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Abhandlungen
Der
Churfuͤrſtlich baierifchen
Akademie
der
Wiſſenſchaften
Zweyter Band.
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Bornig!
Münden
su finden bey Sranz Lorenz Nichter,
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= unferer afademifchen Abhandlungen, mel;
& cher, was die Einrichtung des Werkes
betrift, von dem erften in nichts andern
unterfehieden ift, als daß der Hiftorifche Theil weniger
Abhandlungen in fich begreift, als der philofophifche ;
Dahingegen der vorjährige in hiftorifchen Abhandlun—
2 gen
Dorrede
gen ftärfer ausgefallen, als in philöfophifchen: und da;
mit hat man diefe Ungleichheiten in gewiſſer Maaß ger
geneinander compenfiref, Der erfte Theil enthalt meiz
ftentheils Fortſetzungen von jenen Stüden, Die im erften
Dande angefangen worden : wie 3. E. die Jippertifche
Abhandlung von gelehrten Gefellfchaften in Baier,
und des Heren Pfeffels zweyter Theil von den alten
Marfgrafen aufden Nordgau nicht weniger deffen zwey⸗
fer Verſuch von den Grängen des alten Nordgaues.
Diefes letzte Furze Stüd ift bey Gelegenheit der
von einem gewiffen ungenannten St. heraus gefomme-
nen Schrift, unter dem Zitel: Franken nicht in Baiern,
d.e wider des Herrn Pfeffels Abhandlung von diefer
Materie im erften Bande gerichtet war, auf ausdruͤck⸗
lichen Befehl der Akademie verferfiget worden. Man
konnte mit Händen greifen, daß den Herrn St. nichts
weniger als Die Liebe zur Wahrheit angetrieben habe,
dDiefe Prüfung anzuftellen : weil fie miffen unter der
Mafque die Sprache der Leydenfchaften verräth ,
die ihm und feinen Kollegen fo eigen ift, bey mel-
hen ſich augenblicklich die Galle ergießt, wenn fie
außer dem Umfange ihres Monopolienframs etwas
er⸗
Dorrede
erblichen, womit andre Leute, ein wenig zufrieden zu
feyn fcheinen. Und daß dieſe Prüfung hauptſaͤch⸗
lich vermeynet geweſen, nicht ſo ſehr den Verfaſſer,
als die Akademie ſelbſt, zu laͤſtern, läßt ſich aus ver⸗
ſchiedenen Umſtaͤnden abnehmen. Der Herr Pfeffel
Hatte feinen Namen der Abhandlung vorgeſetzet: und
dem Heren St. konnte nicht unbekannt feyn, Daß Die
Akademie fich weder in Syſtemen einläßt, noch auch
um die Abhandlungen ihrer Mitglieder refponfabel feyn
will. Er konnte alfo den Werfaffer immerforf bey fer
nem Namen nennen. Dieß thut er-aber nicht, fondern
bey ihm muß es bald der Afademifte, bald das akademi⸗
fche Lehrgebäude, die akademiſchen füßen Traume, die
Schnitzer, die fehenslichen Abwege des Akademiften zc.
heißen. Wer Fennet diefe Sprache nicht? Neden da
nicht offenbar Haß und Neyd gegen Die Akademie? Wie
artig würde es ihme nicht angeftanden feyn, wenn er feine
Gegengrände wider die pfeffelifche Hypotheſe mit Der
fcheidenheit als Zweifel Cdenn etwas anders Fönnen
fie info dunflen Dingen Doch nicht ſeyn) vorgefragen
hätte. Der Herr Pfeffel würde fi) ohne Zweifel ein
wahres Vergnügen daraus gemacht haben, folche enf-
’ 2 Aa we;
Vorrede.
weder aufzuloͤſen, oder ſein Syſtem mehrers zu er⸗
laͤutern, oder, im Fall er eines beſſern belehret worden
waͤre, der Staͤrke ſeines Gegners zu weichen. Wo iſt
es aber jemals unter geſitteten Leuten Mode geweſen,
mit erbaͤrmlichen Schnitzern und ſcheuslichen Abwe⸗
gen um ſich zu werfen, wenn ein hiſtoriſcher Autor auf
die Verbindung gewiſſer Umſtaͤnde und Zeiten eine Hy⸗
potheſe bauet, die er ſelbſt fuͤr nichts anders, und kei⸗
neswegs fuͤr einen mathematiſchen Beweis, oder fuͤr
eine moralifche Gewisheit ausgiebt? Wenn ſich der Herr
Et. jemals mit der Grammatif und Syntaxe abgeger
ben hat, wie nicht zu zweifeln iſt: fo muß er miffen ,.
daß Schniger grobe Zehler wider die Negeln einer Kunſt
find. In biftorifchen Dingen heißen diejenigen fo, mel
che man wider alle Negeln der WahrfcheinlichFeit und
einer gefunden Kritif begeht. Dergleichen aber find in
der pfeffelifchen Abhandlung nicht zu finden, indem der
Herr Verfaffer aus der Kombination fo vieler unver;
werflichen Urfunden , und aus Dem Zeugniß anderer
fcharffichtiger Scribenten eine Hypothefe leitet, die ei
nen fehr hohen Grad der Wahrfcheinlichfeit erreichet;
die man aber eben darum für Feine bewiefene Wahrheit
Der;
Vorrede
verkauft. Und eben ſo verhält es ſich mit den ſcheus—
lichen Abwegen, auf welchen der Herr St. unſerm
Herrn Pfeffel mit Gewalt ſuchet (ein Ausdruck, der
feiner Ungezogenheit halber nur für den niedtigſten Poͤ—⸗
bel gehöret ). Wielmehr kann man fagen, daß ein Au-
tor auf fehr unbetreffene (um nicht zu fagen febeusli-
che) Abwege geräth, der fich fo weit vergeht, daß,
wenn er feinen Widerfacher auf der ofenen Landftraße
anfrift , dannoch heftig mit ihm zanfet, daß er auf
Abwege gerathen ſey; wiewohl er im Grunde felbft
eben diefe Landftraße für richtig halt. So ift es dem
Herrn St. mit Herrn Pfeffel ergangen, da er fich
bemuͤhet, Dinge mwiderlegungsweife ins Licht zu feel
len, die fein Gegner felbft für befannt annimmt. Es
würde ſchwer ſeyn, für Diefe Art der Widerlegung
einen anderen Namen zu finden, als den ihr Herr
Pfeffel beygeleger hat, namlich einer Widerlegung
ohne Text.
Indeſſen hat derfelbe in feinem zweyten Verſuche
den Heren St: (den Jedermann Fennet ) lachend zu—
recht gewiefen. Ware Die Antwort dem Begeanen ge
nau angemefien gemwefen: fo würde fie vieleicht anderſt
aus:
Vorrede.
ausgefallen ſeyn. Herr St. mag nun damit vorlieb
nehmen. Treibt ihn aber ſein Beruf an, noch groͤber zu
ſeyn: fo mag er es immer ſeyn. Er hat vollkommene
Freyheit, unter dem Namen Sf. oder auch Sch. wie es
ihm immer beliebt, wacker zu ſchimpfen, und er darf ſicher
glauben, daß man zufrieden ſey, ihn nur einmal in der
paligneſiſchen Methode abgefertiget zu haben. Dieſe
Ehre wird ihm das zweytemal gewiß nicht wiederfah⸗
ven, werigftens nicht mit Bewilligung der Afade-
mie,
Und eben fo wird man allen übrigen begegnen, Die
auf gleichen Schlag denken und handeln, wie der Herr
&t. Sie haben es bisher an pöbelhaftem Schimpfen
gegen unfere Mitglieder nicht erwinden laſſen. Fahren
fie Doch nur immer fort, Es gehöret mit zu Den
Mitteln, die Akademie immer blühender zu machen;
da fie in Gegentheile den Beyfall der übrigen gelehrz
ten Welt kaum verbienefe, wenn fie von Diefer Art
Kente gelobet würde, Wir find nun CODE lob)
über Die Zeiten hinaus, wo es gewiffen Privatleuten
noch fo gelung, ehrlichen und vechtfchaffenen Männern
die fie haßten, aus eigener Autoritaͤt theologiſche Brand:
male
Dorrede,
‚male anzuhangen, bloß darum, weil fie nicht unter das
Joch der Schulen Friechen, noch erwünfcht unwiſ—
ſend feyn wollten, Diefe Kunftgriffe find allzuviel abgenu⸗
get, als daß fie nicht fogar der Pöbel merken follte ;
und man ift endlich fo weit gekommen, daß fich auch
Die meiften gemeinen Leute nicht mehr überreden laſſen,
daß unfchuldige weltliche Künfte und Wiffenfchaften,
bey den Layen, der Neligion und dem Fatholifchen Chriz
ſtenthum zur Hinderniß feyn,
Shut der heutige Geſchmack in Wiffenfchaften und ge-
den Dingen (welcher im Grunde betrachtet eben Derje-
nige ift, Der vor vielen Zahrhunderten herrſchete, eheman
noch, anftaftzu Denken, mit Wörtern zu ſpielen anfieng)
dem Interefie und Gewerbe Diefer Leute einigen Abbruch :
fo muͤſſen fie bedenken, daß es im Neiche der Wiffenfchaften
Feine Erbgerechtigfeiten giebt, wie bey Handwerken und
bürgerlichen Gewerben. Sie doͤrfen nur ebenfalls die
fem Gefchmade bey fih Naum geben: fo werden fie es
andern mit Der Zeit mo nicht bevorz doch wenigſtens
gleich thun Fönnen: wozu esihnen, wenn es anderft ihr
Eigennuß erlaubet, an Mitteln und Gelegenheit nicht
fehlen wird, Wenn aber eben diefer Gefchmack bereits
x ſchon
Vorrede.
ſchon bey ihnen herrſchet, wie fie Diejenigen gerne bes
reden möchten, melche zu den nüßlichen MWiffenfchaften
zwar Liebe und Zuneigung, aber nicht Einficht gnug bez
fisen: warum ift er dann bey andern ſo tadelhaft ? wa
rum ſollen eben dieſe Wiſſenſchaften der Religion und
dem katholiſchen Chriſtenthum ſo gefährlich feyn, ſobald
fie nur von Layen behandelt werden? und
Man würde ſchwerlich den Grund von fo feltfamen
Widerſpruͤchen finden Fönnen, went man nicht wüßte p
Daß es bey unſern Antagoniſten zweyerleh Sprachen
giebt. Die eine gilt beym geringen Poͤbel, der gar kei⸗
ne Kaͤnntniß von Wiſſenſchaften hat; die andere wen⸗
den ſie bey Leuten an, denen ſie etwas mehr Einſicht,
als dem gemeinen Haufen, zutrauen. Mittlerweile nun,
da man dem Möbel auf einer Seite von Unglauben vor;
ſchreyt, und die ſogenannten neuern Wiſſenſchaften der
Religion fuͤr hoͤchſt gefaͤhrlich abmahlet: ſo dingt man auf
Der andern&eite Leute, die auf oͤffentlicher Kanzel Die Aka⸗
demiſten für lauter Ignoranten erFlären muͤſſen: und der
Herr SE. muß mit einer Meiftermine aufftehen, und mit ei⸗
nem gewaltigen Ruͤſtzeuge von hiſtoriſchen Documenten,
erbaͤrmliche Schnitzer, ſuͤße Traͤume und ſcheusliche Ab⸗
wege
Vorrede.
wege im akademiſchen Lehrgebaͤude entdecken. Und fo
kommen dieſe zwo Sprachen, die ſich im erſten Anblicke
einander zu widerſprechen ſcheinen, dannoch in ihrem
Endzwecke vollkommen uͤberein, welcher Fein anderer iſt,
als Die Akademie bey Großen und Kleinen verhaßt zu
machen. Fahren fie Doch (wir wiederholen es noch einz
mal) nur immer fort: Die Zeit wird fie bald lehren,
wieweit ihre Verſuche gerathen haben.
Nun follten wir noch, wie vorm Jahre; einige Anmerz
Fungen über Die in dieſem Bande enthaltenen Abhand⸗
lungen machen; wir wollen aber dem Urtheile unſerer
Leſer nicht zuvor kommen, ſondern ihnen das Vergnuͤ⸗
gen uͤberlaſſen, ſelbiges durch ſich ſelbſt anzuſtellen. Nur
koͤnnen wir uns nicht entbrechen, ihnen die zwo merk—⸗
wuͤrdigen Abhandlungen des Herrn von Limbrunn beſon⸗
ders zu empfehlen, davon die eine im erſten Theile, S.
63. ꝛc. und die andere int zweyten Theile, S. 343. 2c. ſteht.
Es wird ſie gewiß nicht gereuen, dieſe zwey Stuͤcke mit
—— geleſen zu haben.
Sie enthalten ſehr wichtige Entdeckungen, —
der aͤlteren und neueren Geographie in Baiern, woruͤ⸗
ber ehemals ſo viel Dunkelheit herrſchete, ein neues und
I m 2 unverz
VBorrede.
unverhoftes Licht angezuͤndet wird. Der Herr Verfaſ⸗
ſer iſt auf dieſe Entdeckungen, bey Gelegenheit einer, un
weit feinen Landgute Laufzorn, von ihm neuerfundenen
roͤmiſchen Heerſtraße, verfallen. Er findet dieſelbe in der
Tabula Peutingeriana, und im Itinerario Antonini, wo fie
vor ihm Fein Menfch finden koͤnnen. Er beftimmet alsdann
auf einer baierifchen Landfarfe einige Diftanzen nach
dem Maaß, wie fie in obigen Tafeln angegeben werden:
macht fich hiernach einen Maasſtab: haltdenfelben gegen
andere Diftanzen der Tafeln, wovon Die Derfer ungeziveiz
felt ausgemacht find, und findet, daß felbiger allenthalben
vollfommen zufrift. Darauf entdecket er mit feinem Maaß⸗
ſtabe eine Menge Derter in Baiern, wo ehediefem roͤm.
Heerftraßen hingegangen, Die von alleu vorigen Gefchicht-
und Erdbefchreibern ganz irrig anderwaͤrtshin verlegef
worden. Dießift nun eine reiche Duelle von Erfindunz
gen, Die denjenigen vorfreflich zu fraffen Fommen Fan,
welche auch außerhalb Baiern die römischen Stafionen,
wovon in den älteren Neifetafeln Meldung gefchieht,
aufſuchen wollen: fonderlich kann hierzu Die jenige Uni⸗
verfalfenla dienen , Die Der Herr Verfaſſer in feiner zwey⸗
fen Abhandlung angiebt, wo die römifchen Meilen auf
geographifche Grade reduciret find,
. Sn
Vorrede.
In dieſer letztern entdecket der Herr Verfaſſer die
Fehler, worein Appian und alle nachgehenden Erdbe—
ſchreiber in Anſehung der geographiſchen Laͤnge und Brei⸗
te der Oerter in Baiern gefallen ſind. Er zeiget, daß
in der appianiſchen Karte die Diſtanzen der Oerter unter
ſich (weil ſie geometriſch ausgemeſſen worden) ganz
richtig angegeben werden; und daß Appian nur darin⸗
nen gefehlet, daß er ein irriges Maaß der Grade in Mei-
len und Schuhen, und die Meridianen welche gegen die
- Holen zufammen laufen, immerzu gleich weit voneinanz
der fiehend oder Parallel angenommen hat: und daß feine
Copiſten, welche ihn nur in diefem letztern Stücke verbef-
fern wollen, das erftere aber unberühret gelaflen, noch weit
mehr Verwirrung in der baierifchen Geographie angerich-
tethaben. Hiernaͤchſt beftimmf der Herr Verfaſſer aus etz
lichen richtigen Obſervationen die wahre Größe der Gra⸗
de auf unferm Erdftriche, und die Verhaͤltniß ihrer Lage,
und bringt Dadurch Die vornehmften Derfer in Batern uns
fer ihre wahren Meridianen undParallelen. Und hiemit ift
die Verwirrung und Unrichtigfeit,welche bisher in unferer
baierifchen Seographiegeherrfchet hat, auf einmal geho-
ben: und die Landkarte von Baiern, welche wir vieleicht
| — noch
N h :
DBorrede
noch diefes Jahr heraus geben werden, wird Feiner von un⸗
feren benachbarten £ändern anzuverläßigfeif etwas nach⸗
geben; wiewohl fie freylich den Grad der Präcifion nicht
erreichen kann, welche Diejenigen Landkarten haben
werden, fo die Akademie im Begriffe ſteht, Durch frigoz
tomefrifche Ausmeffung des ganzen Landes aufheben zu
laffen: wozu der Anfang bereits durch die Meffung einer
großen Bafis oder Grundlinie, auf welche alle Triangel
gebauet werden ſollen, gemacht worden iſt.
Der Bericht , welchen der Herr von Oſterwald im
swenfen Theile ©. 361. 2c. Der Afademie über die vorge⸗
dachte Meffung der Grundlinie erftaffer hat, ift merkwuͤr⸗
dig : weil er zum Muſter dienet, wie dergleichen Meſſungen
mit Vortheile und Zuverlaͤßigkeit anzuftellen feyn. Man
wird über die Pracifion erfiaunen, welche Dabey erreiz
chet worden, und Die Kenner werden mit Vergnügen finz
den, was die fhermomefrifchen Obſervationen hierbey \
für wichtige Dienfte thun, um eine Meflung von diefer
Art zu corrigiren. Der Herr Autor hat die Vorteile
und Handgriffe, deren er fich Daben bedienef , mit Um⸗
fanden angezeiget, Wem dieſes frivial vorkommen
wollte, der hätte zu bedenfen , DaB es eine wefentliche
* Pflicht
Borrede
Pflicht des Obſervators fey, alles umftändlich anzuseis
gen, was bey feiner Obferoation vorgegangen, um die
Kennerin den Stand zu feßen ‚ von dem Grade der Rich:
tigkeit und Praͤciſion zu urtheilen, den er bey feiner Ob⸗
fervation erreichen Fönnen. So würde einer 3. E. Das
Mistrauen anderer in feine Obfervation Faum vermey-
den, wenn er fämeund fagete: er hättemit einem Meß⸗
inftrumenf von 2. Schuhen im Radio die Winkel fo ge
nau zu beftimmen gewußt, Daß es bey feinem um eine einz
zige Secunde gefählet Hätte: wenn er ung nicht zugleich
die Kunſtgriffe entdeckete, aus denen man begreifen Fan,
wie er ein Ding möglich machen Fönnen, welches Die ganz
ie aſtronomiſche Welt bisher für unmoͤglich gehalten hat.
Letztlich haben wir auch dieſesmal von unſerm Vor⸗
haben abgehen muͤſſen, unſern Abhandlungen einige
Preisſchriften anzuhaͤngen. Wir haben ſogar unſern
ganzen Plan in ſoweit geaͤndert, daß wir die bisherigen
Preisſchriften, und die bey oͤffentlichen Seſſionen der
Alkademie gehaltenen Reden in dritten Bande zuſammen
heraus geben werden. And folchergeftalten werden wir
fortfahren , allezeit nach zween oder dreyen Banden Ab-
handlungen, einen Band von Preisfchriften und Neden
zu
Borrede |
su liefern. Webrigens mögen wir hiebey zum Sejchlufie
unerinnerf nicht laſſen, wie empfindlich es Der churfürftl.
Akademie gefalfen ſey, Daß fich Der Herr von Juſti nicht
enfnommen, feine Schrift, welche vor dreyen Jahren mif
dem Preife gefrönet worden, vor der Hand, und ohne
Bewilligung der Akademie drucken zu laffen, unter dem
Vorwande, Daß felbige mit dem Drucke fo lange verzoͤ⸗
gerte, Wir Fönnen ihn auf unfer Wort verfichern , Daß -
er mit diefem Unternehmen bey vechkfchaffenen und ver;
frändigen Leuten wenig Ehre aufgehoben habe. Wenn
es auch nicht unanfiändig und eigennuͤtzig ließe , von eis
nerley Sache doppelten Gewinn zu ziehen, fo häfte Doch
der Herr von Juſti bedenfen follen , Daß er in Die Nechte
der Akademie gegriffen, da er über eine Sache diſponiret,
Die nicht mehr feine war, fondern der Akademie zugehoͤre⸗
te, welche fie ihm redlich gnug bezahlet hatte. Wenn ihn
aber je nicht der Eigennutz, fondern eine eifrige Begier⸗
de, dem Publica zu dienen , angetrieben haft, Diefen Vor⸗
griff zu than: fowilfung doch gedünfen, Daß darum noch
feine ganze Generation in der Unwiſſenheit dahin geftors
ben feyn würde, wenn feine Schrift efwa noch zwey
oder drey Jahre ungedruckt geblieben wäre,
Ab—⸗
5 Abhandlungen
KLhurbaieriſchen Akademie
der
Wiſſenſchaften
Zweyten Bands
J. Theil.
welcher
die hiſtoriſchen Abhandlungen
in ſich begreift.
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Bierter Abſchnitt.
Don der zweyten gelehrfen ſelſchaſt in
Baiern.
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Ziewohl ſich dieſe Geſellſchaft den Beynamen einer Nutz⸗
A * und Luſt⸗ erweckenden Geſellſchaft der vertrauten Nach⸗
8barn am Iſarſtrom, das iſt, etlicher in ſelbiger chur⸗
AA baierifchen Revier wohnenden guten Freunde beygeleget,
und fogar ein jedes Mitglied derfelben ſich von einem an dem Afars
fluß entlegenen Orte gefehrieben hat: fo ift doch deffen ungeachtet
ganz richtig und gewiß, daß diefe Beynamen nur auf den Schein
angenommen worden, und daß München der wahre Verſammlungs⸗
ort Diefer Geſellſchaft geweſen ſey.
we *
$. IL Und aus viererley Urſachen zu Stande gebracht.
Die Abſichten, warum ſich dieſe Geſellſchaft verſammelt hat,
haben die Mitglieder in ihren mit dem Druck bekannt gemachten,
Schriften felbften angezeiget. Sie beftunden darinnen: 1. Beeiferz
ten fich Diefelben den Ruhm des durchlauchtigften Churbaufes Baiern
gegen die , in verfchiedenen öffentlichen Schriften gemachten haͤß—
43 lichen
6 Von gelehrten Gefellfehaften in Baiern.
liche Vorwürfe zw retten, und Denfelben nach allen Kräften nl
mehr zu verbreiten. 2. Suchten fie durch ihre Bemühungen die in
unfer Vaterland eingefchobenen-verführerifchen Bücher Daraus zu vers
bannen, die Irrthuͤmer derfelben jedermann aufzudecken, fofort den
Liebhabern gelehrter Sachen einen beſſern Stoff zur Erfätti-
gung ihrer Begierde zu verfhaffen, 3. Hielten fie ihre Ver⸗
fammlung für das. erfprießlichfte Mittel, die mäßigen Stunden
fih ergetzlich zu verfügen. 4. Suchten fie durch ihre Ars
beiten bey ihren Landsleuten eine Luft zu den Wiſſenſchaften zu er⸗
wecken , und zur Nachahmung zu reisen. Welche letztere Urfache
mich bewogen bat, auch diefe Gefellfehaft denen uͤbrigen beyzuzaͤh⸗
Ien, deren Abſicht auf Die Verbreitung der Wiſſenſchaften gerich⸗
fer war.
$. IT. Don den Mitgliedern diefer Geſellſchaft.
So wenig ich zu beftimmen im Stande bin, ob fich diefe Ge
felfchaft einen Befchüser , wie die vorgehenden, gewählet habe; eben
fo ſehr mangelt mirs an der zuverläßigen Nachricht , wer Die Mitglier
der dieſer verkappten Gefellfchaft gewefen find. Soviel hingegen ift
aus der Zueigungsfchrift, fo ihrer erften Abhandlung vorgefegt ift,
ganz glaubbar, daß felbige Damals aus zwanzig Mitgliedern beſtan⸗
den habe, welche fich unter die nachftehenden laͤcherlichen Nämen vers
ſtecket haben ;
1. Siegfrid von Glüdshofen 5. Adelwerth von Cronenftade
su Hodenburg. zu Freyſing.
2. Khrenwerth von Sigens⸗ 6. P. Sriedrih Friedenthaler
burg zu Wolſrathshauſen. zu Neuſtift.
3. Lebrecht von Teuſchenſprung 7. Vietor von Weltruhmsburg
zu Gruͤnewald. zu Iſareck.
4. Maximus Feldzwinger zu 8. Selig von Beyrnfeld zu
Iſmaning. Landshut.
9. Flo⸗
Bon gelehrten Gefelffchaften in Baier. 7
‘9. Slorian von Loͤwenau zu
Teyfpach.
10. Leo von Prinzenweld zu
Landau.
11. Gottlieb von Erbhaufen zu
Tölz.
12. P. Mannhard Rriegens-
dorfer zu Schöflarn.
13. Ernft von Rönigsbihel zu
Münden,
14 Auguſtus von Horberns
ſtauf zu Sreyfing.
15. P.Streirhart Durperbadher
zu Weyhenſtephan.
16. Emanuel von Beldenmark
zu Mofpurg.
17. Pacificus von Kuͤrchenthal
zu Cronwündl.
18. P. Gottfried Flanderneder
zu Viehebach.
19. Zuſtin von Keichswifen zu
Dinglfing.
20. Magnus von Landliebing
zu Plätling a).
Aus dieſer Verzeichniß ift nun abzunehmen, daß diefe Gefells
ſchaft ſowohl aus weltlichen als geiftlichen ‘Perfonen beftanden has
be; wer aber Die jenige gewefen, fo diefe Namen angenommen 5
babe ich nirgendswo aufgezeichneter gefunden, und nur durch Die
Tradition fo viel in Erfahrung gebracht, daß unter andern die
nachftehenden 3. Männer dieſer Sefellfehaft zugethan gewefen , naͤm⸗
lich:
a) Die Urfache diefer Verhuͤllung haben fie zwar nicht angezeiget; es ift aber
mit. ‚gutem Grunde zu vermuthen, daß fie ihre Namen darum nicht
entdedten ‚ weil fie in ihren Derfammlungen von den damaligen Staatd-
vorfallenheiten mit einer fritifchen Freymüthigfeit geurtheilet, und dahero
gefürchtet haben, fie därften ihnen, wie es hernach deffen ungeachtet ges
I ſchehen ift , einige en me: auf den Hals BL
1) Urban Zecenſtaller.
Er bekleidete bey dem geheimen Hathe, die Stelle eines Schu
tärs, und wurde bey der Gefandtfchaft, die von Churfürft Marimilian
Emanuel. im Jahr 1694. b) nach Pohlen abgefchickt wurde, in der
naͤmlichen Qualitaͤt gebrauchet. Als ſich hierauf im Jahr 1705. c)
die
8 Mon gelehrten Geſellſchaften in Baiern
die. baieriſchen Bauern’ gegen die oͤſterreichiſchen Trouppen ſetzten,
kam er in den Verdacht, der nicht ohne allen Grund geweſen iſt,
daß cr an dieſem Aufſtand Theil habe. Er wurde durch die Wacht
in ſeinem Hauſe aufgeſucht, aber nicht gefunden, weil er ſich unter
dem Hausdach wohl verſteckt hatte. Er gieng ſodann nad) Freyſing
in die Flucht. Unterweges kam er zu einem Studenten, der eben⸗
falls dahin verreiſte, und prieſterlich geFleidet wars mit dieſem dere
tauſchte ev feine Kleidung, und blieb auf ſolche Weiſe denen Cole.
daten unbekannt, die, um ihn einzuholen, nachgeſchickt wurden.
En dem Franciſcanerkloſter zu Freyſing hatte er einen Schwa⸗
ger, und andere gute Bekannte, die es bey ihren Vorgeſetzten da⸗
hin zu bringen wußten, daß er im Kloſter verbleiben, ja ſogar
mehrerer Sicherheit halber den Franciſcanerhabit anziehen durfte.
Er diente daſelbſt auf den Schein in der Kuͤche, und wurde ins⸗
gemein der Frater Urbel genannt, Nachdem ſich aber der damalige blu⸗
tige Krieg endigte, und Churfuͤrſt Maximilian Emanuel im Jahr 171%.
wieder in feine Lande zurück Fam, Tehrte auch unfer Seckenſtaller wie⸗
der nad) München zurück , und lebte nach fo vielen ausgejtande-
nen Mübefeligkeiten mir der einigen ganz vergnügt , bis feis
ne Zufriedenheit Durch den Tod feiner lieben Ehegattin abermal ger
fiöret wurde. Er ſchritt hernach zur zweyten Ehe, worinnen ex
noch eifiche Jahre lang eben ſo vergnügt als in der erſten lebte,
und endlich ſeiner erſten Ehegattin in die Ewigkeit nachfolgte. Die⸗
ſes Manns unermuͤdeter Eifer fuͤr das Vaterland ſowohl, als für die
Aufnahme und Verbreitung der Wiffenfihaften ift billig zu ſchaͤ⸗
gen, und nur zu wuͤnſchen, daß eine mehrere Nachricht von feinen
DBerdienften diesorts angeführet werden koͤnnte. |
2) Befiche hievon Hempels erfuferte Germania Princeps vom Haufe *
IL. Abtheil. IV. Buch, Cap. I. pag. 2237.
b) Das mehrere hievon mag in der 2706. gedruckten — von a
riſchen Bauernkriege nashgelefen werden. n
2 30s
Bon gelehiten Gefellfchaften in Baiern. 9
r 2) Johann Bandler , oder Kaͤndler.
Ein Vater eines würdigen Sohns, wovon ich unten eine
Nachricht geben werde. Er ward anfänglic) bey der churbaierifchen
Geſandſchaft in Negensburg bedienftet; bernach aber wurde er Durch
- das Fuͤrwort ſeines Gevaters, des churfürftlichen geheimden Rates
Fanzlers Corbinians von Prielmayr , der ein fehr gefchickter Dann
und eifriger Befoͤrderer gelehrter Leute war, zum geheimden. Raths⸗
- gegiftrator ernennet, welche Stelle er lange Fahre mit größtem Ruhm
bekleidet hat. eine Nebenftunden widmete er gelehrten Zufams
menkünften , die er mit allerfey nüslichen Unterredungen tref—
fich zu unterhaften wußte, weil ihme die Verwahrung der hie⸗—
figen Hofbibliothek, welches Amt er nachmals aucy erhielt, den
beften Stoff hierzu verfchafte. Er ftarb in 75. Jahre feines Alters
den sten des Weinmonats 1718.5 wie aus deffen Grabmaal, fo ihm
fein Sohn Agnell in- der hiefigen Auguftinerfirche aufrichten ließ,
zu erfehen ift a), -
a) Es lautet fo: Anno 1718. den sten October, im 75. Jahr feines Alters,
farb Johann Kaͤndler, gewefter churfürfklicher geheimer Nathäregiftrator,
und Bibliothekarius; deffen Leib albier, die Seel dort ruhe im Frieden.
Ihme folgte Anno 1724. den 4. Auguſt Catharina feine Ehefrau, ges
bohrne Schmidin , im 60. Jahr ihres Alters
Der Berftorbnen nicht vergiß,
Dann der Tod auch dir Gewis.
3. Johanu Georg Kütich,
Er erblickte das Tagslicht in München, wo er auch nach er⸗
langten veiferen Jahren bey den Vätern der Geſellſchaft JEſu die
unteren Schulen frequentiste , hernach aber fich nach Ingolſtadt bes
gab, und dafelbit der Weltweisheit und den Nechten fleißig oblag.
Nach vollendeten Studien übte er fi in Praxi, wordurch er fich
den Weg zu feiner Verſorgung bahnte; indem ex als Sekretaͤr bey
D den
0 - Mon gelehrten Gefellihaften in Baiern.
dem churfürftlichen Hofrath alhier ernannt wurde. Bey diefem Po⸗
fen blieb er ein lange Zeit, und übte fi auch zumeilen im der
deutſchen und fateinifchen Dichtkunft, worinnen ex eine große Staͤr⸗
ke erlangt hat. Er erhielt endlich den Beruf als churpfaͤlziſcher Rath
nah Mannheim, allwo er ungluͤckſeliger Weiſe erſtochen wur—⸗
de. Daß er an der Iſargeſellſchaft Theil gehabt habe, haben
mich Leute belehret, die ihne wohl gekannt haben; was für Stüde
aber derfelben aus feiner Feder gefloffen, ift gänzlich unbekannt,
S. IV. Don ihren Abhandlungen, die fie befannt machten.
Ihre Abhandlungen, fo gefprächweife eingerichtet find, beftes
hen, meines Willens, aus s. Bändgen, welche in München ohne
Deyfegung des Orts und der Druderey in 809 abgedruckt worden,
Ob nun Diefe Abhandlungen, bevor bey Ayständern , vielen Bey
fall gefunden haben , läßt fich billig zweifeln: ſoviel ift inzwifchen
richtig , daß jene Difeourfe, Die gegen die öfterreichifche Parthey
gerichtet waren, Der baierifchen nicht misfallen haben. Zur untrüg-
lichen Probe deffen mag jener ftarker Octavband dienen, der im Fahre
1703. von einem unbenannten Perfaffer in Drucke befannt ge⸗
macht wurde. Diefes Bıhd befteht aus 6. Theilen, und führer dieſe
Aufſchrift: Für das Vaterland des baierifhen Loͤwens getreue Ge>
färtin zu der Iſargeſellſchaft zc. ift aber von einem weit fehlechteren
Schrot und Korn, als der Afargefellfehaft ihre Abhandlungen find.
Bey der damals in Baiern aufgejtellt gemwefenen Fäiferlichen Admi⸗
niſtration hingegen haben die Mitglieder mehrermähnter Iſargeſell⸗
ſchaft mit ihrer Arbeit gar fihlechte Ehre eingeleget, indem der IV.
Theil confifeirt, und zu fefen gefchärfeft verbothen wurde , glaublich
aus Feiner andern Urfache, als weil fie das öfterreichifche Verfahren
gar zu fehr durchgelaffen haben. Daher rühret e8 auch, daß er⸗
ermeldter IV. Theif nicht fo Teicht , wie Die vorgehenden, zu fehen und
zu erlangen ift, er TS
Fünf
Bon gelehrten Gefelffchaften in Baiern. ru
Füuͤnfter Abſchnitt. |
Don der dritten gelehrten Geſellſchaft in Baier.
S. LJ. Wird ebenfalls zu Münden aus verſchiedenen Urfachen
am Jahre 1720 errichtet,
Nachdem einige gelehrte Männer , nämlich Gelafius Sieber,
Agnellus Bandler, Euſebius Amort, und andere mehr, mit vielem
Bedauern fehen mußten, Daß fo viele ſchoͤne Ingenia in Baiern
darnieder lagen ; find fie von diefer und anderen Urfachen a) im
Sahre 1720 auf die Gedanken gebracht worden, unter ihren eine
Gefellfehaft, der fie den Namen Academia Carolo - Albertina beylegen
wollten, zu errichten , Damit hierdurch das Reich der Wiſſenſchaf⸗
ten und freyen Künften, mehr erweitert, die ſchaͤndliche Unwiß
fenheit hingegen aus Baiern verbannt werden möchte. Zu diefen
Ende haben fie die, in dem zweyten Anhange fündigen Geſetze, des
ren Eingang zimlich brüderfchaftlich ausficht, abgefaßt , und fich
mit allen Kräften beeifert , wie fie ihre guten Abfichten , Die eben da⸗
ſelbſt angefuͤhret werden, gluͤcklich ausfuͤhren moͤchten.
a) Beſiehe die Vorrede des erfien Bands des fogenannten Parnafli Boici.
j N
$. II. Don dern Protector diefer Geſellſchaft.
Wie aus dem Schluß nur erwähnter Gefese abzunehmen
iſt, bat diefe Gefellfchaft den damaligen Ehurprinzen Earl Albert
um Dero gnaͤdigſten Schuß unterthänigft angeflehet , weil diefelbe
damals ſchon zu den Wiſſenſchaften und freyen Künften große Nei⸗
gung trugen , und derielben Liebhaber gegen alle feindliche Anfälle
mit Nachdruck unterftüsten. Ob nun aber der am Ende des
zweyfen Anfangs ebenfalls abgedrucfte Schugbrief ordentlich auss
gefertiget und der Gefellfehaft zugeftellet worden, ziehen Die noch
B2 lebens
12 Bon gelehrten Geſellſchaften in Baiern.
lebenden Mitglieder in Zweifel, und ſind vielmehr der Meynung,
daß zwar dieſe Geſellſchaft mit Vorwiſſen des Hofs errichtet, Dies
ſelbe aber niemals auf eine ſolche Art, wie die dermalige Akade⸗
mie der Wiſſenſchaften, beſtaͤttiget worden ſey: welche Vermu⸗
thung darum ganz wahrſcheinlich iſt, weil die Geſellſchaft
weder ihre Geſetze, noch den Schutzbrief, ihren Abhandlungen ein⸗
verleibet, oder in anderewege bekannt gemacht hat.
S. II. Don den Mitgliedern dieſer Geſellſchaft.
1) Belsfins Sieber, Auguftinerordens. |
Diefer war der Urheber der baieriſchen Mufengefellfehaft, folg⸗
fich bat ex auch unter den Mitgliedern obenan zu ſtehen; da aber
fein gleich nachfolgender Mitbruder deffen Leben in dem baierifchen
Muſenberg V. Band XVII Bericht, umftändig befchrieben hat,
fo finde ich eine weitere Beſchreibung Deffen um fo unnothwendiger zu
feyn , als diefes Buch noch in jedermanns Handen if. Ach will
alſo nur jene Abhandlungen bier bemerken a), die er, wieandere
Mitglieder, ohne Beyfegung feines Namens diefer Gefellfchaft ges
fiefert bat, und die mir fein guter Freund, der noch lebende nunmalige
Dechant des berühmten Stifts zu Polling, 5. Kuſebius Amort,
Dem ich viele Nachrichten von diefer Sefellfehaft zu verdanken A
angezeiget hat. Sie find folgende:
1. Ale Poeſien, die der Mufenberg enthält.
2. Rorläufiger Bericht von Baiern in kirchen ⸗geographiſch⸗
und politiſchen Sachen.
3. Von der Abſtammung des nunmaligen durchlauchtigſten
Churhauſes.
4. Ein⸗
Don gelehrten Gefellfehaften in Baiern. 13
j f
4. Einleitung zu einer Deutfchen Grammatik und Rechtſchrei⸗
Ding.
s. Anmerkungen über die, zwiſchen Catholiken und Prote⸗
ſtanten wegen Feyerung des Dfsnass im Bahe 1724. entſtan⸗
dene Steeitigkeit.
6 Beriht von dem Pallio, P dayumal dem erften *
biſchof in Wien verliehen worden.
7. Nachricht von der damals zu Marfeille graßirenden Peſt.
8. Bericht von dem anderten Canonizationsſaͤculo des heili⸗
gen Benno.
9, Bon einer neuerfundenen Feuermaſchine.
10. Bon dem Gebraudye Der Magnetnadel, um die Länge der
Dexter beftimmen zu Fünnen. |
112. Ron ungedructen Sachen des berühmten P. Bernhard
Bezens. |
12, Bon der Primis Sr. churfürftfihen Durchlaucht zu
ein. | i
13. Bon dem Gebäude und Einrichtung eines Buͤcherſaals.
14. Ron der alt und neuen Univerſalhiſtorie.
15. Von der tödlichen Krankheit und Hintritt Churfürfiens
Maximilian Emanuels ; und deffen Berwandfhaft.
-. 16. Bon der Anverwandfihaft St. dermalen regierenden
churfuͤrſtlichen Durchlaucht Maximilian Joſephs mit allen europäls
fihen Höfen,
‚ 2) Diefe und die folgenben. Rasrihten, ten jede Abhandlung: zum Verfaſſer
habe, wird nicht undienlich ſeyn, weil widrigenfals dieſes der Nechnet
ganz und gar verborgen bleiben wuͤrde.
B3 2) Agnes
14 Von gelehrten Geſellſchaften in Baiern.
2) Agnellus Randler, Auguſtiner ordens.
Die großen Verdienſte, die ſich dieſer fromme * gelehrte
Mann in viel Wege erworben hat, ſollten zwar weitlaͤuftiger an⸗
gefuͤhret werden. Weil ich aber die mir geſetzten Schranken nicht
uͤberſteigen darf, und dabey zu vermuthen iſt, daß ſich noch einer
aus feinen Mitbruͤdern finden werde, der ihm mit einer vollſtaͤndi⸗
gen Lebensbeſchreibung das gebuͤhrende Lob ſprechen werde: fü be
gnüge ich mic) in Kürze zu erwähnen, Daß er zu Regensburg im
Kahre 1692. den 16. des Auguftmonats das Tageslicht erblicket
habe. "Sein Pater war Johann Kandler, der dazumal bey der
churbaierifchen Geſandſchaft als Sekretär fund. Er wurde von
feinem felbft gelehrten Vater den Miffenfchaften gewidmet, worin⸗
nen er vor andern feinen Mitfchüfern einen fehr guten Fortgang
machte. Nach abfpfoirten unten Schulen empfand er einen Trieb
zur Einſamkeit; er wand fih daher im Jahre 1707. zu dem ober⸗
fin Vorſteher der baierifchen Auguftinermönde, und verlangte in
diefen heifigen Orden aufgenommen zu werden, Diefem Begehren
wurde ohne geringften Anftand willfahret, und er nach zuruckge⸗
fegtem Probejahre den ır. des Weinmonats zur Ablegung der feyer⸗
lichen Drdensgelübde zugelaſſen. Nach Verfluß einiger Jahre
mußte er auf Befehl feiner Dbern feinen Mitbrüdern die Welt⸗
weisheit vortragen, welches Amt er 4. Jahre lang mit dem ruͤhm⸗
tichften Erfolge bekleidet hat. Hierauf wurde ihme auch Das theo⸗
logifche Lehramt im hieſigem Kloſter anvertrauet, dem er mit gleie
ehem Ruhme 3. Jahre fang vorftund. Auf diefes folgte die Biblio⸗
thekaͤrsſtelle, während welcher ex die nüßlichften Bücher angefihaft,
und fich den Stoff zu feinen Schriften gefammelt bat. Eine Frucht
dieſes Amts war jene Abhandlung: Arnulphus male malus cogno-
amnatus , die in dem Jahre 1734. allhier in Münden an das Licht
wratt. Ey hat hierinnen jene Fabeleyen mit der erforderlichen Gruͤnd⸗
lich⸗
|
|
Don gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 15
lichkeit widerleget, welche einige Chronikenſchreiber Herzoge Arnulphen
dem Großen unverſchaͤmt angedichtet haben a), Die Gelehrſam⸗
keit dieſes beruͤhmten Manns war mit einer unwandelbaren Froͤm⸗
migkeit vergeſellſchaftet, und mit einem brennenden Eifer, die Pflich⸗
ten ſeines Stands zu allen Zeiten genaueſt zu erfuͤllen, verknuͤpfet.
Er wurde dahero im Jahre 1737. als Novitzenmeiſter angeſtellt, in
welchem Amte er Die Quadragenam Confiderationum de quatuor
noviffimis fchrieb und mit dem Druck bekannt machte. Dieſe
geiſtlichen Betrachtungen wurden wegen ihrer Vortreflichkeit ins Deut
fche überfeget. Die Gedanken find darinnen edel, ftark und erhas
ben, und die Lehre, Die darinnen behauptet wird, ift meifientheils
ans der heiligen Schrift hergeleitet. Won Diefem Amt Fam er
im Jahr 1740. nad) Piebach als Dberer und Beichtvater der
Nonnen dafelbft , allwo er die Klofterurfunden gefanmelt , und
bieraus eine Chronik verfaffet hat, die aber im Druck niemals zum
Vorſchein gekommen if. Bald hierauf wurde er nah München
berufen , und ihm die Sekretaͤrsſtelle der hierländifchen Provinz
übertragen : nach Berfluß 3. Fahre aber wurde er zum oberften Vorſte⸗
ber derſelben einmüthig erwaͤhlet. Ob ihm ſchon diefe letzteren zwo
Stellen vieles zu ſchaffen gaben, fo widmete er Doc) feine Neben⸗
ftunden den Wiſſenſchaften fehr fleißig, zur unwiderfprechlichen Bes
ſchaͤmung der jenigen, welche ſich mit ihren Berufsarbeiten entz
wo
ſchuldigen, und nicht nur nicht feldften Hand anlegen, da fie doch
die Schlüffel zu den Archiven und andern Erforderniffen Haben, fon=
dern fogar andere: aufgeweckte Köpfe entweder aus Meid z
oder aus anderen unerheblichen Beweggruͤnden von nuͤtzlichen Arbeiz
ten abhalten. Er arbeitete mit Beyhilfe des hieſigen churfuͤrſtlichen
Hofkammerraths Johann Adam Spaͤts b) in Verbeſſerung und Er⸗
laͤuterung des hundiſchen baieriſchen Stammenbuchs, und wollte
auch ſowohl die geiſtliche als weltliche Geſchichte, mit der Auf⸗
ſchrift: Mundus hiſtoricus tabulis compendioſis conſtructus kurʒ
zuſam⸗
16 Von gelehrten Gefelffchaften in Baier,
zafammen faffen, und feiner Zeit durch den Druck allgemein ma⸗
hen. Da er aber in der Ausarbeitang des legtern Werks, bevor
in der Zeitrechnung; gar zu viele Schwierigfeiten fand, der Forts
gang des erften hingegen-durch einen, der es vielmehr beförder
ſollte, gehemmet wurde, fo ließ er beyde liegen, und erwählte zus
feiner weitern Beſchaͤftigung die gelehrte Geſchichte feines Ordens,
in der Hofnung, daß er nach dem rühmtlichen Beyfpiele feines Ordens⸗
bruders , Dominicus Antonius Gandolphus, Der Die Lebensgefchichte
Ducentorum Auguftinianorunı ante Concilium Tridentinum eruditio-
ne clarorum gefihrieben hat , noch vor feinem Ende eine gleiche Zahl
nach Diefer Kirchenverſammlung berühmter Männer werde ausar-
beiten Tonnen. Er Fam in dieſer Arbeit c) nicht gar zu weit,
indem er den 19. des Hornungs 1745. von einem Schlagfiuß hef⸗
fig: berübret wurde ,„ und nach Verfluß einer Eurzen Zeit in dem
Herrn entſchlief. Alle philoſophiſche und chriftlihe Tugenden fanz
den fih in dieſem gelehrten Manne mit den feltenften Gaben des
Beritandes vereiniget. Eine aufrichtige und innbruͤnſtige Gottes⸗
furcht, Die fich ſtaͤts gleich bfieb, und allen Schein des fonderbas
ven floh, war die Seele aller feiner Handlungen. Wenn man
ihn als Freund. betrachtet „ ift an feinem. Character auch nicht Das
mindefte ausjufesen. Er hatte ein von Natur zärtliches und mit
leydiges Herz: es wurde felbes von anderer Unglück lebhaft gerühs
get, und man durfte feiner Hülfe nur nöthig haben., wenn man ih⸗
zer verfichert feyn wollte. Er vechnete es gewiſſer maßen für einen
Dienft , der ihm geleiftet. tourd , wenn man ihm Gelegenheit gab,
sadern zu dienen. Seine Freundſchaft war noch Dabey zärtlich
and beftändig. Er wußte mit einer aufrichtigen. Ergebenheit Die je=
sige Sorgfalt und Aufmerkſamkeit zu verbinden, welche Die An⸗
nemlich keit und den Reitz der Freundſchaft ausmacht: deßwegen
hatte er auch Freunde unter allen denen, welche in Baiern ihrer
Wiſſenſchaft Tugend ı und ihres Rangs wegen Die anfehnlichften
j wis
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Bon gelehrten Gefellfhaften in Baiern. 17
‚waren. Unter die Zahl feiner Vertrauteſten, die noch im Leben
find , find obiger churfürftlicher Hofkammerrath, deffen GStiefbrus
der der churfürftfiche Hofbibliothekaͤr, und St. hochfürftlichen Durch
Taucht Herzogs Clemens aus Baiern Cabinetsfekretär, Felir Andress
Oefele, und obiger S. Zufebius Amort zu zählen , die fein freunds
fchaftliches Betragen noch immerhin gar fehr anruͤhmen, hierdurch
aber eine untrügliche Probe ablegen , daß ihre Gegenfreundfchaft
auf gutem Grunde gebauet war, weil fie auch nach feinem Tod
noch forrdauert. Dies Drts verdient gleichfalls noch angerühmt zu
werden jener Eifer, den er zur Aufnahme und Rerbreitung der Wifs
fenfihaften und gegenwärtiger Gefellfchaft jederzeit angewendet hat.
Die Abhandlungen „ fo er dem baierifchen Mufenberg einrücfen
ließ. Eind folgende;
1. Die Befchreibung der baierifchen Biftimer und Bifchöffe
von ihrem Urfprunge bis auf unfere Zeiten, nämlich Regensburg,
Paſſau, Salzburg, Freyfing und Chiemſee, wie auch des Stifte
zur alten Kapellen in Regensburg.
2. Die Lebensbefchreibungen gelehrter und berühmter Männer
in Baierland, benauntlich Aventins, Johann Edens, Martin Eis
fengreins, Peter Appians, Johann von der Werth, Friederich
Staphilus und Gelaſius Hiebers,
3. Beriihiedene Berichte von baierifchen Landkarten.
4. Stammenregifter und Befchreibungen der Grafen von
Scheuern, Wartenberg, Tilly, Sensheim, Toͤrring, Taͤttenbach
und Heimhauſen, der Freyherrn von Lerchenfeld und Perfall, wie
auch die Beſchreibung des Maffeiſchen Geſchlechtes.
5. Beſchreibung der Kloͤſter Nider- und Oberaltaͤich, Alderz
ſpach, Altenmuͤnſter, Hohenau, und Andechs.
6. Anmerkungen uͤber die deutſche Sprache.
C a) Er
18 Von gelehrten Gefellfchaften in Baiern.
a) Er hat auch um diefe Zeit Vitam S. Rofinz , die Geſchichte der ſalzbur⸗
giſchen Emigranten, Officium de S. Guilelmo, und Ertels baieriſche
Denkwuͤrdigkeiten vermehrter, jedoch ohne Beyſetzung feines Namens heraus
gegeben. Nebſt dieſem hat er auch des P. Keßlers Buch: Gemitus Compe-
ditorum ins Deutſche uͤberſetzet, und mit dem Druck bekannt gemacht.
Nicht minder hat er ſich angelegen ſeyn laſſen Hermanni Ulmeri Phra-
feoloziam mit ſehr vielen Artickeln zu vermehren: dieſes Buch iſt aber
nicht gedruckt worden. k
Diefer fehr fleißige, und in der baierifchen Adelsgeſchichte beft erfahrne
zdann feßet feine Sammlungen noch immer fort, die bereits etliche Baͤn—
de betragen, und fehr nüsliche Urkunden und Nachrichten enthalten.
e) Die der nunmalige Aßiſtens Germanis , der fo geiftreich als gelehrte Mann
P. Selig Offinger , dem Vernehmen nach, fortfegen wird. \
b
no
3) Franz Zoſeph Grein , oder vielmehr Gruͤnwaldt.
Er ward im Jahre 1708. zu Wolfertshauſen gebohren, wofelbft
fein Vater das Guͤrtlerhandwerk trieb. Er hatte von der Natur
die fehönften Gaben erhalten , die er von Kindheit an mit der größten
Gorgfalt wohl auszubilden bemühet war; welche Bemuͤhung ihm
auch mit dem gläcklichften Erfolge belohnet wurde. Er that fih in .
allen Claſſen hervor, und übertraf feine Mitfchüler eben fo fehr an
dem aefchwinden Genie, als an der Emfigkeit in dem ftudiren.
Nachdem er die fchönen Wiffenfchaften getrieben hatte, fehritt er in
Ingolſtadt zur Weltweisheit: hierinnen gab er von feiner Gelehr⸗
famkeit folche ausnehmende gute Proben, daß ihm von der medici-
nifchen Facnltaͤt dafelbft Die Damals ungewöhnliche Gnade und
Erlaubniß zugeftanden wurde, nicht nur die Collegia Medicinaͤ
nebft der Philoſophie anhören, fondern fogar in den öffentlichen Dis
fputationen mit und neben den ordentlichen Lehrern der Arzneywiſ—⸗
fenfchaft argumentiven zu daͤrfen a). Diefe vortrefliche Gemuͤths⸗
gaben bewogen feinen Lehrer, den um Das Vaterland unfterblich
ver⸗
Bon gelehrten Gefellfhaften in Baiern. 19
verdienten b) Profeffor Moraſch, daß er ihn in fein Haus nahm,
und feiner vertrauteften Freundſchaft würdigte. Diefe vortheilhaf-
tige Gelegenheit machte fich derfelbe wohl zu Nusen ; und da er
von feinem Lehrer durch die ftärkften Beweisgruͤnde überzeuget wurde,
daß die peripatetifche Weltweisheit zur gründlichen Erlernung der
Arzneywiffenfchaft nicht viel tauge, legte er fich auf die Damals im
Lande durch den fehr gelehreen Benedietiner aus dem Kiofter
Geon, P. Sructuos Scheidſach, oder dem verfappfen Carpophorus
del Gindice c), und obigem Profeffor Moraſch Eurz vorher eingeführte
atomiftifche Philofophie mit vollem Eifer, und Fam bierinnen
fo weit, daß er noch als ein Student im Stande war, feinen
Medicum novitium ferupulofum , deffen meifte Säge auf dem
Grund der eben erwähnten Bhilofophie beruheten , fehr wohl abzu-
faſſen. Anſtatt daß er durch dieſe ruͤhmliche Bemuͤhung den Grund
zu feiner Fünftigen Verſorgung geleget , hätte er fich hierdurch bey
nahe feinen völligen Umfturz zumegegebracht , indem der Eenfor
deffelben, ungeachtet er ihm die Erlaubniß zum drucken vorhin ſchon
ertheilet hatte, und ein Theil hiervon fehon abgedruckt war, ermefdtes
Buch zur nochmaligen Eenfur mit dem Vorgeben verlangte, daß er
einige Säse hierinnen angeführet hätte, die ibm, oder vielmehr
andern, anjtößig ſchienen, mithin noch auszumärzen wären. Grün
waldt vermeigerte Diefes Anfinnen aus zweyerley Urfachen: weil das
Buch) die Eenfur ſchon paflirt, und er hierauf fehon einige Unköften
verwendet hatte. Der Segentheil hingegen beharrte auf feinem Bez
gehren: Daher er Gruͤnwaldt, um dem Ungewitter, fo ihm ſchon
drohete, auszumeichen , die hohe Schul zu Ingolſtadt verließ, und
fich nad) Altdorf wand, allwo er nach überftandenen feharfen Pruͤ⸗
fungen ; und ohne Vorſitz de vita Plantarum gehaltenen Dips
tation, im Jahre 1732. den Doctorshut erlangte, Ex Eehrte fodann
nach Ingolſtadt zurück, und mußte gleich erfahren, daß das vori⸗
ge * ſeitdem nicht nur nicht gedaͤmpfet worden, ſondern viel⸗
C2 mehr
20 Voan gelehrten Gefellfchaften in Baiern.
mehr auf ein neues zu toben anfieng. Er wurde von dem Rector
der hohen Schule abermaf citirt, und da er das Forum nicht er⸗
fennen wollte, wurde er cum infamie nota relegirt ; da aber dieſe
Relegation ohne fandsfürftliches Borwiffen unternommen worden,
fo war fie ohne Wirkung d). Hierauf gieng er nach München, wo
gleich wieder ein neuer Krieg entftund: der Profeffor der Weltweis⸗
heit dafelbft, P. Franz Faveri Staͤngl, machte mit dem Drud die
Trage bekannt: an Philofophiz atomiflicz aditus patere pofhit,
vel debeat ad Lyczum Monacenfe nuper erectum? und dußerte
bierinnen, daß er Grünwalde zu dem Buch ; Medicus novitius
ferupulöfus nur den Namen hergeliehen, und ein anderer, nämlich
der Profeffor Moraſch, felbes verfaffet habe, Grünmwalde wurde
hierdurch fehr aufgebracht, und in feiner epiftolica Animadver-
fione bewies er deutlich, daß er fich nicht, wohl aber fein Gegen«
theil, einen gelehrten Diebjtal habe zu Schulden kommen laſſen.
Diefe Vertheidung machte bier großen Lärmen, und gab zu noch
mehrern Unruhen Anlaß : e8 wurden Daher dieſe, wie auch des
Medici ferupulofi noch nicht vertheilte Eremplarien, auf Gegen
theiliges Anſuchen confiſcirt, und hiermit dieſer Eomödie ein End
gemacht Nach dieſen gluͤcklich überfiandenen Verdruͤßlichkeiten
fing ev an, ſich der Praxi Chlynicz und den Muſen mit noch
größerm Eifer zu widmen. Eine Frucht hievon war fein Album ja-
trium Bavariz, fo er im folgenden 1733. Jahre heraus gab ; wels
ches von den Gelehrten in Commercio litterario Nor. und den Ars
beiten der Gelehrten im Reich fehr wohl angenommen worden iſt.
In den nachfolgenden Zahren faß er auch nicht müßig , fondern
fammelte fehr viele Kräuter, die in diefen Gegenden wachen, und
gab ein Verzeichniß derfelben heraus , deren Anzahl er hernach um
ein merkliches vermehrt hat. Im Jahre 1735. wurde feine Anzei-
ge Älterer Schriften, welche mit einigen, zur beierifchen Siftorie |
der Gelehrſamkeit dienlihen Anmerkungen verfeben find, in die Ars
beiten
Bon gelehrten Gefellfchaften in Baier. 21
beiten der Gelehrten im Reiche eingerücket, und von ihm die Res
bensbefchreibung des berühmten Prof. Moraſchens dem Druck übers
geben. Diefe rühmliche Bemühungen brachten ihn nicht nur in
dem Land, fondern auch bey den Ausländern in großes Anfehen ;
er wurde daher von dem Bifchof zu Freyſing als Leibarzt, und von
den Landftänden als Landfchaftsphyficus münchnerifhen Nentamts
ernennet , wie auch in die Societatem Natur Curioforum uns
ser dem Namen Polybius IL. aufgenommen, in deren Actis feine
nova febris miliaris fub exitum anmi 1733. €} initium ouni 1734. in
celfiffimo alpium penninarum Bavaria jugo epidemive grajlantis zu finden
ift. In eben erfagtem Fahre 1737. gab er auch des ehemaligen
churfuͤrſtlichen Leibarztens Heinrich Menrads von Verwaltnern
Methodum vefolvendi Punta theorica, practica, und zwey Jahre
hierauf deffelben Sermones wcademicos in den Druck. Hiernaͤchſt
machte ev um eben diefe Zeit, auf Befehl der Landfchaft , jedoch
ohne Beyſetzung feines Namens, eine Abhandlung von den Mitteln
gegen die damals graßirende Viehſeuche in deutfcher Sprache bes
kannt. In den darauf folgenden Jahren war er nicht minder ars
Beikfäm j3 wie das nachfiehende Verzeichnig jener Abhandlungen ,
Die er gegenwaͤrtiger Gefellfehaft geliefert hat, fattfam bewähret.
Er wurde aber von feinem Fleiße theis durch feine fchlechte Geſund⸗
heitsumftände, theils aber durch die vielen Verdruͤßlichkeiten, fo er
bon feinem, ‚alten, murriſchen Weibe auszuftehen hatte, in, mehren
Wege abgehalten. Als er endlich im Jahre 1743. zu einen Kranz
Een nach Kloſter Beyerberg geholet, und im Zuruͤckwege umgewors
fen wurde, fiel er auf einen Stein, wordurch er auf der Bruſt
toͤdtlich verwundet wurde. Mit einem> chriftlichen Heldenmuth fah
er demjenigen Zeitpunct-getroft entgegen, der ihn in die Ewigkeit
abforderte. Und er war nur bedacht, fich zu dem Augenbli⸗
cke zu bereiten, der fein? ewiges Schickſal entſcheiden würde. Mit
den großen Wahrheiten der Religion war ex ftätg zu ſehr beſchaͤfti⸗
C 3 get
22 Von gelehrten Gefellfehaften in Baiern.
get gewefen, als daß er ſich nicht in den legten Stunden den heili⸗
gen Empfindungen ganz hätte überlaffen follen, die in dem Herze, wie
das feinige war , erwecket werden mußten. Eine unbewegliche
Gedult, eine demüthige Ergebung in den Willen GOttes, ein fes
ftes Vertrauen auf feine Güte, und eine zärtliche Dankbarkeit für
alle feine Wohlthaten Tiefen ihn bey dem Vater der Barmberzig-
Feit Gnade finden. Er gieng nach etliche Wochen lang angedauerz
ter Krankheit in eben befagtem Jahre ohne Zuruͤcklaſſung einiger
Leibserben in die Ewigkeit. Sein Leichnam ift nach feinen Ver—⸗
langen in fein Geburtsort überbracht, und in Der Pfarrkirche das
felbjt beerdiget worden. Sein guter Freund Fofepb Antoni Oefele,
Theologiaͤ Doctor, und Ehorherr zu unfer lieben Frauen alhier,
ließ ihm ein Grabmal von Marmor auftichten e). Geine
Schriften, womit er den Mufenberg bereichert hat, find nachftes
bende;
1. Bericht von dem berzoglichen Leibarzten D. Johann Sart⸗
lich,
2. Ron dem damalen in Baiern- und.anderer Orten graßivens
den Viehfall.
3. Kebensbefchreibung des berühmten Benedictinermoͤnchens,
PD. Carl Meichelbecks. u
4. Beſchreibung einiger in Baiern befindlichen Heil-und Ge⸗
ſundbrunnen.
5. Bericht von dem Gaſteinerbad.
6. Commentatiuncula de Geigeris.
7. Lebensbefihreibung des Johann Joſeph Ports.
8. Lebensbefchreibung P. Ulrich Staudigels, Benedictiners vom
Berg Andechs,
' a. Nach⸗
Bon -gelehrten Gefellfchaften in Baier. 28
9, Nachricht von dem heiligen Quiriniöf
10. Unvorgreifliche Gedanken vom Salzweſen in Baiern.
11. Nachricht von Sippolytus Quarinonius.
12. Hoͤfliches Erſuchen an alle treugeſinnte medieiniſche Patrios
ten Baierlands von einer Topographia Botanica.
13. Nachrichten von einigen neu heraus gekommenen medieini⸗
ſchen Büchern. |
Diefer fleifige Mann bat zwar noch fehr viele Abhandlungen
von verfchiedenen Dingen verfaßet, und nach feiner eignen Geftänd«s
niß bey 40. Heil- und Gefundbrunnen befchrieben; allein es ift hies
von nichts zum Vorſchein gekommen , inzwifchen aber foviel richtig,
und gewiß, daß er noch etliche Tage vor feinem Hintritt dem Dis
tector des Collegii nature Curioforum einen großen Theil hievon
zugeſendet habe; wie mir deffen vertrautefter Freund, vbenbemeldter
Selig Oefele unlängft vernachrichtet hat, dem er es felbften auf feis
nem Todbethe eröfnet hatte. Hätten andere Aerzte dieſem ruͤhmli—
hen Beyfpiele nachgefolget , welch eine gute Geftalt wurde nicht
die Arzneywiſſenſchaft in Baiern iso ſchon haben?
a) Beweis des Zeugniffes, fo ihm fein vortreflicher Lehrer Adam Mo—
rafch ertheifet hat, und in des Gruͤnwaldts Monito ad Leftorem in
Animadverfione epiftolica ad P. Francifeum Xaverium Stängl data zu
erfehen ift.
b) Auf feine Veranlaffung iſt in Ingolſtadt das Theatrum Anatomicuma
erbauet,und der botanifche Garten angeleget , und hierdurch das medicinifche
Studium zu. einer mehrern Aufnahm gebracht worden. Die Einführung
der atomiftifhen Weltweisheit iſt ihme größtentheild auch zu verdan-
fen.
ce) Er mußte fich als ein Atomiſte unter diefen Namen verftecken , weil dazu=
mol die atomiſtiſche Philofophie und ihre Anhänger gar zu fehr verhaßt
woren;
24 Von gelehrten Gefellfchaften in Baiern.
waren ; wie es diefer fromme und gelchrte Mann deffen ungeachtet leyder
genug erfahren hat.
d) Die mehreren Umftände mögen in feiner oben angeführten epiftolica
Animadverfione nachgelefen werden.
e) Es iſt folgenden Innhalts: Joh. Grein, ceu Grienwald, Veliphoratuf-
nus Med. Dot. Rey. Ser. Principis Epife. Frif. Med. cubie. inclyt.
Stat. Prov. Bav. Phyf. & S. R. I. Acad. N, C. Collega Auno
M. DCC. XLIII. die XI.Menf, Jul. R.LP,
4. Johann Baptift Inninger, Yuguftinerordens,
Iſt allyier von wohl bemittelten und dem Patritienftande beys
gethan gewefenen Aeltern im Jahre 1656. gebohren, und in Dem ein
und zwanzigften Jahre feines Alters in den Kinfiedlerorden Des
heiligen Auguftins: aufgenommen worden. Nachdem er etliche
Jahre lang mit allem Lob Die Weltweisheit und Gottesgelehrt⸗
heit a) feinen jungen Mitbruͤdern vortrug, wurde er in dem Kloſter
zu Ramsau , und hernach in dem hieſigen, ala Oberer ernennet.
Worauf ihm die Stelle eines Provinciald aufgerragen wurde, die
er in den gefäbrlichften Zeitläuften Dreymalen mit der erforderlichen
Klugheit bekleidet hat. In der Muſik war er cben fo geſchickt,
als in der Mathematik; daher auch fein Planifpherium verlatile,
fo ex 1718. drucken ließ, ſehr gefhägt wird, Er hat auch Durch vier
les Bauen das biefige Kloſter zu feiner heutigen Zierde gebracht,
‚und den fogenannten Auguftinerfiock von Grund auf neu hergeftels
It. Den eg alles Steifches hat er den 18. des Hornungs 1730,
angetreten. Von ihm muß hier angeruͤhmet werden, Daß er als
Provincial die Kloſterbibliotheck mit nüßlichen Büchern bereichert,
und überhaupt für die Aufnahme ſowohl dieſer Geſellſchaft, als der
Wiſſenſchaften, eifrig geſorget habe.
a) Eine Frucht hievon find feine Quæſtiones ſelectæ ex IL, & III. Parte
Aheologie a die er im Jahre 1697. heraus gegeben hat.
s, Cor
Bon gelehrten Geſellſchaften in Baiern. 25
. Corbinian Mauerer.
Iſt 1678. zu Deterfingen zus Welt gekommen. Er war ein
‚gelehrter und. arbeitfamer Mann, der nicht nur dem P. Kandler zur
Ausarbeitung feiner Schriften als Amanuenfis, fondern auch Dies
fer Geſellſchaft in viel Wege gute Dienfte geleiftet hat. Ob er zu
dem baierifehen Mufenberg einige Abhandlungen geliefert. habe, ift
mir unbekannt, hingegen fo viel richtig, Daß feine Sonnenuhr in
Kupfer geftochen, und von vielen wohl aufgenommen worden fey.
Nachdem er verfihiedene Ehrenftellen in feinem Orden mit Ruhm
bekleidet hatte, ſtarb er den 23. des Weinmonats im Jahre 1727.
6, Herr Kuſebius Amort; regulirter Chorherr, und jegiger
Dechant des berühmten Stifts in Polling, Auguftinerordene,
Diefer gelehrte Mann war der erfte, der dem P. Lieber und
P. Kendler in Ohren lag, daß fie einige gelehrte Männer nach
dem ruͤhmlichen Beyfpiele anderer Nationen zu einer Geſellſchaft bes
reden, und jener Das Directorium derfelben übernehmen möchte ;
es gebührt ihm demnach allerdings die Ehre, daß dieß Orts von
demfelben eine Anregung gemacht werde. Sch, gedenke aber. bier kei—
neswegs, mich auf eine vollftändige Erwähnung feiner Lebensum—
- ftände,, und dem Publico bereits vielfältig mitgetheilten gelehrten
Schriften einzulaffen : theils weil hievon Sedermann, der nur ein
bischen in der gelehtten Welt bekannt ift , zureichende Nachriche
hat; theils hingegen deswegen , weil man mich widrigenfalls eis
ner niederträchtigen Schmeicheley beſchuldigen Därfte, wenn ich mich
noch) in feinen Lebenszeiten hierüber weitſchichtig ergießen wollte:
bevor, da ſich mit der ftärfften Wahrfcheintichkeie vermuthen läßt,
daß nach feinem ( GOtt gebe) noch nicht ſobald fich ergebenden toͤdt⸗
lichen Hinſcheiden Einer feiner gelehrten Collegen diefen Mangel vol
lends erſetzen werde Ich melde alfo hier muy , daß von ibm in
D dem
26 Don gelchrten Gefellfhaften in Baiern.
dem baierifihen Muſenberg die nachgefegten Abhandlungen zu finden
jeyen, namlich:
1. Verſchiedene Obfervationes Aftronomicz , die demſelben
groͤßtentheils von P. Ignatʒ Boͤgler der Geſellſchaft JEſu aus
China mitgetheilt, und von ihm Herrn Dechant mit den noͤthi⸗
gen Anmerkungen verſehen wurden.
2. Verſchiedene Berichte von neuen nuͤtzlichen Buͤchern und
gelehrten Neuigkeiten.
3. Verſchiedene Anmerkungen uͤber philoſophiſche Sachen,
als: vom Barometer; vom Thermometer; von dem Kometen, ſo
im Jahre 1723. erſchienen iſt; von einer ſeltenen Wirkung eines
Donnerſchlags; von der Unmoͤglichkeit Gold zu machen.
4. Beſchreibung der Art, wie nach dem Syſtem des P. Hi-
caſii Grammatici d. G. 3. Die longitudo terrarum ex varia declina-
tione magnetis mit der Zeit Fönnte erfunden werden.
5. Unterfuchung der wahren Urfache des fehnellen Tode eini-
ger Berfonen bey dem Brummen zu Vezenach 2.
6. Nachrichten von etlich dreyßig baierifhen Bibliotheken „|
und ihren handgefchriebenen Büchern,
7. Nachrichten von den Akademien in Nom, und den Biblio-
fir daſelbſt, wie auch von der Aasmaliapn Einrichtung in der
Gelehrſamkeit zu Rom.
8. Lebensbeſchreibung des berühmten Jeſuiten, P. Nicaſii
Grammatici.
a) Sie wurde derjenigen entgegen geſetzet, die der D. Bergbauer hierüber
angefteltet hat, und in des Parnaſſi Boiei Sten Unterredung „ 63. Be—
richte zu finden. ifk.
7 Jo⸗
Bon gelehrten Gefellfchaften in Baier. 27
—XR Johann Adam Spät, churfürftl, Sofkammerrath in Münden,
Welcher von den noch febenden Mitgiicdern der zweyte iſt,
der den Verſammlungen diefer Geſellſchaft ordentlich beygewohner,
und einige Abhandlungen derfelben übergeben hat. Sie find folgende;
31, Bericht von hoher AbEunft, Stammwappen, Geſchlechts⸗
folge, und Guͤtern der Grafen von Wartenberg.
2. Bon Hanns Roſenpluͤt, einem alten deutſchen Dichter, und
deſſen Befchreibung eines Zugs wider die Hußiten.
3. Bon dem alt adelichen Geſchlechte der Reichsfreyen und
Grafen von Tilly.
4. Von dem churfuͤrſtlichen Reſidenzſchloß und Markt Dachau.
5. Lebensverfaſſung Orlandi de Laſſo, geweſten obriſten Ka⸗
pellmeiſters in Baiern.
$. IV. Don jenen, welche Feine ordentliche Mitglieder ger
wefen, doch aber einzelne Abhandlungen eingeſch ickt —
Ich habe oben (V. Abſchn. 8. II.) ſchon bemerket, daß diefe
Geſellſchaft nicht von dem Landsfuͤrſten, ſondern nur von einigen
guten Freunden errichtet worden ſey: daher geſchah es auch, daß
ſie auch von Andern, die ihren Verſammlungen nicht beyzuwohnen
pflegten, und folglich keine ordentliche Mitglieder waren, einzelne
Abhandlungen annahmen , und in den Muſenberg einräcten.
Don a Gattung findet man hierinnen —— Stuͤcke;
als
* Von dem ——— Leibarzte D. Wolfgang Bergbauer
eine Unterſuchung; warum jene 5. Perſonen, ſo zu Veʒenach, uns
D 2 weit
28 Don gelehrten Gefellfchaften in Baier.
weit Schärding , einen Brunnen gegraben haben, fo ſchnell dahin
geſtorben ſind?
2. Von dem P. Theodor Schmackers der Geſellſchaft Zu
und geweſten Beichtvater Ihro Durchlaucht Churfuͤrſtin eine Ab⸗
handlung von dem beruffenen Geheimniß des Alkaͤeſts.
3. Von dem regulirten Chorherrn zu Polling, und geweſenen
Pfarrer zu Forſtenried Philipp Sailer eine kurze Beſchreibung
des Stifts Bernried, und das Denkmaal des ausgeſtorbenen baie⸗
riſchen Geſchlechtes der edeln Seevelder von Euer und Deifens
berg.
4. Bon dem Herculanus Vogl, Chorherrn des eben erſagten
Stifts, hiſtoriſch „und philoſophiſche Abhandlung von dem ſogenann⸗
ten Nordlicht, oder Lumine Boreali.
5. Bon Benno Zaͤißberger, Dechant und regulirten Chorherr
zu Beyrberg, eine Nachricht von den Stift weg N und von dem
alten Geſchlecht der Iringer.
Daß der D. Joſeph Pock zu den erſten 24. Unterredungen das
Seinige auch deygetragen habe, beſtaͤttiget D. Grünwald im sten
Bande, aten Stuͤcke, 142ten Dlat : was für Abhandlungen aber
aus feiner Feder gefloffen , iſt den noch lebenden Mitgliedern, folg⸗
lich auch mir unbekannt.
Von dem noch lebenden Herrn Profper Goldhofer, Bebrer der
Mathematik zu mehr erfagtem Polling ift im s. B. 1. Verſamml.
56. Blat eine Berechnung der Mondsverfinfterung zu finden, die
fih im Sahre 1736. ergeben hat, Ingleichen findet man in nur
erwähnten sten Band, 2ten Verſ. 79ten Bl. von oben ermeldtem
Seren Selig Oefele ein Schreiben ad Parnaflum Boicum , worinnen
er ſich anerbothen hat, einige Abhandlungen von baierifchen Kuͤnſt⸗
lern
Don gelehrten Gefellfchaften in Baier. 29
fern der 3, letztberfloßenen Zahrhunderte auf jenen Fall zu Tiefe
zen, wenn fein Vorſchlag beangnehmet, und mit einigen Beytraͤ⸗
gen ünterfiüiset würde. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß diefes ruͤhm⸗
liche Vorhaben waͤre ausgeführt worden, oder noch ausgeführt
würde, weil wir von unfern > ae ‚gar Feine Nachrichten aufs
‚ gumeifen haben.
Weil nun diefe den ——— nicht — haben,
und folglich Feine ordentliche Mitglieder waren, fo habe ich auch eis
ven Anftand genommen, von felbigen bier Orts —“ zu
handeln.
8. V. Von den Abhandlungen dieſer Geſellſchaft.
Wiewohl dieſe Geſellſchaft nur aus 5. ordentlichen Mitglie⸗
dern beſtund, ſo haben ſie jedannoch viele Adhandlungen der Preſſe
uͤbergeben, und dem Buch folgende Aufſchrift gemacht: Parnaſſus
Boicus, oder Yieu s eröfneter Muſenberg, worauf verſchiedene Denk⸗
nnd Keswürdigfeiten aus der gelehrten Welt, zumslen aber sus den
Sonden zu Beiern abgehandelt werden. Er beträgt in allen 6,
Bände in 800 , und die 4, erfteren hievon find in München bey
Eucas Straub, des sten Bands 2. erfte Berfammlungen zu Eons
ſtanz bey Marimilian Heiß, die Übrige erfagten Bandes hingegen
bey Jacob Voͤtter alhier gedruckt worden. Der ste und Ießte
Dand ift zu Weißenburg am Nordgau zum Porfchein gekommen.
Saͤmmtliche Stuͤcke find bereits vergriffen worden, fo, daß man,
bevor von den 4. erften Bänden , kein einziges mehr befommen kann.
Woraus demnach zu fehliehen ift, daß die Bemühungen diefer Ge-
fellfchaft den Geſchmack in Baiern ziemlich rege gemacht, fohin ihre
gehabte Abficht, wenigftens in diefem Punkt, gluͤcklich erlanger haben.
D 3 8. V.
so Roi gelehrten Geſellſchaften in Baiern.
S. VI. Don dem Schidfel und Ende diefer Geſelſchaft wie
auch von dem Beyfall, den ſie erlangt hat.
Gleichwie dieſe Geſellſchaft auf den Fuß der 2. vorhergehen⸗
den errichtet war, fo war fie auch dem naͤmlichen Schickſal unz
terworfen. So fang der P. Hieber noch bey Leben, und der Here
Dechant Amort noch in Polling war, fo lang wurden Die Arbeis
ten ununterbrüchig fortgefeget , und die 4. erften Bände dem Pub-
fico mitgerheifet. Sobald aber jener in die Ewigkeit, diefer bins
gegen nach Nom gieng, fobald Fam aud) alles ins jtecfen ; worin⸗
nen es fo fang blieb , bis der Herr Amore von dar zuruͤck kam.
Sodann ſprach Ddiefer dem P. Kandler neuen Muth zu. Worauf
fie ihre vorige Arbeit neuerdings anfiengen, und neue Mitglieder
anwarben. Es Famen dahero im Fahre 1736. der ste Band mit
der Aufſchrift: Neu fortgefeister Parnaflus Boicus £$e. heraus; auf
- welchen hinnach der. ste und legte Band, welchen der D. Grünz
waldt größtentheils verfaßt bat, im Jahre 1740, gefolget if.
Da nun auch dieſer das Zeitliche verließ, fo ift dieſe Gefellfchaft
vollends zertrümmert worden und zum Ende gegangen.
Die Urtheife hierüber find , wie es gemeiniglich zu gefchehen
pfleget , veriihiedentlich ausgefallen. Der Zobenn Hübner in ſei⸗
ner Bibliotheca Genealogica pag. 433. lobet diefe Arbeiten : bin
gegen die Verfaſſer der in Leipzig gedruckten Beytraͤge zur kriti⸗
ſchen Hiftorie der deutſchen Sprade a) haben im 13. Stuͤck rs. DI.
hierwieder vieles einzuwenden gehabt. Weſſen Kritik die beffere
fey , mögen die Lefer urtheilen. So viel fiheint mir unläugbar
zu ſeyn, daß im eröfterten Muſenberg ſehr viele gute Nachrichten
ftehen, die einen Beyfall verdienen. Wenn demnach andere Ab-
handlungen von einem geringern Iberth find, fo wird hierdurch das
Lob der beffern um ſo weniger verdunfelt werden , je unläugbarer
es
a \ &
Von gelehrten Gefellfchaften in Baier. gr
es iſt, Daß noch heut zu Tage nicht alle. in einer periodifihen
- Sammlung findige Abhandlungen gleich gut find. Hiernächft wird
ihre gehabte gute Abſicht jederzeit zu loben , und. bier auch der
Denkſpruch gültig ſeyn:
Si deſint vires, tamen eſt laudanda voluntas.
a) Der P. Randler hat eine kurze Widerlegung in dem zten Band des
Muſenbergs zten Verſamml. zoten Berichte, 76ten Blat dage⸗
gen einruͤcken laſſen.
IE An⸗
[N S ES es
JE MIAMI TE TE LTE RATE N N NETTE
. wie
NE NE NEE TEE TE NET AE N
FETTE REEL
I. Anhang
von dem im V. Abſchnitt 8. J. und U. Meldung gefchieht.
ACADEMIA
KARULO- BUBEN TEN
ab
Octo Religiofis, & Ecclefafticis, totidemque Szcularibus
inftituta Monachü 1720. a)
Se hro churfuͤrſtliche Durchleucht unſer gnaͤdigſter Landsfuͤrſt und
Herr haben den unſchaͤtzbaren Ruef, daß Sie in allen einem
Regenten anſtehenden Wiſſenſchaften die klugiſte, beſtbe—
gruͤndte Erfahrenheit haben, mit deme aber ſich nicht begnuͤegen,
ſondern dem durchleuchtigiſten Churhaus einen unſterblichen Ruhm
zu machen, alle gnaͤdigiſte Sorg tragen, daß Dero ſammentliche
durchleuchtigiſte Prinzen in denen edliſten Wiſſenſchafften ſich un-
vergleichlich qualißciren; zu welchem Ende Ihro churfuͤrſtliche Durch⸗
leucht von fuͤnf Jahren her gnaͤdigiſt veranſtaltet, daß nit nur allein
Ihro Durchleucht unſer gnaͤdigiſter Churprinz und Here mit größten
Nuhm ex Jure univerſo, und ſonderlich aus dem nutzlichen Jure
publich , andere durchleuchtigiſte Prinzen aber ex Philoſophia &
Rito-
Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. 33
Hiftoria univerfali durch öffentliche Difputationes die preißwürdigi-
fie Erfahrenheit in verſchiedenen hochadelichen Wiſſenſchafften der
ganzen gelehrten Welt Fund gethan; ja Ihro churfürftliche Durch-
leucht hoͤchſt ruhmwuͤrdigiſte Gewogenheit die hohe Wiffenfchaften
immer in groͤſſeren Flor zu bringen, haben dieſelbige auch dahin
veranlaſſet, die uralte hochberuͤhmte churbayeriſche hoche Schul zu
Ingolſtadt mit ſonderbaren neuen Verordnungen zu beſorgen, wo—
durch ſelbiger Univerfitet Flor und Aufnahm ungemein befoͤrdret
werden koͤnnen, dergleichen hoͤchſt preißwuͤrdigſte gnaͤdigiſt lands—
vaͤtterliche Vorſorg die Wiſſenſchafften täglichen mehrers zu excoliven,
hat ein und anderes unterthaͤnigiſt getreuiſtes Gemuͤth in Bayern
dahin veranlaſſet, daß fie der unterthaͤnigiſt zuverſichtlichen Hof
nung lebten, Ihro churfürftliche Durchleucht wurden gnädigift auf
nehmen, wann Diefelbige einen geborfamften Vortrag machten ,
wie zu fonderbar groffen Ruhm , und auch unzweifflichen groffen Nu—
Gen ſowohl des durchleuchtigiften Churhaus, als des ganzen Landes
Bayern eine Academia von geift - und weltlichen Perfonen angeſtehlt
werden Funte, welche in Sacra Scriptura , Controverfiis, & Theo-
logia Dogmatica, Theologia fpeculativa , & Afcefi, Jure Cano-
nico, Publico, Civili, Medicina, Philofophia, Mathefi , Hiftoria
Ecclefiaftica, & profana, Genealogia , & Heraldica, militaribus &
humanioribus, auch) mechanicis, & oeconomicis ſcientis erfahren j
unb wohl fundirt wären. Welcher Academiæ Reglen unvorgreiff-
lichiſt in folgenden beſtehen Funten,
Erſtlichen, Damit diefe Academia ‚von dem allmächtigiften GOtt
defto beffer gefegnet feyn möchte, fo follen fie dor allem ihnen einen
fonderbaren heiligen Schuspatron erwählen , und zwar aus denen
Voreltern unfers Durchleuchtigiften Ehurhaug Sandtum Arnulphum,
oder Arnoldum Herzogen in Braband, und Haslana, Marggrafen
zu Antwerpen, und endlich Bifchofen zu Mes.
€ Ans
34 Don gelehrfen Geſellſchaften in Baiern.
Andertens, ſolle an dem Feſt des erwaͤhlten heiligen Schußpas |
fron allhier in München in einer erkuͤſeten Kirchen ein bochfeyerlis
ches beiliges Hochamt gehalten werden, dem die hier Gegenwärzs
tige beyzuwohnen ſchuldig, die Auswärtige aber felbigen Tag mit
fonderbarer Veneration zu beehren verbunden feyn follten.
Drittens, follen alfe einverleidte Mitglieder, deren Zahl nach
Gurbefinden des in München anweſenden beftändigen Diredtorü
und Confili vermehret und vermiündret werden kann, verbunden
feyn, fo oft als ein Mitglied verfcheydet, jeder befonders zu feiner
Seelentroſt eine heilige Meß zu lefen , oder leſen zu laſſen.
Biertens, fo ein Mitglied in Miinchen verfcheydet, oder auch
in einem anderen Orth, wo fid) mehr Mitglieder befinden, feynd Die
am felbigen Orth Anweſende fchuldig , fein Leich zur Begraͤbnuß zu
begleithen.
Fuͤnftens, wann ein Mitglied aufgenohmen wird, wird ſein
Nahmen, Condition in ein beſonders Buch mit dem Tag und
Jahr der Aufnahm eingeſchriben, auch ein Spatium gefaffen ı
daß man feine weitere Promotiones, berausgebende Bücher , und
dersleihen darzu ſchreiben kann. Wann dann binnach einer in
GOtt verfiheyder, fo wird durch das bier. anmwefende Direktorium
& Confilium zum ewigen Angedencken ein fchrifftliches Elogium ver»
faͤſſet, welches nit allein in das Prothocollum Adtorum eingetra-
gen, fondern auch dem naͤchſt darauf ausgehenden gemeinſchafftli⸗
chen Tractatl beygedrucfer, und ad finem angeyänget wird.
Sechſtens, folle eine ordentliche Formula votiva aufgefeßet
werden, vermög deren fich ein jeder, fo für ein Mitglied an und
aufgenohmen wirdet , bey feinem Gewiffen , Trauen und Ehren
Ders
|
Von gelehrten Gefelfchaften in Baiern. 35
verbuͤndet, daß er fich die Zeit feines Lebens möglichijt angefegen
feyn laſſen wolle, des allmächtigen GOttes, und aller feiner Heiz
ligen Ehr zu beförderen , den römifch = cathofifchen Glauben, und
päpftlihen Stuhl zu Rom wider alle Eeserifche Schmaͤhſchrifften
und Läfterungen zu beſchuͤtzen; dann fonderbar alle dem durch—
leuchtigiften Churhaus zuftcehende Jura zu behaupten, und nad)
Kräften hervor zu ftreichen, was nur zu des bayerifchen Churhaus
unfterblichen Ruhm gelangen Fann, nach möglichften Kräften zu ber
förderen.
Siebentens, die jenige , welche allyier in München zu dem
Directorio und Confilio kohmen, befonders fich verbinden, daß
fie über diefes, was in Confilio ad deliberationem , & difputatio-
nem kohmet, ohne einziges Privat - Anfehen erinneren und vorbrin—
gen wollen , wie fie ein und anderes der Communitet und bono
publico vorträglicy befinden, und damit ein jeder defto freyer voti-
ven Fönne, folle von deme ein reines Stillſchweigen zu halter feyn,
was in dem Confilio vorkohmet, ſie alle ausdrücklichen geloben.
Achtens / des hieſig wirklich votirenden Conflii Anzahl follebeftim-
met, und felbige fodann nicht Teicht über (ehe zehen, oder achtze⸗
* vermehret werden.
Neuntens, aus denen allhier wircklich anweſenden Conſiliariis:
welche allezeit aus gleicher Anzahl der Geiſtlich und Weltlichen ber
ſtehen ſollen, müffen alle Zahr zwey andere, ein geiftlich und ein
weltlicher Director, durch das Confillium per Serutinium & Schedu-
las fcriptas erwähler werden.
Zehendens, auch folle durch das hiefige Confilium aus dero
Mitgliederen ein geift ⸗/ oder weltficher Secretarius erwählt werden,
€ 2 wels
35 Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern.
welcher alle vorbey gehende Sachen ad Prothocollum bringet, die
Ausichreibungen an die auswärtige Glieder ausfertiget, und andere
Negotia, fo täalichen vorfahlen, beförderet, nachdem von dem Di-
rectorio ein und anderes befchloffen ift. Nicht minder auch felder
das Druckwerck bey den Commun-Tralkatlen beförderen foll.
Ailftens, gleich jest Anfangs follen alfe andere durch ganz Chur⸗
Bayern bin und wieder anfäflige Mitglieder nad) Gurbefinden des
Confilii ans und aufgenohmen, auch wann von denen wircflichen
Einverleibten einer in GOtt verfcheyder, feine Stell per vota Confilii
erfeßet werden.
Zwoͤlftens, zu denen Mitgliederen follen allein die jenige geiftlich
und weltliche Perfonen fähig feyn, welche fich wircflichen in Chur
Dayern conditionirt und anfäflig befinden.
Dreyzehentens, was die hier anweſende votirende Confiliarios
anbelangt , follen diefelbe in pluribus fcientiis fundirt, zu einen
beftändigen Studio wohl inchnirt , und von ihren habenden Con-
ditionen nicht verhinderet feyn , Daß fie den mwochentlichen ordinari
Conventen nicht fleißig beywohnen kunten, und fofern einer durch
beftändige Kranckheit, oder folhe Conditionen, welche ihne allzu⸗
viel occupiren , verhinderet wurde, Daß er dem Communi Studio nicht
abwarthen , oder die Conventus Ordinarios nicht befuchen Eunte,
folle er feldften aus dem Confilio begehren, fodann an feine ftatt
ein anderer wircflich Votirender aufgenohmen werden ; ein folcher
Refignatus aber Membrum honorarium verbleiben , welcher dann
das Conſilium nach Belieben frequentiren fann, aber in decifivis
eonfultationibus adtuale votum nicht mehr haben kann.
Wei⸗
Don gelehrten Gefelfchaften in Baiern. 37
Weilen aber die gröffte Zuverläffigkeit, daß diefes Merk im-
merwehrend mit fundamental gelehrten Leuthen befeger werde, haupt⸗
ſaͤchlichen als einen erften Grundftein auf die in München anweſen⸗
de Herren Religiofen gemacht werden muſſ, welche jego wircklichen
den erften Anfang hierzu machen heiffen , als wird auch in fpecie
Diefen Vieren, als zwey Heren Zefuiten, und zwey Heren Yugus
ftinern in perpetuum das Jus eingeraumt, daß bey allen Berfamms
lungen des Confilii zwey von jeden dergeftalten beftändig erfcheis
nen follen, daß, wann actuale Conflii membrum verhinderet wis -
re, felbiger einen andern ſui Ordinis vel Societatatis ad Conſilium
& actuale votum delegiren Fünne.
Vierzehentens, unter denen auswärtigen Membris follen in
fpecie ſich befinden einige Patres von denen Altiften Klöfteren in
Dayern , wo fchöne Bibliothec® , Manufcripta & Documenta anti-
qua verhanden.
Fuͤnfzehendens, wann ein auswärtiges Membrum hiehero koh⸗
met, folle fich derfelbige bey dem loͤblichen Direftorio anmelden,
da man dann folchen auswärtigen Gaft Auch zu Dem Convent ans
fagen wid. Wann unter der Zeit, als er allhier ift , ein oder
mehr Convent gehalten werden, Damit er auch folchen beywohnen
ein und anderes nach feinem Belieben erinneren Tann.
Sechzehendens, wann ein auswärtige Membrum ein oder at
deres vorzubringen hat, welches vorträglich feyn Eunte , fo ſtehet
einen jeden allzeit frey, ſolches nach Belieben an das Conſilium
zu ſchreiben, damit ſolches Anbringen in dem Confilio ——
und darüber deliberirt werde,
Siebenzehendens, Fönnen bier in München wohl über die ordis
nari Zahl der Herren Confiliariorum einige aufgenohmen werden,
wi E3 wel⸗
38 Don gelehrten Gefelfchaften in Baiern.
welche aber eintweders Honorarũ ſeynd/ oder aber als Extranei colla-
borantes refpedtirt werden füllen, mithin felbige jeguweilen das Con-
Kilium zwar nad) Belieben frequentiren, aber nicht decifive votiren
fönnen. |
Achtzehendens, folfe diefe Academia vor allen fich befleiffen, daß
zu einen gnädigiften Protector diefer Academiz jederzeit unterthänis
gift erbetten werde eintweders Der wircklich regierende durchleuch⸗
tigiſte Churfuͤrſt, oder der durchleuchtigiſte Churprinz, und zwar
ſolle dermahlen an Ihro churfuͤrſtliche Durchleucht unſern gnaͤdigi⸗
ſten Landsfuͤrſten und Herrn das unterthaͤnigiſt gehorſamſte Bitten
geſtellt werden, daß ſie gnaͤdigiſt geruhen moͤchten vor itzo Dam ,
durchleuchtigiften Churprinzen zu einem Protector ung mildreichift
zu verleihen, damit durch das hoche Anfehen und Vorſchub folhen
hohen Protedtoris die Academi vor allen bevorfichenden und beſor—
genden neydifchen Anftöffen befchüget werden möchte; weilen
doch dieſe loͤbliche, unzweiflih GOtt gefählige Academia und Pers
fammtung von dem Teufel und feinem Anhang nicht wird unans
gefochten gelaffen werben.
Neunzehentens, wann dann Ihro churfürftliche Durchleucht
gnädigift geruhen, Dero ducchleuchtigiften Churprinzen diefer Aca-
demi als dem erften Proteltorem gnädigift vorzuftellen, fo ſolle
auch diefelbige fürtershin zu ewigen Zeiten von Ihro churfürftlichen
Durchleucht den Namen Academia Carolo - Albertina führen zu
daͤrffen, gnädigifte Erlaubnuß haben.
Zwainzigiftens, wird die Academia auch ein finnteiches Sinnbild
annehmen , welches man auf das Sigillum Academiz fischen, und |
unter folchen Inſigl alles ausfertigen wird.
Ein
ö— — — — — — —
Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern. 39
Ein und zwainzigiftens , ein jedes Mitglied folle bey feiner
Aufnahm einen befonderen Namen aus denen allerdurchleuchtigis
ften Kaiferen , Königen , Ehurfürften und Herzogen des uralten
Churſtammens annehmen, welchen Namen derfelbige folchen Tra-
ctatlen beydrucfen kann, welche er etwann unter feinem oydinari
Namen heraus geben mag.
Zwey und zwainzigifteng, füllen die Herren Academici fich bes
werben , daß fie vor allen in des durchleuchtigiften Heren Herzog
Marens Nefidenz, oder fonften inloco publico ein Zimmer, ſo ges
heiset werden Fann , erhalten, wo fie ihre ordentliche Convent hal⸗
ten, und ihre Regiftratur verwahren mögen.
Drey und zwainzigiftens , follen fie fi auch bewerben, daß
fie von Ihro churfürftlichen Durchleucht delegatam poteftatem er=
halten, alle Bücher, welche fie aus ihrem Collegio ausgehen laß
feny felbften cenfiren zu daͤrffen, weilen fonften Durch die langſam
folgende Cenfur alferiey Verhindernuffen des guten Vorhabens ers
folgen ; viele Academi aber ohnedem allegeit mit folchen hochge-
heten in omni feibili erfahrenen Mitgliedern beſetzet feyn wird,
daß ihre Cenfur gewis. nichts heraus geben laſſt, welches contra
Statuta Canonica oder Imperialia lauffet.
Pier und zwainzigiſtens, ſollen ſie ſich auch bewerben um den
‚Acceis zur churfuͤrſtlichen Bibliothec, damit aus derſelbigen fie ein
und andere gedruckt oder gefehriebene Bücher zu ihrem Gebrauch,
und Beförderung ihres nuglichen Vorhabens gegen genugfamer Ver⸗
fiherung der unbemailigten Zuruckſtellungen erlangen koͤnnen.
Fünf und zwainzigiſtens, follen die hier anmwefende Mitglieder
fich angelegen feyn faffen, das commune Studium alfo zu befürs
Deren
so Von gelehrten Gefellfiehaften in Baiern.
deren , daß alle Viertljahr ein und anderes Eleine Tractatl von dev
Communitet durch den Druck heraus gegeben werde , welches
Tractatl allezeit fo viel, als nur immer möglich , in guter, reiner,
hochteutſchen Sprach verfafft feyn folle. ei
Sechs und zwainzigiftens, damit aber dieſes deſto leichter ger
ſchehen möge, fo füllen Die hier anwefende wircklich votirende Herren
Mitglieder omnes obvias materias fcientiarum & artium unter fich
austheilen, da dann ein jeder hinnach in dem Land hin und wieder
feine Membra extranea als Zugegebene und Mitarbeiter unter feiner
befonderen Diredtion haben, und mit ihnen, wie ſowohl ein = als
das andere gehalten und eingerichtet werden müfle, correfpondiren |
wird.
Sieben und zwainzigiftens, auf daß aber die Academi recht
berühmt werde, fo follen die Herrn Mitglieder ſowohl hiefige als
auswärtige fich befleiffen, Dann und wann befondere Tradtatl zu |
dem Druck zu befürderen , welche Tradtat ein jeder in felbft befies |
biger Sprach heraus geben kann; wie dann jedem frey fichet auf |
dergleichen Tractat eintweders feinen Namen, oder nur den anges
nohmenen der Afademi zu fegen, doch, Daß allezeit Darbey ſtehen
muß, daß er ein Mitglied der Academiz Carolo- Albertinz feye, |
Acht und zwainzigiftens , follen vor allen durch dieſe Gefells |
ſchaft verfertigten Traetaten zwey eingebunden ad perpetuum |
communem ufum zu der Communitets-Regiftratur oder Bibliorhee |
hinterleget werden,
Neun und zwainzigiftens, damit die Academi mit der Zeit zu
groffen Anfehen des ganzen bayerifhen Ehurfürftenthums ein und |
anderes heraus zu geben in dem Standes feye, füllen alle und jede |
Mi |
Noll
Don gelehrten Gefelifchaften in Baier, 41
Mitglieder alle viertl Jahr fehrifftlich berichten , was fie etwann
von ruhmmärdigen Antiquiteten hin und wieder in Erfahrung ge:
bracht, oder was efwann auf das neue in Ehurbayern merfwärdis
ges an Wunderwercken, , frölich oder traurigen Gefchichten fich bes
geben, was für alte Leuth geftorben , was für Wundergeburthen , oder
wie viele Kinder miteinander gebohren feynd. Was für ungewöhns
liche Gewächs oder Thier hervorgefohmen , was für Feuersbruns
ſten, Waſſerſchaͤden, oder andere Ungfücksfäht fich ereignet haben,
in Summa , was in der Natur und allen Wilfenfchafften Wunder
fammes fich ereignet,
Dreyßigiſtens, weilen aber bey folher Academi fehr viel zu
fehreiben , wie auch) bin und wieder in der Stadt zu fehicken aus—
kohmen, fonderbar aber Die Beförderung des Druckwercks viel zu
Schaffen geben wird, fo folle dann auch zu ſolchen Erd ein eigs
ner Schreiber, und refpective Anfager oder Umgeher gehalten wer
den.
Ein und dreyfigiftens, follen die Herren anweſende Mitglies
der fich wochentlich wenigftens einmal, und zwar in dem Donnerss
tag in der Fruhe von neun bis zehen Uhr verfammfen, und für
wohl über die herausgehende Tradtatl, als auch über andere Ans
‚gelegenheiten deliberiren.
3wey und dreyßigiſtens, das Hauptabſehen, mit welchen die-
fe Academi befchäfftiget feyn muß, wird für igo und fürtershin ber
fieben in drey Punckten.
Erſtlichen die Erhaltung und Vermehrung des wahren und
allein ſeligmachenden roͤmiſch catholiſchen Glaubens in Deutſch⸗
F F Die⸗
2 Don gelehrten Gefellfchaften in Baier.
Diefes Ziehl zu erhalten follen die Fegerifche Schriften, welche
in dem vömifchen Neich ausgehen, ohne Biffigkeit mit Pe Glimpf,
doch rechten Fundament, widerleget werden.
Andertens ſolle die Glori und Ruhm des durchleuchtigiſten
Churhaus, wie auch des ganzen Churfuͤrſtenthums Bayern, wo
es nur immer in einer Begebenheit hierzu Gelegenheit gibet, ab
lermöglichift vortragen, und behauptet werden.
y
Diefes Ziehl zu erreichen ‚füllen alle gedruckt und gefchriebene,
auch andere Documenta, wie nicht minder die Antiquiceren allerz
möglihift und unermüder durch ganz Churbayern hervor gefuchet
werden.
Das dritte Ziel und End folle feyn die buche Nusbarkeit vom
denen vornehmften Wiffenfchafften und Kanſten in bayeriſchen en
einzuführen, und zu ——
Dieſes Ziehl zu erreichen, ſollen alle Buͤcher, welche in dem
roͤmiſchen Reich fuͤrtershin gedruckt werden, zu der Academi herbey
gebracht, ſodann aus einen jeden durch die hierzu verordnete der
beſte Innhalt heraus gezogen, oder die Fehler widerleget, und der
befte oder nuͤtzlichſte Innhalt in das vrdinari Traktatl eingetragen
werden, dergleichen ordinari Tractatl aber folle die Academi aller-
wenigift alle viert! Jahr eines heraus geben. Gleichwie nun diejes
nige , welche dieſe Academiam Carolo - Albertinam aufzurichten wil
lens feynd, der ganz zuperfichtlichen Hoffnung leben, daß deren Ab⸗
fehen zu des höchften GOttes Wohlgefahlen, der roͤmiſch catholiz
ſchen Kirchen Befchigung , des Durchleuchtigiften Churhaus, und!
ganzen Ehurfürftenthums Bayern Ruhm und Gfori gereichen werde
mo auch von Ihro churfuͤrſtlichen Durchleucht unſern gnaͤdigi⸗
ſten
Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern, 43
fien Landsheren ſowohl über das Hauptwerck felbften, als über
die allhier unmaßgebigift - und höchfter gnädigifter Cenfur untergebes
ne, unterthänigift vorgelegte Neglen , auch verhoffende Privilegia
der mildreichift gnädigiften Approbation ſich getroͤſten; als wird in
aller tieffifter Submiflion verficheret, daß die Ehre GOttes, Aufnahm
- der roͤmiſch catholifchen Kirchen und wahren Religion , wie auch
Ruhm und Glori des Durchleuchtigiften Haus Bayern von allen
einverfeibten Membris zu ewigen Zeiten nad) allen Keäfften und
Möglichkeit beförderer werden follen , alsdann zur mildreichift guds
digiften Erhör, wirklicher Approbation, Confirmation, und höchjten
Schuß ſich alle demuͤthigiſt, unterthänigift, gehorſamiſt
empfehlen.
ERLERIEE EEE ARRER
KIRAREAIeRe Se EIESEE EEE eeee
SE RE REEL RER TE TEE TE LETZTE TE TE TE RE
NESERLRERENLRLNUERZIESESEIEIEIERE
ZEAEDEDETENETE DET DDR
Marimilion Emanuel ic.
emnac eine Anzahl Geift-und Weltlicher in Unferer Haupt⸗
$ und Nefidenzftadt München fi befindende Gelehrte Uns uns
terthänigift zu vernehmen gegeben, daß fie vorhabens wären,
förderift zu GOttes Ehr, Unfers durchleuchtigften Churhaus, und ı
des ganzen Ehurfürftenehbums Bayern Ruhm, dann fonderbar zu
Beförderung aller nutzlich » und ergetzlichen Wiffenfchafften , auch
hochanfehnficher Künften eine Academi aufzurichten : zu dem Ende
ihr Intention „ Zihl und Abfehen Uns umftändig, gehorfamift ,
ſchriftlich vorgeleget, Dabey aber auch unterthänigift gebetten, Wir
inöchten ihre Academi in Unferen Chur = und landsfürftlichen hochen |
Schutz nehmen, vor allen Unferen vielgelichten Churprinzen zu ei—
nem Proteltor vergänftigen, und ihnen zu nußlicher Beförderung
ihres Vorhabens einige Privilegia gnädigift verleyhen. » Als haben
Mir aus fonderbarer landsfuͤrſtlicher Gewogenheit, die Wir zu
Beförderung hocher Wiſſenſchafften und edler Künften je-und alle
zeit tragen, gnädigift vermwilliget, daß Unfer vielgeliebter Churpriuß
diefer Academiz Proteltion auf fich nehmen, und zu ewigen Ange |
dencken des erften Protectoris diefe Academia Carolo - Albertina ger |
nennet werden folle, | |
Rergünftigen ihnen auch alle, die von Uns unterthänigifk
nusgebettene Privilegia, wie folche in dem Uns unterthänigift übers
reichten Libello ausführlich benamfer feynd , in Eräftiger Zorn, und
nen⸗
Von gelehrten Gefellfhaften in Baiern. 45
nehmen folche Academiam Carolo - Albertinam , folchergeftal-
fen in Unferen Chur » und Sandsfürftlichen fonderbaren Schutz,
daß fie allezeit in allen Angelegenheiten und vorfahlenden Begeben-
beiten allein zu dem von Uns ihnen gnaͤdigiſt verliehenen und vor⸗
gefesten Protector unſeren vielgeliebten Churprinzen, oder auf
erforderten Fahl an unfere höchfte Perſohn ſelbſt ihre Zuflucht
nehmen: von Uns aber alle erforderliche Schirmung und Befchüs
gung auch zu ihren ſowohl GOtt wohlgefähligen, als unferen durch»
leuchtigften Churhaus ruͤhmlich, und dem ganzen Ehurfürften-
thum nuslichen Vorhaben möglichite Befürderung
baben follen,
53 MO-
In Synopfin redigendi libros , quos germa-
nia typis edit his noftris temporibus,
I.
| ibros Academia eligit, quos, ut fupra dictum, Ger-
mani edunt his noftris ie , eosque in fy-
nopfin redigit.
2. Si Authores ipfi velint ad Academiam noftram
fynopfin a fe factam mittere, rem gratam facient , fed
pariter gratum ipfis accidere debet, fi transmilla ab üis
fynopfis examinetur, an, quod fcribunt, adimpleant.
3. Synopfis non erit tam ardta, qualem indices
communiter prxfeferunt, fed neque tam fufa, ut com-
pendii terminos excedat. Id univerfim obfervandum, ut
Lector doceatur de tota materiz latitudine, & divifione,
additis etiam probationibus fuccindtis & nervofis, ita qui-
dem, ut aviditatem legendi libri pariat, & plenam to-
tus materiæ notitiam inftillet.
4. Ut hunc finem obtineat, quisquis compendium
facit, exfcribat in primis titulum libri in eo idiomate ,
quo ſcriptus eſt, hunc, fi opus eſt, germanice reddat, ad-
dat
\
Don gelehrten Gefellfchaften in Baiern. 47
dat nomen Authoris, & Typographi , locum impreflio-
nis, formam libri, numerum paginarum & voluminum.
Secundo reprefentet totam materiz fubltantiam , & di-
viſionem in duos, pluresve libros &c. tum breviter de
ejusdem neceflitate, utilitate, honeftate , raritate difcur-
rat, & addat , que Authori conciliant benevolentiam
oftendendo , quam folide probet & confequenter loquatur:
adducat rationes folidiores, & fi quem habet ingeniofum
conceptum, novam fimilitudinem , raram ex SS. PP. ex
ſcriptura, ex Poetis, Philofophis, ex antiquitate &c. eru-
ditionem.
5. Quod fi quid contra facram Sedem & Religionem
Catholicam conitineat, ita refellat manfuete, ut non exa-
cerbentur Authores, & Lectori doceatur error.
6. Si quid in Hiftoria, in fententia Theologica,
Mathematica, aliave arte, & fcientia contineat novi, vel
a conmmuni fententia alieni, ita refutetur, ut nulla appa-
reat acrimonia , fed unicum veritatis ftudium, nihilque
proponat ipfe, quod non fit in ratione, & authoritate fun-
datum.
7. Abftineat ab omni crifi acerba, qu& alienat ani-
mos , nec fcientias promovet. |
8. Caveat, ne fe partialem exhibeat uni potius, quam
alteri Doctorum altercationi, referat fideliter, quæ pars
| utra-
48 Bon gelehrten Gefellfchaften in Baiern.
utraque ſcribit: excepta tamen materia Religionis, bono-
rum morum, aut Status, in qua nemini licet elle neutri.
9. Si plures fint tomi, poterit compendium dividi in
plures partes, fucceflive imprimendas.
Cum Academia conftet ex pluribus Subjeetis plurium
feientiarum & artium peritis, nullus facile liber invenie-
tur, qui fuumnon habeat cenforem, peritum in arte:
fic Fabri Fabrilia tractabunt.
a) Diefer ganze Anhang ift mir durch einen gufen Freund aus dem Archid
des hiefigen Jeſuitercollegii verfehaft worden, wohin felben der P. Schma=
ckers mag hinterleget haben. Ich habe felbigen nad) der damals gewöhnlichen
Rechtſchreibung abdrucken laſſen.
— IOIPIHRS |
Erinnerung.
In dem erſten Theil biefer Abhandlung iſt an flatt Sieronymus, Facob Ziegler,
und an ſtatt des DB. der Buchſtaben P. in dem öfters vorfommenden
Namen Bruder gefeget worden ; welches alfo bier erinnert , und der
Lofer höflich erſuchet wird, daß er diefe misbeliebig eingefeplichenen Fehler ſelb⸗
ſten guͤnſtig verbeſſern möchte.
———
ZH
Hi
Chri⸗
Ass Ze nn a
Chriſtian Friedrich Pfeffels
Geſchichtsbeſchreibung
der alten baieriſchen Markgrafen auf dem Nordgau, aus
den bambergiſch⸗ und vohburgiſchen Geſchlechten.
Zweiter Theil:
von denen
Markgrafen
aus dem vohburgiſchen Stamm.
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> # Tod Markgraf Hermanns von Abenberg , welcher die
2 ir Erbtochter Herzog und Markgraf Ortens von Schwein⸗
m furt geheirathet hatte, ftehen geblieben.
Ihm folgte in der Regierung des Nordgaus fein Schwager Cons
rad von Dohburg, der, wie bereits oben in den 19. 20. und zı. SS,
iſt bewieſen worden, an die zwote Tochter und Erbin Herzog Ot⸗
tens, Beatrix genannt, vermaͤhlet geweſen. Ehe ich aber weiters
gehe, wird es wohl noͤthig ſeyn einen Blick auf die Vorfahren und
Anherrn dieſes Conrads zu u ‚ und ihre Ankunft fo viel als moͤ⸗
ni zu unterfüchen.
Der erfte Graf von Vohburg, von dem wir einige zuverlaͤßi⸗
ge Kenntniß haben, iſt jener Graf Arnold, welcher in der Mitte
des 10. Jahrhunderts gelebt hat. Sein Enkel, Probſt Arnold
von St. Emmeran, meldet, daß er einer von den 12. Edelleuten ge⸗
weſen, welche Markgraf Bertholden auf dem Nordgau zugefallen,
der ‚Abtey Or, Emmeran ein Landgut abgefihtworen haben : Davor
6 2 aber
ET. a EEE EEE Er ee
52 Vom den alten Markgrafen S
aber zur augenſcheinlichen Strafe, ſogleich erlahmet, und wenig Jahre
darauf in der Naab ertrunken ſeye a). Dieſen Graf Arnolden
nennet der Probſt Arnold feinen Avum paternum, und da die ganze |
Gefchichte unser Biſchof Michaelen von Negenfpurg vorgefallen,
Diefer aber im Jahr 968. gefiorben iſt; fo läßt ſich der Zeitpunet °
leicht errathen , in welchem unfer Graf Arnold der Erſte gebluͤhet
hat. Es würde vielleicht verwwegen feyn , in jenen ſogar entfernten -
und dunklen Zeiten feinen Vater aufzufuchen : fonften dörfte ich
leicht auf die Gedanken fallen; da ohnedem Virus Arnbeck ausdruͤck⸗
lich bezeuget, Daß die Vobburger einen gemeinfamen Urfprung mit
dem Haufe Scheyren und Wittelfpach gehabt haben ; ich ſage ich
doͤrfte leicht muthmaßen, daß dieſer Arnold ein Bruder des A958.
von den Ungarn. erfehlagenen Stammvaters des durchläuchtigften |
baierifchen Hauſes, Graf Bertboldens , ein Sohn aber des 9.953.
verunglückten Pfalzgraf Arnulphs; und folglich ein Enfel des großen
Herzog Arnulphs gewefen ſeye. So wenig wir aber mit einiger Zur
verläßigkeit auch nur muthmaßen Eönnen, wer Graf Arnold des Erz
fen Vater geweſen, fo wenig wiffen wir wie fein Sohn, des
Probfis Arnolds Vater, geheißen habe. Wir wiffen nur daß er eine
Tochter des im erſten Theil erwähnten Markgrafen Berrolds, den der
Probſt Arnold deßwegen feinen Abum maternum nennet, zur Ehe gehabt.
In dem Cloſter St. Emmeran iſt man verſicheret, daß er auch den Na⸗
men Arnold gefuͤhret b): welche Tradition ich deſto ehender gelten
laffe', da e8 um dieſe Zeit genug Graf Arnolde giebt , die fich
vortreflich hieher fehicken, und follte es auch jener feyn, der im m Jabt
980. in einer freyfingifchen Urkunde vorfommt c).
a) Arnold. Vit, S. Emmeran. ap. Canif. ed. Bafn. tom. III. pag. 113.
b) Maufol, S. Einmer. toın. I. p. 131.
c) Meichelbeck. hift. Frif. Tom, L Cod, la De 1135.
0 WG
49 197
rt,
6. XV
N ee ee —— mw
* —* Nordgau. | 53
ve XXVI.
Arnold der IM. muß mit feiner Merbgauiſchen Markorafn we⸗
re 4. Kinder gegeuger haben. Hieher gehöret zuerſt Graf Ars
nold der II. welcher ganz jung in das Cloſter zu St. Einmeran
gefommen, und endlich Probſt in demſelben geworden iſt. Sein
Andenken hat er theils durch fein Leben.des heiligen Emmerans , theils
aber durch ein weitläuftige — aller Guͤtter und Einkuͤnfte
ſeines Cloſters, welches noch vorhanden iſt d), verewiget. Sein Bru⸗
der war vermuihlich jener Cuono oder Conrad von Vohburg, wel⸗
cher im Jahr 1037. in. dem Stiftungsbrief des Cloſters Geis
fenfeld als Zeuge vorkoimmt..e). Von ihme wird in dem naͤchſtfol⸗
genden Abſchnitt weiters gehandelt werden. Dieſer zween Grafen
Schweſter ſcheinet die Hedwig: geweſen zu ſeyn, welche an Walthern
von Glizberg, aus dem Marſchall calentin⸗ oder pappenheimiſchen
Geſchlecht verheyrathet worden, mit ihm das Schottencloſter zu
Erfurt im Jahr 1036. geſtiftet hat £), und neben ihme daſelbſt bes
graben liegt. Auf ihrem Grabmaal, welches der Rector Döderlin
hat in Kupfer ftechen faßen g), ftehet ganz deutlich :- Hic jacet Wal-
therus de Glizberge filius Marflalci de Kalentin , fundator iftius
Eecleie, & Uxor ejus Hedevic filia Marchionis de Foburc. Aus
den letzteen Worten, Marchionis de Foburg , laßt ſich ſchließen,
daß dieſes Monument erſt zu Ende des 11. Jahrhunderts iſt verfer⸗
tiget worden, da die vohburgiſche Familie die markgraͤfliche Wuͤrde
ſchon an ſich gebracht hatte. Das juͤngſte und vierte Kind Graf
Arnold des II. war endlich allen Anſehen nach die heilige Alruna ,
von welcher der niederaltaichifche Moͤnch, beym P. Pez h) meldet ,
daß ſie aus dem Gebluͤt der Markgrafen von Chamb entſproßen,
und an einem gewiſſen Mazelin verheyrathet geweſen ſeye. Ihr Ge⸗
burtsjahr faͤllt unter die Regierung K. — des II.
G 3 a)
54 Von den alten Markgrafen
d) Cod. tradit. S. Emmeran. ap. Pez. anecdot, Tom. I. parte IT.
e) Hund. metrop. Tom. II. pag. 245. 247-
£) Lamb. Schaffnab. ad h. a. ap. Pifor. Tom. f. p. 713. anon. de
Landgrav. Thuring. cap. 11. ibid, p« 1306.
s) Hiftor. Nachrichten von Pappenh. cap. 2. pag« 36.
h) Anecdot. Tom. Ill. pag. 255.
$. XXVII.
Graf Cuono von Vohburg , der um das Fahr 1036. gelebet
hat, und den ich für den Stifter der markgräflich-vohburgifchen Linie
annehme, hat gewis drey Kinder gehabt. Einen Sohn, gleiches
Namens, welches unfer Markgraf Conrad, der marfgräflichen Beatrig
Gemahl, gewefen ift, und zwo Töchter: der Probſt Arnold lehret
ung die einte davon Fennen, da er vieles, von einem gewiſſen Adel⸗
ram erzaͤhlet i), der feiner Neptis Gemahl foll geweſen ſern. Wenn
ich diefem Adelram genauer anfehe, fo deucht mich, ich treffe in
ihm den Stammdater der berühmten Grafen von Hals an. ins
mal erhellet ſchon aus des großen Sundii baierifchen Stamm—
baum k), daß der Name Adelram diefem Geſchlechte lange Zeit ei⸗
gen gewefen ift: und wenn wir meine Muthmaffung gelten laffen,
fo finden mwir Darinnen eine ganz deutliche Spur, woher den Grar
fen von Half der Name Graf von Cham und ihre Güter dafelb-
fen mögen gekommen ſeyn: nämlich Markgraf Conrad hat ſolche
vermuthlich feinem Schwager Adelram verlichen. Diefes ift frey⸗
ich nur eine Muthmaßung; ich Kaffe fie auch nur fo fang beftehen,
bis man mich etwas beffers belehret. Die zwote Tochter Cuonons
oder Conrads von Vohburg muß an Graf Sigcbarden von Burgz
hauſen vermaͤhlt worden ſeyn; da der Annaliſta Saxo 1) Matk-
graf Theobalden den I. ded Sigehards Nepotem nennet.
i)
auf dem Morton 55
i) L. &Lib. 1. cap. 12.
k) Tom. 1..pag, 83. y“,
I) Ad a. 1104
$. XXIX,
Und fo hätte ich !endlih unferm Markgrafen Conrad errei⸗
chet, von welchem die Gefchichtfchreiber. nichts. anders melden, als
Daß er einsmal gelebet hat. Ich habe aber ſchon in den 19. 20,
und 21: Abſatz gezeiget, daß er der ungenannte Gemahl der Mark:
oräfin Beatrix und der erfte Markgraf auf dem Nordgau aus dem
vohburgifchen Stamm gemefen if. Er bat weniger nicht als 4.
Kinder gehabt ; nämlic) feinem Nachfolger Diepholden den I. , den
jungen Cuono oder Conrad, welcher im Jahr 1104. erfchlagen wor-
den; eine Tochter Beatrix genannt, welche Gottfried von Kappen⸗
berg geheyrathet, und Gottfrieden von Kappenberg mit ihr gezeuget
bat; wie oben ſchon erwaͤhnet worden ; und endlich eine ungenannte:
Dochter, die eine Gemahlin Wolframs des II. von Abenberg gewor⸗
den ift m) Markgraf Diepbold der Erfte hat bey den Gefchichte
fihreibern einen großen aber eben nicht garrühmlichen Ruf: fie ſtim⸗
men nämlich alle darinnen überein , Daß er der vornehmfte und
Hauptanftifter der unfeligen Aufruhr Kaifers Seinrichs des V. ger
gen feinem Pater Kaifer Seinrichen den IV, gewefen feye n); vers
muchlich, weilen ev auf diefe Art den Tod feines Oheims Graf Sies
gehards von Burghaufen, welcher Eurz vorhero von dem Eniferlichen
Hofbedienten war ermordet worden , hat rächen wollen. Nun litz
te zwar feine Marggrafichaft fehr vieles;von den Böhmen, die dem alten
Kaifer anhiengen : allein er drange Doch durch, und half Yeinrichen
dem V. Nürnberg einnehmen , welches nun nicht mehr unter die
noͤrdgauiſche Markgrafen gehörete. Es erfcheinet bald darauf der
Burggraf Gottfried , welchen die meiften Genenlogiften für einem
For
56 Bon den alten Marfgrafen
Vohburger, der Herr von Fafkenftein aber für: einem gebohrnen
Grafen von Hohenzollern haften. Der aber: wie der berühmte
Her Hanfelmann beweifet, ein Graf von Hohenloh geweſen ft.
Ich kehre zu Markgraf Diepholden zuruͤck: er begleitete K. Sein⸗
rich den V. im Jahr 1111. auf ſeinem Roͤmerzug o), ſtarb aber we⸗
nige Jahre darauf und noch vor 1116. wie aus der Stiftungsge⸗
ſchichte des Cloſters Reichenbach zur Genuͤge erhellet.
m) Vita Conradi Aepſi Salisburg. ap. Pez. ane&tod.' Tom. If. parte TIL:
ag. 221. Zt ' MB) 731 .
n) Dre Chron. Lib, VII, cap. 8. Annal. Saxo ad a. — *
‚3105. Conrad. Urfperg. ad a» 1105. pag. 186. wc
0) Meichelbeck Tom. I. pag. 297.
Dag feine Gemahlin Euitgard ‚geheißen habe, ift eine ausge
machte Sache ; wenn wir auch nur die Stiftungsgefchichte des
Cloſters Reichenbach zu Nathe ziehen wollen. Fragen wir aber nach
ihrem Gefchlecht, fo antworten alle neue Genealogiſten und Aventin
an ihrer Spisel fie feye eine gebohtne Gräfin von Caſtel auf den
Nordgau, und eine Tochter Graf Friedrichs geweſen. Eine übel
und allzugenau verftandene Stelle deg Chronici Reichenbacenfisp),
aus welchem det Andreas Ratisbonenfis q) feine Nachrichten ent⸗
lehnet hat, mag wohl zu dieſer Meynung Anlaß gegeben haben.
Es beißt naͤmlich daſelbſt, Markgraf Diephold der HI. ſeye durch
feine Mutter Luitgard bewogen worden ; fein neugeftiftetes Cloſter
Reichenbach mit Mönchen de Monaflerio CASTELLO UNDE MATER
sua Levrarpıs NATA Furt zu befesen. Da haben fie nun die
Wörter unde nata fuit dahin ausgeleget, daß die Luitgard unmits
teilbar aus dem Haufe Caftell entfproffen. geweſen feye. Allein viele
Auslegung ift ein wenig zu weit getrieben. Wir wiffen ganz zuver⸗
r. laͤßig,
auf dem Nordgau. 57
laͤßig, Daß die Luitgard von Geburt eine Gräfin von Villingen auf
dem Schwarzwald , und ihr Pater Graf Bertbold der Bartige ger
weſen ift. Der berühmte Abt Wichbold von Stavelo und € örvey a),
welcher bey den Kaifern Conrad dem II. und Friedrich dem I. als
vornehmfter Nat) in großen Anſehen geftanden , bezeuget ſolches
ausdrücklich, bey einer höchft wichtigen Gelegenheit, wovon beffer
unten wird geredet werden: und Bruſchius, der die Cloſter caftel-
fifche und andere dergleichen Monumenta fleifig gebrauchet hat, Ich
ret uns anderfeits, wie fern die Markaräfin Luirgard aus dem car
ſtelliſchen Gebluͤte herzuleiten feye; nämlich Daß ihre Mutter Reitza eine
gebohrne Gräfin von Caften geweſen. Fridericus Comes Caftellen-
fis excepit ex uxore ſua Reıtzam fiiam , quæ poſtea nupta peperit
LuitGarnen: Hæc Theobaldo Marchioni Fokburgenf nubens Filium
Theobaldum genuit b). Diefe nahe Verwandſchaft Markgraf
Diepholds mit einem ſchwaͤbiſchen Sefchlechte mag auch wohl Ges
legenheit gegeben haben, daß feine Tochter, die Aventin Gifelem
nennet, aber fälfchlich für eine Gräfin von Andechs ausgiebt, an
Ulrichen Grafen von Bergen in Schwaben ift verheyrathet worden;
fie gebahr ihm Diepholdem Biſchofen von Paßau , welcher deßwe—
gen Markgraf Bertholden den IT. unfres Diepholdens Enkel Cogna-
zum füuum nennet ©) , in Betracht ; daß fie beyde zweyer Geſchwi⸗
Bo Kinder waren.
y) Ap- Oefele feriptor. rer. Boicar. Tom. I. pag. 402.
2) Ap. Eccardt. Tom. I. pag. 2074. und Boecler oder Kulpis. + pag. 84.
a). In Codice —— ap. Martene & Durand — ampliſſ. Tom. L.
Pag. 557
$) Brufch in Centur. monaſterior. voce Cafanım. Pag. 34
4) In Charta a, 1179. ap. Oefele. 1. c. pag. 712. a.
ö 6. XXXL
58 Von den alten Markgrafen
6. XXXI.
Nebſt dieſer Tochter hatte Markoraf Diepbotd der I. wenige
ſtens zwey Söhne. Don dem ältern Markgraf Diepholden den II. |
wird gleich, gehandlet werden ; der jüngere aber hieß Hermann,
Ich finde ihn, ſehr ſpat, und zum erſtenmal im Jahr 1157. in einer
Urkunde des Kloſters Reicherfperg-; Hermannus de Vohburg u;
im folgenden Jahr 1158. erſcheinet er wieder in einer burggraͤflichen
nuͤrnbergiſchen Urkunde Kaiſer Friederichs des I. unter dem Namen
Hermann Graf von Bohburg e). Daß er nur den Namen eines
Grafen. führer , muß uns deſto weniger irren, da auch Marke
graf Diephold der III. ſowohl unter dem Namen eines Marg-
grafen , als eines Grafen ohne Unterfcheid vorkommt ; zum
Beiſpiel in einer Urkunde vom Jahr 1172. f).- Sie waren
nämlich beyde nachgebohrene Herren, Die eg mit der Titulatur nicht
ſo genau nahmen. Meines Erachtens hat dieſer Markgraf oder Graf |
Sermann mit feiner unbekannten Gemahlin zween Söhne gezeuget,
Kembodo und Thiemo genannt , welche beyde den markgräflichen
Titel führeten, und im Sahr 1202, in einer Urkunde des Efofters
Waldſaßen, nebft ihrem Vetter Markgraf Bertholden vorfommeng).
Sie müßen aber noch vor dem Jahr 1209, und ohne Kinder geſtor⸗
ben feyn, indem im befagtem Jahr die ganze Erbſchaft ihres. Hau⸗
fes nach Markgrafen Bertholds Tod an das Haus Baiern er |
fen iſt.
a 9 Chron. — h. 2. ap: Taileirig, Tom, IL pag. —
e) Jung de Comicia Burgraviat. Parte I. pag. 111.
f) Ap. Oefele Tom. Il. pag. 329
8) Ap- Brufchium l, c. pag. 69
—
auf dem Nordgau. 59
qXXXII.
Markgraf Diephold der II. war unſtreitig ein Sohn Diephol⸗
dens des J.; der Annaliſta Saxo bezeuget es ausdrucklich unter dem
Jahr 1106. Marchio Teieppoldus Junior , filins Marchionis Thieppoldi
fenioris. So groß das Anſehen geweſen iſt, welches ſein Vater
ſich bey K. Seinrichen dem V. erworben hatte, fo groß und noch
größer war das jenige, in welchem er felbften ‚bey dem R. R. Kor
bar Dem Il. und Eonraden dem III. ‚gekanden if. Sch finde ihm
ſchon im Jahr 1122. unter den Zeugen des berühmten Concordats
iſchen R. Seinrichen dem V. und Papſt Calixtus dem IL, über
die Bifchofswahlen in Teutſchland: er folget unmittelbar auf die
Herzoge, und gehet den cheinifch = und baierifchen Pfalzgrafen vor h).
Nach dieſes Kaifers Tod fcheinet er. 8. mit Herzog Conraden in
Stanfen und Schwaben , gegen Lothar dem II, gehalten zu haben:
worüber er in Ungnade gekommen , aber bald wieder auf Fuͤrbitte
Herzog Seinrichs aus Baiern mit dem Kaifer verſoͤhnet worden ifti);
doc) dieſes verhinderte ihn nicht, Daß er nicht nad) Lothars des IL.
Tod, feinem alten Freund Eonraden gegen eben dieſem Herzog Seins
zihen, feinem nachmaligen Schwager beyftunde 5 wie er denn im
Jahr 1140. mit.in Dem Lager bey Winsberg geweſen, und. einen
Gnadenbrief K. Conrads des III. für. das Cloſter Walkenried, als
Zeuge unterzeichnet hat: Dux Friderieus, Tibaldus ‚Marchio, He-
‚zimannus Marchio ‚(der Herr von Seid hält ihn vor einen von Win-
‚eenburg ; fc} aber vor M. Diepholdens II. Bruder, den oberwähnten
Markgraf Hermann ) Comes Albertus &c. k),
h) M. Bullar, Roman, Tom, I, pag. 58. Baron. 'ann. Ecelef. Tom. XII.
(ad a. 1122. Goldaſt. Conkit, Imp. Tom. V. pas · 258. Lunig. R.
Archiv, ‘Tom. XV. Page 153. Ce.
i) Dodechin, ad. a. 1128. ap. Piftor, Tom. I, pag. —*
k) Orig. Guelf. Tom, U, pag. 557.
2 S. XXXIL
bo | Von den alten Markgrafen
$. XXXIII.
Die meifte und vornehmfte Verrichtungen Markgraf Diephols, |
des IL. fihlagen in die baieriſche Kirchengeſchichten ein. Schon im
Jahr 1118. hat er auf Begehren feiner Mutter Kurgerd , und
feiner Gemahlin Adelhayd angefangen das Cloſter Meichenbach am
Regen zu ftiften ; wegen verfehiedenen Hindernißen und entftandenem .
Unvillen aber erft im Jahr 1135. zu Stand gebracht D. Ferners
fliftete ev im Jahr 1733. die veiche Abtey Waldſaſſen auf dem
Nordgan nicht weit von Egra m), verkaufte im Jahr 1131. feine
Gerechtfame über das verfallene Cloſter Muͤnchsmuͤnſter an Bifchof
Orten von-Bamberg n), und erhielte Darüber ein Breve von Pabſt
Innocentio II. 0). Er hatte auch einigen Antheil an der Stiftung der
Abtey Se. Magni in Regensburg p), und vergliche ſich im Jahr
1138. mit der Abtißin Xichildis von Geißenfeld wegen gewißer Guͤ⸗
ter p). Nun koͤnnte ich noch eine ziemliche Anzahl Urkunden anfühs
ven, in welchen er als Zeuge vorkommt : weilen ex aber fehon ohne⸗
hin genugſam bekannt iſt, ſo will ich nur diejenige anzeigen / wel⸗
che mir zu erſt unter die Haͤnde fallen. So finde ich ihn in einer Clo⸗
ſter malharſtorffiſchen Urkunde K. Lothars des II. vom Jahr 1129.
Er ſolget gleich auf Herzog Seinriben von DBaiern ; und gehet
Pfalzgraf Otten von Wittelsbach vor r); in einer Cloſter unters⸗
dorfiſchen Urkunde K. Lothars vom Jahr 1130. nach Henrico Du-
ce Bavar. Udalrico Duce, Engelberto Duce Carinthiz, Ottone
Palat. Comite; Diepold Mares. Engelberto Marchion. Erkirdb
Comite de Dachauu s). In eben diefem Jahr in einer Urkunde
Biſchofs Cuono von Regensburg t). In einem Cloſter malharfiors
fiſchen Brief vom Jahr 1135. Heinricus Dux Bavariæ, DIETEAI-
Dus MarcHıo, Adalbertus Marchio, Heinricus Marchio, Otto Co-
mes Pal. &e. 0). In einer Elofter muͤnchsmuͤnſteriſchen Urkunde
K. Eonrads des IL. vom Jahr 1141. X). Luitpaldus Dux Bava-
ne,
um auf den Nordgau. u 61.
tie , Dietpaldus Marchio, Ottaker Marchio Stirie, Heinricus fra-
‚ter regis, Otto Palatinus &c. In einer reichersbergiſchen Urkunde
vom Jahr 1142, Laici Principes » Marchio Diepoldus, Otto Co-
mes Palatinus, Gebeardus de Sulzbach &c. y) In einer Dode
ſtift freyfingifchen Urkund vom Jahr 1143. Theobaldus Marchio ,
Udalricus Comes de Leutenberg ‚ Gebardus de Sulzbach &c, z):
Eine fat gleiche Anzahl anderer dergleichen Unterfchriften zu ger
Schweigen. Nur diefes muß ich noch erinnern, daß der oben S. 19.
20, erwähnte Gottfried von Wetterfeld ein: Confanguineus, oder
RED unfers Diepbolds der IL. geweſen ift.
ge 1) Chron, Reichenbacenfe ap. Oefele Tom, I. pag. 402. Andreas Ratisb.
ymim ap, Eccard. Tom. I, pag. 2074. Chron. Gottwic. Tom, 1. pag. 79.
—J— m) Chron. Waldſaſſ. ap. Oefele. 1. c. p. 54 55. 56. Chron, Reichenbac,
iibvid. J.e. Andreas Ratisb. L c. Monachus Pirnenſ. ap. Mencken
0.00 Tom. IL pag. 1631.
= n) Vie. S. Otton, Bamberg, apud Lndewig, Tom, 1. pag. 423. Hund.
Metrop. Tom. II. pag. 358.
0) Hund. 1. c, notz ad vitam $. Ottonis ap» ei lc Pa: *
Er p) Hund, 1. c. p. 313. BERN: or
q) Hund. I. c. p. 246. *
I r) Jbid. pag. 318. Zi wi)
6) Ibid. Tom. IH. pag, 303;
.. ©) Pez. Anecd. Tom. VL pag. 308.
9) Hund, Tom. IL p. 319.
x) Ibid, pag. 359.
y) Hund, Tom, III, pag. 159. Chron. — ad. XI. ap ·
Ludewig. Tom. Il. pag. 253.
x) Meichelbeck Tom, I. pag. 327.
$ XXXIV.
Markgraf Diephold der II, ſtarb endfich u April 1146. a)
nachdem er fich das Benedietiner Ordenskleid hatte anlegen Taffen.
. „3 Er
62 Bon den alten Markgrafen
Er ift dreymal verheyrathet geweſen. Seine erſte Gemahlin hies
Adelhaid, und ſoll nach dem Vorgebeu unſerer neuerer Genealogi⸗
ſten eine pohlniſche Princeßin geweſen ſeyn. Ich foͤrchte aber ſehr;
da Feine Ältere Proben davon vorhanden find; fie haben unſern voh⸗
burgifchen Markgraf Diepbolden und feine Adelhaid mit dem maͤhri⸗
fhen Markgraf Diepholden den II. verwechfelt, welcher des unſti⸗
gen Urenkel war, und Herzog Boleslai des I. aus Schlefien Toch⸗
ter Adelhaid zur Ehe gehabt hat b). Dem feye wie ihm wolle,
Markgraf Diephold muß feine Adelhaid zeitig, und ſchon nm das
Jahr 1105. geheyrathet haben , indem feine Ältefte Tochter Reiza
im Jahr 1125. fehon verihiedene Kinder zur Welt gebracht hatte.
Adelhaid felbften nahm vielen Antheil an der Stiftung des Klofters
Reichenbach, und farb im Jahr 1127. c). Die zwote bishero unbe⸗
kannt gewefene Gemahlin Markgraf Diepholdens des II. war Cunes
gunda, eine Tochter Graf Ottens von Beuchlingen, und Enkelin
Ottens von Northeim gewefenen Herzogs in Baiern d): er heyra⸗
thete fie als eine Wittwe Graf Wicperten des IIL von Groitzſch
und Markgrafens in der Lauſitz, der um das Jahr 1122. geſtor⸗
ben war e): und nachdem auch dieſe Cunegund frühzeitig zu Grabe
gegangen, ſo vermählte fich endlich Markgraf Diephold zum 3. mal
mit der Mathildis, der Tochter Herzogs Seinrichs des Schwarzen
aus Baiern , welche er mit der ſaͤchſiſchen Wulfhild gezeuget hatte F)5
diefe überlebte ihn, und heyrathete nach feinem Tod Graf Gebhar⸗
den von Sulzbach. | |
a) Chronic. Reichenbac. 1. c. P. 402.
b) Dingoflus Hiftor, Polon, Lib- VIE ad An. 1233. Dubravius Hiftor.
Bohem. Lib, XV. pag. 120, Sommerfeb. Script. rer. Siles. Tom, I.
pag. 298. & 314. &c.
e) Chron. Reichenbac, I, e.
d) Annal, Saxo ad An, 1103. gennit Cunegunda ex Comite Cunote,
filio Ottonis quoudam Dueis Bayariz ,.. Cunegundam, quæ nupfik |
Wipire
auf den Nordgau. 63
Wip:rto juniori, quo defun&to accepit eam Thieppoldus Marchie
"de Bavaria. Add, vita Wiperti II, ap. Hoffinann ſeript. rer. Lu-
fatic. Tom. I, pag. 22, Chron. Bigaug. ap. eundem Tom. IV, pag.
122. Leuckfeld Hiftorie des Klofters Kelbra, und der Grafen von Beich—
fingen Cap. II, pag. 36.
e) Annal. Saxo, I. c. Petri Albini Geneal. Comit. Leisnicenf, ap. Men-
cken Tom. III. pag. 862 . 7
£) Annal. Saxo ad Am, 1106. Wulf hildis nupfit Heinrico Duci, ge-
nuitque».. Mathildin, que nupfit Thieppoldo Juniori filio Thiep-
poldi Marchionis fenioris : illoque mortuo duxit eam Gebeardus,
| filius Berengarii Comitis de Sulzbach &c. &c. Chron. Weingar-
| tens. de Guelfis principibus ap. Leibnit. fcript, Brunsw, Tom. L
| * pag- 786.
| h $. XXXV.
7. Mit diefen Gemahlinen hat Markgraf Diepbold der. IL. eine
ziemliche Anzahl Kinder gezeuget. Von den zween Söhnen Mark
graf Bertholden und Diepholden dem II. wird beßer unten gehans
delt werden, Unter feinen Töchtern erſter Ehe ift Die Adelhayd die
| berühmtefte; es ift nämlich von ihr bekannt, daß fie Kaifer Friderich
der I. zwar geheyrathet, und die Stadt Egra nebft dem Kiofter Wald⸗
faffen mit ihr zum Heyrathsgut bekommen g); nach einiger Zeit aber
auf dem Reichstag zu Eoftnis im Jahr 1153. unter dem Vorwand
der allzunahen Verwandtſchaft von ſich gelaffen habe h). Ich
ſage mit Fleiß, daß fie feine Tochter erſter Ehe geweſen; obſchon
alfe neuere auch die befte Sefchichtfehreiber behaupten 1), fie feye aus
der 3. Ehe, und von der guelfifchen Mathildis gebohren worden,
Nämlich fie finden hierinnen den Grund angegebenen der nahen Vers
wandtſchaft mit Kaiſer Sriderichen den I. welcher auch ein Enkel Herzogs
Seinrichs des Schwarzen, Durch feine Mutter Zudirh; die der Marks
graͤfin Mathild leibliche Schwerter war, geweſen ift; wie aus folgender
Tabelle erhellet.
Heinz
64 Non den alten Markgrafen, |
en Heinrich Herzog in Baiern.
— — ET — —
Judith Gem. Friderich von Ho⸗Mathild Gem. Markgraf Dies -
henftauffen Herzog in Schwa⸗ phold der II. von Vohburg: ihre
ben. angebliche Tochter.
— — TE A ee
K. Friderich der erſte: Gem. der Adelhayd, Sem, Kaifer gi
vohburgifchen Adelhayd _ 52. ERk Erfte.
Huf diefe Art wären K. Friderich und feine vohburgiſche Adel⸗
hayd leiblicher Geſchwiſter Kinder geweſen. Allein dieſe allgemeine:
und ſogar ſehr wahrſcheinliche Meynung iſt nichts deſtoweniger ein
großer Irrthum. Bruſchius hat ſchon bemerket, und ausdruͤcklich
gemeldet K),. daß unſerer Adelhayd Mutter, auch Adelhayd geheißen
habe: und der fehon oben angezogene Abt Wichbold von Stavelo D
und Corvey, der bey Kaifer Friderihen ungemein vieles gegolten,
und dem coftnisifehen Neichstag perſoͤnlich beygewohnet hat; dieſer
unverwerfliche Augenzeuge lehret ung, daß die Großmutter unferer
Adelhayd/ väterlicher Seits, Luitgard, eine Tochter Graf Berchtol⸗
dens von Villingen, eine Enkelin Bezelins von Pillingen , und
Urenkelin einer gewiffen Bertha von Buren gewefen : deren Bruder
Kriderih don Buren vor dem Stammoater Des hohenſtaufiſchen
"Haufes erkennet wird, und vom welchen Kaifer Friderich im vierten
‚Stad abftammete; wie folches in beugehender Tabelle ganz —
in die Augen leuchtet.
N. von
‚pudiavit. Der Kaiſer behielte auch wuͤrklich den mit ihr erlang-
3
auf dem Nordgau. 65
N. von Buren.
m — — — —— — D — —— — ——
Friderich von Buren. Bertha, Gem. N. von villingen.
Fri jederich von Buren. Bezelin von Rillingen.
. —
Fri ederib von Hobenftauffen, Berbold der Bartige, Graf von
Herzog in Schwaben. Villingen, Gem. Beige, von
Caſtell. S. 30,
Er TÄRETT —— ——
Friederich I. Herzog in Schwa⸗ Luitgard, Gem. Diepholdl. Marz
ben, Gem, die Welphifche Ju⸗ glraf von Vohburg,
dirh,
Kaifer Friederich der Erfte, Gem. Diepbold II. Margraf von Bobs
Adelhayd von Vohburg. burg, Gem. Adelhayd.
— — —
Yoclhayd, Gem. 8. $riederich
der I.
So iſt alfa K. Friederich 1. kaum im Sten Grad mit der vohburs
giſchen Adelhayd verwannt geweſen, welches freylich Feine fo nabe
Blutsfreundfchaft ausmachet, daß fie hätte zu einer Eheſcheidung
Anlaß geben füllen. Alleine eben diefer Umftand, und der Ton, mit
welchen die Sefchichtfchreiber den ganzen Handel erzählen, fuͤhret
ung auf die wahre Urfach derfelben. Conrad von Urfperg geftehet
fchon, daß die nahe Verwandtſchaft nur ein Vorwand ; Otto von
St. Blafio aber gehet vollends damit hervor, daß die uͤble Auffuͤh⸗
rung der Adelhayd die wahre und einzige Bewegniß dazu geweſen
iſt. Imperator ſagt er, uxorem ſuam, filiam Marchionis de Voh-
burg, Adelhaiden nomine, caufa fornicationis fepius infamatam, re-
ten
66 - Bon den alten Markgrafen 4
ten Brautfchag : Die Adelhayd aber heyrathere bald hernach ein 9
Landſaß aus Schwaben, Thiedo von Ravensburg.
g) Chron. Waldſaſſ. ap. Oefele J. c. pag. 56.
h) Otte Frifing. de geftis Friderici Imp, Lib, IL, ap, Urftis Tom. I. pag, °
451, Chron, Weingartens. 1, c. pag. 793. Conrad. Urfperg. ad An,
115, pag. 217. Otto de S. Blafio Cap. 10. ap. Urftis 1. c, p. 200, &c. ul
i) Ich nehme den Here Hofrath Echeiden in der Vorrede des 3. Theild der
Origin. Guelficar. und diejenige welche ihm nachfolgen aus. y
k) Centur. Monaft. voce Waldfäflen pag. 69.
1) In Codice Epiftol. ap. Martene Coll, amplifl, Tom, IL. pag. 557.
$. XXXVL
Die ältefte Schwefter der Adelhayd hat Reiga geheifen. Wir
finden fie in der reichenbachiſchen Chronick, und aus derfelben 1)
bey dem Andreas Ratisbonens; beyde verfichern, daß fie an einem |
böhmifchen Herzog verheyrathet, und mit ihme die GStifterinn des
Cloſters Kladrubna gewefen ift. Diefer Ießtere Umjtand fehret ung
ihren Gemahl, nemlich Madislaen den I. Herzogen in Böhmen, ken⸗
nens als welchem die Stiftung eben benannten Elofters von allen '
böhmifchen Sefchichtfchreibern m) einftimmig zugeeignet wird.
Weber das bezeuget Balbinus aus alten Archivalurfunden, n) daß eben
diefes Wladisias Gemahlinn Amabilis Yerzoginn von Vohburg geheifs |
fen: und da ift leicht einzufehen, Daß die Böhmen, nach ihrer Ges
wohnheit, den teutfchen Namen Reise, Tiebreisend, in Amabilis,
welches ohngefehr eben fo viel bedeutet, überfeget haben. Was end⸗
lich den Ausſchlag zu geben fcheinet, ift Ddiefes, Daß Herzog Madis-
laens mit Diefer Reitza erzeugter zweite Sohn den Namen Diepbold
zweifels ohne feinem mütterlichen Großvater zu Ehren, führete. Sons
ften muß unfere Reise wohl die zwote Gemahlinn Herzogs Ladis-
las geweſen feyn; indem dieſer Here ſchon im Jahr 1124. feine
aͤlte⸗
auf dem Nordgau. 67
aͤlteſte Tochter Beatam, auf boͤhmiſch Zuatawa genannt, an einem
bayeriſchen vornehmen Landsherrn, Friederich, vermaͤhlet hat, welche
aber ſchwehrlich eine Tochter der vohburgiſchen Reitze ſeyn Fonnte,
Herzog Uladisiaus „ ftarb im Jahr 1125. den 12. April 0) und
hinterlies fie ſchwanger: weilen fie fi aber: mit feinem Nachfolger
Sobeslaus nicht zum beften vertruge, fo begab fie.fich nach feinen Tod
nach Bairen , und ftarb in der Geburt eines Sohnes, in dem Clo⸗
fter Reichenbach, folglicy aud) noch) im Jahr 1125. p) Eine an
dere bishero unbekannt gewefene Tochter Markgraf Diepholds deg
I. und Schweſter der Keitza, deren Namen wir aber nicht wiffen,
ift an Markgraf Orten von Möhren, Herzog Uladislas Brudern
vermaͤhlet geweſen. )
I) 1. cc
0m) Cosmas Prag. Lib, III. in fine pag. 2129. Balbinus Epit. Rer.
Boheın. L. II. Cap. 9. p- 216. Hagecius ad Anno 1125. pag-
207.
n) Mifeellan, Decad. I, Lib. VII. pag. 104,
0) Cofmas Prag. I. c. Hagecius 1. c. &c.
p) Chron. Reichenbac. 1. c.
g) Cofmas Prag. I. c, pag. 2127.
5. XXXVII.
Die übrige Toͤchter Markgraf Diepholden des II. find weni⸗
ger berühmt: Die eine davon, nach ihrer Mutter Eunigund ge- -
nannt; heyrathete den ſteyeriſchen Markgrafen Ottokaren den V. und
zeugte mit ihm feinem Nachfolger Ottokar den VI. den Kaifer Fries
derich I. nachmalen zum Herzogen in Steyermark erhoben hat. Sie
regierte als Vormuͤnderinn deffelben mit vieler Kugheit, und ftarb
endlich im Jahr 1184. in einem Nonnencloſter zu Admunt. x) Die
vierte Tochter Judith, eine Gemahlinn Graf Fricderihs von Bogen,
und die Sophie, welche Graf Heinrich von Lechsgemind geheyra⸗
32 thet
68 Bon den alten Markgrafen,
thet hat, kenne ich nur aus dein Aventin und aus Zundens baieri⸗
fihen Stammbaum. t) Nun bat zwar der Herr von Falkenſtein die
Anzahl derer Kinder Markgraf Diepholdens, mit noch 5. anderen
vermehrt: da aber fein Burggraf Friederih von Negensburg, füs
wohl als fein Otto, Landgraf von Stephaning von ihme felbften,
ein Dusent Seiten weiter hinaus, mit auten Fug, aus dem ries
tenburgifchen Gefchlecht, abgeleitet werden: u) von dem Poppo aber
nicht eine Sylbe in der feinetwegen angeführten Lebensbefchreibung
Erzbifchofs Conradens von Salzburg zu finden iſt: fo übergehe ich
fie völlig mit Stillſchweigen; fo wie ihre zw Schweſtern, wel⸗
che er an Burggraf Conraden von Nürnberg, und Bertholden Hets
zogen von Zähringen, ohne ale Probe noch Wahrfcheinlichkeit vers
maͤhlet. Sch wende mich alfo zu Dem zwey einzigen Söhnen Mark
graf Diepholdens des IL,, ug den IIl., und Diepholen
Den: III...
r) Hanfız. German, facra. Tom, II. pag. 275. Hiftoria Dom Stirie ,
derer PP. Sefuiten Part. I, p. 13. & 20,
s) Lib. VII, pag. 629,
t) Tom.]I. pag. 149.
u) Die vermuthliche Urfache dieſes Fehlers zeige ich hier unten 5 39. "note
n. an.
$. XXXVIIL
Ach fange mit dem Teßtern an, weilen er noch vor feinem Bine
der ohne Erben verftorben if. Ich werde in dem folgenden Ab⸗
ſatz zwey Urkunden anführen, in welchen er zugleich mit Markgrafen
Bertholden vorkommt, und ausdrücklich fein Bruder genennet wird. Ich
finde ihn noch über das gleich im Jahr 1147. in einer freyſingiſchen Urs
Eunde : Dietpaldus jünior Marchio de Vohinburg. x) Im Jahr
1156. bezeugen die Errichtung des Herzogthums Defterreich durch
8, Friederichen den I. Guelfo Dux, Conradus frater Imperatoris,
Fri-
4
auf dem Nordgau. 69
Friderieus filius Regis Conradi , Heinr. Dux Kariuthie, Marchio
Engelbr. de Hiftria, M. Adalbertus de Staden, M. Diepoldus, Her-
Mannus Comes Pal. de Rheno Otto Comes Palatinus, & frater
ejus Fridericus &e. y) Zn eben dem Jahr 1156. in einer frei
fingifhen Urkunde: Henricus Dux Karinth. Marchio Engelbert de
Hiftria, Marchio Albertus de Staden, M. Dietpoldus de Vohenburg,
Hermannus Comes Palat, de Rheno, Otto Comes Pal. &c. z)
Om Jahr 1157. in einem reicherfpergifhen Brief Marchio Diep-
holdus de Vohenburg, Wealchuin de Steinbach, Hermannus de
\Voheburch Ee. a) Am Jahr 1172. in einer Urkunde des Elofters
Pollingen, Dietpoldus Comes de Voheburg. b) Und endlich im
Jahr 1181. in einem crembsmöänfterifhen Briefe, nebft feinem Brus
der Bertbolden. Er feheinet bald darauf geftorben zu feyn ; ich finde
wenigſtens Feine weitere Nachrichten von ihm, noch viel weniger
aber, daß er einen Sohn Namens Diepbolden den IV, hinterlaffen
babe, wie der Here von Falkenftein vermuthet bat.
x) Meichelbeck, Tom. I, pag. 549.
y) Vitus Arnpeck, Chron, Bav. Lib, 10. Cap. 59. pag. 221. Chron,
| Auftr. ap. Pezium Rer, Auftr, Tom, I, pag. 1197. Lunigs Staats⸗
| Archiv, Tom. VII. pag. 4. Dumont. Corp. Diplom. Tom. L
parte I. pag. 81. Genfeuberg lebhafter Gebrauch. pag. 130.
>) Hund, Metrop. Tom, I. pag. 77. welcher aber vor Marchio Albertus
ds Staden, de Baden liefet.
) Chron. Reicherfperg. Anno 1157. ap. Ludewig, Tom. IL, p. 270.
u b) Oefele Tom, Il, pag. 829.
$. XXXIX.
Markgraf Berthold der II. war der legte Stammhalter diefes
uralten und berühmten Gefchlechts : ich treffe ihm zuerft in einer
St. Emmeranifchen Urkunde K. Sriederihs des L vom Jahr 1157.
an; Bertholdus Dux de Zarinngen, Fridericus Dux junior filius
33 Regis
| 70 Bon den alten Markgrafen
Regis Conradi, Otto Palatinus de Wittelspach, Bertholdns Marchio
de Vohenburg. d) Im Jahr 1160. in einem polingifchen Brief Her⸗
309 Seinrichs des Löwen : Friedericus Palat. Comes, Marchio
Bertkoldus. e) Im Jahr 1161. war er wit auf dem baierifchen
Landtag zu Negensburg, und unterfchrieb einen Dertragbrief zwi⸗
fchen dem Elofter Beuren und Admunt: £) zwey Jahr darauf wohnte |
er dem unglücklichen und fehimpflichen Feldzug des jungen Herzogs
Welfen, gegen den fehwäbifchen Pfalzgrafen Hugo von Tübingen
bey. x) Am Jahr 1166. unterfchreibt er eine Cloſter⸗ aſpachiſche
Urkunde B. Friederichs des I. Heinricus Dux Bavariæ & Saxoniz, j
Fridericus Dux de Roteuburg „ Otto Palatinus, Periholdus Mar-
shio de Vohburg Ec. h) Und im Jahr 1168. den berühmten Gna⸗
denbrief K. Friederichs vor das Hochftift Wuͤrzburg: Otto, Fride- |
zicus Palatini Comites de Wittelinesbach „ Pertholdus Morchio de
‚Pohburg , Comes Bertolfus de Andefs &e. 1) Im Jahr 1171.
fomme in einem admuntifchen Brief unter einer Menge Zeugen
Marchio de Foheburg & frater ejus Diepoldus vor. k) Im Jahr
1172. in. einer hohenlohiſchen Urkunde K. Sriederichs Bertholdus
Marchio de Voheburc. 1) Im Jahr 1180. erfchiene er auf den baie- |
sifchen Lande und teutfchen Reichstag zu Negensbueg und half das
Abſetzungsurtheil gegen Herzog Heinrichen dem Löwen fprechen. m)
Im Jahr 1181. in einer erembsmünfterifchen Urkunde K. Friederichs
des I. Otto Dux Wawariæ, Luipoldus Dux Auſtriæ, Marchio
Bertholdus de Ifiria & filius fuus; Marchio Bertholdus de Vohburg
£9 frater fuus; Fridericus Burgravius Ratisbonenfis & frater ejus
Otto Landgravius de Stevening: n) Nach dieſem finde ich ihn nicht
mehr als ın dem Jahr 1202. da er dem Cloſter Waldſaſſen efliche
Zehenden geſchenket, und dabey feine awen Better Rembodo und
Thiemo zu Zeugen hat. o)
d) Maufol. S. Emmeran. Tom, probat. pag. 152°. Hund. Tom, U,
pag. 256,
e) Huud.
auf dem Nordgau. 71
e) Hund. Tom, III. pag. 81.
) Hund, Stammbaum Tom. I. pag. 28.
© 8) Vitus Arnpeck Chron, Bav. Lib.IV, Cap. 62. ap. Pez, Anecd, Tom,
; III, P. UI. pag. 226. Aventin, VI. cap. 5. Paz. 611,
- b) Hund. Metr. Tom. IL pag. 77.
i) Sehannat. Vindem, Tom. II. pag. 117. Tag! Reichsarchiv Tom.
VII, Part. 3. pag. 326.
k) Hund. Stamb. Tom, I. pag. 4.
1) Hanfelmann Diplom. Beweis ꝛc. pag. 370.
m) Aventin. Lib. VI. Cap. 6. pag. 616.
m) Rettenpacher Aunal. Cremifanens. Lib. IL Cap. 12. pag. 166.
* Dieſe Stelle mag wohl den Herrn von Falkenſtein verleitet haben, daß
er Burggraf Friederichen und Landgraf Otten zum vohburgifchen
Stamm gezählet; indem er nemlich die Worte B. de Yohburg & frater
fuus ohne Comma, mit dem Fridericus Burggravius verbunden, und
die aus dem rietenburgifchen Gefihlecht entfproffene zween letztere Brüder
Markgraf Bertholden noch angehangen hat.
0) Brufchius pag. 69. b.
Bi $. XL.
