
2)  Richter  s.  'Abd  al-Wät»id. 

Abu  Na^r  s.  Ahmad. 

abu  l'qrlsim  150  sub   1,  2. 

Abu  l-Qäsim  s.  Na§r. 

Abulustain,  Landschaft  in  Kappadokien  182. 

abd  mansür  150  sub  5  u.  7. 

Abu  Mansur  Sa'id  s.  Sa'id. 

Accise,  Abschaffung  der  140. 

Adalia  144^  Abs.  4. 

(jU'Uidü  s.  al'\(livi,  cU-midik. 


.V&UKX-  UND  SACHVKRZEICU.N'ISSE. 


171 


(ü-^aäl  8.  muhyi. 

Ahmad:  1)  Sa'd  al-din  Na^r  al-danla  Abu 
Na^r  Ahmad,  Merwanide,  Bruder  d.  Abu 
MansOr  129  ff.,  herrscht  und  baut  in  M.  (III) 
129  f.,  130  Abs.  1,  und  in  Amid  (A,  B)  131; 
Regierungsantritt,Herrschaftsbereich,  segens- 
reiche Reg.,  Tod  130  Abs.  1  ;  Oberherm 
130^  —  2)  Izz  al-din  Abu  1-IJärith  Ahmad, 
Ortokide  145  Anm.,  146  Anm. 

Ägypten  135,  äg.  Inschriften  160*. 

Aiyüb:  der  erste  A.,  Vater  d.  Saladin  (134) 
und  d.  Abu  Bakr  Muhammad  (V)  138, 
stirbt  in  Kairo  139. 

Aiyüb:  Malik  Auhad  Nsidjm  al-din  Aiyüb, 
herrscht  und  baut  in  M.  (IV)  133,  132, 
134,  137S  140;  Oberherr  135  f.;  Sonnen- 
und  Löwen- Wappen  135  f.,  137,  138. 

Aiyubiden    in  M.    126,  132,  134,  137/141. 

Aiyubiden-Naschi  137,  138,  140,  147  Abs.  2, 
153  (154),  155. 

'a2ä  yadai  154. 

'Ali,  S.  d.  Ahmad  (A)  131. 

Almohaden  135^. 

al-'äUm  aJr'ädü  (IV)  136*. 

(ü-auhad  oder  ai-amäjad  (IV)  133,  133*,  136. 

al-anäm  s.  na,f7r. 

(dp  150  sub  6;  alp  gäel  150  sub  1,  3,  4. 

Alpi:.  Nadjm  al-din  Alpl,  Ortokide,  herrscht 
überM.  134,  136;  Verhältnis  zu  d.  Seld- 
jukiden-Sultanen  136*. 

Altunbä  8.  Abu  Sa^id. 

Ämid  125,  126,  128,  130/2,  135,  137,  143*; 
Mauern  und  Inschriften  132*,  146  ff.,  146*, 
147\  151^;  Türme  der  Mauern  (X)  146  ff., 
146»,  147»;  Wappen  v.  A.  151^ 

atnlr  al-mu  minin  s.  maülä,  nasir^  nü^ir, 

'Anqä,  Vogel  152  Abs.  1  d.  Anm. 

Araber:  „Sultan  d.  A.  u.  Perser"  (V)  138. 

Architekten,  christliche  unter  muslimischen 
Herrschern  148»,  152^ 

Argün  Aqä  (Agä),  Emir;  unter  den 
Ilchanen  Hulagü  imd  Abäga  Statthalter  v. 
Chorasän  etc.  159,  160;  Kinder  160*,  s. 
Töchter  an  Prinzen  kiinigl.  Geblütes  ver- 
mählt 160;  s.  Tod   160,   160*. 

Armenien  (X)  149,  148;  „König  der  Ar- 
menier", schäh  arman  (V)  138,  specieller 
Titel  der  Atabeke  von  Chilat  139,  139 \ 
streng  zu  unterscheiden  von  „Sultan  von 
Diyärbakr,  Kleinasien  und  Armenien"  1 50  f. 
Anm.  3  a.  E.  —  „König  (malik)  der 
Länder  Kleinasien  und  Armenien"  (X)  153. 


Armettn  (armen.)  =  ^Imäd  al-din  144  Anm.  1 

Abs.  1. 
Arteniden   151. 

Arzindjän  unter  d.  Mengutschekiden  156  f. 
atähaJi  s.  qiUlug,  fugriUikln,  yilkäbak. 
Atabeke  135,  136, 143, 150,  Titulatur  S.  150 ; 

A.-Inschriften  auf  Kupfergefäßen  150*. 
Auhad:  Malik  A.  s.  Aiyüb. 
Auswahl  der  „Prinzessinnen",  Titel   159*. 
Azarbaidjän  149,  158,  160*. 

Baalbek  150  sub  1. 

Bäb  al-mar'a  „Tor  der  Frau",  Bäb  al-fa- 
radj  „Tor  der  weiten  oder  schönen  Aus- 
sicht", älterer  und  späterer  Name  des  v. 
d.  Arabern  in  die  Untermauer  v.  M.  ge- 
brochenen Nordtores  (V)   138. 

Bäbä  (I)  127. 

Backsteinbau  158. 

Bahräm :  Malik  Sa^ld  Fachr  al-din  Bahräm- 
schah,  Mengutschekide,  Vater  der  Türän 
156,  156^  157;  Inschr.  in  Kirschahr  157*. 

Baiburt  125,  126,  152  ff.,  152»,  153*;  zu  'JV 
grils  Besitzungen  gehörig  154;  unter  d. 
Mengutschekiden  156,156 \  157;  Citadelle 
und  Inschriften  (No.  11,  12,  12  bis,  13) 
152  ff. 

hak  s.  quüug. 

Bakr  s.  Abu  Bakr. 

Balak  ihn  Bahräm,  Vetter  Däwud's,  lierrscht 
über  Charput  144*  Abs.  1. 

Bänü  Mangutschak  s.  Mengutschekiden. 

Baumwolle  (VI)  140. 

Blattweik  in  den  Schäften  bei  Mobiliar- 
Inschriften  157. 

Borten-Inschrift  155. 

Bosra  150  sub  7. 

Broncener  Spiegel  mit  Inschrift  des  Nur  al- 
din  Urtuq-schäh  145  Anm. ;  broncene  Platte 
m.  Doppeladler  152  Abs.  1  d.  Anm. 

Bulgän-chätun,  Enkelin  d.  Argun  Agä  160*. 

Bunte  emaillierte  Fliesen   160*. 

Buriden -Atabeke  150,  150*. 

Buyiden  128^  130*. 

Cairo  s.  Kairo. 

Castellum  Saidae  =  5isn  Ziyäd  =  Charput 

144*  Abs.  2. 
Chalife(n)   127  f.  Anm.  6,  130*,  135«. 
chnlisat    al-dunyä   wal-dln,    Titel    d.  Königin 

Turän  (No.  13)  156,  157. 
Charput    125,  126,   137';    unter    den    Orto- 

22* 


172 


NAMEN-    UND   SACHVERZEICBNISSE 


kiden  142,  144  f.  Anm.,  145  Anm.,  146 
146  Anm.;  unter  einem  Präfekten  des 
Seldjukiden-Sultans  1 44  ^Abs.  4 ;  muslimische 
Geschichte  und  Archäologie  144^  Abs.  1 ; 
=  yi§n  Ziyäd  (castellum  Saidae)  144^ 
Abs.  2;  Inschriften  142  ff.  (Nr.  9),  146 
Abs.  2,   152*,  179,  Thu(e)rm(e)  179. 

chätRn,  Prinzessin   159. 

al-Chidr,  Ortokide,  S.  d.  Ni?äm  al-din  (?) 
Ibrahim  145  Anm.,  146  Anm. 

Chilät  139, 179 ;  Belagerungen  u.  Eroberungen 
139^;  8.  a.    Atabeke. 

Christliche  Architekten  unter  muslimischen 
Herrschern  148^  152^;  ehr.  Frohnarbeiter 
d.  Kreuzfahrerzeit  157. 

chusrau  Iran  (X)   149,   150  sub  1. 

Damascus  150  sub  5/6. 

Däwud,  Ortokide  v.  ^isn-Kaifä,  Vater  d. 
Fachr  al-din  Qara-arslän  143;  herrscht  in 
Charput  134\  in  M.  144  Anm.  1  Abs.  1; 
Genealoge  (IX,  X)   143,  149. 

Delikatessen  (VI)  140. 

Din-Beiname  136,  138^. 

Divri^    152  Abs.   1    d.  Anm.,    156  Abs.  3, 

Diyär  Bakr  130;  „Sultan  v.  D."  (X)  149. 

Dja'far  (V)  138. 

djahän  s.  pcüdawän. 

Djahän-schäh,  S.  d.  Tugril-schäh  153;  Münzen 

154^ 
Djazira  130,  150  sub  2. 
Doppeladler  als  Wappen  151,  151  f.  Anm.  1. 
Doppelgreif  152  Abs.  1  d.  Anm. 
Dunyä-Form  des  Din-Beinamens  136. 
ai'dunyä  toal-dJn,  Beinamen  auf  136^. 

Emaillierte  Fayenceplatten  159;  e.  Fliesen 
160,  160*. 

Emir  (amlr,  cU-umarä")  (A,  B)   131,  (C)   132, 

(IX)  142,  (XV)  159,  160;  s.  malik,  näsir, 

naslr. 
Erzerum,  imter  Tugril-schäh  u.  Djahän-schäh 

153,   153^;  Moschee  v.  E.   152  Abs.  1   d. 

Anm. 
Eulogie  139. 

Evli  Badan,  Turm  d.  Stadtmauer  v.  Amid 
146,  148^  149,  150,   151,  lbl\  152*. 

Fachr  al-din,Mengutschekide,s.  Bahram-schäh. 
Fachr    al-din    Qara-arslän,    vierter    Ortokide 


von  yi§n-Kaifä,  herrscht  über  und  baut 
in  Charput  (IX)  142  f.,  144,  145  Anm., 
150';  Sohn  des  Däwud,  Freund  und  Ver- 
bündeter des  Atabeks  Nur  al-din  Mahmud 
143;  Genealogie  (IX,  X)  143,  149;  Regie- 
nmgszeit  142^  143»;  Münzen  143^  146»; 
s    Tod   143';  se.  Nachkommen  145  Anm. 

/ac/ir  cU-mulRk  wäl-8cUaf}n  151  Anm.;  f.  cH- 
umma{^)   129». 

falak  al-maäl)  (X)   147,  151   Anm. 

(ü-fad/iü  8.  ahu  hfadail. 

al-farädj  s.  Bäb. 

Farbstoff  (VI)   140. 

Farkin  s.  Maiyäfäriqin. 

Abu  1-fath  s.  Müsä. 

Fatimiden  128  Anm.,  146  ;  Fatimiden-Kufi  128. 

Fayenceplatten,  emailliert  159,  160. 

p  wiläya  132^   154. 

Fliesen,  emailliert  160,  IGO*. 

Frohnarbeiter,  christliche   157. 

Gäzän,  Ilchän  von  Persien  160. 

gäzl  s.  aJp. 

Gäzl:  Malik  Mu^affar  Schihäb  al-dln  Gäzi, 
Aiyubide,  Bruder  des  Aiyüb  und  des 
Müsä,  herrscht  in  M.  134,  baut  dort 
133  f.  Anm.  4  a.  E.;  s.  Tod   141». 

Gemüse  (VI)  140^ 

Gesims  160;  dekoriert  155. 

Getränk  (VI)  140;   süße  Getränke  140^ 

Getreidemessen  (VI)   140. 

Graben  129». 

Grabkuppel  (No.  15)  159,  160. 

,,  Grammatiker,  d  ^*  (cU-^arfi)  s    Johannes. 

Greif  151,  vgl.  a.  Doppelgreif;  Doppeladler. 

Groß  Vasallen  (der  Seldjukiden-Sultane  bezw. 
der  Abbasiden-  od.  Fatimiden-Chalifen)  1 45  f. 

al-Häkim,  Chalif  127  f.  Anm.  6,  128». 

Hamdaniden  129. 

Abu  l-^Järith  8.  Ahmad. 

al-Sasan:    1)  Buyide    in    Mosul   128»,    2)  s. 

Abu  'Ali.  —  Abu  1-H.  s.  'Abd  al-Wähid, 

Muhammad.    —    Abu    ....    al-^a8an,  S. 

des  Muhammad,  Richter  (III)   129. 
„Helfer  der  (ganzen)  Menschheit"  (IX)   142«. 
„Hethitische  Ecke",  d.  i.  der  Strich  zw.  Mosul 

u.  Qonia,   137». 
^isn-Kaifä  128,   143. 
gi§n  Ziyäd  =  Charput  144^  Abs.  2. 
Hofmarschall  (Majordomus)  als  Amtstitel  155, 

155*. 


NAMEN-    UND    SACHVERZEICHNISSE. 


173 


Horoskop  136. 

Hulägü(-Chan),  Ilchan  von  Persien   160. 

al-Husain  (I)  127. 

Qusäm  al-din  s.  Timurtäsch  u.  Yuluq-arslän. 

Ibrahim:  Ni?äm  al-dln(?)  L,  Ortokide  145 
Anm.  sab  2  Abs.  2. 

Jerusalem,  Inschriften  des  Chalifen  al-Qäkim 

in  J.  1282. 
iftichär  cU-midük  tcai-sdläfln  151  Anm. 

Ikonographik,  muslimische  137;  christl.  I.  auf 
Ortokidenmtinzen  u.  gleichzeitigen  Kupfer- 
geräten 152^ 

Ilchane  135^  158,  159^  160;  Denkmäler  der 
I.  in  Azarbaidjän  160*. 

Ilgäzl :  1 )  Nadjm  al-d  In  IlgäzT,  Ortokide,  herrscht 
über  M.  134;  2)  Qutb  al-dln  Ilgäzi,  Or- 
tokide, S.  d    Alpi  desgl.  134. 

^Imäd  cU'din  =  armen.  Ärmettn  144  Anm.  1 
Abs.  1. 

'Imäd  al-dln  Abu  Bakr,  Ortokide,  S.  des 
Fachr  al-dln  und  Bruder  des  Muhammad, 
gründet  in  Charput  eine  kleine  Dynastie 
144^  Abs.  1,  2;  diese  wird  entsetzt  durch 
Sultan  Kaiqubädh  I,  herrscht  aber  an  an- 
derer Stelle  weiter  Abs.  4  der  Anm.  1  auf 
S.  144  f.;  seine  Nachkommen  145  Anm. 

Inändj,  türkischer  Titel   151. 

„Involutio"  im  Arabischen   142^. 

Johannes  oder  Yahyä(?),  Name  eines  Archi- 
tekten 148^,  m.  d.  Beinamen  ai-sarfi  „der 
Grammatiker"   148  f.  Anm.  3,   150. 

Iran  s.  chtisrau. 

al'idäm  s.  rukn,  sMän, 

Izz  al-din  s.  Ahmad. 

Kaichusrau  II,  Sultan,  s.  Wappen  136^ 

Kaifä  s.  tJisn-Kaifä. 

Kairo:  Chalif  al-Häkim  in  K.   127  f.  Anm.  6, 

128*;  der  erste  Aiyüb   stirbt   in  K.   139; 

Citadelle  152  Anm.;  Kufi  in  K.   1282. 

Kaikäwüs  I,  Seldjukide  152,  154. 
Kaiqubädh  I    erobert   Charput  144^  Abs.   2, 

153^ 
Kämil  s.  Muhammad. 
Kappadokien   153. 
Käse  (VI)  140. 
Kirschahr  157^ 

Kleinasien  135,  (X)  149,  (XI)  153,  157. 
Koransprüche  135. 


Köinischahr  125,  158. 
Kragsteine  138. 
Kreuzfahrerzeit   157. 

Kufi  (Eckenschrift):  einfaches  K  127,  142; 
blühendes  sog.  fatimidisches  K.  127,  128^ 
130,  135,  136,  137;  dekoratives  K.  128*, 
in  Ägypten  zugleich  mit  dem  Naschi  erschei- 
nend 135';  quadratisches  K.  160;  K.  und 
Naschi  in  Mesopamien  135;  K.  und  N. 
in  derselben  bist.  Inschrift  (No.  4)  136, 
237«.  Fortdauer  des  K.,  als  in  Nordsyrien 
schon  N.  eingeführt  war  143;  Kufische 
Varietäten  143^.  —  Zerstörte  kufische  (?) 
Inschrift  (über  No.   15)  160. 

Kunstformen,  persische  160. 

Kupfergefäße  mit  Inschriften  der  Buyiden- 
und  Zengiden-Atabeke  150^.  —  K.-Geräte 
m.  christl.  Ikonographik  152;  K.-G.  der 
s.  g.  Mosul-Schule  157. 

Kuppelbedeckte  Rotunde,  persischer  Grabmal- 
typus 158,  159^ 

Lasttiere,  Markt  der  (VI)  140. 

Löwe  bezw.  2  Löwen  als  Wappen  135,  136*; 
an    d.  Burg    v.  Charput  146;    schreitende 

L.  an  Ortokideninschr.  in  Amid  151. 

Lu'lu',  1)  Atabek  in  Mosul  150, 152  ;  2) höherer 
Beamter  (Hofmarschall)  des  Tugril-schäh 
(XI,  XH)  153,  154,  155. 

(Abu  l-)ma'äll  s.  al-Mufaddal. 

Mahmud,  Atabeke  dieses  Namens  1)  in  Da- 
mascus  150  sub  6 ;  2)  in  Djazira  150  sub  2 ; 
3)  N.  al-dln  M.    135,  136,  143. 

Mahmud :  Malik  Sälih  Nä§ir  al-dln  Ma^^müd, 
Ortokide,  Erbauer  der  2  Türme  Evli  Badan 

u.  Yedi  Qardäsch  in  Ämid  (X)  146  ff.,  150» ; 
Besitzungen  in  Kleinasieu  und  Armenien 
150  f.  Anm.  3;  Nachfolger  s.  Vaters  Mu- 
hammad, Regierungszeit,  Kriege,  Oberherrn 
152;  t  verrufen  als  Philosoph  und  Ketzer 
152. 

Mahmud,  Seldjukiden-Sultan  134^. 

Maiyäfäriqln  125,  126,  128,  131*,  132,  134, 
138;  Inschriften   126/146;  L  u.  Bauten  d. 

Merwaniden  in  M.  und  in  Amid  127/132; 
Beherrscher  v.  515  —  658  H.  (1121—1260 
p.c.)  134;  Mongolische  Belagerung  133*, 
134 ;  L  und  Bauten  d.  Aiyubiden  1 32/142.  — 
Muslimische  Geschichte  u.  Archäologie  von 


174 


NAMEN-    UND   SACliVERZBICHNISSK. 


M.  126»,  129^  131*  (Besuch  des  pere. 
Reisenden  Nä^iri  Chusrau),  183  f.  Anm.  4 
a.  E  —  Frühere  Berichte  ttber  die  Stadt- 
mauern, sowie  üb.  Reparaturen  u.  Neubauten 
daran  130  Abs.  1,  131^  133  f.  Anm.  4 
a.  E.,  137^;  gegenwärtiger  Zustand  der 
Mauern  126*.  —  Moschee,  von  Gäzl  er- 
baut 12G^  178;  Basilika  178.  —  Nordtor 
s.  Bäb. 

Majordomus  (Hofmarschall)  als  Amt«titel  155, 
155^ 

Malatia  13G^. 

al-Malik  al-^Adil:  s.  Muhammad. 

cd-nudik  al-'nUm  oL-ädü  136,  146^  oä-m,  dL- 

§äl%h  od-a.  cd-a  (X)  149;   al-mdlika  cd-^ädüa 

156;  al-m.  cd-muaiyad  131^. 
Malik  Auhad  s.  Aiyüb. 
Malik-Beinarae  136*. 
Malik  Kämil  s.  Mu^iammad. 
Malik  Mu'a^^am  s.  l^igril. 
Malik  Mu^affar  s.  Gäzi. 
Malik  Sa'ld  s.  Bahräm. 
Malik  Sälih  s.  Mahmud. 
Malik-Titel*  146,  1*46*,  155  Abs.  1,  157^ 
malik  cdrumarä^  150^. 
man^ür  s.  dbä  man^ur^  od  muaiyad, 
(Abu)  Mansür  s.  Sa'id. 
Mar^a  s.  Bäb. 
Maräga  160*. 
Mardin  135*,  144^  Abs.  2. 
Marktpolizei  Verordnung  (No.  6)  140. 
Marokko  135*. 
Marwan  128,  (A,  B)  131. 

Massud,  Seldjukide,  S.  QiHdj-arslän's  I,  Vater 
Q.-a's  II  (XI)   153,  (XII)  154. 

Maudüd,  Ortokide,  S.  d.  Mahmud  15P  Abs.  2. 

Mauern  s.  Amid,  Maiyäfariqln. 
matdä  amlr  cd  muminjn  (II)    127*. 
matdänä  cd-sidfän  (X)  145  Abs.  2  d.  Anm.; 

149,  150». 
Mausoleum  158. 

Mengelitekln,  Tochter  des  Argün  Agä   160^ 

Mengutschekiden  (Banü  Mangutschak),  kleine, 
Arzindjän  und  d.  angrenzenden  Landstriche 
incl.  Baiburt  beherrschende  Dynastie  155, 
156,  157;  Geschichte  156^. 

Menschliche  (?)  Gestalt  bei  Inschrift  137. 

Merwaniden  126/130;  huldigen  zeitweilig  den 
Fatimidon  128  Anm.  —  No.  2,  No.  3, 
A,  B,  C  =  einzige   bisher    bekannte  mcr- 


wanidische  Inschriften  132.  —  S.  a.  Ahmad, 
Sa'id. 

Mesopotamien  135,  140,  141  ^ 

Ministerfamilie  unter  den  Ilchanen  159'. 

Mittelsyrien  135. 

Mobiliarinschriften  127. 

Mongolen  belagern  M.  133*,  134. 

Monumentalschrift  135. 

Moscheen  s.  Divigri,  Erzerum,  Kairo,  Maiyä- 
fariqln. 

Mosul  137,  150  sub  3,  4,  147»;  „Mosul- 
Schule^',  Kupferne  Geräte  der  157. 

Mu'aiyid  al-daula  s.  Na§r. 

cd-muaiyad  cd-mu^affar  al-man§är  140. 

cd'tnuazzäm,  Epitheton  des  Monats  Ramadan 

in  ägypt.  Inschriften  160^. 
cd-mübäräkj    charakteristisches  Epitheton    des 

Monats  Ramadan  in  Persien  160^ 
cd-mudjähid   cd-muräbif   cd-muthägir  (X)  149. 

al-Mufaddal:  Schams  al-din  Abu  1-ma^äli  al- 

Mufaddal,  Prediger  (IV)  137,  (V)  138. 
Mufarkin  s.  Maiyäfariqln. 
Monatsnamen  160,  s.  a.  Ramädän. 

Muglth  al-dunyä  wal-din  (XI)  153,  (XII)  154. 

Mul^ammad :  al-Malik  al-'Adil  Saif  al-dln  Abu 
Bakr  Muhammad,  Sohn  des  Aiyüb,  Bruder 
Saladins,  Vater  des  Malik  Auhad  Aiyüb, 
des  Müsä  und  des  Gäzi  134,  (V)  138, 
herrscht  über  M.  134,  135,  138,  152, 
Oberherr  s.  Sohnes  Malik  Auhad  Aiyüb 
135  f.,  135«. 

Muhammad :  Malik  Kämil  Näßir  al-din  Mu- 
hammad,  S.  d.  Gäzi,  letzter  Aiyubide  in 
M.  134,  (VIII)  140  f.,  nicht  zu  verwechseln 
mit  seinen  Oheim,  dem  äg.-syr.  Sultan  Malik 
Kamil  ]^uhammad  141;  Regierungsantritt 
141^  142;  von  den  Mongolen  in  M.  be- 
lagert und  getötet  141,  irrtümlich  Malik 
Aschraf  (s.  Müsä!)  genannt  134**. 

Muhammad:  Sa^d  al-daula  Abu  l-^asan  M., 
Merwanide,  Sohn  des  Ahmad,  Statt- 
halter V.  Ämid(?)  (B)   131,  132^ 

Muhammad:  Nur  al-din  M.,  Ortokide,  S. 
d.  Fachr  al-din,  Vater  des  Mahmud  (X) 
149,  145  Anm.;  herrscht  über  Charput  144^ 

Abs.   1,  über  Ämid   149,  150  f.  Anm.  3. 

Muhammad :  Vater  des  Richters  Abu  1-I^asan 

'Äbd  al-Wähid  (C)  132. 
Muhammad,  Vater    d.    Richters    Abu  ...  al- 

ijasau  (III)   129. 


NAMEN-    UND   SACHVERZEICHNISSE. 


176 


muhyl  ai-adl  150^  Ab«. 

äl-miiluk  8.  fachr^  iftichär. 

dt'tnuminJn  8.  naslr, 

Mumahhid  al-daala  8.  Sa^id. 

Münzen  128  f.  Anm.  3,  139S  143»,  146», 
151  f.  Anm.  1,  152»,  152«,  153,  154^ 

al-murähif  s.  at-mudjähid. 

Mü8ä:  Mu;^affar  al-din  Abu  1-fath  Müsä, 
Aiyubide,  S.  d.  Saif  al-dln  Abu  Bakr  Mu- 
hammad (V)  137/8;  Quellen  138»;  Keg.- 
Äntritt  in  M.  139;  8chäh  arman  139,  139»; 
Krieg    mit   dem    Ortokiden  Mahmud  152. 

(ü-muslunln  s.  rukn,  stdfän. 

al-muthägir  s.  al-mudjähid. 

a2-muzaffar  s.  al'tnuaiyad. 

Mu^affar  al-dln  8.  Mü8a. 

Nadjm  al-dln  8.  1)  Aiyüb,  2)  Alpi,  3)  Ilgäzi. 

Nadjm  al-dunyä  wal-dln  al8  Beiname  136. 

Naschi  (Rundschrift)  135,  136,  137,  139, 155; 
Herkunft  (aus  Mesopotamien  ?)  135,  143*; 
Auftreten  in  Marokko  u.  Spanien  zugleich 
mit  d.  Almohaden  135*.  —  Das  neu  ein- 
geführte N.  gleichzeitig  m.  blühendem  Kufi 
verwendet  137  sub  1.  —  N.  und  Kufi  in 
derselben  bist.  Inschrift  (IV)  136,  137*.— 
S.  a,  Aiyubiden-N.,  Rankenwerk. 

fM^lr  al-anäm  s.   „Helfer  der  Menschheit". 

na^Jr  amir  al'tnuminjn  „der  Helfer  des 
Fürsten  der  Gläubigen"  (IX)  142/3,  145 
Anm.  Abs.  2,  (X)  149,  150^  —  nisir  atnlr 
(d-mu  minin  145  Anm.  sub  2  Abs.  2,  (XI) 
153,  (XII)   154. 

Näsir  al-din  s.  1)  (Malik  Sälih)  Mahmud, 
2)  (Malik  Kamil)  Muhammad. 

Näsir  al-dunyä  wal-din-Titel  (X)  149  (vgl. 
148). 

Nai^r:  Ni?äm  al-dln  Mu'aiyid  al-daula  Abu 
1-qäsim  Nasr,  Merwanide,  S.  d.  Ahmad, 
(C)  132. 

Abu  Na§r  s.  Ahmad. 

Nasr  al-daula  s.  Ahmad. 

Naurüz,  S.  d.  Argün  Aqä,  Anhänger  des 
Ilchans  Gäzän  und  von  diesem  schließlich 
aus  dem  Wege  geräumt  160. 

Nizäm  al-daula  132 2. 

Ni^äm  al-din  Abu  Bakr(?),  Ortokide,  S.  d. 
'Imäd  al-dln   145  Anm. 

Nizäm  al-dlu(?)  Ibrahim,  Ortokide,  S.  d. 
Imäd  al-din  145  Anm.,  herrscht  über 
Charput  144^  Abs.  2. 

Ni^äm  al-din  s.  Nasr. 


Nordsyrien  143. 

Nur  al-dln,  Atabek  s.  Mahmud. 
Nur  al-din,  Ortokide  s.  Muhammad. 
Nur  al-din  Urtuq-schäh  s.  Urtuq. 

Oberleitung  v.  Bauten  durch  höhere  Beamte 
154. 

Ortokiden  126,  134/6;  0.  v.  IJisn-Kaifä 
herrschen  über  Charput  und  gründen  dort 
eine  Sonderdynastie  142/6,  144^;  Ende 
ihrer  Herrschaft  daselbst  144^  Abs.  2/4; 
Verbleib  der  letzten  0.  des  Zweiges  v. 
Charput  146  Anm.;  0.  in  Mardin  135*, 
O.-Schrift  147^;    O.-Münzen  152^ 

pahiawän    djahän    150    sub   1;   p,    (d-scham 

150  sub  7. 
Palästina  135. 
Perser:  „Sultan  (Herr)  der  Araber  und  Perser" 

V  (138);  persische  Kunstformen  160. 
Pferdehändler  140^ 
Präfekt    {suhäschi)    des    Seldjukiden- Sultans, 

in  Charput  144^  Abs.  4. 
Prinzessin  unter  den  Ilchanen,  Grabmal  einer 

(No.  15)  158  ff. 
Proviantmarkt  (VI)  140. 

Qara-arslän  s.  Fachr  al-dln. 

Qara-hisär  152  Abs.  1  d.  Anm. 

Qäsim:  Abu  l-Qäsim  s.  Nasr. 

Qilidj-arslän  I,   Seldjukiden-Sultan  (XI)   153, 

(XII)  154;  Q.-a.  II  (XI)  153,  153S  (XII) 

154. 
Qonia  137. 
Qutb  al-din  s.  Ilgäzi. 
quüug  atähdk  150,  q.  hak  147,   150. 
Hamadän,  Monatsname  137,  160^ 
Rankenwerk  bei  Naschi-Schrift  139;   R.-Or- 

nament    an   Schäften    bei    breitem    Naschi 

157. 
Richter  (HI)  129,  (A,  B)  131,  (C)  132,  (IV) 

137,  (V)   138. 
rukn  (d'islnm  wal-muslimln  151   Anm. 

Säbiq  al-din  (V)  138. 

SaM    al-daula,    Merwanide,   S.  d.  Ahmad    s. 

Muhammad. 
Sa^d  al-din  s.  Ahmad. 
Sa'id :  Mumalihid  al-daula  Abu  Mansür  Sa^id, 

S.  d.  Marwän,   herrscht    nach   d.  Tode  s. 

Bruders   Abu   ^Ali  al-Qasan   in   M.  128; 

baut  daselbst  (II)  127  f.,  129^;  Regierungs- 


176 


NAHEN-   UND   SACHVERZEICHNISSE. 


antritt    128^;    Münzen    128  f.  Anm.  3;    s. 
Tod  128,  130. 
Sa'id:  Abu  Sa'id  Altunbä  (V)  138. 
Sa^id:  Malik  S.  s.  Bahräm-schäh. 
Saif  al-din    s.  Muhammad. 
Säläh  al-din  (Saladin)  s.  Yüsuf. 
al'Sälih  s.  cU-malik, 
cd'Sarfi  8.  Johannes. 
Sälih  8.  Mahmud. 
Salmäs  125,*  158  ff. 
Salz  (VI)  140. 
Schafmarkt  (VI)  140. 

schah  arman^    „König   der  Armenier"   s.  Ar- 
menien. 
Schäfte  der  Naschi-Schrift   mit  Ranken   ver- 
ziert 157. 
ci-scham  8.  pahlawän, 
Scham8  al-din(?)  s.  al-Mufaddal. 
scharaf  cU'Umma(?)  129'. 
Schihäb  al-din  s.  Gäzi. 
Schriftarten  (Kufi,  Naschi),  Vorkommen  beider 
Seh.  in  derselben  bist.  Inschr.   136,  137^*; 
8.  a.  Banken  werk,  Schäfte. 
Schu^eb  Schär  in  Mesopotamien   127^. 
Seldjukiden  126,  130,  134,  135;  136,  146; 
S.-Dynastie  v.  Erzermn    153;    S.-Wappen 
135. 
Seldakiden  153. 
Sesam  140  (VI). 

Sidi  Schebih,  Grabmal  d.,  in  Kairo  127». 
Silivan,  offizieller  türkischer  Name  v.  M.  125. 
Sindjar  151  ^  Abs.  2. 
Sö'ört  125,  157. 
Spanien  1351 
spätkufisch  135^. 
suhäschi  8.  Präfekt. 
Sukmän,  Ortokide  (IX)  143. 
Sülaimän,  Ortokide,    S.  des  Ilgäzi,   herrscht 

in  M.  134. 
Snlaimän  U,  Seldjukiden-Sultan  153. 
Stalaktiten     als    architektonisches    Ornament 

160«. 
Steinmetz-Zeichen   im  nördl.  Kleinasien  157. 
Steueraufhebungsdekret  (No.  6)   140. 
sultän    al-arman^     „König    v.    Armenien"     s. 

Armenien. 
(al-)8ulfän  =  Sultan  131^  134,  136,  138; 
sultän  (ü-isläm  wal-muslimin  151  Anm.; 
vgl.  a.  fadir,  iftichär,  Uzz,  matUänä,  Sultans- 
titel;  sulfän  =  Herrschaft  131. 
„Sultan  V.  Diyär-Bakr,  Kleinasien  und  Ar- 
menien"   (X)    149,  150  f    Anm.  3    a.  E., 


vgl.    a.    Araber,    acMh    arman,    suUan    ai- 

arman^  Perser,  Seldjukiden. 
Sultäniya  1601 
Sultanstitel,  Veränderung  seines  Werten  136, 

136*,  152  Abs.   1. 
Syrien  135,  140,  143. 

Tabriz  160*. 

Taqi  al-dln  s.  'Umar. 

Taschkend  128«. 

Teppiche  m.  Doppeladler  152  Abs.  1  d.  Anm. 

Tierfiguren  137,  137»;  Tiergestalten  auf 
Münzen  151  ^ 

Timurtäsch:  ^usäm  al-din  Timurtäsch,  Or- 
tokide, herrscht  über  M.   134. 

titres  en  <id-din  u.  t,  en  ad-dunyä  wad-dtn 
(Index  des  Corp.  inscr.  ar.)  136^. 

Tor  8.  Bäh;  Tor-Erker  138. 

„Töter  der  Ungläubigen  und  Polytheisten", 
(IX)  143. 

Xugril-(8chäh) :  Malik  Mu'a??am  Tugril,  Seld- 
jukide,  einer  der  12  Söhne  Qilidj-arsläns 
II,  anfangs  Herrscher  von  Abulustain  in 
Kappsdokien,  dann  von  s.  Bruder  Sultan 
Sülaimän  II  nach  Erzerum  versetzt  153; 
erste  inschriftliche  Kunde  a.  d.  Inschriften 
V.  Baiburt  (XI,  XII,  XH  bis)  152  ff; 
Chronologe  153^;  Münzen  153';  Genea- 
logie 154;  Titel  154,  154^  Oberherr  154. 

tugriltikln  atähak  150  sub  1 — 3. 

Tugtikin,  Atabek  in  Damascus  150  sub  5 

(ihn)  Tulün,  Moschee  des,  in  Kairo  127*. 

Türän  -  malik ,  Mengutschekiden  -  Königin, 
Tochter  des  Malik  Sa'Id  Fachr  al-din 
Bahräm-schäh  155  f. 

Türme  s.  Amid,  Charput,  Evli  Badan,  Maiyä- 
färiqln,  Yedi  Qardäsch. 

'Umar:  Taqi  al-dln  'ümar,  Neffe  Saladins, 
herrscht  als  dessen  Vasall  in  M.   134,  134^ 

al-umarä^  s.  malik, 

cU-umma  s.  scharaf^  fachr. 

Unur,  Atabek  in  Bosra  150  sub  7. 

Urfä  130. 

Urmia-See   158. 

Urtuq:  1)  Begründer  des  Ortokidenhauses 
(IX)  143,  (X)  149.  2)  Nur  al-dln  Urtuq- 
schäh,  Ortokide  der  Linie  von  Charput, 
145  Anm.  Abs.  2  und  a.  E.,  146  Anm. 

Urtuq-arslän   136^. 

wa-dhälika  =  ^und  der  Bau  fand  statt"   140*. 


>  V 


k. 


NAMEN-   UND   SACHVERZEICHNISSE.    —  NACHTRÄGE  UND   BERICHTIGUNGEN. 


177 


Wähid  8.  *Abd  al-W. 

Wappen  135/6,  ISB*,  151;   W.-Kunde  136. 

Yahyä  s.  Johannes. 

Yedi  Qardäsch    „die  sieben  Brüder",    Turm 

der    Stadtmauer    v.   Ämid    146  fif.,    146*, 
147»,  150;  Bauart  147  Abs.  1. 

yükäbak  aiähak  150  sub  7. 


Yuluq-arslän :  ^üsam  al-dln  Y.-a.,  Ortokide, 

herrscht  über  M.  134. 
Yüsuf:  Salä^  al-dln  Yüsuf  (Saladin),  Aiyn- 

bide,  erobert  und  herrscht  in  M.  134,  134'. 

Zackenverzierung   zwischen   Borten  -  Inschrift 

und  Gesims  157. 
Zangi,  Atabek  in  Baalbek  150  sub  1. 
Zengiden  150,  151^  Abs.  2. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

S.  7  oben :  Meißner  weist  mich  mit  Recht  darauf  hin,  daß  man  die  Nominativ-Form  kihräium 
in  dieser  alten  Zeit  noch  nicht  für  einen  casus  obliquus  in  Anspruch  nehmen  dürfe,  also  etwa: 
„dem  die  4  Weltgegenden  ....  gehorchen". 

S.  10  Anm.  1  lies:  Heuzey,  vgl.  „Klio  IV  S.  387".  Dazu  ist  jetzt  Ed.  Meyer,  Sumcrier  und 
Semiten  in  Babylonien  (Abh.  Berl.  Ak.  d.  W.  1906)  S.  13  Anm.  1  und  S.  76  zu  vergleichen. 

S.  10  letzter  Absatz  mit  Anm.  5:  Im  Gilgami§-£pos  handelt  es  sich  anscheinend  um  eine 
Combination  von  Vorgängen  des  Tages-  und  des  Jahreswegs  der  Sonne,  s.  Klio  IV  S.  258  Anm.  1 
und  vor  Allem  Jensen,  Das  Gilgamesch-Epos  in  der  Weltliteratur  I  S.  109. 

S.  11  Abs.  2  letzte  Zeile  lies:  „den  Ameli^yEa,  den  Steuermann  (Schiffer)  des  Üi-napütim- 
Xisuthros  und  des  GilgamiS". 

Zu  S.  15  Anm.  4  vgl.  S.  66  Anm.  4. 

8.  24  Abs.  5  streiche  die  „12". 

S.  32  Z.  6  lies:  „unterscheiden:";  S.  33  Anm.  9  Z.  3  lies:  J^u, 

S.  33  Z.  7  u.  11,  S.  35  Z.  2  v.  u.,  S.  40  Z.  4  ües  iUüldku-VM  (wie  richtig  S.  40  Z.  2). 

S.  33  Z.  7  ff.,  S.  35  vorletzter  Absatz :  „und  dessen  Hände  sie  beide  (Samafi  und  Adad)  die 
Gebirge  erfassen  ließen  (Dual!)"  (Meißner). 

S.  34  (und  Tafel  D)  Z.  21  g.  E.  lies:  [i%\d-d%. 

S.  45  (No.  24).     Adadnirari  III  muß  jetzt  als  A.  IV  bezeichnet  werden,  s.  S.  165  Anm.  2. 

S.  47  Z.  1  streiche  a-di"^;  Z.  1/2  statt  =*•»•*  zähle  »•*•*;  Z.  3  statt  «  zähle  ^  Anm.  2  statt 
„Z.  4"  lies:  „Z.  5".  —  Z.  8  des  Textes  statt  kit  lies  Jcit  und  a.  E.  lies  dar''m[at],  Z.  10  d.  T. 
[-4]r-[5rt]l-<ti-ti. 

S.  45/7.  Die  seitens  der  Kgl.  Museen  vorbehaltene  Veröffentlichung  des  Textes  Salmanassar^s  TU 
(No.  25,  Fig.  22)  soll  erfolgen  in  den  „Vorderasiatischen  Schriftdenkmälern«  Bd.  I  S.  58  No.  69. 
Unmittelbar  vor  Abschluß  dieser  Nachträge  habe  ich  durch  Ungnad's  Güte  seine,  auf  eindringendes 
Studium  des  äußerst  schwierig  zu  lesenden  Originaltextes  gegründete  Publication  in  den  Aushänge- 
bogen einsehen  und  mit  ihm  am  Original  kontroliren  können.  Es  ergeben  sich  folgende  Verbesse- 
rungen meiner  S.  47  mitgeteilten  Lesungen.  Z.  4  statt  H  lies  }iir\  Z.  5  nicht  Ä:a.  sondern  TAQAZU: 
Z.  5  a.  E.  lies  ina  ki-nh  taf^zi  „in  der  Schlacht".  —  In  Z.  12  (einer  der  undeutlichsten  Zeilen) 
ist  schwerlich  ki-be  u[tn]-ma  zu  lesen.  Was  ich  für  den  Anfang  von  um  hielt  ist  na  oder  der  An- 
fang eines  entsprechend  beginnenden  Zeichens.  Daher  Abs.  4  v.  u.  zu  streichen  und  in  Anm.  „2" 
(nunmehr  als  Anm.  „1**  zu  utn-ma  in  Z.  5  des  Textes  zu  ziehen,  während  Anm.  „l**  die  Zahl 
„2*  erhält)  die  Worte  „und  somit"  bis  „vorliegen"  und  der  letzte  Satz :  „Ersteres  ist  jedoch  .... 
das  Wahrscheinlichere"  zu  streichen.  —  Abgesehen  von  diesen  Berichtigungen  der  keilinschriftlichen 
Lesungen  ist  zu  erwägen:  Z.  8  wohl  eher  sab-mai-tu  als  das  unbelegte  Jcü-har-tu,  —  In  Z.  10  hat 
Ungnad  hinter  ku-ra-di-Su  erkannt  sur-du:  sur-du-ma  il['lik]  „er  (der  Fluß  Z.  4)  floß  und  strömte 
(von  den  Leichen  seiner  Krieger)".  Dadurch  wird  die  den  Spuren  nach  mögliche  Ergänzung 
[A]r-[g%]§'tU'U  fraglich.  —  Wichtig  ist  schließlich  als  Bestätigung  der  Bestimmung  des  Textes, 
daß  Z.  15  beginnt:  äamaä-üu  {atnelu)  iar-ia-ni. 


S.  55  Z.  4  V.  0.  lies:  „mit  ihm". 

Abhudlongen  d.  K.  Oei.  d.  Wi««.  sn  Göttingen.  Phil.-hist.  Kl.   N.  F.  Band  9^. 


23 


178  XACHTRÄGE   UND   BERICHTIOUNGEN. 

S.  58  Z.  3  Y.  a.  lies:  „hethitischen^. 

8.  60  Z.  2 :  im  Innern  des  zweiten  Zeichens  nicht  2  gekreuzte,  sondern  2  wagrechte  Keile 
hinter  einander. 

Zu  S.  60  (No.  44)  Z.  3  v.  u.  vgl.  noch  Hnntigton,  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1900  S.  142  Abs.  2. 

S.  66  Abs.  8.  Man  pflegt  bei  der  Bestimmung  der  Lage  v.  ArzaSkun  (Verh.  Berl.  anthrop. 
Ges.  1893  S.  71 ;  ZA.  XIV  111  f.)  meist  etwas  weiter  nach  NO.  zu  gehen,  als  nach  Salmanassar^s  II 
Angaben  unbedingt  nötig,  der  es  (Mon.  48 — 59)  von  Daiaäni  kommend  erreicht,  um  später  an  das 
„Meer  von  Na'iri^  (s.  sogleich)  zu  gelangen. 

S.  66  Abs.  4.  Das  „Meer  von  Nalri"  bei  Salmanassar  II  ist  der  Vansee,  nicht  der  Urmia-See, 
wie  Schrader  („Die  Namen  der  Meere**  in  den  assyrischen  Inschriften,  Abhandl.  Berl.  Ak.  d.  W.  1878 
S.  190)  annahm.  Dieser  wird  vielmehr  bei  Salmanassar  II  als  „Meer  von  Zamua  (unseres  Hauses)'^ 
dem  ''Meer  von  Nairi**  direkt  gegenübergestellt  (s.  S.  170  unter  Zamua).  Für  den  Van-See  kennen 
wir  bisher  folgende  assyrische  Bezeichnungen :  „Meer  von  Nalri**,  „oberes  Meer  von  Nairi*',  .oberes 
Meer  des  Sonnenuntergangs**  (d.  h.  das  westliche  der  beiden  oberen  Meere) ;  —  für  den  Urmia- 
See:  „Meer  vom  Lande  Zamua  (unseres  Hauses)**,  „unteres  Meer  von  Nalri**,  „oberes  Meer  des 
Sonnenaufgangs**  (d.  h.  das  Ostliche  der  beiden  oberen  Meere). 

S.  67  Bub.  2.  Daß  die  Kimmerier  durch  den  Darielpaß,  die  „Skythen**  (unter  ihnen  die 
A(I)Sguzäer)  durch  den  Paß  von  Derbent  in  Asien  eingedrungen  sind,  ergiebt  sich  aus  Herodot 
I  103,  IV  1,  12  und  wird  bekanntlich  durch  den  keilinschriftlichen  Befund  (AOF  I,  S.  484  ff.) 
bestätigt.  Der  historische  Gehalt  dieser  mit  Unrecht  vielfach  gänzlich  verworfenen  Nachrichten 
des  Herodot  ist  damit  keineswegs  erschöpft :  vgl.  a.  Verh.  Berl.  anthrop.  Ges.  1899,  S.  47  Abs.  2  u.  4. 

Zu  S.  67  sub  3.  PräSek  schreibt  mir  in  seiner  verdienstvollen  Geschichte  derMeder  und 
Perser  (1906  Bd.  I  S.  148)  irrtümlicher  Weise  die  Ansicht  zu,  die  Armenier  seien  gleichzeitig 
mit  den  Phrygern  und  Bithynem  nach  Kleinasien  gekommen  und  scheint  zu  glauben,  daß  ich  diese 
Einwanderung  der  Phryger  und  Bithyner  um  900  v.  Chr.  ansetze.  Ganz  abgesehen  davon,  daß  die 
Phryger  im  engeren  Sinne  doch  wohl  erheblich  früher  als  die  Thyner  und  Bithyner  (s.  u.)  die  Meer- 
engen überschritten  haben,  bin  ich  vielmehr  der  —  mehrfach  deutlich  ausgesprochenen  —  Ansicht,  daß 
die  Vorfahren  der  Armenier  zu  den  ältesten  Schüben  der  seit  dem  2.  ev.  schon  seit  dem  3.  Jahr- 
tausend V.  Chr.  verfolgbaren  thrakisch-phrygischen  Einwanderung  gehören;  eben  deshalb  sind  sie, 
vor  ihrer  Einwanderung  nach  Armenien,  schon  relativ  so  weit  nach  Osten  vorgerückt.  PräSek 
selbst  betont  ja  (S.  149),  daß  ich  im  Anschluß  an  Kretzschmer,  Einl.  in  die  Gesch.  d.  griech. 
Sprache  S.  210,  auf  die  Gegend  der  Halysquelle  und  die  Akilisene  als  für  die  älteren  Sitze  der 
Armenier  in  Betracht  kommend  hingewiesen  habe. 

Ein  noch  stärkeres  Mis Verständnis  ist  es,  wenn  ich  nach  Präiek  S.  148  gleichzeitig  behauptet 
haben  soll,  die  Verfahren  der  Armenier  seien  mit  den  Kimmeriem  nach  Kleinasien  gekommen. 
Schon  chronologisch  könnte  ich  das  nicht  angenommen  haben,  selbst  wenn  ich  die  Armenier  erst  um 
900  in  Kleinasien  hätte  einwandern  lassen.  Denn  der  Einfall  der  Kimmerier  beginnt  unter  Rusas  I  von 
Urartu  (t714  v.  Chr.).  Geographisch-historisch  steht  es  in  noch  schärferem  Widerspruch  zu  meinen 
Anschauungen  und  Äußerungen,  nach  welchen  die  Armenier  von  Westen  her  nach  Kleinasien  ge- 
kommen sind,  während  die  Kimmerier  durch  den  Kaukasus,  also  von  Nordosten  her,  eingedrungen 
sind.  Der  Einbruch  der  Treren  aber  und  anderer  thrakischer  Völkerschaften  (so  wahrscheinlich  der 
Bithyner),  die  —  um  dieselbe  Zeit,  wie  die  Kimmerier  durch  den  Kaukasus,  —  von  Westen  her  in 
Kleinasien  eindrangen,  liegt  m.  E.  (s.  o.)  unendlich  viel  später  als  das  Einrücken  der  Vorfahren 
der  Armenier  in  Kleinasien.  Vielmehr  habe  ich  in  meinem  Vortrage  „Die  Einwanderung  der 
Armenier  im  Zusammenhang  mit  den  Wanderungen  der  Thrakier  und  Iranier**,  der  nach  den  für 
die  Verhandl.  des  XIII.  Internat.  Orientalisten-Kongresses  geltenden  Vorschriften  nur  in  einem 
dürftigen  Auszug  veröffentlicht  werden  konnte,  betont,  daß  das  Eindringen  der  Armenier  aus  ihren 
letzten  kleinasiatischen  Sitzen  wahrscheinlich  in  das  nachmals  nach  ihnen  benannte 
Gebiet  mit  dem  Vorstoß  der  Treren  etc.  und  dem  Zurückfluten  der  Kimmerier  von  Lydien  her 
zusammenhänge  und  darauf  hingewiesen,  daß  die  armenische  Tradition  dafür,  freilich  unter  einer 
gänzlich  unhistoridchen  und  sagenhaften  Umhüllung,  Anhaltspunkte  biete.    Näheres  anderenorts. 

S.  67  letzter  Absatz.  Tiglatpileser  III  muß  jetzt  als  T.  IV  bezeichnet  werden,  s.  S.  169  Anm.  1. 
Die  Burg  von  Toprakkaläh  wurde  von  Rusas  I  (t714)  angelegt  (ZA.  IX  349 ff.;  Berl.  Sitzungsber. 


iNACHTUÄGK   UND    nERICHTIÜUNGKN.  179 

1900  S.  624  No.  126  +  No.  127  [zur  gleichen  Stele  gehörig!]  und  etwa  um  die  Zeit  der  Halys- 
schlacht  (585  v.  Chr.  nicht  —  gegen  Hüsing  OLZ  1907  No.  1  Sp.  23  —  577  oder  556  v.  Chr.) 
—  wahrscheinlich  unter  Ilusas  III,  Sohn  des  Erimenas,  —  zerstört.  Zur  Chronologie  der  späteren 
Chalderkunige  vgl.  vorderhand  „die  Einwanderung  der  Armenier*'  a.  0.  S.  134  und  ZDMO.  58  (1904) 
S.  821.  PräSek's  Annahme  (a.  0.  S.  142  f.,  145)  das  Reich  Urartu-Chaldia  sei  schon  durch  den 
„Skythen-Einfall''  vernichtet  worden,  kann  ich  nicht  beipflichten.  Nach  den  vorliegenden  Nachrichten 
halte  ich  es  vielmehr  für  sehr  fraglich,  ob  die  „Skythen**  überhaupt  das  Gebiet  von  Urartu  berührt 
haben.    Die  Gesandtschaft  Sardur's  IV  (III)  an  Assurbanabal  trägt  keine  Erniedrigung  in  sich. 

S.  68  Z.  9  v.  0.  hinter  „mykenischen**  füge  ein:  „und  westkleinasiatischen". 

Zu  Figur  56,  S.  84  No.  14  ist  noch  zu  bemerken,  daß  der  Sitz  des  Sessels,  auf  dem  die  Göttin 
thront,  mit  einem  Kissen  belegt  ist,  das  eine  ähnliche  Musterung  zeigt  wie  die  Gewänder  der 
Göttin  und  der  Anbeterin.    Zu  beachten  ist  auch  die  Säulenform  der  Sesselbeine. 

Zur  Darstellung  des  Blitzes  (S.  80  f.  Fig.  50)  ist  noch  der  in  Assur  gefundene  Blitz  aus 
Goldblech,  Mitteil.  d.  D.  Or.-Ges.  No.  28  bei  S.  17,  zu  vergleichen. 

S.  85  Anm.  1  Z.  1  lies:  „Klunkern«. 

S.  92,  Anm.  4  Z.  3  v.  u.  streiche  „davon". 

Zur  Tontafel  mit  qüa8i-„hethitischen*'  Hieroglyphen  (Fig.  81a, b;  S.  108 f.):  In  Boghaz- 
kiöi  als  einer  Hauptstätte  „hethitischer"  Felsskulpturen  mit  hieroglyph.  Inschriften  sind  bisher 
zwar  Tontafeln  in  einheimischer  Cheta-Sprache,  aber  in  Keil-  nicht  in  Bilderschrift  gefunden. 
Das  sieht  zunächst  nach  einer  Bestätigung  der  Annahme  aus,  daB  die  „hethitischen"  Hieroglyphen 
einer  späteren  Zeit  und  ev.  einem  anderen  Volkstum  angehören:  doch  muß  die  Fortsetzung  der 
Grabungen  abgewartet  werden. 

In  Figur  80  (S.  108)  ist  „Fig.  3«  zu  tilgen. 

S.  106  Z.  4  statt  „3"  lies:  „5",  S.  107  Z.  1  lies:  „auf  der  anderen  1  voll,  eine  zweite  z,  T., 
eine  dritte"  etc. 

S.  107  No.  38  sub  c  Z.  2  lies:  „(Z.  1  Anfang:  20,  Z.  2  Anf.:  65)". 

S.  117  sub  55  Abs.  2  lies:  „der,  die  ganze    Oberfläche bedeckende,  glänzende  Überzug". 

Zu  S.  119  unten  u.  120  mit  Anm.  1  ist  nachträglich  hinzuzufügen,  daß  wie  in  Gordion  so 
auch  nach  den  von  H.  Winckler  initgebrachten,  von  Zahn  in  der  Sitzung  der  Berl.  archäol.  Ges. 
vom  5.  Februar  1907  erläuterten  Proben  in  Boghazköi  dieTonwaare  mit  rotem  glän- 
zendem Überzug  vertreten  ist  Daneben  findet  sich  eine  völlig  anders  geartete,  nach  Zahn  den 
Galatem  zuzuschreibende  polychrome  Keramik,  während  die  feinere  Tonwaare  von  Toprakkaläh  in 
ihrer  Einheitlichkeit  die  Tatsache  wiederspiegelt  und  bestätigt,  daß  wir  es  hier  nur  mit  der  einen 
chaldischen  Besiedlung  (s.  oben  zu  S.  67  letzter  Absatz)  zu  tun  haben. 

S.  120  beim  letzten  Wort  des  Haupttextes  streiche  die  „*)". 

Zu  S.  124  Anm.  3  u.  4  s.  die  Nachträge  zu  S.  63  sub  3. 

S.  126  Anm.  3.  Die  von  Gäzi  erbaute  Moschee  von  Maiyäfäriqin  ist,  ebenso  wie  eine  stolze 
Basilika,  noch  heute  in  großartigen  Ruinen  erhalten. 

S.  139  mit  Anm  1.     Chilät  ist  das  heutige  Achlat(h). 

Zu  S.  146  mit  Anm.  3.  Außerdem  sah  ich  an  dem  Turm  der  Burg  von  Charput  eine  Anzahl 
schwer  erreichbarer  Inschriften  in  arabischer  Schrift  nämlich  1)  eine  an  der  Süd-  oder  Südostscite 

3  zeilig,  umrahmt :  al-malik,  lil-malik  und  al-suHän  kommen  vor ;  2)  einzeilig  an  der  Nordseite  über 

4  Steine  laufend,  3)  ebenda  einzeilig  über  6  Steine  laufend;  4)  und  5)  auf  der  Westseite  des 
Turmes  tiefer  belegen  auf  je  einem  Steine,  in  einer  derselben  al-malik,  —  No.  1  erblickte  ich  vom 
Eingang  der  Burg  aus,  No.  2—6  von  aussen  her,  aus  der  Schlucht  des  Flüßchens  Saburnak,  die 
von  Charput  zur  Ebene  von  Mezrä  an  dem  Dorfe  Hussenik*  vorbeiführt :  dass  es  sich  um  zwei  ver- 
schiedene Türme  handeln  könnte,  erscheint  mir  nachträglich  nicht  ganz  ausgeschlossen. 

C.  F.  Li.-H. 

S.  129  Z.  3  lies  ABU. 

Tafel  IX  No.  3:  statt  Abu  l-na^r  lies  Abu  Nasr. 

M.  V.  B. 

23* 


Inhalt. 

