Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
^^^RAF-V^"
•VJ
ABHANDLUNGEN
DER
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN.
i
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE
NEUE FOLGE. BAND IX.
AUS DEM JAHRE 1907.
BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
1907.
i
AS
65^
INHALT.
I. Goldziher, Eitab ma^äni al-nafs. Bach vom Wesen der Seele. Von einem
ungenannten. Auf Grand der einzigen Handschrift der Biblioth^qae nationale
herausgegeben und mit Anmerkungen and Exkursen versehen.
Heinrich Lüders, Das Würfelspiel im alten Indien.
C. F. Lehmann-Haupt, Materialien zar älteren Geschichte Armeniens und Meso-
potamiens. Mit einem Beitrage : Arabische Inschriften aus Armenien und Di-
yarbekr von Max van Berchem. Mit 94 in den Text gedruckten Abbildungen
und 14 Tafeln.
J. Wellhausen, Analyse der Offenbarung Johannis.
E. Hultzsch, Annambhattas Tarkasaihgraha, ein Kompendium der Dialektik und
Atomistik, mit des Verfassers eigenem Kommentar, genannt Dipikä. Aus dem
Sanskrit übersetzt.
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WIsdffNSCHAFTEN ZU QÖTTINOEN.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND IX. Nro. 1.
Kitäb ma^änl al-nafs.
Buch vom Wesen der Seele.
Von einem Ungenannten.
Auf Grund der einzigen Handschrift der Bibliotheqne nationale
herausgegeben, mit Anmerkungen und Exkursen versehen
Yon
I. Goldziher.
Serlin.
Weidmannsche Bachhandlang.
1907.
#
:■*
Amplissimo Senatui
Universitatis Cantabrigiensis
hoc opuscnlum
grati animi testem
ob gradum Academicum Doctoris Litterarum
sibi honoris causa delatum
dedioat anctor.
VorTirort,
Von yerschiedenen Seiten ist der Wunsch geäußert worden, daß die in der
Biblioth&qne nationale (Fonds höbrea nr. 1340) ^) erhaltene neaplatonische Schrift
Ma'äni al-nafs'), die bisher nur in der von I. Br oydä veranstalteten hebräi-
schen XJbersetzong ') zugänglich ist , im arabischen Original veröffentlicht werde.
Die hier vorgelegte Fablikation ^] hat zunächst den Zweck, diesem berechtigten
Wunsche zu entsprechen. Hoffentlich giebt sie die Anregung zur Wiederauf-
nahme der Untersuchung über die Stellung dieser Schrift innerhalb der ver-
wandten Litteratnr.
In dem Titel, den ich der Edition des Textes gab, habe ich gleich von vorn-
herein gegen die noch immer nicht völlig beseitigte Annahme, daß der Verfasser
der Chöböth hallebäboth der Urheber des vorliegenden Buches sei, Stellung ge-
nommen. Nach der überzeugenden Beweisführung Jacob Guttmanns^) wird
man diese Schrift auf die alleinige Autorität der dem Pariser Manuskript
vorgesetzten Überschrift : St t)DV p ]'»nn ^nn nS DBiS« >iWD dem Bechaji b.
Josef nicht mehr ernstlich zuschreiben können. Da die flerkunft der Handschrift
durch kein !Kolophon bezeugt wird, sind wir auch über den Ursprung jener
Titelnotiz gar nicht orientiert.
£. Bechaji hatte zwar keinen festen Standpunkt innerhalb der philosophi-
schen Lehrstücke. Aus seinen asketischen Quellen hat er, ohne zu den Fragen
strenge Stellung zu nehmen, auch neuplatonische Elemente mit übernommen, die
in den jüdischen und islamischen Werken dieser Gattung niemals fehlen. Jedoch
die in seinem Bäb al-tau^d sich kundgebende Anlehnung an die Methode der
1) VL Schwab, R^J, XXXVn (1898) 130.
2) über die einschlägige Ldtterator 8. Steinschneider, ^Die arabische Literatur der Juden
1S4-1S5.
8) Les R^flexions sur T&me par Bahya ben Joseph ihn Pakouda (Paris 1896); hebräischer
Titel : ttfB^n nmn nso.
4) Für die Bemühung um die Abschrift und wiederholte Kollationierung des Pariser Unicums
bin ich Herrn G. Salmon zu Dank verpflichtet.
6) Monatschrift für Gesch. und Wiss. d. Judentums XLI (1897) 241 ff.
I. GOLDZIHKR,
Matakallimün ^) läßt sich unmöglich mit der gegensätzlichen Stellung vereinigen,
die der Verfasser der Ma'äni al-nafs dieser Schale gegenüber einnimmt (4, 6 £f.) ^.
Ebensowenig wie die scholastischen Beweisführungen ') in diesem Buche sich mit
denen des Verfassers der ^Herzenspflichten^ decken, könnten Verteidiger der
Authentie der Überschrift ihre Argumente aus dem stilistischen Charakter der
beiden Werke schöpfen. Bei einer stilistischen Vergleichung des arabischen
Originals der Farä'i^ al-^ulüb mit dem vorliegenden Text der Ma^äni wird man
in dem zuversichtlichen Urteil des hebräischen Übersetzers durchaus nicht be-
stärkt, daß der gemeinsame Ursprung „sera confirmä par tont arabisant qui
comparera ce texte avec celui du Q-uide pour les devoirs des coeurs^ ^). Eine
solche Untersuchung im einzelnen anzustellen , wird man nach dem baldigst in
Aussicht stehenden Erscheinen des arabischen Bechaji (ed. Yahuda, unter der
Presse) bequeme Grelegenheit haben*). Wir haben alle Ursache vorauszusetzen,
daß jeder Kundige den weiten Abstand der Diktion in den beiden Werken kon-
statieren und daß die Vergleichung sehr zu Ungunsten unseres Anonymus aus-
fallen werde.
Leider bietet unser Text keine Handhabe für eine befriedigende Bestimmung
der Persönlichkeit des Verfassers, seiner Lebenszeit und seiner Heimat. Seine
in dieser Schrift erwähnten früheren Produkte : a) eine poetische Paraphrase des
Ps. 104 in emanatistischem Sinne (2, 6 ff.) und b)ein Kitäb al-nasl^ (20,2),
oder mit vollständigem Titel: K. al-nasl^ wanti^äm al-chal^ „Buch der
Reihenfolge und Anordnung der Schöpfung*) (56,30;. 67,11) scheinen verschollen
zu sein. Ihr Thema war von dem der Ma^äni kaum verschieden (Emanation
und Ma'äd). Letztere sind als Kommentar zu jenem Lehrgedicht gedacht,
dessen irrtümliche Identifizierung mit dem Mahngedicht des Bechaji b. Josef
(Anfang: Ht^B^ ^«D'n) die Veranlassung dazu bot, diesen als Verfasser der hier
•
1) Wenn er, unzweifelhaft unter dem Einfloß des Gaz&ll, In seiner Einleitung erklärt, daB
er die Beweisführung der ahl al-gadal (s. unsere Anmerkung zu 4, 6) vermeiden will, so liegt hierin
nicht grundsätzlicher Gegensatz gegen die Kaläm-Lehren, sondern nur Ablehnung aller Dialektik in
seinem für einen weiteren Leserkreis bestimmten Werk.
2) Nur in der Frage der „Bede Gottes** ist er von Kalämanschauungen beeinflußt 15, 10; 51,9.
3) J. Derenbourg, B^J. XXV (1892) 248 unten; „C'est le m^me style diffus, ce sont les
m^mes raisonnements scolastiques'^
4) Broyd^ 1. c. 16 der Einleitung.
6) Ich möchte nicht ganz unerwähnt lassen, daß Bechaji das Jeslrä-Buch als rn^>fi ißD an-
führt (Yahuda, Prolegomena, arab. Text 33,8), während es in unserem Text konsequent *> foSn
genannt wird 9,3; 10,1.16. (Tafstr) Kitäb al-mabädt ist der Kommentar des Sa^a^jah zu jenem
Jes.-Buch (7,25; 12,2; 15,8).
6) Abu Hajjän al-Tauhidi führt unter den von Muhammed b. Jüsuf al- Amiri (i. J. 974 in
Bagdad), gehörten Sprüchen den folgenden an: jO^^^osiil JU^. ^nJUJI J^. KfiJLÜ ^L^ ^ JÜ1\
(Mukäbasät no. 90, ed. Bombay 82). Dieser *AmirS verfaßte eine Schrift u. d. T. Jüjül ^LinJÜI
„Intellektueller Kultus".
KITAB MA'an! AL-NAFS. 7*
edierten Schrift vorauszasetzen ^). Wie es scheint, waren die Auseinander-
setzungen des Verfassers nicht vom Beifall seiner Zeitgenossen begleitet (2, 12).
Er setzt für manche seiner Ansichten nicht genügendes Verständnis voraus (61, 6)
und appelliert dafür an die kleine Scbaar der Auserwählten (12, 17 ff.). An
einigen Stellen hebt er noch besonders hervor, daß ihr Sinn nur von Leuten be-
griffen werden könne , die mit tiefem Denkvermögen begabt sind (50, 19 ; 53, 4 ;
vgl. 69,* 10). Er klagt über Verhöhnung und Verkleinerung, und tröstet sich
damit, daß es doch nur unwissende Leute seien, die ihn nicht verstehen, Blinde,
die keinen Sinn für das Griänzende haben, Taube, die angenehme Töne und Me-
lodien nicht genießen können. Solche Leute haben auch kein Verständnis für
seine Bedeutung und für die Erkenntnisse, die er ergründet. Die Wahrheits-
forscher kümmern sich nicht um die Irregehenden (33, 21 ff.). Man versteht aus
dem verbitterten Tone des Verfassers, daß seine Schrift sich keiner rührigen
Nachfrage erfreute; es erstand ihr auch kein Tibbonide, der sie einem weiteren
Kreise zugänglich gemacht und für die Zukunft gerettet hätte.
Auch in der Bestimmung der Zeit, in der der Verfasser gelebt, können wir
über eine ganz allgemeine Festsetzung des terminus a quo nicht hinauskommen.
Unter den wenigen Verfassern, die er namentlich zitiert, sind die spätesten Ibn
Sinä (4,21; 28,11) und Nissim b. Jakob (15,9). Daraus muß die Folgerung
gezogen werden, daß er selbst nicht früher als in der ersten Hälfte des XI.
Jahrhunderts geschrieben haben konnte. Wohl kann er aber einer viel späteren
Zeit angehören, da man in dieser Litteratur auf das argumentum e silentio nicht
viel Gewicht legen kann^).
Auch aus einer etwaigen Wirkung der Ma'&ni auf die spätere Litteratur
läßt sich kein Anhaltspunkt für eine Zeitbestimmung gewinnen. Bisher konnte
kein Zitat oder eine Entlehnung aus denselben nachgewiesen werden. Es ist
geradezu ausgeschlossen, daß wie jüngst behauptet wurde') „der größere Teil
des 7. Kapitels von Bataljusis Bildlichen Kreisen^ den Ma'äni entlehnt sein soll
Dies ist auch, abgesehen davon, daß die Spur einer solchen Entlehnung in dem
betreffenden Kapitel der „Kreise" nicht beobachtet werden kann, schon deswegen
unmöglich, weil nicht angenommen werden kann, daß ein muhammedanischer
Schriftsteller — und ein solcher war der Verfasser der „Kreise" *) — sich für
1) J. Derenbourg, R^J. XXV (1892) 249, oben.
2) Anders Gattmann 1. c. 246.
8) Artikel Batalynsi, in der Jewish Encyclop. II 594% Ende.
4) Dies muB besonders hervorgehoben werden gegenüber der Behauptung des Verf. jenes Ar-
tikels ibid. 593^ Z. 9 — 15, daß in den „Kreisen" keine Spur islamischer Herkunft zu entdecken
sei „and consequently could not have been written by a Mussulman". Dies kann doch nicht von
einer Schrift behauptet werden , in deren jüdischer Bearbeitung noch ein Zitat aus dem Koran
(60, 21) stehen geblieben ist mit der Einführung 'pi 1"|DfcO TiPlin Titth > ®i° anderes (6, 59 etwas
ungenau) mit der Einführung niniH ^SyilO IHH 1ÜIV\ (ed. Kaufmann 61,1 — 4; 52,3); vgl. auch
die koranische Anspielung ibid. 47,3.
8* I. OOLDZIBKR,
den fortwährend um Bibel erklärung sieb bewegenden Traktat des jüdischen
Autors interessiert haben könne.
Ebensowenig können wir über die Heimat des ungenannten Verfassers aus
dem Werke bestimmte Aufklärung holen. Die neuplatonische Spekulation war
seit dem X. Jahrhundert in sämtlichen Gebieten eingebürgert, in denen die Juden
sich mit der philosophischen Deutung ihrer religiösen Tradition beschäftigten.
Die Warnung des Abulwalid ibn (ranäh (mit Anschluß an Eccl. 12, 12) vor der
Vertiefung in „Bücher, die nach der Meinung derer, die sich mit ihnen beschäf-
tigen, zur Kenntnis der ersten Prinzipien und Wurzeln führen, in denen Unter-
suchungen über die Beschaffenheit der oberen und unteren Welt angestellt
werden" ^) hat nicht nur die Verhältnisse im Andalus zum Gegenstand. Aus
diesem Gesichtspunkt zeigt also der Inhalt dieser Schrift keine lokale Bestimmt-
keit. Ich bezweifle, daß eine schärfere Beobachtung der Ausdruckweise des Ver-
fassers zu einem Resultate führen würde. Dieselbe bietet uns keinen speziellen
Dialektcharakter dar; es ist mir auch nicht gelungen, zu erschließen, ob die
hier angewandten, in der klassischen Sprache nicht erscheinenden Worte ]H)\
(18, 8), hShB (44, 6) und das zweifelhafte TDpJffp (36, 3), beziehungsweise das an
Stelle desselben vermutete Wort, einem besonderen Dialekte ausschließlich
angehören.
Unter den für das Entstehungsgebiet dieser Schrift in Betracht kommenden
Möglichkeiten wäre aus dem Gesichtspunkt der Verbreitung der neaplatonischen
Ideen in der Litteratur der südarabischen Juden, auch die jemenische Prove-
nienz unserer Schrift nicht auszuschließen. Man denke nur an das seinem In-
halte nach vielfach verwandte Bustän ul-'al^ül des südarabischen R. Natha-
nael al-Fajjumi, von dem Gottheil eine vorläufige Inhaltsübersicht gegeben hat *) ;
oder an den emanatistischen Exkurs, den der übrigens zumeist von Maimfini
abhängige Abu Man^ür al-Damäri^ in Wort und Bild (nach den „bildlichen
Kreisen^ des Bataljösi), einer liturgischen Aaseinandersetzung ^) eingeschaltet hat.
Doch scheinen mir einige Anzeichen mindestens dafür zu sprechen, daß der
Verfasser der Ma'äni al-nafs nicht im Maghrib heimisch war, daß vielmehr seine
Schrift aus dem geistigen Verkehr im Osten, am allerwahrscheinlichsten im *Iräk,
hervorgegangen ist. Dafür spräche zunächst sein persönlicher^) Verkehr
mit Muta^allimün (21,1), zu dem eher im Osten als im Westen die (Gelegenheit
geboten war % Femer kann auf unsere Anmerkung zu 40, 7 hingewiesen werden.
1) Eit&b al-loma' (Paris 1886) 267, 11 ff.
2) Steinschneider — Festschrift 146 ff.
8) Bei A. Kohnt, Notes on a hitherto nnknown exegetical, theological and philosophical Gom-
mentary to the Pentatench composed by Aboo Manzor al-Dham&ri (New York 1892) XXXI.
4) Diese selbst ist Abrigens mit einiger Erweiterung ein Plagiat an Cbazart in c. 17—19.
5) Der 28, 19 erwähnte „Herr mit umfassender Wissenschaft" ist ein islamischer Gelehrter,
aber es ist nicht ersichtlich, welcher philosophischen Richtung er angehört.
6) Vgl. ZDMQ. XLI 65. Le livre de Mohammed ibn Toumert (Alger 1908) Introdnction 67 ff.
Abn-l-Eftsim Stfid al-Kurtubt (st. 1070), der in seinen Taba^it al-nmam (Abschrift in der Bibl
KITAB MA'ANI AL NAFS.
aus welcher ersichtlich ist, daß die dort vom Verf. erwähnte Gewohnheit dem
Brauche der östlichen Juden entspricht.
Auf die Quellen, aus denen unser Verf. einige Materialien für sein System
schöpfte, ist in den bisherigen Verhandlungen über die Schrift im allgemeinen
hingewiesen worden ^). In den Fußnoten und Anmerkungen haben wir diese
Quellen und die Parallelen zu unserer Schrift nach Möglichkeit des näheren
nachgewiesen. Es scheint, daß sich der Verfasser von Ibn Sinä in umfassenderer
Weise anregen ließ, als dies seine ausdrückliche Erwähnung voraussetzen läßt.
Die Abhängigkeit unseres Anonymus von den Abhandlungen der Ichwän al-
safä haben wir durch den Hinweis auf die betreffenden Stellen des Originals
(nach der Ausg. Bombay 130^/ß in 4 Bänden) eingehender begründet. Wie weit
diese Abhängigkeit geht, wird besonders aus 45 Note 2 ersichtlich. Zu den
bisher bekannten Quellen ist durch unsere Nachweise (21 Note 4 und 11; Anm.
zu 23, 24) nun auch die unter dem Namen des Hermes Trismegistos gehende
Schrift De castigatione animae (ed. Bardenhewer, Bonn J873) hinzugekommen.
Herausgeber ähnlicher Texte können der Verlegenheit nicht aus dem Wege
gehen, die ihnen der grammatische Stand der Vorlage bereitet. Auf Schritt
und Tritt erneuert sich immer wieder der durch den in grammatischer Beziehung
arg verwahrlosten Zustand des Textes hervorgerufene Gewissenskampf des
Herausgebers. Es handelt sich ja nicht immer um Gestaltungen, die aus dem
Gesichtspunkte des vulgärarabischen Sprachausdruckes sprachgeschichtlich ihre
natürliche Berechtigung haben. In der völligen Zuchtlosigkeit und in dem Mangel
an Konsequenz bekundet sich oft unzweideutig der Mangel sprachlicher Kultur,
die wohl ungebildeten Abschreibern, keinesfalls aber — wenn uns nicht ein
Autograph des Gegenteils belehren sollte — dem Verfasser selbst zugemutet
werden darf. Denn man darf wohl voraussetzen, daß der Verfasser eines nicht
eben für die ungebildeten Massen bestimmten philosophischen Werkes seinen
Ausdruck in formaler Beziehung möglichst den Ford(^rungen der Sprachrichtigkeit
anbequemt, die zu seiner Zeit für Werke dieser Gattung als unerläßliche Be-
dingung galten. (Vgl. DLZ 1903, 1026 oben). Dabei ist allerdings, wie dies
besonders August Müller in seiner Abhandlung über den Sprachgebrauch des Ibn
abi U§ejbi*a klar gemacht hat *), große Freiheit in der Anwendung des lebendigen
Sprachgebrauchs gegenüber den strengen Forderungen der klassischen Grammatik
nicht ausgeschlossen'). Diese Erscheinung wird der Herausgeber solcher Texte
immer zu würdigen haben, und so haben wir auch unseren Autor, wo wir voraus-
DMG, 65i>) eine Übersicht der berühmten jütlischen Theologen giebt, sagt nach der namentlichen
Anfz&hlong einiger Gelehrten der östlichen Länder: ^^jOLAä^I »>H^' jW^' CT ?^j^ l5-^ CW
1) Besonders Guttmann 1. c.
2) Sitzungsberichte der phUos.-philol. und histor. El. der K. bayer. Akademie der Wiss. 1884,
890 ff.
8) YgL darüber meiiie Bemerkungen in der WZKM III (1889) 79 ff.
Abhaadlnngtn d. K. U«t. d. Wiii. xa Odttingen. Phil.-hiiti. Kl. N. F. Band 9.i. b
10* I. OOLDZIHRR,
setzen konnten, daß wir seinen Ausdruck vor uns haben, in seiner Sprachfreiheit
nicht gestört. Dies wäre aber übel angebracht an Stellen, wo sich die Nach-
lässigkeit nnd das Unverständnis des ungebildeten Abschreibers verrät. So
war es denn auch in unserem Falle, namentlich angesichts des Mangels durch-
gehender Folgerichtigkeit in der Vorlage, nicht immer möglich, mit dem Ab-
schreiber durch dick und dünn zu gehen. An Stellen, die einfach nachzuschreiben
einem alten nahwi rein unmöglich ist, habe ich nach meiner Überzeugung her-
gestellt, wie der Verf. selbst geschrieben haben mochte. Es war mir unmöglich,
bedingungslos als Sklave eines unwissenden Abschreibers vorzugehen und seine
sprachliche Ungezogenheit als unantastbares Heiligtum zu betrachten. Daß ich
dabei nicht mit unerbittlicher Willkür schaltete, wird die z.B. an Stellen wie
2, 19.25; 6,9; 16,23 (letztes Wort); 20, IBff. 30,8; 4B,5 (J,f mit Nom.) u.a.m.
bekundete Toleranz bezeugen. Es ist sehr schwer, hierin eine sichere, auch nur
subjektiv befriedigende Grenze zu ziehen. Die Änderungen betreffen übrigens
niemals Eigentümlichkeiten, die wegen ihrer häufigeren Wiederkehr als Sprach-
gewohnheit des Verfassers betrachtet werden konnten (z. B. die der Sprach-
tradition widersprechende Anwendung des grammatischen Genus: f^\ als femin.
s. Note zu 48,20, hingegen auch masc. 30,4; ^iJü, Seele, als masc. 66, 13 ff. u.
a. m., hingegen anderswo als femin. vergl. 67, 1) ; auch nicht die den Regeln der
Grammatiker widersprechende Kongruenz ^) im Genus und Namerus der Fronomina
und Suffixa (3,1; 35,2; 44,24; 45,19; 46,2; 50,6.11.14.25; 55,4; 57,7; 60,7;
61,15; 65,28; 66,24 u. v. a. m., namentlich neben Dualformen häufig, z.B. außer
einigen der obigen Beispiele 33, 17; 38, 13; 42, 13; 44, 1), oder die ungrammatische
Anwendung der Yerbalmodi (wie z. B. 37, 1). Auch die Schlaffheiten im Satzgefüge
habe ich unberührt gelassen, sowie vulgären Sprachausdruck, der sich in ähn-
lichen Schriftwerken auch sonst eingebürgert zeigt (z. B. freie Anwendung der
VII — z.B. Jüu- Vn 65,13, ^1, VII 24,20 — zumal für das Passivum, u. a.
m.)*) und Eigentümlichkeiten, die sich in diesem Kreis des Sprachgebrauchs
festgesetzt hatten (s. Anmerkungen zu 20,2; 31,25) gebührend geschont.
Aus den Eigentümlichkeiten der Sprachgewohnheit des Verfassers kann man
besonders hervorheben, daß er hie and da arabische Worte in der Bedeutung
ihrer hebr. Äquivalente gebraucht (3, 13 yfittf; 15,6 tdlä in der speziellen Bedeu-
tung des hebr. Bin; 67,27 ^3T in der späthebr. Bedeutung von nsj')); viel
1) Darum würde ich die Korrektur 6 Note 3 jetzt zurückziehen; desgleichen ist 9,12 (Note 15)
in den Text inOH wieder einzusetzen.
2) S. die Beispiele WZKM 1. c. und vgl. Sa^&djah, Übersetzung von Jes. 65, i ra^b^M
niWK • • • ZATW 1890, 78.
S) Diese Anwendung von ^^T üt in jüd.-arah. Schriften häufig; beispielsweise am Schlüsse
eines Priratbriefes an den N>d Jehüdah Köh^n b. £l*&zär (Hschr. der Ungar. Akad. d. WW.,
(nicht katalogisiert) ^y\ mpon H^D ^vh «HHSn D^O^i D^:n mal D^iV HnH5n • • •
■^ ^A A
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 11*
Neigung zeigt er auch, hebr. Worte zu setzen, wo in besserem jüd.-arab. Stil
das entsprechende arabische Wort geschrieben würde (wie z. B. Tiy^ 2, 7 und
sehr oft). Wie die übrigen Vertreter dieser Litteratur gebraucht auch er oft,
vielleicht unbewußt, spezifisch islamischen Anschauungen entsprechende Ter-
mini und Phrasen ; z. B. die koranische Phrase 24, 19 das ^adi^Citat 58, 8 und
vgl. unsere Anmerkungen zu 1,8; 3,13; 26,8; 29,7; 32,14.
In der Orthographie schien es mir, gegenüber den in solchen Texten ge-
wöhnlichen Schwankungen, erforderlich, die möglichste Eonsequenz anzuwenden
xmd am zweckmäßigsten, im einzelnen die durch S. Munk befolgte Praxis durch-
zuführen. In diesem Sinne ist auch in den auf 1 ausgehenden Yerbalformen
2. und 3. Pers. Plur. das Alif al-wi^äja angefügt worden.
Die Zitate aus der Bibel sind vom Verfasser oft ungenau und dem wirk-
lichen Text nicht entsprechend gegeben. Solche Versehen sind zumeist still-
schweigend richtiggestellt; zum Überfluß ist hin und vneder, nicht immer, in
den Noten auf die fehlerhaften Worte hingewiesen worden. Der Verfasser
wurde wohl durch sein Gedächtnis irre geführt; sonst könnten so arge, sinn-
störende Versehen wie in den Zitaten 33, 6 ; 40, 19 ; 43, 6 nicht vorkommen. Auch
Talmud- und Midräästellen hat der Verf. zuweilen, wohl aus dem Gedächtnis,
in ungenauem Text angeführt (13,7; 32,20; 35,24; 62,21; 68,12; 68,19).
b»
12*^ I. GOLDZIUEB,
IL
Anmerkungen und Exkurse.
S. 1, 8. ntOnSw ÜV Dem islamischen Sprachgebrauch entlehnt als Bezeich-
nung des Tages des jüngsten Gerichtes, Koran 40,34 (vgl. 67, 13).
S. 2, 3. fcOlKIpK "1K2CS Über diesen Spruch vgl. die Zusammenstellung bei
D. Eau^ann, Theologie des Bachja 87—89. Gesch. der Attributenlehre 44B.
Es können noch folgende Formulierungen des Spruchs angeführt werden :
al-Färabi, Pusüs al-hikam nr. 45 (ed. Dieterici 77,3): \^\ J^^-^-J' *^^
LfJt J^AAM 'i qL ^La.^um'jI. Bei Sahrastäni 216, 7 wird als Grundsatz der Bekenner
des Islam aufgestellt : ^ j^le o j:^^ q,^ ^^JLa jju ^\j>\ jüb ^JU^ ^ jJ^ ^JLfi ^r
y^^t j^ ^3l OM SJ^\ (bt ,,Wer sich dessen bewußt ist, daß er nicht weiß,
umfaßt das ganze Wissen ; wer seine Ohnmacht bekennt, den Dank (g**gt"n Gott)
zu leisten, hat den höchsten Grad der Dankbarkeit bezeigt.^ Eine der in den
philosophischen Formulierungen dieses Spruches gangbaren Varietäten wird als
Vers des 'Ali angeführt:
» * ^ » ft '
bei al-Ragib al-I§fahäni, Tafsil al-naä'atejni (Beirut 1319) 14, wo noch mehr
Material zu diesem Gedanken zu finden ist. — Den Satz des Maimüni : HDtmK ]«
nD«-tnK r\'^W\l ;y WyS« in (Dalägt I c. 59, ed. Munk I 73*, 15) hat, wie J. Gutt-
mann nachgewiesen hat^), Nicolaus von Cusa als Ausspruch eines R. Salomon
angeführt. — Auch in der Pseudo-Gazäli'schen Schrift^): Sirr al-'älamejn
1) Die Scholastik des dreizehnten Jahrhunderts in ihren Beziehungen zum Judentum (Breslau
1902) 173.
2) Über diese (bei Brockelmann Gesch. d. Arab. Lit. I 423 (nr. 31) unter den Schriften des
G. aufgeführte) Schrift s. Livre de Mohammed ihn Toumert (Alger 1903) Einleitung, 18. In diesem
die Spekulation der islamischen Neuplatoniker wiederspiegelnden Buclie läßt man den als Verfasser
vorgestellten 6az&lf von seinen angeblichen Werken die folgenden zitieren: kLlIj^I f^^
fß::!^^^ («regen die Assasinen), ^,>^! ,Hy-^» uAPtJ^^ wot*^» Jula-JLJI s^'jS^ P. 100:
CR-tj^ ^^ U^a^ j^^ iÜJ^I j^!^ «5LJl*ä ^Lcüü>^l jo.^ J^ 8Jw^« ^y.^ o^^« ^!^
U y>l ^^ jiSi\ 8^ UjJi^ ,s)lJU5 ^UJI ^iJLJ« ^i A^ o^^^ ^\^ jJ.ÄjJI jccj^ ^1^
..«jjJt iyjoS ^ vuLftLkO • Zur Irreführung der Leser bezieht sich der Verf. häufig auf ^ JL^ ^Lx^-!
^jj^ als sein eigenes Werk. — P. 28 wird ein Buch u. d. T. o LjJI Ju \J^^ von Ihn Kutejba
angeführt — Der Verfasser der Schrift hatte gute Gründe,^8einen wahren Namen zu verheimlichen
and dies Produkt einem angesehenen Theologen unterzuschieben: dieselben Gründe, die de Go^'e
KITAB MA*ANi AI.-NAFS. 13*
wa-keäfmä fi-1-därejn (Bombay) 134 wird derselbe Gedanke ausgesprochen :
AÄi^ ^ y?^\i i« t^jMA ^\ Ju^ 'i er o^^^ • '^J^^ i (WSß JK. Der Sufi Muhji
al-din ibn *Arabi faßt ihn in folgende Form : ^^j^ tüu ^\ ^\ ^^ xftJLlaJJ vä>ouj>I
^Liu xj J>.|jl. Die Annahme des Consensas aller zur Suii-Richtung Gehörenden
für diese Sentenz, steht allerdings im Widerspruch damit, daß derselbe Ibn
'Arabidie Anschauung, daß „die Erkenntnis von der Unmöglichkeit der Erkenntnis
des göttlichen Wesens der höchste Grad des Erkennens sei'' ^), abgelehnt haben
soll*). Vgl. noch andere dazu gehörige Süfi- Sentenzen bei Nicholson, Shamsi
Tabrlz 326 zu 23, 5.
S. 2, 13. Die in den Handschriften überaus häufig erscheinende Verwechslung
der Laute Ö und i, (vgl. Rtj. XLIV (1902) 71 über nii und loa), hat hier
dazu geführt, daß der Verf. ^JÜ'Ji und (j;0<^'Üt als Sa^'-Reime gebraucht.
S. 3, 10. rn«^S« statt des richtigen rn«j;«^« (die Wiederholung) ist durch
itbä* hervorgerufen.
S. 3, 13. Dies ist auf die im islamischen Uadit häufig wiederkehrende An-
schauung gegründet, daß dem mugtahid, ob er das richtige triff't oder nicht, in
jedem Falle göttlicher Lohn zugesichert ist. Die Beweisstellen ZDMG LIII,
649; vgl. Le Livre de Mohammed b. Toumert, Einleitung 60, Anta. Ende.
S. 3,26; s. zu 22,23.
S. 4, 5 ff. Die Philosophen nennen die Anhänger des Kaläm qj1Ja> (^*?jn
m^n; auch mit D^pSinn übersetzt; vgl. REJ XL VII 45, XLVIII 179 Anm. 4),
weil sie zum Erweis ihrer Thesen sich nicht der demonstrativen Methoden, son-
dern im besten Falle dialektischer Beweise (JJo^) bedienen, wobei sie die wahre
Natur der Dinge unberücksichtigt lassen DH^mplSnön Onmon M M^W HO 2T0
O^m» vn mnon IKV oy (GazäH p-lX ^ariKO ed. Goldenthal 171,4) ^\y^ jjA
^ ^ sjj3yi\ ^X^\ x^Uo Hß S u-J^ iUiü^^ ^ iuJjo. x^ ^^. ^1 »ilXJJ «Uo
(Averroes, Eitab falsafa, Kairo 1313,48) ^^\ Jo^l ^ \sX» ^yu&j or^^ ^'^
igjc> J^^SI L^ U4^ vöJLas ^\ J^^B^I «J^ ü^ (TaMfut al-Tahäfut 91 , penuli).
Ibn Masarra polemisiert gegen iüjÄjiXt^ r^l^^^ 6^^ J^^ (Kifti ed. Lippert 16,8);
damit sind nidbt untereinander verschiedene Ellassen gemeint , sondern alle drei
Benennungen dienen zur genaueren Determination der MatakaUimün. Ihre Me-
in der Einleitung zur Abhandlung Nouveaux documents pour T^tude de la religion des Harraniens
von Dozy (Leiden 1884, Actes du sizi^me Congr^s des Orientalistes, II, I, 285) hervorhebt; die
Schrift enthält neben Tielen anderen ketzerischen Dingen u. a. 65 ff. auch Anrufungen der Planeten,
ganz in harrluuscher Weise.
1) JRAS, 1906, 820, 11.
2) Schreiner, Beiträge zur Geschichte der theologischen Bewegungen im Islam 59 Anra. 14
(= ZDMQ 52, 528).
14* I. OOLDZmER,
thode wird von den Peripatetikern geringschätzig betrachtet (man vgl. das Urteil
des Jahjä b. *Adi , bei Kifti 40, 10) nnd sie bilden den ständigen Gegenstand des
Widerspruchs der Philosophen ^). Außer ihren methodischen Defekten wird ihnen
Sophistereil Streitsacht, Parteileidenschaft, Rechthaberei, äußerer Redeprunk
und Wortschwall zur Last gelegt. (Maimüni, Dalälat I. c. 51, ed. Munk I 58^;
c. 74 ed. M. 118*). Maimüni hebt noch besonders hervor, daß — so sehr sie
auch diese Tendenz zu verhüllen suchen, — die Philosophie der Mutakallimün
durch die vorgefaßte Absicht bestimmt ist, durch dieselbe die G-laubens-
Vorstellungen des Islam zu unterstützen; sie könne demnach nicht als voraus-
ssetzungsloses Bestreben, die Wahrheit zu erkennen, anerkannt werden (Dalälat
I c. 71).
Aus den polemischen Äußerungen jüdischer Philosophen gegen die philo-
sophische Richtung des Kalam % möchte ich hier nur die des Schülers des Mai-
müni, Josef ihn *A]^nin anführen; sie ist gegen die Lehre von der Schöpfung
der Accidense gerichtet und läßt die religiöse Tendenz dieser Lehrmeinung her-
vortreten :
Kommentar zu den Piri^e Aboth (IDIDn IBD) zu 11 12 min moSS noxp |pnm
(Handschrift der Bibliothek der Ungar. Akademie, Fonds Kaufmann nr. 130)
fol. 65»: yh ]nipi D^S«vor^ m ptnS nvKin ^^h^^ü p^^nnjSynjyö pyn rmi
ny San cnnnD d^kisohd ^iädi ^ixd Sm «ßn nyprw pDior poSbrioSH o^SHyowi
mn nh üh o^om nßiw nr« vKn tirtm hSv i^ay Hin mm dhi «ßn *3 njn
mm i:"K ainni oihh n« y^nro la^K injfpy nn dk onSn pi o^iiio orn \rm viray
nyr Sm (80) nittnnno o^aiyn p:o (Hschr. o^ühxortr) onsSjov o^ppn ihb^ pi vvay
on^Sy iiovS (Hsc^r- nniD) nmo^ rh th lin nrn k-ddh in liini «ßn ^ßa nyn
rsn i:m ^Snpoi o'^ttfrin ikö^i ]^n n^^Ki onj^nao on ^3 im« ine Sßn inB ivk i^jm
Sy ooSntD D^Hia^nD o^n d^hi>coi o^o^n niwa n«^i3n njWD n^n K^nnv onnio on
no ny noStt^ no«tD inn hny njn DKi:5n ovo OKiia pn «-d ivk D:imoi oyao ^ß
nrtn mn Sa ]^hi (Hachr. n^n im nvnS ncfKi) nrynj^ Hin mt^w noi n^nntf Hin'n^nv
wv D^nßion SaBf St irnim höh ^anS ibdhi urnoa iSin oSiyn Co 'h nSnp) twDBfn
onvnS f^ßn dSw oSiya itnnn^ttr on^ D^H^n:n wn^ennttf noo niTiS o^jntj i^nm
nntt^ pn inina innn Tann min onn vinn^r o^Hiaan yaea pji nntfma ^o^' nraa
iai nvo n^ Sy r|iD d^ nynpa ia lannS (Hschr. \rim)
1) Al-Fär&bf, ed. Dieterici 40, Uff. Mohammed b. Zakar^jä al-R&zi schrieb gegen Eal&m und
Ma*taziliten (Kifti 274, 9.22), desgleichen Ibn Hejtam (Ihn abl U9ejbfa II 97). Die heftigsten
Ausfälle gegen ihr Treiben findet man in den Muk&bas&t des Abu Hajjftn al-Tanhtdt (ed. Bombay)
46 und auch sonst in dieser Sammlung.
2) Vgl. auch den zumeist auf die Gesichtspunkte des Maimünf zurückgehenden Dialog zwischen
dem Philosophen und dem Mutakallim im Pentateuch-Kommentar des südarabischen Juden Abu
Man9ür al-Dam&rt in A. Kohut, Notes on a hitherto unknown exegetical, theological and phi-
losophical Commentary to the Pentateuch (New York 1892) Appendix p. XXXVff. £s wird dort
besonders die alte Beschuldigung auseinandergesetzt, daß der Kal&m mit Jl^» nicht mit Ver-
nunftbeweisen arbeitet
kitXb ma'ani al-naps. 16*
Schon früher wurden solche Vorwürfe gegen die Mntakallimün in sehr
scharfer Weise von den Ichwan al-safä erhoben (IV 28—30), mit dem Unter-
schiede, daß sie es klarer als andere betonen, daß aach die religiöse Tendenz
dieser Leute als solche nicht anerkannt werden könne. Sie verteidigen ihre
Thesen „nicht in bescheidener Weise, ans religiösem Antrieb und ans Liebe zur
Wahrheit, sondern mit Fanatismus und Parteileidenschaft, (wuÄjüJI (^«l? J^
KjuklLj)» welche die Wahrheit verdunkeln und vom Weg des Richtigen irreleiten."
Unter allen diesen Streitsüchtigen sei den Gelehrten, den Propheten und den
Lehrern der Religion am feindseligsten, dem gesunden Verstand am schädlichsten
„die disputierende und rachlose Partei^ XjLLJi jü^^L^I XijilaJt , die über dogma-
tische Lehrmeinungen (s^\jm^ ^\j\ disputiert. Unter ihnen findet man Leute
mit anziehendem Sprachausdruck, mit bestrickender Vortragsweise, die den Lügen
den Schein der Wahrheit geben, trotzdem sie in Wirklichkeit unwissend sind,
die Wahrheit nicht einmal erfassen können und den Leuten nur durch ihre Dia-
lektik imponieren.« Vgl. ibid. 30: fjUJI (jS^:> ^ ^\y Jlju^«^ ^:^« or^ ^^
Die in obigen Bemerkungen immerfort hervorgehobene Disputiersucht der
Mntakallimün hat besonders dazu beigetragen, ganz abgesehen von der termino-
logischen Bedeutong des Wortes gadal in der Logik, die Benennung ahl al-
^adal für ihre Kennzeichnung zu befestigen. Denn auch außerhalb der philo-
sophischen Differenzen wird schon seit früher Zeit^) gerade diese ihre Eigen-
schaft geschildert. Sie sind die Leute, die in der Moschee von Basra mit
lautem G-eschrei über dogmatische Fragen und Argumente disputieren q^uioa^
Lf^ ^^^3 o^Ültl ^ (3. Jahrh.) und den anwesenden Dichter Muhammed b. Beäir
zu einem Spottvers darüber Gelegenheit geben (Ag. XII 138). Gegen die ältesten
Vertreter dieser Richtung sind auch polemische ^adi^Sprüche gerichtet, (ZDMG.
LVII 393), die in den Aussprüchen Späterer einen Widerhall finden*). Sehr
treffend charakterisiert sie einmal Ibn Sinä in der Schilderang eines Reise-
gefährten, der ein Ealäm-Anhänger war, in der Einleitung zu seiner .Jüüt jüLm.
(Leidener Handschrift nr. 1020, fol. 79»») v>jo^ Lji't^ ») aIIÜ er l5^ y^ ^ *^'
ll> JiJu^l MJU& ,^1 Jk^Aji tjt tjB ^\j^\ Jji ^j&mL\ ^\ (jM^ uU»^ o*^^'
^\^ ^ Z^^ 8U-ai Jür^^ ^Uoil er (i^ vi^ iab> ^\ v-^ L«4> ^1^1 ^^y
1) Schon in einem Gedicht des Ahwfts (Zeitgenosse ^Omars II) J^L^uil fJ^\ (^g* ^^™
164, 11).
2) ZDMG. XLIV 441, 8 J« Jc^«^ «:|^Jt g> vgl. ibid. LIX 720 A. 2 , danach mnB die Über-
setiung Joarn. asiat., 1904 II, 336, 4 v. a. (l*homme et la controverse) geändert werden ; vgl. Tab.
in 741, 7.
3) Hschr. »Jjjft; die Verbesserung ist mir von de Goeje angegeben worden.
16* I. OOLDZIHBR,
In den Zusammenhang dieser Studien gehört vorzugsweise die von den Philo-
sophen gegen die Seelenlehre der Mutakallimün erhobene Beschuldigung. Den
grellen Widerspruch zwischen den psychologischen Gesichtspunkten der beiden
Schulen läßt Gähi? — selbst Mu'tazilit — hervortreten, in seiner Bemerkung:
„Ich habe von den Alten über die Seele viele Bände gelesen. Das lange Fort-
bestehen dieser Bücher bis zu unseren Tagen und daß sie von Generation zu
Generation und von Nation zu Nation immer wieder überliefert werden, ist ein
Beweis dafür, daß die meisten Menschen im Kaläm unwissend sind. Die Muta-
kallimün — so schließt er ironisch — wollen eben alles wissen; aber Gott hat
dies verhütet" (Kitab al-Uajawän IV, 109) — . Die Ichwän werfen den Mutakal-
limün vor, daß sie die (selbständige) Existenz der Seele leugnen^), ihr wahres
Wesen und ihre Wirkungen verkennen: f^iSi}\^ ^^\ ^J^jiä^ |»^-*^i J^i er U^ ^^
]^\^\ Ub^L^-^ ^./ iüuSs^ o^'^ ^^^>^^ u-^^ y^ o^;^y J^^^ (III 76 unten).
Dasselbe Urteil fallt auch Muhji al-din ihn 'Arabi über die mangelhafte Psycho-
logie der Mutakallimün: sie können sich zur Erkenntnis der wahren Wesenheit
der Seele nicht aufschwingen; diese werde nur durch gottgelehrte Propheten
und Süfi's erfaßt^).
Die von unserem Verf. hier speziell bekämpfte Lehre der Mu'taziliten von
dem Wesen der Seele wird von den Ichwän (IV 167) als verwerfliche Anschauung
der Gadal-Leute ganz besonders an den Pranger gestellt, indem der augenfällige
Widerspruch hervorgehoben wird zwischen der Lehre der Mu'taziliten, daß die
Seele ein Accidens ist, und der anderen Lehre, nach welcher der Mensch selbst
seine Taten verursacht. „Danach stände die Sache so: etwas dem kein Tan
zukömmt, tritt zu einem andern, dem kein Tun zukommt, hinzu. Kein Beweis
ist ihnen für diese sonderbare These gelungen bis zum heutigen Tag; es wird
darüber vielmehr noch immerfort disputiert. Wenn sie aber ihrer Aufstellung
die folgende Formel gäben: „Indem das Accidens zur Körpersubstanz hinzutritt,
ruft Gott die Tätigkeit hervor", würden sie ihrer eigenen Lehre widersprechen,
da sie dadurch Gott als den Schöpfer des Tuns anerkennen, was sie doch
sonst ablehnen".
S. 4, 6. Daß die Mu'taziliten, denen die meisten karaitischen Autoritäten
mit großer Treue folgen, sich an die gyvöixoi anschließen, s. Sahrastäni 39,14;
53, 8. — Es ist jedoch zu beachten, daß die älteste karaitische Schule den Mu'tazi-
liten auch in manchem Lehrstück widerspricht. Moses b. Ezra erwähnt in seiner
^adtl^a (DB^ian n-Tliy) zur Beleuchtung der Tatsache der dogmatischen Spal-
tungen innerhalb der karaitischen Sekte (vgl. REJ XLIII 7), daß neben ent-
schiedenen Verfechtern der Willensfreiheit auch Vertreter der entgegengesetzten
Ansicht (mu^abbira) unter ihnen zu finden sind. Er erwähnt unter letzteren
1) Als Leugner der Existenz der Seele wird namentlich der Mu^tazilit Abu Bekr al-Asamm
erwähnt ; Ihn Hazm bei Schreiner , Der Kal&m in der jüdischen Litterator 17.
2) Fufüs al-hikam 54.
KITAB MA'AKI aL-NAFS. 17*
Chiwwi al-Balchi und Ibn Sakawejhi. S. Harkavy D^ir» D:i D^mn Nr. 7 (War-
schau 1895—6) 33, n.
S. 4, 17. In der Theologie d. Aristot. (ed. Dieterici 40, 4 v. u.) wird diese
Ansicht als die des Pythagoras angeführt (-i^J ^ JJ ß\ Uit ^j-^t^) und (ibid.
124, 8 ff.) widerlegt. — Auch Ibn Saddik (Mikrokosmos ed. Horovitz — Breslau
1903 — 34, 6 ff.) bekämpft die beiden Ansichten: royöl 7r\'^^ VBanV D'^ayiön wyö
JTO B^Öintt^ D^"lD1«n. Gazäli behandelt diese Fragen im Macjnün sagir 7 unten ff.
S. 4, 21. S. Öahrastäni 419,7; 423, 4 ff. und über die Seelenlehre des Ibn
Sinä, Carra de Vaux, Avicenne (Paris 1900) 236. Die hier angedeuteten An-
sichten des Ibn Sinä aber die Entstehung der Seele und über ihre Fortdauer nach
dem Aufhören des Körpers sind auseinandergesetzt in seiner ^jJuiS jüLm^ und
seiner ^bdi^ IJc^It jüu»^ (beide Hschrr. der Leidener Universitätsbibliothek nr. 1020).
Ich lasse die entscheidenden Stellen (in dem, wie man sieht, stellenweise mangel-
haften Text der Hschr.) hier folgen:
Nafs § 8 (fol. 49»): ^^juJ» viiijvX» ^ JCl>U^ y-JUJ! ^\ ^ iÜ^JÜI ^ führt er
den Nachweis, daß die Seelen weder als einheitliche Substanz noch als getrennte
Wesen (ikx»!^ WJ ^jjü J^ o^^Jüi %^J^ qj)ü ^1) vor dem Körper präexistiert
haben können: ^\ {^6)9^^0^,'^ l\Mi:^ ^JcJI v^J^' L«/ CxX^' y*JUJI ^1 ^i\ iuo Oitt
^^vXJ^ AJ3 u ^^cXj j^ xi>J. ^jjul\ /^ i ^^,^ (8o)ÄAJi; ioxii: eoL^i ^o<^\ ^^^^
Mabda' fol. 31»» : ^UJ^I vixJcp^ J! Jüae^i» er ^^ ^/ L^'j^^ yöUnJI vä^/^« lit^
Ü^oU 8> ^lj> L^3 Jüil^li J^^ UJÜ ^1^^^ iLoi^^ 3CJVJ! ^^i ^i^4J> ^3 5^3
uil^lü g^jil > ^UJ^ ^yJu Oü^ U^ wl lil ej^wfrÄi ^^^ J^ ^i^ luXP^ li^l 3« USi^
fol. 34» : «>U33 e)"^' o^ ^!>^^ i 'Kt^iCLmJk JLJuJ^i <j.NAJÜt ^t guittSt^ ^L J^
^ yy^l Q^ «%>uw^ Um» g«uJ Vj^ V^UJÜ Ua^ ^mmJ lutJ) vJLmJÜ La4m ^jnuJ e)<XJt
^«5! a! v»^ ^ A>U^3 "^>^^ J4 »^UiÄi U^ ^ jLjüÜi jJUJI^3 »vX:^^t hSX^ iJ JU?
c USt«> ^U ^31 ^ v^UJ ^ (ssu beachten die Häufung der unrichtigen Masculinsu£Sxe).
S. 4, 22. Der Verf. bezieht sich hier auf die in der lateinischen Übersetzung
AbliAiidlmgra d. K. Om. d. Wiu. ra Oditingtn. Philol.-Uit. Kl. N.F. Band 9,i. C
18* I. GOLDZIHER,
u. d. T. „De niahcui (= jLjm) *) id est de dispositione seu loco ad quem revertitar
homo vel anima eias post morten'^ bekannte Schrift des Ibn Sinä. Herr Pro-
fessor Dr. Martin Winter in München hat die Freundlichkeit gehabt, mir den
Wortlant der in Betracht kommenden Stelle des mir nnzagänglichen Werkes,
nach der Ausgabe Venedig 1646 mitzuteilen:
S. 40: „Plnrimae enim gentes opinantar, qnod Spiritus vel anima existant
ante corpora et plurimi ex illis volunt, quod pater hominis et mater
eins adveniant ex illo mundo ... et in libris quidem primis prophetarum anti-
quorum Israeliticorum et Christianorum testificatur et confirmatur mahad : Immo
in libro Mahaumeti dixit Dens: Veni o anima formosa, redi at tuum Creatorem,
ut praemium meritorum consequaris: et non dixit redi nisi ad uhij vel ad locum,
seu ad disposUioneni a qua venit, lam ergo diximns quid sit inahad." Schon vor
Ibn Sinä wurde der Eoranvers 89, 28 als Beweis für die Praeexistenz der Seelen
benutzt, wieMas*ndi sagt, „von Leuten die äußerlich den Islam bekennen" (Murüg
ed. Paris, VI 380) : ^Jüix^ ^y^ Jüu :5i ^yu ^ v3lj> i^ ^^r^ !>JS. Vgl. Maimüni
lin^n tOKD ed. Steinschneider (Berlin 1847) 15 ult. nnSnnn Sk nwn' HTlönnttf
S. 6, 6. Man erkennt hier (vgl. Kap. IX, 34 ff.) die platonische Theorie von
den vier Grundtugenden: 6oq>ia {g>Q6vTj6ig) = Ä,jC>>; 6Gjq>go6'6vi] = Kaa; ivÖQta
= mI^; dtxaioövvri = ^^J^ in ihrer Beziehung zu den Seelenteilen (Plato,
Polit. iv, 6.10; Zeller' III, I 647). Über die Stellung derselben in der helle-
nistischen Litteratur der Juden, s. den Artikel „Cardinal Virtues" in Jewish
Encyclopedia III B73. Obwohl die mu'tazilitische Spekulation diese Frage in ihr
System nicht einbezogen hat, hat bereits einer der ältesten mu'tazilitischen
Schriftsteller, Däwüd b. Merwän al-Mukammi§ (IX. Jahrh.) seiner ethischen Auf-
fassung die platonische Formel von den 4 Grundtugenden zu Grunde gelegt. Ich
gebe hier die betreffende Stelle nach der Petersburger Hschr. der 'lärun ma-
^äla des Mul^ammii^, von welcher mir eine Abschrift Harkavys vorgelegen hat:
Mai:äla XV (fol. 62^) : «D h)py) ^n:hw lüvhH ^ö Qi6:hH "hn ))yü wnn T'Tai
]«DaKSK ]« nS«p na^iy ^iKp« nSi '•fi rhnp kodh^h ]h Sipiö ^n:S«i lütön md
^h nna niäntD npbwS« hm: nSyii n^M ö''^:i loi ]m rnxü npöw db: p ^h
1) Hebr. Übersetzung: ^^t^yt^ IDHtD ^^i Maimüni D'^ntDn H^nn IDKtD 0"^ j^ülp ^^'
Leipzig , II 9») D^^ßlDlSs DnOWtD Onmi ^i^ p«S h^üXl lüHÜÜ inpSar Onm » voraus
ersichtlich ist, daß nach Ansicht des Maim. diese Abhandlung des S. den philosophischen An-
forderungen nicht entspricht. Diese eschatologischen Abhandlungen des Ibn Sinä waren viel ge-
lesen. Auf sie bezieht sich Josef Salomon del Medigo in seinem Sendschreiben an den Karäer
Zerach b. Nathan (Melö Chofnajim ed. Geiger) 17, 18 (hebr.): ^0 hh)^ 1p^ 11311 2113 MD P DJ
mal hShdi o^ntDn n^^nm nwjn c^ßin p]f2 mi^^n i«n mmS»m j;2ön mtD^n- Mit
ihrem arab. Titel zitiert sie Manasseh b. Israel im Qi^n HDtt^J ^ ^- ^^f Ende (über Grabesstrafen) :
IjTDiroD i2in ;^2n ijnDSwn ibd2 htd p« dw •
/
e-^ .*
KIT.^ MA ANI AL-NAl^. 19*
KODö^K ^yßn ^ip iS« ninni n^Ji hinn rnaß ^iy« ^ip i noßiSi nDB:S KiKp» niia
noDnS« "»m S^wis ym« n«i '»ipS« nSni «nn'^^pi t^mon t^^rnS« y^p3 p nSys
TH« Sb liy nninoD naonnoD nnlvh S'^nm h^dd NofHi ^ly^Ni ^) nipS^i nöyS«i
*) i«nö pyüht^^ *) ntnnLiS«] i3ßb« [Mn>c]p:D£) f^pwD ]HDn hnShS« ^ipS« nnnSi
nKDöi«! p3D^K rnn^S« «n^ioi rnDscS«] n^'^iö [^n] ^nS« noonS« iKXn
i«icn «om p3S«i nßoS« niA« «n>cpaoi hinitfS« riS^iö '•n "»nS« nsyS« n«in ^nnm
ruKD Ki«B n^niA« nS'^^cö im TiS« Syö '•Sy ompijSKi itt^S« yao >ß) ^k mpS«
]Kß «Sny iSn ]M höhS mäno niDßS« ™«3i rn^ßSS ^«ruynö n'^Dij^«! rnn^S«
KDn n''V<riS«i q^Ski T«:ini ry ]y -|Snß rii^ßSK ^Sy i^noSono n^niA«i nincfS« niK3
nnn D'»n byi nSb« ]k Sipai nynw-iS« oßaS« nS^iß in nS« SnySS Tn«io i^n^nao
^ rroßS« ™«D '•noß DiA«i ninttrS« «n^ß diiidSh Syj-i n-oßS« oßiS« "»ß ^ip 3S«
wnpK iSt ^ß DßA« ni^n: ™«d «nSHiny« nnÄA«i rnnrS« norSKi K[nS]«"iyH
W'D^ ]K n^Di:iSHi mntt^K notSwi KnS«-iy« iu ^Sy hi^ihn ro«3 ^noi S^Hiß nS«
S>«ißS« y^^m i^pwoS« wnp« iSn "»ß Dß:S« (so) rünw ruKD «nbwiny« Ty ^Sy
Für nip wird an einer anderen Stelle das der mL,^v^ näherstehende hljü ein-
gesetzt; Ma^äla XIV, fol. B8* [Die Propheten geben nur solche Gebote, die mit
der Vernunft übereinstimmen] : ^iy« bpyhn ^ß ]DnnDDSK in HÜ2 (seil. "»DIO) -|D«1
^yS« TtD nnpHDoS« ]y Tiai «npnHiSi SnyS^i nßySw ünxhw no^nS« ]d S^HißSnn
r^nS«yßKi n«T pntiiSi oSibS«i nßoSHi iijd^ki nniAK "»lyK
Zuweilen werden bei arabischen und jüdischen Neuplatonikern, mit Beibehaltung
der Vierzahl der Kardinaltugenden, im Verhältnis zu der ursprünglichen platoni-
schen Einteilung an einzelnen Stellen andere Tugenden eingesetzt ; Hermes Tris-
meg. 113,8 zählt: Ä^^l^ ^^1^ iyCÄ^ ij^\ Gerechtigkeit, /Weisheit, Freigebigkeit
und Barmherzigkeit; Gott ist Äryi^ J^Uil u>^^ jgül^ üL^ sXj^ (ibid. 6 penult.).
In der Einleitung des 'Ali b. al-^äh al-Färisi zu Ealila wa-Dimna (ed. Cheikho)
11,16 zählt Bidpai dem König Dabäalim als die Kardinaltugenden auf: ä
1) Entspricht der KeLf^«
2) Vgl. Ihn Miskawejhi, Tahdib al-achl&k 24,2: iüJüÜt H^t ,yi^uim\ lißi^ ftiUJI^ ^t^
l|^ Ji. ^\ gl^j ,V^ "^ U^ iV^. ^ ^ ' *^^^ ^®^ ^^^ I^fahäni , Tafsll al-nas'atejn 88,
der gleichfalls die vier platonischen Tugenden aufstellt: ^c^ ikjCä Jja^' JCiSI 8^ r^^^^
*i*j^3 *M' er 3y^-' ■" Sa'adjah Komment. Prov. p. 33,3 als Synonym Yon „Listigkeit**
8 jup ^t JÜLä vgl. Abulwalid, U9ÜI (ed. Neubauer) 543, 24 als Erklärung yon njjJJJ 2 Kon. 10, i9
»A*^ >«^ i^J
8) MS. iHin
20* I. OOLDZIHER,
Jjüüt^ v)JUJ«^ ^S; i^ ^®^ dritten Tugend ist ^^ inbegriffen. Bei Ibn Sad-
difc , Mikrokosmos (ed. Horovitz 38, 23 ; vgl. jetzt auch Horovitz , Psychologie
bei den jüdischen Religionsphilosophen, 198 Anm. 165) .... HtDDnn tt^Ö^n miD
m^yn n^y^aim nSmnn n^r^irm p^i"^ n'^^rm y'iüTi nn^n . . . yai«. Hier sind
6oq>ia und dixaioövvri aufgenommen , während die beiden anderen variieren. Der
nSnVl wird wohl im arabischen Original jx*o entsprochen haben (also die ivigia
etwa in stoischem Sinne auf ^a^^etv bezogen; vgl. Zeller' III, u 239, Anm. 4);
rmy wird auch sonst mit Ua identifiziert (s. hier 35, 9 ; 60, 18). Vgl. auch Fa-
laquera , niSyon 'D ed. Venetianer, 28, 10 nri'Tn miO^m mayn d. i. jCäL:^^^«^ iisJt
JJüJt^. Über die Vierergruppe der Tugenden bei den muhammedanischen Ethi-
kern, s. noch Carra de Vaux, Gazali, (Paris 1902) 137. —
Grroßen Einfluß hat die platonische Tugendlehre auch auf die theologische
Ethik der Muhammedaner ^) geübt. Um diese Tatsache zu erweisen, darf ich
als Beispiel auf eine verhältnismäßig moderne Sammlung von Dreißig Pre-
digten für die Ramacjännächte von dem tatarischen Moliah *Abd al-
Kajjum b. *Abd al-Nä§ir al-Saradäni verweisen. In einer Predigt über die ethi-
schen Eigenschaften (^:A3^^» i J^^^-O zählt er (p. 117 ff.) auf Grund von Tra-
ditionen 78 Tugenden und 60 Laster. Diese seien auf die sieben flauptsünden
(^jumi\ ol<i(iti), jene auf die vier platonischen Kardinaltugenden zurück-
zuführen : Um}\^ jkcL^UJI^ iyCÄ g^ H^jkA l^ ia:A3 )ijLij\ gjujl ^^i^.'il dyo\ ^1 jJLftt
jÜIjüJI g^ jCS:JUÜI .Ap gj4^ ^y. wi> Jo^t^3 (Otuz wa'?, Kasan 1888; 16S).
In der philosophischen Ethik tritt zuweilen eine Verflechtung der vier
platonischen Tugenden mit der aristotelischen fi5<ydriys-Lehre hervor, die im Islam
seit alter Zeit, noch vor Beginn des wissenschaftlichen Einflusses der aristoteli-
schen Schriften, als ethische G-rundauscbauung Platz gegriffen hatte (Muhammed.
Stud. II 397 — 400). Diese Kombination ist es auch, die Avicenna in seinen ethischen
Theorien zur Geltung bringt (Mehren, Ijes rapports de la philosophie d'Avicenne
avec rislam , la 267 ; ^^Ij^^S ^ jÜU^ Hschr. der Leidener TJniversitätsbibUothek
nr. 1020 fol. 69—71). Auch in der Ethik des Ibn Miskawejhi wird die Tugend-
lehre auf eine solche Kombination gegründet (Merx in den Verhandlungen des
Xill. Internationalen Orientalisten-Kongresses, 291). Demgemäß stellt I. M.
den vier platonischen Tugenden acht Laster gegenüber (Tahdib al-aehläl^ 171 ff.),
insofern jede der vier Tugenden die Mitte zwischen zwei Übertreibungen dar-
stellt. (Über (isöötrig vgl. noch ibid. IBff.; 22; 96 ff.; 111 ff.). Unter den jüdi-
schen Philosophen vertritt diese kombinierende Ethik Abraham b. Däüd (vgl. J.
GKittmann, Die Religionsphilosophie des A. b. D. 219), der in Jerem. 9,23 die
mit den Seelenkräften zusammenhängenden Tugenden findet (nOH n^lDK ed. Weil
1) Ibn Kajjim al-äaozija, Kit&b al-rüh (Haidar&b&d 1318) 338, u: ^jOutit^ KaI^tJÜI^ XinJI
KITAB MA*ANi AL-NAPS. 21*
46), während Maimüui sich in diesen Fragen von platonischer Beeinflussung
ferngehalten hat. — Wir ersehen aus 34ff. , daß auch unser Verf. die Lehre
von der fisöötrig in die platonische Konstruktion der Tugendlehre einflicht.
S. 6, 10 Zu in;ov6ia iyaf^ov (Zeller » III. ii. B48) vgl. Muk&basät 67, 9 JJIi^l
f\^Xt^ L^i; Isak Israeli, Komm. Je§. ed. Qrossberg 31, 2 ^nSa aiBn "liyn Hin jnn
«Äa SyiB '•nSai ^^^üiS]) -inj^n. ibid. 32, 2 mön niSj;n oaor^ jnnr. Die Frage wird
auch bei Ibn Paddik 38, IBff. verhandelt; vgl. Maimüni, Dal. III c. 10. Hingegen
betont andererseits Ibn Miskawejhi im Zusammenhang seiner Ablehnung des
Eremitenlebens als vermeintlicher Tagend, daß die Tugenden nicht Negationen
der Laster sind, sondern positive Betätigungen, die nur in der Gesellschaft
hervortreten können : ^jjj^\ )iSj\J^ JOa j^ JU/»)^ jLnit ^ ^ Ut J^t J^Ui&Jt ^ji^y
o^ltUi« S^ ^UiTUwt S^ Tahdib al-achlä^ 27.
S. 7, 12 (vgl. unten 17, 8). Ahnliche Epitheta gebrauchen die Ichwän I. n.
81,7 v.u. (= Dieterici, Logik und Psychologie 153,8 v.u.) von der Genüg-
samkeit: wJLäJt rh*^3 iUbiJI bIa>3 )L0 ^y^^ /^^ ^)j^'
S. 9 Note B. In jüd.-arab. Handschriften wird die Nunation häufig durch
angehängtes ] oder 7M bezeichnet ; vgl. P. Heinrich, Fragment eines Gebetbuches
aus Jemen (Wien 1902) 16,6; 37,19; 6B, IB v. u.; 81,22 und die Beispiele ähn-
licher Orthographie in RÄJ XXV 156. 262. Damit erklärt sich auch die Form
piy = Ü^ in einem von G. Margoliouth, JQR XVIII B13, 13 herausgegebenen
Text; desgleichen ist ibid. B14, B v. u. I^N ]^nB = JJuU^, also nicht „having
permitted^ (524, 6), etwa von ^Ji. Diese Buchstabenschreibung des i^räb ver-
einigt sich ganz gut mit der freiesten Anwendung der Vulgärformen; sie findet
sich z. B. in einem Text, in dem das Imperf. ständig mit präfigiertem 3 gebildet
ist: iKnnn, ^aitDD^a, ayVn, ciny^i^, TPP^ (= ^äM^^W» ^^V^ «o «^« (=vju*l^ U W)
u. s. w.) und «n für ,^o gebraucht wird ; in Hirschfelds Arabic Chrestom. in
hebrew characters (London 1892) 18, 19; 19, 1. 2. 13. IB. 16. 18. 19. — Vgl. Bei-
spiele für den Ausdruck der Nunation durch ^ in vulgarisierenden arab. Texten
bei Nöldeke, Beiträge zur semit. Sprachwissenschaft 6 Anm. 4.
S. 10,12 nvS vgl. 27,1; 36,20 nnia, nwm«; diese Vulgärformen von J\^
(= ^^^ IV (Völlers, Lehrb. der aegypto-arab. Umgangssprache § 40, 1, 2, Bäsim
le forgeron ed. Landberg, Text syr. 62 penult.), deren Vorkommen in alter Zeit
Völlers (Volkssprache und Schriftsprache im alten Arabien, 143) nachgewiesen
hat, werden in der jüdiBch-arabischen Schriftsprache überaus häufig gebraucht;
man findet sie auch vielfach in den Hschrr. der Dalälat (Munk I 97 note 4).
Vgl. nünß nNIWI Arabic Chrestomathy in hebrew characters ed. Hirschfeld 107, 7
oS^y^« S^ttf OnMIlK Nathanael b. Yeshäja , Light of Shade ed. A. Kohut (New
York 1894) 117 n. 1B2.
S. 10,21. Über die stufenweise Entstehung der Schöpfung {^f>^) Ich*
w&n m 119.
22'*' L QOLDZIUEU,
S. 10, 23. Vgl. Theol. Aristot. 70, 10 >JUJI Ul^ Jj»äjLi ^\ ^ ^;i\ >iüul ^\
JjOJhs ^^ J^. ^1^ ^)UvJt. Über den Gedanken der Hermetiker, daß der Kosmos
als na^ritiv des Gaten bar sei s. Zielienski, Archiv f. Religionswiss. YIII 333.
S. 11,9 vgl. Ichwän III, B
S. 13,4. Darum ist „die finstere^ als Attribut der Materie ungemein
häufig in den Schriften der Ichwän. Vgl. auch Hermes Trismeg. 48,3 jUI^
jjüö^ ^"^^sA^ J^l; der Sabier bei Öahrastani 213,2 iA^ JLoULfc iLJUw^t^.
Auch Maimüni, Dal. III c. 8 (12% 7) c. 9 (15% 6) fmaS« TO«inS» VTMXch^
noSßoSH
S. 14, 8. Das Gleichnis in anderer Beziehung angewandt bei Gazäli, Ma^nün
sagir 10, 1 v^yül^ ^\ ^ i ciLJ-^I oL^I ^ ji\ y^U«Jtf ^IjU^ JLäit^ ^\hM^
S. 14, 14 vgl. Jeh. b. Balsam zu Jes. 40, 22 (ed. Derenbourg) nSw 1«3-)dS«
noino i^kiiSk na Soy^
S. 16,2 vgl. D. Kaufmann, Die Sinne 135.
S. 15,10. Vgl. ausführlicher unten 51, 13 ff. — Es ist zu beachten, daß die
Mu'taziliten mit ihrer, auch von Maimüni angeeigneten Theorie von „der er-
schaffenen Stimme^ (vgl. Munk, Guide I 290) bereits an Philo einen Vorgänger
haben : De Decal. § 9 : iXK" i^ol doxst tä xcct^ ixstvov xov %q6vov IsQonQeni^raröv
XL ^av^(xxovQy%6ai ^ xsXsiiöag iix'^ äögatov iv Üql drifiiovQyd^cu ^
i] tbv idga 6xi](iatiöaöa xal iytitsivaöa xal ngbg nvQ q>XoyoBidhg ^£raßakov6a, xa-
^insQ nvBviMc di^ä ödXntyyog q>aviiv toöavxriv ivccQ^QOv i^iliriöev^ d)g rotg iyyi6ra
toi>g xo^^€3tdto xax t6ov ixQoäö&ac doxstv,
S. 16, 27. Vgl. RÄJ, L (1905) 37 und s. unten 47, 26.
S. 17, 6 ff. ; vgl. 18, 21 ff. Der Verf, polemisiert hier gegen die von den
Mu'taziliten aufgestellte und von den alten jüdischen Dogmatikern angeeignete
Unterscheidung zwischen nvS^Bf rWSO und ni^B^ ni2C0 , eine Einteilung , die als
besondere Eigentümlichkeit der Gesetztheorie des (mu'tazilitischen) EjJäm be-
trachtet wird ^). Maimüni schreibt sie unter den jüdischen Dogmatikern jenen
zu „die an der Mutakallimün-Krankheit leiden^ ^). Der Verf. benutzt zwar selbst
1) Wir erwähnen hier besonders R. Nissim aus Kairaw&n, dessen mu^tazilitischer Standpunkt
anderswo nachgewiesen worden ist (REJ, XLVIII, 179 ff.). In der Einleitung zum nnlDDH "IIDD ('^d-
Goldenthal, Wien 1847), li> Z. 9 sagt er: «nianwni H12Ü2 V^hPi ]nttf mXOn Sd ^3 ItDWI
"131 O^K^aan nmO (= oljot^t)- Vgl. weiter: njnorn m^; letztere sind: jiajiyL»
i^^^ icljtf>MJI bei Sa'adjah (Harkavy Q^^öf^ DJ O^CnPl nr. 7 — Warschau 1895—6 — 31, 7. Die
rwhplff heißen bei Jehudah Hadasi IfiDil h^tffH H&D (Qoslow 1836) 118^ ganz unten (§ 322)
2) Acht Kapitel, ed. Wolf 22. Über diese Frage, deren weitere Verknüpfung in der jüd.
religionsphüosophischen Idtteratur darzulegen, hier nicht unsere Aufgabe ist, vgl. Rosin, Die Ethik
des Maimonides 93 — 96.
Kiriß MA'ANI AL-NAPS. 23*
auch diese ünterscheidangstermini (33, 24 ; 60, 8) , protestiert jedoch gegen die
Anfstellmig eines wesentlichen Gegensatzes, den sie ausdrücken sollen. Alle
göttlichen Gesetze haben einen tiefen Vernunftgrund; die Unzulänglichkeit der
Menschen sei Ursache davon, daß derselbe den meisten verborgen ist: dieser
Umstand sei aber kein Beweis dafür, daß solche Vemunftgründe nicht allen
göttlichen Gesetzen innewohnen (vgl. Bechaje und später Maimüni). Es ist inter-
essant, auch in diesem Punkt die Übereinstimmung des Verfassers mit den Ichwän
beobachten zu können. Diese konstatieren zwar, daß den Menschen die Unter-
werfung unter die göttlichen Gebote und Verbote aus zwei Gesichtspunkten ob-
liege: entweder aus dem der Vernunft oder dem der Offenbarung; sie
sprechen auch gelegentlich vom Unterschied der xJLSr iuu Jm und der Kaj^m mj^ ') ;
sie betonen aber andererseits — ganz so wie hier unser Verfasser — sehr scharf,
daß nur die unvernünftigen Nachahmer (juIsäJ! J^^) gewisse Gesetze als bloße
Sache des blinden Gehorsams betrachten, über deren Vernunftgrund sie in Zweifel
und Verwirrung verharren^). Allerdings kann den Ichwän in diesem Punkt
nicht eben unbeugsame Eonsequenz nachgerühmt werden; denn sie sind auch
dem Gesichtspunkt nicht ganz fremd „daß die Gesetze Gottes den Zweck haben,
die Menschen zu läutern und sie von Stufe zu Stufe zur höchsten Vollkommen-
heit zu erheben" ').
Wenn der Verf. in diesem Zusammenhang die Mutakallimün darüber tadelt,
daß sie im Anschluß an jene Einteilung der göttlichen Gesetze, von den durch
die Vernunft nicht geforderten Verordnungen behaupten, sie seien durch Gott
bloß zum Wohl der Menschen (ma^latia)*) gegeben, so hat er dabei vornehmlich
die Mu'taziliten im Sinne. Jene AufPassung entspricht einer in den Mu'ta-
zila-Schulen allgemein verbreiteten Behauptung % die auch die Ichwän unter den
von ihnen besonders bekämpften Thesen der MuHaziliten anführen. Sie wird auch
im Kreise der karaitischen MuHazila gelehrt, wie hier einige Zitate aus dem
Mu^jitawi = mo^y^ 1BD) des Jüsuf al-Basir zeigen können, der in diesem
1) Ichwftn IV 169, IG ^| ^)JUJJ ,^^y^, W ^\^ jA^\ fcJLft .-.^ ^^Jüt ^ ^L-o^J ^^\
2) ibid. II 319,7 ^\ fj^Jj ^ ^\ ^Jj? y.\ ^Jfy^ :i ^CKi\ tX^JLfixJI ^\ JJU
3) ibid. I, u, 73, 2: JL> j^u "il^ L^ ^OiLL^^ l^ jJUd^ LU^f^ :^ ^^^3 ^ jM^f^
^\tu d^\^ ^\^ ;ji i\ ^ ^1 AI
4) Vgl. J y-d^yj^ ij^ oLutr*Jt Xfän .,L bei Schreiner, Zeitschr. f. Hebr. ßibliogr. III 91.
Sa'adjah, Äm&nät 117,9 ist der Gesichtspunkt der sam'ijjät äjüaI^ ^I IVvt« n"
5) Sahrast&ni 55, 12 ff.; 57, 16 ff. Diese These wird in mu^tazilitischen Lehrbachem der Dog-
matik immer sehr eingehend erörtert; z.B. im Kommentar des KAsgi zum Tagrid al-^akä'id von
Näsir al-dtn al-Tüst (Bombay 1301) 386 ff.
24'*' L GOLDZIHEB,
Werke*) wiederholt bei jenem Thema verweilt: Fol. 107^: npn!tn ^ß 7lT\y
MnSriDS. Sehr eingehend wird dann dieser Gedanke in drei besonderen Kapiteln
des Werkes (fol. 109*— 135») ausgeführt; fol. 132» nS^XO «n:0 y^mBfS« 7^X) ]H
]t6 hpyhn "ö hü ^Sy fhinn -id«bdS«i nSH»DS«i rnoso mo nmo nnp kö nap nini
«ÖD nwinSw pKpnnD«n yönrs SpyS« ^s «o "hn ly-i^ wo Syö in nnSxoS« ^^
|0 nyöi iSn nß^^Dn ^s onpS« }h:i ]13'» ]h ni^i «yoD ciSa koi «Spj; CjSS noo j;«ö«
l!?K ]^r^xhH
Sehr entschieden tritt diesen Anschauungen die Asch'ari-Schule entgegen,
die jede Yernunftbegründang der religiösen Gesetzgebung zurückweist, als ihren
allein zulässigen Gesichtspunkt die Forderung des Gehorsams aufstellt, und in
Folge dieses Grundsatzes die Unterscheidung einer Kategorie von Vernunft-
geboten im allgemeinen ablehnt*). Von einer Anerkennung des Motivs der
maslalia kann auf diesem Standpunkt keine Rede sein.
Während jedoch die vom Verfasser bekämpften Mu'taziliten bei der Aufstel-
lung der Idee der ma^laha für die durch die Vernunft nicht geforderten Gesetze,
noch inmier an der Tatsächlichkeit einer göttlichen Gesetzgebung (die sie
sogar als notwendig v^'^ fordern) festhalten, wird bei den Philosophen
(o^^'^t jüU^UJt)^ der Gedanke der maslaha anders gewendet. Die Religions-
gesetze seien durch gottbegnadete menschliche Gesetzgeber (Propheten) aus
Gründen des Gemeinwohles (masla];^a) verordnet worden*). Es ist vorauszu-
setzen, daß die Theologie des Islam gegen eine solche Wendung der Haslat^-
Idee mit aller Entschiedenheit einschreitet. Niemand hat gegen eine solche Auf-
fassung mit mehr Energie Protest eingelegt als al-Gazäli : sie sei so \del wie die
Voraussetzung bewußten Betruges bei den Propheten^). Er hat ein besonderes
Werk nur zu dem Zwecke geschrieben, um seine frommen Glaubensgenossen zu
ermahnen, die Bekenner nicht-orthodoxer Thesen nicht vorschnell zu verketzern ;
aber er kennt keine Nachsicht gegen jene, die den Ursprung der Religionsgesetze
unter den Gesichtspunkt solcher maslaha stellen. Sie muthen dem Propheten
Betrug xmd lügenhafte Ansprüche zu. Dies sei unstreitig Unglaube und Ketzerei
1) Hschr. der Bibliothek der Ung. Akademie der Wiss. (Fonds Kaufmann nr. 280).
2) Sahrast&nt 74,1 ff. vgl. Maimftnt, DalMat III c. 26 (ed. Mnnk 57^ 1 t^nS^ V^t^HS^t^ ]M
3) Von einigen wird dieser Gesichtspiinkt den Naturplüloaophen ^ -^T«..U^h zogesch rieben ;
Kiftt ed. Lippert, 60, 15.
4) Sahrast&nt 201 die Fallitifa Uähijjtln sa^en: -^J^ jU^Om .^1 i^U^t^ «jl^ÜI*
5) TahÄfut (ed. Kairo 1303) 86 ult. gLjJJ ^^uiaju« tJ^ imiOÜUj Ü« AA3%-
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 25*
jJI^ (ja^t ^AiüL Die Anhänger dieser einen Lehre seien ffir das HöUenfeaer
bestimmt^).
Unser Verf. streift auch diese These mit den Worten: „Nicht genug kann
man staunen über Leute, die sich der Philosophie befleißigen, oder
etwas von den Wissenschaften studiert haben, und das Gesetz bloß als gesell-
schaftliche Ordnung oder gar als Mittel der Herrsehsucht betrachten.^ Seine
Polemik gegen die Ma^la^ia-Theorie ist jedoch gegen die Art der Anwedung dieses
dogmatischen Terminus bei den Mu'taziliten gerichtet.
In der arab.-theologischen Litteratur wird die Identität des Gesetzes mit
der Vernunft nirgends schärfer betont als in einem der Erörterung dieser Frage
gewidmeten Abschnitte des Eitäb taf^il al-naä*atejn von al-Rägib al-Isfahänt (st.
1108) ed. Tähir al-Gazä'iri (Beirut 1319) 65: „Die Vernunft kann nur durch das
Gesetz geleitet werden, das Gesetz wieder kann nur durch die Vernunft klar
werden. Dieses ist das Fundament, jenes der Bau; nichts taugt das Fundament
solange kein Bau sich darauf erhebt, der Bau aber hat ohne jenes keinen Be-
stand. Ferner gleicht die Vernunft dem Gesichtsvermögen, das Gesetz dem
Sonnenstrahl der jenes erst in Tätigkeit setzt Das Gesetz ist eine äußer-
liche Vernunft, diese ein innerliches Gesetz, beide stützen einander, ja sogar,
sie gehen in einander auf. Darum wird an mehreren Stellen des Koran dem
Eäfir (Gesetzläugner) die Vemünftigkeit abgesprochen (2, 166). Auch wird die
Vernunft dfn genannt (? ohne Beweisstelle). Von der mit dem Gesetz geeinten
Vernunft heißt es „Licht auf Licht ^ „und Gott leitet zu seinem Licht wen er
will" (24,35). Die Vernunft leitet zur Erkenntnis der allgemeinen Wahrheiten;
das Gesetz weist ihre Anwendung auf die Einzelheiten auf^. Dies wird nun
durch Beispiele (auch aus dem Ritualgesetz) erörtert.
S. 17, 17. Unter KiUS (Gegeneinanderstellung) versteht man die Buchstaben-
kombination; KJLJÜi \^kjS sind eine Art Fibeln, s. Sa'adja, Jei^ira-Kommentar
81. Vgl. Maimfini, Kommentar zu Miänah, Öabbäth 12,4 (ed. Katz): ^iinnntpna
HSnn S3«p^ C|in ya^ ]« ^ajr. Der Verf. will demnach sagen, daß die Materie der
Himmelsphäre und alle in ihr befindlichen Körper aus den Buchstaben-
gruppen des Aleph-Beth zum Vorschein kommen.
S. 17, 20. Die 28 Buchstaben des ersten Verses der Genesis (vgl. Ra'jä
mehemnä , Zohar , Num. 28, 5 (ed. Mantua-Amsterdam III 245») , «ipi piDH rib
nH8fN"QT t^lDiyi riKDHp) werden mit den 28 Gliedern der Hand in Zusammenhang
gebracht; s. auch Imm. Low, Kaufmann-Gedenkbuch, 70.
8. 17, 22 vgl. 47, 1. Auch innerhalb des orthodoxen Islam kommt die An-
sicht von der hohen Bedeutung der Buchstaben des Alphabets zur Geltung. Wer
die letzten Konsequenzen des Dogmas vom unerschaffenen ewigen Charakter des
1) Fajfal al-tafri^a bejna-l-Isl&m wal-Zandaka (ed. Mustafa al-Kabb&ni, Kairo 1901) 48. 77.
Sa3üÜI 0}y^3 ssy^ ^\ ^ IkX^t^ )iA^ ^ 'iJ^S «0^ er ;l^t i BjJÜEai iXVt üb
Abkjui41iiittB d. K. Gm. «. Wiu. ra Ofitünfftn. PhlL-hisl. Kl. N. F. Bud 0,i. d
26* I. OOLDZIHER,
Koran zog, mußte auch die Buchstaben, die das heilige Buch bilden, als ewig
und unerschaffen anerkennen. Der Glaube daran, daß die Buchstaben in der
Zeit, zumal durch menschliche Erfindung, entstanden seien, wird von solchen
als Ketzerei gebrandmarkt und merkwürdigerweise als jüdische Irrlehre be-
zeichnet^). Sie ist aber nichtsdestoweniger auch im orthodoxen Islam durch
maßgebende Autoritäten anerkannt ; der Schäfi'ite Ibn Qa^ar al-Hejtami behauptet
sogar, daß die Lehre von der Ewigkeit des Buchstaben nur fälschlich irgend
rechtgläubigen Autoritäten beigelegt worden sei^). Daß diese Behauptung den
Tatsachen nicht entspricht, ist aus Nr. XXIV unserer M^langes jud^o-arabes
ersichtlich. Trotzdem bei der Darstellung der Lehre von der Ewigkeit der
Buchstaben genau betont wird, daß alle Buchstabenzeichen, selbst die Ligatur
Läm-Alif inbegriffen seien, wird die Feststellung der Zahl der Buchstaben
in diesem Zusammenhang nicht unternommen; dies war den Sprachgelehrten
fiberlassen. Die ältesten Vertreter der arabischen Sprachgelehrsamkeit schwanken
in der Zählung der Buchstaben zwischen 27, 28 und 29, je nachdem Alif und
Hamza als selbständige Buchstaben mitgezählt werden oder nicht. Zuletzt ist
die Festsetzung der Buchstabenzahl mit 28 in der wissenschaftlichen Sprach-
betrachtung durchgedrungen'). An diese Zahl^) knüpfen auch die gnostischen
Spekulationen an, in denen den Buchstaben eine übernatürliche Bedeutung zu-
geeignet wird.
Noch ehe die Vorstellung von der kosmischen Bedeutung der Buchstaben in
ein philosophisches System eingefügt wurde, scheint sie in muslimische Ejreise
gedrungen zu sein. Sie begegnet uns in der Lehre des im Jahre 737 Chr. durch
Chälid al-Kasri zum Feuertod verurteilten falschen Propheten und Wundertäter
Mu^ra b. Sa'id al-'Igli, der in Kufa mit 'alidischen Lehren auftrat, und 'Ali
über alle Propheten erhob. Seine eigene Allwissenheit erklärte er damit, daß
er einmal von einem Nachkommen 'Ali's einen Trunk Wasser erhalten habe,
der ihm übernatürliche E^räfte verlieh. Seine Grottesvorstellung wird bei Ibn
Qazm in folgenden Sätzen gekennzeichnet. Gott habe die Gestalt eines Mannes,
auf dem Kopf trage er eine Krone und die Zahl seiner Glieder sei die
der Buchstaben des Alphabets. Als er die Welt erschaffen wollte, sprach
er seinen Namen aus , dieser flog in die Lüfte und fiel auf seine Ejone. Dann
schrieb er mit seinem Finger die (künftigen) Taten der Menschen; als er die
1) S. darüber R^J. L 188—190.
2) Fatäw! haditijja (Kairo 1307) 233: y5Jo v-»JÄ U* llyÄ ;jUt J^»^ ^\ wui^J ^j^
8) Über diese sprachwissenschaftliche Streitfrage s. die Dissertation von Gotthold Weü, Die
Behandlung des Hamza-Alif im Arabischen (München 1905), 9—10.
4) In füfischen Kreisen kam es jedoch vereinzelt vor, daß man auch aufteralphabetische
Buchstaben annahm. Ein Süfl Namens Ibn Sam'ün kannte einen aus 36 Buchstaben bestehenden
Oottesnamen; unter diesen Buchstaben komme nur einer im Alphabete vor (Ibn Hazm ZDMQ.
Uli, 08,3.
KITAB MA'ANI AL NAt'S. 27*
Sünden erblickte, kam er in Schweiß; daraus entstanden zwei Meere, eines mit
süßem, das andere mit salzigem Wasser ; aus letzterem schuf er die Ungläubigen ^).
Im islamischen Neuplatonismus (Ichwän I 107, II 406 (über den tiefen Sinn
und Parallelismus der Zahl und der Form der Buchstaben), sowie in den
von neuplatonischen Theorien gesättigten Spekulationen der Ismä^ilijja und der
von ihr ausgehenden Sekten wird die kosmische und welthistorische Ordnung
vielfach aus der Zahl der Buchstaben des arabischen Alphabets (28) abgeleitet.
Für die Ismä'lijja vgl. Guyard, Fragments r^latifs ä la doctrine des Isma^lis
(Not. et extr. XXII , i, p. 196 if.) ; Nu^ejriten vgl. Blochet, Le Messianisme dans
rh^t^rodoxie musulmane (Paris 1903) p. 181. Dieselbe Symbolik der arabischen
Buchstabeuzahl findet man bei der persisch-ismä'ilitischen Sekte der ^urfifi (14.
bis 15. Jahrb.), worüber ausführlicheres E. 0-. Browne mitgeteilt hat (Joum.
Royal As. Soc. 1898 p. 61- -94). Zu den 5urüfiL werden auch die Bektaschi-
Derwische gerechnet; als ihre Autorität wird Fa(}lalläh ^urüfi aus Astaräbäd
(Verfasser des Gäwidän kebir, s. E. G. Browne, Persian Manuscripts, Cam-
bridge, nr. 27) genannt, den man mit den Karmathen in Zusammenhang bringt
(Ishä^ Efendi's Streitschrift gegen diesen Orden : Kääif al-asrär wa-däfi' al-aärär,
0. 0. 1291). Indem die persischen Hurüfi auch die vier persischen Supplemen-
tarbuchstaben in den Elreis dieser Betrachtung ziehen, haben sie daneben auch
noch eine an die Zahl 32 anknüpfende Symbolik ausgebildet.
Wie eng sich unser Verf. auch hier an die islamischen Neuplatoniker
anschließt, ist daraus ersichtlich, daß er seine Darlegung an die 28 Buchstaben
des Alphabets anknüpft , was er mit den Tatsachen der hebräischen Sprache nur
dadurch in Einklang bringen kann, daß er einerseits zu den 22 Buchstaben des
hebr. Alphabets die sieben Doppelbuchstaben nnfi2*iJ3 hinzuzählt, andererseits
wieder den Buchstaben Alef künstlich ausschaltet (22 + 7 — 1). Es ist hier zu
beachten, daß es dem Verfasser des von Guyard herausgegebenen isma'ilitischen
Werkes nicht entgangen ist, daß die kosmische Symbolik der 28-Zahl nur auf
das arabische Alphabet anwendbar ist, und daß die in den vorislamischen Schriften
enthaltenen Alphabete nur 22 Buchstaben zählen : ^^ ^ ^ ^ Jyt s^\jS J^^
bj^ ^jJS^^ Cl^^ c^wJC^'. Darum sei die Offenbarung Muhammeds auch zur Er-
kenntnis der kosmischen Symbolik in vollkommenerem Maße geeignet.
Über die Bedeutung der Buchstabengroppen (Alphabet und Finalbuchstaben
= 27) in der kosmischen Konstruktion der jüdischen Neuplatoniker s. S. Sachs
in Eerem chemed YIU 206.
Durch die den Buchstaben zugeeignete kosmische Bedeutung') wird es er-
1) Dahabi, Mtz&n al-i'tidäl H 494.
2) Über die der Alphabetreihe zugeeigneten zauberischen Kräfte A. Dietrich, Rhein. Mus. LVI
(1901) 77 ff.; Archiv für Religionswissensch. VlI (1905) 524 ff.; A. Wiedemann, ibid. YIII (1906)
552 ff.
d*
28'*' I. GOLDZIHER,
klärlich, daß bei denselbeiii wie bei hochheiligen Begriffen geschworen wird.
In einem der Kollektion der ongarischen Akademie des Wiss. (Fonds Kaufmann)
zugehörigen jüdisch-arabischen Privatbriefe aus Aegypten (XIII — XIV. Jahr-
hundert , unediert) finde ich zweimal die Versicheruugsformel C|nnM7M Hin pm.
Eines der von Wallin mitgeteilten Gedichte eines neueren Wüstenpoeten beginnt
mit einer Anrufung Gottes „bei den 29 Buchstaben des Alphabetes und bei den
Sprachen und Mundarten, die daraus gebildet sind*' (ZDMG. VI, 190).
S. 17,24 nHIHIO^H „die 28 gewollten Dinge" (J^Sn Sd, (Kohel. 3,1). Ibn
Ezra z. St. D^ny onc^ miövn.
S. 17, 30. Über ^ItL^ vgl. Ichw&n I 108.
S. 18, 8 |M1T7H. Dies in den Lexx. nicht gebuchte Wort finden wir auch bei
Sa'adjah zu Jes. 5,2 als Übersetzung des hebr. ülfft^^ und zu Hiob 31,40 als
Übersetzung von m^M^, beidemal in der Form ]M1t.
S. 19, J 8 Theol. Arist. 147; Herrn. Trismeg. 104; Na??äm bei Öahrast. 38,10
LfJtt^ LiaIT QJuJt^ -^ Jt^ ^fjLii\ ^ i^M^ i ^Uo^i ^. Dasselbe die Bakrijja , bei
Schreiner Der Kaläm 30 A. 5. Zur Frage vgl. Horovitz, Psychologie 39 A. 70.
S. 19,24; vgl. 30,22; 31,15. Über diese Doppelstellung der Seele bei Plotin,
s. das Citat bei Zeller ^ III, ii, B76 — 7. Dasselbe bei Avicenna (Haneberg, Zur
Erkenntnißlehre des Ibn Sina, Abhandl. d. Bayr. Akad. der Wiss. Phil. Cl. XI
(1868) 199) xJLjJ» ^ö\j^\ A^ «.^^ ^vXJI i» «.^ ^L^^ ^j-JUB ^y Rägib I^fahäni,
Taf^ü al-naö'atejn 24 ^ v^^* Ä» ^^ J.fi«JI y^ ^5* A< ^ ^^ vr^
^^1. Vgl. den neuplatonischen Kommentar zum H. L. (Steinschneider-Fest-
schrift, Texte, 51,9): ^B rriHD3«^K xxh^ niHSB IHD^»^» ^B (ed. ^on^Dl) HOHN^OI
o^Hy im niinn rnnpii Dip^K oSiey im ninn rhKn (ed. ]^raa:i) ]Hnni «n^ ]HDa«^«
njrsEd/t^ = <if49t^ai)^ nw, iiiktp^XQÖömxog (Proclus). Vgl. noch unten 54, 15.
S. 20, 2 |y . . . ^2p\ Über diese in unserem Text öfters wiederkehrende
Konstruktion des Verb. ^S^f s. REJ. L 43ff. — Vgl. unsere Anmerkung hier zu
26,8.
S. 20, 14 vgl. Horwitz, Psychologie 117-118.
S. 20, 19 ff. n'JMnK XL 8. w. Vgl. unten 60, 7.
S. 22,23. Unter al-'ilm al-barräni „äußere Wissenschaft^ ist hier nicht
jener Kreis von Kenntnissen zu verstehen, der in der jüdischen religiösen Lit-
teratur als nV2l!Cn niD^n (profane, nichtreligiöse Wissenschaften) bezeichnet wird ^)
und in dessen Abgrenzung im Gegensatz zu den religiösen Studien die Karäer
noch in schärferer Weise vorgehen als die £Utbbaniten. Abu Ja^^&b Jftsuf al-
Kirkisänt (schrieb 937) spricht von Leuten , die das spekulative Studium, ob nun
nach der Methode des Kaläm oder der der Philosophie verwerfen ; dabei werden
1) Über den Umfang dieser Bezeichnung vgl. Steinschneider, Uebr. Übersetzungen 375.
RITAB MA^ANI AL-NAFS. 29*
solche Forschongen im Gregensatz zum traditionellen Gesetzstadium ^) als ^^äufiere
Wissenschaften" bezeichnet: DI^Sh ]D nra ^ay^ Spj»^« ^ß n6: ]Ö ^*?j; jl^*^
ii^BD^B^« HöKI h'^^ni^K «OW n'^iKna^« (ed. Harkavy, Zapiski 1894, 279, 15). Ans
diesem Gesichtspunkt gehört alles Studium des ma^kül (im Gegensatz zum
man^ül) in den Kreis der „äußern Wissenschaften". Man nennt ein Buch, das
nicht die Stoffe der religiösen Wissenschaft zum Gegenstande hat, ^M^D DMTI^
(Salmon b. Jeruchim z. Klagel. 1, 8, ed. Feuerstein XXIX), dessen Lektüre nach
karäischem Gesetz als Entweihung (7iD) ') der Sabbathheiligkeit betrachtet
wird^ und vor denen zu warnen u. a. der Zweck des Kohelethbuches sei^).
Innerhalb der Richtung, in der sich auch das vorliegende Buch bewegt, wird
derselbe Terminus in ganz anderem Sinne bezogen. Hier versteht man unter
„äußerer Wissenschaft^, die bloß mit der gewöhnlichen Voraussetzung der mathe-
matischen, physischen und philosophischen Forschungen arbeitende Wissenschaft,
wie sie z. B. auch innerhalb des allgemeinen Aristotelismus betrieben wird , die
Schulwissenschaft, die durch die gangbaren Methoden nicht erreichbare, tiefere
theologische Kenntnisse und Mysterien nicht zum Gegenstande hat. Die Schulen,
die diese gewöhnliche, sozusagen landläufige Philosophie betreiben sind die
n^3MnD/K l^ninD^^K unsers Verfassers (oben 3, 26) und zwar sowohl die qyv^moi
als auch die ^BoXdyo^ , ungefähr die Vertreter der Philosophie, die in der Drusen-
schrift ed. Seybold 68, 10 als s^aiUt jüU^I die sich beschränkenden Philosophen
bezeichnet werden.
Als terminologischer Gegensatz zu dieser „äußeren Wissenschaft' erscheint
die bei unserem Verf. von den muha^ki^dn vertretene innere Philosophie
KL3*t jjt iüUJLAJt. Al-Kindt verfaßte ein Buch KL>t jüt ULJLftJt ^ , das von seinen
Werken über physische Fragen und selbst von denen über tauhid (also einem
speziell theologischen Stoff) unterschieden wird (Kifti ed. Lippert 368 ult.).
Zum Verständnis dieser Antithese ist in Betracht zu ziehen, daß die litterarische
Tätigkeit des Kindi sich vielfach im Kreise neuplatonischer und pythagoräischer
Spekulation bewegt und z. B. auch auf Untersuchungen über judiciäre Stern-
kunde sich erstreckt (z. B. Kif^ 1. c. 370, 1 ; 371, 2 ; 372, 1 ; 373 oben ; 375, 8) *).
Nichtsdestoweniger wird er aber von den Esoterikem als philosophischer For-
1) Unklar ist die Benennung der religiösen Qesetzwissenschaft als J^L>Slt JLs bei Japheth
b. *Ali zu H. L. 4, 11 ed. Barg^s.
2) Vgl. zu diesem Terminus Rfij. XLV 4 Note 3.
3) Ja sogar alles nicht in hebr&ischer Schrift geschriebene, Poznanski in Steinschneider-
Festschrift 206, 5 Y. u. ; Kohut-Semitic Studies 440, la ff.
4) Jepheth b. *Ali , Kommentar zum H. L. ^d. Barg^s , Einleitung , wo das angrammatische
^1^1 >^fjJii zu berichtigen ist; vgl. Jeh. Hadasi, E6k61 54« (§ 145). Derselbe karäische Verf.
nennt die rabbanitischen Schrifterklärungen und Einrichtungen D^i^S^n ^DH z. B. 78« (§ 194
Ende) : 86< {% 225 Ende).
5) YgL Monk, M^langes de phüosophie joive et arabe 340 unten.
30* I. UOLDZIHKR,
malist verhöhnt, der vor Fragen, die ihm durch spitzfindige Aufstellung als
jüL:>b tJuJA vorgespiegelt wird, in große Verwirrung gerät ^).
Mit der „inneren Philosophie" will man tiefer dringen, als zu jenen Kennt-
nissen , die mit den Mitteln der aristotelischen Physik und Metaphysik oder mit
denen des Ealäm erreichbar seien. Sie hat Fragen und Untersuchungen zum
Gegenstand, wie deren z.B. Ihn Sinä in den letzten Kapiteln seiner lä&rät
wa-tanbihät behandelt, den geheimniß vollen Rapport des Seelenlebens zu den
natürlichen Kräften (s. besonders ed. Forget 221, 8 ff.), die Geheimnisse der Natur
selbst (iUxJxIt Jywt ibid. 219,9), die zu erforschen und zu erkennen nicht Sache
der landläufigen Physik und Metaphysik ist, weswegen sie auch von Ibn Sinä
unter schweren Eiden, die sie vor der Preisgabe an Uneingeweihte schützen
sollen, nur angedeutet werden. Es sind Kenntnisse ;,mit denen man gegen jeder-
mann geizt — ta ^^uoall , dies der beliebte Ausdruck — , bei dem man nicht volle
Empfänglichkeit voraussetzt ^). Auch jene Untersuchungen gehören in dies eifrig
umfriedete Gebiet, die der aus neuplatonischen Gesichtspunkten philosophierende
Kreis des Abfi Sulejmän b. T^hir al-Si^stäni (2. Hälfte des X. Jahrh. , Chr.)
pflegt und uns aus den interessanten Aufzeichnungen eines Mitgliedes desselben,
des Abu ^ajjän al-Tauhtdi bekannt sind. Am Schluß einer metaphysischen Aus-
einandersetzung sagt Abu Sulejmän: sie sei geschöpft ^j^\ jJL^tjüt KLiJLftil ^^
jütt^t jL^^^t „aus der absoluten göttlichen Philosophie^ ') (Mukäbasät, 41 unten).
Sie entspricht ohne Zweifel der iuoLÜ jüLmJLaJI „esoterischen Philosophie^ der
Theolog. Aristot. 60,3 v. u. und ist aus der aristotelischen Antithese zwischen
esoterischer und esoterischer Philosophie geflossen.
Es ist aus der Natur der Sache begreiflich, daß die Scheidelinie zwischen
äußerer und innerer Philosophie nicht mit scharfer Bestimmtheit gezogen
wird, sowie daß Richtung und Ziel und selbst Stoff und Inhalt der esoterischen
Spekulation, auf verschiedene Weise verstanden värd: bald pythagoräisch neu-
platonische Theologie (dies ist die „absolute göttliche Philosophie^), bald alle-
gorische Gesetzauslegung im Sinne der ahl al-bätin, bald Erforschung der
geheimen Naturkräfte ^) , der Einfluß der Gestirne auf die sublunarische Welt
und im allgemeinen jene Gebiete, die in der (von Dieter ici nicht einbezogenen)
1) In dem von S. D. Margolioath herausgegebenen „Wettstreit zwischen Logik und Gram-
matik" von Abu Hajjän al-Tauhtdi (JRAS. 1905, 109,2). Dasselbe Thema wird in mehr bündiger
Form verhandelt in desselben Verfassers Mukäbas&t nr. 22 (ed. Bombay 21).
2) Mit einer solchen Warnung schließt auch ^ihäb al-dln al-Suhrawardt sein Buch Hikmat al-
isri^, in dem er seine „Erleuchtungsphilosophie" der der maiiä'ün entgegenstellt; s. den Text in
Flügels Wiener Katalog II 600, 1.
3) niin&n M'^SIDlSfin i^ ^^^ Platospruch bei Gaz&li (Ozar nechmad ed. Blumenthal, 11,
197,80) ist wohl hebräische Übersetzug von iLui^Llt v«äJI*
4) Qanz ernste Leute, wie Massud! bezeichnen ja die magischen Künste als philosophische
Griffe« juJUJLi XLa^ Murüg VIII 182,5; vgl. ri^lHOD^H DI^^H ]0 h^rbn Chazari I c. 49 (ed.
Uirschfeld 24, 3).
KITAB MA'ANf AL-NAFS. 31*
vierten Abteilung der Abhandlungen der Ichwän al-8af& abgehandelt werden.
Ohne die Termini geradezu herauszusagen^) haben diese Leute jenen Unter-
schied im Betrieb der philosophischen und theologischen Studien im Sinne, wenn
sie einmal die Verschiedenheit in den Objecten und Zielen der philosophischen
Spekulation in folgender Weise festsetzen: Es gäbe — sagen sie — Philo-
sophen, welche die propädeutischen und physischen Studien getrieben, aber ver-
nachlässigt haben das Studium der göttlichen Gesetze und der prophetischen
Offenbarungen, die Forschungen über die Mysterien der religionsgesetzlichen
Festsetzungen, und das Enthüllen der in den göttlichen Gesetzen angedeuteten
Verborgenheiten (i^A^M^Lüt otjy«^! oL1&^), so daß ihnen die Verkündigungen
dunkel und sie über deren wahren Sinn in Zweifel sind und in der Erkenntnis
ihrer wahren Bedeutungen herumirren, der Feinheit ihrer Geheimnisse unkundig
und um die Größe ihres Wesens unbekümmert sind" (Rasä'il Ichw. IV 139 unten).
Die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Philosophie entging
nicht dem Humor des Gabi?. Bei Gelegenheit des Certamens, das er in einer
durch Van Vloten herausgegebenen Abhandlung (Tria opuscula 149, 15) mit Ah-
med b. ^Abd al-Wahhäb abhalten läßt, geht er nach einer Reihe von philologi-
schen, historischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Fragen auf Zau-
berei, Dämonologie und Naturgeheimnisse über. „Das ist was ich von der
äußeren Wissenschaft (^^Jjt ^JaI! q«) im Vorrath habe, du aber hast ja Einsicht
in die innere Wissenschaft (^j^t («J^^)*"
Herr Prof. Eilhard Wiedemann machte mich mit Hinweis auf Fihrist 359
(jk^r^JJ JL^^» Dubejs) und Ansäri, Irääd al-Käsid (Biblioth. ind. VI) 77 mit
der Tatsache bekannt, daß auch die arabischen Alchimisten in ihrer Kunst, je
nach dem Grade des Eindringens der Adepten in die Geheimnisse der Alchimie,
ein i3|^ und ^1^ unterscheiden.
Auch in der jüdischen Litteratur des Mittelalters finden wir die Anwendung
des Ausdruckes D^^D^^Sn D^fiDH auf Bücher mit transscendentalem Inhalt, z.B.
rODID nvyD oder kabbalistische Forschungen '). Ich kann nicht sagen , ob da ein
Zusammenhang mit der hier erörterten arabischen Benennung vorauszusetzen ist.
S. 22, 24 ff. Über das gegenseitige begriffliche Verhältnis der mit nafs und
ruh bezeichneten Wesenheiten herrscht in den verschiedenen Kreisen der An-
Wendung jener Worte weitverzweigte Meinungsverschiedenheit. Am einfachsten
wird die Frage durch die Voraussetzung der vollen Bedeutungsidentität jener
beiden Worte gelöst^) Andere beschränken diese Identität lediglich auf die
1) Dahin gehört aber jedenfalls iUiL^mJl iCjül wie diese in Ras&'il Ichw. IV 289 definiert
wird; ygl. Dieterici, Die Lehre von der Weltseele 99.
2) Die Nachweise hei M. Friedmann zu Pseado-Seder-Elijahu zntta (Wien 1904) 23 Anm. 52.
3) LA s. V. ^ III 289 Dem enspricht auch die völlig synonyme Anwendung der beiden
32* I. GOLDZIFER,
Vemimftseele, — diese könne sowohl mit nafs als anch mit ro)^ beseichnet werden —
während sie zur Benennung der animalischen nnd vegetativen Seelenfanktionen
das Wort ruh nicht gebraueben wollen^). Unsterblich sei nur der rü}^ (Geist),
die am Körperlichen haftende nafs sei vergänglich'); jener gehöre zum Kreis
des Göttlichen, diese zu dem des Menschlichen. Einige differenzieren den Stoff
der beiden Seelenarten in diesem Sinne; nafs sei materiell, aus Feuerstoff; rftfet
sei geistig aus Lichtstoff'). Diese Bedeutungsteilung stimmt am besten mit dem
in der religiösen Litteratur herrschenden Sprachgebrauch. Nach Wahb b. Mu-
nabbih „legte Gott nach Erschaffung des Körpers Adams die nafs in ihn; durch
sie kann er sitzen, stehen, hören, sehen, alles erkennen was auch die Tiere
erkennen, und sich in acht nehmen, wovor sich diese in acht nehmen ; hernach
setzte er in ihn den ruh, damit unterscheidet er die Wahrheit von der Lüge, das
£echte von dem Irrtum und wird (vor dem Bösen) gewarnt^ ^). Die nafs ist
also jener Seelenteil, der dem Menschen mit dem Tiere gemeinsam ist. „Die
Hunde — so heißt es in einer Tradition — gehören zu den Ginnen; wenn sie
vor euch während des Essens erscheinen , werfet ihnen etwas vor , denn sie
haben ja (auch) eine nafs". Ich glaube nicht, daß Ibn Kutejba^) recht hat,
wenn er in diesem Spruch das Wort nafs als „Auge^ erklärt, speziell das böse,
neidische Auge^). Im Sinne des überwiegenden theologischen Sprachgebrauchs
hat man den Unterschied zwischen nafs als vergänglicher tierischer Seele, und
rüb als dem unvergänglichen Geist, der nach dem Tode des Menschen zur Rechen-
schaft gezogen wird, in einem Qadit-Satz feststellen lassen können^). Nach
Worte z. ß. Tanüchf, al-Farag ba*d al-Bidda (Kairo 1904) II, 38,8 v. u. ^Jl g^^L>, o^Jj
^mJlÜL »ich gedachte der Süßigkeit des Lebens** n. a. m.
1) Dictionary of technical terms 642, 10.
2) Vgl. Pseudo-Balchl ed. Huart II 112 ff.
3) Ibn Kajjim al-6auzija, Kit&b al-rüh (Haidaräbäd 1318) 346: tf','^^ ,jJ^\ iUuu JJÖ
Xp>li ^^^\^ i^J^^ ^.3^1 |JUm4 JIS3 i4^^3; Ni^y 53^^*3 '^j^
4) Ibn Sa*d, Biographien I,i, 7, 4 ff.
6) Muchtolif al-hadit (Leidener Hschr. Warner 882) 160: jOc A<"^<^i^ WlS ^ ^J^ v^^'
[^ VWAAAJ 13^^ L4J ^t ^^ÜM cLJü I4J ^b I4I tyüb ^Ui» Bei ä&hiz, Kitäb al-hajaw&n
(ed. Kairo 1328) I 143, 13 wird dieser Sprach dem Ibn ^Abb&s zugeeignet S jioJt .aJU Jm ; der
Schluß : pj^ ^^yjiS L|J qÜ (ibid. II 47, 6 ^y^ ^jJd\)'
6) Über diese Bedeutung des Wortes (^^ JlJ^ tr*^> [j^ <^3 ^ Ji er ^^^ Sa*d XI
16, 13), Ihn Kut^ba, Adab al-k&tib ed. Grünert 22, 7 ; Plural : ^j^ Kajs al-ruk. ed. Rhodokanakis,
App. 27, 5, ^jmJüI Asma'ijjät ed. Ahlwardt, 25, 8 : es werden ihm Amulette um den Nacken gebunden
JOmÜI^ om^^I Äi^^ C^' ^^^ ^^ verschiedenen Bedeutungen des Wortes ^mJd, al-Murtadft,
Oiurar al-faw&'id ed. Teheran, 130.
7) Muchasm n 62, 16 ^^J W^ ci^ ^j-JLÜI Üb ^^^^ ^jM ^UJl ^Xi vä-hN^ i^
EITAB MA'iNI AL-NAFS. 33'*'
einigen seien beide im Herzen residierende Schlangen; rüli erzeuge die guten,
nafs die bösen Eigenschaften^).
In den gangbaren philosophischen Definitionen') hingegen wird gerade um-
gekehrt der Name ruh (xv6i>(ia) auf die Funktionen der vegetativen und animali-
schen Seele angewandt *). Unkörperlichkeit und Unsterblichkeit seien Attribute
der nafs*). Auf die Frage: was man unter ruh zu verstehen habe, wird von
Abu Sulejman al-Mantilp die Antwort erteilt: „er sei eine den Körper durch-
ziehende Kraft, der jener seinen Bestand verdanke durch die Funktion der Sinne,
die Bewegung und die Ruhe; sie entstehe durch die Kombination der Elemente,
und werde genährt durch die ihr entsprechenden vegetabilen und nicht vegetabilen
Nährstoffe. Viele Leute, gebildete sowohl als halbgebildete sind der Meinung,
daß ruh und nafs identische S3monyme seien. Dies ist eine zurückzuweisende
Ansicht. Denn nafs ist eine in sich bestehende Substanz, die keines Gegen-
standes bedarf, an dem sie subsistiert. Nicht so der ruh; er bedarf der Materien
des Körpers und seiner Organe ; nur in diesen existiert er und ist er vollkommen,
sowie er zunichte wird durch die Vernichtung des Körpers** *).
Sehr früh scheint das Wort von der Vergänglichkeit des ruh auch von
nichtphilosophischen Theologen aufgegriffen worden zu sein und Anstoß bei den
^b 7
t j^ xj ^j^uh • Aber solche Aufstellungen haben selten allgemeine Geltung ; so wird z.B. in uik
serem Falle ruh entschieden auf Tiere angewandt in einem von al-Zuhri als Argument gegen
Kastration der Tiere angeführten Traditionsspruch, wo — »J! i^ s. v. a. Tierquälerei: J^ |
v\!jL& j^ ^LaöÜ^ <^yyj JI5 p^yi jAM ^^ ^ M bei Ö&hiz, 1. c. I 82 penult.
1) Dictionary ibid. 1. 8. Vom ethischen Dualismus der Seele spricht bereits ein alter, in die
Öähilijja zurückreichender arabischer Dichter (al-Namir b. Taulab) Ag. XIX 161, 11. Dieser Dua-
lismus wird in der schi^itischen Tradition damit veranschaulicht, daß das Herz jedes Menschen zwe|i
Ohren habe; in das eine flüstert der Engel gute, in das andere der Satan böse Ratschläge (Ku-
l!nl, U9ÜI al-Käf! — Bombay 1302—507 das Kapitel: 1^5^11 U^ vi^iJ^i ^31 wJLäll ^t
lU^ÄU ). — Vgl. Sifr6 zu Deut. 6, 6 "yy^ '»ICD : •^dS ^33- ^^^ Beziehung der „zwei Herzen«
Koran 33,4 ist nicht klar.
2) Die Behandlung der Frage ^jJUJL ^*Jt i^ju J^AÄait in der philosophischen Litteratur,
bei Steinschneider, Die hehr. Übersetzungen des Mittelalters, 288. Über eine jCSyt^ ^ jÜLm.
^ JL ^wJUil vom Mystiker Ihn 'Arabt berichtete Miguel Asin bei Gelegenheit des XIY. Orien-
talistenkongresses (Algier), worüber vorläufig die Notiz in Revue africaine XLIX (1905), 336.
3) Mafätfh al-'ulüm 139. Vgl. Ihn Stnä, Risälat al-mabda' wal-ma'äd fol. 31»: .J| IJ^^
^3j cf^ ^^*^' ^i^*^^ £^-^' ^ ^^^ '^' ^ ^1>*^ ^^j i^^ vJ^' ^ r'*^ ^
^yyi\ i*«^^ «jJCmmI3* Vgl. Maimünt bei Munk, Guide I 355 Note.
4) Mas'üdt, Murüg III 363; zu beachten Ihn Öan&h, Usül s. v. ^3 (ed. Neubauer 109): Ge-
gensatz des vergänglichen ^t^jkä .3JI ^nid der unvergänglichen ÄäbUJt ^j^iJa)!-
5) al-Mukäbasät, (ed. Bombay) 118.
Ablumdluigtii d. K. Gm. d. Win. sa OAttingea. PhiloL-hiit. Kl. N.F. Band 9,i. 6
34'*' I. GOLDZIHEB,
Orthodoxen erregt za haben. Ihn ^Asäkir hat von Muhammed b. Waddäh» einem
berühmten mälikitischen Theologen ans Cordova (st. 287 d. H.) die Nachricht
über den Streit des Sahnün mit einem zeitgenössischen Mälikiten, der jene These
verteidigte (^Uc>^l o^. c^' m>\^^^\ qO* Unsere Quelle setzt dem die Bemerkung
hinzu: Zu dieser Meinung haben sich in alter und neuerer Zeit manche der Fa-
^ahä im Andälus bekannt (sie werden mit Namen aufgezählt), aber die 'ülamä
haben heftigen Protest dagegen erhoben^). Es handelt sich dabei natürlich um
die Aneignung der philosophischen Anschauung in einer für das Fikh indi£Pe-
reuten Frage*).
Im emanatistischen System nennt man die Universalseele wohl al-nafs al-
kullijja (niemals ruh) ; hingegen kommt den geistigen Substanzen der supralunari-
schen Welt die Benennung arwäh (oder ruhänijjät) zu; von ihnen strömen die
geistigen Kräfte auf die individuellen Seelen (nafs) , deren Vorzüglichkeit vom
Maße dieser durch ihre Empfänglichkeit bestimmten Einströmung bedingt ist^).
In diesem Zusammenhang kann schließlich die Theorie der Schi'iten von den
fünf arwäh der Propheten erwähnt werden: «y iü>oMJ> ^)l^\ ^ Jjc>- JJt ^l
C^^ JJüüt ^\ ^^ lol3 cHy^\ ^ ^ u-kXäJI ^3^3 iJ^^ cr^iui ^U>^ ^3^3 JiÜl er
^y^^^y^^ ^sjüy Die niederen Funktionen (auch der „Geist des Glaubens, wo-
mit man glaubt und Gerechtigkeit übt*' ist inbegriffen) sind hier auf vier Seelen-
teile verteilt, denen der „heilige Geist" als der von allen Veränderungen freie
Teil ^) entgegengestellt wird. Dieser sei unvergänglich und gehe vom Propheten
auf den Imam und in direkter ununterbrochener Reihe auf seine Nachfolger
über'). Die schi'itischen Theologen hatten immer einige Fühlung mit dem
1) Murtadä, ItMf al-säda (ed. Kairo) X 377. Jene Leute führten als Haditbeleg für ihre
These von der Vergänglichkeit der arw&t& die Worte an, die Mohammed beim Gräberbesuch ge-
sprochen habe : gj| H^t »1^1^ KJLJI q» Ju^it^ iüJÜÜI -l^^^l L^.t jjCJb pbl^JI ; hier
werden die arwäh als vergängliche angeredet in einem Atemzog mit den verwesenden Leibern und
Knochen. Vgl. Gazält, al-Durra al-fächira ed. L. Gautier, 109.
2) Die Frage wurde übrigens auch in der orthodoxen Theologie aufgeworfen: Jj^ r^r" im'
wA>3 ...Juli Oftit m\ o^'* J^iö Verteidiger der These von der Vergänglichkeit der Seelen er-
weisen sie als Postulat von Sure 55,26, wonach außer Gott alles vergänglich ist; s. darüber Ihn
Kajjim al-öauzija, Kitäb al-rüh, 52.
8) Ausführlich bei Kazwhit ed. Wüstenfeld I 817, 15 ff.
4) Nach anderen Versionen Ua0«^U aLuJ^I*
^ ■■ ^ ^ •• •
6) In anderen Versionen : ^jl^^ ^Ql\ v^ÄJm lu i^^\ g^wXH »3^ •
6) Kullni, Usül al-Käf! 167.
7) Andere Version: ^IjJlS. Lf^AAO^.
8) Diese Fünfseelentheorie wird noch weitläufiger entwickelt bei Kultnl ibid. 514. Während
KITAB Ma'a^ AL-NAFS. db*
A. T. ; vieDeicht ist die Theorie von den fünf arwäti der Propheten nnd Imame
ein Nachklang von Jes. 11,2.3. Aber es kann auch erwogen werden, ob solche
Mehr-Seelen-Theorien nicht etwa Fortbildungen von Seelenvorstellongen sind,
wie wir deren bei primitiven Völkern noch heute finden^).
S. 23, 11 (Ibn Sinä). Dies ist weitläufig auseinandergesetzt in Risälat al-
nafs (Leidener Hschr. nr. 1020, fol. 40*).
S. 23,24 wohl mit Bezug auf Herm. Trismeg. Y, 2 (ed. Bardenhewer 42).
S. 24, 16 ]t^3 171. Dieser Satz ist schwer verständlich ; es scheint daß der
Text verderbt ist. Der Sinn ist folgender : Wenn es sich mit der Seele so ver-
hielte, wie jene behaupten, die sagen, daß die Seele mit der Vernichtung des
Körpers der Vernichtung anheimfällt, so hätte Gott ihren durch die Vernichtung
des Körpers verursachten Tod nicht Trennung genannt''. Es muß bei dieser
Erklärung vorausgesetzt werden, daß der Verf. den arabischen Sprachausdruck
. . . Joi äUI v^ (^^ verhängte etwas über jemand, vgl. ZDMG. LVII 396) falsch
angewandt hat.
S. 24, 18. Auf das hier für den Glauben an die Fortdauer der Seele bei-
gebrachte Argument (vgl. schon die Betrachtung in II. Makk. 12,44) wird in
der Theol. Aristot. (Text 7, B v. u.) Gewicht gelegt (Guttmann , Monatsschr.
1897, 455). Die unmittelbare Quelle des Verfassers werden jedoch die Ichwän
(IV 173 oben) sein, die aus der allgemeinen Verbreitung des Gräber-
kultus einen Beweis für die jenseitige Fortdauer schöpfen: (j-^jftJJt «Uj ^^^ Ji ^b
>o{y> ^^ äJ oL3 ^ JijLJt ^"i oLil^ «jJb ^^yL-J! »J^J. Wie der Verf. , betonen
auch die Ichw. besonders den consensus gentium in der Anrufung der Todten
und dem Besuch ihrer Gräber (a.a.O. und IV 121,2): L^ olil^Jül J^l ^1 ^jü]
«t tUi^j» ^ p^ J^ \jJÜLj\. Dies Argument ist in der späteren theologischen Lit-
teratur des Islam*) gerne verwandt worden; vgl. Pseudo-Balchi (ed. Huart II
120, 7) , der sich auf die in der ganzen Menschheit (iUi>b' (j»UJt) verbreiteten
Todtengebräuche beruft, um die Unsterblichkeit der Seele zu beweisen. Den-
selben Ideengang hat sich selbst Fachr al-din al-Razi in seiner Beweisführung
Air diesen Glauben angeeignet; er beruft sich auf Inder, Griechen, Araber,
Perser, — Juden, Christen, Magier und Muslims, auf ihre Gräbergebräuche und
Wallfahrten, die ohne jene Voraussetzung alle eitel und unnütz (s^^^) wären.
den Propheten die 5 arw&h verlieben sind, fehlt den gewöhnlichen Rechtgläubigen der nur jenen
verliehene ruh al-kuds; die Jaden, Christen und Ungläubigen haben nur 3 arw&h, da ihnen auch
der r. al-tmän entzogen ist.
1) z. B. Archiv für Beligionsw. IX 429 f. ; die Litteratur ist zuletzt zusammengestellt in Z ATW.
1906, 31.
2) Unter den Phüosophen empfiehlt Ibn Sinä den Gräberkultus und die Anrufung der Seelen
der Verstorbenen. S. Mehren, Yues thdosophiques, d'Avicenne (Eztrait du Mus^on; Louvain 1886;
p. 14 des SA.).
e*
36* I. OOLDZIHER,
Ihre übereinstimmende Übung sei ein Zeichen dafür, daß der gesunde Menschen-
verstand (K4JLJt juJLAO^t ^J^) jenen Glauben postuliere. (Mafätib al-gajb, zu
Sure 17,87; ed. Bülät 1289, V, 644).
S. 26, 8. Koranische Bezeichnung der Engel (4 , 170 u. a. m. ; auch Jesus
ist v:;uyuJt er 3, 40). Vgl. Chazari ed. Hirschfeld 280, 24 KanpO KdSd HlklQQ
240, 3 V. u. X^2ipvhH ]>^i«nnS« ]D 242, 4 ^innpoS« noibl HM^kSo ; 8. auch Munk,
Guide II 368. — Über die Benennungen der Eugel s. unten zu 29, 7.
S. 26, 3. ]j; iSnn in^ . Über die Konstruktion des Verbum nm« mit ]y s.
B.EJ. L 44. Vgl. einen Text bei Hirschfeld, Arabic Chrestomathy in hebrew
Characters 19 — 31, wo diese Konstruktion vorherrscht, z. B. 21, 22 ]^ Hl inmK
^nn^H dSkj;Sk; 23,18 SkSk nno^« ]V nn nKI«; 26,19; 28, 15 u. a. m. Dasselbe
Verbum (wie auch ^3j;, z.B. hier 48,16 und öfters) mit '•7H des Objekts kon-
struiert, Jepheth b. *Ali , Komment. Cantic. (3, 8) ed. Bargfes 46, 6 v. u. HS 1^'»
n^VD7K vK und wohl auch Hirschfeld 1. c. 23, 1 wo ^^y in "^H zu korrigieren ist.
— Auch 1NVH wird in dieser Litteratur oft mit ]j; verbunden, z.B. ibid. 29,16.
24. 27 nKD^« ]]} nn TIKVH Abraham Maimüni bei A. Poznanski , Schiloh I , Be-
lege : XXVI , 10 HO -|0K ^S'lDÖ 1y D^tt^ "IID^ vh ^fi rnKttfK^K.
S. 26, 13 ff. In Sa^adjahs Jes.-Komm. ed. Lambert 34 fünf Namen: ♦Vßl
nTn^ •n^n ♦rrn »nöW. Zur Seelensynonymik ist zu vffl. die Aufzählung von 8
Namen in den nn^xnn ^pifi u. z. nn ♦ iniDTl • D^nS« D?^ ♦ D^n^K novi • D^nS« 11
Vfil ♦niM •nnna nn •nniö vgl. Bacher, JQR. IX 275.
S. 26, 21 mi3. Vgl. REJ. L, 40. Zu der unvermittelten, ort- und zeitlosen
Emanation der Substanzen (unten 50, 8) vgl. Theol. Aristot. 112, 5 «jl« v:>j^ Ut
Ja^^ J^^' gJ^' U^^ k^ LT^ ^ vi^JLi^^ litJul cj^fiJu! Ull^ qUj ^ ; Liber
de Causis 96, 6 y>T 0^ "i^ ^Lay «J^jüL. ^^3 jOaj ^j,^ JaJB jjüjIi Jju^ J^fe JT ^{
,t»I|*^; Isak Israeli, Komm, zu Je?, ed. Großberg 34, 3 v. u. Vni*?1VÖ ^jnfi «in ^3
pr «Sa ibid. 35, 5 DipD K*?31 ]0T «Sa «"nan ^n^. Bataljüsi , Bildliche Kreise ed.
Kaufmann 34 K^ai DipD K^ai pt K^ai nyi^n K^a 'n^ «-nan ]ö ni«^in wnnnn p
o^Sa Ibn Saddil^ 40, 30 tnthrtm ^b ]nii nv^K '•Sa (^am-in oSyn) wnn 'n^ «man
, -nn« naa
S. 26,26. Über üTiS) s. Haneberg, Sitzungsber. d. K. Bayer. Akad. d. W.
Phü. Phil. Kl. 1863, I 372.
S. 28, 6. Die platonische Anschauung von der Avä^vriöig ; (auch unten
42,23; 56,26; 57,20). Vgl. al-Kindi, in Fihrist I 269: die Seele ist Substanz
aus der intelligibeln Welt, herabgekommen mit Erinnerung an ihren frühern
Zustand. — Selbst der gegen philosophische Anschauungen so feindselig gestimmte
Buchstabentheologe Ibn Hazm hat sich diese Vorstellung angeeignet: die Be-
reicherung der Seele mit Kenntnissen sei nicht die Folge intellektueller Ent-
Wickelung, sondern vX^lf LfbUjy j^l^ L|Afi «blU ^^^1 L^y^J ^^1 (j«JkJÜt q« g^ , also
iv(iiivij0ig (Kitäb al-milal wal-nihal; ed. Kairo, V 88, 15). Dies steht im Zusam*
KITAB MA^ANI AL-NAFS. 37*
menhang damit, daß Ibn Hazm gegenüber der gegenteiligen Ansicht der ge-
wöhnlichen Orthodoxie sieh zum Glauben an die Praeexistenz der Seelen
bekennt und diese platonische These mit Koran- und Qadit-Argamenten unter-
stützt. Seiner Widerlegung ist das XVIII. Kapitel des Kitab al-rüfe ven Ibn
Kajjim al-^auzija 249 ff. gewidmet, wo neben Mubammed b. Na^r al-Marwazi,
Ibn Uazm als vornehmster Gewährsmann für die Praeexistenz - Theorie genannt
ist ; er habe für sie sogar das i^k' in Anspruch genommen >oi> ^1 vlX>3
CUs>\. Diesen Namen können wir den des Traditionsgelehrten Al;imed b. Täbit
al-Tarki (st. Anfang des VI. Jahrh. d. H.) anreihen, der — wie Dahabi sagt — *)
einigen unwissenden 9anbaliten folgend, die sich dabei auf mißverständlich er-
klärte Koranstellen berufen, sich zur Lehre von der Ewigkeit (das Nicht-
erschaffensein) der Seele bekannte.
S. 29, 7 ontM. Diese Benennung der Engel („die Geehrten") hat ihre Quelle
im Koran 21,26 ^^>^^, 28, 11 f\/. Gabriel ist ^/ i^j 81, 19. Sie ist jüdi-
sehen Schriftstellern sehr geläufig; bei Ibn Ezra heißen die Engel DHMa, die
Gestirne sind onMin n^3 Ü^H12^ (Jesod Morä, Cap. 12 Auf. ed. S. G. Stern,
4P); Abraham b. Dawid (Emiinah rämah, ed. Weil 85) DnMin D^DlCyn. Vgl.
ähnliche Bezeichnungen bei I. E. in ZDMG. LVII 440 Anm. 3. Daß für diese
Benennungen die Formen DHID^ und 0^333 gewählt werden, läßt vermuten,
daß sie sich nicht etwa an b. Berach. 60^ anschließen, wo die Engel als 0^*13130
p^Sy ^mtWD D^ttnip bezeichnet sind ; in diesem Falle wäre auch die grammatische
Form beibehalten worden. Diese findet sich übrigens auch bei dem Karäer Ha-
dasi, Eäkol 26»^ (§ 48) 13130 I^^JÖ 'r\ 1133 nn ibid. 27» (§ 50) DIKn '•i«!^ «S ^3
üb))lh ^n «intt^ 1313Dn ^kSoh KIH nr ^m. Auch das von unserem Verf. 66, 1 den
Engeln gegebene Epitheton innDöS« (s. auch Sa'adjah, Amänät 142, 8, Maimüni,
n'Tinn niD^ 'n 4, 12 niniriDn nmn vgl. 2, 3) ist koranisch , Sure 56, 78. [Der
Ausdruck bezeichnet die Abwesenheit irdischer Defekte, die Heiligkeit und Rein-
heit. Mit demselben Epithet werden auch die den Bewohnern des Paradieses
zugeteilten Gattinen s^fbi ^^^)\ bezeichnet , 2, 23 ; 3, 13 ; 4, 60]. Über p3npD s.
oben zu S. 25, 8. Solche koranische Benennungen sind nicht unmitelbar aus dem
Koran geschöpft, sondern aus den arabischen neuplatonischen Schriften in die
verwandte jüdische Litteratur übertragen worden. Der Verf. der unter Engeln
die emanierten geistigen Substanzen versteht, bezeichnet diese im XVI. Kapitel
noch mit Epitheten wie: f3npHS« 3np«, Dn3 l«So» Dn3ö, DÖyO; alle diese
1) Miz&n al-i*tid&l I 36 ^Uj *J^ |ft^^ 2CLU^ Jl4:^ t^^j J^ i^C^ ^JtP» v3^ o"^
^^t^ ^ J >jf 1^^ xäL> i^ p^ jp^ f.^ Liü .>»^ 1^8 (17 V. 87) ^, ja\ er ^^j^^
JJA L<£tol^ gJuJI ^/ er ' J^^ (42 V. 52) Is^J ^r ^3j '-^J 1^^^^' ^^3 (^ v. 62)
38* I. GOLDZIHER,
Bezeichnungen sind an die Epitheta der Engel angelehnt (vgl. anch 62,22 von
den thätigen Intellekten). Isak Israeli, ed. Großberg 48, 2 Dnn^in D^filJini DOmSdh
S. 29, 11. Vgl. den neaplatonischen Comm. zum H. L. ^) Steinschneider-
Festschrift 54, 18 (Texte) n^iNDö^S« ^ipS« MTi mo^y ]N oSyn. —
Aas dem Gesichtspunkt, unter dem der Verf. hier den Namen nioSy = die
dem Auge verborgene (Seele) als Seelenbenennung erklärt, haben die Dichter
der Seele zuweilen das Epitheton HdSj^^ gegeben ; z. B. Ibn Gebirol (bei Dukes,
Mos. b. Ezra 116, Brody- Albrecht 42,3): noSyi n« D:i oSyi "1V«D1, Jeh. Hai.
riNlOO noSyai nSS n^lS:i (bei Sachs, Religiöse Poesie, Texte 30, Strophe 3).
S. 29, 26. In demselben Sinne wird der Name n^oSw in der Poesie auf die
in die Geisterwelt einkehrende Seele bezogen; z.B. Moses b. Esra (bei Dukes
1. c. 87) : *^^^ miu hnn iimd n"»oSwn ^ym mn ^crsi my ; Jeh. Hai. (bei Sachs
1. c. 34, 3) oniyiD T2H nn bn n^oSim >3W.
S. 31,25 N01. Über den Gebrauch des Pronomens U mit Beziehung auf
persönliche Subjecte statt ^y^ s. die Beispiele in Zeitschr. für Hebr. Bibliogr. VI
144, 3 ff.
S. 32, 10. Derselbe Gedanke bei den Ichwän II 339 unten = III 89 unten
mit Koranversen (ij^L^'^ JJ^^ 12, 102; 26, 83).
S. 32, 14. l^pÖKiS« ist hier in dem Sinne zu verstehen , der diesem Wort
im Kreis der schi'itischen Theorien eigen ist ; vgl. 35, 16 von Moses T^l^Sj; pÖW.
Ebenso gebraucht der Verf. auch einen anderen dem islamischen Imämsystem
entnommenen Terminus , wenn er den Messias bloß lÖHioSN ('dSk n^tt^oSfc< Abra-
ham Maimünl , bei A. Posnanski , Schiloh I Belege : XXVI , 9. 26) nennt, 36, 19 ;
37, 27 (im selben Sinn auch christl. arab. Schriftsteller bei Bezold , Kebra
Negest XLV, 18). — Auch den mit diesem Kreise zusammenhängenden islami-
schen, besonders im Schi'itentum gepflegten Gedanken, daß in jedem Zeitalter
eine von Gott erkorene Person lebt (der Imam), die als Beweisargument Gottes
(jJJt Ki?v>) für die Menschen gilt und daß die Welt niemals einer solchen leitenden
Persönlichkeit entbehrt, finden wir mit dem dabei angewandten Terminus im
jüdischen Schrifttum vertreten : Bechaji, Hidäja VII c. 6 ^Sk X«1 ]Hüb "hy «OiJI
IT^iSioS« h); 'yn nSS« n5n in nS« nSS« nyNö (vgl. Mas'üdi , Murüg VI 27, 4).
T. übersetzt hier n:!in mechanisch mit dem nur im Zusammenhang der Dialektik
berechtigten Terminus : VWIID Sy pND N-nnn ruyö. Vgl. Chazari I c. 10 vom
Israelit. Volk pwS« ^£) nynttf rhh ]H *•«) ninS« On, wo Jeh. b. T. gleichfalls über-
setzt: pND min «iidS v^ o myen onv.
In dieselbe Reihe gehört noch ein anderer religiöser Terminus des Islam,
der in die jüdische Litteratur eingedrungen ist. In einem fälschlich dem Mai-
1) In diesem Kommentar werden auch Stellen aus dem Koran zitiert : 51, 5 v. u. = Sore
6,78; 68,5 v. u. = 17,87.
KITAB MA*ANI AL-NAPS. 39*
müni zugeschriebenen populären Kommentar zum Buche Esther^) ist von den
10 Königen (vgl. Targ. 11. Anfang) die Rede, deren Reihe der Messias abschließt.
Dieser wird so wie der Mahdi der Schielten al-ltä'im*) bi 'amr Allah ge-
nannt: '•ö piSiD ]n:d wi rhhn "iö«d D^KpS« iSdSk «in oiruD ivwyS« tSoS«i
TtnB'h^ rx'^ühw pKn h^ Sy iSoS ^^ n'»ni Swp «03 p«S« '•s innö^Si «im n^oS«
*i:i1 möD« iHp «D3 Dies ist völlig islamischer Sprachgebrauch.
S. 35,3. rinpC^.' Dies Wort, dessen allgemeine Bedeutung als ethisch ver-
werfliche Charaktereigenschaft aus dem Zusammenhang erschlossen wird, kommt
in den Lexx. nicht vor. Die bei Dozy, Supplement 11 351* nach Voc. angeführte
Bedeutung „runzeln" kann hieher nicht gehören. Auch meine darauf gerichtete
Umfrage, ob das Wort in irgend einem der lebenden arabischen Dialekte ge-
bräuchlich ist, hatte ein negatives Ergebnis. Es liegt nahe, eine Verschreibung
^ o ^
aus niDB^ zu vermuten, das in der bägdäder Dialektprovinz s. v. a. Spott, sich
über jeden lustig machen bedeutet (^A«j bei Yahuda, Bagdadische Sprichwörter
in Nöldeke-Festschrift 402, 9). Diese Emendation wird auch durch das vorher-
gehende Wort ^ Geschwätz^ wahrscheinlich gemacht.
S. 39, 10. Über den Einfluß der Gestirne auf die Bildung des Embryo vgl.
Ichwän n 273 ff*. (= Dieterici, Anthropologie 68—79). Die Einbildungskraft
gehe dem Embryo zu jL^J^I r^r^^' J0*^y^} Herm. Trismeg. II 13 (ed. Barden-
hewer 20, 6). — Vgl. auch den arabischen Volksaberglauben vom Einfluß der
Mondphasen auf die Qualitäten des Embryo bei (xäbi?, Buchalä 120, 4 ff.
S. 40, 7. Hiezu erhalte ich durch gütige Vermittelung des Herrn Dr. Ya-
huda folgende Information über den Brauch der Juden in Bagdad, Hilla und
Basra D^n^nirTTD (so) tt^öyoSS ]iSip'' (so) iwöy KD i:j; n«-ijn '•0 «n:v iKnjnDS«
KTTwSajjKTp« ^pfco_^öjri«j^ yr\^ o^non rcno TiSn pSip^ nma lyn cföy kihi
D^^m nwöiS (so) «*'» D''Diö D^'^nS r»^ip'' c]«iök n'':i >s «owi rn»S«3i rfirhn^ Über
den Brauch der Juden in Jemen erhalten wir die Mitteilung, daß dem Nie-
senden der Wunsch D^DIÖ D'^^nS, bei wiederholtem Niesen c^yßCi zugerufen wird.
Der Niesende selbst spricht allenthalben die Worte : '»*'» ^n^ip inyir'S (Gen. 49, 18).
Die vom Verf. angeführten Wunschformeln entsprechen demnach dem Brauch
in Mesopotamien.
Im Islam gelten solche Heilsprüche (c^^^^w^nmü oder ^jJaUi\ c>^a4JmJ vgl. über
die Bedeutung dieser Ausdrücke, Wellhausen, Heidentum^ 142, Anm. 2) als
humanitäre Pflicht, Muwafta IV 189, Buch. Adab nr. 122—126, al-Adab al-
1) nbychn rmm tnpyn ^any ric^n nnoK rOyü m^ö (LWorno 1759. Per Antonio
Santini e Comp.) 49 foll., in El. B^, Die zitierte Stelle ist 6».
2) ^ftilSJI wird auch als Epithet der Chalifen gebraucht, Tab. I 3076, 8 (allgemein) ; von H&rün
al-raitd ^vi^ [t JS[jd\ Marfüdl, Murüg VI 401,3; vom antretenden Amin, Ihn Kut. Stfarft ed. de
Ooeje, 685, 11 ; dann der officielle Name des so benannten *abbasid. Chalifen.
40* I. aOLDZIHER,
znufrad 182—186; Tirmidi beginnt damit sein Adab-Eapitel U 123—126. Das
Material ist zusammengestellt bei Nawawi, Adkär 119 — 122^ Eastalläni IX 139 ff.
Vgl. auch E. Littmann I Neoarabische Volkspoesie 149 Anm.
über die auf das Niesen bezüglichen abergläobischen Vorstellungen bei
••
Natur- und Kulturvölkern s. E. B. Tylor, Anfänge der Kultur (deutsche Ubers.
Leipzig 1873) I 97 — 102; R^ville, Les religions des peuples non-civilis6s (Paris
1883) die Stellen im Index s. v. ätemuement. Niesen als schlechte Vor-
bedeutung bei den Dajaks und anderen Völkern des indischen Archipel, Schader
in Bijdr. tot de Taal- Land- en Volkenkunde 1903, 322 Anm. 3. Viel Material
ist zusammengestellt bei Abbot, Macedonian Folklore (Cambridge 1903) 113—116.
S. 41, 1 ff. Zu dem Folgenden ist die Abhandlung der Ichwän (II 271 ff.
iüÜaJÜt Ja&M<^ ^) zu vergleichen.
S. 43, 20; 44 Z. 5. Für nSö, i^NÖ s. v. a. unrein, das sonst immer nur
in der Form JJL^ und seiner Derivate erscheint; vgl. de Goeje, Gloss. Geogr.
8. V. Die mit S anlautende Form ist durch das Aramäische beeinflußt.
S. 44,2. Für die Vorstellung, daß Leute im Zustande ritueller Unreinheit
Schaden an den Dingen hervorrufen, die sie berühren vgl. Chazari II c. 60
(ed. Hirschfeld 118, 25) : ]o «iinö^ üh «ono Dnoiöi (ed. vhpn) nSph Dip 1:5^ np
•noiS«! ihwAn^ h^'^dSSn «••tr«S« onoo:! piDö*» Dn5« y\i npi Dnn2Kin Nach der
arabischen Legende habe der „schwarze Stein" seinen früheren Glanz dadurch
verloren und seine schwarze Farbe dadurch erhalten, dass ihm in vorislamischen
Zeiten , solange er noch auf dem Abu Kubejs-Berge war, rituell unreine Männer
und Frauen (v,^!^ \jo^^) berührten (Ibn Sa'd, Biographien I, i, 12, 24). Die
Engel betreten ein Haus nicht, in welchem ein BUdnis, ein Hund oder ein rituell
Unreiner sich befinden ,^J^ ^j^ ^ ^^ n^yo »^ ix^ JOu^UI Jj>Jü- ^ (Nasä'i 1 151).
Noch viel mehr verbreitet sind ähnliche Vorstellungen mit Bezug auf men-
struierende Frauen ; Floß , Das Weib *, I 347 ; Robertson Smith, Lectures on the
Keligion of the Semites ^ 448 ; W. Herz, Das Griftmädchen (Abh. d. Bayer. Akad.
d. Wiss. Phü. PhU. Cl. XX) 126; Öäbi? führt mit Namen die Ärzte an — er
bezeichnet sie ausdrücklich als Philosophen — , die der Berührxmg einer Men-
struierenden schädliche Folgen für den Inhalt eines Milchgefäßes zuschreiben
und er warnt vor der Geringschätzung dieser Ansicht (Kitab al-bajawän 11 50:
jJL^I v^.Jüu i,\^ v^üCil ^1 tfl^fiJu. lAfiLö isUld Q« IJ^ o<>^' ^3)- Voraussetzung der
Vergiftung durch Blut und Schleim menstruierender Frauen, Zeitschr. f. Ethno-
logie XXXV (1903) 790. Über ähnliche Vorstellungen bei der Bevölkerung von
Syrien s. Maschri^ II 680. Nach dem Glauben der ungarländischen Ruthenen
entsteht der im Gesicht und am Kopf Neugeborener vorkommende Ausschlag
dadurch, daß der Blick einer Menstruierenden das Haus zur Zeit der Geburt
des Kindes trifft (Ethnographia — Budapest — XVI 361). Über den Wider-
willen der Dämonen vor dem Menstruationsblut s. meine Abhandlungen zur arab.
Phü. I 208.
kitIb ma'Ini al-naps. 41*
S. 44, 1 paenult. ff. Über die Übergänge innerhalb der Naturreiche , vgl.
Ichwän n 101 ff., 113 ff. IV 283 ult. ff.
S. 47,1. Vgl. zu 17,22.
S. 48, 4 — 73fc<1pW. Dies Thema wird mit Anführung verschiedener Beispiele
häufig l^esprochen z. B. Liber de causis ed. Bardenhewer 96, 4 (J^LfiJt püüj q«),
Gazftli Tahäfut (Kairo 1303) 68 unten. In der jüdischen Litteratur Sa'adjah,
Amanät 143, 5 v. u. ^«^».^[Jt] ^t jL«jmJÜ^ ^^UsjU (^^OLa^ kX^\^ »^ Jjüb ^\ Xk ^j«^
a! ^)a\ Ibn Saddili ed. Horovitz 40, 19 ff. Ibn Ezra zu Deut. 31, 16, Einleitung
zxmi Koheleth-Kommentar.
S. 50, 16 ff. kJS zur Bezeichnung der schöpfenden Kraft ist in der Theol.
Aristot. häufig 85, 3 v. u. 92, 7; 110, 11 J^yJI oUbÜt.
S. Bl, 9 ff. Schreiner hat in seiner Anzeige der hebr. Übersetzung dieser
Schrift schon darauf hingewiesen, daß der hier zwischen der Rede Gottes als
Wesens- und als Tätigkeitsattribut gemachte Unterschied an ein Theologamenon
des Kaläm anklingt (Zeitschr. f. hebr. Bibl. I 1281 Vgl. zu den angeführten
Stellen noch Sahrastäni 68, 6 ff. — Zu ^pyS« pöiW und '•ÖDJ^« 'ihn vgl. noch
Chazari IV, 25 (ed. Hirschfeld 280, 15).
S. 52,21 (zu Note 8). Mit Bezug auf Jes. 40,25 und Hos. 12,11 heißt es
Zohar , H2 'Ö (ed. Amsterdam II 42»») : ÖVön^l ^7]^'h}f H^^üvh P'^ni 13 «Sn ....
riDi« ü'^H^2yn i^3i irr»« ^«m pnSn ]Voii ]vm^ hkid diöd in h:h nnn^ v^^ ^y. Es
ist möglich, daß unser Verf. und der Verf. des Zohar aus derselben uns unzu-
gänglichen rabbinischen Tradition schöpften (Mitteilung des Herrn Dr. Michael
Gattmann). Vgl. auch den Wortlaut des Raschikommentars zu Hos. 1. c.
S. 53, 16 ff. Vgl. Ichwän I, i 26, 15 ff.
S. 54,6. „Der Intellekt ist [der erste Botschafter undj der vornehmste
Dolmetsch und der ihm am nächsten stehende Känmierer" stinmit wörtlich mit
Hermes Trismeg. ed. Bardenhewer 11,6 überein (vgl. Kaufmann, Gabirol 54
Anm. 1). In demselben Sinne wird der Intellekt bezeichnet als \\X^ ^ «Ul Ka^I^
>SUJ^ „der Stellvertreter Gottes in dieser Welt" (Muljäbasät nr. 20 ed. Bombay
20, 5 V. u.) oder »i^^l jÜLäJI 'mAs> „der Stellvertreter der ersten Ursache" (ibid.
nr. 106 ed. 118,3) vgl. Ibn Miskawejhi, Tahdib al-achlä^ 114 jl^' ju j^jJI ,y&Mj\
(scü. qUo^I) «JOft Jj>^ je aili XftJL^y^^ fJl^\ er
Häufiger ist jedoch die Bezeichnung des Intellektes als Mittler, Boten, Pro-
pheten, Kämmerer und Verwalter, wie in unserem Text. „Wenn Gott der Seele
zeigen will, was er in dieser Welt hervorbringt, macht er den Intellekt zum
Mittler zwischen sich und ihr, gleichsam zum Propheten, der zwischen Gott
und den Menschen vermittelt" y2 ^y^DWn «''O: 1Ö3 r}yy\ ^y'2 "»V^D« Soirn D''^'»
O^KTian ItW ]^y\ *r\^ «"nnn (Isak Israeli , Buch der Elemente ed. Fried , 52 ult.)
Nä^iri Chosrau (ZDMG. XXXVI 482 v. 36) : nennt den Intellekt „den stillen
Gottesboten" c:-j^Äfi|T J^j .... J^-^-. Diese Anschauungs- und Ausdrucksweise
Abliandlungon d. K. Gts. d. Wis5. in O^ttingen. Phil.-hiit. KI. N. F. Band 9, i. f
42* I. QOLDZIHER,
ist von da aus anch in der ^üfischen Mystik ausgeprägt. I§ihäb al-din al-Snhra-
wardi nennt den tätigen Intellekt (identisch mit ruh al-^ndos) j,den Vermittler
(Kta^)^) der Existenz der Welt, und den Hansverwalter der elementaren Dinge
(oliyiaAjüi \sX^sXS) im Aaftrag Gottes" (bei Fleischer, Catalog. Bibl. Senat. Lips.
605^). Der persische Mystiker Senä'i sagt vom Intellekt: er sei ^U^ ^j^y^JS^
der Yerkündiger des (göttlichen) Befehls, ^bj^ j^ der Kanzler Gottes (Hadi^at
aHaUl^a ed. Bombay, 1859, lith. 170-171.
In diesen Sentenzen ist nicht immer bestimmt zn verstehen, ob der Welt-
intellekt oder der individuelle Intellekt gemeint sei. Ganz klar auf letzteren
bezieht sich der Ausspruch bei Ibn Ezra: iSor Nin Vn^K |''31 DI« ^2 iNSom
„der Engel (Bote) zwischen dem Menschen und seinem Gott ist seine (jedes ein-
zelnen Menschen) Vernunft^ (Einleitung zum Pentateuchkommentar, 3^ Methode)
vgl. 'n n'^W Satrn (Komment, zu Prov. 22, 20). Jeh. Hai. Brody-Albrecht nr. 95
V. 15 13^31 ni^3 I^X D^V njn. Durch die neuplatonische Beeinflussung der arabi-
schen und jüdischen Peripatetiker ist dieselbe Anschauungsweise, wie wir bereits
oben an einem Beispiel sehen konnten, auf den vovg noi.'qtixög angewendet worden,
wie z. B. bei Maimüni , Dalälat III c. 61 (ed. Munk III 125» 7 v. u.) : nb>nSK in
nmi M1^^3 (entlehnt im Kommentar zum H. L. ed. Friedland in Steinschneider-
Festschrift 54, 4). Der in diesem Zusammenhang angewandte Terminus jCLo^ führt
zugleich auf die Emendation des Wortes jüLe in Mas^üdi, Tanbih 119 ult.: ^I^
Die in diesen Sprüchen dem 'al^l zugeeigneten Würden werden zuweilen
auch auf die Seele übertragen; auch in diesem Falle zwischen Weltseele
und individueller Menschenseele schwankend. Wir werden bald sehen, daß
die Ichwän al-^afä den Titel juto^l ^ «Ut Ki^L> auf die Weltseele beziehen und in
ihrer Weise mit Koran 2, 28 in Verbindung setzen. Von der mit Kenntnissen
erfüllten Seele, die durch Weiterbelehrung anderer eine Vermittlerin zwischen
Gtoit und dem Menschen ist, sagf Fachr al>din al-Räzi, (Mafätih al-gajb I 414
Mitte) : «oLa ^^^ «Ut ^;v^ Klau«t^ >^^ äUX^ o.Lo ^ 'iLiX k^aX l^^ ; eine rationa-
listische Wendung der neuplatonischen Metaphysik. Alle diese Anschauungen
haben ihre erste Quelle in den Benennungen, die Philo dem Logos gegeben
hatte: *EQ(iriv€i>e, inotpiiTfig ^sov u. a. m. (Zeller, III*, n, 371).
Im System der Personifikation jener geistigen Mittelsubstanzen wird
dann die Mittlerwürde des Weltintellekts auf die Personen übertragen, in welchen
man jene verkörpert glaubt. So ist es zu verstehen, wenn die Ichwän al-safä
(I, n 44 unten) vom „absoluten Menschen", al-insän al-mutla^^), der in den
1) = JJäJI ^Uo^J im Gegensatz zu IJ. ^^Uo^t (Theol. Arist. 68, 4 v. u. 142, 5 ; 146
passim) , yj^]j] ^^l^^\ (ibid. 108, 3). Zu /jUall qUö^I vgl. auch Hftfiz, Dlw&n, Mukatta'Ht
nr. 42 (ed. Rosenzweig — Schwannau TU 314).
KITAB MA^ANI AL-JKAFS. 43*
einzelnen in Erscheinung tretenden Menschen individualisiert sei, die an seiner
Idee teilhaben (eine Modifikation des yBvixbg Rrd-gcnnog des Philo), sagen: er sei
identisch mit der Weltseele ^), an der jedes einzelne menschliche Individuum
einen Anteil hat und sei als solcher der im Koran als „Stellvertreter Gottes auf
Erden" bezeichnete Adam : ,^JJ! ^^ (jiLii\ ^^UJ^t I J4J (jJ^f ^jJjJ\ JT ^^t jJLäI^
(jwUüt. Im 9Üfischen System des Geläl aJ-din Rümi ist Muhammed die Personi-
fikation des Weltintellekts '). In diesem Sinne indentifizieren die Ismä'iliten die
verschiedenen Träger der kosmisch-hierarchischen Würden mit den geistigen
Substanzen des neuplatonischen Emanationsprozesses '). Die in jedem der sieben
Weltalter sich erneuernden Nätik (von Adam bis Muliammed b. Ismä^il) sind
Inkarnationen des Weltintellekts, die Asäs, auf die sie die Geheimnisse des
esoterischen Wissens emaniren, sind Inkarnationen der Weltseele ^). Der fati-
midische Chalife al-Mu'izz, sowie BaSid al-din Sinän hielten sich für Verkör-
perungen des Weltintellekts ^). Die Drusen bezeichnen die Personen, die in ihrem
System als die Inkarnationen des 'AIjlI in verschiedenen Weltepochcn gelten
(Selmän al-Färisi, Hamza u. s.w.), als Großveziere Gottes (Oppenheim,
Vom Mittelmeer zum Persischen Golf, I 135.) Solche Anschauungen haben auch
noch auf den modernen orientalischen Schmeichelstyl abgefärbt, in dem selbst
der kadscharische Schah von Persien als der Weltgeist bezeichnet wird®).
S. 54, 8 fi^. Der hier entwickelte Emanationsprozeß stimmt in seinen Prin-
zipien mit der in der Theol. Arist. dargelegten Theorie überein, welche die
späteren arab. Neuplatoniker beeinflußt hat (Schreiner 1. c. 126 fi*.). Man sieht,
wie der Verf. die Theorie von diesem Emanationsvorgang in biblische und tal-
mudische Stellen hineinlegt; darin besteht seine Originalität. Diese Emanations-
lehre hat auch bedeutende Spuren in den Dichtungen der andalusisch-jüdischen
Schule, deren Meister sich zur neuplatonischen Weltanschauung bekannten; die
Voraussetzung jener Anschauungen ist für das Verständnis der Dichtungen
unerläßlich. Im besondern wird auf die Ausstrahlung der Seele aus dem
Intellekt sehr oft Bezug genommen. Ibn Gebirol, der ja selbst Verfasser
eines berühmten neuplatonischen Lehrbuches ist, sagt in der „Königskrone"
„die Seele sei aus den Feuerflammen des Intellekts gebildet'' Bf^^ 0137170 nn^tt^
ns^Tin 73B^n, wörtlich „ausgegraben, ausgeschnitten", einem arab. s^y^tLsoS oder
1) Die Identifizierung des Idee-Menschen mit der Weltseele finden wir, mit Übertragung jener
Yorstellung auf Christus, bei den Symmachianern : eum (Christum) Adam esse et esse an im am
generalem (nach dem Zitat in Jewish Encyclop. s. v. Adam Kadmon, I 182* unten).
2) Masnavi-i-ma'navl , transl. by E. H. Whinfield (London 1887) 188 ult. 198 N. 2; 214, N. 1.
3) Vgl. Eth^ N&§ir b. Khusraus Leben, Denken und Dichten (Actes du VI*™« Congr^s des
Orientalistes , Leiden 1885, II. Partie, 1, Sdmit.) 194.
4) Guyard, Fragments, p. 336 Note 5.
5) ibid. 350. 888.
6) Polak, Persien (Leipzig 1866) U 72, 14; 321,25.
f*
44'*' I. GOLDZIHER,
-- »o
\£^^IaÄ3f entsprechend^). Abraham Ibn Ezra^) sagt von ihr „sie schöpfe (ihr
Wesen) aus der Sphäre des Intellektes" nn«tt^ h^\ffhyhy}2; Zerachjah ha-L^wi')
redet sie an: „Dn bist gehauen ans des Höchsten Herrlichkeit nnd ans klarem
Licht"*) nx "n«D1 ]T»Syn IIMO nni^n lin; L^wi al-Tabbän*): „der Intellekt
strahlt sein Licht auf die Seele" r^ümn Sy nwp Sw ^3. Vgl. die die Phraseo-
logie dieser emanatistischen Anschauung reflektierenden Worte des Bechaji in
der Ermahnung (nn^in) an die Seele: „denn aus dem Quell der Vernünftigkeit
bist du entsprungen und dem Ursprung der Weisheit bist du entnonmien und
vom heiligen Ort bist du hergeholt und aus der Stadt der Helden herausgeführt,
von Gott aus dem Himmel" ^) ; darauf folgt die Ermahnung , die Seele „möge
sich in die Kleider der Vernunft hüllen*'. Wenn al-Charizi in der 13. Makame ')
von der Seele sagt: „Erwache meine reine Seele, die aus der Herrlichkeit
Gottes gehauen ist" mit:! Sk 11M0*m3 ^B^S3 ^liy so ist hier, sowie auch in
einem anderen oben angeführten Beispiel, unter „Gottesherrlichkeit" eben der
WeltinteUekt zu verstehen, den man in der Allegorie dieser Neuplatoniker mit
dem aus Gott emanierten IJrelement identifiziert, aus dem die Vernunft ent-
strömt*); die Sphäre des Intellekts sei „unter dem Gottesthron"®). Läßt man
zwischen das göttliche Wesen und den Weltintellekt nicht (wie bei Ibn Ge-
birol) den Urwillen treten, sondern den Intellekt unmittelbar aus dem Ur-
wesen ausströmen, wird jener selbst mit dem „Thron der Herrlichkeit" identi-
fiziert. Es ist interessant, diese Theorie an einer Stelle auseinandergesetzt zu
sehen, die sonst in keiner Verbindung mit diesem Ideenkreise steht, in der Ein-
leitung des bereits oben erwähnten Zerachjah b. Isak ha-Lewi aus Gerona (1172
— 80) zu seinen Glossen zum talmudischen Kompendium des Isak Alfäsi (IBD
ninit^on). Er setzt an dieser Stelle auseinander, daß die Seele in der Bibel den
1) Vgl. Bechaji, Herzenspflichten III c. 2. (ed. Wien 1856; 130, 11 ff.): ^^rm D^y Win S^tt^H
D^nyn D^öijn oSiyn n^i Nim ^:niin ]rSyn oSiyn p tuj im arab. original SpyS« ]k
riß* ' dSk dnd3«Sk oSwy '•ö nn:i inß vhifvhn dSkvS« id yönpo '•aKnn c)''öS imi
2) Brody-Albrecht, Neahebr. Dichterschule 145,5 vgl. die Stellen bei Rosin, Monatsschrift
XLII (1898) 486.
3) Bei Reifmann, Biogr. des Zerachjah (hebr.) 31,8.
4) Der „Glanz^ oder das „Licht des Intellektes" ist eine bei orientalischen Neuplatonikem
auf Plotin , Ennead. III , 5. 9. zurückgehende stetig wiederkehrende Vorstellung. Vgl. Nicholson,
Selected Poems from the Diwftni Shamsi TabrTz 334 zu Note 6.
5) Bei Brody-Albrecht 1. c. 108, 4.
6) Dnin;i n^yoi • nH3in u^)'ip oipooi • nnj?^ nosn ]^doi ♦ nynp m^a "iipDO ^d
: D^ott^n ]o ^"^ HNO : nK>nn
7) Tachkem6nf ed. Amsterdam, 26.
8) Kaufmann, Gabirol 53. Über die Identifizierung des „Qottesthrones" mit dem Urwillen
B. Schreiner ZDMG. LH 521 A. 5.
9) „Die Sphäre des Intellektes ist unter dem Thron der Herrlichkeit" (Königskrone : ^n^3:in3
(iiMn HD3 Sott^ b^hyo nSyoS
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 45*
Namen 1i3| führe ;,da sie der Schöpfer aas dem ,Thron seiner Herrlichkeit* ans-
strahlen läßt. Sie sei eine Substanz, die sich nach ihrem Ursprung zurücksehnt,
wie sich ein Liebender nach seinem Freunde sehnt. Die Philosophen verstehen
unter dem Namen „Thron der Herrlichkeit" die Sphäre des Intellekts. Wenn
ihr Licht — so sagen sie — auf die lebendige reine Seele strahlt, die ihr ent-
nommen ward , so strahlt diese so glanzvoll wie das Firmament" ^). Das Vor-
kommen solcher Auseinandersetzungen an der Spitze eines talmudischen Werkes
ist mit ein Zeichen für den tiefen Einfluß der neuplatonischen Anschauungen
selbst auf die der philosophischen Spekulation fern stehenden Kreise.
S. B4, 14 f. Vgl. oben zu 19, 24.
S. 55, 7 fiP. Zur Beleuchtung des hier erörterten kann eine Auseinandersetzung
dienen, die Ibn Sinä in der Risälat al-mabda* wal-ma'äd (Leidener Hschr. nr. 1020,
fol. 25^) der These widmet, daß man von der Schöpfung nicht den Ausdruck
^jä sondern cJu? anwenden müsse*). Dem folgenden Text vorangehend, wird
dargelegt, da^ der Ausdruck J^cb eine unzweckmäßige Bezeichnung für die gött-
liche Schöpfertätigkeit sei, da sie bei der Entstehung des Universums ein voran-
gehendes Nichtsein (^sX^) voraussetze:
er *U^^ L^ jJijLi e^l er ^ ^ r^^ j^^i^ jj^ l^ ^ S^\ »sXi^ ej"*^ J^üü^ er 3^'
^ il^\ olo ^ äLu (^L^* ^ i^bt ^1 fcätJu ^ U ^j^\j 'xa\o\ ^^Ju^iL oy^ ^Ljül
^^ j^ljül v6.s:^l, Ut JoiftJI er 3^' «i^^ ^'^ o^ /^ iiti^t^'^^ e;vj»^ ü^ iJf ^^^ «Su
e^. ^JLs J^i ^ W^ ^b v>^3 ,>jdi Up HcxJls,, jjb ^-^ ^T ^ ^^^3 juuit Bwxft
(kXjJ? ^ jj^ ^J^5 gj^Ji vjyÄ3 ^tf u j^ UXfi Ji;l jü! J^UJ! oyi q"^ e)*^ vJ^UJi e^
^jüJ» jJLi^ USb ^j>^J (Hschr. Jla^\st) *LLäI5 g)Ju^l Ut^ iJU ^ Uä!^ UXc g^j Uö^
e^! llu Jüi Ü^Ai >«j|^l e^ vA>^:5ivJL ül^ ^i^jj! vii.^L vjyäl^ 5^i ^3^ ^i lÄ^ USb
1) c)D:D:n oxyn «ini ♦ itihd vSy ]ni hdi ♦ mD3 «ddd d-ikh Sy nS^fs «nsn ^3
•»3 no«! S^im SA:i m^n kdd in-ip -ipnon '»o^m • nnS cio^in penn loo • mo^ Sh
y^nn nno n^nrn müü nnp^ ir« noin rr^nn rsan Sy D'»nn iin «ini "i-n« nn?n
2) Zu dieser Darlegang ist zu vgl. Ibn Saddtk ed. Horovitz 55 unten : über den Unterschied
^ oS
zwischen rPl^^ (= / äAt^) und c^ Ju^ ini Arabischen. Über den Unterschied zwischen cju!
Ca S *
vii>^»^ und . ij[^ vgl. auch Ibn 8ab*in , Joum. asiat. 1879, II 363 ff.
46* I. OOLDZIHEB,
IJI3 txXli ^^tf bLi JJÜJ i» i3^J lÜUJI ww^ lob ÜU:> 3jÜ3 ^Uj JjÜ, XTp. Jjü^ »SU JJÜ
S. 66,24. ]M^pV Unter den Bezeichnungen des Körpers als Hülle der
Seele findet man auch bei den Ichwan III 133, 19 ^1 (j»^ 0^x43 nJjU, Lfl Ou^l^
S. 56,26 (vgl. 42,20fF.; 57,7). Die in die Körperwelt herabsteigende Seele
vergißt ihre früheren Kenntnisse , Hermes Trismeg. 46, 2 ff. 55, 3 ff. 60, 10 ff. ;
Massud!, Tanbih 120,10. Aach im System der Harranier geht die mit der Ma-
terie vereinte Seele der Kenntnis ihres Wesens and ihrer arsprünglichen Heimat
verlastig , Chwolson , Ssabier 11 494 , 6 ff. Wie sich dies im Süfismus darstellt,
zeigt 'Abd al-Kadir (jriläni im Sirr al-asrär wa mazhir al-anwar (gedruckt a. B.
des Kitäb al-ganja li-talibi tarife al-hak^ vom selben Verf. (ed. Mekka 1314) I 21
viwlil fjj i ^U^l sXi^ CT ^=i*^'' ^ vi^-Ä^^ ^Uo^^l i vi^^w^l^ ^l^^^il ^Ä^^üiLü uli
i^^UvJ! w^l JiyL ^ ^Ux^l JczJ\ ^yi ^^1 ^^1 il ^yi- ^ Ja I^B ^^
Juo^l ^^^1 *£!JJu pl 8/ Je». Vgl. auch oben zu 28, 6.
S. 60,22. Der hier ausgesprochene Gedanke wird im Namen des Plato
zitiert in den Amtäl hikmijja (Stambal 1300) 144 : iUXÄlf öy^f JUJl lAtf» ^ ajJI
^LäAJI '5| Ji'li ^^ JJ^I vJLb er ^^ t^^jp. ^ ^"^ ^ J^ lywL> :i^ ^j^Uül J^l U U»^^^
jj^UJl J^l IJ^ Jue U sJü ^ PÜtJt vi»
Josef b. ^Alpiin führt denselben Gedanken aas in seinem Kommentar zam
Mischnatraktat 'Aböth II 17 : D^OV üvh Vn^ I^B^ ^31 (Hschr. Bibl. d. Ung. Akad.
der Wiss. — s. oben 14 — fol. 80*), eignet jedoch den von Plato zitierten Spruch den
Rabbinen zu : i^on inN in« iro D'^^pw D^^pnnS D^iyS nvnS Dn«S liröH ^«V ^ß^l
ona^N D^^n nn nottfa (so) n'':! tt^^tt^ ^d S^n 1^ d-q«S 'n'» S^n Hiin rrsr^ ny niav^ «S
manSi misS Siyn^ m«nn ns onn on o^om ni:3pani onuni o'^an i^rn ona i^Sin^
^«D hh^ rh^)f2i pD^n-^tt^ iS n^^n vh ni::nj;n •»^iSki mnnyn on^B^o Sj; iDtt^ onS ]rui
nwan n«^n idv St ii^m:n no« ]'y\ hSh^i nyru iwo iy dihoi lyiDD ini Hnn i:nnt5f
S. 61, 16. Diede Erwägung über den in Koh. 3, 21 anscheinend ausgesprocheneu
Zweifel geht, wie bereits Horovitz, Psychologie 67 Anm. 132 gezeigt hat, auf
Sa^adjah, Amänät VI Anf. zurück. Die Erklärung ist in der älteren jüd. Schrift-
auslegung begründet, MidräS. Jelammedenü, Levitic. Anfang: )^« Ol "i:i1 yiV 'O
aittr» NDin Kincf ynv ••d laiins nn onii dw^ yiv '»öi nin^n -lowßf iöd nS« ynr on«
'Ol D-^n^Hn S«. Zu beachten ist , daß bei Pseudo-Balchi ed. Huart II 117, alt.
■^ «A A
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 47*
der seine Information hier ohne Zweifel von Jnden holte, dieser Vers in fol-
gender Weise übersetzt ist : »t^\ i? HsXsLo ^ Jj^ .1^^! ^1 ^^J^ LJt ^jCu ^Ji ^
^j^\ JJL-I i^ ijJJ v'^iXH Qjf5-Ä^ ^^JtAJi j.<^^t J,!^ jjjl^ „Wer von ench wissend ist,
weiß, daß die Seelen der Menschen in die Luft nnd in die Höhe hinaufsteigen
und daß die Seelen derer die den Tieren gleichen in die Tiefe der Erde hinab-
fahren". Im Midrää r. z. St. wird nonrn mi aufgefaßt als : D'^^tn W p^niOW.
Der Vers wurde von den Eabbalisten zu mystischen Ausdeutungen benutzt, die
von Josef Salomo del Medigo in seinem Briete an den Earäer Zerach ins Lächer-
liche gezogen werden (bei Geiger, Melo Chofnajim 5).
S. 62, 5 ff. Der Aufenthalt der Seele in der Korperwelt wird in platonischer
Weise als Verbannung aufgefaßt , nnS^ DV nnSj irfnS vh ^3 ( Jeh. Hai. Diwan ed.
Brody II nr. 89 v. 6) *). Ihr Dasein hier auf Erden sei das eines Armen, Unter-
druckten. In einem späten Midrää, der bereits unter dem Einfluß solcher An-
schauungen steht, wird der „Arme der auf dem Esel (Körper) reitet^ (Zekh.
9, 9) auf die in die Körperwelt verbannte Seele gedeutet, desgleichen Ps. 35, 10^
Huf sie bezogen').
Die Kenntnis der diesseitigen Welt und die Entwicklung von Kräften, die
im Intelligibeln schlummern , ist nach Biotin (Zeller III* ii 573) der Zweck des
Herabsteigen s der Seele in die Körper weit. Auf die entsprechende Darlegung
in der Theol. Arist. 72, 4 ff, hat Horovitz, Bsychologie 46, Anm. 87 verwiesen.
Vgl. auch Hermes Trismeg. 16 ult. : diese Welt sei jLüü>t3 vit^^ ^ ^b ; ibid.
55,1; 60 penult; die „edeln Fremdlinge"*) (iüb^l oLuto^t) steigen in diese
Welt herab „um sie zu erkunden" »jaääJ ; (vgl. hier Z. 26). Zur Vergleichung
mit der Darlegung unseres Verfassers dienen Ichwän II 336 (= Dieterici, An-
thropologie 125) ; Isak Israeli, Definitionen (Steinschneider-Festschrift, Texte) 132,
4 u. ff. In Betracht kommt auch das Seelengedicht (Anfang: ^\ ^)uJI va^JxaP) des
Ihn Sinä (besonders v. 17 ff.) bei Kazwini ed. Wüstenfeld I 304, Carra de Vaux,
Journal asiat. 1899, II 164.
Der Schüler des Maimuni, Josef ihn *A^nin, bespricht diese Frage wiederholt
im Sinne der Neuplatoniker ; Zweck der Herabkunft der Seele sei die Erwerbung
1) Vgl. Moses b. Ezra, Brody-Albrecht nr. 67 v. 26 von der Seele: n^^ß^ ^o^ mS^ miö-
In der 18. Makame des Chartzi (ed. Amsterdam 26^ 3) sagt die Vernunft zur Seele: Hv*! "ny^nn
^:y 1\D0 «^ JTOV '»nO ♦mjnO n^'iy (arme OeAngene) vgl. ibid. 27» 12, ^niS^ DTO- ÖelW
al-din Rümt beschreibt die Seele als eine „Fremde im Ezil^. Whinfield, Masnavi-i-ma^navi 163, 2 £f.
2) Midrasch-Agada snr le Pentateaque ed. Buber (Wien 1893) I 159.
3) Vgl. Isak Israeli ^Qyn^ Pllin lOND ^ der hebr. Zeitschrift Ha-Karmel I 405, 18 t<^ni
fniK nrn oSiy^ (^K^- yn^ oben S. 44 Anm. l). Zerachjah ha-Lßwl in einem Gedicht an die
Seele : sie habe Gefallen gefunden an ihrer Pilgerschaft Ijnilja npttTI bei Reifmann *n nnSlH
^Sn n^mt (P^ag i858) 32, u.
48* I. GOLDZIHER,
der wahren Erkenntnisse und der guten Handlangen, die in der reinen Geister-
welt nicht erlangt werden können. Das irdische Leben sei die Welt des An-
eignens und Tuns, die jenseitige Welt die der Vergeltung. Ich teile
hier nach der bereits oben angeführten Handschrift einige Stellen aus dem Kom-
mentar zu den Pirk^ Aböth von Ibn 'Aknin mit, in welchen diese Anschauung
ausgesprochen ist:
Aböth 1, 14: (fol. 19») ^D '"•n^ ^ßföiS n^m nh ^:k d« '^b Ohö^n vmj; nb okv
^:Din3 nioin*? aiöni in^n oni ny^^w ödmi noDnn i^:ptt^ ^fiS nn^o in«S "h n^r
nnoK yivi möDnm nynn n:ittfD m^« B^ßan«^ nc^n oSiy «im trnyS «Sh or« ocm
nconsn "»i^a«! o'^oDnm D''«'»n:n So liHnn i^'^öS üh)yn '•la^wo nni:Di« '»Son «S^< noNn
larnßf no DiSrrn nonn ona iSnS nioanno n:nn :i^mi fniyn on^o^ naiHn nonni
TJDK. pi nnwn niD^nn ]''aj;n nr d:i latnöi 'idi inrnöS nbn nrn oSiyn 'dhid nnivS
3V«) rim^Tjp.1 nio^ d« vn^s inn (n 'ö nSnp) 'ui ^n nSsS ^d inoona noSv
hSk Pp ü'jyi) i:^« «Sm nriiyn D'^did o'^tf^yoi nioon ni:pS Sovn ^^\rm2 "iSo Cr, •i''»
(ri'» ,nS niyv'») ^ mn Si«ttr t6 ^d piDS) ini« Sttf tm^ö pi yviSi pn^ ^)-oir diW obiy
SSn orT'ripttf myiöno j;iö nyiSi D'»ttfj;o m^pS Sov vh Si«ßf S« ^Sni nocf Di« 'iSa
hbpnS n«mm
ibid. IV, l6(fol.l34'>): nioDn|ni:pS trnya dikh 7-i^ttf i:v^ (inmöS non fmyn)
fhiyD itt^vm aiün hb^d mtgySi pn^ionp Sy D^Hi>ct3n nyiSi o^Knan mnoN 2^^rh^
vh nmyai nriiyn pot^n m:n^S nc^öm ]^ipn oSiy «in«^ '»iso n o^ipa onmn nS««^
nyT) pnrni ntryo ]••» '»d inoDnn noSir -iö« nr Syi o^aiö D'»irj;o nSi hiddh kS u ]^iip
«S« i^ap dSij; imyn |^«ttr i:S •T'jn (> »'Id nSnp) noc^ iSin nnw ly« Sifc<yn nponi
fhiyn D'^BVon n''''ttfy Sy lOttf oiW oSiy
ibid. II, 9 (fol. 39^) : (1- nöDnno) D^DDnno nipi nain niynDno Dn«n j^e^n ok
myionö niipS nyn id ]nji oSiyS «d ]D nio Sycf vhyB nnttf*»! lo^y SSnn^ S« inv
1) Die Antithese von jj^i \^ und i;^^ «^ , der die obige Gegeneinanderstellung ent-
nommen ist, ist der arabischen Litteratur sehr geläufig (REJ. XLVIII 181); ohne Antithese
Jt^^i j\:> UiJÜI Tab. I 328C, 18 vgl. Ibn Sa'd III, 11. 60,6. — Auch in der jüdischen phUo-
sophischen Litteratur begegnet die Antithese häufig Sa*adjah, Amünät 148,6 v. u. LJjJI »Ä^
ä3^ ^b ^ jüi (Ibn Tibb. D"nBn dVij;) ; vgl. Jüsuf al-Basir (c. 23) C|'^*?3nS« IKI (hebr. Übers.
des Töbfjah ntn üh^])2)y isak Israeli ßföini nnn iDKO 1- c. 404,18 Soyn H^n nm oSiyntr
Dl^Vn n"'D iniym (arab. y^^ ist hier buchstabengetreu wiedergegeben) ; Ibn Gebirol in der
Königskrone Sid:iS 'itt^m D'^B^oS lW«in •Sl^JI DTT^r:! HDi Itt^H Ü^th^)fr^ "W n^. Vgl.
Bechaji b. Äsör Pentateuch - Kommentar pnriHI 'ß ^^^e (BIII, 1^) Dlfc^n D'^TIH^ HT '•iÖDI
Kinv ihiyS iiDtt^ Sib^cf ns Sio:in oSiy «Si ntryon dSij; «mir fniyn ni^on hnnrtrh
nntrn Sdk^ nnir nny^ mDtr ^0 Sh w-nc^ iodi ntt^on oSiy nSi Sio:in oSiy
KITAB MA^ANI AL-NAPS. 49*
Wir sehen auch hier ein Beispiel dafür, wie in der Lehre über die Bestim-
mnng der menschlichen Seele in ihrem irdischen Leben, selbst die von peri-
patetischer Philosophie abhängigen Theologen sich von der Terminologie und
Theorie der Nenplatoniker beeinflussen lassen. Vgl. über den informativen
Zweck des Herabsteigens der Seele Tanchum Jerüschalmi, Jönah-Konunentar ed.
Kokowzoff, in Rosen-Festschrift 118, 3ff.').
Dieselbe Beobachtung bietet uns auf dem Gebiete der islamischen Litteratur
Fachr al-din al-Räzi in seiner Darstellung der mit der hier behandelten
eng zusammenhängenden Frage der Befreiung der Seele; er hat sich darin
völlig an neuplatonische Vorstellungen angelehnt. Im Kommentar zu Sure 2
V. 32 führt er über diesen Gegenstand folgende Ansicht an, die auch seine eigene,
jedenfalls ihm sehr sympathisch zu sein scheint (Mafätih al-gajb I 443 unten):
Ji^ \s^J\ j/:jt ^>y^\ J ^1^ ;?u, cx.^. o)^^ cAj*^' ^^^^ J^^*^ 8^>^-^- ü^y^
jüLo^ xUf v^ i 8;/JuJi x5>U^ iüiUi^ vt er ^^^^^ ^^3 oLX-Ji ,dJlj ^^ ^^^\
„Wir können nicht zugestehen, daß die menschlichen Seelen in der Zeit ent-
standen seien; vielmehr sind sie nach der Ansicht einiger von ihnen (den Philo-
sophen) von ev^ig her. Sie sagen : Diese Seelen existieren seit ewiger Zeit gleich-
sam als Schatten unter dem Gottesthron und lobpreisen ihren Herrn. Der erste
Urheber der Schöpfung hat ihnen jedoch den Befehl erteilt in die Körperwelt
und in die Gehäase der Materien herabzusteigen. Nachdem sie sich mit diesen
Körpern verbunden, haben sie dieselben liebgewonnen und ihre Gesellschaft hat
Macht über sie erlangt. Da sandte (Gott) die vollkommensten und erhabensten
jener Schatten in diese "Welt herab, um in kluger Weise jene Geister aus diesen
Wohnungen zu befreien. Dies ist der Sinn der im Buch Kaiila wa-Dimna er-
wähnten Ringeltaube". Es ist dieselbe Anschauung, die ebenfalls mit Berufung
auf die Allegorie der Ringeltaube (jUL^^ t^^ JOflt pL^ o^L&f ^5^1 tO^ ^^
jü^^JoJI) die islamischen Theologen in ihrer Disputation mit den Säbiem vor-
bringen bei ^ahrastäni 212. Diese Erzählung (sie ist in der Inhaltsangabe bei
Ja*]^übi ed. Houtsma, I 99,4, die neunte, vgl. Calila et Dimna ed. de Sacy
— Paris 1816 — 160; ed. Beirut 1902, 211 ff.; ed. Cheikho 125 ff.; hebr. Über-
setzung von R. Jakob b. Eleazar ed. J. Derenbourg — Paris 1881 — 370 : nilTl
nplijn) wurde von den Ichwän al-safä (ed. Bombay I, i 53, 14) allegorisch darauf
gedeutet, daß die in den Schlingen der Materie gefangene Seele nur durch die
Hilfe guter Freunde sich aus dem Kerker dieser Welt befreien kann, um ihren
1) Die Frage ist auch in der kabbalistischen Litteratur vielfach behandelt worden; skeptische
Anregungen gegen die gangbare Auffassang (XIII. Jhd.) Kerem chemed VUI 94 — 95.
Abhudlnnifm d. K. Qei. d. WIss. sn OMtingen. Philol.-bfgt. Kl. N. F. Baad 9,i. g
60* I. GOLDZIHER,
Flog in die reinen Regionen zu nehmen. (Die Seele als Taube symbolisiert)^).
Die lehwän zeigen uns an einer anderen Stelle ihrer Abhandlungen, was unter
den erhabenen und vollkommenen Seelen zu verstehen sei, die — nach Fachr
al-din — vom Gottesthrone kommend, die übrigen Seelen aus der Gefangenschaft
der irdischen Welt befreien helfen. Nach ihrer Vorstellung (III 29) befinden
sich nicht alle in diese Welt des Entstehens und Vergehens eingegangenen Seelen
wirklich im Kerker „vielmehr treten sie in den Kerker ein nur um die dort
Eingekerkerten zu befreien, so wie mancher Freie nach Rüm zieht, um die in
Kriegsgefangenschaft schmachtenden Muslime zu lösen. So sind auch die Seelen
der Propheten in diese irdische Welt gekommen, um die im Kerker der Materie
befindlichen, durch die sinnlichen Leidenschaften gefesselten Seelen in Freiheit
zu setzen". Diese sind also die Freunde, mit deren Hilfe die gefesselte Seele
aus ihrer Gefangenschaft frei werden kann.
S. 63, 20 ff. Zur Vergleichung mit Roß und Reiter , Schiff und Schiffer
Ichwän II 246, 6 v. u. Ju^^^ s^iy^JÜ yS^«^ ^-^^ Ay v^l-^"^ l^*-^' i^^d. 299, 4
-Vitf yjJ^\^ xjLjuJtf sXm^ jju. Zöhar (^np^i 'ö) II 199» Kl nröoS Knrui mv
W "Ol KMn ^n^o!? «D^ '•«nS «nnn tt^: Tn «nov: '•n^H Bechaji b. Ää^r, Kom-
mentar zu n^VHTD % B. III , 3*» ittTK n^i«:i n^Dn iod nivoi t\^y2, noDnn M^m
mi«n ]D i-nön:i nSon Tioy» ivwo -in«n «*?i nioyn ^ijn p rmfin:i. Die Ver-
gleichung der Körperwelt mit dem Schiff Tanchum Jerüä. Jonah-Kommentar (ed.
Kokowzoff), 118, 10 ff. Solche Vergleichungen des Verhältnisses der Seele zum
Körper werden abgelehnt in Ibn Kajjim al-ö^auzija, Kitab al-ruh 307.
S. 64, 3. Vgl. Kifti ed. Lippert 301 , 10 (Aristoteles) : y^ ^\j^\ ^Uo^t
^^ ^^ yiljkSI^ J^JLc J^Ljf^^^. S. noch Steinschneider , Hebr. Übersetzungen des
Slittelalters 405 Anm. 260. Diese Anschauung ist auch bereits in die alte Koran-
exegese eingedrungen; sie erklärt Sure 36, 70 („damit er warne, den der lebendig
ist*') Cj> als vernünftig :^la ^^ er (Pahhak bei Ibn Kut. Tjün al-achbär
329, IB). Bei Pseudo-Balchi ed. Huart II 116 wird aus einem TaVil al-Korän
zitiert: v£>wy« J^L^f^ ^y^ Ji\SJä\, Hieraus ist ersichtlich, daß dieselbe Anschauung
auch auf das religiöse Gebiet übertragen wird; auch der Käfir wird als Todter
bezeichnet^. Dem ^udejfa (b. al-Jamäni) wird der Spruch zugeschrieben:
iuUj % jJUJb ^^ «Jüu /jX\ yCLi ^ ^JJI JI5 pLo.^» y^ er (Dahabi, Tadkira I 343 ;
1) Vgl Tanchüm Jerüi zam H. L., zitiert in desselben Jönah-Kommentar ed. Kokowzoff (Rosen-
Festschrift 117). Die Seelenallegorie wird auch auf die biblische £rzählang vom Propheten Jonah
angewandt, wobei die apellative Bedeutung des Namens des Propheten n^i^ besonders förderlich
T
ist. Es ist zu bemerken, daß auch muslimische Allegoristen (die Ismä'ilijja) die Jonah-Erzählung
für ähnliche Ausdeutung benutzen. Ta'wtl al-zakät, Leidener Hschr. Amin nr. 248 fol. 253.
2) Auf Kohel 9, 5 wird auch im Talmud , Beräkh. 18^ die Sentenz bezogen : D^UST) iSm
KITÄB MA'ANI AL-NAFS. 51*
Vgl. noch andere Sprüche WZKM 1903, 190 f.). Aach diese Beziehung hat man
in der Koranexegese zur Grelttmg gebracht , namentlich an Snre 30, 18 „er läßt
das (den) Lebende(n) aus dem Todten hervorgehen^, damit sei das glänbige Kind
eines ungläubigen Vaters gemeint (Ibn Sa*d, Biographien VIII 181, 5 ff.). Vgl.
Kulini, U9ÜI al-Käfi (Bombay 1302) 360 (schi'itisch) mit Bezug auf den er-
wähnten Vers und auf 6, 122. Diese Erklärungen haben auch in der lexiko-
graphischen Tradition bei der Bestimmung der verschiedenen Bedeutungen der
Worte ^^ und c>l* Platz gefunden (LA XVIII 231); deren Erklärung als
„wissend^ und „unwissend^ ist in der theologischen Litteratur zur Geltung ge-
kommen. Ibn Sid al-Bataljusi belegt in einem Exkurs seines Buches al-Insäf
(E^o 1319) 76 — 82 je 13 Bedeutungen der beiden Homonymen; als sechste Be-
deutung : v)wf^l^ (JUj^ Desgleichen verzeichnet Maimüni (Dalälat I c. 42) unter
den lexikalischen Bedeutungen von D^J'n und nip „die richtigen" resp. ;,die un-
richtigen Kenntnisse".
S. 64, 18 ff. Zur Vergleichung dient die Schilderung des Schicksals der
schlechten Seelen bei den Ichwän II 314, IV 169 ff. 190, der guten Seelen ibid.
n 352, 363 f. IV 169 vgl. (Jajj b. Jat?än ed. L. Gauthier (Alger 1900) 101. Als
Specimen der Darstellung dieses Gegenstandes bei den muhammedanischen Neu-
platonikem und als weitere Parallele zu der unseres Verfassers kann folgende
Stelle aus Pseudo-Gazäli's Sirr al-^älamin (s. oben 12 Anm. 2) 74 dienen:
f^4\ J^ ^ ^joiij »04^ vr^i^ J^UJi i 'iSU^xü LüjJl s;^. sjüat ^ülJ^ ^.juJt ül^
Utf^ xSä^J^ jJ^\ L^ .^.Xki ^ ^jU\^ 'jÄ ^js^\ ^ v3^^ *)^ ^jjV^^
L*l«fiyy>^y O* '^^- ^5^^ ^■i'^ ^^^^ ^^^ y^LÄft l^juJüi JJ^
Eine Klassifikation des Schicksals der Seelen nach ihrer Trennung vom
Korper hat aus ähnlichen Gesichtspunkten Abraham b. Chija im S^B^n p^Jin s. J.
Guttmann , Monatschrift XLIV 207.
Die philosophische Auffassung des ma'äd, die Lohn und Strafe lediglich auf
die Seelen bezieht und alle materiellen Momente^) ausschließt, wird von den
1) Vgl. die in der Anm. zu 65, 16 angeführte Koranstelle.
2) Lith. ju^.
5) Koran 52, 21.
4) Lith. sLiaju i^-va v^^^aJ^I) ^^j;^!! ; die Korrektor hat de Goeje vorgeschlagen ; das zweite
Wort ist dittographiert.
6) Vgl. Bejhakl ed. Schwally 868, 11 M v^!j^ q, äütj^J J^ li^; znr Vorstellung Ton
der körperlichen Bestrafung im Jenseits s. auch Ibn al-Fakih al-Hamad&nl ed. de Goeje 45, 10. Zu
g*
52* I. OOLDZIHEB,
traditionellen Glanbensvorstellnngen über das Jenseits ((J^mJ) ^ItdS) unterschieden.
Das Bewußtsein des Gegensatzes zwischen yjks. und e>6 in dieser Fra^e bringt
frei zum Ausdruck Ibn Sinä, Rasä'il (ed. Stambul 1298), 78 — 79. Die Anschauung
der Philosophen hat Gazäli, Tahäfut 84fir. bündig resümiert um sie zum Gegen-
stand des Angriffs zu machen. Kach Kifti ed. Lippert 319, 8 wurde Maimuni
stark angegriffen wegen seiner c^y^Jt ö[jd\ Jliajt ^j ^^^j] er sah sich veranlaßt,
sie zu verbergen und nur den Gleichgesinnten vorzulegen.
S. 65, 5. Vgl. die Anwendung der (als Midr. Kohel. zitierten) Talmüdstelle
bei Jos. b. *A^in im Tibb al-nufüs = hebr. Übers, des Kapitels Vßan !?y 1DH0
in y^n nan ed. Edelmann (London 1853) 15.
S. 65, 16. So wie hier, ist auch bei Hermes Trismeg. VII 5. 6 (p. 62—63)
von rostbedeckten d.h. durch die ihnen anhaftenden körperlichen Begierden
getrübten Seelen iuJuJt iki^ u-y^t die Rede (vgl. Koran 83 , 14 : J^ ^|^ Jo
^^^.^mJC; IjjI^ U ^^) ; durch das Feuer der Strafe werden sie vom Rost gereinigt.
(S. die Anmerkung Bardenhewers zu seiner Ausg. 133 Anm. 1). Dem Pytha-
goras wird der Satz zugeschrieben: „Bewahre deine Wage vor Schmutz und
deine Gewichte vor Rost^ mit der Erklärung, daß man seine Zunge von ob-
scoener Rede und seinen Verstand von Leidenschaften fernhalten möge. (Mä-
werdi, Adab al-dunjä wal-din — Stambul 1304 — 41,3). In öunejn's Sitten-
sprüchen der Philosophen (XIII nr. 20) hebr. Übersetzung ed. Löwenthal 41, 16
hytm hy miSn nSy^ Oyon „die Zornbegierde bedeckt die Vernunft mit Rost".
Nach dem Süü Ibn 'Atijja al-Däräni (st. 215 d. H.) ist die Leibessättigung der
Rostfleck am Lichtglanz des Herzens ^^^^i ^^ wJLöJI j^ pIcXjo^ pIa^ ^^ Jjü
Kuiejri, Risäla fi-l-tasawwuf (Kairo 1304) 19, 16; die Seele wird durch das Dikr
ÄUäh vom Rost gereinigt, 'Abd al-Kädir al-Öiläni, Öunja I 89,10 ^"i^ ^1
i^J^b ö^ ^^^^^^ "^^^^^ ^ J^i^ '^^ *"^ /^ y^'- ^®^ ^^^ Tufejl (Hajj b.
Jat?än, ed. Gauthier 101,6) werden die vom Körper losgelösten verdammten
Seelen verglichen v£>s^ Lf^ ^\^ Jü» 'ilaJuo 1^1^ L^il^ mit rostbedeckten Spiegeln.
Die Ichwän II 321, 5 schildern die von der Körperlichkeit losgelöste Seele :
l^ c>JL^t^ fUo-^l^ (ß*^^ C>^ l^j^>^ c^JÜÜü^^^ L4JIJU c>i»Ä--l^ Ju*4 sa^Ji üb
Kii^^tail tlJud „Wenn sie sich vom Körper trennt und in ihrem Wesen selbständig
und in ihrer Substanz vom Zusammenhang mit den Körpern unabhängig wird
und von dem Rost der Natur geklärt wird** u. s. w. Tritt die Seele nicht in
völlig reinem Zustande aus der Körperwelt heraus, so haftet ihr noch immer
der Rost der Körperlichkeit an und sie wird den Feuerqualen des Jenseits unter-
worfen. Es ist demnach nicht nötig, in Gloses d'Abou Zakariya Tahia ben
beachten ist (jrertr, Dtwän ed. Kairo I, 116,6, Ju* Ä^-Utl c^i^ 13?- I^ie Vorstellungen von der
Verbrennung der Seelen auch im Talmud Sanhedr. 106^ ganz unten (der Plageengel — s. zu
66,6 — verbrennt die Seele des Dd'^g); vgl. jetzt auch die von Ad. Büchler, Monatsschrift 1906,
561 ff. gesammelten Stellen.
KTTAB MA^ANI AL-NAFS. 53*
Bilam sur Isaie, ed. J. Derenbourg (Paris 1892) 33, 2 (zu Jes. 6, 10) rt^hp "h}) ]«"n
in p1 zn emendieren ; vgl. ibid. 86, 1 (zu Jes. 29, 11) nsSp ^^ jn p
S. 65, 29. Die Sphäre des ^1 , d. h. des elementaren Feuers; vgl. Chazari
IV, 26 ed. Hirschfeld 278,9: ri^^aßD^« IwS« ]«3D Tn«S«; ibid. V, 14 ed. 322
penult. nn^nK^« nwS« n«in ]H pyT >n^« -l»iS« oSny. Der Luftraum unter
der Mondsphäre gilt sonst in der verwandten Litteratur als Straf ort der
schlechten Seelen. Nach Porphyrius (bei Augustinus, De Civ. Dei X, 11) sei
dort der Aufenthalt der Dämonen (non in aethere sed in aere esse sub luna at-
que in ipso lunae globo).
Die Ichwän (Tier und Mensch, Text 130, 13 ff.) bevölkern den j^\ mit Feuer-
geistem , den jdji^\ ^t Scharen von Genieen , Satanen und dem Heer des Iblis.
Die an dem Materiellen haftenden Seelen kommen: jjß^\ "i^ ,^üm ^j^ ^. ^t
^\i» s-JocJ (Ichwän IV 298, 1 ; vgl. 261, 11) ; die mit schlechten Eigenschaften
behafteten Seelen, II 314, 4 v. u., SLÄ^j^ s^tf j^j^^jJt ^j^^ ^p jfS^^\ g^3 k-s^^-»^
iUUfiJI ^^ ^ i^ v'^3uJl3 Xi\^ j.^Aiül. Vgl. Isak Israeli, Definit. (Steinschneider-
Festschrift , Texte , 133, 16) iSiyn Tonoi '\y\ nvijnn mxon panno "ü^kv ^di
SiS:in nnn i*Dn i«ttni noann ^övni nynn -laa rr» «Si '•nown oSiyn S« m^S Sav «S
nnnSni "pxnn (so zu lesen statt Tn«n) -i^n«n v«d SAan SAjd SA:inD pn >Sn d«o Sn^
o^pVinn D^yttnS b^n li'^arw (ed. «niD^) I-vid^ ttf«i ibv Dian:i inn («d. nno-Dn) mo^on
njrin niXO Sy [^gl- Horovltz, Psychologie 205 Anm. 189].
S. 66,1 vgl. Israeli an der in der vorhergehenden Anm. zitierten Stelle:
„sie wird belastet durch ihre (der Sünden) Schwere, so daß sie zur Welt der
Wahrheit nicht emporsteigen kann«. — Ichwän 11 314, 7 iC^a^t LflUSI L^äIö!^.
S. 66, 6 ff. Vgl. nSnn ^3«Sd bab. Öabbäth 88* u. sonst, die „PlageengeP. (Jott
fibergibt die Seelen der Frevler ono« D^3«SdS D^I D^3«SdS , JaH:üt, Deut. c. 33.
In der apokalyptischen Litteratur hat sich die Vorstellung von den strafenden
Engeln reichlich entfaltet. S. darüber M. R. James, The Testament of Abra-
ham (== Texts and Studies ed. by J. Armitage Robinson, II nr. 2, Cambridge
1892) 123 — 124. In dem von den Ichwän al-^afä entworfenen] Büd bevölkern
die Strafengel (v^^oaxJt iüu^) den Sphaerenkreis des Saturn (J^ HJt^)> was
wohl mit dem diesem Planeten zugeschriebenen unheilvollen Charakter (vgl. die
Litteratur bei A. Dieterich, Abraxas 78 Anm. 4) zusammenhängt. Mit der Lokali-
sierung bei unserem Verfasser 66, 17 sind zu vgl. die irdischen Wohnstätten,
die bei den Ichw. diesen Dämonen zugewiesen werden : ^|^t ü^^^t cU^ q« \j^sJ^
^^\ er y/^ ^f^ h »y!^' olS^I^ jü^läJI juilj MbfijUt e/^^'^ iuyjül
S. 66, 9. In Übereinstimmung mit Ji). Sabbäth 162^, mit Beziehung auf
I. Sam. 25,29: Die Seelen der Gerechten werden unter dem Gottesthron auf-
54* I. OOLDZIHEB,
bewahrt*), die der Frevler irren rahelos umher (nwiTTI niDOIt; Kohel. rabbah
zu 3, 20 p«n mSTlÜDD ; bei Sa'adjah, Amftnät ed. Landauer 206, 8 im Tabnuddtat
oSiyn möÜDIlWD , Ibn Tibb. mit dem Zusatz nm^D n^ ]^«1 ^)) ; Engel stehen an
beiden Enden der Welt und werfen einander diese Seelen zu. Vgl. Zöhar
(^5^1 'ö) II 199»» ; («tt^a 'ö) in 127* nHDtr« «Si Hüh])2 Ht^HJin «St«i «nnn wn
S. 66,21. Sa'adjah, Je?. Komm. 94,3 erwähnt die „alten Kame^m-Leute**
nicht in ungünstigem Sinne (vgl. ibid. 89, 8). An unserer Stelle sollen wohl,
wie das beigefugte Epithet zeigt, nur solche gemeint sein, die sich der Amulette
in unlauterer Weise bedienen. Vgl. mynsp^« D«n3 l«nn in Maimüni, Dalälat 1
c. 61 (ed. Munk 78^ 5 v. u.).
S. 67,1. 'Um und 'amal. — Im Sinne der Aristoteliker stellt sich die
Vollkommenheit des Menschen in der Erreichung der höchsten intellektuellen
Begriffe dar ; sie ist die Bedingung der Erlangung der jenseitigen Glückseligkeit
und Fortdauer der Seele. Nach Alfäräbi, den das Glückseligkeitsproblem viel
beschäftigt hat*), wird die Seligkeit durch die theoretische Tätigkeit der ratio-
nellen Seele erlangt^); die höchste Seligkeit bestehe darin, daß der Mensch zur
Stufe des tätigen Intellekts emporsteige^); die Erkenntnis stehe höher als die
sittliche Tat; das Wissen sei die höchste Tugend*). Nach Averroes haben die
Handlungen des Menschen keinen Anteil an seiner Verbindung mit dem Gött-
lichen; diese werde ausschließlich durch die Vollkommenheit der Erkenntnis be-
dingt; selbst den moralischen Ideen vörd im System des Averroes nur eine
sekundäre Bedeutung zuerkannt^. Diese Anschauung der Philosophen macht
Jeh. Hai. zum Gegenstand des Angriffs: Die Grundlage ihrer Lehre sei, daß
die höchste Seligkeit des Menschen im theoretischen Wissen bestehe, darin,
daß alles, was in seinem Intellekt potentiell gegeben ist, zum aktuellen,
dann zum erworbenen, dem tätigen sich annähernden Intellekt werde.
Diese Stufe könne nur durch anhaltendes Studium und durch Betätigung des
Denkvermögens erreicht werden ; sie führe zur Unsterblichkeit. Askese sei wohl
1) Ibn Gebirol, Königskrone (Brody-Albrecht , 54,20): HD^D "pIM HDD nnP HHIWJD
TTDn nWÖ3^ ; während die anreine Seele rr\tX\ t]Sp t)WD llin (i*>id. 49, 46).
2) Vgl. IV Ezra 7, «o.
3) Er hat eine eigene Abhandiong über den Weg zur Seligkeit verfaßt (Brockelmann I 211,
ult.), die wohl mit dem Titel otv^bukJi J^ ^ei Kifti (ed. Ijippert 280, 10) identisch ist.
4) Masterstaat ed. Dieterici 47,2. Auch Muhammed al-^Ämiri (1. Hälfte des X. Jahrb., b.
oben 6, Anm 6) räumt dem richtigen Wissen (^«^^uaJl JL*)!) diesen Vorzug ein; Abu Hajjän al-
Taubidl , Muk&basät 83, 17.
6) mSnnnn 'd ed. Fiiippowski-. Savn winoD Di«n nwr nn nnSsnn n^San nn
6) De Boer, Geschichte der Philosophie im Islam 110 — 111.
7) Munk, Mdlanges p. 444. Vgl. Isak Lftitif H^WHil n"UM ed. Berliner im Sammelband
Mek. Nird. I (1885) 54 nr. 15.
KiTAB ma^Ini al-nafs. 55*
ein Mittel zur Eonzentrierong des Menschen auf das intellektuelle Leben; aber
die gesetzlichen Handlungen seien nicht Bedingung der Seligkeit^). Unsterb-
lichkeit könne nur die Seele des Philosophen erlangen ; die der anderen Menschen
sei gleich der tierischen Seele, vergänglich*).
Eine Spur dieser Doktrin scheint, wohl ohne Bewußtsein ihrer Gefährlich-
keit für die Wertung des gesetzlichen Lebens, in Form einiger pathetischer Sen-
tenzen auch in die Kreise der der Philosophie im allgemeinen feindlichen Theo-
logen des Islam sehr früh sich eingeschlichen zu haben. Aus dem ersten Viertel
des IL Jahrh. d. H. stammt der Ausspruch eines Traditionenverbreiters: „Die
Leute üben die große und die kleine WalKahrt, nehmen an Religionskriegen teil,
beten und fasten; aber sie werden am Tag der Auferstehang (nicht nach diesen
frommen Werken, sondern) nach Maßgabe ihrer Vernunft (^JÜ^^Jö J^) belohnt".
Ein anderer drückt diesen Gredanken kürzer so aus: „Der Mensch genießt die
Wonnen des Paradieses nach dem Maaße seiner Vernunft" '). Diese Urteile
stammen aus der Zeit des ersten Eindringens der Philosophie in den Islam; sie
werden nicht unbeeinflußt von ihr entstanden sein.
Auch Plotin hatte wohl den Werken neben den theoretischen Tagenden
eine untergeordnete Rolle zugewiesen ^) ; hingegen stellt die spätere neuplatonische
Doktrin bei Muslimen und Juden ^) an die geläuterte, zur Rückkehr in ihre
himmlische Heimat für würdig befandene Seele die Anforderung, daß sie durch
Aneignung richtiger Kenntnisse und frommer Taten — der ständige Terminus
ist : x^LaJI jL/s'it^ jC^s.^^uaJt f-\j'^\* — dazu vorbereitet sei. Das jenseitige Geschick
der Seele wird vom Zusammenwirken jener beiden Koeffizienten der Seligkeit
abhängig gemacht : qaia per scientiam et operationem conjungitur anima seculo
altiori (Föns Vitae). Wie früh die Forderung dieser Kombination in die Ethik
eingedrungen war, ist daraus ersichtlich, daß bereits Ibn al-Malj:affa* (Mitte des
VIII. Jahrh.) in der Einleitung zu seiner Bearbeitung des Kalila wa-Dimna-
Buches der Notwendigkeit jener Verbindung einen besonderen Exkurs widmet,
der freilich nicht in allen Handschriften dieses Stückes erhalten ist, jedoch keine
Ursache zur Bezweiflung seiner Echtheit bietet**).