Markgraf Berthold farb endlich den 25. May 1209. ohne Er⸗
ben; das Chronicon Reichenbacenfe bezeugt e8 ausdrücklich. p) Ans
Domini 1209. Pertholdus Marchio fitius Diepoldi Carens Heredibus
obüt VIII. Kal. Juni. Es lehret uns auch feine Gemahlin Eennen,
nämlich, daß fie eine Tochter Ottens des erften Herzogs in Baiern
aus dem vwoittelfpachifhen Stamm, und eine Schwefter Herzogs
Ludwigs des I. gewefen, an welchen Teßtern auch alsdann die
ſammtl. markgräfliche Lande angefallen find. Alle Eeſchichtſchrei⸗
ber ftimmen darinnen überein q) und Das Chronicon Reichenbacen-
ſe hebt allen Zweifel, der noch deswegen über feyn koͤnnte: Tunc
Marchia fuit devoluta ad manus Domini Ludwici Bavariz Ducis,
cujus fororem idem Bertholnus Marchio habuit in uxorem, Dies
fer allerlegte Auftritt in der markgräflich nordgauifchen Gefchicht ,
der
72 Von dem alten Markgr. auf dem Nordgau. |
der Tandsherrliche Anfall, beftättiget noch am meiften Die Unterwer⸗
fung dieſer Markgrafſchaft unter die Hoheit der Herzoge in Baiern.
ch) weis Übrigens ganz wohl, Daß der Hr. Geheime Rath Zungr) und
nach ihm der Herr von Falfenftein in der Meinung geftanden find, daß
das marfgräfl. vohburgifehe Gefchlechtnoch viele Fahr nach dem Tod
Markgraf Bertholdens geblühet habe. Der Hr. Geheime Rat) Jung
hat auch eine ziemliche Anzahl Urkunden von den Kahrgängen 1214. |
1215. 1223. und 1225. aus dem Tolner , Leuckfeld und Herrn von”
Gudenus zufammen getragen, in welchen ein Markgraf Theobaldus
von Vohinburg oder Fochburg vorkommt. Ich habe aber bey nd=
herer Unterfuchung gefunden , Daß verfchiedene Davon aus dem Hundio
entlehnet find : bey welchem eben erwehnter Markgraf Theobald ganz
deutlich ein Markgraf von Hohinburg oder Hohenburg, gleichfalls
auf dem Nordgau, genennet wird. Es hat auch wirklich um =
Zeiten Markgraf Diephold von Hohenburg gelebet, von deſſen Ges
fehlecht man bey dem Hundio in baierifchen Stammbaum s) ziem⸗
lich vollſtaͤndige Nachrichten findet, aus welchen der Herr von Falken⸗
ftein das feinige entlehnet hat. Bey Diefer Befchaffenheit der Sachen,
und bey dem fo gar deutlichen Ausdruck des Chronici Reichenba-
eenfis zweifle ich gar nicht, daß nicht Die Urkunden des Deren von
Gudenus und Paftors Leuckfelden von eben diefem Markgraf Dies
pbolden von Hochenburg reden, und daß die gelehrte Herausgeber;
derfelben die mehrbefannte Vohburger mit den Hochburgern vers
mifchet haben.
p) Ap. Oefele Tom. I. pag. 402.
g) Vitus Arnpeck. Lib. V. Cap. 17. p. 257. Heinricus Stero ad. A,
1315. Ap. Freher Tom. I. pag. 591.
r) De Comicia Burgray. Pastel. pag. 107. und Parte II. pag. 33.
9 Tom. I, pag. 84. |
*
Chri⸗
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*
*
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d pag. 72.
Haus Bohburg.
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* * *
Arnulph Herzog in Baiernf 937.
er — *
Arnulph oder Arnold Pfalzgrafk 953.
— — —
old Stamm⸗ Vatter des Arnold .Graf von Vohburg ertrinkt
uſes Baiern. T 955 in der Naab um 970,8, 26,
inte ine Ns DEE eg
— Graf von Vohburg lebt 980-1000. Gem. N. eine Tochter
Margraf Bertholds auf dem Nordgau. 8. 9. 26.27.
*
—E u
M
Haus Abenberg. Haus, Bamberg. | | Haus, Vobburg. ad pag. m.
* | ü R :
? — _ Seinrib Graf von Bamberg. + 886. —
— Zlbrecbe 1. Srafvon Bamberg enthauptet An. 908. Beinrih Graf erfihlagen. 902. Arnulpb Herzog in Baiernt 937;
3 Gem. Bruncbild H. Otten in Sachfen Tochter.
F 2 — ” Sr a an om ma — — Di *
Abhrdee, — Berthold Graf lebt 330. 8. 8. Arnulph oder Arnold Pfalzgraf * 953.
* — a Zi ER: A
a); Reopold1. Marggraf von Deterreih DBerihois 1. Margraf auf dem Nordgau, Herr zu Albrecht Graf von Ammerthal Berthold Stamm-Vatter des Arnold 1. Graf von Vohburg ertrinkt
4994. 8.8. Stamm + Vater des Ammerthal 961.7980. Gem. Kila Graf Lorbars erſchlagen. 953. Haufes Baiern. F 955. in der Naab um970.5,26,
= alten Haufes Defterreich. von Walbeck Tonter. 97.9. F
= ß ze — — —— — — — —
Zeinrich der große Margraf auf dem Nordgau Fıo17. Burkard Graf Otte Graf 9. Gemahlin Graf Arnolds 2. Arnold 2. Graf von Vohburg lebt 980-1000. Gem. N. eine Tochter
$. 10. Gem. Gerberg, Sermann 2. Herzogs in 1003. 8. 5. 1003. 8.9. von Vohburg 8. .. Macrgraf Bertholds auf dem Nordgau. $. 9. 26.27.
*5 Schwaben Tochter und Erbin. 8. 11. 12. 13. —
en —
ö— — — — — — —
Babo Graf von Abenberg und Otte Margraf auf demMordgau und Anno 1047. Zudith Gem. 1.Brezistas Eilica Gem, Bernhard Arnold Probſt ConradGraf von Vohburg. S. AlrunaGem. Sedwig Gem. Walther
Abenſperg lebt 1020, 8. 22. Herzog in Schwaben } 1057. 8. 15. 16 Gem. Herzog in Böhmen 2. Herzog in Sad» zu ©. Eme Anno 1039,9. 27,28, Meselin. 9ear. —
1.Adelbayd Herzog Boleslas in Pohlen Tochter Fross.$. 11. 2. Peter ſen 8. 14. tan, 1037. Haus Ealentin 1936,
1035. gefihieden 1036, 2. Irmengard Margraf Königin Ungarn. 8.14. $. 27. 28, §. 27.
Megenfriden von Sufa Tochter, S. 17,
re u — — — An — — — — nn m —
Wolfremı.Gr. Hermannı.vonAbenberg Bertha oder Alberada Erbin Eilica Judith Erbin vom Wer⸗ Giſela Gem. Graf. Beatrix Erbin vonChamb und der Conrad von Vohburg N. Gem. Adelram M. Gem. Sighard 5.
vonAbenberg. Margraf auf demNordgau vom Banzgau, und der mar- geht ins nigau. Gem. Wigman von margräfl. Wuͤde Frroy.$.19. Margr.F nach 1080. Graf von Halß Graf von Burg⸗
1070. nad) 1071. Gem. Bertha gräfl. Würde F nach 1073. Cloſter. 1. Conrad Herzogin dar Seeburg. 9.17. 20.21, Gem, Conrad Ötafvon Gem. Beatrix Mars 8. 28: haufen, 5.28,
oder Alberada Margraf Ot Gem. Herman von Aben⸗ iern F ross$. VohburgundMargrafaufdem graf OttensErbtoch⸗
tensErbtochterfnach 1073. bergMargraf. F nach 1071. 2.Bode Pfalzgraf in Ba⸗ Nordgau, tet. $ 2,19. 20 ‚21%
$. 21.22. 24. $.21.22. 24. iern F 1104. 8. 18.
m — L— — — — — — — — — — —— — — — —F — ——r mem er — ——
Wolfram 2. Graf Conrad Erz⸗ Zudirb Gem. Seinrich, Orte, Conrad Adelheid Gem. Seinrich Her⸗ Beatrix Gem. Gottfried Diepbold 1.Margraf, und Graf von Conrad * jung 4. Gem. Wolfram 2,
von Abenberg * biſchof von N. von Ka⸗ dreyBruͤder ſtarben jung zog von Limburg. 8. 18. Graf von Kappenberg. Vohburg Pumb irı5.5.29. Gem. 1104. Graf von Abenberg.
1104.5.22. Gem. Salzburg. tzenburg. vor dem Vaͤtter. $. 20, 29, & uitgard, Graf Berrholds von Vil⸗
A von Vohburg +1147. 8. 24. lingen, und Reitzaͤ von Caſtell Toch⸗
$. 29. ter. S. 30. 35.
— 1 — m — — — — — — — — — = En
Raporo Graf von Abenberg. Alam Gem, Graf Friederid von Puttlendorf Pfalzgraf in Sahfen Diephold 2. Margraf und Straf von Bohburgf 1126. 9.22.23. Gifela Gem. Graf Hermann 2, Margraf
Margraf Hermann 1. Erbe ie brachte ihm die Erbfchaft ihrer Großmutter auf den Nordgan zu, Gem.1.Adelhayd von R.2. Kunegund von Beuchlingen, Mat» Ulrich von Bergen; von Vohburg · 1202,
—.
vetter. 8. 21. worunter Pottenſtein. Mit ihrer Tochter Adelhayd bekam fie Herzogconrad graf Wiebrechts von Groitzſch Wittwe. 3. Mathild Herzog De Biſchof S 31.
von Dachau, und HerzogConradens einige Tochter Sedwig brachte fieihrem Heinrich des Schwarzen in Baiern Tochter: Sie heurathet nach Diepholds von
Gemahl Bertholden von Andechs und Meran. feinem Tod Graf Gebharden von Sulzdach. Paſſau. 8. 30.
— — —
— —— — e —ñ——⸗
I» 1. * |
Reitza oder Amer N. Gem. Adelhayd Gem. 1. Berthold 2. legterMargrafaufdem Diephold 3. Margraf und Graf Zudich Gem. Sopbis Gem. Kunegund&em.Öttafer Remboto Margraf von u *
bilistr125.Gem. Morgraf Kaifersriederid 1. Nordgau, Graf von Vohburg + von Vohburg + 1182, 8. 38. Graf Friederich Seinrich Graf 5. Margraf von Steyer⸗ Vohburg. Anno 1202, Vohburg. 1202,9.31.
Ladislai 1. Herz Orte von geſchieden 1153. 1209. Gem, N. Herzog Orten ı, von Bogen. von Lechsger mark, Vormuͤnderin $ 31
zogs in Böhmen, Mähren. 2. Diedo von Na- von Wittelſpach in Bairen Toch⸗ $. 73. mund. $. 31. ihres Sohns Herzog
$.36.erzeugtemit 1 1 25. vensburg. S. 35. ter. 8. 39. 40, Ottaker 1, f 1184
ihm Margrafdie- 8. 36. $ 31.
polden v. Mähren.
| Fhriftian Friedrich Pfeffels
Verſuche
> | in Erläuterungen
baieriſcher Siegel,
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J §. 1.
er gelehrte Reichsſtatt regensburgiſche Syndicus,
HSerr Plato, hat vor einiger Zeit in einer eigenen Abe
— handlung, auf eine fo gruͤndlich als ſinnreiche Art
A bewiefen : daß der doppelte Adler, welcher auf ges
wißen Goldgulden K. Ludwig des V. vorkommt , Feineswegs das
Reichswappen vorftelle, fondern vielmehr von der reichen niederlänz
difchen Erbſchaft der Kaiferin Margaretha berzuleiten feye. Dier
fe Unterfuchung hat dem Herrn Autor Gelegenheit gegeben, einige
Sigilla Equeftria des erften niederbaierifchen Herzogs Heinrichs und
feiner Nachfolger, die in dem St. Emmeramifchen Archiv in Ne
gensburg aufbehalten werden, im Vorbeygehen zu erläutern. Es ftels
fen folche einen geharnifchten Reuter vor, der die baierifche We—
cken und den pfälzifchen Löwen, Wechfels - weis, in feinen Arm⸗
ſchilde, und auf dem vordern Theil der Pferdedecfe führer; aufdem
hintern Theil der? Pferdedecke aber, beftändig und ohne Abwechs⸗
Jung oder Aenderung, ein ungeftaltetes vierfüßiges Thier in einen
kleinen Schildchen angeheftet hat; welches der Here Syndicus für
einen Greiffen ohne Flügel gehalten. Und diefe Iegtere bishero von
82 nie⸗
u
i
9
ss Erlaͤuterungen baieriſcher Siegel.
niemand bemerkte, oder wenigſtens von niemand erlaͤuterte Figur fies N
het der gelehrte Hert Autor für das eigenthumfiche Wappen des "
Herzogthums Niederbaiern an; welches, nach der Anno 1342. ges
fchehenen gluͤcklichen Wiedervereinigung des baierifchen Staatskoͤr⸗
pers abgelegt, und nach und nach in Vergeſſenheit gerathen waͤre.
sm.
Es wird wohl niemand Täugnen daß dieſe Idee fo neu md
fremde fie auch ift, ungemein viel Wahrfcheinliches in fih habe.
SH wenigſtens fand in derfelben eine erwuͤnſchte Auföfung meiner
Zweifel, welche mir die vorerwaͤhnte Siegel verurfachet haften: und
zum Ueberfluß fahe ich fie als die Morgenröthe einer noch unerkann⸗
ten, und defto veigendern, Wahrheit an. Ich faßte deßwegen fü-
gleich den Entfehluß diefer Entdeckung weiter und forgfältiger nach—
zuſpuͤren: und unterfuchte mit Außerjiem Fleiß eine große Menge
Sigille unferer niederbaierifihen Herzoge, Die mir auf meinen diplos
matifchen Reifen zu Gefichte gefommen. Allein, da war kein eins
ziges Sigillum Equeftre weder von Herzog Yeinrihen dem XI.
oder erfien Herzogen von Miedesbaiern , noch von feinen zween
Söhnen Othen dem III. und. Stephan den I. noch endlich von feis
nen Enkeln Heinrichen dem XIH. von Natternburg , Seinrihen dem
XIV. und Othen dem IV. anzutreffen, auf welchen nicht Das füger
nannte niederbaierifche Wappen, in feiner gerwöhnlichen Stelle, auf
Dem Hintertheil der Pferdedecke, unverändert erſchienen wäre a).
Selbſt die Figur des Greifen war mehrentheils ungemein deutlich
und erhaben ausgedrucket: nur in zwey Cloſter aͤtliſchen, fonften
vortreflich ſchoͤnen, Sigillen vom Jahr 1331. Fam fie ein wenig abz
gefchliffen heraus: dahero auch unfer Herr Jungwirth, dem ich die
Abzeichnung derfetben überlaffen , und der fie noch niemalen gefehen
hatte; verleitet worden ift, den ziemlich: unerfannten Greifen, in -
einen ganz deutlich und natürlichen Löwen zu verwandeln b). Ein
Feh⸗
Erläuterungen baierifcher Siegel, 7
Fehler den, wie Herr Plato billig klaget, auch der regenfpurgifche
Kuͤnſtler begangen hat, der die Sigille zu der Ratisbona Monaſtica
in Kupfer geftochen. Unfere zwey Cloſter ältifche Siegel erfcheinen
in ihrer wahren Seftalt Tab. II. n. 8. & 9.
- a) Vid. Tab. I. n. 1. bis 6. und Tab. II. n. 8. & 9.
b) Monum. Boic. Tom. I. Sigill. Tab. I. n. 6. & 7.
$. I.
Eine andere Frucht meiner Bemühungen war , daß ich unfere
Mappenfigur, fo genau als immer mögfich war , Eennen lernte.
Ich hatte jie auf einem paar Dutzend wohlbehaltener Abdrücke, ſo⸗
wohl mit bloßen, als auch mit bewafneten Auge, fehr aufmerkfam
betrachtet: und endfich befunden: daß fie ein vierfüßiges Thier mit
einen Löwen artigen Körper , breiten Pfoten , Eurzem zottichten
Pferdeſchweif, ſehr langen tief ausgekruͤmmten Hals, ſtarrenden
Maͤhnen, laͤnglicht ſchmalen Kopf, geſchloßenen Rachen, und ve—
nerablen Ziegenbart vorſtellet. Ich uͤberlaſſe den Herrn Naturfün-
digern zu beſtimmen, auf was für ein Geſchoͤpfe in dem Thierreich
alle dieſe Züge paßen: genug daß fie treulich von dem Urbilde abge
zeichnet find. Den Wappenkennern aber, ann ich zu ihrer Beleh⸗
tung im Dertrauen melden, Daß e8, wie ich erft Fürzlich erfahren,
ein Panther feyn fole: und gefällt ihnen auch dieſe Auslegung
nicht, fo foll es jedermann frey ftehen, fich nad) Gutbefinden fons
fien ein Thier dabey zu gedenken,
5. IV.
So gewis ich aber. glaubte, daß unfer Pantherchen daß wahs
te, eigenthumliche Wappen des Herzogthums Niederbaieren gewe⸗
fen: fo ftiegen mir doch bisweilen einige ungeſtuͤmme und verunruhi⸗
gende Scrupel auf, Es war mir vor allen Dingen ſehr ſchwer zu
| 83 be
og Erläuterungen baierifcher Siegel,
begreifen, warum doch Das niederbaieriſche Wappen immerdar und
‚ohne die mindefte Aenderung auf den Hintertheil der Pferdedecke vers
wieſen; der. Armfchild des Reuters aber, und der DVordertheil der
Pferdedecke beftändig den oberbaierifchen und pfäßifhen Wappen '
eingeraumet worden. Eben fo fremde Fam mir vor, daß unfere |
durchläuchtigfte Landesfürften zwar den Titul Herzoge von Obersund
Niederbaiern follten beybehalten, aber das Wappen von Nieder:
baiern abgeleget haben ; und andere dergleichen Einwuͤrfe mehr.
Jedoch, es bliebe mir auch dabey der Troſt über, daß es wohl
noch andere heraldifche Phenomena mehr giebt, Die leichter Eönnen
beobachtet als erkfäret werden. Und da ich endlich verfchiedene In⸗
figel unferer oberbaierifchen Herzoge antraffe, in Deren keinem Der
Panther, wohl aber an feiner Stelle ein unlaugbarer Löwe zu er-
blicken war ; c) fo hielte ich Die platoiſche Hyporbefe vor eine erwieſene
Wahrheit; in fofern nämlich heraldifche Wahrheiten koͤnnen erwie⸗
ſen werden.
e) Tab. Il. n. 10. & II.
ak
Es daureie aber nicht lange, fo litte dieſe Wahrheit einen uns
wiederbringlichen Abfall. Sch fande in Baumburg und in Seon
zwey ungemein fehöne und mohlbehaltene Giegel des berühmten
Pfalzgrafen in Baiern, Raporen des TIL aus den uralten Haufe
Drtenburg, auf welchen ich den niederbaierifchen Panther mit- Erz
fraunen antraf d). Da folches Feine Sigilla Equeftria waren, fo füllete
die IBappenfigur den ganzen Umfang des Siegelfeldes aus, und
zeigte ſich dahero in einer fehr deutlichen Größe. Ich eilte diefe
Siegel mit andern gleichfals wohlbehaltenen Sigillen der niederbaies
rifchen Herzoge zu vergleihen, und da war nicht der geringfte Uns
terfcheid zwifchen den beyderfeitigen Wappenbildern zu bemerken,
Der
Erläuterungen baierifcher Sieg. 79
Der lange krumm geboaene Hals, die ftarre Mähne, der kurze zot⸗
tichte Schweif, der Ziegenbart, alle diefe fonderbare Züge zeigten
fich auf einem Siegel wie auf dem andern; und nöthigten mid) auf
einige Einfchränkfungen des platoifchen Syſtems und auf neue Hy⸗
pothefen zu gedenfen.
-d) Vid. Tab. Il. n. 13.
$. VL
Och feßte zum voraus, daß der Panther, dem ich auf den rapo⸗
tifchen Siegel angetroffen, zu Feiner Zeit das Ditenburgifche Haus.
oder Stammwappen gewefen feye. Von den. neuern- Zeiten, die
ich von dem Jahr 1250. herrechne, ift Diefes wohl eine ausgemachte
Gabe. Ich habe Gelegenheit gehabt, verfehiedene Grabfteine und
Sigill der Herren Grafen aus den 13. und folgenden Jahrhunder⸗
ten zu betrachten: und nirgends den Panther , wohl aber allezeit den
uralten Ortenburgifehen , auf beyden Seiten mit abwechſelnden Zin⸗
nen verfehenen, Schrägebalfen angetroffen. Der berühmte Spener
E) bezeuget ein gleiches, aus Archival und andern Nachrichten, die
ihme von Drtenburg aus, mitgetheilet worden find; und erwaͤhnet
mit Feinem Wort unfers vapotifchen Panthers. Ich Eonnte aber auch,
dem eben gelobten Spener ganz leichte glauben, daß der Schraͤge⸗
balfen von dem erften Wappenurfprung an , das vortenburgifche
Stammwappen gemwefen feye: vornämfich nachdem ich ihn in Baums
burg auf dem Coxven Grabftein der im Jahr 1206. verftorbenen
Gräfin Elifaberh von Drtenburg f), wie auch, wiewohl etwas uns
deutlich auf einem Siegel Graf Rapoten des I: vom Jahr 1190.
bemerfet hatte. Bon diefer Grundwahrheit überzeuget , beftrebte ich
mich einig und allein den Zeitpunkt zu entdecken, in welchem das
Pantherchen mochte aufgefommen feyn; und diefen fies mich unfer
unfterblihe Hund zuverläßig errathen.
‚ ) Hiftor. infign. Part. Spec. Lib. III. Cap. LXVIII. p. 746.
f) Tab. Il. fig. 12.
$, VII.
80 Erläuterungen baierifcher Siegel,
Es ift nämlich zur Sinhgt bekannt, daß die vorermähnte Sri {
fin Eliſabeth, mit ihrem Gemahl Raporen dem I. von Drtenburg
zween Söhne gezeuget hat Rapoten den II. und Seinrichen; deren |
erftere, Der Rapot, nad) der im Jahr 1208. gefchehenen Achtserkflärung
Pfalzgraf Ottens von Wittelſpach mit der Pfalzgrafſchaft Baiern
belehnet: der zweyte Seinrich aber Graf von Ortenburg und Stamm⸗
vater des noch bluͤhenden Hauſes geworden iſt. Nun erinnere ſich
der Leſer.
1. Daß eben der nachmalige Pfalzgraf Rapot der I. noch An.
1190. den Schrägebalten geführet hat, und
2. Daß eben jener Schrägbalfe auch noch auf dem gleich alten
Grabftein der An. 1206. geftorbenen Gräfin Eliſabeth, als der Mut⸗
ter des Rapotens, angetroffen wird. Gegen Diefe zween Örundfäge
aber halte er |
3. Die Befchreibung, * uns Hund von den Inſigeln des
oftgenannten Rapotens Des II. und feines "Bruders Heinrichs die am |
einer Stift paßauifchen Urkunde vom Jahr 1228. hängen , gemacht
hat g): daß naͤmlich der nunmehrige Pfelsgraf Rapor den Panther;
fein Bruder Seinrich Graf von Ortenburg aber den Schrägebalfen
darinnen geführet haben.
Solget nicht hieraus, mit einer völligen hiftorifchen Gewisheit,
daß der Panther das eigene Wappen der Pfalzgrafſchaft Baiern,
und des regierenden pfagräflihen Aſtes, unter dem ortenburgifchen
Period geweſen feye? Ach fage mit Fleiß des regierenden pfalzgräflee |
eben Aſtes: denn da unfer Pfalzgraf Rapor der IL. mit Tod abges |
sangen, fo behielte zwar fein aͤlteſter Sohn und Nachfolger in dee |
Pfalzgrafſchaft, Rapot der IIL. den Pantherfchitd ; der jüngere Brus |
der Hermann oder Hartmann von Crayburg aber nahm eine andere |
Figur
- Erläuterungen baterifcher Ciegeh 8
Figur zu feinem Wappenbilde an, die einen Gonfanon, oder Kir-
henfahne vorftellet; dergleichen ehedem Die Pfalzgeafen von Tuͤbin⸗
gen geführet haben, und die Grafen von Montfort nach führen h).
8) Baierifhe Stammb. Tom. II. pag, 24
« b) Tab, H. num. 14.
§. VII.
Nachdem wir einmal entdecke haben, daß der Panther das
eigene Wappen der Pfalzaraffchaft Baiern, unter den ortenburgi-
fihen Pfalzgrafen gemefen ift, fo wird ung die Auslegung gar niche
ſchwer fallen, wie und warum er in die berzogliche baierifche Inſi⸗
gel verpflanzet worden. Jedermann weiß, dag Pfalzgraf Rapore
der III. An. 1249. ohne männliche Erben geftorben , und zugleich
mit ihme die Pfalzgrafſchaft Baiern erfofihen it: man weiß auch
das die ehmahlige pfalzgräfliche Rechte mit dem Herzogthum wieder
vereinet, fo wie auch Die vapotifche Erbgüter, mit Vorbeygehung
Des noch lebenden Hermanns feines Bruders, durch Kauf und Taufch
an Herzog Orten den II. gediehen find. Und Furz darauf, nad) dem
Tod Herzog Ottens II. , erfcheinet der, Panther zum erftenmal in
den herzoglichen Inſi ch Er erfcheinet aber nicht allein auf den
Sigilis Equefiribus unferer Herzoge , fondern Herr Hund verfichert
uns auch, Daß er in dem Figillo Credeniia oder kleinern Inſigel Her⸗
zog Ottens des III. das an feiner. berühmten Handvefte über die
niedere Gerichte haͤnget, hinter dem koͤniglichen ungariſchen Wappen
‚hervor gucke. Ich kann dieſes Letztere weder behaupten noch be—
zweiflen; aber das iſt gewiß 1), daß unter den Sigillen der Ratis-
bone Monafticz ein ganz Pleines Sigillum Credentiz diefes Herrn
vorfommt , in welchen der leibhafte pfatzbaierifche Panther daher
ſteigt. Herrn Sunden ift das alles fo fonderbar vorgefommen , daß
er feine Erzehlung davon mit dem Wörtgen Cogita befchloffen hat.
© 3) Tab, XVII. ad num. 232. und hier Tab, I, num, 7.
2 $. IX,
82 Erläuterungen baierifcher Siegel,
$. IX. E J
Noch ein hoͤchſt merkwuͤrdiger Umſtand muß nicht vergeſſen
werden. Der nie genugſam gelobte Herr Sund lehret uns noch,
daß nach der gaͤnzlichen Erloͤſchung der Pfalzgrafſchaft Baiern,
das Vitztum Amt an der Rot, an ihre Stelle aufgekommen und
eingetretten ſeye. Er ſetzet aber auch hinzu, daß unſer Panterz
chen alsdenn das Gerichtsiwappen der Vitztumen an der Not ger
worden; und beruffet fi) auf das Inſigel Vitztum Schweickers
von Selnau oder Saldenau, an einer. Stift paßauifchen Urkun-
de vom Jahr 1336. Nun geſtehet zwar Diefer vedliche und aufs
merkfam: Beobachter, Daß er das Inſigel felbften nicht gefehen has
be: aber ich bin fo glücklich gemwefen in dem Kloſter Au eine Ute
kunde Vitztum Reichers vom Jahr 1298. k) mit anhangenden
Amtsfigel anzutreffen, in welchen das Pantherchen, in einer feis
nen und deutlichen Größe erfeheinet. Nach fo vielen unlaͤugbaren
Proben und Beyfpielen, wird wohl Fein Zweifel mehr übrig feyn,
daß nicht der Panther aus dem pfalzgrafbairifchen Wappen , zus
gleich mit der Pfalzsraffhaft, an die Herzoge von Baiern gekom⸗
men, und von dieſen auf den hintern Theil ihrer Pferdedecken gehefe
tet worden feye. In ſofern fällt alfo die Hypothefe des Herrn Syn⸗
dicus Plato, daß der Panther Das niederbairifche Wappen geweſen,
gänzlich weg; ob ich ihme wohl im übrigen gerne zugeftehe, Daß er
allein von den niederbairifchen Herzogen geführet worden.
k) Vid. Tab. Il, aum. 15.
$. X.
Bey meinem Syſteme verfehwinden auf einmal alle Einwuͤrfe,
die gegen das Platoiſche Fonnten gemacht werden. Es ift jeso ſehr
leichte zu begreifen, warum Doch der Panther nirgends anders als
auf dem hintern Theil der Pferdedecke vorkomme: die Pfalzgrafſchaft
Daiera , die er vorfiellete, war nämlic) weder on Würde, noch am
Macht
Erläuterungen baieriſcher Sieh 83
Macten noch an Anfehen mit dem Herzogthum Baiern, oder mit der
falz zu vergleichen; und viel zu geringe um die baierifihe Me
en, oder den reinpfätzifiken Löwen von den Ehrenftellen auf dem
— und dem vordern Theil der Pferdedecke zu verdraͤn⸗
gen. Es befremdet mich auch nicht mehr, daß der Panther nach An.
"342. aus den herzoglich baieriſchen Anfigeln fo plöglich verſchwin⸗
det. Dann zu gefehweigen, daß das Andenken der Pfalzgraffchaft
Baiern, in jenem trüben Zeitalter, bald mag verlofchen feyn, und un-
fere Herzoge niemalen den Titul davon geführet haben: fo ift ja zur
Genuͤge bekannt, daß der Panther eigentlich in Feinen andern als
Sigillis Equeftribus zu fehen ift: und diefe Art von Siegeln höre in
Baiern mit K. Ludwigen den V. ganz und gar auf. Ich habe gefünt
| der Panther komme eigentlich in feinen andern als Sigillis Equeftri-
bus vor: und das hat feine gute Nichtigkeit. Denn das oben ange⸗
jogene Sigillum Credentie Herzog Ottens III. macht hier um deſtowe⸗
niger eine Ausnahm, als diefer Herr gewohnt gewefen allerley frems
de Figuren, und fogar auch das Bruftbild des roͤmiſchen Kaifers
| Salvius Otto in feine Sigilla Credentix einzupfroffen ; wie aus dem
ı Monumentis Boicis erhellet 1)
D Tom. I. Sigill. Be ae 3.
§. XI.
E
9
Nur ein einziger Zweifel iſt über, da es ſich die Mühe
lohnen wird ihn zu benchmen. Die Pfalzgraffcehaft Baiern war
an die durchläuchtigfte Herzogen ſchon Anno 1249. und 1250,
gefallen, und alfo volle 4. Jahr vorhero, che die -Abtheilung
des baierifchen Staates in Ober und Niederbaiern durch die
zween Söhne Herzog Ottens II. gefchehen ift: wie kommt «8
alſo, möchte man fragen , daß nur die niederbaierifche Herzoge
den Wappen davon beybehalten und geführet haben ? die Ant
wort auf diefe Frage ift ganz leichte, Ich will nicht wieder
22 holen,
84 Erläuterungen baterifcher Siegel,
holen, daß es ſehr ſchwer, wo nicht gar unmöglich fällt, d
zureichenden Grund von allen heraldiſchen Erſcheinungen anzugeben : 5
Uns ift genug Daß in der Theilung von Anno 1255. die fammentz
liche Pfalz = baierifehe Ueberbleibfel , nebft dem Vitztumsamt an
der Not , der niederbaierifchen Linie zu Theil geworden find : ſo
wie die Dberbaierifehe die ganze Nheinpfalz davon ‚getragen hat,
Gleichwie nun Die oberbaierifche Herzoge den rheinpfaͤlziſchen Löwen
auf dem fonft leeren Hintertheil ihrer Pferdedecke gemeinigfich anges
heftet haben, vermuthlich weil fie die Rheinpfalz wirklich befaßen: ſo
räumten hingegen Die niederbaierifche Herzoge jene Stelle dem pfalge
baierifchen Panther ein, weilen fie den alten Pfalzgrafen in ihren
Mechten und Gütern nachgefolget waren, and an der Niheinpfalz kei⸗
nen Antheil hatten. Die Ehrenftellen aber blieben bey beyden Linien
den baierifchen Werken und dem reinpfäfzifchen Löwen, als denen
Stammzund Familienwappen, eigen. Ich will mich von Herzen
gern belehren laſſen, wenn jemand ein anders Auskunftsmittel erfin⸗
den, und Die. vieleicht noch übrigen Zweifel damit heben Fann.
« . XII. J
Ich muß zum — dieſer kleinen Abhandlung noch zwo
hoͤchſt noͤthige Anmerkungen machen: die erſte betrift den gelehrten
Serrn Syndicus Plato, dem ich billig den Ruhm laſſe, Daß er am ers.
fien das Dafeyn des Panterchens bemerket , und ſolches für ein Uns
terfcheidungszeicyen der niederbaierifchen Herzogen erkannt hat. Iſt
alſo etwas in meiner Hypotheſe, das gewißer und wahrſcheinlicher
ausſiehet, als das eigene Syſteme des Herrn Syndicus; ſo läuft
meine ganze Ehre auf ein Inventis facile eſt addere hinaus. Die
andere Anmerkung geht meine Leſer an, denen ich mit altdeutſcher
Treue und Redlichkeit verſpreche, meine Saͤtze und Hypotheſen ſelb⸗
ſten einzuſchraͤnken, oder wohl gar gaͤnzlich zu widerlegen, ſobald mir
das rg aufftoßen wird, fo denfelben unvorträglich oder
‚zuwider lauffend fiheinen möchte, 5 36 |
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P. Ildephons Ruedorffers
Benedictiners und Archivarii zu Rot
Suverläßige
Naͤchricht
von den alten
Erbhofbeamten
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berühmten baierifchen Klofters
Hot, am Inn.
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Aus feinen lateiniſchen Auffaͤtzen.
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2 € Ds ift etwas bekanntes, daß die geiſtliche Stifter und Cloͤ⸗
u #%a fter gar zeitig angefangen haben, nach dem DBeyfpiel
FAR unferer deutfchen Herzoge und Meichsfürften, ihte Erb⸗
und Hofämter aufzurichten : und würde alfo etwas fehr überflüßiges
feyn, wann ich diefe Wahrheit aus den Beyfpielen der fürftlichen
Stifter Fulda, Corvey, Kempten, St. Marimin, Gandersheim;
Duedlinburg, und dergleichen mehr, mühfam erläutern, oder beweis
fen wollte. Aber Diefes ift etwas felteneres , und folglich auch
merfroürdigeres , daß auch folche Elöfter mit dergleichen vorzüglis
hen Nechten begabt gemefen find, welche gleich nach der beveftigten
Randeshoheit der Herzoge unter derfelben geftanden find, und niemas
fen die Reichs» fürftliche Wuͤrde geführet haben. Meine Umftände,
und der gänzliche Abgang an befondern Eloftergefchichten, erlauben
mir nicht , die Beweisthuͤmer, und Beyfpiele von dieſem Satze, in
den vielfältigen Provinzen des deutfehen Neichs aufzufuchen. Ach
will und muß mich in Baiern alleine einſchraͤnken: und auch in
Baiern felbften werde id) mich nur mit den Erbbeamten des einzigen
Elofters Not am Ann befchäftigen. Nicht als ob ich nicht wüßte,
daß auch unfer benachbartes Cloſter Tegernfee vor Alters feine Erbs
j beamtin
|
88 Erbaͤmter des Kloſters Rot.
beamten gehabt habe: die Beweißthuͤmer davon hat ſchon der arbeit⸗
ſame Hund geſammlet, und ſowohl in ſeiner Metropoli Salisbur-
genfi a), als in dem baieriſchen Stammbaum b) herausgegeben: So
mie der gelehrte P. Meichelbeck viele vortrefflihe Nachrichten. von
den Erbbeamten feines Gotteshauſes Benedietbeuren geſammlet und.
der Welt vor Augen geleget bat. Allein, das ift auch alles was
wir von den Benedietbeuerifchen und Tegernfeifchen Erbämtern ſagen
fönnen, fo lange die Urkunden, die von denfelben, vornehmlich aber
vonden Zegernfeifchen, handeln , in den Archiven verborgen bleiben.
Bon unfern Rotifchen Erbbeamten wird es mir deſto leichter feyn
mit Zuverläßigkeit zu fehreiben, da ich nicht allein die fämmtliche
Brieffchaften diefes berühmten Sotteshaufes in Händen habe: fon-
dern auch , weilen die vornehmſte Derfelben in dem erften und zwey⸗
ten Band der Monumentorum Boicorum der Welt vor Augen gele-
get worden find. Mein Plan fol diefer feyn, daß ich 1) von dem
Urfprung unferer ehemaligen Erbämter rede: fodann 2) die adeliche '
Geſchlechter anzeige ; welche fie verwaltet haben. 3) Die Lehen-
güter, und 4) die Rechte, fo damit verfnüpfet waren, anmerke,
und- endlich 5) ihre Erlöfihung erzehle.
Sl.
Was den Urfprung unferer Exrbbeamten anbetrift, fo Fünnen
wir fiher behaupten, daß fie fo alt find, als unfer Gotteshaus ſelb⸗
fin. Die unlaugbarefte ‘Probe Diefer Wahrheit ftehet in der vor⸗
trefflichen Urkunde Kaiſer Seinrichs IV, wodurch er Anno 1073.
unfere Stiftung beftättiget hat. c) Er fagt nehmlich, es feyen von
dem frommen Pfahgraf Chuno oder Conraden, unferem Stifter, ſei⸗
nem neu errichteten Cloſter übergeben worden, wird militares, gui din
‚euntuf
a) Tom. III. pag. 269.
b) Tom. Il. pag. 229.
e) Mon. Boicor. Tom. I. pag. 384.
4 Erbaͤmter des Kloſters Rot. 89
eufitur minifteriales, cum prediis & poſſeſſionibus fuis, quos domi
forisque chftodes lateris habebat, quibus etiam jura ftatuit, ut
monafterii gloriam teneant, & Abbatibus . .. honefto loco grade
& ordine deferviant. Traduntur familie diverfi fexus & etatis &c.
Aus dieſer Stelle erhellet Sonnenkfar, daß die Rotiſche Erbbeamten
von den alten adelichen Dienftleuten und Sofbeamten Pfalzgraf Chus
nos oder Eonradens in Baiern urfprünglich herrühreten. ch heiße
fie adeliche Dienftleute, weilen fie K. Heinrich IV. nicht nur viros
militares nennet, fondern auch der Gessufas zwifchen ihnen, und
den feibeigenen Familien ungemein deutlich in die Augen fällt. Ich
ſage aber auch, daß fie feine Hofbeamte gewefen waren, welches die
Worte, quos cuftodes lateris domi habebat, genugfam zu erkennen
geben. Und hier haben wir auch den wahren Grund des weitlaͤuf⸗
tigen adelichen Lehenhofes, mit dem das Klofter Rot von Alters
hat prangen fünnen ; da die Tyrndleins, die Arägels, die Hohen⸗
zainer, Hohenwarter, Grauenwieſer, Rundinger, Nothaften, Schmia⸗
hen Taufkiccher , Fürbinger, und eine große Anzahl anderer ade
licher Sefchlechter mehr bey ung die Lehens + licht geleifter haben,
ohne an dem Hof⸗ und Erbämtern unfers Gotteshaus den mindeften
Antheil zu befigen, |
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| Fragen toir aber nad) den hochadelichen Häufern, aus welchen
‚unfere Erbbeamten entfproffen geweſen: fo ift fehon fehr wahrfchein-
‚lich, daß das Erbtruchſeſſenamt anfänglich durch die uralte Familie
der Gurren von Sag verwaltet worden: Ich habe freylich Feine
andere Probe davon, als diefe, daß Abt Seinrich Anno 1246. Herz
sen Conrad Gurren ; den legten dieſes Geſchlechts ausdrücklich feiz
uem Adelem und minifterialem genannt bat. d) Hieraufkam diefes
Erb⸗
qh Monum. Boic. Tom. J. pag. 384.
M
90° Erbaͤmter des Kloſters Not. re
;
Erbamt, wie es ſcheint, an die Herren von Dtlingen , oder Ettlin⸗
gen, bis Anno 1361. da es Hann von Ettlingen Fohannfen von
Sraunberg Herren von Hag verſchafte. e) Die Urkunde darüber
kieat in dem Archiv der Graffchaft Hag , aber bey uns ift Feine |
Nachricht davon vorhanden, fo. wenig als von den Anmaßungen
allerley unbefugter Nechte , welche fich die Herren von Frauenberg
haben einfallen laffen; aber an der Ausübung derfelben durch die.
Herzogen in Baiern find verhindert worden. Vermuthlich haben
die Herren von Srauenbergdem DBeyfpiel der Eorveiifhen Erbbeam⸗
ten folgen wollen. ——
§. IV.
Die meiſten, und ſicherſten Nachrichten, die wir von unſeren
alten Erbaͤmtern uͤbrig haben, betreffen das Krbſchenkenamt. Die⸗
ſes hat dem adelichen Haus von Schoͤnſtett angehoͤret. Ich koͤnnte
verſchiedene Urkunden daruͤber anfuͤhren, ich begnuͤge mich aber mit
den dreyen, die in den Monumentis boicis ſtehen. Die erſte ſoll
der Lehensrevers ſeyn, den Herr Peter von Schoͤnſtett Anno 1440.
dem Herren Abt Conrsden über das Erbeammermeifteramt ertheilt
hat. f) Es erhellet aus demfelben, daß immer nur der Altefte
Schönftetter gepfleget hat mit dem Erbamt befehnet zu werden, und
vermuthlich auch Daffelbe zu verwalten: Sodann lernen wir auch
aus eben diefer Urkunde die Lehengüter Eennen, welche mit dem Erb-
cammerams verknuͤpfet gewefen: fie beftanden in verfchiedenen Höfen;
und andern niedern Lehenftücken, worunter auch ein Gut zu Meiting
war, weiches die Herren von Schoͤnſtett deßwegen ihr Amtleihen
nannten und das] fie.mit Gunft und Einftimmung unfers’ Prälası
ten Anno 1381. an die Familie von Kolb verkauft haben. g) Die
wichtigfte Urkunde, die wir von dem Schönftetterifchen Cammer⸗
meiſter⸗
8 Hund. baier. Stamb. Tom. I, pag. 57-
f) Monum. Boic. Tom. II. pag. 80.
g) Monum. Boic. Tom. Il. pag. 39.
, Erbämter des Kloſters Not. 91
I meifteramt befigen ; ift ein Verzichtbrief der dreyen Gebrüder Hector,
Sohann, und Erafmens von Schönftert von Anno 1461. in welchem
fie ſich der eisen Forderung und Gewohnheit begeben , vermöge
Deren fie fich bey jeder Erledigung der Abtey allen vorräthigen Dein
zueigneten, der an dem Zapfen gegangen, und gefchenkt worden
war, h) das möchte wohl eine wichtige Forderung gemwefen ſeyn; da
noch um diefe Zeit nicht nur allein in dem Kiofter felbften , fondern
auch in den Elöfterlichen Tavernen und Wirthshaͤuſern nichts an-
ders als Wein ausgefchenft, und getrunken wurde, Vebrigens war
nn — —
dieſe Forderung eine Art von dem jure manus mortuæ oder Recht
der todten Hand; welches ſich die Erbbeamten in verſchiedenen Stif⸗
tern angemaßt haben, und wovon wir inſonderheit in dem Erzſtift
| Bremen, und Hochſtift Hildesheim gar deutliche Beyſpiele aufwei⸗
fen koͤnnen. Uebrigens hat die Schönftetterifche Familie das Erb⸗
sammeramt bis zu ihrer Erloͤſchung um das Jahr 1570, ungeftöhrt
bey ung befeffen und verwaltet.
5. V.
| ad Bon unſern Erbfcehenfen und Erbmarfchalfen ift wenig Zuver-
aaͤßiges zu melden. Es führet zwar, was die Erbſchenken betrift,
det berühmte Sundius in dem Stiftungsbrief des Klofters Altenhohenau
A. 1235. einen gemwißen Menigotum Pincernam de Rot, unter den
| Übrigen Zeugen an 1) , der fich dem erften Anblick nach vortreflich
\ für uns fchickete allein zum größten Unglück ift es ein Schreib⸗
oder Druckfehler , und fol! Meingottus Pincerna de Rutt heißen.
Es erhellet ſolches nicht nur allein aus dem Driginalbrief in Altens
bhochenau, der in den Monumentis Boicis fehr forgfältig abge-
druckt worden K); fondern auch aus dem Teſtamente Graf Conrads
, von Waſſerburg, das in unferm Archive liege, und in welchem un.
| Ma
h) Monum. boic. Tom. IT. pag. 92.
i) Metrop. Tom. II. pag. 53.
k) Mon. 2 Tom. l» pag. 382,
ter
92 - Erbämter des Kloſters Rot.
ter den vielen auderen Zeugen auch Meingottus de Rutt Pincerna er⸗
fcheinet D. Zur klaren Probe, daß. Meingotz aus dem adelichen
Gefchlecht von Reut entfproffen, und Erbfehenke der Grafen von
Wafferburg gewefen ift. Vieleicht ſchicket ſich der Chriftian Schenf
von Neichenhard beffer 'bieher, Der Anno 1385. in einer Klofter ros
tifchen Urkunde in den Monum. Boicis vorkommt. m). Meberhaupt
aber ift nichts gewiſſes weder von unfern Erbſchenken noch von uns.
fern Erbmarfchallen zu fagen: vermuthlich aber find Diefe zwey Erb⸗
Ämter durch die Edfe von Schalchdorf und Helffendorf verwaltet
worden s indem diefe zwey Gefihlechte nicht nur ganz ausdrucklich
unfere Minifterialien genannt werden ; fondern auch die Schalch-
dorfer in unſern meiften Urkunden und bey allen folennen Belegen»
heiten zugleich mit den Schoenfttetern anzutreffen find: da fich dann
—9— a von einem wife die andere ie —
J. VI. Dem
Bon den Rechten unferer Erbbeamten läßt fich rate we⸗
nig behaupten. Pfalzgraf Conrad befahl ihnen fir den, Ruhm des
Gottshauſes zu wachen: und Den Abten an geziemenden Ort und
Stelle allerley Ehrendienfte zu leiften. Von den angemaßten Rech⸗
ten der Truchſeßen, und von den Erforderungen der Erbkaͤmmeren
habe ich ſchon oben geredet: es bleibet mir alſo nichts über, als den
Zeitpunet zu bemerken , da unfere Erbämter erloſchen find. Und Dies
fer fällt unter unferm Abe Mainrsten , ungefehr in das Jahr 1570,
da nach, Abfterbung des fehönftetterifchen Stammens unſerm Gotts⸗
haus die Wiederbefegung des Rammermeifters anderer Erbaͤmter
von Muͤnchen aus unterſagt worden. Die Gelegenheit dazu
läßt ſich aus dem Hunden errathen n).
4) Mon. Boie. ken 5 pag. 3»
m) Tom. I. pag. 51.
a) Metrop. A IIL pag. 183. aut:
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Dominicus von Limbrun
Entdeckung
einer
roͤmiſchen Heerſtraße
bey
Laufzorn und Grünewald: und daraus flüßende
Erläuferung der alten Geographie von Baiern.
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Geograbhiſche neue Entdeckungen.
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DES TSELEER Sg
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EN € N) s beflnden fich in der Gegend des Lehenguts Laufzorn,
2 et fo mir vor Eurzer Zeit zufaͤlliger Weiſe zu Theil ger
| — worden iſt, ſehr deutliche Spuren einer alten Stra⸗
FE. Gen, welche ſchon an einigen Orten mit dicken Eich⸗
baͤumen bewachſen iſt, und von deren Alter oder Ge⸗
| —* man weder den Anfang noch das Ende anzugeben weis.
Weil ſie aber meiſtens in gerader Linie fortlauft, und wie
eine Chauſſée, oder Hochſtraße ordentlich erhoben iſt, fo laͤßt ſich
| daraus genugfam abnehmen, daß fie vor Jahrhunderten eine Haupt⸗
ſtraße müffe gervefen feyn.
Obſchon nun diefe alte Hodhfkraße bisher von vielen tauſenden
Gelehrten und Ungelehtten wahrgenommen worden ; fo hat fich doch,
fo viel ich weis, noch niemand recht getrauet, ihren Urfprung zu uns
terfuchen, noch viel weniger aber denfelben bis auf die Nömer zus
rück zu führen , welche belanntermaßen das heutige Baiern unter
den Namen Rhaͤtien, Vindelicien und Noricum bis in das vierte
Sahrhundert unfeyer Zeityechnung beherrſchet haben.
Ein
96 | Geographiſche nee Entdeckungen.
Eine ganz natürliche Urfache dieſer Unterlaffung- war ohne
Zweifel, meil unfere Laufzornifche Hochftraße mit denen alten
Itinerarüis gar nicht zufammen ſtimmen wollte. Es iſt naͤmlich bes. |
Eannt, daß in dem Icinerario Antonini folgende Straßen durch
das jetzige Baiern angegeben werden.
vw
s
Num. 1. |
Per Ripam Panoniz &c. a Lauriaco ad Aug I
ftam Vindelicorum.
M.P. ift nad der gemeinen Meinung |
Bon Lauriaco bis Lorch in Defterreich,
Ovilabis - XXVI. Lambach
Joviaco. - —M
Stanaco XVII.
Bojoduro - - - XX. Paffan.
Quintanis - - XXI. Kuͤnzen.
Auuflis - - - IX. lburg bey Straubing.
Regio - - - XXIIII. Megensburg.
Abufinn - -° =... XX. Abensberg.
Vallato - 4 XVII. Pfal bey Geiſenfeld.
Sumuntorio. — XVI. Kloſter Hohenwart. s|
Auguſta Vinde. - - XX. Augsburg.
Num. 2.
A Lauriaco per medium Aug. Vind.
Ovilbis - XXVI. Lambach in Defterveich.
Laviaco # - XXXI.
Juvavaı °- - XXVUL Gahburg.
Bedajo - - XXX Dittmaming,
Ponte Ami +. XVIII. Hetting.
Geographiſche neue Entdeckungen,
4 97
Hinifea - ER:
Anbra . - —XXXII. Pruck an der Amber,
Auguft. Vind. - XXXVII. Augsburg.
. Num. 3,
A Verona ad Auguft. Vindel.
son Tridento bis M.P.
Endidejo ———
Sublavione vw. XXV.
Vipteno - - XXX. Sterzingen.
Veldidena - - XXXVI Cloſter Wiltau bey Inſpr.
Partano . - - XXX. Partenkirchen. *
Abuzaio — = XXX. Füffen.
Auguft. Vindel. XXXVIL Augsburg.
Nebſt diefen Hauptftraßen
fommen in gedachtem Itinerario
noch folgende noey Neben + oder Seitenwege vor.
Num. 4.
‚Bon Laureaco auf VeldidenaM.P.C.C.LXVI.
| wi Geſtalten.
Ovilabis 2 *
Laciaco XXXII.
Jovi - - XXVI
Bidaco - «1: ET
Ponte Ani - - XVII
Ifinifca - u,
Ambre -: - . XXXIL
Ad Pontes Teflenios - XL.
‚Bartao - 4X.
‚Veldidena - - ar
Eambach in Ser
oͤſterreich.
Salzburg.
Ditmaning.
Oetting.
Iſn.
Bruck an der Amber.
Dieſſen.
Partenkirchen.
Wiltau.
s. Bon
98 Seeraphiſche neue Entdeckungen.
5, J
Von Ponte Acni auf Veldidena
a * XC.
Albiano XXKVI.
Mafciaco - XXVI. Matzen im Tyrol,
Veldidena - XXVI. Wiltau.
Da ſich nun keine von dieſen 5. roͤmiſchen Straßen auf unſere
Laufzorniſche ſchicken will, ſo hat man bisher ihren Urſprung lieber
in das mittlere Zeitalter herunter geſetzt, und daruͤber die ganze So
che im Finſtern liegen laſſen.
Der einzige Aventin, dem dieſer Weg wenigſtens von hoͤren
ſagen ſchon bekannt geweſen, hat keinen Anſtand gefunden, ſolchen
denen Roͤmern zuzueignen a); weil er aber zugleich, und vieleicht
gar unſerer Hochſtraße zu gefallen, auf den ungſuͤcklichen Einfall
gerathen, die ehemalige roͤmiſche Pflanzſtadt Auguſta Vindelicorum
nach Wolfertshauſen an den Einfluß der Loyſach in die Iſar zu vers
ſetzen, und zu deffen mehrerer Beglaubigung. die Pontes Teflenios’
“in die Pontes Scaphonios umzutaufen; wohin- feiner Einbifdung
nach diefer Weg vormals führete: fo hat er bey denen Gelehrten
über dieſen Artikel vollends allen Glauben verloren.
a)* Aventin. Ann. L. 2. pag. 115. inter hæc fuit Auguſta Vindelieof
zum juxta traditionem Ptolomzi exactiſſimi cofinographi ad quin-
decimum fere lapideın fupra Monachium proxime Wolfratshufum
vicum & arcum claram olim pot. Princip, &c. condita fuit Auguſta,
ut reliqua ſubnectam, ad Pontes Scaphonios, ubi duo rapidiflimi
Amnes Luifa & Ifara ex alpibus confluunt, Contigit viam , quæ
firata a Romanis ab Oeno ad Lam adhuc monftratur, Bojus ho-
hoſtraſſam vocat.
Es laͤßt fih aber auch in der That dieſes ſonderbare ee
baͤude des Aventins keineswegs reghtfettigen. Denn, aller anderer
De
| + Seographiſche neue Entdeckungen. 99
Beweisthuͤmer zu geſchweigen, welche das Auguſtam Vindelicorum
unſtreitig nach Augſpurg verlegen; ſo giebt der klare Augenſchein,
ß unſere Laufzorniſche Hochſtraße weder auf Schoͤftlarn, oder des
En vermeinte Pontes Scaphonios, noch auf Wolfertshaufen
uulaufe, fondern bey Dem Dorf Straßlach (fo vieleicht Daher feis
| nen Namen bekommen hat) und folglich 4. ganze Stunden unter
Wolfertshauſen 2, Stunden aber unterhalb Schöftlarn an die Iſar
ſtoße.
Bey diefer Beſchaffenheit der Sachen, da ung Aventin lauter
ungegruͤndete Muthmaßungen, die Übrigen Kemer des Alterthums
| er gar nichts von Diefer merkwuͤrdigen Hochſtraße berichten , fo
trieb mich Die Neugierde an, folher durch andere Wege genauer
nachzuſpuͤren.
* Auf gehaltene Nachfrage erfuhr ich gar " Daß fich Diefe
Ban nicht nur um Laufzorn herum bis an die far, fondern
auch noch gerade gegenuͤber, zu Bairbrunn, Wangen, Puchendorf
= Gauting jenfeits der Wurm, und alfo in einer geraden Linie,
an vielen Orten wahrnehmen laſſe. Dießſeits der Iſar hingegen
be von Laufzorn an zu Puelach, Saurlach bis über Peiß hinaus
in der nämlichen geraden Linie fihtbar; da fie fich endlich bey Hel⸗
fendorf , unmeit der von München nach Rofenheim führenden Land»
ſtraße zu verlieren, und mit felbiger fortzulaufen ſcheint.
nn
Nun brauchte es weiters nichts, als ein fehlechtes Lineal um
auf einer jeden Landkarten von Baiern die Diredtion diefer Straße
zu lernen; und da zeigte fich ganz deutlich, daß fie geraden Wegs
von Rofenheim gegen dem Lech zu, und nach dem wahren, nicht aber
mac) dem von Aventin bey Wolfertshauſen erdichteren Auguſta
u geführet habe,
2 | Da
100 Geegraphitche neue ——
Da nun aber vollkommen richtig iſt, daß unweit Roſenheim
zu Haͤpping bey dem Einfluß der Mangfalt in den‘ Innſtrom eine
römifche Station gewefen, wie aus den alten noch heut zu Tag
daſelbſt vorhandenen Steinſchriften exhellet b); fo entftund daher
fehon mehr als eine bloße Muthmaßung, daß unfere auf eben dies
fes Häpping binlaufende Hochftraße eine römifche Heer oder Lands
firaße gewefen fey, die von den Römern von bie aus nad) Augs⸗
burg angelegt worden.
b) Sie ſtehen bey dem Aventin Annal. Lib. If. fol, 116.
. Redoch diefe anfängliche Muthmaßung veränderte ſich bald in
eine völlige Gewißheit: da ich auf weiters Nachfragen erfuhr, daß
öfters auf > und nächft an unferm Weg allerley, und zwar meiftens
Fupferne zumeilen aber auch goldene und filberne römifche Münzen.
gefunden würden, ‚Man brachte mir auch ein dergleichen Stuͤck
mittlerer Größe, ſo erſt vor einigen Wochen nahe bey unferer Straße
— aus der Erde gegraben worden, auf welchem, zwar. die
Umſchrift nicht mehr gar leſerlich war, das aber ein jeder Muͤnzver⸗
ſtaͤndiger im erften 3 Anblick fuͤr einen Trajanum erkennen konnte.
Auf ſolche Weiſe war endlich das Daſeyn einer roͤmiſchen Heer⸗
oder Landſtraße außer Zweifel geſetzet. Allein jetzo kam es darauf
an, diejenigen | alten Drtichaften auszufinden | —* von **
Landſtraße ehemals beruͤhret worden. ee
Meine erften Gedanken giengen gleich da hinaus, daß ſich hie⸗
von, vieleicht ſchon in hieſigen Gegenden, an dem Ufer der Iſar,
einige Spuren zeigen doͤrften. Ich forſchte Daher noch weiter nach
und erfuhr endlich, Daß ſich unmeit diefer Hochftraßereine Viertel
Stunde unterhafb dem Dorf Straslach einige Ueberbleibfel von
alten Schanzen befänden. Die Neubegierde trieb. mich gleich des
andern Tags an die bezeichnete Stelle, und da fand ich ganz nahe
iD | ä *
Pen. —
| Geographiſche neue Entdeckungen 101
| an der Iſar, die hier zwiſchen einem ſehr hohen Ufer, oder vielmehr
"in einem etlich 20. Kiafter tiefen Thal flieht, recht an dem Rand
der Anhöhe die Anzeigen cines runden Caſtells, oder einer Eleinen
En, , welche mit einem dreyfachen Walle, und vierfachen Gras
ben umgeben gewefen war, doch fo, dag hinter der Bruftwehre des
innerften und außerften Walls eine Art von breiten bedeckten Wege
der Wallgang regiert hatte. Bey dem mittleren Wall hingegen
U War nichts dergleichen zu erblicken, fondern er ragte zwiſchen zween
| ſehr tiefen Gräben wie ein aufgervorfener Hügel hervor.
Ferners Fonnte man nod) wahrnehmen r Daß Diefer dreyfache
il nicht die ganze Veſtung in ihrem ganzen Umfang umgeben,
en nur in der Geſtalt eines Hufeifens eingefchloffen hatte: weil
Bi innere Veſtung von der offenen Seite her den Rand ver
ye beruͤhrte, wie aus beyligender Zeichnung das ** zu er⸗
Ann MR
S ) Vid. Tab. III. ur — 9*
Zetzo war vor allen, Dingen die — aus zumachen, ob die,
ſes En Ueberbleib ‚don einer vömifchen Veſtung, oder
etwann nur von einem in den jüngern Zeiten durch die Hunnen
oder ſonſten zerftörten baierifchen Schloß wären, welches Ießtere
) mit der unmeit Davon vorbeygehenden romiſchen Straße gar nichts
\ geimeines gehabt hätte? Ach vernahm aber bald auf vielfältiges Nach⸗
forfchen aus dem Mund: eines, Bauern zu Grünewald , der in Die
— alten Schanzen im Herbſt⸗und Fruͤhejahr fuͤr ſein Vieh Streu
zu ſammeln pfleget „daß er darinnen öfters verſchiedene alte ihm un⸗
| un, kupferne Münzen gefunden habe, wovon die kleineren in der
Groͤße eines Kreuzers, und die groͤßere wie ein Carolin, uͤberhaupt aber
viel dicker, als andere Münzen geweſen. Nach diefer Entdeckung war
| 88 frenfich nicht mehr ſchwer die obige Frage zu entſcheiden. Weit
aber dannoch der vorerwaͤhnte Baur von, allen feinen gefundenen Muͤn⸗
Rn. Aus, N 3 zen
103 Gengraphifche nene Entdeckungen,
zen Fein einziges Stuck mehr bey Handen hatte, fo nahm ich mir vor,
wo möglich noch mehrere Gewißheit Desfalls einzuziehen.
Ich ließ alfo felbften durch meine Leute in dem Bezirk der Schan⸗
zen nachſuchen, welche mir in kurzer Zeit eine fehr Fänntliche roͤmi⸗
ſche Kupfermünze von der Fleineren Gattung (wovon aber die Aufe
ſchrift nicht mehr zu leſen iſt) überbrachten, und hierdurch guten
Grund zu hoffen gaben, Daß fich allda bey weiterem Nachforfchen
noch mehrere und beffer confervirte Stücke hervor thun werden. Vor
diefesmal aber mußte ich mein Nachfuchen, wegen der ſchon weit
verſtrichenen Jahrszeit, bis auf den Fünftigen Sommer verſchieben.
Nun blieb noch übrig, diefem alten unftveitig römifchen Ca⸗
fiell einen Namen zu fchöpfen.
Da unfere alte Hochſtraße obgemelötermaßen faft in gerader
Linie auf Häpping bey Nofenheim führe; Diefes aber, wie aus de—
nen bereits angeführten alten Steinfehriften zu erſehen ift, ein von
den Roͤmern befeßte Stadt in Pindelicien oder Rhztia fecun- |
da gemwefen , fo hielt ich dafür, daß man fich bey gegenmwärtiger |
Unterfuchung hauptfächlich an diefen Ort halten müßte,
Kun find die meiften Gefehichtfehreiber, wie ſchon Gewold in
feinem Veteri Norico bezeuget, mit Aventino, Appiano, und an«
dern mehr darinnen einig, daß ehemahls bey erwehntem Dorf Häps
ping des Ptolomei fein Abudiacum gejtanden fey. Es muß aber
diefes Abudiacum bey Häpping weder mit dem Abudiaco danubia-
no, oder Abbach an der Donau; noch mit Dem Abuzaco, welches |
nach dem Itinerario Antonini zwiſchen Partana und Auguft. Vin-
del. liegt, und insgemein für Füßen gehalten wird, vermifcht werden."
Bon dem erfteren Abudiaco, fo an der Donau liegf, ift die)
Sache ohnehin außer allem Zweifel, Daß aber auch das Abudia- |
Gesgraphifche neue Entdeckungen. 103
| cum bey Häpping mit dem zwifchen Partana ( Partenficchen) und
Auguft. Vindel. gefegenen Abuzaco ganz und gar nicht einerley
(wie doch einige mit Cluverio irrig meinen) fondern ein fehr vers
0 Ort geweſen, ſolches laͤßt ſich aus der berühmten Tabula
Peutingeriana, die dießfalls allen Glauben verdienet, am klaͤreſten
beweiſen: in welcher dieſe zwo Benennungen an zweyen ganz verſchie⸗
denen Orten, und auf zwoen ganz verſchiedenen Straßen, die nir⸗
gends zuſammen laufen, vorkommen.
Weil ich aber doch aus der eben angefuͤhrten Tabula noch gar
vieles zu meinen Vorhaben anzufuͤhren habe, ſo wird vor allen
Dingen noͤthig ſeyn, aus ſelbiger diejenigen Straßen anzuzeigen, die
bey dem haͤppingiſchen Abudiaco zu und abfuͤhren.
.
{
—J
* Es giebt die Tabula Peutingeriana die beſſer oben aus dem Iti-
nerario Antonini angeführten erfteren 3. Straffen und Stationes
er Geftalten; Die zwey Ießteren hingegen gar nicht an,
Kor
Num. 1.
Dad der Tabula Peutinger. Mach dem Itiner. ———
M. P. er M. P.
Ir Lauriaco
Ovxilia - - Ovilabis 2 XVI.
Joviaco XXVII.
Ren Stanaco .i XVII.
Boloduurum - - »- Bojoduro XX
Petrenfibus* - - XVII. Quintanis Bi XXIL
Serrioduro - - XXVI, Auguftis ** x xx.
Regino - - _XXVII. Regio - XXIII,
Brofena . ar -- CU Abllim- =... XX
ee 4 - "Mai arg. f
Germanico “- - VII.
F Veto-
104 Geographiſche neue Eutdeckungen.
Verdnlamis mann = en KH ns nr or
Burieianis U 0 = ıXVIE A
Yanaco - =. VI . |
Medianis- ar VII.
Lofodiea = — a4 9
Septemiaci HR ne nor VER
Opie = - nr VII. | =
Aquileia - - XVIUEk .Vallato M*..:. XVIII.
Ad Lunam- - XX. Sumontorio N XVL
Pomone. - - XL. | 2
Auguft. Vind. - .. = ,- Auguft, Vindel.
#) Soll ungezweifelt XXVIII. feyn, wie es die Diſtanz von Bojoduro (Paſ |
fau) bi Servioduro (Straubing) klaͤrlich ausweist. *
*) Iſt ohne Zweifel XXX. mithin ein X. ausgelaſſen worden, wie die Ent—
fernung von Kuͤnzen und Straubing weist.
x*xx) Vallato, und Summuntorio haben dieß Orts Feine Beziehung auf Aqui-
leja ad Lunam, oder Pomone; ſondern eine beſondere Straße gemacht,
Die von Abenſberg gerades wegs nach Augsburg gegangen iſt.
Num. II.
Nach der Tabula Peutinger. Nach dem Itininer. Antonini
AM. P. M. P.
OviliAVUII. Ovilabis XVI.
VDerlape— XV.
Laciacis ⸗⸗XVIII. Laviaco XXXIL
Tarnıtone - - AV.
Juvavo - -- - XII. Juvavia > XXVII.
Artobritze - XVI. Br
Bedjo - - - -.XVE Bedajo 2 XXXII.
i Ponte Aeni.;. - XVIII.
UuniſeeeBVRVR. Iniſea XX.
— —4 * — Zoo
— * Ma
- b lia | 4 nik | — He RU TH A.
ſcone i m I XVIIL niit?
3boduno ., =... um | ——
J —— XXXu.
= XVII. Alg. Vind. = I.
a hat die mit Navore umd Rapis einen Zufa imenhang, fon
jeiger of — das Ort an, we die Straße über bie Amber
®© J *
der Tabula Peuringer“"Ragyden Tniner Anton
Tine 5 —*2 ag '
Bi
Hi * er Lamm
‚ Sublavione =, XXLIE
Vipiteno — XXXIL.
MWeigen * J——
A Partugß —J— .
* * ir ni " Bi ed
| — ———— —
= Bey Avodiaco, und ad nov⸗ ve Au Vindel. fi ind in der Tabula
Mi PN Peuting, feine Zahl BEE, daher ar Entfernung nichts
fi zu beſtimmen i | \
i o Mit
106 Geographiſche neue Eutdeckungen.
Mit der erſten von dieſen Heerſtraßen haben wir fie ief
nichts zu thun, und bey der dritten nur fo viel anzufuͤhren,
der einftimmigen Meynung aller Seribenten das im der Tabul an
gefuͤhrte Avodiaco mit dem im dem Itinerario Antonini bei. ten
Abuzaco, fo wie das Vetonina der Tabulæ mit dem Ve idena
deg Itinerarii eines feyn ; übrigens hat weder das eine hy
eo mit unſerer alten Straße die A —
ur
Ei
eufgateh: nehmlich, weil ſich Bee] das Abudi
findet, aa wie fhon oben beiviefen worden,
ger Meynung Velferi, Aventini, Appiani haft,
anderer mehr, © mit dem dermaligen Dorf —— am Inn bey
Roſenheim uͤbereintrift: woſelbſt auch unſere Landſtraße ihren Anz
fang zu n ehmen, und von dar aus gerad nach Auguſt. Vindel. zu
fuͤhren ſcheint.
Iſt dieſes zum voraus —3 fo lehret uns die Tabula Peutin-
geriana, daß die alte Heer⸗ Landſtraße von Abudiaco, oder
Haͤpping nach Eſcone, Camboduno, Navore, und Rapis gehen muͤſ⸗
fen, ehe wir darauf Aug. Vind. erreichen. Don Eſcone Wird beſſer
unten geredet werden; was aber das alte Cambodunum de Prolo-
mei befkift, fo bin ich gleich Anfangs auf den Einfall geräthen, da
ſolches an der Star bey er seftanden fy. RR:
Weil bier“ aber mit ie bloßen Muthmaßungen nichts auszurich—
‚ten war, fo machte ich bey mir folgenden Schluß: wenn an
Iſar bey Straßlach die Stadt Cambodumum geftanden:; fo muß di
Diftanz von Abudraco oder Häpping bis an die Iſar b eldteı
Dorf Straßlach zu einem Maaßſtocke dienen, der auch bey dene
übrigen Schtionibüs der Tabulæ Peutingerianz einteeffen, oder im
——— die Falſchheit des Vorderſatzes anzeigen wird.
Dies
Geographiſche neue Eutdeckungen. 167
ieſer Schluß fheint mir um ſo viel wichtiger zu ſeyn, da of
ähnte Straße von Häpping bis an die Iſar faſt in einer gera-
Linie fortiaufi, und folglich zur Erfindung eines Achten und zu⸗
löffigen Maaßſtockes weit beſſer als alle übrige in der Ta-
ı) Dex Posen und Stationen „dienen Eann ; deren
alle Meflungen , und zugleich alle fich
gleichungen , ſehr ungewiß und vergeblich
Da nun aus der Tabula bekannt iſt, daß von Abudiaco ad Efeo-
n XVII. von hier bisCambodunum aber XX. zufammen XXXVIH.
R, oder waͤlſche Meilen, iede zu 5000, tömifchen Schuhen gerechnet,
(et worden : fo theitte ich Die Diftanz von dem Innfluß bey
| ipping bis an die Iſar bey Straßlach in 38. gleiche Theile, und
erſuchte nach dieſem Maafitade einige andere in der Tabula bes
erkte Diſtanzen ſolcher Stationen, deren igige Benennungen am
richtigſten beſtimmt zu ſeyn ſcheinen. Und fiche! fand zu meinem
u Vergnuͤgen, daß mein Maafftab faft di gehends mit der
ef angezeigten bi romiſchen Meilen vollkommen
—8*
zu Exempel: es zeiget die Tabula, daß Regina und Abufina,
ki erfteres unftreitig das heutige Negensburg , und letzteres
ıbey dem Einfluß der Abens in die Donau zu ſuchen ift) XxII.M.
n einander entfernet waren; und 22. heile von einem Mack
ibe fegten eben dieſe Derter unter Die zwey Ifpigen zum
utlichen Beweis, daß ſowohl das Maaß, als die in der Tabyla
gegebenen Diftanzen richtig find.
| It: Auf gleiche Weiſe giebt die Tabula von Regino bis Servioduro,
durchgehende für r die Gegend von dem heutigen Straubing
alten wird, XXVII. M. P. an, und even fo viel zeigte auch mein
Reini: Maaßſtab. —
=
108 Geographiſche neue Entdeckungen.
Gleiche Uebereinſtimmung wies ſich von Abuſina bis Celeuſu
(Neuſtadt) mit IL. von da bis Germänicum Rohburg) mit \
M. P- und nachgehends mit noch fehr biel anderen Stationen, von
welchen beſſer unten ein Mehrers vorkommen wird; daß alſo die in
der Tabula angegebenen Diftanzen durchgehende die Sister dh
Maaßes, und wechſelweiſe das Maaß die 9
Diftanzen, als der itzigen Benennungen, uͤberfluͤßig beſtaͤttiget —
Ich konnte nun mit guten Grunde ſchließen, daß die ofter⸗
waͤhnte alte Schanzen bey Stäßlah noch einige Ueberbfeibfel von
dem Camboduno wären, welches in der Tabula Peutingeriana auf
dem Wege von Abudiaco nach Auguftam Vindel. angezeiger. iſt
Das einzige, was mir noch einigermaßen im ege zu ſtehen fehien, |
war, daß diefe alte Waͤlle und Gräben mehr einem Caſtell und
Heiner Feftung , als den Ruinen einer gewefenen Stadt gleichſehen |
indem der halbe Umfang des aͤußerſten Grabens nicht viel über 30
Schritte austrag wollte. |
36 übte u in eben di ieſer Gegend noch wei ach „und
gieng einige 100. Schritte von unfern 1 Schanzen — einen
Hohlweg, der von beſagter Hochſtraße an die unt Thal vor⸗
bey fließende Iſar fuͤhret, in dieſes Thal hinab, und bemerkte fi #
recht in der Direetion der oben auf der Anhöe. befi '
Schanzen ‚ bis an die far, eine ziemliche Strecke Kandch
voll von groß: und kleinen Huͤgeln war, deren unorde ntliche doch
befondre Rage nen jeden fogleic) erkennen ließ, daß folk niche von
der Fluth des noch einige hundert Schritt weit davon vorbey flieſ⸗ |
fenden Iſarſtroms haben entfichen koͤnnen; fondern vielmehr denenf
Ruinen alter und eingefallener Gebäude gleichten ; Die aber jetzo ſtark
berafet, und mit Daumen bervachfen find. Endlich erfuhr ich auch
daß bey. denen gerade gegen diefem Orte uͤber am Tinfen Ufer d
Star wohnenden Bauen zu Bairbrunn eine uralte Tradition vo
Rats
109
ee fänzet worden, daß vor Alters in die⸗
tanden fen. —— —*
m =
di — Aa * haͤtte. Es traffen ein⸗
e Umſtaͤnde ſo genau dabey ein, daß ich vorher der Tabulæ
Beutingerianz allen Glauben haͤtte abſprechen müflen, wenn ich das
IE atinnen angezeigte Cambodunum noch länger an einem anderen Orte
hätte fuhen wollen. Sch begrif endlich auch ganz feichte, daß das
auf der Höhe erbaute Caſtell darum möchte erbauet worden feyn, da-
mit die Stadt felbft deſto beſſer befehüget oder auch in Zaum
Be“ und biernächft der Uebergang über die Iſar bedecket BR
51} Ei De ſich Ba — ——— ihm paneirolla ud
I} heimmer , wenn der erftere in feiner Cofmographia, der andere in
n Comment id notit. —— utriusque Imperu , und der
Be — nmerfungen ü Ptolomeum das von diefem letz⸗
ar rege: die Gegend von München nen: i
die h
m angelegt
Pakt J |
ae tfen fie, aber. gewußt, daß die alt
| mi der itzigen Arch, Münden, fonde
lich zwiſchen Si — n und & aß
ir! N Meynun
de S Stage nicht
Stunden oberhalb, naͤm⸗
| Zar gegangen, ſo
ͤrden fie zweifel sohne einer it mit geweſen ſeyn.
—— Es irret ſich aber noch Se ; Ayentinus „ Petrus
ee: * und ar da erftere d efes C ambodunum an
dritte N
RR
83 Eben |
110 Geographiſche neue —
Eden fo ſehr irren ſich auch Cluver und Ortel
und anderen, Die zwifchen dem Inn und d A za]
dunum zulaffen, noch irgend ein anderes annehmen wollen , algi g
Campidunum an der Aller , oder jegige Kempten, von welchem das. '
Itinerarium Antonini, Strabo, die Notitia Imperii , und
Iſny gefundene Meilenſaͤule Meldung thun h), Obſchon ſowohl
Prolomzus , als auch die Tabula Peutingeriana dieſer Tiger
klaͤrlich widerſprechen. =
d) Annal. lib. II. pag. 115.
e) Lib. Rer. german. . .
f) In delineat. Norici. J
g) Cluver. Ger. Ant. v. 14. 9. 4% ‘
b) Lapis milliaris Ifnenfis. b)
IMP. CAESAR. L. SEPTIMIUS. SEVERUS. PEUS. —
NAX. AUG. ARABICUS. ADIAB. PARTHICUS. MAXI-
MUS. PONTIFEX MAX. TRIB. POT. VIIL IMPER. X
cos. I. P. P. PROCOS. ET IMP. €. . MARCUS
AUREL. ANTONINUS. PIUS AUG, TRIB. POT. IV. PRO-
cos. VIAS ET PONTES RESTI. A CAMB. M. P. XL BR;
Denn gefegt! m an wollte auf einen Augenblick mit Cluverio*)
das Abudiacum (Saͤpping) in Abuzacum ( feiner einung nach
Süßen) verivandeln, und Efconem nad) Schongau , Cambodu-
num aber nach Kempten feß n; wie wurde man alsdenn mit der
in der Tabula Peut. ausd Ä — Diſtanz von Ponte Omi
und Jfunifca , das nach aller Meyn ung von dem Fluß nicht
kann entfernet werden; tie wurde man, fage ih , 9 daraus bis
Abudiaco mit XXXVMI. bis Eſcone mit LVII. und bis Cambo-
duno mit LYXVIL M.P. zu recht Tommen ? da bis Füßen, Schon:
gau und Kempten zweymal ſo viel Meilen nicht zureichen? und wie
koͤnnte man ſich eine Straße von Füßen über Schongau nad) Kem⸗
pten, und von dannen erſt nacher Augsburg vorſte ellen, da erwaͤhn⸗
tes
Bi 5
Geographifche neue Entdeckungen. ılı
Ä | bi — als bey Schongau, Augsburg
au als bey Kempte ‚gelegen fi find? ein
jlechter Handzirkel, und die gemeinſte Landkarte von Baiern find
aͤnglich den Cluver und Ortelium hierinnen 3 widerlegen, und
u eil zu beweiſen, daß das Campidunum Antonini an der
etwas anders als das Cambodunum Prolomei mei zwiſchen
| Inn⸗ und dem Lechfluß geweſen ſind.
neigen |
* Es iſt nicht genug bie Tabulam flugs einer unrichtigkeit J
und alle darinnen angezeigte Zahlen fuͤr falſch und fehler⸗
haft anzugeben, wie Cluver gethan, ſobald ſie ſeinen Muthmaßun⸗
gen zuwider lief. Es beweiſet vielmehr unſer Maaßſtab, daß die
egebenen Sean mie fehr richtig aufgezeichnet find ;
alſo ohne Die größte Nothwendigkeit, und folang Fein augen-
her Fehler darinnen vorkömmt , durchaus nicht von ihr kann
abgegangen werden
134
Es hat RN Profeffor Mayer nahe feiner
— — eritica dem oben augezeigten Fehler des Cluvers en
| —— y vermerkter Unmöglichkeit eine Straße vo
— u und Kempten nach Augsburs
au führen; das. Abuzacum nicht nut aa } fondern auch gar
em Teuire
tg und von Veldidena nach en Dr X or
‚aco haben 2 ee muͤſſen vodurch er endlich
voͤllig hat entrachen koͤnnen.
* an widerſpricht nicht nur die Tabula Peuting. wie
Men: oben erinnert worden, der Durchkreutzung beyder Straßen
by
112 pifche neue Eutdeckungen. |
bey: Aush ——— a 5; eget auch anderweit:g *
klaͤtlich an den Tag, Daß Die auf der afe von Salzburg nah
tation Cambodunum das heutige Kempten ng.
oder Campidunum A |
halte nur, das Itinerarinum Antonini ‚gegen unfere Tabulam. In
dein Iunerario wird des Campiduni auf der Straße zwi ſchen Augs⸗
burg und Brigantia ( dem heutigen Bregentz) erwaͤhne * el⸗
che Lage ſich unſtreitig auf Kempten ſchicket; und wenn je 3
Zweifel uͤbrig ſeyn koͤnnte, ſo hebt ihn auf einmal der entſch
de Umſtand, daß zu naͤchſt bey dem Campiduno die Station Ve—
mania (heut zu Tage Wangen) angezeigt wird. In der Tabula
Peutingeriana hingegen koͤmmt das Cambodunum auf der Straße
zwiſchen Salzburg und Augsburg vor, und iſt weder mit dem V |
mania noch mit irgend einem anderen Orte verbunden, das fi 9
im geringften auf Kempten beziehen koͤnnte.
Dieſe gar zu deutliche Umſtaͤnde haben ſchon bh Berlbunte :
Petr. Bertium bewogen, das Cambodunum der Tabule in Baiern
an den Ufern der Iſar zu ſuchen, ob er ſich ſchon darinnen ver⸗
toben, daß er es nach Freyfingen verfeger * er
*
einmal bewährt — ließ m . um — ſeyn,
nicht nur ganz neuen Entdeckungen nachzuſpuͤren ſondern auch ein⸗
⸗ ‚Sagen laͤngſt bekannter er unwider⸗
und andere ziveifelhaft:
— — zu Pr men.
“Run ‚haben mir Fri mine Übrigen Amtsgeſch
noch nicht zugelaſſen, unſrer Laufzorniſchen ofteerodhn 1 n Hoch
von Gauting aus bis an den Lech
ſie doch haben ſo viele Stunden weit in einer geraden Linie na
joufen gefehen, fo mar leicht zu urtheilen, Daß fie ſich in einer eben
geraden |
Geographiſche neue Entdeckungen, 113
geraden Linie vollends bis an den Lech werde erftrecket haben. Das
her ift mit gutem Grund zu vermuthen , daß die zwiſchen Abudiaco
md Camboduno gelegen: Station ad Elconem unweit Veldofing an
? Manauald unter Peiß, und das nad) Camboduno Fommende
Navore zwifchen Weßling und Ergasried Dießfeits Der Amber : die
este Station Rapis aber an dem Lech unterhalb Liechtenberg bey
Scheyring müffen zu ſuchen feyn. Auf diefe Art wäre der Ueber
gangüber die Amber beym dermaligen uralten Dorf Grafrath ge-
wefen, als wohin die Wi, ag ein vor allemal
es gerade Linie unferer Hochſtraße ganz genau hinweist.
Bey diefem Syſteme treffen vermittelft unfers Maaßſtabs nicht
nur die in der Tabula aufgezeichneten einzelnen Diftanzen der Stas
onen tichtig ein: fondern wir finden auch überhaupt zwiſchen Straß»
h und Augsburg die von Camboduno bis Auguft. Vindel. an
ebene LX. M. P. zum augenfcheinlichen Beweis , daß ſowohl
Das erfundene Maaß, als die Zahlen der Tabulæ Peutingerianz,
ihre gute Richtigkeit haben. vi
Dun muß ich noch von denen übrigen Stationen etwas weni⸗
ges melden, die von Abudiaco rücfwärts.bis Juvavia gelegen, und
Das einzige Juvavium oder Salzburg ausgenommen , ihren heutigen
Namen nach meiftens mit Dunkelheit umgeben find. Hicher ge-
bösen vornemlich die fowohl-in der Tabula als in dem Itinerario
aufgezeichneten Derter Bedaium, ad Enum und Iunifca, über deren
beutige Lage ſich die Gefchichtfehreiber noch nicht recht vereinigen
koͤnnen: ferners Artobriga, Bratanio und Urufa, die in dem Itine-
rario gar nicht, fondern nur in der Tabula zu finden , und bishero
fat gar nicht unterfuchet worden find.
— Sfinlerus iſt der Meinung, daß Pons Aeni (oder wie es in
der Tabula. heißt ad Enum ) etwas unter Roſenheim geſtanden.
* Appia-
114 Geographiſche neue Entdeckungen.
Appianus ſetzet es auf Waſſerburg, das damals Hohodunum oder
neuen Hohenau geheißen haben ſoll. Cluverius nimmt dafuͤr das
heutige Altenbohenau an. Aventinus, Velſerus, und andere mehr
erklaͤren ſich hingegen für Oettingen. J
„2 WR
Da fowohl in der Tabula Peut. als in dem Itiner. Anton.
von Juvavia (Salzburg) ad Pontem Aeni XLV. M. P. gezaͤhlet
werden: unſer Maaßſtab aber in Diſtanz mit keinen an⸗
dern von dieſen Oertern, als allein Oettingen eintrift: er⸗
giebt ſich daher, daß Aventins und Velſers Meinung wahr⸗
ſcheinlichſ alle übrigen aber ohne Ausnahm ganz irrig ſeyen, wie
ſich aus vage noch mehr ermweifen wird. Ä
Die Tabula feget von Juvavia auf Artobriga XVI. von da
bis Bedajo abermal XVI. und ferners ad Enum XIII. M. P.
Nun hat man ſchon ehedem laͤngſt an dem Salzafluß, ſo ehe⸗
deſſen Juvayus geheißen, von Lauffen bis nach Burghauſen verſchie⸗
dene roͤmiſche Monumenta und Inſcriptiones gefunden, deren einige:
wie Aventinus *) meldet , nach dem nicht weit davon entlegenen
Kloſter Seon gebracht worden, und allda noch heut zu Tage zu fe
ben find, wie aus dem Monum. Boic. g), alltvo fie im Kupferftiche
erfcheinen, erhellet. Hieraus läßt fich mit größtem Fuge ſchließen,
daß dieſe zwo Stationes Artobriga und Bedajum nirgends anders
als an der Salza zu ſuchen Ri und zwar um fo mehr, da Fk
der Namen Artobriga zu erkennen giebt, daß diefer Ort an
Fluß muͤſſe gelegen ſeyn.
*) Aventin Annal. lib. II. pag. 121. Burghafii
L. BELLICIO L F QUARTIONI DECURIONI JUVAVIENSIUM
II VIRO JURIS DICUNDI VIXIT AN LVIII SAPLIAE BE-
LATUMARE CONJUGI AN LXI BELLICIUS +SECCIO
ET BELLICIUS ACHILLES CUM CONJUGIBUS EX TE-
STAMENTO FACIUNDUM CURAVERUNT.
Aliud
N | | |
| va Geographiſche neue Entdeckungen. 115
Jv 0. Alud in agro Burghufiano
Ur 85 LOL. POCCA VF. SIBL ET
1 — h VIATORI
I; B * ‚CONJUGI
— ET ANNONI FIk ’ m
Dan iur" OBIT AN XXX. zu: af
Bee 9 7. _ POSTERIS © SUIS. vr
Bien © vo Fr, |
gan Pag. 122. In ripn juvavi prope Lauffen Noriserum.
4 SEX JUL APTUS- 4
Bis * VETERAN EX PR’
wii y j NL *
VV —⏑ —X
OPTIMO ET SIBI
V. F.
“ 1»
En Monum. Boicor. Tom. II. pag. 122.
1%: Ziehen Wir bey fo bewandten Umſtaͤnden unfern Maaßſtab zu
Rathe, fo Ternen wir, daß — etwas unter dem heutigen
Lauffen , Bedajum aber ein wenig oberhalb Burghaufen, geſtanden
find , von welchem letztern Ort an fid) die 13. M. P. big ad pontem
Ani oder Detting gleichfals richtig zeigen; zum abermaligen Bes
daß unfer Maaß durch die Tabulam Peutingerianam , und
* Tabula durch unfer Maaß gevechtfertiget werden.
Es irren daher abermal fomohl Cluverius , der "Bedajum
I Klofter Baumburg, als auch Ortelius; der es zu Dittmanning
f: deren Meynung durch Feine, auch nicht die geringfte roͤ⸗
mifehe Ueberbleibſel unterftüger , wohl 1 ah unferen Maaß⸗
ſtab gaͤnzlich widerlegt wird.
WVon Ponte Aeni iſt die naͤchſte Station Iſuniſea in einer Ent⸗
ng von XX. M. P. und ohne allen Zweifel ein an dem: Fuß
P 2 Iſn,
116 Gevgraphifche neue Entdeckungen,
Iſn, der bey Detting in den Inn lauft, gelegener Dre geweſen.
Weil num Diefer Fluß nicht weit von dem zum Domftift Freyfing
gehörigen Markt Iſn entipringt „fo find faft alle Geſchichtſchreiber
einhelfig auf die Muthmaßung verfallen , daß Iſuniſea bey dieſem
Markfiecken zu fuchen fey. _Cluverius h) alfein will es nah München
an die Iſar verfegen, weil da die heutige Straße von Salzburg nach
Augsburg durchführet. Allein, da die Iſar viel zu weit von Dem Inne
ftrom entfernet fließt, als daß die fowohl in dem Itinerario als in
der Tabula angezeigte Diſtanz von XX. M. P. dabey zureichen koͤnn⸗
te, fo bat diefe Meinung, fo viel man weis, noch bey niemanden
Beyfall gefunden. Schlagen wir unſern Maafftab an, fo it es
bier das erftemal, das er feine Dienjt verfaget; denn anftat der ans
gegebenen XX. bringt er AXXIL M. er heraus, welcher Fehler
gar zu arg wäre.
h) Cluver. V. 17.7.
—
auß alſo entwe nn die Ta ula und das — nr
Maaß fehlerhaft, oder der Mark Iſn nicht der Ort feyn, wo das,
olte Iſuniſea geftanden. Wir wollen ſehen, ob nicht ‚Die Ehre der
Tabulæ, und zugleich auch die Nichtigker unferes Maafes in ‚dien
ſem gefährlichen Augenblick gerettet werden koͤnne. | A
Es finden fih an, und nahe bey den Fluß Iſn in dem —
Meat noch Mehrere Derter , fo jeso Iſn heißen; eines darum-
ter ift Kirchiſen, eine -Filial von Niedernbergkirchen; das andere aber
ein Dorf mit einer Mühle, kurzweg Iſn genannt , liegt unterhalb,
Walkersaich unweit Goͤppenhaim; wird aber in Feiner Landkarte
angemerkt, und iſt eben deswegen denen ER: been
verborgen geblieben.
Beh dieſem letzteren Dorf Yin, an dem Fluß * Namens,
RS unſer Maaßſtab vollkommen ein, Ich habe noch nicht Gi
legen⸗
Geographifche neue Entdeckungen, Luy
heit gehabt / mehrere Kundſchaft einzuziehen, ob nicht in Diefer
end einige Ueberbfeibfel von roͤmiſchen Alterthuͤmern anzutreffen
und muß alfo in Ermanglung derfelben andere Wege auffus
en auf welchen die Wahrheit näher kann entdecket werden.
3wiſchen Iuniſea und Abodiaco (Haͤpping) giebt die Tabu-
la noch zwey Stationes an, naͤmlich bis Bratanio XII. M- P. von
da bis Urufa ebenfals XII. M. P. und endlich bis Abudiaco XII.
"M.P. Wenn diefe überhaupt XXXVIL M. P. befragende Diftunz
auf unferm Maafftab genommen, und mit der Entfernung von Abu-
diaco ( Häpping) bis den von andern für Ifunifca ausgegebenen
ſn verglichen wird, ſo erhellet ganz augenſcheinlich, daß ſie
Feine Weiſe auf erwähnten Mark Iſn eintreffen koͤnne; indem
jetzo faſt eben fo viel Mllia paſſuum uͤbrig bleiben, als bey dem
eluveriſchen Syſteme zwiſchen Ponte Aeni, und eben dieſem Mark
—* wenig heraus "gekommen. ſind. Hingegen treffen erſagte
I. M. P. auf das letzt angeze f Iſn unweit - Goͤp⸗
penhaim eben fo genau ein, als ſich die X. M. P. an Ponte Aeni
ker — richtig gewieſen haben.
ch weiß nicht, ob een ein hörte Beweis — 7— wer⸗
den konne daß die gemeine Meynung, fo den fingifehen Mark
n. für Uunifea angiebt , offenbar Falle, , die jenige hingegen weit
Mahrfcheinficher fey, die felbiges i Gegend des Dorfs Zn bey
Goͤppenhaim etwas unterhalb Walkers aich verfege. Muß man mie
aber diefes letztere zugeben, fo wird auf einmal ſowohl die Tabula
a als auch unſer Maaß hinlaͤnglich gerechtfertiget.
Wir haben oben das Ariobrien „ieh a8 Bedajum an dem
Fluß Salza fuchen müffen, und auf gleiche Weiſe werden wir jego
Die zwiſchen Abudiaco und Iſuniſea Tiegenden 2. Stationen Urufa,
m B Be nirgends anders ‚Kal an dem Junſtrom finden Fönnenz
P 3 erfte
118 —* a i
erſtlich, weil bekanntermaßen die Roͤmer allezeit gewohnt geweſen
die Fluͤſſe zu beſetzen, welches wir unter andern auch von der Do⸗
nau, dem Lech, und der. Salza ganz zuverläffig wiſſen: zweytens
liegt, wie wir ſchon oben geſehen, die gleich nach Urufa kommende
Station Abudiacum wirklich an dem Innſtrom bey Haͤpping: woraus
fich denn ganz leicht ſchließen läßt, daß auch die naͤchſt folgenden 2.
Stationes bis Ifuniſea an ſolchem Fluß werden gelegen ſeyn. Es
ſcheint aber auch dieſen Satz drittens die faſt ſchnurgerade Linie zu
beſtaͤttigen, welche immer laͤngſt dem Inn, und ohne im geringften
davon abzumeichen, von Abudiaco nad) Iſuniſca weifet.
Endlich Eönnen wir. auch. in diefer ganzen Gegend nirgends,
als laͤngſt dem Ufer des Innſtroms genugfame roͤmiſche Alterthuͤ
auftreiben, um Daraus auf Die ehemalige Gegenwart roͤmiſcher Ber
fagungen ſchließen zu koͤnnen. er
Wollen wir uns aber nahe an bemeldtem — genauer
umſehen, fo finden wir nach dem Zeugniß Aventini.*) ‚bey dem Klo⸗
ſter Rot das alte Aurifium, wovon zu feiner Zeit noch eine alte,
Infcription verhanden geweſen; einesandere aber hat man nad) dem
ganz nahe baben, gelegenen Kloſter Attl gebracht, welche in dem
Monum. Boic.. er if. Hierzu koͤmmt endlich de die⸗
ſes, daß in der des Gotteshauſes Kot ſchon gar oft roͤmi⸗
fche Münzen, und e neulich unter vielen andern ein ſehr ſchoͤner
goldener Nero ausgegraben worden ſind. |
2) Avent. Annal, 1, 2. pag. 116. ' t Fo Die
Woc Aurifü Monumentum reperi 00
D.M.
ET PERPETUR $
CORNELIO COH
V LEG XX MILITI j
BRETORIONEN arwall Cru
Brögiepbifige höhe Entdeungen. 119
Im: 5 LII VIXIT AM
| CERUNT COR
&; NICEFORUS ET
| Jr PRAEPES LIBERT
| PATRONO BE *
Bi NE MERENTL
u * POSUERUNT.
Da nun unfer Maaß mit der in der Tabula Peuting. zwiſchen
Abudiaco und Urufa angemerften Diftanz von XII. M. P. eben-
alls zwiſchen Häpping und dem Kiofter Rot vollkommen einfchlägt;
) wuͤßte ich nicht, warum noch einiger Anſtand genommen werden
lte, erſterwaͤhntes Aurißum für das in der Tabula angezeigte Uru-
7 und beyde für das heutige Kloſter Rot am Inn zu halten.
em findet fi in den zmoen Benennungen Aurifium und
‚Urufa fein größerer Unterfchied, als zwifchen Vetonina und Vel-
—* Tarteno und Partana, welche doch insgeſammt von
denen Gefihichtfchreibern für eines genommen werden, \
eo wird es gar nicht ſchwer feyn, Die legte Station Bratana-
"nium (beffer Bratanium , oder vieleicht Bartanium) in einer Entfernung
"von XII. M.P. ebenfalls an dem Inn ausfindig zu machen. Unſer
Maaß verſetzet fie zwifchen Hohenburg und Königswart, oberhalb
dem Einfluß der Achen in den Inn, und wer weis, ob nicht aus
den Namen Bartanium der Name Were KRönigsware entftanden iſt.
Bon ‚hieraus zeigt fich endlich der Tabulæ Peuting. zu folge , und in
abermaligen Entfernung von XIL. M. P. unfer vorbemeltes Ifu-
viſea, oder Dorf Iſen bey Walkersaich, und. Gippenheim mit
„einer folchen Genauigkeit, Die nicht den mindeften Zweifel übrig läßt.
J— So haben ſich alſo alle Stationen der Tabulæ Peutinger. von
Br an bis Aug. Vindel. durchgehende, und vollkommen richtig
zeiget dohne daß bey einer einzigen weder an den Zahlen, noch an
unferm
=
; —
4 Geographiſche neue Entdeckungen.
unſerm Maaßſtab, auch nur der geringſte Sehe su bemerken gewe⸗
fen wäre.
Ehe ich aber diefe Straße völlig berlafe, muß ich noch einer
Einwendung begegnen, fo gegen die bisherige Erläuterung der Ta- |
bulz gemacht werden koͤnnte: nämlich, Daß die Roͤmer ſchwerlich
ihre Straße von Salzburg nad) Augsburg mit fo vielen und großen
Kruͤmmungen und Ummegen angelegt haben werden, daß fie von
Salzburg erftlich bis nach Burghaufen , von da über Detting, Acınz
pfing, Walkersaich nach Königewert am Inn, und fo weiters tiber
Kloſter Rot nach Roſenham, von hieraus aber erſt in einer geraden
Linie auf den Lech zu, und nach Augsburg gegangen fodre : man
koͤnnte hinzu thun, daß dag Itinerarium Antonini von allen dieſen
Kruͤmmungen gar Feine Meldung thut, ſondern von Bedajo, Ponte
Oeni, Hunifca gerad ad Ambram und Aug. Vindel. führer „ welche
Stationen freylich viel leichter und geſchickter durch Baumburg,
Waſſerburg, München, und Fuͤrſtenfeldbruck an der I
klaͤren zu feyn feheineten. ;
Jedoch diefe Einwuͤrfe feynd fehr leicht: zu heben. Bor allen
Dingen wird wohl niemand das Daſeyn der Tabulæ Peutingerianæ
laugnen wollen, deren Alter und Authenticitaͤt Der gelehrte Herr
von Scheib fo gründlich erwieſen hat, daß es ſehr uͤberfluͤßig ſeyn
wuͤrde, ſich noch laͤnger dabey aufzuhalten. SF
Hernach ift wohl zu bemerken, daß die in dem Itinerario An-
tonini befind lichen Abweichungen von der Tabula der Glaubwuͤrdig⸗
keit dieſer letztern um fo weniger etwas benehmen Tonnen, als das
Xtinerarium an und für fich felbft zwar der Zeit nad) aͤlter, aber
"in gar vielen Orten mangelhaft, in denen verſchiedenen davon vor⸗
handenen Cod. Manuferiptis gar nicht einftimmig, und dahero auch,
vornehmlich wenn es auf Zahlen ankoͤmmt, bey weitem nicht von
der Zuverlaßigkeit ift, als die Tabula Peutingeriana. Dieſe hinge⸗
gen
Geographiſche neue Entdeckungen. 121
gen iſt zwar etwas jünger, aber doch fehon unter Kaifer Theodofio
in dem 4. Zahrhundert mit größtem Fleiß und fo vollftändig , als
möglich war, verfertiget, auch zum Weberfluß in ihren Urſchriften
bis auf dieſe Zeit unvertest aufbehalten worden; daß alfo eher die
unrichtigen Abfehriften des Icinerarii aus der Original’ Tabula des
fi, als. diefe Tabula aus deflen fich felbft widerſprechenden
Ttinerarüis erläutert und ergänzt werden fünnen, wovon beffer uns
ten noch ein wichtiges Beyfpiel angeführet werden foll. Zweytens
ift wohl zu merken, daß die Tabula Peuting, ſich nicht mit bloßen
Grundriſſen der Landſtraßen befchäftiget, fondern vielmehr alle roͤmi⸗
ſche Stationes , mie fie aufeinander in der Ordnung gefolget find,
forgfältig anzeige,
Nun ift ja bekannt, daß es den Roͤmern bey Anlegung jener
Stationen gar oft, nicht ſowohl um den naͤhern Weg, als um eine
ſolche Beſetzung der vornemſten Fluͤſſe zu thun geweſen, wodurch
eine Station der anderen noͤthigen Falls die Hand biethen, alle aber
eine beftändige Communication unter ſich haben unterhalten koͤnnen.
Daß aber unfere Heerſtraße erft bey Nofenheim von dem Inn⸗
from ab + und von Dannen in einer geraden Linie, bis an den Lech
geführt worden, diefes läßt ſich ganz leicht begreifen. ie ftieß
nämlich bey Abudiaco (Haͤpping) an die hieroben unter N. 5.
aus dem Itinerario Antonini entlehnte große Landftraße an, welche
‚bon Veldidena durch das Innthal über Mafioco und Albiano ad
Pontem Aeni gegangen ft; wo dann durch das Albianum das heus
tige Aybling bey Roſenheim um fo viel mehr zu verfiehen feyn doͤrf⸗
te, als ſelbiges ſehr nahe bey unſerer Heerſtraße gelegen iſt.
Dieſes alles macht uns ſehr wahrſcheinlich, daß die Roͤmer
zwo Straßen von Veldidena nach Aug. Vindel. muͤſſen angelegt
haben, Die erfisre nämlich und etwas kuͤrzere über das Gebuͤrg
ü Q anf
122
auf — E— Die andere etwas längere, aber zum
Reiſen wenigen beſchwerliche Durch das Innthal uͤber Maſſiacum, Ak
bianum ; und ſodann weiter auf unſere laufzorniſche Hochſtraße nach
Efconem, Combodunum &c. Diefe letztere als die weitere ift vieleicht |
nach der Hand außer Gebrauch gekommen „und nach und nad)
ganz verfallen; Dahingegen die erſtere nach Ausweis fuͤnf noch ver⸗
handener Meilenfteine von Kaiſer Severo erneuert, verbeſſert/
und mit Drücken verſehen worden. haar mn. Mk
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BGBeographiſche neue Entdeckungen. 123
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0, „EHSA. M. AURELIVS ANTONINUS | a
3 j $,. AUG. TRIB. POT. III. PROCOS.
nn »ET.IMP. P. SEPTIMIUS GETA.
J ANTONINUS. VIAS. ET. ‚PONTES 9—
* REST. AB. AUG. M. P. CX.
Er gch muß allhier im Vorbeygehen noch ein kleine Anmerkung
z te die be N. 5. angeführte Straße, die von Veldidena, ad Pon-
em Aenig angen iſt, anfuͤgen: naͤmlich, daß, wenn dem nur in
nr
ſehr fehlerhaften Abſchriften bis auf uns gekommenen Itinerario An-
touinĩ, und denen daſelbſt angeführten Meilenzahlen, zu trauen wäre,
‚allerdings wahrſcheinlich ſeyn doͤrfte, daß die Roͤmer auch bey
oſenheim eine zweyte Bruͤcke über den Inn gehabt haben gIn⸗
dem die in dem Itinerario von Veldidena ad Pontem Aeni ange⸗
gebene XC. M. P. viel richtiger von Roſenheim, als von Oetting,
auf gedachtes Veldidena eintreffen. Dieſes hat ohne Zweifel dem
Q2 Simler
De
*
124. Geographiſche neue · Entdeclungen. N — |
Simler Anlaß gegeben , die roͤmiſche Station ad Pontem Aeni auf \
Nofenheim zu verfegen. Weil aber aus unzähligen Beyfpielen
überflüßig erhellet, wie wenig wir uns auf Die Zahlen des Itinerarüü |
zu verlaffen haben; da auc) ferners die verfchiedenen Abfehriften def
felben unter fich felbften beftändig variren, fo Fommt mir viel wahr-
fcheinlicher vor , daß die forglofe Abfchreiber deffelben, wie an an« 7
deren Orten mehr, alfo auch hier bey einer jeden der angegebenen "
3. Stationen ein X. ausgelaffen — Dieſer Verbeſſerung
zufolge kommen
von Ponte Oeni big
Albianum -anftatt XXXVID. XLVII.
Maſciacum anſtatt XXVI. ———
Veldidena anſtatt XXVI. — —
zuſammen alſo anſtatt — CXX. M. P.
heraus: und alsdann ſetzet unſer Maaßſtab das Albianum auf das
heutige Aybling , und das Mafciacum bey Notenberg in Tyrol.
Diefes mag für dießmal zur Erläuterung unferer neu entdeckten
roͤmiſchen Heerftraße bey Laufzorn genug ſeyn.
Nun wollen wir unſerem gethanen Verſprechen zu Folge,
ein⸗ und andere noch zweifeihafte Lagen roͤmiſcher Stationen nach
unſerm Maaßſtab pruͤfen, und, wie ich hoffe, ſowohl jene, als auch
die Richtigkeit unſers Maaßſtabes, beſtmoͤglichſt beſtimmen.
Das Itinerarium Antonini weiſet von Aug. Vind. auf Abu-
zacum (fo der gemeinen Meynung nach für Füßen gehalten wird) U
XXXVI. von da bis Partana ( Partenkicch ) XXX. und ferners bie
Veldidena ( Klofter Wiltau) XXX. zuſammen XCVI. M.P., une |
fer en hingegen, der bisher mit denen meiften Diftanzen dey |
- Tabu-
4 Geographiſche neue Entdeckungen. 125
| Tebule überein getroffen hat, zeiget von Augsburg bis Füßen auf
einer finfifchen Landkarte LXX. mithin faft noch einmal foviel :
Partenfirdyen famt Denen Srümmungen XXX. und bis Veldide-
XXX. zufammen CXXX. M. P. aus welchen fogleich erhellet ,
daß entweder in dem Itinerario, oder in der Tabula, oder in der
en Benennung der angegebenen Stationen ein gewaltiger Ver⸗
unterloffen ſeyn muͤſſe.
Es wuͤrde ſchwer genug fallen zu entſcheiden, wo der Irrthum ei⸗
gentlich ſtecke, wenn man nicht nahe bey Kloſter Wiltau, als dem uns
ſtreitigen Veeldidena, den hievorn pag. 123. angeführten alten Meilerzeis
gu gefunden hätte, der noch heut zu Tage in dem Schloß Ambras
verwahret wird, und auf welchem die Diftanz ab’Aug. Vindel. bis
& hieher ausdruͤcklich mit klaren CX. M. P. eingehauen ſteht.
Hat nun die Entfernung von Aug. Vindel. bis Veldidens
nicht mehr. als CX. M. P. betragen, fo fehlen alle Meß⸗ und Aus
rechnungen, durch welche fich eine * von CXXX.M. P. er-
giebt.
R Jetzo tollen wir fehen, was uns die Tabula Peutingerians
mit Hülfe unfers Maaßſtabs gutes neues lehren werde.
Die Stationen, die von der Tabula auf * Straße ange⸗
en worden, find
Vetonina ( Veldidena ) Riope Wiltau
|
Scarbia Schärnig M XVII
© Tarteno ( Partana)) Partenkicch a XI.
7 Coveliacas - * * xX.
ad Novas.
e - Aug. Vindel, -
Bey den letztern 2, Stationen if keine Meilenzahl ausgewor⸗
denn wodurch die Unterfuchung derfelben nicht wenig erſchweret wird,
Q3 doch
126 Geographifche neue Entdeckunugen.
doch bleibt uns immerdar ſoviel daraus abzunehmen, daß die
Straße von Partana zu erſt auf Coveliacas, und ſodann erſt auf
Abuzacum , oder Avodiacum zugegangen iſt. Es werden alfo vor 7
allen die Coveliack aufzufuchen feyn , che wir das rechte Abuza-
cum finden Tonnen. SE en. Baal
Nun glaubte zwar Cluverius V. 16. 38, Durch. Die Gleichheit
des Namens verfuͤhret, Die Coveliacas im den heutigen Kochel
oberhalb Benedietbeyrn angetrofen zu haben; allein, da dieſes Ko⸗
chel an der Straße von Mitterwald nacher Muͤnchen, und nicht an
der Straße nach Augsburg oder Fuͤßen liegt, ſo ergiebt ſich von
felbſten, daß Cluverius auch hier eine irrige Meinung geheget har
be, Weberdas widerſpricht unſer Maaßſtab dieſer Hypotheſe auf
das deutlichfte , und benimmt ihr auf einmal auch ſogar die Möge
lichkeit.
Hingegen befindet fi) oberhalb dem Staffelſee nahe bey der
Straße, die von Partenkirchen über Ettal und Amergau nad) Schonz
gau oder Kiofter Steingaden geht, eine Gegend, die noch auf
den heutigen, Tag im Koͤcheln genennt wird, ‚und ſowohl in der
appianifchen als in der finkiſchen Karte angemerkt iſt. —
Weil nun nicht weit von dieſem Koͤcheln die in der Tabula ange⸗
zeigte XX. M. P. von Partenkirchen her nach unſerm Maaßſtab rich⸗
tig eintreffen, fo iſt mit gutem Fug zu vermuthen, daß in dieſer Ge⸗
gend Die Coveliace. der Tabule peutingeriane geftanden, und daß
die roͤmiſche Strafe von Partenkirchen nad) Augsburg: (wie noch
bis auf den heutigen Tag) entweder über Schongau, oder. über das |
Kloſter Steingaden gegangen, und folglich das Abuzacum Feines
wegs zu Füßen, fondern vielmehr an einem der erſtbemeldten Orten
au suchen ey. |
ai >
N Geographiſche neue Entdeckungen. 127
Sleht man uͤber dieſen letzteren Punct unſern Maaßſtab weis
fer zu Rath, ſo zeiget ſelbiger auf einer finkiſchen Landkarte von
Augsburg bis Schongau L. von da bis Partenkirchen gemaͤß de
i Itinerarii XXX. und weiters nad) dem Angeben ſowohl des Itinerarii
als der. Tabule bis Veldidena ebenfalls XXX. mithin im allen eben
„diejenige CX: M. P. an, die auf dem Meilenftein zu Wiltau von
| Augsburg aus bis dahin angegeben worden,
| Ze Wenn man ih andere bairifche LandEarten zum Grunde
| Tegt, und nad) ihnen, zu folge der oben angegebenen Diftanz, zwiſchen
14 ipping und Straßlach feinen Maaßſtab verfertiget, fo treffen
it bey denen Übrigen hievor befchriebenen Stationen die Meilen
ahlen, wie bishero faſt durchgehends uͤberein; allein bey der Straße
von Augsburg nach Partenkirchen weiſen die L. M. P. nicht mehr
Schongau, ſondern weiter an dem Lech hinauf gegen dem Klo⸗
A Steingaden rauf das Dorf Jachberg zu, von wannen im
vigen die LX. M. P, bie Wiltau (Veldidena) ebenfalls richtig ale
E tteffen. * u
Di Diefer —— kam mir anfanglich deſto fremder vor, je
gewiſſer ich wußte, daß alle verhandene Landkarten von Bayern von
| ür ‚einzigen appianifchen abgezeichnet find „ wie denn auch) denen
|
meiſten Orten in Diefer, wie in jenen, Die nämliche geographifche Höhe
und Breite angewieſen ſind. Endlich aber entdeckte ich bey der wei⸗
tern Unterfuchung, dag der ganze Unterfchied von dem differenten
Maaß der Graduum longitudinis herruͤhre, welche in Denen verſchie⸗
denen Landkarten verfchieden angenommen worden, jenachdem es
der Herausgeber derfelben feinen Abfichten gemäß befunden hatte,
Bm ſind zum, Erempet AR dem aan Grad der Breite,
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128 Geographiſche neue Entdeckungen.
| Breite, Länge
- Min, Min
In der finfifchen Landkarte 7 ⸗ 30. = 46
Appianifchen ⸗ ⸗ 3a, Er
Buͤnaiſchen ⸗ ⸗ 30%) lu RR
Homanifchen ⸗ ⸗ 30.
Seuteriſchen ⸗ ⸗ ae 6—
Da dieſe Differenz unſere ganze Unterſuchung der Gegend von
dem Avodiaco oder Abuzaco , und zugleich auch die Zuverläfige |
Zeit unfers Maaßſtabs zweifelhaft machen koͤnnte, fo müßte ich nuns
mehro fo viel möglich zu beftimmen fuchen , welcher unter denen
verhandenen Landfarten von Baiern am meiften zu trauen ſey.
Es it bekannt, daß Die Gradus der geographiſchen Laͤn
Annehmung einer bey nahe ſphaͤriſchen Figur der Erde un 3
abnehmen, wie die Confinus ‘der breiten, daß iſt: mie 13 der
Sinus totus zum Cofinu der Breite verhält, fo verhält ſich ein gra-
dus longitudinis auf dem Aequatore zu einem Grad m Länge:
‚in denen Parallelen,
Wenn man nun mit dem @heyheirn von Wolf den größten
Grad der Länge auf den Aequatore für 57060, franz. Ruthen ans
»immt,; fo folgt, daß in einer Breite von
Grad ein Grad. Longit. meſſen möge
47. —X 38914. Ruthen.
48. ⸗ 9 3 8 I 86.
49 ⸗ * 37434
$9 2 » 36670
Welches , wenn wir die oben angeführten 30. Min. Breite dargegen
balkını folgende Verhaͤltniß Der Länge heraus bringt; «ls in
47. Grad
Beogräphifche neue Entdeckungen. 229
* xß | Breite Laͤnge.
Mir Min.
J —* 47. Grad — ⸗ > 7
J Er 48. # 2 ⸗ 30. = 444.
3 42. * 5 u. = 4%
— 0.⸗ ⸗ ⸗ 30. = 465
Es wird hieraus: klar, daß unter allen baieriſchen Landkarten
ie Beſtimmung des Laͤngenmaaßes zwiſchen dem 47 und 48 Grad
Breite, worunter unſer gefuchtes Abuzacum gelegen; in der
homanniſchen Karte am nächften getroffen iſt; dahingegen die ſeute⸗
riſche bey dem 46, die finfifche und appianifche aber erſt bey dent
48 und so: Grad einſchlagen. Ein Fehler, der vielen und be
fonders: denen aͤltern Partieularfarten von Deutſchland eigen zu
ſeyn ſcheint, Die zwiſchen einer Breite vom 3 ganzen Graden im
der gesgraphifchen Länge Beinen: Unterſchied machen:, welcher doch,
wie aus obigen: zu erfehen, bey zwey Graden fihon 1480 Ruthen,
ber bey nahe 2, M. P, beträgt,
Nun war ich in den Stand’ geſetzt, niit guten: Grunde zu ſchlie⸗
Üben, daß man: das Abuzacum oder Avodiacum der Tabulæ fonft
Migend arders;als in der Gegend des Dorfs Jachberg bey Stein⸗
ſuchen müffe, vornehmlich, weil auch die CX. M. P. welche
oben angeführte Meilen Stein von: Wiltau angiebt, auf dieſer
Straße am beſten eintreffen, Die Nichtigkeit diefes Schluffes zeige
aber noch vielmehr, als ich erſt nach der Zeit in fichere Er-
brachte, daß nahe bey ermeldtem Dorfe Jachberg dor etlich
8* mehr als 106 Stuͤcke roͤmiſcher Münzen unter der Erde
hin und wider zerſtreuet gefunden, und in das Churfuͤrſtl. Muͤnz⸗
sabinet nad) München überfendet wordem ſeyn; ferners, daß allda
ur Die Anzeigen und der Ruf einer über den Lech geſchlagen gez
R weſenen
» —*
130 Geographiſche neue Entdeckungen
weſenen Bruͤcke nebſt mehrern Kennzeichen von n romiſchen Alterthuͤ⸗
mern vorhanden ſeyn.
Hieraus nun leget ſich meines Erachtens auf eine e Hate und faſt
überzeugende Art an den Täg, Daß die gemeine Meynung (welhe
das Abuzacum bisher für Füßen gehalten, und um folches etwas "
wahrſcheinlicher zu machen, fogar die Fabel von einem Riefen , der
Abuzacus geheißen, und in diefer Gegend gewohnt haben foll, zu
Hüffe genommen hat) im Grunde irrig fey. Und da auch endlich
die von Füßen naher Insbrugg oder Wiltau führende Straße
keineswegs über Partenkirchen, fondern über Neithi und Ehrenberg |
kauft , ‘fo entgeht Dadurch der alten Meynung fogar auch der ges
geringfte Grad der — — der ſonſten noch hätte koͤn⸗
nen gedacht werden. |
Die bisher in allen Stuͤcken unverändert befundene Nichtigkeit
unfers Maaßſtabs würde ung mit gutem runde hoffen laſſen, mit Bey⸗
huͤlfe deſſelben eine weit zuverläffigere und gewiſſere Landkarte von dem
alten Noric > verfertigen zu koͤnnen, als fie Belfer und Gewold ent⸗
worfen haben. Beil aber die von der Ehurbaicrifchen Academie un⸗
ternommene geometrifche Ausmeffung unfers Vaterlandes kuͤnftiges
Jahr 1764. ſchon vor fich gehen und uns ohne Zweifel noch weit wich⸗
tigere Sachen entdecken wird, fo mag auch bis dahin die Verbeſ⸗
ferung der Delineationen des Norici Veteris verſchoben bleiben |
Eben daich die Feder niederlegen will, erinnere ih mich noch. einer,
andern Art, wie unfer neu erfundener roͤmiſcher Maaßſtab auf die
⸗ geſtellet und gerechtfertiget werden koͤnne.
Geographiſche neue Entdeckungen. 131
wiſchen hier und Dachau eine Bafıs gemeffen, und durch die weis
fere Nechnung befunden worden , daß die Diftanz zwifchen dem
Frauenthurn zu München und dem Schloffe zu Dachau 8557 Ru⸗
then betrage.
us
” Kun wiſſen wir auch aus denen Geſchichten der koͤnigl. Aka—
N demie der WWiffenfchaften zu Paris vom Jahr 1702 pag. 8o und
aus denen Memoires gedachter Akademie von eben diefem Jahre pag.
15. daß bey Meſſung der Mittagslinie die Diſtanz von Narbonne
bis Nimes 67500 Ruthen lang befunden worden , hingegen hat Scrabo
eben diefelbe auf LXXXVII. M. P. angegeben. Hieraus käßt fich
Teicht berechnen, daß 767. Parifer Nuthen einer alten römifchen Meis
e von 5000. Schuhen gleich feyn, welche Verhaͤltniß fi) auch bey
Vergleichung der Diſtanz zwiſchen Bologna und Modena bey nahe
herausgeworfen hat: indem ſowohl die Tabula Peuting. als das Itine-
crarium Antonini zwiſchen dieſen zwoen Städten XXV. M. P. ange⸗
ben, die Herren von Caßini, Grimaldi, und Riccioli aber 19147
Ruthen zwifchen beyden gemeffen haben: welches 766 Ruthen für x
Es folget hieraus, daß die Diftanz zwiſchen dem Frauenthurn
zu München, und dem Schloffe zu Dachau von 8557 Ruthen etwas
über 11. M.P.-bis an die Iſar aber, wovon der Frauenthurn bey
nahe noch 700 Ruthen abgelegen, 12. M.P. und noch etwas daruͤ⸗
ber betrage.
Nehmen wir num diefe Diſtanz auf unferm Maaßſtabe, fo fine
den wir felbigen auch) darinnen auf eine folche Art übereinftimmend,
daß man an der Nichtigkeit des Maaßes fowohl , als der hieroben
daraus gezogenen Schlüffen nimmermehr zu zweifeln Urfache haben
mag. \
Rz Bey
132 Geographiſche neue Entdeckungen.
Bey allem dem muß ich zu letzt noch erinneren, daß ich die
bisher angegebene Richtigkeit aller Diſtanzen nicht in einer ſolchen
geometriſchen Schaͤrfe verſtanden haben will, Die bis auf Ruthen
und Schuhe hinaus lauft. Eine foiche Genauigkeit ift weder by
Denen alten römifchen Meffungen und Angaben, noch auch bey des
nen dermaligen Landkarten von Baiern zu vermuthen; fondern ich
babe dardurch aklein eine ſolche Gleichheit und Hebereinftimmung
verftanden , Die auf einer jeden Landkarte von Baiern Teinen
fo großen Unterfchied , noch eine fo beträchtliche Abweichung zeiget,
daß man an der Nichtigkeit des Schluffes vernünftiger Weiſe zwei⸗
fein koͤnne. Das einzige, was ich hiebey noch zu erinneren habe,
ift, daß obſchon Der bisher befehriebene Maaßſtab zu Ausfindung
der alten römifchen Stationen, deren Diftanz befannt , ohne Zwei⸗
fel der beſte iſt, derſelbe jedannoch wegen denen bey allen Straßen
unvermeydlichen Kruͤmmungen gegen dem wahren etwas zu klein ſey,
und um den 10. Theil ungefehr vergrößert werden muͤſſe, wann er
mit dem eigentlichen römifchen Maaß, 767 Nuthen für eine roͤmi⸗
fche Meile von sooo Schuhen gerechnet, übereinftimmen fell, wie⸗
wohl er alsdann zu Ausforfhung ſothaner Stationen etwas zu groß
ſeyn, und außer bey einer geraden Linie nicht mehr fo gut
fen würde. i
och behalte mit vor, auf das we von denen Übrigen ih
angeführten römifchen Straßen meine wenige Gedanken zu eröfnen,
und zu unterfüchen, wie Die in der Tabula Peuting. nad) Germant-
cam angeführten Stationen, welche noch völlig im Dunkeln
fiegen, ausfindig zu machen ſeyn moͤchten.
Um
Geographifche neue Entdeckungen. r35
ME Anhang
u vorftehender Nachricht von einer römifchen Heer:
* ſtraße bey Laufzorn von eben dem Autor.
eitdem die vorſtehende Nachricht von der alten roͤmiſchen Heer⸗
Straße bey Laufzorn die Preſſe verlaſſen hat , iſt mie noch
erfchiedenes Fund geworden, fo die bisher angeführten Hypotheſen
Bis beftärfe, und deswegen wohl verdienet, als ein Ergaͤn⸗
hier angehaͤnget zu werden.
Hieher gehoͤret erſtlich dieſes, daß zwar, meinen erſten Kundſchaften
wfolge / die ofterwaͤhnte Heerſtraße oſtwaͤrts, oder Roſenheim zu, nur
F Helfendorf, nordweſtwaͤrts aber, oder gegen Augſpurg, nur bis
auting jenſeits der Wuͤrmb ſichtbar fortlaufe. Jetzo aber hat ſich
ey weiterem und ſorgfaͤltigerem Nachforſchen ergeben, Daß fie von Hel⸗
fendorf aus noch weiters, in der nämlichen Divestion, bis Aufheim bey
Veldolling, (nicht Veldofing, wie es aus der finkifchen Karten hieroben
fehlerhaft genennet worden) von Gauting aber in gleicher Linie bis Er—
ser, und dafelbft endlich etwas linker Hand vorben, oberhalb Graf-
rath, bis an Die Amber gegangen, und zum Theilnoch wahrzunehmen ift.
* Dieſes beſtaͤttiget nun freylich meine erſte Muthmaßung , daß
| unfere Straße, da fie in der gleich anfangs angezeigten Direction
nd geraden Linie beftändig fortgegangen, auf der einen Seite Häp-
ping bey Rofenheim, auf der anderen aber Augfpurg zu ihren End»
j puncten muͤſſe gehabt haben.
| Es wird aber auch hiedurch die fichere Ausfindung der ehemaligen
| tömifchen Stationen Eſcone, Navore, und ad Ambram umein Großes
erleichtert. Wovon man dem erfieren fehon ziemlich nahe auf die
Spur gefommen , da in der Durch unferen Maafftab von Cambodu-
N no aus angezeigten Entfernung von XXM. P. ganz nahe, ja unmittelz
| har bey unfer Hochfteaß zwifchen Veldolling und Veldkirchen fich
| wirds
|
24 Geographiſche neue Entdeckungen,
wirklich eine Gegend und ein Bauernhof befindet, fo noch bis auf den Beus
tigen Tag am Eichen und der Eſchhof genennt wird, melches keinen |
Zweifel mehr übrig zu laſſen feheint , daß die zwifehen Camboduno ©
und Abudiaco gelegene roͤmiſche Station ad Efconem bey diefem Eſch⸗
hof geweſen feye.
Zweytens iſt auch Diefes nachzuholen, daß fich bey dem beffer oben
befchriebenen roͤmiſchen Eaftell Cambodunum , unweit Grünewald,
durch eine weitere und genauere Unterfuchung verfchiedene ganz Deutliche
Spuren einer daſelbſt über die Iſar gefchlagenen Brücke gefunden has
ben; bey welcher ein eben an dieſem Orte hoch aus dem Fluffe hervor⸗
zagender Felfenftein , dergleichen Feiner weder ober - noch unterhalb ans |
zutreffen ift, ſehr wahrſcheinlich zu einem Joche gedienet hatte. Wenig⸗ |
ſtens wird diefe Muthmaßung durch etliche in den Felfen eingehauene
faft 4 kantige Löcher , worinnen die Ensbäume ihr Lager gehabt zu has
ben fcheinen, ungemein beftärket: fo wie verfchiedene an dem Ufer, gerade
gegen dem erwähnten Felſen über, mühefam aufeinander geſchuͤchtete Fel⸗
fentruͤmmer den anderen Ruhepunet dieſer Bäume fehr deutlich anzeigen. "
Endlich muß ich noch anführen, daß in dem Itinerario Antonini über
die oben bemerkten s Heerftraßen noch eine Ste angezeigt werde, weiche \
ebenfalls noch zu dem heutigen Baiern zu gehören ſcheinet; wovon aber
die Gefchichtfehreiber gar nichts Zuverläßiges aufgezeichnet haben. 7
Es wird folche in dem bemeldten Itinerario folgendergeftalt ans \
gegeben: |
Iter aPonte Aeni adCafra M.P. CL. fic
Turo a - * M.P. XLIH.
Jovifura - - - M. P. LXIH.
Ad Caftra - - - M.P. ELXH
Stationen zu verwundern, da weder die Direction der Straͤße ſelbſt,
noch was eigentlich für Caftra hier verftanden werden ‚ zu errathen war, |
Es
Geographifche neue Entdeckungen, 135
1 Es gab in Rhetia fecunda Caftra Augufta, Caftra Batava,
| cm Quintana, Caftra Regina &c.
77. Da nun die 2 Zrifchenftationen Turo und Forifurs völlig
| * Dunkeln Tagen, fo wurde faſt ein prophetiſcher Geiſt darzu er⸗
ſfordert, um zu errathen, was für Caftra dieß Orts in dem Itine-
zario gemeynet gewefen.
EL Velſer verfeget diefe Caſtra nad) Gaftein im Salzburgiſchen.
Allein in ſolchem Falle haͤtten von Ponte Aeni aus das Bedajum
und Juvavyum nothwendiger Weiſe muͤſſen vor dem Turo und Jo-
Vifura bettetten werden: und Da fehe ich noch nicht «in ; wie in dem
Itinerario bey Befchreibung Diefer Strafe die erfteren 2 haben
ausgelaffen, und Die letzteren allein angezeiget werden koͤnnen.
Es⸗ koͤmmt mir dahero des Velſers Meynung ‚ganz ungegrüns
det vor, vornehmlich weil die Tabula Peutingeriana allzudentlich
lehret, Daß die Straße von Ponte Aeni gegen dem gafteiner Taurn
zu, nicht auf Turo, Jovifura » und ad Caftra „ fondern vielmehr
auf Bedajo, ‚Juvavo , Cucullis, Vocario, Ani : in Alpe, und
ſo weiters jenfeitg der Taurn fortgefaufen fey. . Bey diefer Bes
wandtniß Der Sachen wird. man freylich auf andere Hypotheſen
denken, und das Turum und Jovifura anderwärts fuchen müffen,
— laſſen ſie ſich auch noch in Baiern finden.
Man teift naͤmlich i in Niederbaiern, zwiſchen dem Inn und der
Donnii, vielfältige Spuren von einer alten Heerſtraße an, die zwo
Stunden. weit von Pfarrkirchen bey Baumgarten (einer hochgräfl.
tättenbachifchen Herrſchaft) in einer geraden Linie, über Berg und
Thal auf Das Schloß Heydenburg zuführet. Die füdlihe Dire-
ctionslinie diefer Straße weiſet gerad auf Detting , wordurch fich
ſchon die Muchmaßung ergiebt, Daß fie a Ponte Aeni ihren Ans
ing genommen, und eben die jenige Straße feyn dörfte , welche
in dem Itinerario a Ponte Aeni ad Caftra angezeigt iſt. Hierzu
kommt
136 Geographiſche neue Entdeckungen
konmmt noch, daß’ zwiſchen Detting und: Heidenburg — der
Linie der oberwaͤhnten Straße, an dem Fluß Roth, ein altes
Bergſchloß liegt, daß nach heut zu: Tage Tuͤrnſtein heißt. Wie
waͤre es, wenn wir die Station Turum bey dieſem Tuͤrnſtein, und
Joviſursa bey Heidenburg ſuchten? einmal. iſt ſchon eine ſehr merkli⸗
ehe Gleichheit zwiſchen den Namen Turum und: Tärnftein, und die |
Benennung des Schloſſes Heydenburg ( welches nicht etwann auf
siner Heydez fondern auf einem- Berge liegt), ſollte uns- beynahe: |
glauben: machen, daß. ehemals ein: heydnifcher, Goͤtzentempel, oder |
vieleicht‘ ein «Eanum- Joyis an: dieſem Orte geftanden: ſey, fe
Joviſum, ‚Fovifura‘, oder: Jovis ara geheißen: hätte... Noch miehry
es: wird. noch wirklich; in Dem. norbemeldten hochgraͤfl. tättenbachie |
fihen Schloffe Baumgarten , ſo nur 2 Stunden von Heydenburg ent⸗
fegen. iſt „. ein in dafiger Gegend gefündener Ara Fovis aufbehal⸗
ten ;-fo. wie: an- der gleich, dabey Befindfichen: Capellen St.-Nicofak I
ein anders römifches Monument eingemaurer ift ; roeldje: beyde die |
Kupfertafel (N. 3: ). vorſtellet. Ich überläffe andern, diefes Tegtere:
fonderbare Denkmaal zu erläutert, und’ befchäftige mich nur damit,
das nördliche Ende unſerer a Ponte’ Aleni über Turum (Tuͤrnſtein),
und. Jovifuram (vermuthlich Heydenburg fortgehenden Heerſtraße
zu entdecken. J
Gleichwie die gerade Linie derſelben, wie oben gemeldet‘ wor⸗
den, ſuͤdwaͤrts gerade auf Oetting weifer‘; ſo zeiget ſie nordwärte.
son Heydenburg aus, gerade auf das Dorf Rünzen an’ der Donau,
we nach) einhelliger Meynung der Geſchichtſchreiber vor Alters: die
Caftra Quintana’ geftanden find. Hierdurch ſcheint ſich einigerma⸗
Sen das Raͤthſel aufzuloͤſen, was fuͤr Caftra in dem Itinerario An⸗
tonini gemeynet geweſen.
Es bekommt auch hierdurch die Hopotheſt des Panvinit „
Aventini ,. Appiäni, Lazi, und’ noch mehr anderer, keinen ges
rwgen Zugang, welche einhellig behauptet haben / daß ehedem zu
17
| < Bengraphifche neue Entdeckungen. 137
|
' Auintanis (Kimen) eine Colonia Romanorum geweſen fey : wel⸗
fie ſowohl aus einer Steinfchrift, als durch eine Münze Kais
| Nervz zu bemeifen pflegten, welche beyde von einer Col. Aug.
GQuintanoxum Meldung thun.
I Und ob fehon Eugippius in der Geſchichte des Heil. Severini
J in dem sten Szculo diefe Stadt bloß ein municipium fecundarum
f Rhetiarum nennet, fo benimmt doc) diefes Zeugniß eines Gefchicht-
ſchreibers des sten Jahrhunderts denen obigen Proben fo weniger ets
n as je gewiffer es ift, daß unfere Caftra Quintana, wie andere alte roͤmi⸗
ſche Städte in Rhetia fecunda mehr, ſchon in dem aten und Anfangs des
sten Jahrhunderts durch Die beftändigen Einfälle der Deutfihen und
ndever barbasifchen Voͤlker vielfältig verheeret worden find, wodurch
auch das Quintanum um feinen erſten Glanz gekommen ſeyn mag.
Einwmal beweiſet unfere zum Theil noch fiihtbare Straße, daß
bey denen Caftris Quintanis ehemals eine anfehnliche Stadt geftanz
den ſey, welches auch noch uͤberdas durch die vielen roͤmiſchen Muͤn—
n, die in dieſen Gegenden nach dem Zeugniß Aventini aus der Er⸗
e gegraben worden, weiters beſtaͤttiget wird.
Sedoch, fo wahrſcheinlich im übrigen dieſes Syſteme iſt, fo ſcheint
dannoch einen großen Abfall dadurch zu leyden, daß die in dem
inerario angegebene Anzahl der Meilen mit unſern vermutheten
Stationen durchaus nicht eintreffen will. Denn anftatt, Daß in dies
n von Ponte Aeni bis
Turo - - . XLII. M. P.
bis Joviſura LXIIIE M. P.
und bis ad Caſtra - . LXI M. P.
angegeben werden, fo weiſet unfer Maaßſtab von Oettingen
bis Tuͤrnſtein nur XVII.M.P.
bis Heydenburg XIII. M. P.
4
und bis Künzen an der Donau » XIM.P.
ER S Allein
138 Geographiſche neue Entdeckungen.
Allein es iſt ſchon oben uͤberfluͤßig dargethan worden , Daß de⸗
nen Zahlen des Itinerarii wenig oder gar nichts zu trauen fey. Selbſt
der uralte Abſchreiber des pariſiſchen Codex hat nach dem Zeugniß
des Welſelingi angemerkt, daß die Zahlen bey dieſer Straße uͤber⸗
fegt feyn. Es ließe fich Daher Teicht behaupten, Daß durch eine Unachts
ſamkeit der Eopiften des Itinerarii bey Turo das V in ein L verändert,
bey denen legtern zweyen Drten aber, wie fonften mehrmal ein gang
überflüßiges und fehlerhaftes L aus einem Verſtoß hinzu gefest wor⸗
den fey. Und auf folche Art hilft ung unfer SteberoAbt SDR J
auch hier aus einer ſonſt unermeßlichen Verwirrung. 4
Es ſoll aber deſſen unngeachtet Jedermann frey ſtehen, die in dem
Itinerario ad Caftra angemerkte Station nicht bloß allein auf Die \
Caftra Quintana zu deuten, fondern auch) nach "Belieben die Caftra
Regina, oder die Caftra Augufta, oder die Caftra Bataya darunter zu
verftehen. Es war ja das Jovifura, oder Heydenburg fat in der
Mitte zwiſchen alfen diefen Hauptftationen gelegen , und Daher
freylich am beften gefchickt, eine unmittelbare Communication item
ihnen und Ponte Oeni zu erhalten.
Wie dann auch merfiwärdig genug zu feyn ſcheint, daß a. von
Jovifura, oder Heydenburg, bis Caftra Regina, oder Regensburg, die
in dem Itinerario Antonini angegebenen LXIL Millia Paſſuum ”
nabe heraus werfen.
Jedoch diefes alles wird fich eheftens noch deutlicher aufklären,
und der 3te Band unferer Abhandlungen wird vermuthlich die gänzfie
che Auflöfung alfer diefer geographiſchen Raͤthſel den Liebha—
bern unferer Alterthuͤmer vorlegen.
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Nachricht
von einer vorgeweſenen Heirath
Sigmunds
Pfatzaraſen beym Rhein, und Herzogen in Ober⸗
und Nieder-Baiern.
Mit
Margareten
—X Friederich des Zweiten zu
* Brandenburg
Prinzeßinn.
ur nilapnat hinn® u
Be ik aba — —
— Harn ‚sonsinasnsee ia ag
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— rr son? 838 Birne, F
RIEF PERLE LU ap
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8 K ZJurfuͤrſt kriederich der zweite, mit dem Zunamen der
Ay Liſerne, zu Brandenburg hatte fich im Jahre 1441. Sons
TUR tags nach Pfingften , welches war der 7. Junii, mit Cas
harinen, Churfürft Friederichs des Streitbaren zu Sachſen Prin⸗
—— vermaͤhlet a).
| e a) So ivenig die fächfifchen Schriftſteller, worunter ſelbſt der fleißige Horn;
der fich doch mit ihrem Herrn Vatern und deffen Nachkommenſchaft ganz
: außerordentliche Mühe gegeben ; was von diefer Vermaͤhlung gedenken :
— man müßte dann Muͤllers Sachſ. Jahrbücher. 21. S. Spalatins
DB Leben etlicher Churfürften zu Sachſ. IL. Abſchn. in Menkens Schrift⸗
DB“ ſtell: teutfeh. Sachſ. IL. Band 1079. ſ. anführen; fo fleißig haben fie die
® brandenburgifche Gefchichtfehreiber angemerkt : ald Moninger in der Ge⸗
ſchlechtsbeſchreibung des Chur- und fuͤrſtlichen Hauſes der Marggrafen zu
Brandenburg, im Leben Friederichs des Zweiten, Churfuͤrſten zu Bran—
denburg; Ziemetshäufer in dem Stamme der Marggrafen zu Drandenz
Burg aus den Burggr. zu Nürnberg. Cernitz von X. Churfürften zu
Brandenburg aus dem Burggr. Nürnd. Geſchl. 24. S. Kimnäus in des
heil. R. R. Rechts Wiſſenſchaft. V. B. VII. Kap. Spener in der
genenfogifchen Geſch. 333. S. Abel in der Pr. und brandenb. Reichs⸗
und St. Hiſt, 1. Th. IIII. Rap. 2. F. Gros m der Burg. und Marg⸗
- graf = brandend. Land = und Megentenhift. VII. Kap. 3. $. 291 ©. Bon
Gundling im Leben Friedrichs des Andern Churfürftens zu Brandenburg.
N 1. B. 1. Abhandl. 8. F. 11. 3. VI. Abhandl. 12. F. Biederman
** in der Genealog. der Fuͤrſtenhaͤuſ. im fraͤnk. Kreis. V. Tafel. Pauli in
dcr allgemeinen preuß · St. Geſch. III. Th. II. Hauptſt. 159. 5. 267. ©
Michaelis in der Euleit. zur Geſch. der Chur = und fuͤrſtl. Haͤuſer in
S 3 Teutſchl.
142 — Genealbiſche Rachrichten.
Teutſchl. I. Hauptſt. I. Kap. 1. Abſchn. 64. $. 299. ©. und 74. $.
‘304. &. II. Hauptſt. 1. Kap. 17. 467. S. x. Mus fo vielen ein⸗
ſtimmigen Zeugnißen veroffenbaret ſich der Fehler, den Reuſner in feir
ner Geſchlechtsbeſchreibung 281. S. oder deſſen Preße begangen haben, wenn
die Geburt obgenannter Prinzeßin Catharine in das Jahr 1467. geſtellet
wird, als die 1417, gebohren worden. Uebrigens thut ſchon Botho if der
Braunſchw. Kronick bey den Jahre 1448. in Leibnizens Schriftſt.
Braunſchw. Sad. III. Band. 406. &. diefer Vermählung Meldung. .
GH:
Aus diefer Ehe find 2. Prinzefinnen befannt a). Der größte
Haufe der Gefchichtfihreiber b) fesen zuerft eine Margarere , und
hernach eine Dororbee. Der legten ihre Vermaͤhlung wird e) in dag
Jahr 1464. anberaumt. Da nun in diefen Weltalter nicht fittlich
war, daß man die Süngfte vor der Aelteften ausgeheirathet oder doch
das Beyliegen wenigftens nicht vor dem achtzehenden Fahre gefchahe,
von welchen felbft gegenwärtige Ablyandlung d) zum Beyfpiele Dienetz
fo muß die Dorothee Älter als die Margarete gewefen ſeyn, als wels
che erft im Jahre 1466. ſolches Alter erreicher e). So zuerreichend
nun diefe Gründe, fo entfeheidend find die Worte, welche zu Anz
fange der allererften Urkunde diefer Unterfuchung von dem abgefafler
worden, welcher der Sachen am beften Fundig geweſen. Sie wird
da f) Ehurfürft Friederichs jüngere Tochter gefchrieben. Um fo
geringer alfo die Anzahl derer jenigen g) ift, welche Die Dororbee
vor der Margarete nennen; um fo richtiger ift ihre Ordnung,
a) Die doch Spalatin in dem Leben einiger Churfürften zu Sachſen, II.
Abſchn. unter Menkens Schriftſt. teutſch. Sach. II. Band 1079. mit
Stillſchweigen Übergangen , als dem nur genußet hat ihre Herrn Brüdern
zu nennen,
d) Als kurz vorher aufgerufene Borho, Moninger, Cernig, Limnäus ,
Biedermann, Gundliug, Pauli, wie auh Jobſt in den Geburtli
nien,
Genealogiſche Nachrichten. 143.
nien , und Ankunft de loͤbl. Chur =und fürftl. Haus zu Brandenburg VIL.
Stamme, Reine in der Chron. der Marggraf. zu Brandenburg ıc. un=
ter Churfürft Friederichen den Zweyten, 33. S. und in den Schriftſtell.
Mark. Sad. II. Band, II. Th. 224. ©. Rittershuſiſche Nachleſe der
Gecchlechtregiſter von den Grafen von Hohenzollern, und Burggr. zu
Fe Nuͤrnberg. Widman in der, Gefohlechtöreihe der Burggr. zu Nürnberg ,
und Marggrafen zu Brandenburg. Pedenftein von dem Chur = und
fürftl. Haus der Marggraf. zu Brandenburg unter Friederichen den V.
g Brun im Verzeichn. der Churfürften zu Brandenb. 2. $. unter den ge=
ſammieten Schriftftellern Mark. Sad. IL. Band, I. Th. 39. S. Sa—
7 gieter in der Geſch. der Marggrafen zu Brandenburg, 50. $. in num
7 angewiefenen Stmmlungen, I. Band, II. Th. 465. S. Renſchel im
5 Brandenburg. Stammbaume, 24. S. Rentſch im Brandenburg Ceder-
0 haine, IL. III. Kap. 388. folg. ©. Kairiz im hiſt. Genealog. Palm⸗
walde, II. Kap. VI. Taf. 2. $. 320. S. Spener in der gencafo-
A giſch- biftorifch. Sammlung , 426, S. Gundling im 11. 3. VI. Ab⸗
handl. 12. $. Abel in der Pr. und brandenburg. R. und St. Hiſt. r.
X. IIII. Kap. 2.$. von Zung in feiner Mifeellanien, 1. Th. 302. ©.
Reinhard im Entwurfe einer Hift. des Haus Brandenb. nad) der eriten
* Auflage in der 4. und nad) der fetten in der 7. Gtammtafel. Michae⸗
9 Lies in angegogenen Werfe, II. Hauptfl. 71. $. 304.
4 e) von Moningern, Renfheln, Rentſchen 381. S. Lairizen, Abein,
Hübnern , Biedermannen, Pauli, welche fehon in voriger Anmer-
J kung namhaft gemacht worden ja ſchon ehe dem Kranz von ——
XII. B. III Kap.
M 4) Im 5.$
* e) Nach dem naͤchſten 3. $.
F E) Noch dem 7. $. bey der 4. Anmerkung.
E g) Ich habe unter fo vielen weiter Feine angetrofen , als Seifrieden in der
*.
—
er
Beichreib. der Marggrafen zu Brandenburg in der Eufterifhen Sammt.
Maͤrk. Sad. X. St. 14.6. Ziemershaufern in den Stamme der
J Karggrafen zu Brandenburg aus den Burggr. zu Nuͤrnberg. Gram—
manen in dem Geſchlechtsregiſter der Marggrafen zu Brandenb. II. S.
J und Herrn Dechant Georgii im Auszuge der Burggr. Nuͤrnb. und
Brandenb. Geſch. 1. Th. 12. $. 26. ©.
—— S. IL,
144 Genealogiſche Nachrichten,
$. IH.
Hochgedachten Ehurfürft kriederichs des Zweiten zu Brandene
burg Nachkommenſchaft ift mit einem fo Dicken Nebel überzogen,
Daß auch nicht einer don Deren Geburtstägen durchleuchtet. Darzu
möchte ihr, vieleicht, eines aus derſelbigen; nämlich die Prinzeßinn
Margarete, von der in Der gegenwärtigen Abhandlung fo viel Res
dens ift ziemlich verhelfen. Sie wird wie nun a) gemeldet, die j jüns
gere Tochter ihres Durchlauchtigften Heren Vaters genennet. Nun
ward die Volkiehung ihrer: ‚Ehe mit Herzog. Sigmunden in Baiern
am ernfihuftigften in den Jahren 1465. und 1466. vorgenommen
und getrieben b). Weber das im der Eheberedimg c) beftimmte Alter
von 177. Jahren konnte die Braut damahf nicht feyn. Dann was
will der Ausdruck, deſſen fih ihr Braͤutigam dy Muntags
nach dem Suntag Mifericordia Domimi im Jahr 1466. gegen feinen
durchlauchtigſten Sweher Heren Sriederichen Marggrafen zu Bran⸗
denburg Churfuͤrſten ꝛc. bedienet, ſagen, welcher unter andern alfa.
lautet s- „ Auch Tieber Sweher pit ich ewer Lieb gar fruntlich,
„ihr wollet mich wiffer laſſen als- von des Heyrats wegen, dann
„ſo ſollet iv ohn Zweifel ſeyn, daß ieh gar gern eur Tochter wolt
7 haben für ander, und gebt mir ein Antwort, denn ewer Liebe
„weis wohl , daß die Zeit uf fane Michaelstag usgeer x. „ Die
Antwort des Ehurfürften e): dag die Zeir uf fane Michaelstag use
geher, dar wiffen wir nicht von , fichet mir gar wicht im Wege,
Man darf dafelbft F) nur ſogleich weiter fort leſen, fo klaͤret fich
die Sache auf. Es heißts „ Sundern unfer lieber Marggrafe
Johanns fetiger hat uns: wohl gefagt, daß er unfer Tochter bes
„raten, fie mit Ehegelde , und aller ander Usrichtung verforgen
35 wolde; des bett mir wol gegonnet: ſundern ewer Lieb fol uns
„ in Wahrheit glauben, daß wir ny keinen Brief derhalben gefes
35 ben haben , wißen noch hufiges Tags nicht, was geteydingt iftıe,
„Es
‚Genealogifche Nachrichten. 145
atteraber der Marggraf geteydingt g), 5 und foll derſelb Margs
graf Friederich dieſelben fein Tochter in fein Haus behaben, big
*6 ſibenzehen Jahr alt wuͤrdet, und ſo das ſibenzehentiſt Jahr vor⸗
ſo ſoll er fie Herzog Sigmunden in dem achtzehenden Jahr
> Aulegen und antworten gen München 2. Da nun dieſes zu
berg am Montage vor unfer lieben Frauentag, als fie geboren
murde , als man zeler nach Ebrifti unfers lieben Kerr Geburde viers
hundert und im ſechs und fünfzigiften Fahre, wie die Worte
E aſelbſt h) lauten, niedergeſchrieben worden, Mariä Geburt aber
. den: 8, Tag. des Herbſtmonats geordnet ift 3): fo Fann der
' Herzog wohl auf Feine andere Zeit, auf welche das Geſchaͤfte der
* ausgehe: ſehen; dann jeden bekannt iſt, wie wenige Tage
zwifchen, jenem, ‚und dem Michaelstage ſind, welches der 29. eben
Iben Monate ift. Aus welchen. Grunde aber hätte der Herzog
auf die Erfüllung diefer Eheberedung dringen koͤnnen, ſo nicht eben
zu obbenannter Zeit die ihm darinnen verfprochene Prinzeßinn, dag
Alter erreichete, welches in derfelben feſte gefeget worden ? Es hieß
aber daſelbſt kurz vor denen, etliche Zeilen vorhero , herüber ges
fehriebenen Worten, alfo: bis fie fiebenzehen Jahr alt würder, und
fo das fiebenzebendift Fahr vergeher, fo fol er = » in dem achtze⸗
nden Jahr zulegen, Verbindet man dieſes zuſammen, ſo kann
* wohl nichts anderes gemeinet ſeyn, als daß die verſprochene
rinzeßinn zu Michaelis ihr ſiebenzehendeſtes Jahr zuruck legen, und
achtzehende um die Zeit antretten werde; als auf welches das
ulegen in ihrer Eheberedung K) geſtellet worden: denn eben auf
m Michaelstag will ich der Prinzefinn Geburtstag nicht haften;
\ genug „ wenn ſolcher ru entdecke iſt. Siebenzehen von
1466. abgezogen, bleibet 1449. Dieſes reimet ſich auch ganz gut
dem; was oben I)'von ihrer Prinzeßinn Schweſter Dorothee
efommen. Rechne ich nad) eben den Grundfägen, von dem
| BRDROR ONE 1464 Jahre, als in welchem fie vermaͤhlet
J T wor⸗
‚146 Genealogiſche Nachrichten
worden / ſiebenzehen ab , fo fallet derſelben Gebutt in das Jaht
1447. Welcher Zwiſchenraum der Jahre zwiſchen naͤchſten Geſchwi⸗
ſtern, inſonderheit fo fie im Leben bleiben, iſt der Natur und der
Erfahrung gemäffer, als der von ziwey Jahren? Nun mögen ihnen |
immerhin von Den Geſchlechtsbeſchreibern m) ein paar Brüder n) ”
vorgefegt werden: ohne mich in eine Unterfuchung einzufaffen, od,
ſo gut als der erfigebohrne Johannes, auch der andere Eraſmus aus
ordentlicher Ehe mit ihrer gemeinfchaftlichen oben 0) anggeigten
Stau Mutter erzeuget worden „welches ihme neuerlich p) ſtreitig ge
macht worden. "Denn auch Denfelben ift von der Vermählung ih⸗
ver durchlauchtigften Elteren, welche in dem Jahre 1441. ganz ge⸗
wis vollzogen worden, bis auf das Geburtsjahr ihrer aͤlteſten Prin⸗
zeßinn Schweſter Margarete/ welches das Jahr 1447. aus oban⸗
geführten Gründen geweſen ſeyn mag noch genug Raum zu ihret
Empfängniß und Geburt übrig.
a) Im vorigen2. $.
b) Wie von dem 6 $. an bi auf den 1 ai nn
c) Nach dem 5. $. | ern rer
d) Rach dem 17 . $s Er 083 J
e) Nach eben Benannten 17. $
FT) Eben nad) nur augezeigten 17. $.
8) Nach dem 5.$.
bh) Zu Ende des nur angezogenen 5. $.
od) Deffen fehon der haltaufifche Kalender 52. $. 223. fofg. 6. den, de
folches undefannt , unterrichten kann. |
X) Nach den 5. $.
D Im 2. $. bey der 3. Anmerkung. |
m) As Botho, Moninger, Zobften, Reineden, — Ken Fe
ſchen, Hübner, Gundlingen, Zungen und Reinberden in ven
Stellen, die fhon in der zweyten Anmerkung über den zweyten $. anges
geben werdeu. Prätor in feiner Marchiade nennet nur die Prinzen, und
alſo Hat er obgenannte auch * ohme die Prinefinnen. Scwefler
| a gemachte |
’
(.
— J
ST
NEST he
u —
<
no) Die |
Genealogiſche Nachrichten. 147
) Die doch weder Seifrid , der ſchon in’ der 8. Anmerkung über den 2. $
auſgerufen worden , und auch) deßwegen von Cernitzen getadelt worden, noch
Spypener in den angezogenen Stellen wiffen wollen,
o)mrg |
pP) Herr Rector Kuͤſter über Seidels Bildniße 79. S. auch Herrn Hof-
xath Michaelis in der Anmerkung über den 1. $. angezeigten Werkes,
Ö ul. Hauptfiuf, 24 $ 30%
' | $. IV.
Je weniger nun a) einige Nachricht von einer Verſprechung
Herzog Sigmunds in Baiern mit oftgenannter brandenburgifcher
Prinzefin Margareren unter die Augen gekommen; defto angeneh⸗
mer wird ſeyn, aus untrüglichen Nachrichten zu erkennen, wie es
damit gelaufen, |
) Nämlich fo viel mir wiffend niemanden auffer Yonningern , Ben-
. ſcheln, Rentſchen, Jungen, Dauli auf die ich mic) ſchon in der zweyten
Anmerkung über den 2. $. bezogen, denen noch Lairiz in Hiſt. Genealog.
3
| Palmwalde IIII. Taf. IIII. Kap. 20: $. 178. ©. beyzufügen: welches
| er fih aus Durchleſung einiger vorhero Benannter mag erinnert haben ;
ob er wohl nicht genau beſtimmet, wer die Prinzeginn geweſen, als der
| y * meldet, daß fie Marggraf Friederichs von Brandenburg Tochter ge⸗
| weſen.
Re ve ER
ar Annett? { * Bi
Die Eheberedung lautet alſo a): „Zemerken, daß auf heut ge⸗
„ben dieß Zeit beredt iſt, daß der hochgebohrn Fuͤrſt Herr Friede⸗
ich Marggraue zu Brandenburg, des heiligen roͤmiſchen Reichs
| er und Öurggrafe je Niernberg der elter b), fein eelich
| Tochter, mit Namen Jungfrauen Margarethen den hoch-
u Zürften Herzog Sigmunden, des hochgebohrnen Fürs
4
u
\
|
|
"ss Jüngere
|
|
Herrn Albrechts, Pfallentsgrauen bey Rhein, Herzogen in
m ef! er T 2 „ Baiern,
148 Genealogiſche Nachrichten. \
„Baiern, und Grafen zu Voheburg eelichen ohne vereelichen,
»„ und derfelb Herzog Sigmund ſy zu der heiligen Ehe nehmen follz
» daß dann der hochgebohrn Fuͤrſt Herr Zohanns Marggraue zu |
» Brandenburg, und Burggraf zu Nuͤrnberg 2c. an flat, und vor |
3» Wegen des vorgenannten Marggraf Friederihen feins Bruders.
„ Und der egemelten feiner Tochter, und Der vorgefchrieben Herzag
„Albrecht an fiat, und von wegen des benannten Herzog Sig⸗
„» munds feines Sohns, bey irn guten Trewen an einander gelobt,
„ mb verſprochen haben, inmaß als hernach geſchrieben ſtehet.
— Item, als der hochgebohrn Fuͤrſt Herr Albrecht, Marggraue
zu Brandenburg, und Burggraue je Nuͤrnberg zc. vormals mit
Conraten von Freyberg zu Wal abgeredt, Daß der benannt Marg⸗
graf Friederich zwainzig tauſend Gulden Rheiniſch dem obgenann⸗
„, ten Herzog Sigmunden zu der egemelten feiner Tochter zu Hey⸗
»⸗ rathgut geben fulle, und welle; alfo ſoll derfelb Marggraf Fries
„derich Der obgenannten feiner Tochter zu den benannten Herzog N
„Sigmunden geben zu Heyrathgut zwainzig taufend guter lande
„weriger Gulden Rheiniſch.
Item, da entgegen ſoll der benannt Herzog Sigmund it
„wiederlegen zwainzig taufend Gulden Rheiniſch, und fy bemor⸗
» gengaben nach feinen Ern.
» ten, Marggraf Friederih foll Herzog Sigmunden die bes
nannten fein Tochter haimfertigen nach feinen Ern und iren Nu,
9: und foll derſelb Marggraf Friederich diefelben fein Tochter in feis
„’ nen Haus behaben, bis fü fiebenzehen Jahr alt wurdet; und fo
» das firbenzehendift Jahr verget, fo foll er ſy Herzog Sigmuns
9, den in den achtzehenden Jahr zulegen, und antworten gen Müns
»» hen, ohn feinen Schaden, auf ein benannte Zeit, der ſy ſich
„» Miteinander vertragen in demfelben Zahr, und die vorgenannte
zwain |
J— REN.
| Genealogifche Nachrihtn. 14909
fi nn wainzig tauſend Rheinifh Gulden Mitgab oder Heyrathgut, fol
Marggraf Friederih auf Dief.lben Zeit der Hochzeit und Beys
| ‚ Tiegens feinen Eidem Herzog Sigmunden zu der benannten feiner
N » Tochter auch allda zu Münden in einer Summe miteinander
| » on alfen Eintrag und Saumnuß geben, und bezahlen, ohne Ge⸗
J uerde.