Seite 
Vorbemerkung 3 

Erster  Abschnitt. 

Stein-,  Fels-  und  Bauzlegelinschrifteii  In  assyrischer  Sprache. 
Skalptaren  aas  babylonisch-assyrischer  Zeit. 

Nummer  ^'    Altbabylonisch BS  und  Verwandtes. 

1.  Weihinschrift  Dungi's  I 6 

2.  Fragment  einer  Königsinschrift 6 

3.  Siegelcylinder  von  Gök-täpä  bei  Urmia 8 

n.    Alt  ES  syrisch  es. 

a)  Tukalti-Ninib  I. 

4.  5.     Backstein-Inschriften 12 

b)  Tiglatpileser  I. 

6.  Die  Siegesinschrift  von  Yungalu 15 

7.  Felsinschrift  am  Ausgange  des  Tigristnnnels 16 

III.    Assyrisches  mittlerer  Zeit. 

a)  Assurnasirabal. 

8.  Große  Stele  von  Babil  bei  Djeziret-ibn-Omar 19 

9.  Ziegelinschrift  aus  Nimrud 22 

10.  Tatze  mit  Inschrift  aus  Nimrud  (Hand?) 23 

11.  Fragmente  der  Annalen  aus  Nimrud 24 

12.  Türkolosse  aus  Nimrud 26 

b)  Salmanassar  ü. 

13 — 18.    Backstein-Inschriften 26 

20>)— 23.   Inschriften  des  Tigris-Tunnel- Ausgangs  und  seiner  Umgebung    ........    31 

c)  Adadnirari  III  (IV»)). 

24.  Nebo-Statue  in  Nimrud 45 

d)  Salmanassar  III. 

25.  Stelenfragment,  Argistis  (1)  nennend 45 

1)  Die  19  ist  bei  der  Numerierung  versehentlich  übersprungen  worden. 

2)  Vgl.  S.  165  Anm.  2. 


INHALT. 


181 


Nommer  Seite 

IV.    Sargoniden. 

a)  Sargon  n. 

26.        3  zeilige  Ziegelinschrift 48 

27 — 28.    Die  someiische  fiackstein-Inschrift 49 

b)  Sanherib. 

29.  Ziegel  aas  EAE.  ZI 49 

30.  Ziegel  aas  Borsippa 50 

31.  32.     Zwei  Ziegel  aus  Tarbi? 51 

c)  Assarhaddon. 

33.  Inschrift  vom  Ngüb(-Tunnel) 62 

d)  Assarbanabal. 

34.  Steinfragment:  arabischer  Feldzag 54 

35.  Weihinschrift  an  Ninib  von  Ealach  nach  Besiegang  des  Teamman  von  Elam  ...    55 

V.    Assyrisches  unsicherer  Zuweisung. 

36—38.    a)  Weitere  Fragmente  aas  Babil 56 

39—42.    b)  Die  Skalptaren  von  Maltaiya * 57 

c)  Einzelnes. 

43.  Eiesel  mit  3  zeiliger  Inschrift 59 

44.  Skulptaren-Fragment :  Eampfscene 60 

VI.    Assyrische  Inschriften  voramenischer  Könige. 
45—47.    a)  Die  Inschriften  der  Sardarsbarg  (Van) 61 

48.  b)  Die  Opfernische  aaf  dem  Vanfelsen 63 

c)  Die  assyrischen  Versionen 
der  beiden  chaldisch-assyrischen  Bilingaen. 

49.  Eel-ä-Sln-Stele 64 

50.  Stele  von  Topzaaä 64 

Zweiter  Abschnitt. 

Materialien  zur  Kultar  und  zur  Herkunft  der  Chalder, 
Tomehmllch  aus  den  Ausgrabungen  auf  Toprakkaläh  bei  Tan. 

Einleitang 65 

I.    Der  Felsenbau. 

# 

1.  Rusas'  II  Felsenfeste  „Eal^ah"  bei  Mazgert 70 

IL    Die  Steinbearbeitung. 

2.  Mosaiken  des  Faßbodens  im  Tempel  von  Toprakkaläh 72 

3.  Stelensockel  Hassan-kaFah 76 

4  5.     Steintafelfragmente  Toprakkaläh 76 

6.  Torso  Van-kafah 76 

7.  Gefäßfragment  (Porphyr)  mit  rahendem  Wiederkäaer 80 

8.  Steinplatte  mit  Blitz .80 

9.  10.  Hände  aas  Gips 81 

11.  Steinskalptar  mit  Metalleinlage 81 

12.  Steingewicht 82 

13.  Enöchemer  Armring  mit  Inschrift 83 


182  INHALT. 

Nimraier  Seite 

III.    Der  Wasserbau 83 

lY.    Die  Metallurgie. 

14.  Goldplatte:  Göttin  mit  Anbeterin  in  getriebener  Arbeit 84 

15.  Broncene  Henkelfignr 86 

16.  Silberne,  goldbeschlagene  Büchse,  enthaltend  Schwefelsilber 89 

17.  Silberne  Tiegel 92 

18.  Broncestift  mit  Goldspitze 92 

19.  Kleine  broncene  Gefäße 92 

20.  Broncener  Kandelaber 93 

21.  Broncener  Thronfuß 95 

22.  23.     Greif  und  Säule,  Teile  eines  Broncethrones 96 

24.  Blattkranz 98 

25.  Statuette  (Vergoldete  Bronce  und  Gestein) 98 

26.  Broncefries 99 

27.  Weiheschüd 99 

28.  Bronce-Schale  mit  hieroglyphischen  Zeichen 100 

29.  Eiserne  Waffen  und  Schneidewerkzeuge 101 

30.  Großer  Wandring  zum  Anbinden  von  Tieren  (?)  (Bronce) 102 

31.  Ein  anderer  (Eisen) 103 

32.  Ein  kleinerer  (Bronce) 103 

83.  34.     Henkelstück  einer  Bronce-  und  einer  Ton-Kanne 104 

35.  Zweigeteilte  Bronceschale  (Lampe?) 104 

y.    Die  Keramik. 

a)  Tontafeln  und  Siegel. 

36.  Brief  an  Rusas  II 105 

37.  Zahlenliste 106 

38.  Tontafelfragmente 107 

39.  Siegelabdruck  (Schiffsprocession) 107 

40.  Tontafel  mit  hieroglyphischer  Inschrift 108 

• 

b)  Kleinere  Gefäße  besonderer  Form. 

41.  Henkelkannen 109 

42.  Spitzbecher 110 

43.  Tiegel  verschiedener  Größe 110 

c)  Die  großen  Pithoi. 

44.  a)  Die  großen  Pithoi  aus  dem  Vorratsraum 110 

45—52.    ß)  Die  Pithoi  mit  Schnur-Ornamenten,  keilinschriftliche  Maßbezeichnung  und  Rand- 

yerzierung  durch  Tierskulpturen 111 

53.        d)  Die  bemalte  Vase 116 

54—60.    e)  Die  Gefäße  mit  dem  rotglänzenden  Überzug 116 

VI.    Zur  Herkunft  der  Chalder 120 

Dritter  Abschnitt. 
Arabische  Inschriften,  bearbeitet  Ton  Dr.  Max  ran  Berchem. 

Vorbemerkung 125 


INHALT.  183 

Nummer  Seite 

Maiyäfäriqin. 

1.  Grabinschrift 126 

2.  Bauinschrift  des  Merwaniden  Abu  Mani^Qr  Sa*  id.    391  H 127 

3.  Bauinschrift  des  Merwaniden  Abu  Na$r  Ahmad.    416  H 129 

Darin  mitbehandelt  drei  von  Niebahr  1766  in  Ämid  kopierte  Inschriften: 
A  und  B.    Baninschriften  der  Merwaniden  Abu  Nasr  Ahmad.   444  bezw.  437  H. 
G.  Bauinschrift  des  Merwaniden  Nizäm  al-din  Abu  1-qäsim  Nasr.  460  H. 

4.  Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Auhad  AiyQb.    599  H 132 

5.  Bauinschrift  des  Aiyubidein  Malik  Aschraf  Müsä.    Zwischen  607  und  615  H.     .     137 

6.  Fragment  eines  Dekretes 139 

7.  Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Muzaffar  Gäzi.    623  H 140 

8.  Bauinschrift  des  Aiyubiden  Malik  Eämil  Muhammad.    644  oder  654  H.    .    .    .    140 

Charpnt. 

9.  Bauinschrift  des  Ortokiden  Facbr  al-din  Qara-arslän.    561  H 142 

Amid. 

10.  Bauinschrift  des  Ortokiden  Malik  Sälih  Mahmud.    Um  605  H 146 

•      •        • 

Baibnrt. 

11. 12. 12  bis.  Bauinschriften  des  Sel4jukiden  Malik  Mu^azzam  Tugril.    610  H 152 

13.  Bauinscbrift  der  Mengutschekiden-Königin  Türän  (?).    Anfang  des  XIII.  Jahrb.  .    155 

Sö'ört. 

14.  Fragment 157 

Salmäs. 

15.  Grabinschrift  einer  Prinzessin  unter  den  Ilchanen.    XIV.  Jahrh 158 

Yerzeichnis  der  Abbildungen. 

TextbUder 161 

Tafeln 164 

Namen-  und  Saehyerzeiehnisse. 

Zum  ersten  und  zweiten  Abschnitt  (H.  Latter  mann) 165 

Zum  dritten  Abschnitt  (C.  F.  Leb  mann -Haupt) 170 

NachtrXge  und  Beriehtigungen 177 


Tafd  1. 


Fragmenl  vom  Oberteil  der  Stele  Assurnasliabal's  lli.  an  der  Quelle  von  Babil  bei  Djeztreh. 


Tattl  II. 


Tafel  III. 


|anassar's  H.Wgr.II), 

zugeschrieben. 


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»sar's  H.  von  der 
stunnel  ("Tgr.IV). 


Tafel  IV. 


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Tafel  r. 


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Nebo-Stalue  in  dem  von  Adadnirari  111.  und  Sanirnuramat  erbauten  Nebolempel  zu  Kalach,  in  situ  aufgenommen  (Rückansicht). 


ur  Ableitung  eines  Canals  aus  dem  großen  Zab  nach  Kalach- 
Nimnid,  in  Assarhaddons  Neugestaltung. 


I  Maltaiya.    Gruppe  U. 


Et- 


ArdbiacJi«  Inachrißen.  Taf(^  I^- 


No.  14.     Sö'iirt.  No.  1.     Maiynfdriqin:  O'rabiiist^rift. 


No.  3. 
Maiyätäriqm:  Bauinschrift  des  Merivanideii  Alnil-na^  AJmad.   4ia  H. 


■Idmaandw  Buchlundlani,  Berlin  S.-W.  Me\Mtib*iök %%»«..  b.^<xii>.'«.. '«kW 


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Arabische  Inschrißen.  7«/^  ^1- 

Zk  A'o.  ^.     Drei  Imrhriften  am  Amkl  mich  Nwbuhr. 


No.  9. 
Charput:  Bauinschrift  des  Ortokide»  Fachr  al-din  Qüra-arsia».   561  H. 


WddnMnatcbc  BuchhandluriR,  Brtlin  S.-W.  Mcis«nbKti  SUHuAi  6i'iiTo.^-,^*<\v&-^<5*iwfiM.\'»,. 


Araiisau!  Inschriflcn.  Tafel  XU 

Maiyafäriipn. 


.\o.  ;. 

riimin^hrifl  *»■  AhfalM.;!  Malil;  Mutafar  (hm.     W:)  H. 


\.,.^„„.le.  -V"-'". 

ftminWiri/l  ,1,-t  Ai,jiil,H.„  M,ilil:  J.r/.ra;  .1/««»  (Wi;---'.7;  Hl  lhm,„hi,ll  .).,  A,,i„l.;,l.i,  Utilit  Kaiu',1  Malmimiw 


/eidmaBlltcbc  Buchhandlung,  Berlin  S.-W.  WtW:^*«'^ ^*««' *•  ^^^^  ■'****■'■' 


A.rciiitc}u  Inxhriß.  nfä  ZIU 


No.  10. 
BauliiKlirifl  *,i  (>rl«ki,lni  Malit  Silijr.  Mlllmiid.     Um  6W5  Ä 


Weidmannsche  BuchhandLunj:,  Berlin  S.-W.  Mciicnbach  RilU\V^  &.  <;.tiTO.^.,%it«.xv-'s*sswfit«.v%, 


AraÜKhe  iTiackrifUn, 

Baümri.  Tafl  XIV. 


.Vo.  11 
Bauiiiivhrifl  den  •Sefitjukidpii  Mulik  Mji'a^zam  Tiiqrü.    ölO  H. 


X«.  13. 
D)*«Hii.»i(!T  Ä)!f.    {Etna  XIU—XIV.  Jahrhmidert.) 


W«\«tto«Ä  TOSMMk  fc  t:»iK*,^ 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DEB  WISSENSCHAFTEN  ZU  GÖTTINOEN. 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 
NEDE  FOLGE  BAND  IX.  Nro.  4. 


Analyse 


der 


Offenbarung  Johannis. 


Von 


J.  Wellhausen. 


Serlin. 
Weidmannsche  Bachhandlang. 

1907. 


Analyse  der  Offenbarung  Johannis. 


Von 


J.  Wellhansen. 


Vorgelegt  in  der  Sitzang  vom  26.  Januar  1907. 


Die  Apokalypse  ist  kein  Drama,  sondern  eher  ein  Bilderbuch.  Das  Be- 
streben die  Bilder  in  Reihe  zn  bringen  ist  vorhanden,  aber  nicht  durchweg  ge- 
lungen. Das  war  auch  nicht  möglich,  weil  manche  Bilder  das  selbe  in  etwas 
verschiedener  Weise  darstellen ,  wie  z.  B.  die  Variationen  der  sieben  Plagen. 
Der  Verfasser,  der  sich  Johannes  nennt,  hat  vielfach  Vorlagen  benutzt.  Er  hat 
sie  jedoch  nicht  unverändert  aufgenommen,  sondern  seinem  Werke  assimilirt, 
nicht  bloß  durch  Einleitungen,  Zwischenstücke  und  Ausleitungen,  sondern  auch 
durch  innere  Überarbeitung,  und  noch  nach  ihm  scheint  eine  Überarbeitung  in 
anderer  Weise  und  kleinerem  MaSe  sich  fortgesetzt  zu  haben.  Wenn  es  22, 18. 
19  heißt:  „wenn  einer  etwas  zu  den  Worten  der  Weissagung  dieses  Buches  zu- 
fügt, dem  wird  Gott  die  darin  beschriebenen  Plagen  zufügen,  und  wenn  einer 
etwas  davon  wegnimmt,  dem  wird  Gtoit  seinen  Anteil  am  Baume  des  Lebens  und 
an  der  heiligen  Stadt  wegnehmen",  so  lag  die  Versuchung  nahe,  vor  der  hier 
gewarnt  wird,  und  sie  wurde  vermutlich  nicht  immer  überwunden.  Ich  glaube 
namentlich  einen  Herausgeber  an  zwei  Stellen  deutlich  von  dem  Verfasser  unter- 
scheiden zu  können.  In  gleichgiltigen  Fällen  rede  ich  öfters  von  Redaktion  im 
Allgemeinen,  da  die  Unterscheidung  der  Stufen  zu  gefährlichen  Subtilitaten 
führen  kann. 

Die  Hauptsache  ist  das  Abkratzen  der  Tünche  überhaupt,  die  reinliche 
Ausscheidung  der  Vorlagen.  Denn  davon  hän^  das  Verständnis  ab,  weil  man 
sonst  auf  sckwankendem,  doppeltem  Boden  steht.  Johannes  schrieb  während  der 
Christenverfolgang  unter  Domitian;  die  Vorlagen  sind  aber  älter,  wenngleich 
sie  meist  die  Zerstörung  Jerusalems  hinter  sich  zu  haben  scheinen.  Nur  11,  1.2 
und  12,1 — 17  stammen  aus  der  letzten  Zeit  des  römischen  E^rieges  gegen  Jeru- 
salem.    Diese  sind  auch  am   deutlichsten  jüdisch.     Man  kann    zwar   noch  für 

1* 


4  J.   WBLLHAÜSIN, 

manche  andere  jüdischen  Ursprung  vermuten.  Aber  jüdischer  Charakter  im 
Allgemeinen  genügt  nicht  um  eine  solche  Vermutung  zuverlässig  zu  begründen; 
denn  die  Christen  kopirten  das  Schema  und  den  Inhalt  der  jüdischen  Esehato- 
logie.  Sogar  christianisirende  Zusätze  der  Redaktion  zwingen  nicht  zu  dem 
Schloß,  daiß  die  Vorlage  nicht  christlich  sein  könne.  Dagegen  ist  es  ein  unan- 
fechtbares Kennzeichen  des  Jüdischen,  wenn  die  Scene  in  Jerusalem  und  Judäa 
spielt  —  was  freilich  nur  in  11,  1.2  und  12,1—17  der  Fall  ist.  Ferner  darf 
man  sagen,  daß  der  grimmige  Römerhaß  für  die  Christen  erst  in  den  späteren 
Jahren  Domitians  motivirt  ist,  während  für  die  Juden  schon  früher ;  wenn  daher 
Weissagungen  gegen  Rom  auf  frühere  Zeit  führen,  so  besteht  die  Wahr- 
scheinlichkeit, daß  sie  jüdisch  sind.  Der  christliche  oder  jüdische  Ursprung  hängt 
also  ab  von  der  historischen  Situation,  und  auf  deren  Erkenntnis  kommt  alles 
an,  so  daß  ich  mich  in  der  Regel  nur  um  sie  bemüht  habe.  Man  hat  freilich 
nicht  überall  Anhaltspunkte  um  sie  festzustellen.  Am  klarsten  tritt  sie  hervor 
in  den  Stücken,  die  der  alten  Exegese  immer  für  die  rätselhaftesten  gegolten 
haben,  in  11,1.2.  12,1—17.  13,1—18.  17,1—18.  Auf  diese  Stücke  habe  ich 
mein  Augenmerk  vorzugsweise  gerichtet. 

Apoc.  1, 1—13. 

Am  Anfang  wie  am  Schluß  (22,  18.  19)  nimmt  der  Herausgeber  das  Wort. 
Das  Buch  liegt  ihm  fertig  vor  und  er  empfiehlt  es  zur  öffentlichen  Vorlesung 
(1,3).  Er  redet  von  dem  ApokaJyptiker  in  dritter  Person  und  kennzeichnet  ihn 
als  den  Autor  des  vierten  Evangeliums.  Denn  die  ^oqxvqCu  *Iri6ov  Xqictov  deckt 
sich  sachlich  mit  den  siayyihov  I.  X.,  und  der  k6yoq  zov  ^eov  ebenfalls.  Die 
(iccQtvQia  L  X.  findet  sich  auch  in  1,  9.  6,  9.  20,  4  mit  dem  Xöyog  t.  d.  verbunden. 
Man  behauptet,  daß  sie  das  Selbstzeugnis  Jesu  bedeute;  dieses  würde  freilich 
auch  Jesum  zum  Object  haben.  Die  Sache  ist  aber  nicht  überall  klar,  und 
jedenfalls  würde  dadurch  nicht  widerlegt  werden,  daß  das  Leiden  Jid  r^  ^i^ag- 
tvQlav  L  X.  (1,  9.  20,4)  nichts  anders  sein  kann  als  das  Leiden  ivsxsv  tov  S'öay- 
yskiov  (Mc  8,  36.  10,  29) ;  schwankt  man  ja  doch  auch  bei  dem  siayydliov  ^Irfiai> 
Xqiözov,  ob  der  Genitiv  das  Subject  oder  das  Object  sei.  Schließlich  darf  die 
Ähnlichkeit  von  iiiagvöi^ösv  tifv  (lagrvQiav  .  .  .  Söa  cldsv  mit  6  ifOQaxiag  iu^loq- 
tiigrixsv  (Joa  19,36)  und  mit  ö  fuc^i^ijg  6  iiccqxvq&v  (Joa  21,24)  nicht  übersehen 
werden. 

Damach  hält  der  Herausgeber  den  vierten  Evangelisten  für  den  Verfasser 
der  Apokalypse.  Vermutlich  wird  dies  Ergebnis  gegen  die  Richtigkeit  der  vor- 
getragenen Literpretation  ausgespielt  werden,  sie  wird  aber  dadurch  nicht  er- 
schüttert. 

Apoa  1,4—3,22. 

Mit  *Imdwiig  xaXg  Snxa  iKKlriöimg  (1,4)  hebt  der  Verfasser  selber  an«  Er 
bekommt   in  einer  Theophanie  oder  Christophanie ,    die  ausführlich  geschildert 


ANALTSE   DER  OFFENBARUNG  JOHANNIS.  5 

wird,  den  Auftrag  an  die  sieben  Gemeinden  von  Asia  ^)  zu  schreiben,  was  Christas 
ihnen  zu  sagen  hat.  Kai  6  t&v  zu  Anfang  von  1, 18  ist  zu  streichen,  denn  es 
schwebt  haltlos  zwischen  1, 17  und  1, 18  in  der  Luft.  Der  Schluß  (1, 20)  schlägt 
nach  und  interpretirt  nicht  richtig.  Daran  läßt  sich  freilich  nichts  aussetzen, 
daß  die  Engel  der  Gemeinden  ihre  Idee  und  ihre  Einheit  vertreten,  wie  es  ähn- 
lich im  Daniel ,  in  Ps.  68.  82  und  in  der  Septuaginta  zu  Deut.  32,  6  geschieht. 
Aber  die  sieben  Sterne  sind  die  Planeten.  Nicht  die  Genien  der  sieben  Ge- 
meinden in  Ephesus  und  Nachbarschaft  hat  der  himmlische  Gott-Christus  in 
seiner  Hand;  denn  sie  sind  ja  durchaus  keine  Totalität,  und  in  den  Himmel 
könnte  doch  nur  die  christliche  Gesamtheit  projicirt  werden.  Darum  können 
die  Gemeinden  auch  nicht  mit  den  sieben  Leuchtern  gemeint  sein,  da  der  himm- 
lische Christus  doch  nicht  zwischen  Ephesus  Smyrna  Pergamum  u.s.w«  herum- 
wandelt. Diese  sind  vielmehr  eine  Variation  des  siebenarmigen  Kandelabers.  Wie 
jener  den  sieben  Wirkungen  des  Geistes  entspricht,  so  entsprechen  sie  nach  1,4. 
3, 1.  4, 5  den  sieben  Geistern ;  der  Geist  steht  als  Erleuchter  in  Beziehung  zur 
Öllampe  (diese  ist  mit  Xvxvia  gemeint)  und  er  wird  durch  die  Salbung  mit  Ol 
verliehen.  Man  darf  sich  dagegen  nicht  auf  xli^öo)  tifv  kv%vlav  öov  2, 6  berufen, 
das  kann  und  muß  aus  sich  verstanden  werden.  Es  mag  aber  den  Anlaß  ge- 
geben haben  zu  der  falschen  Deutung  in  1, 20. 

Was  nun  die  sieben  Briefe  selber  betrifft  (Kap.  2  und  3),  so  sind  sie  älter 
als  der  Apokalyptiker.  Er  hat  sie  vorgefunden  und  mit  Zusätzen  versehen. 
Ich  gebe  eine  Übersetzung,  worin  ich  die  Zusätze  durch  den  Druck  heraushebe. 

„2  ^Dem  Engel  der  Kirche  in  Ephesus  schreib.  So  spricht  der,  welcher  die 
sieben  Sterne  in  seiner  Rechten  hält  und  inmitten  der  sieben  goldenen  Leuchter 
wandelt.  'Ich  kenne  deine  Werke  und  deine  Mühe  und  deine  Ausdauer,  und 
weiß,  daß  du  Taugenichtse  nicht  leiden  kannst  und  die  sich  selbst  so  nennenden 
Apostel ,  die  keine  sind ,  geprüft  und  als  Lügner  befunden  hast ,  '  und  daß  du 
Ausdauer  besitzest  und  um  meines  Namens  willen  geduldet  hast  und  nicht  müde 
geworden  bist.  ^  Doch  habe  ich  wider  dich,  daß  du  deine  erste  Liebe  aufgegeben 
hast.  ^Also  bedenke,  von  welcher  Stufe  du  gesunken  bist  und  bekehr  dich  und 
tu  die  früheren  Werke  —  sonst  komme  ich  und  stoße  deinen  Leuchter  von  seiner 
Stelle.  ^Doch  das  hast  du,  daß  du  die  Werke  der  Nikolaiten  hassest,  die  auch 
ich  hasse.  ^  Wer  ein  Ohr  hat ,  höre  was  der  Geist  den  Kirchen  sagt.  Detn 
Überwinder  will  ich  vom  Baum  des  Lebens  im  Paradise  Gottes  zu  essen  yeben.^ 

„®Und  dem  Engel  der  Kirche  in  Smyrna  schreib.  So  spricht  der  Erste  und 
der  Letzte,  der  tot  ward  und  auflebte.  'Ich  kenne  deine  Drangsal  und  deine 
Armut,  doch  bist  du  reich,  und  die  Lästerung,  der  du  ausgesetzt  bist  von  Seiten 
der  sich  selbst  so  nennenden  Juden,  die  keine  sind,  sondern  vielmehr  eine  Satans- 
gemeinde. ^®  Fürchte  dich  nicht  vor  dem  Leiden  das  dir  droht,  der  Teufel  wird 
einige  vor  euch  ins  Gefängnis  bringen,  zu  eurer  Versuchung,  und  ihr  werdet  eine 
Drangsal  von  zehn  Tagen  haben.    Sei  getreu  bis  in  den  Tod,   so  wül  ich  dir  den 


1)  Phrygien  mit  Hierapolis  wird  nicht  dazu  gerechnet,  aach  in  Act  2,  9. 10  nicht 


J.   WILLHAÜ8XN 


) 


Kranji  des  Lebens  geben.  ^^  Wer  ein  Ohr  hat,  höre  was  der  G^t  den  Kirchen 
sagt.    Der  Übencinder  hat  nichts  mu  befahren  von  dem  »weiten  Tod,^ 

^^'ünd  dem  Engel  der  Kirche  in  Pergamnm  schreib.  So  spricht  der,  welcher 
das  zweischneidige  scharfe  Schwert  hat.  ^'Ich  weiß  wo  da  wohnst:  woselbst 
der  Thron  des  Satans  ist.  Und  dn  hältst  doch  fest  an  meinem  Namen  nnd  hast 
den  Glauben  an  mich  nicht  yerlengnet,  als  Antipas  mein  trener  Zeuge  bei  ench 
getötet  wurde,  da  wo  der  Satan  wohnt.  ^^Doch  habe  ich  etliches  wider  dich, 
daß  du  dort  Leute  hast,  die  zu  der  Lehre  Balaams  halten,  der  Balak  lehrte  den 
Kindern  Israel  eine  Falle  zu  stellen,  so  daß  sie  Götzenopfer  aßen  und  hurten. 
^^ Ebenso  hast  du  auch  solche,  die  zu  der  Lehre  der  Nikolaiten  halten.  '^Bekehr 
dich,  sonst  komme  ich  dir  bald  und  bekämpfe  sie  mit  dem  Schwerte  meines 
Mundes.  ^^  Wer  ein  Ohr  hat,  höre  was  der  Geist  den  Kirchen  sagt.  Dem  Über^ 
winder  g^  ich  van  dem  im  Himmel  attfbewcArien  Manna  j  und  ich  gebe  ihm  eine 
weiße  Marke ,  darauf  ein  neuer  Name  steht  ^) ,  den  niemmnd  kennt  ai^ßer  wer  (eine 
solche  Marke)  empfängt.*^ 

„^*Und  dem  Engel  der  Kirche  in  Thyatira  schreib.  So  spricht  der  Sohn 
Gtittes,  der  Augen  hat  wie  loderndes  Feuer  nnd  Füße  wie  von  Glanzerz.  ^^Ich 
kenne  deine  Werke  und  deine  Liebe  und  deinen  Glauben  und  deine  Dienstbereit- 
schaft und  deine  Ausdauer,  und  weiß  daß  deine  letzten  Werke  die  früheren 
überbieten.  '^Doch  habe  ich  gegen  dich,  daß  du  die  Frau  Jezabel  gewähren 
läßt,  die  sich  selbst  Prophetin  nennt  und  durch  ihre  Lehre  meine  Knechte  ver- 
führt, zu  huren  und  Götzenopfer  zu  essen.  ^^Und  ich  habe  ihr  Zeit  gegeben 
sich  zu  bekehren,  sie  will  sich  aber  nicht  bekehren  von  ihrer  Hurerei  ^.  ''  Siehe 
ich  bringe  sie  auf  das  Krankenbett  und  die  Ehebrecher  mit  ihr  in  schwere 
Drangsal,  wenn  sie  sich  nicht  bekehren  von  ihren  Werken.  ^'  Und  ihre  Kinder 
werde  ich  des  Tode»  sterben  lassen  ^  damit  aUe  Kirchen  erken$un,  daß  ick  der  bin 
welctufr  Herz  und  Nieren  ergründet  und  jedem  nadt  seinen  Werken  gibt.  *^iiuch 
Änderen  aber  in  Thfotira^  die  nicht  zu  dieser  Lehre  halten ,  die  die  sogenannte  hr- 
kenntnis  der  Tiefen  des  Satans  nicht  haben ,  sage  ich :  ich  lege  euch  keine  weitere 
Last^  auf.  ^^  Haltet  nur  fest  U)as  ihr  habt  bis  ich  kofmne.  ^*  Und. dem  Überwuider^ 
der  meine  Werke  bewahrt  hat  bis  eum  Ende^  gebe  ich  Macht  Ober  die  Meiden^  ^^  daß 
er  sie  weide*)  mit  eisernem  Stabe,  wie  irdenes  Gerät  eerbroehen  wird,  so  wie  ich 
selbst  (soUlie  Macht)  von  meinem  Vater  empfangen  habe,  ^^und  ich  gebe  ihm  den 
Morgenstern^    Wer  ein  Ohr  hat,  höre  was  der  Geist  den  Kirchen  sagt.^ 


1)  Der  Name,  dessen  Kenntnis  das  Paradis  erschlieSt,  ist  der  gleiche  aaf  allen  Eintritts* 
karten ,  nämlich  der  Name  Jesu.  Jesus  bekommt  einen  neuen.  Namen ,  wenn  er  seine  eigentliche 
Regierung  antritt  —  nach  bekannter  ^tte. 

2)  Es  handelt  sich  wohl  nicht  um  wirkliche  Hurerei  und  Ehebruch,  sondern  die  praktische 
Ketzerei,  das  Essen  von  Oötzenopferfleisch ,  ist  das  Huren. 

3)  als  die  Enthaltung  von  Qötzenopferfleisch. 

4)  Nach  der  Septuaginta  für  zerschmettere. 

5)  Nach  22,  18  ist  Christus  selber  der  Morgenstern.  Verleiht  er  hier  dem  Überwmder  sein 
Attribut?  sowie  er  ihm  auch  seinen  eisernen  Stab  gibt? 


ANALYSE   DKB  OFFENBAEÜNQ   J0HANNI8.  1 

„3,  ^Und  dem  Engel  der  Kirche  in  Sardes  schreib.  So  sagt  der,  welcher 
sieben  Geister  Gottes  nnd  die  sieben  Sterne  hat.  Ich  kenne  deine  Werke 
und  weiß,  daß  dn  den  Namen  hast  zn  leben  and  doch  tot  bist.  *  Werde  wach 
und  stärk  den  Rest  der  sterben  wollte,  denn  ich  habe  gefunden^  daß  deine  Werke 
Bicht  voUgiltig  sind  vor  meinem  Gott.  'Also  bedenke  wie  da  (die  Lehre)  em- 
pfangen nnd  gehört  hast,  nnd  bekehre  dich!  Wenn  dn  also  nicht  wach  wirst, 
koBiHie  ich  wie  ein  Dieb,  nnd  dn  weißt  nicht,  zn  weldier  Stunde  ich  zn  dir 
komme.  ^  Doch  einige  Personen  hast  da  in^  Sardes ,  die  ihre  Kleider  nicht  be- 
sndelt  haben,  die  werden  mit  mir  in  weißem  Gewand  wandeln,  denn  sie  veröUenen 
es.  ^  Der  Überwinder  wird  solchergestalt  mit  weißen  Kleidem  angetan  und  ich  werde 
seinen  Namen  nicht  Haschen  aus  dem  Buch  des  Lebens,  sondern  seinen  Namen  be- 
kennen vor  meinem  Vater  und  seinen  Engeln,  ^Wer  ein  Ohr  hat,  höre  was  der 
Geeist  den  Kirchen  sagt.^ 

„  ^  Und  dem  Engel  der  Kirche  in  Philippi  schreib.  So  sagt  der  Heilige, 
Wahrhaftige,  der  den  Schlüssel  Davids  hat,  öffnet  so  daß  niemand  schließt,  nnd 
schließt  so  daß  niemand  öffnet.  ^  Ich  kenne  deine  Werke,  sielie  ich  habe  für  dich 
eine  Tür  aufgemacht  die  niemand  schließen  kann^  nnd  weiß,  daß  dn  bei  nar  ge- 
ringer Kraft  doch  mein  Wort  bewahrst  and  meinen  Namen  nicht  verlengnet 
hast.  ^Sidiie  ich  mache,  daß  die  von  der  Gemeinde  des  Satans,  die  sich  Jaden 
nennen  and  es  nicht  sind,  sondern  Lügner  —  ich  bewirke,  daß  sie  kommen  and 
dir  za  Füßen  fallen.  Und  da^)  sollst  erkennen,  daß  ich  dich  erkoren  habe. 
^^  Weil  du  mein  GAot  der  Ausdauer  gehalten'  hast,  so  wül  ich  dich  retten  aus  der 
Stunde  der  Versuchung^  die  bevorsieht  eu  kommen  über  die  ganee  bewohnte  Erde,  um 
ihre  Bewohner  stu  versuchen.  ^^  Ich  komme  bald,  haue  was  du  hast,  damit  dir  nie- 
mand deinen  Krans  raube.  ^^  Den  überwinder  mache  ich  zu  einem  Pfeiler  im  Tempel 
Chttesy  und  er  wird  nimmermehr  herausgeworfen  werden,  und  icli  zeichne  auf  ihn  den 
Namen  meines  Gottes  und  den  Namen  der  Stadt  meines  Gottes,  des  neuen  Jerusalems, 
die  von  Gott  auf  die  Erde  herabgelassen  wird ,  und  meinen  eigenen  neuen  Namen. 
^'Wer  ein  Ohr  hat,  höre  was  der  Geist  den  Kirchen  sagt." 

„'^  Und  dem  Engel  der  Kirche  in  Laodicea  schreib.  So  spricht  der  Amen, 
der  trene  and  wahrhaftige  Zeage,  der  Anfang  der  Schöpfang  G-ottes.  '^Idi 
kenne  deine  Werke  and  weiß,  daß  da  weder  kalt  noch  heiß  bist  —  wärst  da 
doch'  kalt  oder  heißl  '^So  aber,  da  da  laa  bist  and  weder  kalt  noch  heift,  habe 
ich  vor,  dich  ans  meinem  Monde  anszaspeien.  ^'Dennda  sagst:  ich  bin  reich, 
habe  Keiohtam  erworben  nnd  es  fehlt  mir  an  nichts  I  nnd  da  weißt  nicht ,  daß 
dn  elend  and  jämmerlich  and  arm  nnd  blind  nnd  nackt  bist.  ^*  Ich  rate  dir, 
kanf  von  mir  im  f  ener  geläatertes  Gold  am  reioh  za  werden,  and  weiße  Kleider 
omi  sie  anzuziehen,  damit  die  Schande  deiner  Nacktheit  nicht  bloß  gestellt  werde. 
^'Welche  ich  liebe,  die  strafe  and  züchtige  ich,  also  eifere  nnd  bekehr  dich4 
*^ Siebe  ich  steh  vor  der  Tür  und  klopfe  an;  wer  meine  SHmme  vemimmi  und'  die 


1)  Nsfth  dem  SinaitieTMi    dessen  Lesong  dvrch  den  AltieBtftaieftÜklieD  Gebrauch   and  dsreh 
2,28  best&tigt  wird. 


8  J.   WELLHAUSEK, 

Tür  öffnetj  £u  dem  geh  icli  ein  und  halie  das  McM  mit  ihm  und  er  mit  mir.  *^  Den 
Überwinder  lasse  ich  bei  mir  auf  meinem  Thron  sitzen,  wie  auch  ich  als  Überwinder 
bei  meinem  Vater  auf  dessen  Thron  gesessen  bin.  "Wer  ein  Ohr  hat,  höre  vras 
der  Geist  den  Eirchen  sagt.^ 

Diese  Briefe  weisen  einige  deatliche  Merkmale  auf,  wonach  sie  alter  sein 
müssen  als  die  Verfolgong  nnter  Domitian.  Sie  sind  nicht  an  alle,  sondern  an 
sieben  besondere  Gemeinden  gerichtet,  nnd  die  Situation  derselben  ist  verschieden. 
Das  stimmt  nicht  zn  jener  universalen  Verfolgung,  die  vom  Imperium  ausging. 
Als  best  gehaßte  Feinde  erscheinen  zweimal  nicht  die  Römer  oder  die  Heiden, 
sondern  die  Juden.  In  Smyrna  entsteht  ein  Drangsal  von  zehn  Tagen,  wobei 
einige  ins  Gefängnis  kommen  In  Pergamum  und  in  Thyatira  werden  nur  die 
Ketzer  mit  Strafe  bedroht.  Und  überhaupt  kommt  Christus  mehr  um  zu  züch- 
tigen als  um  zu  retten  (3, 19).  Die  Parusie  dient  weniger  zur  Tröstung,  als 
zur  Drohung  und  Warnung  für  die  Christen ;  der  Zweck  ihrer  Ankündigung  ist 
die  Aufforderung  zur  Buße.  Denn  es  steht  in  den  Gemeinden  durchschnittlich 
nicht  so  wie  es  stehn  sollte.  Bemerkenswert  ist  besonders  der  Vorwurf  der 
Lauheit  und  Sattheit,  der  in  einer  Zeit  größter  Gefahr  kaum  erklärlich  ist. 

Dann  aber  hat  der  Verfasser  der  Apokalypse,  der  anerkanntermaßen  die 
Verfolgung  Domitians  voraussetzt,  diese  Briefe  nicht  selber  geschrieben.  Es 
fragt  sich,  ob  Zusätze  darin  zu  erkennen  sind,  die  seine  Hand  verraten. 

Die  Formel  8  iimv  oh^  xxL  ist  eine  aus  den  Evangelien  entlehnte  Schluß- 
formel. Wenn  noch  etwas  darauf  folgt,  wie  in  2,  7.  11.  17,  so  ist  das  nicht  ur- 
sprünglich. In  2,  29.  3,  6.  13.  22  steht  sie  in  der  Tat  am  Schluß.  Jedoch  ist  in 
diesen  letzten  vier  Fällen  das  Gleiche  vorangestellt,  was  in  den  drei  ersten 
hinter  der  betreffenden  Formel  steht,  nämlich  eine  Aussage  über  den  vixänf:  sie 
erscheint  am  Ende  aller  sieben  Briefe.  Der  Ausdruck  ist  bezeichnend  für  den 
ersten  Johannesbrief  xmd  für  Eap.  15 — 17  des  vierten  Evangeliums.  Ebenso 
auch  für  den  Verfasser  der  Apokalypse.  Den  sieben  Briefen  aber  ist  er  fremd. 
Er  enthält  eine  Parole,  es  concentrirt  sich  darin  die  enthusiastische  Stimmung, 
die  durch  die  höchste  Gefahr,  durch  die  Feindschaft  der  römischen  Welt  hervor- 
gerufen wurde.  „Dem  Überwinder  gebe  ich  Macht  über  die  Heiden,  daß  er 
sie  zerschmeitre  wie  irdenes  Gerät." 

Aus  diesem  Grunde  müssen  auch  andere  Aussagen,  in  denen  die  selbe  Stim- 
mung zum  Ausdruck  kommt  wie  in  denen  über  den  vinibv,  dem  Apokal3rptiker 
zugesprochen  werden.  So  die  über  den  Siegeskranz  2,  10.  8, 11  und  die  über 
die  Ausdehnung  der  Gefahr  über  die  ganze  Oekumene  8, 10 :  die  sieben  G^ 
meinden  mit  ihrer  besonderen  Situation  werden  überhaupt  ganz  vergessen,  es  ist 
immer  von  allen  Christen  und  von  jedem  einzelnen  die  Bede,  so  daß  die  Schlüsse 
zu  jedem  Briefe  gleichmäßig  passen  würden.  Und  femer  die  Aussagen  über  die 
Parusie,  wo  sie  nicht  zur  Warnung  dient,  sondern  zur  Enthusiasmirung,  durch 
die  Aussicht  auf  das  Paradis,  auf  das  neue  Jerusalem,  auf  das  himmlische  Mahl 
und  auf  die  Mitregentschaft  mit  Christus.  In  den  Ausdrücken  und  Vorstellungen 
zeigt  sich  überall  die  Eigentümlichkeit  des  Johannes,   sie  kehren  öfters  bei  flim 


ANALYSE  DEB  OFFENBABÜNO  JOHANNIS.  9 

wieder.  Die  Briefe  sind  gar  nicht  überschwänglich ,  sondern  verhältnismäßig 
nüchtern.  Sie  sind  überhaupt  nicht  was  man  apokalj^tisch  nennt ;  dazu  hat  sie 
erst  Johannes  gemacht,  am  sie  sich  anzugleichen. 

Von  anderen  Gesichtspunkten  aus  halte  ich  2,  23. 24 ,  ferner  einen  Satz  in 
3, 8  und  drei  Worte  in  2,  9  für  redaktionelle  Zusätze.  Auch  3,  2.  3  sieht  redigirt 
aus,  die  Folge  der  Sätze  ist  nicht  in  Ordnung.  In  2,13  haben  5nov  6  ^QÖvog 
TOt;  6az(xvä  am  Anfang  und  o^ov  h  öaraväg  xatoixBt  am  Schluß  schwerlich  von 
Ursprung  an  neben  einander  gestanden.  Etwas  bedenklich  kommen  mir  auch 
die  Nikolaiten  (2,  6. 15)  vor. 

Dfe  Eingänge  der  Briefe  „So  spricht  der  welcher  u.s.w."  wiederholen  großen- 
teils Attribute  Christi  aus  dem  £ap.  1,  das  zweifellos  von  Johannes  herrührt. 
Er  hat  also  wohl  auch  diese  Eingänge  verfaßt ;  oder  er  müßte  das  Material  der- 
selben in  Kap.  1  benutzt  haben. 

Apoc.  4  und  5. 

Zwei  pompöse  Initia,  in  innerer  Verbindung  mit  einander  und  beide  von 
der  selben  Hand,  der  des  Johannes.  Das  erste  gehört  vor  die  ganze  Apokalypse 
(denn  1, 4—20  soll  sich  bloß  auf  die  Briefe  an  die  Gemeinden  von  Asia  beziehen), 
das  zweite  leitet  über  zu  der  Vision  von  dem  Buch  mit  den  sieben  Siegeln.  Das 
Eap.  4  enthält  eine  Theophanie  nach  dem  Vorbilde  des  Ezechiel;  nur  die  vier- 
undzwanzig Altesten  sind  originell,  denen  hier  und  überall  wo  sie  auftreten  die 
Unterhaltung  des  himmlischen  Gottesdienstes,  der  unausgesetzten  Anbetung  und 
Lobpreisung  obliegt^).  Das  Eap.  6  enthält  eine  Christophanie ,  in  welcher  das 
Lamm  von  Dem  auf  dem  Throne  das  versiegelte  Buch  empfängt  um  es  zu  öffnen. 
Es  ist  außen  und  innen  beschrieben  (Ezech.  2, 10),  also  eine  Rolle,  und  jeder  der 
sieben  Abschnitte  ist  mit  einem  Siegel  geschlossen,  das  man  brechen  muß  um 
weiter  zu  lesen  ^.  Die  Akte  der  zukünftigen  Geschichte  sind  Kapitel  eines 
Buches,  des  Schicksalsbuches. 

Interpretamente  sind  die  Sätze  mit  £  slöiv  4, 5.  6,  6. 8.  Außerdem  muß  xv- 
xX6d'£v  xal  iöfo^Bv  yifiovöiv  ö(pd'aXfi&v  in  4, 8  gestrichen  werden ;  es  soll  zu  yi- 
fLovxa  6q>&aX(i&v  Ifixgoöd'ev  xal  Zme^Bv  in  4, 6  gehören.  Kvxkto^Bv  steht  bei 
Ezech.  1, 18  für  ifiXQoö^Bv  xal  Zxiö&bv  zusammen ;  es  darf  nicht  noch  xcd  iöm&Bv 
darauf  folgen.  Denn  iöo&Bv  bedeutet  nach  5, 1  ebenso  viel  wie  ifixgoö^Bv ;  innen 
ist  vom  und  außen  ist  hinten. 


1)  Sie  entsprechen  vielleicht  den  24  Classen  der  jüdischen  Deputirten ,  die  beim  Opferdienst 
in  Jerusalem  assistiren  muBten  (Herzfeld  2,  192  s).  Im  Testamentum  Adae  werden  die  24  Hören 
der  immerwährenden  Liturgie  auf  verschiedene  Wesen  verteilt  (Orientalische  Studien,  Theodor  Nöl- 
deke  zum  2.  März  1906  gewidmet,  893—916). 

2)  Wie  ist  es  aber  mit  dem  Text  auf  der  Außenseite  der  Bolle? 


▲Vbaadluifea  4.  Z.  Gm.  d.  WIm.  n  OMtinffeia.  Pkil.-kift  Kl.  N.9.  Bud  d,«. 


10  J.   WBLLHAÜSBN, 

Apoc.  e,  1—17.  8, 1—5. 

Das  Lamm  eröffnet  einen  der  sieben  versiegelten  Abschnitte  der  Rolle  nach 
dem  andern,  liest  ihn  aber  nicht  vor.  Sondern  was  darin  steht,  tritt  sogleich 
als  Gesicht  in  die  Erseheinong. 

Die  Reihenfolge  der  sieben  Siegel  wird  unterbrochen  durch  Kap.  7.  Dies 
Kapitel  kann  formell  als  Retardation  betrachtet  werden,  greift  aber  materiell 
stark  vor  und  ist  ein  Einschub  des  Johannes.  Dann  stammen  die  sieben  Siegel 
nicht  von  ihm,  so  wenig  wie  die  sieben  Briefe ;  er  hat  sie  nur  aufgenommen  und 
überarbeitet. 

Die  vier  Reiter  schließen  sich  dadurch  mit  einander  zusammen  und  gegen 
die  folgenden  Gesichte  ab,  daß  eines  der  ezechielischen  Tiere  sie  ruft,  bevor 
sie  erscheinen.  Denn  die  Aufforderung  igxov  6,  1.  3.  5.  7  ist  natürlich  weder  an 
Christus  noch  an  den  Seher  gerichtet,  sondern  an  den  betreffenden  Reiter,  der 
ihr  dann  folgt  und  hervorkommt.  Die  Reiter  auf  dem  roten  schwarzen  und 
fahlen  Rosse  sind  dadurch  näher  verwandt,  daß  sie  etwas  Abstraktes  bedeuten 
und  zwar  ein  Unglück,  nämlich  Krieg  Hunger  und  Pest,  nach  dem  Alttestament- 
lichen  Vorbild  ann  n:?n  und  nm*).  Von  dieser  Trias  unterscheidet  sich  der 
Reiter  auf  dem  weißen  Roß;  ihm  wird  Sympathie  entgegen  gebracht  und  Sieg 
verheißen.  Christus  (19, 11  ss.)  ist  es  nicht ,  denn  der  hat  keinen  Bogen  und 
kommt  nicht  im  ersten  Akt,  sondern  im  letzten. 

Das  fünfte  Gesicht  (6,  9—11)  enthält  keine  Plage.  Sondern  die  Seelen  der 
Märtyrer,  die  unter  dem  Altar  aufbewahrt  werden,  schreien  nach  Rache  und 
werden  angewiesen,  nur  noch  ein  wenig  sich  zu  gedulden,  bis  ihre  vorher  be- 
stimmte Zahl  voll  sei.  Nach  4  Esdr.  4,  36  s.  Baruch  30,  2  (vgl.  auch  Sirach  48, 12) 
muß  die  Zahl  der  abgeschiedenen  Seelen,  die  in  Behältern  aufbewahrt  werden, 
erst  voll  sein,  ehe  die  Endkrisis  eintritt.  Da  handelt  es  sich  aber  um  alle  Seelen, 
nicht  bloß  um  die  der  Märtyrer.  Die  Voraussetzung  einer  Menge  von  christ- 
lichen Märtyrern  führt  auf  die  Zeit  Domitians  und  ist  charakteristisch  für  Jo- 
hannes. Dessen  Sprache  läßt  sich  auch  erkennen  in  diä  tbv  iöyov  tov  9Boi>  xal 
diä  tijv  fiagtvQiav  (6,  9)  und  in  t&v  xatotxoiivtav  ixl  (sie)  tfig  yfjg  (6, 10).  Er 
hat  die  Vorlage  hier  so  umgearbeitet,  daß  wenig  davon  übrig  geblieben  ist. 

Mit  der  Eröffnung  des  sechsten  Siegels  (6, 12 — 17)  tretcm  die  letzten  Vor- 
zeichen des  Endes  ein,  die  zum  eisernen  Bestände  der  eschatologischen  Weis- 
sagungen gehören :  die  Erde  wird  erschüttert,  der  Himmel  aufgerollt,  die  Sterne 
fallen  herab,  die  Sonne  sieht  aus  wie  ein  Sack  und  der  Mond  wie  Blut.  Die 
lange  Reihe  von  Subjecten  in  6, 15  erinnert  an  13,  6.  19,  18. 

Bei  dem  Schlußakt  (8, 1—5)  hat  Johannes  wieder  stark  eingegriffen.  »Und 
als  er  das  siebente  Siegel  öffnete,  entstand  ein  Schweigen  im  Himmel  etwa  eine 

1)  Mit  Kai  id6^  a^otip  in  6, 8  beginnt  ein  neuer  Absatz;  die  Aussage  bezieht  sich  nicht 
auf  das  vierte  Roß,  sondern  auf  das  zweite  dritte  nnd  vierte  nach  einander.  Die  Worte  %al  ^6 
t&v  ^i^Ctav  xf^g  yi};  (Ezech.  14, 21)  schießen  über.  Eine  Beziehung  der  Schlußworte  von  6,  6  zu 
Sueton  Domitian  7  kann  ich  nicht  entdecken ;  vgl.  Reinach,  Revue  Arch.  Nov.  Dec.  1901  p.  850  88. 


ANALYSK   DKB  OFFENBARUNG   JOUANNIS.  11 

halbe  Stunde^)  lang.  ^  Und  ich  sah,  daß  den  sieben  Engeln  die  vor  Chii  stehn 
sieben  Posaunen  gegeben  wurden,  'und  ein  anderer  Engel  kam  nnd  stellte  sich 
auf  den  Altar  mit  einer  Eohlenpfanne  in  der  Hand.  Und  er  belcam  viele  Spe* 
eereien,  um  sie  auf  den  goldenen  Räucheraltar  vor  dem  Throne  su  tun^  ^und  der 
Bauch  von  den  Speaereien  aus  der  Hand  des  Engels  stieg  auf  eu  Oott.  *  Und  der 
Engel  nahm  die  Pfanne  und  füllte  sie  mit  Feuer  vom  Altar  und  warf  es  auf 
die  Erde,  und  es  kamen  Donnerschläge  und  Blitze  und  ein  Erdbeben.^  Der 
Vers  8, 5  gehört  zusammen  mit  dem  ersten  Satze  von  8, 3.  Der  Engel  füllt  hier 
genau  wie  in  Ezech.  10, 2  die  Pfanne  mit  Feuerkohlen  vom  Brandopferaltar, 
denn  nur  dieser  kann  unter  ^vötaöti^Qiov  schlechthin,  worauf  der  Engel  tritt 
(Amos  9, 1),  verstanden  werden ;  und  er  schüttet  den  Inhalt  nicht  auf  den  gol- 
denen Räucheraltar ,  sondern  aaf  die  Erde ,  wie  in  Ezech.  10,  2  auf  die  Stadt 
Jerusalem.  Also  ist  8, 3^  und  4  ein  heterogener  Einschub ,  vielleicht  veranlaßt 
durch  die  Etymologie  von  Xtßavatögj  worunter  hier  nur  eine  Eohlenpfanne  ver- 
standen werden  kann;  Räacheropfer  und  Bäucheraltar  und  das  Hinaufbringen 
der  Gebete  der  Heiligen  ist  alles  völlig  unangebracht;  es  handelt  sich  um  das 
Hinabwerfen  von  himmlischen  Kohlen  auf  die  Erde,  so  daß  Blitz  und  Donner 
und  ein  großes  Beben  entsteht.  Mehr  Zweck  hat  ein  anderer  Einsatz,  der  aller- 
dings ebenso  schlecht  in  den  Zusammenhang  paßt,  nämUch  die  Einführung  der 
sieben  Posaunenengel  8,  2.  Dadurch  soU  das  nächste  G-esicht  (8,  6  ss.)  angeknüpft 
werden.  Es  hängt  damit  zusammen,  daß  die  Wirkung  der  Eröfihung  des  sie- 
benten Siegels  abgestumpft  ist.  Das  siebente  Siegel  soll  noch  nicht  das  Ende 
bringen,  sondern  übergehn  in  die  sieben  Posaunen,  so  daß  diese  als  Fortsetzung 
und  Steigerung  der  sieben  Siegel  erscheinen.  In  Wahrheit  sind  sie  das  nicht, 
sondern  eine  Parallele  dazu. 

Alle  die  drei  Hebdomaden  von  Plagen,  die  in  der  Apokalypse  vorkommen, 
die  Siegel  die  Posaunen  und  die  Schalen,  sind  Parallelen,  die  neben  einander 
und  nicht  hinter  einander  gehören.  Sie  haben  ihr  Vorbild  in  ein  paar  propheti- 
schen Stücken  und  in  den  ägyptischen  Plagen.  In  Amos  4,  4  ss.  und  Isa.  9, 7  ss« 
liegt  eine  Stufenfolge  von  Züchtigungen  vor,  wodarch  Israel  zur  Umkehr  be- 
wogen werden  soll;  da  auch  die  empfindlichsten  pädagogischen  Maßregeln  nicht 
helfen,  so  kommt  es  zuletzt  zur  Exekution,  zur  Vernichtung  des  Volkes  —  das 
ist  der  Schluß,  worauf  die  Scala  angelegt  ist^).  Ebenso  bei  den  ägyptischen 
Plagen.  Es  wird  zuerst  durch  eine  Reihe  von  gelinderen  Mitteln  versucht,  das 
Herz  Pharaos  zu  erweichen ;  da  er  jedoch  verstockt  bleibt,  folgt  zum  Schluß  das 
Äußerste,  die  Tötung  aller  Erstgeburt  Ägyptens.  Nach  diesem  Schema  sind 
auch  die  Hebdomaden  in  der  Apokalypse  eingerichtet;  namentlich  zeigt  sich  bei 

1)  Diese  halbstündige  Paase  gut  nur  für  die  himmlische  Scene  und  darf  nicht  als  Weissagung 
eines  irdischen  Stupor  ausgedeutet  werden. 

2)  Der  Schluß  ist  bei  Amos  verdrängt  durch  nicht  hergehörige  Phrasen,  und  auch  bei  Jesaias 
febH  das  endliche  Niedersausen  des  seit  lange  ausgereckten  Armes  mit  ganzer  Wucht.  Den  Juden 
gefielen  solche  radikale  Drohungen  nicht,  sie  brachen  ihnen  die  Spitze  ab  und  pfropften  Verheißungen 
über  den  ewigen  Bestand  der  Theokratie  darauf. 

2* 


12  J.    WKLLUAÜSKN, 

den  Fosannen  and  bei  den  Schalen  sehr  deutlich  die  Einwirknng  der  ägyptischen 
Plagen.  Erst  kommen  Züchtigungen ,  bei  denen  mitonter  hervorgehoben  wird, 
daß  sie  nicht  aaf  das  Ganze  gehn  und  daß  sie  znr  Buße  leiten  sollen;  da  keine 
Baße  erfolgt,  so  steigern  sie  sich  bis  zar  letzten  Plage.  Diese  bringt  das  Ende, 
mit  der  Yemichtang  der  Heiden  als  Avers  nnd  der  Rettung  der  Auserwählten 
als  Revers.  So  ist  es  bei  der  siebenten  Posaune  (11,  15 — 19)  und  bei  der  siebenten 
Schale  (16, 17 — 21),  und  so  muß  es  ursprünglich  auch  bei  dem  siebenten  Siegel 
(8,  1 — 5)  gewesen  sein. 

Apoc.  7. 

