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Full text of "Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin"

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Abhandlungen 


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zu Berlin. 


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Abhandlungen 


der 


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Königlichen- 


Akademie der Wissenschaften 


zu Berlin. 


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Aus dem Jahre A 
1892. o. 


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Nebst der Geschichte der Akademie in diesem Zeitraum. 


Erster Theil. 


Berlin. 
Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie 
der Wissenschaften. 


4 In Commissıon bei F. Dümmler 


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Historischel’Einleitung: „vasa.4.wer. en Sesli-seauisieea rl. Bla ne ale Seite ı 
Verzeichnils der Mitglieder nnd Correspondenten der Akademie ......... 2.2... - vu 


Abhandlungen. 


ö Physikalische Klasse. 
“ERMAN über epoptische Figuren des Arragonits ohne vorläufige Polarisation ..... Seite 1 
“Derselbe über Erzeugung von Electromagnetismus durch blofse Modification der 


Vertheilung der Polarität in einem unbewegten Magnet......... 27 
UVKuntn über die Blüthen- und Fruchtbildung der Cruciferen ............rr 00: - 33 
“Derselbe über einige Aublet’sche Pflanzengattungen ......v.ereceerernenn 43 
vWeıss: Viorbeeriffe zu.emer. Gohäsionslehre. nz... neues: - 57 
“Link de structura caulis plantarum Monocotylearum-zusneerersauencenen - 85 


“Krus: Bericht über eine auf Madagascar veranstaltete Sammlung von Insecten aus 
der Ordnung. Coleoptera.:....os..sor 0.0.00: re ade - 9 
“ EHRENBERG: Beiträge zur physiologischen Kenntnils der Corallenthiere im Allgemei- 
nen, und besonders des rothen Meeres, nebst einem Versuche zur 
j physiologischen Systematik derselben. .........-.2-.22ee0000. - 225 
VDerselbe über die Natur und Bildung der Corallenbänke des rothen Meeres und 
über einen neuen Fortschritt in der Kenntnils der Organisation im 
kleinsten Raume, durch Verbesserung des Mikroskops von Pistor 
UNUSSchieik.. Aesanssa Sie aresassuerane äusseren one seen ee - 381 


Mathematische Klasse. 

POSELGER: Beiträge zur unbestimmten Analysis... ...2...-scecceneeeerennnn Seite 1 
“ÜRELLE von einigen Sätzen aus der Theorie der Zablen........c.ueszeor0.. - 33 
VEXTELWEIN über die Lage der neutralen Axe, welche beim Zerbrechen der Körper 

Y VOrKOmmE ee ee ed ee ee ee ee - 69 
“ DirKsENn über die Bedingungen der Convergenz und der Divergenz der unendlichen 

Ieihenae Pe Wehe ee refehet ekaiin. eVelea ae ee re iegere it! 


Historisch-philologische Klasse. 
“ Borcku über den Plan der Atthis des Philochoros  ... 22... .22222222200.. Seite 1 
“ HorrmAnN: Die Wirkungen der asiatischen Cholera im preufsischen Staate während 
des Jahres 1831. Nach den bei dem statistischen Büreau eingegan- 


Benene Nachrichten ee ee ee - 33 
“MEineKe: Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber von Megalopolis ............ - 91 
“Derselbe über den Dichter Rhianos von Kreta .......:...2enceeeeeeeeenn - 99 
“LEVEZOW über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals in der Poesie und: bildenden 

Kunst der Alten....... "urlaralsrenedastie.n s.lelsgs. avslsnelztätste ofnks ertte - 137 
“ LAcumann über althochdeutsche Betonung und Verskunst (Erste Abtheilung.) .... - 235 
“IDELER über die Zeitrechnung von Chatä und Igür...........222ceeeeeeen. - 271 


WBranDıIs: Farietas lectionis Aristotelicae 2.222 c nennen - 301 


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Jahr 1832. 


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An ‚Donnerstage den 26. Januar hielt die Königliche Akademie 
der Wissenschaften eine öffentliche Sitzung zur Feier des Jahres- 
tages Friedrichs des Zweiten, welche durch die Gegenwart Ih- 
rer Königl. Hoheiten der Prinzen Wilhelm und Karl, Söhne Seiner 
Majestät des Königs, und des Prinzen August verherrlicht wurde. 
Herr Schleiermacher eröffnete dieselbe als vorsitzender Sekretar, 
und gab zugleich Nachricht von den bei der Akademie im letzten 
Jahre vorgekommenen Veränderungen. Hierauf las Herr Lachmann 
eine Abhandlung des abwesenden Herrn von Savigny über den 
Schutz der Minderjährigen bei den Römern, und zunächst über 
die Lex Plaetoria. Zum Schlufs las Herr Garl Ritter eine Ab- 
handlung über die Geschichte der Entdeckung des Altai-Gebirges. 
Die öffentliche Sitzung der Königlichen Akademie der Wis- 
senschaften am 5. Julius zum Andenken ihres Stifters Leibnitz 
eröffnete der vorsitzende Sekretar Herr Encke. Hierauf hielten die 
neu erwählten Mitglieder der Akademie, die Herren Heinrich 
Ritter, Eichhorn, Levezow, Ranke, Dirichlet und Rose, 
ihre Antrittsreden und wurden von den Sekretaren ihrer Klassen 
bewillkommnet. Der Sekretar der philosophisch -historischen Klasse, 
Herr Wilken, berichtete über den Erfolg der von dieser Klasse 
im Jahre 1830 gestellten Preisaufgabe. Sie betraf ‚‚die Verwaltung 


1 


der Provinzen des Arabischen Reichs zur Zeit der Selbständigkeit 
des Chalifats.” Es war nur eine Beantwortung eingegangen, be- 
zeichnet mit einem Spruche des Koran. Die Klasse hatte indes- 
sen kein Bedenken getragen, dieser Abhandlung, wodurch der mor- 
genländischen Litteratur ein wichtiges Werk über einen Gegenstand 
gewonnen ist, der bisher nur auf sehr unbefriedigende Weise be- 
handelt war, den ausgesetzten Preis von 100 Dukaten zuzuerken- 
nen. Bei der Eröffnung des versiegelten Zettels fand sich als Ver- 
fasser Herr Joseph von Hammer zu Wien genannt. Der Sekre- 
tar der mathematischen Klasse, Herr Encke, machte sodann die 
neue Preisfrage dieser Klasse bekannt. Sie betrifft 
‚„„die genaue und vollständige Bestimmung der Bahn des 
zuletzt erkannten Kometen von kurzer Umlaufszeit (des 
sogenannten Biela’schen), aus den sammtlichen vorhan- 
denen Beobachtungen, mit Einschlu/s der noch zu hof- 
fenden diesjährigen.” 
Der grofsen Ausdehnung der Arbeit wegen setzt die Klasse den 
Termin der Preis-Ertheilung auf 4 Jahre hinaus. Die Preisschrif- 
ten müssen unter den üblichen Formen vor dem 1. März 1836 bei 
der Akademie eingegangen sein. Der Preis von 50 Dukaten wird 
in der öffentlichen Sitzung zur Gedächtnifsfeier von Leibnitz in 
demselben Jahre zuerkannt werden. Zum Beschlufs las Herr Eh- 
renberg eine Abhandlung über die Corallenbänke des rothen Mee- 
res, nebst ferneren Beiträgen zur Kenntnifs der Corallenihiere. Die 
Kürze der für eine solche öffentliche Sitzung bestimmten Zeit er- 
laubte nicht die Lesung des mit dieser Abhandlung in genauer 
Verbindung stehenden Berichts desselben Verfassers über einen neuen 
beträchtlichen Fortschritt in der Kenntnifs der Organisation im 
kleinsten Raume, vermöge der Verbesserung der Mikroskope durch 
die Herren Pistor und Schick. 


III 


Die öffentliche Sitzung der Königlichen Akademie der Wis- 
senschaften am 9. August 1832 zur Geburtsfeier Sr. Majestät des 
Königs eröffnete in Abwesenheit des vorsitzenden Sekretars der phi- 
losophisch-historischen Klasse, Herrn Wilken, der Sekretar der 
physikalisch-mathematischen Klasse, Herr Encke. Hierauf las Herr 
Meineke über den Dichter Rhianos von Kreta, und Herr Leve- 
zow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals in der Poesie und 


bildenden Kunst der Alten. 


Von dem Corpus Inscriptionum graecarum sind bis jetzt 
erschienen der erste Band und Fasc. I. des zweiten. Zum Behuf 
dieses Werks wurde von Herrn Pittakes in Aegina eine Sammlung 
griechischer Inschriften für 155 Rthlr. 8 Sgr. angekauft. 


Für Kopirung der in Paris befindlichen Handschriften des 
Nicephorus Gregoras und der Chronik von Morea zum Be- 
huf des Abdrucks in dem Corpus historiae Byzantinae wurden 


600 Franken bewilligt. 


Zu Übersetzungen aus chinesischen Werken durch Herrm Dr. 
Schott, zum Behuf der geographischen Forschungen des Herrn 
C. Ritter, wurden 200 Rthlr. angewiesen. 


Die Akademie hat von Herrn Gambay in Paris ein Incli- 
natorium für den Preis von 950 Franken, und von den Herren 
Pistor und Schiek hieselbst ein Declinatorium für 270 Rthlr. 
anfertigen lassen. 


IV 


Im Jahr 1832 sind ernannt worden 


zu ordentlichen Mitgliedern 


der physikalisch - mathematischen Klasse: 


Herr Dirichlet, 


H. Rose; 


der philosophisch - historischen Klasse: 


Herr Heinrich Ritter, 


Hoffmann, 
Ranke, 
Levezow, 
Eichhorn ; 


zu auswärtigen: Mitgliedern 


der philosophisch - historischen Klasse: 


Herr ZLetronne in Paris, 


Victor Cousin in Paris, 

v. Schelling in München, 
Jacob Grimm in Göttingen, 
Lobeck in Königsberg, 


Fried. Jacobs in Gotha; 


zu CGorrespondenten 


der physikalisch - mathematischen Klasse: 


Herr de Poniecoulant in Paris, 


Plana in Turin, 

Gergorne in Montpellier, 

Graf Libri aus Florenz in Paris, 

Fried. Ernst Ludwig Fischer in St. Petersburg, 
Otto in Breslau, 

Hansen auf der Sternwarte Seeberg bei Gotha. 
Struve in Dorpat, 

Poncelet in Metz, 


Herr Quetelet in Brüssel, 


v. Martius in München, 

v. Ledebour in Dorpat, 
Purkinje in Breslau, 
Wallich in London, 
Gotthelf Fischer in Moskau; 


der philosophisch - historischen Klasse: 


" Wilhelm Grimm in Göttingen, 


Brandis in Bonn, 

Gerhard in Rom, 

Graf} in Königsberg, gegenwärtig hier, 
Raoul- Rochelte in Paris, 

Constantinus Oeconomus in St. Petersburg. 


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VI 


Gestorben sind im Jahre 1832: 


Herr ‚Rudolphi, ordentliches Mitglied der physik.-math. Klasse. 


Baron Cuvier in Paris, auswärt. Mitgl. der physik.-math. Klasse. 
Scarpa in Pavia, desgl. 

v. Göthe in Weimar, ausw. Mitgl. der philos.-hist. Klasse. 
Dodwell aus London, gestorben in Rom, Ehrenmitglied. 

v. Zach in Paris, desgl. 

v. Loder in Moskau, desgl. 

Baron ». Schlotheim in Gotha, desgl. 

Graf Oriani in Mailand, Corresp. der physik.-math. Klasse. 
Abel- Remusat in Paris, Corresp. der philos.-hist. Klasse. 
v. Dlaramberg in Odessa, desgl. 


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Verzeichnils 
der Mitglieder und. Correspondenten der Akademie. 
December 1832. 


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I. Ordentliche Mitglieder. 


Physikalisch-mathematische Klasse. 


Herr Grüson. Herr Oltmanns. 
-  Hufeland. -  Encke, Sekretar. 
- Alexander v. Humboldt. -  Dirksen. 

-  Hermbstädt. -  Poselger. 

-  Eytelwein. -  Ehrenberg. 
- m. Buch. -  Crelle. 

-  Erman, Sekretar. -  Horkel. 

- Lichtenstein. - Klug. 

- MWeifs. - Kunth. 

- Link. -  Dirichlet. 
-  Mitscherlich. - Rose. 

- Karsten. 


Philosophisch-historische Klasse. 


Herr Hirt, Veteran. Herr C. Ritter. 
-  Ancıllon. -  Bopp. 
- FWilhelm v. Humboldt. - m. Raumer. 
-  Uhden. -  Meineke. 
-  ‚Schleiermacher, Sekretsr. - Lachmann. 
- Ideler. -  H. Ritter. 
- wv.Savigny. - Hoffmann. 
-  Boeckh. - Ranke. 
-  Bekker. -  Levezow. 


- Wilken, Sekreur. - Eichhorn. 


VIII 


11, 


Auswärtige Mitglieder. 


Physikalisch-mathematische Klasse. 


Herr Arago ın Paris. 


Herr 


Herr 


Berzelius in Stockholm. 
Bessel in Königsberg. 
Blumenbach in Göttingen. 
Gaufs in Göttingen. 


Herr Jussieu in Paris. 


van Marum in Haarlem. 
Olbers in Bremen. 
Poisson in Paris. 


Philosophisch-historische Klasse. 


Cousin ın Paris. 

Jacob Grimm in Göttingen. 
Heeren in Göttingen. 
Gottfried Hermann in Leipzig. 
Jacobs in Gotha. 


III. 


©. F. S. Freih. Stein vom Altensteir 
in Berlin. 

Imbert Delonnes in Paris. 

Ferguson in Edinburgh. 

WYilliam Gell in London. 

William Hamilton in Neapel. 

v. Hisinger auf Köping und Skins- 
katteberg in Schweden. 

Graf v. Hoffmansegg in Dresden. 

TI. F. Freih. v. Jacquin in Wien. 


Herr Zetronne in Parıs. 


Lobeck in Königsberg. 
Silvestre de Sacy ın Paris. 
v. Schelling in München. 
A. W.v. Schlegel ın Bonn. 


Ehren-Mitglieder. 


Herr Colonel Zeake in London. 


Lhuilier in Genf. 

v. Lindenau in Dresden. 

Gen. Lieut. Freih. v. Minutoli in 
Berlin. 


-Gen. Lieut. Freih. v. Müffling ın 


Münster. 
Preyost in Genf. 
C. Graf v. Sternberg in Prag. 
Stromeyer in Göttingen. 


IV. Gorrespondenten. 


Für die physikalisch-mathematische Klasse. 


Accum ın Berlin. 
Ampere in Paris. 
v. Autenrieth in Tübingen. 


Herr Elie de Beaumont in Paris. 
P. Berthier in Paris. 
Biot ın Paris. 


Herr 


Brera in Padua. 
Brewster in Edinburgh. 
Brongniart in Paris. 
Rob. Brown in London. 
Bürg in Wien. 

Caldani in Padua. 

de Candolle in Genf. 
Carlini in Mailand. 
Carus in Dresden. 
Configliacchi in Pavia. 
Dalton in Manchester. 
Desfontaines in Paris. 
Dulong in Paris. 


F.E.L. Fischer in St. Petersburg. 


Gotthelf Fischer in Moskau. 
Flauti in Neapel. 

Florman in Lund. 

Freiesleben in Freiberg. 
Gay-Lussac in Paris. 
Gergonne in Montpellier. 
Gmelin in Heidelberg. 

Hansen auf Seeberg bei Gotha. 
Hansteen in Christiania. 
Hausmann in Göttingen. 


Herschel in Slough bei Windsor. 


C. G. I. Jacobi in Königsberg. 
Jameson in Edinburgh. 
Ivory in Edinburgh. 
Kielmeyer in Stuttgard. 


v. Krusenstern in St. Petersburg. 


Larrey in Paris. 
Latreille in Paris. 

v. Ledebour in Dorpat. 
Legendre in Paris. 
Graf Libri in Florenz. 


IX 


Herr v. Martius ın München. 


Möbius in Leipzig. 

Mohs in Wien. 

von Moll in München. 
van Mons in Brüssel. 
Nitzsch in Halle. 

Oersted in Kopenhagen. 
v. Olfers in Bern. 

Otto in Breslau. 

Pfaff in Kiel. 

Plana in Turin. 

Pohl in Wien. 

Poncelet in Metz. 

de Pontecoulant in Paris. 
de Prony in Paris. 
Purkinje in Breslau. 
Quetelet in Brüssel. 

I. C. Savigny in Paris. 
Schrader in Göttingen. 
Schumacher in Altona. 
Marcel de Serres in Montpellier. 
C. Sprengel in Halle. 

v. Stephan in St. Petersburg. 
Struve in Dorpat. 

Tenore in Neapel. 
Thenard in Paris. 
Tiedemann in Heidelberg. 
Tilesius in Mühlhausen. 
Treviranus d.ält. in Bremen. 
Trommsdorf in Erfurt. 
Wahlenberg in Upsala. 
FWVallich in London. 

E. H. Weber in Leipzig. 
Wiedemann in Riel. 
Woltmann in Hamburg. 


Für die philosophisch-historische Klasse. 


Avellino in Neapel. 
Beigel in Dresden. 
Döttiger in Dresden. 


Herr Brandis in Bonn. 


Bröndsted in Kopenhagen. 
Cattaneo in Mailand. 


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Herr Graf Clarac in Paris. 


Herr Jomard ın Paris. 


- Constantinus Oeconomus in St. Pe- - 


tersburg. 
- Degerando in Paris. 
- Delbrück in Bonn. 
- Freytag in Bonn. 
- Fries ın Jena. 
- Del Furia in Florenz. 
- Gerhard in Rom. 
- Gesenius in Halle. 
- Göschen in Göttingen. 
-  Graff in Königsberg. 


- FWilh. Grimm in Göttingen. 


- Halma in Paris. 

- Hamaker in Leyden. 

- ©». Hammer ın Wien. 

- Hase ın Paris. 

- van Heusde in Utrecht. 


- ®». Hormayr in München. 


v. Köhler in St. Petersburg. 
Kosegarten in Greifswald. 
Kumas in Smyrna. 
Lamberti in Mailand. 

w. Lang in Anspach. 

Linde in Warschau. 

Mai ın Rom. 

Meier in Halle. 

K. O. Müller in Göttingen. 
Mustoxides ın Corfu. 
Neumann in München. 

Et. Quatremere in Paris. 
Raoul- Rochette in Paris. 
Ridolfi in Padua. 
‚Schömann in Greifswald. 
‚Simonde - Sismondi in Genf. 
Thiersch in München. 


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Physikalische 


Abhandlungen 


der 
Köni g lichen 
Akademie der Wissenschaften 


zu Berlin. 


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Aus dem Jahre 
1832: 


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Berlin. 


Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie 
der Wissenschaften. 


1834. 


In Commission bei F. Dümmle:. 


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über einen neuen Fortschritt in der Kenntnils der Organisation im 
kleinsten Raume, durch Verbesserung des Mikroskops von Pistor 


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Über 
epoptische F iguren des Arragonits ohne 
vorläufige Polarisation. 


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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 12. Juli 1832.] 


\ Vonn eine durchgängige Vergleichung aller Eigenschaften des Arragonits 
mit denen des Kalkspaths ein Gegenstand des gespannten Interesses in den 
letzten Decennien geworden, so ist kaum wahrscheinlich dafs eine höchst 
paradoxe, zur Zeit absolut unparallelisirte optische Erscheinung beim Arra- 
gonit, welche vielleicht geeignet ist unsere Ansichten in einem der wichtig- 
sten und schwierigsten Theile der neueren optischen Disciplin zu modifici- 
ren, der Aufmerksamkeit ganz entgangen sei. Da ich jedoch keine Erwäh- 
nung davon weder bei Herschel noch bei Brewster finde, selbst da nicht 
wo er angelegentlich den Arragonit abhandelte, und da die Bedingungen von 
welchen die Erscheinung abhängt, nur selten bei den Arragonit-Krystallen in 
erwünschter Vollkommenheit sich aussprechen und dadurch das Übersehen 
wohl denkbar machen, so erlaube ich mir, da ich es nicht besser weils, über 
meine Wahrnehmungen zu berichten, als wenn sie absolut so neu wären 
wie sie es für mich waren, und noch sind. Die Erklärung, jeder nachzuwei- 
senden etwanigen Priorität ihr volles Recht zu gestatten, diene hiermit als 
vorläufige Desinficirung der Plagiat - Seuche. 

Bekanntlich sind wenig Krystalle so mit Zusammen - und Ineinander - 
Wachsungen behaftet wie die des Arragonits. Auch wenn die Säulen die 
gröfste einfache Regelmäfsigkeit zu verheifsen scheinen, findet man doch 
meistens bei genauer Untersuchung der Zuspitzungs-Flächen, die Merkmale 
einer Zusammenfügung mehrer Individuen; und führt man einen Schnitt 
senkrecht auf die Axe der Säule, so sieht man Lagen, die man leicht, aber 
irrig für Durchgänge von Blättern halten könnte, welche sich in verschie- 

Phys. Abhandl. 1832. A 


2 Erman über epoptsche Figuren des Arragonits 


dentlich gegeneinander geneigten, mit der Hauptaxe der Säulen parallelen 
Ebenen durch die ganze Länge des Krystalls in gröfserer oder geringerer 
Anzahl fortsetzen. 

Giebt man einem Arragonit-Krystall zwei senkrecht auf die Axe der 
Säule geführte Schnitte, und polirt sie, um Durchsichtigkeit zu erhalten, 
so kann man mittelst einer das Licht polarisirenden Tafel und eines analy- 
sirenden Turmalins, die normalen Depolarisations-Figuren des Arragonits 
beobachten, jedoch nur in den Stellen, die frei sind von den eben er- 
wähnten Absonderungs- oder Zusammenfügungs-Ebenen. Das Hindernifs 
welche diese letzteren bedingen ist bereits anerkannt: so namentlich erklärte 
Brewster, wie Biot für Arragonit nur eine Depolarisations-Axe finden 
konnte, während der Krystall offenbar doch zu den zweiaxigen gehört. In 
mehren Exemplaren, die sich zufällig dazu eigneten, sah ich die doppelte 
Figur mit gröfster Bestimmtheit, und wenn in einigen Fällen die Winkel, 
welche die zwei optische Axen unter sich machten, mir von beiläufig 20° sich 
ergaben, Brewster aber 18° 18’ annimmt, so submittire ich seiner vollwich- 
tigen Autorität um so mehr, da man bei diesen Krypto-Zwittern nie die 
vollkommene Sicherheit hat, ob nicht der’Lichtstrahl aus der Substanz des 
einen Krystalls in die des benachbarten gelangt ist, welches natürlich die 
Verhältnisse bedeutend ändert, sogar gänzlich intervertirt, wie ich in meh- 
ren Fällen nachweisen kann, und Biots Mifsgriff es beweiset. 

Da mir keine Beschreibung der Depolarisations -Figuren des Arrago- 
nits bekannt ist, und um an das Folgende sicherer anzuschliefsen, sei gesagt, 
dafs diese Figuren nur schwach gezeichnet sind, mit ganz engen kaum in 
Farben zerfallenden Ringen, und mit nur zwei dunkelen vom Mittelpunkt 
auslaufenden Schweifen, während beim Kalkspath stets deren vier das mit 
den lebhaftesten Farben ausgeschmückte System der Ringe durchkreuzen. 

An den Grenzen wo die optische Figur die eben erwähnten, den Kry- 
stall durchsetzenden Streifen oder Absonderungs-Flächen erreicht, zeigen 
sich Rudimente zweier anderen farbenreicheren Figuren, die auf eine ganz 
verschiedene Zeichnung deuten, und die, als ich sie näher untersuchte, ei- 
nen grofsen Reichthum der paradoxesten und anomalsten Erscheinungen 
darboten. 

Um sich in diesem Labyrinth leichter zu orientiren, wähle man einen 
Arragonit-Krystall, der nur einen einzigen, oder mindestens nur einen aus- 


ohne vorläufige Polarisation. 3 


gezeichnet vorwaltenden, mit der Axe der Säule parallel laufenden Streifen 
hat; das Vorhandensein mehrerer derselben von gleicher Intensität neben- 
einander, oder sogar gegeneinander geneigten, ist zwar das gewöhnlichere, 
aber ungemein störend ehe man das Normale aufgefafst hat. Dem gewähl- 
ten Krystall schleife man zwei parallele Endflächen senkrecht auf die Axe 
der Säule, so dafs man längst derselben vollkommen durchsehen kann. 
Hält man alsdann den Krystall so, dafs die ganze Ebene des Streifens in der 
Verlängerung des Lichtstrahls liegt, und der Streifen selbst sich nur als eine 
feine Linie kaum mehr wahrnehmen läfst, so erscheint jeder hindurch gese- 
hene Gegenstand einfach und ohne zufällige Farben. Wendet man nun den 
Krystall im Azimuth so, dafs die Ebene des Streifens schräg zu stehen kommt 
gegen das unverrückt gehaltene Auge, so erscheinen drei Bilder des Gegen- 
standes; das früher geradeausgesehene bleibt nämlich unverrückt, und zu 
jeder Seite desselben entsteht ein neues. Von den Farben dieser sekundären 
Spektra und ihrem meistens complementaren Gegensatze zum unveränderten 
geradeausgesehenen abstrahiren wir vor der Hand, und bemerken blos, 
dafs das mittlere Bild nichts von seiner Lichtstärke zu verlieren scheint, 
wenn bei gehöriger Neigung der Streifen-Fläche gegen das Auge, die sekun- 
dären Bilder neben ihm entstehen. 

Die zwei sekundären Nebenbilder sind entgegengesetzt polarisirt; denn 
sieht man gerade aus durch die geneigte Ebene eines Streifens im Arragonit 
nach einem Gegenstande, so verschwindet stets eins der zwei Nebenbilder, je 
nachdem man eine analysirende Platte von Turmalin oder Kalkspath wendet, 
mittelst welcher man die Bilder beobachtet. Dasselbe zeigt sich wenn man 
polarisirtes Licht durch einen senkrecht auf die Axe geschnittenen Kry- 
stall mit doppelter Strahlenbrechung, oder durch eine zu epoptischen Figu- 
ren bereitete Glastafel gehen läfst, und durch eine gegen das Auge geneigte 
Ebene eines Streifens im Arragonit beobachtet: man erhält stets die zwei 
entgegengesetzten epoptischen Figuren des so beobachteten Krystalls; das 
lichte Kreuz zu einer Seite des unverrückten Bildes, das dunkele von der 
anderen Seite, und mit jeder Wendung des Arragonits um seine Axe ändert 
sich der Werth und die Stellung der zwei entgegengesetzten epoptischen 
Figuren. 

Dieselben Resultate erhielt ich von Exemplaren des Kalkspaths, 


welche ähnliche durchsetzende Ebenen von Streifen zeigen, die man früher 
A2 


4 Erman über epopüsche Figuren des Arragonits 


wohl für anomale Durchgänge der Blätter hielt, jetzt aber wohl mit Recht 
mehr geneigt ist als Zusammenfügungs -Flächen hemitropischer Zwillinge zu 
betrachten. Verdreifachung der Bilder mit polarischer Entgegensetzung der 
zwei lateralen, und Entstehung der lebhaftesten in complementare zerfal- 
lenden Farben erhält man hier wie beim Arragonit, nur sind die Neigungs- 
Winkel, welche die Streifen-Ebene mit der Senkrechten zum Auge machen 
müssen, wenn das dreifache Bild eben entstehen soll, bei beiden Arten von 
Krystallen verschieden. Für Arragonit finde ich diese Neigung 28° zu einer 
Seite und 32 zur andern, für Doppelspath hingegen 10° und 14°. Da es seine 
Schwierigkeiten hat die Streifen-Ebene so einzustellen, dafs man vollkom- 
men überzeugt sei sie stehe genau in der Senkrechten zum Auge, von welcher 
Stellung aus, als vom Mittelpunkt, die Neigungsgrade zur Rechten und zur 
Linken gemessen werden, so könnte man geneigt sein die Differenz zwischen 
28° und 32°, und zwischen 10° und 14°, als die Grenze dieses Beobach- 
tungs-Fehlers zu betrachten, wenn nicht eine diesen zwei verschiedenen 
Stellungen entsprechende Verschiedenheit der Entfernungen der lateralen 
Spektra unter sich, auf etwas absolutes hindeutete. 

Die Entstehung zweier entgegengesetzt polarisirten Bilder, wenn man 
durch die schräg gestellte Ebene der Streifen im Arragonit oder Kalkspath 
einen Gegenstand geradeaus betrachtet, fände allerdings sein analoges in 
den künstlichen Zusammenfügungen, welche für die Zwecke der Optiker 
aus entgegengesetzt gerichteten Schnitten des Kalkspaths construirt werden, 
um das ordinaire und extraordinaire Bild mehr- auseinander zu werfen. Die 
Natur hätte hier bei der postulirten Zwillingsgestaltung, 
terogene Flächen und Richtungen sich aneinander anlegen, (sonst wäre es 
ja derselbe continuirliche eine Krystall), der Künstelei der optischen Werk- 
statt vorgegriffen. Aber das gleichzeitige Sehen des mittleren unabgelenk- 
ten Bildes des Gegenstandes widersteht durchaus dieser erklärenden Analo- 
gie, denn bei jeder Combination der künstlich hemitropisirten Kalkspathe hat 
man stets sowohl beim geradeaus Durchsehn, als beim Durchstrahlen in der 
finsteren Kammer, nur zwei Bilder oder Spektra, und ganz constant deren 
drei bei Arragonit und Kalkspath. Nicht minder anomal ist die ausgezeich- 
nete Zerfällung in complementare Farben, welche in beiden Wegen der 
Untersuchung für Arragonit und Kalkspath statt findet, und wovon ebenfalls 
keine Spur ist bei dem künstlich hemitroposirten Doppelspath. 


wo nothwendig he- 


ohne vorläufige Polarisation. 5 


Geleitet, oder vielleicht wie ich jetzt fast glaube, verführet durch diese 
Anomalien, hatte ich anfänglich versucht an eine ganz verschiedene Analogie 
anzuknüpfen, und bei der störenden Unklarheit der einzigen Exemplare 
die ich damals besafs, und wo immer mehrere Schichten parallel nebenein- 
ander lagen, bildete sich für die sogleich zu erwähnenden hohen Paradoxien 
des Arragonits eine eben so paradoxe Theorie, über welche ich jedoch, wenn 
gleich sie wie alle andere manches erklärt und manches nicht, den Stab zu 
brechen nicht abgeneigt bin. 

Der Ausgangspunkt dieser Erklärung ist das Postulat, die Ebenen, 
welche den Arragonit und den Kalkspath durchsetzen sind gestreift, sie bil- 
den gleichsam mikroskopische Streifen-Gitter und es lassen sich folglich von 
diesen Ebenen die Diffractionserscheinungen erwarten. Der perlmutterar- 
tige Farbenschiller dieser Durchgangsebenen, die Constanz der geradlinigten 
Richtung, nach welcher die drei Bilder stets nebeneinander sich reihen, ent- 
sprechend den Wendungen die man dem Krystall giebt, selbst die unmittel- 
bare Wahrnehmung durch das Mikroskop, welche jedoch zweideutig ist, 
weil man sie beziehen kann auf die den äufseren Flächen zu gebende Politur, 
begünstigen dieses Postulat, welchem auch die Theorie nicht ungünstig ist, 
denn der ins feinste gehende Durchgang der Blätter läfst ein solches erwar- 
ten, da wo die unterbrochenen Schichten - Köpfe im hemitropirten Zwillinge 
aneinander stofsen. So wie nun Perlemutter durch Reflexion drei Bilder 
einer Kerze giebt, das eine unverrückte und unveränderte, die zwei zu jeder 
Seite lateralen mit prismatischen Farben, und so wie durch Refraction ein 
sehr feines Faden-Gitter, ebenfalls ein mittleres unverändertes Bild und 
mehrere laterale prismatische Spektra, die wohl bei gewisser Neigung zu 
zwei laterale Hauptbilder sich summiren, während umgekehrt beim Arrago- 
nit aufser den zwei lateralen Bildern der Kerze eine Mehrheit derselben 
wahrzunehmen ist, so versuchte ich anfänglich diese Klasse von Erscheinun- 
gen an die Brewstersche und Frauenhofersche Analogie zu knüpfen. 
Als ich späterhin fand dafs, wie oben gesagt, die zwei lateralen Bilder des 
Arragonits und des Kalkspaths in einem polarischen Gegensatze stehen, 
welches bei den Brewsterschen und Frauenhoferschen nicht der Fall 
ist, so entstand die Frage, wie würden die reflectirten und refrangirten Er- 
gebnisse der Diffraction der Gitter sich modificiren, wenn sie, wie in meiner 
Hypothese für die Arragonit- und Kalkspath-Gitter, unter Einflufs der dop- 


6 Ernman über epoptische Fıguren des Arragonits 


pelten Strahlenbrechung entständen. Äufserst fein gestreifte Mikrometer, 
und die einzig schönen Frauenhoferschen Goldblattgitter wurden bestimmt 
und vorgerichtet zur Beobachtung zwischen Lamellen von Kalkspath nach 
verschiedenen Schnitten. Diese Untersuchungen mufsten jedoch zur Zeit 
abgebrochen werden, weil der Frauenhofersche Apparat eine anderwei- 
tige Bestimmung erhielt; aber das Problem ist an sich, und abgesehen von 
jeder hypothetischen Beziehung so wichtig und so neu, dafs der Faden der 
Untersuchung nicht für immer abgerissen bleiben soll. 

Wir fahren fort die Eigenthümlichkeiten des Arragonits zur Sprache 
zu bringen. Sieht man geradeaus und ohne vorläufige Licht -Polarisation, 
nach irgend einem Gegenstande längst der Hauptaxe des Krystalls, so dafs 
der Lichtstrahl die Ebene einer Streifenfläche schräg durchwandert, und 
dafs man folglich das erwähnte dreifache Bild erblickt, so wird man bei ei- 
ner anderweitigen kleinen Wendung des Krystalls lebhaft überrascht durch 
Erscheinung einer prachtvollen epoptischen Figur, die an Lebhaftigkeit der 
Farbenringe und Bestimmtheit der Zeichnung diejenigen, die man an an- 
deren Krystallen durch vorhergegangene Polarisation des Lichtes erhält, 
weit hinter sich läfst. Da diese Figur nicht durch eine vorliegende polarisi- 
rende Fläche bedingt ist, so projezirt sie das Auge in unbedingte Ferne und 
entsprechende Gröfse bis etwa zu der kolossalen, wo sie ein oder mehrere 
Stockwerke eines gegenüberstehenden Gebäudes bedeckt, jedoch mit ent- 
sprechender Verwaschung der Farben, wie sich versteht. 

Diese epoptischen Figuren des Arragonits entfernen sich von den Ana- 
logien der bis jetzt bekannten zuerst durch den Umstand, dafs man sie ohne 
alle vorläufige Polarisation des Lichtes erblickt, wovon man zwar einige 
schwache Spuren bei den epoptischen Figuren anderer Krystalle wahrnehmen 
kann, welche man vielleicht mit Recht einem schwachen Grad von Polarisation 
zuschreibt, der dem Tageslichte selbst oft zukommt; jedoch sind diese etwa- 
nigen Spuren ein wahrhaft Verschwinden gegen die absolute Unabhängigkeit 
der Arragonit-Figur von jeder vorläufigen Polarisation, welche so entschieden 
ist, dafs umgekehrt die Anwendung eines künstlich polarisirten Lichtes die 
Figur viel matter und unbestimmter giebt, während man sie am allerglänzend- 
sten erblickt mitten in der Flamme einer Argands-Lampe, von welcher sie 
unmittelbar entsteht und auf welche man sie projezirt. Ein zweiter Charakter, 
welcher diese Arragonit-Figuren von den bis jetzt bekannten sehr wesentlich 


ohne vorläufige Polarisation. 7 


unterscheidet ist der Umstand, dafs sie weder ihre Lage noch ihren Werth 
von Dunkelm oder Lichtem ändern durch die Wendung eines analysirenden 
Turmalins oder Doppelspaths, mittelst welcher man sie beobachtet; aller- 
dings erscheinen sie in dem einen Quadranten heller und im nächsten trüber, 
aber von einem Übergange vom Dunkeln zum Lichten, von einer Wendung 
der Schweife oder eines Wechsels der Farbenringe kann man keine Spur 
wahrnehmen. Drittens sind die epoptischen Figuren des Arragonits ihrer 
Zeichnung nach ganz verschieden von denen, die man bei Anwendung eines 
polarisirten Lichtes und einer analysirenden Platte von denjenigen Stellen 
des Arragonits erhält, die frei sind von Streifen und welche eben beschrieben 
worden sind in ihrer Duplicität in Beziehung auf die zwei Axen des Krystalls. 
Während diese mit jeder Wendung der analysirenden Platte ihre Lage und 
ihren Lichtwerth ändern, den Figuren gleichsam nur schattirte Schweife 
und kaum wahrnehmbare gefärbte Ringe zeigen, so haben die durch die 
schräge Ebene der Streifen geradeausgesehenen, die Zeichnung und Färbung 
derer des Mika oder Topas in gesteigerter Potenz. Eine darauf zu bezie- 
hende Modification der Figur, einem wirklichen Kreuz sich nähernd, kommt 
häufig vor und kann vielleicht für die Normale gelten, welche in den ver- 
schiedenen Individuen durch Lage und Vervielfältigung der Schichten - Ebe- 
nen abgeändert erscheint. 

Angezogen durch diese und mehrere andere paradoxe Erscheinungen, 
und auch verleitet durch die vorgefafste Erklärungs-Hypothese, irrte ich 
lange in einem Labyrinth von Combinationen und Versuchen, die ich über- 
gehe, um nur derer zu erwähnen, die endlich gute Appraximationen zur Ätio- 
logie versprechend, denjenigen viel Zeit und Mühe ersparen werden, welche 
diesen Gegenstand weiter verfolgen möchten, und zugleich Gelegenheit ge- 
ben, manches nicht wenig überraschendes Detail dieser räthselhaften Erschei- 
nungen zur Sprache zu bringen. 

Es handelt sich zuerst darum zu bestimmen wo im äufseren Raume 
die epoptische Figur des Arragonits gesehen wird. Hält man den Krystall 
in der vorgeschriebenen Lage, und es hat sich die Figur z. B. zur linken 
Hand des Beobachters gezeigt, so verschwindet sie, wenn man dem Krystall 
eine kleine Azimutal-Drehung giebt, erscheint aber wieder zur rechten Hand, 
wenn man diese Drehung allmählig fortsetzt, um bei weiterer Drehung wieder 


8 Erman über epoptische Figuren des Arragonits 


zu verschwinden; selbst bei dieser rohen Beobachtungsweise bemerkt man 
an den geradeausgeschenen umgebenden Gegenständen gleichsam Zonen des 
Hellen und Dunkeln an deren Grenzen das Erscheinen, Verschwinden und 
Wiedererscheinen der Figur gebunden scheint. Um dieses in Klarheit zu 
setzen, entferne man die störende Mannigfaltigkeit der Gegenstände dadurch, 
dafs man auf ein kreisrundes Loch von + Zoll beiläufig sieht in dem schlie- 
{senden Boden einer 1 bis 14 Fufs langen Röhre. Den Arragonit-Krystall 
hält man dicht vor das entgegengesetzte offene Ende der Röhre, und zwar 
in der gehörigen Neigung der Streifen-Ebene, so dafs drei von einander ge- 
trennte Bilder des Loches erscheinen. Durch ein geringes vorwärts oder 
rückwärts Neigen des Krystalls erblickt man die Figur mit dem dunkelen 
Kreuz und Schweif in dem einen z. B. dem linken Bilde; durch eine gerin- 
gere azimutale Wendung des Krystalls verschwindet die Figur im linken late- 
ralen Bilde und erscheint auf dem Rechten, ganz genau dieselbe an Stellung, 
Zeichnung und Färbung, aber im mittleren geradeausgesehenen Bilde er- 
blickt man sie nicht. Es ist hier eine grofse Paradoxie, dafs die epoptische 
Figur mit demselben Werth der Depolarisirung als dunkeles Kreuz erscheine 
im ordinären sowohl, wie im extraordinären Lichte, denn das sind offenbar 
die zwei lateral gesehenen Bilder allen bekannten Analogien gemäfs. Be- 
trachtet man nun mit gehöriger Aufmerksamkeit den Hergang der Erschei- 
nungen, so findet sich jedoch die Anschauung des Gegensatzes der Dunkeln 
zu der Lichten Figur schon beim freien Durchsehen nach entfernten Gegen- 
ständen, besser beim Gebrauch der das Sehen beschränkenden Scheibe in 
der Röhre, und am allerbestimmtesten wenn man dem Krystall, statt ihn 
in freier Hand zu halten eine Fassuung giebt; die auf festem Stativ erlaubt 
ihm die zwei Wendungen, in Azimuth und Höhe d.h. rechts und links, und 
nach vorn und hinten zu geben und ihn beliebig in jeder zu erhalten. Man 
sieht alsdann in der Stellung, wo das dunkele Kreuz im Felde des linken la- 
teralen Bildes erscheint, die korrespondirende Figur des lichten Kreuzes im 
mittleren Bilde, welche zwar nie die Lebhaftigkeit des Dunkeln erreicht, 
aber doch bis zur gröfsten Bestimmtheit gebracht werden kann. Wenn man 
nun durch die Wendung des Krystalls das dunkele Kreuz zu dem mittleren 
Felde vorrücken läfst, so verwechselt es seinen Werth in den der lichten 
Figur, sobald sie auf das mittlere Feld projezirt wird, und bei fernerer 
Fortrückung durch Drehung wird sie wiederum zur dunkeln, auf dem Felde 


ohne vorläufige Polarisation. ) 


des folgenden lateralen Bildes. Dasselbe findet statt, wenn man das Licht 
durch Reflexion polarisirt, ehe man es durch den Krystall beobachtet, nur 
dafs wie natürlich die Farben minder lebhaft sind. Man kann sogar das 
durch Reflexion polarisirte Licht zuerst durch einen, epoptische Figuren ge- 
benden Krystall oder künstlich bereitetes Gas durchgehen lassen, ehe man 
es mittelst des Arragonits beobachtet, dann projeziren sich beide epoptische 
Figuren übereinander, ohne sich wechselseitig zu stören. 

Es ist ein harter Stand diese Complication zurückführen zu sollen auf 
halbe Wellen-Längen der Undulationen, um so mehr, da alle Erfolge diesel- 
ben bleiben bei parallel einfallenden Strahlen, oder auch wenn man den 
Strahlen durch eine vorgehaltene Brennlinse eine entschiedene Convergenz 
zu einem Brennpunkte gegeben. 

Aus dem Gesagten erhellt, wie bestimmt die Erscheinung dieser ep- 
optischen Figuren gebunden ist an die Verdreifachung des Bildes eines durch 
die schräg gehaltene Streifen-Ebene gesehenen Gegenstandes; den Beweis Je- 
doch, dafs diese Verdreifachung allein nicht hinreicht die Figur zu bedingen, 
erhält man durch comparative Untersuchung des mit gleichen Durchgän- 
gen oder Streifen-Ebenen versehenen Kalkspath. So verschieden gerichtet 
auch die Schnitte waren, die ich mehreren Krystallen dieser Art geben liefs, 
so fand ich keine epoptische Figur, welche bei den verschiedensten Richtun- 
gen des Durchsehens sich in irgend einem der drei Bilder gezeigt hätte, trotz 
dem, dafs diese in Stellung, Färbung und depolarisirender Wirkung auf an- 
derweitig polarisirtes Licht, sich denen des Arragonits vollkommen ähnlich 
zeigten. Welche ist nun diese zweite Bedingung, die dem Arragonit zu- 
kommt, dem Kalkspath abgeht, oder mit andern Worten, welche ist die Ae- 
tiologie, die wahre Genesis dieser so paradoxen epoptischen Figuren des Ar- 
ragonits, ohne jede vorangegangene Polarisation aufserhalb des Krystalls? Hat 
man sie darin zu suchen, dafs der Arragonit zwei Axen hat, und dafs in der 
Zusammenfügung seiner Zwillinge die seitwärts aus der Richtung der zweiten 
Axe kommenden Strahlen bei ihrem Durchgang durch die in der Richtung 
der ersten Axe der Säule gerichtete Ebene eine depolarisirende Modifica- 
tion erhalten? diefs ist plausibel, wenn gleich im Detail noch sehr unklar aus 
Mangel an Analogien. Erklärt wäre in dieser Ansicht, warum beim einaxi- 
gen Kalkspath unter scheinbar gleichen Umständen keine epoptische Figuren 
entstehen. Um über den Werth dieser Erklärungs-Hypothese peremtorisch 

Phys. Abhandl. 1832. B 


10 Erman über epoptische Figuren des Arragonits 


zu entscheiden, müfste eine genaue Messung uns belehren über die Richtung 
der Strahlen welche die Figur geben und ihre anguläre Relation zur Strei- 
fen-Ebene. Wenn es aber leicht war zu bestimmen, wo im äufseren Raume 
die epoptischen Figuren des Arragonits sich projeziren, so ist es um so 
schwieriger den Ort wo sie im Krystall selbst entstehen aufzufinden, worauf 
doch die ganze Aetiologie des Phänomens beruht. Störend war mir bei die- 
ser Untersuchung, dafs ich keinen Krystall besafs, der nur eine einzige durch- 
setzende Schichten -Ebene gezeigt hätte: immer waren derer mehrere in pa- 
ralleler Richtung entweder ganz entschieden, oder doch bei den brauchbar- 
sten Exemplaren doch in sehr wahrnehmbaren Spuren vorhanden. Bei der 
grofsen Nähe des Auges, in welche man den Krystall bei der Beobachtung zu 
bringen hat, wird es unmöglich zu entscheiden, von welcher dieser Schichten- 
Ebenen die Figur die man sieht, wirklich und ausschliefslich entspringt, und 
von welcher Region des Krystalls der Lichtstrahl zu ihr gelangt, um so mehr, 
da in den zu gebenden Neigungen des Krystalls diese Streifen-Ebenen sich 
überdecken, oder mindestens sich wechselseitige Reflexe zuwerfen. Aber 
selbst bei einer einzigen Streifen -Ebene wäre die Breite der Pupille ein Hin- 
dernifs, wenn man in besagter Annäherung zur Streifen-Ebene bestimmen 
soll, ob man die Strahlen von der rechten oder linken Seite her bekommt, 
oder ob man sie geradeaus durch die Streifen-Ebene selbst sieht. Durch 
Bedeckung der vordern oder hintern Fläche der Krystall-Säule, mittelst ei- 
nes aufgeklebten durchsichtigen Schirmes, dem ich nur ein Punctum lucidum 
gab, suchte ich zwar, aber vergeblich, diese Schwierigkeit zu umgehen, und 
es blieb mir unmöglich durch Messung zu bestimmen, ob die Radü eflicaces 
der gesehenen Figur wirklich aus der Gegend der zweiten Axe emaniren, ehe 
sie die Streifen- Ebene durchwandern. 

Sehr dienlich zur Lösung dieser Fragen wäre es gewesen, die epop- 
tischen Figuren des Arragonits zu beobachten, nicht blos subjektiv, sondern 
auch objectiv, nach dem für das Prisma eingeführten Sprachgebrauch, das 
heifst nicht blofs unmittelbar im Auge des Sehenden sich bildend, sondern 
sich nach aufsen auf ein Expansum projezirend, wie das Farbenspektrum in 
der finstern Kammer. Unstreitig war es das erstemal, dafs man für epopti- 
sche Figuren an so etwas denken konnte. Ich stellte einen Arragonit-Kry- 
stall in der genauen Stellung nach Azimuth und Neigung, wo es dem Auge 


[e) 
die epoptische Figur mit gröfster Deutlichkeit zeigte, liefs dann im ganz fin- 


ohne vorläufige Polarisation. 11 


steren Zimmer einen Bündel paralleler Strahleu des Sonnenlichtes, oder 
auch fokal divergirende eines Luzernal-Mikroskops durch den Krystall 
streichen, konnte aber auf dem dahinter gehaltenen Expansum nie eine 
Spur von epoptischer Figur wahrnehmen, trotz dem dafs die Zerfällung in 
drei Bilder mit den zugehörigen Complementar-Farben und den Relatio- 
nen zum analysirenden Turmalin sich ganz deutlich aussprachen. Ob dieser, 
in seinem negativen Ausfall sehr paradoxe Erfolg, als unbedingt constant 
anzunehmen sei, oder ob fortgesetzte Bemühungen, und Variationen des 
Versuches am Ende doch die epoptische Figuren des Arragonits auf ein Ex- 
pansum nach aufsen projezirt zeigen werden, wie die Analogie es zu for- 
dern scheint, mufs ich vor der Hand dahin gestellt sein lassen. 

Da die Beobachtung einer monochromischen Flamme mittelst des Ar- 
ragonits mir ebenfalls keine Auskunft über den fraglichen Punkt gab, so 
würde ich sie mit Stillschweigen übergehen, wenn nicht zwei Umstände die- 
ser Beobachtungsmethode ein gewisses Interresse zusicherten. Der erste 
Umstand ist die höchst überraschende Anzahl von Ringen, die man an der 
epoptischen Figur des Arragonits nun entdeckt. Alle Farben der Figur sind 
nun verschwunden, die ganze Zeichnung ist mit schwarzen Strichen versehen. 
Die entfernteren, in vielen Kreisen die Figur umgebenden Ringe, die sich 
früher der Wahrnehmung entzogen, weil ihre Farben und die Gegensätze der- 
selben zu schwach und verwaschen waren, springen jetzt deutlich ins Auge, 
als feine aber sehr deutlich wahrnehmbare schwarze Striche, dem Gegensatze 
von dunkel und hell entsprechend. Der andere Umstand ist insofern wich- 
tig, als er vielleicht geeignet ist, die obige Aussage etwas zu modifieiren, es 
finde sich bei der Streifen-Ebene des Kalkspaths gar keine Spur von ep- 
optischen Figuren. Betrachtet man nämlich eine monochromische Flamme, 
mittelst der, eine Schichtenebene des Kalkspaths schräg durchwandern- 
den Strahlen, so entstehen die drei Bilder des Gegenstandes nebeneinan- 
der, aber ohne allen Gegensatz der Farben, jedoch bei einer gewissen 
ganz bestimmten Neigung des Krystalls entstehen doch farbige Streifungen, 
gleichsam als Elemente einer epoptischen Figur; und höchst merkwürdig ist, 
dafs diese Streifungen bei gehöriger Wendung des Krystalls nur auf den zwei 
lateralen Bildern sich zeigen, auf dem mittleren geradeausgesehenen sah ich 
nie eine Spur derselben. Diefs sind Analogien mit dem Arragonit, die wohl 
eine gründliche Untersuchung verdienen. 


B2 


pin 
[SS] 


Ernman über epopüische Figuren des Arragonits 


Eine nicht geringe Paradoxie dieser Erscheinungen verdient Erwäh- 
nung, weil sie die Schwierigkeit dieser Bestimmung bedeutend steigert, 
ja, weil sie wie man finden kann, der Erklärungs-Hypothese durch Strah- 
len, die aus der Gegend der zweiten Axe kämen, ziemlich ungünstig sich 
stellt. Wenn das nahe gehaltene Auge die Figur durch die schräge Streifen - 
Ebene erblickt, so kann man nun das Auge in unverrückter Richtung vom 
Krystall allmählich entfernen, immerfort sieht man in unveränderter Gröfse 
und Deutlichkeit die Figur auf der Streifen-Ebene selbst gezeichnet. Nun 
sind doch die angulären Relationen dieser Ebene zu irgend einem Punkt im 
Innern des Krystalls sehr bedeutend verschieden, wenn man sie aus der gröfst- 
g von ein bis 


8 
zwei Fufs ab vom Krystall betrachtet, und nichts desto weniger bleibt die 


möglichsten Annäherung des Auges, oder aus einer Entfernun 


Figur unverrückt und unverändert. Dieser Umstand war es hauptsächlich, 
der mich verleitete von der Erklärungs-Hypothese durch die zwei Pole des 
Arragonits abzugehen, und mein Heil bei den Frauenhoferschen Diffra- 
ctions-Gittern durch Refraction und Reflexion zu versuchen. Folgende Be- 
obachtungsmethode mag mir zur Entschuldigung dienen; auf jeden Fall ist 
eine Facticität mehr gewonnen, aber wahrscheinlich auch ein Beleg mehr 
zur Verfänglichkeit der Fallacia non causae ut causae. 

Vor dem Gestelle welches den nach den gehörigen Richtungen beweg- 
lichen Arragonit-Krystall mit zwei parallelen Streifen - Schichten trägt, stelle 
man eine Lampe, und gebe dem Krystall eine solche Stellung, dafs man im 
finsteren Zimmer durch die Eine schräge Streifen-Schicht hindurch die oben 
erwähnten drei Bilder sicht, ein mittleres und zwei laterale Spektra, welche 
ihre Farben-Säume so haben werden, dafs für beide die blaue Franze nach 
aufsen zu, die rothe nach Innen. Giebt man nun dem Krystall eine kleine 
Azimutal-Wendung nach der Richtung hin wo die zweite Streifen-Schicht 
liegt, so sieht man allmählich drei neue Bilder entstehen. Während näm- 
lich durch die Drehung das äufserste rechte Bild ‘der drei erst gesehenen 
schwächer und schwächer wird und endlich verschwindet, so kommt von 
der Linken zur Rechten das durch die zweite Streifen-Schicht bedingte Bild 
zum Vorschein, und zwar mit dem sehr merkwürdigen Umstand, dafs die 
Farben-Säume entgegengesetzt stehen, so dafs das Blaue des verschwinden 
wollenden anliegt an das Roth des durch die Drehung entstehenden. Auf 


ohne vorläufige Polarisation. 13 


diese Weise entstehen bei zunehmender Annäherung der zwei Systeme von 
Bildern, Reihen von farbigen Streifen: und da die Bilder der Flamme nach 
oben und nach unten sich gegeneinander neigen (wie bei Prisma und Regen- 
bogen), so könnte man füglich diese. Farben-Streifen als Elemente von 
Ringen betrachten, zu welchen sie wirklich werden durch Senkung und He- 
bung des Krystalls. Hat man den Krystall fest gestellt in der Stellung wo 
eben das rechts stehende Bild des einen Systems, und das linke Bild des an- 
dern im Maximum der Annäherung stehen, und der Gegensatz ihrer Farben- 
Säume am deutlichsten erscheint, so bedecke man die Flamme der Lampe 
mit ihrem Schirme von Milchglas oder von dichter Gaze; nun sieht man 
die Bilder der Flamme nicht mehr, man hat vor sich ein gleichförmig helles 
Expansum, aber auf diesem Expansum steht die epoptische Figur ganz deut- 
lich und glänzend da, an derselben Stelle wo früher die beiden Bilder inter- 
ferirten. Bei einigen Exemplaren wird man vielleicht die epoptische Figur 
um ein geringes höher finden nach der Gegend hin wo die Bilder der Flamme 
die gröfste Neigung gegeneinander annehmen als Genesis der Ringe, aber 
immer im selben Azimuth. Diese und einige andere Erscheinungen des Ar- 
ragonits verführten mich zu dem Versuch sie nachzuconstruiren nach der 
oben schon erwähnten Analogie einer Diffraction durch Refraction und Re- 
flexion. Das Auge befinde sich zwischen zwei zu diesen Effekten geeigneten 
Gitter-Ebenen und sehe nach einer Kerze; durch die eine schräg gehaltene 
Gitter- Ebene erblickt man die Kerze geradeaus mit ihren Nebenbildern, die 
bei gehöriger Neigung zu zwei lateralen Spektra werden mit entgegengesetz- 
ten Farben -Säumen, die zweite parallele Gitter- Ebene zeigt dasselbe, aber 
durch Reflexion; von ihr spiegelt sich ab zum Auge ein directes Bild der 
Kerze, begleitet von zwei lateralen Spektren. Giebt man nun dem System 
der zwei parallelen Streifen-Ebenen eine azimutale Bewegung, so verschwin- 
den allmählich die durch Refraction gesehenen Bilder, die durch Reflexion 
schieben sich vor an ihrer Stelle, und gewinnen immer mehr an Intensität. 
Durch das Aneinanderrücken der Farben-Säume des verschwinden wollen- 
den refrangirten, und des entstehenden reflectirten Bildes entstehen Streifen 
als Elemente der Ringe, so dafs man in dieser Hypothese eine genügende Ge- 
nesis der epoptischen Figur und eine treffende Erklärung des eben erwähnten 
Umstandes, dafs die Figur da entsteht wo die zwei extremen lateralen Bilder 


14 Erman über epoptische Figuren des Arragonits 


der zwei Systeme interferiren, und wo Gelegenheit ist, das an sich geschmei- 
dige Postulat der Differenz einer halben Wellen-Länge einzuführen. 

Übergehend manches Detail welches ich hierauf bezog, während ich 
mich in der sanguinischen Täuschung befand, die epoptische Figur des Arra- 
gonits gleichsam genetisch und mechanisch aus ihren Elementen zu construi- 
ren, halte ich es gerathener die enttäuschenden Gründe, welche diese An- 
sicht zu widerlegen scheinen, summarisch zur Sprache zu bringen. 

1) Wäre die Reihe der drei durch Drehung des Krystalls zum Vor- 
schein kommenden Bilder wirklich durch Reflexion der zweiten Streifen - 
Schicht bedingt, so müfste das Auge sie so weit hinter dieser Ebene sehen 
wie die Kerze vor derselben steht, und folglich in einer viel gröfseren relati- 
ven Entfernung von den drei ersten Bildern, als es wirklich der Fall ist. 

2) Wäre die erwähnte Ansicht die richtige, so könnte die epoptische 
Figur nie in den Krystallen entstehen, die nur eine Streifen -Schicht haben, 
nun besitze ich zwar leider keine von dieser Art, da aber die Figur auch an 
der äufseren Seite einer Schichten-Ebene gesehen wird, wo gegenüber keine 
zweite steht, so zweifele ich nicht, dafs sie auch da erscheinen werde, wo 
überhaupt nur eine existirt; dieses ist entscheidend, denn Schichten - Durch- 
gänge supponiren wo man sie nicht sieht, wäre nichtige Rechthaberei. 

3) In den Kalkspath-Krystallen, die mehrere parallele Schichten - 
Ebenen haben, konnte ich jedoch nie eine wirkliche epoptische Figur wahr- 
nehmen, so mannigfach auch die Richtungen waren, die ich diesem Kry- 
stall gab. f 

4) Und eben so wenig gelang es durch entsprechende Combination 
von künstlichen Gittern, die sich zur Diffraction eminent eigneten. 

5) Die anomalen epoptischen Figuren des Arragonits haben endlich 
eine so entschiedene Ähnlichkeit mit den durch vorläufige Polarisation ent- 
standenen anderer Krystalle von doppelter Strahlenbrechung, dafs es un- 
logisch wäre, den ersten eine wesentlich verschiedene Entstehungsart zuzu- 
schreiben. 

Es scheint mir dem zu Folge fast entschieden, dafs die anomale Figur 
des Arragonits ihre wesentliche Bedingung hat in der zweiten optischen Axe 
des Krystalls und in dessen Combination mit den Wirkungen der ersten in 
den hemitropirten Zwillingen; es fehlt aber unendlich viel daran, dafs wir 


ohne vorläufige Polarisation. 15 


im Stande wären, diese paradoxen Phänomene nachzuconstruiren in irgend 
einer durchgreifenden Theorie; denn die Zeit, die ich verwendet habe, 
um die Interferenz der zwei benachtbarten Bilder als das wahre prius des 
Phänomens aufzustellen, werden Viele für eine verlorene halten. Man ist 
allerdings bei vielen Erscheinungen nur zu oft in Gefahr einer zufälligen, 
anderweitig bedingten Formgebung den pseudomorphologischen Werth bei- 
zulegen einer wesentlichen ursprünglich unbedingten. 


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Über 
Erzeugung von Electromagnetismus durch blolse 
Modification der Vertheilung der Polarität in 
einem unbewegten Magnet. 


Von 


H® BE .R.M; AN. 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 25. October 1832.] 


Den war, dafs eine zwischen zwei Magnet-Pole aufgestellte bewegliche 
Scheibe Axendrehung annimmt, sobald sie durch Zuleiter die positive und ne- 
gative Electrieität empfängt, die eine am Limbus die andere am Mittelpunkt; 
die Rotations-Richtung geht in das Entgegengesetzte über, je nachdem man 
die Stellung ändert der Magnet-Pole oder der positiven und negativen Rheo- 
phore. Wie viel war damals zu geben nicht etwa auf den Schlufs aber doch 
auf die Ahnung, dafs umgekehrt eine mechanische Axendrehung der Scheibe 
unter den Magnet-Polen hinweg, ihrer Seits die Electrieität erregen würde? 
Das Postulat dieser Reciprocität eines die Bewegung bedingenden und wie- 
derum durch die Bewegung bedingten, klang fast so, als hätte man gesagt, 
ein horizontaler Wurf giebt die Parabel wenn die Schwerthätigkeit hinzu- 
tritt, also mülste umgekehrt Schwerthätigkeit entstehen, wenn man einen 
nicht schweren Körper in der Parabel bewegte. 

Und doch fand Herr Arago zuerst Thatsachen welche die Annahme 
einer solchen Reciproeität begünstigten; aber das unlogische der Umkehrung 
blieb lange abschreckend, die Physiker zogen es vor mancherlei Erklärungs- 
gründe zur Sprache zu bringen, die sich an die früher bekannten Analogien 
des Magnetismus anschliefsen sollten. 

Hr. Faraday hat neuerdings durch bestimmte Thatsachen die Reci- 
procität vollkommen erwiesen, so dafs wenn einerseits die in Bewegung ver- 
setzte Electricität Magnetismus erregt, andererseits in Bewegung gesetzte 
magnetische Körper Electricität bedingen. Es wäre sehr überflüssig, die 

Phys. Abhandl. 1832. C 


18 Ermas 


Wichtigkeit dieser Entdeckung hervorheben zu wollen; von ihren weitaus- 
reichendsten Folgerungen giebt Faraday ein Beispiel wenn er fragt, wie die 
Strömungen des Wassers im Gulfstream, über den magnetischpolarisirten 
Erdkörper sich hinziehend, das System der Allantischen Abweichungslinien 
modificiren mögen, wobei ein Meteorolog seiner Seits befugt ist zu fragen, 
ob ein gleiches dahin Ziehen der wässerigen Meteore der Passaten nicht für 
die elektrische Spannung der Atinosphäre von Belang sein könnte. Fast näher 
jedoch und vor der Hand dringender empfiehlt sich dem Physiker die grofse 
Entdeckung durch die Mittel die in ihr liegen dem Mechanismus der fixen 
und perennirenden Polarität des natürlichen und künstlichen Magnets etwas 
Klarheit abzugewinnen, durch Parallelisirung mit der gerade in diesem Zy- 
clus von Erscheinungen ihm so eng und unumwunden verwandt gewordenen 
hauchartigen momentan entstehenden und verschwindenden electromagneti- 
schen. Das Verhältnifs zweier Gegenstände, für welche so viele und so tref- 
fende Ähnlichkeiten und Differenzen jetzt zur Sprache kommen, dürfte wohl 
nicht mehr lange als unauflösbares Problem dastehen. 

Folgendes war der Weg, den ich einschlug, um wo möglich von dem 
Standpunkte dieser neuen electromagnetischen Erscheinungen her einiges 
Licht auf den Mechanismus der perennirenden, fixen magnetischen Polarität 
zu reflectiren, und namentlich um mich umzusehen nach Thatsachen, die viel- 
leicht von Werth wären um annähernd den Vorzug zu sichern einer der beiden 
entgegengesetzten Theorien des fixirten Magnetismus, nämlich, der Karte- 
sisch-Ampereschen, nach welcher er auf wirklichen mechanisch locomo- 
tiven Bewegungen und Strömungen seines Agens beruht; und der Aepinus- 
Coulombschen, nach welcher er bedingt wird durch die vollendetste Unbe- 
weglichkeit des in und an jede isolirende Molekel unbeweglich festgebannten 
Agens. Wenn eine ohne jede mechanische Bewegung eingeleitete Modifica- 
tion des Gleichgewichts der magnetischen Kräfte im Innern eines Individuums, 
ähnliche electrische Erscheinungen bedingte wie die reelle Bewegung dieses 
Individuums im äufsern Raume, so schien mir ein nicht unwichtiger Anhalts- 
punkt gewonnen, um auf den Grund ähnlicher Ergebnisse, für beide Fälle 
auf Bewegung zu schliefsen, sowohl im Innern des Individuums als im 
äufsern Raume. 

Uber das Gelingen dieser Bemühung habe ich Bericht abzustatten; 
es handelt sich von Erscheinungen wo ohne locomotive Bewegung, 


über Erzeugung von E lectromagnelismus u, s.w. 19 


die fixe Polarität eines Individuums eine transitorisch electri- 
sche erregt, durch blofse Störung des früheren Gleichgewichts 
seiner Kräfte. 

Die Mittel der Untersuchung waren im allgemeinen, dafs ein ruhender 
Magnet unter einen geeigneten Leiter gebracht wurde, um zu beobachten, 
ob und welche Abweichungen des Multiplicators erfolgen würden, wenn 
durch Anlegung von weichem Eisen oder von freundschaftlichen oder feind- 
schaftlichen Polen an seine Extremitäten, an seine Indifferenz-Mitte, oder 
an irgend einen andern Punkt sein magnetisch dynamischer Gleichgewichts- 
zustand modificirt wurde. Hiezu wendete ich drei nach Erfordernifs der 
Umstände verschiedene Methoden an. 

Der Magnet-Stab wurde seiner ganzen Länge nach in eine Röhre gebracht, 
um welche der metallische Leiter seine Spiral-Windungen über den ganzen 
Magnet fortsetzte. Von einem etwanigen störenden Einflufs von Seiten der 
fixirten Polarität war nichts zu befürchten, denn die Länge der Zuleiter er- 
laubte den Apparat in 14 Fufs Entfernung aufzustellen vom Multiplicator, 
der durch ein kleines Fernrohr beobachtet wurde. 

Aber die Ausdehnung der Spirale über die ganze Länge des Stabes 
war ein mifslicher Umstand für diese Klasse von Untersuchungen. Die Stö- 
rung des Gleichgewichts an einem Pol hätte sehr leicht am entgegengesetzten 
Ende eine entgegengesetzte Abweichung bedingen können, und, an der Spi- 
rale sich abgleichend, entweder einen illusorisch negativen, oder auf jeden 
Fall einen nicht ganz reinen Erfolg für jeden einzelnen Pol gegeben. Schon 
bei dem trivialen Versuch einen Magnet-Stab seiner Länge nach durch die 
Spirale durchzuziehen, hat man Gelegenheit zu bemerken wie viel entgegen- 
gesetzte Elemente zur totalen Wirkung der Endoscillation concurriren. Bei 
gegebener Richtung der Spiral-Windungen sowohl des Leiters als des Mul- 
tiplicators, habe man z.B. den Stab unter der Spirale vorwärts herausge- 
schoben bis zum Indifferenzpunkt in seiner Mitte, die Abweichung sei rechts; 
läfst man die Nadel zur Ruhe kommen und vollendet dann das Durchziehen 
des Stabes, so hat man die Abweichung links; ein möglichst instantanes 
Durchziehen der ganzen Länge nach müfste also durch wechselseitiges Auf- 
heben der Ungleichartigen Null Abweichung geben. So ist es aber durchaus 
nicht: für die erste Hälfte des Stabes die sich vorwärts bewegt vom Maxi- 
mum des Poles zum Nullpunkt der indifferenten Mitte bilden die Reactionen 


C2 


20 Ermıan 


auf die Spirale eine abnehmende Progression der Intensitäten: für die nach- 
folgende zweite Hälfte des Stabes ist umgekehrt die Progression der Intensi- 
täten wachsend vom Nullpunkt des bewegten Stabes bis zum Maximum am 
Pol; diese letzte giebt daher den Ausschlag. Vielleicht liefse sich eine so 
grofse Geschwindigkeit denken, dafs beide Progressionen sich zu Null sum- 
mirten und der Stab die Spirale durchwanderte, wie die Kugel eine Wetter- 
fahne ohne sie zu bewegen: aber auch dieses langt nicht aus, weil während 
seiner fortschreitenden Bewegung der Stab allmälig eine Windung der Spirale 
nach der andern verläfst und unthätig macht. Es ist daher die Bestimmung 
der totalen Oscillation eines seiner ganzen Länge nach unter der Spirale des 
Leiters weggezogenen Stabes ein höchst complicirter Gegenstand, den die 
geschmeidigste Analyse Mühe haben wird zu erreichen. 

Um den Täuschungen zu entgehen, welche möglicher Weise bei unsern 
Untersuchungen entstehen konnten und mufsten, wenn die an einem Pole 
angebrachte Modification des Gleichgewichts der Kräfte in einer rückwärts 
liegenden Zone eine entgegengesetzte bedingen würde ebenfalls die Spirale 
afficirend, wendete ich in der zweiten Methode Spiralen an, die nur die eine 
Hälfte oder auch einen noch geringeren Theil der Länge des Stabes be- 
deckten; aber auch dieses war mifslich, da man nie weifs, bis wohin die 
beigebrachte Modification der Polarität sich erstreckt und wo sie etwa in das 
Entgegengesetzte übergeht: den Umstand zu geschweigen, dafs selbst bei der 
halben Länge der Spirale viele Punkte des Magnets, und zwar die interes- 
santesten, bedeckt sind, und für den Contact des weichen Eisens und der 
Magnet-Pole unzugänglich sind. 

Die dritte Methode ist bei weitem vorzuziehen, und ihre Anwendung 
kann in vielen Hinsichten den Physikern nicht genug empfohlen sein für die 
Fälle welche sie gestatten, denn alle lassen sie nicht zu. Herr Fechner, 
dem die Physik so viel verdankt, fand bei seinen Untersuchungen über 
Thermo-Electrieität, dafs man statt der wiederholten sich überdeckenden 
Windungen des bis dahin allein bekannten Spiral-Multiplicators, mit gleichem, 
wo nicht mit gröfserem Erfolge sich bedienen könne einer einzigen breiten 
und massiven Metallplatte, die, zweimal rechtwinklich gebogen, zwischen 
zwei ganz nahen parallelen sich überdeckenden Flächen die untere Nadel 
eines astatischen Nobilischen Paares einschliefst. Zwei gleich breite Streifen 
Zink und Kupfer, 3 Fufs lang, an ihrem äufsersten Ende in metallischer 


über Erzeugung von Electromagnetismus u.s.w. 21 


Continuität, gaben wahrnehmbare Electrieität durch blofse Anlegung der 
Hand, eine Weingeistlampe gab stehende Abweichung 59°, ein guter Spiral- 
Multiplicator nur 55°. Herr Mitscherlich hatte den glücklichen Gedan- 
ken, zu versuchen, ob der Fechnersche Multiplicator bei den Faraday- 
schen Versuchen mit gleichem Erfolg wirken würde wie für Thermo-Electri- 
eität, und fand es vollkommen bestätigt; diese gefällige Mittheilung gab 
meinen Untersuchungen über electrische Erregungen durch blofse Gleichge- 
wichtsstörungen einen genügenderen Grad von Bestimmtheit und leichtere 
Ausführbarkeit des Details. Das Paradoxe dieses Instruments liegt im All- 
gemeinen darin, dafs eine einzige continuirliche leitende Fläche die Strö- 
mungsrichtungen mit derselben Präcision und fast mit mehr Intensität giebt, 
als die durch sorgfältige Isolation vor jeder Lateral- Ausweichung und Ver- 
streuung geschützte Spirale; denn so ist es in der That, gerade 90° senk- 
recht auf die longitudinale Richtung der Metallplatten in der Verlängerung 
der Leiter ist das Maximum der Elongationen, und eine vorläufig unter die- 
sem Winkel abgelenkte Nadel giebt nicht die mindeste Spur von Sollicitation. 
Ich gestehe anfänglich die Vermuthung gehegt zu haben die Ursache dieser 
auffallenden Präcision in der longitudinalen Strömungsrichtung, trotz der 
dargebotenen Gelegenheit seitwärts in der leitenden Fläche des Metalls aus- 
zuweichen, sei in einem hinzukommenden aufserwesentlichen Umstande zu 
suchen. Um die untere Nobilische Nadel zwischen die beiden Platten des 
Multiplicators einführen zu können, giebt man der oberen einen langen 
Einschnitt, und dieser Schlitz liegt in der Richtung des Stroms. Nun ist aus 
allen Analogien bekannt, welchen entscheidenden Einflufs jede Continuitäts- 
Unterbrechung bei den magnetischen Wirkungen äufsert: am auffallendsten 
nahm ich ihn vor vielen Jahren wahr, als eine in ihrem Mittelpunkt durch- 
bohrte Stahlscheibe auf einen leitenden Draht geschoben ward, durch wel- 
chen electrische Entladungen der galvanischen oder der Reibungs-Electricität 
geleitet wurden.  Getrennt vom Leiter gaben diese Scheiben durch die aller- 
feinsten Prüfungsmittel keine Spur magnetischer Polarität. Sobald man ihnen 
aber, sei es auch viele Wochen nachher, einen Einschnitt gab von der Peri- 
pherie bis zum Mittelpunkt, zeigten sie sich vollkommen regelmäfsig polari- 
sirt, als Hufeisen die einiges Eisen zu tragen vermochten. Um zu prüfen, 
inwiefern diese Analogie auf den Schlitz der Fechnerschen Multiplicator- 
Platte anwendbar sei, liefs ich ein solches Instrument construiren ohne alle 


22 ErmaAan 


Unterbrechung der Continuität, aufser ein kleines Loch in der Mitte, um 
dem Träger der Nadeln Spielraum zu gewähren: die Nadeln nahmen zwar 
demohngeachtet die Strömungsrichtung an, sowohl in Faradayschen als 
in thermoelectrischen Prüfungen, aber ihre Empfindlichkeit war kaum die 
Hälfte derjenigen welche sie zeigten als nachher die Platte ihren Einschnitt 
bekommen hatte. Man kann daher vermuthen, dafs, um die Empfindlichkeit 
des Fechnerschen Multiplicators zu steigern, man auch der unteren Platte 
eine entsprechende Continuitäts- Unterbrechung, oder vielleicht sogar jeder 
der beiden Flächen mehrere parallele Schlitze zu geben hätte, wodurch man 
sich zum Theil den Analogien des Spiral-Multiplicators wieder nähern würde. 