Bi Pr tem, die egenannt Marggraf Friederibs Tochter fol ſich
verzeihen alles irs väterlichen und muͤtterlichen Erbs und aller
Anuelle, dieweil der Herrſchaft von Brandenburg und Burg⸗
grafen zu Nuͤrnberg Mannesgeſchlecht vorhanden if. Wenn
aber, daß GOtt lang verhuͤtte, der gemelten Herrſchaft maͤnn⸗
lich Erben vergangen find, fo ſoll ſie erben, was ein Erbtochter
¶ von Rechts wegen erben foll.
» tem, fo ift auch nämlichen beredt, daß die vorgenannten
» Deren zu baiderſeit, Marggraf Friederih von Brandenburg,
. und Herzog Albrecht von Bayrn zc. oder ie Erben vor der be>
„, nannten Zeit der Hochzeit und Beyliegens ein viert! Jars vor,
„ir Raͤte an ein gelegen Stat follen zu einander ordnen und ſchi⸗
| » en mit völligem Gewalt die dafelbft von baider Tail wegen
» machen und verfertigen nach redlicher Nothdurft die Verfchreis
» bung des Heyraths, was dann in der Sad) von baider Tail
» wegen Nothdurft zu verfcehreiben, und zu verfegen ift ; alfo daß
» der benannt Herzog Sigmund der vorgenannter feiner Gemahlin,
Marggraf Friederihs Tochter , ſoll ſy irs Heyrathguts Wieder⸗
* legung und Morgengab verweiſen und verſorgen, ſie auch die
vermachen fruntlichen auf guten Stoffen, oder Steten und Gull⸗
mc, darann fie des gewislichen habent , und befommend feyn
9 mag, je von zehen Gulden ainen Gulden järlich Gülte; und ſo⸗
en lich) Verfchreibung des Heyrathgut, Wiederlegung und Mor-
» gengab ſoll der benannt Herzog Sigmund alles alſo thun, berait
T3 ma⸗
150 Genealogiſche Nachrichten,
„, machen’ und, befigeln, und darnach auf. die. Zeit der Hochzeit,
„und Beyliegens die der famentlich zu Nug der benannten ſei⸗
ner Gemahlin irn Vatters Marggraf Friederichen von Branden⸗
„, burg und feinen Erben zu bewaren und zu behalten fun geben J
auch in die Hand raichen und antwurten zu Der Zeit, als er ihn
„die zwainzig tauſend Gulden Rheiniſch Mitgab oder Heyrathgut
in vorgeſchriebner Maaß antwurten, und bezallen fol: alſo daß
„die Antwurtung von allen vorgeſchrieben Briefen, und die Be⸗
zahlung der zwainzig tauſend Gulden Rheiniſch Mitgab oder
„Heyrathsgut auf ain Zeit vor, miteinander, und gegeneinander zue⸗
„geen und befehehen treulich on Geuaͤrde. Und daß folher Hays
„ rat alfo von baiden Tailen trewolich ungeuärlich , und on lall
9 Arglift nachgegangen werden, und gnug befehehen full, des zu
„warer Urkund haben wir vorgenannt Herzog Albrecht von Bayrn ꝛc.
„und wir Marggraf Johann von Brandenburg unns jeglicher fein
„ Sigit auf diefe Berednuß wiffentfihen Tun drucken, der |
„ jeder aine hat in gleicher Lautt, darunter wir uns in Eraft der |
„jetzo gemelten Beredung baiderfeit aller vorgefihriebenen Sache |
„verbinden, das alles war , und ftett zu halten. Das ift bes
„ſchehen zu Sridtberg am Montag c) vor unfer lieben Frauentag |
„als fie geporen wurde, als man zellet nach Chriſti unfers lieben !
3, Herren Gepurde vierzehen hundert und im fechs und fünfzigijten
„Jare,
a) Wird von Moninger, als der der erſte Archirar zu Blaſſenburg gewe⸗
ſen, und ſeine Nachrichten aus daſigen Schriften genommen, und von
Herrn geh. Rathe von Jung in 1. Th. feiner reichen Miſcellanien z06. S.
angezogen; nur daß fie Marggraf Albrechts Prinzeßinn Margareten zu⸗
getheilt worden, da doch hochbelobter Schriſftſteller auf der 302. ©. kurz
vorher jener Heyrathsſache mit Churfuͤrſt Friederichs des Zweyten Toch⸗
ter, gleiches Namens, Meldung gethan. —4
d) Wie das elter zu verſtehen ſey, laßt fich fhon in Bothons braunſchw. —4
Chronik bey dem Jahre 1448. in Leibnitzens Schriftſtell. braunſchweig.
Sach. 1
Y
m.
|
|
Genealogiſche Nachrichten. 151
Sach. III. Bande, 406. ©. ſpuͤhren. Daſelbſt heißt ed: „Marggraf
- Friderif der elder, Marggraf Frideriks Sohn Brandenborg, unde
Borggrafe to Nurnberge der Nam Catarinam Herzoghen Frideriks und
„Wilhelmes Suſter do Saſſen = = duͤſſe Marggreue Friderik, bat
was ein Korforſte, unde hadde inne dd Nyenmarcke, unde ſyn Broder
„Margreue Albrecht de hadde in de Borchgreueſchopp fo Nurenbarge,
» unde Fam na ſynes Broder dot in de Marfe unde wart ein Korforft,
. „ unde Marggreue Frederick de junger und de Bette, de hadden inne de
& „Oldenmark to Soltweddel ꝛc. „ Da nun auffer dem auch Gramman
"9 in der Genealogie der Marggr- zu Brandenburg 10. S. Zerniz von den
y x. Ehurfürft zu Brandenb. aus den Burggr. nuͤrnbergiſch. Geſchlecht
28. S. Sagittar in der Geſch. der Marggrafe zu Brandenb. 48. $.
P unter den Schriftſtell. Marf. Sad. 1. Band, II, Ih. 481. ©. Ken:
{ ſchel in brandenb. Stammbaume, 24. S. Unſers Friderihs Herrn
Bruder, meil er jünger an Fahren ben jüngern nennen ; fo hindert
nichts, dag nicht jener aus eben der Lirfache der Aeltere zugenenmet wer=
‘de. Und mit diefen Unterfcheidungszeichen Taffen fie fich in dem Theilungs⸗
Dertrage- Churfürft Friederichs des Erſten Söhne, den der berühmte
k Herr D. Oelrichs feinen Beyträgen zur brandenb. Geſch. 133, folg. S.
einverleibet allezeit blicken.
©) Derſelbige fiel in dem Jahre auf den 6. September, wie ihn Renſchel
und Rentſch ausgedrucket, eben wie auch Ziemetshauſer.
* §. VI.
Es ſcheinet aber, ob ſey hieruͤber zwiſchen Herzog Sigmunden
in feinem Herrn Bruder einige Mißhelligkeiten entſtanden; wenig⸗
us wollen es die wenigen Zeilen, welche Herzog Sigmund an
Marggraf Albrecht abgelaſſen. Sie lauten alſo: „Unſern
Dienſt wißt liber Swager! ich laß ewer Liebe wiſ⸗
ſen, als von des Heyraths wegen zwiſchen eurs Bruders, und
En: wuͤrdet uch unfer Hofmeifter a) und unfer Nentmeijter b)
wohl fchreiben. Dann, lieber Schwager! ich laß euer Liebe
iſen in großen Vertrauen, daß mich viel Muwe und Arbeit
er) mif
J
in un
u
—
152 Genealogifche Nachrichten. 5
„, mit unfern Bruder angee, und darum bit ich eur Liebit wol⸗
3. let mir zu Öefallen und zu Sreundfehaft leihen als viel als I. m.
»» Gulden, und wolt mir eur Lieb die leihen, fo wolt ich meinen
„ Schreiber herüber fehicken, und das Geld hollen laffen: doc) woll
mir eur Lieb das leihen, des ich ein gut Hofnung han, fo muft
„es eur Lieb in großer Geheim haben, dann ich wolt, dab Nies
mant weft, dann ir und ich, und der Schreiber , dann ic) ges
5 traue dem Schreiber gar wol; dann lieber Schwager! ich muß
„viel reiten , und viel Borfhaft ausrichten, darum bedorft ich ſeyn
„nit: ich. will ewer Lieb nit alfo anftrengen, dann lieber Schwa⸗
ger! ich hab uch mit mein felbs Hand gefchrieben, dorum Daß «8
9, nit weiter komme, und laßt mich ein Antwort wiffen bey dem
> Boten. Geben zu München an der Kindleintag, Anno ꝛc. ©)
22 LXV.
Sigmund Herzog.
Zur Antwort erfolgte dieſes:
„Unſern freundlichen Gruß zuvor, hochgebohrner Fuͤrſt, lieber
„Swager! wir haben ewr Schreiben, was jetzund der Heyrath
„auch Muͤwe und Arbeit halben gegen ewern Brudern, unſern
„Oheimen, und von eins Anlehens wegen getan ſelbſt geleſen,
„ und were ung on Zweifel mit ganzen trewen Laid, wo zwifchen
3 euch und ewern Brüdern Widermärtigkeit entftunden: um das
Anlehen weiß ewer Liebe, was ung der herten und fiveren Laͤuff
» halben, fo geweft find, angegangen hat , und zugeftanden iſt;
„, darzu fo ſtehen wir an zweien Enden, nemblich mit unfern Herrn
„ und Freund von Meinz, und Graue Ulrichen von Oetingen in
3 merBlichen Fauffen, daran ung und unfer Herrſchaft, wo die Fuer⸗
” gank gewinnen groß gelegen iſt: fulcher Urfachen aller halben, wir
ewer Liebe ye uf dasmal nicht willfaren konnen; gar mit freunde |
lichen und ganzen Vleis gürlich bistende, ſulchs von uns in dhein
| 9 argen
Genealogiſche Nachrichten. 153
aargen noch anders zu verfteen, dann wo wir uch in allen gepurs
lichen Sachen Dienft, und freundlichen Willen möchten erzeis
| a. dag wir des gan; 3 geneigt weren. Datum ıc.
| — —
a) Welches der erſte a, in nächsten $.
b) Diefes aber der zwote dafeldft.
e) Wüßte man nicht fo fehon, daß diefe, und alle folgende Schreiben in dem
vierzehenden Fahrhunderte abgefaßt wären, fo würde es unten im 13. $.
Herzog Sigmunds Schreiben zuficheen; wo deutlich ausgedrusft, MCCCC,
das iſt, 1400. *
§. VII.
Die Heurathsſache kam wieder in Bewegung a). Der Anfang
wi diefes Schreiben : „ Dochgebohrner Fürft , gnädiger Herr !
mein willig ondertenig Dienjt fein-ewern Gnaden voran berait.
Gnediger Herr! als in der Sad) antreffent den Heyrath zwi⸗
” ſchen den hochgebohrn Fürften und Herrn, meines gnedigen Herrn
Marggrauen Friederichs Frewlein und Tochter 2. auch meines
» gnedigen Herrn Herzog Sigmunds zc. als ewer Gnaden wol
wiſſent iſt, deffelb hat bisher nit Fügung gehabt, und ift das
‚Die Urſach, als ich verftee , Daß mein genediger Herr ıc. das
Frewlein nicht gefehen hat, und hat fein Gnad oft Willen ge
» 58 hinein zu reyten, und die ſehen und beſchawen wellen,
daß aber ſein Gnad nit hat thun moͤgen, merklicher Notturft
d Geſcheft halben ſeinen Gnaden fuͤrgefallen. Guediger Herr!
ſo nu die Sach, als ich verſtee, nichts ſo hoch verhindert, als
| das Beſchauen, und meinen genedigen Heren ꝛc. merklicher feis
» mer Geſcheft halber auf diesmal mit fügen will hinein zu veiten,
‚und nachdem und euer Gnad viel in difen Dingen Handlung
* sen bat; wer wol mein Rat und Bedeucht, auch vaſt gut,
* R u 2 ar
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154 Genealogiſche Nachrichten.
„daß ewer Gnad noch mer Mie und Vleiß furkert heit, und heit:
„das Frewlein zu ewern Gnaden, und meiner gnedigen Frawen
„ewer Gnaden Gemahel bracht; fo Das befihehe, wurde fich mein
„gnediger Here von Stund an zu ewern und iren Gnaden fügen,
„ und fo fein Gnad die beſchawet, und gefehen het, vernimb ih
„daß ir Gnad von Leib und Geftalt, und mit iren Weſen ale
„geſchickt fey, daran mein gnediger Herr genugfam Gefallen wurd
„haben; und fo das alfo gefchee, zroeiuelt mir gar nit Daß ewer
» Gnaden ꝛc. an entlich Beflieffung der Ding nicht von einander
„ſchiedt. Hierum hab euer Gnad des guten Fleiß, dann folt die
» Sach weren, bis mein genediger Herr mit Fug hinein möcht
„reiten, brecht vil Lengung b), Daß dann fein Gnad in Bege⸗
„ tung ift das Frewlein zu befehen, fol im ewer Gnad nit veron-
s, Pillichen, wann Das ein langer Kauf ift; dann, gnediger Herr!
», Ich bit ewer Gnad, ie wolt folch mein Schreiben im beften bez
„, denken, wann ich das ie in gut und aus frewen Herzen thuey
„und ewer Gnad wolle auch das befte, fo ewer Gnad wol weis
„zuthun, darinn fürnemen , bab ich unzweifellich Hofnung, es
„fueg fich allenthalben zum beften, dann mein gnediger Herr der
>. Ding in gueten Willen ift. Dann wo ich ewer Gnaden in dem,
» und andern - guten Willen und trewen Dienft beweifen mag, bi
en ich .mit hohen Weiß undertänigfich zugeneigt. Datum Muͤnche
„den Sontag nach dem heiligen Chriſttag, Anno ꝛc. LXV. c).
Meinem genedigen Herrn Marg⸗
graue Albrechten.
Hanns Frawenberger zu
Hag, Hofmeiſter.
Eben des Innhalts ift auch folgendes:
„Durchlauchtiger hochgebohrner Fuͤrſt, genediger Herr! al
„in der Sach antreffent Den Heurat genſchen des durchlauchtige
0 hoch⸗
|,
I Genealogiſche Machrichtn. 155
hochgebohrnen Fürften und Heren, meines.genedigen Herrn Margs
vaue Friederichs Frewlein und Tochter wiſſent iſt: daſſelb hat
undher nit fuͤrgang gehabt, und iſt das die meyſt Sach, als
„ih verfiee , Daß mein genediger Herr das Frerolein nit gefehen
R hat, und hat fich fein Gnad oft und dick vrrmeſſen hinein zu rei⸗
8 die zu beſehen, und beſchauen. Daß aber ſein Gnad bitzher
uit hat thun mögen, merklicher Notturft und Geſcheft halben ſei⸗
„ ner Gnaden fuͤrgefallen. Nun hat der edel geſtreng Ritter Here
5 Sanns Frawenberger zum Haag Hofmeifter, jetzund an fand Jo⸗
hannistag d) gar treffenlich mit meinen gengdigen Herrn dauon
» gerett e), und ihm den Heurat vaft und hoch geraten, dabey ich
” gewefen bin, und funft Niemant, und irret nichts dann das
Beſchauen. Gnediger lieber Here! und aber ewer Gnad mans
» gerley und viel in den Sachen gehandlet , fo wer mein getrewer
» Nat, und bedeucht anch vaft gut feyn , ewer Gnad ſchicket nach
, den Frewlein, ‚und brecht die zu ewer Gnaden, und meiner gnaͤ⸗
3, digen Frawen, ewer Gnaden Gemahel, fo wird ſich mein ges
9, nediger Herr zu Stund zu ewern Gnaden fügen. Ich bett auch
» feinen Zweifel , fo er zu ewern Gnaden kom, daß ewer Gnad,
„ noch fein Gnad von einander feheiden, iv heit die Sach dann
9 dor miteinander vollendet, nach eweren Willen. Dorumb geden?
» fich euer Gnad; und geet den Sachen alfo nach , fo getwint ewer
Gnad die Dingen kurz End, ſunſt mag es fich noch fang verzies.
» hen, ehe mein gnediger Herr fi) hinein fügen mag. Ich ſchreib
ewern Gnaden das im beſten, als meinen genedigen Herrn ) dem
* ich Ern und guts vergan: dorin gedenk ſich ewer Gnaden nach
den beſten; ich mein die Sach getrewlich, wann mein genadi—
ger Herr im guten Willen if. Datum München ic. an der une
fhuldigen Kindleintag. Anno ꝛc. LXV.
’ Eurn fürftl, Gnaden unterthaͤnig williger Diener
J—— Hanns Smidhauſer Rentmeiſter.
42 Zeduls
156 Genealogiſche Nrachrichfen. |
Zedula vr J
„Auch gnediger Here, es gelangen ander Sach, und an an⸗
„dern Enden vil an Meng meinen gnedigen- Herten, und als fand
» Michaelstag nechft vergangen, Fam auch an fein Gnad, bracht fein |
„Gnad folchs an Deren Sannſen Frawenberger, auch an Heren
Bannſen von Degenberg, an Cunraten von Freiberg f), und an mich
„ arm Mann; wurd fein Önaden dazumal von dem Benannten mit
„Bleiß geratten den Heurat nachzugeen gen meinen gnedigen Herrn
» Marggraf Sriederihs Tochter. Iſt er meinen genedigen Heren der
» Bill vaft gut gewefen, und noch darum helft daß das Frewlein
9 zu ewern Gnaden kom. Tut mein Gefehrift ab, mein gnediger
» Herr hat wiffen, daß ich ewern Önaden fehreib der Ding halben,
„ſein Gnad weiß aber nit was. Datum ut ſ.
Meinen genedigen Herrn Marggrafen
Albrechten.
Auf beede Vorhergehende folgte Marggraf Albrechts Antwort,
der Entwurf darzu iſt noch unter dieſer Ueberſchrift vorhanden.
Wie man Herrn Hannfen Frauenberger, und Sannſen Smid⸗
hauſer jeglichen auf ſein Schrift geantwort hat.
Albrecht ꝛc.
„Lieber beſunder! wie haben dein Schreiben ung yzund der
> Sachen halben den Heyrat anlangende gethan, von dir zu Ge⸗
» fallen vernohmen, und wollen e8 an dem nicht erwinden , funs
„ dern die Maynung Deines Schreibens und Gutbedunken zu Stund
„an unfern lieben Brudern Marggrafen Friederihen gelangen
» faflen, was wir auch) in den Dingen als ein getrewer Fürderer
„5 und Verfüger zu gut der Sach dienen mogen , dorinn foll unfer
„ guter Fleiß, fo viel an uns iſt, unuerfpart, und was uns wieder.
„darauf von dem genanten unfern Fieben Bruder zu Antwurt bes |
» gg
\
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’
Genealogifche Nachrichten, 157
gegnet ‚, die unuerhalten pleiben. Datum Onoldsbach an der
” heiligen drey Koͤnigtag. Anno Domini &c.
Aber eben hiervon that der Marggraf an feinen Heren Bru⸗
dern den Kurfürften in einem von Onoldſpach an demfelbigen heili⸗
{ gen dreyen Koͤnigtag abgelaſſenen dieſen Bericht:
0 Lieber Bender wir ſchicken ewer Liebe hiemit ein Briefe,
wie uns der hochgeborn Fürfte, unfer lieber Oheim und Swa⸗
„ger, Herzog Sigmund von Bayrn, mit fein ſelbs Hant g), auch
„wie ung Hanns Frawenberger Hofmeifter h), und Hanns Smid⸗
» baufer i) gefchrieben, und wir ine k) darauf geantwurt haben ,
9 Daß ir alles vernemen werdent, bruderlich bittend ung ewer Mays
nung in folchen zu erfennen zu geben, was ewerg Gefallens
„dorin fein woll oder nicht ).
a) Auf die nun vorkommenden Briefe, welche in den Jahren 1465. und 1466.
hin und ber gegangen , fiehet Herr geheime Rath von Jung in ben r.
Theile feiner Mifcelanien, 302. ©.
b) Diefes drucket Smidhaufer im nächften Schreiben deutlicher mit den Wor—
ten aus : Sunſt mag es ſich noch lang verziehen ce mein gnediger
Herr ſich hinein fügen mag.
©) Welches wohl der Zag ſey, an welchen Chriftus geborn worden, zu unter=
fuchen , haben fih Salom. von Til, und Peter Allix außerordentlich viel
Mühe gegeben: da nun aber doch die gemeinfte Meynung, daß ed der 25,
Tag des Chriſtmonats fey, fo fieng mit Anbruche deſſelben ehedem
das Fahr an; zumal auch um diefe Zeit der Tag wieder anfanget zuzu—
nehmen. Dieſes haben Beda von der Befchaffenheit der Zeiten, XIII. Kap.
Skaliger von Berbefferung der Zeiten, ı1. B. 170. S. Neuer—
| lich aber Mabillon in den benediktin. Jahrlaͤufen, IL Band,
5 72. S. Haltaus in der Vorred über den befonder Kalender, 2. $.
und befonders Georg Albr. Hamberger von dem Urfprung und Urheber
der hriftlichen Zeitrechnung, vor kurzen aber auch noch Herr Director Joh.
Gottfr. Haupeman von den unter ſchiedlichen Anfängen der Jahre bey
unterfhisden Völkern, Gera, 12745. genngfom dargethan. Demnach) tours
43 dr
158 Genealogiſche Nachrichten.
de die Unterfehrift diefes ımd des folgenden Briefeö noch von 1464. lau⸗
ten, ſo damals die Art, als itzt geweſen.
d) Dieſes iſt aber eben der Tag, der vor der unſchuldigen Kindlentag
vorhero gehet, am dem diefer Brief gefchrieben worden, wie aus deffen
Ende zu erfehen. Er hat aber daher feinen Namen erhalten , weil der
H. Evangelift Johannes an demfelben Tag ohne Schaden Gift ge-
trunfen , wie man wiffen wit. Haltaus in feinen Kalender 61. $ 144
folg, S. giebet davon zulängliche Nachricht: darinnen unterfcheidet er fich
von andern Taͤgen, welche diefem. Heiligen gewidmet find, und nach ihm
benennet werden.
e) Darauf nun eben das Schreiben erfolget, welches ich iß vorher vorgeleget.
) Als welcher nach dem 5. $. in diefem Gefchäfte vor neun Jahren gebraus
het worden.
g) Womit auf das gefehen wird, was gleich zu Anfange des 6. $. anzutrefen.
h) Iſt das erfte int vorhergehenden 7. $-
i) Iſt das zwote eben dafelbft.
K) Stehet unmittelbar vor dem Gegenwaͤrtigen.
H Das wird gleich zu leſen ſeyn.
$. VII.
Der durchlauchtigften Braut Here Vater erfläret fich dieſer
Heurat wegen alſo: „ Was wir liebs und guts vermogen mit brus
„derlichen Trewen und Dienften , allezeit zuvor. Hochgebohrner
„Fuͤrſte, lieber Bruder! ewer Schreiben was iegunt gethann, den
„Heyrat zu Bayrn, und unfer Tochter antreffend a), haben wir
„geleſen, und were uns wol zu Willen wefen, und nach erganz
„ gen Sachen noch nicht liebers, wo es alfo geftalt were, daß es
„Furtgank haben folt oder möcht: aber nah dem Herzog Sigs
3, mund , uns den Heyrat um Gelts.b) willen, wo wir das nicht
„erhohen wolten, abgeflagen hat, und ewer Kiebe wol wiſſen,
daß wir nicht hoer nach Herkommen unfers Kurfürftenthums und
¶Freiheit, unfer Tochter verheyrathen, Dann die Abredunge was;
» ld
Genealogiſche Nachrichten. 159
ſo haben wir ung in anderwege fo weit in Teidinge begeben,
„daß wir nicht zu endern haben , als es noch ſteet; bruderlich bis
9, tende, fulches uf das Befte zu verantworten, dann wir on allen
3, Zweifel nichts liebers , dann des Heyrats Furgank zu Bayern
» gehabt beiten, doch foll die Fruntfchaft unferhalben im Grunde
„unſers Gemuͤts nicht gemindert feyn, als‘ ob es Furgank gehabe
3» bett, und uns des uf fruntlichs Vortrawen auch zu im vorfehen,
„Datum Coͤln an der Spree am Sontage fand Fabian und St
3, baftiantag ce). Anno Domini &c. LXV.
Dem hochgebohrnen Fürften unfern
lieben Brudern Heren Albrech⸗
sen, Marggrafen zu Brandens
burg, und Burggr. zu Nuͤrn⸗
berg.
Friederich von Gottes Gnaden Marg⸗
graue zu Brandenburg Kurfürftic
zu Stettin, Pommern Herzoge;und
Durggrafe zu Norenberg.
a) * wird auf das geſehen, was! zum. Schluße dee vorigen F. geliefert
worden.
b) Dieſes aber war nach der Eheberedung, welche oben im 3. $. vorgelegt
worden, zweinzig taufend Gulden Rheiniſch .
c) Derjeibige get ſaut den 20. Jenet
$. IX.
Der Herzog will fein Braut‘ felbſt ſehen, wessen er dieſes
an Marggraf Albrechten abgehen läßt.
9, Unfer freuntlich Dienft zuvor, hochgebohrner Fürfte, lieber
„Oheim! unfer Hofmeifter Hanns Frawenberger zum Sage, und
unſer PTR a), und Hanns Smidhauſer, unfer Rentmeiſter
v i „in
160 Genealogiſche Nachrichten.
„ in Oberbayrn b) Rete, und lieben Getreuen haben ung zu erken⸗
„nen geben, wie fie ewer Liebe gefchriben haben, von megen des
35 hochgebohrnen Fürften, unfers fieben Oheims, ewers Bruders,
Herrn Friederichs Marggrafen zu Brandenburg 2c. eelicher Toch⸗
2, ter Zunkfrauen Margareten , daß wie die mochten vor an füglis
35 her ftat felbs befehen , und wie in ewer Lieb folche wiederum
„. zugefehrieben habe, des wir auch alfo ein freuntliche guts Ges
„, fallen haben, und bitten ewer Lieb. mit freuntlihen Vleiß, dag
„ir ung bey den Boten wiederum in funder Gehaym fehriftlich wiſſen
„laſſet, ob ir Die benante Jungfrawen alfo zu euch herus gebracht
3, habt, oder bringen werdet, und auf welche Zeit, fo wolten wir
„uns dahin fügen, die felbs zu befehen : ob fie aber zu diefen Zei⸗
5, ten heraus zu euch nicht Fame, fo fein wir mit folchen merklichen
» Sachen beladen, daz wir dizmals der Ende fo ferner zu ir nicht
„komen möchten, unt wolten unfer Botſchaft furderlich zu ir verti⸗
„gen und fenden, um die zu befehen laſſen, und welches dorume |
„ befchieht, daß wir Die Jungfrawen alſo wir ſelbs beſehen moͤch⸗
„ten daß ung am liebſten waͤre, oder uns die beſehen laſſen, wol⸗
„len wir alsdann der Sachen und Heyrat halben verner freuntlich
„Rede haben und thun, als wir den aller Liebe und Freuntſchaft
> zu den benanten eweren Brudern und ewer Liebe, und det ceges
> nanten Jungfrawen wol gelanget, und wir begern hierauf ewer
Hfreuntlich Vorſchreiben Antwort bey dieſen Boten wieder zu wiſ⸗
„fen. Datum Muͤnchen am Montag nach unſer lieben Frauentag
Lichtmeß ©), Anno ꝛc. LXV.
Ron GOttes Gnaden Sigmund;
Pfalzgrafe bey Rhein, Herzog
in obern und niedern Bayrn.
A
u, !
Genealooiſche Mac. 161
w Des Marggrafen — —— alſor
w Be freunt PN Dienk zudor ,. "boihostbuner 9 Str‘, Heike
» reiben Pi 10 5 ‚geh han A a wir horen (es
ir) En ei ja dadeı 3 1 /
es nn Me iin, WR iezun albie, * a
ieb, Ka in ewer Liebe bedarf in keinen wi
$. , fo geborn ewt in des gnant unſers ‚dieben Bruders Hofe
» Ba, dennen ‘ein — verſpert ſei; ſunder ein ieder Dr
” wirdet darein geführt, und 'nady Gewohnheit feines Hofes d arin
” erlich gehalten , und empfangen, das wolten wir ewer Liebe,
wiewol wir unſern Bruder evren Brief wie vorſtet zuſchicken, in
* freuntlicher guter Meynung zu entdecken nicht verhalten, und
weiter Antwort zu erlangen nicht not, dann wo wir
daſe den ewer Liebe feuntliche gefallen konten beweiſen, das tes
gen, und weren darzu wolgeneigt. Datum Onolzpach
am Suntag Scolaſtice Virginis e). Anno Domini &c. LXV,
Aun dem Kurfuͤrſten ſelbſt abet gieng mit vorgedachter k) guten
Gelegenheit von deſſen Herrn Brudern Marggrafen Albrechten die⸗
ſes „ab, De ber sub nicht —— es alſo zu beantworten:
U Daß wirtiebs und guts vermögen " mit bruderlichen Trewen
nd. Dienſten allezeit zuvor. Hochgebohrner Fuͤrſt, lieber Bru⸗
„der! als uns ewer Liebe aber zugeſchickt hat einen Brief, den
der hochgebohrn Fuͤrſt Herr Sigmund, Herzog in obern und
niedern Bayern ewer Liebe abermals geſchrieben hat, anlangen⸗
den Heyrat, zwiſchen jm und unſer Tochter, alſo bat der
genant Herzog Sigmund: vormals auch feine Bothſchaft bey ung
Sehabt, und ſolchen Heyrat, wo wir im das Gelt g) nad) laut
de doeh h) vormals BR: nicht erhoen wolten , abges
ne. flogen,
162 Genealogiſche Nachrichten. |
„» Clagen: affo.haben wir uns auch mu im andertvege fo-tief in -te |
„» Dinge ‚begeben , daß ſulchs nicht zu enderen ſteet, als wir ewer
„Liebe vormals auch geſchrieben haben, darum iſt fuͤrder an ſeinet
„Liebe des Heyraths halben, nach feinen eigen abſchlagen, mit
„uns nicht Not einicherley Handl zu haben, und fül dennoch die
Freuntſchaft mit im unfern halben nicht gempneret werden, gleich
„ob die Furgank gehabt heft, desgleichen wir ung zu feiner Liebe
„auch freuntlich verfehen. Datum zu Coͤln in der Spree am
». Gontag Efto mihi &c. Anno &c. LXV. Ih:
Den hochgebornen Fürften: unfern lieben
Brudern Heren Albrechten, Marggr.
zu Brandenburg, und Burggrafen zu
Viurenberg, shinur «
| Friederich von Gots Gnaden Marg-
graf/ zu Brandenburg Churfuͤrſt ec.
zu Stettin Pommern ꝛc. Herzoge
und Burggrafe zu Niernberg.
Mitten in denn, daß das Vorſtehende eingieng / lief wieder ein
anders von dem Herzoge ein. | ent
3, Unferen freuntlichen Dienft zuuor, hochgebohrner Fürfte,
>» lieber Oheim, auf das Schreiben, fo wir ewer Liebe nechft ha⸗
» ben gethan, antreffent des hochgebohrnen Fürften, unfers lieben
„Oheims und Schwehers Heren Sriederihs Marggrafen zu Bran⸗
9, denburg zc. ewers Bruders eeliche Tochter die zu beſchawen, has
„ ben wir ewer Antwort wol vernomen, und verfunden ewer Lieber
„daß wir jego auf dem Wege zu unfern allergnädigften Deren dem)
roͤmiſchen Kayfer zu veytten fein, um unfer Regalia wegen die gu
„ empfahen; alda wir unfer Raͤtte, die wir zu folchen Beſchawen
> für uns genommen , und Das Vertrawen zu in haben, bey uns
er) ber
Genealsgifche Nachrichten, 163
3 bedurfen, und dismal von uns nicht emperen mögen: aber für
bad wir ob Gott will wieder anheim werden, wollen wuͤr daf
per Liebe verfunden, und den alsdann durch uns felbs, oder
’ Pottſchaft furderlich nachgeen, ewer Liebe mit fruntlichen
| bittende folches auch dem bemelten ewern Bruder zu verfuns
5 den, daß anders nicht wann der Urfach halb freuntlich von ung
Auuerfeen: dag ftett uns um ewer baider Liebe fruntlich zu uer⸗
„dienen. Datum Sahpurg an dem afchrigen Mittwochen, Anno
'» Domini &e. LXV.
Dem hochgebohrn Fuͤrſten unſern lieben
Herrn Herrn Albrechten, Marggr. zu
Brandenburg, und Burggrafe zu
Nut Ip +
An Bon Gottes Gnaden Sigmund,
Br no Con Pfalzgrafe bey Rhein, Herzog in
n 11r9C ! obern und nitdern Bayern.
ger "Damit ſehet er auf dad, was im 7. $. fornen herein mitgetheilt worden.
5 Damit aber, was demſelben dafelbft nachgefeget worden.
— 3) Da unfer lieben Srawentag Lichtmeß in diefem Jahre. auf den Sonn-
jr abend fick, fo war der Montag darauf der 4. des Monats Februars,
Ku ie Aus dem nachſten $. verofenbaret ſich daß diefer Jorg von Waldenfels
ſich dieſes Geſchaͤfte laſſen angelegen ſeyn. In meiner Beſchreibung dieſes
wioch um Hof bluͤhenden Geſchlechts werde mehrers von ihm auſzutreiben
bemuͤhet ſeyn.
re) ‚Derfelbige' füut auf den 10, Kebrnari, bon demfelbigen nun auf den Tag
* als der Herzog fein Schreiben gegeben, find nicht mehr als 8. Ta—
So wenig hat man alfo von diefer Seiten was verfanmen wollen.
— ine durch Jorgen v von Waldenfels , der eben damals bey dem
Warggrafen war.
m hoc aber , folches iſt ſchon in ber 2. Anmerkung über den vorigen
8. 6. angezeigt worden.
) Welche im 5. $- beflndlich if
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SE de Sande nen dig A wat Tnmnaid Bau ten,
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. „Bon, brandenbutgifher Seite wurde Die Enhfhaft Diefer,Hew
rat gettieben. Vorhin a) genanten Jorg don Waldenfels.mar,die
Sadje überttagen: er läßt im folgenden einen unterthänigfien Der,
richt an dem Marggraf Albrecht abgehen. em ER
FRE x
„Irleuchtiger hochgebohrner genediger Fürft , lieber Herr,
‚mein gar willige und ſchuldige Dienft die fin ewer Gnaden zur
„ voran berait. Genediger Herr, nachdem ich von ewer Gnaden
„geſchiden bin, daz ich, zu meinen Bruder Martten vaiten wolt ,
9 und die Sad) zwiſchen ewer Gnaden und im zu gutem: Ende tes
o, Dingen, alfo hab ich. meinen Bruder von Stunden Borfchaft
„tunn gein Lannzhut, alfo ift mir nochmals keine Antwurt wor⸗
„den, und Ban nit, wiſen, wie ez ein Gehalt hab, und chuͤmpt
wmir auf hewtten Fein Botſchaft, fo wil ich in von Stund an bes
>, füchen zu Liechtenberg, ob ic), in finden Fan, und nachdem ewer
„Genade die Rette von Münden verbotten wolt auf den erjten
„Montag, und dy Sad) der Heyrat halben mit in verhandfen , i
z, fo bit ich ewer Genad gar mit demütigen Vleiß ob ich nit dar⸗
bey wer daz dann ewer Genade daz Beſte darinne fuͤrnemen wel⸗
„let, auf die Meynunge daz mein genediger Herr faſt hoch und
„mechtige Fuͤrſten zu freyern hat um fein Tochter, und etliche
„dann und dy ſy gern on Gelt nemen. Wie dem allen ſo iſt mein
„Herr ſonderlichen zu im genaigt, und fo er ſich der Mitgift mit
im vertragen tunde, fo wolt er fein Tochter lieber bey im toiffen
den an andern Enden, und ob er der Maynung wer, * zu
chtigen
Pr den heiligen Blutte b) reytten wolt, und ſy alzbalde beſich
Wok, daz ſaͤhe mein genediger Herr gern. Ewer Genade weis
„dy Sach auf daz Beſte wol fuͤrzenemen , unz denn ich erdenken
kann, und ewer Gnade well auch in Ungenaden nicht vermer⸗
», Een, denn ich wolt ie gerenn daz mein Bruder mit ewer Grad
|
AR ver⸗
|
vereynigt werde. Domit gebiett mir ewer Genad alzeit. Da⸗
„tum Abſperg an —** ce) vor Simon et —* Anno ꝛc. im
*1XV. XE
—— durchlauchtgften Yochgehohehäi? N DB
1% ginn und Herin, Herrn Albrecht,
Marggrafen zu Nurnberg, meinen
genadigen lieben Herren '
Ewern Gnaden williger
Zoers von Wätienfele ! Ritter.
Es geſchahe auch dieſer Beſcheid.
Item wie der Heyrat vor verſchriben iſt, dabey ſoll es blei⸗
anf? und fein Fuͤrgank haben, und uf welch. Zeit, und wie man
F bey fol ligen, und was Herzog Sigmunds Maynung wer ſol
Herr Sanns d) ung Marggrafe Albrechten ein Schrift zu ſchi⸗
». cken, und ein bemelte Abſchrift des Heyratbriefs e) mit, das ſol
Herr Jorg von Waldenfels f) an unſern Bruder bringen , in dem
” allen ſoll ung fein Lieb feuen Willen zu erfennen geben , und was
„une unfer Bruder zu erkennen gibt, wollen wir Herzog Sigmuns
9 den zu ſchicken, als der, der die Ding zum loblichſten, und fürs
„derlichſten gern zu End bringen hilft. Datum Bairftorf am
» Dienftag nach omnium Sanftorum > Anno &c. LXV,
\ 4 Diefe Zeit ließ de Herzog an dem Marggrafen die⸗
‘9 4
ſes ab:
bs "Unferen freundfichen Dienſ wiße lieber Schwager , ich ſchick
zu ewer Lieb meinen Hofmeifter h) als von des Heyraz wegen,
>» N bit ich ewch mit aller Fruntfchaft, ir wollet daran feyn, und
& 3 » guten
—
166 Benealogiſche Nechrichten
> guten Vleiß tuen, damit die Sad) ein Fugung gewin, das wil
> ich mit aller Lieb und Freundſchaft um euch verdienen » —
Unfern lieben Schwagern gehört der and
Brief in fein Hant. u ni: 5
Ron Gottes Snaden Signtund, Pfa⸗
lenzgraf beyn Rhein, und Her⸗
zog in obern und nidern Bayrn.
„Hochgebohrner Fuͤrſt, gnaͤdiger Herr, mein unverdroſſen
„Dienſt mit guten Willen ewern Gnaden zuuor berait, als ich zu
> Payrftorf von ewern Gnaden geſchaiden bin, anfreffend den Days
„rat zwoifchen der hochgebohrnen Fürften Deren Fricderibs Marz
„grafen zu Brandenburg des Eltern k), auch Herrn Sigmunds,
„Pfallenzgrauen bey Rhein , Herzogen in obern und nidern Bayın ıc,
9 Meines gnedigen Herrn, alfo fchick ich ewern Gnaden hiemit ein
35 geleublich Eopi deffelben Heyrats I) under meinen Inſigl, die mag
„ ewer Gnade nu verer fihicken, und meinen gnedigen Herrn fur⸗
99 derlich Antwort befellen zuzefugen, und dann füran den Sachen
35 entlichen nachzugeen, inmaffen als ich von ewern Gnaden ge-
>» fihaiden bin. Geben zu München am Freytag m) nach Sant
9 Martinstas n) Anno x. LXV.
Dem durchlauchtigſten hochgebohtnen
ſten Herrn Albrechten, Marggrafen
zu Brandenburg, und Burggrafen zu
Norinberg ꝛc. Meinen genedigen
Herrn.
Johanns von Frewenberg , Herr |
zum Sag, Kofinaifter 0), |
Der
Der Herʒos erklaͤrte ſich wegen des bekannten Geſchaͤfts
gegen dem Marggrafen alſo:
Unſern freuntlich Dinſt zuuor, hochgeborner Fuͤrſt, lieber
Odheim und Schwager, als wir dem Edeln unſern Hofmeiſtern
9 und fieben getrewen Johannſen von Srawenberg Herrn zum
„Hage p); lego bey ewer Lieb gehabt haben, wie nu derfelb uns
4 fer Hofmaifter von ewer Lieb abgefchaiden ift, und uns ain kurze
9 Befchrift q) pracht hat, den wotlen wir alfo freuntlichen nach»
‚» gehen, darnach weißt fich ever Lieb zerichten. Datum München
„ am Pfünztag 1) nach fant Martinstag s), Anno Domini &c«-
Dem hochgebohrnen Fürften unferen
fieben Dheim und Swager Herrn
Albrechten, Marggrauen zu Bran⸗
| denburg , und Burggrafen zu Kios
renberg.
Von Gots Gnaden Sigmund, Pfal⸗
lenzgraue bey Rhein und Herzog
in obern und niedern Bayrn ꝛc.
) Im 9. 6. nach des Marggrafen Antwort an dem Herzog.
b) Daſſelbige wurde damals zu Wilsnak, oder Welſenak, einen Staͤdgen
in der Priegniz, in der Mark, in drey zufamen gefloffenen Hoſtien gezei⸗—
get, deßwegen dahin ſtarke Wahlfarten giengen. Ludeck hat heſonders eine
| Beſchreibung deffen zu Wittenberg im Jahr 1588. ausgehen laſſen.
9 Diefed war der 26. Dctober.
) Welcher fihon oben in 5. $. vor Augen lieget.
) Daß damit Hanns Frawenberger gemeinet ſey, wird fich deutlich
| offenbaren, fo man nur einige Zeilen fortlefen will, wo von ihm ein Schreiben _
| an dem Marggraf mittels deffen er die verlangte Abſchrift des Hay:
ratbeiefs dem Morggrafen zuſchicket. |
HM
v6 anni: Nachrichten
) As her ſih nun fon zuehmol in dieſem ar nn
in diefem , theilö in tg vorigen Se. Tag ll? mad mapsn
) Der fiel in dieſem ‚Iabr auf deu 5. November
m ® Diefer i eben der im der ten Anmerkung bemerkte PP
N Berger. Er iſt aber ſchon in diefer Bedienung in 7ten (Geverfihienem, im
mu „ Baer er auch im Hrem ge vorgekommen; MAIER GENE
naoch zweymal zeigen wird · —J 30 Bay ‚(a r son *
* ‚Schon aus der, Abfaſſung der Shhift wird man des — Eilfertig⸗
keit merken, daher ihm zu gut zu halten, daß er das Datum vergeſſen,
das aber aus der Zuſammruhaltung des Vorhergehenden und Dakar: {
* d feich tdeden, n m den de
—* be DE. — ENTE 8 Se u
ziehen.
D Welde, wie fohon oft erinnert worden sr m pro vom Wort zu
Wort anzutrefen. kl er
m) Eden fo ift ed in Hahns Demnahin 1. Band n 5ö5« 598.599. 602°
723. 742, 759. G. aus Unrefts ͤſterreich · Chron. gefihrieben, Zuſam⸗
men gezogen, wird er Ertag gefunden, dahero hoͤret man in der obern
Pfalz , und der Gegend Irtag. In unſeren Monument: Boic. Il. Band,
nn 417 S· ſtehet Erchtag: vollſtaͤndig forte es Krichstag heiffen, mie
es weymal in Herzog Albrechtẽ zu Sachſen Reis in das heilige Land in
Menkens Schriſiſehern teutſch Sach. I. Band, 2104. und 2512. S.
gefunden wird, ober auch nur Erichtag,, wie es in der ag der edlen
Grafen von Cilli in Hahns Denkmaͤlern Il. Band, 725. € edrucket
„worden. Yaltaus i in feinen, Kalender Überhaupt, Ein Abi. 3. Fu 7. ©.
und Wachteri in ſeinen Woͤrterbuche der teut 6. Sach . 1. Th. 388 S.
teiten deffen Benennung ı von Erich her, welches foniet als m ER und
ein Name des Rriegsgors gemefen, men verfichet aber iger dem be⸗
nanten Tage den Dienstag.
a) Der Eritag nach legt Mile: tinstage, wär in dem Jehre der No⸗
veraber. er
* 0) Bon dem ſchon Oben in den 7. $. da8 erſte Schreiben. *
p) Siehe zuruck auf die Ste Anmerkung. h.
a) Wird wohl die feyn, welche ein wenig vorher. in dieſen $. and iſt.
| ? r) Ein
wand
ba N 20
| Genealogiſche Nachrichten, 169
8 Eine Benennung » welche auch anderwaͤrts vorkommet. Go Hefet man in
Albrechts zu Sachſen Reife ins gelobte Land, in Menkens Schriftitel-
lern, Il. Bande, 2104. ©. nad) der Mitwoch, den Pfinztag: fo fies
het in Unrefts äfterreih. Chron. in Hahns Denkmaͤlern, I Band ,
998. Eritag, Mitichen, Pfinztag darfür fehreiben wie, Dienstag,
Mittewoche, Donerstag. Diefer Pfingtag laͤßt fich eben daſelbſt 576;
596. 606. 762. 766. S. und Pfindtstag in der edlen Chronik der edlen
Grafen von Cilli in d.m Il. Bande diefer Denkmäler 676. ©. blicken,
anderer Stellen zu gejchweigen, welche Haltaus in kurtz vorhero angezo—
genen Kalender überbaupt, II. Abſchn. 6. $. 10. ©. zufammen gefuchet
hat: welcher cs mit Wachtern in.dem nun angeführten Wörterbuch der
teutfch. Sprach, I. Th. 1198. folg. S. noch Flärer mit Kluver alt Teutſchl.
I. 3. 26. Kay. und Keibnizen in den Schriftſteller Braunſweig Sach.
8. Band, 45. ©. von Den, oder Din, womit die Celten auf den Ju⸗
piter gefehen haben ſollen, als dem hoͤchſten Gott deutet, und von Dfing-
ſten unterfcheidet , womit der fünzigfte Tag angezeiget worden. Dabey
wird auch noch bemerfet, daß der grüne Donerstag chedem der wei-
he Pfinzeag geheifen, von welchen angefuͤhrter Haltaus in befondern Ka—
tender 25. $. 85. folg. S. beſonders gehandlet.
.» In Ruchſicht auf die Anmerkung h» war es der 14. November.
$. XI.
>... Moftte nun das Befchen der Prinzefinn nie vecht gelingen s
b mogte man vieleicht auf den Einfall kommen, den folgendes ent
elet ;
„ Unfer freuntlich Dienft, und was wir liebs und guts vers
» mogen zuuor, hochgebohrner Fuͤrſt, Fieber Sweher! daß ewer
> Liebe mit famt der hochgebohrnen Fürftinnen ewer Gemabfen ,
ante lieben Swäger und. ewern Kundern wol mügend gefund ,
⸗⸗ und in gluͤcklichen Weſen ware, das, und was wir alzeit guts
Be ever ‚aller Liebe vernehmen mochten , brechte uns ſunder
» Frewde a billich if, Lieber Sweher, wir haben einen juugen
wu 1%) 2 Din
— —
J
170 Genealogiſche Nachrichten.
3, Bruder, genant Herzog Chriſtof, der ein junger wolgeſchickter
„» Herr, und ganz begierlich ift fremde Lande zu befeyen, und funs
3, derlich genaige were bey ewer Liebe aine Zeit zu ſeyn; in Hofe
z nung, fo er ewer Liebe befant wurde , daß er von euch an ane
95 der und weiter gefudrrt wurde. Hierum fo bitten mir Diefelben
„ewer Liebe gar freuntlich, iv wollet ung zu Willen und Frunt⸗
„ſchaft denfelben unfern lieben Brudern Herzog Criſtofen zu ewch
3, aufnehmen , und den ain Zar, oder ein Ienger Zeit bey ewch
„» halten, auch Fleis furkern ob ir ine zu ewern Ayden a) unfern
„Herrn den Konigk von Polen bringen möchte, oder zu unfern
„Herrn den Konig von Tenınarfen b). Perfehen wir ung mol dag
„er genaigt ware an folche Ende zu komen, da zu dynen und frems
35 de Land zu befehen; er 'were auch begierlich geweſen jetzo zu ewer
s, Liebe hinein zu reyten, fo haben wir aber in folchen vor. ewern
„, Willen erlernen wollen in fruntlichen Getrawen, was uns ewer
9, Kiebe in dem, und andern zu Lieb und Fruntſchaft thuen muge,
„daß ir dag gern thuen werdet, Daß ung auch mit aller Frunt⸗
„ſchaft ung ewer Kiebe furterlich fteet zu verdienen. Datum Muns
„tag c) nad) dem Suntag Milericordia Domini, Anno &c.
7} LXV.
Ron Gots Gnaden Sigmund, Pfalfe
graf bey Rhein, Herzoge in oberw
und niedern Bayrn.
Zetel.
¶ Auch lieber Schweher pit ich ewer Lieb gar fruntlich, ir wolt
5, mich wiſſen laſſen, als um des Heyrats wegen, dann ir ſollet je on
a» Zroeifel feyn, Daß ich gar gern ewer Tochter wolt haben für ander,
ao und gebt mix ein Antwurt, denn ewer Liebe weis woll, Daß die Zeit
a uf
un A
a ul
Genealogiſche Nachrichten, 171
» uf font Michelstag us geet d) gefehriben mit unfers felben Hands
Dem hochgebohenen Fürften unfern lie
’ ben Schwegern Heren Fridrichen ,
Marsgrafen zu Brandenburg , des
heiligen römifhen Neihs Erzkame⸗
ren und Burggrafe zu Nornberg,
Ehurfürften ıc,
Was hierauf geantwortet worden, gedie an Marggraf Alb⸗
techten durch folgendes ; |
» Was mir liebe und guts vermogen mit bruderfichen Trewen
„» und Dinjten allzeit zunor, hochgebohrner Fürfte, lieber Bruder,
„wir fehisfen ewer Liebe bierinne Abſchrift verfioffen , wie uns
» Herzog Sigmund gefhriben, und wir im wieder darauf geant⸗
» Wort haben, die wir ewer Liebe nicht haben tollen verhalten ,
» ab einicherfey derhalben an euch gelangen wurde, euch darnach
> mogt haben zu richten. Datum zu Tangenmunde, am Fritag
» nad Pfungiten e), Anno Domini &c. LXV.
Dem hochgebohrnen Fuͤrſten unfern fies
ben Brudern Herrn Marggrafen zu
Brandenburg, und DBurggrafen zu
Nuremberg.
Fridrik von Gots Gnaden, Marg⸗
graue to Brandenburg, Rurfürftic,
to Stettin Pomern ꝛc. Herzoge
und Burggrafe to Norenberg.
Es lautet aber die Herzog Sigmunden gegebene Antwort
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„Unſer fruntlich Dinft, und was wir liebs und guts Herma
gen zuuor, hochgebohrner Fuͤrſt, lieber Oheim, als uns ewer
Lieb geſchrieben hat, von des hochgebohrnen Fuͤrſten ewers Bru⸗
ders unſers lieben Oheims wegen Herzog Chriſtoph, daß der be⸗
gierlich wer zu uns zu kommen, etlich Zeit bey uns zu ſeyn, das
haben wir wol vernohmen, und wollen den auch gern haben,
jm das befte Dhon , als unſern Frunt, und wenn er komt, ſo
ſoll er bey uns daheim ſeyn, iſt er dann begierig von dann gen
Doln, oder Dennmarken zu reiten, und ſich fuͤrder zu beſehen,
wollen wir im darzu fürdgrlichen feyn, und was. wir ewer Lieb
und im mer zu Lieb und Fruntfehaft thun Fönen, darinn fundee
er ung willig. Datum Magdeburg am Montag nach vocenme
Jucunditatis f), Auno &c. LXV.
Fridrich.
„Auch lieber Oheim, als ir ung mit ewer Handſchrift geſchri⸗
ben habt, daß ir unſer Tochter gern haben wollet, ſo hett wuͤrs
ewer Lieb auch gern gegeben; ſunder als ir vormals ewer wer⸗
bende Botſchaft der wegen zu uns geſant habt, die uns anbracht
hat, daß ir gern eine hettet mit viel Geldes g): dorzu wir geant⸗
wort haben, daß wir uch vaſt eine reiche, und was uch zu Nug
und Fromen komen mocht gem gonnen, und haben uns fider deg,
nad dem die Veranderung ewern. halben geſchehen it, an ans
dein Enden etlicher Maß vertift, doch wollen wir in kurz zu une
fern lieben Brudern Marggraf Albrecht unfer Botſchaft ſchicken,
und ſunder us. der Sad) mit ewer Lieb handeln laſſen. Ewer
Lieb beruret auch, Daß die Zeit uf ſant Michelstag usgeet h) ; dag -
wiſſen wir nicht wann, fundern unfer lieber Bruder Marggraue
JZohannes feel. hat uns wol gefagt, daß er unfer Tochter beras
ten fie mit Ehegelde und aller nidern Usrichtung verſorgen wol⸗
te 1), des beit wir wol gegonet. Sunder ewer Lieb fol uns in
* fr) Wahr⸗
| | Genealogiſche Nachrichten, 178
Wahrheyt glauben, daß wir nie keinen Brief k) derhalben geſe⸗
ben haben, wiſſen noch hutigs Tags nicht, was geteydingt iſt,
es iſt mynner nicht was geteydingt, mocht wir uns zu ewer Lieb
mit bequemen wußen gefunden, daß wirs gern tetten. Datum
ut ſupra.
J Solte wohl Swager heiſſen, weil des Churfuͤrſten elterer Prin Johans
mit Koͤnig Caſimirs in Pohlen Prinzeßinn verſprochen war.
bb) Es regierte aber zu ber Zeit Chriſtian der erſte, in Dannenmarke >
ge feine Gemahlin war mit dem Kurfürften an dem diefes Schreiben gelane
get nahe verwandt , fie war Dororhee, eine Tochter Johanſens de
feibl. Herrn Bruders von hochgedachten Kurfürften.
1% Diefer fiel in dem Jahre auf den 21. April.
) Wie ſolches zu verſtehen feyn möge, iſt aus dem 3. $. zu erkennen.
2) Welches damald der 30. May war.
E) If die Benennung des fünften Sontags nah Oſtern, darbon ich
in der 79. Anmerfung über den 15. $. des ıfen Hauptſt. VILL Th. meis
"ner brandenburgiſchen ficheren Machrichten, 14. folg. S. und in deſſen
3Zuſaͤtzen, 240. ©. die Urſache eröfnet Habe: da nun berfelbe in dem Jahre
Sr dena. May begangen wurde, fo war der Montag der 12. May.
E) Damit wird auf das gefehen, was oben im Sten $. da geweſen.
6) Deöwegen Fann auf die 4te Anmerkung des gegenwärtigen $. zneuf ge
gangen werden. w
5 Als welcher nach dem sten $. eben bie Eheberedung veranſtaltet.
%) Er meinet dem, welcher nur aus dem sten $» angezogen worden.
I * $. XI.
p 4 Wie nun vollends alles zerronen, iſt aus folgenden zu erſe⸗
*
* Albrecht ic,
uUnſern gunſtlichen Gruß zuuor, lieber Fr a),
5 wir haben dein Schreiben uns izund, und in allen Guten
D 3 vos
174 Benealsgifche Nachrichten,
„von die vernomen gar gnediglich zu erfennen , haben auch die
„Dink getrenfich an unfern lieben Brudern bracht, an dem wir
nicht anders , dann vaft guten und genaigts Willen fpurten , wo
er fich nicht vertieft het, und was unfer Bruder, auch wir darinn
haben gehandelt, des feyn wir onlaugenbar , aber dieweil unfer
3, lieber Oheim und Swager Herzog Sigmund die Erhohung des
„Heyratguts ſuchet, und es aber nach laut der Abrede b) durch
unſern Bruder Marggraf Johannſen feeliger Gedechtnuß geichehen,
„nicht bleiben laſſen wolt, ſagt unſer Bruder Marggraf Fridrich
„daß er nach dem und im der genanten unſern Oheim und Swa⸗
„ger, Herzog Sigmunden , die Borfchaft und Anmutung der Ers
„hohung des Gelts getan, und fein Antwurt daruf empfangen,
5, fich des Heyraths nicht mehr gehalten habe; doc) fo habe er dan⸗
„noch noch der Handlung, fo Durch ung und Forgen von Wels
4, denfels Nitter anderwege zu Bayerftorf in den Sachen geſche⸗
3 ben ©), getrewen Vlyß angekeret ; aber uf Dasmal habe er am
3 dem Ends do er fich feiner Tochter halben verredt nit mehr mögen
erlangen, daß der Heyrath mit Herzog Sigmunden fein Fuͤrgank
„ mochte gehabt haben , als er das dann feiner Liebe gefähriben ,
3, und von in wider darauf Antwurt mit feiner Hantgefehrift em⸗
„pfangen babe, mit. fruntlicher Erbietung neben feinen Geuallen,
>, als fih) denn unfer Bruder auch erboten habe, nichts deſtmynder
2 zu thunde, was im fruntlich und liebe feye, Deshalben, und wie
„vorſteet, babe er fich noch weiter vertiefet, dorum haben wir uf
„dasmal anter Antwurt nicht Fünen erlangen, als es auch Geſtalt
„ der Sach) nicht ander hat mögen erleyden, wiewol es ung ein
25 getrewes Layd iſt, dann wir wiffen dhein Heyrat den wir lieber
geſehen wolt haben, und do uns bequeme geweft were, dann Dier
55 fer, und beten wir ein Tochter die im abgang und gemefs were,
3, die wolten wir feiner Lieb vornemblid) gonen, doch fo wir der
„ nicht haben d), wolen wir gleichwol nichts deſtmynder gutwillich
» und
’
2
ww 0.
’
Kr N)
o
o
Genealogiſche Nachrichten. 175
ss und gefliffen feyn derſelben feiner Lieb funft Dienft und Frunts
Schaft zu bemweifen two wir Fonen, und begeren an dich mit ganzen
! Fleiß ſulchs unfern fieben Oheim und Swager, Herzog Sige
„ munden , alfo wie vorfteet zu entdechen, und feyn Lieb zuthun,
„ daß er die Din? anders nicht dann der vorgefchrieben Urfachen
3 halben vermerken, und im felbs die Schul gebe; dann het es
4, fein Lieb bey der Verſchreibung laffen bleiben, die unfer Bruder
Marggraf Johannes fecliger gemacht, als es auch noch Fein Ein-
4, rede heit, wo Ohein Vertiefung mit andern Läuts zu gefchehen
9 fürgenomen ee man die Sach, fo zu Bayerftorf gehandlet werd,
95 berichtet worden were, Datum Montags vor Magdalene e),
Anno LXV.
a) Derfelb mogte vieleicht der Hans von Frawenberg fein, der immer im
biefem Gefchäfte gebraucht worden „ wie aus dem 79. zo. F. erhellet.
b) Belag deö 5. |.
e) Welches mit mehrern aus dem ro. $. zu erfehen.
d) Denn die Ältefte Urfel war laut eined Heyratbriefd , des Darum zu
Prag am Dienftag nach Rarherine der mindern Zahl Crifti im
febzigiften Jare, welchen ich vor Augen habe, an Herzog Heinris
en zu Münfterberg einen Sohn Konig Georgens in Böhmen
beriprochen worden, und die zweyte war zu der Zeit als diefes Schrei—
ben ergangen mit Graf Kberharten zu Wirtenberg verlobet , welches
ich in dem IL. Abſchn. des 1. Hauptft. meiner brandend. Nachricht 17.
folg. ©. zur Gnuge dargethan. Dier andere, die damals auf der Welt
waren, darunter die Altefte nach dem folgenden F. bey der Zten Anmer⸗
Eung im vierzehenden Jare flunde , waren zu jung, daß fie nad) de&
Marggrafen Ausdrude ihm gemeß gewefen, als der fchon ein ‚Herr vo
28. Jaren war
Das ift den 21 Ful, ald auf welchen gleich der Tag Magdalene ia
Ag Jare folgete, welcher ift der 22. Zul.
4
P §. XII.
176 Genealogiſche Nachrichten, |
$. XI. a
Herzog Sigmund traͤget hierauf eine Heyrat mit Margoraf
gllbrechts Prinzeßinn an, wovon folgendes zeuget.
„ Mein freuntlichen Dienſt: wißt lieber Swager, nachdem,
und mir ewer Lieb geſchriben habt um gute fixs Hund, alſo ſchick
H ich ewer Lieb trew Hund , und Daß die ewer Lieb ſoll gefiellen,
das fäch ich von Herzen gern. Dann lieber Swager, ewer Lieb
5, ift wolf wiffenlich daß von Heyraz wegen zwifchen ewwerd Bru⸗
4, ders und ung; alfo verfunt ich ewer Lieb, daß ich iez mein Bot
0, fchaft pei ewern Bruder hab, und ob Der Deyrat abgieng daß
„Gott nit entwel, fo ift unfer fruntfich mwegeren an euch, daß wis
2 gar gern zu ewch Heyrathen wolten für all ander Herten, und -
wolt ewer Lieb biten mich wiſſen zu laſſen, was ewer Lieb zu
„ Hairatgut geben wolt, fo wolt ich mich von Sund an zu ewer
95 Lieb_fiegen , und auch mit ewer Lieb fertragen umb das Hairat⸗
» gut, und was ewer Lieb gefallen ift, Das laß mich ewer Lieb
„wiſſen. Datum zu München, Muntags nach Galli a); gefhrk
„ ben mit unfer felbft Hant.
Unfern wefunder lieben Swager gehort
der Brief in fein Dant.
Bon Sotts Gnaden Sigmund, Pfalz
graf we Rhein, und Herzog in
obern und nidern Bayrn,
Sur Antivort erfolgte diefes an dem Marggrafen.
, Lieber heim und Swager, ewer Schreiben ung iekund
» getan, haben mir vernamen, und feyn ye des Getrawens Det
95 Heyrat mit unfern lieben Brudern gee nicht abe, dann wo der
0 feinen Fürgank nicht gewinne, were uns ein getrewen Leyd; und
„» als
Genealogiſche Nachrichten. 177
„als ie werner beruret, was wir unſer Tochter zu Heiratgut geben
4 wolten ꝛe. Gibt ein Marggraf zu Brandenburg zweinzig taus
» fend, und ein Burggraf zu Nurenderg zehen taufend Gulden;
» und nachdem wir die Mark zu Brandenburg nit, fundern die
„Burggrafſchaft innhaben , wie wol wir von Geburt ein Margs
5 ir pon Brandenburg fein , fo halten wir e8 doch mit unfern
93 Tochtern, als ein Burggraue von Aurenberg, Wie aber dem
‚„, allen, glauben wir wol, fo wir unfer Tochter imer viel geben
„wolten, fie neme es gern , darum wiſſen wir ever Lieb nicht eie
95 gentlich zu fchreiben, wormit wir unfer Tochter, die noch unverges
95 ben ift b), helfen wollen; wohl willen wir fonif, daß wir je nicht uns
29 derzehen taufent Gulden aud) nicht über XX. m. Gulden geben, dann
darnach fie es mit uns heldet, darnach richten wir fie aus, Doch fo ges
5 ben wir jr fein Schuld,dann fie ift im vierzehenden c) Jare, und ziehen
35 fie ie Eltern noch, wie ſie wullen; das wollen wir einsweg ufewer Ba
„geren im beften nicht verhalten. Als uns auch endlich ewer Liebe
„ſchreibt von drey Füchshunde,die ir uns ſchicket, Den haben wir Feinen
9 mugen jehen; fo ung Die aber nochmalen von uch gefchickt, und uns zu
3, feben wurden, daß mir die verfüchen mugen, fo fie uns alsdann
35 wol gefielen, wulteu wir uch der vaft großen Dank fagen. Dar
„ tum Onolzbach Dienftag Simons et Jude, Anny ꝛc. LXV.
) Da dieſer Name auf den 16. October gehört, und ſolches in den Jahre
| 1466. cin Sontag war, fo war der Montag der 17. October. Daß
aber das angegebene Jar hie zu verftehen, ob folches wol auffen ge:
blieben; wie deſſen Verfaſſer fehon oben in dem zo. $. nach der 9. An-
fung widerfahren ; wird jeder glauben, dem das Gefchäfte in feinen Zus
fommenhange befannt geworden. _
'b) Br. der 4. Anmerkung über den vorigen $. Maren deren fehon zweh
vergeben.
Dieſes war die Margarete, welche von einem um die brandenburgiſche
Gecſchichte unendlich wohlerdienten Schriftſteller, mit ihrer Baaſen, von
der in dieſer ganzen Abhandlung fo viel zu ſchreiben geweſen, vertauſchet,
oder
178 Genealogiſche Nachrichten.
oder vielmehr einerley Braͤutigam, nämlich eben dem bisher oftgenannte
Herzog Sigmund zugeteilet worden. Jene nun, des Marggrafen Tode |
ter war den 18. April im Fahre 1453. geboren, und alfo zu dee
Zeit, als deren Herr Vater dieſes fchrieb, im vierzehenden Zare,
und iſt nachhero dem Frauenklofter St. Klarenordens über 20. Jahre als
Abtißin mit vielen Nachruhme vorgeftanden. Da ich nun von folchen Frauen⸗
Eonvente viele hundert Urkunden zufamen gebracht, fo lieget eine auflaus
ter Urkunden gebauete merkwürdige Lebensbefchreibung , welche bey den ges
meinen Gefchichtöfchreibern , fo mager ald unrichtig ift zum Drude,
$. XIV.
Hierauf wendet fi) der Herzog nochmal zu dem Kurfürften,
in folgenden ; |
„ Unfern feuntlichen Dienſt wißt lieber Swager, nachdem ij
„und ewer Lieb wol wilfent ift , ale von des Heyraz wegen ewer
„ Tochter und unfer, alfo ift noch mein Will als vor ewer Lieb
» Das auch vollenden will, den Sachen nach laut Der Verſchrei⸗
» bung und Brief, die Darum aus fein gangen a), nad) zu geen;
„alſo were unfer Will, ewer Lieb ſich auch deſter bas dorauf zu
95 bedenken, daß ich mich dornad). richten will, und mich hinein fur
> gen, zu ewer Liebe, und bey ewer Lieb mich zulegen wolt, und |
„iſt das ewer Gefallen, fo möge iv mirs ſchreyben bey unferer Bot⸗
>» fchaft, mich wider darnach wiffe zu achten. Geſchrieben mit unſerer
„ eignen Hand. Munchen b) in dem M. CCCC. und im LXV. Sar.
Dem hochgebohrnen Fürften unfern lieben
Swager, Herrn Sriderihen, Marg-
graue, zu Brandenburg Rurfürften, zu
Stetin, Pomern 2e. Herzog, und Burg:
grafe zu Nurenberg, in fein felbft Hand.
Ron Gots Önaden Sigmund, Pfalz”
graue bey Rhein, und Herzog in
ober uud nieder Bayrn.
Hier⸗
Genealogifche Nachrichten. - 179
F Hierauf erfolgte auch dieſe Antwort:
..» Unfer fruntlih Dienft, und was wir fiebs und guts vers
» mogen allezeit zuuoran, hochgebohrner Fürft, lieber Oheim, ewer
2 dest gethan Schreiben des Heyrats halben mit anzichem der us,
. gangen Perfehreibung c) haben wir wol vernohmen, und wiſſen
» nicht, was durch die Verfchreibung mag innhalden, und haben
9 der auch ny verftanden, funder Zweifel ewer Liebe habe des un-
E fer Schrift, auch abermals d) gethann vernohmen dainne, auch
37 derftanden wie wir uns nachdeme dy Veranderung ewernbalben
95 herfomen ift, anderwege vertieft haben, dan wir noch bisher
55 keinen funderlichen Handel ander unfer muhe halben nicht vorges
3, habt han, daß · wir ichts eigendliches daruf zu fehreiben wiſſen,
„ganz gutlich bittende, uns anders nicht dann fruntlid) daran zu
„ vermerken, wir wollen ewer Liebe Eorzlich , funderlich zwiſchen
> bier und Weinachten, bey unfer aigen Botſchaft, unfer Antwurt
„ darauf verfchreiben, wollet des von ung Fein Verdriſſen han, ſtet
„ uns fruntlich um ewer Liebe zu verdinen. Datum Coͤln an der
» Sprew, am Montage nad) aller Heiligen Tage, Anno ꝛc. LXV.
Fridrich.
er
Zedel,
Lieber Dheim, ab ewer Lieb dy Verſchreibung e) hett daruon
ir berurt, der hett wir gerne ein Abſchrift, daß wir ee was
dy Inhelt.
Dem hochgebohrnen Fuͤrſten, unſern Tier
*F ben Oheim Herrn Sigmunden,
J Pfalzgraue bey Rhein, und Herzogen
J in ober⸗ und nider Bayın,
in .. 32 a) Ind
a
180° Genealogifche Machrichten,
a) Und fihon in dem 5. $. beygebracht worden.
b) Diefes ift die eben aus dem 5. 8. angezogene.
e) Fehler wohl; (welches Herzog Sigmunden mit feinen Briefen öfters ger
gangen , darven in dem 10. $. bey der gten Anmerkung ein Beyfpiel,
wie ed in Eil noch zu gefchehen pfleget ; ) der Tag, da diefes Schreiben
abgegangen , fo laßt Jich doch aus den Schlüffen des vorigen und nächften
Briefes leicht folgen , daß es gegen das Ende des Weinmonats gefchehen.
ce) Denn einmal hatte er es ſchon oben in dem 9. $. und abermals in dem
II. $. gethan.
a) ft eben die, welche nur vorher in der erften Anmerkung angezogen worden.
$. XV.
Mit Diefer Abfchrift gieng zugleich folgendes:
>» Was wir liebs und guts vermögen, mit beuderlichen trewen
Herzen und Dinften allzeit zuuor, hochgebohrner Fürft, Tieber
» Bruder, wir ſchicken ewer Liebe hierinn verfchloffen ein Abfchrift,
„wie ung Herzog Sigmunt von Bayın mit feiner eigen Hant ge⸗
ſchrieben a); und als wir inn darauf geantwortet haben b), wirt
ewer Lieb wol vernehmen, und fügen ewer Lieb zu willen, daß
unfer Land nicht darzue geneigt feie, zu folcher weiter Fruntfchaft,
dan ſy fich nicht hilfs, oder Troſts zu verhoffen, nachdem iv das
entlegen ift : und wes fy nicht mit bemwillen , oder uoluortten,
dar thun ſy uns auch nicht Hilf zu: alfo haben wir Herzog Sigs
mund Zeit gefagt , zwiſchen hie Wihnachten zu antworten ꝛc.
Alſo ftet unfer Meynung ime dann aber oder zuzufchreiben. Dann
„ wir haben wol bewogen, ewer gehabten Handel mit er Zoͤrgen
„„ von Wadenfels c) wer ewer Liebe Meynung noch fo, Daß it ze⸗
95 bentaufend Gulden usgeben mollet an Das Ende, mit unfer Toch⸗
3, ter, und daß er zehen taufend Gulden nach unfern Tod verfchris
„ ben neme , abs ye nicht neher möcht geteidingt werden, ewer
— —2 eine in diſen Landen wirdde zuberaten, daß es ewer Liebe
4 *
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- Genealogiſche Nachrichten, 181
» nichts koſte, das wer noch fo unſer Meynung, als wie ewer Liebe
des auch ein Werbzetel bey er Wentzlaw gefandt haben. ft ewer
9 Lieb ſoͤlchs zu Synne, ſo bitten wir ever Lieb bruderlich bey
„Herjzog Sigmund dy Sach zu handeln, warauf dann ewer Lies
9» be weis, daß die Sach beftet , fehreibe uns ewer Liebe, alle
newer Meynung im bezeigt, daß wir im zu Weihnachten, aber
9» Dder zu entbieten mögen, mags uf dy obgeſchriben Weiſe nicht
9» geen, fo muͤſſen wir nach ewern Rate einen glimpflichen abſlagk
„der Sachen geben, wann es ung ſuſt nicht anders ſtet ufzurich⸗
„ ten, ewer Liebe gutliche beſchriben Antwort darwir uns eigent⸗
„lich nachrichten mögen, wellen wir bruderlich verdinen. Datum
„unter unſer Signet zu Coln an der Sprewe am Montag nach
» Omnium Sanctorum d), Anno &c. LXV.
N
Dem hochgebohrnen Fürften unfern lies
ben Brudern Herrn Albrecht Margs
graue zu Brandenburg , und Burg⸗
grauen zu Yiurenberg in feine Dende,
Suſt fol Niemand difen Brief auf⸗
| brechen oder leſen.
Friderich von Gots Gnaden Marg⸗
| c | „graue zu Brandenburg Churfuͤrſt,
RUE: N, zu Stettin Pomern ꝛc. Herzog
er, Und Burggraf zu Nurenberg.
a) Welches das erfle Schreiben in diefem $.
b) Diefeö aber das zwote,
ce) Nach dem 10. $.
d) Da allerheiligentag in dem Jahre der Sonabend war, fo iſt der Mon⸗
tag hernach der 3. November.
N * 3 3 §. XV.
183 Genealsgifhe Nachrichten.
$. XV.
Meiter findet fich nichts. Da nun bis dahin alles, was dieſes
Gefchäftes wegen ergangen forgfältig aufbehalten worden; fo mag mol
an den Herzoge weiter Feine Antwort erfolge feyn. Genug; dieſe
Ehe ift niemals vollzogen warden; fo viel ums auch wiſſend ift, fo
ift auch der Herzog nie in eine getretten. Daß aber die Prinzeßinn
einige Jahr hernach ſich in ein Eheverlobniß mit Herzog Seinrichen
zu Brunswig und Kunenburg eingelaſſen, davon habe ſchon in
dem Sabre 1761. eine Schrift in dfentlihen Druck ausgehen laffen,
welche cheftens vollftändiger in einen Werke erfiheinen wird, worine
nen ich) meinen Vorrat in dergleichen Sachen. zu gemeinen
Gebrauch: auszulegen. gefonnen bin.
* Chri—
Chriſtian Friedrich Pfeffels,
Zweyter Verſuch
über die —— des baieriſchen Nordgaus in den
X. Jahrhundert:
J nebſt— einer Widerlegung
der
Schmaͤhſchrift des Hrn. E.Ch, St.
unter dem Titel
Franken nicht in Baiern.
Vorbericht.
8 iſt dieſes das erſte und zugleich das: letztemal, daß die chur⸗
fürftfiche Akademie erlaubt hat, anonymifche Schriften, Die wi⸗
der ihre Abhandlungen gerichtet find, au beantworten. Man wird
dergleichen kuͤnftighin unterlaſſen; um fomehr , Da es allemal eine
richtige Anzeige iſt, Daß derjenige, welcher in fo gleichgüftigen
Dingen fernen Namen verſchweigt, gern läftern wolle: welches kei⸗
ne Antwort verdient. Die Akademie adoptiver Fein Syſtem, weder in
hiſtoriſchen noch philoſophiſchen Dingen, fo lange die Sachen noch
zweifelhaft, oder nur bloß wahrfcheinfich find. Sie erlauber daher
ihren Gliedern, daß fie ſich in Dingen von dieſer Art befiheiden
widerlegen doͤrften, und laͤßt die beyderſeitigen Schriften in die Ab⸗
handlungen mit einruͤcken. Eben ſo angenehm wird es ihr ſeyn,
wenn ſich auch Auswaͤrtige die Muͤhe nehmen wollen, die Arbeiten
ihrer Mitglieder zu pruͤfen: weil der Endzweck ihres Inſtituts da⸗
bin geht, daß fie das Reich der Wiſſenſchaften zu erweitern, nicht
aber darinnen zu herrſchen, oder Monopolien zu treiben trachtet.
Sie hat aber aud) das Recht zu fordern; daß folche Prüfungen
von den Negeln der Wohlanftändigkeit und Beſcheidenheit ſich nicht
entfernen ſollen. Wer ſich hingegen an Ungezogenheiten und Schmaͤ⸗
hungen befuftigen will, der wiffe, dab man ihm anftatt aller Ant⸗
wort mit Verachtung begegnen, und gegen alle Läfterungen eben
fo unempfindfich bieiben werde, als der Mond, wenn ihn Die
Hunde anbellen,
Don des Senafs wegen,
Ss
Be
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500.007
Bel —
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dep)
xE Rs hat einem Ungenannten aefallen , die in den erften Band
| Ar unferer akademiſchen Abhandfungen eingeräckte Unters
* ſuchung, von den Graͤnzen des baieriſchen Nordgaus in
J. dem XI. Jahrhundert kritiſch zu prüfen, und einer durch-
aͤngigen Widerlegung zu würdigen Nebſt diefer, auf dem Titefz
latte angezeigten, vermuthlichen, Hauptabficht, feheint der Herr Pruͤ⸗
noch eine Eleine Nebenabficht geheger zu haben: nämlich Die ger
e Welt demonftrativifch zu überzeugen, daß er auch arob feyn
und fehimpfen koͤnne. An dieſem letztern wird wohl Niemand zwei⸗
feln, wer ſich nur die Gedult nehmen will, die erbaͤrmlichen Schni⸗
ger y die ſcheuslichen Vergebungen, und andere dergleichen Blümchen
ehr nachzuzählen, die der Herr Verfaffer, faft auf allen Seiten, mit
gebiger Fauſt ausgeſtreuet hat. Ich bedaure wirklich dieſen ges
ickten Mann von Herzens wie viele Lefer, wenn fie ihn hören die
Sprache des Böbels reden, werden nicht glauben, daß diefes wohl
feine gewöhnliche Sprache ſeyn muͤſſe; weil ich ihm doch, fo wenig
als Jemand anderen, nicht die mindefte Urfache zu dergleichen Anz
lichkeiten gegeben habe. Bey mir ift er freylich mehr als zur Helfte
intſchuldiget: man muß es feinen Freunden mit ihren Schwachheis
en wicht fo genau nehmen: und mein Herr Gegner ift gewiß mein
freund, fonften hätte er mir meine Fehler nicht fo Tiebreich entdes
t 3 und wer weis endfih, ob er nicht , da er ohnehin unerkannt
iben wollte, mit Fleiß die Mafque des Therſites vorgenommen
6, um fich Darunter defto ficherer zu verbergen ?
Br Aa Ron
28
186 Bon den alten Graͤnzen.
Von mir darf fich der Here Prüfer nichts dergleichen befahren,
Es mag nun folches eine Folge von meiner eigenen Denkungsart,
oder von meiner Auferziehung , oder von dem Umgang feyn, den ich
beftändig mit gefitteten Perſonen gepfiogen habe. Verſchiedene von
dieſen letztern verficherten mich erſt geftern no), daß Grobheiten
nirgends für Beweistümer gelten: daß fich nur niederträchtige Ges
muͤther Damit abgeben können: und daß es ein untrügliches Zeichen
von einer böfen Sache , oder wenigftens von einem fehofaftifchen
Stolze feye, wenn man diejenigen ſchimpfet, Die anders denfen, als
wir felbiten Denken.
$. 11.
Ep gerne ich übrigens den Herrn Gegner hierinn entfchuldige, fo
viele Zweifel bleiben mir noch wegen der Lauterkeit feiner vermuthlichen
Hauptabficht über, Es find wenig Geiten in feiner ganzen Abs
handlung, da ev nicht über die akademifche Landcarte, über das aka⸗
demifihe Lehrgebäude von den Graͤnzen des Nordgaus 2, fehr hand⸗
greiflich ſcherzen ſollte. Iſt dann aber dieſes Syfteme etwas fo gar
ſehr neues? hat nicht fehon der unfterbliche Abt Beſſel Bamberg und
das Nies und das ganze Franken, bis an den Steigerwald , zu dem
Nordgau gezogen? und hat nicht der Herr von Falkenftein in feiner
Landearte vom Nordgau, und in feiner Beschreibung des Nordgaus,
die Graͤnzen deffelben bis hinter Schweinfurt fortgeführet; und eben
den Bantzgau, eben den Radenzgau, eben das Sualifeld, und eben
das Nies damit umfangen, welche dev Herr Gegner in meiner afas
demiſchen Abhandlung fo anftößig gefunden hat ? und dannoch hat
er fich gegen diefe allgemein gewordenen Hypotheſen nicht ehender aufs
gelehnet, als bis fie durch ein akademiſches Mitglied weiters erläus
text worden find : und dannoch mahlt er dieſe beffelifch - und füls
Eenfteinifchen Lehren , als füße Träume der Akademie, als erbaͤrmli⸗
{ che
des baierifchen Nordgaus. 187
\
| die Schniser des Afademiften, als ſcheusliche Abwege des Akades
miſten ab. Sollte man nicht in diefer Ungerechtigkeit, wie in den
Übrigen unbändigen Leydenfchaften des Herrn Gegners, eine im Fin-
ſtern daher Eriechende Feindfeligkeit gegen die churbaierifche Akade—⸗
| mie und ihre Mitglieder erkennen ? viele, recht viele Leute wollen
\ daran gar nicht zweifeln; nur ich kann es nicht glauben. Wie wäre
8 möglich daß eine Geſellſchaft ftiller und ruhiger Männer, die
fi ohne Eigennug , ohne pofitifche Abfichten, ohne gelehrte Defyo-
terey, ohne allen Monopoliengeift, unter dem Schutze des erhabenen
Maximilian Sofephs, auf die ſchoͤnen Wiſſenſchaften verwenden ; wie
wäre es möglich, daß diefe Gefellfchaft einem andern gelehrten,
einem andern vedlichen Mann, ein Dorn in den Augen feyn follte?
$. M.
Jedoch e es ift Zeit, daß ich midi zu der Prüfung felbften wen⸗
de , welche ich ohnehin ſchon längftens vor mich genommen hätte,
wenn mir nicht wäre von der Akademie ausdrücklich aufgetragen
worden, vorher den Geift meines Herrn Gegners zu prüfen.
AIch will mich eben nicht bey dem Einwurfe aufhalten, daß der
baieriſche Nordgau, nach den afademifchen Gränzen, fo groß als
das übrige Herzogthum Baicen felbften gewefen wäre. „ Nicht
* wahr, ſagt mein Herr Gegner, ein ſeltſamer Pagus! er kommt nahe
zu einem abentheurlichen. Deutſchland hat keinen ſolchen aufzu—
| ” weifen . . . . bis auf des Heren Verfaſſers Zeiten ift es noch
5 Niemanden in den Sinn gekommen, einen Theil fo groß als dag
ganze, einen Pagus fo weitichichtig als das ganze Herzogthum
„zu machen. „ Es iftfhade, daß ich gar Feine Neigung noch Ge
ſchicklichkeit zum fpotten habe, bier Dörfte es fünften meinem Herrn
Gegner übel gehen, Mein pruͤfender Herr St. haben fie dann nie—
| Yaz mal
188 Don den alter Graͤnzen.
mal geleſen, Daß Baiern in zwey Theile oder große Pagos abe
getheifer gewefen ; und daß der nördliche Theil, jenfeits der Donan,dee”
Nordgau: der ſuͤdliche aber, diffeits der Donau, der Sudgau geheißen
babe. Wenn ſie es nicht fehon lange willen, fo fehlagen fie Doch nur in
dem Chronico Gottwie. den Artickel Sundergau nach) z es wird fie
u
gewiß nicht gereuen. Dat nun der Sundergau, oder der füdfiche
Theil von Baiern eine fo anfehnliche Größe gehabt 5 was ift dann
feltfames darinnen, Daß ich auch dem Nordgau eine ungefehr gleiche
Ausdehnung gegeben habe? Wolfen der Herr Gegner ein ganz aͤhn⸗
liches Beyfpiel ? mein Vaterland, das Elfaß, iſt au) fo ein aben⸗
theurliches Land. Erkundigen fie fih nur darum bey dem vortreflis
chen Autor der Alfatia illufirata. Dieſer grundgelehrte Mann,
der noch zum Ueberfluß Eein baierifcher Akademiſte iff, wird
fie lehren, daß der alte Ducatus Helifacenfis , in zwey gleiche Theile,
in den Nordgau und in den Sudgau, bey dem fogenannten Landgras
ben unweit Schlettftadt, gefehieden worden ſey; und daß dieſe zween
große Hauptpagi, fo wie unfere baierifche Hordgau und Sundgau, in
eine Anzahl Eleinere und eigentliche Dagos weiters abgetheilet gewes -
fen. Pieleicht Fünnte man auch ein feines Beyfpiel von dem Ofte
und Weſtphalen hernehmen; allein die Namen find nicht einerley,
und da weis der Himmel, auf was für ſcheuslichen Abwegen der Here
DBerfaffer mich wieder antreffen möchte. Ich will lieber folgende
Anmerkung machen: der Herr Abt Beffel fieht in der Meynung ,
daß der Sun oftwärts die Gränze des Sundergaus gewefen fey.
Allein es ift unftreitig, daß er fi) auch jenfeits Diefes Fluffes erſtre⸗
et babe; indem K. Otto, die auf der rechten Seite des Inns gen
fegene, und zu vier Fleinern Gauen aehörige Herrſchaft Ruit, Reut,
Vogteireut in den Pagum Sundargoue gefeßet hat a). Doc) dies
ſes gehoͤret nicht hieher; fonften wollte ich Leicht beweifen, daß auch
der gange Pagus Chiemigaue , und folglic) ganz Baiern bis an den
Limi-
2) Ratisb. mon, lib. prob. pag. IIO,
des baierifchen Nordgaus. 189
Limitem Orientalem, zu dem großen Pago Sundergau ausdrucklich
ze worden,
P
8: $. IV.
j Itzo wird der Here Gegner auf einmal böfe, Er entdeckt einen
erbaͤrmlichen Schniger darinn, daß ich Gundelfingen an der Bren⸗
ze fuͤr das Gundelfingen angeſehen habe, ſo K. Arnolf Anno 895.
‚zum Nordgau gezaͤhlet, und dem Hochſtift Eichftädt geſchenket hat.
Er meynt endlich, ich haͤtte das Gegentheil ſogar aus dem widmeri⸗
ſchen Repertorio Bavariæ lernen, und das rechte Gundelfingen im
fleggericht Riedenburg finden koͤnnen. Das iſt freylich eine wich⸗
uge Entdeckung: allein, gefegt fie waͤre auch richtig, fo betrift fie doch
wicht ſowohl mich, als den Herrn von Falkenſtein, der in ſeinen Noten
über jene Urkunde K. Arnolphs, das Gundelfingen an der) Drenze
ausdrücklich unter dem nordgauiſchen Gundelfingen verfieht : und
dabey erinnert, Daß die uralte adelihe Familie von Gundelfingen
an der Brenze, diefen ihren. Dauptfiß lange Jahre von Eichftädt zu
Lehen getragen habe. Diefer Umftand ; und Die weitere Ueberlegung
daß der Herr von Falkenftein das eichftädtifche Archiv nad) Belie—
ben gebrauchet hat, Daß er Die alte Rotuln Dafelbft eingeſehen, und
Die cehmahligen und heutigen Stiftsgüter aus diefen und andern Denk⸗
maͤlern genau Fennen gelernet; dieſe Betrachtung, fage ich, und die Ges
wißheit, daß der Brenzgau ein Theil des nordganifchen Rieſes gervefen;
haben mich betvogen, lieber ihm zu folgen, als in dem Repertorio Bava-
we ein anders unbefanntes Gundelfingen aufzufuchen. Bringt ein>
nal mein Here Gegner eben fo triftige Gründe für fein riedenburs
ifches Gundelfingen an das Tageslicht, und beweiſet er, Daß auch
Be vor Alters zum Hochftift Eichjtädt gehöret babe: fo will ich
m und dem midmerifchen Repertorio zu Gefallen glauben, daß
vbieleicht der Herr von Falkenſtein hier in einen Irrthum gerathen
Aa 3 ſey.
190 Bon den alten Gränzen. IR
fey. Das ift aber auch alles, was ich thun Tann. Denn wer
wird gleich Deswegen Diefen wadern Mann eines erbaͤrmlichen Schni⸗
tzers zephen, der gewiß fehon 20 und mehr Zahre über die große
Syntax binaus gewefen ift, Da er feinen Codicem Diplomaticum des
Nordgaues herans gegeben hat.
$. V.
Nun trift mich der Herr Prüfer gar auf einem ſcheuslichen
Abwege an, weil ih Nördlingen und das Nies in dem Nordgau
aufgefuchet habe. Mit ihrer Erlaubniß mein wertheftr Herr Ct.
diefer Ausdruck ift ihre eigene Erfindung nicht. Sch habe ihn fehen
vor einem halben Jahre von einem Miethkutſcher gehörer. Eben ſo
wenig bin ich der erfte, der Nördlingen und das Nies zum Nord⸗
gau gezogen hat. Der Herr Abt Beffelz oder vielmehr der grunds
gelehrte Here Weihbiſchof von Bamberg , der hochfelige Herr von
Hahn, dem wir bekanntlich alle Artickel des Chronici Gottwicenfis, die
Franken angehen, zu danken haben a); ift fchon fange vor mir dieſer Mey⸗
nung gewefen, und der Here von Falkenftein bat ſich gar anheifchig
gemacht, folches diplomatiſch zu bemeifen. Cie fehen alfo mein Herr
Pruͤfer, daß ich wirklich auf der Landftraße geblieben, und ins be⸗
fondere in der Perſon des Herrn von Hahn einem Führer gefolget
bin, den noch Niemand vor Ihnen auf feheustichen Abwegen gefür
eher hatte. ch werde beffer unten noch einmal Gelegenheit finden,
von dieſer Materie zu reden. Itzo aber ift es unumgänglich noͤ⸗
tig, mein Syſteme über die Graͤnzen des nördlichen Theile vom
Herzogthum Baiern, mit kurzen Worten, zu wiederholen, um den
Lefer in den Stand zur fesen, mit einem Blicke, ſowohl meine Ideen,
als auch die Gegeneinwürfe des Herrn St. zu überfehen.
$. VI.
a) Seine Worte find : continentur in Pago Nordgau Weilfenburg auf
dem Nordgau, Nordlingen „ Wemtingen im Ries &c. ’
des baierifchen Nordgaus. 191
$. v1.
Sch will meine Gedanken in folgende kurze Säge einfchließen.
| 1.) Die Pagi Nordgau und Sualifeld , nachdem fie lange zu
Baiern gehöret, find ungefehr in dem ten Jahrhundert davon abge:
riſſen worden a).
2.) Sie kommen nachgehends in einer genauen Verknuͤpfung
mit Dftfranken , ſowohl An. 806. in der carolinifchen , ald auch
An. 838. in der Indovicianifchen Theilung vor b), und es ift fehr
vermuthlich daß es auch An. 8765. in der falfeldifhen Theilung
dabey verblieben ift.
3 Kurz darauf finden wir den Nordgau durch baierifche Marg⸗
grafen beherrſchet, die noch uͤber das einen großen Theil von Oſt⸗
franken erblich beſaſſen.
4) Dieſe Marggrafen ſtunden unter der Oberherrſchaft der
baieriſchen Herzoge.
5.) Herzog Arnolph wird nach feiner Ruͤckkunft aus Ungarn
honorabiliter a Bawaris & Franeis orientalibus aufgenommen ; und
nennet ſich Ducem Bajoariorum, & adjacentium regionum.
6.) Und als der baierifche Herzog Heinrich der IV. oder der
Fatise An. 1002. feinen Adel, wie gewöhnlich, zur Koͤnigswahl
nah Maynz fuͤhrete, fo zogen nebſt den Bajowarüs auch die orien-
cales Franei unter feinem Fahnen mit fort.
Br 7.) Wir willen über das aus verfchiedenen Urkunden, daß das
in dem ofifränfifchen Radenzgau, bey Nürnberg an der Nednig ges
E egene Furth, zum großen Pago Nordgau mitgezählet worden.
8) Wir
.
a) Ekart. Rer. Franc. orient. tom. I. p. 380.
8 ** ur tom« II. p. 42. 45. 311
192, Bon den alten Graͤnzen
8.) Wir wiffen aus den Gefchichrfchreibern, daß Bamberg in
dem oſtfraͤnkiſchen Pago Folefeld zu Baiern gehöret hat.
9.) Wir wiſſen endlich durch den Herrn Weihbifhof von Hahn,
und durch den Heren von Falkenſtein, welchen die bambergifch- und
eichjtädtifchen Archive ofen geftanden, Daß auch der oſtfraͤnkiſche
Pagus Sualigau, nebft dem Ries oder Rerien unter dem ai }
begriffen geroefen. Nicht zu. erwähnen
10.) Daß der Herr von Efart ſchon An. 838. (aberiirrig) Windes
heim an der Aiſch, in dem oſtfraͤnkiſchen Pago Rangoue, dazu ge⸗
zaͤhlet hat. Wie dann auch
11.) Das Hochſtift Bamberg noch bis weit in das 13te Jahr⸗
hundert hinein in einer gewiffen Abhängigkeit von den Herzogen
von Baiern geblieben ift s indem Vie Biſchoͤffe den baierifchen Lande
tägen beygewohnet, und gehalten geweſen find, der Herzoge Sof zu
Befuchen ec).
Aus diefen Säßen zog ich mit dem vortreflichen Verfaſſer des
Chronici Gottwicenfis den Schluß, daß in dem X. und XL. Jahr⸗
hundert ein großer Theil von. Oſtfranken, mwenigftens bis an Die
Redniz, zum Herzogtum Baiern, und dem großen Pago Nordgau
sehöret habe, Nun hypotheſirte ich weiters ;
072.) Hat die Helfte von Dfifranken zu Baiern PEN was
verhindert, daß man nicht ein gleiches von dev übrigen Helfte muth⸗
maßen koͤnne? vornehmlich da es
13.) Sonſt ſchwer wäre zu beſtimmen, unter weſſen Obſicht
die oſtfraͤnkiſchen Grafen geſtanden ſind, wenn wir ſie nicht, mit den
Grafen im Radenzgau, den baieriſchen Marggrafen und Herzogen uns
terwerfen. Dieſe Muthmaßung erhielte noch ein neues Gewicht
dardurch, daß
14.) Die
e) Hanſiz Germ. Sacr. tom. Il, pag. 342. Hund, Metrop. tom. I. pag- 178°
des baierifchen Nordgaus. 193
14) Die neueften und beften Vertheidiger des bifchöflich- wuͤrz⸗
burgiſchen Herzogehums Franken mit ihren Beweisthuͤmern eben zu
der Zeit anfangen, da die baierifche Marggrafſchaft auf dem Nords
gan, nach Erlöfchung des fehweinfordifchen Stammes, zerfplittert
worden : und eben das läßt fich auch von der Burggraffchaft Nürn>
berg fagen.
15.) Endlich ift gewiß, daß die Güter der Maragrafen fich
längft dem Mayn bis in die Nachbarfchaft des Speſſarts erftrecket
haben. Run kommen
16.) Der Adelbold, der Annalifta Saro, und der Chronogras
phus Saro, und verfichern uns, daß der Speffere Baiern und
Franciam (Rheinfranken) gefihieden habe, Sylva Spehteshard,,
quæ Bavariam a Francis dividit.
War e8 bey diefen Umftänden eine Verwegenheit zu glauben,
daß nicht nur der auf dem rechten Ufer der Rednitz gelegene Theil
von Dfifranken, fondern auch der Ueberreft davon bis an den Spefz
fart, der die Franciam Orientalem obnebin von der eigentlichen Fran-
ia ſchiede, Daß, fage ich, Diefer ganze Bezirk Denen baterifchen Her⸗
zogen vormals unterworfen geweſen?
g. VI.
Und e8 war doch diefes in denen Augen des Herrn St, nicht
nur eine Verwegenheit, fondern auch eine niederträchtige Schmeiches
ley, und ein Meiſterſtuͤck von Uebereilung und Unwiſſenheit. Wir
wollen einmal feine Gegeneinmwendungen prüfen, Die er aus allen
Hülfsmitten der Hiſtorie dawider zufammen gefuchet hat.
A Ich fage in meiner Abhandlung: daß DOftfranfen vermuthfich
Br Saalfehder Theilung Anno 876, zu Baiern gekommen, und
| B
b gezaͤh⸗
194 | Bon den alten Gränsen
gezähfet worden fey; ohne zu beftimmen, ob folches gleich bey dere
iederaufrichtung des Herzogthums Baiern, oder nach dem un
glücklichen Ende des nordbaierifchen Margrafens, Graf Albertens
von Bamberg Anno 908. oder nach Erlöfihung des carolingifchen
Megentenftanmes , oder endlich, wie Aventin ausdrücklich behauptet;
Anno 921. Durch den Vertrag Herzog Arnolphs mit König Heinz
ich I. gefchehen fey. tur ſo viel verficherte ich, Daß es erfi nach
der Salfelder Theilung , und folglich auf das frühefte zu Ende des 9.
Jahrhunderts gefchehen fey.
Was thurnun mein Herr Gegner? Er füllet unter Jauchzen
und Schimpfen 20 und mehr Seiten mit den bündigften Beweis⸗
thuͤmern an, daß Oſtfranken weder im Sten noch in dem gten Jahrhun⸗
Dert zu Baiern gehöret habe. Vortreflich, mein theurefter Herr Prüs
fer! Sie haben fich recht wohl gehalten. Nun wird Ihnen gewiß
Niemand den Vorwurf machen, den fie mir fo verbindlich gethan, -
Daß fie fich nicht in den Denkmalen der Alten umgefehen haben.
Aber in meiner Abhandlung haben fie fich nicht umgefehen. Cie
würden fonft fihon lange wiffen, daß ich eben Dasienige fage, was
fie fp muͤhſam gegen mich demonftriren.
Die von dem Heren Gegner beliebte Art zu widerlegen ift viel
zu Iehrreich , als daß ich nicht noch eine Fleine Probe davon anfühs
ven follte. Meine ganze Abhandlung fauft augenfcheinfich dahinaus,
theils durch Muthmaßungen, theils duch Gründe, zu beweifen; daß
Die oſtfraͤnkiſchen Heinen Gaue zu Baiern gerechnet worden find. Diefe
Hypotheſe fegt zum voraus, daß es oſtfraͤnkiſche Gaue in der beften
Felt gegeben habe. Nun koͤmmt der Herr St. in vollem Eifer,
und beweift, und demonftrivet aus Urkunden, Gefchichtfehreibern, und
Martyrerbüchern, daß Diejenigen Gaue, Die ich Oſtfranken nenne = ==
Oſtfranken geheißen haben. Wie ſehr wird fih nicht der rabneriſche
Hinkmar von Repkau Durch die Arbeit meines Herrn Gegners gede
muͤthi⸗
des baierifchen Nordgaus. 195
muͤthiget finden, wann er fie ungefehr zu fehen befommen füllte: er,
der auf feine Noten ohne Tert fo ſtolz gethan hat. Eine Widerle⸗
gung ohne Text ift wohl noch kuͤnſtlicher.
Ei $. VII.
Die Ausführung diefer zwoen Wahrheiten, nimmt, mit Einſchluß
der Spöttereyen und Schmähungen , 48 Abfchnitte von den so ein,
woraus die Abhandlung des Herrn St. befiehet. Erſt im 4often greift
er im ganzen Ernſt den Sten von meinen obigen Grundfägen an, und
laͤugnet auf einmal weg, daß Bamberg einftens zu Nordbaiern gehoͤ⸗
get habe.
Ich Fönnte mich hier wiederum ganz ruhig auf den Berfaffer
des Chroniei Gottwicenfis beziehen, der eben diefe Meynung lange
vor mir behaupter hat: ich koͤnnte auch hinzufegen, daß man einem
- Hann von feinem Anfehen, von feiner Gelehrſamkeit, und von fei-
nen Umftänden , der die bambergifchen und andere Urkunden einz
gefehen hatte, ein Ziemliches auf fein Wort glauben müffe, ohne
Beweißthuͤmer zu fordern, die vieleicht in wichtigern Gelegenheiten,
als die Befriedigung eines prüfenden Kunſtrichters nicht ift, gemis⸗
brauchet werden dörften.
Allein ich will dergleichen thun , als wenn ich der erſte wäre,
der Bamberg zu Baiern gezogen hat: vieleicht Iehret uns die Ber
leuchtung der Einwuͤrfe meines Herin Gegners, wie viel auf feine Treue
und Glauben in hiftorifchen Sachen zu halten fey.
Der Continuat. Reginon. fagt: Anno 964, Berengarius in Bava-
k rim mittitur; Der Otto Frifing. VI. 24. Imperator Berengarium in
3 Daworia euftodiz maneipatum exilio relegavit, Der Gotfr. Viterb.
pag. 326. und mit ihm der alte Menkeniſche Anonymus Tom. I,
pag . 14. Imperator Berengarium in Bawariam exilio relegavit.
r Bb 2 Auf
196 Don den alten Gransen
Auf der andern Seite verfidhert der Lambertus Schaffnabur;
genfis: Berengarius Babenberch duftus. “Der Chronographus Saxo
fagt: Berengarius in caftellum Babenberg miſſus. Der Annalifta h
Hildesheimenfis: Berengarius Rex in Bajoariam ad caftellum Baben-
berg ductus; und der Annalifta Saxo : Berengarius in Bajoariam
mittitur, & poflmodun in caftello Babenberg vitam præſentem
finivit.
Nimmt man diefe Stellen zufammen, und vergleicht fie unter |
einander, fo koͤmmt eine vollftändige Jrobe daraus, dergleichen wire
in Sachen, die das rote Jahrhundert angehen, wenig aufzumweifen
haben.
Was fagt aber mein Herr Gegner dazu? Er? Alle dieſe Zeug
niffe verfchlagen ihn ganz und garnichts. Der Lambertus, und der
Contin, des Regino fehren nur, daß der Berengarius durch Baiern
nach Bamberg geführet worden ift; fo Daß er nicht in, fondern durch
Daiern hat in die Verwahrung gehen müffen. Der Annalifta Hil-
desheimenfis hat aus Unachtfamfeit, oder auch aus Unmiffenheit die
zween Begriffe, nah Baiern, und von da nach Bamberg gefchictt zu
werden ‚ in einen zufammen gezogen ; und der Otto Frifingenfis, und
der Getfridus Viterbienfis - - - „ Doch diefe hatte ich in meiner Abs
handlung noch nicht angeführet. Nun was hinderen fie? Gotfridus
Viterb. war ein Staliäner, was follte uns Diefer Ichren, was Necht
ift? und der Otto Frif. fagt ja nur: daß Berengar in Baiern fey
cuftodie maneipatus geworden, und das ijt ganz gewiß nur unterwes
ges nach Bamberg geſchehen. Wo hat aber der Herr St. alle Diefe
Anecdoten bergenommen? aus dem AnnaliftaSaxone. Seine Stelle
beißt oben fo: Berengarius in Bajoariam mittitur , & poflmodum in.
caftello Babenberg vitam prafentem fimwit. Das pofimodum, das gluck⸗
felige pofimodum ift die reiche Quelle aller jener Entderfungen. Der
Here Autor analyfirr diefe Stelle folgender gefialt; „, Berengarius
| „hat
des baferifchen Nordgaus. 197
hat erfilich zwar in Baiern; (welche Provinz näher an Wälfchland
gelegen) nachmals aber (poflmodum) in Oſtfranken, nad) Bamberg,
wverreifen müffen; wo ex auch die Tage feines Lebens beſchloſ—
„sen hat.»
x
Die Schlau! wirklich, man darf nur das poftmodum an einen
anderen Pag fegen, fo koͤmmt diefer Verſtand volltommen heraus ;
‚aber fo lang es bey den Portrage des Annalifte bleibt: fo lang
Dörfte Here St. feinen Wis umfonft auf die Neifebefchreibung des
Derengars verſchwendet haben. Wir wollen zur Probe ein anders
Wort anftatt Bamberg fegen: wir wollen fagen: Berengarius in
Bajoariam mittitur, & poſtmodum Ratisbonæ vitam finivit. es
trauten ſie ſich mein Herr Gegner, aus dieſen Worten zu beweiſen,
daß Regensburg nicht zu Baiern gehoͤrete? Wir wollen es auch auf
deutſch verſuchen: Herzog Joh. Friedrich von Sachſengotha wird nach
Oeſterreich gefuͤhret, und ſtirbt darauf zu Neuſtadt. Folgte hieraus,
daß Neuſtadt nicht in Oeſterreich liege? Gewiß Herr St. wenn
der Geiſt des Palignefii auf mir ruhete, fie würden mit ihrem
poftmodum noch übler fahren, als es dem Heren von Wilhelm mit
feinem ad tempus ergangen iſt.
J s.IX.
7. Nachdem der Herr Prüfer meinen Sten Grundfag, vermittelft feiz
ner Kritic, fiegreich aus dem Wege geraumet hat, fo koͤmmt er ends
ich in dem allerletzten Abſchnitt auf meinen ısten Satz, wo ich die
berufenen Stellen aus dem Adelbold, aus dem Annalıfta Sax. und
"aus dem Chronographo Saxone anführe: Rex Heinricus, inde( von
b Bamberg) ad /ylwam Spehteshard, qu& Bawariam a Francia dirimit,
veniens, Ideledtationem exercuit venationis. Auf dieſen Stellen Des
jeuhet m mein ganze Hypotheſe; um defto mehr hat fich der Herr Gegner
b3 ange⸗
198 Bon den alten Graͤnzen
angelegen ſeyn laſſen, auch diefe durch ein neues kritiſches Meifters
ſtuͤck zu verdrehen. Er erinnerte fih, daß der Bannforſt, wo König
Heinrich gejaget bat, bey dem Adelbold Speicheshard genennet wird;
flugs nahm er fein treues Repertorium Bavari® zur Hand, und fand
glücktich unter den Buchftaben ©. p. e. i. Daß in der obern Pfalz
ein Kloſter liegt , das Speinshart heißt. Nun war die Sache rich⸗
tig: der Herr St. pflanzte mit fehöpferifcher Hand einen Föniglichen
Bannforft nad) Speinsbard, und taufte ihn Speicheshard, woraus |
nach und nad) Speieneshard,und endlich Speinsberdentfichenmußte,
Itzo Fam die Reihe an den Annaliftam Saxonem,, der den Wald |
Spehteshardt nennet. Diefes ift nach dem Herrn St, ein lieber laus
teree Schreibfehler ; und zwar defto ficherer, weil eben diefer Ges
fihichtfchreiber Anno 903. den Speshart Spetiteshard heißt, und
fich folglich widerfprechen müßte, wenn er Anno 1003. eben dieſen
Forſt Spehteshard genannt hätte,
Und hiemit war die Widerlegung meines Satzes fertig, und
der Knoten auf gut alexandriſch aufgeloͤſet.
Ich will mich in keine Betrachtung uͤber dieſe Art, mit den alten
Schriftſtellern umzugehen, einlaſſen. Meine Leſer werden fuͤr ſich
ſelbſt noch mehr denken, als ich mit Gelaſſenheit fagen koͤnnte. Es
wird zur Beſchaͤmung des Herrn Gegners genug ſeyn, wenn ich
dieſe vier kleinen Saͤtze beweiſe:
1) Daß das Woͤrtgen Spehteshard bey den Annaliſta kein
Schreibfehler feyn koͤnne.
2) Daß der Spesharter Forſt am Mayn, von jeher die Namen |
Spehteshart, und Specheshart geführt habe, |
3) Daß weder der Ausdruck Speicheshard bey dem Adelbold, IM
noch der Name Spetiteshardt bey dem Annalifta Saxone
goider mich fireiten, und |
4) Daß
des baierifchen Nordgaus. 199
4) Daß die Gegend um Speinshard ſich ganz und gar nicht
hieher Schicke,
$. X.
Das Wort Spehteshart ift bey dem Annalifta Saxone ein
Schreibfehler nicht. Um ihn deffen zu befchufdigen , müßte der
derr Gegner zuvor eine bemährtere Lesart anführen Fönnen, und ich
werde unten zeigen, daß der Adelbold hiezu lange nicht binfänglich
ſey: der Annalifta Saxo hingegen war felbft ein Abbt an dem Fuße des
Speſſarts, und damird ung der Herr St. fehtwerlich bereden, daß
er den Speffare habe mit dem Speinsbarter Gehoͤlze vermengen koͤn⸗
E Aber weiters: Iſt das Wort Spebtesharde ein Schreibfehler
dem Annalifta Saxone, fo ift eg auch einer bey dem fogenannten
_ Chronographo Saxone, welcher fich der nämtlichen Worte bedie-
F dat; Und was noch mehr iſt; oder Vielmehr, was den ganzen
Streit entfeheiden muß; fo ift es auch ein Schreibfehler bey dem Bir
ſchhof Ditmarn von Merfeburg, welcher Lib. V. deutlich und aus
Dreückfich meldet; Rex inde (Babenberg) profectus, ad fyluam Speh-
teshardt nuncupatam laborem expeditionis delinivit fuavitate ve-
nationis. Es ift alfo hier unftreitig von dem Spehteshart die Rede;
und der Spehteshart, oder, wie er auch fonften heißt, der Speches⸗
bart iſt eben ſo unſtreitig nichts anders, als der uralte koͤnigliche
Bannforſt Speſſart. Folgende Stellen, die ich im Vorbeygehen
ee babe, werden genug feyn, dieſe ohnehin niemals
s
R- 9 *, 2
weifelte Wahrheiten zu erweifen. In einer Urkunde Könige Lud⸗
g des Frommen vom Jahr 823. ſtehet: Abbas ex monaſterio Neu-
amt, quod eſt fitum in Sylva Spechshart juxta fluvium Moyna. a) Im
ht 903. bey dem Regino: Adalbertus - - filios Eberhardi - - -
Spekleshart fecedere cogit. In einer Urkunde K.Ludwigs IV.
m Jahr 910. in pago Waldfafio in forefto noftro Spehteskart quan-
portionem Sylvæ qu& ab his terminis circumdatur : Item ab
illo
200 Don den alten Gränzen
illo loco ubi’Chuiningerbach confurgit - - usque quo in Moyn in-
fiuit b) &c. Im Jahr 1000. Sylva Spechshart nominata, juxta fu
vium Moyna. c) Im Jahr 1260, in einer Urkunde der auf dem Speſ⸗
ſart gewefenen Grafen von Rieneck: promifimus ut nos - - eitra
nemus ‚Spektheshart, aut alias ‚in, fundo Eeclefie Magunting. Cum |
Afchaffenburg ‚herum ) nullum caftrum - - faciemus. d) Im Jahr
1261. in einer aſchaffenburgiſchen Urkunde: in nemore Spehteshart. e)
om Jahr 1305. in einer Urkunde Biſchofs Conrads von Eihftädt:
Villas fitas ante flvam dictam Spechishart: f) Im Sahr 1391. in
einem Brief Conrads, Erzbifchofen von Maynz ; das Gejägde auf
dem Spechshart · g) |
Ich habe diefe Stellen nicht ohne Urſach, bis zum Eckel, ver⸗
mehret: Sie beweifen unwiderfprechlich, daß der Speshart ohne
Unterfcheid Spehteshart, Specheshart, und Spechshart genannt
worden; und koͤnnen hiemit auch meinen zten Satz beſtaͤrken, daß
der. Adelbold gar wohl und leichte Den Specheshart hat Speiches⸗
bare nennen doͤrfen. Man weis ja Über das, daß Adelbold ein ges
borner Frieslaͤnder, nachgebends ein Moͤnch zu Kobes in dem Bir
ſtum Lüttich, wo niemals Erin deutſches Wort gehöret worden, und F
endlih Bifchof zu Utrecht geweſen, und folglich fowohl wegen feis
ner Mutter = als Landsfprache derjenige nicht iſt, den man um die
Rechtſchreibung eines huchdeutiihen Namens um Rath fragen doͤrfe.
Man ſieht es zur Genuͤge auf eben der Seite, wo er den Speches⸗
bare Speiheshart genannt hat. Da fehreibt er für Martale oder
Ammertal Murtela, für Babenberg oder Bamberg Bavenborg, für
Crana oder Cronach Erane, und dergleichen mehr, die in dem Dies
mar von Merfeburg und in den Annalifta Saxone mit ihren rechten.
Namen gefchrieben find. Es wird alfo auch wohl die Lesart dieſer
letztern, Spehteshard, der adelboldiniſchen um deſto mehr vorgezogen
werden muͤſſen, da der Biſchof Ditmar ein leiblicher Vetter des
Dar
des baierifchen Nordgaus. 201
Margraf Heinrichs auf dem Nordgau geweſen iſt, deſſen Guͤter
bis an den Speſſart gereichet, und nach deſſen Bekriegung
K. Heinrich II. in der Sylva Spehteshart gejagt hat. Und was den
Annaliftam Saxonem anbetrift, fo ift ſchon oben erinnert worden ,
daß er Abbe zu Aurach am Fuße des Speffares geweſen.
a) Leuckfeld Antig. Poeldens. app. Il. p. 245.
b) Schannat trad. Fuld. pag. 226.
; ce) Leuckfeld 1, c. pag. 249.
d) Guden. Cod. Dipl. Tom. Ill. p. 674.
e) Ibid. pag. 683.
f) Ibid. Tom. IV, pag. 27.
5) Ibid. pag. 595.
$. X.
Sa! fagt Herr St. aber der Annaliſta Saxo nennt den Spep
fare im Zahr 903. der Spetiteshart: und widerfpricht fich folglich,
wenn er ihn An. 1003. Spebteshare nennet, oder er hat unter dem
Namen Spehteshart einen andern Forſt, als den Speffart , verftans
den. Wie aber, weil doc) der Annaliſta Saro foll und muß eis
nen Schreibfehler begangen haben, wie wäre es, wenn er ihn uns
ter dem Jahr 903. begangen hätte? Einmal ift es gewiß und aus
genſcheinlich gewiß, daß der Annalifta hier den Regino ausgefchrieben
hat, und der Regino feßt ganz deutlich Spectesharde, Gehen fie,
mein wershefter Herr Gegner! wie leicht es mir wäre, ihre eigene
Waffen gegen fie zu gebrauchen, Aber ich will es nicht hun. Ich
| babe mich in den Denfmalen der Alten genug umgefehen, um gar
| wohl zu woiffen, daß ihnen nichts gerwöhnfichers gewefen ift, als derz
gleichen unſchaͤdliche Spiele mit den Namen, Sie fehen fehon, daß
| ſelbſt in Urkunden Fein Unterſchied zwiſchen Spechshard und Speh⸗
gemacht werde ; und ihr Annaliſta Saxo iſt ſo wenig von
€ 2 der⸗
202 on den alten Granzen
dergleichen Veränderungen befreyet geweſen, als irgend ein anderer
Geſchichtſchreiber. Er fchreibt eben fo oft Ouidilinesburg , aß
Ouedlingeburg; Hildinisheim als Sildeinsheim: Baſula als Bafız |
ia: Megensburg beißt bey ihme bald Keginesburg , bald Reiness
burg; Magdeburg bald Magadaburg, bald Magdeburg: Kicheftsdt
ift einerley mit Kiftade s und die Abtey Hersfeld traͤgt ohne Unterfchied
die Namen Herolvesfeld, Heresfeld und Kerfeld, fo wie er eine Perfon
bald Kuider , bald Lothar nennet ꝛc. Und diefer Mann foll fich
feldften widerfprechen, weil er den Speffart an einem Ort Spes
titeshart, und an dem andern Spehteshart fehreibt ? Ich wüßte
nicht mein Herr St. daß Semand vor Ahnen auf dieſe Art mit den
alten Gefchichtfehreibern umgefabren wäre, als ihr guter Freund, der
berühmte P. Sarduin, der fich Diefes Mittels bedienet hat, um) wie
man ihn befchuldigt, den verdammlichſten Pirrhonifmum hiftoricum
aufzubringen.
Nun foll ich noch darthun, daß fich die Gegend um Speinss
bard gar nicht hieher fehicke: und dieſes ift fchon mehr als zur Delfte
erwieſen, fo bald der Adelbohifche Namen Speicheshard mit den
Namen Specheshart und Spehteshart eineriey ift. Ich koͤnnte
ferners anführen, daß Furth bey Nürnberg weit über Speinshart
hinaus liegt, und doch ausdrücklich in den Pagum Nordgove gefe-
Bet werde. Aber ich brauche diefe Gründe nicht. Ich kann den
Heren Gegner ficher auffordern, eine einzige Stelle aufzumeifen , wo
das Gehölze bey dem Klofter Speinsbarr, den Namen Speiches⸗
bart, oder auch Speicheneshard trage. Dagegen aber wird ihn
der am Ende diefer Abhandlung angefügte Brief des gefehrten
Seren Rektor Longelins von Hof, unfers beftverdienten Mitbrus i
ders, der die Gegend um Speinshare herum wohl kennet, und dee
über Das Archiv zu Plaßenburg vielfältig -benuset hat, der
Drief Diefes aufmerkfamen Beobachters wird ihn befehren, daß das
—* 31 Ge⸗
des. paierifihen Mordgaus, 203
Sehe bey dem Klofter Speinshard niemalen den Namen Speis
deshard/ oder auch nur Speinshard gefuͤhret habe: daß die daſige
Gecgend in der Landsſprache der Spanſel genennet, und das Wort
Speinshard ſelbſten wie Spanshard ausgeſprochen wird; hierzu
kommt noch, Daß Bruſchius dieſes Kloſter, da er wohl bekannt ges
weſen ift , Spainsbard und aud) Spanshart fihreibet a) ; daß in
wo Urkunden von den Jahren 1465. und 1553. bey unferm vorz
treflichen Herrn von Oefele b), eine ähnliche Schreibart vorkommt,
und daß, nach einer neueren Nachricht des vorgerühmten Serrn Rek⸗
‚tor Kongolius ‚faft unzähliche Briefe in dem Archiv zu Plaßenburg
liegen, wo das Kloſter Spainesbard und Speinshart erfcheinet ;
\ fein einziger aber „ wo in der Orthographie diefes Namens auch
I. nur eine Spur von Speicheneshard, Speicheshardt, oder Derglei>
chen anzutreffen wäre. Alle dieſe Umftände führen uns auf eine
andere Ableitung des Namens Spainsbart, von Span allula ,
fegmen ; wenn man ihn nicht mit dem Deren Rektor von Gefpan,
Socius herhohlen will. Jedoch diefes alles gehört nicht hieher.
a) Brufch. de monaft. germ. pag. 149.
b) Oefele rer. Boic. tom. I. p. 412. und 597.
| $. XIL
Jetzo füllte ich wohl von meinem Heren Gegner Abfchied neh⸗
men, weil er mir ohnehin nichts weiters zu fagen hat. Allein ich kann
mich unmöglich enthalten, meinen Lefern noch ein kleines Kunftjtücks
gen feiner prüfenden Kritik zu entdecken, fehr nüßlich zu gebrauchen,
\ wenn man andere Leute pföglich betäuben will. Der Herr St. woll-
- de beweifen, daß der Pagus Swalefeld zu Anfang des gten Zahrz
hunderts nicht zu Baiern gehöret habe; und führte zu dem Ende eis
ne Urkunde K. Ludwigs des Frommen an, wo Solenhofen in Pago
pe in confinio Thuringiz & Bajoarie geſetzet wird. Damit abe
Erz Nie⸗
204 Bon den alten Graͤnzen
Niemand nlauben möchte, daß das Wort Confinium fo vielheiße, als
Die Ausdrücke finis oder terminus, unter welche ſowohl die Graͤnzen
an und für fich ſelber, als die Graͤnzlande, oder ein ganzer Landes»
bezirk gegen Die Gränze zu verftanden werden ; ſo macht er mit ei-
ner Eathedermäßigen Mine die lehrreiche Anmerkung: die Bedeutung
des Worts Confmia wird von den Seribenten fo fehr eingeſchraͤn⸗
ket, daß fie es nur von den aͤußerſten Graͤnzen, welche die Pros
vinzen von einander abfonderen, zu gebrauchen pflegen. Gut! Bir
fchof Diemar von Merfeburg und der Annaliſta Saro a) nad) ihm
erzählen , daß der heilige Colomannus in confinio Bavariorum £& Ma-
rahenfium gemartert worden; und der gelehrte P. Raderus hat
(tom. II, p. 111. Bav. ſtæ) weitläuftig bewiefen, daß es zu Sto⸗
deran an der Donau, 3. Meilen oberhalb Wien , gefchehen fey.
Alſo ift bier zu Stockerau im Jahr 1017. die Graͤnze zwiſchen
Baiern und Mähren geweſen; aber die Außerfte Graͤnze, welche die
beyden Provinzen von einander abfonderte. Wenn ich es behaup⸗
ten wollte, mein Here St. was wäre diefes nicht für ein erbaͤrm⸗
licher Schniger, für ein feheusticher Abweg ! aber da fie es fagen,
fo wird es wohl wieder ein Schreibfehler bey dem Biſchof Ditmar
und bey dem Annalifis Sarone feyn. Doc genug hiervon.
a) Lib. VIL und ad a. 1017.
§. XII.
Aus allem, was ich bishero angefuͤhret habe, erhellet ſonnen⸗
klar: daß Herr St. um zu beweiſen, daß Oſtfranken in dem 10. und
11. Jahrhunderten nicht zu Baiern gehoͤret habe,
1) feine Gruͤnde aus dem sten und gten Jahrhundert her⸗
bholet:
2) fehr mühfam darthut, Daß Oftfranfen Oftfranfen geheiſ⸗
fen habe, welches ich niemal geläugnet und, en
| 3) die
des baierifchen Nordgaus. 205
3) die Schriftjtelfer, auf denen meine Hypothefen beruhen, ver⸗
drehet, oder ihnen Schreibfehler angedichtet hat.
Bey dieſen Umſtaͤnden hoffe ich eben keine große Eigenliebe zu beſi—
Ken, wenn ich glaube, ich ſey von dem Herrn St. zwar gefhimpft,
y aber nicht widerleget worden.
So weit geht die Antwort, welche ich, auf ausdrückliches Ver⸗
langen der Akademie, und vieler fehr wichtigen Urfachen wegen, Dem
vermummten, aber dannoch nicht unbekannten, Herrn St. habe ent-
gegen fegen muͤſſen; und die hier, aus eben jenen Urfachen, an Der
Stelle einer andern weit beträchtlicheren Abhandlung erfcheint.
*
Um aber etwas mehreres als eine bloße Streitſchrift, und ei⸗
ne vieleicht entbehrliche Widerlegung haͤmiſcher, und auf nichts
weniger als auf die Entdeckung der Wahrheit abzielender, Eins
wuͤrfe zu liefern: fo will ich meine Gedanken über die berufene Stels
Ten des Adelbolds, des Annaliſtaͤ Saxonis, und des Ehronographi
Saxonis, wo der Speffart für die Gränze zwifchen Baiern und
Rheinfranken angegeben wird, etwas weiters ausführen.
$. XIV.
Oſtfranken hat unter der Negierung der carolingifchen Kaifer
und Könige eine eigene Margraffchaft gegen die Slaven gehabt,
welche der Limes Sorabicus genannt wurde, und deren Lage ziwis
ſchen der Nednig, der Saale, und der böhmifchen Gränze bereits
durch den Herrn von Eofart beftimmt worden ift a). Diefer Lage
sufolge dörfte man leicht behaupten, daß die Stadt Bamberg der
Hauptfiß der Margrafen gewefen fen: um foviel mehr, da die fo-
genannte Grafen von Bamberg, zu Ende des gten und Anfang des
Foren Jahrhunderts, ausdrücklich den Namen Margrafen geführet,
amd den Limitem Sorabicum verwaltet haben; wie der vorbelobte-
Er 3 Herr
®
|
|
|
206 Von den alten Gränzen
Herr von Ekkart aus einer voürzburgifihen Urkunde zur Genüge ber
wiefen b). {
In diefem ganzen Zeitbegrif finden wir nicht Die geringfte Ver⸗ h
knuͤpfung, zwiſchen der oſtfraͤnkiſchen Mark, und dem eigentliche n—
Pago Nordgau. Dieſer war ein ganz unabhaͤngiger Gau, der von
unſtreitigen baieriſchen Grafen regieret, und ſchon damals zu Baiern #
gezähfet wurde. Wir treffen darinn , zu den Zeiten der bambergis h
fehen Margrafen, einen Engildie in den Jahren 889. bis 895. c); 4
nach ihm unfern unfterbfichen Luitpoldd), und nach Diefem feinen N
Sohn und Nachfolger den Herzog Arnulpben e) ald Gaugrafen an , i
welche alle nicht das mindefte mit der oftfränkifchen Mark gemein ger
babt haben. Doc wird man mir erlauben folange eine genaue
Verbindung zwiſchen der oftfränkifchen Mark felbften, und dem allger
meinen baierifehen Staatskörper zu vermuthen, ſo lange die vortref
fiche Hypothefen des Herrn Ritters von Buat beſtehen werden; der
weitläuftig und ſinnreich darthut, Daß Die alte Duces limitis So-
rabiei Traculph, Arneſt, und vornehmlich der berühmte Ratold ges
bohrne Baiern geweſen; und fehr wahrscheinlich behauptet , daß die
Margrafen von Bamberg von dem Ratold abgeftammet find f).
Es ift etwas befanites, Daß Margraf Albrecht von Bamberg
im Jahr 908. wegen feinen Händlen mit den wetterauiſchen Grafen
Eonrad und Eberhard enthauptet worden, und daß König Ludwig
IV. feine Güter und Lehen eingszogen , und an andere Nobiliores
verfehenkt hat. Der Herr von Ekkart vermuthet, daß in dieſer
Austheifung die forbifche Margrafichaft dem vorgemeldten Eberhard,
dem Bruder des nachmaligen 8. Conrads I. zugefallen ift : weilen
diefer Eberhard in den Sahrblichern des Klofters Lorfih unter dem
Namen Marchio Orientalis vorkommt g) : welche Stelle aber vieleicht
init beßerem Zug von der oͤſterreichiſchen Mark an der Ens vers
ſtan⸗
des baierifchen Nordgaus. 207
ſtanden werden doͤrfte. Wenigſtens tragt diefe allegeit den Nas
men Marchia Orientalis, fo wie die dafige Margrafen bey alfen Ges
Bose Marchiones Orientales genannt werden, Weis
v8 wiffen wir von den hiefigen Gegenden, und ins befondere ‘von
Margraffchaft an der Saale, der Nednig und den böhmifchen
Graͤnzen bis auf die Zeiten K. Otten des ıften, nicht das minder
| fie anzuzeigen, noch zu errathen,
J a) Rer. Franc. Orient. tom. Il. pag. 104.
" b) Ibid, pag. 805.
4
e) Falckenftein cod. diplom, peg. 16. Anamod. trad. S. Emmer. lib, II
cap. 29. ap. Pez. Anecd. tom. I. parte III. pag. 281.
d) Cod. dipl. Ratisb. ap. Pez. 1. c. pag, 38. 39»
- e@) Falckenftein l.c. p. 18.
) Orig. dom. Boic, tom. ]. pag. 151.
8) Ap- Freher. tom, I. pag. 116.
a | $. XV.
€ iſt allen Anfängern in der Hiftorie bekannt , daß König
Conrad der I. vornehmlich darum auf den deutſchen Thron gefe-
Bet worden ift, weilen er aus carolingifchen Geblüte entfproßen ges
weſen. Wir dörfen die Art dieſer Abftammung nicht Tange mehr
; unterſuchen noch viel weniger ung wie Blondel und Tolner a) mit
dein Graf Beggo und feiner carolingifihen Alpais; oder auch wie
Der Herr von Ekkart b) mit der friaufifchen Gifel und ihrer Toch-
ter Judith abgeben ; feit dem der geundgelehrte Herr Reichshofrath Frey⸗
rr von Senkenberg bewicfen hat, daß König Conrads I. Mutter
lismur eine Tochter K. Arnolfs, und Schweſter R. Ludwig des
IV. sewefen ift c). Conrad I. farb im Jahr 919. und da wird
Der von ihme verjagte Herzog Arnolph in Baiern honorabiliter a
Bavaris € NB. Orientalibus Francis aufgenommen und hef⸗
Br ſich die deutſche Reichskrone auf das Haupt zu fer
gen d),
208 Don den alten Granzen
ken d), Diefe Anmuthung gründete fih wiederum auf die cars
lingiſche Abftammung Herzog Arnulphs, welche der vortrefliche Here
von Buat am beften erläutert hat e). Die Baiern und Oſtfranken
unterwarfen fich alfo Herzog Arnulphen, und machten das Regnum
fuum diefes Heren aus, mit welchem er fi nachgehends an BR,
Heinrich den I. ergeben hat. Nun ftimmen alle Gefchichtfehreiber n
darinnen überein , Daß Herzog Arnolf gar freundlich von dem Köni«
ge empfangen, fein Amieus genannt, und fogar mit dem ſon⸗
derbaren Vorrechte, die baieriſchen Bifchäffe zu ernennen, nicht
auf den Fuß einer Begnsdigung , fondern verfragsweiß befichen n
worden iftf). Hieraus läßt fich gar zuverfichtlich fehließen, daß eu
fein Regnum ganz , unzerriffen, und ohne Verringerung behalten
habe. Denn zu geſchweigen, daß Fein einziger Gefchichtfehreiber
von einer dergleichen Beſchneidung der atnoiphinifchen Macht etz
was redet; fo bfeibt immer Diefe Vermuthung über : K. Heinrich
bat Herzog Arnolphen dasjenige zugeftanden, was weder er nody
feine Vorfahren jemals befefien hatten; wie vielmehr muß er ihm
das jenige gelaffen haben, was er wirklich befaß. Dieſes vechtfer=
figet alfo Die Erzählung des Aventins, der, vieleicht aus unbefanne
ten Quellen, die Narifeos und die Alemannos (die Völker an der
Altmuͤhl) mit unter dem locupletifimo Regno des Herzog Arnols
phens begriffen hat Q).
a) Tolner. hiſt. Pal. Cap. VII. pag. 177. Blondel plen. aflert, pag. 204»
b) Rer. Franc, Or, tom. H. pag. 828. rn
e) Select. Jur. & hiftor. tom. III. pag. 137.
d) Luitprand. lib. II. cap. VII. ap. Reuber. pag. 156.
e) Orig. dom. Boic, tom. I. lib. VI. per tot.
) Witichind. Lib, I. ap. Meibom. pag. 637. Annal, Saxo ad ann. 936%
Luitprant. IJ. c.
g) Aventin, Lib, IV. cap. 22. pag. 456. edit. Gundl,
$. XVI.
| des baierifchen Nordgaus. 209
F# $. XVI.
£ ' Vierzig Fahre nach dieſem Vorgang treffen wir auf einmal wie⸗
um Margrafen in Oſtfranken und Nordbaiern an. Diefe von
IE ‚ alten bambergifchen Margrafen abftammende Fürften vegierten
ben die Gegend, die vorher, nach dem Zeugniß des Seren von
Eckart ‚zu der Margraffchaft Bamberg gehöret hatten , und Bam—
berg felbften lag in ihren Comitatu a), Jedermann fieht, dag ich
von dem Bertholden vede, der fehon zu den Zeiten Bifch. Michaels von
: jege ſpurg im Zahr 960. den Namen Marchio Comes führete, und auch
in dem St. emmeramiſchen Codice tradit. unter dem Namen Marchio
Comes vorkommt. Da nun fein Sohn und Nachfolger ganz aug-
| ruͤcklich Marchio in Bavaria genannt wird b); aus der eignen Lage
feiner Margrafſchaft, und den darinnen gewefenen Graͤnzveſtungen
9 ersbruck, Creuſſen, Cronach aber ganz klar iſt, daß auch er die
alte bambergiſche Margrafſchaft verwaltet hat: fo koͤnnen wir,
daͤchte ich, ganz wahrſcheinlich ſchließen, Oſtfranken ſey auch nach
| dem Tode Herzog Arnolphs bey Baiern geblieben; und die alte oftfrän-
xiſche Margraſſchaft fey i80 eine baierifche Margrafichaft ge⸗
weſen. Bey dieſer Beſchaffenheit der Sachen koͤnnen wir aber auch
Die berufene Stelle bey dem Annaliſta Hildesheimenfi für ganz ber
kannt annehmen: Berengarius Rex in Bajoariam ad Caflellum
"Babenberg ductus; und die übrigen $. VIIL angeführten Geſchicht⸗
ſchreiber erhalten hierdurch gleichfalls ein neues Licht, das aller Witz des
Herrn St. nicht mehr verdunkeln doͤrfte. Uebrigens wurde die Abhaͤn⸗
gigkeit der Stadt Bamberg, und der darzu gehoͤrigen Guͤter in den
Ragis Folefeld und Radenzgau, von den Herzogen in Baiern, bald
darauf im Fahr 975. noch dadurch vermehret, daß K. Otto II. die—
fe Stadt feinem Vettern Herzog Heinrichen IL zu einem freyen
Eigenthum geſchenket hat, die bis dahin, mie es fcheint, ein Reichs—
demaine geweſen. Die Urkunde ficht bey Dem Herrn von Ludewig c);
| Did und
Fi
210 : Bon den alten Gränzen
und da Bamberg dafelbft in den Pagum Folefeld, und in den Co-
mitatum unſers Margrafen und Grafens Bertholds verlegt wird, |
ſo fälle auch der mögliche Einwurf hierdurch hinweg, als ob dee
baierifche Herzog Bamberg auf den Fuß einer freien Graffchaft ers
halten hätte. Gegen wir nun zu alle dem, daß die bambergifche
Bifchöfe vor Alters gar fleißig auf den baieriſchen Landtägen er⸗
ſchienen ſind, wie unter andern aus dem Codice Traditionum Rei-
chersbergenfium vielfältig erhellet: halten wir ferners die merk⸗
wuͤrdige Nachricht des ſtraubingiſchen Vitztumamtsnotarii Rud.
Rotzpecken dagegen e); und vergleichen dieſes alles mit dem hundert
und fechs und zwanzigſten Eapitel des Schwabenſpiegels F) : fo
werden wir das Syfteme des Herrn Abts Beſſel und des Herrn
von Falkenftein, die das nordlihe Baiern bis über Bamberg, und
bis an den Steigerwald und Schweinfurt fortführen, wir werden;
fage ich , ihr Syſteme feichte vor erwiefen annehmen koͤnnen.
a) Ex dipl. Otton. IT. de a. 975. ap. Ludew. fcript. rer. — tom. 9
pag. 275 J
b) Annaliſta Saxo ad a. 977. Heinricus qui Marchio in —— fuit.
c) Loc. cit. :
d) Monum. Boicor. tom. II.
e) Ap. Hund, Metrop. tom. I, pag. 275.
f) Edit. Schilter. $. 4. & 5. pag- *
$. XVII.
Was nun endlich die noch uͤbrige Strecke von Oftfranken zwi⸗
jchen dem Steigerwald und dem Speßart anbetrift, fo dienet u 18
auch bier die Stelfe bey dem Luitprand : Arnulfus (Dux) a
Orientalibus francis honorifice fufeipitur. Ferners est
wir aus Bifhof Ditmarn von Merfeburg anführen ; Heinricus
(Dux Bavarie) cum primis Bajoariorum & Orientalium Fra
sorum W ormatiam venit a). Denn da wir aus dem Hippo b)y
An aus
des baierifchen Nordgaus. 211
em ungenannten Schriftſteller der die Wahl K. Lotharii II,
= hate), und aus andern Gefchichtichreibern mehr wiffen,
* jedes deutſches Volk mit ſeinem Herzoge, und unter ſeinem
* zu den Wahltägen zu ziehen gepfleget; fo wäre es freilich
| derbar genug zu begreifen, wie Die Orientales Franei unter die
F nen des Herzogs in Baiern gekommen find, wenn diefe zwey
ſterſchaften nicht in einer genauen Verknuͤpfung miteinander ges
fanden wären. Aber der Adelbold, und der Annaliſta Saxo leh⸗
ee. daß fie wirklich. auf das engfte miteinander verbunden ge-
1. find; daß die Orzentales franei Die Dberherrfchaft unferer baie-
Jen Herzogen erkannt habenz und daß Baiern mit einem Wort
‚an den Speßart gegangen iſt. Sylva Spesteshard que Bavariam
ancia dividit. Ich habe fehon oben alles beygebracht, was zur
tfertigung Des. Namens Spehteshardt und feiner Auslegung
den heutigen Namen Speßart angeführt werden Fonnte- Es
leibt uns alſo nichts uͤber, als dieſe zween Geſchichtſchreiber eines
4 t gröbften und unverantwortlichſten Irrthuͤmer zu befchufdigen ‚
J —* ihnen ſchlechterdings Glauben beyzumeßen. Nun aber mag
‚ich die Sache anſehen wie ich will, fo finde ich Feine Urſachen
Warum ich einen pragmatifchen Adelbold, der zur einer Zeit gefchrie-
‚ben hat, da die baierifche Margraffchaft auf dem Nortgau und in
Dfiftanken in der ſchoͤnſten Blühte kunde, und einen forgfältigen
bt Ekarten von Aurach, der felber an dem Fuße des Speßarts
gewohnet , und die oftfränkifche Geſchichten befonders unterſuchet
hai ich finde, fage ich, Feine Urfachen, warum. ic) fie eines fogar
‚Derben Sehlers beſchuldigen follte. Es ift ja ohnehin fehon bekannt,
) allenfalls mit einem Blicke auf ‚der. befelifchen Landkarte von
deutſchland zu erfehen, daß der Speffart wirklich die Graͤnz⸗
wiſchen Oſtfranken und der eigentlichen. Francia ausgemachet
“: iedurch ergiebt ſich, daß ſchon Die Helfte von unſerer adel
diniſchen Nachricht eine erwieſene und unbezweifelte Wahrheit
Mönuc: Dd 2 ſeye.
21% Don den alten Gränsen
ſey. Man wird mir aber eingeftehen, Daß dieſer Umftand ein
ſehr guoͤnſtiges Vorurcheil für die noch übrige Hälfte derſelben
abgebe. Der Speſſart iſt ganz gewiß die oͤſtliche Graͤnze von
Rheinfranken geweſen; der Adelbold und der Annaliſta Saxo far
gen es, und wir glauben es ihnen. Sie ſagen aber auch, daß
eben dieſer Bannforſt auch die weſtliche Graͤnze von Baiern gegen“ |
Rheinfranken zu geroefen ſey. Warum follten wir ihnen nicht
auch dieſes glauben? etwann darum, weil der ganze Streich er
zwifchen der Nednis und dem Speſſart Oftfeanken geheißen hat? Aber
Dberöfterreich, und Steyermark, und Arien haben auch ihre —
Namen gehabt, und ſind doch unter Baiern geſtanden. Oder darum
weil wir noch zur Zeit keine andere Proben von dieſer Graͤnzbe⸗
flimmung vor uns fehen? aber es find wohl wichtigere Vorfaͤlle
aus den X. und XL. Jahrhundert, da wit ung mit wenigern U
fehlehtern, und zweifelhaften Beweißthuͤmern behelfen und begmü uͤ⸗
gen muͤſſen. J
a) Ditmar. L. V. — 367,8 ap. Leibnit. Adelbold pag. 794. ap. End,
b) Wippo pag. 4 iftor.
c) Ap. —— — onum. u pag. 46%
$. XVII.
Ich habe auf meiner Landkarte von dem Nordgau; oder, um eis
ne ſchaͤdliche Namensvermiſchung und fehofaftifchen Wortſtreit
zu verhuͤten; von Nordbalern, alle Oerter angezeiget, die unſere
nordbaieriſche Markgrafen laͤngſt dem Mayn und dem Speſſart
beſeſſen haben. Nicht, daß ich noch gebraucht hätte, belehret zu
werden, daß dieſe Guͤter gar wohl und leicht ihre patrimonial G uͤ⸗
ter konnten geweſen ſeyn: ſondern aus einer ganz andern Urſache
Dieſe Markgrafen ſtammten unſtreitig von dem alten bambergiſch en
Markgrafen Albrecht her, nach deſſen ungluͤcklichem Ende alle Gi
ter und Eigenihümer dieſes Haufes von König Ludwig IV. ei
sogen:
Des baierifchen Nordgaus. 213
oder weiters verſchenket worden find. Es ift alfo freylich
bedenflicher Umftand, daß der Enfel und Urenfel des Mark
gef Albbrechts fo ſehr beträchtliche Gründe und Herrſchaften in
Oſtfranken und befonders in der Gegend von Dem Gpeffart
ven an ſich bringen Fünnen. Fragen wir aber den Adelbold um
Rath a) fo lehret uns diefer, dag K. Heinrich IL da er nod Her⸗
og in Baiern gewefen, den Markgraf Heinrich ultra omnes Comites regni
us bereichert habe, Ich weis wohl, Daß dieſes noch lange
ı Feine Probe ift, auf die man vieles bauen Fönnte; aflein ich
| babe doch ſchon manchen bewaͤhrten hiſtoriſchen Schluß gelefen,
Ki er auf feinem beffern Grund beruhte. Einer der vornehmſten Beweiß⸗
thuͤmer unferer Hypothefe möchte endlich jene Gewißheit abges
ben, daß bald nach der Erlöfchung der nordbaierifchen Markgraf
ſchaft, im Fahr 1057. viele, recht große und merkwürdige, Verändes
tungen in Oſtfranken vorgegangen find, Deren zureichenden Grund
wir bißhero noch nicht haben erforſchen koͤnnen. Jedermann ſieht, daß
ich von dem Herzogtum Franken der Biſchoͤffe von Wuͤrzburg und
von der Burggrafſchaft Nuͤrnberg, und von dem hohenſtaufiſchen Her⸗
zogthum in Franken reden will, Dieſe wichtige und faſt in eine
Zeit zufammenfchlagende Anfänge, müflen doc) eine Urſache, eine
Gelegenheit gehabt haben; es muß etwas anders vorhergegangen
und segen das Ende XI. Jahrhundert etwas abgefommen feyn, an
deſſen Stelle dieſe neue Fürften «und Grafen» Ambachte eingetretten
find, Nun bin ich freyfich weit entfernet, mid) auf irgend eine
Art, in den berufenen Streit wegen den Urfprüngen und Rechten
des würzburgifchen Herzogtums und der Burggraffchaft Nürnberg
affen: ich bin auch verfihert, daß Würzburg niemal unter
nordbaierifchen Markgrafen geftanden, fondern vielmehr zu
Zeit die herzoglichen Gerechtſame über Die ihm untertworfene
fichaften ausgeüber habe. Aber dieſes getrauete ich mie Doch
| En Beam, dag die eifrigften Verfechter des würzburgifchen Her⸗
Dd3 zogthums
214 Bon den alten Gränzen,
zogtums Franken, von den Zeiten Bifihof Erlungi an, ‚bey meiner,
Hypotheſe nicht übel fahren Dörften: und eben fp wohl glaube ich,
daß die burggräflic nürnbergifche Urfprünge dadurch treflich erlaͤu⸗
tert werden Finnen. Doch dieſes gehöret nicht hieher. Ich will
fieber zum Defchluß aus des Heren Reichs Hofraths, Freyherens von
Senftenberg, jenes gründlichen Kenners des deutſchen Staatsrechts
der mittleren Jahrhundert, die Anmerkung entlchnen; daß das ho—
henftaufifche Herzogthum Franken insbefondere unfern baieriſchen
Nordgau unter fich begriffen hat, und daß ſo gar dag Erztruchfeßenamt
zog Ludwig IL und Heinrich dem XIL Durch Die eonradinifhe Schenkung
zu theil geworden ift. b) Diefe Anmerkung beweißt gewiß vieles.
Dann, da der eigentliche Nordgau unftreitig zu Baiern gehöret
hatte; nachgehends aber ‚Durch das ganze XII. Jahrhundert hindurch, -
ein wichtiger Theil von dem hohenftaufifchen Herzogthum in Fran⸗
Een gewefen iſt; fo läßt fich wider eine nahe Verbindung zwifchen
Oſtfranken und Nordbaiern daraus folgeren, deren Urfprung, ohne
unfere Hypotheſe, ein unauflösliches Naͤthſel bleiber,
a) Adelbold ap. Ludewig. Rer. Germ. Tom. I.
db) Lebhaften Gebrauch) pag. 132. 170.
$. XIX.
Doch genug von diefen Alterthuͤmern; bey welchen ein mittel-
mäßiger Pirrhonift taufend einwuͤrffe machen Fan, ohne etwas befz
feres an die Hände zu geben. Ich wiederhofe noch einmal, daß ich
felbften meine Gedanken vor biofe Dypothefen anfehe, die noch lan—
ge nicht gänzlich erwielen find: und daß ich jedermann Dank fagen
werde, der mich von dem Gegentheil wird belehren wollen.
Die Materie ift der Mühe werth, daß man fie genauer unterfüche;
und fie mag endlich vor, oder wider mich entfchieden werden, fü
muß fie doch immer eine he zur Entdeckung neuer Wahr
heiten abgeben. |
un
|
|
|
mit dem Nordgau verknuͤpfet geweſen, und zugleich mit ihm unfern Herz
4
des baierifchen Nordgaus, 215
Nun folgt der oben verfprochene Auszug, eines den 1. Aug. aus
Hof, an mich abgelaßenen Schreibens, des berühmten und gefehrten
j Recktor Longolius; von dem ich fehon in meiner befondern
Widerlegung des Herrn St. nuͤtzlichen Gebrauch gemacht haben
wuͤrde, wann er mir nicht erſt nach vollendetem Abdruck derſelben
4 wu Händen gefommen wäre. Der Herr Autor macht darinnen zus
orderift einige gelehrte Anmerkungen ‚über die Ableitung des Ißorz
Speßart, welches er; mit billiger Derwerfung der. Derivation
—* Dichte, von Specht, Pica, und dem alt deutſchen Wort
„das einen großen und dicken Ward bedeutet, herleiter. Her⸗
führt er fo fort:
u Nun bin ich aber zugleich auch der Mühe überhoben, von neuen
4 die Endung des Speinsharts zum Gegenftande meiner Betrachtung
® zu machen. Wer, wie ich die Gegend in Augenfchein genommen,
„wo diefes prämonftratenfer Kloſter anzutreffen, wird Feine Beivegs
urfache haben, felbige anders zu deuten. Es ift, wie die meiften
Fi Klöfter, mit Wäldern umgeben, welche aber nun ſchon um
„ein gutes herum abgetrieben find. Davon habe nichts in Erfahrung
bringen Fünnen, daß eines dev Waͤlder daſelbſt Speinshart heife.
? Der Spenshart, der in des bekannten Meifterfins nürnbergifchen
„Geſchichte I. B. VIII. Hauptft. unter Ludwigs Ueberbfeibfeln der
andfehtichten VII. Bande 25. ©. anzutreffen, reimet fich gar
nicht in diefe Gegend; er mag nun von dem Gefehichtfehreiber
felbft, oder von feinen nachläfigen Abfchreibern herruͤhren; darz
über aber eine befondere Betrachtung bie anzuftellen, würde ich
fehr über die Maß eines Briefes ſchreiten, das beynahe ſo
chon geſchehen. Ich bleibe alſo bey meinem Speinshart. Davon
iehet der fordere Theil meine Aufmerkſamkeit auf ſich. Aus
Spein habe nie was heraus bringen koͤnnen, fo oft ich ihm nach—
obdacht. Man hoͤret auch und lieſet Spanshart. Span zwar iſt
„bekannt
I -
Iı®
|
|
2 * = }
2165 Won alten Grängen des baierifchen Nordgaus.
„bekannt genug. Wer ift fo gar unwiſſend, der nicht darunteg |
„ein Feines Stuͤcke Solz verfichet, welches von einem großen abs j
geſchluͤtzet worden? Aber giebet dergleichen nicht jeder Baum? ü
„, Und endfich wie ſchicket ſich Das angefügte S. dazu? Sind ſolche
„ Streit zwar nicht für des Poͤbels ungemefinen Nichterfiuhfe zu ent⸗
„ſcheiden; fo find feine Reden und Erzehlungen doch nicht allzeit
ſo unfruchtbar, daß fie nicht zu Wahrheiten Anlaß geben ſollen.
„ Aus deßen Munde da herum Elinget es wie Spanſel oder Sponfel,
Schreibet fih diefes etwan von Gefpan her, welches noch nicht
„ganz unfer allen Gebrauche? Wem ift ein Gefpan Pferde, Achſen
sun unerhört? Keuse von einer Gefelfhaft und einerleg Gefhäfz
„, gen nennen ſich auch ganz gewillig fo. Man dene an die ungas
riſche Geſpanſchaften. Beſonders aber reden einige Leute jener
„ Gegend und Neligion zuweilen von Gefpons. Cie verfichen das
„, runter Derlobte und Gerraute, Hat e8 nicht auch mit jenem einerley
„„ Geburtsort; fo kommet es van Sponfus, fponfa, her. Gehoͤret zwar
wohtl felbiges in Latein; fo Fan man doch deßen Sprache in Ge⸗
„ſchaͤften der Geiftlichkeit nicht ganz in Abrede ſeyn. Wer weiß
„, nicht; daß die abendlaͤndiſche Kirche ſich duch dieſe Sprache von
„der morgenländifchen unterfcheide ? Da nun dieſelbige ſich aus
„Welſchland nach) Deutſchland ausgebreitet, und zum Theil noch
z bey heiligen Handlungen im Gebrauche ift, wohin Die Ehen gehoͤ⸗
„ren; fo hat fih mandes Wort daher in unfere Sprache einge
„ fhlichen. Nun ruͤhmen Bruſch vonden Kloͤſtern Deutfchlands 540,
„ ©. md Bucelin im II. Th. des Heil. Deutſchlands 83. Ruͤckſeite,
„als Stifter ein paar Ebegareen und des Mannes zwei Brüder,
5 Solche laffen ih nun ganz wohl nach jener Sprache Gefpan, und
„erſtere Gefpons nennen. Vielleicht gebührer ihnen allefanıt auch der
„letztere Name, als die ſich der Heil, Mutter GOttes gelober, der
„, fie um Das Jahr 1145. dieſes Geſtifte gewidmet? ꝛc.
Chriſtian
Chriſtian Friedrich Pfeffels
Zuſaͤtze
zu dem auf der 82. Seiten abgebrochenen
Eriten Berfuch
in Erläuterungen baierifchen Siegel.
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funden habe, in den vortreflichen Archiven zu Naitenhase
lab und Ranshofen eine große Anzahl Urkunden der -
ober und niederzbaierifchen Herzogen, mit anhangenden
| techt ſchoͤnen Inſiegeln, genau zu betrachten: ſo liegt mir mei—
nem S. XII. gethanen Verſprechen zufolge ob, treulich anzuzeigen;
wie fern Diele neue Entdeckungen mit meinem Syſteme uͤber—⸗
eins kommen. Sch kann aber jeßo mit großer Zuverläßigkeit verfi-
cheren: erjtlich, Daß von dem Jahr 1270, an, im weldyem Herzog Hein»
rich vonNiedernbaiern zu erft fein Sigillum Equeftre, angenommen hat,
bie 1340. da die niederbaierifche Linie erfofchen ift , Fein einziges
großes Siegel, oder Sigillum Equeftre der niederbaierifihen Herz
\ J0ge angetrofen werde, da nicht auf dem hintern Theil der Pfer⸗
endecfe , das Pantherfchilüchen ganz deutlich angehäfter wäre.
An deſſen Stelle in den Siegeln der Oberbairiſchen Herzoge, der
Bheinpfätziiche Löwe zum zweytenmal erſcheinet.
| N Andertens: Eanı ich jetzo auch mit einer fehr beruhigenden Ges
isheit behaupten, daß der Panther nach Erlöfchung der pfalzgraͤf⸗
hen baierifchen Familie aus dem Haufe Drtenburg, in das Ges
\ der Viztumben an der Rot verfeger worden ift. Ach
ws: Ihn in dem Gerichtsfiegif Alberonis de Pharkirchen Vicedo-
ee mins
San Erläuterung di
x 4
mini an. 1288. Reicheri Vicedomini de Rota an. 1303. Hein-
rici Granfonis Vicedomini an, 1313. und fo ferners ganz wohlben |
halten angetrofen ; am lehrreichſten aber im Jahr 1394. in dem Viz⸗
sumfiegel Oſwalds von Toering, Piztums in Diederbaiern. - Dann
da wir zu Genüge wiſſen, Daß die illuſtre Familie von. Toering
von den aͤlteſten Zeiten her 3. Roſen in ihren Wappen gefuͤhret hat,
welche ich auch in dem eigenen Inſigel des eben erwehnten Oſwal⸗
den fehr oft angetrofen ; fo fällt biemit der mögliche Einwurf auf
einmal weg, als ob etwann die obengenannte drey Viztumbe Al
bero, Reicher, und Heinrich den Panther in ihren Gefchlechtswaps
pen geführet hätten. Endlich habe ich noch vor kurzen in Form⸗
bach eine Urkunde Herzog Georgeng von Fahr 1488, mit anhangens
den Biztumbamts Inſiegel, angetrofen, auf welchen fich unfer Pans
ther in feiner gewöhnlichen Stellung zeiget, ohne beygefügten Na⸗
men des Viztumes; welcher Umstand diefe ganze Sache vollends
auſſer allen Zweifel feßet.
$. XXL
Nun muß ich aber auch einen wichtigen Fehler verbefferen, den
ih S. VII. ©. 80, begangen , da id) Aventinen und Hunden zu Ges
fallen einen niemals geroefenen Sohn Pfalzgr. Raporens IL. getraumet/
und ihme einen Gonfanon, oder Kirchenfahne zum Unterſcheidungs⸗
wappen gegeben habe. Es ift freyfich eimmals ein Hermannus Pala-
finus Comes in Craiburch gewefen a). Allein ein ſchoͤne raitenhas⸗
lachiſche Urkunde vom Fahr 1259. Ichret ung, daß diefer Hermann
ein geborner Graf von Werdenberg ware, der die Erbtochter Pfalzs
graf Rapotens I. geheyrathet hatte. Nun ift ja bekannt genugy
Daß die Grafen von NBerdenberg , von jeher, eine Kirchenfahne in ih⸗
con Wappenſchilde gefuͤhret haben ch
baierifchen Siegel. 221
Den Beſchluß diefer ganzen Unterfuchung foll folgende Much-
maßung von dem Urſprung Des Pantherchens, in dem Pfalzgrafras
otiſchen Familien Siegel machen. Es ift überflüßig bekannt, daß
Das uralte Sefchlecht der Herren Grafen von Drtenburg von den ches
maligen Herzogen in Kärnten abftamme. Nun find mir nach und nad),
verſchiedene Siegel dieſer Herzoge, aus dem 13. Jahrhundert, zu Ges
ſichte gekommen, in welchen eben unſer rapotiſche Panther nach allen
Zuͤgen abgebildet erſcheinet.
Ließe ſich nicht hieraus der Schluß ziehen, daß Pfalzgraf Ra⸗
Be: nachdem er Die Pfalzgraͤffiche Würde erhalten, Das urfprüngs
* Wappen feines Geſchlechtes wieder angenommen habe, um
& von feinem jüngern Bruder Graf Heinrichen von Ortenburg
en .. zu unterfcheiden? oder hatte er niemalen Fein anders
© geführt? dieſe Frage wird vieleicht die Zukunft enrfcheiden,
3 Monum. Boic. 401. IL, p. 201
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der merkwuͤrdigſten Sachen im erfien Theile 5
des zweyten Bands.
Abadiacum, Abuzaeum, was für Oerter darunter verſtanden — sp. #
Adelbold, Geſchichtſchreiber deſſen uncorrecte Schreibart im den eigenen Na=
men. 200.
Adelhaid, Markgr. Diepholds II. zw Vohburg 1. Gemahlin hilft das Kloſter
Reichenbach fliften. 62.
Adelhaid, Tochter Markgr. Diepholds IL. zu Vohburg, und Gemahlin KR. Trier
derichs I. 63. Urſache ihrer Ehefcheidung. 65. Zweyte Bermählung. 66. ”
Adelrams , Stammvater der Grafen von Hald. 54. Heyrathet die Tochter j
Markgraf Conrad von Vohburg. Ibid, {
Albianum:;, heute Aybling. 1210. —
Alruna, (heilige) Markgraͤfin von Vohburg. 53
Amort, (Euſebius) Mitglied der 3. baieriſchen gelehrten Geſellſchaft in Baiern.
25. Deffen gelieferte Abhandlungen zum Muſenberg. 26.
Anatomiſches Theater, wann und durch weffen Veranlaſſung felbiges in In=
golſtadt aufgerichter worden. 13.