Dieses  Intermezzo  beginnt  mit  einer  eigentümlichen  Plage,  welche  die  Zahl 
auf  acht  erhöhen  würde.  Die  vier  Engel  der  Winde  bewirken  eine  vollständige 
Windstille  und  schädigen  dadurch  die  Erde  das  Meer  und  speciell  die  Bäume. 
Nun  aber  kommt  ein  anderer  Engel  dazu  und  hemmt  die  Plage  so  lange,  bis  die 
Knechte  Gottes  durch  eine  Schutzmarke  vor  Gefahr  gefeit  sind.  Man  fragt  sich, 
was  die  Knechte  Gottes  von  der  Windstille  zu  befahren  haben.  Bei  Ezechiel 
werden  sie  durch  das  Zeichen  Tau  (=  Kreuz)  vielmehr  vor  dem  Untergang 
im  Endgericht  bewahrt,  und  das  muß  auch  hier  erwartet  werden.  Denn  die 
gezeichneten  Knechte  Gottes  sind  die  144  Tausend,  die  sonst  als  die  aus  dem 
Endgericht  geretteten  Auserwählten  erscheinen.  Es  sind  nicht  allein  die  Märtyrer 
darunter  zu  verstehn,  für  welche  die  Zahl  viel  zu  groß  wäre,  sondern  die  ge- 
samte zur  Seligkeit  bestimmte  Christenheit ,  die  wahren  zwölf  Stämme  Israels  ^). 
Dann  sind  hier  zwei  ganz  heterogene  Stücke  in  eine  höchst  gezwungene  Ver- 
bindung gebracht. 

Während  der  Apokalyptiker  in  7, 1—8  Vorlagen  benutzt  haben  muß,  hat  er 
die  Fortsetzung  (7,  9— 17)  frei  geschaffen;  seine  Sprache  verrät  ihn  überall.  Er 
interpretirt  hier  die  144  Tausend  Geretteten  als  zusammengesetzt  aus  allen 
Völkern  und  Zungen  und  verstößt  damit  nicht,  wie  man  zu  behaupten  pflegt, 
gegen  den  Sinn  von  7,  5—8.  Auch  er  redet  nicht  bloß  von  dem  candidatus  mar- 
tyrum  exercitus.  Die  Geretteten  haben  zwar  sämtlich  die  Drangsal  vor  dem 
Ende  durchgemacht,  sind  aber  nicht  ausschließlich  Blutzeugen.  Als  solche  werden 
sie  durch  ixkvvav  x&q  6roXäg  aix&v  iv  x(p  aZfiati  rot)  igvCov  nicht  charakterisirt. 
Denn  jeder  Christ  muß  seine  Kleider  im  Blut  des  Lammes  gewaschen  haben,  die 
Märtyrer  werden  eher  durch  ihre  eigene  Bluttaufe  gereinigt. 

Das  Kapitel  7  ist  um  so  weniger  ein  Bestandteil  des  versiegelten  Buches, 
weil  darin  die  ewige  Seligkeit  antedpirt  wird,  ehe  das  siebente  Siegel  geöfliiet 
und  das  Ende  des  irdischen  Aeon  gekommen  ist. 

Apoc.  8,  6—9,  21.  11, 14—19. 

Bei  den  sieben  Posaunen  wird  wiederum,  wie  bei  den  sieben  Siegeln,  die 
letzte  von   den  vorhergehenden   durch  ein   buntscheckiges  Intermezzo  getrennt 


1)  Bei  den  144000  Knechten  Gottes  an  Jaden  zu  denken  ist  völlig  ausgeschlossen.    Vgl.  14, 8. 


ANALYSE  DKB  OFFENBABUNO  JOUANNIS.  13 

(10, 1 — 11, 18).  Auch  hier  hat  also  Johannes  die  Vorlage  mit  Zutaten  vermehrt. 
Und  anch  hier  werden  sich  seine  Zutaten  nicht  auf  das  große  Zwischenstück  be- 
schränken. 

Die  vier  ersten  Posaanenstöße  (8,  6—13)  gehören  naher  zusammen,  ebenso 
wie  die  vier  ersten  Siegel.  Die  drei  folgenden  werden  in  8, 13  ausdrücklich  von 
ihnen  unterschieden  als  die  drei  Wehe.  Daß  dort  nur  von  Einer  Posaune  (als 
Instrument)  die  Rede  ist,  wie  bei  Matthäus  und  Paulus,  genügt  nicht,  um  diesen 
Vers  dem  Redaktor  zuzuschreiben.  Der  würde  für  seine  Zwecke  schwerlich  einen 
Adler  aufgeboten  haben. 

Aaf  den  Schall  der  fünften  Posaune  (9,  1 — 12)  fährt  ein  Stern,  ein  himm- 
lisches Wesen  mit  göttlicher  Strafgewalt  ^),  hernieder  auf  die  Erde  und  läßt  un- 
zählige Heuschrecken  aus  dem  Abyssus  aufsteigen.  Es  sind  aber  keine  richtigen 
Heuschrecken;  sie  fressen  kein  Gras,  sondern  qaälen  die  Menschen  bis  zur  Ver- 
zweiflung, ohne  sie  indessen  zu  töten.  Ihr  Aussehen  wird  sebr  phantastisch 
beschrieben ,  zum  teil  nach  Joel.  Zu  9, 1 1  hat  vielleicht  der  griechische  Amos 
(7, 1)  einen  Beitrag  geliefert :  idoi)  ixiyovii  ixgidmv  iQxonivti  xal  Idoi)  ßQovxog  elg 
Fary  6  ßaöiXeiig.  Es  läßt  sich  jedoch  daraus  nicht  folgern,  daß  hier  an  Grog  und 
Magog  gedacht  wäre;  der  König  heißt  nicht  6og,  sondern  Abaddon,  und  sein 
Heer  kommt  aus  dem  Abyssus,  nicht  von  den  Enden  der  Erde. 

Der  Engel,  der  in  die  sechste  Posaune  (9, 13 — 21.  11, 1^)  stößt,  muß  auf  die 
Aufforderung  einer  Stimme  vom  himmlischen  Altar  her,  welche  an  die  Stimme 
in  6, 1.3. 5.  7  erinnert,  selber  Hand  anlegen  und  das  ins  Werk  führen,  wozu  er 
eigentlich  nur  das  Signal  gibt.  Das  ist  schon  anangemessen  und  unmotivirt,  und 
was  weiter  folgt  (9, 14—16)  ist  es  noch  im  höheren  Grade.  In  9, 14.  15  werden 
vier  Engel  gelöst,  in  9, 16  treten  jedoch  plötzlich  ungeheure  Reiterschwärme  an 
ihre  Stelle,  und  zwar  sind  dieselben  durch  den  Artikel  als  bekannt  vorausgesetzt, 
ohne  daß  sie  vorher  eingeführt  und  zu  den  vier  Engeln  in  Beziehung  gesetzt 
wären.  Beide  zusammen  haben  keinen  Platz  neben  einander.  Weiterhin  be- 
haupten die  Rosse  ausschließlich  das  Feld,  und  sie  werden  das  Originale  sein. 
Auf  sie  paßt  tovg  isisiidvovg  inl  (Variante  iv  =  durch)  rp  EitpQdtfi  viel  besser 
als  auf  die  Engel ;  denn  der  Euphrat  war  die  sorgfältig  gehütete  römische  Reichs- 
grenze gegen  die  östlichen  Reitervölker,  und  16, 12  heißt  es  ebenfalls  in  der 
sechsten  Plage:  das  Wasser  des  Euphrat  trocknete  aus,  damit  den  Königen  des 
Ostens  der  Weg  bereitet  würde.  Es  liegt  sehr  nahe  an  die  Parther  zu  denken ; 
die  abenteuerliche  Beschreibung  der  Rosse  in  9, 17 — 19  legt  dem  kein  unüber- 
windliches Hindernis  in  den  Weg  ^.  Dann  gehört  der  größte  Teil  von  9, 13. 14. 15 
der  Redaktion  an.  Der  Eingang  der  Vorlage  mag  etwa  so  gelautet  haben :  „Und 


1)  Vgl  20,  1. 

2)  Auch  die  Giganten  des  pergamenischen  Altan,  die  statt  der  Füße  Schlangen  mit  Köpfen 
haben,  bedeuten  trotzdem  Galater.  Das  Mythische  schließt  das  Historische  nicht  ans,  obgleich  es 
öfters  einer  historischen  Deutung  widersteht.  Dann  ist  es  aber  tot,  erst  mit  der  Historie  kommt 
Leben  hinein. 


14  J.   WiLLflAUSfiN, 

der  sechste  Engel  posaunte,  and  ich  sah  große  Scharen  von  Rossen  gebunden 
am  (oder:  durch  den)  Euphrat,  und  sie  wurden  losgelassen  auf  Jahr  und  Tag 
und  Stunde,  und  ihre  Zahl  u.  s.  w/.  Auch  in  9,  20. 21  wird  redigirt  und  dadurch 
die  Construction  verpfuscht  sein. 

Der  formelle  Schluß  der  sechsten  Posaune  ist  nach  11, 14  (=  9, 12)  ver- 
schlagen, in  Folge  des  großen  Zwischenstücks.  Aus  dem  selben  Grunde  ist  auch 
die  siebente  Posaune  von  den  andern  sechs  losgerissen  und  steht  nun  ganz  isolirt 
in  11,  16 SS.  Sie  ist  aber  nicht  vollständig  erhalten.  Es  fehlt  das  Wehe,  das 
doch  durch  11, 14  ausdrücklich  angekündigt  wird,  und  nur  der  tröstliche  Revers 
des  Endgerichts  kommt  zu  seinem  Recht.  Die  Verstümmelung  des  Schlusses 
erklärt  sich  auch  in  diesem  Falle  durch  Rücksichtnahme  auf  das  Folgende,  wo 
das  große  Endgericht  erst  recht  ausführlich  behandelt  werden  solL 

Apoc.  10,1—11,13. 

Dies  Zwischenstück  zwischen  der  sechsten  und  siebenten  Posaune  ist  ein 
Geröll,  wie  die  folgende  Übersicht  zeigen  mag. 

a)  10, 1—11. 

10, 1 — 4.  Der  Starke  ist  nach  der  Beschreibung  nicht  ein  Engel ,  sondern 
Christus^)  oder  Gott  selber.  Das  Echo  seiner  Stimme  sind  die  aus  Ps.  29  be- 
kannten sieben  Donnerschläge.  Inmitten  des  majestätischen  Spektakels  greift 
der  Seher  zur  Feder,  unerschüttert  wie  ein  echter  Berichterstatter.  Denn  dia 
Donnerschläge  donnern  nicht  bloß,  sondern  sagen  auch  etwas;  sie  kündigen  na- 
türlich ebenfalls  eine  Hebdomade  von  Plagen  an.  Diese  wird  uns  indessen  vor- 
enthalten^, der  Seher  soll  das  was  die  sieben  Donner  geredet  haben  versiegeln 
d.  h.  für  sich  behalten.  Der  Anfang  von  10, 2  xal  i%av  iv  t^  %biqI  uAtov  ßißkor- 
gidiov  iivBfjpyfuivQv  ist  ein  Einsatz,  dessen  Zweck  aus  10,8 — 11  erhellt. 

10,5 — 7.  Hier  merkt  man,  warum  Christus  oder  Gott  in  10,1  zu  einem 
Engel  verwandelt  worden  ist:  um  einen  glatten  Übergang  zu  10,6  zu  ermög- 
lichen. Denn  hier  handelt  es  sich  wirklich  um  einen  Engel.  Er  hat  weiter 
nichts  zu  tun,  als  mit  feierlichem  Eide  anzukündigen,  die  siebente  Posaune  solle 
nun  ohne  Verzug  erschallen.  Es  kommt  aber  doch  anders ;  in  Wirklichkeit  folgt 
1 1, 15  SS.  jetzt  nicht  direkt  auf  10,  7. 

10,  8—11.  Der  Seher  muß  zuvor  noch  ein  Büchelchen  verschlucken,  so  klein, 
daß  die  Unterbrechung  nicht  viel  ausmacht.  Er  handelt  nach  dem  Vorbilde 
Elzechiels ;  nur  ist  das  verschlungene  Buch  nicht  wie  bei  Ezechiel  die  Conception 
des  Ganzen,  sondern  der  concrete  kleine  Abschnitt  11,1 — 18,  der  noch  vor  der 
siebenten  Posaune  eingeschoben  wird.  Wie  10,  5 — 7 ,  so  ist  auch  10,  8 — 11  an- 
gehängt an  10, 1—- 4,  und  als  Haken  für  diesen  Zweck  sind  die  Worte  xal  i%aiv 
xtX,  in  10,2  eingeschlagen. 


1)  Vgl.  14, 17. 

2)  Vgl.  15,  1—4. 


ANALTSE  DER  OFFENBABÜKG  JOHANNIS.  15 

6)   11,   1—2. 

;,E8  wurde  mir  ein  Rohr  wie  ein  Stab  gereicht  mit  den  Worten:  anf  nnd 
miß  den  Tempel  Gottes  und  den  Altar  nnd  die  Anbetenden  darin;  aber  den 
äußeren  Vorhof  des  Tempels  laß  ans  nnd  miß  ihn  nicbt  mit,  denn  er  ist  den 
Heiden  übergeben  and  sie  werden  die  heilige  Stadt  zweinndvierzig  Monat  zer- 
treten." 

Die  letzte  Danielische  Halbwoche  von  Jahren  ist  hier  die  Zeit,  wo  die  Römer 
die  heilige  Stadt  Jerasalem  bereits  eingenommen  haben.  Es  wird  aber  die  Hoff- 
nung ausgesprochen,  daß  sie  den  inneren  Tempel  nicht  einnehmen  werden,  daß 
er  in  der  Hand  der  ngo^xwovvxBg  iv  aintp  bleiben  solle.  Die  nQoöxvvovvtsg  iv 
oin^  sind  nicht  ohne  Überlegung  zu  verstehn.  Alle  Juden  beten  gelegentlich 
im  Tempel  an;  der  Ausdruck  soll  aber  hier  nicht  sie  alle  umfassen,  sondern 
diejenigen  ausheben,  für  die  der  Aufenthalt  im  Tempel  ein  unterscheidendes 
Merkmal  ist.  Nun  war  der  Tempel,  eine  Zeit  lang  besonders  der  innere  Tempel 
mit  Ausschluß  des  Vorhofs  der  Heiden,  während  des  römischen  Krieges  das 
Hauptquartier  der  Zeloten.  Sie  benutzten  ihn  zunächst  als  Festung,  aber  wie 
ihre  Vorgänger  zur  Zeit  der  Belagerung  durch  die  Chaldäer  und  durch  Sosius, 
klammerten  sie  sich  zugleich  an  die  Heiligkeit  des  Hauses  G-ottes  und  hielten 
sich  dort  für  geborgen;  ihre  Propheten  bestärkten  sie  in  diesem  fanatischen 
Glauben  bis  zu  allerletzt.  Ein  Orakel  von  einem  der  zelotischen  Propheten,  die 
nach  Josephus  sehr  zahlreich  waren  und  großen  Einfluß  besaßen,  ist  uns  hier 
erhalten.  Die  an  den  Tempel  sich  klammern,  die  sind  der  messianische  Rest  und 
der  Same  der  Zukunft. 

Christlich  ist  an  dem  Stücke  nichts ,  christliche  Propheten  gab  es  in  dem 
belagerten  Jerusalem  nicht  und  die  Christen  glaubten  nicht  an  die  Unzerstör- 
barkeit des  Tempels.  Die  Zeit  läßt  sich  genau  bestimmen:  kurz  vor  A.  D.  70 
oder  schon  innerhalb  dieses  Jahres.  Mommsen  versteht  es  deshalb  nicht,  weil 
er  es  nicht  aus  dem  allgemeinen  Zusammenhange  löst  und  in  Folge  davon  sich 
genötigt  sieht,  es  unter  Domitian  zu  setzen.  Es  ist  Fragment,  man  kann  es 
weder  mit  dem  Vorhergehenden  noch  mit  dem  Folgenden  verbinden.  Es  gibt 
aber  aus  sich  heraus  einen  klaren  und  vollständigen  Sinn,  und  man  sieht  hier 
deutlicher  als  sonst,  daß  ohne  Dekomposition  keine  Erklärung  der  Apokalypse 
möglich  ist.  Von  der  brennenden  Aktualität  dieser  merkwürdigen  Weissagung 
hat  der  Redaktor  gewiß  nichts  begriffen^). 

c)  11,  3—13. 

„Und  ich  lasse  meine  zwei  Zeugen  1260  Tage  lang  im  Sack  prophezeien. 
^Dies  sind  die  zwei  Ölbäume  und  die  zwei  Leuchter,  die  vor  dem  Herrn  der 
Erde  stehn.  ^ünd  wenn  ihnen  einer  was  tun  will,  so  geht  Feuer  aus  ihrem 
Munde  und  verzehrt  ihre  Feinde,  und  wenn  ihnen  einer  was  tun  will,  muß  er 
auf  diese  Weise  sterben.     ^  Diese  haben  Gewalt  den  Himmel  zu  schließen,  so  daß 


1)  Vgl.  meine  Skizzen  und  Vorarbeiten  1899,  221—228. 


16  J.   WELLHAUSRN, 

kein  Regen  netzt  während  der  Tage  ihrer  Prophetie,  and  sie  haben  Gewalt  das 
Wasser  in  Blat  za  verwandeln  and  das  Land,  so  oft  sie  wollen,  mit  allerhand 
Plagen  za  schlagen.  '  Und  wenn  sie  mit  ihrer  Bezengang  fertig  sind ,  so  führt 
das  Tier,  das  aas  dem  Äbgrand  steigt,  mit  ihnen  Krieg  and  überwindet  and 
tötet  sie.  ^  Und  ihre  Leiche  aaf  der  Straße  der  großen  Stadt ,  welche  geistlich 
Sodom  and  Ägypten  genannt  wird,  wo  aach  ihr  Herr  gekreazigt  ward  —  ®and 
sie  von  den  Völkern  and  Stämmen  and  Zangen  and  Nationen  sehen  ihre  Leiche 
dreiandeinhalb  Tage  lang,  and  sie  lassen  ihre  Leichen  nicht  ins  G-rab  legen. 
^^Und  die  Bewohner  der  Erde  freaen  sich  ob  ihrer  and  schmaasen  and  schicken 
einander  Geschenke,  denn  diese  zwei  Propheten  haben  die  Bewohner  der  Erde 
geqaält.  ^^  Und  nach  dreiandeinhalb  Tagen  kam  ein  Haach  des  Lebens  von  Gott 
in  sie  hinein,  and  sie  erhaben  sich  aaf  ihre  Füße;  and  eine  große  Farcht  fiel 
aaf  die,  welche  sie  schaaten.  ^''Und  ich  hörte  ^)  eine  laate  Stimme  vom  Himmel 
za  ihnen  sagen:  steigt  her!  and  sie  stiegen  in  der  Wolke  zam  Himmel,  and  ihre 
Feinde  schaaten  sie.  ^"Und  zar  selben  Stande  trat  ein  großes  Erdbeben  ein, 
and  ein  Zehntel  der  Stadt  stürzte  ein  and  siebentaasend  Personen  kamen  in  dem 
Erdbeben  am.  Die  Übrigen  aber  bekamen  eine  heilsame  Farcht  and  gaben  dem 
Gotte  des  Himmels  die  Ehre/ 

Dies  Stück  steht  gleichfalls  isolirt  nach  vom  and  hinten.  OC  dvo  (lifftvgsg 
(11,3)  sind  trotz  des  Artikels  nicht  vorher  erwähnt  and  t6  ^rigiov  (11,  7)  aach 
nicht.  Der  Redaktor  hat  es  mit  11,  1.2  verbanden  wegen  der  1260  Tage  = 
3^/a  Jahre').  Er  war  der  Meinang,  die  Scene  sei  aach  hier  Jerasalem  wie  in 
11,  1.  2. 

Diese  Meinang  geht  aber  fehl.  Die  (leyakri  TtöXig  (11,8)  kann  nicht  die  &yia 
nöXig  bedeaten,  sondern  nar,  wie  immer,  Babjlon-Rom ;  der  Relativsatz  ^n^  xa- 
letrat  xrX,  erklärt  falsch  and  erweist  sich  dadarch  als  nicht  der  Vorlage  an- 
gehörig. Ebenso  kann  in  11, 13  nar  die  heidnische  Welthaaptstadt  gemeint  sein, 
denn  daß  sich  die  Jaden  zam  Gott  des  Himmels  bekehren  sollen,  ist  Unsinn. 
Und  aach  in  11,  9 — 12  kann  nar  von  den  Bewohnern  der  Heidenstadt  die  Bede 
sein,  nicht  von  einem  in  Jerasalem  eingedrangenen  Heidenheer.  Der  Text  weist 
Zasätze  aaf,  welche  stören  and  die  Farbe  des  Redaktors  anfweisen.  Sie  müssen 
entfernt  werden,  wenn  die  Vorlage  verständlich  werden  soll.  So  in  11,9  das 
danielische  ix  rß^v  ka&v  xal  tpvX&v  xal  ylAöötov  xal  i^mVf  and  vielleicht  der 
Schlaßsatz,  weil  es  da  tä  itt6(iata  avt&v  heißt  and  nicht  wie  sonst  rö  xxibyLa 
aix&v.  Und  in  11,10  zwei  mal  die  xaxoixovvxBg  iitl  (sie)  tilg  yfig,  das  zweite 
mal  fallt  mit  dem  Subjekt  der  ganze  Satz.  Nar  die  Leate  der  Stadt  schaaen 
sich  die  anbegrabenen  Leichen  während  der  viertehalb  Tage  an  and  schicken 
sich  Geschenke,  nicht  alle  Menschen  aaf  der  Oekamene.  Das  Sabject  von  ßXd- 
novöcv  (11,9)  ist  anbestimmt,  wird  aber  hernach  als  oC  ^Bagovvtsg  oder  ot  Ix^qoi 
angegeben. 


1)  nach  dem  Corrector  des  Sinaiticas. 

2)  Diese  Frist  verbindet  anch  Kap.  12  and  13  mit  Kap.  11. 


j 


ANALTSB   DER  OFFENBARUNG   J0HANNI8.  17 

Dann  liandelt  es  sich  hier  nm  eine  Baßpredigt  in  nnd  für  Born,  während 
der  Endzeit,  Die  Bnßprediger  (im  Sack)  gehn  anter  im  Kampf  mit  dem  Tier  d.  h. 
mit  dem  Imperinm.  Damit  wird  die  Strafe,  mit  der  sie  gedroht  haben,  fällig; 
ein  Erdbeben  entsteht.  Aber  nar  der  zehnte  Teil  der  Stadt  stürzt  ein  and  nar 
siebentaasend  Menschen^)  kommen  am;  die  Übrigen  bekehren  sich  noch  nach- 
träglich and  bleiben  am  Leben.  Der  Gedanke  widerspricht  der  Meinang  des 
Johannes  gänzlich  and  daram  hat  er  Rom  in  Jerasalem  za  verwandeln  gesacht. 

Wer  sind  nnn  oC  diio  (idgtvQsg?  In  11,  3  treten  sie  als  schon  bekannt  aaf, 
eine  Erklär ang  wird  erst  nachgebracht  (11,  4 — 6)  and  zwar  eine  doppelte.  Nach 
11,4  sollen  die  beiden  Zeagen  Josaa  and  Zerababel  sein,  gänzlich  anpassend. 
Dagegen  nach  11,5.6  Elias  and  Moses.  Elias  wird  dadurch  gekennzeichnet,  daß 
Feaer  von  ihm  aasgeht  and  seine  Feinde  verzehrt,  and  daß  er  den  Himmel  ver- 
schließt so  daß  kein  Regen  fallt ,  nach  2  Reg  1  and  1  Reg  17. 18.  Moses  da- 
durch ,  daß  er  das  Wasser  in  Blat  verwandelt  and  andere  Plagen  über  das  Land 
bringt.  Indessen  die  Aassagen  werden  gar  nicht  auf  den  einen  und  den  andern 
verteilt,  sondern  überall  auf  beide  zusammen  bezogen.  Und  dann  ist  nicht  nur 
von  einem  singulariscben  ötöfuc  avt&v  die  Rede ,  was  man  begreifen  kann ,  son- 
dern zweimal  auch  von  einem  singularischen  nva^a  avr&v,  was  auf  keine  Weise 
zu  begreifen  ist.  Es  scheint  ursprünglich  nur  von  einem  einzigen  Subject  die 
Rede  gewesen  zu  sein,  vermutlich  von  Elias,  da  Moses  so  wie  so  zurücktritt. 
Die  übergewaltige  Macht,  der  alles  erliegt  bis  auf  das  Imperium  selber,  paßt 
für  den  Wegräumer  der  Hindernisse  und  den  Vorläufer  des  großen  Tages. 

Nur  Bußprediger  in  der  heidnischen  Hauptstadt  ist  Elias  nicht  gewesen. 
Der  Gedanke  an  sich  ist  aber  bei  den  Juden  nicht  unerhört,  daß  ein  Prophet 
des  Herrn  in  der  (isydkri  %6kig  als  Unheilverkünder  auftritt  und  die  Bekehrung 
der  Einwohner  bewirkt,  so  daß  sie  nicht  alle  der  Katastrophe  verfallen.  Er 
ist  das  Thema  des  Buches  Jona.  Jonas  scheint  hier  mit  Elias  verschmolzen  zu 
sein.  Vielleicht  weist  auf  ihn  auch  die  Auferstehung  (11, 11).  Denn  nach  jüdischer 
Exegese  ist  es  ein  Vorspiel  der  Auferstehung,  daß  er  drei  Tage  und  drei  Nächte 
im  Bauche  des  Walfisches  war  und  dann  ausgespieen  wurde. 

Für  sicher  der  Vorlage  angehörig  kann  ich  demnach  in  11,  3 — 10  nur  Fol- 
gendes ansehen:  „'Und  ich  lasse  meinen  Strafprediger  1260  Tage  im  Sack  als 
Prophet  auftreten.  ''Und  wenn  er  seine  Strafpredigt  beendet  hat,  so  führt  das 
Tier,  das  aus  dem  Abgrund  steigt,  mit  ihm  Exieg  und  überwindet  und  tötet  ihn. 
*Und  seine  Leiche  auf  der  Straße  der  Stadt  ^  sieht  man  viertehalb  Tage  liegen 
und  freut  sich  darüber  und  hält  Gelage  und  schickt  einander  Portionen  u.  s.  w." 

Die  Vorlage  ist  jüdisch.  Mdgzvg  und  fiaQxvQia  hat  die  jüdische  Bedeutung 
von  H?  und  "VTn  =  drohen ,  Strafe  ansagen.  Ein  Christ  würde  auch  schwerlich 
der  Auferstehung  Jesu  in  der  Weise  ein  Seitenstück  gegeben  haben,  wie  es  hier 
in  11,11  geschieht.     Beachtung   verdient  der  Ausdruck   ötf^vai   ikl  toi)g  nödag 


1)  Das  sind  natürlich  die  ix^Qoi^  die  von  der  Gesamtheit  unterschieden   werden,   besonders 
das  ^qCov  selber. 

Ibhandlanfea  d.  K.  Gm.  d.  Wiat.  ra  OAttingen.  PhiL-ktot  Kl.  N.  F.  BMd  9, 4.  3 


18  J.   WELLHAÜSEN, 

für  ivaötrivai.  In  dem  Begriff  der  Auferstehung  liegt  in  der  Tat  nichts  weiter, 
als  daß  der  Tote  aus  dem  Grabe  aufsteht  und  auf  die  Erde  tritt.  Die  Himmel- 
fahrt liegt  begrifflich  nicht  darin  eingeschlossen,  sie  wird  auch  hier  (1 1 ,  12)  davon 
unterschieden. 

Apoc.  12. 

Es  liegen  hier  zwei  Varianten  (A  und  B)  vor,  die  auf  einen  gemeinsamen 
Schluß  (C)  auslaufen  ^). 

A.  „Und  ein  großes  Zeichen  erschien  am  Himmel :  eine  Frau  mit  der  Sonne 
angetan,  der  Mond  unter  ihren  Füßen,  auf  ihrem  Haupt  ein  Kranz  von  zwölf 
Sternen.  *  Und  sie  war  schwanger  und  schrie  in  Wehen  und  Kindesnöten.  *  Und 
ein  anderes  Zeichen  erschien  am  Himmel,  nämlich  ein  großer  Drache,  der  hatte 
sieben  Häupter  und  zehn  Hörner  und  auf  den  Häuptern  sieben  Diademe.  ^Und 
sein  Schweif  fegte  den  dritten  Teil  der  Sterne  des  Himmels  hinab  auf  die  Erde. 
Und  der  Drache  trat  vor  die  Frau,  die  vor  der  Geburt  stand,  auf  daß  er,  wenn 
sie  geboren  hätte,  das  Kind  fräße.  ^Und  sie  gebar  einen  Sohn,  ein  männliches 
Kind,  der  alle  Heiden  mit  eisernem  Stabe  weiden  wird.  Und  ihr  Kind  wurde 
zu  Gott  und  zu  seinem  Throne  entrückt.  •  Und  die  Frau  floh  in  die  Wüste,  wo 
ihr  von  Gott  ein  Ort  bereitet  war,  um  dort  1260  Tage  unterhalten  zu  werden**. 

B.  ^  „Und  es  kam  zu  einem  Kampfe  im  Himmel ,  indem  Michael  und  seine 
Engel  mit  dem  Drachen  stritten.  Und  der  Drache  und  seine  Engel  stritten 
^und  unterlagen,  und  eine  Stätte  im  Himmel  war  für  sie  nicht  mehr  vorhanden. 
*Und  der  große  Drache,  die  alte  Schlange,  genannt  der  Teufel  und  der  Satan, 
der  Verführer  der  ganzen  Erde,  wurde  aaf  die  Erde  geworfen  und  seine  Engel 
mit  ihm.  **Und  als  der  Drache  sah,  daß  er  auf  die  Erde  geworfen  war,  ver- 
folgte er  die  Frau,  die  das  männliche  Kind  geboren  hatte.  ^*  Und  die  Frau  be- 
kam die  beiden  Flügel  des  großen  Adlers,  um  in  die  Wüste  zu  fliegen  an  ihren 
Ort,  um  dort  eine  Zeit  und  zwei  Zeiten  und  eine  halbe  Zeit  unterhalten  zu 
werden  und  der  Feindschaft  der  Schlange  zu  entgehn". 

C.  ^^  „Und  die  Schlange  schoß  aus  ihrem  Ba.chen  einen  ganzen  Strom  Wasser 
der  Frau  nach  um  sie  zu  ersäufen.  ^^Da  half  die  Erde  der  Frau  und  öffnete 
ihren  Mund  und  verschlang  den  Strom ,  den  der  Drache  aus  seinem  Rachen  schoß. 
^'  Und  erbittert  ob  der  Frau  ging  der  Drache  ab ,  um  Krieg  zu  führen  mit  den 
Übrigen  ihres  Geschlechtes,  die  die  Gebote  Gottes  halten  und  das  Zeugnis  Jesu 
haben". 

B  ist  nicht  die  Fortsetzung  von  A.  Der  Vers  7  folgt  in  Wirklichkeit  nicht 
auf  Vers  6,  sondern  greift  zurück  und  versetzt  uns  von  neuem  in  den  Hinmiel. 
Erst  in  Vers  9  sind  wir  so  weit,  wie  wir  im  Anfang  von  Vers  4  schon  waren, 
nämlich  auf  der  Erde.  Der  Vers  13  entspricht  dem  Hauptteil  von  Vers  4 :  der 
Drache  verfolgt  die  Gebärerin  auf  Erden.  Und  der  Schluß  von  B  deckt  sich 
mit  dem  Schluß  von  A :  die  Frau  flieht  an  den  ihr  bereiteten  Ort  und  wird  dort 


1)  Vgl.  meine  Skizzen  und  Vorarbeiten  1899,  215—225. 


S 


• 


ANALYSE  DER  OFFENBARUNG  JOHANNIS.  19 

dreinndeinhalb  Jahre  ernährt.  Hier  ist  die  Congruenz  am  aoffallendsten,  nament- 
lich in  der  Frist  von  3V2  Zeiten,  die  als  Jahre  zu  360  Tagen  gerechnet  den 
1260  Tagen  entsprechen,  and  in  der  Angabe,  daß  nicht  das  Kind,  sondern  nur 
die  Frau  während  dieser  Zeit  an  ihrem  Orte  ernährt  {tgetpsiv)  wird. 

Also  sind  A  und  B  parallel.  Beiderorts  folgt  auf  eine  himmlische  eine  ir- 
dische Scene.  Sprachliche  Varianten  sind  ägösv  (12,5)  und  agöriv  (12,13),  viel- 
leicht auch  dgdxajv  und  6q)tg.  Wichtiger  sind  andere  Unterschiede.  Nur  in  B 
ist  der  Übergang  von  der  oberen  zur  niederen  Sphäre  klar:  der  Drache  führt 
zunächst  im  Himmel  Krieg,  dort  besiegt  wird  er  auf  die  Erde  geworfen  und 
verfolgt  nun  daselbst  die  Frau  mit  dem  Kinde.  In  A  ist  der  Scenenwechsel 
dadurch  ganz  unmotivirt  geworden,  daß  im  Himmel  nichts  geschieht,  sondern 
der  Drache  und  die  Frau  nur  als  Zeichen  am  Himmel  beschrieben  werden. 
Die  Frau  erscheint  als  Regina  coeli,  mit  Sonne  Mond  und  Sternen  ausstafErt. 
Und  in  diesem  Staat  kommt  sie  am  Himmel  in  die  Wochen?  So  muß  man 
wenigstens  nach  Vers  2  denken,  und  auch  in  Vers  3  befinden  wir  uns  noch  im 
Himmel.  Es  wird  mit  keinem  Worte  gesagt,  sondern  nur  von  Vers  4  an  still- 
schweigend vorausgesetzt,  daß  Drache  und  Frau  inzwischen  vom  Himmel  zur 
Erde  herabgefahren  sind.  Das  kann  nicht  ursprünglich  sein.  Die  Frau  ist  in 
B  lediglich  auf  Erden  gedacht,  sie  gehört  in  der  Tat  nicht  in  oder  an  den  Him- 
mel, und  die  Entrückung  des  Eändes  in  den  Himmel  (12,  5)  ist  keine  bloße  Rück- 
kehr dahin.  Den  Sturz  des  Drachen  als  Ergebnis  eines  Kampfes,  ohne  den  der 
Anfang  von  Vers  4  nicht  zu  verstehn  ist ,  muß  der  Redaktor  in  A  ausgelassen 
haben,   um  nicht  genötigt  zu  sein,  ihn  in  B  noch  einmal  zu  bringen. 

B  ist  uns  aber  ebenfalls  nicht  vollständig  erhalten.  Der  große  Adler  (mit 
dem  Artikel  12, 14)  muß  vorher  erwähnt  sein  und  zwar  nicht  bloß  in  8, 13.  In 
12, 13  sind  Frau  und  Kind  plötzlich  da,  ohne  in  B  eingeführt  zu  sein.  In  12, 14 
begreift  man  nicht,  warum  bloß  die  Frau  in  der  Wüste  ernährt  wird  und  nicht  auch 
das  Eünd ;  eine  Notiz  wie  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  Vers  6  wird  vermißt. 
Auch  in  B  hat  also  der  Redaktor  eingegriffen,  um  die  Zusammenstellung  der 
beiden  Varianten  zu  ermöglichen  und  allzu  krasse  Wiederholungen  zu  vermeiden. 

Die  Verse  10 — 12,  die  außerhalb  der  Parallele  stehn  und  darum  in  der 
Übersetzung  ausgelassen  sind,  enthalten  die  Phraseologie  des  Redaktors.  Dieser 
hat  auch  in  Vers  3.  B.  9.  17  Zusätze  gemacht.  In  Vers  3  werden  dem  Drachen 
die  Attribute  des  Tieres  beigelegt;  der  Drache  ist  aber  der  Satan  und  nicht 
das  Imperixml ,  wenngleich  er  durch  das  Imperium  wirkt.  Ferner  greift  in  Vers 
6  der  Relativsatz  bg  (leXlev  unpassend  vor,  und  vCöv  congruirt  nicht  mit  &q6bv; 
ursprünglich  stand  da  xal  haxev  agöavj  wie  die  Phrase  in  der  Septuaginta  ge- 
wöhnlich lautet.  In  Vers  9  ist  das  itSki^^t]  durch  die  gehäuften  Appositionen 
so  weit  von  slg  xij^v  y^t/  getrennt,  daß  es  zum  Schluß  noch  einmal  wiederholt 
werden  muß;  die  Appositionen  werden  eingeschoben  sein.  Endlich  ist  t&v  tri- 
Qa6ptmv  tag  ivrolag  tov  ^sov  xal  ixovxfov  riiv  fiagtvgiav  'Iiqöov  in  12, 17  hinzu- 
gefügt. 

Die  wichtigsten  Zusätze  des  Redaktors  christianisiren.    Die  Vorlage  ist  rein 

3* 


20  J.   WBLLHAÜSEN, 

• 

jüdisch.  Dir  Inhalt  läßt  sich  ans  A  nnd  B  folgendermaßen  meder  herstellen. 
Der  Drache  führt  im  Himmel  Krieg  mit  den  Engeln  nnd  unterliegt.  Anf  die 
Erde  gestürzt  befehdet  er  dann  die  Fran,  die  das  männliche  Kind  geboren  hat. 
Das  Kind  wird  in  den  Himmel  entrückt,  die  Fraa  flieht  in  die  Wüste  und  wird 
dort  dreiundeinhalb  Jahr  unterhalten.  Der  Drache  verfolgt  sie  dorthin,  muß 
aber  von  ihr  ablassen  und  wendet  sich  nun  gegen  ihre  nicht  mit  in  die  Wüste 
geflohenen  Volksgenossen  in  Jerusalem. 

Darüber,  daß  der  Drache  hier  durch  das  römische  Reich  wirkt,  obgleich  er 
damit  nicht  einfach  verselbigt  werden  darf,  ist  man  einverstanden,  und  die  drei- 
undeinhalb Jahre  bestätigen  es :  es  sind  wie  in  11, 1.  2  die  Jahre  des  römischen 
Endkrieges  gegen  Jerusalem.  Die  Römer  haben  nun  damals  gegen  die  jüdische 
Gemeinde  gekämpft,  diese  ist  also  unter  der  Frau  zu  verstehn  und  nicht  die 
christliche  Gemeinde.  Somit  ist  auch  das  Kind  nicht  Jesus.  Die  Römer  sind 
nicht  dessen  eigentliche  Feinde  gewesen,  am  wenigsten  schon  vor  seiner  Geburt. 
Jesus  gilt  auch  immer  nur  als  Haupt  oder  als  Mann  der  Gemeinde  und  diese 
niemals  als  seine  Mutter;  nur  der  jüdische  Messias  konnte  als  Kind  Sions  be- 
trachtet werden  (4  Esdr.  9,  43  ss.  10,  44  ss.).  Es  ist  also  klar ,  daß  das  ägöev 
der  phantastische  Messias  der  Juden  ist  und  nicht  Jesus.  Zu  diesem  paßt  auch 
nicht  die  Entrückung  in  den  Himmel  gleich  nach  seiner  Geburt;  denn  es  steht 
nicht  frei,  einen  langen  Zwischenraum  in  die  Mitte  zu  schieben.  Was  wäre  das 
für  ein  Resumä  des  Lebens  Jesu :  geboren  und  entrückt  I  Man  sagt ,  die  Vor- 
stellung von  der  Entrückung  des  Messias  in  den  Himmel  gleich  nach  seiner 
Geburt  sei  auch  den  Juden  fremd.  Sie  läßt  sich  freilich  nicht  nachweisen,  aber 
sie  läßt  sich  bei  ihpen  erklären.  Die  von  den  Römern  bedrängte  Gemeinde  besaß 
keinen  erwachsenen  Messias,  der  ihr  helfen  konnte ;  sie  hoffte  aber,  daß  er  schon 
inmitten  der  Blrisis  in  ihr  geboren  und  vor  der  Vernichtung  geborgen  werden 
sollte.  Anknüpfungen  für  diese  Hoffnung  konnte  sie  finden  in  der  G^bärerin 
und  dem  in  tiefster  Kot  geborenen  Inmianuel  bei  Jesaias  und  Micha.  Eine  Ent- 
rückung des  Messias  in  den  Himmel  war  mit  Fug  aus  Daniel  7, 13  herauszulesen. 

Die  Frau  wird  nun  aber  in  Vers  17  unterschieden  von  den  lomol  rot)  öxif- 
(tavog  axnfig,  die  nicht  mit  in  die  Wüste  fliehen,  sondern  in  Jerusalem  bleiben 
und  dort  von  den  Feinden  angegriffen  werden.  Sie  ist  also  nicht  die  ganze 
Gemeinde,  sondern  die  Elite,  die  in  den  Untergang  der  Xotxoi  nicht  verwickelt, 
sondern  als  Same  der  Zukunft  gerettet  wird.  Man  weiß,  daß  viele  Juden  aus 
der  heiligen  Stadt  zu  rechter  Zeit  flüchteten ,  darunter  sehr  fromme  Leute, 
Schriftgelehrte  und  Pharisäer.  Sie  waren  anders  gesonnen  als  die  Zeloten,  die 
damals  in  Jerusalem  herrschten  und  die  Seele  der  fanatischen  Verteidigung 
waren.  An  Römerhaß  gaben  sie  ihnen  zwar  wenig  nach,  sie  sahen  aber  nicht 
den  Kampf  für  die  Freiheit  als  ihre  eigentliche  Aufgabe  an,  sondern  die  Er- 
füllung des  Gesetzes.  Sie  nahmen  die  Verwirklichung  der  messianisohen  Hoff- 
nung nicht  selber  in  die  Hand,  sondern  überließen  sie  Gott  und  suchten  ihrer- 
seits nur  die  Vorbedingung  zu  leisten,  die  genaue  Beobachtung  des  vorgeschrie- 
benen Willens  Gottes ;  sie  waren  keine  politisch  aktive,  kriegerische  und  patrio- 


ANALTSE  DER  OFFENBABUNO  JOHANNIS.  21 

tische  Partei,  sondern  eine  religiöse.  Sie  benahmen  sich  bei  der  letzten  Bela- 
gerang Jerasalems  ähnlich  wie  bei  den  frtiheien.  Sie  hielten  es  nicht  für  Verrat 
sich  dem  Eiunpfe  durch  die  Flacht  za  entziehen,  im  Gegenteil  glaubten  sie  auf 
diese  Weise  das  wahre  Israel  za  retten.  Wir  haben  also  in  Eap.  12  ein  phari- 
säisches Gegenstück  za  dem  kurzen  zelotischen  Orakel  in  11,  1.  2.  Es  zeigt  sich 
darin  der  Unterschied  der  Haltung  der  jüdischen  Parteien  während  des  römischen 
Krieges.  Die  Zeloten  sagten,  die  im  Tempel  Ausharrenden  sei  der  messianiscbe 
Eest ;  die  Pharisäer  sagten,  die  aus  Jerusalem  Geflohenen  seien  es  und  aus  ihnen 
werde  der  Messias  hervorgebn. 

Damit  ist  der  irdische  Vorgang  erklärt;  das  Verständnis  des  himmlischen 
folgt  von  selber,  denn  er  ist  nur  der  vorausgeworfene  Schatten  des  irdischen. 
Im  Himmel  ist  der  Sieg  der  guten  Sache  längst  entschieden  und  damit  ist  er 
auch  auf  Erden  besiegelt;  die  Niederlage  des  Drachen  im  Himmel  verbürgt  seine 
bevorstehende  Niederlage  auf  Erden.  Man  kennt  diese  malerische  Ausgestaltung 
des  Prädestinationsglaubens  aus  dem  Buche  Daniel.  Alles  was  auf  Erden  ge- 
schieht, wird  im  Himmel  vorweg  genommen;  alle  irdischen  Kämpfe  werden  zu- 
vörderst in  den  Lüften  ausgefochten,  durch  die  himmlischen  Repräsentanten  der 
irdischen  Mächte. 

Die  Vision  endet  als  Fragment.  Es  muß  der  Untergang  der  Xotnoi  in  Jeru- 
salem in  Aussicht  genommen  sein.  Ferner  der  Untergang  auch  der  heidnischen 
Weltmacht.  Und  im  Zusammenhang  damit  das  Auftreten  des  in  den  Himmel 
entrückten  Kindes  in  Kraft  und  Herrlichkeit. 

Apoc.  13  und  14. 

a)  13, 1-10.  11-18. 

Mit  13, 1 — 10  kommen  wir  vom  Drachen  auf  das  Tier ,  das  aus  dem  Meere 
steigt  wie  in  Daniel  7  und  4  Esdrae  11.  Es  bedeutet  das  römische  Imperium, 
denn  es  bekommt  dreiundeinhalb  Jahr  Macht,  Krieg  zu  führen  gegen  die  Heiligen 
d.  h.  gegen  die  Juden  und  sie  zu  überwinden.  Nach  13,2  ist  es  ein  Mixtum 
compositum  aus  den  drei  ersten  Tieren  des  Daniel.  Dieser  allgemeinen  Be- 
schreibung geht  nun  in  13, 1  auffallender  Weise  der  besondere  Zug  schon  voraus, 
daß  es  zehn  Homer  und  sieben  Häupter  habe ;  auch  die  Voranstellung  der  Homer 
vor  den  Häuptern  befremdet  dabei.  Vermutlich  sind  die  Hörner  und  Häupter, 
mit  dem  was  daran  hängt,  in  13, 1  nicht  minder  nachgetragen  wie  in  12,  3.  Sie 
haben  erst  in  Kap.  17  etwas  zu  tun ,  in  Kap.  13  noch  nicht.  Denn  die  erste 
Hälfte  von  13,3,  wo  eines  der  Homer  vorkommt  und  den  Nero  redivivus  be- 
deutet, steht  außerhalb  des  Zusammenhangs;  schon  in  der  zweiten  Hälfte  tritt 
das  Tier  an  die  Stelle  und  weiterhin  ist  nur  von  diesem  die  Rede,  d.  h.  vom 
römischen  Imperium  im  G-anzen  und  nicht  von  Nero  redivivus. 

Also  liegt  auch  hier  redaktionelle  Bearbeitung  einer  Vorlage  vor.  Nament- 
lich zeigt  sich  in  13, 7^ — 9  die  Phraseologie  des  Apokalyptikers ,  und  in  13, 10 
gehört  &8i  iöuv  xxL  dem  selben  Klugscheiner  an,   der  in  13,18.  14,12.  17,9 


22  J.   WBLLHAÜSKN, 

seine  Sparen  hinterlassen  hat.  Durch  diesen  Schluß  von  13, 10  sieht  sich  das 
Heer  der  Ausleger  genötigt,  das  Vorhergehende  als  Ermahnung  an  die  Christen 
in  der  domitianischen  Vcrfolgang  aufzufassen:  sie  sollen  sich  vollkommen  passiv 
in  ihr  Schicksal  ergeben;  wer  zur  Verbannung  (al%ikak(Q6Ca7)  verurteilt  werde, 
solle  sich  geduldig  verbannen,  wer  zum  Tode,  sich  ruhig  hinrichten  lassen.  Das 
ist  eine  grausame  Verquälung  des  Sinnes  der  Aussage.  Man  muß  sie  nach  Aus- 
scheidung von  13,7** — 9  unmittelbar  mit  xal  rtxi}tfat  avxo-vg  verbinden:  wer  von 
den  Besiegten  nicht  durch  das  Schwert  fällt,  wird  in  Sklaverei  fortgeschleppt  ^). 
Natürlich  bei  der  Zerstörung  Jerusalems  durch  Titus.  Es  handelt  sich  hier 
nicht  um  Ermahnung  der  Christen  während  der  domitianischen  Verfolgung,  son- 
dern um  Beschreibung  des  Elends  der  Juden  nach  der  Erstürmung  des  Tempels; 
die  Erklärung  der  öxrfyii  ainov  durch  Himmelsbürger  in  13,6  ist  bei  den  Haaren 
herbeigezogen. 

Mit  13, 11—18  steht  es  nicht  anders;  die  Vorlage  ist  aus  der  Überarbeitung 
auszuscheiden,  um  ein  Verständnis  zu  ermöglichen.  Auch  hier  handelt  es  sich 
ursprünglich  um  das  Imperium  überhaupt  und  nicht  um  Nero  redivivus.  Er  ist 
in  Vers  12.  14.  17.  18  eingetragen.  Nero  ist  nicht  das  ^rjgiovj  sondern  eine 
xsfpaXi^  desselben,  und  davon  ist  keine  Rede.  Der  Vers  18  stammt  von  der 
selben  Hand  wie  der  Schluß  von  Vers  10.  Das  Rätsel  nimmt  sich  hier  beinah 
frivol  aus.  Die  Deutung  der  Zahl  auf  Nero  ist  allerdings  richtig.  Sie  verdiente 
aber  nicht  so  viel  Aufhebens  als  von  ihr  gemacht  worden  ist,  und  sie  hatte  die 
verderbliche  Folge,  daß  man  glaubte,  damit  den  Schlüssel  zum  Verständnis  des 
Ganzen  gefunden  zu  haben.  Es  war  nur  der  Schlüssel  zum  Misverständnis 
des  ^tiqCov.  Natürlich  ist  auch  in  13,  17  rö  Svoiia  und  f\  xhv  iQid'fibv  tov  dvö- 
[latog  ccdzov  aus  der  Vorlage  auszumerzen. 

Es  ist  jedoch  nicht  bloß  der  Nero  redivivus  eingeschmuggelt,  sondern  auch 
der  Pseudoprophet  als  &kko  d'riQtov.  Mit  Namen  wird  er  zwar  erst  in  16, 13. 
19,  20  neben  dem  ^r^gCov  genannt ,  während  gewöhnlich  nur  xo  ^r^gCov  xal  fj  slxmv 
aifxov  als  Paar  zusammensteht.  Erkennbar  charakterisirt  wird  er  aber  schon  in 
13,  13.  14*),  und  zwar  als  falscher  Elias  (jröp  noLst  xaxaßaivsiv) ,  der  dem  Anti- 
christus  in  gleicher  Weise  vorhergeht,  wie  der  echte  Elias  dem  wahren  Christus. 
Damit  stimmt  jedoch  nicht,  was  in  Vers  12  und  15 — 17  steht.  Denn  da  wird  von 
dem  betreffenden  Wesen  nicht  ausgesagt,  es  tue  große  Zeichen  und  verführe  da- 
durch zur  Anbetung  des  Tiers,  sondern  vielmehr,  es  übe  im  Namen  des 
Tiers  dessen  volle  Macht  aus  und  zwinge  die  Menschen  dasselbe  anzu- 
beten. Da  erscheint  das  Wesen  also  als  Alter  Ego  des  Imperiums  und  übt 
dessen  ganze  Macht  aus ,  natürlich  auf  einem  anderen  örtlichen  Gebiet  als  dieses 
selber.  Es  ist  die  durch  Beamte  vertretene  Staatsmacht  im  Reich,  während  das 
Imperium  selber  in  Rom  seinen  Sitz  hat.     Das  hat  schon  Mommsen  richtig   er- 


1)  Das  Aktiv  dTroxrci^fr  ist  unmöglich  und  muß  in  das  Passiv  verwandelt  werden.     VieUeicht 
hat  Mt  26,52  zu  der   unhegreiflichen  Corruption  beigetragen. 

2)  wozu  auch  die  zweite  Hälfte  von  13,  11  gehört. 


ANALYSE  DEB   OFFENBABÜNG   JOHANNIS.  23 

kannt,  wenn  er  anch  die  Conseqnenzen  nicht  gezogen  nnd  mehrere  Einzelheiten 
onzutreifend  gedeatet  hat. 

Ich  glaube  nun  aber,  daß  damit  noch  nicht  der  letzte  Schritt  geschehen  ist. 
Der  Gegensatz  des  &Xko  ^rigiov  nnd  des  Tcgöbtov  ^riglov  ist  schwerlich  ursprüng- 
lich y  es  gibt  nur  Ein  d'figiov.  Hernach  werden  immer  nur  tb  d-riglov  und  i^  elx&v 
cc&tav  zusammen  genannt  (14,  9.  11.  15,  2.  16,  2.  19,  20.  20,  4).  Dabei  stellt  die 
bIx&Vj  welche  aufPallenderweise  stets  singularisch  erscheint,  ihren  Urheber,  den 
Stellvertreter  des  Imperiums,  ganz  in  den  Schatten.  Und  man  begreift  nicht,  wie 
von  dem  Imperium  (denn  von  einem  einzelnen  E^ser  ist  nicht  die  Kede)  ein 
plastisches  Büd  gemacht  werden  kann.  Sollte  es  sich  am  Ende  gar  nicht  um 
ein  plastisches  Bild  handeln ,  sondern  ursprünglich  das  Alter  Ego  des  Imperiums 
selber  seine  bIx6v  sein,  wie  Jesus  die  sUfhv  Gottes  genannt  wird  und  wie  bei 
den  Mandäern  beinah  jedes  Urwesen  seine  Demutha  neben  sich  hat  ?  Dann  würde 
der  Kern  der  Vorlage  so  gelautet  haben:  „^^Und  ich  sah  ein  Abbild  (=  Alter 
Ego)  des  Tieres  auf  dem  Lande  (im  Gegensatz  zur  Stadt  Rom),  ^^das  übt  die 
ganze  Macht  des  Tieres  aus  in  dessen  Vertretung^)  und  zwingt  das  Land  und 
seine  Bewohner  das  Tier  anzubeten,  ^^und  die  Marke  des  Tieres  sich  auf  die 
rechte  Hand  und  auf  die  Stirne  zu  zeichnen ,  ^^  so  daß  niemand  Handel  und 
Wandel  treiben  kann,  der  nicht  die  Marke  des  Tieres  an  sich  hat". 

Aus  welchen  Gründen  Nero  redivivus,  der  Pseudoprophet  und  das  kaiserliche 
Standbild  aufgetragen  sind  und  ob  von  gleicher  Hand  oder  nicht,  ist  mehr  oder 
weniger  unklar ;   ich  mag  darüber  keine  Vermutungen  vortragen. 

Der  Kern  des  Kap.  13  ist  jüdisch.  Die  beiden  Hälften,  das  Tier  und  sein 
Abbild,  verbinden  sich  zu  einem  Ganzen.  Die  erste  Hälfte  ist  präterital,  das 
Imperium  hat  Jerusalem  und  den  heiligen  Staat  in  dem  Kriege  der  dreiundein- 
halb Jahre  vernichtet.  Die  zweite  ist  präsentisch :  der  römische  Staat  lastet 
auf  seinen  Untertanen  nicht  bloß  mit  äußerem,  sondern  mit  unerträglichem 
geistigem,  religiösem  Drucke.  Für  eine  genaue  Datirung  scheinen  mir  die  An- 
haltspunkte zu  fehlen. 

h)  14 ,  1—J^O. 

Das  Kap.  14  ist,  wenn  nicht  formell  so  doch  materiell,  der  Schluß  zu  Kap. 
13  und  enthält  das  Gericht  und  den  Triumph. 

Die  Einleitung  (14, 1—5)  ist  eine  Art  Tedeum.  Es  fällt  auf,  daß  das  Lamm 
mit  den  144  Tausend  nach  Vers  1  auf  dem  Berge  Sion  steht,  dagegen  nach 
Vers  3  der  Himmel  die  Scene  ist.  Man  sollte  ferner  denken,  daß  die  144  Tau- 
send, d.  h.  die  Erlösten,  das  Tedeum  sängen,  wie  sie  es  in  15,  2.  3  wirklich  tun ; 
nach  14,  2.  3  sind  aber  die  Kitharoden  und  Sänger  anonym  und  die  144  Tausend 
lernen  nur  von  ihnen  das  neue  Lied.  Endlich  werden  die  144  Tausend  am 
Schluß  dreifach  oder  vierfach  deünirt,  zum  teil  ganz  identisch  wie  oC  '^yogaöfiivoi. 
ixb  tflg  yfis  und  ovxoi  iiyogaö^riöav  inb  t&v  iv^gaTtav,  zum  teil  ganz  abweichend 


1)  ivfbniov  wie  *i3|Db  Nam.  8, 22. 


24  J.   WELLHAÜSBN, 

wie  ovtoi  alöiv  6i  fistä  ywatx&v  oix  ifioXvv&riöav.  An  diesen  Schiefheiten  und 
Widersprüchen  zeigt  sich,  daß  hier  mehr  als  eine  Hand  tätig  gewesen  ist.  An 
der  christlichen  Art  des  Ganzen  läßt  sich  nicht  zweifeln. 