Die Anwendung des Fechnerschen Multiplicators zur Beobachtung 
der electromagnetiscchen Wirkungen die ohne mechanische Bewegung be- 
dingt werden durch blofse Störung des Gleichgewichts der Polaritäten eines 
magnetischen Individuums, ist so einfach wie günstig. Die breiten Rheophore 
bilden eine Zange, deren Krümmungspunkt zur Bequemlichkeit der Manipu- 
lationen eine elliptische Erweiterung bekommt; die Länge dieses Leiters giebt 
für die gewöhnlichen Fälle 21, Fufs Entfernung des Magnets vom Multiplica- 
tor; mufs man aber sehr kräftige Stäbe anwenden, die in dieser Entfernung die 
Nadeln affıciren möchten, so fügt man Verlängerungen an die Leiter mittelst 
Schrauben und Amalgamation bis auf 6 und 7 Fufs Länge. Unter dem äus- 
sersten Krümmungsbogen der Zange liegt der beliebige eben zu prüfende 
Punkt des stationären Stabes, es sei Polar- Punkt, Indifferenz - Punkt oder 
welcher es wolle. Durch Anlegung von Magnet-Polen oder weichem Eisen 
an irgend einem andern Punkte des Stabes, den man ganz frei liegend und nicht 
wie bei den anderen Methoden, durch Schraubwindungen bedeckt vor sich 
hat, erhält man ohne Zweideutigkeit die Wirkung, welche das Anlegen und 
Abreifsen hat, für den unter dem Rheophor vorhandnen Punkt des Stabes. 
Neben bei hat man den Vortheil die Wirkung auf jede betreffende Zone des 
Stabes rein zu erhalten, ohne die eben erwähnten Störungen der fortlaufen- 
den Spiralgewinde. 

Durch Anwendung dieser drei Methoden, je nachdem sie jedesmal 
durch die Umstände indicirt waren, erhielt ich folgende Resultate: 

1. Ein beliebiger Magnet-Pol liege unter dem Leiter, so giebt der Kon- 

tact desselben mit weichem Eisen eine Abweichung, gerade als hätte man 
den Magnet-Pol mechanisch bewegt im äufseren Raume. 


über Erzeugung von E lectromagnelismus u.s.w. 23 


2. Das Abreifsen giebt eine positive Abweichung nach entgegengesetzter 
Richtung. 

3. DerSinn, nach welchem die Abweichung des Anlegens die Nadel treibt, 
ist immer der, wohin sie gehen würde wenn man den Stab vorwärts unterm 
Leiter bewegte, das Abreifsen giebt das Äquivalent eines Zurückziehens 
des Stabes. 

4. Diese Wirkungen sind um so intensiver je gröfser die Masse des an- 
gelegten und abgerissenen weichen Eisens ist; auch scheint eine langgestreckte 
Form der eisernen Mafse von günstigem Einfluß. 

5. Diese electromagnetische Reactionen sind von gleicher Art und Rich- 
tung, aber sehr bedeutend intensiver, wenn man zum Anlegen und Abreifsen 
statt des indifferenten weichen Eisens den freundschaftlichen Pol eines 
anderen Magneten anwendet. 

6. Anlegen und Abreifsen eines feindschaftlichen Pols giebt immer 
sehr viel schwächere Wirkungen als der freundschaftliche Pol; sie können 
sogar so schwach werden, dafs sie sich der Empfindlichkeit des Instruments 
scheinbar entziehen; trifft man aber die rechte Wahl für die relative Stärke 
der beiden Magnete, so bleibt kein Zweifel, dafs die Anlegung des feindlichen 
Pols das Äquivalent giebt eines Zurückziehens des stationären Stabes, also 
das Entgegengesetzte der Anlegung eines freundschaftlichen. 

7. Auflegen oder trennen eines freundschaftlichen oder feindschaftlichen 
Pols auf den Indifferenz-Punkt des Stabes, gab keine wahrnehmbare Wir- 
kung für den unter der Zange liegenden Pol des stationären Stabes: wahr- 
scheinlich würde man jedoch solche erhalten bei einer besseren Wahl der 
Dimensionen, und der relativen Stärke und durch eine gröfsere Empfindlich- 
keit des Multiplicators. 

8. Geschieht aber die Auflegung des freundschaftliches Pols an einem 
Punkte des Stabes zwischen seinem Indifferenz-, und seinem Polar-Punkte, 
so erhält man electromagnetische Abweichungen der Nadeln, immer kräftiger 
je mehr der Punkt des Contacts sich dem unterm Leiter liegenden Polar- 
Punkte des Stabes nähert. Die Richtung dieser Abweichung ist entgegen- 
gesetzt der die man durch Application am Pole des Stabes erhält, das heifst 
der dynamische Effect des gestörten Gleichgewichts ist äquivalent einer 
rückwärts gehenden mechanischen Fortschreitung des Stabes unter dem 
Leiter. 


24 Ermıan 


9. Fixirt man den Indifferenz-Punkt eines Stabes unter der Zange und 
legt an seinen Extremitäten weiches Eisen oder Magnet-Pole an, so erhält 
man keine wahrnehmbare electromagnetische Reactionen, zum Theil mit 
aus demselben Grunde wie für No.7., hauptsächlich aber weil zu Folge der 
Vertheilungsgesetze, die Polaritäts-Kräfte vom Maximum -Punkt an den 
Polen gegen den Null-Punkt in der Mitte zu so schnell abnehmen dafs zu 
beiden Seiten des absoluten Null-Punkts gleichsam eine Indifferenz- Zone 
existirt, wo die Thätigkeit überhaupt so schwach ist, dafs eine kleine dyna- 
mische Verrückung des Null-Punkts zur Rechten oder zur Linken innerhalb 
dieser Zone sich durch keine wahrnehmbare electrische Reaction ausspricht: 
es ist wohl interressant, dafs ebenfalls mechanische Bewegungen zur Rechten 
oder Linken für diese Region eben so ohne wahrnehmbaren Erfolg sind 
unter einem einfachen Leiter. 

10. Bringt man aber unter den Leiter den Scheitelpunkt der Krümmung 
eines Hufeisens, dessen polare Schenkel auswärts und abwärts vom Leiter 
gerichtet sind, so erhält man sehr entschiedene Erfolge von der, durch den 
Contact an die Pole veränderten Lage des Indifferenz - Punktes. 

41. Weiches Eisen und mehr noch ein freundschaftlicher Magnet-Pol an 
irgend einen der Pole des Hufeisens angebracht, geben dieselbe Abweichung 
als wenn der berührte Pol vorwärts bewegt würde unterm Leiter oder in 
einer Spirale. Da das Abreifsen stets das Entgegengesetzte des Anlegens be- 
dingt und da das an einem Ende mit dem einen Pol in Berührung bleibende 
Eisen, immer am entgegengesetzten Ende der freundschaftliche des andern 
Pols wird, so kann man durch eine rhythmisch abwechselnde Folge von 
Öffnen und Schliefsen, bald an einem, bald am andern Pol, während das 
entgegengesetzte Ende des Eisens in Berührung bleibt, sehr grofse Oscilla- 
tionen der Nadel erhalten. 

12. Ein Hufeisen, welches von Pol zu Pol durch weiches Eisen geschlos- 
sen ist, giebt fast gar keine electromagnetische Wirkungen wenn man es 
unter dem Leiter wendend bewegt; je inniger der Schliefsungs-Contact ist 
durch Glätte und Masse, je mehr verschwinden die Wirkungen; ein so ab- 
solut geschlossener, wie die eben erwähnten Stahlscheiben, würde gar keine 
Reaction am Multiplicator geben. 

Die Umkehrung obiger Versuche, woraus ergeht, dafs weiches Eisen 
durch Anlegung von Magnet-Polen Electromagnetismus in den Leitern erregt, 


über Erzeugung von Electromagretismus u.s.w. 25 


sind zwar im Allgemeinen durch Faraday bekannt geworden, sie gestatten 
jedoch noch mannichfache Variationen: vor der Hand wünschte ich nur 
ihre Wirkungsart mit der des dynamisch und ohne mechanische Bewegung 
wirkenden Magnets zu parallelisiren. 

13. Das Ende eines Stabes weichen Eisens (z.B. lang 2 Fufs, dick Zoll) 
liege unterm Leiter, dem einfachen oder dem spiralgewundenen, er giebt 
ö ’ pıralg ’ 5 
durch Anlegung eines Magnet-Pols von gehöriger Kraft eine Abweichung 
des Multiplicators, welche entgegengesetzt ist der, welche das Instru- 

pP ’ Le) O o b) 
ment gab, als der Magnetstab unterm Leiter lag und Eisen angelegt wurde: 
für diesen letzten Fall war die Wirkung äquivalent einem Vorschieben des 
betreffenden Magnet-Pols, das Eisen unterm Leiter hingegen giebt das 
8 ’ gegen & 

Aquivalent einer retrograden Bewegung. 

14. Sehr deutliche Spuren derselben Erfolge erhält man durch blofses 
Annähern des Magnets, ohne unmittelbare Berührung. 

15. Ein Messingstab, in der Spirale liegend, giebt electromagnetische 

d ’ F 5 » 8 5 
Abweichungen durch Anlegen eines Magnet-Pols an seine Extremität; die 
Öscillation ist schwach, aber in demselben Sinne wie für weiches Eisen, 
r) 
und ebenso specifisch verschieden, nach Verschiedenheit der Pole. Wem 
massive Stangen verschiedener Metalle zu Gebot stehen, sollte hierüber Ver- 
gleichung anstellen. Auch über die electromagnetischen Wirkungen einer 
durch partielle Erwärmung modifieirten Vertheilung der Magnet -Kräfte eines 
Individuums sind auf diesem Wege Aufschlüsse zu gewinnen. 
5 5 
Wenn es angenehm ist, in den Störungen des Gleichgewichts der 
5 D 5 5 

inneren perennirenden Polaritäts-Kräfte eines magnetischen Individuums 
eine Quelle electromagnetisch-transitorischer Wirkungen zu finden, unab- 
hängig von mechanischen wirklichen Bewegungen im äufseren Raume, so 

815 sung > 
war die Tendenz dieser Untersuchungen, durch Parallelisirung beider Arten 

o u o 
von Erfolge vielleicht einige factische Approximationen zur Sprache zu brin- 
gen in Bezug auf das Wesen der perennirenden Polarität: soll sie gedacht 
werden als bedingt durch reelle Strömungen im Innern des Individuums, 
oder als bedingt durch absolute Unbeweglichkeit des durch Cohibitiv - 
Vermögen an jedes Element gebannten Agens. 
Unsere Versuche scheinen auf den ersten Blick der Theorie reeller 

Strömungsbewegungen im Magnet günstig zu sein, indem ihre electromagne- 

Phys. dbhandl. 1832. D 


26 Erman 


tischen Erfolge sich durchaus anschliefsen an die Erfolge der reellen Bewe- 
gungen im äufsern Raume. 

Wenn in No.1. bis 4. der Magnet seinen Einflufs auf weiches Eisen 
und in No.5. auf einen freundschaftlichen Pol nach aufsen fortpflanzt, so ist 
der electromagnetische Erfolg übereinstimmend mit dem einer Strömung, 
die, vom betreffenden Pol ausstrahlend, identisch wäre mit einem Vorrücken 
dieses Poles unter dem Leiter. Wenn (No.6.) der Contact eines feindschaft- 
lichen Pols übereinstimmend ist mit der Wirkung eines unterm Leiter zurück- 
Sr 
bewegung. Liegt der Magnet-Pol unterm Leiter, so wirkt er auf angelegtes 
Eisen wie vorwärts schreitend: liegt hingegen die berührte Extremität des 


gezogenen Poles, so pafst darauf das Bild einer zurückgedrängten Strömun 


Eisens unterm Leiter, so ist die Wirkung des angelegten Magnets entspre- 
chend dem Bilde einer Strömung von dieser Extremität nach den hinterwärts 
liegenden Punkten, gleich einer rückwärts gerichteten Bewegung. Die An- 
legung eines freundschaftlichen Pols zwischen Extremität und Indifferenz- 
punkt eines Stabes (No.S.) ist entsprechend einem Zurückziehen des Poles 
unterm Leiter, wobei man denken kann an ein durch polarische Affinität 
bedingtes Zurückfliefsen dss Agens vom Maximum-Punkt der Extremität 
gegen den Indifferenz-Punkt der Mitte; die Anlegung eines feindschaftlichen 
bedingt das Entgegengesetzte in dem Versuch, wie es in der hypothetischen 
Nachconstruction eines fliefsenden Agens sein müfste. In No.10. und 11. 
sieht man die Schwankungen des von einem Pol zum andern hin und her 
schwebenden Indifferenz- Punktes genau entsprechen den locomotiven Be- 
wegungen der betreffenden Zweige des Hufeisens unterm Leiter. Selbst die 
Wirkungen in die Ferne scheinen sich der bildlichen Nachconstruction durch 
bewegte Emanationen ungezwungen anzuschliefsen. 

So plausibel jedoch scheinen mag diese Ätiologie der perennirenden 
fixen Polarität des Magnets durch früher vorhandene reelle innere Bewegun- 
gen als bedingend die später entstandenen electromagnetischen, so fehlt doch 
viel daran, dafs die erwähnten Thatsachen einen vollwichtigen Beweis für 
diese Ansicht abgäben. 

Wir wollen zwar kein Gewicht legen auf die Bemerkung, dafs die 
zur Sprache gebrachten Thätigkeiten des Magnets eine entschiedene Ähn- 
lichkeit haben mit denen der Säule, und dafs für diese, neben der Hypothese 


über Erzeugung von Electromagnetismus u.s.w. 27 


von reellen Strömungen, eine andere ins Detail sehr ausgeführte existirt, 
welche ausgeht von einer in den Elementen dynamisch fixirten Polarität, 
welche nur zuläfst die Wechsel eines gebundenen oder in Freiheit gesetzten 
Agens. Dieses ist jedoch eben die «rogia, von welcher wir uns durch Facti- 
eitäten zu befreien suchen. Nun aber giebt es im Zyclus der von uns beob- 
achteten electromagnetischen Thatsachen etwelche, die nicht günstig sind 
der Ansicht von strömenden Bewegungen des Magnets in Causal- Verbindung 
mit den erzeugten electromagnetischen bei mangelnder mechanischer Be- 
wegung. 

1. Wenn solche Strömungen im Magnet existirten, wirksam zur Erzeugung 
der electromagnetischen, so wäre kaum möglich zu begreifen, wie ihre Rich- 
tungen und Beschleunigungs-Intensitäten nicht sollten bedeutend modificirt 
werden, wenn man sie collidiren läfst mit Strömungsbewegungen in einem 
andern Magnet: und doch sah ich keine Spur davon als ein äufserst kräftiger 
Magnet aufgenommen wurde als Glied in der Continuität der Leitung zum 
Multiplicator; ein sehr schwacher Stab unter der Spirale übertrug dem In- 
strumente ohne jeden Abzug die Wirkungen des Bewegens oder des Contacts 
mit weichem Eisen, gleich viel, ob man den kräftigen Polen die durchströmt 
werden mufsten, die günstigste oder die widerwärtigste relative Stellung gab. 

2. Wenn derlei Strömungen das Wesen der Magnet -Polarisation beding- 
ten, und durch den Act ihrer Bewegung die electromagnetischen Wirkungen 
bestimmten, so müfsten sich diese durch den natürlichen so gut wie durch 
den künstlichen Magnet erregen und fortpflanzen lassen. Dies ist aber nicht 
der Fall. Ein Magnetstein, an die 60 Pfund tragend, und also von sehr 
energischer Strömung in der Hypothese, gab keine Spur von Fortpflanzung 


) 
electromagnetischer Strömung, als man ihn mittelst der Füfse seines eisernen 
Panzers in den Leitungskreis aufnahm. 

3. Die Bewegung einer Spirale längs eines Magnetstabes müfste in dem- 
selben irgend einen Grad Electromagnetismus erregen, entsprechend dem, 
den der Magnet erregt, wenn er es ist, der sich in der Spirale bewegt. Ich 
gestehe diesen Erfolg mit Sicherheit erwartet zu haben, fand aber keine Spur 
davon trotz der Kraft des 24; Fufs langen Stabes, dessen Pole in vollkom- 
mener Zuleitung mit dem Multiplicator waren, und ohngeachtet ich die 
raschen Bewegungen der Spirale bald über die Hälfte bald über den ganzen 


D2 


28 Ermıan 


Magnet-Stab ausführte. Hier scheint uns die Reciproeität der Modificationen 
der perennirenden und der transitorischen Polarität ganz zu verlassen. 

4. Ein Stab weichen Eisens bekommt durch Anlegung eines Magnet-Pols, 
an seinen Enden wenigstens zwei, und unter gegebenen Umständen mehrere 
abwechselnde Polaritäts-Zonen: hievon konnte ich keine Spur auffinden 
durch etwanige entsprechende Modificationen der durch verschiedene Punkte 
des Stabes bedingten electromagnetischen Reactionen. 

5. Ein sehr wichtiges Moment bei dieser Parallelisirung der perenniren- 
den und transitorischen Polarisation soll späterhin erwähnt werden, dafs 
nämlich eine zwischen Magnet-Polen rotirende Scheibe von weichem Eisen 
keinen Electromagnetismus erregt, während Scheiben von andern Metallen 
so kräftig wirken. 

Es ist zu hoffen dafs fortgesetzte und vervielfältigte Anwendungen 
des zur Sprache gebrachten Prüfungsmittels, für die Parallelisirung der peren- 
nirenden und transitorischen Polarisation immer nähere Approximationen 
darbieten werden. 

Bezüglich auf die rotatorische Erregung des Electromagnetismus blei- 
ben, sogar nach Faradays Mittheilungen, viele Combinationen deren empi- 
rische Ausführung nicht unwichtige Resultate verspricht, selbst für den Stand- 
punkt der obigen Untersuchungen. Von dem in diesem Sinne Begonnenen, 
erlaube ich mir für jetzt nur einen Umstand zu erwähnen, in sofern er ge- 
eignet ist die Experimentatoren vor Irrthümern zu bewahren, und zugleich 
die Fälle für welche der Fechnersche Multiplicator anwendbar ist, von denen 
zu unterscheiden wo sein Gebrauch nicht indicirt ist. 

Ragte der Nordpol eines starken Magnets über den oberen Limbus 
einer messingenen Scheibe, der Südpol über den unteren, so gab eine rasche 
Rotation von der Rechten zur Linken beiläufig 50° Ausschlag links am Spi- 
ral-Multiplikator; geschah die Rotation von der Linken zur Rechten so war 
der Ausschlag rechts, aber nur von beiläufig 20°. Man konnte den Grund 
dieser Anomalie darin suchen, dafs zufolge der gegebenen Combinationen, 
bei der von der Rechten zur Linken umlaufenden Scheibe, die Punkte der 
Peripherie die Wirkung der Magnet-Pole empfunden hatten, ehe sie an das 
Empfangsstück des Leiters kamen, während sie bei der entgegengesetzten 
Umdrehungsbewegung zuvörderst an den Leiter und erst nachher an die 


über Erzeugung von Electromagnetismus u.s. w. 29 


modificirenden Magnet-Pole gelangten. Den Beweis dafs diese Erklärung 
ungegründet ist, erhält man leicht wenn man die Stellung der Magnet-Pole 
umkehrt: die Nadel hat nun entgegengesetzte Abweichungen, aber die Rela- 
tion des relativ früheren oder späteren Durchgehens unter Magnet-Pol und 
Leiter ist dieselbe geblieben, und nichts destoweniger ist die jetzt stattfin- 
dende Abweichung zur Rechten eben so überwiegend an Intensität, als in 
der vorigen Combination. Offenbar war also hier ein constanter Fehler des 
Instruments; er sprang in die Augen als ich die Magnet-Pole ganz entfernte 
und mit Erstaunen sah, dafs die blofse Reibung des an die Peripherie ange- 
drückten Leiters, der Nadel des Spiral-Multiplicators eine Abweichung zur 
Rechten gab von 60°, welche sich gleich blieb an Richtung und Intensität 
welche auch die Rotations-Richtung war, und folglich sich östlichen Abwei- 
chungen addirte, und von den westlichen subtrahirte. Nun erst erinnerte 
ich mich einer Stelle in Faradays Abhandlung, wo er gleichsam im Vorbei- 
gehen sagt: man habe sich bei diesen electromagnetischen Untersuchungen 
vor thermoelectrischen Wirkungen in Acht zu nehmen, und nun erst begriff 
ich warum er zum Empfangstück seiner Leiter, nur weiche und amalgamirte 
Metallflächen anwendet. Die im eben erwähnten Versuche erhaltenen aus- 
nehmend starken Wirkungen einer Thermoelectrieität erregenden Reibung sind 
um so auffallender 1) weil die zwei sich reibenden Metalle Kupfer und Mes- 
sing waren, also sehr naheliegende und folglich sehr unwirksame Glieder 
in der Reihe der thermoelectrischen Erreger; 2) weil diese Wirkung der 
Reibung sich instantan fortpflanzte durch die zehn Fufs langen Zuleiter des 
Apparats, und vorzüglich weil ich 3) keine Spur von Reaction wahrnahm, 
weder bei Ruhe noch bei Rotation, als ich zum Vergleich den Limbus der 
Scheibe, mittelst einer Weingeistlampe stark erwärmte. Die Temperatur- 
Unterschiede zwischen Peripherie und Centrum der Seheibe, waren doch hier 
unendlich gröfser als bei der Reibung, 
wo doch die starke thermoeleetromagnetische Wirkung sich augenblicklich 


vorzüglich bei ihrem ersten Beginnen, 


mit ihrer ganzen Intensität einstellte. Sehr möglich ist, dafs bei näherer 
Erwägung, dieser Gegenstand in die Analogien einspiele welche Rumford 
bewogen anzunehmen, jede Fortpflanzung der Wärme - Thätigkeit sei bedingt 
durch moleculäre Erzitterungen und Schwingungen. Solche mulsten aller- 
dings obwalten bei der Zusammenstellung die ich gewählt hatte. Eine wie 
der Hahn einer Flinte gebogene Stahlfeder, drückte die Schneide des leiten- 


30 Ermıxr 


den kupfernen Bandes gegen den Rand der umlaufenden Messingscheibe: ein 
gellendes Erklingen gab den acustischen Beweis innerer Erzitterungen des 
Metalles; abgerifsener Feilich und tiefe Einschnitte in das Kupfer bestätig- 
ten ihn. 

Wie sehr die electromagnetischen Rotations-Versuche complicirt und 
zweideutig werden durch dieses aufserwesentliche Element von Thermoelec- 
trieität, erhellt daraus, dafs es so schwer hält über einen Punkt der für die 
Paralellisirung der perennirenden und transitorischen Polarität von ganz ent- 
schiedener Wichtigkeit wäre, vollkommene Sicherheit zu erhalten. Die Frage 
ist: in welchem Verhältnifs steht das Vermögen transitorischen Magnetismus 
zu erregen, mit dem Vermögen den perennirenden anzunehmen. Unter 
denselben Umständen würden eine Scheibe von Messing und eine vollkom- 
men gleiche von weichem Eisen, zwischen denselben Magnet -Polen in Rota- 
tion versetzt. Messing gab den eben erwähnten entschiedensten Gegensatz 
beim alternirenden rechts und links Drehen, aber beim Eisen konnte ich 
gar keine directe Anzeige davon wahrnehmen, woraus bereits so viel constirt, 
dafs hier Annehmen von perennirender Polarität und Erzeugen von transito- 
rischer im umgekehrten Verhältnifs stehen. Aber die thermoelectrischen 
Wirkungen waren beim Eisen so stark, dafs ich es kaum wage zu entscheiden 
ob in ihnen nicht vielleicht doch eine geringe Spur von erregten Electro- 
magnetismus versteckt obwalte, wenn gleich oft wiederholte nicht ungenaue 
Prüfungen mit Berücksichtigung dieser zu eliminirenden Thermoelectricität 
immer das Resultat zu geben schienen, dafs weiches Eisen zwischen Magnet- 
Polen rotirend absolut keinen Electromagnetismus erregt. 

Ich werde versuchen, diesen sehr störenden Einflufs der Reibung ganz 
zu eliminiren, indem ich den Rand der nunmehr senkrecht gestellten Scheibe 
in Quecksilber umlaufen lasse, um eine sehr vollkommene Continuität der 
Leitung ohne alle Friction zu erhalten. Bestätigt es sich alsdann, dafs die 
eiserne Scheibe zwischen Magnet- Polen rotirend absolut gar keinen Electro- 
magnetismus erregt, so halte ich mich fast überzeugt, dafs sie den stärksten 
erregen wird, wenn man ihr einen radialen Einschnitt giebt (!). 


(') Einige Physiker der neuesten Zeit neigen sich dahin, alle electromagnetische Erscheinun- 
gen auf Thermoelectrieität zurückzuführen: in dieser etwas einseitigen Ansicht wäre die hier 
wahrgenommene bedeutende thermoelectrische Erregung nicht so parasitisch und symptomatisch 


über Erzeugung von E lectromagnelismus u.s.w. 31 


Folgender paradox scheinender Umstand beruht auf der Eigenthüm- 
lichkeit des Fechnerschen Multiplicators nnd giebt die Abgrenzung der 
Fälle, wo er mit Nutzen anzuwenden ist. Die eben erwähnte thermoelec- 
trische Abweichung von beiläufig 60° hatte ich mittelst des Spiral-Multipli- 
cators erhalten; ich wendete den Fechnerschen an, und erhielt Nichts, oder 
höchstens zweideutige Spuren von 2°-3°. Dies kann um so mehr auffallen, 
da für ganz gleiche Grade der Erwärmung von Zink und Kupfer Derselbe 
die Empfindlichkeit des Spiral-Multiplicators für Thermoelectricität sogar 
übertraf; er gab 59°, der andere nur 56°. Doch ist leicht auf den Grund 
dieser Paradoxie zu kommen. Der einfache, aus einer einzigen breiten und 
massiven, über sich selbst zweimal rechtwinklich gebogenen Platte beste- 
hende Fechnersche Multiplicator hat zur Bedingung, dafs die Zuleiter die- 
selbe Breite haben als die Fläche des Multiplicators; je geringer das Ver- 
hältnifs der Zuleitungs-Fläche zur Multiplicator-Fläche, je mehr nimmt die 
Wirkung ab, und zwar in schneller Progression. Höchst merkwürdig in der 
That, als wenn ein Strom von geringem Durchmesser sich ergiefsend in eine 
viel breitere Fläche, an Kraft und Richtung seines Zuges durch laterale Aus- 
weichungen verlöre. Die zusammenhaltenden isolirenden Kanäle der über- 
zogenen Spirale wirken dem entgegen, und für ein unsichtbares Agens gel- 
ten die Principien der Rectification der Stromschnellen eines Flusses, der 
einen See zu durchwandern hat. 


wie wir es nehmen, sondern idiopatisch und ätiologisch. Es ist jedoch wohl viel zu früh abge- 
schlossene Theorien zu entwerfen über diese Klasse von Erscheinungen, wo alle vier sogenannte 
Imponderabilien wie in einem Brennpunkte innigst zusammentreffen; doch möchte man fast sagen 
Electricität am wenigsten anschaulich insofern sie eigenthümliche Anziehungen und Abstolsungen 
zum Kennzeichen hat. Die Zusammenstellung eines sehr kräftigen Magnets einer sehr wirksamen 
Spirale und eines sehr empfindlichen Multiplicators, wurde auf das vollkommenste isolirt in allen 
ihren ruhenden und beweglichen Theilen. Beim Durchzichen des isolirten Magnet - Stabes durch 
die isolirte Spirale, flog die Nadel des Multiplicators blitzschnell in anhaltend wiederholten ganzen 
Kreisen lange herum, aber ein auf den höchsten Punkt der Empfindlichkeit und der Isolation ge- 
stelltes Bohnenbergersches Electrometer, liels nicht die mindeste Spur von electrischer An- 
ziehung oder Abstolsung wahrnehmen. Die etwanigen Angaben die man vom Condensator er- 
halten kann sind etwas verdächtig, wegen der nicht zu vermeidenden Berührung heterogener 
Metalle. Eine unzweideutige Reaction durch electrische Anziehungen bei den bewegten Magnet- 
Körpern wäre um so erwünschter, als im Standpunkte der Thermoelectriker die Lichter- 


scheinungen zu den Corollaren einer Steigerung der thermischen Verhältnisse gezogen wer- 
den könnten. 


32 Erman über Erzeugung von Electromagneüsmus u.s.w. 


Hierdurch wird die Enantiophanie der erwähnten Erfolge in Klarheit 
aufgelöst. Die Zange die wir zu unseren Versuchen über den perenniren- 
den Magnetismus anwendeten, hatte die erforderliche Breite: eben so die 
Streifen Kupfer und Zink in den comparativen thermoelectrischen Versuchen. 
Bei dem erwähnten Rotationsversuche hingegen hatte das kupferne Band des 
Zuleiters kaum die Hälfte der Oberfläche, die es hätte haben müssen, um 
es mit dem Spiral-Multiplicator aufnehmen zu können. Gerade so bringt 
eine Kette von zwei Stäbchen Zink Hydrochlor -Säure und Kupfer einen 
guten Nobilischen Spiral-Multiplicator nahe an 90° stehender Abweichung, 
ohne jede Spur am Fechnerschen; aber die Divergenzen werden gleich in 
beiden, sobald die gehörige Breite für die einfache Kette eingehalten wird. 
Jedoch finden auch hier, nicht leicht zu erklärende Paradoxien statt, nament- 
lich bei Anwendung von sogenannten thermoelectrischen Säulen aus mehre- 
ren Paaren zusammengelötheter heterogener Metalle, wo ich oft die stärk- 
sten Reactionen erhielt, trotz dem dafs die Zuleiter ganz dünne Metall- 
Fäden waren. 

Sollte Jemand unsere Versuche, einer prüfenden Kritik und einer er- 
weiternden Cultur würdigen, so dient das summarisch gesagte, Mifsverstän- 
den zu entgegnen: woher hätten wir aber eine auf Zahlenwerthen beruhende 
Theorie des Fechnerschen Multiplicators eher zu erwarten, als von dem 
bewährten Talent und dem rastlosen Fleifs des Erfinders. 


nn —— 


Über 
die Bluthen- und Fruch tbildung der Cruciferen. 


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2 KUN GH; 


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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 19. Juli 1832.] 


Fl:. Decandolle ist meines Wissens der erste Botaniker, welcher auf 
die sonderbare Blüthen- und Fruchtbildung der Cruciferen aufmerksam 
machte, und zugleich versuchte, die darin vorkommenden Abweichungen 
mit den bekannten Gesetzen der Vegetation in Übereinstimmung zu bringen. 
Um ihm aber in seinen Ansichten folgen zu können, mufs ich vorher an den 
Bau dieser Gewächse im Allgemeinen erinnern, und werde mich hierzu einer 
der gemeinsten Gartenpflanzen, der Winterlevkoie (Cheiranthus incanus L. 
Mathiola incana Brown.) bedienen. 

Die Blüthen dieser Pflanze haben doppelte, vierblättrige Hüllen, de- 
ren Blätter kreuzweise stehen, und mit einander abwechseln. Die der äufsern 
Hülle oder des Kelchs sind kleiner, grün gefärbt, und zeigen in ihrer Form 
und Befestigungsweise eine doppelte Verschiedenheit. Die beiden zur Seite 
stehenden (Sepales monostemones ou valvaires Dec.) sind breiter, rinnenför- 
mig ausgehöhlt, und an der Basis mit einem Höcker versehen, während die 
beiden andern, das vordere und hintere (Sepales distemones ou placentaires 
Dec.), etwas höher entspringen, schmäler erscheinen, flach ausgebreitet 
sind, und keine höckrige Hervorragung zeigen. Wir werden gleich sehen, 
dafs jene Höhlung der Seitenblätter durch die Gegenwart eines dahinter ste- 
henden Staubgefäfses, der Höcker aber durch eine Nektardrüse bedingt wer- 
den, von welchen beiden sich hinter den schmälern Kelchblättern keine Spur 
vorfindet. Ich mufs hierbei bemerken, dafs die angenommene Richtung der 
Theile nach vorn und nach hinten keinesweges blofs willkührlich ist, son- 
dern sich auf ihre natürliche Lage zur Axe bezieht. Die Blumenblätter, 
vier an der Zahl, im Grunde der Blüthe befestigt, und ganz frei, wechseln 


Phys. 4bhandl. 1832. E 


34 Kunrtu 


mit den Kelchblättern ab, zeigen einen langen Nagel (Unguis) und eine grofse 
Platte (Zamina), welche so ausgebreitet liegt, dafs die vier Blumenblätter 
ein Kreuz bilden. 

Bis bieher zeigt die Struktur dieser Pflanze im Wesentlichen nichts Ab- 
weichendes von dem gewöhnlichen, regelmäfsigen Baue dicotyledonischer 
Gewächse. Wollten wir hieraus, nach der Analogie, auf die Zahl der Staub- 
gefäfse schliefsen, so würden wir einen oder zwei Ringe derselben annehmen 
müssen, wovon jeder aus vieren bestände. Wir finden aber in allem deren 
nur- sechs. 

Ehe ich auf eine Erklärung dieser Abweichung eingehen kann, ist es 
nöthig, die Lage der Staubgefäfse und ihr Verhältnifs zu einander genauer 
zu erforschen. In den neuesten botanischen Werken, welche von dieser 
Familie handeln, geschieht dies auf folgende Weise: Sechs hypogynische 
Staubgefäfse, wovon zwei kürzer sind, einzeln stehen, und den zur Seite 
liegenden Kelchblättern entsprechen, während vier längere paarweise dem 
vordern und hintern Kelchblatte gegenüberstehen. Bei einer so ungenügen- 
den Angabe würde es schwierig, wenn nicht unmöglich gewesen sein, zu 
einer richtigen Ansicht der Organisation dieser Gewächse zu gelangen, ohne 
hierbei von neuem die Natur zu Rathe zu ziehen. Bei einer etwas sorgfäl- 
tigen Untersuchung bemerkt man nämlich, dafs von den sechs vorhandenen 
Staubgefäfsen, die beiden, den Seitenkelchblättern entsprechenden gewöhn- 
lich etwas schwächer sind, und schon deshalb kürzer erscheinen als die 
andern, weil sie tiefer entspringen. Die vier längern dagegen stehen hö- 
her, sind unter sich völlig gleich, bilden um das Ovarium einen vollkomm- 
nen Kreis, und entsprechen offenbar den Blumenblättern, beobachten folg- 
lich mit den vier Kelchblättern, so wie mit den beiden kürzern Staubge- 
fälsen eine abwechselnde Stellung. Die beiden untern Staubgefäfse sind 
aufserdem an der Basis ihrer Filamente mit einer grünen, fleischigen Drüse 
umgeben, wovon sich an den obern keine Spur bemerken läfst. 

Das Ovarıum nimmt auch hier, wie gewöhnlich, die Mitte der Blüthe 
ein, erscheint einfach, sitzend und mit einem Filz von sternförmigen Haaren 
überzogen, ist in der Richtung der schmälern Kelchblätter etwas zusammen- 
gedrückt, und trägt eine zweilappige, sitzende Narbe, deren Lappen den 
schmälern Kelchblättern entsprechen. Das weibliche Geschlechtsorgan zeigt 
also äufserlich nichts Abweichendes. Untersucht man aber seine innere 


über die Blüthen- und Fruchtbidung der Cruciferen. 35 


Beschaffenheit, so stöfst man auf eine doppelte Unregelmäfsigkeit. Die erste 
zeigt sich in der Lage der vorhandenen (Juerscheidewand, welche den Lap- 
pen der Narbe entspricht, während sie nach der Vorstellung, welche man 
sich von der Bildung dieses Organs machen mufs, mit ihnen abwechseln 
sollte. Herr Lindley hat diesen wichtigen Umstand bei Untersuchung der 
Schotenfrucht der Cruciferen sehr scharfsinnig berücksichtigt. Herr De- 
candolle scheint ihn dagegen gänzlich übersehen zu haben; die Ansicht, 
welche er über die Entstehungsweise des Dissepimentum’s aufstellte, mufste 
daher sehr unbefriedigend ausfallen. Ich mufs noch bemerken, dafs die 
Scheidewand in der Mitte etwas verengt erscheint, ein Umstand, dessen 
Grund man in der Folge einsehen wird. 

Die zweite Unregelmäfsigkeit ist in der Befestigungsweise der Eichen 
zu suchen. In jedem, wie anscheinend auch hier, aus zwei Karpellblättern 
gebildeten Fruchtknoten müssen die Eichen nothwendig an den Rändern 
dieser Blätter, und wenn diese sich vereinigen, in der Mitte der auf diese 
Weise entstandenen Scheidewand erscheinen. In den Cruciferen und na- 
mentlich in Cheiranthus incanus aber entspringen sie abwechselnd, an beiden 
Rändern der Scheidewand. 

Das zur Reife gelangte Ovarium oder die Frucht zeigt in Rücksicht 
auf die Zahl der Fächer, die Lage der Scheidewand und die Befestigungs- 
weise der Samen dasselbe Verhalten, was wir so eben in seinem jJüngern 
Zustande beobachtet haben. Wir fügen blofs noch hinzu, dafs späterhin die 
dünne und häutige Scheidewand, indem sich zu beiden Seiten die Klappen 
lösen, frei wird, und an ihren verdickten Rändern (Sporophora intervalvula- 
ria Link.) zu beiden Seiten die Samen trägt. 

Die Struktur der Samen ist durch die verdienstvollen Arbeiten von 
Gärtner, welche die Herren Brown und Decandolle so geistreich auf 
die Eintheilung dieser Gewächse angewendet haben, jetzt hinlänglich ge- 
kannt, und ihre Betrachtung liegt überdies aufser dem Kreise der hier anzu- 
stellenden Untersuchungen. 

Nach den gemachten Bemerkungen würden also drei Schwierigkeiten 
in den Cruciferen zu lösen, und folgende Fragen zu beantworten sein: 

1) wie lassen sich sechs Staubgefäfse mit einer vierblättrigen Blu- 

menkrone vereinigen? | 

2) welche Bewandnifs hat es mit der vorhandenen Scheidewand, 
E2 


36 Kunrtu 


deren Richtung hier, gegen die allgemein anerkannten Gesetze 
der Fruchtbildung, den Lappen der Narbe entspricht? und 

3) warum zeigen sich die Samen an den Rändern der Scheidewand 
befestigt, während sie bei allen andern Gewächsen, in einem 
ähnlichen Falle, die Mitte derselben einnehmen würden ? 

Was die erste Frage betrifft, so sucht Herr Decandolle die Zahl 
sechs auf die Zahl vier dadurch zurückzuführen, dafs er eine beständige 
Verdoppelung zweier, den schmälern Kelchblättern entsprechenden Staub- 
gefäfse annimmt, eine Hypothese, welche er auf die Beobachtung gründet, 
dafs bei dem Füllen der Blüthen in dieser Familie die Petala jederzeit in 
mehrere büschelförmig vereinigte Blätter getheilt werden. Zur Unterstü- 
tzung seiner Meinung führt er aufserdem noch einige Beispiele an, wo die 
längern Staubgefäfse paarweise unter sich verwachsen sind, z.B. in den Gat- 
tungen Anchonium, Vella, dethionema, Sterigma. Es würde mich zu weit 
führen, hier weitläufig auf die Widerlegung einer Behauptung einzugehen, 
die mir nichts zu erklären scheint, und bei welcher der verschiedene Stand 
der sechs Staubgefäfse durchaus nicht berücksichtigt worden ist. Eben so 
begnüge ich mich, die umgekehrte Behauptung einer Theilung, mit der ein- 
zigen Bemerkung zu widerlegen, dafs in einem solchen Falle nothwendig die 
beiden Hälften nur einfächrige Antheren tragen und kleiner sein müfsten, 
als die ungetheilten Staubgefäfse, was beides nicht der Fall ist. 

Wie so oft geschieht, hat man auch hier die einfachste Erklärungsweise 
übersehen, und sich Schwierigkeiten geschaffen, die nicht vorhanden sind. 
Erinnert man sich nämlich an meine Bemerkung, dafs vier Staubgefäfse je- 
derzeit höher entspringen, das Pistill von allen Seiten ringförmig umgeben, 
und den Blumenblättern gegenüberstehen, während die zwei andern tiefer 
hervortreten und zweien Kelchblättern entsprechen, so begreift sich leicht, 
dafs man zwei Kreise von Staubgefäfsen annehmen mufs, wovon der innere 
oder höhere aus vieren besteht, der äufsere oder untere dagegen, durch eine 
Verkümmerung zweier, den schmälern Kelchblättern entsprechenden Staub- 
gefäfse, auf die Hälfte reducirt worden ist (1). Da diese Verkümmerung je- 


(') Ich habe diese Ansicht schon im Jahre 1829 während meines Aufenthalts in London den 
Herren Brown, Lindley, Wallich und Alphonse Decandolle, und bei meiner Zu- 
rückkunft in Berlin Herrn Horkel mitgetheilt, also ein Jahr früher ehe Herrn Lindley’s 


über die Blüthen- und Fruchtbildung der Cruciferen. 37 


derzeit in der Richtung der Axe statt findet, so scheint sie eine Folge der 
gedrückten Lage der Blüthenknospe zu sein. Auf ähnliche Weise, wie in 
den Cruciferen, schlägt auch in einigen Gattungen der nahe verwandten Ru- 
taceen, z.B. in Galipea, T'worea, Diglottis, Monniera, ein Theil der Staubge- 
fäfse fehl, und es entwickeln sich hier, statt der zehn, welche ursprünglich 
vorhanden sein sollten, nur fünf bis acht, von denen aufserdem die meisten 
der Antheren beraubt erscheinen. In 4denandra und 4gathosma ist von den 
zehn Staubgefäfsen jederzeit die innere Hälfte nur unvollkommen ausgebil- 
det, in Diosma fehlt sie aber gänzlich. Man könnte mir einwenden, dafs in 
dem eben angeführten Falle die Verkümmerung mit dem innern Ringe be- 
ginnt, während sie sich in den Cruciferen auf den äufsern bezieht. Wie we- 
nig Wichtigkeit aber hierauf zu legen ist, beweisen die Thymelaeen, in de- 
nen gleichzeitig beide Fälle vorkommen. sStruthiola hat nämlich nur vier 
Staubgefäfse, obgleich sich in den verwandten Gattungen Gnidea und Passe- 
rina die doppelte Zahl vorfindet, sie wechseln mit den Kelchlappen ab, müs- 
sen also nothwendig dem obern oder innern Ringe entsprechen. In Pimelea 
finden sich zwei Staubgefäfse; da sie zweien Abtheilungen des Kelchs gegen- 
überstehen, so müssen sie einem untern oder äufsern Kreise angehören, und 
die Verkümmerung folglich hier mit dem obersten oder innersten begonnen 
haben. Andere Beispiele, wo diese Verkümmerung blofs den äufsern Ring 
trifft, zeigen die Gattungen Zchras und Zucuma, in denen jederzeit die äu- 
fsern, den Kelchblättern entsprechenden Staubgefäfse unfruchtbar, die in- 
nern, den Abtheilungen der Blumenkrone gegenüberstehenden vollkommen 
ausgebildet erscheinen. Merkwürdige Aufschlüsse über den Blüthenbau der 
Cruciferen lassen sich vielleicht von einer vergleichenden Untersuchung der 
Gattung Melianthus erwarten; ich kann sie aber jetzt wegen Mangel an frischen 
Blüthen nicht anstellen, und begnüge mich blofs darauf aufmerksam zu ma- 
chen, dafs sich hier bei fünfblättrigen, unregelmäfsigen Blüthenhüllen nur 
vier Staubgefäfse vorfinden, von denen zwei höher gestellt und frei, zwei 
tiefer entspringend, kürzer und an der Basis verwachsen sind, während man 


gewöhnlich 


in den Zygophylleen, zu welchen diese Gattung gehört, deren g 


vortreflliche Introduction to the natural system of botany erschien, wo (pag. 14) dieselbe Be- 
hauptung deutlich ausgesprochen wird. Herr Brown zeigte mir bei dieser Gelegenheit die von 
Herrn Bauer gezeichnete monströse Blüthe einer Crucifere, in welcher sich zehn vollkommene 
Staubgefälse entwickelt hatten. 


38 Kunrtu 


zehn antrifft. Ich habe bereits bemerkt, dafs Herr Decandolle eine ähn- 
liche Verwachsung der Staubfäden in einigen Cruciferen beschrieben hat. 

Was die Lage der Scheidewand in Ovarium betrifft, so mufs ich zu- 
erst mit wenigen Worten an den Unterschied zwischen ächten und falschen 
Scheidewänden erinnern. Die erstern werden jederzeit durch die Verwach- 
sung der Seitenflächen je zweier nebeneinander liegender Karpellen gebil- 
det, müssen also, wenn wir uns das Karpellum selbst als ein nach innen zu- 
sammengeschlagenes Blatt und die Spitze des Blattes als die Narbe vorstellen, 
jederzeit eine verticale Lage haben, und mit den Narben abwechseln. Die 
falschen Scheidewände können sich dagegen bald in verticaler, bald in hori- 
zontaler Richtung zeigen, werden niemals im Ovarium angetroffen, sondern 
entstehen erst in der Frucht, gewöhnlich durch eine eigenthümliche Ausdeh- 
nung des Zellgewebes der Placenta, seltner, wie in Astragalus (Humb. et 
Kunth. Nov. Gen. et Spec. 6. p.492.), durch ein Hineintreten der Rücken- 
naht. Diese letztere Entstehungsweise verdient hier um so mehr unsere Auf- 
merksamkeit, da sie uns später die Struktur der Frucht der Cruciferen er- 
klären helfen soll. 

Nach der vorausgeschickten Bemerkung über die Lage der Scheide- 
wände würde also diejenige in der Frucht der Cruciferen, da sie den Narben 
entspricht, als eine falsche zu betrachten sein. Sie zeigt sich aber hier je- 
derzeit schon im Ovarium, was keinesweges von dieser gilt. Herr Decan- 
dolle stellt sich diese Scheidewand als aus zwei doppelten Lamellen gebil- 
det vor, welche aus den Placenten entspringen, und sich in der Mitte der 
Frucht vereinigen. Die scheinbar einfache, häutige Scheidewand, welche 
die beiden Fächer der Frucht trennt, besteht also, nach ihm, aus vier ein- 
zelnen, unter sich verbundenen Theilen. Er glaubt selbst in mehrern Cru- 
ciferen, nach der Mitte der Scheidewand zu, eine Längennaht bemerkt zu 
haben, und erklärt das sogenannte Dissepimentum fenestratum von Eudema, 
Cochlearia fenestrata, Farsetia aegypliaca aus einer unvollständigen Vereini- 
gung der Lamellen. Allein aus dieser Hypothese erfährt man im Grunde 
nichts weiter, als dafs Herr Decandolle in den Cruciferen ein Dissepimen- 
tum spurium annimmt, was die wandständigen Placenten verbindet, wogegen 
sich immer einwenden läfst, dafs es als solches nicht im Ovarıum vorhanden 
sein dürfte. Hr. Lestiboudois (in seinem Memoire sur les fruüs siliqueux, 


über die Blüthen- und Fruchtbildung der Crueiferen. 39 


1823.) erklärt die Gegenwart des Dissepimentum’s auf eine ähnliche Weise 
aus der Verwachsung der Placenten. 

Bevor ich mich auf eine Entwickelung meiner Ansichten über die Bil- 
dung dieses Theils einlasse, ist es nöthig, von der Befestigungsweise der Sa- 
men zu sprechen. Diese sind nach Herrn Decandolle an zwei, zwischen 
den Klappen gelegenen, durch eine häutige Ausdehnung verbundenen Parie- 
talplacenten in doppelten Reihen aufgehängt. 

Die Untersuchung der Gattung Zschscholtzia hat Herrn Lindley auf 
eine höchst geistreiche Betrachtung der Frucht der Cruciferen geleitet, die 
ich gleichfalls hier näher angeben mufs. Er fand nämlich in dieser merk- 
würdigen Pflanze eine einfächrige, zweiklappige Frucht, deren Klappen an 
den Rändern die Samen tragen, und an beiden Seiten durch eine dazwischen 
liegende, fadenförmige, dreikantige Naht verbunden sind, von welcher sie 
sich bei der Reife lösen. Bei Untersuchung der ungleich viertheiligen Narbe 
fand Herr Lindley, dafs die beiden Nähte den kleinern unvollkommnen, 
die beiden samentragenden Klappen den gröfsern vollkommnen Lappen der 
Narbe entsprechen, und wurde hierdurch auf die Idee geleitet, die Nähte 
für zwei verkümmerte Karpeliblätter zu halten, welche an ihren Rändern 
keine Ovula entwickelt haben. Er trug diese eben so neue als scharfsinnige 
Ansicht auf die Frucht der Cruciferen über, und in der Voraussetzung, dafs 
hier gerade der umgekehrte Fall statt finde, erklärte er Hrn. Decandolle’s 
placentae intervalvulares für Karpellblätter, die sich nicht gehörig ausgebrei- 
tet haben, aber demungeachtet eine Narbe und Samen tragen, die Klappen 
aber für zwei andere Karpellblätter, die niemals an ihren Rändern Samen 
entwickeln, daher auch keine Narbe nöthig haben. Herr Lindley würde 
sich ein noch gröfseres Verdienst um die richtige Kenntnifs der Frucht 
der Cruciferen erworben haben, wenn er zugleich gezeigt hätte, wie sich 
die Scheidewand bildet, welche er nothwendig für eine falsche halten 
mufste. 

Die Untersuchung der Frucht von Zberis in einem sehr jungen Zu- 
stande hat mir hierüber merkwürdige Aufschlüsse geliefert. Ich fand hier 
nämlich bei einem dünnen Querdurchschnitt die Scheidewand, wegen der 
zusammengedrückten Form desOvarzum’s, sehr schmal und aus zwei convexen 
Hälften gebildet, welche blofs an ihren äufsersten sich berührenden Enden, 
und zwar so verwachsen waren, dafs man die dadurch entstandene Naht noch 


40 Kuntu 


ziemlich deutlich wahrnehmen konnte. Diese beiden convexen Hervorra- 
gungen bestehen aus einer doppelten Schicht, aus einer fleischigen, welche 
mit der Substanz. des Pericarpium’s verschmilzt, und aus einem ziemlich dik- 
ken, häutigen Überzuge, welcher sich später löst, und in der jungen Frucht 
eine doppelte, blofs in der Mitte verbundene Scheidewand bildet. 

Diese Beobachtung, von deren Genauigkeit man sich leicht überzeugen 
kann, führte mich auf eine Ansicht, welche mir alle Schwierigkeiten in Be- 
zug auf die Gegenwart und Lage der Scheidewand zu beseitigen scheint. Ich 
nehme nämlich mit Herrn Lindley an, dafs die Frucht der Cruciferen aus 
vier Karpellblättern gebildet wird, welche blofs an ihren Rändern verwachsen 
sind, stelle mir aber ihr Verhalten auf folgende Weise vor. Die beiden zur 
Seite liegenden Karpellblätter zeigen sich nach aufsen gewölbt, weil ihrer 
Entwickelung kein Hindernifs im Wege stand, sie haben aber an ihren Rän- 
dern keine Samen entwickelt, und brauchten daher auch keine Narben. Die 
beiden dazwischen liegenden samentragenden Karpellblätter wurden dagegen 
durch ihre gedrückte Lage en die Axe an ihrer Ausbildung gehindert, 


868 
und waren genöthigt sich nach innen zu biegen. Auf diese Weise in der Mitte 
der Fruchthölung genähert, konnten sie sich leicht vereinigen, und eine 
Scheidewand bilden, an welcher die samentragenden Ränder jeder Hälfte 
gleichfalls innig verwachsen sind, und welche nothwendig als eine falsche, 
aber eigenthümlicher Art betrachtet werden mufs. Etwas ähnliches, nämlich 
ein Nachinnentreten der Rückennaht, zeigt sich, wie wir bereits bemerkt 
haben, an Zstragalus, ist aber keinesweges mit der Scheidewand der Cru- 
ciferen zu verwechseln. 

Nach den aufgestellten Ansichten liefse sich der Karakter der Cruci- 


feren jetzt auf folgende Weise festsetzen: 


Sepala quatuor, libera; lateralia latiora. Petala totidem, hypo- 
gyna, cum sepalis alternantia, unguiculata. Stamina numero dupla, hy- 
pogyna, ex quatuor exterioribus duo (posterius, axi contiguum, et ante- 
rius) plane obliterata. Ovarium e carpellis quatuor compositum; carpella 
aperta, nonnisi marginibus connala; duo lateralia concava vel carinata, 
ovulis destituta; duo (axi respondentia) stigmatifera, ovulifera, dorso in- 
tus flexa inque dissepimentum coniuncta, cuius margines ovuliferi per pa- 
via dorso confluentes. 


über die Blüthen- und Fruchtbildung der Cruciferen. 41 


Sobald man in den Cruciferen die Zahl der Staubgefäfse, wie wir ge- 
than haben, aus einer Verkümmerung der Zahl acht herleitet, wird man 
nothwendig zu einer Vergleichung dieser Familie mit den Rutaceen, nament- 
lich mit der Gattung Ruta geführt, wo sich die Zahl acht zugleich mit der 
Zahl zehn antrifft, und man wundert sich, eine Verwandtschaft nicht früher 
bemerkt zu haben, welche sich im Habitus, im Blüthenbau, im Geruch, im 
Geschmack und in der Farbe vielfach zu erkennen giebt. 

Ich hätte gewünscht, dieser Abhandlung durch zahlreichere Beobach- 
tungen und Zeichnungen eine gröfsere Vollständigkeit zu geben; die Jahres- 
zeit erlaubt mir aber nicht, die hierzu nöthigen Pflanzen im frischen Zustande 
untersuchen zu können, was in dem gegenwärtigen Falle unumgänglich noth- 
wendig ist. Aus demselben Grunde habe ich auch nicht der Capparideen 
erwähnt, ob sich gleich vielleicht in ihrer Struktur neue Beweise für meine 
Theorie finden liefsen. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tab. 1. 


Fig. 1. Verticaler Durchschnitt einer Blüthenknospe von Mathiola incana, 
um daran die gegenseitige Lage der Theile zu zeigen; a die beiden 
zur Scite stehenden, breitern Kelchblätter; 5 die beiden schmälern 
Kelchblätter; c die Petala; d die beiden kürzern Staubgefäfse; e die 
vier längern Staubgefäfse ; / das Ovarium. 


Fig. 2. Die Staubgefäfse derselben Pflanze nebst dem Pistill. 
Fig.3. Ihr Pistill. 
Fig.4. Der obere Theil des Pistills, in der Richtung der breitern Kelch- 


blätter gesehen. 

Fig.5. Das Stigma und das durchschnittene Ovarium, in ihrer gegenseitigen, 
natürlichen Lage. 

Fig.6-8. Drei Durchschnitte des Ovarium’s einer /beris in verschiedenen 


Zuständen, zur Erläuterung meiner Ansichten über die Bildung der 
Scheidewand. 
Phys. Abhandl. 1832. F 


Kuntu über die Blüthen- und Fruchtbildung der Cruciferen. 


Tab. II. A. 


. Durchschnitt der Frucht einer Crucifere, nach Herrn Lindley. 
. Eingebildeter Durchschnitt der Frucht einer Crucifere, um zu zeigen, 


wie man sich die Bildung der Scheidewand vorstellen kann. 
Eingebildeter Durchschnitt einer Crucifere bei einer vollkommnen 


Ausbildung. Die schattirten Theile sind diejenigen, welche sich ge- 
wöhnlich nicht ausbilden. 


Durchschnitt der Frucht von Zschscholtzia, nach Herrn Lindley. 


————m— mn mm non 


Über 
einige Aublet'sche Pllanzengattungen. 


Von 


IR DINNDEH: 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 19. Juli 1832.] 


Auvıers im Jahre 1775 erschienene Histoire des plantes de la Guiane fran- 
coise fand im Allgemeinen bei den Botanikern jener Zeit wenig Beifall, viel- 
leicht gerade weil sich dieses Werk durch eine grofse Genauigkeit und einen 
daraus nothwendig folgenden Reichthum von Beobachtungen auszeichnete, 
deren Werth man aber bei den damaligen beschränkten Ansichten von Struk- 
tur und Klassifikation der Gewächse nicht gehörig zu würdigen im Stande 
war. Nachdem man einen Theil der von Aublet aufgestellten Gattungen in 
Zweifel gezogen oder als unstatthaft verworfen hatte, erlaubte sich Schreber 
eine noch gröfsere Ungerechtigkeit gegen diesen verdienstvollen Reisenden, 
indem er die meisten seiner Gattungsnamen als /omina barbara verwarf, und 
gegen andere oft nicht glücklicher gewählte vertauschte. Er stützte sich 
hierbei auf einen von Linn& in dieser Beziehung aufgestellten Grundsatz, 
welcher gewifs Berücksichtigung verdient, sobald es darauf ankommt, neue 
Namen zu bilden, aber nie zu willkührlichen Umänderungen gemifsbraucht 
werden sollte. 

Erst in neuern Zeiten, als es sich zeigte, dafs Bernhard von Jussieu 
der eigentliche Verfasser des Aublet’schen Werkes war, als man mehrere 
Beobachtungen dieses grofsen Naturforschers wiederholt und ihre Genauig- 
keit erkannt hatte, liefs man dieser vortrefflichen Arbeit volle Gerechtigkeit 
wiederfahren, und bemühte sich überall, wo dies nicht zu grofse Umände- 
rungen zur Folge hatte, die frühern Namen wiederherzustellen. Hiermit 
ist aber dem Übel nicht abgeholfen, welches für die Wissenschaft aus einem 
so tadelnswerthen Verfahren entstanden ist; die Botaniker werden vielmehr 


F2 


A4 Kunsrtu 


immer über eine unnütze Vermehrung der ohnehin schon so lästigen Syno- 
nymie zu klagen haben. 

Wenn sich noch jetzt einige Zweifel über die Haltbarkeit gewisser Au - 
blet’schen Gattungen erheben, so hat dies hauptsächlich in der Verschieden- 
heit der Ansichten der Botaniker über Gattungsmerkmale seinen Grund; sie 
werden so lange bestehen, als sich verschiedene Personen mit demselben 
Gegenstande beschäftigen. In den wenigen Fällen aber, wo eine nochmalige 
Untersuchung nöthig sein dürfte, mufs man bedauern, dafs die Aublet’sche 
Sammlung verlohren gegangen ist, und dafs sich verhältnifsmäfsig noch so 
wenige Pflanzen der Guiane in unsern Herbarien vorfinden. 

Unter den grofsen botanischen Schätzen, welche ich dem Pariser Mu- 
seum verdanke, befindet sich auch eine bedeutende Sammlung von Gewäch- 
sen der französischen Guiane. Ich war daher im Stande mehrere Aublet’sche 
Gattungen auflinden, untersuchen und mich von ihren Werthe überzeugen 
zu können. 

Ich beschränke mich aber in der gegenwärtigen Abhandlung blofs auf 
die Gattungen Outea, Vouapa, Parivoa, Arouna, Danara und Yantanea. 


Uber die Gattungen Qutea, Vouapa, Parıyoa 
und Arouna. 


Die Gattungen Outea und Fouapa von Schreber, Willdenow und 
ie) » 

Vahl unter dem Namen Macrolobium vereinigt, zeichnen sich in der Gruppe 
der Caesalpinieen, zu welcher sie gehören, hauptsächlich durch die Zahl der 
Staubgefäfse und die auf ein einziges Blatt beschränkte Blumenkrone aus. 
rr Decandolle führt in seinem Prodromus von der ersten Gattung drei 
Herr De lolle führt Prod. d ten Gattung dre 
Arten auf, nämlich Outea multjuga, O.gutanensis und O. bijuga. Da aber 
fi: candolle’s eigner Vermuthung seine O. multjuga von der 

nach Herrn Decandoll g g jug 
Aublet’schen kaum als Species verschieden zu sein scheint, und die Cole- 
brook’sche Pflanze wahrscheinlich nicht hieher gehört, so beschränkt sich 
die ganze Gattung vielleicht bis jetzt auf die einzige Aublet’sche Art. Ich 
habe blofs ein Exemplar von Outea multjuga untersuchen können, und an 
ihm folgende wesentliche Struktur beobachtet. Der Kelch besteht aus fünf 
gleichen, nach unten verwachsenen Blättern; die auf diese Weise gebildete 
Röhre ist kurz und trichterförmig, der freigebliebene Theil der Kelchblätter 


über einige dublet'sche Pflanzengattungen. 45 
dagegen zurückgeschlagen. Von diesen sind aufserdem die beiden obersten 
bis an die Mitte unter sich verwachsen, und bilden eine obere Kelchlippe. 
Die Blumenkrone besteht nur aus einem einzigen Blumenblatte, was sehr 
grofs, langgestielt, abgerundet, am Rande gefaltet und kraus ist, und an der 
Mündung der Kelchröhre vor den beiden verwachsenen Lappen befestigt er- 
scheint. Die drei sehr langen und freien Staubgefäfse entspringen an der, 
dem Blumenblatte entgegengesetzten Seite der Kelchröhre, und befolgen 
eine aufsteigende Richtung. Der Fruchtknoten ist einfach, gestielt, schief 
eiförmig, zusammengedrückt, und enthält ein einziges, unter der Spitze 
aufgehängtes Eichen. Der pfriemförmige, gipfelständige Staubweg endigt 
sich mit einer einfachen Narbe. Die Früchte sind grofs, plattgedrückt, fast 
rund, holzig, und enthalten einen einzigen, linsenförmigen Samen. Die 
Blätter erscheinen abgebrochen gefiedert, während die Blüthen achselstän- 
dige Ähren bilden. Jede Blüthe ist an ihrer Basis mit zwei grofsen, häutigen 
Nebenblättchen versehen, welche dieselbe vor ihrer Entwickelung klappen- 
förmig einhüllen. 


OUTEA MmuLTIWsuGA Decand. 


Calyx bibracteatus; tubus turbinato-hemisphaerieus; limbus quin- 
quepartitus, reflexus, membranaceus; laciniis lanceolato-oblongis, acumi- 
natis, subaequalibus, duabus superioribus usque ad medium cohaerentibus, 
tubo triplo longioribus. Bracteae oppositae, ellipticae, concavae, obtusae, 
multinerviae, calyce longiores, membranaceae, aequales, patentissimae, gla- 
brae, ante apertionem floris valvatim approximatae. Petalum unicum, ma- 
ximum, unguiculatum, summo tubo aute lacinias duas connatas insertum, 
subadscendens, glabrum; unguis canaliculatus, margine membranaceus, basi 
parum dilatatus, laciniis calycinis duplo longior, intus pilis raris conspersus ; 
lamina suborbiculato-reniformis, margine plicato-crispata, longitudine fere 
unguis. Stamina tria, summo tubo, ad latus petalo oppositum inserta, ap- 
proximata, adscendentia, subaequalia, petalum superantia. Filamenta hili- 
formia, glabra, libera. Antherae subellipticae, basi emarginatae, apice ob- 
tusae, dorso aflıxae, biloculares, interne secundum longitudinem dehiscen- 
tes, punctato-scabratae. Filamenta in alabastro subspiraliter involuta. Ova- 
rium stipitatum, oblique ovatum, compressum, apice in stylum desinens, 
uniloculare; ovulum ovatum, compressum, infra apicem affıxum, loculum 


46 Kuste 


replens, margine ciliatum; stipes crassiusculus, cum ovario subarticulatus, 
hirtello - ciliatus. Stylus subulato-filiformis, glaber, staminibus brevior. 
Stigma simplex? 

Aublet’s Beschreibung von Outea guianensis stimmt in Wesentlichen 
mit der meinigen überein, nur erwähnt derselbe aufser des grofsen Blumen- 
blattes noch vier kleinerer, von denen ich in meiner Pflanze keine Spur 
bemerkt habe, und deren Gegenwart nicht allein eine Verschiedenheit der 
Art, sondern selbst der Gattung voraussetzen liefse. 

Von den drei in Herrn Decandolle’s Prodromus aufgeführten Arten 
der Gattung Youapa habe ich gleichfalls nur eine, nämlich F. bifolia unter- 
suchen können, mich aber hierbei hinlänglich überzeugt, dafs sie kaum eine 
von Outea zu trennende Gattung zu bilden verdient. Der Kelch ist in mei- 
ner Pflanze vierblättrig, seine Blätter sind ungleich, nach unten in eine kurze 
Röhre verwachsen, und mit zwei Nebenblättchen versehen, ihr freigeblie- 
bener Theil erscheint zurückgebogen. Das grofse, spatelförmige Blumenblatt 
steht an der Mündung der Kelchröhre. Die drei Staubgefäfse sind eben da- 
selbst, aber an der dem Petalum entgegengesetzten Seite befestigt, und ha- 
ben sehr lange, freie Staubfäden und kleine, fast runde Staubbeutel. Das 
Ovarium zeigt sich gestielt und einfächrig, verlängert sich in einen faden- 
förmigen Staubweg, und trägt eine einfache, stumpfe Narbe. Zwei Eichen be- 
finden sich an der dem Blumenblatte zugewandten Seite übereinander auf- 
gehängt. Die Frucht ist nach Aublet breit, lederartig, einsamig und zwei- 
klappig. 


VOUAPA Bırouıa Aubl. 
(Tab. II. £.) 


Calyx basi bibracteatus, glaber; tubo parvo, urceolato; limbo qua- 
dripartito; laciniis elliptieis, obtusis, concavis, membranaceis, reflexis, in- 
aequalibus, ante apertionem floris imbricatis. Bracteae oppositae, obovatae, 
concavae, externe tomentosae, lacinias calycinas aequantes, subaequales. 
Petalum (Fig. 1.) unicum, summo tubo insertum, maximum, spathulatum, 
glabrum; lamina laciniata?, ante apertionem floris plicata et galeato -curvata ; 
ungue lato, ciliato, ima basi dilatato. Stamina tria, ibidem inserta, sed ad 
alterum latus, petalo opposita. Filamenta longissima, libera, inferne pilo- 
siuscula, ante apertionem floris subspiraliter involuta. Antherae (Fig. 3.) 


über einige Aublet’sche Pflanzengattungen. 47 


tubereulis punctiformibus asperatae, dorso affıxae, aequales. Ovarium (Fig. 2.) 
stipitatum, tomentoso-hirtum, oblique ovato-oblongum, uniloculare, apice 
in stylum desinens; ovula duo, suturae vexillum spectanti affıxa, super- 
posita, pendula, glabra. Stylus longissimus, glaber, spiraliter involutus. 
Stigma obtusum, simplex. 

Folia alterna, conjugata. Racemi axillares et terminales, solitarii, sim- 
plices. Flores sparsi. 

Y ouapa Simiri stimmt nach Aublet im Habitus und im Fruchtbau mit 
der eben beschriebenen Art vollkommen überein. Blüthen hat Aublet da- 
ran nicht beobachtet. Die gefiederten Blätter sind auch hier blofs auf 
zwei Blättchen beschränkt (/ola geminata), und die Blüthen bilden achsel- 
und gipfelständige Trauben. 

Vergleicht man die gegebenen Beschreibungen von Outea und Fouapa, 
so zeigt sich, dafs der einzige Unterschied dieser beiden Gattungen auf der 
Zahl der Kelchblätter, der Eichen und auf der Blattform beruht, und man 
ist geneigt, sie mit Schreber zu vereinigen. Was aufserdem die Zahl der 
Kelchblätter betrifft, so läfst sich vielleicht in der Gattung Youapa eine völ- 
lige Vereinigung der beiden obersten Blätter annehmen, wodurch also der 
Unterschied, welcher sich auf die Zahl der Kelchblätter gründet, gleichfalls 
wegfallen würde. 

An die beiden genannten Gattungen schliefst sich ferner Parivoa an, 
und unterscheidet sich von Youapa hauptsächlich durch die Zahl der Staub- 
gefäfse, welche aufserdem so unter sich verwachsen sind, dafs neun eine 
nach oben offne Röhre bilden, während das zehnte (dem Petalum gegen- 
überstehende?) frei bleibt. Das Ovarıum enthält vier Eichen, und verwandelt 
sich in eine Frucht, die ebenfalls breit gedrückt, holzig, zweiklappig und 
einsamig ist. Warum aber Herr Decandolle Pariwoa tomentosa, welcher 
Aublet ein grofses Petalum zuschreibt, zu der apetalen Gattung Crudya 
zieht, kann ich nicht einsehen. 


PARIVOA GRANDIFLORA Aubl. 
(Tab. IIT. A.) 


Calyx glaber; tubus brevissimus; limbus quadripartitus; laciniis ob- 
longis, obtusis, concavis; una duplo latiore, elliptica. Petalum (Fig. 1.) 
unicum, summo tubo calycis insertum, laciniae latiori oppositum eamque 


48 Kunrtn 


triplo quadruplove superans, inferne subcucullatum, glabrum. Stamina 
(Fig.2.) decem, diadelpha, ibidem inserta, alterna et gradatim breviora, 
novem inferne connata, decimum (ex longioribus) liberum. Filamenta gla- 
bra. Antherae oblongae, ineumbentes. Ovarium (Fig. 3.) stipitatum, apice 
in stylum attenuatum, compressum, glabrum, uniloculare (Fig. 4.); ovula 
(Fig. 5.) quatuor, uniserialia, elliptica, infra apicem suspensa. Stylus glaber. 
Stigma acutiusculum. Discus nullus. 

Sehr verschieden von dieser Gruppe und Ceratonia, Copaifera, Coda- 
rium und andern apetalischen Gattungen näher verwandt, ist dagegen die 
Gattung Afrouna, welche Vahl und nach ihm auch Herr Decandolle mit 
der Linne&’ischen Gattung Dialium vereinigt haben. So unzuläfsig mir auch 
diese Vereinigung scheint, so kann ich meine Meinung dennoch bis jetzt nicht 
mit hinlänglichen Beweisgründen unterstützen, da es mir blofs vergönnt war, 
eine einzige, sehr unvollständige Blüthe der Linne’ischen Pflanze zu unter- 
suchen. Ich begnüge mich, darauf aufmerksam zu machen, dafs die Anthe- 
ren, welche in Dialium sehr lang sind, in Arouna jederzeit kurz und breit 
erscheinen. Das Ovarium zeigte in beiden Pflanzen dieselbe innere Struktur, 
nämlich ein Fach und zwei unter der Spitze aufgehängte Eichen. An einem 
Exemplar von ASrouna guianensis, welches ich im Pariser Museum untersuchte, 
habe ich folgenden Blüthenbau beobachtet. Der Kelch besteht aus fünf, blofs 
an der Basis verwachsenen Blättern von ziemlich gleicher Gröfse, und zeigt 
im Grunde einen scheibenartigen, ängewachsenen Discus, an dessen Rande, 
und zwar nebeneinander, zwei freie Staubgefäfse entspringen. Eine Blumen- 
krone ist nicht vorhanden. Das Ovarium ist sitzend, nimmt die Mitte des 
Discus ein, und endigt sich {in einen dünnen, gekrümmten Staubweg mit 
dicklicher, stumpfer Narbe. Die Frucht beschreibt Aublet als eine trockne, 
mit einer Längenfurche versehene, nicht aufspringende, ein- oder zweisa- 
mige Hülse, deren Samen mit einer fleischigen Materie umhüllt sind. Die 
Blätter erscheinen ungleich gefiedert, und die sehr kleinen Blüthen bilden 
achsel- und gipfelständige Rispen. 