Arnold , erfter Graf von Bohburg. 51. Seine Kinder. 53%
Arnold, Brobft zu St. Emmeram ein Enkel Arnold Grafen von Vohburg. 51.
Schreibt das Leben des Heil. Emmerams und eine Verzeichniß aller Güter
deffen Kloſters. 11. Sein Meyneyd und deſſen Beſtrafung. 52.
Yan"
Eur —
Arnold
Regiffer.
Arnold, (von Vohburg) wer fein Vater gewefen. 52. Muthmaßlicher Bruder
! + Graf Berthold von Baiern, und Enkel des großen Arnulphs. 32
| nei Herzog in Baiern, beherrſchet die Baiern und Oftfranfen. 208.
' Bi heut zu Tage Klofter Rot. 119.
u Nachrichten von Bamberg. Siehe 209. ꝛc.
Bamberg, Markgrafen von Bamberg ſtammen von dem baierifchen Grafen Ra—
} told ab. 206. Albrecht Markgraf wird enthäupter, Ibid. Wohin feine
* Güter gekommen. Ibid.
nn im Oftfränfifchen Pago Folcfeld , gehöret zu Baiern. 192. 196. Bi-
ſchoͤffe daſelbſt ftehen in einer Abhängigkeit von Baiern. Ibid. 192.
E- Zochter Herzog Ottens von Schweinfurth. 5. Und Gemahlin Mark:
graf Conrads von Vohburg. 54.
Bratrix, Tochter Markgraf rn von Bohburg, und Gemahlin Gottfrieds von
? Kappenberg. 55.
Berengarius wird in Baiern ing Gefaͤngniß geführet, und ftirht zu Bamberg. 196.
Berthold I. Markgraf von Vohburg, und der letzte Stammhalter diefes Haus
fes. 69. Heyrathet eine baierifche Prinzeßin, und Miet ohne Kinder. 71.
Baiern erbet deffen Lande. Ibid.
ir heute Paſſau. 104.
randenburg, Churfürft Friedrich IL, heyrathet Catharinen, Churfürft Friede—
richs des flreitbaren zu Sachfen Tochter. 141. Deffen Töchter. 142.
Brandenburg , Markgraf Albrecht Churfürft Friedrichs LI. Bruder , handelt we-
gen der Heyrath feiner. Muhme Margarethen mit Herzog Siegmund in
E Baiern. 156. Siehe unter diefem Artikel.
Pasmia heute Bregenz. 112.
ren (Friedrih von) Stammvater des hohenſtaufiſchen Hauſes. 64. Stam⸗
mentafel davon. 65.
urghauſen, ( Graf Siegehard von) fiehe GSigehard.
Ä odunum, wo es geflanden. 106. 108. Irrthuͤmer der Altern und neuern
= Eröbefchreiber in Anſehung feiner Lage 109. 110.
Wr Cam-
Regiften
Campidunum heute Kempten. 112.
Caſtell, Nachricht von Friedrich Grafen daſelbſt. 57. Seine Tochter Reiza wir
eine Mutter der Luitgard, weldhe an: Marggraf Diephold I. von. Dostunge
verheyrathet worden. Ibid.
Caſtra, (roͤmiſche) wieviel derfelden in Rhatia gewefen. 135. 4
Caftra guintana, heute Kuͤnzen · 136. | gi
Celeufum , heute Neuftadt. 108. -
Cham, wie die Örafenvon Hals dazu gekommen. 54.
Chriſtoph, Herzog in Baiern will in fremde Länder reifen. 170. und wird dom
feinem Bruder Herzog Siegmunden an Churfürft Friedrich Li zu Branden-
burg recommendiret. Ibide |
Ehumo , oder Conrad „Stifter des. Klofterd Not am Fin. 88.
Eoveliacz, heut zu tage im Köcheln 126. Cluvers Irrthum hierinnen. Ibid.
Conrad, (von Nohburg) 5T- 53%
Eunegund „Markgraf Diepholds II. zu Vohburg 2te Gemahlin. 62.
Diephold J. Markgraf von Vohburg. 55. Stiftet zwiſchen K. Heinrich IV |
und feinem Sohne K. Heinrich den V. Uneinigfeiten an. Ibid. Geine Gee
mahlin, und Tod. 56%
Diephold IT. Markgraf von Vohburg fliftet das Klofter Reichenboch. 56. 60
Seine Kinder. 58. Steht bey den Kaiſern in hohem: Anſehen. 59. Seine
Verrichtungen . 60. Siftet die Abbtey Waldſaſſen. Ibid. Und hat Antheul
an der Stiftung des Kloſters St. Magni zu Regensburg. Ibid. Sein
Tod. 61. Seine Gemahlinen. 62. Und Kinder. 63. bis 72. —
Diephold II. Markgraf von Vohburg. 68. Stirbt ohne Erben. 69.
Diephold, Biſchof von Paſſau, aus dem vohburgiſchen Haufe. 57-
Dorothee, Churfuͤrſt Friedrichs IL. zu Brandenburg, Toter 142. Dann: fie
geboren. worden. 146% 008
Emmersm; (Arnold Probſt zu Et.) 51. urru
Erbcammerer des Kloſters Rot. 90.
Erbhofbeamten des Kloſters Rot am Inn, maßen ſich verſchiedener Forde—
sungen an, bey Erledigung der Abbteyen. gr. Worinnen ihre Rechte be—
u fanden.
Regiſter.
fanden. 89. 91. Wenn fie erloſchen. 92. Kloͤſter und geiſtliche Stifter
haben dergleichen gehabt, auch die nicht unmittelbar geweſen. 86. Bey—
— ſpiele davon. 88. Urfprnng der Erbbeamten des Kloſters Rot. Ibid,
Erbſchenken und Erbmarſchallen des Kloſters Not am Inn. 91.
Erbtruchſeſſen des Kloſters Not. 90,
Erfurt, Schottenflofter dafelbft, von mer e& geſtiftet worden. 53.
Y
2. (Herzogthum) wann es angefangen , vom baierifchen Nordgau unabhän-
gig zu werden. 193. Siehe Oſtfranken.
Be fommen zu dem Erbtruchfeffenamt des Kiofterd Not am nn. go,
iedrich I. Kaifer ſcheidet ſich von feiner Gemahlin Adelhaid von Vohburg. 65.
urth ander Rednitz gehöret zum Nordgau. 191.
Gelehrte Geſellſchaften in Baiern , Abhandlung davon. 5. 2. Die zweyte der
Luſterweckenden am Iſarſtrom. 5. Verſammelt ſich zu München Ibid. Ur—
* ſachen ihrer Errichtung. . 6. Ihre Mitglieder. Idid. 7. Warum fie verkappte
N Namen geführet. 7. Ihre Abhandlungen. 10. Dritte Mufengefenfhaft in
Muͤnchen. 11. Unter dem Schug des Churprinzen. Ibid. Ihre Mitglie-
der, und deren Wrbeiten. 12. 2. Ihre Abhandlungen werden Parnaflus
Boieus genennet. 29. Fremde ſchicken auch Abhandlungen ein. 28. End
diefer Gefenfchaft. 30. Urtheil auswärtiger Gelehrten darüber. Ibid.
| Geographie (Ältere) von Baiern wird durch Herrn bon Eimbrunn erlän-
I, ferte 93. ie
Geſellſchaften (gelehrte) im Baiern, Abhandlung davon. 5. Eiche gelehrre
EGeſellſchaften. zc.
Grünwald, (Franz Joſeph) Mitglied der dritten baierifchen gelehrten Gefen-
fHaft. 18: Deffen Fata. 19 & Segg. Geine Werke. 22. 23. Derdienfe
um die atomiftifche Philoſophie. 19. 2. Veranlaßt dad Theatrumanatomi-
eum und Hortum Botan. in Ingolſtadt. 23. Sein Tod. 22.
Gundelſlngen an der Brenze, wird zum baierifchen Nordgau gezählet, 189,
Muß mit dem Gundelfingen im Pfleggericht Riedenburg nicht vermenget
J werden. Ibid,
J1X
Saag, (Gurren von) waren des Kloſters Rot am Jun Erbtruchſeſſen. 89.
Yu! „il 3 f ala
Regiftem
Hals; (Grafen won) wer der Stammvater davon geweſen. 34 Reden den
MNamen der Grafen von Cham geführet» Ibide nn min m? mn.
Heckenſtaller, CUrban.) Mitglied der 2ten baieriſchen — Ofen. :
Deffen Lebenslauf 8-
Hedwig Gemahlin Walterd von Stitberg, und. RAR der —24
Cuono und. Arnold von Vohburg. 53 .
Heerſtraßen, Crömifche in Baiern) deren Befehreibingen. in ine "Antoni
nie 96. 97. 98. Uventins fehlerhafte Muthmaßungen darüber. 98.99. 3 |
Laufzern in Baiern wird eine neue entdecket. gs . 2c. Wo ſie binführet. 99.
Es werden römische Muͤntzen daſelbſt gefunden. 100. Beſchreibung eines da⸗
vom liegenden roͤmiſchen Caſtells. or. Deren ſind zwo nach Augburg Ir
geleget worden. 122. |
Herrmann, zweyter Sohn Motkgrof Diepholdens I. von Vohburg. 58. Deſſen
Söhne. Ibid. Wie die a — diefes sen an Baiern *
men. Ibid.
Heyrathen der a ag Fürften, was fie für ein Alter bey den Fralensper⸗
ſonen erfordert. 142. Sie geben die Jüngeren Töchter nicht vor den aͤl⸗
teren hin. Ibid.
Sieber (Gelaſius) Mitglied der dritten gelehrten Geſelſſchaft in 36 12.
N Deffen Arbeiten; ‚Ibid. 13. N
Sobenſtaufen wer der. Stammvater, Dirfes Haufes genefen. 64 * * *1
—— (Johann Baptiſt) Mitglied der 3. baieriſchen Geſellſchaft in Seien.
‚Seine Stärke in der Mathematik und gr um feinen Dr:
> Ibid. { Hills »
‚Jovifura, heute vermuthlich Heydenburg. 136. aid
sur was darunter ehemals verftanden worden. 116. Irrthum derjenigen,
welche den frenfingifchen Markt Iſn dafür anfehen, wird gezeiget. *
x
‚Bandler ( Johann) Mitglied der 2ten baieriſchen gelehrten Scfenfaf..g. a
»Bandler (Agnellus) Mitglied. der zten gelehrten Geſellſchaft in Baiern. 14.
Deſſen Lebenslauf, und perſonliche Eigenſchaften. Ibid. & zug Seine
hinterlaffenen Werke. 17.
— (Gottfried von) Emile Beatrix von Vohburg. 55..."
af: Lange
1 u
-
|
| BResiſter
* Känge (geegradh ſche) wird in den baieriſchen Landkarten irrig angegeben. 128.
— ſich die Grade der Länge gegen de N Beni in jedem Parallelzirkel ver-
1 halten. Ibid.
dkarten in Baiern, find alle nach. der hl gezeichnet. 127. Woler
—* fie von einander ‚differiven. Ibid, Die homanniſchen find in Anſchuns des
Laͤngenmaaßes die beſten. 129.
ufzorn, ben ſelb gem geht eine roͤmiſche alte Heeiſtteſe vorbey. 95. ꝛc.
imbrunn (Dominicus von) Erläuterung einer roͤmiſchen Heerſtraße bey Lauf⸗
6 gorn und Grünewald. 934 2. |
-Kipperts Abhandlungen von gelehrten Gefeufchaften in Baiern. 3. 10.
Kongolius genealogifche Nachrichten. 139 ꝛc.
Luitgard, Gemahlin Markgraf Diepholds von Bohburg- 564 Eine —* von
Villingen. 57. Wer ihre Mutter geweſen. Ibid.
Loͤtich Ihenn Georg) Mitglied der aten seen Orga in Baiern. 9
we N:
Maasſtab (neu erfundener Limbrunniſcher) bie: Tabulam Peutingerianam
00 rechtfertigen, und die darinnen angezeigten Derter ausfindig zu ma⸗
den. 106. ꝛc.
Margarete Churfuͤrſt Friedrichs IE zu SBenihenfeng, Toter. ‚140, SA die
jüngere, 144. Soll Herzog Siegmund von Baiern heyrathen. Ibid, Mann
fie geboren worden. 145. Siehe Siegmund Herzog in Baiern. Tritt aber
hernach mit Herzog Heinrichen zu Braunſchweig und Luͤneburg in ein n Ehe⸗
pi verlöbnig. 182.
Jarkgrafen (auf dem Nordgau) Abhandlung davon, ‚49 x *
4) Mafeiacum, heute Rotenberg in Tyrol. 124.
A art hildis Markgraf Diepholds IT. zu Vohburg 3te Gemahlin. 63.
Maurer (Eorbinian ) Mitglied der. zten baierifchen gelehrten — Er⸗
IFJ ‚findet eine Sonnenuhr. Ibid,
Me ie, (rönite) wieviel fie framoſi iſche Ruthen hrda, 1310, w
inifteriales , maß: fie wg 89.
—** in "DIR, 6 eiepe gelebrte Gef! iſchaften
Pr In. —VVV
TE
Regiſt e re
Niederbaiern, warn die Abtheilung in Ober und Niederbaiern erfolget. gg:
Was die beyderſeitigen Linien für Wappen angenommen. Ibid. Die Pfalz
graſſchaft Baiern koͤmmt an Niederbaiern. Ibid. h |
Noͤrdlingen gehöret zum baieriſchen Mordgau. 190, j'
Nordgau (Markgrafen daſelbſt) Abhandlung davon. 49. 2c. Don deffen ehema⸗
figen Graͤnzen. 183. ꝛc. Deffen baierifche Markgrafen fichen unter der
Oberherrſchaft von Baiern. 191. DBefigen einen großen Theil von Dfle
franfen erblich. Ibid.
Nuͤrnberg gehöret in Anfange des KIL Szculi nicht mehr unter die ——
ſchen Markgrafen. 55. 193.
Oeni (Pons) heute Dettingen. 136,
Ortenburg, Wappen der Grafen daſelbſt. 79. Warum und mann fi e das Si⸗
gel der Pfalzgrafſchaft Baiern gefuͤhret. 80.
Oeſterreich, dieſe Mark wurde ehemals Marchia orientalis genannt. 207.
Oſtfranken, war anfaͤnglich eine Markgrafſchaft gegen die Sclaven 206. Mehre⸗
re Rachrichten davon. fieße 210. x.
Oſtfranken gehöret größten Theil zum baieriſchen Nordgau. 191. Wann et
dazu gekommen. 194.
Pagus, was darunter in aͤlteren Zeiten berſunen worden. 188.
Pantertbier, Wappen der Pfalzgrafen von Baiern. 77:
Partana, heute PBartenfirchen. 124. ie
Peutingerianz Tabulz. 103. 104. 105. Gind die zuverläßigften. 103. _ Ders
dienen mehreren Glauben als dad Itinerarium Antonini. 120. Barden
durch einen neuen Maasſtab gerechtfertiger. 106. ie
Pfalzgraf in Baiern, führet das Panterthier im Wappen» 80. MER fe
wiederum mit dem Herzogthum vereiniget worden. 81. Erloͤſcht völlig 9
koͤmmt an das Vitzdomamt an der Rot. 82.
Pfeffels Abhandlung von den Markgrafen aus dem vohburgifhen Stamm. 49. Ye
Erläuterungen baierifcher Siegel 73. ı Abhandlung von den Gränzen des
alten baierifchen Nordgaus. 183. ꝛc.
Philoſophie Catomiftifhe) wird zuerft in Baiern von Profeffor Moraſch 4
P. Fructuos Scheidſach gelehret. 19. Grünwald wird ein Anhänger dieſer
Philoſophie. 19. Aber deswegen heftig verfolget. Ibid. & Seqq. *
| % esifter
| plato, deffen Hypotheſe von denen baieriſchen Wappen. 73.
gau, ein oftfränfifiher Pagns. ıgr.
one ‚ein oſtfraͤnliſcher Pagus, gehöret zum baierifchen Nordgan. 192.
U. Pfalzgraf in Baiern aus dem ortenburgifchen Haufe, führt das Pan⸗
or teethier in feinem Wappen. 80.
Kednitz ein Fluß, Graͤnze vom baierifhen Nordgau. 192.
Keichenbach (Kofler) von wem ed gefliftet worden. 56. 60.
| Reize, Tochter Markgraf Diepholds von Vohburg, und Gemahlin Herzogs Wla—⸗
dislai von Böhmen. 66,
Ries liegt im baierifchen Nordgau. 190.
2 wie ſie ihre Stationen angeleget. 121.
Romiſche Heerſtraße bey Laufzorn in Baiern, deren Beſchreibung. 95. 2.
Rot am Inn (Kloſter) deſſen Erbhofbeamten 86. ꝛc. deſſen Stifter. 88. Be—
ſitzet vor Alters einen großen und anſehnlichen Lehenhof. 89. Deſſen ade—
liche Lehenvaſallen. Ibid, Wer deſſen Erbtruchſeſſenamt verwaltet Habe. Ibid.
KRuedorfers (PB. Ildephons) Nachricht von den Erbhofbenmten des Klofters
Not am nn. 85. 36
Scarbia, heute Schärnig. 125.
Scheyern, Verwandſchaft der Herrn aus diefem Haufe mit den Marfgrafen
von Vohburg. 52°
bönftere (Herrn von) waren des Klofters Not am Inn Erbeammerer. 90.
Beſitzen deswegen verfchiedene Tchengüter. Ibid. Verkaufen fie aber an die
von Kolb. Ibid,
Serviodurum, heute Straubing. 107.
iegel, baierifche , Erläuterungen derfelben. 77. 2»
d, (Graf von Burghaufen) heyrathet bie zweyte Tochter Markgraf
= Eonrads von Vohburg. 54. Wird ermordet. 55.
Siegmund, (Herzog in Baiern) wid Margarethen Churfürft Friedrichs IL. von
Srandenburg Tochter ehelichen. 144. Ehederedung. 147. Wieviel das pactirte
Heyrathgut ausgemacht. Ibid. Verzicht und vorbehaltener Regreß. 149. Der-
ſcherung des Heyrathguts. Ibid. Wil von Markgraf Albrechten zu Bran⸗
wel. Ff3 denburg
Begiffer .
dendurg 2000, St. za leyhen nehmen. 152. Der e8 aber — Bid,
Siegmund will feine Braut vorher fehen. 154. 155. Ihr Vater win ſich
zu keinem hoͤhern Heyrathgut verſtehen. 158. Die Heyrath koͤmmt ing Gteden.
175. ‚Herzog Siegmund trägt fodann auf eine Heyrath mit Marfgraf Al⸗
brechts von Brandenburg Tochter an. 176. Kommt aber auch nicht zu Stanz
de. Ibid. Und der Herzog tritt in feine Eheverlöbniß mehr. Siehe Margarete.
Speinsbart, (Koffer) muß nicht mit Speffart vermenget werden. 203. Ver⸗
muthliche Ableitung diefes Namens. Ibid. 215. 9
Spaͤtt, (Joh. Adam) Mitglied der zten baieriſchen gelehrten Geſellſchaft. 27.
Speſſart, (der Forſt) Graͤnze von Oſtfranken, und dem baieriſchen Nordgau.
193. 197. % $
Stationen der Römer, wie fie angelegt worden. 120, J
St. Mang, Kloſter in Regensburg wird geſtiftet. 60. —
Sualifeld, ein großer Pagus, wird von Baiern getrennet, und mit VER TE
verfnöpft. 191.
Sualigau, ein oftfränfifcher Pagus , gehöret zum Nordgau. 192.
Sundergau, fühlicher Theil von Baiern. 188. Wie weit er fich erſtrecket. Ibid,
Turum, heute vermuthlich Thuͤrnſtein. 136.
Veldidena , heute Klofter Wiltau. 224. J
Vemania, heute Wangen. 112.
vitztumamt an der Rot, tritt an die Stelle der Pfalzgrafſchaft in Belerm
und nimmt deren Wappen an. 82. Koͤmmt hernach au die Herzoge in Ric
derbaiern. 84.
DVogtareit, fiegt im Eundergau von Baiern. 188.
Vohburg/ Warkgrafen aus diefem Stamm) Abhandlung davon. 49. it. D
erſte Graf davon. 51. Konrad von Vohburg. 51. Verwandſchaſt
Markgrafen aus dieſem Haufe mit den Grafen von Scheyern. 52. Wann
die Markgrafen daſelbſt ausgeftorben. 58. Und wie derſelben Güter am
Baiern gekommen. lbid. 7
Waldſaſſen⸗ Abbtey, von wem ſie ae worden. 60.
Walter
m. IM
| | Regifter
Walter von Glizberg, Gemahl Hedwigs aus dem vohburgiſchen Haufe. 53-
> Etifter des Schottenklofterd in Erfurth. Ibid,
Wappen von der Pfalzgraffchaft Baiern. 73. ꝛc. Siehe Pantertbier.
e— denberg, was ſelbige Grafen für ein Wappen gefuͤhret. 220.
Vetterfeld, (Gottfried von) ein Verwandter Marfgraf Diepholds von Voh—
burg. 41.
MWichbold, Abbt zu Stavelo und Corvey ftcht bey K. Friedrich in großem Anz
ſehen. 51.
zburg, wann das Bißthum daſelbſt zum Herzogthum Franken gekommen.
213. 214.
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Abhandlungen
— — Akademie
der
Wiſſenſchaften
Zweyten Bands
I. Theil,
Welcher | |
die philoſophiſchen Abhandlungen |
in fich begreift,
Albrecht Eulers
Beantwortung
einiger
Arithmetiſchen Fragen.
— —
am u %
1.> Ba <a + SE oe Se E3 TE |
2
Meer =]
Ei ——— Oo zb
a 1 Sa a a TE 3
Abhandlung.
&1.
J fraget: Wenn von einer Billion die Zahl hun—⸗
doert nach der gemeinen Weife der Subtraction
und zu widerholtenmalen fo oft abgezogen wird,
bis nichts (0) übrig bleibt, wie viel Ziffern zu
fehreiben bierzu erfordert werden ?
.
r
?
—
& Ä I.
ED: iefe Frage ift von wenig Erhebfichkeit und ihre Beantwor⸗
| 3 tung erfordert weder Scharffinn noch Kunftariffe : fobal -
73* dieſelbe aber in einem weitern Verſtande genommen wird,
ſo daß die beyden gegebenen Zahlen, welche von einander
beftändig abgezogen werden follen, nicht beſtimmt, fondern nur durch
Ulgemeine Buchftaben angedeutet werden: fo feßet uns eine analytis
je Auflöfung dieſer Frage ſchon in eine größere Verlegenheit.
an fieht fich gesivungen, auf gewiſſe Hülfsmittel zu denken, auf
delche man durch andere Unterfuchungen nicht fo feicht gefallen waͤ⸗
e. Ein Sag folget dem andern, und wir gerathen durch die Aufz
fung diefer einzigen Aufgabe auf mehrere, welche unfere Aufmerk
amkeit nicht weniger verdienen, Neue Schwierigkeiten hemmen bey
| 43 der
J— Elrithmetiſche gragen ·
der Aufld ſung jeder dieſer Aufgaben unſern Fortgang: die Begier
wird größer, und, indem der Verſtand alle Mühe anwendet, dieſe
Schwierigkeiten zu heben , fo wird derfelbe je laͤnger je gefchicfter |
auch in nuͤtzlichen Unterfuchungen mit erwuͤnſchtem Fortgange arbeis |
ten zu koͤnnen. Ob ich alfo gleich nicht laͤugnen kann, daß. a
waͤrtige Schrift ohne Nutzen fey, wenn anderft etwas Das den Ver⸗
ſtand allein ſchaͤrft, unter die unnuͤtzen Dinge gerechnet werden
kann: fo ſchmeichle ih mir dannoch, daß die ſonderbare Unterſu—⸗
chungen, auf welche ich bey der Betrachtung eben dieſer Frage gefal⸗
len bin, der Aufmerkſamkeit der Mathematiker nicht gänzlich unwuͤr⸗
Dig feyn werden. Ich werde mit der Beantwortung der Frage, ſo wie
dieſelbe bier vorgelegt worden, den Anfang machen.
2. Da eine Billion 1000000000000 aus 13 Ziffern, und die |
Zahl 100 aus 3 Ziffern befteht, fo müffen gleich vor der erfien Sub⸗
traction 13 + 3 das ift 16 Ziffern gefchrieben werden. #
Da nun ferner der durch die erfte Subtraction entftandene Reſt
1 Billion— 100= 993999 999 900 nur noch aus 12 Ziffern bez
ſteht: fo wird man bis zur zweyten Subtraction 12 + 3 das iſt 15
Ziffern zu fehreiben haben. Und weil der daher entfiandene zwey
te Reſt 999 999 999 800 ſowohl als alle folgende , bis man naͤmlich
2 +3 oder ı5 Ziffern fehreiben müffen, als Subtraetionen |
wiſchen ı Billion und 100000 Millionen enthalten find : daß
ift, man wird fo oft 15 Ziffern zw fehreiben haben , ala
+ Pillione— 100000 Millionen Einheiten enthält; folglich 9000
100
Millionen 15 mal oder 135000 Millionen Ziffer.
5? m
| Bo. Mithmetifche Fragen. 7
* Auf eine aͤhnliche Art wird man Teiche begreifen, daß man _
von dem Reſt 100000 Millionen — 100 oder 99999 999 900
bis zum Reſt "10000 Millionen — 100 oder 9999999 900
| 100000 Millionen — 10000 Millionen . (1143) Ziffern⸗ das iſt,
—
500 Millionen 14 mal oder 12600 Millionen Ziffern zu reiben habe,
Ferner wird von dem Neft 10000 Millionen — 100 bis zu dem
Heft 1000 Millionen — 100 die Anzahl der zu fehreibenden Ziffern
ſeyn, 40 ———— (107377 das ift 1170 — Und ſo
| eier. am ne
[* Alſo wird die verlangte Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern
* die Addition folgender Zahlen gefunden ;
1J1. — — — . (13+3) Ziffen — — — 1
2. 9000 aha « (12+3) Ziffern — 135000000008
3. - 900 Millionen . (1r+3) Ziffern — 12600000008
4 - go Millionen „ (10+3) Ziffern — 117000000@
5 — 9 Millionen . ( 9+3) Ziffern — — 108000009
6 — 900000 . ( 8+3) Ziffern — — 9900008
7 — — 9000 . (7+3) Ziffern — — 900009
8. — — 900 ı ( 6+3) Ziffern — — — 81000
9. — — 900. ( 5+3) älffen — — — 7200
10. —— 90 .( 4+3) Biffeen — — — — 630
a 8iſen
Alſo in allen — — — 148888838908
Ziffern.
Wie nun dieſe Frage beantwortet worden, ſo koͤnnen auch
Alle übrige Fragen von gleicher Art aufgeloͤſet werden. Man wird
naͤmlich durch Ähnliche Schlüffe die Anzahl aller deren Ziffern herz
aus Ainen welche geſchrieben werden muͤſſen, wenn eine jegliche
gege⸗
\ m
8 Arithmetifche Fragen.
gegebene Zahl von einer andern gegebenen größern Zahl, nach
gemeinen Weiſe der Gubtrastion fo oft abgezogen würde, bis ent⸗
weder, wie in dieſem Falle, nichts (0) oder eine Zahl, fo kleiner
als die zu ſubtrahirende ift, übrig bleibt. Sch werde nun zeigen ,
wie auch diefe Anzahl der Ziffern Eünne gefunden werden, wenn die
beyden gegebenen Zahlen nicht eigentlich beftimmet, fondern bloß auf
eing allgemeine Art durch Buchftaben angedeutet werden.
§. II.
Es werden zwey Zahlen a und b —— wenn Sie
fleinnere derfelben b von der größern a nach der
tewöhnlichen Art fo oft abgezogen wird, bis ei=
ne Zahl die Kleiner iſt als b übrig bleibt, fo ſoll
.. die Anzahl aller hierzu erforderlichen Ziffern durch !
- eine analytifche Sormul ausgedruͤckt werden,
2) fee zu dieſem Ende , die Zahl a beftehe aus n Ziffern,
und die zu fubtrahirende Zahl b.aus m Ziffern Nun mers
ke ich überhaupt an, Daß, weil die größte Zahl von einer beſtimm⸗
ten Menge Ziffern, 3. E. von n Ziffern, aus n neben einander ges
n u
feßten Neunern (9) befteht, difelbe ganz bequem durch 10 — ı ange»
deutet werden Fünne, Alſo wird Die ie Zahl vonn—ı Zif⸗
n-iI
fern 10 1 von n—2 Ziffer = id — 15 von n— 3 Ziffer,
16) nn ; und fo weiter feyn. Hernach ift aus dem vorherges
henden offenbar, Daß man fo oft werde n — m Ziffern zu ſchreiben
haben, bis eine Zahl von n — ı Ziffern übrig bleibt: inglei
wird man pofft arm—ı; n+m—3 uf. w. Ziffern fhreiben
enge r
m. Autchueuſche Bragen, —
můſſ [bien auf Reſe von a2, n— 3 n—4: u. ſ. w. Zif⸗
Be. wird es nicht ſchwer feyn einzufchen, daß die Anzahl al⸗
Beeren bis zum erften Reſt von n — I Ziffern durch den
n- *
— a — 10
hf toröften Quotienten von — —— = ausgedrückt werde. Deu⸗
n-I
u ar : | | a—10 +ıI
p wir nun dieſen nächft größten Duotienten von 3 durch
n-1
x
1 — Io
an, fo werden bis zu dem erſten Reſt vonn — 1
x n-1I
. A a+1—10 j —R&
Ziffern (n+m) A Zahlen geſchrieben werden muͤſſen.
Dar auf eine gleiche Weiſe die Anzahl aller Subtractionen vom
Anfang an bis zu dem erften Neft von n—2 Ziffern durch den
n-2 | n-2
e x a—I0 +1 a+1—1o
zaͤch Quotienten von — oder durch A-
gedeutet wird: ſo muß die Anzahl aller Subtractionen von dem
ten Reſt von n — ı Ziffern bis zu dem erſten Reſt von n — 2
n»-2 n=-1i
ae 1-70 a@+ 1 10 - \
infeyn= & — — — Und da man
eb eben fo oft n+m—r Ziffern zu fehreiben hat, fo werden in al
n-ı
; u zudem erften Reſt von n—2 Ziffern (n+m) —
—
u-2 n-1
% a+1-—1o A+ 110
-m— 1) A rn Zah»
B erfordert werden, B Auf
10 Arithmetiſche Fragen. J—
Auf eine ähnliche Art wird man leicht gewahr werden, daft
Anzahl aller Subtractionen von dem erften Reſt von n— 2 Ziffern
n-3 J
— \©)
bis zu dem erſten Reftvonn — 3 Ziffetn ſeyn werd a J
n-2 %
atrI—ı10 , a
—— Und da man auch wiederum eben ſo oft nꝓm⸗2
Ziffern zu ſchreiben hat, ſo wird vom Anfang an bis zu dem erſten
Reſt vona— 3 Ziffern, die Anzahl der zu ſchreibenden Ziffern alfı
n-I
B a+r1—10 “
ausgedruckt werden: (n+m) AT. + (arm)
y n-2 n-i
a+1I—10 a+1—1o
Tee —(n+m—1) — + (n+m—2)
n-2 n-2 |
a+1— 10 X+1— 10
of ai Sep — Anl, —— Fi
Wann man nun diefe Schlüffe weiter fort feßet, fo wird man
fich leicht überführen, daß die verlangte Anzahl aller zu fehreibende
Ziffern, nämlich von Anfang an, bis daß man zu einem Reſt
sis fo weniger als m Ziffern hat, feyn merde,
n-ıI n-2
=: 1 70 a #119 *
+ (n+m) —— + (a+m—ı1) a |
n-3 E n-&
a+1— 10 a+1—10 |
+ (n+m-—2) @ z + (am) AT N
n-ı n-2
@+1—10 a+1—710
=) 1: —(a+m—2) ae
| F Arithmetiſche Fragen. 11
J | a+1— 10 a+ 1—10
3) A ln Hy Ja —
| * n-nfm-i
” a+1—- Io
N ;
Oder da man außer dem legten , allezeit je zwey und zwey Glie⸗
der bequem zufammen bringen kann, fo wird die begehrte Anzahl
aller zu fehreibenden Ziffern alfo ausgedrückt werden ;
? n-I n=-2 n-3
| ge: a+1—10 aı+ 1 — 10 - a+1— 10
| Ber ARE, ya Te N, Terre
s
n-4 m m-L
—0 a+1—10 a+1—ı0
* + &c..... + 2 +2m@
b
Dder beffer, wann dieſe Neihe umgekehrt gefehrieben wird,
m-ıI m . mtı
| a +1 10 te aA+1—10
ne d sa b 5* b
mt2 mt3 n-1
4- 1-10 a+1—1o a - 1-10
+ 4 ke... + —
Und die Anzahl aller Glieder dieſer Reihe belauft ſich auf
Ga m-+ Is
4. Da in der Ausgabe eigentlich vorausgefest worden, daß b
son a fo oft abgezogen wird , als es die Zahl a zulaffen will, und
wir in der Auflöfung nur gefest haben, daß b ſo oft unter den Re⸗
fen gefchrieben werde , bis eine Zahl heraus koͤmmt, die aus wenis
er Ziffern beſteht, als die zu fubtrahivende Zahl b hat: fo wird un-
fere gefundene Formul, wenn fie den Bedingungen der Aufgabe
s zlich ein Gnügen Teiften foll, noch no Zufage und Veraͤnde⸗
J« B 2 rungen
12 Arithbmetifche Fragru.
tungen nöthig haben. Man wird zu diefem Ende auf den legten
Meft Achtung geben müffen, und wenn befunden wird , daß dieſelbe
ſo wie die ſubtrahirende Zahl b noch aus m Ziffern beftebt, fo wird
man von der angezeigten Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern die
Zahl m abziehen müffen. Und wenn diefer Teste Neft aus weniget
als m Ziffern befieht, fo wird man zu der gefundenen Formuf die
Anzahl der Ziffer eben diefes Nefts noch hinzu zu thun haben. Der’
legte Meft aber wird, wie bekannt, durch die wirkiiche Theilungg
der Zahl a durch b gefunden, | ‚Mu
Da nun aus der Natur der Divifion erhellt, Daß der Reſt von
= der zu theilenden e a weniger dem Theifer b mit dem nächft
Eeinften Quotient von — — gleich ſey, wenn wir dieſen naͤchſt
kleinſten Quotienten von — durch “5 andeuten, ſo werden wir auch
die eben erwaͤhnte ————— mit in der analytiſchen Formul fol⸗
gender Weiſe eintragen koͤnnen. *
Wenn hät der legte Reſt a — b. * aus m Ziffern beſteht /
ſo wird die verlangte Anzahl aller zu Köribenden Ziffern alfo aus⸗
gedrückt werden,
m-1 m mtr
aA+1— 10 ı+1—10 a+- 1— 10
— —— — — — — — — — — nn —
2m +Q m >
mt2 'n-1
atıI—10 a + T—= 10 |
+ a. — HKE. sata Tr 3, a
und wenn a—b, g= aus weniger als m Ziffern, zum Erempel aus
r Ziffern beſteht, fo ch die verlangte Anzahl aller zu ſchreibenden
Ziffern ſeyn: | &
3m
Bei“ j 18%
WR RR a |
vr Arithmetiſche Fragen. 13
* m-ı m afe
| a+T—ı0 a+t1-— 10 : 4+1—10
an a——- + — > + eo a
mt2 n-I
a+ 1 — 10 aA+1— 10
er + & 2202. + O — +t
‘b
| er. Einige Exempel ſollen dieſes noch deutlicher machen.
* Bi Zahl 12. wird von der Zahl 1763 fo oft abgezogen , bis
Er e Zahl die Eleiner iſt als 12 übrig bleibt; man verlange zu wiſ⸗
n, wieviel Ziffern zu fehreiben hierzu erfordert werden? Hier iſt
alſo = 176; n=4 beigspuea j
«
Ed ermg b 2
rg a —— “ , \ —
EN I J 1 — b
— * 754 754 _
Atı—-10= 1754 — 12 88 12) 1763 (146
—
*
—* 1664
aA+1—100 =1664 - - - A—=13 56
oA * 12 8
Ma 1 45.
76
ara 1000= 7644 - - - LT =6 83
# | 3 *
* Summa ?751 Zif. Reſt sıza-b *
Bor oe)
; Ziehen wir nun * den in dem — $.gedachten Umftand
n Erwägung : weil der letzte Reſt a— bg. 5 — 11 aus 2 das iſt
* eben — Ziffern beſteht, als die Zahl b= ı2 hat, fo werden
u 6 B 3 N. Man
14 Arithmetiſche EN
I. Man ſetze die Zahl 12 werde von 1765 fo oft eisen
bis eine Zahl, die Eleiner ift als ı2, übrig bleibt, und es wird ges
fragt: wie viel Ziffern hierzu zu fehreiben erfordert werden? da ale
a= 1765; n=4; b=12; m=2 ſo wid j
arı == 1766
6 ’ = a
a+1—10 —*588 612) 1765 (17=g%
21 |
1666 gi
a+1—100 =166 2 =139 6
48
766
a +1—1000= 766 ——— 64 85
84
Sunmma - - 791 Ziffen, der Reſt ı = a— bg
Nun zeigt uns die wirkliche Theilung , daß der legte Neft nur aus
einem Ziffer befteht, folglich muß zu der gefundenen Anzahl der Zif⸗
fern 791 noch ı hinzu gethan werden. Alſo wird dieverlangte Anzahl
aller zu fehreibenden Ziffern in eg Fall feyn F + 1 das iſt 792.
II. Wann die Zahl 15 von der Zahl ro ’ ee oft abgezo⸗
gen wird; bis nichts übrig bleibt, fo fragt man ; wie viel Ziffern!
| | Sn pP
zu fehveiben hierzu erfordert werden? Weil hier q <p und alfo 10
q
durch 10 theilbar iſt, fo kann der im 4. S. erwähnte Umftand nicht
Statt finden, und die im 3. $. gegebene Formul wird uns die vers
langte Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern folgendermaßen geben.
z q
Es fey alpa=ıo ; n=p+r:b=ro ; m=g+ı, ſo wird
m-ı p q
a+1-—10 10 ⸗ 10 +1 p-qg p-q
n 26 a = -I+1z10 $
Qs
Arithmetiſche Fragen. 15
© .m - mfr
_a+1I—1o p-q a-1I - 10 p4 e
er =ı0 ID er a, — IHR
{ mt2
a+1—1o p-q 3
— =: 10 +ı&e.
Da nun die Anzahl aller diefer Glieder n — m + ı=p—q +1
iſt, fo wird , wenn das erfte Siied am=2qg+2 mal genommen
P-q
wird, die Summa aller Glieder ſeyn (2+p+g)ıoo +p—q
2 3 4 p-q
m10—10 —- 10-0, — ur, 10, . Folglich weil
N p-g
2 3 4 5 p-q Io ——
I0+10 +10 +I0 +10 +....+10 =I10X ———
% wird die Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern feyn
ö p-q
op-g 10 —ı
(2+p+qgq)I0 — a er er —
Wann demnach, wie in der — Frage a ı Billion
I2
und b= 100 fo wird ı=W a ;p=12; q=2 folg-
lich * verlangte Anzahl aller zu ſchreibenden Ziffern ſeyn
1
10 10 —
16. 10 — 10x — + 10 = 148888888390@
wie-diefelbe oben gefunden worden.
J
*. Man erlaube mir hier einige Sie, den nächft größten und
naͤchſt kleinſten Quotienten der Brüche betreffend, anzuführen; da
ch zumalen ins künftige öfter werde Gelegenheit haben, dieſelben mis
ortheile zu gebrauchen,
I. Wann
a Arithmetiſche deaoen.
1. Wenn a—b. 3* = 0 oder wenn a durch b ee: iſt,
he
b
u. Wenn a—b. Tai o oder wenn a Durch b nicht theilbar ift,
ſo wird ar =g +1
beta
ſo wird ar = ı—- =
I. zer aemerırg,,
IV. — BES CAUNERRN
v. 0 = 0-02 be =e+ rar.
v1. ——
VI. Alſo et ne De — ——
VII Wenna+c—b (42+4; )>b
ſo iſt gi = a, +02 oder — +2
pin aue = o oder ⸗ g,+QZ
X Wenn a — — b (4 — 9.) >b
en ie c But. € N
fo ift rg = 0 — a-+2 ver=as—g, +1 |
X. Weina—c—b(g> — ga) <b
pit a = m — Ate=d—g,
| Ich
Arithmetiſche Fragen. 17
h Ich haͤtte koͤnnen noch mehrere dergleichen Saͤtze anfuͤhren, da
dieſe wenige zu meinem Vorhaben ſchon uͤberfluͤſſig ſind, ſo
nicht, daß es noͤthig ſeyn möchte, die Beweiſe dieſer Saͤtze beyzulegen,
weil dieſelben mit leichter Mühe aus der Natur der Theilung her—
aus gebracht werden koͤnnen. ch fahre fort meinen rare
freyen Lauf zu laſſen.
7. Durch Huͤlfe des zweyten Satzes * * g— + 1 Fülls
nen wir fogleich die in dem 5. 8. gefundene — in eine ans
verwandeln, worinnen , anftatt der nächft größten, die nächft
inften Quotienten der Brüche vorkommen,
m-I m mfi
.a+ 1— 10 a+ı— 10 aA+1-— 10
— 5 Pe BET erh — —
J
mf2 n-1I
; — — Askrl 40
a BR ge EN 7 +m+n
wird naͤmlich die Anzahl aller Ziffern andeuten, welche Heſchrieben
werden muͤſſen, wenn die Zahl b von m Ziffern von der Zahl a von
n Ziffern fo oft fubtrahiret würde, bis nichts übrig bfeibe. Hier
feßen wir nämlich gum voraus, daß Die Zahl a durch b theilbar fey,
Wenn aber die. Zahl a durch b nicht theilbar ift , und der letzte
ef a bg- noch ausm, das ift, aus eben foviel Ziffern be
hebt, als die zu fubtrahirende Zahl b hat, fo wird die Anzahl die—
fer Ziffern feyn
18 Arithmetiſche Fragen. J
me1 — m ’ mte
A — — Kt et
— — — mn — — 4 I“
mt2 n-ı i
a+ 1—1o a+1-10 \
+Q en BR gl +n fi
.b- r
und wenn der legte Reſt a— b g- nur aus LT, das iſt, aus we⸗
niger Ziffern, als die zu fubtrahirende Zahl b hat, befteht, fo wird
die verlangte Anzahl aller zu fehreibenden aiffern feyn
m-ı + |
atı—1o ra A6
2m 5 + a — 5 + —
mt2 ber
atı—vo atı—-ımo
EEE ——— +WU+n+r
III.
Wenn einer von der Zahl c bis zur Zahl a mit ein⸗
geſchloſſen, alle mittlere Zahlen, ibrer natürli-
chen Reibe nach fehreiben wollte, fo wird ge
fragt, wie viel 3iffer bierzu erfordert werden?
8, Mr Abſicht ift hier eigentlich, die vorgelegte Frage durch
Hölfe der im 3. S. gegebenen Formul zu beantworten,
‚und diefes wird auf folgende Art fehr Teicht gefchehen koͤnnen.
Wir wollen erſtlich fuchen, wieviel Ziffern erfordert werden, alle Zah⸗
len der natürlichen Ordnung nach von ı bis a mit eingefchloffen zu
fehreiben : und da eben dieſer Ausdruck ung auch dienen wird, Die An⸗
zahl aller zufchreibenden Ziffern von, ı bis c— ı mit eingefehloffen
anzugeben , fo wird uns Die a Diefer beyden Ausdrücke Die
ver⸗
1% | Arithtietiſche Sragen. h Pe.
verlangte Anzahl aller Ziffern von.c bie a mit eingefihloffen datreis
chen.
Wenn wir nun in der Formul des 3. 8. b=ı ſetzen, fo wird
au m= ı und wenn die Zahl a aus n Ziffern befteht, fo wird
uns diefe Formul
4—41-10 a 1—- 10
vr * e
BR Hi n-ı
_ | A+1—10 a+ı1-—r1o
"BD STE Fee ae ERSTE
\
die Anzahl aller Ziffern andeuten, welche gefchrieben werden müffen,
wenn von der Zahl a die Zahl ı fo oft abgezogen werden würde,
"bis nichts (0) übrig bleibt. Nun ficht man leicht ein, daß hierzu
miche nur alle Zahlen von ı bts a zu fehreiben erfordert werden,
‚fondern man wird auch über das die Zahl ı fo oft fehreiben müffen,
als Subtractionen zwifchen a und ı enthalten find. Das ift, un:
fere eben jeßt gegebene Formul wird die Anzahl aller Ziffern, wels
he zwifchen ı und a mit eingefehloffen enthalten find , andeuten y
und noch über das a Ziffern; folglich wird diefe Anzahl aller Zifz
fern von ı bis zur einer Zahla von n Ziffern mit eingefehloffen feyn
| 2
| Se at EZ ue, a Mn 5"
Kr
je: 2a 5 : + x
3 ” n-ı
al. => Io at ı1— 10
+ Q—— er eilie ee + dA ————— — A
I I
’ . M r . r
da nun jederzeit a- =M ift, fo wird eben dieſe Anzahl alfo auss
2 n-I
— Arithmetiſche Fragen. >
Segen wie nun die Zahl c—ı beſtehe aus m Ziffern, fo wird a
eine ähnliche Weiſe die Anzahl aller Ziffern , velche von r bige
mit eingefchloffen enthalten find, folgender maffen —— wer⸗
ın
IO=—-YT
J
BB IR oe |
folglich wird die verlangte Anzahl aller Ziffern, welche erfordert
werden, um von der Zahf c bis a mit eingefchloffen , alle Zahlen
ihrer natürlichen Reihe nach zu fehreiben, feyn
n ın
10 —ı 10 —ı 4
Bu I) Be 0 - ı 4
Li n m 5
x Io — 10 A
oder n (a+ı) — —
9. Wenn wir alſo a=ı Billion, und folglich n— 13 fegeny A
fo wird die Anzahl aller Ziffern von ı bis einer Billion mit einz
4
Das iſt
1300000000013 — IIL III III IIII oder 11 888 888 388 902
und die Anzahl aller Ziffern von 1700 bis 1763 mit eingefchloffen ift
I
gefchloffen feyn 13 (1 Billion +1) — _
Je
0,4
Io —ı 10 —ı
4 X 1764 — DT ———— AX 1700 — —*
oder 4X1764 — 4X 1700 das iſt A X 4 = 6
und die Anzahl aller Ziffern von 12 bis 1763 mit eingeſchloſſen wird fon
4 2
—
Io
AX 1764— 2X 12 = das iſt 7056 — 24 — 1100 oder 5932
$.1V.
FE Arithmetiſche Tragen. 21
anne 0 3
Man foll zwey Zahlen finden, eine größere a von n
Ziffern, und eine kleinere b von m Ziffern, derge⸗
ffalt, daß wenn die Fleinere b von. der größern a
fo oft abgezogen wird, bis entweder nichts oder
eine Zahl die Fleiner iſt übrig bleibt: die Anzahl
aller bierzu erforderlichen Siffern der größern
Zahl a gleich ſey.
Fr Leßt uns erſtlich zwey ſolche Zahlen a und b ſüchen, da zu⸗
gleich a durch b theilbar iſt, und weil ſolchergeſtalt bey dem
beſ aͤndigen ſubtrahiren zuletzt nichts uͤbrig — ſo erfordert unſe⸗
R ‚Aufgabe, daß da fey
m-ı m mt
hi attızıo a+tı—ı10 en.
4 2m — + B + 5
mtr2 n-I
a+tı+ıo a+ı+1o
+ b — „ h b — 4
Unm nun in dieſer Gleichung die naͤchſt größten Quotienten von der
Groͤße a zu befreyen, als welche man hauptſaͤchlich zu ſuchen hat,
jo nehme man den V Sat des 6 8. zu Huͤlf, und ſetze für
1 m-1ı m-i m-ı ' =
a+1— 10 a—(10 Mm) a 10 — 1
seit Vase A Bhe Sa
ın j mn
a
b
Br mt : *
ar. a 170 —
| Q- =; — q
ech ſt —* —
imgleichen —*
—* ſo weiter fuͤr alle uͤbrige
€ 3 Hier⸗
ee Arishmeniihe gragem u:
Hierdurch wird nun unfere Öfeichung in die folgende veawann
m-I, m ev J
a Be Le 10 — 1 —
(m+n) 5 2m, m 4 m IATWE
mrf2 72 n-ı ö
10. Am eK | 10 3...
q b a, BE q b — u
Man fege der Kürze halber |
m-ı m mtı m=-I
10 — I I10—1I 10 — 1 10 — 1
209 +g nIeTagr an ee m Br
Rb
fo wird (m+n) hit Ra folglich a Kind Wobey fol⸗
gende Stuͤcke zu nn find: aftihb<m+n: zweytens Rb muß
durch m+n — b theilbar ſeyn: drittens a muß aus n Ziffern, fü wie
viertens b ausm Ziffern beftehen.
Der erfien und zweyten Bedingung wird am leichteften ein
Gnüge geleiftet , wenn b=> m +n — 1 gefeßt wirds es wird aber
in dieſem Falle
m=-1 m mrfı
R= — — a4 Imtn-— ı
m-ı
Io —
ze PR
myn-ı
und die verlangte Zahl a = Rb, welche aber aus n Ziffern befte-
hen muß. Da nun b<m + n, fo kann die Zahl b nicht wohl aus
mehr als einer Ziffer beftchen , Die, Zahi a beftinde dann aus ⸗
oder mehren Ziffern ; wenn wir alfo Feine allzugroße Zahlen für a"
verlangen, fo koͤnnen wir immer ſetzen b beſtehe aus einem Ziffer,
das
Arithmetiſche Fragen. 23
PR iſt m wäre = 8 folglich in unfen Fllben+tn-rmr
A ‚ 5 d
10
— I 10 — 1 10 —ı
Are nel irn
IE? me1
4 u 10 — 1
— ——
0
— 1 ER
R oder weil 2 — 220
f Ur 3 me 1
Be - 10 — 10 — 1 10 —ı 10 —ı
en. +q 4
nun
und die beyde nd u Zahlen a — nR wd b=n; wo alfo
n< 90 und a aus n Ziffern befteht.
Laßt uns alfo für n alle Zahlen von 2 bis 9 fegen, und wir
werden folgende Zahlen für a und b erhalten, welche alle der Auf-
‚gabe ein Gnügen leiften.
m=il2| 314 :|% 6 7 8 9
R= 4| 361275 2218 118515 158727. 1388883 | 12345678
ge: 8 “ 88 11090] 111090 1111089 TIII1064| IIIII1IO2
5 6 7 8 9
| Wo * —* für a aus n Ziffern beftehen, die allererſten 8
Ausgenommen, welche aber nichts deſtoweniger der Aufgabe ein
| Gnüge feiftet. Ueberdem fo ift hier-allenthafben die Fleinere Zahl b
der Anzahl der Ziffern der größern a gleich, und Diefe a hinwiede—
| Durch jene b theilbar.
u Wir Fönnen nun auch, um der ıten Bedingung b<m-+u ein
ı Ontigen zu leiſten, fegen bD= m + n— 2; wer bem+n—3,
oder
F
24 | Abrithmetiſche Fragen. “ a
oder nchb=m+n—yund fo weiter; aber-man wird fich Kite
überführen Fünnen, Daß wenn alsdann auch Rb duch m+n ei, .'
theifbar wird, die für a gefundene Zahl allemal aus weniger aldım
Ziffern, wider Die zte Bedingung beſtehen wuͤrde.
11. Nun laßt uns ſolche Zahlen füra und b füchen, daß a a+t
durch b theilbar werde, Weil alsdann vermöge des V Sa
m-T or-ı
— 10 a+ı
u Steichung — haben N
— * mfı n-:
(n+m)(a+T) 10 10 — a ee
L mg rg b TE, —97— — J—
Wo nämlich das Zeichen + gilt, wenn b aus mehr als einer
Ziffer beſteht, und das Zeichen — wird allemal Statt haben, ——
b nur eine Ziffer iſt. Nun ſetze man wiederum Der Kürze hatber
m-ı m myı mfı n-i
10 Io Io 10 Io j
Bi % rt re . nn a
(n+m) (a+ı) p 7
fo wird a — R- — a und folglich der uno
— b(R +1 ) —n—
Werth von a = —_— wo nunmehro aber das Br
chen — gilt, wenn b aus mehr alszeine Ziffer und +, wenn b J
aus einer Ziffer beſteht. |
Da nun hier wiederum b<ın-+n feyn muß, fo laßt ung ſehen
b beftehe nur aus einer Figur, das iſt m ſey — 1; R= 247.
« 3 n-L, 5
10 10 10 —
+ x be + Be, Hr u eo 95 r
Arithmerifche Fragen, 25:
— 3 4 n-ı
Dt Io 10 10 10
weil g. =0; Risg- + +97 +97 ru
b(R+1)—n—ı
ka age Yu
Weobey wohl zu merken, daß alich b aus einer und a aus n Zif
M beftehen muß : 2tens b<n+ı, folglich n < 10; 3tens muß
‚ (R+ 1) — — ı durch n+ 1 — b theilbar feyn.
Wir wollen alfo fogleich den Nenner n+ı —b=ı fegen,
wir dann erhalten a=
{ j 10
Bi e8 fey wie in dem vorhergehenden Sb=n,fo wird R=q =
4 2 3 n-I
10 10 10
+ 95 +95 +++ +r497 wnddiegefughtelahla=nR—ı,
Wenn wir alfo für n alle Zahlen unter 10 fegen, fo werden wir
aus Diefer Duelle folgende Zahlen für a und b finden, die der Aufga—
be in fo fern ein Gnuͤge leiften, als die Zahl a wirkfich aus n Zif-
fern befteht.
Wenn ee 5 6 9
RZi5 36 27 2222| 18515| — BAR In 123 345678
fo wird a=|g* 107 ui 1107!11109 1110891111088 11111103 111 IIIIIIIOI
— 4 5| 6| 7 | 9
Wo die Zahlen 9 und 2 nichts deftomeniger der Aufgabe Fein Ges
nügen feiften, ob gleich bier 9 nicht aus 2 Ziffern wie es ſeyn folle”
4 beſteht.
Endlich ſo wuͤrde es uns hier eben fo wenig, als in dem vorhers
enden S. helfen, wenn wir nunfmeb=n+m— 2=n—1;5
b=n+m—3=n—2 und ſo weiter fegen wollten ;_wir
Den dadurch Feine Werthe für a und b erlangen, fo der Aufga—
| ein Genuͤgen feiften Eönnten , weil die Zahl a allezeit aus weniger
Als n Ziffern beftehen würde,
ib. ® — D 12. Nun
|
26 Arithmetiſche Frahen
12. Nun ſey drittens a + 2 durch b theilbar, und Die Zahlen⸗
welche in dieſer Hypotheſe der Anfgabe ein Genuͤgen leiſten, werden
folgender Geſtalt gefunden. Da wir immer voraus ſetzen koͤnnen, daß
die Zahl b nicht wohl aus mehr als einer Ziffer beſtehen kann, es
fey dann, daß die Zahl a fehr ao feyn fol, fo laßt ung ſetzen
m=ı: und weilder letzte Reſt * 2 ift, und folglich fo, wie die
Zahl b, aus einer Ziffer deſent ſo wird man folgende Gleichung auf⸗ |
zulöfen haben;
® 5;
a+I—I AatlI—Io Aa+Il—Io a 4 1-10
ın ın m
_„a+1—1o a+2—(Iıo +1) a+2 10 +1
oder, weil ER Fe = RE N 0 9 —J
A „an (n+1) (a+2) 10 4* 1
und 45 *o (wenn nämlih b>2) TC a ee
2 3 n-I
10 +1 10 +1 10 +1
—g —q ER ee nad. DE
e 3
ıo+1 0 +1) ıo +1
Es fey wiederum g 5 +77 — f
u 4 ’ n-L
Io +1 10 +1 * )(442) »
4 en m ir: fo w ww Rei
— b(R+1) —2n—2,
und folglich die gefuchte Zahl a = Be a eh
Damit nun der Zehler b(R+ 1) — 2n — 2 gewiß durch den Nenz
nee n+ 1 —b theilbar werde, und dabey die Zahl a ausm Ziffern
beftehe , fo laßt ung, wie bey den vorhergehenden Hypothefen, fegenz
arıi—b=ı0der ban; und wir werden bekommen;
—
—
—
Arishmetifche Sragm - 227
Bi‘ 2 5 n-I
H 10+1 10 +1 010 +1 I 0 +1
Ben + +9 —— + ee
Wenn nZ 3, 7 8 9
fo wird R= 136 |2222 2222 Tsı5. 158728 med 12345678
und 27 5 03| 11103 111082 | 1111087 IIIIIOOffOA)CIIIIIIIOOI
b=|3l 5 6] 7i 8 g
* t·
13. Die Zahl b* beftche noch immer aus einer einzigen Ziffer,
oder es ſey m=ı; Man feße aber jego auf eine allgemeinere Art
daß a + f durch b theilbar ſey. Da nun der legte Reſt f in dieſem
Fall auch nur aus einer einzigen Ziffer beftehen kann, fo wird man
folgender Gleichung ein Gnuͤgen zu leiſten haben;
: {
a+f—ıo —f+ı a+f— 10 —f+ı
2 „es te
2 > n-1
a+f—ıo —f+ı a+f—ıo —f+ı
ge
N m m
„_a+f—-ıo —f+ı a+f 10 +f—ı
a Tr 5
N 2
‘(n+1) (a+f) f 10+f— 1 10 +f—ı
a en Ran Tr
u 3 n-1
Ze oo +f—ı 195: urn
BE ee een en m 2
D 2 Man
ie Arithmetiſche Fragen.
— f 1o+f—1
Man fege nun der Kürze teilln 295 +45
- 5b
2 Di, .
10 +f—ı 10 +f-ı
* 9 b . * . . + et ie — R
mat) _ = Rt
pwida=— — ı=afolgliha= — 3
Wo wiederum a ausn Ziffern beſtehen wmdb(R+ı)—nf—f
duch n + 2 — b theilbar feyn muß. Nun ſetze man zu Diefem Ens
F f 1o+f-ı)
de wie in Den vorhergehenden S.S.b=n:fp wird R=2 GEH HETT
ig 3 n-1
10 +f—ı 10 +f—ı
10 +f—ı
+4 *9
ER
b b b
—— f
oder weil Eallegeit kleiner als b, und ag =
2 3 n-1
ıo+f-ı 1 +f-ı ı +f-ı 10 +f—ı
a arte a She D
und die verlangte beyde Zahlen a und b merden feyn
a=n(R+ı) —nf—fzn(R+ı—f) fwb=u
wo a aus n Ziffern, b aber nur aus einer Ziffer beftehen muß.
14. Wenn aber b aus mehr als aus einer Ziffer beſteht, und
a + f durch b theilbar ift, fo wird man vor allen Dingen auf die
Anzahl der Ziffern des legten Reſts £ Achtung zu geben haben, ob
derfelbe nämlich aus m oder aus weniger ald m, 3. €, aus n Zifs
fern beſtehe. Im erſten Zall wird man diefer Gleichung
Arithmetiſche Fragen. 55
— m-r =
———— a+f— 10 — ws fr
1® 2m Q + TE TTTTERN
A ' b b — —
an
a+f—-ıo —f+ı —
40 — ——— — 1%
J b | b
und im andern Fall folgender Gleichung
# a \
oo a+f-vo —f+ı a+f—no —f+rı
mfı 3* *
a+f—ro —f+ı a+f-ı0 —f+ı |
ei 406 * Da
nde vorſtellen:
m-ı m
J ı+f—ıo —f+ı a+f-ıo —f+ı
a — 4 een —
mfi n-I . ]
" arf-ıo —f+ı a+f—ıo —f+ı FOR
Hi ın
& a+f—ıo —f+ı a+f
der weil a + £ durch b theilbar und AI =
ın j m-I
mo +f-—ı .. (a+m) (a+f) 10 +f-ı
Ba ſo wird BREI ——
m | mtr n-I .
Bio. — ET En ae ee |
FT — 46] = 4
BR. Dd;3 Mau
-
30 Arithmetiſche Fragen.
me1 m
—2 10 +f—1ı oo +-f—-ı1.
Man fege nun 2m a), +49 ö
m+ı \ n-1 |
10 ne 10 +f—ı
+q — +g b —R > €
f 4
ſo wird a * —— R —* we folglich die veranat
| —— b—(n+mJf MR
Zahl 5 wvelche mit der Zahl b fo nad)
Belieben genommen worden, der Aufgabe ein völliges Genuͤs
leiſten muͤſſen.
Wo aber a aus n Ziffern beftehen, und J
durch n+m — b theilbar ſeyn, und noch über oem b<n+ m)
feyn muß, fo wird, wie aus dem vorhergehenden erhellet, erfordert,
daß man ſetze ntm—b=ı Verb=zn+m—ı
m-i
10
Es iſt alſo R= amg
ma n-ı
10 +f—1ı 10 +f—1ı
+s ® o L rg
and die beyden gefuchten Zahlen a= re n+m—ı)(a+m)f
m
+ f—1 10 +f—ı N
nym-ı
2a nym-ı
wdb=en+m—r Wo der Factor R+ m gilt, wenn der letzte
Heft f-aus m Ziffern, und der Factor R— u, wenn der legte Reſt
f aus , das iſt, aus weniger als m Ziffern beficht,
En
| Arithmetiſche ragen. 31
Endlich fo find bey dieſer letzten Auflöfung , welche mit allem
Recht eine allgemeine genannt werden kann, noch folgende Stuͤcke,
die Wahl der Zahlen m, n, f und g betreffend, zu beobachten.
r Erſtlich weil b=n+m— ı aus m Ziffern beftehen muß, fo
wird, wenn wir die Anzahl der Ziffern der Zahl bzu 2 annehmen,
n, das if, die Anzahl der Ziffern m Zahl a zum wenigften q feyn:
imgleichen wenn wir fegen wollen, daß die Zahl b aus 3 Ziffern bes
ftehen foll , fo muß die Zahl a notwendig aus 98 oder mehren
Biffern beftehen, und fo weiter. Oder Fürzer, wenn wir annehmen,
m=2: fo muß n > 8, und wenn pir feßen m=3, fo muß n > 97,
und wenn m = 4, fo muß n > 997, alfo überhaupt, wenn wir fe>
m-E
tzen daß die Zahl b aus m Ziffern beſtehet, fo muß n > ale so
+ 1 —m, oder die Zahl a muß alsdann nothwendiger Weiſe aus
de ın-I j
‚mehr ad 10 +1— m Ziffern beftehen,
Zweytens muß E< feyn als b: und der Buchftaben g deutet
‚uns die Anzahl der Ziffern Diefes legten Reſt fan : wenn aber
e=npwida= (R+m) (arm—ı) — (n+m)fund
‚wenn e<mfpita= (R—e) (o+m—ı) (n+m)£
Ich will diefe Auflöfung mit einem Exempel befchließen.
Erempel: Es fym= 2, und weil alsdann n > 8, fo laßt und
ſetzen n=9: ferner ſo ſey f=s5 und alfo a1: folglich, weil in
dieſem Falle < m, fo werden die gefuchten Zahlen feyn
a=(R-r) (n+m—1) — (a+m) f,d bDEn+m—ı=10
3 | 14 104 1004, 100000004
8 ift aber R=497 ne a —
olglih R= ııırı114; R— a 11111113: und die beyden Zahlen
d= 111 1117075, und b = 10; welche der Aufgabe ein völliges Ge⸗
Rügen leiſten.
1 15. Ich
4
|
g2 - Arithmetiſche Sragm
15. Ich Tann nicht umhin noch eine befondere Aufloͤſung der
vorgelegten Aufgabe beyzufligen, welche, ob fie gleich nicht fo allge⸗
mein als die kurz vorhergehende iſt, dennoch mit leichter Muͤhe un⸗
endlich viel Zahlen fuͤr a und b giebt, ſo der Aufgabe ein Gnuͤgen
leiſten. Es ſey m=ı, oder die Zahl b beftehe allezeit nur aus
einer Ziffer, die Zahl a aber ausn Ziffern. Nun wird entweder
a durch b theilbar feyn, oder nicht.
T. Es fey a durch b nicht theilbar. Wenn man fi) demnach
vorftellt, Daß die Zahl b von der Zahl a fo oft, abgezogen wird, bie
eine Zahl, die Feiner ift als b, übrig bleibt, ſo erhellet aus dem 4. 8.
daß die Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern ; welche wir der Kürze
halber durch den Buchftaben N andenten wollen , feyn werde
——
1 41— 10 ———
N= 20 +0 — +0 —
i n-1I
@-+ 1 Io a+r1l—1 —1
+ A — ® ® a . v—ñ ⸗
b E b
Man fegenun, daßa+ıb auch noch eine Zahl von.n Ziffern
fey, und die Anzahl aller zu fehreibenden Ziffern, (wenn nämlich
b von a + ıb fo oft abgezogen werden foll, bis eine Zahl die Elei-
ner ift als b übrig bleibt, ) wird auf eine ähnliche Weiſe alfo aus⸗
gedruͤckt werden
2
— a 41—- 10- ib a+1l—ı1o +ib
u ai A b Pr b
EAN n-1
a+r—ıo +ib * a+1— 10 +1b
+@& b —F —— TITTEN Tee —
Es
J Be Arithmetiſche Fragen. 33
© iſt aber vermöge des im 6. F. angeführten IH Satzes
b. a, atı—ıo+ib , .a+ı—
—— ET TREE AR Tel ſo weiten,
2
= ! a+tı—ıo a — 1 — 10
(a+ı)i +20 HATT ER r
b-
3 n-1
| atı1—- 10 + I—1o
3 J1 — Br wi ie 6,0. ee RETTEN —R
oder kuͤrzer (n+ı)i+N.
Damit nun folche Zahlen gefunden werden, welche der Aufgas
de ein Genügen leiſten, fo darf für i nur ein folder Werth ges
t werden , daß da fey
Bi. . * a — N
1) i ꝓà NZa — ib: daraus man dann erhält i= wien
Man nehme alfo 2 Zahlen a von n Ziffern und b von einer
Ziffer nach Belieben an: man fuche hernach die Anzahl aller zu
fchreibenden Ziffern in Anfehung eben diefer Zahlen a und b, oder
Iman berechne den Werth von N, fo de ift
a — a+1l—10
| N=20, + —
3 n-1
a+1— 10 j A+1—10
y J — Be Ni — — —R
t ..a—N
auf werde gefucht eine Zahl 1 welche it i = 7725 3 und dann
den die verlangten Zahlen, welche der Aufgabe ein Genügen leis
m, feyn a+ib und b.
a i E Hier⸗
Te —— Fragen.
Hierbey aber wird nothwendiger Weiſe erfordert: erſtlich, u
ã eine ganze Zahl fey 5 zweytens, daß a+1 b aus n Ziffern
wie a) beftehe; drittens, daß a durch b nicht theilbar fey; und and.
lich, daß die Zahl b nur aus einer Ziffer beftche. {
Um num der erften Bedingnif am leichteften ein Genuͤgen u
leiſten/ ſo beſtaͤndig b=n alſo daß da ſey
2
&ı + I — Io 2 +1 — IO
N=2al +Q 5 +4a Zu
ö 3 b “n-E
.,& + 1 — Io 2 + 1— 10
+0- ; EEE RE —R
Par und die beyden verlangten — a-+ni
oder (n+ı)a—nN unden.
II. Wenn aber a durch b theilbar ift, fo iſt aus dem vorherge⸗
benden offenbar, daß man für N nur zu ſchreiben habe
2
2 DI a + L— 10 P
N=20- a Be ——
3 n-E h
4+1—10 | a+ı—ı0
— EEE NEN we. Bere 46,8 + A ———
n n
und alsdann wird man wie Furz vorher erhalten 1=ma— N und die
beyden verlangten Zahlen a+nı oder (n+1) a—nN und m.
Einige Exempel dieſer * — ſollen dieſe Ag
befchließen.-
e rempel,
IL. Es ſey a=ı100; n=3; ſo wird
109 91 I ” ; !
N=2 — — — 4 @; —R=100-R=99j1=100—-99=R;ni
und die gefuchte Zahlen 103 und 3 |
Es
Arithmetiſche Fragen. | 35
Es ſey a=2005 n=3; pwidN=232 -R231; i=— 315
| e und folglich die besden verlangten Zahlen 107 und 3 ſeym;
Es ſey a= 1205 n=3, und weil hier a durch b theilbar ift, fo
| wird nach der legten Formul N= 1245 folglih I=— 4; ni ⸗ — 12
‚und die beyden gefuchten Zahlen find 108 und 35 welche drey paar
Zahlen wir auch fehon in den zoten, ııten und ı2ten S gefunden haben,
Ueberhaupt , fo lange n= 3 ift, und für a auch alle mögliche
Zahlen von 3 Ziffern gefest werden , fo wird man dannoch nicht
mehr als 3 paar Zahlen, nämlich 103 und 35 107 und 3; 108 und 3
erhalten , welche der Aufgabe ein Genügen leiften. Diefes ift ſchon
aus der vorhergehenden Auflöfung deutlich, und wird durch folgen-
de Tafel noch weiter befräftiget.
„200] 201] 202 "203 204 „201 + 206 207] 2 208
To — —
pwid N231 232 235 235] 236| 239 -239 248 243
m ı= 3! —31 —33|32|32)—32)—-341—33 35
feieliherin= 107 108 > 1 8 103| 107| 108 103
= al 3 BE a
| Exempel.
| 1. Yun ſey n=4; und man fehreibe für a lauter Zahlen von 4
iffeen, fo wird man viererley paar Zahlen erhalten , welche der
fgabe ein Genuͤgen leiſten.
4 Man fege 2 = | 1000 [1001 [1002 | 1003 | 1004
mn 97 or | 580
a ud 7 = 25 5 — 26 24
odðlslich atin= [1100 Noꝛ na [107 1100
U. a 4 4 4 3 4
i Ea I. Es
36
IM. Es fen n 7, und folglich ven die Baht a aus 7 Biffern be⸗ |
Arithmetiſche Fragen.
che der Aufgabe ein Genügen — Raͤmlich
Wenn a —i ſo wird N⸗
IIIIIII
IIIIII2
1111113
IIIIII4
IIIIIIG
1111116
1111117
I1I11118
1111119
—
1111116
11117
1111118
1111119
1111120
1111122
1111123
1111124
i
1111083 und 7
1111084 und 7
1111085 und 7
1111086 und 7
1111087 und 7
1111088 und 7
1111089 und 7
1111083 und 7
1111084 Und 7
und die beyden geſuchten aan,
—
f 705
| Albrebt Eulers
MAufldfung
Aufgabe
Mus der gegebenen Höhe des Kegels die Figur
feiner Grundfläche zu finden, fo daß der Förperliche
Innhalt deffelben unter allen andern von gleicher Ober:
Fläche der größte ſey.
3 * u Kae. sd — — mi
4 ‚sbih: 4a »e ng En — in; x
ar hing was oe: vu kr |
" — si Be #6 Na
E Aufloͤſung einer geometrifchen Aufgabe.
Die Aufgabe welche ich mir hier aufzulöfen vorgenom⸗
Bi: men babe, lautet folgendergeftalt:
ie Hehe eines Begels iſt gegeben: man fol die Si-
gur feiner Grundfläche finden, fo daß der förper-
liche Innbalt deflelben, unter allen andern, die mit
ihm gleiche Oberflächen haben , der größte ſey?
—* I.
As fey a Die gegebene Höhe des Kegels; man ziehe aus der
4 Spiße defielben O auf die Grundflähe CAB die Pers
pendieularlinie CO, welche alfo = a feyn wird. Man für
che nun die Figur diefer Grundfläche , fo Daß der Kegel eine gege—
dene Oberfläche erhalte, und da diefes auf unendlich viel Arten ges
ſchehen kann, fo foll unter allen diefen Grundflächen diejenige bes
Bann auch dieſe Aufgabe alfo umkehren , daß unter allen Grundflö-
ben, welche Kegel von einem gegebenen körperlichen Innhalt geben,
Diejenige verlangt werde , fo der Pleineften Oberfläche zukoͤmmt.
Die Aufgabe aber mag auf diefe oder jene Art vorgetragen werden,
Pbleibt die Auflöfung dennod) dienämliche. Eben diejenige Gleichheit;
N 1 che ung die Natur einer Grundflähe ausdruckt, fo unter allen
| egeln von gleicher Oberfläche demjenigen zukoͤmmt, der den größten
koͤr⸗
40 Geometriſche Aufgabe
koͤrperlichen Innhalt hat, wird auch zugleich diejenige Srcdtiiche
anzeigen, welche unter allen Regeln einerley Imhalts Benibniatiu
koͤmmt, deffen Oberfläche am Fleinften iſt.
Ob nun gleich die Lehre von den Maximis und Minimis 4
das vollſtaͤndigſte ausgearbeitet worden, ſo daß die gegenwaͤrtige
Aufgabe von keiner Schwierigkeit zu ſeyn mehr ſcheinet, ſo wird
dennoch ein jeder der die Aufloͤſung derſelben unternehmen wollte,
ſo große Hinderniſſe finden, daß er, um dieſelben aus dem Wege zu
raͤumen, die feinſten Kunſtgriffe der Analyſe zu Huͤlfe zu nehmen ge⸗
zwungen wird. Ich glaube alſo nicht eine vergebliche Arbeit unter⸗
nommen zu haben, wenn ich hiermit die Aufloͤſung der vorgelegten
Aufgabe in ſo fern zu Ende zu bringen trachte, als es theils die
Natur derſelben Aufgabe, theils auch meine Kraͤfte, erlauben wol⸗
len. Schwere Aufgaben pflegen niemals ohne Nutzen abgehandelt
zu werden, und man verfällt gemeiniglich durch die Aufloͤſung der⸗
ſelben auf Dinge, ſo zut Erweiterung der Analyſe nicht wenig
mehr ** ge *5 ſchwerere Unterſuchungen unternehmen zu
koͤnnen.
2. Da bier alſo die Figur der Grundflaͤche CAB beſtimme
werden foll, fo laſſet uns eine gewiſſe gerade Linie CA, fo dur
den Punct C gezogen worden , für Die Are annehmen , und auf die⸗
dinaten der Gemdflähe OP=x; PM=g und fee dy=pdxz b
alfo daß die ganze Auflöfung darinnen beftehe, daß eine IoopebPi 4
niß oder Gleichheit zwiſchen x und g gefunden werde.
des Kegels, als aud) feine Dberfläche beftimmen müffen. Und 9
gleich dieſelben aus der Natur der kegelfoͤrmigen Körper leicht her⸗
geleitet werden kann, fo wird es hier dannoch beſſer ſeyn, ſich der
allge⸗
von dem Kegel. ” 41
seinen Formuln welche naͤmlich allen Koͤrpern gemein ſind,
| An Bedienen: damit man hernad) die Rechnung deſto leichter, und
uf eine ähnliche Art, auf die andere Gattungen der Körper anwen⸗
Tonne. |
» 3. Laßt ung zu deſem Ende erſtlich eine Gleichheit ſuchen,
welche die Natur eines Kegels auf die geroöhnfiche Art durch drey
auf einander fenkelrechte Coordinaten ausdrückt, Nachdem alfo aus
‚der Spige O eine grade Linie MO gezogen worden, welche gänz-
lich auf der Dberfläche des Kegels liegt, fo ziehe man aus einem
ke uno Punet Z in derfelben erftlich Die Linie ZY , welche auf
|
der Flaͤche O CA ſenkelrecht auffällt, und dann wiederum von dem
Duncte X die auf die Are des Kegels OC fenkelrechte Linie XY;
| nehme man diefe drey geraden Linien OX, XYund ZY füc
Bonnie an, und ſetze OA=X; XY=Y md YZ=Z.
I Da nun wegen der Achnlichkeit der drey Efe OCP und OXY,
imgleichen O PM und O Y.Z fih verhält a: X=x: Y=y: Zfo wird
TE — und Z= 32. und folglich, wenn diefe Formuln differentii⸗
ret —* und fuͤr Ay pdx geichrieben —— ſo erhaͤlt man
x rn; zZ _ydX- Er
4. Nun wiffen wir Durch die allgemeinen Formuln, welche zur Na⸗
dur eines jeden Körpers überhaupt gehören, Daß, wenn dZ= PdX +0dY
ge etzt wird, der koͤrperliche Innhalt deſſelben ſeyn werde JZdkadY
"und die Oberfläche = JaXdY v(ı+PP+QA) Wenn wir alfo
dieſe Ausdruͤcke auf den gegenwaͤrtigen Fall anwenden wollen, ſo
uͤſſen wir zuerſt die Werthe von P und Afuchen. Wir muͤſſen alſo
us denen firdY und dZ ‚gefundenen Formuln das Differentiale dx I
us bringen, Dadurch wir dann erlangen werden pdY—dZ= = a DE
F alſo
42 Beometrifche Aufgabe
alſo daß dZ—=pdY + vor 1 und folglich P= — FR a=p R
und hieraus wiederum V(L+ PP+ QQ) =-V(as (i+pp)+ px) *)
s. Wir werden alfo folgende Ausdrücke, welche zu unferm |
Vorhaben eingerichtet find , erlangen. Nämlich der koͤrperliche Inn⸗
halt des Kegel = * 2 JyXaX (xdX + Xdx) und die Oberfläche deſ⸗
ſelben = JaX (xaX + Xdx )vV (sa(ı+pp)+ (y—px)*)
Diefe denoppeiie Differentiafformufn müffen zweymal nacheinander
integriret werden, indem man nämlich die beyde Größen x und X,
welche darinn enthalten find, eine nach der andern, als veränderlich
betrachtet. Denn hier werden y und p als zwey gegebene Functios
nen von x angefeben , weil bey der gegenwärtigen Unterfuchung die
Grundfläche als befannt augenommen wird , alfo daß unfere Fore
muln eigentlich nur die zwey veränderlichen Größen x und X in ſich
enthalten, welche fonften miteinander nicht die geringfte Gemeinſchaft
baben.
6. Es muß aber diefe zweyfache Integration beyder Formuln
alfo verrichtet werden, daß erftlich nur eine der beyden veränderlis
chen Größen x und X als veraͤnderlich betrachtet, und die Integra⸗
tion darauf bis auf den ganzen Körper ausgedehnet, hernach aber
auch die andere der beyden Größen als verinderlih angenommen /
und die Integration auf eine ähnliche Art vollzogen werde. Es h
aber einerley , mit welcher veränderlichen Größe wir die Integration
anfangen , da es allegeit nothwendig ift, daß ein und eben derſelbe
Werth heraus komme. Damit man diefeg Deutlich einfehe, fintes
mal dergleichen Rechnungen felten vorkommen, fo wollen wir ung
hier
„ bon dem Kegel.
hier beyder Arten nacheinander bedienen, alſo daß wegen ihrer Ueber⸗
Bauens Fein Zweifel mehr übrig bfeiben koͤnne.
4 7. Es fey alfo bey der erfteren integration nur allein = mit ſei⸗
en Functionen y und p veränderlich, und unfere Formuln werden
Bd ermapen fünnen angedeutet werden. br
der koͤrperliche Inhalt = Fee — Ku yXX)
die Dberfläche = — SAX fr en ig V (aa (1+pp)+(ypx)*)
da nun die hinteren Theile diefer Formuln zuerft integrirt werden
muͤſſen, und dabey X als eine beftändige Größe betrachtet wird,
| folglich IX = 0, fo werden diefelben folgender Geftalten erhalten
FR Xdx und [XdxvV (aa( ı +pp)+(y—px)?)
"da ferner dieſe Integration durch die ganze Grundflaͤche ausgebreitet
hen ſo laßt ung fegen, weil X eine beftändige Größe ift, man
tte erhalten
fydx = A und fdxV (aa (1 +pp) +(y—px))=B
denn bie 7 Werthe dieſer Zormuln werden gewiß beſtaͤndig feyn.
BR"
u 8 Bir toerden alfo hieraus befommen : erftlich den Förperfichen
"Kaum = „ SRXaX , und zweytens die Dberfläche = — Au XoX
da nun 4 der zweyten Integration die varaͤnderlicht Groͤße X
auf der Are von der Spise O5 wo X=o ift, angerechnet , bis zum
andern Ende derfelben C; wo X=a wird, ausgedehnt werden muß,
‚fo wird
XaX * — 0? und pur =! N er mon: Der
jerliche Raum = — Aa ua die Oberflaͤche des Kegels =7B
F 2 wel⸗
—— Geometriſche Aufgabe
welche alſo beyde durch die Figur der — dergeſtalt - |
ftimmt werden , daß da 1 der korperliche Raum⸗ —— und die |
Dberflähe = — n Sdxv (aa(ı+pp) —
wenn naͤmlich dieſe —— durch die ganze RR ausge
breitet werden,
9. Noch ehe ich weiter gehe, fo wird es dienlich feyn eine fon»
derbare Befchaffenheit und Eigenfchaft diefer Rechnung genauer zu unz
terfuchen. Wir fehen nämlich bey unſren gedoppelten Sintegralformuln
NyX (xdX?+XdxdX) und ( [xdX?+ XaxdX) V(ae(ı + pp) Hy—px)*)
daß diejenigen Glieder, welche mit dem Duadrat des Differentialis 4X⸗
verbunden find, gar nicht in Betrachtung gekommen find, und daß eben.
diejenigen Werthe, welche wir eben erhalten haben, auch entfprungen _
würden feyn, wenn wir gleich anfaͤnglich Diefe Glieder weggelaſſen,
und die Formuln folgendergeftalt geändert hätten. Nämlich daß
da wäre der Forperliche * des Kegels * 5 2 ſyXxXdxax und
die Oberfläche deffelben = — — ['XdxdX V (a0 (1+pp) +(y—px)?)
Hier ſtellt fich alfo ee eine neue Art dar, dergleichen gedop⸗
pelte Sntegralformuln weit leichter auszudrücken.
10. Die Urfache aber, warum in ſolchen Formuln allegeit dies
jenigen Glieder, welche durch das Quadrat feines Differentialig vers
mehret find, weggeworfen werden Fünnen, ift nicht ſchwer zu er⸗
gründen. Denn da die Entwickelung derfelben Formuln eine zwey⸗
fache Integration erfordert, deren die eine nur allein Durch die Vers
I der Größe x; die andere aber nur allein Durch die
wu
j von dem Kegel, | 4
| Bebsteisticne. amepten Groͤße X verrichtet. wird : fo iſt offen,
| bat, daß Die erfte, Antegration nur. in fofern die Glieder mit dX,
‚die zweyte Integration, in ſofern dieſelben mit dx vermehret
ſtatt findet: folglich wird man die gedoppelte Integration nur
nn unternehmen koͤnnen, wenn alle Glieder der Formul mit
en Differentialien X und dx ‚zugleich , das iſt, mit ihrem Pro⸗
AX. dx vermehret ſind.
Wenn demnach einige Glieder vockohamen, welche nur mit einem
* Differentialien mit ſich ſelber vermehret, das iſt, ent⸗
mit aX oder dx? verbunden ſind, fo find dieſelben zu einer
Dergfeichen gedoppelten Integration völlig untüchtig. Denn ob fie
gleich) eine Integration zulaffen , welche nämlich durch dasjenige Dif⸗
ferentiale verrichtet wird, fo diefelben Glieder gedoppelt in fich ent»
hält; fo Bann dennoch die zweyte Integration nicht ftatt haben ; dieſe
muͤſſen alfo als nichts bedeutende angefehen werden, fo dag
man dieſelben gaͤnzlich aus der Rechnung auslaſſen kann.
11. Ueberhaupt, wenn! eine dergleichen gedoppelte Integralfor⸗
vorkoͤmmt, als (PdX? + QAdxdX +RaX? ) welche zwey vers
Ünderliche Größen X und x in fich enthaͤlt, und in der erfteren Inte⸗
gration nur die eine veränderlicht Größe X, in der fegtern aber nur
Die andere x als veränderlich betrachtet werden foll, fo Fann man
ſogleich diejenigen Glieder derſelben PAX⸗ und Rdx? , welche mit dem
Quadrat der Differentialien verbunden find, tweglaffen , alfo daß
ur diefe Formul JadxdX zu integriren übrig bfeibt, und welche
eben ſowohl durch AxfAaX als durch AX/Adx andeuten Fan,
Man wird fich nämlich des erften Ausdrucks bedienen müffen,, wenn
querft nur allein X, hernach aber x als veränderlich betrachtet wird;
| 58 der
—
* Geometriſche Aufgabe
der Weyte Ausdruck aber wird ſtatt Finden , wenn die beyden &
zrationen nach einer umgekehrten ring verrichtet werden. |
12. Nachdem nun diefer allgemeine, Lehrſatz bewieſen worden,
fo laſſet uns unfere Formuln, welche wir fehon oben 8. 9. nach der⸗
jenigen ng entwickelt, baben, u welcher J 'örperlich
Raum — 7 ud
und die BR — — JX[Xdev Caa(ı PR — iſt,
anjetzo nach der —2 Ordnung der beyden veraͤnderlichen Groͤten
x und X auseinander fegen , fo daß wir nun den koͤrperlichen Tau
# SAxfyRRAK und die Oberfläche
*7 ax/xax V(aslı+pp)+(y-—px)?) erhalten. 1
ei ift eben das Integrale der Formul JXXAX , weil bier y, in
fofern diefelbe eine Function von x iſt, als beſtaͤndig betrachtet
wird a und folglich wenn dieſes — durch die ganze
Höhe a ausgebreitet wird, fo ift YRXAX = 5 a’y.. Auf eine aͤhn⸗
fiche Art wird in. der zweyten Formul, weil bey der erften Integra⸗
tion v(as(ı+pp) + (ypx)’ ) einerfey bleibt , oder beſtaͤndig
iſt, ſeyn
[XaX V (aa ı +pp) 4 + (y—px)?) = V(aa(1 + pp) +) ;
= = u0v (ao I +pp)+ y—x)%)
wuriyg, Wir erhalten alfe —* die erſte —— den tiwa⸗
iichen Raum des Kegels = = z afyde
und‘ deſſelben Oberflaͤche —3 he
We
I von dem. Po 67 47
jeßt nur noch einmal integriret werden müffen , und zwar
‚daß die Größe * ‚mit ihren Functionen y und p veränderlich
men werden. Die Integration dieſer Formuln geht nämlich
allein. auf die Grundfläche des Kegels , und muß auch auf dier
ſelbe ganz ausgebreitet werden. Und auf diefe Weiſe werden wir
den körperlichen Raum ſowohl als auch die Oberfläche vollfommen
f ‚heraus bringen, als wir diefelben ſchon oben S. 8. durch die erfte
Art gefunden haben. ‚Man fieht auch zugleich aus dieſer Uebereins
ſtimmung die Nothwendigkeit ab, warum bey dergleichen gedoppelz
1 Sntegrafformuln beyde Gattungen, diefelben zu integriven, beftäns
dio auf eine und eben dieſelbe Werthe leiten müffen.
14 Nunmehre iſt alfo gegenwärtige Frage nur allein auf die
‚Figur der Grundfläche gebracht worden, und diefelbe kann derohal⸗
‚ben in dieſen Worten eingekleidet werden, daß unter allen Figuren,
oder unter allen Frummen Kinien AMB, welde eiuen und eben dene
felben Werth für die Formul fydx geben, das ift , welde eine
gleich große Flaͤche einfließen, diejenige beftimmer werde, in welz
her der Werth diefer andern Formul [dxvV (as ı+pp)+( y-px)*)
‚ein Minimum oder am Fleinften fey. Um nun diefe Frage aufzulde
fen, fo nehme ich für bewieſen an, daß erftlich der Differential
werth, oder wie man diefelben fonften zu nennen pfleget, die Bar
iationen der beyden gezeigten Formuln geſucht, und denn zweytens
die Variation der erftern einem Multiplo der Variation des andern
‚gleich gefegt werden muß,
Henn wir alfo diefe Differentiafmerthe oder Variationen
ech den Buchftaben 3 der der Formul vorgefeßt wird, andeuten,
‚werden wir für die verlangte Figur der Grundfläche diefe Gleich⸗
jeit erhalten . |
adfydx = Efdxv(a’(ı+pp)+(y—px)*)
| 2*8 15. Ba
* George biuſgabe
* 0m "Sa hm die gamge Auftd ſung auf der einigen
dieſer Variationen beruhet, ſo laßt uns aus der Lehre der
morum und Minimorum diefe allgemeine Formul Tax betrachten
in welcher Z eine jegliche Function beydes der veraͤnderlichen Groͤß
x und y als auch ihrer Differentialien, oder, wenn dy—pax gefe
wird, der Größe p andeutet: alſo daß dieſe Form SZdx unfere
beyde Formuln in ſich begreift. Weil demnach Z eine Function
der drey endlichen Größen x, y und p ift, fo wird dag Differenz‘
tiale derſelben folgende Geſtalt haben d2= Max -Nay- Pap, und
wo die Größen M, N und P in einem jeglichen Fall leicht erhalten)
werden. Wenn nun diefelben gefunden worden, fo ift aus der Lehre
der, Maximorum und Minimorum bekannt , daß die Variation der
Sormul [Zdx , oder fein Differentialwerth ſich verhalte wie
-
Br er =
16. Diefeg woraus geſetzt, ſo wird für unfre erftere —
ſyax (weil hier Z=y) M=0; N=ı und PSo ſeyn; foiatich
der Differentialwerth derfelben , wie 1. Ba
Für unfere ziweyte Formul [dx V(as (1+pp) + (y—*)”) ia
weil hier Z= ae Be ) fo wird
Wenn wir alfo der Kürze hafben diefe 2 eg: Z,M,N,P a
der gefundenen und weitläufigen Werthe derfelben beybehalten, fo
wird der Differentialmerth unfern zweyten Formul fich wie —
verhalten; wobey zu merken, daß da ſey d2 = Max + Nay+Päp:
folglich werden wir für die Figur dee Grundfläche des Kegels diefe
Gleichheit erhalten m = N— 7, 100 m eine nach Belieben ange⸗
nommene Zahl andeutet. Die ganze Arbeit lauft alſo darauf hin⸗
aus
er, von dem. Kegel. — 40
* Pr —* Werthe für N, P und Z in dieſer Gleich⸗
heit n= F F eingefuͤhret, und dieſelben hernach entwickelt, und
alſo ri gelebt werde, daß dadurch die gefuchte Figur der
Flaͤche erkannt und verzeichnet werden kann. Da aber Pjdie Größe
| F -4 und unfere Gleichheit hinwiederum JP in fich begreift, fo
verhellet,, daß Diefelbe eine Differentialgleichheit von der zweyten Ord⸗
nung feyn müffe, und folglich eine doppelte Integration erfordere,
17. Wenn wir aber die Glieder unferer gedoppelten Diffe-
Anti genauer erwägen, ſo merden mir finden, daß da fey
= — Np, und folglich weil dy= a il Mdx + Ndy=o, alſo ift
| _ Bap—x (y—px i
dZ=Pap, BerdaPp=——g ſo wird
x (4 px) dp
u FE
Ferner, wenn wir den Werth von P Differentiiven, fo erden wir
‚befommen
* aadp - ax we) + xp (asp—x (y—px) ) dZ
Ne eg Sea 7 ooy reger
und alfo, wenn wir hier den eben gefundenen Werth für dZ ſchrei⸗
ben,
y a an + xx ) do—dıx wor) (aop—x ( — R dp
ſolglich wird unſere Gleichheit Rue 2 —— —E — Liſt,i in die⸗
2 (y—px) dx Re
RN Z
f Form übergehen mdx =
(ep—(y—px) dp
R Z
wo 2*V (aa 1+pp) + yp—)?) iſt.
18. Die zwey Testern Glieder der Gleichheit Fünnen auf diefe
Net in eines gebracht werden
7 (Coap—x (y—P%))” — (aa+xx) (al ı+pp)+(y—pr)?))
2. G und
so Ä Geometriſche Aufgabe
und welches durch die Entwicklung in das folgende v verwandelt
wird — ze (aa+xx+yy). Unfere Gleichheit wird alſo hierdurch
eine nn |... fie wird nämlich fyn
2(y-px)dix alas hxc+ ah
wa — — nn 2 Wie diefelbe aber inte⸗
griret werden kann, iſt nicht ſo leicht einzuſehen: denn es kommen hier
drey veraͤnderliche Größen x, y und p vor , deren letztere p m.
zwar Die Verhaͤltniß zwiſchen den Differentialien dy und dx andeutet,
aber die Arbeit Deswegen nicht erträglicher macht; überdas ift auch
die Formul Z fehr verwickelt, und aus alfen diefen dreyen Berändere
lichen Größen zufammen geſetzt.
19. Danun, um die gegentoärtige und andere deraleihen Hieich⸗
heiten zu behandeln, Fein ſicheres Mittel bekannt iſt, fo wird dieſe
Arbeit Durch ‚einige gewagte Verſuche unternommen werden muͤſſen.
Und weil diefe Gleichheit nur die zwey Differentialien dx und dp in
ſich enthält, fo wird diefelbe, wenn fie Durch p vermehret, und für
pax dy gefchrieben wird , fich in eine andere verwandeln, fo die
beyden Differentialien dy und dp in fich begreift: Laßt uns alſo
dieſe beyden Gleichungen, weiche zwar voͤllig miteinander uͤbereinſtim⸗
men, und nur eine ausmachen, — betrachten. Hier ſind ſie
2ly— px) dx a0 (aa + xx -+yy ) dp
l mk = Zn — Ds
— aap ( a0+ xx +yy ) dp
ee
Nun wage man einige 2 ob aus einer gewiſſen Vereini⸗
gung dieſer beyden Gleichheiten nicht eine neue heraus gebracht wer⸗
den kann, deren Integrale von freyen Stuͤcken in die Augen fällt,
Und ich merke bier ſogleich an, Daß der Theil aa + xx +yy des letz⸗
ten Grades einen nicht ſchlechten Grund zu vermuthen geben , daß
diejenige Vereinigung , wodurch die erfte Seite der neuen Gleiche
heit
von dem Kegel, — —
t en, nicht ohne Nutzen angeſtellt werden
Ex 20. Auf diefe Yen werden 8* aber auf mia Steihpe —
2(x P7 aa(x-+ aa + xx + yy)d
mlxdec+ydy)= Yy gun Py 7 yy)ap
ob Diefelbe nun integrabel fey oder nicht? möchte wohl der Mühe
werth ſeyn, näher ABER zu werden. Weil aber das Integrale
| d : erſten Gliedes = - mL xx + yy ) ift fo müßte das Integrale der
beyden uͤbrigen Stieder nothwendig folgende Geſtalt haben,
en C si
— ——— und wenn dieſes angeht, fo fragt man, was
für den Buchftaben C gefegt werden muß? Wenn man aber hinwie⸗
derum die oben MEER Formul. differentiiret, ſo erhält man
N | Er. —_ı DPA (ze +yy +0) ad
Nun if, DER, + em
vH - —— ——— —— ze — und —*
m 2 2 Tmkereien. Eh
— ——
Bit! — — * 1.9300. 1914 Li
Als > ER erhellet alfo; daß wenn C= aa genommen wird,
+yy+aa)
das Differentiale der Formul (re sur) (yore) ‚genau die
beyden übrigen Glieder unſerer Gleichheit folglich, wenn fuͤr
der Buchſtaben n gefehrieben „und eine neue willkuͤhrliche und be⸗
ige Groͤße bey der Integration eingefuͤhrt wird, ſo werden wir
folgende Gleichheit erhalten, welche die Natur der geſuchten
rummen Linien näher zu erkennen giebt, da f e nunmehto ſchon
al integrirt worden iſt. u BEL.”
Mast +o) = * derer) = oder, wenn für Z fein
* 2 Werth
Ei
52 = ji Geometeiſche Aufgabe
(aa+ xx:
Wath — —— nah +ar+tyy)= V(aa (1 — =
+(y—
Es ift aber diefe Gleichheit noch eine — von de ;
erſten Ordnung, daher man alſo leicht eine Verʒeichnung der ge
ſuchten krummen Linie herleiten konnte wenn man na nur erinnert
=
das —* iſt.
— JF Bevor wir aber Die Integration dieſer Gleichheit auf eine
allgemeine Art unternehmen, fo wird es nicht undienlich ſeyn, eine
befonders merkwürdigen Fall vorbero entwickelt zu haben ; derjenige
Fall nemlich wo b=a ift.
Denn, weil alsdann die Öleichheit Durch a4 xy theilbar
Y-PXx,
wird, fo erhalten wir n= V(aa(ı+pp)+(y pP)
und folglich nnaa(ı+pp) = ( mn) ( y—px)° Es kann aber,
dieſe Gleichheit nur alsdann möglich feyn , wenn nn <r.
Laßt uns derohalben fegen ——,, — KK, und nachdem beyderfeite die
Quadratwurzel ausgezogen worden, ſo wird y„—pxr=kavV(1+ pp).
Wenn man bier aber für p feinen Werth ſetzen wollte, fo wuͤr⸗
de man finden , daß die Integration fehr großen Schwierigkeiten un,
terworfen wäre.
23. Man wird demnach auf andere Kunftgriffe bedacht ſeyn
muͤſſen. Wenn aber die gefundene Gfeichung etwas forgfältiger
betrachtet wird, fo wird man wahrnehmen, daß diefelbe glücklicher
Weiſe zu derjenigen Gattung von ganz befondern Differentialgleiche
heiten gehöre, deren Integrale Durch Hülfe einer Differentiation
heraus gebracht wird. Denn weil dy = pdx: fo wird das Differenz
k
tiale unferer Gleichung ſeyn — xap = —
po * Kegel 53
Schwie io mehr unterworfen iſt. Da diefe Gleichheit aber dutch
8 theilbar ift, fo fehen wir daß erftlich p = = der Aufgabe ein Ges
mög un feiften muͤſſe, alſo daß wir hier fuͤt die von der Grundflaͤ⸗
hängen, fo if Far, daß gar alle gerade Linien, fie a eine Lage
haben, wie man will, hierzu gehören. Aber da auf diefe Weiſe der
8 egel nicht geſchloſſen iſt, ſo werden unſere Bedingungen hierdurch
1) Much nicht eigentlich erfuͤllet, dieweil wir nämlich angenommen has
"ben, daß die Grundfläche des Kegels eine allenthalben eingeſchloſſene
‚Figur habe.
— i 24 Nachdem wir alfo hier die gerade inie ausgefchloffen has
ben, fo wird unfere gefundene Gleichung , wenn dieſelbe durch dp
a
v(1 vC+pp)
| folglich er ER Er een)
und alſo xc+yy=kkea=ce ; wenn nämlich) ka=c geſetzt wird.
Hieraus fehen wir alfo, daß alle aufrechte Kegel, deren Grundfli-
ve Zirkel find , der Aufgabe ein Genügen leiſten. Folglich wird
uͤr eine jegliche gegebene Höhe a der gemeine aufrechte Kegel, def
\ fen Grundfläche ein Zirkel von befiebigem Durchmeffer ift, dieſe ſehr
| 5 Eigenſchaft beſitzen, daß demſelben unter allen andern
Kegeln, ſo mit ihm einerley Hoͤhe haben, und einerley Förperlichen
I. daum einſchließen, die Fleinfte Dberfläche zukomme.
25. Es feheinet zwar, daß diefe Auflöfung der vorgelegten Auf⸗
gabe dergeftalt ein Genügen leifte , Daß dadurch alle andere Aufloͤ⸗
füngen völlig ausgefehloffen find. Denn die gegebene Höhe, und
Bote mo förperlicher Naum , fo dem Kegel zufommen foll, mag bes
affen feyn wie man will, fo kann man allemal einen gemeinen
63 aufs
W
| getheilet worden, folgende Auflöfung darreichen x =
u ; x
54 F Geometriſche Aufdabe.
aufrechten Regel finden, der eben dieſelbe Hoͤhe und eben da elben
koͤrperlichen Raum hat, weil derſelbe Raum durch den Innhait de
Grundflaͤche beſtimmt wird. Unterdeſſen wenn wir die Natur der
vorgelegten Frage etwas genauer erwaͤgen, fo werden wir dennoch
befinden , Daß die eben gefundene Auflöfung nicht für allgemein ge \
halten werden Tann. Denn es ift bekannt , daß alle dergleichen.
Aufgaben, welche, wie die vorgelegte, zu den Maximis und Minimis ges
hören; noch verfehiedene andere und willkuͤhrliche Beftimmungen in
fich begreifen „ fo in der Aufgabe felbften nicht. eigentlich, enhalten
ſind. Naͤmlich, da hier die Figur der Grundflaͤche beſtimmt werden
ſoll, ſo wird nicht nur ihre Groͤße in Betrachtung gezogen, ſondern
man kann noch uͤberdas allezeit zwey Puncten nach Belieben an⸗
nehmen, durch welche die verlangte krumme Linie durchgehen ſoll.
Und es kommen fogar ben den Maximis und Minimis auch ſolche
Aufgaben vor, in deren Auflöfung noch weit mehrere Puncten ,
durch welche eine krumme Linie gezogen werden fol, Will⸗
kuhr uͤberlaſſen werden. A
26. Wenn demnach gegenwaͤrtige Aufgabe, nach der Beſchaffen⸗
heit und Natur ihrer Aufloͤſung, alſo vorgetragen wird, daß für eine
gegebene Höhe OC=a unter allen Kegeln, welche nicht nur einerley
Förperlihen Raum einfchließen , fondern deren Grundfläche noch
überdas durch zwey nad) Belieben angenommene Puncte gehen folle,
derjenige Kegel zu beftiinmen fey ı deffen Dberfläche am Eleinften 1
oder ein Minimum iſt. Wenn man , foge ich , die Aufgabe alſo
einkleidet, fo ift offenbar , daß eine zirkelrunde Grundfläche nicht
allezeit, und nur in denen Fällen der Aufgabe ein Genügen leiften
Fünne, wenn die angenommenen zwey Puncten genau in die Peripher
sie des jenigen Zirkels, fo dem gegebenen Raum des Kegels zus
koͤmmt, einfallen. Und fo oft Diefes nicht gefchieht, ſo wird man
allegeit ganz andere krumme Linie fuchen müffen, welche aber alle in
unferen
a. von dem Siegel, 65
unſere! allgemeinen Gleichung enthalten ſind. Denn weil durch die
gie: yfache Integration auch zwey willführliche Größen in die Rech⸗
nung kommen, und überdas fehon eine dritte, nämlich » vorhanden
ft, fo kann eine derſelben Durch den vorgefchriebenen Förperlichen
Daum, Die anderen beyden aber aus der Lage der beyden angenom⸗
menen Puncten, beftimmt werden.
27. Die Gleichung aber, weiche die allgemeine Aufloͤſung uns
erer Aufgabe enthält, ift n(ab+-xx -+yy) = ven - eg
deren Entwicklung ohne einige ganz befondere Runfkariffe — die
‚größte Schwierigkeit verurfachen koͤnnte. Laßt uns aber folgender
Subſtitution bedienen: es ſey ypx=uv(ı+pp) fi daß wir hier⸗
I n( ab+xx-+yy )
durch dieſe Gleichheit bekommen
au —
und unſer Endzweck ſey hierbey alles durch N neue veränderliche
Größe zu beftimmen, Es giebt aber die angenommene a
wenn diefelbe differentiivt wird «= ri V(ı+pp) —
D * **pp)
und hierdurch erhält man auch y= — J V(i1+pP) — I+pPp)
28. Man feße der Kürze halber — RT, alfo daß U
| eine gegeben Funetion von w ſey, und folglich hinwiederum
| Sum) mÜUD) eine gegebene Function von U.
Bi +xx+yy
N re xH+yy —
N ‚ aal—ab du?
“x+Wy=7_T 7 = mp: (i+pp)’ +um.
ZU ſo wird
Dies
56 Geometriſche Aufgabe 3 °
Hieraus muß alfo * durch u oder durch U ) beftimme werden
4
U—a b—uu + J
da nun = (1 +PP) —— —
duv( -D)
1 BEE. u ER
fo wird Ep = Vv(aal—ab—uu (1—U) ) 4
29. Wenn wir bier für = feinen Werth m, und
nadÜ R)
alſo u = ——— ſetzen, ſo werden wir erhalten
dp nadUv(ı—U) i
I+mp — -(S—nnÜU) — UU+
Es kann aber durch Huͤlfe dieſer Gleichheit die Größe p durch U bes
ſtimmt, und hieraus wiederum Die zwey veränderlichen Größen J
und y durch die in 27ten $. gegebene Formuln angezeigt werden. N
Und es werden diefe Werthe alfo befchaffen feyn, daß da fey \
asU U—ab aalv(ı+pp) Bi
xcHyy = TDG und y—px = Wie 4
daraus wir erfehen, daß man aus dieſen Formuln den oben F
ckelten Fall, wo b=a iſt, nicht herleiten koͤnnen; es wird hi
nämlich U=ı, fo daß dieſe Größe aufhörer veränderlich zu feyn
Nichts — erhellet, Daß in dem Fall wob=a iſt,
Formul — einen beſtaͤndigen Werth erhalten muͤſſe, und 4
welche Eigenſchaft die Natur des Zirkels auf das deutlichſte ange⸗
deutet wird.
30. Die Conſtruction der krummen Linie wird ſich ——
alſo verhalten. Man wird naͤmlich zu erſt die Verhaͤltniß zwiſchen
p und U aus folgender Gleichung beſtimmen
Sp nadÜv nadU v(1- 1—U)
1* pp —A— T) V(nn(al—ao) UU+aal—ab)
Und
N ri
= 8
von dem Kegel, “ —
ent dieſelbe gefunden worden, fo werden die beyden Eoordir
und — * Grundfläche feyn
nap — „N nn ( ab—aa ) Vorl y
Se ehe * ⏑ ⏑
— —
| 4 — eg v(ı ep) — mÜUU) :
—* das Sntegrale — Dan Ina) Uran (a
yuvch einen Zirfefbogen angedeutet werden kann, fo durch einen Zir⸗
bogen deſſen Tangens gleich p iſt, abgemeſſen wird, ſo oft wird auch
ie Figur der u „algebraifhe, krummeẽ Linie feyn.
„De wir aber diefe Forihut I allgemeinen Geſtalt von. der-
itiohatität nicht befreyen He „fe wird es auch nicht möglich,
ſeyn ip N ig derſelhen du die I Dioße Quadratur des Bir
* Sy * satt) u SLR ar vr
31. "Derjenige Sall ‚ wo n=1 ift, hat nun dieſe Bequem
ſchkeit, daß die Irrationalitaͤt weggeſchaft werden kann, und dero⸗
degen wollen wir denfelben and) beſonders entwickeln: Es wird aber
nu ad un + ax) ‚G
= — und sh sn
“2 RE Tr e ap U +v (ll—abU—ab)) az
Ylı+ — UU um J
r Sr
J nm FTIR Mıi+pp) GUT, 3
Laßt uns alfo ſchen VL a] )=v fo wird E
w+ab. (as +w)K aa— 2 ab—w
Dash’ = id LUD = — —
dp ———8 dv N
folglich — aan) —
ke Baum: —— —— wird; *
* F 8 adv — — adv — F Ze 11 7
r I eg aa + ww a0 — 2a
ca 32. Hier:
Yo
58 — Geometriſche Mufgabe 9
32. Hieraus ſehen wir alſo, daß wenn z0b-> aa wäre, beyde
Theile Zirkelboͤgen geben wuͤrden: weil aber alsdann die Formul
v(ı—UU),unmöglic) wird, fo würde auch Die krumme Linie felb-
fen unmöglich werden. Folglich) wird bier nothwendig erforderet,
daß an>2ab ſey. In welchem Fall aber das legte Glied durch die
Logarithmen integrabel wird. Wenn wir alfo fegen n—2ab= 20
oder ab = —
ſo erhalten wit
— ® a4 c+v0
‚Ang. tang. p= Ang, tang. 7 +,
b ©: u c+V
p=tang. (æ + Ang.tang. — + a2 FRE,
Nachdem aber auf diefe Weiſe die Größe p durch v beftimmt wor⸗
den, fo werden die Eoordinaten x und 2 der Frummen Linie feyn
_—aplas—ıc+20)+(aa+ 0), . _ +alan—cc+2)+ (au+cc) pv,
=" ZyV(1+pp) (aa+00) (o—w)? I” 2v(1+pp) (aa+) (e—)
+ a und folglich
33. Diefe letztere Auflöfung aber oͤfnet ung den Weg zu einer,
andern , die weit kuͤrzer und ſchoͤner iſt. Wir fehen nämlich daß
die gerade Linie CM = V(xx+yy). in unfern Formuln zum öftern
vorfömmt. Laßt uns-Diefelbe alfo anftatt der: Coordinaten in der
Rechnung einführen, und mit derfelben noch einen Winkel verknuͤ⸗
pfen; es ſey derohalben CM=z und PCM= 9 alfo daß ax + yy=zz U
b
und x = 2.0060; y=2fin. PD ift: danın U= rn ift,
' na(ob+zz) V(ı+pp)
¶ſo wird pr TC aa + zz > —m (ab+ 22°) |
weil ferner de de cof. d—zdd fin. d und dyy=dzrfin.P+rdP cof. ®
2 ll + zdd cof.
po —* = Frcoh Pad in. d —J
— V(de? +22d®? N |
folglich y—ı = 4zcol,d—zadfin.d undV(IHPP)=Fzco1.d—zd0lin.®
Wenn
von dem Re I 59
F wir demnach diefe gefundenen Werthe an ihre gehörige Ders
ter ſchreiben, fo werden wir folgende Gleichung zwifchen z und ®
Is 4 — (4422)
Car Fa) it Fer)
34. Man nehme beyderfeits die Quadrate, und man wird end
ih auf diefe Gleichung verfallen
| (a0 + 22)°2°49° —ın Cab +zr ’r’dd? = mmaa(ab+ 22)?dz’+
ws REITER"
daraus wir dann fogleich erhalten =
J 'na(ab+zr)dz SE
id = 2V(aa+ 22) (z2z(aa+22r) —nn(ab+2r)*)
| Sobald man aber durch Huͤlfe dieſer Gleichheit die Verhaͤltniß zwi⸗
ſchen der geraden Linie und dem Winkel gefunden ſo wird dar⸗
k 8 erhellet ferner aus diefer Aufiöfung fogleich , daß man der ge⸗
fundenen Gleichheit ein voͤlliges Genůuͤgen leiſte, wenn fuͤr z eine
ſolche beſtaͤndige Größe angenommen wird, daß dadurch der Nen-
mer vernichtet werde; oder wenn man zz (as +22) = mm( ab + zz)?
| Br In In dieſeni Fall wird aber die ſchon oben gefundene Aufloͤſung
Kegels beftimme wird, ganz leichte finden. Dann weil der Innhalt
de Grundfläche auf eine allgemeine Art durch = Szrdd angedeutet
wird, in fofeen man nämlich nad) der Integration den Winkel ® bis
gu vier rechten Winkeln ausbreitet, fo wird der Innhalt unferer ge-
ſuchten Grundfläche feyn
0 na (ab +22) zdz
F = —’/2vV(as+27) en +27) — mehr
* 2 d⸗
6. Geometriſche Aufgabe von dem Segel, |
Endlich da dieDberfläche des Kegels durch — —A +)
ausgedrücht wird, fo werden wir erflich, ‚ wenn wir für x, y und ®
die eben angezeigten Werthe Durch z und ® fehreiben,, die Oberflaͤ⸗
che eines jeglichen Kegels auf eine allgemeine Art alfo ausgedrückt
* naͤmlich
*25 Maaaꝛ +27 (au +22)dP*), Seen wir nun bier ferner für
30 Faser gefundenen Werth, fo wird die Dberfläche unfers vers
ai Kegels ſeyn
„_ eplızdevlaarze) 0 2.)
— ie VRR ++) )= — +27) —ın(ab +zr)?)V|
Cart
Ta a me
a nn ee en
\
- Earl Auguft Scheidts
Verſuch
einer
bergmaͤnniſchen
Erdbeſchreibung,
8 der ganze Erdboden als ein Floͤtzwerk,
4 feine Berge aber nur als Abweichungen von ihrem
; Ganzen betrachtet werden,
J
5
nebf
2 hergeleiteten ſichern Regeln, wie auf ſelbigen
Gaͤnge Erze und Mineralien aufzuſuchen.
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Vorrede.
F Der Nutzen, den ein Landesherr fuͤr ſich und
ſeine Unterthanen aus Bergwerken ziehen
IM _Fann, wenn ſeine Länder mit edlen Gebuͤr⸗
ASIEN gen gefegnet find, ift ein Gegenftand, der
J in der That viele Aufmerkſamkeit verdie⸗
net. Es iſt bekannt, was die Bergwerke in allen Theilen
der Welt, und ſonderlich in vielen Laͤndern Europens,
J denen
6 DIIMIENTN
denen Furſten ſo ſie bauen laſſen/ für große: Schaͤtze
geliefert, und was für eine Menge Menſchen von jeher
ſich dabey ernaͤhret haben. Churfuͤrſt Auguſtus zu Sach⸗
ſen, und Herzog Julius zu Braunſchweig machten dem
nfang mit Huffchließung ihrer edlen Gebuͤrge Bus
fogenannte Stollen, und verfügten zum Bergbau weife
und Fuge Anfalten, wodurch fie ihren Nachfommen
anfehnliche Schäge nach Damaligen Umftänden und Ber
tert hinterließen. Viele vornehme und gelehrte j
ner haben ſich mit Bergwerksſachen befchäftiget , And
fie ihrer Betrachtung würdig geachtet; ihre Schriften
find größten Theils in des Heren von Mohr oͤkono⸗
mifcher und in eben deſſelben phyſi iFalifcher Bibliotek
der Fäftnerifchen Musgabe angezeiget; auch Herr Zink
in feiner Eammeraliſten-Bibliotheck, und Sprengel in
der Befchreibung der harzifchen Bergwerfe in der Ein⸗
leitung, führen Die beften Bergmwerfsfehriften an, wozu
noch Pott, Margaraf und Vogel mit ihren Abhand-
lungen, als neuere Schriftfteller in Diefer Art zu vech-
nen find. Alle Haben etwas nüßliches und_gufes; al
lein man vermiſſet noch zur. Zeit ein Bud), worinnen al
le Bergwerks: Wiffenfchaften in einem ordentlichen Zi
ſammenhange nach ihren eigenen Grundfägen abgehanz Ä
delt werden; es find Diefer Wiflenfchaften zuviel, fo im |
Abſicht auf Bergwerfe zufammen gehören, und man
kann einem fonft gar gelehrten Manne nicht zumuüthen,
— er — alle beſitze. Wo iſt gleich ein ſolcher Gelehr⸗
ter
I. Borrede. 65
ie der Muth und Eyfer genug hat, den Anfang da;
‚zu felbft unter der. Erde zu machen? die Bemühung ift
‚Abm zu unbequem, ſchmutzig und gefährlich; gleichwohl
r muß fie unternommen werden. Man muß die
Kaͤnntniß des Erdbodens, feiner Erd-nnd Steinlagen
nicht allein auf feiner Dberfläche, fondern auch in ſei⸗
nem Innerſten zu erlangen ſuchen. Einige folcher Berg-
J s⸗Wiſſenſchaften find bereits wohl ausgearbeitet,
befte Daraus Fönnte bey fo einem Werfe an gehö-
| rigen Drten eingerücft werden; verfchiedene andere aber
find noch nicht gehörig abgehandelt, oder es ift einigen
andern unter Diefen Wiffenfchaften noch gar Fein Platz
angewieſen worden, Ich will zum Beyfpiel einen Furz
zen Plan zu einem ſolchen zuſammenhaͤngenden Werke
von Bergwerks⸗Wiſſenſchaften entwerfen, und bier
mittheilen:
...&ch feße voraus , daß wer fich mit Bergwerksſa⸗
chen befchäftigen will, die Nafurlehre und Chymie;
aus denen mathematifchen Wiflenfchaften aber Die Rech⸗
nungstunft, Geomefrie , Trigonometrie, Mechanik, Hy-
draulik, Hydroftatif, Aerometrie und Baufunft, ferner
Das Manufactur Handlungs:und Cameralwefen ins
ne habe. Das erfte in diefem Plane fey:
Ein Mineralfpfiem. Der Herr Profeffor Vogel
er Oöttingen bat nur neulich dergleichen drucken laſſen.
J Man
66 Borrede -
Man Eönnte das Daraus annehmen, was eigentlich Die
Mineralien betrift; das übrige aber , was unwichtig
iſt, oder nicht dazu gehöret, weglaffeı, oder Des Herrn
MWallerins Mineralreich zum Grumde legen; auch Des
Herrn Woltersdorfs Mineralfyften, Lehmanns Mir
neralogie aus Dem ſchwediſchen und Deutfchen überfegt,
Eoppenhagen 1760. koͤnnten biebey gute Dienfte lei⸗
ften. Ich fehidte deswegen die Mineralogie voraus,
weil man von dem, was man fuchen will, zuvor wer
nigſtens eine hiftorifche Känntniß haben muß; hat man
diefe, fo begehret man zu wiffen, wo und wie Die Miz
neralien und Erze gefunden worden. Alm beften werden
fie zu finden feyn, wenn man fich die Befchaffenheit Des
Erdbodens, ſowohl nach feiner Oberfläche, als nach
feinem innerfien Baue, foviel möglich , befannt machet:
denn hieraus müflen Negeln zum Auffuchen der Mine
ralien und Erze hergeleitet werden, dahero ift nöfhig
Kine bergmännifche Erdbeſchreibung, fo Diefes in
fih halt. Herr Dr. und Profeſſor Lehmann hat mit
feiner im Jahr 1756. herausgegebenen Slößgefchichte
den Anfang dazu gemacht. Kennet man Den Bau Des
Erdbodens ‚und. hat feine Erd: und Steinlagen gefunden,
in welchen Lager, Gänge, und in diefen Mineralien
und Erze vorhanden find, fo wird gefucht, wie ihnen am
beſten und leichteſten beyzukommen ſey: Diefes zeiget
Die
- Borrede, 67
E
F + Die Bergbaukunft. Man hat noch Feine eigene
and gründliche Abhandlung davon, fondern fie ſteckt noch
meiftentheits unter denen Bergleuten. Agricola, Loͤh⸗
neys, und Roͤßler haben in ihren Schriften noch das
meiſte und beſte davon aufgezeichnet; die Gelehrten koͤnn⸗
‚ten fie aber nach dem heutigen gruͤndlichern Geſchmacke
verbeffern helfen, wenn fie den Bau des Erdbodeng
fenneten. Die ee nn ir Fur
— dieſe find
Die Markſcheidekunſt. Der ehemalige Lehrer auf
‚der hohen Schule zu Wittenberg, Herr Weidler , hat
| hievon ein arfiges Tracktätgen, unter dem Titel: Weid.
‚leri Inftitutiones Geometriae fubterraneae in 4. gefchries
| ben , welches 1757, wieder vermehrter aufgelegef wor⸗
den, und wenn man des Herrn von Oppels und Auz
guſt Beyers Schriften hievon * ni fo * man
alles, was noͤthig iſt.
Die Bergmaſchinenkunſt. Cie hat noch große
x erbeſſerung noͤthig; man muͤßte dieſelbe bisher aus
Berg⸗ und Maſchinenbuͤchern zuſammen ſuchen. Es
haͤre gut, wenn Die Bergmaſchinen durchgegangen,
nach mechaniſchen Gruͤnden unterſucht und zuſammen
gebracht wuͤrden. G. Agricola ſagt in der Epiſtola
auncupativa zu feinem Werke de Re Metallica: es babe
‚Strato Lampfacenus, ein Grieche, ein Bud) de Machi-
Ey” 32 nis
68 nie
nis metallicis gefchrieben ; man weis aber nicht, ob es
verloren gegangen, oder noch in einer alten Bibliothek
ſtecket. Agricola, Löhneys und Nößler befchreiben Die,
zu ihrer Zeit gebräuchlichen Bergmafchinen. In Lens
polds großem Mafchinentheater ftehen fie etwas beſſer
gezeichnet. Zu der Bergbaufunft ae verfchiedene: ©
Handarbeiten, als %
| f
Die Aäuerarbeit. Sie ift — recht mit ihren
Grundſaͤtzen beſchrieben, und gleichwohl muß denen
bauenden Gewerken ſehr viel daran gelegen ſeyn, daß
ihre Steiger und Bergleute fie recht erlernen: denn ſie
ift eine der Foftbareften. Wie ein Bergeifen am Ger
fteine recht anzuführen , Damit es nicht zubald zum]
Schaden der Gewerfe verfchlagen und verdorben wer⸗
de, Davon findet man nirgend etwas. Don dem Let⸗
tenfchießen kann Zumbe, und mein Traftätgen von
dem Sprengen des Gefteines, nachgefehen wer⸗
den.
Die Zimmerarbeit. Man findet hievon etwas in’
dem Agricola und Nößler in Riſſen vorgeftellet. Herr
Sprengel in feiner Befchreibung der harzifchen Berg-
were, und in der Befchreibung des firaßberger Gru—
benbaues, auch Schober von denen polnifchen Salz
gruben, in dem Hamburgermagazin, reden Davon.
Die
Borrede 69
| Die Maurerarbeit. Diefe verdienet zu Erſpa⸗
rung des Holzes, vor andern, auf den Grubenbau anz
—* zu werden; ſie hat in Abſicht auf denſelben viel
beſonderes. Nur eines zu gedenken, ſo muß, wenn der
en fein Gemäuer von der Erde in die Höhe
‚führef, der Grubenmaurer fich mit feiner Arbeit in ei-
‚nem auszumanrenden Schachte ganz umgekehrt verhal
fen, und es wird ſich hier alles , was in der Baufunft
von Bogen und Gemwölbern gelehref wird, anbringen
+
Die Bergfoͤrderniß. Auch dieſe verdienet noch
R unterfucht zu werden. Auf diefe folgt |
Die Aufbereitung der Erze. Man findet von Kar.
hergehender und diefer Arbeit etwas in denen oben ans
geführten alten Bergbüchern, und in Sprengels Befchreis
bung der harzifchen Bergwerke. Es gehörek hieher
Das Scheiden )
z : Boden > der Erze,
z : Wafchen )
N z z Aufbereiten der Farbenerden
Diefe Arbeiten find noch lange nicht zu ihrer Vollkom⸗
menheit gebracht ; fie müffen noch aus phyfifalifchen
und mathematifchen Gründen verbeffert und erfläret
erden. Wenn die Erze aufbereitet find , fo fol ihr
halt erforfchet werden, Diefes gefchieht Durch
\ DREH 3. "reg Die
70 Vorrede—
Die Probierkunſt. Sie ſetzet chymiſche Grund⸗
lehren voraus, und iſt noch am beſten ausgearbeitet.
Erker, Schluͤtter, Cramer, Lehmann, Gellert geben
gute Anweiſung zum probiren der Erze und Metalle. |
Mit der Probier z und nachfolgenden Sm
verwandf 4
1
Die Baukunſt des Seuers, welche zeiget, wie das
Teuer bey jeder Nöft Schmelz und Hüttenarbeit recht
vorfheilhaft anzubringen, auch die Defen, Holsftößel
zum Seuerfegen am Geftein, und Meiler zum verfohlen
zu bauen find. Es gehören hiezu Grundfäge aus der
Naturlehre und Mathematik, fonft weis man nicht, wa⸗
rum dieſe oder jene Seuerarbeit vielmal nicht recht vonz
ftatten gehen will. Herrn Schlütters großes Schmelz⸗
Buch ift bey dieſem Artickel noch am beiten zu gebrau⸗ |
chen. Herrn Palnftierns Anmerkungen über Die Kohlen⸗
meiler find in dem 20. Bande der fchmwedifch - afadez
mifchen Abhandlungen pag. 196 -- 209. der Faftnerifchen N
deutfchen Ausgabe eingerüct. Es ift bekannt, daß bey Al
denen Hüttenwerfen Defen mit Gebläfe eingeführet find, W
und Daß ſie des leßtern wegen an niedrige feuchte Derz
fer, wo Waſſer und Gefälfe ift, zu ſtehen kommen; wie.
viel aber die Feuchtigkeit denen Schmelzoͤfen und der.
damit zu verrichfenden Schmelzarbeit ſchade, weis jez
der Huͤttenmann: und wenn ich befrachfe,, was. ein nicht
recht vorgerichtetes RUN ‚ zumal wenn e8 zuftarf gez |
het,
Vorrede. 71
het, Daß es die zart eingeſprengten Erze in die Luft ja⸗
] get ‚, für Schaden anrichten Fönne, und die Erzfuhren
| Denen Schmelzshütten fehr Hoch zu ftehen Eommen:
| ſollte lieber auf Schmelzoͤfen ohne Geblaͤſe mit einem
guten Luftzuge gedacht werden. Das Schmelzen geht
| in dergleichen Defen viel gleicher, als vor dem Gebläfe,
‚und fie haben den Vortheil, daß fie bey denen Gruben , die
‚Eisfuhren zu erfparen, angelegef werden koͤnnen. ‚Zu
Briftol in Eugelland werden Kupfererze mit Steinkoh⸗
den in dergleichen Windöfen geſchmolzen, und zu gute
gemacht, und nicht einmal vorher, wie in Deutfchland,
geroͤſtet, Sondern nur immer aus einem folchen Dfen in
Den andern gebracht, ‚bis die Kupfer gar find. Herr
Schlütter hat Diefe Defen unser der Benennung der
Zoupolows befchrieben und gezeichnet, Ich habe die
Möglichkeit des Schmelzens der Erze Durch Diefe Defen
‚Dafelbit mit angefehen. Bey Redruth wurden Zinnerze
Darinnen gefchmolzen, und ein guter Freund zu Paris
verſicherte mich, daß man fich deren in Bretagne zum
fchmelzen der Bleyerze bedienere. Da die Kupferfchie-
fer ſchon vor fich im Feuer brennen, fo follte ich meynen,
fie müßten vor andern Erzemin folchen Defen guf Durch-
zuſetzen feyn; dergleichen Defen aber könnten vieleicht
noch verbefiert werden. Der Baukunſt des Feuers
pi
Die
72 u Vorvede.
Die Schmelzkunſt. Zu diefer gehören. Di Hütten
2 : |
Das Nöften
z VBeißen
Schmehen | \ der Erze und Metalle.
Abtreiben ) Ä q
z » Gilberbrennen
Son dieſen Arbeiten Handelt Schlüffer in feinem BR |
Schmelzbuche, welches zu weiterer Unterfuchung des)
Schmelzweſens Stoff genug enthalt. Man follte dag
Erzbeigen nicht fo hintan feßen , fondern vielmehr ei⸗
ner tüchtigen Unterfuchung würdigen: weil eg vielmall
mit fehr geringen Dingen verrichtet werden Fan, und],
in manchen Sällen mehr Mugen, als das Foftbare und)
wohl gar vergebliche Nöften fchaffen dürfte. Man hat
Kieße, die nicht eher Witriol geben, als wenn fie Jahr
und Tag der Luft und dem Wetter ansgefeßt geweſen,
welche fie beißen und auflöfen. Hier Fann auch Pla]
finden
Das Glett⸗
⸗⸗Schwefel |
2 2 Arfenif- | machen.
z : Blaufarben-
Ferner gehören hieher Die Siedeweite, ‚ als
Das Saly |) 1
⸗Vitriol⸗ ſieden.
⸗⸗Alaun⸗
Bi
B- 4
u A
——— — =
Vorrede. er
findet in vorgenannten Buche, und in andern
iften von Der Art, Nachrichten Davon. Alle Die
mr ſchlagen zugleich mit in
Die Aranufacturwiffenfebaft ein, Derfchiedenes
ſteht hievon in denen Teipziger Öfonomifchen Samm⸗
lungen. Es giebt noch mehr — 52 die hieher
gehoͤren, als: | |
Pan 89 Das Sleinſchneiden,
— Steindrechſeln ꝛc.
Die Marmorien, wie man ſie in Sranfreich und
Stalien findet. Sie erfordern ihre befondern Maſchi⸗
nen und Werkzeuge. Zu denen Bergwertswiſſenſchaf⸗
ten gehoͤret auch
= —* Bergeechnungswefen. & defepe w
Material⸗7
Lohn⸗ |
Hüften ⸗ en ꝛc.
JJ———————
Muͤnz⸗ ee
Man muß e8 noch zur‘ Zeit * Bergbůchern Lohn⸗
eln, Huͤttenaufſtaͤnden zuſammen lt, Ich Ber
rner hieher 9*
* —
ner milsid
—* K Die
274 | Vorrede. | |
Die Berghandlungsſachen. Sie befteh up
daß Die Preiſe der ausgebrachten Bergwaaren nach
dem dabey geſchehenen Aufwand eines Theils richtig uͤber⸗
ſchlagen, und ſolchergeſtalt eingerichtet werden, daß
Nutzen heraus komme andern Theils erfordern fie eine
Kaͤnntniß wohin dieſe Waaren am beſten zu vertrei⸗
ben, und was ſonſt noch bey Handlungsſachen vorzu⸗
fallen pfleget. Man findet hievon in Anſehung dieſer
Waaren nichts ins beſondere aufgezeichnet. Es ſind
3
diefem Plane noch einzurücken einige J
Cammeralanſtalten, als:
——— m: noman yaß, |
rn ‚Die, Forſt⸗ ar iD Bere
nd Lauf - 2 An BR. 0 2
* Ri — 2 11195 87, RI H
— 4 y ung 7 al
Auf dem Harz ift das Berg und Forſtamt genau]
miteinander Verbunden <' denn der Bergmann muß wiſ⸗
fen, wo er Holz und Kohlen hernehmen, ‚und der Forftz
beamte es ihm anweifen fol. Herr Chriftian Böfe hatll
generale Haushaltsprincipia,von Berghüften: Salz
und Forſtweſen in Fol. gefchrieben; Das Buch hat fonz
perlich in Forſtſachen viel gutes: der Mann hat viele
Jahre auf dem Harze als Bergbedienfer gelebef. Un
$er Die Bergwerksfachen mifcher ſich aah
ee. ie ar 3 WBERRTRIRERD. nitur
ande Die Hand werkotunde Es iſt gut, wenn malt
auch eine Kaͤnntniß von folgenden Handwerfen hat,
sr m und:
Vorrede. | 75
nb ihre Mäteriafien ind daben noͤthigen Verdienſt zu
ſchaͤtzen weis. Sie ſind
* Das Shmide ⸗
— Zaunmermauns/
—3 Wagner ⸗
Boͤttiger⸗
Schreiner⸗
Schloſſer⸗
Maurer⸗
Geiler ⸗
Lichtzieher⸗
iſt noch ein großer Artitel übrig, der ſich über die
and ——— ———— alle aſreget⸗ < man
—* ihn
w Die berpmännifihe ff nennen.
| “m koͤnnte aus allgemeinen Rege ein beftehen; ihre bez
h andern aber FH jeder a augleich
N
De en nr wa
C
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BHandwerk sc,
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2 de
Br oben erivehntes Sud) Hk Fi ge 1 Dienfte
® ften, und Hear Halle in Er an kuͤrzlich eine
N nal ch. ft
“ Die — ſich auf. Geſetze, —
ind ze gründen, Fönnten einem Nechtsge-
K 2 lehr⸗
—
J | Vornadn
lehrten uͤberlaſſen werden, in Ordnung zu — und
da ſie auf Grundſaͤtzen beruhen, die zum Theil denen
andern Bergwerkswiſſenſchaften eigen ſind, ſo wird er
wohl thun, wenn er ſich dieſe zuvor bekaunt machet.
Johann Georg Baußen hat eine Einleitung in Die Berge
rechte und Bergproceffe in 4. 1742. zu Leipzig in drey
Theilen herausgegeben. Abraham von Schoͤnbergs |
Berginformation und Chriftopf — Bergbuch
ſind nicht unbekannt. |
Sch geftehe gar gern, daß dieſer Plan noch feine
Unvollfommenheiten an ſich hat; er wird dahero vielz
mehr nur vor einen kurzen Entwurf eines Plans, zu eis
tem snfammenhängenden folchen Buche von Bergwerks⸗
wiffenfchaften, fo lange anzufehen feyn, bis fich jemand
beeyfern wird, einen beffern zum Vorſchein zu bringen.
Sch werde zufrieden feyn, wenn ich nur Gelegenheit da⸗
zu gegeben habe. Unterdeſſen begreift man leicht, daß |
zu einem folchen Werke mehr als ein einziger Kopf gehoͤ⸗ |
ref, wenn etwas gutes daraus werden fol. Ich habe
oben gefaget, Daß noch eine bergmännifche Erdbefchreis
bung nöthig fey, worinnen Die Befchaffenheit des Erdz
bodens, fowohl auf feiner Dberfläche, als nach feinen
Innerſten, nebft Daraus herfließenden Negeln,zum Auf⸗
ſuchen der Mineralien und Erze enthalten. Leibnitz,
MWifthon, Woodward, Ray, Burnet, Moro, Berfrand,
Sulzer, Lehmann, haben viel brauchbares von Entſte⸗
hung
Vorrede. 77
ung des Erdbodens geſaget, und der letztere hat eine
eſchichte von Floͤtzgebuͤrgen, wie oben erwaͤhnet wor⸗
heraus gegeben.
ES ,
In gegentwärfigem Verſuche einer bergmaͤnniſchen
Erdbeſchreibung habe ich einige lehmanniſche Wahrhei⸗
‚ten etwas allgemeiner zu machen gefuchef; andere Darin:
i en vorkommende Dinge aber noch aus anderen Geſichts⸗
neten befrachter, und Regeln zum Auffuchen der Mir
neralien und Erze aus einigen meiner Saͤtze hergeleitet.
Ich habe geglaubet, den ſicherſten Weg zu gehen, wenn
Ah Den natuͤrlichſten waͤhlete, auf welchen mich die Na⸗
tur der Sache felbft leitete. Ich werde alſo etwas von
der natürlichften Entftehung des Erdbodens fagen, feine
Außerliche und innerliche Befchaffenheit , fo weit fie. aus
feiner Entftehung gefchloffen werden kann, und theils
bekannt ift, betrachten, und zuleßt zeigen, wie Erd-
- und Steinlagen, ihre Gänge, Lager, Klüffe, Mine
ralien und Erze nach fichern Negeln aufzufuchen.
14 Sch Eenne Die Wichfigfeit meiner Unternehmung,
und die Hinderniffe, fo mir im Wege ftehen, alle Ges
wißheit von der Art und Weiſe der Entftehung und der
Beſchaffenheit des Erdbodens zu entdecken; und wie
koͤnnte ich mir auch einfallen laſſen, von einer Sache,
die, was das Hauptwerk betrift, noch von Dem Dafeyn
{ der Menſchen entſtanden, etwas in allen Stuͤcken ge⸗
— K3 wiſſes
a Borrede
wiſſes zu vaprechenẽ Nein! dieſes wird PO
nicht fordern, fondern zufrieden ſeyn, wenn ich nu
viel Wahrheiten zum Vorſchein bringe, als mich
Natur aus ihren Werfen hat empfinden laffen. Sollte
ich aber auch dieſes in gegenwärtigem Verſuche einer
bergmännifchen Erdbefchreibung nicht völlig geleiftet ha⸗
ben,fo verfehe ich mich Doch zu Der Bilfigfeit der Churfuͤrſt⸗
lichen Akademie der Wiſſenſchaften, ſie werde dieſe meine
Bemuͤhung in Abſicht auf den Mugen des Bergbaues
nicht ganz ungeneigf aufnehmen, fondern fie wenigftens
als ein Zeichen meiner Dankbarkeit anzufehen hochge⸗
neigt geruhen, welche ihr für feine Aufnahme zu —
Mitgliede ſchuldig iſt
Gluͤcksbrunnen den 1%, Mär, J
176% *
Der Verfaſſer
Carl Auguſt Scheidt.
Ver—
Annie: 270 hc &: I
Br | 8 erſuch
eine x raminhen Erbefeeibung.
Von Entfehung des. Erdbodens. au
4 Aus mas. ‚für Urſtoffe der Schoͤpfer aller Welten die ao
unſeres Erdbodens zubereitet überfteiget noch zur Zeit
Fur alle menfchliche Begriffe; die Art und Weiſe aber, tie
—— derſelbe fo, wie er iſt, aus geſchaffenen Theilen zuſam⸗
men 1 gefeßet werden koͤnnen, läßt uns Die Natur und Befchaffenheit
d ſelben theils wahrſcheinlich vermuthen, theils auch aus der Geftalt
und Lage feiner Theile über und untereinander ziemlich deutlich einſehen.
ch will demnach die Entftehung des Erdbodens aus gefchaffenen Thei⸗
den betrachten, und fege voraus, daß jedes Ganze in der Koͤrperwelt alle⸗
al aus feinen Theilen beftehe. Da nun der. ‚Erdboden ein folches
Banze ift, ſo müffen feine Theile vorhanden geivefen ſeyn, woraus
| Et, Fünnen , und diefe Theile müffen auch noch in ihm ent -
pn ſeyn. Wir Fennen in der ‚ganzen Natur unferes Erdbodens
feine
A r.“
+
BE Berguännifepe ind
Feine. andere „als fefte und. flüßige Dheile: denn aus ihnen fa
zuſommen geſetzt. Die flüßigen find Feuer, Luft und Safer
find in einer noch unbekannten Verhaͤltniß immer miteinander
iſcht. Die feſten Theile ſind das ganze Hauptwerk, fo. man zu⸗
ſammen die Erde zu nennen gewohnt iſt. Das Waſſer —
denen fluͤßigen Theilen, ſeiner Schwere nach, den feſten Theilen ©
naͤchſten, und vermiſcht ſich mit dieſen am leichteſten. Die taͤg
che Erfahrung und Verſuche der Natur ſelbſt bey Regen und —
then belehren uns, daß ſich die feſten Theile des Erdbodens mit dem
Waſſer gern vermiſchen, und mit ihm zugleich beweget werden koͤn⸗
nen. So lang dieſe Bewegung dauert, ſchwimmen die feſten Thei⸗
fe in. dem Waſſer, hoͤret die Bewegung auf, und das Waſſer wird
rubigr ſo ziehen die feſten Theile, wenn ſie ſo klein und leicht ſind, !
daß ſie fuͤr ſich ohne Bewegung in dem Waſſer ſchwimmen 7
einander endlich an, ‚werden: ſchwer, wie die groͤßern und ſinken V
nen, ſo ſchließe ich: die feften Theile ib Erdboden můuͤſſen in de M
Waſſer zur Zeit ſeiner Bewegung geſchwommen, und da es wieder
in Ruhe gekommen, ſich aus demſelben niedergeſenket haben. Die
ſeſten Theile des Erdbodens, fie mögen nun zu der Zeit ihres Nie⸗
derſinkens weich geweſen ſeyn, oder nicht, haben doch eine mehre⸗
se Schwere gehabt; als das Waſſer, ſonſt hätten fie aus dieſem
nicht niederfinfen koͤnnen. Als Die feſten Theile alle zu ſinken ange
fangen, haben fie ſich vermoͤge ihrer eigenen Schwere gegen eine
gemeinfchaftlichen Punkt über und an einander gefegt, woraus
Grund des Erdbodens entſtanden. Die oberſten Theile haben auf
die
oe:
Bersmännifche Erdbefchreibung. 81
un rſten gedruckt, daß das Waſſer zum Theil zwifchen deren
en über fich gef .., dadurch haben die feften fi ch beffer in ein⸗
zn und jujammen verhärten Eönnen.
IE. eeften Theile find in Anfehung ihrer Schwere unterſchie⸗
en: Die ſchwerern bewegen ſich geſchwinder durch das Waſſer, als
‚Die leichtern, das iſt, Die ſchweren ſinken in dem Waſſer zu erſt nie⸗
‚der, und die leichten feßen fich Darüber, weil fie langſamer ſinken.
ä iefes Geſetz iſt der Natur der flüßigen und feſten Theile unſeres
\Erdbodens eigen, Darum müflen Die fehmwereren feften Theile deffet-
ben gegen den gemeinfchaftlichen Punkt gefunken , und da liegen
ebfieben feyn; Die leichtern aber haben ihre Lage weiter gegen die
Oberfläche des Erdbodens genommen. Sind nun die feften Theife
des Erdbodens nad) hydroftatifchen Geſetzen aus dem Waſſer gegen
‚einen gemeinfehaftlichen Punkt nieder geſunken, fo muß der Erdbos
den eine Kugel geworden feyn , die Schaafen und Schichten deſſel⸗
ben aber, welche aus denen niedergeſunkenen feſten Theilen beſtehen,
muͤſſen gedachten Geſetzen nach als gleichlaufende ſphaͤriſche Flaͤchen
uͤbereinander liegen, und der Erdboden in ſeinem Innerſten kann als
ein Koͤrper angeſehen werden, der aus gleichlaufenden ſphaͤriſchen
Schaalen, Schichten, oder Flaͤchen uͤber einander beſteht. Nach
dieſen Begriffen, welche in der Schwere der feſten Theile des Erdbo⸗
deng, und in denen Geſetzen der hydroftatifchen Bewegung ihren
Grund haben, Fünnen die Berge nicht mit dem Erdboden zugleich
aus dem Waſſer entftanden feyn, fondern es muͤſſen fie andere Zei⸗
fen, und verſchiedene Urſachen zuwege gebracht haben, welche aus
ihrer Geftait, und aus der Kage 1 kn pe und —— beur⸗
hheilet werden muͤſſen.
L Von
8 Berginännifähe Erdbeſchrelbung⸗
Von der Oberfläche des Erdbodens, und denen
Urfachen ihrer Geſtalt.
pro ich die Entftehung des Erdbodens kuͤrzlich auf die ik.
türlichfte Weiſe betrachtet , und ihn ale einen Körper vorges
fietfet, der aus dem Waſſer nad) hydroſtatiſchen Geſetzen gefchieden,
und als eine Kugel zufammen gebracht worden, folglich aus lauter
ſphaͤriſchen Erdflaͤchen übereinander beſtehen muͤſſe; die Oberfläche
des Erdbodens aber an vielen Orten, dem Augenſcheine nach, das
Gegentheil zeiget, Die Geſetze der hydroſtatiſchen Bewegung gleichwohl,
fo lang die Natur unſeres Erdbodens beſtehen wird, wahr bleiben
ſo muß eine Auskunft vorhanden ſeyn, welche dieſen anfcheinendet ji
Widerſpruch zu heben hinreichend ift ; —* will ſie ſuchen zu ent
decken.
J
Die Aus dem Waſſer niedergefunfenen feften Theile machen;
wie oben erwieſen worden, den ganzen Erdboden aus; auf feineg
Dberfläche ift noch jego , fo weit fie bekannt, mehr plattes Land
mit Eleinen Erhöhungen, Vertiefungen , und faft waggrecht Tiege
den Erd-und Steinlagen , als hohe Gebuͤrge. Diefe mit ihren
Felſen, Verkuͤppungen, Verſtuͤrzungen, Gehängen , Höhlen und
Thaͤlern find folglich der Eleinefte Theil der Oberfläche des Erdbo—
dens, und daher nur als Abweichungen von der erften Grundlage
des Erdbodens anzuſehen. Eine jede Abweichung von der Grund
lage eines Dinges feßet eine Veränderung voraus, alfo muß die er⸗
fie Grundlage des Erdbodens , da feine Oberfläche, und zum Theil
fein Innerſtes anderſt ausficht, als es nach feiner Enftehung aus
denen Wäffern ausfehen ſollte, nach der Zeit verändert worden ſeyn
Ich will erft Eürzlich die veränderte Oberfläche des Erdbodens bes
fehreiben , und bernach betrachten, woher ihre Veränderung gefome
men.
l
Auf j
Ka Bergmännifche Erdbeſchreibung. 33
Auf der Oberflaͤche des Erdbodens zeiget ſich in denen meiſten
Gegenden plattes Land mit kleinen abwechſelnden Erhoͤhungen und
Bertiefungen, Seen, Suͤmpfen, Fluͤſſen ?c. weiche uns theils den
hlängelten Schwung der Waſſerwogen, theils den dafelbft ges
weſenen Wafferftand noch anzeigen. Don dem platten Lande ſteiget
4 ich und nach, hie und da, ein ſaͤnftiges Gebuͤrge in die Hoͤhe,
ma m nennet es das PVorgebürge ; über dieſem erheben fich andere
Inftige Hügel und Berge, man pflegt fie das Mittelgebürge zu nen⸗
nen, und endlich zeigen fich noch höher hinan Eleine und große,
eine und zufammenhängende Berge , fie heißen das hohe Gebürs
9 je; man fichet auf Demfelben fteile Klippen, um fie herumliegende
zer brochene und berabgeftürzte Eleine und große Felfenftüce. Zwi⸗—
‚fl hen denen Bergen find fehattigte Thaͤler, unordentlich zerriffene ,
1d von dem Waſſer ausgehöhfte Schlüchten und Gründe. Man
det dergleichen auch fehon in dem Mittelgebirge, Die zufammen»
angenden Berge liegen Rettenweife durch ganze Neiche und Länder
ineinander, man nennet fie ganze Gebürge. Die große Höhe und
Geſtalt diefer Berge wechfelt beftändig , und ift fo mannichfaltig,
* die Verſchiedenheit derſelben nicht leicht zu beſtimmen iſt. We—
pige der einzelnen Berge ſtehen wie Kegel auf ihrer Grundflaͤche in
die Hoͤhe gethuͤrmet. Einige Berge ſind mit Erde bedeckt, andere
ind kahl, zeigen uns Klippen uud Felſen, die ihren zuvermuthens
de Einfturz drohen, oder ihre Stücke ſchon um fich hergemworfen,
elche Die mächtigen Fluthen zum Theil fort gewälzet , und von ih⸗
jF m Urfprunge entfernet haben. In denen Gebürgen find Fleine und
roße Defnungen, Höhlen und Riſſe. Die großen weiten und tie
fe Meere bedecken mit ihren Waͤſſern den größten Theil der Ober⸗
‚fe che des Erdbodens, worein fich Fleine und große Fluͤſſe ergießen,
iM
un
1
"nachdem fie ihrem Urfprunge entwichen ; und aus denen Gebürgen
ech ganze Länder dahin gefloffen; auch in denen Meeren, Seen
Slüuſſen ſind Ebenen, Erhoͤhungen und Vertiefungen, Berge,
tz Fel⸗
84 Bersmännifche Erdbefchreibung.
Felſen, Klippen mit Waffer überdeckt , bisweilen ragen fie über
daſſelbige hervor, zeigen ſich als Sandbaͤnke, als ganze Gebuͤrge
als ganze Länder und Inſeln. Die Meßkünftler haben uns noch
Gberdieß bewiefen, daß unfer Weltkoͤrper nicht mehr zirkelrund, fon
dern an feinen Polen abgeplattet, oder etwas eingedruckt fey. Dies
fe vorbefchriebene ſo verfihiedene Befchaffenheit der Oberfläche
Erdbodens zeiget ung endlih aus allen Gefichtspuneten Die fr’
wundernswärdigften Landſchaften, reitzende Gegenden, und die
lerſchoͤnſten Gemaͤhlde, welche ſich ſanfte mit denen lichten Wok
ken hie und da in den Horizont verlaufen.
Wenn ich dieſe Beſchreibung gegen die erſte Entſtehung de
Erdbodens halte, ſo ſehe ich, daß ihre erſte Grundlage muͤſſe durch
große Gewalt ſeyn verändert worden. Wir kennen drey Dinge in
der Natur, die mit erftaunender Gewalt gegen die feften Theile des
—5 ee RN fie find Feuer , Luft u Waſſer, 4
ge ha nv werde.
Bey der Entſtehung des Erdbodens ließ ich ſeine feſten Theil 3
unter den Waͤſſern ruhig frehen , und ſich erft in feinem Innerſten
feſte zuſammen ſetzen. Dieſe Ruhe kann nicht lange gedauert has
ben, weil bald nach der Scheidung der feſten Theile aus denen
Waͤſſern, die Erde die Bewegung um ihre Axe, und ihre Laufbahn
um die Sonne, muß erhalten haben. Dieſe doppelte Bewegun 7
kann Urſache geweſen ſeyn, daß das über dem Erdboden ſtehende
Waſſer, vermoͤge des durch dieſe Bewegung erhaltenenen Schwun⸗
ges aufgebracht worden, wozu auch die Abplattung der Erdkugel
die aus dem Umdrehen derſelben um ihre Are verurſachet worden,
Das ihrige mag beygetragen haben. Und wenn ich die ftarfe Aust
Dehnung der von denen Wäffern , fonderlich unter dem heißen Erd⸗
ſtri⸗
Bergmännifche Eröbefchreibung. 8
fteiche , in die Luft vanfgeftiegenen Dünfte dazu fege , welche das
Br geroicht der Luft in dem: Dunſtkreiſe des Erdbodens aufhe⸗
ben , and dadurch ſtarke Winde und Stürme entſtehen koͤnnen: fo
it an einer: gefchehenen- heftigen Bewegung der über dem Erdboden
ten Waͤſſer gar nicht mehr zu zweifeln. Aus diefer heftigen
Benesung find große mächtige Wogen und Wellen entjtanden, die
wit ihrer unbefihreiblichen Laſt und diefe mit, ihrem gewaltigen
Stoße gegen die noch weiche Oberfläche des Erdbodens gewürfet ,
und fie bie und da bis auf eine große Tiefe ausgewühlet. Die
durch aufgerührten feften und nod) mit Waſſer vermifchten Theile
aben fie anderwärts wieder anfgethuͤrmet; jeder Schwung der
Wellen hat die fehwereften Theile Davon auf denen großen zufams
Men geſchwemmten Haufen zurück gelaſſen, und die leichtern bey
* Zuruͤckfalle wieder mitgenommen. Auf dieſe Weiſe find Huͤ—
gel und Berge geworden, und der Waͤſſer ihre Betten entſtanden.
Diele Waͤſſer aber, da ihre Bewegung abzunehmen wieder ange⸗
fangen, haben fich vermöge ihrer Schwere und Flüßigkeit in Diele
Betten geſenket, wo fie vieleicht bis zu anderer, Zeit geblieben,
daraus find Meere und Seen geworden. Die zwiſchen die aufge
thuͤrmten hohen Erdhaufen oder Berge übergefpühlten Waͤſſer haben
nach Verlauf der anfpühlenden ; wodurch das Gleichgewicht zwi⸗
fehen beyden aufgehoben worden, diefe hohen Exrdhaufen san. vielen
Drten durchbrochen und umwafchen , indem fie ſich zwifchen ihnen
durchgewunden, vieles von ihrer noc) mit Waſſer vermifchten Erde
mit fortgenommen, und Dadurch viele noch hie und.da liegende Ges
buͤrge des Erdbodens geftaltet. Die erften großen Gewaͤſſer haben,
da fie in ihrem Zurückzuae: nach ihren Betten. ruhiger geworden ,
Die in ihnen geſchwommenen leichtern erdigten Theile meiftentheils
| übereinander abgefeßt, und fie zu Boden fallen faffen ; die nachfol—
genden ducchbrechenden Wäfler haben fich in. denen verlaffenen weis
m und breiten Gegenden der vorigen ausgebreitet , und wieder ane
— 83 dere
36 Berginännifche Erdbeſchreibung.
dere Erdlagen abgefest. Die zwiſchen Denen geftalteten Berg
noch theils ftehen gebliebenen Waͤſſer haben dort die in ihnen befind.
lichen Erden und feſten Theile finken laßen, und fo find andere ni
neue Erd und Gteinlagen, ſowohl in weiten und breiten Gegenden
um die Gebürge, als felbft zwiſchen denenfelben abgefeget worden.
die von fo verfehiedener Art fefter Theile find, daß man fie gar deut⸗
fich von einander unterfeheiden Tann. Dergleichen große Arbeit hat
die noaiſche Suͤndfluth, und vieleicht noch eine große Anzahl ander
re beſondere kleinere Fluthen und Regenguͤſſe vor und nach ihr auf
"dem Erdboden zu verfehiedenen Zeiten wiederholet: wodurch aber⸗
mal Veränderungen mit der Erdfläche vorgegangen, und neue Ber⸗
ge, Hügel, Thaͤler, Erd⸗und Steinlagen, Höhlen, Schluͤchte
und dergleichen geworden. Daß die aus denen Waͤſſern auf dieſe
Art niedergeſunkenen feſten Theile der Erdlagen in Gebuͤrgen und
Ebenen in denen Zwiſchenraͤumen verſchiedener Zeiten theils inwendig
durch ihren eigenen Druck, durch die von denen Waͤſſern zurück"
gebliebenen Schleimigfeiten, und durch die noch; zum Theil in ſich
babenden Salze, Außerlich aber durch abwechfeinde Regen, Düne
fe, Luft und Wärme erhärten Fönnen, daran wird in unfern chy⸗
miſchen Zeiten wohl niemand mehr zweifeln: wovon fonderlich der
gemeine Mautermörtel und ein Kalkgebuͤrge in hiefiger Gegend der
Deweis führet : da es am Tage mit einen kurzen Dichten Moofe
bie und da bewoächfet, in das Moos vom Winde eine zarte Kalk—
erde nach und nach) eingeſtreuet, Diefe von Regen, Nebel und Thau
angefeuchtet , und endlich das Moos von ſolcher Erde uͤberdeckt
wird, die hernach fich verhärter, und Dem Steine eine neue Schaale
giebt. Schlägt man dergleichen Stein von einander , fü ſieht
man die Abdrücke des Moofes und feiner Stengel zwifchen dem Ges
ftein ganz deutlich, und man mag von ihm Stuͤcke herunter ſchla⸗
gen, wo man nur wills fo zeigen fich dergleichen Abdruͤcke. Viele
haben diefe Abdruͤcke für Meerfechel, und die Stengel für verſtei⸗
nette
Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung. 87
te Corallenzinken, oder Aefte gehalten, weil es auch Mufchels
haalen in dieſem Geſteine giebt; allein ich habe der Natur ſehr
of D und bin von ihr in meiner Meynung beſtaͤrket
worden, daß ſie ſo mit dem Mooſe, wie gedacht, zu Werke gegan⸗
F und die vom Winde darauf gefuͤhrte Kalkerde durch Regen
id na ankleben und vechärten laſſen. Da nun der Erd»
#
boden zum erftenmal trocken zu werden angefangen, und die Wäf
ſe r 4 fo bisher die aͤußern Flächen der Berge, der großen ſowohl
3 der Fleinen umgeben, und fie zufammen gehalten, fi) nad) und
ach verlaufen , inzwiſchen aber die Theile der Berge fich ineinans
er feſte zu feßen Zeit gehabt, doch aber noch nicht fo völlig ausz
rocknen koͤnnen, daß ſich hie und da, ſonderlich nach dem Abhan⸗
je der Berge, wo zwiſchen ihnen die abfließenden Waͤſſer Schlüchte,
Gründe und Thaͤler gemacht, nicht hätten ganze ſolche Gehänge
fenten , und von ihrem Ganzen abreißen füllen, fo find dadurch in
nen Bergen tiefe Niffe entjtanden , welche die Bergleute hernach
— genennet. Eben dergleichen Riſſe ſind auch in denen etwas
ſchiefen „oder faſt waagerechten Erd - und Steinlagen, welche ſonſt
Floͤtze genennet zu werden pflegen, da fie noch nicht ganz verhär-
fet geweſen, meift auf gleiche Weiſe gefchehen; ja felbft Das platte
k Band hat dergleichen durch Luft, Sonnenhitze und unterirrdifche Er—
Bätterungen erhalten , in welche allerley Erdarten durch Megens
amd andere Waͤſſer, wie in obgedachte Gaͤnge, eingefuͤhret worden.