Das  zweite  Stück  (14,  6 — 13)  setzt  das  erste  nicht  voraus ,  führt  vielmehr 
zurück  anf  eine  frühere  Stufe,  wo  das  noch  im  Werden  ist,  was  vorher  schon 
als  glücklich  vollendet  gefeiert  worden  ist.  Namentlich  diejenigen,  welche  jetzt 
sterben  ohne  die  Farusie  erlebt  zu  haben  (14, 13) ,  lassen  sich  zu  den  144000 
Seligen  in  kein  Verhältnis  bringen,  am  wenigsten  in  ein  consecutives.  übrigens 
ist  der  Inhalt  auch  hier  bunt;  die  verschiedenen  Engel,  die  auftreten,  werden 
zum  teU  numerirt,  ohne  daß  die  Reihenfolge  irgendwie  notwendig  erschiene.  In 
dem  Tier  und  seinem  Abbild  (14,  9.  11)  findet  sich  eine  Beziehung  zu  Kap.  13. 
Die  Phraseologie  des  Apokalyptikers  zeigt  sich  vielfach;  das  Ganze  ist  eben- 
falls christlich.    Zum  Schluß  von  14, 13  vgl.  Sirach  14, 19. 

Das  dritte  Stück  (14,  14-20)  paßt  ebenso  wenig  zur  Einleitung;  dort  steht 
das  Lamm  auf  dem  Berge  Sion,  hier  thront  der  Menschensohn  auf  der  Licht- 
wolke. Es  sind  darin  zwei  Varianten  verbunden,  die  beinah  ganz  identisch  sind : 
Vers  14 — 16  und  17—20.  In  der  ersten  wird  der  Menschensohn  von  einem  Engel 
aufgefordert,  die  Sichel,  die  er  in  der  Hand  hat,  auf  die  Erde  zu  senden,  weil 
die  Stunde  der  Ernte  gekommen  sei;  er  folgt  der  Aufforderung  und  die  reife 
Saat  wird  abgemäht.  In  der  zweiten  wird  ein  Engel,  der  aus  dem  himmlischen 
Tempel  hervortritt,  von  einem  anderen  Engel  aufgefordert,  die  Sichel,  die  er  in 
seiner  Hand  hat,  auf  die  Erde  zu  senden,  weil  die  Trauben  reif  seien;  er  folgt 
der  Aufforderung  und  die  Trauben  werden  abgeschnitten  und  in  der  Kelter  des 
Zornes  getreten,  so  daß  (wie  es  im  Epilog  heißt,  der  aus  dem  Bilde  in  die  Sache 
fällt)  das  Blut  bis  an  die  Zügel  der  Rosse  spritzt.  Der  ganze  Unterschied  be- 
schränkt sich  darauf,  daß  in  dem  einen  Fall  vom  Menschensohn  und  von  der 
Ernte,  im  andern  von  einem  Engel  und  von  der  Lese  die  Rede  ist.  Das  gentigt 
nicht,  um  die  beiden  Stücke  als  sich  ergänzende  Hälften  eines  Ganzen  zu  be- 
trachten. Ernte  und  Lese  sind  in  den  Alttestamentlichen  Vorbildern  völlig 
äquivalente  Gleichnisse  für  das  Endgericht.  Christus  und  der  Engel  vikariren 
auch  in  10,1.  Den  Vorzug  verdient  grade  bei  der  Traubenlese  Christus;  er 
tritt  nach  19, 15  die  Kelter,  er  ist  der  Vollstrecker  des  Gerichts  an  den  Heiden. 
Merkwürdig  ist  für  den  Keltertreter  das  Attribut  1%^''^  i^ov^iav  iicl  rot)  nvQÖg*, 
das  schickt  sich  eigentlich  besser  für  den,  der  bei  der  Ernte  die  Spreu  vom  Korn 
scheidet  und  mit  Feuer  verbrennt.  Das  ÖQinavov  erscheint  als  beseeltes  Wesen, 
wahrscheinlich  nach  dem  dgiitavov  nsxdiiBvov  Zachar.  6, 1 ,  das  auf  einem  Mis- 
Verständnis  der  Septuaginta  beruht ;  ebenso  Clem.  Rec.  2, 9.  Der  Zug  vom 
Spritzen  des  Bluts  bis  an  die  Zügel  der  Rosse  findet  sich  auch  in'  der  man- 
däischen  Eschatologie  (Thesaurus  I  391, 1) :  „das  Roß  des  Königs  vom  Himmel 
watet  bis  zum  Sattel  im  Blut  und  das  Blut  reicht  ihm  an  die  Nüstern"  und  bei 
Henoch  100,  3.  Die  Rachsucht  der  Juden  gegen  ihre  Unterdrücker  hat  sich  in 
Folge  der  domitianischen  Verfolgung  auf  die  Christen  übertragen,  und  sie  haben 
sich  ihren  Messias  ebenfalls  als  bluttriefenden  Sieger  vorgestellt. 


ANALYSE  DER  OFFENBARUNG  JOHANNIS.  25 

Apoc.  15, 1—4. 

Ein  eigener  Abschnitt,  von  dem  aber  nnr  Anfang  und  Schluß  erhalten  sind. 
Der  Schluß  ist  der  Triomphgesang  der  Erlösten  (15,  2 — 4),  die  den  sieben  Plagen 
entgangen  und  glücklich  durch  das  Rote  Meer  gekommen  sind;  es  ist  aus  der 
ocddentalischen  und  namentlich  aus  der  orientalischen  Gnosis^)  bekannt,  welche 
theologische  Bedeutung  das  Rote  Meer  und  die  Passage  hindurch  gehabt  hat. 
Der  Anfang  (16, 1)  enthält  nur  die  Ankündigung  der  sieben  Plagen ,  dieselben 
werden  dann  aber  nicht  aufgezählt,  so  notwendig  das  auch  wegen  15,  2 — 4  ge- 
wesen wäre  ^).  Man  kann  sich  denken,  daß  sie  den  ägyptischen  Plagen  geglichen 
haben  werden,  wenn  sie  auf  den  Durchgang  durch  das  Rote  Meer  endigen. 
Warum  sie  im  Keime  erstickt  sind,  läßt  sich  natürlich  nur  vermuten.  Es  ist 
möglich,  daß  sie  wesentlich  den  selben  Inhalt  hatten  wie  die  folgenden  sieben 
Schalen,  indem  etwa  nur  der  Schluß  eigentümlich  war,  so  daß  er  mitteilungswert 
erschien.  Der  Anfang  von  15, 2  gehört  zur  siebenten  und  gefährlichsten  Exisis : 
das  Rote  Meer  wird  als  dunkel  und  mit  Feuer  gemischt  beschrieben.  Und  dann 
muß  folgen,  daß  die  Auserwählten  sich  glücklich  durch  dies  schreckliche  Meer 
hindurchretten ,  worauf  sie  am  anderen  Ufer  die  Ode  Mosis  singen.  Redaktionelle 
Zusätze  sind  die  Worte  xal  Toi}g  pix&vtag — rov  dv6[iatos  ainov  in  Vers  2  und 
xal  rij^v  Aiiiv  xov  igviov  in  Vers  3. 

Apoc.  15,  5—16,21. 

Die  Hebdomas  der  Schalen  hat  der  Apokalyptiker  ebenso  übernommen  und 
überarbeitet  wie  die  übrigen  Hebdomaden.  Ihre  Ähnlichkeit  mit  der  Hebdomas 
der  Posaunen  fallt  auf.  Die  ersten  vier  Schalen  und  die  sechste  gleichen  den 
ersten  vier  Posaunen  und  der  sechsten.  Man  hat  dagegen  geltend  gemacht,  daß 
bei  den  Posaunen  die  Partialität  der  sechs  ersten  Plagen  geflissentlich  hervor- 
gehoben werde,  was  bei  den  Schalen  nicht  geschehe.  Indessen  dieser  Unterschied 
bedeutet  nicht  viel.  Auch  bei  den  Schalen  ist  erst  die  siebente  Plage  die  ver- 
nichtende, die  anderen  lassen  immer  noch  viel  übrig  —  das  liegt  in  der  Idee 
dieser  Hebdomaden  überhaupt. 

Die  Einleitung  (16,  5—8)  hat  mit  15, 1  nichts  zu  tun,  denn  dort  stehn  die 
sieben  Engel  schon  sichtbar  am  Himmel,  während  sie  hier  erst  aus  dem  himm- 
lischen Tempel  zum  Vorschein  kommen.  Dieser  wird  in  15, 5  nicht  geöflnet 
damit  der  Seher  hineinblicke ,  sondern  nur  damit  die  Engel  hinaustreten,  ebenso 
wie  in  19,11.  Die  sieben  Schalen  werden  gewöhnlich  als  mit  Wein  gefüllt  be- 
trachtet. Da  aber  der  Kelch  des  Weines  des  Zornes  (16,  19)  immer  singularisch 
und  zu  trinken  ist,  so  werden  die  Schalen  etwas  anderes  enthalten.  Der  Inhalt 
der  einzelnen  scheint  nicht  verschieden  gedacht  zu  werden,  sie  werden  nur  auf 
verschiedene  Objekte  ausgeleert  und  haben  dadurch  verschiedene  Wirkung.    Die 

1)  dem  Manda  de  Chaije. 

2)  Ein  ähnlicher  Fall  liegt  Tor  in  10,  1—4. 

Abhmndlangen  d.  K.  Gm.  d.  WiM.  sa  QAttiagen.  Phil.-hift.  D.  N.  F.  Bud  9,4.  4 


26  J.   WELLÜAUSKN, 

erste  wird  auf  das  Land  geschüttet  und  erzeagt  Schwären  an  den  Menschen,  die 
zweite  verwandelt  das  Meer,  die  dritte  das  Süßwasser  in  Blnt,  die  vierte  trifft 
die  Sonne  and  setzt  sie  in  furchtbare  Glnt,  die  fünfte  bringt  Finsternis  und 
Verzweiflnng  über  den  Thron  des  Tieres  und  sein  Reich,  die  sechste  trocknet 
den  Eaphrat  aus,  so  daß  die  Könige  des  Morgenlandes  hinüberkommen;  die 
siebente  führt  die  endliche  Katastrophe  {ydyovsv  16, 17  wie  21,  6)  herbei,  in  Form 
eines  gewaltigen  Erdbebens,  wodurch  die  große  Stadt  Babylon-Rom  fallt. 

Die  sechste  Schale  bezieht  sich  ebenso  wie  die  sechste  Posaune  (9, 13  ss.) 
auf  die  Parther;  sie  sind  mit  den  Königen  des  Orients  gemeint,  denen  dadurch 
der  Weg  zum  Einbruch  in  die  römische  Welt  gebahnt  wird,  daß  der  Euphrat 
kein  Hindernis  mehr  bildet.  Aber  mit  den  Parthem  sind  hier  Grog  und  Magog 
verbunden ,  die  nicht  wirklich  mit  jenen  identifizirt  werden  können.  Freilich,  der 
Einfall  von  Gog  und  Magog  geht  dem  Endgerichte  unmittelbar  voraus,  und  wenn 
er  überhaupt  erwähnt  werden  sollte,  so  mußte  er  unmittelbar  vor  die  letzte 
Plage  zu  stehn  kommen.    Nur  glaube  ich  nicht,   daß  er  der  Vorlage  angehört. 

Die  Hand  des  Redaktors  zeigt  sich  in  der  beschränkenden  attributiven  Be- 
stimmung zu  toi)g  Av^gAnovg  16,2,  welche  in  16,9  fehlt;  vgl.  zu  9,4.  Femer 
in  16,  6—7  und  teilweise  in  16, 13—16.  Die  letzte  Plage  erreicht  mit  16,  21 
noch  nicht  völlig  ihren  Abschluß;   es  soll  für  eine  Fortsetzung  Raum  bleiben. 

Apoc.  17,  1—18. 

„Und  einer  von  den  sieben  Engeln,  welche  die  sieben  Schalen  hatten,  kam 
und  redete  mit  mir  also:  komm,  ich  will  dich  sehen  lassen  wie  die  große  Hure 
gerichtet  wird ,  die  an  den  vielen  Wassern  sitzt ,  ''  mit  der  die  Könige  der  Erde 
Hurerei  trieben  und  von  deren  Hurwein  die  Bewohner  der  Erde  trunken  wurden. 
•Und  er  trug  mich  im  Geist  fort  in  eine  Einöde". 

A.  „Und  ich  sah,  eine  Frau  saß  auf  einem  scharlachfarbenen  Tier  mit  sieben 
Häuptern  und  aehn  Hörnern^  das  voll  von  Lästemamen  war.  *  Und  die  Frau  war 
in  Purpur  und  Scharlach  gekleidet  und  bedeckt  mit  Gold  und  Edelsteinen  und 
Perlen,  in  ihrer  Hand  hatte  sie  einen  goldenen  Becher  voll  Greuel  und  Unflat 
ihrer  Hurerei.  *  Und  auf  ihrer  Stirne  stand  ein  Name  geschrieben :  GeJmmnis,  Ba- 
bylon die  große,  die  Mutter  der  Hurereien  und  der  Greuel  der  Erde.  •  Und  ich  sah 
die  Frau  trunken  vom  Blut  der  Heiligen  und  votn  Blut  der  Zeugen  Jesu.  Und  ich 
geriet  ob  des  Anblicks  in  großes  Staunen,  ^Und  der  Engel  sprach  zu  mir: 
warum  staunst  du?  ich  sage  dir  das  Geheimnis  der  Frau  und  des  Tieres,  welches 
sie  trägt,  mit  den  sieben  Häuptern  und  den  zehn  Hörnern.  ^Das  Tier,  das  du 
gesehen  hast,  war,  und  ist  nicht,  wird  aber  aus  dem  Abgrund  aufsteigen  und  hingehn 
zum  Verderben;  und  die  Bewohner  der  Erde,  deren  Name  nicht  von  ur  an  auf- 
geschrieben ist  im  Buch  des  Lebens,  werden  staunen,  wenn  sie  das  Tier  sehen,  welches 

war  imd  nicht  ist  und  kommen  wird.     ^ Die  sieben  Häupter  sind  sieben 

Berge,  worauf  das  Weib  sitst ,  ^^  und  sind  sieben  Könige :  fünf  sind  gefallen,  einer 
ist  gegenwärtig,  der  letzte  ist  noch  nicht  gekommen,  und  wenn  er  kommt,  ist  es 
ihm  bestimmt  nur  eine  kurze  Weile  zu  bleiben". 


ANALT8E  DER  OFFENBAHÜNO  JOHANNIS.  27 

B.  „"Das  Tier  aber,  welches  war  und  niclit  ist,  ist  selber  der  achte  König 
und  zugleich  einer  von  den  sieben,  und  geht  hin  ins  Verderben.  ^'  Und  die  zehn 
Homer,  die  du  gesehen  hast^),  sind  zehn  Könige,  welche  Königswürde  zwar 
noch  nicht  empfangen  haben,  aber  königliche  Gewalt  auf  eine  Stunde  mit  dem 
Tiere  bekommen.  ^'  Diese  sind  einmütig  und  leihen  ihre  Macht  und  Gewalt  dem 
Tiere.  ^^  Diese  werden  mit  dem  Lamme  kämpfen ,  und  das  Lamm  wird  sie  besiegen^ 
denn  es  ist  der  Herr  der  Herren  und  der  König  der  Könige,  und  die  mit  ihm  sind 
Berufene  und  Auserwählte  und  Treue.  ^*  Und  er  sprach  eu  mir :  die  Walser ,  wo 
du  die  Hure  sileen  sähest^  sind  Völker  und  Horden  und  Nationen  und  Zungen. 
^*  Und  die  zehn  Homer,  die  du  salhst  und  das  Tier,  diese  hassen  die  Hure  und 
machen  sie  vereinsamt  und  nackt  und  fressen  ihr  Fleisch  und  verbrennen  sie  mit 
Feuer.  *^Denn  Gott  hat  ihnen  ins  Herz  gegeben,  seine  Absicht  auszurichten, 
einmütig  zu  sein  und  ihre  Königsmacht  dem  Tiere  zu  leihen,  bis  die  Aussprüche 
Gottes  erfüllt  werden". 

^^„ünd  die  Frau  die  du  gesehen  hast,  ist  die  große  Stadt,  die  das  Reich 
hat  über  die  Reiche  der  Erde*'. 

In  A  ist  das  Tier,  wie  im  Kern  von  Kap.  13,  das  römische  Imperium,  seine 
sieben  Häupter  sieben  Kaiser;  von  denen  sind  fünf  gewesen,  einer  ist,  und  der 
siebente  steht  noch  aus.  In  B  ist  das  Tier,  wie  in  den  Zusätzen  zu  Kap.  13, 
das  achte  Haupt  des  Tieres,  nämlich  Nero  redivivus;  die  zehn  Homer  sind 
ihm  verbündete  Könige,  die  ihm  ihre  Macht  leihen  zum  Kampf  gegen  die  Hure 
und  zur  Vollstreckung  des  Urteils  Gottes  über  sie.  Durch  den  Vers  8  ist  B  mit 
A  verankert ,  vgl.  zu  8, 2  und  10, 2*. 

A  und  B  scheinen  sich  zu  ergänzen  wie  zwei  Hälften  eines  Ganzen.  Aber 
A  ist  ursprünglich  nicht  darauf  angelegt ,  um  auf  B  zu  endigen.  Umgekehrt 
könnte  B  allerdings  von  vornherein  in  der  Absicht  verfaßt  sein,  um  als  Fort- 
setzung von  A  zu  dienen.  Ich  halte  das  aber  doch  nicht  für  wahrscheinlich, 
Vers  11  ist  schwerlich  auf  Vers  8  aufgebaut  und  die  identischen  Angaben  rühren 
kaum  von  Einer  Hand  her. 

Ein  Redaktor  hat  A  und  B  verbunden  und  überarbeitet.  In  A  ist  Vers  6  ein 
christianisirender  Zusatz,  in  B  Vers  14;  letzterer  besonders  störend,  weil  in 
schreiendem  Widerspruch  dagegen ,  daß  die  zehn  Homer  ja  nach  dem  Folgenden 
Werkzeuge  Gottes  sind,  um  dessen  Rache  an  der  Hure  zu  vollstrecken.  In  Vers  7 
wird  die  Erklärung  der  Frau  und  des  Tieres  mit  den  sieben  Häuptern  formell 
angekündigt.  Eine  Erklärung  der  Frau  folgt  aber  nicht,  weil  sie  schon  in  Vers  5 
vorweggenommen  ist,  welcher  der  Voreiligkeit  des  Redaktors  seine  Entstehung 
verdankt.  Eine  Erklärung  des  Tiers,  die  für  A  zutrifft,  folgt  auch  nicht;  sie 
ist  verdrängt  durch  Vers  8,  der  als  Haken  für  die  Anknüpfung  von  B  eingesetzt 
ist  und  unter  dem  Tier  den  Nero  redivivus  versteht.  Nur  die  Erklärung  der 
sieben  Häupter  des  Tiers  ist  erhalten;  freilich  versetzt  mit  einer  falschen  Deu- 
tung auf  die  sieben  Hügel  von  Rom.   In  Vers  3  und  7  sind  die  zehn  Homer  ein* 


1)  Soll  man  verstehn:  an  dem  Tier,  welches  war  und  nicht  ist? 


28  J.   WELLHAUSKN, 

getragen,  da  sie  nicht  zu  dem  hier  gemeinten  Tier,  sondern  zn  Nero  gehören 
und  dessen  Bundesgenossen  bedeuten.  Zu  Anfang  von  Vers  9  sind  die  Worte 
cbdß  6  vovg  6  Ixav  öotplav  nicht  bloß  störend,  sondern  auch  völlig  unverstandlich, 
denn  6  i%(ov  6oq>Cav  hat  kein  Fraedikat^).  Der  Vers  16  unterbricht  die  Bede 
über  die  zehn  Homer  =  Könige,  so  daß  es  nötig  wird,  sie  zu  Anfang  von  Vers  16 
nochmals  einzuführen;  er  deutet  überdies  die  Wasser,  an  denen  die  Hure  sitzt, 
albern  genug.  Der  Vers  18  steht  einsam  und  abgerissen  am  Ende;  er  enthält 
vielleicht  die  Erklärung  der  Frau,  die  der  Redaktor  hinter  Vers  7  ausgelassen 
hat:  er  hätte  sie  dann  aus  Gewissenhaftigkeit  doch  nicht  ganz  unterdrückt^ 
sondern  zum  Schlüsse  nachgetragen.  Über  17, 1 — 3  ist  das  Urteil  schwierig. 
Die  Anknüpfung  an  das  Vorhergehende  stammt  jedenfalls  vom  Redaktor.  Ob 
das  Übrige  zu  A  oder  zu  B  gehört,  oder  auch  zu  beiden,  läßt  sich  nicht  sicher 
ausmachen. 

Über  die  Zeit  von  A  kann  kein  Zweifel  bestehn.  Die  fünf  gewesenen  Könige 
sind  die  Julier,  der  sechste  gegenwärtige  ist  Vespasian.  Titus  ist  als  siebenter 
und  letzter  in  Aussieht  genommen;  ihn,  den  Zerstörer  Jerusalems,  wird  die 
Bache  ereilen  nach  kurzer  Regierung. 

Die  Datirung  von  B  ergibt  sich  aus  der  Bestimmung  der  zehn  Könige 
(Hörner).  Es  sind  noch  keine  richtigen  Könige,  sondern  sie  haben  sich  zeitweilig 
Herrschergewalt  angemaßt.  Sie  sind  eigentlich  im  Streit  mit  einander,  werden 
aber  in  der  Gemeinschaft  mit  Nero  redivivus  einmütig,  um  als  Gottes  Werk- 
zeuge die  Rache  an  Rom  zu  vollstrecken^.  Die  Zeit  ist  nach  Vespasian;  das 
siebente  Haupt,  Titus,  muß  aber  noch  regieren,  während  das  achte,  Nero,  gegen 
ihn  anrückt.  Demnach  können  unter  den  zehn  Königen  nur  die  Farther  ver- 
standen werden,  die  den  falschen  Nero  gegen  Titus  unterstützten.  Die  Farther 
haben  auch  nach  16, 12  mehrere  Könige ,  mit  der  Einheit  ihres  Reiches  war  es 
immer  etwas  schwach  bestellt ,  wie  die  arabische  Benennung  vjut^l  e)^  gleich- 
falls erkennen  läßt.  Wenn  hier  ihre  Könige  mehr  als  Usurpatoren  gelten  (17, 12), 
so  wird  das  durch  die  parthischen  Münzen  jener  Zeit  bestätigt;  sie  deuten  nach 
Mommsen  auf  simultane  Frägung  streitender  Frätendenten.  Es  ist  vielleicht 
nicht  überflüssig ,  auszuschreiben ,  was  in  Mommsens  Römischer  Geschichte  6,  396 
zu  lesen  ist,  obgleich  das  Buch  jedem,  der  sich  mit  dem  christlichen  Altertum 
befaßt,  zur  Hand  sein  müßte.  „Das  Auftreten  eines  falschen  Nero  in  den  letzten 
Jahren  Vespasians  hätte  fast  zu  einer  CoUision  (der  Farther  mit  Rom)  geführt. 
Der  Frätendent,  in  Wirklichkeit  ein  gewisser  Terentius  Maximus  aus  Kleinasien^ 
aber  in  Antlitz  und  Stimme  und  Künsten  dem  Sängerkönig  täuschend  ähnlich, 
fand  nicht  bloß  Zulauf  in  dem  römischen  Gebiet  am  Euphrat,  sondern  auch 
Unterstützung  bei  den  Farthern.  Bei  diesen  scheinen  damals,  wie  so  oft,  mehrere 
Herrscher  mit  einander  im  Kampfe  gelegen  und  einer  von  ihnen,   Artabanus^ 


1)  Vgl.  13, 18. 

2)  Schon  früher  hat  Gott  den  Perser  Gyms   als  sein  Werkzeug  zur  Rache  an  Babel  aufge- 
boten, nach  Isa.  40  ss.    Auch  nach  Cäsars  Tode  hofften  die  Juden  auf  die  Parther. 


ANALYSE  DER  OFFENBABUNG  JOHANNES.  29 

weil  Kaiser  Titus  sich  gegen  ihn  erklärt  hatte,  die  Sache  des  römischen  Prä- 
tendenten anfgenommen  zu  haben  ^).  Indessen  es  hatte  dies  keine  Folge,  vielmehr 
lieferte  bald  darauf  die  parthische  Regierung  den  falschen  Nero  an  Kaiser  Do- 
mitianus  ans^. 

A  ist  jedenfalls  jüdisch;  die  Zerstörung  Jerusalems  soll  an  dem  Zerstörer, 
Titus,  gerächt  werden.  Auch  B  ist  vermutlich  jüdisch,"  die  Christen  können 
kaum  mit  Nero  Sympathie  gehabt  und  ihn  als  Vollstrecker  der  Absichten  Gottes 
betrachtet  haben,  sie  können  kaum  erwartet  haben,  daß  er  wirklich  Rom  über- 
wältigen und  vernichten  werde.  Der  christliche  Redaktor  läßt  Nero  mit  seinen 
Helfershelfern  vielmehr  gegen  das  Lamm  und  dessen  Getreue  kämpfen  und 
unterliegen  (17, 14).  Überhaupt  ist  die  grimmige  Feindschaft  gegen  Rom  in  der 
Zeit  des  Vespasian  und  des  Titus  nur  auf  jüdischer  Seite  begreiflich ,  nicht  auf 
christlicher. 

Apoc.  18,1—24. 

Der  Eingang  (18, 1 — 8)  enthält  das  aus  Isa.  21,  3  entlehnte  Thema  des  Ganzen, 
das  sich  schon  in  14, 8  findet :  gefallen ,  gefallen  ist  Babylon  die  große  Stadt ! 
Dann  folgt  eine  Vorausnahme  der  Rachefreude  in  Form  einer  Klage  über  die 
gefallene  Stadt,  angestellt  von  den  Königen  und  besonders  von  den  Kaufleuten 
und  Seefahrern,  die  mit  ihr  in  Verbindung  gestanden  und  Handel  getrieben  haben 
(18,9 — 20).  Daran  schließt  sich  eine  zweite  Klage  (18,21 — 24);  sie  wird  nicht 
erhoben  von  den  auswärtigen  Gewerbtreibenden,  die  an  Rom  ihren  Nutzen  gehabt 
haben,  sondern  von  den  in  Rom  einheimischen  Handwerkern  und  namentlich  von 
den  dortigen  Großkapitalisten,  welche  die  ganze  Welt  ausgebeutet  haben. 

Das  Ganze  ist  zusammengesetzt  aus  Alttestamentlichen  Erinnerungen,  und 
namentlich  hat  Ezechiels  Weissagung  über  Tyrus  als  Bergwerk  herhalten  müssen. 
Das  Verzeichnis  der  Importwaaren  ist  ihm  nachgemacht;  Rom  wird  wie  Tyrus 
wesentlich  als  See-  und  Handelsstadt  aufgefaßt.  Es  werden  nicht  bloß  Gold 
und  Silber,  Juwelen  und  Kostbarkeiten  aufgezählt,  bei  denen  den  Juden  das  Herz 
im  Leibe  lacht,  sondern  auch  wichtigere  Dinge :  Weihrauch  und  Spezereien,  Wein 
und  Öl,  Mehl  und  Korn,  Rinder  und  Schafe,  Pferde  und  Wagen,  Sklaven.  Die 
Angabe  of  ifiitoQoc  öov  fiöav  ot  fiByi,6tävsg  rrig  yfjg  (18,23)  beruht  zwar  auf  Isa. 
23, 8 ,  paßt  aber  doch  auch  auf  Rom.  Spezifisch  christliche  Zutaten  sind  der 
Vers  24  (wo  iv  ainfl  statt  iv  6oC  die  andere  Hand  verrät)  und  ot  Sytoi.  xcH  oC 
inöötokoi  xal  ot  XQOfpfjtat  in  Vers  20.  In  Vers  13  stören  die  plötzlichen  Genitive 
xal  XitJKov  xal  ^ed&v  xal  öm^kAtcov. 

Apoc.  19, 1—10.  11-21. 

Das  erste  Stück  (19,  1 — 8)  ist  wiederum  ein  himmlisches  Tedeum  des  Apo- 
kalyptikers,   am  Schluß  von  Vers  8  steht  ein  aberweises  Interpretament.    Mit 

1)  Nach  Apoc.  17  wird  erwartet,  daB  sie  alle  in  diesem  Punkte  einig  sein  werden. 


30  J.   WELLHAÜSEN, 

19, 1 — 8  sind  die  Verse  9  und  10  nur  änßerlicli  verbunden ,   ad  vocem  yiiiog  rot) 
äffviav.    Der  Inhalt  kehrt  in  21,  6. 6.  22,  6.  8. 10  wieder. 

Das  zweite  Stück  (19, 11 — 21)  unterbricht  den  Fortschritt  und  springt  vom 
Triumph  zurück  in  den  Kampf.  Es  zerfällt  in  zwei  Hälften  (11 — 16.  17 — 21). 
Die  zweite  ergänzt  die  erste,  bringt  aber  am  Anfang  durch  die  Einladung  der 
Aasvögel  zu  dem  ihnen  von  Gott  bereiteten  Schmause  (nach  Ezech.  39, 17—20) 
ein  neues  Moment  hinein,  das  zum  Schluß  nochmals  hervortritt.  Das  Ganze  ist 
vom  Apokalyptiker  umgegossen,  wenn  es  nicht  überhaupt  von  ihm  stammt.  Nach- 
träge sind  in  Vers  12  und  13  zu  erkennen:  ixcav  Svofia  ysyQaiAfiivov  8  oidslg 
oldsv  el  iiii  aiftög  und  xal  xdxXrjtcu  rö  Svofur  aitov  6  liyog  roi)  dcot^^).  Dadurch 
wird  dem  Vers  16  vorgegriffen.  Dieser  Vers  ist  aber  selber  nicht  ganz  in  Ord- 
nung. Statt  inl  ro  Cfudztov  muß  man  lesen  inl  tbv  Znnov,  damit  der  Genitiv  ai&- 
tov  hinter  (irjQbv  auf  das  Roß  bezogen  werden  kann.  Denn  es  soll  doch  un- 
möglich dem  Messias  selber  sein  Name  in  den  Schenkel  gestempelt  werden ;  man 
würde  denselben  ja  dann  auch  nicht  sehen,  da  doch  sein  Schenkel  nicht  unver- 
hüllt sein  kann. 

Apoc.  220, 1—15. 

Dies  Gesicht  weicht  ab  von  der  Art  der  übrigen  Gesichte  in  der  Apokalypse. 
Es  ist  historisch  nirgend  ausdeutbar,  spielt  aber  doch  auf  Erden  und  nicht  im 
Himmel.  Es  enthält  einige  merkwürdige  Loci  des  dogmatisch  erstarrten  eschato- 
logischen  Mythus  der  Juden,  darunter  auch  den  vom  Millennium,  von  dem  sonst 
in  der  Apokalypse  nichts  zu  merken  ist.  Wie  gewöhnlich  ist  aber  auch  hier 
die  jüdische  Vorlage  christlich  überarbeitet  worden. 

„Ich  sah  einen  Engel  vom  Himmel  herabsteigen,  der  hatte  den  Schlüssel  des 
Abgrundes,  und  eine  große  Kette  lag  auf  seiner  Hand.  'Und  er  packte  den 
Drachen,  die  alte  Schlange,  das  ist  der  Teufel  und  der  Satan,  und  band  ihn 
tausend  Jahre  ^  und  warf  ihn  in  den  Abgrund  und  verschloß  imd  versiegelte  ihn, 
damit  er  die  Völker  nicht  verführe  bis  zum  Ablauf  der  tausend  Jahre;  dann  ist 
es  bestimmt,   daß  er  eine  kleine  Weile  wieder  losgelassen  werde ^. 

„^  Und  ich  sah  Stühle,  und  denen  die  darauf  saßen,  wurde  Regierung  gegeben. 
Ufid  die  Seelen  derer,  die  wegen  des  2jeugnisse8  Jesu  und  wegen  des  Wortes  OvHes 
durch  das  Beil  getötet  waren,  und  die,  die  das  Tier  und  sein  Abbild  nicht  angebetet 
wid  die  Marke  auf  Stirn  und  Hand  nicht  angenommen  hatten,  wurden  lebendig,  und 
sie  herrschten  mit  dem  Christus  tausend  Jahre.  ^Die  übrigen  Toten  aber  wurden 
erst  lebendig  nach  dem  Ablauf  der  tausend  Jahre.  Dies  ist  die  erste  Auferstehung. 
^ Selig  und  heilig,  wer  an  der  ersten  Auferstehung  teil  hat!  über  diese  hat  der  eweite 
Tod  "keine  Gewalt,  sondern  sie  sind  Priester  Crottes  und  des  Christus,  und  herrschen 
mit  ihm  während  der  tausend  Jahre^. 


1)  Vielleicht  ist  aber  der  ganze  Vers  13  zugesetzt,  denn  das  blutige  Gewand  des  FCQirers  ist 
hier  durchaus  verfrüht,  und  seine  Truppen  sind  im  folgenden  Vers  noch  weiß  gekleidet 


ANALYSE  DER   OFFENBARUNG   J0HANNI8.  31 

„^TJnd  nach  dem  Ablanf  der  tausend  Jalire  wird  der  Satan  aus  seinem  Ge- 
fängnis los  gelassen  'und  kommt  hervor  und  verführt  die  Völker  an  den  vier 
Ecken  der  Erde,  Gog  und  Magog,  und  bringt  sie  zu  häuf  zum  Streit,  zahllos 
wie  Sand  am  Meer,  ^ünd  sie  zogen  hinauf  gegen  den  Nabel  der  Erde^)  und 
schlössen  das  Lager  der  Heiligen  und  die  geliebte  Stadt  ein.  Aber  Feuer  fiel 
vom  Himmel  und  fraß  sie.  ^®  Und  der  Teufel,  ihr  Verfülirerf  wurde  in  den  Pfuhl 
des  Feuers  und  des  Schwefels  geworfen,  wo  auch  das  Tier  und  der  Pseudoprophet  ist. 
Und  sie  werden  Tag  und  Nacht  in  alle  Ewigkeit  gequält  werden^. 

„^^IJnd  ich  sah  einen  großen  weißen  Thron  und  den  der  darauf  saß,  vor 
dessen  Angesicht  verschwand  Erde  und  Himmel  und  hatten  keine  Stätte  mehr. 
"  Und  ich  sah  die  Toten ,  Große  und  Geringe,  stehn  vor  dem  Throne,  und  Bücher 
wurden  aufgeschlagen,  und  ein  anderes  Buch  wurde  aufgeschlagen,  das  des  Lebens; 
Und  die  Toten  wurden  gerichtet  gemäß  ihren  Werken,  nach  dem  was  in  den 
Büchern  angeschrieben  war.  ^'  Und  das  Meer  gab  seine  Toten  her,  und  der  Tod 
und  die  Hölle  gaben  ihre  Toten  her,  und  sie  empfingen  ihr  Urteil  je  nach  ihren 
Werken.  ^*  Und  der  Tod  und  die  Hölle  wurden  in  den  Feuerpfuhl  geworfen.  Das 
ist  der  zweite  Tod,  der  Feuerpfuhl,  "tiwd  wer  nicht  im  Buch  des  Lebens  verzeichnet 
war,  wurde  in  den  Feuerpfuhl  geworfen^. 

Erste  Stufe  (20, 1 — 3).  Die  Fesselung  des  Drachen  im  Abgrunde  gehört 
eigentlich  in  den  Schöpfungsmythus  (Sir.  43, 23).  Die  Herstellung  des  Kosmos 
vollzieht  sich  im  Kampf  gegen  die  rebellischen  Mächte  des  Chaos;  ihr  über- 
wundenes Haupt  wird  tief  unter  der  Erde  eingekerkert,  so  daß  deren  ganzes 
Gewicht  auf  ihm  lastet^).  Davon  wird  oft  und  teilweise  sehr  drastisch  und  aus* 
führlich  im  mandäischen  Thesaurus  erzählt.  Hier  wird  die  Sache  aus  der  Kos- 
mogonie  in  die  Eschatologie  verlegt,  denn  beide  Gebiete  werden  in  der  mythischen 
Spekulation  leicht  durch  einander  geworfen.  Der  Satan  wird  unschädlich  ge- 
macht,  um  die  Ruhe  des  Millenniums  zu  ermöglichen. 

Zweite  Stufe  (20,  4 — 6).  Das  Millennium  bedeutet  die  Restitution  des  Reiches 
Davids  durch  den  Messias,  welche  später  nicht  mehr  der  Abschluß  des  Welt- 
dramas war,  sondern  nur  ein  Zwischenakt.  Der  Messias  kommt,  um  die  Juden 
zu  retten  und  zu  sammeln,  die  er  bei  seinem  Advent  im  heiligen  Lande  antrifft. 
Sein  Reich  in  Palästina  ist  aber  nur  von  begrenzter  Dauer.  Nach  Ablauf  der 
dafür  bestimmten  Periode  hört  es  auf,  und  dann  erst  tritt  die  Endzeit  ein,  die 
zweite  übergeschichtliche  Weltära,  mit  der  Auferstehung  der  Toten,  dem  jüngsten 
Gericht,  dem  Gegensatz  von  ewigem  Leben  und  ewiger  Verdammnis.  Von  alle 
dem  merkt  man  aber  hier  wenig.     Der  Christus   tritt  ganz   zurück;    daß  das 


1)  nXaxo9  tfjg  yfjg  ist  mT»  "pÄ  (Ezech.  38, 11)  und  sachlich  identisch  mit  pKTl  "liao 
Bfi^tdog  tfjg  yfjg  (38, 12).    Ich  habe  mir  darum  den  Nabel  einzusetzen  erlaubt 

2)  Es  scheint,  daß  darin  zugleich  eine  Theorie  der  Erdbeben  enthalten  ist.  Sie  entstehn, 
wenn  der  Leyiathan  an  seinen  Ketten  und  an  der  auf  ihm  liegenden  Last  rüttelt.  Ähnlich  in  der 
klassischen  Walpurgisnacht  der  Seismos,  in  der  Tiefe  polternd :  „Einmal  noch  mit  Kraft  geschoben, 
mit  den  Schultern  brav  gehoben,  so  gelangen  wir  nach  oben**. 


32  J.   WELLHAÜ8EN, 

Millennium  mit  seinem  Advent  beginnt  nnd  weiter  nichts  ist  als  die  Periode 
seines  Reiches  im  heiligen  Lande,  erhellt  nar  ganz  beiläufig.  DaB  es  die  Zeit 
des  Regiments  und  der  Herrschaft  der  Seinigen  ist,  wird  dagegen  hervor- 
gehoben. Die  Seinigen,  die  mit  ihm  regieren,  sind  jedoch  nicht  die,  die  seinen 
Advent  erleben,  sondern  Gestorbene,  die  aber  den  Vorzug  haben,  vor  der 
großen  Masse  aus  den  Gräbern  auferweckt  zu  werden,  eben  um  am  Millennium 
teil  zu  nehmen  ^).  Sie  sind  die  Schicht  der  ersten  Auferstehung.  Die  erste  Auf- 
erstehung verleiht  ihnen  sogleich  das  ewige  Leben,  nicht  bloß  das  Leben  für 
tausend  Jahre ;  wie  sie  aus  dem  Millennium  in  die  himmlische  Endzeit  fibergehn, 
wird  nicht  gesagt.  Es  is  Alles  unklar  und  hybride;  der  Apokalyptiker  wird 
seine  Vorlage  gründlich  versetzt  haben.    Der  Vers  6  stammt  ganz  von  ihm. 

Dritte  Stufe  (20,  7—10).  Die  Lösung  des  Satans  hat  den  Anfall  von  Grog 
und  Magog  gegen  Jerusalem  zur  Folge,  womit  das  Millennium  aufhört.  Hier 
sieht  man  deutlich,  daß  die  Idee  des  Millenniums  von  Ezechiel  stammt,  nach 
welchem  das  hergesteUte  Gottesreich  zunächst  eine  Weile  in  Frieden  besteht, 
dann  aber  noch  einen  letzten  Ansturm  der  Heidenmacht  (Gog  und  Magog)  zu 
erleiden  hat  und  erst  nach  dessen  Abschlagung  definitiv  gesichert  ist.  Man  er- 
kennt hier  auch,  daß  Jerusalem  der  Sitz  des  tausendjährigen  Reiches  ist^,  und 
zwar  das  irdische,  denn  gegen  das  himmlische  können  die  Heiden  von  den  vier 
Ecken  der  Erde  nicht  anrücken.  Die  Loslassung  des  gefesselten  Leviathan  findet 
sich  auch  in  der  mandäischen  Eschatologie  (Thesaurus  I  393,20).  Der  Vers  10 
(vgl.  19,20)  stammt  mindestens  zur  ersten  Hälfte  vom  Apokalyptiker. 

Vierte  Stufe  (20, 11 — 16).  Alle  Menschen  erstehn  aus  den  Gräbern,  kommen 
vor  Gericht  und  empfangen  den  Lohn  ihrer  Taten,  nicht  bloß  die  Bösen,  sondern 
auch  die  Guten.  Nach  dem  was  jetzt  in  20,4—6  steht,  sollte  man  denken,  es 
handle  sich  hier  nur  um  die  Bösen.  Und  diese  Meinung  kommt  auch  in  zwei 
Zusätzen  zum  Ausdruck,  in  denen  von  den  ßißliuj  in  denen  die  Igya  gebucht 
sind ,  das  ßißXtov  tf^g  ^mijg  unterschieden  wird,  welches  kein  Kontobuch  ist,  son- 
dern eine  Bürgerliste  der  Auserwählten.  Man  sieht  daraus,  daß  die  Korrektur 
der  Vorlage  in  20,  4 — 6  den  Apokalyptiker  zum  Schluß  in  Verlegenheit  ge- 
bracht hat. 

Apoc.  21, 1—22,  5. 

Ein  anschauliches  Bild  der  seligen  Ewigkeit  auf  der  Erde,  nach  Jesaias  und 
Ezechiel  entworfen  und  prächtig  ausgemalt.  Die  Absätze  folgen  nicht  zeitlich 
auf  einander ;  vielmehr  werden  im  Rahmen  des  Ganzen  (21, 1 — 8)  hernach  noch 
zwei  Partien  des  Vordergrundes   mit  kräftigen  Zügen  und   leuchtenden  Farben 


1)  Daß  grade  die  Märtyrer ,  die  mit  dem  Beü  gerichtet  sind ,  darunter  besonders  her?or- 
gehoben  werden,  widerspricht  der  sonst  auftretenden  Meinung,  daß  diese,  wie  Jesus  selbst,  sofort 
nsu;h  dem  Tode  in  den  Hinmiel  kommen.  Was  mit  denen,  die  die  Parusie  erleben ,  geschehen  wird, 
darüber  verlautet  nichts. 

2)  worüber  in  20,  4 — 6  nichts  gesagt  wird. 


ANALYSE  DER  OFFENBARUNG  JOHANNIS.  33 

ausgestattet  (21,  9—27.  22, 1—5).     Ohne  Zweifel  ist  der  Apokalyptiker   selber 
der  Autor,  er  gehört  nach  21, 14  nicht  zu  den  zwölf  Aposteln. 

21, 1 — 8.  Die  neue  Welt',  Himmel  und  Erde  ohne  Meer.  Darin  das  neue 
Jerusalem,  nicht  im  Himmel,  sondern  vom  Himmel  herabgekommen  auf  die  Erde. 
Darin  die  vermutlich  auch  bis  dahin  im  Himmel  aufbewahrt  gewesene  und  nun 
herabgekommene  Stiftshütte,  in  welcher  Gott  selber  unter  seinem  Volke  wohnt 
und  gegenwärtig  ist.  Wo  aber  bleibt  Christus,  tb  igviov?  Der  xad'iifisvos  inl 
Tf3  ^QÖvq)  ist  sonst  Gott ;  freilich  fallt  es  auf,  daß  dann  Gott  selber  in  21, 5  ss. 
zu  dem  Seher  spricht  —  was  sonst  nicht  geschieht. 

21,  9 — 27.  Das  neue  Jerusalem.  Die  ungeheure  Ausdehnung  der  Stadt  (drei- 
hundert deutsche  Meilen  im  Quadrat  21, 16)  zeigt,  daß  sie  zugleich  als  Land 
gedacht  ist.  Sie  hat  zwölf  Tore,  aber  nur  Eine  Straße,  keinen  Tempel  (21,22), 
aber  doch  die  Stiftshütte  (21,3),  keine  Leuchten  (21,23),  aber  doch  einen  tpaöti^Q 
(21,  11).  Das  törichte  Interpretament  8  iötiv  icyyiXov  (21, 17)  geht  von  der  Über- 
legung aus,  daß  weil  der  Messende  ein  Engel  ist,  auch  sein  Maß  ein  englisches 
sein  müsse.  Übrigens  steht  Vers  17  etwas  locker  im  Zusammenhange,  ebenso 
wie  auch  Vers  IB. 

22, 1 — 5.  Das  neue  Jerusalem  als  wiedergekommenes  Paradis.  Der  Bach 
des  Lebens  fließt  an  der  Hauptstraße  her,  die  wie  es  scheint  nur  Eine  Häuser- 
reihe hat.  In  der  Mitte  der  Längenachse  des  durch  den  Bach  und  die  Straße 
gebildeten  Parallelogramms  steht  der  Baum  des  Lebens.  Die  Vorstellung  ist 
anders  als  bei  Ezechiel  (47, 12).  Man  kann  den  Anfang  von  Vers  12  nicht  anders 
verstehn  als  zwischen  der  Straße  auf  der  einen  Seite  und  dem  Bach 
auf  der  andern,  so  daß  bvxbv^bv  xal  ixetd'sv  zu  disjungiren  ist.  Das  dAdexa 
wird  als  SaÖBxdxig  erklärt;  vgl.  exta  für  iitrdxig  in  Mt  18,22  am  Schluß.  Bei 
xal  tä  ipvkXa  xov  l^vkov  slg  ^sgiitsiav  r&v  i&v&v  fragt  man,  ob  es  denn  noch 
Heiden  und  noch  Krankheiten  auf  der  neuen  Erde  gebe.  Vom  Baum  der  Er- 
kenntnis ist  keine  Rede.     In  22,  5  wird  21,  23  wiederholt. 

Apoc.  22,  6—21. 

Dieses  Schlußwort  wird  nicht  müde,  in  lauter  parallelen  Absätzen  die  Ver- 
sicherung der  Nähe  der  Parusie  und  die  Bitte  um  ihren  baldigen  Eintritt  in- 
ständig zu  wiederholen.  Es  versetzt  am  besten  in  die  Stimmung  der  Christenheit 
zur  Zeit  der  domitianischen  Verfolgung,  da  hier  die  Phantasmagorie  zurücktritt, 
hinter  der  freilich  auch  kein  bloßes  Spiel  steckt,  sondern  eine  beneidenswerte 
Sicherheit  der  Weltanschauung. 

22,  6.  7  greift  zwar  dem  Folgenden  vor,  darf  aber  doch  nicht  mit  dem  Vor- 
hergehenden verbunden  werden.  Ob  nach  22, 7  anzunehmen  ist ,  daß  auch  in 
22,  6  Christus  rede,  scheint  mir  nicht  sicher.  Die  Redenden  wechseln  hier  im 
Handumdrehen. 

In  22,  8—11  stellt  sich  Johannes  mit  seinem  Namen  als  Verfasser  vor  wie 
in  1,4.    Das  Buch  Daniel  ist  im  babylonischen  Exil  verfaßt,   bezieht  sich  aber 


34  J.   WELLHAÜSBN,    ANALYSE  DER  OFFENBABÜNG  JOHANNIS. 

erst  auf  die  Ereignisse  unter  Antiochns  Epiphanes.  Damm  soll  es  in  der  Zwi- 
schenzeit sekretirt  werden  und  erst  ans  Licht  treten ,  wenn  es  aktuell  geworden 
ist.  Bei  der  Apokalypse  jedoch  liegt  kein  langer  Zwischenraum  zwischen  der 
Zeit  der  Abfassung  und  der  Zeit  der  Erfüllung  des  darin  Geweissagten;  darum 
soll  sie  nicht  versiegelt  d.  h.  zurückgehalten,  sondern  sogleich  veröfPentlicht 
werden.  Der  Spruch  22, 11  wird  zwar  aus  Dan.  12, 10  übernommen,  aber  ganz 
anders  gedeutet:  der  gegenwärtige  Lauf  der  Welt  geht  nicht  noch  lange  so 
weiter,  sondern  findet  alsbald  sein  Ende;  die  Menschen  haben  keine  Frist  mehr 
sich  zu  ändern ,  sondern  setzen  ihren  Lebenswandel  fort  und  werden  so  von  dem 
Gericht  überrascht. 

In  22, 12 — 15  redet  Jesus.  Das  U^m  (22,  16)  wird  man  als  Ausruf  fassen 
müssen :  hinaus  mit  den  Hunden  I    Vgl.  Mt  8, 12.  22, 13.  26, 30. 

Li  22,  16  nennt  Jesus  seinen  Namen ,  im  Unterschied  von  22,  7.  12.  Sein 
Sy'yBkog  ist  kein  Engel ,  sondern  Johannes ,  wie  vielleicht  auch  in  1 , 1 ,  wenn 
dort  t0  dovXq}  als  Apposition  zu  rot;  iyyiXov  gefaßt  werden  dstrf ,  in  falschem 
Casus.  Unter  den  Kirchen  dürfen  wohl  nicht  bloß  die  sieben  Gemeinden  von 
Asia  verstanden  werden. 

22, 18. 19.  Der  Schluß ,  der  nicht  völlig  gedankenlos  aus  Deut.  4, 2  kopirt 
sein  kann,  rührt  wie  der  Anfang  (1,  1 — 3)  von  dem  Herausgeber  her,  nicht  von 
dem  Verfasser.  Der  Verfasser  mußte  wissen,  daß  er  selber  an  seinen  Vorlagen 
das  Verfahren  geübt  hatte,  welches  hier  verflucht  wird;  eine  solche  Selbstver- 
leugnung ist  ihm  nicht  zuzutrauen,  wie  man  sie  annehmen  müßte,  wenn  er  unsere 
beiden  Verse  geschrieben  hätte.  Der  Herausgeber  dagegen  konnte  des  guten 
Glaubens  sein,  daß  hier  ein  einheitliches  Originalprodukt  des  Pneuma  vorliege. 
Vielleicht  ist  übrigens  auch  schon  in  tbv  ßyyekdv  (iov  (22, 16)  seine  Hand  zu 
erkennen. 


Nachträglich  sei  bemerkt,  daß  es  für  die  Analyse  der  Apokalypse  nichts 
ausmacht,  wenn  eine  allgemeine  Christenverfolgung  erst  später  als  unter  Domi- 
tian  eingetreten  ist  —  wenn  nur  nicht  früher.  Für  diesen  literarischen  Zweck 
kann  man  es  bei  der  überlieferten  Datirung  bewenden  lassen.  Ob  sie  richtig 
sei,  ist  eine  andere  Frage;  Mommsen  scheint  es  nicht  zu  bezweifeln,  wohl  aber 
Duchesne.  Profanhistorische  Nachrichten  darüber  gibt  es  nicht,'  daß  ein  Attentat 
des  Staates  auf  die  Kirche  schon  unter  Domitian  unternommen  wurde. 


ABHANDLUNGEN 

DER  KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAl^r  DER  WI88ENSCHAl!^rEN  ZU  GÖITINGEN. 

PHILOLOGISCH -HISTORISCHE  KLASSE. 
NEUE  FOLGE  BAND  IX.  Nro.  6. 


Annambhattas  Tarkasamgralia, 

ein  Kompendium  der  Dialektik  und  Atomistik, 
mit  des  Verfassers  eigenem  Kommentar, 

genannt  Dipikl 


Aus  dem  Sanskrit  übersetzt 


von 


E.  Hultzsch, 

Korrespondenten  der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 


Berlin. 

Weidmannsche   Bachhandlung. 

1907. 


Seinem  lieben  Freunde 


Charles  Rockwell  Lanman 


als  Glückwunsch  zur  Vollendung 


des  grossen  Kommentars  zum  Atharvaveda 


gewidmet 


/ 


Xnhalt. 

Seite 

Vorwort 1 

§  I.                     Das  Gebet 5 

§  n.                   Die  Kategorieen 6 

§  m.                  Die  Substanzen 7 

§  IV.                  Die  QuaHtäten 9 

§  V.                    Die  Bewegungen 10 

§  VI.                  Das  Genus 10 

§  Vn.                Die  Besonderheiten 10 

§  Vm.               Die  Inhärenz 10 

§  DL                  Die  Negationen 10 

§  X                   Die  Erde 10 

§  XI.                 Das  Wasser  .     ; 12 

§  XIL               Das  Feuer 12 

§  Xm.              Die  Luft 13 

§  XIV.               Der  Äther 15 

§  XV.                Die  Zeit 16 

§  XVr.               Der  Raum 16 

§  XVEL             Die  Seele        16 

§  XVm.            Das  manaa 17 

§  XIX.               Die  Farbe 18 

§  XX.                Der  Geschmack 18 

§  XXI.               Der  Geruch 19 

§  XXn.             Die  Fühlbarkeit 19 

§  XXm.            Das  Brennen 19 

§  XXIV.            Die  Zahl 20 

§  XXV.             Die  Dimension 20 

§  XXVI.            Die  Getrenntheit 20 

§  XXVn.          Die  Verbindung 20 

§  XXVm.        Die  Trennung 21 

§  XXIX.            Distanz  und  Proximität 21 

§  XXX.             Die  Schwere 22 

§  XXXL           Die  Flüssigkeit 22 

§  XXXn.          Die  Adhäsion 22 

§  XXXm,        Der  Laut 22 

§  XXXTV.        Der  Verstand 23 

§  XXXV.          Die  VorsteUung 23 


VI 


INHALT. 


Seit« 

§  XXXVI.  Die  Arten  der  richtigen  Vorstellung 24 

§  XXXVTL  Das  Instrument 24 

§  XXXVm.  Die  Ursache 26 

§  TYYTX  Das  Produkt ,     .  .     .  25 

§  XL.  Die  Arten  der  Ursache 25 

§  ^TJ  Das  Instrument , 26 

§  ITT.n  Die  Wahrnehmung 26 

§  XLITL  Der  Kontakt 27 

§  XLIV.  Das  SchUeßen 29 

§  XLV.  Der  Schluß 30 

§  XLVI.  Die  fünf  Glieder  des  Schlusses 31 

§  XLVn.  Die  Betrachtung 32 

§  XLVm.  Das  Merkmal 33 

§  XLIX,  Der  Ort 34 

§  L.  Das  ähnliche  Beispiel , 34 

§  LI.  Das  Gegenheispiel 35 

§  Ln.  Die  Scheingründe 35 

§  Lm.  Der  fehlgehende  Grund 35 

§  UV.  Der  konträre  Grund 35 

§  LV.  Der  aufgewogene  Grund 36 

§  LVL  Der  unbewiesene  Grund 36 

§  LVTL  Der  widersprochene  Grund 87 

§  LVHL  Die  Vergleichung 38 

§  LEX.  Die  Sprache 38 

§  LX  u.  LXL  Abhängigkeit  u.  s.  w 40,  41 

§  LXH.  Der  Ausspruch 41 

§  LXTTT.  Die  sprachliche  Erkenntnis 42 

§  LXrV.  Die  falsche  Vorstellung • 45 

§  LXV.  Die  Erinnerung 46 

§  LXVI — LXXn.  Lust,  Schmerz,  Wunsch,  Haß,  Anstrengung,  Verdienst  u.  Sünde  46 

§  LXXin  u.  LXXIV.    Verstand  u.  s.  w 46,  47 

§  LXXV.  Die  Kräfte 47 

§  LXXVI.  Die  Bewegungen 47 

§  LXXVIL  Das  Genus 48 

§  LXXVm.  Die  Besonderheiten 48 

§  LXXTX.  Die  Inhärenz 48 

§  TiXXX.  Die  Negationen 49 

§  LXXXI.  Schluß 50 

§  LXXXH  Kolophon 54 

Verzeichnis  der  von  Annambhatfa  erwähnten  Lehrer  und  Werke 55 

Verzeichnis  der  wichtigeren  Kunstausdrückc 55 


Annambhattas  Tarkasamgraha 

mit  des  Verfassers  Dtpikä. 

Aus  dem  Sanskrit  übersetzt 


von 


E.  HultzBohy 

Korrespondenten  der  Königlichen  GeseUschaft  der  Wissenschaften. 


Vorgelegt  in  der  Sitzung  vom  9.  M&rz  1907. 