1) Chazari IV, c. 19 ed. Hirschfeld 262. Aach Y, 10 Ende (810, 2) führt er als Ansicht der
PhUosophen an, daß sie anter Paradies and Fortdaaer der Seele die Conjanctio mit dem aktiven
Intellekt verstehen.
2) ibid. I, c. 110 (60,24): 0"»«^^«^ HDöii moj «öSn HV^ön H^a«ö ]hd:«S« \)y ]«
ÜtVHl '*by nÖDKSöS« ^Cf^n- V> l^ (326 anten) versacht er, diese Anschaaang ins lächerliche
za ziehen, indem er nach dem Maaß des Wissens fragt, darch welches die Unsterblichkeit erreicht
werde.
3) Ibn al-6aaz!, Kitäb al-adkijä (Kairo 1304), 6: jJLÄfi^vXÄJ 'il^\ i SSdxJ ^^\ qI
4) Zeller, Philos. der Gr. » III, D, 603 ff.
5) Viele Belege bei Kaafmann, Qabirol 73 Anm. 1; vgl. Bastän aPakül, Steinschneider- Fest-
schrift 147,5.
6) ed. Jäzigi (Beirut 1902) 73 ff.; ed. Cheikho (Beirat 1905) 58 ff.
66* * I. QOLDZIHER,
Dieser Standpunkt der neaplatonischen Ethik % der besonders in den Schriften
der Ichwän unaufhörlich hervortritt % ist auch in der von ihr abhängigen ismä^ili-
tischen Doktrin immer scharf ausgeprägt. Man sehe z. B. die verschiedenen
Grleichnisse für ^ ^ ^JLaJI in den Fragments relatifs k la doctrine des Isma^lis
id. Guyard (Notices et Extraits XXH , I , p. 2B3, 10) »). Nä^ir al-din Chosrau,
dessen Lehrgedichte die neuplatonische Psychologie und Ethik reflektieren, fordert
stets in demselben Sinne J^^ ^ oder üLb^ JLe *). Auch den drusischen Schriften
ist diese Kombination geläufig*). Die Vertreter dieser Anschauung sind jedoch
noch einen Schritt weitergegangen. In ihren Schriften geben sie der Überzeugung
Ausdruck, daß zwischen den beiden Faktoren der Seligkeit der Vorzug ent-
schieden den guten Werken zuerkannt werden muß, daß, wie dies auch in einer
Ermahnung des Hermes Trismegistos ausgedrückt ist „wenig Wissen mit vielem
Danachhandeln wertvoller ist als viel Wissen mit wenig Danachhandeln*' ^). Daß
Ibn Gebirol sich in demselben Sinne ausspricht, hat S. Horovitz belegt ^). Sa^ad-
jah, der in seiner Seelenlehre (Cap. VI) dem Neuplatonismus Zugeständnisse
macht, läßt die Erreichung der Seligkeit nur vom Gehorsam abhängig sein;
die Vervollkommnung der intellektuellen Tugenden wird dabei ganz außer acht
gelassen ^). Aus unserem Text ist ersichtlich, daß der Verfasser der Ma'äni al-
nafs, dem die Forderung der Kombination von ^ und J^ geläufig ist (1, 12;
22,15; 23,8.21; 29,3; 30,1; 49,10; 62,6ff^.), denselben Standpunkt einnimmt.
Er läßt die Tatenarmen, trotz der erlangten Erkenntnisse nicht in das Reich
der Seligen gelangen, während die Tatenreichen, trotz ihres Wissensmangels
mindestens in ein irdisches Paradies einziehen.
Die Frage des Verhältnisses von "ihn und 'amal hat im X. Jahrh. die arabi-
schen gebildeten Kreise nicht wenig beschäftigt. Dies ist daraus ersichtlich,
1) z. B. Hermessprach , bei Kiftt ed. Lippert 6, 1 ; vgl. äahrastänt 242 penalt.
2) IV 190; 243: ^Uä tfl^. c« ^^^ ^yÜ» ^ KSytU^ g^lydl ^^ ^\ ^1 ^1^
3) Vgl. denselben Text in GoUections scientifiqnes de Tlnstitat des Langues orientales, St. Pe-
tersbourg, VI p. 29 ult. Im Guyardschen Text p. 222, 1 muß ^JL«J^ ^| J^ "i .^[\ \ ^JLju^
llAoiS (Übers, p. 833,6 v.u. par la science v^ritable) das Wort JLjiJI^ in J^^jtil^ korrigiert werden ;
das Epitheton Mjo steht in diesem Zusammenhang stets bei J^ , während bei A^ das Epitheton
;L^\jiO oder •y^^aP gebraucht wird.
4) Rüsen&'i-n&meh ed. Ethö, ZDMG. XXXIV, 451,1, XXXVI, 500. — Diwan bei Browne,
JRAS. 1905, 345 v. 76. Die beiden Termini sind demnach anders zu fassen als bei Eth^, Actes
du VI*»« Congr^s du Orient, II, i, 198.
5) al-Nu^at wal-daw&'ir, ed. Seybold p. 17, 1 ; 19, 2 55 ult.
6) XIV, 15 (ed. Bardenhewer 120) vgl. ibid. IV, 13 (39, 3 ff.), wo die Menschen aus diesem
Gesichtspunkt in 3 Klassen geteilt werden, in deren höchste der J^t >St J^j gehört.
7) Psychologie der jüdischen Religionsphilosophen 145 Anm. 174.
8) Amän&t ed. Landauer 197, 13 JUUJI »»>üuJl^ ^IJÜI j^^uOil i» Joo^ jUi'il ^^
KITAB MA*AKI iiL-NAFS. 57*
daß Gähi^ diese Frage in den Unterredungen des 'Abd al-Wahhäb von allen
Seiten erörtern läßt^). Der sehr angesehene Traditionsgelehrte Abu ^ätim ihn
Qibbän al-6üsti, Kä^i in Samarkand (st. 355 H.) hat sogar die Prophetie defi-
niert : als die Kombination von "Um and 'amal in einer dadurch vervollkommneten
Person (J^t^ ,JUJI s^AJJt). Da diese Definition zu den gewöhnlichen religiösen
Anschauungen nicht recht stinunte, hat man ihren Urheber als Zindi^ erklärt
und aus seinem Wohnort verjagt*).
Auch die Vertreter der aristotelischen Philosophie haben sich durch die
Forderung der Kombination von "ihn und 'amal vielfach beeinflassen lassen ").
Nur jene , die wie Averroes , die Ausprägung des unverfälschten Aristotelismus
anstrebten, halten den Standpunkt des konsequenten Intellektualismus fest.
Andere zeigen sich der neuplatonischen Kombination gefügiger und fordern als
Bedingung der Seligkeit die Mitwirkung der tugendhaften Tat neben der Er-
reichung der intellektuellen Vollkommenheit. Selbst Alfäräbi, der wie wir ge-
sehen haben, die Erkenntnis hoch über die sittliche Tat stellt, fordert für die
Erreichung der Seligkeit „gewisse Taten , teils Taten des Willens , teils solche
des Denkens, teils körperliche Taten"*). Ibn Sinä erörtert, wie zu diesem
Zwecke ^ilm und ^amal zu verbinden seien ^). In seinem Werke über das ewige
Leben (ma'äd) klassifiziert er die Stufen der Seligkeit der Seelen nach Maaß
der intellektuellen Erkenntnisse xmd der sittlichen Vollkommenheit, die sie auf
Erden erworben, in einer Weise, die mit der Darstellung unseres Verfassers
vielfach verwandt ist®). Man kann annehmen, daß diese Auseinandersetzung
Avicennas in einem Traktate , der unserem Verf. nicht unbekannt war (s. zu
4, 21), seine Theorie von den Stufen der Seligkeit stark beeinflußt hat.
Unter solchem Einfluß hat auch Ibn Miskawejhi in seinem ethischen Werk
die vereinte Vervollkommnung des intellektuellen und des ethischen Teiles als
Grundbedingung der Seligkeit gefordert^). Der erstere verhalte sich zu dem
letzteren wie die Form zum Stoff. Darin liegt allerdings eine Konzession an
1) Tria opnscnla ed. Van Vloten 153.
2) Mtzän al-i'tid&l n 361.
3) Als aristotelische Sentenz wird zitiert: jnnV HillDn D3DM "IdS JTinttf Hilttn ]^K
nt^yni ^^^ Gazält (Ozar nechmad ed. Blumenthal, II 197, 17).
4) Masterstaat ed. Dieterici 46, 10 ff. = krk ahl al-madina al-f&dila, ed. Kairo, Kabbänt 1323,
66. Der scheinbare Widerspruch zwischen dieser und der im Zitat 54 Anm. 5 gegebenen Definition
der Seligkeit wird durch die Klausel jLjiiil JJuil äaj. .•j3«> ad ersterer Stelle ausgeglichen.
5) Mehren, Les rapports de la Philosophie d'Ayicenne avec Tlslam (LouYain 1883, Extrait du
Mus^n) 18.
6) S. das Zitat aus Mahad, bei Stöckel, Geschichte der Philosophie des Mittelalters II 55,
und ^juJI ^y. ,j«JUJI jCd^UU Jü^ S^ÜUJI^ H^\jLmi\ i (jur^t v^'l^ i Browne, Handlist of
MSS. Cambridge nr. 1066.
7) Tahdlb al-achläk 35 g^U-JI Oüu. tXÄi J^l ^j^»^ ^^^1 ^j^\f ^USi\ ^ Wb
iUUJI
AbhaadluigeB d. K. Om. d. Wim. iü G«tiiiiffaB. PUl.-biit Kl. M. F. BMid 9,i. h
68'*' I. OOLDZIHKK,
den Intellektualismus. Aach in die philosophisch beeinflußten Koranexegese
hat sich die philosophische Deutung dieser Antithese hineingewagt. Fachr al-din
al-ßäzi bezieht in seinem Kommentar zur Fätiha die Worte ,i;^i.4JÜl ^^«fSwUl J^tyio
<2Uio auf Leute, die richtige Glaubensansichten mit richtigem Tun verbinden
iLJUit il^^S^ K^a^^uJl jJüuJt ^^ tjju^ ^vXJI , während er unter ^i^ s^yxJd\
die mit ethischen (K^a^^uail sil^% \jX^\ o^^ yJtS\hi\) unter ^U>», die mit
theoretischem Defekt behaftet.en (K;57S^^! JJUUJI^ \jX6^] O^^O versteht^).
Auch Baj(}äwi gibt der Hineintragung dieser Unterscheidungen in den Koran-
vers Raum«).
Unter den jüdischen Aristotelikem hat besonders Maimüni den gleichzeitig
durch Averroes vertretenen schroffen Gesichtspunkt scharf hervortreten lassen :
die ethischen Tugenden seien nur propaedeutische Vorstufen, nicht Zweck an
sich ') (nn«nS n^«:i in D'h^ HTWsh n^Öin) ; nur die intellektuellen Tugenden d. h.
die Verstandeserkenntnisse, welche richtiges Wissen von den göttlichen Dingen
zur Folge haben*), führen zur Fortdauer der Seele*). Nur jener findet „Gunst
in den Augen Gottes" (Exod. 33,15) der Gott erkennt, nicht aber jener, der
nur fastet und betet — d. h. das Gesetz erfüllt und fromme Taten übt % So
entschieden er aber auch diesen Standpunkt zu vertreten scheint, ist auch er in
dieser Frage nicht frei von Schwankungen, indem er die hohe Wertung der Er-
kenntnisvollkommenheit auch darin findet, daß sie sittliches Handeln erzeugt;
dadurch wird der anderwärts betonte propaedeutische Charakter der ethischen
Tugenden aufgehoben^. Völlig den vereinigenden Standpunkt vertritt erj im
Jad-hachazäkah (Busse 9, 1) ; vgl. auch Maim. Einleit. in die Miänah (ed. B. Ham-
burger) 53.
Schließlich ist in diesem Zusammenhang auch noch auf die vielen Qadit-
Sprüche hinzuweisen, in denen das ^ilm über das ^amal und dem entsprechend
der ^älim über den ungelehrten ^äbid hoch emporgehoben wird. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß die verwandten Sprüche der Philosophen auf ihre Enstehung,
Verbreitung und Anwendung im Kreise der Theologen von Einfluß waren. Aber
1) Blafttih I 210.
2) ed. Fleischer I 10, 4 KUUJt^ lOäljJt lujy ^J^\ ]jSis>^\ er
8) Ebenso der Phflosoph des Ghazart I, 1 (6, 12) : die ethischen Handlangen seien nur rU)J^
hnjfshH SpyS« iSn^ nättnSw o^nS« üvh^ pnS« itxnS
4) Vgl. Arerroes, Drei Abhandlangen ed. Hercz, Text 10,2 lirQIDMD H^n^ vh^ VWTiOV
5) DalMat UI c. 27 (ed. Monk III 60»); ibid. c. 54 (p. 188i>), an ersterer Stelle sehr ent-
schieden: nn^^ vh D^M*iSm MP^Sm UD ini? davon abh&ngig Falaqaera, Bach der Grade, ed.
Venetianer 81, 9 -|y i-iyS ")«rnri ttfß^n DVpS HDD DH Httf« nVnD«n nWDHH
6) Dal&lat I c. 54 (ed. Monk I 64» anten).
7) Vgl. Geiger, ZDMG. XIU 644.
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 59*
es wäre verfehlt, wenn man diese dem Propheten and den Imamen zugeschrie-
benen, in der Zeit der anfblühenden kanonischen Wissenschaft durch ihre Ver-
treter erfundenen oder angepaßten Sentenzen vom überragenden Rang der Wis-
senschaft in der religiösen Wertschätzung in den Ideenkreis der Urteile der
Aristoteliker über das Verhältnis der Seligkeit zur theoretischen Erkenntnis
stellen wollte. Sie streben nicht die Aneiferung zur Aneignung der höchsten
Wahrheiten an, sind vielmehr zünftige Kundgebungen des hohen Selbstbewußt-
seins der Erforscher der religiösen Traditionen und der rituellen Gesetzlehren.
Solchen Grelehrten (^ulamä), nicht den Wissenden im Sinne des Philosophen
sichert das Had!t sogar bedingungslose Sündenvergebung zu. ^Ich hätte — so
spreche Gott zu ihnen am Tage des Gerichts — meine Wissenschaft nicht in
euch gelegt, wenn ich euch bestrafen wollte; gehet hin, es ist euch alles ver-
geben*' ^). Ihre Wissenschaft sei Fürsprecherin für sie am Tag der Auf-
erstehung*' *). In diesen Kreisen hat man das talab al-^ilm und alles Rühmliche,
was man über die Wissenschaft und ihre Pfleger im Namen des Propheten an-
fährt, ausschließlich auf das religionsgesetzliche Studium bezogen. Buchäri stellt
in dem Buche seines Sahih , wo er mit Anlehnung an Koran 20, 113 ; 58, 12 die
Prophetensprüche über die Vorzüge der Wissenschaft sammelt, die auf die Diszi-
plin des Hadit bezüglichen Regeln zusammen: ein Beweis, daß für ihn das 'um
vorzugsweise in diesem Kenntniskreis beschlossen ist. Die Fi^hleute haben dabei
natürlich an ihr Gebiet gedacht. Der Spruch vom Verhältnis der Wissenschaft
zum Gottesdienst nimmt in ihrem Kreise auch bald die deutliche Form an : Jy^t
jkfiill 8«>U«]I '). Man hat eine für diese Anschauungen charakteristische Geschichte
ersonnen, die auf die Autorität eines der zwölf Imame zuriickgeleitet wird : Der
Prophet tritt in die Moschee und bemerkt, wie ein dort befindlicher Mann von
einer großen Menge xmiringt ist. ;,Wer ist dieser Mann?" „Ein großer Gelehrter
('alläma)". „Was versteht ihr unter einem *alläma^? „Es ist ein Mensch
— antwortet man — der wie kein zweiter in der alten Genealogie und den
Geschichten der Araber bewandert ist, die Tage der Gähilijja, ihre Gedichte
und die klassische Sprache kennt*. „Dies ist — entgegnet der Prophet — ein
Wissen, dessen Besitz nichts nützt und dessen Mangel nicht schadet. Unter
Wissenschaft verstehe ich dreierlei : den unzweideutigen Koranvers, die Kenntnis
der gerechten Pflichtteile (im Erbschaftsgesetz) und die feststehende Sunna. Alles
übrige ist vom Überfluß"*).
Wir ersehen hieraus, was für 'ilm Gegenstand der überhebenden Kühmungen
in den traditionellen Aussprüchen ist. Und eine solche Beschränkung des
1) Tabarltni, Mn'gam 122 vgl. die Erzählung bei Kazwtnt ed. W&stenfeld II 141, Uff.
2) Hadlt., zitiert im Mncha^fa? I, 9, 6. Vgl. ein Kapitel bei Ibn ^Abdalbarr al-Namart , Ö&-
mi' bajAn al-'Um (Kairo 1320) 17.
3) Tabar&nt, Ma^gam 230. Freilich will wieder Suhrawardi die Variante dieses Traditions-
spraches: .^^OJI \ A£i cj- Jyiki^t ^ A/ aUI iV;r U &af die Erkenntnis der Süfl's bezieben
OAw&rif al-ma'iürif I 21).
4) al-'ÄmiU, Ma'ldim al-Ufül, 12.
60* I. OOLDZIHBR,
Begriffes des ^ilm ist in allen Kreisen des Islam immerfort herrschend geblieben.
Nach einem dem Imäm al-Säfi'i zugeschriebenen Epigramm ;,ist alles Wissen
unnützes Geschäft, außer dem Koran, dem Qadit and dem Fikh; 'ilm ist, wobei
man sagt: ,er hat uns berichtet' (Hadit), alles anßer diesem ist Einflüsterung
der Satane'' >)• Selbst der asketische Schriftsteller Abu Talib al-Mekki (st. 996
in Bagdad), das Vorbild des Gaz&li in seiner Ablehnung des religiösen Wertes
der öden Gesetzkunde der fu^ahä, gibt dem bekannten Hadit-Spruch daß „das
Suchen der Wissenschaft eine religiöse Pflicht für jeden Muslim ist" die Aus-
legung, daß unter „Wissenschaft" die Kenntnis der fünf Hauptgesetze des Islam
zu verstehen ist^. Die berufsmäßigen Vertreter des Fikh gehen darin noch
weiter. Einer der hervorragendsten unter ihnen, der Jurist al-Mäwerdi (st.
1068 in Bagdad) hat der Erwähnung der das ^ilm rühmenden Spräche ausdrück-
lich die Verwahrung folgen lassen, daß man die in ihnen ausgesprochene Bevor-
zugung der „Wissenschaft" ja nicht etwa mit Leuten, die es mit der Religion
leicht nehmen, auf die „Vernunftwissenschaft" beziehen möge').
In demselben Sinne wird in diesen Kreisen die Kombination des *älim und
*ämil in derselben Person als das Vollkommenheitsideal aufgestellt und die ein-
seitige Pflege jeder einzelnen dieser beiden Qualitäten^) mißbilligt^); eine Stei-
gerung ist noch die Verbindung juSa KJÜx ; dem Tabari konnten diese Intensiv-
Attribute gespendet werden (Pihrist I, 234, 9).
S. 67,5. Die Vorstellung von einem irdischen Paradies, in das die
Geister der Seligen zeitweilig einziehen und das vom himmlischen Paradies
zu unterscheiden ist (vgl. b. Beräkhoth 34^ TinS T^ TinS ]i) war, wie aus meh-
reren Stellen in apokryphischen Büchern ersichtlich ist, um die Wende unserer
Zeitrechnung unter den Juden verbreitet (vgl. Dillmann's Artikel „Paradies" in
Schenkels Bibellexikon IV 377). Über babylonische Elemente in dieser Vorstel-
1) Oft zitiert; n. a. Sabk!, Tabak&t al-Sftfi'jja (Kairo 1824) I 157.
2) Küt al-kolüb I 180, Mitte. Qaz&li selbst umschreibt für den Umfang des pflichtmäftigen
*ilm einen wetteren Kreis: ^JLa^ (a^Uwi^ v^I^ (^^' ^ ^<5^') T^' (^3 ^^^^s^J^^ (^
yiMjjjS^S Minh&g al-'ftbidin (Kairo 1806) 7, 20. In BidlLjat al-hidäja (ibid.) 25 empfiehlt er das Stu-
diom der (der Seele) nutzbringenden Wissenschaft («iLül ArJ^) ^^^ Ausschluft des Überflüssigen,
dem die Menschen nachjagen und das sie Wissenschaft nennen (lu^ imLJI «IaTI fcJÜt cU«ttlJI
Ulfi «H^)' ^^^' besonders auch seinen speziellen Traktat F&tihat ai-^olüm (Kairo 1822).
8) Adab al-dunj& wal^ln (Stambul 1804) 25, 8 ^\ ^\ ^^\f ^^^l^\ ^oßt^ JU Ul^^
4) Das Vorkommen dieser Antithese in einem dem H&tim zugeschriebenen Vers (Dtw&n ed.
Schultheß 85, 1) ist mit ein Beweis dafOr, dai er vom Herausgeber mit Recht einem jüngeren TVt
zugesprochen wird.
5) Vgl. die Süfl-Erzählung bei Kazwlni n 855, 20 ff. und die Sprüche des Abu Ish&k al-l^tr&it
bei Subkt , Tabal^. äkt Ul 94.
KTTAB MA^An! AL-NAPS. 61*
long 8. JAOS. XXVI (1905) 92. In der mittelalterlichen Alexandersage wird
die Insel der Seligen, der Lebensqnell — wie W. Hertz annimmt, unter jüdi-
schem Einfluß — mit einem Paradisus terrestris identifiziert (W. Hertz,
Gesammelte Abhandlungen [München 1905] 77, 124). Über diese Gruppe mittel-
alterlicher Legenden s. E. W. Hopkins, The Fountains of Youth (JAOS. XXVI)
20 ff. 30 ff. Über die Lokalisierung des 'Eden s. A. Epstein, Eldad ha-Dani
(Preßburg 1891) 36.
Die Annahme eines irdischen Paradieses hat sich vornehmlich^) in der Lit-
teratur der jüdischen Mystik erhalten , in der zwischen nSyoStt^ yii) p und ny ]:i
ntDD7tt^ ganz bestimmt unterschieden wird. Einen besonderen Traktat über das
irdische Paradies und seine mit Benutzung des Ibn Sinä auf astronomische Be-
rechnungen gegründete Lokalisierung schrieb im XIL Jahrh. der Toledaner Chaj-
jim Israeli (py ]^ IDHÜ herausgeg. von Pietro Perrau in der Zunz-Jubelschrift,
20—40 der Texte); man ersieht aber, trotz seiner weitschweifigen Darstellung
nicht, ob er seinem „irdischen Paradies^ auch eine eschatologische Beziehung
gibt Vgl. auch Moses b. Nachmän D1«n mm (ed. Venedig 5356, h^üyn 1JW)
10**, wo viele Stellen des Talmud und der Midräschim auf die Vorstellung von
einem ppinnn \lif p gedeutet werden. Dieses sei eine Übergangsstufe für die
zur Seligkeit bestimmten; dort weilen die Seligen auch, wenn sie von Zeit zu
Zeit ihren himmlischen Wohnort verlassen. Das ganze Material für diese Vor-
stellung hat in gläubiger Weise zusammengestellt Manasseh b. Israel im Niämath
Chajjim I c. 10.
Für unseren Verf. ist das „irdische Paradies an einem dem Auge verbor-
genen Ort der Erde", nach Ansicht einiger „im Libanongebiet hinter Je-
rusalem^; dort sei die erste Station der guten Seelen, die durch fromme
Werke das Verdienst der Seligkeit erworben haben, aber wegen der Mangel-
haftigkeit ihrer Erkenntnis für die Aufnahme in das himmlische Paradies
nicht reif sind. Hier erwerben sie Glanz und Klarheit durch die Wieder-
erlangung der vergessenen Erkenntnisse der Seelen (s. oben zu 56, 26), und steigen
von hier aus in das himmlische Paradies auf. Daß die Wiedererinnerung in
diesem irdischen Vorparadiese erfolgt, scheint die originelle Idee des Verfassers
zu sein. Auch im Kreise der Ichwän al-^afä ist eine Lokalisierung des irdischen
Paradieses gelehrt worden. Sie identifizieren zwar das jenseitige Mittelstadium
der in ihren Erkenntnissen nicht vollkommenen frommen Seelen mit dem Aufent-
halt auf dem ^irät mustal^im (Ichwän IV 190, 1); jedoch scheint in ihrer esoteri-
schen Eschatologie , die sie in einem dunkeln G-edicht zusammengefaßt haben,
die Vorstellung von einem ganz bestimmt lokalisierten irdischen Paradies an
einen ^^aj J.a> genannten Ort geknüpft zu sein.
1) Vereinzelt auch in der phUosopbischen Litteratur; s. das Zitat aus der eingebenden Be-
schreibung des irdischen Paradieses, in welchem die Seligen für das himmlische Paradies durch die
Erlangung der höchsten Begriffe vorbereitet werden, im Namen „eines Weisen^ (*inM D^ü) ^^^
Hillel Yon Verona, Tagmül^ ba-nefes ed. Halberstam (Lyk 1874) 27«.
Abhaadliinf en d. K. Gos. d. Wis«. ni QMUingon. Pbil.-hist. Kl. V. F. Band 9, i. i
62* I. OOLDZIHSB.
J^J3 ܻl{; ^^^ 8^ * i^ **i C5i/^' vV^I^
/:xma ^l>i>3 ,^ki- ^Ij * liX-iJ ähhI^ vik*-^^^3
(ibid. 193,6). Die genaneren Beziehungen dieser Ortsangaben sind mir nicht
klar geworden. Wenn nnser Verf. das irdische Paradies in den Libanon ver-
setzt, so scheint er von islamischen Traditionen beeinfloßt zu sein, die er in
seiner Weise modifiziert, indem er den Libanon bis nach Jerusalem sich fort-
setzen läßt. Nach einer an Ihn 'Abbäs angelehnten, jedoch von dem strengen
Traditionisten Ibn Qazm^) als schi^itische Erdichtung*) zurückgewiesen Mittei-
lung ist der Zwischenaufenthaltsort der Seelen der GFläubigen (vor ihrem Einzug
ins Paradies) in dem aus der Islamgeschichte bekannten Ort ö^äbija^, (Eaz-
w£n£, II 117,9; JäViüt I 598, 17, II 4, 11). Eine andere, von Abu Umäma her-
rührende Hitteilung läßt die G-eister der G-läubigen in Jerusalem sich versammeln
(Pseudo-Balchi ed. Huart U 106, 3). Über die Paradiesstelle in Syrien ist eine
Legende bei Kazwini U 138 oben. Die Lokalisierung des irdischen Paradieses
an einem bestimmten Ort in Syrien wird auf den Einfluß von ahl-al-kitäb zurfiok-
geführt^). Auch in figürlichem Sinne ist sonst von „Städten des Paradieses"
die Rede , z. B. in einer Belehrung des Ea'b al-ahbär über vier k1$> ^I J^ :
Emesa, Damaskus, B^t^ibrin und Zafär (Ibn al-Fa^ih 109, 10). Über Emesa s.
noch Damiri s. v. y/^ H 166» 8- öanz Syrien (jüi^ym) wird als LajOü» iU:> be-
zeichnet , Ibn Eutejba , 'Ujün al-achbär 159, 3 ; andere Reihen der l^JJüi o*"^
Kazwini 11 139,5 v. u.; Jäfeüt II 589,11. Vier Berge und vier Flüsse der
^enne Mukaddasi 136, 15 ff. ; eine Quelle aus dem Paradies am Arwand (bei Ha-
mad&n), Ibn al-Fa^ih 220,5. Steine aus dem P. Jä^. U 312, 15—22.
S. 69, 3. Vgl. Jeh. Hai. in Brody- Albrecht nr. 96 v. 4» n^Vtl} vh^ n^jm
niru vh^ n^rh (vgl. zu 29, ii).
1) MUal wa-nihal lY 69.
2) Dem widerspricht ganz entschieden Ibn Kajjim al-öanzija im Kit&b al-rüfi 171 , indem er
auf die weite Verbreitung des Hadtt in sunnitischen Kreisen hinweist; Ö&bija will er jedoch nicht
örtlich verstehen, sondern bloft als Vergleichung auffassen: j^uL^I^ %^ ..«j jJJI sX^ «>ü ^b
.s^jk \d^ *3|^ w^3 lOiuJ iurfUil ka^ ^ ^\^ i ^ L^J äa^AäJI^ J^ä^^jJ!
S. auch Haläry, Journal asiat. 1883 (Miscellan^es s^mitologiques, no. 2).
8) Über den Ort s. de Goeje, Memoire sur la conqu6te de la Syrie (2. Ausg.) 120.
4) Ibn Kajjim al-ÖauEya 172: ^| ^ >J Ij^i ^^^| JU ^^^ %^\^\ ^jJd o\J ^1^
KITAB Ma'aNI AL-NAFS. 63*
Dnickfeliler im Text
3, 15 1. TS. — 3, ult. «öS«3D. — 4, 2 lOnoS«. Abgesprungene diakritische
Punkte werden vom Leser äbrigens ohne Schwierigkeit ergänzt werden. —
B, 15 ^3 1. •»©. — 6, 10 1. ürwy. — 7, 19 1. fiDipoS«. — 52, 22 die Notenziffer
8) 1. 9). — 62,22 (zweites Wort) ist Dm vom vorhergehenden abzutrennen. —
S. 48* Anm. Z. 5 L miön ühnif
Zu den Noten.
•■ >
26, 1 no Hschr. WD (verlesen aus «1D).
i*
69 I. OOLDZIHER,
on miv ima miv »n npüMb« objSk notvii ri'itO'nS« nnS« na »ay»
fiipT] an 'o nj33 nn no» »k^bj oia ntvon »jn "in».i3T ')Sf »i^Kp
nK"u u'Ki nwi riapn c)Mn Sa n« notj'ii o^iyn «So nbpri [noB'i njiai]
mna natt'v ntDtyii omn mna ao^v näpn n^Kna naw nn)"^ no^ji
5 Sa ia wvf napnb ')mini iSSn nnon Sa na u^'B' noa^i «lan omn
niSiS«i iMonnoKb« ri'w »b njonnoo »ny»öi niÄbK n-ini ibbn nnon
onj« *) in onjjf njoi |k ni' nb» r)«n Sa n« nit noB'jn nSip <3j;o «tD«i
nSjffl' Ko »jyo jo »n»B »nS» noanSKi TainS«a nx «nj« iSi »b pjy»
yv n« nniB V^ps *)nnoan Tatna np»»Sa y»oJ iim OM'pa 'yn nteaV«
1 0 njn »tSk Sip'B onSip onB' nS ]6 wSy ia«' s'j»'^ 'jyoS« «Sn w'ai 'wi
hnaoSKi naD«oSKi nainA« nipS« «nS }nS n'n»ajSN oBaS« »n odA«
»«Sy»S« ri'pai naaSw HtvoS» Sno ri'SKSK »4y»S«a nVB«nSKi noi»nS*n
Dai p 'SpjrS« Ta-rnSMa in »oiK ciwn Sa n« nar onSip )« wa nps
Koa oniya 'Sy nTay ]j^a Sisi oyi» p |snao noanS«a «nnKa Tain
15 pnS« nS'ao 'S« ]nHr> onSyi» »nn iwkS» nina nBiyoS« jo onS nani
\o JinaS« ijra nKV'BtS» n»iTTS«a wns») naNS« d'vjS» »S« piB>ioi
*)nSipa DiptsS« OKpoS« 'b ri'jMnnS« n'«iSSNa «loyjn'i dSmvSk «in
inS)T o'nS« nnK"i «S py ')nSipi 'wi t«"»*"? wbv ie>» naiu ai no
iS nanoS ne^y»
« •
1) Berakh. ibid.; hier mit Kürzungen und Varianten 2) so; Text: nSV^ 3) OH
^) nnOin 6) Ps. 145,16 6) Ps. SI.m 7)Jes. 64,s
kuIb ha'ani al-nafs. 68
|o n»bj; nin »o »Sy n^ysi 'n 'w wsi »ana S»p na» m |jr Sf «*»»
TH ')onSip irn 'wi 'b^bj <ana rirn«n Sa »jjro 'bjr S«ps nnpSa rrma
To» nD ixö ruwS Sjr non mim noana nnns n's ')a»nai »k» pnv
"lüw nioViy nanDna "ntj^ va» in ia2 k"?k no« kS nr »ipo nobty 5
0» n« »anp tei »v n« 'k>B3 »td 'wb^ htb^ iow 10» »yoa m m>tt>
noKnV« »ijfoa rvan irt dbj jj; 'wi nnnB iva |k iSia »ay» •)WTp
o»aa»a Sanoji oSiyn ^jtw'? tte> S«p ofi "j^n nttf« »jjro 'b }Ka |ki OBiSS
low WH nvo py 'iai na maa va«*» »v laia ^tav m'iy -ioki nibroai
Sano» »S» 101« min» 'n ['«o n^ojns] n3»a mpoa om iS \pTW mw 10
o»vtyi •?» onteoa pi«n nsuian oipoo pa« h^v now nano 'i nnya
^Kp nn I« on 'mi d3»k tijt o'ytyrt ptn jo o^rnan wn' '«i» m»tt> no«i
»V» np'VaV« *)n»Kia p «ri'B vfe\ nooKaS« »n 'na« »v n« »b>B3 'aia
"OK »S« '«1 Titw nSna »nS« »v 'V n» »k^bj »ana V?i^ o'non n»nn
)y paitt^ oTBy S*n pjna» omi c)Din pbna» t^s "«'nDn 'ipB m'B^S« 15
kiVkp T^nSi 'w pKia» Ton nSt»n a»non n'nn jy Sip« on onn«oo
Vwp oh py w onn 5)oin K3»3jn rPBioo «Vts^ ai la nai [noM] *) onDanS«
(an) la <tD»» 'i lo» »ä»k w^Kp oh om»yo 'jyo ^b pKia^ inn nS»n
»Kö iS yo» nD n»"? no« ')iS ja pyo» 'n bx» mana Sw mn «apiy
OTpn nS« «spKbio kvoSk maon 'b yy» wip oe^ n« 'aip tai a^ron 20
■i»a mo napn moa h^v ntm tna n»S "iom onSipa na«Ji«B htvb wSip
nowi nn na 'jnixS Sia» p« Snian 'aa Sy mw nx om ntt^a mo üd
rrovs) mi na isn mix Tina miv nv p w» napni] o^yo »aai o^anp
poBjS» p npoKjS» objVk tibj |o n»3"on ko |'a< «im [o»yo yai o'aip
uon njm ")|oi tjoan mxi '"^jo mix iv i^oBni [n'3«i»nS»i] rnnKaaS« 25
noB^ji mi na n« ")KSnK 'ipi niiv iira mw i^ Sr onbipV frpüjb«a
1) Ber. 10* Mitte 2) Prov. 31, 26 8) Ps. 103 4) 11«^ 6) H^MiaSH
6) Ps. 104 7) Ber. ib. 8) In unserem Text : mOÜ TDTD nß p ttHI n^Dp H^aV Hin
^S p JWnm '11 nnsp «ni:i« 9) unser Text: S^BnS 10) Deut. 14,96 11) U Kön.
12,11 12) -« 13) ittn 1^) Je^lrah (Text des Bargelönl) n 2 ^5 Bfßa 0713 1X1
nsS Tnyn Sa »wi iwn
67 I. OOLDZIHER,
m * i
nbMxS» boy"?t« piKv"?« oSybMa «pabS mo»n «o nyo nstSänoKi nvSb p
liM^K wnpK nan jo 'imo nSwoy« y<öi 'b boyS» n^«v pa» p »tDtn
np'TüS» *) i'nVNxS« npauS« ninS hSSm ')ani nps oVy rrny koi aHinVKi
»B j-n; p 'ay« o'nSw p im 'nynrb« 'B iotoS» |Kaob« SöySK pn «b
5 oSts^n' cjVa ') |KiaSSK VaA »b ni« V»p< iMxa»bK |y iwdo fn«V» jo |joo
M)pinn»i «iBsr «my» ]h »Sk ri'B Kinao» »ay in»a |»to p«iT *) 'ipS
<v "u im rrB oBiV» wkb »ö mstwai dibjSm oSy p nioi mö «nannM
»TKaSK onS y'Ä» «bi na^HSoS« pa «'Vy Sk |Ty »Sk lysm nyn nSi lyai
nn« »a] "lon 'jw iSi 'jaKnab» bipSi ')n'ia te na» "jnspo u'mi onVoy pn
1 0 wanna »b Nin wa npi moSna kSi inoana Sp< oSi [intryoa »»»»S o^bt«
Tj p ^K wSpi iKyoS» awa 'b pSaSK o»ibniKi püihn atrnaa apSob«
«tD i«jn saSp npi n«i«tDoSK oS«y »b |Tyi kwSk oSMy »b p |ki jTy
mjy |o «Sy ikSn airB NnSMyBN DMopm dibjSn DMopN ^b mKBa rrB
««nKD |Ka p näj'i ruy n"?Bw"?K dibj*?» m^» tb^-i^i na ^oy» j» pi«» o^
1 5 niB"i D'T iprn ') 'ipa mBin mt^TB nma» n«'» ]v «SwenDi m«yo |y
mSy nai niKTiK^i noSy ajhoa nn'aoni nTJtoni nai onayn »b tnnü» on
»3no» iSiai mB nym» ho ruo aSta» inB cinsyoS» jo rrV« n»nN «oa
WB^ not o'nS«S n'B> Vip Siio nrnoi riB«»« »by D»nb»a fiy niM'aaK
'wi TB'yo «"«3 no o<nS»S noK ")Snoi 'wi imbSn ^ »m» ")bnoi 'w
20 T"n Siio Tiiai 'wi «na n»b nn«»« ")nSipi 'iai u»nS» ü^ioijf laia ")Shoi
rny 'iii »1» riK <»Bi 'aia "vn 'ipa Sü nmoi rm^aon »b nyioa in»* ob mo
aaoi nixoS ytsiü« ob «o m»noS«i maKonS« pi yiKitD fny <b n«yBn
«B ria^MSoS« Sriwo oSKyS« win 'b m»» bwp p |« ipnyi oSy» ni« tW
"jonay 'ipa noo» poip^i Si nnabK maon <Sy jnD'tnb« hodVk oSny
25 «iVnno^S 'iji TnniKo nistp ♦ae'V itn«i ")«ä»« SKpi 'ui ipa 'aaa im pa
»B p»iSybK yo «n^JT' |» 'yn nSSt« onör »nn |"3»piBbK3 |i»3KbBDSK
na^KböVK yo pa» jk «ia"j TnyS nSb« n«ar iSi »Sy om job onmaon
mowi nair ntn oSiya rrvm nown Sa ioi« yann» 'n ") St o'oanS« KiS«pi
1) Sni 2) 80 ; Tgl. 66,8 S) 80 mit Artikel 4) Ps. 86,9 6) H^fipO
6) Pesach. 118» 7) Pb. 62,iB 8) Jes. 86,> 9)P8. 68,5 10) Pa. 22,14
11) P8. 66,8 12) T. 8 IS) Ps. 104,88 14) Hiob 88,7 16) Ps. 66,8
16) Suihedrin 91^ unten; aus zwei Sprüchen; — Ps. 84,5
KTTAB HA'ANI Ali-NAFS. 66
innüoV« nswSoSK «n»b« 'iprons inyS« )y «no»n» KnSpnni
'B »nriKD wo »by nnono n3'«3 fiSrw "njrnB naiin pnsn kVb nnw^«
S«pi '«1 0^92 Br«a D'"?™ on^Sy hüw '; «n'yno 'b S»p »iS« »m boySK npi
fiiao riri'ai nm dibj onjtsi 'wi d'hb o'vb^i "jy iüo» 'iKün« «nSho »b
KnSrio |«3 p DiBjS» iSn 'Sy wbo'B iSi nae^K «01 nnoi n^DtDi nnBöi
|«3ü »Sk |K3tD p yBiVjia ') Knjiawan'i nniS« 'S» «ruiaii'i «runJhB
l'aywb pa n-o« Mnj»a jwn ba nnKi kSi «nn »Si «iNip a'vn kSb
cp i)na ruySp' t^'w b^bj dni '; nnS "j'j'a« nS^p . n'jno »bi jKTob»
ümw 031» n» orrSy att^'i ') »nS»i p»S» a»nv» 'b »*'» b»p »oai ySpn 1 0
pa»i 3»pn n'Sy »Si »aSwaö nS |» npny »Si rui ny»ü N3i»n p3' p
:)»3» »">v 3»py »B 13B» »Vi rro» npny» «S »y^SS »'jiS» »b »3oruo
]fn»S» p rtoatS« no^oäS» yÄ»ioS» 'b hobj »ay» 'j n»i«o p3'B 3»ny p
p«3 niDi 'jW'oT S»p onVno 'bi nn»3 3"ip' »hy noS»y nuj» ny »Si
n3»py »B T3nB' oSi nnynty p 9n n3"i riy»t3 inn p 'jy '«1 «n3» 1 5
yo |w p oruoi 'wi nioi 'ip3 p'i'iKS» yo »3in3o jw ihb n3»irii
|»TD«jb»i n»3"6b»i n»yB'S»i n-iyiS» n''Ti»'>»i y»B''?»i b»33S» »b one^b»
onoiBJ p3nB n'S»3S» y»»iob» 'b dkjV» 'Sy pS»nnoS»i o'tsn obw Sno
iny"o nyin nnyS 'v oS»' ") 'ip3 onSyB Snts onVn onin oh'bvb riiSio
Sno pD»»tyb»i onKr'>»3 tiano' n»ny» p onaoi ni3»S»i »ynS» 'b 20
onrbS snp'i "03' pi n'omV» ]'y'op"?» 3»nv»i piiyB^ob«! ri-inoV»
nw on'33 n» iram "jw»»» S»pi '«1 onu^b in3t' ")Dn'?no 'B V'p nbw
yo "wm DIBJ1S» ibnB onn«3B'»i o'non S» tn^ini 'wi ontyS on'nw3
nruo n»'?yn toj pbbb^ on*» oj iSnu on on •yip3 ontyS» p onbNno»
npB onb p3ipni p"63n ru3 'nS» i3'V3i lono oni "ip-it^nn onyo »ay« 25
»o »B3n »nn»p3 »3"ixn3» ")n»p3ü itj^ om fi'T)'?» dwjS« fvi »jtst
»npswi Dwab« ciie^» j»S» i«5rB n»3ny»'?» »n"? ri-ayi yjpo h'bb jwyoi
1) p»nß 2) P»- 140,11 s) P8. 11,6 4) tum 6) «mawJTiM
6) I Sam. 25,19 7) Ps. 94,98 8) sie; auch die folgenden Verba mascoUn. 9) Jerem.
17, u 10) II Sam. 3,99 11) Deut 82, u 12) Pg. 106,97 18) Jeg, 67,9. 7
1*) 'IBTin» 'Taan. 3*lpn IS) nur e wurden aufgec&hlt
65 I. OOLDZIHBB,
Min iKDW }o na npSy «otD <pin |k 'V« »niNntiS KaoKits Mn^»n pa»
ow }a '"»jr nnab« p nsnjy njfSa no^aV« oj;n «nj» oiSjfoi oSmj;'?«
nKjyo «in KOKSa Sr wnian tvhnp ipi «na cinu^n»! »nsno' n'by a3»B
5 Knvaw «nniV aniB dkjS« j^a '!^ nySa ySa ki« iSoS» jkb' p *) «i^Kp
)8i »nniS |o *) «nKprow «nVoja no«» ;« ai' i^o^«a »BMBano« i"?! |Na
v\i/H^ ]H miv aii» iSoVb «^kSük }Ka n'Sjr nyVa n*?« «nBÜJi «naiwr
TByn awi aNnaSn Vipa onSip coanS« kitki n»S« jMonK^tn nnoKia
ySanon oSi »'inb« nnn 'B y«aüV» ina 'b npiKjS« DWiS« noki 'ui
10 njfatsjK ip pan ofi pmaKb« poBi^« 'jy« oSKyS« tnn nn»n3 yo k»b>
oSi HtombSk anH-roSw no'o'iSK pteSaHSw ri^T^V« iMnsSKa *)nJrn«n
on»Sy Knnp' nS« yne^VKi «n'B n"jK bpySKa nn'"?« onS'onon }« »n»B p»
»na Knyoj'i ona nyoini Knim onanin ktd fiy Day"?Ka «mtD« a'?a 'nn
«wSni ona nabnB onyKaüi oniNriKa *)n3mjKi wa«Ki omm »n nanJü«
15 ruKa NO natt'Ki onbno atny*?«) onyts aKpyV» pnnoo »n iSnB »nyo
>Tt) moj »SaB «n5rt«a Vöhhb «iniiW nW« p |8a ci'oa dbjS« nin
'j nmw p 3"6i nBHbn nwB nNisr }o nnpji nwSi loyB nSpx nÄnni mmii
kV» n»pj» »Si OKaS« TinS»a ihntB nSyBJo"?» nnnKo niw '!>« nVyMBSK
Soyn »Si oSyn »S 'nS« oBiS« b»n in «inB «iKno tkjSk »Sk jmrttf
20 jt3 papKyoVKi ]»aKhoSK 'jy» psiuS« woi npB ownob» mb« vh»
c|KSnaK aona cibnan papKyo^^K nani »jn« »Sn paKntDV« fiam '"»yK
•wnnpw "oim "ioKB^ni aJv ") «n pa» }o onSw i»n »o «njo nana onSyKBK
n^att' »"OK DW3 'Sy ioKB'nni iAn »b iSyn onoiBj panB »Ti">Ha 'n»3ni
nnn »b nSip nnbj p"5k4 «•?» npoS« pSx' »Si pnin' «äbS« »b "iinaS«a
25 |iaiyno ons ")i»y •?» naSS yr «S ik^k uyj'n o'S^oan Voy •)np3«'?K
ipi 5)iy in»aj» ciu^i uai ") nn^B av» 'ipa iHinaV« p pnpno» k^b pnnao
«3Kn»tt }»0KB'n* ikjV» ^n« »ini S«pi pioB^» «nn pw n'iyo 'i noB
owTt3 'n onSey jaS on»B |Ka o^y nipa k仫 iiS« <b iSyn dibj onaoi
«nSoy 10 «n»T pa c)p»B thkSk iSbSk anp 'Vh «ntsSy fiipa objSm nyxnB
1) «nn 2) äabbMh 162b, M. 8) S«pnyH1 4) »• «n 68.6» 6) ruaiJKI. ▼<»» XS"»
g&rben? 6) nKDl) 7) miX 8) H d) ^^^- 10>u 10) add. aBHD 1^) Hiob 6,7
KiTAB ha'In! al-nafs. 64
»nS» niwo van» yawSNa n'oS» SnKA« '^pa' c|'ai SiyS« aüi yamw
'hSk ikV KnanSpiin ri^spS« oay in «in ]h ^\ff t^s yaü^^Ka '>p»yS»
nTanm didV« Sni »s »j'jp «oa la^ »Sa SnNÄK n^oS« lar SpKyS« 5
ya»n n3«Toi paS» ;« nv ipD nNStD^Ma «n^anni nyAD"?« p-ui on^sSNa
nj mpa notviS« p aiSisobK p iWi n»Bi na «noani osiV« "wiiKS
«nio abtD NO nVysi «n's nym« «» naSai nSoa «ws miJi |o f »kbSk
np «oa «nSüNO' i« N'jnb« nnn 's «naots' |« nSnyi noan »s n3' «bs
«»inSK nri 'D nosj Totj» ^hoj»'?» aVtD iSi awhSK )o «nbKnoKS nny« lo
nnn nK H^bib nna u^Sts^ dik |'« VipS ibn 'Sy mp» oS ümw ny«o
«S 'yn nKaSto 'obyNS Nnj«nB lya «noan'S «n'by »pa» o»S »iy» 'ui
pa c|ipibK jo na nn^ty^H «oa «n*? o'p'i n»bK «nna»» *)|n «nVu«t3»
«awS« Sno n'ji«s'?« oiDi"?« 'D «in noyV n»b« i'anpS« nna»«bo
no»jV« nam 'Sy« »n nnns onnam ^Sy »s onaD«i pi riy «'3i«S«i 15
«i« »nn »xp«'?« sSivhs) »Vy«'?« nnb« "joyS«! obyb» 'b wVa ip »nS«
«nS Tn)iH nb« 'S« «nbxi« na nbai «00 ^^«^«a «nn«a «nS ji«
nya ]h Sipj 0Tr«yo 'b nioB'jS« am ci«Vna« n*B lanj Sxb («a)
«noSy aon nnn«i Sa nwi^iS« am c)Snan nryoS« iTSyS« namS«
«n'B n">n«noS« ■i«n«S« jo «nva» «tjo |«vpiS«i *)nn«'TS«a «nSoyi 20
yvfloS« nnpnS«a 'n«S«S« |^'5tanS«a i«Sb«S« Tri«n *)|o «nw olptjS«
nxSa «i« noB'jS« nj«a «o na»«! nx«jyS« ■i'ri«ni «nao aS«to»i «n»B
«'B«5r «tDS« |«a ]HS «oS»a ^na« npi f »a« y»Bn aina oSwyS« «in \o
Tiyi H'i'JS« 'S« S'nno' hvü" «SSa ainS« SSa pa'B «'pj «aiy «B'tba
«oü «301 «nip «»n «tsS« |«a |«i «jitvi nB«ui fiwra Si«S« nS«n »S« 25
yaüni nain «'b>« p SSaS« iSi j«a ]h nwai nao ainS« «pj "loyB «nna
nnbi nao Sbjj' i«a' «Si n'B yaua« nS« "iri«S« }o awS« «pj ioy»B
'Sy nöwS« iSiai 'wi iwa »oaan 0« »a *) «30 n«xySS iSi Sno 'B nSip
1) Hier folgt eine unverständliche Gruppe : ^nsS ^^^ 'sS« > ^^ yrohi als Versehen des
Schreibers zu streichen war 2) EccL 8,8 3) so 4) THtShS &) mL^. eine
sinnlose Gruppe lynKT) «Ue wohl im folg. TriHH verbessert ist 6) Jerem. 2, n
66 I. OOLDZIHBB,
«in iMDw p na npSy «oo »pan |k '^« «m«n»S »aowo «n^tin pa»
Ol» p '^y nsab« p nsnty nySa noiriV« yy« «na« oiSytsi o!>kj;V«
nwyo Kin «OK^a "Jt «man «iS»p ip) «na c|"'K'n*i «nDnu" n'by ai'S
5 »nyaoi «nni*? anis dwVk ^a 'by nySa ySa hih iboS« jKty p *j Kib»p
|Mi »nniS }o *) «nKpnjKi «nSoja ntD«» )k ai' iVoSna «SKsanoK iW |Ka
ciy»5P I» may aih' i^^ts'?'? »"jKViiK |«a n''>y ny^a nSK «nsuji «naHv
nsyn awn aKnaS« bipa on'^ip o'oan?« wtw n»SK iNonK*?«! nno«"D
ySanon oSi «'jib« nin »b y«attSK ina 'b np-waS« owib» «o«i 'w
10 nyaojK np pan on pn"6«S» poBjbs »jy« oSKyS« »in nn«ii )o k»b>
oSi finoKBS» anKTobw no'oiS« pKSa«SKi rin-^S« n8h»S«a *)n3miKi
on'by nn^p^ nb» yitt^Sw «n»B nS« SpyS»a «n'VK onS'onon |k «n'B ja*
«na «nyoi'i ona nyojni Kninj onaiJn «o pv Dayb»a KmtsK j^a vin
NttSni ona naSnB onyKaw oniKfiKa *)n3TTiKi naaxjKi oninj 'n naiiuK
15 nj«a wo natt^Hi onSno aKiyV«! onyo aKpyS« pnnoo 'n i^nB «nyo
'>Tt\ rrmi »SaB »nv^Ka Vn«nB «iniio nW» p |Ka cj^oa objSk nin
'j nmw )o 3"öi nBKbn wts ntnv p nKpji nnSi noyB nSpsr lÄnni nnmi
»Sk n»(?j' »Si OMab« TinSKa ntncB nSyBaö^K nnwo nniv 'Vk nSyKBVK
Soyn n^^ ü^t\ kS »nS« dbjS» Swn in «tib «iKits iKiS« »S« nrniy
20 p pap«y»bKi pa«hoSK »jy« j'biöS» wiai npB moioVK m"?« kSk
tjKVna« aona c)"?nan papKyoS« nann 'jw »S« paKfioV» nam »Sy«
iKnnpio naJff« ioKtfm aJ5f *) «i pa» p onbw nin «o Knjo naij DnSy«B«
n'a» '"OK owi »"?y ioNtynni iJS» *b iSyn onowi panB KTi'jKa ^nsam
nin »B nbip tüj p^Ki k"?« npoS» pbsr' »Vi pn-nn» käbSk »b ">inoS«3
25 paiynts ons ")n'y •?« naVS yr «b ib^« uyj'n D»S»Dan boy •)npaiaS«
ipi c|iy in»aj' ci^n »iai ") Dn»B av« 'ipa itnnsS» p pnpno» k^b punao
«jKins iiaoMtyn» imjVk Vn« 'ini S^pi pwB^« «in p«a n'iyo 'i -»ob
üvorm m nnbüy pS Dn»B j«a oSy fiipa «i»« iA« »b iVyn wbj onaoi
«nSoy w «n»T pa c)p»B Tn«^« iSbS« aip 'V« «ntsSy riipa oBjb« nysmB
1) «nn 2) äabbäth 162 b, M. 3) ^RpHyi« *) «• «u 68,6.» 6) njana«!, Ton Jan
gftrben? 6) nMDfi V 7TXX 8) 11 9) ^^1- 10>ii 10) «(l^- attHD ^1) Hiob 6,7
KITAB UA'AMf AL-NAFS. 64
VM^f^H) "jpv"?» "naa iSn «S^bi «no«3n«i KmHnHb nyanni «nS iriKpao
»nb» niKto yan' vattb«a n'oV« SriNA« '^pa' c|'ai Siyb« aiii jrBm>n
»n^K jn'j «naKbpNi n*ipSK oay in «"in }k ib' Kte yaüSKa SpttyS«
m»anni onsS« Sn3 »s w^p «oa nty »Sa SnKJiSK n'oS« nan» SpsyS« 5
yasn ni«Toi paS« |» rix nps nN'Jo'j«a »m'anni rfj'BD'j» p"«i onKsSKa
ni nipa hob'j'jn p aibwoSN in iWi n'si na «noani objSm nKn«S
«njo aVü Ko nVyBi «n'B nyii« «o wSai nSoa «n»B miJi }o f »»bS«
np »oa «nbü«ö' w »'inb« n-in 'b «naoo' }« nSnyi noan »b ni' «te
«'jiS» nnn »b noBJ Tots» jnojnVn aSü iSi a»ihVN p «nSKno«"? nny« lo
nnn n« «iSaS nna ü'Vk' m« p» 'j'ipS ibn »Sy mp' o"? irinKi nyMo
hS 'yn nKaSw 'oSyNB Knj«nB nya NnDan»*? «n'Sy 'pa» d»S »jy» 'ui
pa ciipib« p na »ni^Mt «oa «nS o'pn n»S« «nna«* "jjn «nbuKo»
KaN^N Sno nSi«B"?« oiBiV« 'b Knn ^"M^y^ n'b» panpS« nna»KSo
noB^jVK riam 'Sy» 'n nnnB onnam iSy »b onaDW pi riy K»aj»SKi 15
tnn »nn 'xp«*?« aSaoVNi 'SyNS« inS« ">tDyS«i oSyS« 'b ruSa np »nS«
»nS niyK nS» 'S» «nS»« na nSai «oo yKSa«S»a »nn«a «nS p»
nin lya ^k Sipj om»yo 'B rwom^H am tiKSna» n»B laij SstB (tö)
tatDSy aon n'nnKi Sa niotraS» am qSnan nryoS« n'SyS» namS»
»n»B finnKnoS« ikiikS» p »nxa» »00 itntpaSKi *)nwnSHa «nSoyi 20
ynioS» inpnSNa 'n»SKSK y»»nS«a imSbkSk TnKn ') jo «nnan oTpoS»
nxSa «w notyjS« nj«a no naa^w ixwyS« TriKni »njo aSwsn »tb
N^SNY «oSk |Ka ^KB NoS«a Sna« npi f 'a« ysi aina DSnyS« trtn \o
TiyM sjrjS« »S» S^nno» nto' KSSa ainSK SSa pa's »»pi «aiy MBnbj
Moii »301 «lip K'Ti «oS» |»a ]H) c)"nyi riBwaa riwna Si»S« nSiwi »S« 25
yaiani nain »'»» p SSaS« iSi |io ^» rixKäi nio ainS» »pj loy'B »ma
inbj nio Sow» iHa» «Si n'B yatsi« nS» inKS« p ainS» »pi "toy»B
'Sy no wS» iSnai 'wi nrua »oaan dk »a ') wo riKxySS iSi Sno »b nSip
1) Hier folgt eine unverständliche Gruppe : ^naS o^^' ZOH * d>e wohl als Versehen des
Schreibers zu streichen war 2) Eccl. 8,8 8) so 4) 1'MtSMa ^) <^d. eine
sinnlose Gruppe "QnMn <Ue wohl im folg. l^riMTl verbessert ist 6) Jerem. 2, n
63 I. OOLOZIHER,
rhntrbK n'JtNSK wnan npi DSKyb« Hin '"?« «mmi dsjS» ci^bsn aao
5 *;DnSnNio W01 na'KVoS«
p'nMb»"?» bipi pa"?« 3«roS nya^n osab» |» p'^awS« !>Np "ws (a)
nb»B p'yawS» Sip"? pB^Kao utmh 'jwSp np rionpoS« nyntt^bK '»m
paV« wnn lij; objSk rinn Bm«pnjf« in bipS« »in <b« p'ratsS» iin«
nBTxnoi naSo 'B rbiaaoi pab« AhtoS *)njraKn objVk |k onS iw» 'nn
10 paV« Dana dbjV« pa 'b noiaao mioi nbiayo ri'ip nini nüKro aiioa
Bipi "nn« PV'itS'^K "»ip |oi bpy"?» aiio p w^ mpn |»a ipi ni«to aonai
0BJ"?K »*na "iriKnn tSk nKriNS« |ki paS» rt^h ntsTpno OBibK j» 'wi
pSaSKi n«'tDaSNi nK'B'aS« 'B Knn»3noni aa»iab»i ih'jbk'jk np |o
KnS rmj> «ts ixpa •jNnoK'w «n'B nnam «rnu ino no üKVnaKStn
15 i«Tob«a paS« «nb lO'n npi »b oSKyS« «nn »S« »nbi^n 'j'b «nnKa
nv ipi 'nKSHb« nnpn^Ka «nb yafioi ") «mKri«'? O^y^o''*» »fi'' iTpob«
aona «nb nip «oa n»fli na ti'i^nn nrh riiaoi dbjS« riS« paS« ]h
<Sm «nSHDin fioanS« nSmpM npi »mb n'bBob» «nnKmi n'iSy'jK HrnwiK
»n par» Kn^nyB» n»Bi na inönb nynaS« n'^üSK «nS nin oSHybK Kin
20 o'WBbK n^a«' nVyB TBjnb n^n n"»» OTBS«a nn'DiiB ino' n"?« onKB^Ka
'>^PV^H "i'ainSKa kb" npi KnjKjy pVtt'i »»* npi wnjMjy ör no-» »Vy
»•n nyo np"uni pijn m^ »a nSpya KmaT nj'BD 'B nn^is not» |ian w
Mnjy npT ^loa w nrny nbjty» Saij^a »oh wbo^k p n">BJ njiSoS« pnS»
»jyo nj«B>» »0 n»aj nni inVno SaSa» b>»k nn •) noVtt' Sipa nauyn' auynB
25 NIM M0K1 ^pjf^H) oby^Ka "inmäTi dbjSk nmtn od Am fio »i« |k iSn
»nniiiüK objSm ^ {« nvB Kmänn «n'WT tn |o nino dbjSk ni»a
■»MriMSS rnKpjo frjta^K nSK*?» jk ib^ Kte n'S« «nnKBnS» riVpi SpyS«
jnaSK iwo |o Ji'«n Jten »w 'nn dbjSk iniJi »by n^srnoS« nuKDBjSK
«inai «nnn» nS» y-iB^b»ai «n»B nb« Spy^Ka nnyopi DBi">» nnbnny»
1) oben 26, le 2) KnSnHO 3) oben 3, »7 S. 4) ny«3n 6) HH^Sy
6) 'hn 7) pyio^K 8) «mmn«S ») Prov. IS. u lO) add. nb
KITAS MA'ANt AL-NAFS. 62
nnm 'ips n»VK Spw on rujr m nSw in naMfiS« n'nst"?« loSv |m S^Vt
nip »s |<»3 in V'Nüs'yw yoüi niSyS» V^mn ]h Ki^« bipj V»b (ü')
Sil B»t33n^K Sip in tnnfl 'wi naioi ib piVi -iji V«^»«' '*^ V^ no»jV«
o^Kj/S» Kin »V« mni «tsi isio tvi oSiyn c|toio noS»j; not^i^H |K «Sy 5
»o rnnSi nSKsrt» Vojr'j» aoanVi »moS naosni nTBn!> «Sk aoranS
w W« aNonDKb »Sk i^ii!^«« laa« 0'">i nnSyS« oiVy'jM p wdjk
'iji t2ru»a K»n nn p« *;'ipa Kin^Vn iSn |»a npi wnnKn »b pto oVjf^K
"jxnB 03»an »S» inran »Si u'an Sp» d"?i "ii»SM poBj^» oj»an 'ipa yjr
tinyn jk nn^Sj; a3'B "jovSki oSjfS«a nsK^K wbj^k n»^ «na^ban |i» lo
StDjfSKi oVy^N p na *; mo« »o Sjfsns n»bM mii ip «tw n»B ru»a ko
riipa mn pn oS DV^jr^» «in luan o"ji «noVy 'b n»pa iV Kna» o^jfw
pVS« nyNini »nnSK nKny« nV« SBü"yMa »n^a» «nnStio ibjn »rwnp
Soy^Hi pSV» nw^n tj-iy' oS nastS« Djfü pT o^ m |m SojfSji fiiirtni
*) B»yi nS»*B v\ijfT\ «ob «noioni «»3n!>« »ptt> obj^« pnn oV |k i^ai 1 5
«Si «naSp "hn c)wS« «nan \o nD' «Si n»B ni«a «o fi^rSrBi froNS«
pn«»"?« BSvS«a «mo«i «mjr«vii «myn «nBfo jo rinwo p »Annn
VpJn }«a nai^o »ni »nwVMS« "»«S« »n notyjS« |m oSjrm n"?«»^« büjjhm
'S« n'n«aj!>N "jpjn ]h ir\2 »ay« «nio jrBi« riJhi 'S« nJhn p OBaS«
bpani no«oi«b« oiBa"?« »S« rri«i»nS« owj")« Spam rri«i»nV« owjS« 20
jnaj^ niott^aS« p«yo an 'iV» nV«yBS« Sipy'j» »S« nuMOJ«b« WBaS«
nnwib« moraV« tj'Van in «nni nnai 'S« iianpoS« aiiS'«SBSm oiSyS«
«o onsyS oSKyb« «ina n'p» n^noi pWB' t)*San im oS«j;S« «in 'S«
oS«yS« «nn »S« nou'jS« mm iStSb na wnno« «o o'Oi) n»B nae^an
?)iynS «n'3«rn «n-o-i oipoS« «mv«B« «nio }^SanD[n]S «nVi« mA rnyS »m 25
njy fiÄi «o 'Sjf c|0«nni mananSi oS«jfS« «in w fo «noS«y cp»
«n3«j;M I« «nats i«n' «oS *)nSo«y 'nB nB^ai tw«S« nina n»Sa«i
cinnyni p«n»n »nn «ntwS« pnni «»jtS« iiö« "onanS «nhSMni p'BwS«
vov pvh oyani ") 'ipa «n'S« niyn »nS«i «n»B ni«a »nS« noyjS« mpa
>) 'HtaSw oben 41, 15 2) Hiob 32,» 3) niHK 4) D^^A« 6) nSoy
6) Ps. IOC, 8
61 I. OOLDZIHEB,
') iSi "jnt3 'S nSip inbj Nnin nioni naon »nJKs «iy»'?« Mp niKx «loaii
^3^ 'V n« ♦K'fli '313 *)Ki'K 'ip Tttj^ 'wi T103 'o 'V nj->o«n 'nwxjr V3
posjS« 'ipS npüw"jK DSiV« ^KSinoK jw |k nao^'s wnp ob' n« '3"ip
5 nainnVM |o nn*?« y«WnD«3 w nniS« |o miS« »o y«'j3nDN3 ommji
atnnS« 'S« niys ups OKinV« tAk »S» pnnb« p «Vi mS» }o 'ps* «Vi
Vy "ifljrn 3Wi V^ps 3«TnS» *•»« |»dj»Sk }ö »sKin"?« tüSn ny» «03
nnsDo npuw rinnw osa oruK3 »SyKV«i disjSk intn iS-iSs 'ui yiNn
ryi ii onnto »S« risn^tj »yoi onwp |n 3Dn3 m3 h»n 'b« riTNy
1 0 yo3 ips t))DN» vSk inoK'ii inn uV vS« o'B'' dn * rhnn «in p'S nSip3
nnK3 Tiy nbpy }K3 »n» iW 'jyts pwsV» «nn 'S mnS«i osib«! Spy"?«
Vip Sto nSpy ^aS Tosn n^py nbV» '"?« ^ht i« «S vS« o'ts" 0« oy
SipySK m on 33S ^mw 3"? )»«i S3D oy '/«ä'«i '*? lyoty 33'? Witt pb
|K3 KIM yy KjSp »ü3 'ooin »!>py 'ui 'n Sk •?« wjt n»3i '3*? ')iV'i3i
1 5 •; ^nom^ inn* 'ip3 itVk onöi' nnooii nnn nosj wk3 nn«3 nay nbpy
ns 'inobe^ Sip «ip' ]o onw ipi 'y'i ons' pV n'srs P3 «im eiw«» vV»
pKb ntfloS K»n mnvn nonsn nni nSyob k'h nbiyn m«n '33 nn yn»
Tyim hotSk osibK jk p'pnni n«3n« »"?« iVi d»"ji i««' w 'Di iSi j»
Skp 'mi ynv 'ts nVip nnaji pwS mats'? p3n n'O'nsS« dsjVki «nnpo 'Vk
20 Kin) [i3»ij »Si WK pino 3tyi D'nSNn omi 3W ynv 'ü riy "^nav
OBjStn fTK^« }o i'iwo i'DBibK T«''w j« HB'j kjd'ji p'pnm n«3h«
Vip InM*?» p poBib« li'n |« 'Vy S'SiS»« n«i«ooV« n'jNy |o H'bpy'j»
htikmVk üDibH \jj ynr ynto sis'y «B'T piKn «tynn ")n'nK3iSK }y riync^V«
rutsS n'n rsa p«n «snn "powty «if« pKS« p n'jNvnS« 1^31
25 «jVp H03 Koo'jK oSNy {o H'SpyV« osa"?« ]h 'Sy b'bnVw 'w tyo-»! non3
n'nxS« no'?»y 'S» ihdjhSk yiii 's nVip i">i |o n3i«i 'm) ri'Vy oy"? nojyj
o'iBwn pw3 W301 loSiy n'3 Vk oiKn iVin '3 n3V3Kn nsni "jnSip
I) Ps. S6,io 2) Ps. 103,1 8) Eccl. 12,7 4) Hiob 34,u 6) t. 10
6) Jerem. 6, 21 7) Ps. 84, s 8) mm uS 9) Eccl. 3, si 10) ^tf\'^ , Jona 3, 9
11) Gen. 1,11 12) V. 24 13) I Sam. 25,» 14) Jes. 42,5 16) Eccl. 12,6
KITAB UA'ANI AL-NAFS. 60
KnSiK p iKn«*?« nnro nannS« c|'3i notyjV« fip'pn ppnni Mimtt> »«a
}« in notvib« }o nooK S3 n«a"jN htt »iS» ^-uS» ]h oSy« "»vs (n»)
{KnbsrMnbw H'owVki pi'jwnb» ^Kn'ODiS» ikobj*?» «on nott^aV« SiapS
nott>jSK S'nnB nvwy"?« obNjf jo paiim iiiJi N'nn «o »Bsr» ohb ikdj»"?^
npi nK'jfityVKi riK'SpybKa «riB^ban aao in »ins «mnii »S» ommi
n»'>pybK DBj"yK rhnüH) «nV^i-rt obj» 'a"y« Vkäb 'B 'jwoKSa onpn
j'objV» natt^nnB S'HütB Txn 'nn S^wn-iVS 'jnttrSKi '"jpySK TannSMa lo
noB'j'jN n»atf "jipjB »'jnb« 'B rinSKirbK dibjSk «infia'B n»bpjr"j» ofljS»a
f -i»*?« »B jfnm n-ira n'aty ikobjS» Non piS» nxwy"?» n»BKX NnxNSanow
aaKiab« »ip p «nj^y »oyo «nSHiioN trvn tnra «nKipa i^SanonS
*,f"u'>b «n«<nnSi Nnj'jrn'j nNVKytfSK p «nS «01 n^iSyS« nKTiiKn^Ki
wo 'Bx» jK oiVyoi fi^yiiyV»! n'SpyS« 'aNyoS« '"?y «nj'y» nV« »oanV« 15
riip I« wiai npi »onnan onpn n'?« jOTBi*?» «on DS^yS« Hin 'b
I« wnan ipi a»j"y« «nn^wai rioNvnSM nip iSnai riintt''?« n'nNajS«
youSw patfVNi mtyS» '^KnnV'i-rt yitfaV«! yiiSKi nsy"?» riinty*?« n'?'iB
}a3S« «nnbnni fiony*?«! 'kiVn nipi nyKit^S» n'aijS« nV»B ]h wiaii
c)"ixn }K im Hbj>v Sa Asy nintt^^K Sy3n ;« in ri'bpy'?» rj'VanB TiyV«i 20
Sdj"?» a"jt3 nKpiK Sno rifKiV« »nriKpiK 'Bi «nmih pn« 'b nimyS«
|KD3«Sb ni3« in yKoiS« n-iS j«*? upB niS*?« abcV »*? SKrioV» no«pKi
|üan nB -ok' o'm »v röm nan Vipa n'B nb riajii SdjSk rioKp» »by
»Dv '1 jy •j'Jt u'niai ni-ot npi jcan nBS -lati' niSb« ]h 'B n» npB
b'HÄB iSiai SKiB^a D»n» ne^on 'nywi »nSya niVya B^on V«p nj« 25
fiyKJitt' pan ^nn «naiiö »bi «nniüi pn» <Sy »Vn pan «S n^aw^nS« obj"?»
nnTjii onaB fiiaji nS'S on'Sy pVn'i Vs fiv u'a« oma» |y 'ipa rrstno
»«Sini ny uan ntro 'b »nba VnäbSk y»o3 ') wian npi npn a3ioa 'yn nS"?
DBi*?» n»ip KWB onan trsn 'b »9k onaiai onnintt^ c)">«n ob 'VkioSk
1) oben 20,1» 2) »jnSS 3) «onnSmi 4) Ps. 127, s 5) Sabbath 1181>M.
6) Gen. 14, is 7) oben 35,i7fl[.
69 I. OOLDZIHEB,
'3Mjfo"?«3 inoaw iriKni «e^an nM'iKoo'?« OKytsS« p nnw p ]« »^
DDü ]W3 )Ni «na T)S'y}f^ »n^» riiisrtHa ouS« <b r\p^i'!t w n'obK ')nKaK
oSyn }» miK siN wns »« fiiKinb« n»Syi 'in'?» »b wisno n'oV«
oajrSKa »nowsi SVnn^ niijf p Nrniin ')monK |» notviV« rip'pn
»nn Kain «aw »na»in« »ruy ';jf"?aKi *Ntyj •nk'j »nn'iyj» «njfuKS
1 0 bpy'?» j»jr3 «n«nnB «nSw b«n 'S« »3-n inni niyns «ntsvj wujr yrpnn
nar na^KSoS« nw ny K»aj«SN n» Müa nnBKBtyi Vpjf"j» «Bva n'jipytD
IM« «ob n«t3 "»«p «oa Spy'?«a «n'3«yo pSpy'i o«inS«a d«3'>« iw
«in '1' n«"jo 'a nwo vt «V o *) njjf awnaS« 'ip"y «j«dj« naonB 1«*?»^«
•j'ipa M«oD 'V i«So nj« nu» objn pyhtt anSa «tJoV« 'b« nyx «ts"?!
1 5 nnJiT nwou 'nn nio' na« pii o'wyS« amS« njo npnSi 'wi nuo vt t»
«nini -"j'üi «S m'ji pyu nSiai 'wi npb «"? lin'onS 'v pn iS '; n"? n'j«pi
nSoü SSnn «o bwB «nn'K'j« |o «mnini noi^jS« S'Snn jw c)'a i*? p»
'i '"?« ü«'?a»V« Vbnni tt«Sa« 'n »V« paV« SSnni noii dbj 'S« {«dj«*?«
np »"?« [■ix«3j; 'nS« bSnni] i3t«iy 'i »S« y'«at: 'iS« VVnni y»«att
20 finwb«! 'bvnb« '•?« aa«wS« D«n3«i i«'?b«V« 'ip SSnni aa«oV«i i«"jb«S«
'ip }o mp »n 'nV« nyattb« nini nyauS« 'b« nni3t'?«i 'Svnb« VSnni
»baS« Vpv'?« 'V« n'^aV« bbjS« nini n'baV« oBib« »V« n'bab« dbjS«
bipyS« 'm ^»{^^^«a n'S« f 'B' nV« rjn bi njnao 'V« 'Sa"?« ^pv^n nmi
yjT« on Ol« 'ja"?« oibj 'm »'?a"?« Spy"?« '"?« 'jm '-»«aS« p fi"?««!"?«
25 'Sab« '?pjr'?« '"?« «Syi "?j p"?Mab« jy niinoS« a'mn"?« '"?y iiin"?« oibj«
pi nyauS« '"?« n'"?aS« dbj"?« ]w n'"?a"?« dbjS« '"?« '"?a"?« "?pyS« pi
aa«ia"?«i n«"?B«S« 'S« n-iisrS«! 'Vvn"?« pi fiiwS«! 'Svn"?« 'V« nyats"?«
VI 'iS« «nia« '"?« ■ix«jy"?« joi nwij;"?« '"?« aa«D"?«i n«bB«V« pi
a'nin"?« Hb» piB '"?« S'SnnS« fiBsr «tib |«Di«"?« oDi njtD 'i"?« a«inb«
30 oSyni onBHB «n'nst iSi "?ö«nB mn««:^o ii«a "?bo« '"?« pw \o ütroi^m
1) ma« 2) rüDH ») SaKI *) J«d. IS, w 6) v. 21 6) T. 23
8*
KITAS UaInI AL-NAF8. 58
MTUKb «nSst« 'B Hh) Krrs t)«Sn3K «S «nn»n |k nx ip jk^ «na KrivKaer»
p UMbraKSK «oiw K3iKi «pn «onn nn8n 'B cjM^nä« ')kS p ]^'B p
onSipv 'B owSk ciKbro« aao in «im riKiPTön'jKi nKTh^n"?« Sap
imiT\ »nb« ">«ri»SN nin njj Dt p'a np |« oSjfKi onvKaB^«i BnS»yBKi 5
may noiSyo «ny^oüi «bjn rV nsaS« Tvpa »njf'oi |» j»ai noB^aS« Kn'B
wn »oSj *; 'ipa n»Sjf ninnK nS« njhiTi nirr a» aon m» p |o ai^üobwi
a^Küoi ') nS pSa koS nö»o inB onjo Sa |k iSna |'3i 'wi "pso ^Vi TJ^V
yyy wi »oSa 'ip iSn "j'bTi n»s nima« KtD»B niK-naw noBj nKn« aona
H'K'jk'jni -i«ri»bK pnna 'b objSm iNTij» nwyoi 'ijmj« »oVji TCBni 'wi i o
*)^r o'oanV« 'ip nioi laro' oba tibd Sjfi 'ipa üiBnö wVyo iSi te)
no^aS» ]H iixnn ^k ai» Sipai WN'a iVn tu Kiini n»Bna *jnna ko^Sji
«tsDi »naoan ikSbkS« iNn» pana rioSsS« okd3k"?n 'Sy may nw
•i»ri«^«a oDinns 'nV» istMyS» 'Sk nSxi kikb na ooinnB «'woc
«nKin «oa ft'önbK nyKiyoSb '"jinnB '»n«"?« ddüSn aonariB nn«ySN «5
wo aona «n'B nynK ko kSn «na» aVu» «S n'Sy nVJm «oa o">«y'>«i
"lan "!»» '3 V^p3 ™v "'■w «ö 'S '^''Ty 3iio in «im "wri«"?« p «n«tt>j
|o ^« «ab mc Tp I« yyoV« «in »b nS «jSp «o yoi nS pa^ »Sb«i »v
i]n«nM nwrsn«"?« »j«yo3 inoj'i «t^jn» nj«B n«i«t3D"y« p ^n«SK »S« Su
SwibS mntt »nS« nj'3jyS« }« iri p 3Jiy«i iiy «"j3 n«n«yS« •i«n«3 20
«njoi «n3 na»3t6'S« pBiy i«n«3 onS nSnor» n'w«n «m« 'j«"ib'''ji riy
l«bo «nM 'j rijf W3n n»o |y S'p ipi non« o<«»33n t31 'j «bj« «jSp «03
S«pi nion Tino o»nb« vS« «"ip»i •;'>«pi naon "pno k'« n3'>3 vb« *v
I« no'jy npi nS'S «s>« Tioy3i düv onuB^ ibn nn« py iioy3i "; «ä'»
" «»»« S«pi "j«nioSy' on33o» n^n |o py ■noy3 btnv;^^ ninib nj'sty'j« 25
n» iTi ")«Sn« S«pi V3'3D '?Biyi ]iv "]b«P «031 om'j« 131» py Tioy3
j«3i D»pn» *3y o'o n3B'n in3D vni3'3D nno i«yn njy ")«i»« 'pi py3
SBiyn S« »ja nt^tsi "j«üpn ">ip»i id pyni ";bip» niOK^S« nyBm« «i«
1) ]0 kS 2) Ps. 139, 16 3) Verbreiteter Hadtt-Spruch, Tirmidl II 19 4) Ta'a-
nttb 23i> oben 6) '^ 6) Ps. 33, * 7) oben 52, si 8) £x. 3, a, MS. i^^ vS« lOM
9) V. 4 10) Num. 14. u 11) «oSy' 12) Ps. 99,7 13) Ps. 97,« 14) Num. 11, «5
16) Ps. lö, IX 16) Num. 12, lo 17) Kx. 20, u
57 I. OOLDZIHER,
T3« }KD3»"j« ]tt na »ij;» nw« Tosn »oks n»33ioSKi «'«oaS« fys
hw 'B TOtyjS» oipn na yy» mpi '^pi nMaiaoSKi nnyiaoSK ro3^
wjwS im« n«vB fipaKo"?« n'K^tDbKa n'nNbKSN n«4'sbK \o nHjnaoS»
im Hrav «Ta« mpi ik« wjiaS tnaoi wijy «Vw riKiwoV« "dh 'b
5 »S« na wyi-ii waonn S'Snn 's wia« «n«fl wdibj üj; kSw jKa
|y 3Hi nSi"ji KjiaNiKa »ab'Hw iwnoiK wiay nv nKynaoS« o'NoaSK
'by riB'ni TDBni 'wi mpi nin« 'ip mavi iSi pa^ KnioÜKi ontDiSy wowi
Tsa '3V0 |8S 'J01 'jv Nnn'BaN) »laKwa »S'«w Vw nino 'k naBa
mavi TOBn^K iSn pa»i nay ny t^v 'bs 'noB') '; 'ip !>ho NBa«i iKno»
1 0 piBiyobK ') n'Ba n-i'Dsni nS Vaw kV naatt'j »jüo nyi nK»'>B ', "«n« nya 'ip
a»jinjK) oBoS« -lu -tKnoJK »b ni«i |K'a jnnB wnV ' pö« oSb nainaw oy
^pv^» \o nwiai mo onBn n-iww iSi oSyKB «nS Kni«»oii »my «noiby
n"ySK Niy |k y-ity"»» p n»Sy «jintynoKi
"H'« oSy« ri'teoSHi nnby"?« riKn^riKn'?« p nöB^aS« pn"?» kö»b ^b (p)
1 5 -layn 'nB m« p »'?y n"yo"««i Knn»a ]^b }o no»iSK mix «n» )« nSS«
ri'WKa 'wnni n'Sy nin ibs Sa lo in«a "iri»nnB ikVb«"?» y»oi '!>y nini
D1BJ p oSyVb now"?o'?K obj"?» nn 'jytDS« «inbi n'Sy -oyn iSb "»a |o
nj'nMiai naaS« nSS« n«'K lo n's ko |y pwini hSb nVaa naan pppnob«
oSKyS» «in »V» «mm 'b n»Sy nnay h&> nBnyn WKa «niHa 'oüyS»
20 HO -np 'byi o'bynS« pnwa nia»n nS «njK'oj lya »nia^n m«yB
nBHwS NOK pan «n-iHriKi Knn«SKvnHi aaNwVK nKyHy» p KnpnV
»Vy nKintsn"?» 'b «nuKSnaK w «n^iSa w «nn'B'JK »b ni«v w rwv^i^H
in »V« NmpMb» Hoa oSy nS« «n'-wa ivpa mVyo iipa nyoü iWb «nnu
IkVbkSh fya 'b not^ib« nnao Koam • ryi ">Ji kb^' «oa tw> pb «nSw
25 ibn in« pa*B on« pb «nSKOT« noanV» 'inpn npi 'S» Kb'w »3«ot
Kn'by nayn 'nS« im^bm^k n'pa p "intsHi 'ip« n'B nnats nb» iSbVk
nnao »iV» n«n« w»a inob» w »■miyo'?« w bnr 'B «nnao jKa ]h »bno
w aawaSK üKtnoK loa' ob «ono ikSbnS« fi'pa p inow »ip» n»B
■inoK owbK fya <b aaKiaV« j^a iHn» lin ibiSi insb» ibi 'itob»
30 p «nVw «o aon noB'a "?a p aiVooS« |k oVy») «j»'y nbi nn»»ni
1) «^ay 2) Ex. 33,22 3) P8. 139,6 4) H'ßa 5) p^Ö« 6) IßD'
Abhaadlangen A. K. Om. d. Wiu. xn OAtUagen. PUl.-Urt. KL N. F. Bud (,i. 8
KITAS MA'ANI AL NAFS. 56
Tya tKh» "ivjjn koSm "lya NinSn n«y im myo nn mit» ^kS mä« lya
fiKb«! Ko"?Ni nihSk -iwy nya ikjVk -ixjj; in mal tf» 'ipi p» »Sk f ihS»
onnn 'ip »s ]^i«Sn p nn«o3 njwno'j« pMyoV« Swa nvann on
mya wi an o'nK "»ai ns yy 'ip »b nKaa'^K oü tv^h poa ori niyaa Sai
yua np^Sa"?» ona ori noHopKi njusa rwna tai n»nn Steps jw^nb» 033 5
o'jpr 'ip 'S noKop« -on »b» o'owS bai p« »aSo 'ip 'S nausi |KOiKVK
OW33 na yy o<o»i p» Vy mn btip |k »S« »v ok^ n« ibSn* onya oy
nSiK p »n«SRSK a'nnnSKi 'oanb« dnüjS» in Kim P«Ski iwiKoob«
kVi c)öyn ysa waiw «pn o'^nni min yntpS« pi "JpyVn p nnaM »Vk
nan n»B^«ia 's Mip» iSi 'S» niKty» nin ')}'yi ri'iaiS« pxjStc |y Sny lo
13« 'S nnp'Vai |ndj«Sk |ian n«yB ryi Si '-»KaS» ^lya iW yoi ppnns
nttynao"?» p nioipn w Sa p n»riK msi nKpiSaoStri nwianoSK
nteyiatD |o mowa oS8yS« nSoi |o yioito nj« |»ai rnrs nKpiSaoSm
Ko naS«a nwannS« mna» natDi c)pi mjyi 'nwK mS« panSHi roraiaoi
dbjSni SpySK won piV» 'anriSm SinS» ynaoS« itw iSi SisSs naSa is
niKx panS«i a'mnStn a'annS» »s ron'a« »on |'iS»i ttsny n»-i'a»
»tS» 'iS» "«»jyS» p pao |»d3»S» |» tSt |»'3i »aaiaS mSi» »nay
p ori Tri»S» iVs in 'iS» ■i»3S» inny »ma»i p»S» Sbok p »nVi»
riyattS» p «nnsyNyB^ o»Sna»i »naa»ia n»iwn p ori n»SB»S» n»a"in
»SaS» ^pvhH p ori yiöA» o"» 'n 'nS» mSaS« osiV» p ori nir»öS« 20
»SaS« hj>y^H 'S» nS'sa ryi S3 'i»aS» n'Bna |y ori yoiS» ia» [in] 'iS»
m»« iSnSs o'»nS» nifsi Duy»S» mu p nrio ütd 'n »nS» niowS»a
yoii t3'»DaS» yoi 'Sy »miay nya »S» on» p 'S» Ssrn »S notyaS»
N*i»ri» »nna»i ^^'^»i }»xopi »n'S nimj» nin'n »na»ona»i n»aaioS»
nainj»i »n'Sy «mn»iDi «nn'tfj» niria iSiSs mSy nayn »o Sa p »anrai 25
»njy naiinjm »noiSy »nay na»Ji »niwp 's mnoan »m« a»»
n»a'avii n»a'annS»i 'Si»nS» no»Sü -»»na 'S «nü'»Da np-un vpHVth»
naia ^»nji miii »ina» 's 'ipa nnii»i ri)f m tSt |'a ipi nwa'annS»
ny oi nitDToS» »in »anos »ia ipi nasa 'Sy no^ni 'amv onpi nin» *) S»p
■TOwS» »in 'S »iiaii pSaS» om3n3»i psaS» a»naa apStsS» »3a»na 's 30
1) Der Zasammenhang des Wortes ist nicht klar 2) s. oben 19,nff.
56 I. OOLDZIHER,
bsMp im nnivS«! ^bvnb» p iSsSk bd3 ins hViaoS« dudAh"?« Siki
'iS« naoStn DOKaS» yisvhs )m iSi tji nainSw i'nnSK Sno f tnjrKS'j
•»ap on Sa |»aö «Si ^«ot »Sa nMinaoS« fiSiKV» ü^KoaS« p onanp
5 'übw 'nS«i 'rS» «OKI nSsb« fiann injro ^«orS» |kS ^«atDSw |notSk
jKOtVM S'«i» vo n«VTaio'j» oni Y^h^h) »oSw wnS«! nwV« ons '»S«i
nyn»'?« nptsj iSnai »mjfa yiatD pa» o^i ?ipii jf«na»bK 'nw» ]^n»V« njjn
rijfnB'SM «nao \o laT oSi y^na» «na -i'Dsm 'wi o»nS« «na n'K^Kna 'ipa
ntyiyi njipi i»») niv Sno fip^SaS« »b riiwiü'jK rinoS« umb^kV« p HübS
1 0 y»na»b» »m «na rroB*? «niaKi piani pa »ayoa ynan nin«! Sa nS» Sjnsi
nna« ){h«SK pi fn»SK 'S« 'nww «na n'o'Kia S»p ')nSnSB ooi bwS
ynao Sa |« n»pi">aoSK pai Sw"?» yiaoS« pa pnBbw p'SanS»! 'jpianSK
KOKi |«at3a kSi ^»oTa «S »tt> p »S ups htikSkSk Hs^nb'?« ri'K'oSKa Sw
HtoSki »SvnbK JOB owdjSki a^mn"?« »b Do«iaSto ya«nSK n»ynaoV« j^a
15 f^t^H p') fn»SK »S« »nwK a'mnVKi ^«aoSKi }«iotSk «na i*»! lyai
in fT«"?« fip'pm aSa ko jVn3 a'annS« [a^anni a^aJinV«! p'WnS« nna«
p njwnoV« nwiNoiS« oj3 voi «nao "ixwyS« ft'pa pi «njoi a«in">K
jTKU« V'oiS npiSaoS« naSnaoS« iKinKV« p«j;oi "jjtkbm "iiasn "»«ai
iNJte'KbNi aNe^yttSK p riKa^S« oji pan nMiNoiVK daü ')iyai »nyBMJo
20 on tSt }r»o3 vbkjoi ivaSNi aianS« y'oi pi nNonKSKi »SaS» ytnito
03i "la« »Bi mw njf«uK c|«SnaK3 iKvnVK oji pan nKajb« dj3 lya p
ov fr^y »fl on« pW pa p nyntJ^bN »b twa ikojk*?» yu pan ^Ki»nV«
'lai on« «naa na«^ anjra *)S'f o'oanS« «ib«p «oai ripSab« na« HyoA«
«nn ppnnni oSyn nnn« «n«i n«jrnaoS«i np'Wb« yoi na« nj« n»
25 oonV«B n«pi'>aob«i n«ynaob« »b 'baV« o»ü3"j«i »yntt>S«i 'bpyS« a'nnnS«
nntj'j;'?« yoi 'B«mB |^n«n p 'v n« ibSn »V« o^orn p »v n« iSSn *) <b iSi
n«piSaoV« n«aiatD'?» n'«na nwni pjBni o^opn nwa omuj 'bjr n«vn3oS«
niöinn tei oyyn 'ip p ]^n«S« p pa» »ts Sw p pjBni o^opna ]^n«V« p
nioinn 'pa n'B «oi «oV« nwy piB »"?« a»nnnV« »b ]^n«S« pa nya p ojr»
30 nbi«i nbi« bap nna« a'nnn pwBb« «in nnai ty« 'ip »j«nb« pwBS« j« on
1) tS "fjB 2) panS« 3) yK3J1 *) njn ^) Sanhedr. 38, a gegen Ende 6) Ps. 148
KITiB UA'ANI AL-NAFS. 54
rpSjf nS»n 'j'rhHvs nKn man "ji nwooKi fiSiono ]^n"iv« n»»p)WoS«
aiyoo itn"i *) 'ipS Tiaai rw'atyi ok^ 'Ödo^k in n'Sjf Kn^iw n'S« «naipw
oVo !>3i »V Biy n» B'w wn"i 'n"?i3i maa n« a^oty mrotDi »v o» n«
oBf Knpj ntt^M o'anan atrv :nwax) 'v 'jOwaaS» Sipi imaa n« p»n
im rwjf pnaoSK Swi nao ^'a-ip«*?« aip^S noo« 'üjtk 'yn ru« ppni 5
no^iy .TÖo» n"j» im anp»"?« aJKnSNi DÜyK"yK |mDi"inSKi VimS» i'sdVk
'ipi mt3 vSyso onp lam n^t^Nn 'jap »v ';nöan'>N ]y 'ipb pwan nn p
)"3K31«Sk ') Koan witso'i ri'jKjro jo SmSn yoi vo }iok iVsck .thni *) kSp«
Ni^N im nnam |n "Öm od« niaa fiam lya mbn» on SKysS» Spy^K
•jdsjSk oni'i n^ÖD'i 'j«ntt>' 'hSn iiaa «'aj«"?« möo» onao oüjto iiaa lo
nanno nwiS« osjSk |k «oa myaoSn »nwipa nNSsw'yV HanntsS« mteS»
■naaS« awo K'rKb« fya »s aw iiaaS» »nm n'rauS« mpbKa ond^kV?
lOKi» p mSv m*?»' NO noinD» }oa matt> im w »öd< nS» nSap nSn
mSaSn ddjVk ]Kb nTiKStiS» 'mt^o^» p mS« mm» koi «Syi Si nKsS«
ruo nb« J^iübi« »nVi Vpjr!^"? riaoKJo SpyS« »S» n*»» c)-iü'>»a »nS i5
ri'Sa^« objSm »ip |o mp o»ia iKbts »rirK *) tib fiy'auSS riaoMJo nyataS«
'aS« naoS» »ns mteV» osiVKi nnann o»ni oSnvSk tnn nK»n »m
nnSriSK nKatsS« »K^im bsj"?« fiannS ") 'S»nSK 'jSk jr-raoSK 'ns njrawSKi
inKi omjiioi onjrnaoS pr«übNi pjfÄ«aSK pytvKabK ")oni o'KoaS« on
0101 p^xitDi nn'tyoi nwa"?» ]^'D jw"?^»*?« om pisjoV» om laKS« nya 20
KOI oSkv^^k »in 'B n'B>obi« "j'oanS oVnij;'?« y»o3 <'?« n^nK^KV« rioanS»
«Si nain ms »Vi «Sw Sys nS o'"ji 'i y'tao fiyaoS« iSn» on mya
»m Knay SyBj'i «nao pari' «o yoiS b«yB3«"?» Siap n'B niaS riK'n
nSaKpSK miKooA» nNpi'jaoSK y'o3 «nao p^a'i pam tiSk D">KyS» fiina
Knjiaai p'SanVKi S'aB^nbNi TivnbKa S»yBiKSS nnSiapai ymvvtVf 25
SsyBJK'jb «nwis Tinnni «njtpi f ya naib' hnti^hSki nK^aa^nSS nSyBjo
dkoükSk yo3 «nao pan» 'nV» oVNy'?» nj'o 'jy« '^»nb« »njioD» »nS« »m
f KnynSKi okoAkS« njo paoS« n'E^Kia piOB »JKn »b nianoS« iB^nS« im
1) n'^yß 2)Je8. 69,19 8) Pb. 102,16 4) I Chr. 18,6 6) Ptot. 8,««
6) T. 30 7) noan ^) n^DDlSM ^) di^nuf bezieht sich das am margo notierte :
nyaeSm lo) n^SwiS« ") on
53 I. OOI.DZIHER,
n!>H njS« «ajma tk» 'ipi ni'ria »'»Dia m« p 'S« Sxn nott'j'?» njo
»an »rt« ni«S pa mn Va tysin ru'ya m o"ns |'ao 'ipi nuS« ruo tjp
»Da Ko na psiv'i onS ^ noa »*?« pnxa' mS nV« o'«ns pan laSKa
5 u'aw nsw wkt Sv ni)oi piSi lii 'jSt o'oanSK «iVsp nSi inai onaj;
|»jf3 iSi nü3 aVün «bi im'xa pyi i'jpjr |»jra iüjkb isid ijn oSiyn c)ido
•obS» ]^k3i ')önVK apKna «b» önSV« 'iytsSK «nn libi p a'ariB ioo3
nTxaS» YV nnfli
nu »Sj; fiinnoS» nKO'aVnSKi n'tt^jKSS fiTna asac« |»'a »b Svb (fis)
10 MmmaB^N riN^roNi MnSKysN qN'^naN aiiK nV« aanb» ^koi dbjSk
«omnK poop »b» Dopj» nSBDi nibj? nyoA oSkj;Sn |m oby« n'iNDJKb«
»B fnrtNaSK nSmoSK ts»»oaS»B riKaanö^» Dop na»SKi ts'MoaS« oop
y8naKb» 'B anpKS« iWa 'jyK rjn Vi «njrnao |o nanp"?« 'n nuKoa^^K
ymT\ '^ «nynsü nMjfnaoV» oHon 'S« mya köo woa« pa» nynao p
15 nitt^y »b« »mty *b aVan n^ynaoS« nnni n'nK'>»VK ri'B'obMa Dtwai
noan oNtiia -^w^h nya int« «miJrt 'B arnnn 'ni ypj« «Vi [tw »b]
|y «b« jKn ttt» {N ni' «S nS« no^Kiy wpnKi ONan» aihoi ryi Si nSS»
|y hSk ya«"i «bi nonpn' tKii |y »S» ri"j«n k'ji fiamV» 'b nSap Sw
3»inn ma» nMyraoSK ^nntyyS« o»uj owon »S« nan nnam ^sp f\*>Hf\
20 nn»yS« omsn 'S« SstkSk nn«iSN in nS« n«iao p 'iy» noMwi TTyS«
»3KnS» Twin» «S «oai nyS» Sw in VwSS 'SKn"?« ^NnS« |«S H'-nyS«
nnie^SK iro» 'iyn' «Si nSKriSS ya«nSK »bi 'jKnSS Wwrhn »Si Sw'j'j
nam omn« »nyiv «S n«ynaoS» '»S» kw i"?na nSap nS« nam 'S«
nK3'a-irw nKa'annbK »b myS« SaT nmyS« '»V« lya |« Koai nSap nS«
25 »S« nnruK »n» ''S» n»yiaüS» »io iSna wSa hü ruS«a n»a'annS«
aSa »0 jSa a'ainS» a»anni a'a-inS»i panS« na nB>»yS» in nS» »nia»
Si »nynao \o ftaoi «naip»i »nBi»Mi »nüDa»i n»yiaoS» ran Si»b
V«"i»» '33 Tina 'watt>i *) p »pnieno nj'a«> p'j»T3yS» »njiöo' 'iS« in »Syi
»OD» ]»S i3"ip3 'ott^ 'a '.'n-iinS» Sip p uv o'»'a3S»i minS» n'ÖDni
1) oben 41,1« 2) Ist wobl in nÖnS» ^^ korrigieren; DnS»'* 3) so 4) Ex. 29,46
6) £x. 23,21
, A *
EITAB HA'Ain AL-MAFS. 52
n' Vip VH nun"? asnn 'v Sip mna 'v Vip naa »v Vip VipS ü^hv^h
riiiv dvjSmi «mV« ['s] isn' jwn iSiai niS'» Sbw »v Sip o»n» law
kSi mm n»^K SonoS« '3j^k mva'S kojk*?« fya »•?« SoioSk ikVo"?«
»nV« 'n npibaoV« n^Sys"?« nn«oSa ]h nvs ['wi] o'B^aKni n«ion n« naS 5
»«£>' pS KnyoD» Dno«Sa oji }o Mnisny 'nn u»»Dia ntr^iH »na aü«a'
npiVaobM nnMoSa }v Sf o'oanS» NiSwp iSiai »tf» }» |j; «njf»0D yjo«
njnaöS» rvnM-ib« nnNoVa pa «ip-is'S m« 'ja jwSa min man ") m« »jab
TW on ])hpv^) ]'mns^ fi'n p 'n tiSk npiSaoVK ri^SysS« nriNoVa pai
naiino' «o» {»vnS« ^a onanc n«"«* «i« win« |« im w»'a i^i 10
Tim ruMS Nanjföi «Swkö n'Sy ]^nif' w npio» i« niy miw w n'">N
Sri« n"? ISA' KÖ» nnMinS innna jKvnb« D«'>a oji p ania nnwnV
kj'Sk na-ijöioj tüSn iSiai Nit'M ■««tsn'?« iVnai »o*?« aity npi »b oib"?«
«ijf omiüj w *)om'XJS n'^K «laniJ's i'SN^Sb in'ä'jn is^ «oa
|kdj«Sn o«"?a n'n p nS onoMba ri'n }o my «nsj's Njnwn'? tws 15
in n'n p nS on mn p n'M'aJN'? 'yn n«a"?N oba' |k miMi nnNS
ly Sna 'a Vip3 ]^i»'jmi nKiMoo"?« »nbonnn nS »nS« nnmpi nnoüyi
nK"?«!!» nnS o»p»i nKb»atyn n'N'ajNS Va«y »oai njK »nn 'ui iion d'ok^
»man Vip iSi S'Sni ni«ioi nuinn »öon »nSK 'm nitij 'iMnay pons»
nNboiyni nM^Ko »»ajNSS Sao'W nät^Ni Sfto« »jm ibia 'jy 'wi o'K'ajn "jy 20
"»aV nüits n»ntj> loVo : noi» D'N'ain Tai ') 'B Sf ''oanV» 'ipi n«"?«fnoi
»oanS« niia r^iy ') onB» n^ao' noi nMip aon iSia 'jy p'oia K'aai «»aa
p n'B «o onBKi mixni männi SipS« «in onBKB fi^nNSN^N n«'KÄpi
"jw »B niotyjV» ]H iS pa' 'iV« riStDwS« 'j^yoSwi minooS« ikidnSk
Sap nyiaob» rnnwiS» nn«oSa oyoa »n m» }a 'Vk «nSw "jap «miji 25
i>i Sno 'Bi man 'jy« nnNtsba "; on'ÖD» '") yihs nawSeS« bapi jno6k
rmm 'v -u "jnSip wya tnm o"nB pao nw inan nnB ";in S»p
1) Ps. 29, 4 ff. 2) Dan. 10,7 3) Beräkh. 31<>, M. 4) Dni^^S &) P>- 67, u
6) niy ') IIoB- 12i" 3) ^i" inhaltlich verwandter Sprorb wird Pesikta rabh. (ed. Fried-
mann 156) an Klagl. 2,i3 und an Hos. 12, u angelehnt: ^nt3T3 vh • ■ • • OaS 'HDIJ HVItST ntsa
•ui wann ptn >ai3«i atröa • • • v nann nvion D'M'ajS 9) rans' i") nS«
11) Kn'DD' 12) Ps. 119, 130 13) Prov. 20,«
51 I. OOLDZIHER,
nana ')"io»3B' n«'?o ia »nai lispn 'Sö K^tf •)niaii man Sa V^p njyn
man |» hmSvSk 'S St »rtr» KiS^pi onasr ba vs mnai wyj o'ott' 'v
D"n inani nbip in na'KSoS» 'jyoa na«SKi nmS"? ppwa pnaKiS 'K'nK
po'KT pnaNri o»JOK3 Tosni o'oSv »oSiySi nyS onom ooow o»o'pi
5 "jVSi SpvS«! jntfSKi bpiS» |o pa mipii 'wi inaSooi nn'a jt3»3i *) 'ip Snio
aNüai minS« ouVa n'Sjr uSna'i »jjroSK «-in Sni» onSaS« tnn vomd
bipS« «nn 'S Tnn'S kScn nSb« o«"?a na» awaoS» n^K^aj»"? »iNaS»
"mmSk »jytjS« ]H Sipa »SKyni Si nwaS« pya nm'n Snai nS pa jnas
aKüii minV« 0M"?a «o«i «'«wa «S nnK-ia nosSa »ödoSk in nwHp nS«
10 jKatsi ^Kora »ay» finw tt»«wa njaS Hirn nttaS« oKVa in »»ajKS«
'ni moy }o 'oSk njo 'd ny wan ntj'oS nawsa Snös }«ora wo« nKS»i
nS» KinS« 'ns n«*?« koki 'J'o in ins jKao noki np^SaSS fionä n»
v"D"n ')ipa nbi nyi ttw iSsnybMi pyS« p n«ojji «snn» nivm Sa^n
noan aiio 'Sy K'ajKSS oKSaS« Swi"? n»*?« «nVa nnm ««'«n Tino nytsty
15 awsa *n»s»a »s St pw nnyo wan msi« ipi n'S« awKaoSS auKaoS«
»nn NinS« nvn na« nwyts «in »tsMSa nioar nSwi isd »d 'yn n»aS«
033 |o noiüjo nyioDo nKOMi '; fiyüpo cjinw ') nKinS njKa n«» Satten
033 p ntwSai n«oji »inS» ynapna onnwinS itonvKi on« oa o«Sa
pw n'nyo wan nai npi 'yn nSS» o«Sa yKoo onjaoK 'nn dwSk D«Sa
20 -(«o Kl» NinS« ')p n'a I^Sk c)nnN jn '/nNaoS« a«na m^ 'S H!Sn« St
tjnn Sa nip aon nsSnao «SKaB»« ") nnnn« ri jnyjo w fio'pnoo uitaa "> n's
n»aS« Hv Nn« 'nn «inS» nvnS «np'i Tosn »s kä^k nai iSnai nnA'ni
aiwaSK npi 'S nyo in |oo m»3 nyoo' «Ski mm »aaSS atwaS« 'yn
»B »oni pan 'Sy nyoo» oSi mm atwaS» ffjf Skiob' y«ooa nnifnoKi
25 Smiob' 'S« D«SaS« S5n«i [}na]n 'Sy yoo' }« p «inS« yjo Sa nn«i y4io
")im nyio Sn«o ntfoS nSS« a«tta 's St o'oanS« «nai iSnai ")mm
'S mv Sa {o 'ip« na« 'Syi n«Tyn' «Si nyio Sn« }o ins' oS mvS« |«
1) U* oben 2) ^311 131; d>s Citat (Z. 3) ist aus der Liturgie 8) Ps. 33,6
4) IL Sam. 7, is 5) Deut. 4, S6 6) HMIhS '^) nySpO 8) ^- Lambert p. 10, te ff.
9) ]t< 10) IQ S. add. "^ 11) ninM 1^) vgl- oben 16,ioff.
18) Levit. r. c. 1 gegen Endo: «yi« n'H «Si pOSJ Sipn n'HW Sh (Lev. l,i) TyiO Sni«Ö
•lyiD ShinS pnS
7»
KITAB ha'an! al-nafs. 50
»OT f'>s Siio onaisii onowj ]^'s ni'-ons SSns oBüynna 'i'ipa fnnr
['wi |««n cjnsvnai] Vipa fnnj;« «n« iWa^ nosj rn«' p na'sji "?Sn"?«
nKSwSKS ojaS«) -laSKS ünoS« f »an ^» npi na 'jy ni'-onB pbS o'suyn
*)bSjS«i "laSwa ihiob« f's na ibüj;' o'poyi 'JiSiai ra"^"?» ok'« »m
'w c)wr *Js"?ö nn 'a 'ipa 'yn nwabK iu ]f>'s noB^ib« |» nv ips 5
bai ona j«oS» onn«a ^s }o onjw "jik 's na'KboV» nSuoa nwu^jSHB
nKaS« bjTB in n«abK f»B i«"? na nov noS Sjtkb iKbo fibuoa noB^j
]H nvB *)}«0Ta «bi ;Kaoa »bi nn»T 'id 'ly |o nSi ü»NDia «b nn«ia
rvjrwv fKijr» ppibaob« bjrBa D'b nbjrB 'jn«-! in nriKia n«ab» byB
nnsna noo« 'yn n»ab» bMyB» ]h nbi }»'a »nb nKT bwn Kb nbvKn lo
im b'nnoo jnb oik »m yoJi bysi pp»a pnaMn «»n« fipww "inwi »n
»» TM noDK bi nnKna nwab« [byBji n»biih |Kaoi ]tmt yy» ') o'«Dia
|o pb»ab« b»yB» nnon 'jyob« «inai tspB nnibKa «b« woi »tjo
pp»abK* nn»oba nj» nn»"ia nbysa 'yn -.'»« ipi i'pibaob« b^yB«
nKab» DKba }k 'JNyob» rhr) 'by ybu» «b |o aon» npi '')|waKnbK i5
]H jibn 'n«ib« noNba n'by 'jübnä'B ü'MoibKa noKba üü jo nn«na
nüPKBb« nioB'ib» 'n nnNia nn«oba ba 'byBb« noMba in »nwnb« noKba
nna»»bo oyoa 'm «naoi Knb iriixpob« 'jNyöb» »n»Bi Hüdki «ba mu p
n«oba I« »by b'bib«i nobyb nbb« npsi p 'by «b« nons pT oMba «im
p ni'na p'dkib na^Kbob« »jyoa ribsys nnyiao nwi 'byi bi n»abK 20
p bip' on 'MI abtt^ni own it ik^jo "j'ip nin kid «njo bipj «ipob»
»nxBn iB'» n» nu^y 0« »a opn »b« aw* Kb »so t«r "ms '-dt n»n'
«b« nnKa »b« -ny» «b nibty n»boi "on |n jMa ipB vnnbtt» nty« n»bxni
«)"iyn n»i «9« a«i3b«i fibKoib» ni'i boT «o |«b na itD» »o 'Sp ipi
pp»abK nna'Kboi ")pna»nb« nnMtDba 'n nnni aKiib« ri'^yni boin ko 'B 25
b»pi o'tsjfa aw toi »v nbiyb "jmai <ni mtstfjbK »ayö »b rrSn« 'ipb
naoo »B br o'oanb« oyob« «in Kw»a npi obiyb oip' wnb« nani ") Nip«
1) Tbr. 2,1s 2) Gen. 30,42 ohne diese Einschiebiug hat die folgende Erklärung keine
Anwendung 8) Ps. 66, u 4) so mit incorrectem Plural von nbj = Ertrag, Flor. riK/i ;
der Plural bSi) gehört zu anderen, hier nicht anwendbaren Bedeutungen 5) s. oben 26, si
6) nKIT 7) Ö'KOa 8) so Masc. 9) SjbrÖ^ß 10) Jes. 66,10.11 11)8.
oben N. 8 12) Ps. 119,88 13) Jes. 40,8
49 I. OOLDZIHEB,
rrovfihn riaca 'Bi rroMSN Vap «SiKjr onK'ji »b n«sSb«a poSwj"?« '; an»
on'Sjf ihüonSk "iMmKi onp«n« njra »s na »jy» Sk in nV« 'j;n noo« »S«
«ODK '"?» rwtt'aS« naoj ihxb pmoa o»o anni mp p» '?« nots'Jü *)"jip<
5 Snonb»a piSaoS» }»aoNi n»jKOJ»bN nip'y«a »nnp«ü aon na VnonnS
iVi ^noai nM"?tsi nM*?» p nrh »b^S« Vys »Sy rimpS» aon nKaKno">»i
iVSn nnon Sa na r'ty ntstyj »«n *; onSipa nShKiooVMa St wn«i KniBxi
'JK tynp »a vnn o'B^np *; nSip Snoi iSSn nntsn Sa ia rtfw napnS nau^M
')^KOJ«S« *}]v S'pi 'wi iSys o'on nixn '(«irKi »3» Ton »a on^oni 'ui
10 piM!iSM oSySKa «nän »S« «nmiy KnS aih niJhS» ninSi n*nn o'on
mw •] nSipa pnwS« p»»iy p noSoi p'BwS» «naw» |h hSkxS» SovSmi
npB 'wi o^nSsn S« awn mim '; 'ipai dSbp p'tv Sjyo ik^» onty'o p^nxS
«nnKao Sw p voiSki np«üSM mpa po« ko SipSK |o wbwdn
dbjkSn 'aKyo *b nw«'a «ySj; »pai H'jkdjnSki rrn»SKSK «nnK'snvai
«nyiajM MnSwi«n
15 TW 'jrm Si »nwaS» )^»b |o nts^aS« ]» Hivhym woip ip Ssts (w)
c)TOjf» 'jbSo nn 'a 'Vip mw f's p «na» S'Si "5tk Sipji wtra »ann
«nny» w« n»oDiS«i ^b» »t p |o nn jm iSt nn»aj; 'n'tyy 'i« niotfj)
I» iSia 'jy r|wy» »a 'jyS nSBn ")')pa pshs p r\\oT p«pn»K kokb
»B 'yn nn»a 't pa (nSip »b) 'wa^Sw yo n»B koo naSp jo f'B' »jyS«
20 c)TOy»i in»ttr "pBiy» oyoB in'K^ tsb'' 'v obSi nSip mävi nSi pa»i nniSx
»KfB3 »Sy ciuynna ")'^p Sto Tiia <3»naySK »b nSi Snoi inw inSflna
«npK tSk pKn nvpo "/ip iSnai nSo »nn «iwynni nn'»K 'Vip ^S^a1
N!Snnyo JMaB SvnS« «in 'Sy «ninan nB»üy «n'B tobS Sa »nn 'aS ciiuya
1) anö 2) niob S7, 10 3) Ber. 10» gegen Ende ; im Text : iSSh D^IST Tl 13 VV 'D W3'
iSSn onan n la vrv ^tsS narn 4) Lev. 19,8; Tanchftma ed. Buben ^3 noS vnn D'Brnp
tnp: n-iDn -«S isd« tav on^on onS «ipi •»i« Ton 13 'Mi» n-ion «npi 'iN mp
vnn O^ttmp 10H3B' O^emp SnIIT'S «npl '131 Vmp (vgl- Jalküt zu Jerem. § 291 : -ast^
iMTp: hniv Ss« "iSd Sb' 100^3 nwipnS öinnS nun ]■•« 113 oni ntt'33 ^r« nbpn
"OsHiv on-ion Sn"ib'"'S «ipi 'n oto "»jn tdh o nowir tdh «npa • • • nspn hvf iörr3
»3« »np '3 vnn D»rnp '«atr D^mp hvnvr iHnpai B^np Knpa ""Ton 'S isdn)
6) Deut. 32,4 6) add. |K 7) I>cnt. 18,is 8) Jes. 26,7 9) Ecd. 12,7
10) Jes. 57,16 11) Ps. 102,1 12) Jona 2,8 13) Ps. 77,« 14) Ps. 61, s
AbliudlBB(tn d. K. Osi. i. Win. n OttUagm. PUIoL-Ult. Kl. M.F. Bud 9,i. 7
KITAB ma'an! al nafs. 48
-linS« D^am vtJtt'^« a*^w SnyS« npvni f tnnS« anni j^'sS» ipjrn hoSbo
»pVn |o iSi «03K m'ii D«njSMi aniS« riaKiw f^abK ipy p hki» nVK
KnsHVnä« aao p« VampSKB n«ütnV» kh'b yp' »nniro« c|»SnaHi "ja«ip'>K
'n »nS« ri'«j>o"?K »jyoa wb mii »«y"?» 'yn ntoS« SyB twm «noBJK »b 5
nnsn «n» kb>« {« Sfio hkikSk is'naK^K «h'odji hwinSk »jyo pw
HO »B nn*»03 TKnao byKB S^ao 'Sy »jb'i nJh»i 'pa^'i oyi'S 'm»i ipBM
D'bi yaw "inpi ia3 «nSyB 'nb« iwS» Sno «yiaüts »Si «niaio o»Si Sys'
p «S «nniroK jo «'b^h^n cimStomi iwVn yau pKinM*?« iK nH»na«a
Sys "iNnan nn«nKi nK»na«a VyBn nots'j'jK ib-iai D"?y«B ikj"?« SyB Sap 10
HS'äbSk |n nSniSK w nS'riS» pn HS^äbSki tS pi ntv w na^ pi Ta
ny»o3 T^Ti nSwsbKi nSNxV« yKW«i wyStn ttaüVw SaaS«i onaS« Sno
T'am rntnKa Sa ityi nö |o pyuSK ')in» 'Sy n-iiaJto «no^Si iK^naKa
T»ni nyKttS» SyB n» pn"?»« SyBV» 'B ci'SanS« »mortH iVi SiK^i
nKaS« «ODK »V« notf jSk naoi »3»yo'j» nin SJmSb KnnpKtt 'B ri'xyoS« 1 5
»bK iSna »jy» na mya n'-aj bwa 'v noB'j ')üaoSK »b nSip ibi p 'yn
iSob mn DJ nnsn SwnKO iny 'a bip» pwBS« Si» |hV pobKttS« awpy
3»py »B iSi yoih 'wi 'v rmm nain o'xyi b^k nmitD a»mn p'oyn pin
naoi MO«) oi» noif j 'ni *v nori n»0D iSnSB nmtfa •j'wj nS pobKuS«
D^yiS« yyoa Kinn im *)n»n»nSK nKaS« ddk in nS« nu^ »b» notvi"?« 20
norj"?Ka |« 'jy 03»an nK> notfji tywKa «'n nn p« Vip bno niSbKi
objVk i«*? rin^nÄ"?« nvbKabN oibybKi riiKyoSKa iiVnbNi oyan"?« )ia»
nb «nonBaB nnnbi yytD*?» oyu »npiia na noyjn nnVni no nBiy «i«
K^jib» oyjn ci»yiN na riiSS« nmiy nbwyi npnii na wo» n»"?« Knjia-ii
no '^kSpk 'ipi »nioKn Tnwroa o »jno"? nyni oyo aio yipa »nTwibi 25
in nb« »"waVK odk 'b» noE^jb« riaoi 'B1 'Bb uraio nmo« »anb wboa
'B finaNbK bap «»jib« 'B pobmbb» a»py *b 'ip nTSn 'tfb« byBa mb«
nbia 'jy< iba» ib« nnoi na«» nib« nojvio ')b«p nnjy ')n«»jb« noo
1) aJCS 2) »nnM 3) ■'^b- 3*^>''' ^) B'<^ feminin.; vgl. 27,4.7 5) Hiob 82,8
6) Ps. 119,8 6 7) T. 103 8) n^jbM ^ i'^ nicht das Zurückhalten des Regens gemeint, wovon
im angezogenen Bibelvers nicht die Rede ist; sondern im allgemeinen (Entziehung des Beistandes
9) Hiob 4,9
47 I. OOI.DZIBIR,
ciiin |o c)"in rea »nnahni rnVpjrV« »jkvöS» iäMn oBiS« iSSa nSr»
aiono no^V injrS» biKV «nao in n"?K ri'j'«Si* pS nb qV« »rr 'nS« oijmSK
'b» oDpa* Art« im "nD w \Stf ny'jK ]t^ •njr'jK »b »"« rinnb« 'B «V
SwV» jkb hoSi rh»Dn» n^:» oNop« ^b« oopy nnsS» tt« n'iKono OKop«
5 NT» Iren» t&i 'y MKono "i»a rt«- «Vi ■ ') »ikdtio »V« mV oopj' nV «naobw
'j »lOTno rt» ODpan tiSk cinnV« kSk pa» dSb nV»noK »b w nVno <b an»
f pw . Hi) in« • «V KID Clin rib 'm «nani »b c)jf«4nn *nb« ') 'iKcno tjt
nH«»n»e n>nbK nK'sa j»rnpjf ifsbn 'b jk- «oai nop"?« bwjo rrya
pa» aiiSKar njmitoVK n»Sit pa» oKiVwaB ajibm omi*?» «öm SkvbkSk
10 imüS» 101 itmh»- Swiny« }kdj»Sk idA 'b ifi SntDi n»3»»abK indb
io3S« Stnn« loßn iwo loibi^ wai o'pno^i loihH nSv' SKnny»'>«flB
«im «?i"?Koy« nnVvt «nSNVB» nino« SpySMa dbj"?« nn» «i» iSSaB
|)r nsoaM «nito nnrm «hSkitbk nnapi tir6ttovi< T\fDS SniVwa nioBSK
imi- aaiS» fhpjra do»^»- n"?a»po |y lopS«' riNoajKs Spjrt«- fibaNpo
15 Vspaw^No iSiai jn»"?»- mnNBoa VpjrS»^»B Hy*>y SBpa« «o mBs «öj»
P'bwiSki njiyob« »B--»"?jfjrn piVkojt SpvS« n»nNBoa' nnnBa jnB'"jR-»B «rSjf
nuTT TiB ';«**« b»pi 'mna' TrripB »a »annr"? T»' 'rm *;n»'>vn'>iw«»a"
»jy« fyi bi n«aSK »od« «na pnp'» netviS« od« |« oby« S» (t)
20 ppntDJ p'«i panaa «ni« *)Sf o^oanS« «nay «nai 'nb« n'n«iS« nodnV»
S«VB«'j «nS«yB« »B ao«3n «nj« iSi 'b nVj;')«i V«i o^nSwi hb^ ">no
rrmt 'a«n»i nS'an «o imoa« in Va'i n^ao p Sob« V'an» n'?«a «nai
•»'«iab« byBii «na« «jSp «oa mii »ts'S« SyBn «n3«iSi |«'ai mivn «»
'oni pnn *3j;« n"i«Äno'>« p«ba»V« «nbi «mai oiptsS« S»«n"iV«i
25 p«Sa»'?« p «nrt« V-onK>S»i n«i»a'j« y»oi n">o3S«ai SaaS«i o-oS« Srio
Viio SjfBn nojyiS«i mni pS«a'?« io rnii 'B^b« Sya» p orti ni«ÄnoV«
nSb«p »m mu p *)nSv«ii nrt« nanp «n3«S n«a«nioi «SntDni «b'an i^i
«n«io niSn 'lyS« Sjtb' }o n«pi"jat3b« t«o »b orti «nrt« b^a» «o te*?
msi »K'S« Syan i«jV« «iin Sip'B nyo»D rty SipV«'«in uSna» i»'«i
1) sie 2) Pr. 119,17s S) t. 136 4) SchebAdth 86* anten 6) Hier ist du
Verb um ansgef allen 6) Ht^I
KITSb Hil'ANI AL-NAFS. 46
idAk »b n^iwaaS« osiV« wa iSia «ina a*' "mjro ')ite'mf^>mDV
JinD^ WO' 'i 'm H'boSri fi'oaSKa toSs"»« i«-i3M">b hbnwMD napn aV s
naiw« "»»»»"jHa KOHD iKiTaeS« 'j«ö«i naufK fo»V«a 'ns IttdSk'-äoks
'S Kanwpn iSiVb ]'nn3'>V |«VaKpo h'Vko^Vki ri'aui^ "dwk Kon»">
mp iVb^ iM"ON p ina Sa 'S n'Sa^ ddjSV jk «oavKonbjrflVRoanni
nSaw n»t»3^ mp kw i">na »n'SK jrinnr«n>jr twi na ÄVare-nnKD lo
SaS KnöBPi^y ')nSsHj »Vi KitV« : yiini tmav irm-iDifni p lijf- tea
'B r6H nih ]oi ti'b «rwip iwj jy fiBK nnpnSw i:^Sk Süa..|K-«W»-iSy
M3'o' jino i«aa Sxkbo a' |»oi«VK *)S»«bo JwnaMSK-TTjra nSfwwo"?»
'r iVbV» ^b |«a koSi n'VHot{>V«i fi'awi^ Äro«VV ÄWwoo : «rwo' nnoi
OHÖi ' p' -Knai nNA'MaSK 'B iteS« tawarw • »Tin -«tna rntco aaira 1 5
objS« 'B nftaao nS»jfB '>p 'r |mo3»Vk noJi h) lih iWa ntmAob«
noNUJ -MviDNV, )nd3nSn hnSv Kna n'yatdbM ?ipSera nVxno irMDattbK
VyBn iwj«mn 'SMysK «nVi okdäni DBi nin aamabK-rnnTtMafWobi
'r jKD3»S» 003 'B i3i iSia rotaab»! )Ki'nb« p nrniAiobK »b tttö':«»
nip!>» 'm HFiMSio 'inwwai ni»pa napa' «o loiS» »b Syan frjKooA ip 20
JTi»5»b«i n'o«j">«i n'-iKjVtn nyBKiVm noitabm •naoMoVw nrmihH
aaRoS« p»K'i«nn ')pS n"jnKtDo «»JKmn *ip 'r rriKtaoÄ« 'rb»rnn bauptsi
■HÖH) ri'wtaibK objV» n«Kia.p om röaKtJoA« ömn ^b«np om ^b«
nnuNjbNi fiytMtobN 'hb «nrnp nomb rrjMmbK obsSm np . ^os -nrnnp
nbpwb«! npüwV» «on "»«bK jtmipbw noöKbb«i npnnbw noKKrtw 25
4«ow aama 'nbb ttb »>p 'nbw nnaKiwo «okb '/fi'püKabK ^p p-.om
]'o lopbK I« ibi b'bT nopbKi .oois'bb ') F''^***''''^ fipiMMbi« nbpjorb«
«mu fipuKibK oBjb« nT«Bno«a •jrrorÄ tbp©') mw -i»' '00»b«
ria 'B naK'iia oo»bK.p mu bap' lopbK ; |i» «oai -bpjrb« p •)«rMrÄi
i) T«bfiiHb« 2) KDJKi 3) nbe:» *) bsB«BD 5) wrdji «) n'peab«
7) 80 Mmc. 8) rwnt, MHK'lC
46 I. OOLDZIUER,
na^n «pnjf f^hn »s pijr* rii»'' nxajVK Sxmv im nN'jTjfoS« "dk im
«jrau n'S« pKnt^i riKp^Sn ab«' ruN*? jhn'nS« bw bxHi» ru«s nbaNts' »01
WB iSi SaKB' «01 VoiSKi oibSki Vsb« bno noKxb» |Kvnb» ia« iWai
5 Soibw nnrtyy 'jk's'jk moK» «oS ons b'sV« <s |Kb |NDiKb« yu Si» Sx«v
maütiS« riip oisbK 'Bi «onbjrs'i nopMJobw ipnb« ftüw 'jnpSa 'B
»B Ko bea» |md3kS» yu |k im »ShhSn |«i*nV« od3 n»«n3 iSti Knn»om
na»»Vob« SiK yy» iim'koo'jk Sik Svki' jKDi«VK yia "?»b«i 'ShkS» ]HvrhH
pranb»a nio Soa «ts mMWi jKOiMS« m«Ji VKoabn Nim pn'jtwV« bno
10 niBia riK'nKbK'jK \o «anp noBi aipi n«ia3'j«i »mV» ^^\tf Viio »hk^kSk
D«DK »m Ol« ja Do3 maa bw »n rnnKaj*?» dbjSh |» o">y«i noopi nibn
panb nnDwS« oBi^Ka n"jait3 »nnK»3«m-ii aatnaS« j« 'joSyhn moi }ian
T^bSV mbaS« oBiVK maa »jyo "ybriMon n»a">B H'ja jHDiKb« loi »jani
nwT Trya jKDa«"?« T«n niy |ian j» n^oaSHa »ay» mBoSw moa^Ka
15 »B mVa*?» DBiSK SyBa noihH »b tobj VyB mBO^Na yy»i ihSbmSk
oBaS« »ip n»na3« Sri»«3» mo3 »b |«D3«S8 dbj »ip mnaasi ikSb»"?«
mn»M'>» DBJ^Ka maatD'?» jKDiKb« tkii nny |k im ikVbnVk »b mteS«
wiSya iHKii yon |o »aao |NDi»VK iSiaB ^a c)ii »rrscya »m T»n yon
onSSm on'B onbrn pinySKi a5ryb»i omB iobm nrnby"?« 'm fya c|ii
20 rinbxoi riyBJoS «nao ipki te nnKiiS» nin noai iböSmi -lyE^SNi iVäki
f^Baoi «nKip üBn'i «ru»Vi Nnats-vV owiySK :|ii toS« nyBio loAS
n»»V axyS« yBJ «na nn«ani «njo nn«a3i «mSy onSS« tbo B«üy'>«
«V01 odAV« SSa -ro'V onSS« nyBJo p-iBnni VvBnn «'J'b oo3V« n«tt«an
nwTJh «mB mS« yoi pnyb« yBj o«üyb« jy y«TV3«S« 'pS'i ru«nB
2 5 n«'nS« uBm nn«Ä« nn«nnS« too onV« yBj f^aaS» riaina q«Ttt«S« »b«
ruy »p'rS T«!*?« •iioS«a ddjiV« y^tsib *)riü«n«'?« iSA« nysjo mBi na
niyBJo ♦ i«Sb«'j« y^ia u'nob« iSbV« ntt«n« 'jyoa im mp«S» «o Sa
nnBm a^Ay"»« »nio«ttii npiSaob« «ntsiDi »Vy j«d3«V« fimx n«an lye^S«
nyBaoi f «ny«S«i f «no«"?« nnn »b nT«rb« n«i«aa"?« 3naS lytt^b« d«do
1) yhi 2) ^on liier biB Ende des Kapitels = Ichw&n II SOI Mitte— SOS Mitte ; vgl. ibid.
IV 252 oben— 263 unten 3) SnltO' (ans ^PIKÖ"') 4) nfi}Kn«S
\
EITAB Uk'im AL-NAF8. 44
jsynn KruK n^iüV« nnaNsV« jy «nan iSnsi Sxjn «ruKS ffaüi'?«
•j fnm» bap aaüS« ]h njo aüy«i fioib niSNS nsSn[at3] nKDwa kh'B ^»'S 5
ifia naKna ruKa }kb nn'a nVys' wo v'o3 »d K^'wm Vaan npnS» irro»!
nV« DO ]Hy T\'vtp TjKVa »Sy nSats' nH3 nra nywx wMa |k^ »n<B nwba
'B HKT baann 'nSoÄKai «moa rvi»« p nypi «oan KnShtw »01 iHir
fini jo »nS» n'x«aVKa dwS» p Tiia yts aiiö »im «na Stsy» «o j;»oi
p »an n«jr iViSi »ru» nmaSKi f «nrnNb« hVn»"?» nai^M iW>i nawüb« 1 0
<B n'XB n'TOt p ^ip Nim 'w m'pB njrtj'tD SKpB DW»iWJK Sip »Sk n"?ip
ny ijyo <B 'Ta« n"?NDt3 h^a Skd owjiüjk wjf on nwVp) nNS»a wo
n«»5r ny»o oi»a uSi» jrnn nsr 'no'K nb "j«p |HDiMb«a pSynoV» yin
naiim «»a üjna rvn p 0« n'S io« m^sn nyonD mS no« m^sn nya^o w
Nipoi DWJWJ» »inoS nr lai tt^m) »an «y n«'5r nyjyo n'V no» »wi 15
»ayo »B Sr «*'« Kib«p «nn Siioi 'wi pn nwan nnsS •)no»ity lyo»
n*iK^ »npB^a ';«iSkp nö« pa jo nirtna p mSioS« »Sin» »n"?« itoiyV«
mn 'wi nnBb nowB» nVa nnwn Sa ina»oi vb Sy newi i«bo «a oSiyn
ny»oü nfi»DiK tmitn »lo nyi oSiyn t|TOtD •)»nö'?y }»a noBi |h »by '^'Sn
riSBa SBini iMroSKa naon oS nj»a iS jkS ddAk n»anna Sana^n »nn 20
Hnnp»Bi »mni pn »S» iwtsS» nna »b p'nny jhonni oVyS» |y n»y»aTö
«nB»Van Knay üpo» |Kai od3 «piS «p *) änn» ob n»fl «nou p Nnn«anjMi
DIB3S» SwriK fya «i»a npB »SKyn nSV« «ty |« oriBn i^n j»anB n»Bi na
Dnb»M4B ytD bpjSw ynB'VMi SpyVK |o npüMjSw n»j«i»n'j»i n'n«aab» 'iS«
nSriKotD »B nM3»»a SvbS« kih nya |»aji nnuoi onaKao« pnKibi DnV»«nni 25
»«ra nnSriKooa {«DiKS« noi n»3ai moKiMi »ibyS« o"?«yb*> noA«i dibjSk
IMynooS« nai 'yn nVS« «b^ |k »»BMtt'
»B HO Soaw pKyoS« »n fnKS» p pan» no Si« |» nSy« Vxb (a»)
«nbyB nSoa »nn ''jhp 'r nnSpi« nyaöS« |kS annb» n«»3nyoSK
1) 8. oben 89, i4 2) naoD 3) Mnpnm *) h'>3n 6) hnny vieii : Vonj»
6) Gen. 4,7 7) Niddah SO» 8) nohjf rüKO 9) H3nn» W) So im Singular
43 I. SOLDZIHBB,
'jonSip in jKD3«SSKnn»»n3 »no notpj'w riwia 'D VipSK'nin bno »b« ^t
n>s in ookSk '» p "ot o"?i »inpn uan na »iy «nS omuiüj« n'S no»
njK TiJ'i nM'Vpyb« »b oSiyn niow -KtsSy pjMSiwtttfbK ^3d jo m«
5 nVKOi impn »a-o »pnVKS nbipio b«K nytsi ny noW |jf «Sptcj . |«a
fwn »aSo -Sai ';noW jy -aKriaSN 'ip.p oSyn «oa oibyS« « tiktk^i
ono«Vp«a 7K>hv .]v yhpy •MUNas '«i no"?ty noan w yiott^V nwaiD
;]'bpK3V»;]ö.B«8^SM''>K«3 p.pVn pTS »B naT oSi n^bjf ^iöSan»i ..onn«iiSi
nbip 'Vh ampn wan ,yJh iSiVi dw^ium« »in '» »m^nx «oby noS» p;
10 Tiow'ip inB wnVKDo KöHfl n»on ibo n« j»jviboS« fjf2 "?ip' «oa nji*i
tö« m'x» nv-Bw n»"? töm nnnr nywo ^m rrvps nyunD oi»a runo nott>3
rmoo niwi nS» 'Sa o'o' n«8>bjy nnw» n«t>a Vj» na.vin'? ijkb» 'k n'S
'K3r ijf'DO : «npoi DW31ÜJK »aioV nr nan »an no« rrvps ny»o n»S tok
nsöaV« »B no^iV« fiip DWJWfl« naiy «o pn« W3i 'nn moB' imipBi
15 VnTBi HbüjSk |Kb iwSk p nyjo'i nüsn' nS« onSb« »b nboS« »jyoa
mm ^ynV« }o-myao» '; ywö «Sa wronv ysio >b nnaoi nypitn«
< joV» jo a»u« ni« i"? o«yüS« \o nSoynoj ko 'B ijyj kjoVi raSni nb«i
|Byn' nJwS *>KDiü>a »tiki nn'Ni nna» '«yo'j« »b itw inoV« p "loywi
n*aty |»n nnaiBy p iVin»i »hjdi oaSai ktbsh m toKSa« nao -S^nnon
•ioitSiSB ') riifli"?» niVBS« fiBtaabK 5|»aB yyfw an nats'i nnaxi "waa r^nS«
.'inaV« p'KnttBnn:«enDin»'«iynKVH »b «nVwn *m *b «nyo °)Sitn»'»3yo
Sjim pyaüV» MaVKO -tn» }nai nnSKnnDKi OMyiaV« pyn p anp« nanaS
Bna»B SaaSwi iBynSKcp «nyao«i TiBisaV« uBn' nS« m^o äöbK fiyKair
•«iMßSaaStti |BynS«i inaV« p wnS nyaKoS» IroB^nS« 'nnyia»!»« fSip»
25»n i«oa»SK nann-Kiao on»B p oSyA Vip?B nyiaisb« »n «ta owa^Ko
»n ijy'aoS« Sip'B fryaiaS» nnannjr?ao n^ itta n«aS«D m?Imb n8»y\aü
•K3Ty ]»n«naSy »a'wrpnwti nistrtn -lya «aaKB n'SaS» OBaS« ip jo nip
notwS« p fiip mipBS» |«"j-<nn nie» imipBi ny»ri»S« Vip-^SK.f'yiHi
iroo «npoi Btt'anjJK isish nr lai Sr tsmpn^^iaa-i Vip <S«*wayihi frteS«
1) Sanbedr. 90» 2) Ein solcher Bibeltext ist nicht zu finden ; er ist nach I KOn. 6, u in
falschem Wortlaut angeführt 3) rnST 4) .'3^0 6) 01DO (9 ?) 6) mBtS« 7) SäI'
6*
KITAB ha'an! al-nafs. 42
JK lW »^ S''?ibjn «njNüSo nip inV« »in 'bs ikojk*?^ Hjd 'a nn '^k
1»»» |K3-n3D '3-»S» TT« ]HD »03 nioj »& Tf» nso 'p »Sne iy»jf ')j»:i"?-
»nSin »Ol |nry ^S» Vniw riip »ojw nro» i» My»n7-'p n*>MV» bw^s
nä» Tpin nyst »wk'j'O 'j-h« |»d3»'?S NnjS»-|>3»9 »nm {jr c)pn oh 5
*)3MrDS» 'ipS n»33S» SsT »03 SianSw jM^paV» »s -nrfi T»* 'nn
friW'nS» nn"?» tSt31 'j 'w aijr'? 5)''"^ T^ "'paa 'iJ^ w» n<vn3 tsna«
»'>»|»3ö |obp3rt» |jr lyp' |w '^f' '''>* ^3"^ ™"^ ^" ^'.»nSMosi »riin
'ui iptwT ]^»i»i V^p3 nVnon» p «S» i» npw p'»D 'S» \S»nmB |»3o
'^»B Si» nonsb» «B iKjb» 'iiBi3 ODiS» 'B frjwm'j» iwa ]h »aSp ipi i o
i»oi"j» üw 'B 13B'?» n»3 p »njnsj'i »hdiob npü»iSM^ objS» toj «ow
1» i»nD'?»3 »n«nao i» priiibNa »niwa »Ji3i npa a»5tjr»">» 'b »rniBjr
ifl- TO»S» n« • TiBi3 la»"»» pBjS»- »B »rnwai dob^V» |o y«jftt^S»3
p n»roi »o »b j»b' nSpjr |'j;a "jnob»- »in f'opiB nmpN'S» 'bi nniSab»
»VB»a |»3-|ob |ni- n»nBm Spj; n'ain |»03n'>S »mnm db3« - 'jbw • '"wao i5
03Bij;«":onSjra-b»p ipi n^-wa oSy '•>» »nobya nSxini noBaa noSy |jr
D'oanS»-»ii»»»|oiibb »nilwnDi rtomb» 'jjro 'Sm nana osBiy» nosaa:
WTO "ijn o^yn c)TOo waoi nBW wtr\ ">jf nawi iS prSn -ui onSip 'B.Sr
BBib» «nt' »n«Sjrm»nnp»T' oiSjf"?»> }»Bi»b»^ Siap aaor. in- Ji«ioS» »im
|'n»0D3"j» pBiSwa »npSyn bap nNoi"?yob» t«d3 noS»y «»a »nS» 20
p»B' ^«D3»V» »n3' »nn »nniMsii 3»?«^»- n3ioT3" »nnrow »on3 »nSaeo
w»3 »ü3 ptsanv »novj )o jrt^pnn- npowaS» osaS» »i3nB;.nm3D 'jjo
DiSj;^» nx»3T n«"?» p»n»ni nS p'Bm nfi'oa» »o -oinni n^Sr riSiajto
njf ar» "Mpa* "jf on53n'>» '»»•»inD» »ini n'Spjfb» n»aobm rrjKnnS»;
no» |üa 'B^invnnp»bai naw rr»Ta \if avÄ^^na yjr »»»m'Sjr nanSna 25
v^v o»o» on-np«- •jSf onsanb»- wV»p} oip »itto 'jan' »d 'jVip' ni»S
'Sjr.mVK.TiDa 'ipa püDB*?» o»n iSib) mS mn' iS» iojk 'in o?nT ona
)jf.''fl6!>»':TiDS»'im }»Bi»SS notyjS» int' nS» 'v na .»in niS» moi »Vn»
'B.njo. »& »3jf' »n».S» in :v>im 'Bnn nj'a wn ■ity»3. Vip?i B«ab» p Tro
1) add. p 2) myi 3) 1. l^t' ' 4) Pk. 108,15 5) Ps. 90,7 6) Ecel. 12,5
7) •>Q 8) Hiob 29, 2-4 9) Nidd&h SOb
41 I. goldzirrrI,
pSjfnn HO "?iM n»n»3ibK nins ^v ruo ^oa» rfyv [t&i] nnzi n»B rssy
»S« }»3o }o Spm' nS yy« ri'jwö renn nsinn \'id no« jus *s pjJiSNa
'S ms |kd3nSk »s «nratoi »njnai» }k oSyw «ntanoi »ruioo »m «npnii
5 nasS« p 1'33'yS ri'nMaiS« OBiS« *nipa innS« tns' nasb« pi naaS»
nS nnsni smuk nS ntsni na-inn 'jNia' nTn»*)« 'b tnihn ')Tflinai
nny n-io"?» p ]kS n«aiSb oüj?mVk pivb« nVwoa fi-ioS» nV «'nnB awa»
bojrn on Nn»«i3 nSiB }o "jonpS» «irn 'b jianoV« ntsüb« ma pjibK
riSuoa Vxnbo'?» nb Soyn on nwaab« p iKTjrSK nSwoa pptioS« n"»
10 n«aib« p "jK'wbtyVH nSwoa oNujr'j» nS boj?n on n«ajS« p npjrS«
riSwöa iSiS« nS Vtsjrn ori n«aiSK \o KnSb» HSuoa »onS «btDn 6h
nip {jr n'aSs nMi'nKna ri^nKaaS« DBjb« n^B pannB nKai"?« |o ityp^K
«lifa ipi n'HMSK mte^o |y ri'bpjf n'»in |y n''ja'j» nott^jV« p ri'j«0B3
'')a"iSip in nia« 'b» nSi« }o yahti pian nSin *)m»5t' 'b St o'oanb«
1 5 "jjr VT 'nty opiBa mioi bBipo io» »yoa nön ibin ntjb 'j 'Mboiy 't ts^m
mnB matsi oino vb vniajy Svk vapy »ntj' vmaiaiK }»a w«i vjfix 'ne^
io«tt^ noo nnwi nSaiK iokb' noo Saw iok \os^ vaii io« 'ajS vjb
nnBJ oViyn ti»V »wb' nyB^ai io» n« jnn» «ob^ 'yn k'xio uw nnw
Sy njioi iS piSi 131 : maw »b bipS« ibi lyan« oh ♦ ninsn onoai oinon
20 'wi '»KT »"yjf im iVna *)io«j«y ibid tvi oSijrn qioo ü'aoi nBw wtr\
jhj"?» ]H oSy«i nSV» «it> |« ijra no »b 'r«i 'bj; na iSna nSip pioi
ImdjkVk ooi I»"? iSt 'b riby"?» irniH |M03hVk 'b rnnMaaS« nnV« |'ian 'b
-i»TSr»S» n«ah pts* kSi noia'i naioii hinai riiKnn 'ni wiäk p aano
boaS« o'pni Shob» iSin »nn n'OKjS« nip"?« 'S« i'nnwB «la« wd'«i
25 jnab» )NB n««a»» nSian |»i ikoj«"?« yu 'pa'S obBS« S'a^nbK 'Sjr
iKTi«"?» p i'aaitsb« i^KBtt'KS'j «pa »S n« na«h
aSp"?« p «njnaj'i j«oiKS» 'B »nraioB 'jwnS« mb« pian 'B Sm (a»)
no» jwa jo i'jiSK ihia ijra p «nSwoai »nSjfB "iimb jki nwjriB'SKa
'B nannni |»ao 'S« |«ao p nSjJanai niam nBnr in 'S« «o nno nhaoi
1) TBM11 2) Knan S) «'»«»Sk 4) m« S) Niddah so» 6) HoS»
7) Hiob 29,3
AbbudloacM i. K. (}••. d. Win. ta OSttiafn. PUlol.-Uit. Kl. N.F. Bud 9,f ^
KITAB HA'ANt AL-KAKS. 40
«S nn« OKI ')onSip in "yr o'osnb« ifi kiist ipi n'JMvnb« nnS» itb
|M-«8>o inobi non« vsrm itj'a ovn vvnty naay riNii nypan S« «« |'o«n
M l'K» ovn n«ni nnn Sk nSjr n^ano o'o'V nown »ojy ntya iVa «bowi
jK "niny nnNB ♦ nwrSn ibw Mbowi d'ob>j vSy iit nnob in» prVn k^k
p Sann panS« Snoa 'S) nSia pan^« nn«a 'S ntDtt'jS« 'jjf«jfK' jw 5
DTsy» ob m |K no» pa jts pjji"?» uipo npi p iSi 'Vy S'bnbKi nsj«
nio mtw niwna '; nnKtt^a n"> nouyV» m»3r 'nn nN»n nS 'ir* »o «"Jw
Tina Vip» fjrai D»»n |nu tii3 Vip' }k jono» ow Kn«^i oo«S« jf'oi 'b
jo iSt "?'Sn «t3»i iSn SaKti' noi oiSit>i o"n Kn»Sjf awü'i o'non n'ntD
nM»nK n"?» n'ojwn |a »b nbip nK'nS« no«"jy oway*?» jk a^naS« Sip lo
SianS iSn vj'y n» nyjn npsn o'öj;s V^^ tv "»y^n ii^f'i ^jnbip VB>'bK
S'^n ny'oA tnm naSp »"jk dbjSm Vttib dkdoS« nnBnV nBj« 'b noB^jb»
av« Sip vo pBnto VB»a o'^n nn nott^i "wtfH ba *) minS« Sip n'nxn »Sy
imoV« |»aB AKiD^Ka Nn'ats' n-npBV« wbno ipi 'nn moK' mmpBi nV
mipsb« »n »nV« notri^» mp ibnai n'a^K yoü 'B mui n'a*?« ^a »b i s
«ipa DiK nn nxvi ') n^p yyo in «nni paiV« »VKin »ni nBUi"?« Sw »b
paa T«« DTüa ') ny n'on»^ nbS« Vip Snoi w« anpa la-ipa Sip» nättaB
nni 'a 'no»j ")tiy "ya 'a Vipi ib nayV pao n^' '}n'yty' Sipi Tny^
»a ")»sr« S»pi 'MI »o« pao omo »naSo^n T^y "j'ipai ")»B»a 'nb«
'OK paa yaon wSa n'jp nn« 20
'B »iofon ip ♦ n'flKaiV» KtsnSw poBiS« pian 'b Sipa Tii S» («»)
wnm n'jKvnVw n^nwaab« yüsihn nnn 'b «nn Sap onpnoS« VvBbM
n'n»ajbK hok SipjB }MBJ»"?b «n'B nnai «joip Kts fi'B'a n»B pai Vvb"?«
Ktsn'B nopSw DotJ'S« 'nip p pan H'aSBb« «nnip nnaKB jKOJKb« 'b
laooi 'V^p3 "lon' obi nwaj ybu» ob itDpbMi ooifb» nip Kbib obyn «oa 25
«b nopbw ootfb» n'by jrbü' «b }Kao 'nn o'nT k^ij naooi ts^oiy nwian
1) Sanhedrin 91,* 2) UMyE^M 3) Am Rande des MS. ist zn dieser Zeile ange-
merkt : 7py3 ; ich kann die Stelle nicht bestimmen, an der dies für den Zusammenhang entbehr-
liche Wort einzusetzen wäre 4) II Reg. 4, S5 5) Qen. 7, n 6) Zekh. 12, i 7) Jer. 1, 5
8) Jes. 49,5 9) Hieb 27,8 10) nij;3 11) la-jpa, mit der richtigen La. ist es keine
Beweisstelle 12) Ps. 22,ii 13) Ps. 139,1» 14) Deut. 33, m
39 I. OOLDZIRER,
l^pj» »Si f-i«S» »s Nniioai rinta'jM ^iihti 'S * OTan mpi nh-im p Anno
ü «in "?rio) in«i JImio p iKio c)Sk ypy »V Noa nöB^jVK p JkidS» iSi
nins 'u) tSjt ntj»« nnn p »nVvj^i * bn» n'j«nn^« n«"?Ä»ioS» y»oi |ian
l'pj' nSi D'jpr 'jr 'Sy ny uai ntyo fiiai nn p f's» ko »ijro nSvwioV«
innra »nSixn npi 'B nsttj"»« ^b« i'xn 'nV« mipsS« ibias M'ty nmaa p
fiip pjiibM 'S Sxnn «naMS »tt^ notyjS» p ypy «Si »tt>nK"?« Vam 'd
1 0 nyKobK iSn n'binoV» aaMoS» nn« fi'jKnna fi'iSv 'ipi HöSd riNTnMna
fiip fisuaSb pans iibioVS MjfVMui «iSio »naioo' n"?» im ptyS« iVii
ifSMübw npiS« n'inp' no airto 'Sv Nnyüm Kni'i^ni Nru'ian 's n'«inSS
mott' imipsi nSip »jjf» N"ins *;n'nN"?NSN n'KjySwa «nncnNboi Nmäsni
iV nnipsn wnitDtyj "?vi "jSr wniai «ibsp iS-iSi «Syi S^ nwab« nyni irr\ 'nn
1 5 'Sjr MiiDo MüMiD «njo )«ai ^«iirtK fioKia 'jämiSk ooty"?« lua rraty 'ni
»B "?aini n*B notyj'jK SoNann nö« pa p nma yn 'S» joA» d«i
'Bi nnipM'Sw riniSaS» 'B ootyS« yKj;«^ n^Bja hbjn p pK^inooS« MinS»
p iniii c|uV« notyjS« ]»•? aSpb« »Sj; «inS« pnu nriBn riBJ« p «nSw
iiB3 biM ]ti in Kn"?«oa iiBj j'ai «nyKyty niBa Sin pa p"ibS»i kihSn
20 -innn 'nn Si«b Si« nonB 'B iw p i«-iD iiBja KH'aty pa' «nyNyty
NonjNB fi'JMi'nSw H'nNajS« poBjS« nSia 'ajr« nonsS» yoi 'b iwSn
■ 'B noiyaS« SoMann "iSkS« 'bi «on'B notyjS» Sstsa SiapS 'jp'vnn' nSna
NHij;» 'nS« fi'SaS« notfjS» p nSiap aona h'b pa' 'nS« '; "npS«a pjiS«
»01 n»"iynD»S» p riipS» »''nn »oi »Syi SU nn'troa ni'B p nS nSS»
2 5 Noa HBJ» 'B »nSiana »nSiap aona m'ii lyo p aa»iaS» njiyo p pBn»
n'aty »aSp »oa »hSnob insi pa'i D"n noB'J i'B»a na'i 'jminS» nS»p
npi 'S» na ';»u»j» nn»'n aao 'pani nnipN'SNi fiiiSaS» 'B oott>S» nu
»j'NT ip fionaS» 'B i»jS»a Si»S» 'B »niiBJ 'Sy S'SiS»i nSS» «ty
SoMann }» »S» pw p »n'o nB«i »'n nBva pa» nM3»vnS» ^a 'B «j«'y
1) JU' 2) jun 3) Num. 11, 17 4) ohne Artikel 5) oben 26, 28
6) Vnn' 7) Tipa S) Gen. 2,7 9) nÖH3D
KITAB MA'ANI AL-NAFS. 38
">«» in »nn »v mn vby nrui 'ip n»fl «nSNosi «nnijrji b'Kis 'nS« nin
nsjf nn fitsanS« rft'is 'Pii wai noan nn "jMps Kmnj; oh b'KSrs 'n"?»
ywiVKi nsySK nV'Vs 'm 'v n«Ti nyi nn nysiiyb» rib'Äs 'ni miaii
o'bT piva üSB'i SKpB V-ry"?« nV»»B »m fiiwoV« ni»njS«a »nyan» oh ynibw
pmr\n n»s»3i notj^jS« »jyo SmSn Kin 'S paj iiya wnn t"u Svs (») s
notfaV« iis: »s pSipS« ]»3 :)Nbn5K anin' ips mh's avN Sipi minS« "71p
noB^ibK pan fipSaS» n»at3 |o npi '» |oi moi }o yino '» p )«d3n"7M 'S
D«n nötyj voMa ns'i *)oik ]y minb» bip n'jS Sims na 'jb^hni n'B
SMoa ijy |K »in |o |'a» nS«B vsKa D"n nn notyj nK?« "?a ') »rtt'N S»pi
'S notrj"?« "?ain nö« pa p ntnai |»djk "ja fipba bwoa uyi oin ripSa 1 0
DSj'jK h>p I» St 'nn n"iott> nmipsi *)av« S«pi N»n »na i'vs nsj«
'S on'jftnni n'jNvnV«i hTKaaS« pnnbN usnns nsüiS« üpoo Sw 's
'ns nTMiS« no«s dsjk V^''** Jo "»nwi ^3 '*''* oniina Vap »tyn»*?»
kS nipV«3 j'JiS» 'S «mijis n'JMvnSN nidki nniiö SysSna j'iA« 'S
pww 0 'iSKi noMvS» |NvnSNi n»ajbK yo '; iKonpHoS« on '«Sini SysSwa 1 5
aao 'ni 'j'nn 'ib' noifJi 'antyy Sn nn Vipa «Syi S3 '-»«aS» nay p
'S ai'K }k"? 'nn motr imipsi 'ipS Mi'« notfjb« nSiai j'nnS« nK'nS
S»p myai pVSKa 'itsSt* aNiSK npi '»'nn aSna «Vn "jSNp SipV« bw
InwS» »n'B yaüjn 'nn pAwa i'vni ''1 nsuaS» nöin npi 'jw'spn nj'awi
nSiS«i onSS» |'ian 'ay 'jaats'n o'Tai nw^ai 'jtyaSn ntt^ai iiy b«p oh 20
n'owS« DsaStia nioi 'jy 'noy n'try noni o"n 'ipi pnyVw OKuySNi
onpn «oS noBNn'?» nnanobN nynbN nai iSi lyai n'^wnS^a nn«'m
n«y»noa n»'n"j» 'Sy hüsn inyni na 'ay 'nn motj' imipsi 'ips man
«B^nNS« p ntna ]Hm Soa »nn nip'JNa n'^wnSw Sys^wa n'tswS« nn"?«
")|Kn'nx i'Sip'jK I« bipjs jKD3»bb dsjS» pa npi 's ciKVaS« onv »ins 25
DOtt'S» Sho noB'jS» Sho ]» iSti pshn ri'ai »nj'ajs psSna» pniiia pS
")S»an 'in »oa nis«3i i^pH)ä Sa 'S is3' 'ib» »mu bho mipsV» Shoi
y»ytt> ")ara' nsejb» «poo Si»s nio isj' ysno ba 's »ny»yiyi döb'S»
1) h'XnrO 2) Gen. 2, 7 3) Gen. 7, 22 4) Hiob 10, la B) i 6) ptanpnoS«
7) aSw 8) Hiob 33,4 9) Iliob 10, lo 10) HOIDjSk ") pH'nX 12) vgl.
za dem Ansdruck Sa'adjük zu Hiob 8,u 13) Jt3>
37 I. QOLDZIHER,
nrnn nnNi ')nSip im »ip« nni riy biotb« ooi nsin'i »inD»b«i SnyS»
nn D'n'j» »«t 'ipi nyKityS» 'jfib'is a^nw nm "»»n Wi» oyn teo
nKT }n *)2VH Spi 'V nKT riösn T\WH'^ VipS noanS» '}n'j»»D aKrntK
5 jvtf«"! 'V riKT 'jKÄ'« 'ipi 'V nMT nosn nbnn *)»*»« 'ipi rtöan «»n <v
nan' ntD« »3 V^'' pn'jw SnyS« fibris a^nx« oni nts» wiH nbipi njn
TÄ »B 'ipV vityäb«! ytibKi nsjfV« nS'is aKror» on yxa 'wty nbipi »an
ittJND np' vbya t^Dj n» v» jrxia ba mm« p *) vwaSm yniS«! nsyb»
VpjrbK 'S Nt3 n«aJho »by tnnm MSin nynK;'?« "?ip jnpi c)»a iSpy pya
1 0 wt3^p »nV» dbjS« niyj ms^ -onj M3«'a tu »nini 'jKxpj «bi finKn «"ja
nn }»b ny«ityb» rft»» nxp' ins naw nn niya hqh Sipji nsjm »man
»in» «o 'B Bn3a"?Ki nyKitpS« »s n«o"OoSM Sys 's kV« pan «S naw
»aaSa ib^m Saa 'j»ya it^n nwyV na'un ik^k pr» *) 't^oj |a «in»S 'ipS nSS«
inn "j m *np »in 'si Ssna'' »oa Sy ib lae^' o'yai 'ja aKn« n»aS n'B^y
15 noanS» nb'iB »ns na'ia nn noto rmtinttf^m riiiftiiv;^» jy yy naw
'S nianj ") 'ipi 'jaosn na'nj nni ") 'ip"> n«iDi obySsa ") riTKibt» «nj*rt
«5'b «nn«ani nsyS« nS'Äs nyj 'ns nawi nn niya »öhi 'v kj mn
'jy anpa »in paa nni ")'ipS aw «Si S'n» [«"?] «o 's yoisS« 'Vh S'on
Smd' iKys n'by mÄini 'iKaS« an» p npnS kidi yaty na 'St* nS'6 jy
20 nyj «0«) 'anpa K^nn paa nni "jKps nsybK '"»y nb nna»n nn n'n jna
"^yi n'aS 'ip im ?)««Kb»i bny^tt 'm Vnäs ")'jSk fii'ni ins |n nn
Sy 'nasK^i ") trtc k VKpi 'ui tss»o npa*? wn '*) Snp oan"jK bn» nn pnV»
nn nKi bip' nipSK na» 'S» o'junni |n nn nSifn' a»i' Syi mn n'a
nni dSoS» y»u»i anaS»i niiS» S»it iSna 'jy p»n ;o n'ay» n»oiün
25 'jy nS |n }n ni»wn "j's S'p npi S»»4s 'nS» n»Tir» yioJtD 'n n»tDiün
trm n'i'i ")»Sny n'xns d'»»S«i o»an»S» ")n»ii!ir 'n ni»i»nS»a
nyoi 'S Sip' '»' y;o nwn »5fi "jSsrs 's nonatsS« na cjxi »o SipS»
1) T. 21 2) aMnit» nS'SS S) I'b- 11^>^o ^) ^lob 28, m 5) Prov. 9,io
6) ProT. 1,7 7) Prov. 8,7 8) Prov. 1,1» 9) 11 Reg. 10, »o 10) add. 'fjjf, Ps.
143,10 H) JT'nKjS» 12) Ps. 61,14 18) Ps. 119,108 14)Ps. 61,i« 16) a
16) Jer. 21,12 17) Zekh. 12,ioff. 18) Zekh. 4,7 19) HM^S 20) dittogr.
21) Jes. 11,1 ff.
KTTAB MA'ANI AL-NArS. 36
'iS« ,Ts nVo3B ibi Srio nyne'b« 's Trei inu^ npn «Si *) ipi c)nnn piv
oma» HjrKits^ bno »a«"?« »s S^käb'j» nin ps man tpi nS-myKi S'Mto
TSi 'B im onts'vii iibo h »Vy 'wi nS'S orrSy pSn'i Vip »b riy U'a«
»ny»o5 n"oi ipi annaS« «man' dSi pnx» 'bi n»B ^'k^bV« fvpai td» 5
|»ai mm 'wi pKn n« bn nyKie^b» »jyo 'b Vipa riy w'a« apy» »b
nnänoi Sm yo ntsKpo im fiByS« riS'to n»B mam nyKoJ JMnn' laNb«
'b« HT^sif f|y' im njy maaü d'Si mT ;»ai nS 'm «aboo }»jd 'r «nS
riS^ÄBi mV« n«ia«i 'ui »nty« n« nan ')|aSS V«p »nn riitsS« «4pj«
t)Dai •)'ipS Snyb« nV'irBi 'ui oaS mo«i iBD«n ^mwVwb 'ipb noanS« lo
»BI S'«iBV« nnn fii'w ")im mb«vj«i ruo «Siy 'wi ")oaTa inp ruB>o
nny«i»i niio«na^ 'bi Jiba «o no«S« aSa »nn vjn« niy« ]y vpv näy
pM I»« '*)«i'«i 'wi HD «xüin ")nytB b«p nnoan »bi ivo iSoS m^anm
So«a üaD 'Vy nm»j 'B riy dwb nyKitt' 'Bi ogri' vjpn "j'ipi iioa nam
»laVai «n«D «03« mwoS« »«Sim nytD n3«a ")^rhm nnonS "nSnpi 15
iSiVa omB «mria«a 1« b»«ÄB'?« nnn nn«a fiü'üyV« jS«aoV« rrm
S'«äbV« nin }« Sipai c)^«aob«i c)V«io"j« nay oMoyS« Snob« nnS i«»
ne^o jnD«S« SionS« »b «S« nSnny« ")«ö^ »»»ri «^«oa nSoa «o 'nS«
jo fünanoo S'«äbS« mn |« f«ü \ü'> «Vi «Sf« itsnaoS« »bi rijr wai
«*»« nnw «mnB jwi nVia nntt^n p'D«ib my n«3ni« npB tspB SpyS« 20
nSy« '«nn»i «Bxn fiBinoi fiyonioi norbio «mB »m minb« jo nj-ianots
«ViS 3"iy ny npa p nyn n« tsibb'S aa^v ")riy wai nt£>o |«a «oS j«
tjS« m«o "jfiD 'B nirun wwa »nS« ma «n'?«Tny«i S'«ÄBb« nin S«tDa
Sonnn «Si Sam "j'arwn nooi mp |« nm oSyi DnV«no« nnyan'i ä«K>
Sian Siaj n»y nn« ib^« -onn aw «S ")nb S«pB noBi "»'«ia mp nmooa 25
1) Deut. 1,17 2) ibid. 3) Deut. 16, so 4) v. 19. 5) Gen. 14, 15
6) Gen. 29, 10 7) v. 21 8) Gen. 49, 1 9) Gen. 43, 12 10) n^tt^H t]DD HiVOI
ODTD 11) ^n 12) Gen. 41,38 13) v. 39 14) Ps. 105,22 15) ^npl
16) nS«! 17) fehlt KD 18) Ex. 18,i8fiF. 19) nriD 20) y\^ 21) v. 17. 18
36 I. aOLDZIHER,
n'jKvnV« dsjSm n^is uyo 'B «ins ^"jKvn nsaSK »ir no 's hükb'ji
njf'ioi Kini ibn SsKty «01 nip»pi nusttfli Kinn »aijn riiNtttt^i «pon)
^n^K pa» |kSd3 H7yxj>i an«» inS« ^v KnjMxpj noki ^pwoi V»ii
5 «nan«v »aKiayV« »öd» nSt* im i^d' id'-kS nSinno «S'nio KrüNjr WMai
« ^
Ki'« ', nini »majr S^ ty« mty Sy \ 'ip |o iW Vawty «01 aV nom Sxy
n»o'na"?N nNinty"?« ]v fisjrSK 'ns H'nMajS» dsjSk riS'»» koki S'Kini ypwtD
nNTi nwjri niy'Ä oKiajfV« »n'oo' 'nS» 'ni «'m nsjKi 'nywpi yiii yiu'ai
mNr Ni«) niiaiyrs risy mns jndjkSk 'S nbnny« tntis iSn naty» noi
10 »o 'b« K'nyni «nsDi »iiioi py now »mtt>i Kpae^ ru»a bKiny»V« {y
HTii (loty) yS ">»n: ir *j 'jNnayS« n»oo' nS« im k'pi ") risj« rlip^ ri3» kS
i»DDJNi nSmShj« WKa '>^^nyK'J^^ |y nxpj «nKi j^pwoi bwn Hnyoi
nini rTV« 3Knn' ko'd dpio Va pkiüki *»'ni ') nsi» fi'jpi non n"?pi Hihk^
nriKi ptt' 'fl dojVV S'MiD 'jSk nin nbiny« »ins ypwoi Vkii Knyöi
15 STyS« nS'Äs im nyaNi nVirs S'käb 'jVk SNiny« )o inj ysatyNVK }o
ShkS manoi mvy püNJ ptyS» ifi pa' ^k *) nbxi oiko'i Sys' «0 "ja »s
nj«a '•JKyoSK nin yoii Sys'i bip» ko 's fiStnyVK finwa mmi riJKer
n^Äs NOK ms KPiSKoaa nS intsri riyntySKi ny uan PtB'ts 'D riyonio
'Ml ty*K }'K '3 KT1 nai na |D'i 'wi nx» ty»K kti ')'ip ms nyKie^SK
20 Knn 'ui jytyvi ntyo op'i ',nbip kS'k iSi Vnoi nniaKS niyi maai nyKüjy
|y c|y njKs nsySK ri'j'is koki nsiy oV p"? 'aruKS aiKn a'ia im
?)'sy KyivKantD Kym |Kai aKüaVK apm' |Ka ko biu nS nnKaö"?K nniir
Ty "ynSip ins fioanbK nb'is koki 'wi wy ntyo ty'Km V^ps osaSK
'ipi o'K'ajS tyKii o'oanS aK ") my St o'oan'jK Sipi 'wi oan nSy D'iiaa
25 KSnoK vVy VT riK noo p jKa ")"iK noan nn kSo |u }a ytyimi "jkS'k
oSKy^K STyK )Ka »ip 'j"?k nnn n's nSinyK Kobi nosa »s in c)<as noan
1) Prov. 24, 80 2) «nm 3) «BiK 4) Prov. 21, 2« 6) M&IK 6) ^Sxi
7) Exod. 2,11.1» 8) V. 17 9) Num. 12,8 10) Prov. 21,2« 11) Megillah 13» M.
(mit Bezug auf I Chron. 4, 18 wo die Rabbinon Namen des Moses finden): . . >3t< • • ^SM • • ^DK
nwaia a« noana a« nnina a« C^n Ja'köb: o'K^aaa a«)- vgl. Levit rabbäh c. i Ende:
0'K"'a3n ^3N nöan '3K nC^tSO mh") NS- ^en in unserem Text angeführten Wortlaut habe ich
nicht gefunden. 12) Deut. 34,9 18) MIM
6»
KiriB MA'ANI AL-NAFS. 34
c)"iy» mS iSiSs iSis Ni»K ovkSki dkSü'jki inukVn nmjy niKon ip
Vp3 'P'iuSk 's bi pa •p'pnn'?» Sn« Vsn» «bs tb ptts'K ko 'jkjto
j«Sk tijs »nnKpNpntfNi «n'jKyoi nodkVn wnsi ip i«B Vm (u)
ip 'JKiajfbN }K "?)pjD Kipio'?« 'B nniiiob« nSiKsSN dbjSn nip "oij
'iS« JN "jipjB |n nn njwj nn nana nn naiu nn »ni nnbS mjfj 'i lan
'B niijio "jK dbjkSn 'ja j^nan ^«48 'j «nao oBiS« b»»ÄB iraiNS nijfi
'Ak SHinjf» p inj DB3« 'j"?N 'B Cl**^^« 'J*?** n*?!!!!?« Ni«B JKDJnVn 10
noan^K 'HB b'wiB 'j^k nökb 'jny'?« hV'äb 'ni njrasi fiViB c|«xin
|o '}KnbxK 'Sk NnMjaoji nS'iB Sa *)nb3N w»a npi nsirSNi nVNAtj>SKi
INxpjSw HnMnSN »fl S'NnnSNi V»M»fl"jM nijfj in wnn nj'aa nSw dibj 'jSn
nSnnirts Knnn 'B WMai noanV« 'n nptsMjbN dbjSk hS'äb ruMa »i« Sipjs
}jf m^' «o jf'oi |Nai nimo rirrnv noan nj«a jNsrpj kSi ninn nVa i5
|j; HTW «nnip w«a }ki nxVNaSN noanS» nKaiio 'Sjr NBn«o «nanMx
»«ni «DÖani »SK»nnNi «a«i nSk'wki Miaoi Ääa) «naa niNV «nin
rvüm njn ajwi c)3m nono) Sojn p« b"k «nan»5r 'JKiajfS» 'od' 'nb» »ni
»tiSk 'B noan »bK noV« »b noan Nnaia jo iiani nbn SaMty not nnoi
onsan non o'Jiaa «bi non o'bao o'ja ^npaoS« nin Sno 'b 'ip tw 20
S»Mi"i"j» US "TxnB VkücbSk ön Nnjia }o Spwni ijfT nV a'onSi jnn"? non
')«SBJni niK"iDi finNVa niKv «nin |jf riip"?« 'B nxpj kSm nä'n iSnai
njfai »OB Knan«5r 'od»i ijrai nvns 'jNiajfS« n^oo» n"?N im nSsnii «Sai
")SKpi nai SaS poN» 'na V^ps "?üNaS«i pnSN pa p">B» kV 'iS'wi S'oai
ypKJoi V'Kin N*'N nini oya nnjna wa ")SNpi inio» aS "lona o'b'wi 25
njfNüit' r««a nStny« «n« fi'jKvnSN dbjS« HS'äb »okb noanS« jjf inai
rniiy «o«tp«i niy nihai OKa 'fnv^ fio'ty fiipi ri-iwo widi »«i orni
* » » • • • m
1) Ps. 119,51 2) V. 78 3) l^pnn 4) oben 6,ßflF. 6) «hSshSn
6) Jercm. 4,22 7) So^ini Ö) add. ^^lyi 9) Prov. 14, 15 10) Prov. 10, 21
11) Ps. 94,8
33 I. OOLDZIBKR,
3Kn ip |K3i ni'ro pjoa nnio lya ntyjo 'Sjr ')n»Kiii 'jrn '■!*«"?» Sipa
nainS« "jiapi 'nyKStj^b« wSp iniaVoS oSts^n» ina'B^n ['ui] ib -inyi Vip3
riiaHS« »D «0H1 'wi oVtyiT ina^iVM 'ipa «uiSk 'S nab» rrby n-i |k »d
5 «OKI u'B^n iniaSo"? ') Vr o'oanb« kiSkp npi nnain Vap' dSi nS jrsB'» dVd
«isn "«f M in'prn ja na^jo nwsn V?aa *) 'ipa rrby nw nj»"j «bs «an o'wyS
mn |y ")vmaK 'jy ]« n3' «Si riKjSp »o pn nav »nm «nann ib'W
rin^yS« nnn i> «ran ip ins 'oVyKS nnn» D'nS« naiy t»'>w }«s iitoi
TMtDn'j» c)»y» »b« mar oS «o haoKyoi «nnKpKpnjs'Na osiVS wodkSk
10 ons' o"> pa bsnw d»Si ^«nnyKSK p Tya c)«xjKV»n b'xnnS« S'Vp w
'jKODK 'n »Sk DBi'?b "JT o^oanV« «iian «o nVipa wVy "intj^n «oanB
«ÖD» 'nS» Ki"on nyj bipji nW jy na'Jj pis rinry nnTj Sip' 5)»a
DHS» p nSp nno'jyV «ö«i «maia wm no« njoKa*?» «wato rrnnwöSK
kS njNb nKajKbK «in "Ojoi VipbK »ri S'»p Sno nruy 'jKyoV« nin
15 kS NO DHiy «isaNi nnwp inp »Sy Dnwy«s onio nS'ao «in no ons'
oiSySS ]« iW i'a'i onjy yapo a»i3i nnjo poo Sip «ins nnwp nStsnn
noan nioiSyn n"? S^p» «mn« ri'oan p3i »iKnaybt* 'B rnnK^Kb»
'ui n'tt^in'? D'Vsa *a rwan nwbyn iS ^y^ *) nVipS mSjj nS bKp» ia»S»n
«nKiK Ko Nn-iü«i H)iH'\H HO «103« iSibs ni^JuSw nioiVynV« iVia 'jy
20 yytD in nj^a nnnoj ^jyoi 'ui «b niSjjni im"?« 'vb niinoan *)\ Vnoi
np nb« a«a"j«'j« ^nb «S« minb« nnn «ran «os jwi 'D'jy«B nioibyn
ibi }o tiw "oia j« liy D'anS« «J»n3 np jmS ainV» nnVipy '/jy :i»ai«
"?« V'oa »3r«a "j'ipa nS'«pa laoon'i ")na mr* n3«S ")bn«iV» y«tDD«a
Swsi n«»SpyS« bix» 'S nbpy ypj }«S pa «im t^o Sa«t>V na» »a lain
25 Tiia "j«*»« b«pi «ms «o n^«i pn«a nit' nons iai biwSs n«Ti8'b«
'Sni iW Sa Sip» nSpy yj>i Vi«V «in Sao SaS ■itD«i non laS iSin Saontya
«iD"iy» d"? ")n'B«ao'?« j«s Ta3rn'?«a «inB«a p «ani» «o |« Vipi on
^«»oyS« |«S n«ix«"?« na'tai j«n'j«S« nais |iiSnD» «b ")öxS«i «i»»*?« Sab
1) nM131 ^) II Chron. SS, is 3) Sanh. 90» 4) Bereits Br. bemerkt hier, dafi der
Vers I KOn. 14, le nicht Manasse erwähnt; der Verf. hatte wohl II 21, le im Sinn 6) + ^Sk
C) Gen. r. c. 14 7) Hieb 11,6 8) Deut. 29,28 9) np 10) ShjS« H) Dn3
12) ProT. 23, 9 13) Eccl. 10, s 14) e\iHSü> B|'SK3D PI«"»! »<"» S)1B3D W"»d 16) OXkSkI
Akkiadloigai d. K. Om. d. Wiu. n 0<UiB(M. PUL-kM. KL N. r. Band 9,i. 6
EITAB MA'AMi AL-NAFS. 32
npiB'jK nya ktibikvid vö jfonini mjrn ori nnj'a |o nosj n"nv nS»
vöv ''N 5)DM'i ywM n's Vp |o I« Vr o^osn'?« »iS«p ipi 'noKSoVKa nivjrrs
'>tm n»3 na «on am warn «n 'a 'yonSip in wSp «oa moa pnx niK
ü^Dt ^ttf |nn'o kS» nj'« ny'w na B>'ty nn'o Sa pnv 'nn n'otyo inno«
ns'DNi njf'w n»S iok nyu n»a a*na Siaon "in Km p« n»S iok onioa 5
•jKyoty» pnv 'n n'S ion ['»)] ns'DW ny'w n»a a^na Vkvob'» «m p'ya
b« r)DK'i jfm n»fl S»p' |k pnno« ibnVs va» nma» «na nawn ntt^y
yo 'pnSn na'NnSwi nnSKsrb» dsjS» }k 's nNjnan no p' »ins vojr
Kian nn«i ')oma«'? 'ipa pnyo j^nny« |ns na'MSo'?» p »naKnx«
Vno i'nbHxb« vnia« |y 'jy n3«a nSn |« nNjai« 'wi niStt^a Tn^a« Sk io
a»DnS«a mv; üd "»ay nni dk»» 's on-ia« 'äiw nmaM ni in nS« nay
pnS«^» vnia« 'KSini oiki nji rü ja oty Snoi onnKtsy« »s n'nsrS«
npnsSK lya omiy nayi üv^ nji on« S'aoi ';»nSwKi «»jn"?« |JonN oni
)o «'ajKb« bi3r«i ppuMj"?« Vw« oniN*? na'N"?ob» yü «iod'?» nwSo »S«
|DT )K Sap yaiK(n) nnp n»oo jnan |n «in pa»i om'j |o «V onSoi i5
nii mm dik on 'nbt* »»Sim nsbi apyi npani pnsm mtt'i nma« «mB
nma« Sap )o yan« nnp n'oo iSiVs nnJhn nayi nniin na |a ntyi nniin
iKDiK yo ornKDiK »ntym |» »a»SK «laSü iVi 'Syi onoKoni mis'i
Mo'? onoNVa iii 's o'oanS« Vipa Hirn fmy npi i'nVKxbK onaMSD»
aiwi *)nawn ntj^y nnn }k «i^Npi 'wi iwa« Sk wan nnw omaKS S'p 20
)o »Sy nw» |K nSny 's ni» kSi SiMy 'yn nsaS« ]«S iW yjo' iujS»
nnw lya nn'jT »s n'by |»a noi nauia n^Sy nw« niaKSS nsyi ann
D'nV« naiy p nj»a rn'ha pioa nmö tya mn »Sy nw nw^Kt npi
ibi p VpwK {Ka iSs 'wi oViyo oa'niaN latj'' inin naya Vipa onn«
n»Vy KiiVto onn« o'nSwa nnyj noan"?« 's w3 «0 nnaKSN 'Sk iKyi 25
b» »nan nnKi nbip ]h ';('?)TaDn nSi S'wn fi» riTna yx nya iSna
Tay» a«naSK ]h «o»d nSi onwnan nb« pn^«»"?« iSna »jy» 'wi Tma»
iKniK^K wi3» om nSiyo oa'nia» latf' 'ipa saKS« ooKa iNiiKS« |y
1) B. B. 16^ nnten 2) Gen. 15, 15 3) DhVi^I ^) ^n d«» Stellen Gen. r. c. 30
Anf. c. 58 Ende findet sich dieser Wortlaut nicht, sondern: jopj oSiyS pSpi V3K7 B^tt' TWi
6) Jos. 24, 3 6) Ist mir in diesem Zusammenhang unverständlich ; vielleicht korrumpiert aus
TDfin lSl 7^Mn nSMS- ^'<^ beato Auslegung, ja sogar Worterklärung
31 I. OOLDZIHER,
|K Hii^H) iKpiSw ">Bw"j» »nb« H^rhH obKjf <D nSi »paS» bw rnä«"?»
Dan aS ')«*'« noSty b»p iWSi n'nsrS« boySS p'SinS«a nSb« n*?«
twK) »»JiS» dS«j;Sn »iy' iSwott'b S'oa aSi nna«V« dSkjt^k 'ay wo'*?
Konao inKi Sa rjiyi p-ooj; 'S Wt np |o }jf aKiy« »jjro ms o'jno yyo
5 pa V^«Vk "JnoS« »s ruKa ddjSn |n »ar l'^no 's nTsroa manaKi npsni
VikSk «n^no abon njrJh np oii j^ik"?« tyv3 pa niKv tpi »odS« rvi
'«1 S'n V« V'ntD laS» "nW »s nSip nnäj n'S» mKJt np «o nsnjf nidS
on »pKaS« o'«ibK p'pnS« »ruHübw kodSn tt>vi aVun rioVND njri«i 'ns
'fl nüKSDVna Kn"? nnn^jnn njr noStt' "oii )'Si»"j» »nsnMjfo yo 'pnSn
1 0 »n^Kpnb« 'jjnDa nrnv noSty n^aiyn jo iVi jN'ai on'S« snmiy) «nmsD
»Vy 'ui ia nrnji ^aw 'aw n'oSwn 'aw 'aity ')KnS nnVip «nsnwyoa
«nbipa DSjS« onawins noKboV^a naKnxK nivjrrs »oSmd yin p S'aD
MjSp «03 i'anKii pa niNsr ip «na» '« o'jnon nSinoa n'obwa irnn ntj
»s »npnb «01 «nmsD 's nnoMp «o on'V« latt^n «nj« yyoa pSno 'si
15 |o Ssn c|»ai '"jöDi nSy i'aisi |»a in p S«n t)'a Sipn «njüas «nnanj
D»yjb« |«ao )oi f n»'?« «yvi »S« »od"?n tyvii }oi ^'!^n <S« iSy |o na oan
|oi DjiS« »b« nnKnob« }oi c)«"?« 'Vk pN*?« }oi 'pB'"?« |«ao '•?«
*nboJiV»ai nsriJoS« nK'nb« 'V« nsrbKa"?» n«'n"?» }oi aoinS« 'Sn rioKoa"?«
yonAn fin'jt«'?« oiSiS« |» ib pa» »nVKi jubV« *) nin )o nn'pS «o wu^n
20 'y«»aj«SN) Ka»SK )y SynKr*?» "jip na'n'job« jo «ns-wyoi RnaKnx« yo
j»S nKDiKbS no'V yKoniN^Ki oK'nV«"?» |« iw »Jd''i voy V« r)DK»i yu'i
iSite na»«"?oVK yao n«nN"j« 'j c|KSnw o'Nna'?» yao dnoAkSk *; risSn'«
iS |K iSi b'Sii tiT;a »"jn Kn4ya dibj^k oNoij» voy b» 5)d«'i |» «aSp
nnn m»iiK na 'jy ';voy •?« t)D«n n^s S'p «oS riy wa« oma« |Ka
25 m)ay naiy nKoiiN '"?» moi o^nb» i» naipy iW ]hs onShKo moi iwai
jp |o TtN nnj'ai pn 'B pn nini }nan »b jbi omaK |k 'jK^Kai mr
pn» no nty»a Toy V« c)D»m *) n»B Vp nb» riy ntyo td"j» iWa^ idtb
in 'B riy ntfob «Si inn in »b ")in« pn»"? o'b ]h Vj wdSi 'ui Tn»
na'M'joS» na 'jy Toy Sk vpHm rh)p ]» nani fi» anp «bi a'oj «b laa
1) Eccl. 10, a 2) Ps. 84, 8 3) HL. 7, i 4) KIH &) (^en. 49, S3 6) CjMSriM
(Br. w^i) 7) Gen. 26,8 8) i^hSI 9) Deut. 82, so 10) M*inM
KITAB Uk'im AL-NAFS. 30
jK pnncns n»nvb« obyStn nbNxb« SoyVKs «nrnso »s rvnatm H^yihH
ntfi nom »j» ') »najr bip» n^nn kos oiSb^Sm Kmau aDna n»oVitt^ 'öon
'wi n»obwn »aw 'aw *jkä»» 'ipi diSk' nNxioa vi'jra <n"n t» nibnjioa
I« im a»"u a»ily »jyo n^si o'jnoLn] nbino ms ntJ^Kyb» odsSk kow
»D Dwno «inS» j» Koa oiano Sno nDÄ« «nn 's osab« Srto rijr noVa^ 5
nD'Sh« yo'"jN pTb» 'j»n"?aa pnni |o n^Vy anürSw psabw i'otna bau
Sno n»Vy im pnb« NK'ja jiioo im «liK'i k'iti mdw oianoV« «inb« iia»s
n'VKinSKi maKonS« p «mitj^a njbjfo 'm odA» »b^j 'b osib» pÄ
SawS« 'S DianoS« KinV» nix ina' woa rnnsSKS» 'jkjtoVki H'oSyS»
nbK nS pN' 'nn noan »s jiüDtDa dbjS» natt^ nj« ms »jyoV» fip'pns lo
^jSip' iW bno »si n"»«y 'Sk «mV« finiya nVwo 'Vk iiys np«SüKa noan
b« naip *) 'ipi 'wi 'K'BJ "UDoo n»»5nn *) «spk 'ipi tdk npa« tjsS «lan
l'anno pa »na« iSia yy no^Vw 'io'V« J't*?» psa Vno nn ♦ nb«j 'ifBJ
SpySKi yatjS«i bpySK iVia tt nnni »*>» «naii' nriKi Sa pawi »nS
'S 'ib» KinV« inm «»a nnnJi 'S« Knani' yaübKi nnni 'S« Nnani' i5
mnxb« obyVKa »nV SpyS« T^nns 'id'Sni 'wV» )'!'•?« 'jKnSaa Sa»"?«
nsnSni «no"?«jr inj nKninS niKyoSK 'S« »npw'i 'iSyV« «noSwyS «nanm
TS«a «inS« Tinna |'0'S» psaa rujr «mya «niäin uy nnnA 'S«
»»jiS« ani 'iyo ins •i«d'S« psa noni finiS« iSnS «nn'ajn ins "> 'jo'S«
DDüSwa «nSjB'i n'yaoS« n«intyS« 'y«ni «mw «nS'oi «na «np'Syni «nS 20
'S DsaS« '"U «j« iSt V'Sni «mS« S'on 'nn «nS «'jnS« |"rni n'y«m
rin'nxS« oiSyS« 'S«i n?S« S'tsni 'iSyS« nS«yS« 'S« p«n»n n«pi«S« ^ya
|'0'S«a nSnooS« SpyS« nanna «nnpo 'S« niiyS« 'nnt^ni «'jnS« 'S nnrni
'S pnni «n's nD«'nS« aSci «'jnS« an 'S« S'on «n«Tn na« «npn
nSntDoS« iwD'S« rianna «nS i«nn3«S«i «na pSynS»i «nüt«"u« 'S« aiSaS« 25
«'inS« DS«yi 'jo'S« TS«a SnotD 'iSyS« DS«yS« {« 'Sy ') S'SiS«i «'jnS«a
na 'jy na'ca o'O' ti« "')noanS» |« riy noStt^ Sip 'no'S« TS«a Snoo
nS«t5tya 'ipi «paS« Sw in 'iS« D'ts' in« n'S 'iS« D«nS«i «paS« DS«y
'S nS n'nvS« aSyS«a oS«yS« ]« 'jy «'jnS« DS«y na 'jy maai na^iy
1) HL. 8,10 2) HL. 7,1 3) ^nSaa *) Ps. 79,11 6) Ps. 142,8 6) P«. 69,19
29 I. aOI.DZIHEB,
'wi D'n^Kn b» awn nnni 'iHÄ^w inVno SaSa* «»'« nn Vip p m»
DBjy? DDK im Tiaa ins 'rV» dokVk «ow *)ninn vanSo ni^v 'jnjoi
SpySK fibwoa n"i«x nboa tri« «ruKS SojtSmi DVvV»a riSoNab« nbiKS^K
*;">»jnDo "lu onVipjfi bipy onDiSi) didj DnJMa ripauS« nnn i^Katj'« }kV
5 r)K mowi HTty« o^nS« 'aS paj V^p^ t^m Vi^'''* !'*"' 'J'^ hm^kV« p
fiSwo 'S npaub« nini niaa »i'K mi »bpy 'aV 'iyoi »tysj yyo »naa
TKiv pS 'jnpMpntJ^Ki DJ; »»ajKS«i Hivh» didj Sno o'iiaaSw na'N'>tD"jK
'S iDiVw dsjVni SpybK nan ip «nns nuaS paiy 'ntya c|k 'Tiaa Sj'i 'aV
nnn Sk oSnpa 'tt'SJ wan b» Dnwa 'jnj; apjf Sip «nj'aKi in»i pws
10 iSiai nj'va wan 'ij;o in nnn iSiai ru'ya oSnp 'jjro "jin diid 'Tiaa
riKjyoi noVjr ms 'nS» dd»Sk noki • Dby»B pu'ya 'naa 'jyo in 'ivsi
«on i"iin «b KniM*? lo'by DSyn dki "^Sno n»»«'?« |y ri'sa htm»
n'annSKi wjVk 's ri'axSNa pSjrnn «njiaV "dk 'jyoi «nSjrs tit »oj«i
") 'Sk 'ijf' 'jjrob« »in '•?» tb^ nioSy Sy "; n"?ip 's titk npi SkbükSk 'b
1 5 n«pat5 'S 'ip bnü db^S« Tinna j^nan ") }KnS«i nt^Sn 'm dibjVk K'Ksa
nioV by DnSjra lös nitsSy Vy o'Vaaa ['wi] b»'ryi n'ian ")D'"niBnDSK
onsya niDSi »sab« "ii yioDob«i yioDo pb"?« |«b n'nx nbi D'bi 'sa jfiS
«nannn 'nb» jKnbKbK nSriDn 'm iMvaKb« jy n'sab« DiSibK »Sy
pNpriB'sV» Kin rinsT i"? pa' 'iSki n'nvS« in «im fi'iajb» S«ipKbKa «npwni
20 Disab« nian« nioVy i'osni nan« nioby p Sy Totf pmn pty "jnVip p
«bi ri'wVK 'B inKübN n'Kab» 's 'sab« «n'iMa ann «'KsabKa ns"i«yb«
Kbi «»«ax Kbi pntny nSi nwa «bi 'ikiA nioby idb' ons' joo in« nnp'
oninbi 'yn «n'i»aa risi^yb« Disjb« pts'y ibn kojki pb« «nn p «'»
'ui nb'ba td'i« »«J'bj ")«4w 'wi 'yw by Tniar d« "jnbip bntD na
25 'n b«b D'nb«b '»S3 n«öx '•)«ä'«i 'ui T'>n« 'tfSJ npai ")nbip bnoi
«nmsD p nob«D nyin «i» DSib« 'jyts ibni n'obw 'tab« 0D«b« «t3«i '«i
p nob«D «näi 'b« tiyn on «ms «nnana p m«yi «'iib« n'hn 'b«
1) Prov. 18,1« 2) EccL 12,7 8) Ps. 104,4 4) Hier erwartet man die 8. Er-
klärung, die der Verf. angekündigt hat 5) nvnDO ^1^- ^KynDD 6) !*>■ 108,1
7) Pb. 16,9 8) Gen. 49,« 9) ym 10) Lev. 20,4 11) Pb. 46,1 13)^
13) ]vhw 1^) 1 Cl'i'- 1B>«> 1&) HL. l,s 16) Ps. 63,7 17) Je8. 26,9
18) Ps. 63, 9 19) Fb. 42, s
KITAS HA'ANI AL-NAI«. 28
DDiV« |o 'aS« »jjwb« HÖH) iVn dsjSn riip ido* t*o i«Tpo rrs »pa» «bi
';»naKTB ')]j; na »jjfs H-omVk 'Di k'jiV« »b ^n^nb» «nS aji» »i">«
SiSyo"?«! nVjfSK |jr VHwV«a nuKio «ni»s nyatti paS« 'b Sjb'Vk NnnS
nöSjrn »nn n»B nnJiriB noSy «rrSy j^Nny«) N'JKnn N'"jpy 'jyo nabo »hmb
KJWD1 nnNBii n'ntn nS n«i n»B aynS« nya nnamw nnoSy kinb 5
joa wiao) nnNBT nS nJiriB nn'OJ npi na noVKy nj«a «nawa) *) h'yjKöüi
kSi vnrn« wsi nanstt^ n« 'ntnroty ly yyp nnjj nony lya yKSb« i3i
ib«tyi wii D'am Vy noy nn»B"iSK »b ibn "?rio »b Vip nibj) übt«
Sy noy yyo DaB^Bj"? ywto i«»oi na »Vi awn im nr» nbiy nia'mS
»V TsiT *)nVip Vnt3 anrnöV« »Sy qipiVKa omom onÄKiy« o'am lo
«lySsK 'iy ühyy nia'wS ib^K'i 'ipi Ta*" o'yK'iB moV»* ')bnoi »jynin
anioS» KiTttiK »jy* na obi aiün nm nr»« 'ipi riBVnaoV» kimS» »Sy
K30D |nJüiD oajK »jy natt^Bj"? yuntD it«wi 'ipi n'B miStoN tAk n^nxS»
an^ToV« y»oj 'by oaanTo nnx »jyoa oaoBJKS ') ny«t3üw nn«Bii »Jiani
awbKi aynS« pKpnK'Ki b^bj'i nats' 'jp nn«iSK 'jyoS rsa pMpntJ'W i5
nnMiShn nnb« im anp p anp ntj^'BJi ywntsi ♦ nB'y vsi ") p a^bV«!
'tt^Bi »amn "jbrio Tria on» }a »b« «nnaoj p»pnty«i awb«i aynb« |o
nKtn lyBjn n« üb ntyy nty« »v 'n "jbnoi »v n« 'b^bj 'aia ")bnoi ry
ibi TV OKTaybKi nnHnb» 'jy» |o nn ^k nbyb« yow td p nyoDi
nbiai ♦ »b miM man« ♦ nnnn nn'n »a ♦ nbvm nin ")p pnit'o nn ")|Kb 20
B^BJM natt^ p pntyo ifBj ibnai nnb«i iKipbMi nn«ib« |o ri'anyb« »b »n
anp p anp nnbKi o^BjbK |« «oa anp p anp nnnbw nty^Bibw
jn3i3 ^«»jyobw p«a »jyob« «Sm inwa «inb» p wbp nb» »iyobw
nsmaa jKyo 'n 'b« Dopj» Do«b» «im nn wb 'ib« ooKb« «ow ^'n^nx
odAk »b «nnnan jk im yiiob« «in 'b yawobKB }"3yt3 laiii 'ibK mt» 25
p»«yinD«bKi Dwnb« bwa Ni«i pKtyjnDNb«a >nnb» ni«oa in tmiH
p Knp«pnjy«i Kwn p oDibb «bi Doüb« »b «nb n«an «bB »mbtia
)a »b« Knnaoj pMpntfw » min aty vma'ao byi ♦ nnn ibin ") p «inb»
1) lij; 2) n:iK1B S) n^iKOÖl 4) hl. 3, 4 S) Jerem. 6, le 6) Ps. 25, 4
7) Pb. 61,16 8) sie 9) Ex. 31, 17 10) Prov. 26,25 11) Jud. 6,21. 12) Ps. 103,1
13) Jerem. 38, I6 14) ^H 1^) Esther 4, 14. — Exod. 8,11. — Uiob 32, so 16) EccL 1,6
27 I. OOLDZIHER,
')«jnvV vittihH itrxhta in nV» lab« ibna nanbw aiSyS» o^yw |» in
nn p« *) »in^V» bip Nun»! }U3 mn Sa a^sin bwp iViVi «iy 'si no Sa
'jSk ddnVni smun 'S» iKnn' vh p «in) oj'an na^ notj^ai a^uwa «'n
«'«f» c)»bn3M w Tiy Tron «n's no nnnw »nj« •)Knwj;oi nrn' ms
5 'w non KijrMi Pi\Miii\ a^i pijfi mi onb }o nsKSnaw miht* Tnan Vno
To »B'BJ aino nS'vn *) 'ip p n^n' pKpnB^«) fiip lÄjr Sabi m«iyK ri'pa
Knwyoi njri pd 'nS« odkS« «ow »nj'jra 'nTm »n 't^sa »rn'n' aSa
«näaV DDi"?« iSi Vap' «oa wsS»i nioV« bapn «S Kpa nsii nK»n n«i
'}nSip |o Knp»pnty«i n»nA» »msS «nS'o aona a»pyV«i awinS« "»apn
1 0 onb »jyoi wsi »ayo na'jra in wn »jyo nwn Sa«» wsji nnS wn wonn
D'n'oo'j wm wsj nntt^b anpni •)•«» p»pniyK «iw "jaMO wya in
|»DJ»bK »B inntyo DDK im nn«i o'n'otsVi nntt>Si nnw wni wdj »jyo
13« »ayoa kä'« im ♦ awi «in nvnm ♦ nvnn »sja ^ipi ') 'ipV na'sVoSKi
ins 'nb« odhV« »o«i iSaKn ity« n»nn nw '; 'ip"> noKsrS« jKi'n'j» timb''
15 womn« p«pntyK iid p p'Mano pÖDp DDpj» od«"?« «in »jyoi ^si
«V nnKS'i"?Ki nn«"iS» jk*? nn«sni nn«n T\tn «nj« 'a'>Ni a«i ayn nni
«naia »ok ya^^Ka nn»"iSK »S» nTsws ayn n Sai ayn p »b« pan
|ia' nS« onV» mpS my^awS« mpb^a «nnDinni »mpsn ins ayn ntn
nnasS« »od» piy »s ddAk iVy 'Sn *) nK3«n«yb«a hya^oS« aVpS« 's»i3n »s
20 Dt^bNi "jpnSKi yoDSKi nisjS» "?no 'nS« oNinV« mp nnissr p Sys'S
"»«»aV« nip Sys'B VanS« n»a »S» ownS« »s «o n'Ksx |o nyx^i DobVtn
aiwiSM Ü01 »"JK lysr ^an"?« n'a »s «o n'»sx pi DiDnoS« na»i nya
p nb» »nn ütnbn laio 'S »nS» naiS» riipi lasS» riip Sys'S Dni'>»a
i'Sin 'B iiTO» abpS» 'S •id»»S» ri'iin'»» 's n'j»i aVpb» 'B p'»*»» c)'iinV«
25 Soan I» 'b» nNip "jn»y»"ioi »y^auS» nannni pab» "jsd» *nip S^oani
on"?» riip <B '*)nyntyS» n'j»p irfn nsinni nnnDn msi na »n^s
nb»pi »in Dna lo^an b>bj 'a »i'»i tysan »in oin »a DSiSS naDMoS»
|»DJ»V» Ol 'B«i »n» j»i'n'?»i |»D3»'?» p Di">yo »im loi wsja ") »»'»
1) 8. Anm. zn 10, la 2) Hiob 32,8 3) sie 4) P8. 22, ii 5) Hiob 33, ao
6) V. 22 7) Ez. 3,1«; 1,M 8) Lev. 11,» 9) nKaHnKB^KS W) pnS»1
11) ny»1D 12) Lev. 17,11 13) Gen. 9,4
4*
KTTAB HA'ANI AL-NAFS. 26
VwkoVk Sno ondJImS« 'vnh jjr «j«jji i^VKab« no'jr^a wiKinSw mwa
IV iWa TT 'wi T«'"»''? ws't its'« law a-i nts ') 'ipa ibi tji antfobw
nbK laiüi N^nSK o'jrj p "jäski 'sw njK la D'oin'? }S5r ib>k pssn law
'jKODü 'Dn K'anSN o'yji »jmdsj 'Spy pa^n law |»S m« »ia laj in &
iDBo "j^pi m« »ja 1J3 in n"?« nVjn law |o bioM psxn law Sip< näjos
nj3 'ipa 'jyi n'B'oV» d«»n »d ia o'DinS naT nS« psxn law |k la«
nan 'Sjf pna»nSS hSSn mai «o 'jpnüj' domS» ^ts üKinV« nn m« oa
D^pnsr |N Hirn "jr o'oanS» «iSNp iSiai aSa» •ji«'?« TOsnS» n» »jKai
'jfNn |y on»3J» siaS« oMpo naott^V« lu an"? oip' na'Kbo'?« bhü ') pTjr i o
iai n»nB> »Vi nSoK «S ia p» «an nSiyn ')DnSip im D«DiNS»
DSa*?« NOD» 'JNJfO »D Sm (H)
nTi» Kn«s nninoo ik-idk ^«yoSKi nmiyjts nMJNUjf «odk"?« ]h oSjf»
nins Knn«p»pnB>» p Aianon ri»n |o ')Nnn»sai «noina p NnnjrruK
finnKibS« hnpoV« 'S n-niioV« objVk nodn nnni »nai «nao «n'jMyo -iKn« > 5
rnifuo «0D«V« nnni «n's riniio jMyo fiit^va '' «miir n^sab« *) 'id p
rro\t;i 'shtt li VwS« «rnny nini «naaNtsN p «nnjroü ipi NipoV» 'B
n^oVity 'üb« nobjf 'nS« tiaa 'rS« nn 'iV» tvaa 'nS» n'n 'iVt* m'n' 'jVn
woD« niK^yV« rrir^ »j»vo p nj'aj nV« jM'aS» »"im oynon nVino ''Sk
«o »3j;o |o ina na in nV« VimVk ko»b Knaa»»» p «nn»p«pnts'«i 20
mSi rhn «Va ynaoS» ^'nb*?« nnKia mii im «Syi Vi nttaV» nu p j^'B'
dövhVk tjoVk |o nuV« iwno »jjroa |»aoa «Vi ^«ora »V ^iytt Hüdki
nai DiK |a 'V» nio VvmiV« »jndbjV« VpjfV« im on» noK'j 'V tj Vipa
p naV« Vxi tn« ') Nnwyoi nom ina »j»nV« odkVk hiski n^aV» 5)ny»
nKY noanV» nvinpn »iV« npiV« 'b m« |a 'V» '".«aV» nu p yy« nwV» 25
noiyj 'ipa DT» ]2 'V» oüjf«V» tj»V« p nu iKno fiVxi nnKsn ntsK'j nV
tobhVki }kdjkVV oVjfVM pa' 'yn n«aVK nu p »n <nV« nVinV« ninai on«
T na in im« »jj;ob [ni» nH'\i iniKa] D«n mpo loj; »a "j'ipa KpaV«i
ni» »jyoi 'V li »iyo im Vi nVV« ny DKnV«i «paV» im o«n nipo im
1) tiQ 2) Ps. 31,80 3) nöJV ITS^ ■*) Beräkh. 17» unten 6) Knn^331
6) M1D 7) I^'OT. 20,87 8) sie femin. 9) Fs. 36, lo
25 I. OOLDZIHEB,
«Sa no 331» üh t^pj» ru« iSi no3n n33"»»i nspy «o y»oiii »•«« ripn»
^o njn3t3oSK «»j^kSk w»t npi nn kmjt n30Tni nspa jn3 no3n nii
mM3 «wo pn« Txn »Si n3jn «"? rivnroSK nn3'?« Vno 'tSm j;'K3üS«
N"WJtyK »pi<KB>3Kb K33D «nnriii i«DB wri)i Mnnni ikds3 k^k T]'*^y
]« nSn wS*is Ni^K no3n »nwtfjNi »nmijri no3n «nnni indb ikxd
n»3B' n'n3 rinu n»jKn)t nix »Sjf wk^jnS no3ni 33D «annJi ikdd
nV"JnnoVK fiß'roS« nnw'?« nin cjkSs |'3npo"jK |«3NnnbK to'n^oSk
o'03nSK KüPKi Bjf »'33nS» wV^p npi Ki^K no3n h*»!] yoAi nnDMaV«
1 0 mno in3n«i inw int^s yp3' t« *j n'jr ly» "yip koks SipV« »in '?no3 Sf
DIB «Sn 'inSip |o onp n"j« »jy iBKsnK rnn njK3 «i« »jy» 'wi noxn
l'jT ijyi nnu» nyno i»Btyi tiu n3itSK3 iJBi' Tj»n "?«p wi nonV 3yi"?
nn» |'3 piV« nn3»KVo yo 'jy n»"?« lös» nbS« iKpi) n'JTy in' r^ "''^^
nSV« iKpi 'T j»3 |»i"jN nnB'KSo yo jib» |k n3» «bi ibdk» »v maBi 'ps
15 ni'j nmx »Sy )«» nj» fisrfl idnbS« }»K3Sk ssicha ooA» «nna im
pi5nn» p yifin'S nSS« jy niasS« "»»p VipV« »in Sh»! ha'KVoSK naKj^n
}nn nn« oai iiotyn 'moiytD n« dki iSn »ama on ';V»p bnan pan
noinni nSKn onoiyn |»a 'ip in nn» |»a riipiV« na»NVoVN »V« na i»b'»
DK ') V«p riy n»oi»S 'yn nV?« b»p «i»« «iani )»'?Kn «»biiä' |»a oinntD"?«
20 nyih }N nbn »jyo n»nn »Ba SViro np» »»xin oki nioyn »jbS ia»iyKi awn
j«»jyö SSito ">p» N»»n »jyoi qpn n» )»ai linKB NxSanooi «srtKa »S«
riiiarSKa iitsyn »jbS »Sk nort» «o nnBnyi Kob»y SnKii'?« nVyJI |« »on^nK
i'pnS« nDiS« }o *nB»iB'bM nT»tyS» oBaV» nsrVa w« }» »i»nVKi fnaSo"?«
in SVitSni np»^« jy »jy» iioyn »jbS c)«'>aVK ajini nyHttV« SyBa »jiS«
25 nnoÄo riöte n»nn »Ba nbip »bi o"?»ySK in np»'?Ki SnKJiV« SSirt« td3Vh
«i» n»nn iVna nxbKa nnnms idbj ru»a kidb »jyi n»nn nnwn »Ba »m
S«nSN »^y «nan«^S o^on }« nyiiV« pn |«S nioyn »JBS'npnno« nyin
unioB^j Syi •)D»oanSK 'pa bii ty nSS« ny»ni »na not^jbKi «nyiiK »ib»
n'nr» D»S»aK^öni V^pa ^"^tifH^H srhan »Vk noiyjV« finyi qb nmpBn
1) Jes. 58,8 2) V. 7 8) Zekh. 3,7 4) Jerem. 15, 19 5) Litargie; 17. Bene-
diktion der Schemönö esrd 6) Dan. 12,8
AbliandlaDgen d. K Gei. d. Win. in Oöttiagen. PUlol.-Uat. Kl. N. F. Bud 9,i. 4
KITAB UA'ANt AL-NAFS. 24
»1p 'nb» rrin nSSnn »ikd fi»b» yaoa ftoa«» nnKs mtid'?« *n-HobNi
Kob pS »n»bK 'jTiv» Nruo aanio Sa ')nSiai «rpiMy »b» ib' «Sa m«y
npuwS» riipSM »ni rKawS« nin }» pis nooKa mp ;kd3k"7k »s wnii
«nb I» Kir» MJoSy napKjrVK aVci noanSNi nas"?«! T"onb« »nS »nS«
riipS« nin wnii ori »mxyjy »b» »ipSw tkd nnijfa n»V» iiyn «inii 5
in«a }o NnD'anni «nüsnni «nnun »s hwh^h jf'oi mvnn nooKaVi«
•jn'jpan ik nmKn w doüV» |t«tpj »s ^npSk tki :)»ai «nn«na «nnKn
^lyin »Si idüSk a^pn yo DsaS« nKoi*?);» bpann »"> "jkh »b» Sno jo
»Sk ko bKSPN |y «lySc np «sjto »rStno 'ni ni« jmb ju» «bi nsys njy
fmo }o nSk i"jn D'bs npuMj"?» dsjSk c|yjr nni p nVn |« p'S nosj 10
Tjy }o Kmx«po p DSiV« »s ko a»Van |y »nsyii ItodjiVn n»"?«"?»
onSt« civib d«d3n">n |«ap«yn» b"?o">Ki VSaS« }k"j iSti ibi DbjrMS Knn»^«
«nVw 'S« mNjr tdA» npn«B »nM njM wnii noo wSSwo» ibibi
pn "»a »nnwoiVyo NnpiKsn «bi «nnoani »n nmx nao nSK Nmni3i
aifibKa Hrh TDiV« )kS lOiSNa »na^nüx« npi WKa KotD niwi 'dstn 15
»B'MVnn Kna» SKp |« http «oa |«a 1S1 «noiVjn «mu Nnjy ninMoS«
«nnn3 e^«bni «moA »wsa nioS« Kn»Sy nS"?« ana «tsS paS« »u'NSna
woSk 'Sy D'mn'?K iNa"» »B'NSnni »icn dbj"?« }» i"? «sw npnsSKa
fiTKS »S n» «nayi *)wnSi «ayS omiapS HnNn'jw onwji »^ n'KSxSKi
D»*?! »moV« iit'i '^in nfnn» job ni'KS kS «»»»i i«ajn »u^NVn'i »js» joS 20
«pa v*oihH n«pny«"i n">«nS«i n«Svb«i o»mnVN Vysni «b« nynu'i riSo
HfnsH\b aaoi WDinno nioV« wnii nöSs Tbpn |y «ow oSy }y nön obj"?«
VkhVk «in t3 »by n'KiyjN"? nSm nwa no j'pj' «b a^anS« |k wtsSy njo
TTpriS «"?« no'O' »o t>p3' «"?i nwa «o mn» nS DonS« jkS n's }w nV«
|Ma Ht3 im 'Vy onnoV» »ja njN ibi n»Sy |Na «00 n»a» »jyoa n'a nip 25
ryi Si pb»aV«i Hwy nao mnS» jKaV }M5rpj «bi riwr «Va 'jnna ri''^
n»3«riVK nirnS« »Sn wnyim noan nitabNa »jwdb inx npa nayV« jy "ji»
'jntöySK wi nsp'DioV« ]h iSn Ssnoi fioan «an oSiyn «n »n V^'''«
»by m«nw aan» iiy» on rrira xh2 lya »bwS« np'iü"?« p n"i«nw j^pa»
1) "t'>*^i 2) n^yi 3) «nxpan Tieiieicht : -«pjn 4) Mij«^<i 6) nna
23 I. eOLDZIHEH,
DDi kS DsabNi DDi nnSw ]» pnpnr Tn'?w> odü »S nnVw ddü v*»^o''«
5 DDK DDJVK |K "IOkSk nSo3l 'JNVoSn 'B mS nSDjSK 'D WJ»3 C|MSn3»S»S
•)«miii 'S 'jn'nNS«'?« »jwyoSNa yw^ayV« nrny läy* nysis iTnro
'V n« 'tfSJ '313 ')in "jip iW S'Si böyS«! oSyS« 's nKsS« nvwsb
'3">p ^31 my3 nbip i"?i ty»i ■6»'?« psj^Ki fi'Spy'?« nnb» yoi» n5«3B
1 0 S»p ipi H^Hbn yoi 'S 'n"j» 'ipb« jf'oAi dsjkVk yoi 'jy wip Dty n«
nK33bKi iki'pSni jndjnV« 's Tinjyo dd« nä« dsjSk in 's wd ')p«
»jSp NtD3 «im fi'iMOD'?» «'«"»oS«! }«D3»b» n»B inty» nä« 'jyo 'Vyi
»mm nnV« -oi «nKi osa« 'jVV oioy'?« tmo «mnv na« »jn-isvVk '; |jf
nonan nni "jnVnp Vip t^V n3nty' «Si ups n'nKVKS« nnV« mvps
1 5 n-nrp »ojki iNvnS« jo 3KnS» hkiik msrp D'bs p^V nuob K»n mnvn
3»nbN D1S3 ]H 'S ">n«i «Vi DSwy «S ity «S }«S n'0'n3'>« o«j'y« disj
VojfV«! dVjtS« }o n'ns np 'nb« d«j"j« d)SJ mxp «oj«i p«S msoS
b«p iSiVs nri'33S« disj"?« S'«"i-o ")ns«nnV«i D'«nab« t'n 'S m«3n
»s H'Tib« DWiV« S» 'S "onjo «03 p«"? höo'? «'n nmvn ntDn3n mm
20 nVb«3 TynojB «ro' |'"i«3 'moi "jrijr n'om bip p nS«po'j« nin -o«
«^VojrS«! DVjfS« }o nS «ipSi «o |jn nny«tD jy bwrV« jo
}'3ji ni«iV« V''?i'7«a idA« nya dsjS« «p3 nin ]'3i ^«S« t"u ^s (r)
'b« «i'« myn DSib« |«i «m"?« my fi'nwyb« «'B'«^« }o 331oS« |«
"j I« nty «S3 n'nxS« nuj"?« D3m pppnob« «03nb« Sip psn« npi «m«}f
25 m«y 'V« yih'i mmi 'b« «wo ")'?3 my npisn «i« njronio"?« 'ipS«
['S«] mjf djVsV«) «inS« 'b« my Dib«! -i«ib« 'V« myn «nsxb« irioSMS
koSm iraiDS aun mwa oababMi KinS« yaus atoi hnh oiSki nwb« yaua
1) Deut. 12,23 2) Gen. 9,4 3) Ohne Artikel 4) Eccl. 12,7 6) Es ist wohl
zu korrigieren : '«Sk 'dS« Ö^ 'nyS« Sn5 "13^^ 6) Kmil 7) Ps. 103, i 8) p
9) 1^ 10) Eccl. 3,21 11) nennSwi 12) Jerem. 17, is 13) »dd. iß 14) ^^
\
KITAB HA'ANI AL-NAFS. 22
rvnhti k'b'kSS kSw» nSriMJi'?» fin'oV» «'ty»*?« pan qo naivB SKp
»nS» ]tn2H »s nirnow nyonJ« «w iJonK*?« nnn ^yS nSp ori nSp^yV»
»fl a«cj» :)0 n^pi 'Spy »S« ny3"iB V^p «Vpjn n«»n n»s nrnn« pükiS«
tnn rnJh j« 'Sk riiniVK V^nv^s ''«p ')''pV «onj»a |w's bn^Aa "»nKi 5
»n Sa wdbSni paS» dSkv 'jy» dSkj?'?» Knn 'Vvn p nD'S 'nV« SpsyS»
dSkv'jk Hin <Sn rmH^^ nSyVN dSkitSk p niiNv na'"U finwa k'b^k
jtt» iK riK'n'?« yiai» nioS« pa' c|>as sSm ruy Kn»»"?a uy ruy rniNvi
SpMyb« »nS« »rrn ^y nnawi "jno» ^» tjti i^Vy ai'S Vpv"?K yiaj' SnibK
nnaini dVkvVk «in riK'n 'ni "jpyS« dSkj; p rnntn «Dsa« *)nm3» lo
Kiw o'anS» «in D«Sa ')]V)i nins o^KyS« «"in p «sv no"? niSanooi
nS riK'n nS yaoSKa n»o ddA» «"in {« nv nyjbK «in 'Sy iokSk jwa
aiya o'Ss «in j«a «i«s osib» 'ni ni'j *)^n »nS« na-intDi nS«oaa «S«
«ni«iy«i 'n nj«a «njo nS« «mv«jyi «nVw« »V« d«o3«'?« yiiin ]h
pn«vS« DSyS«a nnyo «i« n-nv nao n"?« «mvjy 'S« DsaS« yiini i5
nn"i«ay 'wi n^ntj^a ynir^ Sy isyn awi ')niobtt> Sipa n'?«^^« boyS«!