AROUNA Guimnensiıs Aubl. 
(Tab. II. 5.) 


Calyx (Fig. 2.3.) quinquepartitus, patentissimus, laciniis oblongis, 
obtusis, subaequalibus, planiusculis, externe striguloso-tomentosus et fer- 


über einige dublet’sche Pflanzengattungen. 49 


rugineus, interne subhirtellus, erassiusculus. Discus? magnus, orbicularis, 
planus, integer, tenuis, hirtellus?, fundo calycis adnatus, nonnisi imo mar- 
gine libero. Praefloratio (Fig. 1.): laciniae marginibus sibi incumbentes. 
Corolla nulla. Stamina (Fig. 5.) duo, sub margine disci inserta, unilateralia, 
laciniis duabus vieinis subopposita iisque paulo breviora. Filamenta subulata, 
glabra, libera. Antherae ellipticae, acutiusculae, basi subemarginatae, dorso 
supra basim affıxae, erectae, biloculares, utroque latere per suturam lon- 
gitudinalem notatae ibique puberulae, apice bivalves. Ovarium (Fig. 4. 6.) 
centrale, sessile, ovatum, compressiusculum, densissime striguloso -tomen- 
tosum, ferrugineum, apice in stylum desinens, uniloculare (Fig. 7.); ovula 
(Fig. 8.9.) duo, superposita, angulo stamina spectanti affıxa, pendula. Sty- 
lus teretiusculus, ovario brevior, versus stamina deelinatus. Stigma obtusum. 

Arbor alternifolia. Folia imparipinnata; foliola alterna, petiolata. 
Paniculae ramosissimae, axillares et terminales. 

Ich kann nicht umhin, hier noch zweier nahe verwandten Gattungen 
zu erwähnen, und einige Bemerkungen über ihren Blüthenbau mitzutheilen. 
Ich meine die Gattungen Codarium und Jonesia. Die erstere, welche So- 
lander aufstellte und Vahl bekannt machte, stimmt in den meisten wesent- 
lichen Punkten mit der Gattung Zrouna überein, unterscheidet sich von ihr 
aber vorzüglich durch den Mangel des Discus, durch das gestielte Ovarium 
und die drei Staubgefäfse, wovon das mittelste, steril und schuppenartig, 
von Herrn Decandolle fälschlich für ein Petalum angesehen wird. Fol- 
gende Beschreibung der Blüthentheile ist nach einem im Jussieu’schen Her- 
barium aufbewahrten Originalexemplare von Vahl’s Codarium nitidum ent- 
worfen worden. Später hat mir Herr Gay ein vollständiges Exemplar dieser 
seltenen Pflanze für meine Sammlung mitgetheilt. 


CODARIUM nıtınum Vahl. 
(Tab. I. 2.) 


Calyx utrinque tenuissime tomentosus; tubo abbreviato-turbinato, 
tardius dilatato, undulato et persistente; limbo quinquepartito, deciduo; 
laciniis ovatis vel oblongis, acutiusculis, subconcavis, parum inaequalibus, 
patentissimo-reflexis?, ante apertionem marginibus sibi mutuo incumbenti- 
bus. Corolla nulla. Stamina tria, summo tubo inserta, unilateralia; duo 
lateralia (Fig. 1.2.) fertilia; intermedium (Fig. 3.) dimidio minus, effetum. 

Phys. Abhandl, 1832. G 


50 Kustu 


Filamenta crassiuscula, teretia, libera, glabra, apice subulata; in stamine 
sterili brevissimum, cum anthera continuum. Antherae ovato-oblongae, 
obtusae, cordatae, vix supra basim aflıxae, erectae, biloculares, glabrae; 
connexivum crassum; loculi secundum longitudinem latere dehiscentes. An- 
thera effeta ovato-oblonga, complanata, purpurea, loculis obliteratis. Ova- 
rium (!) stipitatum, oblique ovato -subrotundum (Fig. 4.), compressiusculum, 
densissime hirtellum, apice in stylum desinens, uniloculare (Fig. 5.); ovula 
duo, lineari-oblonga, suturae interiori affıxa, supraposita, infra apicem sus- 
pensa, in directione diagonali loculi sita. Stipes longitudine ovarii, inferne 
tubo calycis, ad latus a staminibus aversum adnatus, densissime hirtellus. Sty- 
lus subulatus, intus curvatus, glabriusculus. Stigma simplex, obtusum. 

Folia imparipinnata; foliola quinque, subopposita. Paniculae ramo- 
sissimae, subterminales. Flores pedicellati, subracemosi, parvi. 

Die Roxburgh’sche Gattung Jonesia, welche ich (Nova Genera et 
Species plantarum 6. p. 312.) im Jahr 1823, also zwei Jahre früher als Herr 
Decandolle, für einerlei mit Saraca Linn. erklärte, gehört also gleich- 
falls zur Gruppe der apetalischen Caesalpinieen, und scheint sich durch eine 
grofse Unbeständigkeit in der Zahl der Staubgefäfse auszuzeichnen. Da sich 
diese Pflanze nur in wenigen Herbarien vorfindet, so dürfte eine genaue Be- 
schreibung der Blüthentheile um so mehr einiges Interesse gewähren, da in 
einem neuern, sehr verbreiteten Werke weder meine frühere Bemerkung, 
noch die spätern Decandolle’schen Berichtigungen benutzt worden sind. 
Herr Sprengel verfällt vielmehr in seinem Systema Fegetabilium wieder 
in die alten Irrthümer, unterscheidet zwei Gattungen, wovon er die eine in 
die Heptandria, die andere in die Diadelphia setzt, verwechselt die Brac- 
teen mit dem Kelche und diesen mit der Blumenkrone, und läfst die Staub- 
gefälse auf einem ringförmigen Nectarium entspringen. Die folgenden Beob- 


achtungen sind an Exemplaren gemacht, welche ich vor zehn Jahren im Pa- 
riser Museum zu untersuchen Gelegenheit hatte. 


IONESIA pınsara Willd. 


SARACA ıDıcA Linn. 
Folia paripinnata; foliola opposita, petiolulata, integerrima. Co- 
rymbi subterminales, ramosissimi. Flores racemosi, pedicellati, polygami; 


(‘) Vidi in flore unico ovaria duo, altero minore. 


über einige dublet’sche Pflanzengattungen. 51 


pedicellis brevibus, basi articulatis et unibracteatis, apice bibracteolatis. 
Bractea elliptica, acutiuscula, concava, membranacea, glabra, colorata, ob- 
solete nervosa, basi articulata et caduca. Bracteolae suboppositae, subro- 
tundo-ovatae, obtusae, concavae, coloratae, glabrae, aequales, tubo multo 
breviores, caducae. 

Flores hermaphroditi: Calyx glaber; tubus elongatus, cylindraceus, 
erassiusculus, superne paulo ampliatus, inferne repletus; limbus quadripar- 
titus; laciniis tubo brevioribus, ovato-elliptieis, obtusis, concavis, ciliatis, 
obsolete reticulato-nervosis, subaequalibus, membranaceis, patentissimis. 
Praefloratio: laciniae marginibus sese mutuo obtegentes. Petala nulla. Sta- 
mina octo, summo tubo inserta, modo septem longissima fertilia, octavum 
(laciniae oppositum) minutissimum subulatum sterile, modo sex longissima, 
duo opposita minutissima sterilia. Filamenta filiformia, glabra, ima basi 
connata. Antherae oblongae, utrinque emarginatae, dorso affıxae, bilocu- 
lares, scabriusculae, secundum longitudinem interne dehiscentes, subaequa- 
les. Stamina in alabastro involuta. Ovarium fauei calycis sub stamine ste- 
rili insertum, stipite in tubum decurrente, lineare, compressum, glabrum, 
ad suturas puberulum, apice in stylum desinens, uniloculare; ovula 8 - 9, 
suturae rectiori, externe spectanti affıxa, uniseriata, subovata, infra apicem 
suspensa, glabra. Stylus elongatus, glaber, intus curvatus. Stigma subca- 
pitellatum. Fructus mihi haud suppetit. Legumen 4-8-spermum, compresso- 
planum, acinaciforme, suturis callosis; teste Decandolleo. Flores mas- 
euli: Calyx ut in floribus hermaphroditis. Stamina quatuor, summo tubo in- 
serta, cum laciniis calycis alternantia easque duplo superantia, subaequalia. 
Filamenta filiformia, glabra, ima basi in annulum crassiusculum connata, 
interjectis lobulis squamaeformibus. Antherae ovato-ellipticae, utrinque 
emarginatae, dorso affıxae, biloculares, glabrae, secundum longitudinem 
latere dehiscentes, aequales. Squamulae filamentis interjectae crassiusculae, 
ovatae, acutiusculae, geminae, uni laciniae interiori oppositae, mucronulo 
subulato (rudimento staminis quinti) interposito. ÖOvarium minutum, la- 
einiae calycis sub squamula dupliei insertum (stipitatum, stipes tubo ad- 
natus, ‚quod tamen in speciminibus examinatis haud visibile), lineari- ob- 
longum, compressiusculum, utrinque angustatum, glabrum, ad suturam non 
ovuliferam pubescens, apice in stylum brevissimum uncinato-revolutum de- 


G2 


52 Kunrtn 


sinens, uniloculare. Ovula circiter decem, suturae rectiori affıxa, adscen- 
dentia?, lenticularia. 


Über die Gattung Banara. 


Ich habe in meiner vor 10 Jahren erschienenen Abhandlung über die 
Malvaceen zu zeigen gesucht, dafs die Gattung Banara keinesweges den Ti- 
liaceen angehöre, zu welchen sie Herr von Jussieu gestellt hatte, sondern 
einer neuen Familie zugezählt werden müsse, in welcher ich unter den Na- 
men der Bixineen die Gattungen Zixa, Laetia, Abatia, Patrisia, Prockia, 
Ludia und Kuklia vereinige. Das einfächrige Ovarıum, die wandständigen 
Placenten, die Lage der Kelchblätter vor dem Entfalten der Blüthe, und 
die häufige Abwesenheit der Blumenkrone haben mich hauptsächlich zur 
Aufstellung dieser neuen Familie bewogen. Spätere Beobachtungen haben 
zwar über diesen Gegenstand mehr Licht verbreitet, und die Verwandschaft 
meiner Familie mit der ältern Richard’schen der Flacourtianeen hinlänglich 
dargethan, mich aber keinesweges von der Nothwendigkeit einer Vereinigung 
überzeugt. Sollte dies letztere jedoch in der Folge nöthig gefunden wer- 
den, so würde ich auf keinen Fall dazu rathen, wie Richard der Sohn ge- 
than hat, den ältern Namen beizubehalten, da er von einer Gattung herge- 
nommen ist, welche offenbar eine Ausnahme bildet, und den Hauptkarak- 
ter der Familie, nämlich ein einfächriges Ovarıum mit wandständigen Placen- 
ten, nicht darbietet. Der abweichende Bau des Ovarium’s und der Frucht 
von Flacourtia ist von mir im 7“ Bande der Nova Genera weitläufig beschrie- 
ben worden, und ich begnüge mich jetzt darauf zu verweisen. Da nur nach 
einer genauen Kenntnifs aller hieher gehörigen Pflanzen über die Vereini- 
gung beider Familien und die weitere Gruppirung der Gattungen eine Ent- 
scheidung abgegeben werden kann, so mufs jeder Beitrag hierzu erwünscht 
sein. Der meinige beschränkt sich gegenwärtig auf einige Bemerkungen über 
die Gattung Banara, welche sich meines Wissens auf dem Continente blofs 
in den Pariser Sammlungen und in der meinigen vorfindet. 


über einige dublet’sche Pflanzengatiungen. 53 


BANARA curanensıs Aubl. 
(Tab. II. c.) 

Calyx (Fig. 2.) sexfidus, persistens, reflexus, externe sericeus; laciniis 
tribus exterioribus subrotundis, acutiusculis, aequalibus; tribus interioribus 
parum longioribus, oblongis, obtusis, aequalibus. Corolla et Stamina haud 
vidi, perigyna? Ovarium (Fig. 1.) liberum, sessile, ovatum, in stylum desi- 
nens, laeve, glabrum, uniloculare (Fig.5.); placentae (Fig. 3.4.) septem 
(vel plures), lineares, per membranam dorsalem parieti ovarii secundum lon- 
gitudinem adnatae, undique ovuliferae. Ovula creberrima, minutissima. 
Stylus erectus, cum ovario haud articulatus, glaber. Stigma stylo vix 
crassius, obtusum. Discus nullus. Fructus mihi ignotus. 


Über die Gattung Jantanea. 


Ehe ich von der Verwandschaft dieser Gattung spreche, ist es nöthig 
den wesentlichen Bau ihrer Blüthentheile anzugeben. Ein kurzer, röhriger, 
undeutlich gezähnter Kelch umgiebt fünf freie, sehr lange, aber schmale, 
gleichgrofse Blumenblätter, welche vor ihrer völligen Entwickelung mit ihren 
Rändern sich gegenseitig deckten. Hierauf folgen in doppelten Reihen sehr 
zahlreiche Staubgefäfse, welche zwar an der Basis unter sich verwachsen sind, 
aber mit den übrigen Blüthentheilen durchaus keine Verbindung eingehen. 
Das Connexivum ikrer Antheren verlängert sich oberhalb der Fächer in eine 
schnabelförmige Spitze. Ein sitzendes, freies, fünffächriges Ovarium nimmt 
die Mitte der Blüthe ein, ist an der Basis mit einer fleischigen, ringförmigen 
Wulst umgeben, enthält in jedem Fache zwei über einander aufgehängte 
Eichen, und trägt einen einzigen Staubweg, welcher sich an der Spitze in 
eine ungetheilte Narbe verdickt. Die Frucht ist noch unbekannt geblie- 
ben. Die Pflanze zeigt sich baumartig, hat abwechselnde, lederartige, völ- 
lig ungetheilte Blätter, und entwickelt ihre Blüthen auf achsel- oder gi- 
pfelständigen, gabelförmig getheilten Blüthenstielen. 

Der Jussieu’sche sehr kurze Karakter dieser Pflanze stimmt in der 
Hauptsache mit der so eben gegebenen Beschreibung überein, erwähnt aber 
weder der innern Struktur des Ovarium’s, noch der sonderbaren Verlänge- 


54 Kunrtna 


rung des Connexivum’s der Antheren. Bei einer so unvollkommnen Kennt- 
nifs war es daher nicht zu verwundern, dafs Herr von Jussieu die Klassifi- 
kation dieser Gattung aufgab, und sie unter die Genera incertae sedis setzte. 
Seit dieser Zeit hat meines Wissens blofs Herr Reichenbach einen Versuch 
gemacht, sie unterzubringen, aber sein Vorschlag, sie den Olacineen zu nä- 
hern, hat wegen der verschiedenen Struktur des Ovarium’s wenig Beifall ge- 
funden, ob sich gleich nicht läugnen läfst, dafs die Aurantiaceen, mit denen 
die natürliche Gruppe, zu welcher F’atanea gehört, am nächsten verwandt 
ist, in mehrern Karaktern mit den Olacineen übereinstimmen. Es läfst sich 
nicht errathen, welchen Platz Herr Decandolle dieser Pflanze in seinem 
Prodromus anzuweisen gedenkt, da sie in keiner der polvpetalischen Fami- 
lien erwähnt wird. Die Betrachtung der Verwandschaften lag aufser dem 
Gebiete der Forschungen Schreber’s, er begnügt sich daher in seinem Werke 
Genera Plantarum die Gattung Fantanea, mit Aublet, in die Polyandria 
Monogynia zu setzen, nachdem er den ziemlich wohlklingenden karaibischen 
Namen gegen einen andern, unpassenden vertauscht hatte. Man begreift in 
der That nicht, was sich Schreber bei demNamen Zemniscea gedacht hat, 
und welche Ähnlichkeit er zwischen unserer Pflanze und Ayuvirzes ( fasciola 
e corona dependens, linteamentum oblongum quod vulneri inditur) gefunden 
haben kann. Zufälliger Weise läfst Schreber die Gattung J’antanea unmit- 
telbar auf diejenige folgen, mit der sie, nach meiner Ansicht, die gröfste Ähn- 
lichkeit zeigt, nämlich auf Youmiria Aubl. 

Die nähere Verwandtschaft der Gattung Houmiria war aber Herrn 
von Jussieu gleichfalls entgangen, und wurde erst in neuerer Zeit von sei- 
nem Sohne und Herrn von Martius wieder in Anregung gebracht, und durch 
verdienstvolle Arbeiten beleuchtet. Letzterer zeigte zuerst (in seinen Nova Ge- 
neral.p.147), dafs die Gattung Houmiria mit zwei andern, von ihm aufge- 
stellten brasilianischen Gattungen, Helleria und Sacoglottis, eine besondere Fa- 
milie bilde, deren Verwandtschaft mit den Meliaceen er jedoch in Zweifel läfst. 
Herr AdrienvonJussieu (in St. Hilaire Z’/ora Bras. 11. p. 87) stimmt ihm 
hierin bei, nennt die neue Gruppe nach der zuerst gekannten Gattung Hou- 
miriaceae, und erregt über die angegebene Verwandtschaft dieselben Zweifel, 
ohne jedoch eine andere anzugeben. Ich weifs nicht, ob er dies vielleicht 
in spätern Arbeiten zu thun gedachte. Es ist keinesweges meine Absicht, 
diesen Gegenstand hier weitläuftiger zu erörtern, zumal da es mir hierzu an 


über einige dublet’sche Pflanzengattungen. 55 


den nöthigen Materialien fehlt, ich glaube aber, dafs hierbei die Lindley- 
schen Ansichten eine besondere Berücksichtigung verdienen würden. Dieser 
scharfsinnige Beobachter nähert die Houmiriaceen den Aurantiaceen, macht 
aber gleichzeitig auf ihre Verwandtschaft mit den Meliaceen, Diosmeen und 
Styraceen aufmerksam, 

Der Karakter der Houmiriaceen ist nach Herrn Adrien von Jussieu 
kürzlich folgender. Ein fünftheiliger Kelch. Fünf freie Petala. Zehn, zwan- 
zig oder mehrere hypogynische, monadelphische Staubgefäfse, deren Anthe- 
ren in eine verlängerte Spitze auslaufen. Ein fünffächriges, an der Basis mit 
einer ringförmigen Wulst umgebenes Ovarium, dessen Fächer ein oder zwei 
Eichen enthalten. Ein Staubweg und eine Steinfrucht. Der Embryo liegt ge- 
rade in der Mitte eines fleischigen Albumens. Der Stamm baum - oder strauch- 
artig. Die Blätter abwechselnd, einfach, ungetheilt, lederartig. Die Blüthen 
in Afterdolden an der Spitze der Zweige und in den Achseln der Blätter. 

Unsere Pflanze stimmt im äufsern Ansehen und im Blüthenbau ge- 
nau mit dem so eben gegebenen Karakter der Houmiriaceen überein, und es 
ist zu erwarten, dafs die Frucht, deren Kenntnifs mir bei Fantanea noch 
abgeht, keine wesentliche Verschiedenheit darbietet. Am meisten scheint 
sich Yantanea der Gattung Helleria zu nähern, es zeigen sich aber in dem 
Bau des Kelchs, der Vertheilung der Staubgefäfse, der Form der Antheren 
und der Beschaffenheit der Narbe mehrere wesentliche Unterschiede. Hel- 
leria hat nämlich nach den Herren von Martius und von Jussieu einen 
fünftheiligen, mit drüsigen Vertiefungen versehenen Kelch, zahlreiche, in fünf 
Bündel vertheilte Staubgefäfse, in eine kegelförmige Drüse auslaufende An- 
theren, und eine fünflappige Narbe, während Fantanea einen kurzen, röh- 
renförmigen, undeutlich gezähnten Kelch, zahlreiche, zwei Reihen bil- 
dende Staubgefäfse, an der Spitze schnabelförmig verlängerte Antheren und 
eine ungetheilte Narbe zeigt. 

Ich schliefse diese Bemerkungen mit einer Beschreibung von Fantanea 
guianensis in lateinischer Sprache. 


VANTANEA Gumanensıs Aubl. 
(Tab. II. D.) 


Calyx urceolatus, integer vel irregulariter dentatus. Petala quinque, 
inter stamina et calycem hypogyna, hoc multoties longiora, linearia, aequalia, 


56 Kuntm über einige dubletsche Pflanzengattungen. 


sessilia, ante apertionem floris marginibus incumbentia, crassiuscula, externe 
pubescentia; pube simplici. Stamina (Fig. 1.2.) creberrima (102), inter 
petala et discum imposita, hypogyna, subbiseriata, inaequalia, longitudine 
petalorum. Filamenta capillacea, glabra, basim versus connata. Antherae 
parvae, subellipticae, basi emarginato-bifidae, apice in rostrum productae, 
dorso affıxae, erectae, biloculares, glabrae, secundum longitudinem dehiscen- 
tes. Rostrum (connexivum apice productum) erectum, longitudine antherae. 
Discus urceolatus, basim ovarii laxe cingens ipsoque multo brevior, integer, 
villosus, basim versus glaber. Ovarium superum, sessile, oblongum, hir- 
sutum, quinqueloculare. Ovula duo in quolibet loculo, oblonga, compressa, 
axi centrali affıxa, superposita, pendula, glabra. Stylus terminalis, erectus, 
longitudine staminum, lineari-subulatus, teres, glaber. Stigma (Fig. 3.) 
subcapitatum, albidum, glabrum. Fructus ignotus. 

Arbor foliis alternis, coriaceis, integerrimis; pedunculis axillaribus vel 
terminalibus, dichotomis. 


Zu irn Hanths bh Phys A 1832. ZA ZI. 


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# Dieselbe der Länge nach geöfpret.3 Die Staubgefäfse und das Pistill 6 Eon Stanbge- 
füss von vorn gesehen 7 Dass von hinten gesehen.& Kine ‚geöffnete dnthere YKın Pistell 
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V orbegriffe zu einer Cohasionslehre. 


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BWEISS: 


Erste Abtheilung. 


mamma 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 28 Juni 1832.] 


Sg. 

D. die allgemeine Aufmerksamkeit der Physiker in den letzten Jahren 
sich der Cohäsionslehre mehr als je vorher zugewendet hat, scheint mir eine, 
durch die ausländische, wie durch die einheimische Literatur bewährte, sehr 
erfreuliche Thatsache zu sein. Das, was diese Lehre von dem verflofsnen 
Jahrhundert und seinen Vorgängern überkommen hatte, war allerdings, 
wenn auch gereiniget von sehr krassen Vorstellungen, die es früherhin etwa 
von Atomen mit oder ohne Häkchen gegeben hat, doch noch überaus dürf- 
tig und so beschaffen, dafs der Gegenstand, in Ermanglung andrer Vorstel- 
lungen, selbst nur trivial erschien und eben darum meist mit einer Kürze 
und Magerkeit nur obenhin behandelt wurde, welche die Geringschätzung 
eines allzu elementaren Gegenstandes, in welchem für die Forschung und für 
den Geist nicht eben viel weiter zu erwarten sei, genug verrieth, und die 
Physiker gegen Ende des vorigen Jahrhunderts vielmehr antrieb, in ganz 
andern Regionen der Physik neue Entdeckungen zu suchen und zu finden; 
worin denn früher die Elektricitätslehre und dann die neuere Chemie obenan 
standen, an der Grenze des neuen Jahrhunderts selbst aber ein Glanzpunkt 
von nie gesehener Schönheit, die Volta’ische Entdeckung, alles frühere über- 
strahlte, und mit hinreifsender Gewalt in diesen neuen fruchtbaren Strom 
der Forschungen und Entdeckungen fast alle Geister vorzugsweise hineinzog 
und von jedem entlegneren Gebiete die Blicke vielmehr ablenkte. 

Nun stand zwar diese, Epoche machende Entdeckung, der Cohäsions- 
lehre eben nicht gar fern; denn — Berührung des Fremdartigen war 
und blieb, wie für die Entstehung von Elektricität, so für die Volta’ische, 

Phys. Abhandl. 1832. H 


58 WeEıss: 


Grundbedingung. Indefs überzeugt, dafs das Wesentliche der Sache nur in 
dem Dasein gewisser allgemein verbreiteter, eben hier nur zum Vorschein 
kommender, sonst latenter — Maäterien specifischer Art sich vorstellen lasse, 
war man gewils weit entfernt, in der gegenseitigen Berührung fremdartiger 
palpabler Körper etwas mehr als eine äufsre Bedingung zu sehn. Dafs ein 
genügender Grund der Erscheinung in dem Acte der Berührung als solchem 
gefunden werden könne, hervorgehend aus dem Acte, welcher in jedem 
einzelnen Dinge selbst continuirlich vorgeht, und welcher somit mit seiner 
eignen Daseinsweise in engster Verbindung steht, ein solcher Gedanke würde 
gewifs nicht das mindeste Zutrauen gefunden haben; und darum wurde Elek- 
trieitätslehre und Voltaismüs gewifs am wenigsten auf Cohäsion bezogen, ob- 
gleich man sagen konnte, dafs der Galvanismus durch die Zuckungen 
der Muskeln schon auf eine sonderbare Weise die Cohäsionslehre — geneckt 
hatte. Über die empirischen Forschungen der durch die Cohäsion bedingten 
inneren Bewegungen, war es an schwingenden Körpern Chladni gelun- 
gen, durch seine akustischen Versuche einen neuen Reiz zu verbreiten. 
Doch änderten dieselben an den Vorstellungen, welche man von der Beschaf- 
fenheit solcher inneren Bewegungen hatte, nichts. Vielweniger wufste sich etwa 
die physikalische Theorie der Musik von blofser Betrachtung von Zahlen- 
ge 


{e) 


der durch Cohäsion begründeten inneren Bewegung weiter nachzuspüren. 


Ja diese »inneren » Bewegungen waren und blieben — äufsere. Und äufsere 


verhältnissen loszuwickeln, um etwa ihrem Ursprunge in dem Hergan 


Bewegungen jeder Art wurden jederzeit — nach Newton’s Weise — unab- 
hängig von einem innern Hergang, nicht fliefsend aus einer innern Bewegung, 
als mathematische Gröfsen in die Materie schlechthin hineingesetzt. Das ein- 
zusehen, dafs hierin der Grund der Mangelhaftigkeit von so vielen Theorien 
liegen könne, das war ein Hauptpunkt, auf welchen es ankam; und über ihn 
konnte die Einsicht nur von der Seite tiefsten Nachdenkens kommen. 
Allerdings hatte sich ein solches mit Kant den Elementarlehren der 
Physik, und somit auch der Bewegungs- und Cohäsionslehre, ganz ernstlich 
zugewendet, und auch nach ihm einer und der andre denkende Kopf sich 
wohl der Cohäsionslehre insbesondre ernstlich und wo möglich tiefer einge- 
ganz neue Be- 


8 
leuchtung einer Sache, die man zu früh für abgethan und zur trivialen ge- 


hend gewidmet; es durfte von solchen Anstrengungen eine 


worden, gehalten hatte, wohl erwartet werden. Niemand konnte übrigens 


FVorbegriffe zu einer Cohasionslehre. 59 
8 


von Kant, noch auch von denen, welche nach ihm den philosophischen 
Standpunkt der Sache mehr noch zu erfassen bemüht waren, eine Bereiche- 
rung unserer empirischen Kenntnisse der Cohäsionsverhältnisse direct er- 
warten; allein wir müssen bekennen, das Licht, was etwa von einem sol- 
chen Standpunkte ausgehen konnte, durchdrang auch das bekannte Empiri- 
sche, das vor Augen liegende jener Erscheinungen gar zu wenig mit einem 
neu erhellenden oder belebenden Geiste, um der Cohäsionslehre irgend eine 
wirkliche Wohlthat erwiesen, irgend eine neue Stütze und wahrhaft verbes- 
serte Grundlage gegeben zu haben. 

Von Fortschritten der empirischen Kenntnifs der Cohäsionserschei- 
nungen mufste also vielmehr ein neues Interesse der Naturforscher für diesen 
Gegenstand erwartet werden. Und wirklich führte deren in das so eben be- 
gonnene neue Jahrhundert von einer gewissen Seite eine recht ansehnliche 
Zahl überraschend schöner und, man möchte sagen, zierlich aufgefundener 
Entwicklungen und harmonischer Darstellungen das für die Krystallisations- 
lehre Epoche machende Werk von Haüy ein, welche auch nicht verfehlen 
konnten, ihre völlige Wirkung und Anerkennung sogleich zu finden. Die 
Krystallisationslehre war neu wie geschaffen von Haüy, die Cohäsionslehre 
in ihr freilich nicht. Nur in ein specielleres Gewand gekleidet war und blieb 
sie die alte — ganz des vorigen Jahrhunderts. Die Wirkung von Haüy war 
grofs auf genauere Krystallkunde und auf ihre Anwendung, zumal in der 
Mineralogie; aber gering oder verschwindend die Rückwirkung auf die Fun- 
damente der Cohäsionslehre; sie bestand etwa darin, dafs die Physiker in 
diesem Kapitel zugleich Haüy’sche Krystallographen zu werden anfıngen. 

Was wir von unserer Zeit erwarten durften, die tiefen Anstrengun- 
gen unsrer mathematischen Physiker lenkten sich, neue Bahnen suchend 
und versuchend, auch wieder auf die Verschiedenheit der Cohäsions- 
zustände, wohl erkennend, dafs hierin noch so gut wie alles zu Ihun sei. 
Und da hier in der That die schöpferische Erfindungskraft von Mathemati- 
kern wie von Physikern noch sehr in Anspruch genommen wird, so würde 
noch eine sonderbar bunte Mannichfaltigkeit individueller Ansichten sicht- 
bar werden, wenn wir jetzt schon zusammenstellen wollten, was unsre Lite- 
ratur hiervon besitzt. Gewifs sind die Arbeiten unsrer lebenden mathema- 
tischen Physiker über die Cohäsionserscheinungen noch nicht abgeschlos- 


sen, wenn gleich die verwandtesten Gebiete, wie die tiefsinnigen mathema- 
H2 


60 Weıss: 


tischen Untersuchungen über die Wärme, einen hohen Grad von Ausbildung 
erreicht haben. 

Berthollet’s Untersuchnngen über die chemische Verwandtschaft 
würden allein hinreichen, in Erinnerung zu erhalten, was für die Cohäsions- 
lehre und das Ineinandergreifen von ihr und der Chemie als Problem gar 
wohl aufgestellt und erkannt, aber auch seinerseits noch zu lösen ist. Es 
fehlt nicht an einzelnen Fortschritten unsrer empirischen Kenntnisse, welche 
die Cohäsion unmittelbar betreffen. Möge denn die allgemeine Anerken- 
nung auch nicht fern sein, dafs alles, was in den letzten Decennien wahrhaft 
grofsartiges in der Physik entdeckt wurde, auch das, was der Cohäsions- 
lehre dem Namen nach noch nicht zu gelten schien, unverhofft einer voll- 
kommneren Cohäsionslehre vielleicht noch mehr vorgearbeitet hat; ich 
meine, es gilt dies von allen jenen grofsartigen Entdeckungen der letzten 
Decennien in der Physik; nicht allein von denen über das Licht seit Malus, 
wodurch altbekannte halbvergessne Thatsachen über die Natur des Lichtes 
und seine Beziehungen auf krystallinische Struktur wiederbelebt, durch die 
von ihm neuentdeckten Beziehungen in gleichem Sinne auf alle nichtkrystal- 
linischen Strukturen zu einer neuen Epoche erhoben und bald darauf durch 
die entoptischen Erscheinungen an den Krystallen und Nichtkrystal- 
len Schritt für Schritt so glänzend bereichert wurden; sondern nicht minder 
von Oersted’s, nur der Volta’ischen an die Seite zu setzenden Entdeckung 
des Elektro-Magnetismus; nicht minder von unseres Seebeck, der Oerste- 
dischen wie zum würdigen Gegengeschenk gemachten, des Thermo - Magne- 
tismus; von Arago’s, man möchte sagen, den innern beständigen Cohäsions- 
act in jeder mechanischen Bewegung noch mehr auf der That ergreifenden 
des Rotationsmagnetismus. Ich nenne, wie einleuchtet, auch hier nur die 
Stämme, und wer kennte nicht die vielen sich reich ausbreitenden Zweige 
dieser schönen Entdeckungen der jüngsten Zeit, wie der Gegenwart! So 
laufen, dünkt mich, alle die charakteristischen Fortschritte der heutigen 
Physik, jetzt auch die Elektrieitätslehre nicht mehr ausgeschlossen, neben sei- 
nem eigenthümlichen individuellen Werthe ein jeder, zugleich wie in einen 
gemeinschaftlichen Brennpunkt zusammen in eine neue Cohäsionslchre. 

Dies letztere auszusprechen, mag Anstofs erwecken, da es etwas noch 
nicht Geleistetes anzukündigen sich gleichsam anmafst. Vielleicht gelingt es 
mir indessen, den Zusammenhang deutlich zu machen, in welchem diese 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 61 


Ansicht mit der ferneren Entwickelung dessen steht, was ich in meinen Be- 
mühungen, die krystallinische Struktur in ihr rechtes Licht zu setzen, da 
und dort, dem verwandtes ausgesprochen habe. Als ein äufserliches Zeug- 
nifs und als ein mehr geltendes, sei mir indessen erlaubt anzuführen, dafs 
unser verstorbner Seebeck den Schlüssel seiner und der verwandten Ent- 
deckungen durchaus in der Cohäsionslehre finden zu müssen, die völlige 
Überzeugung in sich trug. 

Um einer solchen nun einige Bahn zu brechen, gehen wir von einer 
ersten Erörterung 


8 
Verständnifs auch mit denen, welche ganz und gar verschiedne Vorstellun- 


aus, welche wir für nothwendig halten zum einleitenden 


gen über die Sache selbst mit uns hegen; nämlich: 


8.2. 
Von dem Unterschiede zwischen Adhäsion und Cohäsion. 


Dafs die ältere, bisher herrschende Cohäsionslehre, einen wesent- 
lichen Unterschied zwischen Cohäsion und Adhäsion nicht besitzt, das wird 
von Jedem eingestanden sein; und die Folgerung, welche wir daraus zichen, 
ist: dafs somit diese vermeintliche Cohäsionslehre eine blofse Adhäsions- 
und keine Cohäsionslehre ist. 

Anziehung zwischen benachbarten Theilen, welche von 
einander getrennt bleiben, auch wenn sie sich berührten, — ist Ad- 
häsion, ist nicht Cohäsion. Nur in einem Stetigen, in welchem die 
Theile nicht getrennt sind, in welchem es keine Grenze des einen Thei- 
les gegen den andern giebt, nur da existirt Cohäsion; und ihr erstes Ge- 
schäft ist: die Grenze zu vertilgen, die Trennung zu vernichten, 
wo sie sie vorlindet an Theilen, welche der Cohäsion fähig sind. So flie- 
{sen zwei Tropfen in einen zusammen. 

In der That, was geschieht, wenn zwei Tropfen eines Flüssigen in 
einen zusammenfliefsen? Für alle mögliche Beobachtung wird die Grenze 
unter ihnen aufgehoben. Sprechen wir es nur geradehin aus; denken wir 
es nur eben so einfach als streng: die Grenze zwischen ihnen ist ver- 
tilgt! sie wirdesin dem Moment derBerührung! Nicht genug, dafs 
die beiden Tropfen, gleichsam an einander geschoben, nur Contigua bilde- 
ten, wie zwei Verschiedene, die sich berühren! es entstehtein Continuum 
an der Stelle des Contiguum, d.i. die Grenze verschwindet und wird ver- 


62 Weıss: 


tilgt! es wird eine Vereinigung des Dies- und Jenseitigen einer solchen 
Grenze bewirkt! und dies ist das Werk der Cohäsionskraft! 

Wenn umgekehrt ein fester Körper zerschlagen wird, was ist an 
der Trennungsstelle geschehen? es ist eine Grenze entstanden zwischen 
den jetzt von einander getrennten Stücken! Sagen wir uns es nur deutlich 
und bestimmt: diese Grenze existirte vorher nicht! im Innern des 
Körpers war sie keinesweges in der Wirklichkeit vorhanden! sie war es blofs 
in der Möglichkeit, nicht mehr und nicht weniger, als dem Geometer jeder 
gegebene Raum zwar möglicherweise Grenzen in seinem Innern zuläfst, 
fähig ist, Grenzen in sich eintragen zu lassen, ins unbestimmte und ins 
unendliche, der Gröfse, wie den Formen, der (Juantität wie der Qualität 
nach. Anders nicht, blofs der Möglichkeit, aber nicht der Wirklichkeit nach 
existiren, in dem erfüllten Raume, im Körper, Grenzen, und in deren 
Folge Theile und Stücke; anders nicht als im Raume selbst! seinem un- 
verläugbaren eignen Wesen zu Folge! Theilbar, aber darum nicht getheilt, 


ist jeder Raum, nothwendig, seiner Natur, seinem Wesen nach, und ins un- 


» 
endliche! das ist der erste grofse Grundsatz, anzuwenden und angewendet 
auch auf den erfüllten Raum, auf die Materie, von welchem unter uns ein 
Rückfall, mindestens seit Kant, denn doch nicht hätte statt finden sollen! 

Getheilt wird der Raum, der es an sich nicht ist, der erfüllte, wie 
der unerfüllte, erst durch einen Act der Theilung, durch einen Act, der 
so oder so ausfallen, d.i. selbst unendlich verschieden sein kann. Die 
Stücke, die Theile folgen ihm. Wie er, so sie, gleich mannigfaltiger Be- 
schaffenheit, unendlich verschiedner Art fähig, unbestimmt vor dem Act, 
bestimmt erst durch ihn. 

So der Körper, der zerschlagen wird. Die Stücke existirten als ge- 


trennt, d.i. ihre Trennung existirte nicht, die Grenze nicht, welche der 


8 
Schlag erst zwischen ihnen erzeugt hat. In ihm aber ist eine Einheit aufge- 


hoben worden (!), welche vorher existirte, eine Einheit, kraft welcher das 


('!) Unsre Sprache gebraucht das Wort Einheit in einem doppelten Sinn. Einmal nennen 
wir jedes a, b, c eine Einheit in Bezug auf seinen Inhalt. Wenn wir aber in der Formel a+b=c 
aussprechen, dals der Inhalt gleich grols ist, wir mögen a und b getrennt oder vereint (in c) 
denken, so ist die Form von Einheit oder Einung, in welcher a und b im letzteren Fall ge- 
dacht werden, nicht bezüglich auf den Inhalt, sondern in dem zweiten Sinn, wie oben im Text 
verstanden; der Inhalt ändert sich nicht, diese Einheit (Vereinung) mag aufgehoben werden 
oder bestehen. 


Vorbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 63 


Diesseitige und Jenseitige in einander, ungetrennt war. Die weitere Erör- 
terung würde auf die fernere Auseinandersetzung dessen führen, was Grenze 
in der Natur ist. Die Mathematik wird in ihrer Anwendung auf Physik 
hier wohl zu beachten haben, dafs die Grenzen hier nicht als etwas un- 
wandelbar gegebnes, unveränderliches zu behandeln sind, sondern die Gren- 
zen ihrerseits entstehen und verschwinden. Die Physik aber wird über alles, 
was beim Zerschlagen vorgeht, über alle besondere Arten der mancherlei 
Körper, sich dabei zu verhalten, das Richtige nicht finden, wenn sie nicht er- 
kennt und als das zu erläuternde und zu verfolgende Problem aufnimmt und 
behandelt: dafs die Grenzen entstehen, wie es vor dem Auge des Physi- 
kers geschieht! dafs eine Einheit gespalten wird in einen Bruch! Wie- 
derum nicht anders, als die Summe der Brüche, in welche die Einheit, 
sei es in welcher unendlich beliebigen Weise, gespalten wird, — gleich ist 
der Einheit, welche gespalten wurde, so geht zwar auch hier vom Inhalt 
der Einheit nichts verloren durch die Spaltung; doch aber ist dieser Inhalt 
durch und durch anders gestaltet; die Bruchtheile existirten vor der Spal- 
tung eben so wenig im Ungespaltenen, als das — und F existirt in dem noch 
nicht gespaltenen 1 =-+ rete: 

Ist aber der feste Körper einmal zersprungen in Stücke, so genügt es 
nicht, die Stücke nur wieder in Berührung zu bringen, um die verlorne 
Einheit zwischen ihnen herzustellen; sie bleiben Stücke; ein Conüguum 
werden sie darstellen; darum noch kein Continuum, adhäriren können 
sie und mögen sie an einander; cohäriren, wie vordem, nochnicht. Dazu 
wird erst ein neuer Act eintreten müssen; einer, der die Grenze zwischen 
ihnen vertilgt, die noch nicht vertilgt ist; die eben so fortbesteht, wie sie 
dem Geometer fortbesteht, wenn er zwei Dreiecke mit zweien ihrer Seiten 
an einander stofsend denkt, bis auch er seinerseits die Grenze wegnimmt 
zwischen ihnen, und beide Dreiecke in Eine Figur sich vereinigen läfst. 

Ein solcher neuer Act wird es freilich sein — wir behaupten nicht, 
dafs nur er die Vereinigung bewirken könne —: wenn die sich berührenden 
Stücke — geschmolzen werden. Der flüfsige Zustand thut dann, was 
wir ihn thun sahen: er vertilgt dieGrenzen zwischen dem gleichar- 
tigen sich berührenden; er seinerseits duldet solche Grenze nicht; 
er vereinigt das Dies- und Jenseitige nothwendig und wirklich; 
er setzt eine neue Cohäsion zwischen dem vorher Getrennten ein, und bil- 


64 Weıss: 


det ein neues Continuum aus ihm; in Folge des wieder gebildeten Conti- 
nuums aber mag dann beim Wiedererstarren eine auf Gontinuität sich grün- 
dende starre Cohäsion auch wieder neu entstehen für die vorhin zerschla- 
genen, dann zusammengeschmolzenen Stücke: 

Der Gegner, der nicht verstehen und nicht einräumen wollte, was, 
wie mich dünkt, hier ganz einfach ausgesprochen ist — bei Sachen welche 
wirklich evident sind, ist Verstehen und Einräumen allerdings Eins; die 
Grenze zwischen beiden wird nicht geduldet, — Verstehen könnte Adhä- 
sion sein, Einräumen ist Cohäsion im gemeinschaftlichen Denken — der 
Gegner kann nur ein Atomistiker sein. Nachdem er nun seinerseits alles 
vorgetragen hätte, was er sich über die Cohäsion zwischen den Partikelchen 
in festen und flüfsigen Körpern vorstellt, die Grenzen zwischen den Parti- 
kelchen aber wohl hütend und aufrechthaltend, hätte er mir lediglich Ad- 
häsionsvorstellungen vorgetragen und ich würde ihm nun sagen: In den Par- 
tikelchen selbst, nicht zwischen ihnen, da steckt die Cohärenz noch. Ent- 
weder ist das Partikelchen ein irgend wirkliches, also irgend einen Raum ein- 
ncehmend; und dann ist in ihm noch immer die unvertilgbare unendliche Man- 
nigfaltigkeit im Innern jedes Ausgedehnten; und was es zu einer Einheit 
zusammenhält, ist seine Gohäsion. Also — Cohärenz ist im Atom! — 
Gewils nicht Adhärenz ; sonst sind es zwei! Cohärenz, sage ich, ist im Atom, 
so gewils ein Atom ist! — Oder sollten die Atome nicht ausgedehnt, 
sollten es Punkte sein, so sehen wir sie freilich das Feld, den Raum selbst, 
räumen. In wielern aber Tendenz zur Ausdehnung dem Punkte noch 
zugestanden wird, möchte auch ihn die Cohäsion noch immer verfolgen und 
auch dort noch treffen. Folgerecht bleibt mir die Überzeugung unausweich- 
lich: esist das Schicksal der atomistischen Naturlehre, dafs sie 
die Cohäsion nie begreifen wird. So lange sie Atomistik ist, wird sie 
blofs Adhäsionserscheinungen da, wo Cohäsion ist, zu erblicken glauben, 
und also «den Gegenstand selbst verfehlen; oder in dem Augenblick, wo 
sie das Problem wirklich falst, wird sie die Bahn der Atomistik verlassen ; 
ich darf mich auf die Abhandlung über die Atomenlehre von unserm ver- 
dienten verstorbenen Collegen Fischer (!) beziehen, in welcher die Unhalt- 
barkeit der Atomenlehre, den elementarsten Thatsachen der verschiedenen 


(') Abh. d. math. Kl. d. Ak. f. 1828, insbesondre von S.83 an. 


F orbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 65 


Cohäsionszustände gegenüber, so unumwunden ausgesprochen ist, dafs sie 
wohl von Niemand unerwogen bleiben dürfte, der auf dem früher gewohn- 
ten Wege noch eine wahrhafte Cohäsionslehre zu gründen hofft. 


8. 3. 

Betrachten wir die Trennungsstelle der Stücke des zerschlagnen festen 
Körpers weiter. Ein neuer Zustand ist hier eingetreten; ein Zustand von 
Unbefriedigung im Gegensatz des vorher in so fern befriedigten Zustandes. 
Vorher setzte die Masse sich stetig fort in der jJenseitigen; folglich 
setzte sich auch in ihr die jenseitige stetig fort. Und dies also 
nothwendig ist der Fall überall, wo Cohäsion ist. Sobald wir die Mannig- 
faltigkeit unterscheiden, welche überall in der stetigen Masse unterschieden 
werden kann und mufs — wir unterscheiden sie aber räumlich, indem wir 
eine räumliche Grenze in ihr denken und einführen — so sind wir auch ge- 
nöthigt ein Jenseitiges als gegenwärtig zu denken in einem Diesseitigen, 
bedingend dieses, wie bedingt vonihm durch einen Act, in welchem 
gar wohl die Richtung (der Thätigkeit) im Raume unterschieden wird, und 
diese als die umgekehrte sich ergiebt für das Jenseitige als für das Diessei- 
tige. Dahinwärts, wo jetzt das Jenseitige ist, befand sich an der Tren- 
nungsstelle vor der Trennung die Masse in dem Zustande, sich fortzuset- 
zen in ein Jenseitiges, das dessen fähig ist und seinerseits das nämliche thut 
in ihm. Und dies war eben sein Cohäriren mit ihm. Die Art und Weise, 
wie das eine sich im andern bedingt, und das andre bedingt in sich und auch 
wohl im dritten, kann noch sehr viele Verschiedenheit in sich fassen, und 
das möchte der Schlüssel zu den verschiednerlei Cohäsionszustän- 
den werden; das Allgemeine der Cohäsion mufs immer dieses ausgesprochne 
sein: gegenseitigsich bedingen zu einem gemeinschaftlichen, ste- 
tigen, räumlichen Dasein. Dies kann nur der Fall sein, wo die innere 
Natur des Dinges durch und durch in einem Auseinandertreten über- 
allhinwärts im Raum begriffen ist und besteht; wo nichts für sich isolirt 
und fertig und begrenzt in einem abgeschlossnen Dasein sein Wesen hat, 
sondern in einem unversiegbaren Acte innrer Trennung und Mannichfaltig- 
keitsentwickelung ins unendliche, gegenüber einem gleich unversiegbaren 
Acte beständiger Wiedereinung des beständig sich trennenden. 

Phys. Abhandl. 1832. I 


66 IWW: wir: !s% 


Ausdehnung — deren Begriff allerdings es schon inhärirt, eine räum- 
liche Mannichfaltigkeit in sich ins unendliche zu setzen — Ausdehnung wird 
allerdings die erste Bedingung von Cohärenz sein; und nur mit einer gerei- 
nigten Theorie der Art, wie ein Ding im Raume ausgedehnt sein kann und 
ist, wird eine gereinigte Theorie der Cohäsion bestehen und Schritt halten 
können. Ohne eine gereinigte Aufstellung der Grundprinzipien der Natur- 
wissenschaft also ist freilich eine richtige Theorie der Cohäsion undenkbar. 
Dem Quantitativen der Ausdehnung steht Zusammenziehung oder Contrac- 
tion entgegen. Eben deshalb ist es das Quantitative der Ausdehnung oder 
Raumerfüllung noch nicht (wenn gleich eine Bedingung), worin die Cohäsion 
ihren direeten Gegensatz hat; es ist ein Qualitatives, was noch gekannt 
sein mufs, von innerer Mannichfaltigkeitsentstehung, Trennung, Sonderung, 
was mit dem @Quantitativen in der räumlichen Ausdehnung verknüpft und 
eigentlich das ist, was durch die Cohäsion geeinigt und gebunden wird. 
Es ist also eine innere qualitative Entwickelung, gleichen Schritt haltend 
mit der quantitativen in der räumlichen Ausdehnung, gleich nothwendig im 
Wesen der Materie gegründet, wie das Auseinandergehen in eine räumliche 
unendliche Mannichfaltigkeit, was gefordert wird als der nothwendige Grund 
und Boden für Cohäsion, falls wir diesen Namen, wie billig, ausschliefsend 
gebrauchen für den Act der Vereinigung, der in ihr liegt, und nicht etwa 
beides umfassend, auch sein Widerspiel, ohne welches er freilich nicht sein 
könnte und nicht sein würde. 

Es ist also nicht allein eine gereinigte Theorie der Raumerfüllung, so 
wie sie Kant versuchte, was wir für die Grundlage einer richtigen Cohä- 
sionslehre in Anspruch nehmen, sondern auch etwas, worauf Kant gar nicht 
ausging, da er sich nur eine Untersuchung des (Juantitativen in der Raum- 
erfüllung zum Gegenstande mächte; von diesem aber ist die Cohäsion offen- 
bar nicht direct abhängig, da der erste Unterschied, auf welchen wir bei ihr 
stofsen, der des Starren und des Flüfsigen, auf ihn nicht zurückgeführt wer- 
den kann; es gereicht Kant wahrhaft zur Ehre, dafs er keinen Anstand nahm 
zu bekennen: aus seinen Grundlehren über Raumerfüllung könne der starre 
Zustand nicht abgeleitet werden; aus ihnen sei vielmehr nur der flüfsige 
direct begreiflich. 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 67 


8.4. 

Eine solche Duplicität, wie das Diesseitige und Jenseitige oben un- 
terschieden wurde, mufs auch in der mathematischen Ebene als die entge- 
gengeselzten Seiten (gleichsam als das Rechts und Links derselben) noth- 
wendig unterschieden werden, obgleich die Ebene für diesen Unter- 
schied keine Ausdehnung hat, vielmehr der Unterschied blofs Unter- 
schied und directer Gegensatz der Richtung ist in einer Dimension, in 
welcher der Ebene gar keine Ausdehnung zukommt. Richtung also ist 
früher vorhanden als Ausdehnung, und geht ihr vorher; sie kann als Tendenz 
zur Ausdehnung angesehen werden. — Eine solche Duplieität wird indefs 
keinesweges erschöpfen, was von innerem Gegensatz oder innerer Mannich- 
faltigkeitssetzung als Träger der Cohärenz gefafst werden mufs. Auch bei 
der Richtung 
Gegensatz in einer und derselben Linie anschaulich, aber nicht anwendbar 
auf die Mannichfaltigkeit der Richtungen selbst. Duplicität ist nur als ein- 
zelner Fall in der Mannichfaltigkeit überhaupt enthalten; sie ist ein zu ver- 


einzeltes Verhältnifs, als dafs in ihm das Prinzip oder Schema innerer Man- 


ist die Duplicität zwar einfach, und rein polarisch, in jenem 


nichfaltigkeitssetzung überhaupt richtig ausgesprochen sein sollte. Der Dua- 
lismus oder die Polarität, wenn sie nur so verstanden wird, möchte also 
zum Verständnifs der innern Entwickelung, an welche die Cohäsion gebun- 
den ist, ebenfalls nicht ausreichen. 

Wenn irgendwo in dem Ausgedehnten nach Belieben auf den einzel- 
nen mathematischen Punkt innerhalb desselben, und was in diesem vorgeht, 
reflectirt wird (— seien wir uns also gleich wohl bewufst, was wir thun —) 
so kann die Rechenschaft über ihn nur so ausfallen: Überallhinwärts 
von ihm aus, also nach der ganzen Unendlichkeit von Richtungen hin — 
strahlend wie das Licht, hier noch im dunkeln Keime — ist jene Thätigkeit 
vonhieraus. Die räumliche Form eines solchen Gegensatzes, in Bezie- 
hung gedacht auf irgend einen Punkt, kann zunächst nur sein, die des Ge- 
gensatzes des Punktes zur Unendlichkeit, die ihn umgiebt; Gegensatz 
von Centrum zu Peripherie. Aber erstens: jeder Punkt der Periphe- 
vie ist alsogleich eben so Centrum, seinerseits im Gegensatz zu Periphe- 
rie, wenn, wie hier, von erfülltem Raume die Rede ist, und nur auf den 
einzelnen Punkt in ihm die Reflexion geleitet wird. In dem, was im er- 
füllten Raume vorgeht, ist alles sich gegenseitig das eine und das andere. 

12 


68 Weıss: 


Zweitens müssen wir dessen eingedenk sein, dafs der Punkt nicht ein 
Theil des erfüllten Raumes, nicht ein Stück der Materie, sondern weiter 
nichts ist als eine Abstraktion an ihr, wie wir sie beliebig machen und zu 
machen befugt sind; wodurch wir zwar ganz richtig ein Verhältnifs, eine 
Seite, eine Eigenschaft an ihr schildern und verständlich machen können, 
mit dieser Schilderung aber noch immer ins Leere greifen würden, wenn 
wir sie als selbstständig für sich isolirt, und nicht vielmehr an dem erfüllten 
Raume, an der gegebnen Natureinheit — denn das ist der Punkt nicht — 
betrachteten. Die wahre Realität erhält sie vielmehr erst durch die Bezie- 
hung auf das, woran sie abstrahirt wird, durch die erkannte Begründung 
inihm, von welchem sie nicht ein Element, sondern nur ein Verhält- 
nifs darstellt. Drittens aber möchten wir es noch nicht für erwiesen hal- 
ten, dafs der Gegensatz von Peripherie und Centrum, von Unendlichkeit 
und Einheit, einerseits mit dem Punkte als einer absoluten Einfachheit ab- 
geschlofsen sei; vielmehr könnte der Punkt in seinem Verhältnifs zur Peri- 
pherie, auch nur ein Durchgangspunkt sein, jenseit dessen das wahre 
Verhältnifs des Gegensatzes sich fortsetzte und eine zweite Seite desselben 
wiederum einer räumlichen Unendlichkeit entsprechen könnte, der periphe- 
risch strahlenden 'Thätigkeit, als ein negativ Unendliches einem positiv Un- 
endlichen, gegenüber. So möchte sich diejenige Seite des Daseins der Ma- 
terie begreifen lassen, welche offenbar auf den Raum, den sie erfüllt, 
nicht eingeschränkt ist — wie die allgemeine Anziehung selbst. — 


S.5. 


Was den Zustand der Oberfläche des Körpers im Gegensatz gegen 
sein Inneres betrifft, so scheinen ihrer Beachtung auch von der empirischen 
Seite überraschend neue Anregungen entgegen zu kommen, wie Brewster's 
Arbeiten (Philos. Trans. 1829. 1,187. segg.) und seine Ankündigung einer be- 
sonderen Abhandlung „von der Wirkung der Oberfläche der Körper als einem 
allgemeinen mineralogischen Kennzeichen,” sein darauf gegründetes Lithoskop 
u. s. w. versprechen. Er scheint Zustands- Veränderungen der Oberflächen 
beobachtet zu haben, welche keine materiellen Veränderungen waren, 
obwohl man geneigt gewesen wäre, sie dafür zu halten; sie schienen ihm so 
wenig erklärbar, dafs er in die Worte ausbricht: „ein unbekanntes physika- 
lisches Prinzip müsse die Ursache aller dieser Erscheinungen sein.” 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 69 


Ganz gewifs strebt die Masse an der Oberfläche über diese ihre Grenze 
hinaus; befriedigt, erreicht ist das Ziel ihres Strebens hier nicht; nur ge- 
hemmt ist ihr Sich-fortsetzen im Andern; dies aber ist ihre unvertilg- 
bare Eigenschaft. In ihrem Innern wird ihr das; an der Oberfläche trift sie 
ein Anderes, das fähig wäre sie fortzusetzen und von ihr fortgesetzt zu wer- 
den, nicht mehr. In allen den Richtungen auf ein Jenseits der Oberfläche 
wird ihr das versagt; sie trift auf ein Fremdartiges, dessen nicht fähig, 
wohl aber, dafern es nicht das Leere ist, eines anderen, gleichwerthigen 
Prozefses, unvereinbar mit diesem, beiderseitig sich ausschliefsend, aber 
auch dies bedingungsweise, theilweise, nicht unbedingt. So ist der beson- 
dere Zustand, der Conflict an der Oberfläche. Er trift wieder nicht 
einen aliquoten Theil der Materie; denn die Oberfläche ist kein aliquoter 
Theil von ihr, so wenig als von dem Raume, den sie einnimmt. Er trift 
vielmehr die Masse an der Oberfläche, als einer blofsen abstrahirbaren 
Seite, einem Verhältnifs, nicht Theil von ihr. Dafs dieser Conflict 
Wirkungen haben müsse, die gar wohl unter andern auch von der Dauer 
bedingt sein können, wer möchte dies nicht im voraus erwarten! Wirkun- 
gen, die wiederum nicht einen aliquoten Theil der Masse verändern, keine 
materiellen Veränderungen, sondern reine Zustands- Veränderungen der 
nämlichen Materie sind. 

Der Zustand, abhängig von dem Conflicte der Oberfläche, wird 
aber selbst sich nicht auf die Oberfläche einschliefsen lassen. Rückwir- 
kung ins Innere von demjenigen Theile der Thätigkeit, welche jenseit der 
Oberfläche nicht aufgenommen, zurükgewiesen wurde, verbunden oder 
nicht verbunden mit einem eben so theilweise von der Thätigkeit des Jensei- 
tigen Aufgenommenen, welche sich ihrerseits in der Oberfläche eben so, auch 
qualitativ, spaltete, — wird eine unausbleibliche Folge sein, den Zustand 
des Innern modifieirend, wie etwas, das, auch abgesehen von irgend etwas 
eingedrungenem Fremdartigen, gleichsam in sich erbebt, ohne deshalb ma- 
teriell verändert zu sein. Und dies wird wieder von einer Grenze bis zur an- 
dern dringen müssen; ähnlich jenen mechanischen Bebungen, erzeugt durch 
mechanischen Conflict und Spannung der Oberfläche, und fortgepflanzt von 
einem Ende zum andern im Innern, so dafs der Zustand der Theile durch- 
gängig abhängig ist von dem des Ganzen, ‚und ein stetiges Ganze es ist, was, 
nach erfahrner vollständiger Rückwirkung von allen seinen Grenzen, seinen 


70 Wırtss; 


Theilen die Knoten- und Expansionspunkte und - Stellen anweist, wo und 
wie die innere Vibration sich einsetzen mufs, um tönend zu werden. 

Prästabilirte Punkte für die bei der Schwingung eintretenden Thei- 
lungen giebt es nicht; sie entstehen vielmehr erst selbst im Momente nach 
den Umständen, und werden mit aller Freiheit überallhin anders verlegt 
mit jeder eintretenden modificirenden Bestimmung. Das Äufsere einer vor- 
wärts und rückwärts gehenden oscillirenden Bewegung aber ist es gewils 
nicht, vielweniger das Hin- und Herschaukeln der Atome, was uns vom Tö- 
nen der erschütterten bebenden Masse den richtigen Begriff giebt; hier, 
wenn irgendwo, ist allein in dem Prinzipe des innern Actes, von welchem 
die räumlich vibrirende Bewegung die Folge ist, im Prinzipe, sage ich, in 
der Wahrnehmung des inneren Gesetzes, gleich der Richtung, noch 
ehe es zur ausgedehnten Gröfse kommt, das Wahre zu suchen, was der Ton 
für das Ohr, für den Menschen ist. Denn nicht dafs eine äufsere Bewegung 
der und der Art so und so oft in einer gegebenen Zeit sich wiederholt hat, 
macht den Ausdruck des Tones aus; sondern das angeregte innere Wahrneh- 
men eines Gesetzes, welches eine solche Bewegung hervorrufen will, und 
das angeregt werden kann auch durch das unvollkommenste Gelingen; eines 
Gesetzes, von welchem vielmehr der Erfolg, als es vom Erfolge abhängt. 

So wie nur ein inviduell Begrenztes, durch die gleichzeitige und von ein- 
ander abhängige Rückwirkung von allen seinen Grenzen, in sich tönen kann, 
so ist esein von der Oberfläche rückwärts gerichteter Act innerer Bewegung 
überhaupt, welcher, gleichzeitig mit dem vorwärts gerichteten, fortgepflanzt 
durch das Ganze, abermals eine Oberfläche trift und von ihr zurükgeworfen 
wird und so fort ins unendliche und in bestimmter Weise nach Ausdehnung 
und Form, was das Unorganische, innerlich gleichartig gedachte, wirklich 
zum Individuum abschliefst und diesem nicht blofs eine nur äufserliche Be- 
deutung durch räumliche Begrenzung, sondern eine an den inneren Zustand 
selbst gekettete Bedeutung giebt. Die Glocke, auch ehe sie tönt — und sie 
tönt nur als das bestimmt begrenzte Individuum, trägt das Gesetz des innern 
Verbandes, nach welchem sie tönt, thätig in sich, und spricht ihre Indi- 
vidualität gleichsam durch ihren stummen 'Ton schon aus. 

Die Berührung des Fremdartigen, das versuchte und gehinderte, 
theilweise (in qualitativem Sinn) auch bei stärkster Negation nicht völlig 
ausgeschlofsne, Eindringen und Einwirken eines qualitativ Andern, mit 


Vorbegrifje zu einer Cohäsionslehre. 71 


seinem andern inneren Gesetz, nach welchem es ein Anderes fortsetzen und 
fortpflanzen möchte in dem Berührten, — auch dieses ist ein continuir- 
lich fortgehender Act, überall wo zwei Heterogene sich berühren. Der 
Zustand, in welchen jedes durch das andre versetzt wird, mufs ein eigen- 
thümlicher, zunächst an der Oberfläche sein, und abhängig von der beson- 
deren Qualität und dem gegenseitigen Verhältnifs der Berührenden Beiden; 
der in jedem verursachte Zustand mufs in besondrer Beziehung und Entge- 
gensetzung sein gegen den Andern. Es entspricht dies völlig dem elektri- 
schen Zustand — denn eben an die Berührung des Fremdartigen ist dieser 
ja durchaus gebunden. — Und jenes Streben der Masse über ihre Grenze 
hinaus legt seine Realität jetzt, wo es zur elektrischen Spannung wird und 
sich bis zum elektrischen Funken steigert, bedeutungsvoller an den Tag. 
Was vorhin qualitativ gleichgeltend war an dem Diesseits und Jenseits, dem 
Rechts und Links der Berührungsebenen, das ist specifisch verschieden ge- 
worden durch die verschiedene Qualität der sich Berührenden, und fällt zu- 
sammen mit dem Unterschiede der beiden Elektricitäten. 

Was wir qualitativ nennen, dürfen wir übrigens nicht zu früh als über- 
all identisch denken mit chemischer Qualität; denn es möchte sich finden, 
dafs manches qualitativ unterschieden werden mufs, was wenigstens dem 
Sprachgebrauch nach nicht füglich chemisch verschieden genannt werden 
dürfte. Wir fassen den Begriff des qualitativ Verschiedenen in gröfster All- 
gemeinheit, so dafs immer das Chemische in ihm, nicht umgekehrt überall 
auch er im Chemischen aufgehe. 

Dafs der chemische Vereinigungsprozefs da eintritt, wo in der Berüh- 
rung des Verschiedenartigen die Grenze nicht aufrecht erhalten wird, und 
somit der elektrische Zustand auch wieder aufgehoben wird, der gerade 
in der fortdauernden Trennung bei der Berührung seine Quelle hatte; dafs 
ferner beim chemischen Vereinigungsprozefs das eine wirklich im Andern, 
auch qualitativ Anderen sich fortsetzt, wie dies in ihnı, und beide sich wahr- 
haft durchdringen und vereinigen; dafs keine anderen Vorstellungen 
von chemischer Verbindung dieser Reihe von Betrachtungen angemessen 
sein können, ist für sich klar. 

Das Feld des chemischen Unterschiedes in der Natur als nicht unsere 
Aufgabe vor uns liegen lassend, kehren wir vielmehr zu demjenigen qualita- 


12 Weıss: 


tiven Unterschiede zurück, der in der verschiednen Cohäsionsweise, d. i. in 
den verschiedenen Cohäsionszuständen zu beobachten ist. 


8.6. 


Von den verschiedenen Cohäsionszuständen. 


Wer noch den Namen Aggregatzustände für die verschiedenen 
Cohäsionszustände gebrauchen kann, und, wie es jederzeit geschehen ist, in 
einem dem Worte entsprechenden Sinn, — der spricht damit die gänzlich 
verschiedene Vorstellung gegen den Sinn unsrer bisherigen Betrachtungen 
bezeichnend aus. Schon der Name für die Sache unterscheidet die Denk- 
weise, die den Naturforscher leitet, hier vollkommen hinreichend. Wir 
haben es eben nicht mit einem Aggregate, wir haben es, wie in den sämt- 
lichen Elementarlehren in der Naturwissenschaft, mit einem stetigen In- 
nern zu thun, im Flüfsigen so gut wie im Starren, im Starren so gut wie in 
jenem; und in einem solchen suchen wir die Unterschiede von Festigkeit 
und Flüfsigkeit und von allem was davon abhängig ist, in der Art und Weise, 
in dem verschiedenen Gesetze des innern Cohärirens ferner zu begreifen. 

Die Möglichkeit ganz verschiedner Cohäsionsweisen zeigt sich einleuch- 
tend schon durch die Unterscheidung der Möglichkeit gleichförmigen und 
ungleichförmigen Verhaltens der Masse hiebei; ungleichförmig aber kann 
es sein — bald beides vielleicht oder eines nur —inRaum und in Zeit. 

Das darf ich jetzt als hinreichend anerkannt, und als einen Grundbe- 
griff allgemein genug, wenn auch vielleicht immer nur von Wenigen in sei- 
ner Reinheit aufgefafst, doch ziemlich feststehend in der heutigen Naturlehre 
ansehen: dafs der krystallinische Zustand einer Masse, seiner Grundei- 
genschaft nach, in nichts anderem bestehe, als darin: dafs die Masse ver- 
schieden wirkt nach den verschiedenen Richtungen im Raume; 
und das mit einem bleibenden, bestimmten Unterschiede, welcher gegensei- 
tig gegen einander ar die verschiedenen Richtungen gebunden ist. Mit 
ihrer absoluten Lage im Raume hat es dieser Unterschied nicht zu thun; 
man kann die krystallinische Masse bekanntlich nach Belieben drehen und 
wenden, so dreht man die Lage der einzelnen sich verschieden verhalten- 
den Richtungen beliebig mit; gegenseitig nur sind sie an einander gebun- 
den, und das verschiedenartige Verhalten in ihnen wechselseitig von einan- 


der abhängig. 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 16) 


Offenbar ist dies ein ganz andrer Zustand, als ein solcher: wo die 
Masse nach allen Richtungen im Raume gleichförmig sich ver- 
hält und wirkt. Mit einem innern Zustand der letzteren Art kommen 
die Eigenschaften des Flüssigen, des luftförmigen sowohl als des tropf- 
baren, unverkennbar überein; und wir sind wohl befugt, höchstens mit 
Vorbehalt einer noch anzubringenden Correction, dieses Bild dem flüs- 
sigen Zustand als Grundbild unterzulegen. Es ist allerdings hier noch ein 
Punkt aufzuklären, der unter allem bekannten das einzige ist, was man der 
unbedingten Anerkennung dieser innern Natur der Flüssigkeit entgegenstellen 
kann; nemlich die Wirkung gewisser Flüssigkeiten (ätherischer Öhle) gegen 
das Licht. Allein man möchte die Natur der Sache sehr verfehlen, wenn 
man sich daraus schon den allgemeinen Schlufs erlauben wollte: die Flüs- 
sigkeiten verhalten sich wirklich nicht indifferent nach allen Richtungen im 
Raume. Die Gesetze der Hydrodynamik gründen sich darauf; alle andern 
physischen Eigenschaften der Flüssigkeiten, auch die gegen das Licht ein- 
geschlossen, bewähren sie, und sind zum Theil ohne sie nicht denkbar; 
die besondre Aufgabe, welches jene einzelne merkwürdige Factum betrift, 
wird seiner Zeit sich lösen lassen. Wir kommen, wenn anders die Fort- 
setzung der gegenwärtigen Arbeit gestattet wird, in der Folge auf diesen 
Punkt zurück. 

Gegenwärtig wollen wir uns befleissigen, den krystallinischen Zustand, 
der so augenscheinlich reich ist an verschiedenartigem Verhalten nach ver- 
schiednen Richtungen des Raumes, vollständiger und genauer in seinem In- 
nern zu schildern, eben der Ungleichheit nach, in welchen Beziehungen 
es sei; denn bekanntlich äufsert sich eine krystallinische Masse in den man- 
nichfaltigsten Beziehungen verschieden nach den verschiedenen Richtungen 
hin: wie in der Stärke des Cohärirens selbst, in der leichteren oder minder 
leichten Trennbarkeit, in den Graden der Härte, gröfserer und geringerer 
Elastieität, in ungleicher Ausdehnungsfähigkeit durch die Wärme, Gegensatz 
im electrischen Verhalten bei Temperaturveränderung; und zumal in welcher 
Eigenthümlichkeit und Mannigfaltigkeit in Beziehung auf Fortpflanzung des 
Lichtes! 

Gewisse Richtungen sind offenbar die differentesten unter sich; in 
sie fallen gewisse Maxima und Minima der Wirkungen, alle andern sind von 

Phys. Abhandl. 1832. K 


74 Weiss: 


ihnen abhängig; das ganze System räumlicher Richtungen aber in seiner Un- 
endlichkeit wird davon umfafst, individualisirt und gegliedert! 

Dafs in der Mehrzahl aller krystallinischen Structuren alles zurück- 
kommt auf die Art und Weise, wie eine solche sich verhält in drei auf- 
einander rechtwinklichen Richtungen im Raume, das ist eingestan- 
den! denn es umfafst dieser Fall unläugbar sowohl die binären (2- und 
2gliedrigen) als die quaternären (4gliedrigen) und das besonders häufige 
reguläre (gleichaxige, gleichgliedrige) Krystallsystem. Dafs in einem zweiten 
Falle alles zurückkommt auf ein Verhältnifs von drei unter sich gleichen, 
in Einer Ebene unter 60° sich schneidenden, gegen eine vierte, auf ihnen 
gemeinschaftlich senkrechte Dimension, ist wohl eben so anerkannt; und 
dafs diesem Falle nicht allein die senären (Ögliedrigen), sondern auch die 
rhombo&@drischen oder ternären Systeme wirklich untergeordnet sind, darf 
ich noch als einleuchtend genug voraussetzen. So war damit wohl ein Aus- 
gangspunkt für die Betrachtung der krystallinischen Structur gewonnen, von 
welchem ich annehmen kann, dafs auch diejenigen es eingesehen haben, dafs 
er aller strengern Theorie zum Grunde zu legen, und einiges Licht über die 
Sache zu verbreiten im Stande sei, welche eine weitere Anerkennung des 
erstgenannten Gesetzes für andere offenbar nahverwandte Fälle nicht einräu- 
men, und von allerlei schiefwinklichen Axensystemen, statt der rechtwink- 
lichen sprechen. 

Ich bin weit entfernt, durch das Resultat der letzten 10 Jahre von 
der Unhaltbarkeit des Prinzips überzeugt worden zu sein: dafs die Elemente 
aller und jeder krystallinischer Structuren in den einfachen oben angegebnen 
beiden Hauptfällen wirklich gegründet sind; und weit entfernt zu glau- 
ben, dafs die vermeintlich abweichenden schiefwinklichen Axensysteme der 
Sache in gleichem Maafse auf den Grund gekommen wären. Allein hierüber 
giebt es noch widerstreitende Meinungen. ‘Mögen die, welche die meinige 
nicht theilen, das nur als einen speciellen Fall krystallinischer Structur an- 
sehen, was ich für den allgemeinen! 