VorTvort, 

Die  vorliegende  Abhandlung  enthält  zwei  verschiedene  Werke  desselben  Verfassers.  Das 
erste,  der  Tctrkasamgraha,  ist  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Lehrsätze  des  Nj&ya- 
und  Vaiäeshika  -  Systems ,  welche  zum  Auswendiglernen  durch  indische  'Knaben'  bestimmt 
sind.  Im  zweiten,  der  Dipikd,  erläutert  und  begründet  Annambhatta  die  einzelnen  Lehr- 
sätze seines  Tarkasamgraha  und  ergänzt  sie  durch  die  Darstellung  anderer,  dem  Anfänger 
schwerer  verständlicher  Probleme  und  Streitfragen.  Die  doppelte  Verteilung  des  Stoifes 
hat  also  wesentlich  pädagogische  Zwecke.  Während  der  Tarkasamgraha  in  einfacher  und 
deutlicher  Sprache  abgefaßt  ist,  bietet  die  Dipikä  einem  Europäer,  der  keinen  Pandit  kon- 
sultieren kann,  ziemlich  bedeutende  Schwierigkeiten  und  hat  bisher  noch  keinen  Übersetzer 
gefunden.  Obwohl  ich  mich  mehrere  Jahre  hindurch  angelegentlich  mit  ihr  beschäftigt 
habe,  wage  ich  nicht  zu  hoffen,  daß  ich  sie  überall  richtig  verstanden  habe.  Zwei  Gründe 
bewegen  mich,  diese  Übersetzung  der  Öffentlichkeit  zu  übergeben.  Die  Lehren  des  Ny&ya 
und  VaiiiSshika  haben  seit  alter  Zeit  einen  so  integrierenden  Bestandteil  des  Studiums  der 
gebildeten  Hindus  gebildet,  daß  eine  Kenntnis  dieser  beiden  Systeme,  ihrer  Terminologie 
und  ihres  Stiles  für  das  richtige  Verständnis  der  indischen  Literatur  unentbehrlich  ist 
Zweitens  aber  glaube  ich  annehmen  zu  dürfen,  daß  die  Spekulationen  jener  beiden  Schulen 
es  verdienen,  unsem  Philosophen  nicht  nur  auszugsweise,  sondern  im  Originalgewande  zu- 
gänglich gemacht  zu  werden,  da  sie  trotz  mancher  Schrullen  und  sonderbarer  Axiome 
eine  ganze  Anzahl  scharfsinniger  Beobachtungen  und  Theorieen  enthalten. 

AbhABdluf  M  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  i«  OAUingen.  Phil.-Uit.  Kl.  M.  F.  Band  9, ».  1 


2  £.   HÜLTZ8CH, 

Unter  den  sechs  mehr  oder  weniger  orthodoxen  Systemen  der  Hinduphilosophie  haben 
bisher  besonders  der  großartige  ülasionismas  des  Yedänta  und  das  dem  Buddhismus  ver- 
wandte S&mkhja  die  Aufmerksamkeit  europäischer  Forscher  auf  sich  gelenkt  Die  Dia- 
lektik (Nyäya)  und  die  Atomistik  (Yai^eshika)  wurden  in  ihren  Grundzügen  zuerst  von 
Colebrooke  ^)  und  unlängst  von  Max  Müller  ^)  behandelt  Eine  quellenmäßige  Darstellung 
der  Lehre  vom  Schluß  verdanken  wir  Jacobi ').  Einen  trefflichen  Abriß  der  Geschichte 
beider  Systeme  lieferte  Bodas  in  seiner  Einleitung  zu  Athalyes  Ausgabe  der  Dipikd,  Er 
unterscheidet  drei  Perioden  der  Entwicklung.  In  die  erste  Periode  gehören  die  NydyasuirM 
des  Oautama  und  die  Vaiieshiktuutras  des  Kanada  Die  ersteren  sind  von  Ballantyne' 
ins  Englische^),  die  letzteren  von  Röer  ins  Deutsche^  und  von  Gough  (Benares,  1873) 
ins  Englische  übertragen  worden.  Die  zweite  Periode  ist  die  der  Kommentare  zu  den 
Sutras.  Die  dritte  Periode  beginnt  mit  Gangei^as  TaUvaMtUAmani  und  schließt  mit  einigen 
Kompendien,  die  in  verhältnismäßig  einfacher  Sprache  die  von  ihm  und  seinen  Nachfolgern 
gewonnenen  Resultate  dem  Anfänger  zu  vermitteln  und  die  Lehren  des  Nyäya  und  Yai- 
äeshika  in  ein  einziges  System  zu  verschmelzen  suchen.  Zu  diesen  Werken  gehören  Vid- 
vanÄthas  KArikdDoä  oder  BJiäsJiäparuMMda ^)  und  Annambhat^as  Tarkasamgraha 
und  IHpiJcd.     Der  älteste  Leitfaden  dieser  Art  ist  die  SaptapadArM  des  Sivaditya^). 

Der  erste  Bestandteil  des  Namens  Annambhatta  ist  eine  verkürzte  Form  von  Annama, 
das  in  Teluguinschriften  vorkommt^.  Ahnliche  Namen  sind  Balambhatta ^ ,  K&tama^^) 
oingamadvedin  ^^) ,  Krishnambhatta '^  und  Krishnama^').  Das  m  oder  maf  mit  dem 
diese  Namen  endigen,  ist  vielleicht  der  Überrest  des  Teluguwortes  ammaf  'Mutter',  und  die 
beiden  ersten  Silben  von  Annama  sind  nach  der  Ansicht  Eai  Bahadur  Yenkayyas  identisch 
mit  dem  Teluguwort  annay  'älterer  Bruder'.  Daß  Annambhatta  aus  Südindien  stammt, 
ergibt  sich  auch  aus  dem  Namen  seines  Vaters,  Tirumalächärya.  Tirumala  ist  nämlich 
die  Telugubezeichnung  des  ^heiligen  Berges'  von  Tirupati  im  North  Arcot  District 

Annambhatta,  der  Sohn  des  Tirumaläch&rya,  hat  mindestens  fünf  Werke  hinterlassen. 
Es  sind  dies: 

1.  Tarkasamgraha  mit  Kommentar  (Dipikd), 

2.  Vydkaranamüdksharä  j  ein  Kommentar  zu  P^ninis  Sutras  ^^)  (Benares,  1906). 


1)  Miscellaneous  Essays,  London,  1837,  Vol.  I,  p.  261  ff. 

2)  The  8ix  Systems  of  Indian  Phüosophy,  London ,  1903,  p.  362  ff. 

3)  Nachrichten,  Göttingen,  1901,  phil.-hi8t  Kl.,  S.  460 ff.    Vgl.  auch  Freytag,  'Über  die  Er- 
kenntnistheorie der  Inder*,  Vterteijahrsschrift  f.  wissenschafü,  Philosophie,  Band  XXIX,  S.  179  ff. 

4)  Book  I--IV.    Allahabad ,  1850—54. 

5)  Z.D.M,  Q.,  Band  XXI,  S.  309  ff.  und  Band  XXB,  S.  383  ff. 

6)  Herausgegeben  und  ins  Englische  übersetzt  von  Röer,  Calcutta,  1850. 

7)  Herausgegeben  und  ins  Lateinische  übersetzt  von  Winter,  Leipzig,  1893. 

8)  Annama,  Annamayajvan  und  Annamabhatta ,  Ep,  Ind.,  Vol.  V,  pp.  67 — 69. 

9)  CkA,  Cot.,  Vol.  I,  pp.  372  und  612. 

10)  Ep.  Ind.,  Vol.  IV,  pp.  328—330. 

11)  Ebenda,  Vol.  V,  p.  67. 

12)  Ebenda,  Vol.  HI,  p.  256. 

13)  Ebenda,  VoL  V,  p.  69. 

14)  Eine  Päis^iniyalaghuvritti  wird  erwähnt  im  Cot.  Cat,  Vol.  H,  pp.  4,  7. 


ANNAJiBHATTAB  TARKASAMORAUA  UND   DIPIKA.  3 

3.  MaMhhdshyapradipdddyatana  ^). 

4.  Mitäksharä,  ein  Kommentar  zum  Brahmam^a^), 

5.  Bdnak^jjwani '). 

In  der  Vorrede  zur  Ausgabe  der  Vyäkarcutamüdkshard  (p.  1)  werden  ihm  außerdem 
zugeschrieben : 

6.  Ein  Kommentar  zur  TarkabhdthdMtcdbddhim. 

7.  ChifUdmanyäldk(Midt^^dmjana. 

8.  Ein  kurzer  Kommentar  zum  Jaimimya  (d.  i.  MimdmdnUra), 
Hierzu  kommen  vielleicht  noch: 

9.  Nyöyc^ariiishiaprakdsa  (dU,  Cot,,  Vol  L  p.  20). 
10.     Kätydyanaprätiiäkhyaoydkhyä  (Hall,  Index,  p.  69). 

Schon  aus  den  fünf  an  erster  Stelle  genannten  Titeln  geht  hervor,  daß  Annambha^ 
nicht  nur  Nyaya  und  Vaiseshika,  sondern;  auch  Grammatik,  Vedanta  und  Mim&m8& 
beherrschte.  Sein  Vater  Tirumalacharya  scheint  als  Autorität  im  VSdinta  gegolten  zu 
haben,  da  er  den  Beinamen  Advaitavidyacharya  führte.  Als  Vorfahren  des  Tirumalachäiya 
nennen  die  Unterschriften  von  Annambhaf^  Werken  BAghavasomayajin. 

Annambhatt&  ist  ein  ziemlich  modemer  Autor  und  gehört,  wie  Bodas  gezeigt  hat, 
ungefähr  dem  17.  Jahrhundert  an.  Er  hat  nämlich  die  TtUkjachifUdmamdidhiH  des  Baghu- 
nätha  benutzt,  welche  nach  Bodas  um  1520  n.Chr.  geschrieben  wurde.  Die  untere Orenze 
ergibt  sich  daraus,  daß  eine  Berliner  Handschrift  der  Dipikd  im  (Vikrama-)Jahre  1781 
(=  1724/26  n.  Chr.)  ^)  und  Jacobis  Handschrift  der  Dipikd  im  i:^ajahre  1634  (=i  1712/18 
n.  Chr.)  datiert  ist  und  daß  die  Tarkadhandrikd  j  ein  Kommentar  zum  Tarkasamgraha ,  im 
äakajahre  1644  (=  1722/23)  abgefaßt  worden  ist^). 

Wie  Bumell  mitgeteilt  hat,  wurden  sowohl  der  Tarkasarnffraha  als  die  Dipübd 
schon  im  Jahre  1811  zu  Tanjore  gedruckt^).  Im  Jahre  1849  veröffentlichte  Ballantyne 
in  AUahabad  den  Tarkasamgraha  allein  mit  einer  englischen  Übersetzung.  Zwei  Jahre 
später  erschien  dieselbe  Übersetzung  in  einer  von  Hall  verbesserten  Gestalt,  in  welcher 
sie  in  der  von  der  Nimaya  Sagara  Press  veranstalteten,  sehr  fehlerhaften  Ausgabe  der 
Dipikd  (1.  Aufl.  1876,  4.  Aufl.  1899)  abgedruckt  worden  ist  Auf  Ballantynes  Übersetzung 
fußen  auch  Max  Müllers  'Beiträge  zur  Kenntnis  der  indischen  Philosophie'^).  Mehendale, 
ein  Schüler  Bhandarkars,  lieferte  einen  verbesserten  Text  äer  Dipikd  mit  Auszügen  aus 
dem  Kollegienhefte  seines  Lehrers  (Bombay,  1893).  Im  Jahre  1897  erschien  als  No.  LV 
der  Bombay  Sanskrit    Series    der  Tarkcuamgraha   mit  Dipikd   und   Nydyabddhinif   begleitet 


1)  S.  mehie  B^^orts  on  Sanshrü  Manuser^y  No.  I,  p.  VIII. 

2)  S.  das  Vorwort  zu  Athalyes  Ausgabe  der  Dipikd,  p.  V  f. 

3)  Bumell,  Tof^ore  M88.,  p.  81  b. 

4)  S.  das  Vorwort  zu  Athalyes  Ausgabe,  p.  IV.  Daß  das  Wort  *Meer'  sowohl  für  'vier*  all 
für  'sieben'  gebraucht  wird,  läßt  sich  aus  Inschriften  beweisen;  s.  Ep.  Ind.j  Vol.  IV,  p.  228,  Anm.  10, 
und  Vol.  VI,  p.  275,  Anm.  4. 

5)  S.  das  Vorwort  zu  Athalyes  Ausgabe  der  Dipikd ,  p.  III,  und  Bhandarkars  Bepart ,  1884, 
p.  187,  No.  736.     Über  andere  Kommentare  zum  Tark<uamgraha  und  zur  Dipikd  s.  Athalye,  p.  879  f. 

6)  Ind,  Ant,,  Vol.  I,  p.  194. 

7)  Z.D.M.  G.,  Band  VI,  S.  Iff.  und  8.  219flf. 

1* 


E.   HULTZSCH, 


von  dem  engÜBchen  Kommentar  eines  ausgezeichneten  Kenners  des  Ny&ya,  Bao  Bahadur 
Athalye.  Dieses  treffliche  Werk  ist  mir  ein  unenthehrliches  Hilfsmittel  gewesen  und 
kann  neben  Mah&mahdp^dhäya  Bhimächaryas  Nydyakoia  (2.  Aufl.,  Bombay  1893)  jedem 
Kenner  des  Sanskrit,  der  sich  über  Nyaya  und  Yaiiieshika  naher  orientieren  will,  ange- 
legentlich empfohlen  werden.  Die  1903  in  Poona  erschienene  Ausgabe  der  Dipikd  Yon 
Bahulikar  ist  für  indische  Studenten  berechnet  und  enthält  kurze  Auszüge  aus  Athalyes 
Werk,    die  für  das  Verständnis  des  Kommentars  nutzlos  sind. 

Der  bekannteste  Kommentar  zur  Dipikd  ist  der  TarhasamgrahadipikäprakdBa  des  Ni- 
lakanfhabhatta,  eines  Sohnes  des  BAmabhafta.  Wie  Pandit  Mukunda  Jha  in  der  Vor- 
rede zu  seiner  Ausgabe  des  Bhägkarodaya  mitteilt,  stammte  er  aus  Panya  bei  Ahdbala  (im 
Kumool  District)  und  starb  zu  Benares  im  Jahre  1840.  Außer  dem  Prakdia  verfaßte  er 
einen  Kommentar  zum  Tattvachintdmani ,  den  er  selbst  unter  dem  Titel  ÄhkifMoamamdidhiH 
erwähnt  und  der  nach  dem  Bhäskarödaya  auch  den  Namen  Ähhimwaprabhä  trug'}.  Von 
der  NtUtkanÜki  lagen  mir  drei  Ausgaben  vor*).  Die  letzte  derselben  enthält  auch  den 
Superkommentar  Bhdskarodayay  in  welchem  Lakshminrisimha,  der  Sohn  des  Nila- 
kanthabhatta;  den  Prakdia  seines  Vaters  erklärt  hat  Nach  Pandit  Mukunda  Jha  war  der 
Verfasser  1816  zu  Pinya  geboren  und  starb  1887  in  Benares. 

Annambhatta  hat  den  Stoff  seines  Tarkasamffraha  in  streng  methodischer  Weise  an- 
zuordnen versucht  Er  beginnt  mit  der  Aufzählung  der  sieben  Kategorieen  (§  II)  und 
ihrer  Unterabteilungen  (§  IQ — IX).  Die  nächstfolgenden  Paragraphen  (X — XYlll)  be- 
handeln die  Unterabteilungen  der  ersten  Kategorie  (Substanz).  Mit  denen  der  zweiten  (Qua- 
Utät)  beschäftigen  sich  §  XIX— XXn,  XXIV— XXXIV,  LXVI— LXXH  und  LXXV.  Die 
Schlußparagraphen  (LXXVI — LXXX)  sind  den  fünf  übrigen  Kategorieen  gewidmet  An 
drei  Stellen  sind  kurze  Bemerkungen  angehängt:  §  XXTTT  (über  das  'Brennen'),  §  TjXXTTT 
und  TiXXTV  (über  einige  QuaHtäten)  und  §  TiXXXT  (Schluß).  Eines  der  wichtigsten 
Kapitel  ist  nach  dem  über  die  Qualität  Verstand'  handelnden  Paragraphen  (XXXIV)  ein- 
gefügt Der  Verfasser  teilt  den  Verstand  in  Erinnerung  (§  LXV)  und  Vorstellung 
(§  XXXV)  ein  und  die  letztere  in  richtige  Vorstellung  (§  XXXVI)  und  falsche  Vor- 
stellung (§  LXTV).  Die  Instrumente  der  richtigen  Vorstellung  sind  Wahrnehmung,  Schluß, 
Vergleichung  und  Sprache.  Nachdem  Annambhatta  erklärt  hat,  was  er  unter  einem 
Instrument  versteht  (§  XXX  Vii — XLT),  bespricht  er  der  Reihe  nach  die  vier  Arten 
der  richtigen  Vorstellung  und  ihre  Instrumente:  zunächst  die  Wahrnehmung  (§  XTiTT 
und  XTiTTT) ,  dann  die  Lehre  vom  Schließen  nebst  den  Scheingründen  (§  XUV— LVH), 
drittens  die  Vergleichung  (§  LVill)  und  endlich  die  Sprache  und  die  sprachliche  Er- 
kenntnis (§  LEX — TjXTTT).  Zur  näheren  Orientierung  kann  ich  auf  das  Inhaltsverzeichnis 
verweisen. 

Eine  Anzahl  Lehrsätze,  die  wegen  ihrer  Schwierigkeit,  Strittigkeit  oder  geringeren 
Wichtigkeit  im  Ttxrkcisamffrdha  übergangen  worden  sind,  hat  Annambhatta,  wie  schon  oben 
bemerkt,  der  Dipikd  einverleibt  So  handelt  er  in  §  I  der  Dipikd  von  der  Notwendigkeit 
des   Gebetes.       §  HC   widerlegt   die   Annahme   einer  zehnten   Substanz    (Finsternis)    und 


1)  Pandit  Mukunda  Jha  (p.  1  der  Vorrede){nennt  ihn  M<»v^obhd. 
3)  Bangalore^  1896;  Bombay,  1897/98;  Bombay,  1908. 


▲NNAKBHATTAS  TAREASAMGBAHA   UND  DIPIKA.      §  I.  5 

definiert  die  Definition.  §  XTT  und  XTTT  liefern  den  Beweis,  daß  das  Gold  aus  Feuer 
besteht  und  daß  die  Luft  nicht  wahrnehmbar,  sondern  nur  erschließbar  ist  Es  folgt  eine 
Theorie  der  Schöpfung  und  Vernichtung  der  Materie.  In  §  XYII  wird  die  Existenz 
Gottes  und  der  menschlichen  Seele  bewiesen  und  in  §  XX. DI  das  Entwickeltsein  der 
Qualitäten  definiert  §  XXXVlJl  ergänzt  die  Definition  der  Ursache  durch  die  Annahme 
dreier  Arten  von  Nebensächlichkeit  und  §  XTjTY  die  des  Schließens  durch  den  Begriff 
des  Ortseins.  §  LVil  stellt  die  den  einzelnen  Scheingründen  anhaftenden  Fehler  fest 
Der  Kommentar  zu  §  TjTX  enthält  feine  Beobachtungen  über  die  Erlernung  der  Sprache 
und  über  die  Bedeutung  der  Wörter.  §  TjXTT  vertritt  die  Ansicht,  daß  der  Yeda  nicht 
ewig,  sondern  von  Gott  verfaßt  sei.  §  TiXTTT  verwirft  die  Annahme  anderer  Arten  von 
Erkenntnismitteln  außer  den  vier  von  Annambhatta  anerkannten  und  streift  das  Problem 
der  Erkenntnismöglichkeit.  §  LXXV  teilt  die  Qualitäten  in  allgemeine  und  besondere 
ein.  §  TiXXX  verwirft  die  Annahme  einiger  Abarten  der  Negation  und  §  TiXXXT  die- 
jenige von  mehr  als  sieben  Kategorieen.  Hierauf  diskutiert  der  Verfasser  die  Bedeutung 
der  Vorschriften  des  Veda  und  schließt  mit  der  Behauptung,  daß  sein  System  zur  Erlösung 
führe,  deren  einziges  Mittel  die  Erkenntnis  sei. 


§  I.    Das  Gebet 

Den  Herrn  des  Alls  in  (mein)  Herz  gelegt  habend  (und  meinen)  Lehrern 
Verehrung  erwiesen  habend,  wird  (von  mir)  der  Tarkasamgraha  verfaßt  zum 
leichten  Verständnis  der  Knaben. 

Mich  niedergeworfen  habend  vor  dem  Herrn  des  Alls ,  der  die  Form  des  Samba  ^) 
hat,  der  Göttin  der  Bede  (und  meinem)  Lehrer*),  verfasse  ich  die  IXpikd  (d.  i.  die  Er- 
leuchterin)  des  Tarhtsamgrdhaj  einen  für  Knaben  geeigneten  Kommentar. 

(In  dem  Verse)  "Den  Herrn  des  Alls"  u.  s.  w.  erklärt  (der  Verfasser  sein)  Vorhaben, 
indem  er  zur  Unterweisung  der  Schüler  ein  G^bet  (mangaia)  verfaßt,  welches  in  der  An- 
rufung (seiner)  Schutzgottheit  besteht  (und)  dessen  Notwendigkeit  zur  ungehinderten  Vol- 
lendung eines  geplanten  Buches  aus  einem  heiligen  Text  erhellt,  der  aus  den  Gewohnheiten 
der  Frommen  erschlossen  wird. 

Einwurf. 

Das  Gebet  ist  kein  Mittel  zur  Vollendung,  da  ein  Fehlgehen  an  Konkomitanz  und 
Ausschließung^)   (stattfindet).     Denn,   wie   man   sieht,    sind    die  KircmäüoH  u.s. w.^)  nicht 


1)  D.  i.  Ardhanärlivara. 

2)  N.  beyorzugt  die  Lesart  girdm  gurum  und  faßt  diese  Worte  als  Apposition  zu  Vtivisvaram. 

3)  Über  'Konkomitanz'  und  'AusschlieBung'  s.  §  XLVIII  und  über  'Fehlgehen'  §  Uli. 

4)  N.  liest  'die  Kddamhari  n.s.w.'  Ebenso  die  MüabhdshM^i  zur  Saptapadärihi,  Benares 
1898,  p.  1.  —  Kira^vdli  ist  der  Titel  von  Udayanächlü7a8  unvollendetem  Kommentar  zu  Pra- 
äastap&das  Kommentar  zum  VaiseshiktMutra, 


6  E.  HULTZ8CH, 

vollendet  worden ,    obwohl  (ihnen)  ein  Gebet  vorauBgieng ;    (and)  die   Kddambari  u.  s.  w.  ^) 
sind   vollendet  worden,  obwohl  (ihnen)  kein  Oebet  voraoBgieng. 

Erwiderung. 

Ein  Fehlgehen  (findet)  nicht  (statt).  Denn  die  KirandoaU  u.  s.  w.  sind  nicht  vollendet 
worden,  da  die  Hindemisse  (zu)  zahlreich  waren;  und  bei  der  Kddamhcuri  u.s. w.  ist  das 
Oebet  schon  außerhalb  des  Buches^  gesprochen  worden. 

Einwurf. 
Gibt  es  ein  Beweismittel  für  die  Notwendigkeit  des  Gebetes? 

Erwiderung. 

Das  Beweismittel  ist  eben  ein  heiliger  Text,  welcher  aus  den  (Gewohnheiten  der 
Frommen  erschlossen  wird,  (nämlich)  der  heilige  Text:  'Wer  Vollendung  begehrt,  soll  ein 
(Gebet  sprechen'.  Denn  die  Notwendigkeit  des  Gebetes  erhellt  aus  dem  Veda,  da  es  in 
den  Bereich  der  nicht  profanen  und  nicht  getadelten  ^)  Gewohnheiten  der  Fronunen  gehört, 
wie  das  Neumondsopfer.  (Ich  sage)  'nicht  profan' ,  imi  ein  Fehlgehen  in  Bezug  auf 
Essen  u.s. w.  zu  vermeiden,  (und)  'nicht  getadelt',  um  ein  Fehlgehen  in  Bezug  auf  ein 
Totenopfer  zur  Nachtzeit  u.  s.  w.  zu  vermeiden.  Die  Bedeutung  des  Wortes  'fromm'  ist 
bekannt ;  (dieses  Wort  ist  gewählt) ,  da  (durch  die  Vorschrift) :  'man  soll  keine  nutzlose 
Handlung  vollbringen'  auch  das  (nicht  zu  den  Gewohnheiten  der  Frommen  gehörende) 
Schlagen  auf  das  Wasser  u.s.  w.  verboten  ist. 

(Zu  den  Worten)  "der  T<»rk<i8amgr<»hd'^  u.s.  w.  (ist  Folgendes  zu  bemerken).  TarlMs 
(sind  Dinge),  die  nachgewiesen  werden,  (nämlich)  die  sieben  Kategorieen  —  Substanz 
u.  s.  w.  ^).  Ein  Kompendium  (aamgraha) ,  (d.  L)  eine  kurze  Darstellung  des  Wesens  der- 
selben, wird  verfaßt.  Er  sagt  zu  welchem  Zwecke  (dies  geschieht):  zum  leichten,  (d.  L) 
mühelosen  Verständnis,  nämlich  zur  Erkenntnis  der  Kategorieen.  Um  dem  Einwurf  zu 
begegnen:  'Warum  wird  ein  neues  Buch  verfaßt,  da  es  (schon)  viele  Bücher  über  Tc^rka 
gibt?',  sagt  er:  "(zum  leichten  Verständnis)  der  Knaben",  d.  i.  da  die  Knaben  (jene  Bücher) 
wegen  ihres  zu  großen  Umf anges  nicht  verstehen  können.  Ein  Elnabe  ist  ein  solcher,  der 
aufzufassen  und  zu  behalten  fähig  ist,  nicht  aber  ein  Säugling.  Ei'  sagt,  was  er  vor  der 
Abfassung  (seines  Werkes)  getan  hat :  den  Herrn  des  Alls ,  (d.  i.)  den  Lenker  der  Welt, 
(nämlich)  biva ,  ins  Herz  gelegt  habend ,  d.  i.  immer  seiner  gedacht  habend ,  (und)  den 
Lehrern,  (d.  i.  seinen)  Lehrern  in  den  Wissenschaften,  Verehrung  erwiesen  habend. 

§  n.    Die  Kategorieen. 

(Es  gibt)  sieben  Kategorieen  (padärtha):  Sabstans,  Qualität,  Bewegung, 
Genus,  Besonderheit,  Inhärenz  und  Negation. 

1)  N.  liest  'die  Kira^ävali  u.s.w.'  —  Die  KddambaH  (des  Bä^a)  ist  ein  ganz  unpassendes 
Beispiel,  da  ihr  ein  Gtobet  vorhergeht  und  sie  nicht  roUendet  ist;  vgl.  Athalye,  p.  71  f. 

2)  D.  i.  nach  N.  'schon  in  einer  früheren  Geburt.'    Dies  gilt  (füi  heterodoze  Verfasser. 
8)  D.  i.  nach  N.  'nicht  im  Qesetsbuche  verboten'. 

4)  S.  §  IL 


ANNAMBHATTAS  TABKA8AM0RAHA  UND  dIpIKA.      §  IIL  7 

Ln  Obigen  zählt  er  die  Kategorieen  auf.  Aus  d^r  Etymologie  von  paddrtha  —  der 
Oegenstand  (artha)  eines  Wortes  (pcula)  —  (ergibt  sich)  ^Benennbarkeit'  als  die  Definition 
des  Qenus  Kategorie*. 

Einwurf. 

Da  hier  schon  aus  der  Aufzählung  die  Siebenzahl  hervorgeht ,  ist  der  Gebrauch  (des 
Wortes)  'sieben'  überflüssig. 

Erwiderung. 
(Das  Wort  'sieben'  ist  gebraucht),  um  eine  größere  Zahl  auszuschließen. 

Einwurf. 

Eine  überzählige  Kategorie  ist  entweder  Gegenstand  der  Erkenntnis  oder  nicht.  Er- 
steres  ist  nicht  der  Fall,  da  etwas  Erkanntes  nicht  verneint  werden  darf,  (und)  letzteres 
(ebenfalls)  nicht,  da  eine  Verneinung  unmöglich  ist,  ohne  daß  (ihr)  Gegenstück^)  erkannt 
wird. 

Erwiderung. 

Der  8inn  der  Ausschließung  ist,  daß  das  Genus  'Kategorie'  durchdrungen  wird  ^  von 
dem  Genus  'eines  von  den  sieben  —  Substanz  u. s.w.' 

Einwurf. 

(Statt)  'eines  von  den  sieben'  muß  man  sagen  'verschieden  von  dem  von  den  sieben 
Verschiedenen'.  Da  nun  etwas  von  den  sieben  Verschiedenes  nicht  bekannt  ist,  hat  das 
'eines  von  den  sieben'  keinen  Sinn. 

Erwiderung. 

Mit  dem  Genus  'eines  von  den  sieben  —  Substanz  u.  s.  w.'  war  gemeint  der  Besitz 
der  Negation  der  Siebenzahl  der  Unterschiede  von  Substanz  u.  s.  w. ').  Dies  ist  auch  weiter 
unten  zu  beachten. 


§  in.    Die  Substanzen. 

Hierunter  sind  die  Substanzen  (dravya)  nur  neun:  Erde,  Wasser,  Feuer, 
Luft,  Äther,  Zeit,  Baum,  Seele  und  manas% 

Im  Obigen  teilt  er  die  Substanz  ein.  (Mit  dem  Worte)  "hierunter",  (d.  i.)  unter  Sub- 
stanz U.S.  w.,  sind  zu  verbinden  (die  Worte)  "sind  die  Substanzen  nur  neun."  Diese  nennt 
er  mit  (den  Worten)  "Erde"  u.s.w. 


1)  Das  Gegenstück  (prcUiyögtn)  ist  dasjenige  Ding,  welches  durch  eine  Negation  verneint  und 
somit  von  ihr  vorausgesetzt  wird. 

2)  S.  §  XLIV. 

8)  'Da  die  sieben  sich  einzeln  ergebenden  Unterschiede  von  Substanz  u.  s.  w.  nirgends  existieren, 
80  existiert  überaU  die  von  der  Siebenbeit  solcher  Unterschiede  abgeschnittene  Negation'.  —  N. 

4)  s.  §  xvm. 


r 


8  K.   HÜLTZ8CH, 

Einwurf. 

Da  es  eine  zehnte  Substanz,  (nämlich)  Finsternis  (tanuu),  gibt  ^)y  so  sind  die  Substanzen 
nicht  nur  neun.  Denn  da  der  Wahrnehmung :  'die  schwarze  Finsternis  bewegt  sich'  durch 
keine  (andere)  widersprochen  wird,  so  ist  (die  Finsternis)  ein  Sitz  der  schwarzen  Farbe  und 
einer  Bewegung  und  daher  als  eine  Substanz  erwiesen^.  ELiervon  faUt  die  Finsternis 
nicht  unter  die  fünf  mit  'Äther'  beginnenden,  da  sie  Farbe  besitzt;  nicht  unter  'Luft'  aus 
demselben  Ghiinde  und  da  sie  keine  Fühlbarkeit  und  keine  beständige  Bewegung  besitzt; 
nicht  unter  'Feuer',  da  sie  keine  leuchtende  Farbe  und  kein  wannes  Anfühlen  besitzt ;  nicht 
unter  'Wasser',  da  sie  kein  kaltes  Anfühlen  besitzt  und  ein  Ort  der  schwarzen  Farbe  ist; 
und  nicht  unter  'Erde',  da  sie  keinen  Oeruch')  und  keine  Fühlbarkeit  besitzt  Deshalb 
ist  die  Finsternis  eine  zehnte  Substanz. 

Erwiderung. 

Die  Finsternis  ist  die  Negation  von  'Feuer'.  Denn  die  Finsternis  ist  keine  farbige 
Substanz,  da  sie  durch  das  Auge  ohne  Hilfe  des  Lichtes  wahrnehmbar  ist,  wie  die  Ab- 
wesenheit des  Lichtes.  Denn  das  Licht  (äidka)  ist  die  Ursache  des  Erkennens  eines  far- 
bigen (Dinges)  durch  das  Auge.  Deshalb  ist  die  Finsternis  die  Negation  des  Qenus  des 
hell  leuchtenden  Feuers.  Die  hierbei  (entstehende)  Wahrnehmung :  'die  schwarze  Finsternis 
bewegt  sich'  ist  ein  Lrtum.     Damit  ist  bewiesen,  daß  es  (nur)  neun  Substanzen  gibt 

Die  Definition  des  Genus  'Substanz'  ist  'Besitz  des  Genus  Substanz'  oder  'Besitz  von 
Qualitäten'. 

Eine  zu  enge  (Definition)  (avydpH)  ist  das  Nichtvorhandensein  (des  Merkmals)  in 
einem  Teile  des  Zudefinierenden,  wie  die  braune  Farbe  der  Kuh.  Eine  zu  weite  (Defi- 
nition) (atwyäpti)  ist  das  Vorhandensein  (auch)  im  Nichtzudefinierenden ,  wie  das  Gehömt- 
sein  der  Kuh.  Unmöglichkeit  (asanihhava)  ist  das  Nichtvorhandensein  in  dem  ganzen^) 
Zudefinierenden,  wie  die  Einhufigkeit  der  Kuh.  Ein  Merkmal,  das  von  diesen  drei  Fehlem 
frei  ist,  heißt  Definition  (lakshana).  Dasselbe  wird  auch  'spezielles  Merkmal'  genannt  Der 
Begriff  'speziell'  (aaädhdrana)  bedeutet  'sich  völlig  deckend  mit  dem,  was  das  G^nus  des 
Zudefinierenden  abschneidet'  ^).  Wenn  (man  annimmt ,  daß)  die  Definition  nur  in  dem 
(einen  Begriff  von  anderen)  Unterscheidenden  besteht,  so  ist  sie  zu  weit  in  Bezug  auf  die 
Unterscheidung  (vyävrittt)  (selbst)  und  in  Bezug  auf  Benennbarkeit  u.  s.  w.  ^).  Um  dies  zu 
vermeiden,  müßte  das  Merkmal  die  Qualifikation  'von  diesen  (nämlich  der  Unterscheidung, 
Benennbarkeit  u.  s.  w.)  verschieden'  erhalten.  Dies  ist  aber  nicht  nötig ,  wenn  (man  an- 
nimmt, daß)  auch  (das  Verständnis)  eines  sprachlichen  Ausdrucks  {wfavahära),  (z.  B.  'Kuh'), 


1)  Dies  ist  nach  N.  die  Ansicht  der  Mtm&ihsakas. 

2)  Denn  Qualitäten,  wie  Farbe,  und  Bewegungen  sind  mit  anderen  Substanzen  durch  Inhärenz 
verbunden;  s.  Kärik&vaU,  Vers  11. 

3)  S.  §  X  und  XXI. 

4)  Nach  N.  hat  mätra  hier  die  Bedeutung  von  kfitma. 

5)  Über  die  Bedeutung  von  avaehekhedaka  s.  Cowells  Übersetzung  des  Ku9umäf^aH,  p.  26. 

6)  Dies  bezieht  sich  auf  die  in  §  II.  gegebene  Definition  des  Genus  padärtha  durch  'Benenn- 
barkeit'. 


AXNAMBHATTAS    TARKASAMOK.VHA    UND   DIPIKA.      §  IV.  9 

der  Zweck    der   Definition    ist^),    da  auch^)    die  Unterscheidung  ein  (bloßes)  Mittel  (zum 
Verständnis)  eines  sprachlichen  Ausdrucks  ist 

Einwurf. 

Der  Besitz  von  Qualitäten  kann  nicht  als  Definition  des  Oenus  ^Substanz'  gelten,  da 
sie  zu  eng  ist  in  Bezug  auf  eine  Substanz,  die  im  ersten  Augenblick  ')  entsteht  und  (wieder) 
vernichtet  wird. 

Erwiderung. 

Ich  wollte  sagen:  der  Besitz  eines  Genus,  welches  ein  gemeinsames  Substrat  mit 
Qualitäten  hat  und  vom  Sein^)  verschieden  ist. 

Einwurf. 

Auch  so  (ist  die  Definition)  zu  weit  in  Bezug  auf  Farbe  u.  s.  w. ,  da  man  von  der 
Farbe  allein  als  getrennt  vom  Geschmack  sprechen  kann. 

Erwiderung. 

Eine  solche  Eedeweise  ist  nur  deshalb  möglich,  weil  (jene  beiden  Qualitäten)  in  einem 
und  demselben  Gegenstand  inhärieren ,  und  es  kann  nicht  zugegeben  werden ,  daß  eine 
Qualität  in  einer  (anderen)  Qualität  (residiert). 

§  IV.     Die  Qualitäten. 

(Es  gibt)  vierundzwanzig  Qualitäten  (jjuna):  Farbe,  Geschmack,  Geruch, 
Fühlbarkeit,  Zahl,  Dimension,  Getrenntheit,  Verbindung,  Trennung,  Distanz, 
Proximität,  Schwere,  Flüssigkeit,  Adhäsion,  Lant,  Verstand,  Last,  Schmerz, 
Wunsch,  Haß,   Anstrengung,  Verdienst,  Sünde  und  Kraft. 

Im  Obigen  teilt  er  die  Qualität  ein.  *  Qualität'  ist,  was  ein  Genus  besitzt  und  dabei 
von  Substanz  und  Bewegung^)  verschieden  ist,  oder  was  das  Genus  ^Qualität'  besitzt 

Einwurf. 

Wieso  (nennst  du  nur)  vierundzwanzig  Qualitäten,  während  es  Leichtheit,  Weichheit, 
Härte  u.  s.  w.  gibt  ? 

Erwiderung. 

Weil  Leichtheit  in  der  Negation  von  Schwere,  Weichheit  und  Härte  in  der  beson- 
deren Verbindung  der  Teile  bestehen. 


1)  M^rusästrins  Vakyavfitti  {Nyäydköaa,  p.  776)  und  der  Bh&skarodaya  (p.  17)  zitieren  den 
folgenden  Halbvers :  *Der  Zweck  der  Definition  ist  die  Unterscheidung  {vyävriiti)  oder  der  sprach- 
liche Ausdruck  {vyavahära)\    Näheres  s.  im  NyäyaköSaf  p.  635,  Anm.  *,  und  Dinakari  zu  Vers  8. 

2)  Nach  N.  bezieht  sich  dieses  Wort  auf  Beispiele  wie  *Benennbarkeit\ 

3)  Nach  den  Naiyäyikas  ist  eine  Substanz  im  ersten  Augenblick  ihrer  Entstehung  qualitätlos ; 
8.  Athalye,  p.  77. 

4)  Dies  ist  das  höchste  Oenus ;  s.  §  LXXYQ. 

5)  Diese  beiden  Kategorieen  sind  außer  'Qualität'  die  einzigen,  welche  ein  Genus  besitzen; 
8.  §  VI. 

Abhandlangen  d.  K.  Ges.  d.  Wisi.  za  GMtingon.    Phil.-hist.  Kl.  N.  F.  Band  9,».  2 


10  E.  HULTZSCH, 

§  V.    Die  Bewegungen. 

(Es  gibt)  fünf  Bewegangen  (Jcurm/in) :  Emporwerfen,  Hinabwerfen,  Krümmen, 
Ausstrecken  nnd  Gehen. 

Im  Obigen  teilt  er  die  Bewegung  ein.  'Bewegung*  ist  die  nicht-inhärente  Ursache*) 
der  Verbindung,  aber  selbst  von  der  Verbindung  verschieden *) ,  oder  was  das  G^nus  'Be- 
wegung' besitzt.  Da  auch  Drehung  u. s. w.  unter  'Gehen'  fallen,  ist  es  unnötig,  mehr  als 
fünf  Arten  (der  Bewegung  anzunehmen). 

§  VL    Dag  Genuß. 

Das  Genus  {sänuinya)  ist  zweifach:  höher  nnd  nieder. 

Im  Obigen  teilt  er  das  Genus  ein.  Das  höhere  sitzt  in  Mehreren ,  das  niedere  in 
Wenigeren.     Die  vier  mit  'Genus'  beginnenden  (Kategorieen) ')  enthalten  kein  Genus. 

§  VIL    Die  Besonderheiten. 

Die  Besonderheiten  (viSeshä)  jedoch  sitzen  in  den  ewigen  Sabstanzen  (and 
sind)  unzählig. 

Im  Obigen  teilt  er  die  Besonderheit  ein.  Die  ewigen  Substanzen  sind  die  Atome  der 
vier  mit  'Erde'  beginnenden  und  die  fünf  mit  'Äther'  beginnenden  (Substanzen)^). 

§  Vni.    Die  Inhärenz. 

Die  Inhfirenz  (samaväya)  jedoch  ist  nnr  eine. 

Im  Obigen  erklärt  er,  daß  die  Inhärenz  keine  Arten  besitzt. 

§  IX.    Die  Negationen. 

Die  Negation  {ahhava)  ist  vierfach :  vorhergehende  Negation,  Negation  durch 
Vernichtung,  absolute  Negation  und  gegenseitige  Negation^). 

Im  Obigen  teilt  er  die  Negation  ein. 

§  X.    Die  Erde. 

Die  Erde  {prithivt)  besitzt  Geruch.  Sie  ist  zweifach :  ewig  und  vergänglich. 
Die  ewige  besteht  in  Atomen,  die  vergängliche  in  Produkten.  Sie  ist  femer 
dreifach,  indem  sie  in  Körper,  Sinnesorgan  und  Sinnesobjekt  zerfallt.   Der  Körper 

1)  S.  §  XL. 

2)  Diese  Einschränkung  ist  notwendig,  weil  aach  die  Verbindung  eine  andere  Verbindong  be- 
wirken kann ;  s.  §  XXYU. 

3)  N&mlich  Genas,  Besonderheit,  Inh&renz  mid  Negation;  8.  §  IL 

4)  S.  8  in. 

5)  Diese  AoBdrücke  werden  in  §  LXXX  erkl&rt. 


ANNAMBHATTAS   TAREASAMORAHA   UND   DtPIKA.      §  X.  11 

ist  der  von  uns  und  anderen.    Das  Organ  ist  das  Riechen,   welches  den  Ger  ach 
wahrnimmt,  (nnd)  sitzt  in  der  Nasenspitze.    Das  Objekt  sind  Lehm,  Steine  a.  s.  w. 

Im  Anschluß  an  die  Beihenf olge  der  Aufzählung  ^)  liefert  er  unter  jenen  (Substanzen)  *) 
die  Definition  der  Erde  als  ^Geruch  besitzend\  Aufzählung  (%tdde8a)  ist  die  namentliche 
Anführung  der  Dinge,  und  für  die  Beihenf olge  der  Aufzählung  ist  überall  der  bloße  Wille 
maßgebend. 

Einwurf. 

(Die  Definition  ist)  zu  eng,  da,  wenn  eine  Substanz  aus  wohlriechenden  und  übel- 
riechenden Teilen  gebildet  wird'),  durch  die  gegenseitige  Aufhebung  kein  (guter  oder 
übler)  Geruch  entsteht.  Andererseits  darf  man  nicht  sagen,  daß  hierbei  keine  Wahrnehmung 
eines  Geruches  möglich  ist^). 

Erwiderung. 

Da  hierbei  der  Geruch  der  (einzelnen)  Teile  wahrgenommen  werden  kann,  so  ist  ein 
'gemischter  Geruch'  nicht  zuzugeben. 

Einwurf. 

(Die  Definition  ist)  zu  eng  in  Bezug  auf  einen  entstehenden  und  (sofort  wieder)  ver- 
nichteten Topf  u.  s.  w. 

Erwiderung. 

Ich  wollte  eigentlich  sagen:  der  Besitz  eines  niederen  G^nus  als  'Substanz*,  welches 
ein  gemeinsames  Substrat  mit  'Geruch*  hat^). 

Einwurf. 
(Die  Definition  ist)  zu  weit,  da  auch  im  Wasser  u.s.-w.  Geruch  wahrgenommen  wird. 

Erwiderung. 

Auf  Grund  von  Konkomitanz  und  Ausschließung  *)  kann  (auch)  hierbei  nur  die  Wahr- 
nehmung des  Geruches  der  (mit  Wasser  u.s.  w.  vermischten)  Erde  zugegeben  werden. 

Einwurf. 

Alle  Definitionen  sind  doch  noch  zu  weit  in  Bezug  auf  'Zeit',  da  die  Zeit  der  Sitz 
von  Allem  ist. 

Erwiderung. 

Ich  verstehe  den  Begriff  der  Definition  in  einer  Beziehung,  welche  von  derjenigen 
Beziehung  verschieden  ist,  welche  bewirkt,  daß  (Etwas)  der  Sitz  von  Allem  ist 

(Mit  den  Worten)  "sie  ist  zweifach"  u.s.w.  teilt  er  die  Erde  ein.     Der  Begriff  'ewig' 


1)  Mit  N.  ist  zwischen  uddeäa  und  krama  das  Wort  ddi  zu  streichen. 

2)  8.  §  in. 

8)  Der  Opponent  setzt  die  in  §  XXI  gegebene  Einteilung  der  Qerüche  in  'wohlriechend'  and 
'übelriechend'  als  bekannt  voraus. 

4)  Daher  muß  man,  wie  N.  bemerkt,  einen  'gemischten  Geruch'  als  besondere  Art  annehmen. 

5)  Vgl.  die  vorletzte  Erwiderung  im  Kommentar  zu  §  III. 

6)  S.  g  XLVUI. 

2* 


12  K.    UULTZSCH, 

(nü^)  (bedeutet)  *kein  Gegenstück  der  Vernichtung*,  (und)  ^vergänglich'  (anitya)  (bedeutet) 
'Gegenstück  der  Vernichtung'. 

(Mit  den  Worten)  "sie  ist  femer"  u.  s.  w.  teilt  er  (die  Erde)  auf  eine  andere  Art  ein. 
Körper  (iarira)  ist  die  Oenußstätte  der  Seele,  'öenußstätte'  ist  dasjenige,  von  welchem 
abgeschnitten  die  Se«le  Genuß  empfindet  Genuß  (hhöga)  ist  das  Erfahren  von  entweder 
Lust  oder  Schmerz.  Sinnesorgan  (indriya)  ist  der  Ort  der  die  Erkenntnis  vei-ursachenden 
Verbindung  mit  dem  manas ,  aber  nicht  der  Ort  der  entwickelten  besonderen  Qualitäten 
außer  dem  Laute*).  Sinnesobjekt  (vishaya)  ist  von  Körper  und  Organ  verschieden.  Somit 
ist  ein  Körper  von  Erde  zu  definieren  als  ein  Geruch  besitzender  Körper,  ein  Organ  von 
Erde  als  ein  Geruch  besitzendes  Organ  (und)  ein  Objekt  von  Erde  als  ein  Geruch  be- 
sitzendes Objekt. 

(Mit  den  Worten)  "der  Körper"  u.  s.  w.  nennt  er  den  Körper  von  Erde,  (und  mit  den 
Worten)  "das  Organ"  u. s.w.  das  Organ  von  Erde.  Die  Worte  "welches  den  Geruch 
wahrnimmt"  geben  den  Zweck  (des  Organs)  an.  "Riechen"  ist  der  Name  (des  Organs). 
"Nasenspitze"  ist  die  Angabe  (seines)  Ortes.  Dies  ist  auch  weiter  unten '"')  zu  beachten. 
(Mit  den  Worten)  "das  Objekt"  u.  s.  w.  nennt  er  das  Objekt  von  Erde. 


§  XI.    Das  Wasser. 

Das  Wasser  (a/>)  fühlt  sich  kalt  an.  Es  ist  zweifach :  ewig  and  vergänglich. 
Das  ewige  besteht  in  Atomen,  das  vergängliche  in  Produkten.  Es  ist  ferner 
dreifach,  indem  es  in  Körper,  Sinnesorgan  und  Sinnesobjekt  zerfällt.  Der  Körper 
ist  in  der  Welt  des  Varu^a.  Das  Organ  ist  das  Schmecken,  welches  den  Ge- 
schmack wahrnimmt,  (und)  sitzt  in  der  Zungenspitze.  Das  Objekt  sind  Flüsse, 
Meere  u.  s.  w. 

Er  liefert  die  Definition  des  Wassers  als  'sich  kalt  anfühlend'.  Um  eine  zu  enge 
(Definition)  in  Bezug  auf  entstehendes  und  (sofoi't  wieder)  vernichtetes  Wasser  zu  ver- 
meiden, hätte  (der  Verfasser)  sagen  müssen :  der  Besitz  eines  niederen  Genus  als  'Substanz^ 
welches  ein  gemeinsames  Substrat  mit  'kaltem  Anfühlen'  hat^.  (Die  Definition  ist)  nicht 
zu  weit  in  Bezug  auf  eine  kalte  Steinplatte  u.  s.  w. ,  da  (in  solchen  Fällen)  das  kalte  An- 
fühlen nur  in  Folge  der  Verbindung  mit  Wasser  wahrgenommen  wird.  Alles  andere  ist 
wie  früher  zu  erklären. 

§  Xn.    Das  Feuer. 

Das  Feuer  (teja^)  fühlt  sich  warm  an.  Es  ist  zweifach:  ewig  und  vergäng- 
lich. Das  ewige  besteht  in  Atomen,  das  vergängliche  in  Produkten.  Es  ist 
femer  dreifach,  indem  es  in  Körper,  Sinnesorgan  und  Sinnesobjekt  zerfällt.    Der 


1)  Diese  Definition  ist  erklärt  bei  N.  und  Athalye,  p.  107  f.    Über  die  besonderen  Qualitäten 
8.  den  Kommentar  zu  §  LXXY,  und  über  udbhütaj  'entwickelt',  den  Kommentar  zu  §  XXIII. 

2)  NämUch  in  §  XI,  xn  und  XIÜ. 

3)  Vgl.  S.  11  und  Anm.  5. 


ANNAMBHATTAS   TARKASAMGllAHA    UND   DIPIKA.      §  XIU.  13 

Körper  ist  in  der  Welt  des  Sonnengottes.  Das  Organ  ist  das  Auge,  welches 
die  Farbe  wahrnimmt,  (und)  sitzt  in  der  Spitze  der  Pupille.  Das  Objekt  ist 
vierfach,  indem  es  in  irdisches,  himmlisches,  im  Magen  befindliches  und  aus  Minen 
gewonnenes  zerfällt.  Das  irdische  ist  Feuer  u.  s.  w.  Das  himmlische ,  dessen 
Brennstoff  Wasser  ist,  ist  der  Blitz  u. s.w.  Das  im  Magen  befindliche  ist  der 
Grund  der  Verdauung  von  Speise.    Das  aus  Minen  gewonnene  ist  Grold  u.  s.  w. 

Er  liefert  die  Definition  des  Feuers  als  ^sich  wann  anfühlend'.  (Dieselbe  ist)  nicht 
zu  weit,  da  die  Wahrnehmung  ^das  Wasser  ist  w^arm'  auf  der  Verbindung  mit  Feuer  be- 
ruht.    (Mit  den  Worten)  ^'irdisches"  u.  s.  w.  teilt  er  das  Objekt  ein. 

Einwurf. 

Das  Gold  (suvctma)  besteht  aus  Erde,  da  es  gelb  (und)  schwer  ist,  wie  die  Gelbwui-z 
u.  B.  w. 

Erwiderung. 

Es  zeigt  sich,  daß  bei  der  Verbindung  mit  heftigem  Feuer  die  Flüssigkeit  von  Ghee 
u.  s.  w.  verschwindet ,  daß  (aber)  die  Flüssigkeit  nicht  verschwindet,  wenn  Ghee  u.  s.  w.  sich 
im  Wasser  befinden.  Hiermit  ist  festgestellt,  daß,  wenn  nichts  Hemmendes  vorhanden  ist, 
das  Verschwinden  der  Flüssigkeit  einer  erdigen  Substanz  und  die  Verbindung  mit  dem 
Feuer  im  Verhältnis  von  Wirkung  und  Ursache  stehen.  Somit  kann  das  Gold  nicht  aus 
Erde  bestehen,  da  es  das  Substrat  einer  Flüssigkeit  ist,  welche  bei  der  Verbindung  mit 
heftigem  Feuer  nicht  vernichtet  wird.  Hieraus  ergibt  sich,  daß  es,  da  es  das  Verschwinden 
der  Flüssigkeit  der  gelben  Substanz  hemmt ,  (wie  das  Wasser  die  des  Ghee  u.  s.  w.) ,  eine 
andere  flüssige  Substanz  sein  muß.  Es  kann  kein  Wasser  sein ,  da  es  das  Substrat  von 
künstlicher  Flüssigkeit  ist  ^),  noch  fällt  es  unter  Luft  u.  s.  w.,  da  es  Farbe  besitzt.  So  er- 
gibt sich,  daß  es  aus  Feuer  besteht.  Hierbei  kann  man  das  heiße  Anfühlen  und  die  leuch- 
tende Farbe  nicht  wahrnehmen,  da  sie  durch  die  entgegenwirkende  Farbe  der  Erde  und 
deren  Anfühlen  gehemmt  sind.     Damit  ist  bewiesen,  daß  das  Gold  aus  Feuer  besteht 


§  XIII.     Die  Luft. 

Die  Luft  (väyu)  ist  farblos  und  besitzt  Fühlbarkeit.  Sie  ist  zweifach :  ewig 
und  vergänglich.  Die  ewige  besteht  in  Atomen,  die  vergängliche  in  Produkten. 
Sie  ist  ferner  dreifach,  indem  sie  in  Körper,  Sinnesorgan  und  Sinnesobjekt  zer- 
fällt. Der  Körper  ist  in  der  Welt  des  Windgottes.  Das  Organ  ist  die  Haut, 
welche  die  Fühlbarkeit  wahrnimmt,  (und)  befindet  sich  auf  dem  ganzen  Körper. 
Das  Objekt  ist  der  Grund  des  Schütteins  der  Bäume  u.  s.  w. 

Der  Hauch  (prdna)  ist  die  im  Innern  des  Körpers  sich  bewegende  Luft;  und 
dieser  ist  (nur)  einer,  erhält  aber  nach  der  Verschiedenheit  der  Bedingungen  die 
Namen  präna  (im  engeren  Sinne),  apäno  u.  s.  w.  *). 


1)  Während  nach  §  XXXI  das  Wasser  natürliche  Flüssigkeit  besitzt. 

2)  Nämlich  samdnaj  uddna  und  vydfM. 


14  E.   HULTZSCH, 

(Mit  den  Worten)  "farblos"  u.s.w.  definiert  er  die  Luft  (Er  sagt):  «besitzt  Fühl- 
barkeit' \  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  Äther  u.8.w.  zu  vermeiden,  (und): 
«ist  farblos",  um  eine  solche  in  Bezug  auf  Erde  u.  s.  w.  zu  vermeiden. 

Um  der  Frage  zu  begegnen:  'Worunter  fällt  der  Hauch?*,  sagt  er:  «der  Hauch"  u.8.w. 
(Die  Worte)  «und  dieser"  ils. w.  bedeuten:  Der  Hauch  ist  nur  einer,  wird  (aber)  nach 
der  Verschiedenheit  des  Ortes  mit  den  Wörtern  präna,  apdna  u.  s.  w.  bezeichnet. 

Die  Luft  ist  (nicht  wahrnehmbar,  sondern  nur)  durch  Fühlbarkeit  erschließbar.  Näm- 
lich das  weder  warme  noch  kalte  Gefühl ,  welches  beim  Wehen  des  Windes  empfunden 
wird,  —  diese  Fühlbarkeit  muß  in  irgend  Etwas  ihren  Sitz  haben,  da  sie  eine  Qualität 
ist,  wie  die  Farbe.  Ihr  Sitz  ist  nicht  die  Erde,  da  ein  aus  Erde  bestehendes  (Ding), 
welches  entwickelte  Fühlbarkeit  hat ,  notwendig  (auch)  entwickelte  Farbe  besitzt  ^) ;  noch 
Wasser  und  Feuer,  da  (die  Luft)  sich  weder  warm  noch  kalt  anfühlt;  noch  die  vier  all- 
durchdringenden r Substanzen)  ^),  da  (sie  sonst)  überall  wahrgenommen  werden  müßte;  noch 
das  mofKis,  da  die  Fühlbarkeit  eines  Atoms  ^  übersinnlich  ist.  Deshalb  ist  der  Sitz  der 
wahrgenommenen  Fühlbarkeit  die  Lufi 

Einwurf. 

Die  Luft  ist  wahrnehmbar,  da  sie  der  Sitz  einer  wahrnehmbaren  Fühlbarkeit  ist,  wie 
ein  Topf. 

Erwiderung. 

Die  (fehlende)  Bedingung^)  ist  der  Besitz  entwickelter  Farbe.  (Diese  Bedingung) 
durchdringt  das  Zubeweisende;  denn  wo  eine  Substanz  durch  die  äußeren  Sinne  wahr- 
genommen wird,  da  besitzt  sie  entwickelte  Farbe.  Ln  vorliegenden  Falle  (nämlich  bei  der 
Luft)  durchdringt  sie  das  Beweismittel  nicht;  denn  wenn  etwas  der  Sitz  wahrnehmbarer 
Fühlbarkeit  ist,  so  besitzt  es  nicht  (auch  notwendig)  entwickelte  Farbe.  Man  darf  nicht 
(einwerfen),  daß  hieraus  folge,  daß  auch  das  im  kochenden  Wasser  enthaltene  Feuer  nicht 
wahrnehmbar  sei;  denn  dies  ist  mir  ganz  recht ^).  Somit  ist  die  Luft,  weil  sie  farblos 
ist,  nicht  wahrnehmbar. 