IE
IL Die befondern farbigten Erdarten aber, fo vielmals durch die
Sberflaͤche des Erdbodens in ziemlicher Laͤnge und Breite fort ſtrei⸗
en ſcheinen ebenfalls in ſolche Riſſe aus denen Regen und Flut
waͤſſern abgeſetzt zu ſeyn, oder fie find als ſchwerere zum Theil mes
tal life Erden, da fie noch mit Waſſer vermengt gewefen, als ein
zaͤ er Schlamm durch die weiche leichtere Damerde in langen Stri⸗
{: en hingefloſſen; ſie ſind zaͤrter als die Damerde, und beſtehen aus
fetten,
u Bergmaͤnniſche Erdbefehreibung.
fetten , thonichten, leimichten, mergelichten, eiſenſchuͤßigen Erden m
zarten Theilen; auch finden fich dergleichen Sandfchweife nicht ſel⸗
ten in ebendergleichen Gegenden. Ihr Gebuͤrge, wovon ſie —
ſchwemmet worden; ift niemals allyureit pon * entſernet. re
Die Dam-oder Gartenexde, als die feichtefte, an (ockerke, / iſt auf
der ganzen Oberflaͤche des Erdbodens von denen Waͤſſern und Win⸗
den ausgebreitet, ſo daß man deren auch auf denen hoͤheſten Ge⸗
buͤrgen in Menge findet; wiewohl ‚auch dergleichen Erde an niedri⸗
gen Diten oͤfters mit verfchiedenen andern fehwerern Erdlagen uͤber⸗ 1
ſchwemmet, verdeckt oder uͤberſchuͤttet iſt, welches erſte, wenn fie
ſchon hart geweſen, leicht geſchehen koͤnnen. Das Waſſer und die
Luft fo bey Entftehung des Erdbodens ſowohl, als durch das Auf⸗
thuͤrmen der Berge, und theils Wiederzuſammenfallen ihrer Gipfel
und Gehaͤnge in ihnen anfaͤnglich mit verſchloſſen worden, ſind nach
und nach, oder durch unterirrdiſche Hitze ausgedehnet, durchgebro—
chen, und haben ihre Raͤume, ſo ſie inne gehabt, zu Hoͤhlen,
Kluͤften und Behältern der nachfolgenden Regen- und Fluthwaſſer
gemacht, die durch die Spalten und Riſſe der Gebuͤrge wieder ein⸗
gedrungen ; wodurch Quellen, Fluͤſſe und Bäche entſtanden, die
fich ihre Betten nach der Nichtung des Abhanges der Oberfläche
des Erdbodens gemacht, die allemal nach denen Meeren, Seen
und tiefern Gegenden zugeht. Die Höhlen und. Kluͤfte führen niche
alle Waffer , fondern es giebt auch trockne; beyderley Art kann auf
Die angegebene Weife, und durch Erſchuͤtterungen, oder zufällige Zer⸗
brechung der Erd-und Steinlagen des fihon feſt geweſenen Erdbo⸗—
dens geworden feyn. Man begreift nunmehro deutlich „Daß. Die große:
Waſſermenge wohl das vornehmſte Werkzeug zum innern Baue des
Erdbodens und feiner Oberfläche geweſen ſeyn muͤſſe; doc) haben wir
auch viele andere Erfahrungen aus der Naturgefchichte aufzuweiſen,
die zur Veränderung der Oberfläche des Erdbodens, und zur Ente
fies
Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung. 8
4 ig vieler Berge, ganzer Inſeln im Meere, ganzer Meere und
| “ en *— beygetragen. Es find naͤmlich große Flächen des Erdbo⸗
ens mit. ihren Erd und Steinlagen entweder geſunken, und die in
| hätten Darunter-geftandenen Waͤſſer über, ſich in Die Höhe ger
te in y, oder fie find durch unterirrdiſche Feuer und Gewalt gehoben,
in BR eine. andere als ihre vorige faſt waagerechte Lage gebracht
rden. Die Erd⸗ und Steinlagen, fo nur auf eine mäßige Hoͤ⸗
h x gehoben fi find, haben eine ſchiefe Stellung erhalten,
| m Diefe Lagen frelden bistweilen fi ehrlich zu Tage aus, biswei⸗
In Pin ihr ausgehendes Gebuͤrge nur mit Raſen und etwas Dam⸗
ide bedeckt; ; bat fie aber eine unterirrdiſche Gewalt hoͤher gehoben, ſo
ih fie zerbrochen, zum Theil ‚übereinander her gefallen, und haben
je Sefatt ſteiler Klippen und Felſen bekommen. Dieſes beweiſen
die eelſenſtuͤcke ‚ fo han in vielen Gegenden. über Tage finder,
de ven Lagen noch da haum theils unter der Damerde verborgen find,
a nd die fteilen Kolkfeiſen in hieſiger Gegend , wo lauter fogenannz
fs Fldtzgebuͤrge liegt , nebft denen in dieſem Kalkfelſen liegenden
Aleinirten Muſchelſchaalen ſind Zeugen davon. So moͤgen die
ngeiſten ſteilen Klippen und Felſen in denen Meeren, Seen und großen
li üffen entftanden feyn. Denn da, tvo dergleichen Klippen unter dem
aſſer verborgen , find insgemein zroifchen ihnen Abgründe, wor:
ein 9* die Waͤſſer mit großem Brauſen ſtuͤrzen. Der Mahlſtrohm
by Norwegen, der Waſſerwirbel in der Donau, die großen Waſ⸗
fälle im Rhein, und in vielen andern Meeren und Fluͤſſen, be
| 1 ung deffen mehr als zumohl, Auch die durch die ausgedehnte
irrdiſche Luft und Dünfte verurfachten Erfchtitterungen, fo man
E., nennet, haben Berger Thaͤler, Abgruͤnde, Höhlen, Erd⸗
le, Seen und dergleichen auf der Oberflaͤche der Erde zuwege ge—
bracht, große Erd- und Steinlasen, zerbrochen, ihre Stuͤcke übers
ein Be bergeftürgt, in manchen Begenden große Verwuͤſtungen
} M ange⸗
90 Bergmannifche Erdbefchreibung,
angerichtet, auch ganze Städte und Dörfer — * vo.
den Abgrund verfenker.
Es ift bekannt, Daß verfihiedene Snfein i in dem griechiſchen 4
in die Hoͤhe getrieben worden; auch auf ſolche Weiſe hat die Ober⸗
flaͤche des Erdbodens einen Theil ihrer jetzigen Geſtalt erhalten -
wie wäre es fonft möglich, daß in denen Gebürgen das Geftein feit
Ballen von oder gegen einander haben Fönnte, wenn es nicht Eu
ſchuͤtterungen, Zerbrechungen , Einftärzungen , Zerfprengungen und
dergleichen bewegende Kräfte in diefe Stellung gebracht hätten?
Denn nach obenberuͤhrten hydroſtatiſchen Geſetzen, ſind dergleichen
ſchiefe, ſteile, oder von und gegen einander ſtehende Stellungen der
Erd-und Steinlagen nicht moͤglich geweſen; ſondern fie muͤſſen als
ſphaͤriſche Flaͤchen, jedoch aber, wegen der Größe des Umfanges der
Ervoberfläche, faſt waagerecht übereinander gelegen haben. Wie
Abdruͤcke von Kräutern, Fifchen , verfteinerten Land - und Seethie⸗
ren, Muſchelſchaalen, ſowohl ſehr tief in den Erdboden, als au
auf hohe Berge gekommen, und in vielen Gegenden feiner Oberfläs
che zerftreuet worden, kann ſich jedermann aus dem vorhergehenden
felbft erklaͤren.
Nachdem ich die Art und Weiſe der gefchehenen Beränbernng
der Dberfläche des Erdbodens und ihrer Geſtalt gezeiger, bin ich
nunmehro im Stande, fie 1.) in plaftes Land mit feinen Erhoͤhun⸗
gen und Pertiefungen , 2.) in das PVorgebürge, 3.) in das Mit⸗
selgebürge, und 4.) in das hohe Gebürge bergmännifch einzutheilen.
Ich halte diefe Eintheilung für die ſchicklichſte, weil fie die natuͤrlichſte
ift, und in denen allermeiften gebürgigten Gegenden zutreffen
wird; ihr Nutzen wird fich in folgendem zeigen. >.)
Don
Bergmännifihe Erdbefchreibung. gi
7 der innern Befchaffenheit des Erdboden, fo
a fie in Anfehung feiner Erd⸗ und Stein;
lagen entdecket ift.
us dem allen, was oben beygebracht worden, folget nunmehrg,
» daß die abwechſelnden fphärifchen oder faft waagerechten, für
* "als ſchiefliegenden Erd-und Steinlagen den erſten und vor—⸗
ymften Bau des Erdbodens ausmachen, und daß fie auch in ih⸗
m Snnerften nach denem Gefegen der hydroftatifchen Bewegung ab»
ſeyn muͤſſen. Man ſieht dieſes aus ihrer Lage, ſo weit man
Ei Teuffe, wie der Bergmann veder, niederkommen kann.
Ki
Kan: Dieſe Ordnung der Scheidung erdigter Theile aus denen Waͤſſern
übereinander wuͤrde man twahrfcheinlicher Weiſe bis zum Mittelpunkte
er Erde finden , wenn es möglich wäre, bis. dahin durchzudringen,
nur mit dem Unterfchiede r Daß die Gränzen der tiefen Steinfagen
nicht ſo deutlich, als der oberften, die Durch verfchiedene Fluthen
aufeinander geſchwemmet find, zu fehen feyır würden, weil fich die
naͤchſt Flärern Theile , bey ihrer erſten Senkung aus denen Waͤſ⸗
fern immer in Die. nächft groͤbern werden mit eingefchlagen haben,
Man kann es an vielen Erd- und Steinkagen befonders fehen, die
auf einmal abgefegt find, wie ſich ihre Theile ineinander eingefen-
i et, daß fie wie einerley Gefteine ausfehen, unten aber gröber von
Korne ſind als oben. Dieſes mag wohl die Bergleute und die, ſo
nen getroſt nachgebethet, verfuͤhret haben, daß fie manche Ge⸗
1 für sang andere, als Floͤtzgebuͤrge augeſehen, und Gangge⸗
egenennet.
— die aus der großen Tiefe duch unterirrdiſche Gewalt in
e Höhe gehobenen Erd - und Steinlagen —— obgedachte
* dnung der hydroſtatiſchen Scheidung; da dergleichen La⸗
ger ’ wie hier zu Lande , auf der größten Höhe des Thüringer
u M2 Wal⸗
* hr,
i%
5
% *
92 — Erdbeſchreibung.
Waldes zu Tage ausſtreichen, die in dem an feinem Fuß) aufıdet
Mittagsfeite fiegenden. fogenannten Floͤtzgebuͤrge, durch die en
Sandfage gerechnet, wohl etliche hundert Lachter in der Teuffe ſte⸗
cken. Noch wichtigere Beyſpiele hievon findet man auf dem Harz⸗
gebuͤrge, und in ſehr vielen andern ſehr hoch liegenden bergigten *
genden, bey einiger Aufmerkſamkeit, da ſich zum oͤſtern in zweyhun⸗
dert und mehr Lachtern Teuffe ſchiefriges Floͤtggeſtein angiebtz
gleichwohl hat man dieſe Gebuͤrge bisher noch immer von denen Floͤtz⸗
gebuͤrgen unterſcheiden wollen und fie Ganggebuͤrge genennet, die⸗
ſer Benennung aber niemals ein, recht deutliches Unterſcheidungszei⸗
chen beyzufuͤgen gewußt: daher. ich auch, von. derfelben „weil kein
wefentlicher Unterfchied zwiſchen Gang⸗ und Floͤtgebuͤrgen iſt, ab⸗
gehe. Denn es giebt Gaͤnge und Riſſe in allen Gebuͤrgen, und alſo
koͤnnten die Flöggebürge mit eben ſo viel Rechte, als die Hohen⸗
und Mittelgebuͤrge/ Ganggebuͤrge genennet werden : nichts unter⸗
ſcheidet fie, als ihre vorzuͤgliche aͤußerliche Geſtalt und Höhe, und
daß ihre Erd-und Steinlagen nur aus ihrer erften faſt waagerech⸗
ten Lage in verfchiedene andere, oder wohl gar aufrechtftiehende Stel?
fungen gebrasht worden , wie ich bereits oben angezeiget. Auch fin⸗
det ſich in denen alten Bergbüchern, die fonderfich von Er} und
Ganggebuͤrgen handeln, daß ihre Schriftfiellee immer von mit zu⸗
fallenden, oder mit einbrechenden Floͤtzen in ſehr betraͤchtlicher Teuf⸗
fe ihrer Ganggebuͤrge reden, und ſich mit ſehr ſchwankenden/ u
ihn Begriffen behelfen.
Beute
Man würde die fogenannten Ganggebuͤrge beffer das hohe!
Gebuͤrge benennen. Es werden zwar die Gänge in dem n
ber durch Fluthen aufgefesten Flößgebürge Wechſel genennet,
weil die Steinlogen voneinander gefprungen find , und mitein⸗
ander , nachdem die Steinlagen auf der einen Seite tiefer ger
funken, abwechfeln, for daß die Lage des Kalkgebürges auf der ei⸗
nen
i Bergmännifche Erdbefihreibung. 9
nn Seite des Ganges, denen Schieferlagen auf der andern Eeite
deſſelben, gegenüber liegen; allein es ift dieſes Fein wefentlicher Ums
d,. der fie von denen Erzgaͤngen ausfihließen follte, fondern
an würde. fie beffer Gänge in wechfeinden Steinfagen nennen ;
E au fi fie ſind eben fo gut Riſſe in dem faft waagerecht Tiegenden ſo⸗
J Rannten Floͤtzgebuͤrge, als es die Riſſe, oder Gaͤnge in dem ver⸗
eintlichen Gang-oder hoͤhern Gebuͤrge find; fie haben auch ihr
Streichen, wie die Gänge in dem hohen Gebuͤrge, und beweiſen
4 h eben ſowol mit Erzen, als dieſe. Sie ſetzen eben ſo gut durch
as Quergeſtein, jedoch in keine fo große Teuffe nieder, und ihr
But, oder Tonnlege ift eben fo verſchieden, wie bey andern Gaͤn⸗
gen.
Dieſer Gaͤnge in wechſelnden Steinlagen ihre Teuffe richtet
ſich gemeiniglich nach der Anzahl und Dicke der aufgefeßten Stein⸗
lagen: find deren viele und mächtige übereinander, durch welche fie
niederfegen, fo erlangen fie eine ziemliche Teuffe ; find ihrer wenig
und diefelben nicht mächtig, fo fegen die Gänge auf demjenigen Ges
ftein ab, auf welches ihr Gebürge mit BR Lagen u und nach
aufgefeet worden.
Sch will nunmehro die obengemachte Eintheilung zu Hilfe neh⸗
men, und erſtlich das platte Land bergmaͤnniſch betrachten. Ob man
gleich hier niemals in eine beträchtliche Teuffe, wegen der bald
aufgehenden Waͤſſer gelangen kann, ſo findet man doch bey Aus⸗
grabung der Waſſer⸗ und Salzbrunnen, der Teiche, Thon⸗Sand—⸗
md Leimgruben, der Keller und dergleichen, Erd⸗ und Steinlagen
ser waagerecht, oder flögmweife übereinander, Die alle ihre waa—⸗
gerechten Graͤnzen, oder Ablofungen zwiſchen fich haben. Nach der
; Damirde ; als der erften Lage in dem platten Lande, fieht man,
daß Leim, Sand, Thon, Gries bis auf das Sandgeftein, Kalk,
pewe und Schieferlagen immer miteinander abwechſeln, in welchen
M 3 | gar
94 Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung.
gar fters verfteinertes Holz, Muſchelſchaalen und —
oder deren abgedruckte Geſtalten liegen.
Ich laͤugne nicht, daß dergleichen Lagen zütpeifen durch Mo⸗
säfte, . Seen, unterirdiſche große Warfferleitungen und Behälter uns
terbrochen find. Daß Schweife von andern Erd⸗ Sand⸗ Lehen⸗Thon⸗
und Geſteinlagen dazwiſchen geſchoben, und wohl gar hie und da
mit eingemiſchet ſind. Es kann aber dieſes alles mit dem, was ich
oben geſagt, ſehr wohl zuſammen gereimet werden. In denen gro⸗
fen Ebenen, vornehmlich nach Denen Meeren und Seen zu, werden |
gleich unter dem Nafen und in denen Sümpfen, als in denen Nie—
derlanden, Weſtphalen, Niederfachfen und andern niedrig gelegenen
Ländereyen, mächtige Turflagen gefunden, N
Erzgaͤnge kommen in dem platten Lande nicht Teicht vor; Sal
peter: Vitriol⸗ Alaun⸗ Eifen- Erden und Sümpfeifenftein werden das
felbft in ordentlichen Lagern gegraben ; worunter fich vielmal verz
fehüttetes Holz findet, daß, wenn es Furze Zeit an die Luft gelegt
wird, mit dergleichen Salzen reichlich beſchlaͤgt. Ob man nun
gleich Feine Erzgänge in dem platten Lande findet, fo iſt es den⸗
noch in feinem Innerſten, wie gedacht, nicht ganz und gar von Rif-
fen, Kiüften und großen Wafferbehältern frey. In denen Sandgru⸗
ben finden ſich allerley Kiefelarten von — Haͤrte, ia:
und Durchfichtigkeit.
In denen Hügeln des platten Bandes liegen Triebſand, oder
Ories, Erde, Thon, Leim und allerhand Kiefelarten Die man unter,
die Edefgefteine rechnet, als Jaſpis, Achath, Amerhift 2c, fie werden
mit unter die Gefchiebe gezählet, die, aus; dem Gebürge herunter ge⸗
ſchwemmet find, und non denen zerbrochenen Lagen und Adern ihren. |
Art, wie auch von denen Erdarten des platten Landes ſelbſt, mit,
abſtammen. Man bat auch Bernftein in ebenem Lande ausgegra⸗
ben,
Bergmännifche Erdbefcjreibung. *
& den man fonft nur in gewiffen Gegenden an denen Meer / und
eufern auf dem Strande finder, |
In denen Meeren und Seen kaun es nicht viel anders, als auf
dem feften Lande ausſehen. Die Füffe führen täglich eine große
Menge Sand und Erde dahin ;. ihre Wellen machen Sandbaͤnke
Davon, und werfen deffen auch auf dem Strand. Daß Thon» Kalk-
teydenlagen, Klippen, Felfen ꝛc. dafelbii befindfich , zeiget ung
der Augenschein; die Seeleute feheitern an felbigen, und die Woh—
nungen der großen Künftler der Meere und Seen, der Auftern und
er; find aus denen Kalkerden zufammen geküttet. Es wird
insgemein geglaubt, daß Salzquellen und Salzberge in denen Mee⸗
ren und Seen feyn müßten. Sch will nicht daran zweifeln, aber
doch auch noch zu Überlegen geben: ob nicht die großen Gewaͤſſer,
‚als fie noch mit denen feften Theilen des Erdbodens vermifcht gewe⸗
fen, auch viel Salz ausgelauget; und bey ihrem Abzuge mit fih in
ihre Betten genommen, wovon fie ihren falzigten Geſchmack groͤß⸗
ten Theils erhalten? Hier bey der Stadt Salzungen liegt nicht weit
von ihren Salzquellen ein Eleiner See deffen Waſſer ſalzigt ſchmeckt.
In Pohlen, Engelland, Ungarn, und in vielen andern Gegenden
des feften Landes aller Welttheile findet man Steinſalz unter der
Erde ‚ warum follte dergleichen nicht auch auf dem Grunde der Meere
und Seen feyn? Die Salzquellen des feften Landes mögen wohl
von dergleichen unterirrdiſchen Salze, und zum Theil von denen fals
n Meerwaͤſſern durch unterirrdifche Kluͤfte und Waſſerleitungen
be Urfprung berleiten. Das platte Land ift im übrigen in ſeinem
nerften noch wenig unterfucht, alfo Fann auch noch zur Zeit nicht
viel bergmaͤnniſches davon angegeben werden; ich wende mich das
vo in das Vorgebürge,
“ Vorgebuͤrge nennet man dasjenige, fo von dem platten Lan
de nach und nach in die Höhe ſteigt, fo daß das platte Zand
feine
—
‘96 Bergmännifche Erdbeſchreibung.
ſeine Ebene je mehr und mehr verliert. Da num. das Vorge⸗
buͤrge von dem platten Lande nur nach und nach anſteiget, und
aus auf einander gefehwernmten, oder theils auch gehobenen Erd⸗
und Steinlagen befteht, wie oben erwieſen worden, ſo muß
es auch in feinem Innerſten einen Zufammenhang mit dem Inner⸗
ſten des platten Landes haben; und diefes trift auch wirklich zu,
‚wenn in dem pfatten Lande gebohret wird; denn es findet fich erft
Die Sartenerde, Sand, Kieß, Thon, hernach Gyps, Sand⸗Kalk⸗
Schiefer und anderes Floͤtzgeſtein, natuͤrlicher Weiſe aber in meh⸗
rer Teuffe, als in dem Vorgebuͤrge. Da, wo dieſes Gebuͤrge zu
ſteigen anfaͤngt, bat man deſſen Hangendes, oder ſchiefliegendes
Dach, in welchem allemal die Salzquellen ſtecken, die daſelbſt in
einem Sandgyps oder Kalkgebuͤrge liegen, welches die Erfahrung
bey dem Bohren, wie auch der in denen Salzpfannen und auf das
eingeſteckte Reißig der Gradierhaͤuſer ſich anlegende Sal ſtein ann
Einter beweifen,.
In eben dieſen hangenden fiegen fehr oft, ja faft allezeit bey,
oder nicht weit von Denen Salzquellen, die beften Qurflagen, ver⸗
fchüttetes Holz und Laub mit brennficher Turferde vermengt, ſo
alauniſch iſt, in geringer Teuffe. So viel mir Gegenden bekannt
geworden, habe ich dieſes allemal fo gefunden; ſollte auch ja von
denen Negen-oder Fluthwäffern über dergleichen brennbare Dinge
etwas Erde, oder Sand geſchwemmet feyn, daß man über Tage
Feine Anzeige Davon hätte; fp darf man ſich nur nicht irre machen
Kaffen, fondern, wo ſich fumpfigte Flecke finden, nachfuchen: fo wird
dieſe fo noͤthige und nuͤtzliche Waare gewiß gefunden werden.
Steiget man von dem Hangenden höher hinan, ſo finden ſich
die zu Tage ausgehenden Sandſtein, Kalkſtein, Zechſtein, Schie—
fer, graue und rothe Floͤtgeſteinlagen; nad) dieſen abermal abwech⸗
ſelnde Sand⸗ und Schieferſteinlagen, und endlich das Kohlengebuͤrge
mit ſeinem Liegenden in einer ſchiefen Stellung. Alle ſteigen eine un⸗
ter
Bergmännifche Erdbeſchreibung. 97
der andern in die Hoͤhe, und an vielen Orten ſogar bis zu Tage
3 Hieraus iſt leicht zu begreifen, daß die Steinkohlen im Lie
den des Vorgebürges, und folglich am tiefften ftecfen, auch mit
m Liegenden gegen das Mittelgebürge anfchieben. Man findet
ſes in verſchiedenen Provinzen Engellandes, in Schleſien, Sach⸗
„auf dem Thüringer Waldgebuͤrge, wie in hieſiger Gegend, un
5 ganze Harzgebürge, da die waagerechten Steinlagen, des plat-
Landes geben das Vorgebürge, bis zu dem höheften Gebürge des
arzes, nach und nach anſteigen; in deſſen Hangenden find Salz⸗
ellen , und da, wo dieſe Lagen des Rorgebürges dem Harze näher
Fommen , geben fich Steinkohlen an. In dem Vorgebürge werden
um öfteren Verfteinerungen, Abdruͤcke von Kräutern, zwiſchen denen
Sand⸗Kalk⸗ und Schieferlagen, von allerley Farben in 10, 16. 20,
d mehr Lachtern Teuffe gefunden. In denen Kupferfehiefern lie—
Geſtalten von Fiſchen und Kraͤutern, und wo ſich dergleichen
Schiefer anfangen unter die Sandſteinlagen zu ſenken, werden oft
efter und Trümmer Steinkohlen zwifchen denen Schiefern gefunz
den, welches vielmal eine gute Anzeige auf eine Steinkohle zu brei-
ten Blick, oder fogenannte obere Bankkohle, nach der 8. Figur
| giebt; man finder fie mit Bleyglanz und haͤufig angeflogenen gelben
ießen.
Es liegen indem Vorgebürge gemeinigfich zwey, oder wohl drey
Steinkohlenlager b» mit dazwiſchen befindlichen Sandftein-Thon-
Schiefer⸗rothen und grauen abwechſelnden Gefteinlagen übereinan-
der. Ihre Lage ift nur darinnen unterſchieden, daß die eine mehr,
als die andere in ihrer Senkungslinie nach gewiſſen Abfäsen gegen
18 platte Land, die Seen, Meere, und Flüffe niederfpringen, oder
pitürzen, Da wo die Flöglagen des Borgebürges an das Mit
elgebürge anfchieben, machet das Gebürge der Dafelbft befindlichen
Steinkohlen Sprünge in die Teuffe, und wiederholet fie bisweilen,
N wie
98 Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung. '
wie in biefiger Gegend auf dem Thüringerwalde geſchieht:
wird die Arbeit, fie aufzuſuchen, und zu gewinnen, daſelbſt Tonbat,
ja wohl gar unmöglich, wenn man mit feiner Waſſerloſung ankom⸗
men kann/ dergleichen Sprünge. ftellet die 1. Figur vor, da von
a bis b, von cibis d, von e bis f Steinkohlen zu liegen pflegen. 2
Ich will nunmehto, da ich von dem Innetſien des 5
uͤberhaupt und von denen darinnen befindlichen Salzquellen, Turfr
Holz, und Steinkohlen gehandelt, die Hauptſteinlagen eines Kupfer⸗
Schieferflotzes beſchreiben. Das Anſteigen der Steinlagen in. denen.
Vorgebuͤrgen if nicht überall einerley, fondern es ift in einem fänftiger, |
als in dem andern, und. c8 läßt fich ‚nicht. wohl ein gewiſſer Grad
der Tonnlege, oder ihrer ſchiefen Stellung angeben. In dem Kupfer⸗
floͤtze das ich kenne, ſind die Sandfteinlagen die erſten; unter die⸗
ſen folget das Kalkgebuͤrge, ſo obenher hoͤckerig, und wackig iſt;
unter dieſen liegt das ordentliche ſchiefrige Kalkgebuͤrge oder der ſo
genannte Stinkſtein; weiter hinunter folget der Zechſtein, und die
ſchwarzen Berge; unter dieſen liegen die Kupferſchiefer: ſie
ſehen ſchwarz, und beſtehen aus einer mit zarten —
und Eiſentheilen eingeſprengten Sumpferde.
Sind die zarten Kieße haͤufig eingeſprengt, ſo heißen ſie fpeifig,
und find reich an Kupfer. Die mit eingemifchten Eifentheile machen
bey dem Schmelzen der Kupferfchiefer viel Verhinderung, weiche vielz
leicht vermieden werden koͤnnte, wenn man fie mit Steins
Fohlen zu fehmelzen fuchte. Nach denen: Küpferfchiefern folgen die |
Sanderze; fie find Die obere fefte Schaafe des — glimmerigen
mit Spathſtuͤckgen gemengten Floͤtzgeſteins, und nur 17 Zoll mächtig,
aber reicher an Gehalt als die Schiefer, ihr biauficher Befchlag und
eingefprengte, gelbe Kupferkieße beweiſen es. Nach diefen Erzen fol⸗
get das grau glimmerige Floͤtzgeſtein ſelbſt; unter dieſem ‚giebt ſich ein
rothes eiſenmaͤßiges mit — und Quartzſtuͤckgen gemengtes Fiößt
geſtein
* —
F AR Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung. 99 |
» ans. ‚weiter folge das weißliche mit Spath, Duark und
en gemengte fehr ſchwere Granitgeftein, Durch welches die fo-
| genannten Zuchtwände der Eifenfteingänge fegen. Wenn diefes Ges
fein fein von Korne ift, kann es fehr ſchoͤn geglätter werden; es ift
En als Marmor, das aber, was. grobförnig und mit Katzengolde,
‚ oder Kagenfilber gemengt ift, zerfällt leicht. an der Luft und im Wet⸗
ter. Nach dieſen finden ſich verſchiedene ſchieferige Steinlagen, die
das Steinkohlengebuͤrge ausmachen, aber nicht allzumaͤchtig ſind;
das rothe Gebuͤrge und Granitgeſtein machen die maͤchtigſten oder
en Steinlagen aus 5 endlich folgen die Steinkohlen ſelbſt,
Be N AL
M Mehrere dergleichen Flöge hat Herr D. und Profeffor Lehmann
1 feiner Geſchichte von Flößgebürgen angeführet und befehrieben.
Dergleichen in dem Vorgebuͤrge befindliche Floͤtze liegen vielmal an
nen zuſammenh aͤngenden ganzen Gebuͤrgen in einem ſehr langen
triche an beyden Seiten des Gebuͤrges hin. Ich gebe vorgedachte
Steinlagen eines Kupferſchieferfloͤtzes nur zum Beyſpiele, und weis
gar wohl, daß es noch viele Floͤtze von anderer Art und andern
Abwechſelungen der Steinlagen um und an denen Gebuͤrgen giebt,
je nachdein die großen Gewaͤſſer, die ſie aus ſich abgeſetzet, mit dieſer
oder jener Erd⸗ Sand⸗ Thon- und Geſteinart in dieſer oder jener Ger
‚gend gemifcht gewefen. Schon in dem Vorgebürge findet man die
gypsartigen Alabaſter, Serpentin⸗ und Marmorarten, ſonderlich,
wo es an das Mittelgebürge, oder eigentlich ſogenannte Ertzgebuͤrge
anſchiebt. Der Beweis hievon findet fih um den Harz, in Sach—
fen über Chemmis und Zwickau, von Leipzig aus gerechnet, bier zu
N ande am Thüringer Walde an der Mittagsfeite, und in vielen
A —
—
ach habe oben von Gängen, Niffen und — in denen
J des Vorgebuͤrges geredet: es iſt noͤthig, daß ich ſie etwas
N 2 naͤher
10 Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung.
näher bekannt mache: Die Flöglagen find naͤmlich hie und da nach
einer gewiffen Richtungslinie, oder wie der Bergmann ſpricht, na ch
einer gewiſſen Stunde ſeines Compaſſes durchriſſen, dergleichen quer
durch die Floͤtzlagen gehende Riſſe werden Gänge genennet; fie ges
ben vielmal etliche hundert Kachtet in der Länge fort, und find inss
gemein mit einem ſchweren felenitifehen Spathe, und diefer mit aller
ley Kießen durchfloſſen, welche als Meter, Nieren und Trümmer,
oder als zart eingefprenge darinnen liegen. Dieſer Spath. wirft
Öffters feine Hefte in die aus dem Gange oder Hauptriffe gehenden m
Nebenriſſe in das daran liegende Gebürge ; und ift wie mit ihm zu⸗
ſammen gewachfen ; ordentlicher Weiſe liegt er nur in dem ’Gangey
und ift auf beyden Seiten von dem ‚Gebürge deffelben abgelöfer; da
aber, wo ſich die zerriffenen Flöglagen auf der einen Geite des Gan⸗
ges nieder gefenket, und auf der andern ſtehen geblieben, loͤſet fich
der Spath in dem Gange. auf der Seite Der, niedergeſprungenen,
niedergeſunkenen Floͤtzlagen ab, und zeig get eine glatte, bisweilen
auch metalliſche Flaͤche, die das Beſte genennet wird, an denen ſte⸗ |
ben gebliebenen obern Floͤtzlagen bingegen fißt der Spath etwas
fefte, oder ift auch wohl gar. angewachſen. Bon denen fich nieder⸗æ
geſenkten Flößlagen faget man alsdenn: Sie machen einen Sprung; h
diefer kann entweder in die Höhe, oder in die Tiefe feyn, nachdem
man entweder auf denen obern, oder untern Floͤtzlagen des Ganges
ſitzt: daher werden dieſe Gänge auch) Sprünge, und Wechſel genen⸗
net. Sie find denen Flöslagen der Vorgebürge in der Maaße eigen,
weil fie da nicht allzuhoch, und deswegen beffer zu fehen fi nd, als
in denen andern Geblirgen; ihre Geſtalt iſt Fig. I. bey A. vorgeſtel⸗
let. Es fallen auch Steinruͤcken zwiſchen dieſen Gaͤngen vor; ſie
ſind nichts anders als Stuͤcke Geſteins, ſo ſich von denen oberſten
ſtehen gebliebenen Steinlagen abgeriſſen, und in den Gang zwiſchen
die wechſelnden Steinlagen geſetzet; ſie werden auch Floͤtzkeile genen⸗
net, Figsl. g- Es giebt in manchen Vorgebuͤrgen auch Lagen, die
ſich
"ug r
bh —
Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung. or
ie nach krummen Linien bald ſenken bald heben, wie Fig. 2
‚ und keinen abgefegten Sprung machen, Man würde vieleicht
h dergleichen Fälle und Sprünge an denen Gängen des Mittel-
u 1 hoben Gebürges, aber nur von mehrer Höhe und Dicke der
| © teinlagen finden, wenn man allezeit Darauf fo leicht und gut Ach—
M g geben fünnte und wollte, als es in dem PVorgebürge gefchehen
N
m}
en Gegenden des Vorgebürges findet man, anftatt des Spathes, den
) nat in denen Gängen, fonderlich , wo viele Sandgebürge in der
Naͤhe liegen; wo aber mehr Kalkgebuͤrge iſt, da zeiget ſich mehr
| Spath Darinnen: beydes werden Gangarten genennet, und unter
| gleichen Bedingungen auch in denen Gaͤngen der Mittel⸗ und hohen
Pot gefunden.
ann, wo Die Steinlagen nicht ſo mächtig und dicke find. An man⸗
| \
., De aus dem Rartgebürge von dem Regenwaſſer aufgelößte
| IE wird. durch die Eleinen Riſſe oder Klüften des Gefteines in die _
& 5, änge» geführet , nachdem diefes Waſſer auch vitriolifche Theile
unterweges aus denen Zechzoder Schieferfteinfagen, oder wohl gar
aus der über Tage liegenden eifenfchüßigen Erde mit fih genom⸗
men. Diele zarten Kalk» und vitriolifchen Theile finken in denen
Gaͤngen aus diefen Waffe, wenn es dafelbft ch fammelt und ftilfe
fi ht, nieder; fie häufen fich übereinander, und das Waffer, wenn
es nach und nach in denen Gaͤngen hoͤher zu ſtehen koͤmmt, findet
h und da in dem Geſteine andere Kluͤften, verlauft oder verdun⸗
ſtet in währender trocknen Zeit über Tage, und die mit vitriolifihen
R Theilen vermifchte zarte Kalkerde wird zu einem felenitifchen Spathte,
jelcher in denen dazwiſchen fallenden trocknen Zeiten, mit denen dar—
uf anfchießenden fehmwefelfauren und arfenikatifchen Dünften, ſo vers
edene Arten von Kießen oder Erzen auswuͤrken, vefte wird:
E* Werk, nachdem es die Natur oft wiederhofet, die Gänge
BER und Kießen, oder Erzen von allerfey Art ausfüllet:
"NR 3 auf
ie
102 Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung.
auf faſt gleiche * konnen auch Di Gänge: — BR llet
werden. Ri
Daß Kieße 9 Erze auf und in dem Spathe, der aus 4—
Kalkerde entfpringet, in Geſtalt von Duͤnſten, die durch Eifen-und
Sihwefeltheile vermittelt des Waſſers entſtehen, anwittern, und
ſelbſt der Ueberfluß von mitgebrachten vitrioliſchen ſauren Theilen
daſelbſt eingreifen und gerinnen, alſo zu Erze werden koͤnnen |
beweifet die Erfahrung, fo mich deffen auf ausgehauenen Strecken
befehret: indem fich da wieder neuer Spath an das Gebuͤrge fegetr
wo die Tagewaſſer, nachdem fie durch das Flüftige Geftein gedrun⸗
gen, langfam daran herunter rießeln. Man finder dergleichen Spath
oft gleich am Tage in denen fo genannten Wechſelkluͤften des Kalk⸗
gebürges, Die bereits zugefüllet find, und da der Gyps eine fast gleiche
Entjtehungsart mit dem Spathe hat, fo ift.es Fein Wunder, wenufl
in dergfeichen Vorgebuͤrgen ganze Stöcke und Lager mit Gyps anz
gefüllt gefunden werden. Der Spath, aus welchem das Erz als
Schlich vermittelt der Pochwerke und? Waͤſchen gezogen , undd
feuchte übereinander auf einen Haufen geftürzer war, ift bier nach]
Eurzer Zeit wieder zufammengebacfen und Der vorige Spath geworden.
Zwiſchen denen faſt waagerecht fiegenden Steinlagen findf
bisweilen Defnungen, die von denen Bergleuten Flösklüften genens
net werden; fie führen insgemein viel Waſſer zwifchen denen Stein
lagen bin’; find ſolche Lagen aber höher gehoben, wie in dem Mittel],
gebürge, fo heißen fie nur Kfüften. Es giebt ferner in denen Vor⸗
gebürgen Talk und glimmerartiges Geftein ; auch mächtige Gänge
fo mit Flußſpathe erfüllee find, dergleichen denen Schiefern zu—
gefeßet zu werden pfleget, fie deſto leichter zu fehmelzen. Unter denen
Steinlagen befinden fich in machen Gegenden die Dachſchiefer, und
vielerley andere Arten derſelben; auch Thon Sand» und Erdarten ſind,
wie obenrerwähnet worden, in denen Vorgebürgen nicht ſelten anzu⸗
treffen. Sch
Berguaͤnniſche Erbbefchreibung. 103
Ich habe nunmehro die vornehmſten Stuͤcke des Innerſten der
Vorgebuͤrge angegeben: es wird mir alſo leichter werden, mich wei⸗
und zwar in das Mittelgebuͤrg und ſein Innerſtes zu wagen.
Die Steinlagen des Mittelgebuͤrges ſteigen auch noch ziemlich
ſaͤt iftig iedoch hoͤher gegen das hohe Gebuͤrge hin an. Kein Berg⸗
mann, der aufmerkſam genug in dergleichen Gebürgen geweſen, wird
‚Grunde läugnen Finnen, daß ordentliche Schichten oder füge
nannte Flbtzlagen auch in dieſem Gebuͤrge gefunden werden: denn
ma wird fie hie und da, fo wohl über Tage, als in dem Annerften
f Diefes Gebürges, mehr als zu deutlich und häufig gewahr. Man
= jehme om Beweiſe die Thitingifihen Sa fen ı Boͤhmiſchen
| 5 Dee Ru folglich Floͤtzlagen anttefen; nur mit dem
| interſchiede, daß die Steinlagen meiſtentheils maͤchtiger und deren
nicht fo vielerley, als i in dem Vorgebuͤrge, uͤbereinander liegen.
Ehe ich weiter gehe, muß ich die Graͤnzen zwiſchen dem Vor⸗
und Mittelgebürge angeben; die ficherfte wird das Liegende der tief-
fen Steinkohlenlagen feyn: «denn nach der Geſtalt der Berge läßt
fie ſich nicht wohl beftimmen, weil bier ſchon ziemlich hohe Berge
ich unter Die fünftigen mit einmiſchen. Es ift wahr, man teift
in dem Mittelgebürge, oder eigentlichen Erzgebuͤrge, Geftein an, das,
nad) Bergmännifcher Art zu reden, auf dem Kopfe ſteht; man muß
88 aber deswegen nicht gleich Für anderes, als lagenweife liegendes
Floͤtzgeſtein haften: denn mitten in denen Flöglagen des Vorgebuͤr⸗
ges befinden fich dergleichen Perfüppungen einer oder der andern
F Slage, die, - wie vieles N in dem Mittelgebürge, auf dem
Ko fe ſtehen.
Rn denen SNikefgebtirgen Wache die eigentlichen Erlgebuͤrge
ſin d in welchen etliche hundert Lachter, wie in Böhmen, um Frey⸗
h berg
104 Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung. Bi
berg in Sachſen 26. 2c. abgeteuffet worden, fiegt verfchiedenes Se
ſtein unter der Damerde, als Gems, Gneis, Zechftein, Hornſtein ꝛc.
in einer fehiefen Stellung über einander, durch welches die Erzgaͤnge i in
eine große Teuffe niederfegen, die man noch nicht alle bis an ihe
Ende, wegen Wettermangel und aufgehender Waͤſſer, verfolgen
Finnen. Ich vermeide hier den Ausdruck in ewige Teuffe mit.
allem Steiße , den fonft alle Schrifftfteller denen Bergleuten vom
Leder getroft nachfchreiben. Wer ift jemals in folche endliche Ewige
Feit gefommen ? und Tann wohl der Begriff, daß ein Erzgang nichts
anderes , als ein mit einem gangartigen und mit Erz vermifchten
Geſtein ausgefuͤlleter langer und tiefer Riß in einem Gebuͤrge ſey, die
Behauptung der ewigen Teuffe zulaſſen? Wenn man auch anneh⸗
men wollte, daß ein folcher Riß oder Erzgang durch ein ganzes
Gebürge fortgienge, fo wuͤrde feine Teuffe doch nur feiner Länge vers
haͤltlich feyn koͤnnen. Ich will fegen, der Riß, oder Gang ftreiche
2000. Lachter in’ der Länge Durch das Gebürge fort, Tünnte ich da
wohl fügen, er müffe auch 2000. Rachter,, oder mehr, in die Teuffe
feßen? Keinesweges; denn die Riffe des Erdbodens, oder feiner Ges
Hürge werfen niedermwärts in Die Teuffe mancherley Arten von Bo⸗
gen, und das Ausftreichen am Tage macht ihre Sehne: fie find in
ihrer Mitten am tiefften, an beyden Enden aber, wo fie wieder aufe
hören, feichter, wie Fig. 3. ungefähr anzeiget. Der halbe Durchs
meffer eines Bogens kann unmöglich ſo groß ſeyn als der ganje
Durchmeſſer deſſelben.
Daß die Gaͤnge in denen Gebuͤrgen niederwaͤrts bogenweiſe geh
Hecht man an denen Gängen des Vorgebuͤrges, welche nicht fo tief
als die in denen Mittelgebürgen, niederfeßen, fehr deutlich, M
könnte auf einigen bis auf ihre größte Teuffe, und bey den End
ihres Streichens abgebaueten Gängen eines Flöges im Borgebürge
mit Meflung ihrer Länge und Tiefe, leicht einen Verſuch macher
und
J Bergmaͤnniſche Erbbefchreibung? 103
—3 fen, ob man aus der Länge des Streichens eines Ganges,
feine größte Teuffe beftimmen könnte. So viel ift gewiß, je weiter
ein Gang in das Feld fiveichet, und je mächtiger er if, oder je
weiter er von einander geriffen, je tiefer muß er nieder ſetzen. Es
wuͤrden die Bergleute denen Gelehrten. vielen Dank wiffen, wenn
fie ihnen diefe Teuffe durch die Länge des Streichens eines Ganges,
und durch den Winkel, welchen der Anfang feines Bogens mit der
A 2 * an dem einen oder dem anderen Ende derſelben machet, be—
ſtimm en koͤnnten; doch möchten hiebey auch wohl noch andere Um—
fände, als die Höhe feines Gebürges, feine Tonnlege und dergleis
hen in Betrachtung Fommen müffen. Ich Eehre wieder zu meinem
Beweiſe, daß in dem Mittelgebürge Flöge liegen ; ja, daß dergleichen
dgar in denen höchften Gebürgen anzutreffen ſeyn, foll in folgender
Abtheilung gezeiget werden. "Man betrachte nur noch die Saͤchſiſchen
Erz⸗ oder Mittelgebuͤtge, die Grubengebaͤude auf dem Harz zum
sifden Manne, zu Lautenthal, den Rammelsberg, die Schweißer
öhmifchen, Mährifchen, Ungarifchen Gebürge, überall finden ſich
En oder Slöglagen, die man font nur in Borgebürgen fuchen
würde: denn es liegen Dafelbft allerley mit feften Wacken durchfloß
jene Schieferarten, Talk - und Fießelartiges GSandgebürge, Thon⸗
Erd⸗ Gyps-⸗ und dergleichen Lagen, ob fie gleich hie und da biswei-
fen eine andere Stellung haben. Ich laͤugne nicht, daß auch Stein-
gen in dem Mittelgebürge angetroffen werden, die man in dem
J Borgebürge nicht entdecken kann; Daraus aber folget nicht , daß es
nicht auch Gebürge ſey, das feine Entſtehung aus denen Gewaͤſ⸗
fern , wie das Vorgebürge habe, nur daß es in eine fehiefere Lage
‚gebracht, oder durch unterivrdifche Gewalt wohl gar in eine fteifere
Derfeget worden. Vieles Geftein in denen Mittelgebirgen ift von
kerer Art, als in den Vorgebuͤrgen, folglich, weil es zugleich
werer iſt, hat es auch tiefer gelegen; . Diejenigen Berge aber, fo
vielerley Geſteinarten in einem ganzen Felſen beftehen, koͤnnen
En ' D auch
104 Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung. |
auch wohl durch die großen Waſſerwogen zufammen geſchwemmet
und aufgethuͤrmet worden feyn. Wir fehen, daß noch heut zu Tage,
von ftarken Negengüffen, und ausgetretenen Waͤſſern, bie und da
Hügel entftehen , die vormals nicht gewefen find. Wer die fo ver⸗
ſchiedene Art, Geftalt, Lage und innere Befchaffenheit der Gebuͤrge⸗
und das ſo mannichfaltige Gewebe der Steinlagen und ihre Ste
lung genau betrachtet, kann unmöglich mit des fonft berühmten Abe
tes Moro Sage: daß alle Gebürge durch unterirrdifche Feuer ent⸗
ftanden, zufrieden feyn, fondern wird mehr wirkende en J
Huͤlfe nehmen muͤſſen.
Zu dem Innerſten des Mittelgebuͤrges gehoͤren * die baſebſ
befindlichen Gaͤnge; ſie ziehen ſich gemeiniglich an dem Abhange
der Gebuͤrge, ganz nahe an denen Thaͤlern der Länge nach hin,
welches meine Meynung von Entftehung der Gänge und Niffe in
denen Gebürgen erläutert: wozu Fig. 4. gehalten werden kann.
Ich ſetze, das Gebuͤrge ſey a, und der Riß oder Gang ſey b, fo
ſieht jedermann Deutlich, Daß ſich der unterfte Theil des Abhanges €
nach dem Thale zu gefenfet, und von dem obern Theile des Gebuͤr⸗
ges a abgeriffen , der Riß aber gegen die Anhöhe des Gebuͤrges in
die Teuffe gehen muͤſſe. Man findet auch, daß dergleichen Riſſe,
oder Gänge gegen Die Anhöhen ihrer Gebürge wirklich in die Teuffe
nieder ſetzen, nur einer flacher, oder faigerer , oder fenkrechter, als
Der andere, man nennet fie techtfällende, Andere fegen nicht gegen
die Anhöhen in Die Teuffe, fondern fallen von felbigen ab: fie heiß
fen wiederfinnigfallende,; und noch andere fegen mitten durch die
Derge, und quer durch die Thäfers fie find unter dem Namen der
Gegenkruͤmmer fonderlih in Sachſen bekannt. q
In manchen Mittelgebürgen haben die Gänge nicht allemal ei
nerley Streichen, das ift , fie gehen nicht alle nach einerley Rich⸗
tungs⸗
Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung. 105
mie fort, wie gemeiniglich die in denen Vorgebuͤrgen; ſondern
Eehfäneiden auch bisweilen einander, und ftreichen nach vers
* Richtungslinien durch ihr Gebuͤrge; zuweilen ſchaaren
ie ſich das iſt, fie laufen mit einander in eine Richtungslinie zus
mmen, oder fallen in der Teuffe einander zu; man hat ihnen fonz
L rlich in Sachfen befondere Namen gegeben; fie wären aber leicht
gu.entbehren , wenn man fie nur, wie die Schweden, nad) denen
E degenden des Seecompaſſes eintheilete,
rn gh habe bereits oben etwas von verſchiedenen Geſteinarten
aͤhnet; hier in dem Mittelgebuͤrge, wo die meiſten Erzgaͤnge an-
etroffen werden, muß man wiſſen, was die Bergleute gangartiges
ebuͤrge nennen. Sie glauben, wo Gems, Gneis, glimmerig Ger
fein, Zechſtein, Hornſtein, Kalkſtein, und die Gangarten Quarz,
ath, Glimmer, Fluß, Steinmark in dergleichen Bergarten bres
waͤren inſonderheit edle Gaͤnge zu finden: darum nennen ſie es
auch gangartig, und haben in ſo weit recht, weil ſich in denen
edelſten Gebuͤrgen dergleichen Geſtein häufig finden läßt, in wel—
chen die Gaͤnge an hohen Metallen am reicheſten ſind: wobey
auch ſo genannte milde Erze, ſonderlich in denen erſten 20. bis
30. Lachtern vom Tage niederbrechen: dergleichen die Gilben,
Bräunen, Schwären, Mulme, oder verwitterte merallifche Erden
god. Die Gänge in denen Mittelgebürgen , fo fehr mächtig find,
und in große Teuffe niederfegen, find feltener anzutreffen, als die
hmalen; in jenen ‚brechen nicht leicht gediegene Silber, fondern
r grobe Geſchicke, als Bleyglanz , Kupferfieße, und dergleichen;
wohl aber in dieſen. In eben dieſem Gebürge haben die Bänge
gleiche Art mit denen in dem Vorgebürge, daß fie weder in die
4 Pnse: noch in die Tiefe gleichmäßig find, fondern ihr Geftein viel⸗
al ganz wieder beyfammen liegt, und Faum ſtatt des Ganges noch
Scheidung zwifchen dem Gefteine zu fehen iſt; in dem Falle
Ne O 2 ſagt
206 Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung.
fagt man: der Gang bat ſich verdrädt, oder das | 5
SR * den Gang verdruͤckt. BON g
Die Gänge haften zwar geimeinigtich eine gewiſſe Richtungs⸗
linie, nach welcher ſie durch ihr Gebuͤrge fortſtreichen, wenn man nur
dabey annimmt, daß ſie bisweilen aus⸗ und bald wieder in ſelbige
wechſelsweiſe zuruͤcke gehen, Haacken werfen, oder Winkel und
Bogen ſeitwaͤrts machen: eben dergleichen iſt auch von ihrem Fallen
in die Teuffe zu verſtehen. Wie ſich alſo die Gänge in ihrem Strei—
chen nach Winkeln und Bogen verhalten, fo verhalten fie ſich auch
oft. bey ihrem Fallen in die Teuffe: dergleichen Fig. 7. vorftellet,
wenn man fie einmal waagerecht, und das anderemal aufgerichtet vor
ſich hält.
Die Gänge in denen Mittelgebürgen führen nicht Teicht einer⸗
fey Erz, fondern fie enthalten vielmal verfchiedenes in fih. Man
findet Gänge, die in denen obern Lagen ihres Gebürges und ihren
Sangarten eifenhaltig find; weiter nieder Kupfererze und unter dies
fen Silbererze geben, welches die Erzteuffe infonderheit genennet zu
werden: yfleget.
Auf) die Silbererze folgen auch wohl noch ——
ch habe dergleichen in denen ſaͤchſiſchen Gebuͤrgen geſehen, und in
Engelland in der Provinz Cornwall bey Redruth unweit Falmuth
bin ich in einer Grube an einem Gange obenher Eifenerz , nad) dies
fen Die reicheften Zinnerze, und weiter nieder in einer Teuffe vom
500. Füßen reiche Kupfererze gervahr worden. Die Silbererze find
felten ganz rein: fie führen auch Kupfer, und Bleyglanz bey fi),
ſonderlich die jenigen, deren Gangart ein Spath ift; die, fo in Quarz
brechen, halten mehr Kupfer, als Bley: Beyfpiele hievon findet mar
in allen edlen Gebürgen von diefer Art.
Die
J Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung. 2107
Die Erze find mit ihren Gangarten auf beyden Seiten des
| Ganges, wo das Felſengebuͤrge anſteht, in eine beſondere Bergart
Aingeſchloſſen, die ſich bisweilen von gedachtem Gebuͤrge abloͤſet,
weilen auch angewachſen ift: fie wird das Saalband genennet.
Die Gänge in dem Mittelgebuͤrge führen auch zu weilen nur Vi⸗
friofgift, und Schwefelkieße; in ihrem Fallen aber werden oft aller-
ley Gaͤnge von denen durchfallenden feften Kaͤmmen verfihoben ; fie
ten fich jedoch meiftentheils wieder ein; bey denen Steinkohlen
in denen PBorgebürgen koͤmmt diefes fehr oft vor.
Es giebt ferner in dem Mittelgebürge gewiſſe vererzte Bergar⸗
1, die einen großen runden Raum einnehmen, und fehr tief nies
derſetzen: man nennet fie Stockwerke; fie find öfters um und um
it einem Steinmark oder feinem Spath umgeben , und halten
| Fi Eifen oder Zinn. Die berühmteften in Deutfchland
find Die beyden Zwitterftöcke, oder Zinnſtockwerke zu Altenberg und
Geyer in Sachſen; Berg und Erz liegt in folchen Stockwerken
Feil = und nierenweife untereinander ; fie ziehen fich in der Teuffe en»
ger zufammen. Man findet Stockwerke von 200. bis 300, Lachs
tern, und Eleinere von 8. bis 10. Lachtern im Durchfehnittes theils
haben fie ein Zach über fich , theils gehen fie mit ihren Erzen zu
Tage aus; ihr Geftein ift ſehr fefte. Die Hügel in denen Mittel
gebüirgen find nicht felten; fie beftehen aus Geſchieben, oder folchen
Theilen, die von dem höhern Gebürge abgeriffen , und von denen
Sluthen zufammen geführet find: man findet daher in felbigen bey
dem Durchfeifen oder Durchwaſchen, allerley Stücke Geftein von
Spath, Duarz , Amerhift, Opal, Kryſtall, Carneol, Zinnftein ,
Blimmer, Sand, und was nur für Berg-und Gangarten in des
n Bergen ihrer Nachbarfchaft gefunden werden. In der Provinz
€ enwall in. Engelland. beftehen große Sehänge von Hügeln aus
D3 ſol⸗
s —
108 Bergmännifche Erdbefchreibung:
ſolchen Geſchieben, die viel Zinngraupen und Zinnftein in ſich has
ben, der in felbiger Gegend ausgewafchen wird. AN
Die Gänge in dellen Mittelgebuͤrgen ſtreichen ſelten ganz zu
Zage aus; fie find vielmehr zum öftern mit einem Tache bedeckt,
and alſo ſchwer zu finden, In diefem Gebürge liegen eben ſowohl,
Als in denen Vorgebuͤrgen, allerley Boluserden, Thon, Laim,
Mergel, Sand, Grieß und dergleichen in ganzen Lagern zwifchen
und in denen Bergen, zum deutlichen Beweife, Daß auch hier Die
großen Gewaͤſſer ihre Werkſtatt gehabt. Die Fifenfteingänge findet
man im dem Mittelgebirge häufig, und es wird für ein allgemeines
Kennzeichen eines edlen Gebürges gehalten, wenn es viel Eifenftein
in ſich hat; ja man fchließt daraus auf edlere Gänge und Metalle,
die es in dergleichen eifenreichen Sebürgen geben Fann, Die Eifenz
und. Zinngänge gehen meiftentheils mit einem Schweife zu Tage
aus... Die Ktüften auf denen edelften Gängen, wo das Erz vielmal
verwittert ift, fonderlich bey Kupfer- und Zinngängen, find von Ei⸗
fenochern faſt niemals Leer, tie ich vielmal in denen Gruben ſelbſt
mit angefehen. Es feheint das Eifen in denen Gebürgen und ihs
sen Erzgängen faſt eben ſowohl, als in denen Schmelzoͤfen, Meis
fter zu ſeyn.
Die ſogenannten Bergguhren werden ſowohl außerlich unten
an denen Bergen, als ſelbſt in denen Gängen und Höhlen gefun-
den, da fie durch die Klüften des Gefteines dringen; es find fchmiez
tige Erden von allerley Farbe; fie kommen von Kreyden⸗Kalklagen,
oder von denen Grunderden der verwitterten Erze von verſchiedener
Art her: ſie beweiſen alſo, daß auch in denen Mittelgebuͤrgen die
Kalkarten eben ſowohl, als in denen Vorgebuͤrgen, zu Hauſe ſind.
Die Bergoͤle dringen durch die Kluͤften des Geſteines, und ſammeln
ſich in Hoͤhlen zwiſchen dem Geſteine: der Oſmundsberg in Schwe⸗
den
{ Bergmannifche Erdbefchrefbung. 109
den dienet zum Beyſpiele. Bey diefer Gelegenheit muß ich einer
fahrung gedenken, die ich in einer hiefigen Gruben gemacht. Ich
d nämlich an einem Gange , an welchen Spath brach, zwiſchen
em Spathe eine Art Pech, das fo weich wie War, und etwas
nkelbraun war ; an der einen Seite war es etwas härter, und
durch feinen flimmernden Glanz zu erkennen, daß es zu einem
‚gelben Kieße werden wollte: und als ich ein wenig davon auf glücns
De Kohlen warf, gab es einen ſtarken Schwefelgeruch.
a
Nachdem ich das Nöthigfte von denen Mittelgebürgen: Arion
acht , verlaffe ich Diefelben, und wende mich endlich zu denen ho-
Gebuͤrgen, das ift, folchen , Die noch mehr, als jene, in die
H he gethuͤrmet ſind. Sie unterſcheiden ſich bey nahe in nichts von
| n en vorigen, als in Anfehung diefer vorzügfichen Höhe, und daß
ihre Gehaͤnge, Felſen, Klippen viel ſteiler, und die Thaͤler tiefer
id, als die in denen andern Gebuͤrgen. Es kann und wird auch
Hiemals ausgemacht werden , two eigentlich Die Gränzen des Mittel⸗
gebürges aufhören, und des Hohen feine anfangen. Cie werden beyde
in ihrem Innerſten noch allemal eine Achnfichkeit miteinander behal⸗
ken, und fie nichts als Das Augenmaaß ihrer äußerlichen Geſtalt
Bad) unterſcheiden: denn fie liegen an ihrer Graͤnze untereinander,
2 Man findet Berg- und Gangarten in diefem Gebürge, wie in dem
39 hetgehenden. Es find Gänge, Schluͤchte, Kluͤften, Höhlen,
Er; Thon: Sand⸗ «Ralf a ailerten Erdlagen , Geſchie⸗
| e gerley ſeyn ſolle, widerſpricht der Erfahrung und der Art der Ent⸗
ſtehung des Erdbodens eines Theils, andern Theils aber find die ho⸗
h ze noch wenig in ihrem Innerſten unterfucht, weil wegen
YR ihrer
110 Berginännifche Erdbefchreibung.
ihren fteilen Anhöhen mit dem Bergbau daſelbſt nicht wohl fortzus
fommen, da Stollen über Stollen angelegt werden möffen, außsrz
ordentlich tiefe Schächte zu erſparen, wie auch Wetter und Waſ⸗
fer Lofung zu bekommen: welches den Bau fehr Eoftbar , oder auch
wohl gar unmöglich gemacht. Man betrachte nur ſolche hohe Ge⸗
bürge, wie in der Schweitz, Stalien, Tyrol, Salzburg, an folz
chen Seiten , wo entweder ganze Gehänge von ihnen herunter ges
ſtuͤrzt, oder fie große Gewaͤſſer durchriſſen, ob man nicht verfchiez
dene Arten von Geftein, woraus fie beftehen, in einer fihiefen Stel:
hing. auf einander liegend antreffen wir. |
Diejenigen hohen Berge, deren Geftein von einerley Art zu ſeyn
fcheint, und deffen Klüften, oder Scheidungen fenkrecht in Die Tiefe
gehen follen , wiewohl bey genauer Betrachtung diefe Scheidungen
fehr felten eine ganz fenkrechte Stellung haben werden , find wohl
meiftentheils von unterirrdifcher Gewalt gehoben und aufgethuͤrmet
worden: denn die erfchrecflichen Stuͤcke Felfen, die von ihnen herab⸗
und um fie hergefallen , beweifen es deutlich : weil fie eben fo harte
und fefte Theile ihres Ganzen find, und der Berge ihr Ganzes ſchon
feft und erhaͤrtet geweſen feyn muß, als fie herab geſtuͤrzet. Es ift
wahr, daß die in die Klüften der Felfen eindringenden Regenwaſſer
und Teuchtigkeiten aus der Luft bisweilen den Zufammenhang der
Felſen trennen, und davon große Stücke herunter fallen koͤnnen;
allein man unterfcheidet dieſe von jenen gar leicht, welche fie an der
Größe übertreffen; zu geſchweigen, daß Die Feuchfigkeiten manchem!
Selfengefteine, um welches doch auch fehr mächtige Stüde herum
liegen, wenig oder nichts anhaben Fünnen. {
Durch folcye unterirrdifche Gewalt ift es eher, als durch Die er-
ſten Gewaͤſſer, möglich gerwefen, das fehr mächtige und dicke Steine
lagen, die in der Tiefe eine faft waagerechte Stellung gehabt, in!
die Höhe gehoben, und in eine der fenkrechten nahe Eoimmende ges)
bracht
Bergmännifche Erdbefchreibung. 113
cht worden. Man fehe nur ſolche Gebürge in denen Thaͤlern
rech aufmerkjam an, fo wird ſich finden , daß das Geſtein des
Sebürges an beyden Seiten einiger Thaͤler folche Stelung wie
Fig — bat, und die gegeneinander uͤber ſtehenden Gipfel deſſelben
einander getrieben find. Man findet auch oftmals ihr Geftein
folcher Lage, wie Big. 6. zeiget, da a ftehen geblieben, und b
‚eine fteifere Stellung gekommen, als das Gebürge durch unter;
rdiſche Gewalt gehoben worden, je nachdem die Kraft des Hubes
dieſer oder jener Seite des Gebuͤrges am ſtaͤrkſten gewirket.
in
"an
Die erſten hohen Berge, welche die große Bewegung der
V Waſſerwogen aufgefuͤhret, unterſcheiden ſich von denen, die durch
nterirrdiſche Gewalt aufgethuͤrmet worden, Dadurch, daß fie mehrern
mfang, Maͤchtigkeit und Rundung haben: fie werden auch insge⸗
jein aus einem gemifchten Gefteine beftehen. Auf ſolche Art ift es
högtich daß in denen hohen Gebürgen ganze Berge auch) von an⸗
m Gefteine, als in denen Mittel- und Vorgebürgen- liegen koͤn⸗
Inen; c8 folget aber deßwegen nicht, daß diefe Berge uranfänglich mit
I ntftehung des Erdbodeng geworden feyn müffen. Es wird alfo wohl⸗
gethan feyn, wenn man bey Beurtheilung, fonderlich der Mittel-
I 1d hohen Gebürge, behutfam zu Werke gehet, und fich hütet, wicht
Nat ‚mächtige Steinlagen, Kaͤmme, Fälle , Stöcfe von Geſtein
eich für ganze Berge ihrer Art anzuſehen.
Es muß jedes Gebuͤrge erft nach feinem Ganzen betrachtet, und
d die ordentlichften und Hauptlagen feines Gefteines, wie auch
iner Erdarten ausfindig gemacht werden ; fü entdecken fich die das
wiſchen fallenden, oder fiegenden mächtigen und feften Steinlagen,
Faͤmme, Faͤlle und Stöcke gar leicht unfern Augen , und find
benfalls nur als Abweichungen von ihrem Ganzen anjufehen; das
anze aber wird noch immer eine große Aehnlichkeit mit dem foges
inten Floͤtzgebuͤrge behalten, alfo , Daß man in gewiffer Ruͤckſicht
P auf
IR,
114 Bergmännifche Erdbefchreibung. |
auf alle Arten von Gebürgen mit Recht wird ſchließen koͤnnen, daß
fie, was das Hauptwerk betrift, alle aus Stein-und Erdlagen bes
ſtehen, die aus denen Wäffern abgefeget,’von ihnen zum Theil auf
einander geſchwemmet, zum Theil aber durch unterivedifche Ge⸗
walt auf verfchiedene Höhen gehoben worden, das ift; das Haupt⸗
werk des platten Landes der Vorgebürge, der Mittelgebürge , der
hohen Gebürge beftehe aus noch faft waagerecht liegenden; vormals
fo gelegenen und nunmehro gehobenen Erd- und Steinlagen; oder
der ganze Erdboden fey ein Floͤtzwerk, ein Körper, der aus übereins
ander liegenden theils faft waagerechten, theils fhiefen oder gehobes
nen Erd-und Steinlagen gebauet ſey: welhen Satz ſich ſonderlich
die Bergleute bey Auffuchung derer Gänge, Stein » Erd» Kohlens
Turf » Mineralien und Erzlager wohl zu merken haben. ch würz
de im übrigen, wenn ich weiter von denen hohen, Gebürgen etwas
fagen follte , das meifte aus der Befchreibung des Innerſten der
Mittelgebürge wiederholen müffen; ich entziehe mich aber billig dies
fer Weitläuftigkeit, und werde nunmehro im folgenden mit der Aufz
fuchung der Erd-und Steinlagen, ihrer Gänge, Lager , Kluͤfte,
Mineralien und Erze nach ſichern Regeln zu thun haben.
Von Aufſuchung der Erd-und Steinlagen, ihrer
Gaͤnge Lager, Klüfte, Mineralien und Erze
nach fichern Regeln.
De Kaͤnntniß der aͤußerlichen und innerlichen Beſchaffenheit d
Erdbodens, und der letztern bis auf eine ziemliche Tiefe, kan
denen Bergleuten den Nusen fehaffen, daß fie wiffen werden, i
welchen Gegenden deflelben allerley Erden, Steine, Mineralien und
Erze in Lagern, Klüften und Gängen liegen. Es werden Regen
aus diefer Kaͤnntniß herzuleiten feyn, nach welchen fie diefe Dinge
aufzufuchen haben. Haben fie diefelben aufgeſucht und gefunden
ſo
Bergmännifche Erdbefchreibung. 115
fo wird die Lage derfelben Gelegenheit zu andern Regeln geben, wie
‚chen Dingen beyzukommen, wie fie follen gewonnen werden , wie
am beften zu Gute zu machen, und fo ferner. Man wird ſich
ch den ganzen Bergbau mit einer großen Reihe von Arbeiten
ich Regeln befchäftigen koͤnnen, die alle nuͤtzlich ſeyn, und auf
er eigenen Srundfägen beruhen werden.
Sch Tann mich für dieſesmal, damit diefer Auffas nicht zu
Weitläuftig werde, weiter nicht, als mit einigen Regeln zum Auf
en obiger Dinge einlaffen. Ich will in diefer Abficht wieder
von dem platten Lande anfangen. Es ift zwar oben erwähnet wor⸗
den, daß wegen der bald aufgehenden Waͤſſer in dem platten Lande
‚feine große Teuffe zu gelangen ſey; doch ift eg aut, die in dem
felben unter der Damerde liegenden nusbaren Dinge aufzufuchen,
und zu wiſſen, wie fie entdecket werden follen. Die Regeln hiezu
J ſolgende ſeyn:
1. Regel.
Da die abwechſelnden Erd - und Steinlagen den vornehmſten
Bau unſeres Erdbodens, wenigſtens auf eine große Teuffe ausma⸗
ſo brauche man vor allen Dingen den ſchon uͤberall befann-
n großen Bergbohrer: bohre damit in die Erde, und merke ſich
ißig aus dem Bohrmehle alle verfchiedene Erd-und Steinlagen,
wie fie aufeinander folgen. Man zeichne auf, in wie viel Zollen,
Süßen und Lachtern vom Tage hinein, jedwede angebohret wird ; wel⸗
bes fih an denen Bohrftangen, die nach einem gewiffen Maafe
ge acht feyn müffen , leicht abnehmen läßt. Man wird hieraus
nicht allein jeder Lage ihre Mächtigkeit, und woraus fie beſteht,
finden; fondern es wird fich auch die Höhe des Warferftandes da-
Durch leicht beſtimmen laſſen. Diefes ift die Eürzefte, bequemfte,
wohlfeileſte Art, dasjenige in dem Innerſten des plutten Landes
u finden, was man fuchet.
*
P2 2. Re⸗
116 Bergmännifche Crdbefchreibung.
it * er De e n * a2
Wo kleine Erhöhungen in dem platten Lande find, da laſſe
man nur einige Erde ſeitwaͤrts abſchuͤrfen, oder abſtechen, fo wer⸗
den fich bald verfihiedene Lagen von Erde, Sand, Thon, mnaset
Laim und dergleichen zeigen,
3. Regel. i
Man betrachte in dem platten Lande, bey niedrigem Waſſer
der Fluͤſſe ihre Uſer, wo das Waſſer das Erdreich abzuſpuͤlen pfle⸗
get, fo wird man verſchiedene Sand-Erd-und Thonlagen gewahr.
N
“
. 4 Regel.
Nach großen Waffergüffen betrachte man die Wafferriffe zwi⸗
fchen denen Eleinen Anhoͤhen, fo werden Pr ch Erd» Laim: Sand⸗ Vo
Thonlagen finden.
=
5. Regel.
Man bemerke bey dem Brunnen= oder Kellergraben, was ſich
fuͤr Erdlagen nacheinander angeben; dadurch habe ich verſchuͤttetes
Holz, fo ſehr alauniſch iſt, nebſt einer darüber und daruntur hegend
den Turferde entdecket. 4
6. Regel. —J
Wo fumpfigter ſchwimmender Erdboden mit Raſen bewachſen
liegt, fuche man mit Grabeifen nach, es wird fih Turf, Eifenz
fein, weißer oder anderer Sand und dergleichen finden laſſen.
7. Regel, 1
Man fehe fich um, wohin die Erd-und Steinlagen eutweder
ſteigen, oder ſich ſenken, und ſtelle feine Unterſuchung darnach any
man wird ſie an einem Orte bequemer und leichter, als an dem
andern unternehmen koͤnnen. 4
Bee 117
FR * et DRITCKREHE, q
; Pr er das Hangende des Vorgebuͤrges angeht, ünterfuge ı man
e zu Tage ausgehenden Quellwaͤſſer, ob ſie mineraliſche Ochern
* Salze bey ſich führen, und ſchließe daraus auf ihr Gebuͤrge,
woraus ſie kommen.
Die Lage der Vorgebuͤrge mit ihren Erd⸗und Steinlagen giebt
beſſere Gelegenheit an die Hand, ihr Innerſtes zu unterſuchen. Ich
babe oben gefagt ; daß in denen Vorgebürgen verfchiedene Erd» und
Steinlagen übereinander liegen, und ſaͤnftig oder nach und nach
gegen ihe vorliegendes Gebürge anfteigen: wie denn aud) in der Er⸗
fahrung gegruͤndet iſt, daß in denen Vorgebuͤrgen eben ſowol Gaͤnge
und Riſſe, und in denenſelben Mineralien und Erze, als in denen
Mittel- und hohen Gebuͤrgen befindlich ſeyn, die quer durch ihr
Geiſteine ſetzen. Zu Aufſuchung dieſer Dinge koͤnnen alſo folgende
Ben aus folcher Befchaffenheit hergeleitet werden;
1. Regel.
"Biegen die Erd⸗Sand⸗Schiefer⸗ und Steinlagen —
und ſteigen nach und nach gegen ihr vorliegendes Gebuͤrge auf in
die Höhe: fü gehe man von der zu Tage ausgehenden Sandſtein⸗
Tage, welche insgemein die erfte ift, fo viel möglich, in der Rich»
\ tungslinie ihres Anfteigens bis auf die größte Höhe des Vorge—⸗
buͤrges, ſonderlich, wenn es ſeyn kann, in einem Fahrwege hinan;
rlaſſe, wo Die Anhöhe mit Nafen oder Damerde bedecket ift,
J iefelbe durchfihlrfen ; : {6 wird man das Ausgehende aller‘ Erd»
Sand» Stein» Schieferlagen, wie fie untereinander folgen und in
j Höhe eigen, deutlich ſehen.
7 2. Regel.
Ö Findet hi. eine nutzbare Schiefer ⸗Sandſtein⸗ Ralkftein + oder
Steintopenlage die man zu bearbeiten und zu nugen gedenket: ſo
P3 gehe
118 ° Bergmaͤnniſche Erdbefchreibung.
gehe man bis an die Darüber liegende Lage zurück, und erforfche der
Nutzbaren ihre Mächtigkeit und ihr Fallen nach Markſcheiderart;
oder durchbreche die zu nugende Lage von a bis K nach einem rechten
Winkel, nach der erften Figur. !
3. Regel.
Will man wiffen, wie die nusbare Lage in einiger Teuffe be-
ſchaffen: fo gehe man von ihr zurück bis an Die 2. 3. oder 4. Lage
und mache einen fenkrechten Schurf oder Schacht, bis auf die Nutz⸗
bare. Zum Beyfpiel fey = das ausgehende der nußbaren Lage, man
gehe bis a oder 3 zurück, jenachdem man ihre Befchaffenheit in wer
niger oder mehrer Teuffe unterfuchen will, und finte den Schurf
oder Schacht bis dahin nad) denen punktirten Linien. ab, nach der
erſten Figur.
4. Regel.
Da derer Vorgebuͤrge ihre Stein oder ſogenannte Floͤtzlagen
ſich insgemein nach zweyen Weltgegenden erheben, und nach andern
zweyen Weltgegenden ſenken, ſo muß man dieſe Gegenden nach denen
3. vorhergehenden Regeln ausfindig machen. Ich will ſetzen, ein ſol⸗
ches Gebuͤrge ſteige gegen Mitternacht und Morgen, und ſenke ſich
gegen Mittag und Abend, ſo wird man ſeine Steinlagen nach der
Linie gegen Mitternacht und Morgen aufzuſuchen haben.
5. Begel.
Bisweilen find die Lagen derer Vorgebürge in ihrem Ausge⸗
henden verſchoben, verküppet, zerriffen, oder verftürzt ; in folchen
Faͤllen laſſe man fich nicht irre machen, fondern fuche Das Ausge—
hende nach der 3. Regel in der Nachbarſchaft. Die r. 2.4 5.
und 7. Megel bey Unterfuchung des Platten Landes koͤnnen auch in
denen Vorgebürgen angewendet werden.
6. Regel,
Bergnmaͤnniſche Erdbefchreibung. 119
X Ti | 6. Regel.
gar an begebe fich in die Schlüchte und Stände, , das Ausger
— einer oder der andern Lage zu entdecken: man wird ſich nicht
eblich bemuͤhen.
7. Regel. |
Man- betrachte die bie und da herumliegenden Felſenſtuͤcke,
Steine und Erden, und fchließe auf die Nachbarfihaft ihrer ganzen
pagen von folcher Art: fie werden fich gewiß finden laſſen.
|
=
B
i
| 8. Regel.
i Wo fih in dem Vorgebürge Quarz oder Spath auf der
Dberfläche , oder innerhalb der Damerde finder, da fehe man in
dem Ausgehenden nach: man wird die mit diefen Gangarten auss
‚gefülfeten Gänge in dem Gefteine antreffen., oder auch unter der
Damerde in ſelbigen erſchuͤrfen.
9. Regel, |
Man unterfcheide die Erhöhungen in denen Vorgebürgen, weil
einige aus ordentlichen Lagen von Erden und Geftein, andere aber
aus lauter Erde, oder Sand, Grieß, Gefchieben und fteinigtem Ges
roͤlle beftehen; man unterfuche die fegtern mit Waſſer in dem Sir
chertroge, oder noch ficherer in dem Probierofen, zu fehen, ob fie
metalliſche Körner, Gefchiebe oder Schliche führen, und ſchließe
daraus auf den Gehalt ihrer nahen Gebuͤrge, ſo hoͤher liegen.
Die Erfahrung hat mich belehret, daß der Sichertrog bey unter⸗
ſuchung metalliſcher Erden, oder mit Erz eingeſprengter Berg⸗und
Gangarten nicht allemal zum unverwerflichen Richter anzunehmen
ſey: weil die Schliche oder der eingefprengte metallifche Gehalt der-
maßen zart in manchen Erden und Geſteine iſt, daß ex nach ges
boͤrigem Pochen in dem Sichertroge auf dem Waſſer ſchwimmt,
oder
I
N
J
126 Bergmannifche Erbbefehreibung,
oder dem Auge ganz unſichtbar auf dem Waſſer als ein Schaum
mit fort geht, wenn Der Sichertrog angeſtoſſen wird. Der alte,
Pochwerks/ und Huͤttenweydeſpruch : was nicht im Waſſer ſtehe, das
ſiehe auch im Feuer nicht, iſt nur hoͤchſtens von denen Schmelzoͤfen
mit Gebfäfen zu verſtehen, bey denen Windoͤfen iſt er falſch: ich kann
es allemal erweiſen. Man hat ſich vor dergleichen Pochwerks⸗ und
Huͤttenlehren gar ſehr zu huͤten, ſonſt verfallen die Gewerken der
Bergwerke in Schaden.
10. Regel.
Man betrachte die Lage des Tagegebuͤrges, nach welcher Ge⸗
gend daſſelbige ſteigt / oder faͤllt: iſt ſein Steigen, oder Fallen ſehr
merklich, ſo wird man wahrſcheinlich davon auf das Steigen und
Fallen der unter dem Tagegebuͤrge verborgenen Erd⸗ und Steinlagen
ſchließen koͤnnen ‚daß fie eben ſo ſteigen und fallen, *
11. Regel. NIT
Weil die Gänge in denen Vorgebuͤrgen ihr Streichen , Stei⸗
gen und Fallen nach gewiſſen Richtungslinien haben, ſo muß man
es am Tage im ausgehenden Gebuͤrge ſuchen zu entdecken; man wird
es an den ausgehenden Gangarten, als denen Spathen und Quaͤr⸗
zen gewahr.
— 12, Regel, |
Wenn man durch Schuͤrfen einen Gang entblößt, und fein
Streichen weis, ſo treibe man das Schürfen anur gegen die Linie
des Streichens b im rechten Winkel, ſo werden ſich mehr Gänge
finden: · Fig . 7: Er
ie | 13. Regel. ;
Keil das Gebuͤrge an denen Gängen zu wechfeln pfleget, und
diefes nicht in der Linie ihres Streichens, fondern feitwärts dieſer
Linle geſchieht / fo gebe man Achtung, wo auf der einen Seite Dam⸗
erde, und gleich darneben ein anders verfchiedenes Geftein: liegt
da
| Bergmännifche Erdbeſchreibung. 121
| iſt im Geſteine ein Sprung A B, fereti dazwiſchen ein le
u FE 1
1 dem ————— koͤnnen folgende Regeln beobachtet werden:
| 1. Regel.
rg eilin dem Mittelgebürge eben fo wohl viele Steinlagen floͤz⸗
Mi uf einander liegen, alsin dem Vorgebuͤrge, fo brauche man
E hier die Dazu angegebenen Regeln.
2. Regel.
a Da in dem Mittelgebirge ſich insgemein die Gänge an dem
Abhange der Gebürge anlegen, fo laſſe man gegen die Anhöhen
ber Berge quer über das Hangende fehürfen, fo-merden fie aa
3. Regel. _
A Sind die Gaͤnge durch Thaͤler zerriſſen, ſo ſchuͤrfe man laͤngſt
an denen Anhöhen der Berge bin, oder gebe acht auf die Ufer der:
er durch die Thaͤler fließenden Waͤſſer, auf die hohlen Wege,
oder auf die Schlüchte und Wafferriffe zwifchen den Bergen, ob
Spath, a , Fluß, Glimmer oder eine Gangart durchfet.
4. Regel. |
Wo Gange auf einem Gebürge vorhanden, fo am Tage
erftreuet liegen, oder in Bächen gefunden werden, da ift auch gang»
artiges Gebürge, als Gems, Hornftein, Kalkſteinꝛc. Man fuche da-
felbft , und trachte nach denen Gängen, an welchen dergleichen Gange
5. Regel.
* af das Gebürge, worinnen man Gänge vermuthet, mit Dam⸗
erde bedeckt, daß Fein ausgehendes zu ſehen iſt, fo muͤſſen die Gänge
durch Schürfen — werden; oder, ſind die Gaͤnge gar obenher
mit einem Dache von Geſtein bedeckt, fo muß dieſes hie und da
durchbrochen werden, bis man die Gänge finder,
J Q 6. Regel.
‚122 Sergmännifhe E:befäreisung
Ye, Regel. ’ HR, J
Wo ſich in dem Mittelgebuͤrge an denen Süßen der Berge:
Waſſerquellen zeigen „ da unterfuche man das Waffer, und feine,
Dodenfag, was es für metalliiche Erden, Sandgeftein, Schlich,
Salz und dergleichen bey fich führet, und fchließe Daraus auf den
ER ihres Gebuͤrges, woraus fie entſpringen. EN
AR
J
*
I)
“
7. Regel.
Wo ſich Bergguhren oder fehmierige Erden zeigen, die unter»
ſuche man in dem VProbierofen, und fhließe aus ihrem Gehalt auf
den Gehalt der Gänge indem Gebürge , woraus fie fommen.
In denen hohen Gebürgen koͤnnen folgende Kegeln nuͤtzlich (ent
1. Regel,
Wo die hohen Gebürge Hangendes und — und alſo
merkliche Steinlagen uͤbereinander haben, da verfahre man bey dem
Aufſuchen der Gänge nach denen Regeln, die bey den Vor⸗und
Mittelgebuͤrgen angegeben ſind.
2. Regel.
Wo kein Hangendes oder Liegendes am Tage zu ſehen, aber
doch metalliſche Ochern, Bergguhren und Waſſer vorhanden ſind,
da muͤſſen Suchſtollen in das Gebuͤrge getrieben werden, weil daraus
Vermuthung zu etwas edlen in demſelben iſt. Mit Schuͤrfen, und
Schaͤchten iſt wegen der ſteilen Anhoͤhen nicht uͤberall wohl anzukommen.
3+ Regel.
Wo das Geftein der hohen Gebirge mit Spath oder Duarg
durchtrümmert ift, da ſuche man Gänge ; —* Regel gilt auch im
Vor⸗und Mittelgebuͤrge. 4
Es werden zwar in denen alten Bergbuͤchern ſonderlich von
dem Agricola , Loͤhneys/ Roͤßler ꝛc. noch viele Mittel zum Aufſuchen
der
n- Bergmännifche Erbbefchreibung, 18
a Gaͤnge in Gebürgen angegeben, als die Ausdinftungen; Aus⸗
tterungen derer Gebuͤrge, und fo weiter. Allein weil fie nicht zus
aͤßig genug find, und dabey viel Sabelhaftes mit unferlaufen Fann,
| 8* der gemeine Bergmann immer gern dafür angeſehen ſeyn will,
daß er auch etwas dergleichen beobachtet habe, fo mag ich fie nicht
abfchreiben,, fondern will vielmehr fuͤr dieſesmal hiemit beſchließen.
Erklaͤrung der Figuren.
Die Erſte Figur ſtellet ein Kupfer⸗ Schiefer⸗ und Steinkohlen⸗
gebuͤrge in hieſiger Gegend vor:
B. bedeutet die Dammerde.
No. 1. Die Sandfteinlage,
5. 2. Das Kalkgebuͤrge, oder der ſogenannte Stinkſtein.
3. Der Zechſtein.
4. Die ſchwarzen Berge und Kupferſchiefer.
5: Das graue Flöggebürge mit denen auf ihm Legenden
füpferigen Sanderzen.
6. Das rothe liegende Geftein.
7. Das fefte ſchwere Granitgeftein,
8.]
” E.
—— Schieferlagen, oder das „Kohlen - ®e-
11. gebuͤrge.
5 |
13. J.
14. Die Steinkohlen.
15. Ein blaulicher Letten.
16. Das blaßroͤthlich mehr weißliche an Geftein der
Steinkohlen.
17. Ein rothes Geſtein.
— —
— — Ar
r
Q2 18. Das
124 - Bersmännifche Erdbeſchreibung |
18. Das ſchwaͤrzlich ‚graue fefte Feffengeftein. 0.08
Die zweyte Figur ſtellet ein Kupfer⸗ Schieferfloͤtz ohne? wir
oder Springe vor: &
Mo. 1. Die Dammerde. *
2. Eine Sandſteinlage. En
3. Der Ralk oder Stinkftein.
4. Ein graulicher Zechftein.
5. Blauliches Schiefergeftein.
6. Ein ſchwaͤrzliches feftes Schiefergeftein..
7. Das graue Flößgeftein.
8. Das rothe Floͤtzgeſtein.
Die Dirtte Figur ſtellet einen wor vor, wie er einen Bogen in in
die Teuffe machet: |
abc ift der Gang. ah; |
b d Der halbe Durchmeffer des Bogens, den der Gang]
machet.
ef Die Sehne des Bogens.
Die Vierte Figur ſtellet ein Gebuͤrge vor, das nach einem tiefen, |
Thale zu gefunken und zerfprenget worden:
a Das Gebürge , fo ſtehen geblieben."
ce Das Gebürge, fo fid) von jenem getrennet.
b Der Riß oder Gang.
Die fünfte Figur ftellet ein Durch unterivrdifche Gewalt gehobenes
Gebuͤrge vor, fo dermaßen Dadurch zerfprenget worden, Daß fich bey⸗
de Theile als Berge auf Die Seite gelehnet. Der, Riß, oder die
entftandne Schlucht ift bey a mit Erde ausgefüllet , und Nein
einen Wiefengrund vor.
Die
F Bergmaͤnniſche Erdbeſchreibung. 125
Die Sechſte Figur ſtellet ein Geboͤrge vor, das durch unterirrdi⸗
ſche Gewalt zerbrochen worden, da a ſtehen geblieben, b aber abgeriſ⸗
fen und in eine fteilere Lage gebracht worden.
Die Linien b bedeuten Gänge, und die Linien = zeigen das
| chuͤrfen an. J ———
Die Achte Figur ſtellet ein Steinkohlengebuͤtge vor, da a und b
Steinkohlenlager zu breiten Blick bedeuten.
nn. 3
B Die Siebende Figur ſtellet das Streichen der Gaͤnge vor.
PT Carl
Pr 2 27 ze h
Carl Auguft Scheids 34
Beſchreibung
eines neu erfundenen
Kunſt- und Seldgenängen a
— * —
Te giebt verfchiedene Arten von Teldgeftängen, die meiftentheifs
bekanntermaßen in KZeupolds Theadro Machinarum bey⸗
fammen ftehen. Sie ‚werden mit ganzen und halben
Schwingen gemacht. Die erften find gebräuchlicher, als die Testen,
Die Fehler der erften, fo am gebräuchlichften, find folgende ;
1) Weil die ganzen Schwingen mit Zugftangen zufammen
gefchloffen find, reiben fich die Schwingen an 3. Orten, in der Mit⸗
te und an beyden Enden. Diefes benimmt dem Waſſerrade viel
Kraft, und erfordert viel Eifenmerk nebft Schmiere.
2) Wenn fi) die Bolzen oder eiferne Nägel abnutzen, die Löcher
in denen Schwingen weiter werden, und die Schlöffer an denen
Zuoftangen fich ziehen, das Geftänge alfo fänger wird, als es feyn.
foll , entſtehet bald Unrichtigkeit in der gehörigen Verhaͤltniß der
Ehingen und Zugftangen gegen einander, und es fritt wohl gar
ein ſtarkes Zwengen und Zerbrechen Des Geftänges oder vs
Schwingen an deren Stelle.
3) Muß gar zu viel Hol und Eiſenwerk mit feiner Laſt hie
and ber gefchoben und bemweget werden. Dadurch entgeht der
Krafft des Nades wiederum fehr vieles, fo fie. nicht zu der Bewe⸗
‚gung der Pumpen anmenden kann.
4) Das
J—— Von FE 127
Bu —X& Das Rrsus, woran das Feldgeftänge und die Pumpenſtan⸗
gen hängen, hebet und Drücker dieſe letztern allemal fehief gegen die
Seiten der Kolbenröhren oder Pumpenfäge. Dadurch entfiche
abermal vieles Heiden. Die Pumpenfäge , wenn. fie, wie bey
Salz⸗ und Bergmwerken , wegen der feharfen Waͤſſer nur von Hol
| nutzen fich nebft denen Pumpenjtangen oben ber ab, zerbre⸗
chen, und das Leder am Kolben wird an einer Seite mehr, als au
| der andern, abgerieben, daß öfters neues eingeleget werden muß.
—9 Dieſem Fehler abzuhelfen, habe ich geſucht, die Schwingen
‚in eine horizontale Lage, und zugleich ins Gleichgewicht zu bringen,
amit fie, als die Haupttheife der ganzen Mafchine mit defto weni⸗
E Kraft möchten beweget werden , andern theils habe ich die
m afchine fo fimple als möglich Darftellen wollen.
Den 1.2.3. und aten Fehler, ſo ich oben bey dem gebraͤuch⸗
lichſten Kunſtgeſtaͤnge angezeiget, habe ich durch die horizontale Lage
der Schwingen, oder Balanciers, die ſich nur an einem Zapfen
oder Bolzen bewegen, auf einmal abgeholfen, und anſtatt des dop⸗
pelten Kreutzes, wodurch die Pumpenſtangen beweget werden, eben
dieſe Balanciers und ihre Lage beybehalten.
Ich will nunmehro meine neue Erfindung befhreiben, und Den
Bau derfelben mittheilen ;
= Fig.l. A Dos Wafferrad , deffen Groͤße kann verſchieden
ev «A je nachdem man viel oder wenig Kraft und ——
3 Die ſogenannte Korbſtange.
C Der Krumzapfen, oder Kurbel.
D Der erfte Arm des erften Balsnciers, welcher etwas länger
5 als der andere ; Diefer Arm ift an Der — beweglich.
E. Des
128 WVon ZFeldgeſtaͤngen. 4
VE Der andere Arm des erſten Balanciers iſt mit einem Bogen⸗
Müce,ı wie alle folgende Arme der Balanciers verfehen. Be
IF Die Bogenfrücke werden aus dem Mittelpuncte jedes Balan⸗
criers befchrieben. Jedes Bogenftück des einen Balanciers iſt mit dem
ihm entgegen ftehenden Bogenftüche des benachbatten Balanci— s
durch runde gemundene Ketten zufammen gehangen, wie Die zte gie
gur des Riſſes zeiget. Diefe Art der Zufammenhängung bringet
den motum reciprocum, und zwar ohne Friction, auf die allerleich⸗
teſte und geſchwindeſte Art von dein Rade bis an Die Dumpes her⸗
vor: denn die Ketten, weil fie die Geſtalt der Seile haben , legen
Sich) bey der Bewegung nur fanft um die Bogenfthcke, und hindern
die Bewegung durch Fein Reiben. | 3
GE Der legte Balaneier- An diefen Tann man etliche Bogen
ſtuͤcke zuu Bewegung der Pumpenftängen anbringen, wie Der Riß
zeiget. Und da die Pumpenſtangen an die Bogenſtuͤcke des letzten
Balanciers auf eben die Weiſe angehangen werden, wie die Balan⸗
ciers untereinander, fo werden dadurch Die Pumpenſtangen ſenkrecht
gehoben und wieder nieder gedruckt. *
In jedem Balancier bohre man ein Loch eines kleinen Fingers
Rare v von * bis —* den — oder — rar — das
denen ee zu, machen, fie daſelbſt zum Heberfluß unten
und oben mit £ Zoll diefen eifeenen Schienen , und beyde Seiteny‘
wo das Bolzenloch durchgeht, mit £ Zoll ſtarken Backeneiſen belegen⸗
alles zuſammen aber mit guten eifernen Ziehebändern oder Rinken
verwahren, auch diefe Stücke felbft mit einigen ſtarken Nägeln an⸗
ſchlagen, daß fie ſich nicht ſchieben koͤnnen. J J
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‚Don Seldgeftängen. 129
Auf die Peripherie eines jeden Bogenftückes werden 2, ausgehoͤhl⸗
te Riefer oder Rinnen mit einem Holmeißel, oder dergleichen Hobel,
‚eingelaffen, Damit ſich Die Ketten bey der Bewegung der Mafchine
‚hinein legen koͤnnen, Auf dem Boden diefer Rinnen lafje man eis
‚ferne 4 Zoll dicke Schienen legen, damit die Ketten die Bogenſtuͤ⸗
cke nicht ſo leicht ausfreſſen und abnutzen moͤgen.
Sind Säulen, in derer Einfchnitt ſich die Balanciers an
einem Bolzen beivegen. Diefe Säulen kann man oben nur mit
Latten von’ 4 Zoll dick, und 5. bis 6. Zoll breit, ſtatt der Straaf-
baͤume verbinden. Dieſe Säulen befeftiget man auf Fußkreutzen,
fo mit Steinen unterfchlagen werden, und verficht fie mit Streber
bändern. |
| Die Ruhepuncte derer Balanciers müffen alle in einer geraden
inie, wie bey einem andern Feldgeftänge , liegen, folglich auch die
Ienlöcher derer Saͤulen. Diefe Löcher belegt man inwendig und
auswendig mit ftarken Backen oder Pfadeifen, und jede Säule oben
über den Löchern mit Rinken.
Die Balanciers, Säulen , Fußkreuse und Straaßlatten Einnen
von Thännen, die Bogenftücke aber von Eichenholze gemacht werden;
wer aber alles von Eichenholze machen will und kann, der thut
fehr wohl.
Zeder Balancier kann mit beyden Bogenſtuͤcken 15. bis 18.
ug, auch vielleich noch länger in dem Mittefpuncte 7. bie 8, Zoll
sch und 5. bis 6. Zoll breit, oder auch etwas geringer , außer de⸗
nen Säulen aber, nad) denen Bogenftücken zu, jedesmal ſchwaͤcher
gemacht werden. Die Bogenſtuͤcke koͤnnen 5. bis 6. Zoll dick ſeyn.
Die Saulen mache man auf der breiteſten Seite, wo die Bolzen⸗
böcher durchgehen, 14. bis 16. und mehr Zoll ſtark, wenn das Ho
au zu haben iſt; und auf der andern Seite, wo die Balanciers
R ein⸗
130 Von Feldgeſtaͤngen.
eingeſchnitten werden, 1. Fuß ſtark. Es verſteht ſich von ſich 4
daß jeder Balancier eine Saͤule zu ſeiner Unterſtoͤtzung babe, deren.
Höhe fich nach dem Hube-oder Drucke der ganzen Maſchine v
Es wird genug ſeyn, daß die Saͤulen nur ſo viel Hoͤhe haben, daß
die Bogenſtuͤcke derer Balanciers frey auf und’ nieder ſpielen koͤn⸗
nen. Werden die Fußkreutze mit Steinen unterſchlagen, koͤnnen Die
Saͤulen ſehr kurz ſeyn, und je kuͤrzer ſie ſind, deſto feſter werden
ſie ſtehen, und deſto weniger wird Holz dazu noͤthig ſehyn.
Der Hub und Druck dieſer Maſchine kann nach Gefallen
oder wie es die Nothdurft erfordert, Durch einen laͤngern oder. kuͤr⸗
zern Arm des Krummzapfens an Der Radewellen eingerichtet, und Die
Länge der Peripherie der Bogenſtuͤcke an denen Bolanciers darnach
determinivt werden. Sonſt giebt man dem Krummzapfen insgemein
2. Fuß zum Hube. Giebt man dem Arme des ıflen Balanciers,
woran die Korbitange hängt, etwas mehr Länge, und macht den
Arm des legten Balanciers, woran die Pumpenſtangen hängen, et⸗
was Eürzer, Doch fo, daß der verlangte Hub heraus komme, fo
wird. die Maſchine mit noch wenigerer Kraft beweget werden.
Die andern Bogenftüfe und ihre Balsneiers, die nur die Be—
wegung der Mafıhine vom Anfange bis an das Ende fortpflanzen,
müffen von einerfey Größe und Länge feyn. Es ift nunmehro aus
dem Bau Diefer neuen Art, die Waſſerpumpen in einer weiten Ents
fernung von der Kraft zu bewegen, feicht einzufehen,, Daß fie in Anz
fehung ihrer Kraft, Simplicitaͤt, leichter Bewegung, und ihrer gans
zen Einrichtung einen großen Vorzug vor denen bisherigen Kunſt⸗
und Feldgeftängen habe.
Die Vortheife, fo fie verſchaffet, find folgende:
1. Die Zugſtangen und verfchiedenes anderes Holzwerf fallen
hier ganz und gar weg; alſo wird viel Holz erſparet.
En;
2. Weil
42 - ;
F Von Feldgeſtaͤngen. 131
uns Weil hier nicht ſo viel Reibung in der Maſchinerie iſt, wird
auch nicht viel, Ausbeſſerung, Aufſicht Leder, Schmiere, Pum—
denſaͤtze Puwmpenſtangen und Kraft zur Bewegung noͤthig, folglich
der Unterhalt der Maſchine nicht ſo koſtbar ſeyn. Das ganze Ge⸗
wird AR und Rüchtiger fpielen , und in kutzet Zeit mehr
Waſer heben.
mi de Man wird damit viel eifernes Befchläge erfparen , und
über einige eiſerne Bolzen und Scheerglieder, zum Einwechſeln in die
Ketten nicht viel vorräthig haben Dürfen. Denn wenn die Ketten
nach obgedachter Art von recht gutem zaͤhen Eiſen wohl und ſtaͤrk
genug. gemacht werden, ſo koͤnnen ſie wohl 12. und mehr Jahre dauern.
Dieſe Art von Feldgeftängen kann erfordernden Falls nach al⸗
| fen Winkeln gebrochen, und durch den Zuſammenhang derer Bas
Ianciers beweget werden, wenn man nur über das letzte Bogenſtuͤck
des letzten Balanciers das erſte Bogenſtuͤck des folgenden nach
dem Winkel anhaͤngt, den man haben will, und den einen Riefen
oder Kettenrinne um ſoviel vorſtoßen laͤßt, als weit die ———
des unterſten Bogenſtuͤckes von einander ſind.
Wenn ja noch ein oder der andere gegen dieſe Erfindung zuma⸗
chende Zweifel übrig ſeyn ſollte, fo bitte nur das Werk modeliren zu
lafien , fo wird alles vollends deutlicher und überzeugender werden.
Ich habe mir es ſelbſt modelivet , und dabey alles , was ich ange-
geben ‚ tichtig befunden, habe auch Gelegenheit, auf erlangen 8
_ modeliren zu laſſen.
= | er. a trag.
34 gn dem Riſſe lub © find bey Fig. 1. die Straaßlatten, womit
die Köpfe der Säulen zufammen gehänget werden koͤnnen, wegugz
ofen, die Balanciers mit den Bogenftücen deutlicher ſehen zu laſſen.
R 2 Die
Ba WVon Feldgeſtaͤngem
Die Arme des letzten Balaneiers G G find in’ dem Riſſe einans
der gleich; der legte aber, woran die 3: Pumpen Hängen; kann und \
foll kuͤrzer ſeyn.
Bey Fig. 2. iſt Die, Kette des Nagels K-an dem Bel! n |
Die Kette des Nagel m an dem Nagel n befeſtiget. nd
Die Ketie des Hackens o an der. Pumpenſtange, ift an *
Nagel p und die Kette des Hackens q an den a x gebangen,
Nacht ra g
zu der Beſchreibung eines neuen Kunſt⸗ und Geld, |
geftänges , fo den 5. Sebruarii 1761. an die Spurfürftl,
baierifche Akademie der Wiffenfchaften eingefandt
habe, vornehmlich beyfommendes Modell
betrefend.
geh habe nur etliche wenige Balanciers, ſowohl in gerader Linie,
Yale auch nach) verfchiedenen Winkeln zuſammen haͤngen laſſen,
dadurch die Brechung eines folchen Feldgeftänges anzumeifen, und
das Model zur Ueberfendung bequemer zu machen,
Wie diefes Feldgeftänge auch über ſich gebrochen werden koͤnn⸗
fe , zeige Fig. 2. im beyfiegenden Riſſe. Man koͤnnte vermittelſt 1
dieſes Bruches laicht alle Pumpen auf denen Gradierhaͤuſern beiwer
gen, und die Sohle, fo ſonſt aus Denen unterften Gradierbehältern |
mit Menſchenhaͤnden in die Höhe gepumpet wird, auf eben dieſe
Höhe in die Sohfengerinne bringen, woraus fie anf. das eingeftehte
Reißig tröpfelt. |
4
Weil
ren —
ca Sa te 7 Se 2 Er . a. r
nn a ——— — — —
—
———— — —
— —— — —
— — —— — — —
— — — — —
- Bon Seldgeftängen. 133
Weil viel darauf ankoͤmmt, daf die Ketten wohl angefpannet
find, fo habe ftatt der Hacken Schlingen machen laffen, wodurch
J— Ketten geſteckt, und vermittelſt einer Vorſteckefeder an und feſt
ſ | * hin im Öroßen von Crabeife leicht aus dem Ganzen
ge acht , und nach Gefallen an denen Bogenftücken derer Balan—
siers befejtiget werden, Die 1. Fig. des beygelegten Riſſes zeiget
dergleichen Schlinge: mit einer durchgeſteckten und. befeftigten
Kette an.
Die ſchwarze Zeichnung anıdenen Theifen des Models deutet
das übrige eiferne Befchläge an, womit diefe Theile im Srohen ver⸗
ſehen werden muͤſſen. 170]
In dem Model find die beyden Rebenbogenſtůcke ſo in meinem
ejten Riſſe an dem lezten Arme des legten Balanciers angegeben, weg⸗
gelaffen, und ihre beyden Pumpenftangen zugleich an die mittelfte
Pumpenftange angefchloffen , Dadurch die Laſt der beyden ar gar
genftügke auch los zu werden, | |
Die Straaßlatten oder Straaßbaͤume, womit die Säulen ver⸗
hunden werden koͤnnen, babe wegen der Kleinigkeit des Models weg⸗
Beraten, und vieleicht fi nd fie im Großen nicht einmal nötbig.
Rs Dies: Ferdgeflänge follte auch wohl große Dienfte bey Aus-
rocknung niedriger und, fumpftiger Gegenden thun, weil man zwi⸗
hen oder auch neben Denen Bogenftücken Pumpen anbringen Tann,
Die wechfelweife heben, 3. E. wenn 6. Pumpen hinter einander an⸗
jehangen waͤren, fo würden, während , daß 3. Pumpenftangen niederz
gie gen / die 3, andern Waſſer heben und ausgießen , folglich das
Rn R3 ganze
— 4
134 Bon Feldgeſtaͤngen.
ganze Gezeug immer nur einerley Kraft anzuwenden haben, und da⸗
Hero viel ftetiger ale ein anderes geben. a | JJ
Eben dieſes Feldgeſtaͤnge koͤnnte mit einer Heinen Veraͤnde⸗
rung der Richtung und Lage der Balanciers, zu Foͤrderung der
Waͤſſer aus denen Gruben und Bergwerksgebaͤuden durch die
Schaͤchte gebraucht werden, ohne viel Holzgeruͤſte dazu noͤthig
zu haben, welches die Kunſtſchaͤchte gar zu ſehr verbauet. Auf,
Stollen und Strecken wird es, ohne viel Plas weg zu nehmen pr
feicht bis an die Pumpen in denen Geſenken fortgefuͤhret werben
koͤnnen. nn ver
Wenn eine Kette zerfpringt, und die andere noch ganz bfeibf,
fo ſchadet dieſes weiter keinem einzigen Theile der Maſchine, ſondern
die Bewegung gebt bis dahin fort, wo Die Kette geſprungen, und)
die folgenden Balanciers bleiben ſtehen.
Der Gebrauch diefes Feldgeftänges wird mehrere Vortheile
Ichren. & Hd j
Ich bin von der Brechung des Geſtaͤnges, tie ich fie in Be
ner legthin Äberfendeten Befchreibung angegeben, abgegangen : weil
fie mie nicht ſimple genug war, und habe dafür die erwählet, die
bey dem Modele angebracht iſt; oder fie Fann auf die Weiſe ges
macht werden, wie an dem Modele die beyden Winkel zeigen
wo die eingehen Pumpen angebracht find. Man Tann auch) Die Bre⸗
chung des Geftänges nach allen Winkeln auf die Art, wie Fig. 2.
zeiget, einrichten, wenn man im Bruche die folgende Schwinge höher
fielfet, und fie mit des Vorhergehenden Durch eine Stange zufa
men hängt.
N
Sarl '
2.7Zr .ad pay. 134.
wo Co) vo 135
0 Earl Auguft Scheide
| Beſchreibung einer Maſchine, womit Marmor
und ander Steine zu großen Gebäuden geſchnit⸗
ten werden en:
2 —* eine bequeme Maſchine auszudenken, womit er ſich eine ae
Finde Bewegung machen, und zugleich Fleine Täfelgen in feine Steins
ſammlung fehneiden Fünnte. Sch dachte der Sache nach, und Fam
auf den Einfall, wie ihn Fig. 1. des beyliegenden Niffes in denen
Hauptftücken darſtellet, nur daß die Mafchine mit einer, oder allen
beyden Händen, vermittelft einer Kurbel hin und her. beweget, und
das aus einem Eleinen Gefäße in den Schnitt mit Sand faufende
Waſſer in einen untergefegten Bergtrog reinlich wieder ablaufen
konnte. Die Maſchine war leicht zu bewegen, und hatte das Gluͤck
zu gefallen. Ich nahm mir dahero die Muͤhe, ſie etwas einfacher
einzurichten, und auf das Schneiden großer Steine anzuwenden.
ie Maſchine, wie fie Fig. 1. aufgeriſſen iſt, beſteht aus folgen⸗
den Stuͤcken:
A Das Waſſerrad nad) des Heren von Segners Erfindung mit
dem Keummzapfen und ſtehenden Welle.
Das Gerinne, worinnen das Waſſer auf das Rad lauft.
c * Korb⸗ oder Zugſtange.
| Die Schwinge, vermittelſt welcher das Saͤggeſtaͤnge hin und
m jer geſchoben wird.
| X Das Saͤggeſtaͤnge.
*
136 Von einer Maſchine. | r De j
F Die Docen, morinnen die Sägen liegen und fi ſenken.
G Die Saͤgeblaͤtter mit ihren Gewichten. | ”
A Die Rollen, welche fih um ihre Bughaefiecten afımcn Spin
Delnägel bewegen laſſen.
1 Die Steine, fo geſchnitten werden follen.
K Das Serinne zum Waffer in die Saͤgeſchnitte der Steine,
L Die Sandfäften.
M Das Gewinde am der Schwinge, woran des Krummzapfens Zuge
fange hänge, und felbft an der Schwinge D, wegen des duͤn⸗
nen Armes der Schwinge, nicht Deutlich genug hat —
werden koͤnnen.
N Das Geruͤſte der Maſchine.
Ich habe das ſegneriſche Waſſerrad deswegen zu dieſet Ma⸗
ſchine erwaͤhlet, weil es leicht und wohlfeil zu banen iſt, er
after bedarf; ımd doc) große Kraft haben foll.
Warum die Schwinge D mit dern Gewinde M an die Inge
fange € zu hängen ift, wird aus der drehenden Bewegung des
Krummzapfens leicht beurtheilet werden. |
—
—
Die Schwinge D, deren Bogenſtuͤcke an das Saͤggeſtaͤnge E
mit Ketten, oder nur guten haͤnſenen Seilen anzubinden iſt, bes
ſteht aus einem Hebel, deſſen Furzer Arm 2. und der lange 3. Fuß
fang ift, und aus einem Bogenſtuͤcke, das aus dem Ruhepunkte
des Hebels der Schwinge befihrieben wird‘, Damit das Saͤgge⸗
ftänge in einer mit dem Horizont gleichlaufenden geraden Linie hin
und her zu ſchieben.
Das
tr Zum Steinfchneiden, 137
Dras Saͤggeſtaͤnge E wird zwiſchen denen 6. Säulen des Ges
‚süftes der Maſchine auf glatten eifernen, oder feiten hölzernen Rol⸗
m H von der Schwinge D fehr leicht, vermoͤge ihrer Einrichtung,
bin und ber gefchoben, da denn, menn der Krummzapfen 18. Zoll
dub bekoͤmmt, die vorherbeſchriebene Schwinge das Geſtaͤnge mir
ien Saͤgen 62. Fuß hin- und 2. Fuß her fehiebt,
ß Die Docken E, in deren Einfchnitten die Sägeblätter G mit
wen Gewichten, je nachdem fie in die Steine einfchneiden , fic) ſen—
if gehen etwas genau zwifchen denen beyden Schwellen des Ger
füjtes, wo fie mit einem Holze, der Länge nach, unter denen Stei⸗
nen, wie die punktirten Linien zeigen, verbunden find,
Die Schwere der Gewichte ift einigermaßen willkuͤhrlich; je
ſchwerer fie aber find, deſto beffer fehneiden die Sägen ein; doch wird
man fich hierinnen nach der Stärfe der Sägeblätter richten, welche,
yenn fie geſchwinde fehneiden füllen, nicht dicke feyn Dörfen. Die
ganze Maſchine mit ihrem Gerüfte nimmt wenig Platz ein.
Hat man Seleganbeit; das Waſſerrad auf einen freyen Platz
‚ fielen, und das Waſſer in einem Gerinne oder in Nöhren auf
aſſelbe zu leiten, fo Fann man rund um das Mad fo viel dergleichen
Schneidgezeuge fegen , und an den Krummzapfen der Radewelle haͤn⸗
sen, als das Wafler und Rad Kraft hat, fie in Bewegung zu fe
‚Ben, welches leicht Durch Berechnung der Mafchine zu finden. feyn
v.
5 “
jı 1 Das Öeftänge darf nur aufs höchfte 4. Zolf breit und 3. Zoll
k ſeyn. Es trägt Feine Laft‘, fondern hat nur die Reibung dev
gen mit ihren Gewichten zu überwinden,
S | Das
138 men.
Das Geräfte Fann von 5. bis 6. Zoll ſtarken Holze gema, icht
r weil es keiner Gewalt zu widerſtehen hat. Eichenholz
wird das beſte dazu ſeyn. Die Schwellen mache man etwas
ſtaͤrker. mn a re
Wenn auf die oberften ſchiefllegenden Höfer zweh Bretter, J
geſtalt aufgenagelt werden, daß ein drittes Brett auf jeder Seite
2, Zoll auf jenen beyden aufliegt, und befeſtigt wird, * *
ſie zu einer Bedeckung der Maſchine.
— Da⸗ Geruͤſte kann auch laͤnger gemacht, und 3. bis 4. Sion
hintereinander angeleget werden; oder man verbindet mit dem Saͤ⸗
gegeftänge 2. Duerhöfzer fo, daß in jeden 3. Docken mit ihren Sir
geblättern nebeneinander geftellet werden, wovon die mittlern beftänz
dig feft gefeilet bleiben, und zwifchen Denen Schwellen wie bey Fig. 14
gehen müffen ; die äuferften aber Fünnen hin und her gerüchet, nach
Gefallen ;geftellet, und feft gefeilet werden, wie aus der 2. Figur
mit mehrern zu erfehen, nur Daß mehrer Deutlichkeit wegen dafelbfk
die unterften Verbindungshoͤlzer weggelaffen worden, fo man ſchon
bey denen punktirten Linien der 1. Fig. fehen kann. Die punktir⸗
ten Linien in der 2. Fig. deuten die Rerbindung des Geftinges mit
denen Querhoͤlzern an. Hätte man alfo 4. ſolche Gerüfte, jegliches‘
mit 6. Sägenblättern vechtwoinklicht gegeneinander um: das Waſſer⸗
rad geftellet, fo Eönnte man mit 24. Sägen auf einmal ſchneiden
laſſen. 4
Will man ein Gerüfte mit 3. neben einander ſtehenden Saͤu—
len machen, fo wird das Gerüfte defto fefter ftehen, und man kann
alsdenn 2. Geftänge mit — — die — einet
FE
‚Sum Steinfchneiben. 139
> eine Seite des Saͤggeſtaͤnges (E. Fig. 1.) In 2, eifene
de Se bngt y daß er fich mit feiner Welle darinnen drehen laͤßt,
* 4. vorſtellet, ſo kann auch bogenweiſe damit geſchnitten
rden. Er man darf nur den Rahmen in die Höhe ftellen , das
in die Einfchnitte des Rahmens einſtecken, fie nach dem
m Steine gezeichneten Bogen richten, feſte machen , und aufs
— ri wird fie Bermöge der Bewegung des Saͤggeſtaͤnges, und
rien Einrichtung, den verlangten Bogen fehneiden; doch wird
en der Stein ein wenig nachgeräcft und gehoben erden
n fien: damit die. Säge ſich nicht zu tief gegen den Erdboden fencken
, 100 hernach die Wirkung der ER ihrer Gewichte null
d Mr würde,
af der Steinbruch nicht allzuweit von einem Fluſſe, oder Bache,
Der wohl gar in einem ihrer er ſo kann dieſes Schneidegezeug
in⸗ oder an den N die Sägen vermittelft mei⸗
3 Kunſt⸗und Feldge —* werden: ſo erſparet man das
—*— und — n —4 Waſſer. 4 t der Steinbruch
hoch oder tief: erden in i — ——— Schwingen
jute Dienſte 33* ig, nur mit einfachen
inien angezeiget Find. — F * TR
Das Waffer zum San kam in einem ſchmalen GerinneH
1. auf die Steine durch d arein geſteckte Roͤhrgen in die Saͤge⸗
nitte troͤpfeln, und der Sand aus pyramidenfoͤrmigen bretternen
ſten N unten durch enge Löcher mit ihren Klappen und Schuhen,
nad) Belieben geftellet werden , zwifchen die Saͤgeſchnitte—
fen. Diele Sandkäften, fo an der einen Seite des Geftänges
— einem der oberſten ſchiefgelegten Hoͤlzer herunterhaͤngen, koͤmen
Be eifernen , oder, — Zapfen im Geſtaͤnge, den
S 2 man
ne
5
u
140 Won Steinſchneiden. ——
man in der Zeichnung zwar nicht ſieht, ſich aber doch leicht vo
ſtellen kann / in dem Hinsund Herſchieben des Geftänges gefchütt
‚werden , damit der Sand nicht ſtocken möge ". | {
WMan ſieht ohne Muͤhe aus der ganzen Einrichtung daß Ri
Schneidegezeug mit fehr geringen Köften zu bauen ift, nach Gefal⸗
fen eingerichtet, hingefegt , und leicht beweget werden Tann ; welches
alles bey Aufführung großer Gebäude nochwendig Nutzen fchaffen
muß, wie dann and Damit ein großer Theil **
tzenlohn zu erſparen ſeyn wird. KT
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Wolfgang Thomas Rauens
pP einer Abhandlung
von dem
Nutzen und Gebrauche
Des
Kocſalzes,
Bey Menſchen, Thieren und Gewaͤchſen, wie
auch in der Chymie, Mechanik, Fabriquen, Lands
| und Hauswirthſchaft.
3 — ———
€ & iſt ſchon einige Zeit verfloſſen, als ein vor⸗
nehmer Goͤnner gegenwaͤrtige Abhandlung
|
HERE von dem Nußen und Gebrauche des Koch
u. falges bey Menfchen, Thieren und Ger
wächfen wie auch in der Chymie, Mechanik, Fabri⸗
quen, Land: und Hauswirthfcaft su verfaffen, mich
ranlaſſet hat. Da ich deſſen Willen als einen Be
I verehre: fo habe ich mich dieſem Geſchaͤfte unterzogen,
nd ſelbigem meine wenige Nebenſtunden gewiedmet; ob
es mir gleich bey der —— bey dem Feldbau,
\ und
AR Vorbericht |
und in der Haus ⸗ und Landwirthſchaft, wo das Koch⸗
ſalz ſeinen vielfaͤltigen und großen Nutzen hat, manch⸗
mal an hinlänglicher Einficht und Erfahrung gefeh⸗
let hat, Diefem Mangel abzuhelfen , habe, mo id)
nicht aus eigenen Gründen und Erfahrung fehreiben
koͤnnen, geſchickte Naturkuͤndiger und erfahrne Schrift
fteller hierüber zu Rath gezogen, und Diefelben auch
fleißig angezeigef theils damit ich durch Diefe Schrift
mir nicht etwas zueigne, was nicht mein iſt, theils
damit gefchickte Landzund Hauswirthe hiedurch überz
zeuget merden, daß ich Fein Hirngefpenft ausgebruͤtet,
noch etwas in den Tag hinein geſchrieben, ſo keinen
Grund hat. Da die gemeinſten und nothwendigſten Din—
ge, welche die Natur zum Behuf des menſchlichen Le—
bens in Ueberfluß darreichet, und welche uns taͤglich
ſo zu ſagen unter Augen ſind, weder genug geachtet
noch genug genutzet werden: ſo verhoffe, es werde
dieſe geringe Arbeit, wodurch ich den Gebrauch des
Kochſalzes gemeinnuͤtzlicher zu machen die Abſicht ge⸗
habt, nicht unnuͤtz und vergeblich ſeyn. Gluͤcklich genug
aber werde ich felbige ſchaͤtzen, wenn die in ihrem ſchoͤn⸗
fen Slam aufgehende Eburfürftliche baieriſche Akade⸗
mie
Vom Kochſalz. 145
mie der Wiſſenſchaften, dieſe erſte Probe meiner leb⸗
hafteſten Dankbarkeit, für Die beſondere und ganz un⸗
u Gnade und Ehre , welche mir durch die Aufz
nahme ‚zu einem: Mitgliede Derfelben wiederfahren,
2 hohen Beyfalls würdig achten wird, |
Dieſer vortreflichen und vornehmen Geſell⸗
— chaft meine Abhandlung mit geziemender Ehrfurcht
and Hochachtung zu überreichen, bin ich um ſo meh⸗
vers beivogen worden , da dag, unter der jegigen glor-
zeichen Regierung feines Durchlauchtigſten Churfuͤr⸗
ſten und Landesvaters, und zugleich gnaͤdigſt⸗ huldrei⸗
cheſten Stifters und großmaͤchtigen Beſchuͤtzers der
neuen herrlichen Akademie derer Wiſſenſchaften ſo
hochbegluͤckte Churfuͤrſtenthum Baiern, vor vielen an⸗
dern Laͤndern, mit einem reichen Schatz des beſten und
einſten Kochſalzes geſegnet iſt. Ich weis mich aber
—— zu beſcheiden daß dieſe meine Schrift ein bloßer
| E — zu ſeyn. Eben deswegen iſt keine chy⸗
u ſſche und phyſikaliſche Unterſuchung des Kochſalzes
T bey⸗
146 Vorbericht
gefuͤget worden, da ich zumahlen ſchon bey anderer
legenheit auch Dazu einigen Beytrag gethan habe, So!
ſind auch nicht alle Fabriquen und Handwerker, ſon⸗
dern nur einige angefuͤhret worden, wo das Kochſalz
einigen Gebrauch findet. Noch viel weniger habe ich an⸗
geben koͤnnen, wie oft und viel es zu ſo mancherley
Speifen , welche durch die Kochkunft zubereitet wer⸗
den, genommen wird. Und aus gleicher Urſache habe ich
nur uͤberhaupt angezeiget, wo das Kochſalz zu der Cur
derer Viehſeuchen und Bewahrung vor ſelbigen dien⸗
lich iſt, ohne umſtaͤndlich anzuführen, bey welcher Art
von Seuchen, und bey welcher Gattung von Vieh, N
felbiges Fönne gegeben werden, als welches ohnehin
fchwer zu beftinmen ift , weil bey denen Kuren. der |
Viehſeuchen noch ziemlich empprifch verfahren]
wird. Jedoch verſpreche ich mir, in ein ſo anderem hin⸗
laͤngliche Anleitung gegeben zu haben, und wuͤnſche
da eine gefchicktere und geübfere Feder als die mei⸗
nige iſt moͤge bewogen werden, das Lehrgebaͤude
welches ich durch dieſe Abhandlung zu errichten ange⸗
fangen, zu vollfuͤhren, die Maͤngel zu ergaͤnzen, und die
Fehler zu men f welche ich nicht babe vermenden
| Fönz
>
J Vom Kochſalz. 147
koͤnnen. Denn ein fo großes Geſchenk der Natur , als
das Kochfalz ift, verdienef wohl, durch gelehrte Na—
furforfcher annoch, ſowohl in Anfehung feiner Kraft
und Eigenfchaft genauer unterſuchet, als auch deffen
mannichfaͤltiger Nutzen mehrers befannt gemacht
| zu werden. Geißlingen den 26. Herbfi-
— monath im Jahr 1769 in.“
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Innhalt.
Erſtes Hauptſtuck. Von dem Kochſalze uͤberhaupt,
und von deſſen Nutzen und Gebrauche bey denen
Menſchen.
Zweytes Hauptſtuck. Von dem Nutzen und Ge
brauche des Kochſalzes bey dem Mich.
Drittes Hauptſtuck. Von dem Nutzen und Gebrauch
des Kochſalzes bey denen Pflanzen und Gewaͤch—
fen. —
Viertes Hauptſtuck. Von dem Nutzen und Gebrau
des Kochſalzes in der Chymie, Mechanik, Fabri
quen, Land⸗ und Hauswirthſchaft.
Erſtes Hauptftüd,
‚Don dem Kochſalze uͤberhaupt, und von deſſen
| Nutzen und Gebrauche bey denen Menſchen.
Bi | 5. L
viejenige Gattung von Mittelſalz, welche aus einer. Säure von.
ihrer eigenen Art, und einer feucbeftändigen alcalifhen Erde
af zu gleichen Theilen zufammen gefegt ift, in eubifhe Cryſtallen
Anfchießt, im Waffer in einem gegebenen gedoppelten Gewichte def
felben fih am leichtoſten unter allen Salzen auflöfet, in Feur praf-
felt , aber nicht Enalfet, auch ſchwer fließt, und mit Scheidwaffer
Über den Helm gezogen, das Gold auflöfer, ſonſten aber zum ge-
„meinften Gewürze für Menfchen und Thiere dienet, wird insge-
* Kuͤchen⸗ oder Kochſalz genennet.
—* $. II.
Es fuͤten ſelbiges Kinnäus a) und. Cartheuſer b) als ein eige⸗
ues und beſonderes Geſchlecht (Genus) von denen Salzen, unter
dem Namen Muria an, und wird daſſelbe — in 3. No aa
tungen (Species) eingetheilet, naͤmlich
a" 5) Das Brunnenfals (Muria Fontana), welches die übrigen Gate
ia an Neinigkeit überttift, dus Salzquellen gefoiten, in Gta-
| 3 | dier⸗
150 m gochlah
dierhaͤuſern abgeſondert und er eryftällifiere toied wie dergleichen. |
len im Herzogthum Lüneburg und- Magdeburg. zu Halle in Suche
fon in Heffen zu Allendorf, in Thuͤringen zu Franfenhaufen , i im
Inuthal in Tirol, in Schwaben zu Halle, und zu Sup im Herzog⸗
thum Würtemberg, und vorzüglich auch zu Reichenhall in Baiern,
ſich befinden, von welch letzterer reichen und geſegneten Quelle auch
kann geſagt werden, was der Herr on er von der Salzmine
pae Bevienr in der Schweiʒ ſingt o
Die Mir ‚der Natur, der Laͤnder 'yeihfter Gegen Bm r
Beut — Reif fich an, umd f ee uns u
Außer Diefen eigentlichen Salzquellen hat man auch entdecfet, daß
die meiften mineralifchen Ealten und warmen Waſſer, als das Sel⸗
zerwaſſer I), das Waſſer zu Paſſy in Frankreich e), das Boller
Seller g) und Wildbadwaſſer h) etwas von Kochſalz mit ſich führen.
) Das Meerfalz (Muria Marina), welches das Meerwaſſer vor
der Faͤulniß bewahret, ift Die zweyte Sattuggdbon Kochſalz und
wird bereitet, wann man Das Meerwaſſer in große Gruben leitet,
daß es des Sommers durch die Sonnenhitze ausgetrocknet karl,
Es giebt aber davon wieder zweyerley Sorten, nämlich das eigentz.
fiche Meerſalz, welches man meiftens aus Dem mittelländifchen und
atlantifihen oder großen Weltmeer, und am veichlichften in Syariem
zu Cadix, in Portugal zu Sedubal und St. Hubes, und in Frank—
reich zu Rochelle bekoͤmmt, und Boyfalz genennet wird 1). Man
erlangt in diefen Gegenden aus einem Pfund Meerwaffer gemeinigs
lich 2. Loth Salz , wohingegen in Der Nordfee und in dem balti⸗
ſchen Meer ein Pfund Waſſer mehr nicht als 1. Loth Salz giebt k).
Sodann giebt es auch Seen, welche völlig zwifchen dem feften Land
fiegen, wie in Syberien, Aſtracan und einigen andern Gegenden,
ſo ebenfalls Salz bey ſih führen, welches zu gewiſſen Zeiten von
der Sonne ausgetrocknet wird + |
€ Die
m
⸗
6 Die drifte Gattung: von ae ft daB Steinſalz (Muria
lis) oder das eryſtalliſierte Bergfalz (Sal Gemme), welches in Poh⸗
in; Dberungarn, Siebenbürgen und Perſien aus sera in
großer Menge ausgegraben wird m),
4) Syke. marut, pas · Ich c·.. AP ans
En bh): Element. mineralog. pag. 36.4, a Abın Ti Bis
ne) In ſeinen Gedichten. die Alpen S. 46.
gr d) Yenel in denen,memoires de mathematique & de. Phyfique, prefen-
tus a LAcademie Roiale des Sciences, ‚par divers favans & l&s
dans fes Aflemblees Tom. II. p. 84. - 88. u. ſ. w. unter dem Articul:
Memoire fur lanalyfe des eaux de Selters.
e) Sammfung von Wahrnehmungen aus der —— x. im atten
0 Band, 6. Theil, ©. 537.
5) ©. H. D. Geßners Beſchreibung hievon S. 13.
—79 ©. ebendeſſelben Beſchreibung S. 16.
9 S. ebendeſſelben Beſchreibung ©. 36. AU Ren
Br i) Heffelmair Ar. a quod Halz Suevornm' coquitur 8. 19.
er. pag. 78, .
© RK) Frid, Hofmanni obferv. ——— Select. Lib. IR: Ob. 16.
on, pm 18%
ml) Cartheufer loc. eit. Pag. 37-
VOlearius , Moseowitifch- und Perſianiſche Reifesefgreisung in 4
Bud, Cap. 10. ©. 372.
lonfton 'Thaumatograph, natural. Claß. Iv. Cap. J pag. 128, >
Baslio de vegetat. Lapid. in operibus p, 515.
- m) Olearius 5. B. Caps 9. ©. 580. und 6, Bud, Cap. 2. ©. 692.
Cartheufer fundam. mater. —RX Part. prior. pag. BR |
Eins ea Sins. se
* — —
Die Art; wie das Kochſalz zu ſeinem Gebrauch zubereitet wird,
5 zu beſchreiben erlaubet die Abſicht dieſer Abhandlung
pr. Ueberhaupt ift felbige ſehr verſchieden, nach denen verſchiede⸗
9 nen
N
\ j
152 Vom Kochſalz.
nen Arten wie ſelbiges von der Natur gezeuget wird, und der So
Jegenheit und des Orts, wo man daffelbe findet 8. II. wie hievon
ein engelländifcher Arzneygelehrter, D, William Brownigg a), aus⸗
führtich gehandelt bat. ei J J
a) In feinem ſchoͤnen Buch, The art of making common fale, as now
practiced in moſt parts of the World. London, printed and fold
by C. Davis. 1748. 8. Es verdiente felbiges wohl, um ſeines wichtie
gen Jnnhalts willen, durch eine Ueberſetzung in die lateiniſche oder deutfche
Eprache, bekannter und gemeinnuͤtzlicher gemacht zu werden.
s IV.
Im alten Bunde hat GOtt der SErr dem Moyſes befohlen,
Kochfatz zu denen Speisopfern zu nehmen a) und die Heyden haben
es auch) nach dem Zeugniß Des Plinius zu ihrem Goͤtzendienſt ger
braucht b). In Aethiopien hat man fich deſſen anftatt der Muͤnz be-
dienet. Die Einkünften von dem Kochfalz aber hat man bon Alters
ber unter die Majeftätsrechte der Könige und Fuͤrſten gerechnet
und zu ihrer Kammer gezogen, wie dann auch von denen alten Kai⸗
fern denen Soldaten zu ihrem Sold Kochſalz gereichet worden,
woher auch das lateiniſche Wort der Beſoldung (Salarium) feinen
Arfprung genommen bat c).
a) Levitic. 2, 13. „Quicquid obtuleris facrificii fale condies , nec aufe-
> zes fal foederis Dei tui de facrifieio tuo. In omni oblatione of-
feres ſal. | \
p) Hiftor. natural. Lib. XXXI. cap. 7. „ Maxime tamen in facris in-
„ telligitur anetoritas , quando nulla conficiunt finemola falfa. „
«) Plinius loc. (n. 15.) cit. „ Honoribus etiam militiegne interponitur,
„, falariis inde dictis, magna apnd amtiquos auctoritate. Demes 4
“ grins Soter , König in Syrien, ein Sohn des Seleucus Philo- 4
paters , erließ denen Juden den Salz-Zinß, nad) Machab.. 1. 10, 29.
md 31, 35 6
iner
| Vom Kochſalz. 153
— Einer derer alten Durchl. Herzoge in Baiern hat denen ammerbachifchen
—J. Errvben in Bafel ein bortrefliches Gemaͤhlde des Leibes Ehrifti vom Hol
bein gemahlet, mit 2000. Salzſcheiben bezahlt: ©. Koenigii regn. mi-
J neral. Se&t. IV. cap, III. pag. 320.
$. V.
Daß das Kochſalz das gemeinſte und auch das aͤlteſte Gewuͤrz
ſey, deſſen ſich die meiſten Menſchen auf dem ganzen Erdkreyſe be⸗
dienen, iſt eine bekannte Sache. Nach aller Wahrſcheinlichkeit iſt
der Gebrauch deſſelben gleich nach der allgemeinen Suͤndfluth, als
die Menſchen anfiengen, auf göttliche Erlaubniß a) das Fleiſch der
Thiere und Fiſche zur Speiſe zu genießen, zugleich neben dem Wein
um deswillen eingefuͤhret worden um das Gebluͤt und die Lebens
ſaͤfte vor der Faͤulniß zu bewahren, wozu ſelbige, wegen des Fleiſch⸗
und Fiſcheſſens, mehrers als vorhin geneigt worden. Daher preiſet ſo⸗
wol Job b) und Syrach e) als auch Plinius d) das Salz als ein
nothwendiges Stuͤck zu des Menſchen Leben Unterhalt und Vergnuͤ⸗
gen an, welchen auch Fob. Lang ein berühmter alter Arzneygelehr⸗
ter e) und Die Arzneyſchule zu Salerno f) beyftimmet,
2) Genes. 9, 34.
b) Cap. 6,6. „
4) Cap. 39, 31.
d) Loc. cit. „ Ergo , Hereule , vita humanior fine fale nequit
» degere : adeoque neceflarium elementuin eft
„ intelle&tus ad voluptates animi quoque. Nam ita
„ omnisque vitz lepos & fnmma hilaritas
„non alio magis yocabulo conftat. ,,
e) Ediſt. medicinal. Lib, IE. Cap. XXXII. pag. 698. * Quicquid non
„in arte folum culinaria fed in omnibus ingenii laboribus falis
condimento caret , illud veluti infipidum & illepidum defpuitur. „,
u Selbſt
ut tranfierit
ſales appellantur,
» Jaborumque requies,
4 -
N 0
.
EEE ER
2 be WE, *
154 WVom Kochſalz.
Selbſt unſer Heyland Jeſus Chriſtus ſagt zu feinen Fingern :"Vos euis
ſal terrz, quod fi fal evanuerit, in quo condietur ? Matth. 5, 13.
und der heilige Apoftel Paulus fagt in feinem Send-Schreiben zu denen
Eoloffern : Serino vefter femper in gratia fale fit conditus , ut feia-
tis, quomodo oporteat vos unicnigne refpondere. Cap. 4, 6.
f) Cap. 52. Vas condimenti præponi debet edenti,
Sal virus refugat, recte inſipidumque ſaporat.
Non ſapit eſca probe, quæ datur abfque ſale.
§. VI.
Um aber von der Art und Weiſe, wie das Rochfat; in 2
menfchlichen Leib mwirket, genauer zu handeln; fo ift felbiges nicht
nur Fühlend a), fondern es fehärfer zugleich diejenigen Säfte, welhe #
zu der Verdauung derer Speifen gehören, loͤſet das zähe und ſchlei⸗
michte von. dem Perdaueten auf, verhindert das Gerinnen des aus
denen Speifen verdaueten Milchfafts , reiget Die Nerven derer Theile, I
Durch welche er geht, zu einer ftärkern Bewegung, ſaͤubert die zarten P
Gefäße, verbindertihre Verftopfung , verdinnert das Geblüt b), bes
fördert deffen Umlauf und die Ab-und Yusfonderung derer Säfte,
bewahret fie vor der Faͤulniß, (S. V.) und geht endlich bey einem
gefunden Menfchen, und fo fang die Wirkung derer Theile, fo zu der
Dauung gehören, nebft dem Umlauf und Abfonderung derer Säfte fl
wohl von ftatten geht , ohne von felbigen auch durch die Faͤulniß
verändert zu werden, Durch den Urin, welchen felbiges treibt c), wie⸗
der ab d). Es fagt daher Galenus, daß das Kochſalz mit allen F
Speifen zu vermifchen dienlich ſey, Luft zum Effen erwecken , den
Eckel und Widerwillen aber abwende e) und verwehre ; und der
große Boerbaave hat ganz vecht, wenn er von dem Kochſalz gedens
fet, daß es außer feiner verborgenen fäurlichten Natur, welche die
Faͤulniß hemmet und den Speichel zieht , etwas befonderes in fich A
babe, deffen die wenigfien Menfchen entbehren Fönnen f). |
a) Die
——
“
Vom Kochſalz. 155
En a) Dieſes erweiſet der Verſuch mit dem fahrenheitiſchen Thermometer, in -
welchem das Queckſilber oder der Geiſt tiefer. im Salzwaſſer als in dem
J gemeinen Waſſer faͤlt, und das Gefrieren einer Schuͤſſel an das Waſſer
Ru BR auf einem Tiſch, wenn man den Schnee in der Schüffel ſalzet und flei-
» > Big umruͤhret, welches auch in einem warmen Zimmer bey einem einge=
* heitzten Ofen geſchieht. ©. des Freyherrn von Wolf nuͤtzliche Ver—
ſuche zur Erkaͤnntniß der Natur und Kunſt, 2. Band $. 117. 49. und
me Vaters Phyf. experimental. pag. 214.
3b) Diefeö kann man aus dem gemeinen Verſuch abnehmen , wenn man auf
das aus der Ader gelaffene Geblüt Kochſalz ſtreuet, als wodurch dag
Geblüt zufehens flüßig gemacht und in der Farbe erhöhet wird.
e) Salfa fecedunt & urinam cient , fagt ſchon Hyppocrates de affettio-
nibus Edit, Linden. Vol. II. pag. 193.
d) Boerhaave prælect. ad inftitut. med. Tom. I. $. 101. pag. 455. und
Arbuthnot Entwurf von denen Eigenfchäften derer Speifen und Ge-
tränfe , ©. 79. 80. Deßivegen findet man bey der Zubereitung des
Phosphorus, wenn felbiger aus einem Urin; wo der Menfeh oder das Thier,
von welchem er aufgefangen worden; Kochſalz genoſſen hat, gemacht wird,
daß unter der Maſſa, welche in der Retorte zuruͤck bleibt ,. allezeit Koc-
falz befindlic) ſey. &. Boerhaave Chem, II. pag. 216, .
e) Lib. de fimpl. med. in oper. Tom. IV. pag. m. 1113. falis virtus
eft, quod omnibus cibis admiftus convenit „ & orexim facit,, fa-
ftidium avertit, naufeam prohibet.
f) Prele&t. ad inftit, med. Tom. I. $. 54. pag. 131. fales muriatici
præter acidam latentem naturam , inimicam putredini atque falivam
cientem, aliquid habent fingulare , quo paucz omnino gentes ca-
zere poffunt.
RZ * *
——
—— §. VII. | Ä
Hieraus erhellet die Kraft und der Nusen, welchen der Gebrauch
| des Kochſalzes bey denen Menfchen zu Erhaltung ihrer Geſundheit
zuiegen bringt (S. VI.). Es befoͤrdert naͤmlich inſonderheit die
Dauung des Magens, und was davon abhaͤngt, beſonders die
Nahrung des menſchlichen Leibes: und aus dieſem Grunde iſt es nicht
uU 2 gar
156 Vom Kocfal I
gar zu verwerfen, wenn einige Schriftſteller a) vorgeben, daß ſel⸗
biges zur Fruchtbarkeit beytrage, und daß daher auch Die Voͤlker
ſo Meerwaͤrts wohnen, und viel geſalzen Fleiſch eſſen, viel volkrei⸗ —
cher und ſtaͤrker als andere ſeyen b). Zugleich aber iſt es ein gutes
Verwahrungsmittel por die meiften langwierigen Krankheiten, welche
von zaͤhen verfchleimten und ftocfenden Feuchtigkeiten, Schwachheit
derer feften Theile und Verſtopfung derer Eingeweide herrühren, une
ger welche die Cachexie, die Dleichfucht, Die Kalte» oder Wechſel⸗
fieber, Gelb⸗und Waſſerſucht, Engbruͤſtigkeit, Nieren⸗Schleim ꝛc.
zu rechnen ſind.
a) Wie Jonſton an dem angezogenen Ort S. 130. wo er fehreibet: 3
Obefz mulieres moderato illius in condimentis ufu fœcundæ
fiunt, abftergit enim uliginem, matricemque plus ſatis udam exfic-
eat, ut ſemen cohzreat; viris quoque lumbos incitat & movet ten-
tiginem..... foecunditati auxiliari murium in navibus copia, &
eontinentes mulierum falinarium pruritus „ argumento elle poflunt.
») ©. de la Ckambre Difcours du debordement du Nil. Part. I. artic. 5.
pag- 18. | %
&.VIL Pi
Es ift auch das Kochſalz Fein bloßes diaͤtetiſches, fondern in
vielen Krankheiten ein wirkliches Arzneymittel. Denn es haben nicht
nur die Alten daffelbe in denen Arten von hitzigen Krankheiten, wel⸗
che von einer Faͤulniß derer Säfte berühren, Kochfalz verordnet a);
fondern es wird annoch bey fehnellen Zufällen im Nothfall zum Er⸗
brechen im Waſſer aufgelößt gegeben, zum oͤftern aber unter Die
Einftiere als ein Reizungsmittel zu 1. bis 2. Köffel voll genommen.
Andere haben angemerkt, daß ein langrieriges viertägiges Weche
felfieber mit einem Trunk Wein, in welchem eine Hand voll Rochfalg
aufgelöfet worden , fich verforen. Vielfaͤltig koͤmmt 68 aͤußerlich
vor Fluͤſſe und daher rührende Kopf-Zahnsund Ohrenſchmerzen unter
die
Dom Kochſalz. ı57
Kraͤuterſaͤckeln, welche gemeiniglih aus Kochſalz, Waitzenkleyen,
Rummel und geftoßenen Wachhofßderbeeren in einer Pfanne gerd»
; und mit Chamillen, Holderbluͤh und etwas Camphor vermifcht,
zufammen gemacht und warn übergelegt werden. Und in denen Fie⸗
bern ift vor das Kopfivch ein Umfehlag von geftoßenen Wachhol⸗
derbeeren, Kochſalz und geriebenen Brodrinde mit Eßich zu einem
dicken Brey gekocht, und zwiſchen zwey Tuͤchern warm um die
Stirne und die Schlaͤfe gelegt, auch ſehr gut und dienlich. Es
koͤmmt auch ſelbiges unter die Ueberſchlaͤge wider den kalten Brand,
und im heißen Brand wird die Kappiskraut-Bruͤhe, welche vom
Kochſalz gezogen wird (F. XLIV.) als ein gutes Hausmittel anges
priefen, auch ebenmäßig in der Wafferfucht getrunken. Alte faͤu⸗
Fichte und freffende Schäden zu reinigen, wird Kochfalz und Kalk
mit Weinreben⸗ oder Eichenhoßafche mit Wafler und dem fechsten
Theil Eich gefotten, ein Schwamm damit angefeuchter und die
Schaͤden damit ausgefpült und ausgewaſchen b). Der faure noch
mehr aber der füße Kochſalzgeiſt frärket den - Magen , Dämpfer die
Galle und den Durft , und treibt in der Wafferfucht das ſtockeude
Gerwäffer Durch den Urin ab. Vor die Mundfäule (Stomacacen)
zühmet der vortrefl. Faiferl, erfte Leibmedieus Freyherr von Swie⸗
ten c) den Kochfalzgeift als das befte und gewiffefte Mittel an, alfe
daß man unter 1. Loth Roſenhoͤnig 20. Tropfen, ja wo die Faͤul—⸗
ni ſtark, noch etwas mehrers miſchet, und vermittelft eines Pinfels
das Zahnfleifch und die inneren Theile des Mundes, welche von der
Faͤulniß angegriffen find, damit beftveichet. Außer dem aber über
ift das Kochſalz felbft alle Zahnpulver , fie mögen auch noch ſo
kuͤnſtlich zubereitet feyn. Es erhält die Zähne weiß und das Zahn.
fleifch friſch und feſt, und es koͤnnen daher die Zähne und das Zahns
ſleiſch am beften damit gefäubert und gereiniget werdem d). Es ift
war nicht ohne, Daß diefes Mittel etwas beißend und unangenehm
Mt; man darf aber nur hernach den Mund mit frifchem Waſſer
4 u 3 wohl
158 NN Som Kochſalz.
wohl ausſpůlen, ſo verliert ſich der ſalzichte Geſchmack gleich
wer, Endlich, wenn bey dem Schroͤpfen das Gebluͤt lang lauf
fen und flüßig bfeiben foll , fo Darf man nur die in die Haut ger
machten Defnungen mit Salz ($- VI. n. 24.) reiben e). =
a) Arbuthnot am angezogenen Dirt ©. 80%
b) ©. Kanig loc, cit. j
‘e) Commentar. in Berhaavii aphoriſmos de cognofcend. & curand.
morbis. Toms I. $. 432. pag. 767.
&) Plinius loc. cap. 9. Ulceribus oris manantibus in linteolo
conecerpto gingivarum tumori infrieatus & contra fcabritien
lingux frictus cominutusque. Ajunt dentes non erodi, neque pu⸗
trefcere , fi quis quotidie mane jejunus falem contineat ur lingua,
ne liquefeat.
e) S. Jo. Lang loc, cit. page 700. und meine Comment de
— gingiuar. in Act. natur. curioſor. nov. Tom. I, append.
pag- 59
$. IX.
Gleichwie es aber von allem demjenigen, was der Menfch zum
Unterhalt feines Lebens und feiner Gefundheit nöthig hat, eim allges
meiner Grundfag iſt , daß jedes unter gewiſſen Umſtaͤnden theils
nüglich theils ſchaͤdlich ſeyn kann: alfo verſtehet ſich dieſes auch von
dem Gebrauch des Kochſalzes. a) Denn es kann ſelbiges ebenfalls
ſchaͤdlich ſeyn, ſowohl wenn es im Ueberfluß und in zu großer Mens
ge zu denen Speifen gebraucht wird , als auch wenn die Wirkung
derer Theile, weiche die Dauung vollbringen, nebft dem Umlauf und
der Ab » und Ausfonderung derer Säfte geſchwaͤcht oder gehindert
wird. b) Weit fodanı das Kochfalz nicht wieder in dem gegeber
nen Gewichte abgehg, in welchen e8 genommen worden; (S- VI. a.
26.) fordern in dem Leib fich anhaͤufet, die feften Theile und Die
Nerven reitzet, Die flüßige aber zu viel verdünnert und zerſtreuet.
Diefe ſchaͤdliche Wirkung verräth fich zuerſt durch eine Trockenheit N
des
Vom Kochſalz. 159
8 Mundes und des Gaumens, und beingt hernach eine Schärfe
dem Gebluͤt und in denen Säften, und zufegt einen Anfas zu
dv Kraͤtze, zu geſalzenen Flüffen und zu dem Scharbocke zuwe⸗
en. c)
a) Es rechnet Boerhaave im der oben angeführten Stelle , daß ein
gefunder und erwachfener Menfch unter allen Speifen, welche er in einem
Zage ißt, täglich beynahe 1. Loth Salz zu fi) nehme; und diefes mag
bey feinen Landsieuten denen Hollaͤndern, und andern Voͤlkern, welche
viel eingeſalzen Fleifch, Fiſche und Speck genießen, wohl feine Richtige
feit haben. In unfern Gegenden aber wird wohl ein merkliches weniger
Kochſalz auf einen Menſchen taͤglich zu rechnen ſeyn.
b) Einige haben ehedeſſen dafür gehalten, dag das Kochſalz den Nierenſtein
verurſache; wie falfch aber diefes ſey, läßt fich eines Theils daraus ab—
3 nehmen, daß bey allen chymiſchen Verſuchen, welche mit dem Nieren—
und DBlafenftein gemacht werden, nicht das geringſte fich geäußert , wo—
raus man abnehmen koͤnnte, daß ein Kochfalz mit ihm vermifcht fey ,
wie aus des Herrn geheimen Math Frid. Hofmanns oben angezogner
Schrift lib. IL. obſ. 25. p. 229. zu erfehen , und andern theil®
iſt fchon ermwiefen worden (F. VL), daß felbiges unverändert mit
PN : dem Harn wieder abgehe , wodurch die Mieren von dem Schleim und
’ erdigten Theilen gereiniget werden, wie dann auch der Kochfalzgeift eineb
— der ſtaͤrkeſten Harntreibenden Mittel iſt. (F. VIII.) Es iſt alſo das
J Kochſalz vielmehr ein Verwahrungsmittel wider den Stein, und der
aͤltere D. Frid. Hofmann gedenket aus dem von Helmont eines 60.
jaͤhrigen Mannes, welcher mit dem Nierenſtein geplagt geweſen, durch
fleißigen Gebrauch des Kochſalzes aber 16. Jahre lang davon befreyet
geblieben. -Clav; ———— Schrœderian. Lih. IL. Sect. IV. cap.
21. P. 333 .
) Ludwig Inſtitut. Pathol. $. 1028.
Zweytes
160 Vom BR
Zweytes Hauptſtuck.
Von dem Nutzen und Gebrauch des Kochſattes
bey dem Vieh.
% X.
Mernhen und Thiere kommen darinnen uͤbein, daß die Verrichtun⸗
gen ihrer Coͤrper auf eine ähnliche Art von ſtatten gehen, und
und daß insbefondere Durch die Nahrung ſowohl fein Wachsthum
muß befördert, als auch dasjenige täglich erfegt werden, was durch
die Ab = und YAusfonderung der Säfte und Ausfchüttung des⸗
jenigen , was in das Wefen des Leibes fich nicht verwandeln laͤßt,
immerfort abgeht. Diefes Werk und Gefchäft der Nahrung bey
denen Thieren aber ift eben den Mängeln unterworfen , welche
bey der Nahrung der Menfchen bemerkt werden , und Farm hinges
gen auf gleiche Art befürdert und unterhalten werden. Da nun hiezu
das Kochſalz ein gutes Huͤlfsmittel ift, (S. VII.) fo kann felbiges
auch bey denen Thieren nicht anderft als vorträglich feyn. Es
erhebt aus dieſem Grunde Plinius a) den Nusen des Kochſalzes bey
der Viehzucht mit vielen Lobfprüchen, und fagt, daß felbiges dem
ich Luft zum Futter erwecke, mehrere Milch , und von derfelben
beſſern Kaͤß verſchaffe.
a) An dem angezogenen Ort, mo er ſchreibt: Quin & pecudes armentaque |
& iumenta fale maxime follicitantur ad paftum , multo largiores
lacte, multoque gratiore etiam in cafeo dot.
s. XI.
Ich will aber weiter gehen und genauer beſtimmen, theils worinnen
eigentlich der Nutzen des Kochſalzes bey dem Vieh beftehe, theils
wie felbiges bey Denen. verfchiedenen Gattungen deſſelben zu der Fuͤt⸗
terung
\
l
J Vom Kochſalz. 161
cerung ſolle angernendet werden, und heil sul Daft auch su Ab⸗
9 und Cun derer Vhſcnhen un gebranigen.
— Kyle $. XIL- Bess
e mehr das Futter dem Vieh N Nahrung giebt, defto fi = fet⸗
ger und geſuͤnder ki, 00 Dingegen kann in einer gegebenen
i Bird. Dieſes (aß ſich bey der — Menge des Futters,
Ti —* ein Pferd und ein Ochs genießt, abnehmen : denn ein Pferd
tige viermal fo viel als ein Ochs, und Dannoch wird dieſer davon
10 aſt, und thut im Zug eben ſo ſchwere Arbeit als ein Pferd, woraus
rhellet, Daß der Ochs mehr Nahrung von feinem Futter bekomme als
das Pferd : welches daher koͤmmt, weil der Ochs wiederfäuer und
! an beſſer verdauet, als das Dre, von welchem das Futter, zus
malen das’ ‚Heu; meiftens wieder abgeht. Nun ift aber das Sat;
das ‚gemeinefte und befte Mittel, welches auch bey dem Vieh die
Dauung befoͤrdert, (G. X.) mithin laͤßt ſich der Schluß überhaupt
mächen, Daß je mehr das Vieh zu feinem Futter Kochſalz bekoͤmmt,
deſto beſſer deſſen Dauung und folglich die davon abhangende Nahrung
Ind Maſtung von ſtatten gehe. Es wird auch durch das Kochſal;
Ds Geblät bey dem Vieh gereiniget, und der freye Umfauf der
| Säfte unterhalten (S. VI.) , wovon ſowohl deſſen Geſundheit als
Staͤrke abhängt. Aus eben dieſer Urfahe befördert das Kochſalz
ie bey den Menfchen (S. VIE. num.’ 29.) ſo auch bey den Thie⸗
Y die Fruchtbarkeit , welche Eigenfchaft ihm von verfchiedenen
gturkündigern a) beygeleget , und zum Beweis deffen die große
uchtbarkeit der Fiſche und Thiere im Meer, und ihre erſtaun⸗
je Vermehrung angeführt wird; und Plinius b) giebt eben die-
3 ur Urfache an, warum man in dem’ Meer viel PR Thiere
| . dem Erdboden finder, > Be
162 Vom Kochſalz.
a Dee
quandam ‚mediocritatem eft, ut in maxi, aquas facit feecundiflinas;
nullibi enim mundi luxuriatur * generandi facultas, neque eſt
tam multiplex generatio.
Mer b) Loc cit. Lib. ‚9. cap» 2.. funt — in mari maiora terreln.
bus. Caufa 4 erden, humoris luxuria &c.
—* $. XII.
Daß diefes alles. in der Erfahrung gegründet fey , weis man
in Frankreich, am beſten, wo man an vielen Orten alle Wochen eins
allem zahmen Vieh Sal; füttern muß , wo man nicht in Ger
fahr laufen will, daß felbiges bald verrecket, a) und es kann ein jeder
Haus: und Landwirth folches Teicht verfuchen. Denn man darf nur
das Futter der einen Hälfte Vieh ohne Kochfalz , und der andern
Hälfte mit Kochfalz geben, fo wird fich der Unterfihied von dem Erz
folg der Fütterung augenfcheinlich zeigen, und es wird diejenige. '
Hälfte Vieh, welche das Kochfalz mit dem Futter bekommen, viel
fetter und beffer gemäftet feyn, als die andere Hälfte vom Vieh,
welches ohne Kochfalz gefüttert worden. Diefes hat Herr Virgile b)
durch ein merkwuͤrdiges Beyſpiel bewiefen. Er gedenket einer, gewiſ⸗
fen magern und rauhen Gegend bey Arles in der Provence, wo man
weder Bäume noch Gefträuche findet, und nichts als den Himmel
und Kießelfteine ficht, welche deswegen das fteinichte Feld (la Crau)
genennet wird. Ungeachtet der fehlechten Befchaffenheit Diefes Feldes |
und der magern Weyde, melche wenig Gras und Kräuter giebt, und
die Hämmel oft nöthigt, Die Steine vorher wegzufiharren und ums
zufehren, um das wenige Futter adfreffen zu Fünnen, wird dannoch
eine ungemeine Menge Schaafe Dafelbft gezogen, und diefe zahlreichen
Heerden übertreffen alle Diejenigen, fo sin der Provence, und in Lan⸗
guedoe unterhalten werden, an Schönheit und guter Wolle; Es er⸗
ziehen auch die Schaafe ihre Laͤmmer, Aucgchie ſie der Strenge des
Vom Kochſalz. 163
Winters, wegen der weni ſo ſich Dafelbft befinden,
vollig ausgelegt find, ohne ‚und vermehren ſich ſtark. Es
Mache Herr Oirgife hieraus den Schluß, daß das wenige Futter,
| welches diefe Heerden genießen, felbigen mehr Nahrung gebe, und
| Kir gedeyhe, als die Menge Futter ,' ‚welches andere Heerden in
| Provence und in Languedoe im Ueberfluß genießen, und dabey
| weder ſo wohl ſich befinden, und ſo ſtark ſich vermehren, noch auch
fo feine Wolle geben. Es bleibt alſo nur noch übrig zu unterfüs
| hen, ob die Befchaffenheit des Futters der Gegend von la Crau—
oder das Kochſalz, welches die Schaafe dafelbft in Menge und nad
Belieben genießen, eine fo nugliche und bewundernswerthe Wir⸗
kung habe? Nun iſt wider alle Waͤhrſcheinlichkeit, daß in einer ſo
rauhen, kahlen und duͤrren Gegend, das Futter außerordentlich ſaftig
und nahrhaft ſeyn ſollte, und die ſchlechte Beſchaffenheit des Weins
und Oels, ſo an denen Graͤnzen dieſer Gegend waͤchſt, laͤßt dieſes
nicht vermuthen: mithin iſt dieſes lediglich und um fo mehr dem
Kochſalz zuzuſchreiben, da eine andere Gegend in Languedoc; welche
| der Rhone zur Seite liegt, von eben der Befchaffenheit wie la Crau
iſt, und Dannoch dafelbft wegen Mangel des Kochfalzes die Schaafe
zucht lang nicht, ſo gut von ſtatten geht‘, noch ſo zahlreich iſt, wie
| in fa Erau ; wie dann überhaupt in Languedoe und in der Provence
die Erfahrung und der Augenfchein es geben, daß allenthalben, wo
die Schaafe viel Kochſalz zur Fütterung befommen, felbige-beffer ge-
rathen, und ſich weit mehr vermehren, als wo man ſelbigen keines
| vu ſparſam giebt.
| una Entdeckte Gruft natürlicher Geheimniſſe S. *
| 4* » Am angeführten Ort Tom. I. pag. 12. 13. dans les obferva-
tions phyfiques fur — bons effets Verden nr re des
“n .. beftiaut,
— ii:
R ; | x 2 . xIYv.
ig:
164 _ Bm Kochſalz.
Mil E01 EU E0 I ESSENER MT.)
; N Sr et ——
* "Beil bin y, dem Die, / vermistefft, des Sebrauches dom che,
I, die, nn Maftung bey wenigerm Futter weit. beſſet
von. ſtatten geht als bey vielem Futter ohne daſſelbe: ($. XIL)
N kann man durch den. Gebrauch deſſelben auf einerley Weyde
ehr Vieh halten, ‚wo man ihm zu dem Futter viel Sal; giebt, als
wo man Feines füttert. (8. XII.) Kann man aber durch den Ger
brauch des Kochſalzes bey eben dem Futter mehr Vieh halten: ſo
bekoͤmmt man mehr Duͤnger: durch die Duͤngung aber kann man mehr
Feld anbauen, theils ſelbiges fruchtbarer machen, und hiedurch be⸗
koͤmmt auch das Vieh wieder beſſere Weyde und mehr Futter: daß
alſo auf dieſe Art der Nutzen, welchen das Kochſalz bey der Vieh⸗
zucht verſchaft, immer groͤßer und ſo zu Ära in der Folge uner⸗
meßlich wird. a) ”
1 a des Herrn virgile ——— in ber angezogenen Stelle ’
2 14 16. IT. |
| XV.