Gewifs also giebt es Fälle, wo auf drei untereinander rechtwinkliche 
Richtungen, oder auf das Verhältnifs einer gegen drei andere, dann unter 
sich gleiche und gemeinschaftlich auf der ersten senkrechte, in der Rech- 
nung wie in der Beobachtung alles zurückkommt, was die Eigenthümlichkeit 
des Verhaltens der Substanz in jeder physikalischen und krystallographischen 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 75 


Beziehung betrifft. Aber es würde ein sogleich sich selbst verrathender 
Irrthum sein, in diesen sich auszeichnenden Linearrichtungen, darum die 
Maxima der Unterschiede des Verhaltens zu suchen. Im Gegentheil: in 
ihnen kann Gleichartigkeit des Verhaltens, einiger oder aller, das 
Grundgesetz sein, wie es im zweiten Fall schon ausgesprochen ist, im ersten 
aber die wesentlichsten Unterschiede solcher Systeme ausmacht. Alsdann 
ist, z.B. bei der Gleichartigkeit aller, jede mittlere Richtung zwischen 
ihnen dreien, eine solche, in welche das Maximum des Unterschiedes 
im Verhalten, verglichen mit dem in den drei ersten fällt. Ein relatives 
Maximum des Unterschiedes findet sich zwischen je zwei in einer mittlern 
Richtung; und so fort und fort in allen neuen Mittleren. Diese krystal- 
lonomisch mittleren Richtungen aber sind nicht identisch mit denen der 
Mechanik; sie fallen nicht in die Diagonale des Parallelogramms der be- 
wegenden Kräfte, wenn man sich die zusammensetzenden als solche denkt; 
sie sind im Gegentheil senkrecht auf der Hypothenuse, welche die End- 
punkte der beiden zusammensetzenden, wenn sie von einem gemeinschaftli- 
chen Punkte aus wirken, verbindet; so wie senkrecht auf der Ebene, welche 
alle drei Endpunkte der drei verschiedenen verbindet, wenn drei concurriren. 
Solche mittlere Richtungen sind aber der Anlage nach ins unendliche fort 
gegründet, und es frägt sich daher, wie weit die Realität einer solchen sich aus- 
sondernden Individualisirung und Gliederung der Richtungen sich fortsetzt, 
oder wo etwa sie von einem doch in der sich gliedernden Masse nie ablassen- 
den gleichzeitigen Streben nach Gleichartigkeit begrenzt wird und ein end- 
liches Ziel erreicht; denn beide bleiben im Confliet mit einander: das 
Streben gleichartig sich zu verhalten, welches ursprünglicher und unvertilg- 
bar ist, und eine Differenzirung, welche sich in dem Gleichartigen ein- 
setzt, als eine neue Bestimmung, nicht als eine Aufhebung seines Wesens, 
so dafs eine Aussonderung von Einzelnheiten aus der Totalität der Richtun- 
gen, freilich aber innerhalb der Totalität selbst immer, geschieht. Und in 
einem solchen reellen, der Aussonderung von Einzelheit Grenze setzenden 
Conflict, befindet sich nothwendig und unausweichlich die allgemeine 
Anziehung mit der krystallinischen Structur in derselben Masse, 
welche darum, dafs sie die letztere annimmt, nicht aufhört, jener unterwor- 
fen zu sein. Eine mittlere Richtung hervorzubringen in dem Sinn, 
welchen die mittlere in der krystallinischen Structur erhält, mit gleicher 
K2 


76 WiEıss: 


Ausschliefsung gegen die andern, statt eines stetigen Überganges in sie, 
das ist noch nicht eine Folge schlechthin vom Dasein der ersteren; es ist ihr 
besonderes Werk, abhängig von dem relativen Maafse ihrer Kräfte dafür, 
verglichen mit dem der widerstrebenden. 

Was in jeder einzelnen, gegen die andern sich unterscheidenden, 
Richtung oder Dimension vorgehe, wird zwar einestheils unter dem Schema 
von Dualismus oder einfach sogenannter Polarität erscheinen, den entgegen- 
gesetzten Richtungen in einer und derselben Linie entsprechend, ein + und 
ein —, in gewissen Fällen, wie bei der thermo -electrischen Beschaffenheit, 
recht offenbar positive und negative Pole darbietend, und entgegengesetzte 
Eigenschaften an die doppelte Richtung in der Linie gekettet. Aber dieses 
dualistische Verhältnifs auch in der Structurlinie erschöpft nicht. Erstens 
scheint die Mehrzahl der Fälle vielmehr eine physikalische Gleichartig- 
keit des Verhaltens an beiden Enden der Linie darzuthun statt jener thermo- 
electrischen Entgegensetzung. Alsdann könnte ein solcher Gegensatz, wenn 
er existirt, nur in dem des Mittelpunkts gegen die Endpunkte, des Innern 
gegen das Äufsere, gesucht werden (denn etwa zwei solche Polaritäten um- 
gekehrt durch dieselbe Linie von einem Endpunkte bis zum andern gedacht, 
würden doch nichts weiter thun, als einander gänzlich aufheben). Nun 
dürften wir uns aber wohl erinnern, dafs der ursprünglichste Gegensatz im 
Dinge nicht der des Dualismus von Eins gegen Eins, sondern, wo wir eine 
Eins haben, von ihr zur Totalität oder Unendlichkeit ist, um uns erwarten 
zu lassen, dafs der Gegensatz, der Hergang, wie wir ihn auch nur in der 
einen Linie zu begreifen versuchen, doch nur Bezug auf die Totalität der 
Richtungen, aus welcher er stammt, haben und also reel auch an der Linie 
nicht begriffen werden könne, ohne dafs zugleich Rechenschaft gegeben wird, 
was, mit gegenseitiger Abhängigkeit hierbei, in der Totalität der Richtun- 
gen vorgeht; und da haben wir denn sogleich die Seiten der Structurlinie, 
erst ganz im allgemeinen die Totalität anderer Richtungen begreifend, dann 
individualisirbar, wieder Einzelnheiten mit Eigenthümlichkeit aus sol- 
cher Totalität ausscheidend, wie die Seiten des Lichtstrahles, welche 
wir als ursprünglich indifferent, jetzt auch als eines wesentlich differenten 
Zustandes fähig, erkennen gelernt haben. Die Seiten einer Linie also sind 
etwas schr reelles, physikalisch bedeutsames, und in sich eben auch differenzir- 
bares, und in der Wirklichkeit differenzirtes, in Structur sowohl als im Licht, 


Vorbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 77 


das im Conflict mit ihr oder mit dem Körper überhaupt gerathen ist, wie das 
+ und — einer im gewöhnlichen Sinn als polarisch gedachten Linie irgend 
das Beispiel einer innern (und stetigen) Differenzirung dargeboten haben 
möchte. Und nicht das Licht allein hat jetzt die physikalische Bedeutsam- 
keit der Seiten an der Linie sonnenklar gemacht; die Oersted’sche Entdek- 
kung hat dieselbe in der magnetisch-polarischen Linie eben so an den Tag 
gelegt. Dafs dieses aber ein Wesentliches an der Sache ist, diese Überzeu- 
gung freute ich mich in meinem Freunde Seebeck wiederzufinden; und 
sie wird es verständlich machen, wie auch er die directeste Beziehung auf 
Cohäsion in jenen neuen Entdeckungen der Physik schen konnte. Wenn 
es also auch den Anschein haben konnte, als seien in der krystallinischen 
Structur z.B. die Vorgänge in drei aufeinander senkrechten Richtungen 
jeder für sich zu betrachten, so kommt dennoch jeder auch wieder im 
andern selbst als Seite desselben in Betrachtung, und ohne dieses würde 
kein Verständnifs, auch dessen, was nur die eine Linie betrifft, zu Stande 
kommen können. Was aber z.B. für die drei aufeinander senkrechten Rich- 
tungen gilt, das gilt natürlich von allen und jeden erdenklichen Richtungen, 
jede nach ihrem Werthe; ja es gilt nothwendig für jede einzelne Linie, 
nicht blos in Beziehung z.B. auf zwei andre auf ihr senkrechte; denn die 
Linie hat nicht blos diese beiden Seiten; es gilt für jede in Bezie- 
hung auf alle, eine jede darunter nach ihrem besondern Werthe; es gilt 
für die Linie nach der Totalität ihrer Seiten. Das also kann jetzt 
wohl nicht mehr der nöthigen Klarheit ermangeln: wie gegenseitig sich 
bedingend alles ist, was in der krystallinischen Structur nach allen den 
verschiedenerlei Richtungen vorgeht. In Bezug auf das darin Vorherrschende 
nach gewissen Hauptrichtungen, möchte ich den Vorgang in den drei Rich- 
tungen aussprechen mit einem: Wenn — so — dann! oder den Fall des 
drei-und-einaxigen mit einem: Wenn — so — dann — und! wie dieser 
Ausdruck recht gut auch den Rhythmus bezeichnen könnte, wenn wir auch 
im ersten Fall fortschreiten wollen von der Bezeichnung des Hergangs in den 
drei Grunddimensionen zu denen in den abgeleiteten. — Ein ähnliches: 
Wenn — so — dann — und — möchte auch auf das Licht anwendbar 
sein, dessen Strahlung selbst auf die Abhängigkeit von dem, was in seinen 
Seiten vorgeht, angewiesen ist, die Art und Weise der Strahlung aber auf 
das, was in den Seiten verschiedenes vorgeht. 


73 Weıss: 


Noch in einer besonderen Beziehung habe ich von dem verschiednen 
physikalischen Verhalten der Seiten in den Linien der krystallinischen Struc- 
tur, nemlich in Beziehung auf Bildung oder Nicht-Bildung, Position oder 
Negation neuer krystallinischer Mittelrichtungen, als nicht blos mathema- 
tisch vorstellbar, sondern physikalisch in Wirklichkeit tretend, vor gerau- 
mer Zeit gehandelt, und eben darin die Quelle alles Hemiedrischen in 
der krystallinischen Structur nachzuweisen gesucht. Jetzt nachdem die ein- 
greifenden physikalischen Vorstellungen geläufiger geworden sind, nachdem 
nicht allein das Licht, was ehemals rein linearisch betrachtet wurde, dies 
jetzt nicht mehr kann, sondern die magnetische Linie eben so wenig, darf 
auch ein allgemeineres Verständnifs dieses wichtigen Punktes der krystallini- 
schen Structur gehofft werden. 

Was nun aber den Dualismus selbst betrift, welcher sich in der 
Structurlinie, oder in der Linie überhaupt findet, so wird er uns nunmehr, 
statt für ursprünglich zu gelten, vielmehr durch die Negation in der 
Seite, gegenüber der Position in der Linie, als abgeleitet aus 
dem ursprünglichen Verhältnifs gegen die Totalität, und immer ein beson- 
deres Verhältnifs in ihr bleibend, erscheinen, welchem gegenüber bei einer 
andern Art und Weise von Negation in den Seiten, Position in den Richtun- 
gen, auch eine Drei statt einer Zwei u.s.f. entsteht, überhaupt in anderem 
Zahlengesetz die Totalität zur Individualität gegliedert wird. Finden wir aber, 
wie bei der thermo- electrischen Beschaffenheit den ungleich-polarischen Zu- 
stand nach den entgegengesetzten Richtungen, so erscheint uns dies als ein 
noch weiter abgeleitetes Verhältnifs, als ob nemlich, nachdem in dem ur- 
sprünglicheren von Punkt gegen Peripherie, die Linie wie entstanden war 
durch Negation in den Seiten und Auszeichnung entgegengesetzter Punkte in 
der Peripherie, so nun, indem gleichsam einer dieser Peripheriepunkte, d.i. 
eine Hälfte des gegebenen Verhältnifses weicht, der Centrumpunkt, um wel- 
chen das Verhältnifs entstanden, an seine Stelle tritt. 

Die Einzelnheit lernen wir immer bestimmter uns vorstellen als die 
& einer bis dahin indifferenten Unendlichkeit erst wie 


8 
ausgeschiedne und ausgestofsne, in Eins gedrängte — Unendlichkeit; also 


durch eine Diflerenzirun 


nichts weniger als mit absoluter und ursprünglicher Natur von Einfachheit an- 
gethan, sondern mit dem unvertilgbaren Erbtheil behaftet, immerfort, nie ra- 
stend, sich ausbreiten zu mögen — in die Unendlichkeit, aus der sie stammt! — 


Vorbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 79 


Dafs alle Eigenschaften eines wirklichen Polarisirungsverhältnilses, 
wie wir sie in der Form des Dualismus z.B. bei der Erregung von Electrici- 
tät und Magnetismus durch Vertheilung haben, auch allen den Gegensätzen 
in den Linearrichtungen der krystallinischen Structur, nur noch vielfacher, 
zukommen, beweist sich schon durch das Fortwachsen eines Krystalls, 
welches allein dadurch geschieht, dafs die schon krystallinische Masse eine 
in ihrer Wirkungssphäre befindliche, welche des gleichen krystallinischen 
Zustandes fähig ist, bestimmt, ihn grade so und nicht anders in Bezug der 
Lage der Richtungen im Raume anzunehmen, wie in der schon vorhandenen; 
sie wirkt also ganz polarisirend, ihren eignen Zustand weckend und hervor- 
rufend in der eben dieses Polarisirungsverhältnisses fähigen Masse, welche 
aufserdem, wenn sie ohne die Einwirkung der ersteren in den krystallini- 
schen Zustand getreten wäre, diesen, durch irgend einen andern Umstand 
bestimmt, in irgend einer der unendlich vielen andern relativen Lagen ange- 
nommen haben würde, nicht gerade in der Verlängerung des schon Vor- 
handnen. Aber nicht allein das Fortwachsen, sondern die beständigen 
bleibenden Eigenschaften, die ganze Dauer des Krystalls hindurch, ja 
diese selbst beweisen die ununterbrochne Fortdauer des so höchst mannich- 
fachen innern Polaritätsverhältnifses; und wie wäre denn die beständig 
fortdauernde Wirkung auf das Licht nur einen Augenblick denkbar, eben 
ohne jene! 

Nun aber jene so mannichfaltigen inneren Unterschiede in den Rich- 
tungen der Structur auf chemische Qualitäten zu beziehen, dazu scheint uns 
keine nähere Erwägung zu berechtigen. Das Wägbare der Chemie möchte 
wenigstens diese inneren Structurdifferenzen nicht mehr angehen als Electri- 
cität und Magnetismus; daher sie so wenig dem, was die Chemie für Element 
hält, fehlen, als dem chemisch Zusammengesetzten; und es möchte eben so 
wenig gelingen, die rhomboedrische, als etwa die Arragonit-Structur aus 
den Bestandtheilen des kohlensauren Kalks zu begreifen, oder die des Quar- 
zes (und Haytorites) aus denen der Kieselerde u.s.f. Diesen Sinn — che- 
mischer Bestandtheile nemlich — scheinen die Structurqualitäten nicht zu 
haben, sondern vielmehr einen rein physikalischen. 

Die Eigenschaft der Starrheit scheint jetzt aus den inneren ganz 
verschiednen Wirkungsweisen nach den verschiednen räumlichen Richtun- 
gen an der krystallinischen Masse aufs deutlichste abgeleitet werden zu 


80 Wreıss: 


können. Was von anderen Richtungen her ein und derselbe Punkt erfährt, 
ist nicht gleich dem, was er von den bestimmten Richtungen her einzel- 
nes erfährt, und was doch diese seine Daseynsform bedingt. Ist es aber 
nicht gleich, so kann es ihm auch nicht ersetzen, was er in demjenigen Ver- 
bande wirklich erfährt, in welchem er sich so eben befindet. Ein Wechsel 
der Stelle würde ihm jenes Maximum von Wirkung und Gegenwir- 
kung zur Gemeinschaft des Daseins nicht ersetzen; daher er, wenn 
eine äufsere Bewegung, welche ihn anders trift als seine Umgebung, ihn zu 
einem solchen Austausch der Stellen, gegen welche er auf die bestimmte 
Weise cohärirend wirkt, sollicitirt, dem Austausch widersteht, und seine 
eigne Bewegung an die Mitbewegung seiner Umgebung, ohne den vorigen 
Verband der Stellen aufzugeben, knüpft; daher also jener Widerstand gegen 
innere Verschiebung, welche das Wesen der Starrheit ausmacht, im 
Gegensatz gegen das Flüssige, welches einer jeden solchen Sollieitation 
weicht, weil ihm völliger Ersatz der Cohärenz durch jeden solchen Wechsel 
alsogleich dargeboten wird, weilin ihm die Richtungen der Cohärenz 
gleichgelten, und es also durch jeden Anlafs wirklich eine innere Ver- 
schiebung erleidet, welcher die eine Stelle anders in Bewegung setzt als die 
andere. Zum Zerreifsen, zum Aufgeben des Cohärirens irgendwo ohne Er- 
satz kommt es in dem einen wie in dem andern Falle bei Überschreitung der 
Grenze, innerhalb welcher noch eine verschiedne Sollieitation zur Bewegung 
für die verschiednen in gegenseitiger Cohärenz befindlichen Stellen mit der 
Fortdauer ihrer Cohärenz bestehen kann. 

Nachgeben wird auch das Starre, verschiebbar sich noch er- 
weisen in sich da, wo nach geleistetem Widerstande über dessen Grenze 
hinaus Ersatz der Cohäsion durch Wechsel der Stellen wirklich erfolgt, 
wo also die vorige Cohäsion durch den geleisteten Widerstand bis auf einen 
Punkt vermindert ist, wo nun der Austausch wirklich gleich grofse neue 
Cohärenz, partielle wenigstens, darbietet. Partiell allerdings nur; denn 
gleichförmig nach allen Seiten wird dies in der Regel nicht Statt finden kön- 
nen; weshalb der starre Körper, wenn er die innere Verdrückung erduldet 
hat, in der Regel brüchig geworden ist. In dem gröfsern oder geringern 
Contraste dessen, was die Cohäsion von den verschiedenen Richtungen 
her dem Punkte oder der einzelnen Stelle darbietet, nächstdem auch in dem 
Gesetze der Schwächung des Cohärirens während des Actes des Widerstandes 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. S1 


gegen die Verschiebung, möchten wohl die Ursachen der verschiednen Grade 
von Sprödigkeit, Mildigkeit, Geschmeidigkeit starrer Körper mit 
genügender Strenge aufzulinden sein. 

Was wir innre krystallinische Structur, blättrigen Bruch 
nennen, das legt den Unterschied in der Stärke des Cohärirens nach den 
verschiednen Richtungen als ein einfaches Factum an den Tag. Leichtere 
Trennbarkeit der krystallinischen Masse, geringerer Widerstand, den sie 
gegen Trennung leistet nach bestimmten Richtungen als nach den übri- 
gen, das ist ja die Thatsache selbst, und nicht mehr und nicht weniger. Kein 
Physiker würde aus ihr einen andern Schlufs ziehen wollen, als: die Kraft 
der Cohäsion in der Richtung senkrecht auf der Ebne des blättrigen Bruchs, 
als Resultante betrachtet von allen Richtungen, welche in ihr durchschnitten 
werden, ist ein Minimum gegen diejenige in den andern Richtungen, eben 
so betrachtet. Weil sie hier ein Minimum ist, darum findet leichtere Trenn- 
barkeit hier Statt. Der relativen Minima aber können in einer und der- 
selben krystallinischen Masse offenbar sehr vielerlei Statt finden. Damit 
begreift man auf der Stelle die ganze Mannichfaltigkeit des blättrigen Bruches 
und dessen verschiedene Grade von Vollkommenheit (welche nur auf dem 
Mehr oder Weniger des Unterschiedes der Cohärenz beruht) nach den ver- 
schiedenen Richtungen in einer und derselben Masse. Man begreift, dafs 
die Anlage zu noch wahrnehmbarem, minderem und minderem Unterschied 
nach verschiednerlei Richtungen unbestimmt vielfach ist und dafs die Beob- 


achtung sehr bald aufhören wird, von solchem Unierschied ans Licht zu 


ö 
bringen, was von ihm existirt, sobald nemlich der Unterschied aufhört so 
grofs zu sein, dafs er die Trennung beim Zerschlagen der Masse nöthiget, 
den Weg zu verlassen, welchen sie nach allgemein mechanischen Gesetzen 
in einer indifferenten Masse nehmen würde, und dagegen in diejenige nächst- 
liegende Richtung einzulenken, in welcher die krystallinische Structur ihr 
relatives Minimum von Cohärenz darbietet. 

Aber wir können aus den Thatsachen des blättrigen Bruches ein 
neues Resultat ziehen, nemlich: dafs jene sich auszeichnenden Grund- 
richtungen in der krystallinischen Structur (unsre Grunddimensionen) 
nicht ein für allemal diejenigen sind, in welchen die absoluten Maxima oder 
Minima der Cohärenz liegen. Im Gegentheil beweist z.B. der würfliche 
Bruch (des Bleiglanzes, Steinsalzes u.s.f.), verglichen mit dem octa&dri- 


Phys. Abhandl. 1832. L 


32 Weiss: 


schen (des Demantes, Flufsspathes u.s.f.) dafs einmal die Minima der 
Cohärenz in der Richtung der drei untereinander rechtwinklichen Grund- 
dimensionen selbst, das anderemal in den aus je drei derselben zusammen- 
gesetzten mittleren Richtungen liegen, wie denn, wo granato&drische 
Structur eben so entschieden das Herrschende der leichteren Trennbarkeit 
bezeichneten, die Minima der Cohäsion in den mittleren zwischen je zwei von 
den drei rechtwinklichen Elementardimensionen liegen, und auch damit die 
Möglichkeit andrer Lagen noch nicht erschöpft sein würde. Die Maxima 
der Cohäsion aber treten durch die Thatsache des blättrigen Bruches nicht 
so unmittelbar hervor, und würden erst mittelbarerweise zu folgern, oder 
auf anderm Wege zu finden sein. Es ist dies nicht blos an sich zu beachten, 
sondern es lehrt wohl auch deutlicher: wie das qualitativ in der Cohäsion 
sich auszeichnende, mit einem quantitativ Verschiednen von Stärke der Co- 
härenz zwar jederzeit verknüpft ist, aber in diesem quantitativen Unterschied 
nicht allein besteht. 

Über die Hervorbringung der krystallinischen Gestalt, über die be- 
stimmte und wechselnde Selbst-Begrenzung der Masse durch Flächen, 
deren Gesetz das geradlinige ist, wäre nun ein Mehreres zu sagen. Fände 
ein solches Wechseln nicht Statt, wären es einmal für allemal für eine gege- 
bene krystallinische Structur die nemlichen Ebnen, welche zu den Begren- 
zungsflächen der, von aufsen ungehindert, in den starren Zustand tretenden 
Masse würden, oder ein sich gleichbleibender aliquoter Antheil, den die 
verschiednen an der Begrenzung nähmen, so möchte die Lösung des Pro- 
blems einfach genug aus dem Vorhergehenden sich zu ergeben scheinen. 
Man würde z.B. ein für allemal die absoluten Maxima der Zusammenzie- 
hungskräfte in den Richtungen senkrecht auf den Krystallflächen, die Ma- 
xima der Ausdehnungskräfte in den Richtungen der gröfsten Dimensionen 
der Krystallform suchen können. Aber dem ist nicht so. Der Wechsel 
eben, die Vertauschbarkeit sämmtlicher verschiednerlei Richtungen der kry- 
stallinischen Structur in ihrer Function, wenn es auf Begrenzung der Masse 
ankommt, ist eine erste allgemeine Thatsache; wir sehen eine und dieselbe 
Richtung der Structur, in der Begrenzung nach Umständen — ganz gewifs 
jederzeit geregelt durch entscheidende Einflüsse — bald die ganze Grenze 
des Körpers bewirken, bald zurücktreten bis auf Null gegen diese oder 
jene andere, bald jede erdenkliche Combination mit ihnen eingehen; ja es 


Forbegriffe zu einer Cohäsionslehre. 83 


wechseln nicht blos die verschiedenartigen in dem Antheil, welchen sie an 
der Begrenzung nehmen, sondern sogar die gleichartigen unter sich. Dies 
um so vieles verwickeltere Problem also seiner Lösung näher zu bringen, 
kann nur bei einer Fortsetzung dieser Arbeit unternommen werden; es ist 
mit der Beleuchtung der verschiednerlei Cohäsionszustände, wie man sieht, 
ohnehin nur der Anfang gemacht, ein grofser Theil noch ganz unberührt 
geblieben. 


L2 


De 
structura caulıs plantarum Monocotylearum. 


Auct 
HH: 8): BIN.K. 


mannannadnrnvar 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 1. December 1831.] 


ec caulis, partis plantarum primariae, e qua reliquae omnes 
emergunt, maximi esse momenti in ordinibus plantarum naturalibus con- 
stituendis satis patet. Sed parum sollieiti fuerunt hac de re Botanici, 
tum quia structuram huius partis non satis diversam putabant, ut chara- 
cteres sufficientes offerre possit, tum quia microscopicam observationem 
quae necessaria videbatur, nimis difficilem censebant pro characteribus 
inveniendis. Rem vero non ita sese habere, celeberrima observatione do- 
cuit Desfontaines, Botanicus egregius. Vidit enim structuram caulis Di- 
cotylearum et Monocotylearum maxime differre, in illo strata lignea in- 
veniri, in hoc vero fasciculos ligneos sparsos, ita ut facillimo negotio 
uterque dignosci possit. Res in eo substitit apud Auctores. Quaedam iam 
olim addidi; fasciculos ligneos in Dicotyleis prima aetate separatos esse 
et in eirculum dispositos ut in Monocotyleis, tum vero concretos strata 
lignea formare; differentiam supra dietam non solum locum habere in 
arborum et fruticum caule, sed quoque in herbis et tenerrimis; non 
omnes Dicotyleas strata habere lignea in caule, sed Cucurbitaceas pleras- 
que hac in re a Monocotyleis non differre. Sed longius procedendum 
erit et ordinum et formarum varietas accuratius inspicienda. 

Nune sectiones transversales caulis e Monocotylearum serie rite de- 
pietas propono, uti microscopium ipsas exhibet, augmento mediocri cen- 
ties diametro obiecta augens. Fasciculos ligneos voco e vasis spiralibus 
compositos paucis magnisque et vasis fibrosis seu cellulis elongatis tenuibus 
raris, septis transversis praeditis. Facile igitur in sectione transversali di- 
gnoscuntur. In Tab.I. Fig.5. sectionem longitudinalem adieci, sed magis 


86 Liwe: 


auctam et quidem 600'* diametro, qua probatur, fasciculos ligneos ita com- 
positos esse uti dixi. Religuum spatium a cellulis aut maioribus et breviori- 
bus occupatur, contextum cellulosum laxum formantibus, aut a minoribus 
elongatis, ita ut septa transversa pauca adsint, quem contextum strietum 
vocamus. 

GRAMINA. Caulis — nam culmum dicas rationem non video — 
fistulosus plerumgue est, e circulis duobus pluribusve fascieulorum li- 
gneorum, cortice e contextu stwricto Tab.I. Fig.1. e Tritico sativo. Iu- 
niore aetate corticem vix ullum habet, fascieulis ligneis prope ambitum 
positis at vasis spiralibus nondum declaratis. Maxima pars e vaginis folio- 
rum constat superimpositis accretis uti Fig.2. monstrat. Videmus Fig.3. 
modum, quo fasciculi maiores fiunt et separantur ut exterius stratum in 
vaginam folii transeat. Videmus itaque nodum oriri uti alias gemmam. 
Haec forma in omnibus, quas examinavi, Gramineis deprehenditur, sed 
cortex plerumque tenuior est. 

Caulis senex Sacchari officinarum Graminis maximi Tab.1. Fig. 4. 
eonspieitur. Cortex exterior tenuis e contextu celluloso strictissimo, ordines 
seu eirculi faseiceulorum ligneorum plures, versus ambitum valde approxi- 
mati. Cavum in medio caulis contextu laxo repletum est. Fig.5. sectionem 
longitudinalem fascieuli lignei cum adiecto contextu laxo exhibet. 

In Graminibus aquatieis vidi stratum contextus cellulosi laxi instar 
cortieis exterioris impositum, e.g. in Glyceria fluitante. In sectione trans- 
versali non apparet, sed tantum deglubendo culmum. 

CYPEROIDEAE. Cortex fere defieit; fasciculi lignei prope am- 
bitum positi sunt. Plures conspiciuntur ordines seu circuli fasciculorum 
ligneorum. Singulare est, vix non semper lacunas in contextu celluloso 
fieri laxo, inter fasciculos ligneos regulari modo dispositas. Haec omnia 
conspiciuntur in Cypero pungente Tab.1. Fig.6. Quodsi lacunae in medio 
caule non conspieiuntur, versus ambitum tamen semper adsunt, e.g. in 
caule Scirpi atrovirentis Tab. 11. Fig. 1. 

IUNCEAE. Caulis ut in Cyperoideis, cortice fere nullo, fascieulis 
ligneis in ambitu, ubique in circulos dispositis. Lacunae quoque in me- 
dio caule frequentissimae sed minores ac in Cyperoideis, fascieulis ligneis 
interpositis nullis, sed eorum loco fasciculis vasorum fibrosorum parvis. 
Cf. Zuncum tenuem Tab.Il. Fig. 2. 


de structura caulis plantarum Monocotylearum. 87 


E segmento caulis Tab.II. Fig.3. sat patet, Triglochin palustre longe 
ab hoc ordine naturali differre. Est enim in eo cortex e contextu laxo 
ut in plantis huius classis magis explicatis et perfectis, ita ut Liliaceas 
sequatur, ad Dicotyledoneas transiens. Optime igitur R. Brownius Alis- 
maceis associavit. 

TYPHOIDEAE. Caulis ut in Gramineis cortlicem nullum habet 
nisi stratum contextus cellulosi stricti cum adultus fuerit. Accedunt fasei- 
culi lignei proxime ad ambitum, eorumque ordines multi adsunt. Singu- 
lare est, stratum contextus strieti non longe ab ambitu inter ordines fasci- 
eulorum ligneorum positum esse iuniore aetate interruptum, tum vero 
continuum. Analoga structura in Dicotyleis cernitur. Typhae tota structura 
singulari modo differunt a reliquis Monocotyleis, ut merito ordinem pecu- 
liarem constituant, antheris apice hiantibus, tribus in eodem positis fila- 
mento. Of. Typham latifoliam Tab.I. Fig. 4. 

IRIDEAE. Cortex exterior e contextu celluloso laxo adest ut in 
sequentibus at tenuis ita ut fasciculi lignei ad ambitum proxime accedant. 
Cortieis interioris e contextu celluloso strieto composito nullum vestigium. 
Separantur folia a caule ut in praecedentibus, ita vero ut non aequales 
sint vaginae separatae sed hinc cerassiores illine tenuiores. Cf. Zxiam cro- 
calam Tab.H. Fig.5. 

LILIACEAE. In his structura magis ad structuram Dicotylearum 
accedit; cortex enim exterior sat crassus e contextu celluloso laxo for- 
matus, ut in illis adest, et intra hunc conspieitur cortieis interioris e con- 
textu stricto formati initium. Fasciculi lignei versus medium caulis ma- 
gis remoti ordines formant plures in eirculos dispositos, ut in reliquis 
Monocotyleis. Plerique scapım habent, in quibus character non satis 
expressus est, attamen cognoscendus. Cf. Hyacinthi orientalis scapum 
Tab.II. Fig. 6. 

CONVALLARIACEAE quae a plerisque ad Asparagineas referun- 
tur, a Liliaceis, quod caulis structuram attinet, non differunt. Cf. Con- 
vallarıam maialem Tab.1l. Fig. 1. 

In ORCHIDEIS character hicce optime expressus apparet, prae- 
sertim in maioribus. Cf. Calanthes veratrifoliae scapum Tab.Il. Fig. 7. 

COMMELINEAE quoque hune characterem optime expressum et 


quidem magis, ac in Liliaceis ostendunt. Longe igitur distant a Iunceis 


88 Lıwe: 


et ad perfectiores Monocotylearum formas referendae. Cf. Tradescantiam 
albifloram Tab.1Il. Fig. 2. 

In SMILACINIS, cortex exterior adest e contextu laxo et interior 
e contextu striecto ut in Dicotyleis, in quibus quoque non raro stratum 
interius contextus stricli in fasciculos seu portiones separatum est, prae- 
sertim in iunioribus. Hic cortex interior a fasciculis ligneis plane liber 
est ut in Dicotyleis solet. Cf. ramum adultum et multorum annorum 
Smilacis asperae Tab. III. Fig.3. 

RUSCUS aculeatus, singularis planta est ob vasa spiralia minima 
ita ut omnino denegaverint huie stirpi observatores eximii. At non de- 
sunt, sed minima adsunt, ut in Pinis. Conveniunt cum prioribus, at fasci- 
culi lignei intra corticem interiorem strictum penetrarunt, ut in Asparagi- 
neis. C£. Tab. I. Fig. 4. 

PARIS quadrifola, ad Convallariaceas pertinet, quod apparet, si 
rhizoma aut ipsum caulem contemplaveris. Planta haecce in flore nume- 
rum quaternarium omnium partium ostendit, cum in plerisque Mono- 
cotyleis ternarius sit. Sed pedunculo anatomice exposito res, quomodo 
sese habet, bene conspieitur. 'Tres enim fascieuli in seriebus tribus con- 
stituti, si exteriores in circulum dimoventur et medius dividitur ut partes 
interiores floris sistat, numerum octonarium formant seu quaternarium 
duplicem, quod Tab.IV. conspieitur, pedunculo ab inferiore parte ad su- 
periorem usque varlis sectionibus diseisso uti Fig. 1— 4; Fig. 1. infinam 
sectionem, Fig. 4. summam sistit. 

Caulis PALMARUM, a Liliacearum structura recedit et ad Grami- 
nearum et Cyperoidearum structuram prope accedit. Non est compositus 
e petiolis, quamquam in ambitu talis videatur, at intima structura caulis 
repugnat. In ambitu vasa spiralia maiora solitaria contextu strieto et laxo 
eincta sunt Tab. IH. Fig.5. fere ut in Graminibus absque cortice. In medio 
vero fascieuli lignei e pluribus vasis maioribus constant, contextu stricto 
ut semper, tum quoque contextu laxo in lacunas diremto cincti, Fig. 6. 
ut in Cyperoideis. Petioli structura Fig. 7. conspicitur. Anatome a Ba- 
ctride spinosa desumta (*). 


(*) Cum haec iam scripseram, accepi Hug. Mohlii praeclarum opus: De Palmarum stru- 
etura, Monachi 1831. Fol. imp. 


de structura caulis plantarum Monocotylearum. 89 


Duplicem itaque structuram caulis Monocotylearum invenimus, or- 
dines naturales distinguentem scilicet: 1) Cortex nullus adest, sed eirculus 
fasciculorum ligneorum extimus in ambitu positus conspicitur. Interdum 
stratum tenuissimum aut contextus cellulosi laxi impositum reperitur ut 
caulibus teneris mollibus e.g. Glyceria flutante, aut contextus cellulosi 
strieti ut in durioribus firmis, e.g. Saccharo officinarum. In sectione trans- 
versali utrumque vix conspieitur. Tum 2) Cortex adest tam exterior e 
contextu celluloso laxo, quam interior e contextu celluloso strieto com- 
positus. Structura prima simplicior Graminibus, Cyperoideis, Tunceis, 
Typhoideis, Irideis, Palmis propria, altera magis composita Liliaceis (Ilya- 
einthinis, Liliaceis striete sie dietis, Alliaceis), Asparagineis, Smilaeinis 
propria. Secundum hanc structurae diversitatem in duas cohortes Mono- 
cotyleae disponi possunt. 

Fasciculi lignei exteriores partitione vaginas foliorum (ramosque si 
adsunt) formant, interiores partes floris. Paridis exemplum luculentum 
transitum a numero ternario ad quaternarium eleganter demonstrat. 


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Phys. Abhandl. 1832. M 


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Bericht über eine auf Madagascar veranstaltete Samm- 


lung von Insecten aus der Ordnung Coleoptera. 


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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 29. März 1832.] 


D. Sammlung von Insecten aus der Ordnung der Coleopteren, welche 
der Gegenstand des gegenwärtigen Berichts ist, ist im Jahre 1830 von einem 
jungen französischen Reisenden, Hrn. Goudot, während seines Aufenthalts 
auf der Ostküste von Madagascar zusammengebracht und dem hiesigen Kö- 
niglichen Museum der Universität überlassen worden. Ein günstiges Zu- 
sammentreffen von Umständen hat dem Museum auch die einzeln gefunde- 
nen, unter ihnen viele durch Gröfse und Schönheit ausgezeichnete, Stücke 
zugeführt, und da auch die Zahl der Arten im Verhältnifs zu den schon 
beschriebenen bedeutend ist, so zweifle ich nicht daran, dafs nicht eine Aus- 
einandersetzung und Beschreibung derselben als ein nicht unwichtiger Bei- 
trag zu einer Insectenfauna von Madagascar werde angesehen werden. 

Wie überhaupt unter den Insecten die Ordnung der Coleopteren von 
jeher mehr als irgend eine andere beachtet worden ist, so sind auch, obgleich 
es auf Madagascar Insecten aus allen Ordnungen unstreitig in grofser Menge 
und Mannigfaltigkeit giebt, dorther hauptsächlich nur Coleopteren, und 
selbst diese nur in sehr geringer Zahl, bis jetzt nach Europa und zur öffent- 
lichen Kenntnifs gebracht worden. Es sind aber selbst diese ungemein spar- 
sam verbreitet und fast nirgend, als in dem Pariser Museum bisher zu finden 
gewesen, von welchen Olivier in seiner Eintomologie und in der Eincyclo- 
pedie methodiqgue meines Wissens allein Nachricht gegeben, Fabricius da- 
gegen in seinen verschiedenen systematischen Schriften keine andere, als 
Oliviersche Arten aufgeführt hat. Es ist aber aufserdem mit grofser Wahr- 
scheinlichkeit, ja für gewifs anzunehmen, dafs Verwechselungen in Hinsicht 
des Vaterlandes selbst bei den von Olivier bekannt gemachten Arten noch 

M2 


92 Kıue: 


oft genug statt gefunden haben, so dafs nicht einmal alle, als deren Vater- 
land Madagascar angegeben ist, dort wirklich zu finden sind, obgleich auf 
der andern Seite auch Arten, die sicher nur auf Madagascar zu Hause ge- 
hören, als anderswo, besonders in Ostindien, einheimisch aufgeführt wor- 
den sind. 

Als solche Arten, bei welchen Madagascar als Aufenthaltsort sicher 
nur aus Irrthum angegeben worden ist, nenne ich zuerst Saperda plumigera, 
bekanntlich eine in Brasilien gemeine Art, von der es durchaus nicht glaub- 
lich ist, dafs sie sich auch auf Madagascar finden sollte; ferner Chrysomela 
20-guttata, die häufig am Kap gefunden wird und Calandra serrirostris, die auf 
Java zu Hause ist. So ist auch die Frage, ob nicht die von Olivier aufge- 
führten drei angeblich Madagascarischen Arten der Gattung Brachycerus: 
maculatus, ferrugineus und crenatus, sämmtlich vom Kap stammen, wo so 
viele ihnen höchst ähnliche Arten gefunden werden. Aufser jenen als zwei- 
felhaft erwähnten sind aber nicht mehr als überhaupt 21 Arten von Mada- 
gascar in Olivier’s Käfer-Werke beschrieben; unter diesen acht Lamelli- 
cornen, nemlich vier Arten Onthophagus, von welchen O. dorcas auch in 
Östindien, am Kap und Senegal zu treffen, eine Melolontha (Commersonü), 
eine Cetonia und die beiden bekannten Arten der seltenen und merkwürdi- 
gen Gattung //exodon; ferner drei Arten Buprestis und zehn Curculioniden, 
unter letztern einige Arten, nemlich C.leprosus und strumosus, welche gleich 
den ihnen verwandten, wahrscheinlich in Süd - Amerika, nicht auf Madagascar 
einheimisch sind. Die bemerkenswerthesten Curculioniden sind ein neuer 
Apoderus uud die Calandra Monacha. Aber selbst später und in der neue- 
sten Zeit sind noch immer nicht viele Coleopteren von Madagascar bekannt 
geworden. Nur folgender kann ich in dieser Hinsicht erwähnen, nemlich: 
des Zlater nobilis Illiger, der unter diesem Namen zuerst in Wiedemann’s 
Archiv 1° Bande, und dann neuerdings von Latreille im 3'* Bande der 
letzten Ausgabe von Cuvier’s Regne animal als Taupin double-croix, mit 
Beifügung einer Abbildung, doch ohne Angabe des Vaterlandes, beschrieben 
worden ist; ferner: fünf von Dejean im 5'* Bande der Species general 
aufgeführter Carabiei. Es sind dies: zwei Drachinus, ein Scarites, ein Dis- 
trıgus, ein Harpalus und der //ypolithus holosericeus, letzterer übereinstim- 
mend mit den am Senegal gefundenen Exemplaren. Dann ist auch ein C’hlae- 


nius von de Laporte unter dem Namen Chl. madagascaricus im 1°" Heft 


Insecten von Madagascar. 93 


von Silbermann’s Revue entomologique bekannt gemacht. In Gu£rin’s 
Magasin d’Entomologte sind beschrieben und abgebildet: aus einer von La- 
porte Zuryelera genannten Gattung eine nene Art: Z.armata und ein Zam- 
pyris: L.madagascariensis. Aus der Familie der Brachelytren beschreibt einen 
Osorius: O. incisiecrurus Latreille im 1*“® Bande der Now. Annal. du Mu- 
sce d’histoire naturelle. Zwei Untergattungen und eben so viele Arten Prio- 
nü: Hoplideres spinipennis Dupont und Closterus Jlabellicornis Chevro- 
lat, finden sich von Audinet-Serville im 3'* Hefte, so wie ein durch 
seine Gröfse ausgezeichneter Elater, E. madagascariensis, von Gory im 4” 
Heft des ersten Bandes der Annales de la societe entomologique de France be- 
schrieben. Endlich ist der Coprobius viridıs Lat. in Gu&rin’s Jconogra- 
phie du regne animal und Edward Griffith’s the animal kingdom zwar 
kenntlich abgebildet, doch fehlen zur Zeit Beschreibung und Angabe des 
Vaterlandes. Es beläuft sich hiernach die Zahl der bisher durch Schriften 
bekannt gewordenen Käferarten, bei denen entweder Madagascar als Vater- 
land unzweifelhaft richtig angegeben, oder von denen sonst mit Sicherheit 
bekannt ist, dafs sie dort einheimisch sind, auf nicht mehr als 35, von 
welchen in der hiesigen Sammlung 21 vorhanden sind, aber nicht mehr als 
zwei, nemlich Melolontha Commersonü und Buprestis ventricosa, schon frü- 
her, vor dem Eintreffen der Goudotschen Sammlung, vorhanden waren. 
In letzterer befanden sich aber auch folgende von Olivier schon beschrie- 
bene, irrthümlich theils für Amerikanische, mehrentheils aber für Ostin- 
dische angegebene Arten: Zamia maculata, Apoderus humeralis, Prionus 
cinnamomeus, der mit der Linneischen Art nicht verwechselt werden darf, 
Galeruca unifasciata und Coccinella pavonia, wodurch die Summe der be- 
schriebenen Arten auf 40, der davon hier vorhandenen auf 26 steigt. Ge- 
dachte Sammlung bestand aber aus überhaupt 212 Arten, also 172 mehr, 
als bisher beschrieben gewesen. Von diesen 212 Arten selbst gehörten aber 
nicht mehr als 31 zu den in Büchern erwähnten und es stellt sich hiernach 
die Zahl der unbeschriebenen Arten auf 181. Es waren darunter Gattungen 
fast aus allen Familien, unter denen natürlich bei der geringen Zahl der 
bisher bekannt gewordenen sich mehrere befinden mufsten, von welchen es 
theils nicht zu vermuthen, theils wenigstens unbekannt gewesen, dafs sie 
sich auch auf Madagascar hielten. Diese sammt ihren Arten anzugeben, 
ihre Eigenthünlichkeiten und Unterschiede in systematischer Beziehung her- 


94 Kıve: 


vorzuheben, ist besonders meine Absicht bei diesem Bericht. Ich habe mit 
sehr wenigen Ausnahmen in demselben die Gattungsfolge, wie sie Latreille 
in der neuen Ausgabe von Cuvier’s Regne animal aufstellt, schon deshalb 
beobachtet, weil sie fast allgemein gekannt und angenommen ist, so dafs ein 
Jeder derselben am leichtesten wird folgen können, und weil wir jene Zu- 
sammenstellung noch immer als die gelungenste betrachten müssen, wenn- 
gleich sie auch an Mängeln leidet, vornehmlich insofern an der Sicherheit 
eines in seinen Hauptabtheilungen auf die Zahl der Fufsglieder gegründeten 
Systems manche Zweifel sich erheben lassen; denn es mufs jedem Forscher, 
und dem, obgleich im hohen Alter, für die Wissenschaft und ihre Verehrer 
doch viel zu früh gestorbenen Latreille gewifs zuerst, aufgefallen sein, dafs 
die Fufsgliederzahl oft verschieden bei sonst nahe verwandten Gattungen, 
selbst abweichend bei den verschiedenen Geschlechtern einer Art, dabei in 
manchen Fällen so schwer richtig zu ermitteln ist, dafs dies in höherem Maafse 
von den innern Theilen des Mundes kaum gelten möchte und jene Zahl 
selbst zuweilen völlig zweifelhaft bleibt, welches letztere besonders von den- 
jenigen Gattungen gilt, wo das eine Fufsglied, entweder das erste oder vierte, 
gegen die übrigen klein und versteckt ist, den sogenannten Tetrameren 
nemlich und allen übrigen Gattungen mit anscheinend oder wirklich ver- 
minderter Fufsgliederzahl. 

Überblicken wir nun die Goudotsche Sammlung in der erwähnten 
Ordnung, so bemerken wir, dafs in ihr von der allgemein verbreiteten Fa- 
milie der Raubkäfer eine recht ansehnliche Menge aus sehr verschiedenen 
Gattungen vorhanden ist, welches um so erfreulicher sein mufs, als in frü- 
heren Zeiten auch nicht ein Raubkäfer dorther bekannt gewesen ist und 
nicht mehr als fünf in Dejean’s so umfassender Monographie der Carabi- 
cinen beschrieben sind. Von den Cieindeletae fehlen zwar die an Arten we- 
niger zahlreichen, überhaupt seltneren Gattungen, namentlich die Gattung 
Megacephala, die dort wohl zu vermuthen gewesen wären, gänzlich, nicht 
so aber die eigentliche Gattung Cicindela. Von dieser enthält die Samm- 
lung vielmehr zwei Arten, die eine der in Ägypten schr gemeinen C.aegyp- 
tiaca verwandt, die andere von einer ziemlich gewöhnlichen Süd - Afrikani- 
schen Bildung. Arten der eigentlichen Gattung Carabus, die so verbreitet 
in Europa und dem angränzenden Asien, aufserdem nach den bisherigen 
Ermittelungen nur in Nord- Amerika und in Mexico noch zu treffen sind, 


Insecten von Madagascar. 95 


scheinen auch in Madagascar eben so zu fehlen, wie sie Afrika überhaupt, 
Ägypten nicht ausgenommen, Östindien und dem eigentlichen Süd - Amerika 
fremd sind. Von andern Carabicis dagegen finden sich zunächst die beiden 
neuerdings von Dejean beschriebenen Brachinen vor, denen ähnliche sich 
besonders am Senegal, ferner auf Java, einige auch in Süd-Amerika (Cayenne 
und Brasilien) finden, dann von Calleida, einer durchaus aufser- europäischen 
Gattung, eine ausgezeichnete Art; von Demetrias, einer rein Europäischen 
Gattung, ebenfalls eine Art, welche jedoch, wenn gleich sie den Gattungs- 
characteren nach zu Demetrias gezählt werden mufs, die gewölbtere Form 
und die Sculptur der Deckschilde merklich unterscheiden. Die Gattung 
Lebia scheint auf Madagascar zu fehlen, aber es tritt an deren Stelle eine 
durch ihre flachgedrückte Gestalt ihr verwandte, durch die Bewaffnung der 
Deckschilde mehr zur Gattung Catascopus sich hinneigende, neuerdings 
gleichzeitig von Dejean und Laporte unterschiedene Gattung, die, indem 
die Goudotsche Sammlung allein fünf Arten derselben enthielt, während 
Dejean in seinen Species überhaupt nur vier (von Java, Ile de France und 
vom Senegal) hat aufstellen können, vorzugsweise auf Madagascar einhei- 
misch zu sein scheint. Dejean hat diese Gattung im 5 Bande seiner Spe- 
cies: T’hyreopterus, de Laporte in Guerin’s Magasin d’Entomologie: Eu- 
rydera genannt und sie für verschieden von der eben erwähnten Dejean- 
schen Gattung gehalten. De Laporte hat nur die am häufigsten auf Ma- 
dagascar vorkommende Art beschrieben und abbilden lassen, während De- 
jean keine von dort aufführt und nur bemerkt, dafs die von Goudot ge- 
fundenen Arten ihm zu seiner Gattung T’hyreopterus zu gehören scheinen. 
Letztere Vermuthung mufs auch wohl für die richtige erkannt werden; denn 
wenn auch ein Unterschied zwischen Z’hyreopterus und Eurydera darin sich 
findet, dafs bei der ersteren Gattung das Halsschild mehrentheils gerundet 
ist und die Deckschilde an der Spitze nur ausgerandet oder gebuchtet sind, 
bei der andern das Halsschild jederzeit herzförmig ist und die Deckschilde 
mit einem langen und scharfen Dorn bewaffnet sich endigen, so finden sich 
doch andere erheblichere und wesentliche Unterschiede zwischen beiden 
nicht, und es giebt auch unbewaffnete Arten mit herzförmigem Halsschilde, 
daher auf den Grund jener Verschiedenheiten nur Unterabtheilungen in der 
Gattung, welcher die ältere Dejeansche Benennung gebührt, zu gestatten 
sein werden. Es würden dann zu der einen die Arten mit gedornten Deck- 


96 Kıve: 


schilden, die bisher allein auf Madagascar gefunden worden (de Laporte’s 
Eurydera), zur andern die Arten mit nur gebuchteten und unbewaffneten 
Deckschilden, und zwar aufser einer von Madagascar aus der Goudotschen 
Sammlung, die sämmtlichen bekannten Ost-Indischen und Afrikanischen 
Arten (T’hyreopterus Dej.) gerechnet werden müssen. 

Von der Gattung Scarites enthielt die Sammlung drei Arten, von 
welchen eine (Se. madagascariensis Dej.) sich dem Asiatischen Sc. salinus 
in Form und Gröfse nähert, die zweite durch verhältnifsmäfsig kurze, dabei 
stark gefurchte Deckschilde auffällt, die dritte endlich eine durch ihre sehr 
ansehnliche Gröfse, ibren ungewöhnlich breiten Kopf, ein stark herzför- 
miges Halsschild und flache, gerandete Deckschilde von allen bekannten 
Formen abweichende Art ist. 

Von der Gattung Morio war eine dem M. monilicornis von Cayenne 
sehr ähnliche Art, von Harpalus waren deren zwei, auch waren ein Ste- 
nolophus und ein /rgutor vorhanden. Es fand sich auch ein Bembidium ce- 
lere, ganz wie es in unserer Gegend vorkommt, so dafs auch bei der genaue- 
sten Untersuchung nicht die geringste Abweichung daran hat bemerkt wer- 
den können. Noch sind aufzuführen: zwei Arten Drimostoma, ein dbace- 
tus, ein Poecilus, sämmtlich nichts Auffallendes zeigend; ein Tetragonode- 
rus, dem 7. 4-notatus vom Senegal verwandt; zwei Arten Platymetopus, 
von welchen die eine, Pl. interpunctatus Dej., auch in Ost-Indien einhei- 
misch ist; endlich der Hypolithus holosericeus, zwar etwas grölser als der 
vom Senegal, anscheinend mit etwas längerem Halsschilde, doch unzweifel- 
haft derselbe und durch bestimmte Kennzeichen nicht zu unterscheiden. 
Noch fanden sich: zwei Arten Epomis, die eine dem Z. Croesus vom Sene- 
gal ähnlich, die andere kleiner und schlanker; drei Arten C’hlaenius, eine 
dem C. arcuatus von Ile Bourbon, eine andere dem Europäischen Felutinus, 
die dritte (Laporie’s Chl. madagascaricus) dem Chl. suleipennis aus Ägyp- 
ten in Form und Färbung verwandt; von Panagaeus eine sehr schöne Art, 
dem P.nobilis ähnlich, doch mit aufgeworfen gerandetem, überall sehr 
breiten, hinten kaum verengten Halsschilde, so dafs hier die Verbindung 
zwischen den auch in ihrer Palpenbildung so übereinstimmenden Gattungen 
Panagaeus und Cychrus durch Scaphinotus, und ferner mit Zurysoma, einer 
rein Brasilischen Gattung, wo ebenfalls das Halsschild sehr bemerkenswer- 


then Abänderungen unterworfen ist, um so deutlicher hervortritt. Endlich 


Insecten von Madagascar. 97 


enthielt die Sammlung nur in einem männlichen Exemplar noch eine Art 
einer neuen, etwa in der Mitte zwischen 4gonum und Oltisthopus stehenden, 
durch ihren schlanken Bau ausgezeichneten Gattung, welche ich mit dem 
Namen Zuleptus belegt und als unterschieden von den verwandten Gattun- 
gen besonders daran erkannt habe, dafs gleichzeitig: an den Vorderbeinen 
des Männchen die drei ersten Fufsglieder erweitert, länglich vier- 
eckig, schräg abgeschnitten, die Klauen einfach sind, das Kinn weit 
ausgerandet, ohne Zahn in der Mitte, das Endglied der Palpen 
zugespitzt, der Halsschild fast herzförmig nach hinten verschmä- 
lert, seitwärts aufgeworfen und im Winkel vorgezogen ist. (tarsi antici marıs 
artıculis tribus prioribus crassioribus apice oblique truncalis; unguiculi sim- 
plices; mentum late emarginatum, dente intermedio nullo; thorax subcordatus, 
angulis posticis reflesis, acutis.) Im Allgemeinen ist dieser Gattung ein 
schlanker, schmaler Körperbau eigen, der Kopf verliert nach hinten in der 
Breite, die Lefze ist queer viereckig, die Mandibeln treten hervor, sind 
einfach zugespitzt. Das Kinn ist einfach ausgerandet, die Unterlippe läng- 
lich, an der Spitze gerade abgeschnitten. Länger als die Lippe selbst sind 
die lanzettförmigen Nebenzungen. Die Maxillen sind linienförmig, einfach 
gekrümmt und zugespitzt, inwendig gefranzt. Die Tasterglieder sind ein- 
fach eylindrisch, das erste Glied ist immer das kürzeste, das letzte läuft 
spitz aus. Die Fühler sind fadenförmig, das erste Glied ist kürzer als das 
dritte, das zweite sehr kurz, das vierte so lang als das dritte, die übrigen 
sind etwas kürzer, unter sich von gleicher Länge. Der Halsschild ist fast 
herzförmig, nach hinten etwas schmaler, aufgeworfen, in Winkel vortre- 
tend. Die Beine sind sehr dünn, die Fufsglieder der hinteren Beine lang 
und cylindrisch, die Deckschilde an der Spitze kaum ausgerandet. 
Raubkäfer im Wasser, Hydrocanthari, konnten auf Madagascar so 
wenig fehlen, wie sie in irgend einem Erdtheil gänzlich mangeln. Die Samm- 
lung des Hrn. Goudot enthielt jedoch nur kleinere Arten dieser Abthei- 
lung, nemlich einen Aydaticus Leach, unserm Dyt. cinereus zu verglei- 
chen, einen kleinen Zaccophilus, einen dem hier so gewöhnlichen ovatus ähn- 
lichen Hyphydrus und einen Gyrinus von eben so wenig auffallender Form. 
Aus der ebenfalls sehr weit und wahrscheinlich eben so allgemein 
verbreiteten Familie der Brachelytren sind aufser einigen sich auszeichnen- 
den Formen auch Arten von ganz gewöhnlicher Bildung auf Madagascar 


Phys. Abhandl. 1832. N 


98 Krıve: 


gefunden; zu letztern gehört ein dem gewöhnlichen (Staphyl.) mazillosus 
sehr ähnlicher #nus und eine kleine Zleochara, von der Aleoch. opaca Gr. 
nur wenig verschieden, zu erstern ein Staphylinus mit seitwärts zusammen- 
gedrücktem Halsschilde, ein merkwürdiger Aantholinus und der von La- 
treille beschriebene Osorius, wie ähnliche aufserdem noch in Brasilien und 
Mexiko vorkommen, endlich ein besonders schöner Paederus; überhaupt 
sechs Brachelytren. 

Aus der Familie der Serricornen ist vor allen Dingen der Gattung 
Buprestis zu erwähnen, von der mehr als von irgend einer andern die Gou- 
dotsche Sammlung ansehnliche und merkwürdige, manche nur in einzelnen 
Exemplaren vorhandene Arten enthielt. Es waren überhaupt 16, sämmtlich 
unbeschriebene Arten, doch aus den Abtheilungen, welchen das Schildchen 
mangelt, den Gattungen Sternocera, Jalodis und demaeodera Eschsch. keine, 
so reich diese Abtheilung sonst an Afrikanischen Arten ist. Von Jgrius 
fanden sich zwei, die eine Art breiter als andere bekannte, mit im Verhältnifs 
zum Hinterleibe so verengten Deckschilden, dafs der erstere seitwärts weit 
mehr als gewöhnlich unbedeckt hervorragte. Die übrigen Arten gehörten 
der eigentlichen Gattung Zuprestis an, mehr oder weniger in die Nähe der 
Untergattung Dicercus Esch. Bei einer derselben finden wir den Halsschild 
seitwärts stark erweitert, bei einer andern die Deckschilde an den Schultern 
stark hervortretend, viele ungewöhnlich flach gedrückt, den Halsschild 
nach vorn schmal, den Körper in der Mitte stark erweitert, nach hinten 
schnell verschmälert, fast ohne Ausnahme neue, nie vorher und nirgend 
anders beobachtete Formen. Graf Dejean hat im neuen Catalog seiner 
Käfersammlung drei dieser Arten zu einer eignen Gattung: Polybothris, ver- 
einigt. Endlich tritt noch eine Art in die Nähe der mit mehreren verwand- 
ten Arten ebenfalls erst neuerdings von Graf Dejean festgestellten Unter- 
gattung Sphenoptera, gehört mithin einer Abtheilung an, von welcher es 
zwar einige Europäische, sonst aber nur Afrikanische und Asiatische Ar- 
ten giebt. 

Aus der Gattung Zlater zählte die Sammlung dreizehn Arten, von 
welchen die ausgezeichnetste unstreitig der vorhin schon erwähnte El. (Cte- 
nicera Lat.) nobilis ist. Das von Illiger beschriebene Exemplar ist nach 
der hierüber im Wiedemannschen Archiv gegebenen Nachricht auf einem 
Schiffe gefangen worden, welches eben aus dem Arabischen Hafen Muscat 


Insecten von Madagascar. 99 


abgesegelt war. Dafs dasselbe Insect auch auf Madagascar angetroffen wor- 
den, darf daher um so weniger befremden. Andere bemerkenswerthe Arten 
waren eine dem Zl. nobilis verwandte, ferner ein #grypnus (Esch.), ausge- 
zeichnet durch Höcker auf dem Halsschilde, und ein Conoderus (Esch.), 
dessen Halsschild nach vorn zu jeder Seite in einen dornförmigen Fortsatz 
verlängert war; die übrigen Arten gehörten mehrentheils zur Untergattung 
Agrypnus und waren in diesem Fall dem Z/. murinus mehr oder weniger 
ähnlich. Eine dem Östindischen Zl. tridentatus sehr ähnliche Art gehört 
zur Gattung Zlater, wie sie Eschscholtz beschränkt hat, zwei gehören zu 
Cardiophorus Esch., ein sehr kleiner nur 1-- Linien langer Käfer zu Esch- 
scholtz’s Hypokithus. 

Von Zampyris enthielt die Sammlung nur eine Art, der Östindischen 
L. vespertina am ähnlichsten, doch mit auffallend verkürztem Halsschilde; 


von Dietyoptera Latr., einer Gattung, die von Homalisus wohl nicht zu 


o? 
trennen sein möchte, zwei Arten, von Sils Latr., die wohl wieder mit Can- 
tharis (T’helerhorus Lat.) zu vereinigen sein wird, eine Art, endlich einen 
durch Färbung und Gestalt ausgezeichneten T'ilus. 

Zu Silpha gehörend enthielt die Sammlung keine Art, nur eine äufserst 
kleine Peltis, fast von der Gestalt der P.oblonga. Noch kömmt aus der Familie 
der Clavicornes die Gattung Hydrophius in Betracht, von welcher eine zu 
den gröfsern gerechnete, dem H. ater verwandte Art sich vorfand, doch so 
wenig von einer Östindischen, nach brieflichen Mittheilungen von Esch- 
scholtz ZH. resplendens, von Latreille ruficornis genannten verschieden, 
dals sie als eigne Art nicht betrachtet werden kann; dann ein Sphaeridium, 
dem gewöhnlichen ‚$. scarabaeoides nicht unähnlich, und drei andere Sphä- 
ridien aus der Abtheilung, die Leach mit dem besondern Gattungsnamen 
Cercydium belegt hat. 

Die Familie der Lamellicornen entbehrt auf Madagascar, wie es scheint, 
der sehr grofsen Arten aus der Gattung Geotrupes F. (Scarabaeus Lat.), durch 


welche dieselbe sonst so ausgezeichnet ist; wenigstens waren in der Gou- 


8 
dotschen Sammlung keine dieser ansehnlicheren Arten enthalten. Aber 
unter den im Dünger lebenden Arten zeichneten sich einige durch Schönheit 
und verhältnifsmäfsige Gröfse aus, zunächst ein Canthon Ill. (Coprobius Lat.) 
von stark gewölbtem Körper und überaus schön grün glänzender Färbung, 
welchem eine zweite Art sehr nahe steht, die nur durch die sehr deutliche, 


N2 


100 KL wie: 


bei der ersten fehlende Punktirung von derselben unterschieden ist, wahr- 
scheinlich der Coprobius viridis Latr. Doch ist es leicht möglich, dafs die 
angegebenen Eigenschaften nur einen Geschlechtsunterschied begründen, 
wie wir ähnliches bei mehreren Arten der verwandten Gattung Chaeridium 
(Lepell.) finden. Zu den ausgezeichnet schönen Arten gehören auch die 
schon von Olivier beschriebenen Arten von Onthopagus: undatus und qua- 
dripunctatus, denen ähnliche nach dem, was darüber mir bekannt geworden, 
sonst nirgend angetroffen werden. Von Onthopagus sind ferner aufser dem 
O. Dorcas Ol., mit welchem die Fabrieischen Arten O. Gazella, calta und 
melallica zu vereinigen, noch vorhanden: eine kleine, sehr zierliche neue 
Art mit stark überragendem flachen Horn des Halsschildes, und eine andere 
mit zweigehörntem Kopfe; von Zphodius, der auch auf Ile de France anzu- 
treffende dem gemeinen 4. granarius ähnliche -4. nigrita , von Ochodaeus end- 
lich eine zweite Art neben und ähnlich dem Europäischen O. chrysomelinus. 
Häufig lebt auf Madagascar nach Latreille’s brieflicher Mittheilung in den 
Nestern der Termiten ein Zcanthocerus, der durch seine über die Einlen- 
kung des Fufses griffelförmig fortgesetzte Schienen der vordersten Beine 
sich wesenilich von allen bekannten Arten, Bewohnern des südlichen, zum 
Theil auch des nördlichen Amerika unterscheidet. Von der schon erwähn- 
ten Fabrieischen Gattung Geotrupes (Scarabaeus Latr.) fanden sich vier Ar- 
ten vor, sämmtlich minderer Gröfse. Die ersteren beiden aus der Abthei- 
lung mit dreigezahnten Vorderschienen lassen sich denen vergleichen, de- 
ren Beine nur kurz, die Schenkel, namentlich. der hintersten Beine, ver- 
dickt, die Schienen sehr kurz, am Ende breit und abgestutzt, die Schien- 
dornen ungewöhnlich grofs, und blattähnlich zusammengedrückt sind, wie 
sich solches beim G. retusus vom Kap und dem Nordamerikanischen Satyrus 
findet. Die beiden andern Arten, die mehr der Europäischen Form sich 
nähern, gehören zu der Abtheilung, wo zwar die vordersten Schienen drei- 
gezahnt, doch zwischen den Zähnen noch kleine abgerundete Zähnchen oder 
Höcker vorhanden sind, wie es beim G. monodon und punctatus der Fall ist, 
nur mit dem Unterschiede, dafs bei den Männchen die vordersten Fufsglie- 
dickt und die Klauen ungleich sind, die äufsere Klaue nemlich länger und 
breiter als die innere, dabei zusammengedrückt und hakenförmig nach innen 
gekrümmt. Eine der in der Sammlung vorhandenen Arten ist auch am Se- 
negal zu Hause. Die im System nun folgenden Gattungen der Lamellicornen 


Insecten von Madagascar. 101 


würden von der in der Goudotschen Sammlung nicht vorgefundenen Gat- 
tung Hexodon an, solche sein, die mit wenigen Ausnahmen entweder Ame- 
rika eigen oder nur in Neuholland zu treffen sind. Aus dieser Gattungsreihe 
bis hin zur Gattung Melolontha, wie sie Illiger festgesetzt hat, enthält da- 
her auch die Goudotsche Sammmlung nicht eine Art. Deshalb kommt es 
zunächst nur auf Betrachtung dieser oder der eigentlichen Melolonthen mit 
tief ausgerandeter Lefze, oft mehr als dreiblättriger Fühlerkeule, niemals 
ungleichen, seltener selbst gespaltenen, mehrentheils an der Spitze einfachen 
Klauen an, die jedoch leider bis jetzt weit weniger genau als die im System 
ihnen vorangehenden oder folgenden Gattungen unterschieden worden sind. 
Latreille’s Eintheilung dieser zahlreichen Gruppe in die beiden Gattun- 
gen Melolontha und Rhisotrogus nach der Zahl der Blätter der Fühlerkeule 
ist eben so wenig hinreichend als angemessen, weil jene Zahl so manchen 
Abänderungen sowohl bei nahe verwandten Arten, als selbst bei den Ge- 
schlechtern einer Art unterworfen ist, und mehr Berücksichtigung hätte 
schon das Verhältnifs der einzelnen Fühlerglieder in Hinsicht ihrer Länge, 
namentlich ob das dritte Glied bedeutend länger als die andern, oder ihnen 
gleich sei, verdient und hätte schon hierbei so wenig Fremdartiges sich ver- 
einigen, als Verwandtes sich trennen lassen, wie hiervon ein gemachter Ver- 
such mich hinreichend überzeugt hat. Es ist aber zu einer systematischen 
Bearbeitung der Gattung Melolontha hier, wo nur von wenigen Arten, die 
nur zwei Abweichungen darbieten würden, die Rede sein soll, der Ort nicht, 
und ich habe es daher vorgezogen, nur eine Gattung, nemlich Melolontha, 
selbst mit Hinweglassung von Latreille’s Rkisotrogus, aufzustellen, dafür 
aber die Beschreibung der Arten auch auf solche Eigenheiten der Form aus- 
zudehnen, wonach späterhin die Bestimmung der besondern noch festzustel- 
lenden Gattungen keinem Zweifel wird unterliegen können. — Ich gedenke 
hier zuerst einer durch einen scharfen und merklich vorragenden Dorn an 
der Spitze der Deckschilde ausgezeichneten Art von der Gröfse unserer M. 
vulgaris, dann noch zweier anderer Melolonthen, die in Rücksicht auf ihre 
nur dreiblättrige Fühlerkeule der Gattung Rdhusotrogus Latr. näher stehen, 
mit welchen jedoch einige noch unbeschriebene Arten vom Kap noch mehr 
übereinstimmen. — Von der Gattung Serica Mac Leay waren vier Arten, 
worunter zwei gröfsere und unserer S. variabılis verwandte, ferner fünf Ar- 
ten Hoplia, mit keiner der gewöhnlichen Arten zu vergleichen und nach der 


102 K'ırL ve: 


Beschaffenheit ihres Kopfschildes, je nachdem dasselbe ganz und gerundet, 
ausgerandet oder zweimal gezahnt, bequem einzutheilen, endlich ein Mo- 
nochelus vorhanden, wie dergleichen mehrere am Kap vorkommen. Die 
Gattung Trichius fehlt ganz, von Cetonia dagegen sind uns mit jener Samm- 
lung zwei grofse und schöne Arten zugekommen, von welchen die eine be- 
sonders dadurch merkwürdig ist, dafs an den hintersten Schienen der innere 
Dorn fast bis an das Ende des letzten Fufsgliedes gleich einem stark ge- 
krümmten, scharf zugespitzten Sporn hervortritt. — Eigentliche Lukanen 
sind in der mehrerwähnten Sammlung nicht enthalten gewesen, doch ein. 
dem J". striatus von lle de France sehr ähnlicher, auch am Senegal nicht 
seltner Frgulus, dann drei Arten Passalus, sämmtlich aus der Abtheilung 
mit dreiblättriger Fühlerkolbe und gezahntem Kopfschilde, einer Abthei- 
lung, aus welcher bisher nur Amerikanische Arten bekannt gewesen. 

In der Abtheilung der Heteromeren fehlten die mehrsten ungeflügel- 
ten Formen, namentlich alle diejenigen, die im Süden von Europa, im öst- 
lichen Asien, im Westen und Süden von Afrika so häufig sind, die Gattun- 
gen Pimelia, Erodius, Zophosis und Eurychora gänzlich, dagegen findet 
sich unter ihnen manche neue und bemerkenswerthe Form. Ich erwähne 
zuerst zwei wirklich verschiedene, obgleich durch ihre schmale, fast cylin- 
drische Gestalt im Äufsern sich in so hohem Grade ähnliche Gattungen, dafs 
ich Anfangs geneigt war, sie für die beiden Geschlechter derselben Art zu 
halten. Beide, die zu den einfarbig schwarzen gehören, stimmen auch in 
der Fühler- und Fufsbildung fast überein. Die erste ist in ihren Characte- 
ren der Gattung Blaps verwandt, kann jedoch zu ihr so wenig, als zu einer 
andern schon bekannten Gattung gerechnet werden. Ihr Körper ist unge- 
wöhnlich schmal und gestreckt, nicht flach, sondern eylindrisch, dabei glatt 
und glänzend. Am auffallendsten cylindrisch geformt ist das Halsschild, ob- 
schon auch die Deckschilde es sind, die aber aufserdem besonders nach 
hinten sich merklich verengen. Die Länge des Halsschildes ist so beträcht- 
lich, dafs dasselbe mit dem Kopfe zusammen beinahe der Länge der Deck- 
schilde gleich kommt. Was die erwähnte Übereinstimmung der Fühler bei 
beiden Gattungen betrifft, so sind dieselben an der Spitze zusammengedrückt 
und die Glieder sehr erweitert, doch gilt dieses in höherem Maafse bei der 
Gattung, von welcher zuerst die Rede ist. Obschon es möglich ist, dafs 
beide in Sammlungen jetzt schon ziemlich verbreitete Käfer in der letzten 


Insecten von Madagascar. 103 


Zeit von Andern bereits als Gattungen unterschieden und selbst benannt 
worden sind, so ist mir doch so wenig brieflich als aus Schriften hierüber 
etwas bekannt geworden, und hier, wo die Beschreibung dieser ausgezeich- 
neten Arten nicht unterbleiben konnte, haben auch die Gattungen aufgestellt 
und benannt werden müssen. Der ersten, die in die Nähe von Blaps ge- 
hört, habe ich mit Rücksicht auf die ungewöhnlich lange Form ihres Hals- 
schildes den Namen Dolichoderus gegeben, für die zweite dagegen möchte 
ich die Benennung Nycteropus, die auf eine dunkle, schwarze Färbung 
hindeutet, in Antrag bringen. Jene würde hauptsächlich durch ihre eylin- 
drische Form, die Gestalt der Fühler, die in eine flache, längliche Keule 
enden und die Beschaffenheit des Mundes von der Gattung Blaps, der sie 
in Rücksicht auf die unter den verwachsenen Deckschilden mangelnden Flü- 
gel verwandt ist, zu unterscheiden sein. Die Fühler sind hier von mä- 
fsiger Länge, ihre beiden ersten Glieder sehr kurz, die fünf fol- 
genden, das dritte mit eingeschlossen, eylindrisch und von glei- 
cher Länge, die vier letzten flach, zusammengedrückt, erwei- 
tert, bilden inihrem Zusammenhange jene schon erwähnte läng- 
liche, an der Spitze abgerundete Keule. Das Kinn (mentum) ist län- 
ger als breit, an der Wurzel etwas verengt, vorn hervortretend und in der 
Mitte gerundet, seitwärts dagegen in einen Winkel etwas vorspringend. Die 
Lippe (ligula) ist an der Spitze abgeschnitten und nicht ausgerandet. Die 
Glieder der Taster (palpi), besonders der Lippentaster, sind sehr kurz, an 
letztern das erste Glied kaum zu entdecken, das Endglied fast viereckig. 
Zu bemerken ist noch, dafs die Augen flach sind und in der Rich- 
tung nach vorn und unten sehr schmal, und zuletzt fast spitz 
verlaufen, dafs das Kopfschild gerade abgeschnitten, die Lefze 
kurz und vorn gerade ist, die kurzen und starken Mandibeln an 
der Spitze etwas gekrümmt und wie gewöhnlich doppelt gezahnt 
sind, dafs ferner das Halsschild im Verhältnifs zu den Deckschilden 
sehr lang, das Rückenschildchen, so weit es gewöhnlich sichtbar, 
klein und dreieckig, der unter dem Halsschilde in der Regel versteckte 
Theil dagegen grofs und halbmondförmig ist, dafs die Deckschilde in 
der Nath verwachsen sind, nach hinten in eine stumpfrunde 
Spitze auslaufen, ihr vorderer Rand aber gleich einer Queer- 
leiste aufgeworfen ist, dafs endlich an den vorderen Tarsen 


104 Kıve: 


die ersten Glieder, an den hintersten die mittleren die kürze- 
sten sind. 