* «n«uy« 'iS« nbV« 'S» yJnn nnS«i j«a »oa f iwS« 'S« a»"inS« y3Ti
nysn »3«iayS« |»i 'ip 'a S«p'i dsj« 'j |«03mSS }« «inaii« np Svs (i)
DfliV« }« nSi aaoi j«d3«S« 'S« «naoa' nyani j«vnS« 'S« osiS« aoj'
Sa nni 'n Sa ttfSi n»a ity« VipS 'jS« 'ipS« ytsiS D«y Tintvo od« 20
"iB^a Sa nni 'ipi *na'«SoS«i |«oa«S«i {«i'nS« ytjii iSia 'jy« tt>'« ntva
dsjS« f «» naoj 'b •jwjnyiB' pa )« oSy«i 'J«dj«S« nnSS y'itbn b"«
upB naojS« 'B :)«Sna« 'j«naS« oSyS« a«nx« pai «jj'a piBS«i m"iS«i
dbjS« 'S« T**Si« «naoj' nnS« 'S« jna «naoji 'nS« |«S '^«ytsS« 'B «S
paoj' yoiS« j« iSii :)«Sa 'j«yoS« 'B onjo pppnoS« pai «jj'a o'Sb 25
ipS« nnS« 'S« paoj'i objSS n'n«S«S« DiSyS«i ri'SpyS« ^'«xaS«
«tDn'B 'iS« mS« 'ip p "id'«S«i p'«S« aSpS« 'B'iin 'b 'nS« n'3«0DiS«
'ipS« pacj' '•) Dn3«S «nyoi 'b «S yStwoS« fya 'b iSi iura p'i«nayS«i
1) M'n 2) «Spy 3) Herrn. jSiiM 4) «nmJIS 6) ]"iiy n'ins
6) sie, femin. 7) £ccL 12,7 8) Hiob 12, lo 9) Hier scheint etwas ausgefallen zu
sein, etwa : p-|g -»ünaS« oSyS« ^HVli» pS") 10) Dittographiert
21 I. aOLDZIHKB,
»oSy |o «TW i'ts'jDo'?« bitMB» |o [«in»] nyoo y« dVvm Sm (n)
"jpjf'?» I« bKpi jhny« jnbhn bpyb« ci'vn i'p'S« n'nv T^n im j'oSanobK
noybi KPinSoA vMon3»3 ri'iKOJKS« n-iiÄS« nin |o {«i3v hüIh oSjrVto
)K in fiboA wn'oon }k Sipi ]h ai' pV ')"ii3b>o 'jfoi »äio Sip iW j«
5 nibyoi No«DpK dkdpkVk «bi riVoA ffttsiSK pn dS »Ski »o«Dp« oopan
M^«i nts'op }o nnS»» 'nV« nn'waa Dop"?K3 'iynä» koj« OKopK'j» jk
»HB n'jKDJMVK n"jio3"jK Hin noop Viki «oKop» Hirn oKopKS» pn ob
KTi»B ') »ty i«m« n»-iK «i« SpyS« *) ;k "itvi «ioS loii ') dbj »"?k oopjn
nriKia «ti«b «sK-n» nD'nn oh puixp «ot3 nytwMi n«io «oo htibk
1 0 »•> Spy"?« iWaB «tt'03 NT1MB »'ty TIT «S ÖnS» I» K03 njKS nniMBSK
KfutD 'jyo Sb ymj'i »nt»o'i n'jMytD tib' ]h vhn kbw »33no «'t^ tit
3i' nSnbB •)n»"iBi»S» 'Sy nrhs n'3«jf.o tit on nnK"i3 »tikb nSjf3»B
Siv» |y ynBj j« ')'«" ^3 SBp 3i»B loii dbj 'Sk iKOi«*?« nSo3 wtb«
p «iriM asnoS« noiS« 'b ]h wb nx «o"jjn »Spy «n»B «3i3i |hb noiSK
1 5 oSySKi SpyV« }« «j-iüj •)♦♦♦♦ iSi ijb oV |hi »wü ') räoj nSi nSw«
|o «OKI «mm DBiS« }o «d«i mm iDihH ]'o «o« D«Dp« 'i jü iSb» «S
iSn 'B «03nb« ^3 n"j«p «o SipjB oSyi Spy «oruo mm «onyioio
D'j«y'j« «nn nVö«!! »3« : "j^Np j^nyVHB 'n jr3ü'?«3 mo odAS« |« ")im
") »ty H'B D'S '3«oo3S« "iniJb« «in m3iB niy «nn«3i nS «ibtoo mix »b
20 ])y ]H yanötsS« job n«'n n'B d»"j «»b nÄ«"iy« y»o3 'b «Si n«'n'?« p
«o Sbi bBoV« 3^13 »V« r«no* «inB«*?« 'b n«Svn m3i *j«b oSyi hj>v tn
'S« Nt33n T«no« its'ii cin«3n «o S31 «iSy ") «3bu t«n»« v\'\vr\ nao v\vh
Siv« 'i »S« n'?«yS« «nn 'bvn oopn ri'BSBS« n3inS« mii on V»p »SbdS«
'nS« |«3"i«b« nin m3ny« '3» oii S»p 3«'in'?«i «obwi Minb«i "i«iS« »m
25 «b moi n«»n fiBin «nnsin m3i on »"1«^« «V «y3u innnn «nmjhs
n«'n n«! 'm }«3"i«S« nin |o n/w» «»»>« m3i on S«p n«*ni ^py fiBin
1) «1138^0 M^yOl H^yiD wblp 2) sie mascul. 3) QDJ *) F"* wörtlich aus
Hennes Trismegistus X 7 ff. ; ed. Bardenhewer 86, 7—87, s 6) M^i das ^ als Träger des Hamza
6) Bis hieher Herrn. Trismeg. 7) M^V "• ^i^i»- ^ ^) nn3D3 ^) I^^ >Bt die Apo-
dosis ansgefaUen 10) Ichwän II 336, 2 : ».»Lsvl ^Sy^i^ rV.fi«- .,L » J>»^ »as»^ Ou»^ ,.,t
•L^l MMÄJÜI 11) Fast wörtlich Hermes Trismeg. VIII 12 (Bardenhewer 73,6—76,4)
12) H'^v (ol>ei> ^m». 5. 7) 13) ^^
KITAB UA'ANf AL-NAFS. 20
cpiyoS« W3»n3 'B mpi iin« 'jMjno k3'3 ipi nooi mii^ nosj aiipn
»s lianobK m» |j; na »jy» «omnN ')^k»jvo iwn »ibpi pojbN asnaa
'abK »jyoSKi oVkv'jk ni!\ bap n'tyoV» »b noBja onpno im np'VaS» tSk
pB M'BKK' w«»a riMi'ai SipS» mj'bwdki 003*?« niii "jap OBiS« •]'ii:\
fi^Kpo^K nnn 'b na« Sxb 'b »jj;oVk »"in paaoi iwn |o notsnySs mKi« 5
ü«)r\\h nnwb dd3 poop oopj' ^kVm doASkb j5nSK njiyoa «»BNt» «j«'a
•^a» oo3i onSS mini)'? n'Sy S'Si 3«nn' d»Si nVo3 »nioSk «in paS« in
|Kn'JKt3D3VK |KOBib« Noni m'jkodA «"ini3 «»»» n'öoji onb» }j; 'Ba in
o'yyn «oiKi ^»DJKbK 'b |tt«aSt* uüihH »m n'owSN obj^k ')«tDn»nn«
»B n3w«aS« ri'jKi'nV» dbjVk *)»nSnoi 'jbianbMi i^pjnbNi ioj^ki innSNa 10
in ]H^ ]HM »Sm }j«o p üüihh "jpjnV« lya obyn Nöi«i kä'» |»djkS»
tiSk rriJlB'b» Vjio bpnjn k"? n'iMao nain linnn j» frowb« dbjS«
im ]HM »Vk |»ao ;o Sprun «Vi Nnijwp« 'b TNmni «nasao 'b innnn
|kod3 ODiS« I» SxnB |Kao 'V« jtoo p n''jp3bK riainb« n'jMvnb« OBjb«
pSjrnn ti*?« »wn |«VipjfoS« {«oBi^N »SiKni bipyo nas'jKi oiono Komn« 1 5
|i3HnnoS« nni •jipyo'jK woaV» »nooi nppn oni fipuNi'?» dbjS« nna
fipöMjS« oBiV« «ii Kö«i n'JKi'nbV jKi'nVwi ri'nKajbS nwaabK nnj«"?» <"?«
|MDB3bK KUMai noan dki nptsw'jN dbjSk WNa «iKB tj vh D'?y'?K inB
»b« nmni3 nbKn» KonVNiB 'n »nV» njf»3tySKi fiävSKa »n"? i'jyijts
Vnn 'jjfK 'j^mai oipob« 'nS« b'KiBV« 'S« anV'Nii b»nn 'jyj »mnii 20
»Kl riipi «n"? nyNAB^V» 'V« '?a'B'jKi pA*?« b'nni «n*» noanVK '•?« Sn3SK
pa»SKi i'yb» noüi yoeb« riinty möwS« dbjSm |o b'nni rionjr nn»
jniyabNi yniSwi nywpSKi nBy"?« »S« nbi baNty «01 m»S«i nsD'jKi pAobtn
»nnoan"? npB«ioVKi n«Wj»S»a npöKabN oBaSS ^kobj^k «uvia« «iKB
]H) n«anS»i «pabKa oniKyo »b «nyo «nyoi npuwV» oBJ^Ka KipnS 25
om»ain 'B nabiuKi «mV« nnS'tsnon «o t>iy on^V« n"?«» nptswS« 'jy« »n
KnS»«4Bi onSn3 'S« «nSpjn «nnoan «i'?»n«i '] «niabJh «n'B nS« 'jpyS«a
o«ba «im ■iiniV«i a«pyb»a «nyo «lawyi ona naSn an"j'«ini on^i 'S«
nSS« p'flina Tya «»'B nmu^ao 'Soi
1) ]"«iyo 2) Mornn« s) cf. oben 6, 2 4) lies vieii. : «n«naNi (Km3«i)
6) oben 6, 6 «F. 7) «nSlSlI
19 I. QOLDZIHER,
p» 'HB nK'jfiK''?« bwBi riK'SpybK biv« p irnoK^N «B»nDK ^v ptiKJf |W
bKp nSKB »nao n«''jpy'jN iK-ono« |o tfis ^y «jriy ^«i frätno n«''?py
bpy"?» <B «nS D'*? }kS nnaS« jy wKnnDMa Ssp ni»DB pi'yoo «nj«
»B tirh Tr*hiiv^ti f'NiB'jt» «ojki bpyS» }o NnbSyi »nxi« aKaoK |y Atbid
5 «niSK «JMOM iSi NTSpn «niawB «niK-onoN jy pj riyj niii bpyVK
»MoiBj 'B kh"? nSkVAni nyntfV« -npb düvni 'bi« i*?! ^nsS iüji bpy p*itD3
Spy"?« V'KVni nuab« pn^a KnoKjfo'? sma pa» 'yn nKaS« ny Hie>H^
n-i^j"? TaS»« tjS iSp» nnNi Sai n'SpnV« b'ao »by tSt wiä» |o 'Bw
nVNy in nS« riy bioiS« in nS« nS'po "i':i Sit* 'S» TSpnbK "j'ao in »nan
10 ntjiSKa wörS« ip iSi lya pi 'yn nKaVn p »nn«'^»i »rh^y y»o3a
|o 'j«nyan> «oi 'yn nNab« riBiyo »ni «n^A« 'b nB-iytsSw «npoy« »b
pnua nnKa rjiyi oSy pi 'wi niarni ovn nyn'i Vipa nK'bpyS« SwkSk
oiSyo iD'w pnu ^noK njn no j«a yitrVN |oi ^pyS« p »oanV« nüiS«
T^pn^K 'Sk niiaii nntnü»! "liDiS« Srnsn« t'ooSn bpsyb"? n3' »S ifihß rh
1 5 ainaoS« pi awaoS« 'by SipyoSK p '>NSinD»V»i toj^« jy miy p kSk
nnonna iVn p «jaibuob «jpsn Kjj'y» ]« noo« Vi rhmiy VipyoS« ^Vy
'wi uy»» »nV« unry 'jnSipa nruiyoi
»» INoa«"?« o»bi np'pnSKa jkojnVk »n objV« ^« oSya |k »»3» ip Sxb (i)
IvyV« nM-in ko kV nnj Vpy n 'JKnn naty np'pnS«a j«D3«'j« ^«b «nwo
20 o<V pi riptDwVN 0B3V«a ywaoSt« in np'pnbsa ikdjkVkb niwrt« inHia p
|Ki»n NÖ«i *)tMö3 NO« im bpy «t jia» jk yjnooS« pB npü«j obj nS
n»BvV« p naonan «o «nTj» »ojki yaubKa ntsVüo n»"jvn ]vh not«
p yioio inB |N03t»S» t»öttB |t<a ytiuKVtt 't* p ny»nnbt<i nytwo^Vt«
oVKySt» p n»Bi DB3Vt<i SpyS« »iSyS« »jtennbt« oS«yS« p n'B |t»S po'jtiy
25 »yauV» 'bSb^m do3VV Vnttoo nooiB nit«"iyt« yoih Do3"?t« 'jKooiSt« »SsoSt*
iiBjSK »B *)Snt«oo noo3 'b noBJ 'ip iibji i^B^t« dbj"? nVntwo nnni
iSnVi iSbSk OBJ oipna noo^b noBJ oipni ibBVt» 'b n'abBbt» OBaSti »ipV
iin« ')oy 'SiVn Vipa mih» iijh '"?y OBjVt» -nii onpn ote-iaySt« wobyt«
n»B |'3' DTJJ1 'ipi noo3 na yy» im» 'ipB naBa 'Vy n»ni 'jmx mpi
1) Nnyan' 2) Deut 4,88 3)P8. 79,9 4) «iKOJ 6) nVnKOD 6) Ps. 139,6
8*
i
ETTAB HA'AKf AL-NAFS. 18
3)»i 103 "ja |oi fpJ "js p nii^SKi Skos^ki OKonSKa »rrin« rtoanS«
DsaV« nin iSia 'jy t^sa na'tvo "»«p nfi no'on »v mm ') bsp iWSi 3ij;i
tt>s3 na'tt'o 'p3 kitSk «nnin Nmay jo 'jy mm p« }oi ma nm <Sk
TO^pnoo Hmtiz «ns» ori piS« n'nsm riNanb» im ms no'ano puow
'nottMö Dntt>' »1' mps 'ipa VipySKi aiSpS» nmsoi 'jkvoSmi ükbSkV»
vjwaVV H^^t^ '}]H)t^H p riswäabKi {«niKb« p KpabKa «ns^ ori aS
KHJKa «nsÄi nn nrnva'?«! ixaS« »'* im o'j'y m^No ma 'v nii» 'pa
13«^"? KnnMani 3W b3 p pSibw S3 n«3S«3 nsnyoSN Simi no3nbK o«i i o
SiKi no3nb» OKI wnn m» hki' mosi nyb moiy mm« 'v nKm 'ip3
on ny» n^tJ'Mi »v n«T ') »ür<» 'ipi »v riKm no3n n^tyMi *) 'ipb nsiyoVK
'ip3 HTTOH 'b» «nSi» p Kny»3 pfttMy"?« D»3nKV» np'pn MruM3 Kns»
ySMib» 3m'?» p isBKi Vi» Knj»3 «nsvi nn nn' ipix noK »v nsstyo
D'Ttswn 'ip3 inS te p iSki iVn S3 p ''yn» «njNi nj'onSK nnwAbNi is
»bSko TS nmn 'S 3iu *) mi Sip3 o'siv nswi iy3nt3 D'pmtsi 31 rsoi 3nto
r|Nvi» 'rb» rrin yo3 on 'wi pnno "is 3iü ')»nnKT |y nVspi cjosi 3nT
• »V nixo ♦ 'V nips ♦ 'v nny ♦ »v min 'ip3 bi n^b« 'b» Kn303i Mnjr'oA
riösnb« c|«^k 't yois 'wi 3i rsoi 3nTo ononjn ♦ 'v nsstvo ♦ 'v nnm
1' nno« ')jirSPM bwp c|N5H« 'rb« nin jjn Mnniyji 'v nmn »b» nrnmo 20
po 3'3jfbN 33yb«s mnn p uiJtn motyn 'v nn» 'ipi 'wi nimn« nno»
riD»n 3bü 1» nD»»o nyntrb» bjrA's mbjfb» p sw »np' 1» c|obsn'
»nj» yv»3 ri'VöD »njiÖD» ppt^nob» ps) rinb^o nyntfb» pbyi» jiofenobMi
»t35»i nM'bpy nonpob« nyiB'b» 's »o b3 }» »isiy nb»i n»'bpyb» mi
b'bm »nnio3n |y »3«ip :)y»b nVnK^b» p n»'bpyb» Awiino» \jt riyj }nj 25
»i»fl »njo nbnijs bipjro n3i3 njmtyb» 's »00 hw ah\ai hüh ibi
'B •)»t5i bpyb» 'B »o 'Bi»3 nMii3i »wo njjr K^'nBnbwi nn3b« «abw»
n»jnoD ")»nj» »b* »njo »äy »33 «o |v »io riyb» |» »jb n» n"»sb»
pb nyn^b» »b njrrSno np'ojn n»'bpj;b» y'o3 b3 wpB fioN'o »bi «ps
1) KB3' 2) Ps. 19,8flF. 3) ]KVTbK *) Ps. lll.io 5) Prov. 1,7 C) Ps. 119,7«
7) Prov. 8,19 8) Ps. 12,7.« 9) «D 10) «nixb
17 I. OOI.DZIHBB,
rSnyb» ityn'?« V''» ^Vw"?« iktiSki 'WkV« iiKb« |»3 pnaS« iS pai
«onnsna ^KtD»Mp jKnni3 'bx»SK i^nStn »bY«"?« "oh^h \h im 'SnyV« iik^ki
j» »jjfj NOPiT« N^K OKip «onS D'V f ny »onw-u hVk ok^uSni "iwVki
p »anSt nyntySN Sy3 po a'iyb« aiySKD «oNOi« «onnwia pcKp
|K D'yjf' nVi nVntt^SN "Vi riK'SpjfS» T5n nnVvioS« p Kanin noK'oS«
pn «01 Kn»s nyrsno NHN'Nsa n»Jijaöi noanb« irai Spy*?« Jiyito nyntyb»
naiVüo n3' tj'hb aynn u^fis' nNojf |oS «n^s v*^ it^aS« bpy <s poyi
10 ytn »V Vip3 noBJ 'S riyntyS« mpS NO'üjrn T^na i«"»t»s «ma wuao
nn'3 nrua nitsan 'irij; no"?B> Sttp iHSi rioanS« n'a pK 'ns ipt^t jvob
nS« n^aS« t)nn ]y »jy nn^a nwa 'b b'p »o n»»i njraK' rruej; nasrn
yao"?« iraS« fiiw nmw «nMiaöi nyiB^'^K ciidk rinnKS 'ni na nna«
'yni S3 SwSk jy 'aS« nJM nwjfoi nn3 ms |o ninsoi n^s «oa u'ntsS»
1 5 o'B>"?B'i o»nK>a SNps ni'Ä» naSn anwx k4'k nnnsK nNnns«'?» nin Viioai
n»a ?|S» |oi n'a c)"jk »s noan niKSs Sa mjy ^nS n»an hikSs nww
in n'aV« ^ki n^s tS» dkoAkSn ytsii iSsS« do3 wojk fiSKapS« jf.»o3i
noSa SiK |o c)"in "jik n'a"?« ^to nbiSi nonpoS« ny-iB^S« nnnKS d«dk
noStj' Swp nSibs oanSKi oiSyb« yoi "?iäk »n »nb« n'ts'wna p pios Siki
20 pios bi« ^kS nyaty nmtsy naxn 'ip on n'aS« ]v yy nn^a nwa nioan
nopS» Stmjo mya 'n 's 't c)in na |o »ni nwoba 'r p yao n'»Kna |o
D'Si nisätiä yy« *)nNflyÄob« 'rtKa rinn na «ip« n'a q"?« c)inn myi
«b iSnSi ryi "y3 pSNaS» 'S« na *) nKty'' Sx« na«"? myS« 's aicno c|VkSk
«nn 'S nniJhoS« nKnunoS« my nSnai oopr »bi nntn 'S anij' nwnn
25 p "jikSn yiaoKS» nüpk nn nyi • ♦ ny 'jy« 'i 's 'r k*'« on ria oW?»
«npoj 'by myiatyS« on nosV« im ok'« 'r wy^S« "?i« on riyao np'SaV»
iSnbi S'KnoK 'M i^'Kns nino3 im 'yatyn tvnna nSipV 'rS« nntyV« on 'r
nins bai' niüiott^ yaty on nuoB^ 'tVk rijoS« on o'inKn nn' nKoo
«Sibi nyatr n'nioy naxn SKp iSnSs yntt^bN jo mwort» nsyaooS»
30 pSi yntyVKi bpybK 'S 'nS» nKyäoobK yoji wnin^S b'iünS» nn«na
1) Sic 2) Jes. 42,si 8) ProT. 9,i 4) nNBHyoS« 6) nMBn
Abhandlnngen d. K. Om. i. Win. xn (MtUngen. Phll.-hM. Kl. N. F. Btsd «.i. 3
^
KITAS ua'an! al-nafs. 16
fiinDSK im ONJisS» oj3 im 'Wk*?« in nt^nb» «in j» »bip nöki ppSwä
my in nojki »^vm^k no»'? |kVk hkij n"?« okSuSn «in pai nya pnB«*?
51«B3JN3 f|33'1 CnSuS» *) Ü03' ^"InSn n3l |j; DOU'Sn 113 n3'J3B DOty'jN 113 5
nbip iSi S'Vni oiono ibii j^ikS» Dnyn ]n 'S» Vikb Sik doo"?« "iuSk
ypna nniKo tt 'ip iSi nyai »ty'Vtyi »jty dv i'yiai nn« dv 'a 'mi y 'D'i
«'irS aaNisb« 'B 'ip iSiai 'WnSn onSisSn iSi ;o pNn "yy tshS D'otyn
'hSn riS'*? }o niinoS« ok'ju'?« iNjrB 'VvMbN OKSub« iSi jo ]>inSk 'Sy
nu my in ba 'SsckSn SinSk onScS» no'Si ups ooty"?« lu oiy in nojn i o
nti^ni nSip )» HM nWn miio tj msh w hd'Sb onybNB -.'ji »•? ootyS«
DKb'atyn'?» biapV ribyBJo'j» rij'u'jK im »bstN'?« n^nV« in oinn 'jb Sy
•yKyBjKSNa iinnni NrinoSi) ]^ya "i'jnon »nvpj f ya naij' iSnai n»TivnSNi
Ko niiNi Jon« noi NnpKoyK |vy i'ya mnübS ritr^aj'i Nn^iao fya p
'wi ityn »30 nipioy nVio °) 'ip hmvbni }t<'aa 'jyoS» «in 'b oy avN V»p 1 5
nMoiNSN \o nMiiiioS« iNmJM im inwi "j'^V» mo'jvi ityn tobdb
^N'ybS Kmimoa nioW ptiisys }o O^J'^m iK'n'jN pMoyN p ^«"lyKSwi
c|iya3Ki Knaiao fya innni NnmoSu fya hnjni «nxpj jj^ya naij« i"?'i'?i
D'V 'TiSk nnoan nüri« nb» [«Syi] Vi n^anb» rioan iVii «npNoy» j^ya
'n "ii ipi oSty^i vSy ntypn 'o na }"oni aab Dan 'j'ipa fNiny» «n^B 20
iniai min nn'n yi»ni idbi N'jwnay «in 'aVa^N 'wn 'Sy Sr }inj nnyo
■?p ;Ma nj»*? V^w'öy'JN lisba n^Vy in njia 'B aaobKi wiai »oa 'wi
üBba nib« inty' mp' obi n'by nnB minSN f pj» üni di3o"7n anioa annon
fitsiSyo nKT nSi ti3io »jyo «Vi w o'b my"?« |n ppnni ^ÖNnB 'V^iV
SNati^K'?« noD« bi nwaS» Vktn ipi 'S^yn nb"?« sw jk onBn ibi ppnnB 2 5
MniNTiNi N'tJ^»'?« yjKv njK 'jy n"?K Sa ntyiy »v 'j« ")'ipa natySNi
ity D'S my"jK !»•? Diy »n o'bi inümSn pbNa ni« N'ajNbN "?ip }o tob
1) isSna» ("Oll. : ciSwä"«) 2) ■>S« a) DnSyj'' 4) üna-» 5) 12, »1
6) ':kD 7) nyoni 8) mob 9, 4 9> vgl. oben 2, u 10) cf. Jos. Deren-
bourg, REJ XXV 249; D. Kaufmann, ibid. XXVII 271; J. Guttmann, Monatsscbr. XLI 247
11) Jes. 45,7
15 I. aOLDZIHEB,
«Irinas mSipn n« owi nyn Ssi ')nSip 'b 'J'o in nTtsyi mw }no dv
"inni Vipa ftö'uy «nw SsAk »Vy mi« 'yn nKaV« )k «i'jKps lüaSjo
1K1D in iiyn"?» Knni bsnyi py its>n Vipa Ko»uy kokVü nn wh2 lyw
5 mp »Vy aKnob« »s nbatt^no nNiXK*?« nnüns tidn 3»nD »jyoa üdwo
"i«jSm nnmp ko onSo oipSN NioVys Kinb« »a ubSSk nain ntsiin ko
SipS» Knn brioi its'nn imo Sipn n« nayotya »rri *) 'ipa iidmSk «inb« 'b
timiSk n'B'3 c)'3ni |«b» pns ') nKaoS« awna 'b St pw nnyo 'n mty
onno nbio »b ')Vt d»D3 'i isi) itynb» p dnd3»'jk yoi'j S»3tyn"j»i
10 py^K UD1 »B mpjn «mKni ntnvNb» Konn« '?in8'' jn Vspi n'3"iyV»
SipKi on'j3Sk Dtnbj »by Ninb» »b Knü'ufni Knb'3B'n onS imbi bBiySKi
S3tt>n n»3 ciSk nnn« 'n 'nV« ciinN^K }o jk nn'x» nwSn 3nKx "jKp iSiV
Tsm Kmy3i Ssb^iv no Vik »n riinKb» }kS pi'b ko yoih iSbSk do3
'B br nnyo 'n Ssp K-in Snoi ibn oVyKB ONoiKV« a'Bin »jy»3 nNota
1 5 jt3 nKiinno b« Ana' 'jy nioS» nwS j«n'i its^n 'jo nipioy nSjo ') Tosn
IK^nS« ibi pKoy« p "^ly^nB Dicht* riBx »naoa' 'k niNb« »S» iB^nS«
•) S«pi n»Si rrovf kob "ronSK nSi «»NBabN i^nS i'NxaSK C|ty3 p TiKariB
nS fio'np 'bvn'?« |k "jip' |o Vip |ün' inni 'wi w^bj nwiu 'b by nnw
S'Vni Ki»« »nwn iSiai «njo DNoiKS« linna «niinn «i'a npi »nS n'Kna
20 in n'Nna Sabi «irpjK itynbV Syi nniKsy 'wi iK'nb nty yp ")nVip'i'jn
|t3 i'aKi no'jtto'?« »Svnb« »ay niöVxi "jbk p« 'ipa piDBb« nöni ynKB
pn ") v^ avN bip oinn »jb Vy nV« irnS»! nwS» »jyo 'b oipn «o y»o3
pyinao iB^nSw ni«'?« }» ibia 5nB ityn oy ii» n'ban ny o'o »» Sy an
«in p I» DSy»i oSKyS« 'nNjn- yo |K'n»jno ««njKi 'yn nwa*?» jy
25 tSt aaoi i'onp pnMp pn«*?« dnSüSki iiib« «ibyiB oiitsS» «iS» 'jyoS«
jK'jyoS« nnni oKbüS« bap |o nn^Sw "luV» '?ap |o nm'a'V« «itn nnjK
«nn p nSSNa iiya pai pS»aS yyo Sa KiaojB oSNyS« inn »b niiiio
pSKaS '*) f'b'iyBts f'piSao okSuVw "iuSk ]h ny-iB^S« Vip «i'a wjk"? SipV«
1) £x. 20,18 2) Deut. 4, ii S) ib. 4) Deut. 5, so 5) Commeiit Je$. p. II
6) Vgl. R^J , XLYin , 186 , wo das Citat Q^^Qj;} ^m ed. Heüberg 17 (hebr.) nachzutragen ist
7) Im Kommentar zur St. Hiob, 12,2a sägt S. nichts diesem Citat entsprechendes 8) "nyonS
9) Ps. lS9,u 10) Hiob 28,8 11) 26,io 12) So.
^
EITAB UA.AKI AL-KAFS. 14
SwSm unffH «na n» »nb« rft n'XKä'y« 'n bpyS« 's »nb« Vn'^inSm
nbintso"?« frjKaiVK fi'B'obMi frnMS»V» nosnVK nV 'jKnooni [«Sjn] bi
KW"injf»S n'S« }»pü«j'j« bsnoi msi "?3 bwb» »S» tk^oV« bpjr'jK inii »a
n'b» niKnruw nio np'SSb» p niv ko yöi ]h NiobjfM na ')»i3ovi nb
»öooS» »Swb« onSüS» yjro 's nwiai »o nixn'i S'5n' jn Spuy^V aii's 5
iMyi b!r« njjo nynty'jN now nS» n'trKia pios 'a 's ■iiaio'jN its'n
NnoniD'B nKiisoi «»»oa jo nKaäioS»« nNpiSaob» y^üih 'Svm niKoi
qnnKS» aa^nn on ciinKS« Vatyn njo lono' nS» lanS« 'jjroa livnob«
ri'KHxSK Txni r)'Knx hüdm'?» Tvni «iudk nKoSaS« Txni n^tsSa Txnß
nKTiBob» c)nnNSK 'S m'v' niabn anMx -iNty« 'jyoSN «in 'Ski miibo lo
iVs"?« im «njo pan dd3 "jik p oMoi» oNoiKb« pi nokoJ» «naonni
ftiia jnsni nnNoV« 'nnan ]« '"?« wSa ko fiaSNa okdJnSk na« »'?«
riain j» iivni nnin ori ixwi iix' SaS m'^'S» riSoi «naoi ONOiNSK
n'jp'jK 'ijroa na üan nS« ')-i»aiaS» Vm nyaubN riann 'jyoa nSpS«
JiBn 'b» jK'aS» n'KJ »b «im 'wi o'ts 'jb bjr ')^n p*n 'jnSipa nnanm is
oSpbS na"inoi nainnob» tSk 'jy»a nyaüV« nixn on «man 'ip» «nwip
on o'ö 'JB Vj; 'j^n pn 'ipb nainoi Jin» noo« nyaüS« nVp }» nivni
nJnB «ySp Tiivn jfBiN on nan^aS« 'n nyaubN nipa obj"?» )k nixn
lon« vBi» ori Kn»B Srioi "jpySN «nV m^v «o «b« anan nV dbj?k
noanS« n'B nn'jrioi nV nnooi no «*?« Sya' n"? Spy"?» linB »VSp inisni 20
Sa fiafnoS» nn^K>oi nöüKaV« 'yn nwa"?« noan o"?jrn n»j'nB n'nNSt«'?«
Sa »B na'mni ^jyo Sa ^b ipnöS» nVyBi oanoS« nostjji nnamo 'b 'jyo
IJj; aw Ktt Sa 'Sy oanoS« nSvB p noSyn no nMSNrio opi piSaoi miio
n«niirtiöSK p Siriöo ') 'Sjr S^ri» Sa opi wbxi no yoi ppnnn n'nxS« iSpjra
n'B o'S nS« 'oKanKS«) iNpnKSwa 'oküjSk ') noK'p »nB ri^SBoSw ri'iSyS« 25
oSiyS n>n' «in o'nSsn ntyy» ity« Sa 'a ") noSty Sipa 'jNvpj nj» »Si Tto
'jytsS« «in Srio ") S'r o'oanSM «i-on ipi yn:iS j'n uooi ci'oinS p« vSj;
20,10 7) pn Jin 8) "i^K 9) nD«ip (für DN-'p) 10) P:cc1. 3,u 11) Der
Verf. führt weiter aus, was er in den Midräschfm z. St. angedeutet zu finden glaubte: Mekhilt&,
BachOdesch sect. 9 (ed. Friedmann 71») u. a. m. ^ aXHil rnUJn ^BO i<X' vhv 13T ]'K1
VH nianS ainn n Sip 'mv mmSn
13 I. OOLDZIHEB,
nsny iK^n «iiai iim i^' Vp*» nsVnäts'?« t^K^jr«"?«! TtnÄMS» *)Di«np
jnsKi 'bsTKS« iinVk ynaK ruK piosS« «ina ps 'wi jn «iw mSty
nVipi iimW »yaMn diSb^ Vjris 'wi nw isn' 'ipV ^SxmVk itj^nb» nSaKpo
V)pi aiü o -iiNH n« o'n^K nti 'jnVntyS« Sip iikVk bap p njfNUNi
nbips 3it3 oa naS» *) Vr o'oan'j« NibKpi o^j'jrb ') aiui "«»n pinoi *) noSc?
Ityn"?« TiiKn |o yi Sai ■iw'j» TiiKn }o aits ba Sy3 ru« »jy aw »a
oVkjtSk «nn »b yi bai iwSk TiiKn }o oSny^K «"in 's aiw Va |m '?5rnB
10 033 in »ib» itynS« im yn «niai diSk' ntyiy nbipa itt^nS« n»riKn p
Knaao' KoVa nyattS« O^^f^^ö "'^'i' ^^^^* o'?t*y''K nj'ts im owiKS«
«■iini NHYipai D^KyS» K-in iinty yoi rianaS« ') nin joi «mii» job Kyrwn
I» oSy» d»d3kVS nK"j»att>n'?»i nixb« a»ain itynb« }o pa' :|'a qöai paj
'SväSn iwSki Mii yau'jKa mo» niiKS 'WnS« OKbuSK n»xNa in iNiob»
15 nwV» pa «o 'B 'jxno «inbMi ^'aK^N lu"?» im yauV»a »Sob» ■lu'?» in
iwnni nKb'att'n'?» "jatynn 'yn nm»i«i yjNx"?« n'troaB itynSKi
«inSKa piib« ]^N'a »b nanb« iNioa nivn'i Satyn' Kts n»aK^ •)nNi'i5m'?«
riSiaiSN ninS aiü jn nji nnxpi anwab» mtyoa pm"?Ni lanS« pa Wniob«
n^nab» aynb« |y na »aino'i T"oni ons n ba mixn' «boNtj' No»y »bno
20 Kinb« nni obpbN nann njo namn »o Swb ana» mndjm »in läwa ibni
|K obyns ifj>v ^b« yinn nn ciinMb« b'atrnb obpb« fiann n»B ptt^n nb«
riinNi fib« in obpbKi obpb« linn 'nb» Tb» kojki »'ty ana» Kb nbpbt*
|K obynB ibpy 'b» niyn on anan »nb« »n Tb» ]ti lom 'B ybwB Tbb
K'ty anan »b «üc» Tb« jni obpb» p aip« }«D3»bb fianp nb» TbK
25 nipbwa abpb» 'B »nb« ri^yaob« nnb« Ton 'nb« OBjb« nixna «bw
I« obyns nü^tt ibpy »b« yiin nn nT^pob« mab» bwn »b» nainob«
anan «ts »b« ta'nr\^ nbw bpyb» "lixna «b« ibn yoi byBn D'b oflib«
1) DK'"p 2) Jes. 46,7 3) Gen. 1,« 4) Eccl. 11,7 5) 3«Bi 6) Wie
bereits Br. anmerkt, findet sich der Text nicht in dieser Form; die vom Verf. gebraachte Phrase
ist Reminiscenz an Pesäch. 1*. B. K. 60>> 7) n3D baVnbK 8) n^n 9) + ffB^Oa
KITiB MA^ANI AL-NAF8. 12
'S ^T pKJ n'Tvo '"I OKbs jvy H'Kan Kim bipS« 'p«ai k'sjk'?'? n'KioS«
imn JK ms »bvnb'? dok in »Sstk"?« le^nS« |k |k'3 nöks ') nKaob» a^na
imna nyi t^"iKV« nii |v nihSn üoi »s }M3 kos ooni |Knyj la^m inw
lya «01 iniaa njri }^n«bN nJii p; «inV« »s nyabN »s küdwo }M3 koi
«in p2 nos« «iim itvn 'oo jh«*?« poy inj 'S« tya"?« n'«nj 's «n3 5
«jnn nn»n Tosn o'bi min m«v ni'osn 'jinin nnm p«ni 'ip : piosS«
«nonp iSn aJh« nj«3 "j'p «i« «»mn« |»nii }o nioso iSn |«S n3«3
nirt }« nS«^« n3ib«i finnV« yao'i njf'oi oV«jfV« mpa Sip' p anno nSni
»nTDsn D«3b« DKni« »s nis' «o in3«i ■i«vi |«3 "jonn' nnmi nm Tosn
«np'«pm 'j«!?»"?« 'S«i «nbKojrriD«! ni"?S« 'S« piuj' «Si nj«3 i« }«3 lo
nao nn'n '3 *)iSi3i 'v t 'Sy nn'n 'j'ip "jno m«^ nn'n i'Dsn «o«s
«bsr« n«Ä 'nS« 'jy nmty no pim ') noSty Sip «*'« i'>i3i m«x 'v oyo
ip 'iS« «in «» 'jjf' ts"p pS n'n nr no "jnVip nVnoi o«oi«'?« jr'oiS
nin nn« Tosn o'Si nyS«3 n«x 3'i«3 'ji« n'n 'jnSrio) typ pS 1«^
nn'n yn«m Tosn }« ntäni }«3S '3«i3j;S« 's Tris nSnoi |«3 td«sV«S« 15
yoi «njo p3'b «njf«n3«i «nfnni «miji 'jyoV« «in «jSis 1^3 m«»
nn3 i3i« nj3 npi ♦ 'jm '■i«3'j« no3n aiios nasno"?«! nü'D3'>« o«Di«'j«
'33^ ninoA« o«ns« |y npojn mjraS n^'nn }o «'trsno piosS« «in Tosn
3'vj ')'*' r^'^ "^ ^°'^ "^^ *^*^ nn«a3 n's |i3' n«Dy job nnii» j« n'«"i
'iorS' ^«3 «i'«i »j« Di 'ab noty laV oan n« 'ja •iO'anS« Sip3 nnno p 20
}i3'i nSij;^ nnjf'ity 'S nno3na riinjf'ji 'jm '■i«aS« nsnyoS «'?«'?i« iSi
'wi 'aS ima 'n'oa «S inpijf *')njf 'SiS« Vipa nnj'a «i« a«in iSi 's 'S
■i«no«i '■i«aS« niiSs nn«nü« }o ciiän' }«3 'jjroS «S« iSi 'SiS« S«p «01
«öS «oi«i iniai mm 'ay lu^nS« do« j« nvs 'n'oa «S inpiv S«p nSnjr
mi mya «öo iil« t^n«S« nii ^y ysmoS« «mS« ^«3 "j«woii psnu ^«3 25
'S 'nw« «01 mia mi nSap «00 oSw« }«3 p«S« 'S« n^t ^«3 «01 mm
ivfm miai mm nn'n p«ni S«p iSiSs ncn n«5r SsnS« n'«3 'S« nyaS«
njo Sy3i 'yn 'i«aS« nyia« 'iS« 'S5t«S« itt^nS« nj« «jjns omn 'js Sy
1) Sa' ad. 72 1. 3—8 2) Gen. 1,2 3) Ezech. 37, i 4) I Reg. 12, 15 5) Eccl. 7,>i
MS. pTOy 6) *J^p ■ — I- Sam. 10, n 7) Thr. 2, 5 8) nS 9) Prov. 23, 15
10) Ps. 40,11 11) BS11
11 I. OOLOZIHER,
o«n3 napji ist ')n"?SK S»p m» p n'B »naoS« iVi"?! Sysbto bysbKa
Djfsn n»T SKpi t)ijf npiS« imt viDyS»» nnK np'i itf^i *j npi 'V« sjny woi
nSo3 opinpSä |N3 i^b naob« fiyV 'b kS» nnpSf wjo »oi »ovyo oxjr
5 i^Koi niDp^Ki oott^Vw a'n "»xi iSnai "iniä ko ok»« rino »pa |Ka ko nnjo
onKBa S«p' Kbi rinnKi n-ia »b «nmb «o ok'« rino 'B »nb« nKpiWo'?«
o<anVK VjfB nnu' »Si non 'jrn nKaV« ]Hh ov 'b ini«n Sa nnÜKi dm»« nno
IKifsb« aVpan hü «hdibj »b Sam n'»:i khS »»tf k"?«! pa» «o oan« 'b k*?«
VsfnV« iav |» nü» nSi pntsn iw"?» 'b »on»* j» n3» no ittpS« }« «oa
1 0 |3 nnn <b iaw on nhoibj »b nS'nnoo k'k^nV» irin |kb Tsva nao "yojpB
jnD3 inttn it^wh 'u 'bi riaa« w »ia» jKa jk pa' ov 'o »b ni» m»
»Sy 3T I» 'Sk nyino »b »aim nKaaS» r'n 'b ijra im Aia^ nn nnpSa
<•?« '"OK riio nn noK"iÄK y^wn ]s '"jn riio 'pa^ on tiMvn tx' ]>"i»bK
KHKan <nbK m«anS»i imn'j» 'Vy «V« nain ko «nSa nnriB nSySi* tiny ]h
15 |K 'j «nwyo *) nnw npi 'b »nnKwi »n ybon finönS« jk Vt pw nnjro 'i
«^ rinönS» jk OTbjfoi VyBSNa bj/B^Ka )»a noi riipbNa nipSwa ]M ho
wo3»i hHM^H 'inDn ')«» pn p jKor nya «S» riion [Sk ook] «nS mr
Kö pa' npi n"?"?« »•?« nui«i n»u aon' hü ]^y o'Vi n«u i'xn }«ot nya
SyB^Ka nS« wi'nx «bip 'wi n» cjn nSip -i«» ')«iK'ja «"ja «aSp aon'
20 yiin NiSyBj'i om^T 'yn nS"?« Nty^ npi riipb^a nip"7»a nS«i SyBVKa
•) »"jy ') nio rj^üSV« ':Kn'?N nih^k üoina babwa niiio 'yn na« wSip yoi
ci'ü"?"?« 'j»nSN Nin"?« 'öon noipobM anabNB anpnbKi "vayn"?» 'JNyo
T\H 'V niaa nSo»i '3» »n obwi ")'ipai niaa yinn "ja kSo 'Vipa iiaa
»3*0 in by 'V Tiaa pac^^i ") Swp wo 'by na'aty rröon ")piö«bKi pKn "ja
25 'by D"n D^nS» nn hnöd a^naV» «in ant«n «yi«a maa par*? '*)«ä»«i
»jKhS« qMflb'y« NinbN «inai w^n Sk naaina nntsiy »nni "j^Kp «o
pHKiab« yoi iHün nai »"jy o^nb» »v nn ")'ipa riiaj"?« o«Sa n»n»
1) Gen. 5,2 2) Gen. 2,2i— ss 3) T^Cn^K ^) Sinleitang zum Je^irb-Eommentar ed.
Lambert 12, 6 ff. 5) nwyD 6) Wnm ') flSa 8) Konruptel des Textes Sa'a^jah:
nao B)eS«SN «inS« oh inMöSN «inS« öoina 9) "h» lo) Jes. 6,8 ii) Kum.
14, £1 12) {^QKi 13) Exod. 24, le 14) Ps. 85, lo 15) Chagg. 2, s 16) Jes. 61, i
2*
EITaB ]U.'AMI al-nafs. 10
o"n o»nS« mi "iNnKoo m'x» naSn an«» ')Kmn«tj VSjr ihän »S
HKn* cinsVS» wnV« '')tnn3i un^n b» oaaina moiy »nni *)'?»p «o »Vy
p«"o^M ro^ "inibn nai 'wi 'Sjr Oo^n*?» 'v nn V^ps niajS« okSs
piSaobK »3«n^K ci'üVSk nihS« ninai d'h'jk m"o n»noa yips «»3jkVS
njfOD n">K V">röo^»* DsSabN pa' ikojk"?« 'b nvnS»3 obKyS» »s in nb« 5
njyi D"n D^nb« [bip] *) iSn »öoi «in"?« 's ny uan ntt^o nSS« Sion Tob«
D^jf'?» 'n«» naoi 'i 'ni d'V« »j3 »vS lan ")iioto 'S nS« Sip ciKsn« Vp
nn St o'oanb« njwD' nS« «nni 'v nn v^y nnji ")')p3 "jnosnVwi
♦by poVKjf"?« ai nw o'on by 'v Sip ♦ ")bip na njioo' nb« im tt^npn
mbipS« nin riTroS» "jnw'oS« 'Sy nSb« niv ")ij; i» p»wD wob« lo
|KjnDS n"i3n 17' KtsjNi inwi Sip »n nKjrsn 'r »n 'nS« riiiaio'j«
nSb« tjjf }o nisr ni« nvS 'v ü\tf 'S» nsNi» Sip nsi köSsi Kniän
«inn Dva vSji noyi "jnnsr n^wp Noa ")näy o^y-in iiaan Sn Supi
nS« Sip na njKa St u'nian nnan nS« Sip na in nijfSt* Kini own in Sy
TnnKo lai njyoK^n TiT«i '") a«naSK Sip' n'si ni5tS» |o ") "»"jinoS« nSv« 1 5
'B>S» «in I» anTi iSn <b n» m'» niaSn anKvi tjsSo Sp' 0S1 ihokS
'B 'ipi ♦ 'V^^P Sa }o 'ipK ins iSt yoi t)'üSSK p c|uS« im pSa »ty Si»
mm o'OB^n ninn [yai»] na axn[i] ppn nno nn o'nty : ") 'aS» naSnS»
'nBi nnn '«a ") ninn yanKo ") 'ipa p» nn« Saa nni nnm |ibv aiyoi
aii'B D'oti' nnBü »j'ö'i p» mo' n' c|» "j^osn koki vn'i nSwn o'^nna 20
naSn anKv »«i im i'-nnS» *Sy «Sn 'in ko N'tfMSN nin ]ti nSyn ^k
SyBn kSi SyBjnS pkSn noö« 't ci« Ssp nawS n'njfS« '«nS» im m'y
'nS« 'n Kn3»S SysnS o'oty nnBu 'j'O'i SNyBj« nSk nna SyB «nS o'Si
TDB3' Hü inn» ntsy omS« 'jn Niip ") nSipi P«Sk ") Knjo nanii nannn
SyBSKa }»a «01 nipSwa riipSKa jMa so 'wi noy 'wi «mp Sip' wnS 25
1) m 2) Bisher aus Sa' ad. Komment. 3) Je^trä IV § 1. 4) Chagg. 2,& 5) t^^ni
6) Jes. 61, 1. Der folgende Passos ist ans Sa'adjah ed. Lamb. p. 72 1. 8 ff. excerpiert. 7) So im MS.
8) Ezech. 11,24 9) Deut. 6,23 10) Ps. 29 H) Sa'ad. ^tJonS« oSNyS« 12) Jee. 11,«
13) Bis hieher das Excerpt aus Sa'a^jah 14) Viell. in <iny ^^ verbessern. Br. setzt <^kT
voraas; dies entspricht nicht der Handschr. 15) t^itsS^ ^^) naS' ^V ZfHf^- ^*t*
18) Wieder aus Sa' ad. 73,7-10 19) Bis hieher Sa' ad. 20) Jes. 30, 21 21) Je«. IV
§ 2 22) Ezech. 37, 9 23) add. D'Dtt'n 24) Jes. 48, is 25) p 26) Jes. 48, 1«
t. QOLOZIHEB,
DK yoK^'i ['wi] njfw Sn« S« ntj^o nimi ') nbip im npnno» p na yy^ «inS«
paB nna niaixn bipa nipipn : ('ip iSi) ') m'x' nsVn antwr "jip im bipn
]H oSjfKi »3jS« na 3ü«ä' npi *b nSS« npSa» NinSui *; «in nwb« Ssr« j»
5 p"j»5St< |kS 'ypi'jao'? nSi *)p'jKa'?'j «S niv top yoo ko «inV« »Sib
KinSK oijf omno nmn iVi »'ajNSK *b» OKbaS« na Sxvb npSa noo» W
pyoMoSK aibp 'B riiabK no' »bi nSrtT nSi "tjrn «Vi pia kS niv op yoo no
•)nSip VawnbMi : 'jVf pw nnjro uan Swp on «inS« 'jn^vN |t< nxB
:)nnbM nSatyn* q'a wosniN 'b "; lix' j» ") na iNn« ibiit nBioa noNo"?
10 'B 11X1 St«tyN «nS cj^a yaNirS« nn «oa S^pB ";»inVK 'b ikijtk'jw
nbiu nS» ") «njo nKODioV» ") mvi ♦♦♦♦♦♦♦ • fiBSnäö iSi yoi «mV«
«njoi D'pnoo'jN «njoi nSito |o ") naa« niiy nb« «naoi niny )o ") laa«
"jn'Vrina «nio ")fl''»<ri' »o »nwi ")y'a"ina niMinoNS» yo aain' «o
nba Nim naNb« fiTNiV« ]>j;a Sa«!* ko «naoi «nno pa» no «naoi
15 cinn*?» mivn* :)'a woiBa »b oip' anpnS« «in »S^tb yaNirbN "jriBv
•jKpi 'wi laii mjftyai nBioa 'v ") "^ip' iSiSi KinS» 'b noKpi ") i«iv«Ski
fiSaNn» D'jBwbM 'b ny Ssptn' cixi no ")'>hy) Kia' cNa »v nan 'a "jtw»
V">N n^»Vi nyait ")'Sk nyair DN»^jt< iKna a^KiS n"jaNnoa tkh tkit
')N»a3N'?M »Vk 'PIK Noa »bjn "?i nä« iK^yMSK pya 'b '«t iSn'ji c|x»y
20 nNn |o nn'SN 'niK iSia] Twinb« SNatyK »nb >töh o'iBiw nvn iw p
myo }o " NSW myon jo av« n« »v jyM 'Vipa "jn'wnnSN nin wnS
njfa» nS WBjn «o »bjr »inSwi nnb« 'B c)nn timi iS^aa mwaK tn»
»öv NOJNB *')o'inntyo on woa 'jbS koni "jSno'i t"?!? pn»i pjo* nSn
n'inntyn Sa »b "?ip"?M ibnai ") fia'NSo'?» 'B moN* tibji nV njfKüb« »V« na
1) Num. 7, 89 2) Je?. IV § 3 3) m 4) pS^aS 6) ^piSaoS 6) SsH
7) Ed. Lambert p. 40,iofr. 8) "»iwriKI 9) Jes. II § 1 10) Ed. p. 40, lo "^12
11) n^xs 12) -inyS« ••£) 'in^Ni ciihnSk SaNB^nn is) Ed. «rn« ]di i4) Ed.
KnaoB 15) -ina« le) Ed. ohne 3 i7) Ed. ciSnK"« is) nSnna — Ed. f\'hf\r\
19) Ed. ifi n«BX «nSa nini 20) myS« ti"inK mHS 21) Nah. 1, $. 22) jes. 66, u.
28) Ed. + SnO 24) Ed. i^V 25) MS. und Ed. '<Sj; 26) iDaiK^K (?) 27) fehlt im
MS.; ergänzt aus Sa'adjah 41, s. 28) Hiob 38, i 29) Hiob 40,6 80) fehlt in Ed.
81) Je?. 1. c. 32) Ed. «n^S miON
Abhandlongon d. K. 0«(. d. Win. in Oittinaren. Philol.-htet. El. M.F. Bud »,i. 2
<S\
M\
lOTAB HA'ANI AL-NAFS. 8
noby iSn »b najrn iva ?iy noSty |k* : Ssp on w^wo' 'o piov piojri
*]rf> 'jonsYi ifoi:SKp on 'jnpnoi mjrai npoy ijra nS «anp -uwb
|Ki iSia «w'^j; "j'nn n'B "iujSk N«nn' 'job nyabw '^pnoVKi pojfSNa
"i^Hp «031 ")nio''^ "iw*? «*^'^ Itfn 'jo mpitDjr nbjtD K^jn Si nwabK 5
")VsK p« nVipa »jy» moSin Ss» p» ipin «in n'San baSi itynS oty )^p
na« K3n»n }oi wio^Ka oaNj"?« ini ruo ina nb« "jvnSn '"?» niT »nn
nana |"ty p «Vn nix' kS niNS niiio Si» nw« ") nsmo cnb« nni lös»
nKSn"?» '•)i'?n »s |»pnN'j'jK ]H^}pbti ")|Knn ")'?Nps 'iNnyK^Ni 5)nnb»
iKTyNS« nin }k na in» awi Kwna ona inani ")^h^p «njo SwVns lo
na'KSö"?» ]H Noa ") n'aty fi'Kru «ba "; "i"ianni iiyn riiK'j; 'V» wSa »o'ja
t3 nnJNai ri^Kii riariKi niiino 'ns 'wi awi Kixn nvnni "';on'B Vp
wan iS noK'i «Vi o'pna nStynn ";bt<p no 'Syi onySnoS ";|'piNSo
tne)"* »a nann iNStsn nani "j'jNp ibiSi n«niVN yoi )o ")pniio onitrt
ins nKnno« n»n }o nj^V v-in« m^' Vp' oSi in»npS N5tv nn« imVoi i5
ap«ynni *«ia» -nann «na« rinnb« 'S "j VipS« inybK 'S bipStoi Sapnoo
bw {« obyn }K aji'B nsmo o'n'?« nm nbip noni "jfi'Knj «"»a "yKiaK
Sxsjw nn«ny» fiiB^ySKi n»a cib« :)nn yo wnS« ms i-inn ivjy
yo na-inn fia-in bi» kihSn ^k iSi S'bm r'oni j^ya p niya ") UKSaNS»
lintD"?« Kinb» <on itn «oSs inis ibsb» ruo i"6s iNnysSNi rinnV« 20
mKH 1NVS K^^bp Ninb» lya Kob on noa«^ niKn kikj isTi -isid nS
ob p»b» T\iV2 KüSi Naion kiik^ "inm -inD« koSk lya Kobi NatDn
nwbK yatD «ny^au ik^i noa^i nwos ''jk^k^ rännb« jo lonon
^bK «n-n^ ^nn nioWi bs« ps aKroS« hniod sinbs Noa«' niiks
1) Ed. L. nina in p KinniO 2) lot^. das wort fehlt in Ed. L. 3) Ed. S^p «DO
Eccl. 7,24 4) Ed. derselbe Gedanke mit anderem Text, ibid 1. 11—12. 5) t^riB^ 6) ^^
•y^n 7) Fehlt in der Ed. 8) Ed. add. ]fe< t3^ 9) von hier angefangen verschiedener Text
in Ed. 10) Hiob 12, 28 11) Hiob 23, s 12) cf. Ed. Lamb. p. 40 1. 1 13) Gen. 1, a
14) Ed. Lamb. ib. 16) niH- — Ed. fehlt 16) Ed. l^nS 17) Jealrä II, 1 18) Ed.
n«nn« IÖ) Ed. mII); 20) Ed. «n^^S Ezech. 1, u 21) Ed. l^piHSnD 22) Hiob
38, S5 23) ]mJ1D; Ed. + miU 24) Zekh. 2,7 25) Ed. -|SiD 26) Ed. C|nH-inni
IpMynni 27) Bis Meher reicht das Excerpt aus Sa'adjah's Comment. zam Jesir&
28) DwSdS« 29) ^ttf ^ttf
7 I. OOLDZIHBB,
Si n»3V» }Ni Kn'bjf nbioriöV» «nirNijfNi ri'in«'?«! H'^modSk dkoAk"?«
n«S»3tynVKi "iivVk yoüS "jysan 'jy« ">«yBJ«^« "»«pV i^ip «n'S ^yi 'yni
Knnobu |oi »b5t«bK »nvpj pi Kruo in «öi« o'?»y'yK «Sn »b nTiJhoV«
5 SiapSN }o «n'S n'jyJ «tsa «nxpj fya nj«nao nKaS» laJiD unaiam
«ruwD j>ya innn' "»'atynSw nii^SKa 'jNysjMbS «nSiap 'S j»s SKyBiKSb
»n'Vy ri'jiono'j» »mi« MnpKoy« p nimä^^ c)tt^33ni «nnoSu fya Tjnom
Sn» Tjy n's ity Kb Kna»ri «n»nx »Tiih nyjS« «nn ^^y SpyS« 's r)Tnii)S
fiv KöSfl noDK Vi Tiiob« |y •nii'?« aKao« »Sy pySüob» n»Sv«bK oiSyS»
1 0 tmH^ ') nöDNa mök nyniyS« 's ^ytsV« «nn ti3i p« »osi »s nSp iW '">
w nnmü» i» iSi nS»n» nynu^SK pan |k ni' «S |» noSy ori nro»
nyiToi rioanb» n»a »ns nynK^Sw nNrnnobt« ^ti p bx» im maia 'jnSa
HO» rioanV« »d po'i nJ' Koa nNiiiiöV« Swm yoJ 'S» Htk^oi VpyS»
1« OD»a KOK KHiai 'Vy na^nsB niKivKi rona köki n^au^na köki nnxna
15 ania K^j piminD na V"®^ ^^^^ ps^s wTiia KTasni kVi« K»'nsn nsva
*)jo Kn'jKyo ninKtt KnooK Kp»oy K»sa nn«ii p»pnna Sa n^a^n^K jo
j» naüyns nyna^VN »b KnnKBxi Kn3 Knniyj n'binoi SipybK »b KnpKoyK
b3 yjKvbK n»an 'by 'nSKibK 'jKytsbK y»oiia KnntDKnw nynts'SK lu nya
rioan niia noipo^K nynB^SK nfiriw iinoAK h)j>y »b »Ba Kobai KSyi
20 »bK SnobKa biw''? nnitn riniv 'b VrionSw n'ats'nbK \o ania n^nK^K
nan nvSoi btwo panS *)nöSK' 'pa na naa^oSK »bK natt^bKai VmooSK
Knni 'wi iK^ni iniai min nn>n f-iKm *) nyntj'SK bip miiB oniTm o^oan
na»y nKa» kS K-fi p»»y im n'ts^Kna pwB »jkh »b np'SaVK Sxk »b "naitD
Skp nj'ya 'jyobK Kin \)r\ p'KpnbK im ^Sy pnVKi ayn nya k^Jk 3SküVk
25 iKaBK n'B nBpi Ko o«yK }K : bKp HKaoVK aKna mx 'b bF pKJ nnyo 'n
biK^K ">«ybK in piainobK luKia mB ')mtta ko ayvKi ')piäBnoSK
Vk-idn »m Kioby o»Vi : VKp on riinwabK "ixwybK nnn ninaK njo WbK
•)[yo] ann ]'n p'aibK |^a ba n'B ni'nn upB nBOKbBbK Kobyi
1) >nDDK3 2) nSa 3) nSX 4)1. yo? 6)Prov. l,« 6)Gen. l.«
7) Ed. Lambert p. 1 I. 6. - Ms. V*DSdSm 8) Ed. Lamb. nTDH ^ ■X'ch Ed.
Lamb. 1. 9
KITAS UA'ANi AL-NAF3. 6
10J nain tkdb nann) pa riain : fino ri'ooiS» riKannS« owiNi dnd3»^">
jo Kjnn PI»'?« iNDW 'iVm ktis n'>«nno« fianni ribpa nann ') Vian riaini
ShASmi oSj;^« »HB '3«nnbH inii"?« j^sny« nöki 'jKooiS« imib« j^KnjrK
yNODi^K •)inii^KB iSi SaNty koi pdbVki 'pn^K Sfio n^'riSio n'j'!*BVKi
»pani »pa» n^K w dbj"?« iniii nyts niKiy« yoJi yani »jb» nS« in 5
»m noanb» rtS'iB : S'Nis 'n objSk inii j^Kiy« Sw» riSoii nirN-iy« y^oi
nsyVw nuto'n*?» obj"?« n'>*4B »ni nyNityVKi ripuMjb« obj"?« h'j'äb
dbjn'?« 'b y«ÄB nNSn*?» mn ')nSnnjf» «nNi n'n«ajSN dbjSk ri'j'SB'ni
nin Diayi S'käb t ww^b bij;'?« riV'SrB nnV»'mjr« yioito jo im nn^fön
S'KÄBb« my «njM nm'i 'm 'Syi oip '«i 'Vy riniiio ntnür» <n b'Kia'jK i o
ny«iityS« my laiVwi noanS« ony bniS« 'jy« nniiw itvriti *n o'Si
b'«ii 'n ni3i S'«*B 'iVk onyB Siy*?« üiit iiib«) nBy"j« ony youbtn
»n D»Si S'nücb'j« iSnS «iniütk riniiho jKyo b'Nin'jN jn "ok nip '»n 'byi
»n«T4K KnS pSai «'»»Vk nVV« pSa KoiNi iiiio 'ty D'b my^s |»V oiy
p-TB» »Vi »»t^KV« c|"'Vf' w*a «10B kSw «mKniK niiia c)"iyni nnsn »nn i5
noyS nr n« Da : *) nSipa noSty 'jytsS» «in pa npi «nnNSaNpo pai kpu'3
KmHTiKb K'BfKb« DKSaMpo piT nöyb nr n« dj nSip paa n'nV«n ntyy nr
ibn 'B bKat^KV» S«r>n
niib« oiy SvkSn »b iiiioV« OKbubN ;» ^«p p bip n»B paj V« (a)
^"iij^ti ONbüS« pai np'baS» bi» 'b ninü^H 'bxKS» OK^ub» j'a Nipis» aVi 20
n'tyma 'o* ntyty »b "jpi'jao dnSüVk |» "jipjB ü'owhs iw oiy in nS«
npai a"iy ci^iV^ d'' '^Vk ya«-»'?« Dvb« 'b npSa »nS« ooiyb« npba 'jVap
»n^i aiy '»m ')"y'iB'''« "»^p nbÖKn y» ik-ii Knai-wi oöty"?« yibua nS»
*jytD^» «in jy niinaa ootyS« mnw nya p» oSi w^^m 'ityi m» dv ipa
n^V« iKty« nV» 'l'nrKS« in nmiw on»» 'jVk »b <pai aiy njy "jNp nV« 25
Vi*» Vx«i n"? ywu« ny^auV« nji lya nsniiho'?» bai owiK*?» üü njt«
oSw^« nana nwoDob« ^n «njMi n»j^K3bK n^Kob w^u^w n«nintD^» jf^üüb
V'o3 nj»n yjnDb» Kin p jki mwj;i nniKoi n«bvni nnni3i hond«!
1) sonst J^lÄ4Jto{ oder ^Lajü 2) ini3£> viell. DOiS« im3ö 3) iSinj;«
4) Ecd. 7 u 5) piSioS« 6) ohne |« cf . Zeitschr. f. hebr. Bibliogr. VI 148 ult.
7) Gen. 1, b. s. is 8) 1X«Sk
O !• OOLDZIHER,
poyVKi ^lyVNi ViüSn Vit^ 'i''» nKüpK*?» »b tnnotD pa' ]h 'jkodA«
nmüD3 KttNHo pa'i r\ntrh aowo rna pi'i nnno "Wipo 'S ixnji
»s finNürnoSN iwS» n<B yönin |k ni' nSi noBj nn jy läKbb kjtjkooi
5 <noi ri'nwno ^^hivn'jm p nS nSsr «o biap 'B nnip pani nnnw nb»n
ri'VNa jtDi ]^ij;bN ibnb nSaKpV« nnip nnwn Tps nViap »b nnn ri'w Aa
w pi «rn oKipb« »B aoMJ' kSi ■iwsp«'?« »b «inoo pa' sb |k y«nnb»
<B jfKyty'?« iKsaa »iKöD3"?K iniA» »b nBa'i noBJ vn jy ■6«'?» yjKo» «Si
nnip *)pani ninKib« rhsu^H 'B niKÄnts"?« nisrt» n'B yoni^i •jnmVa'j»
10 p2 »Sk nnaoj pan «Vi ri'nMino ny f«"iv«VK p nV nbv» «o Siap «b
ViapV n">y 'jy« ninwi naoa iivV« 'b» nnaoj pan pb f ya p p» iixb»
»V« KoanS« Sipjf nnüÄ» no5ki n'jsnn w nj«a frjMooJ ii^n yoii
SnAw objrbK ^k onapn"? »3«odA» -iniiSN «wa »iNm-iSK -imib« n«an«
Ko»i üpB ONoJi» 'n n'n pD OKOüKb» 'B «nii' oS «onJMi }K"T«*no j«Sny
15 SaNpS» p«B n'B •)on'jiSnV nW n'Sy *)onapKj;nV nynoo -imi »a •)omiii
n3' «Vi «'3«ooii «nniii pa' ^« ni» jV SniVwi oVyV« »iy« pn«*noVK pnS
Va pV n'Vy ni«nV« Vonn» «V nn 'V« M»n«3no oVyV« Viap 'b pa' }«
nnniV«aB n<Vy i«nnp«V« 'B n«nr« nio ■i«nanD«V« »b }«dj«V« ^yo« «o
n«jno yi oVyV« |«V n»n«3no Ti nip «i pa' p« oVybV Va«pV« |«
20 «Vno 1« oVyVV «Va«p pa» |« ni' «V »3«ooi'j« iniiV« j« nnnÄV«ai
nV«B »jwooi Ti «inii pa» }« ai» nV «Vno pan nVap» nV«B no«ipS
'>niiV«i oVyS« aojj n'V«i «y«ni-i rr*mi nV« inB iaob« «in <Vy pa»
y«ooJi nnii poDp oopj' iniiV« j« iJoV« «in »VyB ^^'^^^«i nV»ÄBV«i
•) [nn'j«nnV naD«3o n»«ny«i y«ni"i iniii] nn'j«0DA naowjo ni«ny«i
25 •t|«*Di •p«i '»ntDi 'ci^aV«! 'oaV« »m nwVipo yon »jwodJV« nmJV» fHijjHS
ana 'b yD«i me^ 'uV« n«ViptDV« nnnVi 'VyBioi "VywBi 'ysii 'ü^ipy
«nn <B :)»aV« nVipts \o n'S« 3«nna «o iW jo "oi» nKjisma« ptsaoV«
n«yioDoV« y»oJh n«n«V« y^oJh j«iV«'>« yoi y»3» cioV« j« im y»ioV«
nsnyoV« n«ainV« y»oJl «ä»«i ö«in 'nV« nnn nyp«iV« n«oioVtDV«i
1) OOpV . »iell- DOp^' 2) ini 3) njlVsV« 4) pHI 6) »<> »*»** Do»»"
6) fehlt im MS., auch von Br. ergänzt
KITAS MA'ANi AL-KAFS. 4
pBW mro» dbjSk <b anan«ioi bVobw y^KityV» Vwip» iro« n»tn ori
Sn« p in« D<S |K nw»i noipob» riyntj''?»* 'S itttoV» p'n«^«S» <«i
0:1"? bwp' poSooS» p p'is ppns '10 ;"y»3uV» ps«v onn-ina 'bj; Sbob«
objf i«no« 'iVK «»äA« ^a« OK^Kn 'a» »Sk poruo'?« nni nbrnjfobK
oni Küp» Tin'SN |o pnsi onp-ip ''»jf |"Si3Sn3 pDiiyobK om o«b3"jK 5
'«Swn 'TO pTaw^JK \hvihs briK p nn» psw oVi i^N-ipSKa psnyoS«
n»Äny Stnnw riona n»^n obj*?» |k onanioB p'jr'auS« no«b ppna^K
n^Bi nn'bn ntrK'jn mmi 'jbi pab« 'tfN'jn «n« }ni paV» nni3 «nVon'
Vipn «in ^fioai «ia« «naS'«p f «pm« lya »«pa dbjS'j d»Si nyo n»«"ijf«
»JB «i«B f^iy on'«-» 'by DB3">« I« ';«roil }v«"ipS«i onpnB 'Sjf nSrnvoS« lo
'B nbS« I« ojfT' •»«jfo'j«a nnio np' nV«i nyo ns«ny« n'JB loiS«
»B o«'>ab« o'Si nap«j;» i« na'h'i noBJ ]^iy »b« nooJi «ri« iT no«'pS«
«nnp'pni noM'pV« 'b owVaS« n« 'tt^a nt3«»p'j« »3«jfo jo «nb«in«i objS«
»«ni hynttr'j« '«i «ö«i 'Dbjf«B oBjb« "?«in« p nnan 'b ]ni «o Ta
Tya ' p«ai pa"?« "?ap }'«a *3«nn -inii objS« ]s pppnoS« j"n«'?«'j« is
\o n'«"n 103"?« 'B'«Sn |«i «na« orj"?« *ty«bnn j« ni» «Vi iDi"?« «jb
»K>«Vnn «Si iDiS« j«to nnna hnnn dbj"?« j« ini ")«riS«n «Sip Vip»
iDiS« finn yo dbjV« hnn 'B nbip d»*?! «j'd p» im loib« 'ty«Vna
p^yno"?« p oip« dbjS« }«"? pppneb« |"n«'j«S« Sipb «Vi nj?nr'?S «pB«io
n«Vipyt3b« b^p noBJ SpjrV«i n«oiDno'?« bap önb« }« «oa nbapi «na 20
«inynjy pB«i» nSip Vi« i«yo'?«i obj"?« a«na 'B -lai' «j'o p« n'«ii
nbS« ny 'b« nT«yi nVS« -wy jo jin«! obj*?« |« nnynty bipa nntt^nci
*) ftrinö n»i«n lai '•?« »yin« n5«ouoS« obj"?« «nn*« «' : nbipa »"j«yn
«j'D p« Sip'i naru ik^« n»n'j«n S« aiE^n nnni *) ny noStt» Vip Siio «im
n«yob« »B «inynts' pB«i» oKba «im nniS« n'n 'S« «S« yiiiV« pa' «Si 25
ibi DSy«B iiaioS« n3«na 'b pab« nnn yo obj*?« nnn 'b nSip pB«v «Si
nmi 'S« «nSa DSwyb« n«iiiio «100p «oS «oanS« j« nSy« bxB (a)
«lini nn«i 'b n«i«Änt3b« *>a«pb« nn«ia D'«p'?« ni« imAS« «lim fiyi
«o Ta 'B no«ip yino'i njo *rA«a «S imA« 'b mihtsS« ni«a fnyV«
1) «yOJ r«1pS«1 2) ipjoi 3) nSn Sip *) Sura 89, S7. 18 6) EccL 12, »
8 I. OOLOZIBEB,
KOI omMyo »s onan«io ciKbriäw ri»j«03M'j» oBiS« Stnn« nsxi on
\n w »K |oi dkdJk^k }«wn <s nofen oh ntnbK tnn lya ')n3ipnnD»
oh np'Vä'?» ViK jo Kn»Vvn in «01 'nynu'VK »b miii |w Vi«*?« «mwy
nMb'atfnbNi «n^a rniitSN Sivn <V« »nSy^BiK üipa rinMoS« Ana n'B»a ni«a
6 Tj'HB «miia oMinV'? »"yJnn |'n 'Sk «n»Sjf nSionob« ]^«"iy«SMi n'ODiS»
KnnKHB |o nV ni'a npi «S« nS«Do 'jwKb« nnn nn» pr bMC pS pa' nV
njTip' KO'B iKaoKbKi yoib« mpa '«»Nürp Kn^aMjro jo nS mnüw 'N^NBa
"intpnb«! nVBjbK p 'jm'va 'TMnbK 'n jo |Ka tnn «ruo n^Bts^'i «n'B
iSt SriD'V f N"i:iN^K |vy 'S« «o'kSki nHxna«^« iSn y»oi »b mvp ipy
10 'fnK'jrVt» naiw 'frT«nV ibnB «nnnn p'OKis mna np wa |«i naSu 'bjf
po rhüH Noa iSn »b pjfnoo tu«) 'nnnni TaKn jö 'inanS» iVa» «Si
pn« »b« 'i'Ti'i 'imioSni p'pnnS« »Vn wk^im 'nKitDVw riBiyoa 'JonS»
Sk 'awnbKi 13»'?« |o nnywö 'b innHioS*? 'j nani «tsa <b vbivm 'aNwS«
'anp Dim 'a»iw yoo nnoma im ''«3ni VWs» n^a) ''«iSo ri'»« iW
15 nn« ana "jSKpi [w>mn b'BjS iipb »v aw yipa 'nnJ nai 'nnp Tä te 'Syi
[Tjpn 'Jicb a'tttti
ntDDN ^3 dbjSn äna oSyVS aowo 0B3"j«a oSyb« i« oVyn jk ai' "jvb (»)
'B ni'na nKBi»o 'jn!?*?«« ip '•jjr'ji na'VNty« fiinai n'j»yo fipti niiojb
)^a bwp Tpi OBJ^K 'B riBVnao antntDi 'njwano t«n» »"?y nBpn jbS« »in
20 noBja naBijfN : n4»n Vp npi noBj {koj«"?« nB-iy« nBoSB"?« : «oSyS«
iW jf'oii p n^banoM mai S3 n«aV» ypsi 'nn nxinB nana DaBnv«
• n'Sjf nBpi «o fibojl p o'ipS« annobw mn^b» »kiSk ni« »S vpi «o
TM naa^Ki "»pab« nTyKow "iwVni Spy*?« ripBNio jfo njfntySb ') nnpBtnoS
«BnpKi pn"?« näno »S» anNio"?« nn»S V^'n «bi fraxy «Si nKaKno
25 Ski *')'ipi 'wi 'mna njio» yrt "j'ipa 'mKnw pn^» 'b« bnjrbio 'rnttn«
n^KnaV« anNnob« Sw« n»*nB 'nVn» tubb^oS »a ['wi] no» nan »bo Sim
IvnNbK'?« onV "jMp' o)pi p'yatsbK onS S«p» 01p «i3 psVnao panio »Vjr
}o nSipjtDi nynti^S» p nJnanots pppnobw j"n«S«bK btnp» ttok n»Kii
jvnK^N'j« nnai «ob w«aoi yitJ^SS «sbKao p'yattS« ">ip iv*ni Kn">»HiB
1) nipnnDi 2) i-ya 3) nSni *) ""SttyiK 6) Thr. s, «s 6) ps.
119,68 7) nv^ö 8) nnpsKTOi 9) m io)Ps. ns.» ii)Pb. 119,«
1
KTTAB MA'AN! AL-NAFS. 2
ns-iyoS WTK^iK nS« b»yin^ iiöbo thVn »v 'jk ') ipa 'Voai iSna jfsru«
jKO'«i nS riBiyo nn'naa iK-n« ^y riywa piobN iNip« ^n »oa n*? «lat^
nnoüyi n'Nnaa ^yi nnp'pn jjr fiMNoob« na'KSoV» miy ipi f)'as na 5
c)»SKn ^Vjf pbb» bno «»b »jks nya nö« ''wi nion niot2> "»y bna 'a ') 'ipa
•jpybNi ynK^Sb pSMioS« •?«•?« tjfi'? p Vv n» »t^sj »aia »by nnaoni mw
n'nvn 'jwtsr 'b nripnS joi 'jonpn pS ')■)« nbi bpa"?« na "ni koi
»bv ifi »B 'VN^tt» fiiria aona OBjb« 'i«j;o »b nnNity nnnni ') nx»po
■»aa*?« '}npB«ioi »yitybN pbNa iNntJ'noN'jNi »bpyV« iujV» nNa^o lo
•)«"i'na n»«"iB n'Sno min n'viK^ nod» p dbjSV m3i nö yo V"'pJ^«
pt3 Tha njj; na-unoo «nmin« 'nb« noonVn f yai rinyanoo nvKpo |o
N^i 'f^tnaN^Ki »jNjroS» p'jfb na«» «bi 'ükbSnSni köonSn Sivk onB' oS
nii» m njj? pna ''iNyoSK f»NW 'B nVi ''3Niajf"?K njb »b fi-oa nb
ns'JNB NnvVü' I» n»oy pb ^'aobK ■>'DBn'?«a «nb pa'b «n^B nnioir« «o 1 5
c)«"jna« «n'B W'ai K'aiy «übS n'>»poS« nnn »byi "jj nKab» n"Kna
nKpKpntt'» |o Kn»j«j;o ]^a ru'ai «np'pnni obj"?» 'b "jdwSk anw-ro
•jwn« »B noSan on Knn»n«o nnii« oii »nmii tiSk n^j^iayba Nn»»oD«
np»pn Mon pb» ibKb« ^dbjV» p «na bvfi' «öy nBiva ori «nnKao
KonnN'nKtDi -okSn pBj"?» p Hthmi Sa ^wa mn«« on u'oab« Kmooi 20
ri<n«a3'>K »ay« |NOiK'jS 'jSk obj«"?« p fiinw ba n»ao |y nona« on
DHüWHi »"omSk 'B KniiBii frinw Sa p'Jyn n'B»ai n'püjbw n^jNi'nV«!
")«nnSnw5oi n'^NoaNS« D^oiKSS n^aVaS» hSn«o»SNi ^^aa "jKniya
f oKiaVK p 'm Nnnp'pn 'Sy c)p» |k »nntj'» Sp«y Sa |«S frjsnnS« ht»:!^
fnnio Sa n'i«ai Nr»i onS'KiB na» on »nnaa »Sy c)ip"iS« anno» »nS« 25
Kn'3«yo ro^ai niyiSw «ookSn yoi nytD3 ori nSnii nS'Sra p «nnjna
on««SanD»o onwSa fi^a^ai omMyts »a no'jan ori «n'twoK *b rn^Jiw |Nyo3
oS«yS« «nn »Sk nrnnii npuKaS« dbjS» 5)»San aih« nS« aaoS« na'a ori
1) Je8. 48, 17 2) n« 3) Ps. 67, u 4) Ps. 103 u. 104 5) v^J^ 6) ^1»nD
7) npSKltn 8) ^pyS« 9) Tna lO) OlSiS» ; der Inhalt des 1. fa?l. rechtfertigt
die Emendation 11) onSya ' 12) nSnKtSDI
Kitäb ma'äni al-nafs.
Buch vom Wesen der Seele.
Von einein Ungenannten.
Auf Grund der einzigen Handschrift der Bibliotbeque nationale
herausgegeben, mit Anmerkungen und Exkursen versehen
von
L Goldziher.
Vorgelegt von .T. Wellhausen in der Sitzung vom 30. Juni 1906.
L
Arabischer Text
rihrSsV» n<«D 'by vbüoV« nNV«*?» biwS» oaKnb« iVobt» n9f toh*?«
nnriK'a V»«idn 'ja c)nB> nV« «nnStiMi ntt^nSNi ^T\bH Sao pi «nsB^ai
5 |oV 'aw rna«V«i «»jt*?« TNntr jo «v^ao onS jianV pioujfo^«i noilpo'?«
moriK noyjbm Tab« noBjS aiiw nnaK*?» nvnVKa wsi «nKinpoa VyB
V»ao 'Vk n»"Tm ntsanSwi nsijfoV« jKOi«S« aoa» nb« noKjfj« »Sy
■»«3 m«pi 'nKanb« ov naipa ns» *)ö riKiJ'JK pno nS }«aw 'wti^nbi«
bvBi 'toidS« nwSK ru'OKÄoa nS inibw naKb» tibSk 'S« onpob« na«na
1 0 n">öm nnKia aiv »oa may p nom rhötn n«Sn aiwc ho nn«»» ns 'b
*)K'i»ni ^nsnyn na ')tmtHp ci'banSKi tayn'?« 'S« ria'?«aS« nnoma
'Soyi nSy «i« 'fin 'So«'?« n»«j iSna njSa'S 'SiDyS«! oSySS 'np'Bina nS
1) Prov. 2,6. 2) C)0 3) nS«p *) KHUni
Abkudlangtn d. K. Oei. d. Wiu. n OitUngen. PhU.-Urt. Kl. N. F. B«nd «,1. 1
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND IX. Nro. 2.
Das
Würfelspiel im alten Indien.
Von
Heinrich Lüders,
Berlin.
Weidmannsche Bnnhhandlang.
19()7.
Das Würfelspiel im alten Indien.
Von
Heinrich Luders.
Vorgelegt von F. Kielhorn in der Sitzung vom 28. Juli 1906.
Die Bedeutung des Würfelspiels.
Würfelspiel und Wagenrennen sind die beiden Vergnügungen, denen sich
der vedische Inder mit Leidenschaft hingab. In der nachvedischen Zeit hat der
Rennsport aufgehört eine Rolle zu spielen. Das Würfelspiel aber hat noch
immer nicht seine Anziehungskraft verloren ; im Gegenteil, es tritt uns im Epos
als die vornehmste Unterhaltung des Adels, als das eigentliche Spiel der Könige
entgegen, und dass es auch in den Kreisen des Volkes mit Eifer betrieben wurde,
zeigen die Dharmaäästras mit ihren Vorschriften über Spielhäuser und Spiel-
schulden. Das gleiche war auch im späteren Mittelalter der Fall; ich brauche
nur an die bekannten Schilderungen im Mrcchakatika und im Daäakumäracarita
zu erinnern. Und ausgestorben ist das Spiel in Indien selbst heute noch nicht;
wenn es auch die Bedeutung, die es einst für das Volksleben hatte, nicht mehr
besitzt.
Eine genaue Kenntnis des alten Spieles würde uns so manche Stelle in den
vedischen und epischen Texten, die uns jetzt dnnkel ist, verständlich machen;
bis vor kurzem aber war es kaum gelungen, etwas Sicheres zu ermitteln. Roth
musste am Schlüsse seines Aufsatzes ^Vom Baum Vibhidaka'^) bekennen: „Wie
Grang und Zweck des Spiels war, das weiss niemand zu sagen*'. Wenn ich es
trotzdem wage, die schwierige Frage hier zu bebandeln, so geschieht es deshalb,
weil in letzter Zeit allerlei Texte veröffentlicht sind, die geeignet erscheinen,
in das Dunkel, das über dem Würfelspiele liegt, Licht zu bringen. Ich glaube,
dass es mit ihrer Hülfe in der Tat möglich ist, wenigstens in einigen Punkten
Klarheit zu schaffen. Manches bleibt aber auch so noch unerklärt, ja, das neue
Material bringt zum Teil sogar neue Schwierigkeiten mit sich, die ich wenigstens
nicht zu lösen vermag. Ich kann daher selber diesen Aufsatz nur als einen
ersten bescheidenen Versuch auf einem G-ebiete, das bisher eine zusammen-
hängende Darstellung überhaupt nicht erfahren hat, bezeichnen.
1) Gumpüjäkaumadi, S. 4.
1*
4 HEINRICH LÜDERS,
Das Vidhurapa^^itajätaka.
Die Stelle, von der ich bei der Untersuchung des Würfelspiels ausgehen
möchte, weil sie die ausführlichste Reschreibung des Spieles, wenn auch nicht in
seiner ältesten Form, enthält, findet sich im Yidhurapa^cjiitajätaka (545). Dort
wird erzählt, wie der Yak§a Punijaka den König der Kurus zum Spiel heraus-
fordert. Er schildert zunächst den wunderbaren Edelstein, den er als Einsatz
bieten kann; dann fährt die Erzählung fort wie folgt (VI, 280, Iff.):
Als Pu^naka so gesprochen hatte, sagte er: „Mahäräja, ich werde, wenn
ich im Spiel besiegt werden sollte, diesen kostbaren Edelstein dahingehen; was
wirst du aber geben?" 'Mein Lieber, ausser meiner Person und meinem weissen
Sonnenschirm soll alles, was mein ist, mein Einsatz sein'. „Dann, o Herr, ver-
liere keine Zeit mehr. Ich bin von fernher gekommen. Lass den Spielkreis
fertig machen." Der König liess es den Ministem sagen. Die machten schnell
den Spielsaal fertig, richteten für den König einen trefflichen Makaci - Teppich
und auch für die übrigen Könige Sitze her, machten auch für Pun^aka einen
passenden Sitz und benachrichtigten dann den König, dass es Zeit wäre. Da
redete Pu^paka den König mit der Gäthä an:
„Tritt heran an den herbeigekommenen^) Preis, o König; solch herrlichen
Edelstein besitzest du nicht. In rechtmässiger Weise wollen wir besiegt werden,
nicht durch Gewalt, und wenn du besiegt werden solltest, zahle uns schnell
(den Gewinn) aus" ^. 89.
Da sagte der König zu ihm: 'Fürchte dich nicht vor mir, junger Mann, weil
ich der König bin; nur auf rechtmässige Weise, nicht durch GiBwalt werden wir
siegen oder verlieren'. Als Pu99aka das hörte, sprach er, indem er die Könige
zu Zeugen dafür anrief, dass sie nur auf rechtmässige Weise siegen oder ver-
lieren wollten, die Gäthä:
„Erhabener Fürst der Pancälas'), Sürasena, Macchas und Maddas mitsamt
1) Der EommeDtator fasst die Worte upägatam rdja upehi lakkham als zwei Sätze auf:
mahärcya jütasäläya kammam upägatath (Ausgabe: upeigcUam) nitfhitam | . . . upehi lakkhafh akkhehi
kifanatt^änafk upagaccha. Allein seine Erklärung ist sicherlich unrichtig. Upägalam kann unmög-
lich den angegebenen Sinn haben ; es gehört zu lakkhath, und dies ist nicht der Spielplatz, sondemi
worauf auch die unmittelbar folgenden Worte n'etädisatk tnaniratanath tav^ <tHhi weisen, der 'aus-
gesetzte Preis', der 'Einsatz'. In dieser Bedeutung erscheint das Wort in Rv. II, 12,4: avaghniva
yö jigivath lakfäm adad arydfL pu^ni sä janäsa indral^. Im späteren Sanskrit scheint das Wort
nur noch in dem Kompositum lab^Mlak$a vorzukommen, dessen Grundbedeutung aber verblasst
ist. Es heisst im Mahäbhärata und bei Manu kaum mehr als 'bewährt, erprobt'; höchstens Mbh.
IV, 18, 17, wo Ringer das Beiwort asakrllabdhdläk^äf^ erhalten, tritt noch die alte Bedeutung zu
Tage. Für lak^a findet sich in der nachyedischen Literatur in der gleichen Bedeutung auch lakfya.
2) Pali aväkarcii fasse ich als Äquivalent von sk. apäkaroHj das in Verbindung mit rfjM oft
die Bedeutung 'bezahlen' hat. Auch in der Gäthä ist offenbar ein Akkusativ wie jitam zu ergänzen.
3) Fausbell liest , dem Kommentare folgend , PaHcäla paccuggata. Die Worte sind aber in
FaHcälapacc uggaia zu zerlegen und PaHcälapace ist aus Paticälapaty entstanden, üggata findet sich
als Attribut zu einem Königsnamen auch Jät. 522, 2 (Kälingaräjä pana uggato ayam) und 37
(Kälingaräjassa ca uggatnissa).
DAS WÜRFELSPIKL IM ALTKN INDIBN. 5
den Kekakas^); die sollen sehen, dass onser Kaoipf ohne Betrag vor sich gehe,
dass man xins nichts tue in der Versammlung" *). 90.
Darauf trat der König, von einhundert Königen umgeben, mit Pu^^^aka in
den Spielsaal ein. Alle ließen sich auf den ihnen zukommenden Sitzen nieder.
Auf ein silbernes Brett legten sie goldene Würfel. Fu^^aka, der es eilig hatte,
sagte: „Mahäräja, bei den Würfeln giebt es vierundzwanzig sogenannte äyas,
wiäZi'), sävafa, hahula^ santi*), hhadrä u. s. w. Wähle dir von diesen einen öya,
der dir gefällt". *Grut*, sagte der König und wählte bahula; Pun^aka wählte
sävata. Darauf sagte der König zu ihm: 'Nun denn, mein lieber junger
Freund, wirf die Würfel'. „Mahäräja, ich bin nicht zuerst an der Reihe, wirf
du." *Gut*, sagte der König und willigte ein. Nun hatte er aber eine Schutz-
gottheit, die in seiner drittletzten Existenz seine Mutter gewesen war. Durch
deren Zaubermacht pflegte der König im Spiele zu siegen. Sie befand sich in
der Nähe. Der König dachte fest an die Göttin und ließ, das Spiellied singend,
folgende Gäthä vernehmen*):
'Alle Flüsse gehen in Krümmungen, alle Bäume bestehen aus Holz, alle
Weiber begehen Sünde, wenn sie einen Verführer finden* % 1.
1) Die vier ersten dieser Namen würden im Sanskrit Pancäla oder Päilcäla, l^ürasena, Matsya
und Madra lauten. Die Kekakas werden auch in 0. 26 des Sadikiccajätaka (530) und zusammen
mit den Paücälas und Kurus in G. 1 des Kämanitajätaka (228) erwähnt. Sie sind natürlich dieselben
wie die im Mahäbhärata und Rämäyapa oft genannten Kekayas, Eaikayas oder Kaikeyas. Die
Gäthä des Saihkiccajätaka gestattet aber noch einen weiteren Schluss. Sie lautet:
atikäyo mahissäso Ajjuno Kekahädhipo \
8aha88(ibähu ucchinno isim äsßjja Gotatnam \\
Es kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass dieser tausendarmige Ajjuna, der König
der Kekakas, der den R^i Gotama ermordete, identisch ist mit dem berühmten Brahmancnfeinde
Arjuna Kärtavirya, dem tausendarmigen Könige der Ilaihayas. Dann sind aber auch trotz aller
lautlichen Schwierigkeiten die Kekakas oder Kekayas identisch mit den Haihayas. Für diese
Identifizierung sprechen auch noch andere Momente, auf die ich bei anderer Gelegenheit zurück-
zukommen gedenke.
2) Der letzte Päda lautet im Texte na no sahhäyam na karoti kinci; der Kommentar liest
karonti für karoti. Ich bin nicht sicher, ob ich mit meiner Übersetzung das Richtige getroffen
habe; die Erklärung des Kommentares aber scheint mir mit dem Texte ganz unvereinbar zu sein.
3) So lesen die singhalesischen Handschriften; die birmanischen haben mälikariu
4) Das Komma vor satiH in Fausbells Text ist zu tilgen.
5) Die folgenden Verse finden sich nur in einer birmanischen Handschrift und sind stark ver-
derbt. Sie machen aber durchaus den Eindruck echter alter Gäthäs.
6) Die Gäthä findet sich in teüweise besserer Lesart auch im Kupälajätaka (536, G. 18) und
in der Prosaerzählung des Apdabhütajätaka (62). Für vamkanadl steht im A^dabhütaj. vamkagatä^ im
Ku9älaj. in den singhalesischen Handschriften vamkagatx, offenbar die beste Lesart, und ^gaia, während
die birmanischen Handschriften auch hier vamkanatx (für ^nadx) bieten. Im zweiten Päda ist nach
den beiden andern Stellen kaihä vanämayä in katthatnayä vanä^ im vierten Päda nivädake in nivä-
tdke zu verbessern. Dagegen verdient die Lesart unserer Gäthä labbhamäne den Vorzug vor dem
laMMmänä der singhalesischen Handschriften in den beiden andern Jätakas ; die birmanischen Hand-
schriften lesen auch im Ku^älaj. läbhamäne (für labbhamäne). Was das Wort nioätake betrifft, so
b HEINRICH LÜDERS,
'0 Göttin nimm mich war und sei
gnädig*) * 2.
'Der aus Gold verfertigte Würfel*), der vierkantige, acht Fingerbreiten
lange'), glänzt inmitten der Versammlung*). Sei du, (o Würfel), alle Wünsche
gewährend'. 3.
*0 Göttin, verleih mir Sieg. Sieh, wie wenig Glück ich habe. Ein Mensch,
der sich des Mitgefühls der Mutter erfreut*), schaut immer das Gute'. 4.
'Ein Achter ®) heisst maliJca, und ein Sechser gilt als savata '). Ein Vierer ist
als bahula zu bezeichnen, der aus der Verbindung zweier Verwandter bestehende
als bhadraka^ **). B.
*Und vierundzwanzig äyas sind von dem trefflichen Weisen erklärt worden ®) :
tnälika, die beiden kakas, säi-afcij mandakä, ravi, bahula, nemi, sarhghafta, santi,
blwdra und titthirä! ^% 6.
Nachdem der König so das Spiellied gesungen und die Würfel in der Hand
durcheinandergerollt hatte, warf er sie in die Luft. Durch Pu^pakas Zauber-
macht fielen die Würfel zu Ungunsten des Königs. Infolge seiner grossen Ge-
schicklichkeit in der Kunst des Spieles erkannte der König, dass die Würfel zu
seinen Ungunsten fielen. Er fing daher die Würfel auf, indem er sie in der
Luft zusammen ergriff, und warf sie wiederum in die Höhe. Auch das zweite
Mal fielen sie zu seinen Ungunsten. Er erkannte es und fing sie in derselben
hat Pischel, Philologische Abhandlangen , Martin Hertz dargebracht, S. 75, mit Rücksicht auf den
Vers im Milindapanha (S. 205 f.):
sace labhetha khatiMm vä rdho vä
nitnantakam vä pi labhetha täcUsam |
sabbä pi itthiyo kareyyu päpam
afinam aladdhä piifhasappinä saddhim \\
vorgeschlagen, dafür nimantake zu lesen. Jener Vers kommt aber elienfalls im Kuoätaj. vor
(G. 19), und hier steht für nimarUakath gerade wieder nivätakam. Da auch der Kommentar niväiake
im Kunälaj. durch raho mantanake parihhedake erklärt , so dürfen wir daraus wohl folgern , dass
nivätaka ein Synonym von nimantaka, Verführer, ist.
1) Dieser Vers ist offenbar völlig verderbt. Sicher ist nur, dass für patifhä patiffhä zu
lesen ist.
2) Auffallig ist, dass päsa hier Neutrum ist.
3) Anstatt caturam samafhanguH ist caturamsam afthanguli zu lesen, wofür man im späteren
Pali caturassam otthatujulaHi sagen würde. Zu caturamsa vgl. Pischel, Grammatik der Prakrit-
Sprachen, § 74.
4) Lies parisämajjhe.
5) Das muss nach dem ganzen Zusammenhange der Sinn von mätänukampiko sein. Vielleicht
ist mäJtänukampito zu lesen.
6) Lies atfhakam.
7) Dies, nicht sävatta^ wie die Handschrift hat, ist, wie wir sehen werden, die richtige Form.
8) Lies dvibandhusandhika hhadrakam.
9) Das tt liintcr pakäsitä ist zu streichen.
10) lieber die technischen Ausdrücke dieser und der vorhergehenden Gäthä siehe die Be-
merkungen im Folgenden.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 7
Weise auf. Da überlegte Pun^^aka: „Dieser König fangt die fallenden "Würfel,
sie zasammen ergreifend, auf, obwohl er mit einem Yaksa wie mir spielt. Wie
kommt denn das?^ Er sah ein, daß es die Zanbermacht der Schatzgöttin des
Königs sei, and mit weitgeöffneten Aagen blickte er jene wie im Zorne an.
Erschreckt floh sie davon and noch, als sie den Gipfel des Cakravälagebirges
erreicht hatte, stand sie zitternd da. Als der König nan zom dritten Male die
Würfel geworfen hatte, erkannte er zwar, dass sie zu seinen Ungunsten fielen,
aber infolge der Zanbermacht des Pu^i^aka konnte er nicht die Hand ausstrecken
und sie auffangen. Sie fielen zu Ungunsten des Königs nieder. Darauf warf
Pu^^aka die Würfel ; sie fielen zu seinen Gunsten. Als er nun sah, daß er jenen
besiegt hatte, da knackte er mit den Fingern und rief dreimal laut: „Ich habe
gesiegt, ich habe gesiegt!" Dieser Ruf drang durch ganz Jambudvipa. Zur
Erklärung dieser Sache sagte der Meister:
Sie traten ein, vom Würfelrausche berauscht, der König der Kurus und
Pu^Qaka, der Taksa. Der König erlangte würfelnd kali , Jcafa (krta) erlangte
PuQQaka, der Yak^a. 91.
Die beiden waren dort beim Spiele zusammengekommen^) in Gegenwart
der Könige und inmitten der Freunde. Der Yak^a besiegte den an Macht
Stärksten unter den Männern. Da erhob sich ein lärmendes Geschrei. 92.
Das Jätaka und das Mahäbhärata.
Jeder Leser dieses Abschnittes wird sofort an die bekannten beiden Würfel-
szenen des Mahäbhärata, speziell an die des Sabhäparvan, erinnert werden. Das
Bild der jütdsdlä des Kurukönigs mit den Scharen von Fürsten, die mit ge-
spannter Aufmerksamkeit dem Spiele des Königs und des Yak^a folgen, ent-
spricht genau der sabha des Duryodbana bei dem grossen Kampfe des Sakuni
mit Yudhii^thira , wie sie im Mahäbhärata, II, 60, 1 ff. , geschildert wird. Selbst
einzelne Wendungen sind in den Gäthäs und im Epos identisch. G. 91 heißt
es von den beiden Spielern: te pävisum akkhamadena mattä. Den Ausdruck
'vom Spiel- oder Würfelrausche berauscht' kennt auch das Epos; er erscheint
hier ebenso wie in der Gäthä in Trii^tubhstrophen im Ausgang des Päda. Mbh.
II, 67,4 berichtet der Bote der Draupadi:
Yudhifthiro dyütamadena matto Duryodhano Draupadi tväm ajaifTt \
und sie erwiedert (6):
müdho räfja dyütamadena matto hy abhün nanyat kaitavam asya kifhcü \
Im Sloka wird er dem Metram zu liebe leise verändert ; Mbh. III, 59, 10 wird
von Nala gesagt:
tarn ak^amadasammattam suhrdäm na tu ka&cann
nivorane 'bhavac chakto dlvyamanam arimdamam \\
1) Ich habe Faa8b0ll8 Konjektur aamägatä für samägate angenommen.
8 HEINRICH LÜDERS,
Wie PanQaka vor dem Spiele betont, dass es ohne Betrug vor sich gehen
solle (Gr. ft9, 90): dhnmmena jiyyäma nsähasena und passantu no te asafhena
yuddham, so dringt auch Yudhi^thira, Mbh. II, 59,10; 11, auf 'fair play':
d harnte na tu jayo yuddhe tafparam na tu devanam \
ajihmam aiafham ynddham etat satpuru^avratum \
Es sind das Übereinstimmungen, die sich aus den engen Beziehungen der
Epik zur Gäthäpoesie erklären.
Die Apsaras und das Würfelspiel.
Von besonderem Interesse ist die Rolle, die die Göttin in der Erzählung
spielt. Aus allem, was wir von ihr erfahren, geht hervor, dass wir sie uns als
eine Elfe oder Apsaras denken müssen, we^n auch diese Bezeichnung selbst im
.Texte nicht vorkommt. Das Jätaka benutzt hier eine Vorstellung, die auch der
vedischen Zeit geläufig war. Nach dem Atharvaveda erfreute sich das Würfel-
spiel der ganz besonderen Gunst der Apsaras. Die Apsaras sind ah§äkämäy die
Würfel liebend (Av. II, 2,5), sädhudevini, gut spielend (Av. IV, 38,1.2); sie
haben ihre Freude an den Würfeln {yä ak^v^u pramödante; Av. IV, 38,4); sie
versehen des Spielers Hände mit ghrta und bringen den Gegner in seine Gewalt
(Av. VII, 114,3). Zwei Lieder sind speziell an sie gerichtet, VI, 118 und IV,
38, 1 — 4. In dem ersteren werden zwei Apsaras angefleht, die Betrügereien, die
beim Würfelspiele vorgekommen sind, zu verzeihen. Das zweite wendet sich an
eine Apsaras mit der Bitte im Spiele beizustehen und ist eine, wenn auch nicht
den Worten, so doch dem Inhalte nach genaue Parallele zu dem Liede, das im
Jätaka der König vor Beginn des Spieles singt. Weshalb die Apsaras beim
Spiele Hülfe leisten kann und in welcher Weise sie es tut, geht aus der Jätaka-
erzählung nicht deutlich hervor; hier wird nur gesagt, dass der König durch
ihre Zaubermacht zu siegen pflegte und dass sie auch diesmal in der Nahe stand
und wenigstens das Unglück abwehrte, bis sie durch den Zomesblick des Yak^a
erschreckt das Weite suchte. Vielleicht waren schon dem Erzähler selbst die
Anschauungen, die hier zu Grunde liegen, nicht mehr ganz klar. Das Atharva-
lied IV, 38 spricht sich über die mäya der Apsaras (V. 3) deutlicher aus. Dort
heisst es, dass sie mit den ayas tanzt (V. 3), dass sie die Airfa -Würfe in dem
glaha macht (V. 1) oder fasst (V. 2) oder den Ärr^a -Wurf aus dem glaha nimmt
(V. 3) ^). Man dachte sich also die Apsaras ofl^enbar als in der Luft tanzend
und mit unsichtbaren Händen die Würfel, während sie in der Luft schwebten,
so wendend, dass sie zum Glücke für den begünstigten Spieler fielen.
Die Frauen und das Würfelspiel.
Das Spiellied im Jätaka ist indessen nicht ganz einheitlich. Der erste Vers
ist allerdings auch ein Zauberspruch, der beim Würfelspiele verwendet wurde;
1) Auf die Bedeatang der einseinen Ausdrücke wird sp&tes näher eingegangen werden.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 9
er hat aber mit dem Grlanben an die Hülfe der Apsaras nichts zn tnn, sondern
hängt mit einer ganz andern Anschauung zusammen, wie das A^^abhütajätaka
(62) zeigt. Dort wird von einem Könige erzählt, der mit seinem Purohita zu
spielen pflegte und dabei stets gewann, weil er beim Würfeln jene Gäthä sang.
Um sich vor gänzlicher Verarmung zu schützen, nimmt der Purohita eine
schwangere arme Frau, von der er weiss, dass sie ein Mädchen gebären wird,
in sein Haus, und als das Kind geboren ist, lässt er es aufziehen, ohne dass es
jemals einen Mann ausser ihm selbst zu sehen bekommt. Als das Mädchen
herangewachsen ist, macht er sich zu ihrem Herrn. Nun beginnt er wieder mit
dem Könige in alter Weise zu spielen, und sobald dieser seine Gäthä gesungen
hat, sagt er: ^ausser meinem Mädchen', und gewinnt, da nun der Zauberspruch
des Königs seine Macht verloren hat. Der König erkennt, dass sich in dem
Hause des Purohita eine nur einem einzigen Manne ergebene Frau befinden
müsse, und beschliesst, sie verführen zu lassen. Mit Hülfe eines jungen Burschen
erreicht er seine Absicht, und sobald das geschehen, verliert der Purohita wieder
im Würfelspiel.
Wir haben hier also die Vorstellung, dass ein treues Weib dem Gatten
unfehlbar Glück im Spiele bringt. Die gleiche Vorstellung liegt, wie ich glaube,
auch einem Verse des Nalaliedes zu Grunde, der erst bei dieser Auffassung seine
volle Bedeutung erhält. Mbh. III, 59, 8 heisst es :
na caJc^ame tato rojä santähpanam mahamanäh \
Vaidarhhyäh prek§amänayäh panulcälam amanyata\\
'Da konnte der edle König die Herausforderung (des Puskara) nicht länger
ertragen; während die Vidarbherin zusah, hielt er die Zeit des Spieles für ge-
kommen.' Nala ist überzeugt, dass die Anwesenheit seiner treuen (Jattin ihm
Glück bringen werde; dass er nachher trotzdem verliert, liegt daran, dass er
von Kali besessen ist.
Ahnlich erklärt es sich vielleicht auch, dass bei dem Würfelorakel, wie es
die Pääakakevali beschreibt^), eine kuniän^ d.h. ein noch nicht erwachsenes
Mädchen, die Würfel weihen und werfen soll. An die Stelle der treuen Frau
ist das Mädchen getreten, das überhaupt noch von keinem Manne weiss *). Dafür,
dass die hnmari eine Vertreterin der Durgä ist, wie Wober '*) vermutet hat und
nach ihm Schröter*) direkt behauptet, liegt jedenfalls ein zwingender Grund
nicht vor.
1) In der Einleitung von BA, Vers 3. Schröter, Päi^akakevali, S. 17.
2) Auch im heutigen Spielerglauben findet sich Ähnliches; so erzählt Fontane in seinem
Roman *Stino' (Ges. Romane und Erzählungen XI, 242): 'Stine stand hinter Papageno's Stuhl und
musste die Versicherung anhören: „eine reine Jungfrau bringe Glück''.
3) Monatsberichte der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1859, S. 162 f.;
Indische Streifen, Bd. I, S. 279.
4) A. a. 0. S. XIII.
Abhandlnngm d. K. Gm. d. Win. ni GAitingeii. rbiL-bist. Kl. M. F. Band 9, t. 2
10 HEINRICH LÜDERS,
Der Spielkreis.
Wichtiger als diese Beiträge zum altindischen Folklore sind die Anfschlüsso,
die uns das Vidhurapa^cjitajätaka über die Requisiten und die Technik des Spieles
gewährt.
Ehe das Spiel beginnt, fordert Pu^i^aka den König auf, das jiltamandnln
fertig zu machen. Dieser Ausdruck, der auch im Mahäbhärata und Harivaihäa
{dyütamandala, Mbh. II, 79,32; Har. Visi^iup. 61, B4) vorkommt^), und für den sich
anderswo die Synonyme kelinmndala (s. unten) , jädialamandfill (s. unten) , dhilrln-
wandala (Yäjfiavalkya II, 201) finden, ist schon von Pischel erklärt worden^).
Es ist der Kreis, der vor Beginn des Spieles um die Spieler gezogen wurde
und den sie nicht verlassen durften, ehe sie sich ihrer Verpflichtungen entledigt
hatten. Närada XVII, 5 sagt ausdrücklich:
CLSuddhak kitavo nänyad äsraycd dyätamandcdam \
*Kein Spieler soll, ehe er seine Schulden bezahlt hat, einen andern Spiel-
kreis betreten*. Im Mrcchakatika (Ausgabe von K. P. Parab, S. 57 f.) zieht
Mäthura den Spielerkreis (jtldialamandali) um den Bader, der seine Spielschulden
nicht bezahlen will, und dieser ruft betrübt aus: „Wie, ich bin durch den Spieler-
kreis gebunden? Verflucht! Das ist ein Brauch, über den wir Spieler uns nicht
hinwegsetzen können" ^. In den Jätakas wird dieser Kreis noch öfter erwähnt.
Pischel hat auf das vorhin erwähnte Ai[^(Jabhütajätaka hingewiesen, wo von dem
Könige erzählt wird, dass er das jrUamandtda fertig machen Hess, ehe er mit
seinem Purohita spielte (I, 293, 11). Interessanter noch ist eine Stelle aus dem
Littajätaka (91)*). Nach diesem Jätaka war der Bodhisattva einst ein Würfel-
spieler in Benares. Dann heisst es wörtlich (I, 379, 23): „Nun war da ein anderer,
ein Falschspieler. Wenn der mit dem Bodhisattva spielte und der Gewinn auf
seiner Seite war, so brach er den Spielkreis nicht {hlimandiihm wa bhindafi)'
wenn er aber verlor, so steckte er einen Würfel in den Mund und, indem er
sagte: 'Es ist ein Würfel verloren gegangen', brach er den Spielkreis und ging
fort {kelimand(dnm hhinditvä imkhamatiY . Die Geschichte zeigt, dass unter ge-
wissen Umständen wie beim Abhandenkommen eines Würfels der Spielkreis seine
bindende Kraft verlor*). Lag aber Betrug vor und wurde dieser entdeckt, so
1) Mbh. Vni, 74, 15 wird in demselben Sinne das einfache maia^ala gebraucht. Nilaka^tha
erklärt das Wort hier als dyüte säristhäpanapcUtam, was sicherlich falsch ist.
2) Philologische Abhandlangen. Martin Hertz dargebracht, S. 74 f.
3) Siehe Pischel , a. a. 0. , der auf Regnaud , den ersten , der die Stelle richtig erklärt hat,
verweist.
4) Die Erzählung dieses Jätaka ist in verkürzter Form, aber mit der Gäthä, auch in die
Pftyftsi-Sage aufgenommen; siehe Leumann, Actes du sizi^me Congr^s des Orientalistes ä Leide,
in«, S. 485.
5) Die Geschichte beweist meines Erachtens auch, dass in Rv. I, 92, 10: ivcighntva krtnür
vija äminäna mdrtasya dem jaräyanty ayuh, und Kv. II, 12, 5: so aryäi^ pufftr vija iva minäti,
der Ausdruck vija ä minäti nicht, wie Roth im P. W. (unter mi) und Zimmer, Altind. Leben, S. 28ü,
vermutet haben, bedeuten kann 'er macht die Würfel {heimlich) verschwinden'. Der Spieler,
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 11
wnrde der Falschspieler, wie Närada XVII, 6 vorschreibt, aus dem dyüiamandala
heransgetrieben , nachdem man ihm einen Elranz von Würfeln um den Hals ge-
hängt hatte.
Das Würfelbrett.
Innerhalb des Spielkreises sitzen die beiden Spieler einander gegenüber.
Zwischen ihnen liegt nach der Darstellung des Jätaka ein Brett ^ das pbalalca.
Dieses Brett war vollkommen glatt; in (t. 17 des Alambusajätaka (523) werden
die Schenkel eines Mädchens damit verglichen:
anupubba va te ürü näganäsasamüpamd \
vlmaffhä tuyharh sussoni aJclchassa phalakam yathä \\
Im Vidhnrapap^itajätaka und ebenso im AQ(}abhütajätaka (I, 290, 1) ist es,
weil es einem Könige gehört, von Silber. Seine Verwendung wird aus dem
YidhurapaQ(}itajätaka nicht ersichtlich, da dort nur erzählt wird, dass die Diener
darauf die Würfel, die nachher zum Spiele gebraucht werden, niederlegen. Im
AQ(}abhütajätaka dagegen wird erzählt, dass der König beim Spiele die Würfel
darauf wirft (; ajataphaluke suvunnapämke hhipati). Es hatte also nur den Zweck,
eine fest begrenzte Fläche zu schaffen, auf die die Würfel niederfallen mussten.
Das Adhidevana.
Ausser in den Jätakas vermag ich das phaldka im Sinne von Würfelbrett
nicht nachzuweisen, doch findet sich in der Sanskritliteratur eine Reihe von
Ausdrücken, .für die man die gleiche Bedeutung aufgestellt hat. Der häufigste
unter diesen ist adhidevana^ das in den Petersburger Wörterbüchern durch
'Spielbrett' übersetzt wird. Das Wort erscheint zweimal im Atharvaveda:
Av. V, 31,6: ydm te cakruh sabhayam yäm cakrür adhidcvane \
akse^u krtyam yaih cakrnh piinah präti harami tarn \\
Av. VI, 70,1: ydthä mamsdm yätha mrä yäthäkad adhidivane \
yäthä pumsö vr^anyatd striyam nilmnyäte manah \
evä te aghnye mänö Ulhi vatse ni hanyatäm \\
Es findet sich ferner mehrfach in den Ritualtexten in der Beschreibung
der Würfelzeremonien beim Räjasüya und Agnyädheya (^atapathabrähmapa V,
4,4,20.22.23; Äpastamba, Örautas. V, 19,2; XVIII, 18, 16^Baudhäyana, Örau-
tas. II, 8), in der Beschreibung eines Elrankheitszaubers (Äpastamba, Grhyas.
der die wj vermindert, wird ja in I, 92, 10 ausdrücklich als krtnUj *den richtigen Wurf werfend'
und damit 'gewinnend', bezeichnet; durch das Verstecken des Würfels aber kann höchstens, wie
das Jätaka zeigt, das 8piel zu £nde gebracht und so weiterer Verlust abgewendet werden. Wegen
der Parallelstelle Rv. II, 12, 4 : ivaghntva yö jigivim lak$dm adad arydf^ puf(4n% sd janäsa Indraikf
halte ich es für das Wahrscheinlichste, dass v\i soviel wie lak^a, also '£insatz', ist, wie schon
Bollensen übersetzt (Or. u. Occ. II, 464) und wie auch das kleinere P. W. angicbt. Wie der
gewinnende Spieler einen Einsatz nach dem andern fortnimmt, so nimmt die U^as die Tage der
Menschen und Indra die Güter des Feindes fort. Für die angenommene Bedeutung von Jcftnu ver-
weise ich auf die Ausführungen weiter unten.
2*
12 HEINRICH LÜDERS,
VII, 18,1; Hira^yakesin, Grhyas. II, 7,2) und auch in der Schilderung der s(ü)hil
bei Äpastamba, Dharmas. II, 25, 12. Kätyäyana braucht in der Darstellung des
Räjasüya dafür den Ausdrnck dyätahhämi (Srautas. XV, 7, 13. 16). Nach Apa-
stamba, Örantas. V, 19, 2 ; Grhyas. VII, 18, 1 ; Dharmas. II, 25, 12, und Hirapya-
keäin, Grhyas. II, 7, 2 befand sich das udhidevana in der Mitte der sabhä ; nur
Baudhäyana giebt an, dass es beim Agnyädheya im Süden (dak^inatah) zu
machen sei.
Während aus den Stellen des Atharvaveda über die Beschaffenheit des
adhidevatia nichts zu entnehmen ist, machen die Angaben der Ritualtexte es
vollkommen sicher, dass es kein Spielbrett wie das phalaka war. Satapathabr.
V, 4, 4, 20 wird bestimmt, dass der Sajäta und der Pratiprasthätr mit dem ihnen
übergebenen sphya, dem bekannten armlangen Holzschwerte, das adhidevana machen
{etefia sphyena . . . adhidevanarh kurutah). Mit einem sphya kann man aber un-
möglich ein Spielbrett herstellen. Der sphya dient indessen öfter dazu, Linien
in den Erdboden zu ritzen oder Erde auszuheben. So umzieht {parilikhati) z. B.
beim Somakaufe der Adhvaryn dreimal mit dem sphya die letzte der sieben
Fusspuren der Somakuh und hebt dann die Erde über der Spur aus (samullikhya
oder samuddhrtya padam), um sie in die sthälJ zu werfen ^). Ahnlich müssen wir
uns auch die Herstellung des adhidevana denken: es wurde ein Platz im Erd-
boden mit dem sphya umritzt und durch Ausheben der Erde vertieft^). Dazu
stimmt aufs beste, dass Äpastamba, Hira^yakeöin und Baudhäyana an den ange-
führten Stellen für das Herstellen des adhidevana stets den Ausdruck tiddhan
verwenden'), der auch sonst vom Aufwerfen eines Grabens, vom Ausgraben der
vedi u. s. w. gebraucht wird *) , und dass alle drei vorschreiben , das adhidevana
zu besprengen (avokf), was natürlich in erster Linie den Zweck hatte, den Staub,
der beim Aufwühlen des Bodens entstand, zu dämpfen. Wir haben keinen Grund
anzunehmen, dass adhidevana im Atharvaveda etwas anderes bedeute als in den
Ritualtexten, und da es sich in jenen Liedern nicht um die für rituelle Zwecke
bestimmten adhidevanas handeln kann, so dürfen wir weiter folgern, dass man
in der vedischen Zeit überhaupt keine Spielbretter benutzte, soi^ern sich mit
einer Vertiefung im Boden, innerhalb deren die Würfel niederfallen mussten,
1) l^atapathabr. III, 3, 1, 5. 6; Kätyäyana, l^rautas. VII, 6, 19.20.
2) Auch MaLIdhara erklärt die an den sphya gerichteten Worte Indrcisya vdjro ^si Una me
radhya (Yäjasaneyis. X, 28): yasmät tvam vajrarüpas tena käranena mama radhya dyütabhümau
parilekhanarüpam käryam sädhaya.
3) Äpastamba, l^rautas. XYIII, 18,16: tena (nämlich sphyena) iik^äväpo ^dhidevanam uddhatyOf
XL 8. w. Oldenberg übersetzt Hiranyakeiin , Grhyas. II, 7, 2 (SBE. XXX, S. 219) : he elevates (the
earth at) that place in which they use to gamble, und Äpastamba, Grhyas. VII, 18, 1 (ebd. S. 287):
he raises (the earth in the middle of the hall) at the place in which they gamble, Bühler, Äpa-
stamba, Dharmas. II, 25, 12 (ebd. II, S. 162): (the Superintendent of the house) shall raise a play-
table. Diese Übersetzungen treffen nicht das Richtige. Auch Haradatta bemerkt zu der letzten
Stelle ausdrücklich, dass man das adhidevana mit einem Stücke Holz oder einem ähnlichen Werk-
zeuge aushebe (tat kä^fhädinoddhanH).
4) Siehe die im PW. gegebenen Belege.
Das WÜRFEIiiPlEL IM ALTEN INDIEN. 13
begnügte^). Und dass tatsächlich das gewöhnliche adhidcvana in allen Stücken
dem bei Apastamba, Hiranyakeäin und Bandbäyana beschriebenen glich, geht
deutlich aus Av. VII, 114,2 hervor, wo ein Spieler den Agni auffordert, das
ghrta den Apsaras, Staub und Sand und Wasser aber den Würfeln zuzuführen ^ :
ghrtam apsarähhi/o vaha tväm agne pämsun alcsebhyak sikatä apds ca \
yathäbhägdfh havyddäfim jusäna mddanii devä ubhdyäni havyä ||
Staub, Sand und Wasser, die hier als das havya der Würfel bezeichnet werden,
sind eben die Erscheinungen, die sich auf dem ausgegrabenen und dann mit
Wasser besprengten adhidcvana einstellen mussten*).
Andere Namen des Adhidevana.
Dem adhidevana in den oben aus der Sütraliteratur angeführten Stellen ent-
spricht in der Beschreibung des Würfelzaubers in Kauäikas. XLI, 12 der Aus-
druck ädevana, Dass dieses adevana mit dem adhidcvana identisch ist, ist von
vorneherein sehr wahrscheinlich ; bewiesen würde es sein, wenn wir die in XLI, 10
gegebene Vorschrift: gartam Ihanadj *er gräbt das Loch\ direkt auf die Her-
stellung des ädevann beziehen dürften*). Bei der abgerissenen Art der Dar-
stellung lässt sich diese Frage kaum entscheiden, doch ist zu beachten, dass
Durga im Kommentar zu Nirukta III, B garta — ebenso wie das danebenstehende
sabhasthanu — durch alc^anirvapanapWm ^ *die Unterlage für das Hinstreuen der
Würfel', erklärt. Damit meint Durga allerdings vielleicht ein Würfelbrett*);
1) Auch Säyana erklärt adhidevana in Av. VI, 70, 1 nicht als Spielbrett, sondern als Spiel-
platz: aähy upari divyanty a^min kitavä ity adhidevanath dyütasthänam , ebenso in Satapathabr.
y, 3,1, 10: adhidevanam dyütädhikaranam sthänam, vgl. damit Rudradatta zu Äpastamba, Srautas.
Y, 19,2: yaira dlvyanti tad adhidevanam; Mätrdatta zu Hiranyakesin , Grhyas. II, 7,2: yatra
d^vyanti so 'dhidevano deaah; Haradatta zu Äpastamba, Dharmas. II, 25, 12: yasyopari kitavä
ak^air dtvyanti tat sihänam adhidevanam.
2) Henry, Le livre VII de TAtharva-V^da, S. 119, folgert aus diesen Worten, dass man die
Würfel in feinem Sande gerollt und dann in Wasser abgewaschen habe, und beruft sich dafür auf
Kausikas. XLI, 14. Nach Caland, Altind. Zauberritual, S. 142, bezieht sich das letztere Sütra aber
garnicht auf das Begiessen der Würfel.
3) Der Inder hat in alter wie in neuerer Zeit nicht nur Würfelplätzc , sondern auch ganze
Schachbretter in den Boden eingegraben. Auf einem der Reliefs an den Rails des Stüpa zu
Bharaut (Cunningham, The Stüpa of Bharhut, Plate XLV) sind vier Männer dargestellt, die auf
einem grossen Felsen oder auf der Spitze eines Berges mit markierten Steinen an einem in dreissig
Felder geteilten Quadrate irgend ein Spiel spielen, als der Felsen sich spaltet. Durch den Riss,
der in einer Linie sowohl durch den Felsen als auch durch jenes Quadrat hindurchgeht, wird es ganz
deutlich, dass sich der Künstler das letztere nicht als bewegliches Brett, sondern als in den Erd-
boden eingezeichnet dachte. Fast 2000 Jahre jünger ist das Zeugnis Nilakanthas, der in seinem
Nitimayükha in dem Abschnitt über das Schachspiel vorschreibt, dass man das Schachbrett durch
Ziehen von Linien auf einem Tuche oder einem Brette oder auf dem Erdboden herstellen solle
(pafe phale vä bhuvi vätha)', siehe Monatsberichte d. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1873, S. 711.
4) Vgl. Caland, Altindisches Zauberritual, S. 141.
5) An einen ^Würfeltisch' (PW.), an dem gespielt wurde, ist aber auf keinen Fall zu denken,
da ein solches Gerät auch heute noch in Indien unbekannt ist
14 nEINRICIl LÜÜEKS,
es wäre aber wohl begreiflich, dass (jaria ursprünglich die gleiche Bedeutung
wie adhidevana gehabt hätte nnd später auf das Q-erät, das dem gleichen Zwecke
diente, übertragen worden wäre.
Auch der Rgveda kennt das adhidevana, allerdings wieder anter andern
Namen. In dem Verse Rv. X, 43, 5 : Icridm nd scaghni vi cinoti dcvane erklärt
Durga zu Nirukta V, 22 devave durch ästärcj also offenbar *auf dem Würfel-
platze'^). Dass dcvana einfach 'das Spielen' bedeuten kann, hat sicherlich auch
Durga gewusst; wenn er das Wort trotzdem hier als Würfelplatz fasst, so,
glaube ich, dürfen wir seine Deutung, gerade weil sie nicht die nächstliegende
ist, nicht ohne Weiteres verwerfen, und wir werden sehen, dass sie in der Tat
besser in den Zusammenhang passt als die herkömmliche.
Mit grösserer Sicherheit lässt sich noch ein anderes rgvedisches Wort als
Synonym von adhidevana erweisen, nämlich irina. Es findet sich zweimal im
Ak^asükta (X, 34). In Vers 1 werden die Würfel irme varvrtänäh^ in Vers 9
irine nyüpfäh genannt. Säyaoa erklärt das Wort in beiden Fällen durch änphära,
Durga zu Nirukta IX, 8 durch asphural-asthäna^). Pischel hat die Vermutung
ausgesprochen, dass das irina ein Brett mit Löchern war, in die die Würfel
entweder fallen mussten oder nicht durften^). Allein von einem solchen Brette
ist niemals die Bede; das phalaka ist ja im Gegenteil, wie wir oben sahen, voll-
kommen glatt. Wenn wir aber bedenken, dass irtwa, wie Pischel selbst gezeigt
hat, an andern Stellen *Loch in der Erde' bedeutet, so werden wir kaum daran
zweifeln können, dass es hier das adhidevana^ das ja auch nichts weiter als eine
Vertiefung im Erdboden ist, bezeichnet.
Aus dem Mahäbhärata gehören noch zwei andere Ausdrücke hierher. Mbh.
IX, 15, 8 wird von den Kämpfern gesprochen , die das Leben dahingehen yuddhc
pränadyütßhhidcvane ^ *in der Schlacht, dem ahhidevana für das Spiel um Leben
und Tod\ Und Mbh. II, 56, 3; 4 rühmt sich Sakuni:
glahän dhanüm§i nie viddhi daran aJc^aths ca lihärata \
ak^änäfh hrdayam me jyäm ratham viddhi fnafnasphuram\\
Es leuchtet ohne Weiteres ein, dass ahhidevana mit adhidevana und Osphura
mit dem oben aus Säyapas und Dargas Kommentaren angeführten äsphära oder
äsphurdkasthäua identisch ist; beide Wörter bezeichnen also wieder die im Boden
angebrachte Vertiefung, nicht das Würfelbrett, wie das kleinere PW. wenigstens
für ahhidevana angiebt*). Bei dieser Deutung passt auch der Vergleich in 11,
1) Das Wort ästära ist sonst allerdings in diesem Sinne nicht belegt; vgl. aber das Kompo-
situm aabhäsiära.
2) äsphärakasihäna in der Ausgabe Roths.
3) Vedische Studien, Bd. II, S. 225.
4) Nllakantha erklärt äsphura in II, 56, 4 ganz richtig als ak^avinyäsapdJtanädisihänamy
während er zu II, 59, 4 von einem äsphura genannten Würfeltuche {äaphurälchyetiäksapätanaväaasä)^
mit dem die sabhä bedeckt sei, spricht. Er denkt hier offenbar an ein Tuch, wie es heute beim
Caupur- und Pacisi - Spiele gebraucht wird; vgl. seine oben angeführte Erklärung von «uifKia/a
in Mbh. VIII, 74, 15. Es liegt aber nicht der geringste Grund vor, die Benutzung eines solchen
DAS WÜRFETÄPIEL IM ALTKN INDIEN. 15
56,4 ausgezeichnet: der Streitwagen ist der Würfelplatz, von dem aas der
Kämpfer die Pfeile der Würfel abschiesst ^). Auch bei dem Spiele zwischen
Rukmin und Baladeva, wie es im Harivaiüäa geschildert wird, werden die Würfel
offenbar einfach auf die Erde geworfen^); sonst wäre es kaum verständlich,
weshalb Baladeva seinen Gegner auffordert, die Würfel *auf diesem staubigen
Platze' {dese 'smims tv Oiihipämsuke) zu werfen (Har. Vi^^up. 61, 37).
Der Pattaka.
• «
Endlich sei hier noch der pattaka angeführt, der in der Einleitung zur
Pääakakevali erwähnt wird ^). Da pattaka auch sonst Tafel oder Brett bedeutet,
so sehe ich nicht ein, weshalb Schröter stiripattale hier *auf ein weisses Tuch'
übersetzt^). Die Auffassung als Würfelbrett liegt jedenfalls am nächsten. Dies
ist die einzige Stelle in der Sanskritliteratur, wo ich die Verwendung eines dem
phalaka der Jätakas analogen Würfelbrettes mit einiger Sicherheit nachweisen
kann, doch ist auch dieser Nachweis nur von sekundärer Bedeutung, da es sich
in der Pääakakevali ja nur um ein Würfelorakel, nicht um das eigentliche
Würfelspiel handelt.
Das Ak^ävapana.
Allerdings giebt es noch einen Ausdruck, für den das PW. 'Spielbrett' als
Bedeutung angiebt und der nicht mit adhidevana identisch sein kann: das Sata-
pathabr. V, 3, 1, 10 und Kätyäyana, Srautas. XV, 3, 30 belegte ak^arapaita. Das
ak^avapana kann unmöglich in einer im Boden angebrachten Vorrichtung be-
standen haben, sondern muss ein bewegliches Instrument gewesen sein, da es
als die dak^lna für den aksavapa , den königlichen Würfelbewahrer , beim Räja-
süya bestimmt wird. Der Samksiptasära giebt nun in der T*at die Erklärung:
dyütakäle yaträk^äh prak§ipyante lad ak^äcapanam. In andern Kommentaren aber
wird es als ein Behälter zur Aufbewahrung der Würfel erklärt ; so bei Säya^a :
ah^üvapanam pätram aksä npyantc 'smiini iiy aksävapanam aksasthanäiapanapä/ram
und in zwei Randglossen, die Weber anführt: al§asthapanapätram iti Mädhavah
und dyütaramanapätram aksäcapanam. Für die Richtigkeit der zweiten Erklärung
Tuches schon der epischen Zeit zuzuschreiben. Wer die Schilderung der Herrichtung des Spiel-
saales im Vidhurapanditajätaka vergleicht, wird kaum bezweifeln, dass die Worte upastlrnä sahhä
nichts weiter bedeuten als: 'die Spielhalle ist (mit Teppichen zum Sitzen) belegt'. Zur Etymologie
von äsphura vgl. Rv. X, 34, ü, wo es von den Würfeln heisst : updri sphuranti.
1) £in drittes Wort, für das das kleinere PW. im Anschluss an Nilakantha die Bedeutung
*Hrett, Spielbrett* aufstellt, ist phala in dem schwierigen Verse Mbh. IV, 1, 25. In dem grösseren
PW. wurde es als 'Auge auf einem Würfel' erklärt, aber weder die eine noch die andere Bedeutung
passt in den Zusammenhang. Wir werden auf den Vers später zurückkommen.
2) Im übrigen ist hier, wie wir sehen werden, nicht das einfache, sondern das mit dem
Brettspiel kombinierte Würfelspiel gemeint.
3) In BA; Schröter, a. a. 0. S. 17.
4) A. a. 0. S. XII. Auch Weber spricht (Monatsber. S. in2; Ind. Streifen, Bd. I, S. 279) von
einem 'reinen Tuche', in der Übersetzung (S. 286) aber von einer 'reinen Tafel'.
16 HEINRICH LUDERS,
spricht vor allem die ausdrückliche Angabe der Texte, dass das ak^äiHipana mit
einem Haarseile versehen war {väladamna prahadiUiani; väladdmabadd/iam), was
wohl für einen zum Tragen bestimmten Würfelbehälter passt, für ein Spielbrett
aber doch ganz unangebracht wäre. Dazu kommt, dass ävapana auch sonst nur
die Bedeutung *Gefäss , Behälter' hat. Ich kann also in aJcsävapana nur einen
Würfelbehälter erkennen, und ein solcher ist jedenfalls ein durchaus geeignetes
Geschenk für einen al:savapn^).
Die Pääakas.
Die Würfel heissen in der Prosa des Vidhurapa^cjitajätaka (VI, 281,11;
15; 19; 20; 21 ; 282, 4; 8; 11) und des A^cjabhütajätaka (I, 290, 1) päsaha. Daneben
steht die kürzere Form 2)asa (I, 293,12), die auch in G. 3 des SpieUiedes er-
scheint. Im Sanskrit entsprechen pOsaJca und ^^ava. Die längere Form wird von
Amara (II, 10,45), Mankha (967) und Hemacandra (Abhidhänacint. 486) ange-
führt. Belegt ist sie im Sthavirävalicarita VIII, 356, wo von Cäi;jakya erzählt
wird, dass er mit falschen päSakafi {kütapäsakaih) gespielt habe, und mehrfach in
der Pääakakevali (Vv. 49; 102; 125, und in den Einleitungen von BA und BB).
Die kürzere Form findet sich ebenfalls im Mankhakofia (886), in der Pääakake-
vali (V. 16 und in der Einleitung von BB), in Nilaka^ttas Kommentar zu Mbh.
ni, 59, 6; IV, 1, 25; 7, 1; 50, 24; V, 35, 44; VUI, 74, 15 u. s. w. und bei Kama-
läkara zu Närada XVII, 1. Hemacandra (Abhidhänacint. 486; Anekärthas. II,
543 ; Unädiga^av. 564) kennt aber auch die Form präsaka, und diese wird in dem
ersten Würfelorakel des Bower MS. (Z. 2)^) tatsächlich verwendet. Da sowohl
päsalcn als auch prosalca erst aus verhältnismässig später Zeit belegt sind, so
sind beide wahrscheinlich nur Sanskritisierungen eines volkssprachlichen 2)äsal'a.
Welche von beiden die richtige ist, wage ich nicht zu entscheiden. Die Be-
zeichnung als 'Schlinge' oder 'Fessel' erscheint wenig passend für den Würfel;
präsdka andererseits könnte von pros gebildet sein ähnlich wie unser ^Würfel'
von werfen, doch spricht gegen diese Ableitung, dass die Wurzel as mit pra^ soweit
ich weiss, niemals in Verbindung mit einem Worte für Würfel gebraucht wird.
Die päsakas waren nach G. 3 des Spielliedes und nach der Prosaerzählung
des Vidhurapai;j(Jitajätaka (VI, 281,10) und des Ai;j(j[abhütajätaka (I, 290,1) aus
Gold gemacht. Märchenkönige haben nur goldene und silberne Sachen ; in Wirk-
lichkeit wird man sich auch mit weniger kostbaren Stoffen begnügt haben. Die
beim Orakel verwendeten päsakas waren nach der Pääakakevali "j aus Elfenbein
oder aus Svetärkaholz verfertigt; nach der tibetischen Version wurden sie bei
Nacht aus den Wurzeln des SäiQKjilyabaumes geschnitten^).
1) Unter ävapana wird übrigens im grösseren PW. für ak^ävapana die Bedeutung * Würfel-
becher' aufgestellt. Dass es diesen in Indien nicht gab, wird nachher gezeigt werden.
2) Ind. Ant. Vol. XXI, p. 135 ; Bower Manuscript, edited by Hoemle, p. 192.
3) Einleitung in BB: ivetärkagajadantam vä.
4) Monatsberichte der Kgl. Preuss. Akad. der Wissenschaften zu Berlin 1859, S. 160; Ind.
Streifen, Bd. I, S. 27G. Das Kausikasütra VIII, 15 zählt Aeglc mannclos, den Bilva- oder ^ändilya-
baum, unter den zu res faustae gebrauchten Holzarten auf.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 17
Was ihre Form betrifft, so meint Schröter^), sie wären wohl vierseitig
(d. h. pyramidenförmig) gewesen , wobei die nach unten fallende Seite die ent-
scheidende gewesen sein müsse ^. Diese Vorstellung ist ganz falsch. Eine Kenntnis
des modernen päiala würde Schröter vor diesem Irrtume bewahrt haben. Der
paSal-a, wie er noch heute beim Caupur gebraucht wird, ist ein rechtwinkUges
vierseitiges Prisma, ungefähr 7 cm lang und 1 cm hoch und breit "). Nur die vier
Langseiten sind mit Augen versehen ; die beiden Schmalseiten, die bei der ganzen
Form des Würfels überhaupt nie oder doch nur durch einen Zufall oben oder unten
liegen können, sind unbezeichnet. Dieselbe Form hatte der päsaka sicherlich schon
in alter Zeit. Er wird in der Päfiakakevali *) caturasra , in G. 3 des Spielliedes
caiuramsa, vierkantig, genannt, was darauf schliessen lässt, dass die Kanten an
den Schmalseiten abgerundet waren, um ein Liegenbleiben des Würfels auf diesen
völlig unmöglich zu machen. Auch das Mass des Würfels wird in beiden Texten
angegeben. Nach der Gäthä hatte er eine Länge von 8 angula] nach der Pfiia-
kakevali scheint er 1 angula oder 1 aficjula und 1 yava breit und daumenlang
gewesen zu sein, doch sind die dort gebrauchten Ausdrücke nicht ganz klar^).
In betreff der Augenzahl des einzelnen poSaka lässt sich mit Sicherheit be-
haupten, dass die vier numerierten Seiten die Zahlen von 1 bis 4 trugen. Bei
den zahlreichen Würfen , die in den verschiedenen Würfelorakeln angeführt
werden, handelt es sich immer nur um diese Zahlen; die Tatsache wird ausser-
dem ausdrücklich bezeugt durch Nllakantha, der zu Mbh. TV, 60, 24 bemerkt :
IramenaikadvitricaturankäfiJcitaih pradeSair ankacatufiuyavän päio bhavati. Die mo-
dernen beim Caupur gebrauchten Würfel sind in dieser Hinsicht verschieden ; die
mir vorliegenden sind der Reihe nach mit 1, 2, 6, B Augen bezeichnet, während
die bei Hyde, Historia Nerdiludii, S. 68®), abgebildeten 1, 3, 4, 6 Augen zeigen^.
Die Vibhitakafrüchte.
Für die älteste vedische Zeit lässt sich der Gebrauch der pasdkas nicht
nachweisen. Nach den Liedern des ?g- und Atharvaveda verwendete man viel-
mehr beim Würfeln den vibhidaka^ die Nuss des Vibhidaka- oder Vibhitakabaumes
1) A. a. 0. S. XIII.
2) Diese Anschauung teilte auch Weber (Monatsber. S. 162), der aber später durch Wilsons
richtige Definition von päsaka *a dice, particularly the long sort used in playing Chaupai' ver-
anlasst, der Wahrheit schon näher kam ; siehe Ind. Streifen, Bd. I, S. 278, Note 3.
3) Ich urteUe nach Exemplaren, die ich der Güte des Herrn Dr. A. Freiherm von Stafil-
Holstein verdanke.
4) In der Einleitung in BB; Schröter, a.a.O. S. 18.
5) Schröter liest angulam väyavädhikam \\ anguftafh mänavigtirnam , was ich zu ai^lam vä
yavädhikam || ai^u9thamänavisHrnam verbessern möchte.
6) Damach auch bei A. van der Linde, Geschichte und Litteratur des Schachspiels, Bd. I, S. 80.
7) Es mag hier auch noch erwähnt werden, dass nach der tibetischen Version der Pfiiaka-
keval! die vier Seiten des Würfels mit Buchstaben, nämlich a, ya, va, da bezeichnet waren; siehe
Weber, Monatsber., S. 160; Ind. Streifen, Bd. I, S. 276.
AbboBdlangen d. K. Gos. d. Wiu. xn Gftiiingon. Pbil.-biBt. Kl. N. F. Band 0,t. 3
18 HEINRICH LUDERS,
(Rv. Vn, 86, 6 ; X, 34, 1 ; Av. Paipp. XX, 4, 6 nach Roth) '). Die Würfel heissen
daher die braunen (babhrti, Rv. X, 34, B; Av. VII, 114,7), am windigen Orte ge-
borenen {praväfejd, Rv. X, 34, 1). In der Ritualliteratur werden die beim Agny-
ädheya, Räjasüya und bei Zauberzeremonien gebrauchten Würfel in den Texten
selbst nirgends als VibhitahafrUchte charakterisiert , die Kommentatoren er-
klären aber mehrfach den dort vorkommenden Ausdruck alsa in diesem Sinne,
so Agnisvämin zu Lätyäyana, Srautas. IV, 10,22, Rudradatta zu Apastamba,
Srautas. V, 19,2, Mätrdatta zu Hira^yakeäin, Grhyas. II, 7,2, Därila zu Eauäikas.
XVII, 17; XLI, 13. Zum Teil aber handelt es sich dabei um Imitationen von
Früchten, wenigstens giebt Säya^a zu Taittiriyas. I, 8,16,2 (Bibl. Ind. Vol. U,
S. 168) und Satapathabr. V, 4,4, 6 an, dass beim Räjasüya einige goldene Vibhi-
takafrüchte als Würfel benutzten *). Ob mit den taih/üfaka Würfeln, die Apastamba,
Dharmas. II, 25, 12 bei der Beschreibung der Einrichtung einer Spielballe er-
wähnt, die Früchte gemeint sind, ist nicht ganz sicher, da Haradatta vaibhilakän
durch vibkUa1cavrk§asya vikärabhätän erklärt, also vielleicht Würfel, die aas
Vibhitakaholz gemacht sind, darunter versteht.
Aus der epischen und klassischen Literatur ist mir ein direktes Zeugnis
für den Gebrauch der Vibbitakanüsse beim Würfeln nicht bekannt; es lassen
sich dafür aber Namen des Baumes wie Qk§a und kali (Amara II, 4, 58 ; Halä-
yudha II, 463; Mankha 968; Hemacandra, Abhidhänacint. 1145, Anekärthas.
II, 466 ; 543) und die Sage anführen, nach der Kali aus Nalas Körper in den
Vibhitakabaum fuhr, der seitdem verflucht ist (Mbh. III, 72,38; 41).
Was die Form betrifft, in der man die Vibhitakafrüchte benutzte, so mag hier
zunächst die Ansicht eines modernen Pandit angeführt werden, von der uns
Roth unterrichtet*). Dieser Pandit richtete die Nüsse zum Spiele her, indem er
ihnen zwei Seiten machte; auf die eine schrieb er ;>ä, d.i. Varidara, auf die an-
dere kau, d. i. Kaurava, Die ßo zurechtgemachten Nüsse wurden nach dem Pandit
als Kreisel benutzt; man fasste die einzelne Nuss an ihrem unteren stielartigen
Fortsatz, zwirbelte sie mit drei Fingern und liess sie tanzen. Die Seite, die
nach oben fiel, entschied. Diese ganze Erklärung ist, wie schon Roth bemerkt
hat, durchaus unwahrscheinlich und mit dem, was uns sonst über das Spiel be-
richtet wird, völlig unvereinbar. Sie ist daher nichts weiter als ein Einfall,
dem irgend welcher Wert nicht beizumessen ist.
Da die Nüsse fünf Seitenflächen haben, so nahm Zimmer an, dass die ein-
zelnen Seiten der Reihe nach mit 1, 2, 3, 4, 5 Augen versehen waren*). Meines
Erachtens ist das aber deshalb unmöglich, weil bei einem derartigen Würfel
keine Seite als die obenliegende und damit entscheidende betrachtet werden kann.
Die Form der Nüsse schliesst somit schon von vorneherein jegliche Unterscheidung
1) Vgl. Roth, ZDMG. U, 123, und besonders Gurupüjäkaumudi, S. 1 ff.
2) Aach Apastamba, Srautas. XYIII, 19, 1; 5, spricht von goldenen Würfeln (sauvai^än
akfdn).
8) Gurap^jäkaamudl, S. 3.
4) Altind. Leben, S. 284.
DAS WÜItFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 19
der einzelnen Seitenflächen aus, und in der Tat ist eine solche bei der Art des
Spieles, die Baudhäyana und Apastamba für das Agnyädheya nnd Räjasüya vor-
schreiben, auch garnicht von nöten; zu diesem Spiele können die Nüsse, wie
wir sehen werden, ohne weiteres in ihrer natürlichen Gestalt verwendet werden.
Das gleiche dürfen wir aber auch für das gewöhnliche Spiel annehmen, da sich
zeigen wird, dass sich dieses wenigstens prinzipiell nicht von dem rituellen Spiele
unterschied.
Die Kaurimuscheln.
Eine dritte Art von Würfeln waren die Kaurimuscheln, sk. Jcaparda und
Jcapardaka. Allerdings vermag ich das Spiel mit Kauris mit Sicherheit erst aus
verhältnismässig sehr später Zeit nachzuweisen. Nach Yäjfiikadevas Faddhati
zu Kätyäyana, Srautas. IV, 9,21 gebrauchte man Eauris zn dem Würfelspiel
beim Agnyädheya. Mahidhara zu Väjasaneyis. X, 28 und Säya^ia zu Taittiriyas.
I, 8, 16,2 (Bibl. Ind. Vol. II. p. 168) und Satapathabr. V, 4, 4,6 geben an, dass
bei der Übergabe der fünf Würfel an den König beim Räjasüya aus Gold ver-
fertigte Kauris die Rolle der Würfel vertreten. Auch ^v. I, 41,9 soll nach
Säya^a von einem Spiele mit Kauris die Rede sein. In dem letzten Falle hat
Säyapa nach dem, was wir sonst über das vedische Würfelspiel wissen, sicher-
lich Unrecht; aber auch die übrigen Angaben der Kommentatoren sind natürlich
nur für ihre eigene Zeit, nicht für die Zeit der von ihnen erklärten Texte be-
weisend. Heutzutage werden Kaurimuscheln als Würfel beim Pacisi Spiele ver-
wendet.
Es ist klar, dass das Spiel mit solchen Muscheln viel einfacher gewesen
sein muss als das mit wirklichen Würfeln wie den päiakas. Jede Markierung
der Seiten durch Zahlen ist ausgeschlossen, und es kann sich nur darum ge-
handelt haben, ob die Muscheln mit der gewölbten Seite nach oben oder nach
unten fielen. Das wird denn auch von Mahidhara ausdrücklich festgestellt;
nach ihm siegt der Spieler, wenn alle Kauris entweder nach oben oder nach
unten fallen: yadä paftcäpy alsä ekarüpüh patanty uttanä aväüco vä tadä devitur
jayah. Dasselbe besagt der von Säyapa zu Öatapathabr. V, 4, 4, 6 zitierte Vers :
pancasu tv ekampOsu jaya eva bhavisycUi.
Und damit stimmt auch die Beschreibung überein, die Yäjnikadeva von dem Vor-
gang giebt: ^Darauf breiten die Opferpriester, der Brahman und die andern,
nördlich vom vihara ein Stierfell aus, setzen darauf ein Messinggefäss mit der
Öffnung nach unten, nehmen fünf Kaurimuscheln in die Hand und, nachdem sie
gesprochen haben: 'Durch Gleich (samena) siege ich, durch Ungleich (vi^amena)
wirst du besiegt', würfeln sie viermal auf dem Messinggefässe.". Die Ausdrücke
sama und vi§ama sind also nicht, wie HiUebrandt, Ritual-Ldtteratur, S. 108, will,
als gerade und ungerade zu verstehen, sondern saniena bezeichnet den Fall, dass
alle fünf Muscheln in gleicher Weise mit der Wölbung nach oben bezw. nach
unten fallen, vi^amcna das Gegenteil.
20 HEINRICH LÜDEKS,
Die Salakäs and Bradhnas.
Wenn anch vielleicht nicht direkt als Würfel zn bezeichnen, so doch nach
Form und Gebranch diesem sehr ähnlich war die salakäj das Spähnchen. Fäpini
erwähnt die Saläkäs in II, 1,10 zusammen mit den Würfeln, und die Kääikä be-
merkt zu der Stelle, dass man beide zu einem Spiele namens Pancikä benutze.
In der Näradasmrti (XVll, 1) und in Sayanas Kommentar zu Av. IV, 38, 1 ;
VII, 52, 5 werden die saläkas ebenfalls neben den Würfeln genannt, und nach
Yäjflikadevas Paddhati zu Kätyäyana, Örautas. IV, 9, 21 wurden sie zum Spiele
beim Agnyadheya benutzt, wenn Kaurimuscheln nicht zu erlangen waren.
Auch dem Epos ist das Spähnchenspiel bekannt. Mbh. V, 35, 44 wird unter
den sieben Leuten, die nicht als Zeagen auftreten dürfen, auch der mlakadhärta
aufgezählt. Das Wort ist gebildet wie das bei Amara 11, 10, 44 ; Hemacandra,
Abhidhänac. 485 überlieferte ak^adhürta, das im Fall als akichadhutta belegt ist
(Jät. I, 379, 23), und bedeutet nicht, wie das Petersburger Wörterbuch ver-
mutet, 'Vogelsteller', sondern, wie Nilaka^tha erklärt, *einen, der mit einer ia?aia
oder einem poSa oder ähnlichen Dingen Wahrsagerei u. s. w. betreibend andere
Leute betrügt' {salahayä pOsädinä vCL Salmnodikam uktva yo ^nydn vancayaii). Wir
ersehen aus dieser Erklärung zugleich, dass man die idlakas genau wie die pd-
Sckkas zu Orakelzwecken benutzte.
Ihr Aussehen ergiebt sich aus dem Namen; es waren Spähnchen, deren
obere und untere Seiten irgendwie verschieden bezeichnet waren. Dazu stimmt,
dass nach der Kääikä beim ia^d^ä-Spiele genau wie beim Spiele mit Kauri-
muscheln derjenige siegte, dessen Spähnchen alle eine und dieselbe Fläche ent-
weder nach oben oder nach unten kehrten.
Ganz ähnlich wie die saiakos waren offenbar die bradhnaSy die in der Nä-
radasmrti XVII, 1 zwischen ak^ und saläka aufgezählt werden. Kamaläkara
erklärt das Wort als * Leder streifen' (carmapattikäh).
Aksa.
Alle die verschiedenen Würfelarten, mit Ausnahme der hläkas und bradhnas,
können durch den Ausdruck ak^a, p. akkha, bezeichnet werden, der in der ge-
sammten indischen Literatur von den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag
häufig vorkommt. Diese Allgemeinheit des Ausdrucks bringt eine gewisse Un-
sicherheit mit sich. Ausser in sulchen Fällen, wo der ak^a näher charakterisiert
wird oder wo das Wort in demselben Texte mit einem der spezielleren Aus-
drücke wechselt wie zum Beispiel in den Gäthäs des Vidhurapa^cjitajätaka, wo
es neben päSa erscheint, oder in Rv. X, 34, wo es neben vibhidaka steht, ist es
von vorneherein oft schwer, zu sagen, was wir uns darunter vorzustellen haben.
Wir sind hier zum Teil auf die Kommentatoren angewiesen; zum Teil können
wir auch aus den Angaben über das Spiel selbst Rückschlüsse auf das ge-
brauchte Material machen, da, wie wir sehen werden, das Prinzip des Spieles
ganz verschieden war, je nachdem mit Vibhitakanüssen oder päiakas oder Kau-
rimuscheln gespielt wurde.
DAS WÜRFELSPIFX IM AT.TKN INDIEN. 21
Es sind im wesentlichen drei Kategorien von Texten, für die eine Fest-
stellang des BegriiFes ak^a von Wichtigkeit ist, die vedischen Lieder, die Ritual-
literatur und das Mahäbhärata. In den Liedern des ?g- und Atharvaveda werden
wir unter al'^as nach dem oben Gesagten sicherlich überall Vibhitakanüsse zu
verstehen haben. Auch in der Ritaalliteratur scheint mir ak^a stets die Vibhi-
takanuss oder eine Imitation derselben in Gold zu bezeichnen. Wie wir sahen,
behaupten die Kommentatoren an einigen Stellen allerdings, dass man auch, sei
es natürliche, sei es in Gold nachgebildete Kaarimuscheln beim rituellen Spiele
gebrauchte; aus den Texten selbst lässt sich das aber nicht erweisen. Alles,
was wir hier über die Methode des Spieles erfahren, passt nur auf das Nüsse-
spiel und ist mit der Methode des Kaurispieles wenigstens in der Form, die wir
oben kennen gelernt haben, unvereinbar. Die Behauptungen der Kommentatoren
sind also, wie schon gesagt, höchstens für den Brauch ihrer eigenen Zeit be-
weisend.
Was das Wort aksa im Mahäbhärata betrifft, so wird es von Nllaka^tha
stets durch poJa erklärt ^). Die Schilderang des Spieles zwischen i^akuni und
Yudhisthira im Sabhäparvan, zwischen Nala und Puskara im Ara9yaparvan weist
aber deutlich darauf hin, das hier das alte vedische Spiel mit Yibhitakanüssen
gemeint ist ^), das NilakaQtha vermutlich garnicht mehr kannte. An andern Stellen
scheint aber in der Tat unter ak^a der päsaka verstanden werden zu müssen.
In Mbh. IV, 7, 1 ist von ak^as aus Katzenauge und aus Gold^, in IV, 1,25 von
solchen aus Katzenauge, aus Gold und aus Elfenbein, von schwarzen und roten
ak^tis die Rede^), und wenn man auch Vibhitakanüsse und Kaurimuscheln in
Gold nachahmte, so sind doch Nachahmungen in Steinen und Elfenbein oder gar
in verschiedenen Farben sehr unwahrscheinHch und jedenfalls nirgends bezeugt.
In Mbh. IV, 68 wird ferner erzählt, wie König Viräta sich mit Yudhisthira wäh-
1) Siehe die S. 16 gegebenen Belege.
2) Den Beweis dafür hoffe ich im Folgenden zu Uefem.
8) vaidüryarüpän praiimucya käncanän ak^än sa kak^e pariffjrhya väsasä \
Nilakaptha, der hier offenbar an das Caupur oder an das Würfelschach denkt, will allerdings zu
vaidüryarüpän und käUcanän särin ergänzen und ak^än für sich nehmen: caidüryarüpän käSicch
nämä ea särin \ idatk ^etaraktasärttl^fk iäriphalakasya copalak^aiaMm \ ak^än päs'äna ca. Mir er-
scheint diese Konstruktion unmöglich, wenn ich auch die Beziehung auf ein mit dem Brettspiel
kombiniertes Würfelspiel für richtig halte.
4) vaidüryän käHcanän däntän phdlair jyotxrasaUk saha \
kf^näk^äl lohüäk^äms ca nirvartsyämi manoramän \\
Der zweite päda ist mir unklar. Nilakaatha fasst hier däntän als särin und bezieht darauf vaidü-
ryän, käHcanän und jyotirasaif^y das rot und weiss bedeuten soll. Auch kr^äk^än und lohitakßän
erklärt er durch iärin. Phalaifi umschreibt er durch säristhäpanärthäni ko^thayuktäni käßthäditna'
yäni phal<ikäni taif^, wobei er aber an ^Bretter aus Holz u. s. w., mit Feldern versehen, zum Auf-
stellen der Steine' denkt, nicht an ^hollowcd vessels for rattling the dice', wie Hopkins, Position of
the Rnling Gaste in Ancient India, JAOS. Vol. XllI, p. 123, meint. Er hat hier also dasselbe Spiel
wie in IV, 7, 1 im Auge. Auch HarivaihSa II, 61, 37 werden schwarze und rote ak^as erwähnt
22 HEINRICH LÜDKR8,
rend des Würfelspieles erzürnt und voller Wut seinem Gegner mit einem Würfel
ins Gesicht schlägt, so dass ihm die Nase blutet (V. 46):
tutah praJcupito räjd tarn dk§enähanad bhr^am \
müklie Yudhifthiram kopän uaivam üy eva hhartsayan ||
Auch hier kann mit dem ak^a unmöglich die haselnussgrosse Vibhitakafrucht
gemeint sein, mit der man einen Schlag überhaupt nicht führen kann. Der
Dichter kann hier nur an einen päiaka gedacht haben, der allerdings lang und
schwer genug ist, um zum Schlagen zu dienen.
Nun ist es gewiss kein Zufall, dass alle diese Stellen, wo wir dk§a im Sinne
von päsaka nehmen müssen, gerade im Virätaparvan vorkommen, d. h. in dem Par-
van, in dem auch sonst zum Teil andere und offenbar spätere Sitten und Gebräuche
zu Tage treten als in den übrigen Teilen des Epos^). Ich sehe daher keine
Schwierigkeit in der Annahme, dass ak^a im vierten Buche des Mabäbhärata
eine andere Bedeutung zukommt als in den übrigen Büchern und daher hier auch
ein anderes Spiel gemeint ist als in jenen ^).
Die Zahl der Würfel.
über die genaue Zahl der Würfel, die beim Spiele gebraucht wurden, geben
uns die Jätakastellen keine Auskunft. Der ständig wiederkehrende Ausdruck
päsake oder pOse khipati (Jät. 1,290,1; 293,12; VI, 281, 19 u. ö.) und die ganze
Schilderung des Spieles im Vidhurapai(^(j[itajätaka überhaupt zeigen nur deutlich,
dass bei dem Spiele mit päSakas jeder Spieler mehrere Würfel zugleich warf.
In der Einleitung zu dem ersten Würfelorakel des Bower Manuskriptes
ist von päsakas im Plural die Rede % und da die nachher aufgeführten einzelnen
Würfe jedesmal aus drei Zahlen bestehen, so dürfen wir mit Sicherheit an-
nehmen, dass man drei päSakos verwendete. Da es aber hier bei den Würfen
auch auf die Reihenfolge der Zahlen ankam, — es werden z. B. die Würfe 421,
214, 142, 241, 412 von einander unterschieden — so mussten natürlich auch die
einzelnen päsakas noch irgend ein Abzeichen haben, damit man sie als ersten
oder zweiten oder dritten erkennen konnte. Darauf bezieht sich nun offenbar
die Angabe (Bl. P, Z. 3), dass sie mit einem Topfe, einem Diskus und einem Ele-
phanten versehen waren (kumbhakärimätnfigayuktä patantu)% Der durch das Bild
eines Topfes gekennzeichnete pääaka galt also immer als der erste, der mit dem
1) Der Grund ist wahrscheinlich der, dass für den Inhalt des vierten Buclies — abgesehen
von didaktischen Stellen — keine alten Qaellen vorlagen, durch die sich der epische Dichter ge-
bunden fühlte, während er sich in den andern erzählenden Büchern an ältere Schilderungen anschloss.
2) Genaueres hierüber später. Dass auch der moderne Inder sich unter dem akßa im Virä-
taparvan einen päsaka vorstellt, zeigt das in der Bombay er Ausgabe diesem Parvan vorgeheftete
Bild, auf dem Yudhi^thira mit zwei päsakas in der Hand dargestellt ist. Für unsere Frage be-
weist das freilich nichts, da man sich heutzutage wohl ebenso wie schon zu Nilaka^thas Zeit das
Würfelspiel überall im Mabäbhärata als das päsaka-^iiie\ denkt.
8) Bl. l\ Z. 2f : präsakä patantw, Z. 4: 8amak9ä pataniu.
4) Diese Erklärung von kumhhakärimatm^a hat Hoemle, Ind. Ant. Bd. XXI, S. 182 gegeben.
In seiner Ausgabe des Bower MS., S. 197, hat er sie fallen lassen. Hier übersetzt er die firagliche
DAS WÜRPEIJSPIEI. IM ALTEN INDIEN. 23
Diskus war der zweite, der mit dem Elephanten der dritte. Für die Wahl
dieser Zeichen war sicherlich massgebend, dass alle drei glückbringende Sym-
bole sind^).
Auch in der Pääakakevali werden für jeden Wurf drei Zahlen angegeben,
und es wird dabei ein Unterschied in der Reihenfolge der Zahlen gemacht, aber
hier wird in der Einleitung nur von einem päsaha gesprochen-). Es wurde
also bei dem Orakel der Faäakakevall ein päiaka dreimal hinter einander ge-
worfen, wie das in BB auch ausdrücklich gesagt wird:
triväram prärthayed devlm mantrmanena mautravit \
triväram dhürayet pasarh paäräd dcvl hi nirdiset \\ ^)
Der Gebrauch von einem oder drei Würfeln beim Wahrsagen beweist natür-
lich nichts für das eigentliche Würfelspiel. Ebensowenig kommt aber für dieses
Yäjfiikadevas schon oben (S. 19) angeführte Angabe in Betracht, wonach man beim
Agnyädheya mit fünf Kaurimuscheln oder, falls diese nicht zu haben waren, mit
fünf Spähnchen viermal hintereinander würfelte. Yäjnikadeva hat hier sicherlich
das in der Kääikä zu Pän. II, 1, 10 beschriebene Paficikäspiel im Auge, wenn auch
in der KäSika selbst die Kaurimuscheln nicht direkt erwähnt sind, sondern nur
fünf al^as oder salakäs als Spielmaterial genannt werden^). Es wäre aber natür-
lich ganz falsch, aus diesem Muschel- oder Spähnchenspiel, das schon dadurch,
dass es einen besonderen Namen führt, als eine Abart des Spieles charakterisiert
wird, auf das eigentliche Würfelspiel zu schliessen.
Stelle: *Let them fall as beiits the skill of KumbliakärT, the Mätanga u:omanV und meint, es läs^
hier vielleicht eine Anspielung auf eine in einer buddhistischen Legende erwähnte Capdäla Frau
Kumbhakäri vor. Aber abgesehen davon, dass die Worte doch wohl kaum jene Übersetzung zu-
lassen, scheint mir eine solche Anspielung deshalb ganz unwahrscheinlich, weil in dem Texte sonst
nirgends Beziehungen zum Buddhismus zu Tage treten; das Schriftchen verrät im Gegenteil durch
den namaskära an Nandirudre^vara, die Äcäryas, Isvara, Mänibliadra, alle Yak^as, alle Devas,
Öiva, Sasthi, Prajapati, Rudra, Vai^ravana und die Marutas (Bl. I^, Z. 1 - 2), durch die Erwähnung
von Öiva, Näräya^a, Vi^nu, Janärdana (Bl. I*>, Z. 4 - 5) und durch die Vorschrift, seine Habe an
die Brahmanen zu verschenken (Bl. IIIi>, Z. 4), dass es einen orthodoxen Hindu zum Verfasser hat.
1) Ganz anders denkt sich Hoemle die Sache. Er nimmt an (Ind. Ant. Bd. XXI, S. 132), dass
die Würfel auf eine Tafel geworfen wurden, die in zwölf Felder geteilt war ; je drei dieser Felder
wären der Reihe nach mit den Ziffern 1, 2, 3, 4 bezeichnet gewesen. Aber für das Vorhandensein einer
solchen Tafel haben wir nicht den geringsten Anhaltspunkt ; das Wort vrti (Bl. I^, Z. 4), das
Hoemle mit *diagram' übersetzte, giebt er selbst später in seiner Ausgabe (S. 197) durch 'process
of divination* wieder. Die Gestalt der päsakas scheint mir den Gebrauch eines Diagramms sogar
auszuschliessen. Hätte man diese stabähnlichen Würfel auf eine derartige Tafel geworfen, so hätten
sie so und so oft über die Grenze der Felder hinausgeragt, und es hätte zweifelhaft bleiben müssen,
welche Zahl gemeint sei. Durch diese Erwägung erledigt sich meiner Ansicht nach auch das, was
Schröter, a. a. 0. S. XV, über den Gebrauch eines Zahlenbrettes vermutet.
2) In BB : muhürte subhaveläyäfii päiaJcam kärayec chubham ; om namah päsendracü-
dämafi^e käryath saiyam vada satyam vada svc^ä ; pä4 akam bhuvi ciüayet.
3) Vgl. Schröter, a. a. 0., S. XIV, der Webers Auffassung mit Recht verwirft.
4) Auf dasselbe Spiel gehen natürlich auch die S. 19 angeführten Bemerkungen Mahidharas
und Säya^as.
24 HEINRICH LUDERS,
Eine Fiinfzahl von Würfeln wird ferner in den Ritualtexten vielfach in einer
Zeremonie des Räjasüya erwähnt : Taittirlyabr. I, 7, 10, 5 ; Apastamba, Srautas.
XVIII, 19,5; Satapathabr. V, 4, 4,6; Kätyäyana, Srautas. XV, 7,5. Auf diese
Stelle hat Weber grosses Gewicht gelegt^); ich glaube aber später zeigen zu
können, dass die dort genannten fünf Würfel überhaupt nicht zum Spiele be-
nutzt wurden*).
Im übrigen ist in den Beschreibungen des Spieles in den Ritualtexten immer
von sehr hohen Würfelzahlen die Rede. Beim Agnyädheya brauchte man nach
Baudhäyana, Srautas. II, 8 49 Würfel, nach Apastamba, Örautas. V, 19, 4 empfing
der Opferherr dabei 100 Würfel. Beim Räjasüya wurden nach Apastamba,
Srautas. XVIII, 19, 1 zunächst über 100 oder über 1000 Würfel auf das adhide-
vana geschüttet; nach XVIII, 19,5 werden dann den Gregenspielern des Königs
400 Würfel weggeschüttet.
So merkwürdig diese Angaben auf den ersten BUck erscheinen mögen, so
stimmen sie doch durchaus zu den Andeutungen, die uns im Epos und im Rgveda
über die Zahl der Würfel gemacht werden.
Im Mahäbhärata wird allerdings eine genaue Zahl der Würfel, soviel ich
weiss, nicht genannt; es wird aber stets von ^Würfeln', die der Spieler wirft,
gesprochen, und in Mbh. III, 34,4 heisst es, dass ^akuni bei dem Spiele mit
Tudhi^thira *Haufen von Würfeln' geworfen habe:
maliamäyah SaJcunih pdrvatiyah sahhämadhye pravapann ak^apHgän \
amdyinam mäyayä pratyajaifU iato *pasyam vrjinarh BJiTmasena \\
Der Ausdruck al'^apäga weist deutlich auf den G-ebrauch einer grossen Anzahl
von Würfeln hin.
Die Angaben des Rgveda sind bestimmter. Nicht nur wird hier in
• Rv. X, 34,12 von einem 'grossen Haufen' gesprochen {yd vah senäntr mahatö
yandsya)^ in Rv. X, 34,8 wird auch eine bestimmte Zahl genannt: tripailcü^iäh
Irüati vräta e^äm. Das Wort tripaficäsdh hat mannigfache Erklärungen gefunden.
Ludwig übersetzt es fragend mit 'dreimal fünf. Ihm folgt Weber'), der tri-
pancäiah in tripancasah verändern möchte. Auch nach Zimmer*) bedeutet tri-
paUcäsäk 'zu je dreimal fünf oder 'zu je fünfzehn' und ist entweder ein Adverb
oder ein Adjektiv mit dem Taddhitasuffixe ia. Alle diese Erklärungen erscheinen
mir unannehmbar ; sie sind auch nur dem Wunsche entsprungen, die imverständlich
erscheinende hohe Zahl herabzumindern. Roth und Grassmann übersetzen in Über-
1) Über die Königsweihe, den Räjasüya, S. 71 f.
2) Ich wül noch bemerken, dass das Vorkommen von aksa zar Bezeichnung der Zahl 5 nichts
für den Gebrauch von fünf Würfeln beweist. Es handelt sich in diesem Falle gamicht um das
Wort ak^Gf ^Würfel', wie die Petersburger Wörterbücher angeben, sondern äk^a ist hier das Sy-
nonym von indriya, 'Sinnesorgan'. Erwähnt mag auch werden, dass sich Kathäsaritsftgara CXXI, 104
ein Spieler dem l^iva gegenüber als trydk^a bezeichnet; es geschieht das aber um des Wortspieles
willen und kann daher für unsere Frage kaum etwas beweisen.
3) Über den lUjasüya, S. 72.
4) Altind. Leben, S. 284.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 25
einstimmung mit Säya^a *aus 53 bestehend'. Gegen diese Deutung lässt sich von
rein sprachlichem Standpunkte aus nichts einwenden ; andere Erwägungen fuhren
aber doch dazu, in tripaiicaSd eine Bildung wie vedisch trisaptä, trinavä, klassisch
tridaia, dvidasa zu sehen und es dementsprechend als '3 mal 50' zu fassen. Das
Wort erscheint nämlich noch einmal in A v. XIX, 34, 2 ^) :
yd grtsyas *) tripaücäiih Satam 'krtyäkftas ca ye \
särvän vinaktu tejaso 'rasärk jangidds karat ||
Hier empfiehlt schon die Zusammenstellung von tripancäsd mit Satd das Wort als
160 zu fassen und zu übersetzen: *Die hundert und {üntzig grtsTs (Hexen?)') und
die hundert Zauberer, sie alle möge der jangida von ihrer Kraft trennen und
saftlos machen.
Eine weitere Stütze erhält diese Auffassung durch ßv. 1, 133, 3 ; 4 :
dväsäth Maghavaü jahi ^drdlio yätumdttnäm | . . .
yäsäm tisräh paücäsdto ^bhivlaiigair apavapah ||
Die hier genannten yätumatls sind offenbar mit den grtsls des Atharvaveda iden-
tisch, und hier erklärt auch Säyai^a tisräh paficäsätah durch trigunitapaficaSatsafk-
Jchyäfh särdhaSatam, Es ist also zu übersetzen: 'Schlag nieder, o Maghavan, die
Schar dieser Hexen . . . , von denen du hundertundfünfzig durch deine Angriffe
niederwarfest*.
Ebenso möchte ich nun auch in Rv. X, 34, 8 übersetzen : *Zu hundert-
undfünfzig spielt ihre Schar'. Ob man daraus den Schluss ziehen darf, dass
in rgvedischer Zeit genau 150 Würfel zum Spiele benutzt wurden, ist freilich
nicht ganz sicher; 'hundertundfünfzig' könnte hier vielleicht einfach zum Aus-
druck einer grossen unbestimmten Menge dienen, wie das sicherlich in Av. XIX,
34,2 und Rv. I, 133,4 der Fall ist. Wie dem aber auch sein mag, die Stelle
beweist jedenfalls, dass zu dem Spiele der rgvedischen Zeit genau so wie zu
dem Spiele, das die Ritualtexte und der Verfasser des Vanaparvan im Auge
haben, also, mit andern Worten, zu dem Spiele mit Yibhitakanüssen eine grosse
Anzahl von Würfeln nötig war.
Diesem Ergebnisse scheint Rv. I, 41,9 zu widersprechen, wo nach den
einheimischen Erklärem von vier Würfeln, die der Spieler in der Hand hält,
die Rede ist. Ich glaube später zeigen zu können, dass jene Erklärung zwar
durchaus richtig ist, dass aber daraus nicht auf ein Spiel mit vier Würfeln
zu schliessen ist, wie das zum Beispiel Zimmer, Altind. Leben, S. 283, getan hat.
1) Diese Stelle hat schon Geldner, KZ. XXVII, 217 f., zur Erklärang von tripancäSä in
Rv. X, 84,8 herangezogen. Er fasst aber das Wort in beiden Fällen als 53 auf und meint, diese
Zahl sei zum Aosdruck einer unbestimmten Vielheit gebraucht.
2) Dies ist die Lesung, die Säyana vor sich hatte und die durch die unten angeführte Stelle
aus dem Bgveda gestützt wird.
3) Bloomfield, SBE. Vol. XLII, p. 671, vergleicht die in Väjasaneyis. XVI, 25 erwähnten ^teöÄ.
AbbudloBf en d. K. 0«t. d. Wi«. sn Göttingeii. PUl.-hitt. Kl. N. F. Bud 9, •. 4
26 HEINRICH LUDERS,
6 1 a h a.
Würfelplatz oder Würfelbrett und Würfel waren die einzigen Requisiten
des Spielers. Die Würfel wurden, wie die Schilderung des Vidhurapa^^itajätaka
deutlich zeigt, mit der Hand, nicht wie bei uns mit einem Becher geworfen.
Das gleiche Verfahren galt sicherlich schon in vedischer Zeit; aus Av. Vn, B2, 8:
krtum nie ddk§ine haste jayo me saryd dhitah \
dürfen wir wohl schliessen, dass man beliebig mit der rechten wie mit der
linken Hand würfelte. Auch heutzutage wird, soviel ich weiss, nie ein Würfel-
becher benutzt. Es kann daher auch in der schon oben angeführten Stelle aus
dem Mahäbhärata (II, 66, 3) :
(jldhün dhanünisi me viddhi sarän aksänis ca lihärata \
gldhn unmöglich den Würfelbecher bedeuten, wie im Petersburger Wörterbuch
vermutet wird ^). glaha^ von der Wurzel ///aA, die, wie schon die indischen Gram-
matiker gesehen haben, mit grah identisch ist (Pap. III, 3, 70) ^), bezeichnet viel-
mehr zunächst den *Griff*, die Würfel, die man zum Wurfe bereit in der Hand
gepackt hält, den Wurf in konkretem Sinne. Diese Bedeutung liegt hier noch
vor; die glahas^ die in der Faust zusammengehaltenen Würfel, gleichen dem
Bogen, die einzelnen Würfel, die beim Werfen daraus hervorgehen, den Pfeilen ^).
Daher können Mbh. VIII, 74,15 die glahas selbst mit Pfeilen verglichen werden:
adyäsau Satibalah Krsna glahäri janätu vai sarän |
durodaram ca Günduam mandalam ca rathaih prati ||
'Heute, 0 Krs^a, soll jener Sohn des Subala erkennen, dass die Pfeile die Würfe
sind, das Gä^cjlva der Spieler^) und der Wagen der Spielkreis.*
In Mbh. II, 76, 23 ; 24 macht Öakuni den Vorschlag , um die Verbannung
zu spielen:
anena vyavasäyena dlvyäma piiru§ar§ahhah \
sanifäl'^epena caikena vatuivOsaya Bhärata \\
*Mit diesem Übereinkommen wollen wir spielen, ihr Helden, und mit einem
Wurfe ^) um das Leben im Walde, o Bhärata.'
Dann fährt der Erzähler fort:
pratijagräha tarn Partho glaharh jagralta Saubalah
jitam ity eva ^akunir Yudhi^thiram abhä^ata \\
1) Aus demselben Grunde kann ich auch für dk^ävapana und phalaka nicht die Bedeutung
'Würfelbecher' anerkennen; siehe S. 16, Anm. 1; S. 21, Anm. 4.
2) Pischel, Ved. Stud. I, 83, hat das allerdings in Zweifel gezogen, aber Rv. X, 84,4:
ydsyagrdhad vedane väjy äJc^äU scheint mir doch nicht ausreichend, um eine Ableitung von *gradf\
zu rechtfertigen.
8) Nilakaptha erklärt glahän hier durch panän.
4) Im grösseren PW. wird hier für durodara 'Würfelbecher' als Bedeutung angegeben;
Böhtlingk hat aber diese Erklärung selbst aufgegeben, da sie im kleineren Wörterbuche fehlt
NOakantha erklärt durodara als jpä«a, was sicher falsch ist; vgl. die unten angeführte Stelle Mbh.
vn, 130,20.
5) Über samutk^epa siehe S. 28, Anm. 1.
DAS WÜRFELSPIEI. IM ALTEN INDIEN. 27
„Der Sohn der Prthä nahm den*) an; den Wurf ergriff der Sohn des
Sabala. 'Gewonnen!' sagte Sakoni zu Yudhi§thira."
Dass glaha hier wirklich die zum Wurfe bereitgehaltenen Würfel sind, zeigt
der genau entsprechende Vers II, 60, 9, wo aJcsän für glaham steht :
tato jagroha Sdkunis tan al'^än dk§atattiavit \
jitam ity eva iSakunir Yudhi^fhiram abhäaata \\
Diese Bedeutung *Wurf ' ist im Mahäbhärata weiter verbreitet als es nach dem
Petersburger Wörterbuch der Fall zu sein scheint , wo sie nur für II, 65, 39 :
gldliam divyämi carvangyä Draupadgä, II, 71,5: imäm snhhamculhye yo vyadevtd
glahe^u , und V, 48, 91 : mithyäglahe nirjUd vai nrsamsaih , anerkannt wird. In
Mbh. n, 59, 8 :
ak^aglahah so ^bhibhavet param nas tenaiva doso bhavatJha Partha \
soll glaha * Würfeler' bedeuten; es ist aber zu übersetzen: *Der Wurf ^) ist es,
der nnsem Gregner besiegt; dnrch ihn nur entsteht hier ein Übel, o Sohn der
Prthä'.
Für eine Reihe von Stellen ausser der schon besprochenen II, 76, 24 wird
'Einsatz' als Bedeutung von glaha aufgestellt, während mir auch hier nur *Wurf'
zu passen scheint. Wenn der Kampf unter dem Bilde des Spieles geschildert
wird, werden die Vorkämpfer als die glahas der Heere bezeichnet. So bei dem
Zusammentreffen des Karipia und Arjuna, VIEL, 87, 31 — 33 :
tävaianäfh rane Karno glaho hy dsid visäfhpcUe \
tathaiva Pändaveyänüm glahah Pclrfho l)havat tadä
ta eva sabhyäs tatrOsan prekmläs cöhhavan stna te
tatraisäm glahamänänäm dhruvau jayaparäjayau \\
täbhyäm dyüiam samOsaktam vijayayetaräya ca \
asmäkmh Pändavänäm ca sthitatiäm ranamärdhani \\
VI, 114,44 erzählt Safijaya:
tävakänäm jaye BhTsmo glaha äsid viiämpate \
tatra hi dyütam äsaktam vijayayetaräya va \\
Vn, 130, 20 ; 21 sagt Drona :
senäni durodarani^) viddhi sarän aksän visämpate \
glaham ca Saindhavarit räjams tatra dyfUasya aiscayah \\
Saindhave tu maltad dyätum samäsaktam paraih saha \
Es ist meiner Ansicht nach ausgeschlossen, dass glaha hier 'Einsatz' bedeute.
Man kann doch unmöglich sagen, dass das Spiel um Sieg oder Untergang am
Einsatz hänge oder dass die Entscheidung des Spieles auf diesem beruhe. Der
1) Ich beziehe tarn auf samutJc^epa. Mlakantha zielit glaham sowohl zu pratijagralia als
auch zu jagräha und fasst es einmal als Einsatz, das andere Mal als AViirfel: pratijagräha tarn
glaham angicdkära tatah Saübalo glaham jagräha päsam pätitavän.
2) Nilakantha: pädädhino glahah pano jayaparäjayarüpo vyavahärah.
3) Nilakantha: durodaram dyülakärinam.
4*
28 HEINRICH LÜDERS,
Sieg wird vielmehr durch den Wurf bedbgt; Ear^a und Arjuna, Bhißma und
Saindhava sind also die Würfe, mit denen die feindlichen Heere um den Sieg
spielen.
Als Sakuni zuerst mit dem Vorschlage kommt, um die Verbannung zu
spielen, sagt er (II, 76,9):
amuücat sthaviro yad vo dhanam püjitam eva tat \
mahädhanam glaham tv eJcam spyu bho Bharatar^abha \\
In II, 76, 22 wiederholt er :
€§a no glaha evaiko vanaväsäya Pändavah \
In III, 34, 8 erinnert Yudhi§thira den Bhimasena an die Sache :
tvam cäpi tad veitha DhanathjayaS ca punar dyütäyägatäms täm sabhäm nah \
yan müm hravld Dhrtarä^rasya putra ekaglahortham Bharatänäth samcikfam ||
Es wird also immer wieder betont , dass es sich bei dem Spiele um die Ydr-
bannung um einen einzigen glaha handelte. Das wird aber nur verständlich,
wenn man glaha als 'Wurf fasst; es ist ein einziger Wurf, der über die Vcö?-
bannung der Kituravas oder der Päi[^4avas entscheiden soll. Auch die Kon-
struktion von glaha mit dem Dativ des Eingesetzten in II, 76,22 spricht dafür;
glaho vanaväsäya entspricht genau dem samutksepo vanaväsäya in dem oben ange-
führten Verse II, 76, 24 ^).
Daß glaha an andern Stellen des Epos und in der späteren Literatur ausser
*Wurf auch *das, was bei dem Wurfe auf dem Spiele steht' bedeuten kann, soll
nicht geleugnet werden. Bisweilen ist es schwer zu entscheiden, welche Be-
deutung vorliegt. So bezeichnet z. B. Yudhisthira in II, 65, 12 den Nakula als
glaha und zugleich als dhana:
Nakulo glaha evaiko viddhy etan mama tad dhanam \
Ich glaube, dass auch hier zu übersetzen ist: 'Nakula (jßiU) der eine Wurf;
wisse, dass dies mein Einsatz ^) ist', und dass Yudhisthira auch hier hervorheben
will, dass er den Nakula auf einen Wurf setzt. Jedenfalls ist an *Wurf als
Grundbedeutung von glaha festzuhalten, und ich holBPe später zeigen zu können,
dass sie auch in Av. IV, 38, 1—3 anzunehmen ist.
Die Technik des PäSaka-Spieles.
Die äussere Technik des |>^aÄ:a- Spieles wird in der Jätakastelle sehr an-
schaulich geschildert. Wie schon erwähnt, nimmt der Spieler die Würfel in die
1) Nilakantha erklärt dort samutk^epena: ekenaiva vacanopäkfepena sakrd vyähjiamätrernety
arihdh. Im grösseren FW. wird 'Aufheben der Hand', im kleineren 'das Hinwerfen eines Wortes,
Anspielung auf für samutk^epa angegeben. Die Übereinstimmung von ü, 76, 22 und 24 zeigt, dass
alles das nicht richtig ist.
2) ^Mna kehrt in dem alten vedischen Sinne von Einsatz in der Schüderung des Spieles
immer wieder; siehe H, 60,7; 61,2; 6; 10; 13; 17; 20; 23; 27; 30; 65,4; 6; 8; 10.
DAS WÜRFEI^PIEL IM ALTEN INDIEN. 29
Hand. Dann rollt er sie in der Hand durcheinander (hafthe vaffdvä) und wirft
sie nach oben in d^'e Luft (akase khipi). Fallen sie ungünstig, so hat er das
Recht, sie wieder aufzufangen, solange sie noch in der Luft schweben, und den
Wurf zu wiederholen; von diesem Rechte macht ja der König Gebrauch, bis es
ihm durch Pu^^akas Zaubermacht unmöglich gemacht wird, die Würfel zu fangen.
In der Fähigkeit, im Nu zu erke^inen, ob die Würfel richtig oder falsch fallen,
besteht, wie der Erzähler hervorhebt, die Geschicklichkeit des Spielers (raja
jütasippamhi suku^latäya pOsuke attano parajayaya blmssante ficUva).
Auch im» Mahäbhärata wird bekanntlich öfter die Geschicklichkeit , die das
Würfelspiel erfordere, betont. In II, 56, 3 bezeichnet Sakuni das Spiel als eine
Fertigkeit, in det der Kundige den Unkundigen besiegen könne:
ak^än k^pann aksaiah san vidvün acidu^o jaye \
In II, 48, 20 ; 21 rühmt er sich seiner Geschicklichkeit im Spiele :
devane kusalas cäham na me \sti sadrSo bhuvi I
tri^H loke^u Kauravya tarn fram dyiite samähvayn \\
tasyäk^akusalo räjann Culäsye liam asamsayam \
räjyam Snyath ca tarn dlptäm tvadartham puru^ar^^ahlia \\
während er andererseits von Yudhi§thira wegwerfend sagt, er liebe zwar die
Würfel, verstände aber nichts vom Spiel (II, 48, 19) :
dyütapriyas ca Kaunteyo na sa jänäti devitum ^) |
Yudhi§thira selbst hält sich natürlich für einen guten Spieler und rühmt sich in
IV, 7,12 seiner Geschicklichkeit genau so wie Sakuni: aksun prayoktum kuSalo
\'im% devinäm.
Man könnte wegen, der Ähnlichkeit der Ausdrücke versucht sein, diese
Stellen im Sinne der Jätakaerzählung zu deuten. Es ist dabei aber doch zu
bedenken, dass es sich im Mahäbhärata nicht um das Spiel mit päsakas, sondern
um das Nüssespiel handelt^), bei dem es auf das rasche Erkennen von Augen-
zahlen garnicht ankommen kann, und ich glaube daher, dass die Geschicklichkeit,
von der im Mahäbhärata die Rede ist, in etwas anderem beruht, nämlich in der
Zählkunst, die wir später kennen lernen werden.
«
Die Äyas und ihre Namen.
Kehren wir jetzt zum Vidhurapa^(Jitajätaka zurück. Nach der Darstellung
des Jätaka gab es 24 verschiedene ayas^ von denen jeder der beiden Spieler sich
vor Beginn des Spieles einen wählt. Wem es dann gelingt, den gewählten zu
werfen, der hat gewonnen.
Es kann darnach keinem Zweifel unterliegen, dass aya soviel wie 'Wurf,
1) Der Vers wird mit der Abweichung ca für sa in II, 49, 39 wiederholt.
2) Nur in Mbh. lY, 7, 12 ist wohl eher an das pöiaika-Spiel zu denken; siehe S. 21 f.
30 HEINRICH LÜDERS,
d. h. eine bestimmte Anzahl oder Verbindung von Würfelaugen bedeutet , und
das wird durch die Pftäakakevali bestätigt. Hier wird in Vers 168 der Wurf
431 ausdrücklich als äya bezeichnet:
catusl'ädau trikam madhye padam caivävasänikam \
e§a äyah pradhänas tu idkafam nama ndmatah \\
Und auch in Vers 35 ist sicherlich zu lesen:
padam piirvam trikam madhye catu^kam cavasamkam \
äyo^) ^yam vijayo nama tasya vaksyämi cintitam \\
Da man, wie wir schon sahen, beim Würfelorakel entweder drei vierseitige,
durch Abzeichen unterschiedene Würfel auf einmal oder einen vierseitigen Würfel
dreimal hintereinander warf, so ergeben sich 64 verschiedene Würfe, denen
sowohl in dem ersten Würfelorakel des Bower Manuskriptes als auch in der
FäiSakakevali besondere Namen beigelegt werden. In der erstgenannten Schrift,
wo die Permutationen jeder (xruppe die gleichen Namen tragen, sind es die
folgenden -) :
444 caTitayänfa^), 321 dundubhl.
333 navikkJ. 442 vrsa,
222 pattabandha. 422 presyä,
111 kälaviddhi, 332 vHl,
443 säpata^ 114 karna.
343 mält% . 322 sajä.
324 vahula^). 331 käiia oder karia^
414 küta. 311 cuücutia,
421 hhadra^). 221 päficT oder 7>a7lcl.
341 saktl oder sakti. 112 kharl^).
Die meisten dieser Najnen kehren in der Pääakakevall wieder, doch ist die
Verteilung auf die einzelnen Würfe nicht immer dieselbe. Ich gebe im folgenden
1) hA äyäyam; L\] anko; hEprasno; BB päsOj was Schröter in den Text aufgenommen hat.
2) Die Keiheufolge ist die in dem Werke befolgte.
3) Der Name ist unsicher.
4) Die Permutationen 434 und 344 werden als zweiter und dritter säpata bezeichnet und so
analog bei den folgenden Gruppen.
5) Der Name steht im Texte bei 334 und fehlt versehentlich bei 843 und 433.
6) Die Gruppe 234 fehlt im Texte.
7) Die Gruppe 124 fehlt im Texte. Bei 412 fehlt der Name und der Spruch.
8) Bei 313 steht känah tantraj bei 133 kancUantrah, was sich vielleicht auf den Begleitsprach
bezieht und 'der Si)ruch für den X:äna -Wurf' zu übersetzen ist. Hoernle scheint, nach seiner Be-
merkung auf S. 197) Anm. 3 zu urteilen, die Namen überhaupt nicht als die Namen der Würfe,
sondern als die der Sprüche zu betrachten, was nicht richtig sein kann, da sie, wie wir sehen
werden, auch ausserhalb der Orakel beim Würfelspiele vorkommen.
9) Die Gruppen 121 und 211 fehlen.
DAS WÜRFEIÄPIEL IM ALTEN INDIEN. 31
eine Liste, indem ich den Namen, den die Gruppe in dem ersten Würfelorakel
des Bower Mannskriptes (B. MS.) fuhrt, voranstelle^).
111. B. MS. kalavidähu P. sobhana,
112. B. MS. kharT. P. kartari;. Dies ist die Lesart von BA und BB; LE
und LU lesen patita visakariart für patitä tava kartarL Ich habe keinen
Zweifel, dass kartarl aus khari oder dem synonymen gardcihhi^) ver-
derbt ist.
113. B. MS. cuficuna, P. cificini. Die beiden Ausdrücke sind natürlich
identisch.
114. B. MS. karna. P. karnikä (auch in G). Eine Handschrift hat nach
Hoernle, Bower Manuscript, S. 219, kartan. Die längere Form kar-
nikä ist dem Metrum zu liebe gewählt. Das Geschlecht schwankt
auch sonst bei diesen Namen zwischen Masculinum und Femininum.
121. B. MS. khari. P. kein Name. Vielleicht ist päso 'yam (so LE; BA
päsake, BB pä4akah, LU pOsakä) in pä^o ^yam patitas tava an die Stelle
des ursprünglichen Namens getreten, wie bei 411 patitam hy atra
karanam in BB durch päsake patitam tava ersetzt worden ist.
122. B. MS. 2)aficl. P. väsa. Für vaso liest BB päso; Schröter hat vämo
in den Text gesetzt, vaso und päso sind sicherlich Verderbnisse von
päficT.
123. B. MS. dundubht. P. dundub/ii, nach BA und LU Femininum, nach
BB Masculinum.
124. B. MS. bhadra, P. bhadra, mit Wechsel des Geschlechts wie vorher.
131. B. MS. cu7icii7ia. P. dundubhi, m., das in B. MS. 132 bezeichnet. Die
Lesung dundubhi ist aber nicht sicher; LE und LU haben Subho ^yam
für dundubhih. Es liegt die Vermutung nahe, dass dundubhih aus
cuficxinah, cuilcunih oder ciiicmih verderbt ist.
132. B. MS. dundubhi, P. dundubhi, nach BA und LE Femininum, nach
LU Masculinum.
133. B. MS. käna, P. manthin. Die Lesung manihinah beruht auf Kon-
jektur; LE und LU haben manihannh, BA mathaneh, BB chinnarh.
134. B. MS. saktL P. vijaya.
141. B. MS. karna. P. kein Name.
142. B. MS. bhadrä. P. dundubhi^ nach BA Femininum, nach BB, LE und
LU Masculinum. In B. MS. bezeichnet dundubht 132.
143. B. MS. sakti. P. saktl oder sakti. LU liest fälschlich satyä für saktyO.
144. B. MS. kata, P. vr^a (auch in G), das in B. MS. 244 bezeichnet.
1) BA, BB, LK und LU sind die von Scbrüter für seine Ausgabe benutzten Handscbriften.
U ist das Manuskript einer andern Rezension, von der Hocmle Auszüge mitgeteilt bat. In der
dritten Rezension, die sich im Bower Manuskripte findet, sind Wurfnamen selten. Merkwürdiger-
weise hat Schröter , wie aus seinen Bemerkungen auf S. XVII hervorgeht , die Namen zum Teil
gamicht als solche erkannt.
2) Siehe darüber S. 86.
32 HEINRICH LÜDERS,
211. B. MS. kharT. P. dundubhi. In B. MS. ist dundübhl der Name von 213.
212. B. MS. päficL P. dundubhi j nach BA und LU Femininum, nach BB
und LE Mascolinnm. In B. MS. bezeichnet dundubhi 213.
213. B. MS. dundubhi, P. dundubhi, nach BA Femininum, nach BB, LE
und LU Masculinum.
214. B. MS. bluidrä. P. bhadra, mit Wechsel des Geschlechts wie vorher.
221. B. MS. j;äfid. P. pattrT, wofür LE putrl bietet. Ich bin überzeugt,
dass beides nur Verderbnisse von paficT sind.
222. B. MS. pattabandha, P. kein Name.
223. B. MS. sajä, P. Mfa. Für küfo ^yam liest aber LE vatsetJiatky was
sajeyam als ursprüngliche Lesart wahrscheinlich macht.
224. B. MS. pre§ya. P. prasna (auch in G). Eine Handschrift hat nach
Hoernle, Bower Manuscript, S. 218, kofa. Ich bezweifle nicht, dass
praSno 'yam aus prc^yo ^yam verderbt ist; vgl. 422.
231. B. MS. dundubhi. P. dundubhi, nach BA und LE Femininum, nach
BB und LU Masculinum.
232. B. MS. sajä, P. küfa. In B. MS. bezeichnet küfa 144 und seine Per-
mutationen.
233. B. MS. viß, P. dundubhi, nach BA Femininum, nach BB, LE und LU
Masculinum. In B. MS. bezeichnet dundubhi 231.
234. B. MS. vahula. P. bahulä, mit Wechsel des Geschlechts wie vorher.
241. B. MS. bhadra, P. dundubhi, nach BA und BB Masculinum, nach LE
und LU Femininum; in BA und BB ausserdem auch vr^a genannt.
In B. MS. bezeichnet vr^a 24A, dundubhi 231.
242. B. MS. pre§yä. P. kein Name.
243. B. MS. vdtnda, P. kein Name.
244. B. MS. vr§a, P. vr^a, das sich auch in der Rezension des Bower
Manuskriptes findet.
311. B. MS. cuncuim. P. dundubhi, nach BA und LU Femininum, nach BB
und LE Masculinum. In B. MS. bezeichnet dundubhi 321; vgl. aber
auch die Bemerkung unter 131.
312. B. MS. dundubhi. P. dundubhi, nach BA und LU Femininum, nach BB
und LE Masculinum.
313. B. MS. kana. P. pätrika, n. pätrikam findet sich nur in LU; BB hat
anstatt dessen poSakdh, BA und LE päiake, was Schröter in den Text
aufgenommen hat.
314. B. MS. hklT. P. sakti, fem.
321. B. MS. dundubhi. P. kartarl. Anstatt patitä tava kartart liest BA
patita vi^akartarT, was Schröter in den Text gesetzt hat. Ich glaube,
dass kartarl auch hier Verderbnis von kharl ist, das in B. MS. 121
bezeichnet; vgl. die Bemerkung zu 112.
322. B. MS. scyä. P. bahulä. In B. MS. bezeichnet vahula 324.
323. B. MS. vifi. P. tripadl.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 88
824. B. MS. vahula. P. saphala. Ich bin überzeugt, dass saphald aus ha-
hula verderbt ist. Die Femininform erscheint in P. auch sonst; siehe
234, 322.
331. B. MS. käna. P. dundubhi, nach BA und LE Femininam, nach BB
and Lü Mascnlinom. In B. MS. bezeichnet dundubhi 321.
332. B. MS. vifh P. kein Name. Vielleicht stand aber der Name ursprüng-
lich an Stelle von päidice in päsake pcUüam (LTJ pasaJcas pcUitas) tava;
vgl. die Bemerkung zu 121.
333. B. MS. navikkt. P. kein Name, falls er nicht in niscitam (BB niicayam)
stecken sollte.
334. B. MS. mäh. P. ntalinl. Die beiden Namen sind natürlich identisch.
G hat prccliaka,
341. B. MS. saktl, P. kein Name.
342. B. MS. vahula. P. kein Name.
343. B. MS. malT, P. kein Name. In G wiederum prcchaka,
344. B. MS. säpata. P. sdkatl. Für Sakat^ liest BB sakoto. Beide Formen
sind zweifellos verderbt aus säpafä, der Femininform zu Sapafa. Den
Beweis liefert die Fassung in G : trikam pürvam catu^kau dvau drSyate
fava sathpadäj wo für sampada natürlich Säpafä zu lesen ist. Wahr-
scheinlich steckt sapafä auch in dem stark verderbten Verse der Re-
zension des Bower Manuskriptes: dhanadhünyai ca te pilmnä asti sar-
wasya sampadä.