Nun  wird  die  B«ihenfolge  der  Entstehung  und  Vernichtung  der  vier  mit  Erde  be- 
ginnenden (Substanzen),  welche  die  Form  von  Produkten  haben,  dargelegt  Durch  G-ottes 
Wunsch  zu  schaffen  entsteht  eine  Bewegung  in  den  Atomen  {paramdnu).  Dann  entsteht 
bei  der  Verbindung  zweier  Atome  ein  Doppelatom,  (und)  aus  drei  Doppelatomen  ein  drei- 
faches Atom.  So  entsteht  der  Beihe  nach  aus  vierfachen  Atomen  u.8.  w.  die  große  Erde, 
das  große  Wasser,  das  große  Feuer  (und)  die  große  Luft  Durch  den  Willen  (Gottes), 
die  so  entstandenen,  Produkte  (bildenden)  Substanzen  zu  zerstören,  (beginnt  eine  neue) 
Bewegung  in  den  Atomen.     Bei  der  durch  (diese)  Bewegung  (bewirkten)  Trennung  zweier 


1)  Nach  dem  Kommentar  zu  §  XXIII  werden  Farbe  und  Fühlbarkeit  vom  Auge  and  von  der 
Haut  nur  dann  wahrgenommen,  wenn  sie  'entwickelt'  (udbhüta)  sind. 

2)  Dies  sind  Äther,  Zeit,  Raum  und  Seele. 

3)  Nach  §  XYIII  ist  das  nutnas  ein  Atom. 

4)  Nach  §  LYI  ist  die  (fehlende)  Bedingung  (upädhi)  'was  das  Zubeweisende,   nicht  aber  das 
Beweismittel  durchdringt'. 

5)  Weil  es  nämlich  keine  entwickelte  Farbe  besitzt.  —  N. 


ANNAHBHATTAS   TABKASAMGRAHA   UND   DIPIKA.      §  XTV,  XV.  15 

Atome  (erfolgt)  die  Yemichtimg  der  Doppelatome,  dami  die  Vemichtang  der  dreifachen 
Atome,  dann  die  der  vierfachen  Atome ,  und  so  die  Vernichtung  der  großen  Erde  u.  s.  w. 
Die  alte  Schule  (samprctdäya)  (behauptet),  daß  die  Vernichtung  der  Doppelatome  durch  die 
Vernichtung  der  nicht-inhärenten  Ursache ')  (und)  die  der  dreifachen  Atome  durch  die  der 
inhärenten  Ursache')  (erfolge).  Die  Neueren  (sagen),  daß  die  Vernichtung  der  Substanzen 
in  jedem  Falle  durch  die  Vernichtung  der  nicht-inhärenten  Ursache  (erfolge). 

Aber  was  ist  das  Beweismittel  für  die  Existenz  der  Atome?  Ich  will  es  sagen.  Das 
feinste  Stäubchen,  welches  in  einem  durch  ein  Gitterfenster  (fallenden)  Sonnenstrahle 
schwebend  bemerkt  wird,  hat  (noch)  Teile,  da  es  eine  durch  das  Auge  wahrnehmbare  Sub- 
stanz ist,  wie  ein  Gewebe.  Auch  der  Teil  eines  dreifachen  Atoms  hat  (noch)  Teile,  da  er 
etwas  Großes  hervorbringt,  wie  ein  Faden.  Der  Teil  eines  Doppelatoms  ist  ein  Atom, 
und  dieses  ist  ewig;  denn  wenn  es  (ebenfalls)  ein  Produkt  wäre,  würde  man  ins  Unend- 
liche geraten  '). 

Das  Beweismittel  für  das  Stattfinden  der  Schöpfung  und  des  Unterganges  sind  heilige 
Texte  wie :  'Der  Schöpfer  bildete  wie  früher'  *).  Man  unterscheidet  den  teilweisen  Unter- 
gang ,  (d.  i)  die  Zerstörung  aller  Produkte  (bildenden)  Substanzen ,  (und)  den  allgemeinen 
Untergang,  (d.  i.)  die  Zerstörung  aller  Produkte  der  (sechs)  positiven  (Katogorieen). 

§  XIV.     Der  Äther. 

Der  Äther  (cVcäSa)  hat  den  Laut  zur  Qualität;  und  er  ist  einer,  alldorch- 
dringend  nnd  ewig. 

Er  definiert  den  Äther  als  'den  Laut  zur  Qualität  habend'.  Er  verneint  die  Frage: 
'Ist  auch  der  Äther,  wie  die  Erde  u.  s.  w.,  vielfach  ?'  (mit  den  Worten) :  ^und  er  ist  einer" ; 
weil  nämlich  kein  Beweismittel  für  (sein)  Zerfallen  in  Arten  vorliegt  Er  sagt  ''alldurch- 
dringend" ;  denn  da  der  Laut  überall  wahrgenommen  wird,  (der  Äther  aber)  nur  einer  Ist,  so 
muß  zugegeben  werden,  daß  er  alldurchdringend  ist  'Alldurchdringend'  (vihhu)  bedeutet  'in 
Verbindung  mit  allen  körperlichen  Substanzen'  *).  'Körperlich'  (mürta)  bedeutet  'beschränkte 
Dimensionen  besitzend'  oder  'Bewegung  besitzend'.  Er  sagt  ^cwig";  denn  da  (der  Äther) 
alldurchdringend  ist,  so  ist  er  auch,  wie  die  Seele,  ewig. 

§  XV.    Die  Zeit. 

Zeit  (kdla)  ist  der  Grund  der  Aasdrücke  'Vergangenheit'  n.  s.  w. ;  nnd  sie  ist 
eine,  alldnrchdringend  nnd  ewig. 

Ln  Obigen  definiert  er  die  Zeit  Die  Zeit  ist  der  Sitz  von  Allem  und  die  instru- 
mentale Ursache^  aller  Produkte. 


1)  Nämlich  der  Verbindung;  s.  §  XL.  2)  Nämlich  der  Doppelatome. 

3)  Einige  Ausgaben  fügen  hinzu,   daß  dann  der  Berg  M^ru  und  ein  Senfkorn   dieselben  Di- 
mensionen haben  müßten,  (weil  jedes  von  beiden  unendlich  viele  Teile  enthalten  würde). 

4)  Nach  Colonel  Jacobs  Concordance,  p.  766,  stammt  dieses  Zitat  aus  der  MaMnäräyaijtdpa' 
nisiMd, 

6)  Die  fünf  körperlichen  Substanzen  sind  Erde,  Wasser,  Feuer,  Luft  und  manas;  s.  Nyä- 
yaküia^  p.  601. 
6)  S.  §  XL. 


16  E.    HULTZSCH, 

§  XVL     Der  Raum. 

Raam  (dii)  ist  der  Grund  der  Ausdrücke  'Osten'  u.  s.  w. ;  und  er  ist  einer, 
alldurchdringend  und  ewig. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  BaumeB.  Auch  der  Raum  ist  die  instrumen- 
tale Ursache  aller  Produkte. 

§  XVII.    Die  Seele. 

Die  Seele  {ätman)  ist  das  Substrat  der  Erkenntnis.  Sie  ist  zweifach :  höchste 
Seele  und  menschliche  Seele.  Hiervon  ist  die  höchste  Seele  Gott,  allwissend 
(und)  nur  eine.  Die  menschliche  Seele  ist  in  jedem  Körper  verschieden,  (aber) 
alldurchdringend  und  ewig. 

(Mit  den  Worten)  '*das  Substrat"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  Seele.  (Mit  den 
Worten)  '^sie  ist  zweifach"  u.  s.  w.  teilt  er  die  Seele  ein.  (Mit  den  Worten)  "hiervon" 
u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  höchsten  Seele.  Gott  (livara)  bedeutet  'Substrat  der 
ewigen  Erkenntnis'. 

Einwurf. 

Gibt  es  ein  Beweismittel  für  die  Existenz  Gottes?  Die  Wahrnehmung  ist  es  doch 
nicht.  Denn  diese  ist  eine  äußere  oder  eine  innere;  die  erstere  trifft  nicht  zu,  da  (Gott) 
eine  farblose  Substanz  ist,  (und)  die  letztere  (ebenfalls)  nicht,  da  er  frei  von  seelischer 
Lust  U.S.  w.  ^)  ist.     Ein  Schluß  ist  auch  unmöglich,  da  es  kein  Merkmal^)  gibt 

Erwiderung. 

Das  Beweismittel  ist  folgender  Schluß:  Ein  aus  der  Erde  (emporwachsender)  Schöß- 
ling u. 8. w.  müssen  durch  einen  Schöpfer  hervorgebracht  sein,  da  sie  Produkte  sind, 
wie  ein  Topf.  Schöpfer  (Tcartri)  bedeutet  ^unmittelbare  Kenntnis  der  materiellen  Ursache, 
den  Wunsch  zu  schaffen,  und  Tätigkeit  besitzend*.  Die  materielle  Ursache  {up&däna)  ist 
die  inhärente  Ursache''). 

Die  Allwissenheit  (Gottes)  folgt  aus  der  Fähigkeit,  alle  feinen  (Dinge),  (nämlich)  Atome 
u.  s.  w. ,  zu  schauen.  Andere  Beweismittel  hierfür  sind  überlieferte  Texte  wie :  'Welcher 
allwissend  ist,  der  erkennt  Alles'*). 

(Mit  den  Worten)  "die  menschliche  Se^le"  u. s.w.  liefert  er  die  Definition  der  mensch- 
lichen Seele.     Die  Definition  der  menschlichen  Seele  {jwa)   ist  *Sitz  von  Lust  u.  s.  w.'  *). 

Einwurf. 

Der  Körper  allein  ist  die  Seele.  Denn  bei  der  Vorstellung  des  'Ich*  in  Sätzen  wie: 
'ich  bin  ein  Mensch' ;  'ich  bin  ein  Brahmana',  ist  stets  nur  der  Körper  das  Objekt. 

1)  Nämlich  Lust,  Schmerz,  Haß,  Verdienst,  Sünde  und  bleibender  Eindruck,  welche  Qualitäten 
der  menschlichen  Seele,  nicht  aber  Gottes  sind;  vgl.  Kärikävali,  Vers  32  und  34. 

2)  S.  §  XLVin.  3)  S.  §  XL. 

4)  Vgl.  Colonel  Jacobs  Concordaiice,  p.  1002  (3fundci1c6pani8had). 

5)  S.  Anmerkung  1. 


ANyAHBHATTAS  TAEKASAMGRAHA   UND   DIPIEA.      §   XVffl.  17 

Erwiderung. 

Weim  der  Körper  die  Seele  wäre,  so  würde,  wenn  man  Hand,  Fuß  \lb.w.  verliert, 
nicht  nur  der  Körper,  sondern  auch  die  Seele  einen  Verlust  (erleiden)  müssen. 

Auch  die  Sinnesorgane  sind  nicht  die  Seele.  Denn,  wenn  dies  der  Fall  wäre,  so 
würde  das  Bewußtsein:  'der  ich  den  Topf  sah,  berühre  (ihn)  jetzt  mit  dem  G^fühlsorgan,* 
unmöglich  sein,  da  das  von  dem  einen  (Sinnesorgan)  Wahrgenommene  dem  anderen  nicht 
bewußt  sein  könnte.  Deshalb  ist  die  menschliche  Seele  vom  Körper  und  von  den  Sinnes- 
organen verschieden.  Da  Lust,  Schmerz  u.  s.  w.  mannigfach  sind,  (muß)  sie  in  jedem  Körper 
verschieden  sein.  Und  sie  ist  kein  Atom.  Denn  dann  könnte  man  nicht  in  jedem  Teile 
des  Körpers  Lust  u.  s.  w.  empfinden.  Noch  ist  sie  von  mittleren  Dimensionen.  Denn 
dann  müßte  sie  vergänglich  sein  und  es  würde  folgen,  daß  (während  eines  früheren  Lebens) 
Getanes  zu  Grunde  geht  und  (während  eines  früheren  Lebens)  Ungetanes  zur  Erscheinung 
kommt.     Somit  ist  die  menschliche  Seele  ewig  (und)  alldurchdringend. 

§  XVIIL     Das  manas. 

Das  nianas  ist  dasjenige  Organ,  welches  die  Empfindung  von  Lnst  n. s.w. 
vermittelt.  Und  es  ist  unzählig,  da  es  in  jeder  Seele  enthalten  ist,  besteht  in 
einem  Atom  und  ist  ewig. 

(Mit  den  Worten)  "dasjenige  Organ''  u.8.w.  liefert  er  die  Definition  des  mancLS,  Die 
Definition  des  manas  ist;  ^Bewegung  besitzend  und  zugleich  ohne  Fühlbarkeit'. 

(Mit  den  Worten)  ''und  es  ist"  u.  s.  w.  teilt  er  das  manas  ein.  Da  nämlich  jede  ein- 
zelne Seele  ihr  eigenes  manas  besitzt,  (so  folgt)  aus  der  Vielheit  der  Seelen  auch  die 
Vielheit  des  manas.  (Er  sagt) :  "besteht  in  einem  Atom".  Wenn  nämlich  (das  manas)  von 
mittleren  Dimensionen  wäre,  so  würde  folgen,  daß  es  vergänglich  ist 

Einwurf. 
Das  manas  ist  kein  Atom,  sondern  alldurchdringend,  da  es  eine  Substanz  ohne  Fühl- 
barkeit ist,  wie  der  Äther. 

Erwiderung. 
Wenn  das  manas  alldurchdringend  wäre,  so  könnte  keine  Erkenntnis  entstehen,  da 
(deren)  nicht-inhärente  Ursache:  die  Verbindung  von  Seele  und  manas  ^)j  unmöglich  wäre. 
Und  man  darf  nicht  sagen:  'So  laß  uns  eine  Verbindung  zweier  alldurchdringender  (Sub- 
stanzen annehmen)'.  Denn,  da  deren  Verbindung  ewig  wäre,  so  würde  der  tiefe  Schlaf 
(sushupti)  unmöglich  sein,  während  die  Verbindung  der  Seele  und  des  mcmas  stets  (nur) 
an  einer  von  dem  puritat  verschiedenen  Stelle  (des  Körpers)  stattfindet  *),  Falls  aber  das 
manas  ein  Atom  ist,  so  tritt  der  tiefe  Schlaf  ein,  wenn  es  in  das  pwrttat  eingeht,  (und) 
die  Erkenntnis  entsteht,  wenn  es  (wieder)  herauskommt  Damit  ist  bewiesen,  daß  es  ein 
Atom  ist. 


1)  S.  den  Kommentar  zu  §  XLIII. 

2)  Das  puritat  ist  aDgeblich  ein  Eingeweide  in  der  Herzgegend,  in   welches  sich  das  manas 
während  des  Schlafes  zurückzieht. 

Ibhandlugen  d.  K.  Om.  d.  Wim.  iq  GöttingMi.  PhU.-kiii.  Kl.  N.F.  Bud  9,t.  8 


18  E.  HULTZ8CH, 

§  XIX.     Die  Farbe. 

Farbe  (rüpa)  ist  diejenige  Qualität,  welche  nur  durch  das  Auge  wahr- 
genommen wird.  Und  sie  ist  siebenfach:  weiß,  schwarz,  gelb,  rot,  grün,  braun 
xmd  bunt,  (und)  sitzt  in  Erde,  Wasser  und  Feuer.  Hiervon  sind  in  der  Erde 
(alle)  sieben  Arten,  im  Wasser  das  nicht  leuchtende  Weiß  (und)  im  Feuer  das 
leuchtende  Weiß. 

(Mit  den  Worten)  "diejenige  Qualität"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Farbe.  Das  Wort  'nur*  (ist 
gebraucht),  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  *Zahr  iL  s.w.  zu  vermeiden,  (und) 
das  Wort  'Qualität',  um  eine  solche  in  Bezug  auf  das  Genus  'Farbe'  zu  vermeiden.  Um 
eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  die  Verbindung  des  Lichtes  und  einer  Wand  zu 
vermeiden,  hätte  (der  Verfasser)  sagen  müssen :  'der  Besitz  eines  nur  durch  das  Auge  wahr- 
nehmbaren Genus' ^).     (Mit  den  Worten)  "und  sie  ist"  u.s.w.  teilt  er  die  Farbe  ein. 

Einwurf. 

Die  ^bunte'  Farbe  ist  ein  bloßes  Aggregat  der  schwarzen  (Farbe)  u.  s.  w.,  welche  das 
Oanze  nicht  durchdringen  ^. 

Erwiderung. 
Nein;  denn  die  Farbe  durchdringt  notwendig  das  Ganze. 

Einwurf. 
So  laß  bei  einem  bunten  Gewebe  die  Farben  der  Teile  wahrgenommen  werden. 

Erwiderung. 

Dann  würde  das  Gewebe  nicht  wahrnehmbar  sein  können,  da  es  farblos  wäre.  Und 
man  darf  nicht  (sagen),  daß  die  Inhärenz  in  etwas  Farbigem  die  Wahmehmbarkeit  bewirke ; 
denn  dies  ist  zu  umständlich.  Da  also  (sonst)  die  Wahmehmbarkeit  des  Gewebes  un- 
möglich wäre,  so  ist  (die  Existenz)  der  bunten  Farbe  bewiesen. 

(Mit  den  Worten)  "Erde"  u. s.w.  nennt  er  den  Sitz  der  Farbe.  (Mit  den  Worten) 
"hiervon"  u.  s.  w.  legt  er  (ihren)  Sitz  im  Einzelnen  dar. 

§  XX.    Der  Geschmack. 

Geschmack  (rasa)  ist  diejenige  Qualität,  welche  durch  das  Geschmacksorgan 
wahrgenommen  wird.  Und  er  ist  sechsfach :  süß,  sauer,  salzig,  scharf,  zusammen- 
«iehend  und  bitter,  (und)  sitzt  in  Erde  und  Wasser.  In  der  Erde  sind  (alle) 
sechs  Arten,  im  Wasser  (aber)  nur  der  sttße. 

(Mit  den  Worten)  "diejenige  Qualität"  u.  s.  w.  definiert  er  den  Geschmack.  Das  Wort 
'Qualität'  (ist  gebraucht),  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  das  Genus  'Geschmack' 

1)  Die  Verbindung  (samyöga)  des  Lichtes  und  der  Wand  ist  zwar  nur  mit  dem  Auge  wahr- 
nehmbar; aber  die  Verbindung  im  Allgemeinen  wird  auch  durch  den  Qefühlssinn  wahrgenommen. 
Vgl.  Mehendale,  Notes,  p.  35. 

2)  Über  avydpyavritti,  'das  Ganze  nicht  durchdringend',  s.  S.  21  und  Anm.  8. 


ANNAMBHATTAS   TARKASAifQBAHA   UND   DIPIKA.      §  XXI — XXIU.  19 

ZU   vermeiden.       (Mit   den  Worten)    ^Erde"    u.b.  w.    nennt   er   den  Sitz    des   Geschmacks. 
(Mit  den  Worten)  "in  der  Erde"  u.  s.  w.  legt  er  (seinen)  Sitz  im  Einzelnen  dar. 

§  XXI.    Der  Geruch. 

Geruch  {gayidha)  ißt  diejenige  Qualität,  welche  durch  das  Geruchsorgan  wahr- 
genommen wird.  Und  er  ist  zweifach:  wohlriechend  und  übelriechend,  (und) 
sitzt  nur  in  der  Erde. 

Im  Obigen  definiert  er  den  GerucL  Das  Wort  'Qualität'  (ist  gebraucht),  um  eine 
zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  das  Genus  'Geruch'  zu  vermeiden. 

§  XXIL     Die  Fühlbarkeit. 

Fühlbarkeit  {sparid)  ist  diejenige  Qualität,  welche  nur  durch  das  Organ  der 
Haut  wahrgenommen  wird.  Und  sie  ist  dreifach:  kalt,  warm  und  lau,  (und)  sitzt 
in  Erde,  Wasser,  Feuer  und  Luft.  Hiervon  ist  die  kalte  im  Wasser,  die  warme 
im  Feuer  (und)  die  laue  in  der  Erde  und  der  Luft. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Fühlbarkeit.  Das  Wort  'Qualität'  (ist  gebraucht),  um 
eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  das  Genus  'Fühlbarkeit'  zu  vermeiden,  (und)  das 
Wort  'nur',  um  eine  solche  in  Bezug  auf  'Verbindung'  ^)  u.  ß.  w.  zu  vermeiden. 

§  XXIIL    Das  Brennen. 

Die  vier  mit  Farbe  beginnenden  (Qualitäten)  sind  in  der  Erde  durch  Brennen 
{pakd)  entstanden  und  vergänglich.  Anderswo  sind  sie  nicht  durch  Brennen 
entstanden  (und)  ewig  oder  vergänglich;  wenn  in  ewigen  (Dingen)  befindlich, 
sind  sie  ewig ,  wenn  in  vergängUchen  befindlich,  vergängUch. 

"Durch  Brennen  entstanden".  —  Brennen  ist  Verbindung  mit  Feuer.  Hierdurch  ver- 
geht die  frühere  (und)  entsteht  eine  andere  Farbe.  Hierbei  (erfolgt)  das  Brennen  in  den 
Atomen  selbst,  nicht  in  den  Doppelatomen  u.  s.  w.  ^.  Wenn  ein  ungebrannter  Topf  in  den 
Ofen  gelegt  wird  ^),  entsteht  eine  andere  Farbe  in  den  Atomen,  der  schwarze  Topf  vergeht 
und  ein  roter  Topf  entsteht  wieder  der  Beihe  nach  aus  den  Doppelatomen  u.  s.  w.  Hierbei 
sind  die  Atome  die  inhärente  Ursache ,  die  Verbindung  mit  Feuer  die  nicht-inhärente  Ur- 
sache (und)  das  Schicksal  u.  s.  w.  die  instrumentale  Ursache ;  für  die  Farbe  der  Doppel- 
atome u.  s.  w.  ist  die  Farbe  der  Ursache  (d.  i.  der  Atome)  die  nicht-inhärente  Ursache  % 
So  die  Vaiseshikas,  welche  das  Brennen  der  Atome  behaupten.  Die  Naiyayikas, 
welche  das  Brennen  des  (ganzen)  Topfes  behaupten,  (nehmen  an),  daß,  ganz  ohne  daß  der 
frühere  Topf    vergeht,    in   dem  Oanzen  (und)  seinen  Teilen   bis  zu  den  Atomen  herab  zu 


1)  8.  §  XXVII  und  vgl.  S.  18,  Anm.  1. 

2)  S.  den  Kommentar  zu  §  XIEL. 
8)  S.  Athalye,  p.  16,  Anm.  2. 

4)  S.  §  XL. 


20  E.   HULTZSCH, 

gleicher  Zeit  eine  andere  Farbe  entsteht.  Aus  eben  diesem  Grunde  sind  in  den  Erd- 
atomen die  Farbe  u.s.w.  vergänglich. 

"Anderswo",  nämlich  im  Wasser  u.  s.  w.  "In  ewigen  (Dingen)  befindlich"  bedeutet  *in 
den  Atomen  befindlich' ;  "in  vergänglichen  befindlich"  bedeutet  'in  den  Doppelatomen  u.  s.  w. 
sitzend'. 

Die  vier  mit  Farbe  beginnenden  (Qualitäten)  sind  wahrnehmbar,  wenn  sie  entwickelt 
(itdbhuta)  sind,  (aber)  nicht  wahrnehmbar,  wenn  sie  unentwickelt  sind.  'Entwickeltsein* 
ist  diejenige  Eigenschaft,  welche  die  Wahmehmbarkeit  bewirkt  Dessen  Negation  ist  das 
TJnentwickeltsein. 

§  XXIV.    Die  Zahl 

ZaM  {samkhyd)  ist  der  Grund  der  Ausdrücke  'Einheit'  n. s.w.  (Sie)  sitzt 
in  (allen)  nenn  Substanzen,  beginnt  mit  der  Einheit  und  endet  mit  dem  parärdha '). 
Die  Einheit  ist  ewig  oder  vergänglich,  (nämlich)  ewig  in  ewigen  (und)  vergäng- 
lich in  vergänglichen  (Dingen).  Aber  die  Zweiheit  u.  s.  w.  sind  überall  nur  ver- 
gänglich ^). 

Im  Obigen  definiert  er  die  ZahL 

§  XXV.    Die  Dimension. 

Dimension  (parhnäna)  ist  die  Ursache  des  Ausdrucks  'Maß'  (und)  sitzt  in 
(allen)  neun  Substanzen.     Sie  ist  vierfach:  klein,  groß,  lang  und  kurz. 

(Mit  den  Worten)  "  die  Ursache''  u.  s.  w.  definiert  er  die  Dimension.  (Mit  den  Worten) 
''sie  ist''  U.S.W.  teilt  er  die  Dimension  ein.  Die  (vier)  Termini  bedeuten  (ihre)  Abstracta, 
nämlich  Kleinheit,  Größe,  Länge  und  Kürze. 

§  XXVI.    Die  Getrenntheit 

Getrenntheit  (prithaktva)  ist  die  Ursache  des  Ausdrucks  'getrennt'  (und) 
sitzt  in  allen  Substanzen. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Getrenntheit ;  (sie  ist)  nämlich  die  Ursache  des  Ausdrucks : 
'dieses  ist  von  jenem  getrennt'. 

§  XXVIL    Die  Verbindung. 

Verbindung  (satnyoga)  ist  der  Grund  des  Ausdrucks  'verbunden'  (und)  sitzt 
in  allen  Substanzen. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Verbindung;  (sie  ist)  nämlich  der  Grund  des  Ausdrucks: 
'diese  beiden  (Dinge)  sind  verbunden'. 


1)  D.  i.  *a  lakh  of  lakhs  of  crores'  (100,000,000,000,000,000). 

2)  Nach  den  Yais^shikas  entstehen  Zweiheit  u.s.w.  durch  apikshd-huddhi;  s.  Athalye,  p.  161  ff. 


ANNAMBHATTA8  TABKASAMGRAHA   UND   OtPIKA.      §  XXVm,   XXIX.  21 

In  jeder  der  (obigen)  Definitionen  der  Zahl  u.  s.  w.  ^)  hätte  (der  Verfasser)  das  Wort 
'speziell'  (vor  *(Jnmd*  oder  'Ursache*)  einfügen  müssen,  um  eine  zu  weite  (Definition)  in 
Bezug  auf  Kaum,  Zeit  u.  s.  w. ')  zu  vermeiden. 

Die  Verbindung  ist  zweifach:  durch  eine  Bewegung  hervorgebracht  und  durch  eine 
(andere)  Verbindung  hervorgebracht.  Die  erste  ist  die  Verbindung  der  Hand  und  des 
Buches  durch  die  Bewegung  der  Hand.  Die  zweite  ist  die  Verbindung  des  Körpers  und 
des  Buches  durch  die  Verbindung  der  Hand  und  des  Buches. 

Die  Verbindung  durchdringt  nicht  das  Ganze').  *Das  Ganze  nicht  durchdringen' 
(bedeutet)  'ein  gemeinsames  Substrat  mit  seiner  eigenen  absoluten  Negation  haben'. 

§  XXVIIL    Die  Trennung. 

Trennung  (vibhäga)  ist  diejenige  Qualität,  welche  die  Verbindung  vernichtet, 
(und)  sitzt  in  allen  Snbstiinzen. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Trennung.  (Er  braucht)  das  Wort  'Qualität',  um  eine 
zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  Zeit  u.  s.  w.  zu  vermeiden ,  (und)  die  Worte  'die  Ver- 
bindung vernichtend',  lun  eine  solche  in  Bezug  auf  Farbe  u.  s.  w.  zu  vermeiden. 

Auch  die  Trennung  ist  zweifach:  durch  eine  Bewegung  hervorgebracht  und  durch 
eine  (andere)  Trennung  hervorgebracht.  Die  erste  ist  die  Trennung  der  Hand  und  des 
Buches  durch  die  Bewegung  der  Hand.  Die  zweite  ist  die  Trennung  des  Körpers  und 
des  Buches  durch  die  Trennung  der  Hand  und  des  Buches. 

§  XXDL     Distanz  und  Proximität 

Distanz  (paratva)  und  Proximität  (aparatva)  sind  die  speziellen  Ursachen  der 
Ausdrücke  *fem'  und  'nahe'  (und)  sitzen  in  den  vier  mit  *Erde'  beginnenden 
(Substanzen)  und  dem  manas.  Sie  sind  zweifach:  durch  den  Raum  bewirkt  und 
durch  die  Zeit  bewirkt.  Die  durch  den  Raum  bewirkte  Distanz  (findet  sich) 
in  einem  entfernten,  die  durch  den  Raum  bewirkte  Proximität  in  einem  nahen 
(Gegenstande),  die  durch  die  Zeit  bewirkte  Distanz  in  einem  älteren  (und)  die 
durch  die  Zeit  bewirkte  Proximität  in  einem  jüngeren  (Manne). 

(Mit  den  Worten)  "die  speziellen"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  Distanz  und 
Proximität;  nämlich  Distanz  ist  die  spezielle  Ursache  des  Ausdrucks  'fem'  (und)  Proxi- 
mität diejenige  des  Ausdrucks  'nahe'.  (Mit  den  Worten)  "sie  sind  zweifach"  u.s.w.  teilt 
er  die  Distanz  und  Proximität  ein.  (Mit  den  Worten)  "in  einem  entfernten"  u.  s.  w.  gibt 
er  Beispiele  der  beiden  durch  den  Raum  bewirkten,  (und  mit  den  Worten)  "in  einem 
älteren"  u.  s.  w.  solche  der  beiden  durch  die  Zeit  bewirkten. 


1)  Nämlich  in  §  XXIV— XXVH. 

2)  Die  anderen  'allgemeinen  Ursachen'  sind  genannt  bei  Athalye,  p.  166. 

8)  Wenn  z.  B.  ein  Affe  auf  der  Spitze  eines  Baumes  sitzt,  so  ist  in  Bezug  auf  den  Baum 
die  Verbindung  mit  dem  Affen  {Icapi-samyoga)  eine  'das  Ganze  nicht  durchdringende'  {avyäpyavfitti) 
Qualität,  da  sie  selbst  an  der  Spitze  und  ihre  Abwesenheit  (absolute  Negation)  an  der  Wurzel  des 
Baumes  vorhanden  ist;  s.  Nyäyakoia^  p.  86. 


22  E.   HULTZSCU, 

§  XXX.    Die  Schwere. 

Schwere  {gurutvd)  ist  die  nicht-inhärente  Ursache  des  ersten  Fallens  (und) 
sitzt  in  der  Erde  nnd  dem  Wasser. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Schwere.  (Er  sagt)  ^erstes  Fallen*,  mn  eine  zu  weite 
(Definition)  in  Bezug  auf  ^Geschwindigkeit*  ^)  zu  vermeiden ,  da  die  Geschwindigkeit  die 
nicht-inhärente  Ursache  des  zweiten  Fallens  u.8.w.  ist. 


§  XXXI.    Die  Flüssigkeit 

Flüssigkeit  (dravatva)  ist  die  nicht-inhärente  Ursache  des  ersten  Fließens  (und) 
sitzt  in  der  Erde,  dem  Wasser  und  dem  Feuer.  Sie  ist  zweifach:  natürlich  und 
künstlich.  Die  natürliche  (findet  sich)  im  Wasser,  die  künstliche  in  der  Erde 
und  dem  Feuer.  In  der  Erde  (findet  sich)  die  durch  die  Verbindung  mit  Wfirme 
hervorgebrachte  Flüssigkeit  z.  B.  beim  Ghee,  (und)  im  Feuer  z.  B.  beim  Golde  *). 

(Mit  den  Worten)  ''die  nicht-inhärente  Ursache''  u.8.w.  definiert  er  die  Flüssigkeit 
'Künstliche  Flüssigkeit'  ist  die  durch  die  Verbindung  mit  Wärme  hervorgebrachte.  Die 
hiervon  verschiedene  ist  'natürliche  Flüssigkeit'.  (Mit  den  Worten)  "z.  R  beim  Ohee"  gibt 
er  ein  Beispiel  der  künstlichen  Flüssigkeit  in  der  Erde.  (Mit  den  Worten)  "s.  B.  beim 
Gx>lde"  weist  er  sie  im  Feuer  nacL 

§  XXXH    Die  Adhäsion. 

Adhäsion  (sneha)  ist  diejenige  Qualität,  welche  der  Grund  des  Zusammen- 
klebens  von  Kalk  u. s.w.  ist,  (und)  sitzt  nur  im  Wasser. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Adhäsion.  (Er  sagt)  'Qualität',  um  eine  zu  weite  (Defi- 
nition) in  Bezug  auf  Zeit  u.  s.  w.  zu  vermeiden,  (und)  'Qrund  des  Zusammenklebens'  u.  s.  w., 
um  eine  solche  in  Bezug  auf  Farbe  u.8.w.  zu  vermeiden. 

§  XXXIII.     Der  Laut 

Laut  (sabda)  ist  diejenige  Qualität,  welche  durch  das  (rehörorgan  wahrge- 
nommen wird,  (und)  sitzt  nur  im  Äther.  Er  ist  zweifach:  unartikuliert  und 
artikuliert.  Der  unartikulierte  (findet  sich)  bei  einer  Pauke  u.8.w.  Der  arti- 
kulierte besteht  in  der  Sanskritsprache  u.  s.  w. 

Im  Obigen  definiert  er  den  Laut  (Er  braucht)  das  Wort  'Qualität',  um  eine  zu 
weite  (Definition)  in  Bezug  auf  das  Gmtu  'Laut'  zu  vermeiden,  (und)  das  Wort  'G«höi> 
Organ',  um  eine  solche  in  Bezug  auf  Farbe  u.s.  w.  zu  vermeiden. 

Der  Laut  ist  dreifach:  durch  eine  Verbindung,  durch  eine  Trennung  und  durch  einen 

(anderen)  Laut  hervorgebracht.    Hiervon  ist  der  erste  der  durch  die  Verbindung  der  Pauke 

• 

und  des  Schlägels  hervorgebrachte.     Der  zweite  ist  der  krachende  Laut,  welcher  durch  die 


1)  s.  §  Lxxv.  2)  Vgl  §  xn. 


ANNAKBHATTAS  TABEA8AM0RAHA  UND   DIPIKA.      §   XXXIV,  XXXV.  23 

Trennung  der  beiden  Hälften  hervorgebracht  wird,  wenn  man  ein  Bambusrohr  zerspaltet. 
Die  durch  einen  (anderen)  Laut  hervorgebrachten  sind  die  zweiten  Laute  u.  s.  w.  vom  Orte 
der  Pauke  u.8.w.  bis  zum  Qehörorgan. 

§  XXXIV.    Der  Verstand. 

Verstand  *)  (buddhi)  ist  der  Grund  aller  sprachlichen  Ausdrücke  (und  besteht 
in)  Erkenntnis  {jTnina).  Er  ist  zweifach:  Erinnerung  (smriti)  und  Vorstellung 
(anubhava).  Erinnerung  ist  diejenige  Erkenntnis,  welche  nur  durch  Kraft  her- 
vorgebracht wird.     Die  hiervon  verschiedene  Erkenntnis  ist  die  Vorstellung. 

(Mit  den  Worten)  "der  Grund"  u.b. w.  liefert  er  die  Definition  des  Verstandes;  näm- 
lich die  Definition  ist,  daß  (der  Verstand)  nichts  Anderes  ist,  als  die  Erkenntnis,  welche 
den  Lihalt  des  Bewußtseins  'ich  erkenne'  bildet '). 

(Mit  den  Worten)  "er  ist"  u.s.w.  teilt  er  den  Verstand  ein.  (Mit  den  Worten)  "die- 
jenige Erkenntnis"  u.s.w.  liefert  er  die  Definition  der  Erinnerung.  Mit  'Klraft'  (ist  die- 
jenige Art  derselben  gemeint) ,  welche  'bleibender  Eindruck'  heißt  %  Das  Wort  'Er- 
kenntnis' (ist  gebraucht),  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  die  Vernichtung  der 
Kraft  zu  vermeiden;  die  Worte  'durch  Kraft  hervorgebracht',  um  eine  solche  in  Bezug 
auf  die  Wahrnehmung  eines  Topfes  u.s.w.  zu  vermeiden;  (und)  das  Wort  'nur',  um  eine 
solche  in  Bezug  auf  die  Wiedererkennung  zu  vermeiden^). 

Mit  den  Worten  "die  hiervon  verschiedene"  u.s.  w.  definiert  er  die  Vorstellung; 
nämlich  'Vorstellung'  ist  die  von  der  Erinnerung  verschiedene  Erkenntnis. 

§  XXXV.    Die  Vorstellung. 

Diese  (nämlich  die  Vorstellung)  ist  zweifach:  richtig  (yaiMrtlia)  und  falsch 
(aycUJiarfJia),  Die  richtige  Vorstellung  hat  dasselbe  zur  Bestimmung  (praMra), 
was  (ihr  Gegenstand)  besitzt;  z.B.  die  Vorstellung:  *dies  ist  Silber',  (deren  Ge- 
genstand wirklich  ein  Stück)  Silber  ist^).  Diese  wird  auch  richtige  Erkenntnis 
{pranUi)  genannt.  Die  falsche  Vorstellung  hat  dasjenige  zur  Bestimmung,  dessen 
Negation  (ihr  Gegenstand)  besitzt ;  z.  B.  die  Vorstellung :  *dies  ist  Silber*,  (deren 
Gegenstand)  eine  Perlmuschel  ist. 

(Mit  den  Worten)  ^'diese  ist  zweifach"  u. s.w.  teilt  er  die  Vorstellung  ein.  (Mit  den 
Worten)  "hat  dasselbe"  u.s.w.  liefert  er  die  Definition  der  richtigen  Vorstellung. 

1)  Die  Ausdrücke  *  Verstand,  Erkenntnis  und  Yorstellang'  sind  in  der  Übersetzung  nur  als 
Notbehelfe  gebraucht,  weil  im  Deutschen  keine  genauen  Äquivalente  der  indischen  Termini  buddhi, 
jn&na  und  anuhkava  existieren. 

2)  Zur  Erklärung  dieser  Definition  s.  Athalye,  p.  174. 

3)  Über  die  Kraft  (samskdra)  und  den  bleibenden  Eindruck  (bhdvand)  s.  §  LXXV. 

4)  Bei  der  Wiedererkennung  (pratyabhijuä)  wirkt  nämlich  auBer  dem  aa^skära  die  sinnliche 
Wahrnehmung  mit;  s.  Nydyakoäa,  p.  601,  Anm.  3. 

6)  In  dem  Beispiele  der  richtigen  Vorstellung  ist  das  Genus  'Silber'  sowohl  die  Qualifikation 
des  Gegenstandes  der  Vorstellung  als  die  Bestimmung  der  Vorstellung  selbst ;  vgl  Athalye,  p.  180. 


24  £.   HULTZSCH, 

Einwurf. 

(Diese  Definition)  ist  zu  eng  in  Bezug  auf  die  richtige  Erkenntnis,  daß  das  Gtenus 
*Topf  in  einem  Topfe  ist  Denn  der  Topf  ist  nicht  im  Genus  *Topf ,  (während  dieses 
nach  der  obigen  Definition  den  Topf  enthalten  müßte). 

Erwiderung. 

Ich  meine  die  Vorstellung  der  Beziehung  zu  einem  (Dinge),  wo  die  Beziehung  zu  dem- 
selben (wirklich)  vorhanden  ist  Da  nun  die  Beziehung  zum  Topf  auch  in  dem  Genus 
'Topf  vorhanden  ist,  so  ist  (die  Definition)  nicht  zu  eng. 

"Diese"  u.  s.  w. ;  nämlich  die  richtige  Vorstellung  wird  im  Lehrbuch  auch  richtige 
Erkenntnis  genannt. 

(Mit  den  Worten)  "hat  dasjenige"  u.s.w.  definiert  er  die  falsche  (Vorstellung). 

Einwurf. 

(Diese  Definition)  ist  zu  weit  in  Bezug  auf  die  richtige  Erkenntnis:  'dies  ist  ver- 
bunden* ^). 

Erwiderung. 
Ich  wollte  sagen:  '(die  falsche  Vorstellung  ist)  die  Vorstellung,  daß  die  Beziehung 
zu  einem  (Dinge)  durch  dasjenige  abgeschnitten  wird,  durch  welches  die  Negation  der  Be- 
ziehung zu  diesem  (Dinge)  abgeschnitten  wird*.  Da  nun  die  Vorstellung,  daß  die  Verbindung 
durch  die  Negation  der  Verbindung  abgeschnitten  wird,  ein  Irrtum  ist  (und)  da  die  Be- 
ziehung zur  Verbindung  wirklich  durch  die  Verbindung  abgeschnitten  wird,  so  ist  (die 
Definition)  nicht  zu  weit 

§  XXXVI.    Die  Arten  der  richtigen  Vorstellung. 

Die  richtige  Vorstellung  ist  vierfach :  Wahrnehmung,  Schließen,  Vergleichen 
und  sprachliche  (Erkenntnis).  Ihr  Instrument  ist  ebenfalls  vierfach:  Wahr- 
nehmung, Schluß,  Vergleichung  und  Sprache. 

(Mit  den  Worten)  "die  richtige"  u.s.  w.  teilt  er  die  richtige  Vorstellung  ein.  Bei 
dieser  Gelegenheit  teilt  er  das  Instrument  der  richtigen  Erkenntnis  ein  (mit  den  Worten) 
"ihr  Instrument"  u.  s.  w. ,  nämlich  das  Instrument  der  richtigen  Erkenntnis.  Die  Definition 
des  Genus  ^Erkenntnismitter  ist:  Erkenntnismittel  {pramäna)  ist  das  Instrument  der  rich- 
tigen Erkenntnis. 

§  XXXVII.    Das  Instrument. 

Instrument  (karana)  ist  eine  spezielle  Ursache. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  Instrumentes.  (Er  sagt)  'speziell',  um  eine  zu 
weite  (Definition)  in  Bezug  auf  eine  allgemeine  Ursache,  wie  Baum  und  Zeit*),  zu  Yer- 
meiden. 


1)  Dieser  Einwurf  fußt  auf  dem  Umstände,   daB  die  Verbindung  avydpyavritH  ist;   s.  S.  21 
und  Anm.  8. 

2)  S.  S.  21,  Anm.  2. 


ANNAMBHATTAS  TARKASAMGRAHA   UND   DIPIKA.      §  XXXVm— XL.  25 

§  XXXVin.    Die  Ursache. 

Ursache  {kärana)  ist  das,  was  notwendig  vor  dem  Produkt  existiert. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  der  TJrsaclie.  Wenn  er  (nur)  gesagt  hätte:  'Ur- 
sache ist  das,  was  vorher  existiert^  so  würde  (die  Definition)  zu  weit  sein  in  Bezug  auf 
den  EseP)  u.  s.  w.  Daher  (braucht  er)  das  Wort  'notwendig*.  Die  Worte  'vorher  exi- 
stierend' (braucht  er),  weil  (sonst  die  Definition)  zu  weit  wäre  in  Bezug  auf  das  hervor- 
gebrachte Produkt  selbst 

Einwurf. 
(Dann)  würde  auch  die  Farbe  der  Fäden  eine  Ursache  für  das  Gewebe  sein. 

Erwiderung. 
(Man  muß  der  Definition)  die  Qualifikation  'zugleich  nicht  nebensächlich'  (hinzufügen). 
'Nicht  nebensächlich'  (bedeutet)  'frei  von  Nebensächlichkeit',  und  die  Nebensächlichkeit  ist 
dreifach  *) :  (1)  Wenn  die  Existenz  eines  (Dinges)  vor  einem  anderen  nur  in  Verbindung 
mit  einem  dritten  verstanden  wird,  so  ist  dieses  (Ding)  für  jenes  andere  vermittelst  des 
dritten  nebensächlich.  Z.  B.  ist  es  die  Farbe  der  Fäden  und  das  Oenus  'Faden'  für  das 
Gewebe  vermittelst  der  Fäden.  (2)  Wenn  die  Existenz  eines  (Dinges)  vor  einem  anderen 
erst  dann  verstanden  wird,  nachdem  (seine)  Existenz  vor  einem  dritten  erkannt  worden  ist, 
so  ist  dieses  (Ding)  für  jenes  andere  nebensächlich.  Z.B.  (wird  die  Existenz)  des  Äthers 
vor  dem  Topf  erst  dann  (verstanden) ,  nachdem  (seine)  Existenz  vor  dem  Laute  (d.  i  vor 
dem  Worte  'Topf')  erkannt  worden  ist*).  (3)  Etwas,  das  außer  dem  vor  dem  Hervor- 
gebrachten notwendig  Existierenden  selbst  beim  Entstehen  eines  Produktes  mit  jenem 
koexistiert  hat  ^) ,  ist  nebensächlich.  Z.  B.  ist  es  die  vorhergehende  Negation  der  Farbe 
für  den  Geruch  im  Falle  daß  Etwas  durch  Brennen  hervorgebracht  ist^).  Somit  ist  die 
Ursache  das,  was  notwendig  vorher  existiert  und  zugleich  nicht  nebensächlich  ist 

§  XXXEL    Das  Produkt 

Produkt  {kärya)  ist  das  Gegenstück  der  vorhergehenden  Negation^. 
Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  Produktes. 

§  XL.    Die  Arten  der  Ursache. 

Die  Ursache  ist  dreifach:   inhärent  (sanmväyin) j   nicht-inhärent  (asamaväyin) 
und  instrumental  (nimitta).    Die  inhärente  Ursache  ist  diejenige,  in  welcher  in- 

1)  Gemeint  ist  der  Esel,  welcher  den  Ton  trägt,  aus  dem  ein  Topf  gefertigt  wird. 

2)  Nach  N.    ist  diese  Dreiteilung  der   anycUhdsiddhi  dem  [Tattva^intdjmiMn^i  entlehnt.     Die 
Kdrikavali  (Vers  19—22)  unterscheidet  fünf  Arten  derselben;  vgl.  Athalye,  p.  195  f. 

8)  Nach  §  XXXIII  ist  der  Laut  die  Qualität  des  Äthers.    Ein  anderes  Beispiel  ist  der  Vater 
des  Töpfers;  s.  Nyaydkaia,  p.  34. 

4)  Unter  diese  Rubrik  fällt  der  in  Anm.  1  erwähnte  Esel. 

5)  Vor  dem  Brennen  koexistierte  die   vorhergehende  Negation   der  Farbe   mit  der  vor   dem 
hervorgebrachten  Gerüche  notwendig  existierenden  Negation  des  Geruchs.  —  N. 

6)  S.  S.  7,  Anm.  1,  und  §  LXXX. 

▲bhuidliingeii  d.  K.  Gm.  d.WiM.  n  Gftttiiigeii.    PhiL-hiat.  Kl.   M.  F.   BuA  9,».  4 


26  S.   HÜLTZSCH, 

härierend  das  Produkt  entsteht.  Z.  B.  sind  die  Fäden  die  des  Gewebes ,  and 
das  Gewebe  die  der  in  ihm  befindlichen  Farbe  n. s.w.  Die  nicht-inhärente  Ur- 
sache ist  diejenige  Ursache,  welche  in  demselben  Gegenstande  mit  dem  Produkt 
oder  der  (inhärenten)  Ursache  inhäriert.  Z.  B.  ist  die  Verbindung  der  Fäden 
die  des  Gewebes^  (und)  die  Farbe  der  Fäden  die  der  Farbe  des  Gewebes.  Eine 
von  diesen  beiden  verschiedene  Ursache  ist  die  instrumentale  Ursache.  Z.B. 
sind  Schiffchen,  Webstuhl  u. s. w.  die  des  Gewebes. 

Im  Obigen  teilt  er  die  Ursache  ein.  (Mit  den  Worten)  "in  welcher  inhalierend" 
u. B.w.  liefert  er  die  Definition  der  inhärenten  Ursache.  (Mit  den  Worten)  "welche  in 
demselben"  u.  s.  w.  definiert  er  die  nicht-inhärente  Ursache.  (Mit  den  Worten)  "die  Ver- 
bindung der  Fäden"  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  (der  Inhärenz  in  demselben  Gegenstande) 
mit  dem  Produkt;  nämlich  die  Verbindung  der  Fäden  ist  die  nicht-inhärente  Ursache  des 
Gewebes,  da  sie  in  demselben  (Gegenstande)  —  den  Fänden,  mit  dem  Produkt  —  dem 
Gewebe,  inhäriert.  (Mit  den  Worten)  "die  Farbe  der  Fäden"  u.8.w.  gibt  er  ein  Beispiel 
(der  Inhärenz  in  demselben  Gegenstande)  mit  der  (inhärenten)  Ursache;  nämlich  die  Farbe 
der  Fäden  ist  die  nicht-inhärente  Ursache  der  Farbe  des  Gewebes,  da  sie  in  demselben 
(Gegenstände)  —  den  Fäden,  mit  der  (inhärenten)  Ursache  (der  Farbe  des  Gewebes)  — 
dem  Gewebe,  inhäriert  (Mit  den  Worten)  "eine  von  diesen  beiden"  u.b.w.  definiert  er 
die  instrumentale  Ursache;  nämlich  die  instrumentale  Ursache  ist  eine  von  der  inhärenten 
und  nicht-inhärenten  verschiedene  Ursache. 

§  XLL    Das  Instrument. 

Unter  diesen  drei  Arten  von  Ursachen  (heißt)  nur  diejenige,  welche  eine 
spezielle  Ursache  ist,  das  Instrument^). 

Im  Obigen  resümiert  er  die  Definition  des  Instrumentes. 

§  XLn.    Die  Wahrnehmung. 

Hiervon  ist  die  Wahrnehmung  {pratyakslia)  das  Instrument  der  Erkenntnis 
durch  Wahrnehmung.  Wahrnehmang  ist  diejenige  Erkenntnis,  welche  durch  den 
Kontakt  des  Sinnesorganes  und  des  Gegenstandes  hervorgebracht  wird.  Sie  ist 
zweifach:  unbestimmt  (nirvikulpaka)  und  bestimmt  {savikalpahi).  Hiervon  ist  die 
unbestimmte  diejenige  Erkenntnis,  welche  keine  Bestimmung^)  hat;  z.B.  'dies 
ist  Etwas*.  Die  bestimmte  ist  diejenige  Erkenntnis,  welche  eine  Bestimmung 
hat;  z.B.  *dies  ist  pittha';  —  *dies  ist  ein  Brähmapa';  —  'dieser  ist  schwarz'. 

Er  liefert  die  Definition  der  Wahrnehmung  (mit  den  Worten)  '^hiervon"  as.  w. ,  d.  i 
unter  den  vier  Erkenntnismitteln  ^.  (Mit  den  Worten)  "welche  dm*ch  den  Kontakt"  u.  s.  w. 
liefert  er  die  Definition  der  Erkenntnis  dm*ch  Wahrnehmung.  'Sinnesorgan'  ist  das  Auge 
u.  8.  w.  Gegenstand  {artha)  ist  ein  Topf  u.  s.  w.  Dieser  beider  Kontakt  ist  die  Verbindung 
U.8.  w.  ^).     Die   dm^h   diesen  hervorgebrachte  Erkenntnis  ist   gemeint      Diese  teüt  er  ein 

1)  Vgl.  §  xxxvn.  2)  Vgl.  §  XXXV. 

8)  S.  §  XXXVI.  4)  S.  §  XLUI. 


ANNAMBHATTAS   TABEASAMQKAHA   UND   DtPIEi.      §  XUII.  27 

(mit  den  Worten)  ''sie  ist  zweifach''  u.  b.  w.  £r  liefert  die  Definition  der  unbestimmten 
(mit  den  Worten)  'Velche  keine  Bestimmung  hat";  d.  L  diejenige  Erkenntnis,  welche  in 
die  Beziehung  des  Gegenstandes  und  der  Qualifikationen  nicht  eindringt^). 

Einwurf. 
Oibt  es  ein  Beweismittel  für  die  unbestimmte  (Wahrnehmung)? 

Erwiderung. 

Das  Beweismittel  ist  der  folgende  Schluß :  Die  qualifizierte  Erkenntnis  'eine  Kuh'  wird 
durch  die  Erkenntnis  der  Qualifikationen  hervorgebracht,  da  sie  eine  qualifizierte  Erkenntnis 
ist  f  wie  die  Erkenntnis  'ein  Stockträger'  *).  Wenn  die  Erkenntnis  der  Qualifikationen 
ebenfalls  bestimmt  wäre,  so  würde  man  ins  Unendliche  geraten.  Damit  ist  die  Existenz 
der  unbestimmten  (Wahrnehmung)  bewiesen. 

Er  diefiniert  die  bestimmte  (Wahrnehmung  mit  den  Worten)  ''welche  eine  Bestimmung 
hat" ;  d.  i.  diejenige  Erkenntnis,  welche  in  die  Beziehung  des  Gegenstandes  und  der  Quali- 
fikationen, (nämlich)  Name,  Kaste  u.  s.  w.,  eindringt  (Mit  den  Worten)  "z.  B."  u.  s.  w.  gibt 
er  Beispiele  der  bestimmten  (Wahrnehmung). 

§  XLHL    Der  Kontakt 

Der  Kontakt  (sathnikarsha)  des  Sinnesorganes  nnd  des  (^Gegenstandes,  welcher 
der  Grund  der  Erkenntnis  durch  Wahrnehmung  ist,  ist  sechsfach:  (1)  Verbin- 
dung, (2)  Inhärenz  im  Yerbnndenen ,  (3)  Inhärenz  in  dem  im  Verbundenen  In- 
härierenden,  (4)  Inhärenz,  (B)  Inhärenz  im  Inhärierenden  und  (6)  das  Verhältnis 
des  Gegenstandes  und  der  Qualifikation.  (1)  Wenn  die  Wahmehmnng  eines 
Topfes  durch  das  Auge  hervorgebracht  wird,  so  ist  der  Kontakt  die  Verbindung 
(des  Topfes  mit  dem  Auge).  (2)  Wenn  die  Wahrnehmung  der  Farbe  des  Topfes 
hervorgebracht  wird,  so  ist  der  Kontakt  die  Inhärenz  im  Verbundenen;  denn 
die  Farbe  inhäriert  in  dem  mit  dem  Auge  verbundenen  Topfe.  (3)  Bei  der 
Wahrnehmung  des  Genus  *Farbe'  ist  der  Kontakt  die  Inhärenz  in  dem  im  Ver- 
bundenen Inhärierenden;  denn  die  Farbe  inhäriert  in  dem  mit  dem  Auge  ver- 
bundenen Topf  (und)  das  Genus  'Farbe'  inhäriert  in  der  (Farbe).  (4)  Bei  der 
Wahrnehmung  des  Lautes  durch  das  Gehörorgan  ist  der  Kontakt  die  Inhärenz; 
denn  der  in  der  Ohrhöble  befindliche  Äther  ist  das  Gehörorgan,  der  Laut  ist 
die  Qualität  des  Äthers,  und  zwischen  einer  Qualität  und  dem  sie  Besitzenden 
(besteht)  Inhärenz.  (6)  Bei  der  Wahrnehmung  des  Genus  'Laut'  ist  der  Kontakt 
die  Inhärenz  im  Inhärierenden,  da  das  Genus  ^aut^  in  dem  im  Gehörorgan  in- 
härierenden Laut  inhäriert.  (6)  Bei  der  Wahrnehmung  der  Negation  ist  der 
Kontakt  das  Verhältnis  des  Gegenstandes  und  der  Qualifikation ") ;  denn  bei  (der 
Wahrnehmung):   'der  Erdboden  ist  mit  der  Negation  des  Topfes   versehen'   ist 

1)  S.  S.  23,  Anm.  5,  und  Athalye,  p.  215  f. 

2)  D.  h.  die  ErkenntDis  'eine  Kuh'  wird  durch  die  Erkenntnis  des  diese  qualifizierenden  Genua 
'Kuh'  heryorgebracht ,  wie  die  Erkenntnis  'ein  Stockträger'  durch  die  Erkenntnis  des  diesen  quali- 
ftdorenden  Stockes. 

3)  Über  visiaha/is^a'ViiUihyci-hhäva  vgl.  Anm.  1  und  s.  Athalye,  p.  225  ff. 

4* 


28  E.   HULTZSGH, 

die  Negation  des  Topfes  die  Qualifikation  des  mit  dem  Auge  verbundenen  Erd- 
bodens. Somit  ist  ^Wahrnehmung'  die  Erkenntnis,  welche  durch  die  sechs  (Arten) 
des  Eontaktes  hervorgebracht  wird,  (und)  ihr  Instrument  ist  das  Sinnesorgan. 
Damit  ist  bewiesen,  daß  das  Sinnesorgan  das  Erkenntnismittel  der  Wahrnehmung  ist. 