Die zweite Gattung, 
nur der Gattung Tenebrio zu vergleichen, indem die Deckschilde zwar in 
der Nath dicht aneinander schliefsen, doch nicht verwachsen sind und unter 


ihnen vollständige Flügel sich befinden. Ausgezeichnet ist sie, gleich der 


der eben beschriebenen sehr ähnlich, ist dennoch 


so eben beschriebenen, durch jene merkwürdige Bildung der Fühler, deren 
vier Endglieder eine etwas verlängerte flach gedrückte Keule bilden, so dafs 
keine Verwechselung mit einer andern Gattung derjenigen Abtheilung, zu 
welcher sie gehört, leicht möglich ist. Nur bei der Gattung Cryphaeus der 
hiesigen Sammlung, welches wahrscheinlich Latreille’s Toxicum ist, tref- 
fen wir eine ähnliche Bildung der Fühler, doch verbunden mit einer ganz 
verschiedenen Körperform, Bekleidung, Kopfbildung u. s. w., so dafs an 
eine Verwechselung beider nicht zu denken ist. Immer stimmt die gegen- 
wärtige, bis auf das Vorhandensein der Flügel, mit der vorbeschriebenen 
im äufsern Ansehen so auffallend überein, dafs sie, obgleich einer andern 
Familie gehörend, doch am besten mit ihr verglichen und nicht wohl aufser 
Zusammenhang mit ihr gestellt werden kann. Berücksichtigen wir die all- 
gemeine Form, so ist zu bemerken, dafs der Körper nicht so schmal 
und cylindrisch, sondern etwas breiter und flacher, besonders 
aber das Halsschild breiter, im Verhältnifs auch kürzer als bei 
jener mehrerwähnten Gattung ist, dafs die Winkel des Hals- 
schildes mehr hervortreten, das Rückenschildchen ziemlich 
grofs, fast dreieckig ist, die Deckschilde im Verhältnifs zum 
Halsschilde länger, nemlich mehr als noch einmal so lang als 
dieses oder anderthalb mal so lang als Kopf und Halsschild zu- 
sammengenommen, nach der Spitze allmälig verschmälert, die 
Spitzen selbst abgerundet, ohne Queerleiste am vorderen Rande, 
an den Schultern in rundliche Höcker erhoben sind. Sonst sind 
ebenfalls an den vorderen Beinen die vier ersten Glieder, an den hintersten 
die mittleren zwei die kürzesten. Der Kopf ist in der Mitte breiter 
und tritt über die Einlenkung der Fühler seitwärts hervor. Das 
erste Glied der Fühler ist eben so lang, das zweite kürzer, das 
dritte etwas länger als die übrigen, die Keule besteht aus den 
vier flach gedrückten und breiteren Endgliedern, deren letztes 


Insecten von Madagascar. 105 


an der Spitze abgerundet ist. Die Mandibeln sind, wie gewöhnlich, 
kurz, stark, inwendig hohl, gekrümmt und endigen mit zwei kurzen, schar- 
fen Spitzen. Die Maxillen sind kurz, fast viereckig, ohne deutlichen Zahn, 
die Spitzen gerade abgeschnitten und dicht mit kurzen Haaren besetzt. Das 
Kinn (mentum) ist viereckig, an der Spitze gerade abgeschnitten, die Ecken 
etwas vorstehend. Die Mitte durchläuft eine kielähnliche erhöhte Längslinie. 
Die Lippe (ligula) ist fast so breit als das mentum, an der Spitze ausgeran- 
det, dicht behaart. Die Kinnladentaster sind viergliedrig, das erste Glied 
sehr kurz, cylindrisch, die folgenden fast dreieckig, das zweite etwas länger 
als das dritte, das vierte an der Spitze verdickt und abgestutzt. Die Lip- 
pentaster sind noch kürzer als die Kinnladentaster und bestehen aus drei 
Gliedern, von welchen die beiden ersten sehr klein sind, das Endglied grö- 
fser, an der Spitze etwas erweitert und abgestutzt ist. — Von der ersten der 
so eben auseinandergesetzten Gattungen war eine Art, von der andern wa- 
ren zwei in der Sammlung vorhanden. — Eine dritte neue Gattung gehört 
in die Nähe von Calcar, mit welcher sie, obschon hinreichend davon ver- 
schieden, in der Form des Körpers sehr grofse Ähnlichkeit hat. Ganz eigen- 
thümlich und abweichend gebildet sind jedoch die Fufsglieder: sehr 
kurz, breitund flach gedrückt, tief eingeschnitten, dichtan ein- 
ander gedrängt, eins das andere zum Theil deckend, unten mit 
einem dichten Filz bekleidet. Ich habe daher für diese Gattung den 
Namen: Athrodactyla gewählt und bemerke in Hinsicht derselben noch 
folgendes: Der Körper ist lang gestreckt, fast linienförmig, flach 
gedrückt und glänzend schwarz. Der Kopf ist nach hinten ver- 
engt, vom Halsschilde deutlich abgesetzt, der Kopfschild deut- 
lich ausgerandet, die Lefze frei hervortretend, fast viereckig, 
der vordere Rand gerade. Die Fühlerglieder sind untersich von 
gleicher Länge, cylindrisch gerundet, an der Basis etwas einge- 
schnürt, die beiden Wurzelglieder etwas kürzer als dieübrigen, 
die vier letzten dagegen etwas breiter und länger, nicht glatt 
und glänzend, wie die übrigen, sondern punctirt und behaart, 
das Endglied spitz auslaufend. Die Mandibeln sind kurz, gekrümmt 
und wie gewöhnlich an der Spitze gespalten. Die Maxillen sind ungleich 
getheilt, der Grundtheil kurz, fast viereckig, die andere Hälfte länger und 
breiter, ohne Zahn, an der Spitze gerade abgeschnitten und gefranzt. Das 
Phys. Abhandl. 1832. 16) 


106 Kıve: 


Kinn (mentum) ist fast viereckig, mit Haaren besetzt, die Lippe grois, nach 
vorn erweitert und gerundet. Die Taster verhalten sich in Hinsicht der 
Zahl ihrer Glieder wie gewöhnlich. An den Maxillarpalpen ist das zweite 
Glied das längste, das Endglied etwas gröfser als das dritte, nach vorn we- 
nig erweitert, schräg abgeschnitten. Die Lippentaster sind viel kürzer, das 
erste Glied ist sehr kurz, das letzte nur wenig erweitert. Der Halsschild ist 
fast viereckig, stark abgesetzt. Kein Brusthöcker auf der untern Seite. Die 
Deckschilde fast linienförmig, Schenkel und Schienen glatt, ungezahnt, 
letztere an der Spitze behaart, Dornen kaum sichtbar. Der merkwürdigen 
Bildung der Fufsglieder ist schon gedacht worden. Die Klauen sind kurz, 
gekrümmt und einfach. Bei den Mänuchen finden sich an den vordersten 
und an den hintersten Beinen die Schenkel zusammengedrückt, an ersteren 
aufserdem erweitert, an letzteren verlängert, bei beiden am untern Rande 
dicht mit kurzen, feinen Haaren besetzt. Die Schienen der Vorderbeine 
sind gekrümmt, sämmtliche Schienen an der Spitze gefranzt. — Ich erwähne 
hier nachträglich der Gattung Opatrum, und zunächst einer dem O. pictum 
F. Illig. (O. tessellatum Koy) ähnlichen, doch gröfseren, der hiesigen Samm- 
lung als O. variegatum vom Senegal zugekommenen und unter jenem Namen 
wahrscheinlich in den Pariser Sammlungen vorhandenen Art. Beide und 
die ihnen verwandten Arten zeichnen sich in der Gattung Opatrum durch 
kürzere, an der Spitze mehr als gewöhnlich verdickte Fühler und am Au- 
fsenrande deutlich dreigezahnte Vorderschienen aus. Ein zweites gröfseres, 
noch unbeschriebenes Opatrum weicht in der Form des Halsschildes, welches 
schmaler ist als die Basis, und der Deckschilde, von dieser Gattung einiger- 
maafsen ab und bildet vielleicht, besonders da auch das dritte Fühlerglied 
nicht merklich länger als die übrigen ist, eine eigne Gattung. Es schliefst 
sich genau an das von Wiedemann im ersten Bande des zoologischen Ma- 
gazins beschriebene O. zavanum an, auch stimmen noch mehrere neue Arten 
mit ihm in den angegebenen Eigenschaften überein. Ich habe es vorläufig 
als O. attenuatum beschrieben. — Eine der gemeinsten Arten auf Madagas- 
car mufs, nach der Menge der hierher geschickten Exemplare zu urtheilen, 
Tenebr. sulcator Knoch (7. impressus Web. Fabr.) sein, eine überhaupt 
weit verbreitete Art, die auch von Sumatra, von Sierra Leona und von Ile 
de France, und wenn der Angabe in der ehedem Gr. Hagenschen Sammlung 
zu trauen, auch von den Inseln der Südsee in unsrer Sammlung schon vor- 


Insecten von Madagascar. 107 


handen war. — Ich komme jetzt zur Betrachtung einer Gattung, von welcher 
es mir zweifelhaft, jedoch nicht unwahrscheinlich ist, dafs es Latreille’s 
Gattung Toxicum ist, deren sowohl in dem Buche: Genera Crust. et Insect. 
II. p. 167. (abgebildet Tab. ıx. fig. 9.), als im fünften Bande von Cuvier’s 
Regne animal p.24. Erwähnung geschieht. Wahrscheinlich wird dies nach 
der in dem zuerst angeführten Buche gegebenen Beschreibung der Gattung, 
besonders, insofern diese die Fühler betrifft, deren zusammengedrückte vier 
Endglieder nach innen merklich hervortreten und zusammen eine Keule bil- 
den, ferner nach der Beschreibung der Art: 7. Richesianum, welche dunkel- 
schwarz ist und Reihen eingestochener Punkte auf den Deckschilden trägt, 
wahrscheinlich endlich wegen der in den Gen. Crust. und dem Regne animal 
widersprechenden Angabe hinsichtlich der Zahl der Glieder, welche die 
Fühlerkeule bilden, insofern die Arten der gegenwärtigen Gattung wirklich 
mit vier und drei Gliedern abändern, wodurch jener Widerspruch allein er- 
klärlich wird. Die Zweifel aber gründen sich vornemlich darauf, dafs La- 
treille, wenn auch nicht in den Gen. Crust., wo er eigentlich die Gattung 
Toxicum aufgestellt hat, doch später im Regne animal diejenigen bekannten 
Arten, welche die Gattung bilden müfsten, nemlich: Zrogosita Taurus, ga- 
zella und quadricornis F. (Tr. vacca F. gehört nicht hierher) als Beispiele 
der ersten Familie der Gattung Phaleria nennt, denn es läfst sich so wenig 
annehmen, dafs Latreille die von ihm selbst früher aufgestellte Gattung 
später nicht mehr gekannt, als die beiden Geschlechter derselben verkannt 
und die gehörnten Männchen als zu Phaleria gehörend, die ungehörnten 
Weibchen dagegen als für sich eine besondere, von ihm Toxicum genannte 
Gattung bildend, betrachtet haben sollte. Dafs jene Arten von Einigen als 
Toxicum versendet werden, entscheidet an sich nichts, dient nur dazu, die 
Auflösung schwieriger zu machen, daher es am gerathensten scheint, vor- 
läufig der Gattung, welche jene Arten unstreitig bilden müssen, den in un- 
serer Sammlung schon vorhandenen Namen Cryphaeus noch zu lassen. Ist 
nun die Gattung durch die zu ihr gehörenden, gar nicht seltenen und ziem- 
lich verbreiteten vorgenannten Arten schon bekannt und sind in Latreille’s 
Beschreibung die hauptsächlichsten Gattungscharaktere, besonders in der 
Beschaffenheit der Fühler, schon angegeben, so dürfte nur noch der Thei- 
lung der Augen durch die wagerecht dicht über der Einlenkung der Fühler 
hervortretende Kopfdecke zu erwähnen und die Beschreibung der von La- 


02 


108 Kırve: 


treille nicht untersuchten innern Mundtheile nachzuholen sein, denn La- 
treille sagt (Gen. Crust. D. p. 168.) ausdrücklich: „‚,‚instrumenta_ cibaria 
mihi ıignota.’ Es sind aber: die Maxillen kurz, die Laden an der Spitze 
gerundet, gefranzt und es theilt sich deutlich ein innerer spitz auslaufender 
Zahn ab. Das Kinn, nach der Wurzel verschmälert, nach vorn gerundet, 
ist in der Mitte am breitesten und läuft seitwärts in einen ziemlich scharfen 
Zahn oder griffelförmigen Fortsatz aus. Die Lippe ist kurz, queer gezogen, 
an der Spitze gerundet. Die Palpen sind ungleich, die Maxillarpalpen 
viergliedrig, mit sehr kleinem ersten, grofsem dreieckigen zweiten, kürze- 
rem dritten und breitem abgestutzten vierten oder Endgliede, die Lippen- 
taster dreigliedrig, die beiden ersten Glieder sehr klein, das dritte länger als 
die beiden ersten zusammengenommen, eiförmig. Die Mandibeln sind 
kurz, stark gekrümmt, an der Spitze zweigespalten. Die Männchen sämmt- 
licher bekannten Arten (es sind deren überhaupt sechs, zwei von Östindien, 
eine vom Kap, eine vom Senegal, eine von Madagascar und eine Europäische) 
haben am Kopf zwei, auch vier, mehrentheils aufrecht stehende Hörner. — 
Den Tenebrionen möchte ich endlich noch eine neue, sehr ausgezeichnete 
Gattung anreihen, die mit keiner andern unter den Heteromeren zu ver- 
gleichen ist, in Hinsicht der Gestalt im Allgemeinen vielmehr Ähnlichkeit 
mit einigen Gattungen unter den Tetrameren, namentlich mit Zumorphus, 
hat. Ich habe sie deshalb Yeterophylus genannt. Nur ein Exemplar war 
von der einen hierher gehörenden Art vorhanden. Dieselbe ist mittler 
Gröfse, länglich eirund, gewölbt, der Kopf deutlich abgesetzt, 
vorn zur Aufnahme des viereckigen Kopfschildes tief ausge- 
schnitten, die Lefze queer, nicht ausgerandet. Die Mandibeln 
sind, wie gewöhnlich gespalten, die Palpen zugespitzt. Die Fühler- 
glieder, so ziemlich von gleicher Länge, mit Ausnahme des 
zweiten, welches viel kürzer ist, sind eylindrisch bis auf die fünf 
letzten Glieder, welche fast dreieckig und flach gedrückt sind 
und zusammen die Fühlerkeule bilden, deren Endglied kurz und 
gerade abgeschnitten ist. Die Beine sind von mäfsiger Länge, die Schenkel 
und Schienen unbewaffnet, letztere an den Spitzen mit kurzen Dornen ver- 
sehen. Die Fufsglieder sind an allen Beinen kurz, fast dreieckig und 
unter sich von gleicher Länge, nur das letzte ist cylindrisch und 
länger als die übrigen. Die Klauen sind einfach und zugespitzt. 


Insecten von Madagascar. 109 


Wenn ich jetzt zweier, aus der Gattung Phaleria vorhandenen Arten 
vorläufig erwähne, kann dieses nicht wohl geschehen, ohne überhaupt dieser 
Gattung und der Trennungen zu gedenken, welcher dieselbe selbst in der 
von Dejean schon erlittenen Beschränkung (s. dessen Gattung Uloma) und 
nachdem die gehörnten Tr. taurus und quadricornis F. davon geschieden 
worden, noch unterliegen dürfte. Den Stamm der Gattung oder die Gat- 
tung Phaleria würden immer die bekannten und gröfsern Arten, wozu na- 
mentlich Ph. eulinaris, retusa u. a. zu rechnen sind, bilden. Sie stimmen in 
ihrer Gestalt unter sich aufs genaueste überein, haben eigentlich antennae 
perfoliatae, mit sehr deutlich abgesetzten Gliedern, ein merklich dickeres, an 
der Spitze abgestutztes Endglied der Maxillarpalpen und mit vielen und star- 
ken Zähnen am äufsern Rande besesetzte Schienen der vordern Beine. Sie 
finden sich aufser Europa in Nord- und Süd- Amerika, in Ostindien, Afrika 
und Neuholland. Ähnlich in Hinsicht der allgemeinen Körperform, der Bil- 
dung der Fühler, Bewaffnung der Schienen, nur abweiehend in den Mund- 
theilen, indem nemlich das Endglied der Kinnladentaster viel kürzer und 
deutlicher beilförmig, das Mentum aber in der Mitte tief eingedrückt ist, sind 
die Arten: Ph. nitidula F. und polita Wied., die, wie auch eine dritte, un- 
beschriebene Art, nur in Ostindien anzutreffen sind. Mit diesen liefse sich 
schon eine der im Folgenden beschriebenen Arten von Madagascar verglei- 
chen, nur dafs sie von mehr eiförmiger Gestalt, das Mentum auf der unte- 
ren Seite nicht so ausgehölt und die Lippe weniger tief ausgerandet ist, dafs 
auch an den Fühlern das erste und dritte Glied im Verhältnifs länger und 
besonders die vorderen Schienen höchst fein und kaum wahrnehmbar ge- 
zähnelt sind. Dann würden noch zu berücksichtigen übrig bleiben: die 
kleineren Arten mit dichter gedrängten Fühlergliedern, verdicktem End- 
gliede der Maxillarpalpen und schwachgezahnten Schienen, oder die Arten: 


Ph. ovata (Tenebrio ovatus Hbst.) und mauritanica, eine Abtheilung, zu wel- 


» 

cher die zweite Phaleria von Madagascar zu zählen, Arten, deren ursprüng- 
liches Vaterland, da sie, wie es scheint, überall hin verbreitet und mit der 
Zeit einheimisch geworden sind, kaum mit Bestimmtheit anzugeben ist. Ihnen 
würden sich endlich diejenigen ebenfalls kleinen Arten anschliefsen, die nur 
durch die ganz glatten vordern Schienen sich unterscheiden. — In Hinsicht 
der folgenden, noch immer nicht hinreichend festgestellten Gattung Diaperis 


ist zu bemerken, dafs aus derselben zwei Arten, beide mit gehörntem Kopf, 


110 Kıve: 


den Arten D. picicornis (Mycetophagus pie. F.) und bicornis (Hispa bie. F.) 
verwandt, vorhanden waren. Eine dritte ziehe ich nicht ohne besondern 
Zweifel dahin, da sie mehr als irgend eine, selbst der zweifelhaften Arten, 
von Diaperis abzuweichen scheint und zwar sowohl durch die viel dün- 
nern Fühler, als besonders in Betreff des Halsschildes, dessen hin- 
tere scharf vorspringende Ecken die Basis der Deckschilde 
recht eigentlich und in einem solchen Grade umschliefsen, wie solches 
selbst bei /elops nur selten vorkommt. Frefsspitzen und Beine sind da- 
gegen wie bei Diaperis. Ich habe der erwähnten Art hier ihren Platz nur 
vorläufig, jedoch um so mehr angewiesen, als das eine vorhandene Exemplar 
des sehr kleinen, und wie es scheint, eben so seltenen Insects eine ganz ge- 
naue, auch auf die Zergliederung des Mundes ausgedehnte Untersuchung 
nicht gestattete. — Es möchte hier der Ort sein, noch einer neuen Gattung 
aus der Reihe der geflügelten Heteromeren zu erwähnen, bei welcher, ob- 
gleich sie nicht wohl mit einer andern dieser Abtheilung zu vergleichen, doch 
eine Annäherung an gewisse Gattungen aus der Familie Helopü, namentlich 
Epitragus und A{marygmus, nicht zu verkennen ist. Diese Gattung ist jedoch 
keineswegs Madagascar eigenthümlich, vielmehr ziemlich verbreitet, indem 
mehrere dahin gehörende Arten sich in Süd- Amerika (Brasilien, dieselbe 
auch auf Cuba und Haiti), in Ostindien und am Vorgebirge der guten Hoff- 
nung finden. Eine dahin gehörende, schon bekannte Art von den Amerika- 
nischen Inseln rechnet Fabricius zur Gattung Tritoma, womit auch ihr An- 
sehen in der That übereinstimmt, und führt sie auf als: Zr. marginatum. 
Was die Gattung besonders auszeichnet, sind die auf dem Scheitel dicht 
zusammenstofsenden, breiten Augen, woher der Name Monomma, 
den die Gattung in der Sammlung führte und den ich auch hier beibehalten 
habe. Andere Kennzeichen sind von der Beschaffenheit der Fühler und der 
Mundtheile zu entnehmen. Besonders bemerkenswerth in Hinsicht der 
erstern ist, dals sie in einer halbkreisförmigen Furche an der un- 
teren Seite der vordern Hälfte des Halses ruhen, dafs das erste 
Glied grofs und verlängert ist und die letzten drei zusammen 
eine etwas flach gedrückte Keule bilden, worin in Verbindung mit 
der besondern Bildung der Augen der eigentliche Charakter der Gattung 
beruhen dürfte. Noch ist folgendes zu bemerken: der Körper ist flach, fast 
eirund geformt, daher auch in seinen Trennungen weniger deutlich abgesetzt, 


Insecten von Madagascar. 441 


sondern es nimmt das Halsschild mit seinem vorderen ausgeschnittenen Rande 
den in dasselbe eingesenkten Kopf auf, dessen hinterer Rand aber ist von 
gleicher Breite mit der Basis der Deckschilde, welche allmälig verschmälert 
endigen. Die Augen stehen weit nach hinten, sind queer gezogen, stark ge- 
gittert und stofsen, wie schon gesagt, im Scheitel dicht zusammen. Das 
Kopfschild ragt hervor, ist gerade abgestutzt und an dasselbe lehnt sich eine 
kleine, an der Spitze gerundete Lefze. Die Mandibeln sind kurz, stark, et- 
was zusammengedrückt, gekrümmt und zweispaltig. Die Maxillen sind von 
gewöhnlicher Consistenz, der Endtheil im Verhältnifs kurz, abgestutzt, ge- 
wimpert. Er theilt sich nicht undeutlich in zwei Zähne, von welchen der 
innere zugespitzt, der äufsere umgekehrt dreieckig ist. Das Kinn (mentum) 
hat eine fast viereckige Form. Es tritt in der Mitte hervor und endigt in drei 
deutliche und scharfe Zähne. Die Unterlippe (dgula) ist so lang beinah als 
das Kinn, nur etwas schmaler, vorn abgestutzt, mit einem Büschel von Haar- 
wimpern zu jeder Seite. Die Palpen sind nur kurz, die Maxillarpalpen mehr 
als noch einmal so lang als die Lippentaster, ihre drei ersten Glieder fast 
dreieckig, das letzte sehr verdickt und beinahe kugelförmig. Die beiden er- 
sten Glieder der Lippentaster sind sehr kurz, das letzte eirund und stumpf- 
spitzig. Die Fühler sind ungefähr so lang als das Halsschild, aus eilf Glie- 
dern zusammengesetzt, von denen die ersten acht fast eylindrisch und mit 
Ausnahme des ersten und dritten so ziemlich von gleicher Länge sind. Jene 
beide aber, besonders das erste, sind länger als die übrigen. Die drei letzten 
Glieder sind deutlicher abgesetzt, das neunte und zehnte queer, an der Spitze, 
besonders nach innen, vorgezogen, das letzte abgerundet, fast kuglig, und sie 
zusammen bilden die Fühlerkeule. Das Halsschild ist oben flach, vorn weit 
ausgerandet, am hintern Rande in der Mitte vorgezogen. Das prosternum 
verlängert sich nach hinten in einen kurzen griffelförmigen Fortsatz, der in 
eine Grube am vordern Rande des mesosternum eingreift. Seitwärts ist die 
schon erwähnte halbkreisförmige Furche zur Aufnahme der Fühler. Das 


&. Die Deckschilde sind nach un- 


8 
ten schmal umgeschlagen, die Beine von mäfsiger Länge, die Schenkel zu- 


Rückenschildchen ist klein und herzförmi 


sammengedrückt, die Fulsglieder an den vordern Beinen von gleicher Länge, 
an den hintersten das erste Glied viel länger als die übrigen, die Klauen ein- 
fach gekrümmt. Sämmtliche Arten sind nur von geringer, kaum mittler Gröfse, 
von dunkler, schwarzer oder braunschwarzer Färbung. 


112 Kırve: 


Bei Erwähnung der Arten, die Fabricius zur Gattung /elops unbe- 
denklich gerechnet haben würde, und denen ähnliche wir in Fabricius 
Schriften unter Zelops aufgeführt finden, kann ich nicht umhin, wenn auch 
nicht der neuern systematischen Eintheilung der Helopü im Allgemeinen, 
doch zweier, eigentlich Brasilischer Gattungen zu erwähnen, und die Grän- 
zen, welche sie nach meinem Dafürhalten wirklich trennen können, ungefähr 
zu bezeichnen. Es sind solches die von Lepelletier und Serville im 10 
Bande der Encyelopedie methodique zuerst aufgestellte, von Latreille in 
Cuvier’s Regne animal zu einer Gattung Campsia wieder vereinigten Gat- 
tungen oder Untergattungen Camaria und Campsia. Die erste dieser Gattun- 
gen allein, obgleich sie aus Brasilischen und Cayennischen, zum Theil schon 
lange bekannten Arten besteht, zeigt sich in theils den Brasilischen sehr ähn- 
lichen, dann aber auch schr verschiedenen Formen ebenfalls auf Madagascar, 
wogegen die andere, so viel mir bekannt, Brasilien eigenthümlich ist. Sie 
bildet von jener den Übergang zu einer andern, ebenfalls rein Brasilischen 
Gattung, Perty’s Blapida. Latreille bemerkt zwar mit Recht, dafs der 
von Lepelletier und Serville angegebene, von der Zahl der Fühlerglie- 
der entnommene Unterschied auf einem Irrthum beruhe, es dürften indefs 
die Unterschiede, die sich aufserdem in den Fühlern finden und mit welchen 
zugleich ein ganz eigenes Ansehen, hauptsächlich zufolge etwas anderer Form 
des Halsschildes, an welchem die Seiten gerade sind und sämmtliche Winkel 
stärker hervortreten, anderer und stärkerer Wölbung der in einen spitzen 
Dorn auslaufenden Deckschilde, so wie der ganz verschiedenen Färbung, in- 
dem die Camaria eigenthümlichen Metallfarben bei Campsia gar nicht vor- 


kommen, verbunden ist, eine Trennung, wenn auch nicht fordern, doch 


8) 
rechtfertigen. Der Unterschied in den Fühlern besteht aber darin, dafs bei 
Campsia dieselben schon vom sechsten Gliede an, dieses mit eingerechnet, 
stark gesägt sind und bei dem letzten etwas längeren Gliede die schräg abge- 
stumpfte Spitze nach innen gerichtet ist, wogegen bei Camaria die Erweite- 
terung der Fühlerglieder erst mit dem siebenten beginnt, die Glieder nach 
innen bei weitem so scharf nicht fortsetzen, sondern mehr gerundet sind, so 
dafs die Fühler kaum einmal gesägt genannt werden können. Zu dieser letz- 
tern Gattung Camaria nun scheinen mir die in der nachfolgenden Aufzählung 
beschriebenen Arten von Madagascar zu gehören, und wenn unter ihnen die 


eine und zwar die bei weitem gröfste sehr viel Übereinstimmung in der Form 


Insecten von Madagascar. 113 


mit den grofsen Brasilischen Arten zeigt, so giebt es dagegen andere klei- 
nere, selbst recht kleine Arten, die, obgleich nicht wohl davon zu trennen, 
doch anscheinend sehr verschieden, entweder kurz und gewölbt, wie Cno- 
dalon, oder gleichförmig cylindrisch, an den Enden abgerundet, dunkel ge- 
färbt und in jeder Hinsicht unscheinbar sind. Die gröfste Art ist beinahe 
funfzehn, die kleinste nicht mehr als drittehalb Linien lang. Latreille 
erwähnt bei Eintheilung der Yelopü im Regne animal des zur Aufnahme eines 
Fortsatzes des prosternum eingerichteten ausgerandeten mesosternum bei sei- 
ner Gattung Campsia. Höcker und Ausrandung werden immer undeutlicher, 
je mehr die Arten sich von der Normalform entfernen, sind daher auch nur 
unvollständig und undeutlich vorhanden, doch nicht, wie bei Helops, ver- 
schwunden bei den kleinen Arten von Madagascar, bei welchen dann auch 
die gesägte Beschaffenheit der Fühler sich immer mehr verliert, so dafs bei 
der kleinsten Art die Glieder unter sich ziemlich gleich, dabei sehr kurz 
sind und dicht gedrängt stehen. Haben hiernach die durch allmälige Über- 
gänge und bis zu gewissen Extremen entwickelten Formen ein in der That 
ziemlich fremdartiges Ansehen, so fehlt es doch an einem sichern Anhalt 
zu einer weitern Gattungstrennung, die spätern und mit grölsern Artenreihen 
angestellten Untersuchungen vorbehalten bleiben mag. Ich bemerke, dafs 
Fufsbildung und Form der Palpen bei allen übereinstimmt, auch alle den 
halbzirkelförmigen Eindruck vorn und zwischen den Augen haben, welcher 
die Gränze des Kopfschildes andeutet. — Arten der Gattung Cistela waren 
in der Goudotschen Sammlung nicht zu treffen, dagegen aber drei Arten 
vorhanden, die im ersten Augenblick dahin zu gehören, zwei selbst unsrer 
Cistela sulphurea höchst ähnlich schienen. Die Bildung der Fufsglieder will 
jedoch eine Vereinigung derselben mit Cistela so wenig, als auf der andern 
Seite die Gestalt der Palpen das Unterbringen unter 4lecula gestatten. Die 
Arten von Madagascar gehören vielmehr zu einer dritten Gattung, die in 
die Mitte zwischen Cistela und AZllecula tritt und sich dadurch zu erkennen 
giebt, dafs die Endglieder der Palpen nicht beilförmig erweitert, 
sondern cylindrisch, und wie bei Cistela zugespitzt sind, das vor- 
letzte Fufsglied aber nicht wie bei Cistela an der Spitze gerade, 
sondern deutlich zweilappigist, doch ohne, wie bei 4lecula, mit 
einem häutigen Fortsatz an den Sohlen versehen zu sein. Ich 
habe, um auf jene Annäherung an Cistela hinzuweisen, zur Bezeichnung der 


5 
Phys. Abhandl. 1832. p 


414 Krıve: 


neuen Gattung die Benennung Plesia gewählt. Von dieser Gattung sind 
drei Arten, ferner eine Allecuwla, zwei Lagria, darunter die in Guinea ein- 
heimische Z. obscura F. und ein Ditylus vorhanden, ähnlich dem lividus 
(Dryops 1. Fabr.) von Otaheite. Von Zytta, Mylabris und den andern ver- 
wandten Gattungen oder der Gattung Meloe Linn. nicht eine Art. 

Die dritte Hauptabtheilung, die der Tetrameren, zeigte sich in der 
erwähnten Sammlung besonders reich an schönen und merkwürdigen For- 
men. Ein Druchus aus derjenigen Abtheilung in Schönherr’s Dispositio 
methodica ete., zu welcher die Arten Bruch. nucleorum und Baetris gehören 
(Surps 4. manip.1.) Von Anthribus sieben Arten, unter ihnen eine zu /n- 
thribus Schönh. gehörend und dem 4. longivornis F. (alternans Wied.) ähn- 
lich. Eine zweite Art, ebenfalls auch zur ersten Abtheilung (cokors) der 
Anthribides zu zählen, verschieden jedoch sowohl von der Gattung Anthri- 
bus, als der andern, mit zu jener cohors zu zählenden Untergattung Phloeo- 
tragus Schönh. Von Anthribus, mit welcher sie zunächst zu vergleichen, 
unterscheidet sie sich besonders dadurch, dafs der Rüssel an der Spitze eher 
gerade abgeschnitten als ausgerandet ist, dafs auch die Augen nicht ausge- 
randet, sondern rund sind und dafs die Fühlerglieder sich in folgender Art 
verhalten: Das erste Glied nehmlich, ohne bedeutend kürzer zu sein als 
die übrigen, doch ansehnlich verdickt, das zweite dagegen sehr kurz, das 
dritte so lang als eins der nächstfolgenden und zugleich etwas verdickt, die 
sechs folgenden unter sich von gleicher Länge, das zehnte kürzer und das 
eilfte von der Länge der übrigen und zugespitzt. Zu bemerken ist noch, 
dafs hier in ähnlicher Art, wie bei Phloeotragus, am hintern Rande des 
Halsschildes dicht neben einander zwei Queerleisten verlaufen. Einige Ost- 
indische Arten stimmen, wenn auch nicht in allen, doch in den hauptsäch- 
lichsten Beziehungen, und namentlich in dem Verhältnifs der Fühlerglieder 
mit unserer Art überein, und da wenigstens diese Hrn. Schönherr nicht 
unbekannt geblieben sein werden, so dafs deren Aufstellung als eigne Gat- 
tung zwischen A/nthribus, welcher Gattung sie ihre Gestalt näher bringt, und 
Phloeotragus, womit sie in ihren Gattungscharacteren mehr übereinstimmen, 
fast sicher zu erwarten, vielleicht schon erfolgt ist, so habe ich die Art von 
Madagascar noch nicht als eigne Untergattung, vielmehr vorläufig mit unter 
Anthribus aufgeführt. Die nun noch übrigen fünf Arten sind sämmtlich aus 


der Abtheilung 


g, wo auch bei den Männchen das letzte Fühlerglied nicht zu- 


Insecten von Madagascar. 115 


gespitzt ist, und es können diese nicht wohl anders wohin als zu Schön- 
herr’s Untergattung Tropideres gezählt werden. Unter ihnen ist besonders 
eine Art sowohl durch Gröfse und Gestalt, namentlich einen an den Seiten 
des Halsschildes stark nach vorn hervortretenden spitzen Höcker ausgezeich- 
net. Von der Gattung A/poderus finden sich drei Arten vor, nemlich 4. hu- 
meralis Ol., als dessen Vaterland, wahrscheinlich irrthümlich, Ostindien 
angegeben ist. Der Hals ist nicht bei allen Exemplaren von gleicher Länge, 
doch immer länger als in der Olivierschen Abbildung; ferner 4. Dromas 
Ol., nur nicht mit so stark verlängertem Halse, also wahrscheinlich ein an- 
deres Geschlecht; endlich eine neue gröfsere, dem 4. Dromas verwandte 
Art. Von Zpion, deren Arten eben so selten in andern Welttheilen, als 
häufig in dem unsrigen sind, findet sich eine Art, zwar von gewöhnlicher 
Gröfse, doch ungewöhnlicher Färbung. Von Drentus zwei neue Arten, die 
eine zur eigentlichen Gattung Brenikus Schönh. gehörend und dem Dr. pi- 
cipes Ol. vom Kap und Senegal zu vergleichen, die andere aus Schön- 
herr’s Untergattung Arrhenodes. Von der in ihren Formen so mannigfach 
verschiedenen, überall verbreiteten Abtheilung der Curculioniden, die La- 
treille als Curculio unterschieden hat, finden sich auch in der Sammlung 
von Madagascar neben wenigen bekannten mehrere neue, sowohl Arten als 
Gattungen, für welche letztere ähnliche, zum Theil selbst deutlichere Cha- 
ractere, als in Schönherr’s Dispositio methodiwa zu demselben Zweck be- 
nutzt worden, sich angeben lassen. Vor allen macht sich hier eine wohl 
unstreitig neue, Schönherr’s Abtheilung der Gonatoceri angehörende Gat- 
tung bemerklich. Die Art hat Ähnlichkeit mit Olivier’s Cureulio albipes 
(Entomol.\V. p.395. n.478. Pl.9. f.102.), hat aber nicht, wie diese sie ha- 
ben soll, unbewaffnete Schenkel. Nehmen wir in Unterbringung der Gat- 
tung Schönherr’s Eintheilung ferner zur Richtschnur, so gehört sie zur 
Abtheilung der Pachyrhynchides thorace pone oculos non lobato, steht also 
nur zu vergleichen mit den offenbar von ihr verschiedenen Gattungen Pa- 
chyrhynchus Germ., Psalidıum Illig. und Syzygops Schönh. Sie zeigt 
überhaupt zu keiner der schon bekannten Gattungen eine deutliche Annähe- 
rung, dagegen eine nahe Verwandtschaft mit einer andern ebenfalls noch 
aufzustellenden Gattung, welche nach den mir zur Ansicht gewordenen Cur- 
eulioniden aus drei Arten von Chili und zwei Arten aus Brasilien, worunter 


der von Olivier Tom.V.p.395. n.477. beschriebene und Pl. 25. fig. 300. 
P.3 


116 Kıve: 


abgebildete C. Zeprosus, als dessen Vaterland Madagascar angegeben worden, 
welchen dann auch der p.394. n. 476. Pl.4. fig. 36. ebenfalls als in Mada- 
gascar einheimisch aufgeführte C. sirumosus beizuzählen, zusammen zu setzen 
sein würde. Unsere neue Gattung würde von den letzterwähnten Käfern 
hauptsächlich durch die Gestalt des Rüssels, die weit tiefer ausgegrabene 
Fühlergrube, ein etwas anderes Verhältnifs der Fühlerglieder und die ge- 
dornten Schenkel sich unterscheiden. Ich habe dieser Gattung, die allem 
Vermuthen nach noch nicht weiter verbreitet und deren Absonderung und 
Benennung Seitens Anderer daher nicht so bald zu erwarten ist, einen Na- 
men gegeben, und zwar, in so fern der Käfer das Ansehen hat, als ob er 
aus Stein roh gebildet wäre, den Namen Zithinus, und würde sich die- 
selbe in der Abtheilung, zu welcher sie nach der von mir gleich Anfangs 
geäufserten Meinung gehört, durch folgende Merkmale zu erkennen ge- 
ben: mäfsig lange Fühler, jedes der beiden ersten Glieder der 
Geifsel im Verhältnifs noch einmal so lang als eins der folgen- 
den, die nachfolgenden vier kurz und gerundet, je näher der 
Keule, um so dicker; die letzten fünf zur Bildung dereirunden, 
zugespitzten Keule verwendet; ein kurzer, sehr dicker, an der 
Spitze ausgerandeter Rüssel; eiförmige, wenig vorstehende Au- 
gen; fast viereckiges, verlängertes, etwas zusammengedrücktes, 
höckriges Halsschild; verwachsene, länglich viereckige, höck- 
rige, mit einem gröfsern Höcker nach hinten seitwärts hervor- 
tretende Deckschilde (antennae mediocres, articulis duobus basalıbus 
Junieuli longiusculis, obeonicis, reliquis brevibus, subrotundalis, gradatim cras- 
sioribus, clava ovata, acuminata. Rostrum breve, crassum, apice emarginalo. 
Oculi ovati, subprominuli. Thorax oblongo-quadratus, compressus, tuber- 
culatus. Elytra connata, elongato-subquadrata, tuberculata). Der Käfer ist 
mittlerer Gröfse, länglich und eckig, die Oberfläche rauh, höckrig und in 
ähnlicher Art, wie bei einigen Brachyceren, inerustirt. Die etwas vor der 
Spitze des Rüssels eingelenkten Fühler ruhen mit ihrem ersten Gliede in 
einer tiefen, nach hinten und ein wenig aufwärts gekrümmten Furche; sie 
bestehen aus zwölf Gliedern, deren erstes oder Wurzelglied fast keulförmig 
und so lang als die Furche ist. Die Verhältnisse der übrigen Glieder sind 
oben angegeben und es wird nur noch zu bemerken sein, dafs besonders die 
Endglieder der Keule dicht gedrängt stehen. Der Rüssel verläuft als ein 


Insecten: von Madagascar. 447 


kurzer, an der Basis breiterer Kegel, ist vorn flach, an der Spitze ausge- 
randet, seitwärts der Ausrandung als Zahn verlängert. Die Zerlegung des 
Mundes unterblieb bei dem einzigen sehr schön erhaltenen Exemplar. Die 
äufsere Betrachtung desselben liefs eine mehr als gewöhnliche Ausbildung, 
schon nach den sehr starken, scharf gezahnten Mandibeln vermuthen. Die 
Augen sind länglich, ziemlich grofs, doch wenig hervorstehend. Das Hals- 
schild ist länger als breit, seitwärts zusammengedrückt, fast viereckig, vorn 
zu jeder Seite in einen nach aufsen abgeflachten stumpfen Höcker erhoben. 
Das Schildchen ist klein und rund. Die Deckschilde sind fast viereckig, 
wohl noch einmal so lang als das Halsschild, zusammengedrückt, hinten ab- 
gestutzt. Sie sind sehr uneben, namentlich aber tritt an jeder derselben 
kurz vor der Abstumpfung der Spitze seitwärts ein Höcker hervor.” Das Ende 
des Hinterleibes ist gauz von den Deckschilden bedeckt. Die Beine sind 
ziemlich kurz, die vordersten im Verhältnifs länger, die Schenkel zusam- 
mengedrückt, am untern Rande, die vordersten doppelt, die hinteren ein- 
fach, gezahnt, die Schienen zusammengedrückt, die Spitzen inwendig in 
einen kurzen gekrümmten Dorn auslaufend, die Fufsglieder unten mit dich- 
tem Filz belegt, die beiden ersten dreieckig, das dritte zweilappig, das vierte 
keulförmig, mit kurzen, scharfen Klauen bewaffnet. — Cureulioniden mit 
kurzem Rüssel sind aufserdem nur noch von der Gattung Cyphus zwei Ar- 
ten, eine derselben C. squamıfer Ol., vorhanden. — Schönherr’s Abthei- 
lung der Langrüssel (Mecorhynchi) fängt mit der Gattung Zixus an. Von 
dieser findet sich in der Sammlung eine von der gewöhnlichen Form wenig 
abweichende Art. Ferner sind vorhanden: der Aleides gibbus (Rhynchaenus 
gibbus Fabr., Rh.convexus und excavatus Ol.), Cryptorhynchus Mangife- 
rae, der nach Fabricius und Olivier’s Angaben in Östindien zu Hause 
ist; ein wahrscheinlich zur Gattung Zrachodes Schönh. Germ. zu zählen- 
der Käfer, der nur durch dicht an der Spitze, nicht in der Mitte eingelenkte 
Fühler und unbewaffnete Schenkel vom Z’r. hispidus, mit dem er sonst in 
den Gattungscharacteren übereinstimmt, sich unterscheidet; eine Ahina, von 
der in Cayenne und Brasilien gewöhnlichen Ah. barbirostris nur, was die 
Sculptur der Deckschilde betrifft, etwas verschieden, gewils keine andere, 
als die von Drury Tom.Il, p. 63. beschriebene und auf der 34“ Tafel ab- 
gebildete Art; drei Arten Calandra, die eine, nach der Menge der über- 
kommenen Exemplare zu schliefsen, dort schr gemein, -grofs, roth, schwarz 


118 Kıve: 


gefleckt, ein Rhynchophorus nach Herbst und Schönherr, wie ähnliche 
auch in Ostindien vorkommen, die andere mit sehr verlängerter Fühlerkeule 
und langen Deckschilden, einem grofsen Cossonus nicht unähnlich, die dritte, 
die C. Monacha Ol., welche in manchen Beziehungen, namentlich was die 
Einlenkung der Fühler, Gestalt des Rüssels und Halsschildes, die Bildung 
der Klauen betrifft, von der Gattung, zu welcher sie bisher gezählt worden 
ist, abweicht; zwei Arten Cossonus, der eine zur Untergattung Rhyncholus 
gehörend; endlich noch eine besondere, Cossonus verwandte, zwischen 
dieser und Calandra am besten einzuschaltende Gattung. Sie unterscheidet 
sich von Cossonus hauptsächlich durch eine Erweiterung des vorletzten Fufs- 
gliedes und die gegliederte Fühlerkeule. Beides soll zwar bei der mir un- 
bekannten "Gattung Amorphocerus sich ebenfalls finden, doch ersteres ver- 
bunden mit einer bei unsrer Gattung nicht vorhandenen Erweiterung der 
Schienen, und in letzterer Hinsicht soll die Fühlerkeule nur zweigliedrig 
sein, wogegen sie bei der Art von Madagascar aus drei, wenn gleich undeut- 
lich abgesetzten Gliedern besteht. Es würde dieselbe als eigne Gattung, für 
welche ich die Benennung Sthrotomus in Vorschlag bringe, in Schön- 
herr’s Abtheilung der Cossonides unterschieden werden können: durch Füh- 
ler von mäfsiger Länge, deren Geilsel aus sieben undeutlich ab- 
gesetzten Gliedern, und deren Keule aus drei Gliedern zusam- 
mengesetztist, und flach gedrückte Tarsen, deren vorletztes, 
unten mit einem filzähnlichen Überzug bedecktes Glied zwei- 
lappig ist (antennae mediocres, funiculo indistincte septemarticulato, artculo 
primo conico, reliquis transversis brevibus, ad clavam crassioribus, clava ovata, 
triarlieulata ,; tarsi breves, depressi, articulo penultimo distincte bilobo). Aufser- 
dem ist auch der Körper, besonders das Halsschild, flacher und im Verhält- 
nifs breiter als bei Cossonus. Das Rückenschildchen ist grofs, zivkelrund, 
die vordersten Schenkel sind ansehnlich verdickt und am untern Rande etwas 
hinter der Mitte mit einem starken Dorn bewaffnet. 

Aus Latreille’s Familie der Xylophagi fanden sich ein kleiner Zyle- 
sinus, ähnlich dem Europäischen 7. Fraxini, ein Apate (Bostrichus Latr.) 
und ein Cis mit gchörntem Kopf und Halsschild vor. Ausgezeichnet durch 
ihre ansehnliche Gröfse und eine fasi cylindrische Gestalt war eine neue Art 
der Gattung Trogosita. 


Insecten von Madagascar. 119 


Aus der zweiten Abtheilung der Tetrameren (Zongicornes) zeichnen 
sich besonders einige Prioni aus, die jedoch mit Ausnahme einer einzigen, 
zu Macrotoma Aud. Serv. gehörenden, dem Pr. cortieinus Schönh. ähn- 
lichen Art, schon bekannt sind, zum Theil jedoch erst seit ganz kurzer Zeit. 
Diese Arten sind der eben genannte Prionus (Macrotoma Aud. Serv.) corüi- 
cinus Schönh. (cinnamomeus Oliv.), der Prionus (Closterus) flabellicornis 
Chevrolat und der Pr. (Hoplideres) spinipennis Dupont; beide letztere 
im ersten Bande der Annales de la sociele entomologique de France beschrie- 
ben. Eigentliche Cerambyeini fanden sich zwar nicht, dagegen vier Arten von 
Lamia vor. Schon bekannt war allein Z. cornutor F. (Cer. c. und maculatus 
Öl.), bei welcher wahrscheinlich aus einem Versehen Ostindien als Vater- 
land angegeben ist. Die übrigen Arten zeigen mehr oder weniger Verwandt- 
schaft mit der Östindischen Z. aedificator F. und einigen ähnlichen, am Kap 
einheimischen Arten. Der Gattung Saperda angehörend, doch von etwas 
abweichender Form, fanden sich zwei Arten vor, dann eine Spomecyna, 
von der Östindischen 4. alboguttata Gm. nur wenig verschieden; endlich 
ein durch Gestalt, Gröfse und Färbung ausgezeichneter Toxotus. 

Von der Gattung Zema F. (Crioceris Latr.) war eine Art vorhanden, 
vom Ansehen der Z. merdigera, doch verschieden von allen bekannten Arten 
und von ansehnlicher Gröfse. Von der Gattung Cassida fanden sich drei Ar- 
ten, zwei von geringer Gröfse, doch ausgezeichneter Form (/matidium F.);, die 
dritte in Gröfse und Gestalt der C. wridis ähnlich. Von Cryptocephalus eine 
Art, merkwürdig durch einen am Hinterrande des Halsschildes in dessen 
Mitte befindlichen, scharf dreigezahnten Höcker; von Zumolpus zwei, die 
eine klein und leicht zu unterscheiden, die andere den Östindischen Arten 
E. splendidus und metallicus sehr ähnlich. Die Gattung Chrysomela fehlte 
gänzlich, zu Galeruca gehörten dagegen vier, mit Ausnahme der G. unifa- 
sciata Ol., bei der ebenfalls nur aus einem Irrthum Östindien als Vaterland 
angegeben ist, noch unbeschriebene Arten. Das bis jetzt noch unbekannt 
gewesene Männchen der genannten Art ist wegen der dornartigen Auftrei- 
bung der Flügeldecken vor ihrer Spitze merkwürdig, weicht auch in der 
Zeichnung vom Weibchen ab. Von den beiden vorhandenen Arten der Gat- 
tung Haltica gehörte die eine zur Abtheilung der Swleicolles, die andere zu 
der der Sultatrices Il. 


120 Kir wie: 


Aus der Abtheilung der Trimeren ist zuerst eines Eumorphus zu er- 
wähnen, der mit keiner andern Art sich vergleichen läfst. Von Coceinella 
fanden sich fünf Arten; bekannt allein die C. pavonia O1., für welche eben- 
falls ein unrichtiges Vaterland, nemlich Ostindien, angegeben worden ist. 

Es scheint hiernach Madagascar, was die Insecten betrifft, selbst mehr 
noch als in der Regel andere Länder, an eigenthümlichen und auffallenden 
Bildungen reich zu sein, wovon unter andern das auffallendste Beispiel die 
Gattung Buprestis giebt. Aber auch für die Formen fast aller Länder, Ame- 
rika nicht ausgenommen, sind dort Repraesentanten zu finden. In letzterer 
Beziehung könnten die auf Madagascar vorkommenden, den Brasilianischen 
so ähnliche Passalus und die gröfseren Arten von Camaria als Belege ge- 
nannt werden. Arten, die am Senegal oder in Guinea zu Hause, finden 
sich ebenfalls auf Madagascar, wie: der Aypolithus holosericeus, Opatrum 
variegatum, Lagria obscura und andere; endlich aber sind dort auch Ostin- 
dische und diesen sehr ähnliche Arten gefunden worden. Als Beispiele nenne 
ich den Tenebrio Sulcator und die Gattungen Platymetopus und Drimostoma. 

Ich lasse jetzt die Beschreibung der sämmtlichen Arten folgen: 


CICINDELA L. 


1. CICINDELA trilunaris n. sp. 
Tab.1. fig. 1. 


C. fusco - aenea, punctis duobus disci lunulisque tribus marginalibus 
» ie) 
albidis. Mas et Fem. Long. lin. 5. 
Simillima C. aegyptiacae. Maior tamen et lunula elytrorum apicalis haud 
IP J 
interrupta. 

Corpus elongatum. Caput subtiliter punctatum, viridi-aeneum, ante 
et pone oculos striatum, cupreum, antennis fuscis, articulis baseos aeneis. 
Labrum flavum, fusco - marginatum, in mare breve, transversum, apice 
truncatum, in femina tridentatum, dente intermedio longiori acuto. Man- 
dibulae aeneae, basi flavae, apice nigrae. Palpi flavi, maxillares exterio- 
res articulis tribus, maxillares interiores et labiales articulo ultimo aeneis. 
Thorax punctulatus, aeneus, dorso eupreus, lateribus albido-pilosus. Pe- 
ctus abdomenque viridi-aenea, albido-pilosa. Elytra subtilissime punctu- 

g > 3) ji 
lata, sparsim punctata, inter puncta cupreo - reliculata, sulura cuprea, 
’ D) 2 


Insecten von Madagascar. 121 


lunula humerali brevissima, linea transversa media, extus ad marginem ex- 
tensa, intus subdilatata, striga apicali inflexa punctisque duobus, primo 
inter lunulae humeralis apicem et suturam, altero inter lineam transversam 
mediam et apicem flavis. Pedes aenei, sparsim albido-pilosi, femoribus 
apice cupreis, condylis rufo -piceis. 


2. CICINDELA abbreviata n. sp. 
Tab. I. fig.2. 
C. fusco-aenea, elytris obscuris, lunula humerali, fascia media recurva, 
maculis quatuor apiceque luteis. Femina. Long. lin. 5. 

Staturae elongatae C. neglectae Dejean eiusdemque magnitudi- 
nis. Caput subtilissime punctatum, utrinque ante oculos striatum, pone 
oculos cupreum, basi subtus glaberrimum et laete cyaneum. Antennae 
fuscae, articulis quatuor prioribus aeneis. Labrum magnum, fornicatum, 
flavum, apice tridentatum. Mandibulae flavae, apice nigrae. Palpi flavi, 
articulo ultimo nigro-aeneo. Thorax vix capite latior, parum elongatus, 
subtilissime punctatus, subtus medio eyaneus, lateribus cupreus et albido- 
pilosus. Pleurae cupreae. Abdomen apice testaceum. Elytra sparsim ob- 
solete punctata, apice serrata, vix acuminata, scutello suturaque subaeneis, 
lunula humerali oblique descendente brevi, macula scutellari rotundata, 
elongata subscutellari et suturali infera, fascia flexuosa media transversa 
abbreviata, obliqua, macula marginali anteapicali apiceque flavis. Pedes 
fusco-aenei, femoribus viridi-aeneis, coxis supra cupreis, tarsis dilute-, 

condylis rufo - piceis. 


BRACHINUS VVer. F. 


3. BRACHINUS madagascariensis. 


B. flavus, vertice macula apice bifida, ihorace margine omni vittaque 
longitudinali media, femoribus apice elytrisque nigris, his mar- 
gine externo, macula magna humerali, fascia repanda abbreviata 
media apiceque flavis. Mas. Fem. 

Br. madagascariensts Dejean Spec.V. p. 414. n.49. 

B. marginato De). parum angustior. Caput obsolete alutaceum, ver- 
ice macula media basi angustata, apice latiori bifida fusca. Mandibulae 


Phys. dbhandl. 1832. Q 


122 Kit vie: 


apice nigrae. Antennae flavae, subpilosae, artieulis prioribus apice, reli- 
quis totis fulvis. Thorax basi parum coarctatus, angulis parum prominu- 
lis, laevis, medio longitudinaliter sulcatus et obsolete transversim striatus, 
basi apiceque vage et profunde punctatus, marginatus, marginibus, vitta 
longitudinali media ad apicem latiore, apice fasciaque lata baseos nigris. 
Pectus abdomenque alutacea, transversim subrugosa, flava, pleuris abdo- 
minisque segmentis apice fuscis. Elytra sulcata, costis laevibus, intersti- 
tiis subtilissime striolatis vix tamen punctatis nigra, lateribus, macula magna 
humerali triangulari, fascia media abbreviata subdentata, ad basin parum 


dilatata, oblique transversa apiceque flavis. Pedes flavi, fulvo-pilosi, fe- 
moribus apice fuscis. 


4. BRACHINUS Gouadotii. 


B. flavus, vertice puncto, thorace macula, femoribus apice elytrisque 
nigris, his puncto humerali, litura angulata media, lineolis ad 
apicem margineque externo flavis. Mas. Fem. 

Br. Goudoti Dejean Spec. V. p. 414. n.50. 

Statura praecedentis. Caput subalutaceum, vertice macula elongata, 
mandibulis apice fuscis. Antennae ut in praecedente. Thorax laevis, sulco 
longitudinali medio punctisque ad basin et apicem sparsis impressis, fla- 
vus, basi, macula magna apieis vittaque media angustiori continuis nigris. 
Pectus abdomenque omnino ut in B. madagascariensi. Elytra sulcata, inter- 
stitiis striolatis et sparsim punctatis, costis laevibus, nigra, puncto parvo 
subscutellari, saepissime obsoleto, macula humerali parva elongata, fascia 
angustissima, brevissima, angulata, media, margine externo, lineolis ab- 
breviatis ad apicem apiceque tenuissime flavis. Pedes flavi, femoribus 
subtus puncto apicali minutissimo fusco. 


CALLEIEA De». 
5. CALLEIDA Jastuosa n. sp. 
Tab. I. fig. 3. 


C. picea, elytris punctato-striatis, viridi-auratis. Long. lin. 5. 
C. decora duplo fere maior. Corpus rufo-piceum. Caput laeve, 
inter antennas biimpressum, antennis thorace vix duplo longioribus. Tho- 


Insecten von Madagascar. 123 


rax elongatus, marginatus, laevis, linea longitudinali media rugisque trans- 
versis lateralibus impressis obsoletis. Pectus abdomenque cum pedibus 
laevissima, unicoloria. Elytra thorace duplo fere latiora, plus duplo lon- 
giora, truncata, subemarginata, profunde punctato-striata, viridi- aenea, 
lateribus laete aurea, sutura apiceque piceis. 


DEMETRIAS Bon. 


6. DEMETRIAS dissimilis n. sp. 
Tab. I. fig. 4. 
D. testaceus, elytris striatis. Long. lin. 3. 

Corpore ovato, elongato, convexo, nec ut in reliquis speciebus, 
depresso, parallelo, elytris denique striatis, nec laevibus inter omnes dis- 
tinctissima species. Color rufo-testaceus. Caput postice attenuatum, ni- 
tidum, laeve, pone oculos utrinque oblique, inter oculos longitudinaliter 
impressum. Oculi magni, ovati, prominuli, nigri. Antennae filiformes, vix 
capite thoraceque longiores. Thorax elongato-subquadratus, postice pa- 
rum coarclatus, marginatus, obsolete transversim striatus, dorso linea me- 
dia longitudinali impressa. Pectus abdomenque cum pedibus testacea, 
unicoloria. Elytra thorace plus duplo latiora, apice oblique truncata, sub- 
emarginata, striata, striis et interstitiis laevibus, his parum elevatis. 


THYREOPTERUS Der. 


7. THYREOPTERUS /rontalis n. sp. 
T. fronte inaequali, elytris striatis, acute spinosis, niger, ore piceo. 
Long. lin. 11. 

Reliquis duplo fere maior, niger, nitidus. Caput subalutaceum, 
laeve, inter oculos late excavatum, rugosum, tuberculatum, tuberculis ob- 
soletis tribus, intermedio longitudinali maiori. Clypeus angulatus, apice 
truncatus, vix punctulatus, medio impressus, utrinque unipunctatus. La- 
brum rufo-piceum, marginatum, lateribus crenatum, ad marginem anti- 
cum quadripunctatum, punctis duobus intermediis maioribus, transversis, 
piliferis. Mandibulae piceae, apice nigrae. Mentum nigro-piceum, ligula 
rufo-picea, paraglossis testaceis. Maxillae rufo-piceae. Palpi picei, arti- 


Q2 


124 Kıve: 


culis apice dilutioribus. Antennae nigro-piceae, articulis apice rufescen- 
tibus, baseos quatuor laevibus, nitidis, reliquis fusco -tomentosis. Thorax 
cordatus, ad. basin angustatus, marginatus, margine elevato, medio longi- 
tudinaliter sulcatus, transversim obsolete rug 
cea, segmentis apice dilutioribus. Elytra thorace latiora, striata, stris 


osus. Pectus abdomenque pi- 


laevibus, interstitiis elevatis, subtilissime punctulatis, tertio infra medium 
bipunctato, marginata, margine depresso, subreflexo, ad marginem exter- 
num punclala, punctis magnis, concatenatis, impressis centro elevato, 
apice truncata, unispinosa, spina brevi, acuta, picea. Pedes picei, femo- 
ribus obscurioribus, tibiis apice tarsisque subtus ferrugineo -tomentosis. 


8. 'THYREOPTERUS unicolor n. sp. 


T. elytris striatis, scabris, acute unispinosis, niger, labro antennisque 
piceis. Long. lin. 7. 

Statura fere et magnitudine Zebiae maioris. Color niger. Caput 
inter oculos parum elevatum, obsolete rugosum, utringque unipunctatum, 
linea postica arcuata obsoleta. Clypeus vix distincetus. Labrum obsolete 
transversim rugosum, piceum, apice emarginato. Mandibulae nigrae, basi 
piceae. Palpi picei, articulis apice dilutioribus. Antennae piceae. Tho- 
rax brevis, obsolete transversim rugosus, longitudinaliter sulcatus, margi- 
natus, margine piceo, subreflexo. Pectus abdomenque laevia, picea, seg- 
mentorum marginibus obscurioribus. Elytra thorace latiora, striata, striis 
laevibus, in interstitiis subtilissime punetulata, subscabra, interstitio terlio 
infra medium bipunctato, ad marginem externum punctata, punctis im- 
pressis centro elevato, intermediis remotioribus, marginata, apice emar- 
ginata, acute unispinosa, spina rufescente. Pedes picei, femoribus obscu- 
rioribus. 


9. THYREOPTERUS armatus. 
T. niger, elytris striatis, ferrugineo -maculatis, apice serratis unispinosis. 
Eurydera armata Laporte in Gu£rin Magasin d’Entomologie pl. 36. 
Magnitudine praecedentis. Piceo-niger. Caput inter oculos piceum, 
subrugosum. Labrum, maxillae, mentum cum palpis, antennae, mandi- 
bularum basis picea. Thorax brevis, basi parum coarctatus, apice late et 


Insecten von Madagascar. 125 


profunde emarginatus, dorso transversim rugosus, medio longitudinaliter 
sulcatus, margine elevato piceo. Pectus abdomenque cum pedibus picea. 
Elytra subtiliter striata, striis laevibus, in interstitiis subtilissime punctata, 
subscabra, interstitio tertio infra medium bipunctato, marginata, ad mar- 
ginem externum remote impresso-punctata, apice truncata, serrata, spi- 
nosa, maculis quatuor magnis transversis limboque sinuato ferrugineis. 


10. THYREOPTERUS /emoratus n. sp. 
T. fronte rugosa, inaequali, elytris striatis, apice unispinosis, ater, femo- 
ö D qı „ ely ’ $) ’ 
ribus rufis. Long. lin. 6. 

Vix praecedente minor. Ater. Caput alutaceum, inter oculos ru- 
gosum, medio elevatum, utrinque impressum, clypeo ferrugineo - marginato. 
Labrum elongatum, piceum. Mandibulae piceae, apice nigrae. Antennae 

5 ar I ‚ap 5 
apice pubescentes, piceae. Palpi picei. Thorax basi parum angustatus, 
transversim rugosus, medio sulcatus, utrinque longitudinaliter biimpressus, 
g h ’ q ö 
punctatus, marginatus, margine piceo subreflexo. Pectus abdomenque ni- 
gro-picea, segmentis apice late piceis. Elytra obscura, subtiliter striata, 
in interstitiis punctulata, inter striam secundam et tertiam bipunctata, ad 
striam nonam decem- ad duodecimpunctata, punctis impressis medio ele- 
‚ P 1% 
vatis, marginata, ad apicem emarginata, unispinosa. Pedes picei, coxis 
femoribusque rufis. 


11. THYREOPTERUS 2inotatus n. sp. 
T. elytris striatis, inermibus, castaneus, capite rufo-bimaculato. Long. 
lin. 5. 

Praecedente minor. Corpus depressum, castaneum. Caput planum, 
laeve, fronte rufo-bimaculata. Labrum breve, emarginatum, rufum. Man- 
dibulae rufescentes, apice nigrae. Antennae piceae, articulis quatuor prio- 
ribus medio nigris. Thorax planus, brevis, basi vix angustatus, apice pa- 
rum emarginatus, transversim rugosus, medio longitudinaliter sulcatus, 
utrinque impressus, angulis anterioribus rotundatis, obtusis. Pectus abdo- 
menque cum pedibus testacea, unicoloria. Elytra thorace latiora, striata, 
strüs laevibus, in interstitiis subtilissime punctulata, subscabra, ad striam 
secundam bi- ad nonam pluries-impresso -punctata, marginata, apice emar- 
ginata, vix acuminata. 


126 Kıve: 


SCARITES F. 


12. SCARITES cephalotes n. sp. 
Tab. I. fig. 5. 

S. tibiis antieis tridentatis, postice tridenticulatis, depressus, niger, ca- 
pite maximo, subquadrato, thorace brevi, cordato, antice late 
emarginato, elytris ovatis, marginatis, striato - punctatis. Long. 
Im. 21. 

Maximus, apterus, depressus, marginatus, ater. Caput maximum, 
quadratum, nitidum, fronte rugosa, inaequali, medio elevata, utrinque 
longitudinaliter impressa. Oculi magni, parum prominentes. Clypeus trans- 
versus, medio transversim trituberculatus, tubereulis laevibus, puncto utrin- 
que impresso pilifero, lateribus rugosus. Labrum. transversum, bisinua- 
tum, medio acuminatum, productum, puncto medio et laterali utrinque 
impressis piliferis. Mandibulae validissimae, apice acute-, medio obtuse- 
dentatae, oblique rugosae. Antennae vix capite longiores, apice hirsutae, 
articulo primo sequentibus tribus longiore. "Thorax cordatus, marginatus, 
brevis, basi valde angustatus, apice late emarginatus, obsolete transversim 
rugosus, sulco longitudinali medio lineolisque abbreviatis numerosis ad 
marginem anticum impressis. Pectus et abdomen rugosa. Elytra vix ca- 
pite longiora, ovata, plana, alutacea et transversim rugosa, longitudinali- 
ter punctato-striata, sparsim pilifera, marginata, margine elevato. Pedes 
ferrugineo-pilosi. Tibiae intermediae extus quinque-, versus apicem lon- 


gius - spinosae. 


13. SCARITES costatus n. sp. 
Tab. I. fig. 6. 
S. tibiis anticis tridentatis, postice tridenticulatis, elongatus, niger, ely- 
tris ovatis, sulcatis, striato-punctatis. Long. lin. 14. 

Statura fere et magnitudine Se. rugicollis Dej. Apterus, niger. Oa- 
put subquadratum, laeve, antice rugosum, longitudinaliter biimpressum. 
Clypeus transversus, rugosus, puncto utrinque impresso. Labrum trans- 
versum, medio productum, vix bisinuatum, subrugosum, tripunctatum, 
punctis impressis, piliferis. Mandibulae capitis fere longitudine, validae, 
arcuatae, basi dilatatae, crenatae, oblique sulcatae, medio longitudinaliter 


Insecten von Madagascar. 197, 


exaratae, ad apicem obtuse dentatae. Oculi parum prominuli. Antennae 
capite breviores, articulis quatuor prioribus laevibus, primo elongato, re- 
liquis griseo-pubescentibus. Thorax cordatus, ad basin angustatus, con- 
vexiusculus, laevis, sulco longitudinali medio lineolisque ad marginem an- 
ticum impressis, obsoletis. Pectus abdomenque subtus obsolete rugosa. 
Segmentum abdominis ultimum macula utrinque ferruginea. Elytra tho- 
race plus duplo longiora, ovata, alutacea, obscura, ad basin profunde sul- 
cata, in suleis striato-punctata, interstitiis elevatis, laevibus. Pedes fer- 
rugineo-pilosi. Tibiae intermediae extus bispinosae, spina superiori bre- 
vissima. 
14. SCARITES madagascariensis. 
S. tibiis antieis tridentatis, postice vix bidenticulatis, niger, elytris elon- 
gatis, subparallelis, striatis, margine scabris. 

Scarites madagascariensis Dejean Spec. V. p. 487. n. 42. 

Statura et magnitudine omnino Scar. cayennensis. Corpus alatum, 
elongatum, convexum, laevissimum, nigrum. Caput subquadratum, ante 
oculos tubereulatum, inter oculos rugosum, longitudinaliter biiimpressum. 
Clypeus transversus, medio lateribusque rugosus. Labrum transversum, 
utrinque sinuatum, ciliatum, punctis tribus impressis piliferis. Mandibulae 
validae, arcuatae, acutae, supra rugosae, linea elevata media longitudinali 
flexuosa. Mandibula dextra ante apicem obtuse dentata, medio profunde 
sinuata, sinistra dente magno subquadrato baseos et tuberculo obsoleto 
versus apicem armata. Oculi parum prominuli. Antennae nigro-piceae, 
articulis quatuor prioribus laevibus, reliquis pubescentibus, primo vix 
elongato. Thorax longitudine capitis, exceptis mandibulis, vixque capite 
latior, modice convexus, subquadratus, marginatus, margine ad basin ob- 
lique truncatam utrinque exciso, antice parum emarginatus, angulis ro- 
tundatis, dorso vix rugosus, postice utrinque punctatus, punclis parvis 
elevatis, sulco longitudinali medio et ad marginem anticum arcuato trans- 
verso impressis. Pectus abdomenque punctis elevatis, obsoletis, subscabra. 
Elytra thorace capiteque simul sumtis longiora, apice rotundata, margi- 
nata, ad marginem punctis parvis elevatis scabra, impresso -punctata, ad 
basin late scabra, dorso striata, striis et interstitiis Jaevibus, his medio 
elevatis, lateribus suberenatis. Pedes ferruginei, pilosi. Tibiae interme- 
diae extus crenatae, infra medium bispinosae, spinis aequalibus. 


128 Krve: 


MORIO Lare. 


15. MORIO parallelus n. sp. 
M. niger, nitidus, elytris elongatis, striatis, striis impressis, laevibus. 
Long. lin. 6-8. 

Magnitudine et statura M. monilicornis. Caput laeve, nitidum, utrin- 
que ante oculos sulcatum, marginatum, margine elevato, puncto frontali 
impresso medio obsoleto. Clypeus transversus, laevis, sulco longitudinali 
medio foveolisque duabus lateralibus impressis. Labrum emarginatum, 
piceum. Mandibulae arcuatae, acutae, extus sulcatae, mandibula sinistra 
dextra longiore. Antennae piceae, articulis quatuor prioribus laevibus, 
reliquis ferrugineo-pilosis. Thorax subquadratus, acute angulatus, mar- 
ginatus, margine elevato, basi parum coarctatus, dorso laevis, linea lon- 
gitudinali media, ad apicem angulari transversa sulcoque utrinque abbre- 
viato arcuato baseos profunde impressis. Pectus abdomenque laevia. 
Elytra elongata, parallela, striata, striis laevibus, interstitiis parum eleva- 


tis. Pedes nigri, tarsis ferrugineis. 


PANAGAEUS Lane. 


16. PANAGAEUS Jestivus .n. sp- 
Tab. I. fig. 7. 


P. niger, thorace rotundato, scabro, elytris fasciis duabus repandis, ab- 
breviatis, flavis. Long. lin. 8. 

Magnus, niger. Caput elongatum, sparsim punctatum, utrinque ante 
oculos impressum. Antennae nigrae, apice fuscae. Labrum piceum. Palpi 
nigri, articulis basi apiceque piceis. Thorax scaberrimus, dorso vix ca- 
naliculatus, marginatus, planus, lateribus elevatis, rotundatis. Pectus ab- 
domenque vage punctata, punctis sat profunde impressis. Elytra convexa, 
striata, striis punctatis, in interstitiis elevatis sparsim punctata, subpube- 
scentia, nigra, maculis duabus transversis, baseos maiori et minori ad api- 
cem, interstitia 4, 5, 6, 7 et 8 occupantibus flavis. Pedes nigri, tibiis 


apice plantisque ferrugineo - pilosis. 