411. B. MS. karna, P. kärani. So liest Hoernle, Bower Manuscript, S. 220.
LE und LU lesen käranamj das sich auch in G findet. Eine Hand-
schrift hat nach Hoernle vrsa, BA und BB haben keinen Namen, da
sie den Versschluss geändert haben. Dass kärani, das natürlich auf
karna zurückgeht, die richtige Form ist, beweist die Lesart patitä für
patitath in BA und LE. Es hat Geschlechtswechsel stattgefunden wie
in den oben angeführten Fällen.
412. B. MS. bhadrä, P. kein Name.
413. B. MS. saktl. P. sakti, fem.
414. B. MS. küta. P. kilta. Der Vers lautet in allen von Schröter be-
nutzten Handschriften richtig : daivänukülyatah sädhu ktlfo ^yam patitas
tava. Schröter hat fälschlich sädhu küto zu sädhukrto verändert.
421. B. MS. hhadrä. P. kein Name.
422. B. MS. pre^yä. P. pre^ya. Die richtige Lesart presyo ^yam patitas tava
steht in BA, Schröter hat die falsche Lesart von LE und LU prek^yo
^yam in den Text gesetzt. In G findet sich die Femininform prek^a
{prek§eyam patitä tava), die natürlich in pre^yä zu verbessern ist.
Der Wechsel des Geschlechts ist wie in den oben angeführten Fällen.
423. B. MS. vahtila. P. kein Name.
424. B. MS. vr§a. P. kein Name.
AbhaadlangaB d. K. Om. d. Wi«. iii Oöttingen. PUL-hut. Kl. N. F. Bud 9. t. 5
34 HKINRICH LUDERS,
431. B. MS. salit. P. sdkata^ n. BB liest aber sakafo, LXJ sdkunam für
yalnt^fh. Unter 344 haben wir iakaff, iakafa als Verderbnis von sapnta
kennen gelernt, hier ist sakafa offenbar aus sakti verderbt. Dafür
spricht auch, dass in der Fassung von LU: e^a äyah pradhanas tu
sakunarh nämnä manoramam ein zweisilbiger Name durch das Metrum
gefordert wird.
432. B. MS. vahulu. P. kein Name.
433. B. MS. mälT. P. marjanl. Da unter 334 dem mall des B. MS. ein
mälinl in P. entspricht, so hege ich keinen Zweifel, dass märjanl aus
mälinl verderbt ist.
434. B. MS. säpafa. P. saphalä. Auch hier ist sapJialä sicherlich aus säpatä
verderbt. Für die Femininform vergleiche die Bemerkungen zu 344.
441. B. MS. knfa, P. küfa. Der richtige Name steht in BA; LE und LU
lesen ^dhrnvo, BB ka^fo für küfo. G. hat prcchakä, andere Handschriften
nach Hoernle, Bower Manuscript, S. 216, krakacah.
442. B. MS. vr^a, P. vr^a. Der Name steht auch in G und in der Re-
zension des Bower Manuskriptes.
443. B. MS. säpata. P. vämä.
444. B. MS. canfaijänfa^f). P. kein eigentlicher Name, die drei Vieren
werden aber als die drei weisen Stiere bezeichnet (vr^abläs ca trayo
yatra patifäs te vicakaanäh).
Die Namen der Würfe in der PäSakakevali sind also, wenn man von dem
Geschlechtsunterschiede und kleinen Verschiedenheiten im Bildungssuffixe absieht,
in 18 Fällen denen des ersten Orakels im Bower Manuskript völlig gleich, in
zwei Fällen so ähnlich, dass ihr Zusammenhang noch deutlich erkennbar ist
(113 cincini für cnncuna; 411 karanJ für karna). In 16 Fällen fehlt der Name,
doch besteht bei 121, 332, 333 der Verdacht, dass er erst durch handschriftliche
Verderbnis geschwunden ist. In 13 Fällen braucht die Päfiakakevali die Namen
anders. Zum Teil werden wir es auch hier mit handschriftlichen Verderbnissen
zu tun haben ; so bei 223 küfa (aber handschriftlich auch vatsa) für sajä und viel-
leicht daher auch bei 232 küfa für sajä. In andern Fällen aber scheinen schon
Versehen des Verfassers selbst vorzuliegen; so, wenn er dundubhi (eigentlich
132, 213, 231, 321) für 142, 211, 212, 233, 331 verwendet, vr^ (eigentlich 244)
für 144, vr^a (eigentlich 244) oder dundubhi (eigentlich 231) für 241, kartarJ,
falls dieses aus khari entstellt ist, (eigentlich 121) für 321, hahulä (eigentlich
324) füi« 322. Auch bei dundubhi (eigentlich 132 und 321) für 131 und 311 liegt
vielleicht ein Versehen des Verfassers vor; dundubhi könnte aber auch aus dem
zu erwartenden mücurui verderbt sein. In 16 Fällen endlich hat die Pääakakevall
neue Namen. Von diesen sind aber die meisten sicherlich nur Verderbnisse; so
112 (und wahrscheinlich auch 321) kartan für khar% (oder gardabhi), 122 vOsa
(päSa) für paficif 221 pattrT für pänclj 224 pra&na für pre^a, 324 saphalä für
bahuläj 344 Sakafi für Säpatä, 431 Sakafa für SaM%, 433 marjanl für molinl, 434
saphalä für säpafa. Es bleiben sechs Namen: 111 iobhana anstatt kälaviddhi, 133
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 35
manthin (Konjektur) anstatt hana^ 134 vijaya anstatt saJiU^ 313 pätrika anstatt
käna, 323 iripadl anstatt vitlf 443 vamä anstatt ääpafa. Bei dem verwahrlosten
Zustande, in dem sich der Text der Pääakakevali befindet, ist die Frage, ob
wir es hier tatsächlich mit neuen Namen oder nur mit falschen Lesungen und
Schreibfehlem zu tun haben, zur Zeit überhaupt nicht zu losen. Es bedarf
dazu der Heranziehung eines viel grösseren handschriftlichen Materiales als es
Schröter für seine Ausgabe benutzt hat; vor allem müsste die durch Gr reprä-
sentierte zweite Rezension des Werkes vollständig vorliegen.
Wie immer aber auch das Urteil über diese letzte Gruppe von Namen
lauten mag, die in dem ersten Orakel des Bower Manuskriptes vorkommenden
Namen sind jedenfalls für uns von grossem Interesse, weil sie nicht blosse Er-
findungen der professionellen Wahrsager sind, sondern Ausdrücke, die von alters-
her beim eigentlichen Würfelspiele üblich waren. Das wird durch das Vidhura-
pa^cjlitajätaka bewiesen, wo eine Reihe dieser Namen wiederkehren. In der
Prosaerzählang werden mäli^), savafa^), bahulaj santi und bhadra als Beispiele
von äyas genannt; in den Gäthäs werden ausser diesen^) noch die beiden käkas
{diive käkä), mandakä, ravi, nemi , sanighatta und titthirä, also im Ganzen zwölf
aufgeführt. Von diesen lassen sich mällj sävata, hahula und bhadrä ohne Weiteres
mit den Namen mäU (malinJ)^ säpata, vahula (bahula) und bhadra (bhadra) der
Würfelorakel identifizieren. P. sa^iii ist wahrscheinlich in satti zu verbessern
und reflektiert sk. 4aktt (sakti). Möglicherweise ist aber auch für dure Jcälä duve
kanä zu lesen und kdnä dem karna und kana des ersten Orakels gleichzusetzen.
Die übrigen Namen haben in den Orakeltexten keine Entsprechang.
Eine weitere Frage ist es , ob die Namen , die sich gleichlautend in dem
Jätaka und in den Würfelorakeln nachweisen lassen, in beiden Werken die
gleichen Würfe bezeichneten. Nach dem ersten Orakel des Bower Manuskriptes
bezeichnet mäh 343, säpata 443, vahula 324, bhadra 421 und die jedesmaligen
Fermutationen dieser Gruppen. Nach der Gäthä heisst ein 'Achter' (affhaJca)
mälika, ein *Sechser' (chaka) sävata^ ein * Vierer' (catukka) bahula j ein *aus der
Verbindung zweier Verwandter bestehender' (dribandhusandhika) bhadraka. Ich
muss gestehn, dass mir die letzteren Angaben unverständlich sind, und dass es
mir unmöglich ist, sie mit denen der Orakeltexte in Einklang zu bringen.
Ebensowenig verstehe ich die Behauptung, die sich sowohl in der Prosa des
J&taka vne in den Gäthäs findet, dass es 24 Würfe {aya) gebe, da sich weder
bei drei noch bei einer grösseren oder geringeren Anzahl von pasakas und
einerlei, ob man die Gesamtsumme oder die Kombinationen der Augenzahlen als
1) So in den singhalesischen Handschriften, in den birmanischen mälikam.
2) Die singhalesischen Handschriften haben sävatamj die birmanischen falsch sävattam.
3) Die Abweichungen zwischen den Formen der Gäthäs und denen der Prosa sind unbedeutend.
Des Metrums wegen wird in den Gäthäs mälika für mäli und einmal bhadraka neben bhadrä ge-
braucht. Für 8ävat(am und sävatto in den Gäthäs ist sävatcuh und sävato zu lesen. Das Geschlecht
schwankt bei den o-Stämmen bisweüen zwischen Masculinum und Neutrum : mäliko neben mälikam,
sävato neben sävatam, bahulo neben bahulath. Ebenso steht neben bhadrä bhadrakam.
6*
36 HKINBICH LÜDERS,
Wurf betrachten will, je 24 verschiedene Würfe ergeben können. Auffällig ist
auch, dass in der Gräthä, die doch offenbar eine Aofzählxmg der äyas enthalten
soll, nur zwölf mit Namen genannt werden.
Wir müssen uns also darauf beschränken, zu konstatieren, dass die Be-
deutung dieser Namen, sei es zeitlich, sei es lokal, verschieden war; die Tat-
sache, dass sie alte Spielausdrücke sind, wird aber durch eine Stelle des Mrccha-
katika erhärtet. Dort klagt der Masseur, der seine zehn Goldstücke im Würfel-
spiele verloren hat (II, 1):
navabandhanamuMae via gaddahle hä tadido mhi gaddahTe \
AiügaläaniukkOe via iattte OhaduJcko via ghädido mhi sattle \\
*Ach, ich bin geschlagen von der gaddahi wie von einer Eselin, die eben von der
Fessel befreit ist ; ich bin getötet von der saftT wie Ghatotkaca von dem Speere,
den der Angakönig schleuderte.' Prthvidhara erklärt in seinem Kommentare
gaddaJn und sattl als Synonyme von iapardaka; es kann aber keinem Zweifel
unterliegen, dass es sich hier um Würfe handelt^), und dass satti mit dem .iaktl,
gaddahlf ^Eselin', mit dem gleichbedeutenden kharf des Würfelorakels identisch sind.
Recht unsicher ist es, ob auch in Mbh. in, 69,7 einer dieser d^a- Namen
vorliegt. Dort sagt Pu^kara zu seinem Bruder Nala, als er ihn zum Spiel
überreden will:
dlvyavety abravtd hhräta vraeneti muhur muhuh \\
Das Wort vrsa kann hier nicht den Hauptwürfel (ak^amukhga) bedeuten, wie
Nilaka^tha und darnach die Petersburger Wörterbücher angeben, da von einem
Wertunterschiede zwischen den Würfeln niemals die Hede ist. Wenn vr^ über-
haupt ein Ausdruck des Würfelspieles ist, so kann es nur ein aya sein^), den
Pußkara zu seinem Wurfe wählt, wie im Jätaka der König den bahtda oder
Pu^^aka den sävafa wählt. Damit würde bewiesen sein, dass nicht nur die
Namen der Würfe, sondern auch die ganze Spielweise, wie sie das Jätaka
schildert, also das pä^aka -S^iel, dem Dichter des Nalopäkhyäna bekannt war.
Das ist aber, wie schon bemerkt, sehr unwahrscheinlich. Und es ist zu
beachten, dass andere einheimische Autoren rr^a hier in ganz anderem Sinne
verstehen; sie fassen es als 'Stier'. Somadeva, Kathäs. LVI, 294 ff., erzählt
ausführlich, wie Nala einst im Hause des Puskara einen schönen weissen Stier
namens Dänta erblickte und ihn zu besitzen wünschte. Puskara weigerte sich,
ihn dem Bruder zu schenken, war aber bereit mit ihm darum zu spielen, und
so begann das verhängnisvolle Spiel. Kürzer und in engerem Anschluss an das
Epos, aber in dem Hauptpunkte durchaus übereinstimmend stellt K^emendra die
Sache dar. Bhäratamanjari UI, 461 sagt Kali zu Puskara:
aham sahäyas te dyüte vr^o hhütva purahsthitah \
dväparävi^krtair ak^aih panam mdm eva kalpayeh \\
1) Vergleiche den ähnlichen Yen U, 9, auf den wir noch zurückkommen werden.
2) Nach dem ersten Orakel des Bower Manuskriptes ist es 442.
DAS WÜRFKLSPIEL IM ALTEN INDIEN. 37
Für diese Anifassung von vr^a spricht ferner der Umstand, dass es in Mbh. III,
59,6 von Kali heisst, dass er zum vr^o gavam geworden sei:
evam uJctas tu Kaliuä Fu^karo Nalam abhyayät \
KaliS caiva vrso hhrUvä gaväm Pu^karam ahhyayät \\
Dass der vrso gavam derselbe sein mnss wie der im folgenden Verse genannte
vrfa, lässt sich nicht bestreiten. Nilaka^tha erklärt den Anjidrack daher auch
im Einklang mit seiner Deutung von vr^a: atra goSabdo Itik^italaksanayak^cisabda'
vocye^ päie^u vartaie | vr^ah sresfhah päsaire§ihah^). Bei der oben vorgetragenen
AnfPassung von vr§a müsste man entweder go als bildliche Bezeichnung der ayas
betrachten oder vr§o gaväm einfach als Synonym von vr§ah fassen. Es ist aber
nicht zu leugnen, dass alle diese Erklärungen etwas sehr Gezwungenes haben,
und ich möchte es daher für wahrscheinlicher halten, dass vr§a hier tatsächlich,
wie Somadeva und K^emendra wollen, im eigentlichen Sinne zu nehmen ist').
Wenn sich die Spielweise, wie sie das Jätaka schildert, somit auch für das
Mahäbhärata nicht erweisen lässt, so tritt für ihr verhältnismässig hohes Alter
doch noch ein anderes Zeugnis ein. In II, 1,10 lehrt Pä9ini, dass alc^a, saldkä
und ein Zahlwort mit pari zu einem Avyayibhäva-Kompositum verbunden werden
{al'^cUäläsafhkhyäh }iarinä). Dazu ist uns im Mahäbhä$ya eine Kärikä erhalten :
aksädayas trtlyäniäh pürvoktasya yatha va tat \
kitavatyavahäre ca ek<itve ^k^asalakayoh \\
*In der Redeweise der Spieler (werden) ak§a u. s. w. im Instrumental {mit pari
komponiert^ um auszudrücken)^ um -wieviel {der Wurf) anders ist als der vorher
gesagte, akaa und Saläkä {jedoch nur, wenn sie) im Singular {siehn)^),^
Man sagt also ak^apari für *ak^€na pari^) *um einen Würfel anders*, saläkäpari
für *Saläkaya pari *um ein Spähnchen anders', ekapan für *ekena paH *um eins
anders', u. s. w. Wir werden auf diese Regel bei anderer Gelegenheit noch
zurückzukommen haben; hier kommt nur der Ausdruck pürvoktasya in Betracht,
aus dem mir hervorzugehen scheint, dass der Verfasser der Kärikä eine Art
des Würfelspieles kannte, bei der es, ebenso wie bei dem Spiele im Jätaka,
darauf ankam, einen vorher bestimmten Wurf zu werfen*).
1) Auch Caturbhujamiära nimmt den Ausdruck im uneigentlichen Sinne. Seine Erklärung
lautet nach einer Handschrift im Britischen Museum: gaväm Särinäm \ vr^o balivardali.
2) Auch abgesehen von der zweifelhaften Bedeutung von vr^a ist die Darstellung des Nalo-
päkhyäna in diesem Abschnitte recht unklar. In III, 59, 3 ist erzählt worden , dass Kali nach
zwölfjährigem Warten in Nala eingefahren ist, und, nach dem weiteren Verlaufe der Geschichte zu
schliessen, bleibt er offenbar auch bis zu dem Augenblicke in ihm, wo Nala bei dem Vibhitaka-
baume von Rtupar^a das ak^ahfdaya empfängt. In III, 59, 4— 6 aber sehen wir ihn plötzlich sich
wieder ausserhalb Nalas bewegen und in den vf^a verwandeln. Roths Versuch, diese Schwierigkeit
zu lösen (ZDMG. II, 124), scheint mir nicht geglückt.
8) Ich habe mich bei der Übersetzung der Regel des Rates Kielhorns zu erfreuen gehabt.
4) Die Ausdrücke *akßena pari, *daläkayä pariy *ekena pari, u. s. w. werden in der wirklichen
Sprache nie gebraucht, da dafür stets die Komposita eintreten.
5) Patafijali unterdrückt bei seiner Erklärung das ukta: ayathi^ätlyake dyotye \ akfeij^edatk
na iathä vrUafh yathä pürvam iH.
88 HRINRICH LÜDERS,
Die Ayas und ihre Namen.
Ausser den besprochenen Namen von ai/as begegnet uns in der vedischen,
epischen und klassischen Literatur des Sanskrit und des öfteren aach im Pali
noch eine Reihe von hierhergehörigen Ausdrücken, deren wahre Bedeutung, wie
ich glaube, bisher vielfach verkannt worden ist. Es sind krtüf tretä, dväpara, kdli,
ubhtbhüf ak^aräja und Oskanda. Nach den Petersburger Wörterbüchern sind krta,
treta^ dväpara und kali die Namen desjenigen Würfels oder derjenigen Würfel-
seite, die, der Reihe nach, mit 4, 3, 2 oder einem Auge bezeichnet ist ^) ; abhibhß
und askanda werden dort als *ein bestimmter Würfel' erklärt^). Die Annahme,
dass die einzelnen Würfel verschiedene Augenzahlen hatten, ist durch nichts
gerechtfertigt, und damit fällt auch die Vermutung fort, dass jene Namen be-
stimmte Würfel bezeichnen könnten. Für die zweite Vermutung, dass sie sich
auf die Würfelseiten beziehen, lassen sich allerdings auch einheimische Zeugnisse
anführen. Sowohl Nilaka^t^a zu Mbh. IV, 50,24^) als auch Anandagiri in seinen
Erläuterungen zu Samkara's Kommentar zu Chändogya-Upanisad IV, 1,4*) er-
klären krkfy tretä, dväpara und kali in diesem Sinne. Diese Erklärung ist aber
nicht nur an einigen Stellen unmöglich^), sondern steht auch, wie wir sehen
werden, in direktem Widersprach zu andern Angaben, und da sich ausserdem
nachweisen lässt, dass Nilaka^tha an andern Stellen jene Ausdrücke vollkommen
misverstanden hat, so glaube ich, dass wir in diesem Falle den Worten der
beiden Kommentatoren keinen Glauben zu schenken brauchen. Wir müssen also
versuchen, die Bedeutimg der Namen aus den Texten selbst zu ermitteln.
Dafür ist nun zunächst eine Reihe von Stellen von Wichtigkeit, in denen
krtaf tretäy a. s. w. als ayas bezeichnet werden. Taittiriyas. IV, 3, 3, 1 — 2 werden
gewisse Backsteine mit allerlei Dingen identifiziert. Unter anderm heisst es
dort, die östlichen seien unter den ayas das krta, die südlichen die tretä^ die
westlichen der dväpara, die nördlichen der askanda, die in der Mitte befindlichen
der abhibhü, ^atapathabr. XIII, 3, 2, 1 wird der catu^foma das krta unter den
ayas genannt. Öatapathabr. V, 4, 4, 6 wird beschrieben , wie dem Könige fünf
Würfel in die Hand gegeben werden; daran wird die Bemerkung geknüpft: v^a
va ayän abhibhür yai kalir eaa hi sarvän ayän abhibhavati, 'dieser kali wahrlich
beherrscht die ayas, denn dieser beherrscht alle ayas^^). Dagegen heisst es
1) Im grösseren P. W. wird unter dväpara die erste Alternative als die wahrscheinUcbere
bezeichnet.
2) Nach dem kleineren P.W. ist äskanda die Bezeichnung des vierten Würfels.
3) KrametjMikadvitriccUurai^äiikitail^ pradedair ankacatft^tayavän pääo bhavaU \ tcUraikäftkali
kalir dvyanko dväparas tryankas tretä caturankah krtam,
4) Nach der umständlichen Erklärung von kfia, die ich hier übergehe, fährt Anandagiri fort :
ak^asya yasmin bhäge trayo 'nkäh sa tretänämäyo bhavaU | yatra tu dväo atikau sa dväparanäma-
kal^ I yatraiko 'i^kab sa kaHaatf^jna iH vihhdgah.
6) Ich brauche nur auf G. 91 des Vidhurapa9ditajätaka zu verweisen.
6) Kürzer drückt sich das Taittiriyabr. an der entsprechenden Stelle (I, 7, 10, 5) aus ; hier
heisst es in bezug auf jene Würfel nur: ete vai aarve 'yaf^ 'dies sind alle aya8\
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 39
Chändogya - Up. IV, 1,4; 6: yathä Irfäya vijitayädhare ^yah samyanfy evam enam
sarvam iad ahhisameti yat kimca j)rajah sadhu ktirvanti. *wie dem frrto, wenn man
mit ihm gesiegt hat^), die niedrigeren ayas zufallen, so fällt diesem (Raikva)
alles zn, was immer die Geschöpfe Gutes tun'.
Was ist nun aya? Ein einfaches Synonym von ak^a, also 'Würfel', wie
die Petersburger Wörterbücher angeben, kann es meines Erachtens unmöglich
sein, da krta u. s. w. dann die Namen verschiedener Würfel sein müssten, die
Annahme einer Verschiedenheit der Würfel aber, wie schon vorhin bemerkt,
unberechtigt ist. Taittirlyas. IV, 3, 3, 1 — 2 fasst Säyai^a das Wort als Welt-
alter {aya^ yugavise^ah) , und nicht nur krta, tretä und (hapara, sondern sogar
äskanda und abhibhü sollen die Namen von Weltaltem sein '). Es braucht eigent-
lich kaum gesagt zu werden, dass diese Deutung völlig verfehlt ist. Dass aya
ein Ausdruck sein muss, der sich auf das Würfelspiel bezieht, geht schon aus
Satapathabr. V, 4, 4, 6 und den aus dem Taittirlyabrähma^a und der Chändogya-
Upani^ad angeführten Stellen hervor; es wird weiter bewiesen durch Väjasaneyis.
XXX, 8, wonach der Spieler beim Puru$amedha den ayas geweiht wird {ayebhyah
kitavam) *) , und Av. IV, 38, 3 , wo die beim Würfelspiel helfende Apsarä 'sie,
die mit den ayas umhertanzt', heisst. Die richtige Erklänmg giebt Säya^a in
seinem Kommentar zu der letztgenannten Stelle. Er umschreibt dort ayaih
durch ak^agatasamkhyävispsaih krtadiiahduvOcyaih und bemerkt weiter: ekädayah
2jaficasamkhyantä aksaviscsä ayäh^). Das Spiel, um das es sich hier handelt,
werden wir noch genauer kennen lernen; wir werden sehen, dass es dabei dar-
auf ankommt, nicht eine bestimmte Zahl von Augen, sondern eine bestimmte
Zahl von Würfeln zu werfen. Diese Würfelzahl, die sich beim Würfeln ergiebt,
heisst nach Säyana aya, Aya bedeutet also Wurf, wenn man darunter das Er-
gebnis des Würfeins versteht, und es liegt so die Vermutung nahe, dass aya
das gleiche Wort ist wie das aya des Jätaka und der Pääakakevall. Be-
wiesen wird die Identität durch das Jyoti§a, wo wir tatsächlich äya als Be-
1) Diese Fassang von vijitäya, die auch Deussen in seiner Übersetzung vertritt, halte ich
fiir die richtige. Da man, ^ie aus Äpastamba, ^rautas. V, 20, 1 hervorgeht, krtam vijinäti, *er siegt
mit dem krta\ sagte, so konnte man auch von einem Jcfto vijitali in der angegebenen Bedeutung
reden. Böhtlingks Konjektur vijitvaräya ist also falsch. Ebensowenig hat meiner Ansicht nach
vijiia etwas mit dem in Kv. I, 92,10; II, 12,5 erscheinenden Worte vij zu tun, wie es Deussen
für möglich hält.
2) Nach dem Herausgeber des Textes in der Bibl. Ind. steht in allen Handschriften ayä,
nicht ayah.
S) Ä samantäi skandanam dharmasya do^arMth yasmin kalau (MSS. kälo) so 'yam äskandali;
kftsnam dharmam abhibhavatity (ibhibhüli käliyugävaaänakälah.
4) In Taittinyabr. III, 4, 1, 5 ist daraus avebhydh (Säyapa : rak^ähhimänibhydh) küavam ge-
worden.
5) Wiederholt, aber mit der Variante dk^avi^ayä^ im Kommentar zu Av. VII, 114, 1. Dasselbe
meint Säyapa offenbar, wenn er Satapathabr. Y, 4,4,6 kurz sagt: aya^dbdo 'k^aväci. Es kann
kaum seine Absicht gewesen sein, aya als Synonym von ak^a zu bezeichnen, da er unmittelbar
vorher die einzelnen ayas kfia und kdi richtig beschreibt.
40 URINRICH Lt)DER8,
Zeichnung der Zahl 4 — natürlich mit Rücksicht aaf die Grappe krta, tretäj
dväparüf kcdi — finden^). Somäkara erklärt hier allerdings äya als Weltalter
nnd beruft sich dabei auf das Wort der sruti: krtam äyänäm. Das ist aber
sicherlich ein ungenaues Zitat und gemeint ist die oben angeführte Stelle aus
dem ^tapathabr&hmana (XIII, 3, 2, 1 : krienäyäHüm) , wo , wie ich gezeigt zu
haben glaube, aya gerade Wurf bedeuten muß.
Die Bedeutung 'Wurf passt nun für krta, tretäj düäpara, kali, abhibhü und
üskanda auch an allen übrigen Stellen, wo jene Ausdrücke erscheinen'). Bei
der Beschreibung des Puru^amedba in der Väjasaneyisaihhitä (XXX, 18) heisst
es, dass der kitava dem ak^ofüja, der ädinavadarsa dem krta, der kalpin der tretäj
der adhikaljnn dem dväpara, der sabhasthänu dem äskanda geweiht sei. Die Er-
wähnung von ak^aräja macht es zweifellos, dass sich auch die folgenden vier
Ausdrücke krta, tretQ, dväpara und äskatida nicht etwa auf die Weltalter, sondern
auf die ayas beziehen, und dass die Opfermenschen, die ihnen geweiht werden,
Personen sind, die etwas mit dem Würfelspiele zu tun haben, wenn es auch
unmöglich ist, ihre Funktionen im einzelnen anzugeben^). Das gleiche gilt für
die Parallelstelle in Taittiriyabr. III, 4, 1, 16 , wonach der kUava dem ak^ojräja,
der sabhavin dem krta, der ädinavadarsa der treta, der bahihsad dem dvdpara, der
sabliüsthanu dem kali geweiht wird , obwohl Säya^a krta u. s. w. als die Namen
der Weltalter deutet *). Mbh. IV, 50, 24 rühmt Aävatthäman den Arjuna als
einen Mann, der vom Würfelspiel wohl nicht viel verstehe, aber ein Held in der
Schlacht sei, und sagt: *Nicht Würfel wirft das Gä^^lva, nicht krta und nicht
dräpara; flammende scharfe Pfeile wirft das Gä^i^iva, bald hier, bald dort'.
Und ganz ähnlich sagt Kr^^a Mbh. V, 142, 6 f. zu Kar^a: ^Wenn du den Weiss-
rossigen, dessen Wagenlenker Kr^^a ist, im Kampfe wahrnehmen wirst , wie er
Indras Geschoss schleudert und die beiden andern, das des Agni und das der
Maruts, und das Getöse des Gä^^Iva, dem Donner des Blitzes vergleichbar,
dann wird nicht trefä mehr sein, nicht krta und nicht dväpara\ Die folgenden
Verse enthalten Variationen desselben Gedankens in bezug auf Yudhi^thira,
Bhlmasena, Arjuna und die Zwillinge; der Nachsatz lautet jedesmal (9. 11. 13. 15):
1) Weber, Über den Vedakalender Namens Jyotisbam. Phil. -bist. Abb. der Kgl. Akad. der
Wiss. zu Berlin, 1862, S. 47 f.
2) Eine Reibe von Belegen für krta und kali aus der Ritualliteratur, wie Taittiriyabr. I, 5,
11, 1, Äpastamba, l^rautas. V, 20, 1; Kätyäyana, ^rautas. XV, 7, 18. 19; Baudbäyana, l^rautas. 11,9;
Kansikas. XYII, 17, aucb Cbändogya-Üp. IV, 3,8, übergebe leb bicr, da wir auf sie später noch
genauer einzugeben baben werden.
8) Der Kommentator Mabidbara versagt bier gänzlicb. Er erklärt kitavam durcb dhürtanif
ädinavadarsam durcb ädinavo do^aa tarn paSyati tathäbhütamy kalpinam durcb kalpakam, adhikal-
pinam durcb adhikalpanäkartäram, sahhöisthäi^um durcb sabhäyäm sthiram; er gibt also ausser im
ersten Falle nur etymologische Erklärungen.
4) Was die Namen der Opfermenseben betrifft, so erklärt Säya^iia kitavam durch dyütäku-
ialam, sahhävinam durcb dyütasäbhäyä adhi^hätäram, ädinavadariam durch nuxryädäyäik devanasya
dro^ärai^ parik$<ikam, bcihUsadam durch bahihaadanaiüath svayam ac^vyantam, sabhästhäfium
durch adevanakäle 'pt sabhäth yo na mtOieaH so ^yatk stanibhasamänaJtvät Bohhätihäi^utk \ tarn.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 41
na tadä bhavitä tretä na kriam dväparam na ca.
Nilaka^tba bringt es selbst in diesem Falle fertig, tretä ^ krta und dväpara auf
die Weltalter zn beziehen!
Za diesen Belegen stellen sich aas dem späteren Sanskrit zwei Stellen des
Mrcchakatika. II, 12"^ sagt Dardnraka za Mäthara: are märkha nanv aham dasa
suvarnän kafakarunena prayacckämi^ 'du Dammkopf, waram sollte ich nicht zehn
Goldstücke riskieren, am das kafa za machen', kata ist hier, wie das Pali zeigt,
nichts weiter als die volkssprachliche Form für sk. krta. U, 9 sagt derselbe
Dardnraka:
tretähriasarvasvah pävarapatanäc ca So^taSarTrah \
narditadariitamärgah kafena vinipätito yämi \\
'Darch die tretä aller Habe beraabt, den Körper aasgedorrt darch den Fall des
pävara, darch den nardita meiner Wege gewiesen, darch das kafa za Fall ge-
bracht, gehe ich dahin.' Die treta hat hier ihren alten Namen bewahrt; pävara
geht anf *bävara aas dväpara zarück ; kafa ist wiederum sk. krta, Nardita dürfen
wir daher mit Sicherheit dem kali gleichsetzen, dessen Name aach sonst schwankt.
Denn da es Öatapathabr. V, 4, 4, 6 von kali heisst , dass er die ayas beherrsche
(abJnbhüh; ahhibhavati) , so kann aach der in Taittirlyas. IV, 3,3,2 genannte
abhibha nar der kali sein, and wenn wir weiter die Reihe krta^ treta , dväpara^
äskandiif abhibhu mit der in Yäjasaneyis. XXX, 18 vorliegenden Reihe ak^aräja,
krta, treta j dväpara, äskanda vergleichen, so ergibt sich, dass ak§aröja gleich
(ibhibhu and damit wiederum gleich kali ist. Dem steht allerdings Taittiriyabr.
m, 4,1,16 gegenüber, wo ak^aräja in der Liste neben kali erscheint. Da aber
bei der Bedeatangsähnlichkeit der Namen an der Identität von abhibhü and
ak^aräja kaam za zweifeln ist and abhibhü sicherlich den kali bezeichnet, so
glaube ich, dass wir auf diese Stelle kein Gewicht zu legen brauchen ; der Ver-
fasser hat einfach alle aya-Namen, die er kannte, zusammengestellt, ohne zu be-
achten, dass ak^Qvdja und kali identisch sind. Meiner Ansicht nach sind also
kali^ abhibhu, ak^aräja und nardita Synonyma, und wir haben es nicht, wie es
zunächst den Anschein haben könnte, mit sieben oder gar acht verschiedenen
ayas zu tun, sondern mit einer Gruppe von vieren (krta, tietä, dväpara, kali)
oder von fünfen {kali, krta, treta, dväpara, äskanda).
Auch im Pali sind von den a^a- Namen wenigstens kali und kafa (= sk.
kfia) öfter belegt. Beide begegnen uns in G. 91 des Vidhurapa9(}itajätaka, wo
es von dem Könige heisst, dass er kali, von Fu^^aka, dass er kafa erlangte^).
1) Mit den Wendungen kalim aggahesi, katam aggahi und den unten angeführten Komposita
kaliggaha, kafaggaha vergleicbe die Ausdrücke kftam grhryäti, kalim grhnäti, die in der Kääikä zur
Umschreibung der von Päpini in III, 1,21 gelehrten Bildungen kriayati, kalayati dienen. Das in
derselben Regel gelehrte halayaii wird in der Käsikä analog durch halim grhnäti erklärt, was auf
die Vermutung führt, dass auch halt ein Wurfname sei. Sollte es vielleicht mit dem halt (v. 1. hüi)
iQBammenh&ngen , das im Devimantra in den Einleitungen zur Päsakakevall (Schröter , a. a. 0.
S. 17—19) erscheint ?
▲bkMdlsBftn d. K. Qw. d. Win. la OOttingen. PhU.-hift. Kl. N. V. Band 9,i. 0
42 HEINRICH LUDERS,
Mehrere Male (Samyuttanik. VI, 1,9,7; Aüguttaranik. IV, 3,3; X, 89,3; Sat-
tanip. 658; 659) finden sich im Suttapitaka die beiden Gäthäs:
yo nindiyam pasamsati iath va nindafi yo pasamsiyo \
vicinCUi mukhena so kalith kalina tena sukham na vindcUi \\
appamcUtako^) ayam kaJi yo akkhesu dfiauaparäjayo \
sabbassäpi sahüpi attanä |
ayam eva mahantataro ^) kalt yo sugatesu manam padosaye ||
*Wer den tadelnswerten preist oder den tadelt, der preisenswert ist, der
wirft mit dem Mnnde den kali: infolge dieses kali findet er das Glück nicht.'
'Unbedeutend ist der kali, der bei den Würfeln Verlost des Einsatzes
(bringt) j sei es auch der ganzen (Habe) samt der eigenen Person Das ist der
grössere knli, wenn einer schlechte Gesinnung gegen Gute zeigt/
Wie in dem letzten Verse so wird auch Majjhimanik. 129 (Bd. III, S. 170)
der kali'Wurt {kaliggaha\ mit dem der Spieler den Sohn, die Gattin, seine ganze
Habe und sich selbst verspielt, als das kleinere Übel dem AaK -Wurfe gegenüber
gestellt, den der Tor tut, wenn er nach einem bösen Lebenswandel zur Hölle
fährt. Im folgenden (S. 178) wird dann in der entgegengesetzten Gedankenreihe
dem kafa-Wurte (kafaggaha) gegenüber, der dem Spieler grossen Gewinn bringt,
der kafa-WxiTt des Weisen, der nach gutem Wandel des Himmels teilhaftig wird,
gepriesen. Häufig ist auch die sprichwörtliche Redensart uhhayattha kntaggaho,
ubhaynttha kaliggaho, *das ist ein kafa-j bezw. ZaZi -Wurf auf beiden Seiten*. In
welchem Sinne die Redensart gebraucht wird, zeigt Theragäthä 462, wo die
Hetäre den Sundarasamudda zu überreden sucht, solange er jung sei, des Lebens
Lust in ihren Armen zu geniessen und später im Alter mit ihr zusammen in
den Orden zu treten; *das würde ein kata-Wuri auf beiden Seiten sein'. Weitere
Belege für die Redensart bietet das ApaQQakasutta (60) des Majjhimanikäya
(Bd. I, S. 403, 404, 406—410) »).
Die Ayas in den Liedern des J^gveda and des Atharvaveda.
Ich habe bei dem Nachweise dieser Wurfnamen in der Literatur bisher die
Lieder des ^veda und des Atharvaveda bei Seite gelassen. Dass der Name des
kalt im Atharvaveda erscheint, ist bekannt. Av. VII, 114, ein Gebet um Er-
folg im Spiele, beginnt mit dem Verse:
idäm ugrdya babhräve nämo yo ak^e^u tanüvaii \
ghrtena kdlifh iik^ämi sd no nirdätldrse \\
'Diese Verehrung*) dem Furchtbaren, Braunen, der über die Würfel gebietet!
1) Suttanip., Anguttaranik. appamaüo.
2) Suttanip., Anguttaranik. X, 89, 3 mahattaro.
3) Zwei andere Stellen, in denen kali erscheint, Dighanik. XXIII, 27 und Dhammapada 252,
werden später besprochen werden.
4) nämah scheint ursprünglich eine Erklärung von iddm gewesen zu sein, die später in den
Text selbst eindrang. Henry, Le liyre VIl de rAtharva-V^da, S. 118, wUl entweder iddm oder
ndmal^ beseitigen.
DAS WÜRFEIiSPlEL IM ALTEN INDIEN. 43
Mit ghrta will ich den kalt beschenken; er möge uns bei diesem {Spiele) gnädig
sein !'
Der Tcüli ist hier, ähnlich wie im Nalopäkhyäna, personifiziert. Wegen der
Farbe der als Würfel dienenden Vibbltakanüsse wird er der Braune genannt.
Mit dem Ausdrucke yö aJc^csu tanüvctbi vergleiche man die oben angeführten Be-
zeichnungen abhibhü und ak^aräja.
Ich glaube nun, dass ausser kalt auch noch ein anderer aya- Name in der
5Lk- und Atharvasamhitä vorkommt. Wiederholt begegnet uns hier ein Neutrum
krta^ für das das Petersburger Wörterbuch 'Einsatz im Spiel, Preis oder Beute
eines Kampfes* als Bedeutung aufstellt. Nach Grassmann's Wörterbuch bedeutet
krta 'das Gewonnene, Erbeutete'. Diese Bedeutung ist von den meisten Erklärern
angenommen und noch neuerdings von Geldner zum Ausgangspunkt seiner Er-
klärung von kara gemacht worden^). Und doch kann sie keineswegs als von
vorneherein sicher bezeichnet werden. Jedenfalls hat krta im späteren Sanskrit
diesen Sinn nicht '), und wenn er ihm für die älteste vedische Sprache gebührte,
so sollten wir erwarten, dass man dort auch dhanum krnoti oder krnute und ähn-
liches für 'Geld gewinnen' sagte. Das ist aber durchaus nicht der Fall. 'Beim
Spiele etwas gewinnen' wird vielmehr genau wie in der späteren Sprache durch
ji und seine Komposita ausgedrückt'). Es verlohnt sich also, die Stellen, in
denen krta erscheint, einzeln za prüfen, und ich glaube, es lässt sich zeigen,
dass krta überall in den Liedern nichts anderes bedeutet, als was es im klassi-
schen Sanskrit bedeutet, nämlich den ir/a -Wurf.
9v. X, 42, 9 lautet :
Uta prahdm atidtvyä jayäti krtäm ydc chvaghnt vicinoti käU \
yö devdkämo nä dhäna runaddhi sdm it tarn rayd srjati svadhävän \\
1) Ved. Stud. I, 119.
2) An einer Stelle hat allerdings JoUy diese Bedeutung für krta angenommen. Närada
XVII, 2:
sabhika^ kärayed dyütcim deyam cUidyäc ca tatkjiam \
übersetzt er (SBE. XXXIII, 212 f.): 'The master of the gaming-house shall arrange the game and
pay the stakes which have been won'. Aber warum soll kjia hier nicht einfach *f estgesetzt'
bedeuten, da man in der Gesetzessprache auch kfiakälaj^, *die festgesetzte Zeit' (Yäjö. II, 184),
dharmo rqjtikrtahi *die vom Könige festgesetzte Pflicht' (Yäjn. II, 186), sagt (siehe P. W.)V Und dass
das in der Tat Lier der Fall ist, scheint mir Yäjn. II, 200 zu beweisen :
8a samyak palito dadyäd räjne bhägam yathäkrtam \
'Der gehörig beschützte (Herr des Spielhauses) soll dem Könige den festgesetzten Teil geben'. Das
Gewonnene ist auch bei Yäjnavalkya stets jita (II, 200 jitatn udgrähay^ jetre; II, 201 jüam . . .
däpayet).
3) Ich verweise auf die zahlreichen Belege in Grassmann's Wörterbuch unter ji. Ebensowenig
heisst kr im Veda 'als Kampf preis einsetzen', wie man nach Roth und denen, die ihm folgen, an-
nehmen müsste. 'Einsetzen' ist vielmehr dhä.
6*
44 HEINKICII LCDKRS,
Grassmann übersetzt:
*Der Spieler auch gewinnt im Spiel den Vorsprung,
wenn den Gewinnst zur rechten Zeit er einstreicht;
Wer götterliebend nicht mit Gaben knaasert,
den überströmt mit Gut der allgewaltige'.
Ludwig: 'Und den Einsatz wird er durch glückliches Spiel gewinnen , dass
er als Spieler aufhäuft Gewinn mit der Zeit; der die Götter [das Spiel] liebend
mit dem Gelde nicht zurückhält, den überhäaft mit Reichtum der göttliche'.
Die letztere Übersetzung ist entschieden die bessere, da sich wenigstens ein
Gedankenzusammenhang zwischen der ersten und zweiten Hälfte der Strophe
erkennen lässt, den ich bei Grassmann völlig vermisse. Bei beiden XJbersetzongen
bereitet aber die gleiche Schwierigkeit das Wort vicinoti. Es hat sonst, durch-
aus seiner Etymologie gemäss, die Bedeutung 'aasscheiden, zerstreuen'; hier aber
soll es gerade im Gegenteil 'einziehen, aufhäufen' bedeuten. Die richtige Er-
klärung des Wortes gibt ans Gäthä 91 des YidhurapaQ^itajätaka :
rqja lallfh vicinam at/gahesi kafam aggahl Funnako pi yakkho \\
und der oben im Suttanipäta (668) und an mehreren andern Stellen des Kanons
nachgewiesene Vers:
vicinäti mnkhena so kalith kaJinä tena sfikharh na vindati\\
Hier ist es vollständig klar, dass viel nicht das Einstreichen des Gewinnes be-
deuten kann , da es an der ersten Stelle gerade von dem unglücklich spielenden
Könige gebraucht wird und an der zweiten sogar direkt mit kali als Objekt
verbanden ist; als Bedeutang ist also *die Würfel werfen, einen Wurf tun,
würfeln' anzusetzen. In der Verbindung mit ak^a erscheint das Wort in diesem
Sinne auch im Sanskrit. In der Beschreibang der Würfelzeremonie beim Agnyä-
dheya heisst es Maitr. S. 1,6,11 und Mänavaärautas. 1,5,5,12: tän (nämlich
akfäv) virivuyät. Für das Würfelspiel beim Räjasüya giebt das Kaaäikasütra
die Regel (XVII, 17): krtasumpannan aJ§än äirtlyam ricinoti, *(der König) wirft
bis zum dritten die mit krta versehenen Würfel'^). Und unzweifelhaft hat vici
die gleiche Bedeutung in Av. IV, 38, 2, wo der Spieler die Apsarä anruft :
vicinvattm äkiräntfm apsarätn sädhudevinlm \
'die werfende, die streaende, die gutspielende Apsarä'. Alle die mannigfachen
Vermutungen, die die Erklärer über den Sinn dieser Stelle geäussert haben,
erledigen sich, wie ich meine, durch den Hinweis auf die Gäth&s und die aus
der Ritaalliteratur angeführten Stellen von selbst.
Bedeutet aber vici 'die Würfel werfen', so kann auch krta in der Strophe
des l^Lgveda nur der krta-Wwci sein, und wir haben zu übersetzen: 'Auch den
Preis VTird, {den Gegner) überwürfelnd, der Spieler gewinnen, wenn er zur
1) C&land, Altind. Zauberritual , S. 40, übersetzt: *der König gewinnt beim Würfelspiel drei-
mal das 'krta^ (wörtlich: 'er liest sich bis zum dritten (die) Icfto- liefernden Würfel aas'). Wir
werden auf dies Sütra noch zurückkommen.
DAS WÜRFRLSPIEL IM ALTEN INDIEN. 45
rechten Zeit den ZWa-Wurf wirft. Wer die Götter liebend mit dem Gelde
nicht zurückhält, den überschüttet mit Beicht am der Grewaltige'. Der Gredanke
der Strophe ist also: Wie der Spieler den Gegner besiegt und den Gewinn
davon trägt, wenn er das lyta, den besten Wurf, tut, so müssen auch wir nicht
mit unsern Gaben knaasem, sondern sehen, 'den besten Wurf zu tun', d. h. unsere
Nebenbuhler um die Gunst Indras durch Schenken zu übertreffen, um den Lohn
des Gottes zu erhalten. Ich will noch bemerken, dass die Strophe mit einigen
Abweichungen auch im Atharvaveda vorkommt (VII, 52,6; XX, 89,9), und dass
an der ersteren Stelle Säya^a krtam richtig darch kriasabdaväcyam labhalietum
ayam erklärt^).
Die gleiche Bedeutung mass die Redensart krtam vicinoti natürlich auch an
allen andern Stellen haben, ^v. X, 43, 5 :
krtäfh nä svaghm vi cinoti devane samvdryam ydn Maghdvä suryam jdyat \
übersetze ich: *Wie ein Spieler den Arfo-Wurf auf dem Würfelplatze, warf Ma-
ghavan {den krta-Wurf), als er zusammenraffend^) die Sonne gewann'. Ich habe
schon oben (S. 14) bemerkt, dass Durga zu Nirukta V, 22 deiana als Würfelplatz
erklärt, und dass wir keinen Grand haben, diese Erklärung für falsch zu halten.
Schon daraus würde hervorgehn, dass er krta als den Wurfnamen aufifasst, denn
von dem 'Gewinne' Hesse sich unmögUch sagen, dass er auf dem adhidevana wäre;
Durga bemerkt aber auch weiter noch ausdrücklich: yathatra krtädtnam däyanäfh^
niadhye kitavah krtanh vicinoti . . . api nämütra krtam yasmdt tuto jayeyam aliam
ity evam,
9v. X, 102,2 heisst es von der Mudgalänl:
rathir dbhün Mudgalänl gdvi^u hhdre krtam vy äced Indrasenä ||
'Wagenlenkerin war die Mudgalänl bei dem Kampfe um Rinder; bei dem
Spiele warf Indrasenä den krta-WurV Hier ist *den krta-Wurt werfen' bildlicher
Ausdruck für 'gewinnen', so wie wir mit dem vom Kartenspiele genommenen
Bilde etwa sagen könnten: *sie spielte den Trumpf aus'. Man beachte vor
allem, dass im Pali die Wendungen kalim viciuati, ubhayattha kaliggaho, ubhayattha
kafaggaho, wie die auf S. 42 angeführten Stellen zeigen, in genau derselben Weise
bildlich gebraucht werden. Was hhara betrifft, so hat schon Geldner (Ved. Stud.
I, 119) bemerkt, dass es zunächst 'Gewinn, Sieg, Preis', und dann 'wobei Gewinn,
Preis, Sieg auf dem Spiele steht, iyAv als Wettkampf und Schlacht', aber das
letztere viel seltener, bezeichne.
Hierher gehört ferner ^v. V, 60, 1 :
tje agnim svdvasath ndmobhir ihd prasattö vi cayat krtam nah \ ^)
1) Es ist interessant zu sehen, dass Roth ursprüngUch dem Richtigen näher war als später.
Im Jahre 1848 erklärte er kfia hier and in Rv. X, 43, 5 als Wurfeinamen ; siehe ZDMG. II, 124, Anm.
2) Vgl. Ry. VIII, 75, 12 : samvdrgark sd^ rayUk jaya.
8) Sollte nicht däyänäm aus äyänäm oder ayänOth verderbt sein?
4) Die Strophe findet sich mit Abweichungen, die hier nicht von Bedeutung sind, auch
Maiträyavis. IV, 14,11 (nach Bloomfield); Taittiriyabr. II, 7, 12,4.
46 HEINRICH LÜDER8,
Grassmann übersetzt, indem er für diese Stelle wieder eine neae Bedeutung
von Irixi annimmt: *Den güt'gen Agni preis' ich mit Verehrung, hierher gesetzt
verteil* er unser Opfer'; Ludwig: *Ich flehe Agni an, der grosse Huld hat, mit
Anbetung, hier niedersitzend verteile er unsern Gewinn'; aus dem Kommentare
geht hervor, dass er unter Gewinn die ^dakfinä^ versteht. Ich übersetze: *Den
hülfreichen Agni flehe ich an mit Verehrung ; möge er gutgelaunt in dieser Sache
den Z-r/a-Wurf für uns tun'. Da die Anrufung Agnis die Einleitung zu einem
Liede an die Maruts bildet, so kann es sich hier nicht um ein Gebet um Glück
im Spiele handeln ; der Ausdruck ist auch hier wieder bildlich gemeint. Die Be-
werbung um die Gunst der Maruts durch Lieder wird als Würfelspiel gedacht,
und der Sänger bittet Agni, ihm zu helfen, den höchsten Wurf in diesem Spiele
zu tun. Dass dies die richtige Auffassung ist, wird durch die zweite Hälfte der
Strophe bewiesen:
räthair iva prd bhare väjayadbhih pradaltfinin marütäfh stomafn rdhyäm ||
*Wie mit Rennwagen, die dem Preise zustreben^), (mich bewerbend) , bringe ich
(mein Lied) dar; rechtsgewendet möchte ich Gelingen haben mit meinem Lobliede
für die Maruts.' Wie vorhin der Kampf der Sänger als ein Würfelspiel dar-
gestellt wurde, so wird er hier mit einem Wagenrennen verglichen; die beiden
höchsten Vergnügungen, die der vedische Inder kennt, erscheinen auch hier im
Bilde vereint, räthair iva väjayadbhih ist einer der bekannten abgekürzten Ver-
gleiche. Und dass die Inder selbst zu einer Zeit, als das Verständnis der vedi-
schen Sprache noch nicht erloschen war, den Ausdruck krtam vici in der von
mir angenommenen Bedeutung fassten, scheint mir aus dem Umstände hervor-
zugehen, dass die Strophe in dem Atharvaliede VII, 62 erscheint (Str. 3)^).
Gewiss ist, wie schon das Metrum zeigt, die Strophe in diesem Liede unur-
sprtinglich, ebenso wie die Strophen 4 (= 9v. I, 102,4), 6 und 7 (= ßv. X,
42,9; 10)^; dass sie aber überhaupt in dieses Lied, das nichts weiter als ein
Gebet um Glück im Würfelspiele ist, aufgenommen wurde, kann nur darin
seinen Grund haben, dass man die Worte vi cayat kridm nah in dem Sinne nahm :
*möge er den Z'Wa-Wurf für uns werfen'; bei der Erklärung Grassmanns und
Ludwigs fehlt ja jegliche Anspielung auf das Würfelspiel in der Strophe. Be-
merkenswert ist, dass Säya^a auch in diesem Falle wieder im Atharvaveda die
richtige Erklärung gibt: krtam krta^oMavOcyam läbJiaJ^tum ayath vi cayat vidnotu \
karotv ity arthah.
Bildlich zu nehmen ist der Ausdruck krtam vici auch in den beiden letzten
Stellen. $v. IX, 97, 58 heisst es :
tvdyä vayäm pavamänena soma bhäre krtam vi cinuyäma iäsvat
1) Über väoaydt vgl. Pischel, Ved. Stud. U, 71.
2) Varianten sind wa/o<uum^ prasMd^y väjayadbhih und prcidotk^ifSMm.
3) Die ur8])rünglichen Strophen sind in Anu^tubh , die unursprünglichen in Tri^tubh ; siehe
Bloomiield, Atharvaveda, S. 49.
DAS WÜBFEL8FIKL IM Al.TKN INDIRN. 47
Ich bezweifle, dass die R$is erst der Hülfe des Soma bedurften, um 'stets
die in der Schlacht gemachte Beate zu verteilen' (Grassmann) oder 'alles im
Kampfe gewonnene aufzuhäufen* (Ludwig), bhara ist wie oben 'der Wettstreit',
und ich kann auch hier nur übersetzen : 'Durch dich, den sich klärenden, o Soma,
mögen wir immerdar beim Wettstreit^) den krta-Wurt werfen'.
]$y. I, 132, 1 schliesst :
asmin yajfie vi cayemä bhdre krUifk vajayänto bhdre krtdm \\
Auch hier kann nicht von einem * Verteilen der im Kampf gemachten Beute'
(Grassmann) oder von einem 'Entscheiden des Gewinnes in der Schlacht' *) (Lud-
wig) die Rede sein. Das ganze Lied I, 132 ist überhaupt kein Lied vor oder
nach der Schlacht; es handelt sich vielmehr um einen Wettkampf priesterlicher
Sänger. Darauf weist schon das vajaydntdh^ 'nach dem ausgesetzten Preise stre-
bend'; in Vers 1 heisst es weiter, dass der Sänger imnye dhdue durch Indras
Kraft unterstützt war, was nicht 'in dem alten Kampfe' (Grassmann) oder 4n
früherer Schlacht' (Ludwig) bedeutet, sondern 'bei dem früheren {Wettstreit um
den) Preis'. Ebenso heisst es in Vers 5, dass unter Indras Beistand dhdne hitS
toru^anta Snivasydvahj *bei ausgesetztem Preise', nicht etwa *in geordneter Schlacht'
(Ludwig), die ruhmbegierigen siegen'®]. Die Worte yajüt bhdre nehme ich im
Sinne eines rüpakUf das im klassischen Sanskrit durch das Kompositum yajikahhare
ausgedrückt werden würde ; vgl. V, 32, 6 : ydd «m . . . tdmasi hurmye dhüh , 'als
du ihn in das Verliess, das Dunkel, tatest'; IV, 61,2 vy ü vrajdsya tdmaso dvä-
rocchdntlr avran, 'die leuchtenden (Morgenröten) öffneten die Torflügel der Höhle,
des Dunkels', u. s. w.*). Ich übersetze daher: 'Mögen wir bei diesem Opfer-
wettstreit den krta-Wnri werfen, nach dem Preise strebend, den Zr^a-Wurf beim
Wettstreit'.
Wenn, wie ich zu zeigen versucht habe, krta in der Verbindung mit vici
den Ar /tt -Wurf bedeuten muss, so werden wir dem Worte auch an den Stellen
des Rg- und Atharvaveda, wo es in anderm Zusammenhange erscheint, dieselbe
Bedeutung beilegen müssen. Beginnen wir mit den Stellen aus dem Atharvaveda,
die fast alle völlig klar sind. Av. IV, 38,1 — 3:
udbhindatim samjdyantim apsaram sädhudevimm \
gldhe krtäni krnvänäm apsaram tarn ihd huve || 1 ||
vicinvatim akirdntlm apsaram sädfiudevinim \
gldhe krtäni grhnanam apsardm tarn ihn huve \\ 2 ||
1) Ich halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass hhara hier geradezu das Würfelspiel
bedeutet.
2) Im Kommentar bemerkt Ludwig: 'entscheiden' eig. 'verteilen* im vomhinein durch Ver-
sprechen an diejenigen, die hauptsächlichen Anteil am Siege haben werden, und zwar asmin yajfie,
8) Ich bin überzeugt, dass auch an vielen andern Stellen des Rgveda, wo die früheren Über-
setzer an Krieg und Schlachten denken , in Wahrheit von weniger blutigen Kämpfen die Rede ist,
von Rennen und Würfelspiel und Wettgesängen.
4) Vgl. die bei Pischel-Gteldner, Yed. Stud., im Index unter 'Asyndeton' angeführten Stellen,
besonders n, 280 ff.
48 HEINRICH LÜOKRS,
yayaih parinftyaty ädddana Jcrtdfh gWiät |
sä nah krtäni .^ati praham äpnotu mdyäyä
$a nah päyasvaty atiu tiid no jaifur idäm dhdnam \\ 3 ||
*Die siegende*), gewinnende Apsarä, die gutspielende *), die die A-r/a -Würfe
in dem Wurfe (glaha)^ macht, die Apsarä rufe ich hierher.'
*Die werfende, streuende Apsarä, die gutspielende, die die Ä-r^a-Würfe in
dem Wurfe (j/laha) fasst, die Apsarä rufe ich hierher.'
*Die mit den Würfen {ay(w) umhertanzt, den frWa-Wurf nehmend aus dem
Wurfe (glaha), die möge, für uns die Ä*r/a -Würfe werfend*), den Preis erlangen
durch ihre Zaubermacht. Mit Fülle möge sie zu uns kommen; nicht mögen
{die Gegner) diesen unsern Einsatz gewinnen.'
Säya^a erkärt in allen Fällen Jcrla richtig als aya. Mit dem Ausdrucke
gldhe krtäni grhnanäm vergleiche man die Ausdrücke der Pali Gäthä: kalith agga-
hesif kafam aggahi. In der dritten Strophe liest Säya^a und eine Handschritt
ädddhand (S ädadhänah) und sesantt Bloomfield nennt diese Lesarten schlecht^),
was aber die zweite betrifft , so ist doch darauf hinzuweisen , dass in Av. YII,
114,6 die Handschriften der Vulgata, soweit ich sehe, ohne Ausnahme lesen:
yd no dyuve dhdnam idäm cakära yö ak^nam gidhanam se^anam ca \
'(Der Gott) der uns zum Spiele dieses Geld schenkte, das glahana und das ic^na
der Würfel.' Dies Se^na ist sicherlich nicht von dem se^anti zu trennen, wenn
auch seine Bedeutung zunächst dunkel bleibt^).
Die Lesart ädddhanä hat andererseits eine Stütze in ^v. X, 34, 6 :
ak^äso asya vi tiranti kämath pratidtvne dddhaia ä krtäni ||
Grassmann fasst, wie Säya^a, dddhafah als Gen. Sg. und übersetzt: 'Die Würfel
steigern höher sein Begehren, was er gewonnen, setzt er ein dem Gegner'.
Ludwig übersetzt: *Die Würfel halten sein Verlangen hin, dem Gegner wenden
den Gewinn sie zu'. Er nimmt also dddhatah als Nom. PL, zu ak^dsah gehörig.
Diese Auffassung halte ich für richtig. Ich übersetze : 'Die Würfel durchkreuzen
seinen Wunsch, dem Gegenspieler zuwendend die /r/a -Würfe', d.h. die ge-
winnenden Würfe. Auch an unserer Stelle würde ädddhanä krfum gldhatj 'den
AWa-Wurf aus dem glaha zuwendend', einen guten Sinn ergeben.
Für glaha verweise ich auf die Bemerkungen auf S. 26 ff. Die Grund-
bedeutung des Wortes, die ich dort auf Grund von Mahäbhäratastellen zu er-
1) udbhid ist ein Spielausdruck, der 'siegen, gewinnen' bedeuten mnss. Aus Säya9a8 Er-
klärung pa/f}ab€mdhena dhanasya udbhedanatk kurvcUim ist nicht viel zu entnehmen. Man beachte
aber, dass nach Äpastamba, ^rautas. XVIII, 19, 5 beim Räjasüya die Würfel den Spielern mit den Worten
audbhidyaih ri^ weggeschüttet werden. Nach Maitr. S. lY, 4, 6 lautete der Spruch: udbhinnawr(^<H^.
2) Mbh. y, 30, 28 wird Citrasena 8ädhudev% maiäk^al^ genannt.
3) Die Übersetzung leidet unter dem Umstände, dass sich glaha und aya im Deutschen nur
durch das eine Wort 'Wurf' wiedergeben lassen.
4) Die Bedeutung von nfati ist unsicher; siehe das Folgende.
6) 8BE. Vol. XIJT, p. 413.
6) Säyapa erklärt es : sviyänäm ak^äfjiäm jayähvasihäne ^va^e^aiSMm.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 49
weisen versacht habe, 'die Würfel, die man zum Warf bereit in der Hand ge-
packt hält, Warf', stimmt, wie schon aas der TJbersetzong hervorgeht, aach
hier aafs beste, wenn Tzrla als aya-Name gefasst wird, and das scheint mir die
Richtigkeit dieser AafiPassang za bestätigen.
In Av. VU, 52 findet sich hrta aasser in den anarsprünglichen Strophen
3 and 6 in Strophe 2, 6, 8 and 9:
turdnäm cUuränäfh viiam ävarju^näm \
samaitu vi&vdto bhägo antarhastdm krtdm mdma \\ 2 ||
äjai^m tva sdmlikhUam ajaisam utä samrudham \
ävifh vfko yatha mdthad evä mcUhnami te "krtdm || 6 ||
krtdm me ddJcsine hdste jayö me savyd ähitah |
gqjid bhüyasam aivajid dhanamjayö hiranyajit \\ 8 ||
dkfäh phdlavattfh dyüvam dcUtd gdm k^rinJm iva \
sdm ma krtdsya dharaya dhdnuh snävneva nahyata \\ 9 ||
'Möge der Besitz der Leute, seien sie reich oder nicht reich, ohne dass
sie es abwenden können (?), von allen Seiten {bei mir) zusammenkommen; {rmge)
der Ärfa -Warf in meine Hand {kommerCf,
'Ich gewann dir das samlikhita ab, ich gewann auch die samrudh^). Wie
ein Wolf ein Schaf zerzaust, so zerzause ich dir den Arr^a- Wurf**).
'Der Ä\rto-Wurf ist in meine rechte Hand, Sieg in meine linke gelegt. Möge
ich Kühe gewinnen. Rosse gewinnen, Geld gewinnen, Gold gewinnen.'
'Ihr Würfel, gebt erfolgreiches Spiel wie eine milchreiche Kuh. Versehet
mich mit dem Strome des A-rto- Wurfes') wie (man) einen Bogen mit der Sehne
{versiehty
Auch hier erklärt Säya^a in allen Fällen krta als Namen des aya.
Es bleiben , da l^v. X, 34, 6 schon oben bebandelt ist , noch zwei Stellen
aus dem IQLgveda. Rv. I, 100, 9 lautet :
sd savyena yamati vradhatas dt sd daksini sdnigrbhltä Iriani \
sd kfrina cit sdnitä dhdnäni martitvän no bhavatv Indra üft \\
Die Strophe ist von Pischel, Ved. Stud. I, 218 ff. , behandelt worden. Er
hat die Bedeutungen von vrädhatah^ sdmgrbhltä und klrina festgestellt. Ich fasse
auch hier krtdni als *die fcr^a -Würfe' und übersetze: 'Er bezwingt mit der
Linken auch die Prahler, er fasst in der Rechten die Wa- Würfe, er verschafft
die Preise auch durch ein schlechtes (Pferd), Indra mit den Maruts gewähre
uns Hülfe'. Krieg, Würfelspiel und Wagenrennen, die drei Dinge, mit denen
der vedische Inder seine Sportlust befriedigte, sind hier also nebeneinander
genannt.
Diese Strophe scheint mir für die Auffassung von zwei anderen Stellen des
Sgveda von Bedeutung zu sein. Rv. VIII, 81,1 wird Indra angerufen:
1) Die Bedeutung von saihlikhiia und samrudh ist völlig unklar.
2) D. h. durch mein Zauberlied hindere ich dich, den krta-Wurli zu tun.
3) D. h. mit einer ununterbrochenen Reihe von A;f^a -Würfen.
Abhandlungen d. K. 6os. d. Wits. zn OOttingcn. rhil.-hist. Kl. N. F. Rand 9,i. 7
60 HEINRICH LÜDERS,
ä tä na Indra k^mdntafh citräm gräbhäth sdim grbhaya \
niahähasfi däk^nena \\
und ]^v. IX, 106, 3 heisst es von demselben Gotte :
asyed Indro mädefv d gräbhäm grbhnüa sänasim |
Die Ahnliclikeit der Ausdrücke in diesen Strophen nnd Qv. I, 100, 9 ist
augenfällig, und ich glaabe daher, dass der glänzende oder gewinnbringende
'Griff', den Indra greifen soll, nichts weiter ist als der glaha, der den tr^a -Wurf
enthält. Die Aufforderung, diesen 'Griff' für den Sänger zu ton, die hier an
Indra gerichtet wird, wird in IJv. V, 60,1, wie wir ssJien, an Agni gerichtet:
ihd prasatto vi cayat krtdm nah. Dass grobha tatsächlich die angenommene Be-
deutong haben kann, zeigt der Kommentar zu Gäthä 91 des Yidhurapa9(}ita-
jfttaka, wo kalitn durch paräjayagäJMfh, kafath durch jayagähafh umschrieben wird.
Rv. Vni, 19,10 wird von dem Manne gesagt, dem Agni zur Seite steht:
so drvadbhih sdnitä sd vipanyübMh sd süraih sdnita krtdm ||
Da San und seine Ableitungen sehr häufig in Verbindung mit Wörtern wie
vaja, dhana, rai erscheinen, so liegt es allerdings nahe, an dieser Stelle die Be-
deutung 'Gewinn' für krta anzunehmen; es erscheint mir aber sehr bedenklich,
um dieser einen Stelle willen eine neue Bedeutung von krta aufzustellen, und
ich glaube, auch die Übersetzung: 'der erlangt durch Rennpferde, der durch
preisende {Lieder ?\ der durch Helden das krta\ ist verständlich. Das krta, das
den Sieg im Würfelspiele bedingt, steht hier eben bildlich fiir den Sieg selbst ^).
Auch Säya^a erklärt krtam hier als jayädikam. Wie nahe den vedischen Dichtern
immer der Gedanke an das Würfelspiel lag, zeigt ausser den angeführten Stellen
auch 5v. rv, 20, 3 :
haghmva vajrint sandye dhdnanam tvdya vaydm aryd üjim jayema \\
'Mit dir, o Donnerkeilbewaffneter, wollen wir siegen im Kampfe der Nebenbuhler-
schaft^ wie ein Würfelspieler zur Gewinnung der Preise.'
Dass die rgvedischen Dichter das krta als aya-Namen kannten, scheint mir
nach dem Bisherigen sicher zu sein. Wenn kaliy treta, dväpara im j^gveda nicht
vorkommen, so ist das gewiss nur ein Zufall ; denn dass man in rgvedischer Zeit
genau so wie zur Zeit der Tajurveden mehrere ayas unterschied, geht aus
5v. X,116,9 hervor:
dya iva pari caranti devä ye asmdbhyafh dhanadd tidbhidas ca ||
Säya^a sagt zur Erklärung von dyah: ayanti karmakaranärthath gacchantUy ayä
rtvijah kurmakara vä, Grassmann fasst es als 'Wanderer', Ludwig als 'unablässig'.
Das alles sind Bedeutungen, die im Wesentlichen auf Grund der Etymologie an-
gesetzt sind. Meines Erachtens kann aya nichts anderes sein als was es in der
späteren vedischen Literatur ist^, der 'Wurf. Es ist zu übersetzen: 'Wie die
1) Vgl. die Nebeneinandentellang yon krta und jaya in Ay. VII, 62, 8.
2) Siehe Geldner, Yed. Stud. HI, 91.
3) Ebenso Roth im PW., der aber aya überall als Würfel erkl&rt
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 51
Wurfe gehen herum die Götter, die uns Geld (oder den Preis) geben und sieg-
reich sind (d.h. Sieg verleihen)'. Das tertium comparationis scheint vor allem
in der Willkür zu liegen, mit der die Würfe wie die Götter bald diesen, bald
jenen begünstigen. Die Prädikate, dhanadäh und udbhidah, die die Götter er-
halten, passen bei dieser Auffassung auch auf die ayas. Das erstere ist ohne
weiteres in seiner Beziehung auf die ayas verständlich; was udbhid betrifft, so
verweise ich auf Av. IV, 38, 1 , Maitr. S. IV, 4, 6 und Apastamba, ärautas. XVEII,
19, 6, wo wir udbhid und Ableitungen davon gerade als technische Ausdrücke des
Würfelspiels keimen gelernt haben. 'Wie Quellen sprudelnd' (Grassmann) oder
geradezu 'Quelle' (Ludwig) bedeutet udbhid weder hier noch sonst wo im Veda;
die alte Rothsche Erklärung 'durchdringend, an die Spitze kommend, überwindend'
ist durchaus richtig^).
Das rituelle Würfelspiel.
Wenn nun "krta u. s. w. die Namen von Würfen sind, so haben wir
uns weiter die Frage vorzulegen, welcher Art diese Würfe waren. Für
diese Frage ist zunächst die Beschreibung, die Baudhäyana, Srautas. II, 8 ; 9,
von dem Würfelspiel beim Agnyädheya giebt, von Wichtigkeit. Eine Über-
setzung der betreffenden Stelle hat schon Caland in seiner Abhandlung 'Über
das rituelle Sütra des Baudhäyana', S. 17^), gegeben. Nach Fertigstellung des
adhidevana schüttet man 49 Würfel aus (tad ekännapaficäsato ^k^an nivapati).
'Darauf setzen sie sich zu vieren um die Würfel hin, der Vater und die Söhne,
der Vater östlich, der älteste Sohn südlich, der zweite Sohn westlich, der
jüngste nördlich. Der Vater sondert zwölf Würfel ab (pracchinaUi) *) ; daher ge-
winnt er. Zwölf (sondert) der älteste Sohn (ab); daher gewinnt er. Zwölf der
zweite Sohn; daher gewinnt er. Die Würfel aber, die übrig bleiben, schieben
sie dem jüngsten zu (tati kanJyämsath uptisamUhanti). Wenn nun (nur) zwei
(Söhne) vorhanden sind, so nimmt der Vater zweimal (dvirayamah pitä), wenn
aber (nur) einer, so ist die Gattin die dritte. Wenn aber gar keine (Söhw) da
sind, so nehmen beide. Mann und Frau, zweimal (dviräyämau). Dieselbe Spiel-
regel (gilt) bei drei (Spielern), dieselbe bei zweien. Mit den Worten : ^Jcrtam, krtam\
machen sie die Absonderung (cyapagacchanti) % Mit den Worten: 'Die Kuh ist
verspielt', stehen sie auf.
Worauf es bei diesem Spiele ankommt, kann darnach nicht zweifelhaft sein«
Das Jcrta machen bei vier Spielern der Vater und die beiden ältesten Söhne, die
von dem hingeschütteten Haufen je 12 Würfel nehmen, während der jüngste
1) Die Bedeutung 'siegreich' ergiebt sich zum teil schon aus den danebenstehenden Beiwör-
tern; Rv. 1,89,1: a no hhadraf^ Jcrdtavo yantu visvdtö 'dahdhäso dparttäsa udbhidah;
Rv. VIII, 79,1 : aydm hrtnür dgrbhlto visvajid udbhid it 8&mah; Av. V, 20,11 : äatrü^an'nt^a^
^tbhimätifähö gavi^anah sdhamäna udbhit.
2) Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, Bd. XII. No. 1.
3) BhavasYämin: pfthäk karoti.
4) Bhavasvfimin : vgapagacchanii prihak kurvanti \ vyapagamancm vyavacchedah.
52 HEINRICH LÜDERS,
Sohn, der 13 Würfel nachbehält, verloren hat. Bei drei Spielern gewinnt der
Vater, der 24 Würfel nimmt, und derjenige Sohn, der 12 Würfel nimmt, wäh-
rend der jüngste Sohn oder die Gattin, die 13 Würfel erhalten, verlieren. Und
wenn nnr Mann nnd Frau spielen, so gewinnt wieder der Vater, der 24 Würfel
nimmt, während die Frau 25 erhält nnd verliert ^). Weshalb gerade die Zahlen
12 und 24 gewinnen, während 13 und 26 verlieren, geht aas Baudhäyana selbst
nicht hervor ; hier treten die Erläuterungen, die Rudradatta zu Apastamba, Srautas.
V, 20,1, giebt, ergänzend ein. Nach Apastambas Vorschrift (V, 19,4)*) werden
dem Opferherrn 100 Würfel gegeben ; in V, 20, 1 wird dann nur kurz gesagt :
'Der Opferherr gewinnt mit dem 1crta\ Dazu bemerkt Budradatta: 'Die Spiel-
weisen, die den Namen Jcrta^ treta, dvapara, halt führen, werden in der vedischen
Stelle : krtam ayänam '), ayas genannt. Wenn die hingeschütteten Würfel in vier
Teile geteilt werden, so spricht man von Jcrta in dem Falle, dass alle Teile gleich
sind. Wenn aber am Ende drei übrig bleiben, so ist das tretäj wenn zwei übrig
bleiben, dvapara^ wenn einer, halt. Und so sagt der Veda: Was die vier Stomas
sind, das ist Tcria^ was aber fünf, das ist kali (Taittiriyabr. I, V, 11, 1). Weil es
hier 100 Würfel sind, so gewinnt der Opferherr auf die Ärto-Weise*)'. Rudradatta
hat also genau dieselbe Art des Spieles im Auge wie Baudhäyana. Wie nach
ihm der Opferherr gewinnt, der 100 Würfel hat, weil diese Zahl, durch 4 divi-
diert, ohne Rest -aufgeht, so gewinnt bei Baudhäyana der Vater, der 12 oder
24, und die älteren Söhne, die 12 Würfel haben, während bei dem Spiele mit
drei oder zwei Söhnen der jüngste Sohn, bei dem mit einem oder gar keinem
Sohne die Frau nach Rudradrattas Ausdrucksweise kali haben, also verlieren,
da die Zahlen ihrer Würfel, 13 oder 25, einen Rest von 1 lassen.
Das gleiche ^Spiel wurde im Rituale offenbar auch beim R&jasüya ver-
wendet. Nach Apastamba, Srautas. XVIII, 18, 16 ff., schüttet der ak^ävapa
beim Rajasüya über 100 oder über 1000 Würfel auf das adhidevana hin
{nivapet)] mit diesen sollen ein Brahmane, ein Räjanya, ein Vaiäya und ein
Südra um eine junge Kuh spielen. In XVUI, 19, 5 heisst es dann : 'Nachdem er
mit den Worten : ^audbhidyam rßjfie* diesen vierhundert goldene Würfel wegge-
schüttet und gewonnen hat (udupya vijitya), giebt er dem Könige fünf Würfel
mit den Worten: diso ^bhy ayath rOjabhüt. Damit decken sich zum teil wörtlich
die Angaben der Maiträya^i Saibhitä, IV, 4, 6: tatas catuhäatam ak^än avohyaha\\
tidbhinna^ räjfiah \\ iti ccUväro vai puru^ä brä/imano räjanyo vaidyah iüdrcts
1) Caland, a. a. 0., nimmt ein wiederholtes Spielen des Vaters mit seinen Söhnen unter jedes-
maligem Ausscheiden des Sohnes, der 13 Würfel bekommen hat, an. Davon vermag ich in der
Beschreibung des Spieles nichts zu entdecken. Die Worte yadi dvau hhavatafit yaäy ekdl^, yadi naiva
hhavanii können sich doch nur auf den Fall beziehen, dass die Familie nur aus dem Vater und zwei,
bezw. einem Sohne besteht, oder dass gar keine Söhne vorhanden sind. Die Angaben über die
eventuelle Beteiligung der Gattin würden ja sonst ganz unverständlich sein.
2) Dieselbe Vorschrift findet sich Maitr. Saihh. I, 6, 11; Mftnavairautas. I, 5, 5,12.
8) Vgl. äatapathabr. XUI, 8, 2, 1 : kfienäyänäm.
4) Vgl die ähnliche Stelle bei Ludwig im Kommentar zu Rv. X, 84,6.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 53
te^am evainam ucR^hedayati tatah pa^äk^än prayacchann aha diSo äbhy ahhüd
ayam iü.
Was zunächst das HinscLütten von mehr als 100 oder mehr als 1000 Wür-
feln betrifft, so ist daraus für das eigentliche Spiel nichts zu entnehmen. Jene
Würfelmenge ist nur der Vorrat, von dem man beliebig viele zum Spiele nehmen
konnte. Ahnlich wird in Apastambas Dharmasütra 11, 25, 12 bei der Beschrei-
bung der Einrichtung der Spielhalle bestimmt, dass man Würfel in gerader Zahl,
soviele nötig sind, zum Gebrauche auf den Würfelplatz hinschütten solle (ak^an
nivaped yugmän . . . yathürthän). Wenn aber der aisäväpa vierhundert Würfel für
den König wegschüttet und dadurch gewinnt, so haben wir es unzweifelhaft
mit demselben Spiele wie in den beiden vorher erwähnten Fällen zu tun. Auch
hier ist es eine durch 4 teilbare Zahl, die den Sieg verleiht.
Es bleibt die Angabe über die Überreichung der fünf Würfel an den König.
Sie findet sich auch in Taittiriyabr. 1, 7, 10, 6, Öatapathabr. V, 4, 4, 6, Kätyäyana,
Srautas. XV, 7, 5. Was die dabei gesprochenen Worte betrifft, so stimmt natür-
lich das TaittiriyabrähmaQa mit Apastamba überein; nach dem Satapathabräh-
ma9a und Kätyäyana lauten sie: abhibhilr asy das te pafica disah kalpantäm.
Wie schon bemerkt, wollte Weber aus diesen Angaben auf ein Spiel mit
fünf Würfeln schliessen, meiner Ansicht nach mit Unrecht, da diese fünf Würfel
überhaupt nicht zum Spiele benutzt werden. Die Maiträya^I Saihhitä und Apastamba
sind in diesem Punkte ganz klar ; darnach ist das Spiel ja schon vor der Übergabe
beendet und zwar durch die Wegschüttung der 400 Würfel zu Gunsten des Kö-
nigs. Nach dem Rituale des weissen Yajurveda findet das Spiel allerdings um-
gekehrt nach der Übergabe statt, aber diese steht in keinem ursächlichen Zu-
sammenhange mit dem Spiele, denn nach der Übergabe folgen zunächst zwei
Zeremonien, die mit dem Spiele garnichts zu tun haben, die Prügelung des Kö-
nigs und die Begrüssung als Brahman, und nach Beendigrmg dieser Zeremonien
wird überhaupt erst mit den Vorbereitungen zum Spiele, dem Herrichten des
adhidevana und dem Hinschütten der nötigen Würfel, der Anfang gemacht.
Überdies wird nach Kätyäyana, Örautas. XV, 7, 18, dem Könige bei diesem Spiele
das krta gesetzt; fünf Würfel aber würden, wie wir sahen, gerade umgekehrt
kali für ihn sein. Endlich lässt sich das rituelle Spiel, wie aus den oben ange-
führten Schilderungen hervorgeht, mit fünf Würfeln garnicht spielen. Wenn
daher Mahidhara zu Väjasaneyis. X,29 ak^an als pürvoktapaficäk^än erklärt, so
ist er im Irrtum. Meines Erachtens ist die Übergabe der fünf Würfel, wie auch
der Begleitspruch deutlich verrät, lediglich eine symbolische Handlung; die
Fünfzahl ist mit Bücksicht auf die fünf Himmelsgegenden, die der König be-
herrschen soll, gewählt. Sie kehrt auch sonst in diesem Zusammenhange wieder;
80 redet zum Beispiel der König den Priester fünfmal *o Brahman' an, was von
jenem fünfmal erwiedert wird. _
Dass die Art des Spieles, die wir für Baudhäyana und Apastamba ermit-
telt haben, jedenfalls im Rituale seit alter Zeit üblich war, wird durch Taitti-
riyabr. T, 5, 11, 1 : ye vai catvara stomah krtam tat \ cUha ye pafica kalih sah, und
54 HEINRICH LÜDERS,
Satapathabr. XIU, 3» 2» 1 ^ paramena va e^a staniena jitva \ catu^otnena krtenayanam.
bewiesen. Die Identifizienmg der vier Stomas mit dem JcrtOj der fünf mit kaJi
lässt sich nur unter dieser Voranssetznng begreifen. Sicherlich bezieht sich auch
die Vorschrift des Kanäikasütra XVII, 17 : Jcrtasarhpannän aJc^än ütrtlyam vicinoti
auf dieses Spiel. Den Ansdrnck ätrttyam verstehe ich so, dass der Eonig drei-
mal spielt, zuerst mit einem Brahmanen, darauf mit einem Esatriya und zuletzt
mit einem Vaiäya; vgl. die beiden folgenden Sütras^).
Aus den Angaben Baudhäyanas, Apastambas (V, 20, 1) und Eätyäyanas (XV,
7, 18 ; 19), aus dem Eauäikasütra und aas Satapathabr. XIII, 3, 2, 1 geht weiter her-
vor, dass man das Ma als den höchsten und damit gewinnenden Wurf betrachtete.
An die fünf Würfel, die dem Könige übergeben werden, wird aber, wie wir schon
sahen, in Satapathabr. V, 4, 4, 6 die Bemerkung geknüpft : e^a va ayän abhibhür
yat kalir e§a hl sarvan ayän abhibJiavati, 'dieser IccUi wahrlich beherrscht die ayas,
denn dieser beherrscht alle ayas*. Dass die fünf Würfel als kali bezeichnet
werden, würde allerdings mit dem, was wir aus Baudhäyana und Apastamba
wissen, übereinstimmen *); abweichend ist aber, dass dem kali hier die höchste
Stelle unter den ayas zugewiesen wird. Das gleiche ist an zwei andern Stellen
der Fall, in Taittiriyas. IV, 3, 3, 1 — 2, wo kalt geradezu abhibhü genannt wird,
und in Väjasaneyis. XXX, 18, wo er unter dem Namen ak^aräja erscheint. Nun
ist zu beachten, dass an allen drei Stellen, wo kali an der Spitze der ayas steht,
nicht wie gewöhnlich vier, sondern fünf ayas aufgezählt werden; zu kali, krta^
tretäy dvapara kommt noch der äskanda hinzu. Daraus scheint mir hervorzu-
gehn, dass hier eine Abart des Spieles, das wir vorhin kennen gelernt haben,
vorliegt; man dividierte die Zahl der Würfel nicht durch 4, sondern durch B.
Ging die Division ohne Rest auf, so war das kali. Bei einem Rest von 4 ergab
sich krtaj von 3 treta, von 2 dväpara ; für den Fall, dass 1 als Rest blieb, hatte
man den neuen Namen askanda erfunden^).
Nachdem wir das rituelle Würfelspiel kennen gelernt haben, werden wir
vor die Frage gestellt, ob wir diese Form des Spieles auch ausserhalb des Ri-
tuales überall da anzunehmen haben, wo uns die a^a-Namen krta u. s. w. be-
gegnen.
1) Caland, Altind. Zauberritual, S. 40, meint, der König spiele dreimal, zuerst mit einem
Brahmanen, einem K^atriya und einem Vaisya, darauf mit einem Brahmanen und einem K^triya
und zum dritten Male mit einem Brahmanen. Diese Erklärung beruht offenbar auf seiner Auf-
fassung von Baudhäyana, i^rautas. II, 9, die ich, wie schon gesagt, nicht zu teilen vermag. Därilas
Kommentar ist leider an dieser Stelle so verderbt, dass aus ihm nichts zu entnehmen ist.
2) Säyanas Erklärung zu der Stelle: teßäm caturnäm dkfäfjUlm krtasatf^nä paSicänäm kcdi-
8aii\jnä ist durchaus richtig, und Mahidharas Bemerkung zu Väjasaneyis. X, 28: ccUurisLam aJf^äisiäm
hjrtasan^iiä paHcamasya kalih besagt dasselbe, denn ob man die fünf Würfel oder den über vier
hinausgehenden fünften als kali bezeichnet, bleibt sich im Gründe gleich.
3) Die Bemerkung, die Taittiriyabr. 1, 7, 10, 5 über die fünf Würfel gemacht wird : ete rat
mrve ^öA, zeigt, dass auch dem Verfasser dieses Brähmana diese Abart des Spieles bekannt war.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 65
Das vedische Würfelspiel.
Was zunächst das Spiel betrifiPt, das die Dichter der Lieder des Bg- and
Atharvaveda im Auge haben, so legt schon die allgemeine Erwägung, dass sich
im Rituale Sitten und Bräuche gerade in ihrer ältesten Form zu erhalten
pflegen, die Vermutung nahe, dass sich das Spiel der ältesten Zeit prinzipiell
nicht von dem rituellen Spiele unterschied. Dafür sprechen aber auch noch eine
Beihe von anderen Punkten. In beiden Fällen ist das Würfelmaterial das gleiche ;
es wird mit Yibhitakanüssen gespielt, und wir haben schon gesehen, dass es
ganz unwahrscheinlich ist, dass diese Nüsse je mit Augen versehen oder sonst-
wie unterschieden waren. Bei einem Spiele mit derartigen Würfeln kann es
sich aber in der Tat wohl nur, wie es in dem rituellen Spiele der Fall ist, um
die Zahl der geworfenen Würfel handeln. Aus dem Rgveda geht weiter, wie
wir sahen, hervor, dass man zum Spiele einer sehr grossen Anzahl von Würfeln
bedurfte, mag man nun tripaficäsäh in ^v. X, 34, 8 als 63 oder, wie ich vorge-
schlagen habe, als 150 fassen. Auch diese grosse Zahl lässt sich nur verstehen,
wenn man ein Spiel nach Art des in den Ritualtexten geschilderten für die ve-
dischen Lieder annimmt. Nach den einheimischen Erklärern bedeutet femer
Icrta im Rgveda die gleiche Zahl von Würfeln wie in den Ritualtexten. $v. 1, 41, 9
heisst es:
catürad cid dddamänäd bibhtydd d nidhätoh \
nd duruhtdya sprhayet \\
Zur Erklärung der Strophe bemerkt Yäska, Nir. III, 16 : *Wie man sich vor
dem Spieler fürchtet, indem man denkt; "er hält die vier Würfel", so möge man
sich auch vor übler Rede fürchten; niemals möge man nach übler Rede ver-
langen'. Ihm schliesst sich Säyana an, nach dem zu übersetzen wäre: Wie^)
man sich vor dem {Manne) fürchtet, der die vier {Würfet)^) in der Hand hält,
bis (sie) niederfallen, so {fürchte wan sich vor übler Rede und) verlange nicht nach
übler Rede'. Ich sehe nicht den geringsten Grund, weshalb wir diese Auf-
fassung Yäskas und Säyanas verwerfen sollten. Ludwig versteht unter den
vieren' Varu^a, Mitra, Aryaman und Bhaga und übersetzt : 'Der dürfte fürchten,
sogar, wenn er die vier besitzt, sie aus der Hand lassen (zu müssen); nicht
dürfte er Lust zu böser Rede haben'. Aber ganz abgesehen von der ungewöhn-
lichen grammatischen Konstruktion, die er annehmen muss, scheitert seine Er-
klärung schon daran, dass in dem ganzen Liede von Bhaga nirgends die Rede ist
und, so unsicher auch die Zahl der Adityas sein mag, eine Gruppe von vieren,
soviel ich weiss, überhaupt niemals vorkommt. Wenn wir aber die Deutung
Täskas acceptieren, so erhebt sich weiter die Frage, was denn unter den vier
Würfeln, vor denen man sich fürchtet, zu verstehen sei. Die richtige Antwort
1) Säyana : cid üy upamärthe variate ; vgl. Gleldner, Ved. Stud. II, 159 ; in, 165.
2) Sftyana spricht allerdings anstatt von Würfeln von Kaorimuscheln, was nicht richtig ist;
siehe S. 19.
56 HEINRICH LÜDERS,
giebt Säya^a in seinem Kommentar zn Av. YII, 62, 2 : tatra Jcrtasya läbhäd äyü-
tajayo bhavati \ ata eva däSatayyam labdhaJcrtäyät kitavOd bhftir amnäyate ccUuraS
cid dadamänäd bibhTyad ä nidhätoh iti ^). Die vier Würfel sind also krta^ genan wie
in den Ritaaltexten, and man hat Grand sie za fürchten, wenn der Gregner sie
in der Hand halt, da sie der gewinnende Warf sind ').
Nar in einem Pankte, glaabe ich, müssen wir einen Unterschied konsta-
tieren. Das Spiel ist so, wie es Baadhäyana beschreibt, überhaapt kein rechtes
Würfelspiel, da von einem Werfen der Würfel hier gamicht die Bede ist, son-
dern aas einem grossen Hänfen von Würfeln eine Anzahl abgesondert werden.
Ob das gleiche Verfahren anch nach Apastamba and den andern Ritaaltexten
angewandt warde, lässt sich bei der Unbestimmtheit der Angaben nicht mit
Sicherheit entscheiden; bei dem Spiele, das die Liederdichter im Aage haben,
worden aber anzweifelhaft die Würfel wirklich geworfen. Im Ak^asükta (Rv.
X, 34) heissen die Würfel irine vdrvrtanoh, *die aaf dem Würfelplatze rollenden'
(V. 1) ; ihre Schar spielt', kr^ati vrata e^äm (V. 8), *sie wenden sich nach imten
and schnellen wieder in die Höhe', n%cä varianta upari sphuranti (V. 9), and in
Av. IV, 38, 3 heisst die Apsaras 'sie , die mit den aycis amhertanzt', yayaih
parinftyati.
Wie wir ans anter diesen Umständen das Spiel der ältesten Zeit vorza-
stellen haben, ist schwer zn sagen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass der Her-
ausforderer zuerst eine Anzahl von Würfeln auf das adhidevana warf, und dass
die Aufgabe des zweiten Spielers darin bestand, sofort eine solche Anzahl von
Würfeln dazu zu werfen, dass die Gesamtsumme krta war. Für diese Vermu-
tung sprechen einige Angaben über das Spiel der epischen Zeit, die wir noch
kennen lernen werden. Es sind aber auch noch andere Möglichkeiten vorhanden,
und vielleicht wird es einmal gelingen, in Indien selbst über diesen Punkt Elar-
heit zu schaffen. Ich halte es jedenfalls nicht für ausgeschlossen, dass das alte
Würfelspiel noch heutzutage in Indien, wenn auch vielleicht nur als Kinder-
spiel, lebt.
Dass im allgemeinen in den Liedern des ^g- wie des Atharvaveda das krta
als der höchste und gewinnende Wurf galt, machen die auf S. 43ff. und S. 66
angeführten Stellen zweifellos. In Av. VII, 114, 1 wird andererseits kali ange-
rufen als derjenige, der über die Würfel gebietet (yö ak^e^u tanüvasi). Der Aus-
druck klingt, wie schon bemerkt, stark an die oben erwähnten Bezeichnungen des
kali als abhibhä und ak^aroja an, und vielleicht hatte der Dichter von Av. VII, 114
die Abart des Spieles, bei der kali die erste Stelle unter den ayas einnahm, im
Auge. Dieselbe Form des Spieles könnte möglicherweise auch im Aksasükta ge-
meint sein, denn auch hier wird in Vers 12 *der Heerführer der grossen Schar,
der König, der erste des Haufens' (yo vah senäntr mdhato gaiiasya rdjä vrdtasya
prathanw babhnva) angerufen, und es liegt jedenfalls nahe, diese Ausdrücke auf
kali als den abhibhä und aksaraja, also den ersten unter den ayai^, zu beziehen.
1) Die Stelle findet sich mit geringen Abweichungen auch im Kommentar zu Av. IV, 38, 3.
2) S]>äter hielt auch Ludwig diese Erklärung für möglich ; siehe Rigveda, Bd. V, S. 593.
DAS WÜBFEIJ3PIEL IM ALTEN INDIRN. 67
Diese Erklärung wird nur dadurch sehr unsicher, dass in Vers 6 der krta-Wurt
unzweifelhaft als der gewinnende Wurf hingestellt wird.
Das epische Würfelspiel und die Zählkunst.
Ahnlich wie bei den vedischen Liedern liegt die Sache beim Mahäbhärata.
Auch bei dem epischen Spiele wurden die Würfel unzweifelhaft geworfen; zum
Beweise dessen genügt es, auf den Ausdruck al'^an Jc^ipati in Mbh. II, 66, 3 zu ver-
weisen. Im übrigen aber stimmt alles, was wir ermitteln können, zu dem, was
wir über das rituelle Spiel wissen. Auch im Epos ist, wie wir sahen, von
'Haufen von Würfeln' die Kede. In UI, 84, 6 werden ferner ^gerade und unge-
rade' Würfel erwähnt :
ak^äfhs ca dr^va Sakuner yathüvat kätnänukälän ayujo yujaS ca \
iakyafh niyantum abhavisyad atma manyus tu hanyOt puru^asya dhairyam ||
Die Ausdrücke yuj und ayuj lassen sich von den Würfeln nur verstehen, wenn
man ein Spiel annimmt wie das rituelle, bei dem die Zahl der Würfel von Be-
deutung ist.
Bei dieser Annahme würde weiter auch ein Punkt in der Nalasage seine
Erklärung finden, der mir wenigstens bis jetzt immer unverständlich erschienen
isi Bekanntlich erlangt Nala, der, von Kali besessen, stets Unglück im Wür-
felspiele hat, die Fähigkeit zu gewinnen wieder, als König ^tupar^a ihm das
akfohrdaya mitteilt. Die näheren Umstände werden in Mbh. III, 72 berichtet.
Da wird erzählt, wie Nala in der Gestalt des Wagenlenkers Bähuka mit König
l^tupan^a und Vär^Qeya auf einem Wagen dahinfahrt. Von leisem Neide auf
Nalas Geschicklichkeit im Rosselenken erfüllt, rühmt sich J^tupar^a seiner
ausserordentlichen Stärke im Zählen (V. 7 : samkhyäne paramath balam) und giebt
gleich eine Probe seiner Kunst, indem er die Blätter und Früchte eines am
Wege stehenden Vibhitakabaumes , die sich auf Tausende und Millionen be-
laufen, im Nu berechnet. Nala schenkt den Worten des Qtupar^a so ohne wei-
teres keinen Glauben. Er hält die Pferde an und will absteigen, um den Baum
zu fallen und die Früchte nachzuzählen, und erst auf längeres Zureden des ]^tu-
parpa, der zur Weiterfahrt drängt, begnügt er sich damit, an einem Teile eines
Zweiges eine Stichprobe zu machen. Es ergiebt sicK, dass RtuparQas Berech-
nung richtig ist. Nala ist aufs höchste verwundert über diese Kunst ; ^tupar^a
sagt ihm zur Erklärung: 'Wisse, dass ich das Geheimnis der Würfel kenne und
erfahren bin im Zählen' (Y. 26) :
viddhy ak^ahrdayajüam mäth sainkhyane ca vUüradam ||
und nun beschliessen sie auf Nalas Vorschlag, ihr gegenseitiges Wissen auszu-
tauschen; Nala verspricht dem Qtupar^a das aSvahfdaya, das Rossegeheimnis,
mitzuteilen und empfängt dafür selbst sofort von ^tupar^a das tiefe Geheimnis
der Würfel (Y. 29 : ak^anäth hrdayam param). Kaum aber ist er im Besitze
desselben, als Kali aus seinem Körper heraus und in den Vibhitakabaum fährt.
AMudluigM A. X. Qm. ä.Wim, n Ottttaftn. PhiL-Urt. Kl. N. F. Bu« 9,b. 8
66 HEINRICH LÜDBR8,
Nala aber ist nun wieder im Stande, im Würfelspiel zu siegen« Heimgekehrt
fordert er noch einmal den Pofkara herans nnd gewinnt sein verlorenes Reich
Zurück.
Die £rzählimg lässt keinen Zweifel darüber, worin das ak^irdaya besteht :
es ist die Fähigkeit, im Augenblick eine grössere Anzahl gleichartiger Dinge
zu zählen. Dass diese Fähigkeit bei einem Spiele, wo es auf die Zahl der ge-
worfenen Wurf el ankam, von dem grossten Nutzen sein musste, leuchtet ohne
weiteres ein. Wenn es zum Beispiel galt, wie ich vorhin vermutet habe, die
Zahl der von dem Gregner geworfenen Würfel auf eine durch 4 teilbare Zahl zu
bringen, so musste der Sieg natürlich dem Spieler zufallen, der im Stande war,
die hingeworfenen Würfel im Nu zusammenzuzählen^).
Eine Andeutung der Beziehung der Zählkunst zum Würfelspiele findet sich
auch im Sabhäparvan. Dort preist äakuni den guten Spieler (11, 69, 7) :
yo vetti sa^khyäfh nikrtau vidhijuaS ce^fäsv akhinnah kitavo ^k^ajäsu \
mahamcUir yaS ca jänäti dyOtaith sa vai scurvam sahate prakriyosu ||
Nach dem Petersburger Wörterbuch soll saMchyä hier soviel wie 'Berechnung*,
d. h. 'genaue Erwägung des pro und contra' sein '), allein es scheint mir zweifel-
los, dass sainkhyä in diesem Zusammenhange dasselbe ist wie das saridckyäna,
das nach MbL m, 72, 26 der Würfelspieler verstehen muss. Ich übersetze die
Strophe daher : 'Der Spieler, der das Zählen versteht, im Falle eines Betruges die
Regeln kennt, unermüdlich ist in den durch die Würfel verursachten Tätigkeiten,
der kluge, der das Spiel kennt, der vermag alles bei den (verschiedenen) Arten
{des a^rieUs) ^\
Wenn ich recht sehe, so ist sogar schon im Veda einmal von dem Zählen
beim Würfelspiel die Rede. Av. IV, 16, 6 wird von Varu^a gesagt :
särkkhyätä asya nimifo fdndnäm akfin iva ivaghnt ni minoH i&ni ||
Die Bedeutung der beiden letzten Worte ist unsicher. Ich glaube, dass trotz
1) Im JRAS. 1004, 8. 856 ff. hat Grienon Rtapar^M Kunst mit der der modernen haifiyäSf
der Absch&tier dee Ertrages von Qetreidefeldem und Obstgirten, yerglichen. So interessant dieser
Hinweis auch ist, so scheint er mir doch eine eigentliche Erkl&rong nicht zu liefern, da der innere
Zusammenhang zwischen der Zählkunst und der Würfelkunst dadurch noch nicht aufgeklärt wird.
Grierson freilich scheint diesen Zusammenhang, der doch aus der ganzen E^ählung und insbeson-
dere ans Vers 26 deutlich heryorgeht, gamicht anzuerkennen. Auch in einigen kleineren Punkten
kann ich mich Griersons Auffassung nicht anschliessen. Er mdnt, Rtuparpa habe Nala zu einem
Spiele 'Gerade oder Ungerade' herausgefordert, aber von der Herausforderung zu einem Spiele
kann doch gamicht die Rede sein. Ebensowenig glaube ich, dass Rtuparna den Yibhitakabaum
für die Demonstration seiner Zählkunst auswählt, weil er im Würfeln geschickt war. Die Zähl-
konst hätte Rtuparna auch an jedem andern Baume zeigen können; der Viblütakabanm wird hier
deshalb genannt, weil Kali nachher in ihn einfährt.
2) Ahnlich ist die Erklärung Nilaka^thas : stmü^ötk 9amyak Vhyänaik jayaparßiaifadoära'
ijivekam.
8) NUaka^tha erklärt prakriyäsu durch dffiUaknyAsu ; Böhtlingk übersetzt im PW. «bei
seinem Prae'.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 59
aller Schwierigkeiten, die das Qeschlecbt bereitet, za Utni aas dem Vorherge-
henden ein Begriff wie 'die Liderbewegongen' zu ergänzen ist, nnd möchte ni
minotif wie im Petersburger Wörterbuch vorgeschlagen wird, als 'ermessen, be-
rechnen' fassen und übersetzen : 'Er hat gezählt die Bewegungen der Augenlider
der Menschen^); wie ein Spieler die Würfel, berechnet er diese'. Was immer
aber auch der wahre Sinn von ni minoU täni sein mag, jedenfalls wird Varun^
hier einem Würfelspieler verglichen, und wenn es im Zusammenhange damit
heisst, dass er 'zähle', so kann dieses Zählen doch unmöglich etwas anderes sein
als das Zählen, das nach der Darstellung des Mahäbhärata beim Würfelspiele
eine so wichtige Rolle spielt.
Noch ein anderer Punkt verdient hier besprochen zu werden. Jedem Leser
von Mbh. ü, 60 ff.; 76 wird die Beschreibung des Spieles, wie sie dort gegeben
wird, zunächst sehr merkwürdig, ja unverständlich erscheinen. Sakuni, der für
den Duryodhana spielt, und Yudhisthira sitzen sich gegenüber. Yudhi^thira
nennt zuerst seinen Einsatz; darauf giebt Duryodhana für seinen Stellvertreter
an, was er dagegen zu setzen hat. Dann fährt der Erzähler fort (11, 60, 9) :
t{Uo jagrdha Sahunis iän ak^än ak^atattvavü \
jitam üy eva iSakunir Ttidhi^fhiram abhOfota ||
'Dann ergriff ^kuni, der die wahre Kunst der Würfel kannte, die Würfel. 'G-e-
wonnen', sagte Sakuni zu Yudhisthira'.
Yudhisthira nennt sofort einen neuen Einsatz. Wiederum heisst es in nn*
mittelbarem Anschluss daran (ü, 61, 3) :
Kauravänam hdakarofh jyefthank Pändavam acyuiam \
üy uktah tSakunih präha jitam üy eva tath nrpam ||
Dasselbe wiederholt sich 17 mal. Yudhisthira setzt nach einander seine sämt-
lichen Schätze, seine Brüder und sich selbst ein ; die Entscheidung wird jedesmal
in der gleichen kurzen Formel berichtet:
»
jüam üy eva SaJmnir Yudhi^hiram abhOfoia ||
Nur der Vordersatz wird kurz variiert; II, 61, 7; 11; 14; 24; 28; 31; 66, B; 7;
9; 11; 16; 22; 26; 29 heisst es:
etae chrutvä^ vyavasito nikrtim sanmpäirüah \
n,61,18:
n, 61, 21 :
n,66,14:
ity evank vädinam Parthafk prahasann iva Savhaldhk
üy evam ukte vacane Tcftavairo durätnuwän \
evam uktva tu tun ak§M Chdkunil^ pratyadfvyata \ ")
1) Sftyava fasst aöMhyäUi als Nom. Sing. Ton samkhfätr nsd Terbindet damit mittiyt als
GemÜT, zu aaya gehörig.
2) In n, 61, 7 : eoam hutvä.
8) Die Worte evam uktvä beziehen sich auf die kurze höhnische Bemerkung, die äakoni
macht, als Yadhi^thira anfängt, seine Brüder einzusetzen.
8*
60 HEINBICH LDDKRS,
Endlich fordert äaknni den Tadhi^thira auf, am die Draapadi zu spielen.
Yndhifthira willigt ein. Wieder heisst es nur (U, 66, 45) :
Saübälas tv äbhidhäyaivam jitdkoSi madofkafah |
jitam ity eva tän ai^än punar evanvapadyata \\
Ebenso wird der Vorgang beim zweiten Spiele beschrieben. Sahnni formuliert
genau die Bedingung , unter der sie spielen: dass der verlierende Teil zwölf
Jahre im Walde und ein Jahr unerkannt unter Menschen leben solle ; dann wird
wieder kurz gesagt (II, 76, 24) :
pratijagräha tatk Partho glaharti jagräha Saubalah \
jitam ity eva Sakunir Yudhi^ßiram abhafata]\
Man könnte aus dem völligen Schweigen des Textes über das Würfeln des
Tudhisthira vielleicht schliessen, dass dieser bei dem ganzen Spiele überhaupt
niemals zum Wurfe gekommen wäre, aber ich glaube, dass dieser Schluss doch nicht
gerechtfertigt ist. Auch von Sakuni wird in 17 von 21 Fällen nicht ausdrück-
lich gesagt, dass er würfelte, und doch wird das, was ihn betrifft, niemand in
Abrede stdlen. In einem Falle (II, 66, 14) heisst es indessen von ^akuni, dass
er 'dagegen spielte' (pratyadlvyata), und das scheint mir deutlich zu zeigen, dass
Tudhifthira vor ihm die Würfel geworfen hatte. Die ganze Darstellung des
Mahftbhärata würde sich, wenn die vorhin geäusserte Vermutung über den Gang
des Spieles richtig sein sollte, vortrefflich erklären: Yudhisthira nennt seinen
Einsatz und wirft unmittelbar darauf eine Anzahl von Würfeln; Sakuni wirft
sofort soviele Würfel dazu, dass die Gesamtzahl Jcrta ist.
Was die Bewertung der einzelnen ayas im epischen Spiele betrifft, so
scheint hfta stets die erste Stelle einzunehmen, während Jcali die niedrigste zu-
kommt. Das letztere geht klar aus dem Nalopäkhyftna hervor: Nala verliert
beständig, weil er von Kali, dem personifizierten TJnglückswurf e , besessen ist.
Hierin stimmt also das epische Spid mit der Art, die wir auch für die vedische
Zeit als die gewöhnliche erkannt haben, überein.
Nach alledem scheint mir die Identität des epischen und des vedischen
Spieles gesichert zu sein. Eine Ausnahme ist nur für das Virätaparvan zu kon-
statieren, dessen Verfasser, wie ich S. 21 f. gezeigt habe, an ein Spiel mit paSakas
dachte. Wahrscheinlich ist sogar das mit dem Brettspiel kombinierte Würfel-
spiel, auf das wir später eingehen werden, gemeint. Auch der Ausdruck vf^a
in Mbh. III, 59, 6 ; 7 würde auf das päiaA:a-Spiel schliessen lassen, wenn wir darunter
wirklich einen Wurfnamen verstehen müssten, denn nach allem, was wir wissen,
hat ein solcher Name nur bei dem Spiele mit pdiakas^ nicht aber bei dem Spiele
mit Yibhltakanüssen seine Stelle. Ich glaube aber, dass dieser Schluss nicht
berechtigt ist, und verweise auf die Argumente, die ich schon oben gegen die
Aufllassung von vr^a als Wurfiiamen geltend gemacht habe. Wer trotzdem vr^a
so ansehen will, der muss schon annehmen, dass der Dichter des Nalaliedes in
m, 69, 6 ; 7 ein ganz anderes Spiel im Auge hatte als in den übrigen Teilen
seines Werkes, etwas, was mir höchst unwahrscheinlich erscheint.
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 61
Das Würfelspiel in der Chändogya-Üpani^ad
und im Mrcchakatika.
Was Jcrta n.s.w. in der Chändogya-XJpanisad (lY, 1,4; 6) und im Mrcchakatika
(11, 9 ; 12*) betrifit, so dürfen wir ihnen wohl die gleiche Bedeutong zuschreiben,
die sie in der vedischen Literatur and im Epos haben. Darans würde folgen,
dass das Spiel mit Vibhitakanüssen noch znr Zeit des Mrcchakatika gebränchlich
war; die Wurfnamen gaddahi and icUtf (II, 1) weisen andererseits daraaf hin,
dass daneben das padaJca -S^iel bestand, da sich diese Warfnamen, wie gesagt,
nur bei dem pd^aA;a-Spiele nachweisen lassen.
In der Chändogya-TJpaniisfad wird ferner, wie oben bemerkt, die Spielregel
mitgeteilt, dass dem hrta die niedrigeren aytis zufallen. Später, in IV, 3, 8, wird
das kria mit den fünf Natargewalten, Wind, Fener, Sonne, Mond, Wasser, and
den fünf Organen, Odem, Stimme, Auge, Ohr, Manas, also im ganzen zehn Dingen
identifiziert (te vä ete paflcänye paficänye dasa santas tat krtam). Aagenscheinlich
hängt diese Q-leichsetzang von Jcrta mit jener Regel zusammen; welcher Art
aber der Zusammenhang ist, geht ans den Worten der üpani^ad selbst nicht
hervor. Aach was ^amkara znr Erklärung anführt, hiUt nicht viel weiter; er
berechnet nar die vier ayas der Reihe nach aaf 4, 3, 2, 1, die zasammengezählt
10 ergeben: da^a santas tat krtam bhavati \ te caturaüka ekäyah \ evath catvärah\
tryaiikäyah \ evath trayo 'pare \ dvyaükäyah | evath dväv anyau | ekäükäyah \ evam
eko 'nya üi. Der wirkliche Sachverhalt geht aber klar aas zwei Notizen bei
Nllakavtka hervor. Za Harivaihäa 11, 61, 39 führt er die Spielregel an:
ubhayor dhane prcUyekath daiadhä krte yadi vädy ekäilkafh pätayet tadaikam
afhSaih dhanäd dharet \ dvyaükapäte pürvena saha trfn athsäms tryaükapäte
pürvais tribhik saha §ad athiäths eaturaükapäte pürvaih fadbhih saha daSäpy
auhSän hared iti. Nilaka^tha denkt allerdings hier wie in der folgenden
Stelle an das päsaka - Spiel ; seine Angaben können aber ebensogat auf
das Yibhitakaspiel bezogen werden. Es wurde darnach der Einsatz in zehn Teile
zerlegt. Beim ÄaK-Warfe gewann man einen Teil, beim dvä/wra- Wurfe drei,
beim ^rc^-Warfe sechs und beim ÄWa-Warfe zehn Teile, da stets der Gewinn
der niedrigeren ayas dem höheren aya zugerechnet wird. Das alles stimmt aufs
genaaeste mit den Andeutungen der üpani^ad überein. Eine in Einzelheiten ab-
weichende, im Prinzip aber damit identische Spielweise beschreibt Nllakaptha
im Kommentar za Mbh. lY, 50, 24 in folgenden Worten: tatra dydte pafica svlyä^
pafica paraJsüyäs ca dmarOdayah sthapyante | tad itah päsaprak^epe yady ekätika
upary äyOH tarhi sviyefv eka eva jito bhavati \ yadi dvau tada paraMyam dürtO-
radvayafh svlyaS caiko^) jitdh \ yadi tryanka upari patet tada parakfyam trayath
sv^fath ca trayam jitam \ caturankasyoparipatane sarve ^pi sv^yäh parakiyO^ ca jUä
bhavanti \ tatha ca kalipöJte jayo nästi dväparodipäta tätarottaravrddhyä jayo *sti,
Aach hier zerfallt der Einsatz in zehn Teile; jede der beiden Parteien hat fünf
beigesteaert. Beim kcdi-Wuife gewinnt der Spieler einen Teil des eigenen Ein-
1) Die Ausgabe liest st^aiä catibo.
62 HEINBICH LÜDBRS,
Satzes, beim dväpara-Wrute ausserdem noch zwei Teile des Einsatzes des Gegners,
also im ganzen wie vorhin drei Teile. Beim iretä-Wurfe gewinnt er drei Teile
des gegnerischen and drei Teile des eigenen Einsatzes, also wie vorhin im ganzen
sechs Teile. Beim krta-Wwcfe endlich gewinnt er wie vorhin alle zehn Teile.
Vermutlich war es speziell diese letztere Spielart, die der Verfasser der Upani^ad
im Sinne hatte, da bei dieser die Parallelität der zehn Teile des Einsatzes, die
das krta gewinnt, mit den zehn dem krta gleichgesetzten Dingen auch darin zu
Tage tritt, dass beide aus zwei Gruppen von je fünf (paficänpe paücänye) bestehen.
Das Würfelspiel in der Pali Literatur.
Für die Beurteilung des Würfelspiels in der Pali Literatur kommt vor
allem eine Stelle im Päyäsisuttanta des Dighanikäya, XXTTT, 27, in Betracht.
Hier wird dieselbe Geschichte erzählt, die wir schon oben aus dem Littajätaka
(91) kennen gelernt haben, aber mit einer wichtigen Abweichung. Während
nach dem J&taka der Falschspieler, so oft er verliert, einen Würfel in den Mund
steckt und dadurch den Abbruch des Spieles herbeifuhrt, verschluckt er nach der
Darstellung des P&yäsisuttanta jeden kaliy der sich einstellt {ägatägatinh kalitk güati)
und entscheidet dadurch offenbar das Spiel zu seinen Gunsten, da sein Gegner
ihm vorwirft, dass er ausschliesslich gewinne (tvatk kho samma ekantikena jinasi).
Die Angaben des Jätaka sind, auf das päSakaSpiel bezogen, vollkommen ver-
ständlich, nicht aber die des Päyäsisuttanta. Der Verfasser des Suttanta kann
nur das Vibhitakaspiel im Auge haben und muss unter kali den bei der Division
durch 4 als Best bleibenden einen Würfel verstehen, durch dessen Beseitigung
der Wurf allerdings aus dem schlechtesten in den besten verwandelt wird. Dazu
stimmt auch, dass in der dazugehörigen Gätha an Stelle des Verschluckens des
kali von dem Verschlacken eines Würfels gesprochen wird (gilam akkhafh)^).
Nach dieser Stelle ist weiter auch Dbammapada 252 zu beurteilen, wo es
heisst, dass man die eigenen Fehler verberge wie ein Betrüger den kali vor dem
Spieler verbirgt:
paresafk hi so vajjäni opunäti yatha bhusaik \
aUano pana chodäi kdHnh vä küavä safho^ \\
Unter dem Verbergen des kaii sind sicherlich Manipulationen wie die im Päyäsi-
suttanta geschilderte zu verstehen. Es ist also auch hier an das Vibhitakaspiel
zu denken, und kali hat die Bedeutung, die ihm in diesem Spiele zukommt.
1) Damach ist das aaf S. 10, Anm. 6 in bezug auf Rv. I, 92, 10; 11, 12, 5 Gesagte zu be-
richtigeii. Die Möglichkeit, beim Vibhitakaspiel durch das Verschwindenlassen eines Würfels den
Sieg herbeizuführen, lässt sich nicht in Abrede stellen. Oleichwohl kann meiner Ansicht nach in
jenen Stellen nicht Ton solchen Betrügereien die Bede sein, da der Spieler dort hrtnu genannt
wird, und ich halte daher im Übrigen an der angegebenen Bedeutung von v(;ajb fest
2) Fausbtfll liest in der zweiten Auflage kitaväaafho und betrachtet es als KompositiuB. Ich
ziehe es vor, hUa/vä alsJAblativ zu fassen, wie es auch der Kommentator tut, dessen EridAmngen
im Übrigen aber völlig verfehlt sind. Für safha vergleiche die auf 8. 8 angeführten SteUen.
DAS WÜRFELSPIEL Df ALTEN INDIEN. 68
Eine ganz andere Bedeutung als in den bisherigen Fällen scheint hxfa (krta)
und kdli in 6äth& 91 des Vidhurapa^iUtajätaka zu haben, da es sich hier ja an-
scheinend ebenso wie in den Prosaerzählungen dieses und der übrigen Jätakas
um das Spiel mit pakJcas handelt. Wenn es hier heisst, dass der König den
kalij Puppaka das kafa erlangte , so scheint das nichts weiter zu bedeuten als
dass Puppaka den vorherbestimmten Wurf richtig zu Stande brachte , während
des Königs Würfel falsch fielen, kafa würde hier also einfach 'der richtige Wurf',
tali 'der falsche Wurf sein. Dass kafa und kali dazu kommen konnten, diese Be-
deutung anzunehmen, wäre bei der Stellung, die sie in dem alten Spiel mit
Vibhitakanüssen einnehmen, leicht verständlich, doch beruht diese ganze Er-
klärung auf der Voraussetzung, dass das Spiellied, das sich nicht in den von
Fausbell benutzten singhalesischen Handschriften findet, ebenso alt ist wie die
Gäthä, denn nur in jenem Liede, nicht in der Gäthft selbst, tritt die Beziehung
auf das p^aA^a-Spiel deutlich zu Tage. Die Prosaerzählung beweist bekanntlich
für die Gräthäs gamichts. Sollte also das SpieUied jünger und später einge-
schoben sein, so könnten die Ausdrücke kafa imd kaii ohne weiteres auch auf das
Vibhitakaspiel bezogen werden wie in den beiden vorhergenaunten Stellen, und
es würde dann sehr wahrscheinlich sein, dass es sich in der kanonischen Lite-
ratur des Pali stets um das Vibhitakaspiel handelt und das päiaAra-Spiel nur in
den Prosastücken der Jätakas und im Spielliede erwähnt wird. Eine endgültige
Entscheidung der Frage lässt sich nur auf Grund eines grösseren handschrift-
lichen Materiales trefi^en.
Die übrigen auf S. 42 angeführten Stellen aus dem Pali und Dhammapada
202^) bieten keine positiven Anhaltspunkte für die Ermittlung der Spielweise.
Es lässt sich nur behaupten, dass in allen Fällen kafa als der beste, kali als der
schlechteste Wurf gilt.
Die Etymologie der Aya-Namen.
Zum Schlüsse möchte ich darauf hinweisen, dass die Bedeutung der aya-
Kamen, die wir auf Grund der Angaben der Bitualtexte gewonnen haben, zum
Teil auch durch ihre Etymologie bestätigt wird, krtaj das 'Gemachte', 'Ge-
lungene', ist als Bezeichnung für den besten Wurf, dessen Zustandebringen die
Aufgabe des Spielers war, ohne weiteres verständlich*); ebenso tretä, 'die Drei-
1) Siehe die Nachträge.
2) Mit dieser Erkl&mng lassen sich die Bedeutnngeo, die Qeldner, Yed. Stad. I, 119 ff., ffSüt
ved. kärdf ibörin, krtnü und kiivya aufgestellt hat, nämlich 'Sieg*, heiw. 'siegreich', ohne Schwierig-
keit yereimgen. Was spezieU Jcfinü hetrifft, so ist es meiner Ansicht nach ursprünglich 'derjenige,
der (tUn hrtthWurf) zustande bringt'; so deutlich in der Verbindung mit h>aghHinf Bv. I, 92, 10.
Bildlieh oder in der erweiterten Bedeutung 'siegreich' whrd es dann in bezug auf jeden Wettstreit
gehnacht Ich verweise insbesondere auf fv. VUI, 79, 1, wo hrttnA neben zwei andern Spielans-
drfleken viiwi^U und udbkid erscheint:
aydik hrkiür ägfbhUo vUva^ udbhid U s&tnali.
64 HBINBICH LÜDEB8,
heit', als Name des Wurfes, bei dem ein Überschnss von drei Würfeln war, oder
aach dieser drei Würfel selbst. Weniger klar auf den ersten Blick ist dväpara.
£inen Fingerzeig für die Erklärung des Ausdrucks giebt uns die Regel Pft^inis,
II, 1, 10, die wir schon oben kennen gelernt haben. Nach PäQini sagte man
beim Würfelspiel ekapari^ dvipari u. s. w., 'am eins anders', 'um zwei anders'
u. s. w. Ebenso wie pari konstruierte man nun offenbar auch das zu pari ge-
hörige Adjektiv para\ wenn Pä^ini und seine Nachfolger das nicht lehren, so
liegt das vermutlich daran, dass in der Sprache ihrer Zeit dieser Grebrauch nicht
mehr lebendig war. Das Wort dvapara ist also eigentlich ein Adjektiv, zu dem
aya zu ergänzen ist*; es ist *der {Wurf, der) um zwei (Würfel) anders ist (cUs dcL8
Jcrtay, und bezeichnet dann auch wohl die beiden überschüssigen Würfel selbst.
Für tretä hätte man ebenso auch *iripara sagen können, für Jcali^) ekapara^ und
dieser letzte Ausdruck ist im £gveda in dieser Bedeutung tatsächlich belegt.
Im Aksasükta sagt der unglückliche Spieler (X, 34, 2) :
akfdsyahdm ekaparäsya hetör änuvratam dpa jäyäm arodham \\
Säya^a erklärt hier ekaparäsya durch ekah parah pradhänafh yasya tasya. Das
grössere PW. setzt, mit Verweisung auf ekapari, als Bedeutung von ekapara an :
'wobei ein Auge den Ausschlag giebt' ; ihm folgt Grassmann. Ludwig übersetzt
'der Würfel allein, der mir über alles ging', und bemerkt, es könne damit auch
der kali gemeint sein, und ihm schliesst sich das kleinere Petersburger Wörter-
buch an. Meines Erachtens ist es zweifellos, dass ekapara hier soviel wie kali
ist, und dass wir übersetzen müssen:
'Um des Würfels willen, der um eins anders war, (d. h. um des kcdi willen)
verstiess ich die treue G-attin'.
So passt der Vers vortrefflich in die Situation. Der Spieler hat in seiner
Leidenschaft die eigene Gattin als Preis eingesetzt; er hat kali geworfen und
damit die Gattin verspielt, genau so wie Tudhi^thira die Draupadi verspielte').
Daher heisst es in Vers 4, dass andere nun seine Gattin berühren {anye jäyä9h
pari mfianty asya). Er geht dann noch weiter und verspielt sich selbst, wieder
genau wie Yudhi^thira sich mitsamt seinen Brüdern verspielte '). Darum sagen
1) Bei dem Spiele, in dem kaii als höchster Warf galt, würde natürlich äskanda an die
Stelle von kali treten.
2) Ganz ähnlich wird Majjhimanik. 129 (Bd. HI, S. 170) von dem Spieler gesprochen, der
durch den ibo/t-Warf Sohn nnd Gattin Terliert (kaiiggahena puUam pi jlyetha däram pi fiyetha).
Anch im Nalop&khy&na fordert Pn9kara den Kala auf, am die Damayanti za spielen (Mbh. m,
61, 8), and bei dem letzten Spiele setzt Nala sie aach tatsächlich ein (DI, 78, 5). In der Jaina-
version der Nalasage im Kath&koda verspielt Nala sogar die Davadantl and alle seine andern
Weiber; siehe Tawney's Übersetzung, 8. 202.
8) Vgl. aach Ay. V, 18, 2: akfdärugdho riijanyäh päpd ätmaparßjüäh- Auch in der eben
angeführten Stelle des Mi^jhimanikäya heisst es Ton dem Spieler, dass er schliesslich durch den
kah-W urf in die Sklaverei gerate (anubandhaih nigactheyya) und in der Gftthft, Suttanip. 659, n. s. w.,
dass er seine ganze Habe samt der eigenen Person (sähapi aäanä) verspiele. Kath&saritsigara
LXXIV, 180 wird ebenfalls von einem Spieler erz&hlt, der mit seinen f&nf Genossen am die eigene
Person spielt
DAS WÜRFELSPIEL IM ALTEN INDIEN. 65
Vater, Matter, Bruder, die er anfleht ihn anszulösen: *Wir wollen nichts von
ihm wissen. Führt ihn gebunden fort' (V. 4):
püä nMa bhratara enam ahur na janlmo ndyata baddhäm etdm \\
und darum geht er verschuldet, voll Furcht, Geld suchend, bei Anbruch der
Nacht in das Haus von Fremden, nämlich derer, in deren Dienst er nun geraten
ist (Y. 10). Wenn Ludwig sagt, dass er sich die Gattin 'entfremdete', und dass
andere sie nun 'trösten', so sind das Ausdrücke, die viel zu zart sind und die
den wahren Sachverhalt verdunkeln.
Das mit dem Brettspiel kombinierte Würfelspiel.
Endlich muss hier noch einer Abart des Spieles gedacht werden, die einen
etwas komplizierteren Apparat als das eigentliche Würfelspiel erforderte. Dieses
Spiel hatte offenbar der Verfasser des Harivaihäa bei seiner Schilderung des
Würfeltumiers zwischen Rukmin und Baladeva im Auge. Man benutzte dazu
Würfel von zweierlei Farbe, schwarze und rote;
enafh sarhparigrhni^a pätayäk^n narädhipa \
kr^näk^al lohitäkaäms ca deie ''smiihs tv adhipäfhstde \\
ruft Baladeva dem ßukmin zu (11, 61, 37). Man brauchte dazu femer ein Schach-
brett mit 64 Feldern. Als ßukmin dem Baladeva abstreitet, dass er gewonnen
habe, springt dieser voller Wut auf, ergreift das goldene a^fäpada und erschlagt
damit den Gegner; vgl. 11, 61, 46; 46:
Safkkar^anas tadotthaya sauvarnenorunä bah \
jaghänä^äpadenaiva pramathya Yaduputhgavak ||
und n, 61, 54:
sa Bamakaramuktena nihato dytUamandale \
a^apadena bdlavän räjä Vajradharopamah \\
Auf dieselbe Art des Spieles wird augenscheinlich auch Mbh. lY, 1, 25 ange-
spielt, wo Yudhi^thira erklärt:
kr^nak^al lohitäk^afkS ca nirvartsyämi^) manorainän \\
Weitere Aufschlüsse gewährt uns eine Strophe Bhartrharis (Vairägyai&ataka 39):
yatränekah kvadd api gjrhe taira ti^fJuity cUhaiko
yatrapy ekas tadanu bahavas tatra cänte nacaikah
iUham cetnau rajanidivasau dolayan dväv iväk^au
Kälah Kalyä saha bahukalah krJdati pränisaraih
1) Aach dieser Aasdrack kehrt im Harivaibla wieder (II, 61, 39):
cäHurdkfe tu mrvfiU nirjit<ih sa na/rOdkipatk \
nirvrt heisst aber nicht *die Würfel aus dem Becher heraasroUen lassen', wie das PW. angiebt,
sondern sie 'ans der Hand rollen lassen*, eäturakfe wird von Nflakaptha durch eaiura^nkiu 'k9$
erkUUrt.
AbkMdlnacMi i. K. Gm. d. WiM. n CWttiiiffmi. PhlL-lügl. Kl. H. F. Sand S.t. 9
66 HKINBICH LÜDERS,
'In dem Hanse (oder Felde), wo einmal viele waren, da weilt nachher nnr einer,
nnd wo einer war, da sind darnach viele, nnd zom Schlosse ist dort auch nicht
ein einziger. Und so spielt mit vielen Künsten, Tag nnd Nacht hier wie zwei
Würfel werfend, Kala mit Kali mit den Menschen als Steinen'.
Wenn Tag nnd Nacht mit Würfeln verglichen werden, so lässt das darauf
schliessen, dass auch hier an rote und schwarze Würfel zu denken ist und so-
mit dieselbe Art des Spieles gemeint ist wie in den beiden letztgenannten Stellen.
Wir können aus der Strophe weiter entnehmen, dass man mit zwei Würfeln
spielte. Wahrscheinlich ist daher dies auch das Spiel, das Mayüra in einer
vakrokti, die uns in Vallabhadevas Subhäi^itavali 123 — 129 erhalten ist,
den äiva und die Pärvati spielen lässt ^). Hier sagt Pftrvati: 'Der dreiaugige
{trffoJc^) ist geschickt im Grewinnen ; ich bin nicht im Stande mit ihm zu spielen',
und Siva antwortet: 'Ich bin allerdings geschickt im Gewinnen, aber nicht mit
drei Würfeln {tryah^a). Zwei Würfel sind hier in meiner Hand'*). Natürlich
sind unter diesen zwei Würfeln päsakas zu verstehen.
Hit grosser Wahrscheinlichkeit lässt sich femer eine Strophe aus Dhana-
p&las ^Lsabhapaftcääikä (32)') hierherstellen, in der ahnlich wie in der Strophe
Bhartrharis die Wesen mit Steinen verglichen werden, die durch die Würfel in
Bewegung gesetzt werden:
särivvi bafhdhavahamarati(d>häino jina na humti paifh difthe \
(ikkhehim vi hira$kiä jivä safhsärap}udayammi ||
'Steinen gleich, von den Sinnen fortgerissen (od^ durch Würfel in Bewegung
gesetzt) auf dem Brette des Samsära, werden die Wesen nicht der Grefangen-
schaft, des Totens und Sterbens teilhaftig, wenn sie dich (oder das Feld) er-
blickt haben, o Jina'. Das einzige, was die Beziehung auf das in Bede stehende
Spiel unsicher macht, ist der Umstand, dass im Kommentar, der aber nicht von
Dhanapäla selbst herrührt, die Worte des Textes auf das Würfelschach (caturatiga)
gedeutet werden.
Teils bestätigt, teils ergänzt werden die bisherigen Ergebnisse durch die
Beschreibung des Würfelspiels zwischen Sakuni und Yudhi^thira in Amaracandras
Balabhärata, U, 6, 10 ff. Auch hier bandelt es sich sicherlich um das mit dem
Brettspiel kombinierte Würfelspiel. In Vers 11 ist wie bei Bhartfhari und Mayüra
von zwei Würfeln (akpau) die £ede, imd diese werden a^äpadä^fäpadamürdhni
pälyamänau genannt. Damach würde also jeder Spieler je einen Würfel und je
ein a^fäpada benutzen, und das letztere, wie das phalaka der Jätakas, als Würfel-
brett dienen. Diese Angaben über das a^fäpada sind sehr auffällig. An und für
1) Dass äivB, und Pärvati Würfel mit einander spielen, wird häufiger erwähnt; z. B. Kathä-
saritsägara, CX, 55 (wo sie mit selbsttätigen Würfeln spielen); GXXI, 99.
2) Die übrigen Anspielungen auf das Spiel sind zu allgemein gehalten, als dass sich daraas
über die Spielmethode etwas entnehmen liesse.
3) Siehe Klatt, ZDMG. Bd. 83, S. 465 ff., and Ä. van der Linde, Qaellenstadien zar Ge-
schichte des Schachspiels, S. 4 ff.
DAS WÜRFEI^SPIEI^ IM ALTKN INDIEN. 67
sich würde es jedenfalls näher liegen, das a^täpada als das Brett zu betrachten,
anf dem die Steine gezogen werden, doch scheinen mir die Worte des Textes
völlig klar zu sein und eine andere Interpretation nicht zazolassen ^). Die Steine
selbst werden mehrfach erwähnt, nnd sie galten offenbar als so wesentlich für
das Spiel, dass es in Vers 10 geradezu heisst, Duryodhana habe sich angeschickt,
mit dem Sohne des Dharma mit Steinen zn spielen {särai rantum). Ans Vers 13
nnd 14 geht weiter hervor, dass sie znr Hälfte schwarz, zur Hälfte rot waren;
sie stimmten also in der Farbe mit den dazugehörigen Würfeln überein. In
Vers 12 wird von dem Geklapper gesprochen, das die Steine beim Ziehen in ein
anderes Feld {grMntaräropanä) verursachen, und in Vers 14 werden sie mit
Königen verglichen, da sie wie diese aufgestellt, gezogen (oder erhöht), festge-
setzt und wieder befreit werden:
tUthäpitäropitabaddhamuktaih Syäniais ca rdktais ca nrpair ivaitau \
särair victkridatur ekacittau gamcu^h care 'py ädadhcUäv alah§am^) \\
Die Erwähnung der Steine, die nach dem Ergebnisse des Wurfes von einem
Felde auf das andere gezogen wurden, zeigt deutlich, dass wir es mit einer Abart
und vermutlich sogar dem Urbilde unseres Puff oder Trictrac und des modernen
indischen Pacisi und Caupur zu tun haben'). Die Art der Züge war offenbar ähnlich
wie heutzutage, wenigstens wenn wir, wie das nahezu sicher erscheint, die An-
gaben Patanjalis zu PäQ. V, 2, 9 auf das in Rede stehende Spiel beziehen dürfen^).
In der genannten Regel lehrt Pä^ini, dass an ayonaya kha, d. i. das Taddhita-
suffix Ina im Sinne von 'dahin zu ziehen' trete. Dazu beiDerkt Patafijali:
1) Macdonell , JRA8. 1898 , 8. 122, hält es für höchst unwahrscheinlich , dass das offä-
pada bei einem andern Spiele ausser einer Form des Schach gebraucht worden sei. £r muss dem-
nach annehmen, dass im Harivaihsa wie im B&labhärata eine Art von Würfelschach gemeint sei,
was mir wiederum nach der ganzen Schilderung, die uns dort von dem Spiele gemacht wird, äusserst
unwahrscheinlich erscheint
2) Der letzte Pftda ist mir unverständlich, doch möchte ich darauf hinweisen, dass gawM und
cara nach Hemacandra, Anekärthasaihgraha 11, 813, 405 im Sinne von dyiUabheda, bezw. dyüta-
prabhedOf gebraucht werden.
8) An diese modernen Spiele denkt offenbar Maheivara, wenn er im Kommentar zu Amara
II, 10, 45 ajbfo, devana und päidka als drei Synonyma für den Würfel erklärt, 'der die Züge des
Steines veranlasst' (Säriparii^yane hetübhütasya päd<Mya).
4) Nach Macdonell, a. a. 0., S. 121, wäre das Spiel sogar genau dasselbe gewesen wie das heutige.
Er sagt: This game . . . is thus described in the Mahäbhä^ya by PataiSjali: ''Two opposed parties
move with their pieces (i^ära) to the right, and then, after traversing the places or Squares (pada)
on their own side, tum to the left and try to move into the position of the adversary". Wer
diese Cbersetzung mit dem unten angeführten Texte vergleicht, wird sehen, dass sie mit dem Ori-
ginale wenig gemein hat ; sie deckt sich aber merkwürdigerweise mit den Worten, mit denen Weber,
Ind. Stud. Xm, 472f., das deutsche Trictracspiel beschreibt: 'Die Angabe desBhäshya . . .
und die Erklärung Kaiyata*s dazu . . . lassen keinen Zweifel darüber, dass es sich hier . . . ein*
fach um unser Trictrac handelt, in welchem ja auch die beiden feindlichen Parteien erst rechts
vorgehen, dann nach Überschreitung der auf der eignen Seite befindlichen Felder sich links wenden
und in die Position des Oegners einzurücken suchen'.
9*
68 HEINRICH LÜDEBS,
ayänaycah neya iiy ucyate tatra na jfiäyate ho 'yah ko 'naya üi | ayah pradal'piriam \
anayah prcLsavyam \ pradak^inaprasavyagäminäth idränäih yfismin paraih padOnOm
asamOve^ so ^yänayaji \ ayänayafh tieyo 'yanayJnah iäraf^. 'Es heisst 'zum ayO-
naya zu ziehen'. Da weiss man nicht: was ist aya, was ist anaya? Der aya
geht nach rechts, der anaya nach links ^). Wenn die Felder der nach rechts
und links gehenden Steine von den feindlichen (Steinen) nicht besetzt werden,
so ist das ayanaya. Der znm ayänaya zu ziehende Stein heisst ayünaylna^ ^).
Wir können somit dieses Spiel bis in die Zeit Pä^inis zurück verfolgen.
Oleichwohl erscheint es mir ausgeschlossen, dass es etwa im Mahäbh&rata gemeint
sei ausser in der angeführten Stelle des vierten Buches und vielleicht in IV, 68, 29 ff.,
wo, wie wir schon oben sahen, wahrscheinlich von einem Spiele mit päsakas die
Bede ist. In späterer Zeit scheint das Trictracspiel — wenn man es so bezeichnen
darf — sehr geblüht und das alte Würfelspiel vielfach in den Hintergrund ge-
drängt zu haben. So ersehen wir zum Beispiel aus der gelegentlichen Äusse-
rung des Apahäravarman im Daäakumäracarita (BSS. S. 48): ^ch lachte ein
wenig, als ein Spieler einen Stein unachtsam zog (pramadad<Utaiäre kvacii kitave)\
dass es dieses Spiel war, das zu DapcUns Zeit als das gewöhnliche Würfelspiel
in den öffentlichen Spielhäusern betrieben wurde. Bezeichnend ist auch, dass
nicht nur im Bälabhärata, sondern auch in der Version der Nalasage im Ea-
th&koäa dieses Spiel an die Stelle des alten Nfissespieles getreten ist, wie die
Äusserung: 'then the cruel Eüvara again slew Nala's pieces' (Tawney's XTber-
setzung, S. 201), zeigt
Das Würfelschach.
Auch mit dem Schach hat man in Indien das Würfelspiel verbunden, so
dass ein Spiel entstand, das in der Methode mit dem eben besprochenen viele
Ähnlichkeiten hatte. Es ist dies die sogenannte Cäturäji, das Vierschach, von
dem wir eine eingehende Darstellung in Raghunanda's Tithitattva besitzen^.
Näher auf dieses Spiel und insbesondere auf sein Verhältnis zum Zweischach
1) Weber, der Ind. Stud. XIII, 472 f. wohl als erster auf den Zasammenhang der Stellen im
Mah&bhS^ya und bei Bhartfhari hinwies, meint, diese Erklärung von aya und anaya sei wohl ein-
fach abzuweisen, und übersetzt ayänoyina durch '(Figur, die) auf Gl&ck und Unglück, d. i. anfis
Geratewohl, ausgesetzt wird', allein es liegt auch nicht der geringste Grund vor, der Erklftrung
Pataf^alis zu misstrauen. Macdonell, a. a. 0., geht noch weiter und behauptet, das Spiel habe
«Glück und Unglück' geheissen ('tlüs game, called ayänaya, '^Inck und unluck"); wie die oben an-
geführten Worte des Textes zeigen, spricht sich aber Patafijali über den Namen des Spieles über-
haupt nicht aus.
2) Aus Eaiyyatas Erl&uterungen sei hier noch speziell die Spielregel angefahrt, die sich
völlig mit unserer heutigen deckt:
saadhäyasya ääratya parair näkramyaU padam \
aadhäyaa tn iätei^ pa/rdk^en^ bädhyate \\
8) Herausgegeben von Weber, Monatsberichte der EgL Preuss. Ak. d. Wiss. sa Berlin 1872,
s. esff.
DAS WÜBFBLSPIEL IM ALTEN INDIEN. 69
einzngehen, ist hier nicht der Ort^); ich möchte hier nur den einen Vers des
Tithitattva hervorheben, der von den Würfen, nach denen die Zage zu erfolgen
haben, handelt (5^; 6»):
pafioakena vaff r(\ja catu^Jcenaiva kufijarah \
trikena iu calaty ahah Pariha naukä dvayena tu ||
Damach rückt, wenn fünf geworfen wird, der Bauer nnd der König, wenn vier,
der Elephant, wenn drei, das Pferd, wenn zwei, das Boot vor. Es scheint
daher, dass man zu dem Spiele einen pasaka^ dessen vier Seiten mit 6, 4, 3, 2
bezeichnet waren, benatzte.
1) Ich TerweiBe auf A. yan der Liode, Geschichte und Litteratur des Schachspiels, Bd. I.
S. 79ff. und Beflage I; Macdonell, a. a. 0., S. 139f.
ISTachträg^.
8. 6. Die in Anm. 5 vorgeschlagene Koigektor maiänükampito wird bestätigt durch DIghanik.
XVI, 1, 81 : devatäniikampüo poso 8adä bhadräni paasaH.
S. 10. Einen weiteren Beleg für jiUamav4aia bietet das K&k&t^fttaka (327), III, 91, 11. Anm. 5
ist nach S. 62 Anm. 1 sm berichtigen.
8. 12. Das adkidevana wird auch Maitr. 8. IV, 4, 6; Mfinavairantas. I, 5, 6, 7 erwähnt Man
vergleiche femer den Ausdruck madhyädhidevana, der Kftth. YIII, 7, Maitr. 8. I, 6, 11 und
nach L. v. 8chroeder in verschiedenen Kasus in der Kapi^thalasaihhita erscheint Auch
Mänavasrautas. I, 5, 6, 9 ist daher nicht madhye ^dhidevane, sondern mit allen Handschriften
madhyädhidevane zu lesen.
8. 19. Der von 8äya^a angeführte Vers wird schon in der Kftsikä zu Pft«. II, 1, 10 zitiert.
8. 20. Die ialäkä wird auch in der Käiikä zu PSn. II, 3, 59 erwähnt Der Ausdruck dkkhadhutta
erscheint im Pali noch öfters, Dighanik. XXIII, 27; Majjhimanik. 129 (Bd. m, 8. 170);
Suttanip. 106; Jftt 546, 45; 46.
8. 24. Zu den Belegen für die Fünfzahl der Würfel beim Rftjasflya füge noch Maitr. 8. lY, 4, 6
hinzu. Zu den hohen Würfelzahlen vergleiche noch Mänavasrautas. I, 5, 5, 7, wonach
beim Agnyädheya 400 Würfel auf das adhideoana geschüttet werden, Maitr. S. I, 6, 11;
Mänavasrautas. I, 5, 5, 12, wonach dem Opferherm dabei 100 Würfel überreicht werden,
und Maitr. 8. lY, 4, 6, wonach beim Rijasüya 400 Würfel weggeschüttet werden.
8. 42. Wurfnaroe ist kali auch in Dhammapada 202:
n' atM rägoMmo aggi n' aUhi dasasamo käU \
Die Übersetzer fassen das Wort hier allerdings meist als Fehler oder 8ünde auf, nur M.
MüUer übersetzt : there is no losing throw like hatred', aus dem richtigen Gefühle heraus,
dass hier ein wirklicher Vergleich gefordert werde. Die angefahrten 8tellen aus dem
Kanon zeigen, dass man gewöhnt war, kaii in diesem Zusammenhange zu gebrauchen. Die
Worte W aUhi doaasamo hcUi sind nichts weiter als eine kurze Zusammenfassung des In-
halts der zweiten der angeführten Gäthäs, in der ebenfalls der Hass gegen Gute mit dem
ÜMiJi-Wurfe verglichen wird (ayam eva wuüumkUaro kali yo sugatesu manath padoaaye).
Für die Richtigkeit dieser Erklärung von kali tritt aber noch weiter die von FausbfU an-
^. _ Tgefeüirte^Parallelstelle, Dhammapada 251, ein:
n' atthi rügaaamo aggi W atOii dosaaamo gäho \
Hier übersetzt Fausb^ll gaho in der ersten Auflage durch captiritas, in der zweiten im
Anschluss an den Kommentar durch vorator, Weber durch Fessel, Müller durch shark, L.
V. 8chroeder durch Krokodil, Neumann durch Fallstrick. Meiner Ansicht nach kann es
aber keinem Zweifel unterliegen, dass gaho, wenn es für kaii eintritt, der 'Wurf, speziell
der kaliggäha ist Die bildliche Verwendung auch dieses Ausdrucks war, wie die ange-
führten 8teUen zeigen, dem Inder ganz geläufig.
StellenTerzeichn is.
(KommenUrrtelleti sind unter d«u TeztsteUen angeflkbrt.)
Bgveda.
Haiträya«
Saibhitä.
I, 41, 9
19, 26, 66 f.
Iv
6, 11
44, 52, 70
1,89, 1
51
4, 6
48, 61, 62f, 70
I, 92, 10
10, 39, 62, 63
IV
14, 11
46
I, 100, 9
I, 102, 4
49
46
Käthaka.
I, 132, 1; 5
47
VIII, 7
70
I, 198, 3; 4
n, 12, 4
26
4, 11
AtharvaTeda
n, 12,5
10, 89, 62
(ed. by
Sh.
P. Pandit).
IV, 20, 3
60
II
8
IV, 61, 2
47
5
68 f.
V, 32, 5
47
1
8, 20, 47 f., Bl
V, 60, 1
45 f., 60
2
8, 44, 47 f.
VII,66, 6
18
8
8, 89, 48, 66
VIII, 19, 10
ÖO
4
8
Vm, 76, 12
45
2
64
Vin, 79, 1
51, 63
V,
20, 11
51
vm, 81, 1
49 f.
V,
31, 6
11
IX, »7, ÖS
46 f.
vi
70, 1
11, 13
IS, 106, a
60
118
8
X,'34.i
14, 18, 56
62, 2
49, 66
x.»4,a
64
62, 3
46
X,S4, 4
26, 64 f.
62, 4
46
X, 34, 6
18
63, 5
20,49
X, 84, 6
48, 67
S2,6
46, 46
X, 34, 8
24 f., 55, 66
52, 7
46
1^84 9
14, 15, 66
62, 8
26, 49, 60
X;84; 12
24, 66
52, 9
49
X, 42, 9
43 ff., 46
1
39, 42 f., 66
K 42 10
46
2
13
X^43 6
14, 46
3
8
X. 102.2
46
6
48
X, 11«, 9
BOf.
7
18
VajaBaneyisaitiliitft.
2
9
26
46
X, 28
X, 29
12, 19, 64
XVI, 26
26
III. 8, 1, 6;
6
12
39
V,
3, 1, 10
18, 16 f.
XXX,' 18
40. 41. 64
V,
4, 4,6
18
19, 24, 88, 89,
TaittiTiyasaiiihitö.
V,
4, 4, 20
41, BS, 64
11, 12
I, 8, 16, 2
16, 19
V,
4, 4. 22
28
11
IV, S, 3,1; 2
38, 39, 41, 64
XIII, 3, 2,
38, 40, 62, 64
TaittirlyabT&hiaaoa.
I, 6, 11, 1 40, B2, 68
I, 7, 10, B 24, 88f., 68, 64
n, 7, 13, 4 4S
m, 4, 1, 6 S9
III, 4, 1, 16 40, 41
Chändogya-TJpaniBad.
IV, 1, 4; 6 38f., 61
IV, 3, 8 40, 61 f.
Lä^&yana SraQtasQtra.
IV, 10, 22 19
Eätyayana ärautasätra.
XV, 7, 13; 15 12
XV, 7, 18 40, 63, 64
XV, 7, 19 40, 64
Äpaetamba Sraatasütra.
11, 12, 13, 18
24, 62
39, 40, 62, 64
12, B2
18, 34, 52
V, 19, 2
V, 19, 4
V, 20, 1
XVni, 18, 16
XVm, 19, 1
XV[II. 19, 2
XVm, 19, 5
BaodhSyana
52
18, 24, 48, 61, 62
äraataaQtra.
MänaTa-^raatas&tra.
I, 6, 6, 7 ; 9 70
1, 6, 6, 12 44, 52, 70
Äpastamba QrliTasätra.
vn, 18, 1 11 f.
Hiraoyakeäin GThjoufltra.
Kaniikasntra.
n, 67, 4; 6
7
Mrccbakatika
vnL 16
IVÜ, 17
XU 10; 12
XLI 18
18, 40
44
16
64
13
16
1 , 71, 6
n, 76, 9; 23
n, 76, 23
n, 76, 24 26 f., 28
37
38
26
60
(ed. b; K. P. P»r*b).
n, 1 36, 61
II, 6» (S. 67 f.) 10
II, 9 36, 41, 61
XLI, 14
13
, 79, 32
m, 34, 4
10
24
11, 12> (3. 68) 41, 61
Äpastamba
DbarmasQtira.
ni, 31, 6
67
Sthavirävalicarita.
n, 26, 12
12, 13
18
63
m, 34, 8
m, 69, 3; 4; 6;
28
37
VIII, 856 16
Yäjflavalkya Dharmafiästra.
11, 69, 6 16, 87
60
Eatli&ko&a
n, 184; 186;
300
43
n, 69, 7 36
60
(tnuMl. ky Tawoey).
11,201
10
48
n,69, 8
, 69, 10
9
7
S. 201 68
S. 302 64
111,61,3
m, 72, 7
lU, 72, 26 67
64
57
Ente« Vroifdorakel dei Bower
XT I, 1
XVI, 2
XVII 6
16
20
43
68
HS. 16, 23r., 80-85
m, 72, 38; 41
18
j; 9, 16, 16, 17, 23,
xvn; 6
11
m, 78. B
V. 1, 25 16, 16, 21
64
66
30-36. 41
18
Mahäbhärata.
V, 7, 1 16
IV, 7, 12
IV, 13, 17
21
39
4
TithiMttn 66 f
U, 48, 19; 20
21
39
Jjotii« 89 r
II, 4», 89
n.66, 8
11,66. 4
14,26
29
29
67
14
IV, 60, 24 16, 17, 86, 40,
IV 68, 29ff.
IV, 68. 46
61 f.
68
22
Nirukta.
in, 5 13 f.
11.09,4
14
V, 30, 28
48
III, 16 66
n, 69, 7
68
V, 36, 44 16
20
V, 22 14, 46
n, 59, 8
27
V. 46, 91
27
IX, 6 14
n, 69, 10; 11
U, 60, 7
8
38
V, 142, 6; 9; 11; 13; 16
VI, 114, 44
40f.
27
P&Qim.
n, 60, 9
27
59
VII, 130, 20; 21 26
27
II, 1, 10 20, 37, 64
II, 61, 2
11, 61, 8
28
69
Vin, 74, 16 10, 14, U
VIII, 87. 81—33
26
27
III, 1, 21 41
m, 3, 70 »6
U. 61, 6
II, 61, 7
U, 61, 10
28
69
28
IX, 16, 8
Haiivadiäa.
14
V, 2, 9 67 f.
Uah&bbäsya.
n, 61, 11
69
n, 1, 10 37
n, 61, 18
I. 61, 14
n, 61, 17
1, 61, 18
28
69
28
II, 61, 37 15, 21
U, 61, 39 61
D, 61, 46; 46
66
66
66
V, 2, 9 67f.
69
U, 61, 64 10, 66
II, 1, 10 20, 38. 70
11,61,20
1, 61. 21
28
69
Bbäratamafijarl.
U S, 59 70
Ul, 1, 21 41
1 61 28
!, 61, 24
U, 61, 27 '
38
69
36
Ul, 461
Bälabliärata.
86
Hemacandra UQädigava-
sütra.
I' t^' ^
69
n, 5, 10-14
m.
664 16
11,61,80
I, 61, 81
38
69
Eathäaaritsfigara.
Ajnarakoäa.
11,66,4
38
LVI,294ff.
36
U, 4, 68 18
Tßö 6
69
LXXIV, 180
64
IL 10, U 30
n, 66, 6
28
CXXI, 104
24
II, 10, 46 16, 67
n. 66, 7
IL 66; 8
59
28
BhartrharL
Jl' ?■ ?
69
V*ir. 89 66 f.
n. 468 18
II, 65, 10
II, 66, 11
28
69
Snblia?itävali.
Maftkhakoia.
n, 66, 12
38
133-139
66
866; 967 16
II, 66, 14
II, 66, 16: 22
11,66,89
26; 29
69
60
69
37
Daäakom&racarita
(«d. b; Bflhlsr).
966 16
AblüdUnaeliitBiiUMä.
II, 66, 46
60
S. 48
6B
486 »
W0RT7EBZKICUNI8.
73
486
1145
16
18
Anekärthasaihgraha.
U, 313; 406 67
II, 466 18
II, 543 16, 18
Dlghanikäya.
XVI, 1, 31 70
XXIII, 27 42, 62, 70
Majjhimanikäya.
60 (I, 403; 404; 406—410) 42
129 (III, 170) 42, 64, 70
129 (HI, 178) 42
Samyattanikäya.
VI, 1, 9, 7 42, 44, 64
Angattaranikäya.
IV, 3, 3 42, 44, 64
X, 89, 3 42, 44, 64
Dhammapada.
68, 70
70
42, 62
202
251
252
106
658
659
462
Sattanipäta.
Theragäthä.
Jätaka.
I, 289 f. (62)
70
42, 44
42, 64
42
5, 9
I, 290 (62) 11, 16, 22
I. 293 (62) 10, 16, 22
I, 379 f. (91) 10, 20, 62
II, 214 (228) 5
nr, 91 (327) 70
V, 137; 149 (522) 4
V, 155 (523) 11
V, 267 (580) 6
V, 435 (536) 5
VI, 274 (545) 70
VI, 280-282 (545) 4—11, 16,
17, 22, 28f., 35f., 88, 41,
44, 48, 68
Milindapaiiha.
205 f.
R^abhapaiicääika.
82
66
^W^ortverzeiclmis.
Sanskrit.
ak9a 18, 20 ff., 24
äkfodhürta 20
ahfapari 37
akßaräja 38, 40, 41, 54, 56
(ikfäüapcma 15 f.
adhidevana 11—13, 70
ahhtdevcma 14
abhibhü 38, 39, 41, 54, 56
aya 38, 89, 50 f.
Off änaya 67 f.
offäpada 65—67
Ädevana 13.
äya 30, 39 f.
äskamda 88—40, 54
äsicura 14
ä9]^ra 14
cU^ttfa 14
a^ßhiwrdkasQMina 14
irt^a 14
%äbkid 51, 63
ekapara 64
ekapcuri 37, 64
htfa 41
jumarda {kapardaka) 19
Icarna (kamkä) 80, 31, 33, 34
hartari 81, 32, 34
koH 18, 38, 40—48, 52—54, 56, 60
jbätia (kotki) 80-83, 35
kärai^ (kärcm) (?) 38, 84
kdkwiddhi 80, 81
küfa 80—34
kr 43
kjia 38—41, 43—56, 60
krtnu 11, 63
krakaca{?) 34
khari 30—82, 34
gama 67
garta 13 f.
gräbha 50
glah 26
glaha 26—28, 48 f.
eais4ayä9t^ 30, 84
cara 67
ci + vi 44—47
CMicnit 31, 34
ciiSicu^ 30—32, 34
ii48^
tripcmeääa 24 f.
tripadi 82, 85
Uretä 88-41, 52, 63 f.
div + prati 60
dundiubha (dundubhi) 30
dwrodara 26, 27
devana 14, 45
(lyOtofiuHi^A 10
doäpara 38—41, 52, 64
dmpari 64
dhana 28
cüWiftomati^a 10
nardita 41
navikki 80, 83
paffdka 15
—63
-34
▲bkudluffM d. K. Gm. d. WIm. n QMtiBftB- PUL-kisi. Kl. N. F. Bud 9,%.
paftcUfondha dO, 32
paUn(?) 82, 84
pä^ici (panci) 30-82, 84
pätrika 32, 85
pävara 41
päsaka (päia) 16 f.
prcchakä 38, 34
praina (?) 32, 34
präsäka 16
prwä {pre9ya) 30, 82—34
phala 15, 21
phdldka 11
hahula(vahulayhahulä) 30, 82-85
bradhna 20
5Aa(7rä (b^odra) 80—33, 85
bhid + ud A8
ma$!4äla 10
madhyadhidevana 70
ifiant^m (?) 31, 35
mäJ (moZmi) 30, 33-35
mi + ni 59
lakfa 4
vämd 84, 85
va8a(7) 31, 84
«V 10 f.
vijaya 81, 35
t^ 30, 82, 33
vibMddka (vibhUaka) 17 f.
vi9akartan 81, 32
Vfi + HM 65
vrti 28
10
74
WORTVERZEICHNIS.
vna 30-34, 36 f., 60
Vfiabha 34
iakafi (Sakata) (?) 33, 34
dak^ (äaM) 30—34
ialäkadhürta 20
ääläkä 20, 70
äaläkäpari 37
ääpafa (ääpaiä) 30, 33—35
ie^otia 48
^o6^na 31, 34
8aikkhyä 58
MMfilsftyAna 57
8qjä 30, 32, 34
saphaläi?) 33, 34
«o&^M^fAätiu 13
samutkfepa 26, 28
%an + tid 12
haii 41
Pali.
aibik^ 20
ahkhadhuUa 20, 70
ovdJkaroCi 4
äya 5, 29 f.
uggata 4
Aa^a 7, 41 f., 63
kali 7, 41 f.. 62 f., 70
käka 6, 35
A:«{tma9^a/a 10
gaha 70
jtUamafufala 10, 70
ti^tAträ 6, 35
ntvdtoA;a 5 f.
netni 6, 35
j)ä«aÄMi (j>ä«a) 16
bahuia 5, 6, 35
bhadrä (bhadraka) 5, 6, 35
motK^oibä 6, 35
ffiA/t (mälO^ä) 5, 6, 35
ravi 6, 35
Idkkha 4
«tcinötf 44
saikghatta 6, 35
«onti («a<(t?) 5, 6, 35
sävafa 5, 6, 35
Prakrit.
gcuidaht 36, 61
jüdialamMs^QÜ 10
sotti 36, 61
Inhaltsverzeichnis.
Sdte
Die Bedeutung des Würfelspiels 3
Das Vidhurapanditajätaka 4
Das Jätaka und das MahSbhSrata 7
Die Apsaras und das Würfelspiel 8
Die Frauen und das Würfelspiel 8
Der Spielkreis 10
Das Würfelbrett 11
Das Adhidevana 11
Andere Namen des Adhidevana 18
Der Pattaka 15
Das AksSvapana 16
Die Pasakas 16
Die Vibhitakafrüchte 17
Die Kaurimuscheln 19
Die SalSk&s und Bradhnas 20
Ak^ 20
Die Zahl der Würfel 22
Glaha 26
Die Technik des Päsaka-Spieles 28
Die Äyas und ihre Namen 29
Die Ayas und ihre Namen 88
Die Ayas in den Liedern des Rgveda und des Atharvaveda 42
Das rituelle Würfelspiel 51
Das vedische Würfelspiel 65
Das epische Würfelspiel und die Zählkunst 57
Das Würfelspiel in der Chftndogya-Upani^ad und im Mrcchakatika 61
Das Würfelspiel in der Pali Literatur 62
Die Etymologie der Aya-Namen 68
Das mit dem Brettspiel kombinierte Würfelspiel 66
Das Würfelschach 68
Nachträge ; 70
Stellenverzeichnis . 71
Wortverzeichnis 78
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖ1TIN6EN
PHILOLOGISCH - HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND IX. Xro. 3.
Materialien zur älteren Geschichte
Aimeniens und Mesopotamiens.
Von
C. F. Lehmann-Haupt.
Mit einem Beitrage
Arabische Inschriften aus Armenien und Diyarbekr
von
Max van Berchem.
Mit U2 in den Text gedruckten Abbildungen und 14 Tafeln.
Berlin,
Weidmannsehe Buchhandlung.
1907.
Materialien zur älteren Geschichte
Armeniens und Mesopotamiens
von
C. F. Lehmann-Haupt,
Vorgelegt von Herrn Andreas in der Sitzung vom '60. Juni 1906.
Vorbemerkung,
Die wissenschaftlichen Ergehnisse der in den Jahren 1898/99 nach Armenien,
auch mit Unterstützung der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften, ent-
sandten Expedition harren noch der Veröffentlichung.
Weder die vorläufigen Berichte, die während der Reise abgefaßt wurden,
noch die zusammenfassenden Rückblicke auf deren Ergebnisse oder gar die
Erörterungen über Inschriften, deren Texte nicht oder nur im transskribierten
Auszuge vorlagen, konnten genügen, um das Gewonnene wissenschaftlich zu
beurteilen und zu verwerten.
Die Expedition bereiste Armenien und Nordmesopotamien in erster Linie,
um die Geschichte des vorarmenischen Reiches der Chalder oder Urartäer epi-
graphisch und archäologisch aufzuhellen.
Zu dem Hauptergebnis, der epigraphischen Sicherung des gesammten durch
die Funde der Expedition verdoppelten Materials an chaldischen Keilinschriften,
gesellen sich, abgesehen von vereinzelten und mehr zufälligen Funden und Er-
mittelungen auf anderen Gebieten, namentlich drei größere Gruppen von Mate-
rialien für die Geschichte und Kultur der durchforschten Gebiete:
1*
4 C. F. LKHMANM-HAUPT,
1. Die Stein-, Fels- und Baaziegelinschriften in babylonisch-assyrischer
Sprache nebst den Skulpturen der babylonisch-assyrischen Periode.
2. Materialien zur Kunde der chaldischen Kultur und der Herkunft der
Chalder, vornehmlich aus den Ausgrabungsfunden von Toprakkaläh bei Van.
3. Arabische Inschriften (bearbeitet von Dr. Max v. Berchem).
Durch ihre Veröffentlichung beginne ich jenem , von mir als einem der
beiden Expeditionsmitglieder längst und lebhaft empfundenen Mangel abzu-
helfen.
Ein * vor der Nummer kennzeichnet Neufunde der Expedition, ein f ander-
weitig Unpubliciertes.
Berlin.
C. F. Lehmann-Haupt.
MATERIALIEN ZUK ÄLTEREN GESCHICUTE ARMENIENS UND MKSOPOTABUENS.
Erster Abschnitt.
Stein-, Fels- und Bauziegelinschriflen in assyrischer Sprache.
Skulpturen aus babylonisch-assyrischer
I. Altbabylonisches und Verwandtes.
*1. Weihinschrift Dungi's I auf einem längsdurchbohrten, von der
Mitte nach den Enden konisch zulaufenden Karneol, von schöner hellroter Farbe
(Länge 7 cm, Dicke in der Mitte '/4, an den Enden V2 cm). Im Besitz eines
Händlers in Arbela (Ervil) gesehen und eilig in dunklem Räume copiert 2. IV. 1899
(Fig. 1). Linien, die in meiner Copie fehlen, aber bei dem guten Erhaltungs-
zustand des Stückes vorhanden und bei besserem Lichte erkennbar gewesen
sein müssen, sind punktiert wiedergegeben^).
#^ffi
^nt^
'^«mm
^*?^
iNt^RP^Ol
-<*D
Figur 1.
Schrift: Übergangstypus von Strichfiguren zu Keilgruppen, meist schon
deutliche kleine Keilköpfe.
1) Das erste Zeichen im letzten Schriftfach lautet in meiner Copie gi statt des unerläßlichen
und oben eingesetzten mu. Eher mein Versehen als das des altbabylonischen Graveurs.
BK-HAUPT,
Samerisch umschrieben:
Col, I Col. II
(Diiu/ir) Nin-lil lugal ki-en-
.BUR
{di«gir)Dun-gi "' ^"^'BUR ^
!^ <'^')»?7r ^<*>
nila(g) hg-ga nam-ti-ia-ni-lM
5 lugal Uru-wm{ki)-ma mu-no-m
Deutsch :
Der Göttin Nin-til, seiner Herrin, bat Dungi, der m&chtige Kttnig, der ESnig von Ur, „KOiiig
fon Sumer «nd Akkad" (dies) „für Bein Leben" geweiht.
Vor dem keinerlei Grottesnamen enthaltenden Namen Dongi steht das Gottes-
determinativ — die altbabyloniache Apotheose des lebenden Herrschers, auf die
ich vor Jahren hinwies ') and die neaerdings von verschiedenen Seiten behandelt ")
nnd zndem raonomental erwiesen ist; Naräm-Sin wird auf seiner za Susa ge-
fandenen Siegesstele mit der gehörnten Kopfbedecknng, dem unterscheidenden
Merkmal der Gottheit*), dargestellt.
Die Titulatur führt mit Sicherkeit anf Bnngi I*), da die Mitglieder der
Dynastie, der Bungi II angehört, den Titel üar kibrat arba'i führen.
* 3. Fragment einer Inschrift (Fig. 2) anf schwarzgrünem Stein (Dolerit),
einem Priester der Nebi-Yunus-Moschee abgekauft 7. V. 1899. Provenienz:
-Nebi-Ynnus".
— Figur 2 (',',).
1) beitrüge zur Assyriologlen (1893)007 f., ferner Zeitschr. f. Assyriologie [ZA.] X m95S.26ä;7(>.
Vgl. Ueitriige y.ur alten Üescliiclite [„Kilo"] (1901) I S. 281 Arno. 4 und Ul (1903) S. 137 f. Anm. 4.
2) liadau, Kurly History of Babylonia ä07fr., Zimmern KaT^ 379 Anm. 2 und besonders
Urofkelmann ZA. XV (1902) 8. 394 f.
3) Siehe „Babyloiiicns Kulturmission einst und jetzt" S. 10, 20, 77.
4) Uegen die Versuche, einerseits nur einen, andererseits st&tt zweier drei Uerrschor Namens
Dungi anzuerkennen, s. Jahrcsbcr. d. Oescbichtswiss. 24 S. 24 u. 26.
MATERIAUKN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS.
7
Col. I
Col. II
Col. III
[k{]b-r(i-
[a Pytum
[DA. LU]M
[8ar]ru
ar-ba-um
%8-tt-
m-t[«] *)
a-
t{i}
Col. II [sa ktjb-ra'laytum ar-ha-um
Col. I [sarru] dannu {= DA. LUM) [sarjru
i8'H'ni-i{f\ ....
Der mächtige König, König , der die vier Weltgegenden insgesamt (wörtlich : auf
einmal) „[eroberte, niederwarf, beherrscht]".
Dem Schriftcharakter und der Titulatur nach stellt sich diese fragmen-
tarische Inschrift in semitischer Sprache^) zu der in Niniveh gefundenen In-
schrift Dungi's II aus der dritten Dynastie von Ur.
Die Wendung, mit der in unserem Fragment der „vier Weltgegenden" ge-
dacht wird, legt den Gedanken nahe, daß wir es mit G-unguun(m), dem Be-
gründer der Dynastie^), zu tun haben, der den Titel „König der vier Welt-
gegenden" mit neuem Inhalt versehen, seinem Nachfolger hinterlassen hätte.
Auch von Sargon I von Agade berichten uns die Omina, daß „seine Hand
die vier Weltgegenden" eroberte, sein Sohn Naräm-Sin aber ist der älteste uns
bekannte Träger des Titels „König der vier Weltgegenden ^.
Natürlich kann die Inschrift auch einem der mächtigen Nachfolger Grun-
gunu's, so Dungi II, zugeschrieben werden, aber mit geringer Wahrscheinlichkeit.
Man hat früher wohl angenommen, die Inschrift Dungi's II sei nach Niniveh
aus Nordbabylonien nur verschleppt worden. Dieser Voraussetzung, gegen die
schon früher gegründete Einwendungen erhoben worden waren, wird durch das
Hinzutreten dieser weiteren ninivitischen Inschrift der dritten Dynastie von Ur
der Boden entzogen. Der Urheber der Inschrift wird, wie etwas später
Hammurabi*), auch das Priesterfürstentum A§§ur mit Niniveh seinem Reiche
1) Erhalten sind auf dem Original deutlich, in Figur 2 nur schwach, ein kurzer wagerechter
und die Köpfe eines links abwärts geneigten und eines senkrechten Keils, neben welchem rechts
oberhalb des unteren Bruchrandes ein Stückchen unbearbeitete glatte Oberfläche bemerklich ist.
All das paßt aufs Beste zu is in seiner, drei Zeichen vorher wohl erhaltenen Form.
2) Während ich in meinem Bericht in den Berliner Sitzungsberichten 1900, S. 626—628 nur
diejenigen assyrischen Inschriften berücksichtigte, die irgendwelche Beziehungen zu Armenien und
den Zügen assyrischer Herrscher nach Norden zeigten, sind im folgenden alle diejenigen, uns wäh-
rend der Expedition bekannt gewordenen Stein-, Fels- und Ziegelinschriften in babyl.-assyrischer
Sprache aufgenommen, aus denen der Textgestalt oder dem Inhalt nach Neues zu gewinnen ist.
Daher sind auch die in assyrischer Sprache abgefaßten Inschriften vorarmenischer Herrscher einbe-
zogen und die assyrischen Fassungen der beiden assyrisch-chaldischen Bilinguen kurz berücksichtigt.
3) S. meine „Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie und ihre Lösung", be-
sonders Tabelle I.
4) King, Letters and Inscriptions of Hammurabi vol. HI No. 1.
n C. P. LEHUANN-HADPT,
Zugerechnet haben. Wie die neae, so wird auch die früher bekannte Inschrift '}
aus Nebi-Yunns stammen.
f 3. (Siegel-)Cjlinder, gefanden 1888 bei der Anlage eines Brannens
für die von der amerikanischen Fresbyterianer-Mission erbante Kirche des Dorfes
Grök-täpä, ca. 7 — 8 km südlich von Urmia. Ich verdanke die Kenntnis des
Fandes den Missionaren und die Erlaubnis zor Publikation des, abgesehen von
einer kurzen Notiz, anveröffentlichten Stückes Herrn Direktor Cesnola vom
Metropolitan Maseum in New York. Für Beides spreche ich hier meinen
wärmsten Dank ans.
Fig. 3 a stellt den Cylinder dar, Fig. 3 b eine nicht ganz vollständige Ah-
rollung, Fig. 3 c diejenige Gruppe, die Fig. 3 b nur geteilt und anvollständig
wiedergiebt.
Der Hügel Gök-Täpä ist im wesentlichen eine künstliche Erhebung, ein
im Lanfe der Jahrtausende entstandener (jräberberg. Den Kern und den Haupt-
bestandteil bilden Steinkisten-Gräber verschiedener Perioden, die mit Erde über-
deckt wurden. Selbst am Rande des Hügels lagen in dessen tieferen Schiebten
zahlreiche solche Steinkisten-Gräber zu Tage*).
Das beutige Nestorianer-Dorf Gök-Täpä kriecht den Hügel hinanf, dem in
verschiedener Höhe Terrassen abgewonnen sind. Auf seinem untersten Teile
ist großenteils aus mächtigen den Gräbern
entnommenen Quadern and Steinplatten die
von der presbyteriani sehen Mission erbaute
Kirche aufgeführt, wie auch die sie umgebende
Mauer, die z. T. in die Ebene hineinreicht.
Beim Bau der Kirche wurde ein Brunnen ge-
graben. Hierbei stieß man in einer Tiefe von
„ca. 30 Fuß" unter der jetzigen Oberfläche des
Hügels auf ein Grabgewölbe , in dem sich
der Siegel-Cylinder fand ').
Die Darstellang zeigt, sowohl dem Gegen-
stand nach wie in Stil und Formengebung,
nahe Berührung mit altbabylonischen
Motiven.
Die Hauptscene bildet die wohlbekannte
Darstellung des Sonnenaufgangs. Zwei gött-
liche Gestalten — an der gehörnten Kopf-
Fiffur 3 a. bedeckung oder Haartracht kenntlich —
1) Scliradcr, dem sie von dem verstorbenen Profcasor Dr. Hausknecht zur Veröffentlichung
übergeben wurde, meldet (ZDMO 29,37), daß sie narb dessen Mitteilungen „in Niniveh" gefanden
sei. Nähere Ansahen fehlen.
2) Kines derselben wurde von mir ausgegraben. Den Itefund 8. Verhand). Berl. knthrop.
Üea. [VBAO.] 1W8 S. 525 f.
ü) Die Fundumsti'mde stehen naeh den Mitteilungen der Missionare Tollkommen kuBer Zweifel.
HATERULIEN ZUR ÄLTEREN aESCHICIlTIJ ARUBKIEtlS UND UESOPOTAHIENS.
Fipur ^h.
schlagen die Türen des Ostens zurück, hinter
denen der Sonnengott hervortritt'), (iewölin-
licli ist der Gott en face zwischen zwei Berg-
gipfeln dargestellt, die als niedrige Kegel zu
seinen beiden Seiten erscheinen. Doch kommen
auch Cylinder vor, auf denen er seitwärts ge-
wandt steht ^).
Auf einem dieser letzteren ') wendet .*ieh
der Gott einem Betenden zu, der ihm von einer
fiir.sp rechen den Gottheit (nicht einem Priester,
siehe die Hörner!) zugeführt wird. Der rechte
Türflügel und Türöffner, die den Gutt von dem
Betenden trennen würden, sind weggela.ssen,
nur links*) ist beides vorhanden.
Um eine Anbetung der aufgehenden
Sonne nun handelt es sich auch auf dem Cy-
linder von Gök-täpä. _.
»^ Figur 3 c.
1) Mir Bind für diese Sccne die folgenden Belege, sümtlicli auf altbaky Ionischen Siegel-
rylindern, bekannt: Lajard, t'ulte de Mithrc |il, XVIII No. 3 und 4. pI. XXYIII No, 10 und 15;
Catalog der Sammlung Lc Clerq No. 85 und Maspero, Iliatoirc ancienne des jieupleB de l'orient
classiquc I p. G5C (Cylinder des Louvre) sowio ferner, meines WiBseiis bisher unverötTcntlicht,
/.wei ('yliuder der Iterlincr vo rdc ras i aliseben Sammlung V. A. 248 (scliwarzfcri'iiier Stein [DioritV]
aus Südbabylonien) und V, A. 657 gleichen Matcriaics (Sammlung Peterraann).
2) Le rierq Ko. 65, l.a.jard XXVIII No. 15.
3) Lajard XXVIII No. 15.
4) Vom Beschauer: so im folgenden ateta, sofern nicht das Gegenteil betont oder ersicbtlich.
D d. K. 0<H. i. Wim. in OMtiDgin. Pbll.-biM. Kl. H. r. Eni t^. 2
10 C. F. LEHMANN-HAUPT,
Die Stellung des Gottes ist dieselbe, aber Türflügel and Täröifner sind
beiderseits vorhanden. Den Anbetenden and den hinter ihm stehenden gött-
lichen Fürsprecher im charakteristischen babylonischen Stafengewande (aas dem
Stoffe xawdxris^)) zeigt Fig. 3 c.
Der Gott hält in der erhobenen Linken ein kurzes Schwert oder Messer,
in der Rechten eine Keule. Die Keule kann ich auf den mir bekannten altbaby-
lonischen Cylindern nur einmal mit Sicherheit belegen, aber gerade in der der
unseren nächstverwandten Darstellung Lajard XXVIII No. 10. Dort hält sie
der Gott nach unten gesenkt.
Der schneidenden Waffe unseres Cylinders entspricht auf den altbaby-
lonischen Darstellungen ein Gegenstand ähnlicher Größe, der aber meist ge-
zahnt, einer Säge ähnlich, gebildet erscheint*). Die vielgestaltige Darstellung
ist, was in der Abrollung nicht hervortritt, durchaus symmetrisch und vor-
trefflich componiert. In der Mitte der Sonnengott und die Türöffner, rechts
der Anbetende und der Fürsprecher, links ihnen entsprechend zwei andere Ge-
stalten, von denen die zweite' durch ihre Stellung und Gebärde in dem Rund-
bilde den Übergang zu der Grappe der Betenden vermittelt.
Die erste dieser beiden Figaren zur Linken der Hauptscene aber ist un-
verkennbar die aus dem GilgamiS-Epos und aus zahllosen Darstellungen wohl-
vertraute Gestalt des Ea-bani, kenntlich an den Stierfüßen, der übermäßigen
Betonung des Penis und dem langen in einem Haarbüschel endigenden Schwänze.
Letzterer erscheint hier zweifach geteilt"). Mit beiden Händen hält er einen
auf den Boden aufgestemmten die ganze Höhe des Bildfeldes durchmessenden
in eine Rundung (?) endigenden Stab, wohl eine riesige Keule.
Zu Eabani aber gehört unweigerlich GilgamiS.
Folglich ist es nicht der Sonnengott schlechthin, um dessen Anbetung es
sich handelt, sondern Gilgami?;. Daß GilgamiS in seinem göttlichen Teile
(„zwei Drittel von ihm sind Gott, ein Drittel ist Mensch"*)) solaren Charakter
trage, hat man längst vermutet (zuerst bekanntlich Rawlinson), und neuerdings
hat Kugler ^) den Nachweis angetreten, daß den Taten und Fahrten des GilgamiS
der Jahresweg der Sonne am gestirnten Himmel zu Grunde liege. Aber ein
1) Heuzey, vgl. Klio IV S. 332.
2) Auch bei Lajard pl. XYIII No. 4 kommt die außer allem Verhältnis stehende Yerlängerang
des erhobenen rechten Armes in Wahrheit gewiß auf Rechnung einer solchen aufrecht in der Hand
getragenen Waflfe.
3) Die Photographieen nach dem Original-Cylinder lassen im Gegensatz zu derjenigen nach
der Abrollung keinen Zweifel darüber zu, daß der Stab mit dem hockenden Tier in der Mitte der
ßildhöhe glatt abschneidet. Das zweite, in der Ansicht linke Schwanzende, kann also nicht etwa
als Verlängerung jenes Stabes nach unten aufgefaßt werden, sondern könnte höchstens auf einem
Mißverständnis der Vorlage (S. 11) beruhen.
4) Gilgamis-p:pos Tafel I Col. II 1, Tafel IX Col. II 16. Jensen, Keilinschriften Bibl. VI 1
S. 118, 204.
5) Die Sternenfahrt des Gilgamii. Kosmologische Würdigung des babylonischen Nationalepos.
Stimmen aus Maria-Laach, 1904 Heft 4, dazu Klio, IV S. 258 Anm. 1.
10
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARBfENIENS UND MESOPOTAMIENS. 11
direkter Beweis, daß GilgamiS geradezu mit dem Sonnengott identificiert
wurde, fehlte m. W. bis jetzt.
Die aus beiden Schultern hervorschießenden dreifachen Strahlenbündel, die
den Sama§ auf der Stele mit den Gesetzen Hammurabi's, der Tafel von Sippar
und auf mehreren der angezogenen Siegelcylinder kennzeichen, fehlen auf un-
serem Cylinder, möglicherweise eben deshalb, weil nicht SamaS selbst, sondern
GilgamiS dargestellt ist. In der hinter Eabani stehenden, aber von ihm ab-,
dem Betenden zugewandten und gleich allen übrigen gehörnten, also göttlichen
Gestalt vermute ich den Steuermann des GilgamiS, Üt-napi§tim.
Von Eabani trennt ihn ein in halber Bildhöhe glatt abschneidender Stab
(siehe Anm. 3 auf Seite 10), der gleich einem Wappen oder Feldzeichen das Bild
eines hockenden Tieres (eher Löwe als Affe) trägt.
Gegenüber den mehrerwähnten altbabylonischen höchst primitiven Cylindem
zeigt unser Stück eine sehr vorgeschrittene Kunstübung, die sich in den einzelnen
Gestalten und ihrer natürlichen und ungezwungenen Haitang wie nicht minder
in der oberen und unteren Umrahmung der ganzen Darstellung kundgiebt. Für
deren Anlage und vollendete Durchführung kenne ich kein Analogon, während
die Herkunft des Motivs aus den mit senkrechten Querleisten versehenen Schemeln
oder Tritten, auf denen der Thron oder die Füße der sitzenden babylonischen
Gottheiten ruhen oder auf die sie stehend den einen Fuß aufsetzten, nicht zu
verkennen ist. GilgamiS nimmt gerade auf unserem Cylinder diese charak-
teristische stehende Stellung mit Erhöhung des einen Fußes ein: der Schemel,
den er dafür benutzt, ist genau wie die Umrahmung gebildet.
Bei dem Cylinder von Gök-täpä handelt es sich nun aber nicht etwa um
ein einheimisches altbabylonisches Kunstwerk, sondern um die Reproduktion
eines solchen, so zu sagen um eine Nachprägung. Darauf weisen schon die
Dimensionen des Cy linders, der über 11 cm hoch ist und einen entsprechenden
Durchmesser hat. Eine solche Riesenwalze eignet sich schwerlich zum Siegeln:
Verkennung des Zweckes oder absichtliche Modifikation? Ferner muten die
kurzen gedrungenen Gestalten entschieden fremdartig an : in der altbabylonischen
Glyptik erscheinen die menschlichen Figuren ungleich schlanker. Auch die
Tracht der nicht mit dem Kaunakes-Gewande bekleideten Gestalten zeigt
charakteristische Abweichungen von den altbabylonischen Vorbildern : sie nähert
sich mehr der assyrischen, gewiß nicht auf die verhältnismäßig späte Zeit
des assyrischen Königtums noch auch auf dessen ursprüngliches enges Gebiet
beschränkten Tracht.
Das Gewand ist wie bei jenem mit Franzen gesäumt, ohne die Beine so
weit hinunter zu bedecken wie auf den assyrischen Darstellungen.
Aus dem Felsrelief des uralten Lulubäer-Fiirsten Anubanini bei Zohab und
besser noch aus der in Susa gefundenen Stele, die Naräm-Sin's (um 2760 v. Chr.)
Sieg über die Lulubäer feiert, wissen wir, daß in Krieg und Frieden der Einfluß
des Zweistromlandes sich bereits zu Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr.
auch nach Nordosten in die gebirgigen Gaue jenseits des Tigris erstreckte.
11
12 C. F. I.EHMANN-HAÜPT,
Das Land der Lnla (-bi oder -mi ist bekanntlich einfaeimisclie PlaralfiDdang)
reicht in ^späterer Zeit bis in den Norden des heutigen persischen Kurdistan,
dem Gök-täpä nahe genug benachbart ist.
Nördliche Nachbarn und Konkarrenten der Lulubäer werden die ßatiäer
in dieser ältesten (&. die uralte Inschrift eines Königs von Gntinm ZA IV 406)
wie in späterer Zeit gewesen sein, in deren Q«biet das heutige südliche Azer-
baidjän bis zu den persisch-türkischen Grenzgebieten einbegriffen war.
Einen vor oder um 2000 v. Chr.') lebenden Fürsten der Gatiäer oder der
Lulubäer*) wird man sich in erster Linie als Besitzer jenes prächtigen Cylin-
ders ') vorzustellen haben, den man ihm in sein Grabgewölbe in der untersten
Schicht der Nekropole von Gök-täpa mitgegeben hat.
n. Altassyrischesi
a) Taknltt-NlDlb I.
•4 und *5. Backsteine Tukulti-Ninibs *) I beide in Mosnl erworben. — Von
dem einen, dessen Besitz wir der Güte der französischen Dominikaner in Mosul
verdanken, wnrde Provenienz aus Kala'at-Shirgät (A-i-sur) vermutet. Beide sind
von nahezu quadratischer Gestalt (No. 4 mißt 32x31'/* cm, No. 6: 327iX32V*)
von ungewöhnlich geringer Dicke (No. 4 : 5,6 cm, No. 5 : 6 cm) und von heller,
ins Grünliche spielender Färbung.
t'igat 4.
1) Da es sich um eine nNacbpräguDg" handelt und da ohnehin an der Peripherie ein Knnatstil
noch gelt43n kann, der im Centmm bereits Oberholt ist, bo wird man auch einen am em Weniges
niedrigeren Ansatz noch in Krw&gnng ziehen IcOnnen.
2) An die Uanäor (VBaG ISSB 8. 526) die erat im 9. Jahrhundert v. Chr. (Belck, VBAG
1B94 S. 479 ff.) in ihre Sitzp. Büdlich des Unnia-See eingewandert sind, konnte nnr gedacht werden,
so lange keine genauen Abbildungen des Cj'Iindera vorlagen.
3} Zu Zweifeln an der Echtheit des Stückes, die ohnehin durch die gut bezeugten Fund-
unst&nde (S. 8 Anin. 8) ausgeschlossen werden, geben also diese Abweichangen Tom bekannten
altbabylonischen Typus keinerlei AnlaB. Zudem fehlt es ja für die Details wie fftr die ganze
Composition an jeglichem Aoalogon, das einem Fälscher als Vorlage hätte dienen können.
4) Hro^ny's Vorgchlag (Mitteil. d. Vorderaa. Des. 1903 No. 5 8. 81 [389] «.), den Gottesnamen
Nitt-rag zu lesen, hat vieles für sich. Die einstweilige Beibehaltung der itblicben Verlegenbeits-
lesung ist nicht als Ausdruck des Widerspruches aufzufassen.
Mk.TBRt*UKN ZUR A[,TKRBN GESCHICHTE ARMENIENS CND MBSOPOTAWKKS. 13
No. 4 ist von der Vorderasiatiaclien Abteilang der Königlicilen Museen zn
Berlin erworben worden und führt die Inventarnummer V. A. 3213, No. 6 be-
findet sich noch im Besitze der Expeditiun. Die Inschrift von No. 4, 24 cm
lang, 6cm hoch, giebt Fig. 4 nach einem Abklat?ch wieder; No. 6 ist in Fig. 5a
im Original nachgebildet, während Fig. 5b die Inschrift (25'/« cm lang, 6'/icm
hoch) nach dem Abklatsch noch etwas deutlicher erkennen läßt.
No. 4.
1 E-kal -«Tukunii-ti)-
2 {ila)A'in-ib aar kiMaÜ
S al>li (itu)Sul-ma-nu-aiarida Aar kiiiati-ma,
13
14 C. F. LEHMANN-HAUPT,
No. 6.
1 E-kal n^TukuUi('tt)-(ilu)Nin'ib
2 sar hisSati abli (iIu)Sul'manU'amridu
3 Sar kiSiati-ma.
^Palast Tukulti-Ninibs, des Königs der Welt, Sohnes des Salmanassar, Königs der Welt**.
Der den wagerechten darchschneidende Schrägkeil des Zeichens nu hat eine
völlig senkrechte Richtung, so daß er mit dem folgenden Zeichen was] bar =
cufaridu fehlerhafterweise identisch erscheint.
Vor unserer Expedition war nur eine Backsteinlegende bekannt, die von
George Smith erwähnt und übersetzt, im Original aber unpubliciert geblieben ist.
Ganz neuerdings sind bei den Grabungen der deutschen Orient-Gesellschaft
auf der Stätte von Assur (Kala*at-Shirgftt) außer anderen Dokumenten des
Herrschers Ziegel mit vierzeiliger Inschrift gefunden worden, deren erste beide
Zeilen den dreien unserer Inschriften entsprechen, dann aber weiterer Bauten
des Herrschers gedenken.
Damit steht fest, was ohnehin anzunehmen war, daß Tukulti-Ninib I in der
Stadt Assur einen Palast gehabt hat, aus dem auch unsere Ziegel (s. o.) stammen
können.
Aber noch eine andere Lokalität kommt als Fandort in Betracht:
Jarymdjä, auf dem linken Tigrisufer eine Stunde flußabwärts von Niniveh,
auf einem Hügel belegen, der einst, wie das zerklüftete Ufer und andere An-
zeichen deutlich erkennen lassen, vom Tigris unmittelbar bespült und in einer
großen Schleife fast ganz umschlossen war.
Hier zeigte uns ein Dorfbewohner einen Ziegel, der eine mit No. 4 identische
Inschrift trug, die ich copierte, und der in den Maßen wie in der Färbung den
beiden hier besprochenen im wesentlichen glich. Dieser Ziegel sollte in Jarymdjä
gefunden sein.
Salmanassar I*) sowohl wie Tukulti-Ninib I*) haben in Niniveh, namentlich
am Istar - Tempel ') , gebaut und der erstere hat dort einen eigenen Palast
besessen.
Tukulti-Ninib I wurde in seiner Stadt Kar- Tukulti-Ninib von seinen auf-
ständischen Untertanen ermordet. Die Steintafel mit den neu gefundenen
Annalen Tukulti-Ninib's I war nach deren eigener Angabe der Mauer dieser
Stadt, — als Grundsteinurkunde, wie wir sagen wurden, — eingefügt worden.
1) George Smith, Assyrian Discoveries 1875, p. 246 nennt einen Ziegel and Fragmente einer
VotivBchale vom Ifitar-Tempel, alle in Koyun^k gefunden. Ueber diese and andere VotiTSchalen
Salmanassars I 8. jetzt King, Records of the reign of Tukalti-Ninib I (1904) p. 126 ff.
2) Yierzeilige Inschrift aus Koyun^k übersetzt von G. Smith a. 0. p. 249 f., eine andere
vierzeilige Ziegel-Inschrift umschrieben von King a. 0. p. 60 f.
3) Auf Grund seiner Funde gab G. Smith a. 0. p. 248 die folgende Skizze der ältesten
Geschichte des Istar-Tempels in Niniveh : Gründung in sehr alter Zeit (wie wir jetzt wissen, vor
I^ammurabi), erweisliche erste Restauration durch einen der Priesterfürsten des Namens Samsi-
Adad; erneute Wiederherstellung unter A§8ur-uballit (15. Jahrh. v. Chr.) and alsdann wiederom
durch Salmanasssr I, dessen Werk Tukulti-Ninib I vollendete.
14
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 16
Die Annalen geben an, daß die neue Stadt ebirii ali-ia A.^sur „gegenüber meiner
Stadt Assur" belegen gewesen sei.
Daraus muß man auf eine Lage am Tigris und auf dessen linkem Ufer
in der nächsten Nachbarschaft des auf dem rechten Ufer belegenen A§äur schließen.
Wenn nun King angiebt, die Stadt habe „zwischen Koyundjyk und
Kala*at Shirgat" nahe dem Tigris gelegen^), so ist diese Angabe, wie man
sieht, aus den Annalen allein nicht zu erklären, steht vielmehr mit ihnen in
einem gewissen Widerspruch.
Sie beruht anscheinend auf mehr oder weniger deutlichen und mehr oder
weniger absichtlich verschleierten Angaben über den Fundort der Tafel. Jeden-
falls trifft King's Bezeichnung nicht nur für Jarymdjä aufs Beste zu, dieses
erfüllt vielmehr auch das weitere durch den Text gebotene Erfordernis einer
Lage auf dem, Assur (Kala'at-Shirgät) entgegengesetzten Ufer^).
Wenn also King's Ajigaben wirklich auf dem ihm bekannten Fundort der
Annalentafel beruhen, so würde als Provenienz unseres Ziegels No. 4 in erster
Linie Jarymdjä in Betracht kommen, und dasselbe würde wegen der gemein-
samen Besonderheiten der Form wahrscheinlich auch für No. B gelten.
Ist aber der Fundort der Annalentafel nicht genau bekannt, so bleibt die
Möglichkeit offen, gegenüber und mehr in der Nähe von Eala^at-Sbirgät die
Reste von Kar-Tukulti-Ninib aufzufinden, und es muß dann unentschieden
bleiben, ob unsere beiden Ziegel von dorther oder aus Assur selbst stammen^).
b) Tlfflatpileser I (um 1000 v. Chr.')).
*6. Die Sieges-Inschrift von Yimgalu (Fig. 6 = Berl. Sitzungsber. 1900
S. 626 Fig. 4 nach Abklatsch).
1 Tukulti-abil-e-sar-ra
2 sarru dannu sar kissati sar (mat)M8ur
3 sar kilnrat arba^-i
4 ka-sid mätäti Na-i-ri
5 is'tu {mat)Tu-um'mi
6 a'\d\i {mat)Da'ia'ni ka-sid^)
7 ^){mat)Kir'}i% a-di tam-di rabiti^).
1). A. a. 0. p. IX f. : „The limestone table from which the text is taken was made by the
Orders of Tukulti-NiDib I, who had it buried as a foundation memorial in, or ander, the wall of
the city of Kar-Tukulti-Ninib which was situated near the Tigris between Kuyunjik and
Kal*a Sherkät^
2) Die Bezeichnung der ganzen Stadtanlage als kam „Kai, Ufermauer*' würde sich aus den
VBA6 1899 S. 415 geschilderten Besonderheiten der Lage vollauf erklären.
3) Vgl. Klio V 413.
4) „Zwei Hauptprobleme« Abschn. I— XIV; Klio IV (1904) 111 ff.; 2G0f.
5) Hinter kasid in Z. 6 und vor (fnat)Kirl^i in Zeile 7 fehlt nichts und kann nichts
eingefügt werden: es ist also unmöglich, ka§id iHu (mät)Kirhi „der erobert hat vom Lande
Kirhi an bis zum großen Meere« zu lesen.
G) Geschrieben a-di A.AB.BA GaL.LA.
15
C. F. LEHMANN-HAUPT,
1 TigUtpiteaer,
2 der mächtige Künig, König der Welt, Kunig v
3 König der vier Weltgcgcndeii,
i der Kroberor der Nalri-Lündcr
5 von Tummi an bis nach Daiani,
G der Eroberer des Landes Kirhi
T l)is zum großen Meere.
Figur 6.
Die Zaweieang dieser Inschrift an Tiglatpileser den Ereten wird sowohl
durch den Schriftcharakter wie dorch die Verwandtschaft des Textes mit dem
annalistischen Bericht dieses Herrschers über seinen ersten Feldzag gegen die
Nairi-Länder (Prisma-Inschrift Col. IV 43 ff.) gesichert. Darch den Wortlaut und
den Fondort der Inschrift werden die bereits vor unserer Expedition ander-
weitig gewonnenen und dargelegten Anschauungen über die Richtung und das
Ziel dieses ersten Feldzuges') bestätigt").
Für die Annahme, daß dieser den König bis zum Schwarzen Meere
geführt habe, spricht nichts. Dagegen läßt der Text mit Sicherheit erkennen^),
daß zn Tiglatpileser' s I Zeiten eine, offenbar auf die Nordzüge Salmanassar's I
und Tnkulti-Ninib's I zurückgehende Kunde vom Schwarzen Meere bei den
Assyrern bestand. Nur im Norden kann Kirhi ans Meer gestoßen haben*).
Auch der nördlichste Naicistaat Daia(e)ni mochte sich nach assyrischer, ob
richtiger oder falscher, Vorstellung bis zum Meere erstrecken.
7. Die Felsinschrift am Aasgange des Tigristunnels (dem bisher
fälschlich sogenannten „Eingange der Quellgrotte des Sebeneh-au") angebracht,
1) ZDMG 51 S. 560.
2) Berliner Sitzungsbor. 1898 S. 117. Verli. Borl. anthr. Ges. 1898 S. Ö75.
3) Vgl. S. 15 Anm. 5.
4) Vgl. bierzu Klio IV S, 39!) f.
KATERIAUKN ZUR ALTEREN GESCHICHTE ARU>:NIENS üh'D UESOPOTAUIGNS. 17
mit flaßabwäris blickendem KÖDigabild '). Von mir collstioniert, amIFelsen pboto-
graphiert and abgeklatscbt ^) im Mai 1899. Ba die am Felsen selbst genommene
Photographie (Fig. 7 a} wegen meines ungünstigen Standortes (tief und schräg
onter der Inschrift), eine starke Verschiebnng zeigt, so wird in|Fig. 7.b außerdem
ein Abklatsch wiedergegeben.
Das Königsbild enttäuscht, ebenso wie die in gleicher Umgebung befindlichen
Keliefbilder Salmanassar's II, durch seine geringen Dimensionen. Der Text
lautet — in wesentlichen Punkten anders als ihn Schrader las — :
Ina Ti-fu-te »a {ilu)AäiHT
{%ln)Samai {üu)Adad üäni
rab&U?' beieP'-a
nna-ku ') " Tukultiabil-e-')gar-ra
5 iar (matjMsur abil "AiSur-TÜ-i-Si
1) Nach Taylor'» Abklatsch von RawUnson verüffentlicht III R, 4 No. 6, später nach Sester's
Abklatsch (1883) Ton Schrader, „Die Keilinschriften am Eingänge der Quellgrotte des Sebe-
neb-SQ" (Abhandl. Berl. Ali. d. W. 1866) S. 6—8, S. 27 und ebendort auf der beigegebenen Tafel,
aber aar teilweise, im Lichtdruck wiedergegeben.
2) Aach von meinem Reisege fährten sind bei seinem späteren Besuch des Tigristnnnels
Oktober 1899 diese, wie auch die meisten anderen dortigen Inschriften abgeklatscht worden.
3) Ku ist weitläufig geschrieben: J ^J, daher Schrader's Bemerkung (S. 27 Anm. 1): „Auf
dem Papierabdrucke ist sicher lediglich ein £f zu lesen".
4) CTTT atatt tTTTT steinmetzfehler, wie schon Scbrader hervorgehoben.
AUUfa. i. X. Om. d. WiH. n GUUifan. Plitl..Urt. Q. N. F. Biad S. i. 3
17
G. F. LKHMAKK-BAUFT,
Figur 7b.
«or (iHat)Agittr alit •'MK-lak-kil-(üu)l{uiku*)
iar {m<it)AUur ka-üd^) i\iluy)
iam-di raMIt ia (*iiat)^-mur-ri
«♦) tam-di ia (tnat)Na-i-ri
10 ialiianu^) ana {mät]Na-i-Ti allik.
Unter der Beihülfe äcs Abbuf,
des äamai, des Adad, der groBcn
Gütter, meiaer Herren,
bin ich, TigUt])ileaer,
6 König von Abbut, Sohn des ABSur-r^B-iii,
Königs von ABBur, Sohnes des Mut&kkil-Nusku,
des Königs von AsBur, der ich erobert habe vom
groien Meere des Amoriter-Landes
und vom Meere von N^ri an,
zum dritten Male zum Lande Nairi gezogen.
1) Erhalten »püif rechts von der Figur, über die hinweg sich die Zeile in diesem einen
Falle fortsetzt. Da diese Singularität leicht übersehen «erden konnte, so kam Scbrader (a. a. O.
S. 27 Anm. 3) zu der Auffassung, daß seltsamer Weise der Qottesnamc hinter dem Qottesdetcr-
tninativ fehle.
2) So deutlich auf der Photographie.
3) Erhalten nur t'/ffi.
4) Nur ^, und zwar ganz deutlich.
D) Qcscbrieben III SU, was auch »aliitti Kantti gelesen werden kann, s. Delitzsch, Asajr. Oram.
% 77 S. 207 f.
18
MATERIALIEN ZUIl ÄLTERICN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 19
m. Assyrisches mittlerer Zeit.
a) ASSarnasirabal III (885—860 v. Chr.).
*8. Von unserer Expedition wurden an und in der Quelle und bei den
Häusern des Dorfes von Babil, ca. 25 km südwestlich von Djeziret-ibn-*Omar, eine
Anzahl von Steinfragmenten mit assyrischen Inschriften aufgefunden. Auf einem
von ihnen ist deutlich der Name und die Genealogie Assurnasirabars III ange-
geben^). Daß noch zwei andere Stücke mit diesem Fragment zu einer und
derselben großen Stele zuzammengehören , konnte ich neuerdings nach den Ab-
klatschen, meinen Copieen, Messungen und Notizen mit Sicherheit feststellen.
Babil ist auf einem „Teil", also der Platform einer einstigen assyrischen
Ansiedelung erbaut. Ob sich hier, wie anzunehmen, ein alter Name erhalten
und ob wir es mit einer, eventuell von den Assyrem zwangsweise angelegten,
babylonischen Ansiedelung zu tun haben, ist nicht auszumachen.
Fragment I. Stück vom Oberteil der Stele.
Bückseite wohlerhalten und unbeschrieben.
Vorderseite: Assyrischer König, barhäuptig, rechtsgewandt, den einen
Arm üblichermaßen zu den auf dem verlorenen Teil befindlichen Götterzeichen
erhoben (vgl. die Assarhaddon-Stele von Sendjirli^)). Die in Franzen oder Quasten
auslaufenden Enden des in den Nacken fallenden Diadems ziehen sich in un-
gleicher Länge über den Rücken. Das kürzere endet etwa eine Handbreit
tiefer als der Bart. Hinter, also links von ihnen Teile einer Inschrift, die
sich rechts von dem erhobenen Arme des Königs fortsetzt. Der Oberkörper
des Königs blieb von der Inschrift unberührt, dagegen worden die Enden des
Stirnbandes, abgesehen von den Franzen, von ihr betroffen.
Hinter dem Könige sind Teile von 17 Zeilen nach unten zu anwachsend
erhalten (A).
Rechts des erhobenen Armes kümmerliche Reste von 12 Zeilen (B), davon
eine hier unbeschrieben, in den andern meist höchstens ein, in Z. 2 anderthalb
Zeichen erhalten.
Der Abklatsch, der auf Tafel I wiedergegeben ist, läßt den Tatbestand
befriedigend erkennen, nur fehlen die Zeilenfragmente B, während die von A
deutlich lesbar werden.
Dieses Fragment lag bei unserer Ankunft kurz nach Mitte März 1899 im
Bassin der antik gefaßten kohlensäurehaltigen Quelle. Mit vieler Mühe warde
es von uns herausgeholt und in eine für die Copie einigermaßen günstige Lage
gebracht. Als ich am 12. Mai desselben Jahres wieder dort anlangte, um er-
gänzende Studien zu machen, lag der Stein wieder im Wasser. Vermutlich gilt
er als Talisman, der das Fließen der Quelle und die Fruchtbarkeit des Bodens
1) Vgl. Berl. Sitzungsber. 1899 S. 746 Anm. 1, 1900 S. 628 sub „7—11". Verh. Berl. anthrop.
Ges. 1899 S. 412, Mitteü. vom 18. III. 1899.
2) Ausgrabungen in Sendschirli. Ausgeführt und herausgegeben im Auftrage des Orient-
Comites zu Berün I (1893) Tafel I.
3*
19
20 C. F. LEHMANN-HAUPT,
gewährleistet, so daß hier wie an vielen anderen von uns berührten Stellen ein
Fortleben des alten Quellenkultus zu verzeichnen wäre. Die Ergebnisse der
Messungen, die ich im Wasser vornehmen mußte, sind:
Größte Breite ca. 0,91 m.
Dicke, ohne Relief, 0,39 m ; da, wo das Relief vorhanden, ca. 0,46 m.
Länge vom Scheitel der Figur bis zum unteren Rande des Fragments
ca. 1,20 m.
Fragment 11.
Rückseite wohl erhalten und unbeschrieben.
Vorderseite Mitte: Teil vom Unterkörper des Königs, unbeschrieben.
Links: Teile der Inschrift (A).
Rechts: Teile der Inschrift (B), in die das untere Ende der vom König in
der einen Hand gehaltenen Keule hineinragt.
Dicke an den Seiten, wo kein Relief 28 cm, in der Mitte incl. Relief 41 cm.
Gestalt, Maße und Schriftverteilung zeigt die folgende Durchpausung eines in
Babil von mir gefertigten Diagramms.
^Keulenende
^ 63cmy
Fragment 111. Stück vom Unterteil der Stele.
Rückseite wohl erhalten und unbeschrieben.
Die Mitte der Vorderseite nimmt in ganzer Länge ein Stück vom unteren
Teile der Relief-Figur ein, und zwar ist es oben und unten durch schräg ver-
laufende Franzenreihen begrenzt, wie sie deren die Assarhaddon-Stele in Sendjirli
drei zeigt, von denen die oberste zu dem vom Arm auf den Unterkörper herab-
fallenden Teil des Gewandes gehört, während die zwei anderen durch eine be-
sondere Drapierung entsprechend am unteren Teil des Gewandes entstehen. Ob
wir es bei unserer Stele mit der oberen und der zweiten oder aber mit den
beiden unteren Franzen zu tun haben, ist nicht sicher zu entscheiden. Wahr-
scheinlicher dünkt mich Letzteres.
Links: Schrift, Teile von 29 Zeilen (A).
In Z. 25 wird AssKr-fia^r-abli sarru genannt, und da Zeile 18, als Bestandteil
der Genealogie des Königs, ihn als Enkel des Adadnirari bezeichnet, so ist
klar, daß die Stele von Assurnasirabal III herrührt.