Da ich bey meinem Beweis , fo ich von denen Vortheilen,
welche das Kochſalz bey der Viehzucht bringt, geführet, von deſſen
Nutzen bey der Schaafzucht einmal zu handeln angefangen, ($. XIII.)
und felbiges bey denen Schafen vorzüglich im Gebrauch ift: fo will
ich noch weiter von der Zeit, und wie oft man felbiges denen Schar
fen giebt , und von der Menge des Kochfalzes, welches bey einer
Schaͤferey verbraucht wird, anmerken , daß erwähnter Herr Virgile
meldet, daß man in Languedoc Des Winters über, auf einer Heerde |
von 300. Hämmeln, alle 8. Tage einmal 15. Pfund, Salz gege- "
ben , und gefunden , daß dieſe Anzahl ein mehrers nicht ger
freffen 9). Hingegen giebt man in hiefigen fdhwäbifchen Gegenden ")
auf 200. Stu Schaafe, des Sommers alle 8, oder 14, Tag, und
Val 4 J des
Vom. Kochſalz. 165
Bine alle 4. Wochen 3. Ulmermetzen Kochſalz mit diefer
WVorſicht, daß man fie deffefben Tags, an welchem fie das Salz
' bekommen , nicht trinken läßt, welches auch Herr Virgile bemerkt,
daß es in Languedoc in Obacht genommen werde. Um dieſer Urfas
chen willen aber giebt man ihnen das Salz an einem gar zu heißen
Tag / damit ſie darauf nicht. gar zu. durſtig werden ; ſonſt ‚weil
‚fie ger zu fehr nach dem Waſſer erachten würden, Eönnten fie fich
eicht zu fhanden faufen: Daher man auch bey naffem Wetter felbi-
‚gen das; Salz nicht geben folles und fo auch in der a nicht,
weil fie gerne Davon verwerfen.
" A) Um angezegenen Ort p. 2
Außer dem allgemeinen — * das Kochſal bey der
— hat, iſt auch dieſes nicht zu vergeſſen, daß es bey der
chaͤferey eine allgemeine Regel ſey, daß ein Schaafherr das Koch⸗
alz bey feinen Heerden nicht ſparen doͤrfe, wenn er anderſt ſchoͤ⸗
e, gute und feine Wolle von ſelbigen bekommen will. Denn der
en des Kochfalzes trägt vieles bey , daß die Wolle bey de-
nen Schaafen gut waͤchſt und gefehlacht wird, wie man auch an de
h nen Pferden bemerkt, daß fie fich weit eher und beffer abhären;
oder die Winterhaare fallen Taffen , wenn fie Salz bekommen a).
| Noch einen andern Nugen hat das Kochfalz bey der Maftung der
- Hämmel , welchen, wenn man fie zumal in der Zeit bad fett
haben will, da die Kälber nicht wohl zu bekommen find , neben ihr
h tem Maftfutter von Trebern, Schrot, Haber und Brod, geſchnit⸗
it gene üben wohl gefaken, und mit etwas Haber vermiſcht, zu eſſen
giebt b
1 Tr a) J des Herrn D. Zinken ie Sammlungen von wirthfehaftlichen Pos
1 4 lieey⸗ Cammer⸗ und Finanzſachen im iſten Band, gten Theil auf der
782. Seite. DA
& 3 b) ©,
* Vom Kochſalz.
een Rohr Einfeitung- zu sa
» sEunft derer ri 3 Abſchnitt, 7: Cap.
- &. XVII.
Si er dns 8 Rat auch ein allgemeines —“
mittel vor Die Seuchen und Krankheiten der Schaafe ſey, laͤßt ſich
allein daraus abnehmen, weil die Nahrungskraͤften und Geſundheit
der Thiere Dadurch erhalten wird; (8—. XII.) mo aber dieſes ge⸗
ſchieht , werden ſelbige von epidemiſchen Seuchen nicht fo leicht
angegriffen,, als andre, welche ſchon vorhin nicht recht munter und
are fondern hinſaͤllig geweſen. Es hat aber auch das Kochfalz ir
er That wider einige Krankheiten der Schaafe feinen: befondern
Nutzen. Eine derer gemeinften und gefährlichften ift unftreitig dieje⸗
nige ‚da: vom: ſchlimmer und. unfauberer Weyde fich in denen großen
Blutgefaͤßen der Leber eine Art von Würmen bey ihnen ſammelt,
welche man Egeln oder Egelſchnecken nennt a). Dieſe Inſecten zie⸗
ben von denen Schafen in Eurzer Zeit alle Lebensfäfte an fih, fo
daß fie , fie mögen. auch noch fo viel freien , zuſehens ausdorven ,
und endlich dahin fallen, und eine Heerde, welche damit befallen
wird , fo gut. als. verloren: iſt. Eine andere, zwar nicht ſo gemei⸗
ne , aber bey nahe: eben fo gefährliche: Krankheit bey den; Schaafen:
ift. das Blutharnen dieſes reißt auch viele dahin, wird aber in
ſolchen Gegenden felten oder niemal bemerkt, mo man denen Schaa⸗
fen Rochfalz genug: zum Futter giebt. Wie nun diefes nach dem Zeugs
niß des ſchon erwehnten Herrn Virgile die Erfahrung lehret, fo läßt
fich diefe heilfame Wirkung auch daraus abnehmen, weil das Blut⸗
baren von Unverdaulichkeit und Verſtopfung derer Diutgefäße ent⸗
ficht, das Kochſalz aber die Dauung befördert , das Gebluͤt reini⸗
get, und die Berftopfung in Denen. Gefäßen abwendet. (S. X. XII.)
Was fuͤr befondern Nutzen aber das Kochſatz bey denen Schaafen
wider
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Vom Kochſalz. 167
wdder die Egelſchnecken habe, hat Here Virgile aus folgendem er,
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aa CE se Re Per ——
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wieſen. Ex gedenker einer Weyde, welche beyden Landfchaften von
Beaucaire und Bellegarde gemein , und auf der einen Seite an eis
wen Sumpfe und Moraft, auf der andern aber, an dem Fuß eis
es Bergs, und fo tief gelegen ift, daß fie oftmals , wie der Mo-
X raſt ſelbſt, vom Waſſer uͤberſchwemmet wird, und den Namen Con⸗
«track führte. Dieſe Weyde hat das Beſondere an ſich, daß, ob
fe gleich) viel Futter giebt, dannoch allein Ochſen und Pferde felbis
ge abfreffen , weil die Schafe, wenn fie darauf getrieben werden ,
ſogleich die Egelſchnecken bekommen, tie diefes die vielfältige Er⸗
fahrung giebt. Man bat aber gleichfalls aus der Erfahrung , daß
h Die Schaafe auf denen andern Seiten des Morafts , welche nicht
gegen den Fuß des Bergs gelegen find, auf die Weyde gehen, und
ſogar im Frühjahr in den Moraft fich yinein wagen, um den Schilf
‚abzufreffen , ohne jemals dadurch an denen Egelfchnecken Noch zu
feiden. Es fragt fi) alfo billig , woher es komme, daß die Schafe
allein auf der Contractweyde, welche zwiſchen dem Sumpf und dem
Berg liegt, von dieſem fchädlichen Ungeziefer angegriffen werden,
und hingegen auf denen Werden, die auf der andern Seite des
Sumpfs liegen, Davon befreyet bleiben? Die verftändigften Inwoh⸗
mer felbiger Gegend geben zu der Urfache hievon an , daß der Erd⸗
boben auf der Seite des Moraſts, wo die Schaafe die geſunde
Weyde haben, ſehr ſalzicht ſeyn, welches ſich bey der Contractweyde
nicht alſo befindet. Herr virgile giebt auch hievon einen uͤberzeugenden
Beweis, welchen ich fo kurz als möglich hier anhängen will. Er
fagt, daß der Boden der Contraetweyde eben ſowohl, als die um
und neben felbiger gelegene Moräfte und Weyden ein Zuwachsbo⸗
den b) von Erde fey , welchen die Rhone , fo in felbiger Gegend
fi in das Meer ergießt, wenn fie aus ihren Ufern tritt , und
Schlamm und Sand hinter ſich läßt, nach und nach ſchichtwei⸗
ſe angehäufet , bie zufegteim feſtes Land dadurch fich angelegt, Die
ſer
wo a Kocfäh.
ſer Zuwachs von Erde ſey theils ſalzicht / bitter und unfruchtbar,
en und fruchtbar, und von Beaucaire an bis an das Meer -
um 6. Schuhe hoͤher, als die Oberfläche des Meers, nach der Waf |
ſerwaage gerechnetz hingegen fey dieſer Zuwachsboden 15. Schuhe
tief, und michin der eigentliche. Grundboden dieſer Gegend um 9. ‚|
Schuhe fiefer als das, Meer, welches ſich bey Grabung eines Brun⸗
nen alfo befinde Es fey hieraus: zusvermuthen, Daß Das Meer. |
ehedem über dieſes Erdreich bis an Beaucaire hingereicht, habe, bis |
es nach und nad) Durch den Zumachsboden , welchen die Rhone von
ihren Ufern ausgemworfen ‚zurück getrieben worden. Dieſes aber ſey
nach und nach geſchehen, und hierdurch dieſer Zumachsboden mit
vielem Meerſalz vermifcht worden, und hierinnen alſo die Urſache zu
finden, warum die Moraͤſte und Weyden, ſo um die Contractweyde
gelegen, falzicht feyn. Hingegen ſey der Zuwachsboden von. eben a
diefer Contraetweyde, wie felbiges bey dem Brunnengraben fich aus⸗
weife, nicht mehr als 2. Schuhe tief, und mithin hätte nach obi- |
Her Nechnung das Meer um 4. Schuhe über feine Höhe, nad) der |
Waſſerwaage, fich erheben muͤſſen, wenn felbiges dieſe Weyde hätte
uͤberſchwemmen follen; da aber Diefes-nicht gefehehen koͤnnen: ſo fey
dieſer Zuwachsboden allein von der Rhone entftanden, und alſo füß |
und gar nicht: ſalzicht, Diefes aber Die Uefa), warum dieſe Weyde
denen Schaafen nicht tauge , wie die um feibige liegende ſalzichte
MWeyden, noch) felbige vor denen Egelſchnecken bewahre c). Diefem |
aber muß ich noch beyfügen „daß ich! von vielen geſchickten Schaaf |
Herren bin belehret worden ; wie fie aus der Erfahrung haben, daß
das Kochſalz noch größere Wirkung zur Verwahrung derer Schaa-⸗
fe vor den Egelſchnecken habe, wenn man ihnen ſelbiges, inſon⸗ }
derheit mo die Weyde gar feucht und maſt iſt, mit dem vierten |
heil vom gepulverten Caminruß vermiſcht zu lecken giebt. „Man "
kann aud) im gleicher Abficht nach der Anleitung des: Deren von \
Rohr 4), neben dem Caminruß, auch andere gute Kräuter , als |
Der
i Vom Kochſalz. 169
Wermuth, Salvey, Roßmarin, Oſterluzey, Enzian, Alantwurz,
Ehrenpreiß / Weinraute, Weyrauchkraut und Quendelkraut gepul⸗
dert unter das Salz mengen, und im Herbſt die zeitigen Hollunder-
beere von denen Stielen abftreifen , Meel darunter Eneten, in dem
Ofen hart baden, hernach in einem Mörfel Hein ſtoßen und unter
das Kochſalz mengen.
a) Gamer nennt ſelbige Herr breit an dem angeführten Ort pag. 19.
Unfer deutfche Neaumur , der berühmte Herr Prediger Schäfer in
Regensburg, hat davon eine eigne Abhandlung gefehriben , welche nebft
einer Kupferblatte zu Regensburg 1753. and Licht getretten.
b) Crement. on entend par er&ment une terre formé par le depot du
limon d’une riviere debordde , eben dafelbft
> ©) ©. in mehrerm eben dafelbft von der 19. bis 21. &. und auch in
; denen Obfervations phyfiques , für les terres, qui font a la droite
& a la gauche du Rhone , depuis Beaucaire, jusqu a la mer
&c. avec un moyen de rendre fertiles toutes ces terres , wel
che in eben diefem Werk von der ıflen bis zoten Geite enthalten
find.
A) An der angezeigten Stelle 261. ©.
'$. XVIII.
Das fogenannte Fauifreffen ift auch eine Krankheit, welcher
Schaafe oͤfters unterworfen ſind, und entſteht von naſſer Wey—
de und faulem Futter. Um dieſem abzuhelfen wird nachſtehendes
ittel a) gute Dienfte thun, wenn zumal ſolches zu Anfang des
Fruͤhjahrs gebraucht wird.
3 - Man nimmt 1. Pfund gepfropften Wermuth ‚und 1. Pfund
" fpanifchen Refert, pulvert diefe 2. Stuͤcke, und hebt fie in einer
Schachtel auf. Wenn man nun folches gebrauchen will, ſo nimmt
wan auf 100. Stuͤck Schaafe 4. Loth davon, miſchet ſolches mit 8.
— geſtoßenen Wacholderbeeren, 1. bis 2. Metzen Haberfehret /
» 1.2 Maͤß⸗
170 WVom Rochſalz.
1. Maͤßgen Kochſalz, und Maͤßgen gepulverten ‚gemeinen Wer⸗
muth. Dieſes alles wird in Siöge geſchuͤttet, und dem Schaafvieh
früh nüchtern alle. Wochen , befonders aber im Monat März eins
mal, und * —* yes os einmal, zu are gro"
ERAAR ST
find‘, dörret fie im — ſtoͤßt ſie zu Pulber ſiebt ſie duch,
und giebt eg denen Schaafen mit Salz zu effen.
Wenn die Schaafe räudig werden , fo ift ihnen auch fehr diene "
lich , daß fie mit Salzwaſſer täglich abgewafchen werden b). |
a) Aus dem 18. Stuͤck derer Leipziger Sammlungen S. 464. nv
b) Herr von. Rohr an dem angezelgten Drt 262. ©.
$. XIX.
‚Bon denen Pferden ift fchon oben gefagt worden, daß fiefih
beßer abhären oder die Winterhaare feichter fallen laffen , wenn fie |
Salz bekommen ($. XVI.). Man giebt felbigen in diefer Abficht im
Fruͤhjahr, fo lang als fie fich abhären, die Wochen ein- bis zmal -
eine Hand voll Rochfalz unter Das Futter, Leber Diefes ift ihnen auch
zuträglich, wann man ihnen Die übrige Jahrszeit über alle 2. Wo⸗
chen eine Hand voll Salz füttert, und vor die Undauung derfelben
überhaupt giebt man ihnen auch, entweder Kochſalz allein (S.X-XIL), |
oder man thut Enzian dazu; oder man brennt auch Sal, Seven⸗
baum und Wermuth in einem Topf, und giebt davon dem Pferd
auf das Futter, Will es nicht freffen, fo ftößt man Kochſalz, Pfef-
fer, Knoblauch und Eßich untereinander, und reibt ihm damit die
Zähne. Hat fich ein Pferd im Futter verfangen, und Die Zunge wird
ihm runzlicht, fo veibe man fiemit Eßich und Salz. Ein abgerittenes
Noß wieder auszufüttern nimmt man 1. Hand voll Sa, Oder men⸗
nig und Eberwurz zufammen 1. Handvoll und 3. Schnitten gebähes
tes
RE
Vom Kochfalz. 171
68. Drod, fehneidet alles Elein, und thut Davon, was man mit 3. Find
' r fafien kann, unter jedes Futter. Wie vielfaltig aber der Nus
‚en des Kochfalzes in denen meiften Krankheiten derer Pferde fey,
kann mar aus denen fogenannten Roßarzneybuͤchern und andern
Schriften, weldye davon ‚handeln, umftändlich erfehen ‚ woraus al
les und jedes anzuführen zu weitkäuftig feyn würde ; dahero nur ein
und anders ſo mich nach meiner eigenen Erfahrung am bewährte
ſten zu feyn bedunkt, hieher fegen will. Alfo wo ein Pferd überhaupt
aufſtoͤßig wird, nimmt man 2. Hände vol Salz und 8, Loth Maun,
thut es in einen glafirten Topf, fo vorher mit einem Löffel voll Butter
eingeſchmieret worden, deckt ihm zu, läßt es wohl ausbrennen, her
nach fößt man es zart, mifchet in gleichem Gericht Hein geftoßes
nen Caminruß dazu, und giebt. hievon, was man mit 3. Fingern
faffen kann, unter jedes Futter. Vor das Kopfweh, fo die Pferde
vom neuen. Heu bekommen ,. giebt man geddrrten Wegerich mit
Salz auf, das Futter, oder man giebt dem Pferd Kochſalz und
Salpeter in einem Schoppen Wein ein. Bor die trüben Augen ra—
thet der Herr von. Hohberg, in feinem adelichen £andieben, ein Ey
zu Öfnen, das Weiße davon laufen zu laffen, hernach felbiges mit
Kochſalz, Salpeter und Eleingeftoßenen Ingwer, wieder vollzufuͤl⸗
len, mit einem angefeuchteten leinen Tuͤchlein zuzubinden, und in
einem Topf oder Tiegel in heißer Glut zu verbrennen, zu Pulver
hi zu ſtoßen, und Durch einen Federfiel in die Augen zu blafen, Bor dag
Fell in denen Augen aber 2. Dotter von friſchgelegten Eyern, und
eine gute Hand voll Kochfal; wohl untereinander zu einem dicken Teig
N au rühren, Kügeln einer welfchen Nuß groß daraus zu machen, in
‚einem Topf zu verbrennen, bis fie Afchenfarb werden, zu Pulver zu
ftoßen und gleichfalls in die Augen zu blafen; oder man nimmt ein
armdickes Stuͤck Aeſpenholz, bohret es bis auf den Kern, füllet es
mit Salz, leget es ins Feur, fößt den grauen Stein, welchen man
in dem Brand findet, zu Pulver , und verfährt wie vorhin. Vor
Y) a2 hitzi⸗
173 _ Vom Nochſalz.
hitzige und ſchwierige Augen, nehmet gepulverte blaue Biofen, Koch⸗
ſalz, langen Pfeffer, Sevenbaum Weyhrauch, Myrrhen, Eßich
und Baumoͤl von jedem x. Loth, Honig ein Viertelpfund, ruͤhret es
zu einer Salbe, und ſchmieret damit die Augen. Vor den Augſtall
ſtoßet weiſen Ingwer und gebrannt Kochſalz zu Pulver, und blaſet
es dem Pferd in das Aug. Bor geſchwollene Augen, und wo ein
Pferd in das Aug geſchlaͤgen worden, miſchet man Butter und Koch⸗
ſalz untereinander; und reibet Davon einer Haſelnuß groß in die Wins
kel derer Augen. Wenn die Zunge fanft , fo reibt man fie mit Ho⸗
nig und Saf, und vor Die Gall’ im Maul veibt man auch das
Maul mit Sat und Weinſtetn. Wo ein Pferd haarfchlecht ift,
fehweren Athem, Huften und Keuchen hat, giebt man Senf, Ruf
und Salz unter das Futter , oder man fehütter felbigem geftoßene
Wachhofderbeere und Sal; mit Wein verrühret ein. or die
Lungenſucht thus man Rheinfahrenkrant und Cal; in das Trinken,
Bor die Kehlſucht mifehet man auch unter dfe gewöhnliche und be⸗
Fannte Pulver gebranntes Kochſalz. Vor die Würmer im ‚Ser
daͤrm giebt man Sal und Roggenkorn ins Trinken‘, oder Salz,
Ruß, Rauten⸗und Noggenbrod mit Waſſer angegoſſen. Hat aber
ein Pferd mit einem unreinen Wafler die Egeln zu faufen befoms
men , ſo thut man ihm auch Salz unter das Futter, bie fie abge
trieben find (S. XVIL). Bey berumgehenden Seuchen giebt man de-
nen Pferden alle Morgen zu dem Futter eine Schnitte Brod , mit
Kochfatz und ein wenig gepülverfen Alantpfeffer und Alaun beftreuet;
zweymal aber in’ der Wochen von einem Pulver aus Ehrenpreiß,
Lungenkraut , Gundelreben, Epheu, Sartenfalvey, Wachholderbee⸗
ven, Eichenlaub und Buchenafche, zu gleichen Theilen zufammen ge-
macht, ı. Löffel voll und eben ſoviel Kochfalz dazu: und wo fie wirk-
lich mit einee Seuche behafter, gebrannt Salz und Pitriof unter
das Trinkwaſſer, auch wo ſtarke Hitzen, die Krankheit mag eine
Zeuche war oder von einer andern Urfache herruͤhren, vorhanden
feyn,
—
Vom Kochſalz. 173
ſind, annoch gelaͤuterten Salpeter, Weinftein und Buchenaſche,
dazu: nicht weniger werden die Staͤlle mit Kochſalz und Wachhol⸗
derbeeren geraͤuchert. Wenn ein Pferd an denen Füßen reh wird,
giebt man ihm Butter mit Salz in einer Pfanne geröftet ein, bes
» gießt ihm mit Salzwaſſer des Tags amal die Süße, und ſchlaͤgt
ſie ihm mit Eyerweiß und Salz oder mit Eßichſalz und Kuͤhmiſt ein.
Letzteres kann man einem Pferd auch uͤberſchlagen, wenn es unter
dem Sattel verfchwollen, oder wann es gedruckt worden, thut man
nur ein wenig Heu in ftarkem Salz einweichen, und öfters. frifch
überlegen. Wo ein Pferd auf der Reife verbällen will, fo nimmt
man heiße Aſchen, Salzeßich, und. -auf jeden Huf ein ganzes Ey,
gerſchlaͤgt felbiges mit der Schale „ und vermenget es mit Denen
andern gewohnlichen Dingen zum Einfchlag. Por das Schwinden
am Bug und Gliedern nehmer rothe und gelbe Schnecken , laſſet ſie
über Nacht: in, einem, Dafen stehen »ı daß fie fich reinigen % hernach
thut ſie in einen Topf, der unten viele kleine Loͤcher hat, ſetzet dieſen
in einen andern Topf, ſo unten keine Loͤcher hat: thut auf 12. Schne⸗
cken allezeit 1. Hand voll Salz dazu, und ſetzet ihn 8. Tage lang in
Keller: fo findet man im untern Topf eine Salbe, welche man,
nachdem vorhero das Glied mit fiharfer Laug und Seife wohl ab»
gewaſchen worden, bey warmer Glut einreibt. Faͤulichte Schaͤ⸗
den werden bey denen Pferden, wie bey denen Menſchen, mit dem
vermiſchten Salzwaſſer (5. VIII.) ausgewaſchen, und vor die aͤußer⸗
lichen Wuͤrmer der Haut, wenn ſie geſchnitten worden, macht man
aus Kochſalz, Vitriol, Meel und Honig einen Kuchen, doͤrret ihn
im Ofen, ſtoͤßt ihn zu Pulver, und ſtreuet ſelbiges in die Wunde.
Unter die gewoͤhnlichen — wird wi die Pferde —* Rohr
1 % fat gemifchet,
3 €. XX.
m Rom Kochfal:
Bey ven Rindvieh hat das ** mannigfaltigen ra j
Den Zugochfen macht man ihr Trank mit Kleyen und Salz an, und
giebt es felbigen auch alle Wochen unter das Futter, wovon fie eine
größere Begierde zum Effen und Trinken befommen. Wenn eine
fremde Ruh in einem Stall gebracht wird, welche der Weyde und
des Waffers nicht gewohnt iſt, fo muß man ihr alle Tage eine Zeit⸗
lang Salz geben, ſonſt ſtirbt ſelbige bald hinweg. Im May |
giebt man denen Kuͤhen Meiſterwurz, Alantwurz oder Lorbeer mit
Salz vermifcht. a) Auch thut man des Winters zumeilen 1. Hand
voll Kochſalz auf jede Kuh unter das Saufen. b) Nach erfolgs
tem Salben aiebt man der Kuh etwas Salz ins Maul, und herz
nach eine mit Schrot angemacdhte Giede ; c) denen Abfeskälbern
wird zum Saufen unter eine Melkgoͤlte voll laulicht Waſſer 2. bis
3. Hände voll Roggenmehl und r. Hand voll Sal geruͤhret. d) |
Von Rohr an dem fon erwähnten Det ©. 222. 224. 228% |
237.
db) ©. bie leipziger oeconomiſchen Nachrichten im Z8ſten Stuͤck auf der
134ſten S.
) Gottfr. Aug. Hoffmanns a. zum Gebraud) des Haus-Randzund
Stadt-Wirths, des Künftlerd, Manufacturiers und Fabrickanten zc. auf
der 6öflen ©:
8) ©. erwähnten Herrn Hoffmann in der angezogenen Stelle der “unge
zconomiſchen Nachrichten auf der ızıflen ©.
‘& XXL.
Bas die Nindviehfeuche für ein leydiges Uebel fey , und wie
mancher Haus» und Landwirt hiedurch fehon öfters in den größten
Schaden und Verluſt fey gefegt worden, ift nur allzuviel bekannt,
' und
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Bon Kochfal;. 175
ae: Severus Sanctus Endelehins, ein alter Dichter vom vierten
Panment fingt davon ganz recht. a)
So manches Blatt der Falte Nordwind faßt,
Wenn ſeine Wuth im Buſch und Walde raßt;
So mancher Schnee, fo manche Flocken fliegen,
So vieles Aas fieht man in Haufen liegen.
Dieß Scheufal deckt bey taufend an der Zahl,
Das oͤde Feld mit Leichen hberall.
Daran das Aug verdunfelt und verzerret,
Die Klaue ftarıt, das Schenkelbein fich fperret.
Um jedes Aas fehwärmt vieler Vögel Meng,
Hier fammelt fih von Hunden ein Gedräng ;
Sie reißen fih um halb zerfleifchte Leichen,
Hier möcht ich bald vor banger Furcht erbleichen !
Es ift dahero fehr nöthig, auf alle mögliche Huͤlfsmittel zu ges
denken, welche felbige abzumenden, oder auch das Franfe Vieh wies
der herzuftellen, vermögend find. Da nun das Kochſalz die Säfte
des Menfchen vor der Faͤulniß bewahrer (S. V.), und in hisigen
Krankheiten, welche von felbiger herrühren, Tann gegeben werden,
-($. VIIL) gleiche Wirkung aber in die Leiber derer Thiere hat ($. X.)
auch Die Seuchen bey dem Rindvieh meiftens von einer Faͤulniß
ihrer Säfte, befonders der Galle, herrühren : fo verdienet felbiges uns
ter denen Verwahrungs⸗ und Hälfsmitteln vor die Viehſeuche nicht
den legten Mag, und es ift deswegen dem Herrn Virgile Gfaus
ben beyzumeſſen, wenn er fehreibt: ,„ das Kochfalz ift ein allgemei-
nes Verwahrungsmittel vor die Seuchen bey dem Zugvieh; man
„ wird Durch dasjenige überzeugt werden, was auf meinem Landaut
Y » von Baſtide fich ereignet, welches in einer fehr falzichten Gegend
gelegen iſt. In einer Zeit von mehr als 30. Jahren iſt daſelbſt
9 Fein einiges Zugvieh geſtorben, ſelbſt von denen unter ſelbigem,
„ welche
176 Ron Kochſalz.
5; welche fo alt gewefen, daß man ihre eigentliche Jahre nicht ge⸗
„wußt bat ; und um gleicher Urfache willen fieht man auch das
5 felbft niemals ein krankes Dich. „ b) Um aber das annoch
gefunde Vieh, bey herumgehenden Seuchen, vor feldigen zu bewah⸗
ten, giebt man ihm öfters Kochſalz mit gedörrten Wermuthsblus
men unter das Futter c) und der ehemalige Rußiſchkaiſerliche Leib-
medicus, Herr von Fiſcher d), rathet die Blätter derer Johannisbee⸗
ren (ribefior.) die Rinde von dem ſchwarzen Vogelkirſchenbaum
(ceraſo racemoſa), und Sperberbaum (Sorbo), nebſt Kochſatz mit
Waſſer zu ſieden, in Faͤſſern aufzubehalten und dem Rindvieh zu
trinken zu geben, wenn es noch auf die Weyde geht; oder man mis |
ſchet unter das Trank Thon oder Letten, Schmiedeſchlacken, Lieb- |
ſtoͤckel, Wermuth, Alant, Genzian, Salz und Efig. Zugleich) ver- |
ordnet der Herr geheime Rath, Friederih Hofmann e), dem Vieh |
fleißig in den Hals zu fehen , und das Maut und die Zunge mit Weins
efig mit Nauten abgefotten, und mit Kochſalz, Salpeter und Baumdl |
vermifcht, fleißig zu fäubern und auszureiben: wozu Herr D. Schus |
fter ; Phyſicus zu Chemnitz, £) folgendes Verhältniß angiebt: man |
nimmt 1. Hand voll Nauten ſiedet felbige mit 2. Maaß Efig,
feiget ihn durch , und miſchet 2. Loth Kochſalz, x. Loth Salpe⸗
terund 8. Loth Baumdl darunter. Der Herr geheime Rath D.
Eorbenius rather gleichfalls dem Rindvich das Maul und die Zunge
mit Eßig, Salz und Machhofderbeeren, und wo felbiges wirklich |
ſchon mit der Seuche befallen worden, mit Kochfal und Salpeter
in Eßig verrühret, zu reiben. g) In Diefem Fall, und wenn wirk⸗
fich bey dem erkrankten Vieh Blattern in dem Mund angeſetzt,
erupfichit gedachter Herr geheime Rath’, Fried, Hofmann, die Blat⸗
sen aufzuftechen, und den Mund mit einem abgefottenen Waſſer
yon Wegbreit (plantag.) und Hauslaub (fedo majori ), worunter
Kochſalz, Salpeter und Honig gemifcht worden, oͤffters zu ſaͤu⸗
bern, b) welches erwaͤhnter Herr D, Schuſter abermal in dieſem
Ver⸗
Bon Kochfalz. 177
Rerhätmiß angiebt : man nimmt Wegbreit und Hauslaub von
- jedem 1. Hand voll, fiedet e8 mit 2. Maaß Waſſer, feiget es durch,
und thut 8. Loth Honig, 4. Loth Eßig, 2. Loth Kochfalz, und ı. Loch
Salpeter dazu ; oder anftatt deffen fiedet man zu eben dieſem Ge
brauch Satz; Schwefel und Aſchen, von jedem 4. Loth, mit 1. Maaß
Ehig. 1). Wo es aber nöthig ift, Das gefunde, oder auch dag ſchon
erkrankte Rindvieh zu fariren, wie dieſes meiftens gefchehen muß,
fo ift dazu Fein befferes und weniger Foftbares Mittel , als das
ſchwarze und etwas bittere Salz, welches auf denen Salzwerken, zus
legt in denen Pfannen, aus der fogenannten Mutterfohle anfchießt,
und leicht wieder feucht wird, welches eine lapierende und reinigende
Kraft hat. kK) Ferner wird im, denen ſchon angeführten Teipziger
Sammlungen 1) vor das Nindvich, wider die graßirende Staupen
und Blutharnen, folgendes Pröfervativmittel gar ſehr angerühmt:
- Man nimmt auf etlich und 30. Stuͤck Rindvich 1. Mesen Wach⸗
. holderbeere, 3 Megen Lorbeere , 5. Pfund Potaſche oder 10. Pfund
Buchenaſche, und 4. Pfund potnifches oder 8. Pfund anderes Koch⸗
ſalz; dieſes alles wird zu einem Pulver geftoßen, und wohl vers
miſcht in einen neuen eichenen Eymer oder Faß gethan, und: dazu
von Mannsperfonen fo viel Urin gegoffen, daß man es fehöpfen kann,
und laͤßt es alfo 2. Tage wohl zugedeckt fiehen, Alsdann fehöpfe
N man mit einem Toͤpfgen, ohne es umzurühren , den Urin ab, und
ſprenget damit den Daber an, von welchem man alle Morgen früh
dem Nindvich nach Belieben ein Futter geben foll; man muß aber
alle Tage fo viel Urin dazu gießen, als man abgeſchoͤpft hat, und es
immer zugedecht haftınz wann man es alſo 14. Tage auf diefe Art
gebrauchet hat, fo muß man die Hälfte von dem oben befchriebenen
Pulver, und wider nach Perlauf 14. Tage ein Viertheil von dies
dem Pulver frifch nehmen, in das Faß thun, und auf fehon gedachte
\ Bier gebrauchen. Wenn man num toieder 14. Tage es gebraucht
hat / fo sühret man es bey dem Gebrauch um, gießt tägfich Urin zu,
Be .; 3 und
|
1.
|
|
8 Bon Kohle
und giebt. es. dem Vieh ſo fange , bis von dem Pulver nichts übrig
- bleibt z man muß aber bey herumgehenden Viehſtaupen beftändig
Damit fortfahren, und es gar nicht ‚ausfesen, fünften Tann man in
Gefahr. laufen , daß man das Vieh noch einbuͤßt. Man ſieht auch
bey dieſem Mittel, wie viel auf Das Kochfalz dabey anfomme, indem
es nicht nur ein Hauptſtuͤck davon ift, fondern auch Durch den Urin,
welcher fo oft aufgesoffen wird, noch von felbigem ein guter Theil
dazu koͤmmt. (F. VI. 2.26.) ‘Endlich muß ich auch noch des Heren
D. Schrebers Hülfsmittel wider die Rindvichfeuche m) hieher fegen.
Man thut die Eingeweide (vilcera) eines an der Rindvichfeuche vers
reckten Viehes, nämlich die Lunge, Leber, Milz und das Herz, (keis
neswegs aber die Gedärme (inteftina) ) in einen großen Topf, und 4
Hände voll Kochſalz dazu, fodann bedeckt man den Topf mit einem
Deckel, verkleidet ihn wohl; feget ihn in ſtarkes Feuer, und läßt ihn
fo lang darinnen, bis die Eingeweide zu “Pulver verbrannt find, wozu
ungefähr. 12. Stunden erfordert werden. - Nachdem. die alfo vers .
brannten Eingemweide im Mörfer zerftoffen, und durch einen Durchs
ſchlag zu einem Elaren Pulver zubereitet worden ; So laffe man mit
Zugefegtem reinen Theer oder gelben Pech , Pillen in ver Größe
eines Hünereyes Daraus machen ; und jedem Stuͤck Rindvieh eine
Solche Pille eingeben. Dieſes muß aber noch zu vechter Zeit, und
ehe. die Entzuͤndung überhand nimmt, gefchehen, kann auch nad) Bes
finden derer Umftände dergeftalt wiederhohlt werden, dag man in
denen folgenden Tagen früh nüchtern allemal eine nur halb fo große
Pille, als die Erſte gewefen, jedem Stüf Vieh eingiebt. Der
Here Verfaffer füge diefem unter andern bey, daß die Gluͤung und
Pulverung zu mehrerer Sicherheit, gleich bey dem Anger, in einem
zu dem Ende befonders gegrabenen Loch geſchehen koͤnne, und Daß
Diefes hier angezeigte Mittel nicht allein an Rind» fondern auch an
Schweinenvich, welches zumeilen mit einer vollfommen ähnlichen
Seuche befallen wird, zuverläßig gefunden worden; wenn man naͤm⸗
Cüs lich
! Von Kochfa. 179
lich bey dieſen das Eingeweide von verreckten Schweinen auf vor⸗
Feen Art zubereite und gebrauche.
#0 a) Quam multis foliis fylva cadentibus
Nudatur gelidis , tacta aquilonibus;
9 rt =
E* Quaum denfis fluitant velleribus nives;
En erebre pecudum neces, '
"None totum tegitur funeribus ſolum. s
0 Inflantur tumidis corpora ventribus
Aalbent lividulis lumina mbibus.
"22 00.0 Tenfo crura rigent pede:
Jam circumyolitant agmina triftium -
Dirarnımque avium ; jamque canum greges,
Infiftunt laceris vifceribus frui ;
Heu, cur non etiam meis !
Sn dem Anhang zu der deutfchen Ueberſetzung bon des KRamaszini Rede ven
„ber anſteckender Seuche des Nindviches. Hannover 1746.
N bb An dem angeführten Ort 22fle ©.
©) ©. die leipziger Sammlungen im 75ften Stuͤck auf der zıoten ©.
N Hd) E. die Commentar. de rebus in feientia naturali & medicina _
Lips. vol. III. part. UI, pag. 339.
nt Confultator. Tom. I. pag. 123.
) In denen Act. natur. curiofor. Vol, IU. append. pag. 98.
e In der vor angezeigten Stelle Vol. IX. append. pag. 121. 122.
h) Am obigen Ort pag. 124.
) Am vorigen Ort pag. 106.
fl. ie) ©. den Anhang zu erwähnter deutfchen ARARG der Rede des Be
Maszini 52: ©. und Schuſter an gedachtem Ort pag. 104 1
» hd = fon. Bandes Tufien Stic auf der, ‚zooaen. und folgen-
=) u * leipziger veiasetähh Nachrichten im S6hem Stud auf der
391. ©.
en Id ) 6 u 2
Rn: t
nn ee
180 Bon Kochfak.
wer jun er urn a ne
Ziegen und Boͤcke lecken gerne an falpeterichten Mauren und
Steinen , welches ihre Begierde nach Kochſalz genugfam anjeigt.
Es fchlägt ihnen auch fo gut an, alsdenen Schafen, und wird ihnen
auf eben die Art gegeben (S.XV.). Wo man aber Ziegen und
Boͤcke mäften will, fo muß man ihnen Haber und Kieyennur tro⸗
cken zu effen, und öfters Kochfalz Dazu zu lecken geben, und dabey
Das Getränke warmlich mit Kieyen gemenget vortragen a). Zur
Eur und Bewahrung vor Krankheiten derfelben , wird ihnen Das
Kochſalz gebraucht wie denen Schnafen (S. XVIL XVII),
a) ©. den Herrn von Rohr am angeführten Drt ©. 269. 272
RLETWEREDE ug vo 0 €}? # ar
Die Tauben lieben auch das. Kochſalz, und man thut wohl,
wenn man ihnen daffelbe unter. Die Leimen miſchet; fie bleiben gerne
an. einem ſolchen Ort, wo fie folches befommen a). Andere Voͤgel
aber Eönnen felbiges nicht Ieyden b). ii Er,
a) ©. der King engel Nachrichten 15, Stüd ©...
b) Herr Dirgile am angegögenen Ort. auf der bt © *
Don dem Nutzen und Gebrauche des Kochſalzes
ET pey denen Pflanzen und Gewaͤchſen.
vl de BD ee RTL wei) * ‘0
Re vieles aus der Erde wächft , infonderheit was viele Nah⸗
rung erfordert, ſo verliert ſie ihre Fruchtbarkeit, oder, wel⸗
ches eben ſo viel ift , fie verliert das Del und Salz, welches nebſt
dem
Von Kochſalz. 181
dem Waſſer zu der Nahrung und Wachsthum derer Pflanzen und
Gewaͤchſe noͤthig ift. Soll alſo ein ausgeſogenes Erdreich wieder
fruchtbar gemacht werden , fo muß man ihm das Salz und Oel,
welches daſſelbe verloren , wieder geben. Diefes gefchieht durch
die Düngung, deren Berfchiedenheit auszuführen der Endzweck die-
fer Schrift nicht leider: genug, daß zu derfelben alle dlichte / ſchwef⸗
lichte und ſalzichte Materien gehoͤren; letztere ziehen noch uͤberdas
vieles von der Luftſaͤure an ſich, und verwandeln ſich Dadurch im ei⸗
nen Salpeter, welcher bekanntermaßen der Eröftigfte —
iR fo von der Natur gezeuger wird.
| 8. XXV.
Wenn die Salpeterlauge fo lang eingefotten wird , bis Fein
Salpeter mehr anſchießt; fo ſetzt ſich auf dem Boden ein Kochſalz
ana); und hingegen wird unten ($. XXXIV.) gezeiget werden, daß
auch durch die Kunſt aus Kochſalz koͤnne Salpeter zubereitet wer⸗
den. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß der Salpeter nichts anders
als ein mit Schwefel und mit der Luftſaͤure geſchwaͤngertes Kochſalz
ſey 3 und dieſes hat den Serrn Abt von Vallemont zu der Meynung
bewogen, zu glauben, daß das Kochſalz das Erdreich gleich dem
F Salpeter (5.XXIV.) ftuchtbar mache b). Diſes hat auch ſchon
Plinius erkannt, wenn er ſpricht: „Allen Koͤrpern iſt nichts nuͤtz⸗
‚ Ticher , als das Salz und die Sonne cc), „. Er hat auch wohl
nut , Daß es Pflanzen gebe, melde viel, befler im ſalzichten
Waſſer als anderswo treiben, und daß das Salz nicht mu nur zu ihrer
Bervielfältigung helfe, ſondern ſelbigen auch einen gnten | mad
gebe. Die Salzwaͤſſer, ſaget er, ſind denen Rettichen 1 dem Man⸗
gold , der” Raute, dem Wohlgemuth vortreflich dienlich welch⸗
— anderwaͤrts zu der Li eblichkeit viel beytragen d).
2) ©. Frid. Soffinann an dem angeführten Hit Lib. II. Obs. B3
| pag. 169. 11x. | 33 5
Ay
182 Vom Kochſalz. |
© 5) In feinen Merkwürdigkeiten der Natur und Kunſt. Cap; 8. auf der ul,
ud ff
e) Loc. eit. lib. 31. cap. 9 rotis , corporibus nihil efle * file &
„ fole dieunt. ,
4) Loc. cit. lib. 19. cap. I. „ peculiaris medicina raphano , beiz , ..
„ Futz, ecunile in falfis aguis , * & aliogui plurimum fuavitati
PR conferunt. ”
$. XXVL.
Han Fönnte zwar einwenden, daß das Kochfalz keineswegs Die
Erde fruchtbar mache, fondern felbige vielmehr verbrenne und aus⸗
trockne. Man hat diefes auch lang geglaubt , weil man ehemals
auf den Orten, wo Städte verftöret worden , Salz geſtreuet: wie |
Abimeleh mit Sichem a) , Attila mit Padua , und der Raifer Fries
derich Barbaroſſa mit Mayland verfahren. Es ift auch nicht ohne,
daß alle Satze , und mithin auch das Kochſalz, die Erde nicht
fruchtbar machen , wo fie nicht aufgelöft und mit felbiger. wohl ver⸗
miſcht ſind, und dahero bleibt auch das Erdreich in Egypten, ſo
fatpetericht als es auch ift , unfruchtbar , wo felbiges von Dem Nil
nicht uͤberſchwemmet, und alſo das Salpeter aufgeloͤſt wird b).
Auch) find alle heiße. Gegenden, wie die Wuͤſte in Arabien , welche
einen gar zu ſalzichten Boden haben, unfruchtbar, wo fie nicht durch
häufige Regen und Ueberſchwemmungen derer Flüffe genugfam ans
gefeuchtet werden. Wo aber diefes geſchieht, und das Erdreich dabey
maft und faimicht ift, da ift das Kochſalz allerdings eine gute Dünz
gung ©), und alfo haben diejenigen, fo Salz auf zerſtoͤrte Städte
fäen laffen, um die Erde davon unftuchtbar zu machen, entweder
ſich betrogen, und die Eigenſchaften des Salzes nicht verſtanden;
oder fie haben vielmehr wollen zu erkennen geben, daß die Staͤdte,
welche fie alfo ftraften, der. Weisheit ermangelt hätten , welche durch
* * vorgebildet wird (S. V. n. 21.), Daß auch das Koch⸗
ut ſalz
Vom Kochſalz. 183
ſalz mit denen Saͤften, welche denen Pflanzen zur Nahrung und
Wahsthum dienen , fi füglich vermifche, erhellet theils daraus‘,
dag man nicht nur in denen Pflanzen, welche an denen Ufern des
Meers, oder bey Salzbergen und Quellen wachfen , Durch den Ge-
ſchmack ſelbſt findet, daß fie Kochſalz in fi) haben d); theils aber
überhaupt durch chymiſche Verſuche ©) fich zeiget, daß in der Afche
der verbrannten Pflanzen etwas von Kochfalz vorhanden ſey. Es
ift alfo durch die Erfahrung ausgemacht, Daß das Kochfalz die Kraft
bat, denen Früchten einen guten Wachsthum zu verfchaffen , es fey
num , daß das Salz theils die Gewaͤchſe aufſchließt, theils mit
darein wächft. Da nun alle Nahrung derer Pflanzen, welche nicht
von dem Boden, wie ihn die Natur giebt, dem Waſſer und der
Luft herkommt, ein Dünger genennt wird (8. XXIV.); fo wird das
Koochſalz auch darunter gerechnet; ob. e8 gleich einfach iſt, und eis
gentlich nicht fett malt, wie der ER von Thieren f).
a) Judic. 9, 45.
b). Mr. de la Chambre an dem erwehntenDrt Part. I. art, 12. pag. 34
- €) Herr Dirgile an der angeführten Stelle pag. 69.
d) ©. Ludwigii inftitut. hiftorico -phys. Regni vegetabit. ‘$. 227.
.. Pag. 177.
e) Welde Herr Dr. Kuͤhnſt angiebt iu dem angezogenen Werk Vol. v.
obs. 100. & IOI. pag. 35.
£) Unfer Erlöfer Jeſus Chriſtus faget : „ Bonum eft Gl, & —
„ fal evanuerit., in quo condietur ? Neque in terram, neque in
» fterguilinium utile eft, fed foras mittetur. Luc. 14, 34. 35.
$. XXVI.
Br: Aus dieſem Grunde (S. XXIV-XXVI.) hat man ſich in dene
namen ‚Zeiten bemüher, den Nutzen des: Kochfalzes bey der Düns
4 gung
EESETSEHUUS |
| 4184 Wom Kochſatz.
gung zwar ehe im. Großen und auf weitläuftigen Gütern und und Fel⸗ |
dern, doc) bin und wieder im Kleinen zu verfuchen. Alſo hat Herr
de More in den Mift Del und Kochfalz zu mifchen —— a),
and in dem Gentlemans Magazine wird ſowohl zu Defferung derer
Hecker, als auch bey Zurichtung der Erde, in melche junge Baͤume
ſollen geſetzt werden der Gebrauch des Kochſalzes ſehr angeprieſen b);
auch ſchreibt der Herr Abt von Vallemont e)/ daß man in dem Koͤ⸗
nigreich Valentia kein beſſer Mittel gefunden, die Oelbaͤume viele
Fruͤchte tragend zu machen, als daß man Meerwaſſer auf ihre Wur⸗
zel gegoſſen, welches auch in Peru mit denen Mays und. Palmbäur
‚men geſchehe. | |
a) Chym. med. Phys. cap. XII. p. m. 124 Ss
an »b) ©. die fhon angezogne Comment. Lips. Vol. * part. I. Pag: 65. ;
6) * dem in a Ort ©. ar
s. XVII.
Su Schwaͤngerung der Saaifrucht wie auch derer —
ſaamen wird in den ſchon oͤfters angezogenen leipziger Sammlun⸗
“gen a) eine Materie vorgeſchlagen, welche nach meiner wenigen Ein-
fiht, alle andere Gattungen , welche der Herr Abt von Vallemont
dortraͤgt b), Übertrift,, und diejenigen Eigenfehaften vollkommen bes
fist, welche zu der Nahrung und Wachsthum derer Pflanzen erfor⸗
dert werden ( $.XXIV. ), und auch bey verfchiedenen damit ge⸗
machten Verſuchen gut befunden worden, Diefe Materie wird auf
forgende Art zubereitet : man fammelt im Monat März unter dem
freyen Himmel Regenwaſſer, Darein wirft man Schaafsfoth und
Taubenmiſt in ziemlicher Menge, fo viel man haben Tann, feßt es
in einem Keffel über das euer, und läßt es miteinander wohl For
rheũ; hernach feiget man das Abgefottene Durch ein Tuch, und thut
‘u einem Eymer Diefes abgefostenen Waflers 2. Pfund Salpete
Ling und
Dom Kochfals. 185
und 2. Pfund Kochſalz, und läßt es 12. Etunde ſtehen. Hierauf
thut man unter einen Eymer diefer zubereiteten Materie 1. Scheffel
Frucht, und läßt folche dDarinnen 12. bis 16. Stunde weichen.
- Wenn diefes gefchehen , fo nimmt man die Frucht aus dem Waſſer
- heraus, und läßt felbige an einem fchattichten Ort trocfnen. Diefe
Einweich - und Trocknung muß dreymal gefihehen ; alsdenn Bann
man mit dieſer geſchwaͤngerten Frucht einen Acker dergeftalt beſaͤen,
daß man nur den vierten Theil von felbiger ſaͤet, als man fonft ges
woͤhnlich von anderer Frucht auf den Acer zu fäen pflegt. Auf
gleiche Art ift auch der Cappiskrautſaamen mit gutem Erfolg in die
fe Materie eingeweicht worden,
a) im 73ſten Stück auf der 28ſten ©.
> b) Yın angeführten Ort S. 154.
5. XXIX.
Wenn man Kraut und Kohl mit Salzwaſſer, worunter auch
ein wenig Salpeter gemiſcht worden, begießt, fo waͤchſt daſſelbe
zuſehens, und giebt einen viel angenehmern Geſchmack: a) und in
Engelland hat der Gaͤrtner des Mylord Robert Manners mit Bes
gießung des Salzwaſſers folgenden Verſuch gemacht: er hat in ei⸗
Bi: fehr trockenen Sommer 4. Stücfe Land auf einer Wende, die
das Vieh wegen Mangel an Kräutern nicht mehr befuchte, mit Eleie
nen Pfälen bezeichnet , und neun Abende hintereinander. begoffen ,
das erfte mit 2. Kannen purem Roͤhrwaſſer, ohne ſolches mit etwas
zu vermiſchen, Das andere mit eben fo viel Waſſer, worinnen 2. Loth
Kochſalz aufgelößt worden, das dritte mit eben fo viel Waffer und
gedoppelt fo viel Salz, und das vierte mit dreymal fo viel Satz
mit der nämlichen Menge Waffer vermiſcht. Der Erfolg davon
war , daß das Gras auf dem zweyten Stuͤck viel häufiger und dun-
Felgrüner gewachfen, als auf dem erſten; auf dem dritten ftund nur
Aa hier
186 Vom Kochſalz.
bier und da etwas weniges, und das vierte Stuͤck war faſt gänzlich
unfruchtbar und verbrannt; Doch fey Diefes in dem folgenden Frühes
ling grasreicher geweſen, als die 3. anderen, weil die Winterregen
die Salztheile auf demfelben gänzlich aufgelößt haben. Hieraus
ist abzunehmen, daß 2. Kannen Waſſer, worinnen 2. Loth Kochfalz
aufgelößt worden , mehr düngen als das bloße Waſſer, und das
6. Loth Kochſalz in 2. Kannen Waffer zu ftark find b). Zugleich
aber erhellet aus diefem, daß bey der Salzduͤngung alles Darauf
ankomme , Daß das Salz in der rechten Verhältniß in Anſehung
der Befchaffenheit des Erdboden genommen , und Durch genugfar u
mes Megen- oder anderes Waſſer aufgelößt werde (S. XXVL)
a) Am angeführten Drt ©. 232.
b) ©. der ſtutgardter phyſicaliſch a Meal-Zeitung zıtes Gtüd
vom Jahr 1756. 577ſte S.
——— —
Ueber dieſes aber koͤmmt vieles auf die Beſchaffenheit und Ei⸗
genſchaften derer Pflanzen und Gewaͤchſe ſelbſt an, wie Serr Vir⸗
gile a) wohl anmerkt: indem unter ihnen in Anſehung der Salz⸗
duͤngung ein Unterfehied it, fo daß einige fehr wohl dadurch mache
fen, wie die Kräuter an denen Seeküften ($. XXVI.), einige felbis
ges gar nicht Teiden Eünnen, wie der Caftanienbaum ; einige und
die meiften aber wohl davon gerathen, wenn man felbiges in mittelz
mäßiger Menge unter das Waſſer zum begießen , oder unter den
Mift zum Düngen mifcher.
a) An dem ofterwehnten Dirt ©. 6.
$. X XXL
Es giebt das Kochfalz aber nicht nur eine gute Dünaung ab,
wie aus dem bisher angeführten erhellet , fondern es iſt felbiges
auch
.
Dom Kocfah. 187
auch ein Eräftiges Mittel wieder den Meelthau, und in einer gewiſ⸗
fen Gegend mit großem Nutzen dagegen gebraucht worden , wo
der Meelthau das Getraid alle Jahr verdorben , und wo man nun
von 8, bis 10. Jahren her, da es gebraucht worden ift, das ſchoͤn⸗
fie Setraid einärndet- Die Zubereitung hiezu ift dieſe: für drey
Scheffel Saamen nehmer den neunten Theil eines Scheffels unge
loͤſchten Kalk, 3. Hände voll Kochſalz, undeben ſoviel Ofensoder Kefz
felruß, mifchet alles wohl untereinander, fireuet es auf das Getrai⸗
de, und rühree daſſelbe mit einer Schaufel wohl um ; befprenget
hernach das Getraid durch ein Sprengfaß mit Miſtlacken, ungefähr
auf einen Scheffel ein ganzes Sprengfaß voll, bis es nämlich ganz
feucht ift; alsdann ſchuͤttet Daffelbe auf einen Haufen, und laſſet
es eine Nacht Dur) liegen , in welcher Zeit das Getraid hinläng-
} lic) trocknet, daß es den folgenden Tag kann gefäet werden. Der
den Tag vorher alfo zubeteitete Saamen muß des. Morgens in ‚die
Erde gebracht werden, und wenn man des Mittags fäet, muß man
ihn erft des Morgens zubereiten : denn wenn man das Getraid zu
lang aufbehielte, möchte felbiges verderben. Weil es aber von Mor:
gen bis Mittag nicht hinlänglich trocknen möchte, woferne es allzus
fehr angefeuchtet worden: fo muß man in dem Fallzu 6. Scheffel-
voll Saͤefrucht nur 4. Sprengfaͤſſer voll Miſtlacken rechnen a).
a) ©. die flutgarter Real-Zeitung im zoſten Stü vom Jahr 1755. auf der
236ſten ©.
u v $. XXXI.
Endlich werden die Raupen, Erdflöhe uud anderes Ungeziefer
won denen Sartengewächfen am beften jabgetrieben, wenn man fe
| bige mit Salzwaſſer begießt.
vn
% Aa 2 | Vier⸗
188 WVom Kochſalʒz.
Viertes Hauptſtück.
dem Nutzen und Gebrauche des —*
in der Chymie, Mechanik, Fabriquen, Sand
und Hauswirthſchaft.
$&. XXXIIL
F der Chymie wird das Kochfalz zu vielerley Arbeiten gebraucht;
Da aber Diefes bekannt genug ift, ſo will ich nur kuͤrzlich an⸗
fuͤhren, daß aus ſelbigem ſowohl der ſaure, ſuͤſſe und coagulirte Koch⸗
ſalzgeiſt als auch Glaubers ſogenanntes Wunderſalz (Sal mirabilis)
gemacht, ‚ imgleichen daß es zu der Zubereitung des Koͤnigswaſſers
(aguæx regiæ), des Medicinalſpiesglas⸗Koͤnigs (reguli antimonii me
dieinalis) und, ‚anderm mehr gebraucht. ‚werde. - Insbeſondere hat
auch Ar. 'guib. "Hofmann. a) gelehret, wie aus demfelben die Magnes
fia koͤnne gemacht werden; und daß man auch das fogenannte epſo⸗
mer oder engliſche Salz aus ſelbigem verfertige; nichtweniger wird
auch das Silber ſehr fluͤchtig wenn man ſelbiges mit Salz waſſer
aus dem Scheidwaſſer, worinn es aufgeloͤſet worden, niederſchlaͤgt;
auch dienet daſſelbe, verſchiedene Metalle in den Fluß zu bringen. 2
R
a) an dem — Ort Lib. II. obs. 18. Pag 196. 198.
$. XXXIV.
Man hat nicht nur zu unfern Zeiten ‚»fondern ſchon lang dafür }
gehalten, man Fünne aus dem Kochſalz mit wenigern Unkoſten eine |
größere Menge Salpeter machen, als auf die gewöhnfiche und bes |
kannte Art ‚bisher zu erlangen geweſen. Der ältere D. Frid. Hof? |
mann bat fehon darauf geziefet, wenn er Schreibe; wer den’ Grund |
und die Art und Weiſe verftehe, Salpeter zu machen, Eünne mit |
wenigen Daunen die ganze Welt ————— wenn er nur einen
Theil
|
Vom Kochſalz. 189
Dheil ſchlechter Erde nehme, und dieſelbe mit feinem kuͤnſtlichen Gaͤh⸗
rungsmittel (fermento nitrifico) ſchwaͤngere und hernach auskoche -
Diefes Ferment aber beſtehe aus gemeinem Sal, Harn, Vieh⸗
— —
miſt und Eiſenſchlacken a). In denen Leipziger Sammlungen b) wird
auch) Herrn Glafers Vorſchrift aus Kochſalz Salpeter zu machen anz
geführet, aus welcher man ſich einen Begriff machen Tann , wie es
ungefähr mit diefer Zubereitung hergehe; daher felbige hiebey zu fer
Ben nicht unnüg feyn wird, Sie befteht darinnen: nehmer 4. Theile
ungelöfchten Kalk, und 1. Theil Kochſalz, menget ſolche wohl unters
einander, feuchtet es mit Harn, oder auch nur mit Miſtlacken oder
gar mit fehlechtem Waffer an, machet einen Teig davon, daraus
aber große Ballen und Kugeln, Taffet felbige an der Sonne trock⸗
nen, machet auf einem geraumen und freyen Pas einen der Menge
eurer Salz⸗ und Kalkballen proportionirten Holzhaufen , Teget die
Ballen dichte aneinander darauf, zündet den Holzhaufen an, und
kaffet die Ballen wohl durchbrennen , ja eine Stunde lang wohl
alien, und feget folche darauf unter eine Schuppe, welche Sonne
und Luft hat, vor dem Regen aber wohl verwahret ift, = Schuhe
hoch übereinander ; befprenget ſolche wieder mit Urin , Miftlacken
oder Regenwaſſer, Taffer fie etliche Tage liegen, bis die Ballen zer⸗
fallen, und der Haufe trocken worden, und, wenn man will, kann
— auch von dem fluͤchtigen Salpetergeiſt, deſſen Wurzel ein feſter
Salpeter iſt, etwas darauf ſprengen: denn dieſes, ſaget Hr. Glaſer
iſt ein Salpeterſaamen, wornach ſich ſelbiger deſto häufiger erzeus
“get. Wenn dieſes geſchehen, muß man noch laͤnger fortfahren,
mit Urin, Miftlacken oder Degenwaffer den Haufen zu befeuchten,
bis Alles genug gefauft ift; alsdaun lauget diefen Haufen aus, und
. fiedet ihn wie gewöhnlich, jo bekommt ihr. vielen Salpeter, Das
Ausgelaugte werft an einen wuͤſten Ort auf die Seite, laffet es uns
ter freyem Himmel liegen, beregnen und die Luft durchſtreichen, bes
ER: ‚get es mit Urin und Miſtlacken, oder thut auch dazu Menſchen⸗
Aa 3 koth,
190 — Kochfak,
Forh, Viehmiſt, frifche Afche von dem Scheiterhaufen , Heringsla⸗
den, Caminruß 20. laſſet folches in der Luft aufs neue gähren, und
fiedet e8 alsdann wieder aus. Wenn man viele und breite große
Holzhaufen, Kalk und Salz genug hat; fo Fann man im Großen auf
emmal ſehr viel Salpeter machen, weil es einige Zeit braucht, und
Unkoſten erfordert, im Eleinen aber nicht viel herauskommt. Das
Ausgelaugte aber bleibt ein immerwährendes ordentliches Salpeter⸗
werk für fih. Man fieht hieraus , Daß man durch Das, Verbren⸗
nen das Kochſalz in einen folchen Stand zu feßen gemeynt ift, in
welchem felbiges faufen und aufgelößt-werden kann, und daher muß
der verbrannte und öfters auseinander gefallene Haufe lang und
öfters angefeuchtet werden. Durch diefe Faͤulniß und Auflöfung
aber wird das Kochfalz ein oͤlichtes Salz, und deſſen Säure von
feinen firen alcalifchen Theilen befreyet: mit dee Salpeterfäure der
Luft und derer Materien aus dem Thier und Pflanzenveich vereini-
get, und durch eine neue Beymiſchung, theils des Falkichten, theils A
feines eigenen, vorher durch die Auflöfung abgefonderten, alcalifchen
Weſens und des Urinſalzes und Schwefels, welches die ſchon er⸗
waͤhnten animaliſchen und vegetabiliſchen Materien durch die Faͤulniß
erzeugen, in ein Salpeterſalz verwandelt, welches auch ohne das
Kochfalz vorher zu verbrennen , gefheben kann: wie Diefes alles der
berühmte Ar. Hofratb D. Stahl in verfchiedenen feiner Schriften e)
mis mehrerm gezeiget hat.
a) Claw. Pharmacent. Schrederian Lib. III. cap. 23. pag. 342.
d) im sten Band und soften Stüc auf der gösflen und folgenden. &. ’
e) Befonders in feinen gründlich-und nuͤtzlichen Sriften von der Natur,
Erzeugung Bereitung und Nutzbarkeit des Salpeters, welche in das
deutſche uͤberſetzt vor einigen Jahren zu Stettin und Leipzig ra
den worden.
6. XXXV.
\ R j . 2 . i
i Vom Kohfa “91
J Ob aber gleich dieſemnach (S. XXXIV.) an der Moͤglichkeit aus
Kochſalz Salpeter zu machen nicht zu zweiflen iſt: fo iſt Doch zur
gleich daraus abzunehmen, daß auf dieſe Art der Salpeter nicht
ſpowohl durch die Faͤulniß des Kochſalzes allein, als vielmehr derer
andern aus dem Thier = und Pflanzenreich ihm beygemiſchten und
zur Faͤulniß gebrachten Materien, welche auch zu der gewöhnlichen
und gemeinen Art Salpeter zu machen , gebraucht werden, entftehe,
und daß ſowohl der dermalige hohe Preis des Brennholzes, oder wo
aud) ohne felbiges dieſe Zubereitung gefchehen würde, der Preis des
Kochfahes felbft. und deffen bisher ſchon angezeigter andermweitiger
vielfacher Nusen und Berkehr,ineben vielen andern Umftänden, welche
ich Kürze halber übergehe, Das Unternehmen, aus Kochſalz Salpeter
zu machen, fehr ſchwer und dergeftalt Eoftbar machen würde , daß
man felbiges wohl nicht mit Nusen, fondern vielmehr mit Schaden
zur Möicklichkeit bringen würde, und felbiges alfo mehr als eine
Euriofität anzufehen ift, welche im Kleinen ſich endlich wohl in
Stand bringen läßt. a). Go viel aber ift ausgemacht, daß das
Kochſalz zu Der Zeitigung und rauhen Erzeugung des Salpeters vie-
les beytrage, und alfo bey deſſen Zubereitung auf die gewöhnliche
Art, nicht nur Das gute Kochfalz felbft, fondern auch) Das DVerdor-
"bene, imgleichen der Schöpp, der fich indenen Pfannen beym Salz⸗
ſieden anſetzt, denen andern Materien, welche aus dem Thier- und
| Pflanzenreich dazu dienen, mit vielem Nutzen konne beygemiſchet
werden. b)
a) ©. die leipziger Sammlungen im ııten Band uud 13oſten Stuͤck
©. 935.
) Eben dafeldft im zflen Band und ten Stüd ©. 320.
$: XXXVI.
192 Vom Kochſalz.
SERRRVBb 5
Das Eifen in Stahl zu vertvandeln giebt es vielerleh Arten J
von welchen aber allhier zu handeln nur in fo weit mein Abſehen
ift, als dazu das Kochfalz aus diefem Grund erfordert wird, weil
dem Eifen falzicht- und ſchweflichte Materien müffen beygefegt wer
den, um ihm Die Schnelffraft des Stahls zu geben. Ich will zu
diefem Ende einige Proceffe hiebey fegen. a) nr
&) Nehmer Kochfatz 23 Pfund, Buchenafche 3. Pfund, Kne⸗
den 13 Pfund, diefe in einem Mörfer geftoffen , und das Kochſalz
und die Buchenafche darunter gemifcht, thut diefes mit 2 Pfund
einer viertel Elen langer und 3. Zoll dicker Eifenftäbe , Schicht um
Schicht , fo daß die Eifenftäbe mit dem Cementpulver allenthalben
in der Dicke von ı. bis 2. Zoll umgeben find in einen 3. viertel Elen
hohen unglaſirten Topf bedecfet, und verlutiret Denfelben, und gebet
3. Stunden lang fo ftarkes Feur, daß während dieſer Zeit das Ges _
fäß immer gfüet, hernad) werden die Stäbe gluͤend a kai, +
und im Teichwafler abgewafchen.
8) Nehmet gerafpelte Kühklauen 3. Pfund, Kochfa 2. Pfund,
seftoßene Kohlen 23. Pfund , Eifenftäbe 6. Pfund und verfahren
wie vorhin (Lit. &).
) Nehmet Eifen oder Thonerde 3. Pfund, Ruß 4. Pf, Roche
falz und Kohlen von jedem z. Pfund, alles zufammen geftoßen , und |
mit etwas wenigen Leinöl angefeuchtet 5 fodann umgebet 6. Pfund
Eifenfräbe mit diefem Gemenge in einem Topf, feßet felbigen in dag
Feur, laſſet ihn etliche Stunden darinn glüen und hernach erkalten.
) Eben fo giebt Hr. D. Ludolf b) zu Verfertigung des Stahls
ein Cementpulver aus gleihen Theilen von Kochſalz, Buchenaſche,
Buchenkohlen, glänzenden Dfenruß und verfohlten Bocks und Dche
fenhötnern, mit etwas Leinoͤl angefeuchtet, an,
Dur
r
Be.
L WVom Rochſalz. 193
Durch das Schmelzen aber wird der Stahl bereitet, wenn
ı gleich bey dem Ausfchmelzen aus denen Erzen zu denen Kohlen
ieh Kochſalz wirft. Man kann auch ohne Cementation und Schmel⸗
zung den ſchoͤnſten Stahl machen, wenn man das Eifen in dem
Feuer glüend werden läßt, und darüber viel Kochſalz, mehr aber
noch unter die Kohlen wirft, und fodann das Eifen geſchwind in einer
Miſtpfitze abloͤſcht: fo wird der Stahl fo gut, als wenn er in der
Cementation 3. Tage gewefen wäre, Es iſt über das auch Feine
ſchwere Arbeit, und kann felbige ein jeder Schmied, Schloffer und
Handwerksmann, welcher Eifen und Stahl verarbeitet , ohne große
Mühe verrichten.
a) Aus dem Hamburgifchen Magazin oder gefammelten Schriften aus der
Naturforſchung und angenehmen Wiffenfchaften, im 15ten Band, im ıflen
Stüd, im sten Articul.
* b) In feiner Einleitung in die Eppmie, auf der Gruften ©.
* 5. XXXVI.
Zu der Verfertigung des weißen Tombacks koͤmmt * Koch⸗
„ nach folgendem Proceß. a)
Mehmet 2. Lorh weißen Arſenik, Kupferwaſſer, Schwefel, weiß
m Weinftein und Kochfalz von jedem 1. Loth, pülvert und mijcher
Diefes untereinander, und machee mit Diefem Pulver und naffen
| Rupferbtechen Schicht auf Schicht in einem Schmelztiegel oder
Eementbüchte, laſſet es 6. Stunde im Feuer, zulegt laſſet es ſchmel⸗
Izen, und fege: ihm, wenn es 4. Loth wiegt, eben fo viel fein Sie
| ber. zu.
a) Aus Gottfr. Aug. Sofmams qzomiſchen Manufacturier und Fabri⸗
canten, ©. 325.
* *
—3—
XXXVI.
194 | Vom — R&
Bey der ma u man zu der Ei do Glaſur, Bley⸗
aſche Bleymennige und. Spießglas von jedem 1. Theil, Kochfalz h
13 Theil, und gebrannte im Waſſer abgelöfihte und gepulverte
Kiefelfeine 2. Theile : zu der grünen Glaſur aber Kupferhammer-
ſchlag und Bleyaſche 3. Theile, Sand 2. Theile, und Kochſalz r.
Theil. Daß fogenannte graue Gefäß aber bekommt Feine Glaſur,
fondern wern es anfängt zu ziehen und zu higen, fo nimmt man zu
einem Brand grauen Gefäßes 9. Pfund Potaſche, und 3. dreßdni⸗
fche Metzen Kochſalz, menget e8 wohl, trocknet und reibet es, und
wirft e8 alfo nad) und nach durch das Zug- oder Dfenloch hinein,
fo_ftreichen die ſauren Geifter des Kochfalzes mit dem alcalifihen Salz
hindurch, werden von dem trocknen durſtigen Thon begierig ver-
ſchluckt, legen ſich daran, überziehen die Oberfläche und machen das N
Gefäß feſt: man ſteckt wechfelsweife Holz ein, und wirft —8 |
der von dem Salzgemenge etwas Dazu, a)
„> Bottfr. un num am erwähnten Ort auf der 271.
und ſa Fu
XXXIX.
Den Maurkalk zuzurichten, daß er im Wind und Wetter am
beſten daurt, nimmt man 4. Pfund Kochſalz, loͤſet ſelbiges im war⸗
men Waſſer auf, und: loͤſchet damit einen Centner gebrannten Kalt
wie gewoͤhnlich. Zuletzt giebt man viel Waſſer dazu, laͤßt ſelbigen
in eine Grube laufen, und daſelbſt einige Zeit und zwar je laͤnger je
beſſer liegen ; dieſer Kalk foll zum Mauren dergeſtalt zubereitet wer⸗
den, daß man ihn mit 3. Theilen reinen — anmacht / und
wohl untereinander ſtampfen laͤßt.
He Kochſalz. i95
ea Sri ßen: XL. BT.
mt —* gemeine ——* zu Mika, bat man auch Kochſalz
nöthig, und man rechnet auf einen Stein Unſchlitt, einen halben
dreßdner Scheffel Aſche, 2. Mesen ungelöfehten Kalk, und r. Mesen
F Salz. Wenn nun die Seife in dem Keſſel geſotten wird, ſo thut
man auf jedes Pfund Unſchlitt eine Hand voll Kochſalz in ein Gefaͤß
mit ſiedendem Waſſer, daß es ſich aufloͤſe; ſchuͤtet das Salzwaſſer
zu der Maſſe in den Keſſel, laͤßt es annoch einen Wall daruͤber
thun, ruͤhret es um, und läßt es über Nacht ruhen, ſo geht die
cheidung vor, indem die Seife auftritt, und auf det Lauge
feowimmt. Diefes gefchieht aber durch die Benmifchung des Koch⸗
ſalzes, wodurch das alecaliſche Waſſer als Waffer ſich mit dem
i Salz vereinigt, imgleichen das im Waſſer enthaftene Aleali ebener-
maßen mit der Säure des Kochſalzes in eine Bereinigung geht.
Beyde jetstgedachte Arten der Vereinigung find ftärker als die Ver⸗
einigung der Lauge mit dem Fett: folglich laͤßt durch Hinzuthuung
des Salzes die Lauge das Bett fahren , vereiniger fich lieber mit
den Salz, geht ihrer Schwere nad) zu Boden, und in der darauf
zucht ſchwimmenden Seife kann nicht mehr Laugenſchaͤrfe bleiben,
als im halb trocknen Weg in die Deu fi ) verkleiſtert und ver⸗
wickelt hat. a)
—8 Gottfr. Aug. Hoffmann am ↄan Ort. ©. 103. u. f w.
a *
$. XL tn mnanden
Ron denen Weißgaͤrbern wird zum beigen die Satbeibe aus
Alaun und Kochſalz gemacht, und man rechnet auf 10. Schaaf:
felle 1. Pfund Alaun und 3 Metzen Salz, bey dem Rauchwerk aber
wird die Salzbruͤhe nur * die Fleiſchſeite geſtrichen. Andere
9 aaa machen bey der Zubereitung des Weißgarleders die
J Bb 2 Beitze
196 Vom Kochfah.
Beitze alfa, daß fie gepulverten Alaun auf die Fleiſchſeite ausſtreuen
das Fell zuſammen wickeln, mit Waſſer, Kochſalz und Waitzenkleyen,
nebſt etwas Alaun einen Teig machen, die Fleiſchſeite damit bele⸗
gen, und ſodann in Kalkwaſſer, worein noch etwas N ges
worfen wird, legen a). |
a) Gottfr. Aug. Hoffmann am — S. 211. 214.
§. XLIL
Das Beitzen und Bleichen der Leinwand kann auch durch das |
Anfaugen oder Anziehen gefchehen , wenn man Leinwand, Garn
oder Flachs mit Thonfchlichte befehmiert, mit Salz befiveuet-, und
etliche Stunden alfo im Waſſer kochet, welches in gewiſſen Fällen
einen großen Vorzug für der gemeinen Art zu bleichen hat a).
2) ©. Gottfr. Aug. Hoffmann am vorigen Ort: ©. 11%
6: KLIIE;
Veberhaupt verdienet das Kochfalz bey aller Art von Beisung |
den Vorzug. Butter, auf welchem Salzwaſſer fteht, ift der Ver 1
derbniß nicht fobald unterworfen als auffer dem. Mit Kochfalz ver
hindert man die Faͤulniß des Fleiſches (S. V. VI.), nud man bös
ckelt felbiges Damit auf folgende Art ein, Daß man unter das Koch»
fatz grob geftoßenen Pfeffer, Lorbeerblätter , Salpeter, Thymian
und Roßmarin mifchet , den Boden in dem Gefäß dick damit be—
fireuet, darauf eine Schicht zerfchnittenes Fleiſch legt , auf felbiges
wieder Kochſalz mit denen Zufägen fireuet , und alfo ſchichtweiſe
fortfaͤhrt, bis das eichene oder thannene Faß vollift: zu fest fpündee
man eg zu, und ftürzet es öfters um, weiln es fonften bald verdirbt;
denn das in allem Fleich enthaltene nahrhafte Waffer und das Salz
ofen einander auf , und es entjicht Daraus eine Fluͤßigkeit, vom
weicher
| — 197
welcher das Fleich nicht lang entbloͤßt ſeyn darf, weswegen das
WW e Ummenden des Gefaͤßes noͤthig iſt. Bey nahe auf gleiche
ve wird mit dem Cinfalzen derer Fiſche verfahren. Was von
Fleiſch und Fiſchen ſoll geraͤuchert werden, wird ebenfalls, da es
noch friſch iſt, mit Kochſalz vorher beſtreuet und eingerieben, und
fodann dfters in der Fluͤßigkeit, welche das. Salz heraus zieht, et⸗
liche Tage umgewendet, hernach aus der Salzlack⸗ heraus genom⸗
men, und in den Rauch gehängt a),
4) Gottfr. Yug. Hoffmann am vorigen Ort. ©. 351.
$. XLIV.
j Zu Aufbehaltung derer Gartengewaͤchſe Diener das Kochſalz
gleichmäßig in vielen Stuͤcken: denn alſo werden die ſogenannten
kleinen Pfeffergurken mit gruͤnen zerſchnittenen Fenchelkraut, Lorbeer⸗
blaͤttern und Kochſalz in ein eichen Faͤßgen ſchichtweiſe eingemacht,
von Wein» oder Waitzeneßig ſoviel dazu gegoſſen, daß er darüber
ſchwimmt, das Fäßgen hernach verſpuͤndet, 10. bis 12. Tage in die
- Wärme geftellt, und öfters umgeſtuͤrzt. Die Waſſergurken wer⸗
den ebenfalls mit Weinlaub oder Tille und Kochſalz fihichtweife in
‚einem Fäßgen eingemacht, Waller darauf gegoffen , und wie vor⸗
—* gemeldet, verfahren. Rothe Ruͤben werden gewafchen, unzer⸗
ſchnitten im Waſſer gekocht, bis ſich die Schaale abloͤſet, in einem
Topf feheibenmeife eingefehnitten , mit Kochſalz und Kümmel
vermifchet,, mit Eßig begoffen- zugedeckt, und täglich umgefchüttelt,
dag fie nicht befchlagen. Um das Cappiskraut vor der Verderbniß
zu verwahren, wird felbiges gehobelt in einem Faß mit Salz ein-
Zeſprengt geruͤhret, und ſo oft ein Theil eingelegt worden, geſtampft,
oben mit Brettern belegt und mit Steinen verwahrt a).
: a) Gottfr. Aug. Hoffmann am vorigen Ort: S. 342: u. fm
Db3 $.XLV.
‚E
ee
Der fehon oben angeführte Johann Kang fehreibt: wie er ſich
nicht genug wundern koͤnne, daß derer Alten nuͤtzliche Gewohnheit
unter den Wein Kochſalz zu miſchen abgekommen; denn es ver⸗
wahre nicht nur das Kochſalz den Wein, daß er nicht imſtehe, zaͤh
und kaunicht werde, ſondern ſchlage auch deſſen Hefen nieder, daß
ſie zu Boden falle, und den Wein lauter, klar und geſund made a).
Ja eg fteht zu glauben , daß dadurch auch manch fehädliches Ge⸗
menge, mit weichem der Wein, um felblgen angenehm zumachen |
verkünfteft wird, mit den Hefen zugleich koͤnne abgetrieben werden. |
a) ©. lib. Il. pag- 700%
$. XLVI.
Das Silbergeſchirr, wo es angelaufen und ſchmutzig geworden, -
wird am beften mit Kochſalz gereiniget und gefäubert, und fo auch
die gläfernen Trinkgefchirre und die Gefäße , welche in dey Chy⸗
mie gebraucht werden,
Joſeph Anton Carls,
Abhandlung
von dem
Geſundbrunnen
Heilbrunn
Baiern.
a
*9 er > & er
TEE DIE III
4 - Abhandlung
4. J.
das die meiſten und vornehmſten Schriftſteller ben Dingen
die zu Arzneymitteln dienen, beobachtet wiffen wollen,
%2 auch, wie ic) fehe, die größten und erfahrenften Unterfus
cher der Gefundbrunnen wirklich beobachten, ift eine vor»
| Häufige Geſchichtserzaͤhlung desjenigen , davon man eine Abhands
ung zu liefern gefonnen iſt: welche ich Daher bey gegenmwärtiger
Unterfuchung heilfamer Waſſer nicht aus der Acht zu laſſen habe,
a aber die Gefchichte Derfelben bereits von dem berühmten D,
Beiger im Jahr 1636. unter dem Titel Fontigraphia fo ausführlich
‚befchrieben worden ift, daß ich diefelbe durch nichts vermehren oder
vollſtaͤndiger machen kann: fo will ich nur ganz kurz davon reden,
und da ich mir vorgenommen habe, hauptfächtlich Die Beftandtheile
des Waſſers zu unterſuchen, in welchen D. Geiger nicht richtig zu
feyn feheinet, Diejenigen, die eine meitläuftigere und ausführlichere
Beſchreibung davon verlangen, auf die vorerwähnte Brunnenbes
ſchreibung verweifen. Der Brunn, den ich zu unterfüchen, und
ine geprüften Eigenfchaften zu erzählen millens bin, führer den
Namen Heilbrunn, Es befinden a ich dabey, nebſt eines Kirche, ei⸗
nige
202.7, Mom (apökeunen Heilbrun.
FW.‘ 5
nige Haͤuſer denen. derſelbe „feinen, Namen mittheilet. Er
deutſche ‚Meilen. von München entferne, und: gehoͤret zu dem —
ſter Benedictbeuern, welches eine halbe Meile davon liegt. Er a
aus zweyen Spitzen eines hohen Huͤgels, deren eine, auf der
tagſeite, die Kirche, die andre, gegen Mitternacht, , das Badpaus
im Geſichte hat. Das jegige Badhaus if, nachdem dasjenige, defr
fen D. Geiger gedenfet, eingegangen, im Jahr 1659. erbauet wor⸗
den; darinnen man, außer fehr vielen Kammern, in welche das
Waſſer durch hölzerne Möhren geleitet werden kann, auch ein bez
fonders Zimmer zum Meffelefen antrift. Und damit es den Badgaͤ⸗
ſten beynaffer Witterung nicht an Gelegenheit mangle, ſpatzieren zu
gehen, und der freyen Luft zu genießen, ſo iſt in einem viereckichten
Gebäude, welches einen großen grünen Platz in feinem Umfang ein⸗
ſchließt, ringsherum ein bedecfter Gang angeleget. Andre Dinge,
die ſowohl der. Bequemfichfeit als Gefundheit wegen daſelbſt anzu>
treffen find, mit Stillſchweigen zu übergehen, ftößt folches Gebäuz
de nirgend an andre Häufer, fondern hat alfenthalben freye Luft,
und auf allen: Seiten, nur die gegen Morgen ausgenommen, eine_
überaus fihöne und weite Ausſicht. Es dienet auch denen, Die ſich
dieſes Bades bedienen wollen, zur befondern Nachricht, daß ſich
ohngefehr 60. Fuß von dem Badhaufe ein Gafthof befindet , wo man
mit Koft und andern dazu gehörigen Notwendigkeiten verfehen wird,
welcher ſich von andern Wirthshaͤuſern dadurch unterſcheidet, daß
darinnen erfaubtiftden ganzen Sommer Muſick zu halten, und jez
dermann Die Freyheit hat fi ch durch Tanzen eine — iu |
machen. : year
em. Waest den Brunnen ſelbdſe ee: feheinet aus der
ſchen Beſchreibung genugfam zu erhellen, daß derſelbe bereits vor
dein Jahr 1059. bekannt gemwefen ſey. Denn da die ehrwuͤrdigen
ya - Mönche
Vom Gefundbrunnen Heilbrumit, 203
- Mönche des Kloſters Benedietbeuern aus der Erzählung der. Alten,
als eine gewiffe Sache vernommen hatten, Daß. an diefem Orte eine
- falzichte Duelle geweſen wäre, entfchloffen fie fi) nachzufuchen, und
ließen im gedachten Jahr in den Hügel graben. Kaum aber war
man 4. Klafter tief gekommen; fo fies fih Feuer darinnen ſehen:
und ‚weil Der susgehölte Huͤgel kurz darauf einfiel, fo wurden Die
Arbeiter, die ſolches fuͤr ein Wunderwerk hielten, von fernerem Gra⸗
ben abseſchreckt. Umſtaͤndlicher beſchreibet ſolches oftbelobter D.
Geiger in mehrerwaͤhnter Fontigraphia, welche der geneigte Leſer,
wofern ihm dieſes nicht, hinlaͤnglich ſcheinet, nachzuſchlagen beliebe.
Ich will indeſſen meinem Zwecke näher kommen. Der Brunn, wie
ex heutigs Tages zu ſehen iſt, ſprudelt mit großer Gewalt aus einem
Felſengrunde hervor. Seine, Oberfläche, iſt mit einem ſtaubigen,
oder vielmehr. fetten dünnen Haͤutlein uͤberzagen. Damit er nicht
wit Regenwaſſer vermiſchet, oder Durch, Einmerfung anderer Dinge
von muthwilligen Leuten verunreiniget werden koͤnne, iſt er mit Bret-
tern‘, in Geſtalt eines Thurns, verwahret, woraus das Waſſer vers
muittelſt einer, Pumpe geſchoͤpfet, durch Rinnen in Keffel geführer,
und wenn es feine gehörige Wärme erhalten hat, Durch Möhren in
Die Badkammern geleitet wird. «, Dieſer Brunn, ı.der-den Namen
4 Beilbrunn in der That fuͤhret, hat fih ſchon vieler in der Heilungs⸗
ft höchfterfahrner Männer , insbefondere der Herren Leibärzte
| Tempore und Berger, welche jederzeit, und das mit Recht, ſehr
viel davon gehalten , Aufmerkfamkeit und Bewunderung erworben,
und dieſelben dureh ſeine heilſame Kraft öfters, gereitzet und, augetrie-
‚ben, eine Unterſuchung deffelben-anzuftellen, ſo daß ſie dieſe Arbeit
wirklich uͤbernommen, aber, welches zu bedauren iſt, aus unbekann⸗
sn ‚Urfachen , wieder fahren. laſſen haben. Ich babe es daher der
4 werth gehalten, den 22, des. Herbſtmonats im Jahr 1759.
dieſes Waſſer ſelbſt zu befuchen „ dm Hofnung, Jes wuͤtde dem Pu⸗
er nicht unangenehm ſeyn, wenn Die heilſame Kraft dieſes Brun⸗
Cec2 nen,
204 Vom Geſundbrunnen Heilbrunn.
nen, die durch ihre Wirkungen bereits weit und breit bekannt iſt,
auch durch Erklärung der Grundurfachen befannt Br... und er⸗
wiefen würde,
$. II.
Ob ich gleich nicht behaupten will, daß die eigentliche Art die
Waſſer zu unterfuchen , in Anfehung der Erfahrungen, welche überall
und faft allezeit einerley feyn muͤſſen, völlig willkuͤhrlich ſey: fo bin
ich Doch der Meinung , daß es in eines jeden freyen Belieben ftehe,
in welcher Ordnung, und auf welche Weiſe er die mit den Wafs
fern angeftellten Verſuche befchreiben wolle: indem ich 'fehe, daß
viele Gefundbrunnenforfeher die Unterfuchungen der Waſſer nach
der Drdnung der Dabey vorgenommenen Behandlungen einrichten,
und nach eben derfelben ihre mit den Waſſern angeftellten Verſuche
in Öffentlichen Schriften vortragen 5 andre hingegen’, ohne die
Drdnung der Behaudlungen zu beobachten, oder Art der Verfuche
anzuzeigen, nur auf die entdeckten Beftandtheile fehen, und folche
entweder nach) der Drdnung und Neiche des Perhältniffes, und der
wirkenden Kraft, oder der Ausziehung befchreiben. Keiner von
dieſen beyden Lehrarten fehlet es an Gründen, und eine jede hat
ihre Anhänger. Und ich weis zwar wohl, daß die erftere von den
meiften angenommen, und zu Beſchreibung unterfuchteer Waſſer
insgemein gebraucht worden; vermwerfe fie auch Feinesweges, ja ich
würde fie, als weniger mühfem, bey Unterfuchung des Waſſers
Dex feztern gerne vorziehen , wenn ich Durch eine gar zu lange Reihe
von Verfuchen , deren viele von den Eigenſchaften, zu deren Ents
deckung fie fonft bequem find, bey Dem gegenwärtigen Brunnen
nichts anzeigen, befchmwerlich feyn wollte. Allein da ich dieſes zu
vermeiden fuche, fo habe ich die fegtere Art die Waſſer zu unters
ſuchen erwählen wollen. Und damit der geneigte Lefer dev Mühe
und Beſchwerlichkeit uͤberhoben werde, Die Verſuche, Die einerley
Des
Vom Gefundbrumnen Heilbrunt. 205
Beftandeheife entdecken, zufammen zu bringen, diejenigen aber,
welche nichts, oder das Gegentheil anzeigen, bon jenen abzuföns
dern, und gleich bey dem erften Anblick die Beftandtheile dieſes Ger
fundbrunnen einfehen , und in ihrer Ordnung beyfammen haben möge,
ſo will ich einer jeden Entdeckung ihre Verfuche, und Beobachtung⸗
en beyfügen , Daraus diefelbe erwiefen wird, und auch diejenigen,
Die wiedrige, oder gar Feine Wirkung hervorgebracht haben, am
‚gehörigen Drte beypubringen nicht unterlaffen. Es enthält aber Dies
fer Sefundbrunn , den ich in dem oben gemeldeten Jahr und Tag,
bey regneriſcher Witterung, zu unterfuchen vorgenommen, und in
Anſehung der Wärme von der Befchaffenheit der Dunſtkugel nicht
merklich unterſchieden befunden habe, auffer der Luft, und dem Feuer,
wovon bier die Frage nicht iſt, gemeines Salz , feuerbeſtaͤndiges
Kaugenfalz (alcali fizum) , Eiſenvitriol, und Kreidenerde.
2 IV.
Das gemeine Salz , welches von deſſen täglichen Gebrauch in
der Küche, und an den Speifen, auch Küchenfalz genennet wird,
ift ein Salz, welches aus dem Waſſer des Meeres, oder der Salps
quellen ausgezogen wird, und nad) Ausdünftung der waͤſſerigen Feuch⸗
tigkeit zu wuͤrfelichten Kryſtallen anſchießt, die im Feuer knattern,
oder mit einem Gepraſſel zerplatzen. Dieſes Mittelſalz, welches aus
der Saͤure des Salzes, und aus feuerbeſtaͤndigen mineraliſchen Lau⸗
genſalz beſteht, hat einen ſalzichten Geſchmack, giebt mit der Säure
des Vitriols einen weißen Rauch oder Nebel von ſich, und brauſet
auf, und macht, anderer nicht fo wefentlicher Eigenfchaften des
gemeinen Salzes nicht zu gedenken, aufgelößtes Bley, es mag die
Auflöfung mit Eßig oder Scheidewaffer gefchehen , fowohl, als
Quekſilber und Silber , die mit Salpeterfäure aufgelöfet werden,
milchig, und praͤeipitirt fie in der Geftalt eines weißen Pulvers.
Daß dergleichen Salz in dem Waſſer unfers Heilbrunnen befinde
Uch fey , beweifen folgende Umftände. |
cz 1. De
206 Vom Gefundbrunnen Heilbrunn.
3, Der ſalzigte Geſchmack dieſes Quellwaſſers iſt dem eigent⸗
lichen Geſchmack des Kuͤchenſalzes vollkommen ähnlich, und auch
ſelbſt die natuͤrliche etwas milchaͤhnliche Farbe deſſelben ſcheinet der⸗
jenigen nicht ungleich zu ſeyn die man an dem —** gemei⸗ |
nen Salz wahrnimmt. |
1
2. Indem ich an Waſſer, welches fo lang ausgedünftet a |
bis es an Farbe einem bleichen weißen Wein gleich kam, ( mit ganz |
friſchem Waſſer von der Quelle her, das noch keine Ausdünftung |
gelitten, habe ich diefen Verſuch nicht gemacht) aufgelöften. Bleyʒu⸗
er goß, wurde folches augenblicklich milhig , und auf dem Boden | |
des Glaſes fegte fich ein weißer Satz an. Fine. gleiche Reränder |
zung dev, Farbe und Niederlaffung eines Bodenſatzes bemerkte id
auch, als ich mit diftilliertem Waſſer, und dem im Keffel befindlis |
chen Anſatz, etwas Lauge vermifchte,
Es giebt zwar viele, welche aus der durch Eintröpflung des ae
‚gelöften Bleyzuckers entftehenden milchartigen Beſchaffenheit des‘
Waſſers gleich ohne allen Anftand auf Die Gegenwart des gemeinen!
Satzes fehliegen, und folhe Daraus erweifen wollen; allein ich kann
mich nicht bereden, aus der bloßen Milchart und Niederſenkung des
Bodenſatzes, die der aufgelöfte Bleyzucker verurſachet, zu glauben!
und zu fchließen , daß gemeines Salz vorhanden ſey: da der aufger |
Söfte Bleyzucker auch weiß zu werden , und einen Bodenfag zu mas
ben pfleget, wenn man nur Laugenſalz oder Kalkwaſſer daran gießt.
Daß auch in vielen andern Dingen die Entſtehung der Mitchfarbe
und des Bodenſatzes einer gleichen Ungewißheit unterworfen ſey,
wird niemand läugnen , dem bekannt ift, daß das durch Scheide.
waſſer aufgelöfte Silber nicht nur durch gemeines Salz und deſſen
‚Säure , fondern auch durch die Säure des Vitriols aufgelöftes
Bley und Kalkwaffer ; beydes milchig werde, und fich praͤcipitire.
Ta kann alſo nicht — aus Do bloßen. Farbe deſſen, was fich
praͤci⸗
Vom Gefundbrunmnen Heilbrunm 207
präeipititet , fondern aus’ einer fortgefesten Unterfuchung ‚deffelben,
‚und andern einftimmenden Erfahrungen etwas gewiſſes folgern und
en. Nach dieſer Vorerinnerung ſage ich, daß
3. Wenn ich in Das Waſſer, es fey friſch von der Quelle ber,
oder nach gefchehener Ausduͤnſtung, aufgelöftes Silber tröpfelte,
folches milchig ward, und einen weiſſen Bodenfas machte, welcher
dfters, aber doc) nicht allemal etwas gelbes und rothes untermifcht
hatte, und fi) altmählig in Purpurfarbe verwandelte. Mit gleis
chem Erfolg goß ich auch aufgelöftes Silber in Lauge, die ichı zus
vor mit diftillirtem Waſſer und dem meinfteinartigen Anſatz aus
dem Keffel, worinnen diefes Gefundbrunnenwaffer zum Gebrauch
dev Badenden war gefotten worden, vermifchet hatte,
* 4. Indem ich an die abgetheilten Portionen eben deſſelben Waf
ſers, mit welchem ich den jeßt befchriebenen Verſuch angeftelfet hats
te; mit Scheidewaffer aufgelöftes Queckſilber goß, bemerkte ich , daß
folche augenblicklich unter waͤhrendem Eintröpfeln milhig wurden,
und einen weiffen Bodenfas befamen , auf welchem aber ein Elein-
wenig gelbes obenauf lag. Eine gewiffere und DAUHRRNE Art aber
das — Sat; zu beweifen ift.
* 5. Die, Kryſtaliſi irung. Dieſe demnach zu bewerkſtelligen 006
ich Waſſer in ein Glas, und ließ es in Sand fo lang einſieden,
daß es die Farbe eines bleichen weißen Weines befam : alsdent
fegterich es auf den Dfen in eine gelinde Wärme: , und betrachtete
mit Vergnügen , Daß nicht nur mit abnehmendem Waſſer der falzig-
te Geſchmack deffelben zunahın , fondern auch auf deſſen Oberfläche
ſich woürfelichte Keyftallen bildeten , die Durch ihre eigene Schwere
zu Boden fanken : welches mid) gleichwohl noch nicht bewegen konn⸗
te, die Gegenwart des gemeinen Salzes für unfehlbar zu haften,
ohne die Natur der gedachten wuͤrfelichten Kryſtallen weiter zu uns
ter⸗
208 Vom Gefimdbrunnen Heilbrunn,
gerfuchen und genauer zu beftimmen ; da ich wußte, daß die wüt-
felichte Geftalt der Kryſtallen nicht nur dem Kuͤchenſalz, fondern
auch andern Salzarten, z. E. dem Salpeter, der aus Salpeter⸗
fäure und der Grundlage des Meerſalzes entſteht, zukomme und ge
mein fey.
6. Nachdem ich alfo das Waſſer abgegoffen, und die wuͤrfe⸗
lichten Kryſtallen getrocknet hatte, warf ich diefe letztern auf gluͤhen⸗
de Kohlen, da ich denn beobachtete , daß fie, ohne alle Bemerkung
einiger Funfen, Enatterten , und hier und da mit einem Gepraſſel
zerplatzten; woraus ich erkannte, daß es Fein wuͤrfelichter Salpeter,
fondern eigentliches gemeines Salz wäre , als wovon diefes Knat⸗
tern eine befondere Eigenfchaft ift, doch nur fo lang ſolches in Kry⸗
fallen befteht : denn wenn man das gemeine Sal; in Staub vers
wandelt, fo geht diefe Eigenfehaft verlohren.
”. Als ich einen Theil diefer Kryftallen von der nicht völlig
weißen Farbe , und dem ankfebenden feuerbeftändigen Laugenſalz,
welches fich in dem Geſchmack derfelben , noch beffer aber in Bios
lenſyrup offenbarte, durch unverzügliches Abwaſchen gereiniget und
zerfioßen hatte, und etwas Vitrioloͤl daran goß, bemerkte ich, daß
nicht nur eine aufbraufende Bewegung und Wärme entftund, ſon⸗
den auch ein weißer Rauch oder Nebel auffieg, welcher der aus-
duͤnſtenden Säure des Salzes ähnlich war.
Diefe Umftände zeugen zur Genüge von dem Dafeyn des ge
meinen Sales, und machen folches fo ungezweifelt, daß es unnoͤ⸗
thig iſt, mehrere Verfuche, Die ich in Unterfuchung diefes Waſſers
zu diefem Ende angeftellet habe, anzuführen und zu befehreiben ;
zumal da folche von der Befthaffenheit find , daß fie, indem fie mehr
die Verfchiedenheit der Theile diefes Waſſers überhaupt, als die
eigentliche Art und Das Weſen ſolcher Theile zu beweiſen dienen ,.
zu
Vom Gefundbrunnen Heilbrunn. 209
3 Behauptung irgend eines Beftandtheiles wenig Erhebliches und
Meberzeugendes an die Hand geben. 56
| 5. V.
Indem meine Abſicht iſt zu behaupten und darzuthun, daß in
dem unterſuchten Geſundbrunnen Laugenſalz vorhanden fey, finde ich
dieſe vorlaͤufige Erklaͤrung dienlich: Laugenſalz iſt ein Salz oder
Salzkoͤrper, und zwar entweder feuerbeſtaͤndig, oder fluͤchtig. Je⸗
nes gehoͤret entweder zu dem Pflanzenreiche, als Weinfteinfatz ;
oder zum Mineralreiche, als die Arten des laugenhaften Meerſalzes.
Das Fluͤchtige aber kann man in jedem Naturreiche finden oder
‚hervor bringen, doch mit dem Unterſchied, daß das fluͤchtige Kau-
genſalz, welches durch das Caleciniren entfteht, mehr ein aus Erde
und Salz beftehender Körper, als ein eigentliches Salz ift, und erſt
durch die Vereinigung mit Waſſer fluͤchtig wird. Was fuͤr eine
Art des Laugenſalzes aber dieſer Geſundbrunn enthalte, und bey ſich
fuͤhre, wird ein jeder, der ſowohl die allgemeinen als beſondern Ei⸗
genſchaften kennet, wodurch ſich dieſe Salzarten von einander unter⸗
ſcheiden, ohne Schwierigkeit aus folgenden Verſuchen und Beobach⸗
tungen entſcheiden koͤnnen.
2. Friſch aus der Duelle geſchoͤpftes Waſſer, welches, wie an
einen andern Orte geſagt worden, nicht vollkommen Durchfichtig ,
ſondern von Natur etwas milchfaͤrbig iſt, verwandelte die blaue Far—
be des Violenſyrups in einer Zeit von 4. Stunden in eine gruͤnlich⸗
te: ‘Papier aber, das mit bfauer Saftfarbe beftrichen, and mit dis
fillivtem Eßig roth gemacht worden war, verlor in einer Stunde
feine Röthe, und nahm feine vorige blaue Farbe wieder an, In—
dem ich aber von dem Biolenfyrup , und dem auf die angezeigte
Weiſe rorhgefärbten Papier ſowohl mit dem Weberreft ausgedünftes
sen, und an Farbe einem bleichen weißen Wein gleichenden Waſ⸗
* Dd ſers,
|
|
1%
210 Vom Gefundbrunnen Heilbrunn.
ſers, als mit der in des 4. 8. 3. Abſatz befchriebenen Lauge die Pros
be machte, wurde der Violenſyrup alfobald grün, das rothe Pa-
pier aber in etlichen Augenblicken blau. Ob die Verwandlung der
bfauen Saftfarbe ins grüne, welche in dieſem Falle allezeit gebraucht
wird, ein untrüglicher Beweis von dem Dafeyn des Laugenfalzes
ſey, babe ich bier nicht zu unterfuchen. Ich fage nur fo viel, daß
Diefen Beweis zu führen, die Wiederbringung der Durch die Säure
verlornen blauen Saftfarbe bey mir viel mehr gelte, als die Ver⸗
wandlung derfelben ins grüne: und aus dieſer Urfache habe ich für
dienlich gehalten , das blaue mit Eßig roth gefärbte Papier zu ger |
brauchen.
2. Daß Leinenzeug, welches man in dieſem Brandl wär,
nicht weiß, fondern vielmehr gelblicht werde, und etwas nach Urin
rieche, auch zur Erzeugung der Flöhe beförderfich fey , bezeuget der N
DBrunnenmeifter : welcher über Diefes verfichert, Daß es einigen vor-
komme, als ob das Waſſer felbft einen unangenehmen Geruch, wie
der Urin, von fich gebe, Ich meines Dres kann folches von dieſem
Waſſer, welches ich ohne Geruch befunden, und auf alleriey Weiſe
behandelt habe, ‚nicht bejahen, und alfo auch nicht muthmaßen, daß
flüchtiges urinartiges Laugenfalz Darinnen fy. Da man aber die
fer Beobachtung eben fo wenig, als einem regelmäßig angeftellten
Berfuch, widerfprechen darf, fo will ich zeigen, wie der Uringerud),
öhne dag wirklich Urinfal; in dem Waſſer befindlich ſey, babe ents
ſtehen koͤnnen.
DR Uringeſtank kann, wenn ges mit dem Geruch fofcher Per⸗
ſonen ſeine Richtigkeit gehabt hat, daher entſtanden ſeyn, daß das
feuerbeſtaͤndige Laugenſalz, deſſen Daſeyn wir behaupten, durch die
Vereinigung mit einem gewiſſen Oele, in ein fluͤchtiges verwandelt
worden, oder, welches noch wahrſcheinlicher iſt, daher, daß ſich Satz
miae mit feuerbeſtaͤndigem Laugenſalz vereiniget hat, und das fluͤch⸗
tige
Nom Gefundbrunnen Heilbrumm, 211
tige urinartige Laugenſalz ausgeflogen iſt, auf die Art, wie das feu⸗
erbeſtaͤndige Laugenſalz die Eigenſchaft hat, einen Uringeſchmack zu
erwecken, wovon der berühmte Herr D. Kaltſchmidt alſo ſchreibt:
» Die feuerfeſten Laugenſalze geben einen Uringeſchmack, welcher
3 aber eigentlich zu reden nicht von dem feuerbeftändigen Laugenfalz
95 herrühret, fondern von dem falmiacähnlichen Satz, welches in
3, dem Speichel enthalten iſt, indem nämlich das feuerbeftändige
„Laugenſalz, wenn e8 auf die Zunge koͤmmt, ſich mit dem einen
2» Theil dieſes ſalmiacaͤhnlichen Satzes, nämlich mit der Säure,
25 bereiniget,. der andere Theil aber, welcher das fluͤchtige Laugen-
ſalz ausmacher, frey wird, welches alsdenn dergleichen Uringe⸗
„geſchmack verurfachet. > 7) Daß aber das Waſſer diefes Ge
fundbrunnen feuerbeftändiges Laugenfalz in fich halte, daran laſſen die
- nachfolgenden Verfuche nicht im geringften zweifeln.
HDiſſertatio Effe&tus Salium fanguini inherentium filtens. p.7. _
3. Der im 4. S. und deffen 5. Abfas befchriebene von den wuͤr—
felichten Kryftallen abgegoflene Meberreft des Waſſers gab, nach⸗
dem er mit Salmiac vermifihet worden war, alfobald den Geruch
des flüchtigen Laugenſalzes von fich: welches ich bey frifchem Waſ⸗
ſer von der Quelle her, oder auch, wenn es durch die Ausduͤnſtung
die Farbe des weißen Weins erhalten hatte, nicht bemerken konnte,
aus der Urſache, weil das feuerbeſtaͤndige Laugenſalz, welches, nach
dem einſtimmigen Ausſpruch aller Scheidekunſterfahrnen, ſalmige⸗
ähnliches Salz anzuſetzen, und urinartiges fluͤchtiges Laugenſalz aus⸗
zutreiben faͤhig iſt, in der allzugroßen Menge des Waſſers zettheilet,
und nicht genugſam eoncentrirt geweſen, wie ſolches augenſcheinlich
vor der folgenden Beobachtung erhellen wid.
—⸗
N 4. Als ich das friſche Waſſer koſtete, verrieth es B inen ars
dern, als falzichten Geſchmack; indem aber durch die Ausdünftung
Dd2 des
-
212 Dom Geſundbrunnen Heilbrunn.
des Waſſers, während welcher ich, ohrgeachtet ich die Naſe darau
hielt, keinen Geruch verſpuͤrte, die Beſtandtheile in einen kleinern
Raum zuſammen gebracht wurden, fieng ſich, auſſer dem vorzuͤglich
ſalzichten, auch ein Laugenartiger Geſchmack zu äußern an, und je
mehr fich Durch die fortdaurende Ausdünftung des Waſſers die Ber
ſtandtheile concentrirten , defto mehr nahm auch der Zaugenartige
Geſchmack zu, und zwar fo fehr, daß, da fich das gemeine Salz
aus Mangel des Waflers bereits größtentheils in Kryſtallen ange—
feßt hatte, in dem Weberrefte des Waffers der laugenartige Ge-
ſchmack über den falzichten die Oberhand behielt.
5. Das aufgelöfte fublimirte Queckſilber fteht bey einigen, in
Entdeckung nicht nur des Laugenſalzes, fondern auch vornehmlich der
Arten deflelben, in fo großer Achtung, daß fie demfelben in Unter-
fuhung diefes Salzes die Oberftelle einräumen. Damit e8 nun
nicht fcheinen möge, als wollte ich Demfelben feinen Vorzug rauben,
fo babe ich ihm gegenwärtigen Abfag gewidmet. - Das aufgelöfte
füblimirte Queckſilber wirkte, weder wie es gleich aus der Quelle
kam, noch in der mit diftillirtem Waſſer und dem meinfteinartigen
Anfag des Keffels zubereiteten Lauge, einige Veränderung der Farbe;
da ich es aber an den im 4. S. und deffen 5. Abſatz befchriebenen von
den mwürfelichten Kryſtallen abgegoffenen Ueberreſt des Waſſers trö-
pfelte, bemerkte ich, daß folcher augenblicklich gelb rourde, und einen
gelben Bodenfag machte; da ich aber den Übrigen Theil dieſes Waſ⸗
fers Durch eine gelinde Ausdünftung bis zum Eintrocknen gebracht
hatte, wobey ich nicht unterließ, das in Kryftallen anfchießende ger
meine Salz; nach Möglichkeit abzufondern, erhielt ich eine Kleine
Salzrinde, welche, da ich fie in einem wenig diſtillirten Waſſers
auflöfte, und mit aufgelöften fublimirten Queckſilber vermifchte, eben
die Farbe vorftellte, welche aufgelöftes fublimirtes Queckſilber mit
Weinfteinöf anzunehmen pfleger.
MER nun un GC -
| Vom Gefundbrunnen Heilbrunt. Pr
Was nach Anzeige des dritten Abfages dief.s 5. mit Vermi⸗
ſchung des falmineähnlichen Salzes und des abgegoffenen Waſſers
-Horgeht , eben das: habe ich auch bey gefchehener Vermiſchung des
fließenden Salmiacs mit dem zu Pulver geftoßenen Anfas des Kef
ſels beobachtet. Denn überall feste fih Salmiae mit an, ohne
Huͤlfe des Feuers , vermittelft des feuerbeftändigen Laugenfalzes,
- welches mit der Säure des Salzes eine nähere Verwandtſchaft hat,
als das flüchtige, und das auffliegende urinartige Laugenfalz verrieth
ſich währender Behandlung durch den Geruch: woraus fonnenklar
erhellet, daß das Laugenfalz ſich auch in dem Anfag an den Keffelm
befinde , und daß folches nicht flüchtig fondern feuerbeftändig
fey. _ UL
07. Da mir bekannt war, daß die Anfegung des Salmiacs
auch von dem Kalke, oder vielmehr von dem Laugenſalze deflelben
geichehen Eünne, fo vermifchte ich, um deſto genauer zu beſtimmen,
daß folches Laugenſalz nicht aus Erde oder Kalk beftehe, ‚fondern
dem feucrfeiten Laugenfalz des Pflanzenreichs ähnlich fey, den Anz
faß oder die Weinfteinartige Rinde, nachdem ich fie zu Pulver ges
ſtoßen hatte, mit Salmiae, und nachdem ich es vermittelft einer
glaͤſernen Retorte diftillivet hatte, fo erhielt ich keinen Geift, —*
* urinartiges Salj.
E: Eine fonderbare Eigenfchaft des Kalkes ift es, daß er, wenn
man ihn mit Salmiac vermifchet und diftillivet, indem er das fluͤch⸗
tige Laugenſalz von der Säure in dem Salmiae feheidet, ſolches in
der Geftalt eines Geiftes, und nicht eines Salzes, in den Recipienten
tröpfeln macht : da wir im Gegenteil finden, daß das Ißeinftein-
ſalz, oder dag feuerbeftändige Laugenſalz des Pflanzenreichs ſolches
in der Seftalt eines Salzes, und nicht eines Geiftes, aus dem Sal⸗
Miae treibt. - Diefer Umſtand, deffen Urfache zu ergründen fich
diele bemübet, und der berühmte Here du Hamel am naͤchſten ges
Dd 3 troffen
—
214 Vom Gefundbrunnen Heilbrunn.-
troffen zu haben fcheint, dienet den Scheidefunftverftändigen , fo
wohl das. fatzichte Alfali von. dem. erd - und kalkartigen, als. Die
einfaugende Erde von dem Kalk zu unterfcheiden. Und aus diefem
fo wohl, als allen übrigen Abfügen diefes S. erhellet, wie ich glaube,
auf Das deutlichfte, daß. dieſes Geſundbrunnenwaſſer Laugenfalz bey
fich führe, und daß. ſolches Tein flüchtiges urinartiges, noch flüchtiges
erdartiges Durch das Calciniren hervorgebrachtes , fondern feuerbe⸗
ſtaͤndiges mineraliſches Laugenſalz, welches dem aus dem Pflanzen⸗
reiche gleich koͤmmt, und, wie ich dafuͤr halte, auoenſan des —8
ſatzes ſey. |
$. VI
Eifenvitriol ift ein metallifches Salz, welches aus der Verei⸗
nigung der vitrioliſchen Säure mit dem Eifen entfteht, deſſen Kry⸗
frallen von gruͤner Farbe find , und die Figur einer länglichten Raute
haben s der Geſchmak ift anziehend, und Gallaͤpfelwaſſer färbt er |
ſchwarz. Wenn ſich die Vitriolfäure von dem Weſen des Eifens feheiz
det, (welches entweder von fich feloft, oder durch Vermittlung eis
nes andern Weſens, momit die Säure eine nähere Verwandſchaft
. bat, gefchehen Tann ) fo entfteht ein gelber Satz, Dchra oder
Difer genannt, welcher durch das caleiniren, mehr, oder weniger
roth wird, und wenn man was brennbarcs darzu nimmt, fi) von
dem Magnet anziehen läßt. Daß aber dergleichen, und folglich
der Eifenvitriof ſelbſt in dieſem Gefundbrunnen vorhanden fey, etz
giebt fich aus. folgenden Umſtaͤnden.
3, Wenn ich mit Scheidewaffer aufgelöftes Queffilber in das Waſ⸗
fer dieſes Brunnen: tröfelte (eg mochte folches bereits eine Ausduͤn⸗
fung gelitien haben, oder frifch von der Quelle herkommen ) fo. nahm
es alſobald die weiße Farbe an, und. machte einen weißen Bodenſatz /
auf welchem doch. etwas gelbes lag, worinnen hin und wider etwas
rothes untermenget zu fehen war, PS
us
Vom Gefundbrunmen Heilbrunnen. 215
Aus der Scheidekunft.ift befannt, daß mit Scheidewaſſer auf-
gelöftes Duekfilber duch Die Säure des Salzes, und durch das
gemeine Salz felbft, ſich weiß precipitive, durch Die Vereinigung der
vitrioliſchen Säure aber gelb werde, und ein Minerakturbith mache,
Da nun bier auf die Eintröpflung des aufgelöften Quekſilbers ein
weißer mit ‚gelben vermifchter Bodenfag erfolget, fo werde ich bewo⸗
_ gen nicht nur zu muthmaßen ' fondern gewiß zu ‚slauben , daß die-
fes Waſſer außer dem gemeinen Salz, wovon wir bereits gehandele
haben , auch vitriofifche Säure, oder vielmehr Vitriol enthalte, def-
fen faurer. Theil, aus dem frärkern Trieb fih mit dem Quekſilber
zu vereinigen, Diejes weiß machet, und ein Mineralturbich hervor⸗
bringt.
2. Da ich das Waſſer ſo lange hatte ausduͤnſten laſſen, daß es
der Farbe nach einem bleichen Wein gleich kam, und diſtillirtes mit
Gallaͤpfeln angemachtes Waſſer damit vermiſchte, nahm es all⸗
maͤhlig eine etwas dunkelſchwarze Farbe an, welche ſich aber nach
eingetroͤpfeltem Vitriolgeiſt ſo gleich wieder verlor. Dieſen Ver⸗
ſuch habe ich zwar mir] unausgeduͤnſtetem Waſſer nicht angeſtellet,
und ich zroeifle an einem folchen Erfolg mit demfelben, aus der
Urſache, weil der Vitriol nur in gar geringer Maaße vorhandeny
i und in der allzugroßen Menge des Waſſers zu fehr veriheilet ift,
3. Daß Leinenzeug, wenn man es in diefem Waſſer waͤſcht,
nicht weiß, fondern gelblicht werde, und etwas nach Urin rieche,
habe ich im2 Abſatz des s. S. angezeigt. Daß folhe Farber
ob ic) gleich zugebe, daß fie auch aus andern Urſachen -herrüßren
Fünne dennoch zum Theil auch von dem Vitriol herkomme, zweifle
ich im geringſten nicht: da jedermann weis, das Eiſen, Eiſenerz,
a Dinte, eine gelbe Farbe nad) fich laſſen.
4 Daß Eyer, die man in dieſem Waller fiedet⸗ an ihrer
Sarbe Feine Reränderung leyden, noch gelb werden, hat mir dep
IE & Drum
216 Wom Gefundbrunnen Heilbrunn.
Brunnenmeifter erzähle. Da ich aber in feinen Bericht einiges
Mistrauen feste, Fieß ich Eyer darinnen ziemlich lang fieden, und
zu Erfegung des ausgedünfteten Waſſers immer frifches nachgießen:
worauf ich bemerkte, daß die weißen Eyerſchaalen eine Dinmasibe
Farbe angenommen hatten.
5. Saft von gleicher, aber doch etwas mehr blaßgelber Fabe
war die zu Pulver geſtoſſene Rinde, oder der weinſteinartige Anſatz
aus den Keſſeln, worinnen das Waſſer zum Gebrauch der Baddaͤſte
gekocht worden war, und ließ fich vom Magnet nicht anziehen. Nach⸗ |
Dem ſolches Pulver caleiniret, und dadurch roͤthlich und grau mar,
hielt ich einen Magnet darüber, ohne ein Zeichen der Anziehung zu
bemerken: als ich aber Salmiacgeiſt daran goß, gab es einen fehr |
ſtarken Geruch von fih, dergleichen der im Glaſe gerüttelte Geiſt
ſelbſt nicht von fich gab, doch ohne eine blaue Farbe anzunehmen.
Da ich aber den weinfteinartigen Anfas , nach gefehehener Vermi⸗
ſchung mit brennbarer Materie in einen Tiegel that, und in einer
Schmiede ins Feuer ſetzte, und fo lang, als es nöthig war, da⸗
rinnen ließ ; alsdenn aber heraus nahm, und Fein machte, und den
Magnet von neuem gebrauchte, beobachtete ich auf das deutlichſte,
Daß diefer die Theilchen an ſich zog, feſt hielt, und wenn fie losge⸗
macht wurden, wiederum an fich riß. Aus allen dieſen Umſtaͤn⸗
Den ift klar, das Eifenpitriof in Diefem Waſſer befindlich, und, da
ich in Kryftallengeftalt Fein Körnlein habe erhalten Eönnen, von ders
jenigen Art ſey, Die nicht aus Eifen, fondern Eifenerz.befteht, und |
fih nicht in Kryftallen vereinigen Täßt. denn defien Eigenfchaft
iſt es, wie Herr Caſpar Neumann Tom. 4. Th 2. ©. 880, verſi⸗
chert, daß er nieht zu Kryſtallen wird,
Ehe ich von dem Vitriol beſchließe, und zu dem noch cbrigen
Beſtandtheile fortſchreite, muß ich folgenden hieher gehörigen Ver⸗
ſuch beſchreiben. Indem ich das Waſſer beſchauete, welches ich in
ein
Vom Gefundbrunnen Heilbrunt, 217
ein eifernes Gefaͤß gegoffen, und der natürlichen Wärme der Dunſt⸗
kugel ausgefeget hatte, befand ich, daß es bis auf die Hälfte aus-
gedünftet, und mit einem Häutlein, das die verfchiedenen Farben
des Negenbogeng vorftellte, überzogen, das Gefäß aber vom Koft,
den es zuvor nicht hatte, angefteffen war, und auf dem Boden viel
Ocker liegen hatte, gegen den Rand zu aber einen Anwachs von eis
nem gewiſſen Salz zeigte, welches auf der Zunge erſtlich einen Fal-
ten, bald hernach aber einen faugenfatzichten Geſchmack erregte,
davon ein Theil das aufgelöfte fublimirte Queckſilber in Pomeran-
zenfarbe präcipitirte, das übrige aber , welches ich in diſtillirtem
Brunnenwaſſer aufgeloͤſet, filtxiret und zur Kryſtalliſirung ausgeſe⸗
Get hatte, gab ſalzichte Fäden, die nad) und nad) zu mebfichten
wurden; das, aus dem eifernen Gefäße abgegoffene Waffer feibft
aber machte Gallaͤpfelwaſſer augenblicklich ſchwarz. Da ich von
diefem Salz nur etwas fehr weniges erhielt, und nicht mehr IBaf-
fer bey der Hand hatte, um deffen mehr zu befommen, fo Eonnte ich
das Weſen deſſelben durch Verfuche nicht erforſchen, hielt cs auch
zur Unterſuchung diefes Brunnen nicht für nothwendig, da durch
den Angriff des eifernen Gefäffes von dem Roſt (denn Daß das Ei.
fen ſowohl von den fauren nnd Taugichten, als mittlern Salzarten,
ja von dem Waſſer felbft angefreffen und aufgelöfet werden könne,
iſt aus der Scheidekunſt bekannt) die Beſtandtheile des Waſſers,
wo nicht verwandelt, Doch wenigſtens ſehr verändert werden koͤn—
nen: Daß alfo aus den angeführten Umftänden dieſes Verſuches
auf die wahren und Achten Beftandtheite des Waſſers ſelbſt fich
kaum richtig fehließen läßt: daher habe ich auch bey angeftellten
und wiederholten Berfuchen aus Metallen oder Holz verfertigte Ge⸗
fäfle mit Fleiß) vermieden, und mich nur gläferner oder irrdener be-
dienet. |
Ee $. VI.
#
218 Dom — —RMD
——A N: VII. BR TR LE
Daß unter andern Beftandtheifen dieſes Geſundbrunnen u
die Erde ihren Pag behaupte, ift im Eingange dieſer Unterfuchung
gemeldet worden, _ Ob ich nun gleich nicht gaͤnzlich verneinen will,
daß dieſe in den allerkleinſten Theilen im Waffer, der Durshfichtige
keit deſſelben unbeſchadet verborgen feon koͤnne, ſo glaube ich doch,
daß fie vielmehr. in der Befchaffenheit eines Salzes darinnen ent |
halten ſey: Da diefes heilfame Waſſer, wenn es fo. weit ausgedüns
ftet war, daß es an Farbe bfeichem Weine gleich kam, aufgelöfte I
Schwefelleber praͤcipitiret, und den Geſtank derſelben vermehret ba
zu einem deutlichen Beweiſe, daß entweder eine pure Säure, Deren
Daſeyn doch durch Violenſyrup und blaues Papier widerleget wird,
oder erd-und alaunartiges Mittelſalz, welches durch den Ubergang
der Säure in das. ‚Laugenfalz der Schwefelleber entſteht vorhan⸗
den ſey. Allein da ich. nicht im Stande bin, ein ‚einziges Rörnfein
dieſes Salzes zu beweiſen, ſo will ich lieber den Beſtandtheil 9
ſelben, der nad) Maaßgabe der Eule von Kreidenart —9 be⸗
ſchreiben und unterſuchen.
Es iſt aber die Kreide; oder Freibenartige — —— *2
Die außer den Eigenſchaften des Laugenſalzes, wenn fie mit dem ge⸗
hörigen Feuer gebrannt wird; auch Die Eigenfchaften des Kalkes
hat, davon folgende die vornehmften find. Auf der Zunge erveget
fie einen brennenden Geſchmack: wenn fie friſch zubereitet in Waſſer
gethan wird, verurſachet fie ein Zifehen, und verfchaffer Demfelben
einen brennenden Geſchmack, auf welchen ein füßer folget, den «8
aber in einem nicht wohl vermachtem Gefäffe wieder verliert: auf
der Oberfläche macht ſolches Waffer einen Schleim: den Violen—
ſyrup färbt es grün: aufgelöftes fublimirtes Queckſilber präcipitivet
e8 in gelber Geftalt: wenn man feuerbeftändiges Laugenfalz darein
tröpfeft, läßt es ein fubtiles Pulver auf Den Boden fallen: den
Schwe⸗
Dom Gefnndbrunnen Heilbrumn. 219
Schwefel loͤſt e8 auf 5 und: indem es Miehnine anſetzet, bringt es
den Geiſt des flüchtigen Laugenſalzes hervor. |
‚ Daß die natuͤrliche Kreide, ehe fü e caleiniret wird, Eigenfchaf-
ten des feuerbeftändigen Laugenſalzes beſitze, verſichert Herr Caſp.
Neumann Tom: 4. Th. 1. der ſolches für das Laugenſalz des Meer-
ſalzes haͤlt. Daß feuerbeftändiges Laugenſalz in dem Waſſer bes
findlich ſey, iſt oben bereits hinlaͤnglich erwieſen worden, und jederz
mann bat leichtlich einſehen koͤnnen, daß ſolches nicht Falck - oder
erdartig, fondern falzicht, und dem feuerbeftändigen Laugenſalz,
der vielmehr: dem Laugenfalz des Meerfalzes ähnlich fey. Daß
‚aber der in: den Keſſeln befindliche Anfas Kreide, oder eine Freiden-
artige Erde fey, trage ich Eein Bedenken zu behaupten , ungeachtet
der Augenfchein giebt, daß fie fich in bleichgelber Farbe angeſetzet
habe. Denn die Kreide felbft hat, nad) dem Ausfpruch des ange
führten Schriftſtellers ſo lang fie noch unvollkommen iſt, und ver⸗
mittelſt der Ausfreſſung ihre Weiße noch nicht erhalten bat, eine
etwas gelblichte Farbe, welche dem Anfas in den Keffeln feine Kreiz
denart um foviel weniger ftreitig machen kann, da fie von der Erde
des durch das Sieden heroorgebrachten Eifenvitriols hat entftehen
Fönnen. Denn durch. die Caleination und Auslaugung, ‚zumal
wenn man fie mit fauren Dingen behandelt, wird fie nicht nur
weiß, fondern auch leicht und fubtil, fo daß fie fih von dem Eifen-
erz, welches ſie an Quantitaͤt weit uͤbertrift, groͤßten Theils ab⸗
ſondern laͤßt. Die Verſuche, die mich Beth: daß folcher An⸗
fas von Kreidenart fey , find folgende.
1. Wenn idy den Anſatz, nach'gefchehener Aıetanaıiig; fo *
‚eakeinivet, bis er etwas gelblicht wurde (denn nach den verſchiedenen
Stuffen des Calcinirens pflegte die Farbe verfehieden zu feyn ) und
hernach abgefühlethatte ; fo erregte er auf der Zunge einen Taugen-
falzichten brennenden Geſchmak, von welchem vor dem Ealciniren
Ee 2 nicht
220 Dom Befundbrunnen Heilbrunn.
nicht das geringſte zu ſpuͤten war: woraus erhellet, daß er durch
die Wirkung des Feuers erſt hervor gebracht worden fey, und daß
der Anſatz wie Kreide, Die deswegen von einigen unter die Falk
artigen Erden gerechnet wird, Durch das ausbrennen die Eigens
ſchaft des Kalkes bekommen habe.
. Auch an andern Eigenfchaften des Kalks — * es dem
Anfas, nicht, wenn er auf die gedachte Art ausgebrennet wird. Denn
fo oft ich denfelben in diſtillirtes Waſſer fallen ließ, vernahm ich mir
aufmerffamen Ohren einiges Geräufch, und ein fachtes Zifchen, doch
ohne daß eine durch das Anrühren fühlbare Wärme erfolgte: fo fah
ich auch, daß die Eleinen Klümpgen von dem, was in der freyen Luft
blieb, zerfielen, und durch das Anrühren zu Staube wurden.
3. Als ich das im vorhergehenden Abfag erwähnte Waſſer, wo⸗
rinnen der caleinivte Anfag geloͤſchet worden, filtriret hatte , ftellte
ſolches auf feiner Oberfläche, gleich einem Negenbogen, verfchiedene -
Farben vor , und da ich es koſtete, erweckte es auf der Zunge einen
herben brennenden Geſchmack, auf welchen ein füßer folgte, welcher
‚aber, als ſich auf der Oberfläche ein Schleim anfegte, wieder vergieng.
4. Indem ich das eben befchriebene Waffer, da es den herben,
brennenden, und füßen Geſchmack noch hatte, mit verfchiedenen flüfe
figen Dingen vermifchte, beobachtete ich, Daß folches durch einge⸗
tröpfeltes aufgelöftes Weinſteinſalz etwas mifchig wurde, und ein
ſubtiles Pulver auf den Boden fallen ließ, daß es den Violenſyrup
grün färbte, mit Scheidewaffer aufgelöftes Silber, Bley und Queck⸗
filber milchig machte, wahrfcheinlicher Weiſe aus der Urfache, weil 4
dieſes durch das Calciniren hervorgebrachte Fald- oder erdartige Laus
senfalz eine größere Neigung hatte, fih mit der Säure zu vereinie
gen, als die aufgelöften Metalle. Da ich auch bey diefer Art von Vero
ſuchen nicht unterlieh, aufgelöftes ſublimirtes Queckſilber zu gebraus
chen,
Vom Gefundbrunnen Heilbrunm, 221
then, welches zur Unterfuchung des Laugenſalzes und feiner Art ins⸗
gemein am bequemften erachtet wird, fo war der Erfolg Davon die⸗
- fer, daß foldyes die Farbe und den range des Waſſers pome⸗
ranjenfaͤrbig machte.
. As id) den ealcinirten Anſatz mit diſtillitten Waſſer und
Schwefel kochen ließ, machte er nicht nur einen Schaum, und
wollte uͤberlaufen, ſondern gab auch Schwefelleber. Da ich aber
eben dieſen Verſuch mit uncalcinirtem Anſatz anſtellte, bekam ich kei⸗
ne Schwefelleber, ja ich Fonnte nicht einmal eine Spur davon bes
merken; und ob gleich die Lauge oder das Waſſer des ausgelaugten
Anfages einige Merkmale des Laugenſalzes fehen ließ, fo war doch
Diefer Verſuch ohne Erfolg, und verfchafte Feine Schwefelleber: ins
dem, wie ich nicht ohne Grund vermuthe, das Laugenfatz der Kreis
Denerde nicht concentriret, fondern gar zu ſchwach, oder * in hin⸗
laͤnglicher Menge vorhanden war.
6. Da ich endlich den calcinirten Anſatz, den ich zween Tage
lang in einem temperirten Zimmer verwahret hatte, mit Salmiae
vermittelſt einer. gläfernen Retorte abzog, kam aus dDemfelben Fein
‚urinartiges Salz, fondern ein ſehr ftarker blauer laugenfalzichter
Geiſt zum Vorſchein, worinnen Eifen, nachdem es eine hinlängli-
che Zeit fang darinnen gelaffen war , eine röthlichte Farbe annahm.
Dieſer Verſuch beweiſet augenſcheinlich, daß ſolcher Anſatz nicht
nur kalkiges Laugenſalz, deſſen Eigenſchaft ift, aus dem ſalmigeaͤhn⸗
lichen Salz das Urinſalz in der Geſtalt eines Geiſtes auszutreiben
und hervor zu bringen, ſondern auch Kupfer in ſich enthalte, welches
durch das fluͤchtige urinartige Laugenſalz aufgeloͤſet worden, und
dem erhaltenen Geiſt eine blaue Farbe gegeben hat. Denn daß das
fluͤchtige urinartige Laugenſalz das Kupfer auflöfe, durch deſſen Auf⸗
loͤſung blau werde, und eben deswegen insgemein als eine Probe zu
deſſen Entdeckung gebraucher werde, iſt allen der Scheidefunft ere
€e3 fahr⸗
222, Vom Gefundbrunnen Heilbrunn. 3
fahrnen bekannt. und offenbar. Daß aber der. gemeine mit unge
toͤſchtem Kalk zubereitete Salminegeift, Da er, wie wir im 6. 8.
und deffen 5. Abfas angezeiget haben, mit dem Anſatz vermifcher |
worden, das darinnen befindliche Kupfer nicht aufgelöfer, und ſol⸗
ches nicht Durch Die Dervorbringung einer blauen Farbe geäußert
bat, ift meines Erachtens daher gefommen, weil ſolcher erft durch
die Wirkung des Feuers in Dünfte verwandelt, und ſolches zu ber |
werkftelligen tüchtig gemacht worden. Hiebey ift vornehmlich zu wife |
fen nöthig, daß die meiften Ninden auf der ©eite, wo fie an den |
Eüpfernen Keſſeln angefeflen , roth gewefen find : Daher ich auch,
daß das Kupfer nicht im Waſſer fey, fondern von den Füpfernen |
Keſſeln herruͤhre, deſto zuverſichtlicher behaupte, da das Waſſer,
auch nach geſchehener Ausduͤnſtung, durch Eintroͤpflung des Cal
miacgeifts Feine blaue Farbe angenommen hat. |
So gewiß und augenfcheinlich ich nun überzeugt bin, daß Die.
beſchriebenen Theile in diefem Gefundbrunnen vorhanden find, wel⸗
ches ich auch, wie ich glaube, durch Die angejtellten Verſuche zue
Genuͤge erwiefen habe: fo bin ich doch fo wenig geneigt, Das Daſeyn
anderer Theile in demfelben zu läugnen, daß ich mich vielmehr Teichts |
ich bereden Taffe , zu muthmaßen, daß deren mehrere, als ich ange- |
‚führet habe, darinnen vorhanden ſeyn. Da es aber nicht auf das
Meynen, fondern auf das Beweifen, nicht auf das Muthmaßen,
fondern auf das Wiffen anfümmt: da nicht zweifelhafte, fondern
gewiſſe und aͤchte Verſuche, woran‘ es mit doch mangelt , in der⸗
gleichen Abhandlungen und Unterfuchungen erfordert werden: fo laſſe
ich mir daran genügen , daß ich das Dafeyn der angezeigten Ber
ſtandtheile bewieſen, und durch Die angeftellten Verſuche gründlich I
dargethan habe. Zum Beſchluß fügeich noch bey , Daß das in die⸗
fen Waffer ausgefottene Silber nicht gelb. oder dunkel; ſondern
heller geworden fey ; daß der zw Pulver geftoßene , und auf gluͤen⸗
an de
Rom Gefundbrunnen Heilbrunm. 223
de Kohlen geworfene Anfas der Keſſel Feinen Geruch gegeben, noch
die Farbe der Flamme verändert‘, noch endlich verurfacher babe;
daß der im Guffe befindliche Salpeter Funken oder ein Krachen
vernehmen Taffen. Das Waſſer felbft aber: läßt bey der Ausdüns
ſtung feine Beftandtheife nicht ausfliegen, fondern Diefe begeben fich
- Immer mehr zufammen, und werden fühlbarer: ohne Eoncentrirung
aber (wenn man das gemeine Salz, was deffen Geſchmack betrift,
ausnimmt ) ift Feine, oder nur eine fehr geringe Spur der gedachten
Beſtandtheile wahrzunehmen. |
BRNO an nt» mai GRÜNER: ade |
Nachdem ich die Beftandtheile dieſes Gefundbrunnen erklaͤret
und bewieſen habe, iſt noch uͤbrig, daß ich beſchreibe, was das
Waſſer deſſelben für Kraͤfte habe, und in welchen, Krankheiten fol-
ches dienlich ſey, und erwuͤnſchte Huͤlfe ſchaffe. Dieſes deſto deut⸗
licher zu zeigen, muß ich vorher erinnern, Daß eines jeden Arzney⸗
mittels, und folglich ‚auch diefes Gefundbrunnenwaffers Kraft und
Wirkung von den Beftandtheilen deſſelben herrühre, und entweder
einfach, oder zufammengefegt fey. Einfach ift fie, wenn die Theite
des Arzneymittels von einer Art, oder in den Figenfchaften einander
gleich find, z. E. wenn djefes entweder aus lauter irrdenen, oder
aus oͤlichten Theilen allein beſteht: zuſammengeſetzt heißt Die Kraft
und Wirkung eines Arzneymittels, welche aus der verhaͤltnißmaͤßi⸗
N ‚gen Mifchung verfchiedener in den Eigenfchaften ungleicher, als oͤlich⸗
ter, ſalzichter, waͤſſeriger Theile entſteht. Sowohl die einfache
als zuſammengeſetzte Kraft eines Arzneymittels laͤßt ſich beſtimmen
entweder aus Gründen, vermittelſt der Kenntniß der Beſtandtheile,
ihres Weſens und der Art und Weiſe zu wirken; oder aus der Er-
fahrung, wenn man weis, daß ein Arzneymittel allegeit eine foiche
Wirkung nach fich gezogen, und in dieſer oder jener Krankheit ger
bolfen babe,
Die
224 Vom Geſundbrunnen Heilbrunn.
Die Kraft und Wirkung dieſes Waſſers demnach, welche zu⸗
ſammengeſetzt iſt, und von gemeinem Salz ; feuerbeſtaͤndigem Lau⸗
genſalz, Eiſenvitriol und Kreidenerde , und der verhaͤltnißmaͤßigen
Miſchung derſelben herruͤhret aus Gründen zu beſtimmen, will ich
erſt die einfache Kraft eines jeden der benannten Theile, und herz
nach die zuſammengeſetzte Kraft des Waſſers ſelbſt beſchreiben.
Bon dem gemeinen Salz anzufangen, fo hat ſolches die Kraft
aufzulöfen, die Dauung zu befördern, zu erwaͤrmen, zu trocknen,
zu zertheilen, die Säure zu brechen, zu reinigen, zu Öfnen, und
nachdem man deffen mehr oder weniger nimmt, bald den Stuhl⸗
gang , bald den Urin zu befördern und zum Benfchlaf zu reißen,
damit es aber heiffam zu gebrauchen fey , und- als eine Arzney wir-
fe, ift zu beobachten , daß man es mäßig gebrauche: denn font
entzündet e8 Durch den ganzen Leib eine twidernatürlihe Hitze, zer⸗
theilet Die duͤnnern flüßigen Theile, die zurück gebliebenen aber macht
es Dicker nnd fehärfer, umd verurfachet dadurch unter andern auf
der Dberfläche des Körpers ein Jucken und einen Ausſchlag, derz
gleichen in Baiern fehr gewoͤhnlich ift, und wovon Herr D, Becher
keine andre Urfache angiebt , als den unmäßigen Gebrauch einge
ſalzener Speifen. J
Der zweyte von den Beſtandtheilen dieſes Geſundbrunnenwaſ⸗
ſers iſt, wie wir bewieſen haben, das Laugenſalz, welches D. Gei⸗
ger nach der Meynung der Alten unter dem Namen des Salpeters
zu verſtehen fcheint. Denn wie D. Geoffroy fehreibet *), wird
folches Waſſer von einigen falpeteicht genennet, nicht weil das Salz,
welches fich häufig darinnen befindet , unferm Salpeter gleich ift ,
fondern dem Nitro oder Natro der Alten , welches eine Art des
Laugenſalzes, und von dem Weinſteinſalz nicht fehr unterfchieden
if. Da diefes, wie die Erfahrung in der Scheidefunft lehret, der
eigent⸗
S5 Geofltoy in Tract. de Materia medica Tom, 1. p. 39.
F Vom Geſundbrunnen Heilbeums. - 225
‚Scheidefaft ( Menftruum ) der fehmefelichten und oͤlich⸗
im Sb ist, fo trennet es die fehwefelichten oder vielmehr öfich-
gen Theile unfers Körpers , verwandelt Die feharfen Säfte, ver
duͤnnet die zäben und dicken, eröfnet Die PVerftopfungen der Druͤ—
fen , der MWaffergefäfle und der. Nerven, befördert durch die Ver—
mehrung der Abfonderungen und. Ausführungen, fowohl die innere
Uche als fortgehende Bewegung der Säfte, nimmt. den gegenwaͤrti—
gen Ueberfluß des Fettes und der waͤſſerigen Feuchtigkeit weg, den
bevorftehenden aber pfleget es zu verhindern, und Davor zu verwah⸗
ren.
Menra
* Was den Eſſenbitrii rd, fo bat derfelbe 2 Di
R or ſtaͤrkende Kraft, und vertreibt Daher die Stockungen, Ders
ſtopfungen, Rerhärtungen und die Hemmung der natuͤrlichen Aus⸗
fuͤhrungen, die, von der Schlappigkeit d der dichten Theile herrühren;
Die widernatuͤrlichen Fluͤſſe und Ausfuͤhrungen aber, die von der
welken Beſchafenheit der Faͤßerlein und dem Mangel der elaſtiſchen
Au entſtanden find, vermindert: er, und hilft fie ſtillen. 4
* Die Kreidenerde ‚, man mag fi fie für fi) befonders, oder mit
Ä er ‚Säure felbft, und unter der Geftalt eines Alaunſalzes betrach⸗
ten, hat, nachdem man viel oder wenig davon nimmt , allezeit die
daft entweder anzuziehen, oder zu ſtaͤrken, und thut daher zu Stil⸗
h ung ſowohl der Blut⸗ ale Molkenfluͤſſe, wie auch den Geſchwuͤren
RS zu benehmen und ſie in trocknen, nicht geringe Dienſte.
Nachdem die einfache Kraft eines jeden Theils beſonders kuͤrz⸗
a worden, fo wird man nun aud) die zufammengefeßte
“und die natürliche Wirkung , die aus der wefentlichen Beſchaffen⸗
heit eines jeden ſolcher Theile, und ihrer Verhaͤltniß gegeneinan⸗
der, da einer des andern Kraft mehr oder weniger ausdehnet oder
einſchraͤnket, zu entſtehen pfleget, ohne Muͤhe begreifen koͤnnen.
236 Vom Geſundbrunnen Heilbrinm.
Und ob ich gleich nicht im Stande bin ſolche Verhaͤltniß genau ju
beftimmen, fo bin ich doch davon überzeugt, daß das gemeine Salt
(da ich von 2. Maaß Waller, welches ich, bis es ganz trocken
rar , einfieden laſſen, ohngefehr drey Duintlein ſalzichten und lau⸗
genarrtigten im Waſſer auflösfichen Bodenſatz erhalten habe) die
übrigen Theile um ein großes überfteige; nach welchem, ob gleich in
einer weit geringen Verhaͤltniß, das feuerbeftändige Laugenſalz,
ferner die Kreidenerde, und endlich der a as — in der ——
ſolgen. |
Es iſt daher offenbar, daß in diefem Geſundbrunnenwaſſer die |
Auflöfende, verduͤnnernde, ausfühtende Kraft des gemeinen Salzes
die Dberhand habe, deren Wirkung durch das feuerbeftändige Lau—
genfalz befördert und vermehret wird, welches, auffer der Saͤure,
die Rraft hat zu verändern, nebft dem erftern die flüßigen Theile zu
verduͤnnern, die dichten aber angutreiben , und beyder Bewegung leb- |
bafter und gefcehwinder zu machen: da inzwiſchen die Kreidenerde
und Der Eifenvitriol die ſchwachen und fehlappen Faͤßerlein durch
ſachtes Zuſammenziehen ( daß die Zufammenziehenden Aryneymittel,
wenn man fie in ‚geringerer Maafe nimmt , und durch ‚gelindere \
Wirkung zu Steifenden und Stärkenden werden, ift einem Schuͤ⸗ \
ler in der Arzneywiſſenſchaft nicht unbekannt) ftärfen, und die von,
der Schlappigkeit derfelben entftandenen Verſtopfungen, Stockun⸗
‚gen und Berhärtungen vertreiben, und dic tidernatürlichen Auss
führungen hemmen, die wiedernatürlich gehemmten aber wieder]
‚bringen. Und alſo befteht die ganze und vornehmſte Kraft diefes|
Waſſers im Auflöfen und Stärken , doch fo , daf die Auflöfu
dringen nicht wenig befördert , Die zufammenziehende Kraft aber i
die fteifende verwandelt wird,
]
|
; Vom Geſundbrunaen Deilbemam 227
Es iſt daher Hat ı daß unſer Gefundbrunn überhaupt im deu
Krankheiten fo wohl der flüßigen als dichten Theile mit Nugen zu
gebrauchen ſey. Denn da er indie fluͤßigen Theile wirket, fo loͤ⸗
ſet er die dicken, zaͤhen, und klebrichten Saͤfte auf, macht fie zur
| Bewegung und zum Eindringen tüchtiger , und gertheilet nicht nur
die Stocfungen , Verſtopfungen, Verhärtungen, und Zufammens
haͤufungen, fondern, indem er die Abfönderungen, und Ausfuͤhrun⸗
gen der Säfte, vornehmlich durch den Stulgang, Urin, und die
Schweisloͤcher befördert , die Luft zum effen und die Dauung vers
mehret, heilet erauch die fo wohl in Anfehung der Quantität als der
Qualitaͤt verdorbenen Säfte und wird deswegen in Krankheiten,
die von der Dicke und dem Weberfluß der Falten Säfte entſtanden
| And, billig AR
Da dus Waſſer auf die angezeigte Weiſe in die fluͤßigen Theile
ee ſo unterläßt es auch nicht, indem es durch feine Salze auf
| Die Dichten Theile ſtoͤßt, die Fäferlein der Gefäffe zu reizen, und
zu einer ftärfern und öftern Zufammenziehung anzutveiben. Weil
aber die dichten Theile, bey deren fehlerhaften Befchaffenheit dieſes
Waſſer, unfers Erachtens , gute Dienfte thut, wenig Lebhaftigkeit
‚haben ‚ Durch das gemeine Salz und fenerbeftändige Laugenſal
aber nicht nur nicht geſtaͤrket, ſondern noch mehr geſchwaͤchet wer⸗
den: fo ‚ft dieſes heilſame Waſſer auch mit ſtaͤrkenden Beſtaudtheilen
ae naͤmlich mit Eiſenvitriol, und Kreidenerde, ‚vermittelft de⸗
es nicht nur der kuͤnftigen durch das gemeine ‚Satz und feuer-
beftindige Laugenſalz zu verurſachenden Schwaͤchung Kerken ſon⸗
| "dern auch Die bereits vorhandene vertreibt, und indem es die Sei⸗
ten der Gefaͤſſe gegen den Mittelpunct treibt ‚ und ihren Durch»
meſſer vermindert, die faſt ſtillſtehenden Säfte fortdrängt, und Den
uſtarken Zufluß derfelben aufhält und hindert, daß alſo jeder⸗
mann die Fehler ber Dichten Theile , und die daraus entſtehenden
sf2 — .;
228 Bon Geſundbrunnen Heilbrann.
Krankheiten gar leicht errathen Ban, 6 welchen: es mit Nutzen
zu gebrauchen iſt. ae aa Ann
Ausbefondere —* hat die Erfahrung a f daß diefes Rab
fer erwuͤnſchte Wirkung gethan habe wider das Jucken, die. Kräge,
Verſehrung der. Haut, Zufammenziehung der Glieder, das Zittern,
Laͤhmungen, und die Gicht; ferner wieder Die Verfiopfungen der |
Eingeweide, als der Leber, der Milz, und des Gekroͤſes, und dar⸗
aus sentftehende Krankheiten, als Gelbfucht, Fieber, anfangende |
Waſſerſucht, Geſchwulſt, weiße Waſſerſucht, üble Leibesbefchaffen-
heit; Melancholie, Milzſucht, auch) wieder den Nierenftein, wenn |
er nicht gar zu groß iſt; über dieſes in Mutterkrankheiten, namentz |
fie) in PBerftopfung der monatlichen Reinigung und Unfruchtbarkeit. |
Denn in diefen Umftänden werden durch den Gebrauch dieſes Waſ—⸗
fers nicht nur die zähen Säfte der Mutter aufgelöfet, in Ber |
wegung gebracht und gereiniget, fondern auch die wäflerige und.
kalte Beſchaffenheit derſelben meggenommen, die Mutter geftärket,
nnd.-alfo die Unfruchtbarkeit vertrieben: wovon ich zum Beyſpiel
au eine einzige aber höchit glückfelige Erfahrung anführen will.
Als die Durchlauchtigſte Fuͤrſtin Adelhaid Henriette, des Groß⸗ |
maͤchtigſten Herzogs und Churfuͤrſten in Baiern Ferdinands Fran |
Gemahlinn, acht Jahre in einer unfruchtbaren Ehe gelebet hatte,
beſchloß dieſelbe endlich, auf Gutbefinden der Aerzte, diefen dem |
Namen und. der That nach heilfamen Brunnen zu befuchen: und
nachdem zu ſolchem ‚Ende. im 1659. Jahr ein Badhaus, welches
noch heutiges Tages da ſteht, erbauet worden wat, gebrauchte |
Sie denfelben noch in eben dem Jahre mit ſo geſegneter Wir⸗
kung, daß Sie nicht nur im folgenden 1660. Jahre eine Prinzeßin,
mit Namen Matia Anna Ehriftiana, fondern auch im 1662. Jahr
einen hoͤchſtgewuͤnſchten Chur⸗und Erbprinzen, den teltbertipinten
Helden des baieriſchen Hauſes Ben ae Welt ..
A
Vom Gefundbrunnen Heilbrunn. 229
"Bach glaube, daß dieſes Waffer in’ Anfehung feiner hei⸗
Mich use fe fin, ich nicht ohne alle Hofe
* daß auch in unſeren Tagen das um einen Erben bekuͤmmer⸗
* aiern in dieſem Heilbrunnen fein Heil finden Tonne, und man
dörfte die von Jedermamn ſo ſehnlich gewuͤnſchte fernere Fortpflan⸗
Durchlauchtigſten Haufes Baiern wenigſtens in gegenwaͤr⸗
tigen Umſtaͤnden verſuchen: Durch welche Gedanken ic) gleichwohl
denen 2 die vieleicht anderer Megan find, nicht vorgreifen will.
2 MIR 62 ze Ser IX.
er Dai eine jede * eines Arzneymittels, oder die die auf —*
ben Gebrauch in dem Koͤrper erfolgende Veraͤnderung, nicht von
dem Ar ʒneymittel allein, und deſſen Beſtandtheilen herruͤhret / fon.
dern auch vornehmlich aus der Beſchaffenheit und den Kraͤften des
Körpers md. deſſen Verrichtungen herzuleiten iſt . fo
jedermann, auch ohne mein Erinnern 7" einfehen, daß dag
er des unterfüchten Brunnen nicht ſchlechterdings und für fich
ſelbſt, ſondern nur beziehungsweiſe auf die Eigenſchaft der Krank⸗
heit 53 die Natur der Perfon, ein Arzneymittel ſey. Damit es
alfo recht gebraucht werden, und als ein Arzneymittel heilfam wir⸗
Ten koͤnne, fo wäre nun zwar davon zu handeln, ob es aͤußerlich,
als ein Bad, Lendenbad , in einem Umſchlag, Tropfenweife aufzu⸗
ker und warn e8 dienlich? oder vielmehr innerlich, oder auch
Bi Arten zugleich, und zwar zu welcher Zeit des Jahres und
San, me viel deffen zu gebrauchen, und wie lange damit fort
eh ſey? Da aber diefes alles aus einer jeden Perfon Kräften,
ar, Temperament / Alter, Geſchlecht, aus der Eigenfchaft der
Manthen und deren Urſache und Zufaͤllen, erſt geſchloſſen und bes
immet werden kann und muß: ſo glaube ich beſſer zu thun, wenn
AU die Befchreibung der Art und Weiſe, dieſes ſo wohl innerlich
"ats auge ‚gute Dienfte leiſtende Waſſer zu gebrauchen , Kar
Sfa waͤr⸗
230 Vom Gefundbrunnen Heilbrunn.
waͤrtig Übergehe, als welche nach der verſchiedenen —
der Perſonen und Krankheiten einzurichten iſt, und ſolche dem Arzt,
nach vorgaͤngiger Kenntniß eines jeden Kranken, zu beſtimmen übers
faffe, um dadurch den Patienten die Gelegenheit abzuſchneiden, die-
fes Waffer , ohne Zuziehung eines erfahrenen Arztes , zum —
theil ihrer eigenen Geſundheit , zu gebrauchen; vornehmlich aber
alfe und jede, die diefen Brunnen zu bejuchen, und ſich feines Waf-
ſers zu bedienen gedenken, nachdruͤcklich ermahne, daß ſie ſolches j ja
nicht ohne Rath eines Arzneyverſtaͤndigen, und ohne ſich von der
Art und Weiſe daſſelbe zu gebrauchen vorher ſorgfaͤltig unterrich⸗
ten zu laſſen gebrauchen wollen. Dadurch hoffe ich, zu erhalten,
daß anſtatt derjenigen, die wir, da ſie dieſen Brunnen ohne Befragung
eines Arztes , und mit Verſaͤumung der nöthigen Vorbereitung, bes |
ſuchet yaben , ohne Exleichterung ihres Uebels nur deſto früher zu Graz |
de gehen fehen, andre nach ihrer Zurücfunft von dem Brunnen einer |
beſſern Gefundheit und eines laͤngern Lebens geniehen werden. Vor⸗
nehmlich aber und ins befondere hat man bemerket, daß diefes Wal
fer ſchaͤdlich geweſen fey bey allzugroßem Nierenſtein und Niereu⸗
geſchwuͤre, in Schwindſucht, Windſucht, Waſſerſucht und deren
Gattungen, dem Leibwaſſer (anaſarca) und der Bauchwaſſerſucht |
«afeites), die von Zerteifung der Gefäfle, ‚oder gar ‚zu hartnaͤckiger
Berftopfung der Gefäfle oder Eingeweide entſtehen; ferner in dee |
worden Ruhr und dem Blurfpeyen, wie aud) in Entzündungen, ans I
Yaltenden und Fäulungsfiebern : denn in Diefen ift Das Waſſer dies |
fes Brunnen wegen des Reiches der Salze ſchaͤdlich, und indem es
den Umlauf und die Wärme vermehret, befördert «8 nicht nur Die
Faͤulung und die Erzeugung des flüchtigen Laugenſalzes, fondern
“auch die Schärfe der Säfte. Auch bey Schwangern ift. der Ges |
brauch dieſes Waffers nicht ohne Gefahr s denn Durch Die. Harn⸗
gaͤnge und den beförderten Stulgang kann es leicht geſchehen „daß—
Durch Die Naͤhe des Reitzes , und einen daraus entſtandenen und bis
u | an
Vom Geſundbeunnen Hettbrunn ·231
an die ke die Frucht, agetriben, und eine
unzeitige Geburt verurfacher wird
Es var — RR fi & r 44 in Anſehung
der Krankheiten, in welchen der Gebrauch dieſes Waſſers helfen
oder ſchaden kann, als anderer Umſtaͤnde, vornehmlich des Nutzens,
- den: diefes Waſſer verſchaft , wenn man es tropfenweife aufgießt;
doch da ich ſchon weitlaͤuftiger geweſen bin, als die vorgeſchriebenen
Geſetze verſtatten, und daher zum Ende eilen muß, ſo will ich nur
noch dieſe Anmerkung bfan daß die angefuͤhrten Beſtandtheile
dieſes Geſundbrunnen, uaͤmlich das gemeine Salz, das feuerbeſtaͤn⸗
dige Laugenſalz, der Eiſenvitriol und die Kreidenerde beſtaͤndig ſind,
und daß eben deswegen dieſes Waſſer nicht nur bey der Quelle,
(und zwar wegen der Entfernung von unangenehmen Gegenftänden
und Haushaltungsforgen mit größerm Nusen) fondern auch an ent⸗
Orten gebrauchet, und ſo wohl zu dem innerlichen als aͤußer⸗
— Gebrauche weiter verfuͤhret werden Tonne, ohne daß es an
einem feiner wefentlichen Theile einen Abgang oder Verminderung
leyde; dafern nur durch die Luft oder Wärme, oderidas Geſchirr,
dir darein man es faffet, Feine Veränderung oder Vermiſchung ?
J | mit andern Theilen entfteht.
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Sufjerbeunnen a »
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27003
2) * die guͤtige Mutter aller Dinge die — ir⸗
Ra gend einer Gegend einen reichen Vorrath an
* Geſundbrunnen gegeben und denenfelben Die
perfäptedenften ‚Kräfte mifgetheilet , fo ift es gewiß |.
Baiern, als welches mit anfehnlichen Geſundquellen,
fowol der Kräfte als der Menge nach begabet ift,
Denn e8 befiget felbiges das vor andern, fowol in Anz |
fehung der Vortreflichkeit feiner Arzneykraͤfte, als gif⸗
tigen Eigenſchaft ſeiner Ausduͤnſtungen, wovon auf eine
Hoͤhe von ungefaͤhr vier Schuhen ſowol Thiere, als
auch felbft Kinder, wie die traurigen Beyſpiele bezeu⸗
gen, erſticken und umkommen, beruͤhmte und merkwuͤr⸗
dige Duzenbacherwaſſer. Dieſem geben an heilſamer
Wir⸗
Einleitung. 233
Wirfung nichts nach das Abacher, Adelholzer, Abens⸗
berger, Efchenloher, Heilbrunner, Mochinger, Roſen⸗
heimer, Wembdinger und andere Waſſer mehr, deren
chymiſch⸗und medicinifche Unterfuchung noch ſehlet, obs
gleich die Befchaffenheit und Mifchung ihrer Beftand-
theile von felbigem ganz unterfchieden find. Unter Die
fen letztern befindet fich auch der Sulzerbrunn, der,
foviel mir bewußt ift , bisher noch von Feinem Arzte
unterſucht worden iſt, den aber, Der mangelnden Erz
forfchung und Kaͤnntniß feiner Beftandtheile ungeach-
fet, viele Kranke, die durch Die Beyſpiele feines heil
famen Gebrauchs Dazu bewogen worden, entweder felbft
befucht, oder zu fich bringen. laſſen. Damit nun def
| fen Heilfame Kräfte nicht allein nach ihren Wirkungen,
fondern auch nad) ihren Urfachen befannt werden moͤ⸗—
\ gen, fo habe ich es der Mühe werth geachtet, deren
| Erforfehung und Unterfuchung anzuftellen. Ich hoffe,
| daß meine Arbeit von allen denjenigen wohl werde aufz
genommen werden, die nicht allein aus Erfahrungen,
I fondern auch ans Gründen die Kräfte diefes Waffers
| Eennen;, felbige an ihrem Körper ſelbſt verſuchen, oder
andern bey deffen Gebrauch) mit gutem Rath an die
| Hand gehen wollen,
&9 8. J.