Insecten von Madagascar. 129 


EPOMIS Bon. 
17. EPOMIS Ambriatus n. sp. 


E. punctatus, nigro-aeneus, antennis, elytrorum limbo pedibusque fla- 
vis. Mas. Fem. Long. lin. 10. 

Statura et magnitudine 2. cıreumseripti. Caput punctatum, viridi- 
aeneum, antennis, labro palpisque flavis. Mandibulae apice striatae, ni- 
grae. Thorax confertim punctatus, punctis magnis impressis, ad basin 
biimpressus, medio longitndinaliter sulcatus, nigro -aeneus, lateribus viridi- 
aeneus, coeruleo-marginatus, subtus nigricans, lateribus viridi- coeruleo- 
que-micans, ad apicem sparsim impresso -punctatus. Pectus abdomenque 
punctata, subrugosa, nigro-picea, margine flavo. Scutellum laeve, nigrum. 
Elytra nigro-aenea, violaceo-micantia, flavo-limbata, confertim punctata, 
striata, striis obsolete punctatis, interstitiis obsolete carinatis. Pedes flavi, 


capitulis tibiarumque spinulis ferrugineis, tarsis obscuris. 


185. EPOMIS elongatus n. sp. 
E. capite thoraceque vage punctatis, elytris striatis, in interstitiis pun- 
ctatis, violaceo-niger, ore, antennis pedibusque flavis. Mas. Long. 
lin, 74. 

E. circumsceripü fere longitudine. Caput alutaccum, vix punctatum, 
violaceo-nigrum, medio aeneum, labro, antennis palpisque flavis. Man- 
dibulae ferrugineae, apice nigrae. Thorax elongatus, sparsim impresso - 
punctatus, dorso canaliculatus, basi utrinque impressus, marginatus, vio- 
laceo-niger, lateribus violaceis. Pectus abdomenque vix sparsim punctata, 
nigro-picea, segmento ultimo abdominis ferrugineo-marginato. Scutellum 
aeve. ‚tra thorace plus duplo longiora, striata, striis obs uncta- 
laeve. Elytra tl plus duplo longiora, striata, striis obsolete t 
tis, interstitiis elevatis, ad strias utringque punctatis, violaceo-nigra, late- 
ribus pubescentia. ‚Pedes flavi, femoribus apice, tibiarum spinulis tarsis- 


que obscurioribus. 


CHLAENIUS Bon. 


19. CHLAENIUS attenuatus.n. sp. 


C. viridi-aeneus; capite thoraceque 'elongatis, punctatis, elytris striatis, 
cupreis, obscuris, limbo pedibusque flavis. Fem. Long. lin. 6. 


Phys. Abhandl, 1832. R 


130 Kıve: 


Magnitudine C. Zimbati. Caput elongatum, sparsim punctatum, vi- 
ridi-aeneum, antennis, labro palpisque flavis. Mandibulae ferrugineae, 
apice nigrae. Thorax elongatus, ad basin angustatus, antice utrinque ro- 
tundatus, marginatus, sparsim punctatus, viridi-aeneus, linea longitudinali 
media et abbreviata utrinque baseos impressis, subtus nigro-piceus, ob- 
solete punctatus. Pectus abdomenque sparsim punctata, nigro-picea, flavo- 
marginata. Seutellum laeve, nigro-piceum. Elytra elongata, cuprea, ob- 
scura, flavo-limbata, ad basin viridia, sparsim punctata, dorso striata, 
striis Jaevibus, obseure viridibus, interstitiis parum elevatis, ad strias ob- 
solete punctatis. Pedes flavi, tarsis obscurioribus, capitulis tibiarumque 
spinulis ferru 


giınels. 


20. CHLAENIUS indutus n. sp. 
C. viridi- aeneus, elytris punetatis, »pubescentibus, obscuris, limbo pe- 
dibusque flavis. Mas. Long. lin. 6%. 

Magnitudine et statura C. limbati Dej. Caput alutaceum, obsolete 
punctatum, viridi-aeneum, antennis, lJabro palpisque flavis, his apice fer- 
rugineis. Mandibulae ferrugineae, apice nigrae. Thorax subquadratus, 
basi parum angustatus, dorso alutaceus, sparsim impresso - punctatus, ad 
basin biimpressus, medio obsolete longitudıinaliter sulcatus, viridi-aeneus, 
punctatus, margine piceo, subtus obscurus, niger. Pectus abdomenque 
nigra, sparsim punctata, obsolete rugosa, margine flavo. Scutellum laeve, 
nigro-piceum. Elytra confertim pwmctata, striata, aenea, obscura, flavo- 
marginata. Pedes flavi, tibiarım spinulis tarsisque rufescentibus. 


21.: CHLAENIUS arcuatus n. sp. 


C. nigro-aenens, thorace margine, elytris lunula, antennis ee 
‘Havis. Fem.  Eong. lin. 5. 

Vix C. vestito maior. '"Obscurus, nigro -aeneus. Caput laeve, labro, 
palpis antennisque flavis, his apice obscurioribus. Mandibulae‘ ferrugineae, 
apice nigrae. Thorax dorso planus, lateribus rotundatus, basi sparsim pun- 
etatus, obsolete biimpressus, margine ferrugineo. Abdomen piceum, apice 
flavo. Elytra striata, in interstitiis sparsim punctata, nigro-aenea, lunula 
postica, abbreviata,'flava. . Epipleurae ferrugineae.  Pedes flavi, condylis 


tarsisque obscurioribus. 


Insecten von Madagascar. 451 


EULEPTUS n. g. 


22. EULEPTUS geniculatus n. sp. 
Tab. I. fig. 8. a. b. 


E. fuscus, antennis apice, femoribus basi testaceis. Long. lin. 4. 


Caput fusco-aeneum, labro mandibulisque piceis. Antennae testa- 
ceae, articulis prioribus quatuor piceis. Thorax transversim obsolete stria- 
tus, dorso longitudinaliter sulcatus, fusco-aeneus. Pectus abdomenque 
nigro-picea. Elytra obscura, fusco-nigra, striata, striis impressis simpli- 
ceibus, interstitiis elevatis laevibus, ad marginem externum impresso - pun- 
ctata. Pedes testacei, femoribus apice, tibiis tarsisque obscurioribus, pos- 
tieis fuscis. 


ABACETUS Des. 


23. ABACETUS corvinus n. sp. 
Tab. I. fig. 9. c. d. 
A. niger, thorace subquadrato, obsolete rugoso, elytris striis punctoque 
impressis. Fem. Long. lin. 5—. 

Nigerrimus, nitidus. Caput laeve, ante oculos utrinque impressum, 
mandibulis striatis, labro antennisque piceis. Thorax subquadratus, antice 
posticeque parum coarctatus, obsolete angulatus, lateribus rotundatus, mar- 
ginatus, marginibus reflexis, dorso linea media longitudinali rugisque fle- 
xuosis plurimis transversis obsoletis, basi sulco utrinque longitudinali ab- 
breviato, ad medium thoracis usque oblique adscendente striaque margi- 
nali transversa impressis. Abdomen subtus punctis impressis obsoletis 
eonfluentibus subrugosum. Elytra striata, striis laevibus, intermediis apice 
per paria co&@untibus, interstitiis parum elevatis, subtilissime punectulatis, 
puncto parvo medio ad striam secundam punctisque quindecim maioribus, 
ad striam octavam impressis. Pedes nigri, tibiarum spinulis tarsisque rufo- 
piceis. 


DRIMOSTOMA De». 


24.. DRIMOSTOMA edeninum n. sp. 
Tab. I. fig. 10. e. f. 
D. ovatum, nigrum, nitidum, elytris punctato-striatis, interstitils eleva- 


tis, antennis pedibusque rufis. Fem. Long. lin. 25-3. 
R2 


132 Kırve: 


Corpus oblongo-ovatum. Caput sulco utrinque longitudinali ante 
oculos obliquo impresso, laeve, nitidissimum, nigrum, labro mandibulis- 
que rufo-piceis. Palpi rufo-testacei. Antennae vix thorace longiores, 
rufo - testaceae, articulis baseos tribus laevibus, reliquis pubescentibus. 
Thorax capite duplo latior, convexus, subquadratus, marginatus, antice 
truncatus, lateribus rotundatus, postice vix coarctatus, angulis rectis, dorso 
niger, laevissimus, micans, sulco utrinque profundo abbreviato postico 
lineaque longitudinali media impressis. Pectus abdomenque picea, lateri- 
bus segmentorumque marginibus sparsim impresso - punctatis. Elytra ovata, 
convexiuscula, nitidissima, nigra, micantia, profunde punctato -striata, in- 
terstitiis elevatis, laevibus, ad marginem externum impresso - punctata. Epi- 
pleurae rufo-piceae. Pedes rufo -testacei. 


25. DRIMOSTOMA anthracinum n. sp. 
Tab.I. fig. 11. 


D. elongatum, nigrum, elytris crenato -striatis, antennis pedibusque rufis. 
Mas. Long. lin. 3. 

Affinis praecedenti. Corpus magis elongatum, supra aterrimum. 
Caput utrinque ante oculos impressum, labro mandibulisque piceis. Palpi 
et antennae omnino ut in praecedente. Thorax dorso obsolete transver- 
sim rugosus, modice convexus, antice angustior, postice vix coarctatus, 
sulco utrinque lineaque media longitudinali impressis. Pectus, abdomen, 
pedes ut in D. ebenino. Elytra elongata, aterrima, nec micantia, profunde 


crenalo-striata, interstitiis vix elevatis, laevibus. 


FERONIA Lark. 


26. FERONIA (PoEcıLvus) atrata n. sp. 
P. thorace subquadrato, elytris striatis, nigra, pedibus piceis. Mas. Long. 
lin. 6. 

Magnitudine fere et statura 7. cupreae. Ovata nigra. Caput sub- 
tilissime punctulatum, utrinque ante oculos impressum, antennis, labro 
mandibulisque nigro-piceis. Thorax subquadratus, basi vix coarctatus, 
marginatus, margine antico late sinuato, postico fere recto, angulis anti- 
cis rotundatis, postieis reetis, dorso subtilissime punctulatus, linea longi- 


- 


Insecten von Madagascar. 183 


tudinali media obsoleta et sulco utrinque abbreviato postico impressis. Pe- 
ctus abdomenque lateribus sparsim punctata. Elytra thorace latiora, con- 
vexiuscula, striis septem longitudinalibus laevibus, apice per paria iunctis 
punctisque ad marginem externum impressis. Pedes picei, femoribus me- 
dio nigris. 


27. FERONIA (ArGuTor) fuscipes n. sp. 
F. elongata, nigra, thorace subcordato, postice obsolete punctato, utrin- 
que sulcato, elytris oblongo-ovatis, striatis, coeruleo-micantibus, 
antennis pedibusque piceis. Mas. Long. lin. 4. 

Elongata, nigra. Caput laeve, nitidum, linea utrinque ante oculos 
impressa, antennis, labro mandibulisque piceis. Thorax subquadratus, 
postice parum coarctatus, angulatus, lateribus marginatus, rotundatus, dorso 
laevis, obsolete lineatus, ad basin obsolete punctatus, utrinque sulcatus, 
subtus glaberrimus. Abdomen subtus obsolete punctatum. Elytra oblongo- 
ovata, convexiuscula, apice vix sinuata, dorso striata, striis laevibus, in 
interstitiis elevata, coeruleo-micantia, ad marginem externum impresso - 
punctata. Pedes picei. 


PLATYMETOPUS De». 


28. PLATYMETOPUS interpunctatus. 


P. thorace suborbiculari, supra aeneus, confertim punctatus, elytris stria- 
tis, interstitiis alternatim lineato-punctatis, macula postica sutu- 
rali communi pedibusque ferrugineis. 

Platymetopus interpunctatus Dejean Spec. IV. p. 71. n.2. 


29. PLATYMETOPUS exaratus n. sp. 
P. supra punctatus, aeneus, elytris striatis, in interstitiis striolatis, tho- 
racis margine, antennis pedibusque ferrugineis. Long. lin. 4. 

P. interpunctato vix maior. Elongatus, supra coerulescenti -aeneus. 
Caput obsolete punctatum, nitidum, labro mandibulisque piceis. Palpi 
lutei. Antennae vix thorace longiores, luteae, apice obscuriores. "Thorax 
subquadratus, ‚planus, antice parum emarginatus, basi vix coarctatus, dorso 
confertim punctatus, medio longitudinaliter impressus, lateribus rotundatis 


134 KL vie: 


ferrugineis. Pectus abdomenque glabra, picea. Elytra elongata, profunde 
striata, in striis elevato-bilineata, in interstitiis striolata, striolis undatis 
interruptis, in interstitio tertio remote impresso-punctata, marginata, mar- 
gine lineolaque suturali postica communi ferrugineis. Pedes lutei. 


HYPOLITHUS De». 


30. HYPOLITHUS Aolosericeus, 


H. fuscus, pubescens, thorace subquadrato, subrugoso, margine ferru- 
gineo, elytris striatis, in interstitiis obsolete punctatis, antennis 
pedibusque testaceis. Long. lin. 5. 

Hypolithus holosericeus Dejean Spec. IV. p. 171. n.3. 


HARPALUS De». 


31. HARPALUS difusus n. sp. 
H. capite thoraceque alutaceis, elytris striatis, in interstitio tertio tri- 
punctatis, nigro-piceus, antennis pedibusque rufo-testaceis. Fem. 
Long. lin. 5. 

Depressus, supra nigro-piceus, nitidus. Caput magnum, vix pun- 
etulatum, ante oculos vix impressum, labro antennisque rufo -testaceis. 
Mandibulae ferrugineae, apice nigrae. Thorax supra obsolete punctulatus, 
medio vix lineatus, basi confertim punctatus, nitidus, brevis, margine an- 
tico vix sinuato, poslico truncato, lateribus rotundatis. Pectus abdomen- 
que glabra, picea. Elytra thoracis latitudine, plana, striata, in interstitiis 
vix punctulata, punctis infra medium ad striam secundam tribus lineola- 
que abbreviata baseos inter striam primam et secundam impressis. 


32. HARPALUS micans n. sp. 


H. capite thoraceque depressis, alutaceis, elytris ovatis, striatis, in in- 
terstitiis punctatis, niger, coeruleo-micans, antennis pedibusque 


testaceis. Fem. Long. lin. 44. 
Corpus elongatum, nigro-piceum. Caput magnum, vix punctula- 
tum, inter oculos vix impressum, nitidum, labro mandibulisque ferrugi- 


neis, antennis palpisque rulo-testaceis. Thorax subquadratus, planus, dorso 


Insecten von Madagascar. 135 


obsolete punctulatus, subalutaceus, medio vix lineatus, antice posticeque 
truncatus, lateribus rotundatis, rufo-marginatis. Pectus abdomenque pi- 
cea, cyaneo-micantia. Elytra confertim punctata, striata, stris profundis, 
laevibus, prima basi furcata, in interstitio tertio ad striam secundam, in- 


fra medium quinque-punctata. Pedes testacei. 


STENOLOPHUS De». 
33. STENOLOPHUS rridescens n. sp. 


S. oblongus, nigro-piceus, elytris striatis, in interstitio tertio unipun- 
punctatis thoraceque coeruleo-micantibus, antennarum articulo 

primo pedibusque rufo-testaceis. Mas. Fem. Long. lin. 4. 
Affinis S. ochropezo Dej., at duplo fere maior. Caput nigrum, 
laeve, nitidum, puncto utringue ante oculos impresso, labro nigro-piceo, 
margine antico testaceo, mandibulis medio ferrugineis. Antennae fuscae, 
articulo primo secundoque testaceis, dorso fuseis. Palpi testacei. Tho- 
rax rotundatus, postice vix coarctatus, dorso laevis, obsolete lineatus, basi 
confertim punctatus, utrinque impressus, nigro - piceus, coeruleo- micans, 
margine testaceo. Pectus abdomenque picea, obscura. Elytra thorace 
duplo fere latiora, striata, laevia, ad striam secundam infra medium uni- 
punctata, nigro-picea, caeruleo-micantia, margine laterali apiceque sub- 

sinuato rufo-piceis. Pedes rufo-testacei. 


TETRAGONODERUS Der. 


34. TETRAGONODERUS Dilunatus n. sp. 


T. nigro-piceus, supra obscure aeneus, elytris litura obliqua baseos 
maculaque, postica flavis. Long. lin. 3. 

Statura et magnitudine 7. 4-notati. Subtus nigro - piceus, supra 
obscure aeneus. Caput laeve, mandibulis nigris, apice ferrugineis. An- 
tennae fuscae, basi testaceae. Palpi rufo-picei, articulo ultimo medio ni- 
gro. Thorax subquadratus, brevis, apice parum emarginatus, lateribus 
angulisque antieis rotundatis, 'posticis subacutis, transversim obsolete ru- 
gulosus,© basi apiceque striolatus, medio obsolete sulcatus. Elytra elon- 
gata, ad apicem oblique truncata,' striata, in interstitio tertio bipunctata, 


136 Krıve: 


litura obliqua baseos, e maculis tribus, tertia duplo longiore, interstitia 
6, 5, 4 lunulaque postica, e maculis quatuor, interstitia 5 usque 8 occu- 
pantibus, compositis, flavis. Pedes rufo-picei. 


BEMBIDIUM Lark. 


35. BEMBIDIUM celere. 


Bembidium celere Dej. Spec.V. p. 157. n. 107. 
Carabus celer Fabr. Syst. El. I. p. 210. n. 217. 


HYDATICUS Leachn. 


36. HYDATICUS congestus n. sp. 


H. testaceus, coleoptrorum disco punctis, fascia dorsali maculaque pos- 
tica confluentibus nigris. Mas. Long. lin. 4--. 

Statura fere Dyt. cinerei F. at multo minor. Caput fulvum, mar- 
gine postico lineaque frontali angulari nigris. Thorax fulvus, margine 
antico et postico nigris. Pectus fulvo-testaceum. Abdomen testaceum, 
segmentis basi utrinque nigris. Scutellum nigrum. Elytra testacea, pun- 
ctis lineolisque arcuatis ubique confluentibus, fascia obliqua media ma- 
culaque submarginali postica nigris, margine externo testaceo immaculato. 
Pedes testacei. 


LACCOPHILUS Lracn. 


37. LACCOPHILUS rivulosus n. sp. 
L. testaceus, elytris fuscis, margine lineisque testaceis. Long. lin. 2. 
Dyt. minuto F. maior. Color testaceus. Caput margine postico ni- 
gro. Thorax margine antico maculaque postica nigris. Pectus abdomen- 
que cum pedibus testacea, immaculata. Elytra testacea, dorso late fusca, 
lineis longitudinalibus undulatis, abbreviatis, testaceis numerosis ornata. 


HYPHYDRUS Larr. 
38. HYPHYDRUS \impressus n. sp. 


H. ferruginens, thorace medio nigro, elytris nigris, fasciis duabus in- 
terruptis testaceis. Long. lin. 2. 


Insecten von Madagascar. 137 


Statura 77. ovati, at multo minor. Caput punctulatum, ferrugineum, 
fronte late impressa. Thorax confertim punctatus, fuscus, lateribus fer- 
rugineis. Pectus abdomenque ubique punctata, punctis magnis impressis, 
aut fusca, aut ferruginea. Elytra confertim punctata, fusca, fascia repanda 
abbreviata baseos et interrupta media testaceis. 


GYRINUS L. 
39. GYRINUS feszivus n. sp. 


G. aeneus, supra cyaneo-micans, aeneo -striatus, thoracis lateribus, ely- 
trorum margine, tibiis tarsisque testaceis. Long. lin. 3. 
Simillimus G. striato F., a quo tamen corpore ovato -elongato et 
subdepresso, minime vero convexo, pectore aeneo, nec testaceo pedumque 
femoribus fuscis satis superque differt. Subtus aeneus, immaculatus, su- 
pra aeneus, cyaneo-micans, punctatus. Caput postice cyaneum, oculo- 
rum orbita, clypeo labroque aureo-viridibus. Thorax brevis, margine 
antico viridi-aureo, lateribus testaceis, fascia lineari media transversa, 
subinterrupta, cuprea. Scutellum nitidum, cupreum. Elytra apice rotun- 
data, aeneo-striata, striis punctatis, per paria approximatis, ad apicem 
co@untibus, interruptis, margine testaceo. Epipleurae testaceae, Pedes 
testacei, femoribus fuscis. 


STAPHYLINUS F. 
39. STAPHYLINUS (Emvs Leach.) incanus n. sp. 


S. antennarum articulis transversis brevibus, niger, thorace laevi, ab- 
domine subtus elytrisque albido-pilosis. Long. lin. 5. 

S. maxilloso, cui simillimus, paullo minor. Differt praesertim an- 

tennarum articulis brevioribus, transversis. Caput obsolete sparsim pun- 


ctatum, nitidum, nigrum, margine antico testaceo, antennis capite duplo 


8 
fere longioribus fuscis. Thorax margine postico rotundato, antico utrin- 
que sinuato, angulis rotundatis, prominulis, glaberrimus, nitidissimus, ni- 
ger. Pectus sparsim punctatum, pilis albidis rarioribus vestitum. Abdo- 
men punctatum, nigrum, supra sparsim, subtus densius albido - pilosum. 
Elytra thorace parum longiora, alutacea, nigra, sparsim punctata, dorso 


Phys. Abhandl. 1332. S 


138 Kıve: 


obsolete longitudinaliter impresso-punctata, sparsim albido-pilosa. Pedes 
nigri, nigro -pilosi. 


41. STAPHYLINUS compressicollis n. sp. 
Tab. I. fig. 12. 
S. thorace elongato, postice compresso, punctatus, niger, antennis, pal- 
pis tarsisque rufescentibus, elytris cyaneis. Mas. Long. lin. 5. 

Corpus elongatum. Caput ovatum, sparsim punctatum , nigrum, 
labro transverso emarginato, mandibulis arcuatis acutis palpisque rufo- 
testaceis. Antennae thorace duplo fere longiores, rufo-testaceae, articulo 
primo secnndoque piceis, ultimo subdilatato, apice oblique truncato. 'Tho- 
rax vix capite latior, elongatus, ad basin coarctatus, dorso elevatus, spar- 
sim punctatus, niger. Pectus impresso-punctatum, piceum, coeruleo-mi- 
cans. Abdomen cylindricum, sparsim punctatum, subtus piceum, dorso 
nigro -piceum, sparsim nigro-pilosum. Scutellum triangulare, punctatum, 
nigrum. Elytra thorace breviora, vix duplo latiora, transversim imbricato- 
subrugosa, cyanea, sparsim nigro-pilosa. Pedes pubescentes, nigro-picei, 
tarsis rufo-testaceis, tomentosis. Pedum anticorum coxae crassiores, elon- 
gatae, compressae, femora incrassata, vix longiora, tibiae femoribus bre- 

viores, tarsi dilatati, breves. 


42. STAPHYLINUS (XANTHOLINUS) Zimbatus n. sp. 
Tab. I. fig. 13. 
S. niger, capite punctato, elytris rugosis, lateribus testaceis. Fem. Long. 
lin. 6. 

Niger, nitidus. Caput magnum, subquadratum, subtus scabrum, su- 
pra sparsim punctatum, occipite emarginato, impresso-punctato, collo sub- 
globoso, laevi, nitido, basi utrinque sulco longitudinali abbreviato exa- 
rato. Mandibulae validae, intus dentatae. Antennae vix capite longiores, 
rufo-piceae, articulis prioribus tribus laevibus, reliquis pubescentibus, arti- 
culo ultimo apice testaceo. Thorax vix capite maior, parum elongatus, 
postice rotundatus, antice utrinque emarginatus, sparsim punctatus, dorso 
laeyis, puncto utrinque magno ad angulum anticum impresso. Pectus pi- 
ceum, obsolete punctatum. Abdomen sparsim punctatum, nigro -piceum, 
sparsim fusco-pilosum, segmentis ultimis apice testaceis. Elytra vix tho- 


Insecten von Madagascar. 139 


race breviora, alutacea, rugosa, nigro-picea, margine laterali late testaceo. 
Pedes breves, nigro-picei, tibiis spinosissimis, tarsis rufo-piceis. 


OSORIUS Leacn. 


43. OSORIUS ineisicrurus. 
Tab. I. fig. 13. 
OÖ. capitis clypeo acute tridentato, tibiis anterioribus ante apicem dila- 
tatis, emarginatis, nitidissimus, niger. Long. lin. 64. 
Osorius incisierurus Latreille Now. Ann. du Museum d’histoire natu- 
relle 'Tom.1. p. 85. n.1. 

Corpus cylindrieum, nitidissimum, nigrum. Caput elongatum, ma- 
gnum, oceipite punctulato, fronte inter oculos plana, sparsim impresso- 
punctata, pone oculos striis elevatis sulculisque scabrum. Clypeus magnus, 
productus, acute tridentatus, dente intermedio longiori. Mandibulae ma- 
gnae, intus dentatae. Oculi subglobosi, testacei. Antennae vix capite lon- 
giores, fuscae, articulis subaequalibus, subglobosis, brevibus, fusco - pilosis. 
Thorax subcordatus, brevis, ad basin subcoarctatus, marginatus, margine 
antico parum sinuato, postico recto, lateribus marginatis, angulis postieis 
reflexis, subacutis, antieis parum prominentibus, subtus laevis, dorso vage 
punctatus, fovea utrinque laterali elongata, flexuosa, subinterrupta sulecis- 
que duobus intermediis abbreviatis, approximatis baseos inaequalis. Ab- 
domen cylindrieum, laeve, nitidum, segmentis postice utrinque impresso- 
punctatis. Scutellum elongatum, triangulare, basi punctulatum, apice lae- 
vissimum. Elytra thorace longiora, vix latiora, alutacea, nitida, lateribus 
et ad suturam longitudinaliter subimpressa. Pedes nigri, tarsis rufo-tes- 
taceis. Tibiae anteriores compressae, spinulosae, infra medium in den- 
tem rotundatum, obtusum dilatatae, ad apicem emarginatae. 


ALEOCHARA Grav. 


44. ALEOCHARA puberula n. sp. 


A. fusca, thoracis limbo, elytrorum macula pedibusque rufo-testaceis. 
Long. lin. 2. 

Affinis 4. opacae Gr. Corpus fuscum, pubescens. Caput obsolete 

punctatum. Antennae basi rufescentes. Thorax rufo-marginatus. Scu- 


52 


140 Kıve: 


tellum fuscum. Abdomen sparsim punctatum, fuscum, segmentis rufo- 
marginatis. Elytra rufo-testacea, macula magna laterali, margine antico 
suturaque fuscis. Pedes testacei. 


PAEDERUS F. 


45. PAEDERUS J/astuosus n. sp. 
P. niger, nitidus, elytris punctatis cyaneis, antennis testaceis. Long. lin. 4. 
Caput rotundatum, sparsim punctatum, nigrum, nitidum, antennis, 
mandibulis palpisque rufo - testaceis, collo antice posticeque coarctato 
laevi. Thorax parum elongatus, dorso elevatus, sparsim punctatus, niger, 
nitidus. Abdomen punctatum, subrugosum, nigrum. Scutellum puncta- 
tum, nigrum. Elytra thorace longiora, impresso-punctata, aut cyanea, 


. nee A 4 ® 
aut violacea. Pedes nigri, tarsis fuscescentibus. 


BUPRESTIS L. 


Tarsorum articulus ultimus elongato- quadratus. Unguiculi simplices. 
Elytra abdomine latiora. 


46. BUPRESTIS sumptuosa n. sp. 
Tab. II. fig. 1. 
B. viridi-coerulea, capite thoraceque punctatis, medio sulcatis, elytris 
striato - punctatis, transversim rugosis, sparsim pilosis. Long. 
Im.17. 

B. attenuata maior et multo latior, subtus viridi-aurata, supra vi- 
ridi-coerulea, splendidissima. Caput viridi-auratum, postice coeruleum, 
elypeo emarginato, fronte inter antennas late excavata, punctis magnis 
sparsis, sulco utrinque arcuato ad antennarum insertionem et abbreviato 
longitudinali postico profunde impressis inaequali. Antennae capite duplo 
longiores, viridi-auratae, ad apicem aureae, articulis quatuor prioribus 
eylindrieis, reliquis subquadratis, compressis, subtus fusco -spongiosis. 'Tho- 
rax subdepressus, ad apicem angustatus, margine antico late emarginato, 
postico bisinuato, dorso longitudinaliter impressus, ad marginem anticum 
utrinque transversim excavatus, punctis foveolisque impressis, partim, prae- 


Insecten von Madagascar. 141 


sertim ad latera confluentibus inaequalis. Jugulum punetis impressis sca- 
brum, antice late emarginatum.  Pectus sparsim punctatum. Abdominis 
segmenta ventralia, ultimo excepto, lateribus glaberrima, medio bisulcata, 
suleis longitudinalibus subarcuatis punctatis, in interstitiis impresso -pun- 
ctata. Segmentum ultimum ubique impresso-punctatum. Scutellum apice 
transversim impressum. Elytra ad apicem angustiora, apice parum emar- 
ginata, dorso subelevata, transversim rugosa, viridi-aureo - punctato - striata, 
foveolis transversis plurimis, subtilissime punctatis, albido-villosis, temere 
sparsis ornata. Pedes confertim punctati, viridi-coerulei, unguiculis plan- 
tisque nigro - piceis. 


47. BUPRESTIS calceata_n. sp. 
Tab. II. fig. 5. 
B. fusco-aenea, thorace punctato, macula utrinque glabra, fusca, ely- 
tris punctato - striatis, maculis fasciaque postica albido - pilosa 
aeneis, tarsis rufo-testaceis. Long. lin. 13. 

Magnitudine et statura 2. hirto-maculatae Abst. Caput punctatum, 
aeneum, fronte late excayata, sulco longitudinali medio divisa, macula 
subcordiformi centro profundius impressa media maculisque duabus pos- 
tieis irregularibus, glaberrimis, nigris. Clypeus late emarginatus. Man- 
dibulae apice nigrae. Antennae capite duplo longiores, serratae, cupreae, 
apice obscuriores. Palpi rufo-testacei. Thorax subquadratus, antice pa- 
rum angustatus, subtus excavato - punclatus, aeneus, dorso fusco - aeneus, 
punctatus, punctis impressis aeneis, partim temere sparsis, partim (utrin- 
que in medio dorsi et ad latera) coacervatis, nitore aeneo circumfusis, ma- 
cula utrinque ad angulum anticum magna, rotundata, laevi, unicolori, 
fusca. Jugulum apice late emarginatum, punctis magnis impressis con- 
fluentibus eicatricosum, aeneum, medio cupreum. Pectus fusco -aeneum, 
aeneo-punctatum, punctis magnis excayatis sparsis, medio cupreum. Ab- 
domen subtus fusco-aeneum, lateribus aeneo-, medio cupreo -variegatum, 
sparsim punctatum, punctis impressis piliferis, lateribus albido- hispidulum 
et maculatum, maculis in secundo tertioque segmento maioribus, rotun- 
datis, in quarto quintoque minoribus, irregularibus, fuscis. Macula insu- 
per subquadrata media ad basin quinti segmenti.  Elytra ad apicem an- 
gustiora, apice emarginata, medio subcoarctata, basi subdilatata, dorso 


142 Kıve: 


subelevata, fusco -aenea, punctato -striata, punctis profunde impressis, spar- 
sim aeneo-maculata, maculis impressis, subpunctatis, versus apicem trans- 
versim aeneo-[asciata, fascia interrupta, punctata, lateribus albido -pilosa. 
Apex elytrorum albido-pilosus. Pedes punctati, aenei, cupreo-micantes, 
tarsis unguiculisque rufo-testaceis, his apice nigricantibus. 


48. BUPRESTIS Zivetta n. sp. 
Tab. I. fig. 6. 
B. aenea, elytris punctato-striatis, obsolete sulcatis, fasciis undatis trans- 
versis atro-violaceis. Long. lin. 12. 

Statura fere B. regiae F. Caput inter oculos impressum, medio lon- 
gitudinaliter sulcatum, impresso-punctatum, cicatricosum, aeneum, occi- 
pite lineis tribus longitudinalibus obsoletis, fusco - violaceis. Antennae 
serratae, viridi-aeneae, articulo basali viridi-aurato. Thorax subquadra- 
tus, ad apicem sensim attenuatus, subtus excavato- punctatus, viridi-aeneus, 
dorso impresso -punctatus, aeneus, vittis quatuor longitudinalibus inaequa- 
libus, fusco-violaceis, aeneo-punctatis, obsoletis. Pectus sparsim puncta- 
tum, viridi-aeneum, medio violaceum. Abdomen subtus punctatum, vi- 
ridi-aeneum, maculis in singulo segmento transversis, irregularibus, co- 
haerentibus, cyaneis, glabris, sparsim aeneo-punctatis. Elytra ad api- 
cem attenuata, medio vix coarctata, apice emarginata, dorso parum ele- 
vata, punctato-striata, longitudinaliter sulcata, aenea, lateribus cuprea et 
fulvo-subtomentosa, transversim fasciata, fasciis macularibus, atro-viola- 
ceis, baseos obsoletioribus et marginem externum haud attingentibus. Pe- 


des punctati, viridi-aenei, plantis unguiculisque ferrugineis. 


49. BUPRESTIS Carckarias n. sp. 
Tab. II. fig. 2. 


B. fusco-aenea, capite thoraceque aeneo-punctatis, elytris basi utrinque 
que dilatatis, dorso substriatis, aeneo-impressis, ante apicem 
macula tomentosa, testacea. Long. lin. 18. 

Corpus magnum. Caput fuscum, postice rugosum, fronte late ex- 
cavata, medio longitudinaliter sulcata, utrinque reflexa, testaceo-pilosa. 
Clypeus emarginatus. Antennae capite duplo fere longiores, serratae, fusco- 
aeneae. Thorax fuscus, depressus, basi dilatatus, ad apicem angustatus, 
antice emarginatus, postice bisinuatus, medio longitudinaliter impressus, 


Insecten von Madagascar. 143 


aeneo-punctatus, lateribus rugosus. Jugulum excavato-punctatum, basi 
glabrum, fusco-aeneum. Pectus excavato-punctatum, aeneum. Abdomen 
subtus excavato -punctatum, aeneum, segmento primo cyaneo - variegato, 
reliquis atro-cyaneis, sparsim aeneo-punctatis, margine testaceo - fascicu- 
lato-pilosis. Scutellum parvum, aeneum. Elytra dorso elevata, basi de- 
pressa, utrinque dilatata, reflexa, ad apicem angustiora, apice emarginata, 
longitudinaliter striata, transversim subrugosa, fusca, sparsim, ad apicem 
rarius, aeneo-maculata, maculis punctatis, subtomentosis, marginali ante 
apicem maiori, testaceo-tomentosa. Pedes punctati, fusco-aenei, plantis 
unguiculisque fuscis. 


50. BUPRESTIS Zygaena n. sp. 
Tab. II. fig.3. 

B. fusco-aenea, thorace- aeneo -punctato, utrinque dilatato, elytris aeneo- 
maculatis, apice atro-cyaneis, macula testacea, tomentosa. Long. 

lin. 16. 
Similis praecedenti. Caput atro-cyaneum, fronte inter oculos ex- 
cavata, marginibus reflexis, medio profunde impressa, longitudinaliter sul- 
ginatus. Labrum 


) 
punctatum, aeneum, testaceo-tomentosum. Antennae capite duplo lon- 


cata, macula utrinque testaceo-tomentosa. Clypeus emar 


giores, fusco-aeneae, articulis tribus prioribus rotundatis, sequentibus duo- 
bus ceylindricis, reliquis subquadratis, infra spongiosis. Thorax magnus, 
subdepressus, medio longitudinaliter excavatus, basi coarctatus, apice utrin- 
que in lobum semilunarem depressum, margine incrassatum, dilatatus, 
fusco-cyaneus, sparsim aeneo-punctatus. Jugulum apice late emargina- 
tum, aeneum, excavato-punctatum. Pectus abdominisque basis cyanea, 
excavato-punctata, aeneo-maculata. Segmenta ventralia intermedia niti- 
dissima, cyanea, segmentum quintum cyaneum, macula utrinque magna 
testacea, tomentosa. Elytra medio parum coarctata, margine reflexo, apice 
angustata, truncata, fusco-cyanea, longitudinaliter striato-punctata, trans- 
versim subrugosa, rufo-aeneo -variegata, apice atro-cyaneo, macula magna 
ovata ad marginem externum testacea, tomentosa. Pedes fusco - acnei, 
punctis impressis rufo-aeneis, plantis fuscis, unguiculis nigris. 


144 Kıve: 


51. BUPRESTIS Goudoti n. sp. 
Tab. II. fig. 4. 
B. ovata, subdepressa, viridi-aenea, capite thoracisque margine cyaneis, 
elytris fasciis macularibus transversis cupreis maculisque alternis, 
aeneis, subvillosis. Long. lin. 154. 

Magna, ovata, depressa, subdilatata. Caput laete cyaneum, medio 
longitudinaliter suleatum, lateribus cicatricosum, vertice utrinque fusco - 
aeneo, fronte impressa, sparsim impresso -punctata, punctis confluentibus, 
margine utrinque ad antennarum insertionem reflexo. Antennae vix ca- 
pite longiores, eyaneae, articulis ultimis viridibus, subquadratis, subtus spon- 
giosis, fuscis. Thorax subdepressus, subdilatatus, brevis, antice late emar- 
ginatus, postice obsolete bisinuatus, lateribus rotundatus, subtus obsolete 
rugosus, dorso punctatus, punctis confluentibus, viridi-auratus, fusco - 
aeneo subvariegatus, cyaneo-marginatus. Pectus abdomenque laete viridi- 
aurata, sparsim fulvo-pilosa. Scutellum parvum, rotundatum, aeneum. 
Elytra thorace latiora, medio parum coarctata, ad apicem subattenuata, 
apice rotundata, dorso lineis longitudinalibus elevatis flexuosis, saepius 
interruptis, rugis transversis obsoletis punctisque impressis inaequalia, 
viridi-aurata, transversim cupreo-maculata, sparsim fulvo-pilosa, macula 
humerali margineque reflexo cyaneis, Pedes punctati, cyanei, plantis un- 


guiculisque fuseis. 


52. BUPRESTIS Zamina n. sp. 
Tab. II. fig. 8. 

B. suborbicularis, cuprea, capite thoraceque punctatis, aeneis, coleo- 
ptris dilatatis, punctato -striatis, subcostatis, aeneo- et atro-cya- 
neo-maculatis, apice testaceis, excisis. Long. lin. 11. 

Caput postice rugosum, antice punctatum, fuscum, celypeo emargi- 
nato, fronte plana, foveis punctatis aeneis inaequali. Antennae capite lon- 
giores, fusco-aeneae, articulis ultimis brevioribus, subquadratis. Thorax 
depressus, ad apicem angustatus, aeneus, subtus excavato - punctatus, dorso 
punctis, sulco longitudinali medio foveolisque lateralibus impressis. Pe- 
ctus abdomenque excayato -punctata, cuprea. Scutellum suborbiculare, 
aeneum. Coleoptra basi vix thorace latiora, mox dilatata, marginata, ad 
apicem sensim attenuata, dorso punctulata, longitudinaliter punctato -striata, 


Insecten von Madagascar. 145 


in interstitiis elevata, subcostata, costis nigro-cyaneis, saepius interruptis, 
sparsim aeneo-maculata, maculis subrotundatis, punctatis, subvillosis, ad 
marginem sparsim punctata, apice excisa, testaceo -subvillosa. Epipleurae 
compressae, eXxcavato-punctatae, aencae, cyaneo -marginatae. Pedes pun- 
ctatı, cuprei, plantis fuscis, unguiculis nIgriS. 


53. BUPRESTIS Flesus n. sp. 
Tab. I. fig. 10. 

B. suborbieularis, supra aenea, capite thoraceque punctatis, coleoptris 
dilatatis, punctato - striatis, apice rufo-piceis, excisis. Long. lin. 11. 
Statura praecedentis. Gaput fusco-aeneum, excavato -punctatum, 
fronte plana, celypeo emarginato, antennis capite duplo longioribus, arti- 
eulis ultimis subquadratis, subtus spongiosis, fuscis. Thorax ad apicem 
sensim attenuatus, antice late emarginatus, postice bisinuatus, dorso pla- 
nus, rufo-aeneus, viridi-aeneo-punctatus, punctis impressis foveolisque 
sparsis, subtus vage excavato-punctatus, nigro-cyaneus. Jugulum antice 
late emarginatum. Pectus abdomenque excayalo- punclata, fusco-aenea, 
aeneo- et cyaneo-micanlia, sparsim pilosa. Scutellum parvum, viridi- 
aeneum. Coleoptra basi thorace latiora, lateribus rotundata, ad apicem 
sensim attenuata, marginata, margine dilatato, dorso punctulata, longitu- 
dinaliter punctato-striata, punctis profunde impressis, in interstitiis quin- 
que prioribus elevata, subcostata, sparsim maculata, maculis impressis, 
punctatis, hispidulis, apice rufo-picea, ciliata, excisa. Epipleurae com- 
pressae, sparsim excavato -punclatae, obsolete transversim rugosae, cya- 
neae, margine purpureo. Pedes punctati, aeneo-coerulescentes, plantis 


fuseis, unguiculis nigris. 


54. BUPRESTIS Rhombus n. sp. 
Tab. IT. fg. 9. 

B. suborbieularis, aenea, capite thoraceque punctatis, coleoptris dilata- 
Us, impresso punctatis, alternatim costatis, sparsim maculatis, 

apice rufo-aeneis, excisis. Long. lin. 8. 
Statura praecedentis. Caput cicatricosum, aeneum, medio nigro- 
eyaneum, clypeo emarginato, antennarum articulis ultimis subquadratis, 
subtus spongiosis, fuscis. Thorax subquadratus, ad apicem sensim atte- 


Phys. Abhandl. 1832. 278 


146 Kıve: 


nuatus, dorso suleis foveolisque impressis inaequalis, subtus vage excavato - 
punctatus, aeneus. Peetus abdomenque aenea, impresso - punctata, spar- 
sim fasciculato-pilosa. Scutellum parvum, impressum, aeneum. Coleop- 
tra thorace multo latiora, medio dilatata, marginata, margine depresso, 
sparsim punctata, dorso longitudinaliter excavato-punctata, in interstitiis 
elevata, sparsim maculata, maculis impressis punctulatis, aenea, apice rufo- 
picea, ciliata, exeisa. Epipleurae compressae, obsolete rugosae, cyaneae. 

Pedes punctati, coerulescenti-aenei, plantis fuseis, unguiculis nigris. 

55. BUPRESTIS Solea n. sp. 
Tab. II. fig. 11. 
B. suborbicularis, nigro-picea, capite thoraceque punctatis, coleoptris 
marginalis, lineato-punctatis, ad suturam subeostalis, rugosis, 
sparsim aeneo-maculatis, apice ciliatis, exeisis. Long. lin. 10. 
Statura fere praecedentium. Caput inaequale, nigrum, sparsim aeneo- 
punctatum, ante oculos scabrum, fulvo-tomentosum, clypeo emarginato, 
antennarum articulis ultimis subquadratis. Thorax subquadratus, nigro - 
piceus, ad apicem sensim attenuatus, anlice parum emarginatus, postice 
vix bisinuatus, subtus vage excavato-punctatus, aeneo-maculatus, dorso 
sparsim punctatus, sulco longitudinali medio interrupto, abbreviato utrin- 
que baseos obliquo foveolisque lateralibus impressis, punctatis, aeneis. 
Pectus abdomenque excavato-punctata, aenea. Scutellum parvum, nigrum. 
Coleoptra thorace latiora, medio parum dilatata, ad apicem attenuata, 
marginata, margine subdepresso, dorso fusco - aenea, cupreo - micantia, 
longitudinaliter punctato-striata, alternatim costata, costis a sutura prio- 
ribus distinetioribus, elevatioribus, omnibus rugis transversis maculisque 
magnis irregularibus, confertim punctatis, aeneis, impressis, saepius inter- 
ruptis. Apex elytrorum exeisus, fulvo-aureo-ciliatus. Epipleurae com- 
pressae, punctulatae, obsolete transversim impressae, nigro -aeneae, margine 
late cyaneo. Pedes punctati, aenei, plantis unguiculisque fuseis. 


56. BUPRESTIS Platessa n. sp. 
Tab. II. fig. 7. 


B. suborbieularis, supra nigro-cyanea, elytris margine, fasciis transver- 


sis suturaque aeneis. Long. lin. 8. 


Insecten von Madagascar. 147 

Statura D. Rhombi. Caput nigro-piceum, antice punctalum, pos- 
tice obsolete sulcatum, punctis, sulco et impressione ante oculos fulvo- 
aeneis. Frons plana, medio biimpressa. Clypeus emarginatus. Antennae 
capite duplo fere longiores, fusco-aeneae, articulis ultimis subquadratis, 
infra spongiosis. Thorax antice emarginatus, postice vix bisinuatus, ad 
apicem attenuatus, lateribus subrotundatis, nigro-piceus, subeyanescens, 
subtus vix punctatus, supra planus, sulco longitudinali punctis inaequali 
medio, punclis impressis dorsalibus sparsis foveisque lateralibus confluen- 
tibus aeneis. Iugulum antice emarginatum, punctatum, postice planum, gla- 
brum, bisulcatum, eupreum, purpureo-micans. Pectus abdomenque vage 
excavato -punctata, cuprea, purpureo-variegata. Scutellum parvum, orbi- 
culare, aeneum. Coleoptra thorace basi latiora, medio dilatata, ad api- 
cem sensim attenuata, marginata, margine punclulato et sparsim impresso- 
punctato, depresso, dorso longitudinaliter punctato -striata, interstitiis pa- 
rum elevatis, disco late nigro-cyanea, basi fasciisque tribus impressis 
punctulatis transversis aeneis, apice rufo-picea, ciliata, exeisa. Epipleu- 
rae compressae, plicatae, cupreae, margine apiceque purpurascentes. Pe- 


des punctati, cuprei, femoribus basi purpureis, plantis unguiculisque fuseis. 
’ ’ pP Fr 5 1 


57. BUPRESTIS cassidea n. sp. 


B. subovata, nigro-aenea, thorace punctato, violaceo - quadrimaculato, 
elytris sulcatis, acuminatis, ad marginem externum albo -bima- 
ceulatis. Long. lin. 12. 

Affınis praecedentibus, statura tamen magis elongata. Caput antice 
emarginatum, punctatum, aeneum, fronte rugosa, nigro-picea. Antennae 
capite longiores, serratae, aeneae. Thorax antice emarginatus, postice 
vix bisinuatus, ad apicem parum attenuatus, lateribus subrotundatis, sub- 
tus excavato - punctatus, cupreus, nigro - cyaneo - variegatus, supra fusco - 
aeneus, sulco longitudinali punctisque sparsis aeneis impressis ad latera 
eonfluentibus inaequalis, maculis rotundatis, elevatis, glaberrimis, nigro - 
violaceis, nitidissimis, subocellaribus quatuor, maioribus duabus in medio 
dorsi et minori ad angulum anticum utrinque positis ornatus. Jugulum 
cyaneum, antice cupreo -punctatum, emarginatum, postice longitudinaliter 


bisulcatum, glabrum. Pectus abdomenque cyanea, cupreo-maculata, ex- 


2 


IL TAG: 


ma 
En 
a 


cavato - punctata. Scutellum subeordiforme, longitudinaliter impressum. 
Elytra basi thorace latiora, medio parum. coarctata, marginata, margine 
subreflexo, ad apicem sensim attenuata, apice oblique truncata, acumi- 
nata, punctato - striata, alternatim costata, obscure cuprea, ad marginem 
externum biimpressa, foveis magnis, rotundatis, altera pone medium, al- 
tera pone apicem, tomento ferrugineo et pulvere cretaceo superimposito 
repletis. Epipleurae longitudinaliter plicatae, transversim subrugosae, ni- 
gro-cyaneae. Pedes punctati, aenei, femoribus nigro-cyaneis, aeneo- 


ö 
punctatis, plantis unguiculisque ferrugineis. 


58. BUPRESTIS chaleochrysea n. sp. 


B. ovata, aenea, capite thoraceque punctatis, elytris punctato-striatis, 
alternatim costatis, transversim rugosis, sparsim cupreo -macula- 
tis, ad marginem externum fulvo-bimaculatis. Long. lin. 7. 
Praecedenti quodammodo affınis, corpus vix tamen dilatatum. Ca- 
put punctatum, aut aeneum, aut fusco-aeneum, fronte impressa, rug0sa, 
cyaneo-maculata. Clypeus emarginatus. Antennae capite duplo longio- 
res, viridi-aenei, artieulis prioribus eylindrieis, ultimis subquadratis, sub- 
tus spongiosis, fuscis. Thorax subquadratus, ad apicem sensim attenua- 
tus, antice late emarginatus, postice vix bisinuatus, lateribus rotundatus, 
eicatricosus, aut aeneus aut nigro-aeneus, basi saepius cyaneo-variegatus, 
obsolete sulcatus, sulco laevi longitudinali medio et laterali utrinque sub- 
arcuato, punctato, cupreo, subtomentoso. Jugulum excayato-punctatum, 
aeneum, medio eyaneum, apice dilatatum, emarginatum. Pectus abdo- 
menque excavato- punctata, aenea, cyaneo-maculata, segmentis utrinque 
fulvo-fasciculato - pilosis. Scutellum parvum, subcordatum, eyaneum aut 
nigro-cyaneum. Coleoptra vix thorace latiora, medio parum coarclata, 
ad apicem sensim attenuata, longitudinaliter punctato -striata, punctis pro- 
funde impressis, in striis transversim elevato-lineolata, in interstitiis ele- 
vata, subcostata, costis ad suturam obsoletis, aut aenea, aut nigro-cyanca, 
basi parum cyaneo-variegata, sparsim cupreo- aut aeneo-maculata, ma- 
eulis punctulatis, subtomentosis, duabus aut tribus ad marginem externum 
maioribus, fulvo-tomentosis, apice emarginata, ciliata. Epipleurae sub- 
compressae, punctatae, aeneae. Pedes punctati, acnei, tarsis fusceis, un- 
guiculis nigris. 


Insecten von Madasascar. 149 
Lo) 


59. BUPRESTIS aeneo-maculata n. sp. 
B. elongata, nigro-cyanea, thorace aeneo-punctato, macula utrinque 
antica purpurea, elytris striato-punctatis, margine maculisque 
aeneis. Long. lin. 8. 

Praecedente angustior. Caput eicatricosum, nigro-cyaneum, aeneo- 
maculatum, antennis capite vix duplo longioribus, aeneis. Clypeus emar- 
ginatus. Labrum punctulatum, aeneum. Thorax antice late emarginatus, 
postice vix bisinuatus, ad apicem sensim attenuatus, lateribus vix rolun- 
datus, subquadratus, nigro-cyaneus, subtus vage aeneo-punclatus, ad ba- 
sin aeneus, dorso sparsim aecneo - punclalus, medio aeneo-sulcatus, postice 
utrinque impressus, viridi-aeneus, ad angulum anticum macula rotundata, 
elevata, glabra, laete purpurea ornatus. lJugulum antice late emargina- 
tum, vage punctatum, aeneum, immaculatum. Pectus abdomenque exca- 
vato-punctata, aenea, lateribus nigro-cyaneo-variegata. Scutellum sub- 
orbiculare, aeneum. Coleoptra vix thorace latiora, medio parum coar- 
clata, ad apicem sensim angustata, apice rotundata, subdentata, ciliata, 
dorso striato-punctata, transversim lineolata, in interstitiis elevata, reti- 
culata, punctis impressis maculisque punctulalis aeneis sparsis. Epipleu- 
rae acneae. Pedes punctati, aenei, plantis unguiculisque fuscis. 


60. BUPRESTIS chalybeata n. sp. 


B. elongata, aenea, capite thoraceque punctatis, elytris punctato -striatis, 
transversim maculatis, apice emarginatis. Long. lin. 7-10. 

Magnitudine fere et statura D. Zuridae F. Fusco -aenea. Caput ma- 
gnum, excavato - punclatum, partim punetulatum, viridi- auratum, medio 
rugosum, impressum, antice marginatum, margine subelevato, clypeo late 
emarginato, cupreo, labro punctato, viridi-aurato. Antennae vix capite 
duplo longiores, serratae, viridi-cyaneae, articulis duobus prioribus cu- 
preis. Palpi viridi-eyanei. Thorax quadratus, vix apice angustatus, pos- 
ice angulatus, bisinuatus, dorso impresso-punctatus, vitta longitudinali 
media maculisque confluentibus glabris. Tugulum apice dilatatum, trun- 
catum. Pectus abdomenque vage excayato-punctata. Scutellum transver- 
sum, subquadratum, laeve. Coleoptra vix thorace latiora, medio parum 


angusliora, ad apicem sensim altenuata, apice emarginata, striato- punctata, 


150 K ı vie: 


transversim obsolete purpureo- aut nigro-cyaneo-maculata, subfasciata. 
Pedes punctati, aenei, tarsis eyaneis, plantis unguiculisque fuseis. 


Tarsorum artieulus ultimus cylindrieus. Unguieuli bifidi, Elyıra 


abdomine angusliora. 


61. BUPRESTIS (AckınLus) Zumbaris n.sp- 
Tab. II. fig. 12. 
B. elongata, aenea, thorace elytrisque rugosis, sparsim luteo -holoseri- 
ceis, abdomine utringue macula media tomentosa, fulva. Long. 
lin. 6. 

Statura fere D. undatae F. Caput transversim rugosum, punctatum, 
cum antennis cyaneum, fronte late excavata, utrinque elevata, medio sul- 
cata, pubescente, fulva, elypeo transverso, truncato. "Thorax transversus, 
aeneus, ad apicem parum attenuatus, antice vix emarginatus, poslice bisi- 
nuatus, angulis rotundatis, dorso sulcis transversis, arcuatis, abbreviatis, 
punctatis, numerosis inaequalis, lateribus deflexis, oblique fulvo - holoseri- 
ceo-impressis. Jugulum punctatum, antice dilatatum, truncatum, aeneum. 
Pectus transversim rugosum, suleis, ut in thorace punctatis. Abdomen 
transversim flexuoso -striatum, aeneum, segmento primo utrinque macula, 
reliquis puncto baseos tomentosis, fulvis. Scutellum triangulare, postice 
attenuatum, cuspidatum, medio impressum, aeneum. Coleoptra basi vix 
thorace latiora, infra basin abdomine angustiora, medio parum coarctata, 
apice rotundata, subtilissime serrata, aenea, transversim imbricata, rugosa, 
sparsim fulvo-tomentosa. Pedes aenei, cyaneo-micantes, plantis ungui- 
ceulisque fuseis. 


62. BUPRESTIS (AckıLus) pumicata n. sp. 
B. obscure cinerea, capite thoraceque maculis, elytris fasciis angulatis 
transversis punctoque medio atris. Long. lin. 3. 

Statura fere D. Rubi L. Obscure cinerea. Caput subtilissime ru- 
gosum, ad basin quadritubereulatum, tubereulis intermediis minoribus, 
fronte medio impressa, utrinque in carinam transversam abbreviatam ele- 
vata, carina tubereulisque rugosis, -atris. Clypeus angustatus, medio lon- 
gitudinaliter suleatus. Antennae vix capite longiores, serratae, nigrae. 


Insecten von Madagascar. 151 


Thorax subquadratus, antice vix emarginatus, portice bisinuatus, lateribus 
rotundatis, deflexis, marginatis, subtus rugosus, squamosus, supra foveolis 
numerosis, media maiori, rotundata, lateralibus et postieis irregularibus, 
confluentibus, tubereulis quatuor dorsalibus lineaque angulata acute ele- 
vata laterali inaequalis. Pectus abdomenque subtus subtilissime rugosa, 
subsquamosa, obscure cinerea, pube tenui, holosericea argenteo-micantia. 
Segmenta dorsalia abdominis atra, utrinque cinereo-quadripunctata. Scu- 
tellum basi transversum, ad apicem attenuatum, cuspidatum, medio im- 
pressum, nigrum. Coleoptra basi thoracis latitudine, medio abdomine 
angustiora, ad apicem attenuata, apice rotundata, integra, punctis obsoletis 
impressis lineolisque transversis elevatis abbreviatis confluentibus scabra, 
fasciis transversis angulatis quatuor punctisque duobus dorsalibus subocel- 


eri. 


laribus atris. Pedes nig 


ELATER L. 


63. ELATER (CrEnıcErA Latr.) nobirlis. 
E. supra ruber, thorace vitta, coleoptris eruce apiceque nigris. Mas. 
Long. lin. 11. 
Elater nobilis Illiger in Wiedemann Arch I. 2. p. 116. n. 12. 
Taupin double ceroix Latreille in Cuvier Regne animal II. Pl. xvın. 
fi8.3. IV. p. 454, 

Statura fere et magnitudine Z. fascicwaris. Caput tomentosum, 
atrum, fronte impressa, macula media rubra, subvillosa. Antennae capite 
triplo longiores, nigrae. Thorax magnus, subtus punctatus, niger, cinereo- 
pubescens, supra elevatus, punctulatus, tomentosus, ruber, medio carina- 
natus, vitta longitudinali angulisque postieis atris. Pectus, abdomen pe- 
desque punctata, nigra, subpubescentia. Scutellum elevatum, punctatum, 
nigrum. Coleoptra basi vix thorace latiora, sepiem lineas longa, ad api- 
cem parum attenuata, apice rotundala, punctato-striata, in interstitiis subti- 
lissime punetata, tomentosa, rubra, sutura, fascia transversa obliqua media 
apiceque atris. 

64. ELATER (CrEnıcErA Latr.) insignis n. sp. 
Tab. IH. fig.1. 
E. supra ruber, thorace vitta, elytris macula rotundata media, fascia 
postica apiceque nigris. Mas. Long. lin. 10. 


152 Kıve: 


Affinis praecedenti. Caput tomentosum, atrum, macula frontali me- 
dia oceipiteque subvillosis, rubris. Antennae capite triplo longiores, ni- 
grae. Thorax subtus pubescens, niger, dorso punctatus, tomentosus, ru- 
ber, medio carinatus, vitta longitudinali media, lateripus angulisque nigris. 

’ ’ [e) ’ [e) [e) 
Pectus, abdomen pedesque punctata nigra, cinereo-pubescentia. Scutel- 

’ R 1 0,777 

lum elevatum, punctatum, nigrum.- Coleoptra thorace vix basi latiora 

4} 3 5 ’ 
sex lineas longa, subparallela, apice rotundata, punctato-striata, in inter- 
stitiis punctata, rubra, rubro-tomentosa, maculis duabus rotundatis me- 
diis, fascia transversa postica apiceque atris. 


65. ELATER (Acrypnus Eschsch.) nodifer n. sp. 
Tab. II. fig. 2. 


E. thorace dorso bituberculato, lateribus bisinuato, elytris carinatis, basi 
tubereulatis, fuscus, griseo-tomentosus. Long. lin.S-. 

’ DE =) D 2 
Statura fere Z. murini. Fuscus. Caput medio impressum, puncta- 
tum, fusco-tomentosum, antennis vix thorace brevioribus, serratis, testa- 

’ ’ ’ ’ 
ceis, articulo primo crassiori fusco. Thorax antice profunde emarginatus, 
lateribus bisinuatus, impresso-punctatus, fusco-tomentosus, dorso bitu- 
’ 24 ’ 
bereulatus, tuberculis magnis, rotundatis, laevibus. Pectus abdomenque 
ar) > qu 

punctata, griseo -tomentosa. Scutellum magnum, subcordatum. Elytra 
basi vix thorace latiora, plus duplo longiora, pone medium dilatata, ad 
apicem angustata, apice rolundata, griseo-tomentosa, punctato-striata, me- 
dio carinata, carina ad basin in tuberceulum elevata. Pedes ferruginei, 


griseo - pubescentes. 


66. ELATER (Acrypnus Eschsch.) vestitus n. sp. 


E. thorace sparsim punctato, elytris punctato -striatis, tomentosus, fus- 
cus, antennis palpisque testaceis. Long. lin. 8-8. 

Elongatus, fusco-ferrugineus, subtus punctatus, griseo-tomentosus, 
supra ubique fulvo-griseo-tomentosus. Caput medio impressum, sparsim 
punctatum, antennis, thoracis longitudine, serratis palpisque testaceis. 
Thorax antice bisinuatus, angulis rotundatis prominulis, lateribus rotun- 
datus, ad basin parum coaretatus, dorso vix elevatus, sparsim punclatus. 
Pectus et abdomen cum pedibus fusco-ferruginea, griseo - squamulosa. 
Scutellum magnum, subrotundatum. Coleoptra thorace triplo fere lon- 


Insecten von Madagascar. 153 


giora, basi vix latiora, ad apicem sensim attenuata, apice rotundata, pun- 
ctato -striata, interstitiis parum elevatis, obsolete punctatis. Pedes testacei. 


67. ELATER (Acrypnus Eschsch.) irroratus n. sp. 
E. thorace punctato, elytris punctato-striatis, fusco-ferrugineus, griseo- 
einereoque squamosus, antennis testaceis. Long. lin. 5-6. 

Affinis praecedenti. Caput impressum, confertim punctatum, spar- 

sim fulvo-griseo-, utrinque cinereo-squamosum, antennis thorace brevio- 

ribus, serratis, testaceis, articulo primo crassiori, fusco. Palpi testacei. 

Thorax antice obsolete bisinuatus, angulis parum prominentibus, ad basin 

parum coarctatus, dorso elevatus, medio obsolete canaliculatus, spar- 

sim, ad latera confertius impresso - punctatus, sparsim cinereo - subto- 

mentosus, fulvo-griseo-subsquamosus. Pectus, abdomen pedesque ut in 

praecedente. Scutellum magnum, punctatum, fuscum, sparsim squamo- 

sum. Elytra thorace plus duplo longiora, apice parum attenuata, rotun- 

data, punctato-striata, punctis magnis impressis, interstitiis obsolete pun- 
ctatis, fulvo-griseo- et cinereo -squamosa. 


68. ELATER (AcrypnusE.) porosus n. sp. 


E. punctatus, ferrugineus, thorace inaequali maculis, elytris vittis inter- 
ruptis albidis villosis. Long. lin. 6. 

Statura Z. murini, Caput excayato-punctatum, medio impressum, 
fuscum, griseo-tomentosum, antennis thorace vix brevioribus, acute ser- 
ratis, testaceis, articulo primo crassiori fusco. Thorax antice profunde 
emarginatus, angulis prominulis, obtusis, postice parum coarctatus, rectan- 
gulus, dorso elevatus, utrinque et ad basin impressus, sparsim excavato- 
punctatus, eribrosus, fusco-ferrugineus, sparsim griseo-villosus. Pectus 
abdomenque punctata, nigro-picea, griseo-subsquamosa. Scutellum ma- 
gnum, subrotundatum, punctatum, fusco - ferrugineum , griseo -villosum. 
Elytra basi vix thorace latiora, ad apicem sensim attenuata, apice rotun- 
data, ferruginea, medio fusco-ferruginea, griseo-squamosa, seriatim cri- 
brosa, in interstitiis vix elevata, obsolete longitudinaliter punctata, griseo- 
vittata, wittis abbreviatis villosis, sericeis. Pedes punctati nigro - picei, 
sparsim squamosi, larsis rufo-testaceis. 


Phys. Abhandl. 13832. Ü 


154 Kırve: 


69. ELATER (AcrypnusE.) crenatus n. sp. 
E. punctatus, ferrugineus, thorace lateribus crenato elytrisqgue maculis 
albidis subvillosis. Long. lin. 4. 

Statura fere praecedentis. Color ferrugineus. Caput vix medio im- 
pressum, sparsim punctatum, testaceo - squamosum. Antennae thorace bre- 
viores, serratae, testaceae, articulo primo fusco -ferrugineo, squamoso. 
Thorax antice profunde emarginatus, ad basin coarctatus, lateribus cre- 
natus, dorso elevatus, ubique excavato -punctatus, sparsim testaceo - Ssqua- 
mosus, griseo-subvillosus, punctis dorsalibus duobus maculisque ad mar- 
ginem anticum distinctioribus, villosis. Pectus abdomenque punctata, gri- 
seo-squamosa. Scutellum magnum, punctatum, fuscum, medio albido- 
villosum. Elytra basi vix thorace latiora, ad apicem sensim angustiora, 
apice rotundata, striato - punctata, testaceo-squamosa, fascia transversa me- 
dia obsoleta maculisque sparsis, ad latera maioribus et distinctioribus, gri- 
seis subvillosis. Pedes punctati, testacei, albido -squamosi. 


70. ELATER (AcrypnusE.) interpunctatus n. sp. 


E. thorace punctato, elytris punctato -striatis, in interstitiis punctatis, 
ferrugineus, squamosus, antennis pedibusque testaceis. Long. 
lin. 3. 

Reliquis brevior. Fusco -ferrugineus, testaceo-squamosus. Caput 
punctatum, vix medio impressum. Antennae thorace breviores, serratae, 
testaceae, articulo primo maiori, ferrugineo. Thorax antice emarginatus, 
ad basin parum coarctatus, dorso elevatus, rotundatus, ubique punctatus. 
Elytra medio parum latiora, ad apicem sensim attenuata, apice rotundata, 
punctato -striata, interstitiis planis, transversim subrugosis, lineato -puncta- 
tis. Pedes testacei. 


71. ELATER (Coxopderus Eschsch.) cuspidatus n. sp. 
Tab. IH. fig. 3. 
E. thorace punctato, in spinam utrinque producto, elytris acuminatis, 
punctato-striatis, ferrugineus, testaceo-squamosus. Long. lin. 6. 
Elongatus, ferrugineus, confertim testaceo-squamosus, subvillosus. 
Caput elongatum, sparsim punctatum, vix medio impressum, antennis vix 
thorace brevioribus serratis palpisque testaceis. Thorax elongatus, 2 lineas 


Insecten von Madagascar. 155 


longus, antice late emarginatus, in spinam acutam, subcompressam utrin- 
que produetus, ad basin vix coaretatus, angulis postieis acutis subreflexis, 
ubique impresso -punctatus. Pectus abdomenque punctata, testaceo -sub- 
villosa. Scutellum punetatum, vix squamosum. Elytra thorace vix duplo 
longiora, basi latiora, versus apicem attenuata, apice mucronata, dorso 
subtilissime punctulata, longitudinaliter punctato-striata, testaceo - margi- 
nata. Pedes testacei. 


72. ELATER (ELATER Eschsch.) complanatus n.sp. » 


E. fuscus, pubescens, elytris striatis, obsolete ferrugineo-maculatis, tho- 
race punctato, postice utrinque ferrugineo, antennis pedibusque 
pallidis. Long. lin. 4. 

Simillimus Z, tridentato F., differt tamen thoracis margine postico 
in dentem medium acutum haud elevato. Corpus ovatum, planum, pun- 
etatum, fuscum, ubique griseo - tomentosum. Caput antice productum, 
rotundatum, marginatum, ore antennisque testaceis. Thorax ad apicem 
sensim attenuatus, ad basin haud coarctatus, lateribus rotundatis, margine 
antico parum emarginato, postico utrinque in angulum acutum, carina- 
tum, ferrugineum, medio in tuberculum, vix tamen elevatum, producto. 
Pectus abdomenque punctulata, holosericea. Elytra basi thorace fere an- 
gustiora, vix duplo longiora, ad apicem attenuata, dorso striata, striis 
obsolete punctatis, interstitiis parum elevatis, obsolete punctulatis. Pedes 
testacei. 

73. ELATER (CAarpıopnorus Eschsch.) vitellinus n. sp. 


E. fuscus, thorace utrinque, elytris, antennis pedibusque testaceis. Long. 
lin. 24. 

Statura fere Z. rufipedis. Caput subtilissime punctulatum, pube- 
scens, fuscum, ore antennisque testaceis. "Thorax antice late emarginatus, 
postice bisinuatus, utrinque productus, lateribus rotundatus, supra eleva- 
tus, vix punctulatus, pubescens, fuscus, margine antico utrinque, denti- 
bus postieis apice ferrugineis. Pectus abdomenque subtus subtilissime alu- 
tacea, fusca, lateribus pubescentia, sericea, segmentis ventralibus ultimis 
apice testaceis. Scutellum fuscum. Elytra basi vix thorace latiora, ad 
apicem sensim attenuata, dorso striato- punctata, in interstitiis vix rugosa, 
testacea. Pedes testacei. 


U2 


156 Kive: 


74. ELATER (CArvdıopnorvs E.) dispilus n. sp. 
E. rufus, thorace maculis duabus, scutello capiteque nigris. Long. lin. 2. 
Statura praecedentis. Caput marginatum, pubescens, fuscum, ore 
antennisque testaceis. Thorax postice vix attenuatus, subglobosus, rufo- 
testaceus, maculis duabus dorsalibus magnis, rotundatis, nigris. Pectus 
abdomenque pubescentia, fusca, medio rufo-testacea. Scutellum pube- 
scens, fusco-nigrum. Elytra basi vix thorace latiora, ad apicem sensim 
attenuata, dorso striata, striis obsolete punctatis, interstitiis vix elevatis 

subalutaceis, pubescentia, rufo-testacea. Pedes testacei. 


75. ELATER (Hyporıruus Eschsch.) binodulus n. sp. 


E. thorace postice tuberculato, aeneus, griseo-pubescens, antennarum 
basi pedibusque testaceis. Long. lin. 1. 

Statura fere Z. 4 - pustulau F. Caput marginatum, punctulatum, 
aeneum, cinereo-sericeum, antennis vix thorace brevioribus, fuscis, basi 
testaceis. "Thorax antice late emarginatus, postice bisinuatus, acute angu- 
latus, ad basin bitubereulatus, ad marginem lateralem utrinque longitudi- 
naliter carinatus, punctatus, aeneus, ad latera praeserlim ceinereo pube- 
scens. Pectus abdomenque vix punctata, aenea, cinereo - pubescentia. 
Scutellum pubescens, aeneum. KElytra vix thorace duplo longiora, vix 
basi latiora, apice rotundata, subtiliter striata, subtilissime rugosa, aenea, 


5 
cinereo-pubescentia. Pedes testacei. 


DICTYOPTERA Larr. 


76. DICTYOPTERA angulata n. sp. 
Tab. III. fig. 4. 

D. antennis pectinatis, elytris reticulatis, atra, thorace lateribus sinuato, 
postice dilatato, margine lineaque abbreviata longitudinali media 
coceineis. Long. lin. 6. 

Statura fere Zyci serrati F. Caput nigrum, antennis magnis, com- 
pressis, dilatatis, pectinatis, nigris. Thorax antice angustatus, rotundatus, 
basi dilatatus, angulatus, lateribus bisinuatus, margine et carina longitu- 


5 
dinali abbreviata media coceineis. Pectus abdomenque cum pedibus nigra. 


Insecten von Madagascar. 457 


Scutellum triangulare, atrum. Elytra thorace quadruplo longiora, basi 
latiora, apice rotundata, parallela, quadricostata, reticulata, atra. 


77. DICTYOPTERA zorguata n. sp. 
Tab. II. fig. 5. 
D. antennis pectinatis, elytris reticulatis, atra, thorace postice truncato, 
margine coceineo. Long. lin. 4. 

Praecedenti, quoad colores, simillima. Caput nigrum, mandibulis 
solis testaceis. Antennae pectinatae, compressae, nec tamen dilatatae, ni- 
grae. Thorax ad apicem sensim attenuatus, antice rotundatus, postice 
nec dilatatus, nec angulatus, marginatus, margine compresso, subreflexo, 
dorso cancellatus, ater, limbo laterali et antico punctoque parvo medio 
ad marginem posticum coceineis. Pectus abdomenque cum pedibus nigra. 
Scutellum nigrum. Elytra basi vix thorace latiora, parallela, apice rotun- 
data, reticulata, quadricostata, atra. 


LAMPYRIS L. 


78. LAMPYRIS cribricollis n. sp. 


L. testacea, thoracis macula, capite pedibusque nigris. Long. lin. 34. 


L. vespertinae quodammodo affınis, at multo brevior. Caput exser- 
tum, punctatum, nigrum, antennis vix thorace longioribus nigris. Thorax 
transversus, brevis, antice late emarginatus, postice angulatus, dorso im- 
presso - punctatus, utrinque elevatus, rufo-testaceus, macula media trian- 
gulari nigra. Pectus testaceum. Abdomen nigrum, segmentis tribus ulti- 
mis albis. Scutellum punetatum, testaceum, vitta media longitudinali ni- 
gra. Elytra basi vix thorace latiora, triplo longiora, apice rotundata, 
dorso punctata, obsolete carinata, testacea, subvillosa. Pedes testacei, 


subvillosi, femoribus apice, tibiis tarsisque fuscis. 