20
MATERIAUEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS.
21
Kechts: Nur Spuren von 2 Zeilen B, je ein Keilkopf, etwa in Höhe von A
Z. 17/18 dieses 31 cm, mit Relief 41 cm dicken Fragments. Gestalt, Maße und
Schriftverteilung giebt das Diagramm:
Scmy
Im Ganzen ergiebt sich also: eine große rückseitig unbeschriebene Stele
Assumasirabars, die das Bild des rechtsgewandten Königs in der bekannten
Stellung — die eine Hand die Keule haltend, die andere erhoben und auf die
in Gesichtshöhe und darüber angebrachten Götterzeichen weisend — bot und
mit einer umfassenden Inschrift bedeckt war, die sich von links nach rechts
über die Gestalt des Königs, jedoch ohne sie selbst zu treffen, hinzog.
Die drei Fragmente der nach unten zu an Dicke anscheinend etwas ver-
lierenden Stele haben zusammen eine Höhe von mindestens 2,26 m. Daß sie
direkt aneinander anschließen, ist nicht sicher. Dazu müssen hinzugerechnet
werden: einerseits noch ein gutes Stück über dem Kopf des Königs in Frag-
ment I, andererseits ein Beträchtliches für den unteren Teil der Figur und der
ganzen Stele unterhalb der Figur, so daß man insgesamt mit einer Höhe von
mindestens 3 Metern rechnen kanq. Die größte bisher bekannte Stele, eben die
Assarhaddon's aus Sendjirli, mißt 3V6 Meter. Die Stele Assurnasirabal's III von
Babil wird ihr kaum nachgestanden und kann sie übertroifen haben. Den Di-
mensionen entspricht die hohe historische Wichtigkeit des Monumentes, die sich
erkennen läßt, obgleich die Inschrift nicht als Ganzes vorliegt^).
1) Da ich die Hoffnung nicht aufgehe, die Inschrift aus den yorhandenen geringfügigen
21
22 C. F. LEHHAÜN-IIAÜPT,
Mein Nachweis, daß die Identifikation dcB Tigrietanneh mit der Sapnatqaelle
unhaltbar'] ist, daß diese vielmehr in Mesopotamien anf dem Wege von Niniveh
znm für-'Äbdin nnd zum West-Tigris gelegen haben maß, bedingt gleichzeitig
die Erkenntnis, daß die Quelle bei Babil alle topographischen Erfordernisse der
Snpnatqnelle erfülle.
Somit haben wir in der Stele Ässnmabirabal's III von Babil so gut wie
sicher dessen an der Snpnatqaelle neben den Statnen Tiglatpileser's I and
Takolti-Ninib's II aufgestelltes Bild wieder gefanden *) and die dort von nns
angetroffenen sonstigen Fragmente (s. n. Abteilung V) gehören höchst wahr-
scheinlich, wenigstens zum Teil, den Stelen dieser Könige an.
Daß Assarnasirabal die verhältnismäßig weit nach Süden belegene Snpnat-
qaelle als Ansgangspanbt seiner Eroberungen im Nordwesten nennt, ist zwar
überraschend, stimmt aber za der anderweitig ans seinen Inschriften deutlich
erkennbaren Tatsache, daß die Nairi-Staaten, im Verein mit den Aramäem,
wesentlich weiter über den Südrand des armenischen Hochlandes vorgedrungen*]
waren, als man früher annahm.
9. Quadratische Ziegelplatte (46,3 cm Seitenlänge, 6 bis 6,3 cm stark) In
Nimrüd gefanden mit dreizeiliger Inschrift^) (ß'^g- 3 nach Abklatsch) die oben
Figur 8.
Zeilcnresten unter Vergleicbung der Annalen und der PrunkiDschriftcn des Kiinige im Laufe der
Zeit ebenso wieder herzustellen, wie es mir mit den zwei groB.enteils, wie es schien, hoffnungslos
zerstörten Inschriften Salmanassar's II Tgr. 2 und Tgr. i vom TigristunncI (unten suh 20 und 22)
gegluckt ist, so sehe ich vorläufig von der VerotTentlichunf; der einzelnen Text-Splitter ab,
2) ZeitBclir. f fclthnologie 189'J S. 286. Verhandl. Berl. anthrop. Ges. 1899 S. 608 ff., 1900
a. 37 f, 1901 S. 239 m. Anm. I. Uerl. Sitzungsber. 1900 S. t>2ä [10] m. Anm. 2. Vgl unten
S. »1 Anm. 2.
3) Annalen Col. I Z, 105 (2. Reg.Jahr),
4) Üerl. Sitzungsber. 1900 a. 0.
5) Vgl. La;ard, Texts in the cuneiform Character 83, Nr. A, B und D ; BeEold, Lit. 72 sub 9.
»ATERIALIRN ZUR ÄLTEREN OESCHICRTE ARMENIENS UND HES0P0TAXIEN8. 23
einen Itanin von 14^'« cm, anten einen von 18 cm Höhe frei läßt. Von mir nach
Mosal gebracht, dort mit behördlicher Genehmigung copiert and abgeklatscht.
E-kal AäuT-na»ir-abli gar kisiati §ar (mai)Agiur
abit Tukulti-Ninib sar üsiati iar {mat)AiSHr
äbil Adad-nirari iar hüsali aar (tnat]AUur
Palast Aesurna^irabals, Künige der Welt, Koniga von Assur,
Sobnes des Tukulti-Niaib, Künigs der Welt, Königs ton Asanr,
Sohnes des Adad-nirari, Königs der Welt, Königs von Assur.
♦10. Tatze (Hand?) aus Thon (Fig. 9). Größte Länge 19cm, Breite 14cm,
Dicke 4'/* cm.
Figur 9.
JÜ-kal "Aäsur-na?iT-abli iar {m[at])Assur
[abli Tukulti-Ninib] iar (ma(\Aaur
ahli Adad-^tirari
iar ') (iiiat)Aigur-ma
5 makkün') bit (ilujNinib.
Palast Assurnasirabals, Königs von Assyrien,
Sohnes des Tukulti-Ninib, des Königs von Assyrien,
Sohnes des Adad-nirari,
des Königs von Assyrien :
& Besitztum des Ninib-Tempels,
1) Nur ein Winkelhaken, wie auch sonst manchmal statt der regelmäßigen z
iarru, hier aber wohl Schreibfehler.
2) Geschrieben [SA.] OA.
24 C, F. LEUMANK-HAUPT,
No. 9 and 10 stammen beide ans dem von Assnrnasirabal erbauten Nord-
west-Palast in Kftlach. Während No. 9 ons niclitB Neues lehrt, ist No. 10 für
die Bau- and Localgescbichte der Stadt von Interesse.
Ein entsprechendes Stück mit gleicher, z. T. noch besser erhaltener In-
schrift befindet sich in der Vorderasiatischen Sammlang der Egl. Museen zo
Berlin (V. A. 3128), Diese Tatzen gehörten zara Besitze des Ninibtempels oder
dienten — für sich oder in gröSerem Zusammenhange angebracht — , zur Be-
zeichnung der Schatzkammer dieses Tempels.
Die Unterbringung des Tempelgutes im Palaste des Königs bedeutet
ofTenliar nur ein Frovieoriam. Kalacb, von Salmanassar I gegründet oder viel-
leicht schon damals nur erneuert, ist von Asaurnasirabal III neu gegründet nnd
nmgescbaffen worden. Der Ninibtempel wird verfallen und eines Neubaues be-
dürftig gewesen und in der Zwiscbenzeit der Tempelschatz im neugebauten
Palast untergebracht worden sein, vgl. u. S. 29 mit Anm. 1.
Ob Assurna^irabal dessen Überführung in den fertiggestellten Tempel er-
lebte, steht dahin. Den zugehörigen Stufenturm hat, wie wir sehen werden,
sein Sohn Salmanassar II erbaut (s. No. 13 — 17).
11. 13. Auf der Trümmerstätte von Nimrad liegen die Stein-Skulpturen
und die Inschriften auf Stein — es bandelt sich, wie in Niniveb, om weißen
(Innkelgeäderten Marmor, nicht um „Älabaater"') — noch heute so zu Tage, wie
sie von den Engländern verlassen worden sind, den zersetzenden Einflüssen der
Luft und des Regens preisgegeben — im Gegensatz zu Chorsabad, wo die
französischen Forscher alles, was sie nicht mit sich führen konnten, sorgialtig
wieder mit Erde bedeckt haben, so daß von den wieder mit dem Grase der
Steppe überwucherten Besten nur geringe Spuren zn entdecken sind.
Figur 10 a. Figur 10 b.
11. Von der großen Anzahl von Fragmenten historischer Platten-Inschriften
Assuma^irabal's, die mir zu Gesicht gekommen sind, gebe ich zwei in Eigur 10 a
und b wieder. Sie mögen in erster Linie als Schriftproben dienen, da eine
1) Nabcres s. Mitteil, der Gcogr. GcBeltschaft in üamburg Bd. XVI S. 21 f.
HATERIAUEK ZDR ÄLTEREN OESCHICBTE ARUENIKNS DKD UESOPOTAHIEKS.
Figur 11.
direkte photograpbisclie Reproduktion von Inschriften As&amat^irabars III m. W.
bisher nicht existiert und zndem der Vergleich mit seiner neugeftindenen Stele
(Tafel I) von Wichtigkeit ist. Für die Wahl des zweiten, kleineren Stückes
(Fig. 10 b) war der kleine Rest einer Reliefskalptnr bestimmend, Bas erste,
größere, hingegen (Fig. 10 a) ist inhaltlich insofern von einigem Interesse, weil es
aus demjenigen Passus der Inschriften des Königs (Ännalen Col. III 117 — 124
= Standard- Inschrift Z. 6-11) stammt, der in einer seiner beiden Varianten
Urarlu ') zum ersten Mal in der assyrischen Literatur nennt.
Was in Z. 6 bis 7 des Fragments erhalten ist, gehört in folgenden Zd-
sammenhang :
5 [äarru sa iilu e-bir-lan (näri)Diglat a-di (iadi)Lali-na-na u tam-di rabt-ti {tiidt)La-^-e ana
»i-l}ir-tiia (mül)Su-l}i a-di H^a-pi-^i ana iipä-iu [u-ükni-ia iitu rh Ini (iiäri)Su-uh-na-at
aäi {mät)U-ra-ar fi') ka{l)-au ik-iud tetu (mät) fi-ri-be rfn mAt Kir-ru-ri a-di]
mn
Tic fTiT das armenische DcrKland rrartii neigt, daß es sieb, wie srhon aus der SrbreibuDg zu
vermuten, um eiiio Itczcirhnung des Ocbietes nacb den beiden StrOmen handelt,
Kupbrat und Tigris sind für beide Gi'biete diarakle ristisch und sind einander in beiden nüber
als je sonst in ibrcni Laufe: diis ist das einzige, was diesen sonst grundverscbiedenen Ländern
gemeinsam ist.
2) Var.: Ni-rib (A'iri-te) ia biläni.
«hkdlKB. d. K. 0». d. WiH. m a«lti>i(»i. fkil.-liiit. Kl. N. F. nud ». > 4
26 C. r. LKHUANN-HAUPT,
ti [mat Gil-Ma-ni ilitu t-bir-tau (nä[rii Za-ba iupali a-di Tui-ba-a-H ia et-la-an (miif) Za-ban
a-di (ati)Tul-ia-2a-ab-tla-am u iali)Tul-ia-ab-la-a-ni]
7 [(aK)Ä'-ri-mu (ali)Ha-]ru-t[u (mäl)bi-Ta-a-U iu {mät)KaT-du-ni-ai ana mi-i»-ri (mi-fir) m&ti-ia
13. Ferner liegen in Nimrnd Monumente zu Tage, die in europäischen
Museen bestenfalls nur wenig, in Deutschland aber äberhanpt nicht vertreten
sind.
Dahin gehören vor Allem die Steinholosse, die, zu einem größeren Teil als
sonst, nur als Reliefs, nicht als VoUskulpturen bebandelt sind, und von denen
Fig. 11 (S. 25) ein Paar in besonders eindrucksvoller Grrappe nach meiner Original-
anfnahme wiedergiebt, während im Hintergrunde rechts und links deren noch
mehrere zu erblicken sind.
Sie befinden sich nach meiner Erinnerung auf einem Gebiete , das man, da
eine genaue Scheidung der verschiedenen G-ebäudecomplexe bei dem gegenwärtigen
Zustande der Triimmerstätte schwierig ist — als Übergang vom Palast Ässur-
nasirabal's III zum Centralpalast Salmanassar's II bezeichnen kann,
b) SBimBDiMKr II (860— 82t;).
13 — 17. Ilackstein-Inschriften vom Stufenturm in Nimrud-Kalach, dessen
Erbauung durch Salmanassar il sichernd.
Die schon früher bekannte *), aber, wie sich zeigen wird, nicht richtig ge-
1) VcTüfTcDtlicht von l.nyurd, Inscriptions in the Cuneifonn Charactcr pl. 78 ß, erwähnt von
GcDi^c Smitli, AäByrkn Discovcrics, vrI. Bezold, Lit. S. 7(i «üb <t b und Amiaud-Scheil, iDScriptün»
de Salmanassar U p. lAJ'j,
MATEBIALIICN' ZDR ÄLTBIIBN OÜSCUICUTE AUHKNIENS UND HKSOPOTAHIENS. 27
lesene elebenzeitige [No. 13—15] Backstein-Inschrift begegnete ans zuerst in
MosqI. In Nimrüd saben wir sie znerst auf einem Backstein, den mein Reise-
gefährte ans einer der tieferen Lagen der Pyramide herausholte.
Nähere Angaben and Reproduktionen stehen mir von drei Exemplaren zur Ver-
fügung.
13. Cursive, aber sorgialtig geschriebene und vor trefflich erhaltene In-
schrift auf einem fast quadratischen (36 : 34,8cm) und ca. ll,a cm dicken, Asphalt-
spuren zeigenden Backstein, der nach nnserer Information aus dem dem Wasser
zugewandten Teile des Stufenturmes') stammt. Der Stein warde von mir (mit
No. 14 u. 15) nach Mosnl gebracht nnd mit Erlaubnis des Vali kopiert und abge-
klatscht (Fig. 12).
Figur 13 b.
1) Der TigriB (jetit 1—2 km von Kalach entfernt) floß wie an den Willen von Niniveh und
an Jarymdjji so anch an Kalach einstmals direkt vorüber. Das erkannten wir sowohl am Qelftnde,
wie an der Verwendung von Kalk Steinquadern für die dem Wasser zugewandten Seiten des
Stufentunn-Fundamentes (s. Verb. Berl. antbr. Oes, 1690 tS. 591 n. Ann. 2).
4'
27
ÖS C. F. LEHMäKS-HAUPT,
14. Als einzigen beschriebenen unter einer Menge vun anbeschriebenen
fanden wir hoch oben, in mehr als halber Höhe der Pyramide, einen rechteckigen
Backstein (36Vi cm lang, 11,2 cm breit, 16 cm hoch); die kleinere Oberseite trägt
drei, die Vorderseite vier Zeilen einer Inschrift (Fig. 13 a, b nach Abklatsch).
16. Fragmentarisches Duplikat (Fig. 14 a, b nach dem Original), in Mosnl
von der Expedition erworben.
Figur 14 b.
Fünfzeilige Inschrift {Fig. 16 nach Abklatsch) auf der Vorderseite
HATERIAUEN ZUR ALTEUKN GESCHtCUTE AlUtüNIKKS UND MKSOPOTAMIENS. 29
eines in Mosal erworbenen rechteckigen (34 : 16 : 11'/« cro)i »if der nnbesclirie-
benen Unterseite völlig mit Asphalt bedeckten Backsteines, jetzt Eigentums der
Kgl. Museen (Berlin V. A. 3214).
Figur 15
*17. Vierzeilige unbekannte Inschrift (Fig. 16 nach Abklatsch) auf einem
rechteckigen fragmentarischen Backstein (30,4 : 9,8 : 10 cm) aus der dem Tigris
(s. S. 36 Anm. 2) zugewandten Seite des Stnfenturmes.
Figur 16.
In sämtlichen Inschriften wird die zikkurrut, der Stnfentnrm, von Kala^,
genannt, and da die Provenienz aus der Eckpyramide von Nimrud bei mehreren
dieser Backsteine feststeht, so ergiebt sich, was bisher m. W. unbekannt, oder,
obgleich es ans dem Layard'schen Exemplar der 7 zeüigen Inschrift erschlossen
werden konnte, unbeachtet geblieben ist, daß Salmanassar II der Erbauer
des Stufenturmes von Kalah in der Gestalt, wie ihn jetzt die Erde birgt,
gewesen ist')
1) Ob auch der Neubau des Kinib-Tempels, zu dem ".die zi^urrat gehört, oder nur dessen
VolleoduDg ihm zuzuschreiben ist (oben S. 24 zu No. 10), muß einstweilen unentschieden bleiben.
30 C. F. LEHMANN-HAUPT,
Nach der letzten, von Amiand und Scheil') vorgeschlagenen Lesong der
siebenzeiligen Inschrift wäre Salmanassar II in Z. 6/7 als ri*a Hirte der zikkurrat
von Kalah bezeichnet gewesen, und so würde man wohl auch nach unseren
No. 13 und No. 15 lesen. Aber No. 12 und No. 16 zeigen, daß zwar ri richtig
ist, von den Zeichen -^•^»4" ' °°^ K (^TTT-) ** jedoch keine Eede sein kann,
obgleich zweifelhaft blieb, was an die Stelle zu setzen sei.
Scheil') hat inzwischen ein Exemplar einer fünfzeiligen Backsteininschrift
veröffentlicht, die, gleichlautend mit unserer No. 16, die drei Zeichen des Wortes
durch große Zwischenräume getrennt mit voller Deutlichkeit als ri'§ip-tu{tai}i)
„Bauwerk'' (durchaus regelmäßige, wenn auch, soweit ich sehe, noch unbelegte
Bildung von m^pu „zusammenfügen, aufbauen^), zeigt, wie das Scheil bei der
Herausgabe mit Recht als sicher betont
Unsere No. 17 hat dafür ri-^ip-te, während No. 12, statt der drei Schräg-
keile des Zeichens ^ip, fälschlich nur zwei aufweist, so daß ri-^ip-tam nicht zu
erkennen war.
Nunmehr steht die Lesung dieser Inschriften völlig fest. Die siebenzeilige
(unsere No. 13—15, Layard a. 0.) lautet:
1 ^Hüjäul-mct-nu-aiaridu icmru rabu
2 iarru dan-nu sarri küsM iar (m(ri)A8iur
3 abil fnAÜur-nafir-abal iarru räbü(-u)
4 sarru dan-nu aar kisiati aar (mcU)A88ur
5 abil fnTuktUti-Ninib Sarri kUiaii iar {mat)Aiiur'ma
6 ri-fip-tam eif^urraU
7 ia alt Kal-bi*
1 Salmanassar, der große König,
2 der mächtige König, König der Welt, König von Assur,
3 Sohq Assur-na^ir-abals, des großen Königs,
4 des mächtigen Königs, Königs der Welt, Königs von Assyrien,
5 Sohnes des Tukulti-Ninib, Königs der Welt, Königs von Assyrien:
6 Bau des Stufentarms
7 der Stadt Kalah.
Die funfzeilige (unsere No. 16 und Scheil a. 0.):
1 M(ilu)Sul'ma'nU'a8aridu iarru rabii{-u)
2 iarru dan-nu iar kiiiati iar (mal)Ai8ur abil Aisur-na^ir-abal
3 iarru rabü(-u) iarru dan-nu iar kiiiati iar (mät)Aiiur
4 abil Tukulti-Ninib iar kisiati iar (mat)Aiiur-ina ri-fip-tu
5 ia zifcicurratu ia (alu) Kal-^i.
Die vierzeilige (No. 17) :
1 Milu)\ Sul-ma-nu-aiaridu iarru rabü iarri kiiiati iarri (tnat)Aiiur
2 abil Aisur-mifir-abal iar {tnat)Aiiur abil Tukulti-Nini t
3 iar {m€U)Aiiur-ma ri-fip-te
4 eifiiiurat ia ali Kal-bi.
1) Inscriptions de Salmanassar II p. 78.
2) Notes d'^pigraphie et d'arch^ologie assyrienne No. LXYIH (Recueil XXYI 1904).
80
MATERIALIEN ZUR ALTEREN QKSCHICHTE ARUXNIENS UND MESOFOTAUIiCNS. Ol
IS. Dreizeilige Backsteininschrift (Fig. 17 nach Abklatsch), in Mosul ge-
sehen and abgeklatscht, ideutisch mit Layard 77 B ^).
Figur 17.
1 E-kai •^äal-ma-nu-a^aridu dar (iital)[Aiiur]
2 abil Aiiur-na^ir-abdl iar (mat) Aisur
3 abil •nTukulli-Ninib iar (nMt)[ASiur].
1 Palast Salmanasears, Küniga von AsByrien,
2 Sohnes des Asaur-niBir-abal, Künigs tod Assyrien,
3 Sohnes des Tnkutit-Ninib, Königs von Assyrien.
Provenienz: Nimrnd-Ealah oder Kala'at-Schirgät-ÄSSur *).
30—33. Salmanasaar-InBchriften des Tigris- Tunnel- AuegangB
und seiner Hingebung, «Tgr. 2 — 6".
Für die Örtlichkeit und die von mir ans dem inschriftlichen Befunde er-
mittelte Unmöglichkeit der Identifikation mit der Supnat- Quelle verweise ich
auf meine früheren ausföhrlicben Darlegungen ') und besonders auf meine Ab-
handlung: Der Tigns-Tannel (Verh. Berl. anthrop. Ges. 1901 S. 226-244).
30. Pelsinschrift Salmanassar's 11 (Tgr. 3) mit Königsbild am Aas-
gang des Tigristannels an der rechten Seite des Flasses, etwas mehr fluß-
aufwärts als die Inschrift Tiglatpileser's I, nahe dem eigentlichen Ausgangstor
des Tunnels auf einer sehr unebenen Stelle des Felsens höchst unregelmäßig
eingegraben. Von Scbrader, der Z. 1 — 13 nach Seaters Abklatsch veröffent-
lichte (a. a. 0. S. 14—19 und S. 28 sowie Keilinschriftliche Bibliothek I S. 60),
Tuklat-Ninib *) 11 zugeschrieben.
* Z. 14 fi. sind von mir anf dem Felsen zum ersten Mal gelesen. Daß die
Inschrift nicht von Tuklat-Ninib II, sondern von Salmanassar II herrührt,
zeigten mir an Ort und Stelle die Namen Arame and ArzaSkun in Zeile 17 und 16,
Adad-idri von Damaskus and Ir^ulini von Hamat in Zeile 21, sowie die erst« Zeile,
in welcher anf das Determinativ für männliche Personennamen anmittelbar das
1) Vgl. Layard, pl. 77 B (on o briek front Kaiäh-Sherghat) :
1 Etat ^Sul-ma-nu-aiaridu
2 «or kiiiati aar (mätiAigur abil Agtur-nofir-cAU iar kiiiati iar (niat)Aghir
3 abä TukuHi-Ninib iar kiiiaii iar (mat)Aiiur.
2) Verh, Berl. anthrop. Oes, 1898 S. 489 (vgl. 488)-, Bert, »itzungsber. 1899 S. 748; Zeitechr.
f. Ethnologie 31 (1899) S. 284ff.; Mitteil. d. geogr. Oes. zu Hamburg XVI (1899) S. 4aff.; Verh.
Berl. anthrop. Ges. 1899 S. 608ff. ; Wiener Zeitachr. für die Kunde des Morgenlandes XIV, (1900)
S. 35ff.; Zeitschr, f. Aas. XIV (1900) S. 370 f. ; Verb. Berl. anthrop. Ges. 1900 S. 3Tf.; Berl.
Sibungsber. (1900) S. 626. Vgl. o. S. 22 mit Anm. 2.
3) Diese Form hat neben Tuknlti-Ninib ihre Berecbtigung.
31
32 C. P. LEHMANN-HAUPT,
Gottesdeterminativ folgt, während diesem im Namen TuklatNinib's J^ >->^ >^
das Zeichen T^ vor aufgehen maß.
Anbringung y"* Erhaltung und Erreichbarkeit der Inschrift gestalteten die
Arbeit an Ort und Stelle außergewöhnlich schwierig. Der Felsen ist nur unge-
nügend geglättet, die Inschrift bedeckt auch nicht eine fortlaufend beschriebene
Fläche, sondern namentlich in ihrem unteren Teil sind zu unterscheiden; eine
Mittelfläche und je eine in scharfem Winkel an sie anstoßende Anfangs- und
Endfläche, letztere von einem und demselben Standpunkt aus meist garnicht
und niemals völlig zu übersehen. Damit nicht genug: die Zeilen sind mit einer
kaum sonst begegnenden Unregelmäßigkeit eingehauen. Die gerade Linie wird
häußg nicht eingehalten. Ganz kurze wechseln mit den allerlängsten Zeilen,
und wo der Raum nicht ausreicht, sind einigemal die Zeilen umgebogen und
aufwärts geschrieben Bei dieser Sachlage war die Scheidung der Zeilen am
Felsen selbst eine überaus schwierige Arbeit. Immer wieder erhoben sich Zweifel,
ob eine Zeichengruppe dieser oder jener Zeile angehöre. Außerdem erwies sich
die Inschrift, an die sich wahrscheinlich ein heidnischer Quellenkultus angeknüpft
hatte, durch eingehauene christliche Kreuze absichtlich verstümmelt. Eine
weitere Erschwerung bildete der unmittelbar unterhalb der Inschrift strömende
Flußarm, sodaß sie nur dadurch zu erreichen war, daß von einer Sandbank im
Fluß eine notdürftig an Ort und Stelle aus einer Astgabel hergestellte Leiter
schräg an sie angelegt und in immer wechselnde Lage gebracht wurde. Auf
der Leiter verbrachte ich die verhältnismäßig knapp bemessene tägliche Frist,
während der eine einigermaßen günstige Beleuchtung herrsehte. Der Tunnel-
ausgang ist nach Westen offen, und nur die Strahlen der sinkenden Sonne dringen
ernstlich herein. An die völlige Sicherung der Inschrift war bei dieser Sach-
lage an Ort und Stelle nicht zu denken. Das für die spätere Weiterarbeit
nötige Material beschaffte ich mir:
1) durch wiederholte Copie der ganzen Inschrift,
2) durch gesonderte Copieen einzelner Teile und zwar
a) des Anfangs Z. 1 — 13 mit besonderer Berücksichtigung der Zeilenenden,
b) der verschiedenen Flächen des unteren Teiles (s. o.). Es wurde je die
Anfangsfläche, die linke und die rechte Hälfte der Hauptfläche und der End-
fläche copiert und dabei durch sorgfältige Feststellung der Zeilenanschlüsse der
Zusammenhang zwischen diesen Teilcopieen gesichert.
3) durch einen wohlgelungenen die ganze Inschrift — bis auf die frag-
mentarischen 2 — 3 letzten Zeilen — in einem Stück umfassenden Abklatsch,
der auf Tafel II wiedergegeben ist.
Auf Grund dieses Materials ist es mir gelungen, die Inschrift vollständig wieder-
herzustellen. Tafel m enthält diese Rekonstruktion in Autographie. Die von
einer Seite aufgestellte Behauptung, als sei mit den in meinen Händen befindlichen
Mitteln die Wiederherstellung der Inschrift unmöglich, ist damit widerlegt').
1) Yerh. Berl. anthrop. Qes. 1900 S. 454, wozu bereits ebenda 1901 S. 238 f. Anm. 1 zu vergleichen
32
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMJ:NIENS UND MESOPOTAMIENS. 33
1 »«(t/u) Sul ^yma-nu-asaridu
2 ^arru räbü äarru dan-nu
3 sar kissati sar (mät)A88ur mr^)
4 kis-iat nUe P*- rdbäti sa ^)
5 ina ri-^u-te sa {ilu)äamas {ilu)Adail
6 ilanipi'tik'li'm li-ts^)
7 iialluku-ma 8ade(-e) dannüti pi- istu
8 ?i-it (üu)J§amsi a-di e-rih
9 (ilu)J§am'8i U'8at*)'me-l^a ana [kcUä-su] sarru^)
10 ik'du la pa-du-u •) sa arki ') [-e'a]-t-[ri] ^)
11 italluku-ma kima tu a^ybu-bi
12 ndre iadef^- mar^utiP^- *)
13 u-kab'bi'Sa saUtis^^) dbil Assur-na^r-abli
14 sar (mat)As8ur abli Tukulti-Ninib sur mat Assur^^) ka-sid
15 istu tam-di sa mat [Nayi'r[t] arft^*) tam-di rabite^^) sa sulmi [Samsi sa]
1) Die Zeichen *^^f- M//m ^^^^ ^^^ ^^^ Felsen ganz eng zusammen geschrieben. Da außerdem
der mittlere Teil von M >t zerstört ist, so macht es den Eindruck, als ob der Name mit Y >^^y-5
beginne, woraus dann die unmöglichsten Schlüsse gezogen worden sind.
2) Deutlich erkennbar; für Weiteres kein Raum.
3) Auf dem Felsen (vgl. den Abklatsch Tafel II) steht deutlich: "^ TI^^^» ^*^ ^^^ nicht
anders zusammenzuziehen weiß, als zu -^yj ^^^ u.es. Es wäre das freilich der krasseste der in
dieser Inschrift nicht seltenen Falle von Auseinanderzerrung und andererseits von irreführender
Zusammenschiebung von Teilen einzelner Zeichengruppen. Die Schreibung li-es statt li-^-es Ad-
verbium von Wu kräftig, wäre nicht ohne Analogon ; vgl. für li(^)u selbst die Auslassung des Hauch-
lautes in K 3459 Delitzsch HW 365 b.
4) So ganz deutlich auf dem Felsen, wie auch auf dem Abklatsch, nicht (Schrader) M , also
usatmeba (Uli), nicht utammeba (II i) von tamdbUj „ergreifen".
5) So deutlich am Ende der Zeile auf dem Abklatsch.
6) ^ sehr eng an ►i^y herangescbrieben, wie in der Autographie dargestellt.
7) Das Zeichen arki mit großer Mühe, aber schließlich mit Sicherheit auf dem Abklatsch
festgestellt ; [-s:a]-t-[n], und damit die ganze Phrase, zudem mit Sicherheit ergänzt aus Tiglatpileser I,
Prismeninschrift Col. Vll 47—40, Asurnasirabal 111, Annalen I 16, III 117 etc.
8) Hier beginnen die Unregelmäßigkeiten der Eingrabung; Z. 11 geht aufwärts: die Zeichen
a und bu hängen geradezu an den Zeichen arki und za der Zeile Zeile 10.
9) Das Zeichen GIG = marsu habe ich nach wiederholtem eindringlichem Bemühen in seinen
Anfängen deutlich und in den Gesammtumrissen seines weiteren Verlaufes mit ziemlicher Sicherheit
auf dem Abklatsch erkennen können. Vgl. Asurn. III Annalen Col. I 43 ar-fie pa-as-kute iadi
mar-9U'ie, I 45 gir-ri pa-as-kute sade GIG pl- ( Var. mar-^u-te) etc. Eine Ergänzung zu poroi-ku-te
ist nach den Spuren vollkommen ausgeschlossen.
10) sal'tis schließlich auf dem Abklatsch bestimmt erkannt.
11) Die ganze Genealogie Z. 13 14 erst auf dem Abklatsche, aber mit .voller Deutlichkeit, erkannt
12) Nach den Parallelinschriften (No. 21 Z. 7, No. 22 Z. 9, No. 23 Z. 9) liegt die Lesung
^11 ^^* n^*^" ^™ Nächsten. Doch spricht der Raum mehr für ^, und auch hierfür liegen bei
Salmanassar und Tiglatpileser I Parallelen vor (vgl. oben S. 18 Anm. 4 und unten Anm. 5).
13) Die Zeichen ^Y>- rabü der Z. 15 und X^ *** von mat Da-ia-ni in Z. 16 sind derart in
einander geschrieben, daß statt fünf nur vier Wagrechte eingehauen sind, was anfänglich allerhand
Mißverständnisse und Erschwerungen der Lesung veranlaßte.
Abhandlangen d. K. Ges. d. Wuii«. za QAttingcn. PhiK-hist. Kl. N. F. Band 9.s. 5
33
34 C. F. LEHMANN-HAUPT,
16 (mat) Hat'ie ana pät gim-ri-sa \{mat)] Me{?)'[li(?)'di(r)]') (ma<)/)a-ta-m'«) (mat)Su'Ub'me {ah)
Ar-za-as-kU'Un ')]
17 alu Sarru-ti'Su Ha Ä-ra-lme] (mat)U-ra-ar-[t]a'aia (mat)Gil-za'ni {fnnt)Huh-U8-l'i'a*) intu res c-tii
18 «a {näri)Biglat adi re[«] e-ni ia (näri)PuratH itiiu tam-di sa-*) (mat)Za'mu-a na he-ta-ni
adi tam-di^)
19 ia {mat)Kal-di ana [Sepe-ia] u-sak-nis ana \Babi]li^) a-lik {imeru)nike P^- [e\'pU'U8 ana (mat)
Kal'di U'ri'di'')
20 aldni-su-nu aksud{-ud) ma-da-tu-su-nu am-J}U-ur *^)
21 ^Dadda-id-ri mat Dimaiki »»«/r-Ju-Zt-tii (mat)A'ma-ta aia it-ti 15") aläni sa si-di {tam-di ana
irti'ia]
22 itbüni saiu itti-su-nu am-daf^-bi-iH si-lim-su^nu [as-kun narkäbäti-iu-nu]
23 [Wf-JaWt-^-tiu a-^]t[-'»°) u-nu]'Ut <afta[rf]-«M-nu")
24 [e-kim-su-nü]
25 [ana su-zu-ub]
26 [napsäti-su-nü]
27 [e-li'ü].
1) Die Ergänzung [mat Melidi] (vgl. Salm. II Stier 1 C. 1 (Amiaud-Schcil p. 6)) scheint zu
den Spuren am besten zu passen; möglich wären auch [mat Ahzt] (vgl. Salm. Ob. 42) oder [meU
Tum-mt] (vgl. Salm. Ob. 43) erstercs sachlich und geographisch mindestens ebenso, letzteres da-
gegen weniger passend.
2) Siehe S. 33 Anm. 12.
3) Das Ende der Zeile 16 stark nach oben umgebogen, vgl. die Tafeln.
4) Umter Huhuäkia würde man dem Sinne nach, wie in der Parallelinschrift von der oberen Höhle
(Tgr. 4 Z. 8), mät ürarft erwarten; doch fehlt es auch Salm. Stier 1 b Z. 17 f. (Amiaud-Scheil p. 6).
5) Der Schluß der Z. 18 war auf dem Felsen Zeichen für Zeichen — auch das Sa vor {mat)
Za-mu-a — deutlich zu sehen. Vgl. Balawat Col. II, 2 (Amiaud-Scheil p. 6 s. n. 2) : istu tamdi sa
{mät) NaHri u tamdi Sa {mdt)Zamua Sa betdni u tamdi rabite Sa {mdt)Amurri {mät)Hatti ana
pdf gimriia kima tul abtibi aspun.
6) Daß Babylon zu ergänzen, steht fest, vgl. Stierinschr. 2 und Tgr. 4 Z. 11, aber in welcher
Schreibung bleibt zweifelhaft. Für [E.] KI wäre reichlich, für [TIN. DIR.] KI knapp Raum.
Vgl. Tgr. 5 Z. 11: TI[N. DIB. KI].
7) Dieselbe Schreibung Stierinschr. 27; ebd. 83: ürid.
8) Ganz kurze Zeile, die Verlängerung trifft das schräg aufwärts geschriebene Ende der Z. 21.
9) Bei wiederholter Prüfung der Stelle sowohl im Original, wie auf dem Abklatsch ergab
sich mir stets die Zahl von „15 (Städten)**, während in den Parallel-Texten (auch Tgr. 4 Z. 15)
stets von „12 Königen'' die Rede ist.
10) Dieses Wort, a?i „ich vernichtete", ä'^S Del. HW. 565, Muss-Amolt 867 findet sich
Stier-Inschr. 1 Z. 47 (14. Reg.-Jahr, Lay. pl. 16, Amiaud-Scheil p. 56), fehlt dagegen in den sonst
gleichfalls genau parallelen Stellen Stier-Inschr. 1 Z. 34 u. 38 (10. Reg.- Jahr, Lay. pl. 15, Amiaud-
Scheil p. 52 u. 54), kann also auch in unserem Texte ebensowohl fehlen wie gesetzt werden.
11) Zu Zeile „23 — 27** ist zu bemerken: auf Grund meiner Hauptcopie nahm ich an, die
Inschrift ende mit Z. 23 und ließ den Abklatsch entsprechend anfertigen. Beim Studieren der
einzelnen Teile der Inschrift auf dem Felsen fand ich , daß Reste einer und, nur unter der Mitte
der Vollzeilen , Spuren weiterer Zeilen vorhanden waren ; die letzte , die ich erkennen konnte,
stand „mindestens in der vierten Zeile von Z. 23 ab**, diese eingerechnet. Die Ergänzungen er-
gaben sich aus den parallelen Texten, besonders aus Tgr. 4 Z. 17. Die Verteilung auf die Z. 23—27
erscheint als die nächstliegende und verwertet nach Möglichkeit die vorhandenen schwachen Spuren.
Z. 27 kann ev. durch Einbeziehung von e-li-u in die dann unsymmetrisch lange Z. 26 erspart
werden.
34
MATKRIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 35
1 Salmanassar,
2 der grofte König, der mächtige König,
3 der König der Welt, der König von Assyrien, der König
4 der Masse der grofien Völker, welcher
5 unter der Beihülfe des SamaS und des Adad,
6 der Götter seines Vertrauens, machtvoll
7 einherschreitet und mächtige Qebirge, vom
8 Aufgang der Sonne bis zum Untergang
9 der Sonne, bezwang (wörtl. : seine Hand fassen ließ); der
10 gewaltige König, der unüberwindliche, der, wenn er die Feinde (wörtl. hinter den Feinden)
11 verfolgt (wörtl. hergeht), gleichwie zu einem Schutthügel der Sturmflut
12 Flüsse und schwierige Gebirge
13 siegreich niedertritt; Sohn AssurnasirabaPs,
14 des Königs von Assyrien, Sohnes des Tukulti-Ninib, des Königs von Assyrien, (er,) der eroberte
15 vom Meere des Landes Nairi bis zum großen Meere des Sonnenunterganges. —
16 Das Chetiterland in seiner gesammten Ausdehnung, die Melitene(?), das Land Daiani, das Land
Su^me, die Stadt Azaskun,
17 die Königsstadt des Aram von Urartu, das Land Gilzan, das Land Hubuskia, (das Gebiet)
vom Quellhaupt
18 des Tigris bis zur Quelle des Euphrat, (sowie) vom Meere des Landes Zamua „unseres Hauses"
bis zum Meere
19 des Kaldäerlandes ließ ich sich meinem Fuße (wörtl. meinen Füßen) beugen Nach Babylon
zog ich, Opfer brachte ich dar, zum Lande der Kaldäer stieg ich hinab,
20 eroberte ihre Städte, nahm ihren Tribut entgegen.
21 Adadidri von Damaskus, Irhulini von Hamat mit 15 Städten von der Meeresküste zum Angriff
gegen mich (wörtl. gegen meine Brust)
22 zogen sie; mit ihnen kämpfte ich, bewirkte ihre Niederlage, ihre Streitwagen,
23 ihre Reitpferde vernichtete ich, ihr Schlachtgerät
24 nahm ich ihnen :
25 um zu retten
26 ihr Leben,
27 entwichen sie (wörtl. stiegen sie hinauf).
Z. 7. Den Salmanassar-Inschriften der Tigrisgrotte kann man eine be-
sonders sorgsame Verwertung des althergebrachten phraseologischen Hüstzenges
keineswegs nachrühmen. Aber (sd) .sadc daumUi usafnufja Je itäsu, wörtl. „(der)
mächtige Berge seine Hände fassen ließ" ist ein so wenig glückliches Bild^), daß
ich längere Zeit geschwankt habe, ob nicht vielmehr mät(ati) hal ntse „diiQ Länder
aller Völker", V ^yfy ^}\ f»-»-»- statt V ^fy ^y^fy f»^»-? zu lesen sei, wie es in
der Parallelstelle No. 22 Z. 3 durchaus möglich wäre, wo ich tatsächlich zuerst
V y>^-^ ►=yyy ^y^y y^*^ las. Aber in unserer Inschrift folgt auf V ohne
Pluralzeichen deutlich t^l^ nicht ^yyy? was für die von mir befolgte Lesung
entscheidet.
Z. 10 f. sa itaJlukn-nia^) .... ukabbisa^ der, „wenn*) er die Feinde verfolgt,
beschwerliche Berge wie zu einem Trümmerhaufen der Sintflut niedertritt".
1) Oder soll hier das Erklimmen „handgreiflich" dargestellt werden?
2) Über die subjunktive Bedeutung der Partikel -ma s. D. H. Müller, Anzeiger Wiener Ak.
d. W. Phil.-hist. Kl. 1884 S. 46 ff., Die Gesetze Hammurabis (1903) S. 252 ff.
5*
85
36 C. F. LEHM ANN -HAUPT,
31. Felsinschrift Salmanassar's II vom Tigristunnel - Ausgang. („Tgr. 3**
Berliner Sitzungsberichte 1900 S. 627 sub 4); weiter flußaufwärts als No. 20
auf derselben Seite an zwei verschiedenen Stellen, und zwar der zweite Teil
Zeile 15—17 am weitesten flußauf- und tunneleinwärts, angebracht. Ist bisher
niemals näher beschrieben worden, da sie von Taylor (wie nach meinem Besuch
von meinem Reisegefährten) nicht gefunden wurde. Man muß sich zu beiden
Teilen durchs Wasser tragen lassen, im übrigen ist die Arbeit dort leichter
als an No. 20, weil der Felsen selbst vor der Inschrift einen, wenn auch
schlüpfrigen und nur im Liegen oder Sitzen auszunutzenden Raum darbietet.
Die Zeit des günstigen Lichtes ist natürlich noch beschränkter als bei No. 20.
Auf Grund der Sester'schen Abklatsche hat Schrader a. a. 0. (S. 9 — 12; S. 30 f.),
sowohl die Zusammengehörigkeit der beiden Teile der Inschrift wie ihre Her-
kunft von Salmanassar II richtig erkannt.
Nur hatte Sester die 3 sehr langen Zeilen des zweiten Teiles in zwei Hälften
abgeklatscht. Und da jede Angabe über den Standort fehlte, auch der Zu-
sammenschluß nicht völlig gewahrt blieb, so sah Schrader in diesen Abklatschen
b und c Fragmente von aufeinander folgenden Zeilen, während in Wahrheit die
die drei Zeilen von c sich rechts an die von b als deren Fortsetzung anschließen.
Außerdem ließen die Abklatsche vieles nicht erkennen, was auf dem Felsen
deutlich ist.
Fig. 18 a und b geben meine Abklatsche der beiden Teile photographisch
wieder.
Da der Abklatsch und in Folge dessen das Glicht Fig. 18 a den Enden der
Zeilen 7 ff. nicht gerecht wird, so gebe ich in den Anmerkungen darüber nach
meinen Aufzeichnungen besondere Rechenschaft.
a.
1 Aiiur (ilu)8in (t7u)«$a-ma8
2 (üu)Adad {üu)l8tar ildni rabüti
3 rchim-mu-ut iarru-t[t]'ta mu-iar-bu-u
4 iumi'ia ^Sul-mcMiU'laiaridu]
5 iar kiSsaU Sar (mat)A8iur abil AäSur-niifir'abal [aar mat Ä88ur]
6 abil l'uklat-Nintb Sar (rnai)A88ur ka-Sid [istu]
7 tamdi sa (mat)Na'i'ri a-d[%]^) [tamdi rdbitt]*)
8 ia aulmi (ilu)Sam'H (mat)Hat-ti
9 a-na «-fttr-<«-«a-ma(?) akiud a/')-[mf|
10 ina ni-ri-bi Sa {mat)En'[z]%'t[e] [e-ru-ub]*)
1) Die rechten Zeüenenden sind von hier ab ganz zerfressen ; es ist nichts mehr davon übrig.
Absichtliche Verstümmelung (wie bei Tgr. 2) nicht ausgeschlossen.
2) Ob hier tamdi rabiii oder nur tamdi zu ergänzen ist, mufi fraglich bleiben. Wahrschein-
licher ist die kürzere Fassung, da in den folgenden ZeUen nirgends mehr als drei Zeichen zu er-
gänzen sind. Die — freilich keineswegs durchweg gleichlautende — ParalleMnschrift Tgr. 5
(s. u. S. 42) hat an der entsprechenden Stelle gleichfalls nur tamdi.
3) So fast sicher; ein senkrechter, ein wagrechter und ein rechts herausgerückter schräger
Keil deutlich sichtbar.
4) Vgl. Anm. 1.
36
UATQUALIEN ZUU ÄLTERKN OÜSCUlCIITIi ARMENIENS UND UliSOI'OTAMlENtJ.
38 C. F. LEUMANN-HAUPT,
11 {tn€U)Su'Uf^'m[e] {mcU;)Da-ia'ni
12 {mat)U'ra'ar'{u^)
13 a-na si-bir-te-sa^)
14 -ma^) akSud(-ud)
b.
15 a-na (waQ (7i7-f o-ni e-ti^ ma-da-tu*)
16 sa {mat)Gil'Za-na-aia am-bur salsianu ana
17 {mat)Na-i'ri a-lik ina rei ini sa {ndri)Dig-lat sumu cU-fu-ur.
1 Assur, Sin, Samas,
2 Adad, litar sind die großen Götter,
3 die da lieben mein Königtum und
4 groß machen meinen Namen: (ich), Salmanassar,
5 der König der Welt, der König von Assyrien, Sohn Assurnasirabals« des Königs von Assyrien,
6 Sohnes des Tukulti-Ninib, des Königs von Assyrien, nahm, indem ich erobernd vordrang (wörtl.
erobernd, als Eroberer) vom
7 Meere des Landes Nairi bis zum großen Meere des Sonnenuntergangs
8 das Land Hatti in seinem Gesamtumkreise ein und umscblo£(?) es.
10 In die Pässe des Landes Enzite drang ich vor,
11 Su^me, Daiani,
12 ürartu
13 in seinem Gesammtumfang
14 eroberte ich.
15 Nach Gilzan zog ich, den Tribut von
IG Gilzan empfing ich. Zum dritten Male zog ich (war ich so gezogen) nach
17 Nairi, und schrieb (nunmehr) meinen Namen an der Tigrisquclle (ein).
*23. Felsinschrift Salmanassar's II vor der oberen Höhle unweit des
Tigristunnelausgangs*) („Tgr. 4"). Links neben der Inschrift Konigsbild *^) in die
Höhle hineinschauend.
Die Inschrift hat durch Verwitterung sehr gelitten, die rechte Hälfte der
Zeilen ist überhaupt fast ganz zerstört. Was erhalten ist, etwa ^/s des Ganzen,
habe ich durch wiederholte Copie festgestellt und davon auch einen Abklatsch
1) Hinter Urartu fehlt nichts, der Felson ist hier glatt und war niemals beschriehen.
2) Felsen rauh, aber mehr hat schwerlich je dagestanden. Vgl folg. Anm.
8) ma steht deutlich da. Aber vorher S(;hien auf dem Felsen nichts zu fehlen; auch sehe
ich nicht, welches Verhuin nach der Phraseologie der assyrischen Inschriften hier ergänzt werden
bollte; so wird man ana sihirtesa-ma wie in Z. 1) lesen müssen, ohne daß abzusehen wäre, warum
das ma, da kein Kaummangel in Z. 13 vorlag, gegen jede Übung in die folgende Zeile verwiesen
sein sollte. Daß die Inschriften Tgr. 2 und 3 von unkundiger Hand eingegraben sind, bestätigt
sich auch hier.
4) Wie der Abklatsch (l'^ig. 18 b) zeigt, findet im Stück b ein Anwachsen der Zeilen statt,
Z. 15 ist die kürzeste, Z. 17 bei Weitem die längste von den dreien.
5) S. d. Meldungen vom 27. Mai und 5. Juni 1899, Verbandl. Berl. anthrop. Ges. 1899 S. 488
sub III a, S. 489; Berl. Sitzungsber. 27. Juli 1899 S. 727/8 und den Bericht aus Titlis, Anfang
September 32 (1899), Zeitschr. für Ethnol. 1899 S. 285, femer Berl. Sitzungsberichte 1900 S. 627.
6) Verh. Berl. anthrop. Ges. 33 (1900) Tafel VI (vgl. 243 Anm. 1) ist das Königsbild mit den
Inschriften No. 21 und 22 photographisch wiedergegeben.
38
HiTEBtAUEN ZUR XLTEREK OISCBICBTE ARMENIENS UND MESOPOTAUIEKS. 39
genommen'), ebenso später mein Reisegefährte; der seinige wird als der besser
gelungene in Fig. 19 wiedergegeben. Meine Copie habe ich ihm übersandt,
damit an ihrer Hand etwaige von mir nicht erkannte Spuren am Felsen durch
seine wegen ihrer Karzsichtigkeit für die nächste Nähe gleich einem Ver-
größerungsglas wirkenden Augen festgestellt wurden.
Figur 19.
Trotz des kläglichen Erhaltungszasiandes ist mir in der Heimat schließlich
die Herstellung des Textes, der sich im Wesentlichen als DupHcat zn No. 20
darstellte, gelungen. Wo Abweichungen stattfinden oder wo sowohl No. 20
wie No. 22 versagen, hilft teils die Beschreibung der gleichen Ereignisse in
den annalistischen Texten Salmanassar's II, teils deren allgemeine Phraseologie.
Tafel IV giebt meine Autographie des so als (lanzes hergestellten Textes,
Mit der hier folgenden Umschrift ist die Rechtfertigung der Lesungen und Er-
gänznngen verknüpft. Wie man sieht, wird in einigen Fällen die Ergänzung
durch die nur von Belck bei seiner Collation meiner Copie ermittelten Spuren
gestützt.
1) Nur von „Tgr. 5" (No. 22 s. u.) habe ich keinen Abklatsch heimgebracht, wie zu Verb. Berl.
anthro)). Ocs. 1900 S. 454 herirhtigcnd zu bemerken.
40 C. F. LEHMANN-HAUPT,
1 m(Ilu)SuUma-nu-a§aridu sarrn rahti sarru €l[an-nu sar kisiati mr mat Asmr sar kia-mt tiise
rdbäti riihü'{u)]
2 sangü Assur^) ina ri-^u-ie m (ilu)J§amas {ilu)Adad ilä[ni tik-H-sü H-es{?)'^) itaUak(u)-md]
3 sade danniiti istu ^i-it (il[u)Sam-8i a-di e-rib (ilu)Sam'fii u-sat-me-ha atta kätd-su sarru ik-du\
4 la pa-du-u na ina resi udu-ku-ma ark[i ') za-i-ri italluku-ma] ^)
5 ki-ma tul a-hu-hi [u kab'bi']*)sa [sal-tis]*) {k]a-[^id [isiu tam-di sa (mat)Na't-r% adi tam-di
rabitei-te) ifa]*^)
6 sulmi {ilu)äamas sa(?) {mat)ffat-ie adipät gim-[ri-8a {mat)Me'li-di(?) {mat)Da'ia'ni {mat)Su'Uli'meY)
7 (alu) Ar-za-ai-ku-uln al]u iarru-ii-iu sa [fnA-ra-me {mat)U-ra'ar'ta-aia (mat)öf7-ja-wf] ')
8 (alu)gub-^8'ki[-a (mat)]U'ra'[a]r-[ti istu rSs e-ni sa (när) Diglaty)
9 [ad]i reS e-ni sa {när)[Purait]i [istu tam']d[i ia]^) {mat)Z[a]^ym[uyya
10 sa bit-a-ni adi tam-di sa {mut)Ka[l'd]i ana sepe-ia u-sak-nis
11 ana {ali)Ba[bili] '^) a-lik (imeru)nik[e ina (ali)Babili (aU)]B[ar]''yz[ib]'')
12 (alt) Ku-ti-e epus{-us) [ana] (mat) Kal'd[i u-ri-dt] afd[nt]-Su-[nu]
13 akiud{'Ud) ma-da-tu sa Sarräni sa istu^^) (mat)Kal'd[i am-fiu-ur]
14 su-ur-ri-bat [kakk]epi'^^yia a-di[Mar'ra'ti w-Jw-up^*) Dadda-id-ri]
15 sar {inat)Difnaski adi XII äarrdni sa [(mat)]Hat-[t]e [a-na irti-ia itbi "j]
16 sa-su it-te-su-nu am-daf}-bi'i? abikta-su-nu [a]s-kun n[arkabdte'Su-nu bit-Iialli-su-nu]
17 u-n[U'Ut] tabazi-m-nu e-kim-su-nu ana [su-zu-ub napsdti-su-nu e li-u]
1 Salmanassar, der große König, der mächtige König, der König von Assur, der König der Masse
der großen Völker, der Fürst,
2 der Priester von (des) Assur, hat *), wenn er, unterstützt von Samas und Adad, den Göttern seines
Vertrauens, einherschrittt,
3 mächtige Berge vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang der Sonne bezwungen.
1) Hier würde man sa erwarten; doch war keine Spur eines weiteren Zeichens zu bemerken.
2) Vgl. Tgr. 2 Z. 6 nebst Anm. 3.
3) Vgl. Tgr. 2 Z. 10 nebst Anm. 7.
4) Ergänzt nach Tgr. 2 Z. 13.
5) Tgr. 2 Z. 15.
6) Tgr. 2 Z. 10; zu Melidi gilt das S. 34 Anm. 1 Bemerkte.
7) Tgr. 2 Z. 15.
8) Tgr. 2 Z. 17 18.
9) Ergänzungen, gesichert durch den Anfang von Z. 10 im Vergleich mit Tgr. 2 Z. 18. Die
Zeichen di, za und mu zu dem in den von ßclck in seiner Xachcollation gesehenen, wenn auch
falsch zusammengezogenen Spuren erkennbar.
10) Vgl. Tgr. 2 Z. 19 nebst Anm. 18.
11) Spuren.
12) liier läge die einzige Abweichung vom Wortlaut der Parallelstelle Obel. 91 Z. 83 f. vor,
die einfach sa sarräni sa (mat)Kaldi bietet. Das Zeichen, das ich mit 'l'A = istu wiedergegeben
habe, ist vorhanden. Mir schien es aber nicht vollständig, während Belck bei seiner Nachcollation
das Zeichen so zu sehen glaubte, wie ich es in der Autogra])hie wiedergegeben habe. Wohl möglich,
daß der Steinmetz sich hier verhauen hatte, z. ß. das Zeichen kal begann und dann, als er sah,
daß er mätu ausgelassen hatte, mit diesem nochmals anhob
13) Die Ergänzungen nach Obel. Z. 84 (Layard 91).
14) Da Irhulini von Hamat hier (wie Obel. 88) fehlt, so ist im Vordersatze richtiger der
Singular einzusetzen, und statt ZI. NJ hätte in Tafel IV am Ende der Z. 15 nur ZI geschrieben
werden sollen.
40
»ATERIAUKN ZOK ÄLTEREN GHSCBICHTE ÄBMENIKNS ÜKD MEBOPOTAHIEKS. 41
i der upbezwiDgUche, der, wenn er aU Vorderster (wörtl. : an der Spitze) kämpft und wenn er
die Feinde verfolgt,
5 sie gleichwie zu einem Trümmerhaufen der Sintflut siegreich niedertritt; der eroberte vom
Meere des Landes Nalri bis zum grofien Meere des
G Untergangs [der Sonne]. Das Land t^atte in seinem Qesammtum fange, die Meliteoe, Daiani,
Suhme,
7 Arzaäkun, die Künigstadt des Aram von l'rarlu, Gilzan,
8 Hubuskia, Urartu, von der Quelle des Tigris
9 liis zur Quelle des Euphrat, (ferner das Gebiet) vom Meere des zu unserem
10 Hause gehürigeD(?) (Teiles des) Landes Zamua bis zum Meere des Kaldfterlandes unterwarf ich
mir (beugte ich unter meine Füße).
11 Nach Bahylon ging ich, Opre[r in Babylon], B[orsippa,
12 Kutha brachte icli, [zum Lande der Kaldäer) stieg ich hinab, ihre Städte
13 eroberte ich, den Tribut der KOnigc aus dem Kaldäerlande empfing ich,
14 der Schrecken meiner Waffen verbreitete sich liis zum Salzstrom. Adadidri,
15 der Kiinig von Damaskus, mit 12 Königen des Hattilaiidcs zog gegen mich,
Iß mit ihnen kämpfte ich, bewirkte ihre Niederlage, ihre Streitwagen, ßosse,
17 ihr Schlarbtgcrät nahm ich ihnen, um ihr Lehen zu retten, entwichen sie.
Ein Vergleich dieser Inschrift mit No. 19 ergiebt bei identischem Gesamt-
inhalt und so gut wie gleichem Tenor , doch im Einzelnen eine ganze Anzahl
von Abweichungen. Namentlich ist der Zug nach Babylonien und Chaldaea in
No. 21 ausführlicher geschildert. Dafür ist dann in letzterer die syrische Koa-
lition etwas zu kurz gekommen , insofern Irhalini von Kamat ganz nnerwähnt
bleibt.
Figur 20.
•t. Kl. N. F. Bind 8,
42 C. P. LEHMANN-HAUPT,
*33. Felsinschrift Salmanassar's II, an der oberen Höhle anter No. 22
angebracht („Tgr. 5"). Recht gut erhalten und gleich bei der Copie als Duplikat
zu No. 21 erkannt^). Die während meines Aufenthaltes gemachten Versuche,
einen Abklatsch zu nehmen, mißglückten; bei meines Reisegefährten Besuch
gelang es.
Er ist deutlich genug, um eine autographische Wiedergabe entbehrlich zu
machen.
Ich gebe daher gleich die Umschrift nach meiner Copie:
1 ASsur (ilü)Adad {ilü)Sin {Uü)jSa'ma8
2 {ilu)Nin% iläni rcibüii ra{H)m'üt
3 sarru-ti-a sa helu-tU kis-su-ti u
4 ia'[p]i-ru-ti sumu hab-tu
5 U'Sar-bu-u m(iiu)Sul-ma-nu-(i8aridu
6 sar kis'sat nise sakhanak AMur
7 sarru dan-nu sar {mat)A88ur abil Assur-na^ir-abal aar kissati sar (mat)A8sur
8 äbil Tukulli-Xinib sar kissati iar {mat)A88ur-ma ka-sid istu tani-di
9 sa (mat)Na'i-ri a-di tam-di sa sufmi jSam-[si] matHat-te
10 ana si-^ir-ti-sa aksud^-ud) ina ni-ri-bi sa l{mat)][E]n-z[i'te c-rM-Jiift
11 {mat)Su'Ul^'me {mat)Da'ia'ni (niat)U'ra-ar-tu akiud
12 sani'änu^) ma-da-tu sa {mat)(jril'Za'ni am-f^ur salsil^dnu]^) ana {mat)]Na-i-[ri]
13 al-lik ina res (nar)I>iglai sumu al-^u-ur.
1 Assur, Adad, SId, Samas,
2 Istar (sind) die großen Götter, die da lieben
3 mein Königtum, die als eines Herrn der Machtfülle und
4 der Herrscherb errlichkeit meinen gewichtigen Namen
5 groß gemacht haben: (ich) Salmanassar,
6 der Herr der Völkermasse, der Oberpriester von Assur,
7 der mächtige König, der König von Assyrien, Sohn Assurnasirabals, des Königs der Welt (wörtl.
der Masse), des Königs von Assyrien,
8 Sohnes des Tukulti-Ninib, des Königs der Welt, des Königs von Assur, nahm, indem ich vom
Meere
9 des Landes Nairi bis zum Meere des Sonnenuntergangs erobernd vordrang, das Land Hatte
10 in seinem gesammten Umkreis ein, betrat die Pässe des Landes Enzite,
11 eroberte Suhme, Daiani, Urartu, empfing
12 zum zweiten Male den Tribut von Gilzan, kam zum dritten Male ins Land
13 Nairi, (und) schrieb (dortselbst) meinen Namen an der Quelle des Tigris.
Von der Inschrift No. 21 weicht die Inschrift, abgesehn von rein graphi-
schen Varianten, hauptsächlich in folgenden Punkten ab.
Z. 1 No. 21 nennt Adad an vierter, No. 17 an zweiter Stelle unter dreien.
Statt der Worte ^a belüt kimti bis u^arbü (No. 17 Z. 3— B) faßt No. IB, Z. 3 f., sich
kürzer: mu-sar-hu-u ,^umi'ia. Ebenso ist die Titulatur Salmanassars und seiner
Vorfahren in No. 21 kürzer. — Die stärkste Abweichung betrifft Gilzan: No. 21
hat ana Gilzani etikj madatu sa {tnat)Gü'Za'na'aia am-^ur „nach Gilzan zog ich,
1) S. die oben S. 38 Anm. 5 zu No. 22 citierten Meldungen und Mitteilungen.
2) Geschrieben II SU.
3) m §U.
42
MATERIALIKN ZUR ÄLTKKEN GliSCHlCHTE AliMKNIKNS UND MESOPOTAMIENS. 43
den Tribut der Gilzanäer empfing ich^, No. 23 dagegen: 11 SU ma-da-tu §a
(fnufjOil-Js^a-ni am-hur, „zum zweiten Male empfing ich den Tribut von Gilzan*.
Statt re,^ ini Diylat (No. 15 Z. 17) begnügt sich No. 17 Z. 13 mit re,s Diglat. —
Die vier Inschriften No. 20 bis 23 stammen nachweislich sämmtlich aus
dem 15. Regierungsjabr ^). Tgr. 3 und Tgr. 5 fügen den allgemein gehaltenen
und gewiß noch an vielen anderen Stellen angebrachten ^) Prunkinschriften Tgr. 2
und Tgr. 4 Einzelheiten desjenigen Zuges hinzu, der zu der Anbringung gerade
an der Tigrisgrotte in Enzite führte. Das geschah, wie Salmanassar angiebt,
auf dem dritten Zuge nach Nai'ri im 15. Reg.-Jahr, für welches die Annalen einen
Besuch der Tigrisquelle verzeichnen. Der erste und zweite fanden im Anfangs-
jahr und im dritten Regierungsjahr statt. Für das 7. Regierungsjahr melden
die Annalen gleichfalls den Besuch einer Tigrisquelle. In diesem Jahre zog
Salmanassar überhaupt nicht nach Nairi, sondern empfing nur in Til-abni,
einem an Bit-Adini angrenzenden und wohl z. T. wie dieses noch auf dem
rechten Euphrat-Ufer belegenen, großenteils aber auf das linke Ufer hinüber
greifenden Aramäerstaat ^), der denn auch nirgends in den Listen der Nai'ri-
Staaten aufgeführt wird, den Tribut von Nairi ^). Damals muß eine andere
Tigrisquelle besucht worden sein, was der grundverschiedene Wortlaut der
Annalenberichte für die beiden Jahre bestätigt.
Im 15. Jahre nämlich wird an den Felswänden^) ein Eönigsbild ange-
bracht, im 7. Jahre wird eine Statue angefertigt und im Wasser oder un-
mittelbar am Wasser der Quelle aufgestellt wie an der (s. o.) Supnatqnelle.
Dort können auch nur Statuen verstanden werden, wozu der Befund an der
Quelle von Babil stimmt. Im 15. Jahre heißt es ausdrücklich „an der Quelle
des Tigris, am Ausgange seines Tunnels" % offenbar in beabsichtigtem Gregen-
' satze zu der Ausdrucksweise in den Berichten über das 7. Regierungs-Jahr,
wo von „der Tigrisquelle, der Stätte, wo das Hervortreten des
Wassers erfolgt", die Rede ist. Damit kann nach der gesammten Sachlage
nur die Quelle des Argana-su, des eigentlichen, westlichsten Quellarms des
Westtigris gemeint sein, und zwar nach Salmanassars Worten offenbar der
freie Quellarm, nicht der Abfluß, den der See Gölgik bei höherem Wasserstande
dem Argana-su zusendet^).
1) Berliner Sitzungsber. 1900 S. 627 sub 6.
2) Vgl. Monol. 55.
3) Annalen Assumasirabals Col. HI Z. 55.
4) St. 1, 22 f.
5) Ob. 93, Stier 1, 48.
6) Stier 1 Z. 48 ina ^U nagabi-ia vgl. Berl. Sitzungsber. 190O S. 628, Verb. Berl. anthrop.
ßes. 1901 S. 234.
7) Siehe Ellsworth Huntington: Tbrough the great Canon of the Euphrates River. Geogra-
phical Journal, August 1902, p. 2 [des S. A.] und die Karte auf p. 3. — Um zu dieser in Til-abni be-
legenen Tigrisquelle zu gelangen, wird Salmanassar den Euphrat nahe bei Izoly (linkes Ufer) über-
schritten haben, unweit der Stelle, wo später von Sardur Argistihinis, Tiglatpilesers in Zeitgenossen,
die westlichste chaldische Keilschrift angebracht wurde.
6*
43
44 C. F. LEHUANN-UAUPT.
Diese westliche Qaelle galt als die eigentliche Tigrieqaelle, als der „Ort,
wo das Wasser heraas kommt". Der Ausgang des Tigristantiels konnte nur
secnndär als Tigrisqnelle betrachtet werden : das beweisen sowohl Tiglatpilesers I
Inschrift, die gar nicht von einer Tigrisqoelle redet, als aach das Fehlen der
Opfer, die der Qaelle zukommen, bei Salmanassar in den Berichten über
das 15. Jahr.
Die £rklärang ist leicht gefanden: Salmanas»>ar ist im Norden nnd Nord-
westen trotz mehrfacher Siege nichts weniger als erfolgreich gewesen. Offenbar
war das Gebiet am die eigentliche Tigrisqaelle, das Land Snpani, die Sophene,
das später za Menaas' Zeiten anter chaldischer Herrschaft steht, nach dem
siebenten Jahre den Assyrem yerloren gegangen, nnd am diese E^iuschränkang
der assyrischen Macht- zu verschleiern, warde der Tigristaanelansgang wider
besseres Wissen zur Tigrisquelle •) gemacht.
1) Möglich, dafl Salmanusu II aod seine ABsjrer du dem Tigristmuiel entitrfimeiide Wumt
kl> itofflicb idenÜBch mit demjeiugeit betrachteo, daa sie weiter im Westen cum enten Mml dem
Boden hatten entströmen sehen, Tgl. Terh Beri. anthrop ßcs. 1901 R. 334 n. 8. 28B m. Anw. 1.
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 45
e) Adadnirari III (811—783 y. Chr.), Enkel Salmanassar's II.
24. In Eala^-Nimrüd steht noch im Südwesten des Trümmerhügels — anf
der Stätte des Tempels, der im Auftrage der Sammaramat, der historischen
Semiramis, als Gemahlin des Assyrien und Babylonien zugleich beherrschenden
Adad-nirari III, für den im Jahre 787 neu eingeführten Kult des Nebo
erbaut wurde') — in situ eine der Statuen dieses Gottes, während die übrigen
gleichartigen*), teils beschriebenen"), teils schriftlosen Exemplare^) sich im Bri-
tischen Musexmi befinden. Figur 21 und Tafel V geben Vor- und Bückansicht
der halb aus der Erde hervorragenden Statue wieder (Zeichnungen von Lucy du
Bois-Reymond nach meinen am l./V. 1899 genommenen Aufnahmen).
d) Salnittnassar III (765—755).
*2b. Fragmente vom unteren Teile rechts eines 20 cm dicken schwarz-
grauen, harten, dioritischen Schriftsteins {Siele) Ar-gis-tu^-u) Ar gistis nennend,
bei einem Altertumshändler in Mosul gesehen und während meines zweiten
dortigen Aufenthalts von mir erworben. Jetzt im Besitz der Königlichen Museen.
Berlin V. A. 3295.
Die vorderasiatische Abteilung hat sich die Pnblication im Zusammenhang
mit anderen historischen Texten vorbehalten, so daß ich nur das zur historischen
Bestimmung und Verwertung Unerläßliche mitteilen kann. Doch ist mir dankens-
werter Weise gestattet worden, eine Autotypie, die ich schon vor der Ver-
äußerung nach meinem Abklatsch hatte anfertigen lassen, zu veröffentlichen
(Fig 22). Diese Beproduction kann und soll nur einen ungefähren Begriff des
Textes geben. Dem Original läßt sich erheblich mehr abgewinnen.
Teile von 17 Zeilen. Darunter geglätteter unbeschriebener Raum. Rückseite
hier unbeschrieben, im fehlenden Oberteil Beschriftung denkbar.
Die äußerst feinen, ungewöhnlich kleinen „neuassyrischen^ Zeichen sind
mit sehr großer Sorgfalt in das ungemein harte Gestein eingegraben. Die
äußeren Grenzlinien der Keilköpfe sind nicht rein geradlinig, sondern etwas im
Winkel ausgeprägt. Die Zeichen y| und ^jj erscheinen regelmäßig in der ab-
weichenden Form y| und ^f][ ; beides Merkmale einer gewissen Altertümlichkeit.
Danach wird für "*Är'gÜ-tu{-u) eher an Argistis' I als an Sanherib's Zeit-
genossen Argistis' II zu denken sein. Das wird durch die Nennung von
^Sam^i'ilu {Samaä-ilu) bestätigt. Dieser kann, da die assyrischen Königsinschriften
in der Nennung von Personen außer dem König äußerst sparsam sind, nur eine
hervorragende Persönlichkeit gewesen sein. Das trifft durchaus und allein zu
1) S. „die historische Semiramis und Herodof* Klio I 256—281.
2) G. Smith, Assyrian Discoyeries p. 576.
3) Gate Reproduktion einer derselben bei Hommel, Geschichte Babyloniens und Assyri^is
8. 629.
4) Über deren Anzahl s. Klio I 259 f. Anm. 3.
46
Figur 22,
anf einen SamaPi-ilu, den Zeitgenossen Argistis 1, den Eponymen der Jabre
780/79, 770/69, 752/1, der nach der Verwaltungsliste diese ganze Zeit über
ohne ersichtliche Unterbrechnng, also mindestens 2S Jahre lang, Höcbstkomman-
dierender der assyrischen Truppen (luriun) gewesen ist.
Das erste Eponymat fällt anter König SalmanassaT's 111, das zweite
unter Assnrdan, der nicht gegen Urartu kämpfte, das dritte nater Assnr-
nirari, den Gegner von Argistis' I Sohne Sardnr 111. In das erste Eponymat
aber fällt der zweite von den sechs Feldzügen gegen Urartu, die die Verwal-
tnugsliste nnter Salmanassar III verzeichnet. An allen wird ^amgi-ilu
neben dem König oder allein beteiligt gewesen sein.
Unser Text berichtet von kriegerischen Verwickelungen und verlostreichen
Kämpfen.
46
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 47
. . . '[fwa-fta-^t ^äamsi'ili idlu Id . . . ^Jyir-ta eli mu-ttr-ni-is-ki-iu rapsu-te a-di? näru . . .
* . um-ma ^Ar-gis-tu ina ki-bit-ka ma-bar.
. . . * die Stadt. S a m s i - i 1 i , der Held nicht ... * gegen seine zahlreichen Reiter ...'*...
Argistis auf Dein Geheiß.
Weitere Auszüge:
** . . . mu-tu ü'ku-pat kit-har-iu-um-ma da-'-mat, lies müiu itkupat (nakdpu 3 pers. sing. fem.
Permans. I 2) kitbartumma (llp, bisher unbelegtcs ÄJLxÄd, synonym mit käbru „Grab") da'nint
„der Tod ist losgebrochen und finster dräut (würtl. ist) das Grab".
Also gehobener Stil mit metrischer oder doch rhythmischer Sprache, wie
so oft auch in historischen Texten^).
^^{^Arygii'iU'U BADt^- (= pagre) ku-ra-di-m . -ma t7-[ji;i] ^^ . p'- su .P'- m-nu i^-hat
„Argistis die Leichen seiner" (wessen?) „Krieger . . . und nahm er **sein . , ihre . . fing
(faßte) er«.
Der Vorgang hat diplomatische Erörterungen im Gefolge gehabt, denn in
Z. 12 steht deutlich ki-hi um-ma „[Zu N. N.] sprich also", der gewöhnliche An-
fang der den Gesandten als Instruction und Legitimation mitgegebenen Schreiben
auf Ton «).
Als Provenienz des Fragments wurde bei der Erwerbung mit einiger Wahr-
scheinlichkeit Dehok ermittelt, wozu die s. Z. von Einheimischen und neuerdings
von amerikanischen Missionaren berichtete Tatsache stimmen würde, daß in der
Gegend von Dehok mindestens ein weiteres Fragment gleichen Materials und
ähnlicher Schrift, aber ganz anderer Gestalt wie das unsrige und folglich nicht
mit ihm identisch gesehen worden sei.
In dem von der Route Elkosch-Peschchabur östlich nach Dehok verlaufenden
Seitentale — dem letzten verteidigungsfähigen D6fil6 nordwärts von Niniveh
gegen Einfälle von Van auf der Route Neri-Djulamerk-Dehok — , liegt etwas
talaufwärts von Maltaiya (s. u.) ein großer Teil, die Ruine eines assyrischen
Sperrforts, der als Fundort in erster Linie in Betracht kommt. Trugen sich
die Kämpfe zwischen Salmanassar III und Argistis I in dieser Nachbarschaft zu,
so war Niniveh ernstlich bedroht und Assyrien in seiner Existenz gefährdet.
Für Argistis* I Regierung gewinnen wir durch den Text, wie andernorts
näher darzulegen ^), eine etwas nähere Bestimmung (ca. 785 — 765), als sie bisher
erreichbar war.
1) Zimmern, Zeitschr. f. Assyr. VIII S. 123.
2) Ob am Anfang von Z. 4 um-ma „also" heißt und somit der gleiche Fall vorläge oder
ob die Silben mit dem Vorhergehenden zu einem Wertkomplex gehören, wie in Z. 8 hit-bar-tu-um-ma
ist nicht sicher zu entscheiden. Ersteres ist jedoch, da eine Anrede in der zweiten Person folgt,
ina kibitka „auf deinen Befehl", das Wahrscheinlichere.
3) Klio VII.
47
C. F. LEHU&NN-BA.DPT,
IV. Sargoniden.
*36. Wohlerhaltener Ziegel aas iLellgelbem TKon, 36 qcm OberSSclie, 12 cm
dick, aaf der Stätte von Dfir-Sarrokm (Chorsabäd) von mir April 1899 erworben,
mit dreizeiliger, in dieser Fassung bisher nnbekanoter, 16 cm langer and 6 cm
hoher Inschrift (Fig. 23 nach Abklatsch), jetzt Eigentum der Kgl. Museen in
Berlin (V. A. 3212).
Figur 28.
1 E-ial «^ami-itinu
2 iaknu (■Iu)£eJ (n)iii(MM[?) ■) MSur
3 Anru dan-nu iar kiiiati »ar mat A\iitir\
1 „Palast Sargons,
2 „dea Priesters des Bei, des Stattbalters, des Assar,
3 „des mftchUgen EfiDigs, Konica der „Welt, Königs von Assur".
H&TERIALIEK ZUR Xr.TEREK OESCniCnTE ARUKNIEKS VND UlSOPOTAlIteHS. 49
37. Backsteinfragment, gleicher Provenienz und Erwerbung, die bekannte
fUnfzeilige sumerische Inschrift Sargon's') in wenig deutlicher Aasfuhrnng
tragend.
Die in Fig. 24 wiedergegebene Aufnahme nach dem Original ist ver-
hältnismäßig klar ausgefallen.
38. Ein weiteres Exemplar derselben Inschrift (Fig. 26) im IHuseam zu
Tiflis, 8. Zeitschr. f. Assyriol. XIII (1898) S. 309. Wie die zahlreichen in Tiflis
Figur 25.
außerhalb des Museums angetroffenen Fälschungen -) meaopotamisch-babylonischer
Fabrik, so wird auch dieses echte Stück von Kerbela-Pilgern heimgebracht sein.
Z. 2 beginnt sicher mit •^t]'|: wu iin-ilii, wie bisher schon angenommen, aber
nicht allerseits als sicher betrachtet wurde.
b) Sanherlb.
29. Ziegel, im Besitz des Mndir der Senia (der Verwaltung der Sultansgüter)
zu Gwär, auf dem linken Zabufer, gegenüber der Ngub-Tunnel-Anlage (s. u.
No. 33). In Mosul, wohin ihn der Chef der Senia für mich kommen ließ,
copiert und abgeklatscht*) (Fig. 26).
1) t'l>er die bisher lickannten Exemplare der InsrUrift, einer Anzalil (nacli Winckler 4 ganze
tmd Fragmente von zweien) im Britischen Museum und Ü im Louvre, vergleiche Jensen, Zeitschr.
f. Assyr. II 213 f.; Amiaud ebd. 346 j Lebmann ebd. 450 f. Herausgegeben ist die Inschrift bei
hajard, Texts fol 82 D ; A. de Longpt'rier, Notice des antiquit<^s assyricnnea etc. au Lonvre, 3. £d.
Paris 1S54 No. 3Ö ä 42 ; 7.v.\eW.t von Winckler, Keilscbrifttexte Sargon's, 1 8. 193 ; II Tafel 4!1 No. G
2) Zeitschr. f. Ass. a. a. 0. und Mitteil. d. Gcogr, Ges. in Hamburg XV (1899) S. 189.
3) Berl. Sit/ungsber- 1900 S, 628 sub 13- Verbandl. Berl, antbrop. Ges. 1900 S. 445; 617;
1901 8. 324 f.
IbhdltB. a. I[. Gm. i WiH. in OitllKGen Pbll.-hltt Kl. K. F. Banil «.i. 7
49
60 C. F. LEHUANN<nAi;PT,
1 „iluSia-a^e-irba sar kiHali iar (mät)AmuT
2 dÜTti u iial-liu(-»?) ia alt KAK 7.1
3 pa-na-a \ti-i\i'\ v,-itrpii.
I „Senbcrib, KCnif; der Welt, KöDiß von AgByricn,
'1 hat Mauer and Außenmauer der Stadt KAK, ZI,
'^ die frl'ihcre (= wie früher), neu erbauen lasBcn".
Damit ist ein besseres , erst die historische Würdigung ermüglichendes
Exemplar der Inschrift I R 7 snbH: „Inecription on brichs from Shamamak *),
Hazeh S. W, of Arbela" gewonnen.
Figur 2«.
Wahrscheinlichste Pruvenienz unseres Exemplars: diT bedeutende, auf der
Route (iwär-Arbela von uns besachte asayrische „Teil Gasyr" (Kasr), daraus
„Hazeh" oiienbar verstümmelt'). Der Backstein sichert die Lage des Feldlagers
von KAK. ZI, von welchem aus Assurnasirabal III (Annalen Col, 1 ü^ f.) u. A.
drei „Feldziige" (in Wahrheit kleine Razzia's'')) gegen den Scheich Nfir-Adad
von Dagara (in den Arbela benachbarten Bergdistricten) onternahm.
*30. Backstein, damals im Besitze des Üavnd-Effendi, Mosul, mit dreizeiliger
Inschrift (Fig. 27 nach Abklatsch).
1 <"{ii\t) Sin-a^e-irba iarra rabä{-u) garru dannu iur kirMli
2 iar (moD-iägur düru u(i') dal-^u-u ia ali Bar-£[ip]
H ti-iii u-ie-pii-ma u-iakkir ltur-\ia-Hii].
1 Sunhcrih, der gto&t: Künig, der nächtige König, der König der Welt,
'2 der Künig von AKsiir, hat Mauer und Wall von Itorsippa
3 neu crhauen lassen und waldgi^birgglcicli crhJiht.
1) Im Inhaltsverzeichnis statt dessen; Sketnamrk.
2) S. Layard, Niuivch and Itatiylon p. 223 ff. und vgl. Ilommel, Ueschichtc Uabylonicns und
AsBjrienB S. 5C.') Anm., Streck ZA. XV (llMM)) S. 2fi8. hajard hericlitct filier den ,Kasr of Sho-
mamok" : „Tlic mound ib botli largc and lofty and is surrounded by the remains of an eartlien
embankraent. It is dividcd aliuoBt into twn equal jiarts by a ravine or watercourse, where an ascent
probably once Icd from tlie plain to the edilice on tlie summit of the pktform . . . Awad had
opencd several deu|i trenchca und tunncls in the mound and had discovcred Chambers with walls
of piain sundriod brickti, others punelled round tbc Iower pari vith slatB of reddiBh limcBtono
about a\.. or 4 fcct liißli He had also fouud inscribcd brirks, with inscriptions declaring that
Sennachprib had licre Imilt a city or rathor palace, for tlic name of which written fc.|- *~'0T,
KAK. '/jV. I caniiot BUggcst a rcading.
3) Von l'ciBtT, KdliuBchriftl. Itibl. I 77'*), mit Unrecht beanstandete Nachricht.
50
MATl-Utl ALIEN ZUU Xl.TKRli^N aESCHICBTK ARHENIBN'S UND HESOPOTAHIBNS. 51
Daß Sanherib, der Zerstörer Babylons, Borsippa befestigt hat, ist m. W,
neu und eröffnet einen intere.«8anten Einblick in die Politik des Königs der
Provinz Babylonien gegenüber. Borsippa sollte offenbar als deren Hauptstadt
an Babylons Stelle treten , nnd in Borsippa wird Assarhaddon als Statthalter
von Babylonien residiert haben.
Kigur|'27.
31. 33. Zwei Backsteine mit sechszciliger gleichlautender Inschrift, identisch
mit I R 7 No. VIII C aus Tarbis.
a) 41 qcm, jetzt Eigentum der Kgl. Museen (V. A. 3215), Inschrift (Fig. 28
nach Abklatsch) 24 cm breit, 21 cm hoch.
Figur 2e.'
b) 41x42 cm, Inschrift (Fig. 29 nach dem im Besitz der Expedition be-
findlichen Original) 18 cm hoch, 22 cm breit.
7*
51
C. P. LKHM ANN-HAUPT,
c) Aaiarbaddon.
SS. Assyrische Felsüchrift vom „Ngüb" - Tannel, jetzt Berliner Museum
V. A. 3315. Dieselnschrift warde von Layard hei den Ansgrahangen in Nimrnd
entdeckt') und veröffentlicht'), ohne daß viel daraas zu machen war. Man
schwankte sogar bezuglich des Königs, von dem sie herrühre. Über ihren
Verbleib war nichts bekannt; die Annahme, daß sie in London sei'), war irrig.
Erst Fr. V. Scheil hat, nachdem er die Inschrift 1894 bei den französischen
Dominikanern in Mosul gesehen hatte, die Aufmerksamkeit wieder auf sie ge-
richtet. Bei den Dominikanern in Mosul, von denen mir der Stein bei meinem
zweiten Aufenthalt in Mosul höchst dankenswerter Weise überwiesen warde,
habe ich den Abklatsch (Fig. 30) genommen, ehe er, da er sich für den ohnehin
für mich mit großen Schwierigkeiten verknüpften Transport za schwer erwies,
in zwei Teile geteilt wurde.
Scheil's VerÖffentlichang *) hatte bereits gezeigt, daß der unvollständig er-
haltene Text von Assarhaddon herrührt und sich auf die ilestauratton eines
von Assurna^irabal III geschaffenen Kanals bezieht , der mittels eines
1) Siehe Niniveb aod its remains 1 8U, It l!>9; ferner vergl. Niniveh and Babylon til6 An-
merkung §, wo der wesentliche Inhalt richtig angegeben ifil.
2) Cuneiform Teits pl. 3.5.
3} Bei Bezold, Babyl.-asgyi. Litteratar S. 107 gub n.
i) iteoueü XVII (1895) p. Ö1-83.
52
HATEItlALlKH ZUK ilLTKREN ÜESCHICHTE AIUIKNIUNS UKD UBSOPOTAUIENS.
Figur 30.
ttinnelartigen DarchstichB vom großen Zab nach Kalach-Nimmd zur Bu-
wäBserung dieser Stadt geleitet wurde.
Unsere Inspektion an Ort und Stelle ergab, daß diese Restauration auf
eine Veränderung des Dnrchstichs hinauslief.
Der alte von Assurnasirabal III angelegte Durchstich war verstopft, und
es handelte sich darum, einen neuen Anfangsgang fiir den Kanal durch die
Felsen zu schlagen. Dieser neue Tunnel ist noch vorhanden und führt den
Namen I^'yüh („Tunnel"). Dagegen ist der Kanal selbst durch Aufschwemmung
versiegt: das Wasser im Tunnel stagnirt. Tafel VI zeigt die Gesammt-Anlage
des Tunnels nach einer mühevollen Aufnahme, die ich, knietief in das Wasser
des Tunnels hineinwatend und den äußersten Ausgang hinter mir lassend, er-
langte. Im Hintergrunde schimmert noch das Wasser des großen Zab hindurch.
Es wird durch 2 Felsschranken mit je drei brückenbogenartigen ()ffnnngen hin-
durch geführt. Diese Schranken entstehen dadurch, daß in den im Übrigen
nach oben geschlossenen Tunnel von oben Lichtschächte eingelassen wurden,
die wohl eine bessere Reguliernng des Durchlasses ermöglichen sollten. Auf
der vorderen Schranke hatte sich während der Aufnahme einer der Bewohner
des benachbarten Dorfes niedergelassen. Das Gestein, ein Conglomerat (Audesit?),
war an sich nicht schwer zu bearbeiten. Dagegen erforderte die Scfaonung und
äichemng dessen, was stehen bleiben sollte, technische Fertigkeit and Vorsicht.
53
M C. F. LKUUAKN-HAUl-T,
Der alte Dnrchutich AssnmaHirabRls ist noch deutlich vorhanden. Mun muß
ihn sich auf dem Bilde ziemlich direkt rechte von meinem Standort denken.
Hier gehen vom FlnBse ane senkrecht zar Flußrichtnng und beim damaligen
Stande des großen Zab (1. April 1899) nur wenig über den Wasserspiegel
emporragend ein oder mehrere Durchstiche in das Ufergebirge, die das Wasser
nngeführ dahin führen, wo jetzt der Ausgang des Tunnels, also der Beginn
des eigentlichen Kanals ist. Man kann am Ufer zu der Stelle des alten Aus-
gangs gelangen; die Durfbewohner wußten auch von einer unter dem Wasser
(noch?) vorhandenen Inschrift zu erzählen. Es wäre der Mühe wert, dort bei
niedrigem Wasserstand nach der für die ursprüngliche Anlage zu erwartenden
Inschrift Ässama^irabars III zu forschen.
Auch vom gegenüberliegenden Ufer bei Grwär läßt sich der alte Tunnel-
eingang genau erkennen.
Die Fehler der alten Anlage waren: die zu große Kürze des Durchstichs
und seine Richtung direkt senkrecht zum Flußbett sowie die zu geringe Er-
hebung des oberen Teils der Durchlässe über den Wasserspiegel. Durch all
das wurde einer Verschlammung und Verstopfung vorgearbeitet.
In der neuen Anlage waren diese Fehler vermieden. Im spitzen Winkel
wurde des Wasser durch einen hochgewölbten Tunnel resp. Schrankendurchlaß
von genügender Hohe sehr allmählich ans dem Flusse dem eigentlichen Kanal-
laufe zugeführt.
d) AsanrbanibKl.
*84. Schwarzes Steinfragment, in Mosul erworben (Fig. 31 nach dem Ori-
ginal), mit Kesten aus der Mitte von 8 Zeilen: Stück aus einer Schilderung der
arabischen Feldzüge Assurbanabal's (Marsch durch die Wüste) der Annalen-
Redaction des Cylindera A und des Cylinders R".
Figur 31.
54
)IA.TERIAIJBN ZUR XLTEREK QE6CHICHTB ARMENIKNS DND ICESOFOTAHIENS. 55
Ich trauBscribire den Text anter Ergänztmg nur der z. T, erbalteneii Worte
nnd füge rechts die Zeilennnmmer des Kassam-Cyliodera, links die des bis anf
eine graphische Variante mit ihr wörtlich übereinstimmenden Cylindera A hinzu.
fCyl. A VIII Z. 69,70) l {.i-W-in-ii-]« uä-t[e-es-ie-ra] (V R Col. YIII Z, 78)
(Kbd. Z. 7G) 2 le-]U-il-ti-hu sal-[mü] (Kbd. Z. 86)
(Z. 79) 3 [na-r]am (ilu)Ii-tar belü Xmu[a] (Z. 92)
(Z. 81) 4 [U-aia-ti-Y sar mal A-ri-b[i] (Z. 93)
(Z. 90) 5 [e]H gu-ub-ba-ni >) ia m[e] (Z. 102)
(Z. 91) C [ana] vias-ti-ti-su-uu ilf-p(b)u-ma (Z. 104)
(Z. 92) 7 [fu-um-me]-e a-mr kail-kat-lt] (Z, 106)
(Z. 94) 8 [ra-u-]ku (Z. 1Ü8).
*35. Linke obere Ecke einer Kalksteinplatte mit Weih-Inschrift Assur-
banabal's an den Kriegsgott Ninib nach seinem Siege über Teumman von Elam
verfaßt, von mir in Nimrnd aufgelesen und in meinem Besitz (Fig. 32 nach dem
Original).
Figur 32.
Tranaskription und Übersetzung (nur so weit ganze Wörter sich sichern
lassen).
A-na (ili)Nit^-Hi]
«■ •'«AÜHT-ban-abK
sakkanak . . .
rabitH-li) . . .
kakkadu -Te-um[-ma}t]
. ["''J^um-fnan .
56 C. F. LEHMANN-HAUPT,
Dem Gotte Ninib,
Assurbanabal,
Statthalter . . .
der großen . . .
5 den Kopf des Teum[man]
. [Te]umman
[Tejumman.
V. Assyrisches unsicherer Zuweisung.
a) Weitere Frainnente tod BabIL
In Babil bei Djezireh fanden sich außer den oben (S. 19 ff.) behandelten Frag-
menten der colossalen Stele Assurnasirabals III, wie dort bereits erwähnt, noch
andere und zwar mindestens drei weitere Fragmente. Zunächst
*36. „Fragment IV". Stück einer auf mindestens drei Seiten (a) Vorder-
seite, b) eine Schmalseite, c) Rückseite) beschriebenen Stele mit Königsbild,
also mit der nur vorderseitig beschriebenen Stele Assurnasirabals III keinen-
falls identisch.
a) Rest der Vorderseite: Teil der Keule, die im erhobenen rechten Arm
des Königs gehalten wurde und Spuren von drei Zeilen. In der ersten >->^ yy (?)
= Hu Za['ma-ma].
b) Spuren (je 3—4 Zeichen) einer Anzahl Zeilen.
c) Reste von 25 Zeilen, und zwar von deren Anfängen im oberen Teile der
Stele, wie die Rundung des Randes erkennen läßt. In Zeile 1 Nn-i-[ri?]: Z. 12
(sadu)Ni'hur.
Die Stele war an dieser Stelle 33 cm dick.
*37. Fragment V auf zwei an einander stoßenden Seiten beschrieben.
a) Reste von 19 Zeilen einer Schmalseite. In Z. 8 {mat)Kir'[ii] sa bi-ta-ni,
b) Geringe Spuren von 11 Zeilen einer Breitseite.
Dicke der Stele hier 29 cm. Schwerlich zur Stele Assurnasirabals gehörig,
da Beschreibung von Schmalseiten bisher nur auf vorder- und rückseitig be-
schriebenen Stelen belegt.
*S8. Fragment VI. Dreiseitig beschrieben und somit jedenfalls nicht zur
Stele Assurnasirabals gehörig.
An der Supnatquelle waren vor Assurnasirabal III nach dessen Worten auf-
gestellt Bildnisse eines Tiglatpileser und von Tuklat-Ninib II, AssurnasirabaPs ITI
Vater. Ist unsere Identification der Supuatcjuelle mit der bei Babil richtig, woran
kaum zu zweifeln ist, so müssen die sicher nicht zur Stele Assurnasirabals ge-
hörigen Fragmente von diesen älteren Stelen herrühren. — Die Nennung geo-
graphischer Namen (Natri, Gebirge Nihur ^.Kirbi unseres Hauses"), die in den
benachbarten Norden gehcJren, ist an dieser Stelle bei allen Herrschern in glei-
cher Weise zu erwarten und bildet kein unterscheidendes Merkmal.
5B
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 57
b) Die Skalptaren tob Maltalya^).
39 — 42. Über die Lage dieser Skulpturen in dem nach Dehok von der Route
Elkosch-Peschchabür ostwärts führenden Seitentale (s. o. S. 47) habe ich Näheres
an anderer Stelle angegeben '). Daß sie bisher nur ungenügend bekannt waren,
ist vielfach beklagt worden. Die auf Zeichnungen beruhenden Reproduktionen
bei Place (pl. 45) und bei Layard^) stehen mit einander verschiedentlich im
Widerspruch, und eine photographische Aufnahme erschien dringend geboten,
wie das zuletzt v. Luschan in den „Ausgrabungen in Sendschirli" I S. 23 betont hat.
Das Photographieren war mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Die
Skulpturen befinden sich hoch oben an der Felswand: Dauer des Aufstiegs vom
Talboden aus etwa 25 Min. Nur ein äußerst schmaler Felsabsatz ist vor den
Skulpturen stehen geblieben.
Da es sich in der viermal wiederholten Darstellung um eine lange Reihe
von nahezu lebensgroßen Figuren handelt und die Aufnahme je eine ganze
Gruppe umfassen sollte, so mußten alle möglichen Kunstgriffe angewendet
werden , um sie der Höhe und Länge nach richtig in den Focus zu bekommen.
Um die in sehr niedrigem Relief gearbeiteten Figuren bei ungünstiger Be-
leuchtung einigermaßen aus dem Gestein hervortreten zu lassen, mußte ich sie
während der Aufnahmen feucht erhalten , wobei mich die Mitglieder meiner
Cavallerie-Escorte eifrig unterstützten.
Dargestellt sind jedesmal: eine stehende männliche Gestalt, offenbar der
königliche Besteller der Skulpturen, rechts gewandt; ihm entgegenschreitend
sieben Göttergestalten links gewandt, die zweite auf einem Throne sitzend,
sämmtlich von Tieren getragen. Hinter ihnen den Zug beschließend eine mit
der erstgenannten anscheinend identische männliche Gestalt links gewandt.
Zu den vier Wiederholungen ist im Einzelnen Folgendes zu bemerken:
39. Die am Weitesten nach links (für den Beschauer — geographisch ge-
sprochen: am weitesten thalauf, nach Dehok zu) angebrachte Gruppe (Fig. 33)
zeigt zwischen der dritten und der vierten Göttergestalt die viereckige Öffnung
einer kleinen Felsenkammer, deren Zweck nicht weiter ersichtlich ist und die
auch an ihren Wänden keine Inschrift trägt. Möglicherweise war sie früher
mit einer Stein- oder Metallplatte verschlossen, die eine Inschrift des Urhebers
der ganzen Anlage trug.
40. Die zweite Gruppe von links ist am deutlichsten erhalten und in der
Aufnahme (Tafel VII) verhältnismäßig am Besten herausgekommen.
41. Für die dritte Gruppe fehlt es mir zur Zeit an einer für die Repro-
duktion tauglichen Aufnahme.
42. Die vierte Gruppe befindet sich abseits von der Gesammtreihe 1 — 3,
etwa 100 m weiter nach rechts, talab. Sie ist von den Hauptskulpturen nicht
1) Verh. Berl. anthrop. Ges. 1899 S. 591 f.
2) Niniveh and its remains I 203.
Abhanillangen d. K. Ge«. d. Wise. zu Göttlngren Pliilolog.-histor. Kl N. F. Band 9.s. 8
57
zu erblicken und nur auf schmalem halsbrecherischem Wege durch dorniges
Gestrüpp zu erreichen, Es ist erklärlich, daß diese vierte Grnppe Place, der
nar drei wiedergibt, entgangen ist. Layard dagegen ist sie, wie mir, von
kundigen Anwohnern gezeigt worden (Fig. 34).
Es wäre sehr erwünscht, wenn diese, freilich nicht iiberdeutlicheu photo-
graphischen Reiirodaktionen dazu helfen könnten, den Stilcharakter und die
Zeit dieser Skulpturen etwas näher zu bestimmen.
Daß die babylonisch-assyrischen Gottheiten in Tiergostalt vorgestellt werden
und daß dem anthropomorpben Götterbilde sein „Tier" , d. h. ein ans Bestand-
teilen verschiedener Tiere zusammengesetztes Mischwesen beigesellt werden
konnte und wurde, ist bekannt. Die Darstellung von Göttern auf Tieren da-
gegen betrachte ich, wie mehrfach betont, seit Langem als eine Entlehnung aas
dem „ che ti tischen- Westen.
Die Skulpturen von Maltaiya zeigen, wie namentlich bei einer Ver-
größerung dni'di Projektion hervortritt, mehrfach hethitisirende Züge. Anderer-
UATEIUAIJEN zur* ÄI.TMES OhlSCIllCIlTK AliMKNTKNS rsi) MESOPOTAMiCNS.
Figur 34.
seits ist die Figur des Stehenden doch wohl deutlich als assyrischer König chai'ak-
teriaiert.
c> Einzeln ei,
*43. Gelblich weisser, rot geäderter Kiesel {Fig. 35) mit dreizeiliger Inschrift,
von der Expedition in Mosnl erworben.
Rückseite unbeschrieben. Linker und unterer Rand wohl erhalten, rechts
(and möglicher Weise oben) fehlt etwas ; doch sind auch hier die Ränder ver-
hältnismäßig glatt, so daß eher ein Abschleifen durch langes Liegen im Wasser,
Figur 35 (' ,)■
als ein Abbrechen des zudem rocht harten Gesteins vorzuliegen scheint. Da in Zeile 2
das Wort für ^Fluß^ vorkommt, so ist es nicht ausgeschloKScn, daß der Stein be-
stimmt war, als Zauber oder Beschwörung in ein Gewässer geworfen zu werden.
8*
59
(.'. F. 1. EEIUA
I '+1 '+ « -
T! © T «T er c
ii- .f^ Si- <
Da in Zeile 3 das Zeichen für auseinander gezerrt ist, so wird in Z. 1
J —*f', und wohl beido Male, zu J"»^ Sifytii (snmer. en) „Beschwörung" ;tusammen-
znziehen, nicht J «-Jf- J (Mardnk) ^»Jf- ^^ (ÖamaS) zu lesen sein.
Z. 2. 3 : nüru aiiii ul{pyUi ' Fluß, dem
jm-fur I löse
*H. Sknlptur auf grauem (basaltischen?) Gestein (Fig. 3(> nach dem Ori-
ginal), in Charput von mir erworben. Kampfscenc. Die Gegner tragen Schilde
Figur 36 (ca. '/,).
versuhiedener Form. Über die Provcnienx war nichts zu erfahren. Doch steht
nach Mitteilung des Geologen Mr. Huntington von der amerikanischen Mission
in Charput das Gestein in der dortigen Umgegend an.
Die Darstellung gehört wohl in die assyrische Zeit, enthält aber, soweit ich
60
M1TER[A[JEN ZUR AI.TKREN OESCHICHTli AlUIENIENR DND UBSOPOTAHIENS. 61
sehe, nichts im eigentliclien Sinne Assyrisches, kann daher wohl ans dem Öst-
lichen Klein- Asien stammen. Dem widerspricht anBcheinend aach die Form
der Schilde nicht: der links zeigt Anklänge an Eigentümlichkeiten der Cheta-
Schüde ')■
VI. Assyrische Inschriften vorarmenischer Könige.
a) Die InHehrirtoD der Sardnnbarg.
45 — 47. Drei Inschriften Sardnr'e {I), Sohnes des Lutipris, auf den riesigen
Blöcken der dem Vanfelsen im Westen nach dem Vansee zu vorgebauten
Sardarsbnrg (Fig. 37)'}, die zugleich das großartigste mir bekannte Beispiel tiir
Figur 37.
vorarmeniscben Mauerbau aus großen regelmäßig behanenen Steinen darstellt.
Die Leiter bildet zugleich durch die Zahl ihrer den üblichen Abstand haltenden
Sprossen einen bequemen Maßstab.
Die Abbildung veranschanlicht zugleich die Stellung der Inschriften {jedes-
mal in der oberen Lage des angefeuchteten Teiles). Von den beiden wohlbe-
kannten, aber bisher nur ungenügend oder garnicht im Originaltext publicierten
Inschriften (Sayee I und 2) gebe ich die eine No. 44 (Sayce 1 slebenzeilig , au
der vom Beschauer linken Ecke der abgebildeten Seite oberhalb der Leiter in
der obersten Lage) in Figur 38 nach unserem Abklatsche, die andere No. 45
(Sayce No. 2 achtzeilig, an der am weitesten nach rechts befindlichen von den
1) W. Max Müller, Europa und Asien nach ägyptiachen Denkmälern S. S18, 361.
2) Vgl. die Aufnahme Verb. Berl. anthrop. Ges. 1900 Tafel [ No, 1 ; doch sind dort in der Hepro-
dnction die Umrisse und die Schichtung der einzelnen riesigen Blöcke nicht eben deutlich herausgekommen.
C. F. LEHMAN!
drei auf Figur 37 ersichtlichen Stellen in der zweiten Steinlage von oben)
nach meiner photographischen Femaufnahme in Fig. 39 wieder.
*47. Dazu gesellt sich (Fig. 40 nach 'unserem Abklatsch) in der Mitte zwischen
No. 45 and 46 in der dritten Steinlage , and zwar auf dem dritten riesigen
Blocke von links, eine von unserer Expedition nen aufgefundene nur in den An-
fängen erhaltene Inschrift.
Fivur 4».
Der Beginn aller drei Inschriften lautet gleichmäßig:
MATERtALIt^N ZDR ÄI.TEKEX OISCBICHTE ARMV^CIGNS UND HRSOf<OTAUIENS. 63
IM (= tgirtu, dupptt) Sa ""Sardtir abli "Ltt-li-ip-ri Harri raln-e ....
„Inschrift (Botschaft) Sardurg '), des groBcn KönigB" ....
b) Die OpfernUehe laf dem Tanfelseii.
*48. Von Sardnr I rührt, nach dem Schriftcharakter und der Ortlichkeit
zu urteilen, höchst wahrscheinlich auch her die assyrische Inschrift in einer von
mir während der Expedition auf der Südseite des Vanfeleens nahe dem Gipfel-
kamm entdeckten, aus dem lebenden liestein gehauenen NiBche, deren zwei er-
haltene Wandungen die eine spärlichste , die andere (Fig. 4i) nach Abklatsch)
reichliche inschriftliche Spuren zeigten ').
Figur 41.
Ihr Inhalt, der von Opf ergaben, u. A. „8 Ochsen"; „Büffeln" spricht, rechtfertigt
die Bezeichnung als Opfernische. Z. 10 und passim: unidu im» kn-niii-(ui-).iu.
c) Die lUBjriscIieii Versloneii der beiden cbaldUch-assjrlsehen Blllufun.
Der Vollständigkeit halber seien schon hier die assyrischen Versionen der
beiden Bilinguen, der Ispuinis - Menuas - Stele vum Kelischfn und der Stele von
Topzauä, aufgeführt, während alles Nähere über diese Bilinguen und die gegen-
seitigen Beziehungen der beiden Versionen in einen anderen Zusammenhang gehört.
1) Die Frage, ob dieser Sardur I, Sobn des Lutipris, König von Nalri mit dem Nachfolger
Arams von Urartii und Gegner SalmanaGBars II , Sardur II von tlrariu , dem Vater des lapuinig,
identisch sei (Verh. Berl. anllirop. Ges. 1«Ü4 S, 4«6), läßt sieh auf Grund des vorhandenen Materials
nicht mit Sicherheit entscheiden.
2) Berliner Sitxungsbcr. lOÜO Seite G2G sub 148.
63
ö4 C, F. LEHMANX-HAOPT,
49. Die assyriscbe In-
schrift anf der Westseite des
Ärf-ä-.*^(ji, der blauen {grünen'))
Stele, worde von ihrem Ent-
decker de Morgan zugleich mit
der längst bekannten chaldi-
scben Inschrift der Ostseite
nach seinem Abklatsche publi-
eiert*). Danach resp, nach dem
Gipsausgnß des A bklatsches
wiederholt von meinem Reise-
gefährten Anatole Heft 1. Es
liegt jedoch eine bei unserem
Besuch an Ort und Stelle von
ihm gefertigte Photographie
der assyrischen Inschrift vor,
die, wenn auch nicht ganz so
deutlich wie zu wünschen, doch
als einzige Reproduction des
Originals vonWert i8t(Fig. 42).
Über den Text s. zuletzt:
Berl. Sitzungsber. 1900 S.G'll
snb 17; Journal of the Royal
Asiatic Society, Oktoberl901,
pag. 663 ff. (A. H. Sayce) ; Ana-
tole Heft 1/1904; Zeitschrift
der Deutschen Morgenlandi-
schenGeseUschaft (ZDMG.) 58
(1904) S, 825 ff.
*50. Die assyrische Ver-
sion der Stele Rnsas' I von
Topzauä ist, soweit einiger-
maßen erhalten , von mir
ZDMG. 58 (1904) S. 834 in
Autograpbie veröffentlicht
*''P" *2. worden.
Über die historischen Ergebnisse s, Berl. Sitzungsberichte 1900 S. 630 ff.
Verb. Berl. anthrop. Gesellscb. 1900 S. 434 ff. und ZDMG. a. 0. S. 837.
1] ZDMG. 58 S. 850. Anm. 3.
2) Kxcursion scicntiflque en Perse par J. de Morgan. Tome Quatrifeme. Rechorcbes archi^o-
logiqueB. Premiere partie. Paris 189G p). XXVI (vgl. die Photographie der Stele pl, XXV).
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 65
Zweiter Abschnitt.
Materialien zur Kultur und zur Herkunft der Chalder, vornehmlich
aus den Ausgrabungen auf Toprakkaläh bei Van.
Von der Kultur der vorarmenischen Chalder geben zunächst neben ihren
Inschriften ihre Felsenkammern und Felsen-Burgen eine Vorstellung : aber irgend-
welche eingehendere Kenntnis war selbstverständlich nur durch Ausgrabungen
zu erzielen.
Die Burg Toprakkaläh ') bei Van empfahl sich der Expedition zu diesem
Zwecke, einmal weil sie während der ganzen zweiten Hälfte der Existenz des
chaldischen Reiches den Sitz des Hauptgottes und die Residenz der Könige
gebildet hatte, sodann weil Versuchsgrabungen der Engländer, leider sehr wenig
systematisch betrieben, bereits wertvolle Ergebnisse geliefert hatten, ohne doch
allem Anscheine nach entfernt zu erschöpfen, was die auf dem Felsrücken auf-
gehäuften Schutt- und Erdmassen bargen. Denn nachdem die Engländer längst
ihre Ausgrabungen eingestellt hatten, kamen fortgesetzt noch sehr bedeutende
Stücke eben jener Provenienz in den Handel.
Außer dem Britischen Museum, in dessen altorientalischen Sammlungen die
transportablen Fundstücke der englischen Ausgrabungen Aufnahme gefunden
haben, sind besonders die Königlichen Museen zu Berlin in den Besitz einiger
interessanter Zeugnisse chaldischer Kunstfertigkeit gelangt, die der vorder-
asiatischen Sammlung (V. A.) einverleibt worden sind. Der General Verwaltung
spreche ich für die Erlaubnis, eine Anzahl der wichtigsten bisher unveröifent-
lichten Stücke zu photographieren und zum Vergleich mit unserem Material zu
veröffentlichen, meinen aufrichtigsten Dank aus.
Für mich liegt das Hauptinteresse bei der Betrachtung der chaldischen
Kultur in dem Bestreben, Anhaltspunkte für die älteren Sitze und die
früheren kulturellen Beziehungen des Volkes zu finden^).
1) So, oder noch mehr nach Toprakkah'h hin, die regelmäßige Aussprache ; urspr. Toprak-
kaläh (türk.) „Erdfestung".
2) Für die vorliegende Abhandlung tritt sekundäi* ein weiterer Gesichtspunkt hinzu. Die
Hoffnung, daß die deutschen Ausgrabungsfunde von Toprakkaläh in richtiger Würdigung ihrer
archäologischen Bedeutung als Ganzes von einem einheimischen Museum erworben werden möchten,
hat sich bisher nicht verwirklicht. Für den extremen Fall einer Teilung oder gar einer Zer-
splitterung möge die Zusammengehörigkeit wenigstens literarisch gewahrt bleiben, ohne daß eine
Abbdlgn. d. K. Ges. d. Wies, zu Qöttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 9, s 0
1
66 C. P. LEHMANN-HAUPT,
Die Urartäer-Chalder sind nämlich ersichtlichermaßen ^) erst in historischer
Zeit ins heutige Armenien eingewandert. Dort können wir ihre Geschichte
von der ersten Hälfte des neunten bis gegen das Ende des siebenten oder den
Anfang des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts verfolgen.
Der Name TJrartu tritt zum ersten Male bei Assumasirabal III auf, der
(s. oben S. 25) in der Standard-Inschrift seine Eroberungen in nördlicher Rich-
tung als von der Supnatquelle bis nach Nirbu Sa Intäni und in einer Va-
riante bis nach TJrartu reichend bezeichnet. Daß die Supnatquelle, entgegen
der früheren Annahme, nicht in Armenien liegt, wissen wir jetzt (oben S. 22, 31)
ebenso daß Nirbu im T^r-^Abdin^) also gleichfalls links und südlich des Tigris
belegen ist. Die Variante steckt den Kriegszügen des Königs ein weiteres Ziel.
Näher in unseren Gesichtskreis treten die Urartäer erst unter Assumasira-
bal's III Sohne Salmanassar II (oben S. 31 if.). Nördlich und nordöstlich vom
Tigristunnel um den Arsanias wohnen zu seiner Zeit die Urartäer, dort ist
Arza^kun, die Hauptstadt Aram's von Urartu, zu suchen.
Zu Tiglatpileser's I Zeit haben dagegen in Armenien noch keine Urartäer
gesessen. Denn er zählt bei seinen Feldzügen gegen die NaYri- Gebiete
(oben S. 16) die sämmtlichen diesen angehörigen Völker einschließlich der um
den Vansee wohnenden auf, darunter auch solche, die in der späteren Zeit in
den assyrischen wie z. T. in den chaldischen Inschriften begegnen, so besonders
den nördlichsten dieser Staaten, Daiaeni und deren südöstlichsten Tummi.
U rar tu dagegen wird mit keinem Worte erwähnt, obgleich Tiglatpileser I
z. T. das Gebiet selbst durchzogen hat, in welchem Salmanassar II die Urartäer
findet. Und an den Vansee, das „Meer von Nairi" '), namentlich an sein öst-
liches Ufer, sind die Urartäer selbst unter Aram von Urartu, also während des
größeren Teils von Salmanassar's II Regierung, anscheinend noch nicht vor-
gedrungen.
Der Schluß ist nicht abzuweisen, daß die Urartäer-Chalder erst in der
zwischen Tiglatpileser I (um 1000 v. Chr.*)) und Assurna§irabal (884—60 v. Chr.)
liegenden Zeit in ihre Sitze einzuwandern begonnen haben. Aber woher?
vollständige Aufzählung all der zahllosen Fundstiicke oder auch nur aller vertretenen Gruppen
hier beabsichtigt wäre. Dieser Gesichtspunkt rechtfertigt es auch, wenn die vereinzelten auf To-
prakkaläh gemachten inschriftlichen Funde als wesentliche Bestandteile der Sammlung hier einbe-
zogen und vorläufig besprochen werden. Es trifft sich übrigens, daß sie fast alle nach der kultur-
historischen Seite kaum minder bedeutsam sind denn als epigraphisch- oder paläographisch-histo-
rische Dokumente.
J) Klio IV (1904) S. 391 Anm. 5.
2) M. Streck, Zeitschr. f. Assyriologie XIII (1898) S. 82—87.
3) Vgl. M. Streck, Z. f. Ass. XIV S. 119: „In ältererer Zeit, so noch unter Tiglatpileser I,
ist der Bereich des Vansees assyrischerseits noch einfach in die Bezeichnung Nairi eingeschlossen.
Erst seit Assumasirpal, möglicherweise parallel mit der Gründung des sog. alt- oder vorarmenischen
Reiches, taucht der Name Urartu auf, der in der Folge genau von Nairi auseinandergehalten wird".
4) Siehe meine „Zwei Hauptprobleme", sowie Klio IV S. 111, S. 260 f.; VI S. 535. Nach der
an dem unkorrigierten Datum von Bavian festhaltenden Anschauung um 1100 v. Chr.
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 67
Drei Richtungen können in Betracht kommen:
1) die von Osten her, aus Azerbaidjän, namentlich auf der Route Täbriz-
Bayazet durch das nordwestlich des Urmiasees belegene Gebiet, für welches,
gleichfalls seit Assurna^irabal 111, der Name Gilzan (Kirzan) bezeugt ist.
2) die von Nordosten her sei es a) über den den Kaukasus central durch-
schneidenden Paß (heute die ,grusinische Heerstraße^, das ist der Weg, den
später die Kimmerier genommen haben, sei es b) um das Ostende des Kaukasus
herum durch den Paß von Derben t am kaspischen Meer (Einfallspforte der
iranischen Skythen in Asien).
3) die von Westen her, dem Verlaufe der thrakischen Einwanderung ent-
sprechend. Jede neue Woge derselben äußerte ihre letzten Wirkungen in dem
Vorrücken der älteren Insassen — der Nicht indogermanen wie der, diese vor
sich her schiebenden, älteren Schichten der eingedrungenen indogermanisch-
thrakischen Völkerschaften — von Westen nach Osten *), wie wir es in historischer
Zeit an den nichtindogermanischen Moschern und Tibarenern und
an den zu den thrakisch-phrygischen Völkern gehörigen Armeniern
verfolgen können.
In ihren historischen Sitzen haben die Chalder kulturell einen sehr nach-
haltigen Einfluß von Seiten ihrer politischen Feinde, der Assyrer, erfahren, der
sich am deutlichsten in der Annahme der assyrischen Keilschrift für ihre
dem Assyrischen gänzlich fremde Sprache*), sowie in dem engen Anschluß der
chaldischen an den Tenor der assyrischen Inschriften und deren Wandlungen^)
bekundet.
Die Fundstücke vom Toprakkaläh stammen nun größtenteils erst aus der
zweiten Hälfte der historischen Periode. Der Felsrücken ist zur Hauptburg
des Chalderreiches erst nach Tiglatpileser's III Siegeszug (735 v. Chr.) ge-
worden, und der Ausbau und die Ausschmückung des Tempels und der übrigen
Gebäude sind allem Anschein nach erst unter Rusas II und Rusas III in der
Zeit zwischen rund 680 und 600^) etwa erfolgt. Indessen treten zu der im
alten Orient besonders nachdrücklich hervortretenden allgemeinen Kontinuität
jedweder kulturellen Entwicklung bei den Chaldern noch eine Anzahl das kul-
turelle Beharrungs- Vermögen steigernder Elemente hinzu: so die theokratisch-
rituelle ^) und damit conservative Anlage des chaldischen Staats und der ihn be-
herrschenden Anschauungen, die große Freiheitsliebe und der Selbständigkeits-
drang der Chalder. Es wäre daher verwunderlich, wenn die aus älterer Zeit über-
kommenen Kulturzustände und -Errungenschaften sich nicht zu einem guten
1) Zu den hier in Betracht kommenden principiellen Fragen vgl. Klio IV S. 892 Abs. 2 v. u.
2) Über die Frage der Zusammengehörigkeit des Chaldischen, dieser weder semitischen noch
indogermanischen Sprache, mit den heutigen Sprachen des Kaukasus, speciell dem Georgischen,
▼gl. zuletzt Berl. Sitzungsberichte 1900 S. 623 Anm. 1.
3) ZDMG. 56 S. 110 f.; 58 S. 829.
4) Zur Datierung s. Verh. d. Xlll. Intern. Or.-Kongresses S. 134, ZDMG. 58 S. 82.
5) Verh. Berl. anthrop. Ges. 1892 S. 486 f.
9*
3
J
68 C. F. LEHMANN-HAUPT,
Teile auch in denjenigen Zweigen unverändert oder wenig modificirt erhalten
hätten, die dem assyrischen Einflüsse offen standen, geschweige denn auf solchen
Gebieten, für welche die Chalder die Lehrmeister der übrigen Völker geworden
sind. Ob die so gewonnenen Anhaltspunkte für die von den Chaldern in ihre
neuen Sitze mitgebrachte Kultur genügen würde, um die Frage ihrer Her-
kunft entscheidend zu beantworten, ließ sich nicht voraussehen.
Wir werden finden, daß es der Fall ist.
Es ergeben sich nämlich ungesucht eine Reihe von Analogien und Bezie-
hungen zur mykenischen Kultur in Technik, Formensprache und Kultus.
Sie werden, falls nicht durch entgegenstehende Beobachtungen aufgehoben oder
in ihrer Bedeutung gemindert, aus folgendem Gesichtspunkte als Argumente für
eine Herkunft der Chalder von Westen her verwertet werden dürfen^).
In der mykenischen Kultur ist Griechisches und Vorgriechisches vermischt.
Dem vorgriechischen nichtindogermanischen Element — ich bezeichne es am
Liebsten nach dem historisch wichtigsten und greifbarsten Volke der be-
treffenden „kleinasiatischen^ Gruppe als das „karische" — kommt ein wesent-
licher Anteil an der Ausbildung der technischen Errungenschaften zu, die die
ägäisch-mykenische Kultur auszeichnet.
Mit Recht hat ferner Furtwängler betont, daß Kultur und Wesen der
lonier eine nahe Verwandtschaft zu dem der ,Mykenäer' zeigt. Das beruht
meines Erachtens zu einem guten Teil darauf, daß die Mischung von griechischem
und „karischem" Blut bei den loniern alle Zeit lebendig und wirksam blieb.
Sie brachten sie nach Klein-Asien mit, als sie durch die dorische Wandemng
dahin vertrieben wurden, und in der neuen Heimat wurden sie durch weitere
Zuführung karischen Blutes (hier im engeren Sinne gesprochen) aufrecht erhalten.
Daß die kretische Kultur in ihren früheren Schichten, wie sie die Paläste
zu Knossos und Phaistos in ihrer älteren Gestalt darstellen, noch als rein
,karischS ohne griechischen Einschlag, zu betrachten ist, wird immer wahr-
scheinlicher ^).
Je näher nun ein kleinasiatisches Volk der „Karer"-Gruppe
sei es stammverwandt, sei es wenn auch nicht im engsten Sinne
benachbart ist, um so engere Beziehungen zur „karischen" und
damit zu einem Hauptelement der mykenischen Kultur wird man
zu finden erwarten. Umgekehrt wird aus derartigen mykenischen
Beziehungen eines dem kleinasiatischen Westen relativ fernen
1) Zum folgenden vergleiche „Aus und um Kreta" Klio IV (1904), bes. S. 389 flf.
2) Dörpfelds Anschauung, Athenische Mittheilungen XXXI 1905 S. 251 fif., daB in Phaistos
und Knossos zwei Palastanlagen von wesentlich verschiedenem Typus einander ablösen, von denen
die durch das Auftreten des Megaron gekennzeichnete jüngere Form vordorisch-griechisch, achäisch
im Gegensatz zur älteren ,karischen* sei, wird zwar von Mackenzie, Annual of the British School
at Athens XI (erschienen 1906) p. 181 — 223 lebhaft und wirksam bestritten. Aber nicht das
Vorhandensein der einheimisch-kretischen Grundschicht wird geleugnet, sondern nur ihre Ablösung
durch eine griechisch-achäische, durch das Megaron charakterisierte Schicht.
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 69
Volkes bis zum Gegenbeweise der Schluß sei es auf Verwandt-
schaft sei es auf vormalige, wenn auch nicht notwendiger Weise
enge Nachbarschaft zu der „Karer"-Gruppe erlaubt sein.
über den Gang der von meinem Reisegefährten geleiteten, von xms Beiden
in gleicher Weise überwachten Ausgrabungen auf Toprakkaläh berichten im ein-
zelnen unsere in den Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft
1898 S. 578-690; 1900 S. 29/66 abgedruckten Berichte^).
Ich bringe hier nur die als Fundstellen namentlich in Betracht kommenden
Ortiichkeiten in Erinnerung. Die dortigen umfangreichen und sehr interessanten
Anlagen im lebendigen Felsen haben keine Einzelfunde geliefert.
1) Der aus steinernen Quadern erbaute Tempel des Gottes Chaldis
auf dem nördlichen Teile des nordsüdlich verlaufenden Felsrückens, bei den
englischen Ausgrabungen in den oberen Schichten ziemlich ausgeräumt, von uns
in den Fundamenten freigelegt.
2) Ein grosses aus lufttrockenen Lehmziegeln aufgeführtes Gebäude, nördlich
hinter dem Tempel belegen. Etwa der ältere unter Rusas I, bei der Umsiedlung
vom Vanfelsen her, provisorisch erbaute Tempel?*).
3) Der Vorratsraum (das Magazin, nicht ,der Weinkeller') der Burg
und des Tempels, etwas südlich von der Südwestfront des Tempels unterhalb
des Felsengrates, auf dessen Ostseite belegen.
4) Das von uns sogenannte ,Totenhaus', eine langgestreckte Anlage südlich
von der Südwestfront des Tempels auf dem westlichen Hange des Felsens in
halber Höhe, also ungefähr gegenüber dem Vorratsraum nur etwas tiefer be-
legen. Mauerwerk aus schönen Hausteinen ist nur an der östlichen, an den
Felsenhang angelehnten Seite streckenweise bemerkbar und ist wohl auf den
andern drei Seiten niemals vorhanden gewesen, also eigentlich kein Haus son-
dern mehr eine Art von Terrasse. In dem hier am Bergeshange aufgehäuften
Erdreich bemerkt man große Lagen von menschlichen Knochen, untermischt
mit zahlreichem Tiergebein. Diese Lagen laufen mit dem Berghange parallel,
also schräg hinab und sind von einander durch 30 bis 40 cm tiefe Erd- und
Lehmschichten geschieden. Wir zählten an einer Stelle vier solcher Schichten;
an andern, tieferen, mögen 6 bis 7 Schichten vorhanden gewesen sein. Die Knochen
und die darüber gelagerte Erde müssen von der Höhe heruntergeschüttet sein.
5) Ein südlich unmittelbar an den „Vorrathsraum" anstoßendes Gebäude.
Zwischen Tempel und Todtenhaus wurde am Westhange noch an zwei weiteren
Stellen gegraben :
6) Mehr nach Süden dem Todtenhause zu, wo sehr bald Backstein-Mauern
und verkohlte Balkenlagen zu Tage traten.
7) Mehr nordwärts dem Tempel zu.
1) Siehe speciell Verh. Berl. anthrop. Ges. 1900 S. 36 Abs. 1 und S. 44 Abs. 1.
2) Zeitschrift für Assyriologie IX 356.
#
70 C. F. LEHMANN-HAÜPT,
Auf die Gesammtanlage der Baulichkeiten auf Toprakkaläh kommen wir
zu Ende unserer Betrachtung zurück. —
Als Gebiete, auf denen die Chalder sich besonders hervorgetan und kulturell
vorbildlich gewirkt haben, dürfen gelten:
I. Der Felsenbau, d. h. die Herstellung von Anlagen im lebendigen Felsen.
II. Die Steinbearbeitung.
III. Der Wasserbau.
IV. Die Metalltechnik.
V. Hinzu tritt, als für kulturhistorische Betrachtungen besonders maßgebend
und auch bei den Chaldern teilweise in sehr charakteristischer Weise ausge-
bildet, die Keramik.
Was
I. den Felsenbau
anlangt, so bildet er das verhältnismäßig am besten bekannte und bereits vor
unserer Expedition verschiedentlich aufgehellte Gebiet.
Die Anlagen des Felsenschlosses von Van hat Schulz eingehend geschildert.
Die bedeutendste von ihnen, die Felsenkammern Argistis' I mit den zu
ihnen führenden Treppen und der Zugang zu den wohl tälschlich sogenannten
,Todtenkammern* haben bereits eine vorläufige Wiedergabe nach meinen photo-
graphischen Aufnahmen erfahren^). Über die z. T. sehr seltsamen chaldischen
Felsentreppen habe ich in größerem Zusammenhange in meinem Vortrage über
kleinasiatische und griechische Felsenbauten gehandelt^).
So sei hier nur die bedeutendste und eigenartigste der während der Expe-
dition von mir neu untersuchten Felsanlagen (Fig. 43 nach meiner Photographie)
vorgeführt,
fl.*) der Eingang der Felsenfeste Rusas* II*) von Kal'ah bei Mazgert, im
Dersim, Vilayet Ma^amuret el Aeiz (Charput).
Von allen mir bekannten chaldischen Felsanlagen weist diese allein einen
im Rundbogen gehaltenen Eingang auf: alle übrigen Zugänge zu chaldischen Felsen-
kammern zeigen, sofern sie überhaupt regelmäßig gearbeitet sind, rechteckige
1) S. Verhandlungen der Berliner anthropol. Gesellschaft 1900 Tafel II (No. 1) und S. 40 f.
Fig. 1 und 2.
2) Berliner archäologische Gesellschaft April 1905, s. Archäologisches Jahrbuch 1905 S.112 — 116.
3) Der bequemen Übersicht halber wird im Folgenden trotz einiger Ungleichartigkeit der be-
handelten Gegenstände eine fortlaufende Numerierung der im Detail behandelten Objecte wie in
Abschnitt 1 durchgeführt.
4) Von ihm rührt (Berliner Sitzungsberichte 1899 S. 748; Verb, anthrop. Ges. 1899 S. 488
sub 2 und S. 610 sub 9) die von dem Geologen Prof. JosefWünsch, zuerst signalisierte Inschrift
her. Ihre Stelle links des in den Felsen gehauenen Portales, ist auf der Abbildung an dem deut-
lich hervortretenden Abklatsch kenntlich. Die Schriftzeilen laufen unbequemer Weise über zwei
im rechten Winkel an einander stoßende Flächen; ihre erste Hälfte auf der linken Fläche, ist in
den Verhandlungen des XIII. internationalen Orientalisten-Kongreß (Hamburg 1902) S. 131 [3] Fig. I
veröffentlicht und dabei auch die historische Bedeutung der Anlage gewürdigt worden.
6
HATERIAUEK ZUR ALTEREN GESCHICHTE ABMESIEN8 DSD ME80POTAMIEKS.
VipiT 411.
Eingänge. Offenbar bildet die Anlage Hiisas' II Vorbilder nach, die in den
westlichen Gebieten, auüerhalb oder na Aev Periiiherie des chaldischen Reiches
üblich waren. Das langgesuchte Prototyp der pontischcn Künigagräber
mit ihren im Rnndbogen geschlossenen Eingängen scheint gefunden *).
1) Käheres s. Archäologisclies Jahrbuch 1Ö05 S. 115a. Dort auch über die regelmäBig recht-
eckige GesUlt der chaldischen Insdiriftni sehen und die oinxigc ,\bweii'hiing von dcrfelbcn.
72 C. F. LEHMANX-HAUPT,
Wie die meisten chaldisehen Pelsanlagen besteht auch diese aus mehreren
Gemächern. Aus dem Hauptraum, in das der Eingang hineinführt, gelangt
man rechts in ein anderes, etwas kleineres Felsenzimmer , und zwar durch eine
rechteckige Türöffnung, die — der einzige mir bekannte Fall — mit einer De'-
koration versehen ist. Man möchte sie dem Eierstabe vergleichen, doch handelt
es sich nur um Halbkreise, die in einer, für den mit der architektonischen
Formensprache minder Vertrauten schwer zu schildernden Weise an einander ge-
schlossen sind und so in mehrfacher Kette, zu den Seiten des Einganges neben
einander, an dessen Oberseite über einander hinlaufen.
n. Die Steinbearbeitung.
Wo Anlagen im lebendigen Felsen an der Tagesordnung sind, da pflegen
auch Mauern aus natürlichem Gestein nicht zu fehlen, die, sei es durch die
Größe der Steinblöcke, sei es durch die Festigkeit ihres Gefüges hervorragen.
Die Chalder bilden auch hier das typische Beispiel.
Wir können auf vorarmenischem Gebiet ziemlich alle Stadien des Steinbans
verfolgen. In den nicht allzu häufigen Fällen, wo die Felskuppe wegen leichter
Ersteigbarkeit an gewissen Stellen durch Mauern geschützt werden mußte, finden
wir kyklopisches Mauerwerk im engeren Sinne, große unbehauene unregelmäßig
und ohne Ausfüllung der Fugen auf einander gelagerte Blöcke; so ist die von
Menuas erbaute resp. nach der Eroberung des Landes für die Chalder wieder
hergestellte Burg Anzaff an der nur allmählich abfallenden Süd-Seite durch
die in verschiedener Höhenlage angebrachten kyklopischen Steinwälle geschützt;
regelmäßiger, dem Polygonalbau sich nähernd ist die Mauer des von Menuas ange-
legten, noch heute functionierenden Aquäductes des Schamyram-suy angelegt^).
Der riesigen rechteckig behauenen und sorgfältig gefügten Blöcke der Sardurs-
burg ist bereits oben (S. 61) gedacht worden. Doch haben wir es hier wahr-
scheinlich nicht mit einer chaldisehen Anlage im eigentlichen Sinne zu tun*).
Ein treffliches Beispiel der chaldisehen Leistungen im fortgeschrittenen
Steinbau bilden die Fundamente des gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr.
erbauten Tempels auf Toprakkaläh, die teils aus glattbehauenen, teils aber
auch in Rustica bearbeiteten, ganz oder überwiegend ohne Mörtel zusammen-
gefügten Quadern bestehen^).
Eine Eigentümlichkeit der chaldisehen Architektur war das Bestreben, durch
Zusammenstellung verschiedenfarbigen Gesteins eine gefällige Wirkung zu er-
zielen. Sie läßt sich unmittelbar an
3. den Mosaiken oder mosaikartigen Bestandteilen des Fuß-
bodens im Tempel zu Toprakkaläh dartun. Unsere Abbildung (Fig. 44)
1) S. unten sab III.
2) Vgl. S. 63 Anm. 1.
3) S. meine Aufnahme Verhandl. Berl. anthrop. Ges. 1900 Tafel I No. 2.
8
HATERtALIBN ZÜIt ÄLTEREN' GESmiCHTE AHMENIEK8 UND ME80F0T1UIENS.
Fif;ur 44.
zeigt eine kleine *Collection »ulcher Stücke'). Es sind namentlich konzentrische
Ringe') aus naturt'arbencm harten, dunklerem (schwarzen, schwarzgriinem, sel-
tener braunem bis rötlichem) und weicbt'm weißen gipsartigen Gestein, Der
innerste Kreis wird durch einen steinernen Pflock in der Gegenfarbe genau aus-
gefällt. Eine Art der Einbcttnng zeigt das große Stück in der Mitte des Bildes,
die Einge sind in entsprechende Öffnungen in einen großen Block von weiß-
grauem kalkartigen Gestein eingelassen. Bei solcher und ähnlicher Anbringang
bedurfte es keiner weiteren Befestigung. Selbst Mörtel oder ein ähnliches
Bindemittel war entbehrlich, wenn die Öffnungen im Gestein genau gearbeitet
waren oder die Ringe fest in den Estrich eingestampft wurden. In anderen
Fällen wurden die den Mittelpunkt bildenden kreisrunden Stücke, die dann
mehr die Form einer Scheibe als eines Pflockes hatten, mit broncenen Nägeln
die z. T. noch jetzt, wie die Abbildung zeigt, in ihnen haften, auf der Unter-
lage befestigt.
1) Diese wie alle folßenden iiliolonra|iliiscIien Aufnalimen von Fimdstiiiken unserer Sammlung
aus Toprakkaläh wie auch dfr von dorl glammenden Stücke der lierliner Sammlung sind, von
wenigen besonders Ijezeichncten Ausnahmen abgcselien, in Berlin von mir in nemeinachaft mit meinem
in der Photographie besonders crfaiirenen Schwager Dr. Claude du Bois-Reymond aufgenommen worden.
2) Diese auch im Berliner Museuro vertreten.
IbMlEn. d. K. On. i. Wlu. » Gtttlne<n Pbn.-hlirt. Kl. N. F. Rind «,i. 10
9
74 C. F. LEHMANN-HAUPT,
In meinem persönlichen Besitz befindet sich ein solches mit dem zugehörigen
Nagel gefundenes Stück aus einer zartgrünen, wohl künstlich hergestellten Ge-
steinsmasse.
Ein anderes Muster setzte sich aus schleifenförmigen, in einander einge-
lassenen Stücken zusammen, und durch Aneinanderpassen der in entgegengesetzter
Weise gelegten äußeren Schleifen oder Gabeln konnte ebenfalls eine sehr eigen-
artige Gesammtwirkung erzielt werden. Bei diesem Muster spielt neben Schwarz
und Weiß oder Hellgelb auch Braun eine Hauptrolle.
Auf die in der oberen Reihe der Abbildung wiedergegebenen Fragmente
kreisrunder Stücke schwarzen Gesteins mit eingelegter Arbeit sei noch beson-
ders hingewiesen. In die Oberfläche sind kleine kreisrunde Öffnungen einge-
lassen, die durch Ringe in der geschilderten Weise ausgefüllt werden. Am
Rande sind Einlagen in Rosettenform angebracht. Die Gestalt dieser leider
in der Wiedergabe nicht deutlich hervorgetretenen Rosetten zeigt ein kleines
Stück durchsichtigen alabasterartigen Gesteins (in der obersten Reihe links oben),
in dessen Oberfläche Rosetten entsprechender Gestalt eingegraben sind. Der
Rosette begegnen wir auch bei den Metallarbeiten der Chalder als Dekorations-
motiv (unten No. 26).
Aber nicht blos im Detail der Dekoration erstrebten die Chalder diese
Farbenwirkung. Die jetzt meist in die Stadt verschleppten, vielfach vor den
Häusern in Van lagernden Quadern und Blöcke vom vormaligen Oberbau des
Tempels zu Toprakkaläh und ev. anderer Baulichkeiten bestehen teils aus
weissem, teils aus schwarzem Gestein, die Fronten und Außenmauern der
bedeutenderen chaldischen Baureste ^) müssen also ein ähnliches Bild geboten
haben, wie die armenischen Kirchen, für deren Baustil (neben gewissen charak-
teristischen Formen) die Einfügung dunkler meist direkt schwarzer Schichten
in das vorwiegend aus weißen Quadern zusammengesetzte Gemäuer charak-
teristisch ist. Dieselbe Eigentümlichkeit tritt bekanntlich in der italienischen
Architektur der Frühzeit auf; speciell in Genua, wo wir sie an den Palästen
vielfach finden, war ihre Anwendung, wenn ich recht berichtet bin, ein Vorrecht
der Adligen ; im Florentiner Dom und in Giotto's Campanile erreicht dieser Stil
seinen Höhepunkt. An die Kunsthistoriker sei hier die Frage gerichtet, ob hier
orientalischer Einfluß aus der Zeit der Kreuzzüge und der Blüthe der genuesi-
schen Handelsherrschaft als sei es allein wirksam in einer Nebenrolle in Frage
kommen kann, so daß ein chaldisches durch die Armenier bewahrtes Kulturgut
in Italien zu neuer Verwendung und Ausbildung gekommen wäre?*).
1) Der Anfang der an den Felsenkammern Argistis' 1 (ob. S. 70) eingegrabenen Annalen war
auf einer Tafel aus anderem Materiale angebracht, zu deren Aufnahme eine noch vorhandene Nische
diente. Auch diese wird in den gleichen Zusammenhang gehören. Der Felsen besteht aus weiß-
glänzcndem Marmorkalk. Jene Anfangsplatte wird aus dunkelem Gestein oder dunkelem Metall
bestanden haben. Strzygowski macht mich freundlichst darauf aufmerksam, daB hier eine für
die Geschichte der Initiale bedeutsame Tatsache vorliege.
2) Strzygowski, dem ich die Frage speciell vorlegte, hält das für nicht unmöglich. Er
10
NATERIAIilEN ZDR ÄLTEREN CiESCHlCHTE ARHEHIENS DND HISOPOTAUIENS. 75
Wie dem aber sei r aagenfällig ist eine anderweitige Analogie. Eine Farben-
wirkang durch Znaammenstellnng verschiedenfarbigen Gesteins hat auch die
mykenische Knnst in der Anßen-Architektur angestrebt: sie kommt am kräf-
tigsten ZOT Geltung in den Fassaden der beiden größten Kuppelgräber za
Mykene, des vormals sogenannten ^Schatzhansee des Ätrens' and des von Fraa
Schliemann ausgegrabenen. Man darf dieses Streben nach Folychromie wohl am
so mehr dem „karischen Element" zuschreiben, als es für die kretische Keramik
mit Firnismalerei des ersten (,Kamares'-)Stiles charakteristisch ist und die durch
die Kamares-Waare charakterisierte erste kretische Blüteperiode allem Anscheine
nach aus einer Zeit herrührt, da Kreta eine rein ,karische' Bevölkerung hatte ').
Ein Mittelglied zwischen der Steinbearbeitung zum Zwecke des Manerbana
und der Skulptur im engeren Sinne würden die Inschrift stelen der Chalder
bilden, die z.T. wie die Menuas-Stele von Kizilkaya („Berl. Sitznngsber. " 1900
S. 623 No. 92), die Stele Argistis I in der Kirche Surb Sahai (ebenda No. 100) in
ganz gewaltigen Dimensionen ausgeführt sind. Über diese Stelen sowie über
Figur 45.
achreibt mir: „Tatsache ist, daB die Rolle der Armenier in der Künsten twicblung des Abendlandes
im Mittelalter heut« noch völlig totgegchwiegeo wird. Was Sie da vorbringen, habe auch ich schon
bemerkt, muB nur warten bis ich die Zeit finde, diese Dinge zuaammenfasBend behandeln zu kOnnen.
Der germanische Omameotalrom vom Norden , der islamische vom Süden sind gleich orientalisch.
Die Armenier treten daneben als directe Vermittler des fernen Orientes auf. Über ihre Rolle ver-
gleichen Sie mein „Der Dom zu Aachen" S. 40 und 78 f., „Knnstgeschichtliche Charakterbilder aas
OBterreicb-Ungam" S. 76.
1) Vgl. oben S. 68 Anm. 2.
10*
11
76 C. F. LEHMANN-HAUPT,
die besonders sanbere and exakte Eingrabnng der chaldischen Inschriften wird
jedoch am besten zueammen mit den InBchriften seihet gehandelt. Dagegen mag
•3. der von mir aaf der Borg von Hassan-Kal'ah, Vilayet Erzeram, aaf-
gefandene Sockel einer bedeutenden Stele, die, sei es zerstört, sei es niemals
errichtet wurde (Fig. 46, Zeicbnong von Helfriede Haapt nach meiner Änfnahme)
hier Platz finden. Die an den im übrigen geglätteten vier Seiten stehen ge-
bliebenen Knubben dienten offenbar als Anknüpfungspunkt der Seile, zur Er-
leichterung des Transports. Vielleicht sollten sie vor der definitiven Aufstellung
der Stele noch beseitigt werden, wenigstens sind weder bei dem im Vorhof der
Kirche Surb Sahak aufgestellten Sockel der riesigen Argistis-Stele noch bei
anderen in situ befindlichen und aus dem Boden hervorragenden Sockeln so dem
der Kelishin-Stele (Berl. Sitzungaber. 1900 S. 619 ff. No. 17), der von Topzauä
(No. 128) und der vom Keschisch-GöU (No. 27), derartige Knubben ersichtlich.
Die große Mehrzahl der chaldischen Steininschriften ist entweder in den
lebendigen Felsen oder auf solchen Stelen eingegraben. Daneben kommen anch
andere Formen bearbeiteten Gesteins, Tafeln, Blöcke und treppenartig abge-
stufte Stücke vor.
*4. *5. Fragmente mindestens zweier beschriebener Steintafeln (Fig. 46a*)
und b % ca. 'a) sind von uns auf Toprakkaläh gefunden worden.
Figur 46 a. Figur iG b.
Eigentliche Stein-Skulpturen sicher chaldischer Provenienz sind nur in ge-
ringer Zahl anf uns gekommen *) :
*6. Auf dem Bnrgfelsen von Van, der, bis zur Verlegung der Residenz
(zwischen 735 und 714 v. Chr.) nach der Rnsas-Stadt auf Toprakkaläh den Sitz
des G-ottes Chaldis und der chaldischen Herrscher bildete, lag (und liegt wohl noch),
nahe der innersten türkischen Umwallung, allen Unbilden der Witterung aasgesetzt
der etwa lebensgroße Torso einer ans grauem Gestein gearbeiteten männlichen
Figur, deren Vorder- und Rückansicht Fig. 47 und 48 nach meiner Aufnahme
wiedergeben. Nur der etwa lebensgroße Rumpf mit den Armen ist erhalten.
Die Gestalt ist mit einem breiten Schwerte umgurtet, dessen Knauf die
Linke hält, die stark beschädigte Rechte liegt in etwa EUhogenhöhe vor dem
Leibe an. Irgend welche sonstigen Details sind anf dem Rumpfe nicht zu
1) Zn lesen: 1 '-a-6(u); 2 -u-.
2) BeEtimmliar nar die 2 crBten ZeicLeii der ersten Zeile gu-Jfi.
3) Über den OpferBtein von Toprakkaläh e. Verh. Bert, anthrop. Uea. ItfUU ü. 59.
HATERIALIICN ZUR ÄLTKRKN IltBCBlCUTE AlUIENICNS UND HESOPOTAUIISNS.
Figur 48.
13
78 C. F. LEHMANN-HAUPT,
nnterscheiden. Den Übergang zum Kopfe bildete ein kragenartiger Aufsatz,
dessen Oberfläche flockig gekräuselt oder gelockt erscheint, und der offenbar den
unteren Teil des vom Haupte herabfallenden Haares oder besser der bis auf die
Schultern herabreichenden Frisur ausdrückt ^), wahrend vorn der untere Teil des
Bartes anfänglich kräftig, im unteren Teil nur im schwachen Verlaufe sich
erhalten hat. Eng gelockte und gekräuselte Frisuren sind uns von den altbaby-
lonischen Statuen der Gudea-Zeit her bekannt, freilich umrahmen sie dort nur
als breites Band den Kopf und reichen nicht auf Nacken und Schultern herab.
Letzteres ist dagegen bei den assyrischen Statuen und Reliefs aus der mit der
chaldischen ersten Blüteperiode ungefähr gleichzeitigen Epoche der Fall, so bei
der Statue des Gottes Nebo aus Nimrud-Kalah (oben S. 44 Fig. 21 und Tafel V),
dem Standbilde Assurnasirabal's in, dem Belief bilde Salmanassars II, nur daß
das Haar hier reicher und freier fallt und in eine breitere Ausbuchtung endigt.
Die Haltung der Arme und Hände erinnert ebenfalls auf den ersten Blick,
und bis zu einem gewissen Grade nachhaltig, an die der Gudea-Statuen, die auch,
nach der Nebostatue zu urteilen, für die assyrischen Götterbilder späterer
Zeit beibehalten wurde, während bei den assyrischen Königsbildem die steife
Verschränkung der Hände vor dem Leibe aufgegeben wurde: die Linke pflegt
das Scepter zu halten, die Eechte fällt auf dem Standbild Assumasirabal's III
frei am Körper herab, auf den assyrischen Stelen pflegt der König mit ihr
auf die vor ihm befindlichen Symbole zu weisen. Auf unserem .Torso ent-
spricht die Haltung der Linken am Schwertknaufe der der assyrischen
Königsbilder, der rechte Arm dagegen nähert sich mit der rechtwinkligen
Stellung des Ellbogens und des an den Körper gepressten Unterarms der ar-
chaischen Haltung; ob die rechte Hand eine (dolchartige) Waffe umfaßt, läßt
sich nicht ausmachen aber auch nicht bestimmt verneinen. Der Bart gemahnt
in seiner Dichte und Gestalt ebenfalls an babylonisch-assyrische Vorbilder, ohne
daß sklavische Nachahmung vorläge : er ist vielmehr kürzer und läuft spitzer zu.
Da nun außerdem der Burgfelsen voll von chaldischen Felsanlagen und In-
schriften ist, da ferner auch beim Bau der türkischen Feste, wie ein ihrer
innern Mauer einverleibter chaldischer Schriftstein (Berl. Sitzungsber. a. a. 0.
No. 66) zeigt, auch lose Überreste aus chaldischer Zeit vorhanden waren, so
erscheint es inmierhin als das Wahrscheinlichste, daß der Torso in die chal-
dische Zeit zurückreicht. Doch lag es mir, wie ich bei der ersten Niederschrift
der vorliegenden Ausführungen ausdrücklich betonte, fem, den Eindruck, daß
es sich hier um eine den babylonisch - assyrischen Einfluß nicht verleugnende
chaldische Skulptur handele, als sicher hinzustellen.
Gesteigert wird die Wahrscheinlichkeit jedoch nunmehr durch den Ver-
gleich mit der neuerdings bei den Grabungen der deutschen Orient-Gesellschaft *)
in Assur aufgefundenen archaisch-assyrischen Statue.
1) An eine — wollige — Halsberge zu denken, erscheint so gut wie ausgeschlossen.
2) S. deren MitteUungen No. 29 (December 1905) S. 41/44 nebst Abbildung 22 (Vorderseite)
und 23 (Rückseite).
14
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENISNS UND MESOPOTAMIENS. 79
Ihr fehlt wie unserem Torso der Kopf, so daß beiden Skulptur-Fragmenten
die Erhaltung des Bartes in seinem unteren Teile gemeinsam ist, und dieser
zeigt, was die äußere Umrahmung, die dem Dreieck sich nähernde Zuspitzung
anlangt, eine bemerkenswerte Analogie. Während allen übrigen assyrischen
Steinskulpturen die bekannten Lockenwickel eigen sind, „die aus gewellten
oder geringelten Strähnen in spiralige Enden auslaufen^, besteht die Bartfrisur
auf der neugefundenen assyrischen Statue aus einer einfachen Reihung von 12
bezw. 13 gewellten Strähnen, wie sie sich ähnlich auf der Londoner Dar-
stellung Hammurabi's findet '). Da die letztere dem Barte auch den zugespitzten
Verlauf zu geben scheint, wird man für den Torso von Van eine der Londoner
ähnliche Darstellung des Bartes vermuten dürfen; der Erhaltungszustand läßt
darüber keine sichere Beobachtung mehr zu.
Die archaische Statue aus Assur hat ungefähr dieselbe Haltung wie die
des Gottes Nebo aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts, auf deren Verwandt-
schaft mit der des Torso von Van wir schon hinwiesen. Aber in dem ba-
saltischen Material, der geringfügigen Modellierung der Hauptumrisse des Ober-
körpers , dem schiefen Winkel der Ellenbogen steht unser Torso der archaisch-
assyrischen Statue näher, die ihrerseits in der Muskulatur der Arme und des
Oberkörpers eine erheblich größere Vollkommenheit erreicht.
Andrae möchte die Statue von Assur für die eines assyrischen Herrschers
halten. Soweit ich sehe, fehlt es an jedem Anhaltspunkte für die Entscheidung
der Frage, ob Herrscher oder Gott. Die Göttlichkeit wird bekanntlich nur
durch die Hörner an der Kopfbedeckung gesichert, der Kopf aber fehlt. Die
Halskette „aus dicken Kugelperlen^, die auch die Bilder Hammurabis zeigen, als
ein ausschließlich menschliches Attribut anzusprechen, wäre schwerlich zulässig.
Mir scheint der Vergleich mit der Nebo-Statue weit eher auf ein Götterbild zu
weisen, bei dem sich auch die archaischen Züge besonders gut erklären würden.
Denn daß Andrae im Unrecht ist, wenn er mit „der Möglichkeit" rechnet, daß
„die Statue in der Zeit nahe um Hammurabi, also um die Wende des dritten
und zweiten Jahrhundert entstanden ist", beweist, von vielem Anderen abge-
sehen, schon der Torso von Van, mit dem man nicht über das erste Jahrtausend
hinausgehen kann und dessen Urheber sich an ungefähr gleichzeitige, nicht aber
um mehr denn ein Jahrtausend ältere assyrische Vorbilder gehalten haben wird.
Darstellen kann der Torso nur sei es einen Gott, sei es einen Herrscher
aus chaldischer oder aus der vorgängigen durch die Herrschaft des Sardur,
Sohnes des Lutipris, Assurnasirabal's III Zeitgenossen, bezeichneten Periode,
die durch die Eroberung von T^pa-Van durch die Chalder beendet wurde.
Für die Entscheidung mangelt es an Anhaltspunkten. Nur soviel wird man
sagen dürfen, daß der Gott Chaldis und etwaige ihm gesellte andere Mitglieder
des chaldischen Pantheons bei der Umsiedlung schwerlich zurückgelassen, son-
dern in den neuen Tempel auf Toprakkaläh übergeführt worden sein werden.
1) Brit. Mus. No. 22. 454. King, The letters and inscriptions of Hammurabi, Vol III, Titel-
blatt; vgl. Bezold, Niniveh und Babylon S. 14.
15
80 C. F. LKHMANN-HiüPT,
*7. Ein in zwei Teile gespaltenes Fragment eines G-efäßes ans rot-
braunem porphyrartigem Gestein {Fig. 49 : Zeichnung des Herrn P. Frohse, nach
Figur 49 ('/,).
dem Original) zeigt einen ruhenden Wiederkäuer in recht characteristischer
Haltung. Gefäße, an deren Eand derartige Tiergestalten angebracht sind, werden
uns in größerer Zahl bei der Keramik begegnen, ebenso ein Analogon zu der
Gestaltung des Randes.
*8. Eine basaltische Steinplatte mit einer Darstellung des Blitzes in drei-
geteilter, geradliniger, wenn auch etwas geschwungener Ausführung (Figur 50)
erinnert an die in llion gefundenen thönernen Weihtiifelchen mit entsprechender
Darstellung ').
Figur 50 (';,).
Die Teilung des Bündels erfolgt aut der chaldischen Darstellung durch eine
einfache Querlinie. Es handelt sich, wie in llion, offenbar um eine Weihegabe,
und zwar an den Wettergott TeVsbas : bei den ilischen Stücken wird man,
was den Brauch und die Form anlangt, ältere kleinasiatische Beeinflussung er-
wägen dürfen. Paul Jacobthal's Überblick ') über die orientalischen Darstellungen
1) S. Winnefeld in „Troja und Iliou" Bd. U S. 44 und Beilage 58 Bub 3.
2) Der Blitz in der oricntaligchen und griechischen Kunst, Berlin 1906.
MATraiAUKN ZUR ÄLTEREN OESCHICHTE AIUII::NIEK8 DND HESOPOTAMIENfi. 81
des Blitzes erfährt durch die vorarmenieche Sknlptar eine Ergänzung. Daa
chaldische Blitzbündel kommt den auf seiner Tafel I sab 6 — 8 Terzeichneten
Formen am nächsten : während aber in No. 7 (Relief von Roytindjyk) der mittlere
Strahl eine andere Bildung zeigt als die beiden äußeren, stimmt die clialdische
Darstellung mit No. 6 (auf einem altbabylonischen Siegelcylinder) und No. 8
(Relief von Koyundjyk) in der gleichmäßigen Behandlang aller drei Zacken
überein and steht auch in deren Linienfährnng zwischen No. 6 und No. 8, waa
ZQ der Zeit, aas der unser Fund stammt and dem Älter der kaltureilen Be-
einSussnng der Chalder vom Zweistromland her recht wohl stimmt- ■
*9. *10. Als Weihegaben sind wohl auch die kleinen Hände aas Gips
(Fig. 51 und 62) oder ähnlichem Material') zo betrachten: Talismans gegen den
bösen Blick oder etwa Opfergaben Heilnngsbedürftiger oder Genesener? —
Figur 51 C/s). Figur 52 ('/,).
*11. Einer der merkwürdigsten auf Toprakkaläh von ans gemachten Fände
ist das in Fig. 53 wiedergegebene Stück, das eine Verbindung von Stein-
bearbeitung and Metallurgie darstellt. Die Oberfläche eines ca. 30cm
dicken Steinblückes trägt teils in Bas-Belief teils in vertiefter Arbeit die
Gestalt eines Bärtigen, der mit beiden Händen einen Baum oder Baumzweig
Figur 53 {ca
1) Beiläufig bemerkt, »urden auf Toprakkaläh aud, iiiiiieliriire Menger Anripifiufiiti gefunden,
ggeDug, nm halb Van mit Arsenik zu vcrgiftcD" (Verb. Ilerl. aiithroi). G«8. 1898 S. 589).
Akt*lidl»(** d. K. Oei. i. ViiM. la Otttingaiu PUl.-hliit. Kl. N. F. »ind Sj. U
rS C. F. LEHH ANK-HAÜPT,
hält oder ergreift. Bart, Haupthaar und £opfbedeckiing zeigen assyrisierenden
Typna. Der Baom oder Zweig ist vertieft gearbeitet, aber die Vertiefung
war durch eine großenteils erhaltene Einlage aus Eisen aosgefüllt. Auf
Tinserer Abbildung ist diese nach einer von mir bereits in Van aufgenommenen
Photographie wiedergegeben und zwar in der Höbe and Stetlang wie sie in die
Skolptnren einzupassen wäre. Danach ist zu schließen, da6 auch die übrigen
eingeschnittenen Teile der Darstellung zur Aufnahme von Einlagen aas Metall
oder z, T. auch ans edlem Gestein bestimmt waren , so namentlich die Arme
des Mannes, sein Gesichts und gewisse Partien seiner Gewandung.
Andere Beispiele gemischter Verwendung von Stein und Metall werden wir
in dem ,Eanachen' (unten Fig. 69) und dem schreitenden Greif (Fig. 66) des
Berliner sowie dem Bronce-Frles des Britischen Museams kennen lernen.
Doch giebt bei all diesen Stücken das Metall die Grrundlage ab. Für Stein-
skolptaren mit Metall- Einlagen ist das Stück unserer Sammlung der erste und
bisher einzige Beleg.
Die Darstellung wird ihrer Erklärung näher gebracht durch einen Vergleich
Figur 54 (',',).
mit derjenigen
*12. eines kleinen, aus Toprakkaläh stammenden von uns in Van erworbenen
Steingewichts, dessen Mantel gleich der Oberfläche eines Siegelcylinders
bearbeitet war. Wir sehen (Fig. 54: Zeichnung von F. Frohse nach einer
Abrollung vom Original) eine Art Altar mit Aufsätzen , wie wir sie auf
assyrischen Siegelcylindern und Gewichten finden, einen (heiligen) Baum und
einen Betenden oder Opfernden, vor dem ein Krug auf dem Boden steht.
Die Struktur des Baumes ist die gleiche wie auf unserem größeren Stücke ans
gemischtem Material. Aber die beiderseitigen Ansätze des Stammes sind deut-
licher als Zweige (einer Fichte oder Tanne?) charakterisiert, als in der größeren
Darstellung, wenigstens soweit die Metalleinlage nach ihrer jetzigen Erhaltung
in Betracht kommt: im Gestein (s. Fig. 53) bemerkt man bei genauerem Zusehen
die den Verlauf der Zweige characterisierenden Ansbiegungen doch auch. Ver-
mutlich haben wir es in dem großen Stucke mit einem heiligen Baum zu tun,
dem sich in der anch aas den assyrischen Skulpturen bekannten Weise ein
18
MATERIALIEN ZDB ÄLTEREN OKSCBICHTE ARMENIENS UND HKSOFOTAHIENS. 83
Priester anbetend oder weihend nähert. Wahrscheinlich gehört die Gnippe in
den ^Rahmen einer größeren ev, figarenreicheren Darstellnng ').
Die auf dem größeren Stück (No. 11) betreffs der menschlichen Gestalt stark
assyrisierende Darstellung dient aber Vorstellungen, die sicher nicht erst aas
Assyrien eingeführt zu werden brauchten. Der in Transkaukasiisn und Armenien
noch heute in kräftigen Überbleibseln lebendige Baum- Kult gehört off'enbar uralten,
einheimischen Vorstellungskreisen an, die in die Zeiten vor der Einwanderang
der Armenier und selbst ihrer Vorgänger, der Chalder, zurückreichen können.
Die Darstellung des Gewichts weist denn auch keinerlei oder doch nur schwache
Hinneigungen zum assyrischen Stile auf, während andererseits die Glyptik selbst
mittelbar oder anmittelbar aus ihrer allseitig anerkannten Heimat, dem Zwei'
stromland, zu den Urartäern gekommen ist. —
*13. Als Anhang zu den Steinskulptnren sei eines vereinzelten Falles von
Schnitzerei gedacht. Ein knöcherner Armring (Fig. 56 nach F. Frohse's Zeich-
Fig. 55 {■/.)■
nong) trägt (Berl. Sitznngsber. 1900 S. 626 Nr. 178 ')) die Inschrift „Land Po-ia-
ia-bti-bi {oder -J:«)"- Etwa ein Weihgeschenk, von dem verzeichneten Lande dem
Tempel des Reichsgottes gestiftet?
ZU Wasserbau.
Für die Leistungen der Chalder im Wasserbau, die ihre Krönung in der An-
lage des von Mennas angelegten heute sog. Semiramis-Csnales (Samt/ram-suy)
und des von Rnsas I für seine Neogründung, die Rnsas-Stadt auf und unter-
halb Toprakkaläb, angelegten Rusas-Sees (heute KeSis-gÖll „Priester-See")
1) Fragmente, die nach Art und Dicke des Qesteina zum gleichen Kunstwerke gebüren kOnnoi
und die aacb lineare ond omanientale EiagiabuDgen zeigen, die zur Aafahme tod Einlagen in
HeUll oder Stein geeignet wären , sind in der Sammlung Torhanden. Doch bat sich ihnen ein
AnbAlt ^r eine Rekonstruktion bisher nicht entnehmen lassen. — Zu erwähnen sind femer Stein-
fragmente gewundener Gestalt, möglicberweise zu einem Flügel gehörig (vgl. onten S. 88 Anm. 6) nnd
dann vielleicht von einem in Stein gearbeiteten SeitenstQck der unter No. 16 behandelten chaldiachen
FlUgelgestalten in Bronce herrührend.
2) Dort lies Pa-^-ia-^u- ' .
U*
19
C4 C. F. LEHHAHK-HinPT,
sowie in den chaldischen Grondwasnerleitangen erreichen, sei anf die an
anderen Stellen gebotenen, eingebenden Darlegangen *) verwiesen.
IV. Die Metallurgie.
•14. Goldene Platte (Fig. 56, Zeichnung F. Frohae nach dem Original),
gefunden im Magazin (Fundstelle 3) *) , ca. 1 mm dick , aU Schanmünze nm den
Hals zn tragen, wie die Öee oben an dem erhöhten Rande zeigt. Darstellnng
in getriebener Arbeit: anf einem Sessel mit gerader Rück- and gebogenen
Figur 56 ('/,).
Seitenlehnen thront eine weibliche Gestalt, das Oewand eigenartig gesäumt und
gemustert. Sie hält in der rechten Hand ein Blatt, während die Linke frei
erhoben ist. Ihre Fuße ruhen auf einem Schemel mit gebogenen Füßen. Vor
ihr, in der offenbar eine Göttin der Frachtbarkeit zu erblicken ist, steht eine
weibliche Gestalt in langem, schleppenden, dem der Göttin ähnlichen Gewände,
die Arme betend erhoben.
Die Darstellong wird nach unten dnrch eine Art von Enospenband abge-
schloeeen. Die verwandten assyrischen ^ und griechischen *) Darstellaogen dieses
Dekorationsmotivs zeigen die Bänder, von denen die einzelnen „Knospen" herab-
hängen, durch Bogen untereinander verbunden'), während anf unserer Gold-
1) ZeitMhr. f. Ethooloiie 24 (1892) S. 137 ff.; 31 (1899) S. ÜUS.; Verh. Berl. sathrop. Oeg.
I89S S. 218 f. ; 1896 S. 697 ff. ; 1B96 S. 309 ff. ; Bertiner Sttziugsbericht 1900 S. 628 No. 87—46,
S. 624 No. 1S0;31; Zeitschr. f. Aisyr. IX S. 360?.; ZDMG. 66, S. 113, 58 S. B46ff.
2) Verh. Berl. »nthrop. Oes 1898, S. 687.
3) Riegl, „StilfragflD' 3.94 Fig. 34: Lotnsblüten aod Knospen abwechaelnd anter einuider
Terbonden
4) „NankraÜB" Tafel 1 pL6, 1; Tgl. H. Prini, „Funde ftm IfftokrAtis" S. 89: Knoapenbud.
Kiegl a. 0. S. 163 Fig. 73: LotusblOten- nod Knoepenband wie in Anm. 8.
6) In Ägypten kommt daneben eine rein wagerecbte Verbindung der LotnBblQten- und Knospen-
Stengel vor, vgl. Riegl a. 0. S, 62 Fig. 11 and S. 67 Fig. 21 mit S. 6B Fig. 22.
MATKRIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 86
platte die untere Linie der eigentlichen Darstellung einen geradlinigen Abschnitt
zwischen den zu jeder „Knospe" gehörigen Bänderpaaren schafft^).
Bleiben wir zunächst bei der Darstellung als solcher, so bietet sie uns die
einzige sichere aathentische Wiedergabe einer chaldischen G-ottheit in chal-
discber Arbeit*) und zwar einer weiblichen Gottheit. Das giebt in verschie-
denen Eichtungen zu denken. Das Chaldische kennt keinerlei sprachliche Unter-
scheidung des Geschlechts, und die bei den Personennamen übliche Unterschei-
dung durch das vorgesetzte männliche und weibliche Determinativ fällt, wie im
Babylonisch - Assyrischen , bei den nur durch das Zieichen der Gottheit ^J^
determinirten Götternamen weg. So hat man bisher alle Mitglieder des chal-
dischen Pantheons als männlich angesprochen, während in Wahrheit, wer be-
haupten wollte, selbst Chaldis, die Hanptgottheit sei weiblichen Geschlechtes,
nicht strict widerlegt werden könnte. Soweit braucht man natürlich nicht zu
gehen, aber die Goldplatte belehrt uns, daß bei den Chaldern mindestens eine
weibliche Gottheit eine wichtige Rolle spielte.
Diese weibliche Gottheit wird in den G-ötterlisten der speziell dem Kult
gewidmeten chaldischen Inschriften von Meher Kapyssy (Berl. Sitzungsber. 1900
S. 621 No. 21) und Djelaby-Baghy (ebenda S. 624 No. 131) schwerlich fehlen.
In der äußeren Anordnung wie in gewissen Einzelzügen der Darstellung
ist babylonisch-assyrischer Einfluß schwerlich zu verkennen, so namentlich in
der Art, wie die Göttin sitzend dargestellt ist: auf einem Sessel, die Füße auf
einem Schemel, gerade wie es die babylonisch-assyrischen Skulpturen und ge-
schnittenen Steine zeigen und wie es Herodot (1 183) an Ort und Stelle gesehen hat.
Aber im Übrigen entspricht sie weder dem assyrischen Schema der Ado-
rationsscene noch auch wurzelt sie in specifisch assyrischen Vorstellungen.
Daß der resp. die Anbetende allein vor der Gottheit erscheint, ist vom baby-
lonisch-assyrischen Standpunkte aus mindestens angewöhnlich.
In den namentlich auf den Siegelcylindern so unendlich häufigen Anbetungs-
scenen wird der ßegel nach der Betende durch seine fürsprechenden Gottheiten
vor den thronenden Gott geführt. Daß Hammurabi allein vor dem Sonnengott
steht, der ihn zum Gesetzgeber beruft, ist eine — übrigens wohl auch im Sinne
der damaligen Zeit revolutionäre und revolutionär beabsichtigte — Besonderheit').
Auch werden, soweit ich es übersehe, die Istar, und die übrigen weiblichen Ge-
stalten des babylonisch-assyrischen Pantheons, die in der bildlichen Darstellung
ohnehin gegenüber den männlichen Gottheiten doch mehr zurücktreten, als
es bei den Chaldern der Fall gewesen zu sein scheint, vorzugsweise gerade nicht
1) Man könnte auf den Gedanken kommen, daß es sieb um Klunken oder Troddeln handele,
die Tom unterem Saume eines das Gemach der Göttin von dem übrigen Tempelraum trennenden
Vorhaoges herabhängeo. Statt einer lediglich dekorativen Ausfüllung des leergebliebenen unteren
Teiles der Darstellung, hätte der Künstler dann das ursprüngliche Motiv des Lotusbandes umge-
deutet und in eine innere Beziehung zur Hauptdarstellung gesetzt.
2) Über den Torso^s. o. S. 76 ff.
3) Über das Zurücktreten von Kultus und PriesterschAft in ^ammorabi's Gesetz, t. „Baby-
lonienB Kultormission einst und jetzt**, S. 45 f.
21
86 C. F. LEHMANN-HAUPT,
sitzend dargestellt. Ebenso kenne ich im Zweistromland kein Beispiel dafür, daß
die angebetete Gottheit eine Pflanze in der Hand hielte.
Wohl aber tritt bekanntlieh im westlichen Kleinasien und im Kult
der mykenischen Periode, nach Ausweis speciell der glyptischen Darstellungen,
eine Fruchtbarkeitsgöttin in den Vordergrund, die, mit Rhea. Kybele, Ma wesens-
gleich, zudem durch eine Pflanze, die sie in der Hand hält (Mohn), speciell
charakterisiert wird *).
Und wie der Inhalt der Darstellung, so weist auch die Technik des einzig-
artigen Stückes nach Westen. Arbeiten in getriebenem Golde sind aus dem
Altertum nicht eben zahlreich erhalten. Diese chaldische Goldplatte, die den
Fundumständen nach sicher dem Ende des 8. oder dem 7. Jahrhundert v. Chr.
angehört, also etwa mit der ältesten lydischen Münzprägung gleichzeitig ist,
findet nach Alter, Composition der Darstellung und Feinheit der Ausführung
ihre nächsten Gegenstücke in gleichem Material an den getriebenen Goldarbeiten
und den Intagli der mykenischen Periode, deren höchste Leistungen die Gold-
becher von Amyklai (Vafio) und die bestgearbeiteten der z. T. auch inhaltlich
verwandten mykenischen Goldringe bilden.
Ob die Goldplatte ihrer Bestimmung, als Medaillon am wahrscheinlichsten
für eine Priesterin oder die Königin zu dienen, bereits zugeführt war, ist
zweifelhaft. Sie kann auch zum Bestände eines zunächst für den Hof und den
Tempel arbeitenden Goldschmiedes gehört haben, denn als Gerätschaften
eines solchen sind die gleichfalls im Magazin gefundenen Stücke No. 16 — 19
zu betrachten.
Für den chaldischen weiblichen Typus ^) bietet unsere Goldplatte wohl die
beste und verläßlichste Darstellung. In Betracht kommt daneben noch
*15. ein in Bronce gegossenes Stück des Berliner Museums (V. A. 2988),
dessen Vorder- und Rückseite Fig. 57 und 58') zeigen.
Die starke Ausprägung der scharf gebogenen Nase und der Backenknochen,
namentlich letztere auch auf dem Berliner Stück bemerkbar, erinnern von allen
mir bekannten Yölkertypen südlich des Kaukasus am meisten an den der Georgier.
Und wenn man aus verschiedenen Gründen vielfach an eine Verwandtschaft der
Iberer-Georgier mit den Chaldern gedacht ^) hat, so ist es besonders bemerkens-
wert, daß die langen, zu beiden Seiten des Kopfes vorn auf die Schultern
herabhängenden Locken, die der Berliner Broncekopf zeigt, noch heute die spe-
cifische Eigentümlichkeit der weiblichen georgischen Haartracht bilden.
4l) Auf dem bekannten in Mykene gefundenen Goldringe. Beste Wiedergabe bei Evans,
Journal of Hellenic Studies 1894 p. 21 (1901) p. 108, sowie auf kretischen Formsteinen, *E<priiUQ£g
1900 Tafel 3. 4. Zur Sache vgl. Zahn, Berl. Archäol. Ges. 1901 März-Sitzung (Sitzungsber. S.63);
Karo, J Archiv für Heligionswissenschaft VII S. 149; Noack, Homerische Paläste S. 86.
2) Zum männlichen Typus vgl. u. N. 25 Fig. 67.
8) Chalder, Moscher, Iberer sind miteinander verwandt, nicht aber die Moscher mit den Iberern
dentisch, s. dazu meine chronologisch freilich verbesserungsbedürftigen Darlegungen : „Aus Georgien^
in .INaumann's „Zeit*^ 1902 No. 41/44 nebst dem erweiterten Sonderabdruck und femer Yerh.
XIII. Intern. Or.-Congr. (Hamburg 1902) S. 139.
22
UATEBIALIEN ZUR ÄLTEREN OESCnlCHTl!: ARHGNIENS UND UESOPOTAUIBKS.
Figur 57. (ca, '/j.)
Figur 58').
Chaldischerseits wird der Beleg in seiner Bedentang dadurch noch erhöht,
daß die Berliner Darstellong dem Gebiete des Kultus angehörte. Es ist nämlich,
wie die Rückseite mit dem Halbringe , in den der menschliche Korper aasläuft,
besonders deutlich zeigt, nicht mehr und nicht weniger als eine chaldische Dar-
stellung der geflügelten Sonnenscheibe, jenes von den Ägyptern zu den
Assyrern gewanderten Symbols , das nun in specifisch chaldischer Umwandlung
vorliegt. Von den dadurch angeregten Fragen und Gesichtspunkten sei hier
1) Um den zur Aufhängung dienenden Hing und seine Anbringung deutlich wiederzugeben,
iBt die Rück aufnähme absichtlich schräg gehalten, woraus eirh die Verkürzung des recbten
Armes und des zugeliürigon Fliigcli^ erklären.
88 0. F. LEHMANN-HAÜPT,
nur der wichtigste hervorgehoben. Die geflügelte Sonnenscheibe gilt überall als
Sjnnbol — und wo sie mit einer anthropomorphen Göttergestalt Verbunden ist
zum Ausdruck — der obersten Gottheit, des R^-Ammon in Ägypten, des
Assur in Assyrien, des Ahuramazda bei den Achämeniden. Haben wir daraus
etwa doch zu schließen, daß an der Spitze des chaldischen Pantheons eine weib-
liche G-ottheit stand, das Chaldis selbst in erster Linie weiblich vorgestellt
wurde ? Das bleibe unentschieden (vgl. S. 89 Abs. 3) : sicher ist , daß wir nun-
mehr zwei Darstellungen chaldischer Gottheiten besitzen, die Beide weiblich auf-
gefaßt sind, sodaß die Tatsache, daß eine weibliche Gottheit bei den Chaldern eine
höchst bedeutsame Rolle spielte, außer Zweifel steht.
Die vorstehenden an das Berliner Fundstück allein geknüpften Äußerungen
kann ich angesichts der parallelen'), im größeren Zusammenhange zuletzt von
Holleaux*) behanuelten Stücke*) aus Armenien*), Griechenland*), Italien®) und
der Erläuterungen, die sie namentlich von Furtwängler ') und Holleaux^ er-
fahren haben, aufrecht erhalten.
1) Herrn Dr. Hugo Prinz habe ich für freundliche Unterstützung beim nachträglichen Zu-
sammenstellen der Literatur zu danken.
2) Fouilles au temple d'Apollon Ptoos. Bulletin de Correspondance Helldnique XII 1888
p. 380—395, 8. bes. die Übersicht p. 382 f.
3) Es sind im Ganzen einschließlich des Berliner Stückes mindestens 14 Exemplare, von Frag-
menten abgesehen, bekannt, die ich in den folgenden Anmerkungen durchlaufend numeriere.
4) No. 1 u. 2. Bulletin de TAcademie Imperiale des Sciences de St. P^tersbourg XVI (1871)
p. 462 f. ; de Longp^rier, Oeuvres I p. 275 f. ; Perrot, Histoire de P Art. II p. 584 üg. 281 ; Furtwängler,
Arch. Zeitung 1879 S. 180. Für die eine wird die Provenienz Van angegeben, für die anderen nur
Armenien. Ebenso schwanken die Angaben über den Verbleib: Konstantinopel (Museum) und
St Petersburg werden angegeben. Vielleicht die eine hier, die andere dort. — No. 3. „Armenien**.
Perrot a. 0. p. 734 fig. 397, Sammlung de Vogud. Zweiköpfig und auch sonst vielfach von dem
Berliner Stücke abweichend. Ein oder mehrere Exemplare sollen sich nach Perrot a. 0. II p. 734
Anm. 2 unpubliciert im Britisch Museum, Nimroud Central Saloon, befinden. Das Berliner Stück
No. 4, das im Jahre 1899 einem armenischen Händler abgekauft und von Herrn James Simon dem
Kgl. Museum geschenkt wurde, weicht in der Bildung namentlich des Kopfputzes von No. 1 und 2
erheblich ab, sodaB der Gedanke, eines von jenen beiden Stücken sei von Neuem in den Handel
gekommen und mit der Berliner Bronce identisch, ausgeschlossen ist. Also mindestens 4 Stücke,
von denen ersichtlich drei aus Toprakkaläh, der einzigen zu Van gehörigen Fundstätte für chaldische
Broncen, herrühren: speziell für No. 3 vgl. unten S. 96 da« de Voguö'sche Stück gleicher Pro-
venienz. Auch das vierte Exemplar (No. 2) wird gewiss ebendaher stammen.
5) No. 5—8 Olympia. Vier verschiedene Stücke No. 783-786 Tafel XLIV und Textband IV
(Furtwängler vgl. Anm. 3) S. 115—117. Dazu eine Anzahl Fragmente weiterer Exemplare, namentlich
das eines Flügels (vgl. oben S. 83 Anm. 1) a. 0. S. 116 sub 784 c. — No 9 und 10 Athen. Zwei
untereinander, auch an Größe verschiedene Exemplare. Holleaux, Bulletin de Corr. Hell^nique XII
(1888) p 382 f. Unpubliciert? - No. 11—12 Delphi. Heiligtum des ApoUon Ptoos. Zwei Henkel-
figuren eines von Holleaux ausgegrabenen Kraters, ib. p. 380 ff. und planche XII.
6) No. 13 und 14. Praeneste (Palestrina) am Rande eines großen Kraters angebracht,
Monumenti antichi (1879) XI Teil 2, 10, a;b.
7) Archäol. Zeitung 1879 S. 180 ff. - „Die Broncefunde aus Olympia*' (1880) 8. 62 f. —
„Olympia** (1890) a. a. 0. und besonders „Die antiken Gemmen** III (1900) S. 68 Anm. 1.
8) A. a. 0. p. 383 ff.
24
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 89
Mit Furtwängler treffe ich darin zusammen, daß es sich nm eine der
assyrischen ähnliche Darstellnng der geflügelten SonnenKcheibe handelt, im Gegen-
satz zn Holleanx, der Ägyptisches in phönikischer Nachbildung vermutete. Furt-
wängler nimmt assyrischen Ursprang und Verbreitung des Typus von Sinope
aus^) an. Ich denke aber er wird mir darin zustimmen, daß, so lange
eine Anzahl vorarmenischer, aber kein assyrisches Stück gefunden ist, wir nur
auf chaldischen Ursprung schließen dürfen. Dazu kommt, daß Furtwängler —
wozu meine oben mitgeteilte Beobachtung aufs Beste stimmt — von vornherein
darauf hingewiesen hatte, daß sich diese Haartracht in assyrischen Darstellungen
nur bei Fremdvölkern findet, während doch eine assyrische Grottheit von Assyrern
nur in einheimischer Tracht dargestellt werden könnte.
Der Fund von Praeneste hatte von vornherein gezeigt, der von Delphi be-
stätigte, daß wir es mit Henkelfiguren zu tun haben, die, paarweise einander
gegenüber und das Antlitz einander zugewandt, an den Rand großer Misch-
kessel angeheftet wurden. Ihm paßte sich die glatte Vorderseite der Flügel an,
während durch die an ihrem Rücken befindlichen großen Ösen Schnüre oder
Drähte gezogen werden konnten, mittels deren die Gefäße freischwebend aufzu-
hängen waren. Der Typus blieb auf der Wanderung auf diese Verwendung
beschränkt. In der chaldischen Heimat handelte es sich gewiß nur um eine
sekundäre Verwendungsart des wichtigen Symbols (vgl. S 83 Anm. 1). Die von
Toprakkaläh stammenden individuellen Stücke können nicht älter sein, als die
Gründung der dortigen Burg: nach 735 v. Chr. Dagegen kann der chaldische
Typus selbst und seine Verbreitung natürlich bis in den Anfang des chaldischen
Reiches zurückgehen Da schon Menuas bis fast nach Malatiah hin herrschte,
kommt für die Verbreitung des Typus wohl neben dem Seeweg von Sinope aus,
wohl auch der Landweg durch Phrygien und Kleinasien in Betracht. Zwischen
Italien und Assyrien gibt es (s. unten S. 95) noch eine Anzahl anderer Bezüge,
bei denen chaldisclie Vermittlung nicht ersichtlich ist.
Bedeutungsvoll ist, daß eine der olympischen Henkelfiguren (No. 783) bärtig
ist. Der Bart zeigt nahe Anklänge an die assyrische Frisur, ohne mit ihr
übereinzustimmen. Das würde für das an dem Torso von Van (oben No. 6
S. 76 ff.) ermittelte Verhältnis der chaldischen zur assyrischen Skulptur gut passen.
Vielleicht ist damit in einer Nachbildung die bisher vermißte chaldische Darstellung
einer männlichen Hauptgottheit, also wohl des Chaldis (vgl. oben S. 85) gefunden.
Nun zu den Gerätschaften (S. 86 Abs. 4).
*16. Cylindrisches, aber durch Feuer völlig verbogenes Gefäß aus Silber,
das mit einem Gewebe von Silberfäden übersponnen war, die, ganz verkohlt,
nur noch in geringfügigen, seit der Auffindung (in einem der riesigen Pithoi
des Magazins^)) stetig mehr abbröckelnden Resten vorhanden sind. Die ursprüng-
liche Struktur des Gewebes läßt sich gleichwohl an den, gemeinsam mit Herrn
1) Früher (1880) freilich auch pliönikische Arbeit nach assyrischem VorbUd.
2) Verb. Berl. anthrop. Ges. 1898 S. 586 f.
Abbuidlongen d. R. Ge«. d. Win. sq GöUln^en Philolog.-histor. Kl N. F. Band 9.i. 12
25
90 C. F. LEHMANX-HAOPT,
H. Seydel unter Anwendung besonderer Vorsichtsmaßregeln genommenen Anf-
natimen (Fig. 69 — 61, ca. */i) noch mit genügender Dentlichkeit erkennen.
An beiden Seiten wnrde diese silberne Biichee dnrch krelsrnnde übergreifende,
also kapselartige Deckel verschlossen, die mit goldenen Knöpfen nach Art nnser
Tapezier-Stifte beschlagen sind. Zwischen diesen Goldnägeln erblickt man ein
feines Netzwerk, das nicht dnrch darüber gezogene Fäden entstanden, sondern
anscheinend aus der Oberfläche selbst heransgearbeitet ist. Die Deckel konnten
mittels eines goldenen, an dem losen Exemplar noch erhaltenen Ringes (Fig. 60)
Figur 60.
abgezogen werden. Doch geschah dies nur, nm die Büchse zu füllen, and zwar
enthielt sie noch bei der Aufündang eine Art Pulver, eine schwarze mulmige
Erde. Der eine der beiden Deckel ist indessen dnrch das Feoer, das die Burg
zerstörte, untrennbar mit der Büchse verwachsen. Daß das Geföß tatsächlich
zur Aufnahme von palverartigem oder sonstigem feinkörnigen Material bestimmt
war, das in kleinen Quantitäten herausgeschüttet wurde, beweist die Struktur
zunächst des lose vorhandenen Deckels. Er ist an einer Stelle durchlöchert,
(Fig. 60) nnd um ein zu schnelles Heraustreten des Inhalts oder eine Ver-
stopfung der Öffnung (von ca. '/a cm Durchmesser) zn verhindern, ist im Inneren
(Fig. 61 rechts) eine halbmoodfönnige, sei es gleichfalls ailbeme and leicht ver-
HATEHI&LIEN ZDlt ALTEKEN al»CHli;lll'i: AtUIKNlKNS U.\U MtSOPOTAUIKNS.
Figur 61.
goldete sei ea ans Elektron hergestellte Lefze angebracht, vor welcher oder über
welche das Pulver binabgleiten muß, am an und durch die Öffnung zu gelangen.
Da der nicht mehr zu lockernde zweite Deckel äußerlich genan dieselbe Gestalt
hat and anscheinend in derselben Weise durchlöchert war, so wird auch sein
Inneres das gleiche sein. Somit baben wir es wahrscheinlich mit einer Doppel-
büchse zu tan und werden ans in der Mitte des Gleiasses eine parallel der
Deckeloberfläche laufende Scheidewand zu denken haben.
Die beiden Abteilangen der Büchse waren vermutlich zur Äaüiabme sei es
verschiedener Ingredienzen , sei es verschiedener Qualitäten oder Stärkegrade
eines and desselben Materials bestimmt.
Diese Silberbüchse giebt uns trotz ihrer Beschädigung aufs Neue einen
hohen Begriff von der Höhe der Technik und dem geläuterten Geschmack der
cbaldischen Gold- and Silberarbeiter.
Aber die weitreichende Bedeatong gerade dieses Fundes liegt doch in einer
andern Richtung.
Das in der Büchse enthaltene Pulver ist nämlich von meinem Reisegefährten,
dessen ursprüngliches Berufstudium bekanntlich die Chemie war, untersucht und
als Schwefelsilber erbannt worden, Anf der Anwendung dieses künstlich her-
gestellten Pulvers aber beruht die in Europa sogenannte Tala-Arbeit. Die-
jenigen Teile der glatten Oberfläche des hellen Silbers , die mit Schwefelsilber
la*
27
92 C. F. LEHMANN-HAUPT,
belegt und behandelt werden, erhalten eine danklere Färbung. So entsteht die
Würfelung oder anderweitige Musterung der Oberfläche des Tala-Silbers.
Solche „Tala"-Arbeiten werden aber noch heutzutage gerade in Van in
großer Menge und in äußerst feiner Ausführung hergestellt. Auf dem Bazar
der Citadellenstadt Van kann man die Silberarbeiter, Bude an Bude, bei ihrer
Arbeit beobachten. Unser Fund beweist, daß es sich hier um die Fortsetzung
einer uralten einheimischen Übung handelt, die durch den Kaukasus nach
Rußland gedrungen ist und dort eine neue Pflanzstätte gefunden hat.
Handelt es sich hier um Übertragung einer specifisch chaldis eben Technik,
so kommt in anderen Fällen der Zuwanderung südlichen Kulturgutes nach Ruß-
land, so bei der Übernahme der aus Babylonien nach dem Kaukasus gewanderten
Brettchenwebetei ^) und dem Fortleben der babylonischen Goldmine gemeiner
Norm im russischen Pfunde^, den Chaldem eine mehr oder minder deutliche
und mehr oder minder ausschließliche Vermittler-Rolle zu.
*n» Zwei kleine silberne Tiegel, die ehemals mit einem in Spuren
erhaltenen Gewebe, ähnlich dem der Büchse, bekleidet waren, fanden sich im
Magazin auf dem Boden eines andern der riesigen Krüge'). Diese Tiegel sind
leider in Berlin verloren gegangen. Wahrscheinlich sind sie beim Brande des
alten pathologischen Instituts, wo die Sammlung Toprakkaläh zum größeren
Teil aufbewahrt war, geschmolzen und vernichtet worden.
*18« Ebenfalls in dem Vorratsraum stieß man auf einen mindestens 51 cm
langen, ca. 0,5 bis 0,9 cm dicken, in teilweise durch Feuer gekrümmte Stücke
zerfallenen Broncestift, der am einen Ende in eine ca. 2,5 cm lange, ca. 0,5 cm
dicke goldene Spitze ausläuft. Vielleicht ein bei Goldschmiedearbeiten vei*wen-
detes Instrument^).
Hier schließen sich am Besten an:
'*'19. Kleine broncene Gefäße (Auswahl Fig. 62, knapp V^)» ^^^^ &her zum
Teil mit platter Rückwand, als ob sie an die Wand oder an ein Brett angehängt
oder angelehnt zu werden bestimmt seien.
1) Yerh. Berl. anthrop. Ges. 1898 S. 820 ff.; 1900 S. 29 Anm. 8. 299. Zeitschr. f. Assyriol.
XIV S. 869 f. und bei M. Lehmann-Filh^s, „Über Brettchen- Weberei" S. 9.
2) Über altbabylonisches Maß und Gewicht und deren Wanderung, Yerh. Berl. anthrop. Ges.
1889 8. 263. Achter Internat. Or.-Congreß: Semitische Section b S. 207. Hermes 86, Tabelle zu
S. 113 ff. sub 12.
8) VBAG. 1898 S. 686 f.
4) Von fachmännischer Seite bin ich auf die Möglichkeit hingewiesen worden, daß es sich
um einen Lötstift handeln könne, durch den die Lötflamme angeblasen wird, wozu die große
L&nge stimmen würde. Die feine in der Längsachse hindurchgehende Öffnung müßte dann
bei dem die Burg zerstörenden Brande völlig durch das glühende und schmelzende Metall
ausgefüllt sein, denn in der Bronce findet sich nirgends eine Andeutung und an der im
Übrigen unversehrten Goldspitze eine kaum merkliche Vertiefung. Der Befund davon spricht
also nicht gerade für diese Annahme. Daß es sich um Fragmente mehrerer Stifte handele, ist
unwahrscheinlich.
28
MATEEIAIJBN ZUR Xr.TKREN OKSCMICBTE AItUi:MENS l'KD MICSOPOTAMIENB.
Figur 62.
Kehren wir non von den Geräten der Werkstatt wieder zn den eigentliclien
Erzengnisseu der Metalltechnik nnd zwar zanächst den in Bronce gearbeiteten
znrück.
*80. Broncener Kandelaber (Fandstelle No. 5 oben S. 69; Gesammt-
höhe 136,5 cm), aaßerordentlicli schön gearbeitet, anf drei Fößen, von denen einer
in 2 Teilen abgebrochen ; der Schaft in 3 Teile zerbrochen ; die zar Anfnahme
des Lencbtmateriah bestimmte Pfanne nicht mehr, wie ursprünglich, an dem
Schafte befestigt. Fig. 63 zeigt den Leuchter gleichwohl in Folge zeitweiliger
mit einiger Mühe und etlichen Hilfskonstroktionen ermöglichter Zasammensetznng
als Ganzes in genauer phutographischer Wiedergabe ohne die geringste Ergän-
zang, nar fehlt einer der zerbrochenen Füße, der eine provisorische Ansetznng
nicht vertrug*).
„Der hohe runde Röhrenschaft wird von drei geschwungenen Füßen freischwe-
bend getragen, zwischen denen er aus einem halbkugeliörmigen, geriffelten" außer-
ordentlich schweren „Zapfen herauswächst. Die Füße endigen in Rindsklauen,
and aaf ihrer oberen wagerecht gebogenen Fläche liegt ein kleiner geflügelter
Stier mit Mensche n köpf , ähnlich den Thorwächtern der assyrischen Palastbauten",
nnr auf einem der FiiBe ist der Kerub erhalten, auf den beiden anderen ist die
Stelle der früheren Auflötung deutlich erkennbar. „Über dem Ansatz der Füße
umgiebt den Schaft ein kelchförmiger King , dessen oberer ßand aas einem
Eranz amgeklappter Blätter mit vorstehender Mittelrippe besteht. Vier klei-
nere ähnliche Kelche gliedern den Schaft, bis als oberster Abschlaß die scheiben-
förmige Pfanne mit hochgebogenem Rand folgt"'), die wohl zar Aufnahme von
Räucherwerk diente and die vermuten läßt, daß wir es mit einem Räncheraltar
— etwa speziell des chaldischen Sonnengottes Ardinis za tan haben ^. Die an
altorientalischen Altären häufigen Thierfüße wurden dazu ebenso wie die Keraben
1) Seither iat der Kandelaber vom Hamburgischen Museum für KunBt und Gewerbe erworb«D
uod, voltstäDdig Kusammen gesetzt, in dessen SammluDgeD ausgestellt worden.
2) Die Citate sind dem „Bericht für das Jahr 1903 des Musenma filr Kunst und Gewerbe in
Hiunborg" S. 48 (Jabrbucb der Hamburgiachen wisseaBcbaftlicbeo Aoatalteo 1904) entnommen.
3) Hier sei eines weiteren Kultgerätes vod Toprakkaläb gedacbt, eiuea broncenen Wageoa iu
der OrSße eines nicht zu klein bemessenen Kinderspielzcuges. Er beHndet sich im Beaiti der fran-
sOaiicben Dominikaner -Miasion in Van, Analogieen im Westen (heiliger Wagen von Oordion;
Koltmodell von Knoseos) liegen vor, ohne dafi hier der Osten auszuscIilieGen «ftre.
29
94
C. F. LEHMANN-HAÜPT
Figur 63.
Figur 64.
stimmen. Freilich sind die übrigen aus dem alten Orient in corpore oder in
Abbildungen erhaltenen — assyrischen, hebräischen, kanaanäischen, himyarischen
— Altäre alle aus Stein gearbeitet und zeigen eine erheblich massivere Structur.
Erinnert werden darf auch an den Kandelaber, der auf dem bekannten, in
mehreren Exemplaren auf uns gekommenen babylonischen Hadesrelief figuriert.
30
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 95
Zu beachten sind bei diesem „chaldischen^ Kandelaber gewisse Anklänge an
einen etruskischen Broncekandelaber (Fig. 64) , der sich gleichfalls im Hambur-
gischen Maseum für Kunst und Gewerbe befindet and dort als Gegenstück za
jenem aufgestellt ist.
„Die drei elastisch geschwungenen Füße der etruskischen Kandelaber haben
die Form von Pantherklauen und entwachsen dem Rachen von Pantherköpfen.
Zwischen diesen sind Medusenhäupter mit ausgestreckter Zunge angebracht. Der
geriffelte Schaft schießt, wie bei dem chaldischen Kandelaber, von den eben-
falls nur minder hoch geschwungenen Füßen freischwebend getragen aus einem
niedrigen Blattkelch von ähnlicher, aber strafferer Bildung" als der Kelch des
chaldischen Kandelabers „bis zu anderthalb Meter Höhe empor und zeigt ein
reich entwickeltes Kelchkapitäl, das mit dem kleinen Teller zum Aufstellen der
Lampe geschlossen ist''.
Doch ist der umgestaltende und veredelnde Einfluß griechischer Kunst
bei dem etruskischen Stücke nicht zu verkennen, während andererseits bei
den Etruskern auch eine anscheinend unmodificierte Verwendung orientalischer
Formen und Motive ersichtlich ist^). In den Museen Italiens finden sich häufig
Broncegegenstände, Löffel, Waagen etc. mit einem in den Kopf eines Wasser-
vogels auslaufenden Griff, wie ihn u. A. auch die bekannte Waage aus Chiusi
zeigt ^), die mich seiner Zeit lebhaft beschäftigt hat '). Damals fiel mir auf, daß
dieser Griff genau mit entsprechenden Handhaben assyrisch-babylonischer Fund-
stücke im Britischen Museum übereinstimmt, ja daß etruskische Löffel mit solchem
Griffe von den entsprechenden assyrischen äußerlich überhaupt nicht zu unter-
scheiden waren. Vgl. auch die Gefößansätze oben S. 86 ff.
*21. Wuchtiger, insgesamt 31 cm hoher Broncener Thron fuss (Fund-
stelle No. 7) bestehend (Fig. 65) aus
1) einem säulenartigen Schaft, der zwei Einschnürungen und darüber jedesmal
einen breiteren Ring sowie einen über diesen wiederum hinausragenden Kelch
herabfallender Blätter, wie der Kandelaber, aufweist;
2) einem darauf simsartig aufgesetzten Metallstück in Form zweier recht-
winklig an einander stoßender Balken (26 und 13^2 cm lang).
Der längere Schenkel (26 cm) hat einen nahezu spitz zulaufenden Ansatz.
Dieser Ansatz war, wie die am oberen und unteren Rande angebrachten Verzah-
nungen zeigen, bestimmt, in Gebälk aus anderweitigem Material eingelassen zu
werden.
Sowohl der Säulenschaft wie das obere Gebälk zeigen, teils in Gestalt
1) Ob das etwa z. T. auf der Aufrechterhaltung einer lebhafteren Verbindung mit der alten
Heimat am oder im ägäischen Meer beruht ? Über die Herkunft der Etrusker aus dem Osten siehe
Klio IV S. 394 fif. und die dort S. 395 Anm. 1 citierten, sowie Thulin, Klio V 336 ff.
2) Siehe die bei E. Pemice, Archäol. Jahrbuch XUI, 1898 S. 44 Fig. 1 veröffentlichte Abbildung.
3) Zuerst Sitzungsber. Berl. anthrop. Qes. Nov. 1888 = Wochenschr. f. klass. Phil. 1888
Sp. 1522. Vgl. jetzt Klio, VI S. 528 Anm. 1 und das dort Citierte.
31
Fignr 65.
runder Löcher, teils anderweitig gemustert, Vertiefungen, die anscheinend ehe-
mals durch Einlagen kostbareren Materials (vorwiegend wohl Gesteines) aas-
geiHllt waren. Dadurch wird klar, daß abgesehen von dem schräg verlaufenden
Ansatz-Stück, alles Übrige für den Beschauer offensichtig angebracht war.
Ein nach Maaß and Gestalt mit unserem identisches Stück gleicher Pro*
venienz, in französischem Privatbesitz, ist bei Perrot-Chipiez II p. 725 ver-
öffentlicht. Doch liefert es noch eine wichtige Ergänzung, indem oben auf dem
Gebälk ein Löwe ruhend dargestellt ist.
132. fäS. Bestandteile desselben oder eines ähnlichen Thrones enthält die
Berliner Sammlung, einen Greifen (V. A. 776) Fig. 66 und ein Stück einer Säule
aus Bronce (V. A. 776) Fig. 67.
Der in assyrisierendem Stil gehaltene Greif (Länge vom Schnabel bis zur
Flügelspitze 28 cm, größte Höbe 21,7 cm) hat Vogelkopf und Klaaen und große
langfedrige Schwingen. Die schuppige oder gefiederte Oberfläche ist sehr sorg-
fältig und fein herausgearbeitet. Augen und Augenbrauen waren eingesetzt.
Das Britische Museum (No. 91247, Katalog Ko. 329) besitzt einen von Lynch ')
veröffentlichten ebenfalls von Toprakkaläh stammenden geflügelten Stier aas
Bronce mit menschlichen über der Brust gekreuzten Armen. Das Gesiebt,
welches, weil aas anderem Materiale eingesetzt, jetzt fehlt, wird ebenfalls
menschlich gewesen sein. Auf dem Kopfe tragen der Londoner Stier wie der
Berliner Greif Ansatz-Stücke für eine Säule, und zwar zeigt das Londoner
1) Annenia, toI. II p. 63. Nach Ljach'a Mitteilaog ist aufierdem (No. 91248) ein rahender
3tier in Bronce vorbuideD.
HATEBIAUEN ZUR ALT^IRRK ORSCHICDTE ARMKÜIGNS DKD HES0P0TAUIEK8.
Figur 66. Figur 67.
Ansatzstück eben dasselbe Blattornament wie die Berliner Sänle , die beiden
Thronfüße nnd nnser Kandelaber, während das Ansatzstück bei dem Berliner
G-reifen anders verziert ist.
Die Berliner Sänle fügt sich in der Dicke 2,65 cm gat zn dem Dnrchmesser
des Ansatzstückes auf dem Kopfe des Greifen (Darchmeäser 2,7 cm) nnd nach
den mir von Lynch frenndlicbst mitgeteilten MaaBen') stimmt auch die Lon-
doner Tiergestalt wenigstens in der Höhe zu der Berliner. Wohl möglich also,
daß all die in vier verschiedenen Sammlangen befindlichen Stücke za einem
Thronsessel gehören, der nach der Analogie bekannter assyrischer Stücke zn
reconstruieren wäre.
Figur 68.
1) GröBte Höbe 8'l„ incb, = ra. 22,1 cm; Durchmeaser dee AnaatzatUrkes 1'/, incb, = c&.
8,7 cm. GrOBte Länge 6'/, ioch, = ca. 16,5 cm. Tielleicbt trugeo die l&ogereD Qreifen die vor-
deren, die karaen Stiere die bintereu und etwas stärkeren Säulen (eines Baldachine?).
AtUIrL i. K. 0**. i. Vim. II OttltB(*ii. FUL-klit El. N. r. Bud «. •. 13
33
C. V. LEHU&
*34. Das Blattoma ment kehrt wieder in einem von uns auf Toprakkaläh
aasgegrabenen, in viele genaa an einander passende Fragmente zerbrochenen
Gegenstande anklarer Bestimmung (Fig. 68, Zeichnung F. Frohse, natürliche
Größe).
Zwei der Zachen (in der Mitte des Hintergrundes) zeigen eine Dnrcblöcherang
wie für einen Stift oder Draht. Vielleicht war das Stück am Ende eines Stabes
oder Schaftes aufgesetzt, gleichsam aufgeschoben, sodaß die Blätter in der Weise
jenes kelchartigen Ornamentes nach unten fielen. An einen selbständigen Qe-
braachsgegenstand, z.B. ein Lämpchen, zu denken, hat seine großen Schwierig-
keiten.
t^S. An diese Thronbestandteile schließt sich in der Technik nnd dem
asSTrisierenden Stil an: die ans Toprakkaläh stammende, der Berliner Sammlung
Figur 69.
(V. A. 774) angehörige stehende Gestalt (Fig. 69) des sog. „Eunuchen" (von 37,5 cm
Höhe bei 10,5 cm Breite). Sie besteht der Hauptsache nach ans Bronce , die
nach vorhandenen Sporen vormals mit Gold überzogen war. Das Gesicht, das,
leider beschädigt, als einziger Beleg für den männlichen Chalder-Typns in Be-
34
HATRRUUEN ZOK ÄLT&KRN QESCHICHTE ARMENIENS UND HESOFOI&MIENS. 99
tracht kommt, ist dagegen aus weißem Gestein hergestellt, während die Äagen
und die Löcher im Halsschmnck ofFenbar durch edlere Steine aosgeftlllt waren.
f 36. Das Grleiche gilt von dem auch ans Toprakhaläb stammenden Bronce-
fries des Britischen Museums') {80 — 12—16,6).
Das erhaltene Fragment zeigt, außer einer Keilinschrift, in getriebener
Arbeit und in besonders sorgfaltiger und schöner Äosfäbrung einen liegenden
linksgewandten Stier, rechts davon noch das Hinterteil eines nach rechts ge-
wandten entsprechend gearbeiteten Tieres. Etwas darüber zwischen den beiden
Stieren and links von dem erstgenannten je eine Rosette (s. oben S. 74). Das
Gentrum dieser Rosetten sowie verschiedener Teile (u A. die Hnfe) der Stiere
sind durch jetzt leere, einst durch Einlagen ausgefällte Löcher bezeichnet.
Die vorstehenden Stücke alle belencbten ebenso wie Mo. 11 (Fig. 63) die
chaldieche Vorliebe für die Mischung der Stein- und Metalltechnik, nur daß bei
ihnen das Metall das Hanptmaterial, das G-eetein die Einlagen bildet, während
in No. 11 das omgekehrte Verhältnis obwaltet. —
Von den von Toprakhaläb herrührenden, teils in Berlin, teils in London
aufbewahrten Weiheschilden Rusas' II, Sohnes des ArgistiB and Rusas' lU,
Sohnes des Erimenas, über die ich im Zusammenhange an anderer Stelle ge-
handelt habe'), wird
■\Ü7. das dekorativ hervorragendste Stück der Berliner Sammlung in Figur 70
1) Zeitacbr. f. Assyr. IX S. 98 mit Anm. 2.
2) Zeitschr. f. Ass. VII S. 265 ff. IX 95 ff.
100 C. F. LBHMANN-HAUPT,
zum ersten Male verSffpßtlicht : zu dem Schilde gehören noch sieben kleine Frag-
mente. Er zeigt getriebene Reliefdarstellungen assyrisierenden Stils in drei
concentrischen Streifen: anf dem ersten und dritten schreitende Löwen, anf
dem mittleren Einlii>rner. Durchmesser 0,5 m. In der inneren Wölbung ein
großer and zwei kleine GritTe. Auf dem Rande anßen zwischen zwei einge-
ritzten Linien Keilinachrift Rosas' III. An die liretiscben Analugieen sei schon
hier erinnert.
t88. Schließlich zeigt (Fig. 71) die mit hierogJyphischen Zeichen versehene
Broncesphale (Berlin V. A. 796 : Durchmesser a2,3 cm , Höhe 8,3 cm) im Verein
Figur 71.
mit der von ans aasgegrabenen, in Hieroglyphen beschriebenen Throntafel (s. a.
S. 105), dafi Untertanen der Chalder-Eönige, die an der Aasstattnng des Tempels
von Toprakkaläb beteiligt waren, sieh einer Schrift bedienten, die mit der klein-
asiatischen sog. hetitischen Hieroglyphenschrift identisch oder ihr ähnlich war ').
Zd den Weihegaben aas verschiedenen Gebieten des Reiches vgl. oben S. 83
Figur 55. —
Als Erfinder der Eisenbearbeitnng nennen die Griechen die Chalyber*), mit
denen die nördlichen Ohald(a)er als nächstverwaadt, wenn nidit als identisch,
gelten.