234 RE) OR
— le te Tee ne Tele nee er ee tee ee een
er
De Sulzerbrunn, der fonft auch Das Sulzerwaſſer oder Sub
I zerbad genennet wird, entſpringt in Oberbaiern in einem ſum⸗
pfigten Boden am Fuße des Peiffenberges gegen Abend , andert-
halb Stunden von dem berühmten Kloſter Polling, und eine Meile |
von der Stadt Weilheim. Die Quelle ift mit Brettern derges
ftalt eingefaßt und verwahret , daß fie weder von Negen nod I
vom Vieh, dem fie überaus angenehm ift, verunreinigek, fondern ]
das Waffer durch hölzerne Nöhren rein, und in feiner natürlichen
Miſchung unverändert, in das einige Schuhe Davon gelegene Bads |
haus geleitet werden kann, Dieſes Bad, fo dem Ehurfürfilichen |
Pflegamt Landsberg unterworfen und Fein näheres Gebäude noch
Dorf um fi hat, als Peiffenberg', fo eine halbe Stunde davon
gelegen , bekommt von Sanct Martins Tag bis unfer Frauen Lichts
meffe , wegen des nahe dabey fih mit drey Spisen aufthürmen,
den hohen Peiffenberges Feine Sonne, und hat auch Feine weitere
Ausficht , als gegen Morgen zu nach dem Dorfe bie ’
dem Klofter Polling, und einigen geringen Dertern. |
§. I.
Was das Waſſer der Duelle ſelbſt anbelangt, fo ift felbiges
klar und ohne Farbe , giebt auch einen Geruch von fich , der der |
fogenannten Schwelfelleber gleichet , den es aber durch die Waͤr⸗
me der Luft, oder noch geſchwinder Durch die Digeftion und Kochen,
gänzlich verliert. Obgleich vdiefes Waſſer zur Zeit der Herbfts |
ferien, da ich deſſen Unterfuchung angeftellet, faft eben den Grad I
der Wärme als die Luft zu haben pflegte , fo beobachtet man doch |
im Winter, daß es raucht, "und den fo wohl über feiner Bed
dung,
Vom Sulzerbrunnen in Baier. 235
‚ung, als in dem Bette, worinnen es abfauft , befindfichen Schnee
in kurzer Zeit ſchmelzt. Hülfenfrüchte werden, ſo man fie damit
Eocht , bald weich, Die Mil) gerinnet nicht davon, und die Seife
vermifcht fich leicht Damit. Ferner bekomme dag leinene Öeräthe
ohne einige Seife damit eine größere Weiße , als mit gemeinem
Waſſer, und ein Stück Geld guten Gehalts läßt ſich darinnen weiß
ſieden, da hingegen mit geringhaltiger Münze das Gegentheil zu ges
ſchehen pfleat : man fpüret auch weder in der größten Hitze eine
Verminderung , noch bey Regenwetter eine Vermehrung des
Waſſers.
$. II.
Wenn ich meine Beobachtungen und die Erfcheinungen bey
meinen mit dieſem Sulzerwaſſer, und deffen im Keffel, worinnen
es abgekocht wird, fich anfegenden Steinrinde, angeftellten und
wiederholten Berfuchen, aufmerffam betrachte, und nach denen
Gründen der Chymie, die hierinnen allein den Ausfchlag giebt, die
Urfachen derfelben genauer überlege: fo bleibt mir Fein Zweifel
übrig, und kann ich mich nicht enthalten, über den Gehalt diefer
Duelle meine Meynung zu fagen , und zu erweifen , daß unfre Duelle
in ihrem Gehalt und Mifhung Schwefelleber, Eifen, Eifenvitriof,
- Küchenfalz, Kalferde, und Selenit oder Gypsſalz habe; von Feuers
theilgen und Luft ift hier ohnedem Die Nede nicht. Die Gegen:
wart aller diefer Theile feheinen mir die in denen folgenden Abfägen
am erzählende Verſuche genugfam anzuzeigen und deutlich zu erweiſen.
$. IV.
Da e8 bey denen Chymicverftändigen eine beFannte Sache iſt,
daß die Schwefelleber aus der Bereinigung des S chmwefels mit Raus
genfalz oder mit Kafferde entftehe, und unter andern Eigenfchaften
auch dieſe habe, daß fie Metalle auflöfer, und einen befondern Ger
92 ruch
236 Dom Sulzerbrunnen in Baiern.
ruch hat, wodurch fie ſich von andern Körpern unterfeheider : ſo
wird jedermann leicht Beyfall geben, daß man aus diefen Eigen
fchaften und durch Erweifung der Theile, woraus die Schwefelles
ber befteht, auf die Gegenwart derfeiben ficher fehließen Eönne,
auch unſchwer einfehen, daß unfer Waffer nicht allein die Eigen». |
fehaften der Schwefelleber , fondern auch deren Beftandtheile in fich
halte.
1) Aus dem Geruch, der dem Geruch der — BR
ten Schwefelleber, da ich beyde gegeneinander gehalten habe ‚volle |
kommen äbnlich if. Indem ich aber bemerkt, Daß diefer Geruch
nicht allein Durch Das Kochen, -fondern auch Durch die Digeftion, ja |
felbjt Durch die natürliche Waͤrme der Luft, wenn die Gefäßernicht
wohl verwahrt find, gefchwächt werde, und fich verliere, aueh da ih
das ganz frifch aus der Duelle gefchöpfte Waſſer bis auf die Häffte |
über den Helm ziehen laffen, weder das, fo Davon im. Kolben ges |
bfieben , noch das, ſo in den angelegten Recipienten übergegangen;
weiter einiges Merkmal des Geruchs von fich gegeben: fo werde ich
hiedurch zu glauben bewogen, daß dieſe Schmefelleber fehr nice |
und ſubtil ſeyn und fich ſehr leicht auflöfen laſſen muͤſſe. >
2) Der Magnet entdeckte Theile in der Ninde, die fich im
Keffel anfest, mworinnen das Waſſer zum Gebrauch der Badgaäfte
gewaͤrmet wird, welche fich bey feiner Annäherung bewegten nud |
angezogen wurden: zum augenfcheinlichen Beweis, das Eifentheilgen |
ſich in derfelben befinden, Die nicht durch eine Säure (acidum) unter |
der Geftalt eines Vitriols, der vom Magnet nicht würde angezogen
werden, fondern in metallifcher Geftalt im Waſſer ſchweben, und ||
von der natürlichen Schwefelleber aufgelöft worden find,
3) Das Silber, wenn es in diefen Geſundwaſſer eine gute |
Weile gekocht wird, überzieht fih mit einer braunen Farbe, wodurch
ſich
Dom GSulzerbrunnen in Baiern. 237
ſich nach dem berühmten Friederich Hofmann, im sten Theil, Seite
140. der Schwefel zu erkennen giebt. Da aber die im Keffel bes
findliche Steinerde, wenn fie gepülvert und auf glühende Kohlen
geworfen wird , weder eine Flamme, nach einen Schwefelgerud)
von fich gegeben: fo kann ich es bey diefer Beobachtung nicht bes
wenden laffen, fondern muß die Beftandtheile des Schwefels felbft
aufſuchen, und deren Gegenwart erweifen, fo ſich auch mit leichter
Mühe thun läßt. Denn auffer dem Brennbaren (phlogifton) , ſo
fich durch den befondern Geruch der Schmwefelleber zu erkennen giebt,
„und ferner in denen Theilen, wovon wir oben Num. 2. gemeldet
haben, daß fie der Magnet anziehe, ohne allen Widerſpruch wird
zugegeben werden, befindet fich auch eine Vitriolſaͤure in demfelbis
gen, und aus diefen beyden befteht der Schwefel. Die Gegenwart
der leßtern erhellet Daraus: wenn man Duedfilber mit Scheidewaf-
fer auflöfer, fo bekommt die Solution durch Beymiſchung unfers
Waſſers alfobamd eine weißgelbe Farbe, und wenn fie nicht geſchuͤt⸗
telt wird, fo feet fich unten ein weißer Bodenſatz, über welchem
ein gelber liegt. Das gemeine Küchenfalz aber oder deffelben Saͤu⸗
ve fehlägt Das Queckſilber aus dem Scheidewaſſer in Geftalt eines
weißen, der Vitriol hingegen in Geftalt eines gelben Pulvers nie⸗
Der, wie unter andern Chymieverftändigen der berühmte Neumann
im zweyten Theil des vierten Bandes feiner Chymie, Seite 883,
bezeuget. Daß aber diefes Präcipitat in zwo befondere Lagen von
verfchiedener Farbe ſich anfeget, und zwar die weiße unter der geb
“ben, davon liegt der Grund in der nähern Verwandſchaft der Ks
chenſalzſaͤure, als der Vitriolfäure mit dem Queckſilber. Vermoͤge
derſelben ſchlaͤgt die Küchenfazfäure Das Queckfilber aus dem Schei⸗
dewaſſer fo lange nieder und vereinigt fich mit ihm, bis es damit
angefülft (ſaturirt) iſt; ift nur aber diefes geſchehen, fo greift erſt
Die Vitriolfänre das noch im Waſſer übergebliebene Queckſilber an,
693 | ſchlaͤgt
1
238 Vom Sulzerbrunnen in Baiern.
ſchlaͤgt es nieder, und leget ſeinen gelben Bodenſatz uͤber den unter⸗
deſſen ſchon gebildeten weißen her.
Hieraus laͤßt ſich auch der Grund begreifen, warum oͤfters
von eben demſelben Waſſer, wenn man die mit Scheidwaſſer gemachte
Queckſilberſolution hineintroͤpfelt, ein Theil ſich weißgelb, ein Theil
hingegen nur weiß ſich faͤrbe, wie man in Unterſuchung der Ingol⸗
ſtaͤdter Waͤſſer beobachten kann.
4) Das friſch aus der Duelle geſchoͤpfte Waſſer faͤrbte inner⸗
halb zwo Stunden den Violenſirup gruͤnlicht: das mit vegetabilis
ſchem Blau vorhero gefärbte, Durch Diftillirten Eßig aber in roch
verwandelte Papier machte e8 innerhalb einer Stunde wiederum
blau. Diefe Wirkungen ließen fich weit gefehwinder und faft in.
einem Augenbli in dem von achtzehen bis auf eine Maas abges
vauchten Waſſer wahrnehmen.
Weil nun außerdem diefes Waſſer
a) Einen laugenhaften Geſchmack auf der Zunge hat,
b) Bey Zumifchung des Salmiacs einen Uringeruch von fich
giebt ,
ec) Wenn man aufgelöften Sublimat hinein tröpfelt , gelb
wird, und oben eine glänzende Haut befommt , am’ Boden aber
einen rothen Satz anleget,
qh Wenn man Silberſolution hinein troͤpfelt, ein roͤthlich⸗
gelbes Woͤlkgen und roͤthliche Flocken bekommt, hingegen von al
fem diefen a, b, €, d, das frifche oder noch nicht verrauchte Waſ⸗
fer nicht die geringfte Anzeige giebt : fo ift Har, daß das Waſſer
unfers Geſundbrunnens ein feuerfertes Laugenſalz ( alcali fixum) in
fich. enthalte, und daſſelbe nicht allein fey, fondern meines Erachtens
zus
Vom Sutgerbrumien in Baiern. 239
r Zuſammenſetzung der Schwefelleber gehoͤre, auch Durch deren
uflöfung nad) und nach: wiederum frey werde.
Da ich endlich von dem aus achtzehen bis auf eine Mans ein»
gekochten Waſſer, drey Unzen in einem Glas völlig bis auf das
Trockne abrauchen laffen, fo fand fich in felbigen eine dünne gelb⸗
lichtbraune Rinde, am Gewicht ungefähr einen Serupel ſchwer, an
I welcher einige Eleine Körngen hin und wieder fich befanden, deren
Geftalt ich wegen ihrer geringen Größe, und daran hängender frem⸗
den Theile, nicht wohl" unterfcheiden Eonnte. Diefe Rinde, die im
Koften einen bittern Geſchmack hatte, wurde nach und nach mehlicht,
- praffelte zwar nicht ſtark, jedoch merklich, da fie auf glüende Koh—
len gefreut wurde, und nachdem fie ohne einige Anzeige einer Zer⸗
ſchmelzung afchengrau gebrannt war, hatte fie einen [rennen 4
laugeuhaften Geſchmack.
5. V.
Daß ſich Eiſen, ſo die Eigenſchaft hat, daß es der Magnet
anzieht, in unſerer Quelle befinde, iſt im vierten Abſatz Num. 2
genugſam gezeigt und erwieſen worden, wohin ich alſo den geneig⸗
ten Lefer will zurück gewiefen haben, Daß aber Eifenvitriof in
unſerm Waffer enthalten ſey, der fich, wenn er aufgelöft ift, von
andern Körpern und Pitrivfarten Durch die Kraft unterfcheidet,
daß er Durch Zumifchung irrdifcher Pflanzentheile , 3. E. Grana—
tenblumen, Natterwurz , Galläpfel ze. mehr oder weniger ſchwarz
aͤrbt, iſt daraus abzunehmen, weil die Tinctur von Gallaͤpfeln
das, wie im vorigen Abſatz Num. 4. gemeldet worden, bis auf ei—
ne Maas eingefottene Waſſer, zwar nicht gleich, jedoch nach ei—
nigen Stunden ſchwarz gefärbet, welche Farbe aber nach Zugießung
I des Pitrioigeiftes wieder verſchwunden. Sch muß zwar geftehen ,
IF daß
240 Vom Sulzerbrunnen in Baiern.
daß dieſer Verſuch nicht angehe, wenn das Waſſer nicht viel ein⸗
gekocht iſt, vermuthlich wegen gar zu geringer und zu ſehr vertheil⸗
ger Quantität, in der ſich der Eiſenvitriol in unſerm Waſſer befin⸗
det. Hieraus erhellet alſo, daß in unſerm Waſſer auſſer dem Ei⸗
fen auch Eiſenvitriol, der zwar nicht fluͤchtig, ſondern von Natur
feuerfeſt iſt, in ſehr geringer Quantität verborgen Tiege, vs
g. VI.
Ob ich gleich das gemeine Küchenfalz , theils wegen der gerins |
gen Ouantität, in der es fich in unferm Sulzerwaſſer befindet ,
cheils weil ich nicht genug Waſſer bey Handen hatte, von andern
Beſtandtheilen, zumal vom Laugenfalz , nicht habe abfcheiden, noch,
damit ich ſolches nad) feinen Eigenfchaften genauer hätte Fünnen beel,
artheilen, befonders haben koͤnnen: fo bewegt mich doch nicht nur
eine bloße Muthmaßung, fondern vielmehr der im vierten Abfag zu]
Ende Num. 4. angeführte Verſuch, deffen Dafeyn in unferm Waſ⸗
fer zu glauben; denn ob ich gleich bey der nach völlig verrauchtem
Waſſer erhaltenen Rinde die) würfelfürmige Geftalt der daran],
hängenden Körner nicht genau habe unterfcheiden Fönnen ; fo habe
ich doch beobachtet, daß fie auf denen glüenden Kohlen etwas we⸗
niges ; jedoch merklich gepraflelt haben. Ich kann aber um fo viel
‚ficherer behaupten , Daß diefes Praffeln von dem Küchenfaßze her⸗
gerühret, da ich befunden habe, daß unfer Waffer , nachdem ich
es bis auf etwas weniges abrauchen laſſen, nicht nur von der dar⸗
ein getröpfelten Bleyſolution milchigt wurde, fondern auch aus der
mit gemeinem Scheidmaffer verfertigten Queckſilberſolution, wie oben
im vierten Abfag Num. 3. bemerkt worden , einen weißgelben
gder weißen Bodenfaß gegeben habe,
$. VI.
Dom a ah in Baiern. 241
| $. VII.
Es zeigt zwar der Augenſchein an denen Keffen, daß fi) in
unferm Waſſer Erde befinde, deren Art aber habe ich nur erft nach
vielen Verfuchen und Erfcheinungen erkennen, und daß es Ralkerde
fen, wofür ich fie halte, aus folgendem beftimmen koͤnnen: a) Die
Erde, fo fih an die innere Seite des Keffels, tworinnen das Waſ⸗
fer gekocht wird, unter der Geſtalt eines grauen Steine angelegt hats
fe, und ohne Geruch und Geſchmack war, wurde nad) einer Ealcinas
tion von dreyviertel Stunden weiß, und befam b) einen beißenden
Kalkgeſchmack, den fie vorher nicht gehabt hatte, c) Da felbe erfals
tet war, und in diſtillirtes Waſſer gervorfen wurde , fo Fonnte man,
wenn man zuborchte, ein Zifchen und Geräufche wahrnehmen. d) Das
Waffer aber felbft befam davon einen beißenden Taugenhaften Ges
ſchmack, der wie bey gemeinem Kalkwaffer , hintennach füß wurde,
e) Vom Weinfteindl wurde es milchigt f) Vom Violenſirup grün
9 Bon zugemifchter Sublimatfolution aber gelb und fegte einen ro⸗
|then Dodenfag. Diefem ift noch beyzufügen, daß h) Die caleinir⸗
te und in diſtillirtem Waſſer mit Schwefel abgekochte Erde eine
| Schwefelleber gegeben , die am Geruch dem Suljzerwaſſer vollfom-
men gleich geweſen, daraus man auch durch eintroͤpfeln des uͤber⸗
gezogenen Eßigs eine Schwefelmilch haben koͤnnen.
Diteſe dem Kalk eigenen Erſcheinungen, die man vor der Calei⸗
nation an der Steinrinde nicht wahrnehmen konnte, zeigen ſonnen⸗
klar, daß diefe in den Zwifchentäumen unfers Waffers verborgen
liegende Erde, die durch die Caleination alle Eigenfhhaften eines
wahren und ordentlichen Kalks erlanget, auch eine ächte Kalkerde fey.
| |
$. VII.
> Unter denen Beftandtheilen des Sulzerwaſſers ift endlich, wie
oben im dritten Abfag gedacht worden, das letzte der Selenit, def
2b fen
242 Vom Sukerbrunnen in Baier, -
fen Beweis die Ordnung unferer Abhandlung gegenwärtig erfordert.
Es verftehen aber die Chymici unter dem Selenit einen vermifch- '
ten Körper von dem Gefchlecht der Mittelfatze, der aus dee Vers
bindung der Erde mit der Vitriolſaͤure entfteht, und der, wenn er
einmal aus dem Waſſer abgefondert iſt, fich in felbigem mit der |
größten Mühe wiederum aufiöfen läßt. Ich babe zwar Ddiefen vers
mifchten Körper in feiner Subſtanz und Kryftallfigue aus unferm
Wafler nicht erhalten koͤnnen, doch fehließe ich deffen Dafeyn aus
einem Verſuch, bey Unterfuchung der ABaffer den Selenit zu erwei⸗
fen, den ich von. dem. berühmten parififchen Chymiſten Heren Rouel⸗
fe ſelbſt gelernet habe, und den ich folgendermaßen anftellte:
Sch zervieb die im Keffel befindliche Rinde, laugte felbige durch
Kochen mit diſtillirten Waſſer aus, und nahm davon drey Drach«
men nebft eben ſoviel Weinſteinſalz, vermifchte felbiges mit Kohlen⸗
ftaub und that es in einen Schmelztiegel, den ich fodann mit einem '
Deckel und durchs Lutiren allenthalben wol verwahrte, langfam
austrocknen ließ, und hernach eine Viertelftund lang ins Feuer feßte,
Der Erfolg davon war, Daß ich, als ich den Ziegel vom Feuer
und die Materieheraus nahm, und mit Diftillirtem Waſſer auslaug⸗
te, einen fchwachen Geruch von Schwefelleber verfpürte, Hieraus
ſchließe ich nun mit dem berühmten Herrn Rouelle, daß in der ftei-
nernen Rinde des Keffels die Bitriolfäure mit einem gewiffen Grund»
floff vereinigt gerwefen feyn, und mit felbigem einen vermifchten Koͤr⸗
per ausgemacht haben muͤſſe, der ſich ſehr ſchwer im Waller aufs
loͤſen laſſen: dergleichen der Selenit iſt, von welchem Grundſtoff
ſie ſich auch auf keine andere Art, als durch ſtarkes Feuer und durch
Zuſetzung eines Mitteldinges, mit welchem ſie die genaueſte Verwand⸗
ſchaft hat, dergleichen hier das brennbare der Kohlen iſt, abſchei—
den laſſen. Auf ſolche Art hat ſich nun zuerft mit dem Brennbaren
des Schwefels, und dann durch Zufesung des Weinfteinfalzes, eine
Schwer
Dom Suberbrunnen in Baiern. 243
esndace gebildet, 'die dann auch, da fie von ſich einen gar
‚geringen Geruch und bey dem eingetröpfelten diftillivten Eßig Feine
Schwefelmilch gegeben, in gar geringer Quantität, wie ich auch
folglicy von dem Selenit glaube, in der Steinrinde und in unferm
Waſſet ſelbſt beflndlich ſeyn muß.
§. IX.
* Nachdem ich alſo die Beſtandtheile dieſes Geſundwaſſers, wie
= glaube, deutlich erwiefen habe, fo wäre nun noch übrig , deren
et in Anfehung ihrer Feuerbeftändigkeit und Flüchtigkeit insbefon-
ere zu erklaͤren, und deren Menge, Verhaͤltniß gegeneinander, und
Beſchaffenheit zu beſtimmen. Solches kann ich aber nicht zu Stand
bringen, da ich die vornehmſten derſelben, theils wegen ihrer all:
zugroßen Gubtilität, theils wegen der geringen Menge, in der fie
ſich in unferm Waſſer befinden, theils wegen ihrer unter währen-
der Arbeit gefehehenden Zertheilung, nicht habe vor Augen legen
koͤnnen. Es ift aber auch nicht nöthig, felbige duch eine mathe-
matifehe Ausrehnung forsfältig zu beftimmen, da es zu unferm nö-
thigen Unterricht genug feyn kann, zu wiſſen, daß die Schmefelles
ber die übrigen Beftandtheile an Menge weit übertreffe, fehr fubtit
und flüchtig fey, und fich leicht auflöfe, daß auch alle das Laugen-
- falz , deſſen Dafeyn wir im vierten Abfag num. 4. erwieſen, zur
Zufammenfesung "der Schwefelleber gehöre; und in der natürlichen
Mifchung unfers Waſſers nichts von felbigem frey und: befonderg
vorhanden fey. Daher kann man auch von deſſen Quantitaͤt auf
die Quantität der Schwefelfeber, wovon es einen Haupttheil aus-
macht, gar wol fihließen. Die Kalkerde folgt, der Verhaͤltniß ihrer
Menge nad) , auf die Schwefelleber. Diefe ift nun in unferm
Waſſer in fo geringer Quantität, daß man faft nicht darauf fe
hen, fondern fie für nichts halten füllte, ob fie fich gleich im Keſſel
in merklicher Menge befinde. Denn da die Steinrinde ein Werk
— ha nicht
244 Vom S Sulzerbrunnen in Vaiern
nicht von einem, ſondern mehrern Jahren iſt, auch das friſch aus
der Quelle gefchöpfte Waſſer Feine Veraͤnderung der Farbe und
Durchfichtigkeit, durch Zumifchung irgend eines Niederfihlages, als -
Weinſteinoͤls, Salmicas und Salmiacgeiſtes, diftillirten Eßigs, aufe
gelößten Sublimateg, veetificirten Weingeiſtes 2c: leydet: fo kann man |
es aus dieſen und anderen z. E im zweyten Abfag angeführten Eigen» J
fehaften ohne Schaden und mit Recht unter die leichten Waſſer rechnen.
In noch geringerer, als die Kalkerde, und einander faſt gleichen
Quantitaͤt iſt das Eiſenvitriol, das Küchenfalz und der Gelenit, deren
puren nicht anderft als mit vieler Mühe entweder in der Sfeintinde
des Reffels , oder, wenn man eine große Menge Waſſers bis auf etwag
fehr geringes einfachen läßt, entdecfen kann. Daher kommen fie der
Drdnung nach bey denen Eigenſchaften und Tugenden diefer Quelle
eben fo wenig in Betrachtung, fondern alle ihre Eigenfchaft und Tur I
gend rührer von der Schwefelleber und, wenn felbe entweder von ſelbſt,
oder durch das Feuer, oder fonft auf eine Art zertheilet wird, von
deren feuerbeftändigemn Laugenfalz her : und aus dieſen läßt ſich nun
deren Kraft zu verdünnern, zu zertheilen, aufzuföfen, zu eroͤfnen, die
Schärfe, befonders Die Säure zu dämpfen , herfeiten und erklären. |
X.
Es 4 alſo aus dem vorhergehenden Abſatz ein jeder, in die
Heilungskunſt eine Einficht hat, leicht begreifen, daß der Gebrauch
unfers Waſſers in Krankheiten , die von fehleimigten zähen Feuch⸗
tigkeiten, und daraus entftehender Schärfe, Perftopfungen ; vers
tingerten oder gehemmten Absund Ausfonderungen entftehen und uns
terhalten werden, anzuratben fey , und heiffame Wirkung habe
Die befondere Tugend und Lob aber hat felbiges, daß es beym
Gebrauch den Urin häufig treibt, und den Leib beftändig ſchluͤpfe⸗
zig und offen erhält, wie folches Der berühmte und erfahrne Here
Doctor Geiger; der einige zwanzig Jahre als Phyſicus in Weil⸗
beim
Vom Sulzerbrunnen in Baiern. 245
helm die Praxin mit gutem Gluͤck treibt, aus der Erfahrung be
zeuget. Selbiger hat mir aus feinen Beobachtungen und Erfah—
tungen befräftiget „ daß er unfer Waſſer in Lähmungen, halben
Schlag , Reifen in Gliedern, laufenden und feorbutifchen Gicht ,
‚ Sröfen alten offenen Schäden, u. d. g. beſonders wirkſam befun⸗
den habe. Die Art aber, wie unſer Waſſer in dieſen und andern
Krankheiten, wo ſich der Gebrauch dieſer Quelle anwenden laͤßt,
uu wirken pfleget, ſtelle ich mie überhaupt alſo vor: fobald unſer
Waſſer in den Leib kommt, fo verduͤnnert es Durch die Schwefelleber
die zähen. Feuchtigfeiten in denen fogenannten erſten Wegen des
| Magens und. der Gedärme, loͤſet feldige auf, und wenn fie. aufge
loͤſt find, macht es felbige Durch das Element des Waffers flüßis
ger und gangbarer. Da nun zugleich Die von der Schwefelleber
gereitzten Fibren ſtaͤrker wirken, fo. werden Die Theile von den zaͤ⸗
hen Feuchtigkeiten gereiniget, und ſelbige, theils vermoͤge ihrer
mehrern Beweglichkeit „theils vermoͤge der verſtaͤrkten periſtaltiſchen
Bewegung des Speiſecanals, leichter fortgetrieben, auch freyer
und oͤfter durch den Stulgang abgefuͤhrt.
Wird nun etwa unterdeſſen die Schwefelleber durch die Wärs
me und die Wirkung der Gedärme aufgelöft,, ſo wird das in felbi-
ger befindliche Laugenfalz frey , fegtdie angefangene Verduͤnnerung
der Säfte und Neigung der Fibren beftändig fort, und wird, wenn
es etwa eine Säure antrift , und felbige in fich verfchluckt, zu eis
nem eröfnenden, urintreibenden und purgirenden Mittelſalz. Da
fih num in denen fogenannfen zweyten Wegen der Milch - und Blut⸗
gefäße, die von denen Fehlern der erften nicht lange frey bleiben ,
gleichfals eine Zähigkeit der Säfte, Verftopfung und Schärfe zu ber
inden pflegt: fo glaube ich, daß auch diefe Zufälle, und alle das
von berrührende, als Abftehung der Säfte, Doftigfeit , fchleimig-
ter Nierengries , Verſtopfung der monatlichen Reinigung und ders
gleichen, durch vechten Gebrauch diefer Quelle ſich heben laſſen.
Hh 3 Nach⸗
*
x
246 Vom Sulzerbrunnen in Baiern.
re drin 1 RL rs Fü ehe ne
Nachdem ich alfo den Gehalt und die Beſtandtheile des Sul |
zerwaſſers binlänglich , und, wie ich dafür halte, augenſcheinlich
erwiefen , deren Kräfte nebft ihrer Art zu wirken gezeiget und Die
Krankheiten angedeutet habe, wo es nach Gründen und Erfahrung |
kann gebraucht werden : fo wäre nun noch übrig , daß ich auch
nach der Befchaffenheit eines jeden Patienten und der Art und Ur⸗
fahen der Krankheit die Dofin diefes Geſundwaſſers, nebft dee I
Her und Zeit es zu gebrauchen, beftimmete. Da es aber zu weite
laͤufig wäre, und die zu meinem Endzweck vorgefesten Schranfen
überfehritte: fo begnüge ich mich gegentoärtig, nur kuͤrzlich und in
der Eife anzumerken , daß unfer Waſſer nicht nur in innerlichen,
fondern auch in Außerlichen Krankheiten einen fehr großen Nugen
habe, man mag es num äußerlich als ein Bad, oder innerlich zum
Trinken gebrauchen , diejenigen aber nicht wohl thun, Die beym in⸗
nerlichen Gebrauch das warme dem Falten Waſſer zum Trinken
Horziehen. Denn durch das Kochen berauben fie felbiges feinse
fubtilften und wirkfamften Theile , naͤmlich der Schwefelleber ,
und machen , daß felbiges unfräftig , oder doch wenigſtens
nicht viel wirffamer als gemeines Waſſer wird. Endlich ift auch
wahrfeheinlich , Daß unfer Waſſer, da es zu Polling, wie ich ver⸗
nommen , in irrdenen wohlverwahrten Flaſchen lange Zeit ohne
merkliche Abnahme feines Geruchs geftanden, ſich auch an fremde
und entlegene Oerter bequem verſchicken laſſe.
Dieſes wäre nun, was ich von dem Urſprung, Gehalt, Art —
Kräften und Gebrauch des hoͤchſt heilſamen Sulzerwaſſers kuͤrzlich
habe abhandeln wollen, das übrige, was aus der beſondern Ber’
fchaffenheit eines jeden Patienten herzuleiten iſt, überfaffe ich
dem Medico, der beym Brunnen felbft über Die |
ker Kranken die Aufſicht hat,
Jo⸗
Johann Zriederich le Petit
Abhandlung
von den
Kupfererzen,
Worinnen die Urſachen,
warum das Kupfer aus denſelben ſo ſchwer heraus
zu bringen und darzuſtellen iſt, näher unterſuchet werden.
Aus der
lateiniſchen Urſchrift ins Deutſche
uͤberſetzet.
— — — —— —— ⸗* ee
BEN a —
— — ee, ar Bi j
GES 287 &, Penn eine große Menge gewiſſer Erze auf einmal und
Kae
. in einem Haufenwerke zu beſchicken und durch
Me Kunft zu zwingen; fo. hat die. Zufammenfegung:
Be 9 und Bereinigung ‚ihrer reinen und metallifchen
Theite ſo viele Schwärigkeiten nicht, als fich da äußern, wo es auf
die Auseinanderfegung und Scheidung der mineralifhen und halb⸗
metallifchen Theile, mit, welchen die Erze nicht felten. beſchwaͤngert
find, ankommt, Und eben dieſe find vor andern die Urſache, warum
unter den, unedlen Metallen faſt keines fo ſchwer und mit fo vielem
und weitläuftigen Arbeiten aus feinen Erzen rein und vollkommen
darzuftellen iſt, als das Kupfer. Jedermann weis, was für Holz
und Kohlen, wie viel Zeit und Arbeitslohn, dieſe Art der Bearbeis
gungen erfordern, che Das Kupfer aus feinen Erzen zu feiner Metall
heit kann gebracht werden; und dennoch iſt es mis aller Mühe und
alten angewandten Fleiße nicht zu hindern, daß gleichwohl etwas
fremdartiges, welches zu den eigenthümlichen und wefentlichen Thei⸗
nicht gehöret, nicht, zurück bleiben follte, Wer muß nicht zuge⸗
Jen, daß diefes ſchon von felbft aus derjenigen. Anneigung, und,
wenn ih fo fagen darf, aus denenjenigen Freundfchaftsgefegen fol-
get, welche die Erze und Halbmetalle fo wohl gegen fih und unters
inander, als gegen die Metalle, fonderlich aber gegen das Kupfer,
en Zeigen ſich nun gleich dieſe Schwuͤrigkeiten bad mehr, bald -
weniger, je nachdem naͤmlich die natürliche Miſchung der Kupfer
en: und weniger. eine Hinderung macher; fo iſt doch der Bers
# Si init
2350 Von Rupferergei,
Luft des Kupfers, den die lang anhaftente und fo oft wiederholte Ro⸗
ſtung oder Brennung verurſachet, allezeit betraͤchtlich. Und es wei⸗
ſet ſolchen unter andern die roͤthliche Farbe, welche man nach der
Schmelzung des Kupfers an den Schlacken gewahr wird.
5. IL |
Betrachter und überfchlägt man die bisherigen Rupferbearbeis
tungen wirthſchaftlich; fo muß man befennen, daß fie ihre Fehler
haben. Und eben Daher verdienet es wohl eine Aufmerkfamkeit-und
ein Nachdenken, ob fih nicht ein Fürzerer und der Natur dieſes
Metalles gemäßerer Weg follte ausfündig machen laſſen. Alle bis
Diefe Stunde aufgewandte Mühe und gemachte Verſuche, das
Kupfer auf eine Teichtere und weniger Eoftbare Art von feinen
Erzen zu ſcheiden und in feiner Metallyeit darzuftellen, haben das
nicht geleifter, was man darunter gefuchet hat; unerachter dieſe
Verwendungen von manchen Vorftehern des Bergwerk- und Kürten?
wefens, wo nicht zum Hüttentheile aufmunterungsmweife veranlaſſet,
doch genehmhalten, ja in Hofnung einer kuͤnftigen Verbeſſerung und
zu erwartenden mehrern Vollkommenheit geruͤhmet worden find.
Der größe Mineralogift; Here von Zufti, giebt zur Urfache dieſes
bishero fo unglücklichen Erfolges vornehmlich diefes an, Daß die Berg-
werfsvorfteher und Hüttenbediente wenig und gar Feine Kenntnif,
Einficht und Erfahrung von diefen Dingen hätten; ja bey alle dem
noch. fo dreiſte wären, daß fie alles Neue zu verdammen, und nur
den alten Schlendrian zu erheben pflegten. Nun will ich zwar dies
fen Vorwurf dahin geftellet feyn faffen ; fo viel aber ift doch nur
allzuwahr, daß diejenigen, welche über das Hütten» und Bergweſen
gefeget find, vermöge unzähliger Erfeheinungen und Beobachtungen,
welche unter den Bearbeitungen die Natur und Befchaffenheit der i
Metalle und Mineralien offenbaren, allen Vorſchub und die beften
Mittel in Händen haben , vermöge deren fie die näglichften und dies I
fem
Von Kupfererzen. 251
‚sem Zwecke gemäßeften Verſuche und Erfahrungen anftellen Fönn-
ten. Allein freylich, was find durch alles diefes Leute gebeffert, wel⸗
hen es leider! an einer gründlichen Kenntniß, und an dem fehler,
wie fie nach chymiſchen Lehrfägen gehörig und vostheilhaft zu ass
‚beiten und zu verfa,ren haben.
Vorbelobter Herr von Zuftt hat zwar eine neue Arc, die Rus
pfererze auf den Schmelzhuͤtten zu bearbeisen, vorgefchlagen, und
‚folche in dem IX. The le feiner. periodischen Schrift: neuentdeckte
Wahrheiten zum Vortheile der Naturkunde und des gemeinfdyaftli-
‚hen Lebens der Menſchen, der gelehrten Welt mitgetheilet, und
‚wodurch, wie er glaubet, das vielmalige Nöften und Brennen des
‚Kupferfteines Fönne erfparet und adgefchaffet werden. Allein, irre
ich nicht, fo iſt nicht ohne Grund zu beforgen , e8 möchte. dieſes fein
Spftem, aller fonft vor fih habenden Wahrfcheinfichkeit ungeach⸗
‚tet, bey einer großen, und zugleich auf einmal zu bearbeitenden Men⸗
‚ge Erz die Probe nicht halten, fondern die davon fich gemachte Hop
nung fehl fehlagen. Es iſt wahr, es hat derfeibe einige Einwuͤrfe,
die ihm gemacht werden koͤnnten, weislich vorhergefehen, und fie,
nach feiner ihm eigenen Gefchicklichfeit zu beantworten und zu bes
‚ben gefucht; allein, bey alle dem ift aus allen in diefer Sache ge
‚wiß nicht obenhin gemachten Verfuchen mehr als ſonnenklar, daß
deffen zur Verbefferung und Vollkommenmachung der Kupferarbeit
‚ertheilten Borfchläge fehwerlich möchten anzunehmen und in Vebung
zu bringen ſeyn: indem folche Mittel von ihm angegeben werden, die
theils noch immer Eoftbar genug, theils die zu fehmelzende Maffe
durch fich felbft gar zu fehr vergrößern und anhäufen, ja, wenn
‚man es vecht genau nehmen wollte, vieleicht den nämlichen Kohlen⸗
aufwand, und dieeben fo oft zu wiederholende Arbeit, erfordern wuͤr⸗
den. Und wie? ifteine einfache Bearbeitungsart nicht allegeit eineg
weitlaͤuftigern vorzuziehen , allermeiſtens da, wo man auf dem kurzen
Ji 2 Wege
252 Bon Kupfererzen. h
Wege eben ſo gut zum Zwecke kommen kann, als es durch große Be
mühungen-und auf Umwegen kaum zu bewirken feyn möchte? zumal,
Da in Der. Schmelzkunft, und wo eine große Menge Erze auf einmal
geſchmolzen werden füllen, alle Umwege und Weitlaͤuftigkeiten alles
zeit großen Beſchwerlichkeiten, der Unkoften nicht einmal zu geden⸗
Een, unterworfen find,
5. „Ill
| Durch Kupfererze, von welchen hier die Rede, und deren Beats |
beitung fo muͤhſam und beſchwerlich ift, will ich nur allein diejenigen |
verftanden wiffen, welche in dem Innern der Berge unter einer wahr |
ren Erzgeſtalt gewonnen werden, oder, Daß ich mich deutlicher aus⸗
drücke, welche in dem Innern des Erdbodeng durch die Länge der
Zeit von der Wirkung der unterierdifehen Salze und Dämpfe noch
nicht aufgeloͤſet, zerftöret, und biemit in neue Arten abgeändert und
umgeformet worden: Dergfeichen find 3. B. Kupfergrün (aerugo |
nativa), dichtes Kupfergruͤn oder Malachit (malachites), Kupferblau
(oehra cupri -coerulea), Lazurftein (lapis lazuli), Kupfermulm
(cupri minera terrea ), ‚und andere dergleichen Erden mehr. Alle
dieſe und dergleichen Arten gehören fchlechterdings nicht hicher, indem
fie gleich bey der erften Schmelzung ihr Kupfer von fich geben.
Eben fo wenig kommen in diefer Abhandlung diejenigen Rupfererziz
gen Theile in Betrachtung, welche blos zufällig find. Denn auch
in diefen können verfchiedene metall = und halbmetallige Erze gewons
nen oder denfelben eingefprenget angetroffen werden. Auch diefe
Eönnen auf eine Weiſe hieher gerechnet, noch zugleich mit den eigens
thümlichen und weſentlichen Eupfererzigen und Eupferfehieferigen Bes
ftandtheilen in eine Elaffe gefeget werden. Wohl aber zähle ich
bierunter das Eifen, den Schwefel und den Arfenif, und vornehmlich
dasjenige Erz, in welchem Kupfer mit Eifen, Schwefel und Arſenic,
als wie in feiner Metallmurter, ET und welche zwar in den
Hi Schmelz
Bon Kupfererzen, 253
Schmelzhuͤtten unter den Namen eines unmetallifchen, glasachtigen
und tauben Erzes bekannt, in der That aber allezeit galıheyifcher
Natur und Beſchaffenheit iſt.
(VE De a 2°
Viele practifche Metallurgiſten begnügen ſich bey dee Schmelz⸗
art der Erze blog damit, daß fie die Schwürigfeiten, welche ſich
bey der Ausſchmelzung diefes Metalles äußern, nur von der Feder
‚mann befannten Seite anfehen; ja fie glauben, daß bey den Bes
ſchickungen und Bearbeitungen das Kupfer herauszubringen und dar⸗
zuſtellen, alles vorzuͤglich und am meiſten darauf ankomme, daß das
Eiſen, der Schwefel und der Arſenik los gemacht und abgejaget
werden. Weiter bekuͤmmern ſie ſich um nichts, und denken weder
auf die erzige (naͤmlich zinkiſche) Natur deſſelben, noch auf die wir⸗
kende Kraft und Einfluß des Zinkes in das Kupfer. Ich bin zwar
weit entfernet, in Abrede zu ſtellen, daß die Beymiſchung des Schwe⸗
fels und Arſeniks nicht ſollte einige Hinderniſſe und Beſchwerlich—
keiten mit verurſachen; dieſes aber wiſſen doch auch alle Kunftver-
ſtaͤndige, daß Eiſen und Schwefel bey dem Kupferſchmelzen zur
Verſchlackung und Niederſchlagung nicht wenig nuͤtze und folche
‚befbedere. Und aus diefen Jedermann bekannten Urfachen erhellet
wohl unlaͤugbar, daß die Beſchickung und Bearbeitung der Kupfer⸗
erjze gewiß ſo muͤhſam und beſchwerlich nicht ſeyn wuͤrde noch jene
Arbeit | fo oft dürfte wiederholet werden, wenn Die Anneigungy welde
das Kupfer gegen die gallmeyiſche Natur, oder, welches einerley iſt,
welche das Kupfer gegen den von Natur beygemiſchten Zink bat,
nicht viel ſtaͤrker wäre, und eben vermöge diefer ſtaͤrkern Verwandt⸗
ſchaft und Anneigung gleichfam ein drittes Mittelmefen darftellere,
bey dem die Trennung und Scheidung der Theile, Welche allererft
"Durch das Schmelzfeuer auf das innigfte mit einander verbunden
pn find, um fo beſchwerlicher und muͤhſamer ſeyn muß.
3i3 S. V.
254 - Ron Kupfererzen,
SA & V.
Zieht man die Grade der Anneigung, und der daraus fol⸗
gende Aufloͤſung der Metalle, Halbmetalle und des Schwefels in
eine genauere Betrachtung: fo erfennet man leicht, daß die Metalle
die Halbmetalle. nicht nur lieber annehmen und ſich mit ihnen vers
einigen, und zwar ohne Derfelben Zerftörung ; fondern daß fie auch
in diefer Mifchung das Feuer viel ftärker aushalten , als fie vor
fich ſelbſt beftehend nicht vermögen. Beydes kommt, obgleich im
geringerm Grade, vom Echwefel her, und das durch ihn zerſtoͤrte
Kupfer verliert ſeine Metallheit. Was den Arſenik betrift, ſo
wird derſelbe zwar wegen ſeiner Natur und Eigenſchaften unter die
die Halbmetalle gerechnet; er kommt aber gleichwohl wegen ſeiner
Fluͤchtigkeit dem Schwefel am naͤchſten bey, ſo daß folglich beyde,
nämlich der Schwefel ſowol, als der Arſenik, leichter und ges
fehwinder, als der Zink, von Kupfer können befreyet und geſchieden
werden. Hingegen feheint die Verbindung des Zinfes mit andern
Metallen fo innig und Dauerhaft nicht zu feyn. Es zeiget fich die⸗
fe8 fonderlich am Bleye, oder wenn ſolches Kupfer zum Meping-
machen genommen wird, welches durch Bleyarbeit gegangen , oder
dennoch etwas Bley beygemiſchet iſt. Denn dieſes Kupfer nimmt
den Gallmey (minera zinei terrea), oder den Zink fo leicht nicht
in fich , Tondern machet vielmehr das Meßing dergeftalt fpröde, daß
es fich unter dem Hammer nicht treiben läßt. Eden diefes ereignet
fich , wenn zu diefer Arbeit ——— Zinkerz (minera zinei
Ylumbaria) ‚genommen wird.
g. VI.
Es iſt oben ‚gemeldet worden, daß die meiften Rupfererzarten
„gelmeyifcher Natur und Beſchaffenheit find, und den ächten wahren
u enthalten, Es ift zwar wahr, daß äußerlich ſolches an den
Kupfer⸗
Bon Kupfererzem. 255
T iteiergen nicht fo, wie an den eigentlichen Zinkerzen, zu erken⸗
nen ift; feine Kraft, Wirfung und Kinflug aber erweiſet es zur
Gnuͤge. Die Art und Weiſe, wie es fi) in den Schmelzhuͤtten,
wo Kupfererze bearbeitet werden , vom Nöften an Bis zum Gars
machen des Kupfers, durch alle Bearbeitungen hindurch entdecket,
und zu Tage leget, beruher auf folgenden. In der erften Röftung,
nachdem das Haufenwerk der Erze einen gewiſſen Feuersgrad ause
geftanden, wird das Erz leicht entzündet und brennet.- Es kommt
eine Menge weißer und heller Flammen zum Vorſcheine, welche
nad) der Abbrennung nicht nur unter einem Dicken und weißlichen
Rauche und Dampfe auf der Oberfläche des geröfteten oder gebranne:
ten Haufenwerkes einen häufigen weißen und feuerbeftändigen Su⸗
blimat und Zinkblumen zurüclaffen; fondern man findet auch uns
h ter der Dberfläche des Haufenwerkes zwifchen den Ritzen und
Schrunden eine andere Gattung Zinkblumen, weldhe von den erftern
Zinkblumen und allen andern Metallblumen darinnen gänzlich ver«
ſchieden find, daß fie fich unter einer glasächtigen Geftalt, wie gelbe
lich weiße Wolle darftellen. Da nun diefe beyde Arten Zinkblumen
nach Marggrafs Anmweifung zu ihrer Metallheit gebracht werden wers
den koͤnnen; fo irren ja wohl Diejenigen, und werden von andern in
Irrthum geführet, welche diefe Blumen für weißliche Arſeniksblumen
Ben, da diefe doch , wie jeder Kunſt⸗ und Bergverſtaͤndiger Weis,
böhrflüchtig und —E— wie die — fenerberpindtg finds
Eden fo eriveifet fi) weiters bey der erfien Schmelzung die
Gegenwart des Zinkes, durch das viele und weißliche Sublimat,
welches von der großen Gewalt der Blafebälge und der Luft aus
den Schmelzöfen über die Heerde, welche ganz weiß davon beſchla⸗
gen werden, in hellen Flammen getrieben wird, und melche Flams
men , nachdem fie fich in einen dicken und weißen Rauch verwandelt,
in Dämpfen aufgehen ; und welches Sublimat ſich theils an die
ents
256 Von Kupfererzen.
entgegengeſetzte Oefnwand anleget, theils im Heerde auf der Ober⸗
fläche der Schlacken ſich befindet, und ſolche uͤberdecket. Man kann
hievon die ſchoͤnen Anmerkungen nachleſen, welche der berühmte:
KRruͤger, deſſen fruͤhzeitigen Tod die gelehrte Welt ſehr bedauert, in
dem hamburgiſchen Magazin gemacht hat. Es werden die Eſſer und
Hauchfänge von dieſem Sublimat ganz angefüllet ; und es leget ſich
nicht nur jener fattfam befannte verdichte Metallvauch, oder das zur, |
ruͤckgebliebene Zinkfublimat einige Daumen dicke an die innen. |
Dfenfeiten an, und erzeuget den Dfenbruch (cadmia furnorum );. |
fondern man Fann auch), unter gehörigen und porfichtigen Dandgrife |
kin feibft den Zink in Metallgeftait erhalten und darſtellen.
$. VII.
Es kann wohl nicht in Zweifel gezogen werden / daß durch |
dieſe erfie Schmelzung der Kupfererze zum Theile die innigfte Ver⸗
einigung der in dieſen Erzen zurückgebliebenen Zinftheife mit dem’
Kupfer vorgebe; ja fo ſtark, als bey dem Meßingmachen erfolgen:
würde, wenn Durch die, von den Blafcbäfgen dazufommende haus
fige Luft und Wind folches nicht verhindert würde. Denn die:
Theilchen, welche dazu erfordert werden , find ja im Kupfer fehon
vorhanden, da im Gegentheil beym Meßingmachen das Zinkerz von
außen nach innen, wie in der Cämentation, fich durch die Dämpfe
und Dünfte erſt in das Kupfer eindringen und wirken muß. Say
was das meifte, es wird auch dieſem Halbmetalle, was davon nur
immer in die Maffe des Kupfers übergegangen ift, der Weg zu eis
ner anderiveitigen Trennung und Befteyung dadurch ganz und gap
abgefchnitten, da die im Heerde verfehloffene flüßige Maffe von den |
aufliegenden Schlacken gänzlich bedecfet wird. Wer weis aber 1
nicht , wie lange Die Metalle und Halbmetalle im verſchloſſenen
Teuer aushalten?
$. VIII.
Won Kupfererzen. 257
fa nn ne VE
Was das Roͤſten oder Brennen der zinkhaltigen Kupfererze ans
langet, fo ift ſolche mit Kohlen zu bewerkſtelligen fo vortheilhaft
nicht, als wenn fie mit Holz⸗ oder Flammenfeuer verrichtet wird;
bgleich in andern Fällen die erjtere Verfahrungsart der andern unz
endlich vorzuziehen if. Denn auf dem erften Wege, wo der Rups
ferftein oder das Kupfererz mit abwechſelnden Koblenfchichten bes
fehicket wird, kann die Befreyung und Trennung des zinkhaltigen
Theils um fo härter und ſchwerer bewirket werden, je firer und
feuerbeſtaͤndiger er, durch ſeine Anneigung und im Schmelzfeuer mit
dem Kupfer geſchehenen Vereinigung, geworden iſt. Die Kohlen
werden gewiß mit ihren Phlogiſt, welches ſich vor allen brennlichen
Weſen zur Vereinigung des Zinkes mit dem Kupfer am beſten ſchi⸗
cken muß, ſo viel machen, oder deutlicher zu reden, verhindern, daß
der Kupferſtein oder das Kupfererz nicht calciniret, und eben hiedurch
der Zink um ſo leichter von ihm freygemacht werden moͤge. Maquer
hat ganz recht angemerket, daß das Kupfer vom beygemiſchten Zink
nicht nur leichtfluͤßiger, ſondern auch nachher im Feuer viel ſchwerer,
als fich felbft gelaffen, calciniret werde; welches auch die Erfah-
zung ohne Ausnahme zu beftättigen feheinet. Ja vieleicht iſt dieſes
eben Die Urſache, warum es bey dieſer Nöftungsart weniger Zink
blumen, als im Flammfeuer, giebt. Daß aber felbft durch das
lang anhaftende und oft wiederholte Roͤſtungsfeuer der Zink nicht
gänzlich und vollkommen befreyer und gefihieden werde , erkennet
man nicht nur daraus, weil der in feuchter Luft ſich erzeugende Vi⸗
triol zugleich den Zink aufloͤſet, und den weißen Vitriol oder fogenanns
‚ten Zinkvitriol machet; fondern auch aus denjenigen weißlichen Zink
Bi weiche bey den Kupferarbeiten ſichtbar find, und zwiſchen
grünlichen Kupferflammen fich zeigen; ja endlich aus dem Zinkſubli⸗
nat ſelbſt. Es har aber auch weiters das hieraus entſtehende rohe
SE Kupfer
258 Won Kubfererzen.
Kupfer insgemein eine allzugelbe Meßingfarbe, welche Farbe erſt
in den darauf folgenden Arbeiten der Reinigung und Garmachung,
auf das es ganz rein werde, gleichſam abdunſten und verfliegen muß,
ehe es die eigentliche röthliche Rupferfarbe erhäft, und welche um fo leb⸗
hafter und brennender iſt, je mehr das Kupfer von allen fremden
Theilen befreyer , ja je mehr feine natürlichen und eigenthuͤmlichen
Theile find zufammengebracht worden.
. IX
Allen Zinkerzen, ja allen Erzarten. gallmeyifcher Natur if nicht
nur Eifen beygemifchet; fondern fie löfen auch wegen der Verwand⸗
fehaft und Anneigung Kupfer und Eifen zugleich auf, ja fie verei-
nigen beydes miteinander , welches fie ohne dieſe Beyhuͤlfe, für fich
allein beftehend, nicht thun Fünnen. Und, welches vorzüglich anzu-
merken ift , fie löfen einen beträchtlichen Theil unmetallifcher Erde
auf, und nehmen fie bey der erſten Arbeit des rohen Erzes zugleich
mit dem Arfenit in ihre Mifchung auf; und, weil der Schwefel,
der, wie bekannt ift, über den Zink feine Macht hat, durch dieſe Zu-
fammenfegung und Vereinigung zu unkräftig und ſchwach geworden
if, als daß er in das folchergeftalt durch den Zink bedeckte, und
fo zu fagen gefehüste Eifen und Arſenik wirken und folche behoͤrig
verſchlacken Eönne : fo folget wohl hieraus ganz natürlich und
von felbft, daß auf diefe Weiſe die Scheidung der übrigen und zu⸗
ruͤckgebliebenen Theile um fo langſamer und härter von ſtatten ges
he. Es ift dahero allerdings nothwendig, daß in Befhidung und
Aufbereitung der Bupfererze förderfamft dasjenige fortgefchaffer und
ausgejsget werde, was bey dem Meßingmachen dem Kupfer beyges
ſchlagen und durch Runſt zugefezer wird, Denn bier wird dag
Kupfer umgekehret wieder in. denjenigen Zuftand gebracht , woraus
e8 durch die erften Arbeiten und Behandlungen fo ſchwer zu bringen
"ar ; nur mit den Unterfchiede , dag im erften Fälle aus Abwe⸗
| ſen⸗
Don Kupfererzen. 259
fenheit des Eiſens, Schwefels, Arfeniks And einer häufigen unmez
- tallifchen Erde, das Kupfer in’ feiner Metallheit zu bleiben genoͤthiget
wird; da es hingegen bey dem Zuſchlage und der Miſchung aller die⸗
fer Dinge vererzet, und viel ſchwerer und muͤheſamer als ein reines Me—
tall wiederhergeftellet wird, als es bey dem Eünftlich gemachten Kupfer:
* durch bloße Scheidung des —— und des Arſeniks gebrauchet.
§. X.
Bis jtzo wiſſen wir keinen Fürzern Weg, wie der Gallmeys
ftein oder das Zinkerz in großen Haufenwerken von dem Kupfer Teich»
ter koͤnne befreyet und gefchieden werden ; ob gleich in Heinen Ver⸗
füchen mehrere Arten bekannt find, wie aus Mefing reines Kur
pfer herzuftellen if. Vieleicht bat fich Deswegen niemand an
noch darum. befümmert ; weil der Nusen zu dieſer Abficht viel zu
wenig gefchienen hat... Allein es wuͤrde ganz. gewiß eines der. nüß-
lichſten und vortheilhafteſten Werke ſeyn, wenn dieſe Bearbei⸗
tungsart auf die Beſchickung und Aufbereitung des Kupfers, gall⸗
meyiſcher Natur, uͤbertragen würde, und zwar ſo, daß man das
durch den Sieg erhalte! jedoch vom Künftigen. läßt fi —J das
und alles hoffen und erwarten.
"Der berühmte Kunkel a Koewenftein überredet fich Mara /
es Tönne die Gallmeyerde vom Kupfer nicht frey gemacht und ges
fhieden werden ; allein jtzo find wir eins Beflern befehret, indem
wir wiſſen, daß folches fogar, ohne allen. Beſchlag und. Zuſatz
bloß durch die Gewalt des Feuers geſchieht. Nur hat es dieſe ein⸗
zige Unbequemlichkeit dabey, (und wer wird laͤugnen, daß ſie nicht
groß genug ſey?) daß dieſe Gallmeyerde oͤfters durchs Feuer muß, wenn
das Kupfer völlig frey werden ſoll, wie die oͤftern Bearbeitungen der⸗
‚gleichen Kupfererze hievon die überzeugendften Proben gegeben haben,
Kk2 §. XI.
260 Don Kupfereyen
ae ee
Ich habe geglaubet, dieſe meine Abhandlung werde in der Abs
ficht nicht überflüßig , fondern vielmehr nüglich feyn , damit aus
Derfelben um fo. mehr offenbar. werde , mie die Kraft und Wirkung
des Zinks und deffen Erzes nicht zu verachten, und zwar. diejenige «
welche fich in Denenjenigen wefentlichen Theilen zeiget , welche in den
Kupfererzen als eigenthuͤmliche und natuͤrliche angegeben werden. Uebri⸗
gens finden ſich in den fehmwedifch ⸗ akademiſchen Schriften, welche zum
Deftender Wiffenfihaften ausgebreitet werden, mehrere Abhandlungen;
in welchen Selloth, Melonius; Maquer, Marggraf und andere ih⸗
re Gedanken von der Natur, Weſen und Beſchaffenheit dieſes Halb⸗
metalls ihre Meynungen eroͤfnet haben. —
Dieſe unſere Gedanken aber, welche wir hier entdecket *
und welche von eigenen, beſonderen, und ganz und gar einfachen
und natuͤrlichen Verſuchen und Erfahrungen bewaͤhret worden find,
laſſen ganz und gar Feinen Zweifel übrig, daß es nicht noch viele
Rupfererzarten , fonderlidd Schieferarten geben ſollte, welche gall⸗
meyiſcher Natur und Wefens find. Und es ift gar fehr zu glauben,
daß wenn wir mehrers in Erweiterung der Mineralwiffenfihaft und in
Bekanntmachung der im Mineralveiche vorkommenden Sachen je⸗
nem fchwedifchen Exempel folgen würden, es nicht fehlen follte, daß,
aud) bey uns Diejenigen Kupfererze worden entdecfet werden , welche
die Schmeden Meßingkoͤnig benennet haben. Wovon mit, meh⸗
tern: der VII. Band ‚der ſchwediſchen Abhandlungen ande ı
geſchlagen werden kann. | are
Te
Hr
ER EA
Jacob
Jacob Chriſtian Schäfer:
Erfolg
Verſuche
Saamenwolle
der Schwarzpappel und des Wollengraſes
wirthſchaftsnuͤtzlich
zu gebrauchen.
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J J— 2. = 17%
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* Ki N # > f Hr |
— al: *
Ana
Eriter Abſchnitt.
Veranlaſſung und Abſicht der angeftellten
Verſuche.
— §. L.
FR
€ 3 u den mannichfaltigen Hinderniffen, welche in gegenwaͤr⸗
Se tigen Zeiten den Lauf der Öelehrfamkeit, und die Aus—
breitung der Wiffenfihaften, nicht wenig hemmen , dem
‚gemeinen Werfen aber überhaupt fehr laͤſtig fallen ; ſcheinet eine neue
und fehr beträchtliche fich zu aͤußern.
$. II.
Nicht nur etwann in den Gegenden hiefigen Ortes, fondern fat
in ganz Deutfchland, werden über, den allgemeinen Abgang Des
P:pierzeuges oder der fogenannten Lumpen , fonderlich was die
weißen beteift „ und uͤber den eben Daraus entftehenden Mangel des
Papiers felbft, nnd vorzüglich Des weißen: Papiers, feit einiger Zeit
‘mehr, als jemals, die. größten Klagen gefuͤhret. A
S, II.
vn Verſuche von der Graswolle.
| $. 1 Il.
Man verfuche es nur , und er oder Berfeßreibe da, wo
Ga fonft alle Arten eines guten und weißen Papiers in Menge
haben Eonnte, wenige Nieße oder Ballen; man wird gar bald, anftatt
des Papiers , die unangenchme Antwort erhalten ; Man fey mit
diefer Art nicht verfehen, oder man Fönne, es nicht mehr , wie cher
mals , in Menge verfertigen. Man erkundige fich nad) der Urſache?
Es wird überall heißen; es fehlet an dem noͤthigen weißen Zeuge,
oder an den Lumpen; es find faft nirgends dergleichen mehr aufzu⸗
treiben. Und wo ja. noch Papier angetroffen wird, da wird auf
der andern Seite, fo wohl aus eben angeführter Urfache, als aus
andern leicht zu begreifenden Gründen, der Preis über die maßen,
und oft mehr, als über die vorige Hälfte, erhöhel. Nas muß das
Meich der Wiffenfchaften und der Gelehrſamkeit, was muß dag ger
meine Weſen hiervon nicht für ni Nachtheil und Dinders
niſſe haben?
$. IV,
Was ich eben angefuͤhret iſt mir einige Jahre her, ſonderlich
aber in dieſem Jahre, zu meinen groͤßten Mißvergnuͤgen, ſelbſt begeg⸗
net. Ich habe, wie viele Andere, manche nuͤtzliche Abhandlung blos
aus der Urſache unabgedruckt liegen laſſen muͤſſen, weil man das
dazu noͤthige Papier, aus Abgange der weißen Lumpen, nicht u
ůͤberkommen koͤnnen.
§. V.
Dieſe eigene unangenehme Erfahrung hat ſchon vor geraumer
Zeit alles dasjenige bey mir in die lebhafteſte Erinnerung gebracht,
was ER gelehrte, und andere geſchickte Männer, denen Die,
Foͤr⸗
‚
» p _ | k \
Verſuche von der Graswolle, 265
guderung der Wiſſenſchaften, und der Nutzen des gemeinen Be
ſten am Herzen liegt , Dieferwegen von Zeit zu Zeit in Vorſchlag
gebracht haben. Ich meyne: ob fi der Abgang der Lumpen, «ls
i des bisherigen gewöhnlichen Papierzeuges, nicht durch eine andere
AIrt eines eben fo guten Zeuges follte erſetzen Taffen 2
g VI.
Man findet in den Tagbuͤchern der Academien, und Geſellſchaf⸗
sen der Wiſſenſchaften, eben fo, wie in andern gelehrten dͤconomi⸗
ſchen Schriften, von verfhiedenen Perfonen verfchiedene und manz
nichfaltige Sachen zu Diefem Zwecke angegeben ; und von denen
nicht felten, mit vieler Wahrfcheinlichkeit, dargethan worden ift,
daß fich ſolche zu einen fauglichen Papierzeuge zubereiten , und das
raus ein allerdings fihönes und wohlfeiles Papier verfertigen
laſſe. Ein berühmter und gelehrter Gnertarde hat uns von] diefen
verfchiedenen Vorfchlägen,, und den Gründen, worauf fie beruhen,
ein eigenes, umftändliches und aller Nachahmung würdiaes Vers
zeichniß geliefert. *) y
$. VII.
In der Lifte des erfigemeldeten Verzeichniffes ließet man nun
vorzüglich auch Diejenigen Baum⸗ und Pflanzenarten vorgefchlagen,
welche zus Elaffe der Wurft- oder Rasgenblürhig (iuliferae), und
der Grasartigen (gramineae) gehören, DBeyde. haben dieſes gar
häufig eigen und befonders, daß ihre Saamen mit einer Art Wolle
umgeben find; und von weldher Wolle man lange Zeit geglaubet
hat, daß die Saamenkoͤrner damit bios in der -Abficht von der Na-
j fur
#) Iournal oeconomique. Iuillet. 1751. 9.76. Hamburgiſches Magazin,
8. XVII ©t. IV. 8. 329. u. f.
cs
266 RVerfuche von der Graswolle,
tur waͤren gezievet worden, Damit ſolche von der Luft und dem
Winde um fo mehr zerfireuet, und an Diejenigen Orte hingebracht
werden könnten , wo fie Wurzel zu fallen, und fi) Be
vermögend wären.
$. VI.
Gleichwie aber die Natur in ihren Werken, und mitgetheilten
Eigenfchaften, mehrere Abfichten zugleich haben Tann: alfo hat man
bey reiferm Nachdenken , durch angeftellte Bergleichungen, und |
daraus gezogene Folgerungen, auch von dieſer Saamenwolle ein |
gleiches gemuthmaßet. Und man hat nach dem Baue, dem Weſen
und den Beftandtheilen derfelben Gründe angegeben, Daß fich aus
derfelben , unter andern , allerdings auch ein eben fo gutes Papier-
zeug, als aus den beften Lumpen, verfertigen laſſe. Man hat Dies
fes von den Weyden- und Pappelbiumen, wie auch von einer gemein.
nen Art —— inſonderheit zu behaupten geſuchet.
$. LX.
Es war zu Ende des Brachmonates, und zu Anfange des Heu⸗
monates gegenwärtigen Jahres , als meine Abficht und mein Weg,
die natürlichen Sachen hiefiger Gegenden mehr und mehr auszu⸗
Fundfchaften und Fennen zu fernen, mich in einige Dererjenigen Gegenden
führete, wo an einem Orte die Schwearspeppelbäume ihre Wuͤrſte,
oder Kaͤtzgen (iuli) „in folcher Menge fallen ließen, daß von ihnen,
und von der ihnen noch anbangenden oder ſchon] abgepflogenen
Saamenwolle , der ganze Boden weiß und wie mit Schnee bedes
cket ausfah ; und wo an vielen andern Orten die Wiefen von einer
einzigen Grasare ein eben fo weißes Anſehen hatten.
EX.
Verſuche von der Graswolle. 267
307).
Dieſer Anblick machte aufs neue alles in mir rege, dasjenige
— mit welchem ich ſchon fo lange umgegangen war, unges
ſaͤumt ins Werk zu fegen, Ich nahm mir nunmehro im ganzen
Ernſte vor, mit diefer Pappelz und Graswolle alle mögliche Verfuche
zu machen, um aus der Erfahrung überzeuger zu werden , ob und in
wie ferne fich daraus ein taugliches Papier , oder fonft etwas nuͤtzli⸗
ches; werde machen laffen,
5. XI.
Ich ließ in dieſer Abſicht, und zu dieſem Zwecke, foͤrderſamſt
alles von dieſen beyden Arten der Saamenwolle aufleſen, nach
Hauſe tragen und zupfen, was davon nur vorhanden war. Ich
nahm keinen Anſtand, dieſes von Zeit zu Zeit, und ſo lang zu wie⸗
derholen, als lang es dergleichen Saamenwolle gab. Und ich er⸗
hielt auf diefe Weiſe einen ziemlichen und folhen Vorrath, wels
chen ich zu den anzuftellenden Verſuchen für zureichend achtete,
$. XI.
Gegenwärtige Blätter find nun dazu gewidmet, von folchen
meinen gemachten Verſuchen, und deren Erfolge, Rechenſchaft zu
geben. Gind fie gleich nicht alle nach Wunſche ausgefallen; kann
ich ‚gleich den daraus zu erwartenden Nugen, im ganzen nnd eigent⸗
lichen, noch nicht gewiß beftimmen , oder als beträchtlich angeben;
habe ich gleich den anfänglichen Gedanken vom Papiere gar bad,
obgleich nicht auf immer, fahren laſſen muͤſſen; giebt es gleich noch
viele Verſuche, die, außer den meinigen, ſich noch weiters möglich
zeigen + fo hoffe ich doch, es werde auch eine dermalige bloße, je
N doch freue und wahrhafte Erzählung meiner Verſuche, und deren
riet, von gelehrten und billigen Männern nicht übel aufge
212 nom⸗
268. WVerfuche von Der Graswolle.
nommen, wenigſtens meine darunter gehegte gute Meynung, und
die aufgewandten Bemühungen, zum Beſten angeſchrieben wer⸗⸗
den.
$. XII.
Ehe ich aber auf die Verſuche ſelbſt komme, wird es noͤthig,
und mir erlaubet ſeyn, denenjenigen zum Beſten, welche mit der
Kraͤuterlehre eben nicht ſonderlich bekannt ſeyn, eine nothduͤrftige
Anzeige und kurze Beſchreibung, derjenigen Baumart, und desje⸗
nigen Wieſengraſes, zu ertheilen, mit deren verſchiedenen Saas
menwolle ich meine Verſuche dermalen ganz allein angeftellet habe. |
Ja, ich fehmeichle mir manchem Landwirche einen Gefallen gethan |
zu haben, daß ich ihm Diefe beyden Arten der Saamenwolle gefus |
chet babe, Eenntlich zu machen,
$. XIV.
Diejenige Saamenwolle, mit welcher ich die erften Verſuche
vorgenommen habe , ift die Saamenmwolle des Schwarzpappelbaus
mes Ach zweifle, ob fie irgend einem Land - und Hauswirthe
unbekannt feyn kann. ch werde daher and) zur Kenntlihmachung
diefer Baumart das Wenigſte zu fagen haben.
— J 3 “
Es giebt bekanntermaßen außer dieſer, der Schwarspappel;
noch zwo andere Arten, die ebenfalls den Namen der Pappelbäur
me haben , und die an manchen Drten Deutfchlandes ungleich haͤu⸗
figer zu wachfen pflegen, als die Art, von Der wir reden.
S. XVL
J | Verſuche von der Graswolle. 269
Be: 5. XVI.
Die eine Art führet den Unterfcheidungsnamen der Weißpappel⸗
Die andere heißt die Aſpe oder r wegen der faft beftändig zitterhaft
fih bewegenden Blätter, die Sitterpappel; und die dritte, welches
Die unferige ift, führet den Beynamen der Schwarspappel,
$. XV.
Dieſe letztere wächft gern in einem fetten und naffen Boden ,
Bächen , in naffen Auen, und auf ſolchen Snfeln, die oft und häufig
überfchmwenmmet, und unter Waſſer gefeget werden. Der Ort, wo
unferm Regensburgesam nächften, faft nichts, als folhe Schwarz
pappeln, und zwar in ziemlicher Menge angetroffen werden, ift dies
jenige Inſel mitten in der Donau, fo den Kalchfelfen, welcher Reils
fein genannt wird, und dem Dorfe Schwäbelweis gegenüber liegt;
und welche Anfel den Innwohnern gedachten Dorfes zur Viehweyde
— ift.
$. XV.
Die Außere Rinde diefer Schwarzpappel ift von der Rinde der
- Weydenbäume faft garnicht unterfchieden; ja der ganze Außerliche
Wachsthum kommt den Wenden in allen Stücen fo vollkommen
gleich, Daß es faft die außerordentliche Höhe und Größe diefer Paps
peln allein ift, wodurch fiefich vor den Werden, als rwelche ungleich
Eleiner und niedriger wachen, Fenntlic) machen. Die Zweige und
Sproffen find Enotig, und, wenn fie nicht gar jung find, insgemein
ſchmutzig⸗weißer Farbe.
"Die Blätter find glatt, gegen den Stiel breiter , Tänglich-
rund, zugefpigt , und dem Epheu gleich; im Frühlinge und an den erften
13 \ ©pnf
X
270 Berfuche von Der Graswolle,
Sproſſen gelblich gen, außer dem an der obern und untern Fläche
glänzend, fonderfich aber an jener ſchwarzgruͤn; der Rand aber iſt
ſchwach singeferbt oder eingefehnitten,
$. XIX.
Diefe Schwarzpappelbäume find doppelten Geſchlechtes. Einiz
ge find männliche, andere find weibliche Pappeln. Jene, die Maͤnn⸗
gen, tragen ſolche Zaͤpfgen, Wuͤrſtgen oder Kaͤtzgen, die eine Art
Mehles, oder Staubes, in ſich enthalten, und welcher Mehlſtaub,
ſo oft die Wuͤrſtgen angeruͤhret, beweget oder geſchlagen werden,
wie ein Rauch aufſteigt; und dieſer Mehlſtaub, wie es unter den
meiſten Kraͤuterlehrern als ungezweifelt angenommen wird, ift der |
maͤunliche Saamen. Dieſe, die Weibgen, tragen ſolche Wuͤrſtgen,
oder Kaͤtzgen, welchen rundliche und oben ſpitzig auslaufende, ans
fangs grüne und weiche, zuletzt aber ſchmutzig⸗weiße, holzartige und
harte Saamengehaͤuße ganz gedraͤnge, und in Menge, anſitzen.
Dieſe Saamengehaͤuße ſpringen, wenn ſie reif ſind, in zween Theile,
deren jeder eine kleine Halbkugel vorſtellet, von einander. Und eben
zu der Zeit, wenn dieſe Saamengehaͤuße zerſpringen, kommt der
darinn verborgen gelegene und reifgewordene Saamen zum Vor⸗
ſcheine.
J
& XX. a
“des Saamengehäus enthält eine ſolche Menge Feiner, platte
gedruckter , Tänglicher und braͤunlicher Saamenkoͤrner in fich, die
nicht nur ſchwer zu zählen find, fondern die vornämlich mit einer
befondern weißen , zarten und weichen Wolle umgeben, und
darein ganz eingewickelt find. Und gleichwie Die Dappelwole, dem |
aͤußerlichen Anfehen und andern Eigenfchaften nach, wirklich in allen I
Stien I
Verfuche von der Graswolle. 271
Stücken derjenigen Wolle gleich zukommen feheint , welche in ei⸗
nem vorzüglichen Verftande unter -dem Namen der Baumwolle bez
kannt iſt: alfo hat eben dieſe Gleichheit andern zu der Vermuthung,
und fo auch mir zu den Perfuchen , den erſten Sioff gegeben, es
mögte dieſe Pappelwotte auf gleiche Weiſe, wie die ordentliche
Baumwolle , zu Papiere , und andern wirthfchaftfichen Rn
koͤnnen tüchtig gemacht und genuget werden,
& XXL.
Es kommt aber die Schwarspappel bey den Rräuterichrern,
und in deren Schriften, unter verfihiedenen Namen und Umfihreis
bungen vor. Beym Kinndus *) und Boller **) heißt fie x popu-
lus foliis deltoidibus acuminatis ferratis levibus. Bey den Meis
ſten übrigen Schriftftellern wird fie nur ſchlechtweg populus nigra
genennet,
Abbildungen von ihr giebt Weinmann , Bladwell }) und
andere mehr. Sonſtige Nachrichten von diefer Schwarzpappel fin=
det man beym Erbare 17) Miller m) N —* in meiner Arzneykraͤu⸗
terwiſſenſchaft. tft)
$. XXIL
Die zweyte Art der Saamenwolle, , mit der. ich mich bey mei⸗
nen Verſuchen beſchaͤftiget habe, iſt ein ſehr gemeines und haͤufi⸗
Eu Syftema naturae. Tom. II. N. 996. B. 1294, er
) Enumerat. Stirp. Helvet. p. 156.
*) Phytanto Zaicmograhia. Tab. 927. Fig. 6.
©, +) Tab. 248.
+) Oeconomiſche Pflanzenhiftorie. Tab. 927. Fig. 6
+4) Gärtner, Lexicon, T. Il. ©. 157.
T N. 296. 242.
272 Verſuche von der Graswolle.
ges Wiefengras. Es hat dieſes Wiefengras in unfern teutfehen
Gräuterbüchern , um ihrer weißen , ſchoͤnen und buͤſchelweiſe ſtark
bey einander fichenden Wolle wegen, den ſchon obgedachten Nas
men , Wollengras , oder Wollenflachs erhalten ; wiewohl ihre
ſchoͤn glänzenden Fäden mehr eines Seide als einen Wolle glei
chen.
6. XXIII.
Dieſe Grasart waͤchſt auf naſſen, moßigen und ſumpfigen Wie⸗
fen, und zwar am allerliebften und häufigften auf folchen Wieſen,
die entweder in und zwiſchen Waͤldern liegen , oder Doch folchen
angrängen. Der Ort, wo ich fie unferer Stadt am naͤchſten, und
ſehr häufig, angetroffen habe, aud) von daher zu meinen Verſu⸗
hen mir beingen laſſen, find die Wiefen , fo auf dem Wege über !
Grass nad) Obergebreding in dafigen Gründen, zwifchen und an
den Wäldern liegen. Auch befindet ſich in dem Prüflingerwalde, |
gechter Hand von dem Abacherwege einwärts, eine fehr naffe und |
fumpfige Wiefe, allwo Diefes Wollengras ebenfalls in ziemlicher |
Menge jährlich zu wachfen pfleget. | nr
$. XXIV.
Der Stängel diefe graswolle, wächft einen Schul hoch , und |
ift mit ein paar Grasblaͤttern befeget. Oben fpaltet oder eroͤfnet
fich diefer Stängel in eine Art des Kelches, oder in eine Blumens
(beide, woraus mehr und tveniger, als vier oder ſechs Blumenartige |
Buͤſchel eine jede mit einem eigenen kurzen Otiele, entſpringen.
&
$. XXV.
- Berfuche von der Grasmwolle, 273
A 6. XXV. ? eu
* Dieſe erſtgenannten Blumenbuͤſchel ſind das Merkwuͤrdigſte
9 Graſe, und machen es vor andern Grasarten ganz unge—
kenntlich. Es beſtehet aber jeder groͤßere Blumenbuͤſchel
aus mehr andern kleinern, welche von einem ſchuppigen Kelche
jufammengehalten werden. Anfangs ſtehen dieſe Buͤſchel aufs
recht; bey mehrerer Zeitigung aber haͤngen ſie unter ſich. Der
Saame iſt anfangs von dieſen Wollenbuͤſcheln faſt ganz bedes
cket, und ſitzet dergeſtalt tief innerhalb dem ſchuppigen Kelchen, daß
er wenig, und gar nicht bemerket wird. Wenn aber dieſe Saamen⸗
Börner zu ihrer Reife gediehen find, und fo wohl die groͤßern, als Eleiz
nern Büfchel fich mehr von einander begeben, mithin fie felbft dem
Abfliegen nahe find, oder wenn die Fleinern Düfchel zu folcher Zeit,
ausgezupfet werden; fo kommen diefe Saamenkoͤrner mehr zum
| Vorfcheine, Jedes Saamenkorn iſt braͤunlich, Tänglichrund und
dreyeckig; und jedes fiset dergeftalt mitten in feiner eigenthuͤmlichen
Wolle, daß die Faden folches um und um einfehließen, faft
| gerad in die Höhe, jedoch fehr hoch über daſſelbe hinausgehen; une
ter ihm aber in einem Mittelpuncte zufammen laufen, und daſelbſt
| aus dem Saamenkorne gleichfam heraus gewachſen zu feyn feheinen, '
$. XXVL
Ich habe die Saamenkoͤrner in verfchiedenen diefer Büfcher ge—
zähfet, und bemerket, daß ihrer bald mehr bafd weniger, als.ıs. und.
120, in jedem einzelnen Büfchel enthalten waren, Ja, obgleich die
Fäden, ſo jedem Saamenkorne angeskiedert find, wegen ihrer Mens
I ge, weißen Farbe und Zaͤrtigkeit, ſehr ſchwer zu unterfiheiden find;
fo habe ic) fie doch verfchiedenemglen, fo wohl mit dem bloßen Auge,
p* durch Hilfe eines Vergroͤſſerungsglaſes, abgezaͤhlet, und ihre
Mm Ans
84 Verfuche von der Graswolle.
Anzahl felten geringer, das meiftemal aber mehr, als 100. gefunden.
Wobey man fich noch fehr irren würde, wenn man jedes Faͤdgen
por einfach halten wollte. Nein, man kann unter einem guten Ver⸗
gröfferungsglafe gar deutlich unterfcheiden, daß jedes Fädgen, ſo
zart es auch an ſich ſchon ift, noch aus vielen andern zugleich bes
ſtehet.
6 XVDM.
Es ſind dieſe Wollenfaden oben (S. 22.) von mir ſeidenartig
angegeben worden. Und Jedermann, der ſie nur ſiehet, wird ihnen
ſolches um ihres ſchoͤnen Glanzes willen nicht abſprechen. Und eben
dieſes ſeidenartige Ausfehen , machte mir bey dem Anfange der
Verſuche alle Hofnung, es würden fich dieſe Faden auch feidenartig
behandeln, und wie ordentliche Seide nugen laſſen.
$. XXVIH.
Beym Haller , *) Micheli **) und Scheuchzer "**) heiffer die⸗
ſes Wollengras Kinagrofis; beym Kinnäus aber eriophorum. Wein?
mann *x und Micheli }) haben Davon Abbildungen geliefert. Und
beym Ehrhardt +}) ift, auffer den angeführten Schriftftellern, davon
auch Auskunft zu finden.
$. XXIX.
Und bey dieſer Befchreibung der beyden Arten Saamenwolle
werde ich es vermuthlich bewenden laſſen dürfen. Es wird nach dere
felben auch der unerfahrenfte, wenn ev zumal die Abbildungen auf der
Kupfere
*) Enumer. ftirp. Helvet. p. 150. L
) Nova plantarum genera, p. 53.
*#F) Agroftagraphia. p. 302.
eek, Phytantozainconographia, Tab. 552.
7) Nova plantarum genera. Tab.
tn Oeconomiſche Pflanzenbiftorie, 3X. S. 3. uf
Verſuche von der Grasmwolle, 275
Kupfertafel zu Hülfe nimmt, ſich, wie ich glauben follte, hieraus
beydes von der Pappel- und Graswole einen hinlänglichen Begriff
- zur Kenntniß derfelben machen koͤnnen. Ich wende mich daher ohne
weitern Anſtand zu denen Verſuchen, ſo ich mit jeder Art Re
Wolle angefteller habe,
Zweyter Abfchnitt.
Derfuhe mit der Pappelwolle.
Erſter Verſuch.
Zubereitung.
* $. XXX.
De die anfängliche Abſicht meiner Verſuche ſich, obgedachter⸗
maßen, ($.10.) ganz allein auf die Verfertigung eines guten
Papiers einſchraͤnkete; fo nahm ich auch fürderfamft einige
Pfunde gezupfter Pappelwolle und überlieferte fie dem hiefigen Pa—⸗
piermacher , mit Bitte, fich ja alle Mühe zu geben , und eg an
nichts erwinden zu laſſen, um zu erfahren, ob und was- vor eine Art
des Papiers fich Daraus machen laſſe?
Erfolg.
6. XXXL
Das Vopier fiel gar nicht nach dem anfänglichen Rermurhen,
und nach Wunſche aus. Es fehlte ihm die nöchige Steife, oder
Feſtigkeit; Die Farbe war fhmusig-weiß, und fiel ins graue; es war
voller Fleiner Knoten, oder Knoppern, folglich ungleich; und die
m Zupfen noch zusückgebfiebenen Saamenhuͤlſen, die der Stempel
| Mmz zer⸗
276 Merfuche von der Graswolle.
gerdruͤmmert, und eben Damit noch mehr verpielfäftiget hatte, waren
nicht nur die Urfache , daß diefes Papier, erfigemefdtermaßen], kno⸗
tig und ungleich geworden, fondern fie hatten auch den Zufammene |
bang des Zeuges gehindert , und dem Papiere feldft die übelausfes |
bende und gefprängte Farbe gegeben. Es war jedsch im Angreifen
ungemein gelind, und faft wie Seidenpapier ; es ließ fich aud) , der |
Knoͤtgen und Knoppern umerachtet, in fo weit noch fo ziemfich gut
darauf drucken und fehreiben, inden es nicht durchſchlug. Wie |
Davoy die beyliegende leere , gedruckte und überfchriebene Bogen
das Mehrere ausweifen.
Anmerkung.
$. XXXIL
Der Papiermacher ſchrieb diefen wiedrigen Erfolg fat gang
allein den zurückgebliebenen Saamenhülfen zu. Und da er fehr
wohl erkannte, daß, bey aller Porficht im zupfen und reinigen;
es unmöglich fey, alle Körner herauszubringen ; fo meinte er, daß
dieſer Zeug eben fo eine Zeitlang vorher in Kalch geſetzet, oder ‚ger
peißet, werden müßte, als man cs bey gewiſſen ordentlichen Pas
pierzeuge zu machen pflege. Diefe Kalchpeige verzehre nicht nur
alle Hüffen völlig , fondern gäbe auch dem Papiere eine fehönere
und weißere Farbe Er wünfchte felbft, es auf dieſe Art mit der |
SKalchpeige verfuchen zu Eönnen. Weiler aber zu einen folchen
Verſuche wenigftens 20. Pfunde verlangte, und diefe Wolle uns
glaublich Teicht wiege; fo mußte es vor diesmalen ausgefeget bfei-
‚ben, indem mein Vorrath fo viel nicht ausmachte, die Zeit aber,
mehrers herbey zu fehaffen,, ſchon vorüber war. Er verficherte in⸗
deffen auf das ftärkeite, daß diefe Pappelwolle nach) der Kalchpeige
ein allerdings brauchbares , wenigftens ungleich befleres , Papier
geben müffe, als das gegenwärtige, nur von Zupfen ber, ausges
fallen
Verſuche vor der Graswolle. 297
Fallen ſey, und aus Teicht zu begreifenden Urfachen nicht anders
"babe ausfallen koͤnnen. Schenket alfo GOtt Leben und Geſund⸗
beit, » fo foll es auch mit der Kalchpeltze verfuchet werden.
$. XXXIL
War es mie mit dem Papiere mislungen ($. 31.) ; fo gab id
gleichwol darum noch nicht alle Hofnung auf, daß fic) diefe Pap-
pelwolle nicht auf andere Weiſe follte nutzen Taffen. Das erfte,
was mir alfo weiters beyfiel, war dieſes. Sollte fid) die Pappel⸗
wolle nicht fpinnen, und vermöge des Spinnen zu manchen anders
weitigen häuslichen Sachen tüchtig machen laſſen?
Zweyter Berſuch.
Zubereitung.
6. XXXIV.
s iſt bekannt, daß die Wolle gewiſſer Thiere, und zum Bey⸗
ſpiele die Schafwolle, zu gewiſſen Abſichten und zu gewißem Ge⸗
brauche ſo gleich von der Schur her, wenn ſie nur zuvor gezupfet,
und mit Schmalze, oder einer andern Fettigkeit, eingeſchmieret
worden iſt, geſponnen werden kann. Ich lies es alſo foͤrderſamſt
auf eben die Art mit der Pappelwolle verſuchen, ob man gleich dem
Misgeif gar wohl vorherfehen Fonnte,
Erfolg.
$. XXXV.
Die Pappelmolle war auf Feine Weiſe mir Tettigkeit einzu
—* welche ſie ganz und gar nicht annahm. Und weil nebſt
dem ihr Gewebe und Weſen von einer ganz andern Art, und uns
Mmz gleich
”
278 Berfuche von der Grasmolle,
‚gleich kuͤrzer, als die Wolle der Thiere, war; fo lies fie ſich
Baume, und vom zupfen her, fhlechterdings nicht fpinnen. Cie
ballete fich zwifchen den Fingern in lauter kleine Klumpen zufam-
men, fie ries und brady ab, und gab nichts weniger, als auch nut
etwas zufammenhaltende, oder verlängerte Faden.
$. XXXVL
Die Pappelwolle ift eine Pflanzen und Baumwolle. Sch muth-
maßete alfo, daß fie vieleicht auch. wie die ordentliche fogenannte
Baumwolle zum Spinnen müffe zubereitet werden. Nun wird die
Baumwolle, ehe fie gefponnen werden Fan, vorher gekrämpele und
geftrihen, oder, wie es hiefigen Landes heiffet, kartaͤtſchet. Es
war alfo vor allen. die Probe zu machen, ob fich die Pappelwolle
werde Erämpeln oder kartaͤtſchen laffen ?
Dritter Verſuch.
Zubereitung.
' | $. XXXVIL
FE überlieferte der Wollſtreicherin einige Lothe bloße Pappelwolle,
—J ohne dieſesmal eine andere Wolle zuzuſetzen.
| Erfolg.
§. XXXVo.
Die Wollftreicherin Fonnte mit aller ihrer Mühe, und, eb fie
«8 gleich auf allerhand Art verfuchte, Feine zum Spinnen erforderlis
chen Wohtenblätter, oder, wie fie hiefigen- Landes insgemein genannt
werdeny: feine Fladen daraus machen. Die Pappelwolle, weil fie |
obengemeldtermaffen: ($ 35.) außerordentlichen Furgen Gewebes iſt,
lies
7
Verſuche von der Graswolle. 279
| fies fidy nicht auseinander freichen; fie bollete ſich klumpenweis zu-
fammen; und, was fich auch in etwas gleich ftreichen fies, war je
doch in ganzen Blättern, oder Fladen, aus der Krämpel, oder Kar⸗
taͤtſche, gar nicht herauszubringen. Es riß alles auseinander, und
das Meifte blieb gar in der Kartätfche zuruͤck.
Vierter Verſuch.
Zubereitung.
DU fich die Pappelwolle allein nicht Främpeln laffen (*S. 33.) ;
| fo fegte ich ihr Baumwolle zu *). Sch nahm 3. Lothe, oder
13. Theile Pappelwolle, und 1. Loth, oder 1. Theil, ordentlicher
Baumwolle; und ließ es miteinander kartaͤtſchen.
Erfolg.
$. xL.
Es ließ fi) die Pappelwolle, mit dieſem Zufage des dritten
Theiles der Baumwolle, zwar etwas beffer, als ohne allen Zufag
( $. 37. 38.) , auseinander ftreichen und Fartätfchen ; fie ballete fich
weniger, und hielt mehr zufammen, Alein, zum Spinnen war fie
\gleichwohl noch nicht tauglich, |
Fünfter Verſuch.
Zubereitung.
xX
Nch nahm 2, Lothe, oder 2. Theile Pappelwolle, und 1. Loth,
Voder einen Theil ordentlicher Baumwolle, und ließ es auf dieſe
Weiſe miteinander Fartätfehen, oder Erämpeln, er
{ rfolg
*) Daß es mit der Schaafwolle zu verfuchen eine vergebliche Sache gemefen
ſeyn würde; ift aus dem zweyten Berfuche ($. 35.) von felbft abzunehmen.
WR -
280 RBerfuche vonder Graswolle.
ei song an MEN Folgen srnrahesn 3 HN erh
| ———
Die‘ Pappelwolle ließ ſich mit dieſem Zuſatze ziemlich gut *
chen; es hielt alles nothduͤrftig zuſammen; ſie konnte auch in gan⸗
zen Blaͤttern, oder Fladen, herausgenommen werden. Allein, die
Blaͤtter, oder Fladen, waren bey alle dem gar fehr ungleich und
knotig. & '
Sechſter Verſuch.
Zubereitung.
6. XLIIL
De erſtgedachten Wollenblätter oder Fladen ($. 41. 42.); gab
ich nunmehro zum Spinnen.
Erfolg.
i $&. XLIV.
Diefe gemifehte Wolle (S. 41.) war zum Spinnen nit ganz
antauglich. Sie gab gehörige lange und feite Faden; nur daß ſol⸗
ehe ungleich, Tnopperig und grob ausfielen. Zu feinen und zarten
Sachen ift alfo dergleichen wohl nicht Düchtig. Zu gröbern Sa⸗
chen, als zu Pomefin, zu wollener Leinwand und wollenen Zeugen,
zu Sterümpfen, Hauben, Schnupftächern, und dergleichen, fehien fie
allerdings brauchbar zu feyn. Denn od fi) auch) gleich zarte Faden
altenfals daraus fpinnen lieſſen, fo verlichren fie doch eben Durch ſol⸗
ehe uͤbertriebene Teinigkeit Die nöthige Feſtigkeit und Staͤrke.
Sie:
ä Verſuche von dev Graswole 281
Siebender Verſuch.
Zubere tung.
§. XLV.
727 nahm zu Folge des vorhergehenden Verſuches (S. 43.44.)
Ss etwas von der gefponnenen Volle ; und ließ e8 auf Pomeſin⸗
art wirken,
Erfolg. —
6. XLVI.
Das gewirkte viel ſo gut aus, daß zwiſchen ihm und dem or⸗
dentlichen Pomeſine wenig, oder kein Unterſcheid konnte bemerket
werden. Wie die — Probe ausweiſet.
Achter Verſuch
Zubereitung.
$. XLVII. NE?
I gleiche Weife nahm ich vom gemelter Wolle (S. 43. 44.)
das Möthige, und gab es dem Keinweber. ch verordnete
Dabey, daß er, wie fonft gewöhnlich , den fo genannten Schweif
‚aus feinenen Faden, den fo genannten Einſchlag aber aus der ger
miſchten Pappelwolle nehmen folle, um daraus ein Mufter wollener
| Keinwand zu verfertigen,
Tr Erfolg.
283 Verſuche von der Graswolle.
| Erfolg 0°.» |
$. XLVIII
Auch diefes Mufter der wollenen Leinwand war gut. Es taͤßt
ſich folglich dieſe Wolle unter den gemeldten Bedingungen gar wohl
dazu nutzen. Auch hievon mag das beyliegende Muſter ſelbſt reden.
Anmerkung. |
6 XKLIX
Da es mit wollener Leinwand gut thut ($.48.) fo ift von ihre
auf wollene und gefärbte Zeuge , auf Parchere und dergleichen, leicht |
der nämliche nüßliche Schluß zu machen. Man hat jedoch auch das
von eigene Mufter verfertigen zu laflen und beyzulegen für dienlich
sehalten,
Neunter Berfuch
Zubereitung.
§. L.
Nch gab endlich von diefer gefponnenen und gemifchten Pappel-
—J ($.43.44.) auch zum ſtricken.
Erfolg.
$. LI
Auch diefes that vollkommen gut; und das beyliegende geſtrick⸗
te Saͤubgen kann bievon Zeuge feyn.
§. LIL
Nachdem ich wußte, in wie weit, und unter was für Bedingun⸗
gen ſich meine Pappelwolle fpinnen und firifen ließ; fo war ich
weis
! Verſuche von der Graswolle. 283
weiters zu erfahren begierig, och fich Diefelbe nicht auch zum füttern
unter Die Mannskleider, zu abgenähten Weiberröden , Matratzen,
oder Bettdecken, Weiberhauben und dergleichen, werde brauchen
Zehender Verſuch.
Zubereitung.
$. LIII.
33 fuͤttern der Mannskleider, wie auch gewißer Weiberroͤcke,
wird bekanntermaßen die ſo genannte Seidenwatte gebrauchet.
Dieſe fuͤhrt zwar den Namen von Seide; man wuͤrde ſich aber gar
ſehr irren, wenn man glauben wollte, daß auch nur ein Faden
Seide dazu kaͤme. Sie wird einig und allein aus Baumwolle ge⸗
macht. Ich behaͤndigte alſo einer Seidenwattmacherin einige Blaͤt⸗
ter, oder Fladen, gemiſchter und gekraͤmpelter Pappelwolle ($. 43-44.)
um zu ſehen, ob und was vor eine Seidenwatt daraus werde koͤn⸗
nen gemacht werden.
Erfolg.
&. LIV.
Die Seidenwatte war arm fich nicht übel; und ift dem zu folge
auf alle Weiſe dazu tauglih. Der ganze Unterfcheid zwiſchen der
ordentlichen Seidenwatte aus Baumwolle, und der gegenwärtigen
aus gemifchter Pappelwolle, betrift die Farbe. Jene ift, wie die
bengelegten Mufter ausmweifen, ſchoͤn weis; diefe aber gelblich. Sch
ſollte aber glauben , daß bey dergleichen Fütterung auf die Farbe
nicht das geringfte ankommen würde.
na Anz
284 Verſuche von der Graswolle,
7 — —— | 1
Daß bloße ASappeftwolle ohne Zuſatz zu dergleichen Fütterung 1
nicht tauget; laͤſſet fich von daher leicht begreifen, weil ſich ſolche
zu ganzen Blaͤttern /oͤder Fladen (S. 34 38.), wicht ſtreichen, oder
kartaͤtſchen (öffet.
6. LVI.
Zur Fuͤtterung abgenaͤheter Sachen, als zu abgenaͤheten Wii⸗
berroͤcken, Bettdecken, Frauenhauben, und dergleichen, wird ur)
dentlicher MWeife, wie zur Fütterung der Mannskleider (S. 73. )ı
Baummolle, oder dergleichen fogenannte Fladen genommen. Sind
diefe Sachen gefärbt, oder doch nicht ſchoͤn weis, oder dürfen nie 1
gewafchen werden ; fo tauget jede Baumwolle , fo gleich aus dem
Kramladen zu ſolcher Fütterung. Sind aber die Sachen nicht
nur fchön weis, fondern follen auch in der Waͤſche fchön weis blei⸗
ben; fo wird die Baumwolle auf Salzburger Art in Kalch geleget,
und daraus gewaſchen. Ohne folche vorhergegangene Einpeigung, }
und Waſchung aus der Kalchpeise, laͤſſet die Baumwolle, in der)
Waͤſche aus heißem Waffer , eine gelbliche Farbe von fih, und
der weiſſe Ueberzug wird hierdurch) gelb und flecfig. Ich lies alſo,
erfterwähnten zu Folge, auch mit meinen GSeidewattblättern aus j
dev gemifchten Pappelmwolle Die Probe machen,
Eilfter Verſuch.
Zubereitung.
§. LVII.
Mr nahm ein paar ordentliche Stücfgen Leinwand, Heike fie N
auf die erfigemeldte Art (S. — und lies fie foͤrderſamſt ,/
wie gebräuchlich, abnaͤhen.
Br ‚
E | Berfuche von der Graswolle. 285
‚we ee ET 27 320
$. LVM.
Das beygelegte Muſter erweiſet, daß cs ſo gut, als. mit or⸗
dentlicher Baumwolle,
Zwoͤlfter Verſuch.
nn an Zubereitung.
ai ER > —
wu? a A $. LIX.
ppm aber zu erfahren, wie ſich ein gleiches’ abgenähetes Mufter in
und nach der Waͤſche zeigen werde; ſo lies ich folches aus heißem
Waͤſſer mit Seife wafchen ; und es um zugleich die Feſtigkeit zu
prüfen, auf ungewoͤhnliche ſtarke Weiſe reiben.
j | “ Erfol g.
7 Be Re
J —V — . an LX. 4 J
Nachdem —* heiß ——— Muſter drucken worden
* ſo hatte die Fuͤtterung von der Pappelwolle, eben ſo, wie es
von der Baumwolle geſchiehet (5. 56.), Die Farbe gelaſſen, und
die weiße Leinwand war davon gelbfleckig geworden. Wie dieſes
auch an dem beygelegten Muſter zu erkennen iſt.
*
a
Anmerfung. “
$. a
Es ſcheinet alſo, daß bey Sachen) wo diefe gelbliche Flecken
u anftändig ſeyn, und’ die abgenaͤhete Leinwandsdecken in der
aͤſche fihön weis bfeiben ſollen, die gemiſchte Pappelwolle, eben
nz ſo,
| 286 Verſuche von der Graswolle.
fo, wie die Baumwolle, vorher nach Salzburger Art aus der Kalch⸗
peige muͤſſe gewaſchen werden. fi
Drenzehender Verſuch.
Zubereitung.
$. LXI.
gen Erinnerung, daß Wolle auch zu Hüren gebraucht werde; glaubte
—J ich gehalten zu ſeyn, die Pappelwolle auch in dieſer Abſicht nicht
ohne Verſuch zu laſſen. Ich uͤberlieferte daher auch einem Hutma⸗
cher fo viel von dieſer gemiſchten Pappelwolle, als er zu Verferti⸗
gung-eines Heinen Probehutes nöthig zu haben glaubte, |
Erfolg.
6, LXEL
Die bloße Wolle ohne Zufag gab nichts. Es wurde — ein
Theil daͤniſcher Wolle, und ein Theil Saaſenhaare, beygemiſchet.
Dieſe Miſchung lies ſich arbeiten, und gab das verlangte Huͤtgen.
Allein die ſchwarze Farbe hatte nicht gleich, und uͤberall angegrif⸗
fen; es gab hie und da graue Stecken. Nebſt den, wie es der Au⸗
genfchein und das Gefühl lehrer, fcheinet der Hut keine befondere
Feſtigkeit und Dauer zu haben. Ich lege ihn zur Prüfung eben-
falls bey. i =
Anmerfung
. LXIV.
Daß die fhwarze Farbe nicht überall angegriffen hat, ift nicht |
zu verwundern. Denn es äußert ſich folches beym Hutmachen auch
mit
Verſuche von der Graswolle. 287
mit der ordentlichen Baumwolle. Es verficherte der Hutmacher,
daß, wenn zu einem Hute zufälliger Weiſe nur einer Stecknadel
groß Baummolle komme; diefes Fleckgen, wo es immer ſey, grau
werde, und die fehwarze Farbe.nicht annehme.
$. LXV.
Baumwolle wird auch zu Lichtern, fo wohl zu Talch⸗ als
Wacholichtern, gebrauchet. Ich Fonnte nicht unterlaffen, meine Pap—
pelwolle auch dieſer Probe zu unterwerfen,
Vierzehender Verſuch.
Zubereitung.
$. LXVI.
Nch lies aus der gefponnenen Pappelwolle (S. 43. 44.) einige
—J Dachte verfertigen; um ſolche ſo wohl zu Talch⸗ als Wachslich⸗
tern zu gebrauchen.
Erfolg.
§. LXVII.
Die Dachte brannten uͤberaus ſchoͤn und helle; und ſchienen
es beynahe den beygeſetzten Lichtern mit ordentlichen Dachten aus
Baumwolle, ſo wohl in der Helle, als in dem Stillbrennen, um ein
Großes zuvor zu thun.
&. LXVIII
Die ſey genug von den Verſuchen mit der Pappelwolle. Viel⸗
leicht giebt die Fünftige Zeit. zu mehrern und beträchtlichern Verſu—⸗
ben, als diefe erftern find, Gelegenheit und Anlaß.
| Drit⸗
288 —— von Ser Graswole
Dritter Abſchuitt
Verſuche mit der Sroswolle.. |
$. LXIX. —
Och komme zur zweyten Hauptart meiner Verſuche. Sie betreffen
diejenigen, die ich mit der Saamenwolle des Wieſengraſes, oder
Wollgraſes (F. 22 = 29.) angeſtellet habe. Ich will fie nad) eben
der Ordnung, welche bey der Pappelwolle gehalten worden ift, mit
aller Genauigkeit und Aufrichtigkeit anfuͤhren.
dunßzehender Verſuch.
Zubereitung.
ER BEE
Da denen gleich Anfangs gemeldten erften Gedanfen vom Pas
piere ($. 1. 10.); überlieferte ich auch von Diefer Graswolle
dem Papiermacher gegen 10. Lothe, um damit den Verſuch zu ma>
chen, ob und was für Papier es geben werde?
Erfolg.
$. LXXL
Da diefe Graswolle ganz ungemein feichten Gewichtes iſt; fü
machten Diefe ro, Lothe zwar einen großen Haufen Wolle aus;
allein dem Papiermacher waren fie noch kange nicht zureichend ,
damit eine Probe zu machen, und Fonnte ei auf Feine Weiſe dazu
überredet werden. Er bfieb unbeweglich auf dieſer Forderung, daß
er aufs wenigfte 25. Pfunde haben müßte. Indeſſen verficherte er
nach ſeiner beſten Muthmaßung F das ſtaͤrkeſte, daß dieſe Gras⸗
wolle
Verſuche von der Graswolle. 289
tolle ein gutes; und zwar feidenhaftes Papier geben müffe. Er
verfprach zugleich, daß, ſobald ich ihm die begehrten Pfunde Tiefen
würde, er fogleich die Probe anftellen, und auf feiner Seiten alles
anwenden wolle, ein folches Papier daraus zu verfertigen, als nur
immer möglich feyn werde. Dieweil e8 aber unmöglich war, bey
ſchon verftrichener Jahreszeit, mir einen weitern Vorrath diefer
Graswolle anzufhaffen; fo mußte ich zu meinem größten Misvers
gnügen den Gedanken des Papieres , ohne den mindeften Berfuch,
vor dieſesmal fahren laſſen. Ich dachte alfo Darauf, meinen Vor⸗
rath der Wolle zu anderweitigen Verſuchen anzuwenden.
Sechzehender Verſuch.
Zubereitung.
&. LXXII.
m vor allen zu ſehen, ob die Graswolle ſich werde ſpinnen, und
ſodann weiters nutzen laſſen; verſuchte man es zuerſt mit ihr
sein, vom Zupfen her, ohne die allergeringfte andere Zuthat,
Erfolg ®
$. LXXIL
Hier war es eine völlige Unmöglichkeit etwas durch Spinnen
heraus zu bringen. Es zerbrach und zerriß alles unter dem Spinnen,
und zwifchen den Fingern, in Feine Stuͤckgen; es lies fich auf Feine
Weife vereinigen, noch zu Fäden ziehen ; es flog vielmehr alles
wegen der großen keichtigkeit und Sarah wie ein Federftaub,
davon,
Ss äh ven |
2990 Verſuche von der Graswolle.
Siebenzehender Verſuch.
Zubereitung.
$.: LXXIV.
a die Graswolle fogleich vom. Zupfen ber nicht zu fpinnen
war ($. 73.); fo mußte fie auf die Rrämpel, oder Bartaͤtſche,
gebracht werden (S. 36.). Ich machte Die erftere Probe mit ihr
ganz allein ohne eine weitere Zuthat.
Erfolg.
LAXXV.
Auch hier war alle Mühe umfonft die Graswolle auseinander
zu flreihen, und in nöthige Blätter oder Fladen zu bringen. Es
zerbrach, zerriß, und zertrimmerte fich unter dem Kartätfehen alles
noch weit mehr als beym Spinnen. Es flog unter dem Kartätfchen
alles ſo davon, und ftäubte dergeftalt umher , daß alle Sachen in.
der Stube, die nur etwas nahe kunden, wie mit Mehl überzogen,
wurden; in der Kartärfche KEN aber blieb wenig, oder nichts zus
PR
Achtzebender Verſuch.
Zubereitung.
KEN de
ies fich die Srasivolfe ohne Zuthat nicht kraͤmpeln, oder kartaͤt⸗
ſchen (S.75.); ſo verſetzte ich ſie mit anderm Zeuge. Ich
nahm halb Pappelwolle, und halb Graswolle; und brachte dieſes
Gemenge unter die Kartaͤtſche.
Erfolg.
Verſuche von der Graswolle. 291
Erfolg.
$. LXXVI.
ı So wenig ſich, mie oben dargethan ift ($. 37.) , die Pappel⸗
wolle allein, und fo wenig fich die Graswolle allein ($.73.) kraͤm—
peln oder Fartätfchen läßt; eben fo und noch weniger wollten ſich
beyde, miteinander vermifcht, Erämpeln laffen. Beyde waren auf
Beine Art zu vereinigen, auseinander zu ftreichen, und aus der Kar⸗
aaͤtſche Blaͤtter⸗ oder Fladenweiſe heraus zu bringen.
Neunzehender Verſuch.
Zubereitung.
$. LXXVIII.
eh verſuchte es mit ordentlicher Baumwolle. Ich nahm von ſol⸗
cher ein Loth, oder einen Theil, und feste zwey Lothe, oder
zwey Theile Grasmwolle hinzu; und lies e8 miteinander Erämpeln ,
oder Fartätfchen.
Erfolg.
$. LXXIX.
Auch dieſes that auf keine Weiſe gut. Es konnte ganz und gar
nicht vermiſchet, oder vereiniget werden. die Baumwolle lies ſich
‚zwar allein ſtreichen, und in Blätter oder Fladen ziehen ; allein die
Graswolle blieb hin und wieder befonders vor fich liegen, und das
meifte flog in zarte Truͤmmergen, wie erft gefagt ift, Davon.
v2 6, LXXX.
292 Verſuche von der Grasmwolle,
6. LXXX.
Wollte fih die Graswolle mit der Baumwolle nicht vereinigen
laſſen ($.79.) 5 fo brachte mid) ihr feidenartiges Anfehen auf die
Gedanken, fie werde auch feidenartig wollen behandelt fen, mithin
auch Seide zur Zuthat verlangen. ch Fonnte es unmöglich unver⸗
ſuchet laſſen. Jedoch bediennte ich mich zu. diefem Verſuche, um
die Roften zu erfparen, nur allein der fogenannten Zupffeide von |
alten Sachen und Fleckgen, und zwar ſowohl gefärbter als weißen l
Zupffeide.
Zwanzigſter Verſuch.
Zubereitung.
$. LXXXIL
ech nahm ein Loth, oder einen Theil gezupfter Seide, und drey |
—J Loth, oder drey Theile Graswolle; und lies es miteinander
kartaͤtſchen.
Erfolg.
§. LXXXII.
Dieſe Miſchuug lies ſich zwar auf der Kartaͤtſche etwas mit⸗
einander vereinigen, und einigermaſſen in Blaͤtter ſtreichen. Allein,
der Zuſammenhang war noch gar zu geringe. Es koſtete viele Muͤ⸗
be, und die größte Behutſamkeit, um die Blätter nur etwas ganz
aus der Kartätfehe heraus zu bringen. Und was aud heraus ges
bracht wurde, fauchte gleichwohl nicht zum Spinnen ; indem es fich
in Eeine Fäden ziehen lies, fondern fort und fort abriß.
Ein
i Verſuche von der Graswolle. 298
Ein und zwanzigſter Berfuch.
3ubereitung.
—* $. LXXXII.
Nch veränderte die Art der Miſchung. Ich lies ein Loth, oder einen
Theil Graswolle, und zwey Lorh, oder zwey Theile gezupfter
Seide nehmen; und beydes zugleich kartaͤtſchen.
| Erfolg.
i $. LXXXIV.
Diefe Mifhung fiel nach Wunfche aus. Alles lies fih gar
gut Erämpeln. Es vereinigte ſich die Seide mit der Graswolle; fie
wurden beyde im Streichen gleich ; gaben ganze Blätter oder Flas
den, welche auch, ob gleich nicht ohne groffe Vorfiht, ganz von
der Rartätfche Eonnten abgezogen werden,
* Anmerkung.
$. LXXXV.
s iſt mithin dieſen und den folgenden Verſuchen nach, ein be
fonderer Umftand bey diefer Mifchung der Grasmwolle und der Seis
de, Daß nur dieſe gut thut. Und mich duͤnket, daß es einer weiter
Ueberlegung und Aufmerffamkeit wohl würdig feyn möchte, warum
zwo verfchiedene Sachen, fogar auch aus zwey verfchiedenen Rei⸗
chen der Natur , dasjenige gleichfam allein lieben, und fich nur mit
ihm. vereinigen, was ihnen in den Eigenfchaften, wenigjtens fehr
vielen , und den meiften, am näheften fommt. Die Graswolle hat
den beften Seidenglanz, und fühle fich wie Seide an; fie hat das
ber auch mit dem, was mehr wohlenartig ift, Feine Gemeinfchaft,
| Oo 3 ſondern
294 Verſuche von der Graswolle.
ſondern ſie will ſchlechterdings Seide zu ihrer Vereinigung und Be⸗
arbeitung haben; ſie will wie Seide behandelt ſeyn.
* und zwanzigſter Verſuch.
Zubereitung.
$. LXXXVI.
atte es mit dem kartaͤtſchen der Graswolle ſeine ausgemachte
Richtigkeit; ſo kam es nun zum ſpinnen. Man konnte leicht
muthmaßen, daß zu dieſer Arbeit Fein anders, als ein Baumwoll⸗
rad, oder fo genanntes Aufzugsrad, taugen werde; und daß bey
der ganzen Spinerey eben fo werde zu verfahren ſeyn, als beym
Baumwollen⸗ und GSeidenfpinnen. Man nahm alfo ein Blatt ,
oder einen Fladen, der mit Zupffeide vermifchten Graswolle ($.83.84.);
walzte einen Theil davon über. ein fpindelartiges und glattgedrehtes
Hoͤlzgen, machte daraus ein Rölgen *), und fiena an zu ſpinnen.
Erfolg.
§. LXXXVI.
Das Spinnen gieng fehr gut von ſtatten. Es gab gute, ug |
che, lange, und dauerhafte Faden. |
Anmerfung.
$& LXXXVII.
Da es fih, und welches mir ungemein fieb feyn follte, zutra= |
gen, auch wohl in der Folge um des Nutzens willen geſchehen koͤnn⸗
fe,
*) Ein folhes Röllgen hat unter dem gemeinen Bolfe in Baiern und hiefee
gen Orts den feltfamen Namen , daß es eine Mutzel heist. In Straß⸗
burg wird es ein Schlichtle genennet. |
Verſuche von der Graswolle. 295
te, daß jemand die Verſuche mit ſpinnen ſelbſt vorzunehmen ſich
enifchließen möchte; fo muß ich des hiebey nothwendigen Hangriffes,
- denn die Erfahrung gelehret hat, gedenken, Es komme nämlich bey
diefem Spinnen der Grasmwolle alles darauf an, daß man bey den
dicken Theile der Wolle, oder des vorigen Fladens , welches die
Hinnerinnen den Kopf heißen, anfange; und ja nicht bey dem
dünnern Theile , welches der Schwanz genennet wird. Wer Diefes
nicht beobachtet, fondern verkehrt angefangt ; bey dem Läuft die
Spinnerey gewis fruchtlos ab.
Drey und zwanzigſter Berfuch.
zubereitung.
$. LXXXIX.
ar man durch die bisherigen Verfuche nunmehr gewis , daß
fich die Graswolle mit gezupfter Seide Erämpeln, oder kar⸗
tätfchen (S. 83. 84.), und fo weiters auch fpinnen laffe (S. 86. 87.);
fo fchritte man zum Strifen, und zum Wirken, Ich lies von jedem’
befondere und eigentliche Proben machen.
Erfolg.
$. XC.
Es lief das Strisfen und das Wirken, Ines wie das andere,.
vollfommen gut und nach Wunſche ab. Und ich kann folches nicht.
beſſer erweifen, als daß ich einige der diesfalfigen Mufter zur eige-
ven, und jedermanns Befichtigung und Prüfung beylege.
L
Vier
296 Verſuche von der Graswolle.
Vier und zwanzigſter Verſuch.
Zubereitung.
4. XCI.
Ds) den nunmehro in Handen habenden, und gutausgefallenkti,
Muftern der Strich und Wirkarbeit, mußte mie wohl ganz
natuͤrlich weiter diefes beygehen; wie wird ſich beyde Arbeit in der
Waͤſche aus heißem Waſſer, und in der Färberey halten? Sch lies
jenes ſowohl, als fonderlich Diefes mit allerhand Farben, verfuchen.
Erfolg.
$. XCI.
Huch hierinnen zeigte fich nirgends ein Misgrif. Es Fam al:
tes ſchoͤn und wohlbehalten aus der Waͤſche und aus der Farbe. In
Anfehung des leßtern hatten fowohl die eingelen Faden, als die das
raus geftrieften und gewirkten Mufter , die Farben gut angenommen,
Jedoch mit dieſe mdoppelten Unterfeheide. Zuerſt bemerkte man an
dem Mufter aus der ſchwarzen Farbe hin und wieder helle Stegen,
und davon das Mufter grauflecfig worden war; zum Beweife, daß |
die Graswolle die ſchwarze Farbe nicht ganz, und überall gleich,
annimt. Sodann fahen die Mufter, fp aus gefärbrer Zupffeide ge⸗
firicfet und gewirket worden waren, ebenfalls gefprängelt aus; je=
Doch fo, daß es ihnen Fein übfes Anſehen gab, fondern jedermann
hätte glauben ſollen, fie twären mit Fleiß alfo melirt oder gemiſcht
gearbeitet worden. Und vermuthlich wird fich das Weitere, und
alles am beften aus den beygelegten Muſtern felbft abnehmen , beur⸗
theilen und enticheiden laſſen.
Fünf
Verſuche von der Grasmwolle, 297
Fuͤnf und zwanzigſter Verfuch.
§. XCIII.
NMſt aber auch das Geſtrickte und Gewirkte von Graswolle beym
—J Gebrauche und im Tragen dauerhaft? dieſes iſt freylich die
Hauptfrage. Ich weis fie aber vor der Hand nicht beſſer zu beant-
worten, als damit: die Zeit wird es Ichren. ch habe diefes zu
erfahren, aus diefer Graswolle ein paar Handſtuͤtzgen, deren man
ſich fonft auch beym Sagen im Winter zu bedienen pfleget, wirken
laffen. Und ich gebe mir die Ehre folche der hochlöblichen Akademie
in der Abficht mit beyzulegen, damit folche jemanden zum Gebraus
= übergeben werden koͤnnen.
Anmerfung,
§. XCIV.
Bey den Färben der Graswolle iſt nicht zu überfehen, daß fol
ches auf Seidenart gefehehen muß. In denenjenigen Färbereyen,
wo alles auf Leinen-und Wollenart gefärbet wird, thut es felten
gut, wie ich durch die Erfahrung überzeuget worden bin.
Sechs und zwanzigiter Verſuch.
Zubereitung.
§. XCV.
a wir oben aus der Pappelwolle auch Seidenwatt machten ;
fo fies ich eben dergleichen aus der mit Zupfſeide vermifchten
Graswolle verfertigen.
e Erfolg.
$&. XCVl
Ich erhielt auch hievon eine gute Seidenwatt; nur daf fie etwas
muͤhſamer, als aus der Pappelwolle, ſoll zu bearbeiten feyn. Sie
Pp war
298 Verſuche von der Grasmwolle,
war übrigens auch nicht fo ſchoͤn weis, tie. Die ordentliche Seiden⸗
watt; ſondern gelblich.
Sieben und zwanzigſter und letzter *
3 ubereitung.
6. Xevin
ech lies endlich aus diefer gefponnenen Graswolle auch dachte zu
—— Talch⸗ und Wachslichtern machen.
Erfolg.
§. XCVIII.
Beyde Arten Lichter brannten auch hievon faſt heller, ſtiller und
ohne Fackeln, als die beygeſetzten Lichter aus ordentlicher Baumwolle.
Schlußfolge.
bi: REIN |
Dieies find meine Verfuche mit ihren Erfolgen. Sch Tann mir
nun leicht vorfiellen, Daß Manchem bey dieſen Verſuchen der Ge-
danke beyfallen wird: und welches ift denn bey allen diefen fo haͤufi⸗
gen und mühfamen Verfuchen der wahre und eigentlihe Nutzen vor
die Wirthſchaft und das gemeine Wefen? Ich geftehe es, dieſer Ges
danke ift gar natürlich, und die daraus entfprungene Frage auf keine |
Weile zu misbilligen. Ich will es auch nicht bergen, daß ich mir
felbjt vorgenommen hatte, zum Befchluffe dieſer Abhandlung , mich
in einigen eigenen Anmerkungen über alles, was zur Beantwortung
dieſer Frage nur immer gehören kann, näher berauszulaffen. Und
viefeicht wollte ich auch nur mit dem, was ich nach gemachten Ueber⸗
fehlägen und Berechnung, nach verfchiedenen Vorfchlägen und Handz |
griffen , fehon angemerfet und zu Papiere gebracht habe, eben nicht
zu Schanden werden, noch eine Unchre aufheben. Sch will mir aber]
gleichwol aus verfchiedenen Urfachen die Erlaubniß ausgebetten haben,
ein folches auf eine andere Zeit verfehieben zu rn m
l
*
Friederich Caſimir Medicus
Beobachtungen
verſchiedene zur Arzneywiſſenſchaft gehoͤrige
wichtige Gegenſtaͤnde.
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Bemerkung über den Nusen der Blaſen
pflafter in dem Seitenftechen, wenn fie auf den
ſchmerzenden Platz aufgeleget werden.
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*
—8* 8 Gewohnheit Der ausuͤbenden Aerzte, in dem Seitenſte⸗
340) chen Blafenpflafter auf den fehmerzenden Theil zu
SEE legen ift gar nicht neu. Der berühmte engliſche
AA Held Medicus Pringle bediente fich deſſelben bey
einer jeden fich eveignenden Gelegenheit, als des beften und gefchwins
deften äußerlichen Mittels in dem GSeitenftechen. Es war felbiger
Zeit fehon in ganz Engeland allgemein, und der große Mead, der
e8 faft vor das einzige Mittel in diefer Krankheit hielt, hatte es von
dem’ fcharffinnigen Majerne erlernet. Nach und nach wurde es auch
in Teutſchland üblich, und einige angefehene Aerzte haben uns daffelbe
in ihren Schriften nicht ohne Urfache angerühmt.
Pp3 gu.
2
u *
302 Medicinifche Beobachtungen.
me Re RE Le
Es koͤnnten alfp manche glauben, es feye fernerhin nicht mehr
nöthig, von diefer Art zu heilen etwas zu fehreiben, befonders da «8
von’ den größten Meiftern fo nachdrücklich angepriefen worden: Die
tägliche Erfahrung zeigt aber daß fie in vielen Gegenden noch voll
kommen unbekannt ift, fogar, daß fich fichere Gattungen von Leuten
koͤnnen einfallen faffen , es vor ein Mittel anzufehen „ welches den
Tod befchleunigen müffe.
& DE
Ich habe mir deßwegen vorgenommen, in. diefer Abhandlung
dasjenige vorzutragen, wovon mich meine eigene Erfahrung befchret
hat. Ich würde mir fehr fehmeichlen, wann ich dadurch im Stand |
wäre, die Unwiſſenheit einiger zu vermindern, und das Vorurtheil
anderer aus dem Weeg zu raumen. Gewiß die Erfahrung wird fie .
von dem Nusen hinlänglich überführen, und an ftatt, Daß viele ihren
guten Namen bey Anpreifung eines folchen Mittels zu verliehren
befürchten, fo werden fie das Gegentheil zu erfahren, das eigene Ver⸗
gnügen geweſen. | —
S. IV.
Zuförderfe werde ich diejenige Art erzehlen, wie man fi der
Blafenpflafter bedienen muß, nachhero aber den Grund und vielfäls
tigen Nutzen davon anzeigen, und beydes mit einigen Bemerkungen
deutlicher zu machen fuchen , ohne mid) im Die Beſchreibung der
Krankheit felbften, noch der anderen Hülfsmittel weiter einzulaflen.
BR
Die Art , das Blafenpflafter aufzulegen ift gar leicht. Man
nimmt ein ſtark mit fpanifchen Fliegen verfegtes Dlofenpflafter, trägt |
es ziemlich Disk auf ein 6. Zoll langes und 4. ZoU breites leinernes |
Tuch
=
Medicinifche Beobachtungen, 303
| Duch auf. Naͤchſtdem raßiret man den ſchmerzenden Theil, wofern
er haaricht ift , und reibt ihn ſtark mit Ekßig. Alsdann legt man -
das Blaſenpflaſter recht auf den ſtechenden Schmerzen, und befeftis
get folches entweder mit Heftpflaftern, oder mit Bandagen; hat es
12. Stunden lang aufgelegen, fo nimmt man es ab, thut die aufge-
zogene Haut genau hinweg, und verbindet die Wunde auf die ger
wöhnfiche Weiſe. Dabey muß man auf folgende Sachen genau
Acht haben: 1) Auf die Zeit wann folche müffen gefeßet werden.
2) Auf dasjenige was vorgehet. 3) Aufdusjenige was während dem
Aufliegen. foll beobachtet werden. 4) in wie oft man ſich deſſelben
bedienen dürfe.
Ä $. VI.
Unm die Zeit genau beftimmen zu koͤnnen, in welcher man Die
Blaſenpflaſter aufleget, ſo muß man fowohl auf die Krankheit felb-
ften, als auch auf den Körper des Erkrankten fein Augenmerk richten.
In Anfehung der Krankheit feßt man folche entweder gleich im
Anfang, wenn fie heftig iſt, oder in der Folge. derſelben, wenn fie
heftiger wird, oder aud) wenn fie zwar gelind aber anhaltend if.
An Betracht des Cörpers muß man auch deffen fefte und flüßige
Theile wahrnehmen. ft der Kranke groß, ſtark, von einer ſchweh⸗
ven Handthierung, und angefpannten Muskeln: fo muß man gleich
‚anfangs , auch wann das Stechen gelind feyn follte, Blaſenpflaſter
auflegen. Denn bey folchen nimmt die Krankheit unvermuthet
zu, und fterben manche, ehe man recht weis, daß fie Frank werden
wollen.
| $. VI.
Sind die flüßige Theile mir bösartigen Säften angefüllet, oder
hat man fünften eine widernatürliche Schärfe zu befürchten, fo muß
man
304 Medicinifche Beobachtungen.
man ebenfalls gleich dieſelbe auflegen , und der Schärfe einen |
baldigen Ausgang verfchaffen, anfonften verurfachen fie eine Faͤulniß
im Blut; und der Kranke ſtirbt an Frieſelflecken.
ft hingegen das Blut zäh und dick, Die feften Theile aber kei⸗
ner ſtarken Anfpannung fähig; fo bat man felbige nicht nöthig, und
find Aderlaͤſſen alleine hinlaͤnglich; es feye dann, Daß wegen der
Schwäche der feften Theile , ſich die Verſtopfung verftärkte, oder |
doch zum wenigften nicht Fönnte vertheilet werden. In ſolchem Fall |
muß man eilen Blafenpflajter zu ſetzen, auch wann der Auswurf
fehon anfieng , fonften muß man befoͤrchten, daß dergleichen Leute
erfticken, oder zum wenigften ein Bruſtgeſchwuͤr, oder gar eine Luns
genfucht befommen , von welcher fie gewiß felten und ſchwehr herges
ftellt werden. Auch) alsdann müffen Blafenpflafter gefeget werden,
wann der Puls matt und fehwach gehet, der Auswurf fehnell gehend
wird, oder die Bruft fonft muß erleichtert werden.
S. VII.
Dasjenige was vor dem Blafenpflafterfegen vorhergehen muß,
find die Aderläffen. Ich will hier gar nicht von dieſem unvergleich?
fichen Mittel reden, dann es ift wohl Feiner Der an deſſen Nusen
zweifelt. Auch ift der Pla, die Menge des heraus zu laffenden
Bluts, die Anzahl der Aderläffe ſchon fo oft und genau beſtimmet
worden, daß es mir unmöglich duͤnkt, etwas Beſſeres zu fagen , ala
ſchon geſchehen ift. Vorzuͤglich ſcheinet der unverbeſſerliche Rupham
in ſeiner Abhandlung vom Seitenſtechen, auf die ihme ganz eigene
Art dieſe Materie erſchoͤpft zu haben. Nur daß muß ich erinnern,
daß wann die Umſtaͤnde der Krankheit gleich anfaͤnglich ein Blaſen⸗
pflaſter aufzulegen, erfordern, man ſolches niemalen ehender thun
muͤſſe, es ſeye dann man habe kurz vorher ſehr vieles Blut aus der
Ader laufen laſſen. Wuͤrde man das verſaͤumen: ſo wuͤrde man
feinen
Medicinifche Beobachtungen, 305
feinen Kranken der augenfcheinlichften Lebensgefahr ausfegen. Mir
iſt nur der einzige Fall bewußt, mo man bey einer kleinen Aderlaͤſſe,
die Blaſenpflaſter auflegen kann, und der iſt, wann man ein heim⸗
liches Gift, und Schärfe der Säfte zu befürchten hat, Dann als⸗
denn würde e8 nichts heffen , im Gegentheil würden die feften Theite
durch den zu ſtarken Blutverluſt zum Schaden der Kranken fehr ge⸗
ſchwaͤchet werden. Ueberhaupt muß man ſich hier nicht vor der Ent⸗
zuͤndung fuͤrchten; denn fie wird öfters nur zu geſchwind durch die
Faͤulniß der Säfte gehoben. |
5. I.
Werden in der Folge der Krankheit Dlafenpflafter auf den
fhmerzenden Theil gefeget ; fo gefchiehet es entweder die Krankheit
mit Gewalt zu zertheilen , oder die gefchwächte fefte Theile zur Zer⸗
theilung anzutreiben. In dem erſteren Fall wird gemeinigfich eine
fehr ſtarke Adertäffe wieder nothwendig feyn, doch kann man hier
daß nicht fo genaw beftiimmen, und man muß allerdings die vorge⸗
ſchriebenen Reglen der beruͤhmteſten Schriftſteller genau zu erfüllen
trachten. In dem andern Falle hingegen, wird es felten vorkom⸗
men, eine Aderlaͤſſe vornehmen zu dürfen, dann dieſe dürfte ſchon
vielen Schaden verurſachen, indeme fie die feſte Theile nur noch
mehr ſchwaͤchet, und folglich den Grad der Krankheit vermehret.
8. X.
Waͤhrend dem aufliegen der Blafenpflafter hat man darauf Acht
du geben, daß der Kranke häufig mit Honig verfüßtes Gerſtenwaſ⸗
fer warmlecht teinke, auch muß man ihme alle Stunde eine halbe
Schaale vor einer Saamenmilch geben, die ſtark mit Salpeter ver-
feger iſ. Dadurch ſucht man derfelben Wirfung zu erleichteren,
und ihre fehädfiche Folgen vorzubeugen. Denn die fpanifche Flie⸗
‚gen haben immer etwas bei) ſich, welches unferm menfchlichen Koͤr⸗
| Dog 9
306 Medicinifche Beobachfungen.
per einen merklichen Schaden zufügen kann, wie der innerliche Ger
brauch Derfelben fehon fo oft zum Schrecken des Nathgebers es geleh⸗
vet hat. PVorzüglich fliegen fie gerne auf die Urinwege zu treiben,
und da ſtarken Schmerzen zu verurfachen. Diefen Folgen wird
Durch Das vochergehende Verfahren vorgebogen. Ich habe zwar
öfters nicht: wohl vermeiden Fönnen , daß dergleichen Schmerzen
entftanden find, hingegen find fie, mehrmalen von einigen Folgen
geweſen, weilen ich die Kranke ſtark zum Trinken und Einnehmen
angehalten. Anch pflegen fie öfters wenn man diefe Vorficht vor |
bey feget fubfultus tredinem und einiges Irrereden zu verurfachen,
auch wohl gar das Athemholen noch) mehr zu hemmen. Diefes aber
wird niemalen erfolgen, wenn man den vorgefchriebenen Neglen nach»
lebet oder Ka die Saamenmilch mit etwas Kampfer verfege.
ib N A
ie. oft. man das Dlafenpflafter auf den Schmerz legen müſſ
a beftimmt die Krankheit. Bleibt der Schmerz auf der näms
Tichen Seite, und ift hartnaͤckig: fo nimmt man das gebrauchte
Dlafenpflafter und legt es wieder auf die Wunde, wo man e8 uns
ter der gemelten Borficht 6. bis: 8. Stunden liegen läßt. Will als⸗
denn. der Schmerz noch nicht vergehen, fo Tegt man es abermalen
auf die nämliche Art auf. ch habe es niemafen über 3. mal auf-
legen dürfen, hingegen gar oft zweymal folches thun müffen. Zie⸗
et der, Schmerz hingegen weg, fo muß man auf den veränderten |
latz wohl Acht geben. Ziehet er zu den Schultern zu, ſo hat man -|
felten Blafenpflafter noͤthig. Ziehet er aber auf die andere&eitein |
einer graden Richtung, ſo Bau man mit dem — ich |
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Medieinifche Beobachfungen. 907
LEE — —— 5 S, XL. Ge anud aD wre
Ich habe nun ganz Eürzlich die nöthigften Reglen angezeigt, die
* bey dem Blaſenpflaſter beobachten muß, wenn man fie auf den
fehmerzenden Theil fegen will. Nun werde-ich auch die Urfachen an
Tag legen, weswegen fie von fo unvergfeichlicher Wirkung find,
Denn erftlic, werden die fpanifchen Fliegen mit ihren ſtark zertheilen⸗
den Kräften unmittelbar in diejenige Gefäße, fü wegen der Vers
ſtopfung feiden. Hier loͤſen fie auf, und zertheifen mit Gewalt,
- was gepackt und verftopft ift, und machen alle Gefäße ihren Fluͤßig
Reiten wieder gangbar; Dadurch heben fie die Urſach der Krankheit 5
und die andere Zufälle fallen von feldften weg. Deswegen fügt der
berühmke Rinzle volllommen wohl, daß die fpanifche Fliegen anderz
waͤrts aufgelegt, das Fieber und. den Schmerz vermehren koͤnnten,
bier aber augenblickliche Dienfte Feiften würden.
uf: . k 3% c *
5. XIH.
Zweytens heben fie die Entzündung der inneren Theile, indem
fie in der Nähe eine Außerliche Entzündung verurſachen. Dan könnte‘
zwar einwenden, daß ein Blafenpflafter fonften aufgelegt, den naͤm⸗
lichen Dienft erzeigen würde, aber man irret fich fehr. Denn wenn
ich eine Entzündung durch eine andere heben wills fo muß ich die
kuͤnſtliche fo nächft als möglich an den erkrankten Platz anzubringen
ſuchen. Gebe ich darauf nicht acht: fo erreiche: ich entweder meine
Abficht nicht , oder ich muß Die Eünftliche Entzündung fehr ſtark ma⸗
chen. Ach will die Sache mit einigen Beyfpiclen erläuteren. Wenn
man in einem hartnaͤckigen Hüftweh an Hand und Füffe große Bla⸗
fenpflafter zugleich. aufleget: ſo vermehren fie den Schmerz unendlich
und vermindern nichts, Legt man aber auf den ſchmerzhabenden
Theil ein Dlafenpflafter, jo glauben die Kranken fehom während der
Zeit, da es wufliegt, Linderung zu verfpühren, Wenn aus einer
Qqa 2 inneren
—
308 Medicinifche Beobachfungen.
inneren Entzündung der Eingeweide ein Ieus entftehet; fo werden
Blofenpflafter auf Händ und Füffen geleget, das Hebel vermehren,
hingegen ein großes auf den Bauch Heleget, nimmt faft allemal auf
einmal das Uebel hinweg. Die alte Aerzte, welche nicht gewohnt
waren mit ihren Kranken fo zärtlich umzugehen als die neueren,
wußten diefen Sag gar wohl, fie legten einen glühenden eifernen |
Ping bey gemeldter Krankheit um den Nabel herum , und brennes
ten die Gegend ganz gelind damit. Auf diefe Art Eonnten fie mehr
gewinnen, als wenn fie Die größten Löcher in beyde Zußfohlen brann⸗
ten. Folglich nüst ein Blafenpflafter auf dem ſchmerzenden Theil
in dem GSeitenftechen mehr, als eine ganze Menge an dem übrigen |
Körper, u
S. XIV.
Drittens heben fie die Entzändung, indem fie zugleich der ſchad⸗
haften Materie einen Ausweg verfchaffen. Hier dürften abermal
einige glauben, als wenn das ebenfalls durch andere Blafenpflafter
Eönnte erreichet werden , aber fie irren fich ebenfalls. Es ift Die be-
kannteſte Negel in der ausübenden Arzeneykunſt, daß ein gluͤcklicher
Arzt die Natur zu feinem Wegweiſer haben müffe. Willer auf eine |
eigenfinnige Art derfelben nicht folgen, fondern ihr vielmehr Gefege
vorfchreiben, fo erfolget meiftentheils eine folche Unordnung, welche |
dem Kranken den Tod, dem Arzt aber die Schande zuziehet. Des |
wegen bemühet fich ein vernünftiger Arzt immer mit der Natur nach
gleichen Entzweck zu arbeiten. Will die ihre bösartige Säfte durch
die Urinwege abführen: fo muß ex felbiges erleichtern. Hierinnen
beftehet der glücklichfte Kunftgrif, die Natur überall recht abzuler⸗
nen. Deswegen fpührte der berühmte fpanifche Arzt Solano de Lu-
que und einige feiner berühmten Anhänger mit dem unermüdeften
Fleiß und der größten Aufmerkfamkeit an den Pulsichlägen , nur
Die geheime Triebe der Natur genau zu erkennen, und ihre Maße
veglen
|
Medicinifche Beobachtungen. - 309
reglen darnach zu nehmen. Wie gluͤcklich waͤren wir, wofern man
allemal im Stand ſich befaͤnde, dieſes ſo genau zu befolgeren. Hier
aber wiſſen wir bereits fchon aus langen Erfahrungen die gewohnte
Wege der Natur. Ueberlaͤßt man ſich ihr ſelbſten: fo hebt fie gewoͤhn⸗
fi die Krankheit Durch den Auswurf, fehr felten durch andere Aus—
führungen, Gie will alfo in der Nachbarfchaft ihre Bösartigkeiten
ausftoffen, und meilen Die Lunge leichter nachgiebt, als die andere
benachbarten Theite, fo erfolgt ein Auswurf. Folglich) erleichtert mar
durch Auflegung eines Dlafenpflafters auf den fehmerzenden Theit
ihre Bemuͤhung, und verhindert zugleich, daß fie ſich Durch Die ges
wöhnliche Ausführungsmege Feinen weitern Schaden zufügt.
S. XV.
Ich habe num mit wenigem die Urfachen angezeigt, warum die
Dlafenpflafter von einen fo unvergleichlihen Nutzen in denen Ent⸗
zuͤndungen der Bruft find; , Indem ich dargethan habe, mie fie in als
fen Stücken mit der Natur der Krankheit Übereinkommen. Ich haͤt⸗
te noch mehrere anführen Finnen, wenn es Die Gränzen einer Abs
handlung erlaubten. Ein nachdenkender Lefer wird die Sache Teiche
einfehen und Stof genug haben, die andere Gruͤnde zu erfinden. Sch
will mic) nun auch zu denen vornehmſten Nugen wenden; fo aus
Diefer Art zu heilen herfliefen,
und. | S. XVI.
Dem erftens kann man hierdurch der Krankheit bey Zeiten vor⸗
beugen. Das ift gewis ein Vortheil, den wir nicht feicht aus den
Händen faffen müffen. Denn im Anfang einer hisigen Krankheit,
muß man fich wirffam bezeugen, je weiter fie gehet, je mehr ver⸗
dieren wir den Vortheil, und wenn wir diefe Zeit verfaumen: fü
‚möffen wie darnach den Ausgang mit bekümmerten Herzen erwar⸗
‚sen, wie Schifleute bey einem Sturmwinde. Man muß deswegen
| 243 nicht
310 Medicinifhe Beobachtungen,
nicht glauben, als wenn man wider die Natur der Krankheit ar⸗
beiten muͤßte. Nein, man muß ſuchen den Zweck der Natur eilend
zu. erreichen , und Das thun —J. die Blaſenpflaſter, wie ich oben be⸗
wieſen habe. — ————
g, xvn mr rd
Der zweyte Nutzen iſt, daß wenn eine bösartige Schärfe da
ift: fo wird fie gleich ausgeführt, und ihr weiter Feine Zeit getaffen,
fic) beffer zu entwicklen, und. die ganze Maffe zu verderben. Wie
oft fällt e8 nicht vor, Daß nach einem 3. oder 4. tägigen Seitenſte⸗
chen der Koͤrper auf einmal mit Frießlen oder Poteſchen, wie uͤber⸗
ſaͤet iſt, das zeigt mehrentheils eine toͤdliche Schaͤrfe an, wie Zur⸗
ham ſagt, die ſich ſelten bezwingen laͤßt, die auch durch die feinſte
Kunſtgriffe nicht aus dem Koͤrper kann gebracht werden. Setzet
nicht alſo ein Arzt ſeine Kranken einer erſtaunenden Gefahr aus,
wenn er dieſes leichte Mittel entweder aus einer ſchaͤndlichen Men⸗
ſchenfurcht und Weichherzigkeit, oder aus einer dummen lUnwiſſen⸗
heit, nicht anwendet. Es werden mir genug beyſtimmen, wenn ich
behaupte, Daß eine unendliche Menge von Kranken jährlich erben,
die auf. ein kurzes Seitenſtechen dieſe Ausfchläge bekommen , und.
nachhero Trog aller angervanderen Mühe fterben, Leute die 3. Wo⸗ |
chen vorhero noch nicht wußten was es heiße krank zu feyn. Hätte, |
man vieleicht diefen Dlafenpflafter aufgelegt, fo würde das heimliz |
che Gift ausgeführet worden feyn, Durch Hülfe der Natur, durch
Hülfe des Arzeneymittels. Hat ſich aber. daffelbe einmal in-allen
Saͤften ausgedenet, fo nimmt es den Nerven feine Empfindung ..|
den feſten Theilen ihre Staͤrke, und übermannet beyde, Daß aber
die Ausführung dieſes Gifts nicht eine bloße Ehymere feye, daß kann |
man aus andern erfahrner Leute, Wahrnehmungen erfehen. Ich ſelb⸗
ſten bezeuge hiermit oͤffentlich daß ich. noch niemalen bey meinen. h
Kranken eine Bruſtent zuͤndung, Die Frieſel oder Flecken habe hervor⸗
kommen
Medieinifche Beobachtungen. 3ır
rommen ſehen / und ich verhöffe daß ich kuͤnftighin noch af im
ORT feon werde felbigen’borgabeugen. zZ
-& XVOL
Der dritte Nutzen der Blaſenpflaſter iſt, daß ſie ſelten es da⸗
hin kommen laſſen, daß ſich die Krankheit durch den Auswurf bes
ben laſſe. ch foͤrchte mich vor nichts mehr, als von dieſem Erfolg,
Denn erſtlich, wenn auch die Kranken vollkommen wohl werden,
fo bleibt doch eine Schwäche in der Lunge , Die zu neuen Entzüns
dungen Anlaß giebt, weßwegen die Stücffälle in dergleichen Krank
heit bfters vorkommen. 2. Iſt die Lunge ſchwach, Die auszu⸗
führende Materie viel, fo ſetzt ſich dieſelbe entweder auf das Zwerg⸗
fell , und verurfacht eine Bruftgefehwür. Da arbeitet man oft ges
nug umfonft, und der Kranke ftirbt, ohne Hülfe verlohren, oder
fie bleibt in der Lunge figen, und erzeigt ein öfteres oder facftiges
Lungengeſchwuͤr, welches noch feltner als das vorige geheifer werden
Tann. Auf Die gepriefene Methode folget dieſes felten. Das Boͤs⸗
artigfte ziehet das Blafenpflafter außenhin, da kann es ohne Scha⸗
den weglaufen. Wie oft habe ich gefehen daß den Kranken ganze
Stroͤhme auf der Haut aufgezeichnet waren, die der Ausflug fcharz
fer. Feuchtigkeiten geaͤtzet hatte. Waͤre dieſe Schaͤrfe durch die
Lunge ausgefuͤhret worden, ſo haͤtten dieſe ſchwammichten Gewebe
davon gewiß in eine —* gehen muͤßen; doch darf man nicht
glauben, als erfolgte kein Auswurf dieſer ift auch da, aber ſo
gelind / daß man kaum zwiſchen dem Naruͤrlichen einen Unterfchied
Mehr y, und von fehr kurzer Dauer, —
ls: nr XIX. | | |
En will nun wi a Wahrnehmungen RER um dass
jenige entweder deutlicher zu machen, was — geſchrieben ha⸗
be, oder doch. zum wenigſten zu bekraͤftigen. > lung
as) end
5
g12 Medicinifche Beobachtungen-
Wendlin, ein Gemeiner von dem loͤblich Iſelbachiſchen Regi⸗
ment, kam wegen einem Seittenſtechen, daß ihn das. Athtemholen
ſchier ganz verhinderte, in das Lazareth. Nachdem ich in Betracht
feines großen Körpers und feiner gewaltigen Vollbluͤtigkeit eine ſehr
ſtarke Aderfäße hatte vornehmen laßen: fo verlohr fich das Stechen
gleich, Das Athmen war vollfommen erleichtert , und es fehler ihm
weiter wichts mehr, der aufdie Aderlaͤße erfolgende häufige Schweiß
machte mir auch Die Hofnung, daß «8 fü bleiben würde, dem un⸗
geacht verfihrieb ich ihm eine auflöfende Miptur, Die er fleißig eine
nehmen müßte. |
Dies II. Morbi. Die feheinbare Beßerung'rwährete bis gegen
Mitternacht, wo es auf einmal wieder fo häftig anfieng zu. wuͤthen,
daß er befoͤrchtete zu erſticken. Man fie ihm abermal ſtark zu
Ader, darauf linderte es ſich zwar, gegen Morgen fieng es aber von
neuen wieder ſehr ſtark an. Das Blut hatte zwar nichts von der
Entzuͤndungshaut, doch noͤthigten mich die anderen Umſtaͤnde gegen
Morgen nochmalen zur Ader zu laſſen, und ſogleich ein Blaſenpfla⸗
ſter auf den ſchmerzenden Theil zu legen; wobey ich die obbemelten
Regeln beobachten lies.
Gegen Abend hatte daſſelbe eine ſtarke Blaſe gezogen, die vie⸗
les Waſſer enthielt. Das Stechen hatte ſich verlohren, die Bruſt
war frey, das Athemholen leicht, und das Fieber ſehr geringe. Ich
ließ ihn die Saamenmilch fortbrauchen.
Dies IU. Morbi. Dieſe Nacht ſchlief der Patient zwar we⸗
aig, doc) war das Fieber ſehr gelind, ſo wie es auch den Tag
über fort dauerte. Er hatte ſtaͤrkeren Durſt als fonften; die Emul,
fion wurde fortgebraucht , und gegen Abend ein erweichendes Clyſtier
geſetzet. |
Dies IV. Die Nacht haste fich das Stechen wieder gelind
gingefunden, es wurde immer ſtaͤrker, bis endlich gegen Tag daſ⸗
— ſelbe
Medicinifche Beobachtungen. 313
ſelbe auf einmal wieder zunahm, und das Athemholen ſehr vermin—
derte. Der Puls gieng zwar gewaltig ausgedehnt, aber doch matt;
der ganze Körper gluͤete ſehr ſtark; das Geſicht war ſehr roth, und
aufgeduͤeſen; es zeigten ſich fubfultus nervorum, und öfters einiges
irre Reden; zudem war er fehr matt, und man muße ihn überall
hinfegen und wenden. ch lies ihm gegen 7. Uhr das Blafenpflas
fter auf die vorige Wunde legen, und die Saamenmilch ftark eins
nehmen. Kaum hatte diefes eine Stunde aufgelegen , fo fande ex
feine Bruft wieder erleichtert. Zugleich erfolgte an feinem ganzen
Körper ein fehr ftarker Schweiß , der beftändig anhielt, und den
Kranken ungemein erleichterte,. Als man nad) Verlauf 8. Stun;
den das Dlafenpflafter weggethan hatte, fo fahe man wie das Wafs
fer auf allen Seiten der Bruft herunter geloffen war. Es war fü
feharf, daß es auf vielen Plägen die Haut entweder roth gemacht,
oder gar wund geaͤtzet. Gegen Abend fing der Kranke an, ganz
feicht zu fehlaffen. P
Dies V. Morbi. Diefe Nacht hat er ziemlich wohl hinges
bracht; das Fieber verminderte fich , und die Bruſt war ziemlich
frey. Gegen Morgen fing er an gelind zu huften und auszumwerfen.
Des Mittags aß er einen dinnen Gerftenfehleim mit vielem Appetit;
gegen Abend vermehrte fich der Huſten; Doch war alles ganz lei⸗
dentlih. Er nahm den Tag über die nämliche Arzney; das DBlas
fenpflafter lief ganz gewaltig ftarf.
Dies VI. Morbi. Der Huften hatte den Kranken viel am
Schlaf gehindert , und ihn auch fehr abaemattet. Gegen Morgen
fieng er fehr ftark zu fehlaffenan. Er aß den Tag über etliche Sup⸗
pen. Gegen Mittag lies ich ihm das DBlafenpflafter noch einmal
2. Stunden lang auflegen, weilen feine Bruſt etwas gepackt! war.
Darauf fieng er wieder an zu ſchwitzen, die Huften legte fich , die
Bruſt war frey, und der Auswurf gieng ganz leicht, Gegen Abend
Die: jeigte
314 | Mediciniſche Beobachtungen.
zeigte ſich das Fieber etwas ſtaͤrker, es gieng aber bald vorbey. I
Der Ausfluß aus dem DBlafenpflafter vermehrte fih, und das Waf I
fer war vecht ägend. Ich lies ihn Die nämliche Arzney fort brauchen. |
Dies VII. Morbi. Die Nacht war die erfte von den beften,
er hatte die ganze Nacht gefihlaffen ; des Morgens aber fieng er erft
an, feine Mattigkeit vecht zu empfinden. Das Fieber war vollfoms
men gehoben, der Huften hatte fich verlohren , und der Auswurf
gieng ganz feicht und gering. Die Wunde des Blafenpflafter of
entfeglich ftark, und das aͤtzende Waſſer vergrößerte diefelbe. Er -|
war fo matt, daß er Fein Glied bewegen Fonnte, und die Stimme
war ſo feis, daß man ihn faft nichts verfiand. Auf feiner Bruſt
zeigten fich überall Kraͤtzpocken, Die erft heraus kamen. Sch febte
feine Arzney auf Seite verſchrieb eine Herzitärkung , und verords
nete ihme öfters etwas guten Wein zu geben.
Dies VII.-X. Es gieng jeßo immer beffer. Er fehlief faft
in einem Stuck fort. Der Appetit und die Kräften kamen fehr lang⸗
fam. Die Wunde des Blafenpflafters Tief aber noch ſtark. Der
Kraͤtz kamm an dem ganzen Leib heraus, befonders aber auf der
Bruſt, Die fait eine Seiche zu feyn fihiene, |
Dies XI. - XVI. Morbi. Die Kräften kammen num deutlicher,
er war im Stand des Tags fich öfters im Bert aufgurishten. Der
Schlaf und der Auswurf war natürhich ; die Defnung des Leibe
erfolgte ordentlich; hingegen müßte ich dem Appetit feine Gränze
vorfchreiben ; er nahm Fein Arzney mehr ; der tägliche Gebrauch
des Weins aber wurde beybehalten; feine Wunde des Dlafenpfla=
ſters floß noch fehr ftark; die Bruft war voll von dem Kraͤtz; feine
beyde Brüfte waren ſtark geſchwollen, und zu den Disen lief ein
feharfes Waſſer heraus, das ihme viele Schmerzen verurfachte ; der
übrige Körper war auch voller Kraͤtz.
Dies
- Medicinifche Beobachtungen, 315
Dies XVIL.-XXX. Morbi. Jetzt konnte er ſchon wieder auf⸗
ſtehen, ſeine Kraͤften waren hergeſtellt, es fehlete ihm nichts mehr,
als die Kraͤtz. Die Wunde des Blaſenpflaſters floß noch immer
ſehr ſtark, und fieng gar nicht an zu heilen; die Bruſt war ein ein⸗
zige Rufe; die Bruͤſte waren noch ſtark geſchwollen, und das bren>
nende Waſſer lief noch immer aus den Disen. Ich ließ ihnt der
Zeit taͤglich die Ruͤßtinctur zu 3. malen einnehmen.
Dies XXX1.- XXXIX. Morbi. Der Kraͤtz wollte nicht verge⸗
hen; die Brüfte waren noch geſchwollen, und das feharfe Waſſer
lief noch zu denen Ditzen heraus , und der Wunde des Blafenpfla-
ſters. Weiten ich nun dafür hielt, daß der Körper hinlänglich ges
|
veiniget ſeye: fo ließ ich ihn anfangen alle 2. Stunden ein Meffer-
fpiß voll von der perurianifchen Rinde einzugeben. Dieſe wuͤrkte
dann, daß fi) anftatt des Kraͤtzes lauter Eleine Eiterbläsgen erho—
ben,-mwelche auffpringen, und dann abheilten. Die Brüfte fielen ;
das Waſſer aus den Disen lief nicht mehr ; die Wunde des Bla—
fenpflafters. heiten; kurz, ihn verlies den 39. Tag feiner Krankheit
das Lazaret in dem gefundeften Zuftand,
6. XVII.
Frey, ein Soldat des loͤblich Fürftenbergifchen Regiments,
von hagerer Geftalt, Fam das Frühjahr wegen einem Seitenſtechen
in das Lazaret. Das Fieber war gelind, der Schmerz nicht ftarf,
aber anhaltend, und die übrigen Zufälle ebenfals gar nicht häftig.
Hingegen fiel es fehr hart, diefe gelinde Entzündung zu heben, und
er mußte deßwegen oft Eu, Ader laffen, und viel Arzney einnehmen,
bis endlich den 15. Tag feiner Krankheit das Stechen nebft der
Entzindung fich verlobt , Doch fo, daß der Kranke immer einige
Beklemmung auf der Bruft behielte. Der Auswurf gieng zwar
ſtark, Doch Flagte ex immer, es feye ihm, als läge ein ſchwerer Stein
2, auf
316 Medicinifche Beobachtungen.
auf ſeinem Herzen. Der Gebrauch zertheilender Arzneyen wollten
nichts helfen, die Kraͤften des Erkrankten nahmen Zuſehens ab, der
Appetit war voͤllig verlohren, und kein Schlaf in den Augen. Der
Puls gieng ſehr ſchwach, und oͤfters ſehr wankend. Da Fein Kenn-
zeichen weder eines offenen noch facfigten Bruſtgeſchwuͤrs da war,
und feine Krankheit jego blos von einem häufigen Zufluß der Säfte
nach der Lunge zu entſtehen fehien: fo fiese ich ihm den 19. Tag feir
ner Krankheit auf dem druckenden Theil ein Blafenpflafter feßen.
Kaum hatte das gezogen, ſo ware feine Bruſt frey. Es wurde alle
Tage beßer mit ihm, und feine Kräfte Eamen ftark wieder; als aber
die Wunde des Blafenpflafters anfieng zu heilen, fo fieng fein drus
Fender Schmerz wieder an. Sch lies ihm das alte Pflafter noch»
malen fechs Stunden lang auflegen, und 2. Täge hernach eines an
die Waden fegen. Und auf diefe Art wurde er bald wieder gefund,
und verlies Das Lazaret.
§. XI.
Sauter , vom loͤblich Fürftenbergifchen Negiment, kam mit ei-
nem ftarken Geitenftechen in das Lazaret. Nachdem man in den
erſten Taͤgen unterfehiedfichmal zur Adergelaſſen, auch fonften die
gehörige Arzneyen verordnet hatte, Das Stechen aber immer ftärker
wurde, fo feste ich ihm den s. Tag feiner Krankheit ein Blafen-
pflafter auf die leidende Seite, worauf fi) denn das Stechen ver-
lohr. Eben felbigen Tag entdeckte ev erjt die heimliche Krankheit
die in feinem Körper verborgen war. Denn er hatte viele Kennzei-
chen einer wuͤrklich ausgebrochenen £uftfeuche an fich.
Die Nacht darauf Fam das Stechen in die andere Seite: ich
wagte mich nicht ferner, dahin auch ein DBlafenpflafter zu fesen.
das Stehen nahm ungeachtet aller fonft angewendeten Mühe ftark
zu, und Abends gegen 4. Uhr ftarb der Kranke, nachdem er vorher
die ganze Seite auf das Heftigfie geklagt hatte, 5 XX
Medicinifche Beobachtungen. 317
. XX. |
Ich wurde das Frubjahr zu einem Namens & = = berufen, der
bereits fchon über 6. Wochen Eranf geweſen. Es hatte ihn mit eis
nem Seitenſtechen angegriffen, welches fehr hartnäckig war, und
trutz aller angemwendeten Mitteln bis in den 27. Tag vorgehalten,
da e8 fich dann nebft dem Fieber verlohren. Die Bruſt hingegen
blieb beklemt, und der Kranke hatte einen Eurzen Athem und erſtau—
nenden Huften, welche Umftände auch die fonft bewährteften Mit—
tel nicht heben koͤnnten, da fie im Gegentheil immer zunahmen,
Als ic) darzu Fam, waren die Umftänden des Kranken fehr fchlecht.
Den Athem zog er aus allen Kräften auf die befcehwerlichfte Art.
Seine Bruft war ihm beffemmt, als läge ein ſchwaͤrer Stein dar-
auf. Der Huften, welcher ihn ſtark quälet , hielt in einem fort an,
und verhinderte feinen Schlaf. An feinem ganzen Körper war er
abgezehrt , hatte immer fliegende Hige. Kurz , er hatte eine voll
Eommene Auszehrung, und war fo fehlecht,, als er nur feyn koͤnnte.
Der Auswurf, welcher ungeacht des ftarfen Huftens , gering und
dünne war, brachte mich auf die Vermuthung , daß alle Schärfe
des Dluts auf die Lunge zufließe, dieſe Schärfe verurfachte durch
ihre Reitze, Daß fich Die cellefofen Theile der Lunge zufammen zo—
gen, wodurch der Durchgang des Bluts gehindert wurde, und alfo
ein ſchwerer Athem entftehen müßte. Eben daher entftund auch der
gewaltige und anhaltende Huften , welche beyde Urfachen dann die
übrige Folgen hervorgebracht.
| Ich hielte es alfo fr dienlich der Schärfe einen Ausweg zu
verſchaffen, und legte in diefer Abficht ein Blafenpflafter auf die
Bruſt. Nachdem e8 ſtark gezogen hatte, fo fand der Kranke die
fo oft gewuͤnſchte Linderung. Er Fönnte freyer Athem hohlen, der
Huften war gemindert, und er fihlief auch mehr denn fonften.
Das Dlafenpflafter fief 6. Taͤge, darnach fieng es an zu beilen,
Rrz3 So
318 Medicinifche Beobachtungen.
&o wie es. heilete , beſchwerte ſich feine Bruft auch wieder, weß—
wegen ich es ihm noch einmal fegen lies. ch lies es ihm bey 5.