(Mit  den  Worten)  ''der  Kontakt"  u.b.w.  teilt  er  den  Kontakt  des  Sinnesorganes  und 
des  Gegenstandes  ein.  (Mit  den  Worten)  "durch  das  Auge''  u.8.w.  gibt  er  ein  Beispiel 
des  Kontaktes  durch  Verbindung;  nämlich  bei  der  Wahrnehmung  von  Substanzen  ist  der 
Kontakt  überall  die  Verbindung.  Die  Seele  verbindet  sich  mit  dem  numcUf  das  manM 
mit  dem  Sinnesorgan  (und)  das  Sinnesorgan  mit  dem  Gegenstände;  hieraus  entsteht  die 
Erkenntnis  durch  Wahrnehmung. 

(Mit  den  Worten)  "Farbe  des  Topfes'*  u. s.w.  gibt  er  ein  Beispiel  der  Inhärenz  im 
Verbundenen.     (Mit  den  Worten)  "denn  die  Farbe"  u.s.w.  liefert  er  den  Beweis  hierfür. 

(Mit  den  Worten)  **Qenu8  Farbe"  u.s.w.  gibt  er  ein  Beispiel  der  Inhärenz  in  dem 
im  Verbundenen  Inhärierenden. 

(Mit  den  Worten)  "durch  das  Gehörorgan"  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  der  Inhärenz. 
Dies  weist  er  nach  (mit  den  Worten)  "denn  der  in  der  Ohrhöhle"  u.s.w. 

Einwurf. 
Wie  kann  ein  entfernter  Laut  in  Beziehung  zum  Gehörorgane  treten? 

Erwiderung. 

Indem  nach  Art  der  MeeresweUen  oder  nach  Art  der  kadamba-Knospen  aus  einem 
Laut  eine  Beihe  von  anderen  Lauten  entsteht,  tritt  der  an  der  Stelle  des  G^hörorganes 
hervorgebrachte  Laut  in  Beziehung  zum  Gehörorgan  (und)  kann  deshalb  wahrgenommen 
werden. 

(Mit  den  Worten)  "Genus  Laut"  u.s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  der  Inhärenz  im  Inhä- 
rierenden. 

(Mit  den  Worten)  "Negation"  u.s.w.  gibt  er  ein  Beispiel  des  Verhältnisses  des  Ge- 
genstandes und  der  Qualifikation.  Dies  weist  er  nach  (mit  den  Worten)  "der  Erdboden" 
U.S.W.  Man  beachte,  daß  bei  (der  Wahrnehmung)  'auf  dem  Erdboden  ist  kein  Topf  die 
Negation  des  Topfes  der  Gegenstand  ist^).  Hiermit  ist  (die  Ansicht  der  Mimamsakas) 
widerlegt,  daß  die  Nichtwahmehmung  (onttpaiahM)  ein  besonderes  Erkenntnismittel  seL 
Denn  die  Erkenntnis  der  Negation  ist  nur  möglich  durch  das  Sinnesorgan,  unterstützt  von 
der  Nichtwahmehmung,  welche  der  (in  dem  Schlüsse) :  'Wenn  hier  ein  Topf  wäre,  so  würde 
er,  wie  der  Erdboden,  gesehen  werden;  da  er  nicht  gesehen  wird,  ist  er  nicht  da*,  ange- 
nommenen Existenz  des  Gegenstückes  (der  Negation)  widerspricht  Deshalb  kann  die 
Nichtwahmehmung  kein  besonderes  Erkenntnismittel  sein;  (und)  da  das  Instrument  nur 
das  Sinnesorgan  sein  kann,  welches  für  die  Erkenntnis  des  Substrates  (z.  R  des  Erdbodens) 
notwendig  ist,  so  ist  es  unmöglich,  daß  die  Nichtwahmehmung  das  Instrument  ist  Das 
Verhältnis  des  Gegenstandes  und  der  Qualifikation  ist  keine  besondere  Beziehung,  sondern 
der  bloße  Zustand  des  Gegenstandes  und  der  Qualifikation. 


1)  Während  bei  der  im  Texte  (S.  27)  gegebenen  Form  derselben  Wahrnehmung  der  Erdboden 
der  Gegenstand  ist. 


ANNAHBHATTAS   TABKASAMGRAHA   UND   DIPIKA.      §  XLIV.  29 

Die  Erkenntnis  durch  Wahrnehmung  resümierend  nennt  er  ihr  Instrument  (mit  den 
Worten)  "somit"  u.s.  w.  Da  nämlich  das  Sinnesorgan  die  spezielle  Ursache  ist^),  so  ist 
es  das  Instrument  der  Erkenntnis  durch  Wahrnehmung.  (Mit  den  Worten)  "damit"  u.  s.  w. 
resümiert  er  die  Wahrnehmung. 


§  XLIV.    Das  Schließen. 

Der  Schloß  (a7iuniäna)  ist  das  Instrument  des  Schließens.  Schließen  (anurnüi) 
ist  diejenige  Erkenntnis,  welche  dorch  die  Betrachtung  hervorgebracht  wird. 
Betrachtung  (paräinarsa)  ist  die  Erkenntnis,  daß  (der  Grand)  eine  Eigenschaft 
des  Ortes  ist,  welche  (Erkenntnis)  darch  die  Durchdringung  qualifiziert  ist. 
Z.  B.  ist  Betrachtung  die  Erkenntnis :  'Dieser  Berg  hat  Bauch ,  welcher  vom 
Feuer  durchdrungen  ist'.  Schließen  ist  die  dadurch  hervorgebrachte  Erkenntnis : 
'Der  Berg  hat  Feuer'.  Die  Durchdringung  (vyäpü)  ist  die  Beständigkeit  des 
Zusammengehens:  'Wo  immer  Bauch  ist,  da  ist  Feuer'.  Eine  Eigenschaft  des 
Ortes  sein  {pakshadhannatä)  bedeutet,  daß  das  Durchdrungene  (z.B.  Bauch)  sich 
auf  dem  Berg  u.s.w.  findet. 

(Mit  den  Worten)  ''das  Instrument  des  Schließens"  definiert  er  den  Schluß.  (Mit  den 
Worten)  "diejenige  Erkenntnis''  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  des  Schließens. 

Einwurf. 

(Die  Definition  des  Schließens)  ist  zu  weit  in  Bezug  auf  eine  Wahrnehmung,  die  auf 
einen  Zweifel  folgt  Denn  sofort  auf  den  Zweifel,  (ob  Etwas)  ein  Pfeiler  oder  ein  Mensch 
sei,  folgt  die  Betrachtung:  'dieser  hat  Hände  u.8. w. ,  die  vom  Genus  'Mensch'  durch- 
drungen sind',  (und)  hierbei  entsteht  die  Wahrnehmung :  'es  ist  wirklich  ein  Mensch'.  Und 
man  darf  nicht  sagen,  daß  hier  ein  bloßes  Schließen  (stattfinde),  da  das  Bewußtsein:  'ich 
nehme  einen  Menschen  wahr'  (dem)  widerspricht 

Erwiderung. 

Ich  wollte  sagen,  daß  (das  Schließen)  durch  die  vom  Ortsein  begleitete  Betrachtung 
hervorgebracht  wird.  Ortsein  (pakshcUä)  ist  die  Abwesenheit  des  Bewiesenseins,  welches 
begleitet  ist  von  der  Abwesenheit  des  Wunsches  zu  beweisen^.  Das  Bewiesensein  der 
Folge  ist  etwas  das  Schließen  Verhinderndes.  Da,  obwohl  (Etwas)  bewiesen  ist,  ein  Schließen 
möglich  ist,  wenn  der  Wunsch  zu  schließen  (besteht),  so  ist  der  Wunsch  zu  beweisen  etwas 
Beförderndes.      Wie  daher   die  Ursache  des  Brennens   die  Abwesenheit  des  Edelsteins  ist. 


1)  Nach  §  XXXVn  und  XLI  ist  das  Instrument  eine  spezielle  Ursache. 

2)  In  Vers  70  der  KärikdvaU  lautet  die  entsprechende  Definition  f olgendermaften :  'Ort  ist 
das,  wo  sich  nicht  das  Bewiesensein  frei  yon  dem  Wunsche  zu  beweisen  findet'.  Ein  SchluS  ist  un- 
möglich, wenn  sowobl  (a)  sishädhc^yishäviraha  als  (b)  siddhi  vorhanden  sind.  Dagegen  kann  nur 
(a)  oder  nur  (b)  anwesend  sein,  oder  beide  zusammen  können  fehlen.  Vgl.  Paranjapes  Anmerkungen 
zur  Tarkabhäshäf  p.  29.  Die  verzwickte  Form  der  Definition  ist  gewählt,  um  alle  drei  möglichen 
Fälle  einzuschließen. 


30  B.   HÜLTZSOH, 

welcher  durch  die  Abweäenheit  von  etwas  Beförderndem  qualifiziert  ist^),  so  ist  auch  die 
Ursache  des  Schließens  die  Abwesenheit  des  Bewiesenseins ,  welches  begleitet  ist  von  der 
Abwesenheit  des  Wunsches  zu  beweisen. 

(Mit  den  Worten)  ''die  Erkenntnis"  u.s.w.  definiert  er  die  Betrachtung;  nämlich  Be- 
trachtung ist  die  Erkenntnis,  daß  (der  Grund)  eine  Eigenschaft  des  Ortes  ist,  welche  (Er- 
kenntnis) die  Durchdringung  zum  Objekt  hat  Er  zeigt  die  Betrachtung  an  einem  Bei- 
spiele (mit  den  Worten)  "z.  B."  u.  s.  w.  Er  gibt  ein  Beispiel  des  Schließens  (mit  den  Worten) 
^'die  dadurch  hervorgebrachte"  u.s.w.,  nsunlich  die  durch  die  Betrachtung  hervorgebrachte. 

(Mit  den  Worten)  "die  Beständigkeit"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  Durch- 
dringung. Der  Satz:  "wo  Rauch  ist,  da  ist  Feuer",  enthält  ein  Beispiel  der  Durch- 
dringung. Die  Worte  "die  Beständigkeit  des  Zusammengehens"  sind  die  Definition.  Zn- 
sammengehen {sähachtirya)  ist  der  Besitz  eines  gemeinsamen  Substrates.  Durchdringung  ist 
dessen  Beständigkeit,  (d.  i.)  der  Besitz  eines  gemeinsamen  Substrates  (durch  den  Orund 
und)  die  Folge  {sadhya),  welche  kein  Gegenstück  irgend  einer  absoluten  Negation  ist,  die 
ein  gemeinsames  Substrat  mit  dem  Ghiinde  (hHu)  hat*). 

(Mit  den  Worten)  "das  Durchdrungene"  u.  s.  w.  erklärt  er  die  Bedeutung  (der  Worte) 
'eine  Eigenschaft  des  Ortes  sein'. 

§  XLV.    Der  Schluß. 

Der  Schloß  ist  zweifach:  für  Einen  selbst  {svärtha)  nnd  fär  einen  Anderen 
(parärtlia).  Der  für  Einen  selbst  ist  der  Grand  des  Schließens  für  Einen  selbst. 
Wenn  nämlich  Einer,  nachdem  er  durch  eigene  wiederholte  Beobachtong  in  der 
Küche  n.  s.  w.  die  Durchdringung :  Vo  Ranch  ist,  da  ist  Fener'  erfaßt  hat,  in  die 
Nähe  eines  Berges  gelangt  und  im  Zweifel  ist,  ob  sich  dort  Fener  befindet,  so 
erinnert  er  sich,  während  er  auf  dem  Berge  Banch  erblickt,  der  Dnrchdringong : 
'wo  Ranch  ist,  da  ist  Fener'.  Unmittelbar  darauf  entsteht  die  Erkenntnis: 
'Dieser  Berg  hat  Rauch,  der  vom  Feuer  durchdrungen  ist'.  Dies  eben  wird 
Betrachtung  des  Merkmals  genannt.  EUeraus  entsteht  das  Schließen,  (nämlich) 
die  Erkenntnis:  'Der  Berg  hat  Feuer*.  Dies  ist  der  Schluß  für  Einen  selbst. 
Wenn  man  dagegen,  nachdem  man  selbst  aus  dem  Rauche  das  Feuer  erschlossen 
hat,  einen  fünfgliedrigen  Satz  anwendet,  um  einen  Anderen  zu  überzeugen, 
dann  ist  dies  der  Schluß  für  einen  Anderen.    Z.  B. 

(1)  Der  Berg  hat  Feuer, 

(2)  da  er  Rauch  hat. 

(3)  Was  immer  Rauch  hat,  das  hat  Feuer,  wie  die  Küche. 

(4)  So  auch  dieser  (Berg). 

(5)  Deshalb  ist  er  so  (d.  i.  hat  er  Feuer). 

1)  Diese  Bemerkung  bezieht  sich  auf  den  Aberglauben,  dafi  ein  bestimmter  Edelstein  das 
Brennen  verhindert  und  eine  bestimmte  Pflanze  es  fördert;  vgl.  Mehendale,  Notes,  p.  72. 

2)  In  Vers  69  der  Kdrikdvali  hat  diese  Definition  folgende  Form:  'Durchdringung  heiftt  der 
Besitz  desselben  Substrates  durch  den  Grund  mit  der  Folge,  welche  kein  Gegenstuck  einer  in  dem 
Substrate  des  Grundes  befindlichen  Negation  ist'.    Näheres  bei  Athalye,  p.  247. 


Ain^AUBHATTAS  TABEASAMGBAHA  UKD  DIPIKA.      §  XLYI.  81 

Auf  Grund  des  hierdurch  nachgewiesenen  Merkmals^)  ¥ärd  anch  ein  Anderer 
vom  Feuer  überzeugt. 

(Mit  den  Worten)  "der  Schluß"  u,b.w.  teilt  er  den  Schluß  ein.  (Mit  den  Worten) 
^  durch  eigene"  u.s.w.  beschreibt  er  das  Schließen  für  Einen  selbst.  "Durch  wiederholte 
Beobachtung",  nämlich  durch  wiederholte  Beobachtung  des  Zusammengehens  der  Folge  und 
des  Beweismittels  (addhana)  beim  Erfassen  der  Durchdringung  des  Bauches  durch  das  Feuer. 

Einwurf. 

Obwohl  man  in  Fällen  wie  ^aus  Erde  Bestehen'  und  'durch  Stahl  Ritzbarsein*  das 
Zusammengehen  hundertmal  beobachtet  hat,  nimmt  man  z.B.  beim  Diamanten  ein  Fehl- 
gehen wahr.  Wie  kannst  du  also  (behaupten),  daß  die  Durchdring^g  durch  wiederholte 
Beobachtung  erfaßt  werde? 

Erwiderung. 

Das  Erfassen  der  Durchdringung  wird  bewirkt  durch  die  Erkenntnis  des  Zusammen- 
gehens, begleitet  von  der  Abwesenheit  der  Erkenntnis  des  Fehlgehens.  Die  Erkenntnis 
des  Fehlgehens  ist  entweder  Gewißheit  oder  Verdacht  Die  Abwesenheit  derselben  läßt 
sich  manchmal  durch  Reductio  ad  absurdum,  manchmal  von  selbst  beweisen.  Beim  Erfassen 
der  Durchdringung  des  Bauches  durch  das  Feuer  wird  die  Beseitigung  des  Verdachtes 
des  Fehlgehens  bewirkt  dvrch  die  Beductio  ad  absurdum,  die  darin  besteht,  daß  sich  (sonst) 
eine  Verletzung  des  Verhältnisses  von  Ursache  und  Wirkung  (z.  B.  von  Feuer  und  Bauch) 
ergeben  würde. 

Einwurf. 

Wie  kann  die  Durchdringung  erfaßt  werden  ohne  den  Kontakt  edles  Bauches  und 
(dOes)  Feuers  (mit  den  Sinnesorganen)? 

Erwiderung. 

Man  kann  allen  Bauch  und  (alles)  Feuer  erkennen  durch  die  unmittelbare  Wahr- 
nehmung des  Genus  ^,  nämlich  des  Genus  'Bauch'  und  des  Genus  'Feuer'. 

"Hieraus",  d  i  aus  der  Betrachtung  des  Merkmals. 

(Mit  den  Worten)  "wenn  man  dagegen"  u.s.w.  bespricht  er  den  Schluß  für  einen 
Anderen.  Das  Wort  'wenn'  entspricht  dem  Worte  'dann'  (in  den  Worten)  "dann  ist  dies 
der  Schluß  für  einen  Anderen".  (Mit  den  Worten)  "z.  B."  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  des 
fünfgliedrigen  Satzes. 

§  XLVI.     Die  fünf  Glieder  de«  Schlusses. 

Die  fünf  Glieder  {avayava)  sind  Behauptung,  Grund,  Beispiel,  Anwendung 
und  Folgerung.  (1)  Behauptung  {praiijhä)  ist:  'Der  Berg  hat  Feuer'.  (2)  Grund 
(hetu)  ist:  ^da  er  Kauchhat'.   (3)  Beispiel  (uddharana)  ist:  ^Was  immer  BAuch  hat. 


1)  Über  das  Merkmal  s.  §  XLYIII. 

2)  Über  aämdnyakikshavM-^aiydaaai  s.  Ath&lye,  p.  214. 


32  E.   HÜLTZSCH, 


das  hat  Fener,  wie  die  Küche*.    (4)  Anwendnng  (upafiaya)  ist:  ^So  anch  dieser'. 
(5)  Folgerung  (niganiatia)  ist:  'Deshalb  ist  er  so'. 

(Mit  den  Worten)  "Behauptung"  u.b.  w.  gibt  er  die  Namen  der  (fünf)  Glieder.  (Mit 
den  Worten)  "der  Berg  hat  Feuer"  u.  b.  w.  nennt  er  die  Behauptung  und  die  anderen  Teile 
in  dem  als  Beispiel  angeführten  Satze.  (1)  Behauptung  ist  die  Erklärung ,  daß  der  Ort 
die  Folge  besitzt.  (2)  Grund  ist  das  Wort  im  Ablativ,  welches  das  Merkmal  nachweist 
(3)  Beispiel  ist,  was  die  Durchdringung  nachweist  (4)  Die  Anwendung  bezweckt  die  Er- 
kenntnis, daß  (der  Grund)  eine  Eigenschaft  des  Ortes  ist  (5)  Der  Zweck  der  Folgerung 
ist,  (zu  zeigen,  daß  der  Grund)  nicht  Widersprochen*  u.  s.  w.  ^)  ist 


§  XLVn.    Die  Betrachtung. 

Die  Betrachtung  des  Merkmals  allein  ist  das  Instrument  des  Schließens  für 
Einen  selbst  and  des  Schließens  für  einen  Anderen.  Deshalb  ist  der  Schloß  die 
Betrachtung  des  Merkmals. 

(Mit  den  Worten)  ''die  Betrachtung"  u.  s.  w.  nennt  er   das  Instrument  des  Schließens. 

Einwurf. 

Weshalb  soll  man  eine  durch  die  Durchdringung  qualifizierte  Betrachtung  des  Merk- 
mals annehmen^,  während  ein  Schließen  möglich  ist  allein  durch  die  Erinnerung  an  die 
Durchdringung  und  durch  die  Erkenntnis,  daß  (der  Grund)  eine  Eigenschaft  des  Ortes  ist  ? 

Erwiderung. 

Da  in  dem  Falle  der  in  Worten  ausgedrückten  Betrachtung:  'dieser  hat  Bauch,  der 
vom  Feuer  durchdrungen  ist',  die  qualifizierte  Betrachtung  unbedingt  nötig  ist,  so  ist  der 
Einfachheit  halber  überall^  die  Betrachtung  allein  als  das  Instrument  (anzusehen).  Das 
Merkmal  kann  nicht  das  Instrument  sein,  da  (sonst)  ein  Fehlgehen  in  Bezug  auf  Ver- 
gangenes u.  s.  w.  ^)  (stattfinden  würde).  Wenn  man  unter  'Instrument'  eine  operative  Ursache 
versteht^),  so  ist  das  Instrument  (des  Schließens)  die  Erkenntnis  der  Durchdringung  ver- 
mittelst der  Betrachtung.  Operation  {vyäpdra)  ist  das,  was  durch  eine  (Sache)  hervorgebracht 
wird  und  zugleich  das  aus  ihr  Hervorgebrachte  hervorbringt^. 

(Mit  den  Worten)  "deshalb''  u.s.  w.  resümiert  er  den  Schluß. 


1)  Über  die  Scbeingründe  s.  §  LH  ff. 

2)  S.  §  XLIV. 

5)  N&mlich  auch  bei  dem  Schließen  für  Einen  selbst. 

4)  Z.B.  ein  früher  oder  sp&ter,  als  zor  Zeit  des  SchlieSens,  sich  zeigender  Rauch. 

6)  Dies  war  die  Ansicht  der  älteren  Naiy&yikas;  s.  Athalye,  p.  283. 

6)  Wenn  man  z.B.  einen  Baum  fällt,  so  ist  das  Fällen  das  Produkt,  die  Axt  das  Instroment 
und  die  Verbindung  der  Axt  mit  dem  Holze  die  Operation,  da  sie  durch  die  Axt  hervorgebracht 
wird  und  das  Fällen  hervorbringt;  s.  Athalye,  p.  187.  Im  vorliegenden  Falle  ist  das  Instrument 
das  vyäpiündnai  die  Operation  der  parämaräa  und  das  Produkt  die  anumiti. 


ANNAMBHATTAS   TAREASAMQRAHA   UND   DIPIKA.      §  XLVIir.  33 

§  XLVIIL    Das  Merkmal. 

Das  Merkmal  (Inlga)  ist  dreifach:  (1)  Eonkomitanz  und  Ansschließung  be- 
sitzend, (2)  nur  Konkomitanz  besitzend,  and  (3)  nur  Ausschließung  besitzend. 
(1)  Konkomitanz  und  Ausschließung  besitzend  {anvayavyafirikin)  ist  dasjenige 
(Merkmal),  welches  die  Durchdringung  darch  Konkomitanz  und  Ausschließung 
besitzt;  z.B.  der  Besitz  von  Rauch,  wenn  das  Feuer  die  Folge  ist.  Die  Durch- 
dringung durch  Konkomitanz  (auvaya)  ist:  *Wo  Rauch  ist,  da  ist  Feuer,  wie  in 
der  Küche'.  Die  Durchdringung  durch  Ausschließung  {vyatirelca)  ist:  *Wo  kein 
Feuer  ist,  da  ist  auch  kein  Rauch,  wie  in  einem  großen  Teiche'.  (2)  Nur  Kon- 
komitanz besitzend  (kevalänvayhi)  ist  dasjenige  (Merkmal),  welches  nur  die  Durch- 
dringung durch  Konkomitanz  besitzt ;  z.  B.  *Der  Topf  ist  benennbar,  da  er  er- 
kennbar ist,  wie  ein  Gewebe'.  Hier  gibt  es  für  Erkennbarkeit  und  Benennbar- 
keit  keine  Durchdringung  durch  Ausschließung,  da  Alles  erkennbar  und  benenn- 
bar ist.  (3)  Nur  Ausschließung  besitzend  (kevalavyatirekin)  ist  dasjenige  (Merk- 
mal) ,  welches  nur  die  Durchdringung  durch  Ausschließung  besitzt ;  z.  B.  *Die 
Erde  ist  von  den  anderen  (Dingen)  verschieden,  da  sie  Geruch  besitzt.  Was  von 
den  anderen  (Dingen)  nicht  verschieden  ist,  das  besitzt  keinen  Geruch,  wie  das 
Wasser.  Und  diese  ist  nicht  so.  Deshalb  ist  sie  nicht  so*.  Hier  gibt  es  kein 
Beispiel  der  Konkomitanz,  nämlich:  *was  Geruch  hat,  das  ist  von  den  anderen 
(Dingen)  verschieden',  da  die  ganze  Erde  der  Ort  ist. 

(Mit  den  Worten)  "das  Merkmal"  u.  s.  w.  teilt  er  das  Merkmal  ein.  (Mit  den  Worten) 
"Konkomitanz"  u.  s.  w.  definiert  er  das  Konkomitanz  und  Ausschließung  besitzende  (Merk- 
mal). Durchdringung  durch  Konkomitanz  ist  die  Durchdringung  des  Grundes  und  der 
Folge.     Durchdringung  dm-ch  Ausschließung  ist  die  Durchdringung  ihrer  Negationen. 

(Mit  den  Worten)  "nur  Konkomitanz"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  des  nur  Kon- 
komitanz besitzenden  (Merkmals).  'Nur  Konkomitanz  besitzend*  ist  dasjenige  (Merkmal), 
dessen  Folge  nur  Konkomitanz  besitzt.  'Nur  Konkomitanz  besitzen'  (bedeutet)  'kein  Gegen- 
stück einer  absoluten  Negation  8ein\  (Hier)  gibt  es  keine  Ausschließung,  da,  was  ein  Objekt 
der  Erkenntnis  Gottes  und  mit  dem  Worte  'Alles*  benennbar  ist,  sich  überall  befindet 

(Mit  den  Worten)  "nur  Ausschließung"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  des  nur  Aus- 
schließung besitzenden  (Merkmals).  (Mit  den  Worten)  "die  Erde"  u. s.w.  gibt  er  ein  Bei- 
spiel des  nur  Ausschließung  besitzenden  (Merkmals)  ^). 

Einwurf. 

Ein  Unterschied  von  den  anderen  (Dingen)  ist  entweder  bekannt  oder  nicht.  Im 
ersteren  (Falle)  besitzt  der  Grund  Konkomitanz,  wenn  er  dort  ist,  wo  (der  Unterschied  von 
den  anderen  Dingen)  bekannt  ist;  wenn  er  (dort)  nicht  ist,  so  ist  er  ein  zu  spezieller 
(Grund)  ^).  Im  zweiten  (Falle)  —  wie  kann,  da  die  Folge  nicht  erkannt  wird ,  ein  hier- 
durch   qualifiziertes   Schließen    (stattfinden)  ?      Denn    ohne   Erkenntnis    der    Qualifikationen 


1)  Lies  kevalavyatirekysudäharati. 

2)  D.  i.  der  asädhdrana  genannte  hetväbhäsa  liegt  vor;  s.  §  LIII. 

AbhftndlimffeB  d.  K.  Gm.  d.  WIm.  xn  OAttiiigen.    Phil.-hift.  Kl.  N.  F.  Band  9, ». 


34  E.   HULTZSCH, 

ist  eine  qualifizierte   Erkenntnis  unmöglich.     Da    das  Gegenstück  (der  Negation)    nicht  er- 
kannt wird,  kann  auch  die  Durchdringung  durch  Ausschließung  nicht  erkannt  werden. 

Erwiderung. 

Die  Folge  (in  diesem  Schluß)  ist,  daß  die  dreizehn  gegenseitigen  Negationen  des 
Wassers  u.  s.  w.  ^) ,  welche  in  den  dreizehn  (von  der  Erde  verschiedenen  Dingen)  einzeln 
bekannt  sind,  in  der  Erde  zusammentreffen.  Da  hier  die  durch  die  Zahl  'dreizehn'  ab- 
geschnittene Folge  nicht  in  einem  Substrat  existiert*),  so  besitzt  (der  Grund)  weder 
Konkomitanz,  noch  ist  er  ein  zu  spezieller.  Da  (die  Folge)  in  jedem  einzelnen  Substrate 
bekannt  ist,  so  (haben  wir)  ein  durch  die  Folge  qualifiziertes  Schließen  und  die  Darstel- 
lung der  Durchdringung  durch  Ausschließung  (in  den  Worten)  'was  von  den  anderen' 
u.  s.  w.*). 

§  XLIX.    Der  Ort. 

Ort  (paJcsha)  ist  dasjenige,  von  dem  es  zweifelhaft  ist,  ob  es  die  Folge  be- 
sitzt; z.B.  der  Berg,  wenn  der  Grand  der  Besitz  von  Ranch  ist. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  Ortes. 

Einwurf. 

(Diese  Definition)  ist  zu  eng  für  den  Fall,  daß  das  Denken  unmittelbar  auf  das  Hören 
folgen  soll  *) ;  denn,  da  die  Seele  durch  die  Worte  des  Y  e  d  a  (bereits)  sicher  bekannt  ist, 
so  gibt  es  hier  keinen  Zweifel.  Femer  ist  (die  Definition)  auch  zu  eng  für  (den  Fall),  daß 
man  das  Feuer  zu  erschließen  wünscht,   obwohl  es  (schon)  wahrgenommen  wird. 

Erwiderung. 
Die  Definition  des  Ortes  ist:  ^Substrat  des  (oben)  erwähnten  Ortseins' ^). 

§  L.    Das  ähnliche  Beispiel. 

Ähnliches  Beispiel  (sapaksha)  ist  dasjenige,  von  dem  es  feststeht,  daß  es  die 
Folge  besitzt ;  z.  B.  im  selben  (Falle)  die  Eüche. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  ähnlichen  Beispiels. 


1)  Nämlich  die  gegenseitigen  Negationen  der  Erde  einerseits  und  der  folgenden  dreizehn  Dingo 
andererseits  :  der  acht  Substanzen  mit  Ausnahme  der  Erde,  und  der  fünf  Eategorieen  mit  Ausnahme 
des  dravya  und  ahhäva-,  s.  Bhäskarodaya,  p.  99.  Athalye  hat  übersehen,  daß  der  abhäva  des 
abhäva  auszuschlieBen  ist  (vgl.  den  drittletzten  Satz  des  Kommentars  zu  §  LXXX),  und  spricht 
daher  auf  p.289  yon  den  dreizehn  gegenseitigen  Negationen  der  vierzehn  Dinge  mit  Ausnahme  der 
Erde.    Seine  Konjektur  hhida  für  sddhya  (p.  41,  Anm.  4)  erscheint  mir  unnötig. 

2)  D.  h.,  wie  der  Bhdskarödaya  auseinandersetzt,  da  man  vor  dem  Schlieften  noch  nicht  weiß, 
ob  die  dreizehn  gegenseitigen  Negationen  in  der  Erde  zusammentreffen  oder  nicht. 

3)  Für  chtiti  liest  N.  cha  yadtüar*eti -,  lies  cha  ycuUitarebhya  iti. 

4)  Wie  Athalye,  p.  294,  bemerkt,  bezieht  sich  dieser  Einwurf  auf  eine  (im  Kommentar  zu 
§  LXXXI  zitierte)  Stelle  der  Brihadärav^yakopaniahad  (IV,  5, 6),  welche  besagt,  daß  die  Seele  (der 
Reihe  nach)  gesehen,  gehört,  gedacht  und  betrachtet  werden  muß. 

6)  S.  8.  20,  Anm.  2. 


ANNAMBHATTAS  TABEASAMQRAHA  UND   DIPIKA.       §   LI — LIV.  36 

§  LL    Das  Gegenbeispiel. 

Gegenbeispiel  (vipaksha)  ist  dasjenige,  von  dem  es  feststeht,  daß  es  die  Ne- 
gation der  Folge  besitzt ;  z.  B.  im  selben  (Fall)  ein  großer  Teich. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  Gegenbeispiels. 

§  LIL     Die  Scheingründe. 

Die  fünf  Scheingründe  (hitväbhäsa)  sind:  der  fehlgehende,  konträre,  aufge- 
wogene, unbewiesene  und  widersprochene. 

Nachdem  er  so  die  richtigen  Gründe  betrachtet  hat,  teilt  er  im  Obigen  die  falschen 
Gründe  ein,  mn  sie  zu  betrachten.  ^Scheingrund'  (bedeutet)  ^Objekt  einer  richtigen  Er- 
kenntnis, welche  das  Schließen  verhindert'. 

§  LIII.    Der  fehlgehende  Grund. 

Der  fehlgehende  (savyabhirhära)  ist  ein  unvollkommener  (Grund).  Er  ist 
dreifach:  zu  allgemein,  zu  speziell  und  Nichts  ausschließend.  Hiervon  ist  der 
zu  allgemeine  (sädhärana)  unvollkommene  (Grund)  derjenige,  welcher  sich  (auch) 
in  dem  findet,  was  die  Negation  der  Folge  besitzt.  Z.  B.  'Der  Berg  hat  Feuer, 
da  er  erkennbar  ist'.  Die  Erkennbarkeit  findet  sich  nämlich  (auch)  in  dem  Teiche, 
der  kein  Feuer  besitzt.  Der  zu  spezielle  (asädhärana)  (unvollkommene  Grund) 
ist  derjenige,  welcher  von  allen  ähnlichen  Beispielen  und  Gegenbeispielen  unter- 
schieden ist.  Z.  B.  *Der  Laut  ist  ewig,  da  er  ein  Laut  ist*.  Das  Lautsein  ist 
von  allen  ewigen  und  vergänglichen  (Dingen)  unterschieden  (und)  findet  sich  nur 
im  Laute.  Der  Nichts  ausschließende  (anupasatMuirin)  (unvollkommene  Grund) 
ist  derjenige,  welchem  Beispiele  der  Konkomitanz  und  Ausschließung  fehlen. 
Z.B.  'Alles  ist  vergänglich,  da  es  erkennbar  ist\  Hier  gibt  es  kein  Beispiel, 
da  *  Alles*  der  Ort  ist. 

(Mit  den  Worten)  "er  ist  dreifach"  u.  s.  w.  teilt  er  den  fehlgehenden  (Grund)  ein. 
(Mit  den  Worten)  "hiervon"  u.  s.  w.  definiert  er  den  zu  allgemeinen  (Grund).  (Mit  den 
Worten)  "z.  B."  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  (desselben).  (Mit  den  Worten)  "welcher  von 
allen"  u.  s.  w.  definiert  er  den  zu  speziellen  (Grund).  (Mit  den  Worten)  "welchem  Beispiele" 
U.8.W.  liefert  er  die  Definition  des  Nichts  ausschließenden  (Grundes). 

§  LIV.     Der  konträre  Grund. 

Konträr  (viruddha)  ist  derjenige  Grund,  welcher  von  der  Negation  der  Folge 
durchdrungen  ist.  Z.B.  ^Der  Laut  ist  ewig,  da  er  künstlich  ist'.  Die  Künst- 
lichkeit ist  nämlich  durchdrungen  von  der  Vergänglichkeit,  der  Negation  der 
Ewigkeit. 

Im  Ohigen  definiert  er  den  konträren  (Grund). 

6* 


36  K.   HULTZSCH, 

§  LV.     Der  aufgewogene  Grund. 

Aufgewogen  {satpratipaksha)  ist  derjenige  (Grund),  bei  welchem  es  einen  an- 
deren Gmnd  gibt,  der  die  Negation  der  Folge  (des  ersteren)  beweist.  Z.  B.  *Der 
Laut  ist  ewig,  da  er  hörbar  ist,  wie  das  Genus  Laut*,  (und)  *der  Laut  ist  ver- 
gänglich, da  er  ein  Produkt  ist,  wie  ein  Topf. 

Im  Obigen  definiert  er  den  aufgewogenen  (Grund). 

§  LVL     Der  unbewiesene  Grund. 

Der  unbewiesene  {asiddha)  (Grund)  ist  dreifach:  unbewiesen  hinsichtlich  des 
Substrates,  unbewiesen  als  solcher,  und  unbewiesen  hinsichtlich  des  Durchdrun- 
genseins. Ein  hinsichtlich  des  Substrates  unbewiesener  {ä^raydsiddha)  (Grund) 
ist  z.B.  'Der  Himmelslotus  ist  wohlriechend,  da  er  ein  Lotus  ist,  wie  der  im 
Teiche  wachsende  Lotus'.  Hier  ist  das  Substrat  der  Himmelslotus ;  derselbe 
existiert  aber  (in  Wirklichkeit)  überhaupt  nicht.  Ein  *als  solcher'  unbewiesener 
(srarüpäsiddha)  (Grund)  ist  z.  B.  *Der  Laut  ist  eine  Qualität,  da  er  sichtbar  ist'. 
Hier  gibt  es  für  den  Laut  keine  Sichtbarkeit,  da  der  Laut  hörbar  ist.  Der  hin- 
sichtlich des  Durchdrungenseins  unbewiesene  (vyäpyatväsiddha)  ist  (derjenige 
Grund),  welcher  eine  (fehlende)  Bedingung  hat.  (Fehlende)  Bedingung  (upädhi) 
ist  das,  was  die  Folge  durchdringt,  nicht  aber  das  Beweismittel  durchdringt.  'Die 
Folge  durchdringen'  (bedeutet)  'kein  Gegenstück  irgend  einer  absoluten  Negation 
sein,  die  ein  gemeinsames  Substrat  mit  der  Folge  hat'.  'Das  Beweismittel  nicht 
durchdringen'  (bedeutet)  'das  Gegenstück  einer  absoluten  Negation  sein,  die  sich 
in  dem  das  Beweismittel  Besitzenden  findet'.  In  (dem  Schlüsse):  'Der  Berg  hat 
Rauch,  da  er  Feuer  hat',  ist  die  (fehlende)  Bedingung  die  Verbindung  mit  feuchtem 
Holze.  Denn  das  Durchdringen  der  Folge  ist:  *Wo  Rauch  ist,  da  ist  Verbin- 
dung mit  feuchtem  Holze' ;  (und)  das  Nicht-durchdringen  des  Beweismittels  ist : 
'Wo  Feuer  ist,  da  ist  nicht  (notwendig)  Verbindung  mit  feuchtem  Holze;  denn 
bei  einer  (glühenden)  Eisenkugel  besteht  keine  Verbindung  mit  feuchtem  Holze'. 
Somit  ist  die  Verbindung  mit  feuchtem  Holze  die  (fehlende)  Bedingung,  da  sie 
die  Folge,  nicht  aber  das  Beweismittel  durchdringt,  (und)  der  Besitz  von  Feuer  ist 
unbewiesen  hinsichtlich  des  Durchdrungenseins,  da  er  eine  (fehlende)  Bedingung  hat. 

(Mit  den  Worten)  '^der  unbewiesene''  u.8.  w.  teilt  er  den  unbewiesenen  (Grund)  ein. 
(Mit  den  Worten)  "der  Himmelslotus"  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel  des  hinsichtlich  des  Sub- 
strates unbewiesenen  (Grundes).  (Mit  den  Worten)  "der  Laut*'  u.  s.  w.  gibt  er  ein  Beispiel 
des  'als  solchen'  unbewiesenen  (Grundes).  (Mit  den  Worten)  "welcher  eine  (fehlende)  Be- 
dingung hat"  liefert  er  die  Definition  des  hinsichtlich  des  Durchdrungenseins  unbewiesenen 
(Grundes).  (Mit  den  Worten)  "was  die  Folge"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  (feh- 
lenden) Bedingung. 

Die  (fehlende)  Bedingung  ist  vierfach:  (1)  die  ganze  Folge  durchdringend,  (2)  die 
durch  eine  Eigenschaft  des  Ortes  ^)  abgeschnittene  Folge  durchdringend,  (3)  die  durch  das 


1)  S.  §  XLIV. 


ANNAMBHATTAS   TARKASAMGBAHA   UND   DlPIXi.      §  LVH.  37 

Beweismittel  abgeschnittene  Folge  durchdringend,  und  (4)  die  durch  eine  unabhängige 
Eigenschaft  abgeschnittene  Folge  durchdringend.  Die  erste  ist  die  Verbindung  mit  feuchtem 
Holze.  Die  zweite  ist  z.B.  der  Besitz  entwickelter  Farbe,  welcher  die  durch  das  Genus 
'äußere  Substanz'  abgeschnittene  Wahmehmbarkeit  durchdringt,  in  (dem  Schlüsse) :  'Die  Luft 
ist  wahrnehmbar,  da  sie  das  Substrat  einer  wahrnehmbaren  Fühlbarkeit  ist'  *).  Die  dritte 
ist  z.  B.  das  Positivsein  ^) ,  welches  die  durch  das  Hervorgebrachtsein  abgeschnittene  Ver- 
gänglichkeit durchdringt,  in  (dem  Schlüsse):  'Die  Vernichtung  ist  vergänglich,  da  sie  her- 
vorgebracht ist*.  Die  vierte  ist  z.B.  das  Positivsein,  welches  die  durch  das  Hervor- 
gebrachtsein abgeschnittene  Vergänglichkeit  durchdringt,  in  (dem  Schlüsse):  'Die  vorher- 
gehende Negation  ist  vergänglich,  da  sie  erkennbar  ist'. 


§  LVIL    Der  widersprochene  Grund. 

Der  widersprochene  {bädhita)  (Grund)  hat  eine  Folge,  deren  Negation  durch 
ein  anderes  Erkenntnismittel  sicher  erkannt  wird.  Z.  B.  *Das  Feuer  ist  nicht 
warm,  da  es  eine  Substanz  ist'.  Hier  ist  das  Nichtwarmsein  die  Folge,  (und) 
deren  Negation,  das  Warmsein,  wird  durch  das  G-efiihl  wahrgenommen.  Somit 
ist  (der  Grund)  ein  widers^ochener. 

Im  Obigen  liefert  er  die  Definition  des  widersprochenen  (Grundes).  Unter  diesen 
(Scheingründen)*)  verhindern  (zwei)  das  Schließen  direkt:  der  Widerspruch,  da  er  in  der 
sicheren  Wahrnehmung  der  Negation  besteht,  und  der  aufgewogene  (Grund),  da  er  in  der 
Gesamtheit  der  Mittel  der  entgegengesetzten  Erkenntnis  besteht  Die  übrigen  aber  verhindern 
die  Betrachtung.  Unter  ihnen  verhindern  (mehrere)  die  Erkenntnis  der  Durchdringung: 
der  zu  allgemeine  (Grund)  als  Negation  des  Nichtfehlgehens,  der  konträre  als  Negation  des 
Besitzes  eines  gemeinsamen  Substrates,  der  hinsichtlich  des  Durchdrungenseins  unbewiesene 
als  Negation  einer  qualifizierten  Durchdringung  *),  und  der  zu  spezielle  und  der  Nichts  aus- 
schließende, da  sie  die  Durchdringung  zweifelhaft  machen.  Der  hinsichtlich  des  Substrates 
unbewiesene  und  der  'als  solcher'  unbewiesene  (Grund)  verhindern  die  Erkenntnis,  daß 
(der  Grund)  eine  Eigenschaft  des  Ortes  ist.  Die  (fehlende)  Bedingung  dagegen  verhindert 
die  Erkenntnis  der  Durchdringung  vermittelst  der  Erkenntnis  des  Pehlgehens.  Das  Be- 
weisen  des  (schon)  Bewiesenen  (siddhc^sädhana)  ^)  aber  fällt  nach  der  Ansicht  der  Alteren 
unter  den  hinsichtlich  des  Substrates  unbewiesenen  (Grund),  da  es  das  Ortsein®)  verhindert; 
die  Neueren  halten  es  für  einen  besonderen  schwachen  Punkt  ^). 


1)  Vgl.  S.  14  und  Athalye,  p.  116  f. 

2)  Positiv  (hhdva)  beißen  die  sechs  ersten  Kategorieen  im  Gegensatz  zur  Negation  (abhdva)\ 
8.  SiddhäntamuktdvaU  zur  Kdrikdvaliy  Vers  2. 

3)  Dies  bezieht  sich  auf  §  LUI-LVU. 

4)  Vgl.  Athalye,  p.  315,  oben. 

5)  Vgl.  Athalye,  p.  310,  oben. 

6)  S.  den  Kommentar  zu  §  XLIY. 

7)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  LXXXI. 


38  £.   HULTZSCH, 

§  LVni.    Die  Vergleichung. 

Vergleichung  (upamäna)  ist  das  Instrument  des  Vergleichens.  Vergleichen 
{upamiti)  ist  die  Erkenntnis  der  Beziehung  zwischen  einem  Namen  und  dem,  was 
er  bezeichnet.  Sein  Instrument  ist  die  Erkenntnis  der  Ähnlichkeit.  Die  zwischen- 
liegende Operation  ist  die  Erinnerung  an  den  Gegenstand  eines  an  etwas  Be- 
kanntes anknüpfenden  Ausspruches.  Z.  B.  Einer,  der  die  Bedeutung  des  Wortes 
'Gkiyär  nicht  kennt,  hat  von  irgend  einem  Waldbewohner  gehört,  daß  der  Gayal 
dem  Rind  ähnlich  sei.  In  den  Wald  gelangt  erbUckt  er,  sich  des  Gegenstandes 
(dieses)  Ausspruches  erinnernd,  einen  dem  Rind  ähnlichen  Körper.  Unmittelbar 
hierauf  entsteht  das  Vergleichen:  ^Dieses  (Tier)  ist  durch  das  Wort  *Gayäl' 
bezeichnet'. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Vergleichung. 

§  LIX.    Die  Sprache. 

Sprache  (sahda)  ist  der  Ausspruch  eines  glaubwürdigen  Mannes.  Ein  glaub- 
würdiger Mann  {apta)  aber  ist  einer,  der  die  Wahrheit  spricht.  Ausspruch  (vd- 
Aya)  ist  eine  Menge  von  Worten ;  z.  B.  ^Bringe  die  Kuh !'  Wort  (padd)  ist  das, 
was  eine  Bedeutung  hat.  Bedeutung  {Sdkti)  ist  die  durch  Gott  (bewirkte)  Über- 
einkunft, daß  unter  einem  bestimmten  Wort  ein  bestimmter  Gegenstand  (artha) 
zu  verstehen  ist. 

(Mit  den  Worten)  "der  Aussprach"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Sprache.  (Mit  den  Worten) 
^was  eine  Bedeutung  hat"  liefert  er  die  Definition  des  Wortes.  Bedeutung  ist  diejenige 
Beziehung  zwischen  einem  Wort  und  seinem  Gegenstande,  welche  die  Erinnerung  an  den 
Gegenstand  (zu  wecken)  geeignet  ist.  Die  Mimämsakas  (erklären)  diese  für  eine  besondere 
Kategorie.  XJm  sie  zu  widerlegen,  sagt  er :  "die  durch  Gott"  iL  s.  w. ;  d.  i. ,  wie  bei  Dittha 
und  anderen  (Eigennamen),  so  ist  auch  bei  dem  Topf  u.  s.  w.  die  Bedeutung  nur  eine  Über- 
einkunft, nicht  aber  eine  besondere  Kategorie. 

Einige  (behaupten),  die  Bedeutung  der  Worte  ^Kuh'  u.  s.  w.  (liege)  nur  im  G^nus,  da  das 
Genus,  weil  es  die  Qualifikation  ist,  zuerst  verstanden  werde,  das  Individuum  aber  werde 
durch  unmittelbare  Folgerung^)  u. s. w.  aufgefaßt. 

Erwiderung. 

Dies  ist  falsch.  Denn  wenn  auf  Grund  der  Bede  eines  alten  Mannes,  z.  B.  bei  (den 
Worten)  'bringe  die  Kuh!',  das  Bringen  u.s.w.  (erfolgt),  so  betrifft  dieses  stets  nur  ein  In- 
dividuum (näunlich  eine  einzelne  Kuh).  Daher  ist  die  Bedeutung  nur  iu  dem  durch  das 
Genus  qualifizierten  Individuum  anzunehmen.  Und  die  Bedeutung  wird  aus  der  Bede  des 
alten  Mannes  erfaßt.  Ein  lernbegieriger  Knabe  beobachtet  das  Handeln  eines  Mannes  in 
mittlerem  Alter  unmittelbar  nachdem  (dieser)  den  Ausspruch  eines  Greises:  'bringe  die 
Kuh!'    gehört  hat,    bemerkt   das  Bringen  der  Kuh,    und   kommt  durch  Konkomitanz   und 


1)  Nach  N.  ist  dlcahepa  =  arihdpaUi\  vgl.  den  Kommentar  zu  §  LXBI. 


ANNAKBHATTAS   TARKASAMGRAHA    UND   DIPIEA.      §   LIX.  89 

AosBchließung  ^)  zu  der  Überzeugung ,  daß  die  das  Handeln  des  Mannes  mittleren  Alters 
bewirkende  Erkenntnis  durcb  (jenen)  Ausspruch  bewirkt  ist.  Dann  lernt  er  aus  der  Ein- 
fügung und  Auslassung  in  anderen  Aussprüchen,  wie  'bringe  das  Pferd!  (und)  'binde  die 
Kuh  an!',  daß  das  Wort  'Kuh'  ein  durch  das  Genus  'Kuh'  qualifiziertes  und  das  Wort 
'Pferd'  ein  durch  das  Genus  'Pferd'  qualifiziertes  (Tier)  bedeutet. 

Einwurf. 
Da  (in  den  obigen  Beispielen)    überall  von  etwas  Vorzunehmendem   die  Rede  ist,    so 
ist  das  Lernen  nur  bei  einem  Ausspruche  (möglich),    der   sich   auf  etwas  Vorzunehmendes 
(bezieht),  nicht  aber  bei  einem,  der  sich  auf  Fertiges  bezieht. 

Erwiderung. 

In  (einem  Satze)  wie  'in  Kanchi  (regiert)  König  Tribhuvanatilaka'  ist  die  Bede  von 
etwas  bereits  Fertigem ,  und  wenn  man  z.  B.  (sagt) :  'in  dem  aufgeblühten  Lotus  (sitzt)  ein 
Honigbereiter',  so  erfolgt  das  Lernen  des  bereits  fertigen  Wortes  'Honigbereiter'  (d.  i. 
Biene)  u.  s.  w.  aus  dem  gleichzeitigen  Gebrauche  bekannter  Wörter. 

Auch  die  Übertragung  {lakahand)  ist  eine  Funktion  des  Wortes.  Übertragung  ist  eine 
Beziehung  zur  Wortbedeutung.  Li  (dem  Satz)  'auf  der  Gangä  ist  ein  Dorf'  ^)  kann  man 
nicht  (für  das  Wort  'Gangä')  auch  die  Bedeutung  'Ufer'  annehmen,  sondern  'das  Ufer'  wird 
nur  verstanden  durch  die  Beziehung  zum  'Strom',  der  Bedeutung  des  Wortes  'Ganga'.  Lq 
(einem  Worte)  wie  saindhiwa  muß  man  verschiedene  Bedeutungen  annehmen,  da  die  beiden 
(Bedeutungen)  'Salz'  und  'Pferd'  in  keiner  gegenseitigen  Beziehung  stehen. 

Die  Übertragung  ist  dreifach :  aufgebende  Übertragung,  nicht  aufgebende  Übertragung, 
und  aufgebende  und  nichtaufgebende  Übertragung.  Die  aufgebende  (liegt  vor),  wo  die 
eigentliche  Bedeutung  des  Wortes  sich  nicht  konstruieren  läßt ;  z.  B.  'Die  Betten  schreien'  ®). 
Die  nicht  aufgebende  (Übertragung  liegt  vor),  wo  auch  die  eigentliche  Bedeutung  des 
Wortes  sich  konstruieren  läßt ;  z.  B.  '(Dort)  gehen  Leute  mit  Schirmen'  *).  Die  aufgebende 
und  nicht  aufgebende  (Übertragung  liegt  vor),  wo  nach  Aufgabe  eines  Teiles  der  Bedeutung 
der  andere  Teil  sich  konstruieren  läßt ;  z.  B.  'Das  bist  du'  ^). 

Auch  die  qualitative  (gaani)  ist  nur  eine  Übertragung,  die  in  der  Beziehung  zu  den 
übertragenen  Eigenschaften  besteht ;  z.  B.  'Der  Junge  (ist  rein  wie)  Feuer'.  Auch  die  An- 
deutung (vyanjand)^  fällt  unter  die  Übertragung  der  Bedeutung;  und  wenn  sie  nicht  aus 
der  Bedeutung  hervorgeht ,  so  ist  sie  nebensächlich  ^) ,  da  sie  auf  einem  Schluß  u.  s.  w. 
(beruht) «). 


1)  S.  §  XLVm. 

2)  Es  ist  nnmüglich,  dieses  Beispiel  im  Deutschen  wiederzugeben.  Nach  der  hier  vertretenen 
Ansicht  bedeutet  der  Lokativ  Gangäydm  zunächst  'auf  der  GaÄgä',  und  dann  durch  Übertragung 
'auf  dem  Ufer  der  Qangä'  oder,  wie  wir  sagen  würden,  *an  der  Qangä'. 

3)  Unter  den  'Betten'  sind  die  auf  den  Betten  liegenden  Männer  oder  Kinder  za  yerstehen. 

4)  Auch  diejenigen,  welche  keine  Schinne  tragen,  sind  einbegriffen. 

5)  In  diesem  berühmten  Glaubensartikel  der  Y^däntins  bedeutet  'das'  die  höchste  Seele  und 
'du'  die  Einzelseele. 

6)  Die  Alankärikas  betrachten  die  vyahjand  als  eine  dritte  Funktion  des  Wortes. 

7)  S.  den  KommenUr  zu  §  XXXVIU. 

8)  Vgl  das  bei  Athalye,  p.  346,  aus  N.  zitierte  Beispiel 


40  K.   HULTZSCH, 

Die  Quelle  der  Übertragung  ist  die  Unverständlichkeit  der  Intention.  Intention  (tdt- 
parya)  ist  das  Ausgesprochenwerden  mit  dem  Wunsche,  daß  etwas  Bestimmtes  darunter 
verstanden  wird;  und  die  Erkenntnis  der  Intention  ist  der  Onind  der  Erkenntnis  des  Ge- 
genstandes eines  Ausspruchs.  Wenn  aber  verschiedene  Gegenstände  in  Frage  konmien, 
so  bewirkt  die  Gelegenheit  u.  s.  w.  das  Erfassen  der  Intention.  Wenn  man  z.  B.  (das  Wort) 
*Tür!'  (hört),  so  ergänzt  man  das  Wort  *zu!* 

Einwurf. 

Da  das  Wort  die  Erkenntnis  des  Gegenstandes  zum  Zwecke  hat,  so  kann  man  kein 
Wort  ergänzen,  ohne  den  Gegenstand  zu  erkennen.  Daher  kann  nur  von  einer  Ergänzung 
des  Gegenstandes  die  Eede  sein. 

Erwiderung. 

Der  Grund  der  sprachlichen  Erkenntnis  ist  das  Verstandenwerden  eines  Gegenstandes, 
welches  durch  ein  bestimmtes  Wort  bewirkt  wird.  Sonst  würde  eine  sprachliche  Erkenntnis 
auch  bei  (einem  Satze)  wie  ^der  Topf  das  Objektsein,  das  Bringen  die  Handlung'  stattfinden. 

Wörter  wie  pankaja  (4m  Schlamme  wachsend'  und  daher  'Lotus')  haben  eine  aus  (ihrer) 
etymologischen  Bedeutung  (abgeleitete)  konventionelle  Bedeutung  (yogarudhi),  Et3rmologi8che 
Bedeutung  {^ga)  ist  die  Bedeutung  der  (einzelnen)  Teile.  Konventionelle  Bedeutung  (rudhi) 
ist  die  Bedeutung  des  Ganzen.  Die  Bedeutung  des  Ganzen  (ist  notwendig)  für  die  aus- 
schließliche Erkenntnis  des  Genus  'Taglotus' ;  sonst  würde  (das  Wort  pahkc^a)  auch  in  (dem 
Sinne)  'Nachtlotus'  {kumuda)  gebraucht  werden  können. 

Die  Anhänger  des  Prabhäkara  (behaupten),  daß  die  Bedeutung  (eines  Satzes)  in 
etwas  mit  einem  Anderen*)  Konstruiertem  (liege).  Die  Anhänger  des  Gautama  (sind  der 
Ansicht),  daß  die  Bedeutung  nicht  auch  in  einem  Teile  der  Konstruktion  (anva/ya)  anzu- 
nehmen ist,  da  die  Konstruktion  (nur)  deshalb  verstanden  werden  kann,  weil  sie  der 
Gegenstand  des  (ganzen)  Ausspruchs  ist 

§  LX.     Abhängigkeit  u.s.w. 

Die  Gründe  der  Erkenntnis  des  Gegenstandes  eines  Ansspmclis  sind:  Ab- 
hängigkeit, Vereinbarkeit  und  Nachbarschaft.  Abhängigkeit  (ähWcsha)  ist  die 
durch  die  Abwesenheit  eines  anderen  Wortes  bewirkte  Unfähigkeit  eines  Wortes, 
die  Konstruktion  auszudrücken.  Vereinbarkeit  (yogyatä)  ist  der  Nichtwider- 
sprach  des  Gegenstandes.  Nachbarschaft  (samnidhi)  ist  das  Aussprechen  der  Worte 
ohne  einen  langen  Zwischenraum. 

"Abhängigkeit"  u.  s.  w.  bedeuten  die  Erkenntnis  der  Abhängigkeit  u.  s.  w. ;  sonst  würde 
aus  einem  Irrtum  hinsichtlich  der  Abhängigkeit  u.  s.  w.  kein  sprachlicher  Irrtum  entstehen. 

(Mit  den  Worten)  "die  durch"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Abhängigkeit  (Mit  den  Worten) 
"der  NichtWiderspruch"  u.s.w.  liefert  er  die  Definition  der  Vereinbarkeit  (Mit  den  Worten) 
"das  Aussprechen"  u.  s.  w.  liefert  er  die  Definition  der  Nachbarschaft      'Nachbarschaft'  ist 


1)  Nämlich  mit  emer  Tätigkeit;  vgl.  Athalye,  p.  385  f. 