Der Befand von Topcakkaläh kommt einer Bestätignng dieser Tradition
gleich. Eisen ist für Waffen, Schneide- and Befestigungsgeräte das hauptsäch-
lichste Gebrauchsmetall, neben dem die Bronce ') nnr noch vereinzelt and seltener
auftritt. Das entspricht ganz wohl der Thatsache, dafi in Assyrien seit etwa
700 V. Chr. das Eisen die Bronce als gewöhnliches Gebranchsmetall für Waffen
1) Näheres Terb. des 13. internst. Or.-Congr. za Hambarg S. 132 [4] ff.
2) A. T. OnUchmid vermatete (Kleine Schriften 111 S. 487 f.), ia£ der Name dem Yolke nach
dem Stoffe, den es die übrigen Völker kennen lebrte, von diesen gegeben wurde, so daB also jcelvifi
Bisen oder Stahl bedeutete. Ob ii4KJ[iMf< irgendwie damit msamtaenhängt??
3) In unserer Sammlung befindet sich ein wohlerbaltener Nagel (oder eine starke Nadel) ans
Bronce, 6 cm lang ; der Knpf, vie zur Befestigung durch einen Stift, qaer durchbohrt und Ait eioem
vertieften Linienmaster gefällig verziert.
ae
HATERIALIEH KUB ÄLTEREN 0B8CHICBTE ABHBNDSNS UND KBSOFOTAIIISNS. 101
nnd Scbneide Werkzeuge za verdrängen beginnt '), bis es unter Sargon das billigere
nnd bevorzugtere Metall auch für sonstige Geräte ward, während das erste
Auftreten des Eisens unter Assornasirabal 111 (8B4— 860) nachweisbar ist.
Mit dem Befund anter Sargon Btimmt der gleichzeitige yon Toprahkaläh.
Die chaldische and die assyrische Entwicklang werden also ungefähr parallel
gegangen und daa Eisen den Assyrern aus Armenien zugekommen sein. Die
großen im Sargonspalaste gefundenen Mengen z, T. unbearbeiteten Eisens ge-
hören vielleicht großenteils zur Kriegsbeute aus den Kämpfen mit Kusas 1 von
Urarto.
*39. Auf dem Toprakkaläh-Felsen trifft man überall auf zahlreiche Pfeil-
und Speerspitzen der verschiedensten Formen, seltener werden große Lanzen-
spitzen gefanden, hin and wieder große Messer, dagegen, was zu Xenophons
Schilderung der chaldischen Bewaffnung *) stimmt, keine Schwerter. OflFenbar
waren die Chalder, wie es der Formation ihres Heimatsbodens entspricht, gleich
den Persem mehr für den Kampf aus der Feme und von den Höhen herab,
denn für den Nahkampf gerüstet. Gegen die nach Hunderten zählenden eisernen
Waffen unserer Sammlung verschwinden die aus Bronce oder anderem Material
fast vollständig, zu nennen sind einige wenige Scherben und Messer ans Obaidian,
einzelne Bronce-Pfeilspitzen und ein paar sehr schöne Pfeilspitzen ans Knochen.
Figur 72 (ca. '/') zeigt eine kleine Aaswahl solcher eiserner Waffen reap.
schneidender Werkzeuge *).
1) Winckler, AltoTientiliBche ForBchungen 1 S. 165.
2) AnabasiB IT 33: SaI« t'tlzav yieaa fiax^ic na) liy%tci.
3) Daa gabelförmige Inatranieiit ganz recbts ist wohl, nach der Stellung dea Schaftes und den
Spuren des Ansatzes einer LiDks Verlängerung des wagrecbten Armes zu scbliefieu, ein abgebrochener
37
102 C. F. LBUMANN-HAUPT,
Die PfeÜBpitzen liegen in vielfachen Varianten der Länge und Breite vor.
Außerdem finden sich, wie sich erst neuerdings heraasgestellt hat, anter dem
angebeneren Vorrat auch einige wenige nnr kantig gestaltete eiserne Bolzen.
Etliche Fragmente langer dünner Eisenstäbe, die zu den Scbaftansätzen der
Pfeilspitzen passen, machen es wahrscheinlich, daß manche Pfeile ganz aus Eisen
in einem Stücke bestanden, die Verwendung von Holzschäften ist dadurch nicht
auBgeachlossen, aber auch nicht erweislich. Zu erwähnen sind noch ein eisernes
Beil nnd eine primitive schanfelförmige eiserne Pflugschar. —
Belege für die gemeinsame Verwendung der älteren Bronce neben dem
jüngeren Eisen liefern No. 30 — 32.
Figur 73 (kn&pp '/>)-
*30. Die am unteren Ende in einen weiten Ring auslaufende broncene Stange
(Fig. 73) war offenbar bestimmt, mit der durch den engen Bing des oberen
Endes gezogenen mächtigen Schleife in das Gemäuer eingelassen zu werden, so
daß die Stange in unbenutztem Znstande an der Wand berabhing. Sie diente
Dreizack. leb dachte anränglich an eine Analogie mit der von Beick aaf seiner ersten Forschungs-
reiie 1S91 in einem kaukasischen Steinkiatengrabe gefundenen Waffe, einem zweizinkigen broncenen
Instrument, das einer Hengabel täuschend äbnlich sieht and bei dem die öffnnng zwischen den
Zinken der normalen Handwette der Menschen sehr gut entspricht (Verb. Berl. antbrop. Ges. 1893
S. 62 nnd S. 63 Fig. 3). Eher liegt eine gewisse Verwandtschaft zwischen dem oben an dritter
Stelle von links abgebildeten Stttck nnd dem van fietck a. a. 0. Fig. 4 wiedergegebenen Bronce-
haken ?or, der jedoch infolge einer Kriimmung des Schaftes and geringerer DmbiegDng der Spitze
mehr aichelfürmig gestaltet ist. Jene kaakasischen Qraber sind keinenfalls chaldUch. DaB dagegen
zwischen den Chaldern and ihren nördlichen Nachbarn KaltnreinflQste herüber und hinftber ge-
gangen sind (vgl. oben S. 92), ist nur natttrlich.
UATKRIALtKN ZUR ÄLTEREN ORSCHICSTE ASHSNIGNS DND HESOPOTAIfIKNS. 108
wahrBcheinlicIi dazu, Opfer- oder Gebrnuchstiere zeitweilig anzubinden. Abalichen
herabbängenden Hingen begenet man ja noch beute in unseren Pferdeställen.
*31. "SS. Ähnlicher Bestimmung werden die in Fig. 74 abgebildeten Stücke
gewesen sein, das gröSere aus Eisen, das kleinere aus Bronce. Nur scheint hier
i
in beiden Fällen das Ansatzstück ganz in die Wand eingelassen worden zu sein,
so daß der Ring in fester Stellnng wagrecht aus der Wand hervorstand. Eiserne
104 C. F. LEHHANN-HAUFT,
Ringe, nm die Pferde anzabinden, worden nach Place aacti in Chorsabad ge-
funden'). —
Der regelmäßig beobachtete and namentlich betreffs der mykenisch - kre-
tischen Fände nenerdings vielfach erörterte Zusammenhang zwischen Metallurgie
und Keramik bestand anch bei den Chaldern :
*33. *34. Oberteil nebet Henkel einer broncenen, im übrigen in unzählige
Fragmente zerbröckelten Kanne, verglichen mit dem zufällig in gleichem Be-
stände erhaltenen entsprechenden Stück aas Ton*) (Fig. 75).
Breite des broncenen Henkels 8,2, des tönernen 2,2 cm. Durchmesser der
oberen Öffnung bei dem broncenen Gref^ß K^'/ti beim tönernen 10 cm.
•35. In Bronce (1 Exemplar, bei der Auffindung vollständig, nachträglich
zerbrochen : Fig. 76) nnd in Ton (sehr häufig vertreten) liegen vor : merkwürdige
Schalen oder Näpfe, die dnrch einen Steg mit dreifachem Durchlaß in zwei
ungleiche Hälften geteilt worden. Ähnliche G-e^fie kommen nach Hubert
Schmidt's Mitteilung auch anderweitig vor.
Figur 76 (ca. '/.)-
Die tönernen Exemplare laufen in der breiteren Hälfte, dem Steg gegen-
über, in eine wenig hervortretende Schnabelung aus, die meist darch Ranch
geschwärzt erscheint, woraus mit Hubert Schmidt der Schlnß auf eine Art
Lampe zu ziehen sein wird.
1) Winckler AOF. I 8. 166.
2) Dm ToDgef&ß eriDDert in seiner Form und tnflülig ftuch im ErhaltnogsiasUnd an ein
der ältesten troiBclien Keramik angehörigea Oefftß, das „Troja nnd llion" I S. 260 Fig. 114 wieder-
gegeben ist.
H&TEBIALIKH ZDR ALTEREN QESCHICHTE! ARMENIENS UND UESOPOTaHIENS. 105
V. Die Keramik >)■«
a) TaoUfeln und Sierel.
Abgesehen von mehreren mit blangriiner Emaille in der bekannten baby-
lonisch-assyrischen Technik überzogenen Grefäßfäßen beschränken sich die sicheren
Belege assyrischer BeeinBnssong anf den Ton als Schreibmaterial').
Bisher war nnr eine Tontafel bekannt, die in früheren Jahren von Dr. Ray-
nolds, dem Leiter der amerikanischen Mission in Van nnd nachmaligen eifrigen För-
derer anserer Forschungen und Aasgrabangen, nach Amerika gesandt worden ist ').
Wir fanden neben mehreren schriftlosen eine Anzahl beschriebener Tafeln.
*36. Brief, an Rasas II von Sagastaras , den König des nördlichsten
Figai 77 a {'/,). Figur 77 b.
1) Es wäre mir erwüDBcht gewesen, mich für dieses schwierige Gebiet auf das Tortegen
der Materialien im engsten Sinne zu beschrAnken and müglicbst nur die Abbildungen mit den
notwendigen Erläuterungen wirken zu lassen. Allein dies erwies sich aus verschiedenen Gründen
als antnnlicb. Gewisse Eigentümlichkeiten, die hier zur Sprache kommen, lassen sich mit Ab-
bildungen überhaupt nicht oder nur mit besonderem Kostenaufwand darstellen, und ferner ei^&b
sich bald, daß gerade auf keramischem Gebiet die Frage der Herkunft der Cbalder ihrer LOsung
relativ am Nächsten gebracht werden kann. So muB ich es mit besonderem Danke begrüfien,
dai sich mir, wie im eiozelneo näher zu verzeichnen, der fachmäDaiscbe Bat der Herren
DragendorfF, Kobert, Hubert Schmidt und Zahn auf da« Zuvorkommendste zur Verfügung ge-
stellt hat.
2) Vgl. oben S. 65 f, Anm. 2.
3) Sayce, The cuneiform inscriptions of Van IV (Journal of the Royal Asiatic Society 1893)
No. LXXVUI p. 15 ff.
Akbdign. i. K. Gu. d. Wlu. m OMtUtu Pliil.-hlut. Kl. N. F. Band 9,t. 14
41
106 C. P. LBHMANN-B AUPT,
cbaldiscben Vasallenstaates gericfatot, bezüglich auf den Bau einer wahrscheinlich
in jenen nördlichen Gebieten angelegten Kasa^-Stadt, an dem auch Mannäer be-
teiligt waren'). Vorderseite Fig. 77a, Rückseite Fig, 77b.
*il7. Liste von Zahlen') zum Teil mit Maßbezeichnung. Beiderseits 3 Co-
1) Berl. SitzuDgBber, 1900 S. «25 No. 135; Verh. XIII. intern. Or.-KonnT. (1902) S. 184 [6].
2) Herl. RitKungsber, 1900 S, t>26 Nn. ir.9.
UATEBIAUEN ZUB ÄI.TRBBN OKSCHICHTK A[tHlj:NlK>;S UND HI-SOl'OTAMIISNS. 107
Inmnen : anf der einen Seite 3, auf der anderen 2 voll, eine dritte nnr mit einem
Zeichen beschrieben. Fig. 78 a u. b.
*38. Fragmente.
a) nnd b) zwei Stücke einer eine Äbreehnang enthaltenden, nur vorderseitig
beschriebenen Tafel (Fig. 79 a n. b). Graner Ton.
c) Fragment (Fig. 79 e) vom unteren Teil der Vorderseite eines anderen
Täfelchens aus lebhaft braungelbem Ton (Z. 1 Anfang 20 Z. 2 Änf Z. 65). Von
der Rückseite nur ein kleines anbeschriebenes Stück erhalten. Brandspuren.
Figur 79 c (Vi).
*39. Von den Siegelabdrucken auf Tonhtillen von Contracten — ebenfalls
einer Entlehnung ans dem Zweistromland — ist besonders wichtig ein in vier
Exemplaren erhaltener, der uns zum ersten Mal die aus babylonischen Texten
bekannte Procession des Schiffes auf dem Wagen zeigt '). welche auß^r einer
menschlichen Gestalt das Tier der Ea begleitet") (Fig.80). Inschrift : ["BjK-sa-wi
„dem Knsas gehörig^ (V)
1) Berliner Sitzungsberichte 1900, S. 626 No. 163.
2) Über eine andere solche tliille (Stehender vor einem Gefüfi nebst eiDem fragmentarischen
Zeichen) s. No. Hi4 a. O.
C. F. LEHM ANN-HAÜPT,
Figur 80.
*40. Die mit hieroglyphischen Zeichen beechriebene Tontafel •) (Kg. 81 a. b)
zeigt, daß auch zn den Trägern der chetitischen oder einer ähnlichen „Kiero-
glyphenachrift die Tontafel als Schreibmaterial gedrungen ist", schwerlich aber
durch chaldische Yermittlnng, da ja in Kappadokien in weit älterer Zeit
Assyrisch auf Ton geschrieben wurde *).
Figur 81 a (Nach der Auffindung). Figur 81b (Nach der Beinigaug).
Die Berliner Schale (oben S. 100 Fig. 71) und diese Tafel stammen offenbar
aus dem Westen des Chalderreiches nnd zeigen, daß die KSnige, die dem Tempel
1) „Die Einwanderung der Armenier im Ziuammenhang mit den Wanderungen der Tbralder
und Iranier", Verb. XIII. intern. Or.-Kongr. S. 134 [6].
2) Und zwar wurde, wie die deutschen Auagrabnugen (e. Wincklera Berirbt OLZ., 16. Dei.
1906) bei BoSaz-kili ergeben haben,' das Babjlonisch-ABSjriscbe von den dort residierenden Be-
44
lUTKRtAUBN ZnR XLTRBKN aBSCHICHTÜ ARHIfNIENS UND UESOPOTAHIENS. 109
ani Toprakkaläh seine definitive Gestalt gaben, bereits Untertanen oder , Verbiin-
dete" batten, die za den Verwendern einer solchen Hieroglyphenscbrift geborten.
Von ibnen wird die Schale gestiftet, der Brief (gleicb No. 36) an den Cbalder-
könig gericbtet sein: die Fanktgrappen sind vermatlicb Zahlzeicben. Tief einge-
schnittene Zeilenlinien zeigen, nebenbei bemerkt, aach die Tontafeln von Knossos ').
Assyrische Beeinfliissang kommt für die chaldische Keramik von Tüprakkaläh
höchstens noch bei den Maßbezeichnangen der Tonkriige, metrologisch and
mittelbar, in Betracht. Im Übrigen ist sie teils eigenartig, teils weisen ihre
Beziehungen in eine andere Richtong.
b) Klelaere GeflUse beModerer Form').
*41. An den oben S. 103 Fig. 73 mit dem broncenen verglichenen Henkelkrag
schliefen sich (Fig. 82) die vier glatten Henkelkannen mit leise angedeutetem
Fignr 82 (knapp >/<)-
hemchem des chetitischen Einheitsreiches im intaniatioiialen Verkehr noch ebenso verwendet,
wie 1 bis l'/i Jahrhunderte früher in der el Amaroa Zeit.
1) S. z. B. Annaal of the British School of Atheos TI pl. 2.
2) Eine erschöpfende ErOrtening der zahlreich vorhandenen primitiTeD Formen (SchaaröBen-
pfüB, mehr oder minder bauchige Becher, Nik])fe etc.) wird liier nicbt angestrebt.
4S
110 C. F. LKHMAKN-H AUFT,
Ansgoß. Granachwaxzer Ton mit glatter künstlich polierter Uberflache. Das
grfißte Grefkß etwa 16 cm hoch.
•48. Femer verdient besondere Erwähniing eine Art Spitzbecher, der nicht
zun Stehen anf glatter Fläche eingerichtet war, sondern eine Stütze erforderte
(Fig. 83). Der Ton ist heller, die (rlättang weniger aasgesprochen.
*43. Ziemlich stark gebrannte Tiegel von verschiedener Größe mit und
ohne Deckel (Fig. 81), die zu den silbernen Tiegeln (oben No. 17) und den kleinen
Broncegefäßen (No. 19 Fig. 60) zn stellen sein nnd bei der MetaUbearbeitong
Verwendung gefunden haben werden.
m\
«> IHe ffTMSM FItkol.
Die Leistongsfähigheit der Chalder auf keramischem Gebiete tritt vielleicht
am deatlichsten in der vollendeten Technik and_ der Dauerhaftigkeit ihrer
angeheuren Fithoi hervor. Es sind mindestens zwei verschiedene Typen za
nnterscheiden.
a) Die großen Fithoi aus dem VorratBraum.
An der Fandstelle No. 3 (oben S. 69) bemerkten wir die oberen Teile großer
Urnen. Die mngebenden Lehmschichten worden vorsichtig abgegraben nnd
nunmehr zeigten sich riesige Tongefiiße in stattlicher Anzahl, etwa 20 — 26,
jedes zwischen 600 und 600 Liter fassend. Die Mehrzahl war, offenbar beim
Einsturz des Gebändes gelegentlich der ZerstSrung der Burg, zerschmettert
worden.
*44. Ihrer zwei gelang es uns ziemlich unverletzt hertuiazuheben ^).
Sie erinnern in Gestalt and Größe durchaus an die noch heute in Trans-
kankasien nnd namentlich in Georgien üblichen Weinbehälter').
1} Mit grofier Mühe wurden die beiden Topfrieaeu von Toprakkaläb herunter und vor unsere
Wobnnng in der amerikaniBchen Mission geschafft, wo sie sich noch befinden. Sie gelten als unser
Eigentum; die Generalverwaltung der Museen, der wir sie Oberweiseu wollten, hatte sich auf
Rudolf Virchow'B Vorschlag bereit erklärt, die Transportkosten Van-Berlin ku tragen. Doch mufite
der Transport gegen Knde der Expedition wegen vorgerückter Jahreszeit unterbleiben. Es ist
aber Aussicht vorhanden, daB er noch nachgeholt wird.
2) Als .WeinkeUer" (Verb. Berl. authrop. Ges. 1898 S. 066) wird nuw den Vorratsraum des
halb doch nicht beceichnen dtirfen, wenn auch einselDe dieser Krüge Wein enthalten haben inOgen.
46
HATEBIALIKK ZUR ALTKREN OESCBICHTB ABHENIKS'8 UND MESOPOTAUIKKS. 111
Beiden Krügen ist aaf dem flachen Halsrande eingegraben oder vielmehr
eingebrannt die Inhalteangabe, and zwar die Zahlen in großen ronden Punkten,
während die Maße darch zwei verschiedene Zeichen — jedes ein Gefäß dar-
stellend — angedeutet sind , deren Erklärung alsbald (a. S. 1 10) erreicht
worde.
Der eine der beiden Fithoi trag außerdem auf dem Bauche eingekratzt die
mehrfach erörterte Legende in anbekannter Schrift').
ß) Die Pithoi mit Schnnr-Ornamenten, keilinschriftlicher
Maßbezeichnnng und Rand Verzierung durch Tierskulpturen.
Zahlreiche Scherben von Tupfen, die den Krügen vom Vorratshauee an Ca-
pacität nichts nachgeben, sind an der Fandstelle 4, dem sog. „Totenhans", za
Tage getreten.
"Während jene glatt und ohne Verzierung gearbeitet sind, zeigen hier die
meisten Fragmente vom Bauch der Gefäße eine Verzierung durch einfache, Schnüren
oder Stricken nachgeahmte, erhabene Streifen, die ihrer Zahl nach (1 bis 2)
and Breite, sowie in der Dimension der Hebungen nnd der wohl dnrch Finger-
eindrücke hervorgebrachten Senkungen vielfach schwanken. Viele von ihnen
tragen zudem eine Maßbezeichnnng in chaldischer Keilschrift.
*45. Fig. So gibt einen solchen Scherben wieder. Er besteht aus zwei
Figur 85 (c». ■/.)■
Stöcken anserer an diesen Fragmenten sehr reichen Sammlung, die sieb mir in
Berlin als zusammengehörig ergaben. Die Inschrift lautet:
[x] o-tar-Ji 5 Jt-ru-it.
Offenbar drücken die beiden bildlichen Maßbezeichnungen aaf den Pithoi
des Vorratsraumes je das akarki and das ^irtisi aus. Ein Vergleich der Haß-
angaben mit dem tatsächlichen Inhalt jener Vorratskrüge ergibt für ein aiar^i
ca. 120 bis 150 Liter.
1) Veröffentlicht: Verb. XJII. intern. Or.-Kongresees S. 138 Fig, 7.
47
112 C. F. LKHHANN-HAÜFT,
Solche ErDgscherben mit MaBbezeichnang haben eich auch außerhalb To-
prakkalähs gefanden. So bewahrt die armenische Wiösenechnle (Berl. Sitznngsber.
1900, S. 626 No. 179) ein Fragment, das aus dem Trümmerfelde von Soäant's')
am Weatabbange des "Warrak-Dag stammt.
Maßangaben in akarki nnd h'rusi sind uns alsbald anch in den nea-
gefnndenen chaldischen Inschriften entgegengetreten. So gedenkt Mennas in
der Inschrift von B6stan-kaya, einer chaldischen Festung mit zahlreichen Felsen-
stnfen, der Begründung eines Heiligtums, dem er 900 akar^l bestimmt habe
(a. O. No. 69). Damit wird der Ertrag der Saat oder der Weingärten, in dem
im gleichen Zneammenhange häufig mit sehr hohen Zahlen ") begegnenden kapi
die Ackerfläche ausgedrückt sein. In der Opferliste anf der Bückseite der
TOD Ärgistis II herrührenden Inschrift von Hagi (a. 0. No. 130) Sgorieren
6 iirust KARAKU „sechs Maß Weines".
Die höchste belegbare Zahl der ^irusi beträgt 9; danach ist zu vermuten,
daß auf ein akarlfii 10 oder allenfalls 12 ^irusi gingen, so daß das birusi ein
Maß von mindestens 10 Litern war.
Wenn daher die Henkel zahlreicher meist nnr Bruchteile eines Liters
fassender Tongefäße nnd -Schalen, die keramisch (s.u. S. 117 No- 55) noch in
anderer Hinsicht von Interesse sind, gleichfalls Maßbezeichnangen in Zahl-Fankten
oder -Kreisen neben anderweitigen Zeichen") aufweisen, so müBsen die letzteren
kleinere Unierabteilnngen des iirusi ansdrücken.
Außer diesen Fragmenten vom Bauch der Geföße kamen an derselben Fnnd-
stelle zahlreiche Randbrachstücke zn Tage, die mit Tierfigaren sehr merkwürdig
verziert sind.
Aof dem glatten Oberrand des Gefäßes ist nämlich in horizontaler Lage ein
1) Id den KnineD der dortigen aaf einer kleinen Felskappe belegenen Chalderbnrg haben wir
vorUbergehend ohne Dennenswertes Ergebnis schürfen laseen,
2) S. ZDMO. hS 8. B19 f.
3) Diese, so wie andere anf dem Boden der OefUe eingeRTabene, wechselnde Zeichen erfoidem
eine besondere Behandlnng; einige wenige zierliche Tierköpfe sind daninter.
46
H&TKRI&LIKN ZUR ALTEREN OISUHICHTK ARHKHIEK8 UND MESOPOTAMIENS. 113
Vierfüßler aufgelagert, an welchem von onten her, an der Außenseite des Ge*
fäßes in vertibaler Lage angebracht, ein Raabtier frißt').
Das Raabtier hat stets dieselbe stereotype Stellung. Sein Opfer dagegen
erscheint entweder
*47 in völlig kauernder Stellnng, die Beine nnter den Leib gezogen (Fig. ä6)
oder
'48 die Beine hängen über den -ünßeren Gefäßrand fast bis znr Uitte des
Ranbtieres herab (Fig. 87).
Fignr 87 (c*. '/»)•
In weit größerer Zahl noch als die zasammenhäagenden Gruppen sind deren
einzelne Bestandteile erhalten:
*49. Die Raubtiere (z. B. Fig. 88), wahrscheinlich, wie mir auch C. Keller
bestätigt, (mäbnenlose) Löwen and
•50. *&1 die von ihnen zn verspeisenden Vierfüßler (z. B. Fig. 89 a. 90) —
anscheinend eine hömerlose Rinderart — nacfa C. Keller wahrscheinlich ein
größeres Kalb (vielleicht vom Büffel?).
*53. Außerdem maß es Gefäße gegeben haben, deren Rand, sei es aas-
schließlich sei es abwechselnd mit jener Gruppe, durch Raabtierköpfe verziert
war. Solcher Köpfe sind eine kleine Anzahl vorbanden ; sie können, da Gesicht
und Maul vollkommen frei, und zwar künstlerisch sehr wirkungsvoll, gearbeitet
sind (Fig. 91, Zeichnung F. Frohse), nicht von fressenden Tieren herrühren.
Durch Zusammenfiigongen, die dem mit den keramischen Restanrationen
im Berliner Museum für Völkerkunde betrauten Hoseumsdiener Ihm gelungen
sind, hat sich erwiesen, daß die Fragmente mit keilinschriftlicher Maßbezeichnung
1) Dieselbe Gruppe ebenfalls tod eiDem Geßfir&Dd ist in der Sammliuig eininal in Stein
«rtreten.
AbliM4lBBr*D a. E. Qrt. i. Wiu. in 0««1i>k«i. rbil.-lilit. XI. N. 7. Bind 9j. IS
49
C, P. LEHMANN-HAUPT,
Fiüur 89 (ca. '-,,).
50
116 C. F. LEHMANN-HAUPT,
d) Die bemalte Tase.
*58« Große Vase ans gelbgraoem Ton (Tafel VIII No. 1) mit laufenden
Vögeln (jeder ca. 6 cm lang) zwischen halsschmackartigen Bändern bemalt und
zwar in ziemlich dick aufgemalter matter*), dunkelrotbrauner Farbe, die für
mein Auge einen Stich ins Violette hat. Das Gefäß hat Kleeblatt-Mündang
ohne jede Spur eines Ansatzes. Was auf der Tafel links an dem Gefäße
sichtbar ist, kann, daher und weil an einen Ausguß schon wegen des Fehlens
irgendwelcher ÖfPhung nicht zu denken ist, nur ein nasenartiger Knubben ge-
wesen sein. Zerbrochen, der untere Teil fehlt. Größte Höhe des Erhaltenen
26^8 cm, größter Durchmesser 22^/4 cm.
Gefäße mit aufgemalten Vögeln sind in der mykeniscben Keramik wohl
bekannt, doch sind es regelmäßig fliegende oder doch mit ausgebreiteten Flügeln
laufende Vögel ") die zur Darstellung kommen. Stehende Vögel bietet der Di-
pylon-StiL
Immerhin ist, da die archaäsch-griechische Kunst die Vögel auf Vasen kennt,
während in der übrigen älteren und prähistorischen Keramik Vorderasiens und
Europas na.ch Hubert Schmidt solche Darstellungen nicht hervortreten, eine
Bezidiung zum Westen in diesem Motiv schwerlich zu verkennen*). In ähn-
lichem Sinne wird man die Mattmalerei zu deuten haben.
e) Die Ctofisse mit dem rotf Iftmenden Übensng.
In der ägäisch-mykenischen Keramik kennen wir neben Vasen mit Matt-
malerei solche mit „Fimiß^-Malerei. Letztere Technik hat, wie allseitig zuge-
geben wird, ihren Ausgang von Kreta genommen^), wo wir sie zuerst in der
Kamares- Waare verwendet finden, die künstlerisch offenbar bereits einen Höhe-
pxmkt darstellt. Sie reicht bekanntlich tief in die uralten Schichten und Zeiten
1) Daß sie glänzend gewesen wäre und den Glanz verloren hätte, wie es bei dünn aufge-
maltem mykenischem Firniß der weniger guten Stile vorkommt, ist nicht anzunehmen.
2) Siehe Furtwängler und Löschcke, Mykenische Vasen No. 397 und 398 (Atlas Tafel XXXIX)
und No. 418 (Tafel XL des Atlas), ferner No. 185/187 (Tafel XXI). Vgl. Mykenische Tongefäße
Tafel IX No. 44 ff. ; Tafel X No. 45 u. 45 a. Das Motiv scheint speciell auf Melos heimisch zu
sein. Vgl. Ezcavations at Pbylakopi in Melos (1904) pl. XXI; sp. 77 Fig. 65, p. 119 Fig. 91,
p. 120 Fig. 92. Vgl. noch p. 116 Fig. 89. — Vögel auf Vasen melischen Imports auf Kreta s. Annual
of the British School at Athens IX p. 49 f. Fig. 26.
3) Da es immer deutlicher wird, daß der geometrische Stil und seine Motive nicht erst von
den Dorem nach Süden mitgebracht wurde, sondern bereits vor der mykenischen Periode verbreitet
war (s. u. A. Excavations at Phylakopi p. 93 ff. pag. 106), so kommt fdr die in diesem Falle zur
Frage stehenden Einflüsse und Beziehungen nicht notwendigerweise und ausschließlich die Zeit
nach der dorischen Wanderung in Betracht. Es ist hier, wie durchweg, zu bedenken, daß wir mit
Eulturelementen zu rechnen haben, die den Chaldem in ihren älteren Sitzen, lange Jahrhunderte
vor ihrem ersten Auftreten in Armenien, eigen gewesen sein können.
4) Siehe Zahn, Sitzungsber. Berl. Archäol. Ges. 1901 No. 25 S. 69. Mackenzie, The Potterj
of Knossos, Journal of Hellenic Studies 23 (1903) S. 157 ff.
52
HATEBIAUEN ZUR XLTEBEN OEBCHICHTK ARHBNIENS DND MESOPOTAlfIBKS. 117
der Pauste von Fhaistos und Knoasos znräck, die der ereten denkbaren Be-
Setzung dnrch Bewoliner griechischer Nationalität roraasgehen ').
Es handelt sieb also in der HFimiß "-Malerei nm eine ^karische" Erfindung.
So war es für mich eine tJberrascbnng, neben der Mattmalerei anf der einen
Vase einen, äußerlich betrachtet, fimlßartigen Überzug bei einer sehr großen
Anzahl von Gef^ißen unserer Sanunlnng verwendet zu finden.
*&4. Ziemlich zahlreiche Bruchstücke riesiger dickwandiger Geföße von der
ßröße der Fithoi vom Vorratsraum nnd von der Totenstätte, hellziegelroter
glänzender Überzug. Robe Ornamentik in eingeritzten sich kreuzenden und
Dreiecke bildenden einzelnen Linien.
*&5. Äußerst zahlreiche Fragmente von Näpfen oder Schalen mit Henkeln,
die die Maßbezeichnung in Zafalpunkten und Maßzeichen tragen, während auf
der Anßenseite des Bodens gewisse andere Zeichen (als Fabrikationsmarken oder
sonstige Unterscheidungsmerkmale')) eingegraben sind.
Bei der großen Mehrzahl ist der, die glänzende ganze OberSäche innen nnd
außen bedeckende Überzug lebhaft rot, bei einigen wenigen schwarz und dann
auch minder stark glänzend.
*56, S,under Napf (größter Durchmesser 17 cm, Höbe ?'/■ cm) mit stark
profiliertem Kande (Fig. 92).
Figur 92.
*67. Verschiedene flache Schalen (darunter speciell wohl erhalten eine von
25 cm Durchmesser bei 6*/« cm Höhe, eine andere von 16'/4 cm Darchmesser nnd
uner Hohe von ca. 6 cm), die gleichfalls eine stark ausgesprochene Frofilierung
zeigen. Roter glänzender Überzug außen und innen.
*58. Fragment vom oberen Teil eines Gefäßes, äußerst regelmäßiger feiner
lebhaft glänzender roter Überzug, die Innenseite glatt verlaufend, die änßere
in der Weise des Steingetäßes mit dem ruhenden Stier (oben No. 7 S. 80 Fig. 49)
mit Rillenprofilierung gefallig gestaltet.
*59. Geföß (größter Durchmesser 14,5 cm) mit glänzendem lebhaft rotem
Überzug, in welchen blattartige Ornamente (größte Breite derselben 4,5 bis
5,1 cm.) eingeritzt sind (Tafel Vlll No. 2, ca. '/«). Der Ansatz links anf der
Darstellung ist durchlöchert, es handelt sich hier um den Rest eines Ausgusses.
1) Vgl. obm S. 68 nebst Anm. 2 und daza £
2) Vgl. S. 1 12 mit Anm. 3.
118 C. F. LBHM ANN-HAUPT,
Also eine Henkelkanne mit Ansgoß und zwar, worauf mich zuerst ß. Delbrück
hinwies, mit dem im Verhältnis zur Größe des Gefäßes übermäßig kleinen Boden,
der für die mykenische Keramik charakteristisch ist. In der Tat entspricht
unser Gefäß von Toprakkaläh im Wesentlichen den mykenischen Kannen der
Form No. 67 ^).
*60. Bauchige Vase, größer als die vorige (Höhe ca. 23 cm, größter Durch-
messer ca. 25 cm), ohne irgendwelche Ornamentik, mit Kleeblattmündnng, die
abgebrochen, aber vorhanden ist. Auch hier ist der rote Überzog besonders
regelmäßig und glänzend, and, eben weil nicht darch Einritznngen anterbrochen,
noch einheitlicher. —
Mein Eindruck, daß es sich bei diesem für das Auge „firniß "-ähnlich er-
scheinenden Überzüge um eine keramische Singularität handele, wurde von Fach-
männern bestätigt.
Hubert Schmidt erkannte an, daß ein „firniß^-artiger Überzug vorliegt, der
aber schwerlich „Firniß" im „mykenischen" Sinne sei, wohl aber eine besondere
Technik zur Voraussetzung habe.
Dragendorff äußert sich etwa wie folgt: Im Gegensatz zu der bekannten
älteren Technik, wo die Färbung durch die Behandlung der Oberfläche selbst
erreicht wird (durch eine Art Politur, die durch Schlagen oder Glätten event.
mit Botel hervorgerufen wird) scheine ihm bei unserm Stücke aus Toprakkaläh
eine aufgetragene Farbe vorzuliegen in gewissem Sinne ähnlich dem griechi-
schen „Firnißt, aber nicht mit ihm identisch; auf griechischem Gebiet sei ihm
nichts gleiches bekannt. G^enüber dem griechischen Firniß scheine sich der
hier vorliegende Überzug weniger fest mit dem Gefäß zu verbinden, eine Art
Glasur zu bilden, die sich derber und fester als der mykenische „Firniß" dar-
stellt.
Dragendorfi fiel femer an der einen Scherbe, die ich ihm nur vorlegen
konnte, alsbald die stark entwickelte Form der Gefäße auf, die sich namentlich
in der Profilierung ausspricht. Die Glasur kommt, äußerlich betrachtet, der
Terra sigillata nahe, ohne ihre Festigkeit zu erreichen, wie dies auch Zahn
anerkannt hat. Es handelt sich nun darum, diesem sonderbaren Überzug oder
Auftrag darch chemische Untersuchung auf den Grund zu kommen.
Zunächst durch Löschcke interessiert hat R. Kobert die Güte gehabt, ein
von mir übersandtes Fragment einer solchen Untersuchung zu unterziehen.
Seine äußerst lehrreiche Auskunft lasse ich folgen:
„1) Im Gegensatz zu vielen antiken Gefäßen läßt sich bei den Scherben des
hier vorliegenden durch ein Messer die ganze rote Schicht ohne Mühe abblättern.
Dies hat Kollege Dragendorff offenbar auch schon wahrgenommen und darum
auf eine aufgetragene Farbe geschlossen. Auch ich muß aus dem auffallend
leichten Abblättern den Schluß ziehen, daß die rote Glanzschicht wohl aufge-
tragen sein könnte.
1) Furtw&ngler-LöBchke, Mykenische Vasen Tafel XLI.
54
......ibN ZUR ALTEREN 0ESCH1CHTE ARMKNTEKS UND MESOPOTAMIENS. 119
2) Der chemischen Zusammensetzang nach ist aber diese rote abblätternde
Schicht der darunter befindlichen Grnndmasse des Gefößes so ähnlich, daß ich
behaupten muß: falls aufgetragen worden ist, so bestand doch das Aufgetragene
aus weiter nichts als aus vorher geglühter und dann wieder fein pulverisierter
Grundmasse.
3) Wie Sie an der Grundmasse deutlich sehen, ist sie nur schwach ge-
brannt, so daß die durch das Brennen erzeugte Rotfarbuug sehr wenig intensiv
ist und auch nicht ganz bis ins Innerste geht. Sie können daher auch nach Ab-
lösung der Glanzschicht der Ober- und Unterseite an jedem Scherben 3 Schichten
unterscheiden, nämlich eine mittlere grauschwarze und eine obere und untere
rötliche.
4) Mikroskopisch zeigen sieh diese 3 Schichten der Grundmasse aus sehr
groben nicht zusammengesinterten Partikelchen bestehend, welche unter einander
nicht gleichartig sind, indem die einen eisenhaltig und die anderen eisenfrei oder
eisenarm sind. Die eisenarmen sind weißgrau, die andern rot oder dnnkel.
Daraus mnß geschlossen werden, daß die Erhitzung der Gnmdmasse eine sehr
mangelhafte gewesen ist.
5) Die rote Glanzschicht besteht mikroskopisch aus lauter gleichmäßigen,
sehr feinen roten Partikelchen, wie sie nur durch gutes Glühen (bis zum Zn-
sammensintem) und nachheriges Pulverisieren und wieder Glühen entstehen
konnte.
6) Die Fabrikation ist also folgendermaßen vor sich gegangen: Ein und
dieselbe eisenreiche Tonmasse lieferte den rohen Topf und die Glasur, aber
letztere ist vor dem Auftragen schon einmal erhitzt und pulverisiert worden.
Dann wurde sie aufs Sorgfaltigste aufgetragen, geglättet (man sieht mikro-
skopisch die Glättungsstreifen) und nun das Gefäß kurze Zeit einer Hitze aus-
gesetzt, die die Glanzschicht zum Zusammensintern brachte aber nicht hin-
reichte, sie mit der XJnterlageschicht fest verbacken zu lassen.
7) Der Eisengehalt der roten Schicht ist nicht größer als der der darunter
liegenden Schichten. Gerade dies zwingt mich zu behaupten, daß zu beiden
dieselbe Tonart gedient haben kann.
8) Eine Salzglasur liegt nicht vor, da die rote Schicht völlig frei ist von
dem Bestandteile, welchen sie sonst enthalten müßte, d. h. von Natrium.
9) Bestandteile eines Lackes oder eines Firniß sind nicht vorhanden.^
Tatsächlich handelt es sich also um einen farbigen Auftrag, der, wenn auch
von dem gleichen Stoffe wie das eigentliche Gefäß, doch seine gesonderte Be-
arbeitung erfahren hatte. Handelt es sich hier um eine Art Vorstufe der „my-
kenischen*' ausgebildeten Technik? Lag ein Zusammenhang mit dem Westen
vor? Die zweite dieser Fragen ist nach Zahn's freundlicher Mitteilung zu bejahen.
Die Gefäße von Toprakkaläh stimmen in der Technik wie im Geschmack
(besonders in den ausgesprochenen Profilierungen) auf das nächste mit den durch
55
120 C. F. LEHMANN-HAUPT,
die Eörteschen Aasgrabangen gewonnenen keramischen Fanden ans Gordion
fiberein.
Die phrygischen Stücke in roter and in schwarzer Farbe — mitunter
kommen beide Tone, in einander übergehend, auf einem Gefäße ?or, bei anderen
Gefäßen seheint dagegen das Schwarz oder das Rot mit bewußter Absicht des
Töpfers hergestellt za sein — zeigen denselben glänzenden Überzug wie die
chaldischen Stücke und der Überzug dringt, wie an Bruchflächen zu erkennen
ist, gerade so wie dort in die Masse des Gefäßes bis zu einem gewissen Grade
ein, ein Zeichen der beiderseitigen relativ engen Verbindung^).
Ein ähnlicher Farbenauftrag auf der Oberfläche nebst Politur dieser über-
strichenen Oberfläche findet sich außer in der altphrygiscben Keramik u. A. auch
in Troja (I. und erste Periode der II. Schicht), in der Keramik von Jortan
Kelembo*) in der pergamenischen Landschaft, auf Kreta vor der Erfindung des
„Firniß'', femer an Stücken aus Agina, Paros, Melos, Thera'). Die Chalder
und die Phrygier polierten den Auftrag. Die neue Errungenschaft der Elreter,
die sich zunächst über den mykenischen Kulturkreis verbreitete, bestand in der
Erfindung einer durch irgend einen chemischen Prozeß hergestellten Glanzschicht,
die ebenso haltbar war wie jener Farbenauftrag und keiner Politur bedurfte.
Diese Erfindung war Geheimnis der Kreter, auf Thera hat man sie beispielsweise
nachzuahmen versucht, aber den Glanz nur durch die Politur hervorzubringen
vermocht.
VL Zur Herkonft der Ohalder.
Somit weist die keramische Technik der Chalder nach Westen, und diese
Ermittelung trifft zusammen mit einer ganzen Anzahl entsprechender großenteils
schon erwähnter Beobachtungen, die nunmehr kurz rekapituliert und zum Teil
ergänzt seien:
Die für die Chalder so charakteristischen baulichen Anlagen im lebendigen
Felsen sind durch ganz Klein- Asien und nach Griechenland hin verbreitet').
1) £8 bandelt sich namentlich um die folgenden Stücke, die Zahn mir freundlichst Yorlegte
und erl&uterte: Gordion. Kurte No. 161 (unter Rote Waare) Vasen • Inventar des Berl. Museums
(Vas. Inv. 4738). Roter Auftrag, dünner als bei unseren Stücken. Rillen-Profilierung. — Qordion.
Körte No. 161. Fragmente einer Schüssel mit Ausguß: dünner Auftrag nur auf dem oberen
Rande. — Gordion. Tumulus II (Abb. 102 S. 121 No. 45 Körte) V. I 4576. 2 Fragmente, schw&rzlich
grau mit poliertem Auftrag. — Einen schönen schwarzen Auftrag zeigt auch No. 49 (Körte) aus dem
selben Tumulus. — In der Technik am Allernächsten kommt: Körte No. 152 (Abb. 219), Vas. Inv. 4739.
Schalen-Fragment ; auf dem Rande Knubben (verkümmerte Henkelansätze oder Schnurösen). Überzug
und Politur oft nur im Inneren des Gefäßes und auf dem gebogenen Rand; schwarz, rot und
beide Farben in einander übergehend.
2) Schnabelkännchen Vas. Inv. 3751/2.
3) Zahn fügt hinzu : „Gewiß kommt dieser Farbauftrag noch bei Gattungen anderen Fundortes
vor, so glaube ich mich auch bei thessalischen und böotischen Scherben (der Art wie sie Soteriades
bei Chaironeia gefunden hat) an diese Technik zu erinnern^.
66
MATERTALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 121
Die Glättungen der Kastalia und der Pnyx, die gewiß wenigstens z. T. in
die griechische Vorzeit zurückreichen ') , brauchen den Vergleich mit den
bedeutendsten chaldischen Arbeiten ihrer Art nicht zu scheuen. Felsentreppen
und in den Felsen gehauene Straßen findet man gleichfalls im Osten wie im Westen
des bezeichneten Gebietes ^). Kyklopische Brücken sind den Mykenäern wie den
Chaldern*) eigen. Der unterirdische Tunnelgang, der von der Burg von My-
kene in die Ebene führt, ist ein ständiges Merkmal chaldischer Burgen, bei denen
er, wie in Mykene, der Wasserversorgung dient *).
Der Feste im Kopais-See entspricht in kleinerem Maße eine Felsenfestung mitten
im Euphratan der Peripherie oder in der Nachbarschaft des chaldischen Reiches ^).
Die karischen Felsengräber einerseits, die Schacht- und die Kammergräber
sowie die Grabkammern der Euppelgräber in Mykene und im mykenischen
Eulturbereich andererseits gehören in den gleichen Zusammenhang mit den
Felsenwohnungen und Felsengräbern des inneren Kleinasiens, die bei den Chal-
dern zur größten Vollkommenheit ausgebildet sind. Und der kyklopische Mauerbau
geht mit den Anlagen im lebendigen Felsen beiderseits Hand in Hand.
Griechenland im Westen, Armenien im Osten bilden hier die Grenzen und
die Ausläufer eines kleinasiatischen Gebietes, in welchem der Felsenbau einhei-
misch ist und für welches er ein charakteristisches Merkmal bildet. Daß es sich
um ein in dieser Hinsicht einheitliches, in sich geschlossenes Gebiet handelt, wird
durch die neuere Forschung, die andauernd weitere Bindeglieder auffindet und
Lücken schließt*), immer deutlicher •).
Zu den Gemeinsamkeiten, die den äußersten Osten und Westen des Gesamt-
gebietes verbinden, gehört, um zanächst bei den Bauten zu bleiben, anscheinend
1) Siehe meinen Vortrag „Kleinasiatische and griechische Felsenhauten", Archäologisches Jahr-
buch 1905 S. 116 nebst Klio VI (1906) S. 177 Anm. 4. Gleicher Meinung Drerup, entgegengesetzter
Dörpfeld, s. Klio a. 0.
2) Chaldische Brücke über den Euphrat an der Grenze des Chalder reiches unter Sardur,
Argistis' I Sohn : Annalen Tiglatpilesers IV (735 v. Chr.) Z. 68. Wo am Menuas-Kanal Talschluchten
zu überbrücken waren, geben die Durchlässe dieser Überführungen einen ungefähren Begriff von
der Anlage auch der eigentlichen Brücken bei den Chaldern.
3) Die Treppe von der Höhe der Akropolis zu Athen bis zur Quelle Kiepshydra gehört in
ihrer ursprünglichen Form doch wohl gleichfalls hierher, s. Klio VI S. 177/8.
4) Zeitschr. f. Ethnol. 33 (1901) S. 186 in Fig. 10 mit Ajim. 1.
5) Zuletzt: F. Brandenburg, Bericht über eine Reise in Anatolien im Sommer 1906, Memnon S. 1, 19 ff.
6) Daß die beiden Völkergruppen, die sich innerhalb dieses, kulturell noch in mancher weiteren
Hinsicht einheitlichen Gebietes unterscheiden lassen — die „Karer^-Gruppe (Kretschmers „Klein-
asiaten") und die mehr nach Osten wohnende „hethitische'^ Gruppe, zu der u. A. die Cheta, die
Kummuch, die Mitannäer, sowie auch die Moscher und Tibarener gehören (Winckler, AOF. I, S. 469 f.
mit Anm. 1 u. II S. 103 ff. bes. 108) — unter einander sprachverwandt sind , machen die Eigen-
namen wahrscheinlich: „Panammu von Sendjirli trägt den Karernamen Panamyes'' (U. v. Wilamowitz,
Berl. Sitzungsber. 1906, S. 75), auf dem Thron des Chetareiches, saß im 14. Jahrhundert ein MurSilif ein
Namensvetter des MvgaiXog (Winckler, Or. Lit.-Zeitg. 1906, 15. Dez. ; S. 18 Anm. d. Sonderdrucks), der
zu Alkaios' Zeiten Mytilene und Lesbos beherrschte. Es hat daher einige Berechtigung, wenn die Bezeich-
nungen „karisch" (so oben S. 68 f.) oder „hethitisch" (so zuletzt Fick, Vorgriechische Ortsnamen S. 1 ff.)
im weiteren Sinne als einheitliche Bezeichnung für beide Gruppen zusammen verwendet werden.
Abhandlangen d. K. Oet. d. WU». sn G6ttlngen. Philolog.-hiitor. Kl. N. F. Band 9,t. 16
57
122 C. F. LEHMANN-HAÜPT,
auch die Gestalt der chaldischen Burganlagen') speciell der auf Toprakkaläh.
Wie aus der Schilderung der dortigen Fundstätten (oben S. 69) hervorgeht und
wie ich an anderer Stelle *) ausgeführt habe, zeigt sie gerade die charakteristischen
Merkmale, die den Palästen zu Phaistos und Enossos in ihrer ursprünglichen Anlage
eigen sind: die Gruppierung einer Anzahl, z. T. unter einander verbundener, nicht
allzu geräumiger Gemächer und Gelasse um einen frei bleibenden centralen Hof ^).
Zu der hohen Ausbildung der Metallurgie wie in der mykeniscben Kultur und
bei den Karem im engeren Sinne so bei den Chaldem gesellen sich eine Reihe von
Einzelheiten, namentlich die außerordentliche Vollkommenheit der getriebenen
Arbeit besonders in edelstem Metalle, ferner wohl auch die Neigung zur Modu-
lation der metallischen Oberfläche, die sich mykenischerseits in der Tauschier-
arbeit, bei den Chaldem in der „Tulatechnik" (oben S. 91 f.) bekundet.
Gemeinsam ist ferner der mykenischen und der chaldischen Kultur die
Verbindxmg von Stein- und Metallarbeit zu dekorativen Zwecken, und, sehr be-
deutsam, die Bevorzugung der Polychromie (S. 75) in der Architektur *).
Nimmt man dann in der Keramik zu dem für den Westen charakteristischen
Streben nach glänzender Gestaltung der Gefäßoberfläche noch das Erscheinen der
Mattmalerei und das Auftreten einer specifisch mykenischen Kannenform bei den
Chaldem hinzu, so wird man anerkemien, daß auf technischem Gebiete eine recht
stattliche Reihe westwärts weisender und in einander greifender Entsprechungen
vorliegt, und wird auf Grund der eingangs*) gebotenen prindpiellen Erwägungen
auf frühere westlichere Wohnsitze der Chalder zu schließen geneigt sein.
Auf dem Gebiet des Kultus, das bei den in religiöser Hinsicht der Beein-
flussung augenscheinlich so wenig zugänglichen Chaldem (S. 67) besonders be-
deutsam ist, verzeichneten wir chaldischerseits die Verehrung einer Fruchtbarkeits-
Göttin, wie sie als ßhea, Kybele, Mä im einheimischen Kult Alt-Phrygiens und im
mykenischen Kulturkreis hervortritt (s. o. S. 84 ff.).
Dazu tritt der Kult des Tei'sbas (chald.).-Te§ub (mitannisch etc.), des ,hethi-
tischen' Sturm- und Wassergottes mit dem Beile ^), der mit dem karischen Zsvg
Aaßgawdög wesensgleich ist').
Aufgehängte Weiheschilde ferner sind für den kretischen Kultus®) ebenso
charakteristisch, wie für den der Chalder (oben S. 99 f.).
1) Im Allgemeinen s. Verh. Berl. anthrop. Ges. 1895 S. 602.
2) „Karisch^-Chaldisches, Klio VI S. 176 ff.
8) Vgl. außer Dörpfeld u. Mackenzie (ob. S. 68 mit Anm. 2) bes. Noack, Homeriscbe Paläste, S. 74.
4) Auf die Wiederkehr (S. 74 ; 99) des iür die mykenische Kunst so bezeichnenden Formelements
der Rosette soll dagegen hier um deswillen kein Wert gelegt werden, weil dieses ursprünglich ägyp-
tische, dem Gebiete der Pflanzennachahmung angehörige Motiv, auch in Assyrien eine Rolle spielt.
5) S. 68 und dazu S. 178 sowie S. 121 Anm. 6 und betreffs des Felsenbaus Klio IV 390 Abs. 3.
6) Vgl. das Relief aus Sendjirli und die in Babylon gefundene Stele mit hethitischer Darstellung und
hieroglyphischer Inschrift (vgl. o. S. 108 f.) Wiss. Veröff. d. D. Gr. Ges. Heft 1, S. 3 u. Tafel I. 1 u. 2.
7) Man hat daher bereits (Winckler, AOF. vgl. ob. S. 121 Anm. 5) die Chalder mit den Hethitern
als „Te§ub- Völker '^ zu einer Einheit zusammengefaßt und westliche Herkunft der Chalder angenommen.
Vgl. a. Klio IV 390.
8) Zahn, Archäol. Sitzungsber. März 1901 S. 57.
58
MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS UND MESOPOTAMIENS. 123
Auf Kreta, hat man Steine und Platten mit kreisrunden, für Opfer bestimmten
Lochern gefunden ^). In einem abgelegenen Felsenzimmer auf der Chalder-Burg
von Yan sah ich an den 3 Wänden Tische ausgespart, die solche kreisrunden
niedrigen Vertiefungen in doppelter Reihe zeigen^).
Zu alledem stimmt aufs Beste die Verwandtschaft des Chaldischen mit der
Sprache des zu den ,Hethitem* gehörigen (S. 121 f. Anm. 6) westlicheren und in
älterer Zeit blühenden Mi t an ni -Volkes, sowie schließlich das Vorkommen eines
als obsolet bereits erkennbaren Wortes patari „Stadt" im Namen der Hauptstadt
des Chalderreiches : Tuspa-patari (Xuspa-polis) das von dem Namen der lykischen
Stadt Pntara und von Pteria schwerlich zu trennen ist*).
Der Wahrscheinlichkeits-Schluß auf eine Herkunft der Chalder von Westen
her wird nun dadurch zur Sicherheit erhoben, daß sich die beiden anderen an
sich möglichen Richtungen der Einwanderung als geradezu ausgeschlossen erweisen.
Wären die Urarto - Chalder von Osten her durch Azerbaidjän nach Ar-
menien gekommen (S. 67 sub 1), so hätten sie, ebenso wie die etwas früher als
sie auftretenden Mannäer zuerst im Osten, in den Gebieten um den Urmia-See,
mit den Assyrern in Conflict geraten müssen.
Der anfänglich nahe liegende Gedanke aber, daß die Chalder von Nordosten durch
den Kaukasus (S. 67 sub 2) oder von den Südhängen des Kaukasus her in Armenien
eingedrungen seien und daß die chaldische Kultur sich dementsprechend mit der trans-
kaukasischen Kultur, speciell der der in Kalakent unfern des Goktscha-Sees ausgegra-
benen Steinkistengräber näher berühren möge, hat alsbald als unhaltbar aufgegeben
werden müssen. Eine scharfe Grenze trennt jenes transkaukasische von
dem chaldischen Kulturgebiet*); sie verläuft im Wesentlichen längs der die
Araxesebene im Norden begrenzenden Gebirge. Weder finden sich solche Steinkisten-
gräber südlich dieser Grenze, noch besteht chaldischerseits irgend eine erkennbare
Beziehung zu den characteristischen Zügen der Kalakenter Kultur, vor allem zu den
Darstellungen der Gürtelbleche mit ihrer nach dem Inneren Asiens weisenden Fauna %
Soweit die Chalder ihre Herrschaft über die Araxesebene hinaus ausbreiteten, kamen
sie als von Süden vordringende Eroberer zu überwiegend stammfremden Völkern.
Diese Einwanderung der Chalder von Westen her, die (S. 67) zwischen
Tiglatpilesers I. und Assurna$irabals III. Regierung erfolgt ist, läßt sich nun
auch in einen größeren Zusammenhang bringen.
1) Opfertisch in der diktäischen Höhle, Evans, Journal of Hellenic Studies XVII (1897)
p. 360 ff. — Andere Darstellungen Evans, Cretan Pictographs JHS. XIV (1894) p. 298 Fig. 37 ;
Cesnola-Stem, „Cypem" Tafel 76 15 u. 21. Vgl. Zahn a. a. 0. S. 66.
2) Schon von Ed. Schulz, Journal Asiatique III. s^rie. vol. IX (1890) p. 288 f., beschrieben.
3) Berl. Sitzungsber. 1900 S. 622 No. 58—59; Zeitschr. f . Ethnol. 1901 S. 187 Anm. 1. Sollten etwa
die Chalder diese Bezeichnung von den älteren Bewohnern Vans entlehnt haben, so läge ein bedeutsamer
Beleg für ein noch früheres — vorchaldisches — Beschreiten des westöstlichen Einwanderungsweges
nach Armenien vor.
4) W. Belck, Verb. Berl. anthrop. Ges. 1893, S. 81.
5) R. Virchow, Über die culturgeschichtliche Stellung des Kaukasus, unter besonderer Berück-
sichtigung der omamentirten Broncegürtel aus transkaukasischen Gräbern, Abb. Berl. Ak. d. W. 1895.
16*
59
124 C. F. L K H M A N N - H A ü PT, MATERIALIEN ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE ARMENIENS ü. MESOPOTAMIENS.
Die kleinasiatischen Völker der Alai und JBu-ru'^um'(kuz)jn (vgl. den alt-phrygi-
schen Namen BsQixwtsg BBQSxwd'iaj Hommel) waren nnter Tuknlti-Ninib I von As-
syrien (nm 1290 v. Chr.), wie dessen Annalen erkennen lassen, in einem offensiven Vor-
gehen begriffen. Kurz vor 1000 ^) hat Tiglatpileser I mit den Moschem zu kämpfen, die
das G-ebiet von Älzi und BurvJ^umzi vor 60 Jahren besetzt hatten und nun in das damals
aaf das linke Enphratuf er hinüberreichende Gebiet von Kammnh einfielen. Die Moscher,
deutlich als Völkerwanderung (in Stämmen, deren jeder sein Oberhaupt hat) charakte-
risiert, fluteten zurück ; sie setzten sich im östlichen „Phrygien^ fest. Das Gros der Be-
völkerung Phrygiens ist unariscb, darüber Uegt die herrschende, numerisch relativ
spärliche und dünne thrako-phrygische Schicht. Was Gordion mit Toprakkaläh gemein-
sam hat, kommt auf Rechnung des älteren nichtarischen Elementes. Mitä von Mu§ku ')
aber ist, wie Winckler erkannte imd u. A. auch Körte zugibt, Midas von Phrygien.
Wir sehen also die älteste nichtindogermanische Bevölkerung des westlicheren
Eleinasiens in einer nach Osten gerichteten Bewegung und zwar sicher im 11.,
wahrscheinlich bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Und der Grund dieser
Bewegung oder Bewegungen ist naturgemäß in einem von Westen kommenden
Stoße oder Schübe der thrakisch-phrygischen Einwanderung zu suchen, die viel-
leicht schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend , seit die erste Stadt auf dem
Hügel von Troja angelegt wurde, bald in langsamem Einsickern bald als Völker-
sturm, Kleinasien betroffen und großenteils thrakisiert hat^).
Die Folgen der Bewegung, die die Moscher nach Osten getrieben hatte oder ein
neuer von Westen kommender Stoß — vielleicht der, der die Myser nach Klein-
asien brachte, — haben die Chalder (Urartäer) auf demselben Wege aus dem Westen
nach Armenien geführt, auf welchem nur 2Vt — 3 Jahrhunderte später die Ar-
menier in das bisher den Chaldem gehörige Bergland eindrangen^).
Aus ihren letzten Sitzen und früheren — je früher je weiter nach Westen
anzusetzenden — Stationen brachten die Chalder Fertigkeiten mit, wie sie den
kleinasiatischen Völkern eigen waren; teils bildeten sie sie in der neuen Heimat
zu größerer Vollendung aus, wie den Felsenbau, den Wasserbau im Gebirge und
vor Allem die Metallurgie (besonders die Gewinnung und Bereitung des Eisens
und des Stahles), teils werden sie Altes verlernt und gegen Neues aus dem Süd-
osten Erlerntes und Entlehntes aufgegeben haben ^).
Damit ist die Richtung, in der wir die älteren Sitze der Chalder zu suchen
haben, bestimmt, und so das Ziel, dem ich bei dieser kulturhistorischen Be-
trachtung hauptsächlich zustrebte, erreicht. —
Es bleibt mir an dieser Stelle nur übrig, Herrn F. C. Andreas als stetigem
Förderer dieser Veröffentlichung lebhaft zu danken.
1) Vgl. S. 66 Anm. 4.
2) Wir kennen 2 Träger dieses Namens, Zeitgenossen Rosas* I und II, s. Verh. Berl. anthrop.
Ges. 1900 S. 436 und „Die Einwanderung der Armenier«, Verh. XIII. Or.-Kongr. S. 130 [2].
3) Einer sehr alten Schicht der thrakisch-phrygischen Einwandererung gehören die schon vor
ihrer Einwanderung in Armenien weit nach Osten vorgeschobenen Armenier an.
4) Ygl- S. 67 sub 3.
5) Über die Frage, ob auch in Urartu eine indogermanische, iranische, durch den Kaukasus
gekommene Schicht in Betracht kommt, der das Herrscherhaus einen Beisatz indogermanischen
Blutes verdanke, vgl. Verh. des XIII. intemat. Or.-Kongreß S. 139 [10].
60
MAX VAN BEBCHEM, ABABISCHE INSCHBIFTEN AUS ABMENECN UND DITABBEKB. 126
Dritter Abschnitt.
Arabische Inschriflen.
Bearbeitet TOn Dr. Max ran Berchem.
Vorbemerkung.
Von C. F. Lehmann -Haupt.
Indem ich meinen wärmsten Dank fiir Herrn Dr. Max van Berchem voraus-
schicke, der die schwierige Aufgabe, die arabischen Inschriften zu bearbeiten,
auf meine Bitte bereitwilligst übernommen und seiner Kennerschaft entsprechend
erfolgreich durchgeführt hat, berichte ich kurz wie diese Materialien ermittelt
und aufgenommen worden sind.
Die Inschriften von Charput (No. 9) und Baiburt (No. 11 bis 13) sind
von mir während meiner Alleinreise aufgefunden und abgeklatscht, photogra-
phiert bezw. (No. 12) nur probeweise kopiert worden, die von Ämid lernte ich
durch die Güte des Herrn Dr. Grates, damals bei der amerikanischen Mission in
Charput, kennen, der mir die Photographie schenkte, auf der die Abbildung des
Turmes mit der Inschrift auf Tafel XIII beruht. Den Turm von Köinischahr
(No. 15) sah die Expedition bei ihrer Anwesenheit in der Ebene von Salmäs (Oktober
1898). Den Reproduktionen des Turmes (Fig. 93) und der Inschrift (Fig. 94)
liegt eine an Ort und Stelle von einem Berufsphotographen angefertigte und in
den Handel gebrachte Aufnahme zu Grunde. Die Inschrift von Sö'ört (No. 14)
wurde von der Expedition im Vorübergehen bemerkt und abgeklatscht.
Die Stadt Maiyäfäriqin, jetzt meist Mufarkin oder abgekürzt Farkin ge-
sprochen, officiell türkisch „Silivan" (Name des Kaza) besuchte ich im Juni 1899 und
nahm von einigen der zahlreich vorhandenen meist in die Obermauer eingelassenen
Inschriften Abklatsche, soweit mein damals besonders knapper Papiervorrat reichte.
Auch eine hoch gelegene Inschrift (No. 8 auf Tafel XII) photographierte ich,
leider bei sehr ungünstiger Beleuchtung. Zudem trieben widrige Umstände zur
Eile. Auf meinen brieflich ausgesprochenen Wunsch besuchte in der Folge
(Oktober 1899) mein Reisegefährte die Stadt in größerer Ruhe und mit genü-
gendem Material zum Abklatschen und Photographieren. Von den Abklatschen
arabischer Inschriften von Maiyäfäriqin sind dergestalt mehrere sowohl von mir
wie von meinem Reisegefährten, andere nur von diesem genommen worden.
Ebenso rühren die Photographien von Inschriften dieser Stadt (No. 2 und
4 auf Tafel X, No. 6 und 6 auf Tafel XII) von meinem Reisegefährten her.
126 MAX VAN BEBCHEM,
Die Inschriften.
Bearbeitet von Dr. Max van Berc.hem.
Das Material zu den folgenden Inschriften, teils Photographien, teils Ab-
klatsche, war nicht ganz leicht zu bearbeiten. Auf ersteren erscheinen die
Texte in kleinem Maßstabe, nnd nicht alle vollständig, während die abgeklatschten
Originale zum Teil verwittert sind*). Eine andere Schwierigkeit lag in dem
Umstände, daß die Geschichte der betreffenden maslimischen Staaten noch wenig
bekannt ist. Aber gerade darin liegt auch der hohe Wert dieser Aufnahmen,
aus denen einige sichere Daten für die G-eschichte der Merwaniden, Ortokiden,
Aiyubiden und Seldjukiden inMaiyäfariqin, Charput, Amid undBaiburt durch Ver-
gleichung mit den handschriftlichen und numismatischen Quellen gewonnen werden
konnten. Erwägt man außerdem, daß die arabische Epigraphik von Mesopotamien
und dem östlichen Eleinasien ein bisher fast unberührtes Feld geblieben ist, so
eröffnen diese wenigen, aber wichtigen Inschriften, gleichzeitig mit einigen aus
der Sammlung von Max von Oppenheim weite Aussichten für zukünftige For-
scher auf diesem Gebiet. Die Transkription ist die üblibhe: eine streng gra-
phische für die arabischen Wörter und die Eigennamen, eine freiere, mehr
modern phonetische für die Ortsnamen. Zuletzt sei noch Herrn Prof. Lehmann-
Haupt für das mir bei der Bearbeitung seines Materials bewiesene Entgegen-
kommen aufrichtig gedankt, sowie Herrn Prof. Andreas, dem ich für die gründ-
liche Revision meines Manuskriptes und der Korrekturen in hohem Grade ver-
pflichtet bin.
MAIYAFARIQIN «).
*1. Grabinschrift. — Auf dem oberen, abgerundeten Ende eines Grab-
steines in der nördlichen Hälfte der äußeren von den beiden oberen Ostmauern ^.
1) Da das beim Abklatschen angewandte Verfahren ein Retouchieren der Vorderseite nicht
gestattete, sind die Abklatsche von rückwärts und mit schräg auffallendem Licht von mir photo-
graphiert worden, wobei das Erscheinen der Falten im Papier nicht ganz zu vermeiden war, aber ein
großer MaBstab gewählt werden konnte. Zu den Originalphotographien sei noch bemerkt, um den
Verdacht eines bloßen Erratens meinerseits von vornherein zurückzuweisen, daß die mir zur Verfügung
gesteUten Platten und Abzüge natürlich deutlicher sind als die beigegebenen Lichtdrucke, worauf ich
selbst manches nicht mehr lesen kann.
2) Bei der vielfach schwankenden Schreibung und Aussprache dieses Namens ist er hier nach
Yäqüt graphisch transkribiert.
3) Zur Lagebezeichnung der Inschriften aus Maiyäfäriqin vergleiche man Lehmanns Bericht
über die antike Grundlage der Stadtbefestigungen (quadratische Plattform), mit der darauf aufge-
bauten Obermauer, die gegen die ungeschützte Ostseite doppelt war und grösstenteils aus mohamme-
danischer Zeit stammt, wie die zahlreichen in sie eingelassenen Inschriften in ku-
fischer und arabischer Schrift beweisen. S.Verhandlungen der Berliner anthropologischen
ABABISCHE INSCHRIFTBN AUS ABUENIBN UND DITABBEEB. 127
Sechs Zeilen in einfachem Knü; kleine, dicke and gedrungene Bachstaben. Ab-
klatsch 32x38^). Unediert; siehe Tafel IX.
^lule *l» (6) VZj\iif^ (5) cfc-Jl. jtä « (4) A» . . . *)l*-j (1 —3)
Dies ist das Grab des al-Hosain, Sohnes des Bäbä, Erbarmen Allahs über ihn!
Der zweite, deutlich geschriebene , aber onpanktierte Eigenname kann wohl
nur Baba gelesen werden^). Nach dem Stile der Buchstaben stammt diese In-
schrift aus dem III. Jahrhundert der Flucht*).
*2. ßauinschrift des MERWANIDEN ABU MANSÜR SA^ID. 391 H. —
An einem runden, aus glatten Quadern gebauten Turm an der Nordostecke der
zum Teil noch erhaltenen oberen Mauer aus muslimischer Zeit ; in zwei in
Relief in die Quadern gemeißelten Rahmen. Der obere Rahmen hat zwei ansäe,
in denen Anfang und Ende der 3. Zeile stehen; das Ende der 5. Zeile ist in
zwei kleine übereinander stehende Zeüchen geteilt. Im oberen (A) fünf, im un-
teren und kleineren (B) drei Zeilen in einfachem, doch leicht blühendem Kufi;
mittelgroße (?) Buchstaben. Photographie. Unediert; siehe Tafel X.
je •
-.1 U^ ^«JL,5 luA* «il (3) I ^ »Ul ^. Ocj? »1» ^t «J (2) « ^ . . . *U^ (I) A
i w:Lsj JJi JU,5 yy^ii' (5) ji^\ ^ )y^J' ä^iOJI ^j (4) y^^ jJi^ *) 4),«
>.5 (3) *L«Xjt «]u Jo\J> (2) er **1* (J^^i (1 ) B xJUÄlS, efc«-«^^ tjJ^i ^
Es giebt keinen Gott außer Allah, Muhammad ist der Gesandte AUähs . . . Unter
dem, was befohlen hat zu machen*) der siegreiche Emir Mumahhid al-daula ^) Abu Mansür,
der Client des Fürsten der Gläubigen^), Allah verlängere sein Bestehen! Im Jahre 391
Gesellschaft, Oktober 1899, 603 ; MitteU. der Geogr. Ges. zu Hamburg XVI (1900), 44 [83] ; Verhandl.
der 46. Vers, deutscher Fhüologen und Schulmänner (StraBburg 1902), 27 f. Sämtliche hier behan-
delte Inschriften stammen, mit Ausnahme von nr. 5 und 6, von den oberen Mauerzugen.
1) In dieser und den folgenden Formeln bezeichnet die erste Zahl die Länge und die zweite
die Höhe des Abklatsches.
2) Siehe z. B. Tabari , ed. de Goeje I, 821 ; inschriftlich im Gatalogue du Mus^e arabe du
Caire, 2e dd. 147.
3) Paläographisch erinnert sie an diejenigen in dem Grabmal des Sidi Scheblh und in der Moschee
des Ihn Tülün in Kairo, in meinem Corpus inscriptionum arabicarum (citiert CIA) I, nr. 5 bis 10,
die 261 bis 265 H. datiert sind. Zum Vergleich seien noch die von Max von Oppenheim abge-
klatschten Grabinschriften aus Schu*eb Schär in Mesopotamien herangezogen, von denen die eine
327 H. datiert ist, und die einen etwas vorgerückteren Stil zeigen.
4) Über diese Formel siehe CIA I, Index zu mä,
5) Als Beinamen aufgefaßt werden die mit dauZa, (2fn, dunyä xm^malik zusammengesetzten
Titel hier nicht übersetzt, sondern transkribiert.
6) Dieser Titel scheint der älteste unter den mit amlr al-mu^minln zusammengesetzten zu
sein; siehe meine Inscriptions arabes de Syrie 6 und 9; CIA I, nr. 10; Ihn Churdädbeh, ed. de
Goeje 4 Yaqübi, ed. de Goeje 245. Dementsprechend konunt in ihm mehr die sociale Zuge-
128 MAX VAN BERGHEM,
(1000 — Ol). Und er hat dafür ausgegeben aus seinem eigenen lauteren Vermögen^), aus
Begehren nach dem Antlitz Allahs, dem mächtigen, erhabenen.
Paläographisch gehört diese Inschrift in die Übergangszeit von dem
einfachen za dem blähenden, sog. fatimidischen Kufi des folgenden Jahrhunderts,
dessen Anfänge schon hier, namentlich in den stilisierten Endbuchstaben, bemerk-
bar sind. Sie ist um so interessanter, als aus jener Zeit nur wenige Inschriften
erhalten sind*).
Historisch ist sie noch wichtiger als Beitrag zu der wenig bekannten
Geschichte der Merwcmiden. Mumahhid al-daula Abu Man$ur Sa id war ein Sohn
des Marwän und ein Bruder des Abu *Ali al-Hasan, der seit 380 (990 — 91) in
Qi^n-Kaifiä, Ämid und Maiyäfäriqin regierte. Als dieser 386 in Ämid ermordet
wurde, behauptete sich Said in Maiyäfäriqin, mußte aber Ämid dem Mörder
seines Bruders überlassen und wurde selbst 401 (1010—11) von einem seiner
Offiziere getötet*). Nach der Inschrift baute nun Sa'id 391 an den Befesti-
hörigkeit des Klienten zu seinem Patron zum Ausdruck, während bei den spätem Titeln dieser Form
das politische oder feudale Verhältnis des Vasallen zu seinem Lehnsherrn in den Vordergrund tritt.
Da die Merwaniden zeitweise den Fatimiden huldigten , könnte sich dieser Titel auf den damaligen
Chalifen al-Hftkim in Kairo bezieben; siehe Ibn al-Athir, ed. Tomberg IX, 50, 316; Abu 1-fidä'
ed. Kpel II, 133; Ibn Ghaldün, ed. Bulaq^IV, 318; Weil, Geschichte der Chalifen III, 106; Lane-
Poole^ Mohammadan dynasties 118.
1) Durch diese und ähnliche in Inschriften häufige Formeln (vgl. CIA I, Index zu khäH^^
md und mal) wird die ehrliche Ausführung eines Baues hervorgehoben, der als frommes Werk
dem Erbauer Allahs Segen zusichem soll.
2) Wenigstens in Asien und Ägypten und abgesehen von Grabinschriften, während die In-
schriften aus dem westlichen Islam die Anfänge des blühenden Kufi zum Teil schon früher zeigen,
sodaB ein zeitlicher Vergleich mit ihnen kaum gestattet ist. Auch die nur um ein wenig späteren In-
schriften des Chalifen al-Häkim in Kairo und Jerasalem zeigen entschieden einen mehr vorgerückten
Stil, entsprechend der in Notes d'arch^ologie arabe I, 116 ausgesprochenen Vermutung, das Fati-
miden-Kufi sei aus dem Westen gekommen; vgl. Revue Africaine 1905, 185 ff., dagegen aber Hartmann
in Orientalistische Litt.-Zeitung 1906, 28 ff., mit einer 230 H. datierten Grabinschrift aus Taschkend
in ausgebildetem dekorativem Kufi.
3) Oder 402 nach Ibn al-Athir IX, 50ff. , der die Geschichte der Merwaniden unter dem
Jahre 380 kurz zusammenfaßt, ohne das genaue Datum von Sa'ids Regiemngsantritt zu geben
vgl. Abu 1-fidä' loc. cit; Ibn Chaldün IV, 815 ff. (mit der schlechten Lesart j^ für vXaI); Abu
1-faradj, ed. Salhani 302; Weil, Chalifen III, 38. In Numi cufici r. n. Holmiensis 271 und Sym-
bolae I, 39 setzt Tomberg dafür das Jahr 387 an, doch ohne Quellenangabe, wie Lane-Poole
bemerkt, der dieses Datum einstweilen beibehalten hat; siehe CBM (Catalogue of Oriental coins in
the British Museum) III, 23ff. ; Dynasties 118 (so auch in Bartholds russischer Ausgabe 96). Nun
giebt der genau informierte Ibn al-Azraq*aus Maiyäfäriqin als Antrittsjahr 386 und als Todesjahr 401
an; siehe Amedroz in JRAS 1903, 124 ff. Wie Amedroz kürzlich gezeigt hat, gehört die vor 372
datierte Münze in CBM III, nr. 50 nicht dem Sa*id, sondern einem Buyiden mit ähnlichem Bei-
namen an; siehe JRAS 1905, 474. Ebenso dürfte eine 385 datierte und demselben Herrscher zuge-
schriebene Münze (bei Tomberg, Monnaies koufiques en Suade in Rev. num. beige, 5« sdrie II, 22,
wo verschiedene Dynastien zusammengeworfen sind) einem Buyiden angehören, da der Prägeort
Mosul wohl nie im Besitz des Sa'id gewesen ist, und da Tomberg selbst eine Münze seines Vor-
gängers al-Hasan aus eben diesem Jahre 385 publiziert hat (in Symbolae II, 36, auch eine bei Soret,
ARABISCHE INSCHRIFTKN AUS ARMENIEN UND DIYARBKKR. 129
gnngswerken von Maiyäfariqin , wahrscheinlich um sich gegen die ihn bekrie-
genden Hamdaniden zu schützen^).
♦8. Bauinschrift des MERWANIDEN ABU NASR AIJMAD. 416 H.
— An der Nordseite der oberen Stadtmauer. Sechs Zeilen in blühendem Eufi,
das Ende der 6. in zwei übereinander stehende Zeilchen geteilt ; mittelgroße, zum
Teil stark verwitterte Buchstaben. Abklatsch 90 x 60. Unediert ; siehe Tafel IX.
[1 Wort*)] »cXp (3) 8;L^ j^'^ lulfi *l» ju^ *UI 4^; (2) Ju^ *1» :5^ *It ^. . .jd^ (l)
wLbL. (5) (?)fb [2 Worte ')] (?)idll (?)^La:^J 'ii^\ yoi (4) d^h\ 0^\ jiJi\
^ ^y^ [^ bis 4 Worte] (6) [2 Worte] a,1 ^UÜ? [i Wort*)] ^3^,^^^
<kxil^)^ g^ si^ iüu-. ^5 [1 Wort] oZ^
Es giebt keinen Gott außer AlläL, Muhammad ist der Gesandte Allahs, Allah segne
ihn ! Befohlen hat die Errichtung dieses . . . der Emir, der erhabene Herr Na^r al-daula,
die Auswahl der Religion (?) es dauere seine Herrschaft ! Und geschehen ist dieser
Bau (unter der Leitung ?) des Richters Abu al-Qasan , Sohnes des Muhammad
... Im Jahre 416 (1025—26).
Leider ist der Abklatsch wegen des schlechten Zustandes des Originalsteins
an einigen Stellen unleserlich und auch sonst nur mit großer Mühe zu ent-
ziffern; die Hauptsache aber scheint gesichert, nämlich das Datum und die Per-
sönlichkeit des Erbauers. Allerdings wird sein Eigenname nicht erwähnt, der
Lettre ä Fraehn 37, ja sogar eine von 387 bei Fraebn, Recensio 601). Über andere Münzen des Sa*id
Ygl. noch Tornberg, Symbolae IV, 50; Möller, De numis in n. Gothano 135; Soret, Lettre k Fraehn
37 ; Lettre ä Bartholomae I, 85 ; Fraehn, Numi kufici 77 ; Recensio 602 ; Opuscula postuma I, 66
und 263 ; Pietraszewski, Numi muhammedani I, 70 und Taf. VI ; Lindberg, Monnaies bouides 258 ff. ;
Lane-Poole, Coli. Calvert in Num. Chronicle 1879, 80 ; Catalogue Cairo 339 ; 0. Edhem, CMO (Cata-
logne Mus^e Ottoman, türkisch) II, 365; Markow, IME (Inventaire Mus^e Ermitage, russisch) 337
n. a. Da keine der dort publizierten Münzen Sajids vor dem Jahre 386 geprägt worden ist, so ist
kein Grund vorhanden, Ihn al-Azraqs Datum anzuzweifeln, denn Sa'ids Erwähnung bei Ihn al-Athir
IX, 22, unter dem Jahre 373, steht auBer Zusammenhang mit den dort erzählten Vorgängen; oder
man muß mit Tornberg bei 387 bleiben, wenn Fraehns Lesung in Recensio 601 richtig ist. Zu
Sa' ids Biographie vgl. noch Scharaf al-din, trad. Charmoy Ib, 248, Anm. 2 ; Saint-Martin, Mämoires
sur TArm^nie I, 426. Deguignes, Histoire des Huns la, 417 ist hier unbrauchbar, ebenso Scharaf
al-din, ed. Veliaminof-Zemof I, 19 ff. und trad. Charmoy I b, 35 ff.
1) Nach Amedroz in JRAS 1903, 128 erwähnt Ihn al-Azraq Sa* ids public works inMaiyä-
fariqln.
2) Nach der Lage der Inschrift muß dieses stark verwitterte Wort irgend eine Befestigung
bezeichnen, ich kann aber darin keinen der üblichen Ausdrücke wie sür, hadana^ bur^jt häschüra,
ftfjm, qaV a u. a. erkennen ; höchstens könnte es al-chandaq^ der Graben, sein.
3) Hier steht wohl noch ein zusammengesetzter Titel , vielleicht scharaf oder fachr al'Umma\
leider ist an dieser Stelle der Abklatsch ganz undeutlich.
4) Graphisch erscheint dieses Wort etwa als ^t-^b) worin ich keinen der itir Aufsicht oder
Leitung üblichen Ausdrücke erkennen kann.
Abhaadlnngen d. K. Gm. d. Wim. su GAUiDgen Phil.-biat. Kl. N. F. Band 9,r. 17
130 MAX TAN BEBOHEM,
Beiname Nai^r al-daxüa aber bezeichnet zweifellos den Merwaniden Na^r al-danla
Abu Na^r Ahmad, den Brader des Abu Man^ür, der bald nach dessen Tode 401
das ganze Land von Diyär-Bakr in Besitz nahm und seine Herrschaft zeit-
weise westlich bis nach Urfa und östlich bis nach Djazira hin ausdehnte , bis er
453 im Alter von ungefähr 80 Jahren starb. Seine lange Regierung wird als
eine für die Kunst, die Wissenschaft und den allgemeinen Wohlstand seiner
Untertanen besonders segensreiche geschildert^). Ja unter seinen zahlreichen
Bauten werden ausdrücklich Reparaturen und Zusätze an der Stadtmauer
erwähnt*).
Im Jahre 1766 besuchte Niebuhr die Stadt Amid und kopierte dort an den
ältereb Teilen der wohlerhaltenen Stadtmauer drei Merwaniden-Inschriften, von
denen zwei dem Abu Na^r At^mad angehören. Da Niebuhr diese Texte nur in
Zeichnung, ohne Transkription und Kommentar, gegeben hat und seine für
jene Zeit recht genauen Kopien meines Wissens noch nicht verwertet worden sind,
möchte ich sie im Anschluß an die Inschrift der Expedition hier besprechen.
Die Inschrift A ') besteht aus vier Zeilen in blühendem Kufi, deren Buchstaben
denjenigen des Abklatsches der Expedition ähnlich sehen, nur daß sie auf der Zeich-
nung magerer und länger, auch reicher stilisiert erscheinen, was entweder durch ihr
etwas jüngeres Zeitalter oder auch durch ein leises Fantasieren beim Abzeichnen
und beim Kupferstich zu erklären ist. Unediert ; siehe Tafel XI, nach Niebuhr.
* »
^yflill ^-iX a«-J? ^«)*>« liV *JU er »«l« f^^'i^i "1^3 «Iv«^ ^f U. . . . *U^ (1 )
iXrf «jy^i yi\ {\)Ji\ sjj& TUi\ J^y iÖU ^3 ily^iS y«i ^\ JUU, j.Xi.^1 (2) jo
O^ ^ <>' t**"^' «^J>^ J* ^'»i Kßri-i "1^»^ -^'"^'i *^^ *"' (3) <3<^' o'j^ a*
♦ [3 Worte •)] iül^/«, cfc«*^, ^} Ki- Ä (4) t^^"S» O^ ^ '^ ^
1) Siehe Ihn al-Athir, Index unter AbQ Na^r und Nasr al-daula; Ihn al-Azraq, Sibt ibn al-Djauzi
und Dhahabi bei Amedroz, JRAS 1902, 799; 1903, 131 ff.; Ibn Challik&n, trad. de Slane I, 157 ; Abu
1-fidft' loc. cit. und 189; Ibn Chaldün III, 451 ff.; IV, 317 ff.; Matthäus von Edessa, trad. Dulaurier
47; Weü, Chalifen III, 38 und 106; Sharaf al-din, trad. Charmoy la, 341; Ib, 249; Schlumberger,
L'^pop^ byzantine lil, 108; Schefer in N&siri Chusrau 21, Anm. 2. Den Beinamen Nasr al-daula
(80 nach allen guten Quellen, Handschriften, Inschriften und Münzen, und nicht Näfir oder Nasir
al-daula, wie bei Saint-Martin und Deguignes a. a. 0., Fraehn, Opuscula postuma I, 264, und in dem
sehr ungenauen Bulaqer Text des Ibn Chaldün) erhielt er von dem Abbasiden-Chalifen, dessen Ober-
hoheit er anerkannt hatte, während er als Vasall unter den Buyiden, zeitweise wohl auch unter den
Seldjukiden stand; zu seinen Münzen vgl. noch Lane-Poole, CBM IX, 271 ff, Casanova, Inventaire col-
lection princesse Ismall VIII und 49 und die oben S. 128 (4), Anm. 3 citierten Quellen über Sa'ids Münzen.
2) Siehe Amedroz in JRAS 1903, 132, 138.
3) Siehe Niebuhr, Voyage en Arabie, Amsterdam 1780, II, 326 und Tafel XLIX; vgl. Ritter,
Erdkunde XI, 49.
4) Dieser bei Niebuhr undeutliche Beiname ist durch die folgende Inschrift gesichert.
5) Diese in der folgenden Inschrift an derselben Stelle wiederholten Worte sind mir bis jetzt
unverständlich geblieben.
ARABISCHK INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DIYARBEKR. 131
Dies steht unter dem , was befohlen hat zu machen , zu bauen und aus seinem Ver-
mögen dafür auszugeben unser Herr der Emir, der erhabene Herr, der siegreiche, die Macht
des Islams, Sa^d al-dln Nasr al-daula, der Pfeiler der Religion, der Ruhm des Volkesi
der Stolz der Emire, Abu Na^r Ahmad, Sohn des Marwän, AUäh verlängere sein Be>
stehen und lasse dauern seine Herrschaft^). Und dies ist geschehen durch die Hftnde des
Richters Abu 'Ali al-^asan, Sohnes des *Ali, Sohnes des A|^mad, aus Amid, im Jahre
444 (1052—53)
Die etwas frühere Inschrift B besteht ebenfalls aus vier Zeilen in derselben
Schriftart. Unediert; siehe Tafel XI.
» ••
iu5» O^^ Xil« ^j^ iÜ^jJ« yoi ^^1 Juu- yii^^\ 3^ ^yaÜ\ l^^\ jJ-J« (2) ^^1
cr^ ')J xj^jj« sXms. jtJ-is «^^ KiTi^ i ^»^y. ^ cxr(t) (3) j^J ^y^J o^ä
^ [3 Worte] '^jl^}y U^i^) Cr* ^^ ^"^' ^' O* J^
Dies steht unter dem, was befohlen hat zu machen, zu bauen und aus seinem Ver-
mögen dafür auszugeben, aus Begehren nach Allahs Belohnung und um seine Gnade zu
erlangen, unser Herr der Emir (das Folgende genau so wie in der vorigen Inschrift) Abu Na^r
Al]imad, Sohn des Marwän, unter der Aufsicht seines Sohnes des Emirs Sa^d al-daula Abu
1-Qasan Mu^^ammad, Allah verlängere ihrer beider Bestehen und stärke ihrer beider
Königtum! Und dies ist geschehen (das Folgende genau so wie in der vorigen Inschrift)
im Jahre 437 (1045—46)
Die Vergleichnng dieser beiden Inschriften mit nr. 3 ergiebt die Über-
einstimmung einiger Titel und Enlogien^). Dagegen scheint der dort als Ans-
föhrer des Baaes genannte Richter nicht mit dem Abu 'AJi al-9a8an der In-
schriften A nnd B identisch zu sein.
Der in der Inschrift B als Oberaufseher des Werkes erwähnte Sohn des
AJ^nad, der Emir Sa^d al-daola Abu 1-Qasan Muhammad, ist, wie es scheint, bisher
1) Interessant ist hier, wie in nr. 3 und 9, der Gebrauch des Wortes sulfän = Herrschaft
zu einer Zeit, wo der diplomatische Titel suHän = Sultan noch kaum protokollm&ßi(( war; zu
diesem Titel vgl. S. 143 (19), Anm. 1.
2) Über äbü statt oM, siehe CIA I, 298, 320, 553.
3) Da der Text unpunktiert ist/ darf auch jü? abh<tda, ewig dauern lassen, gelesen
werden, was zu dem vorhergehenden afiUa, verlängern, und dem entsprechenden acUma, dauern
lassen, in Inschrift A besser passen würde; anderseits knüpft aiyckda muXkahu an den bekannten
Titel al-malik al-mü'aiycid an.
4) Der Unterschied zwischen den Protokollen bei Lehmann-Haupt und bei Niebuhr erkl&rt sich
wohl aus der verschiedenen Abfassungszeit der Inschriften ; mit dem von A und B vergleiche man das
beinahe identische Protokoll bei dem persischen Reisenden N&siri Chusrau , der 438 , also genau zu
der Zeit der Inschrift B, Maiyäfäriqln besucht und über die damalige Stadtmauer sowie über die von
Ämid einen wertvollen Bericht hinterlassen hat; ed. Schefer, a und trad. 25 ff.
17 •
132 MAX YAK BERCHEM,
allbekannt. Da ihn die beiden anf seinen Namen folgenden Eologien zugleich mit
seinem Vater als Herrscher bezeichnen, hat er wohl in irgend einer Weise an der
Regierung teilgenommen, vielleicht als Statthalter von Amid^).
Als A]^nad 453 starb, erbten zwei andere Söhne von ihm die Herrschaft:
Nasr regierte in Maiyäfäriqin, während Sa'id Ämid erhielt , wo er jedoch bereits
466 (1063) ermordet worde. Daß danach sein Bruder Na^r auch in Ämid re-
gierte, bestätigt die dritte Inschrift Niebahrs.
Diese, die Inschrift C, enthält zwei Zeilen in derselben Schriftart. Unediert ;
siehe Tafel XI.
}ft lLh\ ft^ iü^oJI J^J• ^0^\ M^ j^LJI Wi\ yt^^\ Al;^ J U^ . . . aIUwj (1)
,^0^, ^ (?) »yoi }iil3 (??) xüU *l« (?) 0^1 fiU^I > ej^ (2) (?) ^ ^1 Ji (?) ^yh\
Dies steht unter dem, was befohlen hat zu machen der Emir, der erhabene Herr Nizäm
al-d!n Mu'aiyid al-daula, der Ruhm des Volkes, die Macht der Emire, Abu 1-Qäsim Nasr,
Sohn der Macht des Islams , Allah stütze sein Königtum und mache mächtig seinen Sieg !
Durch die Hände des Richters Abu 1-Qasan ^Abd al-Wäl^d, Sohnes des Muhammad, im
Jahre 460 (1067—68).
Leider ist hier Niebnhrs Kopie weniger genau, so daß einige Worte fraglich
bleiben; doch sind Datum nnd Erbauer sicher. Dieser ist zweifellos Ahmads
Sohn und Nachfolger Ni^äm al-dln Abu 1-Qäsim Nasr, der nach Sajids Tod allein
regierte und erst 472 starb*).
Meines Wissens sind diese fünf Texte die einzigen bisher bekannten Merwa-
niden-Inschriften ; kein Zweifel, daß noch andere zukünftiger Forscher harren.
•
*4. Bauinschrift des AIYUBIDENMALIKAUaADAIYÜB. B97— 607H.
— An einem zum Teil aus Bnckelquadem erbauten sechseckigen Turm der inneren
Obermauer auf der Ostseite der Stadt (vgl. S. 126 (2), Anm. 3); unter einer
in die Quadern eingemeißelten Sonne zwischen zwei schreitenden Löwen ^). Vier
Zeilen in blühendem Kufi ; sehr große , mit einem reichen Rankenwerk umfloch-
tene Buchstaben ohne Punkte. Photographie. Unediert; siehe Tafel X.
1) Wenn nämlich der Ausdruck f% wüäya in der Inschrift B so viel bedeutet als unter
der Statthalterschaft; siehe JA, 9« s^rie, IX, 459, und ZDPY MuN 1903, 57, Anm. 2.
2) Siehe Ihn al-Athir X, 11, 19, 43, 75, mit Erwähnung der mächtigen Ringmauer yon Ämid
aus dem Jahre 463; Ihn al-Azraq bei Amedroz, JRAS 1903, 142 ff.; Ihn Challikän I, 158; Abu
l-fida' II, 190, 193, 203; Ibn Chaldün III, 470; lY, 319 f. ; Matthäus von Edessa 119 und andere oben
citierte Quellen. Der überall genannte Beiname Nizäm al-din ist also inschriftlich bestätigt ; so nennt
ihn Lane-Poole richtig in CBM III, 23, wofür aber in seinen Mohammadan dynasties 118 Nizäm al-daula
steht, wohl aus Versehen, da unsere Inschrift den Beinamen Ma'aiyid al-daula ebenfalls sicherstellt.
3) Nach dem Bilde könnte das rechte Tier etwa einen Bären vorstellen. Mitten in den
Sonnenstrahlen erscheint ein ganz kleiner, nach links gewendeter männlicher Kopf; über dieses
Emblem, siehe weiter unten.
ABABISCHE mSCHBIBTEN AUS ARMENIEN UND DITABBEKR. 188
etwa 3 Worte, von denen das erste ganz] (2) [2 Worte*;] . . . tX^^ (1)
3 bis 4] •)e^l ^ v3^UJ\ (3) (?)>JL«J» •) J^^J AUl (?)oLt^JL-JI [verwittert ist
am Anfang ganz verwittert, am Ende un-] (4) AUt (?)lä^>-« (??)^:^ [Worte
^ [deutlich
.... der Sultan al-Malik al-Autiad, der weise, gerechte, Nadjm al-din Sohn
unseres Herrn al-Malik ....
Die mit ihren reich verzierten Buchstaben schwer zu lesende Inschrift ist
überdies an manchen Stellen ganz verwittert, dazu die Photographie undeutlich,
so daß aus ihr allein kein zusammenhängender Text herzustellen ist. Ein Datum
ist auf den ersten Blick nicht zu entdecken, und von dem Erbauer sind nur
einige , nicht einmal sichere Titel zu entzifiPern ; für die Bestimmung des Zeit-
alters kommt also zunächst der Stil der Buchstaben in Betracht.
Paläographisch gehört die Inschrift zu der entwickeltsten Periode der in
historischen Texten angewandten sogenannten kufischen Schrift, zunächst also
wahrscheinlich der 2. Hälfte des XU. Jahrhunderts an. Die folgende Tabelle ^)
" o ^
1) Das zweite Wort könnte ^^yuuMO gelesen werden, das übrige paßt aber augenscheinlich
3» ^
nicht zu ^QS^ iu der einzigen hier in Betracht kommenden Koranstelle, nämlich I, 4.
2) Paläographisch wahrscheinlicher als Jc^^l ; darüber siehe weiter unten.
3) Die Gruppe jjt ^^ scheint sicher zu sein, das übrige ist unklar; siehe weiter unten.
4) Zusammengestellt aus Matthäus Ton Edessa, trad. Dulaurier 307, 461, und in Hist. arm.
des Crois. I, 132, 346, 380, 393, 404; Ibn al-Athir X, 418, 426; XI, 115, 268, 335, 339 f., 345 f.;
XII, 40 f., 54, 103, 127, 169, 180, 182, 230, 260, 273 f., 321 u. s. w., wobei vor der UnvoUständigkeit
der Tombergschen Indices gewarnt sei; demselben in Hist. or. des Crois. I passim; üb, 188; Ibn
Schaddäd, ebenda III, 85, 281 ; Kamäl al-dln, ebenda III, 634, 647 und trad. Blochet in ROL (Revue
de POrient Latin) IV, 174, 202; Abu Schäma, ed. Bulaq II, 60, 63 und in Hist. or. des Crois. IV, 257 ;
Ibn Challikän, ebenda HI, 412, und trad. de Slane II, 392; III, 236 f., 487, 490; IV, 511; Abu
1-fidä', ebendaselbst I, 15, 30, 53flf., 64 f., 77, 86, 94, 100, 123, 138, 142; ed. Kpel passim; Nasawi,
ed. Hondas, passim ; Raschid al-din, trad. Quatrem^re I, 361 ff. ; Abu 1-faradj, trad. Bruns 386, 402,
404, 428, 442, 556; ed. SaDiani 351, 362, 381, 383, 392, 405, 483, 488; Ibn Chaldün V, 216 f., 303 f.,
340, 345, 350 ff., 365; Nuwairi, Leiden 2i, fo. 197 v«; Maqrizi, trad. Blochet in ROL IX, 15 f.
(liesUgSzi statt nbugä), 20, 56, 59, 109 bis 117, 123, 140 ff., 146, 471, 489, 502; Amedroz in JRAS
1902, 785 ff., mit dem wertvollen Bericht des Ibn Schaddäd Haiabi über die mongolische Belagerung
im Jahre 657; Charmoy in Scharaf al-din la, 604; Ib, 427 ff.; Lane-Poole, Dynasties 78, 166 ff. (wo
die Daten nicht alle zutreffen); CBMIU und IV; Coins of the Urtukf Turkumäns in Marsdens Numis-
mata orientaliall und Numismatic Chronicle 1873; 0. Edhem, CMO I, mit etwas abweichenden Daten;
Lavoix CBN (Catalogne des monnaies musulmanes de la Biblioth^que Nationale) III, und anderen
numismatischen Quellen, worunter etwa noch zu erwähnen eme gute Übersicht der Herren von Maiyft-
fariqin bei Castiglioni, Monete diMilano 167 ff., 200 ff. ; de Saulcy, X« lettre, in JA, avril 1842, 317;
d'Ohsson , Histoire des Mongols III, 308, 354 ff. ; Klaproth in JA , 2« s^rie XH, 293 ; Howorth, History
of the Mongols HI, 160. Zur muslimischen Geschichte und Archäologie der Stadt vgl. außer den
S. 126 (2), Anm. 3 und 131 (7), Anm. 4 erwähnten Berichten, die von Ritter, Erdkunde XI, 67 ff.,
und Quatrem^re zu Raschid al-din 360 ff. dtierten Quellen, sowie den wertvollen Bericht von Taylor
9
134 MAX VAN BERCHEM,
giebt die Reibenfolge der damals and nnmittelbar vorher and nachher in Maiyä-
färiqm herrschenden Fürsten:
515 (1121) Ortokide Nadjm al-din Hgäzi').
516 (1122) dessen Sohn Salaimän.
618 (1124) dessen Brader ^asäm al-din Timortäsch.
547 (1152)') dessen Sohn Kadjm al-din Alpi.
572 (1176—77) dessen Sohn Qatb al-din Hgäzi.
580 (1184) dessen Sohn Qnsäm al-din Yalaq-arslän.
581 (1185) Aiyabide Saläh al-din Yüsaf (Saladin).
582 (1186) dessen Neffe Taqi al-din TImar »).
687 (1191) nochmals Yalaq-arslän*).
588 (1192) Saladins Brader Saif al-din Abu Bakr»).
597 (1201) ^) dessen Sohn Nadjm al-din Aiyüb.
607 (1210—11) «) dessen Brader Ma^ffar al-din Mösä.
617 (1220)') dessen Brader Schihäb al-din Gäzi.
628 (1231) Mongolenstarm in and am Maiyäfariqin.
642 (1244 45) ^ dessen Sohn Nft^ir al-din Mabammad.
658 (1260) Einnahme darch die Mongolen and Mabanmiads Tod.
Da aaf der Photographie die Beinamen Malik Aahad and Nadjm al-din
ziemlich sicher za erkennen sind, so kommt zanächst in Betracht der Aiyabide
Malik Aahad Nadjm al-din Aiyüb, wonach die Inschrift am das Jahr 600 anza-
setzen wäre. Daza paßt gat der allerdings nicht ganz deatliche Titel al-sulfän,
den alle Aiyabiden, oder doch die meisten von ihnen geführt haben*). Doch
scheint einiges gegen die Urheberschaft des Aiyüb za sprechen, zanächst die
Paläographie. Wie bekannt, ist bei historischen Inschriften die Eafi ge-
in JBGS London 1865, XXXV, 25, der nach den yon ihm gesehenen Inschriften den Neubau der Stadt-
mauer und der Türme dem Aiyubiden Aiyüb und eine schöne, 624 datierte Moschee seinem Bruder
Gäzl zuschreibt; Saint-Martin, Armenie I, 96, 428 ff.; Scharaf al-din, trad. Charmoy la, 447 ff. ;
Hammer, Geschichte der Ilchane I, 186 f.; Le Strange, The lands of the Eastem caliphate Ulf.;
Guinet, Turquie d'Asie II, 471.
1) Als Vasall des Seldjukiden-Sultans Mahmud.
2) So nach den meisten Quellen ; nach Abu 1-fidä' eher 549 , und schon Ende 545 nach Abu
1-mahäsin in ROL III, 522.
3) Als Vasall Saladins, der die Stadt erobert hatte.
4) Gder 589 nach GastigUoni 176, 203.
5) Nach Abu 1-fidä' , bei Lane-Poole mit Fragezeichen; nach Ihn al-Athir und Abu 1-faradj
bereits 596, nach Maqrizi erst 598, nachdem seit 596 mehrere Verwandte des Malik 'Ädil Maiyä-
fariqin kurze Zeit als Lehen besessen hatten.
6) Nach Maqrizi und Lane-Poole, während nach Ibn Ghallikän Aiyüb 609 gestorben ist; Tgl.
Deguignes, Huns la, 425; Castiglioni 203.
7) Zu diesem bei Lane-Poole fehlenden Datum vgl. auch Ibn Wä^il in ROL IX, 489, Anm. 3 ;
nach Ibn Chaldün herrschte Gäzi gleich nach 'Ädils Tod 615.
8) Nach Ibn Ghallikän starb Gäzi erst 645 ; bei Abu l-fara^j wird Muhammad irrtümlich Malik
Aschraf (statt Eämil) genannt und bei Lane-Poole fehlt er ganz; vgl. weiter unten, S. 141 (17), Ajim. 1.
9) So Aiyübs Nachfolger in den nächsten Inschriften; vgl. CIA I, 299, Anm. 4.
10
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DIYARBEKR. 136
nannte Eckenschrift darch die als Naschi bezeichnete Randschrift in Nord-
and Mittelsyrien nm 540 bis 650, also anter dem Atabek Nur al-dln, in
Palästina und Ägypten dagegen um 670 , also unter dem Soltan Saladin , ver-
drängt and ersetzt worden^). Da nun die neue Monumentalschrift mit Nur
al-din, also von Osten her nach Syrien gekommen sein könnte, so hätte man
erwarten dürfen, sie in Mesopotamien noch etwas früher anzatreffen, wonach
das rande Jahr 600 für eine spätkafische Inschrift ein etwas za später Termin
wäre. Wenigstens war eine solche Vermatnng gestattet, so lange kein ein-
ziges zuverlässiges Facsimile aus jener Zeit und jener Gegend vorlag. Neaer-
dings ist aber ein solches, wenn auch ein unvollkommenes, so doch deutliches,
für die Wissenschaft gewonnen worden. Es ist dies eine Inschrift aus Ämid,
also aus der Nachbarschaft von Maiyäf äriqin , die aus der Mitte des XII. Jahr-
hunderts stammt und im schönsten blühenden Eufi ausgeführt ist'). Da nun
nr. 4 einen noch weiter entwickelten Stil dieses Charakters ^) und , wie man gleich
sehen wird, zugleich auch einige Zeilen in der neuen, runden Schriftart aufweist,
so ist es wohl erlaubt, bis zum Jahre 600 hinab zu gehen, zumal da die öst-
liche Herkunft der neuen Schriftart und folglich auch ihr früheres Auf-
treten in Mesopotamien als weiter im Westen durchaus nicht bewiesen ist^).
Ein weiterer Einwand gegen die Zuweisung der Inschrift an Aiyüb könnte
in dem über der Inschrift angebrachten Wappen liegen. Meines Wissens kommt
in jener Zeit dieses Sinnbild nur auf Münzen der Seldjukiden-Sultane in E^lein-
asien vor^). Handelt es sich aber um ein Seldjukidenwappen , so gäbe es für
dessen Anbringung nur die eine Erklärung , daß sich der Urheber der Inschrift
damit als Vasall der Seldjukiden-Sultane bezeichnen wollte. Nun ist Aiyüb
schwerlich je der Vasall der kleinasiatischen Seldjukiden-Sultane gewesen, keines-
falls aber im Jahre 599, aus dem, wie wir gleich sehen werden, die Inschrift
datiert ist; so weit aus den handschriftlichen und numismatischen Quellen zu
ersehen ist, hat er damals nur seinen Vater Malik 'Ädil^) als Oberherm aner-
1) Siehe meine InscriptioDS arabes de Syrie 34 ff. ; CIA I, 75, 85 f., 646.
2) Siehe meine Arbeit über Max von Oppenheims Sammlung arabischer Inschriften nr. 124.
8) Es ist eigentlich dekoratives Kufi, das in Ägypten zuerst gleichzeitig mit dem Naschi,
und dann meistens in Koransprüchen erscheint;- siehe CIA I, Index zu eoußque. Im Osten scheint
aber diese Schriftart auch für historische Inschriften gebraucht worden zu sein.
4) Sie tritt nämlich im fernen Westen, in Marokko und Spanien, zugleich mit den Almohaden,
also etwas vor Nur al-dln auf; siehe Revue africaine 1905, 185 ff. ; Journal des savants 1906, 424.
5) Später auch sporadisch bei den Uchanen und den Ortokiden in Mardin (bei letzteren auch
mit zwei Löwen wie hier; vgl. Casanova, Collection princesse Ismail XV, 162), die aber hier nicht
in Betracht kommen; siehe Adler, Collectio nova 119; Castiglioni, Monete 107 ff. und Taf. VIII, nr. 10;
Fraehn , Recensio 607 ; Opuscula postuma I, 70 ; Lane-Poole , CBM ni, Preface VIII und Taf. Y ;
G. Edhem, Essai de numismatique seldjoukide, Taf. lil; Artin Pacha, Contribution k l'^tude du
blason 62; Abu l'faradj, ed. Salhani 447; Deguignes, Huns la, 246; IIb, 67; de Hammer, Empire
Ottoman I, 43, nach Djannäbi; Sarre, Reise in Eleinasien 68; Nützel, Embleme und Wappen 3.
6) Auf seinen Münzen, namentlich aus Maiyäf firiqin 599, also genau zu der Zeit der Inschrift
(siehe weiter unten), werden als Lehnsherrn des Aiyüb nur der Chalife und Malik 'Ädil genannt;
siehe Lane-Poole, CBM IV, 122; Lavoix, CBN III, 259; Castiglioni, Monete 207.
11
136 MAX VAN BBBGHKM,
kannt. Aaf diesen Einwand ist jedoch kein besonderes Gewicht zu legen , da
das erwähnte Wappen der Seldjnkiden-Saltane erst im Laufe des XIII. Jahrhon-
derts auftritt und dazu in einer etwas anderen Form als der hier vorliegenden ^).
Außerdem herrscht über der muslimischen Wappenkunde noch ein so tiefes
Dunkely daß kein Grund vorliegt, das hier vorkommende Wappen oder Horoskop
einem anderen Herrscher als dem Urheber der Inschrift selbst zuzusprechen.
Etwas schwerer könnte ein dritter Einwand gegen die Urheberschaft Aiyabs
in die Wage fallen, nämlich daß bei ihm statt Nadjm al-dln eher der Beiname
Nadjm al-dunyä wal-din zu erwarten wäre ^). Nun ist aber diese volle Form des
Din-Beinamens augenscheinlich nicht aus der Photographie herauszulesen.
Sucht man in der oben gegebenen Tabelle nach einem anderen möglichen
Urheber der Inschrift, so ließe sich nur an den Ortokiden Nadjm al-dln Alpl denken,
dessen Urheberschaft den aufgeführten Bedenken nicht unterliegt, da seine Re-
gierungszeit zu der Schriftart paßt und die Ortokiden, ursprünglich wenigstens,
die Vasallen der Seldjukiden-Sultane waren ^. Endlich führte Alpl sicherlich
den einfachen Beinamen Nadjm al-din, da zu seiner Zeit die vollere Dunyä-Form
des Dln - Beinamens für Herrscher noch nicht üblich war. Anderseits aber
hieß Alpi nach seinen Münzen al-mcUik al-'älim aWadil, wobei das Epitheton
alHiuhad (oder al-arndjad) der Inschrift unerklärlich bliebe^). Endlich führte
Alpi gewiß nicht, ebensowenig wie die übrigen damaligen Atabeke, wie selbst
der viel mächtigere Nor al-dln, den erst später alltäglich gewordenen Sultanstitel %
Steht der Titel aUsulfan wirklich in der Inschrift, und so scheint es doch, dann
ist Alpi als ihr Urheber ausgeschlossen, und man muß bei Aiyüb bleiben.
Dieser Schluß wird durch eine sorgfältige Prüfung der Photographie in
überraschender Weise bestätigt. Das Ende der vierten Zeile zeigt wie bei nr. 2
und 3 eine andere Gliederung, als der Best der Inschrift. Statt einer Zeile in
blühendem Küfi mit großen Buchstaben stehen hier übereinander zwei kleine
Zeilen in Naschi mit kleinen Buchstaben.
1) Nur ein Löwe und zwar unter der Sonne; übrigens scheint es das persönliche Wappen
des Sultans Kaichusrau II gewesen zu sein. Über ein ähnliches Emblem in Malatia berichtet
Yorke in Qeogr. Journal 1896, YIII, 327: „. . . . we found two Persian lions carred in stone with
the sun represented behind them, which may be relics of the Se^uk period**. Aus Erzerum be-
richtet ähnliches HamUton, Researches in Asia Minor I, 180.
2) Da die yon Herrschern geführten Beinamen auf al-din seitSaladin fast ausnahmslos
in der volleren Form cU-dunyä toal'din erscheinen, wenigstens in Inschriften; siehe CIA I,
Index unter türes en ad-din und tUres en ad-dunya wad-din.
8) Allerdings erkennt Alpi selbst meines Wissens auf keiner Münze einen solchen als Oberherm
an j erst bei Urtuq-arslän geschieht es hier und da ; siehe Lane-Poole , CBM III, 170 ; G. Edhem,
CMO I, 62 ff.
4) Bei dem persönlichen Malik-Beinamen werden nämlich die beiden Bestandteile nie getrennt ;
wenn hier dagegen Malik Auhad Aiyüb gemeint ist, erklären sich cU-älim al-ädil als einfache,
regelrecht nachgesetzte Epitheta.
5) Ygl. CIA I, 300. Spätere Ortokiden führen ihn allerdings, aber schwerlich vor Ende des
XII. Jahrhunderts, nachdem dieser Titel allgemein geworden war; siehe weiter unten zu nr. 10.
12
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DIYARBEER. 137
^1 ^^\ ,^^ ^UÜi (?) Jü i (2) X5U..^3 (?)ui:*-ii t^- iU^ er O^^ ^ vi (0
^ [einige unlesbare Worte] ^y«^t iUll
Im Monate Bamadän von dem Jahre 599 (Mai-Jmii 1203), unter Aufsicht des
Richters Schams al-dln Abu 1-ma^älI al-Mnfaddal ... .
Ich muß zageben , daß diese Worte sehr undeutlich sind, und ich überhaupt
auf eine Lesung hätte verzichten müssen , wenn uns nicht ein glücklicher Zufall
in den Stand gesetzt hätte, den hier genannten Mafa(}(}al genauer zu bestimmen.
In der nächsten, nur um ein wenig späteren Inschrift nr. B wird, wohl ebenfalls als
Aufseher des Baues, ein Prediger Schams al-din Abu 1-ma'äli al-Mafa(}4al erwähnt.
Es ist zweifellos derselbe Mann, der naturgemäß sowohl als Prediger wie als
Richter fungierte. Damit ist die Zuweisung der Inschrift an Malik Aut^ad Aiyüb
sowie das doch ziemlich deutliche Datum 599 gesichert ^). Schließlich darf also be-
hauptet werden:
1. daß das blühende Kufi in jener Gegend noch zu Anfang des XIII. Jahr-
hunderts für historische Inschriften gebraucht wurde, und zwar zusammen
mit dem damals neu eingeführten Naschi ^) ;
2. daß Malik Auhad Aiyüb ein in dieser bestinunten Form bisher unbekanntes
Sonnen- und Löwenwappen führte.
Über dem Ende der kleinen Inschrift und links von der dritten Zeile der
großen steht noch das Wort nlläh in einer kleinen viereckigen Einfassung. Rechts
von der zweiten ZeUe, ebenfalls in einem viereckigen Rahmen, ist eine ganz
kleine liegende menschliche (?) Gestalt in den Stein gemeißelt. Sie erinnert an
ähnliche, roh gearbeitete Tierfiguren aus früherer Zeit an der Stadtmauer von
Amid, wie überhaupt der Strich etwa zwischen Qonia und Mosul eine merk-
würdige, noch wenig bekannte muslimische Ikonographik birgt ').
*6. Bauinschrift des AIYUBIDEN MALIK ASCHRAJMÜSÄ. 607— 617 H.
— An der unteren (antiken) Nordmauer, über einem nachträglich, aber schon vor
der Zeit der Inschrift hinein gebrochenen Durchgang, und zwar unmittelbar
über dem Entlastungsbogen des Türsturzes. Drei unvoUständige Zeilen in schönem
Aiyubiden-Naschi ; große mit reichem Rankenwerk dekorierte Buchstaben mit
einigen Punkten. Photographie. Unediert; siehe Tafel XII.
1) Siehe den S. 133 (9), Anm. 4 am Ende citierten Bericht Taylors, wonach der Neubau der
Mauer und der Türme unter Aiyüb wiederholt inschriftlich bestätigt ist.
2) Das Vorkommen beider Schriftarten in einer und derselben historischen Inschrift ist bis
jetzt ein merkwürdiges Unikum; der Steinmetz scheint die großen und reichdekorierten kufischen
Buchstaben absichtlich für den Herrscher reserviert zu haben.
3) Es ist dies ungefähr die hettitischeEcke Strzygowskis in seinem „Dom zu Aachen **
36; Tgl. außerdem nr. 10 sowie meine Aufsätze über die Inschriften Max von Oppenheims nr. 114
bis 122 und in den Orientalischen Studien (Festschrift für Th. Nöldeke) , 201 ff. Solche roh
gearbeitete Tierfiguren finden sich auch an der Burg von Charput, nahe dem Eingang; vgl.
S. 146 (22).
Abhuidlimcen d. K. Gm. d. Win. so OMtingen. PUl.-hict. KL N. F. Band 9. t. 18
13
138 MAX VAN BERCUEM,
liV g/J' vL^ o^'3 »li« vL-^ U^ 03yJ« ^Xä«-JI ^X:^>4 v^J« (i)
V/H» (2) jyaXi\ ßtid\ sX^\ J^UJI >iUJJ O-A^ii AU« o^W^^'
2 bis 3]^ LJiJI Ou«- A^ (?)it^' (3) UJP^Loil Ainjcf e;jjut> ^^!
{^^ybo-^^? *)jJdm viL«H ^» ^^j:N>Jt ^^;«y>A UAA^ v^Ä^aii [Worte abgebrochen
noch ein Paar abge-] (?)>^^}» Wo ^^^1 ^^U |.yj^t 3^:il ^iJ. iU^^ ^?)»L&
t> . . . . [brochene Worte
(Befohlen hat neu zu bauen oder zu reparieren dieses?) neue, glückverheißende Tor,
bekannt einst unter dem Namen Bäb al-mar'a (Tor der Frau) , und jetzt unter dem Namen
Bäb al-faradj (Tor der weiten oder schönen Aussicht), unser Herr der Sultan al-Malik al-
Aschraf, der weise, der gerechte, der von Allah unterstützte, der siegreiche .... (der Herr
oder der Sultan) der Araber und Perser, der König der Armenier, Abu 1-fat^ Müsä, Sohn
unseres Herrn des Sultans al-Malik al-'Adil Abu Bakr Muhammad , Sohnes des AiyQb, der
Helfer des Fürsten der Gläubigen, Allah mache ihrer beider Siege mächtig! (Dieser Bau
fand statt unter Aufsicht des armen Knechts?) Abu Sa'id Alfunbä und (durch die Hände?)
des angesehenen Predigers Schams al-din Abu l-ma*äll al-Mufaddal , Sohnes des Dja^far,
Sohnes des Schah (?), und durch die Fürsorge des erhabenen, verehrten Pilgers Säbiq
al-din, die Zuversicht des Isl&ms(?) . . .
Trotz ihrer Lücken ist diese wanderschön ausgeführte Inschrift in mehr als
einer Beziehung interessant. Zunächst beweist die Erwähnung eines älteren und
eines jüngeren arabischen Namens, daß der hier in die antike Nordmauer ge-
brochene Durchgang schon vor Sultan Müsä vorhanden war und von ihm nur
erneuert worden ist. Die militärische Bedeutung der neuen Anlage verraten
noch ein Paar Kragsteine, die auf dem Bilde zu sehen sind und mutmaßlich
als Träger eines eingefallenen Torerkers aus der halb zerstörten Mauer gerade
über der Inschrift hervortreten. Der Hauptwert der Inschrift liegt aber in
dem Namen des Erbauers, des schon bekannten Aiyabiden-Sultans Malik Aschraf
Mozaffar al-din ^) Müsä, eines Sohnes und Nachfolgers des Malik 'Ädil in Maiyft-
färiqin, der hier wie die meisten Aiyubiden aus jener Zeit den Sultanstitel
führt'). Die am Ende genannten Vermittler des Baues sind, wie gewöhnlich,
Beamte des Gründers ; besonders zu beachten ist Schams al-dln aI-Mufa<}4al, der
bereits in der vorigen Inschrift genannt ist und dadurch ihre Zuweisung an
Malik Auhad Aiyüb sicherstellt.
1) Auf dem Bilde scheinbar JJaaXt geschrieben , doch ist die Lesung J^a^Xt durch das Vor-
kommen des Namens in der vorigen Inschrift gesichert ; der scheinbare Schaft eines ^ ist in Wahr-
heit das Alif des nächsten Wortes ^t das in Inschriften mitten in der Zeile ebensowohl mit als
ohne Alif geschrieben wird.
2) Der Din-Beiname, der im Protokoll oft durch zusammengesetzte Titel von dem Eigennamen
getrennt ist, befand sich hier gewiß in der Lücke zwischen den Zeüen 1 und 2.
3) Über Müsa siehe die au der vorigen Inschrift citierten Quellen.
14
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND OIYARBEER. 139
Ein Datum ist nicht vorhanden, so daß die Inschrift zwischen den Jahren
607 und 617 anzusetzen ist ; doch kann die Zeit ihrer Abfassung noch etwas enger
begrenzt werden, und zwar durch eine scheinbar geringfügige Beobachtung. Die
interessante Bezeichnung schah amtan läßt sich nicht dafür verwenden, da dieser
spezielle Titel der Atabeke von Chilät in Armenien bereits von Malik Auhad Aiyub
geführt worden war und wahrscheinlich unmittelbar nach seinem Tode auf seinen
Bruder Müsä übergegangen ist, so daß ihn dieser wohl während seiner gan-
zen Regierungszeit in Mesopotamien und Armenien geführt hat ^). Die in
Frage kommende Beobachtung bezieht sich vielmehr auf die Eulogie am Ende
der zweiten Zeile, nämlich . . . P^Loil sU\ j^. Wäre der letzte erhaltene Buch-
stabe ein End-Hä = «, so hieße es einfach s^Loit «Ulje?, Allah mache seinen
Sieg mächtig! Dieser Buchstabe ist aber ein deutliches Anfang-Hä, woran
sich noch irgend etwas auf dem nächsten, verschwundenen Stein angeschlossen
haben muß. In Betracht kommen das Plural-Suffix J? und das Dual-Suffix L9,
von denen sich das erste auf alle drei in der Inschrift genannten Aiyubiden,
das zweite nur auf die zwei ersten beziehen würde. Da aber diese Eulogie
nur für lebende Herrscher gebraucht wird, und der erste Aiyüb bereits
Ende 668 in Kairo, also lange vor Müsäs Regierungsantritt in Maiyäfariqin
gestorben war, muß hier der Dual gestanden und sich die Eulogie auf Müsä
und seinen Vater bezogen haben, woraus folgt, daß die Inschrift vor des letz-
teren Tode (61B), also zwischen 607 und 615 eingehauen worden ist.
Unter der Inschrift, auf dem Schlußstein des Entlastungsbogens , ist die
Unterschrift des Steinmetzen auf vier Zeilen in ganz kleinen , leider undeut-
lichen Buchstaben eingemeißelt:
t>*l» xT; [1 Wort] (4) gJÜt j,l (3) ^ ViUJI (2) ^\ d^ (1)
Werk des Abu l-^alä\ Sohnes des Abu l-fatJ^^ . . . Allah erbarme sich seiner!
*6. Fragment eines Dekretes. — Unmittelbar über der großen In-
schrift läuft noch eine Zeile in Naschi; etwas kleinere und gröbere Buchstaben
mit Funkten und einigen Zeichen, aber ohne Rankenwerk. Sie ist ebenfalls an
beiden Enden abgebrochen, und nur wenige Worte sind lesbar:
1) ChUät warde bereits 579 von Saladin belagert, dann 589 von Taqi al-din 'Umar, 604 von
Aiyfib und 607 von Mfisä erobert; siehe, außer einigen 8. 133 (9), Anm. 4 citierten Quellen, Saint-Martin,
Armänie I, 103 ff. und Lane-Poole, Dynasties 170. Den Titel ichäh armem führen Aiyüb und Mosä
auf ihren Münzen; Saint-Martin, Arm^nie I, 431; Castiglioni, Monete 209; Fraehn, Recensio 627;
Opuscula postuma I, 93, 281 ; II, 13; Lane-Poole, CBM IV, nr. 439 und 452 ff. ; Layoix, CBN III, 261 ff.
(262 oben ungenau) ; Cbannoy in Scharaf al-dln Ib, 414, 427. Auf den Münzen steht das ursprüng-
lich persische ^^ t sLmi hei Abu 1-fidä* III, 120 und in Hist. or. des Grois. I, 86, zusammengezogen
cj^^Lm (l)6i Ihn Chaldün irrtümlich .^^L&), ohne das sjg^[jta\ ^^ , aber auch ohne den ara~
bischen Artikel, der erst in rein arabischen Titeln erscheint, wie sulfän al-armanf s. weiter unten,
nr. 10.
2) Dieser Name ist bis auf das etwas ver?ritterte End-Alif deutlich.
18*
16
140 MAX VAN BKRCHEM,
... der Farbstoff, das Salz, der Kfise, das Getreidemessen, der Proviantmarkt,
die Baumwolle, der Sesam, der Schafinarkt, der Markt der Lasttiere, das Getränk,
die Delikatessen^
Obschon dieses Bruchstück scheinbar zu der großen Inschrift gehört, deuten
sowohl Inhalt als Stil der Buchstaben auf eine andere Herkunft. £s handelt
sich nämlich um ein Steueraufhebungsdekret oder eine Marktpolizeiverordnung,
etwa behufs Abschaffung der Accise, die für die darin aufgezählten zum Ver-
kauf auf den genannten Märkten bestimmten Waaren beim Eintritt in die
Stadt an diesem Tor zu entrichten war; solche Verordnungen sind in der ara-
bischen Epigraphik , namentlich von Syrien und Mesopotamien , sehr zahlreich.
Der Umstand, daß dieses Fragment unmittelbar über der anderen Inschrift
steht, scheint auf einen noch späteren Umbau des Tores hinzuweisen.
*7. Bauinschrift d e s AIYUBIDEN MALIK MUZ APFAR GÄZI. 623 H.
— An der oberen Kordmauer, rechts oberhalb des Nordtores, also unweit der
vorigen Inschrift. Zwei Bruchzeilen in prachtvollem Aiyubiden-Naschi ; wohl-
erhaltene große Buchstaben mit einigen Funkten. Abklatsch 110 x 45. Unediert ;
siehe Tafel Xn.
(2) 8lj*J5 AU cfcijiUJI^ <yut jJ^ (sie) c;5:4Lail f^^\ (i)
t» JL»uL*3 ^^^(d) eJli iu^ er v^^ j^^ i ^1^^ "^^^
des Islams und der Muslims, der Herr der Köni^ und Sultane, der König der
Krieger .... (All&h lasse ewig dauern?) sein Königtum. Und dies ist geschehen am
10. Radjab des Jahres 623 (7. Juli 1226).
Diese Titel beziehen sich wohl auf Malik Muzaffar Schihäb al-dln Gäzl,
Aiyübs und Müsäs Bruder und Nachfolger, der 623 in Maiyäfariqin regierte. Der
Ausdruck wordhalika deutet auf eine Bauinschrift ^).
♦8. Bauinschrift des AIYUBIDEN MALIK KÄMIL MimAMMAD.
644 oder 654 H. — Ebenfalls an der oberen Nordmauer, unweit der vorigen
Inschriften, in die Buckelquadern eingefügt und von einem kräftig profilierten
Rahmen umgeben. Sieben Zeilen in schönem Aiyubiden-Naschi; große Buch-
staben. Photographie. Unediert; siehe Tafel XTT.
1) Oder T_^^t , das Gemüse.
2) So deutlich geschrieben und punktiert; ob das Wort mit (mUbUI derPferdehändler,
zusammenhängt ?
3) Oder zusammengesetzt: die süßen Getränke.
4) Über wa-dkalika = und der Bau fand statt, siehe CIA I, Index zu dhdlxka\ über
eine andere Inschrift des G&zl, siehe Taylor, citiert oben S. 133 (9), Anm. 4 am Ende.
16
ARABISGHK INSCHRIFTEN AUS ABMENIEN UND DITASBEKB. 141
(?)AUI (?)ol^>'^' (^jl^V . . . [unleserlich] (2) [unleserlich] . . . *l^^ (1)
(?) ^"^Ul^ (5) [unleserlich] ^yaXi\ (4) [unleserlich] J»>L«JI >5 (3) UJI (?) J^bÜl
^LLLJ» (?)läV (?)o^ ^^^ viL*!' ^' (6) [unleserlich] (?)c;ji>Äai^ »yüül J^1$
tSr (?) iCSL»!«^ (?) cfc--M3^3 fJ,1 KJU. vJ JJ33 «ya3 äI» }i.1 (7) /H» ySJUI
(Es hat gebaut (?) . . .) unser Herr der Sultan (?) al-Malik al-Kämil (?) , der weise,
gerechte siegreiche . . . (der Herr der Könige?) und Sultane, der Töter der
ungläubigen und Polytheisten Abu 1-ma^äli Muhammad, Sohn unseres Herrn des
Sultans al-Malik al-Muzaffar, Allah mache mächtig seinen Sieg! Und dies ist geschehen
im Jahre 654 (1256?).
Das Bild ist leider so undeutlich (vgl. S. 125 [1]), daß selbst mit der größten
Anstrengung nicht mehr zu lesen nnd das hier gelesene zum Teil halb erraten
ist, obschon die Inschrift selbst augenscheinlich gut erhalten ist. Trotzdem läßt
sich der in ihr genannte Herrscher mit voller Sicherheit identifizieren. Der
Name Abu l-ma*äli Mut^ammad in Zeile 6, sowie der darauf folgende Titel al-
Malik al-Mazaffar sind nämlich gegen jeden Zweifel gesichert. Aus der Stellung
dieses Titels geht aber hervor, daß er nicht zu dem erwähnten Maliammad gehört,
da der Malik-Beiname immer am Anfang des Protokolls zu stehen pflegt.
Jener Malik MnzafiPar kann also nur der Vater des Muhammad gewesen sein,
selbst wenn die dazwischen stehenden, nicht ganz deutlichen Worte ibn maulana
gar nicht mehr zu lesen wären. Erwägt man nan, daß die vorige, in nächster
Nähe befindliche Inschrift, ihrem Datum nach, dem Malik Mu^afiPar Gäzl ange-
hört, so darf diese unbedingt seinem Sohn und Nachfolger Malik Kämil Mu-
hammad zugeschrieben werden. Dieser Muhammad, der nicht mit seinem Oheim,
dem bekannteren ägyptisch-syrischen Sultan Malik Kämil Muhammad, verwechselt
werden darf, folgte seinem Vater im Jahre 642 in Maiyäf äriqin , wurde dort
im Jahre 656 von den Mongolen belagert und nach tapferer zweijähriger Ver-
teidigung gefangen genommen und grausam getötet; mit ihm endete die aiyubi-
dische Herrschaft in Maiyäfäriqin ^J.
Da im Datum die Einerzahl vier deutlich zu erkennen ist, so stammt die
1) So die Daten nach Abul-fidä' in Hist. or. des Crois. I, 123, 138 und 142; ed. Kpel III, 181,
205, 212. Nach Blochet in ROL X, 361, Anm. 3, giebt Ibn Wäsil für den Tod Gazis und den
Begierungsantritt Muhammads das Jahr 643, wofür aber wegen des Zusammenhanges wohl 642 zu
lesen ist. Dagegen steht 645 bei Ibn Challikän, trad. de Slane III, 490, und wohl auch bei Ibn
al-Azraq, in JKAS 1902, 805. Abu 1-faradj, ed. Salhani 483, 488, und trad. Bruns 556, nennt Muhammad
Malik Aschraf statt M. Kämil, indem er ihn vielleicht mit seinem Oheim und Vorgänger Müsä ver-
wechselt; bei Castiglioni, Monete 203 heißt er irrtümlich Mahmud. In Lane-Pooles und Bartholds
Mohammadan dynasties wird er zwar in der Stammtafel aufgeführt, fehlt aber ganz als Herrscher
Mesopotamiens. Ausführliche Berichte über die Belagerung der Stadt und die diplomatischen Vor-
gänge bei Ibn al-Azraq, loc. cit., Raschid al-din, ed. Quatrem^re 861 ff., Tabaqät-i Näsiri, trad. Raverty
1262 ff. ; vgl. Maqrizi in Quatrem^re, Sultans Mamlouks la, 37, 81; Howorth, Mongols III, 156 ff.;
d'Ohsson, Mongols III, 354 ff.; Hanuner, Ilchane, I, 186 ff. und andere oben S. 183 (9), Anm. 4 ci-
tierte Werke.
17
142 MAX VAN fiSBCHKM,
Inschrift entweder aus dem Jahre 644 oder 654. Nach genaner Prüfung der
Photographie scheint mir das letztere wahrscheinlicher, zumal da Muhammad
vielleicht erst 645 den Thron bestiegen hat.
CHARPÜT.
*9. Bauinschriftdes ORTOKIDEN FACHE AL-DIN QAR A- AESLÄN.
561 H. — Im Hofe der Moschee. Elf Zeilen in einfachem , etwas rohem Eufi ;
kleine Buchstaben mit Punkten. Abklatsch etwa 52x35. ünediert; siehe
Tafel XI.
^iUfA-.^! ^ (3) ^1 jJLtoy. i^U;;^»^ ji- *üUi Wyü (2) L*)iJ]U^ y.!U...*Uo{l)
^^ O^^ (5) j^ >iL«J? J^l^i« iM< jy^\ 0^:^l (4) [S>] \^\ Ju--Jl J^>*J ^^S
^^-.4-Ä5u5i gb m\ S^ iJ^wxJ» jüAiÄ (6) [1 Won*;] fiyiS j^ flu'i] jf^ fL.^\
a# ^^'^ O* •) O^A-^ ^^ (9) ' -H' ^y^' ^ •'^^ -^ ÄL«i» «^ x:;^j^\^ (8)
(?) J^ ^1^ gUJ^ y>^ «LLL. All» ^bl ^;yU;i (10) » ^1 ^^^ ^y ^ o^^
,^j^i iüu. i Aii^ *)(?)*^ ^^HM er *«' o^ (?).Ju#yi L (?)JUfi5 jl[i Wort] (11)
Dies ist, was befohlen hat zu bauen, um sich Allah zu nähern oud aus Begehreu
nach seinem Wohlgefallen^ der Emir, der groAe, erhabene Heerftihrer, der Herr, der gerechte,
der von AUäh onterstütste und zom Siege geführte, der kämpfende, der weise, Fachr al-dln,
die Schönheit des Islams, der Beschützer des Im&ms, der Helfer der Menschheit ... die
Stütze der Regierung, die Majestät der Religion, die Krone des Volkes, die Sonne der Könige,
1) Oder mUäjI; t jJLmJL » doch paBt ersteres hesser zu dem hier etwas undeutlichen Ahklatsch;
die in eckige Klammem gesetzten Worte und Buchstahen, die auf dem Abklatsch undeutlich oder
gar nicht vorhanden sind, dürften auf dem Original wohlerhalten sein.
2) Etwa jj5, also Helfer der ganzen Menschheit; für einen neuen zusammengesetzten
Titel ist hier kaum Raum genug vorhanden.
3) DaB es sich bei dieser verkürzten Schreibung von ...^L»«l I J Qm ein Beispiel der von
Karabacek beschriebenen Involutio handle, ist mir nicht wahrscheinlich; sie scheint vielmehr
eine tatsächliche Zusammenziehung in der Aussprache wiederzugeben, etwa qi^rarslän oder qaräraalän
wie oben q^-PLä S 139 (15), Anm. 1.
4) Diese ganz sinnlosen Buchstaben sind mit ihren Punkten ungefähr so wiedergegeben, wie sie
auf dem hier etwas undeutlichen Abklatsch erscheinen ; was die deutlich zu lesenden Worte ^|jj| J^^
jjwiftJlt sowie die Verwünschung ^^ ^| .yj zu bedeuten haben, ist mir nicht recht klar.
5) Die Zehnerzahl ist nicht ganz deutlich, wird aber dadurch gesichert, daß von den Regierungs-
jahren des Qara-arslän hier nur 551 und 561 in Betracht kommen, 551 aber ganz sicher nicht zu
lesen ist.
18
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DIYARBEKR 143
die Macht der Sultane, der Adel der Heere der Muslims, die Hülfe der Kämpfenden, der
Töter der Ungläubigen und Poljtbeisten, die Sphäre der Edeltaten, das Schwert des Chalifats,
der Herr der Emire, Abu l-Qärith Qara-arslän, Sohn des Däwud, Sohnes des Sukmän,
Sohnes des Urtuq, der Helfer des Fürsten der Gläubigen, Allah lasse dauern seine Herr-
schaft ^) , denn sie ist die Krone und verfluche Allah wer Und dies
ist geschehen im Jahre 561 (1165 — 66).
Paläographisch ist die Inschrift wertvoll trotz ihres nüchternen Stils. Nicht
nur bestätigt sie die Fortdauer des Kafl in jener Gegend za einer Zeit , wo in
Nordsyrien bereits die neue, runde oder Naschi-Schrift eingeführt war, sondern sie
weist auch einen für jene Zeit auffallend primitiven Schriftcharakter auf. Wären
nicht die vielen Punkte und andere Merkmale , die doch das XII. Jahrhundert
verraten, so könnte man sie auf den ersten Blick für eine Inschrift aus dem II.
oder III. Jahrhundert der Flucht halten-).
Dieser Qara-arslän, der vierte Ortokide der Dynastie von Qisn-Kaifä, bekannt
als Freund und Verbündeter des berühmten Atabeks Nur al-din Ma^imüd, folgte
seinem Vater Däwud um 643, oder bereits einige Jahre früher, und soll ent-
weder 562, oder erst um 670 gestorben sein; hinsichtlich dieser beiden Daten
weichen die Quellen sehr von einander ab*). Leider wirft unsere 661 datierte
Inschrift kein Licht auf diese Frage, da dieses Jahr überhaupt nicht in Betracht
kommt.
Daß Charput damals den Ortokiden von Kaifä gehörte, war bereits bekannt,
1) Man beachte hier, wie in nr. 3 and S. 131 (7), Anm. 1, den Ausdruck sultän = Herrschaft
bei einem Fürsten, der bestimmt den Sultanstitel nicht geführt hat, obgleich er in der Inschrift
vier Zeilen vorher Uzz (ü-aalätln genannt wird.
2) Somit bleibt die Frage nach der Herkunft des Naschi einstweilen noch offen. Die nr. 4
und 9 j wo kufische Varietäten in so später Zeit nachgewiesen sind , sprechen nicht gegen den
mesopotamischen Ursprung des Naschi, da sie aus entlegenen Städten stammen; man sollte für die
Lösung dieser Frage die Hauptstädte, wie Mosul und Ämid , dann auch Persien durchforschen; vgL
oben, S. 135 (11).
3) Siehe Ihn al-AthIr XI, 92, 199, 217 und in Hist. or. des Crois. I, 537, 551 ; Kamäl al-din
in ROL III, 520, 538; Abu 1-fidr IIF, 46; Ihn ChaldOn V, 218; Abu l-fara^j, trad. Bruns 332;
Munadjdjim Bäschi, ed. Kpel 1285, II, 576; Gregor und Michael in Hist. arm. des Crois. I, 155,
339, 390, Anm. 1 ; LanePoole, CBM III, 118 ff. ; Coins of the Urtukf 6, 16 ; Dynasties 168; G. Edhem,
CMC I, 2 ff.; Derenbourg, Vie d'Ousäma 162, 308, Anm. 4, 323, 325, Anm. 1. Für das Todesjahr
zieht Lanc-Poole nach den Münzen 570 vor , wobei aber der darauf befindliche Name des Chalifen in
Widerspruch steht zu dem angeblichen Datum der Münzen, während sich Derenbourg bei der
Zweideutigkeit der numismatischen Quellen nach den besten Schriftstellern für das Jahr 562 ent-
scheidet. Zu den von ihm gegen das Jahr 570 erhobenen Einwänden kommt noch der folgende
hinzu. Wenn Qara-arslän erst damals gestorben ist, dann ist die Geschichte seines letzten Briefes
an Nur al-din, die Ibn al-Athir anläßlich seines Todes im Jahre 562 erzählt, erfunden, da Nur al-din
bereits 569 gestorben ist, und läßt sich nicht durch ein bloßes Versehen im Datum bei Ibn al-Athir
erklären. Andere Münzen von ihm bei Castiglioni, Fraehn, Pietraszewski, Soret, Casanova, Markow
u. a. scheinen alle , soweit sie datiert sind, der Zeit vor 563 anzugehören, vielleicht mit einer ein-
zigen Ausnahme bei dem letzteren, IME 410. Übrigens hat sich Lane-Poole selbst früher für 562
entschieden, in Num. Chronicle 1873, 14, 31 und genealogische Tafel.
19
144 MAX VAN BEBCJHEM,
wird aber zum ersten Mal inschriftlich bestätigt^). Die hier gebrauchte Titu-
1) Bis 518 gehörte die Stadt dem Balak ihn Bahräm, einem Vetter von Qara-arsläns Vater
Däwad. Nach Abu 1-faradj, citiert weiter unten, nahm sie damals Balaks Verwandter Solaimän ein,
der aber wahrscheinlich schon im selben Jahre starbt nach Lane-Poole, Urtokl 6 ; Nam. Chronicle 1873,
12 ff. und Tafel. Bald darauf scheint sie in die Hände der Ortokiden von Kaifa gefallen zu sein, da
bereits Däwud sie besaB, nach ihm Qara-arslän selbst, dann sein Sohn Muhammad und später dessen
Bruder Imäd al-dln Abu Bakr, der daselbst 581 eine kleine Dynastie gründete; siehe Ihn al-Athir
X, 419, 433, 436; XI, 339; Abu 1-fidä' 11,246, 248, .beide in Hist. or. des Crois. 1, 16, 344. 352 ff. ;
Sibt ihn al-Djauzi und Kamäl al-^n, ebenda III, 563, 635 ff.; Abfl Schäma, ebenda IV, 257, und ed.
Bulaq II, 60 f. ; Matthäus, trad. Dulaurier 306 ff. ; Abu 1-faradj, trad. Bruns 309, 332, 336, 343, 359,
400 ; üist. arm. des Crois. I, 155, 163, 339, 393 (wo AhnStln == Imäd al-din) und die fränkischen
Quellen über Balak; Lane-Poole, CBM III, 137; Urtukl 7, 23; Dynasties 167, 169; Num. Chronicle
1873, 12 ff. und 88; Derenbourg, Vie d'Ousäma 131 ; vonZambaur, Contributions I, 48. Einiges über
Charputs muslimische Geschichte und Archäologie bei Ritter, Erdkunde X, 702; Taylor in JRGft,
London 1868, XXXVIII, 346; Hommaire de Hell, Voyage en Turquie II, 425; Charmoy in Scharaf
al-dln la, 439, 466; Saint-Martin , Armdnie I, 95; Cuinet, Turquie d'Asie U, 355; Grenard in JA,
9« s^rie XVH, 557.
Die Geschichte der Nachfolger dieses 'Imäd al-din Abu Bakr ist recht dunkel. Nach Ihn
al-Athir XI, 339 und XII, 132 , gehörte Charput 601 seinem Sohne , angeblich Xizäm al-din Abu
Bakr (vgl. Munadjdjim Bäschi II, 576), und soll bis 620 in dessen Familie geblieben sein; vgl.
Huart, ^pigraphie arabe d'Asie Mineure 17, wo um 607 der Herr von Charput erwähnt, aber
nicht genannt wird. Dann wurde die Stadt 631 vom Sultan Eaiqubädh I erobert; Kamäl al-din in
KCL V, 86 (giebt 632 an); Abu 1-fidä' III, 162 und in Hist. or. des Crois. I, 111; Ibn Chaldün
V, 171, 354 ; Abu 1-faradj, trad. Bruns 510 f. ; Ibn Bibi in Houtsma, Recueil, Pr^face VIII und Index
in Bd. IV ; Schefer in Recueil de textes . . . Congräs de Stockholm II, 5[; Lane-Poole, Urtukf 7 ; Num.
Chronicle 1873, 16 und Tafel; Edhem, CMO I, 20 ff ; Deguignes, Huns Hb, 62; de Hammer, Empire
Ottoman, trad. Hellert I, 39 ; Huart, !^pigraphie 43. Merkwürdigerweise nennen weder diese Quellen
noch Baibars und Ihn al- Amid (Privatmitteilung Houtsmas) den Namen des damaligen Herrn von
Charput ; nur Abu 1-fidä' behauptet, es habe damals einem mit der Dynastie von Mardin verwandten
Ortokiden gehört Daraus will Lane-Poole schließen, Charput sei um 620 in den Besitz jener Dynastie
gelangt, was aber weder aus Ibn al-Athir, noch aus Abu 1-fidä' hervorgeht , denn jener meint nur, die
Stadt sei um 620, also ungefähr zu seiner Zeit, immer noch im Besitz der Nachkommen des Abu
Bakr gewesen, und Abu 1-fidä' spricht nur von Verwandtschaft mit den Ortokiden von Mardin,
die er wohl nur deshalb erwähnt, weil zu seiner Zeit die andere Hauptlinie, die von Eaif ä, längst er-
loschen war. Somit bedeuten seine Worte nur soviel als : Charput gehörte 631 überhaupt einem
Ortokiden, und das sagt auch Ihn Chaldün (li-^anl Urtuq)y während Abu 1-faradj den Herrn von
Charput (domintM ctMtelli Saidae = Hisn Ziyäd = Charput) ausdrücklich von dem Herrn von Mardin
unterscheidet. Es ist daher wahrscheinlich, daß Charput bis 631 im Besitz der Familie des 'Imäd
al-din AbQ Bakr geblieben ist.
Was ist nun aus seinem letzten Herrn geworden? Nach Kamäl al-d!n erhielt er von Kaiqu-
bädh als Ersatz einige Lehen. Nach Baibars (Houtsma) hätte ihm Kaiqubfidh dafür die Stadt
Aqschahr zugewiesen, schließlich aber nicht gegeben, was von Abu 1-faradj mit dem Zusatz bestätigt
wird, der Sultan hätte nach Charputs Einnahme dessen Herrn mit Hab und Gut nach dem Meeres-
ufer (wohl nach der gleich darauf genannten Stadt Adalia) führen und nach ungefähr drei Jahren
heimlich aus dem Wege räumen lassen.
Somit steht wohl fest, daß die Herrschaft der Ortokiden in Charput 631 ihr Ende fand, und
dies wird noch durch eine Stelle bei Abu 1-faradj, ed. Salhani 438, bestätigt, wo 634 ein gewisser
jA^ y^ odei' ^ ^ Präfekt (auhäachi) von Charput, erwähnt wird; der Titel weist wohl auf
einen untergeordneten Beamten des Seldjukiden-Sultans, nicht auf das Münzrecht ausübende Dynasten,
20
ARABISCHK INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DITARBKKR. 146
latar erinnert an diejenige aller Atabeke oder sonstigen Großvasallen der
wie es die Ortokiden gewesen waren. Die Familie war aber nicht erloschen, ja sie mnfi irgendwo
weiter geherrscht haben, denn ein Urenkel des Abu Bakr ist als Sultan inschriftlich bezeugt
Ein ehemals in der Sammlung de Blacas in Paris befindlicher bronzener Spiegel, dessen weitere
Schicksale mir unbekannt sind, trägt eine leider nicht datierte Inschrift im Namen des maulänä
al'Sulfän al-Maük cU-MaUzz Nur al dunyä wal-din Abu l-Fa^ Utinq-achäh ibn al-Chi^ ibn P>rah%m
ibn Abi Bakr ibn Qara arslän ibn Däwüd Um Sukmän ibn Urtuq, no^fr amir al'fnu'minin; siehe
Reinaud, Monuments Blacas II, 405 und Taf. 10 ; ?on Hammer in Mines de TOrient II, 100 ; Lanci,
Trattato delle simboliche rappresentanze I, 83 und Taf. VII. Diese Inschrift, deren Text auf
Reinauds Tafel deutlich zu lesen ist, beweist :
1. Daß ein Urenkel des *Imäd al-din Aba Bakr den Sultanstitel geführt, also irgendwo und
irgendwann, etwa am Anfang des XIV. Jahrhunderts geherrscht hat, denn sein Titel no^ir amir al-mu*-
minin beweist nicht, daß die Spiegelinschrift vor der Zerstörung des Abbasidenchalifats durch
Hülägü 656 verfaßt worden ist ; siehe JA , 10« s^rie III , 41, Anm. 1 , und die weiter unten ange-
führte Titulatur des Ahmad;
2. Daß*Imäd al-din Abu Bakr, dessen beide Namen auch durcli Münzen gesichert sind (Lane-
Poole, G. Edhem, Marko w, von Zambaur undNützel beiSarre, Islamische TongefäBe 11), schwerlich
einen Sohn Ni^äm al-din Abu Hakr gehabt hat, wie überhaupt ein Fürst selten den Eigennamen seines
Vaters führt. Der Irrtum Ibn al-Athirs wäre dann so zu erklären, daß er den Vater immer kurzweg
Imäd al-din genannt, den Namen Abu Bakr aber auf den Sohn Nizäm al-din bezogen hätte, der
wahrscheinlich Nizäm al-din Ibrahim hieß. Jedenfalls ist der Stammvater der weiteren Dynastie
dieser Ibrahim, und nicht ein Nizäm al-din Abu Bakr, der, wenn er überhaupt existiert hat,
ein Bruder des Ibrahim gewesen sein muß und keine bekannten Nachkommen hinterlassen hat.
Somit ist Abu Bakr II bei Lane-Poole und Edhem einstweilen mit einem Fragezeichen zu versehen,
zumal da mir keine Münze von ihm bekannt ist.
Mit dem angeblichen Aba Bakr II hört die Dynastie bei Lane-Poole auf, der die Spiegel-
inschrift in Urtukf 44 erwähnt, aber nicht verwertet. Dagegen stellt Edhem, der sie ganz ignoriert,
folgende Tabelle der Ortokiden von Charput auf: 1. Abu Bakr I; 2. sein Sohn Abu Bakr 11; 3. sein
Sohn Ibrahim; 4. sein Sohn Ahmad. Die zwei Abu Bakrs hat er wohl aus Lane-Poole nach Ibn
al-Athir, die zwei letzten Herrscher führt er aus einer 685 datierten Handschrift an, genannt
al-tan(fif^t und verfaßt unter der Regierung des maulänä al-Malik aUÄdil . . . ^Izz aUdunyä wal-dln
Abu IHäriÜi Af^mad ibn Ibrahim ibn Abi Bakr ibn Qara-arslän ibn Däwüd ibn Sukmän ibn Urtuq,
nä^ir amir al-mu*minin. Nachträglich hat er wohl gemerkt, daß die zwei Abu Bakrs nicht zu dieser
Genealogie passen, denn in der Stammtafel am Ende seiner Einleitung bezeichnet er Abu Bakr il
als einen kinderlosen Bruder des Ibrahim. Endlich nennt er noch den Urtuq-schäh als den
letzten der Dynastie, aber ohne Quellenangabe; auch nimmt er an, sie hätten alle in Charput
geherrscht, wozu aber zu bemerken ist , daß er, ebenso wie Lane-Poole u. a. , nur von AbO Bakr I
Münzen aufzuweisen imstande ist. Die einzigen zuverlässigen und miteinander übereinstimmenden
Quellen für die Genealogie der letzten Ortokiden sind einstweilen die Spiegelinschrift und die Hand-
schrift von 685, deren Angaben miteinander vereinigt die folgende Stammtafel ergeben, wo die Buch-
staben I, H und M die Inschrift, die Handschrift und die Münzen bezeichnen:
Fachr al-din Qara-arslän f 562 (?)
Nur al-din Muhammad f 581 *Imäd al-din Abu Bakr
und weitere Linie von Kaifa Charput seit 581, IHM.
Nizäm al-din Abu Bakr(V) Nizam al-^n(?) Ibrahim
nach Ibn al-Athir erwähnt 601, I H.
'Izz al-din Ahmad al-Chidr, I.
erwähnt 685, H. 1
Nur al-din Urtuq-sch&h, I.
Abhaadlonfta d. K. Gm. d. Win. sv Oöttinfen. Phil.-Uat. Kl. N. F. Band 9^. 19
21
146 MAX VAN BERCUEM,
Seldjakiden-Sultane , beziehungsweise der Abbasiden- oder Fatimiden-Chalifen ^).
Es würde zu weit führen, sie im Einzelnen zu besprechen; am auffallendsten ist
das Fehlen eines MaJik-Titels , der zu jener Zeit bei allen , selbst den kleineren
Dynasten vorkommt*).
In Charput befindet sich noch eine schlecht erhaltene arabische oder türkische
Inschrift neben dem Eingang zur Burg, an der sie über einem Löwen angebracht
ist. Dieser bereits verzeichnete % aber noch unedierte Text ist leider nicht auf-
genommen worden.
AMID.
flO. ßauinschrift des ORTOKIDEN MALIK SÄLIB MAIJMÜD. Um
605 H. — An der Südwestseite der Stadtmauer von Amid, deren stattliche
Tore und Türme ein wahres Maseam der arabischen Epigraphik bilden, erheben
sich zwei gewaltige Rundtürme, deren Zinnen hoch über die der Mauer empor-
ragen, und die sich auf den ersten Blick als eine spätere Zutat zu der anlie-
genden Mauer erweisen. Den einen Turm, Evli Badan (wahrscheinlich = qO^ jJ^I
„großer Turm") genannt, habe ich anderswo nach verschiedenen Aufnahmen be-
schrieben und seine lange Inschrift bearbeitet, wonach er von dem Ortokiden-
Sultan Malik Sälit Näsir al-din Mabmüd 605 (1208—09) erbaut worden ist*).
Dabei habe ich den zweiten Turm, der den Namen Yedi Qardäsch (= (jS^by^ ^Ju
„die sieben Brüder") führt, nur kurz besprochen, weil das mir damals zur Ver-
fügung stehende Material für eine eingehende Beschreibang nicht ausreichte.
Dank einer großen von Lehmann-Haupt mitgebrachten Photographie ^) kann diese
Lücke jetzt ausgefüllt werden*).
Daß die letzten Mitglieder der FamUie nach 631 wieder in Charput geherrscht haben, ist
allerdings nicht aasgeschlossen. Dann könnte man in dem rätselhaften Namen jenes Präfekten
von Charput aus dem Jahre 634 ^^ einen Schreibfehler für ^^ i^ vermuten, so daß Ibrahim
ein Präfekt der Seldjukiden-Sultane gewesen und seine Nachkommen Ahmad, Chidr und Urtuq-schäh
wieder Sultane von Charput geworden wären. Diese Annahme scheint aber ohne weitere Beweise doch zu
gewagt, in -a^-aj wird vielmehr der Titel .^^^ stecken. Zur Lösung der Frage, wo die letzten
Ortokiden dieses Zweiges geherrscht haben, bedarf es also noch anderer, unbekannter Quellen.
1) Vgl. CIA I, nr. 45, 456; ZDPV XIX, 107.
2) Auf Qara-arsläns Münzen steht al-malik cU-älim al-ädil, gelegentlich auch ohne al'älim.
Ob diese damals häufige Formel aber einen persönlichen Malik-Titel vorstellt, bleibt noch
ungewiß; vgl. oben S. 136 (12), Anm. 4.
3) Siehe Taylor und H. de Hell a. a. 0.
4) Siebe in meiner Bearbeitung der Inschriften Max von Oppenheims das Kapitel über Amid, wo
die Quellen über die Mauern und Inschriften zusammengesteUt sein werden.
5) S. oben S. 125 (1).
6) Diesen Turm sieht man im Hintergrund bei Hommaire de Hell, Voyage en Turquie, Taf. XL,
und einige Details davon auf Taf. XLI. Außer Lehmann-Haupts Bild liegt mir für die Beschreibung
des Turmes eine Gesamtansicht vor, die ich kürzlich von einem Photographen in Charput erhalten habe.
22
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DITARBEKR. 147
In der Gesamtanlage sieht dieser Türm dem anderen ähnlich, ist aber in
seiner Crliedertmg einfacher. Namentlich sind oben die Erker viel nüchterner, ja
gröber ausgeführt, so daß sich der Gedanke aufdrängt, der obere Teil sei erst
später aufgesetzt, zumal da auch das Baumaterial des oberen Drittels der Turm-
mauer ein anderes Aussehen hat als das des unteren Teiles.
Wie an dem anderen Turm, so ist auch an diesem auf halber Höhe in genau
derselben Weise wie dort eine um den Turm laufende bandförmige Inschrift an-
gebracht, die aus drei Zeilen besteht, einer oberen kurzen, einer mittleren langen
und einer unteren kurzen. Die beiden kurzen Zeilen stehen über und unter
der Mitte der langen Mittelzeile in entsprechenden rechteckigen Erweiterungen des
Inschriftenbandes nach oben und unten. Die Schrift ist ein schönes Aiyubiden-
Naschi *) ; große, wohlerhaltene Buchstaben mit einigen Punkten und Zeichen. Pho-
tographie. Unediert; siehe Tafel XllI, wo die beiden Enden der langen mitt-
leren Zeile leider nicht zu sehen sind*).
^ v3o^' ^^ [es fehlen mehrere Worte] (2) j^\ äUI /ÄJ^ . . . jül<>mj (i)
^yl^i AL. cÄs^X-Ji^ ^j^\ )J^\ Jü^jJ^ JbL> enr^mS >*^if^ a^ cr*^'^ LajvXJ^
es fehlen meh- .... Q^y.]^ ^r*^ o^ o'>*^ ^'^' ^^ cr;^'^ r^^^ /^ }*^ 0*^=^
(S^gJLoJi öUii f^ji JyaJI f^ji\ ^\ U^. »IJ^ (3) [rere Worte
Die beiden auf der Photographie befindlichen Lücken lassen sich wider Er-
warten durch das anderweitig vorhandene Material ausfüllen. Zunächst kommt
dafür das folgende Bruchstück, nr. 123 der Sammlung von Max von Oppenheim,
in Betracht:
. . . «^ ^ UV^ji*
Daß diese Worte einen Teil derselben Inschrift bilden, geht aus der Ver-
gleichung aller vorhandenen Beschreibungen und Ansichten hervor*), und zwar
zeigt die protokollmäßige Reihenfolge der Titel, daß dieses Stück in die zweite
Lücke bei Lehmann-Haupt hineingehört. Den Beweis dafür und zugleich das Binde-
glied zwischen den beiden Stücken liefert ein kleines, an sich unbrauchbares Frag-
ment in schlechter Übersetzung und ohne Text bei H. de Hell II, 466, bestehend
aus den Worten Sultan de Diarbökir, des Grecs et des Armeniens
(wie bei Lehmann), Tastre des princes (falah aUma^ali bei Lehmann) Aglah
Bek {qutlug bah, siehe weiter unten), le pfere de la victoire, fils de Ma-
1) Diese allerdings ungeschickte Bezeichnung eines Schriftcharakters mit einem dynastischen
Namen behalte ich hier, aus praktischen Gründen, für die ähnlichen und derselben Zeit angehörenden
Inschriften der Ortokiden bei.
2) Man sieht sie wohl auf der eben erwähnten Gesamtansicht des Turms, doch in viel zu
kleinem Maßstabe, um sie sicher lesen zu können.
3) Der Name Yedi Qardäsch steht nur bei von Oppenheim, nicht bei Lehmann-Haupt ; daß es
sich aber um denselben Turm handelt, zeigt die Vergleichung der Tafel bei H. de HeU und meiner
Qesamtansichten mit Niebuhrs Plan der Stadtmauer in Voyage en Arabie II, Taf. XL VIII.
19*
23
148 MAX VAN BERGHEM,
h 0 m e t (Anfang des Oppenheimischen Fragments). So sind beide Stücke zasammen-
gefügt , and es bleibt nur noch einiges in der Fuge selbst , sowie die erste
Lücke bei Lehmann-Haupt zu ergänzen.
Dies wird ermöglicht durch die folgende, ebenfalls schlechte, aber ziemlich
vollständige Übersetzung einer Inschrift von einem der Türme der Stadtmauer von
Amid, die Garden im Jahre 1857 nach der Copie eines Einheimischen anfertigen
ließ und ohne den Originaltext veröffentlicht hat^): „In name of G-od . . . who is
almighty. By order of our lord the Sultan, the master Saleh, wise, just, protector,
warrior, conqueror, the pillar of justice. Nasser ed-dunya wed-din, the centre of
Islamism and of Mohammadans, the light of the country, the glory of kings and
Sultans, the king of Emirs, the sultan of Diar-bekr, of Rum and Aj*menia, the
heaven of heavens, the hero of the world, the king of Banitch in Iran, the Sub-
mission of which had been notified by Kalabeck, Abu 1-feth Mahmud, son of Soliman,
son of Tunsir, prince of the faithful ; this building was erected by Behna, son of
Ibrahim and Serki, according to the plan which the king Saleh himself supplied^.
Obgleich Garden den Namen des betreffenden Turms nicht nennt, kann es
sich nur um Yedi Qardäsch handeln , da die von ihm angegebene Lage des
Turms, near the Mardin gate, going towards the Rum gate, d.Linder
Nähe des Mardintores, wenn man von dort nach dem Griechentor
zu geht, genau der Lage des Yedi Qardäsch entspricht. Übrigens braucht man
Garden nur mit Lehmann-Haupt, H. de Hell und von Oppenheim zu vergleichen,
um sofort zu erkennen, daß es sich um eine und dieselbe Inschrift handelt.
Die ganz verfehlte Ubersetzrmg Grardens hätte ich nicht in extenso mitgeteilt,
wenn sie nicht für die Wiederherstellang des Originals anentbehrlich wäre,
dessen vollständiger Text nnn folgt.
^uji ^LoJ» tfuai jyU»LJ« liv n*)^ .-•' ^ 'j^ (2) ')'^* 5^7^i • • • «1^ (1)
,ji,tLA\s f'^f\ ^ cr^^'a "^^^ J^^ J*^' is^ (?)/lÄil ^t/« o^L^J vV>l«i<
iUi< tfUi o*j% f s J'i /* J^ o*^*^ '"^^^ '^^ tßJ'^^^'i ^' >*^» '^i'^^ S^
,^» •; Ua? «U^ (3) «-*i J* e&^^ll jj> 3t:^ (Jp,\ ^ o*^ O* "^m'»* o* Ü^j' 'j^
1) Siehe Garden, Deecriptioo of Diarbekr in JRQS, London 1867, XXXYII, 183 ff. Bei ihm
findet man auch eine weiter unten erwähnte Übersetzung der Inschrift an dem Turm Evli Badan.
2) Bruchstück ans Koran XXIX, 44.
3) Auf dem Bilde Lehmann-Haupts steht deutlich La^ ohne Punkte, also wohl [^jS^, ^^
Wenn aber die Schreibung (j;^ für U^^ zulässig ist, so kann auch Johannes gelesen werden.
Dann wäre der Architekt ein Christ gewesen, was an und für sich nicht unwahrscheinlich ist, denn
wir kennen verschiedene Beispiele von christlichen Architekten bei muslimischen Herrschern; vgl.
weiter unten, S. 152 (28), Anm. 1.
4) Auf dem Bilde steht ziemlich deutlich ^^a^S mit einem Punkt; da meines Wissens kein
24
^ o ^ . « o«
ARABISCHE INSCHBIFTBN AUS ARMENIEN UND DITARBBKR. 149
Dies steht unter dem, was befohlen hat (zu erbauen) unser Herr, der Sultan al-Malik
al-Säli^i, der weise, gerechte, heiligen Krieg führende, auf Vorposten lauernde, die Grenzen
verteidigende, der Beieber der Gerechtigkeit, N&i^ir al-dunyä wal-din, der Pfeiler des Islams
und der Muslims, die Erhabenheit der Regierung, der Ruhm der Könige und Sultane,
der König der Emire, der Sultan von Diyär-Bakr, Kleinasien und Armenien, die Sphäre
der Großtaten, der Held der Welt, der Chusrau von Iran, der Minister, der tapfere Krieger (?),
der glückliche Fürst Abu 1-fath Mahmud, Sohn des Muhammad, Sohnes des Qara-arslän,
Sohnes des Däwüd, Sohnes des Sukraän, Sohnes des ürtuq, der Helfer des Fürsten der
Gläubigen, mächtig sei sein Sieg ! Gebaut hat es Yahyä (oder Johannes), Sohn des Ibrahim,
der Grammatiker (?) ; bestimmt ftir al-Malik al-Sälih.
Es erübrigt nur noch diesen Text zu rechtfertigen. Zeile 1 nach Lehmann-
Haupt bedarf keiner Erklärung. Z. 2 : Von der ersten Lücke bei Lehmann- Haupt gibt
Garden den allgemeinen Sinn. Die bei ihm stehenden Worte byorderof sind ent-
sprechend der Inschrift am Evli Badan, wo jüL^u .^t U 1 «AP steht, hergestellt worden.
Doch ist zu bemerken , daß Gardens oben erwähnte Übersetzung der Inschrift
am £yli Badan etwas anders lautet, nämlich: This was done by order of.
Nun gibt von Oppenheim , außer dem bereits verwendeten Bruchstück nr. 123,
noch folgende bisher nicht berücksichtigte Worte, die den Anfang der In-
schrift vom Yedi Qardäsch bilden sollen: jCU! ^^t cLLXt ^b(! U/. Diesen
Worten würde in der Übersetzung Gardens.By order of our Lord the snltan
themaster Saleh entsprechen; da sie aber zu dem weiteren Tenor der Inschrift
nicht recht passen und wegen ihrer befremdenden grammatischen Konstruktion
und ungebräuchlichen Wortfolge verdächtig sind, so ziehe ich vor, keine Rück-
sicht auf sie zu nehmen, und bleibe bei der in den Text gesetzten Wiederher-
stellung, indem ich allerdings ein Fragezeichen dazu setze. Die nach Gardens
Übersetzung ergänzten Worte tnauläna al-sultän al-inalik al-^älih al-älim aWüdil
finden sich genau ebenso auch am Evli Badan. Die drei dann bei Garden folgenden
Worte weisen auf die bekannte Trilogie a/-mMrf;äÄid al-murOhit al-muthOgir^ da eine
andere gebräuchliche Trilogie, die in diesem Zusammenhang am Evli Badan vor-
kommt, nämlich al-mxCaiyad aUmueaffar al-mav^r, bei Garden anders übersetzt
ist. Nun setzt der Text der Lehmann- Hauptschen Photographie wieder ein, dessen
wuAyr ai-*odZ das Original von Gardens pillar ofjustice ist. Die weitere Über-
setzung stimmt bis zu den Worten the hero of the world einschließlich
leidlich zu dem Original, dann aber versagt sie völlig. Dem was sie giebt, ist
als Erklärung beigefügt : Banitch sei ein alter Name von Azarbaidjän (!), dessen
Statthalter, ein gewisser Kalabeck , sich damals unterworfen hätte ! Von diesem
haarsträubenden Unsinn sind nur die Namen Banitch und Kalabeck näher zu be-
trachten, von denen der letztere jedenfalls mit H. de Hellas Aglah Bek iden-
bekannter Stadt- oder Landesname zu diesem nomen relativum paEt, ist yielleicht einfach al-^arfi,
der Grammatiker, als Beiname zu lesen.
26
160 MAX VAN BBRCHEM,
tisch ist '). Daß sie aber nicht Eigennamen^ sondern türkische Titel sind,
das läßt sich mit Hilfe einiger Inschriften der Zengiden- und Bnriden-Atabeke
zeigen, aus denen die folgenden Titel zusammengestellt sind^):
1) Atabek Zangi in Baalbek : ... pahlawän djahan chtisrau Iran alp gäz%
inändj qiitlug fugrütikin atäbak ahu [l-gOsim Zangi],
2) Atabek Ma];^nüd in Djazira : dieselben Titel , ohne alp gäzTy und am Ende
atäbak ahu Uqdsim Mahmud.
3) Atabek Lu'Iu' in Mosul: wie 1, nur qutlug bak statt qfUlug^ und am
Ende atäbak abu Ufadail Lu'Iu*,
4) Derselbe: wie 3, ohne fugriltikfv atäbak,
6) Atabek Tagtikln in Damascus: qutlug atäbak abil manfür ugtikln,
6) Atabek Malimüd eben daselbst: a^p qutlug hak abu l-qäsim Mahmud.
7) Atabek Unur in Bosra: pahlawän al'Schd*m alp gae% yilkäbak atäbak aba
tnansür Unur,
Ohne Schwierigkeit erkennt man in dem seltsamen Landesnamen Banitch den
türkischen Titel mändj (statt ^L ist also ^^^ zu lesen) und in Kalabeck =
Aglah Bek den anderen türkischen Titel qutlug bak (isb ^ aus ^ &JUd verlesen).
Endlich dürfte in Gardens the Submission of which had been notified
ein weiterer ähnlicher Titel stecken. Von den oben aufgeführten würde am
besten alp ^a^f passen, da der Relativsatz bei G-arden auf eine falsche Lesung
^\Xl\ für v-aJ^ deutet. Während aber die Wiederherstellang der beiden ersten
Titel als völlig sicher gelten maß, bleibt der dritte, sowie seine Stellung nach
inändj nur eine Vermutung, daher auch das Fragezeichen im Text. Das Fol-
gende nach dem von Oppenheimischen Bruchstück , sowie Zeile 3 nach der Photo-
graphie Lehmann-Haupts sind bereits besprochen worden und geben keinen Anlaß
zu irgendwelchen Bedenken, so daß von einer weiteren Kritik der TJbersetzung
Ghirdens (Soliman für Sukmän, Tunsir für na^lr, Behna für Yabyä, Serki für
surfi) abgesehen werden kann.
Also ist der Turm Yedi Qardäsch wie Evli Badan von Mahmud erbaut
worden, obgleich die ihm in ihren beiden Inschriften beigelegten Titel zum Teil
verschieden sind ') ; das am Yedi Qardäsch fehlende Datum wird daher annähernd
1) Siehe weiter oben, S. 147 (23) unten.
2) Zu 1 siehe Sobcrnheim in ZDPY XXYIII, 194 fr.; zu 2, auf einem KupfergefäB der Samm-
lung Sarre in Berlin, siehe ebendaselbst und Sammlung F. Sarre, Teil I, 13 ; zu 3, aus einer Samm-
lung der Mosuler Inschriften, siehe meine Arbeit in den Orientalischen Studien, Festschrift für
Th. Küldeke 200 (4); zu 4, auf einer in München befindlichen Kupferschaale , siehe ebendaselbst
205 (9) und Sobernheim a. a. 0. ; 5 und 6, unediert, nach meinen Copien ; dazu und zu 7 siehe Kara-
bacek in ZDMG XXXI, 135 flf. und meine Inscriptions arabes de Syrie 20 ff.
3) Identisch sind, außer den Titeln maulänä al-suUän (vgl. die drittnächste Anmerkung) und
einigen £pitheta, die persönlichen Eigen- und Beinamen und die Genealogie des Mahmad, sowie
der immer ans Ende gestellte Titel mit atnir al-mü'mimny hier na^ity wie in der Inschrift seines
Großvaters in Charput, oben nr. 9, und auf den Münzen seines Vaters Muhammad (siehe Lane-
Foole, CBM III, 125 ff.), ferner die zusammengesetzten Titel muiyi al-'adl, tnalik äl^marä* und
26
^HABISCHE mSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DIYARBEKR. 151
dasselbe gewesen sein, wie am Evli Badan, der im Jahre 60B (1208—09) erbaut
worden ist.
Ein weiterer Hinweis auf die Person des Erbauers liegt überdies in einer
der drei in den Stein gemeißelten Tiergestalten, die die Inschrift schmücken; es
sind dies zwei schreitende Löwen an beiden Enden der ersten Zeile und in der
Mitte darüber ein zweiköpfiger Greif oder Adler, der sich von jenen dadurch
unterscheidet, daß er in mehr heraldischem Stil ausgeführt ist und den Ehrenplatz
mitten über der Inschrift einnimmt , so daß er wohl als ein Wappen angesehen
werden darf. Bekanntlich erscheint der Doppeladler, im Altertum wie im Mittel-
alter, auf vielen Denkmälern und Münzen des Orients ; dem an den Türmen von
Amid angebrachten steht aber in der Form am nächsten der Doppeladler auf
den Münzen des Mahmud, so daß es nicht als zu gewagt erscheint, ihn als das
persönliche Wappen dieses Fürsten zu betrachten^).
falak al-ma*äliy während rukn al-isläm wal-muslimin und iftichär al-mulük wal-salätln Varianten
zu fmltän al-i. wal-m. und fachr al-m. wal-s. sind. Der am Evli Badan fehlende Titel sultän diyär
hdkr wal-rüm wal-arman ist von dem oben S. 139 (15), Anm. 1 besprochenen schäh artnan streng zu
unterscheiden, den damals wohl nur der Aiyubide Müsä als Nachfolger des speciell als Schäh Arman
bezeichneten Atabeks von Chilät führte. Daß die Titulatur als Spiegel der religiösen und politischen
Zustände einen historischen Wert besitzt, ist häufig genug nachgewiesen worden. Nur liegen für
die mesopotamischen Dynastien die Titulatur und die historischen Ereignisse noch so sehr im
Dunkel, daß ihr gegenseitiges Verhältnis hier nicht im einzelnen verfolgt werden kann; jedenfalls
weist jener Titel auf Besitzungen Mahmuds in Kleinasien und Armenien hin. Die folgenden, am
Evli Badan ebenfalls fehlenden persischen und türkischen Titel sind bereits besprochen worden ; die
persischen finden sich auch in einer anderen Insclirift des Mahmud in der großen Moschee von
Amid, von Oppenheim nr. 125, wo noch andere Beispiele angeführt sind.
1) Über den Doppeladler auf den Münzen Mahmuds und anderer Fürsten siehe Adler, Collectio
nova 106 ff. und Taf. V; Castiglioni, Monete di >iilano 187 ff. und Taf. X; Fraehn, Recensio 164;
Opuscula postuma II, 114; Mines de TOrient V, 221; Marsden, Num. orientalia Taf. IX; de Long-
p^rier, Oeuvres I, 99; Lane-Poole, CBM III, 131 ff. und Taf. VII; ürtukl 20 ff., Taf. I und V; Num.
Chronicle 1873, 91; Edhem, CMO I, 12 ff, Taf. I und II; Casanova, Inventaire coUection princesse
Ismail 69, 78 ; Nützel, Embleme und Wappen auf muhammedanischen Münzen 5 ff.
Der amidische Doppeladler befindet sich auch am Turm Evli Badan, wie aus H. de Hell zu
ersehen ist, dessen Zeichnung aber, im Vergleich zu der von Lehmann-Haupt mitgebrachten Photo-
graphie, als eine etwas freie Wiedergabe erscheint, und wohl noch an anderen Stellen der Stadt-
mauer, nach einem italienischen Bericht aus dem Jahre 1507, bei Ramusio, citiert von Castiglioni,
Ritter, Fraehn, de Longpärier, Nützel, Sarre u. a. Er entspricht genau dem Typus bei Lane-Poole
CBM III, nr. 849, Taf. VII, ürtukl, Taf. V, 4, Edhem nr. 16, Taf. I, Nützel Abb. 4, mit Schwingen
ohne Manneskopf und sichelförmigem Schwanz. Auf den Münzen dieser Serie erscheint der Doppel-
adler außer bei Mahmud wohl nur bei seinem Sohne Maudüd, aber seltener und kleiner, außerdem
bei zwei Zengiden in Sindjar , die aber hier nicht in Betracht kommen Nützel geht also zu weit,
wenn er den Doppeladler für das Wappen jener beiden Dynastien erklärt, zumal da auf ihren
Münzen auch noch andere Tiergestalten vorkommen. Aus demselben Grunde möchte ich ihn auch
nicht mit Lane-Poole als Wappen der Stadt Amid betrachten, deren Mauern ja vielerlei Figuren
tragen.
Über den Ursprung und die Geschichte dieses Emblems siehe namentlich die von de Longp^rier,
Oeuvres I, 91 ff. zusammengestellten Daten, sowie die Abhandlungen von Erbstein, Fürst Hohenlohe-
Waldenburg, Baron Koehne u. a. ; vgl. auch noch Nützel , loc. cit. , Sarre , Reise in Kleinasien 69
27
152 MAX VAN BERCHEM,
Mabmüd folgte 597 seinem Vater Muhammad, führte Krieg gegen seinen
Vetter in Charput, gegen Mosä in Maiyäfäriqin, gegen Lu'la' in Mosnl, erkannte
die Oberhoheit der Aiyabiden 'Ädil und Eämil, sowie die des Seldjukiden Kai-
käwus I an und starb 619, verrufen als Philosoph und Ketzer, was wohl nichts
andres besagt, als daß er, wie so mancher andre Herrscher seiner Zeit, kein eng-
herziger Stockmuslim im sunnitischen Sinne war '). Daß er , wie seine Lehns-
herren, den Sultanstitel führt, darf nicht befremden, damals war dieser so all-
gemein geworden, daß er seinen ursprünglichen, gleichsam kaiserlichen Wert
bereits eingebüßt hatte').
BAIBUBT.
*U. Bauinschrift des SELDJUKIDEN MALIK MU'AZZAM TÜGRIL.
610 H. ~ An der aus glatten Quadern erbauten, jetzt halb zerstörten Südmauer
der Burg von Baiburt*) sind zwei Steine, A und B, eingemauert; B, halb so lang
wie A, liegt unmittelbar unter dessen linker Hälfte. Auf A fünf, auf B vier
und Ein orientalisches Metallbecken 17 ff., an beiden Stellen mit einer Übersicht der bekannten
Doppeladler aus Vorderasien im Altertum und im Mittelalter, wozu noch hinzuzufügen sind die am
Burgtor von Qara-hisär und an den Moscheen von Erzerum und Divrigi eingemeißelten Doppeladler;
siehe Barths Reise in Petermanns Mitth., Ergänzungsheft 3, 1860, 14 ; Hamilton, Researches in Asia
Minor 1,180; Texier, Description de TArm^nie Taf. 7; Lynch, Armenia II, 211; Yorke in Geogr.
Journal 1896, VIII, 454. Zu dem Doppeladler an der Citadelle von Cairo vgl. jetzt Casanova,
Citadelle du Caire in M^moires de la Mission fran^aise VI, 725 ff.; Lane-Poole, History of Egypt
228 ; Artin Pacha, Blason musulman 93 f. Einen sieht man auf einer broncenen Platte im Louvre,
andere auf sonstigen Geräten , Teppichen u. s. w. Ein schöner gemalter- Doppel greif , im Stil
dem in Ämid ähnlich, erscheint als Vogel *Anqä in einer Handschrift des Qazwfni, jetzt im Besitz
von Sarre.
1) Siehe Ibn alAthir XII, 112, 132, 220, 225, 231, 268; Abu 1-fida' HI, 106, 137 und in Hist.
or. des Crois. 1, 79, 98 (als Todesjahr 618); Ibn Wäsü und Maqrizi in ROL IX, 143 f., 485, 494;
Munadjdjim Bäschi H, 577; Deguignes, Huns Hb, 145; Lane-Poole, Dynasties 168 und die vorhin
citierten Quellen. • Der Umstand , daß er kein fanatischer Muslim war , darf nicht mit dem christ-
lichen (siehe oben S. 148 [24], Anm. 3) Namen des Architekten in Zusammenhang gebracht werden , wie
denn überhaupt die z. Teil christliche Ikonographik auf den Ortokidenmünzen und den gleichzeitigen
Kupfergeräten ihre Erklärung weniger in religiösen als in praktischen Gründen findet; siehe Kara-
bacek, Kupferdrachmen und Vicariatsmünzen, auf den letzten Seiten; JA, 10« s^rie HI, 31, Anm. 5.
2) Dieser Titel, der am Evli Badan auch in der Form sulfän al-tsläm wal-muslitnln erscheint,
fehlt sowohl auf Mahmuds als auf seiner Vorfahren Münzen, ebenso in der Inschrift von Charput
oben nr. 9.
3) Über Baiburt und seine Citadelle siehe Hadji Chalfa und Charmoy in Scharaf al-din la,
188, 551; Ewlia, Reisen, ed. Kpel 1314, II, 344; Saint-Martin, Arm^nie 1,70; Hamilton, Researches
in Asia Minor I, 171, 232 ff.; Cuinet, Turquie d'Asie I, 223; C. F. Lehmann in Verb. Berl. anthr.
Ges. 1899, 612, und Mitteil, der Geogr. Ges. zu Hamburg XVI (1900), 107 f.
Der vorliegende Abschnitt war bereits gesetzt, als mir ein Freund, Herr Leopold Favre in
Genf, der vor kurzem in Baiburt war, die von ihm aufgenommenen Photographien von vier In-
schriften an der Burg überbrachte, die das Material Lehmann-Haupts in erfreulicher Weise ergänzen
and hier noch verwertet werden konnten.
28
ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENTEN UND DIYARBBKR. 153
kürzere Zeilen in Aiyubiden-Naschi ; kleine (?) eingegrabene Buchstaben mit
Funkten und einigen Zeichen. Photographien von Lehmann-Haupt und Favre.
Unediert; siehe Tafel XIV , nach Lehmann-Haupt.
>JUJ» ^1 üSÜUt (sicjiÜjjJl (•bj-(2) J^ S i^^H4^ i^jL^t ö^L^JI .Jw^ vtfJbül (1) A
^ü-^^l Jim ^^t^ LioJi e^uuba ^1^1 J^L^t ^yoja» yik^ (3) J^^l J^UJI
^^Lil^^ cr/^l^ [b) f^ji\ ^^ eUU ^5^?0L, jT jur cfcl^^LJ^^ ^^« jJL. c;>5JUil3 (4)
y^ (4) ^- *1II i^^ i« ^^U^« (3) vJu-uiJ! J^< ,504 t^ (2) ,^iAÄH ^« (1) B
Stattgefunden hat dieser gesegnete, glückverbeißende Bau zur Zeit der Be^erung des
al-Malik al-Mu^a:^;^am, des weisen, gerechten, von Allah unterstützten, siegreichen, kämpfenden,
auf Vorposten stehenden , Mugith al-dunyä wal-dln, des Verstärkers des Islams und der
Muslims, des Herrn der Könige und Sultane, des Vollkommenen in der Familie der Seldju-
kiden, des Königs der Länder Kleinasien und Armenien, Abu l-Qärith Tugril, Sohnes des Qilidj •
arslän, Sohnes des Massud, Sohnes des Qilidj-arslän, Sohnes des Sulaimän, des Helfers der
Fürsten der Gläubigen. (Und dies ist geschehen) durch die Hände des schwachen Knechts,
des der Gnade Allahs bedürftigen Lulu\ des Angehörigen des Malik (Mu'a^^am) Mugith
(al-dunyä wal-dln), am 15 Rabi* II des Jahres 610 (3. September 1213).
Von dem hier genannten Herrscher , der bereits aus handschriftKchen und
numismatischen Quellen bekannt ist, ist dies die erste inschriftliche Kunde. Als
der Seldjukiden-Sultan Qilidj-arslän II vor seinem Tode im Jahre B88 sein Reich
unter seine zwölf Söhne verteilte, erhielt T^gril-schäh das Gebiet von Abulustain
in Kappadokien. Im Jahre 597 versetzte ihn sein Bruder Sultan Sulaimän II an
Stelle des abgesetzten letzten Seldukiden nach Erzerum. Als er etwa 622 starb,
folgte ihm sein Sohn Djahän-schäh , mit dessen Tode 627 die kleine Seldjukiden-
Dynastie von Erzerum erlosch *). Aus der Inschrift ergibt sich die meines
1) Siehe Ibn al-Athir XII, 58, 111, 134, 180, 232, 271, 279, 295, 312; Abu 1-fidä' III, 106,
114, 121, 139 und in Eist. er. des Crois. I, 79, 84, 87 ; IIa 69, 97, 151, 172 f. ; Ibn Bibi in Houtsma,
Recueil, Index in Bd. IV, auch bei Schefer in Kecueil . . . Stockholm I, 13, 23, 39 ff. ; Ibn Chaldün
V, 167 ff.; Nuwairi, Leiden 2i, fo. 126 r% 128 r^ Hamdalläh, ed. Gantin 345; Lane-Poole, CBM III,
Xn und 111; IX, 295; Dynasties 152 (wo Qilidj-arslän II irrtumlich als Sohn des Malik-schäh er-
scheint, ebenso bei Barthold 125); Markow, IMG 389; Edbem, Essai de numismatique seldjoukide
13 f.; Tewhid, CMO IV, 123; Casanova, Inventaire Ismail 68; de Hammer, Empire ottoman I, 83
und Stammtafel im Bande ; Defrämery in JA, 4« särie, XIII, 492 ff. ; Brosset, Histoire de la G^orgie
I, 457, Anm. 2; Huart, Epigraphie 17, 38, 41, 54, 58ff. ; Saint-Martin, Arm^nie I, 104. Die Daten
597 und 622 beruhen auf Ibn al-Athir, der allerdings den Tugril noch 623 und 625 als Herrn von
Erzerum nennt, wohl aus Versehen anstatt seines Sohnes. Nach Edhem ist er bereits 589 nach
Erzerum gekommen und nach Abu 1-fidä^ Ihn ChaldOn und von Hammer schon 610 gestorben; letz-
teres ist sicher unrichtig, wie Huart 17 bemerkt, da aus dem Jahre 613 Münzen von ihm vorhanden
sind. Diesem Irrtum liegt vielleicht die falsche Lesart ^Mchara für ^cuchrtn zu Grunde. — Im
Jahre 627 ging Erzerum (auch Baiburt ?) auf den Sultan Kaiqubädh über; Ibn al-Athir XII, 319 ff.;
Nasawi, trad. Houdas 346.
Abkjuidliingen d. K. Om. d. Win. la Göttingen. PhlL-hiit. Kl. N. F. Bud 9,s. 20
29
154 MAX VAN BERCHEM,
Wissens bisher unbekannte Tatsache, daß Baibart za TQgi*ils Besitzungen gehörte.
Als Vasall des damaligen Sultans Kaik&wüs I fuhrt Tugril hier nur einen Malik-
Titel'). Auch die G-enealogie stimmt mit den Angaben der bisher bekannten
Quellen überein.
Zwischen A und B konnte eine Lücke vorhanden sein, da B mit einem Ad-
jektiv der Zugehörigkeit anhebt, das im Beamtenprotokoll immer ans Ende gesetzt
wird. Dann mußte in der Lücke der Eigenname eines mit der Oberleitung {fl wiläya)
der Arbeit beauftragten höheren Beamten gestanden haben , nach dem der mit
der eigentlichen Ausführung (^cHa yadai) betraute Lu'lu' genannt wäre , wie denn
diese beiden Amter in Bauinschriften sehr häufig nebeneinander erwähnt werden.
Da aber von den beiden Steinen offenbar nichts abgebrochen ist, und im Fall eines
herausgefallenen f% wilaya weiter unten wa-^dla yadai, und durch die Hände,
zu erwarten gewesen wäre, so gehört das Relativadjektiv malaki mugühi^) eher
zuLu'lu', nach dessen Namen es dann eingeschaltet werden muß; das wird durch
die folgende Inschrift bewiesen.
*13. Yondemselben. — An dem anderen Ende der Südmauer sind ebenfalls
zwei Steine, A und B, in die glatten Quadern eingemauert; B, zwei Drittel so
lang wie A, liegt unmittelbar unter dessen rechter Hälfte. Auf A vier, auf B
drei Zeilen in derselben Schriftart und mit denselben Buchstaben wie auf nr. 11.
Von dieser Inschrift copierte Lehmann - Haupt nur den auf B stehenden Teil;
vgl. S. 125 (1). Seine Copie wird jetzt durch Favres Photographie bestätigt, auf
der die folgende, sichere Lesung der ganzen Inschrift beruht.
pd\jyaJS\ JlJ^» (2) v5^Ui« >JUJJ AUl (sic?)cQl ^jU^ (sie) g^ «;Uf3 i^JJüül (1) A
«UU ^jSyU\^ üyüüt ^1$ e;NjLUt3 ^'iUi\ }ma (3) ^^S^ UiJJt v^^^JU S^\jl\ jc^L^I
^^^j\sXl\ OiX^S vJ^A»*a» OU*" (3) 8;L;J« «v3^ ^ (2) ^jSJJd\ Jlü (l) B
Der Anfang und der Bau (dieser) gesegneten Burg (fanden statt) zur Zeit des Königs,
des weisen , gerechten , von AUäh unterstützten , siegreichen , kämpfenden , auf Vorposten
lauernden, Mugith al-dunyä wal-din, des Verstärkers des Islams und der Muslims, des Bezwin-
gers der Ungläubigen und Poljtheisten, des Königs der Länder Kleinasien imd Armenien}
Abu 1-Qärith Tugril, Sohnes des Qilidj-arslan, Sohnes des Massud, Sohnes des Qilidj-arslän,
des Helfers des Fürsten der Gläubigen. Der Erbauer dieses Baues ist der schwache Knecht,
der Majordomus La'lu\ der Angehörige des Malik (Mu'a^i^am) Mugith (al-dunyä wal-din).
1) Als der Sultanstitel später alltäglich geworden war, führt ihn sein Sohn DjahSn-schäh auf
seinen Münzen, wohl auch Tugril selbst ; vgl. weiter unten nr. 12 bis.
2) Auffallend bleibt aber das Zugehörigkeitsadjektiv malahi mugUht unter allen Umständen,
denn da Tugril die Beinamen Malik Mn^azzam und Mugith al-din führte, so sollte hier entweder
malaki mu^a^fami oder mugUhi allein stehen.
30
ARABISCHE mSCHRIPTEN AUS ARMENIEN UND DITARBEER. 155
Diese Inschrift bestätigt den Bau oder vielleicht auch nur den Wiederaufbau
der Burg unter T^igril-schäh durch seinen Hofmarschall Lu'lu*. unter den von
ihr zu nr. 11 gebotenen Varianten seien nur hervorgehoben das Fehlen des
eigentlichen Malik-Titels des T<^i*il ^nd das Erscheinen eines Amtstitels ^) des
Lu'lu'y zu dem das Relativadjektiv malaki muglthif wie in nr. 11, gehört, obgleich
es vorangestellt ist, denn weder ist ein anderer Vermittler des Baues genannt,
noch eine Lücke im Stein zu erkennen.
fläbis. Von demselben. — An einem verfallenen Turm oder Vorsprung
der Burgmauer. Diese neue Inschrift, die von Lehmann -Haupt gesehen, aber
nicht copiert worden ist, steht ebenfalls auf zwei Steinen, A und B ; B, halb so
lang und hoch wie A, liegt unter der Mitte von A. Auf A vier, auf B drei
Zeilen in einem sorgfältiger ausgeführten Aiynbiden-Naschi als in nr. 11 und 12;
etwas größere, erhabene Buchstaben mit einigen Punkten und Zeichen. Die fol-
gende Lesung beruht auf Favres Photographie, auf der nur einiges und dies mit
Mühe zu entziffern ist, teUs weü die Inschrift verwittert ist, teUs wegen des
kleinen Maßstabes des Bildes. Unediert,
[1 Wort] (2) [1 Wort] ^1 (?) ^\hL^\ (?) lü^^ J^« vi [2 bis 3 Worte] (1) A
gjs ^ [1 Wort] jy^ (3) (?)e;^ül^'i cÄrJUt'^ >*^V' >• a^^b Lä^oJ' v^^h^
<t [unleserlich] (4) [2 Worte] cä:^-^^' jis^^ /^ ^y^^ O* O^^'
3 undeutliche] ^yJJJ «Lw» (2) (?) ^Ül [3 undeutliche Worte] Jm Jj» (1) B
^ [großenteils verwittert] (3) [Worte
Es wäre zwecklos, diesen lückenhaften Text zu übersetzen; die Hauptsache,
nämlich der Name des Erbauers T^gril-schäh, steht fest. Auffallend ist nur der
ziemlich deutliche Titel al-sulfänj statt aUmaUkj wie in nr. 11 xmd 12. Die Namen
und Titel dessen, der den Bau ausgeführt hat, sind zum größten Teil unleserlich ;
nur so viel ist sicher, daß er ein anderer ist, als der in den beiden vorigen In-
schriften erwähnte Lu'lu'.
*18. Bauinschrift der MENGUTSCHEKIDEN - KÖNIGIN TtJRÄN(?).
Anfang des XIII. Jahrh. — Hoch oben an der Südmauer der Burg, unweit
der Südwestecke, läuft unter einem reich dekorierten Gesims eine mächtige
Borten-Inschrift von einer Zeile in breitem Naschi; große, auseinander gezogene
Buchstaben mit Punkten und einigen Zeichen. Photographien von Lehmann-
Haupt und Favre. Unediert; siehe Tafel XTV, nach Lehmann-Haupt.
^UÄi? ^J^\^ UivXJt iUJL3^ KbUJJ vtt^UJJ ii5UUit ^\ (5)0^ o^l^ [('O^^^^J
^ ^^1 yS^ A[Ut (?) iü^l (?) ^^J^]t
1) Über den Majordomus oder Hofinarschall vgl. CIA I, Index anter ustadär und den fol-
genden Wörtern.
20*
31
156 MAX VAN BERCHEM,
(Verordnet oder beschlossen hat) den Bau dieser Burg die Königin, die weise, gerechte,
Ghäli$at al-dunyä wal-din, der Ruhm der Prinzessinnen (?) , die Tochter (?) des Königs
Fachr al-din.
Nur das erste, beinahe ganz verwitterte Wort bleibt unsicher ; die Fortsetzung,
mit ihren orthographischen Ungenauigkeiten , ist außer allem Zweifel , bis auf
die drei durch einen Bruch im Stein verschwundenen "Worte. Obschon augen-
scheinlich nUmalik, und nicht al-waJika da stellt, beweisen doch die darauf fol-
genden Epitheta, in Verbindung mit dem Beinamen Chäli^at al-dunyä wal-din,
daß eine Frau den Bau veranlaßt hat. Daraus, daß jeder Sultanstitel fehlt,
scheint sich femer zu ergeben , daß die Erbauerin nicht dem Seldjukiden-Hause,
sondern irgend einer kleinen Vasallen -Dynastie angehörte. Zunächst dachte ich
an die im Anfang des XIV. Jahrhunderts in Baiburt unter der Oberhoheit der
Ilchane von Persien regierenden Arteniden, die, nach ihren Münzen zu schließen,
erst später den Sultanstitel geführt haben. Doch sprach gegen diese Vermutung
der Stil der Buchstaben, der eher auf das XIII. Jahrhundert weist. Soweit war
ich mit Lehmann-Haupts Photographie gekommen, als durch Favres Aufnahme
die Lesung des am Ende stehenden Beinamens Fachr al-din sicher gestellt wurde,
der sich selbstverständlich auf einen Vorfahren der Erbauerin, wahrscheinlich
ihren Vater bezieht. In der davor befindlichen Lücke können nämlich wegen
des großen Maßstabes der Buchstaben höchstens drei Worte gestanden haben.
Das erste davon, das notwendiger Weise zu dem zusammengesetzten Titel gehört,
ist wahrscheinlich cU-chauätin, da es mit dem vorhergehenden al-dln reimen muß.
Das letzte kann kaum etwas anderes sein als al-molik^ da das End-käf noch
deutlich zu sehen ist. Dann bleibt in der Mitte höchstens Raum für ibnat^
Tochter. Auf Grund dieser schwer anzufechtenden Ergänzungen glaube ich
die Erbauerin jetzt bestimmen zu können.
Unter den Inschriften an der prachtvollen Hauptmoschee zu Divrigi ist auch
eine im Namen der gerechten Königin {al-malika ul-^ädild) Türän-malik,
Tochter des Malik Sa'id Fachr al-din Bahräm-schäh, aus dem Jahre
626 (1229). Dieser Bahräm gehörte zu der kleinen Dynastie der Banü Mangutschak,
die im XIII. Jahrhundert unter der Oberhoheit der Seid jukiden - Sultane in
Arzindjan und den angrenzenden Landstrichen regierte '). Nun paßt die Zu-
weisung unserer Inschrift an jene Königin vortrefflich sowohl zu dem Stil der
Buchstaben als zu der Titulatur. Allerdings wird sie hier nur Chäli§at al-din,
1) Das dürftige Material für die Geschichte der Banü Mangutschak ist neuerdings von Houtsma
in der Revue Orientale 1904^ 277 ff., zusammengestellt worden. Außer den dort citierten handschrift-
lichen, numismatischen und epigraphischen Quellen, vgl. noch Ihn al-Athir XII, 312 und in Hist. or.
des Crois. IIa, 172 (wo in der Übersetzung die Stadt Kamach als Burg von Arzindjan erscheint!),
über die Inschrift von Divrigi siehe Grenard in JA, 9« särie XVII, 552; eine revidierte Ausgabe
von ihr nach endgiltigen Aufnahmen erscheint bald in einer gemeinsamen Arbeit von Strzygowski
und mir über selc^ukische Denkmäler und Inschriften. Namentlich ist der bei Grenard fehlende
Eigenname Bahräm auf dem Original deutlich zu lesen.
32
ARABISCHE INSCHBIFTEN AUS ARlfENIEN UND DITABBEKB. 167
und dort nur Türän-malik genannt, so daß ein direkter Vergleich ausgeschlossen
ist; femer wird ihr Vater Bahräm hier nur mit dem Beinamen Fachr al-din
bezeichnet'). Doch dürfte sich die Verschiedenheit des Protokolls in den beiden
Inschriften dadurch erklären, daß es sich hier um einen militärischen Bau, dort
aber um eine fromme Stiftung handelt. Endlich liegt Baiburt nicht allzuweit von
Arzindjan, und wir wissen, daß die Banü Mangutschak eine Zeit lang Herren
eines sehr ausgedehnten Gebietes waren.
In welcher Eigenschaft übrigens jene Türän-malik an der Burg von Baiburt
hat bauen lassen, bleibt unbestimmt, so lange ihre Geschichte und die genaueren
Schicksale ihrer Familie im Dunkel liegen. Nur soviel darf einstweilen aus der
vorgeschlagenen Zuweisung der Inschrift geschlossen werden, daß sie aus der
Mitte der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts stammt.
Aus Favres Photographien sei noch auf einige Details hingewiesen, die
auf den kleinen, aber sehr scharfen Bildern ganz deutlich hervortreten. So
trennt eine hübsche Zackenverzierung Inschrift und Gesims, und an den Buch-
staben selbst ist das obere Ende der senkrechten Schäfte jedesmal mit einem
Rankenomament ausgefüllt, das an ähnliches Blattwerk in den Schäften man-
cher Mobiliar -Inschriften aus jener Zeit und Gegend, namentlich auf den
kupfernen Geräten der sogenannten Mosul- Schule , erinnert. Endlich steht auf
jeder Quader der glatten Burgmauer unterhalb der Inschrift ein deutliches
Steinmetz - Zeichen , wie Z, T, I u. a. Daß muslimische Bauten solche Zeichen
tragen, war bereits aus Syrien bekannt, wo man sie für lateinische Lettern
erklärt und gefangenen christlichen Frohnarbeitem aus der Kreuzfahrerzeit zu-
geschrieben hat. Das hier nachgewiesene Vorkommen solcher Zeichen im nörd-
lichen Kleinasien, auf das diese Erklärung keine Anwendung finden kann, spricht
für eine andere Art ihrer Entstehung. Ich möchte in jenen angebKchen Bach-
staben einfach gebrochene Linien erkennen, die mit Meißel und Hammer leicht
und rasch hergestellt wurden: drei Meißelhiebe für Z, zwei fürT, einer für I,
u. s. w.
SÖ'ÖRT.
*14, Fragment. — In dem Hofe eines Hauses ; Abklatsch 40 x 20. Unediert.
Tafel IX. Eine an beiden Enden abgebrochene Zeile in spätem Naschi; große
Buchstaben, so in einander verschlungen und undeutlich, daß ich nicht einmal
entscheiden kann, ob diese 3 bis 4 Worte arabisch oder türkisch sind; letzteres
ist wahrscheinlicher, da der Stil der Buchstaben auf das XV. oder XVI. Jahr-
hundert hinweist. Vermutlich enthält dies ganz kurze Bruchstück nichts besonders
wichtiges.
1) Statt mit al-Malik al-Sa'id Fachr al-din Bahräm-sch&h , wie inDimgi; also fehlt hier der
persönliche Malik-Titel sowohl bei ihm als auch bei seiner Tochter. Übrigens soll in einer Inschrift
▼on ihm in Kirschahr ebenfalls al-malik ohne al-sa'id stehen; siehe Mordtmann in Barths Reise
Ton Trapezunt nach Scutari, in Petermanns Mittheü., Ergänzongsheft 3, 1860, 72.
38
MAS VAN BKBCHEH,
SALMAS.
fl5. G-rabinecbrif t einer Frinzessin anter den Ilchanen. XIV.
Jahrb. ' — Bei Köinischahr, in der Ebene von Salmäs in Äzarbaidjän, nord-
westlich vom Urmia-See, erhebt eich ein mächtiges, tarmartiges Maosoleom in
Form einer kappelbedeckten Botanda ans Bachstein. Die Knppel ist eingestürzt
Figur 98.
34
ARABISCHE nreCHRIFTEX AUS AMOKIES DND DITABBXKEL 159
ond die reiche Verkleidnng der Backsteine znm Teil verschwunden; siehe
Fig. 93').
In einem schön dekorierten Rahmen über der Eingangstiir steht eine ara-
bische Inschrift anf emaillierten Fayenceplatten. Zwei Zeilen in Rmidschrift;
lange , magere Bachstaben , schwarz oder danVelblan anf weiBem 6ruud , mit
Punkten, Zeichen and Blnmenranken. Wohl nnediert; siehe Fig. 94.
Figur 94.
Bt ^jijl „,A«»il jt:*'^\ «*J4 lyyUi- (??)u-- {?)eU«'^t iSlm ■Csi\ tSfi »U*# j*\ (1)
*yli \^ ^ $ XÄvH-rs [t'twa t Wort] äti- 'AJ^\ [etwa I WortI j%A ^)i i (2)
Befohlen bat den Bau dieser Grabkappel die von den Ministern (?) AbBtammende (?),
die Prinzessin . ... (Eigenname V) , Tochter des hochgeehrten Emirs Argün Aqä, ani
Datum dea gesegneten Monats . . . des Jahres und siebenhundert. „Alles vas anf
der Erd bt, muß vergehn" *).
Aaf das Wort £J^ folgt lil, dann U/*, dann ^J. Über Lu* steht noch (oder
^?) mit einem kleinen Kreise davor, der keine sichere Deutong zuläßt. Nimmt
man ihn für ein Mim, so können die über and hinter La^ stehenden Bachstaben,
in denen der vor chalun, Prinzessin, zu erwartende weibliche Figenname
stecken maß, ^J^ gelesen werden. Diese ganz provisorische Lesang*)
möge man in Ermangelang von etwas Besserem hinnehmen , bis nns andere
Quellen den richtigen Namen der Erbauerin der Örabknppel kennen lehren. Aas
der Inschrift erfahren wir, daß sie den Titel cAdfAn, Prinzessin, führte and
1) Andere Bebpiele dieBes in Persien h&nfigen Grabmal • Typus siehe bei Coste, Monamenti
modemeB de la Perse Taf. LXIU f. and Gayet, L'art persan 149 ff. (Grabm&ler ans Rej), de Morgao,
Mission en Perse I, Taf. XLIV (Grabmal in Kiaw bei Ardebü), auch in J. Dieulafoy, Ferse, Chaldäe
et Susiane, und Sarre, Denkmäler persischer Bankanat , passim. Es ist dies ein klassischer Typus
für peraJBche Grabmäler, sei es als alleinstehende Bauten, wie in den eben angeführten Beispielen,
sei es als Teile eines Gebäudekomptexes.
2) Koran LV, 26.
3) Das End-Yi könnte auch i:u U*^t gehören ; »u einer Schreibweise ^Ll»^1 für «U*^i vgl.
^jVc ^t (^ in CIA I, 19ä, Anm. 1, und Mai von Oppenheims Inschrift nr. 27. Statt al-unumd'
Ist aber vielleicht etwas ganz anderes zu lesen nnd auch das sichere naiäla anders zu deuten. Nach
Analogie anderer von hohen Damen herrobrender Inschriften würde man hier einen Titel wie die
auserwftblte unter den Prinzessinnen erwarten; ich finde aber nichts passendes. Die
Lesung stützt sich anf die Tatsache, dafi die Erbauerin einer machtigen HiniBterfamilie unter
vorgeschlagene den Ilchanen angehörte \ siehe weiter unten.