Wochen fließen, während welcher Zeit fich mein Kranker vollkom⸗
men erhollete, und ſeine vorige Geſundheit erlangte. |
SR,
Es wuͤrde mir gar leicht ſeyn, noch mehrere merkwuͤrdigere Erz
fahrungen bie zu erzehlen, Die ich zu fammlen Gelegenheit hatte. Zu
meinem gegenwärtigen Entzweck aber find diefe hinlänglid. De |
geehrteſte Lefer wird mir gütigft erlauben, mich dabey pr ein a |
aufzuhalten. l
6 XXIL
An der erfien Wahrnehmung haben wir ein deutliches Bey⸗
ſpiel von einer verborgenen Schaͤrfe, die durch die Wunde des Bla⸗
ſenpflaſters ſo unvergleichlich ausgefuͤhret worden, dieſe war die
Urſach des Seitenſtechens; ſobald fie aber durch das zweytere Auf⸗
legen des Blaßenpflaſters an die aͤußre Seite der Bruſt mit Gewalt
angezogen würde: fo hörte das Stechen gleich auf. Waͤre dieſe in
. dem Blut Darinnen verblieben ; fo hätte der Kranke gewiß an der
ſtarken Entzündung fterben Fünnen , oder wenn eine Faͤulniß der
Säfte diefelbe gehoben hätte: fo würden ihn die Frießel in die
erößte Lebensgefahr geftürzet haben. Dann bier war es wahrhaftig
Eeine Kunſt diefelbe hervor zu bringen. Man hätte nur ftarke auf⸗
löfende Arzneyen geben dürfen, und den Kranken in einen Schweiß
zu bringen ſuchen; fo würden dieſe gleich da gewefen feyn. Das
gemeine Sprichwort, Das Gift vom Herzen zu treiben, hat ſchon
manchen ehrlichen Mann fein Leben gekoſtet. Man ift alsdann
mit Tampfen und Schweißtreibenden Effenzen gleich da, und wann
Diefelbe alsdann nebft der hisigen Diät einen ſolchen Ausfchlag ber-
vor gebracht haben: fo ift man mit fich ſelbſten wohl zufrieden, und
glaubt
Medicinifche Beobachfungen, 319
glaubt man habe feine —— — gethan, wann auch ſchon der
Kranke ſtirbt.
Man muß deßwegen nicht glauben, als ſaͤhe ich alle dieſe Arze⸗
neyen nicht vor unvergleichlich an. Sie ſind es wuͤrklich, aber nur
da, wenn ſie der Arzt vernuͤnftig gebraucht. Geſchiehet dieſes nicht,
fo find fie wahrhaftig ſtaͤrker als alles Gift, und ich bin verſichert,
daß dieſe Mittel jährlich mehr Leute umbringen, als ein andere gif—
tine Sache. Ueberhaupt zu reden ; fo fehe ich die Frießel als eine
Krankheit an, die Öfters ducch das Verfehn des Arztes, oder des
Kranken hervorgebracht wird, che fie einmal von’ felbften entſtehen.
° Würde aber die Krankheit durch einen Auswurf, woran ic)
doch fehr zweifle gehoben haben: fo wäre das zarte ſchwammigte
Steifch der Lungen gewiß angeftecft worden, und der Kranke wäre
nach und nach an einer Lungenfucht ausgezehret, und geftorben.
$. XXL
Eben diefes würde auch bey dem zweyferen Kranken habe erfol-
gen müffen. Hätte man nicht den Zufluß der Säfte gehoben; fo
würden diefelbe die Lunge angegriffen, und eine Lungenſucht ver⸗
get haben.
$. XXIV.
Bey dem dritten Kranken wird fich niemand wundern, daß er
hat ſterben muͤſſen. Die Saͤfte ſeines ganzen Koͤrpers waren gaͤnz⸗
iich verdorben, und das Seitenſtechen gar zu heftig. Einige haben
zwar dieſes dem Blaßenpflaſter zueignen wollen, aber man duͤrfte
es ihnen nicht uͤbel nehmen, dann fie kannten die Natur der Krank⸗
beit zu wenig, um fich im Stand zu befinden, davon zu urtheilen.
8 ift Diefer auch der einzige, fo mir am ©eitenftechen geftorben
‚, dem ich ein Dlaßenpflafter auf den feidenden Theil habe fegen
—* S. XXV.
320 Medicinifche Beobachtungen.
. XXV.
Bey dem vierten Kranken war die Auszehrung ſchon uͤberhand
genommen. Ich habe bey der Erzehlung feiner Geſchichte fehon die |
Urſache angezeigt, warum ich ihm ein Blaßenpflafter fegen laſſen.
Und der Ausgang bat gezeigt, wie ich mich in meiner Muthmaßung
gar nicht geivret habe. Man fiehet auch zugleich , wie ein abziehen⸗
des Mittel in dergleichen Auszehrungen mehr Nugen verfchaffet, als
die fonft fo gebräuchliche Dlutreinigungen, welche mein Kranker vor= |
hero alle gebraucht. Bey dever fortgefegten Gebrauch er gewiß in 3. |
Wochen würde geftorben feyn. |
Ich beſchließe nun meine Abhandlung und wuͤnſche nichts mehr, |
als daß andere Aerzte durch diefelbe aufgemuntert würden, felbften |
dieſes unvergleichliche Mittel zu verfuchen. Sie werden durch die |
unerwartete Zolgen vor ihre Mühe gewiß hinlaͤnglich belohnet
werden.
SIDE POPP
Bemerfung
von der befonderen Würkung des Mofhus in |
| der Tobſucht mit Gichfern. |
Pr ‚ ein Soldat vom loͤbl. Iſelbachiſchen Regiment von 28.
Jahren, hagerer Geftalt und niedergefehlagenen Gemütheneiz |
gung, Fam wegen einem Eytergefhrwühr an dem Hintern, in das]
Lazaret. Sowohl der Schmerz, welcher ihm im Anfang das Eyter⸗
geſchwuͤr und die Defnung deffelben verurfachte , als auch fein]
ſchwehres Gehör , welches ihn zum Umgang mit feinen Cameraden |
untuͤchtig machte, verurſachten, daß er wie tieffinnig war, und dent
ganz
Medieinifche Beobachtungen. 321
ganzen Tag entweder in Gedanken ag, oder laut betete. Ich vers
ordnete ihme zwar dagegen: feine Kameraden verficherten mich aber,
Daß er von Natur fehr melankolifch feye, weßwegen ich nicht fons
derlich darauf achtere, befonders da es fich mit feiner Eytergeſchwuͤr
gut zur Heilung ſchickte. Ohngefehr gefchahe es, daß eines Abends
ein Rerftorbener heraus getragen wurde. Davor entfeßte er fi)
gewaltig, fagte aber niemand nichts, Des anderen Tages, als er
auf dem Nachtftuhl faß, fprang er unvermuther auf, hielt die Hände
vor fein Geſicht, und fihrie Ave Maria auf eine entſetzliche Art,
indem er auf fein Bert zulief, Man mogte ihn fragen was man
molite, fo gab er Feine oder Doch eine ganz verkehrte Antwort,
An feinem ganzen Körper zitterte er, und fein Pulß war fo ftark,
und ausgefpannt , als er nur feyn Fonnte. Man lies ihm gefchwind
zur Ader, darauf er zwar ftill wurde, aber nicht zu fich felbften kam.
Dieſes waͤhrete einige Stunden, nach deren Verlauf fieng er wieder
auf eine entſetzliche Art an zu ſchreyen und von einer Thorheit auf
die andere zu fommen: Sein ganzer Körper bewegte ſich und weis
len er immer auf wollte fpringen, fo mußte man ihn im Bert halz
ten. Diefes verurfachte, Daß ihm Die Ader aufgieng , und er vers
lohr eine Menge Bluts che man ihn. wieder verbinden konnte.
Darauf wurde er wieder ftill, und fein Pulß gieng ganz natürlich,
| -Diefe fcheinbare Ruhe aber wäÄhrte eine Furze Zeit, dann nach Vers
kauf von 6. Stunden, ftellete fi) die Tobſucht wieder ein, welche
jego anfieng zu unbeſtimmten Zeiten wieder zu Eommen, |
\ 2 Das Zittern der Leftzen Fündigte den Anfall am, auf welches
| ein Zucken in den Muskeln des Gefichts erfolgte. Der ganze Kopf
| wurde roth, glühete wie ein Feuer, und die Yugen funden ganz
| far. Darauf fing er an aus allen Kräften zu fehreyen, und fagte
| meiftentheits , er feve nicht der Teufel, fondern GOtt der Vater.
| — dieſem Anfall hatte er ſein Gehoͤr und Geſicht, wie es
Ss ſchien
‚322 Mediciniſche Veobachtungen.
ſchien verlohren, ſein Koͤrper zitterte gewaltig und man fühlete heftige
Subſultus Tredinem. Sonſten gieng fein Pulß ziemlich natürlich.
Hatte dieſes einige Zeit gewaͤhret fo lag er ganz fill. Sein Geſicht
mar erblaßt, und feine Augen wie gebrochen. Er hörte etwas, gab
einen dann und wann eine zufammenhangende Antwort, Doch zitterte
er an feinem ganzen Leibe immerfort. Die Länge eines foldhen Aus
falls war gemeiniglich ‚eine halbe Stunde, Dahingegen Die Zwiſchen⸗
zeit felten eine 15, Viertelſtund dauerte.
Das Eytergeſchwuͤr, welches ſchier geheilet war, gab eine duͤnne
ſtinkende Materie, und alle übrige Umftände ftimmten mit dem
ſchlechten Zuftand des Kranken überein. Er hatte während dem
Anfang diefer Tobfucht eine Miptur gebraucht, Die ſtark mit der
peruanifchen Rinde und dem Liquor Anpdinus des Hofmanns vers
fest gewefen, welche er auch ordentlich eingenommen, auf die ich
aber gar keine Wuͤrkung ſpuͤhren konnte.
Dies II. Die Anfälle waͤhrten den Tag und Nacht fort, ee
fehrie bey Denenfelben fo entſetzlich, daß man es fehr weit hören
Eonnte. Er fehlief keinen Augenblick, und Eonnte auch nichts mehr
von Effen hinunter fchlucken, fondern behielt es im Munde ‚und mit
befonderer Mühe mußte man durch vieles Streichen an der Kehle
ſolches hinunter bringen. Die Kräfte verlohren fich fehr ſtark und
er blieb während dem Anfall ſtille fiegen, indem er nur allein die
Hände bewegte. Bis hieher hatte er feine gehörige Defnung, und
er war von felbften aufgejtanden fie zu verrichten. Nun aber mußte
man ihn darzu aufheben. Sch verfegte ihme deßwegen feine Miztue
mit Herzftärkenden Sachen, und fies ihn felbige fleißig fortbrauchen,
Dies IV. Diefe ganze Nacht hatte er keinen Augenblick ges
ſchlaffen, fondern feine Anfälle in einem Weg gehabt. Des Mora
gend ſtellten ſich gichterifche Oetnranagen der Arme und der Füße
ein,
ee:
—
A ——— —
Medicinifche Beobachtungen, 323
"in, und fein Kopf brannte wie ein Feuer. Ich fies ihm ſogleich
2. große Blafenpflafter auf die Waden fegen, und ihn eine ftillende
Saamenmilch brauchen. Die Blafenpflafter hatten gegen Abend
ſtark gezogen, aber nichts erfeichtert. Es ſchiene ehender als wenn
die gichterifche Bewegungen heftiger wären , und oͤſters Fämen. Um
diefen gichterifchen Bewegungen bey Zeiten zu begegnen, fo verfehrieb
ich ihm Das Cojapetoͤl, und lies ihn alle 3. Stunden 10. Tropfen
auf Zucker nehmen ; darzwiſchen aber eine befänftigende und Fühlende
Saamenmitch gebrauchen,
Dies V, Das Del war nebft der Saamenmilch ordentlich ger
braucht worden. Der Kranke hatte die ganze Nacht wiederum
nichts geſchlaffen. Sonſten war die Zwiſchenzeit laͤnger wie ſonſten,
die Anfaͤlle nicht ſo heftig, und die gichteriſche Bewegungen hatten
ſich in etwas gemindert. Zugleich hatte ſich aber anch die innerliche
Hitze verimehret, fein Pulß gieng gewaltig heftig und er trank bes
ſtaͤndig. Wegen der anſcheinenden Beſſerung fies sch die Arzneyen
fortbrauchen.
2 Dies VI. Diefe Nacht und Tag über ‚hatte fich die Krankheit
in. nichts verändert. Ich fies. ihn die gemeldete Mittel forrbraucheny
befonders da man glaubte, er feye ruhiger bey. derſelben Gebrauch,
Dies vo, Die Krankheit blieb in dem nämfichen Grad. Hins
gegen mußte ich die Dofin des Cajapetoͤls vermindern, weilen die
Hitze gewaltig zunahm. Gegend Abend fieng die Dobſicht an ſtaͤr⸗
ker zuzunehmen und die gichteriſche Bewegungen kamen ungemein
haͤufig.
Dies VIII. Dieſe Nacht war die heftigſte. Er hatte faſt die
ganze Nacht die Gichtern gehabt, die Anfaͤlle von Tobſucht waren
ſehr lang und heftig, der Schweis Tief waͤhrend demſelben mit Ge⸗
male und in Menge zum Geſicht und den Haaren herab; An feinen
©$z ganzen
324 Medicinifche Beobachtungen.
ganzen Körper war die Empfindung verloren. " Den Urin lies er
nebft dem Stuhlgang unmiffend von fich gehen. Die Füße waren
erFälter, und der Kopf glühete. Zu den Blafenpflafter und den Ey⸗
tergeſchwuͤr fief ein begendes ftinfendes Waffer heraus. Während
der zroifchen Zeit Tag er wie Tod, ohne Bewegung, Sprache, Em⸗
pfindung und Gehör. Und man konnte ihn auf keinerley Weiſe er»
muntern big der Anfall wieder Bam. . Es konnte unmöglich die Kranke
beit länger mehr fo anhalten ,. und ich befürchtete alle Augenblick,
er mögte in den Gichtern fterben. In diefen erbarmungsmürdigen
Umftänden wande ich mich zu dem Mofchus, auf den ich meine eis
nige Hofnung feste. Ich verfchrieb 8. Gran Mofchus in einem
Bißen mit einem Gran Kampfer, den er des Morgens einnahm. Alle
andere Arzeney feste ich auf die Seite, und Abends um 9. Uhr mußte
er noch einen Bißen einnehmen,
Dies IX. Der Mofchus zeigte fehon einige Wirkung. Die
Gichtern waren die Nacht ausgeblieben ‚ die Anfälle Fürzer nicht fo
ſtark, und die zwiſchen Zeit länger. Er nahm des Morgens um 7.
Uhe , des Nachmittags um 2. Uhr, und des Abends um 9. Uhr
wieder einen ſolchen Biſſen ein. Gegen Abend war die Beßerung
ſchon merklicher, die Gichtern hatten ſich verloren, das Zittern der
Glieder war vermindert. Die Empfindung kam langſam. Sein
Koͤrper hatte wieder eine gleiche Waͤrme, und man ſpuͤhrete einen
gelinden Schweis.
Dies X. Diefe Nacht gieng es noch beſſer. Er hatte zum er⸗
ſtenmal ſeit feiner Krankheit etliche Stunden geſchlaffen. Das Zit⸗
teen verminderte ſich Deutlich , die Anfälle hatten das heftige verlo-
zen ,;und kamen ſelten, er. hörete etwas und fprac) dann und wann
dernünftig. Doch lies er noch alles unmwiffend abgehen. Ernahm
um 7. Uhr. Morgens, Nachmittags um 1. Uhr und Abends um 10.
Uhr einen Bißen. Gegen Abend verlangte.er zu effen, war volle,
fommen
Maediciniſche Beobachfungen. 325.
kommen , bey fich, und verrichtere feine Nothdurft wie gewöhnlich,
Die Anfälle blieben nun gänzlich aus. Er fieng an zu fehlaffen
und fehwigte während demfelben an feinem Körper ganz gelind..
Mann er aufwachte fo fprad) er ganz vernünftig, ſchlief ader gleich
—7— erſtaunender Mattigkeit wieder ein.
Dies XI. Er hatte die ganze Nacht in einem Weg geſchlaf⸗
fen, und immer dabey gelind geſchwitzet. Das Zittern an ſeinem
Koͤrper hatte ſich verloren, und das Gehoͤr war faſt wieder in ſei⸗
nem alten Zuſtand.
Dies.XII. Der Appetit kam gewaltig, und ich mußte Darinnen eine
Mäßigung anrathen. Er nahm um 7. Uhr wieder einen Biffen. Den
Morgen fehlief er als noch, und fo oft ex erwachte, forderte er zuefe
fen. Der Stublgang wurde natürlich. Der Ausfluß aus dem Ey-
tergeſchwuͤr und den Blafenpflafter war unvergleichlich, und ſchick⸗
ten fich zur Heilung. Um 1. Uhr Nachmittags und Abends um. 1m
Uhr nahm er noch einen Bißen.
Dies XIII. Die ganze Nacht hat er feſt geſchlaffen, alles war
in dem beften Zuftand, und feine Kräften kamen merklich. Er nahm
des Morgens um * uhr und den Abend um 9. Uhr noch einen Biſ⸗
ſen ein.
Dies XIV. ꝛe. ꝛe. ꝛe. Der Kranke wurde immer beſſer. Er ſchlief
immer fort. Sein Gehoͤr war nun wie ſonſten. Er war vollkommen
vernuͤnftig. Nichts fehlete ihm als allein die Kraͤfte. Ich gab ihm
nun keinen Bißen mehr, dann ich fuͤrchtete der darauferfolgende
Schweis moͤgte ihm mehr ſchaden, als der anhaltende Gebrauch
dieſer unvergleichlichen Arzney nutzen koͤnnte. Ich richtete ihme ſeine
Diät gehörig ein, und fies ihn einen Schoppen guten Bein tägs
lich trinken, zudem mußte er, ann er erwachte / ſich oͤfters in dem
u) v. ! Ss3 Die
4 Mediciniſche Beobachtungen.
Dieſes alles war von ſo gutem Erfolg, daß er in etlichen Ta⸗
gen ſchon aufſtund, indem ſeine Kraͤften ſtark zunahmen. Das Ey⸗
tergeſchwuͤr heilte am erſten. Hingegen floßen die Blaſenpflaſter
noch einige Zeit. Nach Verlauf von 20. Taͤgen fand er ſich voll⸗
kommen hergeſtellet, ohne Daß er weiter was eingenommen hatte,
als unterfchiedlichemal von dem Oximel, weilen er etwas mit dem
Huſten geplagt war, und er verlies Das Lazaret, in einen wie nen
gebohrnen Zuftand.
Aus diefer Geſchichte kann man deutlich den großen An des
Moſchus erkennen. Die Urſach dieſer Krankheit war nicht ſchwer
zu errathen. Denn, feine vorige Umſtaͤnden überführeten mic) von
einer eigenen’und verborgenen Schärfe, welche unfern Vorfahren
die fchwarze Galle zu nennen pflegten , und einer Damit verbun-
dener Schwäche der Nerven und höchften Reigbarkeit. Der durch
den Todenkörper arme en machte die Krankheit aufs
ruͤhriſch.
Die Krankheit war zu heftig um dahin zu gedenken dieſe Schaͤrfe
erſt zuzubereiten, und alsdenn auszufuͤhren. Man mußte nur da⸗
hin denken die Nerven zu beruhigen und die Schaͤrfe ſo gut als
moͤglich auszufuͤhren. In dieſer Abſicht brauchte er nebſt andern
Mittel den 1. bis den 4. Tag beynahe, 4. Loth von der peruani—⸗
ſchen Ninde , und ein Loth) Liquor Anodinus des Hoffmanns, aber
ohne den mindeſten Nutzen. Die Blafenpflafter und Saamenmilch
ſtuchteten ebenfalls nicht den 4. s.und 6. Tag hatte er dritthalb
Quintlein Cajapetoͤl auch ohne einigen Nugen eingenommen. Alle
diefe berühmte Mittel konnten der Krankheit nichts anhaben , im Ges
gentheil ſtieg fie bey derfelben Gebrauch bis auf den höchften Gipfel.
Endlich that der Gebrauch von fünf Serupel 4. Gran Mofehus
in, fünf Taͤgen eine fo fehnelle Wirkung, die gewis zu bewundern.
iſt. Ey befänftigte nicht allein fein Nervenſyſtem, fondern duch
t den
Medicinifche Beobachtungen, 327
den anhaltenden gelinden Schweis, wurde ebenfalls die Schärfe
vollkommen ausgefuͤhret, wovon mich die ſchnelle Zunahm der Kraͤf⸗
ten, und ſeine ſtandhafte Geſundheit uͤberfuͤhret.
Ich habe dieſe Geſchichte, welche in ſich merkwuͤrdig genug iſt,
vorzuͤglich deßentwegen ſuchen bekannt zu machen, weilen ich noch
ſehr oft wahrnehmen muͤſſen, daß man in hieſigen Gegenden dem
Moſchus gar keinen Glauben beymiſſet.
Wir haben es dem berühmten Herrn Gmelin zu danken, wel⸗
cher uns dieſes Mittel zuerſt bekannt gemacht a). Indeme er des
Herrn Collinſens und ſeine eigene Erfahrung uns mitgetheilet. Der
Herr Galeati hat ebenfalls mit demſelben Verſuche angeſtellet, und
ihn beſonders vor gut befunden, wie man ſolches in feinem Aufſatz b)
ſelbſten nachleſen kann. Man hat ſeitdem ſehr viele einzele Erfah⸗
jen geſammelt, wo der Moſchus ſich beſonders wirkſam bezeuget
©) und die größten Männer haben denſelben in einer ſtarken Doß
gebilliget , wie folches auch unter andern Der unvergleichliche Herr
Dan Swieten d) gethan. | |
Vorzuͤglich aber bedienen fich die Engelländer deffelben am ſtaͤrk⸗
ften, und ich habe mit Verwunderung gelefen e) wie fie auch fogar
inden armen Häuferen denfelben täglich gebrauchen, und ſolchen zu
fehr vielen zufammengefegten Mitteln beyfegen. Diefe, und noch
mehrere Erfahrungen, welche hie zu erzehlen, ſowol unndthig als zu
weitlaͤufig wären, haben mich dahin bewogen den Mofchus eben
falls anzuwenden, and ich bin von deſſen unvergleichlicher Wirkung
| * * ſelbſten
a) Specificum antidotum novum adverſus eſfectus morfus Canis rabi-
di &c. &c. Autor Gmelin Tub.
b) Comentar. Bononiens. Tom. IH, pag. 177-194.
©) Edenburg. neue Bemerk. Band IL. pag. 282. &c. &c.
d) Comentarii in Aphoris. Boerh. Tom. III. pag. 437: & 524.
Phärmacopoea pauperum in ufum Nofocomii Regü Edenburgenſa
828 Medicinifche Beobachtungen,
ſelbſten allzuſtark überzeugt, als daß ich ihn fernerhin aus der Acht
laſſen folte, Doch mnf man jedesmal bedenfen, daß er ein unges
mein wirffames Mittel ift, deſſen unvorfichtiger Gebrauch allerdings
fehaden kann. Ich erinnere mich noch gar wohl, daß er vor eini⸗
ger Zeit ein ganz entgegengefegte Wirkung hervorgebracht, als man
ihn bey einer Tobfucht verfihrieb, die nur über den 4. Tag Pam ;
denn'nachdem der Kranke unterfihiedfiche ſehr ſtarke Dofen einger
nommen, wurde der Körper ganz flatr, alle Bewegungen gehemt,
die Augen waren verkehrt, die Empfindung verloren, und der Kranz
ke Eonnte durch Fein Mittel zu ſich gebracht werden, : Diefer fuͤrch⸗
terliche Zuftand mehrere ungefehr 4. Stunden , nach deren Verlauf
der Kranke durch entſetzliche Stöße aus dem Bett in die Höhe ge
worfen twurde , wo bey er jedesimalen ein erſtaunendes Gefchrey
gethan. In der zwifhen Zeit eines jeden folhen Stoßes war der
Körper ganz erjtarret, ausgenommen die Bruft, welche auf eine bes
fondere Art und Gefchwindigkeit fih erhob. Endlich‘ Fam der Kranz
ke nad) und nach wieder zu fih, war gewaltig entkräfter „ in allen
Gliedern wie gerädert, und wußte von dem vorhergegangenen nicht
‚Das mindefte.
Man feste den Mofchus aus, und der Kranke hat nachdem
niemalen dergleichen mehr erfahren, iſt auch durch andere Huͤlfs⸗ |
mittel von feiner Krankheit vollfommen hergeftellet
werden.
OK A NE,
RIECHT
aa
*
Beob⸗
„le
Mediciniſche Beobachtungen. 829
a a ne —
Beobachtung,
Von Waſſerſuchten und derſelben Cur
J. Bemerkung von einer Hautwaſſerſucht.
Er» ‚ ein Gemeiner don dem loͤblichen ifelbachifchen Regiment
Fan mit einem hartnaͤckigen Seitenftechen in das Lazaret. Nachs
dein man ihm unterfchiedenemal zur Ader gelaffen , und ein Dlas
ſenpflaſter auf den fehmergenden Theil gefeget , auch die fonft gehoͤ⸗
rige Arzeneyen verordnet hatte: ſo wurde er wieder beſſer, bekam
aber an feinem ganzen Körper den Kraͤtz. Es hielt ſehr ſchwer die-
fen hinweg zu bringen, und nach Verlauf von etlichen Monaten
fieng er an ſehr fhwer zu athemen, und an feinen Füffen zu gez
ſchwellen. Er war zwar an feinem Körper voller Kraͤtz, doch glaubs
te ich, er mußte fich heimlich gefchmiert haben, welches er aber
nicht auf fich Fommen lieffe. Zur Vorforge fies ich ihm eine Blut⸗
zeinigung und die Rustinktur brauchen, auf welche er aber nicht
beffev wurde. Im Gegentheil vermehrte fich die Engbrüftigkeit, und
der ganze Körper Feinen Theil ausgenommen, fieng an zu fehwellen.
Der Durft wurde täglich größer, der Urin gieng fparfamer ab, der
Unterleib war ganz verftopft, kurz alle Umftänden ftunden dahin,
daß es eine vollfommene Dautwafferfucht geben würde, Nun war
ic) darauf bedacht , bey Zeiten diefer Krankheit vorzubengen , und
Das ausgetrettene Waſſer abzuführen. Sch lies ihn einige Täge ein
laxirende Latwerch brauchen, fie vermehrte aber feine Engbrüftigkeit.
Diefe nahm ſo ſtark zu, daß ich öfters befürchtete, er mögte erfticken,
Deswegen lies ich ihn die Meerzwiebel mit dem fulphur auratum anti-
monn brauchen , welche aber nichts ausrichten konnten. Ich vereinigte
den Trank, und die Aſche von Geniſten, auch viele andere font be
—* Ti wehrte
330 RER — —
Verlauf von etlichen — nahm die ein fuͤrchterliches
Anſehen. Der Kranke konnte ſchier keine Luft mehr bekommen.
Der ganze Koͤrper war ſo ſtark geſchwollen, daß man glauben ſolte,
er müßte aller Orten aufſpringen. Ueberall empfand er die empfind⸗
lichfte Schmerzen; alle Ausführungen waren gehemt; der Durft
war entfeglich ſtark, und der Schlaf gänzlich verloren. Hierzu
Fame noch ſehr oft ein ftarker Huften, welcher ihn fo abmattete,
Daß ich einigemal glaubte, er roürde in dem ausbleiben. In dieſen
Umſtaͤnden wußte ich mir beynahe nicht zu helfen. Das große Elend
diefes Manns gieng mir zu Herzen, und alles was ich ihm vere
fehrieb, vermehrte ehender feine Krankheit, als daß es Linderung
verurſachet hätte. So wie feine Geſchwulſt zunahm: fo vergrößerte
fich auch fein Puls , welcher fehr hart, voll und gefpannt war. Die
fes hatte ich zwar fihon fehr lange beobachtet, aber die Urfach das
von war fehr leicht zu begreifen. ch war zwar etlichmal fehon
Willens zu verfuchen , was eine Aderläffe gutes ausrichten Fünnte,
hingegen wolten die Umftände folches nicht wohl erlauben. Denn
er hatte erſt etliche Monat vorher bey dem Seitenftechen eine Mens
ge Bluts verloren. Durch die Krankheit felbft, als Durch die Eur
war er von feinen Kräften gänzlich herunter Tommen. Die Urfach
des vollen und gefpannten Pulſes Eonnte ein jeder wegen der erftauz
nenden Geſchwulſt fehr Teicht erkennen. Und die Aderläffe ſelbſten
ſchwaͤchten den Körper noch mehr, und vermehrten alſo wahrfcheins
ficher Weis Das Uebel. Da ich Alles genau Überfeger hatte : fo
faßte ich endlich den Muth, und Ties dem Kranken in meiner Ger
genwart ohngefähr 2. Unzen Blut laufen. Kaum mar dieſes ges
fehehen: ſo empfand der Kranke Linderung, wovon er mir fonften
zu fagen niemalen etwas gewohnt war. Es währete aber nicht lan⸗
ge, denn nad) Verlauf von etlichen Stunden fieng es wieder a
übfer zu gehen, Das Blut, fo mit vieler Gewalt zur Defnung her⸗
aus⸗
Mebdiciniſche Beobachtungen. 331
ausgeſchoſſen ‚ war ganz dick und hatte eine ſtarke Entzuͤndungs—
| haut. Diefe Befchaffenheit des Bluts ſowol, als auch die em⸗
pfundene Linderung bewegten mich dahin gegen Abend nad) 7. bie
8. Ungen Blut lauffen zu laffen, und zu erwarten, was dieſes vor
Nugen fehaffen könnte. Den andern Morgen erzehlte mir dee
Kranke mit vieler Beruhigung , wie er-diefe Nacht etliche Stunden
gefchlaffen, welches ex auch von dem Mohnfaft nicht erhalten koͤn⸗
nen. Die Geſchwulſt war merklich gefallen, und der Urin ftark
abgangen. Das Blut war beynahe eine Entzindungsbaut. Diez
fer unvergleichliche Fortgang munderte mich auf, den gefundenen
Weg beyzubehalten. Der Puls war noch fo voll, wie vorhero,
| Desmeon fies ich ihm Denfelben Morgen wieder ohngefähr 10. Uns
zen Blut laufen. Damit ich aber gewiß überzeugt feyn koͤnnte,
wie ich blos den Aderläffen dieſe erwünfchte Wirkung zu verdan«
ken hätte; fo lies ich alle Arzeneyen auf Seit feßen. Die Befferung
nahm nun deutlich zu, die Geſchwulſt fiel, die Engbrüftigkeit Fam
nur zu Zeiten, alle Ausführungen waren nun wieder hergeftellet,
der Durft vergieng, und der Puls wurde Heiner. Kurz nachdem
ich ihm in 7. Tägen noch 6. mal zu Ader gelaffen: fo war feine
gaͤnzliche Krankheit wie verſchwunden, und er verlied nad) 14. Tür
gen das Lazaret gefund und mit allen Kräften.
I. Bemerkung von der Bauchwaſſerſucht.
vr Verter von dem löblichen fürftenbergifchen Negiment hatte den
Eommer über ein ſehr bößartiges Sallenfieber, nach welchem ex
ſich kaum erholen koͤnnte. Gegen den Herbft fing er an, nac)
und nach zu gefehwellen, und der Wafferfucht eigene Kennzeichen zu
empfinden. Ich hielt Davor, daß dieſe Krankheit von Erfchlappung
| deren Fieber herruͤhrte, Deswegen lies ich ihm eine Zeitlang eroͤf⸗
nende und ſtaͤrkende Mittel gebrauchen, welche aber nicht anſchlu—
<q indeme die Krankheit immer zunahm. Ich verordnete ihm die
i
iin Zu
Ita Meer⸗
N
J N
-
332 Medbiciniſche Besbahtung.
Meerzwiebel zu nehmen, worauf er aber nicht die mindefte Wir⸗
tung wahrnahm , ohngeacht ich fie zufest in fo ſtarker Doß gab,
daß er des Tags zu verfchiedenen Zeiten anderthalb Quintlein eins
nahm. Da ich nun weder durch Diefe noch durch andere Mittel es
dahin bringen Eonnte, Das ausgetrettene Waſſer durch die Urinwege
auszuführen: fo fuchte ich es durch den Stuhlgang weg zu bringen,
und lies einige Zeit laxirende Mittel gebrauchen , Die zwar ihre Wirs
ung bewiefen, die Krankheit aber in nichts linderten. Während
dem ‚Gebrauch befagter Arzeneyen, wuchs die Gefchwulft an dem
Unterleib und Füffen, und die Zuftände des Kranken verfihlimmers
ten ſich täglich. Ich fies noch unterfchiedfiche Specifica gebrauchen,
welche aber alle fruchtlos abliefen. Endlich nahm ich mir vor zu
verfuchen, was der Außerliche Gebrauch des Baumoͤls auswirken
koͤnnte. Ach fies ihn Deswegen ’tägfich zu drey verſchiedenen Zeiten
daffelbe jedesmal eine halbe Stund fang in den Leib warn einrei⸗
ben. Nachdeme dieſes etliche Täge geſchehen: fo Feng der Patient
anzu laxiren. Die Geſchwulſt an dem Leib verminderte fich nebſt
dem Durft, und das Spannen lies nach. Sch lies fleifig mit dem
Gebrauch) diefes Einveibens fortfahren, und nach Verlauf von 10,
Zügen hatte fi) die Geſchwulſt an dem Unterleib gänzlich verforen,
an den Fuͤſſen blieb fie zwar, aber nachdem ich fie ebenfalls einrei⸗
ben fies: fo vergieng die Geſchwulſt, und der Patient verlies fein
Bett. Die Kräften Famen zwar langſam wieder, und ich mußte
ihm in Diefer Abfiche unterfchiedfiche Arzeneyen verfchreiben, zugleich
fies ich ihm feinen Unterleib und Füffe noch eine Zeitlang mit einens
wollenen Tuch reiben, und nad) Verlauf eines Monats verlies e
das Lazaret mit allen Kräften.
II. Bemerkung von der Bauchwaſſerſucht.
Rehr, von dem bl. Garde Negiment zu Fuß 56. Zahraltı
befam die Bauchwafferfucht, Der Unterleib geſchwoll bey dem Ges
brauch
Pr
Medicinifche Beobachtungen. 333
brauch einiger Mittel faſt zufehend , und tagte gewaltig hervor
Naͤchſtdem war der rechte Fuß bis zum Auffpringen angeloffen, das
hingegen der Linke nebft dem übrigen Körper fehr mager und fait
Ausgezehret war. Ich verordnete Die Meerzwiebel in Form einer
Latwerge. Er fieng an darauf zu uriniven, zu fariren, und zu bres
chen, und dem ohngeachtet wurde die Geſchwulſt frärker, Nachdem
er noch verfchiedene Sachen ohne Wirkung eingenommen + fo fieng
ich an feinen Unterleib ebenfalls mit Baumdl auf die oben befchrie«
bene Art einreiben zu laſſen. Diefes laxirte ihn fehr ſtark, und es
gieng den ganzen Tag wie Waffer von ihm. Die Geſchwulſt fiel
augenſcheinlich, und von dem erfiaunenden Bauch war in Zeit von
14. Taͤgen faft nichts’ mehr zu fehen y welcher fo dinn war, daß man
glauben folte, Die Eingeweide waͤren alle heraus genommen. Hinz
gegen war der rechte Fuß dick geblieben „ und ich konnte mit dem
. Eineeibeh nicht weiter anhatteh weilen ich befürchten mußte, Das
ſtarke laxiren mögte ihme feine Kräften zu ſehr benehmen. Ich lies
ihn deswegen einige Zeitlang ſtaͤrkende Mittel gebrauchen, und ſei⸗
nen Unterleib und Fuß täglich mit wollenen Tuͤchern reiben, wo—
durch er wieder zu Rröften Fam. Da ſich aber fein Fuß nicht ges
ben wolte, auch dann und wann ſich jetzo Verſtopfungen des Uns
terleibs aͤußerten, fo verſchrieb ich ihm den praͤparitten Weinſtein,
von welchem er des Tags verſchiedene Meſſerſpitzen voll nahm:
dieſer befam ihm ebenfalls unvergleichlich, indeme er ihme ftarke
Duurchfaͤlle des Urins verurfachte, durch welche das übrig fteckende
Waſſer ausgeführer, und die Krankheit gänzlich gehoben ward; iv
daß er vollfommen hergeftelfet das Lazeret verlies.
—9 N Bemerfung von der Hautwaſſerſucht.
Zw Anfang des Jahrs wurde ich zu einem Namens S** ges
tuffen, welcher eine Hautwaſſerſucht hatte: Als ich mich wegen
ji Ba: Umftänden eyfımdigte 5: fo fand ich, daß es von einem übel
* Tt3 eurir⸗
334 Medicinifche Beobachtungen.
surivten dreytägigen Fieber herruͤhrte. Er hatte an feinem ganzen
Körper fehr vielen Kräg, feine Bruft war fehr beffamen, der Huſten
öfters zum Erſticken. Der Appetit war gänzlich verlohren, und der |
Durft war unausfiehnlich. Alle Ausführungen waren gänzlich |
gehemmt, und fein Körper ſtark angefehwollen, der Puls zeigte eine
innerliche Entzündung an, fo gefpant , hart und voll war. derfelbe.
Zugleich hatte ev einen gewaltigen üblen Geſchmack in dem Mund,
welcher von einer gallichten Unreinigkeit in dem Magen mich übere
zeuget. Nachdem ich alle Diefe Umftände genau überleget hatte, ſo
lies ich ihm zuforderſt etliche Unzen Blut laufen, und da er darauf
ziemliche Linderung ſpuͤhrte, nach ‚etlichen Stunden ungefehr 14.
Unzen. Die Nacht darauf hatte er ziemlich geruhet, des Morgens
gab ich ihm gleich ein Brechmittel von der Ruhrwurzel, morauf er
erſtaunend viele Galle heraus brach. Zugleich laxirte es ihn ſehr
ſtark. Er wurde darauf ziemlich beſſer, die Engbruͤſtigkeit hatte ſich
gemindert, benebſt dem Huſten. Der boͤſe Geſchmack im Hals war
gaͤnzlich hinweg, und der Puls gieng ziemlich ordentlich. Die Ge⸗
ſchwulſt war ebenfalls ſtark gefallen. Ich lies ihn einige Zeit lang
eroͤfnende Mittel gebrauchen, die ihm auch ſchienen anzuſchlagen.
Doch war die Beſſerung ſehr gering. Zu dem Einreiben mit Oel
wollte er ſich nicht verſtehen, und überhaupt brauchte er die Arzney
ſehr unordentlich. Unvermuthet bekam er eines Abends einen ſtarken
Anfall von der fallenden Sucht, der ſehr lang anhielt, und ihn uns
endlich abmattete. Des andern Tags befam er; abermal einen.
Er klagte über Verſtopfung des Unterleibs, fünften war die Ger |
ſchwulſt ſtark gefallen, indem die beyde Anfälle eine ‚gewaltige Menz ||
ge Urin abgetrieben. Sch lies ihm gleich ein Cliſtir fegen, auf wels
ches er fich fehr wohl befand, Des anderen Tags lies ich ihm
Morgens noch eines fegen, und gegen Abend verlangte er wieder
eines von freyen Stuͤcken, weilen ev, wie er fagte, ſich Darauf beſſer 3
als auf alles andere befunden. Die Cliſtir waren aus Waller
Salz
Medicinifche Beobachtungen. 335
Salz; und Oel zuſammengeſetzet. Sie fuͤhrten allemal ſehr viele
Waſſer ab. Weilen ich wuͤrklich ſelbſten wahrnahm, daß dieſer
Mann ſich auf die Clyſtir wohl befand, fo lies ich ihm alle Mor⸗
gen eine appliciren, und alle uͤbrige Arzeneyen ausſetzen. Er erholte
ſich in kurzem, und erlangte ſeine voͤllige Geſundheit, an welcher er
ſelbſten verzweifelt hatte.
V. Bemerkung von der Hautwaſſerſucht.
Beck von dem löblich ifelbachifchen Negiment , von ohngefeht
24. Zahr, kam mit einer Hautwaſſerſucht in das Lazareth. Sch
inogte mich erkundigen wie ich wollte: ſo war ich nicht im Stand,
die Urfach der Krankheit eiufehen zu Eönnen, indem er fonft immer
gefund geweſen ‚ und er unvermuthet angefangen an dem ganzen
- Körper zu gefchwellen. Ich fies ihm gleich anfänglich eröfnende
Mittel gebrauchen , und über den 4. Tag eine Latwerge, welche
aber von Feiner Wuͤrkung waren, der Durft war fehr ftark, der Apr
petit verlohren, der Schlaf vergangen, der Abgang des Stuhlgangs
und Urin gehemt, als ich anfieng ihn die Meerzwiebel taͤglich braue
chen zu laffen. Nachdem er fie unterfchiedene Täge in Eleinen Dofis
‚eingenommen; fo nahm die Krankheit zwar nicht zu, bingegen auch
nicht ab. Ach lies ihn Deswegen die Dofe vergröfferen, bis er-täge
lich zu verfchiedenen Zeiten 2. Scruppel davon befam: fie verurfachte
ihm ſtarke Ducchfälle des Urins, welche ihm das ſtockende Waſſer
ausführten. Nachdem die Geſchwulſt gänzlich verfallen war, wurde
er zwar wieder beffer, er hatte aber ein ganzes Vierteljahr zu thun,
ehe er wieder zu Kräften Eommen Eonnte, da er denn endlich gang
geſund das Lazaret verlies.
4 Anmer⸗
336 Mediciniſche Beobachtungen. vs
Hm era ee
&. I .
Ich habe hier 4. Faͤlle erzehlet, da ich die Waſſerſucht duch
fonft ungewöhnliche Mittel geheifet habe Ich will mich bier nicht
weiter einfaffen, um zu unterfuchen, in wie fern. diefe Mittel genußt -
haben, vielleicht doͤrfte dieſe Mühe ziemlich vergeblich feyn, fondern
ich will nur noch kuͤrzlich einige practiſche Anmerkungen vortragen. _
Vermoͤg der erften Wahrnehmung wurde die oe durch
Aderlaͤſſen geheilet. Mancher wird vielleicht denken, daß es ziemlich
verwegen geweſen, ein ſolches Mittel nur zu probieren. Aber der
Leſer wird mir erlauben zu zeigen, mit welcher Sorgfalt ich meinen
erſten Verſuch angeſtellet, indeme ich ihme nur 2. Unzen Blut habe
kauffen laſſen. Dieſe kleine Portion konnte unmöglich ſchaden. Im
Gegentheil war fie im Stand, mich von der Beſchaffenheit des
Bluts zu unterrichten, auch von den Nutzen, den mehrere Aderlaͤſſer
haben koͤnnten. Dann die Befchaffenheit des Bluts und die erfolgte
Wuͤrkung konnten mich allein belehren, im wie weit Die Aderlaͤſſen
könnten dienfich ſeyn, da. die übrige Kennzeichen. alle fehr zweydeutig
geweſen. Weberhaupt glaube ich, Daß man in allen ällen, wo man
nicht einig werden kann, ob die Aderlaͤſſe nutzen, oder ſchaden, lie⸗
Der eine Eleine Menge Blut lauffen Laffe, die nicht fehaden kann, als
Daß ich in der Ungewißheit meinen Kranken ein Mittel entziehn, daß
ihm vielleicht. hätte helfen koͤnnen. Sobald als ich die Eutzuͤndungs⸗
haut des Bluts und die erfolgte Linderung erfahren, fü müßte ich
natürlicher Weiß gleich eine ſtarke Aderläffe vornehmen, dann ich
war vom einer innern Entzündung der Theile vollkommen über-
zeugt. Daß ich nächft dem in fp kurzer Zeit. Die Ader fo oft habe
öfnen laffen , wird niemand fi) verwundern ; denn es geſchah aus
der nemlichen Urfache, vermög welcher man es bey den Entzuͤndungs⸗
fieberen verrichtet. Wie aber aus einer innern Entzündung eine
Rob
Medicinifche Beobachtungen. 337
Waſſerſucht entſtehen koͤnnen, folches wäre mir zu weitläufig zu bes
weifen, genug daß der große Mead in feinem unvergleichlichen Werk
® ebenfalls folches gemuthmaßet hat.
| &. LU i
Die zweyte und dritte Beobachtung bemeifen den unvergleichlis
chen Nusen des Baumoͤls bey AWafferfuchten, wenn man es warm
in den Unterleib einreibet. So viel ich weis, haben wir dieſes Mit
tel dem Herrn Doctor Dliver zu verdanken, der es in denen philo⸗
ſophiſchen Transactionen b) zuerft befannt gemacht hat. Es verrichtet
feine Wirkung, indem e8 den Coͤrper öfnet und das Waſſer daſelb⸗
fen ausführet. In der dritten Bemerkung verrichtete e8 feine Wir⸗
kung fo ftark, daß es zum Erftaunen war, und viele von denen, fo
die Eur mit angefehen, hielten es für einen feorbutifchen Durchfall,
der dem Leben des Kranken bad Gränzen fegen würde. _ Ich habe
dieſes Mittel als das Beſte vorgefunden, die Waſſerſucht zu heiten,
indem es feine Wuͤrkung fehr geſchwind thut, auch die Kranken fo
volſkommen herftellet, daß fie ihre Kräfte bald wieder bekommen, wie
dann beyde fo gewaltig zugenommen, daß ich nach der Zeit, als
ich fie wieder gefehen, faft nichts mehr gekannt abe, Hingegen
Tann man fich deffelben nicht überall bedienen. Ich habe bey einer
fiheren Fran wahrgenommen, daß fie merklich dicfer getvorden, als
ich anfieng, ihe das Del einzureiben. Bey 2. anderen habe ich bes
merft , daß fie fieberartige Bewegungen nach dem Einreiben ver
fpüret, weßwegen ich bey diefen dreyen ausfegen müffen. Der
berühmte Störd c’), welcher der einzige ift, fo es meinem Willen
nad) ebenfalls verfuchet, glaubt, daß es bey ſtarken Anfpannungen
der Haut micht dienlich fey. Ich habe aber das Gegentheil in dey
dritten Wahrnehmung wahrgenommen,
a) Monita & pr&cepta medica. p. 79.
b) Coment. d. reb. in med, geſt. Vol, VIII. P. I. p. 139.
e) Annus medicus P. 90,
Yy SL
338 Medicinifche Beobachtungen.
6. IL
Die dritte Wahrnehmung Ichret ebenfalls den unvergfeichfichen |
Nutzen des präparirten Weinfteins in den Waflerfuchten. Der
berühmte Mengbini hat folchen a) bekannt gemacht, und-ich habe |
hinlaͤngliche Urfache, Diefes unvergleichliche Mittel zu loben. In der
erwehnten Bemerkung bat ex einen ftarken Durchfall des Urins ver⸗
urfachet, und dadurch den Neft der Wafferfichtigen Geſchwulſt ges
hoben. Bey andern hat er ebenfalls durch ein ftarkes Laxiren gen |
wirket, und dadurd das Waſſer ausgefuͤhret. Ich habe ihn zwar
auch fchon ohne Wirkung gegeben, meiftentheils aber bat er die
beten Dienfte geleijtet, wie das die Fortfegung meiner Erfahrungen
mit mehreren belehren wird.
$. IV.
Die Wafferfucht des S** in der vierten Bemerkung Fam ans
fängfich viel mit des Conrads feiner überein. Ich mußte ihm
zweymal zur Ader laflen, und er fand alle zu hoffende Linderung
darauf. Aber öfters durfte ich es nicht wiederholen, fonften würde
ic dem Kranken. gewiß Schaden damit zugefüget haben. Das
Brechmittel that ihm auch ungemein wohl, und ich habe-überhaupe
auch gute Wirkungen von der Specacuana in der Wafferfucht, und
feße fie Deswegen zu allen denen eröfnenden Pulvern, wovon ich fü
oft gemeldet, zu 3. bis 4. Gran. - Bey dem Gebrauch) der folgen
den Mittel war nicht viel Beſſerung zu fpüren, ich habe aber Ur⸗
fache, es chender der Nachlaͤßigkeit Des Kranken, als der Arzeney zus
zufhreiben, bis die. darzu Fommende fallende Sucht denfelben auf
merkfamer machten. Dieſe beyde- flreten gewaltig viel Urin ab,
und verminderten dadurch die Waſſerſucht. Dieſes habe ich mehr⸗
malen erfahren. Vorzuͤglich bediente ich einem v ficheren, der durch
den unglücklichen. Gebrauch des Queckſilbers ſich nach und nad) eine
unheil⸗
a) Commentarii Bononienſes Tom. IV. p. 260.
Medicinifche Beobachtungen. 339
unheilbare Wafferfucht zugezogen. Selbiger bekam, fo oft der Coͤr⸗
per ſtark angeloffen geweſen, eiuen heftigen Anfall von der fallenden
Sucht, waͤhrend deſſen Anfall gieng der Urin ſo ſtark weg, daß er
in der ganzen Stube herum lief. Und darauf war die ganze Ge—
ſchwulſt an dem Eörper wie verſchwunden. Das Efiftir, ſo ich ihm
fegen ließ, that fehr unerwartete Wirkungen, und, ‚weil e8 allemal
viel Waſſer abführte, fo hatte ich Urfache genug, ferner damit fortz
zufahren. Ich habe es noch. etlichemal bey anfangenden Waſſer⸗
fuchten gebrauchet, wenn diefelben von Verftopfung des Eleinen Geaͤ⸗
ders ihren Urfprung genommen, und fie haben fi) jedesmal ungez
mein wirkfam bezeiget, befonderg wenn eine Verſtopfung des Unters
leibs mit vorgewaltet. Und ich bin verfichert, daß dergleichen ges
finde Mittel, wie der präparivte IBeinftein ‚Das Baumoͤl und Die
Eliftire mehr im Stand find, bey Waſſerſuchten auszurichten, als die
fonft fo angepriefenen purgierenden Mittel, welche a) zwar ſcheinen
einige Linderung zu verfchaffen, im Grunde aber die Krankheit ver-
groͤßern, und den Coͤrper vollkommen zu Grund richten.
s5. V.
Unter allen meinen Waſſerſuͤchtigen iſt dieſer der einzige, ſo
daran geheilet worden, und ich habe mich mehrmalen verwundert,
wie dieſe Wurzel ein ſo großes Anſehen in dieſer Krankheit hat er:
halten koͤnnen, indem ich ſie fuͤr nichts weniger als ein Specificum
darinnen betrachte. Das iſt wahr, ſie wirket oͤfters ziemlich heftig
auf alle 3. Ausfuͤhrungswege, wie ſelbiges auch die dritte Bemer—
kung zeiget, aber ſehr ſelten iſt dieſe Wuͤrkung von einigem Nutzen,
indem das ausgefuͤhrte Waſſer ſich gleich wieder anhaͤufet: wie man
dieſes auch aus des beruͤhmten b) Schuſters Wahrnehmung erſehen
Uuz Tann
a) Burghard deutſche Leberfegung ten Boerhave Iue venerca. $. 248.
b) Nova acta phyfico medica, N. C, Tom. I, p. 140. &c.
340 Mediciniſche Beobachtungen.
kann. Ich halte deswegen. dafür, man müffe in dem Gebrauch
Der Meerzwiefel nicht eigenfinnig feyn, wenn fie nicht bald ihre gute
Wirkung erzeigen will, weil man fonften gar leicht denienigen
Zeitpunet verfäumen kann, in welchem andere Mittel von re
ber Wirkung hätten feyn Fünnen,
a 2°
Sch will noch igo zum Beſchluß Diefer Abhandlung etwas vor⸗
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fragen, worauf mich des Herrn Iſuards heilſamer Unterricht, den
Ertrunkenen zum Leben zu verhelfen, gebracht hat. Dieſer geſchickte
Verfaſſer erzaͤhlet in ſeinem Werkgen a) des beruͤhmten du Mollin
Bemerkung, vermoͤge welcher derſelbe ein ertrunkenes Maͤdgen wie⸗
der hergeſtellet, da er ſie in warmer Aſche eingewickelt, welche das
eingeſchluckte Waſſer durch die Harnroͤhre wieder abgetrieben. Der
Herr du Mollin erklaͤret dieſe unvergleichliche Wirkung auf Die nas
tuͤrlichſte Art, ſo daß er daruͤber verdient nachgeleſen zu werden. Die
Aehnlichkeit des ertrunkenen Maͤdgens mit einem, der die Hautwaſ⸗
ferjucht hat; die auf die Afche erfolgte unvergleichlihe Wirkung
und des Heren du Mollin gegebene Erklärung haben mich ganz na⸗
türlich: auf die Vermuthung gebracht, es müffe Die warme Aſche
ebenfalls in einer Hautwafferfucht von guter Wirkung feyn, wofern
fie nicht von einer Cachexie, oder fonftigen Verlegung der Eingemeide
ihren Urfprung genommen. Denn in einer Hautwaſſerſucht ift das
ausgetrettene Waſſer in dem Zellgewebe ſtill fichend. Es dehnet
felbige vermög ‚ihrer Gemeinschaft miteinander aus, und verurfachet
dadurch an dem ganzen Coͤrper eine Geſchwulſt. Der Sig der
Krankheit ift alfo unter der Haut. Sie hat alfo eine ziemliche
Achnlichkeit mit dem Zuftand des ertrunkenen Mädgens, b) felbiges
ſah bleichfaͤrbig aus, das Geſicht und der ganze Coͤrper war ge⸗
ſchwollen,
a) Teutſche Ueberſetzung. pag. 33. 44.
b) De Haller Elementa phyſiologiæ, P. 19-
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Ber. —— — ARE Bach Ev ER a er Kr air 7a Bi
x
Medieiniſche Beobachtungen. 341
fehmwollen, und mit Waſſer angefülle. Man hat Deswegen zu
Hoffen, die Aſche werde fic) in einer Hautwaſſerſucht ebenfalls wirks
Fam bezeigen. Zudem ift ganz natürlich, daß dasjenige Mittel uns
vergleichlich feyn muͤſſe, ſo unmittelbar das ſtillſtehende Waſſer in
Bewegung bringen, und ſolches durch die Urinwege ausfuͤhren kann,
und daß es an Wirkung alle diejenigen Arzeneyen uͤbertreffen muͤſſe,
die zuerſt durch den Umlauf des Bluts auf die erkrankte Stelle muͤſ—
ſen gebracht werden. Dieſes aber kann hier die warme Aſche thun:
wenn man fie etwas dick auf den erkrankten Eörper aufleget ‚fo wird
die aelinde Wärme das ſtillſtehende Waſſer in Bewegung bringen,
und die aufgefößten ſalzigten Theile „welche durch einfchlucfende Ges
füge a) in das Zellgewebe find gebracht worden, werden durch ihre
gelinde Reitze das Waſſer zu den Harngaͤngen leiten: wie es dann
wirklich bey dem ertrunfenen Mädgen gefchehen , welches während
dem Aufliegen der warmen Aſche eine Menge Harn laufen laffen. b)
Sch glaubte deswegen, es wuͤrde der Muͤhe wohl werth ſeyn, die⸗
ſes geringe Mittel zu verſuchen, beſonders da man gleich anfänglich
⸗
ſieht, wie daraus unmoͤglich einiger Schaden entſtehen koͤnne.
Der Verſuch kann auf folgende Art angeſtellet werden: man nimmt
ungelaugte Aſche, waͤrmet ſolche, und ſchuͤttet ſie 4. Finger hoch
auf ein Leinentuch, welches man in eine leere Bettſtelle ausbreitet.
Naͤchſt dem legt man den Kranken-ganz nackend auf dieſe Aſche, be⸗
ſtreuet ſcinen Coͤrper mit fein geſtoßenem Kuͤchenſalz, und bedeckt ihn
darauf ebenfalls mit warmer Aſche. Iſt der Coͤrper ſtark angelof⸗
fen, und die aͤußerliche Haut deswegen ſtark angeſpannet: ſo
koͤnnte man ihn mit warmen Salzwaſſer waſchen, dadurch wuͤrden
die angeſpannten Theile etwas nachlaſſen, und das Salz in der
Aſche wuͤrde ſich beſſer aufloͤſen. Innerlich koͤnnte man dem Kran⸗
ken oͤfters eine kleine Doſe praͤparirten Weinſtein geben, und nach
Uu 3 Durſt
a) Tbid. pag. 33-
b) Ibid. pag. 34
v Kae 2,
rare
342 Mediciniſche Beobachtungen.
Durſt ſtark abgeſtalten Wein trinken laſſen. Auf dieſe Weiſe
koͤnnte der Kranke allemal 8. bis 10. Stunden lang auf ſeinem
Aſchenbett liegen bleiben, und hernach ſich wieder in ſein Bett
begeben, in welchem er ſich die uͤbrige Zeit des Tags noch etlichemal
mit wollenem Tuch ſtark muͤßte reiben laſſen. Ich glaube, daß, wenn
dieſes drey Tage hintereinander iſt wiederholet worden, man ſchon
im Stand ſeyn muͤſſe, von den Folgen zu urtheilen. Vieleicht
koͤnnte alsdann die ganze Cur ſchon geendiget ſeyn. Ich habe mir
vorgenommen, bey der erſten tauglichen Gelegenheit dieſen Verſuch
anzuſtellen, und werde nicht ermanglen, zu ſeiner Zeit den
Erfolg zu berichten.
Dominicns von Limbrunn
Verſuch
einer Verbeſſerung der Landkar—
ten von Baiern.
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| « sömifchen Hochfteaße bey Laufzorn mich Der Lands
—— * * karten oͤfters bedienen mußte, und darinnen wider
Vermuthen denjenigen Unterſchied fand, den ich
in es Nachricht angeführt habe, wurde ich veranlaffer
die baierifchen Landkarten, fo viel derfelben in Eile zufammen zu brins
sen waren, efwas genauer zu durchgehen, um zu ſehen, wie weit
denen Schlüffen, die ich hieraus gezogen hatte, zu frauen wäre,
Diefe nähere Unterfuchung wies mie in folchen Karten fo viele und
beträchtliche Fehler, daß ich der Mühe werth zu ſeyn erachtete,
der loͤbl. Akademie hiervon Nachricht zu geben, und über deren
Berbefferung nteine wenige Gedanken zu eröfnen,
Es ift mir zwar wohl bekannt, daß die Köbliche Akademie zu
Derbefferung der Geographie von Baiern ſich einen ganz anderen
Plan vorgenommen habe, welcher auf nichts geringers hinaus lauft,
als das ganze Land nad) und nach trigonometriſch auszumeffen ,
und zu dem Ende die von dem Eönigfich franzöfifchen Aſtronome,
dern Caffini de Tury ‚angefangene Triangelmeflung zu widerho⸗
| &r len
za ich bey Verfaſſung meiner Nachricht som der alten
246 Vorſchlaͤge zu Werbefferung
len und fortzufesen, um bierdutch Die jenigen geographifchen Fin⸗
fterniffe zu „vertreiben, Die nad dem Vorgeben Der coſmographi⸗
fchen Nachrichten über diefen Theil von Deutſchland annoch herr⸗
fchen follen. Und in diefen Betrachte fcheint es von mir ein fehr
unzeitiges Unternehmen zu feyn, von einer Derbefferung der Lands
Tarten noch zur Zeit zu reden, da dieſe nach aller angewandten Mühe
Doch niemals zu der jenigen Vollkommenheit zu bringen ift, welche
fie Durch die vorhabende Triangelmeffung ohnehin erfangen wid.
Allein, da Die Ausführung diefes Plans noch viele Zeit erfors
Deren , und ohne höhere Unterftügung hiemit vor einigen Jahren
ntcht völlig ans End zu kommen feyn Dörfte, fü habe ich darfuͤr ges
haften, daß inzwifchen die vorgefundene PVerbefferung anzuzeigen ,
und nach dieſen die Lieferung einer verbefferten LandEarte von Baiern
zu verfuchen, nicht allerdings vergebfich feyn werde, Deren fi) das
Publieum fo fang bedienen kann, bis Die. eben angezeigte in volle
kommenem Stande erfeheinen wird.
Nebſt Diefem lag mir infonderheit daran, auf die Entdeckung
and Verbeſſerung folcher Tehler aufmerkfam zu feyn: indem ich
fonft bey Erläuterung der ehemaligen römifchen Gtationen,
in die ich bey Gelegenheit Der alten Hochftraße bey Laufzorn under»
merkt hinein gezogen worden, ig einen fiheren Fuß zu feßen
wußte,
Dieſes, hoffe ih, wird genug feyn ,„ mein Unternehmen zu
zechifertigen, wenn ich dieß Orts abermal von einer Sache handle,
Die mit meinem Berufe und übrigen Gefchäften jo wenig uͤberein⸗
ſtimmt.
Die Fehler, ſo ich in denen Karten von Baiern wahrgenommen,
gehen nicht nur die geographiſche Laͤnge, ſondern auch die Breite
an, welche, wie bekannt, der Polhoͤhe eines jeden Orts gti it
und von der ich dieß Orts zu erſt reden werde. Mir
der Landfarten in Baiern, 347
Man würde Faum glauben, daß in Angebung der Breite von
der churfürftlichen Reſidenzſtadt Münden bisher bey nahe in allen
Karten um 8 Minuten, oder 7603 franzdfifche Ruthen, fo 2 ganz
ze deutſche Meilen ausmachen , gefehlet worden fey, wenn wir nicht
felbften zum Theile Zeugen bievom gewefen wären , daß dieEleva-
tio Poli dieß Orts bey nahe 48 Grad 10 Minuten befrage, die von
denen Karten faft durchgehends nur auf 48 Grade 2 Min. und in
einigen noch geringer angegeben wird.
Und wenn mar audy folhen Fehler dem Appian nachfehen
will, weil zu feiner Zeit, das tft, vor 150. Kahren ‚in diefen Ges
genden die Aſtronomie nicht viel im Hebung gewefen , fo werden
doch die neueren Geographi nimmermehr zw entfehuldigen feyn,
. welche den Appian immer nachcopivet haben, ohne fich um die Wahr⸗
beit im geringften zw befüinmeren. Und wie wird; man es dem jes
nigen verzeyhen koͤnnen, fo die Aſtronomie mit einer dickatorifcher
Mine; Patrie noftre prorfus inutilem erfläret haben?
Dergleichen Fehler ſcheinen freylih dem Vorwurf der coſmo⸗
graphifchen Gefellfchaft nicht zu widerlegen. Allein zum Stücke has
ben wir eine töchtige Entfchuldigung, Unſer geweſene Lehrmeifter, der
große Ariſtoteles, wußte Fein Wort, wo die churfürftliche Nefis
denzftade München geftanden, oder nach ihm einftens ftehen würde,
Wie wird man alfo feinen Lehrjüngern zu wiſſen zumuthen koͤnnen,
was der Lehrmeifter felbft nicht gewußt hat ?
Jedoch wir verhoffen, Daß unter der weifeften Negierung uns
fers preismürdigften Stifters und Landesvaters Maximilian Joſephs
die Wiſſenſchaften in Kürze der Zeit eine andere Geftalt gewinnen,
und zum Ruhme und Mugen der baierifchen Nation von neuem aufe
leben werden,
&r2 Es
348 Vorſchlaͤge zu Verbeſſernug
Es iſt aber dieſes nicht der einzige Fehler, der ſich bey Ange,
bung der geographiſchen Breite in denen Karten von Baiern war⸗
nehmen laͤht.
Wir wiſſen, daß die Elevatio Poli von Augſpurg durch aſtro⸗
nomiſche Obſervationes auf 48° 23° 35” befunden worden. Die
Karten mweifen in Nachahmung der appianifchen 48 Grade 18
Minuten, welches einen Fehler von bey nahe 6 Minuten, oder
5706 franzöfifchen Ruthen ausmachet.
Auf gleiche weife ift bekannt, daß Die geographiſche "Breite
von Ingolſtadt auf 48 Grade 46 Minuten beftimmt fey. Unfere
Karten zeigen aber nur 48 Grade 42 Minuten, folgfam mehrmal
einen Fehler von 4 Minuten oder 3804 Ruthen, fo eine Deutfche
Meile betragen.
Wie uns Here Profeffor Mayer in Göttingen, Mitglied der
eofmographifihen Gefellfehaft, in feiner Mappa critica verfichert, iſt
Durch aſtronomiſche Wahrnehmungen ausgemacht, daß die Polhoͤhe
von Inſpruck 47 Grad 15 Minuten fy. Die bemannifche und
feuterifche Karten von Baiern hingegen geben nur 47 Grad x
Minuten, mithin nun 14 Minuten weniger an, welches einen er-
ſtaunlichen Fehler von 13314 Ruthen oder mehr als 33. deutſchen
Meilen anzeiget.
Ich würde an kein End kommen, wenn ich alle unrichtige
Polhoͤhen von den heutigen Karten von Baiern anführen wolle
te. Es wird Daher genug feyn, zu fagen, daß in der ganzen Kars
ten Fein Det ſey, wo Die rechte Breite angegeben ift, außer bey
49 Grad 28 Minuten, worunter Nürnberg gelegen, welche ſchon
zu Zeiten des Appians Durch Die dafigen Sternkuͤndige *
war, folglich zum richtigſten angezeiget werden konnte.
Man
der Landfarten in Baier. 549
Man wird, wie ich vermuthe, nunmehr mit mie darüber
eins feyn, daß es gar nicht mehr zu frühe ſey, auf die Eorres
tion diefer Fehler, und PVerbefferung der baierifchen Landkarten
zu gedenken, wovon ich itzo meine wenigen Gedanken zu eröfnen
habe,
Da, wie gefagt, die Breite von Nürnberg Diejenige ift, die
in der appianifchen Landkarte zum richtigften angezeiget worden,
fo werden wir von da aus unfere Richtung nehmen müffen, um zu
finden, wo Appian zum erftenmal von der wahren Polhoͤhe ab-
gewichen, und ob an den obbefchriebenen Fehlern die untichtige
Angabe der Entfernung der Dexter unter fich felbft, oder ein unäch-
te8 Maaß der graduumlaticudinis Schuld fey.
Das naͤchſte Ort bey Nürnberg, von deffen Breite wir noch»
zumal was ficheres wiffen , ift Negensburg ; alfermaffen ung der
sorbelobte Herr Profeſſor Mayer in Götting in feiner Mappa cri-
tica die mehrmalige PVerficherung giebt, daß die dafige Polhoͤhe
durch aftronomifche Wahrnehmungen ſich auf 48 Grade 59 Minus
gen bewiefen habe. Weil nun Appian, und mit ibm alle feine
übrigen Eopiften bemeldter Stadt eine Breite von 48 Graden 56
Minuten anweifen, fo ergiebt fih, daß hierdurch in einer Entfers
nung von 29 Minuten ſchon um 3 Minuten oder 2853 Ruthen
gefehlet worden, um welche Appian die Breite von Megensburg
zu Hein angegeben hat. Nehmen wir diefe Abweichung einsweilen
zum Grunde, und fegen, daß Appian auf folche Weife die gra-
dus latitudinis um den ıoten Theil zu klein angensmmen habe, ſo
werden wir finden, daß alle übrige Fehler hieraus entfprungen find,
Die ſich um fovielmal vergrößert haben, fo oft die Entfernung um
29 Minuten in der Breite zugenommen bat. Auf folhe Weiſe
Dann hat es nothwendig gefchehen müffen, daß bey Ingolſtadt 4,
Hey Augſpurg 6, München 8, Salzburg 10 und Inſpruck 14,
v3 Minus
359
Dorfchläge zu Verbeſſerung
Minuten gemangelt haben, wie es aud) durch die ober angeführten
aftronomifchen Wahrnehmungen wirklich alſo beftättiget wird, und
aus nachfolgender Tabelle des mehrern zu erfchen ift,
Diftanz Polhoͤhe wahre, und | it alſo im ben bis—
von der nach der Jobfervierte | herigen Karten ge—
Mürnberg.! Namen der |UngabAp=|Eievatio |fehlet worden.
Elevat. Städte piang, Poli
Poli, und feiner
| Copiſten. |
| ya la Ba |
49 28 | | Sr. Min. Gr. Min. Min. Ruthen.
0 | oO ı ©: i,45
© 29 Bamberg 49 5914957 | 2 1902
ürnberg | 49 28 | 49 28 0
029 | Megensburg| 48 56 | 48 59 | 3 | 283
o 42 | Ingolſtadt 48:42 | 48 46 | 4 FE 3804
ı 4 | Auofrug | 48 18 | 4824 | 6 | 5706
ı 18 | Münden 48 2,48 10 8 7608
1 36 | Sahburg | 47 42 | 47 52 | 10 | 9510
213 | Sup 147 2 147 15 | 14 | 13314
Will man ſich aber überzeugen, daß derfchon bey Regensburg
eingefehlichene Fehler fich in den angemerkten Entfernungen bis zum
arten Grad der Breite faft in einer gleichen Verhaͤltniß vergrößert
babe, fo wird fich Dusch Die Regel der Verhaͤltniſſen finden,
Unterfchied der Breite Unterfchicd der Breite
von Nürnberg und von Nürnberg
Megenfpurg bis
29:3 = 42 Ingolflatt 5 4:8
o
r 4 Yuspug © 65
1 18 Münden ; 825
\o
—
ge —X
= 1 36 Salzburg:
*213 3ruck 13 |
Hieraus
— — —
der LandFarten in Baiern. 351
Hieraus leget ſich auf eine überzeugende Arch vor Augen, daß
Die oben angeführten Fehler nicht von einer unrichtigen Angabe der
geometrifchen Entfernung der Oerter unter ſich felbft (weiche viels
° mehr, wie man Appian zum Ruhme nachfagen muß, aller Drten
fo richtig beſtimmt gefunden werden, daß bisher bey Feinem noch
ein Fehler von einer ganzen Minute wahrzunehmen gewefen, fonts
dern von einem unächten Maaß der graduum latitudinis ihren Ur—
fprung haben, welches einem Grad der Breite nur beyfäuflg 51700,
Ruthen zueignet, da derſelbe Doch 57060. Ruthen mefjen follte. Man
muß ſich hierüber nicht verroundern, indem die eigentliche Beftimmung
der Größe eines Grades in Meilen und Schuhen lange nad) Ap⸗
. pians Zeiten zuerft von dem berühmten Picard vorgenommen wor⸗
den ift. Appian hat nämlich die Größe eines Grads fo angenom⸗
men, wie fie Damals geglaubet wurde. Er würde aber den Irrthum
bald entdecke haben, wenn er nad) feiner vorgenommenen terreſtri⸗
ſchen Meffung an den Ertremitäten des Landes die Polhöhen wirk-
dich obfervieret hätte,
Hiernaͤchſt bemeifer eben dieſes auch die Nichtigkeit Der oben anger
seführten aftronomifchen Wahrnehmungen in Angebung der Polhoͤhen.
Und ob zwar bey Salzburg die Sache noch einige Ausnahme zu lei⸗
den ſcheint, weil nicht nur in Der unter Aufficht eines daſigen
Herrn Profeffors ans Licht getrettenen homanniſchen Karte von
Salzburg, fondern auch in den falzburgifchen Ephemeriden e Mu-
feo mathematico die dortige Elevatio Poli noch bis diefe Stunde
auf 47 Grad 44 Minuten angegeben wird , fo kann ich mir doch
ungelyindert deſſen nicht vorftellen, wie die bey allen übrigen Orten
fo richtig und gleichförmig eingetroffene Negel bey Salzburg als
fein eine Ausnahme leyden, und Appian, derdie übrigen Diftanzen ſo
richtig beftimmt, diefe Stadt um 8 ganze Minuten aus ihrem
Orte verruͤcket haben follte, welches nothwendig folgen müßte,
5 weil
352 WVorſchlaͤge zu Verbeſſerung
weil ſich hierdurch zwiſchen Muͤnchen und Salzburg ein Unterſchied
der Breite von 28 Minuten herauswuͤrfe, welche doch vermoͤg
der appiauiſchen Karte, ungehindert hierinnen die gradus latitudinis
bewieſenermaßen zu klein angegeben ſind, nur 20 Minuten betraͤgt.
Mich duͤnket die Folge hiervon ſo richtig zu ſeyn, daß man ohne
ſich eines Fehlers zu befoͤrchten, getroſt ſagen kann, wie es weit wahr⸗
ſcheinlicher ſey, daß ſowohl in bemeldter ſfalzburgiſchen Karte, als in
den daſigen Kalendern dem Appian vielmehr andaͤchtig nachge⸗
bethet, als daß die daſelbſtige Polhoͤhe mit behoͤriger Aufmerkſam⸗
keit jemals unterſuchet worden ſey. Ein ſtarker Beweis iſt ſchon
hieraus zu entnehmen, daß zu Kloſter Polling bey Weilham (wel⸗
ches doch Vermoͤg der Karten über 2 Minuten mehr gegen Mit⸗
tag als Salzburg liege) von den daſigen Herrn Aftronomis die
dortige Polhoͤhe über 47 Grad 48 Minuten groß befunden wor«
den, wo folglich die Stadt Salzburg noch unter einer Breite von
47 Grad 44 Minuten zu fuchen allzufpät feyn dörfte, Nach dies
fen vorausgefeßten Datis nun wird die Karte von Baiern, was
die geographifche Breite betrift, leicht zu verbefferen, und alle
Orten die rechte Polhoͤhe herzuftellen feyn.
Han darf nur die Diftanz von Nümberg und Regensburg , nad)
behöriger Neduetion des Meridianwinkels, in 29 Minuten, oder vor
Nuͤrnberg und Ingolſtadt in ga Minuten eintheilen, und nach ſol⸗
cher Scala die übrigen gradus latitudinis fortfegen, fo wird fich
die wahre Elevatio Poli nad) obiger Tabelle aller Orten ſo richtig
zeigen, Daß nirgends ein Fehler von einer ganzen Minute ſich aͤuſ⸗
ſeren wird.
Nunmehr wollen wir auch die gradus longitudinis etwas näher
beleuchten. Verſchiedene Eopiten des Appians haben , wie Die
übrigen, alſo auch diefen Fehler nachgeahmet, Daß fie die gradus
longitudinis bey allen Parallelen gleich groß gemacht, da fie do -
befantermaßen gegen Dem Pol zu immer Eleiner werden. &
der Landkarten in Baiern. 353
Es feheint zivar, als wenn die homannifchen und feuterifchen
Karten diefen Fehler zu verbeſſeren gefucht hätten, indem dieſe die
Grade der Länge, nach geftaltfame der zunehmenden Breite, wirk-
lich verkleinert haben, Allein, da diefe Zuſammenziehung nur allein
bey der Scala der graduum longitudinis angebracht, die Diftanzen
der Derter felbft hingegen (vieleicht der leichteren Nachzeichnungs-
willen) meiftens unberührt, und in den alten "Stande gelaffen
worden; fo hat diefe anfcheinende Eorrection zu nichts andern, als
die Verwirrung zu vermehren, dienen Fünnen,
Ein anderer Fehler der appianifchen und anderer baierifchen
Karten ift, daß die gradus longitudinis in Gegenhalt der graduum
latitudinis nicht in behöriger Verhaͤltniß ftehen, fondern gegen
dieſe bald zu Elein bald zu groß angenommen worden,
Endlich ift noch der dritte Fehler in den Diftanzen der Derz
ter, oder in dem Unterfchied der Meridianen felbft; wovon einige,
ohne Zweifel in der Abficht einer Verbeſſerung, den Unterfehied
der Länge zwifchen Ingolſtadt und Straubing um 6 Minuten gegen
der appianifchen Karte ohne Urfache vergrößert, und dardurch alfe
mehr oſtwaͤrts gelegne Derter bis Paffau um eben ſoviel aus ihrem
Meridian verrückt haben.
Es wird alfo um diefe Verwirrung zu heben, hauptfächlich
auf zweyerley Eorrestionen ankommen, Einmal müffen die gradus
longitudinis gegen der Breite in ihr vechtes Verhaͤltniß gebracht y
ſodann aber die Entfernung der Derter, umd der Unterfihied der
Meridianen, in ihre Nichtigkeit gefegt werden.
Ron dem erfteren habe ich fehon in der Nachricht von der ak
ten Roͤmerſtraße bey Laufzorn Meldung gethan, und die behörige
Proportion, ſoviel wir zu gegenwärtigem Endzwecke nöthig haben,
angegeben; woraus ich zu ri des nachſchlagens allhier
39 ur
354 Vorſchlaͤge zu Nerbefferung =
nut foviel widerhofe, daß, wenn ein gradus latitudinis inggemein
für 57000. parifer Ruthen angenommen wird, ein gradus longitu-
dinis ungefähr meffen müffe, bey dem
arften Grad der Breite 38914 Ruthen
48 38186
49 37434
so 36677
Nach diefen wird es zwar ein leichtes feyn, die Grade der Laͤn⸗
ge in ihre rechte Verhältniß zu fegen. Es koͤmmt aber nunmehr
darauf an, wie dieſe gradus folchergeftalten auf die Karte gebracht
werden, Daß jedes Ort unter feinen rechten Meridian zu ftehen
komme.
Wenn die Diſtanzen der Oerter unter ſich ſelbſt richtig ange⸗
geben worden, ſo iſt klar, daß hierzu weiter nichts erfordert wer⸗
den, als die wahre geographiſche Länge ein-oder anderer Studt
zuderläßig zu wiffen: inmaßen fodann die Fortfegung des nämlichen
Maafes die übrigen Derter von felbften unter den zugehörigen Mer
tidian beynahe bringen muß.
Nun wiffen wir aus dem, was hievon bey Unterfuchung der |
geographifchen Breite vorgefommen, daß Appian die Entfernung -
der Derter nach det Breite noch ziemlich genau angegeben. Es
läßt fich daher vermuthen, daß feine Karte auch in Angebung des
Unterfihieds der Länge nicht viel fehlen werde, Und wiewohl aus
obigen leicht zu erkennen ift, daß feine gebrauchte Meffungsart nicht
ajtrongmifch gewefen, ſo wird doch eben Daher um fo gewiffer zu
ſchließen feyn, Daß er ſich der geometrifchen Operationen bedienet ha⸗
ben müffe, welche nach felbftiger Bekaͤnntnuͤß des Eöniglichen franz
zöfifchen Aftronoms Herrn Caßini von Thury, weil fich ein weit
fh ärfere er Grad der Genauigkeit —* erreichen laͤßt, der erſteren
allezeit vorzuziehen iſt.
Nach⸗
4
der Landkarten in Baiern. 355
| Nachfolgendes wird vieleicht zeigen ob, und wie weit diefe
Muthmaßung Grund haben möge,
Es ift befannt, daß Nürnberg von dem Föniglichen Obfervato-
rio zu Paris um 8 Grade 40 Minuten * Ingolſtadt aber 9 Grad
2. Minuten, und München 9 Grade ıı Minuten oftwärtsentfernt fey,
* Vid. Noftens aftronomifches Handbuch, pag. 242.
- Da nun von den neuern Erdmefferen insgemein das Obſer⸗
vatorium von Paris für 20 Grade von dem erften Meridian abfte-
hend angenommen wird, fo ergiebt fich von felbften, daß Nürnberg
mit 28 Graden 40 Min., Ingolſtadt mit 29 Graden 21 Min., und
München mit 29 Graden 11 Min, eintreffen müffe.
Weil aber Appian Ingolſtadt unter 32 Grade 6 Min. fer
bet, fo folget, daß man jedes Drts 3 Grade 4 Min. von der
angegebenen Länge abziehen müffe, wenn man die appianifche Karte
auf den obbemeldten erften Meridian redueiren will.
Nach folcher Reduction werden fich die hernach benamften Städte
in nachfolgender Ränge finden. >
Geographifche Länge]] Mach der Neduction
* Angabe Appians. auf das Obſerv. zu Pa—
ris pr. 20. Gr.
- Gr A Gr. Min.
Donaumörth — 28. 25.
Augſpurg 31. * aa.“ = gr,
Nürnberg 31. 41 28. IT
Ingolſtadt 32. 6. 29. 2.
Muͤnchen 32. 16, 29. 1%
Megensburg 32. 44- 29. 4%
Straubing 33. 14. 30, 10,
Dfterhofen 33. 43. 30. 39
Paſſau. 34. 11.- 3, 7.
Diftanz zwiſchen Do- 2 42. 2 42.
wauvoorih und Paflan.
Yyz ers
356 Vorſchlaͤge zu Verbeſſerung
Werden hingegen die homanniſchen und ſeuteriſchen Karten
auf die naͤmliche Art gepruͤfet, fo erweiſet ſich über Abzug 4 Gr.
30 Min. um welche bemeldte Karten den erſten Meridian weiter
gegen Weſten zu zählen anfangen, Die geographiſche Laͤnge bemeld⸗
ter Oerter auf folgende Art:
Somanniſche Karte, Seuteriſche.
Nah Angab | Mach der Re- | Nach) Angab | Nach der Re—
der Karte. duction. der Karte. duction.
Gr Min.|®. Min. Gr. Min. Gr. Min.
Donauwörth [32. 54.128. 24.) 32, 56.128. 26.
Augfpurg 32. 59.128, 29.|133. 2. 128. 32.
Nürnberg 35, 10.|28, 40.1133. 10. 28. 40
Ingolftadt 133. 33.129. _ 3- 1133...
München 33, A200, 13.1133, 22.120. 14.
Megensburg 134. 18.|2o. 48. 34. as, 48.
Gfraubing. 134. - 30.130. 20.1134. ..50.130, . 20,
t
Dfterhofen 35. 21.130 so.|135. 21.130. 50.
Paſſau. 35, 46.131. 16.!|35. 46.|31. 16.
Diftonz zwifchen Do- | 2. 2.12. 2,112, 0.2. a
nauworth und Paffan. = Pr ’ 5 7
Hier leget ſich nun fonderheitlich bey Straubing, Oſterhofen
und Paffau ein Unterfchied faft von ro Min, vor Augen, um wel
che diefen Orten eine größere Länge, als in der appianifchen Karte
angewieſen iſt.
Wenn man durch aftronomifche: Wahrnehmungen von der
wahren Länge der Stadt Paffau benachrichtiger wäre , ſo würde
leicht zu enticheiden feyn, welche aus diefen Karten am nÄchften das
Ziel getroffen, oder am meiften gefehlet habe.
Jedoch, da ung diefe ermangeln , fo bin ich der Meynung, daf
uns Die vor anderthalb Fahren von, dem obenbefagten koͤnigl. franz
zoͤſi⸗
}
der Landfarten in Baier. 357
zoͤſiſchen Aftronomo Zerrn Caffini de Thury von Donauwoͤrth über:
Paſſau dis Wien vorgenommene Meffung dießfals den beſten Weg⸗
weiſer abgeben koͤnne.
Sind dieſe (mie don einem fo berühmten Aſtronome nicht
wohl gezweifelt werden mag) richtig, fo kann es Feine Schwierig:
Zeit haben, aus obigen Datis die übrigen Derter unter ihre behoͤri⸗
ge Mittagslinien zu bringen, und felben hierdurch ihre wahre Lon-
gitudinem eben fo genau und richtig anzuweiſen, als die caffinis
ſchen Meffungen ſelbſt find.
Nehmen wir nun den caffinifchen Yan vor ung, fo werden
wir aus denen allda angezeigten Diftanzen nach Neducirung der
Breitenwinkel folgende geographifche Länge für obbemerkte Staͤdte
heraus bringen.
Unterſchied der Laͤnge Differirt gegen der
Länge nachCaſſini. Gr. Min. Appion. | Heman. | Geuter.
inNutbenl Min. u Min. | Min | Min,
Donauwörth 28. 22.! 3. +12. +14 +
4500.) 7. Augſpurg 28. 29] 2. +1 o, 3. +
7000.) 11. |Mürnberg 28. 40. 3. —|o 0.
14000. 22. Ingolſtadt 29. 2. | ©, u. +12 +
ssoo]) 9. [München 29. 11. 1. +]|. +12. +
20300.| 32. Regensburg 129. 43.| 3. |. +15 +
17000.) 27. |&traubing 30. 10. o, 10. + }ıo. +
18500.| 29. |Dfterhofen 130. 39.| o, IL. + lın. +
17800.) 28. Paſſau. 371.79, 1 & 92. +19 +
104800.| 2. 4% Summa tot. | 2. Ag.
Hieraus werden fich nunmehr die verfchiedenen Landkarten
von Batern leicht beurtheilen laſſen.
Vy 2
Man
358 Vorſchlaͤge zu Verbeſſerung
Man darf nur das Maaß der Laͤnge ſolchergeſtalt einrichten,
daß der Unterſchied derſelben zwiſchen Ingolſtadt und Muͤnchen 9
Hin. oͤſtlich, zwiſchen Ingolſtadt und Nürnberg hingegen 22 Min,
weſtlich betveffe, oder welches das nämliche , Diefe Diftanzen in fü
viel gleiche Theile abtheilen, wo fodann die nächften 2 Theile von
Ingolſtadt weftwärts den zojten Grad der Länge, der letzte aber
28. Grade 40 Min, andeuten, und den Meridian von Nürnberg
vorftellen. wird.
Will man nach ſolchem Maaß auch die übrigen Grade der Länge
bis Paffau forttragen, fo wird fich der Unterfehied von felbften weis
fen, wie weit die bisherigen Karten mit der wahren Länge zugetrof⸗
fen oder gefehler haben.
Worbey fi) dann zeigen wird, daß Appian mit Angebung
des Unterfchieds der Länge noch am nächften das Ziel getroffen, die
neuern Erdmeffer aber fehr gefehlet haben, welche Paſſau um 9
Min. Donauwörth hingegen um 4 Min, über feinen Meridian
hinaus gefegt haben; ein Fehler, der von der oben gemeldten Zur
fammenziehung der Graduum Longitudinis ,„ ohne daß zugleich auch)
die Oerter felbft in dieſer Verhältniß zufammen gerückt worden, grof
ſentheils entfprungen zu feyn ſcheint.
Aus allen diefen wird abermal erhellen, wie nothwendig e8
geweſen, an die Verbefferung der Landkarten von Baiern zu ges
denken.
Sch befcheide mich übrigens ganz. wohl, daß dieſe nicht von der
Art ſey, die derjenigen beyfommen kann, womit die fübliche Aka—
demie unter der Aufficht unfers würdigften Herrn Directors der
philoſophiſchen Claſſe (Titl) Deren von Oſterwald bey Re—
ctifi⸗
der Landfarten in Baier. 359
etificirung der Grundlinie zwifchen München und Dachau den Anfang
machen faffen, und. welche den erften möglichen Grad der Voll
kommenheit gewiß erreichen wird, da an der behörigen Unterſtuͤ—
tzung ſo wohl von Seiten. des churfürftlichen Hofes, als der loͤb—
lichen Landſchaft, wohl nichtmehr. zu zweifeln feyn mag.
Endlich habe ich denenjenigen zu Gefallen, welche verfchiedene
Landkarten felbft unterfüchen , und fich zu einer jeden eine befon-
dere Scalam zu verfertigen die Mühe nicht nehmen wollen, hie—
bey eine geographifche Univerſalſealam beyzufügen für dienfam ers
achtet, woraus man ohne fich mit verdrüßlichen Abtheiflungen zu
plagen, eine jede Landkarte prüfen, und allenfalls die alten römifchen
Stationen auffuchen Fann. Als zum Erempel
Man wollte wiſſen, wie viel franzöfifche, rheinlaͤndiſche, oder
baierifche Nuthen, oder wie viel römjfche Meilen v.g. von Salz
burg bis Detting gezähfet werden, fo nimmer man auf einer baieris
fehen Landkarte mit einem Zirkel auf einem oder mit zweymaligem
Umfchlage die Diftanz von diefen beyden Drten, und fieht an dem
Nande, vie viel Diefe Apertur oder Umfchläge Minuten in der geo-
graphifchen Breite betragen; eben diefe Anzahl Minuten wird auf
diefer Univerfalfcala, und zwar bey dem Maaß eines Gradus lati-
tudinis fub Lit. A mit dem Zirkel gefucht, und diefe nämliche
Apertur wird fodann auf einen jeden von denen übrigen hierauf bes
findlichen Maofftäben das verlangte Maaß weiſen. Oder umges
kehrt, man weis, daß von Salzburg ad pontem Oeni 46 römis
ſche Meiten gezählet worden, um zu erfahren, ob folches wahr fey,
und auf der bey Danden habenden Karte auf das heutige Detting
eintreffe , darf man nur auf unfer Univerfalfeala Lit. B 46.
M. P. mit dem Zirkel nehmen, und mit diefer Apertur auf
dem Magßſtabe eines Gradus Jatitudinis Lit. A ſehen, wie
viel
360 Vorſchl. zu Verbeſſ. der Landfarf. in Baier.
viel Minuten diefe Aperture weiſe. Eben diefe Anzahl Minuten
wird mit dem Zirkel an dem Rand der Karten, wo die Gradus la-
titudinis angemerkt find, gefucht, welches fodann zeigen wird, ob
es mis der Diftanz von Salzburg bis Detting zutreffen koͤnne,
und fo auch bey den übrigen,
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Net. von Oſterwald
Bericht
uͤber die vorgenommene
Meſſung einer Grundlinie
von Muͤnchen bis Dachau,
welche der
churfürfilih-baierifchen
Akademie der Wiflenfchaften
erfiatfet worden
den m May 1764
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Vorerinnerung,
2 &
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——
ch war geſinnet, dieſe Nachricht erſt im dritten
Bande unſerer Sammlungen einruͤcken zu laſ
x fen, Der Befehlder churfürfilichen Akademie
ee ‚ Daß es noch in Diefem Jahrgange geſche⸗
hen ſollte, hat mich bemuͤßiget, meinen Vorſatz zu aͤn⸗
dern Man findet darinnen eben nichts befonders, noch
tieffinniges ‚ fondern ſolche Dinge, die Jebermann be;
kannt find, und es brauchet gar Feine hobe MWiffenfchaft,
noch befondere Geſchicklichkeit, eine Grundlinie zu meſſen.
Indeſſen giebt es doch verſchiedene Handgriffe dabey,
ohne welche die Koſten auf dergleichen Arbeit oft ver⸗
gebens ſeyn wuͤrden. Ich habe dieſe Vortheile, und alle
gebrauchte Genauigkeit, mit allen Umſtaͤnden angezeiget,
die denen zu ſtatten kommen koͤnnen, welche dergleichen
anderwaͤrts mit gutem Erfolge vornehmen wollen. In⸗
ſonderheit dienen die thermometriſchen Obſervationen
dazu, denjenigen ihre Vorurtheile zu benehmen, die die—
* 332 ſe
%
Dax
.
be
364 | Vorerinnerung.
ſe Vorſicht bey ſolchen Operationen fuͤr unnuͤtz oe
überflüfig halten. Sch habe zwar verfchiedene, und
zwar fonft große Geometer, den Nutzen diefer Obſer⸗
vationen anpreifen und für nothwenoig angeben hören;
aber foviel ich weis, haben fie ſich derſelben bey derz
gleichen Landmeſſen Doch nicht bedienef. Sie fagens und
thuns nicht. Webrigens bin ich weit enffernet, die Wer;
ſuche, welche ich mit meinen gebrauchten Meßruthen, in
Anfehung der Veränderung ihrer Länge, bey verfchieder
nen Graden ber Wärme und Kälte, für allgemein aus⸗
zugeben, und ich getraue mir noch lange nicht, zu be⸗
haupten, daß fich eben dieſe Veraͤnderung und in glei⸗
cher Maaß auch bey anderm Thännenholze ergeben muͤſſe.
Wenn mir aber GOtt Gefundheit und Zeit verleyhet,
fo werde ich dergleichen Beobachtungen in Zufunft ans
ſtellen, wobey ich den erforderlichen größten Grad der
Genauigkeit um fo mehr zu erreichen verhoffe, da ich in
Furgem ein Inſtrument befißeit werde , womit man den
ıoofen Theil einer Deeimallinie, folglich den 1000ten
Sheil —*7* Zolls ſicher beſtimmen und meſſen
kann.
———
7°
*
4
Dr
ME (0) Waokl 365
SETESTEITTTELTIRTENT
er Anfang mit Meffung unferee Grundfinie wurde den 9.
April Diefes laufenden 1764ſten Jahrs an dem Sandberge
nahe außerhalb München gemacht. Monf. Caffini hatte
zwar bereits vor anderthalb Jahren dieſe Linie gemeffen, und au
beyden Enden derfelben ſtarke mit Eifen befchlagene Pflocken in die
Erde fchlagen laſſen. Man Eonnte aber, aller angewandten Mühe
ungeachtet, Eeinen mehr davon finden. Sie find vermuthlich mit
Fleiße und vorfeglich ausgezogen worden. Und weil von dieſer
Meſſung Feine Note bey der Akademie hinterleget worden, fo ift fie
fo gut als vergebens, und die darauf gewandten großen Koften al
ferdings umfonjt geweſen, um fo mehr, da fie Durch Feine Zuruͤckmeſ⸗
fung verificiret, noch auch auf die Befchaffenheit der Witterung und
Luft, weiche in einer fo langen Strecke, wie wir hernad) fehen wer⸗
den, einen fehr beträchtlichen Unterfchied in dem Maaß hervorbringt,
Achtung gegeben worden if. Damit man nun für diefesmal nicht in
eben dergleichen Inconvenienz verfallen , noch fich in Gefahr fegen
möchte, vergebens zu arbeiten : fo ließ ich beym Anfange eine viers
erfigte Grube , Davon die Diagonale in der Grundlinie liegt, zwey
Schuhe tief ausgraben , und im Mittelpunete Derfelben einen flatz
ten Pflock vier Schuhe tief in die Erde ſchlagen. Wenn diefer
auch wiederum heraus geriffen , und Die Grube wider alles Vermu—⸗
then eingeworfen und ausgefüllet werden ſollte: fo würde man doch
noch nach etlichen Jahren das Viereck, welches wir ausgegraben
Haben, an dem Nafen erkennen müffen. |
Die Meffung wurde auf einer Brücke von ungefähr 208
Schuhen fang vorgenommen, beylaͤufig wie Die jenige iſt, welche ich in
ER: mei⸗
366 Bon Meffung einer
meiner Abhandlung des nächft vergangenen Jahrs vom geographi-
ſchen Landmeffen befchrieben habe, Die Bruͤckenſaͤulen vder Stol⸗
fen wurden feſt in die Erde gefchlagen , und weil fie mit Schtei-
nerfätteln verfehen waren, fo konnte man die Niegel oder Latten,
welche vermittelft Zapfen und Köcher in einander gefüger wurden ,
Hoch und nieder richten, und der Brücke eine gerade und zugleich
horizontale Stellung geben,
Zum Meffen felbft bedienten wir uns 5 zwoͤlfſchuͤhiger Ruthen
von Thaͤnnenholz, welche an beyden Enden mit eifernen Steften
befchlagen , und vorher nach der bey unferer Akademie befindlichen
Toife duPerou an einem temperivten Orte auf das genauefte adju⸗
fliret worden waren, Diefe 5 Nuthen legten wir auf der Brücke
nacheinander bin, fo daß fich Die eifernen Steften fo genau als
möglich berühreren. Alsdann wurde die ste und este Ruthe mit
einem Schraubenzwinger fett an die Bruͤcke geſchraubet, und die
Rage von 6o Schuhen notirt. Hernach trug. man die 4 vordern
Ruthen, welche nunmehr die hinterften waren, vornehin, und ap⸗
plicirte fie wiederum, wie vorher. Ehe man aber die ste Ruthe in
der vorhergehenden Lage losſchraubete, mußte einer die 4te Ruthe
in der folgenden Lage feft halten, bis die fünfte Nuthe daran ger
fioßen und abermals feftgefcehraubet war. Und fo continuirten wir
die erften zween Tage, bie wir allemal 20 Lagen vder 1200 Schuhe
zäbleten. Die folgenden drey Tage aber ließ ich nur Stationen zu
10 Lagen oder 600 Schuhen machen, weil die Schnur, wornach
wir die Kinie richteten, beyläufig fp lang war, Wenn wir mireis
ter Lage fertig waren; fo fiengen unfere Tagwerker an, die Bruͤcke
hinter uns abzubrechen, und trugen die Säulen und Riegel vor
nehin, wo fie wieder von neuem aufgefehlagen , und folchergejtaft
mit Abbrechen und Aufſchlagen der Brücke, in waͤhrendem Meffen,
immerzu fortgefabren , und. erdarch die Arbeit gar merklich. be-
ſchleu⸗
gesgraphifchen Grundflinie, 367
fehleuniget wurde. Wie wir dann die zweymalige Meffung hinaus
und herein in 9 Tagen verrichtet, wohingegen unfere Herrn Frans
zofen vor anderthalb Jahren 28 Tage mit ihrer einzigen Meſſung
von hier nach Dachau zugebracht haben.
Wenn wir mit einer Station zu Ende waren, fo wurde ſen⸗
kelrecht unter der Extremität der legten Ruthe ein Pflock in die Erde
gefhlagen , und die Numer ſamt der Anzahl der Schuhe, welche
von dem erften Hauptpflocke an bis dahin gemeffen worden waren,
Darauf gefchrieben , und zugleich dieſe Numern auf dem Papier nos
i Zugleich notirte ich die Stunden und Minuten auf meiner
Sackuhr, um zu wiſſen, wieviel Zeit über dem Meſſen einer Stas
tion verfloffen war; da ich dann wahrnahm, daß mir ordentlicher
Weiſe zu soo Schuhen eine halbe Stunde brauchten. Wenn es
aber mehr ausmachte: fo merkete ich Die Urfache davon an: 3. E.
daß wir die Linie von neuem ausftecfen müffen , weil die vorjähs
rigen Markpflocken verloren gegangen , oder daß wir über Gruben
und Bäche fegen müffen , welches die Arbeit ebenfalls in etwas
verzögerte. Dadurch Eonnte ich nun morafifch verfichert feyn, Daß
ich Feine Station zu notiren überfehen hatte : weil die Zeiten, noch
Abrechnung der Hinderniffe, mit den Stationen übereintreffen muß
tens Zumeilen Eamen auf eine Station von 600 Schuhen wenis
ger als 30 Minuten ; zum Exempel: 25 und 20. Dieß rührete von
der Befchaffenheit des Grundes her, wenn nämlich die Brückenftols
len gefchwinder befeftiget werden Fonnten ; wie 3. E. auf dem
Moos, tvelches ich eben fowohl annotirte. Ich merkte auch bey
jeder Station, fowohl am Anfange als zu Ende, den Stand des
branderifchen Thermometers an, bey welchem temperirt den o Grad
giebt, um hierdurch unfer Maaß corrigiven und aufs vechte veduci-
ren zu koͤnnen.
—X
Um
368 Don Meflung einer
Um aber beym Motiren der Lagen allem Irrthum vorzubengen;
fo ftellete ich e8 folgender Geſtalt an. Sch nahm die erften zween
Tage 20 Marques in die Taſche, und Die Iegtern drey Tage 10,
Eden foviel gab ich meinem Bedienten. Wenn nun der Gehllfe,
welcher die fünfte Ruthe anfchraubete, fünf ausrufte: fo nahmen
wir eine Marque herüber in die andere Taſche. Wenn am Ende
der Station unfere Marques beyderfeits alle aufgegangen waren ;
fo waren wir fiber, die Lagen richtig notiret zu haben. Die
zweyte Probe gab unfere Schnur , nach welcher Die Brücke aufge-
richter wurde. Denn dieſe zeigte beym “Ende der Station aller
mal die nämliche Differenz , und die Wärme und Kälte, und die
ungleiche Ausdehnung derfelben Fonnten Eeinen Unterfchied von 60
Schuhen machen. Und dieß traf allemal zu, ein einzigesmal aus⸗
genommen, nämlich von Nr. 37 bis 38, wo wir beym Ende der
Schnur und Station noch alle beyde eine Margue in der rechten
Taſche übrig hatten. Wir mußten alfo wieder zurück meſſen, und
da zeigte fichs wirkfich, Daß wir eine ganze Lage umzuſtecken übers
fehen hatten. Dieß Zuruckmeſſen geſchah nicht auf der Bruͤcke,
fondern nach des Heren Eaffini Methode auf der Erde. Wir fan
den aber, Daß diefe Art in prapi fehr unvichtig ift , weil wir das
bey um 6 Zoll eingemeffen und zuviel heraus gebracht haben. Sch
war alfo moraliſch verfichert,, daß wir erſtlich Eeine ganze Station,
und zweytens Feine ganze Lage überfchen hatten,
Yun war noch der Zweifel übrig, ob wir nicht in der Appli⸗
catur der Ruthen gefehlet, und etwa 6 oder 4 für 5 Ruthen ans
gefehrieben haben möchten. Dieß ift auch bey unferer erften Mef-
fung wirklich zweymal gefchehen , ohne daß wir eg bemerfer , fo wir
bey dem Zuruͤckmeſſen entdecket haben, nämlich bey N° 13 big 14,
und bey N° 38, bis 39. Die lirfache diefes Fehlers war Feine ans
dere als folgende, Wir wurden bey N° 13 vom Regenwetter vers
trie⸗
geographifchen Grundlinie, 369
trieben. und. genöthiget, felbigen Tag Feyerabend zu machen. Un—
fer Gehuͤlf nahm die fünfte, Ruthe, che wir mweggiengen , und
ſchraubte fie an die Brücke, daß fie einen Theil von dem folgen-
den Maaß machen follte. Wie wir nun den folgenden Tag wie—
der anfiengen, fo wurden die übrigen 4 Ruthen daran geftoßen.
Und weil wir gewohnt waren, allemal erft die Lage zu notiren,
wenn die ste Ruthe die legte und angeſchraubet war; fo brachten
wir auf die erſte Lage 6 Ruthen zufammen, da wir. nur 5 anrech⸗
neten. Und eben dieß gefchah bey N° 38 bis 39: weil wir die Ru⸗
then abgenommen, und vorgedachtermaßen die vorhergehende Sta⸗
tion auf dem Boden zurück gemeſſen, und hernach bey Anfang
der folgenden in eben den obigen Fehler gefallen waren. Es würde
ein leichtes geweſen feyn, dieſe Fehler gleich bey der erften Meffung
wahrzunehmen, wenn ich mich nur immer unferer Schnur zum ver
rificiren bedienet haͤtte. Denn die Erfahrung hat uns gewieſen,
daß folhe Schnur niemals um 3 Schuhe länger oder Eürzer werden
konnte, wir mochten fie viel oder wenig anfpannen, und die Wir
me oder Kälte mochte feyn, wie fie immer wollte. Sch würde da—
durch die Mühe eriparet haben, unfere Grumdfinie zurück zu meſſen.
Allein ich muß bekennen, daß ich unferer Schnur anfänglich nicht
fo viel getrauet, und felbige nur zum verifieiven der Lagen, nicht
aber der Ruthen, gebrauchet habe ,.bis wir auf die 38fte Num. ge
kommen ſind: wo ich angefangen habe, bey unſerer Schnur Ach⸗
tung zu geben, ob wir auch in Anfehung der Anzahl der Ruthen
richtig daran waren. — 2* habe ich die obigen zween Fehler,
auf den folgenden erſten Reglſter, nachdem ſie vollkommen verifi⸗
eirt waren, redreßirt, und ſelbiges auf daͤs rechte herge ſtellet, wo das
Zeichen .... bedeutet, daß wir die Line von neuem ausſtecken muͤſ⸗
fen; = daß wir uͤber einen Graben oder Bach fegen muͤſſen; © daß wir
zum Mittngeffen ausgeferet und alsdanı wieder angefangen haben,
| Aa a = duß-
>zıl ana,
370 Don Meffung einer
= daß wir zurück gemeffen haben; + Daß es mit dem Brucken⸗
ſchlagen etwas geſchwinder als gewoͤhnlich zugegangen.
Therm. JZeit. JUnterſ V. einer um. Vom Anfang.
ER Bit, zur andern. bis zur Rum.
Grad. H M.|SM 1764 Schuhe. [301.1 Schuhe. 30,
5. Frig.! 7.30.| - IN?o. Den gtenApr.
frühe,
6.001,17 9.16.11,46.0 Ey... 1200.! - | 12001 -
9 C. |10.48.11.3.] 2 = z » | 1200.| - | 2400| -
103.C. 12. 9.11.21. Je 1200.| - ] 3600,| =
13-50. 1.24. 1. 15. 3. O
15»C. .| 2.50,11.26.]) #. s.| 1200,| —
112.C. | 4.10.|1.20, lt N 1200.! - | 6000,| -
BRich Frings x» | 12c0.| - | 7200.| -
0. 6. 2.| - 39.|®on Nꝰ 6. bis auf
einen Interims⸗
pflock, weil die
Macht berein ge-
brochen , 900
— — — — — —
* . +
F tn Ze m A SE Fe
l
RE ER N Re En
13. I200.-15600. -
Hier mußten wir ve⸗
gen eingefallenen
— —
Schuhe.
3. Frig.| 8. 4. Den 10 April frühe.
PBomfnterimspfloc
bis Nꝰ 7. 300,
A alfo
2. Frig.| 820.|-16.1IN’m. » +. | 1200| - | 8400. -
o. 9.36.|1.16. .. a Due Et 1200.| - | 9600.| -
6 €. l1ioz30|-52]| % 7 8 7 1200.| - !10800,| -
Br... lu I. # 2 »s | 1200.| - |12000.| -
6 Co. Ws 10.20, 10. @)
a A 11. 2 # = | 1200| - |13200.| -
o. 3.15.1. 18. 12. 7 707 1200.| - |14400.| -
14 F. | 430.|1.15.
Regen aufhören.
— — — —
Latus !ıs600,
geographifchen Grundlinie. 371
Therm. | Zeit. Hat BD. einer Num. Vom Anfang
d.Zeit. zur andern. | bis zur Num.
Grade. m M.|SM Schuhe. Zoll. Schuhe. |Z01.
1. Frig. 7.45. - IN? 13. Den ııten
April frühe.
0 - 8.15.| - 30.|N® 14. Hier hatten) 612.! - J16212.| .
a April frühe.
9 FE. 1 8.251 H 27.
v
R
—
600. 24012.
24612,
25212.
25812.
26412.
27012.
27612.
28212.
28.
29.
30,
31.
32.
33.
34.
34. ©
— —
8864
21. F. | 9.32.| - 33
». F. 10.10, - 38
2: FE. 10.43.) - 33
=. 8. Tr.2ö}- 33.
EU, 11,46.) - 30.
4, FR |1211|-25.
0. 1.20,|1. 9.
— — | — — — —
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[®)
(6)
wir um ı2. Schu⸗
be gefehlet, welches
erſt bey derZuruͤck⸗
meſſung verificiret
worden.
J4 ar u jan 600.) - |16812.|
TU 10. #1[1.4% RE 600,| - |17412.| -
35. C. 110.30, - 30, 6 Akad 600.1 - !18oı2.| -
1; Tas. #1E >80, LE ru (CR 60%1 - |18612.| _
6. ı C. Tiir.3o,] - 303 290: un 29 600,| - 119212.
ı0.| C. |ıR.10,1 - 40, 19. O
12. C.. [12.40.| - 30. 2 N 600.|. - 19812.
23.2.7. "I 11.28, as. 21. * 600.| - [20412.|
152.C. .} 2.25.11. - 22. % 600, 21012.! _
132.0... .I 2.521 - 20, Br tel ae 600.| - 121652.| _
73. C. 3.23. - 29. DU u 600.| - .|22212.| .
CT 35-37. 2 600.| =» 122812.|
2.17. | 2511-31. ET 600,| - iM *
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372 Von Meftimg’ener
Therm. | Zeit. [üntef] B.einerNum.|Rom Anfang
HER zeit, zur andern. | bi zur a
Grade. I. ml. Schuhe Zoll. Shah Zoll.
°. 11.48,| - 28. N° ER — 4 600,| - 28812
4. Frig. ! j0.38}! - so, 6. * ⸗
3. 9 - gr.) all # 9..| _600,| - .|30012.
DER 4.131 No, re 600,1 - 130612.! -
23. C. | 4.48] - 30.1 39: Hier haffen|: 6ız.| - |31224.
wir abermals umt2
Schuhe gefehlet
—. SENT
4.1 C. IKıal-26 Kool - (318241
U De a EI 41. + "1% 600, |‘ 13e424.1 >)
Br ir 4, * dh 600,| - 133024.
A: FE. 16.20, = 20, 43. 2: 2 600,) - 133624.
42.7.) 643,123.) 44 » A ? ""600,| -' 134224.
#. F. |730| - |Danız. Apr. frühe.
u BAT SEP ONIN A 093 600,| = 134824.
+ 1E, 8.52.1 - 57. AGs, Zr 600,) - |35424.| :
3 9.16.] 24. 47.902 600,| -, |36024.7 -,
74102 P 9,25,1=29, 48. = '? 600,| - 136624.
4 U, "f10.30,] -45. 49.8 2 7 600,| - |37224.] -
32. CH*-Fr1,18,17 48: four Zur Zur 600.| - 137824. -"
ız. F. 112,36.11, 18. so. @ ‘
124 FA u 7-31 a a a 600, - 138424.
2.1 F. I ie31j,- 24. Ba: A U 600.| - |39024.
El F, Io, Al 36, Er Pre ae 600.| - 139624.
1.: F | 2368| - 31. ET FER® z 600.| - 140224.
°. 3 89 15 ⸗ 600.| - 140824,
2 EP BBTT JO: Dee 600,| - 141424.
12. BEA FSK, ee 600.| - |42024.
3.0: ’F 43636. Da 600.| - 142624.
ZITAT Te nt 600.| - 143224.
0. 3533. 2 Fa east. ei - 143824.
Latus 15612.
12612;|:
“15600,
Summa |43824.
geographiſchen Grundlinie. 393
Bey N? 60 waren wir nun außerhalb der Dachaueraͤnger, uns
gefähr um 200 Schuber auf einem Gemeingrunde , und etwann eis
ne Pierielftunde von Dachau, beyläufig an dem Orte, wo man
vor au2erthalb Fahren —— hatte, zu meſſen, davon der Marks
Me eben ſo, wie beym Anfange ‚verloren gegangen iſt. Wir hoͤ⸗
teten alfo hier auf, nachdem wie in Summa mit Einfluß der beym
Zuruͤckmeſſen erfundenen Eorrection gemeffen hatten
43824 franzöfiihe Schuhe, oder
7304 Ruthen.
Um aber einen feften Grund zu haben, worauf die Pyramide
gefeger werden koͤnnte: fo ließ ich von unferer Linie 443 Schuhe
zuruͤck meſſen, und allda eben, fo wie beym Anfanae, eine vierecfigte
Grube von gleicher Größe, Lage und Tiefe, als beym Anfange, aus⸗
graben, und in dem Mittelpunkte derfelben einen ftarken ——
Pflock, 4 Schuhe tief, in die Erde einſchlagen.
Den 7ten May haben wir angefangen, unſere Grundlinie noch
einmal und zwar zuruͤckmeſſen, das iſt, wir haben den Anfang an
der 60 Numer bey Dachau gemacht, um das Maaß vderfelden
vollfommen zu verifieiren. Wir fanden unfere Markpflocken noch
alle unverfehrr , Die einzigen Numern 59,58, 10 und 8 ausgenom-
men, welche auf Wieſen und Aeckern ftunden , und daher theils
ausaerechet, theils ausgeachert worden feyn muͤſſen. Sch war alfo
im Stande, unfer Maaß von Station zu Station zu berichtigen.
Wenn fi) eine Differenz gegen der erften Meffung zeigte, fo ließ
ich auf der Stelle zurücf und wiederum vorfich meffen, um vollfoms
men verfichert zu ſeyn, und den Fehler mit Gewißheit zu entdecken.
Die Zuruͤckmeſſung traf allenthalben mit der erftern bis auf ziem—
lich kleine Differenzen ( wovon ich die Urfachen hernach anzeigen:
werde) ein, außer bey N° 39 bis 38, und bey N? 14 bis 13, wo
bey der erſten Meſſung an jeder Station um eine ganze 12 fehühis
Aaa 3 ge
*
374 Von Meflung einer
ge Ruthe gefehlet und zu wenig angerechnet worden war, welche
wir auf dem erſten Regiſter bereits corrigiret, und die Urſache des
Verſtoßes oben angezeiget haben.
Wie wir von N? 60 big 57 gekommen waren, fo fanden wir
eine Differenz von 6 Zollen, um welche wir gegen dem Markpflock
zu Eur; kamen; bey der nächften Station in N° 56 war eine Dif-
feren; von 9 Zollen, und diefe wuchs immer von Station zu Sta—
tion, wiewohl in ungleicher Verhaͤltniß, bis auf N? o: wo wir bie
auf das Centrum des Pflocks ( denn bis dahin hatten wir allezeit
unfer Maaß ununterbrochen fortgefeget, ohne auf die Differenzen
anderergeftalt Acht zu haben, als daß wir fie bloß anmerfeten) um
10 Schuhe 3 Zoll mehr hatten, als bey der erſten Meffung , wie
das folgende Regiſter zeiget.
Therm. | Zeit. — B. einer Num. Vom Anfang
d.Zeit. zur andern. | bis zur Num.
"Grade |. M. St. Schuhe Zoll. Schuhe. Zoll.
176%
12. Cal. | 9.20.] - IN?’60. Den ten
May frühe.
14.:C, 10.49.|1.19. N® 7. weil 58u. 59 1800. - | 1800.| -
| verloren gegangen. |
ı5.. C. I, 2.11.13. © Ä
19. 5:04 (72.244 22, Be ig 600.| - |:2400.} -
za LOST, a eh ie 600.| - | 3000| -
18..C, | 2, - 1-35 Ba Sa 600.| - | 3600.| -
8. 0 PAS = NO, 53. 5 600.} - | 4200.) -
17: C. | 3538 — —— — 602.| - | 4800,| -
ı > Pe Sue IE IP 9— 51. ⸗ 600.| - | 5400.| -
16.. £. | 5.» 1.1.- 46. ss. 600.| - | 009: | “
Ba, 8 5.43. | an AUem ng 600.1 - | 6600. -
HB le. PSSEsN 38, EURE 600.| - | 7200.] -
ARCHE 40-25, Alt Se u 600.) - | 7800.| -
Latus | | 7809.
geographifchen Grundlinie, 375
Therm. | Zeit. Unterſ BD. einerNum.|Bom Anfang
J d.Zeit. zur andern. | biß zurMum.
Grade. JU. M. St.M Schuhe. Zoll. Schuhe.Zoll.
5. C. 7. 31-23.]N ua ⸗⸗ 600.| - | 8400.| -
3 C. | 7.25.]- 22. PT ee RR, 600.] - | 9000.| -
4. C. | 626.]| - IN? as. Den 8. May
frühe.
4 TC. | 6.,56.| . 30. 4a 7 4 600.] - | 9600.| -
4. C.7.26.-30. Fr ne 600.| - l1ıo2o0.| -
5 C] 7.54] - 28. 7 a Fe 600.| - Iro8oo.| -
WC 1 8201-261 | 4 Wu 600,| - Jııgoo.l -
8. C, | 8.45.) - 25.1|Dier baben unfere
Soldaten paufiret
und das Brod ger
geflen.
9. €C.19. 5] -20- 40. 2.9 600.1 - |12000.| -
15: 8 | 9.33.| - 28. N SU | 600.| - |12600.| -
14. €. [10.19.| - 4% en 612.| - |13212.] -
14. C. 110.44.| - 25» a 600.| - |13812.| -
15. C. II. 16.-32. 3.8 ⸗ 600.)-114412. -
16. C. |11.58.| - 42 3.8 > 600,| - |ı5012.| -
BI. Haus 12 | 35. ©)
19. C. ! 1.34.| - 23. ra er 600.| - I15612.| -
18. C. | 2.-|-26 33.7049 600.| - |16212.| -
18. €. |..2.27.] - 27: 31 600.! - [16812.| -
18. C. |. 2.50.| - 23. 4. ME 600.| - I17412.] - -
18. C. | 3.25.1-35.| 31. paufiret.
19. C. | 3.45.| - 20. u 8 4 600.] - |18012.] -
18. C. | 4.16.| -31. = Aa” 600.| - |18612.] -
16. C. | 4.44.| - 27: 1 Fe 600.| - 119212.| -
14 C. | $.17.| - 33. PER a 600.| - |19812.] -
11. , Er} 1447: - 30; u 600.| - 120412.] -
9. C. | 6.17.| - 3% ER. 600,| - [21012,| -
I. * 6,10. = N° 25» Den 9 May
frühe.
u. C. | 6,30.| - 20. 2 2 04 600.| - 121612.| -
un 19 » 1-30: 24. #008 600.| - |22212.| -
| Latus ]14412,
376 Mon Meffung einer
Therm. | Zeit. Hate B: einer Rum, Dom Anfang
’ d⸗Zeit. zur andern. bis zurmum—
Torte | MISEHM Schuhe. | 300.) Schuhe. | 307.
3, Cakıb 225.1.-25.1|N’ 2a 0 4 600.| - [22812.| -.
6 C. 1 7-.55.|- 30% A 600.| - |23512.| -
6 C. | 8.38.| - 43. 20,8 8 600.| - |24012.| -
6 ic. F- EI] - Au 19.% 2 . 600.| - 124612.| -
10 1.Esüh S40.1,022.| } 1 pP paufiret- i
IB. C.-. 10. 6.1.26; a 600,.| - 1252172.| -
ım are! Tu e 0 600.|) - |25812.| -
ır4, C. J10.4$5.| - 19. (1 600. - 126412.| -
12, IC. 7422 Bi as 600.| - }27012.| -
I4. | €. |11°27.} - 20. Ehina Au 600.| - 127612.| -
16.30. 1IES2SE- 25. tee fg 612.| - 128224.| -
16, IC. 1. 1.19.1127. 13. ® \
15. .6256 2.11.|. 252. 0 Sa 1200, - 129424.
1%, ,C4Uh3.23.11522. — — 1200.| -30624. -
12, ,Esab.27.|:4-]| | 9. Weit — 2400.| -. 133024.| -
loren gegangen,
&:ı 77|140) 7 Weil 8. ver⸗ 2400,| -: 135425.| -
loren gegangen,
3. C. 532.1 = IN’ 7. Den 10 Mayı |
it
21%, 7 4,33.010:°5. 6. 1200.] - 136624.| -
32 CH ZASIT.IO. 5 1200.| - 137824.| -
28.1C. | 422.11:34.)| 4 paufit ı 1200.| - 139024.| -
3%, 10. TG 17.5 s.| 3. 1200.)'- 140224.| -
12, 1%. -1123,5 9 2. ⸗ ⸗ 1 1200.! - |41424.! -
OR er ST re 1. O 1200. 3 52624.| 2
70. 1%. P 3.34.1029, o. — 1210.3. |43834.| 3
Latus |21622.| 3.
Summa 143834.| 3.
Da num unſere erſte Meſſung 43824 Schuhe giebt: fo diffe-
give feldige von der Zuruͤckmeſſung um ıo Schuhe und 3 Zoll,
wel-
geographifchen Grundlinie. 377
welches ohne allen Zweifel von dem Unterfchied der Witterung heys
sühret , morinnen wir unſere Dperationen vorgenommen haben,
Denn man darf nur einen Blick in unfere Regiſter thun: fo wird
man finden, daß wir das erfiemal, den erften Tag fehr warıne ,
den zweyten und dritten mittelmäßig warme, Die Übrigen 2 Tage
aber meiftens Falte Witterung gehabt haben. Dahingegen hatten wir
das letzteremal immerzu warme, und zum öfteften ſehr heiße Luft.
Wie nun aus der Erfahrung bekannt ift, daß das Holz; in der
Waͤrme einzugehen und Eürzer zu werden , in der Kälte hingegen
auseinander zu gehen und länger zu werden pfleget: fo ift fich nicht
zu verwundern, Daß unfere legte Mefferey mehr Schuhe. gegeben
bat, als die erſte: weil die große Wärme unfere Ruthen merk
lich verfürzer haben muß. Eben darum babe ich mich durchaus
des Thermometers bedienet, und Die Grade der Wärme und KRäls
bey jeder Station auf das fleißigſte angemerket. Unfer Maaß muß
alfo nach Anleitung des Thermometers corrigiret werden. Diefes
mit Zuverläßigkeit anzuſtellen, ließ ich unfere gebrauchte 5 zwoͤlf⸗
ſchuͤhige Ruthen in die hiefige U. L. Frauenkirche tragen, und auf dem
Pflafter fo nacheinander hinlegen, daß fie fih auf das genauefte
berühreten, und mittelſt des Winkelmaaßes an beyden Enden fchars
fe Stricheln ziehen, als das Thermometer 9 Grad der Wärme
wie. Den folgenden Tag wiederholten wir auf der ndms
lichen Linie unfere Dbfervarion bey 3 Graden der Wärme des
Thermometers, , und da zeigte ſichs, Daß unfere 5 Doppelte franzs>
fifche Ruthen, oder 60 Schuhe,um eine franzöfifche Deeimallinie
und 2 Decimalferupel länger geworden, als fie den Tag vorher wa⸗
gen. Bey 15 Graden der Wärme wurden fie um ı Linie und 2
Serupel, und bey 18 Gräden um ı Linie und 8 Scrupeln kuͤrzer
als bey 9 Graden der Wärme. Aus diefen wiederhoften Verſuchen
konnte ih mit Gewißheit fihließen, daß an unfern gebrauchten 5
Ruthen (denn mis andern habe ich noch Feine Verſuche angeftels
Bbb let)
378 Bon Meffung einer
let) 1 Grad Unterfehied des Thermometers 2 Deeimalferupel,
folglich an 60 Schuhen 2 Decimallinien Unterfihied von dem wahr
ren Maaß (zur temperirten Zeit) giebt , welcher Unterfehied von
dem erfundenen Maaß in Verhaͤltniß deffen Größe und der Anzahl
Graden des Thermometers abgezogen werden muß, wenn es Grade
der Wärme find; hingegen muß der Unterfchied dazu gethan wer—⸗
den, wenn es Grade der Kälte find ; nach folgender Eleinen
Tabelle, Die auf 600 Schuhe gerichtet iſt:
Thermom. Differeng
Grade. von Temper .
1
4"
m
ım
En
R
2*+
I»
2.
3.
4.
Ss
6.
7
8.
9
10,
II,
4 12,
tz,
14.
15.
16.
17,
18.
19.
20.
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—
=
-
u
vnnaumongd
Dun
gesgraphifchen Grundlinie. 379
Nun wollen wir unfere exfte Mefferey vor die Hand nehmen f
und felbige nach Maaßgabe diefer Proportion in der folgenden Tas
belle corrigiren. |
Mittel Diff. iff.
um, | Tcherm, des if Diff
Therm. || -
Grade. Grade. Zoll. Er. || Sol. | Eır
o. | 5. Frig. - -
14 I 6. Call 5, Ta - - - 5
2 ti EHE IB. - - A, -
3. |103.C. |, C. - 2. 8.
@& 3 1797}0. -
4 415 C: i cC | - - | 5% 4.
JI 380 * 2.
43 ET BEE - - 34 2
=1 0 zcC. - - 7.
=4 1 3.1:F.
EZ | mE, F, - 2. —
8. (0) I. F. - 4 - -
Tec. 115, Cl - - - 12 -
10; NGC. Vz. C - - 2, 6.
Oıo,|z; €.
a z..C. 5 - I. 8.
1% | o 2. C. - - - .
13} 15.17.08 - 4 - -
44 1717,
14. | o =) = I. - -
4.1. LICIE..C - - - I,
ı@ I 3.14€C,. 19, CC - - - 4
Et 6 5.
18. 5.1714. C - - - 8,
IK: I:li ©, cC. “ - 7 —
@ 19. ———
SE TIRIT. IB, U - - 2; Ts
2u |13,./C. I1925. C - - 2. 4.
Lat, L, I» 3% 170,
380 Bon Meffung einer
so,
Bmannan
dv .
— — — — —
—
m —
35
EV)
et
»
51.
Mittel Diff. Diff.
Num. | Therm, | _ des ft some
Therm.
Grade. Grade. 300. | Scr. |] Sol. | Ser.
1. 113. Cal, [r2&, C. 11T - - -
22. |152C. 114. C. - - 2 —
23. 1732, 6, 222. C. - - 2, 8,
24 | 7 C. 105. C - 1 - 2. -
2,14 16..C, - - 1. 4.
26 | 2. C.15%C. - - - 6.
26, | 4 Frig.i 4, FE. - | 8. - E
07, 73: 19.8 - 5.
>, 725 FR. 1 BEE, - -
aa | au P.-12, FE. - 4.
er A —— - A - -
a TI — 5 2. - -
32. > F. En F. * Is * ”
33 Hr, ie 7E - I, - -
34 Z:E. 17%, 8. - 241 - -
© 34. |% — —
35» O. O. 8 * >. =
3.1] »F Io Be "I or”
37. ZlFE, Er A ‘ I. or *
38. A— . -
39 5 ei 15. C ” = m 3⸗
2.14 C 1 34C. - - - 6
41. I, F. — a * * * Ts
aa Fi > 3 - -
Aa 1a E 1 5 FE - ——
.13E.
A)» er F. Io F. 8 ka
+46. 1.2.10 1 13..C. Br 3.
47. | 3 3. C. ——
48. | In 2 C -. *
49. | 4. 3.6 || 11. Se
4 C = T+
F. 1 —
13. } I,
geographifchen Grundlinie, 381
J. Mittel | Diff. iff.
Num.Therm. des of *
Ther em.
Grade. | Grade 30. I Ser. Sm. | Sm Sır.
$3.-1-13.. Er. L . "
2: 7 2._ Ri “ 4 k —
$ 3: Iz. F. 4 ’ - -
54 I, F. 2. 2 Er u
55. 10. * I, 2 e
56. 2 Cal. vn = q y 2a
57: 15. C. 8 7 4.
5 8. 15. C, u - i u. 3>
59. 3 C fr bi { * 2.
60, lo, - r r -
I, I. | Is I.
4 * | I 3: I.
I» hi I, 35» >
| 2 49.1 %&
| |:
| | 14.1 -
Wir müffen demnach zu unferem erſten Maaß der 43824
Schuhen, 6 Zoll 2 Linien wegen der Ealten Witterung hinzu thun,
und 49 Zoll 2 Linien wegen der Wärme wiederum hinweg nehmen,
das ift: wir müffen unfer Maaß um 43 Zoll, oder 3 Schuhe 7 Zell,
vermindern. Da wir dann das erfte corrigirte Maaß unferer
Grundlinie erhalten mit 43820 Schuhen, 5 Zoll.
NB. In diefer und der folgenden Tabelle ift zu bemerken, dag
snan Die Zölle zu 12 auf einen Schuh angenommen habe,
Bbb 3 Jetzo
3 > Bon Meffung einer
Jetzo wollen wir auch unfere letzte Mefferey auf gleiche Art core
sigiren und fehen, wie fie mit der erſten übereintrift.
Mittel des Diff.
Therm. —
‚Grade ber - Grade der || Zoll Str.
Waͤrme. Waͤrme.
Num. Thermom.
60. | 12—
57.1 14 - — 7. Ss
@ 57. | 1% - |
56. 4 19. FE 77.92 - 3. 3.
55» 1.19, E18 - 3. 7:
Ar | I % 185. * 3. 6.
53. 18. — 18. - | 3. Se
52. | 1% - 173+ e= J 3. 4
Su 1 19. = ul ham 5; Ss
so. ie. )- | ge 3. 4.
49. | 14 - I. - 2 9
48 | I% - I. - 2. 5
47. 7 = ze — | I. 8
46. Ss = 6. I. Is
99 . 3+ * 4. = 13 7.
45. As | |
44 Aa, The Ta —
43+ 4“ - 4 - - es
21-1 u. - 8.
41: 7. — 6. er MR Is Ir
41. 8. - *
40. 9. 183.— ir 6.
I, mer, ZUIE L WE 2. 1.
38. 14. — 132 - 2 6
I ie 14. - 2. 7
36 | I. — 143+ —428.
35.116. - EEE A! WON "AN TR
fe) 3%. | 18,°- |
MER ii Se, 18% - 3. 6,
33.n 1% = 0.185, 7 UN 3 6.
32.118 - 18. - 3. a4
Latus 69% 7
geographiſchen Grundlinie. 383
Num. |Thermom, ml) Diff.
Grade der | Grade der
Wärme, Wärme.
3. | Sur.
3. 5.
3: 6.
18 - 185. - 3 5
16. - 17 - 3+ 3+
14. - 15, 1- 2, 9
12. - 2. 4
10, !- 1
32 18: I at
ala I 8 11= 18. -
304 I #9, T7- 195. -
2.
9. - I, %
25. 3,3348
24. Loc I..,- - 2,
23. I, - I, 5 | = 2.
22, 3. - 2. - BER As
273 6. — 3 - - 9.
20. 6. — 6. - I, £.
19. 6: = 6. - I. Is
10. 15310,
— Ta 102 - 3 .
17. 1711 Ila - 2 2
1621 IEE, 113.» — ——
15, 12, un 12, er; 2. 3+
14 Il. =» 13. - 2. 5
13. 16. - If ven 2. %
© 13.|16 -
12.1 Ig., - 155. - 6. -
KL. ic, Be, re fr 8
—— 1332: - || 10, 4
* Er 85. - 6, 4
Ti — |
6. ER * 3% T 1 I, 2.
9. 6. —— 5. —* 2. Pr
4 1181-12 - 4 6
3 15. — 165. - 6. 4
2, 12. - 133. - + 2:
384 Non Meffung einer
Num. Thermom. "Sc ne]
Grade der | Grade der |
Wärme Waͤrme.
Di ‘
Zoll. Scrup.
— 9
Is r2. * 12. * 4. 6.
©, \ 10. — II. | 4 ! 2.
8. 8.
Latus || 87. 2.
-}| +69, 7.
Summa || 165. | 7
Wir müffen demnach von unferem lebten Maaß der 43334 Sch.
3 Zoll; 165 Zoll 7”’,oder 13 Schuhe 9 Zolle 7”’ abziehen : fo
verbleiben zum zweyten corrigirten Maaß unferer Grundlinie 42820
Schuhe 5 Zoll 3”. Dieß differiret von dem erften nur um 3. Li⸗
nien , welches bey eirter fo langen Strecke und außerordentlich = großen
Srundlinie, wo 4 und s Schuhe Ünterfchied in Feine Betrachtung fom= _
men, allerdings für nichts zu achten iſt. Indeſſen wollen wir,
weil es bier auf keinen Zoll ankoͤmmt, das wahre Maaß unferey
Grundfinie annehmen zu 43820 Schuhen, 6 Zoll, *
* Die ift nun freylich eine erſtaunliche Genauigkeit, und. ich muß befennen,
daß ich fie felbft nicht erwartet habe. Allein, daß fie möglich zu erreichen
ſey, bemeißt nicht nur dieſes Beyſpiel, ſondern auch dasjenige von dem P.
Mayer, S. J. Prof. Math. zw Heydelberg, davon ich die Abhandlung uͤber
die Mannheimer Grundlinie einige Monathe nad) meiner‘ Meffung zu fehen
bekommen habe: und worinnen uns diefer geehrte Mann verfichert, daß feine
doppelte Meffung befagter Mannheimer Grandlinie nicht einmal um 1. Zoll
Bon einander differiret habe» P. Mayer behauptet zwar, diefe Praͤciſion
dadurch erlanger zu haben, weil er die Poros feiner Muthen verftopfet haͤt—
te; allein, wenn er die Correction des Thermomekers nicht zu Hülfe genomz
men hat, wobon er und Feine genaue und umftändliche Nachricht in feiner
Abhandlung mittheilet: fo dörfte wohl zu zweifeln feyn, ob die andere Vor—
ſicht etwas zw diefer Praͤciſion beygetragen haben möchte: indem man doch
ein
geographifchen Grundlinie, 385
ein Holz bon der Wärme und Kälte welche, nicht aber die Feuchtigkeit und
Truͤckne, ander Veränderung deffen Länge Schuld iſt) ſchwerlich bewahren
wird, man mag es mit Fette oder Pech ſoviel uͤberziehen, als man immer
will. P. Mayer ſcheint auch darinnen andere Begriffe zu haben, als mir
die Erfahrung gewaͤhret hat, da er ſaget: ſeine Ruthen waͤren durch die
Kaͤlte nicht im geringſten kuͤrzer geworden, da nach meinen wiederholten Ber—
ſuchen die Kaͤlte das Holz freylich nicht kuͤrzer, wohl aber laͤnger macht.
Dieſer vortrefliche Mathematiker muß übrigens eine ſolche Geſchicklichkeit im
manipulieren der Inſtrumente beſitzen, die dem Wunder nahe koͤmmt. Indem
er und weiter verſichert, daß er mit einem Ouadranten von einzigen 2X,
Schuhen im Radio die Winkel bis auf eine einzige Secunde nahe beſtimmet
habe, welches vor ihm in Feines Menfchen auch des allergeſchickteſten Obferva=
tors Mächten und Kräften gewefen iſt: wie ein jeder, der nur einigermaßen
weis, was Inſtrumente und was Secunden für Dinge find, von felbften leicht
begreifen wird. Hingegen geſteht er aber auch aufrichtig, dag diefer Arbeit
ehedem ale Picavden in Franfreich würden haben unterliegen müffen.
Ben dieſem eorrigirten und wahren Maaß der 43820 Sch. 6 Zoll,
muͤſſen wir abziehen jene ⸗ ⸗ 44Sch. 6 Zoll,
welche wir bey N? 60, Das iſt von der legten Station naͤchſt Da—
hau, um.einen feften Grund zur Pyramide zu bekommen , zurück
gemeffen haben, fo verbleiben vom Centro der erften- Pyramide big
zum Mittelpuncte der andern 43776 Schuhe, welche aceurat aus—
machen 7296 franzöfifche Nuthen zu 6 Schuhen gerechnet,
Nun möchte man zwar auf die Gedanken verfallen, daß, weil
Die Brücken, auf denen man mißt, nicht in vollfommener gerader
noch horizontaler Lage gefchlagen werden koͤnnen, eine Gattung
von. Krümmung entftchen müßte, wordurch das Maaß etwas größer
heraus gebracht wuͤrde, als es wirklich ift. Allein dergleichen unver-
meydliche Krümmung (wenn nur fonft aller möglicher Fleiß angewendet
wird, die Brücke ſoviel möglich ift, horizontal, und nach der Schnur
c ec zu
356 Don Meflung einer geographischen Grundlinie,
zu fehlagen ) ift unempfindfich , folglich für nichts zu achten. Hierz
nebft muß man bedenken, daß es ebenfalls unmöglich ift, daß die
Ruthen an ihren Extremitäten ſich in phyfifalifchen Puncten auf das
genauefte berühren , weil doch noch allemal etwas weniges Luft
(wiewohl inperceptibel) Dazwifchen verbleibt. Durch dieſen Um⸗
fand wird Das wahre Maaß in etwas verkürzet, folglich Das, was
ihm die unvermerkliche Krümmung zufeget, Durch Den ermanglenden
Eontaet wiederum genommen. Zudem hat man bey einer fo großen
Grundlinie Feine fehärfere Praͤciſion nöthig, und es ift genug, wenn
wir mit phyfikalifchee Gewißheit fagen Fünnen, daß das angenom⸗
mene Maaß derfelben von dem wahren nicht um einen Schuh uns
terfchieden ift, welcher Fehler auf die Meffung des ganzen Landes
Calle Winkel richtig gefeget ) Feinen andern Einfluß haben kann, als daß
dieDerter an den Extremitäten des Landes höchftens um 12 Schritte des
placivet werden Eönnten, welche Genauigkeit in geographiſchen Katz
ten zu fuchen allerdings lächerlich ſeyn würde.
Weil übrigens unfere Grundlinie mit dem hiefigen nördlichen
Thurn Der Frauenkirche, und dem Pfarrkicchthurn zu Dachau in
einerley Direetion Tiegt; ſo müflen wir uns, um die noch abgängis
gen Theile, das ift von der Mitte des Srauenthurns bis an den
Mittelpunct der erſten Pyramide bey N° o, und von dem Mittels
punct der andern Pyramide bey N° 60 bis an die Mitte des Pfarr
kirchthurns zu Dachau , folglich Die wahre Diftanz der Mitte des
nördlichen Frauenthurns von der Mitte des Pfarrkirchthurns in Da»
Sau zu erlangen, der trigonometifchen Dperation bedienen, welche
ich fogleich vornehmen werde , wenn unfer neues Meßinftrument,
wobey man verfchiedene Perbefferungen und Bequemlichkeiten, die
an dem limprunniſchen nicht zu finden, angebracht hat, in
vollkommenem Stande verfertiget feyn
wird, |
Regi⸗
Regiſter
der merkwuͤrdigſten Sachen im zweyten Theile
des zweyten Bands.
Abſchůrfen r was es beym Aufſuchen der Erd-und Steinlagen bedeutet. 116.
Analytiſche Formeln. 8. x
Appian, wie weit derfelbe in feinen baieriſchen Landkarte gefehlet- Eiche
Geographie. Arithmetifche Auflöfungen. 5. & Segg.
Aufbereitung der Erje. 69.
Aufloͤſungen (geometrifche) von dem Kegel. 40. bis 60,
Auflöfungen (arithmetiſche) 5. ꝛtc.
Auffuchen der Ersgänge, Regeln darüber, 115.
Badcur, fiche Heilbrunn und Sulzetbrunn. Bäder in Baier. 233:
Bafıs, fiehe Grundline.
Beigen und bleichen, Nuten des Kochfalzes dabey. 196.
Bergbaufunft, was für Huͤlfswiſſenſchaften dazu gehören. 67. ꝛc.
Bergbohrer , wie damit die Erd und Gteinlagen aufzuſuchen. 115.
Bergfördernif. 69. |
Bergguhren, was fie feyen. 108.
Bergmännifhe Wirthſchaftskunſt. 75.
Eee z Berg:
Regifter
Bergmaſchinenkunſt. 67. - -
Bergrebnungswefen, worinnen es beſteht. 74
Bergrechte. 75. ꝛtc.
Bergſalz, ſiehe Salz:
Bergwerkskunſt, was fuͤr Wiſſenſchaften dazu gehoͤren. EN %
Beſte, (das) was man im Bergweſen fo nennet. zoo, |
Blaſenpflaſter, deren Nugen im Geitenftechen. 301. ꝛc. Wie ed appliciret
werden müffe- 303. Was vorhergehen müffe. 304. Diät dabey. 305. Wie
oft es aufzulegen. 306. Urfachen ihrer Wirkung. 307. ꝛc. Nutzen berfel-
ben. 309. 20. Erempel der damit gemachten Euren. 312. 2.
Breite, (geographifche) tie weit diefelbe in den bisherigen Landfarten von
Baiern irrig angegeben worden. Eiche Geographie.
Brunnen, Gefundbrunnen in Baiern. 199. bis 246. Giehe Heilbrann und
Oulzerbrunn.
Brunnenfalz, fiche Salz.
Corls Abhandlung vom Gefundbrunnen Heilbrunn in Baiern. 199. fe
Dachſchiefer, wo fie fi) finden. 102.
Damerde, wie fie entftenden. 88. 2.
Differentialgleihungen. 47. ꝛc.
Kdelgeſteine, von Kieſelarten finden ſich in den PR des platten Landes. 94:
Kifenfteingänge, in Mittelgebürgen: 108.
Eiſenvitriol, was es fey. 214. Deffen Kraͤfte. 225.
Erdarten, (färbigte) wie fie entfianden. 87.
Erdbeben, was fie feyen. 89.
Erdbefhreibung, bergmännifhe von Scheid. 61. x.
Erdboden, Entſtehung deffelben. 79. 20. Deſſen flüßige und fee Ehe 80
Deffen Oberfläche, und die Urfachen ihrer Geftalt. 32. 2. innere Be—
haffenheit deffeiben in Anfehung der Erd=und Gteinlagen. 91. 2c.
Erze, Aufbereitung derſelben. 69.
Erzbeizen, ſt zuweilen beſſer als roͤſſen. 72.
Erzgaͤnge
Regiftee
Erzgaͤnge, giebt es nicht leicht im platten Lande. 94.
Erzteuffe was fie bedeutet. 106.
Lulers arithmetiſche Aufloͤſungen. 5. ꝛc.
Feldgeſtaͤnge, Scheids neuerfundene. 126. X.
Felſen und Klippen, wie ſie entſtanden. 89.
Feuerbaukunſt, bey Bergwerken, welche die beſte. 70. 2%
Floͤzgebuͤrge, was fie von anderen unterfcheibet. 92.
Floͤzkeile, was fie feyen. 100,
Floͤzkluͤften, was fie feyen. 102.
Slözlegen. 100.
Fotmeln, (analytiſche) 8. bis 60.
Gänge, was man in Floͤzlagen fo nennet. 100.
Gangarten, was fie fiyen. zor.
Gangartiges gebürge, was es fey, und wie es zu erfennen. 205.
Ganggebürge, worinnen fie von den Slöggebürgen aunterfchieden. 02.
Gegenfrümmer, was es für Gänge in Bergmerken feyen. 104
Geographie, Vorfchläge zu deren Berbefferung von Herrn von Limbrunn. 343.
20 Landkarten von Baiern find ſehr fehlerhaft. 345. Sowohl in Anſehung
der Länge als Breite. 346. Bey München iſt in der Breite um 8. Minus
ten gefehlet worden. 347. Wahre Breite, diefes Orts. Ibid. Appian hat
das erſtemal gefehlet. Ibid. Wahre Breite anderer Derter in und um Baiern.
348. Breite von Nuͤrnberg wird von Appian am richtigſten angegeben. 349-
Die Fehler Appiand in der Breite wachfen in gfeicher Verhältnig. 350. Die
appianifche Karten find daher, was die Diftanzen der Derter. unter ſich
felbft angeht» richtig. 351. Urfache, warum Appian in Beſtimmung der
Größe eines Grades in Meilen gefehlet. Ibid. Salzburgiſche Aftronomen
‚geben die daſelbſtige Breite irrig an. Ibid. Wie die Grade der Breite auf
den baieriſchen Landfarten richtig zu verzeichnen. 352. Cie find auch uns,
richtig in Anfehung der Länge. Ibid, Warum Appian hierinnen gefeblet.
353. Die homannifchen und feuterifchen Karten haben die Sache nicht gebeffert,
fonder. mehr verworren. Wid. Verhaͤltniß der Grade der Länge gegen dem
graz Graben
Resiſter—
Graben der Breite in den baieriſchen Parallelen. 354. Was Appian für eine
Meffung gebraucht. Ibid. Die geometrifhe ift der aſtronomiſchen weit vor=
zuziehen. Ibide Meductionen der appianiſchen Karten auf dem erfien Merie
dian nach dem Pariſer Obſervatorio 355. 2. Wie die‘ wahren Grade der
Länge auf den baierifchen Karten richtig zu verzeichnen. 358. Die Akademie
unternimmt die trigonometrifche Ausmeſſung ded ganzen. Landes unter Herren:
von Oſterwalds Aufſicht. 345. 358. Welcher eine Bafın oder Grundlinie
dazu meſſen läßt. Giche Grundlinie. Eine Univerfal Scala ale Landz
Farten zu prüfen, uud die roͤmiſchen Stationen aufzuſuchen. 359.
Glaſur ver Toͤpfer, wie fie gut zw machen. 194.
Granirgeftein. 99»
Graswolle, Berfuhe folches wirthſchaftlich zu gebrauchen. 261. 2c. Siehe
Wieſengras.
Grundlinie oder Baſis, wie dieſelbe in Baienr gemeſſen worden. 46, x. Wa⸗
rum die erſte caßniſche verloren gegangen, und umfonft gewefen. 363. Was
für einer‘ Brüde man fid) dazu bedienet. 364. Mortheilhafte Anftalten folche
Meffung vorfihtig und zuverläßig anzuftellen. 365. 2. Wie die Tabellen zw
formieren. 370. 374. 20. Gebrauch des Thermometers dabey. Ibid. Berfuche von
der Ausdehnung und Verkürzung der Länge des Holzes bey denen unter=
fchiedenen Graben der Wärme und Kälte.377. Wie hiernah die Meffung
der Grundlinie corrigiret worden. 378.20 Was fig) für ein Grad der Genauig⸗
feit dadurch erreichen Lift. 384. Holz wird durch die Wärme Eürzer, und:
durch die Kälte laͤnger. 377. Wie ſich die Fleinen Fehler in Applicirung des
Reithen Maaßes gegew einander aufheben. 385- Wahre Größe der Grund
linie, fbid.
Gypslager „too fi fie ſich befinden. 102.
Hangendes , was man in Borgebürgen fo nennet. 96.
Zalbrunn, Geſundbrunnen in Baiern. 201. 2. Deffen Befchreibung- 202%
Beſtandtheile. 205. 20. Kräfte 223. 20.
Hohe Gebürge, was fie feyn, und ihre Gteinlagen. 109, ꝛc. Wie fie ente
fanden. Io. f
Holz, wos die Wärme und Kälte für Veränderungen im Anſehung feiner Länge
darinnen hervorhringt» Siehe Grundlinie,
Somannifhe
; Re g i ff 2
Homannifche Landkarten, ihre Fehler. Eiche Geographie.
Infeln im Meer, werden zuweilen in die Höhe getrieben. 9%
Integralformeln, doppelte. 44. x.
Balf zum Mauren, wie er gegen Wind und Wetter dauerhaft zu machen. 194.
Ralkgebuͤrge. 98.
Bagengold und Kasenfilber. 99.
Begel, Eulers Auflöfungen darüber. 40. ꝛc.
Zreide, oder Freidenartige Erde, was fie ſey. 218. Hat die Eigenfchaften des
Laugenſalzes. 219. Ihre Kraͤfte in der Arzney. 225.
Kriſtalliſierung, chymiſches Mittel das ‚gemeine Salz in Loͤrpern zu ent⸗
decken. 207.
Aupfererze, Abhandlung davon. 247. Meue Art diefelben zu bearbeiten. 251.
Mas fie eigentlich fenen. 252. Anneigung des Kupfers gegen dem Gallmey.
254. Wie fie zu röften und zu brennen. 257. Wie Kupfer von Mefing
zu fcheiden. 259.
Aupferfähiefer , ihre Geftalt. 98.
Kupferſchieferfloͤtz, deffen Steinlager. 98.
Laͤnge ( geographilche ) wie weit dieſelbe in den bisherigen Landkarten tor
Baiern irrig angegeben worden. Siehe Geographie.
Land (platte) was es für Gänge fuͤhret. 94.
Landkarten von Baiern, und deren Derbefferung. Siehe Geographie.
Laugenſalz, was es fey. 209. Giebt einen Uringeſchmack. 211. Deffen Kräf-
fe. 224.
Limbrunn CHeren von) Vorfchläge zu Verbeſſerung der baierifchen Landkarten.
Eiche Geographie.
Markſcheidekunſt. 67.
Maſchine zum Gteinfchneiden bon Scheid erfunden. 135, ꝛc. Feldgeflinge
126. x.
Maſchinenkunſt zum Bergbau. 67.
Medi⸗
Wegifier.
Mediciniſche Beobachtungen Friedrich Caſimirs Medieus. 299...
Meerſalz. Siehe Salz.
Mineralſyſtem, was dazu gehbret. 66.
Mittelgebuͤrge, was ſie ſeyen. 103. Ihre Steinlagen. Ibid. & Seqq. Sind
eigentliche Erwebuͤrge. Ihid, Haben ebenfalls ihre Flöße. 103.
Moschus , deffen Wirkung in der Zobfuht mit Gichtern. 320. X-
Muria, fieye Salz.
Muſcheln, entfichen aus Kalferde. 95.
Ofterwald ( von) Bericht über die vorgenommene Meſſung einer Geundiinie-
961. 2%
Doppier , wie es aus anderen Materien als Lumpen berfertiget werden koͤnne.
265. ꝛc.
———— dreyerley —— derfelben. 268. 269. Schwarzpappel, Be⸗
ſchreibung davon. 269. ꝛc. Ihre Saamenwolle koͤmmt der Baumwolle aͤhn⸗
lich. 272. Verſuch Pappier daraus zu machen. 275. Mislingt- 277. Blos
zu fpinnen und zu kartaͤtſchen. 278. 279. Mitlingt ebenfalls. Tbid. Geht
aber mit Zufag von Baumwolle an. 279. 2. Taugt zu Pomeſinwirken. 281.
Wollene Leinwand zu machen. 282. Laͤßt ſich ſtricken. 283. Dient an ſtatt
der Seidenwatte. Ibid. & Seqq. Verſuche Hüte daraus zu machen. 286-
Lichterkachte dakaus zu machen. 287.
Petits, Abhandlung von Kupfererzen. 274. 26
Pferde, Mittel deren Krankheiten zu curiren. 170. ꝛc.
Pochwerks und Huͤttenlehren find nicht allzeit untruͤglich. 220, |
Drobierfunft, was dazu gehöret. 70.
Queckſilber, chymiſches Mittel das Laugenſalz zu entdecken. 212.
Rauens, Abhandlung vom Kochſalz. 141. 2
Rechtfallende Gänge, was fie ſeyen. 104.
Rindvieh, Mittel deſſen Krankheiten zu curieren. 174. 2.
Roͤſten der Kupfererze. 257. |
Saalband,
Regiſter.
Saalband, was es im Bergweſen bedeutet. 107.
Salpeter, Art und Weiſe, denſelben aus — zu wachen. 189. Schlechter
Nutzen davon. 191.
Salz, Abhandlung vom Kochſalz. 149. ꝛc. Deſſen Beſchreibung und. Einthei—
fung. 150. Brunnenſalz, wie es erzeuget wird. Ibid. M eerſalz, wieviel
deſſen aus einem Pfund Meerwaſſer erhalten wird. Ibid, Steinfalz, wo es in
Menge zu finden. 151. Kochſalz dienet zum Goͤtzendienſt. 152. Gehoͤret zu den
Regalien. Ibide Wird bey etlichen Bölfern den Soldaten zum Gold gereicher.
Ibid. ft nad) der Sündfluth als eine Würze der Speiſen eingeführet worden.
153. Deffen Wirkungen im menſchlichen Körper» 154: 20. Beym Vieh. 160: 2r.
Inſonderheit bey Schaafen. 162. 169. Bey Pferden. 170. 0. Beym Rindvieh.
174. 2c. Nutzen und Gebrauch des Kochſalzes bey Pflanzen und Gewaͤchfen.
180. 20. Was es bey Düngung der Erde thut. 182. 2c. Wie der Saamen damit
zu fchwängern. 164. Mugen und Gebrauch) des Kochfalzes in der Chymie, Me—
chanick, Fawiquen, Bau und Hauswirthichaft. 188: 2. Deſſen Kräfte, 224.
Wie aus Kochſalz Ealpeter zu machen. 199. Deffen Ingredienzien bey Zube:
reitung des Stahls aus Eiſen. 192. Tomback zu machen. 193. Bey Glafur
der Töpfer. 194. Beym Mauerfalf, Ibid. Bey Bereitung der Waſchſeife.
195. Beym Beitzen und Bleichen. Ibid. & Seqq.
Salzquellen, ob fie in den Meeren und Seen ſeyen. 95. Ihr Urſprung im fe⸗
ſten Lande. Ibid. Finden ſich in denen Vorgebuͤrgen. 98.
Schaafe, Nuten des Kochfalzes- bey ihrer Fütterung. 162. 20. Mittel deren
Krankheiten zu curiren. 169.
Schaͤfers Verſuche von der Graswolle. 261. ze
Scheids bergmämifhe Erdbefchreibung. 61. ꝛc.
Schieferſteine, finden ſich im Vorgebuͤrgen. 96.
Schmelzkunft; beym Bergweſen, was dazu gehoͤret. 72.
Schwefel, deſſen Beſtandtheile. 237.
Schwefelleber, woraus fie entfiche. 235.
Seife, Art gemeine Wafchfeife zu machen. 195.
Seitenſtechen, wie das Blafenpflafter dagegen zu brauchen, zo1. ꝛc. Eiche
Blafenpflafter.
Ddd Selenit,
Regifter
Selenit, was er fey. 242. | J x
Seuterifhe Landkarten, ihre Fehler. Siehe Geographie.
Sichertrog, im Bergweſen, was es fey. 119.
Silbererze, was fie noch fonft mit fich führen. 106,
Spath, wo er in Gebürgen zu finden. zoo.
Speißig, was es heiße in Rupferfchiefern. 98.
Sprung, was es heißt im Bergwefen einen Sprung machen.
Stahl aus Eifen zu machen. 192. une ‚bil
Steinkohlen, finden fich im Liegenden der Vorgebuͤrge. 9. SR
Steinkohle zu breitem Blick, was fie fey. 97- R
Steinlagen, wie fie im platten Lande, und in den Vorgebürgen aufeinander
liegen. 96,
Steinrüden, was fie feyen. 100.
Steinfalz. Siehe Salz.
Steinfhneiden, eine Maſchine dazu von Scheiben. 135. ꝛc.
Stinkſteine, fiche Ralfgebürge.
Stockwerke im Bergwefen. 107.
Streichen der Gänge in Mittelgebürgen, was es bedeutet. 105.
Streichen eines Ganges in Gebürgen. 103. Man Fan daraus die Teufe bes
ftimmen. [bid.
Stunden, im Compaffe beym Bergweſen, was fie bedeuten. zoo.
Sudftollen im Bergwefen. 122.
Oulzerbrunn in Baiern, Abhandlung davon. 232. ꝛc. Deffen Befchreibung.
234. x. Beſtandtheile. Ibid. & Segg. Und Kräfte, 244. & Seqq.
Talk, finder fich in den Borgebürgen. 102,
Teufe, was e& im Bergwefen bedeutet. gr.
Thermometer , deffen Gebrauch beym Landmeſſen. Siehe Grundline,
Tomback, Art denſelben zu machen. 193. |
Tonn⸗
| Regife®
Tonnlager, was man fo nennet. 93.
Turf, findet fich in denen Vorgebürgen. 98.
Turflagen, wo fie häufig gefunden werden. 94.
DVerdrüden eined Ganges in Mittelgebürgen, was es bedeutet. 106,
Derfteinerungen, finden fih gerne in Dorgebärgen. 97.
Vieh, Nutzen des Kochſalzes bey felbigem. 160. ꝛc.
Viehwey de, magere dienet zue Schaafzucht, wenn fie Kochfalz führet. 162, zes
Dorgebürge, was fie feyen. 95. Was fie gemeiniglich führen. 96.
Waſſerſucht, medicinifhe Beobachtungen bey derfelben. 329. Insbeſondere bey
der Hautwafferfucht. Ibid. 335. 335. Und bey der Bauchwafferfucht 331.
332. Mugen der Aderläffe dabey. 331. 334. Imgleichen des Baumöls.
332. 333. Der Meerzwiefel. 335. Der warmen Aſche. 342. ꝛ⁊c.
Miderfinnigfallende Gänge, was fie im Bergweſen bedeuten. 104.
Wiefengras oder Wollengras, deffen Befchreibung. 272. ꝛc. Verſuche Pap-
pier daraus zu machen, müffen aufgefchoben werden. 289. Laͤßt fich blos
weder fpinnen noch Fartätfchen. Ibid. & Seqq. Auch nicht mit Zufag der
Baummolle- 291. ꝛc. Wohl aber mit. Seide. 293. Laͤßt fich fehr leicht
fpinnen. 294. sHandgriffe dabey. 295. Kann fowohl geftricket als gewirket
werden. Ibid. & Segg. Wie fie die Farbe hält. 296. Ob fie dauerhaft
fey. 297. Laͤßt fih an ſtatt Seidenwatte gebrauchen. Ibide Und tauget
auch zu Lichttachten. 298.
Windöfen, thun bey Bergwerken bie beften Dienſte.
Zechſtein. 98.
Zink, wie er in Metalgeſtalt zu erhalten. 256.
Zinngraupen oder Zinnſtein, wo fie zu finden. 108.
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