AXNAMBHATTAS   TARKASAMORAHA   UND   DtPIKÄ.      §  LXI,    LXII.  41 

das  Yerstandenwerden  des  Gegenstandes  der  Worte  ohne  einen  langen  Zwischenraum.  (Im 
Text  ist  das  Wort)  'Aussprechen'  gebraucht^),  da  (dieses)  jenes  (nämlich  das  Yerstanden- 
werden) befördert 

§  LXI.     Fortsetzung. 

Ein  Aussprach,  dem  Abhängigkeit  n.  s.  w.  fehlen,  ist  kein  Erkenntnismittel. 
Z.  B.  sind  die  Worte  'die  Kuh ,  das  Pferd ,  der  Mann ,  der  Elephant'  kein  Er- 
kenntnismittel, da  ihnen  die  Abhängigkeit  fehlt.  (Der  Satz):  *er  sprenge  mit 
Feuer'  ist  kein  Erkenntnismittel,  da  ihm  die  Vereinbarkeit  fehlt.  Wenn  Worte 
wie  'bringe'  (und)  *die  Kuh'  nicht  nach  einander,  (sondern)  mit  einem  Zwischen- 
räume von  drei  Stunden  ausgesprochen  werden,  so  sind  sie  kein  Erkenntnismittel, 
da  ihnen  die  Nachbarschaft  abgeht. 

"Die  Kuh,  das  Pferd"  u.  s.  w.  —  Siehe  (auf  S.  40)  ein  (anderes)  Beispiel  der  fehlenden 
Abhängigkeit,  (nämlich)  *der  Topf  das  Objektsein'  u. s. w. 

§  LXII.    Der  Ausspruch. 

Der  Ausspruch  ist  zweifach :  vedisch  und  weltlich.  Die  vedischen  sind  sämmt- 
lich  Erkenntnismittel,  da  sie  von  Gott  gesprochen  sind.  Unter  den  weltlichen 
aber  sind  (nur)  diejenigen  Erkenntnismittel,  welche  von  glaubwürdigen  Männern 
gesprochen  sind;  (alle)  anderen  sind  keine  Erkenntnismittel. 

(Mit  den  Worten)  "der  Ausspruch"  u.  s.  w.  teilt  er  den  Ausspruch  ein.  (Mit  den 
Worten)  "die  vedischen  sind  sämmtlich"  u.  s.  w.  gibt  er  die  Besonderheit  der  vedischen 
(Aussprüche)  an. 

Einwurf. 

Wie  kann  der  V  e  d  a  von  Gott  gesprochen  sein,  da  er  anfangslos  ist  ?  -) 

Erwiderung. 

Der  Veda  muß  von  einer  Person  herrühren,  da  er  eine  Menge  von  Aussprüchen  ist, 
wie  das  Bhärata  u.  s.  w.  Und  es  ist  nicht  etwa  die  (fehlende)  Bedingung  der  Besitz  eines 
Verfassers,  dessen  man  sich  erinnert.  Denn  (dieser)  durchdringt  das  Beweismittel  *),  da  auch 
beim  Veda  G  a  u  t  a  m  a  u.  s.  w.  vermittelst  der  ununterbrochenen  Beihe  von  Schülern  sich 
des  Verfassers  erinnerten,  und  da  ein  heiliger  Text  (erklärt) :  *Aus  diesem  sich  kasteienden 
(Prajapati)  entstanden  die  drei  Vedas.**) 

Einwurf. 

Die  Buchstaben  {mrna)  sind  ewig  auf  Grund  der  Wiedererkennung :  'Dies  ist  derselbe 
G-Laut,  (den  ich  früher  gehört  habe)'.     Wie  kann  somit  der  Veda  vergänglich  sein? 


1)  N.  liest  uktam  statt  yuktam. 

2)  Der  Opponent  ist  ein  Mimäihsaka.  —  N. 

3)  Während  eine  (fehlende)  Bedingung  das  Beweismittel  nicht  durchdringt;  s.  §  LVI. 

4)  Dies  ist  ein  gekürztes  Zitat  aus  liatapaihahrähmana^  XI,  5,  8 ;  vgl.  Muirs  Original  Sanskrit 
Texts,  Vol.  III,  p.  4  f. 

Abbudlongen  d.  S.  Om.  d.Wias.  ra  GMtingen.    PhiL-hist.  Kl.    N.  F.   Band  9,».  C 


42  B.  HÜLTZ8CH, 

Erwidernng. 

AoB  der  Wahrnehmung:  'ein  G-Laut  ist  entstanden'  (und)  'ein  G-Laut  ist  vergangen* 
(folgt)  die  Vergänglichkeit  der  Buchstaben.  Die  Wiedererkennung:  'dies  ist  derselbe  G- 
Laut'  beruht,  wie  (die  Wiedererkennung):  'dies  ist  dieselbe  Flamme  der  Lampe',  (nur)  auf 
dem  Besitze  desselben  Genus.  Und  selbst  wenn  die  Buchstaben  ewig  sind,  so  ist  (Jeder) 
durch  eine  (bestimmte)  Reihenfolge  (der  Buchstaben)  qualifizierte  Ausspruch  yerg&nglich. 
Deshalb  ist  der  VSda  von  Gott  gesprochen. 

Die  Gesetzbücher  des  Manu  u.8. w.  und  die  Gewohnheiten  (der  Frommen)^)  sind 
(ebenfalls)  Erkenntnismittel,  da  sie  im  Veda  wurzelp  Da  diejenigen  Aussprüche,  in  welchen 
die  Gesetzbücher  wurzeln,  jetzt  nicht  (mehr)  gelesen  werden,  so  nimmt  man  an,  daß  irgend 
eine  Bezension,  die  ihre  Wurzel  ist,  verloren  gegangen  seL 

Einwurf. 

Da  es  unmöglich  ist,  anzunehmen,  daß  Aussprüche  des  gegenwärtig  rezitierten  Veda 
verloren  gegangen  seien,  (und)  da  es  ungereimt  ist,  zerstreute  (Worte  aus  der  erhaltenen 
Bezension  als  Quelle  der  Gesetzbücher)  anzusehen,  so  ist  der  ewige,  erschließbare  Veda 
die  Wurzel  (der  Gesetzbücher). 

Erwiderung. 

Da  auch  in  diesem  Fall  eine  Erkenntnis  der  Beihenfolge  der  Buchstaben  unmöglich 
wäre*),  so  würde  er  unverständlich  bleiben. 

§  LXIli.    Die  sprachliche  Erkenntnis. 

Sprachliche  Erkenntnis  (Säbdqjfiäna)  ist  die  Erkenntnis  des  Gegenstandes  eines 
Ausspruches.    Ihr  Instrument  ist  die  Sprache. 

Einwurf. 

Die  Erkenntnis  des  Zusammenhangs  ist  nur  möglich  durch  den  Schluß:  'Diese  Worte 
besitzen  Zusammenhang  mit  den  Gegenständen,  die  sie  ins  Gedächtnis  rufen,  da  sie  eine 
Gruppe  von  Abhängigkeit  u.s. w. ')  besitzenden  Worten  sind,  wie  mein|  (eigener)  Aus- 
spruch'^).    Daher  ist  die  Sprache  kein  besonderes  Erkenntnismittel  ^). 

Erwiderung. 

Es  wird  von  Allen  zugegeben,  daß  die  sprachliche  Erkenntnis  vom  Schließen  ver- 
schieden ist,  wie  das  Bewußtsein:   'ich  nehme  aus  der  Sprache  wahr'  bezeugt 


1)  Vgl.  den  Kommentar  za  §  1. 

2)  Wenn  die  Buchstaben  ewig  wären,  so  würden  Wörter  wie  nadi  und  dina,  aarafk  und  rasa^f 
r^ä  und  jdräf  ramä  und  mära  dasselbe  bedeuten.  —  N.  und  Bhäakarddaya. 

8)  8.  §  LX  und  LXI. 

4)  Statt  sadoäkyavat  Uest  die  Bombayer  Ausgabe  von  1876  maävähyaval,  wovor  K.  und  Me- 
bendale  gäm*dnaya  dai!4^^  einf&gen. 

5)  Dies  ist  die  Ansicht  der  Vaüdshikas.  —  K. 


ANNAMBHATTAS    TARKASAMGRAUA   UND   DIPIKA.      §  LXIII.  48 

Einwurf. 

Auch  die  unmittelbare  Folgerung  (arihapattt)  ist  ein  besonderes  Erkenntnismittel  ^). 
Nachdem  man  gesehen  oder  gehört  hat,  daß  der  beleibte  N.  N.  bei  Tage  nicht  ißt,  so 
wird,  da  die  Beleibtheit  sich  nicht  anders  erklären  läßt,  durch  unmittelbare  Folgerung  das 
Essen  bei  Nacht  angenommen. 

Erwiderung. 

Das  Essen  bei  Nacht  folgt  nur  aus  dem  Schlüsse:  ^N.  N.  ißt  bei  Nacht,  da  er  be- 
leibt  ist  und  dabei  nicht  bei  Tage  ißt'. 

Auch  die  Wahrscheinlichkeit ') :  'im  Hundert  sind  fünfzig'  ist  nur  ein  Schluß ').  Die 
Tradition:  4n  diesem  Feigenbaume  wohnt  ein  Yaksha'  ist  nur  ein  Ausspruch,  dessen  ur- 
sprünglicher Urheber  unbekannt  ist  Auch  die  Oebärde  (chiMd)  ist  kein  besonderes  Er- 
kenntnismittel,  da  sie  nur  vermittelst  der  Sprache  oder  eines  Schlusses  der  Grund  eines 
Ausdrucks  ist.  Somit  gibt  es  nur  vier  Erkenntnismittel:  Wahrnehmung,  Schluß,  Ver- 
gleichung  und  Sprache. 

Es  wird  (nun)  erwogen,  ob  bei  jeder  Erkenntnis  (der  umstand),  daß  sie  dasselbe  zur 
Bestimmung  hat,  was  (ihr  Gegenstand)  besitzt^),  von  selbst  oder  anderswoher  erfaßbar  ist 
Hierbei  wird  gestritten,  ob  die  Richtigkeit  (prämdnya)  der  Erkenntnis  erfaßbar  ist  durch 
alle  Mittel,  welche  die  Erkenntnis  erfassen,  aber  ebenda  die  Falschheit  (aprdmdnya)  nicht  er- 
fassen, oder  nicht  Hiervon  ist  die  bejahende  Alternative  das  Yonselbstsein  (svotos^t»),  die 
verneinende  Alternative  das  Anderswohersein  (parakutva).  (Das  Wort)  'alle'  (ist  gebraucht), 
um  zu  vermeiden,  daß  ein  'Beweisen  des  (schon)  Bewiesenen'  ^)  vorliegt,  wenn  (die  Richtigkeit 
auch)  durch  einen  Schluß  erfaßbar  ist  (Die  Worte)  'die  Falschheit  nicht  erfassend'  (sind 
gebraucht),  um  zu  vermeiden,  daß  ein  Widerspruch  (entsteht),  wenn  infolge  der  Erkenntnis : 
'diese  Erkenntnis  ist  falsch'  die  Richtigkeit  nicht  erfaßt  wird^.  (Das  Wort)  'ebenda'  ist 
gebraucht,  da  (sonst  bei  der  Erkenntnis):  'diese  Erkenntnis  ist  falsch'  kein  Yonselbstsein 
stattfinden  könnte ;  denn  (hier)  ist  das ,  was  die  im  Bewußtsein  liegende  Richtigkeit  erfaßt, 
nicht  etwas,  das  die  Falschheit  nicht  erfaßt  (Die  Worte  'ebenda  die  Falschheit  nicht 
erfassend')  bedeuten  (somit):  'in  ebendemselben,  (nämlich)  im  Substrate  der  Richtigkeit,  die 
Falschheit  nicht  erfassend'.  Im  (obigen)  Beispiele  ^)  würde  sich  das  Yonselbstsein  (der  Er* 
kenntnis)  daraus  ergeben,  daß  das,  was  in  der  ursprünglichen  Wahrnehmung^  die  Falsch- 
heit erfaßt,    doch  (nur)  im  Bewußtsein  etwas  ist,  das  sie  nicht  erfaßt 


1)  Der  Opponent  ist  ein  Mfmäihsaka.  —  N. 

2)  Die  Pauräoikas  halten  Wahrscheinlichkeit  (sambhava)  und  Tradition  (oittAya)  fiär  besondere 
Erkenntnismittel.  —  N. 

8)  Dagegen  ist  die  Wahrscheinlichkeit  kein  Erkenntnismittel,  wenn  sie  in  einer  bloßen  Voraus- 
setzung besteht;  z.  B.  *bei  Brähma^as  ist  die  Kenntnis  der  vierzehn  Disziplinen  wahrscheinlich'.  S. 
Nyayakösa,  p.  844. 

4)  8.  §  XXXV. 

6)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  LVn. 

6)  N.  und  Mehendale  lesen  präm&f^y'ograh&d», 

7)  Nämlich:  'diese  Erkenntnis  ist  falsch'.  —  N. 

8)  Über  die  ursprüngliche  Wahrnehmung  {vyoßoasäyd)  und  das  Bewußtsein  (amwyawuäya) 
8.  Athalye,  p.  174. 

6* 


44  K.    HULTZSCH, 

Einwurf. 
Die  Richtigkeit  wird  nur  von  selbst  erfaßt  ^).  Denn  die  in  der  ursprünglichen  Wahr- 
nehmung bestehende  unmittelbare  Wahrnehmung^)  gleicht  dem  Bewußtsein:  4ch  erkenne 
den  Topf,  da  sie  nicht  nur  den  Topf  und  das  Genus  'Topf,  sondern  auch  ihre  Beziehung 
zum  Objekt  macht,  (und)  der  Gegenstand  des  Wortes  'Bichtigkeit'  ist  nur  die  Beziehung 
der  Bestimmung  zum  vorliegenden  (Dinge). 

Erwiderung. 

Wenn  die  Richtigkeit  von  selbst  erfaßt  wüi'de,  so  gäbe  es,  wenn  man  sich  noch  nicht 
genähert  hat,  keinen  Zweifel  hinsichtlich  der  Richtigkeit,  ob  nämlich  die  Vorstellung  des 
Wassers  richtig  ist  oder  nicht,  da  die  Richtigkeit  •)  durch  das  Bewußtsein  festgestellt  wäre. 
Deshalb  ist  sie  nicht  von  selbst  erfaßbar,  sondern  anderswoher  erfaßbar.  Wenn  nämlich 
das  Wasser  zum  ersten  Male  vorgestellt  wird,  so  geht  man  sofort  (zum  Wasser)  hin; 
wenn  dabei  das  Wasser  (wirklich)  gefunden  wird,  so  wird  die  Richtigkeit  auf  folgende  Art 
durch  ein  Ausschließung  besitzendes  (Merkmal)  *)  festgestellt :  *Die  vorher  entstandene  Vor- 
stellung des  Wassers  ist  richtig,  da  sie  ein  erfolgreiches  Hingehen  bewirkt  hat  Was 
nicht  so  ist,  das  ist  nicht  so,  wie  die  falsche  Vorstellung\  Bei  der  zweiten  Erkenntnis 
und  den  folgenden  wird  (die  Richtigkeit)  auch  erfaßt  durch  das  Merkmal,  daß  sie  von 
gleicher  Art  mit  der  (vorhergehenden  Erkenntnis)  ist,  welches  die  vorhergehende  Erkenntnis 
zum  Beispiel  hat  (und  daher)  Konkomitanz  und  Ausschließung  besitzt 

Anderswohersein  beim  Entstehen  ist  das  Hervorgebrachtwerden  der  richtigen  Erkenntnis 
durch  einen  Vorzug.  Ein  Vorzug  (guna)  ist  die  spezielle  Ursache  der  richtigen  Erkenntnis, 
ein  Fehler  (dosha)  diejenige  der  falschen  Erkenntnis.  Hierbei  ist  der  Vorzug  bei  der 
Wahrnehmung  der  Kontakt  (des  Sinnesorganes)  mit  dem  die  Qualifikation  besitzenden 
Gegenstände^),  beim  Schließen  die  Erkenntnis  des  Durchdrungenen  an  dem  das  Durch- 
dringende  besitzenden  (Orte),  beim  Vergleichen  die  Erkenntnis  der  tatsächlichen  Ähnlich- 
keit, (und)  bei  der  sprachlichen  Erkenntnis  die  Erkenntnis  der  tatsächlichen  Vereinbarkeit  ^ ; 
dies  und  Anderes  kann  man  (selbst)  folgern. 

Die  Falschheit  der  Erkenntnis  wird  nur  anderswoher  erfaßt,  da  die  Abwesenheit  der 
Bestimmung  im  vorliegenden  (Dinge)  durch  die  ursprüngliche  Wahrnehmung  nicht  ver- 
standen wird.  Das  Anderswohersein  beim  Entstehen  (ergibt  sich)  daraus,  daß  (die  falsche 
Vorstellung)  dm*ch  einen  Fehler,  wie  Galle  ^),  hervorgebracht  wird. 

Einwurf. 

Da  jede  Erkenntnis  richtig  ist,  gibt  es  gar  keine  falsche  Erkenntnis.  Und  man  darf 
nicht  sagen,    daß  eine  falsche  Vorstellung  sich  daraus  ergebe,    daß  bei  einer  Perlmuschel 


1)  Der  Opponent  ist  ein  Mtmäihsaka.  —  N. 

2)  S.  S.  31,  Anm.  2. 

3)  Bei  Athalye  ist  prdmdiiMaya  ein  Druckfehler  für  prämdij^ytMya. 

4)  S.  §  XLVIII. 

5)  Vgl  S.  23,  Anm.  5. 

6)  8.  §  Lx  und  LXI. 

7)  Durch  die  eine  (weiße)  Muschel  gelb  erscheint.  —  N. 


ANNAMBHATTAS   TARKASAMGllAHA    UND   DIHKA.      §  LXIV.  45 

infolge  der  Vorstellung,  daß  sie  Silber  sei  %  ein  Hingehen  stattfindet  Denn  das  Hingehen 
ist  nur  möglich  infolge  der  Erinnerung  an  das  Silber  und  der  Erkenntnis  des  vorliegenden 
(Dinges).  Da  überall  nur  das  Nichterfassen  des  Unterschiedes  zwischen  dem  Wahrgenom- 
menen und  dem  Gewünschten  das  Hingehen  bewirkt,  so  würde  (eine  Wahrnehmung)  wie 
'dies  ist  kein  Silber'  nicht  mit  einbegriffen  sein. 

Erwiderung. 

Da  es  einfacher  ist,  (anzunehmen),  daß  im  Falle,  daß  wirklich  Silber  da  ist,  die  das 
vorliegende  (Ding)  zum  Gegenstand  habende  und  durch  das  Genus  ^Silber'  bestimmte  Er- 
kenntnis ^  das  Hingehen  bewirkt,  so  nehme  ich  auch  bei  der  Muschel  nur  die  qualifizierte 
Erkenntnis  an,   da  sie  das  Hingehen  der  nach  Silber  begehrenden  (Person)  bewirkt. 

§  LXIV.    Die  falsche  Vorstellung. 

Die  falsche  Vorstellung  ist  dreifach:  Zweifel,  Irrtum  und  Redactio  ad  ab- 
surdum. Zweifel  {sathiayä)  ist  die  Erkenntnis,  daß  ein  und  dasselbe  Objekt  durch 
mehrere  konträre  Merkmale  qualifiziert  ist ;  z.  B.  '(dies  ist)  entweder  ein  Pfeiler 
oder  ein  Mensch'  *).  Irrtum  (viparyaya)  ist  falsche  Erkenntnis ;  z.  B.  'dies  ist 
Silber',  wenn  eine  Perlmuschel  (vorliegt).  Reductio  ad  absurdum  {(arka)  ist  die 
Annahme  des  Durchdringenden  vermittelst  der  Annahme  des  Durchdrungenen; 
z.  B.  'wenn  kein  Feuer  wäre,  so  wäre  auch  kein  Rauch'. 

(Mit  den  Worten)  "die  falsche"  u.s.w.  teilt  er  die  falsche  Vorstellung  ein.  Da  der 
Traum  (svapna)  in  einem  Irrtum  des  mafMs^)  besteht,  so  gibt  es  nicht  mehr  als  drei  Arten 
(derselben). 

(Mit  den  Worten)  "die  Erkenntnis"  u.s.w.  liefert  er  die  Definition  des  Zweifels.  (Er 
sagt)  "ein  und  dasselbe",  um  zu  vermeiden,  daß  (die  Definition)  zu  weit  ist  in  Bezug  auf 
das  Haften  (der  Merkmale)  an  einer  Mehrzahl,  wie  'der  Topf  und  das  Gewebe'.  (Er  sagt) 
"konträr",  um  zu  vermeiden,  daß  sie  zu  weit  ist  in  Bezug  auf  (Sätze)  wie  *der  Topf 
ist  eine  Sub8tanz\  Er  sagt  "mehrere",  um  zu  vermeiden,  daß  sie  zu  weit  ist  in  Bezug 
auf  (Aussprüche)  wie  'versehen  mit  dem  Genus  'Topf,  welches  dem  Genus  'Gewebe* 
konträr  ist'. 

(Mit  den  Wollten)  "falsche  Erkenntnis"  liefert  er  die  Definition  des  Irrtums;  d.  i.  eine 
Überzeugung,  welche  dasjenige  zur  Bestimmung  hat,  dessen  Negation  (ihr  Gegenstand) 
besitzt  *). 

(Mit  den  Worten)  "die  Annahme"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Reductio  ad  absurdum. 
Obwohl  diese  imter  den  Irrtum  fällt,  so  wird  sie  doch  als  besondere  Art  aufgeführt,  da 
sie  zum  Schlüsse  beiträgt^). 

1)  Vgl.  §  XXXV. 

2)  S.  S.  28,  Anm.  5. 

3)  Vgl.  S.  29. 

4)  s.  §  xvm. 

5)  Vgl.  §  XXXV. 

6)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  XLV  und  XLIII. 


46  E.   HULTZ8CH, 

§  LXV.    Die  Erinnernng. 

Auch  die  Erinnernng  ^)  (smriti)  ist  zweifach :  richtig  and  falsch.  Richtig  ist 
die  ans  einer  richtigen,   falsch  die  ans  einer  falschen  Erkenntnis  hervorgehende. 

Im  Obigen  teilt  er  die  Erinnerung  ein. 

§  LXVI,    Die  Lust 

Last  (sukha)  ist  das,  was  von  Allen  als  angenehm  empfanden  wird. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Lust  Die  wahre  Definition  (der  Lust  u.  s.  w.)  ist  'das 
Oenus  'Lust^  u.  s.  w.,  welches  den  Inhalt  des  Bewußtseins  4ch  empfinde  Lust*  u.  s.  w.  bildet*  -). 
Das  aber,  was  man  (im  Texte)  liest,  ist  (nur)  als  eine  Beschreibung  anzusehen. 

§  LXVIL 

Schmerz  (duhk/ia)  ist  das,  was  von  Allen  als  anangenehm  empfanden  wird. 

§  Lxvni 

Wunsch  (ichclihä)  ist  Begierde. 

§  LXIX. 

Haß  {dvesha)  ist  Zorn. 

§  LXX. 

Anstrengang  {prayatna)  ist  Tätigkeit. 

§  LXXL 

Verdienst  {dhanna)  ist  das,  was  durch  gebotene  Handlangen  hervorgebracht 
wird. 

§  LXXIL 

Sünde  {adharma)  aber  ist  das,  was  durch  verbotene  Handlangen  hervor- 
gebracht wird. 

§  Lxxm. 

Die  acht  mit  'Verstand'  beginnenden')  sind  besondere  Qualitäten  der  Seele 
allein. 


1)  S.  §  XXXIV. 

2)  Vgl.  die  analoge  Definition  von  buddhi  im  Kommentar  zu  §  XXXIV. 

3)  S.  §  IV. 


AXNAlfBHATTAS   TARKASAMGRAHA   UND   DTPIKA.      §  LXXIV — LXXVI.  47 

§  LXXIV. 

Verstand,  Wunsch  und  Anstrengung  sind  zweifach:  ewig  und  vergänglich. 
Ewig  sind  die  Gottes,  vergänglich  die  der  menschlichen  Seele. 

§  LXXV.    Die  Kräfte. 

Die  Kraft  (sathskära)  ist  dreifach :  G-eschwindigkeit,  bleibender  Eindruck  und 
Elastizität.  Die  Geschwindigkeit  (rega)  sitzt  in  den  vier  mit  ^Erde'  beginnenden 
(Substanzen)^)  und  dem  ynanas.  Der  bleibende  Eindruck  {bMvana)  wird  durch 
die  Vorstellung  hervorgebracht'),  ist  der  Grund  der  Erinnerung  (und)  sitzt  in 
der  Seele  allein.  Elastizität  (sthUisthäpaka)  ist  das,  was  etwas  Verändertes  in 
die  ursprüngliche  Lage  zurückkehren  macht,  (und)  sitzt  in  der  Erde,  z.  B.  in  einer 
Matte. 

(Mit  den  Worten)  "die  Kraft"  u.8.  w.  teilt  er  die  Kraft  ein.  'Kraft'  (bedeutet)  mit  dem 
G^DUs  'Kraft'  versehen.  (Mit  den  Worten)  "die  Geschwindigkeit"  u.8. w.  gibt  er  den 
Sitz  der  Geschwindigkeit  an.  'Geschwindigkeit'  (bedeutet)  mit  dem  Genus  'Geschwin- 
digkeit' versehen. 

(Mit  den  Worten)  "durch  die  Vorstellung"  u.8.w.  definiert  er  den  bleibenden  Ein- 
druck. (Er  sagt)  "durch  die  Vorstellung  hervorgebracht",  um  eine  zu  weite  (Definition)  in 
Bezug  auf  die  Seele  u. s. w.  zu  vermeiden,  (und)  "der  Grund  der  Erinnerung",  um  eine 
solche  in  Bezug  auf  die  Vernichtung  der  Vorstellung  zu  vermeiden.  Die  Neueren  be- 
haupten,  daß  auch  die  Erinnerung  die  Kraft  hervorbringe. 

(Mit  den  Worten)  "was  etwas  Verändertes"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Elastizität. 

Die  acht  mit  'Zahl'  beginnenden  (Qualitäten)  *) ,  künstliche  Flüssigkeit  ^) ,  Geschwin- 
digkeit und  Elastizität  sind  gemeinsame  Qualitäten  (sämanyaguna).  Die  übrigen,  mit  'Farbe' 
beginnenden  sind  besondere  Qualitäten.  Besondere  Qualität  (yiieshoffuna)  (bedeutet)  'ver- 
sehen mit  einem  Genus,  welches  nicht  in  einer  Substanz  oder  Bewegung  sitzt  und  nicht 
in  dem  gemeinsamen  Substrate  zweier,  Substanzen  trennender  Bedingungen  sitzt  ^). 

§  LiXXVL    Die  Bewegungen. 

Bewegung  besteht  in  dem  Sichbewegen.  Emporwerfen  (tUkshepana)  ist  der 
Grund  der  Verbindung  mit  einem  höheren  Orte,  Hinab  werfen  {avakshepaiui)  der 
Grund  der  Verbindung  mit  einem  niederen  Orte,  Krümmen  {ähufkdiana)  der  Grund 
der  Verbindung  des  Körpers  mit  einem  näheren  (Orte),  (und)  Ausstrecken  {pror 
särana)  der  Grund  der  Verbindung  (des  Körpers)  mit  einem  ferneren  (Orte). 
Alles  Andere  ist  Gehen  (ffamana)%  (Die  Bewegung)  sitzt  nur  in  den  vier  mit 
'Erde'  beginnenden  (Substanzen)  und  dem  matias. 


1)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  XXX. 

2)  Vgl.  §  XXXIV.  3)  S.  §  IV. 

4)  S.  §  XXXI.  6)  Vgl.  Athalye,  p.  SC  f. 

6)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  V. 


48  K.   HULTZSCH, 

(Mit  dem  Worte)  "Sichbewegen"  liefert  er  die  Definition  der  Bewegung.  (Mit  den 
Worten)  "der  Grund"  u.  s.  w.  gibt  er  den  Unterschied  der  Wirkungen  des  Emporwerfens 
U.B. w.  an.  Krümmen  ist  das,  was  Krommsein  bewirkt,  (und)  Ausstrecken  das,  was  Oe- 
radesein  bewirkt. 

§  LXXVn.    Das  Genus. 

Das  Genus  ist  ewig  (und)  nur  eines,  begleitet  Mehreres  (und)  sitzt  in  Sub- 
stanzen ,  Qualitäten  und  Bewegungen.  Es  ist  zweifach :  höheres  and  niederes  ^). 
Das  höhere  ist  das  Sein,  das  niedere  das  Genus  ^Substanz'  u.s.  w. 

(Mit  den  Worten)  "ewig"  u.  s.w.  definiert  er  das  Genus.  (Er  sagt)  "ewig",  um  eine 
zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  die  Verbindung*)  u.  s.w.  zu  vermeiden,  (und)  "begleitet 
Mehreres",  um  eine  solche  in  Bezug  auf  die  Dimension  der  Atome  u.  s.  w.  zu  vermeiden. 
"Begleiten"  (bedeutet)  *Inhärieren' ;  durch  dieses  (Wort)  vermeidet  er  eine  zu  weite  (Defini- 
tion) in  Bezug  auf  die  Negation  u.  s.  w. ') 

§  LXXVni.    Die  Besonderheiten. 

Die  Besonderheiten  sitzen  in  den  ewigen  Substanzen^)  (und  sind)  das  (sie) 
Unterscheidende. 

Im  Obigen  definiert  er  die  Besonderheit. 

§  TiXXTX.    Die  Iiihärenz. 

Inhärenz  ist  eine  ewige  Beziehung  (und)  sitzt  in  getrennt  undenkbaren 
(Dingen).  Getrennt  undenkbar  {ayntasiddha)  sind  zwei  (Dinge),  von  denen  das 
eine,  so  lange  es  nicht  zn  Grunde  geht,  stets  in  dem  anderen  befindlich  bleibt. 
Dies  sind  Teil  und  Ganzes,  Qualität  nnd  Träger  derselben,  Bewegung  und  Be- 
sitzer derselben,  Genns  und  Individuum,  Besonderheit  and  ewige  Substanz. 

(Mit  den  Worten)  "ewige  Beziehung"  definiert  er  die  Inhärenz.  (Er  sagt)  "ewig",  um 
eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  die  Verbindung  *)  zu  vermeiden,  (und)  "Beziehung", 
um  eine  solche  in  Bezug  auf  den  Äther  u.  s.  w.  zu  vermeiden. 

(Mit  den  Worten)  "zwei  (Dinge)"  u.8.  w.  liefeit  er  die  Definition  von  'getrennt  un- 
denkbar'. Die  Inhärenz  ergibt  sich  (aus  folgendem  Schlüsse):  Die  qualifizierte  Wahr- 
nehmung: 'der  schwarze  Topf  hat  zum  Objekt  die  Beziehung  des  Gegenstandes  und  der 
Qualifikation,  da  sie  eine  qualifizierte  Wahrnehmung  ist,  wie  die  Wahrnehmung:  'der  Stock- 
träger' % 

Teil  {avayav<£)  ist  die  inhärente  Ursache  der  Substanz.  Ganzes  {anayavm)  ist  die  da- 
durch hervorgebrachte  Substanz. 


1)  Vgl.  §  VI.  2)  S.  §  XXVII. 

3)  Vgl.  Athalye,  p.  90.  4)  Vgl.  §  VD. 

5)  S.  Anm.  2.  6)  Vgl.  den  Kommentar  zu  §  XLII. 


ANNAMDHATTAS   TARKASAMOBAHA  UND   DIPIEA.       §   LXXX.  49 

§  LXXX.    Die  Negationen. 

Die ' vorhergehende  Negation*)  (prägahhäva)  hat  keinen  Anfang,  (aber)  ein 
Ende,  (und  ist  die)  eines  Produktes  vor  (seiner)  Entstehung.  Die  Vernichtung 
{pradhvamsa)  hat  einen  Anfang,  (aber)  kein  Ende,  (und  ist  die)  eines  Produktes 
nach  (seiner)  Entstehung.  Die  absolute  Negation  (atyantäbhäva)  ist  in  (allen)  drei 
Zeiten^  und  hat  ein  Gegenstück^),  dessen  Genus  von  einem  Zusammenhang  ab- 
geschnitten wird;  z.B.  *Auf  dem  Erdboden  ist  kein  Topf.  Die  gegenseitige 
Negation  (anyönyäbhdva)  hat  ein  Gegenstück,  dessen  Genus  von  der  Beziehung 
der  Identität  abgeschnitten  wird;  z.B.  'Der  Topf  ist  kein  Gewebe'. 

(Mit  den  Worten)  "hat  keinen  Anfang''  u.  b.  w.  definiert  er  die  vorhergehende  Negation. 
Er  sagt  "ein  Ende",  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  den  Äther  u.  s.  w.  zu 
vermeiden,  (und)  "keinen  Anfang",  um  eine  solche  in  Bezug  auf  einen  Topf  u. s. w.  zu 
vermeiden.  Die  vorhergehende  Negation  sitzt  in  der  inhärenten  Ursache  (ihres)  Gegen- 
stücks, bringt  das  Gegenstück  hervor  (und)  ist  der  Grund  des  Ausdrucks  'es  wird  sein'. 

(Mit  den  Worten)  "hat  einen  Anfang"  u.  s.  w.  definiert  er  die  Vernichtung.  Er  sagt 
"kein  Ende",  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug  auf  einen  Topf  u.  s.  w.  zu  vermeiden, 
(und)  "einen  Anfang",  um  eine  solche  in  Bezug  auf  den  Äther  u.  s.  w.  zu  vermeiden.  Die 
Yemichtung  wird  durch  (ihr)  Gegenstück  hervorgebracht,  sitzt  in  der  inhärenten  Ursache 
des  Gegenstücks  (und)  ist  der  Grund  des  Ausdrucks  'vernichtet'. 

(Mit  den  Worten)  "ist  in  (allen)  drei  Zeiten"  u.  s.w.  definiert  er  die  absolute  Negation. 
Er  sagt  "von  einem  Zusammenhang  abgeschnitten",  um  eine  zu  weite  (Definition)  in  Bezug 
auf  die  gegenseitige  Negation  zu  vermeiden,  (und)  "in  (allen)  drei  Zeiten",  um  eine  solche 
in  Bezug  auf  die  Vernichtung  xmd  die  vorhergehende  Negation  zu  vermeiden. 

(Mit  den  Worten)  "Identität"  u.  s.  w.  definiert  er  die  gegenseitige  Negation.  Infolge 
der  Verschiedenheit  der  das  Genus  des  Gegenstücks  abschneidenden  Merkmale  und  Zu- 
sammenhänge gibt  es  auch  eine  Vielheit  von  absoluten  und  gegenseitigen  Negationen, 
welche  dasselbe  Gegenstück  haben  *).  (Beispiele  solcher  absoluter  Negationen  sind) :  die 
einfache  Negation  des  N.  N. ;  die  qualifizierte  Negation ,  (die  sich  ergibt)  aus  der  Wahr- 
nehmung der  Abwesenheit  des  stocktragenden  (N.  N.)  *'')  ;  die  von  der  Zweizahl  abgeschnittene 
Negation ,  (die  sich  ergibt)  aus  der  Wahrnehmung ,  daß  sich  zwei  (Dinge)  in  demselben 
Dinge  nicht  befinden;  die  Negation  des  Topfes  durch  die  Beziehung  der  Inhärenz  in  einem 
(Dinge),  das  durch  die  Beziehung  der  Verbindung  mit  einem  Topfe  versehen  ist^);  und 
von  der  Negation  dieses  und  jenes  Topfes  verschieden  ist  die  Negation  des  Genus,  deren 
Gegenstück  von  dem  Oenus  Topf  abgeschnitten  ist  Ebenso  verhält  es  sich  mit  der  gegen- 
seitigen Negation. 

Es  kann  nicht  zugegeben  werden,  daß  diejenige  Negation,  deren  Gegenstück  ein  Genus 
hat,    welches  von  einem  ein  verschiedenes  Substrat  habenden  Merkmal  abgeschnitten  wird, 

1)  S.  §  IX. 

2)  Nämlich  Vergangenheit,  Gegenwart  und  Zukunft. 

3)  S.  S.  7,  Anm.  1. 

4)  S.  Athalye,  p.  371. 

5)  Vgl.  S.  27,  Anm.  2.  6)  Vgl.  Athalye,  p.  370. 

Abhandlnnsen  d.  K.  Om.  d.  Win.  za  Gfitiinüren.    Phil.-hiit.  Kl.  N.  F.  Band  9, ».  7 


60  E.  HULTZSCH, 

wie:  'Das  Oewebe  ist  nicht  von  dem  Genus  'Topf  abgeschnitten',  (als  eine  besondere  Art 
der  Negation  anzusehen  sei  ^) ;  sondern)  dies  ist  dasselbe  wie :  'Im  Gewebe  ist  nicht  das 
Genus  'Topf.  Wenn  (diese  Negation  wirklich)  etwas  Besonderes  ist,  so  ist  sie  ein  nur 
Konkomitanz  besitzendes  (Merkmal)^. 

Die  zeitweilige  Negation  ist  Nichts  als  eine  absolute  Negation,  welche  zu  einer  be- 
sonderen Zeit  wahrgenommen  wird.  Da  die  absolute  Negation,  obwohl  sie  nicht  anders- 
wohin geht,  nicht  (mehr)  wahrgenommen  wird,  wenn  man  einen  Topf  an  eine  mit  der 
Negation  des  Topfes  versehene  (Stelle)  hinbringt,  (und)  da  sie  (wieder)  wahrgenommen  wird, 
wenn  man  den  Topf  wegnimmt,  so  hat  man  anzunehmen,  daß  die  vorhergehende  Negation 
und  die  Vernichtung  der  Verbindung  des  Topfes  mit  dem  Erdboden  die  Wahrnehmung 
der  absoluten  Negation  notwendig  bedingen.  Während  der  Topf  dasteht,  wird  die  absolute 
Negation  nicht  wahrgenommen,  da  die  vorhergehende  Negation  und  die  Vernichtung  seiner 
Verbindung  nicht  vorhanden  sind,  und  wenn  der  Topf  weggenommen  wird,  so  wird  sie 
wahrgenommen,  da  die  Vernichtung  der  Verbindung  stattgefunden  hat 

Guru')  (ist  der  Ansicht),  daß  die  Negation  keine  besondere  Kategorie  sei,  da  sich 
der  Ausdruck  'es  ist  nicht'  nur  aus  dem  bloßen  Substrat  ergeh  ^  Dies  ist  nicht  richtig, 
da,  wenn  man  keine  Negation  annimmt,  der  Begriff  'bloß'  sich  nicht  erklären  läßt 

Die  Negation  einer  Negation  ist  nur  das  Positive  (und)  nichts  Besonderes,  da  man 
sonst  ins  Unendliche  geraten  würde.  Die  vorhergehende  Negation  der  Vernichtung  und 
die  Vernichtung  der  vorhergehenden  Negation  sind  nichts  als  (ihr)  Gegenstück.  Die 
Neueren  (sind  der  Ansicht),  daß  die  Negation  einer  Negation  allerdings  etwas  Besonderes 
sei;  da  die  dritte  Negation  mit  der  ersten  identisch  sei,  gerate  man  (auch  so)  nicht  ins 
Unendliche. 

§  LXXXI    Schluß. 

Da  alle  Kätegorieen  der  Reihe  nach  in  den  (in  §  II)  aufgeführten  ein- 
geschlossen sind,  so  ist  bewiesen,  daß  es  nur  sieben  Kätegorieen  gibt. 

(Es  könnte  Jemand  fragen),  wieso  es  nur  sieben  (Kätegorieen)  gibt,  da  im  Lehrbuche 
der  Dialektik^)  sechzehn  Kätegorieen  aufgeführt  werden,  nämlich:  'Durch  die  Erkenntnis 
des  Wesens  der  (folgenden  Dinge)  wird  Seligkeit  erlangt:  —  Erkenntmsmittel ,  Erkenn- 
bares, Zweifel,  Zweck,  Beispiel,  Lehrsatz ,  Glied  (eines  Schlusses),  Reductio  ad  absurdum, 
Entscheidung,  Diskussion,  Geschwätz,  Schikane,  Scheingrund,  Verdrehung,  nichtiger  Ein- 
wand und  schwacher  Punkt'.  Deshalb  erklärt  er  im  Obigen,  daß  alle  schon  in  den  sieben 
(Kätegorieen)  eingeschlossen  sind^). 

1)  Dies  war  die  Ansicht  des  Saundadöpädhäya ;  s.  Ny&yakosa^  p.  752. 

2)  S.  §  XLVIU. 

8)  'Goru'  ist  der  als  Eigenname  gebrauchte  Titel  des  Mtm&ibsaka-Philosophen  Prabbäkara- 
Gnru.  Ntlakaptba  braucht  ebenso  'Misra'  für  Muräri-Miira  und  'Bhatta'  für  Eumärila-Bhatta ;  s. 
Nüaka^hi  zu  §  LXUI. 

4)  Qautama's  NydyasüUra^  I,  1,1. 

6)  Im  Folgenden  bespricht  der  Verfasser  nur  diejenigen  Ausdrücke,  welche  nicht  bereits  früher 
in  seinem  Werke  behandelt  worden  sind.  Zunächst  übergeht  er  das  Erkenntnismittel,  da  es  in 
§  XXXVI  abgetan  ist. 


ANNAMBÜATTAS   TAUKA8AMfJRAHA    UND   DIPIKA.      §  LXXXI.  61 

Das  Erkennbare  zerfällt  in  zwölf  Arten,  nämlich:  'Das  Erkennbare  aber  ist:  Seele, 
Körper,  Sinnesorgan,  (Sinnes)objekt,  manaSf  Verstand,  Streben,  Fehler,  Wiedergeburt,  Frucht, 
Schmerz  und  Seligkeit'^).  'Streben'  ist  Verdienst  und  Sünde.  Die  'Fehler'  sind  Liebe, 
Haß  und  Betörung.  'Liebe'  ist  Wunsch.  'Haß'  ist  Zorn  *).  'Betörung'  ist  die  irrige  Vor- 
stellung der  Seele,  wenn  es  sich  um  den  Körper  u.  s.  w.  handelt').  'Wiedergeburt'  ist 
Sterben.  'Frucht'  ist  Genuß.  'Seligkeit'  ist  Erlösung,  und  diese  ist  die  Vernichtung  des 
Schmerzes,  welche  nicht  gleichzeitig  ist  mit  der  vorhergehenden  Negation  des  Schmerzes, 
die  ein  gemeinsames  Substrat  mit  (der  Vernichtung  des  Schmerzes)  selbst  hat. 

'Zweck'  ist  Lust  und  Aufhören  des  Schmerzes.  'Beispiel'  ist  die  Küche*)  u.s. w. 
'Lehrsatz'  ist  ein  Gegenstand,  der  als  maßgebend  anerkannt  wird.  'Entscheidung'  ist  Ge- 
wißheit, die  Frucht  eines  Erkenntnismittels.  'Diskussion'  ist  die  Rede  eines,  der  die  Wahr- 
heit zu  erkennen  wünscht.  'Geschwätz'  ist  die  Rede  eines  zu  siegen  Wünschenden,  welche 
Beweismittel  beider  (entgegengesetzter  Ansichten)  enthält  'Schikane'  ist  diejenige  (Rede), 
welche  die  eigene  Ansicht  zu  stützen  veraäumt  'Rede'  bedeutet  ein  von  mehreren  Rednern 
ausgehendes  Gefüge  von  Aussprüchen  (zu  Gunsten)  der  ursprünglichen  und  der  entgegen- 
gesetzten Ansicht.  'Verdrehung*  ist  das  Opponieren,  indem  man  dem  mit  einer  bestimmten 
Absicht  Gebrauchten  einen  anderen  Sinn  unterschiebt.  'Nichtiger  Einwand'  ist  eine  falsche 
Erwiderung.  'Die  nichtigen  Einwände  sind:  sädharrnya-,  vaidharmyti'^  tUkarsha-,  apakarsha-, 
Vfurnya-,  avarnych,  vika^a-y  sddhya-y  pra^i-,  ojyrdpti- ,  pntsahga' ,  prcUidrishtänkt' ,  anuipcUti-, 
sammych,  prakaranch,  ahHu-y  arihäpaUi-,  cwisesha-,  upapatti-,  ttpaiabähi-^  anupaiahdhi',  nüya^, 
anUya-  und  kärya-sama*  ^).  'Schwacher  Punkt'  ist  der  Grund  des  Besiegtwerdens  eines 
Redners.  'Die  schwachen  Punkte  sind:  Aufgeben  der  Behauptung,  eine  andere  Behaup- 
tung, Widerspruch  mit  der  Behauptung,  Verläugnung  der  Behauptung,  ein  anderer  Grund, 
ein  anderer  Gegenstand,  Sinnloses,  Unverständliches,  Unzusammenhängendes,  Ungeordnetes, 
zu  Weniges,  zu  Vieles,  Überflüssiges,  Unfähigkeit  zu  wiederholen,  Unfähigkeit  zu  verstehen, 
Verblüfftheit ,  Aufschieben,  Billigen  der  Ansicht  (des  Gegners),  Übersehen  eines  schwachen 
Punktes ,  Angriff  eines  starken  Punktes ,  ein  falscher  Lehrsatz  und  ein  Scheingrund'  % 
Die  übrigen  (Kunstausdrücke)  sind  leicht  verständlich. 

Einwurf. 

Obwohl  die  Handfläche  mit  Feuer  in  Berührung  kommt,  wird  sie  nicht  verbrannt, 
wenn  etwas  Verhinderndes^)  zugegen  ist  Deshalb  ist  die  Kraft  {iakti)  eine  besondere 
Kategorie  '). 

1)  Gautama,  I,  1,  9. 

2)  Vgl.  §  LXIX. 

3)  Vgl.  den  KommenUr  zu  §  XVII. 

4)  Vgl.  §  XLV,  XLVI  und  L. 

5)  Gautama,  V.  1, 1.  —  Die  Namen  der  einzelnen  jdtis  sind  unübersetzbar;  man  findet  sie  er- 
klärt bei  Ntlakaptha  und  bei  Vätsyäyana  zu  Gautama,  V.  1,2—37.  Über  sädharrnya  und  vai- 
dharmya  s.  ebenda,  I.  2,  18,  und  über  utkaraha  und  apakarsha  Paranjapes  Anmerkungen  zur  Tor- 
kabhdslid,  p.  84  f. 

6)  Gautama,  V,  2, 1. 

7)  Nämlich  ein  Edelstein  u.  s.  w. ;  vgl.  S.  30,  Anm.  1. 

8)  Nach  N.  ist  der  Opponent  ein  Anhänger  des  Prabhäkara. 

?♦ 


52  E.   IIULTZSCU, 

Erwiderung. 

Da  die  Abwesenheit  des  Verhindernden  die  Ursache  des  ganzen  Produktes  ist,  so 
braucht  man  keine  (besondere)  Kraft  (anzunehmen,  sondern)  das  Wort  ^Kraft'  bedeutet 
Nichts  als  ^Ursache'. 

Einwurf. 

Da  man  sieht ,  daß  Messing  u.  s.  w.  durch  Asche  u.  s.  w.  gereinigt  werden  *) ,  so  muß 
man  eine  mitteilbait)  Kraft  (adheyasakti)  annehmen. 

Erwiderung. 

Das  Wort  'Reinigung'  bedeutet :  Vernichtung  der  Verbindung  mit  Asche  u.  s.  w. ,  be- 
gleitet von  der  mit  der  Verbindung  mit  Asche  u.  s.  w.  gleichzeitigen  Abwesenheit  jeder 
Berührung  von  (Dingen)  die  nicht  berührt  werden  dürfen. 

Auch  Besitz  (avatva)  ist  keine  besondere  Kategorie.  Denn  der  Besitz  besteht  darin, 
daß  man  (über  Etwas)  nach  Belieben  verfügen  kann ,  und  dieser  (Begriff)  wird  völlig  ab- 
geschnitten durch  'als  Geschenk  u.  s.  w.  empfangen  haben\ 

Im  Folgenden  wird  die  Vorschrift  (des  Veda)  betrachtet  Die  Vorschrift  {vidhi)  hat 
zum  Objekt  eine  Erkenntnis ,  die  den  Wunsch  der  Tätigkeit  hervorbringt ,  welcher  eine 
Anstrengung  bewirkt.  Um  sie  (nämlich  die  Vorschrift)  auszudrücken,  werden  der  Potential 
u.  8.  w.  beliebig  (gebraucht).  Da  man  sieht ,  daß  kein  Streben  nach  dem  (stattfindet) ,  was 
durch  Tätigkeit  nicht  erreichbar  ist,  so  ist  das,  was  das  Streben  bewirkt,  die  Erkenntnis, 
daß  Etwas  durch  Tätigkeit  erreichbar  ist. 

(Hieraus)  folgt  nicht  etwa,  daß  (auch)  beim  Genuß  von  Gift  u.  s.  w.  ein  Streben  (statt- 
findet). Denn  im  Falle  der  beliebigen  Handlungen  wird  das  Streben  bewirkt  durch  die 
Erkenntnis  der  Erreichbarkeit  durch  Tätigkeit,  deren  Merkmal  das  Mittelsein  zur  Erfüllung 
eines  Wunsches  ist,  und  im  Falle  der  ständigen  und  gelegentlichen  Handlungen  ebenfalls 
(durch  die  Erkenntnis  der  Erreichbarkeit  durch  Tätigkeit),  welche  hervorgeht  aus  der  Er- 
kenntnis des  Verhaltens  zu  den  vorgeschriebenen  Zeiten  und  der  Gelegenheiten'). 

Man  darf  auch  nicht  (einwenden) ,  daß  eine  begleitende  Veranlassung  des  Strebens  ') 
fehle,  da,  wie  Guru  (d.  i.  Prabhäkara)  erklärt,  die  begleitende  (Veranlassung)  das  Hervor- 
gehen aus  der  Erkenntnis  des  Versehenseins  mit  der  eigenen  Qualifikation  sei^).  Dies  ist 
falsch,  da  es  einfacher  ist,  (anzunehmen),  daß  nur  die  Erkenntnis,  daß  Etwas  durch  Tätig- 
keit erreichbar  und  das  IVIittel  zur  Erfüllung  eines  Wunsches  ist,  vermittelst  des  Wunsches 
der  Tätigkeit  die  Anstrengung  bewirkt  (Hieraus)  folgt  auch  nicht  die  Abwesenheit  des 
Strebens  bei  einer  ständigen  Handlung,  da  sie  kein  Mittel  zur  Erfüllung  eines  Wunsches 
ist  Denn  auch  hierbei  sind  die  Vermeidung  der  Sünde  und  die  Vernichtung  der  Schuld  ^) 
als  Frucht  anzusehen.  Deshalb  ist  die  Bedeutung  des  Potentials  u.b.w.  nur  die,  daß 
Etwas  durch  Tätigkeit  erreichbar  und  das  Mittel  zur  ErfüUung  eines  Wunsches  ist 


1)  Vgl.  Yäjfiavalkya,  I.  190. 

2)  N.  liest  nimitta  für  nimütaka, 

3)  Vgl.  Nyäyahoia  unter  anugamdh, 

4)  Vgl.  ebenda,  p.  530. 

5)  N.  liest  päpa-hihayasya  cha. 


ANNAMBHATTAS   TARKASAMQRAHA   UND   DIPIKA.      §  LXXXI.  53 

Einwurf. 

In  (dem  Aussprache  des  Yeda) :  'Der  den  Himmel  Begehrende  soll  den  Jyotishtoma 
vollbringen'  wird  durch  den  Potential  eine  Handlung  verstanden,  welche  das  Mittel  zur 
Erwerbung  des  Himmels  ist  ^).  Da  es  unmöglich  ist,  daß  ein  schnell  vergängliches  Opfer 
das  Mittel  zur  Erwerbung  des  zu  einer  späteren  Zeit  bevorstehenden  Himmels  ist,  so  kann 
die  Bedeutung  des  Potentials  u.s.  w.  nur  eine  dazu  geeignete  bleibende  Handlung  sein, 
(nämlich)  das  Verdienst  (apurva).  Eine  Handlung  ist  (nur)  durch  eine  Tätigkeit  erreichbar, 
da  die  Tätigkeit  ein  Objekt  haben  muß.  Wenn  man  nach  dem  Objekte  fragt,  so  bietet 
sich  als  Objekt  das  Opfer.  Wenn  man  nach  dem  Beauftragten  fragt,  nämlich:  'Wessen 
Handlung?',  so  bietet  sich  das  Wort  'den  Himmel  begehrend'  als  auf  den  Beauftragten 
bezüglich.  'Beauftragt'  ist  einer,  der  eine  Handlung  versteht.  Somit  ergibt  sich  der  Sinn 
des  (ganzen)  Ausspruchs  als :  'Die  Handlung  eines  den  Himmel  Begehrenden ,  welche  das 
'Jyotishtoma'  genannte  Opfer  zum  Objekt  hat'.  Auch^)  in  Aussprüchen,  die  sich  auf  stän- 
dige Handlungen  beziehen ,  wie :  'So  lange  er  lebt ,  soll  er  das  Agnihotra  darbringen',  hat 
man  nur  das  Verdienst  als  Bedeutung  des  Potentials  anzunehmen,  da  er  dem  Veda  an- 
gehört In  (Aussprüchen)  wie :  'Der  Gesundheit  Begehrende  soll  Arznei  trinken'  findet  Über- 
tragung') des  profanen  Potentials  auf  die  Handlung  der  Verbalwurzel  statt. 

Erwiderung. 

Da  die  Ungeeignetheit  des  Opfers  selbst  nicht  sicher  ist,  so  muß  man,  nachdem  man 
erkannt  hat,  daß  es  das  Mittel  zur  Erwerbung  (des  Himmels)  ist,  das  Verdienst  als  zwischen- 
liegende Operation  *)  zum  Zwecke  seiner  Vollendung  annehmen.  Die  Vernichtung  des  Opfers 
(kann)  die  Operation  nicht  (sein) ,  da  der  Verlust  (des  Verdienstes)  durch  Erzählen  u.  s.  w. 
überliefert  ist*).  Im  profanen  Oebrauche  wird  durch  den  Potential  in  Bezug  auf  die 
Verbalwurzel  selbst  ausgedrückt,  daß  Etwas  durch  Tätigkeit  erreichbar  und  das  Mittel  zur 
Erfüllung  eines  Wunsches  ist  Somit  bedeutet  er  als  Potential  seiner  Form  nach  eine 
Vorschrift  und  als  Verbum  finitum  eine  Anstrengung.  Denn  daß  das  Verbum  finitum  eine 
Anstrengung  bedeutet,  (ergibt  sich)  mit  Sicherheit  daraus,  daß  man  'er  kocht'  durch  'er 
übt  das  Kochen'  erklären  kann  und  daß  auf  die  Frage:  'Was  tut  er?'  die  Antwort:  'Er 
kocht'  (erfolgt).  In  (Sätzen)  wie :  'Der  Wagen  fährt'  findet  Übertragung  auf  eine  entsprechende 
Operation  statt  In  (den  Sätzen)  'N.  N.  kocht  Keis'  (und)  'von  N.  N.  wird  Bj&ib  gekocht' 
bedeutet  das  Verbum  finitum  nicht  das  Agens  und  Objekt^),  sondern  nur  die  in  ihm 
enthaltene  Einzahl  u.  s.  w.  Jene  beiden  erhält  man  nur  durch  unmittelbare  Folgerung.  In 
(einem  Satze)  wie  pra-jayati  ('er  siegt  vollständig')  hat  die  Wurzel  allein  die  Bedeutung  des 
hohen  Grades;  die  Präpositionen  (wie  pro)  dienen  nur  zur  Verdeutlichung,  haben  (aber) 
keine  dahingehende  Bedeutung. 


1)  Dies  ist  die  Ansicht  des  Guru  (Prabhäkara).  —  N. 

2)  N.  liest  nüyck-vakye'pytapwrvamieva. 

3)  S.  S.  89.  4)  S.  S.  32  und  Anm.  6. 

5)  Nach  dem  Bhdskarodaya  bezieht  sich  diese  Bemerkung  auf  die  im  Mahäbharaia  berichtete 
Sage  vom  Könige  Yayäti,  der  aus  dem  Himmel  gestoBen  wurde,  weil  er  dem  Gott  Indra  seine 
frommen  Taten  erzählte;  vgl.  Jacobis  Index  zum  Mahäbharaia^  S.  225. 

6)  Dies  ist  die  Ansicht  der  Grammatiker;  s.  Nflaka^tha  und  Nydyäköiaf  pp.  103  und  301.