160 MAX VAX BERCHEM, ARABISCHE INSCHRIFTEN AUS ARMENIEN UND DITABBEEB.
eine Tochter des Emirs Ärgün Aqä (Agä) war. Gemeint ist wohl der Emir
dieses Namens , der unter den üchanen HnlägO und Abägä als Statthalter Cho-
rasäns und auch sonst eine wichtige Rolle spielte. Von seinen zahlreichen Söhnen
ist der bekannteste Nanrüz, der als Gräzäns Anhänger and nach dessen Thron-
besteigung, zu der er am meisten beigetragen hatte, als Generalstatthalter des
mongolisch-persischen Reiches eine hervorragende Rolle spielte, bis ihn Gäzän
mit anderen Mitgliedern seiner zu mächtig gewordenen Familie aus dem Wege
räumen ließ. Argün Agä soll auch mehrere Töchter hinterlassen haben, von
denen die meisten an Prinzen aus königlichem Geblüt verheiratet waren. Soweit
mir ihre Namen bekannt sind, passen sie nicht zu den Schriftzügen der In-
schrift^). Vielleicht findet sich noch einmal der hierher gehörige Name in den
noch unedierten Hauptquellen für die Geschichte der Uchane.
Im Datum ist durch das Herausfallen einer Fayenceplatte eine Lücke ent-
standen. Sie ist indeß nur klein , und es kann darin nicht mehr als eine Zahl
gestanden haben, da der übrige Raum neben und unter ihr durch einen Monats-
namen ausgefüllt war, der, wie das grammatisch bestimmte al-mubärak beweist,
als Annexion zu schahr auf dieses folgte').
Die Inschrift ist also aus den ersten Jahren nach 700 H. oder 1300 n. Chr.
datiert, was zu einer Tochter des um 127B verstorbenen*) Argün Agä gut paßt.
Soweit ich mit persischen Kunstformen verti^aut bin, scheint mir auch der Stil
des Gebäudes tatsächlich jener Zeit zu entsprechen^).
Weiter unten, über der Eingangstür, steht in quadratischem Kufi eine zweite
Inschrift, die nur das Wort «IM Allah in mehrfacher Wiederholung enthält.
Hoch oben auf dem breiten Gesims unterhalb der eingestürzten Kuppel scheint
eine große (kufische?) Inschrift rings um das Gebäude gelaufen zu sein, von der
aber auf dem Bilde nichts mehr zu erkennen ist.
1) Siehe Hammer, Geschichte der Ilchane I and II, passim; d'Ohsson, Mongole in und lY,
passim; Saint-Martin, Arm^nie II, 141, 281; Howorth, Mongols^III, 101, 269, 335, 409 und passim. ArgGn
Agä, der in dem von Quatrem^re edierten Teil des Raschid al-din gelegentlich erwähnt wird, hinter-
ließ acht (Hammer I, 89) oder neun (Howorth III, 409) Söhne and eine Tochter, Mengelitekin (Hammer
II, 8), außerdem auch eine Enkelin Bulgän-chätün (ebenda und d'Ohsson IV, 177, Howorth III, 409).
2) Vielleicht war es der Ramadan , dessen charakteristisches Epitheton , wie mir Professor
Andreas mitteilt, in Persien al-mubärak ist. In ägyptischen Inschriften hingegen steht ramadän
entweder allein oder hat das Epitheton al-mu* af^am, und zwar ist im XIV. Jahrh. das letztere die
fast ausnahmslose Regel; siehe CIA I, Index unter ramadan und mu'a^fiam.
Der Umstand, daß durch das Herausfallen einer einzigen Platte eine doppelte Lücke im
Text entstanden ist, erklärt sich aus dem in Inschriften so häutigen Wechsel in der gegenseitigen
Stellung der einzelnen Wörter und Buchstabengruppen, die bald neben, bald übereinander stehen.
3) Nach Hammer I, 275, um 1272, nach Saint-Martin II, 282, gegen Ende des Jahres 673 (1275),
nach d'Ohsson IV, 42, 1278.
4) Auch Sarre verweist, wie mir Lehmann-Haupt mitteilt, das durch die reiche Anwendung bunter
emaillierter Fliesen und die Stalaktiten über dem Eingang charakterisierte Monument in das XIV.
Jahrhundert. Es gehört also wie die in Tabriz , Sultäniya , Maräga u. a. Orten erhaltenen Ruinen
lu der großen Denkmälergruppe der Ilchane in Azarbaidijän.
86
Verzeichnis der Abbildungen.
Teztbilder.
Figur 1 Ätzung nach Autographie (Autotypie), Fig. 21, 45, 49, 54, 55, 56, 68, 80, 91 Strichätzungen
nach Zeichnung, alle übrigen photographische Zinkotypieen. — Die Ortsnamen sind eingeklammert,
sobald nicht feststeht, daß die Stätte der Auffindung oder der Erwerbung auch die der ursprüng-
lichen Aufstellung ist. — V. A. mit nachfolgender Zahl, Inventamammer der Sammlung vorder-
asiatischer Altertümer der Königlichen Museum zu Berlin. — * bezeichnet die erste Veröffentlichung,
t die neue Wiedergabe eines schon in einer Abbildung des gleichen oder eines völlig identischen
Exemplares bekannten Gegenstandes.
Erster Abschnitt.
Figur Seite
*1. Weihinschrift Dungi^s I auf Cameol 5
*2, Fragment einer altbabylonischen Inschrift 6
*3a— c. (Siegel-jCjlinder von Gök-täpä bei Urraia 8 u. 9
*4. Dreizeilige Backsteininschriften Tnkulti-Ninib^s I 12
*5. Eine andere: a) der ganze Backstein, b) die Inschrift 18
6. Tiglatpileser's I Siegesinscbrift (von Yungalu) 16
t? a, b. Tiglatpilesers I Felsinschrift vom Ausgang des Tigristunnels,
a) nach photographischer Aufnahme 17
b) nach Abklatsch 18
*8. Dreizeilige Backsteininschrift Assumasirabars III 22
*9. Tatze (Hand) aus Thon mit Inschrift Assumasirabars III ... . 23
*10a, b. Zwei Fragmente der Annalen- (oder der Standard-)In8chrift Assur-
nai^irabals III 24
*11. Thürkolosse, in Nimrud photographisch aufgenommen 25
*12. Siebenzeilige Backsteininschrift Salmanassar^s II auf der Oberseite eines
großen quadratischen Ziegels, Nimnid 26
*13a, b. Desgl. auf Ober- und Vorderseite eines Ziegels verteilt 27
♦I4a,b. Wie No. 13, Fragment 28
*15. Fünfzeilige Inschrift Salmanassar 's II, Vorderseite eines Backsteines,
Nimrud 29
*16. Vierzeilige Backsteininschrift Salmanassar's II, Nimrud 29
*17. Dreizeilige Backsteininscbrift Salmanassar's II 31
tl8a, b. Inschrift Salmanassar's II vom Tigristunnel, („Tgr. 3^*), Abklatsche . 37
*19. Obere Inschrift Salmanassar's II von der „oberen Höhle" beim Tigris-
tunnel („Tgr. 4"), Abklatsch 39
t20. Untere Inschrift Salmanassar's II von der „oberen Höhle" beim Tigris-
tunnel („Tgr. 5"), Abklatsch 41
t21. Nebo-Statue, an der Stätte des von Adadnirari III (IV ^)) und Sanunu-
ramat erbauten Nebotempels zu Kalach-Nimrud in situ pho-
tographisch aufgenommen. Vorderansicht. Zeichnung von
Lucy du Bois-Reymond nach der Photographie ... 44
1) Vgl. S. 165 Anm. 2.
AbhuidliingaB d. K. Gm. d. Win. in Gfittingen. PhU.-bist. Kh N. F. Baad 9,s. 21
162 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN.
Figur Sdte
*22. Fragment einer Stelen (?)-In8chrift Salmanassar^s III 4G
*23. Dreizeilige Backsteininschrift Sargon^s II aus Cliorrab^ 48
*24. Die fünfzeilige sumerische Inschrift Sargon's II, fragmentarisches
Exemplar aus Chorsabad 48
*25. Desgleichen, Museum zu Tiflis 49
*26. Dreizeilige Backsteininschrift Sanherib^s aus KAK. ZI (Teil Gasyr
zwischen Gwär und Arbela) oO
*27. Dreizeilige Backsteininschrift Sanherib^s aus Borsippa 51
*28. Neues Exemplar der siebenzeiligen Backsteininschrift Sanherib^s aus
Tarbis. I R 7 No. VIII C. Nach dem Abklatsch ... 51
*29. Ein weiteres Exemplar derselben Inschrift. Nach dem Original . . 52
t30. Felsinschrift Assurhaddon's vom Ngübtunnel, jetzt V. A. 3315, nach
einem in Mosul vor der für den Transport notwendiger Zwei-
teilung des Steines genommenen Abklatsch 53
*31. Steinfragment: Annalen AssurbanabaFs, arabischer Feldzug, Teile von
8 Zeilen 54
*32. Kalksteinplatte, Nimrud : Weihinschrift AssurbanabaFs an Ninib nach
dem Siege über Teumman von Elam 55
t33. Skulpturen von Maltaiya, zweite Gruppe 58
t84. Desgl. vierte Gruppe 59
*35. Kiesel mit dreizeiliger Inschrift 59
*36. Relief auf grauem Gestein, Kampf scene (Charput) 60
t37. Die „Sardursburg", Van 61
t38. Siebenzeilige assyrische Inschrift Sardur^s I, Sohnes des Lutipris,
Sardursburg 62
t39. Achtzeilige assyrische Inschrift Sardur^s I, ebendaher 62
*40. Anfang einer dritten Inschrift Sardur's I, ebendaher 62
*41. Assyrische Inschrift von der Opfemische auf dem Vanf eisen ... 63
t42. Die assyrische Inschrift auf der Westseite der Kel-ä-sin -Stele ... 64
Zweiter Abschnitt.
Fundort: Toprakkaläh bei Van, sofern nichts Anderes bemerkt.
*43. Eingang der Felsenfeste Eusas' II von Kal'ah bei Mazgert .... 71
*44. Auswahl aus den MosaYken vom Fußboden des Tempels 73
""45. Stelensockel Hassankarah. Zeichnung von Helfriede Haupt . . 75
*46 a, b. Fragmente zweier beschriebener Steintafeln 76
*47/48. Torso einer männlichen bekleideten Statue, Vankalah, Vorder- und
Rückansicht 77
*49. Gefäßrand aus Porphyr mit ruhendem Wiederkäuer. Zeichnung von
Franz Frohse 80
*50. Steinplatte mit Blitzdarstellung 80
*51. *52. Kleine Hände aus Gips 81
*53. Steinblock: bärtiger Mann an Baum, teils Relief, teils vertieft mit
Metall etc.-Einlage 81
*54. Darstellung von der Oberfläche eines Steingewichts : Mann vor heiligem
Baum etc. Zeichnung von Franz Frohse 82
*55. Knöcherner Armring. Zeichnung von Franz Frohse 83
*56. Getriebene Goldplatte : Sitzende Göttin und Adorautin. Zeichnung von
Franz Frohse 84
VKRZKICHNIS DER ABBILDUNGEN. 163
Figur Seite
*57/58. Henkel-Figur; chaldische weibliche Gottheit in geflügelter Sonnen-
scheibe, V. A. 2988, Vorder- und Rückansicht 87
*59. Silberne Doppelbüchse übersponnen und mit Goldnägeln beschlagen,
durch Feuer verbogen und z. T. zerstört 90
*60. Deren Deckel, Außenseite 90
*61. Andere Ansicht derselben Büchse und des Deckel-Inneren .... 91
♦62. Kleine broncene Gefäße 93
*63. Broncener Kandelaber von Toprakkaläh, jetzt im Hamburger Museum
für Kunst und Gewerbe 94
*64. Etruskischer Bronce-Kandelaber, ebenda 95
*65. Broncener Thronfuß 96
*66. Greif, V. A. 775, Bestandteil eines Bronce-Thrones 97
*67. Säule, V. A. 776, Bestandteil eines Bronce-Thrones 97
*68. Zackenkranz, Bronce. Zeichnung von FranzFrohse 97
*69. Eunuch, Bronce und Gestein, V. A. 774 98
*70. Broncener Weiheschild, V. A. 808 99
*71. Bronceschale mit hieroglyphischen Zeichen, V. A. 796 100
*72. Eiserne Waffen und Schneidewerkzeuge 101
*73. Broncener in die Wand einzulassender Ring (zum Anbinden von Tieren) 102
*74. Zwei weitere, einer Eisen, einer Bronce 103
75. Oberteil (mit Henkel) einer *bronceneu und einer ^tönernen Kanne
neben einander gestellt 103
*76. Broncene Schale, in 2 Abschnitte geteilt durch einen Steg mit 3
Durchlässen (Lampe?) 104
77 a, *b. Tontafel : Brief an Rusas II von Sagastaras, den König vom Lande
Is]pgulu(s), dem nördlichsten chaldischen Vasallenstaat, gerichtet.
a) Vorderseite, b) Rückseite 105
*78a, b. Tontafel: Zahlenliste, beiderseits 5 Columnen abgeteilt, a) Vorder-
seite, Col. I, ni, V beschrieben, b) Vorderseite, Col. 1 : 1 Zeile,
Col. IV: voll, Col. V: teilweise beschrieben 106
*79 a, b, c. Fragmente von Tontafeln (Rechnungen), a) Linke obere Ecke einer
nur vorderseitig beschriebenen Tafel, b) anderes Stück der-
selben Tafel, c) Stück vom unteren Teil einer anderen Tafel 107
80. Siegelabdruck: Schiffsprocession. Zeichnung von Georg Heibig. . 108
81 *a, b. Tontafel mit hierogljrphischen Zeichen, 3 von 6 abgeteilten Zeilen
der Vorderseite beschrieben : a) nach der Auffindung, b) nach
der Reinigung 108
*82. Vier tönerne Henkelkannen 109
*83. Tönerner Spitzbecher 109
*84. Tönerne Tiegel 110
*85. Fragment vom Bauch eines großen Kruges mit Schnuromament und
keilinschriftlicher Maßbezeichnung 111
*86. Fragment vom Oberrand eines Kruges mit Tierflguren: kauernder
Vierfüßler, an dem ein Raubtier frißt 112
*87. Ein gleiches: der Vierfüßler mit herabhängenden Beinen 113
*88. Ein Raubtier aus solcher Gruppe 114
*89. *90. Zwei Exemplare von Vierftlßlem aus solchen Gruppen 114, 115
*91. Raubtierkopf, Zeichnung von Franz Frohse 115
*92. Runder Napf 117
21*
164 TKBZEICHNIS DER ABBILDUNOSN.
figar Seite
Dritter Abschnitt.
*9d. Kappelrotunde von Köinischahr (sprich Köinischähär) in der Ebene von
Salmäs 158
*94. Inschrift über dessen Eingangstür 159
Tafeln.
I, II, VI— YIII Zinkotypie, III und IV Strichätzungen nach Autographie (Autotypien), V desgl. nach
Zeichnung, IX— XIV Lichtdruck. ♦ und f wie bei den Textbildem.
*I. Fragment vom Oberteil der Stele Assumasirabars III an der Quelle von Babil
bei Djezireh.
*II. Inschrift Salmanaasar's II vom Tigristunnel („Tgr. 2") nach dem Abklatsch.
*III. Tigristunnel-Inschrift Salmanassar's II („Tgr. 2), bisher fälschlich Tuklat-Ninib II
zugeschrieben. Herstellung des Textes.
*1V. Obere Inschrift Salmanassar's II von der ^oberen Höhle" beim Tigristunnel (Tgr. 4).
Herstellung des Textes.
fV. Nebo-Statue, an der Stätte des von Adadnirari (III) IV ^) und Sammuramat erbauten
Nebotempels zu Kalach in situ aufgenommen. Rückansicht. Zeichnung von
Lucy du Bois-Reymond nach der Photographie.
*VI. „Ngüb^^ -Tunnel zur Ableitung eines Kanals aus dem großen Zab nach Kalach-
Nimrud, in Assarhaddon^s Neugestaltung.
*VII. Skulpturen von Maltaiya. Gruppe II.
VIII. Ausgrabungen auf Toprakkaläh bei Van:
*1. Vase mit matter Aufmalong (laufende Vögel, zwischen horizontalen Bändern
nach Halsschmuckart).
*2. Kanne mykenischer Form mit rotglänzendem Überzug und eingeritztem Blatt-
Ornament
Arabische Inschriften.
IX. No. *14. Sofort.
No. *1. Maiyäfäriqin: Grabinschrift.
No. *3. Maiyäfäriqin: Bauinschrift des Merwaniden Abu Nasr Ahmad. 416 H.
X. Maiyäfäriqin :
No. *2. Bauinschrift des Merwaniden Abu Mansür Sa'id. 391 H.
No. •4. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Aul;Lad Aiyöb, (599 H.)
XI. „Zu No. 3*'. fDrei Inschriften aus Amid nach Niebuhr.
No. *9. Bauinschrift des Ortokiden Fachr al-din Qarä-arslän. 561 H.
XII. Maiyäfäriqin :
No. *7. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Mu^affar Gäzi. 623 H.
No. *5 und *6. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Aschraf Müsä (607—617 H.)
mit Bruchstück eines Dekretes.
No. *8. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Kämil Muhammad. 644 oder 654 H.
XIII. Ämid: No. *10. Bauinschrift des Ortokiden Malik Sälih Mahmud. Um 506 H.
XIV. Baiburt:
No. *11. Bauinschrift des Seldjukiden Malik Mu'a??am Tugril. 610 H.
No. *13. Unbestimmter Fürst, wahrscheinlich Königin Türän. Anfang des XIII.
Jahrhunderts.
1) Siehe S. 165 Anm. 2.
Namen- und Sachverzeichnisse.
1. Zum ersten und zweiten Abschnitt.
Tob H. LattermanD *)•
Die Zahlen bezeichnen die Seiten; die in Klammern eingeschlossenen Zahlen und Buchstaben, die
laufenden Nummern bezw. Abschnitte; die hochgestellten Zahlen die Anmerkungen. Namen, die,
ohne zu sachlichen Erörterungen Anlaß zu geben, lediglich in den Inschriften vorkommen oder
als Fundstellen genannt werden, sind nur ausnahmsweise berücksichtigt.
Adad-idri von Damaskus 81 (20), 35 Z. 21,
41 Z. 14 f.
Adadnirari (III) IV*), Statue 45 (24).
Adoration in chald. Darstellung 84 ff. ; A. der
aufgehenden Sonne auf altbabyl. Siegel-
cylinder 8 ff.
akarki, Hohlmaß 111 (45).
„Alabaster^ s. Marmor.
Altbabylonische Schrift: Übergangstypus 5.
Alzi 124.
Amel(?)-Ea (11), 177.
Annalen Tukulti-Ninibs I 14 f.; A. an den
Felsenkammem Arg^stis^ I 74^.
Anzaff, Burganlage 72.
Apotheose, altbahyl., des lebenden Herrschers
6(1).
Aquädukt des Schamyram-suy 72.
Arame 31 (20), 35 Z. 17.
Ardinis, chald. Sonnengott 93 (20).
Argana-SU-Quelle 43 f
Argistis I 45 (25) ff. ; A.' I Felsenkammern
von Van 70, 74 t; A.-Stele 75, 7G (3).
Armenien, Zugangswege 67; A. unter den
Urartäer-Chaldem 66.
Armenier, west-östl. Wanderungen 67,124,17 7f.;
Bedeutung für die abendländ. Kunst 74'.
Armhaltung assyrischer und chaldischer Sta-
tuen 78 f.
Armring mit Schnitzerei 83 (13).
Arzaskun, ältere Hauptstadt Urar^us 31 (20),
35 Z. 16, 66, 178.
Aschguzäer s. Skythen.
Assarhaddon 52 ff.
Assur (Niniveh) im Eeiche von Ur 7 f. ; A.
(Stadt), Palast Tukulti-Ninibs I 14; ar-
chaische Statue von A. 78 f.; Blitz aus
Goldblech 179 f
Assurbanabal 54 ff.
Assiumasirahal HI 19 ff. ; von A. geb. Kanal
vom Gr. Zab nach Kalach-Nimrud 52 ff.
Assyrischer Einfluß auf die chald. Keramik
109 (40); a. Inschriften vorarmen. Herrscher
7^ 61 ; a. Sprache auf Tontafeln in Kappa-
dokien 108 (40), 108^ s. Babylonien.
Auripigment auf Toprakkaläh 81 ^
Babil bei DjezJret-ibn-'Omar 19; Quelle bei
B. = Supnat-Quelle 22 Abs. 1, 56; Stelen
dortselbst 19 ff., 56 (36—38).
Babylonien, Zug Salmonossar^s II nach 4 1 ;
babylonisches Hades- Relief 94; Bab. -Assy-
risches in der chald. Kunst 85, 89, 105,
122, in der etruskischen 95 (12); b.-a.
Sprache im Chetiter-Reich 108*, 123, 179.
Bart s. Haartracht ; B. olympischer Henkelfigur,
a8syrisierend 89.
Baumkult 82 f.
Beil, eisern 102 (29).
Bemalte Vase 116 (53).
Berekynthia 124.
Bewaffnung der Chalder 101 (29).
1) Herrn cand. phil. H. Lattermann bin ich für die verständnisvolle Anfertigung dieses
Verzeichnisses, die er mitten in den Vorbereitungen zu einer wissenschaftlichen Reise nach Griechen-
land durchführte, zu warmem Danke verpflichtet. L.-H.
2) Nach den neuesten Funden in Assur (Mitt. Dtsch. Or.-Ges. No. 21 S. 35, No. 32 S. 19;
Klio VI S. 534 f.) als A. IV zu bezeichnen.
166
NAMEN- UND SACHVERZEICHNISSE.
Bilinguen, chald. -assyrische 63 f.
Bit-Adini 43.
Bithyner 178.
Blattkelch-Motiv 93 f., 95(20/1); ? 98 (24).
Blitz-Darstellung 80 (8) f., 179.
Boghazköi, Aasgrabungen 108', Keramik 179.
Bolzen, eisern 102 (29).
Borsippa unter Sanherib 50 (30) f.
Bossen an Stelen-Sockel 76 (3).
Bronze-Gegenstände 92 ff., 93^
Brückenbauten der Chalder 121^
Büchse silbern 89 ff.
Büffelkälber (?) auf Gefößrand darg. 112 ff.
Bnr
^ — : Bedeutung des Ideogramms 25^.
Burganlagen der Chalder 69, 122.
Bu-ru-hum-zi 124.
Chaldaca, Zug Salmanassar's 11 nach 41.
Chaldis, Gottheit 85, 88; Tempel auf To-
prakkaläh 69, 79 ; olympische Nachbildung
chaldischer Darstellung (?) 89.
Chalder (UrartHer), Einwanderung nach Ar-
menien von Westen 66 f., 68, 123, 124,
Zeit 66, 124; Wesen des eh. Staates 67.
Ch. Kultur 120 ff. ; Konservativismus 67 f.,
122; Beziehungen zur mykenischen und
kleinasiatischen Kultur 68 f., 118 (59) f.,
121 f., 121«, 179; kulturelle Beeinflussung
durch die Assyrer 67 ; ch. Burganlagen 69,
122; Architektur 72, 74, 120, Nach-
wirkung auf Italien im Mittelalter 74 ;
Skulpturen 76 ff. 89; Darstellungen ch.
(weiblicher) Gottheiten 84 ff., 86 ff.; männ-
licher Ch.-Typus 98 (25) f.; Bewaffioung
101 (29); Tula-Technik 91 f.; Glyptik 81 ff.;
ch. Keramik 105 ff., deren assyr. Beein-
flussung 105, 109 (40) ; ch. Tontafeln 105 ff.
Ch. Sprache : Verwandtschaft mit Mitanni
123; m. modernen Spr. des Kaukasus 67^;
ch. Inschriften- Wesen 67 ; Untergang des ch.
Reiches 179 — S. a. Kaukasus-Völker.
Chalyber = Chalder 100 (28); Erfinder der
Eisenbearbeitung 100 (28) f.
Xdkvtl; = Eisen od. Stahl (?) 100«.
Cheta, Hauptvolk d.„hethi tischen "Gruppe 121*.
Chiusi, Wage von 95 (20).
Chorsabäd 48.
Daia(e)ni (Nairistaat) 15 (6, Z. 6), Ausdehnung
nach altassyr. Vorstellung 16; s. a. Arzaskun.
Damaskus s. Adad-idri.
Deckelkapsel mit Lefze 90 f.
Dehok 47.
Dekorierte Türöffnung in Felskammer 72.
Doppelbüchse (?) 90 f.
Dreizack 101 f. Anm. 3.
Dungi I, atbab. Kön. 5 f. ; D. II 7, Inschr. 7 f.
Ea 107 (39).
I<k-bant 10.
Eierstabartiges Muster bei -Türöffnung chal-
discher Felsanlage 72.
Eingänge chald. Felsanlagen, Konstruktion
70(1) f.
Eingelegte Mosaiksteine 73 f.; Metall in Stein
eingelegt 82(11), 83^; Einlegetechnik in
Bronce 95 f , 99 (25/6).
Einwanderungswege nach Armenien 67, 123,
123», 178.
Eisen, erstes Auftreten als Gebrauchsmetall
bei Chaldem und Assyrem 100 f.; un-
bearbeitetes E. aus dem Sargon-Palast 101;
E. in Stein eingelegt 82 (11).
Emaille chaldischer Gefößfttße 105.
Etrusker, Herkunft 95*; etrusk. Kandelaber
94 f.
„Eunuch"-Statue von Toprakkaläh 98 (25).
Fabrikationsmarken (?) auf Vasen 117 (55).
I Farb-Auftrag s. Ton-Auftrag.
Farbigkeit der chald. Architektur und Klein-
kunst 74, 122 ; der myken. Archit. 75, 122 ;
der Arch. der italien. Frührenaissance 74.
Felsbauten in Kl.- Asien und Griechenland 70,
121 ; Felsenfestung imEuphrat 121 ; Felsen-
kammer von Maltaiya 57 (39); Felsenfeste
Rusas' II von Kal'ah bei Mazgert 70 ff.
„Fimiß"-Malerei, karische Erfindung 116 (e)ff.;
„firniß" artiger Überzug auf GefUßen von
Toprakkaläh 118 (60) ff., 179.
Flügel (?), Fragmente 83 ^
Fruchtbarkeitsgöttin, chald. 86, 122.
Gasyr (Kasr) unweit Arbela 50 (29).
Geftiße zum Aufhängen 92 f. ; Gefkßrand mit
Tierdarstellung 80 (7), 111 ff., geriefelt
80 (7), 117.
Geflügelte Sonnenscheibe 87 ff.
Geometrischer Stil, Ursprung 116*.
Geor^er (Iberer) 86*; Verwandtschaft des
Georgischen m. dem Chaldischen 67*; g.
Charakteristika bei chald. Broncekopf 86
(15) ff.; g. Weinbehälter 110 (44); g.
Haartracht 86, 89.
Geschlechtslosigkeit chald. Göttemamen 85.
NAMEN- UND SACHVERZEICHNISSE.
167
Getriebene Goldarbeit 84 (13), 124».
Gewicht aus Stein 82 (12) f.
Gilgamiä, solarer Charakter 10 f., 10*, 177.
Gök-täpä bei Urmia 8.
Goldblech getrieben 84 ff., 179; Goldring
am silb. Büchsendeckel 90 ; Goldnägel-Be-
schlag 90.
Goldschmied- Werkzeug 86, 89 ff.
Gordion, Beziehungen zw. der gord. und chald.
Keramik 119 f, 124, 179.
Götter auf Tieren 57 f.; angebetete Gottheit
mit Pflanze in der Hand 84, 86, 179;
chald. Göttinnen 84 ff.
Greif als Thronfuß 96 (22) f
Grund Wasserleitungen, chaldische 84 (III).
Gungunu(m), altbabyl. König 7.
Gtirtelbleche, kaukasische 123.
Gutiäer 12 (3).
Gwär 49.
Haartracht in der chald. und assjr. Plastik
78, 79; georgische 86, 89.
Hadesrelief, babylonisches, 94.
Halysschlacht 178.
Hamat s. Irhulini.
Halskette babyl. -assyrischer Figuren 79.
Hammurabi als Adorant 85 ; H.^s Gesetz 85, 85'\
Hände aus Gips, als Weihegaben (?) 81 (9/10).
Hazeh s. Gasyr (^Lasr).
Heilige Bäume 82 f.
Henkelfiguren 89.
Henkelkrtige und -kannen 103 (33/4) f., 109
(41) f
Herrscherkult, altbabylonischer 6, 6^.
„Hethitische" Völkerschaften 1 2 1 ^ Darstellung
V. Göttern auf Thieren lursprünglich he-
thitisch 58.
Hieroglyphische Zeichen auf Bronce-Schale
100(28), 108 (40) f; auf Tontafel 108 (40) f.,
179; Herkunft d. kleinas. Hier. 178.
hirusi, Hohlmaß 112; Unterteilungen 112.
Hockender Löwe (od. Affe?) als Wappen od.
Feldzeichen 11.
Hüllen aus Ton für Kontrakte 107 (39).
Jarymdja 14 f, 2 71.
Iberer = Georgier, wo s.
Inhaltsbezeichnung auf Pithoi von Toprak-
kaläh 111.
Initiale, zur Geschichte der 74*.
Inschriften-Wesen, chald. 67, 75 f, 76(3);
chald. I.-Stelen 63 f, 75 f.
lonier, Mischung mit Karern 68.
Irhulini von Hamat 31 (20), 35 Z. 21.
Ischguzäer s. Skythen.
lätar-Darstellungen 85 f. ; I.-Tempel in Nini-
veh 148.
Italien und Assyrien 89, 95.
Izoly 43'.
KAK. ZI, Feldlager 50 (29).
Kalach, Nordwest-Palast Assurna^irabals UI 23
(10) f.; Stufenturm 24(10), 26(13— 17)ff.,
27^ Palast Salmanassars II 26 (12), 31
(18); s. Tigris, vgl a. Mannor.
Kalakenter Kultur 123.
Kamares- Ware 116 (e) f.
Kanal vom Gr. Zab nach Kalach-Nimrud
52 ff. ; alter Durchstich Assumasirabals IH,
späterer Assarhaddons 53 f.
Kandelaber, chald. 93 ff. ; etrusk. 94 f.
Kannen aus Bronce und aus Ton 104 (33/4),
s. a. Henkelkannen.
Karer auf Kreta 75; Blutmischung der K.
und lonier 68; k. Felsengräber 121;
„Karer" -Gruppe 121^; „Karisches" in der
myken. Kultur 68.
Kar-Tukulti-Ninib 14 f, 15*.
Kasr (Gasyr) unweit Arbela 50 (29).
Kastalia 121.
xawäxrig 10, 177.
Kaukasus- Völker, Beziehungen zw. K.-V.n
und Chaldem 92 (16) 101 f., Anm. 3; kau-
kasische Steinkistengräber 101 f. Anm. 3.
S. a. Gürtelbleche, Kalakent.
Kelischin, Bilingue von 64 (49).
Kerub auf Kandelaberfuß 93 f.
Keule als Attribut des Sonnengottes 10;
lange Stabk.(?) als Attr. Ea-banis 10.
Kimmerier, Wanderungen 124, 178.
Kirhi, Land 15 f. (6, Z. 7), 56.
Klauen als Endigungen von Kandelaberfüßen
93 (20).
Kleeblatt-Mündung 116 (53), 118 (60).
Klepshy dra-Treppe 1 2 1 ^
Knochen geschnitzt 83 (13); Pfeilspitzen aus
K. 101 (29).
Knospenband 84 (14).
Knossos, karisch-kretische Grundschicht des
Palastes 68^; Tontafeln 109.
Knubben an Stelensockel 76 (3), an Vase
116 (53).
Kolosse von Nimrud 25 f
^König der vier Weltgegenden" 7, vgl. 177.
Künigsbilder auf Stelen 19 (8), 56 (36), bei
168
5AIIIH- twD aACHvxBZDcainsn.
Felrinschr. 17(6), 31(20), 38(22); ao(
den Belieb von Maliüya 57 ff.
KoDtmkte in Hollen (Ton) 107 (39).
Kopaü-See, Feste im 121.
Kretische Knltor, ältere, karisch 68, 75 ; kr.
P&liste 123; kr. Analogien zn Schilden
V. Toprakkaläh 100(27), 122.
Kummnch 121*, 124.
Kybele 66, 122.
Kyklopisches Maaerwerk der Chalder 72, 121'.
»vxlmifi 100".
AaßQaw86q, lUi>g A. 122.
Lampen(?) 104 (3ö).
Le&e an Bticheendeckel 90 f.
Licht«chächte beim „Ngfib^-Tnaoel 53.
fi-ej statt li-'-M 33»,
LOtstifl? ans Bronce 92^.
Lawen(?)-DarsteUtugen anf GefHerand 112 £
LnlabSer 11 f,
M&, GSttin 86, 122.
-na „wenn" 35 ad Z 10 f.
Magazin von TopiakkaISh 69.
Hannäer 106, 123.
Hinnlicher Chalder-Typns 98 (26) f.
Maltaija, Skniptnren von 57 ff.
Marmor, weiß mit dnnklen Adern 24.
MaQbezeicbnnng in Zahlenliste 107 (S7); anf
Tongeftlien 109(40), 111 ff-, 117 (55>
Mattmalerei 116(53), 122.
Medaillon an« Goldblech 84 ff, 179.
Menachen-Daretellong, gedrungen 11.
Menuas- Kanal s. Schamyram-sny.
Menoas' Bauten 72.
Metall-Kinlagen in Stein 81 (11), 83*, 122.
Milä von Muäku = Midas von Phrygten 124.
Mitannfter in den „Hethitern" gehörig 121*.
Mitanni-Spracbe, Verwandtschaft mit dem Obal-
diachen 123.
Mosaiken von ToprakkaUb 72 (2) ff.
MoBcher, west-fistl. Wanderang 67, 123, 124;
M. zu den ^Hethitern" gehörig 121*;
M. und Iberer 86*.
Muräili, Name eines Ohetakönige = Mvij-
aiXog 121*.
Mykenische Kultur 68 ; Beziehungen der cliald.
zur myk. n. kleinaa. K, 68 f., 118 (59) f.,
121 f., 122*, 179.
NaYri-Länder auf Stele von Babil 56; Aus-
dehnung nach Süden 22 (8) ; ZUge Tiglat-
pilesers I 16, 66, Salmanassar's II 43 f ;
Meer von Nairi bei Salmanassar II =
Van-See 66. 177.
NetBwerk als Flächendekoration anf Silber 89 ff.
Nenassyiiscbe Schrift, lütere 45 (25).
Ngäb B. Kanal
Nibnr (Gebirge) anf Stele von Babil 56.
Nimrud b. Kalach.
Nimb-Tempel 23(10)f., 29>. NIN. IE n
lesen Nin-rag(?) 12*.
Niniveb im Beiche von Ur 7 f ; litar-Tempe)
14'; Material der Skalptnren s. Mannor.
När-Adad, Scheich von Dagmra 50 (29).
„Obere Höfale" nahe dem TigrUtunnel 88 (22),
42 (23).
Obsidian, Scherben und Messer 101 (29).
Opfernische auf dem Vanfelaen 63.
Opferstdn 76'.
Opfertische atif Kreta und in Van 121.
Orientalisches in der etrask, Kunst 95 (20).
Pa-ka^a-lfM-bi (od. -kt) 83 (18).
Panamyes =^ Panammä 121*.
palari, im Chaldischen obsolet = „Stadt" 123,
123*.
Pfeile 102(29); Peilspitzen 101 (29) f.
Pflanze in der Hand cfaaldischer Gottheit 84, 86.
Pflugschar, eisern 102(29).
Pbaistos, karisch -kretische Grondschicbt des
Palastes 68', 121 f., 122*.
Phrygien, Bevölkerung 124; Völker-Bewe-
gung 124; von den Moschem besetzt 124.
Pithoi 110 ff.
Pfitara, lykische Stadt 123.
Pnyx 121.
Polycbromie s. Farbigkeit.
Pontische Königsgräber, Herkunft des Rund-
bogens 7 1 .
Pteria 123.
Quaderbau, vorarmenischer (Sardarsbarg) 61.
Quellenknltua, modernes Fortleben 20.
Raubtier- Darstellungen (Löwen?) auf GeßlB-
rand 112 ff; R.-Köpfe 113(52), 115.
Räucber-Altar(?) 93 (20).
Relief und Metalleinlage auf demselben Stein
81 (11) f.
Rbea 86, 122.
Ring an Stange 102 (30-32)f
Ringsteine in Fußboden -Mosaiken von To-
prakkaläh 73 f
ri^iptUf -Bauwerk" 30.
NAMEN- ÜXD SACHVERZEICHNTSSK.
169
Rosetten-Motiv in der chald. Kunst 74, 122*;
sonst 122^
Rundbogen-Eingang bei Felsanlage 70 (1).
Rusas^ I Bilingue von Topzauä 64 (50);
R. I Begründer der Anlage auf Toprak-
kaläh 178 f.; Pro vis. Tempel von Toprak-
kaläh 69; R.-See 83 (III). — Rusas II 67,
R's II Felsenfeste von Kal^ah bei Mazgert
Eingang 70 (1), Kammern 72, Inschrift 70*;
Brief des Königs Sagastaras an R II 1 05 (36).
Rusas-Stadt im nördl. Chaldia 106. —
R 111 67, 179.
Rußland unter der Nachwirkung altorien-
talischer Kultur 92.
Rustika-Technik des chald. Steinbaus 72.
Sagastaras, König von Iskigulu(s), dem nörd-
lichsten chaldischen Vasallenstaat 105 f.
Salmanassar II 26 ff. ; S. III 45 ff., Kämpfe
mit Argistis I 47, 177.
Sama§-ilu, Turtan unter Salmanassar III 45
(25) f., 177.
Sanherib 49 ff.
Sardur I und S. II 63* ; Burg am Vansee und
Inschriften 61 ff. (vgl. „Opfernische"), 72.
— S. III 46. — S. IV 179.
Sargon II 48 f
Säule, Thronsessel-Fuß 97; 179.
Schale aus Bronce 100(28); Schalen oder
Näpfe mit durchloch tem Mittelsteg 104 (35).
Schamyram-suy (Menuas-Kanal) 72, 83 (III).
Schaumünze, goldene 84 (14)
Schemel-Motiv als Umrahmung 11.
Schiffsprozession 107 (39).
Schild s. Weiheschild ; Schilde auf Relief von
Charput 60 f
Schnitzerei in Knochen 83 (13).
Schnuromament 1 1 1 ff.
Schrift, altbabylonische vom Ubergangstypus 5 ;
neuassyriscbe, ältere 45 (25).
Schwarze« Meer bekannt z. Z. Tiglatpilesers 1
16.
Schwefelsilber in Büchse 91 f.
Siegel- Abdrücke auf Kontrakthüllen 107 (39).
Siegel-Cy linder, altbabylonische 9*"' ; Lajard,
Culte de Mithre, pl. XVIII N. 4: 10^.
Silber-Büchse 89 ff ; -Tiegel 92(17).
Skulpturen, chaldische 76 ff.
Skytheneinfall 179.
Sonnenaufgang auf altbabylon.Siegelcylinder 8 ff.
Sonnenscheibe, geflügelte 87 ff.
Speerspitzen 101 (29) f.
Spitzbecher 110 (42).
Statue von Assur, archaische 78 f
Steinkisten-Gräber in Gök-täpä bei Urmia 8.
Stcinskulptur mit Metalleinlage 81 (ll)f;
Steineinlagen (?) 83', 96, 99 (25/6).
Stelen-Sockel von Hassan-Karah 76 (3).
Steingewicht 82 (12) f.
Stier mit Menschenkopf auf Kandelaberfuß
93 (20); geflügelt, mit Menschenarmen, als
Thronfuß 96 f ; Stier-Gruppe, Relief 9 9 (26).
Stift (Lotst?) aus Bronce 92 (18), 921
Stufengewand aus xawdxrig 10, 177.
Stufenturm von Kalach 24 (10), 26 (13— 17)ff.
Supani (Sophene) und die „Tigrisquelle" 44.
Supnat-Quelle 19 (8), nicht == Tigristunnel
31 (20—23); = Quelle bei Babil 22, 56
(36—38); die Stelen von der S.-Q. 56.
Syrische Koalition gegen Salmanassar II 34 f,
40 f., 42 f.
Tatze (Hand?) aus Ton (Assurnasirabal III) 23 f.
Teisbas s. Tegub.
Tempel von Toprakkaläh aus dem VII. Jh.
67 ; Mosaiken 72 (2) ff.
Tempelgut im Königspalast 24 (10).
Tesub, Gott 122, T. == Völker 1221
Teumman von Elara 55 (35).
Thrakisch-phrygische Einwanderung in Kl.-
Asien 123 f., 178.
Thronfuße von Bronce 95 ff'.
Thyner 178.
Tibarener, west-östl. Wanderung 67.
Tiegel 92 (17), 110(43).
Tier des Ea 107 (39); T.-Skulpturen als
Randverzierung von Gefassen 80 (7), 111 ff.
Tiglatpileser I 15 ff.; Nairi-Feldzüge 16,66,
Siegesinschrift v. Yungalu 15 (6)f; Relief-
bild am Tigristunnel 17 f.; gegen Alzi u.
Buruhumzi 124.-- T. (III) IV i) 67.
Tigris einst unmittelbar an Kalach und Ninive
vorbeifließend 27'; T.-Quellen 43 f.
Tigris-Tunnel 22 (8), ^1 (20-23), 43 f.;
Inschrift und Relief bild Tiglatpilesers I
16 (7) ff., Salmanassars II 31 (20— 23) ff.
Ton-Auftrag, rot, poliert, auf Vasen 1 1 8 ff.,
122, 179; glänzender T.-A. auf kretischen
Vasen 120, 122.
Toprakkaläh bei Van 65, 67 ff., Beginn der
1) So nach den neuesten Funden in Assur, Mitt. D. Or.-Ges. No. 82 S. 19, Klio VI 534.
Abbudliingen d. K. Ges. d. Wim. za GMtingen Phil.-hlsi. Kl. N. F. Band 9,t. 22
170
NAMEX- ÜXD SACH7ERZEICHMSSK.
Besiedlung unter Rusoh I G 7, 178 f. ; Unter-
gang der Burg 179.
Topzauä, Bilingue Rusas' I von, 64 (50).
Torso von Van 76 ff., Zeit 79.
„Totenbaus" auf Toprakkaläh 69; „Toten-
kammem" a. d. Vanfelsen 70 (I).
Tracht, assyrische 11.
Treren, Wanderung 178.
Tuklat-Ninib od. Tukulti-Ninib I 12 ff.; An-
nalen 14 f.; Palast in Assur 14; Kar-lHi-
kulti-N. 14 f. — T.-N. n 31 (20).
Tula- Arbeit, Ursprung!. chald.Technik 91 f., 1 22.
Tummi, südöstlichstes der NaYri-Länder 66.
Türöffnung in Felskammer, dekoriert 72.
Urartäer s. Chalder.
Urartu 25, 46; erstes Auftreten des Namens
25, 66; Untergang des Reiches 179.
Urmia-See s. Zamua.
Üt-napiätim 11, 177.
Van-See 66 Abs. 4, 178; Vordringen der
Chalder zum 66.
Vase, bemalte 116 (58).
Vergoldete Broncestatuette 98 (25).
„Vier Weltgegenden" 7, 177.
Vogel-Darstellungen auf bemalter Vase 116
(53); V.-Kopf bei Greif 96 (22) f.
Vorhang-Motiv (?) 85^.
„Vorratsraum" von Toprakkaläh 69.
Wagen aus Bronce, Kultgerät 93'.
Wage aus Chiusi 95 (20).
Wa8ser.Be8chwörung(?) 59 (43) f.
Wasservogel-Kopf als Griff 95 (20).
Weibliche Gottheiten der Chalder 84 ff., 86 ff.;
babylon -assyr. Darstellung weiblicher Gott-
heiten 85 f.
Weiheschilde 99 f., 122.
Westkleinasiatische Kultur 68, 179.
Wiederkäuer, Darstellung auf Gefiißrand 80 (7),
113, 115.
Xisuthros 177.
Zab, großer 49 (29), 53 (33\
Zackenkranz (Blattkelch?) 98(24).
Zahlenliste 107 (37), 179.
■Zahlpunkte 109(40), 111, 117(55).
Zamua: d. „Meer des Landes Zamua unseres
Hauses", d. i. der Urmia-See, s. bes.
34^ (Balawat Col. II 2) sowie S. 34/35
(20: Tgr. 2) Z. 18 verglichen mit Z. 15
und S. 40/41 (22: Tgr. 4) Z. 9/10 vergl.
m. Z. 5.
zi]^kurrat s. Stufenturm.
2. Zum dritten Abschnitt.
Von C. F. Lehmaun^Haapt.
Der Artikal al ist bei der alphabetischen Einreibung nicht berücksichtigt, Allah nicht aufgenommen
worden ; Titel und Beinamen sind regelmäßig nur berücksichtigt, soweit sie im Text erörtert werden. —
I — XV: Zitate aus dem Wortlaute der Inschriften No. 1 — 15 in der deutschen Übersetzung. —
(A), (B), (C) desgl. aus den drei Niebuhr'schen Inschriften „zu No. 3". — M. = Maiyäfuriqin. —
S. = Sohn. — Die hochgestellten arabischen Zififern bezeichnen die Anmerkungen.
Ahägä, mongolischer Ilchan von Persien 160. j
Abbasiden 130, 146. ;
'Abd al-Wähid, Abu -1 Hasan 'A. al-W., S.
d. Mutiammad, Eichter (III) 132.
Abu l-'alä', S. d. Abu 1-fath, Steinmetz (V)
139.
Abo 'All al-Hasan : 1 ) S. d. Marwän, regiert
in Ilisn-Kaifä, Amid imd M.; in Amid
ermordet 128. 2) S. d. 'AU, Richter (C)
131.
Abu Bakr, Aiyubide, s. Muhammad.
Abu Bakr, Ortokide s. Ni;^äm al-din.
abu l'fafjail 1!)0.
Abu 1-fath 8. Musa, Abu l-'alä.
Abu 1-yärith 8. Ahmad.
Abu -l Hasan: 1) Merwanide s. Muhammad,
2) Richter s. 'Abd al-Wät»id.
Abu Na^r s. Ahmad.
abu l'qrlsim 150 sub 1, 2.
Abu l-Qäsim s. Na§r.
Abulustain, Landschaft in Kappadokien 182.
abd mansür 150 sub 5 u. 7.
Abu Mansur Sa'id s. Sa'id.
Accise, Abschaffung der 140.
Adalia 144^ Abs. 4.
(jU'Uidü s. al'\(livi, cU-midik.
.V&UKX- UND SACHVKRZEICU.N'ISSE.
171
(ü-^aäl 8. muhyi.
Ahmad: 1) Sa'd al-din Na^r al-danla Abu
Na^r Ahmad, Merwanide, Bruder d. Abu
MansOr 129 ff., herrscht und baut in M. (III)
129 f., 130 Abs. 1, und in Amid (A, B) 131;
Regierungsantritt,Herrschaftsbereich, segens-
reiche Reg., Tod 130 Abs. 1 ; Oberherm
130^ — 2) Izz al-din Abu 1-IJärith Ahmad,
Ortokide 145 Anm., 146 Anm.
Ägypten 135, äg. Inschriften 160*.
Aiyüb: der erste A., Vater d. Saladin (134)
und d. Abu Bakr Muhammad (V) 138,
stirbt in Kairo 139.
Aiyüb: Malik Auhad Nsidjm al-din Aiyüb,
herrscht und baut in M. (IV) 133, 132,
134, 137S 140; Oberherr 135 f.; Sonnen-
und Löwen- Wappen 135 f., 137, 138.
Aiyubiden in M. 126, 132, 134, 137/141.
Aiyubiden-Naschi 137, 138, 140, 147 Abs. 2,
153 (154), 155.
'a2ä yadai 154.
'Ali, S. d. Ahmad (A) 131.
Almohaden 135^.
al-'äUm aJr'ädü (IV) 136*.
(ü-auhad oder ai-amäjad (IV) 133, 133*, 136.
al-anäm s. na,f7r.
(dp 150 sub 6; alp gäel 150 sub 1, 3, 4.
Alpi:. Nadjm al-din Alpl, Ortokide, herrscht
überM. 134, 136; Verhältnis zu d. Seld-
jukiden-Sultanen 136*.
Altunbä 8. Abu Sa^id.
Ämid 125, 126, 128, 130/2, 135, 137, 143*;
Mauern und Inschriften 132*, 146 ff., 146*,
147\ 151^; Türme der Mauern (X) 146 ff.,
146», 147»; Wappen v. A. 151^
atnlr al-mu minin s. maülä, nasir^ nü^ir,
'Anqä, Vogel 152 Abs. 1 d. Anm.
Araber: „Sultan d. A. u. Perser" (V) 138.
Architekten, christliche unter muslimischen
Herrschern 148», 152^
Argün Aqä (Agä), Emir; unter den
Ilchanen Hulagü imd Abäga Statthalter v.
Chorasän etc. 159, 160; Kinder 160*, s.
Töchter an Prinzen kiinigl. Geblütes ver-
mählt 160; s. Tod 160, 160*.
Armenien (X) 149, 148; „König der Ar-
menier", schäh arman (V) 138, specieller
Titel der Atabeke von Chilat 139, 139 \
streng zu unterscheiden von „Sultan von
Diyärbakr, Kleinasien und Armenien" 1 50 f.
Anm. 3 a. E. — „König (malik) der
Länder Kleinasien und Armenien" (X) 153.
Armettn (armen.) = ^Imäd al-din 144 Anm. 1
Abs. 1.
Arteniden 151.
Arzindjän unter d. Mengutschekiden 156 f.
atähaJi s. qiUlug, fugriUikln, yilkäbak.
Atabeke 135, 136, 143, 150, Titulatur S. 150 ;
A.-Inschriften auf Kupfergefäßen 150*.
Auhad: Malik A. s. Aiyüb.
Auswahl der „Prinzessinnen", Titel 159*.
Azarbaidjän 149, 158, 160*.
Baalbek 150 sub 1.
Bäb al-mar'a „Tor der Frau", Bäb al-fa-
radj „Tor der weiten oder schönen Aus-
sicht", älterer und späterer Name des v.
d. Arabern in die Untermauer v. M. ge-
brochenen Nordtores (V) 138.
Bäbä (I) 127.
Backsteinbau 158.
Bahräm : Malik Sa^ld Fachr al-din Bahräm-
schah, Mengutschekide, Vater der Türän
156, 156^ 157; Inschr. in Kirschahr 157*.
Baiburt 125, 126, 152 ff., 152», 153*; zu 'JV
grils Besitzungen gehörig 154; unter d.
Mengutschekiden 156,156 \ 157; Citadelle
und Inschriften (No. 11, 12, 12 bis, 13)
152 ff.
hak s. quüug.
Bakr s. Abu Bakr.
Balak ihn Bahräm, Vetter Däwud's, lierrscht
über Charput 144* Abs. 1.
Bänü Mangutschak s. Mengutschekiden.
Baumwolle (VI) 140.
Blattweik in den Schäften bei Mobiliar-
Inschriften 157.
Borten-Inschrift 155.
Bosra 150 sub 7.
Broncener Spiegel mit Inschrift des Nur al-
din Urtuq-schäh 145 Anm. ; broncene Platte
m. Doppeladler 152 Abs. 1 d. Anm.
Bulgän-chätun, Enkelin d. Argun Agä 160*.
Bunte emaillierte Fliesen 160*.
Buriden -Atabeke 150, 150*.
Buyiden 128^ 130*.
Cairo s. Kairo.
Castellum Saidae = 5isn Ziyäd = Charput
144* Abs. 2.
Chalife(n) 127 f. Anm. 6, 130*, 135«.
chnlisat al-dunyä wal-dln, Titel d. Königin
Turän (No. 13) 156, 157.
Charput 125, 126, 137'; unter den Orto-
22*
172
NAMEN- UND SACHVERZEICBNISSE
kiden 142, 144 f. Anm., 145 Anm., 146
146 Anm.; unter einem Präfekten des
Seldjukiden-Sultans 1 44 ^Abs. 4 ; muslimische
Geschichte und Archäologie 144^ Abs. 1 ;
= yi§n Ziyäd (castellum Saidae) 144^
Abs. 2; Inschriften 142 ff. (Nr. 9), 146
Abs. 2, 152*, 179, Thu(e)rm(e) 179.
chätRn, Prinzessin 159.
al-Chidr, Ortokide, S. d. Ni?äm al-din (?)
Ibrahim 145 Anm., 146 Anm.
Chilät 139, 179 ; Belagerungen u. Eroberungen
139^; 8. a. Atabeke.
Christliche Architekten unter muslimischen
Herrschern 148^ 152^; ehr. Frohnarbeiter
d. Kreuzfahrerzeit 157.
chusrau Iran (X) 149, 150 sub 1.
Damascus 150 sub 5/6.
Däwud, Ortokide v. ^isn-Kaifä, Vater d.
Fachr al-din Qara-arslän 143; herrscht in
Charput 134\ in M. 144 Anm. 1 Abs. 1;
Genealoge (IX, X) 143, 149.
Delikatessen (VI) 140.
Din-Beiname 136, 138^.
Divri^ 152 Abs. 1 d. Anm., 156 Abs. 3,
Diyär Bakr 130; „Sultan v. D." (X) 149.
Dja'far (V) 138.
djahän s. pcüdawän.
Djahän-schäh, S. d. Tugril-schäh 153; Münzen
154^
Djazira 130, 150 sub 2.
Doppeladler als Wappen 151, 151 f. Anm. 1.
Doppelgreif 152 Abs. 1 d. Anm.
Dunyä-Form des Din-Beinamens 136.
ai'dunyä toal-dJn, Beinamen auf 136^.
Emaillierte Fayenceplatten 159; e. Fliesen
160, 160*.
Emir (amlr, cU-umarä") (A, B) 131, (C) 132,
(IX) 142, (XV) 159, 160; s. malik, näsir,
naslr.
Erzerum, imter Tugril-schäh u. Djahän-schäh
153, 153^; Moschee v. E. 152 Abs. 1 d.
Anm.
Eulogie 139.
Evli Badan, Turm d. Stadtmauer v. Amid
146, 148^ 149, 150, 151, lbl\ 152*.
Fachr al-din,Mengutschekide,s. Bahram-schäh.
Fachr al-din Qara-arslän, vierter Ortokide
von yi§n-Kaifä, herrscht über und baut
in Charput (IX) 142 f., 144, 145 Anm.,
150'; Sohn des Däwud, Freund und Ver-
bündeter des Atabeks Nur al-din Mahmud
143; Genealogie (IX, X) 143, 149; Regie-
nmgszeit 142^ 143»; Münzen 143^ 146»;
s Tod 143'; se. Nachkommen 145 Anm.
/ac/ir cU-mulRk wäl-8cUaf}n 151 Anm.; f. cH-
umma{^) 129».
falak al-maäl) (X) 147, 151 Anm.
(ü-fad/iü 8. ahu hfadail.
al-farädj s. Bäb.
Farbstoff (VI) 140.
Farkin s. Maiyäfäriqin.
Abu 1-fath s. Müsä.
Fatimiden 128 Anm., 146 ; Fatimiden-Kufi 128.
Fayenceplatten, emailliert 159, 160.
p wiläya 132^ 154.
Fliesen, emailliert 160, IGO*.
Frohnarbeiter, christliche 157.
Gäzän, Ilchän von Persien 160.
gäzl s. aJp.
Gäzl: Malik Mu^affar Schihäb al-dln Gäzi,
Aiyubide, Bruder des Aiyüb und des
Müsä, herrscht in M. 134, baut dort
133 f. Anm. 4 a. E.; s. Tod 141».
Gemüse (VI) 140^
Gesims 160; dekoriert 155.
Getränk (VI) 140; süße Getränke 140^
Getreidemessen (VI) 140.
Graben 129».
Grabkuppel (No. 15) 159, 160.
,, Grammatiker, d ^* (cU-^arfi) s Johannes.
Greif 151, vgl. a. Doppelgreif; Doppeladler.
Groß Vasallen (der Seldjukiden-Sultane bezw.
der Abbasiden- od. Fatimiden-Chalifen) 1 45 f.
al-Häkim, Chalif 127 f. Anm. 6, 128».
Hamdaniden 129.
Abu l-^Järith 8. Ahmad.
al-Sasan: 1) Buyide in Mosul 128», 2) s.
Abu 'Ali. — Abu 1-H. s. 'Abd al-Wähid,
Muhammad. — Abu .... al-^a8an, S.
des Muhammad, Richter (III) 129.
„Helfer der (ganzen) Menschheit" (IX) 142«.
„Hethitische Ecke", d. i. der Strich zw. Mosul
u. Qonia, 137».
^isn-Kaifä 128, 143.
gi§n Ziyäd = Charput 144^ Abs. 2.
Hofmarschall (Majordomus) als Amtstitel 155,
155*.
NAMEN- UND SACHVERZEICHNISSE.
173
Horoskop 136.
Hulägü(-Chan), Ilchan von Persien 160.
al-Husain (I) 127.
Qusäm al-din s. Timurtäsch u. Yuluq-arslän.
Ibrahim: Ni?äm al-dln(?) L, Ortokide 145
Anm. sab 2 Abs. 2.
Jerusalem, Inschriften des Chalifen al-Qäkim
in J. 1282.
iftichär cU-midük tcai-sdläfln 151 Anm.
Ikonographik, muslimische 137; christl. I. auf
Ortokidenmtinzen u. gleichzeitigen Kupfer-
geräten 152^
Ilchane 135^ 158, 159^ 160; Denkmäler der
I. in Azarbaidjän 160*.
Ilgäzl : 1 ) Nadjm al-d In IlgäzT, Ortokide, herrscht
über M. 134; 2) Qutb al-dln Ilgäzi, Or-
tokide, S. d Alpi desgl. 134.
^Imäd cU'din = armen. Ärmettn 144 Anm. 1
Abs. 1.
'Imäd al-dln Abu Bakr, Ortokide, S. des
Fachr al-dln und Bruder des Muhammad,
gründet in Charput eine kleine Dynastie
144^ Abs. 1, 2; diese wird entsetzt durch
Sultan Kaiqubädh I, herrscht aber an an-
derer Stelle weiter Abs. 4 der Anm. 1 auf
S. 144 f.; seine Nachkommen 145 Anm.
Inändj, türkischer Titel 151.
„Involutio" im Arabischen 142^.
Johannes oder Yahyä(?), Name eines Archi-
tekten 148^, m. d. Beinamen ai-sarfi „der
Grammatiker" 148 f. Anm. 3, 150.
Iran s. chtisrau.
al'idäm s. rukn, sMän,
Izz al-din s. Ahmad.
Kaichusrau II, Sultan, s. Wappen 136^
Kaifä s. tJisn-Kaifä.
Kairo: Chalif al-Häkim in K. 127 f. Anm. 6,
128*; der erste Aiyüb stirbt in K. 139;
Citadelle 152 Anm.; Kufi in K. 1282.
Kaikäwüs I, Seldjukide 152, 154.
Kaiqubädh I erobert Charput 144^ Abs. 2,
153^
Kämil s. Muhammad.
Kappadokien 153.
Käse (VI) 140.
Kirschahr 157^
Kleinasien 135, (X) 149, (XI) 153, 157.
Koransprüche 135.
Köinischahr 125, 158.
Kragsteine 138.
Kreuzfahrerzeit 157.
Kufi (Eckenschrift): einfaches K 127, 142;
blühendes sog. fatimidisches K. 127, 128^
130, 135, 136, 137; dekoratives K. 128*,
in Ägypten zugleich mit dem Naschi erschei-
nend 135'; quadratisches K. 160; K. und
Naschi in Mesopamien 135; K. und N.
in derselben bist. Inschrift (No. 4) 136,
237«. Fortdauer des K., als in Nordsyrien
schon N. eingeführt war 143; Kufische
Varietäten 143^. — Zerstörte kufische (?)
Inschrift (über No. 15) 160.
Kunstformen, persische 160.
Kupfergefäße mit Inschriften der Buyiden-
und Zengiden-Atabeke 150^. — K.-Geräte
m. christl. Ikonographik 152; K.-G. der
s. g. Mosul-Schule 157.
Kuppelbedeckte Rotunde, persischer Grabmal-
typus 158, 159^
Lasttiere, Markt der (VI) 140.
Löwe bezw. 2 Löwen als Wappen 135, 136*;
an d. Burg v. Charput 146; schreitende
L. an Ortokideninschr. in Amid 151.
Lu'lu', 1) Atabek in Mosul 150, 152 ; 2) höherer
Beamter (Hofmarschall) des Tugril-schäh
(XI, XH) 153, 154, 155.
(Abu l-)ma'äll s. al-Mufaddal.
Mahmud, Atabeke dieses Namens 1) in Da-
mascus 150 sub 6 ; 2) in Djazira 150 sub 2 ;
3) N. al-dln M. 135, 136, 143.
Mahmud : Malik Sälih Nä§ir al-dln Ma^^müd,
Ortokide, Erbauer der 2 Türme Evli Badan
u. Yedi Qardäsch in Ämid (X) 146 ff., 150» ;
Besitzungen in Kleinasieu und Armenien
150 f. Anm. 3; Nachfolger s. Vaters Mu-
hammad, Regierungszeit, Kriege, Oberherrn
152; t verrufen als Philosoph und Ketzer
152.
Mahmud, Seldjukiden-Sultan 134^.
Maiyäfäriqln 125, 126, 128, 131*, 132, 134,
138; Inschriften 126/146; L u. Bauten d.
Merwaniden in M. und in Amid 127/132;
Beherrscher v. 515 — 658 H. (1121—1260
p.c.) 134; Mongolische Belagerung 133*,
134 ; L und Bauten d. Aiyubiden 1 32/142. —
Muslimische Geschichte u. Archäologie von
174
NAMEN- UND SACliVERZBICHNISSK.
M. 126», 129^ 131* (Besuch des pere.
Reisenden Nä^iri Chusrau), 183 f. Anm. 4
a. E — Frühere Berichte ttber die Stadt-
mauern, sowie üb. Reparaturen u. Neubauten
daran 130 Abs. 1, 131^ 133 f. Anm. 4
a. E., 137^; gegenwärtiger Zustand der
Mauern 126*. — Moschee, von Gäzl er-
baut 12G^ 178; Basilika 178. — Nordtor
s. Bäb.
Majordomus (Hofmarschall) als Amt«titel 155,
155^
Malatia 13G^.
al-Malik al-^Adil: s. Muhammad.
cd-nudik al-'nUm oL-ädü 136, 146^ oä-m, dL-
§äl%h od-a. cd-a (X) 149; al-mdlika cd-^ädüa
156; al-m. cd-muaiyad 131^.
Malik Auhad s. Aiyüb.
Malik-Beinarae 136*.
Malik Kämil s. Mu^iammad.
Malik Mu'a^^am s. l^igril.
Malik Mu^affar s. Gäzi.
Malik Sa'ld s. Bahräm.
Malik Sälih s. Mahmud.
Malik-Titel* 146, 1*46*, 155 Abs. 1, 157^
malik cdrumarä^ 150^.
man^ür s. dbä man^ur^ od muaiyad,
(Abu) Mansür s. Sa'id.
Mar^a s. Bäb.
Maräga 160*.
Mardin 135*, 144^ Abs. 2.
Marktpolizei Verordnung (No. 6) 140.
Marokko 135*.
Marwan 128, (A, B) 131.
Massud, Seldjukide, S. QiHdj-arslän's I, Vater
Q.-a's II (XI) 153, (XII) 154.
Maudüd, Ortokide, S. d. Mahmud 15P Abs. 2.
Mauern s. Amid, Maiyäfariqln.
matdä amlr cd muminjn (II) 127*.
matdänä cd-sidfän (X) 145 Abs. 2 d. Anm.;
149, 150».
Mausoleum 158.
Mengelitekln, Tochter des Argün Agä 160^
Mengutschekiden (Banü Mangutschak), kleine,
Arzindjän und d. angrenzenden Landstriche
incl. Baiburt beherrschende Dynastie 155,
156, 157; Geschichte 156^.
Menschliche (?) Gestalt bei Inschrift 137.
Merwaniden 126/130; huldigen zeitweilig den
Fatimidon 128 Anm. — No. 2, No. 3,
A, B, C = einzige bisher bekannte mcr-
wanidische Inschriften 132. — S. a. Ahmad,
Sa'id.
Mesopotamien 135, 140, 141 ^
Ministerfamilie unter den Ilchanen 159'.
Mittelsyrien 135.
Mobiliarinschriften 127.
Mongolen belagern M. 133*, 134.
Monumentalschrift 135.
Moscheen s. Divigri, Erzerum, Kairo, Maiyä-
fariqln.
Mosul 137, 150 sub 3, 4, 147»; „Mosul-
Schule^', Kupferne Geräte der 157.
Mu'aiyid al-daula s. Na§r.
cd-muaiyad cd-mu^affar al-man§är 140.
cd'tnuazzäm, Epitheton des Monats Ramadan
in ägypt. Inschriften 160^.
cd-mübäräkj charakteristisches Epitheton des
Monats Ramadan in Persien 160^
cd-mudjähid cd-muräbif cd-muthägir (X) 149.
al-Mufaddal: Schams al-din Abu 1-ma^äli al-
Mufaddal, Prediger (IV) 137, (V) 138.
Mufarkin s. Maiyäfariqln.
Monatsnamen 160, s. a. Ramädän.
Muglth al-dunyä wal-din (XI) 153, (XII) 154.
Mul^ammad : al-Malik al-'Adil Saif al-dln Abu
Bakr Muhammad, Sohn des Aiyüb, Bruder
Saladins, Vater des Malik Auhad Aiyüb,
des Müsä und des Gäzi 134, (V) 138,
herrscht über M. 134, 135, 138, 152,
Oberherr s. Sohnes Malik Auhad Aiyüb
135 f., 135«.
Muhammad : Malik Kämil Näßir al-din Mu-
hammad, S. d. Gäzi, letzter Aiyubide in
M. 134, (VIII) 140 f., nicht zu verwechseln
mit seinen Oheim, dem äg.-syr. Sultan Malik
Kamil ]^uhammad 141; Regierungsantritt
141^ 142; von den Mongolen in M. be-
lagert und getötet 141, irrtümlich Malik
Aschraf (s. Müsä!) genannt 134**.
Muhammad: Sa^d al-daula Abu l-^asan M.,
Merwanide, Sohn des Ahmad, Statt-
halter V. Ämid(?) (B) 131, 132^
Muhammad: Nur al-din M., Ortokide, S.
d. Fachr al-din, Vater des Mahmud (X)
149, 145 Anm.; herrscht über Charput 144^
Abs. 1, über Ämid 149, 150 f. Anm. 3.
Muhammad : Vater des Richters Abu 1-I^asan
'Äbd al-Wähid (C) 132.
Muhammad, Vater d. Richters Abu ... al-
ijasau (III) 129.
NAMEN- UND SACHVERZEICHNISSE.
176
muhyl ai-adl 150^ Ab«.
äl-miiluk 8. fachr^ iftichär.
dt'tnuminJn 8. naslr,
Mumahhid al-daala 8. Sa^id.
Münzen 128 f. Anm. 3, 139S 143», 146»,
151 f. Anm. 1, 152», 152«, 153, 154^
al-murähif s. at-mudjähid.
Mü8ä: Mu;^affar al-din Abu 1-fath Müsä,
Aiyubide, S. d. Saif al-dln Abu Bakr Mu-
hammad (V) 137/8; Quellen 138»; Keg.-
Äntritt in M. 139; 8chäh arman 139, 139»;
Krieg mit dem Ortokiden Mahmud 152.
(ü-muslunln s. rukn, stdfän.
al-muthägir s. al-mudjähid.
a2-muzaffar s. al'tnuaiyad.
Mu^affar al-dln 8. Mü8a.
Nadjm al-dln 8. 1) Aiyüb, 2) Alpi, 3) Ilgäzi.
Nadjm al-dunyä wal-dln al8 Beiname 136.
Naschi (Rundschrift) 135, 136, 137, 139, 155;
Herkunft (aus Mesopotamien ?) 135, 143*;
Auftreten in Marokko u. Spanien zugleich
mit d. Almohaden 135*. — Das neu ein-
geführte N. gleichzeitig m. blühendem Kufi
verwendet 137 sub 1. — N. und Kufi in
derselben bist. Inschrift (IV) 136, 137*.—
S. a, Aiyubiden-N., Rankenwerk.
fM^lr al-anäm s. „Helfer der Menschheit".
na^Jr amir al'tnuminjn „der Helfer des
Fürsten der Gläubigen" (IX) 142/3, 145
Anm. Abs. 2, (X) 149, 150^ — nisir atnlr
(d-mu minin 145 Anm. sub 2 Abs. 2, (XI)
153, (XII) 154.
Näsir al-din s. 1) (Malik Sälih) Mahmud,
2) (Malik Kamil) Muhammad.
Näsir al-dunyä wal-din-Titel (X) 149 (vgl.
148).
Nai^r: Ni?äm al-dln Mu'aiyid al-daula Abu
1-qäsim Nasr, Merwanide, S. d. Ahmad,
(C) 132.
Abu Na§r s. Ahmad.
Nasr al-daula s. Ahmad.
Naurüz, S. d. Argün Aqä, Anhänger des
Ilchans Gäzän und von diesem schließlich
aus dem Wege geräumt 160.
Nizäm al-daula 132 2.
Ni^äm al-din Abu Bakr(?), Ortokide, S. d.
'Imäd al-dln 145 Anm.
Nizäm al-dlu(?) Ibrahim, Ortokide, S. d.
Imäd al-din 145 Anm., herrscht über
Charput 144^ Abs. 2.
Ni^äm al-din s. Nasr.
Nordsyrien 143.
Nur al-dln, Atabek s. Mahmud.
Nur al-din, Ortokide s. Muhammad.
Nur al-din Urtuq-schäh s. Urtuq.
Oberleitung v. Bauten durch höhere Beamte
154.
Ortokiden 126, 134/6; 0. v. IJisn-Kaifä
herrschen über Charput und gründen dort
eine Sonderdynastie 142/6, 144^; Ende
ihrer Herrschaft daselbst 144^ Abs. 2/4;
Verbleib der letzten 0. des Zweiges v.
Charput 146 Anm.; 0. in Mardin 135*,
O.-Schrift 147^; O.-Münzen 152^
pahiawän djahän 150 sub 1; p, (d-scham
150 sub 7.
Palästina 135.
Perser: „Sultan (Herr) der Araber und Perser"
V (138); persische Kunstformen 160.
Pferdehändler 140^
Präfekt {suhäschi) des Seldjukiden- Sultans,
in Charput 144^ Abs. 4.
Prinzessin unter den Ilchanen, Grabmal einer
(No. 15) 158 ff.
Proviantmarkt (VI) 140.
Qara-arslän s. Fachr al-dln.
Qara-hisär 152 Abs. 1 d. Anm.
Qäsim: Abu l-Qäsim s. Nasr.
Qilidj-arslän I, Seldjukiden-Sultan (XI) 153,
(XII) 154; Q.-a. II (XI) 153, 153S (XII)
154.
Qonia 137.
Qutb al-din s. Ilgäzi.
quüug atähdk 150, q. hak 147, 150.
Hamadän, Monatsname 137, 160^
Rankenwerk bei Naschi-Schrift 139; R.-Or-
nament an Schäften bei breitem Naschi
157.
Richter (HI) 129, (A, B) 131, (C) 132, (IV)
137, (V) 138.
rukn (d'islnm wal-muslimln 151 Anm.
Säbiq al-din (V) 138.
SaM al-daula, Merwanide, S. d. Ahmad s.
Muhammad.
Sa^d al-din s. Ahmad.
Sa'id : Mumalihid al-daula Abu Mansür Sa^id,
S. d. Marwän, herrscht nach d. Tode s.
Bruders Abu ^Ali al-Qasan in M. 128;
baut daselbst (II) 127 f., 129^; Regierungs-
176
NAHEN- UND SACHVERZEICHNISSE.
antritt 128^; Münzen 128 f. Anm. 3; s.
Tod 128, 130.
Sa'id: Abu Sa'id Altunbä (V) 138.
Sa^id: Malik S. s. Bahräm-schäh.
Saif al-din s. Muhammad.
Säläh al-din (Saladin) s. Yüsuf.
al'Sälih s. cU-malik,
cd'Sarfi 8. Johannes.
Sälih 8. Mahmud.
Salmäs 125,* 158 ff.
Salz (VI) 140.
Schafmarkt (VI) 140.
schah arman^ „König der Armenier" s. Ar-
menien.
Schäfte der Naschi-Schrift mit Ranken ver-
ziert 157.
ci-scham 8. pahlawän,
Scham8 al-din(?) s. al-Mufaddal.
scharaf cU'Umma(?) 129'.
Schihäb al-din s. Gäzi.
Schriftarten (Kufi, Naschi), Vorkommen beider
Seh. in derselben bist. Inschr. 136, 137^*;
8. a. Banken werk, Schäfte.
Schu^eb Schär in Mesopotamien 127^.
Seldjukiden 126, 130, 134, 135; 136, 146;
S.-Dynastie v. Erzermn 153; S.-Wappen
135.
Seldakiden 153.
Sesam 140 (VI).
Sidi Schebih, Grabmal d., in Kairo 127».
Silivan, offizieller türkischer Name v. M. 125.
Sindjar 151 ^ Abs. 2.
Sö'ört 125, 157.
Spanien 1351
spätkufisch 135^.
suhäschi 8. Präfekt.
Sukmän, Ortokide (IX) 143.
Sülaimän, Ortokide, S. des Ilgäzi, herrscht
in M. 134.
Snlaimän U, Seldjukiden-Sultan 153.
Stalaktiten als architektonisches Ornament
160«.
Steinmetz-Zeichen im nördl. Kleinasien 157.
Steueraufhebungsdekret (No. 6) 140.
sultän al-arman^ „König v. Armenien" s.
Armenien.
(al-)8ulfän = Sultan 131^ 134, 136, 138;
sultän (ü-isläm wal-muslimin 151 Anm.;
vgl. a. fadir, iftichär, Uzz, matUänä, Sultans-
titel; sulfän = Herrschaft 131.
„Sultan V. Diyär-Bakr, Kleinasien und Ar-
menien" (X) 149, 150 f Anm. 3 a. E.,
vgl. a. Araber, acMh arman, suUan ai-
arman^ Perser, Seldjukiden.
Sultäniya 1601
Sultanstitel, Veränderung seines Werten 136,
136*, 152 Abs. 1.
Syrien 135, 140, 143.
Tabriz 160*.
Taqi al-dln s. 'Umar.
Taschkend 128«.
Teppiche m. Doppeladler 152 Abs. 1 d. Anm.
Tierfiguren 137, 137»; Tiergestalten auf
Münzen 151 ^
Timurtäsch: ^usäm al-din Timurtäsch, Or-
tokide, herrscht über M. 134.
titres en <id-din u. t, en ad-dunyä wad-dtn
(Index des Corp. inscr. ar.) 136^.
Tor 8. Bäh; Tor-Erker 138.
„Töter der Ungläubigen und Polytheisten",
(IX) 143.
Xugril-(8chäh) : Malik Mu'a??am Tugril, Seld-
jukide, einer der 12 Söhne Qilidj-arsläns
II, anfangs Herrscher von Abulustain in
Kappsdokien, dann von s. Bruder Sultan
Sülaimän II nach Erzerum versetzt 153;
erste inschriftliche Kunde a. d. Inschriften
V. Baiburt (XI, XII, XH bis) 152 ff;
Chronologe 153^; Münzen 153'; Genea-
logie 154; Titel 154, 154^ Oberherr 154.
tugriltikln atähak 150 sub 1 — 3.
Tugtikin, Atabek in Damascus 150 sub 5
(ihn) Tulün, Moschee des, in Kairo 127*.
Türän - malik , Mengutschekiden - Königin,
Tochter des Malik Sa'Id Fachr al-din
Bahräm-schäh 155 f.
Türme s. Amid, Charput, Evli Badan, Maiyä-
färiqln, Yedi Qardäsch.
'Umar: Taqi al-dln 'ümar, Neffe Saladins,
herrscht als dessen Vasall in M. 134, 134^
al-umarä^ s. malik,
cU-umma s. scharaf^ fachr.
Unur, Atabek in Bosra 150 sub 7.
Urfä 130.
Urmia-See 158.
Urtuq: 1) Begründer des Ortokidenhauses
(IX) 143, (X) 149. 2) Nur al-dln Urtuq-
schäh, Ortokide der Linie von Charput,
145 Anm. Abs. 2 und a. E., 146 Anm.
Urtuq-arslän 136^.
wa-dhälika = ^und der Bau fand statt" 140*.
> V
k.
NAMEN- UND SACHVERZEICHNISSE. — NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN.
177
Wähid 8. *Abd al-W.
Wappen 135/6, ISB*, 151; W.-Kunde 136.
Yahyä s. Johannes.
Yedi Qardäsch „die sieben Brüder", Turm
der Stadtmauer v. Ämid 146 fif., 146*,
147», 150; Bauart 147 Abs. 1.
yükäbak aiähak 150 sub 7.
Yuluq-arslän : ^üsam al-dln Y.-a., Ortokide,
herrscht über M. 134.
Yüsuf: Salä^ al-dln Yüsuf (Saladin), Aiyn-
bide, erobert und herrscht in M. 134, 134'.
Zackenverzierung zwischen Borten - Inschrift
und Gesims 157.
Zangi, Atabek in Baalbek 150 sub 1.
Zengiden 150, 151^ Abs. 2.
Nachträge und Berichtigungen.
S. 7 oben : Meißner weist mich mit Recht darauf hin, daß man die Nominativ-Form kihräium
in dieser alten Zeit noch nicht für einen casus obliquus in Anspruch nehmen dürfe, also etwa:
„dem die 4 Weltgegenden .... gehorchen".
S. 10 Anm. 1 lies: Heuzey, vgl. „Klio IV S. 387". Dazu ist jetzt Ed. Meyer, Sumcrier und
Semiten in Babylonien (Abh. Berl. Ak. d. W. 1906) S. 13 Anm. 1 und S. 76 zu vergleichen.
S. 10 letzter Absatz mit Anm. 5: Im Gilgami§-£pos handelt es sich anscheinend um eine
Combination von Vorgängen des Tages- und des Jahreswegs der Sonne, s. Klio IV S. 258 Anm. 1
und vor Allem Jensen, Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur I S. 109.
S. 11 Abs. 2 letzte Zeile lies: „den Ameli^yEa, den Steuermann (Schiffer) des Üi-napütim-
Xisuthros und des GilgamiS".
Zu S. 15 Anm. 4 vgl. S. 66 Anm. 4.
8. 24 Abs. 5 streiche die „12".
S. 32 Z. 6 lies: „unterscheiden:"; S. 33 Anm. 9 Z. 3 lies: J^u,
S. 33 Z. 7 u. 11, S. 35 Z. 2 v. u., S. 40 Z. 4 ües iUüldku-VM (wie richtig S. 40 Z. 2).
S. 33 Z. 7 ff., S. 35 vorletzter Absatz : „und dessen Hände sie beide (Samafi und Adad) die
Gebirge erfassen ließen (Dual!)" (Meißner).
S. 34 (und Tafel D) Z. 21 g. E. lies: [i%\d-d%.
S. 45 (No. 24). Adadnirari III muß jetzt als A. IV bezeichnet werden, s. S. 165 Anm. 2.
S. 47 Z. 1 streiche a-di"^; Z. 1/2 statt =*•»•* zähle »•*•*; Z. 3 statt « zähle ^ Anm. 2 statt
„Z. 4" lies: „Z. 5". — Z. 8 des Textes statt kit lies Jcit und a. E. lies dar''m[at], Z. 10 d. T.
[-4]r-[5rt]l-<ti-ti.
S. 45/7. Die seitens der Kgl. Museen vorbehaltene Veröffentlichung des Textes Salmanassar^s TU
(No. 25, Fig. 22) soll erfolgen in den „Vorderasiatischen Schriftdenkmälern« Bd. I S. 58 No. 69.
Unmittelbar vor Abschluß dieser Nachträge habe ich durch Ungnad's Güte seine, auf eindringendes
Studium des äußerst schwierig zu lesenden Originaltextes gegründete Publication in den Aushänge-
bogen einsehen und mit ihm am Original kontroliren können. Es ergeben sich folgende Verbesse-
rungen meiner S. 47 mitgeteilten Lesungen. Z. 4 statt H lies }iir\ Z. 5 nicht Ä:a. sondern TAQAZU:
Z. 5 a. E. lies ina ki-nh taf^zi „in der Schlacht". — In Z. 12 (einer der undeutlichsten Zeilen)
ist schwerlich ki-be u[tn]-ma zu lesen. Was ich für den Anfang von um hielt ist na oder der An-
fang eines entsprechend beginnenden Zeichens. Daher Abs. 4 v. u. zu streichen und in Anm. „2"
(nunmehr als Anm. „1** zu utn-ma in Z. 5 des Textes zu ziehen, während Anm. „l** die Zahl
„2* erhält) die Worte „und somit" bis „vorliegen" und der letzte Satz : „Ersteres ist jedoch ....
das Wahrscheinlichere" zu streichen. — Abgesehen von diesen Berichtigungen der keilinschriftlichen
Lesungen ist zu erwägen: Z. 8 wohl eher sab-mai-tu als das unbelegte Jcü-har-tu, — In Z. 10 hat
Ungnad hinter ku-ra-di-Su erkannt sur-du: sur-du-ma il['lik] „er (der Fluß Z. 4) floß und strömte
(von den Leichen seiner Krieger)". Dadurch wird die den Spuren nach mögliche Ergänzung
[A]r-[g%]§'tU'U fraglich. — Wichtig ist schließlich als Bestätigung der Bestimmung des Textes,
daß Z. 15 beginnt: äamaä-üu {atnelu) iar-ia-ni.
S. 55 Z. 4 V. 0. lies: „mit ihm".
Abhudlongen d. K. Oei. d. Wi««. sn Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 9^.
23
178 XACHTRÄGE UND BERICHTIOUNGEN.
S. 58 Z. 3 Y. a. lies: „hethitischen^.
8. 60 Z. 2 : im Innern des zweiten Zeichens nicht 2 gekreuzte, sondern 2 wagrechte Keile
hinter einander.
Zu S. 60 (No. 44) Z. 3 v. u. vgl. noch Hnntigton, Verh. Berl. anthrop. Ges. 1900 S. 142 Abs. 2.
S. 66 Abs. 8. Man pflegt bei der Bestimmung der Lage v. ArzaSkun (Verh. Berl. anthrop.
Ges. 1893 S. 71 ; ZA. XIV 111 f.) meist etwas weiter nach NO. zu gehen, als nach Salmanassar^s II
Angaben unbedingt nötig, der es (Mon. 48 — 59) von Daiaäni kommend erreicht, um später an das
„Meer von Na'iri^ (s. sogleich) zu gelangen.
S. 66 Abs. 4. Das „Meer von Nalri" bei Salmanassar II ist der Vansee, nicht der Urmia-See,
wie Schrader („Die Namen der Meere** in den assyrischen Inschriften, Abhandl. Berl. Ak. d. W. 1878
S. 190) annahm. Dieser wird vielmehr bei Salmanassar II als „Meer von Zamua (unseres Hauses)'^
dem ''Meer von Nairi** direkt gegenübergestellt (s. S. 170 unter Zamua). Für den Van-See kennen
wir bisher folgende assyrische Bezeichnungen : „Meer von Nalri**, „oberes Meer von Nairi*', .oberes
Meer des Sonnenuntergangs** (d. h. das westliche der beiden oberen Meere) ; — für den Urmia-
See: „Meer vom Lande Zamua (unseres Hauses)**, „unteres Meer von Nalri**, „oberes Meer des
Sonnenaufgangs** (d. h. das Ostliche der beiden oberen Meere).
S. 67 Bub. 2. Daß die Kimmerier durch den Darielpaß, die „Skythen** (unter ihnen die
A(I)Sguzäer) durch den Paß von Derbent in Asien eingedrungen sind, ergiebt sich aus Herodot
I 103, IV 1, 12 und wird bekanntlich durch den keilinschriftlichen Befund (AOF I, S. 484 ff.)
bestätigt. Der historische Gehalt dieser mit Unrecht vielfach gänzlich verworfenen Nachrichten
des Herodot ist damit keineswegs erschöpft : vgl. a. Verh. Berl. anthrop. Ges. 1899, S. 47 Abs. 2 u. 4.
Zu S. 67 sub 3. PräSek schreibt mir in seiner verdienstvollen Geschichte derMeder und
Perser (1906 Bd. I S. 148) irrtümlicher Weise die Ansicht zu, die Armenier seien gleichzeitig
mit den Phrygern und Bithynem nach Kleinasien gekommen und scheint zu glauben, daß ich diese
Einwanderung der Phryger und Bithyner um 900 v. Chr. ansetze. Ganz abgesehen davon, daß die
Phryger im engeren Sinne doch wohl erheblich früher als die Thyner und Bithyner (s. u.) die Meer-
engen überschritten haben, bin ich vielmehr der — mehrfach deutlich ausgesprochenen — Ansicht, daß
die Vorfahren der Armenier zu den ältesten Schüben der seit dem 2. ev. schon seit dem 3. Jahr-
tausend V. Chr. verfolgbaren thrakisch-phrygischen Einwanderung gehören; eben deshalb sind sie,
vor ihrer Einwanderung nach Armenien, schon relativ so weit nach Osten vorgerückt. PräSek
selbst betont ja (S. 149), daß ich im Anschluß an Kretzschmer, Einl. in die Gesch. d. griech.
Sprache S. 210, auf die Gegend der Halysquelle und die Akilisene als für die älteren Sitze der
Armenier in Betracht kommend hingewiesen habe.
Ein noch stärkeres Mis Verständnis ist es, wenn ich nach Präiek S. 148 gleichzeitig behauptet
haben soll, die Verfahren der Armenier seien mit den Kimmeriem nach Kleinasien gekommen.
Schon chronologisch könnte ich das nicht angenommen haben, selbst wenn ich die Armenier erst um
900 in Kleinasien hätte einwandern lassen. Denn der Einfall der Kimmerier beginnt unter Rusas I von
Urartu (t714 v. Chr.). Geographisch-historisch steht es in noch schärferem Widerspruch zu meinen
Anschauungen und Äußerungen, nach welchen die Armenier von Westen her nach Kleinasien ge-
kommen sind, während die Kimmerier durch den Kaukasus, also von Nordosten her, eingedrungen
sind. Der Einbruch der Treren aber und anderer thrakischer Völkerschaften (so wahrscheinlich der
Bithyner), die — um dieselbe Zeit, wie die Kimmerier durch den Kaukasus, — von Westen her in
Kleinasien eindrangen, liegt m. E. (s. o.) unendlich viel später als das Einrücken der Vorfahren
der Armenier in Kleinasien. Vielmehr habe ich in meinem Vortrage „Die Einwanderung der
Armenier im Zusammenhang mit den Wanderungen der Thrakier und Iranier**, der nach den für
die Verhandl. des XIII. Internat. Orientalisten-Kongresses geltenden Vorschriften nur in einem
dürftigen Auszug veröffentlicht werden konnte, betont, daß das Eindringen der Armenier aus ihren
letzten kleinasiatischen Sitzen wahrscheinlich in das nachmals nach ihnen benannte
Gebiet mit dem Vorstoß der Treren etc. und dem Zurückfluten der Kimmerier von Lydien her
zusammenhänge und darauf hingewiesen, daß die armenische Tradition dafür, freilich unter einer
gänzlich unhistoridchen und sagenhaften Umhüllung, Anhaltspunkte biete. Näheres anderenorts.
S. 67 letzter Absatz. Tiglatpileser III muß jetzt als T. IV bezeichnet werden, s. S. 169 Anm. 1.
Die Burg von Toprakkaläh wurde von Rusas I (t714) angelegt (ZA. IX 349 ff.; Berl. Sitzungsber.
iNACHTUÄGK UND nERICHTIÜUNGKN. 179
1900 S. 624 No. 126 + No. 127 [zur gleichen Stele gehörig!] und etwa um die Zeit der Halys-
schlacht (585 v. Chr. nicht — gegen Hüsing OLZ 1907 No. 1 Sp. 23 — 577 oder 556 v. Chr.)
— wahrscheinlich unter Ilusas III, Sohn des Erimenas, — zerstört. Zur Chronologie der späteren
Chalderkunige vgl. vorderhand „die Einwanderung der Armenier*' a. 0. S. 134 und ZDMO. 58 (1904)
S. 821. PräSek's Annahme (a. 0. S. 142 f., 145) das Reich Urartu-Chaldia sei schon durch den
„Skythen-Einfall'' vernichtet worden, kann ich nicht beipflichten. Nach den vorliegenden Nachrichten
halte ich es vielmehr für sehr fraglich, ob die „Skythen** überhaupt das Gebiet von Urartu berührt
haben. Die Gesandtschaft Sardur's IV (III) an Assurbanabal trägt keine Erniedrigung in sich.
S. 68 Z. 9 v. 0. hinter „mykenischen** füge ein: „und westkleinasiatischen".
Zu Figur 56, S. 84 No. 14 ist noch zu bemerken, daß der Sitz des Sessels, auf dem die Göttin
thront, mit einem Kissen belegt ist, das eine ähnliche Musterung zeigt wie die Gewänder der
Göttin und der Anbeterin. Zu beachten ist auch die Säulenform der Sesselbeine.
Zur Darstellung des Blitzes (S. 80 f. Fig. 50) ist noch der in Assur gefundene Blitz aus
Goldblech, Mitteil. d. D. Or.-Ges. No. 28 bei S. 17, zu vergleichen.
S. 85 Anm. 1 Z. 1 lies: „Klunkern«.
S. 92, Anm. 4 Z. 3 v. u. streiche „davon".
Zur Tontafel mit qüa8i-„hethitischen*' Hieroglyphen (Fig. 81a, b; S. 108 f.): In Boghaz-
kiöi als einer Hauptstätte „hethitischer" Felsskulpturen mit hieroglyph. Inschriften sind bisher
zwar Tontafeln in einheimischer Cheta-Sprache, aber in Keil- nicht in Bilderschrift gefunden.
Das sieht zunächst nach einer Bestätigung der Annahme aus, daB die „hethitischen" Hieroglyphen
einer späteren Zeit und ev. einem anderen Volkstum angehören: doch muß die Fortsetzung der
Grabungen abgewartet werden.
In Figur 80 (S. 108) ist „Fig. 3« zu tilgen.
S. 106 Z. 4 statt „3" lies: „5", S. 107 Z. 1 lies: „auf der anderen 1 voll, eine zweite z, T.,
eine dritte" etc.
S. 107 No. 38 sub c Z. 2 lies: „(Z. 1 Anfang: 20, Z. 2 Anf.: 65)".
S. 117 sub 55 Abs. 2 lies: „der, die ganze Oberfläche bedeckende, glänzende Überzug".
Zu S. 119 unten u. 120 mit Anm. 1 ist nachträglich hinzuzufügen, daß wie in Gordion so
auch nach den von H. Winckler initgebrachten, von Zahn in der Sitzung der Berl. archäol. Ges.
vom 5. Februar 1907 erläuterten Proben in Boghazköi dieTonwaare mit rotem glän-
zendem Überzug vertreten ist Daneben findet sich eine völlig anders geartete, nach Zahn den
Galatem zuzuschreibende polychrome Keramik, während die feinere Tonwaare von Toprakkaläh in
ihrer Einheitlichkeit die Tatsache wiederspiegelt und bestätigt, daß wir es hier nur mit der einen
chaldischen Besiedlung (s. oben zu S. 67 letzter Absatz) zu tun haben.
S. 120 beim letzten Wort des Haupttextes streiche die „*)".
Zu S. 124 Anm. 3 u. 4 s. die Nachträge zu S. 63 sub 3.
S. 126 Anm. 3. Die von Gäzi erbaute Moschee von Maiyäfäriqin ist, ebenso wie eine stolze
Basilika, noch heute in großartigen Ruinen erhalten.
S. 139 mit Anm 1. Chilät ist das heutige Achlat(h).
Zu S. 146 mit Anm. 3. Außerdem sah ich an dem Turm der Burg von Charput eine Anzahl
schwer erreichbarer Inschriften in arabischer Schrift nämlich 1) eine an der Süd- oder Südostscite
3 zeilig, umrahmt : al-malik, lil-malik und al-suHän kommen vor ; 2) einzeilig an der Nordseite über
4 Steine laufend, 3) ebenda einzeilig über 6 Steine laufend; 4) und 5) auf der Westseite des
Turmes tiefer belegen auf je einem Steine, in einer derselben al-malik, — No. 1 erblickte ich vom
Eingang der Burg aus, No. 2—6 von aussen her, aus der Schlucht des Flüßchens Saburnak, die
von Charput zur Ebene von Mezrä an dem Dorfe Hussenik* vorbeiführt : dass es sich um zwei ver-
schiedene Türme handeln könnte, erscheint mir nachträglich nicht ganz ausgeschlossen.
C. F. Li.-H.
S. 129 Z. 3 lies ABU.
Tafel IX No. 3: statt Abu l-na^r lies Abu Nasr.
M. V. B.
23*
Inhalt.
Seite
Vorbemerkung 3
Erster Abschnitt.
Stein-, Fels- und Bauzlegelinschrifteii In assyrischer Sprache.
Skalptaren aas babylonisch-assyrischer Zeit.
Nummer ^' Altbabylonisch BS und Verwandtes.
1. Weihinschrift Dungi's I 6
2. Fragment einer Königsinschrift 6
3. Siegelcylinder von Gök-täpä bei Urmia 8
n. Alt ES syrisch es.
a) Tukalti-Ninib I.
4. 5. Backstein-Inschriften 12
b) Tiglatpileser I.
6. Die Siegesinschrift von Yungalu 15
7. Felsinschrift am Ausgange des Tigristnnnels 16
III. Assyrisches mittlerer Zeit.
a) Assurnasirabal.
8. Große Stele von Babil bei Djeziret-ibn-Omar 19
9. Ziegelinschrift aus Nimrud 22
10. Tatze mit Inschrift aus Nimrud (Hand?) 23
11. Fragmente der Annalen aus Nimrud 24
12. Türkolosse aus Nimrud 26
b) Salmanassar ü.
13 — 18. Backstein-Inschriften 26
20>)— 23. Inschriften des Tigris-Tunnel- Ausgangs und seiner Umgebung ........ 31
c) Adadnirari III (IV»)).
24. Nebo-Statue in Nimrud 45
d) Salmanassar III.
25. Stelenfragment, Argistis (1) nennend 45
1) Die 19 ist bei der Numerierung versehentlich übersprungen worden.
2) Vgl. S. 165 Anm. 2.
INHALT.
181
Nommer Seite
IV. Sargoniden.
a) Sargon n.
26. 3 zeilige Ziegelinschrift 48
27 — 28. Die someiische fiackstein-Inschrift 49
b) Sanherib.
29. Ziegel aas EAE. ZI 49
30. Ziegel aas Borsippa 50
31. 32. Zwei Ziegel aus Tarbi? 51
c) Assarhaddon.
33. Inschrift vom Ngüb(-Tunnel) 62
d) Assarbanabal.
34. Steinfragment: arabischer Feldzag 54
35. Weihinschrift an Ninib von Ealach nach Besiegang des Teamman von Elam ... 55
V. Assyrisches unsicherer Zuweisung.
36—38. a) Weitere Fragmente aas Babil 56
39—42. b) Die Skalptaren von Maltaiya * 57
c) Einzelnes.
43. Eiesel mit 3 zeiliger Inschrift 59
44. Skulptaren-Fragment : Eampfscene 60
VI. Assyrische Inschriften voramenischer Könige.
45—47. a) Die Inschriften der Sardarsbarg (Van) 61
48. b) Die Opfernische aaf dem Vanfelsen 63
c) Die assyrischen Versionen
der beiden chaldisch-assyrischen Bilingaen.
49. Eel-ä-Sln-Stele 64
50. Stele von Topzaaä 64
Zweiter Abschnitt.
Materialien zur Kultar und zur Herkunft der Chalder,
Tomehmllch aus den Ausgrabungen auf Toprakkaläh bei Tan.
Einleitang 65
I. Der Felsenbau.
#
1. Rusas' II Felsenfeste „Eal^ah" bei Mazgert 70
IL Die Steinbearbeitung.
2. Mosaiken des Faßbodens im Tempel von Toprakkaläh 72
3. Stelensockel Hassan-kaFah 76
4 5. Steintafelfragmente Toprakkaläh 76
6. Torso Van-kafah 76
7. Gefäßfragment (Porphyr) mit rahendem Wiederkäaer 80
8. Steinplatte mit Blitz .80
9. 10. Hände aas Gips 81
11. Steinskalptar mit Metalleinlage 81
12. Steingewicht 82
13. Enöchemer Armring mit Inschrift 83
182 INHALT.
Nimraier Seite
III. Der Wasserbau 83
lY. Die Metallurgie.
14. Goldplatte: Göttin mit Anbeterin in getriebener Arbeit 84
15. Broncene Henkelfignr 86
16. Silberne, goldbeschlagene Büchse, enthaltend Schwefelsilber 89
17. Silberne Tiegel 92
18. Broncestift mit Goldspitze 92
19. Kleine broncene Gefäße 92
20. Broncener Kandelaber 93
21. Broncener Thronfuß 95
22. 23. Greif und Säule, Teile eines Broncethrones 96
24. Blattkranz 98
25. Statuette (Vergoldete Bronce und Gestein) 98
26. Broncefries 99
27. Weiheschüd 99
28. Bronce-Schale mit hieroglyphischen Zeichen 100
29. Eiserne Waffen und Schneidewerkzeuge 101
30. Großer Wandring zum Anbinden von Tieren (?) (Bronce) 102
31. Ein anderer (Eisen) 103
32. Ein kleinerer (Bronce) 103
83. 34. Henkelstück einer Bronce- und einer Ton-Kanne 104
35. Zweigeteilte Bronceschale (Lampe?) 104
y. Die Keramik.
a) Tontafeln und Siegel.
36. Brief an Rusas II 105
37. Zahlenliste 106
38. Tontafelfragmente 107
39. Siegelabdruck (Schiffsprocession) 107
40. Tontafel mit hieroglyphischer Inschrift 108
•
b) Kleinere Gefäße besonderer Form.
41. Henkelkannen 109
42. Spitzbecher 110
43. Tiegel verschiedener Größe 110
c) Die großen Pithoi.
44. a) Die großen Pithoi aus dem Vorratsraum 110
45—52. ß) Die Pithoi mit Schnur-Ornamenten, keilinschriftliche Maßbezeichnung und Rand-
yerzierung durch Tierskulpturen 111
53. d) Die bemalte Vase 116
54—60. e) Die Gefäße mit dem rotglänzenden Überzug 116
VI. Zur Herkunft der Chalder 120
Dritter Abschnitt.
Arabische Inschriften, bearbeitet Ton Dr. Max ran Berchem.
Vorbemerkung 125
INHALT. 183
Nummer Seite
Maiyäfäriqin.
1. Grabinschrift 126
2. Bauinschrift des Merwaniden Abu Mani^Qr Sa* id. 391 H 127
3. Bauinschrift des Merwaniden Abu Na$r Ahmad. 416 H 129
Darin mitbehandelt drei von Niebahr 1766 in Ämid kopierte Inschriften:
A und B. Baninschriften der Merwaniden Abu Nasr Ahmad. 444 bezw. 437 H.
G. Bauinschrift des Merwaniden Nizäm al-din Abu 1-qäsim Nasr. 460 H.
4. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Auhad AiyQb. 599 H 132
5. Bauinschrift des Aiyubidein Malik Aschraf Müsä. Zwischen 607 und 615 H. . 137
6. Fragment eines Dekretes 139
7. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Muzaffar Gäzi. 623 H 140
8. Bauinschrift des Aiyubiden Malik Eämil Muhammad. 644 oder 654 H. . . . 140
Charpnt.
9. Bauinschrift des Ortokiden Facbr al-din Qara-arslän. 561 H 142
Amid.
10. Bauinschrift des Ortokiden Malik Sälih Mahmud. Um 605 H 146
• • •
Baibnrt.
11. 12. 12 bis. Bauinschriften des Sel4jukiden Malik Mu^azzam Tugril. 610 H 152
13. Bauinscbrift der Mengutschekiden-Königin Türän (?). Anfang des XIII. Jahrb. . 155
Sö'ört.
14. Fragment 157
Salmäs.
15. Grabinschrift einer Prinzessin unter den Ilchanen. XIV. Jahrh 158
Yerzeichnis der Abbildungen.
TextbUder 161
Tafeln 164
Namen- und Saehyerzeiehnisse.
Zum ersten und zweiten Abschnitt (H. Latter mann) 165
Zum dritten Abschnitt (C. F. Leb mann -Haupt) 170
NachtrXge und Beriehtigungen 177
Tafd 1.
Fragmenl vom Oberteil der Stele Assurnasliabal's lli. an der Quelle von Babil bei Djeztreh.
Tattl II.
Tafel III.
|anassar's H.Wgr.II),
zugeschrieben.
L^
ifTT
\/
> — -<
i\
A
tt-k-^T^A^
^
Ä
'<2< K^ff]*^ ^\^ ^A^ pfTF ^-ff
»sar's H. von der
stunnel ("Tgr.IV).
Tafel IV.
Pi>^ P^-P—
J
Tafel r.
r^
>-^^:^
Nebo-Stalue in dem von Adadnirari 111. und Sanirnuramat erbauten Nebolempel zu Kalach, in situ aufgenommen (Rückansicht).
ur Ableitung eines Canals aus dem großen Zab nach Kalach-
Nimnid, in Assarhaddons Neugestaltung.
I Maltaiya. Gruppe U.
Et-
ArdbiacJi« Inachrißen. Taf(^ I^-
No. 14. Sö'iirt. No. 1. Maiynfdriqin: O'rabiiist^rift.
No. 3.
Maiyätäriqm: Bauinschrift des Merivanideii Alnil-na^ AJmad. 4ia H.
■Idmaandw Buchlundlani, Berlin S.-W. Me\Mtib*iök %%»«.. b.^<xii>.'«.. '«kW
H
1
.1
1^
I
^1
Arabische Inschrißen. 7«/^ ^1-
Zk A'o. ^. Drei Imrhriften am Amkl mich Nwbuhr.
No. 9.
Charput: Bauinschrift des Ortokide» Fachr al-din Qüra-arsia». 561 H.
WddnMnatcbc BuchhandluriR, Brtlin S.-W. Mcis«nbKti SUHuAi 6i'iiTo.^-,^*<\v&-^<5*iwfiM.\'»,.
Araiisau! Inschriflcn. Tafel XU
Maiyafäriipn.
.\o. ;.
riimin^hrifl *»■ AhfalM.;! Malil; Mutafar (hm. W:) H.
\.,.^„„.le. -V"-'".
ftminWiri/l ,1,-t Ai,jiil,H.„ M,ilil: J.r/.ra; .1/««» (Wi;---'.7; Hl lhm,„hi,ll .)., A,,i„l.;,l.i, Utilit Kaiu',1 Malmimiw
/eidmaBlltcbc Buchhandlung, Berlin S.-W. WtW:^*«'^ ^*««' *• ^^^^ ■'****■'■'
A.rciiitc}u Inxhriß. nfä ZIU
No. 10.
BauliiKlirifl *,i (>rl«ki,lni Malit Silijr. Mlllmiid. Um 6W5 Ä
Weidmannsche BuchhandLunj:, Berlin S.-W. Mciicnbach RilU\V^ &. <;.tiTO.^.,%it«.xv-'s*sswfit«.v%,
AraÜKhe iTiackrifUn,
Baümri. Tafl XIV.
.Vo. 11
Bauiiiivhrifl den •Sefitjukidpii Mulik Mji'a^zam Tiiqrü. ölO H.
X«. 13.
D)*«Hii.»i(!T Ä)!f. {Etna XIU—XIV. Jahrhmidert.)
W«\«tto«Ä TOSMMk fc t:»iK*,^
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DEB WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINOEN.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
NEDE FOLGE BAND IX. Nro. 4.
Analyse
der
Offenbarung Johannis.
Von
J. Wellhausen.
Serlin.
Weidmannsche Bachhandlang.
1907.
Analyse der Offenbarung Johannis.
Von
J. Wellhansen.
Vorgelegt in der Sitzang vom 26. Januar 1907.
Die Apokalypse ist kein Drama, sondern eher ein Bilderbuch. Das Be-
streben die Bilder in Reihe zn bringen ist vorhanden, aber nicht durchweg ge-
lungen. Das war auch nicht möglich, weil manche Bilder das selbe in etwas
verschiedener Weise darstellen , wie z. B. die Variationen der sieben Plagen.
Der Verfasser, der sich Johannes nennt, hat vielfach Vorlagen benutzt. Er hat
sie jedoch nicht unverändert aufgenommen, sondern seinem Werke assimilirt,
nicht bloß durch Einleitungen, Zwischenstücke und Ausleitungen, sondern auch
durch innere Überarbeitung, und noch nach ihm scheint eine Überarbeitung in
anderer Weise und kleinerem MaSe sich fortgesetzt zu haben. Wenn es 22, 18.
19 heißt: „wenn einer etwas zu den Worten der Weissagung dieses Buches zu-
fügt, dem wird Gott die darin beschriebenen Plagen zufügen, und wenn einer
etwas davon wegnimmt, dem wird Gtoit seinen Anteil am Baume des Lebens und
an der heiligen Stadt wegnehmen", so lag die Versuchung nahe, vor der hier
gewarnt wird, und sie wurde vermutlich nicht immer überwunden. Ich glaube
namentlich einen Herausgeber an zwei Stellen deutlich von dem Verfasser unter-
scheiden zu können. In gleichgiltigen Fällen rede ich öfters von Redaktion im
Allgemeinen, da die Unterscheidung der Stufen zu gefährlichen Subtilitaten
führen kann.
Die Hauptsache ist das Abkratzen der Tünche überhaupt, die reinliche
Ausscheidung der Vorlagen. Denn davon hän^ das Verständnis ab, weil man
sonst auf sckwankendem, doppeltem Boden steht. Johannes schrieb während der
Christenverfolgang unter Domitian; die Vorlagen sind aber älter, wenngleich
sie meist die Zerstörung Jerusalems hinter sich zu haben scheinen. Nur 11, 1.2
und 12,1 — 17 stammen aus der letzten Zeit des römischen E^rieges gegen Jeru-
salem. Diese sind auch am deutlichsten jüdisch. Man kann zwar noch für
1*
4 J. WBLLHAÜSIN,
manche andere jüdischen Ursprung vermuten. Aber jüdischer Charakter im
Allgemeinen genügt nicht um eine solche Vermutung zuverlässig zu begründen;
denn die Christen kopirten das Schema und den Inhalt der jüdischen Esehato-
logie. Sogar christianisirende Zusätze der Redaktion zwingen nicht zu dem
Schloß, daiß die Vorlage nicht christlich sein könne. Dagegen ist es ein unan-
fechtbares Kennzeichen des Jüdischen, wenn die Scene in Jerusalem und Judäa
spielt — was freilich nur in 11, 1.2 und 12,1—17 der Fall ist. Ferner darf
man sagen, daß der grimmige Römerhaß für die Christen erst in den späteren
Jahren Domitians motivirt ist, während für die Juden schon früher ; wenn daher
Weissagungen gegen Rom auf frühere Zeit führen, so besteht die Wahr-
scheinlichkeit, daß sie jüdisch sind. Der christliche oder jüdische Ursprung hängt
also ab von der historischen Situation, und auf deren Erkenntnis kommt alles
an, so daß ich mich in der Regel nur um sie bemüht habe. Man hat freilich
nicht überall Anhaltspunkte um sie festzustellen. Am klarsten tritt sie hervor
in den Stücken, die der alten Exegese immer für die rätselhaftesten gegolten
haben, in 11,1.2. 12,1—17. 13,1—18. 17,1—18. Auf diese Stücke habe ich
mein Augenmerk vorzugsweise gerichtet.
Apoc. 1, 1—13.
Am Anfang wie am Schluß (22, 18. 19) nimmt der Herausgeber das Wort.
Das Buch liegt ihm fertig vor und er empfiehlt es zur öffentlichen Vorlesung
(1,3). Er redet von dem ApokaJyptiker in dritter Person und kennzeichnet ihn
als den Autor des vierten Evangeliums. Denn die ^oqxvqCu *Iri6ov Xqictov deckt
sich sachlich mit den siayyihov I. X., und der k6yoq zov ^eov ebenfalls. Die
(iccQtvQia L X. findet sich auch in 1, 9. 6, 9. 20, 4 mit dem Xöyog t. d. verbunden.
Man behauptet, daß sie das Selbstzeugnis Jesu bedeute; dieses würde freilich
auch Jesum zum Object haben. Die Sache ist aber nicht überall klar, und
jedenfalls würde dadurch nicht widerlegt werden, daß das Leiden Jid r^ ^i^ag-
tvQlav L X. (1, 9. 20,4) nichts anders sein kann als das Leiden ivsxsv tov S'öay-
yskiov (Mc 8, 36. 10, 29) ; schwankt man ja doch auch bei dem siayydliov ^Irfiai>
Xqiözov, ob der Genitiv das Subject oder das Object sei. Schließlich darf die
Ähnlichkeit von iiiagvöi^ösv tifv (lagrvQiav . . . Söa cldsv mit 6 ifOQaxiag iu^loq-
tiigrixsv (Joa 19,36) und mit ö fuc^i^ijg 6 iiccqxvq&v (Joa 21,24) nicht übersehen
werden.
Damach hält der Herausgeber den vierten Evangelisten für den Verfasser
der Apokalypse. Vermutlich wird dies Ergebnis gegen die Richtigkeit der vor-
getragenen Literpretation ausgespielt werden, sie wird aber dadurch nicht er-
schüttert.
Apoa 1,4—3,22.
Mit *Imdwiig xaXg Snxa iKKlriöimg (1,4) hebt der Verfasser selber an« Er
bekommt in einer Theophanie oder Christophanie , die ausführlich geschildert
ANALTSE DER OFFENBARUNG JOHANNIS. 5
wird, den Auftrag an die sieben Gemeinden von Asia ^) zu schreiben, was Christas
ihnen zu sagen hat. Kai 6 t&v zu Anfang von 1, 18 ist zu streichen, denn es
schwebt haltlos zwischen 1, 17 und 1, 18 in der Luft. Der Schluß (1, 20) schlägt
nach und interpretirt nicht richtig. Daran läßt sich freilich nichts aussetzen,
daß die Engel der Gemeinden ihre Idee und ihre Einheit vertreten, wie es ähn-
lich im Daniel , in Ps. 68. 82 und in der Septuaginta zu Deut. 32, 6 geschieht.
Aber die sieben Sterne sind die Planeten. Nicht die Genien der sieben Ge-
meinden in Ephesus und Nachbarschaft hat der himmlische Gott-Christus in
seiner Hand; denn sie sind ja durchaus keine Totalität, und in den Himmel
könnte doch nur die christliche Gesamtheit projicirt werden. Darum können
die Gemeinden auch nicht mit den sieben Leuchtern gemeint sein, da der himm-
lische Christus doch nicht zwischen Ephesus Smyrna Pergamum u.s.w« herum-
wandelt. Diese sind vielmehr eine Variation des siebenarmigen Kandelabers. Wie
jener den sieben Wirkungen des Geistes entspricht, so entsprechen sie nach 1,4.
3, 1. 4, 5 den sieben Geistern ; der Geist steht als Erleuchter in Beziehung zur
Öllampe (diese ist mit Xvxvia gemeint) und er wird durch die Salbung mit Ol
verliehen. Man darf sich dagegen nicht auf xli^öo) tifv kv%vlav öov 2, 6 berufen,
das kann und muß aus sich verstanden werden. Es mag aber den Anlaß ge-
geben haben zu der falschen Deutung in 1, 20.
Was nun die sieben Briefe selber betrifft (Kap. 2 und 3), so sind sie älter
als der Apokalyptiker. Er hat sie vorgefunden und mit Zusätzen versehen.
Ich gebe eine Übersetzung, worin ich die Zusätze durch den Druck heraushebe.
„2 ^Dem Engel der Kirche in Ephesus schreib. So spricht der, welcher die
sieben Sterne in seiner Rechten hält und inmitten der sieben goldenen Leuchter
wandelt. 'Ich kenne deine Werke und deine Mühe und deine Ausdauer, und
weiß, daß du Taugenichtse nicht leiden kannst und die sich selbst so nennenden
Apostel , die keine sind , geprüft und als Lügner befunden hast , ' und daß du
Ausdauer besitzest und um meines Namens willen geduldet hast und nicht müde
geworden bist. ^ Doch habe ich wider dich, daß du deine erste Liebe aufgegeben
hast. ^Also bedenke, von welcher Stufe du gesunken bist und bekehr dich und
tu die früheren Werke — sonst komme ich und stoße deinen Leuchter von seiner
Stelle. ^Doch das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch
ich hasse. ^ Wer ein Ohr hat , höre was der Geist den Kirchen sagt. Detn
Überwinder will ich vom Baum des Lebens im Paradise Gottes zu essen yeben.^
„®Und dem Engel der Kirche in Smyrna schreib. So spricht der Erste und
der Letzte, der tot ward und auflebte. 'Ich kenne deine Drangsal und deine
Armut, doch bist du reich, und die Lästerung, der du ausgesetzt bist von Seiten
der sich selbst so nennenden Juden, die keine sind, sondern vielmehr eine Satans-
gemeinde. ^® Fürchte dich nicht vor dem Leiden das dir droht, der Teufel wird
einige vor euch ins Gefängnis bringen, zu eurer Versuchung, und ihr werdet eine
Drangsal von zehn Tagen haben. Sei getreu bis in den Tod, so wül ich dir den
1) Phrygien mit Hierapolis wird nicht dazu gerechnet, aach in Act 2, 9. 10 nicht
J. WILLHAÜ8XN
)
Kranji des Lebens geben. ^^ Wer ein Ohr hat, höre was der G^t den Kirchen
sagt. Der Übencinder hat nichts mu befahren von dem »weiten Tod,^
^^'ünd dem Engel der Kirche in Pergamnm schreib. So spricht der, welcher
das zweischneidige scharfe Schwert hat. ^'Ich weiß wo da wohnst: woselbst
der Thron des Satans ist. Und dn hältst doch fest an meinem Namen nnd hast
den Glauben an mich nicht yerlengnet, als Antipas mein trener Zeuge bei ench
getötet wurde, da wo der Satan wohnt. ^^Doch habe ich etliches wider dich,
daß du dort Leute hast, die zu der Lehre Balaams halten, der Balak lehrte den
Kindern Israel eine Falle zu stellen, so daß sie Götzenopfer aßen und hurten.
^^ Ebenso hast du auch solche, die zu der Lehre der Nikolaiten halten. '^Bekehr
dich, sonst komme ich dir bald und bekämpfe sie mit dem Schwerte meines
Mundes. ^^ Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Kirchen sagt. Dem Über^
winder g^ ich van dem im Himmel attfbewcArien Manna j und ich gebe ihm eine
weiße Marke , darauf ein neuer Name steht ^) , den niemmnd kennt ai^ßer wer (eine
solche Marke) empfängt.*^
„^*Und dem Engel der Kirche in Thyatira schreib. So spricht der Sohn
Gtittes, der Augen hat wie loderndes Feuer nnd Füße wie von Glanzerz. ^^Ich
kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deine Dienstbereit-
schaft und deine Ausdauer, und weiß daß deine letzten Werke die früheren
überbieten. '^Doch habe ich gegen dich, daß du die Frau Jezabel gewähren
läßt, die sich selbst Prophetin nennt und durch ihre Lehre meine Knechte ver-
führt, zu huren und Götzenopfer zu essen. ^^Und ich habe ihr Zeit gegeben
sich zu bekehren, sie will sich aber nicht bekehren von ihrer Hurerei ^. '' Siehe
ich bringe sie auf das Krankenbett und die Ehebrecher mit ihr in schwere
Drangsal, wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken. ^' Und ihre Kinder
werde ich des Tode» sterben lassen ^ damit aUe Kirchen erken$un, daß ick der bin
welctufr Herz und Nieren ergründet und jedem nadt seinen Werken gibt. *^iiuch
Änderen aber in Thfotira^ die nicht zu dieser Lehre halten , die die sogenannte hr-
kenntnis der Tiefen des Satans nicht haben , sage ich : ich lege euch keine weitere
Last^ auf. ^^ Haltet nur fest U)as ihr habt bis ich kofmne. ^* Und. dem Überwuider^
der meine Werke bewahrt hat bis eum Ende^ gebe ich Macht Ober die Meiden^ ^^ daß
er sie weide*) mit eisernem Stabe, wie irdenes Gerät eerbroehen wird, so wie ich
selbst (soUlie Macht) von meinem Vater empfangen habe, ^^und ich gebe ihm den
Morgenstern^ Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Kirchen sagt.^
1) Der Name, dessen Kenntnis das Paradis erschlieSt, ist der gleiche aaf allen Eintritts*
karten , nämlich der Name Jesu. Jesus bekommt einen neuen. Namen , wenn er seine eigentliche
Regierung antritt — nach bekannter ^tte.
2) Es handelt sich wohl nicht um wirkliche Hurerei und Ehebruch, sondern die praktische
Ketzerei, das Essen von Oötzenopferfleisch , ist das Huren.
3) als die Enthaltung von Qötzenopferfleisch.
4) Nach der Septuaginta für zerschmettere.
5) Nach 22, 18 ist Christus selber der Morgenstern. Verleiht er hier dem Überwmder sein
Attribut? sowie er ihm auch seinen eisernen Stab gibt?
ANALYSE DKB OFFENBAEÜNQ J0HANNI8. 1
„3, ^Und dem Engel der Kirche in Sardes schreib. So sagt der, welcher
sieben Geister Gottes nnd die sieben Sterne hat. Ich kenne deine Werke
und weiß, daß dn den Namen hast zn leben and doch tot bist. * Werde wach
und stärk den Rest der sterben wollte, denn ich habe gefunden^ daß deine Werke
Bicht voUgiltig sind vor meinem Gott. 'Also bedenke wie da (die Lehre) em-
pfangen nnd gehört hast, nnd bekehre dich! Wenn dn also nicht wach wirst,
koBiHie ich wie ein Dieb, nnd dn weißt nicht, zn weldier Stunde ich zn dir
komme. ^ Doch einige Personen hast da in^ Sardes , die ihre Kleider nicht be-
sndelt haben, die werden mit mir in weißem Gewand wandeln, denn sie veröUenen
es. ^ Der Überwinder wird solchergestalt mit weißen Kleidem angetan und ich werde
seinen Namen nicht Haschen aus dem Buch des Lebens, sondern seinen Namen be-
kennen vor meinem Vater und seinen Engeln, ^Wer ein Ohr hat, höre was der
Geeist den Kirchen sagt.^
„ ^ Und dem Engel der Kirche in Philippi schreib. So sagt der Heilige,
Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, öffnet so daß niemand schließt, nnd
schließt so daß niemand öffnet. ^ Ich kenne deine Werke, sielie ich habe für dich
eine Tür aufgemacht die niemand schließen kann^ nnd weiß, daß dn bei nar ge-
ringer Kraft doch mein Wort bewahrst and meinen Namen nicht verlengnet
hast. ^Sidiie ich mache, daß die von der Gemeinde des Satans, die sich Jaden
nennen and es nicht sind, sondern Lügner — ich bewirke, daß sie kommen and
dir za Füßen fallen. Und da^) sollst erkennen, daß ich dich erkoren habe.
^^ Weil du mein GAot der Ausdauer gehalten' hast, so wül ich dich retten aus der
Stunde der Versuchung^ die bevorsieht eu kommen über die ganee bewohnte Erde, um
ihre Bewohner stu versuchen. ^^ Ich komme bald, haue was du hast, damit dir nie-
mand deinen Krans raube. ^^ Den überwinder mache ich zu einem Pfeiler im Tempel
Chttesy und er wird nimmermehr herausgeworfen werden, und icli zeichne auf ihn den
Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalems,
die von Gott auf die Erde herabgelassen wird , und meinen eigenen neuen Namen.
^'Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Kirchen sagt."
„'^ Und dem Engel der Kirche in Laodicea schreib. So spricht der Amen,
der trene and wahrhaftige Zeage, der Anfang der Schöpfang G-ottes. '^Idi
kenne deine Werke and weiß, daß da weder kalt noch heiß bist — wärst da
doch' kalt oder heißl '^So aber, da da laa bist and weder kalt noch heift, habe
ich vor, dich ans meinem Monde anszaspeien. ^'Dennda sagst: ich bin reich,
habe Keiohtam erworben nnd es fehlt mir an nichts I nnd da weißt nicht , daß
dn elend and jämmerlich and arm nnd blind nnd nackt bist. ^* Ich rate dir,
kanf von mir im f ener geläatertes Gold am reioh za werden, and weiße Kleider
omi sie anzuziehen, damit die Schande deiner Nacktheit nicht bloß gestellt werde.
^'Welche ich liebe, die strafe and züchtige ich, also eifere nnd bekehr dich4
*^ Siebe ich steh vor der Tür und klopfe an; wer meine SHmme vemimmi und' die
1) Nsfth dem SinaitieTMi dessen Lesong dvrch den AltieBtftaieftÜklieD Gebrauch and dsreh
2,28 best&tigt wird.
8 J. WELLHAUSEK,
Tür öffnetj £u dem geh icli ein und halie das McM mit ihm und er mit mir. *^ Den
Überwinder lasse ich bei mir auf meinem Thron sitzen, wie auch ich als Überwinder
bei meinem Vater auf dessen Thron gesessen bin. "Wer ein Ohr hat, höre vras
der Geist den Eirchen sagt.^
Diese Briefe weisen einige deatliche Merkmale auf, wonach sie alter sein
müssen als die Verfolgong nnter Domitian. Sie sind nicht an alle, sondern an
sieben besondere Gemeinden gerichtet, nnd die Situation derselben ist verschieden.
Das stimmt nicht zn jener universalen Verfolgung, die vom Imperium ausging.
Als best gehaßte Feinde erscheinen zweimal nicht die Römer oder die Heiden,
sondern die Juden. In Smyrna entsteht ein Drangsal von zehn Tagen, wobei
einige ins Gefängnis kommen In Pergamum und in Thyatira werden nur die
Ketzer mit Strafe bedroht. Und überhaupt kommt Christus mehr um zu züch-
tigen als um zu retten (3, 19). Die Parusie dient weniger zur Tröstung, als
zur Drohung und Warnung für die Christen ; der Zweck ihrer Ankündigung ist
die Aufforderung zur Buße. Denn es steht in den Gemeinden durchschnittlich
nicht so wie es stehn sollte. Bemerkenswert ist besonders der Vorwurf der
Lauheit und Sattheit, der in einer Zeit größter Gefahr kaum erklärlich ist.
Dann aber hat der Verfasser der Apokalypse, der anerkanntermaßen die
Verfolgung Domitians voraussetzt, diese Briefe nicht selber geschrieben. Es
fragt sich, ob Zusätze darin zu erkennen sind, die seine Hand verraten.
Die Formel 8 iimv oh^ xxL ist eine aus den Evangelien entlehnte Schluß-
formel. Wenn noch etwas darauf folgt, wie in 2, 7. 11. 17, so ist das nicht ur-
sprünglich. In 2, 29. 3, 6. 13. 22 steht sie in der Tat am Schluß. Jedoch ist in
diesen letzten vier Fällen das Gleiche vorangestellt, was in den drei ersten
hinter der betreffenden Formel steht, nämlich eine Aussage über den vixänf: sie
erscheint am Ende aller sieben Briefe. Der Ausdruck ist bezeichnend für den
ersten Johannesbrief xmd für Eap. 15 — 17 des vierten Evangeliums. Ebenso
auch für den Verfasser der Apokalypse. Den sieben Briefen aber ist er fremd.
Er enthält eine Parole, es concentrirt sich darin die enthusiastische Stimmung,
die durch die höchste Gefahr, durch die Feindschaft der römischen Welt hervor-
gerufen wurde. „Dem Überwinder gebe ich Macht über die Heiden, daß er
sie zerschmeitre wie irdenes Gerät."
Aus diesem Grunde müssen auch andere Aussagen, in denen die selbe Stim-
mung zum Ausdruck kommt wie in denen über den vinibv, dem Apokal3rptiker
zugesprochen werden. So die über den Siegeskranz 2, 10. 8, 11 und die über
die Ausdehnung der Gefahr über die ganze Oekumene 8, 10 : die sieben G^
meinden mit ihrer besonderen Situation werden überhaupt ganz vergessen, es ist
immer von allen Christen und von jedem einzelnen die Bede, so daß die Schlüsse
zu jedem Briefe gleichmäßig passen würden. Und femer die Aussagen über die
Parusie, wo sie nicht zur Warnung dient, sondern zur Enthusiasmirung, durch
die Aussicht auf das Paradis, auf das neue Jerusalem, auf das himmlische Mahl
und auf die Mitregentschaft mit Christus. In den Ausdrücken und Vorstellungen
zeigt sich überall die Eigentümlichkeit des Johannes, sie kehren öfters bei flim
ANALYSE DEB OFFENBABÜNO JOHANNIS. 9
wieder. Die Briefe sind gar nicht überschwänglich , sondern verhältnismäßig
nüchtern. Sie sind überhaupt nicht was man apokalj^tisch nennt ; dazu hat sie
erst Johannes gemacht, am sie sich anzugleichen.
Von anderen Gesichtspunkten aus halte ich 2, 23. 24 , ferner einen Satz in
3, 8 und drei Worte in 2, 9 für redaktionelle Zusätze. Auch 3, 2. 3 sieht redigirt
aus, die Folge der Sätze ist nicht in Ordnung. In 2,13 haben 5nov 6 ^QÖvog
TOt; 6az(xvä am Anfang und o^ov h öaraväg xatoixBt am Schluß schwerlich von
Ursprung an neben einander gestanden. Etwas bedenklich kommen mir auch
die Nikolaiten (2, 6. 15) vor.
Dfe Eingänge der Briefe „So spricht der welcher u.s.w." wiederholen großen-
teils Attribute Christi aus dem £ap. 1, das zweifellos von Johannes herrührt.
Er hat also wohl auch diese Eingänge verfaßt ; oder er müßte das Material der-
selben in Kap. 1 benutzt haben.
Apoc. 4 und 5.
Zwei pompöse Initia, in innerer Verbindung mit einander und beide von
der selben Hand, der des Johannes. Das erste gehört vor die ganze Apokalypse
(denn 1, 4—20 soll sich bloß auf die Briefe an die Gemeinden von Asia beziehen),
das zweite leitet über zu der Vision von dem Buch mit den sieben Siegeln. Das
Eap. 4 enthält eine Theophanie nach dem Vorbilde des Ezechiel; nur die vier-
undzwanzig Altesten sind originell, denen hier und überall wo sie auftreten die
Unterhaltung des himmlischen Gottesdienstes, der unausgesetzten Anbetung und
Lobpreisung obliegt^). Das Eap. 6 enthält eine Christophanie , in welcher das
Lamm von Dem auf dem Throne das versiegelte Buch empfängt um es zu öffnen.
Es ist außen und innen beschrieben (Ezech. 2, 10), also eine Rolle, und jeder der
sieben Abschnitte ist mit einem Siegel geschlossen, das man brechen muß um
weiter zu lesen ^. Die Akte der zukünftigen Geschichte sind Kapitel eines
Buches, des Schicksalsbuches.
Interpretamente sind die Sätze mit £ slöiv 4, 5. 6, 6. 8. Außerdem muß xv-
xX6d'£v xal iöfo^Bv yifiovöiv ö(pd'aXfi&v in 4, 8 gestrichen werden ; es soll zu yi-
fLovxa 6q>&aX(i&v Ifixgoöd'ev xal Zme^Bv in 4, 6 gehören. Kvxkto^Bv steht bei
Ezech. 1, 18 für ifiXQoö^Bv xal Zxiö&bv zusammen ; es darf nicht noch xcd iöm&Bv
darauf folgen. Denn iöo&Bv bedeutet nach 5, 1 ebenso viel wie ifixgoö^Bv ; innen
ist vom und außen ist hinten.
1) Sie entsprechen vielleicht den 24 Classen der jüdischen Deputirten , die beim Opferdienst
in Jerusalem assistiren muBten (Herzfeld 2, 192 s). Im Testamentum Adae werden die 24 Hören
der immerwährenden Liturgie auf verschiedene Wesen verteilt (Orientalische Studien, Theodor Nöl-
deke zum 2. März 1906 gewidmet, 893—916).
2) Wie ist es aber mit dem Text auf der Außenseite der Bolle?
▲Vbaadluifea 4. Z. Gm. d. WIm. n OMtinffeia. Pkil.-kift Kl. N.9. Bud d,«.
10 J. WBLLHAÜSBN,
Apoc. e, 1—17. 8, 1—5.
Das Lamm eröffnet einen der sieben versiegelten Abschnitte der Rolle nach
dem andern, liest ihn aber nicht vor. Sondern was darin steht, tritt sogleich
als Gesicht in die Erseheinong.
Die Reihenfolge der sieben Siegel wird unterbrochen durch Kap. 7. Dies
Kapitel kann formell als Retardation betrachtet werden, greift aber materiell
stark vor und ist ein Einschub des Johannes. Dann stammen die sieben Siegel
nicht von ihm, so wenig wie die sieben Briefe ; er hat sie nur aufgenommen und
überarbeitet.
Die vier Reiter schließen sich dadurch mit einander zusammen und gegen
die folgenden Gesichte ab, daß eines der ezechielischen Tiere sie ruft, bevor
sie erscheinen. Denn die Aufforderung igxov 6, 1. 3. 5. 7 ist natürlich weder an
Christus noch an den Seher gerichtet, sondern an den betreffenden Reiter, der
ihr dann folgt und hervorkommt. Die Reiter auf dem roten schwarzen und
fahlen Rosse sind dadurch näher verwandt, daß sie etwas Abstraktes bedeuten
und zwar ein Unglück, nämlich Krieg Hunger und Pest, nach dem Alttestament-
lichen Vorbild ann n:?n und nm*). Von dieser Trias unterscheidet sich der
Reiter auf dem weißen Roß; ihm wird Sympathie entgegen gebracht und Sieg
verheißen. Christus (19, 11 ss.) ist es nicht , denn der hat keinen Bogen und
kommt nicht im ersten Akt, sondern im letzten.
Das fünfte Gesicht (6, 9—11) enthält keine Plage. Sondern die Seelen der
Märtyrer, die unter dem Altar aufbewahrt werden, schreien nach Rache und
werden angewiesen, nur noch ein wenig sich zu gedulden, bis ihre vorher be-
stimmte Zahl voll sei. Nach 4 Esdr. 4, 36 s. Baruch 30, 2 (vgl. auch Sirach 48, 12)
muß die Zahl der abgeschiedenen Seelen, die in Behältern aufbewahrt werden,
erst voll sein, ehe die Endkrisis eintritt. Da handelt es sich aber um alle Seelen,
nicht bloß um die der Märtyrer. Die Voraussetzung einer Menge von christ-
lichen Märtyrern führt auf die Zeit Domitians und ist charakteristisch für Jo-
hannes. Dessen Sprache läßt sich auch erkennen in diä tbv iöyov tov 9Boi> xal
diä tijv fiagtvQiav (6, 9) und in t&v xatotxoiivtav ixl (sie) tfig yfjg (6, 10). Er
hat die Vorlage hier so umgearbeitet, daß wenig davon übrig geblieben ist.
Mit der Eröffnung des sechsten Siegels (6, 12 — 17) tretcm die letzten Vor-
zeichen des Endes ein, die zum eisernen Bestände der eschatologischen Weis-
sagungen gehören : die Erde wird erschüttert, der Himmel aufgerollt, die Sterne
fallen herab, die Sonne sieht aus wie ein Sack und der Mond wie Blut. Die
lange Reihe von Subjecten in 6, 15 erinnert an 13, 6. 19, 18.
Bei dem Schlußakt (8, 1—5) hat Johannes wieder stark eingegriffen. »Und
als er das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel etwa eine
1) Mit Kai id6^ a^otip in 6, 8 beginnt ein neuer Absatz; die Aussage bezieht sich nicht
auf das vierte Roß, sondern auf das zweite dritte nnd vierte nach einander. Die Worte %al ^6
t&v ^i^Ctav xf^g yi}; (Ezech. 14, 21) schießen über. Eine Beziehung der Schlußworte von 6, 6 zu
Sueton Domitian 7 kann ich nicht entdecken ; vgl. Reinach, Revue Arch. Nov. Dec. 1901 p. 850 88.
ANALYSK DKB OFFENBARUNG JOUANNIS. 11
halbe Stunde^) lang. ^ Und ich sah, daß den sieben Engeln die vor Chii stehn
sieben Posaunen gegeben wurden, 'und ein anderer Engel kam nnd stellte sich
auf den Altar mit einer Eohlenpfanne in der Hand. Und er belcam viele Spe*
eereien, um sie auf den goldenen Räucheraltar vor dem Throne su tun^ ^und der
Bauch von den Speaereien aus der Hand des Engels stieg auf eu Oott. * Und der
Engel nahm die Pfanne und füllte sie mit Feuer vom Altar und warf es auf
die Erde, und es kamen Donnerschläge und Blitze und ein Erdbeben.^ Der
Vers 8, 5 gehört zusammen mit dem ersten Satze von 8, 3. Der Engel füllt hier
genau wie in Ezech. 10, 2 die Pfanne mit Feuerkohlen vom Brandopferaltar,
denn nur dieser kann unter ^vötaöti^Qiov schlechthin, worauf der Engel tritt
(Amos 9, 1), verstanden werden ; und er schüttet den Inhalt nicht auf den gol-
denen Räucheraltar , sondern aaf die Erde , wie in Ezech. 10, 2 auf die Stadt
Jerusalem. Also ist 8, 3^ und 4 ein heterogener Einschub , vielleicht veranlaßt
durch die Etymologie von Xtßavatögj worunter hier nur eine Eohlenpfanne ver-
standen werden kann; Räacheropfer und Bäucheraltar und das Hinaufbringen
der Gebete der Heiligen ist alles völlig unangebracht; es handelt sich um das
Hinabwerfen von himmlischen Kohlen auf die Erde, so daß Blitz und Donner
und ein großes Beben entsteht. Mehr Zweck hat ein anderer Einsatz, der aller-
dings ebenso schlecht in den Zusammenhang paßt, nämUch die Einführung der
sieben Posaunenengel 8, 2. Dadurch soU das nächste G-esicht (8, 6 ss.) angeknüpft
werden. Es hängt damit zusammen, daß die Wirkung der Eröfihung des sie-
benten Siegels abgestumpft ist. Das siebente Siegel soll noch nicht das Ende
bringen, sondern übergehn in die sieben Posaunen, so daß diese als Fortsetzung
und Steigerung der sieben Siegel erscheinen. In Wahrheit sind sie das nicht,
sondern eine Parallele dazu.
Alle die drei Hebdomaden von Plagen, die in der Apokalypse vorkommen,
die Siegel die Posaunen und die Schalen, sind Parallelen, die neben einander
und nicht hinter einander gehören. Sie haben ihr Vorbild in ein paar propheti-
schen Stücken und in den ägyptischen Plagen. In Amos 4, 4 ss. und Isa. 9, 7 ss«
liegt eine Stufenfolge von Züchtigungen vor, wodarch Israel zur Umkehr be-
wogen werden soll; da auch die empfindlichsten pädagogischen Maßregeln nicht
helfen, so kommt es zuletzt zur Exekution, zur Vernichtung des Volkes — das
ist der Schluß, worauf die Scala angelegt ist^). Ebenso bei den ägyptischen
Plagen. Es wird zuerst durch eine Reihe von gelinderen Mitteln versucht, das
Herz Pharaos zu erweichen ; da er jedoch verstockt bleibt, folgt zum Schluß das
Äußerste, die Tötung aller Erstgeburt Ägyptens. Nach diesem Schema sind
auch die Hebdomaden in der Apokalypse eingerichtet; namentlich zeigt sich bei
1) Diese halbstündige Paase gut nur für die himmlische Scene und darf nicht als Weissagung
eines irdischen Stupor ausgedeutet werden.
2) Der Schluß ist bei Amos verdrängt durch nicht hergehörige Phrasen, und auch bei Jesaias
febH das endliche Niedersausen des seit lange ausgereckten Armes mit ganzer Wucht. Den Juden
gefielen solche radikale Drohungen nicht, sie brachen ihnen die Spitze ab und pfropften Verheißungen
über den ewigen Bestand der Theokratie darauf.
2*
12 J. WKLLUAÜSKN,
den Fosannen and bei den Schalen sehr deutlich die Einwirknng der ägyptischen
Plagen. Erst kommen Züchtigungen , bei denen mitonter hervorgehoben wird,
daß sie nicht aaf das Ganze gehn und daß sie znr Buße leiten sollen; da keine
Baße erfolgt, so steigern sie sich bis zar letzten Plage. Diese bringt das Ende,
mit der Yemichtang der Heiden als Avers nnd der Rettung der Auserwählten
als Revers. So ist es bei der siebenten Posaune (11, 15 — 19) und bei der siebenten
Schale (16, 17 — 21), und so muß es ursprünglich auch bei dem siebenten Siegel
(8, 1 — 5) gewesen sein.
Apoc. 7.
Dieses Intermezzo beginnt mit einer eigentümlichen Plage, welche die Zahl
auf acht erhöhen würde. Die vier Engel der Winde bewirken eine vollständige
Windstille und schädigen dadurch die Erde das Meer und speciell die Bäume.
Nun aber kommt ein anderer Engel dazu und hemmt die Plage so lange, bis die
Knechte Gottes durch eine Schutzmarke vor Gefahr gefeit sind. Man fragt sich,
was die Knechte Gottes von der Windstille zu befahren haben. Bei Ezechiel
werden sie durch das Zeichen Tau (= Kreuz) vielmehr vor dem Untergang
im Endgericht bewahrt, und das muß auch hier erwartet werden. Denn die
gezeichneten Knechte Gottes sind die 144 Tausend, die sonst als die aus dem
Endgericht geretteten Auserwählten erscheinen. Es sind nicht allein die Märtyrer
darunter zu verstehn, für welche die Zahl viel zu groß wäre, sondern die ge-
samte zur Seligkeit bestimmte Christenheit , die wahren zwölf Stämme Israels ^).
Dann sind hier zwei ganz heterogene Stücke in eine höchst gezwungene Ver-
bindung gebracht.
Während der Apokalyptiker in 7, 1—8 Vorlagen benutzt haben muß, hat er
die Fortsetzung (7, 9— 17) frei geschaffen; seine Sprache verrät ihn überall. Er
interpretirt hier die 144 Tausend Geretteten als zusammengesetzt aus allen
Völkern und Zungen und verstößt damit nicht, wie man zu behaupten pflegt,
gegen den Sinn von 7, 5—8. Auch er redet nicht bloß von dem candidatus mar-
tyrum exercitus. Die Geretteten haben zwar sämtlich die Drangsal vor dem
Ende durchgemacht, sind aber nicht ausschließlich Blutzeugen. Als solche werden
sie durch ixkvvav x&q 6roXäg aix&v iv x(p aZfiati rot) igvCov nicht charakterisirt.
Denn jeder Christ muß seine Kleider im Blut des Lammes gewaschen haben, die
Märtyrer werden eher durch ihre eigene Bluttaufe gereinigt.
Das Kapitel 7 ist um so weniger ein Bestandteil des versiegelten Buches,
weil darin die ewige Seligkeit antedpirt wird, ehe das siebente Siegel geöfliiet
und das Ende des irdischen Aeon gekommen ist.
Apoc. 8, 6—9, 21. 11, 14—19.
Bei den sieben Posaunen wird wiederum, wie bei den sieben Siegeln, die
letzte von den vorhergehenden durch ein buntscheckiges Intermezzo getrennt
1) Bei den 144000 Knechten Gottes an Jaden zu denken ist völlig ausgeschlossen. Vgl. 14, 8.
ANALYSE DKB OFFENBABUNO JOUANNIS. 13
(10, 1 — 11, 18). Auch hier hat also Johannes die Vorlage mit Zutaten vermehrt.
Und anch hier werden sich seine Zutaten nicht auf das große Zwischenstück be-
schränken.
Die vier ersten Posaanenstöße (8, 6—13) gehören naher zusammen, ebenso
wie die vier ersten Siegel. Die drei folgenden werden in 8, 13 ausdrücklich von
ihnen unterschieden als die drei Wehe. Daß dort nur von Einer Posaune (als
Instrument) die Rede ist, wie bei Matthäus und Paulus, genügt nicht, um diesen
Vers dem Redaktor zuzuschreiben. Der würde für seine Zwecke schwerlich einen
Adler aufgeboten haben.
Aaf den Schall der fünften Posaune (9, 1 — 12) fährt ein Stern, ein himm-
lisches Wesen mit göttlicher Strafgewalt ^), hernieder auf die Erde und läßt un-
zählige Heuschrecken aus dem Abyssus aufsteigen. Es sind aber keine richtigen
Heuschrecken; sie fressen kein Gras, sondern qaälen die Menschen bis zur Ver-
zweiflung, ohne sie indessen zu töten. Ihr Aussehen wird sebr phantastisch
beschrieben , zum teil nach Joel. Zu 9, 1 1 hat vielleicht der griechische Amos
(7, 1) einen Beitrag geliefert : idoi) ixiyovii ixgidmv iQxonivti xal Idoi) ßQovxog elg
Fary 6 ßaöiXeiig. Es läßt sich jedoch daraus nicht folgern, daß hier an Grog und
Magog gedacht wäre; der König heißt nicht 6og, sondern Abaddon, und sein
Heer kommt aus dem Abyssus, nicht von den Enden der Erde.
Der Engel, der in die sechste Posaune (9, 13 — 21. 11, 1^) stößt, muß auf die
Aufforderung einer Stimme vom himmlischen Altar her, welche an die Stimme
in 6, 1.3. 5. 7 erinnert, selber Hand anlegen und das ins Werk führen, wozu er
eigentlich nur das Signal gibt. Das ist schon anangemessen und unmotivirt, und
was weiter folgt (9, 14—16) ist es noch im höheren Grade. In 9, 14. 15 werden
vier Engel gelöst, in 9, 16 treten jedoch plötzlich ungeheure Reiterschwärme an
ihre Stelle, und zwar sind dieselben durch den Artikel als bekannt vorausgesetzt,
ohne daß sie vorher eingeführt und zu den vier Engeln in Beziehung gesetzt
wären. Beide zusammen haben keinen Platz neben einander. Weiterhin be-
haupten die Rosse ausschließlich das Feld, und sie werden das Originale sein.
Auf sie paßt tovg isisiidvovg inl (Variante iv = durch) rp EitpQdtfi viel besser
als auf die Engel ; denn der Euphrat war die sorgfältig gehütete römische Reichs-
grenze gegen die östlichen Reitervölker, und 16, 12 heißt es ebenfalls in der
sechsten Plage: das Wasser des Euphrat trocknete aus, damit den Königen des
Ostens der Weg bereitet würde. Es liegt sehr nahe an die Parther zu denken ;
die abenteuerliche Beschreibung der Rosse in 9, 17 — 19 legt dem kein unüber-
windliches Hindernis in den Weg ^. Dann gehört der größte Teil von 9, 13. 14. 15
der Redaktion an. Der Eingang der Vorlage mag etwa so gelautet haben : „Und
1) Vgl 20, 1.
2) Auch die Giganten des pergamenischen Altan, die statt der Füße Schlangen mit Köpfen
haben, bedeuten trotzdem Galater. Das Mythische schließt das Historische nicht ans, obgleich es
öfters einer historischen Deutung widersteht. Dann ist es aber tot, erst mit der Historie kommt
Leben hinein.
14 J. WiLLflAUSfiN,
der sechste Engel posaunte, and ich sah große Scharen von Rossen gebunden
am (oder: durch den) Euphrat, und sie wurden losgelassen auf Jahr und Tag
und Stunde, und ihre Zahl u. s. w/. Auch in 9, 20. 21 wird redigirt und dadurch
die Construction verpfuscht sein.
Der formelle Schluß der sechsten Posaune ist nach 11, 14 (= 9, 12) ver-
schlagen, in Folge des großen Zwischenstücks. Aus dem selben Grunde ist auch
die siebente Posaune von den andern sechs losgerissen und steht nun ganz isolirt
in 11, 16 SS. Sie ist aber nicht vollständig erhalten. Es fehlt das Wehe, das
doch durch 11, 14 ausdrücklich angekündigt wird, und nur der tröstliche Revers
des Endgerichts kommt zu seinem Recht. Die Verstümmelung des Schlusses
erklärt sich auch in diesem Falle durch Rücksichtnahme auf das Folgende, wo
das große Endgericht erst recht ausführlich behandelt werden solL
Apoc. 10,1—11,13.
Dies Zwischenstück zwischen der sechsten und siebenten Posaune ist ein
Geröll, wie die folgende Übersicht zeigen mag.
a) 10, 1—11.
10, 1 — 4. Der Starke ist nach der Beschreibung nicht ein Engel , sondern
Christus^) oder Gott selber. Das Echo seiner Stimme sind die aus Ps. 29 be-
kannten sieben Donnerschläge. Inmitten des majestätischen Spektakels greift
der Seher zur Feder, unerschüttert wie ein echter Berichterstatter. Denn dia
Donnerschläge donnern nicht bloß, sondern sagen auch etwas; sie kündigen na-
türlich ebenfalls eine Hebdomade von Plagen an. Diese wird uns indessen vor-
enthalten^, der Seher soll das was die sieben Donner geredet haben versiegeln
d. h. für sich behalten. Der Anfang von 10, 2 xal i%av iv t^ %biqI uAtov ßißkor-
gidiov iivBfjpyfuivQv ist ein Einsatz, dessen Zweck aus 10,8 — 11 erhellt.
10,5 — 7. Hier merkt man, warum Christus oder Gott in 10,1 zu einem
Engel verwandelt worden ist: um einen glatten Übergang zu 10,6 zu ermög-
lichen. Denn hier handelt es sich wirklich um einen Engel. Er hat weiter
nichts zu tun, als mit feierlichem Eide anzukündigen, die siebente Posaune solle
nun ohne Verzug erschallen. Es kommt aber doch anders ; in Wirklichkeit folgt
1 1, 15 SS. jetzt nicht direkt auf 10, 7.
10, 8—11. Der Seher muß zuvor noch ein Büchelchen verschlucken, so klein,
daß die Unterbrechung nicht viel ausmacht. Er handelt nach dem Vorbilde
Elzechiels ; nur ist das verschlungene Buch nicht wie bei Ezechiel die Conception
des Ganzen, sondern der concrete kleine Abschnitt 11,1 — 18, der noch vor der
siebenten Posaune eingeschoben wird. Wie 10, 5 — 7 , so ist auch 10, 8 — 11 an-
gehängt an 10, 1—- 4, und als Haken für diesen Zweck sind die Worte xal i%aiv
xtX, in 10,2 eingeschlagen.
1) Vgl. 14, 17.
2) Vgl. 15, 1—4.
ANALTSE DER OFFENBABÜKG JOHANNIS. 15
6) 11, 1—2.
;,E8 wurde mir ein Rohr wie ein Stab gereicht mit den Worten: anf nnd
miß den Tempel Gottes und den Altar nnd die Anbetenden darin; aber den
äußeren Vorhof des Tempels laß ans nnd miß ihn nicbt mit, denn er ist den
Heiden übergeben and sie werden die heilige Stadt zweinndvierzig Monat zer-
treten."
Die letzte Danielische Halbwoche von Jahren ist hier die Zeit, wo die Römer
die heilige Stadt Jerasalem bereits eingenommen haben. Es wird aber die Hoff-
nung ausgesprochen, daß sie den inneren Tempel nicht einnehmen werden, daß
er in der Hand der ngo^xwovvxBg iv aintp bleiben solle. Die nQoöxvvovvtsg iv
oin^ sind nicht ohne Überlegung zu verstehn. Alle Juden beten gelegentlich
im Tempel an; der Ausdruck soll aber hier nicht sie alle umfassen, sondern
diejenigen ausheben, für die der Aufenthalt im Tempel ein unterscheidendes
Merkmal ist. Nun war der Tempel, eine Zeit lang besonders der innere Tempel
mit Ausschluß des Vorhofs der Heiden, während des römischen Krieges das
Hauptquartier der Zeloten. Sie benutzten ihn zunächst als Festung, aber wie
ihre Vorgänger zur Zeit der Belagerung durch die Chaldäer und durch Sosius,
klammerten sie sich zugleich an die Heiligkeit des Hauses G-ottes und hielten
sich dort für geborgen; ihre Propheten bestärkten sie in diesem fanatischen
Glauben bis zu allerletzt. Ein Orakel von einem der zelotischen Propheten, die
nach Josephus sehr zahlreich waren und großen Einfluß besaßen, ist uns hier
erhalten. Die an den Tempel sich klammern, die sind der messianische Rest und
der Same der Zukunft.
Christlich ist an dem Stücke nichts , christliche Propheten gab es in dem
belagerten Jerusalem nicht und die Christen glaubten nicht an die Unzerstör-
barkeit des Tempels. Die Zeit läßt sich genau bestimmen: kurz vor A. D. 70
oder schon innerhalb dieses Jahres. Mommsen versteht es deshalb nicht, weil
er es nicht aus dem allgemeinen Zusammenhange löst und in Folge davon sich
genötigt sieht, es unter Domitian zu setzen. Es ist Fragment, man kann es
weder mit dem Vorhergehenden noch mit dem Folgenden verbinden. Es gibt
aber aus sich heraus einen klaren und vollständigen Sinn, und man sieht hier
deutlicher als sonst, daß ohne Dekomposition keine Erklärung der Apokalypse
möglich ist. Von der brennenden Aktualität dieser merkwürdigen Weissagung
hat der Redaktor gewiß nichts begriffen^).
c) 11, 3—13.
„Und ich lasse meine zwei Zeugen 1260 Tage lang im Sack prophezeien.
^Dies sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der
Erde stehn. ^ünd wenn ihnen einer was tun will, so geht Feuer aus ihrem
Munde und verzehrt ihre Feinde, und wenn ihnen einer was tun will, muß er
auf diese Weise sterben. ^ Diese haben Gewalt den Himmel zu schließen, so daß
1) Vgl. meine Skizzen und Vorarbeiten 1899, 221—228.
16 J. WELLHAUSRN,
kein Regen netzt während der Tage ihrer Prophetie, and sie haben Gewalt das
Wasser in Blat za verwandeln and das Land, so oft sie wollen, mit allerhand
Plagen za schlagen. ' Und wenn sie mit ihrer Bezengang fertig sind , so führt
das Tier, das aas dem Äbgrand steigt, mit ihnen Krieg and überwindet and
tötet sie. ^ Und ihre Leiche aaf der Straße der großen Stadt , welche geistlich
Sodom and Ägypten genannt wird, wo aach ihr Herr gekreazigt ward — ®and
sie von den Völkern and Stämmen and Zangen and Nationen sehen ihre Leiche
dreiandeinhalb Tage lang, and sie lassen ihre Leichen nicht ins G-rab legen.
^^Und die Bewohner der Erde freaen sich ob ihrer and schmaasen and schicken
einander Geschenke, denn diese zwei Propheten haben die Bewohner der Erde
geqaält. ^^ Und nach dreiandeinhalb Tagen kam ein Haach des Lebens von Gott
in sie hinein, and sie erhaben sich aaf ihre Füße; and eine große Farcht fiel
aaf die, welche sie schaaten. ^''Und ich hörte ^) eine laate Stimme vom Himmel
za ihnen sagen: steigt her! and sie stiegen in der Wolke zam Himmel, and ihre
Feinde schaaten sie. ^"Und zar selben Stande trat ein großes Erdbeben ein,
and ein Zehntel der Stadt stürzte ein and siebentaasend Personen kamen in dem
Erdbeben am. Die Übrigen aber bekamen eine heilsame Farcht and gaben dem
Gotte des Himmels die Ehre/
Dies Stück steht gleichfalls isolirt nach vom and hinten. OC dvo (lifftvgsg
(11,3) sind trotz des Artikels nicht vorher erwähnt and t6 ^rigiov (11, 7) aach
nicht. Der Redaktor hat es mit 11, 1.2 verbanden wegen der 1260 Tage =
3^/a Jahre'). Er war der Meinang, die Scene sei aach hier Jerasalem wie in
11, 1. 2.
Diese Meinang geht aber fehl. Die (leyakri TtöXig (11,8) kann nicht die &yia
nöXig bedeaten, sondern nar, wie immer, Babjlon-Rom ; der Relativsatz ^n^ xa-
letrat xrX, erklärt falsch and erweist sich dadarch als nicht der Vorlage an-
gehörig. Ebenso kann in 11, 13 nar die heidnische Welthaaptstadt gemeint sein,
denn daß sich die Jaden zam Gott des Himmels bekehren sollen, ist Unsinn.
Und aach in 11, 9 — 12 kann nar von den Bewohnern der Heidenstadt die Bede
sein, nicht von einem in Jerasalem eingedrangenen Heidenheer. Der Text weist
Zasätze aaf, welche stören and die Farbe des Redaktors anfweisen. Sie müssen
entfernt werden, wenn die Vorlage verständlich werden soll. So in 11,9 das
danielische ix rß^v ka&v xal tpvX&v xal ylAöötov xal i^mVf and vielleicht der
Schlaßsatz, weil es da tä itt6(iata avt&v heißt and nicht wie sonst rö xxibyLa
aix&v. Und in 11,10 zwei mal die xaxoixovvxBg iitl (sie) tilg yfig, das zweite
mal fallt mit dem Subjekt der ganze Satz. Nar die Leate der Stadt schaaen
sich die anbegrabenen Leichen während der viertehalb Tage an and schicken
sich Geschenke, nicht alle Menschen aaf der Oekamene. Das Sabject von ßXd-
novöcv (11,9) ist anbestimmt, wird aber hernach als oC ^Bagovvtsg oder ot Ix^qoi
angegeben.
1) nach dem Corrector des Sinaiticas.
2) Diese Frist verbindet anch Kap. 12 and 13 mit Kap. 11.
j
ANALTSB DER OFFENBARUNG J0HANNI8. 17
Dann liandelt es sich hier nm eine Baßpredigt in nnd für Born, während
der Endzeit, Die Bnßprediger (im Sack) gehn anter im Kampf mit dem Tier d. h.
mit dem Imperinm. Damit wird die Strafe, mit der sie gedroht haben, fällig;
ein Erdbeben entsteht. Aber nar der zehnte Teil der Stadt stürzt ein and nar
siebentaasend Menschen^) kommen am; die Übrigen bekehren sich noch nach-
träglich and bleiben am Leben. Der Gedanke widerspricht der Meinang des
Johannes gänzlich and daram hat er Rom in Jerasalem za verwandeln gesacht.
Wer sind nnn oC diio (idgtvQsg? In 11, 3 treten sie als schon bekannt aaf,
eine Erklär ang wird erst nachgebracht (11, 4 — 6) and zwar eine doppelte. Nach
11,4 sollen die beiden Zeagen Josaa and Zerababel sein, gänzlich anpassend.
Dagegen nach 11,5.6 Elias and Moses. Elias wird dadurch gekennzeichnet, daß
Feaer von ihm aasgeht and seine Feinde verzehrt, and daß er den Himmel ver-
schließt so daß kein Regen fallt , nach 2 Reg 1 and 1 Reg 17. 18. Moses da-
durch , daß er das Wasser in Blat verwandelt and andere Plagen über das Land
bringt. Indessen die Aassagen werden gar nicht auf den einen und den andern
verteilt, sondern überall auf beide zusammen bezogen. Und dann ist nicht nur
von einem singulariscben ötöfuc avt&v die Rede , was man begreifen kann , son-
dern zweimal auch von einem singularischen nva^a avr&v, was auf keine Weise
zu begreifen ist. Es scheint ursprünglich nur von einem einzigen Subject die
Rede gewesen zu sein, vermutlich von Elias, da Moses so wie so zurücktritt.
Die übergewaltige Macht, der alles erliegt bis auf das Imperium selber, paßt
für den Wegräumer der Hindernisse und den Vorläufer des großen Tages.
Nur Bußprediger in der heidnischen Hauptstadt ist Elias nicht gewesen.
Der Gedanke an sich ist aber bei den Juden nicht unerhört, daß ein Prophet
des Herrn in der (isydkri %6kig als Unheilverkünder auftritt und die Bekehrung
der Einwohner bewirkt, so daß sie nicht alle der Katastrophe verfallen. Er
ist das Thema des Buches Jona. Jonas scheint hier mit Elias verschmolzen zu
sein. Vielleicht weist auf ihn auch die Auferstehung (11, 11). Denn nach jüdischer
Exegese ist es ein Vorspiel der Auferstehung, daß er drei Tage und drei Nächte
im Bauche des Walfisches war und dann ausgespieen wurde.
Für sicher der Vorlage angehörig kann ich demnach in 11, 3 — 10 nur Fol-
gendes ansehen: „'Und ich lasse meinen Strafprediger 1260 Tage im Sack als
Prophet auftreten. ''Und wenn er seine Strafpredigt beendet hat, so führt das
Tier, das aus dem Abgrund steigt, mit ihm Exieg und überwindet und tötet ihn.
*Und seine Leiche auf der Straße der Stadt ^ sieht man viertehalb Tage liegen
und freut sich darüber und hält Gelage und schickt einander Portionen u. s. w."
Die Vorlage ist jüdisch. Mdgzvg und fiaQxvQia hat die jüdische Bedeutung
von H? und "VTn = drohen , Strafe ansagen. Ein Christ würde auch schwerlich
der Auferstehung Jesu in der Weise ein Seitenstück gegeben haben, wie es hier
in 11,11 geschieht. Beachtung verdient der Ausdruck ötf^vai ikl toi)g nödag
1) Das sind natürlich die ix^Qoi^ die von der Gesamtheit unterschieden werden, besonders
das ^qCov selber.
Ibhandlanfea d. K. Gm. d. Wiat. ra OAttingen. PhiL-ktot Kl. N. F. BMd 9, 4. 3
18 J. WELLHAÜSEN,
für ivaötrivai. In dem Begriff der Auferstehung liegt in der Tat nichts weiter,
als daß der Tote aus dem Grabe aufsteht und auf die Erde tritt. Die Himmel-
fahrt liegt begrifflich nicht darin eingeschlossen, sie wird auch hier (1 1 , 12) davon
unterschieden.
Apoc. 12.
Es liegen hier zwei Varianten (A und B) vor, die auf einen gemeinsamen
Schluß (C) auslaufen ^).
A. „Und ein großes Zeichen erschien am Himmel : eine Frau mit der Sonne
angetan, der Mond unter ihren Füßen, auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf
Sternen. * Und sie war schwanger und schrie in Wehen und Kindesnöten. * Und
ein anderes Zeichen erschien am Himmel, nämlich ein großer Drache, der hatte
sieben Häupter und zehn Hörner und auf den Häuptern sieben Diademe. ^Und
sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinab auf die Erde.
Und der Drache trat vor die Frau, die vor der Geburt stand, auf daß er, wenn
sie geboren hätte, das Kind fräße. ^Und sie gebar einen Sohn, ein männliches
Kind, der alle Heiden mit eisernem Stabe weiden wird. Und ihr Kind wurde
zu Gott und zu seinem Throne entrückt. • Und die Frau floh in die Wüste, wo
ihr von Gott ein Ort bereitet war, um dort 1260 Tage unterhalten zu werden**.
B. ^ „Und es kam zu einem Kampfe im Himmel , indem Michael und seine
Engel mit dem Drachen stritten. Und der Drache und seine Engel stritten
^und unterlagen, und eine Stätte im Himmel war für sie nicht mehr vorhanden.
*Und der große Drache, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan,
der Verführer der ganzen Erde, wurde aaf die Erde geworfen und seine Engel
mit ihm. **Und als der Drache sah, daß er auf die Erde geworfen war, ver-
folgte er die Frau, die das männliche Kind geboren hatte. ^* Und die Frau be-
kam die beiden Flügel des großen Adlers, um in die Wüste zu fliegen an ihren
Ort, um dort eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit unterhalten zu
werden und der Feindschaft der Schlange zu entgehn".
C. ^^ „Und die Schlange schoß aus ihrem Ba.chen einen ganzen Strom Wasser
der Frau nach um sie zu ersäufen. ^^Da half die Erde der Frau und öffnete
ihren Mund und verschlang den Strom , den der Drache aus seinem Rachen schoß.
^' Und erbittert ob der Frau ging der Drache ab , um Krieg zu führen mit den
Übrigen ihres Geschlechtes, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu
haben".
B ist nicht die Fortsetzung von A. Der Vers 7 folgt in Wirklichkeit nicht
auf Vers 6, sondern greift zurück und versetzt uns von neuem in den Hinmiel.
Erst in Vers 9 sind wir so weit, wie wir im Anfang von Vers 4 schon waren,
nämlich auf der Erde. Der Vers 13 entspricht dem Hauptteil von Vers 4 : der
Drache verfolgt die Gebärerin auf Erden. Und der Schluß von B deckt sich
mit dem Schluß von A : die Frau flieht an den ihr bereiteten Ort und wird dort
1) Vgl. meine Skizzen und Vorarbeiten 1899, 215—225.
S
•
ANALYSE DER OFFENBARUNG JOHANNIS. 19
dreinndeinhalb Jahre ernährt. Hier ist die Congruenz am aoffallendsten, nament-
lich in der Frist von 3V2 Zeiten, die als Jahre zu 360 Tagen gerechnet den
1260 Tagen entsprechen, and in der Angabe, daß nicht das Kind, sondern nur
die Frau während dieser Zeit an ihrem Orte ernährt {tgetpsiv) wird.
Also sind A und B parallel. Beiderorts folgt auf eine himmlische eine ir-
dische Scene. Sprachliche Varianten sind ägösv (12,5) und agöriv (12,13), viel-
leicht auch dgdxajv und 6q)tg. Wichtiger sind andere Unterschiede. Nur in B
ist der Übergang von der oberen zur niederen Sphäre klar: der Drache führt
zunächst im Himmel Krieg, dort besiegt wird er auf die Erde geworfen und
verfolgt nun daselbst die Frau mit dem Kinde. In A ist der Scenenwechsel
dadurch ganz unmotivirt geworden, daß im Himmel nichts geschieht, sondern
der Drache und die Frau nur als Zeichen am Himmel beschrieben werden.
Die Frau erscheint als Regina coeli, mit Sonne Mond und Sternen ausstafErt.
Und in diesem Staat kommt sie am Himmel in die Wochen? So muß man
wenigstens nach Vers 2 denken, und auch in Vers 3 befinden wir uns noch im
Himmel. Es wird mit keinem Worte gesagt, sondern nur von Vers 4 an still-
schweigend vorausgesetzt, daß Drache und Frau inzwischen vom Himmel zur
Erde herabgefahren sind. Das kann nicht ursprünglich sein. Die Frau ist in
B lediglich auf Erden gedacht, sie gehört in der Tat nicht in oder an den Him-
mel, und die Entrückung des Eändes in den Himmel (12, 5) ist keine bloße Rück-
kehr dahin. Den Sturz des Drachen als Ergebnis eines Kampfes, ohne den der
Anfang von Vers 4 nicht zu verstehn ist , muß der Redaktor in A ausgelassen
haben, um nicht genötigt zu sein, ihn in B noch einmal zu bringen.
B ist uns aber ebenfalls nicht vollständig erhalten. Der große Adler (mit
dem Artikel 12, 14) muß vorher erwähnt sein und zwar nicht bloß in 8, 13. In
12, 13 sind Frau und Kind plötzlich da, ohne in B eingeführt zu sein. In 12, 14
begreift man nicht, warum bloß die Frau in der Wüste ernährt wird und nicht auch
das Eünd ; eine Notiz wie die in der zweiten Hälfte des Vers 6 wird vermißt.
Auch in B hat also der Redaktor eingegriffen, um die Zusammenstellung der
beiden Varianten zu ermöglichen und allzu krasse Wiederholungen zu vermeiden.
Die Verse 10 — 12, die außerhalb der Parallele stehn und darum in der
Übersetzung ausgelassen sind, enthalten die Phraseologie des Redaktors. Dieser
hat auch in Vers 3. B. 9. 17 Zusätze gemacht. In Vers 3 werden dem Drachen
die Attribute des Tieres beigelegt; der Drache ist aber der Satan und nicht
das Imperixml , wenngleich er durch das Imperium wirkt. Ferner greift in Vers
6 der Relativsatz bg (leXlev unpassend vor, und vCöv congruirt nicht mit &q6bv;
ursprünglich stand da xal haxev agöavj wie die Phrase in der Septuaginta ge-
wöhnlich lautet. In Vers 9 ist das itSki^^t] durch die gehäuften Appositionen
so weit von slg xij^v y^t/ getrennt, daß es zum Schluß noch einmal wiederholt
werden muß; die Appositionen werden eingeschoben sein. Endlich ist t&v tri-
Qa6ptmv tag ivrolag tov ^sov xal ixovxfov riiv fiagtvgiav 'Iiqöov in 12, 17 hinzu-
gefügt.
Die wichtigsten Zusätze des Redaktors christianisiren. Die Vorlage ist rein
3*
20 J. WBLLHAÜSEN,
•
jüdisch. Dir Inhalt läßt sich ans A nnd B folgendermaßen meder herstellen.
Der Drache führt im Himmel Krieg mit den Engeln nnd unterliegt. Anf die
Erde gestürzt befehdet er dann die Fran, die das männliche Kind geboren hat.
Das Kind wird in den Himmel entrückt, die Fraa flieht in die Wüste und wird
dort dreiundeinhalb Jahr unterhalten. Der Drache verfolgt sie dorthin, muß
aber von ihr ablassen und wendet sich nun gegen ihre nicht mit in die Wüste
geflohenen Volksgenossen in Jerusalem.
Darüber, daß der Drache hier durch das römische Reich wirkt, obgleich er
damit nicht einfach verselbigt werden darf, ist man einverstanden, und die drei-
undeinhalb Jahre bestätigen es : es sind wie in 11, 1. 2 die Jahre des römischen
Endkrieges gegen Jerusalem. Die Römer haben nun damals gegen die jüdische
Gemeinde gekämpft, diese ist also unter der Frau zu verstehn und nicht die
christliche Gemeinde. Somit ist auch das Kind nicht Jesus. Die Römer sind
nicht dessen eigentliche Feinde gewesen, am wenigsten schon vor seiner Geburt.
Jesus gilt auch immer nur als Haupt oder als Mann der Gemeinde und diese
niemals als seine Mutter; nur der jüdische Messias konnte als Kind Sions be-
trachtet werden (4 Esdr. 9, 43 ss. 10, 44 ss.). Es ist also klar , daß das ägöev
der phantastische Messias der Juden ist und nicht Jesus. Zu diesem paßt auch
nicht die Entrückung in den Himmel gleich nach seiner Geburt; denn es steht
nicht frei, einen langen Zwischenraum in die Mitte zu schieben. Was wäre das
für ein Resumä des Lebens Jesu : geboren und entrückt I Man sagt , die Vor-
stellung von der Entrückung des Messias in den Himmel gleich nach seiner
Geburt sei auch den Juden fremd. Sie läßt sich freilich nicht nachweisen, aber
sie läßt sich bei ihpen erklären. Die von den Römern bedrängte Gemeinde besaß
keinen erwachsenen Messias, der ihr helfen konnte ; sie hoffte aber, daß er schon
inmitten der Blrisis in ihr geboren und vor der Vernichtung geborgen werden
sollte. Anknüpfungen für diese Hoffnung konnte sie finden in der G^bärerin
und dem in tiefster Kot geborenen Inmianuel bei Jesaias und Micha. Eine Ent-
rückung des Messias in den Himmel war mit Fug aus Daniel 7, 13 herauszulesen.
Die Frau wird nun aber in Vers 17 unterschieden von den lomol rot) öxif-
(tavog axnfig, die nicht mit in die Wüste fliehen, sondern in Jerusalem bleiben
und dort von den Feinden angegriffen werden. Sie ist also nicht die ganze
Gemeinde, sondern die Elite, die in den Untergang der Xotxoi nicht verwickelt,
sondern als Same der Zukunft gerettet wird. Man weiß, daß viele Juden aus
der heiligen Stadt zu rechter Zeit flüchteten , darunter sehr fromme Leute,
Schriftgelehrte und Pharisäer. Sie waren anders gesonnen als die Zeloten, die
damals in Jerusalem herrschten und die Seele der fanatischen Verteidigung
waren. An Römerhaß gaben sie ihnen zwar wenig nach, sie sahen aber nicht
den Kampf für die Freiheit als ihre eigentliche Aufgabe an, sondern die Er-
füllung des Gesetzes. Sie nahmen die Verwirklichung der messianisohen Hoff-
nung nicht selber in die Hand, sondern überließen sie Gott und suchten ihrer-
seits nur die Vorbedingung zu leisten, die genaue Beobachtung des vorgeschrie-
benen Willens Gottes ; sie waren keine politisch aktive, kriegerische und patrio-
ANALTSE DER OFFENBABUNO JOHANNIS. 21
tische Partei, sondern eine religiöse. Sie benahmen sich bei der letzten Bela-
gerang Jerasalems ähnlich wie bei den frtiheien. Sie hielten es nicht für Verrat
sich dem Eiunpfe durch die Flacht za entziehen, im Gegenteil glaubten sie auf
diese Weise das wahre Israel za retten. Wir haben also in Eap. 12 ein phari-
säisches Gegenstück za dem kurzen zelotischen Orakel in 11, 1. 2. Es zeigt sich
darin der Unterschied der Haltung der jüdischen Parteien während des römischen
Krieges. Die Zeloten sagten, die im Tempel Ausharrenden sei der messianiscbe
Eest ; die Pharisäer sagten, die aus Jerusalem Geflohenen seien es und aus ihnen
werde der Messias hervorgebn.
Damit ist der irdische Vorgang erklärt; das Verständnis des himmlischen
folgt von selber, denn er ist nur der vorausgeworfene Schatten des irdischen.
Im Himmel ist der Sieg der guten Sache längst entschieden und damit ist er
auch auf Erden besiegelt; die Niederlage des Drachen im Himmel verbürgt seine
bevorstehende Niederlage auf Erden. Man kennt diese malerische Ausgestaltung
des Prädestinationsglaubens aus dem Buche Daniel. Alles was auf Erden ge-
schieht, wird im Himmel vorweg genommen; alle irdischen Kämpfe werden zu-
vörderst in den Lüften ausgefochten, durch die himmlischen Repräsentanten der
irdischen Mächte.
Die Vision endet als Fragment. Es muß der Untergang der Xotnoi in Jeru-
salem in Aussicht genommen sein. Ferner der Untergang auch der heidnischen
Weltmacht. Und im Zusammenhang damit das Auftreten des in den Himmel
entrückten Kindes in Kraft und Herrlichkeit.
Apoc. 13 und 14.
a) 13, 1-10. 11-18.
Mit 13, 1 — 10 kommen wir vom Drachen auf das Tier , das aus dem Meere
steigt wie in Daniel 7 und 4 Esdrae 11. Es bedeutet das römische Imperium,
denn es bekommt dreiundeinhalb Jahr Macht, Krieg zu führen gegen die Heiligen
d. h. gegen die Juden und sie zu überwinden. Nach 13,2 ist es ein Mixtum
compositum aus den drei ersten Tieren des Daniel. Dieser allgemeinen Be-
schreibung geht nun in 13, 1 auffallender Weise der besondere Zug schon voraus,
daß es zehn Homer und sieben Häupter habe ; auch die Voranstellung der Homer
vor den Häuptern befremdet dabei. Vermutlich sind die Hörner und Häupter,
mit dem was daran hängt, in 13, 1 nicht minder nachgetragen wie in 12, 3. Sie
haben erst in Kap. 17 etwas zu tun , in Kap. 13 noch nicht. Denn die erste
Hälfte von 13,3, wo eines der Homer vorkommt und den Nero redivivus be-
deutet, steht außerhalb des Zusammenhangs; schon in der zweiten Hälfte tritt
das Tier an die Stelle und weiterhin ist nur von diesem die Rede, d. h. vom
römischen Imperium im G-anzen und nicht von Nero redivivus.
Also liegt auch hier redaktionelle Bearbeitung einer Vorlage vor. Nament-
lich zeigt sich in 13, 7^ — 9 die Phraseologie des Apokalyptikers , und in 13, 10
gehört &8i iöuv xxL dem selben Klugscheiner an, der in 13,18. 14,12. 17,9
22 J. WBLLHAÜSKN,
seine Sparen hinterlassen hat. Durch diesen Schluß von 13, 10 sieht sich das
Heer der Ausleger genötigt, das Vorhergehende als Ermahnung an die Christen
in der domitianischen Vcrfolgang aufzufassen: sie sollen sich vollkommen passiv
in ihr Schicksal ergeben; wer zur Verbannung (al%ikak(Q6Ca7) verurteilt werde,
solle sich geduldig verbannen, wer zum Tode, sich ruhig hinrichten lassen. Das
ist eine grausame Verquälung des Sinnes der Aussage. Man muß sie nach Aus-
scheidung von 13,7** — 9 unmittelbar mit xal rtxi}tfat avxo-vg verbinden: wer von
den Besiegten nicht durch das Schwert fällt, wird in Sklaverei fortgeschleppt ^).
Natürlich bei der Zerstörung Jerusalems durch Titus. Es handelt sich hier
nicht um Ermahnung der Christen während der domitianischen Verfolgung, son-
dern um Beschreibung des Elends der Juden nach der Erstürmung des Tempels;
die Erklärung der öxrfyii ainov durch Himmelsbürger in 13,6 ist bei den Haaren
herbeigezogen.
Mit 13, 11—18 steht es nicht anders; die Vorlage ist aus der Überarbeitung
auszuscheiden, um ein Verständnis zu ermöglichen. Auch hier handelt es sich
ursprünglich um das Imperium überhaupt und nicht um Nero redivivus. Er ist
in Vers 12. 14. 17. 18 eingetragen. Nero ist nicht das ^rjgiovj sondern eine
xsfpaXi^ desselben, und davon ist keine Rede. Der Vers 18 stammt von der
selben Hand wie der Schluß von Vers 10. Das Rätsel nimmt sich hier beinah
frivol aus. Die Deutung der Zahl auf Nero ist allerdings richtig. Sie verdiente
aber nicht so viel Aufhebens als von ihr gemacht worden ist, und sie hatte die
verderbliche Folge, daß man glaubte, damit den Schlüssel zum Verständnis des
Ganzen gefunden zu haben. Es war nur der Schlüssel zum Misverständnis
des ^tiqCov. Natürlich ist auch in 13, 17 rö Svoiia und f\ xhv iQid'fibv tov dvö-
[latog ccdzov aus der Vorlage auszumerzen.
Es ist jedoch nicht bloß der Nero redivivus eingeschmuggelt, sondern auch
der Pseudoprophet als &kko d'riQtov. Mit Namen wird er zwar erst in 16, 13.
19, 20 neben dem ^r^gCov genannt , während gewöhnlich nur xo ^r^gCov xal fj slxmv
aifxov als Paar zusammensteht. Erkennbar charakterisirt wird er aber schon in
13, 13. 14*), und zwar als falscher Elias (jröp noLst xaxaßaivsiv) , der dem Anti-
christus in gleicher Weise vorhergeht, wie der echte Elias dem wahren Christus.
Damit stimmt jedoch nicht, was in Vers 12 und 15 — 17 steht. Denn da wird von
dem betreffenden Wesen nicht ausgesagt, es tue große Zeichen und verführe da-
durch zur Anbetung des Tiers, sondern vielmehr, es übe im Namen des
Tiers dessen volle Macht aus und zwinge die Menschen dasselbe anzu-
beten. Da erscheint das Wesen also als Alter Ego des Imperiums und übt
dessen ganze Macht aus , natürlich auf einem anderen örtlichen Gebiet als dieses
selber. Es ist die durch Beamte vertretene Staatsmacht im Reich, während das
Imperium selber in Rom seinen Sitz hat. Das hat schon Mommsen richtig er-
1) Das Aktiv dTroxrci^fr ist unmöglich und muß in das Passiv verwandelt werden. VieUeicht
hat Mt 26,52 zu der unhegreiflichen Corruption beigetragen.
2) wozu auch die zweite Hälfte von 13, 11 gehört.
ANALYSE DEB OFFENBABÜNG JOHANNIS. 23
kannt, wenn er anch die Conseqnenzen nicht gezogen nnd mehrere Einzelheiten
onzutreifend gedeatet hat.
Ich glaube nun aber, daß damit noch nicht der letzte Schritt geschehen ist.
Der Gegensatz des &Xko ^rigiov nnd des Tcgöbtov ^riglov ist schwerlich ursprüng-
lich y es gibt nur Ein d'figiov. Hernach werden immer nur tb d-riglov und i^ elx&v
cc&tav zusammen genannt (14, 9. 11. 15, 2. 16, 2. 19, 20. 20, 4). Dabei stellt die
bIx&Vj welche aufPallenderweise stets singularisch erscheint, ihren Urheber, den
Stellvertreter des Imperiums, ganz in den Schatten. Und man begreift nicht, wie
von dem Imperium (denn von einem einzelnen E^ser ist nicht die Kede) ein
plastisches Büd gemacht werden kann. Sollte es sich am Ende gar nicht um
ein plastisches Bild handeln , sondern ursprünglich das Alter Ego des Imperiums
selber seine bIx6v sein, wie Jesus die sUfhv Gottes genannt wird und wie bei
den Mandäern beinah jedes Urwesen seine Demutha neben sich hat ? Dann würde
der Kern der Vorlage so gelautet haben: „^^Und ich sah ein Abbild (= Alter
Ego) des Tieres auf dem Lande (im Gegensatz zur Stadt Rom), ^^das übt die
ganze Macht des Tieres aus in dessen Vertretung^) und zwingt das Land und
seine Bewohner das Tier anzubeten, ^^und die Marke des Tieres sich auf die
rechte Hand und auf die Stirne zu zeichnen , ^^ so daß niemand Handel und
Wandel treiben kann, der nicht die Marke des Tieres an sich hat".
Aus welchen Gründen Nero redivivus, der Pseudoprophet und das kaiserliche
Standbild aufgetragen sind und ob von gleicher Hand oder nicht, ist mehr oder
weniger unklar ; ich mag darüber keine Vermutungen vortragen.
Der Kern des Kap. 13 ist jüdisch. Die beiden Hälften, das Tier und sein
Abbild, verbinden sich zu einem Ganzen. Die erste Hälfte ist präterital, das
Imperium hat Jerusalem und den heiligen Staat in dem Kriege der dreiundein-
halb Jahre vernichtet. Die zweite ist präsentisch : der römische Staat lastet
auf seinen Untertanen nicht bloß mit äußerem, sondern mit unerträglichem
geistigem, religiösem Drucke. Für eine genaue Datirung scheinen mir die An-
haltspunkte zu fehlen.
h) 14 , 1—J^O.
Das Kap. 14 ist, wenn nicht formell so doch materiell, der Schluß zu Kap.
13 und enthält das Gericht und den Triumph.
Die Einleitung (14, 1—5) ist eine Art Tedeum. Es fällt auf, daß das Lamm
mit den 144 Tausend nach Vers 1 auf dem Berge Sion steht, dagegen nach
Vers 3 der Himmel die Scene ist. Man sollte ferner denken, daß die 144 Tau-
send, d. h. die Erlösten, das Tedeum sängen, wie sie es in 15, 2. 3 wirklich tun ;
nach 14, 2. 3 sind aber die Kitharoden und Sänger anonym und die 144 Tausend
lernen nur von ihnen das neue Lied. Endlich werden die 144 Tausend am
Schluß dreifach oder vierfach deünirt, zum teil ganz identisch wie oC '^yogaöfiivoi.
ixb tflg yfis und ovxoi iiyogaö^riöav inb t&v iv^gaTtav, zum teil ganz abweichend
1) ivfbniov wie *i3|Db Nam. 8, 22.
24 J. WELLHAÜSBN,
wie ovtoi alöiv 6i fistä ywatx&v oix ifioXvv&riöav. An diesen Schiefheiten und
Widersprüchen zeigt sich, daß hier mehr als eine Hand tätig gewesen ist. An
der christlichen Art des Ganzen läßt sich nicht zweifeln.
Das zweite Stück (14, 6 — 13) setzt das erste nicht voraus , führt vielmehr
zurück anf eine frühere Stufe, wo das noch im Werden ist, was vorher schon
als glücklich vollendet gefeiert worden ist. Namentlich diejenigen, welche jetzt
sterben ohne die Farusie erlebt zu haben (14, 13) , lassen sich zu den 144000
Seligen in kein Verhältnis bringen, am wenigsten in ein consecutives. übrigens
ist der Inhalt auch hier bunt; die verschiedenen Engel, die auftreten, werden
zum teU numerirt, ohne daß die Reihenfolge irgendwie notwendig erschiene. In
dem Tier und seinem Abbild (14, 9. 11) findet sich eine Beziehung zu Kap. 13.
Die Phraseologie des Apokalyptikers zeigt sich vielfach; das Ganze ist eben-
falls christlich. Zum Schluß von 14, 13 vgl. Sirach 14, 19.
Das dritte Stück (14, 14-20) paßt ebenso wenig zur Einleitung; dort steht
das Lamm auf dem Berge Sion, hier thront der Menschensohn auf der Licht-
wolke. Es sind darin zwei Varianten verbunden, die beinah ganz identisch sind :
Vers 14 — 16 und 17—20. In der ersten wird der Menschensohn von einem Engel
aufgefordert, die Sichel, die er in der Hand hat, auf die Erde zu senden, weil
die Stunde der Ernte gekommen sei; er folgt der Aufforderung und die reife
Saat wird abgemäht. In der zweiten wird ein Engel, der aus dem himmlischen
Tempel hervortritt, von einem anderen Engel aufgefordert, die Sichel, die er in
seiner Hand hat, auf die Erde zu senden, weil die Trauben reif seien; er folgt
der Aufforderung und die Trauben werden abgeschnitten und in der Kelter des
Zornes getreten, so daß (wie es im Epilog heißt, der aus dem Bilde in die Sache
fällt) das Blut bis an die Zügel der Rosse spritzt. Der ganze Unterschied be-
schränkt sich darauf, daß in dem einen Fall vom Menschensohn und von der
Ernte, im andern von einem Engel und von der Lese die Rede ist. Das gentigt
nicht, um die beiden Stücke als sich ergänzende Hälften eines Ganzen zu be-
trachten. Ernte und Lese sind in den Alttestamentlichen Vorbildern völlig
äquivalente Gleichnisse für das Endgericht. Christus und der Engel vikariren
auch in 10,1. Den Vorzug verdient grade bei der Traubenlese Christus; er
tritt nach 19, 15 die Kelter, er ist der Vollstrecker des Gerichts an den Heiden.
Merkwürdig ist für den Keltertreter das Attribut 1%^''^ i^ov^iav iicl rot) nvQÖg*,
das schickt sich eigentlich besser für den, der bei der Ernte die Spreu vom Korn
scheidet und mit Feuer verbrennt. Das ÖQinavov erscheint als beseeltes Wesen,
wahrscheinlich nach dem dgiitavov nsxdiiBvov Zachar. 6, 1 , das auf einem Mis-
Verständnis der Septuaginta beruht ; ebenso Clem. Rec. 2, 9. Der Zug vom
Spritzen des Bluts bis an die Zügel der Rosse findet sich auch in' der man-
däischen Eschatologie (Thesaurus I 391, 1) : „das Roß des Königs vom Himmel
watet bis zum Sattel im Blut und das Blut reicht ihm an die Nüstern" und bei
Henoch 100, 3. Die Rachsucht der Juden gegen ihre Unterdrücker hat sich in
Folge der domitianischen Verfolgung auf die Christen übertragen, und sie haben
sich ihren Messias ebenfalls als bluttriefenden Sieger vorgestellt.
ANALYSE DER OFFENBARUNG JOHANNIS. 25
Apoc. 15, 1—4.
Ein eigener Abschnitt, von dem aber nnr Anfang und Schluß erhalten sind.
Der Schluß ist der Triomphgesang der Erlösten (15, 2 — 4), die den sieben Plagen
entgangen und glücklich durch das Rote Meer gekommen sind; es ist aus der
ocddentalischen und namentlich aus der orientalischen Gnosis^) bekannt, welche
theologische Bedeutung das Rote Meer und die Passage hindurch gehabt hat.
Der Anfang (16, 1) enthält nur die Ankündigung der sieben Plagen , dieselben
werden dann aber nicht aufgezählt, so notwendig das auch wegen 15, 2 — 4 ge-
wesen wäre ^). Man kann sich denken, daß sie den ägyptischen Plagen geglichen
haben werden, wenn sie auf den Durchgang durch das Rote Meer endigen.
Warum sie im Keime erstickt sind, läßt sich natürlich nur vermuten. Es ist
möglich, daß sie wesentlich den selben Inhalt hatten wie die folgenden sieben
Schalen, indem etwa nur der Schluß eigentümlich war, so daß er mitteilungswert
erschien. Der Anfang von 15, 2 gehört zur siebenten und gefährlichsten Exisis :
das Rote Meer wird als dunkel und mit Feuer gemischt beschrieben. Und dann
muß folgen, daß die Auserwählten sich glücklich durch dies schreckliche Meer
hindurchretten , worauf sie am anderen Ufer die Ode Mosis singen. Redaktionelle
Zusätze sind die Worte xal Toi}g pix&vtag — rov dv6[iatos ainov in Vers 2 und
xal rij^v Aiiiv xov igviov in Vers 3.
Apoc. 15, 5—16,21.
Die Hebdomas der Schalen hat der Apokalyptiker ebenso übernommen und
überarbeitet wie die übrigen Hebdomaden. Ihre Ähnlichkeit mit der Hebdomas
der Posaunen fallt auf. Die ersten vier Schalen und die sechste gleichen den
ersten vier Posaunen und der sechsten. Man hat dagegen geltend gemacht, daß
bei den Posaunen die Partialität der sechs ersten Plagen geflissentlich hervor-
gehoben werde, was bei den Schalen nicht geschehe. Indessen dieser Unterschied
bedeutet nicht viel. Auch bei den Schalen ist erst die siebente Plage die ver-
nichtende, die anderen lassen immer noch viel übrig — das liegt in der Idee
dieser Hebdomaden überhaupt.
Die Einleitung (16, 5—8) hat mit 15, 1 nichts zu tun, denn dort stehn die
sieben Engel schon sichtbar am Himmel, während sie hier erst aus dem himm-
lischen Tempel zum Vorschein kommen. Dieser wird in 15, 5 nicht geöflnet
damit der Seher hineinblicke , sondern nur damit die Engel hinaustreten, ebenso
wie in 19,11. Die sieben Schalen werden gewöhnlich als mit Wein gefüllt be-
trachtet. Da aber der Kelch des Weines des Zornes (16, 19) immer singularisch
und zu trinken ist, so werden die Schalen etwas anderes enthalten. Der Inhalt
der einzelnen scheint nicht verschieden gedacht zu werden, sie werden nur auf
verschiedene Objekte ausgeleert und haben dadurch verschiedene Wirkung. Die
1) dem Manda de Chaije.
2) Ein ähnlicher Fall liegt Tor in 10, 1—4.
Abhmndlangen d. K. Gm. d. WiM. sa QAttiagen. Phil.-hift. D. N. F. Bud 9,4. 4
26 J. WELLÜAUSKN,
erste wird auf das Land geschüttet und erzeagt Schwären an den Menschen, die
zweite verwandelt das Meer, die dritte das Süßwasser in Blnt, die vierte trifft
die Sonne and setzt sie in furchtbare Glnt, die fünfte bringt Finsternis und
Verzweiflnng über den Thron des Tieres und sein Reich, die sechste trocknet
den Eaphrat aus, so daß die Könige des Morgenlandes hinüberkommen; die
siebente führt die endliche Katastrophe {ydyovsv 16, 17 wie 21, 6) herbei, in Form
eines gewaltigen Erdbebens, wodurch die große Stadt Babylon-Rom fallt.
Die sechste Schale bezieht sich ebenso wie die sechste Posaune (9, 13 ss.)
auf die Parther; sie sind mit den Königen des Orients gemeint, denen dadurch
der Weg zum Einbruch in die römische Welt gebahnt wird, daß der Euphrat
kein Hindernis mehr bildet. Aber mit den Parthem sind hier Grog und Magog
verbunden , die nicht wirklich mit jenen identifizirt werden können. Freilich, der
Einfall von Gog und Magog geht dem Endgerichte unmittelbar voraus, und wenn
er überhaupt erwähnt werden sollte, so mußte er unmittelbar vor die letzte
Plage zu stehn kommen. Nur glaube ich nicht, daß er der Vorlage angehört.
Die Hand des Redaktors zeigt sich in der beschränkenden attributiven Be-
stimmung zu toi)g Av^gAnovg 16,2, welche in 16,9 fehlt; vgl. zu 9,4. Femer
in 16, 6—7 und teilweise in 16, 13—16. Die letzte Plage erreicht mit 16, 21
noch nicht völlig ihren Abschluß; es soll für eine Fortsetzung Raum bleiben.
Apoc. 17, 1—18.
„Und einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, kam
und redete mit mir also: komm, ich will dich sehen lassen wie die große Hure
gerichtet wird , die an den vielen Wassern sitzt , '' mit der die Könige der Erde
Hurerei trieben und von deren Hurwein die Bewohner der Erde trunken wurden.
•Und er trug mich im Geist fort in eine Einöde".
A. „Und ich sah, eine Frau saß auf einem scharlachfarbenen Tier mit sieben
Häuptern und aehn Hörnern^ das voll von Lästemamen war. * Und die Frau war
in Purpur und Scharlach gekleidet und bedeckt mit Gold und Edelsteinen und
Perlen, in ihrer Hand hatte sie einen goldenen Becher voll Greuel und Unflat
ihrer Hurerei. * Und auf ihrer Stirne stand ein Name geschrieben : GeJmmnis, Ba-
bylon die große, die Mutter der Hurereien und der Greuel der Erde. • Und ich sah
die Frau trunken vom Blut der Heiligen und votn Blut der Zeugen Jesu. Und ich
geriet ob des Anblicks in großes Staunen, ^Und der Engel sprach zu mir:
warum staunst du? ich sage dir das Geheimnis der Frau und des Tieres, welches
sie trägt, mit den sieben Häuptern und den zehn Hörnern. ^Das Tier, das du
gesehen hast, war, und ist nicht, wird aber aus dem Abgrund aufsteigen und hingehn
zum Verderben; und die Bewohner der Erde, deren Name nicht von ur an auf-
geschrieben ist im Buch des Lebens, werden staunen, wenn sie das Tier sehen, welches
war imd nicht ist und kommen wird. ^ Die sieben Häupter sind sieben
Berge, worauf das Weib sitst , ^^ und sind sieben Könige : fünf sind gefallen, einer
ist gegenwärtig, der letzte ist noch nicht gekommen, und wenn er kommt, ist es
ihm bestimmt nur eine kurze Weile zu bleiben".
ANALT8E DER OFFENBAHÜNO JOHANNIS. 27
B. „"Das Tier aber, welches war und niclit ist, ist selber der achte König
und zugleich einer von den sieben, und geht hin ins Verderben. ^' Und die zehn
Homer, die du gesehen hast^), sind zehn Könige, welche Königswürde zwar
noch nicht empfangen haben, aber königliche Gewalt auf eine Stunde mit dem
Tiere bekommen. ^' Diese sind einmütig und leihen ihre Macht und Gewalt dem
Tiere. ^^ Diese werden mit dem Lamme kämpfen , und das Lamm wird sie besiegen^
denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und die mit ihm sind
Berufene und Auserwählte und Treue. ^* Und er sprach eu mir : die Walser , wo
du die Hure sileen sähest^ sind Völker und Horden und Nationen und Zungen.
^* Und die zehn Homer, die du salhst und das Tier, diese hassen die Hure und
machen sie vereinsamt und nackt und fressen ihr Fleisch und verbrennen sie mit
Feuer. *^Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, seine Absicht auszurichten,
einmütig zu sein und ihre Königsmacht dem Tiere zu leihen, bis die Aussprüche
Gottes erfüllt werden".
^^„ünd die Frau die du gesehen hast, ist die große Stadt, die das Reich
hat über die Reiche der Erde*'.
In A ist das Tier, wie im Kern von Kap. 13, das römische Imperium, seine
sieben Häupter sieben Kaiser; von denen sind fünf gewesen, einer ist, und der
siebente steht noch aus. In B ist das Tier, wie in den Zusätzen zu Kap. 13,
das achte Haupt des Tieres, nämlich Nero redivivus; die zehn Homer sind
ihm verbündete Könige, die ihm ihre Macht leihen zum Kampf gegen die Hure
und zur Vollstreckung des Urteils Gottes über sie. Durch den Vers 8 ist B mit
A verankert , vgl. zu 8, 2 und 10, 2*.
A und B scheinen sich zu ergänzen wie zwei Hälften eines Ganzen. Aber
A ist ursprünglich nicht darauf angelegt , um auf B zu endigen. Umgekehrt
könnte B allerdings von vornherein in der Absicht verfaßt sein, um als Fort-
setzung von A zu dienen. Ich halte das aber doch nicht für wahrscheinlich,
Vers 11 ist schwerlich auf Vers 8 aufgebaut und die identischen Angaben rühren
kaum von Einer Hand her.
Ein Redaktor hat A und B verbunden und überarbeitet. In A ist Vers 6 ein
christianisirender Zusatz, in B Vers 14; letzterer besonders störend, weil in
schreiendem Widerspruch dagegen , daß die zehn Homer ja nach dem Folgenden
Werkzeuge Gottes sind, um dessen Rache an der Hure zu vollstrecken. In Vers 7
wird die Erklärung der Frau und des Tieres mit den sieben Häuptern formell
angekündigt. Eine Erklärung der Frau folgt aber nicht, weil sie schon in Vers 5
vorweggenommen ist, welcher der Voreiligkeit des Redaktors seine Entstehung
verdankt. Eine Erklärung des Tiers, die für A zutrifft, folgt auch nicht; sie
ist verdrängt durch Vers 8, der als Haken für die Anknüpfung von B eingesetzt
ist und unter dem Tier den Nero redivivus versteht. Nur die Erklärung der
sieben Häupter des Tiers ist erhalten; freilich versetzt mit einer falschen Deu-
tung auf die sieben Hügel von Rom. In Vers 3 und 7 sind die zehn Homer ein*
1) Soll man verstehn: an dem Tier, welches war und nicht ist?
28 J. WELLHAUSKN,
getragen, da sie nicht zu dem hier gemeinten Tier, sondern zn Nero gehören
und dessen Bundesgenossen bedeuten. Zu Anfang von Vers 9 sind die Worte
cbdß 6 vovg 6 Ixav öotplav nicht bloß störend, sondern auch völlig unverstandlich,
denn 6 i%(ov 6oq>Cav hat kein Fraedikat^). Der Vers 16 unterbricht die Bede
über die zehn Homer = Könige, so daß es nötig wird, sie zu Anfang von Vers 16
nochmals einzuführen; er deutet überdies die Wasser, an denen die Hure sitzt,
albern genug. Der Vers 18 steht einsam und abgerissen am Ende; er enthält
vielleicht die Erklärung der Frau, die der Redaktor hinter Vers 7 ausgelassen
hat: er hätte sie dann aus Gewissenhaftigkeit doch nicht ganz unterdrückt^
sondern zum Schlüsse nachgetragen. Über 17, 1 — 3 ist das Urteil schwierig.
Die Anknüpfung an das Vorhergehende stammt jedenfalls vom Redaktor. Ob
das Übrige zu A oder zu B gehört, oder auch zu beiden, läßt sich nicht sicher
ausmachen.
Über die Zeit von A kann kein Zweifel bestehn. Die fünf gewesenen Könige
sind die Julier, der sechste gegenwärtige ist Vespasian. Titus ist als siebenter
und letzter in Aussieht genommen; ihn, den Zerstörer Jerusalems, wird die
Bache ereilen nach kurzer Regierung.
Die Datirung von B ergibt sich aus der Bestimmung der zehn Könige
(Hörner). Es sind noch keine richtigen Könige, sondern sie haben sich zeitweilig
Herrschergewalt angemaßt. Sie sind eigentlich im Streit mit einander, werden
aber in der Gemeinschaft mit Nero redivivus einmütig, um als Gottes Werk-
zeuge die Rache an Rom zu vollstrecken^. Die Zeit ist nach Vespasian; das
siebente Haupt, Titus, muß aber noch regieren, während das achte, Nero, gegen
ihn anrückt. Demnach können unter den zehn Königen nur die Farther ver-
standen werden, die den falschen Nero gegen Titus unterstützten. Die Farther
haben auch nach 16, 12 mehrere Könige , mit der Einheit ihres Reiches war es
immer etwas schwach bestellt , wie die arabische Benennung vjut^l e)^ gleich-
falls erkennen läßt. Wenn hier ihre Könige mehr als Usurpatoren gelten (17, 12),
so wird das durch die parthischen Münzen jener Zeit bestätigt; sie deuten nach
Mommsen auf simultane Frägung streitender Frätendenten. Es ist vielleicht
nicht überflüssig , auszuschreiben , was in Mommsens Römischer Geschichte 6, 396
zu lesen ist, obgleich das Buch jedem, der sich mit dem christlichen Altertum
befaßt, zur Hand sein müßte. „Das Auftreten eines falschen Nero in den letzten
Jahren Vespasians hätte fast zu einer CoUision (der Farther mit Rom) geführt.
Der Frätendent, in Wirklichkeit ein gewisser Terentius Maximus aus Kleinasien^
aber in Antlitz und Stimme und Künsten dem Sängerkönig täuschend ähnlich,
fand nicht bloß Zulauf in dem römischen Gebiet am Euphrat, sondern auch
Unterstützung bei den Farthern. Bei diesen scheinen damals, wie so oft, mehrere
Herrscher mit einander im Kampfe gelegen und einer von ihnen, Artabanus^
1) Vgl. 13, 18.
2) Schon früher hat Gott den Perser Gyms als sein Werkzeug zur Rache an Babel aufge-
boten, nach Isa. 40 ss. Auch nach Cäsars Tode hofften die Juden auf die Parther.
ANALYSE DER OFFENBABUNG JOHANNES. 29
weil Kaiser Titus sich gegen ihn erklärt hatte, die Sache des römischen Prä-
tendenten anfgenommen zu haben ^). Indessen es hatte dies keine Folge, vielmehr
lieferte bald darauf die parthische Regierung den falschen Nero an Kaiser Do-
mitianus ans^.
A ist jedenfalls jüdisch; die Zerstörung Jerusalems soll an dem Zerstörer,
Titus, gerächt werden. Auch B ist vermutlich jüdisch," die Christen können
kaum mit Nero Sympathie gehabt und ihn als Vollstrecker der Absichten Gottes
betrachtet haben, sie können kaum erwartet haben, daß er wirklich Rom über-
wältigen und vernichten werde. Der christliche Redaktor läßt Nero mit seinen
Helfershelfern vielmehr gegen das Lamm und dessen Getreue kämpfen und
unterliegen (17, 14). Überhaupt ist die grimmige Feindschaft gegen Rom in der
Zeit des Vespasian und des Titus nur auf jüdischer Seite begreiflich , nicht auf
christlicher.
Apoc. 18,1—24.
Der Eingang (18, 1 — 8) enthält das aus Isa. 21, 3 entlehnte Thema des Ganzen,
das sich schon in 14, 8 findet : gefallen , gefallen ist Babylon die große Stadt !
Dann folgt eine Vorausnahme der Rachefreude in Form einer Klage über die
gefallene Stadt, angestellt von den Königen und besonders von den Kaufleuten
und Seefahrern, die mit ihr in Verbindung gestanden und Handel getrieben haben
(18,9 — 20). Daran schließt sich eine zweite Klage (18,21 — 24); sie wird nicht
erhoben von den auswärtigen Gewerbtreibenden, die an Rom ihren Nutzen gehabt
haben, sondern von den in Rom einheimischen Handwerkern und namentlich von
den dortigen Großkapitalisten, welche die ganze Welt ausgebeutet haben.
Das Ganze ist zusammengesetzt aus Alttestamentlichen Erinnerungen, und
namentlich hat Ezechiels Weissagung über Tyrus als Bergwerk herhalten müssen.
Das Verzeichnis der Importwaaren ist ihm nachgemacht; Rom wird wie Tyrus
wesentlich als See- und Handelsstadt aufgefaßt. Es werden nicht bloß Gold
und Silber, Juwelen und Kostbarkeiten aufgezählt, bei denen den Juden das Herz
im Leibe lacht, sondern auch wichtigere Dinge : Weihrauch und Spezereien, Wein
und Öl, Mehl und Korn, Rinder und Schafe, Pferde und Wagen, Sklaven. Die
Angabe of ifiitoQoc öov fiöav ot fiByi,6tävsg rrig yfjg (18,23) beruht zwar auf Isa.
23, 8 , paßt aber doch auch auf Rom. Spezifisch christliche Zutaten sind der
Vers 24 (wo iv ainfl statt iv 6oC die andere Hand verrät) und ot Sytoi. xcH oC
inöötokoi xal ot XQOfpfjtat in Vers 20. In Vers 13 stören die plötzlichen Genitive
xal XitJKov xal ^ed&v xal öm^kAtcov.