CANTHARIS L. 


79. CANTHARIS (Sırıs Meg.) aucta n. sp. 


C. atra, thorace postice exciso, rufo, puncto utrinque maculaque me- 


3 


dia nigris. Long. lin. 4. 


4 


158 Kıve: 


Caput laeve, atrum, mandibulis rufis, apice nigris. Antennae cor- 
poris fere longitudine, nigrae. Thorax transversus, subdepressus, antice 
rotundatus, medio subdilatatus, versus basin utrinque incisus, basi eleva- 
tus, bituberculatus, dorso inaequalis, rufus, vitta longitudinali ad apicem 
et postice angustiori media maculaque utrinque rotundata nigris. Pectus 
abdomenque pubescentia fusca. Scutellum parvum, atrum. Elytra basi 
vix thorace latiora, plus triplo longiora, apice rotundata, lateribus paral- 


lela, punctulata, alutacea, subtomentosa, atra. Pedes pubescentes, nigri. 


TILLUS F. 


80. TILLUS azureus n. sp. 
Tab. II. fig. 6. 


T. eyaneus, capite thoraceque punctatis, elytris punctato-striatis, niveo- 
maculatis, ore, antennis pedibusque testaceis. Long. lin.3--. 

Corpus eylindricum, atlenuatum, cyaneum. Caput punclalum, ocu- 

lis magnis, hemisphaerieis, reticulatis, fuseis. Clypeus transversus trun- 
catus labrumque rotundatum testacea. Mandibulae breves, validae, testa- 
ceae, apice ferrugineae et bidentatae. Palpi testacei, labiales articulo 
ultimo quam maxime securiformi. Antennae vix thorace longiores, rufo- 
testaceae, apice latiores, fuscae, articulis subaequalibus, fere triangulari- 
bus, excepto primo longiori cylindrico ultimoque reliquis maiori rotun- 
dato. Thorax basi coarctatus, marginatus, obsolete transversim impressus, 
medio incrassatus, elevatus, apice truncatus, impresso-punctatus, cyaneus, 
sparsim nigro-pilosus. Pectus vix punctatum, ceyaneum, macula utrinque 
triangulari nivea. Abdomen punctatum, aeneo-cyaneum, segmentis apice 
fuseis, transversim impressis. Scutellum cyaneum, niveo - tomentosum, 
Elytra thorace plus duplo longiora, basi parum latiora, apice rotundata, 
confertim punctata, punctis elevatis, ad apicem distinctioribus, transver- 
sim confluentibus, basi punctato-striata, punclis magnis impressis, spar- 
sim pilosa, eyanea, trimaculata, maculis sat magnis, rotundatis, impressis, 
punctulatis, aeneis, niveo-tomentosis, duabus marginalibus, altera prope 
basin, altera paullo infra medium sitis, tertia dorsali intermedia, spatium 
inter striam secundam et quartam occupante. Pedes testacei, coxis tolis, 
tibiis tarsisque supra fuseis. Tarsorum articuli aequales, breves, subtrian- 


Insecten von Madagascar. 159 


gulares, subappendiculati, articulo quarto subbilobo, wunguiculis apice 


bifidis. 
PELTIS FE. 


81. PELTIS pusilla n. sp. 
P. elongata, ferruginea, capite thoraceque punctatis, elytris punctato - 
striatis. Long. lin. 1%. 

Statura fere P. oblongae. Depressa, fere linearis, dorso ferruginea, 
subtus rufo-testacea. Caput et thorax confertim punctata. Elytra tho- 
race duplo longiora, marginata, striata, ad strias punctata. Pedes rufo- 
testacei. 


HYDROPHILUS F. 


82. HYDROPHILUS ruwjcornis. 


H. ovatus, nigro-aeneus, violaceo-micans, fronte thoracisque lateribus 
sparsim punctatis, elytris punctato-striatis, spina sternali abdo- 
minis dimidii longitudine. Long. lin. 15. 

Hydrophins ruficornis Latr. Dej. Cat. p.133. 

Hydrophilus resplendens Eschscholtz in litt. 

Ab H.atro F. vis, nisi spina sternali longiore differt. Corpus 
ovatum, nigro-aeneum, viridi-aeneo- et violaceo-micans. Caput elonga- 
tum, obsolete punctulatum, linea fröntali longitudinali abbreviata media 
et arcuata transyersa subtilissime impressis, fronte ante oculos, et clypeo 
sparsim impresso -punctatis. Antennae rufo-testaceae, articulo quinto basi 
nigro. Palpi testacei. Thorax antice late emarginatus, basi sinuatus, an- 
gulis rotundatis, parum productis, marginatus, vix punctulatus, vage im- 
presso -punctatus, punctis lateribus temere sparsis, dorso versus apicem 
utrinque in lineam abbreviatam obliquam dispositis. Pectus abdomenque 
punctulata, fusca, sterno pectorali compresso, obtuso, longitudinaliter ex- 
arato, ventrali in spinam acutam, abdominis partem dimidiam longitudine 
fere superante producto. Scutellum laeve. Elytra marginata, margine in- 
crassato, subreflexo, ad apicem sensim attenuata, apice obtuso, lateribus 
impresso-punctata, purpureo-micantia, dorso punctato-striata, punctis par- 
vis impressis purpurascentibus, in interstitiis ad strias utrinque subtilissime 
punctata. Pedes fusci, tarsis ferrugineo -ciliatis. 


160 KıLvce: 


SPHAERIDIUM FE. 


83. SPAERIDIUM chrysomelinum n. sp. 


S. punetulatum, nigrum, coleoptris rufo -bi-, testaceo -trimaculatis. Long. 
lin, 2. 

S. scarabaeoidi affıne. Punctulatum, nigrum. Caput antennarum 
arliculo primo (reliqui in allato specimine desunt) palpisque testaceis. 
Thorax margine laterali antice testaceo. Pectus abdomenque obsolete pu- 
bescentia, fusca. Elytra macula magna rotundata media ferruginea, fascia- 
que postica medio late interrupta testacea. Pedes ferruginei, femoribus 


basi maculaque media nigris. 


84. SPHAERIDIUM (CercyDıum Leach) diaperinum n. sp. 


S. ovatum, punctulatum, nigrum, elytris punctato-striatis, antennis basi 
tarsisque ferrugineis. Long. lin. 4. 

Statura ‚S. abdominalis F., at plus duplo maior. Nigrum, punctu- 
latum. Caput antennarum articulis tribus prioribus palpisque ferrugineis. 
Thorax transversus margine antico late emarginato, postico obsolete bisi- 
nuato, lateribus rotundatis. Pectus abdomenque obsolete pubescentia, 
fusca. Elytra profunde punctato-striata, striis intermediis basin haud at- 
tingentibus. Pedes nigro-picei, tarsis rufo-piceis, posterioribus basi utrin- 
que aureo-ciliatis. j 


85. SPHAERIDIUM (CercyDIuM Leach) depressum n. sp. 


S. ovatum, punetulatum, nigrum, elytris punctato-striatis, abdomine 
pedibusque piceis. Long. lin. 24. 

S. abdominali F. simillimum, statura tamen longiore, corpore magis 
depresso, subtus medio fusco, nec unicolore ferrugineo ab hoc differre 
videtur. Caput punctulatum, nigrum, subtus ferrugineum. Antennae fer- 
rugineae, clava fusca. Thorax transversus, antice late emarginatus, pos- 
tice obsolete bisinuatus, dorso punctulatus, supra niger, subtus obscure 
ferrugineus. Pectus punctulatum, fusco-ferrugineum, sterno plano, ni- 
tido, fusco. Abdomen rufo-testaceum. Elytra punctulata, punctato -striata, 


nigra. Pedes ferruginei. 


Insecten von Madagascar. 161 


86. SPHAERIDIUM (CercyDIum Leach) punctulatum n. sp. 
S. hemisphaericum, punctulatum, nigrum, subtus ferrugineum. Long. 
lin. 24. 

Corpus convexum, vix elongatum, subtus fusco - ferrugineum, supra 
fusco-nigrum, distinete et confertim punctulatum. Caput labro palpisque 
rufo -testaceis. Antennae ferrugineae, celava obscuriore. Thorax antice 
emarginatus, angulis rotundatis, prominulis. Elytra. marginata, linea lon- 
gitudinali ad suturam obsolete impressa. Tarsi ferruginei. 


CANTHON Irrıc. 


87. CANTHON prasinus n. sp. 


C. viridis, elypeo medio bidentato, utrinque unidentato, capite thorace- 
que laevibus, elytris striatis, antennis testaceis. Long. lin. 6. 

Corpus hemisphaericum, laevissimum, nitidissimum, viride. Caput 
depressum, elypeo medio bidentato, dentibus approximatis subreflexis, utrin- 
que unidentato, antennis ferrugineis, clava pallida. Thorax margine an- 
tico late emarginato, postico lateribusque rotundatis, dorso elevato, linea 
longitudinali impressa media obsoleta. Pectus abdomenque utrinque im- 
presso-punctata, medio glabra. Elytra thorace haud latiora, capite tho- 
raceque simul sumtis vix longiora, marginata, dorso elevata, longitudina- 


liter striata, striis obsolete punctatis. Tarsi ferruginei, ferrugineo -pilosi. 


88. CANTHON wiridis. 


C. viridis, elypeo medio bidentato, utrinque subdentato, capite thorace- 
que punctatis, elytris striatis, antennis testaceis. Long. lin. 6. 

Coprobius viridis Latr. Gu&rin Jconographie du regne animal Pl. 21. 
f. 3. Griffith the animal kingdom, the class Insecta 1. Pl. 45. f.4. 

Femina forsan praecedentis. Caput depressum, confertim puncta- 

tum, viride, margine obscuriore, elypeo medio bidentato, utrinque ob- 

solete unidentato, antennis ferrugineis, clava pallida. Thorax antice late 

emarginatus, lateribus rotundatus, ubique impresso-punctatus, dorso vix 

canalieulatus. Pectus abdomenque lateribus obscuriora, impresso -punctata. 

Elytra obsolete alutacea, longitudinaliter striata. Pedes aenei, tarsis nigro- 

piceis, ferrugineo - pilosis. 


Phys. Abhandl. 1832. X 


162 Kıve: 


ONTHOPAGUS Lark. 


89. ONTHOPAGUS quadripunctatus. 
OÖ. nigro-violaceus, capite cornuto, bicarinato, coleoptris luteis, nigro- 
quadripunctatis. Long. lin. 44-64. 
Scarabaeus quadripunctatus Olivier Entomol. Tom.1.3. p.143. n.172. 
Pl.2..:88:13. 

Nigro-violaceus, nitidus. Caput clypeo punctato, rotundato, mar- 
ginato, fronte transversim bicarinata, oceipite cornuto, cornu conico, ere- 
cto, antennis ferrugineis, clava fusca. Thorax antice late emarginatus, 
lateribus rotundatus, marginatus, dorso elevato, laevi. Pleurae impresso- 
punctatae. Abdomen segmentis utrinque puncto ferrugineo. Elytra ob- 
solete punctato-striata, lutea, maculis duabus disei punctoque ad margi- 
nem anticum pone scutellum nigris.. Pedes nigro-violacei. 

Femina differt fronte carina simplici, haud dupliei, occipite in ca- 


rinam transversam nec cornu conicum elevato. 


90. ONTHOPAGUS undatus 
Ö. capite cornuto, bicarinato, viridis, elytris testaceo-bifasciatis. Long. 
lin..6.- 7. 
Scarabaeus undatus Olivier Entomol. Tom.]. 3. p.141. n.196. Pl.21. 
fig. 194. 

Statura O. 4-punctati. Gaput laete viride, elypeo rotundato, mar- 
ginato, postice transversim elevato, punctato, obscuriore, fronte transver- 
sim bicarinata, occipite in cornu conicum obtusum erecto, antennis tes- 
taceis. Thorax antice late emarginatus, postice productus, medio dilata- 
tus, ‚ad basin coarctatus, lateribus rotundatus, marginatus, dorso sparsim 
punctatus, utrinque impressus, medio obsolete canaliculatus, viridis. Cor- 
pus subtus viridi - aeneum, fulvo-pilosum. Pectus obsolete punctatum. 
Pleurae impresso-punctatae. Abdominis segmenta puncto utrinque obso- 
leto ferrugineo. Elytra striata, striis punctatis, interstiliis sparsim puncta- 
tis, viridi-aenea, fasciis duabus transversis macularibus dentatis, prima 
media interstitia 2 ad 7, altera postica interstitia 2 ad 4 occupantibus 
testaceis. Pedes fusco-aenei, femoribus viridi- aeneis. 


Insecten von Madagascar. 163 


Femina differt capite transversim bicarinato nec cornuto thorace- 


que antice punctis elevatis scabro. 


91. ONTHOPAGUS elegans n. sp. 


OÖ. aeneus, capite antice bidentato, reflexo thoraceque antrorsum in 
cornu procumbens, planum, apice emarginatum producto viridi- 
bus, elytris nigris, testaceo-maculatis. Long. lin. 3. 

Caput viridi-cupreum, obsolete punctatum, fusco -marginatum, ely- 
peo producto, bidentato, reflexo, antennis ferrugineis, clava fusca. 'Tho- 
rax viridi-cupreus, antice punctatus, late emarginatus, angulatus, ad basin 
parum coarctatus, lateribus rotundatus, utrinque impressus, dorso laevis, 
antrorsum in laminam horizontalem, apice emarginatam et depressam pro- 
ductus. Pectus abdomenque fusco-aenea, sparsim punctata. Elytra ob- 
solete punctato-striata, in interstitiis punetulata, nitida, nigra, fascia ma- 
gna dentata baseos, minori interrupta infra medium punetoque parvo pos- 
tico ad suturam testaceis. Pedes nigro - picei. Tibiae anteriores valde 
elongatae. 

Femina differt elypeo haud porrecto vixque bidentato, fronte in 
carinam transversam elevata, thorace inermi, tibiis anticis vix reliquis lon- 
gioribus. 


92. ONTHOPAGUS Gazella. 


OÖ. capite carinato, bicorni, thorace obsolete tubereulato, fusco-aeneus, 
thoraeis margine elytrisque testaceis. Long. lin. 5-6. 

Mas: Copris Gazella Fabr. Syst. Eleuth. I. p. 47. n.76. 

Femina: Copris Catta Fabr. ibid. p.35. n.23. et Copris metallica ibid. 
p- 34. n. 17. 

Scarabaeus Dorcas Olivier Ent.1.3. p.121. n.141. Pl.4. fig. 29. 


93. ONTHOPAGUS Rinnulus n. sp. 


OÖ. fronte bicorni, thorace punctato, antice impresso, medio tuberculato 
laevi, niger, elytris testaceo -variegatis. Long. lin.3-3+. 

Subdepressus, niger. Caput laeve nitidum, fronte transversim ca- 

rinata, utrinque in cornu breve, acutum, subcompressum elevata, sparsim 


punctatum, antice yix emarginalum, utrinque ferrugineum, antennis ferru- 


X2 


164 Ki u: 


gineis, claya testacea. Thorax sparsim punctatus, antice late emarginatus, 
ad apicem impressus, laevis, tubereulo brevi, subeompresso, medio. Pectus 
abdomenque sparsim impresso -punctata. Elytra thorace haud longiora, 
dorso punctato -striata, ferrugineo-testacea, nigro-maculata. Pedes picei. 

Femina capite inermi, vix bitubereulato thoraceque ad apicem me- 
dio vix elevato differt. 


APHODIUS F. 


94. APHODIUS nigrita. 
A. capite thoraceque punctatis, elytris punctato -striatis, nigro-piceus, 
thoracis lateribus rufescentibus. Long. lin. 2. 
Aphodius nıgrita Fabr. Syst. Eleuth. I. p.73. n. 24. 

A. granario affınis. Nitidus, nigro-piceus. Caput punctatum, ob- 
solete tuberculatum, margine antico, antennis palpisque rufescentibus, cly- 
peo emarginato, utrinque subreflexo. Pectus utrinque punctatum. Seg- 
menta ventralia obsolete punctata, ferruginea. Elytra punctato - stviata, 
interstitiis laevibus. Pedes rufo -picei. 


OCHODAEUS Mec. LATtR. 


95. OCHODAEUS miliaris n. sp. 
OÖ. brunneus, capite thoraceque granulatis, elytris punctato-striatis, in 
interstitiis elevato-punctatis. Long. lin. 3. 

Statura O. chrysomelini. Obsceure brunneus, ferrugineo-pilosus. Ca- 
put punctis elevatis scabrum, postice obsolete punctatum, labro emargi- 
nato, producto, mandibulis arcuatis, validis, intus unidentatis, antennis 
palpisque concoloribus. Thorax ubique confertim elevato-punctatus. Pe- 
etus vage impresso -punctatum. Segmenta ventralia vix punctata, testacea. 
Scutellum vage punctatum. Elytra punctato -striata, punctis magnis im- 
pressis, in interstitiis punctis sparsis elevatis, scabra. Pedes concolores. 


ACANTHOCERUS Mac Leay, LATR. 
96. ACANTHOCERUS zibialis. n. sp. 


A. aeneus, capite thoraceque punctatis, elytris basi striato-punctatis, apice 
costatis, tibiis antieis elongatis, apice incurvis, bifidis. Long. lin. 25. 


Insecten von Madagascar. 165 
fo} 


Globosus, supra aeneus, nitidus, subtus rufo-piceus. Caput pla- 
num, impresso - punctatum, medio laeve, elypeo in angulum obtusum pro- 
ducto. Labrum, mandibulae et palpi ferruginea. Antennae rufo -testaceae. 
Thorax medio dilatatus, rotundatus, antice bisinuatus, postice truncatus, 
dorso confertim impresso - punctatus. Scutellum magnum, triangulare, im- 
presso-punctatum. Elytra thorace multo angustiora, basi punctato -striata, 
apice carinis elevatis suleisque alternis inaequalia. Epipleurae longitudi- 
naliter striatae. Pedes aenei, femoribus rufo-piceis. Tibiae compressae, 
extus scabrae, ad marginem internum striatae, anticae lineares, apice re- 
curvae bifidae, spina simpliei recurva, intermediae apice truncatae, spina 
brevissima, posticae triangulares, spinis duabus brevibus armatae. Tarsi 
ferruginei, posteriores breviores, articulo primo duobus sequentibus pa- 
rum nonnisi longiori, antiei, tibiis pone medium inserti, longiores, arti- 


eulo primo reliquis simul sumtis fere longiori. 


GEOTRUPES F. 


97. GEOTRUPES truncatus n. sp. 
G. capite antice retuso, thorace dorso excavato, pedibus incrassatis, 
brevibus, glaberrimus, castaneus. Long. lin. 6-8. 

Simillimus G. retuso F. Caput glaberrimum, fronte perpendiculari, 
truncata, marginata, margine incrassato, medio obsolete tuberculata, im- 
pressione semieirculari profunda a clypeo separata. Mandibulae semicir- 
culares, compressae, apice acuminatae, extus repandae. Maxillae incurvae, 
acute dentatae. Mentum crassum, apice excavatum, emarginatum. Tho- 
rax marginatus, dorso convexus, laevis, antice profunde impressus, in cornu 
triangulare breve pone impressionem medio elevatus. Pectus abdomenque 
alutacea, subrugosa, ferrugineo-subvillosa. Elytra basi thorace vix latiora, 
glaberrima. Pedes breves. Femora, praesertim postica, incrassata. Ti- 
biae anticae compressae, tridentatae, dente postico minimo et fere obso- 
leto, posteriores subcompressae, semieylindricae, latere externo bicarina- 
tae, hispidae, spinis magnis compressis, apice dilatatis instructae. Tarsi 
compressi, breves. 


166 Kıve: 


98. GEOTRUPES crassus n. sp. 

G. fronte linea arcuata, transversa, thorace foveolis, elytris punctis sub- 
ocellaribus impressis, pedibus posticis valde incrassatis, totus 
castaneus. Femina. Long. lin. 14-15. 

Statura fere G. Satyri F. Corpus crassum, supra obscure castaneum, 
subtus rulo-castaneum, ferrugineo -villosum. Caput rugosum, linea inter 
oculos arcuata, elevata, transversa, clypeo producto, apice bidenticulato, 
mandibulis compressis, ad apicem crenatis, maxillis incurvis, acute quadri- 
dentatis. Thorax magnus, convexus, marginatus, ubique impresso - pun- 
etatus. Pectus abdomenque lateribus scabra. Scutellum magnum, trian- 
gulare, glabrum. Elytra marginata, punctato - striata, striis ad suturam 
apiceque obsoletis, interstitiis plerumque laevibus, ad marginem externum 
sparsim punctata, punctis magnis, subocellaribus, subimpressis. Pedes 
breves, postiei valde incrassati, tibiis semieylindrieis, extus scabris, trans- 
versim bicarinatis, crenatis, apice lruncatis, echinatis, spinis lineari-lan- 
ceolatis, magnis, compressis, tarsis brevissimis, articulo primo reliquis 
multo maiori. 

99. GEOTRUPES rusiieus n. sp. 

G. capite obsolete quadrituberculato, elytris punctato-striatis, in inter- 
stitiis sparsim punctatis, aterrimus, nitidus. Long. lin. 7. 

G. aratori F. affinis, supra aterrimus. Caput rugosum, fronte ele- 
vata bituberculata, elypeo porrecto, marginato, antice bituberculato, pal- 
pis antennisque ferrugineis. Thorax magnus, elevatus, antice emarginatus, 
postice obsolete bisinuatus, lateribus rotundatus, dorso glaberrimus. Scu- 
tellum triangulare, glaberrimum. Pectus abdomenque alutacea, lateribus 
rugosa, picea, ferrugineo -subhirta. Pedes breves, picei. Elytra pone me- 
dium subdilatata, punctato-striata, in interstitiis sparsim punctata, punctis 
impressis, partim obsoletis. Pedes breves, picei. Tibiae anticae extus 
tridentatae, obsolete crenatae. Tarsi antici incrassati, unguiculo externo 
dilatato, compresso, incurvo. 

Femina tarsis unguiculisque simplieibus differt. 


100. GEOTRUPES plebeius n. sp. 
G. capite rugoso, transversim elevato, elytris punctato-striatis, striis per 
paria approximatis, supra aterrimus. Long. lin.5-6-. 


Insecten von Madagascar. 167 


Affınis praecedenti. Differt corpore breviore subdepresso, capite 
transversim carinato, nec tuberculato et elytrorum striis per paria appro- 
ximatis. Caput, fronte linea transversa elevata, clypeo porrecto, obsolete 
bituberculato, rugosum, nigrum, ore antennisque piceis. Thorax magnus 
subelevatus, marginatus, antice late emarginatus, postice obsolete bisinua- 
tus, supra obscurus, ater. Scutellum glabrum. Pectus abdomenque sub- 
rugosa, alutacea, picea. Elytra medio parum dilatata, marginata, ad api- 
cem punctata, punctato-striata, striis, suturae proxima excepta, per pa- 
ria approximatis. Pedes picei, anticorum tibiae extus tridentatae, crena- 
tae, tarsi valde incrassati, unguiculi inaequales, externus compressus, lon- 


gior, incurvus. Tarsi et unguiculi in femina simplices. 


MELOLONTHA F. 


101. MELOLONTHA mucronata n. sp. 


M. picea, subtus densius, supra sparsim niveo-squamosa, elytris apice 
unispinosis. Fem. Long. lin. 12. 

Statura fere M. vulgaris. Corpus cerassum, piceum, pectore albido- 
villoso, abdomine niveo-squamoso. Gaput rugosum, carina transversa in- 
ter oculos, elypeo emarginato reflexo. Antennae ferrugineae, articulis de- 
cem, clava quadrilamellata, lamellis compressis brevibus. Palpi ferruginei. 
Thorax brevis, antice late emarginatus, testaceo -ciliatus, postice bisinua- 
tus, lateribus rotundatus, subtus albo - villosus, dorso rugosus, albo -squa- 
mosus. Scutellum semieirculare, rugosum. Elytra oyata, apice unispinosa, 
spina subreflexa acuta, dorso rugosa, sparsim niveo-squamosa, obsolete 
quadrilineata, ad suturam callosa. Pedes ferruginei, femoribus albo-vil- 
losis, tibiis subsquamosis, unguiculis incurvis acutis, basi obtuse, medio 
acute dentatis. 


102. MELOLONTHA melanictera n. sp. 
Tab. II. fg. 7. 
M. ovata, testacea, supra sparsim punctata, nitida, capite, thoracis me- 
dio, coleoptrorum disco margineque fuseis. Fem. Long. lin. 7. 
Corpus crassum, subtus testaceum, sparsim punctatum, pectore albo- 
villoso, abdomine sparsim squamoso. Caput magnum, fuscum, nitidum, 


168 IK Te: 


postice glabrum, inter oculos profunde punctatum, carinatum, clypeo emar- 
ginato reflexo. Labrum ferrugineum, emarginatum. Antennae testaceae, 
ferrugineae, clava trilamellata brevi. Thorax brevis, transversus, sparsim 
punelatus, nitidus, fuscus, lateribus testaceis. Scutellum magnum, trian- 
gulare, impunctatum, fuscum. Elytra ovata, sparsim punctata, subsqua- 
mosa, nitida, fusca, ad suturam subcallosam obsolete, lateribus late tes- 
tacea. Pedes testacei, femoribus anterioribus tibiisque antieis totis, tibiis 


posterioribus margine fuseis, unguiculis apice bifidis. 


103. MELOLONTHA conspurcata n. sp. 
Tab. TIL. fig. 8. 
M. subtus testacea, dorso punctata, fusco-ferruginea, elytris obscure 
testaceis, fusco-variegatis. Fem. Long. lin. 6. 

Affinis praecedenti eiusdemque staturae. Corpus subtus testaceum, 
sparsim punctatum, albido-pilosum, pedibus testaceis, tibiarum spinulis 
tarsisque obscurioribus. Caput fusco -ferrugineum, profunde punctatum, 
inter oculos carinatum, antice emarginatum, reflexum, palpis antennisque 
rufo -testaceis. Thorax fuscus, dorso confertim et profunde punctatus, 
linea media longitudinali, subelevata, laevi, lateribus rotundatis, crenatis. 
Scutellum sparsim punctatum, fuscum. Elytra ovata, transversim subru- 
gosa, impresso -punctata, obsolete elevato-striata, ad suturam subcallosa, 
brunneo -testacea, fusco - ferrugineo - variegata, albido - subsquamosa. 


SERICA Mac Leay, LATR. 


104. SERICA cinnamomea n. sp. 


S. cinnamomea, holosericea, pedibus castaneis, posticorum geniculis fus- 
cis. Fem. Long. lin.34. 

Brevis, subglobosa, cinnamomea, holosericea. Capitis elypeus im- 
pressus, punclatus, apice emarginatus. Antennae testaceae. Thorax antice 
late emarginatus, postice rotundatus, obsolete fusco - marginatus. Scutel- 
lum margine nigricante. Pectus abdomenque obsolete punctata, micantia, 
holosericea. Elytra obsolete punctulata, linea longitudinali ad marginem 
externum impressa, sutura nigricante. Pedes castanei, tibiis posticis basi 
nigricantibus, tarsis ferrugineis. 


Insecten von Madagascar. 169 


105. SERICA micans n. sp. 
S. testacea, dorso castanea, iridescens, thorace obsolete sparsim pun- 
ctato, elytris punctato -striatis. Fem. Long. lin. 34. 

Statura fere et magnitudine S. variabilis. Subtus testacea, supra 
fusco-castanea, viridi- aureo- purpureoque-micans. Capitis clypeus vage 
punctatus, apice truncatus. Antennae testaceae. Thorax antice late sinua- 
tus, postice rotundatus, vage punclatus. Pectus abdomenque impresso - 
punctata, micantia. Scutellum vix punctatum. Elytra punctato-striata, 
punctis impressis obsoletis. Pedes testacei, tibiarum spinulis tarsisque fer- 
rugineis. 


106. SERICA geminata n. sp. 


S. punctata, castanea, dorso ferruginea, elytris sulcatis, suleis bilineato- 
punctatis. Mas. Long. lin.3—. 
8 2 

Statura praecedentis. Subtus castanea, vage punctata, punctis ma- 
gnis impressis, dorso fusco-ferruginea. Caput vage punctatum, clypeo re- 
flexo, subemarginato. Antennae ferrugineae. Thorax antice bisinuatus, 
ostice fere truncatus, vage impresso -punctatus, margine laterali pilis sin- 

p 295 I% l 5 ö F 
gulis munito. Scutellum basi punctatum. Elytra thorace obscuriora, sul- 
cata, submicantia, sparsim pilosa, suleis linea dupliei punctorum impres- 


sorum ornatis, interstitiis elevatis laevibus. Pedes castanei. 


107. SERICA tessellata n. sp. 
S. elongata, testacea, elytris obsolete striatis, sparsim fusco -maculatis. 
Mas. Long. lin.2z. 

Corpus elongatum, parvum, testaceum. Caput sparsim punctatum, 
postice glabrum, viridi-micans, elypeo reflexo truncato. Antennae testa- 
ceae, clava fusca. "Thorax antice late sinuatus, postice subrotundatus, dorso 
obsolete punctatus, viridi-coeruleo -micans, sparsim, praesertim lateribus, 
pilosus. Seutellum albido-subpubescens. Pectus et abdomen vage im- 
presso -punctata, sparsim pilosa. Elytra vix coeruleo-micantia, margini- 
bus pilosa, dorso obsolete sulcata, suleis temere punctatis, interstitiis sub- 
elevatis, glabris, his maculisque transversis fuscescentibus. Pedes castanei, 
sparsim pilosi, tibiarum spinulis tarsisque ferrugineis. 


Phys. Abhandl. 1832. Y 


170 KT use: 


HOPLIA Iruıc. Late. 


108. HOPLIA gemmata n. sp. 
Tab. II. fig. 10. 
H. clypeo rotundato, castanea, albido - luteoque-squamosa, elytris seria- 
tim tubereulatis. Long. lin. 2. 

Statura fere 7. squamosae. Castanea, subtus obsolete eicatricosa, 
albido-squamosa, dorso ubique punctata. Caput, praesertim postice, luteo- 
squamosum, clypeo rotundato reflexo. Antennae rufo-testaceae. Thorax 
subquadratus, lateribus rotundatus, sparsim tuberculatus, tuberculis laevi- 
bus, albido- luteoque-squamosus. Scutellum niveo-squamosum, Pygidium 
luteo-squamosum, obsolete tuberculatum. Pedes obscure castanei, albido- 
luteoque-squamosi, anteriorum tibiis tarsisque rufo-testaceis. Elytra du- 
plo longiora, quam lata, apice rotundata, albido - luteogqne -squamoso - varie- 
gata, sparsim tubereculata, tuberculis in series dispositis, laevissimis, nitidis. 


109. HOPLIA retusa n. sp. 
Tab. III. fig. 9. 
H. clypeo emarginato, fusca, griseo-, sparsim fusco-squamosa, thorace 
postice coarctato, elytris apice tuberculatis, densius squamosis. 
Long. lin. 3. 

Statura fere praecedentis. Corpus fere quadratum, punctatum, fus- 
cum, griseo-squamosum. Caput fere scabrum, sparsim squamosum, cely- 
peo apice reflexo, emarginato, antennis palpisque ferrugineis. Thorax 
medio latissimus, ad basin coarctatus, sparsim griseo-squamosus, obsolete 
fusco - maculatus. Scutellum et pedes griseo -squamosa. Elytra thorace 
duplo longiora, sparsim griseo-squamosa, lateribus albido-, ad suturam 
fusco-squamosa, basi angulata, ad apicem rotundata, tuberculata, densius 
griseo - squamosa. 

110. HOPLIA adspersa n. sp. 
H. clypeo emarginato, subdepressa, ferruginea, griseo-squamosa. Long. 
lin. 2z. 

Parva, subdepressa, obscure ferruginea, subtus albido-, supra spar- 
sim griseo-squamosa. Caput subrugosum, elypeo rotundato, subreflexo, 
antennis ferrugineis. Thorax obsolete punctatus, postice parım coarcta- 


Insecten von Madagascar. 71 


tus, dorso fusco-maculatus. Scutellum densius squamosum. Elytra me- 
dio parum dilatata, apice rotundata, dorso plana et longitudinaliter sub- 
impressa, obsolete punctata, punctis subocellaribus, sparsim squamosa. 
Pedes ferruginei, griseo - squamosi. 


111. HOPLIA cribrella n. sp. 


H. clypeo emarginato, subelongata, castanea, griseo-squamosa, dorso 


sparsim pilosa, deraso-punctata. Long. lin. 24. 


Statura fere I. adspersae. Castanea, griseo-squamosa. Caput ely- 
peo producto, subbidentato, antennis testaceis. Thorax fere planus, ad 
basin vix coarctatus, sparsim punctatus, obsolete squamosus. Scutellum 
densius squamosum. Elytra plana, apice rotundata, seriatim punctata. 
Pedes anteriores testacei, posticorum femora testacea. Abdomen fuscum, 
ano testäceo. 

112. HOPLIA pumila n. sp. 
H. clypeo rotundato, testacea, sparsim pubescens, pectore abdomineque 
fuscis. Long. lin. 2. 

Corpus parvum, ovatum, rufo-testaceum, pube rara flavescenti teetum. 
Caput punctatum, apice rufum, elypeo rotundato reflexo, antennis testa- 
ceis. Thorax dorso parum elevatus, lateribus rotundatus, antice angus- 
tatus. Elytra ovata, apice rotundata. Pedes subnudi, tarsis rufescentibus. 


MONOCHELES Iıuıc. LATR. 


113. MONOCHELES contractus n. sp. 
M. ferrugineus, griseo-squamosus, elytris ferrugineo-bimaculatis. Long. 
lin. 2. 

Brevis, ferrugineus, subtus sparsim einereo-, dorso confertim fulvo- 
griseo-squamosus. Caput clypeo elongato, integro, antennis ferrugineis, 
palpis rufo-testaceis. Thorax elevatus, transversus, lateribus rotundatus, 
ad apicem parum attenuatus. Scutellum densius squamosum. Pectus ab- 
domenque sparsim squamosa. Pedes sparsim squamosi, breves, validi, 
femoribus posticis parum incrassalis. Elytra medio latiora, ad apicem at- 
tenuata, rotundata, dorso parum elevata, ad scutellum et pone apicem 
late ferrugineo -squamosa. 


32 


412 Krve: 


CETONIA F. 


114. CETONIA calcarata n. sp. 
Tab. II. fig. 11. 
C. tibiarum posticarum spina interna longissima acuta, nigra, dorso 
ochracea, maculis sex nigris. Long. lin. 10. 

Caput punctatum, subtomentosum, atrum, elypeo producto, utrin- 
que carinato, antice attenuato, emarginato, mento pallido-barbato, ma- 
xillis ferrugineo -villosis, palpis antennisque nigris. Thorax fulvo - ochra- 
ceus, postice medio productus, utrinque obsolete sinuatus, lateribus coar- 
etatus, subtus medio niger, dorso planus, punctis duobus nigris. Pectus 
cicatricosum, pallido -villosum, nigrum, margine postico, macula ponehu- 
merali punctoque supero niveis. Sternum in tuberculum productum. Ab- 


domen laevissimum, nitidissimum, nigrum, lateribus pallido-ciliatum, seg- 


e) 
mentis, ultimo excepto, margine niveis. Pygidium atrum, linea utrinque 
longitudinali, subarcuata, nivea. Scutellum parvum, triangulare, ochra- 
ceum. Elytra basi dilatata, humeris incrassatis obtusis, infra basin angus- 
tiora, ad apicem parum attenuata, apice rotundata, tubereulata, fulvo-ochra- 
cea, maculis duabus, altera pone scutellum minori, altera ad marginem 
externum paullo infra medium maiori, rotundatis nigris. Pedes nigri, fe- 
moribus tibiisque pallido-barbatis, tibiis postieis brevioribus, spinis elon- 
gatis aculis, interna longissima, arcuata. 


115. CETONIA Doricata n. sp. 
Tab. III. fig. 12. 

C. subtus nigro-picea, sparsim minio-maculata, dorso purpurea, thora- 
cis lateribus miniis, capite minio, vitta baseos nigra. Long. lin. 10. 
Statura fere C. semipunclatae. Caput elongatum, antice truncalum, 
subtus nigrum, dorso tomentosum, minium, margine nigro vittaque media 
abbreviata baseos atra. Mentum ferrugineo-barbatum. Antennae nigrae. 
Thorax parum elevatus, antice parum attenuatus, postice fere truncatus, 
utrinque sinuatus, lateribus rotundatus, subtus nigro-piceus, macula magna 
ad insertionem pedum anticorum minia, dorso obscure purpureus, punctis 
duobus parvis ad marginem anticum vittaque tenui abbreviata ad margi- 
nem externum miniis. Jugulum medio in spinam parvam acutam ferru- 


Insecten von Madagascar. 173 


gineo-barbatam productum. Scutellum obscure purpureum, Pectus ab- 
domenque punclis magnis impressis eicalricosa, nitida, nigro-picea, late- 
ribus minio-maculatis. Sternum triangulare, obtusum. Pygidium atrum, 
maculis duabus baseos apiceque miniis. Elytra obscure purpurea, pun- 
ctis duobus marginalibus ante apicem miniis. Pedes nigro - picei. Fe- 
mora antica ferrugineo -barbata. 


FIGULUS Mac Leay. 


116. FIGULUS anthracinus n. sp. 


F. niger, nitidus, elytris lineis quatuor punctorum impressorum. Long. 
Ins: 

Statura fere F. striati. Cylindrieus, nitidissimus, niger. Caput im- 
presso-punctatum, planum, ad oculos utrinque dilatatum, lateribus sinua- 
tum, antice medio emarginatum, fronte late impressa. Labrum breve, 
emarginatum, punctis impressis. Mentum scabrum. Mandibulae subarcua- 
tae, compressae, basi punctatae. Mandibula dextra latere interno uni-, 
sinistra bidentata, dentibus brevibus, obtusis. Antennae nigrae. Thorax 
quadratus, subtus impresso -punctatus, supra lateribus punetulatus, longi- 
tudinaliter sulcatus, sulco punctato, margine antico truncato, medio pro- 
minulo. Pectus abdomenque punctata, punctis magnis impressis. Scutel- 
lum impresso-punctatum. Elytra margine, basi apiceque impresso - pun- 
ctata, ad suturam et medio punctulato-quadristriata, stria prima seu su- 
turali integra, reliquis abbreviatis, interstitiis laevissimis, spatio inter striam 
primam et secundam interque quartam et marginem interstitio singulo 
triplo et duplo latiori, striarum exstinetarum vestigiis basi eonspicuis. 
Tibiae extus spinulosae, anticae denticulatae. Femora anlica magna, com- 
pressa. 


PASSALUS FE. 


Antennarum clava lamellis tribus, clypeus antice dentatus. 


117. PASSALUS ewxaratus n. sp. 


P. clypeo dentibus sex, intermediis approximatis, fronte in tuberculum 
porrecta, elytris convexiusculis, erenato-suleatis. Long. lin. 15. 


74 Kıve: 


Nitidus, supra nigro-, subtus rufo-piceus, aut totus rufo-piceus. 
Caput punctis plurimis impressis rugisque eicatricosum, ‚orbita elevata, 
tuberculata, antice angulata, .clypeo utrinque tubereulato, antice sexden- 
tato, dentibus intermediis brevioribus approximatis, fronte medio cornuta, 
cornu obtuso incumbente, dorso obsolete sulcato, ad basin bituberculato. 
Labrum late emarginatum, impresso - punctatum, ferrugineo -pilosum. Man- 
dibulae magnae, apice bi-, medio uni-dentatae. Mentum et ligula pun- 
etis impressis scabra, ferrugineo-pilosa. Antennae nigrae, ferrugineo -pi- 
losae, lamellis clavae subovatis, subcompressis, tomentosis, fuscis. Tho- 
rax quadratus, subtus planus, medio carinatus, utrinque impresso - puncta- 
tus, dorso convexus, obsolete punctatus, medio profunde canaliculatus, 
marginatus, marginibus reflexis, ferrugineo-ciliatis, pone marginem sulca- 
tus, sulco antico et lateralibus punctatis, antico medio subinterrupto, ad 
latera infra medium utrinque transversim impressus, temere punclatus. 
Collum supra oblique striatum, lateribus impresso -punctatum, subtus gla- 
brum. Scutellum laeve. Pectus medio glaberrimum, utrinque scabrum. 
Abdominis segmenta basi lateribusque scabra, segmentum ultimum ferru- 
gineo-villosum. Elytra dorso eonvexiuseula, profunde sulcata, suleis trans- 
versim profunde impresso - punctatis, interstitiis elevatis glabris. Pedes 
sparsim ferrugineo-pilosi. Femora antica ferrugineo-villosa. Tibiae spar- 
sim punctatae, ferrugineo-ciliatae, anticae confertim punctatae, glabrae, 
dorso longitudinaliter carinatae, extus novemdentatae. 


118. PASSALUS approximatus n. sp. 


P. clypeo antice quinquedentato, dente intermedio brevissimo, emargi- 
nato, fronte tritubereulata, oblique carinata, thoracis lateribus 

scabris, elytris planis, erenato-sulcatis. Long. lin. 13. 
Corpus nitidissimum, nigrum. Caput scabriusculum, postice gla- 
brum, utringue impresso-punctatum, fronte tritubereulata, tuberculis sub- 
aequalibus laevibus, anterioribus acutioribus, cum postico carina elevata, 
utrinque oblique ascendente iunctis, orbita elevata tuberculata, antice acute 
angulata, tuberculis inaequalibus compressis, elypeo septem-dentato, den- 
tibus inaequalibus, lateralibus brevioribus acutis, medio proximis longio- 
ribus, acutioribus, medio emarginato, brevissimo. Labrum emarginatum, 


punclis magnis impressis scabrum, ferrugineo-pilosum. Mentum lateribus 


Insecten von Madagascar. 175 


nonnisi scabrum, medio glaberrimum. Mandibulae et antennae ut in prae- 
cedente. Thorax quadratus, subtus lateribus rugosus, dorso planiusculus, 
obsolete punctulatus, medio canalieulatus, lateribus eonfertim punctatns, 
punctis magnis foveolaque transversa ad angulum posticum et sulei trans- 
versalis vestigio ad marginem anticum impressis. Collum utrinque pun- 
ctatum, scabrum. Scutellum laeve. Pectus lateribus scabrum, medio alu- 
taceum. Abdominis segmenta alutacea, basi scabra, ultimo apice ferrugi- 
neo-villoso. Elytra lateribus profunde erenato-sulcata, dorso plana, ob- 
solete crenato-sulcata, interstitiis subelevatis, transversim subrugosis. Pe- 
des ferrugineo-subpilosi. Tibiae anticae extus septemdentatae, dentibus 
posticis brevibus, obsoletis. 


119. PASSALUS morbillosus n. sp. 


P. clypeo antice quadridentato, dentibus intermediis longioribus, thorace 
impresso-punctato, elytris erenato -sulcatis. Long. lin. 10. 
Corpus elongatum, convexiusculum, nigrum. Caput inaequale, or- 
bita tuberculata, antice acute angulata, fronte inermi, elypei dentibus in- 
termediis maioribus porrectis. Mentum sparsim punctatum, ferrugineo- 
subpubescens. Labrum, mandibulae et antennae ut in praecedentibus. 
Thorax quadratus, subtus utrinque scaber, dorso convexiusculus, obsolete 
punctatus, sparsim, lateribus densius, impresso -punctatus, marginatus, mar- 
ginibus reflexis, ad marginem sulcatus, sulco antico late interrupto, ad 
angulum posticum impressus, medio canaliculatus. Collum striolatum, la- 
teribus punctatum. Scutellum laeve. Pectus abdomenque alutacea, seg- 
mentis anterioribus utringue transversim impressis. Elytra dorso parum 
convexa, crenato - sulcata, interstitiis parum elevatis. Pedes ferrugineo- 
ciliati, tibiis anticis extus septemdenticulatis. 


DOLICHODERUS n. g. 


120. DOLICHODERUS acuminatus n. sp. 
Tab. IV. fig. 1. a. 2. 


D. niger, capite thoraceque punctatis, elytris punctato-striatis. Long. 
lin. 74-92. 

Corpus nigrum, nitidum.  Caput confertim punctatum, antennis ni- 

gro-piceis, articulis quatuor ultimis obscurioribus, atris. Labrum ferru- 


176 Kir vie: 


gineo-ciliatum. Thorax eylindrieus, antice parum attenuatus, vix emar- 
ginatus, postice obsolete bisinuatus et transversim subimpressus, lateribus 
rotundatus, carinatus, carina abbreviata, dorso elevatus, punctatus, angulis 
anterioribus rotundatis, postieis subrectis. Scutellum laeve. Pectus ab- 
domenque obsolete punctata. Elytra thorace fere angustiora et sesquilon- 
giora, ad apicem attenuata, apice rotundata, dorso obsolete rugosa, pun- 


ctato-striata. Pedes nıgri, geniculis, tibiis apıce ungulisqne piceis, tibiis 

latere interno plantisque hirsutie brevi fusca ferrugineo-micante tectis. 
Mas antennis longioribus, pedibus, praeserlim antieis, equidem lon- 

gioribus, anticorum tibiis incurvalis, femoribus subtus nigro-barbatis, a 


femina differre videtur. 
OPATRUM FE. 


121. OPATRUM variegatum. 


O. thorace subquadrato, elytris punctato-striatis, nigro-piceum, cinereo- 
nigroque-variegatum, griseo-squamosum, pedibus rufo-testaceis. 


Tons.-Ihn. 27. 


Opatrum variegatum in litt. 

Maius O. pieto F., cui affıne. Corpus nigro-piceum, cinereo -squa- 
mosum. Caput obsolete punctatum, sparsim griseo-squamosum, lineola 
longitudinali subelevata abbreviata inter oculos, antennis brevibus, obscure 
brunneis. Thorax subquadratus, transversus, antice late emarginatus, an- 
gulis lateribusque rotundatis, basi vix angustatus, postice bisinuatus, angu- 
lis rectis, dorso nigro-maculatus, griseo-squamosus. Scutellum nigrum. 
Elytra latitudine thoraeis, ad apicem parum attenuata, apice rotundata, 
nigro-variegata, fere tessellata, punctato-striata, obsoiete costata, coslis 


griseo-squamosis. Pedes rufo-testacei, cinereo -squamosi. 


122. OPATRUM attenuatum n. sp. 
Ö. nigrum, obscurum, capite thoraceque punctatis, elytris thorace latio- 
ribus, punctulatis, punctato -striatis. Long. lin. 4. 

Nigrum, ceinereo-subpubescens. Caput confertim punctatum, fronte 
subimpressa, elypeo labroque emarginatis. Palporum maxillarium articulus 
ultimus apice dilatatus, oblique truncatus. Antennae articulo secundo re- 
liquis breviore, tertio vix longiore. Thorax confertim punctatus, antice 


Insecten von Madagascar. 4417. 


late emarginatus, subangustatus, postice bisinuatus, lateribus subrectis, an- 
gulis productis, acutis. Scutellum, pectus, abdomen pedesque sparsim pun- 
ctata. Plantae tomento pallido-aureo tectae. Elytra ovata, medio latiora, 
apice attenuata, punctato-striata, striis secunda et nona, tertia et sexta, 
quarta et quinta, seplima et octava apice invicem iunctis, interstitiis pun- 
ctulatis, vix elevatis. 


CRYPHAEUS n. g. (Toxıcum Latr.?) 
123. CRYPHAEUS Aries n. sp. 


C. ater, fronte excavata bicorni, antennarum articulis quatuor ultimis 
dilatatis, transversis, thorace punctato, elytris punctato -striatis. 
Long. lin. 5. 

Affinis C. tauro, sed differt magnitudine, frontis cormubus longio- 
ribus et praesertim antennarum arliculis octavo, nono et decimo latiori- 
bus, subquadratis, transversis. Corpus elongatum, aterrimum, opacum. 
Caput impresso -punctatum, fronte inter oculos profunde excavata, bicorni, 
cornubus capite duplo longioribus, erectis, vix incurvatis, obtusis. 'Tho- 
rax quadratus, antice late emarginatus, postice obsolete bisinuatus, con- 
fertim punctatus. Elytra punctato -striata, punctis impressis, distinctis. 
Corpus subtus vage punctatum. Pedes nigri, obsolete punctati, plantis 
pube brevi fulvo-aurea tectis. Feminae caput inerme. 


NYCTEROPUS n. g. 


124. NYCTEROPUS ebeninus n. sp. 
Tab. IV. fig. 2. c.d. 

N. antennis thoracis longitudine, thorace subquadrato, acute angulato, 
obsolete punctato, elytris thorace plus duplo longioribus, obso- 

lete punctato-striatis, glaberrimus, niger. Long. lin. 10-10. 
Corpus elongatum, nigerrimum. Caput subquadratum ,„ subtus ru- 
gosum, supra confertim punctatum, pone oculos oblique sulcatum, elypeo 
dilatato, truncato, utrinque elevato, obtuso, labro punctato, obsolete emar- 
ginato, antennis longitudine thoracis, nigro-piceis, artieulis quatuor ulti- 


mis (seu clava compressa) cinereo-pubescentibus, obscuris, palpis piceis. 
Phys. dbhandl. 1832. Z 


178 Kıve: 


Thorax subquadratus, subtus alutaceus, dorso elevatus, obsolete puncta- 
tus, lateribus rotundatus, medio parum dilatatus, basi attenuatus, margine 
laterali carinato, reflexo, angulis, praesertim postieis productis, acutis. 
Scutellum triangulare, vix punctatum. Pectus abdomenque obsolete ru- 
gosa. Pedes laevissimi, nitidi, geniculis piceis, tibiis, praesertim anticis, 
apice plantisque ferrugineis, pilosis. Elytra thorace plus duplo longiora, 
basi latiora, ad apicem attenuata, apice rotundata, parum conyexa, aluta- 
cea, obsolete punctato-striata, margine laterali carinato, reflexo, humero 
in tuberculum subelevato. 


125. NYCTEROPUS anthracinus n. sp. 


N. antennis thorace brevioribus, thorace antice attenuato, angulato, im- 
presso-punctato, elytris thorace triplo longioribus, punctato-stria- 


tis, glaberrimus, niger. Long. lin. 8. 


ie) 

Corpus elongatum, nigerrimum, subeyanescens. Caput elongatum, 
punctatum, antice truncatum, pone oculos sulcatum, ante oculos vix ele- 
vatum, antennis thorace brevioribus piceis, celava compressa nigra. Tho- 
rax antice attenuatus, postice parum coarctatus, angulis parum productis, 
marginatus, impresso-punctatus. Scutellum quinquangulare, punctatum. 
Pectus abdomenque nigro-picea, vix rugosa. Pedes nigro-picei, geniculis 
piceis, plantis fusco-pilosis. Elytra thorace triplo longiora, basi vix la- 
tiora, ad apicem attenuata, marginata, punctato-striata. 

Differt praesertim a /V. ebenino statura minore, colore nigro -sub- 
cyaneo, antennis brevioribus, thoracis denique elytrorumque forma, ra- 


tione et sculptura. 


ATHRODACTYLA n. g. 


126. ATHRODACTYLA elongata n. sp. 
Tab. IV, fig.3. e. f. 
A. corpore elongato, depresso, nigro, thorace subquadrato, elytris striato- 
punctatis, antennis piceis. Long. lin. 9. 
Corpus fere lineare, depressum, piceo-nigrum, subtus alutaceum, 
sparsim punctatum, supra nitidum, Caput et thorax punctata, elytra striato- 
punctata, in interstitiis obsolete punctata, ore antennisque ferrugineis. 


Insecten von Madagascar. 179 


Thorax marginatus, angulis antieis rotundatis, postieis obtusis. Scutellum 
semilunare. Elytra thorace plus duplo longiora, lateribus marginata, apice 
rotundata. Pedes nigro-picei, tibiis ad basin rufo-piceis, plantis fulvo- 
aureo-tomentosis. — Maris femora antica et postica subtus fulvo-aureo- 
barbata, tibiae apice fulvo -ciliatae. 


127. ATHRODACTYLA attenuata n. sp. 
A. corpore lineari, depresso, nigro, thorace elongato, elytris punctato- 
striatis. Long. lin. 6. 

Simillima praecedenti, minor tamen et corpore angustiore, fere 
lineari thoraceque magis elongato differre videtur. Color fusco - niger. 
Caput sparsim punctatum, transversim impressum, labro, antennis palpis- 
que rufo-piceis. Thorax elongatus, sparsim punctatus. Elytra thorace 
plus duplo longiora, punctato-striata, in interstitiis obsolete rugosa vix- 
que punctata, lateribus marginata, rotundata. Pedes picei, tarsis rufo- 
piceis, plantis fulvo-aureo-tomentosis. — Femora tam antica quam pos- 
tica in mare subtus fulvo-aureo-barbata et tibiae apice aureo-ciliatae. 


TENEBRIO F. 


128. TENEBRIO sulcator. 


T. ater, thorace punctato, canaliculato, elytris punctato -striatis, inter- 
stitiis elevatis, obsolete punctatis. 

Tenebrio sulcator Knoch n. Beiütr. 2. Insectenkunde ]. p. 174. n.6. 

Tenebrio impressus Weber obs. entom. p.39.n.1. 

Tenebrio impressus. Fabr. Syst. Eleuth. I. p. 146. n.10. 


HETEROPHYLUS n. g. 


129. HETEROPHYLUS chrysomelinus n. sp. 
Tab. IV. fig. 4. 
H. rufo-castaneus, antennis apice nigris, thoracis medio elytrorumque 
disco ferrugineis. Long. lin. 3. 
Caput alutaceum, sparsim punctatum, rufum, antennarum articulis 


quinque ultimis compressis nigris. Thorax antice truncatus, postice ob- 
Zz2 


180 Krıve: 


solete bisinuatus, lateribus angulisque rotundatis, sparsim punctatus, rufus, 
medio ferrugineus. Pectus abdomenque sanguinea. Pedes rufi, tarsis ob- 
scurioribus. Coleoptra coriacea, sparsim punctata, dorso ferruginea, late- 
ribus rufa. 


PHALERIA Larr. 


130. PHALERIA cistelina n. sp. 
P. ovata, nigra, nitida, capite thoraceque sparsim punctatis, elytris pun- 
etato -striatis, interstitiis punctulatis planis. Long. lin. 4. 

Corpus fere ovatum, nigrum. Caput subtiliter punctatum, labro 
antennisque ferrugineis, his griseo-subpilosis. Thorax ad apicem subat- 
tenuatus, antice late sinuatus, postice truncatus, angulis rectis, lateribus 
marginatus, dorso punctatus. Scutellum obsolete punctatum. Pectus ab- 
domenque sparsim punctata, subrugosa. Elytra ovata, punctato - striata, 
striis secunda et septima, tertia et sexta, quarta et quinta apice iunctis, 
strüis externis basin elytrorum non attingentibus, siria octava nec basin 
nec apicem attingente, interstitiis punctulatis planis. Femora parum in- 
crassata, obsolete punctata. Tibiae basi ferrugineae, sparsim ferrugineo- 

pilosae. Plantae ferrugineo - subtomentosae. 


131. PHALERIA crenata n. sp. 
P. obscura, nigra, capite thoraceque punctatis, elytris punctato-striatis, 
interstitiis punctulatis, pedibus piceis. Long. lin. 3. 

Affinis P. mauritanicae. Corpus fere ovatum, parum convexum, 
supra fusco-nigrum, subtus nigro-piceum, sparsim punctatum. Caput pun- 
cetatum, linea transversa semieirculari inter oculos impressa, antennarum 
articulo ultimo apice rufescente, ore rufo-piceo. Thorax antice postice- 
que obsolete bisinuatus, confertim punctatus. Elytra punctato -striata, pun- 
ctis profundius impressis, interstitiis elevatis, punctulatis. Pedes rufo-picei. 


DIAPERIS F. 
132. DIAPERIS ronticornis n. sp. 


D. sparsim punctata, fronte excavata bicorni, elytris punctato -striatis, 
nigra, antennis pedibusque piceis. Long. lin. 24. 


Insecten von Madagascar. 181 


Affinis D. pieicorni F., differt tamen magnitudine, elytrorum scul- 
ptura, cornuum capitis denique, ‚antennarum pedumque colore. Corpus 
ovatum, nitidum, nigrum. Caput vix punctatum, fronte excayata bicorni, 
cornubus rectis, longitudine fere capitis, concoloribus, nee apice rufis, 
palpis antennisque piceis. Thorax transversus, ad apicem parum angus- 
tatus, apice truncatus, postice bisinuatus, obsolete punctatus. Pectus ab- 
domenque sparsim punctata, nigro - -picea. Pedes picei. Scutellum laeve. 
Elytra punctato -striata, nec tamen sulcata, interstitiis parum elevatis, vix 
punctulatis. 


133. DIAPERIS tricornis n. sp. 


D. ovata, rufo-testacea, capite tricorni, elytris striato-punctalis. Long. 
lin. 2. 

Rufo-testacea. Caput medio profunde excavatum, fronte comubus 
duobus compressis longioribus et clypeo cornu breviori obtuso armatis. 
Antennae nigrae, basi rufae. Thorax obsolete sparsim punctatus. Pectus 
abdomenque sparsim punctata. Elytra punctato-striata, interstitiis parum 
elevatis, vix punctulatis. Pedes testacei. 


134. DIAPERIS variegata n. sp. 
Tab. IV. fig. 5. 
D. ovata, fusco-aenea, sparsim punctata, elytris macula lineari hume- 
rali obliqua fasciaque abbreviata postica testaceis. Long. lin. 2. 

Corpus ovatum, subtus fuscum, supra fusco-aeneum. Caput obso- 
lete punctulatum, medio transversim subimpressum, labro, mandibulis 
antennisque rufis. Thorax parum angustatus, antice truncatus, postice 
bisinuatus, angulis anticis rotundatis, postieis productis, acutis, lateribus 
rotundatus, modice convexus, obsolete punctulatus. Scutellum laeve. Pe- 
ctus abdomenque sparsim punctata. Pedes rufescentes, femoribus basi 
obscurioribus. Elytra basi thoracis latitudine, ad apicem angustiora, spar- 
sim punctata, obsolete striata, macula pone basin lineari, descendente, 
fascia maculari subarcuata abbreviata paullo infra medium et lineola fur- 

cata ad apicem flavo-testaceis. Epipleurae rufae. 


182 Kit ve: 


MONOMMA n. g. 


135. MONOMMA irroratum n. sp. 
Tab. IV. fig. 6. g. h. 


M. fuscum, fulvo -irroratum, thorace punctis duobus fulvo - villosis. 
Long. lin.3-. 

Reliquis maius, praesertim latius, ubique punctatum, fuscum, fulvo- 
aureo -irroratum. Caput antennis palpisque ferrugineis. Thorax antice 
attenuatus, lateribus rotundatus, maculis duabus in medio dorsi fulvo-vil- 
losis. Elytra punctato-striata, ad basin densius fulvo-squamosa. Plantae 


tomento fulvo-aureo tectae. 


CAMARIA Lep. et SERV. 


136. CAMARIA chalcoptera n.sp. 
C. thorace transverso, antice late emarginato, ovata, nigra, elytris stria- 
tis, aeneis. Long. lin. 14. 

Hel. aeneo F. aliisque speciebus Brasiliam habitantibus affınis, dif- 
fert tamen corpore paullo latiore thoraceque antice profunde emarginato 
angulis productis. Caput punctatum, nigrum, linea ante oculos semicir- 
culari impressa. Antennae nigrae, articulis sex prioribus ceylindricis, lae- 
vibus, secundo reliquis breviore, tertio vix longiore, sequentibus intus di- 
latatis, compressis, punctatis, subtomentosis, articulo ultimo ovato. Tho- 
rax fere quadratus, marginatus, antice late et profunde emarginatus, pos- 
tice bisinuatus, dorso punctatus, niger. Scutellum nigrum. Corpus sub- 
tus cum pedibus nigrum. Plantae tomento brevi ferrugineo tectae. Ely- 
tra thorace basi latiora, viridi-aenea, dorso striata, striis obsolete puncta- 
tis, coerulescentibus, interstitiis parum elevatis, sparsim punctatis. 


137. CAMARIA Drevis n. sp. 
C. capite sulco longitudinali impresso, thorace transverso, antice pro- 
funde emarginato, convexa, nigra, elytris striatis, elevatis, aeneis. 
Long. lin. 6. 
Corpus convexum, breve. Caput punctatum, nigrum, antice de- 
pressum, linea semicirculari ante oculos sulcoque longitudinali abbreviato 


Insecten von Madagascar. 183 


inter oculos impressis. Antennae nigrae, articulis sex prioribus eylindrieis, 
laevibus, reliquis compressis, intus dilatatis, pubescentibus, articulo ultimo 
fere rotundato, secundo omnium brevissimo, tertio reliquis, sed parum, 
longiore. Thorax fere quadratus, antice parum angustatus, profunde emar- 
ginatus, marginatus, planus, punctatus, niger. Scutellum nigrum. Corpus 
subtus cum pedibus nigrum. Plantae fulvo-aureo-tomentosae. Coleoptra 
basi vix thorace latiora, thorace capiteque simul sumptis triplo fere lon- 
giora, medio parum dilatata, apice acuminata, dorso elevata, striata, ob- 
scura, aenea, striis laevibus, interstitis vix elevatis. 


133. CAMARIA odscura n. sp. 
C. nigra, thorace punctato, antice late emarginato, elytris aeneis, pun- 
ctato -striatis. Long. lin. 4. 

Statura fere praecedentis. Corpus nigrum. Caput obsolete puncta- 
tum, linea semieirculari infra oculos impressa, antennis apice compressis, 
fuscis, articulis prioribus apice ferrugineis. Thorax subquadratus, ad api- 
cem parum angustatus, apice late emarginatus, angulis rectis, obsolete 
marginatus, sparsim punctatus. Scutellum nigrum. Coleoptra basi thorace 
parum latiora, vix dorso elevata, obscure aenea, punctato-striata. Pedes 
nigri, plantis fulvo - aureo -subtomentosis. 


139. CAMARIA purpurata n. sp. 
C. punctata, pubescens, fusco-nigra, elytris punctato-striatis, purpura- 
scentibus. Long. lin. 5. 

Corpus fere ovatum, ubique punctatum, fusco-nigrum, pube rara 
ferruginea tectum. Caput ante oculos linea semicirculari impressa. An- 
tennae apice compressae, articulo tertio reliquis longiore. Thorax fere 
quadratus, marginatus, antice late emarginatus, angulis productis, acutis. 
Elytra ovata, purpurascentia, punctato-striata, interstitiis vix elevatis pun- 
ctulatis. Plantae tomentosae, fulvae. 


140. GAMARIA helopioides n. sp. 


C. thorace transverso, quadrangulari, convexo, nigra, elytris nigro-aeneis, 
punctato-striatis. Long. lin. 4. 


184 Kır 0.6: 


Corpus fere ovatum, nigrum. Caput sparsim punctatum, linea 
semicirculari ante oculos profunde impressa. Antennae thorace capiteque 
fere longiores, ad apicem vix crassiores, piceae, articulo ultimo apice tes- 
taceo, tertio reliquis longiore. Thorax quam longus duplo fere latior, 
marginatus, antice late emarginatus, postice obsolete bisinuatus, lateribus 
vix rotundatis, angulis rotundatis, dorso convexus, sparsim punctatus. 
Scutellum vix punctatum. Pectus abdomenque obsolete punctata, subru- 
gosa. Coleoptra basi vix thorace latiora, medio haud dilatata, ad apicem 
sensim attenuata, dorso obsolete punctulata, punctato-striata, obscura, 
aenea, lateribus marginata, striis lateralibus profundioribus punctisque maio- 


ribus impressis. Pedes nigri, plantis fulvo-subtomentosis. 


141. CAMARIA rufitarsis n. sp. 


C. thorace convexo, lateribus rotundato, impresso-punctato, nigra, ely- 
tris striato-punctatis, aeneis, tarsis rufo-piceis. Long. lin.3-. 
Corpus parvum, ovatum, fere coarctatum, nigrum. Caput puncta- 
tum, fronte plana, linea semicirculari ante oculos profunde impressa, an- 
tennis thorace longioribus, ad apicem parum crassioribus palpisque rufo- 
piceis. Thorax transversus, antice late emarginatus, postice obsolete bi- 
sinuatus, ad basin parum coarctatus, angulis antieis rotundatis, postieis 
acutis, lateribus rotundatus, dorso convexus, confertim punctatus. Scu- 
tellum vix punctatum. Pectus abdomenque sparsim punctata, subrugosa. 
Coleoptra basi thorace vix latiora, ad apicem sensim attenuata, lateribus 
rectis, aenea, striato-punctata, punctis magnis, profunde impressis, inter- 
stitiis parum elevatis, obsolete punctulatis. Pedes nigri, nitidi, tarsis rufo- 
piceis. 
142. CAMARIA haemorrhoidalis n.sp. 

C. ovata, nigro-picea, elytris punctato-striatis, in interstitiis elevato- 
punctatis, ad apicem sanguineis, antennis pedibusque piceis. 

Long. lin. 24. 
Omnium minima, ovata, subtus rufo-picea, supra nigro-picea. Ca- 
put alutaceum, obsolete punctatum, linea semieirculari ante oculos im- 
pressa, palpis rufo-piceis. Palporum maxillarium articulus ultimus apice 
dilatatus,, truncatus. Antennae rufo-piceae, thoracis longitudine, articulis 
subaequalibus, brevibus, prioribus sex cylindrieis, sequentibus parum 


Insecten von Madagascar. 185 


dilatatis compressis, secundo breviori, ultimo ovato. Thorax fere ovatus, 
antice vix emarginatus, postice obsolete bisinuatus, lateribus parum ro- 
tundatus, angulis rectis, dorso convexus, alutaceus, sparsim punctatus. 
Scutellum magnum, triangulare, vix punctatum. Pectus abdomenque spar- 
sim punctata. Pedes rufo-picei. Coleoptra basi thorace latiora, ovata, 
striato-punctata, suberenata, interstitiis subelevatis, singulo serie puncto- 


guineus, 


rum elevatorum ornato. Apex elytrorum obscure sang 


PLESIA n. g. 


143. PLESIA melanura n. sp. 


P. sulphurea, abdominis segmentis duobus ultimis nigris. Long. lin. 4. 

Simillima Cistelae sulphureae F. Ovata, laete sulphurea. Caput et 
thorax confertim, at obsolete punctata. Oculi emarginati, nigri. Anten- 
nae ad apicem obscuriores, articulo ultimo nigro. Thorax subquadratus, 
antice posticeque truncatus, lateribus parum rotundatus. Pectus distincte, 
abdomen obsolete punctatum, segmentis duobus ultimis nigris. Tibiae 
apice cum tarsis obscuriores, rufescentes. Elytra crenato-striata, inter- 
stitiis planis obsolete punctatis. 


144. PLESIA geniculata n. sp. 
P. supra testacea, femoribus apice nigris. Long. lin. 3. 

Minor praecedente et angustior. Caput et thorax sparsim punctata, 
testacea. Oculi nigri. Mandibulae apice nigrae. Palpi rufescentes, arti- 
culis basi obscurioribus. Antennae rufo-testaceae, articulis tribus baseos 
apiealique nigris. Thorax postice truncatus, ad apicem parum attenuatus, 
lateribus rotundatus. Peetus abdomenque glaberrima, nitidissima, nigra. 
Elytra elongata, subparallela, testacea, obsolete crenato - striata, interstitiis 
planis, sparsim punctatis. Scutellum testaceum. Pedes testacei, tibiis apice 
tarsisque obscurioribus, femoribus apice nigris. 


145. PLESIA micans n.sp. 


P. subtus ferruginea, dorso cyaneo-micans. Long. lin. 3. 
Magnitudine et statura P. melanurae. Ovata, ferrugineo-testacea. 
5 5 
Caput confertim punctatum, parum cyaneo-micans, antennis ferrugineis. 


Phys. Abhandl, 1332. Aa 


156 Kive: 


Thorax subquadratus, antice vix attenuatus, postice truncatus,  distincte 
punctatus, laete cyaneo-micans. Scutellum laeve, ferrugineum.  Elytra 
ovata, viridi-aeneo-micantia, crenato-striata, striis purpurascentibus, in- 
terstitiis elevatis, sparsim punctatis. Epipleurae ferrugineae. Pedes fer- 


ruginei. 


ALBEEULA Ey se 


146. ALLECULA sugillata n. sp. 
A. fusco -ferruginea, elytris apice antennis pedibusque testaceis. Long. 
lin. 4. 

Corpus elongatum, modice convexum, ferrugineum. Caput confer- 
lim punctatum, antennis palpisque testaceis. Thorax antice parum atte- 
nuatus, impresso-punctatus, obscure ferrugineus. Scutellum laeve, ferru- 
gineum. Pectus sparsim, at profunde punctatum , obscure ferrugineum, 
fere nigrum. Abdomen obsolete punctatum, alutaceum, subrugosum, fer- 
rugineum. Elytra elongata, ad apicem attenuata, punctato-striata, ferru- 

ginea, lateribus obscuriora, apice late brunnea. Pedes rufo-testacei. 
Variat elytris obscurioribus, fere nigris, sutura, macula elongata ante 


apicem apiceque brunneis femoribusque posticis apice nigris. 


147. ALLECULA Drevicollis n. sp. 


A. thorace subquadrato brevi capiteque impresso-punctatis, elytris cre- 
nato-striatis, in.interstitiis obsolete sparsim punctatis, subovata, 
fusca, antennis tarsisque rufescentibus. Long. lin. 4. 

Reliquis brevior et latior, fusco-nigra, ferrugineo-subpilosa. Ca- 
put sparsim punctatum, oculis approximatis, nigris, antennis capite tho- 
raceque duplo fere longioribus, brunneis. Thorax brevis, subquadratus, 
antice truncatus, postice obsolete bisinuatus, dorso elevatus, impresso- 
punctatus, angulis anticis lateribusque rotundatis, postieis subrectis. Scu- 
tellum sat magnum, obsolete punctatum. Pectus abdomenque sparsim 
punctata, nigro-picea, segmentis apice rufo-piceis. Elytra ovata, lateri- 
bus fere parallela, apice rotundata, dorso parum elevata, cerenato-striata, 
in interstitiis sparsim punctata, punctis levissime impressis. Pedes pa- 


rum elongati, picei, tarsis rufescentibus. 


Insecten von Madagascar. 187 


LAGRIA E. 
148. LAGRIA odscura. 


L. fusco-aenea, subvillosa, elytris sparsim punctatis, transversim sub- 
rugosis, capite thoraceque impresso - punctatis, cupreis, purpureo- 
micanlibus, antennis nigris. Long. lin.5—. 

Lagria obscura Fabr. Entom. Syst. I. 2. p.79. n.7. Syst. Eleuth. I. 
P.70: 3,9. 
149. LAGRIA adusta n. sp. 
L. elongata, testacea, antennis apice genubusque fuseis. Long. lin. 3. 
Corpus elongatum, pallide testaceum, punctatum, albido -subpube- 
scens. Oculi nigri. Antennae apice fuscae. Thorax attenuatus, antice 
posticeque truncatus, medio subcoarctatus, lateribus angulisque rectis. 
Pedes femoribus apice, tibiis basi tarsisque fuscis. Elytra basi thorace 


latiora, humeris obtusis, ad apicem subdilatata, rotundata. 


DITYLUS Fischer. 


150. DITYLUS Aelvolus n. sp. 


D. cylindrieus, subdepressus, pallidus, elytris sparsim punctatis, obso- 
lete striatis. Long. lin. 6. 

D. livido F. simillimus, differt tantum corpore angustiore, colore 
dilutiore elytrorumque striis. Corpus fere lineare, subpubescens, palli- 
dum. Caput obsolete punctatum, oculis nigris. Thorax ceylindrieus, ad 
basin coarctatus, postice marginatus, truncatus, angulis prominulis. Elytra 
subtilissime sparsim punctata, striis quatuor laevibus, obsoletis. Pectus 


abdomenque vix punctata. Pedes concolores. 


BRUCHUS L. 


151. BRUCHUS (Carvogorus Schönh.) denticulatus n. sp. 


B. fronte carinata, femoribus posticis incrassatis, margine acute serratis, 
thorace punctato, elytris punctato -striatis, ovatus, fuscus, cine- 
reo-tomentosus, pedibus anterioribus pallidis, ore antennisque 
testaceis. Long. lin.3—. 