Apoc. 19, 1—10. 11-21.
Das erste Stück (19, 1 — 8) ist wiederum ein himmlisches Tedeum des Apo-
kalyptikers, am Schluß von Vers 8 steht ein aberweises Interpretament. Mit
1) Nach Apoc. 17 wird erwartet, daB sie alle in diesem Punkte einig sein werden.
30 J. WELLHAÜSEN,
19, 1 — 8 sind die Verse 9 und 10 nur änßerlicli verbunden , ad vocem yiiiog rot)
äffviav. Der Inhalt kehrt in 21, 6. 6. 22, 6. 8. 10 wieder.
Das zweite Stück (19, 11 — 21) unterbricht den Fortschritt und springt vom
Triumph zurück in den Kampf. Es zerfällt in zwei Hälften (11 — 16. 17 — 21).
Die zweite ergänzt die erste, bringt aber am Anfang durch die Einladung der
Aasvögel zu dem ihnen von Gott bereiteten Schmause (nach Ezech. 39, 17—20)
ein neues Moment hinein, das zum Schluß nochmals hervortritt. Das Ganze ist
vom Apokalyptiker umgegossen, wenn es nicht überhaupt von ihm stammt. Nach-
träge sind in Vers 12 und 13 zu erkennen: ixcav Svofia ysyQaiAfiivov 8 oidslg
oldsv el iiii aiftög und xal xdxXrjtcu rö Svofur aitov 6 liyog roi) dcot^^). Dadurch
wird dem Vers 16 vorgegriffen. Dieser Vers ist aber selber nicht ganz in Ord-
nung. Statt inl ro Cfudztov muß man lesen inl tbv Znnov, damit der Genitiv ai&-
tov hinter (irjQbv auf das Roß bezogen werden kann. Denn es soll doch un-
möglich dem Messias selber sein Name in den Schenkel gestempelt werden ; man
würde denselben ja dann auch nicht sehen, da doch sein Schenkel nicht unver-
hüllt sein kann.
Apoc. 220, 1—15.
Dies Gesicht weicht ab von der Art der übrigen Gesichte in der Apokalypse.
Es ist historisch nirgend ausdeutbar, spielt aber doch auf Erden und nicht im
Himmel. Es enthält einige merkwürdige Loci des dogmatisch erstarrten eschato-
logischen Mythus der Juden, darunter auch den vom Millennium, von dem sonst
in der Apokalypse nichts zu merken ist. Wie gewöhnlich ist aber auch hier
die jüdische Vorlage christlich überarbeitet worden.
„Ich sah einen Engel vom Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des
Abgrundes, und eine große Kette lag auf seiner Hand. 'Und er packte den
Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und band ihn
tausend Jahre ^ und warf ihn in den Abgrund und verschloß imd versiegelte ihn,
damit er die Völker nicht verführe bis zum Ablauf der tausend Jahre; dann ist
es bestimmt, daß er eine kleine Weile wieder losgelassen werde ^.
„^ Und ich sah Stühle, und denen die darauf saßen, wurde Regierung gegeben.
Ufid die Seelen derer, die wegen des 2jeugnisse8 Jesu und wegen des Wortes OvHes
durch das Beil getötet waren, und die, die das Tier und sein Abbild nicht angebetet
wid die Marke auf Stirn und Hand nicht angenommen hatten, wurden lebendig, und
sie herrschten mit dem Christus tausend Jahre. ^Die übrigen Toten aber wurden
erst lebendig nach dem Ablauf der tausend Jahre. Dies ist die erste Auferstehung.
^ Selig und heilig, wer an der ersten Auferstehung teil hat! über diese hat der eweite
Tod "keine Gewalt, sondern sie sind Priester Crottes und des Christus, und herrschen
mit ihm während der tausend Jahre^.
1) Vielleicht ist aber der ganze Vers 13 zugesetzt, denn das blutige Gewand des FCQirers ist
hier durchaus verfrüht, und seine Truppen sind im folgenden Vers noch weiß gekleidet
ANALYSE DER OFFENBARUNG J0HANNI8. 31
„^TJnd nach dem Ablanf der tausend Jalire wird der Satan aus seinem Ge-
fängnis los gelassen 'und kommt hervor und verführt die Völker an den vier
Ecken der Erde, Gog und Magog, und bringt sie zu häuf zum Streit, zahllos
wie Sand am Meer, ^ünd sie zogen hinauf gegen den Nabel der Erde^) und
schlössen das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt ein. Aber Feuer fiel
vom Himmel und fraß sie. ^® Und der Teufel, ihr Verfülirerf wurde in den Pfuhl
des Feuers und des Schwefels geworfen, wo auch das Tier und der Pseudoprophet ist.
Und sie werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit gequält werden^.
„^^IJnd ich sah einen großen weißen Thron und den der darauf saß, vor
dessen Angesicht verschwand Erde und Himmel und hatten keine Stätte mehr.
" Und ich sah die Toten , Große und Geringe, stehn vor dem Throne, und Bücher
wurden aufgeschlagen, und ein anderes Buch wurde aufgeschlagen, das des Lebens;
Und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, nach dem was in den
Büchern angeschrieben war. ^' Und das Meer gab seine Toten her, und der Tod
und die Hölle gaben ihre Toten her, und sie empfingen ihr Urteil je nach ihren
Werken. ^* Und der Tod und die Hölle wurden in den Feuerpfuhl geworfen. Das
ist der zweite Tod, der Feuerpfuhl, "tiwd wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet
war, wurde in den Feuerpfuhl geworfen^.
Erste Stufe (20, 1 — 3). Die Fesselung des Drachen im Abgrunde gehört
eigentlich in den Schöpfungsmythus (Sir. 43, 23). Die Herstellung des Kosmos
vollzieht sich im Kampf gegen die rebellischen Mächte des Chaos; ihr über-
wundenes Haupt wird tief unter der Erde eingekerkert, so daß deren ganzes
Gewicht auf ihm lastet^). Davon wird oft und teilweise sehr drastisch und aus*
führlich im mandäischen Thesaurus erzählt. Hier wird die Sache aus der Kos-
mogonie in die Eschatologie verlegt, denn beide Gebiete werden in der mythischen
Spekulation leicht durch einander geworfen. Der Satan wird unschädlich ge-
macht, um die Ruhe des Millenniums zu ermöglichen.
Zweite Stufe (20, 4 — 6). Das Millennium bedeutet die Restitution des Reiches
Davids durch den Messias, welche später nicht mehr der Abschluß des Welt-
dramas war, sondern nur ein Zwischenakt. Der Messias kommt, um die Juden
zu retten und zu sammeln, die er bei seinem Advent im heiligen Lande antrifft.
Sein Reich in Palästina ist aber nur von begrenzter Dauer. Nach Ablauf der
dafür bestimmten Periode hört es auf, und dann erst tritt die Endzeit ein, die
zweite übergeschichtliche Weltära, mit der Auferstehung der Toten, dem jüngsten
Gericht, dem Gegensatz von ewigem Leben und ewiger Verdammnis. Von alle
dem merkt man aber hier wenig. Der Christus tritt ganz zurück; daß das
1) nXaxo9 tfjg yfjg ist mT» "pÄ (Ezech. 38, 11) und sachlich identisch mit pKTl "liao
Bfi^tdog tfjg yfjg (38, 12). Ich habe mir darum den Nabel einzusetzen erlaubt
2) Es scheint, daß darin zugleich eine Theorie der Erdbeben enthalten ist. Sie entstehn,
wenn der Leyiathan an seinen Ketten und an der auf ihm liegenden Last rüttelt. Ähnlich in der
klassischen Walpurgisnacht der Seismos, in der Tiefe polternd : „Einmal noch mit Kraft geschoben,
mit den Schultern brav gehoben, so gelangen wir nach oben**.
32 J. WELLHAÜ8EN,
Millennium mit seinem Advent beginnt nnd weiter nichts ist als die Periode
seines Reiches im heiligen Lande, erhellt nar ganz beiläufig. DaB es die Zeit
des Regiments und der Herrschaft der Seinigen ist, wird dagegen hervor-
gehoben. Die Seinigen, die mit ihm regieren, sind jedoch nicht die, die seinen
Advent erleben, sondern Gestorbene, die aber den Vorzug haben, vor der
großen Masse aus den Gräbern auferweckt zu werden, eben um am Millennium
teil zu nehmen ^). Sie sind die Schicht der ersten Auferstehung. Die erste Auf-
erstehung verleiht ihnen sogleich das ewige Leben, nicht bloß das Leben für
tausend Jahre ; wie sie aus dem Millennium in die himmlische Endzeit fibergehn,
wird nicht gesagt. Es is Alles unklar und hybride; der Apokalyptiker wird
seine Vorlage gründlich versetzt haben. Der Vers 6 stammt ganz von ihm.
Dritte Stufe (20, 7—10). Die Lösung des Satans hat den Anfall von Grog
und Magog gegen Jerusalem zur Folge, womit das Millennium aufhört. Hier
sieht man deutlich, daß die Idee des Millenniums von Ezechiel stammt, nach
welchem das hergesteUte Gottesreich zunächst eine Weile in Frieden besteht,
dann aber noch einen letzten Ansturm der Heidenmacht (Gog und Magog) zu
erleiden hat und erst nach dessen Abschlagung definitiv gesichert ist. Man er-
kennt hier auch, daß Jerusalem der Sitz des tausendjährigen Reiches ist^, und
zwar das irdische, denn gegen das himmlische können die Heiden von den vier
Ecken der Erde nicht anrücken. Die Loslassung des gefesselten Leviathan findet
sich auch in der mandäischen Eschatologie (Thesaurus I 393,20). Der Vers 10
(vgl. 19,20) stammt mindestens zur ersten Hälfte vom Apokalyptiker.
Vierte Stufe (20, 11 — 16). Alle Menschen erstehn aus den Gräbern, kommen
vor Gericht und empfangen den Lohn ihrer Taten, nicht bloß die Bösen, sondern
auch die Guten. Nach dem was jetzt in 20,4—6 steht, sollte man denken, es
handle sich hier nur um die Bösen. Und diese Meinung kommt auch in zwei
Zusätzen zum Ausdruck, in denen von den ßißliuj in denen die Igya gebucht
sind , das ßißXtov tf^g ^mijg unterschieden wird, welches kein Kontobuch ist, son-
dern eine Bürgerliste der Auserwählten. Man sieht daraus, daß die Korrektur
der Vorlage in 20, 4 — 6 den Apokalyptiker zum Schluß in Verlegenheit ge-
bracht hat.
Apoc. 21, 1—22, 5.
Ein anschauliches Bild der seligen Ewigkeit auf der Erde, nach Jesaias und
Ezechiel entworfen und prächtig ausgemalt. Die Absätze folgen nicht zeitlich
auf einander ; vielmehr werden im Rahmen des Ganzen (21, 1 — 8) hernach noch
zwei Partien des Vordergrundes mit kräftigen Zügen und leuchtenden Farben
1) Daß grade die Märtyrer , die mit dem Beü gerichtet sind , darunter besonders her?or-
gehoben werden, widerspricht der sonst auftretenden Meinung, daß diese, wie Jesus selbst, sofort
nsu;h dem Tode in den Hinmiel kommen. Was mit denen, die die Parusie erleben , geschehen wird,
darüber verlautet nichts.
2) worüber in 20, 4 — 6 nichts gesagt wird.
ANALYSE DER OFFENBARUNG JOHANNIS. 33
ausgestattet (21, 9—27. 22, 1—5). Ohne Zweifel ist der Apokalyptiker selber
der Autor, er gehört nach 21, 14 nicht zu den zwölf Aposteln.
21, 1 — 8. Die neue Welt', Himmel und Erde ohne Meer. Darin das neue
Jerusalem, nicht im Himmel, sondern vom Himmel herabgekommen auf die Erde.
Darin die vermutlich auch bis dahin im Himmel aufbewahrt gewesene und nun
herabgekommene Stiftshütte, in welcher Gott selber unter seinem Volke wohnt
und gegenwärtig ist. Wo aber bleibt Christus, tb igviov? Der xad'iifisvos inl
Tf3 ^QÖvq) ist sonst Gott ; freilich fallt es auf, daß dann Gott selber in 21, 5 ss.
zu dem Seher spricht — was sonst nicht geschieht.
21, 9 — 27. Das neue Jerusalem. Die ungeheure Ausdehnung der Stadt (drei-
hundert deutsche Meilen im Quadrat 21, 16) zeigt, daß sie zugleich als Land
gedacht ist. Sie hat zwölf Tore, aber nur Eine Straße, keinen Tempel (21,22),
aber doch die Stiftshütte (21,3), keine Leuchten (21,23), aber doch einen tpaöti^Q
(21, 11). Das törichte Interpretament 8 iötiv icyyiXov (21, 17) geht von der Über-
legung aus, daß weil der Messende ein Engel ist, auch sein Maß ein englisches
sein müsse. Übrigens steht Vers 17 etwas locker im Zusammenhange, ebenso
wie auch Vers IB.
22, 1 — 5. Das neue Jerusalem als wiedergekommenes Paradis. Der Bach
des Lebens fließt an der Hauptstraße her, die wie es scheint nur Eine Häuser-
reihe hat. In der Mitte der Längenachse des durch den Bach und die Straße
gebildeten Parallelogramms steht der Baum des Lebens. Die Vorstellung ist
anders als bei Ezechiel (47, 12). Man kann den Anfang von Vers 12 nicht anders
verstehn als zwischen der Straße auf der einen Seite und dem Bach
auf der andern, so daß bvxbv^bv xal ixetd'sv zu disjungiren ist. Das dAdexa
wird als SaÖBxdxig erklärt; vgl. exta für iitrdxig in Mt 18,22 am Schluß. Bei
xal tä ipvkXa xov l^vkov slg ^sgiitsiav r&v i&v&v fragt man, ob es denn noch
Heiden und noch Krankheiten auf der neuen Erde gebe. Vom Baum der Er-
kenntnis ist keine Rede. In 22, 5 wird 21, 23 wiederholt.
Apoc. 22, 6—21.
Dieses Schlußwort wird nicht müde, in lauter parallelen Absätzen die Ver-
sicherung der Nähe der Parusie und die Bitte um ihren baldigen Eintritt in-
ständig zu wiederholen. Es versetzt am besten in die Stimmung der Christenheit
zur Zeit der domitianischen Verfolgung, da hier die Phantasmagorie zurücktritt,
hinter der freilich auch kein bloßes Spiel steckt, sondern eine beneidenswerte
Sicherheit der Weltanschauung.
22, 6. 7 greift zwar dem Folgenden vor, darf aber doch nicht mit dem Vor-
hergehenden verbunden werden. Ob nach 22, 7 anzunehmen ist , daß auch in
22, 6 Christus rede, scheint mir nicht sicher. Die Redenden wechseln hier im
Handumdrehen.
In 22, 8—11 stellt sich Johannes mit seinem Namen als Verfasser vor wie
in 1,4. Das Buch Daniel ist im babylonischen Exil verfaßt, bezieht sich aber
34 J. WELLHAÜSBN, ANALYSE DER OFFENBABÜNG JOHANNIS.
erst auf die Ereignisse unter Antiochns Epiphanes. Damm soll es in der Zwi-
schenzeit sekretirt werden und erst ans Licht treten , wenn es aktuell geworden
ist. Bei der Apokalypse jedoch liegt kein langer Zwischenraum zwischen der
Zeit der Abfassung und der Zeit der Erfüllung des darin Geweissagten; darum
soll sie nicht versiegelt d. h. zurückgehalten, sondern sogleich veröfPentlicht
werden. Der Spruch 22, 11 wird zwar aus Dan. 12, 10 übernommen, aber ganz
anders gedeutet: der gegenwärtige Lauf der Welt geht nicht noch lange so
weiter, sondern findet alsbald sein Ende; die Menschen haben keine Frist mehr
sich zu ändern , sondern setzen ihren Lebenswandel fort und werden so von dem
Gericht überrascht.
In 22, 12 — 15 redet Jesus. Das U^m (22, 16) wird man als Ausruf fassen
müssen : hinaus mit den Hunden I Vgl. Mt 8, 12. 22, 13. 26, 30.
Li 22, 16 nennt Jesus seinen Namen , im Unterschied von 22, 7. 12. Sein
Sy'yBkog ist kein Engel , sondern Johannes , wie vielleicht auch in 1 , 1 , wenn
dort t0 dovXq} als Apposition zu rot; iyyiXov gefaßt werden dstrf , in falschem
Casus. Unter den Kirchen dürfen wohl nicht bloß die sieben Gemeinden von
Asia verstanden werden.
22, 18. 19. Der Schluß , der nicht völlig gedankenlos aus Deut. 4, 2 kopirt
sein kann, rührt wie der Anfang (1, 1 — 3) von dem Herausgeber her, nicht von
dem Verfasser. Der Verfasser mußte wissen, daß er selber an seinen Vorlagen
das Verfahren geübt hatte, welches hier verflucht wird; eine solche Selbstver-
leugnung ist ihm nicht zuzutrauen, wie man sie annehmen müßte, wenn er unsere
beiden Verse geschrieben hätte. Der Herausgeber dagegen konnte des guten
Glaubens sein, daß hier ein einheitliches Originalprodukt des Pneuma vorliege.
Vielleicht ist übrigens auch schon in tbv ßyyekdv (iov (22, 16) seine Hand zu
erkennen.
Nachträglich sei bemerkt, daß es für die Analyse der Apokalypse nichts
ausmacht, wenn eine allgemeine Christenverfolgung erst später als unter Domi-
tian eingetreten ist — wenn nur nicht früher. Für diesen literarischen Zweck
kann man es bei der überlieferten Datirung bewenden lassen. Ob sie richtig
sei, ist eine andere Frage; Mommsen scheint es nicht zu bezweifeln, wohl aber
Duchesne. Profanhistorische Nachrichten darüber gibt es nicht,' daß ein Attentat
des Staates auf die Kirche schon unter Domitian unternommen wurde.
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN GESELLSCHAl^r DER WI88ENSCHAl!^rEN ZU GÖITINGEN.
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
NEUE FOLGE BAND IX. Nro. 6.
Annambhattas Tarkasamgralia,
ein Kompendium der Dialektik und Atomistik,
mit des Verfassers eigenem Kommentar,
genannt Dipikl
Aus dem Sanskrit übersetzt
von
E. Hultzsch,
Korrespondenten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften.
Berlin.
Weidmannsche Bachhandlung.
1907.
Seinem lieben Freunde
Charles Rockwell Lanman
als Glückwunsch zur Vollendung
des grossen Kommentars zum Atharvaveda
gewidmet
/
Xnhalt.
Seite
Vorwort 1
§ I. Das Gebet 5
§ n. Die Kategorieen 6
§ m. Die Substanzen 7
§ IV. Die QuaHtäten 9
§ V. Die Bewegungen 10
§ VI. Das Genus 10
§ Vn. Die Besonderheiten 10
§ Vm. Die Inhärenz 10
§ DL Die Negationen 10
§ X Die Erde 10
§ XI. Das Wasser . ; 12
§ XIL Das Feuer 12
§ Xm. Die Luft 13
§ XIV. Der Äther 15
§ XV. Die Zeit 16
§ XVr. Der Raum 16
§ XVEL Die Seele 16
§ XVm. Das manaa 17
§ XIX. Die Farbe 18
§ XX. Der Geschmack 18
§ XXI. Der Geruch 19
§ XXn. Die Fühlbarkeit 19
§ XXm. Das Brennen 19
§ XXIV. Die Zahl 20
§ XXV. Die Dimension 20
§ XXVI. Die Getrenntheit 20
§ XXVn. Die Verbindung 20
§ XXVm. Die Trennung 21
§ XXIX. Distanz und Proximität 21
§ XXX. Die Schwere 22
§ XXXL Die Flüssigkeit 22
§ XXXn. Die Adhäsion 22
§ XXXm, Der Laut 22
§ XXXTV. Der Verstand 23
§ XXXV. Die VorsteUung 23
VI
INHALT.
Seit«
§ XXXVI. Die Arten der richtigen Vorstellung 24
§ XXXVTL Das Instrument 24
§ XXXVm. Die Ursache 26
§ TYYTX Das Produkt , . . . 25
§ XL. Die Arten der Ursache 25
§ ^TJ Das Instrument , 26
§ ITT.n Die Wahrnehmung 26
§ XLITL Der Kontakt 27
§ XLIV. Das SchUeßen 29
§ XLV. Der Schluß 30
§ XLVI. Die fünf Glieder des Schlusses 31
§ XLVn. Die Betrachtung 32
§ XLVm. Das Merkmal 33
§ XLIX, Der Ort 34
§ L. Das ähnliche Beispiel , 34
§ LI. Das Gegenheispiel 35
§ Ln. Die Scheingründe 35
§ Lm. Der fehlgehende Grund 35
§ UV. Der konträre Grund 35
§ LV. Der aufgewogene Grund 36
§ LVL Der unbewiesene Grund 36
§ LVTL Der widersprochene Grund 87
§ LVHL Die Vergleichung 38
§ LEX. Die Sprache 38
§ LX u. LXL Abhängigkeit u. s. w 40, 41
§ LXH. Der Ausspruch 41
§ LXTTT. Die sprachliche Erkenntnis 42
§ LXrV. Die falsche Vorstellung • 45
§ LXV. Die Erinnerung 46
§ LXVI — LXXn. Lust, Schmerz, Wunsch, Haß, Anstrengung, Verdienst u. Sünde 46
§ LXXin u. LXXIV. Verstand u. s. w 46, 47
§ LXXV. Die Kräfte 47
§ LXXVI. Die Bewegungen 47
§ LXXVIL Das Genus 48
§ LXXVm. Die Besonderheiten 48
§ LXXTX. Die Inhärenz 48
§ TiXXX. Die Negationen 49
§ LXXXI. Schluß 50
§ LXXXH Kolophon 54
Verzeichnis der von Annambhatfa erwähnten Lehrer und Werke 55
Verzeichnis der wichtigeren Kunstausdrückc 55
Annambhattas Tarkasamgraha
mit des Verfassers Dtpikä.
Aus dem Sanskrit übersetzt
von
E. HultzBohy
Korrespondenten der Königlichen GeseUschaft der Wissenschaften.
Vorgelegt in der Sitzung vom 9. M&rz 1907.
VorTvort,
Die vorliegende Abhandlung enthält zwei verschiedene Werke desselben Verfassers. Das
erste, der Tctrkasamgraha, ist eine Zusammenstellung der wichtigsten Lehrsätze des Nj&ya-
und Vaiäeshika - Systems , welche zum Auswendiglernen durch indische 'Knaben' bestimmt
sind. Im zweiten, der Dipikd, erläutert und begründet Annambhatta die einzelnen Lehr-
sätze seines Tarkasamgraha und ergänzt sie durch die Darstellung anderer, dem Anfänger
schwerer verständlicher Probleme und Streitfragen. Die doppelte Verteilung des Stoifes
hat also wesentlich pädagogische Zwecke. Während der Tarkasamgraha in einfacher und
deutlicher Sprache abgefaßt ist, bietet die Dipikä einem Europäer, der keinen Pandit kon-
sultieren kann, ziemlich bedeutende Schwierigkeiten und hat bisher noch keinen Übersetzer
gefunden. Obwohl ich mich mehrere Jahre hindurch angelegentlich mit ihr beschäftigt
habe, wage ich nicht zu hoffen, daß ich sie überall richtig verstanden habe. Zwei Gründe
bewegen mich, diese Übersetzung der Öffentlichkeit zu übergeben. Die Lehren des Ny&ya
und VaiiiSshika haben seit alter Zeit einen so integrierenden Bestandteil des Studiums der
gebildeten Hindus gebildet, daß eine Kenntnis dieser beiden Systeme, ihrer Terminologie
und ihres Stiles für das richtige Verständnis der indischen Literatur unentbehrlich ist
Zweitens aber glaube ich annehmen zu dürfen, daß die Spekulationen jener beiden Schulen
es verdienen, unsem Philosophen nicht nur auszugsweise, sondern im Originalgewande zu-
gänglich gemacht zu werden, da sie trotz mancher Schrullen und sonderbarer Axiome
eine ganze Anzahl scharfsinniger Beobachtungen und Theorieen enthalten.
AbhABdluf M d. K. Gm. d. WIm. i« OAUingen. Phil.-Uit. Kl. M. F. Band 9, ». 1
2 £. HÜLTZ8CH,
Unter den sechs mehr oder weniger orthodoxen Systemen der Hinduphilosophie haben
bisher besonders der großartige ülasionismas des Yedänta und das dem Buddhismus ver-
wandte S&mkhja die Aufmerksamkeit europäischer Forscher auf sich gelenkt Die Dia-
lektik (Nyäya) und die Atomistik (Yai^eshika) wurden in ihren Grundzügen zuerst von
Colebrooke ^) und unlängst von Max Müller ^) behandelt Eine quellenmäßige Darstellung
der Lehre vom Schluß verdanken wir Jacobi '). Einen trefflichen Abriß der Geschichte
beider Systeme lieferte Bodas in seiner Einleitung zu Athalyes Ausgabe der Dipikd, Er
unterscheidet drei Perioden der Entwicklung. In die erste Periode gehören die NydyasuirM
des Oautama und die Vaiieshiktuutras des Kanada Die ersteren sind von Ballantyne'
ins Englische^), die letzteren von Röer ins Deutsche^ und von Gough (Benares, 1873)
ins Englische übertragen worden. Die zweite Periode ist die der Kommentare zu den
Sutras. Die dritte Periode beginnt mit Gangei^as TaUvaMtUAmani und schließt mit einigen
Kompendien, die in verhältnismäßig einfacher Sprache die von ihm und seinen Nachfolgern
gewonnenen Resultate dem Anfänger zu vermitteln und die Lehren des Nyäya und Yai-
äeshika in ein einziges System zu verschmelzen suchen. Zu diesen Werken gehören Vid-
vanÄthas KArikdDoä oder BJiäsJiäparuMMda ^) und Annambhat^as Tarkasamgraha
und IHpiJcd. Der älteste Leitfaden dieser Art ist die SaptapadArM des Sivaditya^).
Der erste Bestandteil des Namens Annambhatta ist eine verkürzte Form von Annama,
das in Teluguinschriften vorkommt^. Ahnliche Namen sind Balambhatta ^ , K&tama^^)
oingamadvedin ^^) , Krishnambhatta '^ und Krishnama^'). Das m oder maf mit dem
diese Namen endigen, ist vielleicht der Überrest des Teluguwortes ammaf 'Mutter', und die
beiden ersten Silben von Annama sind nach der Ansicht Eai Bahadur Yenkayyas identisch
mit dem Teluguwort annay 'älterer Bruder'. Daß Annambhatta aus Südindien stammt,
ergibt sich auch aus dem Namen seines Vaters, Tirumalächärya. Tirumala ist nämlich
die Telugubezeichnung des ^heiligen Berges' von Tirupati im North Arcot District
Annambhatta, der Sohn des Tirumaläch&rya, hat mindestens fünf Werke hinterlassen.
Es sind dies:
1. Tarkasamgraha mit Kommentar (Dipikd),
2. Vydkaranamüdksharä j ein Kommentar zu P^ninis Sutras ^^) (Benares, 1906).
1) Miscellaneous Essays, London, 1837, Vol. I, p. 261 ff.
2) The 8ix Systems of Indian Phüosophy, London , 1903, p. 362 ff.
3) Nachrichten, Göttingen, 1901, phil.-hi8t Kl., S. 460 ff. Vgl. auch Freytag, 'Über die Er-
kenntnistheorie der Inder*, Vterteijahrsschrift f. wissenschafü, Philosophie, Band XXIX, S. 179 ff.
4) Book I--IV. Allahabad , 1850—54.
5) Z.D.M, Q., Band XXI, S. 309 ff. und Band XXB, S. 383 ff.
6) Herausgegeben und ins Englische übersetzt von Röer, Calcutta, 1850.
7) Herausgegeben und ins Lateinische übersetzt von Winter, Leipzig, 1893.
8) Annama, Annamayajvan und Annamabhatta , Ep, Ind., Vol. V, pp. 67 — 69.
9) CkA, Cot., Vol. I, pp. 372 und 612.
10) Ep. Ind., Vol. IV, pp. 328—330.
11) Ebenda, Vol. V, p. 67.
12) Ebenda, Vol. HI, p. 256.
13) Ebenda, VoL V, p. 69.
14) Eine Päis^iniyalaghuvritti wird erwähnt im Cot. Cat, Vol. H, pp. 4, 7.
ANNAJiBHATTAB TARKASAMORAUA UND DIPIKA. 3
3. MaMhhdshyapradipdddyatana ^).
4. Mitäksharä, ein Kommentar zum Brahmam^a^),
5. Bdnak^jjwani ').
In der Vorrede zur Ausgabe der Vyäkarcutamüdkshard (p. 1) werden ihm außerdem
zugeschrieben :
6. Ein Kommentar zur TarkabhdthdMtcdbddhim.
7. ChifUdmanyäldk(Midt^^dmjana.
8. Ein kurzer Kommentar zum Jaimimya (d. i. MimdmdnUra),
Hierzu kommen vielleicht noch:
9. Nyöyc^ariiishiaprakdsa (dU, Cot,, Vol L p. 20).
10. Kätydyanaprätiiäkhyaoydkhyä (Hall, Index, p. 69).
Schon aus den fünf an erster Stelle genannten Titeln geht hervor, daß Annambha^
nicht nur Nyaya und Vaiseshika, sondern; auch Grammatik, Vedanta und Mim&m8&
beherrschte. Sein Vater Tirumalacharya scheint als Autorität im VSdinta gegolten zu
haben, da er den Beinamen Advaitavidyacharya führte. Als Vorfahren des Tirumalachäiya
nennen die Unterschriften von Annambhaf^ Werken BAghavasomayajin.
Annambhatt& ist ein ziemlich modemer Autor und gehört, wie Bodas gezeigt hat,
ungefähr dem 17. Jahrhundert an. Er hat nämlich die TtUkjachifUdmamdidhiH des Baghu-
nätha benutzt, welche nach Bodas um 1520 n.Chr. geschrieben wurde. Die untere Orenze
ergibt sich daraus, daß eine Berliner Handschrift der Dipikd im (Vikrama-)Jahre 1781
(= 1724/26 n. Chr.) ^) und Jacobis Handschrift der Dipikd im i:^ajahre 1634 (=i 1712/18
n. Chr.) datiert ist und daß die Tarkadhandrikd j ein Kommentar zum Tarkasamgraha , im
äakajahre 1644 (= 1722/23) abgefaßt worden ist^).
Wie Bumell mitgeteilt hat, wurden sowohl der Tarkasarnffraha als die Dipübd
schon im Jahre 1811 zu Tanjore gedruckt^). Im Jahre 1849 veröffentlichte Ballantyne
in AUahabad den Tarkasamgraha allein mit einer englischen Übersetzung. Zwei Jahre
später erschien dieselbe Übersetzung in einer von Hall verbesserten Gestalt, in welcher
sie in der von der Nimaya Sagara Press veranstalteten, sehr fehlerhaften Ausgabe der
Dipikd (1. Aufl. 1876, 4. Aufl. 1899) abgedruckt worden ist Auf Ballantynes Übersetzung
fußen auch Max Müllers 'Beiträge zur Kenntnis der indischen Philosophie'^). Mehendale,
ein Schüler Bhandarkars, lieferte einen verbesserten Text äer Dipikd mit Auszügen aus
dem Kollegienhefte seines Lehrers (Bombay, 1893). Im Jahre 1897 erschien als No. LV
der Bombay Sanskrit Series der Tarkcuamgraha mit Dipikd und Nydyabddhinif begleitet
1) S. mehie B^^orts on Sanshrü Manuser^y No. I, p. VIII.
2) S. das Vorwort zu Athalyes Ausgabe der Dipikd, p. V f.
3) Bumell, Tof^ore M88., p. 81 b.
4) S. das Vorwort zu Athalyes Ausgabe, p. IV. Daß das Wort *Meer' sowohl für 'vier* all
für 'sieben' gebraucht wird, läßt sich aus Inschriften beweisen; s. Ep. Ind.j Vol. IV, p. 228, Anm. 10,
und Vol. VI, p. 275, Anm. 4.
5) S. das Vorwort zu Athalyes Ausgabe der Dipikd , p. III, und Bhandarkars Bepart , 1884,
p. 187, No. 736. Über andere Kommentare zum Tark<uamgraha und zur Dipikd s. Athalye, p. 879 f.
6) Ind, Ant,, Vol. I, p. 194.
7) Z.D.M. G., Band VI, S. Iff. und 8. 219flf.
1*
E. HULTZSCH,
von dem engÜBchen Kommentar eines ausgezeichneten Kenners des Ny&ya, Bao Bahadur
Athalye. Dieses treffliche Werk ist mir ein unenthehrliches Hilfsmittel gewesen und
kann neben Mah&mahdp^dhäya Bhimächaryas Nydyakoia (2. Aufl., Bombay 1893) jedem
Kenner des Sanskrit, der sich über Nyaya und Yaiiieshika naher orientieren will, ange-
legentlich empfohlen werden. Die 1903 in Poona erschienene Ausgabe der Dipikd Yon
Bahulikar ist für indische Studenten berechnet und enthält kurze Auszüge aus Athalyes
Werk, die für das Verständnis des Kommentars nutzlos sind.
Der bekannteste Kommentar zur Dipikd ist der TarhasamgrahadipikäprakdBa des Ni-
lakanfhabhatta, eines Sohnes des BAmabhafta. Wie Pandit Mukunda Jha in der Vor-
rede zu seiner Ausgabe des Bhägkarodaya mitteilt, stammte er aus Panya bei Ahdbala (im
Kumool District) und starb zu Benares im Jahre 1840. Außer dem Prakdia verfaßte er
einen Kommentar zum Tattvachintdmani , den er selbst unter dem Titel ÄhkifMoamamdidhiH
erwähnt und der nach dem Bhäskarödaya auch den Namen Ähhimwaprabhä trug'}. Von
der NtUtkanÜki lagen mir drei Ausgaben vor*). Die letzte derselben enthält auch den
Superkommentar Bhdskarodayay in welchem Lakshminrisimha, der Sohn des Nila-
kanthabhatta; den Prakdia seines Vaters erklärt hat Nach Pandit Mukunda Jha war der
Verfasser 1816 zu Pinya geboren und starb 1887 in Benares.
Annambhatta hat den Stoff seines Tarkasamffraha in streng methodischer Weise an-
zuordnen versucht Er beginnt mit der Aufzählung der sieben Kategorieen (§ II) und
ihrer Unterabteilungen (§ IQ — IX). Die nächstfolgenden Paragraphen (X — XYlll) be-
handeln die Unterabteilungen der ersten Kategorie (Substanz). Mit denen der zweiten (Qua-
Utät) beschäftigen sich § XIX— XXn, XXIV— XXXIV, LXVI— LXXH und LXXV. Die
Schlußparagraphen (LXXVI — LXXX) sind den fünf übrigen Kategorieen gewidmet An
drei Stellen sind kurze Bemerkungen angehängt: § XXTTT (über das 'Brennen'), § TjXXTTT
und TiXXTV (über einige QuaHtäten) und § TiXXXT (Schluß). Eines der wichtigsten
Kapitel ist nach dem über die Qualität Verstand' handelnden Paragraphen (XXXIV) ein-
gefügt Der Verfasser teilt den Verstand in Erinnerung (§ LXV) und Vorstellung
(§ XXXV) ein und die letztere in richtige Vorstellung (§ XXXVI) und falsche Vor-
stellung (§ LXTV). Die Instrumente der richtigen Vorstellung sind Wahrnehmung, Schluß,
Vergleichung und Sprache. Nachdem Annambhatta erklärt hat, was er unter einem
Instrument versteht (§ XXX Vii — XLT), bespricht er der Reihe nach die vier Arten
der richtigen Vorstellung und ihre Instrumente: zunächst die Wahrnehmung (§ XTiTT
und XTiTTT) , dann die Lehre vom Schließen nebst den Scheingründen (§ XUV— LVH),
drittens die Vergleichung (§ LVill) und endlich die Sprache und die sprachliche Er-
kenntnis (§ LEX — TjXTTT). Zur näheren Orientierung kann ich auf das Inhaltsverzeichnis
verweisen.
Eine Anzahl Lehrsätze, die wegen ihrer Schwierigkeit, Strittigkeit oder geringeren
Wichtigkeit im Ttxrkcisamffrdha übergangen worden sind, hat Annambhatta, wie schon oben
bemerkt, der Dipikd einverleibt So handelt er in § I der Dipikd von der Notwendigkeit
des Gebetes. § HC widerlegt die Annahme einer zehnten Substanz (Finsternis) und
1) Pandit Mukunda Jha (p. 1 der Vorrede){nennt ihn M<»v^obhd.
3) Bangalore^ 1896; Bombay, 1897/98; Bombay, 1908.
▲NNAKBHATTAS TAREASAMGBAHA UND DIPIKA. § I. 5
definiert die Definition. § XTT und XTTT liefern den Beweis, daß das Gold aus Feuer
besteht und daß die Luft nicht wahrnehmbar, sondern nur erschließbar ist Es folgt eine
Theorie der Schöpfung und Vernichtung der Materie. In § XYII wird die Existenz
Gottes und der menschlichen Seele bewiesen und in § XX. DI das Entwickeltsein der
Qualitäten definiert § XXXVlJl ergänzt die Definition der Ursache durch die Annahme
dreier Arten von Nebensächlichkeit und § XTjTY die des Schließens durch den Begriff
des Ortseins. § LVil stellt die den einzelnen Scheingründen anhaftenden Fehler fest
Der Kommentar zu § TjTX enthält feine Beobachtungen über die Erlernung der Sprache
und über die Bedeutung der Wörter. § TjXTT vertritt die Ansicht, daß der Yeda nicht
ewig, sondern von Gott verfaßt sei. § TiXTTT verwirft die Annahme anderer Arten von
Erkenntnismitteln außer den vier von Annambhatta anerkannten und streift das Problem
der Erkenntnismöglichkeit. § LXXV teilt die Qualitäten in allgemeine und besondere
ein. § TiXXX verwirft die Annahme einiger Abarten der Negation und § TiXXXT die-
jenige von mehr als sieben Kategorieen. Hierauf diskutiert der Verfasser die Bedeutung
der Vorschriften des Veda und schließt mit der Behauptung, daß sein System zur Erlösung
führe, deren einziges Mittel die Erkenntnis sei.
§ I. Das Gebet
Den Herrn des Alls in (mein) Herz gelegt habend (und meinen) Lehrern
Verehrung erwiesen habend, wird (von mir) der Tarkasamgraha verfaßt zum
leichten Verständnis der Knaben.
Mich niedergeworfen habend vor dem Herrn des Alls , der die Form des Samba ^)
hat, der Göttin der Bede (und meinem) Lehrer*), verfasse ich die IXpikd (d. i. die Er-
leuchterin) des Tarhtsamgrdhaj einen für Knaben geeigneten Kommentar.
(In dem Verse) "Den Herrn des Alls" u. s. w. erklärt (der Verfasser sein) Vorhaben,
indem er zur Unterweisung der Schüler ein G^bet (mangaia) verfaßt, welches in der An-
rufung (seiner) Schutzgottheit besteht (und) dessen Notwendigkeit zur ungehinderten Vol-
lendung eines geplanten Buches aus einem heiligen Text erhellt, der aus den Gewohnheiten
der Frommen erschlossen wird.
Einwurf.
Das Gebet ist kein Mittel zur Vollendung, da ein Fehlgehen an Konkomitanz und
Ausschließung^) (stattfindet). Denn, wie man sieht, sind die KircmäüoH u.s. w.^) nicht
1) D. i. Ardhanärlivara.
2) N. beyorzugt die Lesart girdm gurum und faßt diese Worte als Apposition zu Vtivisvaram.
3) Über 'Konkomitanz' und 'AusschlieBung' s. § XLVIII und über 'Fehlgehen' § Uli.
4) N. liest 'die Kddamhari n.s.w.' Ebenso die MüabhdshM^i zur Saptapadärihi, Benares
1898, p. 1. — Kira^vdli ist der Titel von Udayanächlü7a8 unvollendetem Kommentar zu Pra-
äastap&das Kommentar zum VaiseshiktMutra,
6 E. HULTZ8CH,
vollendet worden , obwohl (ihnen) ein Gebet vorauBgieng ; (and) die Kddambari u. s. w. ^)
sind vollendet worden, obwohl (ihnen) kein Oebet voraoBgieng.
Erwiderung.
Ein Fehlgehen (findet) nicht (statt). Denn die KirandoaU u. s. w. sind nicht vollendet
worden, da die Hindemisse (zu) zahlreich waren; und bei der Kddamhcuri u.s. w. ist das
Oebet schon außerhalb des Buches^ gesprochen worden.
Einwurf.
Gibt es ein Beweismittel für die Notwendigkeit des Gebetes?
Erwiderung.
Das Beweismittel ist eben ein heiliger Text, welcher aus den (Gewohnheiten der
Frommen erschlossen wird, (nämlich) der heilige Text: 'Wer Vollendung begehrt, soll ein
(Gebet sprechen'. Denn die Notwendigkeit des Gebetes erhellt aus dem Veda, da es in
den Bereich der nicht profanen und nicht getadelten ^) Gewohnheiten der Fronunen gehört,
wie das Neumondsopfer. (Ich sage) 'nicht profan' , imi ein Fehlgehen in Bezug auf
Essen u.s. w. zu vermeiden, (und) 'nicht getadelt', um ein Fehlgehen in Bezug auf ein
Totenopfer zur Nachtzeit u. s. w. zu vermeiden. Die Bedeutung des Wortes 'fromm' ist
bekannt ; (dieses Wort ist gewählt) , da (durch die Vorschrift) : 'man soll keine nutzlose
Handlung vollbringen' auch das (nicht zu den Gewohnheiten der Frommen gehörende)
Schlagen auf das Wasser u.s. w. verboten ist.
(Zu den Worten) "der T<»rk<i8amgr<»hd'^ u.s. w. (ist Folgendes zu bemerken). TarlMs
(sind Dinge), die nachgewiesen werden, (nämlich) die sieben Kategorieen — Substanz
u. s. w. ^). Ein Kompendium (aamgraha) , (d. L) eine kurze Darstellung des Wesens der-
selben, wird verfaßt. Er sagt zu welchem Zwecke (dies geschieht): zum leichten, (d. L)
mühelosen Verständnis, nämlich zur Erkenntnis der Kategorieen. Um dem Einwurf zu
begegnen: 'Warum wird ein neues Buch verfaßt, da es (schon) viele Bücher über Tc^rka
gibt?', sagt er: "(zum leichten Verständnis) der Knaben", d. i. da die Knaben (jene Bücher)
wegen ihres zu großen Umf anges nicht verstehen können. Ein Elnabe ist ein solcher, der
aufzufassen und zu behalten fähig ist, nicht aber ein Säugling. Ei' sagt, was er vor der
Abfassung (seines Werkes) getan hat : den Herrn des Alls , (d. i.) den Lenker der Welt,
(nämlich) biva , ins Herz gelegt habend , d. i. immer seiner gedacht habend , (und) den
Lehrern, (d. i. seinen) Lehrern in den Wissenschaften, Verehrung erwiesen habend.
§ n. Die Kategorieen.
(Es gibt) sieben Kategorieen (padärtha): Sabstans, Qualität, Bewegung,
Genus, Besonderheit, Inhärenz und Negation.
1) N. liest 'die Kira^ävali u.s.w.' — Die KddambaH (des Bä^a) ist ein ganz unpassendes
Beispiel, da ihr ein Gtobet vorhergeht und sie nicht roUendet ist; vgl. Athalye, p. 71 f.
2) D. i. nach N. 'schon in einer früheren Geburt.' Dies gilt (füi heterodoze Verfasser.
8) D. i. nach N. 'nicht im Qesetsbuche verboten'.
4) S. § IL
ANNAMBHATTAS TABKA8AM0RAHA UND dIpIKA. § IIL 7
Ln Obigen zählt er die Kategorieen auf. Aus d^r Etymologie von paddrtha — der
Oegenstand (artha) eines Wortes (pcula) — (ergibt sich) ^Benennbarkeit' als die Definition
des Qenus Kategorie*.
Einwurf.
Da hier schon aus der Aufzählung die Siebenzahl hervorgeht , ist der Gebrauch (des
Wortes) 'sieben' überflüssig.
Erwiderung.
(Das Wort 'sieben' ist gebraucht), um eine größere Zahl auszuschließen.
Einwurf.
Eine überzählige Kategorie ist entweder Gegenstand der Erkenntnis oder nicht. Er-
steres ist nicht der Fall, da etwas Erkanntes nicht verneint werden darf, (und) letzteres
(ebenfalls) nicht, da eine Verneinung unmöglich ist, ohne daß (ihr) Gegenstück^) erkannt
wird.
Erwiderung.
Der 8inn der Ausschließung ist, daß das Genus 'Kategorie' durchdrungen wird ^ von
dem Genus 'eines von den sieben — Substanz u. s.w.'
Einwurf.
(Statt) 'eines von den sieben' muß man sagen 'verschieden von dem von den sieben
Verschiedenen'. Da nun etwas von den sieben Verschiedenes nicht bekannt ist, hat das
'eines von den sieben' keinen Sinn.
Erwiderung.
Mit dem Genus 'eines von den sieben — Substanz u. s. w.' war gemeint der Besitz
der Negation der Siebenzahl der Unterschiede von Substanz u. s. w. '). Dies ist auch weiter
unten zu beachten.
§ in. Die Substanzen.
Hierunter sind die Substanzen (dravya) nur neun: Erde, Wasser, Feuer,
Luft, Äther, Zeit, Baum, Seele und manas%
Im Obigen teilt er die Substanz ein. (Mit dem Worte) "hierunter", (d. i.) unter Sub-
stanz U.S. w., sind zu verbinden (die Worte) "sind die Substanzen nur neun." Diese nennt
er mit (den Worten) "Erde" u.s.w.
1) Das Gegenstück (prcUiyögtn) ist dasjenige Ding, welches durch eine Negation verneint und
somit von ihr vorausgesetzt wird.
2) S. § XLIV.
8) 'Da die sieben sich einzeln ergebenden Unterschiede von Substanz u. s. w. nirgends existieren,
80 existiert überaU die von der Siebenbeit solcher Unterschiede abgeschnittene Negation'. — N.
4) s. § xvm.
r
8 K. HÜLTZ8CH,
Einwurf.
Da es eine zehnte Substanz, (nämlich) Finsternis (tanuu), gibt ^)y so sind die Substanzen
nicht nur neun. Denn da der Wahrnehmung : 'die schwarze Finsternis bewegt sich' durch
keine (andere) widersprochen wird, so ist (die Finsternis) ein Sitz der schwarzen Farbe und
einer Bewegung und daher als eine Substanz erwiesen^. ELiervon faUt die Finsternis
nicht unter die fünf mit 'Äther' beginnenden, da sie Farbe besitzt; nicht unter 'Luft' aus
demselben Ghiinde und da sie keine Fühlbarkeit und keine beständige Bewegung besitzt;
nicht unter 'Feuer', da sie keine leuchtende Farbe und kein wannes Anfühlen besitzt ; nicht
unter 'Wasser', da sie kein kaltes Anfühlen besitzt und ein Ort der schwarzen Farbe ist;
und nicht unter 'Erde', da sie keinen Oeruch') und keine Fühlbarkeit besitzt Deshalb
ist die Finsternis eine zehnte Substanz.
Erwiderung.
Die Finsternis ist die Negation von 'Feuer'. Denn die Finsternis ist keine farbige
Substanz, da sie durch das Auge ohne Hilfe des Lichtes wahrnehmbar ist, wie die Ab-
wesenheit des Lichtes. Denn das Licht (äidka) ist die Ursache des Erkennens eines far-
bigen (Dinges) durch das Auge. Deshalb ist die Finsternis die Negation des Qenus des
hell leuchtenden Feuers. Die hierbei (entstehende) Wahrnehmung : 'die schwarze Finsternis
bewegt sich' ist ein Lrtum. Damit ist bewiesen, daß es (nur) neun Substanzen gibt
Die Definition des Genus 'Substanz' ist 'Besitz des Genus Substanz' oder 'Besitz von
Qualitäten'.
Eine zu enge (Definition) (avydpH) ist das Nichtvorhandensein (des Merkmals) in
einem Teile des Zudefinierenden, wie die braune Farbe der Kuh. Eine zu weite (Defi-
nition) (atwyäpti) ist das Vorhandensein (auch) im Nichtzudefinierenden , wie das Gehömt-
sein der Kuh. Unmöglichkeit (asanihhava) ist das Nichtvorhandensein in dem ganzen^)
Zudefinierenden, wie die Einhufigkeit der Kuh. Ein Merkmal, das von diesen drei Fehlem
frei ist, heißt Definition (lakshana). Dasselbe wird auch 'spezielles Merkmal' genannt Der
Begriff 'speziell' (aaädhdrana) bedeutet 'sich völlig deckend mit dem, was das G^nus des
Zudefinierenden abschneidet' ^). Wenn (man annimmt , daß) die Definition nur in dem
(einen Begriff von anderen) Unterscheidenden besteht, so ist sie zu weit in Bezug auf die
Unterscheidung (vyävrittt) (selbst) und in Bezug auf Benennbarkeit u. s. w. ^). Um dies zu
vermeiden, müßte das Merkmal die Qualifikation 'von diesen (nämlich der Unterscheidung,
Benennbarkeit u. s. w.) verschieden' erhalten. Dies ist aber nicht nötig , wenn (man an-
nimmt, daß) auch (das Verständnis) eines sprachlichen Ausdrucks {wfavahära), (z. B. 'Kuh'),
1) Dies ist nach N. die Ansicht der Mtm&ihsakas.
2) Denn Qualitäten, wie Farbe, und Bewegungen sind mit anderen Substanzen durch Inhärenz
verbunden; s. Kärik&vaU, Vers 11.
3) S. § X und XXI.
4) Nach N. hat mätra hier die Bedeutung von kfitma.
5) Über die Bedeutung von avaehekhedaka s. Cowells Übersetzung des Ku9umäf^aH, p. 26.
6) Dies bezieht sich auf die in § II. gegebene Definition des Genus padärtha durch 'Benenn-
barkeit'.
AXNAMBHATTAS TARKASAMOK.VHA UND DIPIKA. § IV. 9
der Zweck der Definition ist^), da auch^) die Unterscheidung ein (bloßes) Mittel (zum
Verständnis) eines sprachlichen Ausdrucks ist
Einwurf.
Der Besitz von Qualitäten kann nicht als Definition des Oenus ^Substanz' gelten, da
sie zu eng ist in Bezug auf eine Substanz, die im ersten Augenblick ') entsteht und (wieder)
vernichtet wird.
Erwiderung.
Ich wollte sagen: der Besitz eines Genus, welches ein gemeinsames Substrat mit
Qualitäten hat und vom Sein^) verschieden ist.
Einwurf.
Auch so (ist die Definition) zu weit in Bezug auf Farbe u. s. w. , da man von der
Farbe allein als getrennt vom Geschmack sprechen kann.
Erwiderung.
Eine solche Eedeweise ist nur deshalb möglich, weil (jene beiden Qualitäten) in einem
und demselben Gegenstand inhärieren , und es kann nicht zugegeben werden , daß eine
Qualität in einer (anderen) Qualität (residiert).
§ IV. Die Qualitäten.
(Es gibt) vierundzwanzig Qualitäten (jjuna): Farbe, Geschmack, Geruch,
Fühlbarkeit, Zahl, Dimension, Getrenntheit, Verbindung, Trennung, Distanz,
Proximität, Schwere, Flüssigkeit, Adhäsion, Lant, Verstand, Last, Schmerz,
Wunsch, Haß, Anstrengung, Verdienst, Sünde und Kraft.
Im Obigen teilt er die Qualität ein. * Qualität' ist, was ein Genus besitzt und dabei
von Substanz und Bewegung^) verschieden ist, oder was das Genus ^Qualität' besitzt
Einwurf.
Wieso (nennst du nur) vierundzwanzig Qualitäten, während es Leichtheit, Weichheit,
Härte u. s. w. gibt ?
Erwiderung.
Weil Leichtheit in der Negation von Schwere, Weichheit und Härte in der beson-
deren Verbindung der Teile bestehen.
1) M^rusästrins Vakyavfitti {Nyäydköaa, p. 776) und der Bh&skarodaya (p. 17) zitieren den
folgenden Halbvers : *Der Zweck der Definition ist die Unterscheidung {vyävriiti) oder der sprach-
liche Ausdruck {vyavahära)\ Näheres s. im NyäyaköSaf p. 635, Anm. *, und Dinakari zu Vers 8.
2) Nach N. bezieht sich dieses Wort auf Beispiele wie *Benennbarkeit\
3) Nach den Naiyäyikas ist eine Substanz im ersten Augenblick ihrer Entstehung qualitätlos ;
8. Athalye, p. 77.
4) Dies ist das höchste Oenus ; s. § LXXYQ.
5) Diese beiden Kategorieen sind außer 'Qualität' die einzigen, welche ein Genus besitzen;
8. § VI.
Abhandlangen d. K. Ges. d. Wisi. za GMtingon. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 9,». 2
10 E. HULTZSCH,
§ V. Die Bewegungen.
(Es gibt) fünf Bewegangen (Jcurm/in) : Emporwerfen, Hinabwerfen, Krümmen,
Ausstrecken nnd Gehen.
Im Obigen teilt er die Bewegung ein. 'Bewegung* ist die nicht-inhärente Ursache*)
der Verbindung, aber selbst von der Verbindung verschieden *) , oder was das G^nus 'Be-
wegung' besitzt. Da auch Drehung u. s. w. unter 'Gehen' fallen, ist es unnötig, mehr als
fünf Arten (der Bewegung anzunehmen).
§ VL Dag Genuß.
Das Genus {sänuinya) ist zweifach: höher nnd nieder.
Im Obigen teilt er das Genus ein. Das höhere sitzt in Mehreren , das niedere in
Wenigeren. Die vier mit 'Genus' beginnenden (Kategorieen) ') enthalten kein Genus.
§ VIL Die Besonderheiten.
Die Besonderheiten (viSeshä) jedoch sitzen in den ewigen Sabstanzen (and
sind) unzählig.
Im Obigen teilt er die Besonderheit ein. Die ewigen Substanzen sind die Atome der
vier mit 'Erde' beginnenden und die fünf mit 'Äther' beginnenden (Substanzen)^).
§ Vni. Die Inhärenz.
Die Inhfirenz (samaväya) jedoch ist nnr eine.
Im Obigen erklärt er, daß die Inhärenz keine Arten besitzt.
§ IX. Die Negationen.
Die Negation {ahhava) ist vierfach : vorhergehende Negation, Negation durch
Vernichtung, absolute Negation und gegenseitige Negation^).
Im Obigen teilt er die Negation ein.
§ X. Die Erde.
Die Erde {prithivt) besitzt Geruch. Sie ist zweifach : ewig und vergänglich.
Die ewige besteht in Atomen, die vergängliche in Produkten. Sie ist femer
dreifach, indem sie in Körper, Sinnesorgan und Sinnesobjekt zerfallt. Der Körper
1) S. § XL.
2) Diese Einschränkung ist notwendig, weil aach die Verbindung eine andere Verbindong be-
wirken kann ; s. § XXYU.
3) N&mlich Genas, Besonderheit, Inh&renz mid Negation; 8. § IL
4) S. 8 in.
5) Diese AoBdrücke werden in § LXXX erkl&rt.
ANNAMBHATTAS TAREASAMORAHA UND DtPIKA. § X. 11
ist der von uns und anderen. Das Organ ist das Riechen, welches den Ger ach
wahrnimmt, (nnd) sitzt in der Nasenspitze. Das Objekt sind Lehm, Steine a. s. w.
Im Anschluß an die Beihenf olge der Aufzählung ^) liefert er unter jenen (Substanzen) *)
die Definition der Erde als ^Geruch besitzend\ Aufzählung (%tdde8a) ist die namentliche
Anführung der Dinge, und für die Beihenf olge der Aufzählung ist überall der bloße Wille
maßgebend.
Einwurf.
(Die Definition ist) zu eng, da, wenn eine Substanz aus wohlriechenden und übel-
riechenden Teilen gebildet wird'), durch die gegenseitige Aufhebung kein (guter oder
übler) Geruch entsteht. Andererseits darf man nicht sagen, daß hierbei keine Wahrnehmung
eines Geruches möglich ist^).
Erwiderung.
Da hierbei der Geruch der (einzelnen) Teile wahrgenommen werden kann, so ist ein
'gemischter Geruch' nicht zuzugeben.
Einwurf.
(Die Definition ist) zu eng in Bezug auf einen entstehenden und (sofort wieder) ver-
nichteten Topf u. s. w.
Erwiderung.
Ich wollte eigentlich sagen: der Besitz eines niederen G^nus als 'Substanz*, welches
ein gemeinsames Substrat mit 'Geruch* hat^).
Einwurf.
(Die Definition ist) zu weit, da auch im Wasser u.s.-w. Geruch wahrgenommen wird.
Erwiderung.
Auf Grund von Konkomitanz und Ausschließung *) kann (auch) hierbei nur die Wahr-
nehmung des Geruches der (mit Wasser u.s. w. vermischten) Erde zugegeben werden.
Einwurf.
Alle Definitionen sind doch noch zu weit in Bezug auf 'Zeit', da die Zeit der Sitz
von Allem ist.
Erwiderung.
Ich verstehe den Begriff der Definition in einer Beziehung, welche von derjenigen
Beziehung verschieden ist, welche bewirkt, daß (Etwas) der Sitz von Allem ist
(Mit den Worten) "sie ist zweifach" u.s.w. teilt er die Erde ein. Der Begriff 'ewig'
1) Mit N. ist zwischen uddeäa und krama das Wort ddi zu streichen.
2) 8. § in.
8) Der Opponent setzt die in § XXI gegebene Einteilung der Qerüche in 'wohlriechend' and
'übelriechend' als bekannt voraus.
4) Daher muß man, wie N. bemerkt, einen 'gemischten Geruch' als besondere Art annehmen.
5) Vgl. die vorletzte Erwiderung im Kommentar zu § III.
6) S. g XLVUI.
2*
12 K. UULTZSCH,
(nü^) (bedeutet) *kein Gegenstück der Vernichtung*, (und) ^vergänglich' (anitya) (bedeutet)
'Gegenstück der Vernichtung'.
(Mit den Worten) "sie ist femer" u. s. w. teilt er (die Erde) auf eine andere Art ein.
Körper (iarira) ist die Oenußstätte der Seele, 'öenußstätte' ist dasjenige, von welchem
abgeschnitten die Se«le Genuß empfindet Genuß (hhöga) ist das Erfahren von entweder
Lust oder Schmerz. Sinnesorgan (indriya) ist der Ort der die Erkenntnis vei-ursachenden
Verbindung mit dem manas , aber nicht der Ort der entwickelten besonderen Qualitäten
außer dem Laute*). Sinnesobjekt (vishaya) ist von Körper und Organ verschieden. Somit
ist ein Körper von Erde zu definieren als ein Geruch besitzender Körper, ein Organ von
Erde als ein Geruch besitzendes Organ (und) ein Objekt von Erde als ein Geruch be-
sitzendes Objekt.
(Mit den Worten) "der Körper" u. s. w. nennt er den Körper von Erde, (und mit den
Worten) "das Organ" u. s.w. das Organ von Erde. Die Worte "welches den Geruch
wahrnimmt" geben den Zweck (des Organs) an. "Riechen" ist der Name (des Organs).
"Nasenspitze" ist die Angabe (seines) Ortes. Dies ist auch weiter unten '"') zu beachten.
(Mit den Worten) "das Objekt" u. s. w. nennt er das Objekt von Erde.
§ XI. Das Wasser.
Das Wasser (a/>) fühlt sich kalt an. Es ist zweifach : ewig and vergänglich.
Das ewige besteht in Atomen, das vergängliche in Produkten. Es ist ferner
dreifach, indem es in Körper, Sinnesorgan und Sinnesobjekt zerfällt. Der Körper
ist in der Welt des Varu^a. Das Organ ist das Schmecken, welches den Ge-
schmack wahrnimmt, (und) sitzt in der Zungenspitze. Das Objekt sind Flüsse,
Meere u. s. w.
Er liefert die Definition des Wassers als 'sich kalt anfühlend'. Um eine zu enge
(Definition) in Bezug auf entstehendes und (sofoi't wieder) vernichtetes Wasser zu ver-
meiden, hätte (der Verfasser) sagen müssen : der Besitz eines niederen Genus als 'Substanz^
welches ein gemeinsames Substrat mit 'kaltem Anfühlen' hat^. (Die Definition ist) nicht
zu weit in Bezug auf eine kalte Steinplatte u. s. w. , da (in solchen Fällen) das kalte An-
fühlen nur in Folge der Verbindung mit Wasser wahrgenommen wird. Alles andere ist
wie früher zu erklären.
§ Xn. Das Feuer.
Das Feuer (teja^) fühlt sich warm an. Es ist zweifach: ewig und vergäng-
lich. Das ewige besteht in Atomen, das vergängliche in Produkten. Es ist
femer dreifach, indem es in Körper, Sinnesorgan und Sinnesobjekt zerfällt. Der
1) Diese Definition ist erklärt bei N. und Athalye, p. 107 f. Über die besonderen Qualitäten
8. den Kommentar zu § LXXY, und über udbhütaj 'entwickelt', den Kommentar zu § XXIII.
2) NämUch in § XI, xn und XIÜ.
3) Vgl. S. 11 und Anm. 5.
ANNAMBHATTAS TARKASAMGllAHA UND DIPIKA. § XIU. 13
Körper ist in der Welt des Sonnengottes. Das Organ ist das Auge, welches
die Farbe wahrnimmt, (und) sitzt in der Spitze der Pupille. Das Objekt ist
vierfach, indem es in irdisches, himmlisches, im Magen befindliches und aus Minen
gewonnenes zerfällt. Das irdische ist Feuer u. s. w. Das himmlische , dessen
Brennstoff Wasser ist, ist der Blitz u. s.w. Das im Magen befindliche ist der
Grund der Verdauung von Speise. Das aus Minen gewonnene ist Grold u. s. w.
Er liefert die Definition des Feuers als ^sich wann anfühlend'. (Dieselbe ist) nicht
zu weit, da die Wahrnehmung ^das Wasser ist w^arm' auf der Verbindung mit Feuer be-
ruht. (Mit den Worten) ^'irdisches" u. s. w. teilt er das Objekt ein.
Einwurf.
Das Gold (suvctma) besteht aus Erde, da es gelb (und) schwer ist, wie die Gelbwui-z
u. B. w.
Erwiderung.
Es zeigt sich, daß bei der Verbindung mit heftigem Feuer die Flüssigkeit von Ghee
u. s. w. verschwindet , daß (aber) die Flüssigkeit nicht verschwindet, wenn Ghee u. s. w. sich
im Wasser befinden. Hiermit ist festgestellt, daß, wenn nichts Hemmendes vorhanden ist,
das Verschwinden der Flüssigkeit einer erdigen Substanz und die Verbindung mit dem
Feuer im Verhältnis von Wirkung und Ursache stehen. Somit kann das Gold nicht aus
Erde bestehen, da es das Substrat einer Flüssigkeit ist, welche bei der Verbindung mit
heftigem Feuer nicht vernichtet wird. Hieraus ergibt sich, daß es, da es das Verschwinden
der Flüssigkeit der gelben Substanz hemmt , (wie das Wasser die des Ghee u. s. w.) , eine
andere flüssige Substanz sein muß. Es kann kein Wasser sein , da es das Substrat von
künstlicher Flüssigkeit ist ^), noch fällt es unter Luft u. s. w., da es Farbe besitzt. So er-
gibt sich, daß es aus Feuer besteht. Hierbei kann man das heiße Anfühlen und die leuch-
tende Farbe nicht wahrnehmen, da sie durch die entgegenwirkende Farbe der Erde und
deren Anfühlen gehemmt sind. Damit ist bewiesen, daß das Gold aus Feuer besteht
§ XIII. Die Luft.
Die Luft (väyu) ist farblos und besitzt Fühlbarkeit. Sie ist zweifach : ewig
und vergänglich. Die ewige besteht in Atomen, die vergängliche in Produkten.
Sie ist ferner dreifach, indem sie in Körper, Sinnesorgan und Sinnesobjekt zer-
fällt. Der Körper ist in der Welt des Windgottes. Das Organ ist die Haut,
welche die Fühlbarkeit wahrnimmt, (und) befindet sich auf dem ganzen Körper.
Das Objekt ist der Grund des Schütteins der Bäume u. s. w.
Der Hauch (prdna) ist die im Innern des Körpers sich bewegende Luft; und
dieser ist (nur) einer, erhält aber nach der Verschiedenheit der Bedingungen die
Namen präna (im engeren Sinne), apäno u. s. w. *).
1) Während nach § XXXI das Wasser natürliche Flüssigkeit besitzt.
2) Nämlich samdnaj uddna und vydfM.
14 E. HULTZSCH,
(Mit den Worten) "farblos" u.s.w. definiert er die Luft (Er sagt): «besitzt Fühl-
barkeit' \ um eine zu weite (Definition) in Bezug auf Äther u.8.w. zu vermeiden, (und):
«ist farblos", um eine solche in Bezug auf Erde u. s. w. zu vermeiden.
Um der Frage zu begegnen: 'Worunter fällt der Hauch?*, sagt er: «der Hauch" u.8.w.
(Die Worte) «und dieser" ils. w. bedeuten: Der Hauch ist nur einer, wird (aber) nach
der Verschiedenheit des Ortes mit den Wörtern präna, apdna u. s. w. bezeichnet.
Die Luft ist (nicht wahrnehmbar, sondern nur) durch Fühlbarkeit erschließbar. Näm-
lich das weder warme noch kalte Gefühl , welches beim Wehen des Windes empfunden
wird, — diese Fühlbarkeit muß in irgend Etwas ihren Sitz haben, da sie eine Qualität
ist, wie die Farbe. Ihr Sitz ist nicht die Erde, da ein aus Erde bestehendes (Ding),
welches entwickelte Fühlbarkeit hat , notwendig (auch) entwickelte Farbe besitzt ^) ; noch
Wasser und Feuer, da (die Luft) sich weder warm noch kalt anfühlt; noch die vier all-
durchdringenden r Substanzen) ^), da (sie sonst) überall wahrgenommen werden müßte; noch
das mofKis, da die Fühlbarkeit eines Atoms ^ übersinnlich ist. Deshalb ist der Sitz der
wahrgenommenen Fühlbarkeit die Lufi
Einwurf.
Die Luft ist wahrnehmbar, da sie der Sitz einer wahrnehmbaren Fühlbarkeit ist, wie
ein Topf.
Erwiderung.
Die (fehlende) Bedingung^) ist der Besitz entwickelter Farbe. (Diese Bedingung)
durchdringt das Zubeweisende; denn wo eine Substanz durch die äußeren Sinne wahr-
genommen wird, da besitzt sie entwickelte Farbe. Ln vorliegenden Falle (nämlich bei der
Luft) durchdringt sie das Beweismittel nicht; denn wenn etwas der Sitz wahrnehmbarer
Fühlbarkeit ist, so besitzt es nicht (auch notwendig) entwickelte Farbe. Man darf nicht
(einwerfen), daß hieraus folge, daß auch das im kochenden Wasser enthaltene Feuer nicht
wahrnehmbar sei; denn dies ist mir ganz recht ^). Somit ist die Luft, weil sie farblos
ist, nicht wahrnehmbar.
Nun wird die B«ihenfolge der Entstehung und Vernichtung der vier mit Erde be-
ginnenden (Substanzen), welche die Form von Produkten haben, dargelegt Durch G-ottes
Wunsch zu schaffen entsteht eine Bewegung in den Atomen {paramdnu). Dann entsteht
bei der Verbindung zweier Atome ein Doppelatom, (und) aus drei Doppelatomen ein drei-
faches Atom. So entsteht der Beihe nach aus vierfachen Atomen u.8. w. die große Erde,
das große Wasser, das große Feuer (und) die große Luft Durch den Willen (Gottes),
die so entstandenen, Produkte (bildenden) Substanzen zu zerstören, (beginnt eine neue)
Bewegung in den Atomen. Bei der durch (diese) Bewegung (bewirkten) Trennung zweier
1) Nach dem Kommentar zu § XXIII werden Farbe und Fühlbarkeit vom Auge and von der
Haut nur dann wahrgenommen, wenn sie 'entwickelt' (udbhüta) sind.
2) Dies sind Äther, Zeit, Raum und Seele.
3) Nach § XYIII ist das nutnas ein Atom.
4) Nach § LYI ist die (fehlende) Bedingung (upädhi) 'was das Zubeweisende, nicht aber das
Beweismittel durchdringt'.
5) Weil es nämlich keine entwickelte Farbe besitzt. — N.
ANNAHBHATTAS TABKASAMGRAHA UND DIPIKA. § XTV, XV. 15
Atome (erfolgt) die Yemichtimg der Doppelatome, dami die Vemichtang der dreifachen
Atome, dann die der vierfachen Atome , und so die Vernichtung der großen Erde u. s. w.
Die alte Schule (samprctdäya) (behauptet), daß die Vernichtung der Doppelatome durch die
Vernichtung der nicht-inhärenten Ursache ') (und) die der dreifachen Atome durch die der
inhärenten Ursache') (erfolge). Die Neueren (sagen), daß die Vernichtung der Substanzen
in jedem Falle durch die Vernichtung der nicht-inhärenten Ursache (erfolge).
Aber was ist das Beweismittel für die Existenz der Atome? Ich will es sagen. Das
feinste Stäubchen, welches in einem durch ein Gitterfenster (fallenden) Sonnenstrahle
schwebend bemerkt wird, hat (noch) Teile, da es eine durch das Auge wahrnehmbare Sub-
stanz ist, wie ein Gewebe. Auch der Teil eines dreifachen Atoms hat (noch) Teile, da er
etwas Großes hervorbringt, wie ein Faden. Der Teil eines Doppelatoms ist ein Atom,
und dieses ist ewig; denn wenn es (ebenfalls) ein Produkt wäre, würde man ins Unend-
liche geraten ').
Das Beweismittel für das Stattfinden der Schöpfung und des Unterganges sind heilige
Texte wie : 'Der Schöpfer bildete wie früher' *). Man unterscheidet den teilweisen Unter-
gang , (d. i) die Zerstörung aller Produkte (bildenden) Substanzen , (und) den allgemeinen
Untergang, (d. i.) die Zerstörung aller Produkte der (sechs) positiven (Katogorieen).
§ XIV. Der Äther.
Der Äther (cVcäSa) hat den Laut zur Qualität; und er ist einer, alldorch-
dringend nnd ewig.
Er definiert den Äther als 'den Laut zur Qualität habend'. Er verneint die Frage:
'Ist auch der Äther, wie die Erde u. s. w., vielfach ?' (mit den Worten) : ^und er ist einer" ;
weil nämlich kein Beweismittel für (sein) Zerfallen in Arten vorliegt Er sagt ''alldurch-
dringend" ; denn da der Laut überall wahrgenommen wird, (der Äther aber) nur einer Ist, so
muß zugegeben werden, daß er alldurchdringend ist 'Alldurchdringend' (vihhu) bedeutet 'in
Verbindung mit allen körperlichen Substanzen' *). 'Körperlich' (mürta) bedeutet 'beschränkte
Dimensionen besitzend' oder 'Bewegung besitzend'. Er sagt ^cwig"; denn da (der Äther)
alldurchdringend ist, so ist er auch, wie die Seele, ewig.
§ XV. Die Zeit.
Zeit (kdla) ist der Grund der Aasdrücke 'Vergangenheit' n. s. w. ; nnd sie ist
eine, alldnrchdringend nnd ewig.
Ln Obigen definiert er die Zeit Die Zeit ist der Sitz von Allem und die instru-
mentale Ursache^ aller Produkte.
1) Nämlich der Verbindung; s. § XL. 2) Nämlich der Doppelatome.
3) Einige Ausgaben fügen hinzu, daß dann der Berg M^ru und ein Senfkorn dieselben Di-
mensionen haben müßten, (weil jedes von beiden unendlich viele Teile enthalten würde).
4) Nach Colonel Jacobs Concordance, p. 766, stammt dieses Zitat aus der MaMnäräyaijtdpa'
nisiMd,
6) Die fünf körperlichen Substanzen sind Erde, Wasser, Feuer, Luft und manas; s. Nyä-
yaküia^ p. 601.
6) S. § XL.
16 E. HULTZSCH,
§ XVL Der Raum.
Raam (dii) ist der Grund der Ausdrücke 'Osten' u. s. w. ; und er ist einer,
alldurchdringend und ewig.
Im Obigen liefert er die Definition des BaumeB. Auch der Raum ist die instrumen-
tale Ursache aller Produkte.
§ XVII. Die Seele.
Die Seele {ätman) ist das Substrat der Erkenntnis. Sie ist zweifach : höchste
Seele und menschliche Seele. Hiervon ist die höchste Seele Gott, allwissend
(und) nur eine. Die menschliche Seele ist in jedem Körper verschieden, (aber)
alldurchdringend und ewig.
(Mit den Worten) '*das Substrat" u. s. w. liefert er die Definition der Seele. (Mit den
Worten) '^sie ist zweifach" u. s. w. teilt er die Seele ein. (Mit den Worten) "hiervon"
u. s. w. liefert er die Definition der höchsten Seele. Gott (livara) bedeutet 'Substrat der
ewigen Erkenntnis'.
Einwurf.
Gibt es ein Beweismittel für die Existenz Gottes? Die Wahrnehmung ist es doch
nicht. Denn diese ist eine äußere oder eine innere; die erstere trifft nicht zu, da (Gott)
eine farblose Substanz ist, (und) die letztere (ebenfalls) nicht, da er frei von seelischer
Lust U.S. w. ^) ist. Ein Schluß ist auch unmöglich, da es kein Merkmal^) gibt
Erwiderung.
Das Beweismittel ist folgender Schluß: Ein aus der Erde (emporwachsender) Schöß-
ling u. 8. w. müssen durch einen Schöpfer hervorgebracht sein, da sie Produkte sind,
wie ein Topf. Schöpfer (Tcartri) bedeutet ^unmittelbare Kenntnis der materiellen Ursache,
den Wunsch zu schaffen, und Tätigkeit besitzend*. Die materielle Ursache {up&däna) ist
die inhärente Ursache'').
Die Allwissenheit (Gottes) folgt aus der Fähigkeit, alle feinen (Dinge), (nämlich) Atome
u. s. w. , zu schauen. Andere Beweismittel hierfür sind überlieferte Texte wie : 'Welcher
allwissend ist, der erkennt Alles'*).
(Mit den Worten) "die menschliche Se^le" u. s.w. liefert er die Definition der mensch-
lichen Seele. Die Definition der menschlichen Seele {jwa) ist *Sitz von Lust u. s. w.' *).
Einwurf.
Der Körper allein ist die Seele. Denn bei der Vorstellung des 'Ich* in Sätzen wie:
'ich bin ein Mensch' ; 'ich bin ein Brahmana', ist stets nur der Körper das Objekt.
1) Nämlich Lust, Schmerz, Haß, Verdienst, Sünde und bleibender Eindruck, welche Qualitäten
der menschlichen Seele, nicht aber Gottes sind; vgl. Kärikävali, Vers 32 und 34.
2) S. § XLVin. 3) S. § XL.
4) Vgl. Colonel Jacobs Concordaiice, p. 1002 (3fundci1c6pani8had).
5) S. Anmerkung 1.
ANyAHBHATTAS TAEKASAMGRAHA UND DIPIEA. § XVffl. 17
Erwiderung.
Weim der Körper die Seele wäre, so würde, wenn man Hand, Fuß \lb.w. verliert,
nicht nur der Körper, sondern auch die Seele einen Verlust (erleiden) müssen.
Auch die Sinnesorgane sind nicht die Seele. Denn, wenn dies der Fall wäre, so
würde das Bewußtsein: 'der ich den Topf sah, berühre (ihn) jetzt mit dem G^fühlsorgan,*
unmöglich sein, da das von dem einen (Sinnesorgan) Wahrgenommene dem anderen nicht
bewußt sein könnte. Deshalb ist die menschliche Seele vom Körper und von den Sinnes-
organen verschieden. Da Lust, Schmerz u. s. w. mannigfach sind, (muß) sie in jedem Körper
verschieden sein. Und sie ist kein Atom. Denn dann könnte man nicht in jedem Teile
des Körpers Lust u. s. w. empfinden. Noch ist sie von mittleren Dimensionen. Denn
dann müßte sie vergänglich sein und es würde folgen, daß (während eines früheren Lebens)
Getanes zu Grunde geht und (während eines früheren Lebens) Ungetanes zur Erscheinung
kommt. Somit ist die menschliche Seele ewig (und) alldurchdringend.
§ XVIIL Das manas.
Das nianas ist dasjenige Organ, welches die Empfindung von Lnst n. s.w.
vermittelt. Und es ist unzählig, da es in jeder Seele enthalten ist, besteht in
einem Atom und ist ewig.
(Mit den Worten) "dasjenige Organ'' u.8.w. liefert er die Definition des mancLS, Die
Definition des manas ist; ^Bewegung besitzend und zugleich ohne Fühlbarkeit'.
(Mit den Worten) ''und es ist" u. s. w. teilt er das manas ein. Da nämlich jede ein-
zelne Seele ihr eigenes manas besitzt, (so folgt) aus der Vielheit der Seelen auch die
Vielheit des manas. (Er sagt) : "besteht in einem Atom". Wenn nämlich (das manas) von
mittleren Dimensionen wäre, so würde folgen, daß es vergänglich ist
Einwurf.
Das manas ist kein Atom, sondern alldurchdringend, da es eine Substanz ohne Fühl-
barkeit ist, wie der Äther.
Erwiderung.
Wenn das manas alldurchdringend wäre, so könnte keine Erkenntnis entstehen, da
(deren) nicht-inhärente Ursache: die Verbindung von Seele und manas ^)j unmöglich wäre.
Und man darf nicht sagen: 'So laß uns eine Verbindung zweier alldurchdringender (Sub-
stanzen annehmen)'. Denn, da deren Verbindung ewig wäre, so würde der tiefe Schlaf
(sushupti) unmöglich sein, während die Verbindung der Seele und des mcmas stets (nur)
an einer von dem puritat verschiedenen Stelle (des Körpers) stattfindet *), Falls aber das
manas ein Atom ist, so tritt der tiefe Schlaf ein, wenn es in das pwrttat eingeht, (und)
die Erkenntnis entsteht, wenn es (wieder) herauskommt Damit ist bewiesen, daß es ein
Atom ist.
1) S. den Kommentar zu § XLIII.
2) Das puritat ist aDgeblich ein Eingeweide in der Herzgegend, in welches sich das manas
während des Schlafes zurückzieht.
Ibhandlugen d. K. Om. d. Wim. iq GöttingMi. PhU.-kiii. Kl. N.F. Bud 9,t. 8
18 E. HULTZ8CH,
§ XIX. Die Farbe.
Farbe (rüpa) ist diejenige Qualität, welche nur durch das Auge wahr-
genommen wird. Und sie ist siebenfach: weiß, schwarz, gelb, rot, grün, braun
xmd bunt, (und) sitzt in Erde, Wasser und Feuer. Hiervon sind in der Erde
(alle) sieben Arten, im Wasser das nicht leuchtende Weiß (und) im Feuer das
leuchtende Weiß.
(Mit den Worten) "diejenige Qualität" u. s. w. definiert er die Farbe. Das Wort 'nur* (ist
gebraucht), um eine zu weite (Definition) in Bezug auf *Zahr iL s.w. zu vermeiden, (und)
das Wort 'Qualität', um eine solche in Bezug auf das Genus 'Farbe' zu vermeiden. Um
eine zu weite (Definition) in Bezug auf die Verbindung des Lichtes und einer Wand zu
vermeiden, hätte (der Verfasser) sagen müssen : 'der Besitz eines nur durch das Auge wahr-
nehmbaren Genus' ^). (Mit den Worten) "und sie ist" u.s.w. teilt er die Farbe ein.
Einwurf.
Die ^bunte' Farbe ist ein bloßes Aggregat der schwarzen (Farbe) u. s. w., welche das
Oanze nicht durchdringen ^.
Erwiderung.
Nein; denn die Farbe durchdringt notwendig das Ganze.
Einwurf.
So laß bei einem bunten Gewebe die Farben der Teile wahrgenommen werden.
Erwiderung.
Dann würde das Gewebe nicht wahrnehmbar sein können, da es farblos wäre. Und
man darf nicht (sagen), daß die Inhärenz in etwas Farbigem die Wahmehmbarkeit bewirke ;
denn dies ist zu umständlich. Da also (sonst) die Wahmehmbarkeit des Gewebes un-
möglich wäre, so ist (die Existenz) der bunten Farbe bewiesen.
(Mit den Worten) "Erde" u. s.w. nennt er den Sitz der Farbe. (Mit den Worten)
"hiervon" u. s. w. legt er (ihren) Sitz im Einzelnen dar.
§ XX. Der Geschmack.
Geschmack (rasa) ist diejenige Qualität, welche durch das Geschmacksorgan
wahrgenommen wird. Und er ist sechsfach : süß, sauer, salzig, scharf, zusammen-
«iehend und bitter, (und) sitzt in Erde und Wasser. In der Erde sind (alle)
sechs Arten, im Wasser (aber) nur der sttße.
(Mit den Worten) "diejenige Qualität" u. s. w. definiert er den Geschmack. Das Wort
'Qualität' (ist gebraucht), um eine zu weite (Definition) in Bezug auf das Genus 'Geschmack'
1) Die Verbindung (samyöga) des Lichtes und der Wand ist zwar nur mit dem Auge wahr-
nehmbar; aber die Verbindung im Allgemeinen wird auch durch den Qefühlssinn wahrgenommen.
Vgl. Mehendale, Notes, p. 35.
2) Über avydpyavritti, 'das Ganze nicht durchdringend', s. S. 21 und Anm. 8.
ANNAMBHATTAS TARKASAifQBAHA UND DIPIKA. § XXI — XXIU. 19
ZU vermeiden. (Mit den Worten) ^Erde" u.b. w. nennt er den Sitz des Geschmacks.
(Mit den Worten) "in der Erde" u. s. w. legt er (seinen) Sitz im Einzelnen dar.
§ XXI. Der Geruch.
Geruch {gayidha) ißt diejenige Qualität, welche durch das Geruchsorgan wahr-
genommen wird. Und er ist zweifach: wohlriechend und übelriechend, (und)
sitzt nur in der Erde.
Im Obigen definiert er den GerucL Das Wort 'Qualität' (ist gebraucht), um eine
zu weite (Definition) in Bezug auf das Genus 'Geruch' zu vermeiden.
§ XXIL Die Fühlbarkeit.
Fühlbarkeit {sparid) ist diejenige Qualität, welche nur durch das Organ der
Haut wahrgenommen wird. Und sie ist dreifach: kalt, warm und lau, (und) sitzt
in Erde, Wasser, Feuer und Luft. Hiervon ist die kalte im Wasser, die warme
im Feuer (und) die laue in der Erde und der Luft.
Im Obigen definiert er die Fühlbarkeit. Das Wort 'Qualität' (ist gebraucht), um
eine zu weite (Definition) in Bezug auf das Genus 'Fühlbarkeit' zu vermeiden, (und) das
Wort 'nur', um eine solche in Bezug auf 'Verbindung' ^) u. ß. w. zu vermeiden.
§ XXIIL Das Brennen.
Die vier mit Farbe beginnenden (Qualitäten) sind in der Erde durch Brennen
{pakd) entstanden und vergänglich. Anderswo sind sie nicht durch Brennen
entstanden (und) ewig oder vergänglich; wenn in ewigen (Dingen) befindlich,
sind sie ewig , wenn in vergängUchen befindlich, vergängUch.
"Durch Brennen entstanden". — Brennen ist Verbindung mit Feuer. Hierdurch ver-
geht die frühere (und) entsteht eine andere Farbe. Hierbei (erfolgt) das Brennen in den
Atomen selbst, nicht in den Doppelatomen u. s. w. ^. Wenn ein ungebrannter Topf in den
Ofen gelegt wird ^), entsteht eine andere Farbe in den Atomen, der schwarze Topf vergeht
und ein roter Topf entsteht wieder der Beihe nach aus den Doppelatomen u. s. w. Hierbei
sind die Atome die inhärente Ursache , die Verbindung mit Feuer die nicht-inhärente Ur-
sache (und) das Schicksal u. s. w. die instrumentale Ursache ; für die Farbe der Doppel-
atome u. s. w. ist die Farbe der Ursache (d. i. der Atome) die nicht-inhärente Ursache %
So die Vaiseshikas, welche das Brennen der Atome behaupten. Die Naiyayikas,
welche das Brennen des (ganzen) Topfes behaupten, (nehmen an), daß, ganz ohne daß der
frühere Topf vergeht, in dem Oanzen (und) seinen Teilen bis zu den Atomen herab zu
1) 8. § XXVII und vgl. S. 18, Anm. 1.
2) S. den Kommentar zu § XIEL.
8) S. Athalye, p. 16, Anm. 2.
4) S. § XL.
20 E. HULTZSCH,
gleicher Zeit eine andere Farbe entsteht. Aus eben diesem Grunde sind in den Erd-
atomen die Farbe u.s.w. vergänglich.
"Anderswo", nämlich im Wasser u. s. w. "In ewigen (Dingen) befindlich" bedeutet *in
den Atomen befindlich' ; "in vergänglichen befindlich" bedeutet 'in den Doppelatomen u. s. w.
sitzend'.
Die vier mit Farbe beginnenden (Qualitäten) sind wahrnehmbar, wenn sie entwickelt
(itdbhuta) sind, (aber) nicht wahrnehmbar, wenn sie unentwickelt sind. 'Entwickeltsein*
ist diejenige Eigenschaft, welche die Wahmehmbarkeit bewirkt Dessen Negation ist das
TJnentwickeltsein.
§ XXIV. Die Zahl
ZaM {samkhyd) ist der Grund der Ausdrücke 'Einheit' n. s.w. (Sie) sitzt
in (allen) nenn Substanzen, beginnt mit der Einheit und endet mit dem parärdha ').
Die Einheit ist ewig oder vergänglich, (nämlich) ewig in ewigen (und) vergäng-
lich in vergänglichen (Dingen). Aber die Zweiheit u. s. w. sind überall nur ver-
gänglich ^).
Im Obigen definiert er die ZahL
§ XXV. Die Dimension.
Dimension (parhnäna) ist die Ursache des Ausdrucks 'Maß' (und) sitzt in
(allen) neun Substanzen. Sie ist vierfach: klein, groß, lang und kurz.
(Mit den Worten) " die Ursache'' u. s. w. definiert er die Dimension. (Mit den Worten)
''sie ist'' U.S.W. teilt er die Dimension ein. Die (vier) Termini bedeuten (ihre) Abstracta,
nämlich Kleinheit, Größe, Länge und Kürze.
§ XXVI. Die Getrenntheit
Getrenntheit (prithaktva) ist die Ursache des Ausdrucks 'getrennt' (und)
sitzt in allen Substanzen.
Im Obigen definiert er die Getrenntheit ; (sie ist) nämlich die Ursache des Ausdrucks :
'dieses ist von jenem getrennt'.
§ XXVIL Die Verbindung.
Verbindung (satnyoga) ist der Grund des Ausdrucks 'verbunden' (und) sitzt
in allen Substanzen.
Im Obigen definiert er die Verbindung; (sie ist) nämlich der Grund des Ausdrucks:
'diese beiden (Dinge) sind verbunden'.
1) D. i. *a lakh of lakhs of crores' (100,000,000,000,000,000).
2) Nach den Yais^shikas entstehen Zweiheit u.s.w. durch apikshd-huddhi; s. Athalye, p. 161 ff.
ANNAMBHATTA8 TABKASAMGRAHA UND OtPIKA. § XXVm, XXIX. 21
In jeder der (obigen) Definitionen der Zahl u. s. w. ^) hätte (der Verfasser) das Wort
'speziell' (vor *(Jnmd* oder 'Ursache*) einfügen müssen, um eine zu weite (Definition) in
Bezug auf Kaum, Zeit u. s. w. ') zu vermeiden.
Die Verbindung ist zweifach: durch eine Bewegung hervorgebracht und durch eine
(andere) Verbindung hervorgebracht. Die erste ist die Verbindung der Hand und des
Buches durch die Bewegung der Hand. Die zweite ist die Verbindung des Körpers und
des Buches durch die Verbindung der Hand und des Buches.
Die Verbindung durchdringt nicht das Ganze'). *Das Ganze nicht durchdringen'
(bedeutet) 'ein gemeinsames Substrat mit seiner eigenen absoluten Negation haben'.
§ XXVIIL Die Trennung.
Trennung (vibhäga) ist diejenige Qualität, welche die Verbindung vernichtet,
(und) sitzt in allen Snbstiinzen.
Im Obigen definiert er die Trennung. (Er braucht) das Wort 'Qualität', um eine
zu weite (Definition) in Bezug auf Zeit u. s. w. zu vermeiden , (und) die Worte 'die Ver-
bindung vernichtend', lun eine solche in Bezug auf Farbe u. s. w. zu vermeiden.
Auch die Trennung ist zweifach: durch eine Bewegung hervorgebracht und durch
eine (andere) Trennung hervorgebracht. Die erste ist die Trennung der Hand und des
Buches durch die Bewegung der Hand. Die zweite ist die Trennung des Körpers und
des Buches durch die Trennung der Hand und des Buches.
§ XXDL Distanz und Proximität
Distanz (paratva) und Proximität (aparatva) sind die speziellen Ursachen der
Ausdrücke *fem' und 'nahe' (und) sitzen in den vier mit *Erde' beginnenden
(Substanzen) und dem manas. Sie sind zweifach: durch den Raum bewirkt und
durch die Zeit bewirkt. Die durch den Raum bewirkte Distanz (findet sich)
in einem entfernten, die durch den Raum bewirkte Proximität in einem nahen
(Gegenstande), die durch die Zeit bewirkte Distanz in einem älteren (und) die
durch die Zeit bewirkte Proximität in einem jüngeren (Manne).
(Mit den Worten) "die speziellen" u. s. w. liefert er die Definition der Distanz und
Proximität; nämlich Distanz ist die spezielle Ursache des Ausdrucks 'fem' (und) Proxi-
mität diejenige des Ausdrucks 'nahe'. (Mit den Worten) "sie sind zweifach" u.s.w. teilt
er die Distanz und Proximität ein. (Mit den Worten) "in einem entfernten" u. s. w. gibt
er Beispiele der beiden durch den Raum bewirkten, (und mit den Worten) "in einem
älteren" u. s. w. solche der beiden durch die Zeit bewirkten.
1) Nämlich in § XXIV— XXVH.
2) Die anderen 'allgemeinen Ursachen' sind genannt bei Athalye, p. 166.
8) Wenn z. B. ein Affe auf der Spitze eines Baumes sitzt, so ist in Bezug auf den Baum
die Verbindung mit dem Affen {Icapi-samyoga) eine 'das Ganze nicht durchdringende' {avyäpyavfitti)
Qualität, da sie selbst an der Spitze und ihre Abwesenheit (absolute Negation) an der Wurzel des
Baumes vorhanden ist; s. Nyäyakoia^ p. 86.
22 E. HULTZSCU,
§ XXX. Die Schwere.
Schwere {gurutvd) ist die nicht-inhärente Ursache des ersten Fallens (und)
sitzt in der Erde nnd dem Wasser.
Im Obigen definiert er die Schwere. (Er sagt) ^erstes Fallen*, mn eine zu weite
(Definition) in Bezug auf ^Geschwindigkeit* ^) zu vermeiden , da die Geschwindigkeit die
nicht-inhärente Ursache des zweiten Fallens u.8.w. ist.
§ XXXI. Die Flüssigkeit
Flüssigkeit (dravatva) ist die nicht-inhärente Ursache des ersten Fließens (und)
sitzt in der Erde, dem Wasser und dem Feuer. Sie ist zweifach: natürlich und
künstlich. Die natürliche (findet sich) im Wasser, die künstliche in der Erde
und dem Feuer. In der Erde (findet sich) die durch die Verbindung mit Wfirme
hervorgebrachte Flüssigkeit z. B. beim Ghee, (und) im Feuer z. B. beim Golde *).
(Mit den Worten) ''die nicht-inhärente Ursache'' u.8.w. definiert er die Flüssigkeit
'Künstliche Flüssigkeit' ist die durch die Verbindung mit Wärme hervorgebrachte. Die
hiervon verschiedene ist 'natürliche Flüssigkeit'. (Mit den Worten) "z. R beim Ohee" gibt
er ein Beispiel der künstlichen Flüssigkeit in der Erde. (Mit den Worten) "s. B. beim
Gx>lde" weist er sie im Feuer nacL
§ XXXH Die Adhäsion.
Adhäsion (sneha) ist diejenige Qualität, welche der Grund des Zusammen-
klebens von Kalk u. s.w. ist, (und) sitzt nur im Wasser.
Im Obigen definiert er die Adhäsion. (Er sagt) 'Qualität', um eine zu weite (Defi-
nition) in Bezug auf Zeit u. s. w. zu vermeiden, (und) 'Qrund des Zusammenklebens' u. s. w.,
um eine solche in Bezug auf Farbe u.8.w. zu vermeiden.
§ XXXIII. Der Laut
Laut (sabda) ist diejenige Qualität, welche durch das (rehörorgan wahrge-
nommen wird, (und) sitzt nur im Äther. Er ist zweifach: unartikuliert und
artikuliert. Der unartikulierte (findet sich) bei einer Pauke u.8.w. Der arti-
kulierte besteht in der Sanskritsprache u. s. w.
Im Obigen definiert er den Laut (Er braucht) das Wort 'Qualität', um eine zu
weite (Definition) in Bezug auf das Gmtu 'Laut' zu vermeiden, (und) das Wort 'G«höi>
Organ', um eine solche in Bezug auf Farbe u.s. w. zu vermeiden.
Der Laut ist dreifach: durch eine Verbindung, durch eine Trennung und durch einen
(anderen) Laut hervorgebracht. Hiervon ist der erste der durch die Verbindung der Pauke
•
und des Schlägels hervorgebrachte. Der zweite ist der krachende Laut, welcher durch die
1) s. § Lxxv. 2) Vgl § xn.
ANNAKBHATTAS TABEA8AM0RAHA UND DIPIKA. § XXXIV, XXXV. 23
Trennung der beiden Hälften hervorgebracht wird, wenn man ein Bambusrohr zerspaltet.
Die durch einen (anderen) Laut hervorgebrachten sind die zweiten Laute u. s. w. vom Orte
der Pauke u.8.w. bis zum Qehörorgan.
§ XXXIV. Der Verstand.
Verstand *) (buddhi) ist der Grund aller sprachlichen Ausdrücke (und besteht
in) Erkenntnis {jTnina). Er ist zweifach: Erinnerung (smriti) und Vorstellung
(anubhava). Erinnerung ist diejenige Erkenntnis, welche nur durch Kraft her-
vorgebracht wird. Die hiervon verschiedene Erkenntnis ist die Vorstellung.
(Mit den Worten) "der Grund" u.b. w. liefert er die Definition des Verstandes; näm-
lich die Definition ist, daß (der Verstand) nichts Anderes ist, als die Erkenntnis, welche
den Lihalt des Bewußtseins 'ich erkenne' bildet ').
(Mit den Worten) "er ist" u.s.w. teilt er den Verstand ein. (Mit den Worten) "die-
jenige Erkenntnis" u.s.w. liefert er die Definition der Erinnerung. Mit 'Klraft' (ist die-
jenige Art derselben gemeint) , welche 'bleibender Eindruck' heißt % Das Wort 'Er-
kenntnis' (ist gebraucht), um eine zu weite (Definition) in Bezug auf die Vernichtung der
Kraft zu vermeiden; die Worte 'durch Kraft hervorgebracht', um eine solche in Bezug
auf die Wahrnehmung eines Topfes u.s.w. zu vermeiden; (und) das Wort 'nur', um eine
solche in Bezug auf die Wiedererkennung zu vermeiden^).
Mit den Worten "die hiervon verschiedene" u.s. w. definiert er die Vorstellung;
nämlich 'Vorstellung' ist die von der Erinnerung verschiedene Erkenntnis.
§ XXXV. Die Vorstellung.
Diese (nämlich die Vorstellung) ist zweifach: richtig (yaiMrtlia) und falsch
(aycUJiarfJia), Die richtige Vorstellung hat dasselbe zur Bestimmung (praMra),
was (ihr Gegenstand) besitzt; z.B. die Vorstellung: *dies ist Silber', (deren Ge-
genstand wirklich ein Stück) Silber ist^). Diese wird auch richtige Erkenntnis
{pranUi) genannt. Die falsche Vorstellung hat dasjenige zur Bestimmung, dessen
Negation (ihr Gegenstand) besitzt ; z. B. die Vorstellung : *dies ist Silber*, (deren
Gegenstand) eine Perlmuschel ist.
(Mit den Worten) ^'diese ist zweifach" u. s.w. teilt er die Vorstellung ein. (Mit den
Worten) "hat dasselbe" u.s.w. liefert er die Definition der richtigen Vorstellung.
1) Die Ausdrücke * Verstand, Erkenntnis und Yorstellang' sind in der Übersetzung nur als
Notbehelfe gebraucht, weil im Deutschen keine genauen Äquivalente der indischen Termini buddhi,
jn&na und anuhkava existieren.
2) Zur Erklärung dieser Definition s. Athalye, p. 174.
3) Über die Kraft (samskdra) und den bleibenden Eindruck (bhdvand) s. § LXXV.
4) Bei der Wiedererkennung (pratyabhijuä) wirkt nämlich auBer dem aa^skära die sinnliche
Wahrnehmung mit; s. Nydyakoäa, p. 601, Anm. 3.
6) In dem Beispiele der richtigen Vorstellung ist das Genus 'Silber' sowohl die Qualifikation
des Gegenstandes der Vorstellung als die Bestimmung der Vorstellung selbst ; vgl Athalye, p. 180.
24 £. HULTZSCH,
Einwurf.
(Diese Definition) ist zu eng in Bezug auf die richtige Erkenntnis, daß das Gtenus
*Topf in einem Topfe ist Denn der Topf ist nicht im Genus *Topf , (während dieses
nach der obigen Definition den Topf enthalten müßte).
Erwiderung.
Ich meine die Vorstellung der Beziehung zu einem (Dinge), wo die Beziehung zu dem-
selben (wirklich) vorhanden ist Da nun die Beziehung zum Topf auch in dem Genus
'Topf vorhanden ist, so ist (die Definition) nicht zu eng.
"Diese" u. s. w. ; nämlich die richtige Vorstellung wird im Lehrbuch auch richtige
Erkenntnis genannt.
(Mit den Worten) "hat dasjenige" u.s.w. definiert er die falsche (Vorstellung).
Einwurf.
(Diese Definition) ist zu weit in Bezug auf die richtige Erkenntnis: 'dies ist ver-
bunden* ^).
Erwiderung.
Ich wollte sagen: '(die falsche Vorstellung ist) die Vorstellung, daß die Beziehung
zu einem (Dinge) durch dasjenige abgeschnitten wird, durch welches die Negation der Be-
ziehung zu diesem (Dinge) abgeschnitten wird*. Da nun die Vorstellung, daß die Verbindung
durch die Negation der Verbindung abgeschnitten wird, ein Irrtum ist (und) da die Be-
ziehung zur Verbindung wirklich durch die Verbindung abgeschnitten wird, so ist (die
Definition) nicht zu weit
§ XXXVI. Die Arten der richtigen Vorstellung.
Die richtige Vorstellung ist vierfach : Wahrnehmung, Schließen, Vergleichen
und sprachliche (Erkenntnis). Ihr Instrument ist ebenfalls vierfach: Wahr-
nehmung, Schluß, Vergleichung und Sprache.
(Mit den Worten) "die richtige" u.s. w. teilt er die richtige Vorstellung ein. Bei
dieser Gelegenheit teilt er das Instrument der richtigen Erkenntnis ein (mit den Worten)
"ihr Instrument" u. s. w. , nämlich das Instrument der richtigen Erkenntnis. Die Definition
des Genus ^Erkenntnismitter ist: Erkenntnismittel {pramäna) ist das Instrument der rich-
tigen Erkenntnis.
§ XXXVII. Das Instrument.
Instrument (karana) ist eine spezielle Ursache.
Im Obigen liefert er die Definition des Instrumentes. (Er sagt) 'speziell', um eine zu
weite (Definition) in Bezug auf eine allgemeine Ursache, wie Baum und Zeit*), zu Yer-
meiden.
1) Dieser Einwurf fußt auf dem Umstände, daB die Verbindung avydpyavritH ist; s. S. 21
und Anm. 8.
2) S. S. 21, Anm. 2.
ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § XXXVm— XL. 25
§ XXXVin. Die Ursache.
Ursache {kärana) ist das, was notwendig vor dem Produkt existiert.
Im Obigen liefert er die Definition der TJrsaclie. Wenn er (nur) gesagt hätte: 'Ur-
sache ist das, was vorher existiert^ so würde (die Definition) zu weit sein in Bezug auf
den EseP) u. s. w. Daher (braucht er) das Wort 'notwendig*. Die Worte 'vorher exi-
stierend' (braucht er), weil (sonst die Definition) zu weit wäre in Bezug auf das hervor-
gebrachte Produkt selbst
Einwurf.
(Dann) würde auch die Farbe der Fäden eine Ursache für das Gewebe sein.
Erwiderung.
(Man muß der Definition) die Qualifikation 'zugleich nicht nebensächlich' (hinzufügen).
'Nicht nebensächlich' (bedeutet) 'frei von Nebensächlichkeit', und die Nebensächlichkeit ist
dreifach *) : (1) Wenn die Existenz eines (Dinges) vor einem anderen nur in Verbindung
mit einem dritten verstanden wird, so ist dieses (Ding) für jenes andere vermittelst des
dritten nebensächlich. Z. B. ist es die Farbe der Fäden und das Oenus 'Faden' für das
Gewebe vermittelst der Fäden. (2) Wenn die Existenz eines (Dinges) vor einem anderen
erst dann verstanden wird, nachdem (seine) Existenz vor einem dritten erkannt worden ist,
so ist dieses (Ding) für jenes andere nebensächlich. Z.B. (wird die Existenz) des Äthers
vor dem Topf erst dann (verstanden) , nachdem (seine) Existenz vor dem Laute (d. i vor
dem Worte 'Topf') erkannt worden ist*). (3) Etwas, das außer dem vor dem Hervor-
gebrachten notwendig Existierenden selbst beim Entstehen eines Produktes mit jenem
koexistiert hat ^) , ist nebensächlich. Z. B. ist es die vorhergehende Negation der Farbe
für den Geruch im Falle daß Etwas durch Brennen hervorgebracht ist^). Somit ist die
Ursache das, was notwendig vorher existiert und zugleich nicht nebensächlich ist
§ XXXEL Das Produkt
Produkt {kärya) ist das Gegenstück der vorhergehenden Negation^.
Im Obigen liefert er die Definition des Produktes.
§ XL. Die Arten der Ursache.
Die Ursache ist dreifach: inhärent (sanmväyin) j nicht-inhärent (asamaväyin)
und instrumental (nimitta). Die inhärente Ursache ist diejenige, in welcher in-
1) Gemeint ist der Esel, welcher den Ton trägt, aus dem ein Topf gefertigt wird.
2) Nach N. ist diese Dreiteilung der anycUhdsiddhi dem [Tattva^intdjmiMn^i entlehnt. Die
Kdrikavali (Vers 19—22) unterscheidet fünf Arten derselben; vgl. Athalye, p. 195 f.
8) Nach § XXXIII ist der Laut die Qualität des Äthers. Ein anderes Beispiel ist der Vater
des Töpfers; s. Nyaydkaia, p. 34.
4) Unter diese Rubrik fällt der in Anm. 1 erwähnte Esel.
5) Vor dem Brennen koexistierte die vorhergehende Negation der Farbe mit der vor dem
hervorgebrachten Gerüche notwendig existierenden Negation des Geruchs. — N.
6) S. S. 7, Anm. 1, und § LXXX.
▲bhuidliingeii d. K. Gm. d.WiM. n Gftttiiigeii. PhiL-hiat. Kl. M. F. BuA 9,». 4
26 S. HÜLTZSCH,
härierend das Produkt entsteht. Z. B. sind die Fäden die des Gewebes , and
das Gewebe die der in ihm befindlichen Farbe n. s.w. Die nicht-inhärente Ur-
sache ist diejenige Ursache, welche in demselben Gegenstande mit dem Produkt
oder der (inhärenten) Ursache inhäriert. Z. B. ist die Verbindung der Fäden
die des Gewebes^ (und) die Farbe der Fäden die der Farbe des Gewebes. Eine
von diesen beiden verschiedene Ursache ist die instrumentale Ursache. Z.B.
sind Schiffchen, Webstuhl u. s. w. die des Gewebes.
Im Obigen teilt er die Ursache ein. (Mit den Worten) "in welcher inhalierend"
u. B.w. liefert er die Definition der inhärenten Ursache. (Mit den Worten) "welche in
demselben" u. s. w. definiert er die nicht-inhärente Ursache. (Mit den Worten) "die Ver-
bindung der Fäden" u. s. w. gibt er ein Beispiel (der Inhärenz in demselben Gegenstande)
mit dem Produkt; nämlich die Verbindung der Fäden ist die nicht-inhärente Ursache des
Gewebes, da sie in demselben (Gegenstande) — den Fänden, mit dem Produkt — dem
Gewebe, inhäriert. (Mit den Worten) "die Farbe der Fäden" u.8.w. gibt er ein Beispiel
(der Inhärenz in demselben Gegenstande) mit der (inhärenten) Ursache; nämlich die Farbe
der Fäden ist die nicht-inhärente Ursache der Farbe des Gewebes, da sie in demselben
(Gegenstände) — den Fäden, mit der (inhärenten) Ursache (der Farbe des Gewebes) —
dem Gewebe, inhäriert (Mit den Worten) "eine von diesen beiden" u.b.w. definiert er
die instrumentale Ursache; nämlich die instrumentale Ursache ist eine von der inhärenten
und nicht-inhärenten verschiedene Ursache.
§ XLL Das Instrument.
Unter diesen drei Arten von Ursachen (heißt) nur diejenige, welche eine
spezielle Ursache ist, das Instrument^).
Im Obigen resümiert er die Definition des Instrumentes.
§ XLn. Die Wahrnehmung.
Hiervon ist die Wahrnehmung {pratyakslia) das Instrument der Erkenntnis
durch Wahrnehmung. Wahrnehmang ist diejenige Erkenntnis, welche durch den
Kontakt des Sinnesorganes und des Gegenstandes hervorgebracht wird. Sie ist
zweifach: unbestimmt (nirvikulpaka) und bestimmt {savikalpahi). Hiervon ist die
unbestimmte diejenige Erkenntnis, welche keine Bestimmung^) hat; z.B. 'dies
ist Etwas*. Die bestimmte ist diejenige Erkenntnis, welche eine Bestimmung
hat; z.B. *dies ist pittha'; — *dies ist ein Brähmapa'; — 'dieser ist schwarz'.
Er liefert die Definition der Wahrnehmung (mit den Worten) '^hiervon" as. w. , d. i
unter den vier Erkenntnismitteln ^. (Mit den Worten) "welche dm*ch den Kontakt" u. s. w.
liefert er die Definition der Erkenntnis dm*ch Wahrnehmung. 'Sinnesorgan' ist das Auge
u. 8. w. Gegenstand {artha) ist ein Topf u. s. w. Dieser beider Kontakt ist die Verbindung
U.8. w. ^). Die dm^h diesen hervorgebrachte Erkenntnis ist gemeint Diese teüt er ein
1) Vgl. § xxxvn. 2) Vgl. § XXXV.
8) S. § XXXVI. 4) S. § XLUI.
ANNAMBHATTAS TABEASAMQKAHA UND DtPIEi. § XUII. 27
(mit den Worten) ''sie ist zweifach'' u. b. w. £r liefert die Definition der unbestimmten
(mit den Worten) 'Velche keine Bestimmung hat"; d. L diejenige Erkenntnis, welche in
die Beziehung des Gegenstandes und der Qualifikationen nicht eindringt^).
Einwurf.
Oibt es ein Beweismittel für die unbestimmte (Wahrnehmung)?
Erwiderung.
Das Beweismittel ist der folgende Schluß : Die qualifizierte Erkenntnis 'eine Kuh' wird
durch die Erkenntnis der Qualifikationen hervorgebracht, da sie eine qualifizierte Erkenntnis
ist f wie die Erkenntnis 'ein Stockträger' *). Wenn die Erkenntnis der Qualifikationen
ebenfalls bestimmt wäre, so würde man ins Unendliche geraten. Damit ist die Existenz
der unbestimmten (Wahrnehmung) bewiesen.
Er diefiniert die bestimmte (Wahrnehmung mit den Worten) ''welche eine Bestimmung
hat" ; d. i. diejenige Erkenntnis, welche in die Beziehung des Gegenstandes und der Quali-
fikationen, (nämlich) Name, Kaste u. s. w., eindringt (Mit den Worten) "z. B." u. s. w. gibt
er Beispiele der bestimmten (Wahrnehmung).
§ XLHL Der Kontakt
Der Kontakt (sathnikarsha) des Sinnesorganes nnd des (^Gegenstandes, welcher
der Grund der Erkenntnis durch Wahrnehmung ist, ist sechsfach: (1) Verbin-
dung, (2) Inhärenz im Yerbnndenen , (3) Inhärenz in dem im Verbundenen In-
härierenden, (4) Inhärenz, (B) Inhärenz im Inhärierenden und (6) das Verhältnis
des Gegenstandes und der Qualifikation. (1) Wenn die Wahmehmnng eines
Topfes durch das Auge hervorgebracht wird, so ist der Kontakt die Verbindung
(des Topfes mit dem Auge). (2) Wenn die Wahrnehmung der Farbe des Topfes
hervorgebracht wird, so ist der Kontakt die Inhärenz im Verbundenen; denn
die Farbe inhäriert in dem mit dem Auge verbundenen Topfe. (3) Bei der
Wahrnehmung des Genus *Farbe' ist der Kontakt die Inhärenz in dem im Ver-
bundenen Inhärierenden; denn die Farbe inhäriert in dem mit dem Auge ver-
bundenen Topf (und) das Genus 'Farbe' inhäriert in der (Farbe). (4) Bei der
Wahrnehmung des Lautes durch das Gehörorgan ist der Kontakt die Inhärenz;
denn der in der Ohrhöble befindliche Äther ist das Gehörorgan, der Laut ist
die Qualität des Äthers, und zwischen einer Qualität und dem sie Besitzenden
(besteht) Inhärenz. (6) Bei der Wahrnehmung des Genus 'Laut' ist der Kontakt
die Inhärenz im Inhärierenden, da das Genus ^aut^ in dem im Gehörorgan in-
härierenden Laut inhäriert. (6) Bei der Wahrnehmung der Negation ist der
Kontakt das Verhältnis des Gegenstandes und der Qualifikation ") ; denn bei (der
Wahrnehmung): 'der Erdboden ist mit der Negation des Topfes versehen' ist
1) S. S. 23, Anm. 5, und Athalye, p. 215 f.
2) D. h. die ErkenntDis 'eine Kuh' wird durch die Erkenntnis des diese qualifizierenden Genua
'Kuh' heryorgebracht , wie die Erkenntnis 'ein Stockträger' durch die Erkenntnis des diesen quali-
ftdorenden Stockes.
3) Über visiaha/is^a'ViiUihyci-hhäva vgl. Anm. 1 und s. Athalye, p. 225 ff.
4*
28 E. HULTZSGH,
die Negation des Topfes die Qualifikation des mit dem Auge verbundenen Erd-
bodens. Somit ist ^Wahrnehmung' die Erkenntnis, welche durch die sechs (Arten)
des Eontaktes hervorgebracht wird, (und) ihr Instrument ist das Sinnesorgan.
Damit ist bewiesen, daß das Sinnesorgan das Erkenntnismittel der Wahrnehmung ist.
(Mit den Worten) ''der Kontakt" u.b.w. teilt er den Kontakt des Sinnesorganes und
des Gegenstandes ein. (Mit den Worten) "durch das Auge'' u.8.w. gibt er ein Beispiel
des Kontaktes durch Verbindung; nämlich bei der Wahrnehmung von Substanzen ist der
Kontakt überall die Verbindung. Die Seele verbindet sich mit dem numcUf das manM
mit dem Sinnesorgan (und) das Sinnesorgan mit dem Gegenstände; hieraus entsteht die
Erkenntnis durch Wahrnehmung.
(Mit den Worten) "Farbe des Topfes'* u. s.w. gibt er ein Beispiel der Inhärenz im
Verbundenen. (Mit den Worten) "denn die Farbe" u.s.w. liefert er den Beweis hierfür.
(Mit den Worten) **Qenu8 Farbe" u.s.w. gibt er ein Beispiel der Inhärenz in dem
im Verbundenen Inhärierenden.
(Mit den Worten) "durch das Gehörorgan" u. s. w. gibt er ein Beispiel der Inhärenz.
Dies weist er nach (mit den Worten) "denn der in der Ohrhöhle" u.s.w.
Einwurf.
Wie kann ein entfernter Laut in Beziehung zum Gehörorgane treten?
Erwiderung.
Indem nach Art der MeeresweUen oder nach Art der kadamba-Knospen aus einem
Laut eine Beihe von anderen Lauten entsteht, tritt der an der Stelle des G^hörorganes
hervorgebrachte Laut in Beziehung zum Gehörorgan (und) kann deshalb wahrgenommen
werden.
(Mit den Worten) "Genus Laut" u.s. w. gibt er ein Beispiel der Inhärenz im Inhä-
rierenden.
(Mit den Worten) "Negation" u.s.w. gibt er ein Beispiel des Verhältnisses des Ge-
genstandes und der Qualifikation. Dies weist er nach (mit den Worten) "der Erdboden"
U.S.W. Man beachte, daß bei (der Wahrnehmung) 'auf dem Erdboden ist kein Topf die
Negation des Topfes der Gegenstand ist^). Hiermit ist (die Ansicht der Mimamsakas)
widerlegt, daß die Nichtwahmehmung (onttpaiahM) ein besonderes Erkenntnismittel seL
Denn die Erkenntnis der Negation ist nur möglich durch das Sinnesorgan, unterstützt von
der Nichtwahmehmung, welche der (in dem Schlüsse) : 'Wenn hier ein Topf wäre, so würde
er, wie der Erdboden, gesehen werden; da er nicht gesehen wird, ist er nicht da*, ange-
nommenen Existenz des Gegenstückes (der Negation) widerspricht Deshalb kann die
Nichtwahmehmung kein besonderes Erkenntnismittel sein; (und) da das Instrument nur
das Sinnesorgan sein kann, welches für die Erkenntnis des Substrates (z. R des Erdbodens)
notwendig ist, so ist es unmöglich, daß die Nichtwahmehmung das Instrument ist Das
Verhältnis des Gegenstandes und der Qualifikation ist keine besondere Beziehung, sondern
der bloße Zustand des Gegenstandes und der Qualifikation.
1) Während bei der im Texte (S. 27) gegebenen Form derselben Wahrnehmung der Erdboden
der Gegenstand ist.
ANNAHBHATTAS TABKASAMGRAHA UND DIPIKA. § XLIV. 29
Die Erkenntnis durch Wahrnehmung resümierend nennt er ihr Instrument (mit den
Worten) "somit" u.s. w. Da nämlich das Sinnesorgan die spezielle Ursache ist^), so ist
es das Instrument der Erkenntnis durch Wahrnehmung. (Mit den Worten) "damit" u. s. w.
resümiert er die Wahrnehmung.
§ XLIV. Das Schließen.
Der Schloß (a7iuniäna) ist das Instrument des Schließens. Schließen (anurnüi)
ist diejenige Erkenntnis, welche dorch die Betrachtung hervorgebracht wird.
Betrachtung (paräinarsa) ist die Erkenntnis, daß (der Grand) eine Eigenschaft
des Ortes ist, welche (Erkenntnis) darch die Durchdringung qualifiziert ist.
Z. B. ist Betrachtung die Erkenntnis : 'Dieser Berg hat Bauch , welcher vom
Feuer durchdrungen ist'. Schließen ist die dadurch hervorgebrachte Erkenntnis :
'Der Berg hat Feuer'. Die Durchdringung (vyäpü) ist die Beständigkeit des
Zusammengehens: 'Wo immer Bauch ist, da ist Feuer'. Eine Eigenschaft des
Ortes sein {pakshadhannatä) bedeutet, daß das Durchdrungene (z.B. Bauch) sich
auf dem Berg u.s.w. findet.
(Mit den Worten) ''das Instrument des Schließens" definiert er den Schluß. (Mit den
Worten) "diejenige Erkenntnis'' u. s. w. liefert er die Definition des Schließens.
Einwurf.
(Die Definition des Schließens) ist zu weit in Bezug auf eine Wahrnehmung, die auf
einen Zweifel folgt Denn sofort auf den Zweifel, (ob Etwas) ein Pfeiler oder ein Mensch
sei, folgt die Betrachtung: 'dieser hat Hände u.8. w. , die vom Genus 'Mensch' durch-
drungen sind', (und) hierbei entsteht die Wahrnehmung : 'es ist wirklich ein Mensch'. Und
man darf nicht sagen, daß hier ein bloßes Schließen (stattfinde), da das Bewußtsein: 'ich
nehme einen Menschen wahr' (dem) widerspricht
Erwiderung.
Ich wollte sagen, daß (das Schließen) durch die vom Ortsein begleitete Betrachtung
hervorgebracht wird. Ortsein (pakshcUä) ist die Abwesenheit des Bewiesenseins, welches
begleitet ist von der Abwesenheit des Wunsches zu beweisen^. Das Bewiesensein der
Folge ist etwas das Schließen Verhinderndes. Da, obwohl (Etwas) bewiesen ist, ein Schließen
möglich ist, wenn der Wunsch zu schließen (besteht), so ist der Wunsch zu beweisen etwas
Beförderndes. Wie daher die Ursache des Brennens die Abwesenheit des Edelsteins ist.
1) Nach § XXXVn und XLI ist das Instrument eine spezielle Ursache.
2) In Vers 70 der KärikdvaU lautet die entsprechende Definition f olgendermaften : 'Ort ist
das, wo sich nicht das Bewiesensein frei yon dem Wunsche zu beweisen findet'. Ein SchluS ist un-
möglich, wenn sowobl (a) sishädhc^yishäviraha als (b) siddhi vorhanden sind. Dagegen kann nur
(a) oder nur (b) anwesend sein, oder beide zusammen können fehlen. Vgl. Paranjapes Anmerkungen
zur Tarkabhäshäf p. 29. Die verzwickte Form der Definition ist gewählt, um alle drei möglichen
Fälle einzuschließen.
30 B. HÜLTZSOH,
welcher durch die Abweäenheit von etwas Beförderndem qualifiziert ist^), so ist auch die
Ursache des Schließens die Abwesenheit des Bewiesenseins , welches begleitet ist von der
Abwesenheit des Wunsches zu beweisen.
(Mit den Worten) ''die Erkenntnis" u.s.w. definiert er die Betrachtung; nämlich Be-
trachtung ist die Erkenntnis, daß (der Grund) eine Eigenschaft des Ortes ist, welche (Er-
kenntnis) die Durchdringung zum Objekt hat Er zeigt die Betrachtung an einem Bei-
spiele (mit den Worten) "z. B." u. s. w. Er gibt ein Beispiel des Schließens (mit den Worten)
^'die dadurch hervorgebrachte" u.s.w., nsunlich die durch die Betrachtung hervorgebrachte.
(Mit den Worten) "die Beständigkeit" u. s. w. liefert er die Definition der Durch-
dringung. Der Satz: "wo Rauch ist, da ist Feuer", enthält ein Beispiel der Durch-
dringung. Die Worte "die Beständigkeit des Zusammengehens" sind die Definition. Zn-
sammengehen {sähachtirya) ist der Besitz eines gemeinsamen Substrates. Durchdringung ist
dessen Beständigkeit, (d. i.) der Besitz eines gemeinsamen Substrates (durch den Orund
und) die Folge {sadhya), welche kein Gegenstück irgend einer absoluten Negation ist, die
ein gemeinsames Substrat mit dem Ghiinde (hHu) hat*).
(Mit den Worten) "das Durchdrungene" u. s. w. erklärt er die Bedeutung (der Worte)
'eine Eigenschaft des Ortes sein'.
§ XLV. Der Schluß.
Der Schloß ist zweifach: für Einen selbst {svärtha) nnd fär einen Anderen
(parärtlia). Der für Einen selbst ist der Grand des Schließens für Einen selbst.
Wenn nämlich Einer, nachdem er durch eigene wiederholte Beobachtong in der
Küche n. s. w. die Durchdringung : Vo Ranch ist, da ist Fener' erfaßt hat, in die
Nähe eines Berges gelangt und im Zweifel ist, ob sich dort Fener befindet, so
erinnert er sich, während er auf dem Berge Banch erblickt, der Dnrchdringong :
'wo Ranch ist, da ist Fener'. Unmittelbar darauf entsteht die Erkenntnis:
'Dieser Berg hat Rauch, der vom Feuer durchdrungen ist'. Dies eben wird
Betrachtung des Merkmals genannt. EUeraus entsteht das Schließen, (nämlich)
die Erkenntnis: 'Der Berg hat Feuer*. Dies ist der Schluß für Einen selbst.
Wenn man dagegen, nachdem man selbst aus dem Rauche das Feuer erschlossen
hat, einen fünfgliedrigen Satz anwendet, um einen Anderen zu überzeugen,
dann ist dies der Schluß für einen Anderen. Z. B.
(1) Der Berg hat Feuer,
(2) da er Rauch hat.
(3) Was immer Rauch hat, das hat Feuer, wie die Küche.
(4) So auch dieser (Berg).
(5) Deshalb ist er so (d. i. hat er Feuer).
1) Diese Bemerkung bezieht sich auf den Aberglauben, dafi ein bestimmter Edelstein das
Brennen verhindert und eine bestimmte Pflanze es fördert; vgl. Mehendale, Notes, p. 72.
2) In Vers 69 der Kdrikdvali hat diese Definition folgende Form: 'Durchdringung heiftt der
Besitz desselben Substrates durch den Grund mit der Folge, welche kein Gegenstuck einer in dem
Substrate des Grundes befindlichen Negation ist'. Näheres bei Athalye, p. 247.
Ain^AUBHATTAS TABEASAMGBAHA UKD DIPIKA. § XLYI. 81
Auf Grund des hierdurch nachgewiesenen Merkmals^) ¥ärd anch ein Anderer
vom Feuer überzeugt.
(Mit den Worten) "der Schluß" u,b.w. teilt er den Schluß ein. (Mit den Worten)
^ durch eigene" u.s.w. beschreibt er das Schließen für Einen selbst. "Durch wiederholte
Beobachtung", nämlich durch wiederholte Beobachtung des Zusammengehens der Folge und
des Beweismittels (addhana) beim Erfassen der Durchdringung des Bauches durch das Feuer.
Einwurf.
Obwohl man in Fällen wie ^aus Erde Bestehen' und 'durch Stahl Ritzbarsein* das
Zusammengehen hundertmal beobachtet hat, nimmt man z.B. beim Diamanten ein Fehl-
gehen wahr. Wie kannst du also (behaupten), daß die Durchdring^g durch wiederholte
Beobachtung erfaßt werde?
Erwiderung.
Das Erfassen der Durchdringung wird bewirkt durch die Erkenntnis des Zusammen-
gehens, begleitet von der Abwesenheit der Erkenntnis des Fehlgehens. Die Erkenntnis
des Fehlgehens ist entweder Gewißheit oder Verdacht Die Abwesenheit derselben läßt
sich manchmal durch Reductio ad absurdum, manchmal von selbst beweisen. Beim Erfassen
der Durchdringung des Bauches durch das Feuer wird die Beseitigung des Verdachtes
des Fehlgehens bewirkt dvrch die Beductio ad absurdum, die darin besteht, daß sich (sonst)
eine Verletzung des Verhältnisses von Ursache und Wirkung (z. B. von Feuer und Bauch)
ergeben würde.
Einwurf.
Wie kann die Durchdringung erfaßt werden ohne den Kontakt edles Bauches und
(dOes) Feuers (mit den Sinnesorganen)?
Erwiderung.
Man kann allen Bauch und (alles) Feuer erkennen durch die unmittelbare Wahr-
nehmung des Genus ^, nämlich des Genus 'Bauch' und des Genus 'Feuer'.
"Hieraus", d i aus der Betrachtung des Merkmals.
(Mit den Worten) "wenn man dagegen" u.s.w. bespricht er den Schluß für einen
Anderen. Das Wort 'wenn' entspricht dem Worte 'dann' (in den Worten) "dann ist dies
der Schluß für einen Anderen". (Mit den Worten) "z. B." u. s. w. gibt er ein Beispiel des
fünfgliedrigen Satzes.
§ XLVI. Die fünf Glieder de« Schlusses.
Die fünf Glieder {avayava) sind Behauptung, Grund, Beispiel, Anwendung
und Folgerung. (1) Behauptung {praiijhä) ist: 'Der Berg hat Feuer'. (2) Grund
(hetu) ist: ^da er Kauchhat'. (3) Beispiel (uddharana) ist: ^Was immer BAuch hat.
1) Über das Merkmal s. § XLYIII.
2) Über aämdnyakikshavM-^aiydaaai s. Ath&lye, p. 214.
32 E. HÜLTZSCH,
das hat Fener, wie die Küche*. (4) Anwendnng (upafiaya) ist: ^So anch dieser'.
(5) Folgerung (niganiatia) ist: 'Deshalb ist er so'.
(Mit den Worten) "Behauptung" u.b. w. gibt er die Namen der (fünf) Glieder. (Mit
den Worten) "der Berg hat Feuer" u. b. w. nennt er die Behauptung und die anderen Teile
in dem als Beispiel angeführten Satze. (1) Behauptung ist die Erklärung , daß der Ort
die Folge besitzt. (2) Grund ist das Wort im Ablativ, welches das Merkmal nachweist
(3) Beispiel ist, was die Durchdringung nachweist (4) Die Anwendung bezweckt die Er-
kenntnis, daß (der Grund) eine Eigenschaft des Ortes ist (5) Der Zweck der Folgerung
ist, (zu zeigen, daß der Grund) nicht Widersprochen* u. s. w. ^) ist
§ XLVn. Die Betrachtung.
Die Betrachtung des Merkmals allein ist das Instrument des Schließens für
Einen selbst and des Schließens für einen Anderen. Deshalb ist der Schloß die
Betrachtung des Merkmals.
(Mit den Worten) ''die Betrachtung" u. s. w. nennt er das Instrument des Schließens.
Einwurf.
Weshalb soll man eine durch die Durchdringung qualifizierte Betrachtung des Merk-
mals annehmen^, während ein Schließen möglich ist allein durch die Erinnerung an die
Durchdringung und durch die Erkenntnis, daß (der Grund) eine Eigenschaft des Ortes ist ?
Erwiderung.
Da in dem Falle der in Worten ausgedrückten Betrachtung: 'dieser hat Bauch, der
vom Feuer durchdrungen ist', die qualifizierte Betrachtung unbedingt nötig ist, so ist der
Einfachheit halber überall^ die Betrachtung allein als das Instrument (anzusehen). Das
Merkmal kann nicht das Instrument sein, da (sonst) ein Fehlgehen in Bezug auf Ver-
gangenes u. s. w. ^) (stattfinden würde). Wenn man unter 'Instrument' eine operative Ursache
versteht^), so ist das Instrument (des Schließens) die Erkenntnis der Durchdringung ver-
mittelst der Betrachtung. Operation {vyäpdra) ist das, was durch eine (Sache) hervorgebracht
wird und zugleich das aus ihr Hervorgebrachte hervorbringt^.
(Mit den Worten) "deshalb'' u.s. w. resümiert er den Schluß.
1) Über die Scbeingründe s. § LH ff.
2) S. § XLIV.
5) N&mlich auch bei dem Schließen für Einen selbst.
4) Z.B. ein früher oder sp&ter, als zor Zeit des SchlieSens, sich zeigender Rauch.
6) Dies war die Ansicht der älteren Naiy&yikas; s. Athalye, p. 283.
6) Wenn man z.B. einen Baum fällt, so ist das Fällen das Produkt, die Axt das Instroment
und die Verbindung der Axt mit dem Holze die Operation, da sie durch die Axt hervorgebracht
wird und das Fällen hervorbringt; s. Athalye, p. 187. Im vorliegenden Falle ist das Instrument
das vyäpiündnai die Operation der parämaräa und das Produkt die anumiti.
ANNAMBHATTAS TAREASAMQRAHA UND DIPIKA. § XLVIir. 33
§ XLVIIL Das Merkmal.
Das Merkmal (Inlga) ist dreifach: (1) Eonkomitanz und Ansschließung be-
sitzend, (2) nur Konkomitanz besitzend, and (3) nur Ausschließung besitzend.
(1) Konkomitanz und Ausschließung besitzend {anvayavyafirikin) ist dasjenige
(Merkmal), welches die Durchdringung darch Konkomitanz und Ausschließung
besitzt; z.B. der Besitz von Rauch, wenn das Feuer die Folge ist. Die Durch-
dringung durch Konkomitanz (auvaya) ist: *Wo Rauch ist, da ist Feuer, wie in
der Küche'. Die Durchdringung durch Ausschließung {vyatirelca) ist: *Wo kein
Feuer ist, da ist auch kein Rauch, wie in einem großen Teiche'. (2) Nur Kon-
komitanz besitzend (kevalänvayhi) ist dasjenige (Merkmal), welches nur die Durch-
dringung durch Konkomitanz besitzt ; z. B. *Der Topf ist benennbar, da er er-
kennbar ist, wie ein Gewebe'. Hier gibt es für Erkennbarkeit und Benennbar-
keit keine Durchdringung durch Ausschließung, da Alles erkennbar und benenn-
bar ist. (3) Nur Ausschließung besitzend (kevalavyatirekin) ist dasjenige (Merk-
mal) , welches nur die Durchdringung durch Ausschließung besitzt ; z. B. *Die
Erde ist von den anderen (Dingen) verschieden, da sie Geruch besitzt. Was von
den anderen (Dingen) nicht verschieden ist, das besitzt keinen Geruch, wie das
Wasser. Und diese ist nicht so. Deshalb ist sie nicht so*. Hier gibt es kein
Beispiel der Konkomitanz, nämlich: *was Geruch hat, das ist von den anderen
(Dingen) verschieden', da die ganze Erde der Ort ist.
(Mit den Worten) "das Merkmal" u. s. w. teilt er das Merkmal ein. (Mit den Worten)
"Konkomitanz" u. s. w. definiert er das Konkomitanz und Ausschließung besitzende (Merk-
mal). Durchdringung durch Konkomitanz ist die Durchdringung des Grundes und der
Folge. Durchdringung dm-ch Ausschließung ist die Durchdringung ihrer Negationen.
(Mit den Worten) "nur Konkomitanz" u. s. w. liefert er die Definition des nur Kon-
komitanz besitzenden (Merkmals). 'Nur Konkomitanz besitzend* ist dasjenige (Merkmal),
dessen Folge nur Konkomitanz besitzt. 'Nur Konkomitanz besitzen' (bedeutet) 'kein Gegen-
stück einer absoluten Negation 8ein\ (Hier) gibt es keine Ausschließung, da, was ein Objekt
der Erkenntnis Gottes und mit dem Worte 'Alles* benennbar ist, sich überall befindet
(Mit den Worten) "nur Ausschließung" u. s. w. liefert er die Definition des nur Aus-
schließung besitzenden (Merkmals). (Mit den Worten) "die Erde" u. s.w. gibt er ein Bei-
spiel des nur Ausschließung besitzenden (Merkmals) ^).
Einwurf.
Ein Unterschied von den anderen (Dingen) ist entweder bekannt oder nicht. Im
ersteren (Falle) besitzt der Grund Konkomitanz, wenn er dort ist, wo (der Unterschied von
den anderen Dingen) bekannt ist; wenn er (dort) nicht ist, so ist er ein zu spezieller
(Grund) ^). Im zweiten (Falle) — wie kann, da die Folge nicht erkannt wird , ein hier-
durch qualifiziertes Schließen (stattfinden) ? Denn ohne Erkenntnis der Qualifikationen
1) Lies kevalavyatirekysudäharati.
2) D. i. der asädhdrana genannte hetväbhäsa liegt vor; s. § LIII.
AbhftndlimffeB d. K. Gm. d. WIm. xn OAttiiigen. Phil.-hift. Kl. N. F. Band 9, ».
34 E. HULTZSCH,
ist eine qualifizierte Erkenntnis unmöglich. Da das Gegenstück (der Negation) nicht er-
kannt wird, kann auch die Durchdringung durch Ausschließung nicht erkannt werden.
Erwiderung.
Die Folge (in diesem Schluß) ist, daß die dreizehn gegenseitigen Negationen des
Wassers u. s. w. ^) , welche in den dreizehn (von der Erde verschiedenen Dingen) einzeln
bekannt sind, in der Erde zusammentreffen. Da hier die durch die Zahl 'dreizehn' ab-
geschnittene Folge nicht in einem Substrat existiert*), so besitzt (der Grund) weder
Konkomitanz, noch ist er ein zu spezieller. Da (die Folge) in jedem einzelnen Substrate
bekannt ist, so (haben wir) ein durch die Folge qualifiziertes Schließen und die Darstel-
lung der Durchdringung durch Ausschließung (in den Worten) 'was von den anderen'
u. s. w.*).
§ XLIX. Der Ort.
Ort (paJcsha) ist dasjenige, von dem es zweifelhaft ist, ob es die Folge be-
sitzt; z.B. der Berg, wenn der Grand der Besitz von Ranch ist.
Im Obigen liefert er die Definition des Ortes.
Einwurf.
(Diese Definition) ist zu eng für den Fall, daß das Denken unmittelbar auf das Hören
folgen soll *) ; denn, da die Seele durch die Worte des Y e d a (bereits) sicher bekannt ist,
so gibt es hier keinen Zweifel. Femer ist (die Definition) auch zu eng für (den Fall), daß
man das Feuer zu erschließen wünscht, obwohl es (schon) wahrgenommen wird.
Erwiderung.
Die Definition des Ortes ist: ^Substrat des (oben) erwähnten Ortseins' ^).
§ L. Das ähnliche Beispiel.
Ähnliches Beispiel (sapaksha) ist dasjenige, von dem es feststeht, daß es die
Folge besitzt ; z. B. im selben (Falle) die Eüche.
Im Obigen liefert er die Definition des ähnlichen Beispiels.
1) Nämlich die gegenseitigen Negationen der Erde einerseits und der folgenden dreizehn Dingo
andererseits : der acht Substanzen mit Ausnahme der Erde, und der fünf Eategorieen mit Ausnahme
des dravya und ahhäva-, s. Bhäskarodaya, p. 99. Athalye hat übersehen, daß der abhäva des
abhäva auszuschlieBen ist (vgl. den drittletzten Satz des Kommentars zu § LXXX), und spricht
daher auf p.289 yon den dreizehn gegenseitigen Negationen der vierzehn Dinge mit Ausnahme der
Erde. Seine Konjektur hhida für sddhya (p. 41, Anm. 4) erscheint mir unnötig.
2) D. h., wie der Bhdskarödaya auseinandersetzt, da man vor dem Schlieften noch nicht weiß,
ob die dreizehn gegenseitigen Negationen in der Erde zusammentreffen oder nicht.
3) Für chtiti liest N. cha yadtüar*eti -, lies cha ycuUitarebhya iti.
4) Wie Athalye, p. 294, bemerkt, bezieht sich dieser Einwurf auf eine (im Kommentar zu
§ LXXXI zitierte) Stelle der Brihadärav^yakopaniahad (IV, 5, 6), welche besagt, daß die Seele (der
Reihe nach) gesehen, gehört, gedacht und betrachtet werden muß.
6) S. 8. 20, Anm. 2.
ANNAMBHATTAS TABEASAMQRAHA UND DIPIKA. § LI — LIV. 36
§ LL Das Gegenbeispiel.
Gegenbeispiel (vipaksha) ist dasjenige, von dem es feststeht, daß es die Ne-
gation der Folge besitzt ; z. B. im selben (Fall) ein großer Teich.
Im Obigen liefert er die Definition des Gegenbeispiels.
§ LIL Die Scheingründe.
Die fünf Scheingründe (hitväbhäsa) sind: der fehlgehende, konträre, aufge-
wogene, unbewiesene und widersprochene.
Nachdem er so die richtigen Gründe betrachtet hat, teilt er im Obigen die falschen
Gründe ein, mn sie zu betrachten. ^Scheingrund' (bedeutet) ^Objekt einer richtigen Er-
kenntnis, welche das Schließen verhindert'.
§ LIII. Der fehlgehende Grund.
Der fehlgehende (savyabhirhära) ist ein unvollkommener (Grund). Er ist
dreifach: zu allgemein, zu speziell und Nichts ausschließend. Hiervon ist der
zu allgemeine (sädhärana) unvollkommene (Grund) derjenige, welcher sich (auch)
in dem findet, was die Negation der Folge besitzt. Z. B. 'Der Berg hat Feuer,
da er erkennbar ist'. Die Erkennbarkeit findet sich nämlich (auch) in dem Teiche,
der kein Feuer besitzt. Der zu spezielle (asädhärana) (unvollkommene Grund)
ist derjenige, welcher von allen ähnlichen Beispielen und Gegenbeispielen unter-
schieden ist. Z. B. *Der Laut ist ewig, da er ein Laut ist*. Das Lautsein ist
von allen ewigen und vergänglichen (Dingen) unterschieden (und) findet sich nur
im Laute. Der Nichts ausschließende (anupasatMuirin) (unvollkommene Grund)
ist derjenige, welchem Beispiele der Konkomitanz und Ausschließung fehlen.
Z.B. 'Alles ist vergänglich, da es erkennbar ist\ Hier gibt es kein Beispiel,
da * Alles* der Ort ist.
(Mit den Worten) "er ist dreifach" u. s. w. teilt er den fehlgehenden (Grund) ein.
(Mit den Worten) "hiervon" u. s. w. definiert er den zu allgemeinen (Grund). (Mit den
Worten) "z. B." u. s. w. gibt er ein Beispiel (desselben). (Mit den Worten) "welcher von
allen" u. s. w. definiert er den zu speziellen (Grund). (Mit den Worten) "welchem Beispiele"
U.8.W. liefert er die Definition des Nichts ausschließenden (Grundes).
§ LIV. Der konträre Grund.
Konträr (viruddha) ist derjenige Grund, welcher von der Negation der Folge
durchdrungen ist. Z.B. ^Der Laut ist ewig, da er künstlich ist'. Die Künst-
lichkeit ist nämlich durchdrungen von der Vergänglichkeit, der Negation der
Ewigkeit.
Im Ohigen definiert er den konträren (Grund).
6*
36 K. HULTZSCH,
§ LV. Der aufgewogene Grund.
Aufgewogen {satpratipaksha) ist derjenige (Grund), bei welchem es einen an-
deren Gmnd gibt, der die Negation der Folge (des ersteren) beweist. Z. B. *Der
Laut ist ewig, da er hörbar ist, wie das Genus Laut*, (und) *der Laut ist ver-
gänglich, da er ein Produkt ist, wie ein Topf.
Im Obigen definiert er den aufgewogenen (Grund).
§ LVL Der unbewiesene Grund.
Der unbewiesene {asiddha) (Grund) ist dreifach: unbewiesen hinsichtlich des
Substrates, unbewiesen als solcher, und unbewiesen hinsichtlich des Durchdrun-
genseins. Ein hinsichtlich des Substrates unbewiesener {ä^raydsiddha) (Grund)
ist z.B. 'Der Himmelslotus ist wohlriechend, da er ein Lotus ist, wie der im
Teiche wachsende Lotus'. Hier ist das Substrat der Himmelslotus ; derselbe
existiert aber (in Wirklichkeit) überhaupt nicht. Ein *als solcher' unbewiesener
(srarüpäsiddha) (Grund) ist z. B. *Der Laut ist eine Qualität, da er sichtbar ist'.
Hier gibt es für den Laut keine Sichtbarkeit, da der Laut hörbar ist. Der hin-
sichtlich des Durchdrungenseins unbewiesene (vyäpyatväsiddha) ist (derjenige
Grund), welcher eine (fehlende) Bedingung hat. (Fehlende) Bedingung (upädhi)
ist das, was die Folge durchdringt, nicht aber das Beweismittel durchdringt. 'Die
Folge durchdringen' (bedeutet) 'kein Gegenstück irgend einer absoluten Negation
sein, die ein gemeinsames Substrat mit der Folge hat'. 'Das Beweismittel nicht
durchdringen' (bedeutet) 'das Gegenstück einer absoluten Negation sein, die sich
in dem das Beweismittel Besitzenden findet'. In (dem Schlüsse): 'Der Berg hat
Rauch, da er Feuer hat', ist die (fehlende) Bedingung die Verbindung mit feuchtem
Holze. Denn das Durchdringen der Folge ist: *Wo Rauch ist, da ist Verbin-
dung mit feuchtem Holze' ; (und) das Nicht-durchdringen des Beweismittels ist :
'Wo Feuer ist, da ist nicht (notwendig) Verbindung mit feuchtem Holze; denn
bei einer (glühenden) Eisenkugel besteht keine Verbindung mit feuchtem Holze'.
Somit ist die Verbindung mit feuchtem Holze die (fehlende) Bedingung, da sie
die Folge, nicht aber das Beweismittel durchdringt, (und) der Besitz von Feuer ist
unbewiesen hinsichtlich des Durchdrungenseins, da er eine (fehlende) Bedingung hat.
(Mit den Worten) '^der unbewiesene'' u.8. w. teilt er den unbewiesenen (Grund) ein.
(Mit den Worten) "der Himmelslotus" u. s. w. gibt er ein Beispiel des hinsichtlich des Sub-
strates unbewiesenen (Grundes). (Mit den Worten) "der Laut*' u. s. w. gibt er ein Beispiel
des 'als solchen' unbewiesenen (Grundes). (Mit den Worten) "welcher eine (fehlende) Be-
dingung hat" liefert er die Definition des hinsichtlich des Durchdrungenseins unbewiesenen
(Grundes). (Mit den Worten) "was die Folge" u. s. w. liefert er die Definition der (feh-
lenden) Bedingung.
Die (fehlende) Bedingung ist vierfach: (1) die ganze Folge durchdringend, (2) die
durch eine Eigenschaft des Ortes ^) abgeschnittene Folge durchdringend, (3) die durch das
1) S. § XLIV.
ANNAMBHATTAS TARKASAMGBAHA UND DlPIXi. § LVH. 37
Beweismittel abgeschnittene Folge durchdringend, und (4) die durch eine unabhängige
Eigenschaft abgeschnittene Folge durchdringend. Die erste ist die Verbindung mit feuchtem
Holze. Die zweite ist z.B. der Besitz entwickelter Farbe, welcher die durch das Genus
'äußere Substanz' abgeschnittene Wahmehmbarkeit durchdringt, in (dem Schlüsse) : 'Die Luft
ist wahrnehmbar, da sie das Substrat einer wahrnehmbaren Fühlbarkeit ist' *). Die dritte
ist z. B. das Positivsein ^) , welches die durch das Hervorgebrachtsein abgeschnittene Ver-
gänglichkeit durchdringt, in (dem Schlüsse): 'Die Vernichtung ist vergänglich, da sie her-
vorgebracht ist*. Die vierte ist z.B. das Positivsein, welches die durch das Hervor-
gebrachtsein abgeschnittene Vergänglichkeit durchdringt, in (dem Schlüsse): 'Die vorher-
gehende Negation ist vergänglich, da sie erkennbar ist'.
§ LVIL Der widersprochene Grund.
Der widersprochene {bädhita) (Grund) hat eine Folge, deren Negation durch
ein anderes Erkenntnismittel sicher erkannt wird. Z. B. *Das Feuer ist nicht
warm, da es eine Substanz ist'. Hier ist das Nichtwarmsein die Folge, (und)
deren Negation, das Warmsein, wird durch das G-efiihl wahrgenommen. Somit
ist (der Grund) ein widers^ochener.
Im Obigen liefert er die Definition des widersprochenen (Grundes). Unter diesen
(Scheingründen)*) verhindern (zwei) das Schließen direkt: der Widerspruch, da er in der
sicheren Wahrnehmung der Negation besteht, und der aufgewogene (Grund), da er in der
Gesamtheit der Mittel der entgegengesetzten Erkenntnis besteht Die übrigen aber verhindern
die Betrachtung. Unter ihnen verhindern (mehrere) die Erkenntnis der Durchdringung:
der zu allgemeine (Grund) als Negation des Nichtfehlgehens, der konträre als Negation des
Besitzes eines gemeinsamen Substrates, der hinsichtlich des Durchdrungenseins unbewiesene
als Negation einer qualifizierten Durchdringung *), und der zu spezielle und der Nichts aus-
schließende, da sie die Durchdringung zweifelhaft machen. Der hinsichtlich des Substrates
unbewiesene und der 'als solcher' unbewiesene (Grund) verhindern die Erkenntnis, daß
(der Grund) eine Eigenschaft des Ortes ist. Die (fehlende) Bedingung dagegen verhindert
die Erkenntnis der Durchdringung vermittelst der Erkenntnis des Pehlgehens. Das Be-
weisen des (schon) Bewiesenen (siddhc^sädhana) ^) aber fällt nach der Ansicht der Alteren
unter den hinsichtlich des Substrates unbewiesenen (Grund), da es das Ortsein®) verhindert;
die Neueren halten es für einen besonderen schwachen Punkt ^).
1) Vgl. S. 14 und Athalye, p. 116 f.
2) Positiv (hhdva) beißen die sechs ersten Kategorieen im Gegensatz zur Negation (abhdva)\
8. SiddhäntamuktdvaU zur Kdrikdvaliy Vers 2.
3) Dies bezieht sich auf § LUI-LVU.
4) Vgl. Athalye, p. 315, oben.
5) Vgl. Athalye, p. 310, oben.
6) S. den Kommentar zu § XLIY.
7) Vgl. den Kommentar zu § LXXXI.
38 £. HULTZSCH,
§ LVni. Die Vergleichung.
Vergleichung (upamäna) ist das Instrument des Vergleichens. Vergleichen
{upamiti) ist die Erkenntnis der Beziehung zwischen einem Namen und dem, was
er bezeichnet. Sein Instrument ist die Erkenntnis der Ähnlichkeit. Die zwischen-
liegende Operation ist die Erinnerung an den Gegenstand eines an etwas Be-
kanntes anknüpfenden Ausspruches. Z. B. Einer, der die Bedeutung des Wortes
'Gkiyär nicht kennt, hat von irgend einem Waldbewohner gehört, daß der Gayal
dem Rind ähnlich sei. In den Wald gelangt erbUckt er, sich des Gegenstandes
(dieses) Ausspruches erinnernd, einen dem Rind ähnlichen Körper. Unmittelbar
hierauf entsteht das Vergleichen: ^Dieses (Tier) ist durch das Wort *Gayäl'
bezeichnet'.
Im Obigen definiert er die Vergleichung.
§ LIX. Die Sprache.
Sprache (sahda) ist der Ausspruch eines glaubwürdigen Mannes. Ein glaub-
würdiger Mann {apta) aber ist einer, der die Wahrheit spricht. Ausspruch (vd-
Aya) ist eine Menge von Worten ; z. B. ^Bringe die Kuh !' Wort (padd) ist das,
was eine Bedeutung hat. Bedeutung {Sdkti) ist die durch Gott (bewirkte) Über-
einkunft, daß unter einem bestimmten Wort ein bestimmter Gegenstand (artha)
zu verstehen ist.
(Mit den Worten) "der Aussprach" u. s. w. definiert er die Sprache. (Mit den Worten)
^was eine Bedeutung hat" liefert er die Definition des Wortes. Bedeutung ist diejenige
Beziehung zwischen einem Wort und seinem Gegenstande, welche die Erinnerung an den
Gegenstand (zu wecken) geeignet ist. Die Mimämsakas (erklären) diese für eine besondere
Kategorie. XJm sie zu widerlegen, sagt er : "die durch Gott" iL s. w. ; d. i. , wie bei Dittha
und anderen (Eigennamen), so ist auch bei dem Topf u. s. w. die Bedeutung nur eine Über-
einkunft, nicht aber eine besondere Kategorie.
Einige (behaupten), die Bedeutung der Worte ^Kuh' u. s. w. (liege) nur im G^nus, da das
Genus, weil es die Qualifikation ist, zuerst verstanden werde, das Individuum aber werde
durch unmittelbare Folgerung^) u. s. w. aufgefaßt.
Erwiderung.
Dies ist falsch. Denn wenn auf Grund der Bede eines alten Mannes, z. B. bei (den
Worten) 'bringe die Kuh!', das Bringen u.s.w. (erfolgt), so betrifft dieses stets nur ein In-
dividuum (näunlich eine einzelne Kuh). Daher ist die Bedeutung nur iu dem durch das
Genus qualifizierten Individuum anzunehmen. Und die Bedeutung wird aus der Bede des
alten Mannes erfaßt. Ein lernbegieriger Knabe beobachtet das Handeln eines Mannes in
mittlerem Alter unmittelbar nachdem (dieser) den Ausspruch eines Greises: 'bringe die
Kuh!' gehört hat, bemerkt das Bringen der Kuh, und kommt durch Konkomitanz und
1) Nach N. ist dlcahepa = arihdpaUi\ vgl. den Kommentar zu § LXBI.
ANNAKBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIEA. § LIX. 89
AosBchließung ^) zu der Überzeugung , daß die das Handeln des Mannes mittleren Alters
bewirkende Erkenntnis durcb (jenen) Ausspruch bewirkt ist. Dann lernt er aus der Ein-
fügung und Auslassung in anderen Aussprüchen, wie 'bringe das Pferd! (und) 'binde die
Kuh an!', daß das Wort 'Kuh' ein durch das Genus 'Kuh' qualifiziertes und das Wort
'Pferd' ein durch das Genus 'Pferd' qualifiziertes (Tier) bedeutet.
Einwurf.
Da (in den obigen Beispielen) überall von etwas Vorzunehmendem die Rede ist, so
ist das Lernen nur bei einem Ausspruche (möglich), der sich auf etwas Vorzunehmendes
(bezieht), nicht aber bei einem, der sich auf Fertiges bezieht.
Erwiderung.
In (einem Satze) wie 'in Kanchi (regiert) König Tribhuvanatilaka' ist die Bede von
etwas bereits Fertigem , und wenn man z. B. (sagt) : 'in dem aufgeblühten Lotus (sitzt) ein
Honigbereiter', so erfolgt das Lernen des bereits fertigen Wortes 'Honigbereiter' (d. i.
Biene) u. s. w. aus dem gleichzeitigen Gebrauche bekannter Wörter.
Auch die Übertragung {lakahand) ist eine Funktion des Wortes. Übertragung ist eine
Beziehung zur Wortbedeutung. Li (dem Satz) 'auf der Gangä ist ein Dorf' ^) kann man
nicht (für das Wort 'Gangä') auch die Bedeutung 'Ufer' annehmen, sondern 'das Ufer' wird
nur verstanden durch die Beziehung zum 'Strom', der Bedeutung des Wortes 'Ganga'. Lq
(einem Worte) wie saindhiwa muß man verschiedene Bedeutungen annehmen, da die beiden
(Bedeutungen) 'Salz' und 'Pferd' in keiner gegenseitigen Beziehung stehen.
Die Übertragung ist dreifach : aufgebende Übertragung, nicht aufgebende Übertragung,
und aufgebende und nichtaufgebende Übertragung. Die aufgebende (liegt vor), wo die
eigentliche Bedeutung des Wortes sich nicht konstruieren läßt ; z. B. 'Die Betten schreien' ®).
Die nicht aufgebende (Übertragung liegt vor), wo auch die eigentliche Bedeutung des
Wortes sich konstruieren läßt ; z. B. '(Dort) gehen Leute mit Schirmen' *). Die aufgebende
und nicht aufgebende (Übertragung liegt vor), wo nach Aufgabe eines Teiles der Bedeutung
der andere Teil sich konstruieren läßt ; z. B. 'Das bist du' ^).
Auch die qualitative (gaani) ist nur eine Übertragung, die in der Beziehung zu den
übertragenen Eigenschaften besteht ; z. B. 'Der Junge (ist rein wie) Feuer'. Auch die An-
deutung (vyanjand)^ fällt unter die Übertragung der Bedeutung; und wenn sie nicht aus
der Bedeutung hervorgeht , so ist sie nebensächlich ^) , da sie auf einem Schluß u. s. w.
(beruht) «).
1) S. § XLVm.
2) Es ist nnmüglich, dieses Beispiel im Deutschen wiederzugeben. Nach der hier vertretenen
Ansicht bedeutet der Lokativ Gangäydm zunächst 'auf der GaÄgä', und dann durch Übertragung
'auf dem Ufer der Qangä' oder, wie wir sagen würden, *an der Qangä'.
3) Unter den 'Betten' sind die auf den Betten liegenden Männer oder Kinder za yerstehen.
4) Auch diejenigen, welche keine Schinne tragen, sind einbegriffen.
5) In diesem berühmten Glaubensartikel der Y^däntins bedeutet 'das' die höchste Seele und
'du' die Einzelseele.
6) Die Alankärikas betrachten die vyahjand als eine dritte Funktion des Wortes.
7) S. den KommenUr zu § XXXVIU.
8) Vgl das bei Athalye, p. 346, aus N. zitierte Beispiel
40 K. HULTZSCH,
Die Quelle der Übertragung ist die Unverständlichkeit der Intention. Intention (tdt-
parya) ist das Ausgesprochenwerden mit dem Wunsche, daß etwas Bestimmtes darunter
verstanden wird; und die Erkenntnis der Intention ist der Onind der Erkenntnis des Ge-
genstandes eines Ausspruchs. Wenn aber verschiedene Gegenstände in Frage konmien,
so bewirkt die Gelegenheit u. s. w. das Erfassen der Intention. Wenn man z. B. (das Wort)
*Tür!' (hört), so ergänzt man das Wort *zu!*
Einwurf.
Da das Wort die Erkenntnis des Gegenstandes zum Zwecke hat, so kann man kein
Wort ergänzen, ohne den Gegenstand zu erkennen. Daher kann nur von einer Ergänzung
des Gegenstandes die Eede sein.
Erwiderung.
Der Grund der sprachlichen Erkenntnis ist das Verstandenwerden eines Gegenstandes,
welches durch ein bestimmtes Wort bewirkt wird. Sonst würde eine sprachliche Erkenntnis
auch bei (einem Satze) wie ^der Topf das Objektsein, das Bringen die Handlung' stattfinden.
Wörter wie pankaja (4m Schlamme wachsend' und daher 'Lotus') haben eine aus (ihrer)
etymologischen Bedeutung (abgeleitete) konventionelle Bedeutung (yogarudhi), Et3rmologi8che
Bedeutung {^ga) ist die Bedeutung der (einzelnen) Teile. Konventionelle Bedeutung (rudhi)
ist die Bedeutung des Ganzen. Die Bedeutung des Ganzen (ist notwendig) für die aus-
schließliche Erkenntnis des Genus 'Taglotus' ; sonst würde (das Wort pahkc^a) auch in (dem
Sinne) 'Nachtlotus' {kumuda) gebraucht werden können.
Die Anhänger des Prabhäkara (behaupten), daß die Bedeutung (eines Satzes) in
etwas mit einem Anderen*) Konstruiertem (liege). Die Anhänger des Gautama (sind der
Ansicht), daß die Bedeutung nicht auch in einem Teile der Konstruktion (anva/ya) anzu-
nehmen ist, da die Konstruktion (nur) deshalb verstanden werden kann, weil sie der
Gegenstand des (ganzen) Ausspruchs ist
§ LX. Abhängigkeit u.s.w.
Die Gründe der Erkenntnis des Gegenstandes eines Ansspmclis sind: Ab-
hängigkeit, Vereinbarkeit und Nachbarschaft. Abhängigkeit (ähWcsha) ist die
durch die Abwesenheit eines anderen Wortes bewirkte Unfähigkeit eines Wortes,
die Konstruktion auszudrücken. Vereinbarkeit (yogyatä) ist der Nichtwider-
sprach des Gegenstandes. Nachbarschaft (samnidhi) ist das Aussprechen der Worte
ohne einen langen Zwischenraum.
"Abhängigkeit" u. s. w. bedeuten die Erkenntnis der Abhängigkeit u. s. w. ; sonst würde
aus einem Irrtum hinsichtlich der Abhängigkeit u. s. w. kein sprachlicher Irrtum entstehen.
(Mit den Worten) "die durch" u. s. w. definiert er die Abhängigkeit (Mit den Worten)
"der NichtWiderspruch" u.s.w. liefert er die Definition der Vereinbarkeit (Mit den Worten)
"das Aussprechen" u. s. w. liefert er die Definition der Nachbarschaft 'Nachbarschaft' ist
1) Nämlich mit emer Tätigkeit; vgl. Athalye, p. 385 f.
AXNAMBHATTAS TARKASAMORAHA UND DtPIKÄ. § LXI, LXII. 41
das Yerstandenwerden des Gegenstandes der Worte ohne einen langen Zwischenraum. (Im
Text ist das Wort) 'Aussprechen' gebraucht^), da (dieses) jenes (nämlich das Yerstanden-
werden) befördert
§ LXI. Fortsetzung.
Ein Aussprach, dem Abhängigkeit n. s. w. fehlen, ist kein Erkenntnismittel.
Z. B. sind die Worte 'die Kuh , das Pferd , der Mann , der Elephant' kein Er-
kenntnismittel, da ihnen die Abhängigkeit fehlt. (Der Satz): *er sprenge mit
Feuer' ist kein Erkenntnismittel, da ihm die Vereinbarkeit fehlt. Wenn Worte
wie 'bringe' (und) *die Kuh' nicht nach einander, (sondern) mit einem Zwischen-
räume von drei Stunden ausgesprochen werden, so sind sie kein Erkenntnismittel,
da ihnen die Nachbarschaft abgeht.
"Die Kuh, das Pferd" u. s. w. — Siehe (auf S. 40) ein (anderes) Beispiel der fehlenden
Abhängigkeit, (nämlich) *der Topf das Objektsein' u. s. w.
§ LXII. Der Ausspruch.
Der Ausspruch ist zweifach : vedisch und weltlich. Die vedischen sind sämmt-
lich Erkenntnismittel, da sie von Gott gesprochen sind. Unter den weltlichen
aber sind (nur) diejenigen Erkenntnismittel, welche von glaubwürdigen Männern
gesprochen sind; (alle) anderen sind keine Erkenntnismittel.
(Mit den Worten) "der Ausspruch" u. s. w. teilt er den Ausspruch ein. (Mit den
Worten) "die vedischen sind sämmtlich" u. s. w. gibt er die Besonderheit der vedischen
(Aussprüche) an.
Einwurf.
Wie kann der V e d a von Gott gesprochen sein, da er anfangslos ist ? -)
Erwiderung.
Der Veda muß von einer Person herrühren, da er eine Menge von Aussprüchen ist,
wie das Bhärata u. s. w. Und es ist nicht etwa die (fehlende) Bedingung der Besitz eines
Verfassers, dessen man sich erinnert. Denn (dieser) durchdringt das Beweismittel *), da auch
beim Veda G a u t a m a u. s. w. vermittelst der ununterbrochenen Beihe von Schülern sich
des Verfassers erinnerten, und da ein heiliger Text (erklärt) : *Aus diesem sich kasteienden
(Prajapati) entstanden die drei Vedas.**)
Einwurf.
Die Buchstaben {mrna) sind ewig auf Grund der Wiedererkennung : 'Dies ist derselbe
G-Laut, (den ich früher gehört habe)'. Wie kann somit der Veda vergänglich sein?
1) N. liest uktam statt yuktam.
2) Der Opponent ist ein Mimäihsaka. — N.
3) Während eine (fehlende) Bedingung das Beweismittel nicht durchdringt; s. § LVI.
4) Dies ist ein gekürztes Zitat aus liatapaihahrähmana^ XI, 5, 8 ; vgl. Muirs Original Sanskrit
Texts, Vol. III, p. 4 f.
Abbudlongen d. S. Om. d.Wias. ra GMtingen. PhiL-hist. Kl. N. F. Band 9,». C
42 B. HÜLTZ8CH,
Erwidernng.
AoB der Wahrnehmung: 'ein G-Laut ist entstanden' (und) 'ein G-Laut ist vergangen*
(folgt) die Vergänglichkeit der Buchstaben. Die Wiedererkennung: 'dies ist derselbe G-
Laut' beruht, wie (die Wiedererkennung): 'dies ist dieselbe Flamme der Lampe', (nur) auf
dem Besitze desselben Genus. Und selbst wenn die Buchstaben ewig sind, so ist (Jeder)
durch eine (bestimmte) Reihenfolge (der Buchstaben) qualifizierte Ausspruch yerg&nglich.
Deshalb ist der VSda von Gott gesprochen.
Die Gesetzbücher des Manu u.8. w. und die Gewohnheiten (der Frommen)^) sind
(ebenfalls) Erkenntnismittel, da sie im Veda wurzelp Da diejenigen Aussprüche, in welchen
die Gesetzbücher wurzeln, jetzt nicht (mehr) gelesen werden, so nimmt man an, daß irgend
eine Bezension, die ihre Wurzel ist, verloren gegangen seL
Einwurf.
Da es unmöglich ist, anzunehmen, daß Aussprüche des gegenwärtig rezitierten Veda
verloren gegangen seien, (und) da es ungereimt ist, zerstreute (Worte aus der erhaltenen
Bezension als Quelle der Gesetzbücher) anzusehen, so ist der ewige, erschließbare Veda
die Wurzel (der Gesetzbücher).
Erwiderung.
Da auch in diesem Fall eine Erkenntnis der Beihenfolge der Buchstaben unmöglich
wäre*), so würde er unverständlich bleiben.
§ LXIli. Die sprachliche Erkenntnis.
Sprachliche Erkenntnis (Säbdqjfiäna) ist die Erkenntnis des Gegenstandes eines
Ausspruches. Ihr Instrument ist die Sprache.
Einwurf.
Die Erkenntnis des Zusammenhangs ist nur möglich durch den Schluß: 'Diese Worte
besitzen Zusammenhang mit den Gegenständen, die sie ins Gedächtnis rufen, da sie eine
Gruppe von Abhängigkeit u.s. w. ') besitzenden Worten sind, wie mein| (eigener) Aus-
spruch'^). Daher ist die Sprache kein besonderes Erkenntnismittel ^).
Erwiderung.
Es wird von Allen zugegeben, daß die sprachliche Erkenntnis vom Schließen ver-
schieden ist, wie das Bewußtsein: 'ich nehme aus der Sprache wahr' bezeugt
1) Vgl. den Kommentar za § 1.
2) Wenn die Buchstaben ewig wären, so würden Wörter wie nadi und dina, aarafk und rasa^f
r^ä und jdräf ramä und mära dasselbe bedeuten. — N. und Bhäakarddaya.
8) 8. § LX und LXI.
4) Statt sadoäkyavat Uest die Bombayer Ausgabe von 1876 maävähyaval, wovor K. und Me-
bendale gäm*dnaya dai!4^^ einf&gen.
5) Dies ist die Ansicht der Vaüdshikas. — K.
ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAUA UND DIPIKA. § LXIII. 48
Einwurf.
Auch die unmittelbare Folgerung (arihapattt) ist ein besonderes Erkenntnismittel ^).
Nachdem man gesehen oder gehört hat, daß der beleibte N. N. bei Tage nicht ißt, so
wird, da die Beleibtheit sich nicht anders erklären läßt, durch unmittelbare Folgerung das
Essen bei Nacht angenommen.
Erwiderung.
Das Essen bei Nacht folgt nur aus dem Schlüsse: ^N. N. ißt bei Nacht, da er be-
leibt ist und dabei nicht bei Tage ißt'.
Auch die Wahrscheinlichkeit ') : 'im Hundert sind fünfzig' ist nur ein Schluß '). Die
Tradition: 4n diesem Feigenbaume wohnt ein Yaksha' ist nur ein Ausspruch, dessen ur-
sprünglicher Urheber unbekannt ist Auch die Oebärde (chiMd) ist kein besonderes Er-
kenntnismittel, da sie nur vermittelst der Sprache oder eines Schlusses der Grund eines
Ausdrucks ist. Somit gibt es nur vier Erkenntnismittel: Wahrnehmung, Schluß, Ver-
gleichung und Sprache.
Es wird (nun) erwogen, ob bei jeder Erkenntnis (der umstand), daß sie dasselbe zur
Bestimmung hat, was (ihr Gegenstand) besitzt^), von selbst oder anderswoher erfaßbar ist
Hierbei wird gestritten, ob die Richtigkeit (prämdnya) der Erkenntnis erfaßbar ist durch
alle Mittel, welche die Erkenntnis erfassen, aber ebenda die Falschheit (aprdmdnya) nicht er-
fassen, oder nicht Hiervon ist die bejahende Alternative das Yonselbstsein (svotos^t»), die
verneinende Alternative das Anderswohersein (parakutva). (Das Wort) 'alle' (ist gebraucht),
um zu vermeiden, daß ein 'Beweisen des (schon) Bewiesenen' ^) vorliegt, wenn (die Richtigkeit
auch) durch einen Schluß erfaßbar ist (Die Worte) 'die Falschheit nicht erfassend' (sind
gebraucht), um zu vermeiden, daß ein Widerspruch (entsteht), wenn infolge der Erkenntnis :
'diese Erkenntnis ist falsch' die Richtigkeit nicht erfaßt wird^. (Das Wort) 'ebenda' ist
gebraucht, da (sonst bei der Erkenntnis): 'diese Erkenntnis ist falsch' kein Yonselbstsein
stattfinden könnte ; denn (hier) ist das , was die im Bewußtsein liegende Richtigkeit erfaßt,
nicht etwas, das die Falschheit nicht erfaßt (Die Worte 'ebenda die Falschheit nicht
erfassend') bedeuten (somit): 'in ebendemselben, (nämlich) im Substrate der Richtigkeit, die
Falschheit nicht erfassend'. Im (obigen) Beispiele ^) würde sich das Yonselbstsein (der Er*
kenntnis) daraus ergeben, daß das, was in der ursprünglichen Wahrnehmung^ die Falsch-
heit erfaßt, doch (nur) im Bewußtsein etwas ist, das sie nicht erfaßt
1) Der Opponent ist ein Mfmäihsaka. — N.
2) Die Pauräoikas halten Wahrscheinlichkeit (sambhava) und Tradition (oittAya) fiär besondere
Erkenntnismittel. — N.
8) Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit kein Erkenntnismittel, wenn sie in einer bloßen Voraus-
setzung besteht; z. B. *bei Brähma^as ist die Kenntnis der vierzehn Disziplinen wahrscheinlich'. S.
Nyayakösa, p. 844.
4) 8. § XXXV.
6) Vgl. den Kommentar zu § LVn.
6) N. und Mehendale lesen präm&f^y'ograh&d»,
7) Nämlich: 'diese Erkenntnis ist falsch'. — N.
8) Über die ursprüngliche Wahrnehmung {vyoßoasäyd) und das Bewußtsein (amwyawuäya)
8. Athalye, p. 174.
6*
44 K. HULTZSCH,
Einwurf.
Die Richtigkeit wird nur von selbst erfaßt ^). Denn die in der ursprünglichen Wahr-
nehmung bestehende unmittelbare Wahrnehmung^) gleicht dem Bewußtsein: 4ch erkenne
den Topf, da sie nicht nur den Topf und das Genus 'Topf, sondern auch ihre Beziehung
zum Objekt macht, (und) der Gegenstand des Wortes 'Bichtigkeit' ist nur die Beziehung
der Bestimmung zum vorliegenden (Dinge).
Erwiderung.
Wenn die Richtigkeit von selbst erfaßt wüi'de, so gäbe es, wenn man sich noch nicht
genähert hat, keinen Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit, ob nämlich die Vorstellung des
Wassers richtig ist oder nicht, da die Richtigkeit •) durch das Bewußtsein festgestellt wäre.
Deshalb ist sie nicht von selbst erfaßbar, sondern anderswoher erfaßbar. Wenn nämlich
das Wasser zum ersten Male vorgestellt wird, so geht man sofort (zum Wasser) hin;
wenn dabei das Wasser (wirklich) gefunden wird, so wird die Richtigkeit auf folgende Art
durch ein Ausschließung besitzendes (Merkmal) *) festgestellt : *Die vorher entstandene Vor-
stellung des Wassers ist richtig, da sie ein erfolgreiches Hingehen bewirkt hat Was
nicht so ist, das ist nicht so, wie die falsche Vorstellung\ Bei der zweiten Erkenntnis
und den folgenden wird (die Richtigkeit) auch erfaßt durch das Merkmal, daß sie von
gleicher Art mit der (vorhergehenden Erkenntnis) ist, welches die vorhergehende Erkenntnis
zum Beispiel hat (und daher) Konkomitanz und Ausschließung besitzt
Anderswohersein beim Entstehen ist das Hervorgebrachtwerden der richtigen Erkenntnis
durch einen Vorzug. Ein Vorzug (guna) ist die spezielle Ursache der richtigen Erkenntnis,
ein Fehler (dosha) diejenige der falschen Erkenntnis. Hierbei ist der Vorzug bei der
Wahrnehmung der Kontakt (des Sinnesorganes) mit dem die Qualifikation besitzenden
Gegenstände^), beim Schließen die Erkenntnis des Durchdrungenen an dem das Durch-
dringende besitzenden (Orte), beim Vergleichen die Erkenntnis der tatsächlichen Ähnlich-
keit, (und) bei der sprachlichen Erkenntnis die Erkenntnis der tatsächlichen Vereinbarkeit ^ ;
dies und Anderes kann man (selbst) folgern.
Die Falschheit der Erkenntnis wird nur anderswoher erfaßt, da die Abwesenheit der
Bestimmung im vorliegenden (Dinge) durch die ursprüngliche Wahrnehmung nicht ver-
standen wird. Das Anderswohersein beim Entstehen (ergibt sich) daraus, daß (die falsche
Vorstellung) dm*ch einen Fehler, wie Galle ^), hervorgebracht wird.
Einwurf.
Da jede Erkenntnis richtig ist, gibt es gar keine falsche Erkenntnis. Und man darf
nicht sagen, daß eine falsche Vorstellung sich daraus ergebe, daß bei einer Perlmuschel
1) Der Opponent ist ein Mtmäihsaka. — N.
2) S. S. 31, Anm. 2.
3) Bei Athalye ist prdmdiiMaya ein Druckfehler für prämdij^ytMya.
4) S. § XLVIII.
5) Vgl S. 23, Anm. 5.
6) 8. § Lx und LXI.
7) Durch die eine (weiße) Muschel gelb erscheint. — N.
ANNAMBHATTAS TARKASAMGllAHA UND DIHKA. § LXIV. 45
infolge der Vorstellung, daß sie Silber sei % ein Hingehen stattfindet Denn das Hingehen
ist nur möglich infolge der Erinnerung an das Silber und der Erkenntnis des vorliegenden
(Dinges). Da überall nur das Nichterfassen des Unterschiedes zwischen dem Wahrgenom-
menen und dem Gewünschten das Hingehen bewirkt, so würde (eine Wahrnehmung) wie
'dies ist kein Silber' nicht mit einbegriffen sein.
Erwiderung.
Da es einfacher ist, (anzunehmen), daß im Falle, daß wirklich Silber da ist, die das
vorliegende (Ding) zum Gegenstand habende und durch das Genus ^Silber' bestimmte Er-
kenntnis ^ das Hingehen bewirkt, so nehme ich auch bei der Muschel nur die qualifizierte
Erkenntnis an, da sie das Hingehen der nach Silber begehrenden (Person) bewirkt.
§ LXIV. Die falsche Vorstellung.
Die falsche Vorstellung ist dreifach: Zweifel, Irrtum und Redactio ad ab-
surdum. Zweifel {sathiayä) ist die Erkenntnis, daß ein und dasselbe Objekt durch
mehrere konträre Merkmale qualifiziert ist ; z. B. '(dies ist) entweder ein Pfeiler
oder ein Mensch' *). Irrtum (viparyaya) ist falsche Erkenntnis ; z. B. 'dies ist
Silber', wenn eine Perlmuschel (vorliegt). Reductio ad absurdum {(arka) ist die
Annahme des Durchdringenden vermittelst der Annahme des Durchdrungenen;
z. B. 'wenn kein Feuer wäre, so wäre auch kein Rauch'.
(Mit den Worten) "die falsche" u.s.w. teilt er die falsche Vorstellung ein. Da der
Traum (svapna) in einem Irrtum des mafMs^) besteht, so gibt es nicht mehr als drei Arten
(derselben).
(Mit den Worten) "die Erkenntnis" u.s.w. liefert er die Definition des Zweifels. (Er
sagt) "ein und dasselbe", um zu vermeiden, daß (die Definition) zu weit ist in Bezug auf
das Haften (der Merkmale) an einer Mehrzahl, wie 'der Topf und das Gewebe'. (Er sagt)
"konträr", um zu vermeiden, daß sie zu weit ist in Bezug auf (Sätze) wie *der Topf
ist eine Sub8tanz\ Er sagt "mehrere", um zu vermeiden, daß sie zu weit ist in Bezug
auf (Aussprüche) wie 'versehen mit dem Genus 'Topf, welches dem Genus 'Gewebe*
konträr ist'.
(Mit den Wollten) "falsche Erkenntnis" liefert er die Definition des Irrtums; d. i. eine
Überzeugung, welche dasjenige zur Bestimmung hat, dessen Negation (ihr Gegenstand)
besitzt *).
(Mit den Worten) "die Annahme" u. s. w. definiert er die Reductio ad absurdum.
Obwohl diese imter den Irrtum fällt, so wird sie doch als besondere Art aufgeführt, da
sie zum Schlüsse beiträgt^).
1) Vgl. § XXXV.
2) S. S. 28, Anm. 5.
3) Vgl. S. 29.
4) s. § xvm.
5) Vgl. § XXXV.
6) Vgl. den Kommentar zu § XLV und XLIII.
46 E. HULTZ8CH,
§ LXV. Die Erinnernng.
Auch die Erinnernng ^) (smriti) ist zweifach : richtig and falsch. Richtig ist
die ans einer richtigen, falsch die ans einer falschen Erkenntnis hervorgehende.
Im Obigen teilt er die Erinnerung ein.
§ LXVI, Die Lust
Last (sukha) ist das, was von Allen als angenehm empfanden wird.
Im Obigen definiert er die Lust Die wahre Definition (der Lust u. s. w.) ist 'das
Oenus 'Lust^ u. s. w., welches den Inhalt des Bewußtseins 4ch empfinde Lust* u. s. w. bildet* -).
Das aber, was man (im Texte) liest, ist (nur) als eine Beschreibung anzusehen.
§ LXVIL
Schmerz (duhk/ia) ist das, was von Allen als anangenehm empfanden wird.
§ Lxvni
Wunsch (ichclihä) ist Begierde.
§ LXIX.
Haß {dvesha) ist Zorn.
§ LXX.
Anstrengang {prayatna) ist Tätigkeit.
§ LXXL
Verdienst {dhanna) ist das, was durch gebotene Handlangen hervorgebracht
wird.
§ LXXIL
Sünde {adharma) aber ist das, was durch verbotene Handlangen hervor-
gebracht wird.
§ Lxxm.
Die acht mit 'Verstand' beginnenden') sind besondere Qualitäten der Seele
allein.
1) S. § XXXIV.
2) Vgl. die analoge Definition von buddhi im Kommentar zu § XXXIV.
3) S. § IV.
AXNAlfBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DTPIKA. § LXXIV — LXXVI. 47
§ LXXIV.
Verstand, Wunsch und Anstrengung sind zweifach: ewig und vergänglich.
Ewig sind die Gottes, vergänglich die der menschlichen Seele.
§ LXXV. Die Kräfte.
Die Kraft (sathskära) ist dreifach : G-eschwindigkeit, bleibender Eindruck und
Elastizität. Die Geschwindigkeit (rega) sitzt in den vier mit ^Erde' beginnenden
(Substanzen)^) und dem ynanas. Der bleibende Eindruck {bMvana) wird durch
die Vorstellung hervorgebracht'), ist der Grund der Erinnerung (und) sitzt in
der Seele allein. Elastizität (sthUisthäpaka) ist das, was etwas Verändertes in
die ursprüngliche Lage zurückkehren macht, (und) sitzt in der Erde, z. B. in einer
Matte.
(Mit den Worten) "die Kraft" u.8. w. teilt er die Kraft ein. 'Kraft' (bedeutet) mit dem
G^DUs 'Kraft' versehen. (Mit den Worten) "die Geschwindigkeit" u.8. w. gibt er den
Sitz der Geschwindigkeit an. 'Geschwindigkeit' (bedeutet) mit dem Genus 'Geschwin-
digkeit' versehen.
(Mit den Worten) "durch die Vorstellung" u.8.w. definiert er den bleibenden Ein-
druck. (Er sagt) "durch die Vorstellung hervorgebracht", um eine zu weite (Definition) in
Bezug auf die Seele u. s. w. zu vermeiden, (und) "der Grund der Erinnerung", um eine
solche in Bezug auf die Vernichtung der Vorstellung zu vermeiden. Die Neueren be-
haupten, daß auch die Erinnerung die Kraft hervorbringe.
(Mit den Worten) "was etwas Verändertes" u. s. w. definiert er die Elastizität.
Die acht mit 'Zahl' beginnenden (Qualitäten) *) , künstliche Flüssigkeit ^) , Geschwin-
digkeit und Elastizität sind gemeinsame Qualitäten (sämanyaguna). Die übrigen, mit 'Farbe'
beginnenden sind besondere Qualitäten. Besondere Qualität (yiieshoffuna) (bedeutet) 'ver-
sehen mit einem Genus, welches nicht in einer Substanz oder Bewegung sitzt und nicht
in dem gemeinsamen Substrate zweier, Substanzen trennender Bedingungen sitzt ^).
§ LiXXVL Die Bewegungen.
Bewegung besteht in dem Sichbewegen. Emporwerfen (tUkshepana) ist der
Grund der Verbindung mit einem höheren Orte, Hinab werfen {avakshepaiui) der
Grund der Verbindung mit einem niederen Orte, Krümmen {ähufkdiana) der Grund
der Verbindung des Körpers mit einem näheren (Orte), (und) Ausstrecken {pror
särana) der Grund der Verbindung (des Körpers) mit einem ferneren (Orte).
Alles Andere ist Gehen (ffamana)% (Die Bewegung) sitzt nur in den vier mit
'Erde' beginnenden (Substanzen) und dem matias.
1) Vgl. den Kommentar zu § XXX.
2) Vgl. § XXXIV. 3) S. § IV.
4) S. § XXXI. 6) Vgl. Athalye, p. SC f.
6) Vgl. den Kommentar zu § V.
48 K. HULTZSCH,
(Mit dem Worte) "Sichbewegen" liefert er die Definition der Bewegung. (Mit den
Worten) "der Grund" u. s. w. gibt er den Unterschied der Wirkungen des Emporwerfens
U.B. w. an. Krümmen ist das, was Krommsein bewirkt, (und) Ausstrecken das, was Oe-
radesein bewirkt.
§ LXXVn. Das Genus.
Das Genus ist ewig (und) nur eines, begleitet Mehreres (und) sitzt in Sub-
stanzen , Qualitäten und Bewegungen. Es ist zweifach : höheres and niederes ^).
Das höhere ist das Sein, das niedere das Genus ^Substanz' u.s. w.
(Mit den Worten) "ewig" u. s.w. definiert er das Genus. (Er sagt) "ewig", um eine
zu weite (Definition) in Bezug auf die Verbindung*) u. s.w. zu vermeiden, (und) "begleitet
Mehreres", um eine solche in Bezug auf die Dimension der Atome u. s. w. zu vermeiden.
"Begleiten" (bedeutet) *Inhärieren' ; durch dieses (Wort) vermeidet er eine zu weite (Defini-
tion) in Bezug auf die Negation u. s. w. ')
§ LXXVni. Die Besonderheiten.
Die Besonderheiten sitzen in den ewigen Substanzen^) (und sind) das (sie)
Unterscheidende.
Im Obigen definiert er die Besonderheit.
§ TiXXTX. Die Iiihärenz.
Inhärenz ist eine ewige Beziehung (und) sitzt in getrennt undenkbaren
(Dingen). Getrennt undenkbar {ayntasiddha) sind zwei (Dinge), von denen das
eine, so lange es nicht zn Grunde geht, stets in dem anderen befindlich bleibt.
Dies sind Teil und Ganzes, Qualität nnd Träger derselben, Bewegung und Be-
sitzer derselben, Genns und Individuum, Besonderheit and ewige Substanz.
(Mit den Worten) "ewige Beziehung" definiert er die Inhärenz. (Er sagt) "ewig", um
eine zu weite (Definition) in Bezug auf die Verbindung *) zu vermeiden, (und) "Beziehung",
um eine solche in Bezug auf den Äther u. s. w. zu vermeiden.
(Mit den Worten) "zwei (Dinge)" u.8. w. liefeit er die Definition von 'getrennt un-
denkbar'. Die Inhärenz ergibt sich (aus folgendem Schlüsse): Die qualifizierte Wahr-
nehmung: 'der schwarze Topf hat zum Objekt die Beziehung des Gegenstandes und der
Qualifikation, da sie eine qualifizierte Wahrnehmung ist, wie die Wahrnehmung: 'der Stock-
träger' %
Teil {avayav<£) ist die inhärente Ursache der Substanz. Ganzes {anayavm) ist die da-
durch hervorgebrachte Substanz.
1) Vgl. § VI. 2) S. § XXVII.
3) Vgl. Athalye, p. 90. 4) Vgl. § VD.
5) S. Anm. 2. 6) Vgl. den Kommentar zu § XLII.
ANNAMDHATTAS TARKASAMOBAHA UND DIPIEA. § LXXX. 49
§ LXXX. Die Negationen.
Die ' vorhergehende Negation*) (prägahhäva) hat keinen Anfang, (aber) ein
Ende, (und ist die) eines Produktes vor (seiner) Entstehung. Die Vernichtung
{pradhvamsa) hat einen Anfang, (aber) kein Ende, (und ist die) eines Produktes
nach (seiner) Entstehung. Die absolute Negation (atyantäbhäva) ist in (allen) drei
Zeiten^ und hat ein Gegenstück^), dessen Genus von einem Zusammenhang ab-
geschnitten wird; z.B. *Auf dem Erdboden ist kein Topf. Die gegenseitige
Negation (anyönyäbhdva) hat ein Gegenstück, dessen Genus von der Beziehung
der Identität abgeschnitten wird; z.B. 'Der Topf ist kein Gewebe'.
(Mit den Worten) "hat keinen Anfang'' u. b. w. definiert er die vorhergehende Negation.
Er sagt "ein Ende", um eine zu weite (Definition) in Bezug auf den Äther u. s. w. zu
vermeiden, (und) "keinen Anfang", um eine solche in Bezug auf einen Topf u. s. w. zu
vermeiden. Die vorhergehende Negation sitzt in der inhärenten Ursache (ihres) Gegen-
stücks, bringt das Gegenstück hervor (und) ist der Grund des Ausdrucks 'es wird sein'.
(Mit den Worten) "hat einen Anfang" u. s. w. definiert er die Vernichtung. Er sagt
"kein Ende", um eine zu weite (Definition) in Bezug auf einen Topf u. s. w. zu vermeiden,
(und) "einen Anfang", um eine solche in Bezug auf den Äther u. s. w. zu vermeiden. Die
Yemichtung wird durch (ihr) Gegenstück hervorgebracht, sitzt in der inhärenten Ursache
des Gegenstücks (und) ist der Grund des Ausdrucks 'vernichtet'.
(Mit den Worten) "ist in (allen) drei Zeiten" u. s.w. definiert er die absolute Negation.
Er sagt "von einem Zusammenhang abgeschnitten", um eine zu weite (Definition) in Bezug
auf die gegenseitige Negation zu vermeiden, (und) "in (allen) drei Zeiten", um eine solche
in Bezug auf die Vernichtung xmd die vorhergehende Negation zu vermeiden.
(Mit den Worten) "Identität" u. s. w. definiert er die gegenseitige Negation. Infolge
der Verschiedenheit der das Genus des Gegenstücks abschneidenden Merkmale und Zu-
sammenhänge gibt es auch eine Vielheit von absoluten und gegenseitigen Negationen,
welche dasselbe Gegenstück haben *). (Beispiele solcher absoluter Negationen sind) : die
einfache Negation des N. N. ; die qualifizierte Negation , (die sich ergibt) aus der Wahr-
nehmung der Abwesenheit des stocktragenden (N. N.) *'') ; die von der Zweizahl abgeschnittene
Negation , (die sich ergibt) aus der Wahrnehmung , daß sich zwei (Dinge) in demselben
Dinge nicht befinden; die Negation des Topfes durch die Beziehung der Inhärenz in einem
(Dinge), das durch die Beziehung der Verbindung mit einem Topfe versehen ist^); und
von der Negation dieses und jenes Topfes verschieden ist die Negation des Genus, deren
Gegenstück von dem Oenus Topf abgeschnitten ist Ebenso verhält es sich mit der gegen-
seitigen Negation.
Es kann nicht zugegeben werden, daß diejenige Negation, deren Gegenstück ein Genus
hat, welches von einem ein verschiedenes Substrat habenden Merkmal abgeschnitten wird,
1) S. § IX.
2) Nämlich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
3) S. S. 7, Anm. 1.
4) S. Athalye, p. 371.
5) Vgl. S. 27, Anm. 2. 6) Vgl. Athalye, p. 370.
Abhandlnnsen d. K. Om. d. Win. za Gfitiinüren. Phil.-hiit. Kl. N. F. Band 9, ». 7
60 E. HULTZSCH,
wie: 'Das Oewebe ist nicht von dem Genus 'Topf abgeschnitten', (als eine besondere Art
der Negation anzusehen sei ^) ; sondern) dies ist dasselbe wie : 'Im Gewebe ist nicht das
Genus 'Topf. Wenn (diese Negation wirklich) etwas Besonderes ist, so ist sie ein nur
Konkomitanz besitzendes (Merkmal)^.
Die zeitweilige Negation ist Nichts als eine absolute Negation, welche zu einer be-
sonderen Zeit wahrgenommen wird. Da die absolute Negation, obwohl sie nicht anders-
wohin geht, nicht (mehr) wahrgenommen wird, wenn man einen Topf an eine mit der
Negation des Topfes versehene (Stelle) hinbringt, (und) da sie (wieder) wahrgenommen wird,
wenn man den Topf wegnimmt, so hat man anzunehmen, daß die vorhergehende Negation
und die Vernichtung der Verbindung des Topfes mit dem Erdboden die Wahrnehmung
der absoluten Negation notwendig bedingen. Während der Topf dasteht, wird die absolute
Negation nicht wahrgenommen, da die vorhergehende Negation und die Vernichtung seiner
Verbindung nicht vorhanden sind, und wenn der Topf weggenommen wird, so wird sie
wahrgenommen, da die Vernichtung der Verbindung stattgefunden hat
Guru') (ist der Ansicht), daß die Negation keine besondere Kategorie sei, da sich
der Ausdruck 'es ist nicht' nur aus dem bloßen Substrat ergeh ^ Dies ist nicht richtig,
da, wenn man keine Negation annimmt, der Begriff 'bloß' sich nicht erklären läßt
Die Negation einer Negation ist nur das Positive (und) nichts Besonderes, da man
sonst ins Unendliche geraten würde. Die vorhergehende Negation der Vernichtung und
die Vernichtung der vorhergehenden Negation sind nichts als (ihr) Gegenstück. Die
Neueren (sind der Ansicht), daß die Negation einer Negation allerdings etwas Besonderes
sei; da die dritte Negation mit der ersten identisch sei, gerate man (auch so) nicht ins
Unendliche.
§ LXXXI Schluß.
Da alle Kätegorieen der Reihe nach in den (in § II) aufgeführten ein-
geschlossen sind, so ist bewiesen, daß es nur sieben Kätegorieen gibt.
(Es könnte Jemand fragen), wieso es nur sieben (Kätegorieen) gibt, da im Lehrbuche
der Dialektik^) sechzehn Kätegorieen aufgeführt werden, nämlich: 'Durch die Erkenntnis
des Wesens der (folgenden Dinge) wird Seligkeit erlangt: — Erkenntmsmittel , Erkenn-
bares, Zweifel, Zweck, Beispiel, Lehrsatz , Glied (eines Schlusses), Reductio ad absurdum,
Entscheidung, Diskussion, Geschwätz, Schikane, Scheingrund, Verdrehung, nichtiger Ein-
wand und schwacher Punkt'. Deshalb erklärt er im Obigen, daß alle schon in den sieben
(Kätegorieen) eingeschlossen sind^).
1) Dies war die Ansicht des Saundadöpädhäya ; s. Ny&yakosa^ p. 752.
2) S. § XLVIU.
8) 'Goru' ist der als Eigenname gebrauchte Titel des Mtm&ibsaka-Philosophen Prabbäkara-
Gnru. Ntlakaptba braucht ebenso 'Misra' für Muräri-Miira und 'Bhatta' für Eumärila-Bhatta ; s.
Nüaka^hi zu § LXUI.
4) Qautama's NydyasüUra^ I, 1,1.
6) Im Folgenden bespricht der Verfasser nur diejenigen Ausdrücke, welche nicht bereits früher
in seinem Werke behandelt worden sind. Zunächst übergeht er das Erkenntnismittel, da es in
§ XXXVI abgetan ist.
ANNAMBÜATTAS TAUKA8AMfJRAHA UND DIPIKA. § LXXXI. 61
Das Erkennbare zerfällt in zwölf Arten, nämlich: 'Das Erkennbare aber ist: Seele,
Körper, Sinnesorgan, (Sinnes)objekt, manaSf Verstand, Streben, Fehler, Wiedergeburt, Frucht,
Schmerz und Seligkeit'^). 'Streben' ist Verdienst und Sünde. Die 'Fehler' sind Liebe,
Haß und Betörung. 'Liebe' ist Wunsch. 'Haß' ist Zorn *). 'Betörung' ist die irrige Vor-
stellung der Seele, wenn es sich um den Körper u. s. w. handelt'). 'Wiedergeburt' ist
Sterben. 'Frucht' ist Genuß. 'Seligkeit' ist Erlösung, und diese ist die Vernichtung des
Schmerzes, welche nicht gleichzeitig ist mit der vorhergehenden Negation des Schmerzes,
die ein gemeinsames Substrat mit (der Vernichtung des Schmerzes) selbst hat.
'Zweck' ist Lust und Aufhören des Schmerzes. 'Beispiel' ist die Küche*) u.s. w.
'Lehrsatz' ist ein Gegenstand, der als maßgebend anerkannt wird. 'Entscheidung' ist Ge-
wißheit, die Frucht eines Erkenntnismittels. 'Diskussion' ist die Rede eines, der die Wahr-
heit zu erkennen wünscht. 'Geschwätz' ist die Rede eines zu siegen Wünschenden, welche
Beweismittel beider (entgegengesetzter Ansichten) enthält 'Schikane' ist diejenige (Rede),
welche die eigene Ansicht zu stützen veraäumt 'Rede' bedeutet ein von mehreren Rednern
ausgehendes Gefüge von Aussprüchen (zu Gunsten) der ursprünglichen und der entgegen-
gesetzten Ansicht. 'Verdrehung* ist das Opponieren, indem man dem mit einer bestimmten
Absicht Gebrauchten einen anderen Sinn unterschiebt. 'Nichtiger Einwand' ist eine falsche
Erwiderung. 'Die nichtigen Einwände sind: sädharrnya-, vaidharmyti'^ tUkarsha-, apakarsha-,
Vfurnya-, avarnych, vika^a-y sddhya-y pra^i-, ojyrdpti- , pntsahga' , prcUidrishtänkt' , anuipcUti-,
sammych, prakaranch, ahHu-y arihäpaUi-, cwisesha-, upapatti-, ttpaiabähi-^ anupaiahdhi', nüya^,
anUya- und kärya-sama* ^). 'Schwacher Punkt' ist der Grund des Besiegtwerdens eines
Redners. 'Die schwachen Punkte sind: Aufgeben der Behauptung, eine andere Behaup-
tung, Widerspruch mit der Behauptung, Verläugnung der Behauptung, ein anderer Grund,
ein anderer Gegenstand, Sinnloses, Unverständliches, Unzusammenhängendes, Ungeordnetes,
zu Weniges, zu Vieles, Überflüssiges, Unfähigkeit zu wiederholen, Unfähigkeit zu verstehen,
Verblüfftheit , Aufschieben, Billigen der Ansicht (des Gegners), Übersehen eines schwachen
Punktes , Angriff eines starken Punktes , ein falscher Lehrsatz und ein Scheingrund' %
Die übrigen (Kunstausdrücke) sind leicht verständlich.
Einwurf.
Obwohl die Handfläche mit Feuer in Berührung kommt, wird sie nicht verbrannt,
wenn etwas Verhinderndes^) zugegen ist Deshalb ist die Kraft {iakti) eine besondere
Kategorie ').
1) Gautama, I, 1, 9.
2) Vgl. § LXIX.
3) Vgl. den KommenUr zu § XVII.
4) Vgl. § XLV, XLVI und L.
5) Gautama, V. 1, 1. — Die Namen der einzelnen jdtis sind unübersetzbar; man findet sie er-
klärt bei Ntlakaptha und bei Vätsyäyana zu Gautama, V. 1,2—37. Über sädharrnya und vai-
dharmya s. ebenda, I. 2, 18, und über utkaraha und apakarsha Paranjapes Anmerkungen zur Tor-
kabhdslid, p. 84 f.
6) Gautama, V, 2, 1.
7) Nämlich ein Edelstein u. s. w. ; vgl. S. 30, Anm. 1.
8) Nach N. ist der Opponent ein Anhänger des Prabhäkara.
?♦
52 E. IIULTZSCU,
Erwiderung.
Da die Abwesenheit des Verhindernden die Ursache des ganzen Produktes ist, so
braucht man keine (besondere) Kraft (anzunehmen, sondern) das Wort ^Kraft' bedeutet
Nichts als ^Ursache'.
Einwurf.
Da man sieht , daß Messing u. s. w. durch Asche u. s. w. gereinigt werden *) , so muß
man eine mitteilbait) Kraft (adheyasakti) annehmen.
Erwiderung.
Das Wort 'Reinigung' bedeutet : Vernichtung der Verbindung mit Asche u. s. w. , be-
gleitet von der mit der Verbindung mit Asche u. s. w. gleichzeitigen Abwesenheit jeder
Berührung von (Dingen) die nicht berührt werden dürfen.
Auch Besitz (avatva) ist keine besondere Kategorie. Denn der Besitz besteht darin,
daß man (über Etwas) nach Belieben verfügen kann , und dieser (Begriff) wird völlig ab-
geschnitten durch 'als Geschenk u. s. w. empfangen haben\
Im Folgenden wird die Vorschrift (des Veda) betrachtet Die Vorschrift {vidhi) hat
zum Objekt eine Erkenntnis , die den Wunsch der Tätigkeit hervorbringt , welcher eine
Anstrengung bewirkt. Um sie (nämlich die Vorschrift) auszudrücken, werden der Potential
u. 8. w. beliebig (gebraucht). Da man sieht , daß kein Streben nach dem (stattfindet) , was
durch Tätigkeit nicht erreichbar ist, so ist das, was das Streben bewirkt, die Erkenntnis,
daß Etwas durch Tätigkeit erreichbar ist.
(Hieraus) folgt nicht etwa, daß (auch) beim Genuß von Gift u. s. w. ein Streben (statt-
findet). Denn im Falle der beliebigen Handlungen wird das Streben bewirkt durch die
Erkenntnis der Erreichbarkeit durch Tätigkeit, deren Merkmal das Mittelsein zur Erfüllung
eines Wunsches ist, und im Falle der ständigen und gelegentlichen Handlungen ebenfalls
(durch die Erkenntnis der Erreichbarkeit durch Tätigkeit), welche hervorgeht aus der Er-
kenntnis des Verhaltens zu den vorgeschriebenen Zeiten und der Gelegenheiten').
Man darf auch nicht (einwenden) , daß eine begleitende Veranlassung des Strebens ')
fehle, da, wie Guru (d. i. Prabhäkara) erklärt, die begleitende (Veranlassung) das Hervor-
gehen aus der Erkenntnis des Versehenseins mit der eigenen Qualifikation sei^). Dies ist
falsch, da es einfacher ist, (anzunehmen), daß nur die Erkenntnis, daß Etwas durch Tätig-
keit erreichbar und das IVIittel zur Erfüllung eines Wunsches ist, vermittelst des Wunsches
der Tätigkeit die Anstrengung bewirkt (Hieraus) folgt auch nicht die Abwesenheit des
Strebens bei einer ständigen Handlung, da sie kein Mittel zur Erfüllung eines Wunsches
ist Denn auch hierbei sind die Vermeidung der Sünde und die Vernichtung der Schuld ^)
als Frucht anzusehen. Deshalb ist die Bedeutung des Potentials u.b.w. nur die, daß
Etwas durch Tätigkeit erreichbar und das Mittel zur ErfüUung eines Wunsches ist
1) Vgl. Yäjfiavalkya, I. 190.
2) N. liest nimitta für nimütaka,
3) Vgl. Nyäyahoia unter anugamdh,
4) Vgl. ebenda, p. 530.
5) N. liest päpa-hihayasya cha.
ANNAMBHATTAS TARKASAMQRAHA UND DIPIKA. § LXXXI. 53
Einwurf.
In (dem Aussprache des Yeda) : 'Der den Himmel Begehrende soll den Jyotishtoma
vollbringen' wird durch den Potential eine Handlung verstanden, welche das Mittel zur
Erwerbung des Himmels ist ^). Da es unmöglich ist, daß ein schnell vergängliches Opfer
das Mittel zur Erwerbung des zu einer späteren Zeit bevorstehenden Himmels ist, so kann
die Bedeutung des Potentials u.s. w. nur eine dazu geeignete bleibende Handlung sein,
(nämlich) das Verdienst (apurva). Eine Handlung ist (nur) durch eine Tätigkeit erreichbar,
da die Tätigkeit ein Objekt haben muß. Wenn man nach dem Objekte fragt, so bietet
sich als Objekt das Opfer. Wenn man nach dem Beauftragten fragt, nämlich: 'Wessen
Handlung?', so bietet sich das Wort 'den Himmel begehrend' als auf den Beauftragten
bezüglich. 'Beauftragt' ist einer, der eine Handlung versteht. Somit ergibt sich der Sinn
des (ganzen) Ausspruchs als : 'Die Handlung eines den Himmel Begehrenden , welche das
'Jyotishtoma' genannte Opfer zum Objekt hat'. Auch^) in Aussprüchen, die sich auf stän-
dige Handlungen beziehen , wie : 'So lange er lebt , soll er das Agnihotra darbringen', hat
man nur das Verdienst als Bedeutung des Potentials anzunehmen, da er dem Veda an-
gehört In (Aussprüchen) wie : 'Der Gesundheit Begehrende soll Arznei trinken' findet Über-
tragung') des profanen Potentials auf die Handlung der Verbalwurzel statt.
Erwiderung.
Da die Ungeeignetheit des Opfers selbst nicht sicher ist, so muß man, nachdem man
erkannt hat, daß es das Mittel zur Erwerbung (des Himmels) ist, das Verdienst als zwischen-
liegende Operation *) zum Zwecke seiner Vollendung annehmen. Die Vernichtung des Opfers
(kann) die Operation nicht (sein) , da der Verlust (des Verdienstes) durch Erzählen u. s. w.
überliefert ist*). Im profanen Oebrauche wird durch den Potential in Bezug auf die
Verbalwurzel selbst ausgedrückt, daß Etwas durch Tätigkeit erreichbar und das Mittel zur
Erfüllung eines Wunsches ist Somit bedeutet er als Potential seiner Form nach eine
Vorschrift und als Verbum finitum eine Anstrengung. Denn daß das Verbum finitum eine
Anstrengung bedeutet, (ergibt sich) mit Sicherheit daraus, daß man 'er kocht' durch 'er
übt das Kochen' erklären kann und daß auf die Frage: 'Was tut er?' die Antwort: 'Er
kocht' (erfolgt). In (Sätzen) wie : 'Der Wagen fährt' findet Übertragung auf eine entsprechende
Operation statt In (den Sätzen) 'N. N. kocht Keis' (und) 'von N. N. wird Bj&ib gekocht'
bedeutet das Verbum finitum nicht das Agens und Objekt^), sondern nur die in ihm
enthaltene Einzahl u. s. w. Jene beiden erhält man nur durch unmittelbare Folgerung. In
(einem Satze) wie pra-jayati ('er siegt vollständig') hat die Wurzel allein die Bedeutung des
hohen Grades; die Präpositionen (wie pro) dienen nur zur Verdeutlichung, haben (aber)
keine dahingehende Bedeutung.
1) Dies ist die Ansicht des Guru (Prabhäkara). — N.
2) N. liest nüyck-vakye'pytapwrvamieva.
3) S. S. 89. 4) S. S. 32 und Anm. 6.
5) Nach dem Bhdskarodaya bezieht sich diese Bemerkung auf die im Mahäbharaia berichtete
Sage vom Könige Yayäti, der aus dem Himmel gestoBen wurde, weil er dem Gott Indra seine
frommen Taten erzählte; vgl. Jacobis Index zum Mahäbharaia^ S. 225.
6) Dies ist die Ansicht der Grammatiker; s. Nflaka^tha und Nydyäköiaf pp. 103 und 301.