Aa2 


188 Kıve: 


DB. gonagrae F. affınis. Fusco-ferrugineus, einereo-tomentosus. Oa- 
put obsolete punctatum, fronte acute carinata, ore testaceo. Antennae 
thorace duplo longiores, serratae, testaceae. Thorax a medio ad apicem 
sensim angustatus, postice bisinuatus, lobo intermedio truncato, angulis 
subrectis, dorso impresso-punctatus. Abdomen apice testaceum. Pygi- 
dium fuscum, margine testaceo. Pedes anteriores pallide testacei, postici 
fusei, tibiis incurvis, femoribus valde incrassatis, margine infero omni 
acute serrato, dente medio reliquis longiore. Elytra basi thorace parum 
latiora, plus duplo longiora, medio vix dilatata, ad apicem sensim atte- 


nuata, apice rotundata, punctato - striata. 


ANTHRIBUS F. 


152. ANTHRIBUS cervinus n. sp. 


A. oblongo - ovatus, nigro-piceus, griseo-tomentosus, capite thorace- 
que convexo, marginato, scabro, albido- testaceoque - variegatis, 
elytris subscabris, punctato - striatis, fasciis undatis transversis 
albido-cinereis vittisque longitudinalibus testaceis obsoletis sub- 
tessellatis, antennarum articulis, ultimis tribus exceptis, apice 
albis, pedibus fusco-annulatis. Mas. Long. lin. 4 

A. alternanti Wied. proxime accedit, statura tamen minore et prae- 


sertim breviore, antennis gracilioribus eorumque articulis intermediis apice 
albis, capitis thoracisque maculis elytrorumque vittis fulvo-testaceis, quam- 
vis obsoletis, pedibusque cinereis fusco-annulatis satis differt. 
Nigro-piceus. Caput obsolete scabrum, tomento denso testaceo, 
pilis albido-cinereis intermixto, ubique vestitum, oculis magnis, emargi- 
natis, antice approximatis mandibulisque nigris. Antennae corpore lon- 
giores, piceae, articulis 1-3 griseo-, 4-8 basi fusco-, apice albido-tomen- 
tosis, sequentibus fuscis, ultimo elongato, apice attenuato, acuminato, 
Thorax subquadratus, antice vix attenuatus, truncatus, postice obsolete 
bisinuatus, marginatus et juxta marginem transversim carinatus, lateribus 
medio obtuse dentatus, dorso CONVeXUus, punctis transversis elevatis sca- 
ber, .tomento fulvo-testaceo sparsimque albo-cinereo tectus. Scutellum 
parvum, albo-tomentosum. Pectus abdomenque obsolete punctata, griseo- 
subvillosa. Pygidium medio impressum, tomento testaceo, griseo inter- 


Insecten von Madagascar. 189 


mixto, tectum. Elytra thorace plus duplo longiora, marginata, basi vix 
latiora, humeris parum prominulis, apice rotundata, punctato -siriata, in 
interstitiis subtilissime elevato-punctata, fusco-griseo-tomentosa, vittis 
longitudinalibus fulvo-testaceis fasciisque transversis undatis albido - cine- 
reis variegata et subtessellata. Pedes rufo-picei, pube densa cinerea tecti, 
tibiis basi medioque obscurioribus, tarsorum articulis ultimis apice nigri- 
cantibus, plantis tomento fulvo-aureo vestitis. 


Rostrum perpendiculare, planum, aequale, apice truncato. Antennae ‚foveae 
profundae , pone medium rostri insertae, corpore longiores, apice compres- 
sae, acuminalae, articulo primo clavato, secundo brevissimo. Oculi rolun- 
dati integri. Thorax ante basın striga transversa elevata. Coleoptra apice 


rotundata, abdomine parum breviora. 


153. ANTHRIBUS Zeucostictus n.sp. 


A. niger, subtus griseo-, dorso fusco-tomentosus, elytris punctato -stria- 
tis, obsolete costatis, macula media baseos fasciaque abbreviata 
postica albis. Mas. Long. lin. 4. 

Statura fere 4. latirostris F. Niger, fusco-tomentosus. Caput vage 
punctatum, fronte canaliculata rostroque elongato plano, rude punclato, 
tricarinato, albido-sericeis. Mandibulae validae, arcuatae, acutae, intus 
bidentatae, nigrae. Antennae corpore longiores, tenues, nigrae, articulo 
primo secundo triplo longiori, clavato, secundo omnium brevissimo, se- 
quentibus septem aequalibus elongatis, ceylindrieis, apice subincrassatis, 
basi late piceis, decimo vix secundo longiori compresso, nec tamen dila- 
tato, ultimo longitudine primi, compresso, acuminato. Oculi distantes, 
magni, -fere rotundati. Thorax subquadratus, basi obsolete bisinuatus, ante 
basin transversim costatus, ad apicem sensim angustatus, apice truncatus, 
vage impresso - punctatus, subtus griseo - pubescens. Scutellum fuscum. 
Pectus abdomenque impresso-punctata, sparsim griseo-pubescentia. Py- 
gidium fuscum. Pedes fusci, femoribus macula, tibiis annulis duobus gri- 
seis, antici elongati. Elytra basi thorace latiora et marginata, humeris ro- 
tundatis, prominulis, apice coniunctim rotundata, dorso plana, punctato- 
striata, medio obsolete carinata, carina versus basin in tuberculum sub- 
elevata, macula media baseos fasciaque anteapicali, subundata, angusta, 
ad marginem externum interrupta, albis. 


190 Kr uw.e: 


Rostrum subelongatum, apice subincrassatum, emarginatum. Antennae sulco 
retrorsum Jlexo, obligue ad basin adscendente, rostro pone' apicem. inser- 
lae, in mare corporis dimidi longitudine, in femina vix thorace longio- 
res, funiculi articulo primo brevissimo, subgloboso, secundo parum longiore, 
subelevato, sequentibus sex longioribus, cylindricis, apice subincrassatis, 
clava triarticulata, dialata, compressa, apice rotundata. Oculi hemisphae- 
rici. Thorax ante basin transversim carinatus. Elytra thorace latiora, ob- 


longa, convexa. 


154. ANTHRIBUS frenatus n. sp. 
Tab. IV. fig. 7. 
A. tomentosus, ater, capite thoraceque utrinque in tuberculum produ- 
cto vittis, elytris dorso tuberculatis fascia punctisque albis. Mas. 
Long. lin. 13 
Maximus, niger, subtus nigro -sparsim-villosus, dorso tomento denso 


1 
aterrimo tectus. Caput confertim punctatum, vitta longitudinali a vertice 
ante oculos usque ad insertionem antennarum utrinque descendente vil- 
losa nivea ornatum, rostro elongato, basi attenuato, carinato, labro por- 
recto, glabro, apice rotundato, piceo, mandibulis validis, arcuatis, acutis. 
Antennae nigrae. Thorax subquadratus, basi obsolete bisinuatus, margi- 
natus, ante basin transversim arcuato-carinatus, versus medium sensim di- 
latatus, dein angustatus, ante apicem utrinque in tuberculum magnum, 
acutum, productus, dorso confertim punctatus, obsolete tuberculatus, vit- 
tis duabus longitudinalibus versus apicem convergentibus vittisque capitis 
contiguis, lineola abbreviata baseos intermedia punctisque aliquot parvis, 
partim dorsalibus, partim lateralibus, sparsis, niveis, villosis. Scutellum 
parvum, niveum. Pectus abdomenque punctis numerosis elevatis scabra, 
nigro-, sparsim niveo - villosa. Pygidium confertim punctatum, atrum. 
Pedes nigri, tibiis albo -villosis, plantis fulvo-tomentosis, anteriores multo 
longiores. Elytra thorace triplo fere longiora, basi latiora, marginata, 
humeris parum elevatis, medio parum angustiora, apice rotundata, con- 
fertim elevato-punctata, scabra, punctato-striata, punctis remotis, sub- 
impressis, sparsim tuberculata, vitta humerali obliqua, fascja maculari ob- 
soleta supra medium et lineari infra medium transversis punctisque nu- 
merosis sparsis niveis villosis. 


Insecten von Madagascar. 191 


155. ANTHRIBUS /unedris n. sp. 
A. tomentosus, ater, ‘capite thoraceque utrinque vitta, elytris fascia pun- 
etisque albis. Fem. Long. lin. 6-7. 

Femina forsan 4. frenati. Punctatus niger, subtus villosus, dorso to- 
mento denso aterrimo tectus. Caput vitta utrinque ad antennarum inser- 
tionem usque provecta villosa, nivea. Rostrum vix capite longius, medio 
longitudinaliter carinatum. Antennae nigrae, articulo octavo apice albo- 
villoso, clava fusco-tomentosa. Thorax longitudine capitis cum rostro, 
basi bisinuatus, transversim carinatus, lateribus rotundatus, apice angusta- 
tus, truncatus, dorso obsolete transversim tuberculatus, linea longitudinali 
interrupta media, vitta utrinque abbreviata baseos maculisque praesertim 
ad latera sparsis niveis, villosis. Scutellum villosum, niveum. Pectus ab- 
domenque atra, unicoloria. Elytra thorace plus duplo longiora, basi la- 
tiora, marginata et coniunctim sinuata, apice rotundata, dorso remote pun- 
ctato-striata, vage tuberculata, subinaequalia, fasciis, altera obsoletiori 
supra, altera infra medium maculisque sparsis niveis villosis. Tibiae albo- 
villosae, plantae tomento fulvo-testaceo tectae. Pedes anteriores posticis 
vix longiores. 

156. ANTHRIBUS jerrugatus n. sp. 


A. oblongo-ovatus, niger, ferrugineo-tomentosus, elytris obsolete tu- 
berculatis, fascia ante apicem albo-villosa. Mas long. lin. 7z. 
Fem. lin. 8. 

Oblongo-ovatus, confertim punctatus, niger, subtus pube rara fer- 
ruginea, dorso tomento fulvo-ferrugineo, pilis cinereis intermixto ubique 
tectus. Rostrum dorso carinatum. Antennae corpore breviores, nigrae, 
articulis apice cinereis, clava fusco-pilosa. Thorax postice bisinuatus, 
transversim carinatus, a medio ad apicem subito attenuatus, apice trun- 
catus, dorso obsolete transversim tuberculatus, litura ad marginem ante- 
riorem longitudinali media punctisque duobus albido-villosis. Scutellum 
parvum, album. Pygidium immaculatum. Pedes griseo -villosi, femoribus 
basi fuseis, tibiis annulo medio apiceque ferrugineis. Elytra thorace tri- 
plo fere longiora, basi thorace latiora, apice coniunctim rotundata, con- 
vexa, punctato-striata, obsolete tuberculata, fascia maculari obliqua utrin- 
que abbreviata ante apicem punctisque nonnullis ad basin pone medium 
et ad latera villosis albis. 


192 Kırve: 


Femina maior differt antennis thorace vix duplo longioribus, uni- 
coloribus, capite cum rostro antice cinereo -villoso pedumque tibiis tar- 
sisque cinereis totis. 


157. ANTHRIBUS scoparius n. sp. 


A. oblongo-ovatus, punctulatus, niger, fulvo-griseo-tomentosus, dorso 
fusco - maculatus, albido - fascieulato - pilosus. Femina. Long. 
lin.44-5. 

Statura praecedentis. Subtus vage, at profunde punctatus, fulvo- 
griseo-villosus, subvariegatus, dorso tomento denso fulvo-griseo tectus. 
Rostrum obsolete ‘carinatum. Antennae vix thorace longiores, sparsim 
pilosae, piceae, clava fusca. Thorax postice fusco- bimaculatus, dorso spar- 
sim albido-punctatus. Scutellum albido-villosum. Pygidium impressum, 
scabrum. Pedes griseo-tomentosi, tibiis basi, annulo medio apiceque fus- 
cis. Elytra punctato-striata, vix tuberculata, seriatim fusco-maculata et 
albido-fascieulata, pilorum faseiculis maculis fuseis interpositis. 


155. ANTHRIBUS stigma n. sp. 
Tab. IV. fig. 8. 

OÖ. ovatus, punetulatus, niger, subtus fusco- cinereoque sparsim villo- 
sus, dorso tomentosus, capite thoraceque albo- ferrugineoque- 
variegatis, elytris albis, macula magna laterali fusco-ferruginea. 
Fem. Long. lin. 5. 

Ovatus, dorso elevatus, niger. Subtus vage punctatus, fusco- eine- 
reoque -villosus, subvariegatus. Caput confertim punctatum, postice fer- 
rugineo-, antice albo-tomentosum, rostro apice subdilatato, dorso cari- 
nato. Antennae thorace vix duplo longiores, nigro-piceae, apice rufo- 
piceae, clava fulvo-pubescente. "Thorax brevis, ad marginem posticum 
transversim carinatus, ad apicem sensim attenuatus, confertim punctatus, 
medio obsolete tuberculatus, ferrugineo-tomentosus, pilis numerosis albis 
intermixtis. Scutellum album. Pygidium tomento albo sparsimque ferru- 
gineo tectum. Pedes tomento einereo vestiti, tibiis annulatis, his apice 
tarsisque rufo-piceis. Elytra thorace vix triplo longiora, basi thorace 
latiora, apice rotundata, subtiliter, at confertim punctulata, punctato- 
striata, vix tuberculata, tomento denso albo pilis ferrugineis rarioribus 


Insecten von Madagascar. 193 


intermixto tecta, litura media baseos, macula magna laterali subtriangulari 


maculaque humerali continua fusco -ferrugineis ornata. 


APODERUS OLiv. 


159. APODERUS Aumeralis. 
A. niger, nitidus, elytrorum basi, pedibus abdomineque luteis. Mas. 
Long. lin. 4. 
Apoderus humeralis Oliv. Ins. V. 81. p.17.n.22. Pl.1. fig. 22. 
Collum elongatum, transversim rugosum. Antennae apice acumi- 
natae. Thorax ante apicem coarctatus. Elytra striato - punctata. 


160. APODERUS Dromas. 


A. capite medio impresso thoraceque transversim excavato basi apice- 
que coarctato laevibus, elytris inaequalibus, striato - punctatis, 
basi oblique carinatis, obscure sanguineus. Fem. Long. lin. 4. 
’ Oo oO 


Apoderus Dromas Oliv. Ins. V. 81. p. 14. n.17. Pl.1. fig. 19. 


161. APODERUS festivus n. sp. 
A. coceineus, elytrorum striis, capite, thorace, pectore pedumque tibiis 
tarsisque nigris. Mas. Long. lin.5. 

Praecedenti affınis. Caput elongatum, nitidum, nigrum, rostro de- 
presso, utrinque excavato-punctato, dorso trisulcato, sulco intermedio ab- 
breviato, fronte fovea orbiculari, vertice linea impressa, collo obsolete 
rugoso. Antennae capite thoraceque vix breviores, nigrae, articulis sep- 
timo et octavo brevioribus, subtus profunde excavatis, clava acuminata. 
Thorax ad apicem sensim attenuatus, ante apicem coarctatus, apice pro- 
funde emarginatus, basi transversim, medio arcuatim profunde sulcatus, 
laevissimus, nitidissimus, niger. Jugulum pluries transversim exaratum. 
Scutellum transversum, sanguineum, apice nigrum. Pectus vage excavato- 
punctatum, nigrum, medio sanguineum. Abdomen profunde excavato -pun- 
ctatum, rufum, segmento penultimo dorso macula utrinque laevi, semilu- 
nari, subimpressa, fulvo-aureo-micante. Pedes nigri, femoribus coccineis. 
Elytra subquadrata, basi thorace plus duplo latiora, apice rotundata, laete 
coccinea, punctato-striata, striis antice posticeque per paria coöuntibus, 
nigricantibus. 


Phys. Abhandl. 1832. Bb 


194 Kr.re: 


APION Hessst. 


162. APION castaneum n. sp. 


A. rostro incurvo eylindrico, antennis incrassatis, ad rostri basin inser- 
tis, laevissimum, castaneum, capite pedibusque nigris. Long. 
lin.2, 

A. aeneo quodammodo affıne. Caput nigrum, nitidum, postice elon- 
gatum, inter oculos sulcatum, lateribus striatum, collo insidens brevi, 
crasso, castaneo. Rostrum capite duplo fere longius, eylindricum, sub- 
grum. Antennae ad basin rostri insertae, rostro 


5 
vix longiores, nigrae, articulis obconieis, brevibus, celava ovata, acuminata. 


incurvatum, laevissimum, ni 


Thorax ad apicem attenuatus, fere eylindricus, laevissimus, castaneus. Ely- 
tra subtilissime striata, castanea. Pedes nigri. 


ARRHENODES Scnönxn. 


163. ARRHENODES anthracinus n. sp. 


A. thorace subconico, laevi, elytris apice subdilatatis, depressis, rotun- 
datis, dorso punctato-striatis, basi excayato-punctatis, niger, man- 

dibulis, antennis pedibusque obscure brunneis. Mas. Long. lin. 5. 

Statura fere 4. vulsellatii Schönh. Corpus nigrum. Caput breve, 
convexum, fovea magna triangulari ante oculos impressa. Rostrum lon- 
gitudine capitis, apice dilatatum, dorso planum, utrinque oblique carina- 
tum. Mandibulae porrectae, elongatae, modice arcuatae, apice bifidae, 
brunneae. Antennae capile thoraceque vix breviores, filiformes, brunneae. 
Thorax subconicus, apice truncatus, versus basin ampliatus, basi coarcta- 
tus, niger, obscurus. Pectus abdomenque nigra, nitida. Segmentum ven- 
trale primum longitudinaliter sulcatum, ultimum biimpressum. Pedes fusco- 
brunnei, femoribus subelavatis, omnibus ante apicem subtus dente parvo 
acuto armatis. Elytra thorace vix duplo longiora, basi parum latiora, 
apice subdilatata, depressa, rotundata, dorso punctato-striata, punctis ad 
basin maioribus impressis, nigra, macula baseos prope suturam obscure 

ferruginea. 


Insecten von Madagascar. 195 


BRENTHUS Scnönn. 


Caput posterius non angustatum. Femora dentata. 


164. BRENTHUS picicornis n. sp. 
B. elongatus, niger, thorace canaliculato, conico, elytris apice rotunda- 
tis, punctato-striatis, ad suturam bisulcatis, antennis, femoribus 
apice, tibiis tarsisque piceis. Mas. Long. lin. 12. 

Corpus nigrum, nitidum. Gaput sulco profundo, transverso a collo 
brevi, crasso, transversim rugoso separatum, sparsim punctatum, inter ocu- 
los obsolete sulcatum. Rostrum thorace longius, compressum, obsolete 
punctatum, medio parum, apice vix dilatatum, truncatum. Antennae pone 
medium rostri insertae, illius longitudine, piceae, articulo primo longis- 
simo cylindrico, sequentibus obconicis, penultimo ovato, ultimo elongato, 
acuto. Thorax oblongus, subdepressus, ad basin coarctatus, ad apicem 
sensim attenuatus, apice truncatus, sparsim punctatus, profunde canalicu- 
latus. Pectus abdomenque vage punctata, segmento ventrali primo late 
et profunde per totam longitudinem excavato. Femora omnia subtus ante 
apicem acute dentata, apice rufo-picea. Tibiae compressae, subarcuatae, 
apice bimucronatae, piceae. Tarsi rufo-picei, plantis fulvo-aureo-tomen- 
tosis. Elytra longitudine thoraeis, capitis et rostri dimidii, elongata, basi 
thorace parum latiora, ad apicem sensim attenuata, apice rotundata, mar- 
ginata, obsolete striata, ad suturam plana, bisulcata, strüis distincte pun- 
ctatis, interstitiis subelevatis, laevibus. 


165. BRENTHUS atratus n. sp. 
B. niger, atro-holosericeus, thorace medio longitudinaliter late exca- 
vato, elytris apice acuminatis, obsolete punctato-striatis, ad su- 
turam bisulcatis. Mas. Long. lin. 10. 

Praecedente brevior. Fe Caput postice obsolete transver- 
sim sulcatum, collo insidens crasso, laevi, punctatum, inter oculos cana- 
lieulatum, rostro elongato, subdepresso, apice dilatato, truncato, laevi. 
Antennae medio rostri insertae, illo fere longiores, eylindricae, ad apicem 
parum cerassiores, pubescentes, pilosae, nigrae, articulo primo insequen- 
übus tribus simul sumtis vix breviore. Thorax conicus, dorso depressus, 


Bb2 


196 Kıve: 


late et profunde exaratus, holosericeus, sulcatus, basi apiceque transver- 
sim rugosus, vix punctulatus. Pectus abdomenque sparsim, lateribus den- 
sius et profundius, impresso -punctata. Segmentum primum ventrale me- 
dio per totam longitudinem late et profunde impressum. Femora omnia 
subtus ante apicem acute dentata, apice rufescentia. Tibiae compressae, 
intus medio subdentatae, pubescentes, piceae. Tarsi rufo-picei, 'plantis 
fulvo-aureo-tomentosis. Elytra thorace fere longiora, basi parum latiora, 
apice depressa, marginata, subacuminata, punctato-striata, ad suturam im- 
pressa, bisulcata, medio transversim apiceque atro-holosericea. 


166. BRENTHUS nigritus n. sp. 


B. niger, capite thoraceque longitudinaliter excavato punctatis, elytris 
apice rotundatis, punctato-striatis, ad suturam sulcatis, antennis 
pedibusque piceis. Long. lin. 7. 

B. pieicorni, cui alias simillimus, minor. Corpus nigrum, nitidum. 
Caput postice sulco transverso a collo divisum, sparsim punctatum, in- 
ter oculos canaliculatum, rostro elongato, apice subdilatato, laevi. An- 
tennae medio rostri insertae, eylindricae, nigro-piceae, articulo primo vix 
sequentibus duobus longiori, laevi, eylindrico, reliquis fere rotundatis, 
brevibus, pubescentibus, ultimo conico, subacuminato. Thorax conicus, 
sparsim punctatus, medio longitudinaliter impressus, sulcatus. Pectus ab- 
domenque omnino ut in praecedente. Femora incrassata, nigro-picea, 
apice rufo-picea, subtus ante apicem acute dentata. Tibiae breves, com- 
pressae, piceae. Tarsi picei, plantis tomento fulvo-aureo tectis. Elytra 
thorace sesquilongiora, basi parum latiora, apice depressa, rotundata, pun- 
ctato-striata, punctis maioribus impressis, ad suturam depressa et bisulcata. 


LITHINUS n. g. 


167. LITHINUS superciliosus n. sp. 
Tab. IV. fig. 9. 


L. tubereulatus, niger, cinereo -incrustatus, sparsim granulatus, rostri la- 
teribus oculorumque orbita villosis albis, tarsis nigris. Long. lin.8. 
Niger. Caput magnum, griseo-irroratum, ad marginem superiorem 

ie) I fe) > > ee) 


oculorum dense albo-villosum, fronte plana, obsolete canaliculata, spar- 


Insecten von Madagascar. 197 


sim impresso -punctata, rostro brevi, crasso, dorso plano, basi impresso, 
apice bidentato, lateribus albo-villosis. Antennae nigrae, articulis ferru- 
gineo -villosis, clava ferrugineo-tomentosa. Thorax elongatus, compressus, 
inaequalis, antice excayatus, bituberculatus, totus crusta calcarea sordide 
cinerea tectus. Scutellum elevatum, orbiculare, nigrum. Pectus abdo- 
menque punctata, atra. Pedes nigri, femoribus tibiisque albido-villosis, 
tarsis nigro -tomentosis. Plantae pilis brevissimis fulvo - aureis vestitae. 
Elytra rugis tuberculisque inaequalia, punctata, erusta cinerea tecta, tho- 
race duplo fere longiora, basi vix latiora, dorso elevata, ad apicem ob- 
lique truncata et in tuberculum magnum obtusum compressum lateraliter 
producta. 


CYPHUS Scnönn. 


168. CYPHUS squamifer. 
C. niger, einereo-squamosus, capite thoraceque lineis, elytris punetis 
nigris, nitidis, impressis. Long. lin. 4. 
Curculio squamifer Oliv. Ins. V. 83. p. 353. n.410. Pl.8. fig. 96. 
Caput et thorax postice, rostrum lateribus coeruleo-squamosa. Ca- 
put linea longitudinali media, thorax linea dorsali punctisque utrinque 
duobus impressis nigris. Elytra subtilissime punctato -striala, in striis ex- 
cavato-punctata. Femora basi apiceque obscuriora. 


169. CYPHUS gemmifer n.sp. 


C. niger, cinereo - squamosus, fronte sulco impresso, thorace punclis 
scabro, elytris punctato-striatis, in interstitiis tuberculatis, ma- 
cula laterali alba. Long. lin. 4. 

Statura praecedentis. Oculi tamen minus prominent. Corpus ni- 
grum, cinereo-squamosum. Caput subrugosum, inter oculos longitudina- 
liter sulcatum sulcoque a rostro antice separatum. Rostrum breve, crassum, 
dorso tricarinatum. Antennae vix thorace longiores. Thorax postice bi- 
sinuatus, antice truncatus, dorso punctis elevatis scabro, subtus densius 
einereo-squamosus. Scutellum parvum, fere triangulare, nigrum. Peetus 
abdomenque cum pedibus dense cinereo-squamosa. Elytra thorace plus 
duplo longiora, basi duplo fere latiora, humeris angulatis, prominulis, 


dorso punctato-striata, punctis excavatis magnis, in interstitiis tuberculata, 


198 Kırve: 


tuberculis laevissimis, nitidis, medio macula magna laterali subtriangulari, 
niveo-squamosa. 


LIXUS F. 


170. LIXUS coarctatus n. sp. 

L. niger, cinereo-pubescens, conicus, rostro longitudine thoraeis, striis 
longitudinalibus punctisque impressis, thorace lateribus compresso, 
lineolis transversis punctlisque scabro, elytris ad apicem latiori- 
ribus, subtiliter punctatis, punctato-striatis. Long. lin. 6. 

Statura Z. binodwlo Ill. (conico de Haen in litt.) proximus. Cor- 
pus nigrum, sparsim cinereo-pubescens. Caput obsolete punctulatum, in- 
ter oculos compressum, rostro crasso incuryo, punctis linearibus impressis 
lineisque elevatis scabro, medio obsolete carinato, antennis nigris, clava 
tomentosa, fusca. Thorax conicus, longitudine capitis cum rostro, medio 
compressus, lateribus impressus et coarctatus, dorso lineolis arcuatis con- 
fluentibus elevatis transversis punctisque impressis opacus. Pectus abdo- 
menque subtilissime punctulata. Pedes tenues, tibiis apice plantisque fulvo- 
tomentosis. Elytra basi vix thorace latiora, truncata, ad apicem sensim 
latiora, apice rotundata, subtiliter punctata, striata, punctis sat magnis, 
subremotis, ad apicem obsoletioribus, impressis. 


ALCIDES Darm. 


171. ALCIDES gibbus. 

A. niger, thorace tuberculato, elytris excavato-punctatis, striga pone 
medium transversa abbreviata squamosa, alba. Long. lin. 7. 

Cureulio gibbus Fabr. Entom. Syst. I. 2. p.431. n.157. Herbst. Ins. 
VI :P.307.:n.280., Tab. 84. fig.4. 

Rhynchaenus gibbus Fabr. Syst. Eleuth. U. p. 471. n. 163. 

Curculio convexus Olivier Encyclopedie methodique Insect. V. p. 507. 
n.:1:67. 

Rhynchaenus convexus Oliv. Ins. V. 83. p. 176. n.152. Pl.8. fig. 88. 

Rhynchaenus excavatus Olivier Insect. V. 88. pag. 199. n.184. Pl.8. 
fig. 94. 


Insecten von Madagascar. 199 


CRYPTORHYNCHUS Irnıc. 
172. CRYPTORHYNCHUS Mangiferae. 

C. niger, fusco- griseoque-squamosus, thorace punctis impressis cica- 
tricoso, medio carinato, elytris punctato-striatis, punctis exca- 
vatis, interstitiis elevatis. Long. lin. 4. 

Curculio Mangiferae Fabr. Entomol. Syst. I. 2. p. 432. n. 161. Hybn. 
Naturf. 24. p.46. n.12. Tab. 2. fig.13.. Oliv. Encyel. Ins.\V. 
p-510. an. 179. Herbst. Ins. VI. p.150. n.109. Tab. 70. fig.4. 

Rhynchaenus Mangiferae Fabr. Syst. Eleuth. U. p. 473. n. 173. Oliv. 
113,283, 9.200. 0.185: 214, 42,137, 


TRACHODES Scaürp. ScHönn. 


173. TRACHODES contracetus n. sp. 
Tab. IV. fig. 10. 
T. brevissimus, nigro -piceus, einereo-squamulosus, squamis erectis fulvo- 
griseis sparsis hispidus, elytris punctato-striatis, sparsim fasci- 
ceulatis, antennis tarsisque rufo-piceis. Long. lin. 3. 

Corpus brevissimum, dilatatum et fere transversum, nigro-piceum, 
cinereo-squamulosum. Rostrum thoracis longitudine, subnudum, dorso 
exaratum, apice rufo-piceo. Antennae rostro pone apicem insertae, rufo- 
piceae, articulo primo rostri dimidio longiore, caeteris aequalibus, brevi- 
bus, subpubescentibus, obconicis, clava holosericea. Thorax subglobosus, 
dorso dense griseo-squamosus, squamis ovatis, compressis, erectis, subtus 
excavato-punctatus, vage squamosus. Pectus abdomenque laevia, nitida, 
transversim punctato-striata, punctis remotis impressis, squamiferis. Pe- 
des breves, densius squamosi, plantis tomento fulvo-griseo tectis, tarso- 
sorum articulo ultimo unguiculisque rufis. Elytra connata, thorace ses- 
quilongiora, basi thorace latiora, medio dilatata, lateribus rotundata, ad 
apicem subito attenuata, declivia, apice obtusa, dorso punctato -striata, 
punetis magnis, impressis, subremotis, dense cinereo-squamulosa, in in- 
terstitiis fulvo-griseo-squamosa, fascia transversa media albida. 


200 Kıve: 


RHINA Late. 
174. RHINA nigra. 


R. elongata, nigra, thorace varioloso, postice bisinuato, elytris excavato- 
punctato-striatis, punctis confertis, transversis, striis interstitiis 
latioribus. Mas. Long. lin. 8 - 12. 

Curculio niger Drury ilustr. of nat. history Il. p.63. Pl.34. fig. 2. 

Simillima AR. barbirostri, differt tamen statura breviore, rostro ante 
’ » 
antennarum insertionem breviore, crassiore, thorace postice profundius 
bisinuato, elytrorum striis latioribus, punctis excavatis confertioribus, trans- 
„ eiy ’ ’ 
versis, interstitiis angustioribus, confertius punctatis. 


CALANDRA F. 


175. CALANDRA Geerini. 
C. nigra, thorace elytrisque ferrugineis, maculis fasciisque tomentosis 
nigris. Long. lin. 10-17. 
Calandra Guerini Ghevr. Guerin Jconogr. du regne anim. de Cuvier 
Livr. 32. Ins. Pl.39 bis. fig. 3. 

Antennae clava ferruginea. Pedes nigri, femoribus basi tibiisque 
ferrugineis. Thorax macula magna cruciata media et laterali rotundata, 
elytris fascia baseos ad humeros dilatata, fascia flexuosa media, macula 
rotundata infra medium, sutura apiceque nigris, velutinis, partim, praeser- 
tim in medio thoracis et ad basin elytrorum derasis, laevibus. 


176. CALANDRA Monacha. 
C. nigra, subtus albo-squamosa, thorace albo, dorso aterrimo, elytris 
aterrimis, linea arcuata longitudinali pone suturam fasciaque ab- 
breviata transversa media albis. Long. lin. 6. 
Calandra Monacha Oliv. Ins. V. 83. p.90. n.23. Pl.28. fig. 411. 
Rostrum thorace longius, lineare, basi in tuberculum punctatum 
scabrum elevatum, cui antennae insertae. Antennarum articulus primus 
longissimus, tertius reliquis longior. Oculi valde approximati. 


Insecten von Madagascar. 201 


177. CALANDRA variolosa n. sp. 
Tab. IV. fig. 11. 


C. nigro-picea, capite thoraceque depresso dilatato excavato - puncta- 
tis, elytris punctato - striatis, interstitiis planis, sparsim griseo - 
squamosis. Long. lin. 12. 

Statura fere Cossoni. Obscure nigro-picea. Caput excavato-pun- 
etatum. Rostrum thoracis longitudine, fere rectum, apice truncatum, spar- 
sim punctatum, dorso obsolete carinatum. Antennae pone basin rostri 
insertae, rostro breviores, articulo primo longissimo, elava elongata. Oculi 
distantes. Thorax planus, medio dilatatus, basi apiceque truncatus, late- 
ribus rotundatus, ubique excavato - punctatus, obsolete setulosus, dorso vix 
carinatus. Pectus abdomenque impresso-punctata, puncto singulo squa- 
mam linearem exiguam ferente. Pedes breves, punctati, sparsim pilosi, 
plantis dense fulvo-tomentosis. Elytra thorace sesquilongiora, vix basi 
latiora, ad apicem sensim attenuata, apice coniunctim rotundata, obtusa, 
dorso plana, concatenato - punctato - striata, punctis profunde impressis, 
interstitiis planis, foveolis impressis squamiferis griseis temere sparsis. 


ATHROTOMUS n. g. 


177. ATHROTOMUS depressus n. sp. 
Tab. IV. fig. 12. 


A. niger, nitidus, capite thoraceque punctatis, elytris punctato-sulcatis, 
interstitiis punctulatis, antennis piceis. Long. lin. 4-5. 
Corpus depressum, nitidum, nigrum. Caput cum rostro punctatum, 
punctis, ad rostri basin maioribus, impressis. Antennae rostro pone api- 
cem insertae, rufo-piceae. Thorax medio dilatatus, basi bisinuatus, ad 
apicem angustatus, antice medio emarginatus, dorso punctatus. Pectus ab- 
domenque sparsim punctata, pectore foveola impressa. Pedes punctati, 
plantis tomento fulvo-aureo tectis. Scutellum laeve. Elytra thorace plus 
duplo longiora, vix basi latiora, ad apicem attenuata, apice rotundata, 
dorso longitudinaliter sulcata, suleis punctatis, interstitiis punctulatis, vix 
elevatis. 
Phys. Abhandl. 1832. Ce 


[Se 
(>) 
D 


Kr.ve: 


COSSONUS CLAIRV. 


179. COSSONUS tenellus n. sp. 
>. elongatus, planus, fusco-niger, thoraecis elytrorumque ambitu, rostro 
pedibusque ferrugineis. Long. lin. 24. 

Parvus, elongatus, depressus, subtus impresso-punctatus, nigro- 
piceus, dorso fusco-niger, nitidus. Caput postice laeve, inter oculos pun- 
ctatum, oculis rotundatis, parum prominulis, nigris. Rostrum capite lon- 
gius, basi punctatum, medio incrassatum, apice eylindrico, laevissimo, rufo. 
Antennae ferrugineae, clava nigra. Thorax sparsim punctatus, lateribus 
rufo-ferrugineis. Coleoptra punctato-striata, punctis excavatis sat magnis, 
interstitiis parum elevatis, rufo -ferruginea, dorso nigra. Pedes ferruginei. 

Variat thorace elytrisque dorso unicoloribus rufo-testaceis. 


RHYNCOLUS CreEuTz. 


180. RHYNCOLUS teretirostris n. sp. 
R. capite thoraceque punctatis, elytris punctato-striatis, eylindrieus, fer- 
rugineus, rostro elongato, cylindrieco. Long. lin. 3. 

Corpus eylindrieum, ferrugineum. Caput cum rostro thoracis lon- 
gitudine, confertim punctatum, fovea rotundata inter oculos impressa. An- 
tennae ferrugineae, clava pubescente einerea. Thorax confertim punctatus. 
Pectus abdomenque sparsim punctata. Scutellum laeve. Elytra thorace 
capiteque simul sumtis vix longiora, basi vix duplo latiora, ante apicem 
parum attenuata, apice rotundata, punctato-striata, punctis sat magnis, 
interstitiis vix elevatis. Pedes punctati. 


HYLESINUS F. 


151. HYLESINUS Rispidus n. sp. 
H. subglobosus, punctatissimus, niger, elytris striatis, apice testaceis. 
Long. lin. 1. 
Corpus fere globosum, nigrum. Caput antice late et profunde im- 
pressum, subtiliter punctatum, fusco - pilosum, antennis testaceis, elava ma- 
gna ovata, fusca. Thorax fere quadratus, subtus lateribus compressus, 


Insecten von Madagascar. 203 


excavato - punctatus, dorso elevatus, confertim impresso-punctatus, pilis 
brevissimis nigris obtectus. Elytra thorace duplo fere longiora, basi pa- 
rum latiora, striata, striis laevibus, interstitiis planis, confertim punctatis, 
ra, nigro-hispidula, apice testacea, sparsim testaceo-squamosa. Pectus 


nlz 5 


abdomenque punctulata, subhispida. Pedes compressi, punctulati, einereo- 


pubescentes, larsis testaceis. 


APATE FE. 


152. APATE femorata n. sp. 

A. thorace elytrisque scabris, his apice retusis, obsolete dentatis, fer- 
ruginea, cinereo-pubescens, pedibus ferrugineis, femoribus tes- 
taceis. Long. lin. 3-—. \ 

Elongata, fusco-ferruginea, pube tenui cinerascente tecta. Caput 
obsolete punetulatum, labro ferrugineo, fulvo-eciliato, antennis testaceis. 
Thorax subquadratus, dorso elevatus, subgibbosus, antice punctis plurimis 
acute elevatis scaber. Pectus abdomenque vix punctulata, fusco-testacea, 
cinereo-pubescentia. Pedes ferruginei, femoribus rufo-testaceis. Scutel- 
lum parvum, rotundatum, obsolete scabrum. Elytra thorace duplo fere 
longiora, vix basi latiora, punctis scabra, apice oblique truncata, margi- 


nata, dentibus duobus aculis, sed minimis armata. 


CIS LATR. 


183. CIS quadricornis n. sp. 
C. ferruginea, fronte excavata, clypeo emarginato, thorace bicorni. Mas. 
Fem. Long. lin. 2. 

Ovyata, ubique confertim punctata, obscure ferruginea. Caput fronte 
late excavata, medio obsolete tuberculata, elypeo depresso, profunde emar- 
ginato, antennis ferrugineis, clava fusca. Thorax subquadratus, lateribus 
rotundatus, marginatus, dorso elevatus, antice depressus, cornubus duo- 
bus brevibus, subreetis, obtusis armatus. Pectus abdomenque obsolete 

’ ’ 1 
punctulata. Pedes ferruginei. Elytra thorace duplo longiora, vix basi la- 
tiora, apice coniunctim rotundata. 

Femina clypeo obsolete emarginato thoraceque vix antice bituber- 


culato differt. 
Cce2 


204 K'nve: 


TROGOSITA F. 


184. TROGOSITA spectabilis n. sp. 
Tab. V. fig. 1. 
T. eylindrica, nigra, capite thoraceque sparsim punctatis, elytris striato- 
punctatis, medio striatis, aeneis. Long. lin. 10-14. 

Magna, elongata, ceylindrica, subtus sparsim impresso-punctata, ni- 
gra aut nigro-aenea, pedibus unicoloribus, nigris. Caput sparsim puncta- 
tum, nigrum aut nigro-aeneum, utrinque ante oculos sulcatum, antice late 
emarginatum, labro emarginato, nigro-piceo, ferrugineo-ciliato. Mandi- 
bulae magnae, arcuatae, punctatae, apice bidentatae, nigrae. Oculi nigri. 
Antennae ferrugineae. Thorax quadratus, versus basin parum attenuatus, 
antice bisinuatus, angulis productis aculis, postice rotundatus, angulis re- 
ctis, lateribus subrectis, marginatus, sparsim punctatus, niger aut nigro- 
aeneus. Scutellum vage punctatum, nigrum. Elytra thorace triplo fere 
longiora, marginata, basi vix thorace latiora, infra basin subdilatata, dein 
angustiora, coniunctim apice rotundata, dorso transversim subrugosa, lon- 


gitudinaliter striato-punctata, medio alternatim striata, aut nigro-aenea aut 
laete viridi-aenea. 


PRIONUS F. 
185. PRIONUS (MAcroToMA Dej. Aud. Serv.) corticinus. 


P. fusco-castaneus, capite thoraceque quadrato, lateribus serrato, postice 
utrinque unispinoso, scabris, pedibus spinosis, elytris ad apicem 
unispinosis, rufo -testaceis, margine fusco. Long. lin. 15 - 29. 

Prionus corticinus Schönh. Synonymia Insect. IH. p.345. n.54. 

Prionus cinnamomeus Oliv. Ins. IV. 66. p.20. n.90. Pl.5. fig. 18. 


Pedes aequales, compressi, validi, spinosi, tarsorum articulo primo 
triangulari, secundo parum longiori. 


186. PRIONUS (MAcCROTOMA) ielunus n. sp. 
Tab. V. fig. 2. 


BR, fusco -sanguineus, capıte thoraceque postice utrinque unispInoso ScCa- 
bris, elytris apice unidentatis, pallidis, fusco-marginatis. Long. 
lin. 15. 


Insecten von Madagascar. 205 


Similis P. cortieino, at pedes obsolete scabri vixque spinosi. Fusco- 
sanguineus. Caput cicatricosum, linea longitudinali media impressa, man- 
dibulis apice nigris. Thorax eicatricosus, lateribus crenatus, postice utrin- 
que unispinosus. Scutellum impresso-punctatum. Pectus griseo - villosum. 
Elytra sparsim elevato-punctata, obsolete scabra, apice unispinosa, pal- 
lida, margine omni nigro. Pedes elongati, subcompressi, vix spinulosi, 
tarsis ferrugineis, articulo primo secundo duplo fere longiori, plantis to- 
mento fulvo -aureo tectis. 


187. PRIONUS (HoPLiDERES Aud. Serv.) spinipennis. 

P. fusco -ferrugineus, capite thoraceque brevi, lateribus dilatato et acute 
quinquespinoso, postice coarctato, scabris, elytris basi thorace 
latioribus, lateribus depressis, dilatatis, basi subtilissime serratis, 
ad humeros brevi-, ad angulum suturalem acute - unispinosis. 
Fem. Long. lin. 18. 

Hoplideres spinipennis Dupont. Audinet-Serville now. classification 
de la famille des Longicornes in Annales de la societe entomolo- 
gique de France 1. p.148. 


188. PRIONUS (Crosterus Aud.- Serv.) flabellicornis. 

P. castaneus, capite thoraceque obscurioribus, ubique impresso - puncta- 
tus, antennis (maris corpore longioribus) pectinatis, thorace sub- 
quadrato, lateribus tridentato, elytris obsolete elevato-lineatis, 
apice rotundatis. Mas. Fem. Long. lin. 9 - 14. 

Closterus flabellicornis Chevrolat. Aud.-Serv.l.c. p. 194. n.1. 

Femina maior, antennis corpore dimidio brevioribus, brevi-pecti- 
natis, articulo ultimo reliquis haud longiore differt. 


LAMIA FE. 


189. LAMIA cornutor. 

L. nigra, pedibus glauco-pruinosis, capite thoraceque rugoso, utrinque 
tuberculato albo-variegatis, elytris ad humeros elevatis, subtu- 
berculatis pectoreque maculis numerosis, abdomine subtus fasciis 
albis. Long. lin. 11 - 17. 


206 Kıve: 


Lamia cornutor Fabr. Syst. Eleuth. II. p.304. n. 127. 

Cerambix cornutor Oliv. Ins. IV.67. p.61. n.78. Pl.17. fig.132. Mas. 

Cerambix maculatus Oliv. Ins. IV. 67. p. 068. n.87. Pl. 22. fig, 174 a. b. 
Mas.':Fem.  Pl.7. fig. 49. Fem. 


190. LAMIA sexnotata n. sp. 
Tab. V. fig. 3. 
L. elongata, castanea, subtus albo-, dorso fulvo- alboque - variegata, 
thorace subeylindrico, lateribus subtuberculato, elytris maculis 
tribus niveis. Long. lin. 10. 

Statura fere Z. amputatoris F. Rufo-castanea, pectore abdomine- 
que cum pedibus sparsim albido-subglaucescente-pubescentibus et quasi 
tessellatis. Caput lateribus sparsim albido -, postice fulvo-pubescens, fronte 
niveo-villosa. Antennae corpore parum longiores, fulvo-subciliatae. Tho- 
rax fere cylindrieus, dorso inaequalis, laevis, lateribus obsolete tubercu- 
latus, albido- fulvoque-variegatus. Elytra elongata, basi obtusa, apice 
rotundata, vage impresso-punctata, albido- fulvoque-variegata et quasi 
tessellata, maculis tribus, prima subtransversa maiori baseos, altera sub- 
votundata, subsinuata, fere aequali, media, tertia minori, rotundata infra 
medium villosis niveis ornata. Plantae tomento fulvo-aureo tectae. 


191. LAMIA Ziturata n. sp. 
Tab. V. fig. 4. 

L. brevis, subdepressa, castanea, griseo- cinereoque-tomentosa, anten- 
narum articulis apice, thorace utrinque bitubereulato fascia lon- 
gitudinali dupliei, elytris punctis lineisque angulatis, interruptis, 
oblique transversis fuscis. Long. lin. 8. 

Statura brevis Zcanthocini. De tomento griseo- cine- 
reoque ubique tecta. Caput griseo-tomentosum, lineis oceipitalibus lon- 
gitudinalibus duabus paullo obscurioribus, antennis longitudine fere cor- 
poris fuseis, articulo primo dorso, reliquis basi cinereis. Thorax subqua- 
dratus, brevis, medio obsolete bielevatus, lateribus bituberculatus, cinereo- 
tomentosus, dorso vix canaliculatus, fascia undata longitudinali latiori paullo 
obscuriore media et pone hanc laterali utrinque angustiori fuscis ornatus. 
Pectus abdomenque griseo- cinereoque tomentosa, maculis sparsis partim 


Insecten von Madagascar. 207 


confluentibus dilute fuscis variegata. Pedes griseo- fuscoque - variegati, 
tibiis macula pone medium apiceque fuseis, tarsis cinereis, articulo tertio 
basi, reliquis apice unguiculisque nigris, plantis tomento griseo -subaureo 
tectis. Scutellum griseo-tomentosum. KElytra basi thorace latiora, extus 
subprominula et tuberculata, apice paullo angustiora, rotundata, griseo- 
tomentosa, cinereo-variegata et transversim undato-fasciata, faseiis insuper 
macularibus duabus abbreviatis saepiusque interruptis oblique transversis 
ornata. 
192. LAMIA sparsa n.sp. 
Tab. V. fig. 5. 


L. brevis, sparsim punctata, fusca, ceinereo-tomentosa, maculis nigrican- 
tibus variegata. Long. lin. 7. 

Statura fere et magnitudine 2. albisparsae Germ. Fusco-castanea, 
sparsim impresso -punctata, cinereo-tomentosa, dorso maculis numerosis 
nigricantibus ubique sparsis variegata. Antennae corpore fere breviores, 
nigrae. Corps subtus pedesque cinereo -pubescentia. Thorax ad apicem 
attenuatus, ad basin transversim obsolete impressus, prope basin utrinque 
vix tubereulatus. Elytra basi thorace latiora, humeris prominentibus ob- 
tusis, ad apicem sensim angustiora, apice rotundata. Plantae griseo -to- 
mentosae, subargentatae. 


SAPERDA F. 


193. SAPERDA (APoMmEcYNA De;).) odliquata n. sp. 
Tab. V. fig. 6. 
S. cylindrica, fusca, elytris apice truncatis, subacuminatis, striato -pun- 
ctatis, oblique transversim albo-guttatis. Long. lin. 5. 

Simillima 5. alboguttatae Germ. Corpus eylindrieum, fuscum, fulvo- 

griseo - pubescens. Caput sparsim punctatum, antennis, capite thoraceque 
vix duplo longioribus, unicoloribus. Thorax impresso-punctatus, linea 
longitudinali abbreviata media punctoque utrinque albis. Pectus sparsim 
impresso -punctatum, immaculatum. Abdomen sparsim punctatum, seg- 
mento singulo puncto utrinque albo. Pedes unicolores. Scutellum pube- 
scens. Elytra basi thorace latiora, externe rotundata, obtusa, apice obli- 
que truncata, subemarginata, subacuminata, profunde striato-punctata, fusca, 
fasciis tribus e punctis maioribus, prima basali abbreviata, secunda paullo 


208 Ki ve: 


supra, tertia infra medium, a margine externo ad suturam oblique descen- 
dentibus, interpositis punctis minoribus, albis. 


194. SAPERDA geminata n. sp. 
Tab. V. fig. 7. 

S. antennarum articulis intermediis longioribus, subincurvis, fusca, ru- 
fescenti - griseo-tomentosa, elytris oblique truncatis, acuminatis, 
geminato -punctato-striatis, infra medium albis, macula grisea. 
Lonz. lin. 4. 

Proprii forsan generis. Corpus fere cylindricum, fuscum, subtus 
griseo-, dorso rufescente - griseo-tomentosum. Caput sparsim punctatum, 
fronte longitudinaliter subimpressa, antennis corporis fere longitudine, ar- 
ticulo primo reliquis crassiore, secundo minimo, tertio quartoque longio- 
ribus, incurvis, reliquis sensim brevioribus, apice albis. Thorax cylindri- 
cus, sparsim punctatus, medio obsolete transversim tubereulatus, pilis ochra- 
ceis intermixtis variegatus, submaculatus. Scutellum griseum. Pectus spar- 
sim punctatum. Pedes obsolete variegati, femoribus punctatis, subincras- 
satis. Abdomen laeve. Elytra basi thorace latiora, humeris rotundatis, 
apice oblique truncata, acuminata, punctato-striata, striis, praesertim in- 
termediis, per paria approximatis, in interstitiis obsolete tuberculata, a 
basi ad medium usque rufescenti-grisea, dein albida, lateribus maculaque 
pone apicem a margine externo ad suturam ascendente griseis. 


195. SAPERDA »ulpina n. sp. 
Tab. V. fig. 8. 
S. elytris apice rotundatis, testacea, sparsim punctata, fulvo - griseo - sub- 
villosa. Long. lin. 5. 

Corpus ceylindricum, sparsim impresso -punctatum, rufo-testaceum. 
Caput vertice linea media longitudinali impressa rarius, fronte transversim 
depressa densius, clypeo transverso labroque porrecto sparsim fulvo-gri- 
seo-villosis. Mandibulae porrectae, apice nigrae. Antennae longitudine 
corporis, fulvo- ciliatae. Thorax cylindricus, paullo infra medium utrin- 
que in tuberculum parvum productus, fulvo-griseo-subvillosus. Pectus 
abdomenque, lateribus praesertim, griseo-villosa. Pedes subvillosi. Elytra 
basi vix thorace latiora, ad apicem vix angustiora, apice rotundata, fulvo- 


Insecten von Madagascar. 209 


griseo-, medio et ante apicem obsolete nigricanti-subvillosa. Scutellum 
semilunare, parvum, fulvo - griseo - villosum. 


TOXOTUS Mec. Der. 


196. TOXOTUS nodicollis n. sp. 
Tab. V. fig. 9. 
T. thorace postice angustato, ante basin dilatato, transversim elevato, 
tubereulato, ater, antennis, elytris pedumque tibiis tarsisque ru- 
bris, fulvo - holosericeis. Long. lin. 11. 

Corpus punctulatum, aterrimum, fusco -subvillosum. Caput porre- 
etum, labro, palpis antennisque rubris. Thorax basi apiceque coarctatus, 
ante basin transversim dilatatus et in tubereulum magnum utrinque ele- 
vatus, medio obsolete bituberculatus. Pectus abdomenque unicoloria atra. 
Pedes rubri, fulvo-holosericei, unguiculis ferrugineis, femoribus nigris, 
apice rubris. Scutellum atrum. Elytra basi thorace latiora, ad apicem 
attenuata, apice rotundata, sparsim punctata, rubra, fulvo-holosericea, 
hbasi tomentosa, atra. 


LEMA F. 


197. LEMA grandis n. sp. 


L. capite thoraceque angustato, medio coarctato, laevibus, elytris pun- 
ctulatis, profunde punctato-striatis, rufa, antennis pedumque ti- 
biis tarsisque nigris. Long. lin. 6. 

Reliquis maior et praesertim latior, affınis quodammodo Z. crassi- 
pedi Ol. Rufa. Caput postice coarctatum, laeve, ante oculos punctatum, 
fronte lineis duabus basi divergentibus, apice co@untibus punctoque medio 
impressis. Antennae thorace capiteque duplo longiores, nigrae, articulo 
primo rufo. Thorax medio coarctatus, compressus, laevis, punctis ad ba- 
sin medioque obsoletis sparsis. Pectus abdomenque laevia. Scutellum 
elongatum, laeve. Elytra thorace plus duplo latiora, apice rotundata, 
dorso punctato -striata, punctis, praesertim ad basin, profunde impressis, 
in interstitiis sparsim punctata. Pedes nigri, femoribus rufis. 


Phys. dbhandl. 1832. Dd 


240 Krıve: 


CASSIDA F. 
198. CASSIDA apicalis n. sp. 


C. coleoptris ad basin transversim oblique truncatis, disco subelevatis, 
viridi-flavescens, antennarum articulis ultimis duobus nigris. Long. 
lin. 3. 

C. viridi minor, praesertim brevior. Subtus pallida, oculis ungui- 
lisque fuseis, dorso viridi-flavescens. Antennae pallidae, articulis duobus 
ultimis nigris. Thorax transversus, alutaceus, obsolete punctatus. Scutel- 
lum triangulare, laeve. Coleoptra basi thorace latiora, humeris rotundatis, 
productis, oblique truncata, disco elevata, ubique impresso-punctata. 


199. CASSIDA (ImATıDıuMm) plicata n. sp. 

Tab. V. fig. 10. 
C. elytris ad suturam tritubereulatis, nigra, humeris thoracisque lateri- 

bus albo-hyalinis. Long. lin. 25. 
Corpus subtus pallidum, abdomine basi nigro, tarsis rufescentibus. 
Caput subtus testaceum, supra nigrum, oculis magnis, fuscis, antennis apice 
sensim incrassatis pallidis. Thorax brevis, transversus, antice profunde 
emarginatus, margine antico prope emarginaturam denticulato, medio ele- 
vatus, laevissimus, niger, lateribus depressus, dilatatus, rotundatus, cribra- 
tus, late albo-hyalinus. Scutellum triangulare, laeve, fusco-nigrum. Co- 
leoptra basi thorace vix latiora, infra basin parum dilatata, ad apicem ro- 
tundata, impresso-punctata, medio foveolata, elevata, ad suturam tritu- 
bereulata, tuberculis compressis, inter tubercula elevato -bilineata, subre- 

tieulata, nigra, humeris albo-hyalinis. 


200. CASSIDA (IMATIDIUM) gemmata n. sp. 
Tab. V. fg. 11. 
C. subquadrata, crocea, coleoptrorum disco tuberculato, viridi-punctato. 
Long. lin. 2. 

Parva, subquadrata, laete crocea. Subtus immaculata. Oculi nigri. 
Antennae basi concolores (mutilatae in specimine allato). Thorax antice 
profunde emarginatus, margine pone emarginaturam denticulato, medio 
elevatus, lateribus depressus, dilatatus, cribratus. Coleoptra nec basi tho- 


Insecten von Madagascar. 211 


race latiora, nec infra basin dilatata, apice rotundata, eribrata, lateribus 
depressa, medio elevata, tuberculata, tubereulis maioribus quatuor, duo- 
bus baseos longitudinalibus, intermedio maximo, et poneapicali paullo mi- 
nori transversis, omnibus compressis, lineis elevatis abbreviatis tubereulis- 
que rotundatis minoribus, partim laete aerugineis, interiectis. 


CRYPTOCEPHALUS F. 


201. CRYPTOCEPHALUS vridentatus n. sp. 


C. thoracis dorso postice medio elevato, tridentato, niger, nitidus, an- 
tennis, labro pedibusque flavis. Long. lin. 3. 

Specimen valde mutilatum, antennarum pedumque solummodo ru- 
dimentis. 

Magnitudine et statura C. sericei. Nitidissimus, niger, elytris viola- 
ceo- micantibus. Caput subtus testaceum. Labrum et antennarum, quae 
adsunt, rudimenta flava. Thorax gibbus, marginibus obsolete punctatis, 
postice medio elevatus, acute tridentatus. Corpus subtus rugosum, medio 
rufescens, sparsim pubescens, abdominis segmento ultimo foveola impressa. 
Pedes, femorum rudimentis exceptis, quae flava sunt, in specimine allato 
desunt. Scutellum productum, nigrum. Elytra punctato-striata, nigro- 
violacea. 


EUMOLPUS FE. 


202. EUMOLPUS rutilans n. sp. 


E. ovatus, impresso-punctatus, viridi-auratus, ore, antennis tarsisque 
nigris. Long. lin. 3. 

Affinis praesertiim E. metallico F. Subtus viridi aeneus, punctato- 
rugosus, pubescens, dorso confertim impresso - punctatus, laete viridi- au- 
rato-micans. Caput mandibulis, labro, palpis antennisque nigris. Thorax 
marginatus, transversus. Tibiae longitudinaliter carinatae. Palpi nigri. 
Scutellum laeve, aureum. Elytra marginata, medio vix angustiora, apice 
rotundata, humeris elevatis, obtusis. 


203. EUMOLPUS pulchellus n. sp. 
E. nigro-cyaneus, elytris, antennis pedumque tibiis tarsisque rufis. Long. 
iin.-2; 
Dd2 


212 Kıve: 


Nigro-eyaneus, nitidus. Caput vix punctatum, antennis palpisque rufo- 
testaceis. Thorax subquadratus, ad apicem parum angustatus, dorso ele- 
vatus, sparsim punctatus, nigro-cyaneus, viridi-cyaneo-micans. Scutellum 
cyaneum. Pectus abdomenque laevia. Pedes cyanei, tibiis tarsisque rufo- 
testaceis. Elytra basi thorace latiora, humeris apiceque rotundata, rufa, 
nitida, punctato -striata. 


GALLERUCA F. 


204. GALLERUCA unifasciata. 


G. testacea, antennis apice pedumque tibiis tarsisque fuseis, elytris eya- 
neis, flavo-fasciatis. Long. lin. 3. 
Galeruca untfasciata O1. Ins. VI. 93. p.622. n. 12. Pl.2. fig. 26. Fem. 
Pallide testacea. Antennae apice fuscescentes. Thorax transversim 
impressus. Elytra cyanea, in nonnullis viridi-cyanea, in femina fascia me- 
dia utrinque abbreviata flava, in mare macnla insuper magna ante apicem 
flava, tuberculo pone suturam inflato, acuto. 


205. GALLERUCA comitata n. sp. 

(3. testacea, antennis medio latioribus compressis pedumque tibiis tarsis- 

que nigris, elytris violaceis, sparsim punctatis. Long. lin. 44. 
Rufo-testacea. Caput vix punclatum, linea frontali transversa im- 
pressa, antennis medio dilatatis, compressis, mandibulis apice palporum- 
que articulo ultimo nigris. "Thorax transversus, marginatus, antice late 
emarginatus, utrinque productus, sparsim punctatus. Scutellum, pectus 
abdomenque laevia. Pedes testacei, tibiis tarsisque nigris. Elytra laete 
violacea, marginata, basi thorace parum latiora, humeris rotundatis, ad 

apicem sensim dilatata, apice rotundata, dorso eleyata, sparsim punctata. 


206. GALLERUCA 11-punctata n. sp. 
G. testacea, Ihorace punctis tribus, elytris quatuor scutelloque nigris. 
Mas. Long. lin. 3. 

Corpus oyatum, testaceum, Caput linea inter oculos transversa im- 
pressa, puncto medio in oceipite, oculis labroque nigris. Antennae capite 
thoraceque duplo longiores, apice obscuriores. Thorax subquadratus, ob- 
solete sparsim punctatus, medio transversim impressus et subdilatatus, an- 


Insecten von Madagascar. 213 
5 


tice posticeque coarctatus, lateribus rotundatus, angulis antieis productis, 

yuncto medio duobusque lateralibus ad marginem anticum nigris. Scu- 

\ 8 be) 

tellum laeve, nigrum. Pectus laeve, fuscum. Abdomen impresso - puncta- 

tum, fuscum, segmentis duobus ultimis testaceis, penultimo apice utrinque 

’ ’ to) u pP 

late emarginato, medio in mucronem producto, ultimo maximo, trilobo 
5 ’ ’ ’ ’ 

lobis subaequalibus, intermedio depresso quadrato, apice truncato, latera- 

libus acutis. Pedes testacei, tarsis obscurioribus. Elytra basi thorace pa- 

rum latiora, ad apicem parum dilatata, apice rotundata, sparsim punctata, 


punclis quatuor, duobus paullo supra, duobus infra medium, nigris. 


207. GALLERUCA praecox n. sp. 


G. pallida, antennarum articulis apice abdominisque basi fuseis. Long. 
lin. 25. 

Corpus parvum, elongatum, pallide testaceum. Caput inter oculos 
profunde impressum, oculis labroque nigris. Antennae capite thoraceque 
plus duplo longiores, artieulis apice fuscescentibus. "Thorax subquadratus, 
medio subdilatatus, antice posticeque parum coaretatus, angulis antieis 
productis, acutis, posticis rectis, lateribus rotundatus, dorso transversim 
impressus, obsolete punctatus. Scutellum laeve. Pectus obsolete impresso- 
punctatum. Abdomen obsolete punctatum, fuscum, segmento ultimo tes- 
taceo. Pedes unicolores, testacei. Elytra ad apicem vix dilatata, obso- 


lete punctata. Alae nigricantes. 


HALTICA Irrıs. ScHönn. 


208. HALTICA (suleicollis) olivacea n. sp. 


H. sparsim punctata, fusco-olivacea, pedibus obscure testaceis. Long. 
lin. 4. ; 

Oyata, supra fusco-olivacea, subtus cum pedibus olivaceo- testacea. 
Caput olivaceum, fronte medio impressa, antennis nigris, articulis tribus 
prioribus olivaceo-testaceis. Thorax brevis, transversus, postice parum 
coarctatus, lateribus rotundatus, marginatus, margine depresso, subreflexo, 
angulatus, angulis rectis, dorso elevatus, ad basin transversim impressus, 
sparsim impresso-punctatus. Scutellum puncto ad apicem impresso. Pe- 
cetus abdomenque laevia. Elytra basi tubereulata, apice subacuminata, 
marginata, sparsim punctata. 


214 K'iiL ve: 


209. HALTICA (Saltatrix) coccinellina n. sp. 
H. rufo -testacea, coleoptris nigris, fascia media transversa, utrinque ab- 
breviata, rufa. Long. lin. 2. 

H.testaceae affınis. Ovali-hemisphaerica, rufo-testacea. Caput laeve, 
oculis mandibulisque apice nigris. Antennae rufo-testaceae, articulis qua- 
tuor ultimis nigris. Thorax transversus, brevis, antice late et profunde 
emarginatus, obsolete sparsim punctulatus. Scutellum laeve. Pectus ab- 
domenque cum pedibus rufo-testacea. Coleoptra obsolete sparsim pun- 
ctata, nigra, fascia repanda transversa media, marginem externum haud 
attingente, rufa. 


EUMORPHUS F. 


210. EUMORPHUS atratus n. sp. 
Tab. V. fig. 12. 
E. thorace quadrato, antice profunde sinuato, elytris ad suturam eleva- 
tis, immarginatus, elongatus, ater. Long. lin. 5. 

Elongatus, totus laevissimus, ater. Antennae capite thoraceque lon- 
giores. Thorax fere quadratus, planus, antice vix attenuatus, profunde 
bisinuatus, postice obsolete bisinuatus, lateribus rectis, angulis porrectis 
acutis. Elytra basi vix thorace latiora, plus duplo longiora, submarginata, 
dorso elevata, acuminata. Pedes elongati, tibiis subincurvis. 


COCCINELLA L. 


211. COCCINELLA Midas n. sp. 
C. thorace lunato, corpore hemisphaerico, punctata, nigro-aenea. Long. 
Im..2. 

Statura fere et magnitudine C. bipunctatae L. Hemisphaerica, ni- 
gro-aenea, nitida, ubique confertim, at subtiliter punctata. Thorax antice 
profunde emarginatus, postice rotundatus, utrinque pubescens, angulis an- 
tieis rotundatis, productis. Coleoptra thorace multo latiora, marginata, 
humeris rotundatis, productis. Pedes nigro-picei. 


212. COCCINELLA J/laveola n. sp. 
C. thorace transverso, corpore hemisphaerico, pallida, subtus punctu- 
lata, dorso helvolo-subpubescens. Long. lin. 2. 


Insecten von Madagascar. 215 


C. vigintipunetatae F. magnitudine et statura. Pallida, immaculata, 
subtus confertim obsolete punctata, dorso vix punctulata. Caput et tho- 
rax laevia. Oculi albi. Coleoptra rotundata, humeris prominulis, apice 
lateribusque subpubescentia. 


213. GOCCINELLA mesomela n. sp. 
C. pubescens, nigra, capite, pedibus thoracisque lateribus albis, elytris 
macula rotundata, infra medium lutea. Long. lin. 1. 
Magnitudine fere et statura C. bis-bipustulatae. Pubescens, nigra, 
ubique confertim, at subtiliter punetata. Caput nigrum, antice album, 


oculis nigris. Thorax transversus, antice late emarginatus, lateribus albis. 
Elytra rotundata, humeris subelevatis, macula magna rotundata infra me- 
dium lutea. Epipleurae confertim et distinetius punctatae. Pectus abdo- 


menque confertius punctata. Pedes rufo-testacei, femoribus nigris. 


214. COCCINELLA Meleagris n. sp. 
C. pubescens, rufa, elytris nigris, maculis novem luteis. Long. lin. 3. 
Affinis C. caninae F. Pubescens, rufa. Caput oculis nigris. Tho- 
rax transversus, antice emarginatus, angulis lateribusque rotundatis. Scu- 
tellum rufum. Pectus abdomenque punctata. Pedes rufi. Elytra aluta- 


cea, sparsim obsolete punctata, pubescentia, nigra, luteo-novemmaculata. 


215. COCCINELLA Pavonia. 


C. ovata, pubescens, rufa, coleoptris nigris, maculis sedecim ocellari- 
bus rufis. Long. lin. 3. 
Coccinella Pavonia Oliv. Ins. VI. 98. p. 1059. n. 112. Pl. VH. fig. 117. 
Cinereo-pubescens. Thorax supra niger, marginibus vittaque dor- 
sali rufis. Pectus utrinque fuscum. Elytra nigra, in singulo maculis ocel- 


laribus octo rufis, pupilla nigra. Epipleurae rufae. 


Nachschrift. 


Öbschon ich die vorliegende im März v.J. in der Akademie vorge- 
tragene Abhandlung vor ihrem Abdruck im August d.J. noch einmal durch- 


216 Kiüuve: 


gesehen, und die bis dahin nöthig gewordenen Veränderungen und Zusätze 
eingetragen hatte, waren doch seit jener Zeit und während des Druckes bis 
heute noch Bücher erschienen, welche, wären sie mir eher zu Gesicht ge- 
kommen, auf jene Arbeit Einflufs gehabt und sie hin und wieder im Einzel- 
nen anders gestaltet haben würden. So wenig dieses im Verhältnifs auch ist, 
so habe ich doch nicht unterlassen wollen, es nachträglich noch anzuführen 
und im Folgenden zusammenzufassen. 

Als neu erschienene, in der erwähnten Beziehung bemerkenswerthe 
Bücher nenne ich: die zweite Lieferung des Catalogue des Coleopieres de la 
collection de M. le Comte Dejean. Paris, das zweite Heft des zweiten Bandes 
der Annales de la Societe entomologique de France. Paris; die vierte Liefe- 
rung von Silbermann’s Revue entomologique. Strasburg u. Paris; die 32" 
Lieferung von Gu£rin’s Zconographie du regne animal de Mr. le Baron Cu- 
vier. Paris und Schönherr’s Genera et species Curculionidum Tom.1, P.1. 
Paris. Aufserdem ist von mir unbeachtet geblieben: eine Abhandlung de 
Laporte’s im 23“ Bande der Annales des sciences naturelles. Paris und 
bei Aufzählung der Arten übersehen worden: das erste Heft der Revue en- 
lomologique von Silbermann. 

Das was zunächst in generischer Beziehung wichtig ist, beschränkt 
sich hauptsächlich auf die in Dejean’s Katalog gegebenen Andeutungen; 
Nur sind hier die Gattungen, wenn auch für den Zweck der Schrift genü- 
gend, doch für eine wissenschaftliche Begründung nicht ausreichend und na- 
mentlich ohne Angabe von Characteren aufgeführt. Was darunter zu ver- 
stehen, ist nur nach den als dahin gehörend genannten Arten zu errathen, 
und wo sie noch nıcht beschrieben sind, oder die Stelle, welche die Gat- 
tung einnehmen soll, nicht ganz passend scheint, bleibt auch die Gattung 
unsicher und im Zweifel. Wie es in der ersten Lieferung des Katalogs be- 
sonders die Gattung Buprestis gewesen, die zum Theil nach Eschscholtz’s 
Vorgange vielfach getheilt worden ist und auch zur Abzweigung einiger Arten 
von Madagascar Anlafs gegeben hat, so sind, wie vorauszusehen war, in die- 
ser zweiten Lieferung vorzüglich aus den Lamellicornen und namentlich der 
Gattung Melolontha, mehrere neue Gattungen hervorgegangen, die zum Theil 
auch in Beziehung zu einigen der im Vorhergehenden beschriebenen Arten 
treten. Zuerst finden wir von Geotrupes Fabr. zwei Gattungen getrennt, die 
eine mit dem Namen Coptorhinus, die andere mit dem: Heteronychus belegt. 


Insecten von Madagascar 217 


Die Bildung der Mandibeln und Maxillen, Bewaffnung der Schienen, Ge- 
stalt und Verhältnifs der Klauen lassen unter den Geotrupen eine Menge 
von Unterabtheilungen zu, die, obschon sie beim Ordnen der hiesigen Samm- 
lung von mir benutzt wurden, doch zu Gattungstrennungen mir nicht er- 
heblich und sicher genug schienen. Es gehört aber zu Dejean’s Gattung 
Coptorhinus der G. truncatus der gegenwärtigen Aufzählung und zur Gat- 
tung Heteronychus wären die Arten G. rustieus und plebejus zu bringen. Un- 
ter den von Melolontha getrennten Gattungen sind es Zeucopholis und Schi- 
zonycha, zu welchen einige der im Vorhergehenden beschriebenen Arten zu 
rechnen sein würden; M. mucronata nehmlich würde der ersten Gattung, 
M. melanietera der andern angehören. M. conspurcata würde, ungeachtet 
der gröfsten Übereinstimmung mit der melanictera, von ihr getrennt werden 
müssen und verwaist stehen, weil die Klauen vor der Spitze gezahnt, nicht 
zweispaltig sind. Zur Gattung Mieroplus Dejean gehören wahrscheinlich 
einige der unter Hoplia beschriebenen Arten. Endlich ist noch der Gattun- 
gen Callitheres und Hyporkagus zu erwähnen. Erstere ist wahrscheinlich 
aus dem Tillus azureus der gegenwärtigen Aufzählung hervorgegangen, letz- 
tere fast ohne Zweifel eins mit der im Vorhergehenden aufgestellten Gattung 
Monomma, insofern das unstreitig hieher gehörende T’ritoma marginatum 
Fabr. als Beispiel aufgeführt wird. Es fehlt jedoch zur völligen Überein- 
stimmung, dafs Dejean diese Gattung schon unter den Pentameren aufge- 
führt und nicht den Heteromeren, wohin sie meiner Untersuchung nach 
gehört, angereiht hat. 

Von Schönherr’s Genera et species Curculionidum ist bisher nur 
der erste Band hier eingetroffen, dieser jedoch so früh, dafs ich ihn bei Be- 
arbeitung der, zu den dort abgehandelten Gattungen gehörenden Cureulio- 
niden, namentlich Zruchus, noch habe benutzen können. Ich habe indefs, 
was mir besonders wichtig gewesen wäre, über die von mir aufgezählten Arten 
der Gattung Anthribus, deren keine von Schönherr beschrieben oder er- 
wähnt worden, die erwartete Auskunft nicht gefunden, kann daher selbst 
nach Einsicht von Schönherr’s Arbeit im Wesentlichen nur wiederho- 
len, was über Anthribus und die beschriebenen Arten bereits in der Ein- 
leitung von mir gesagt worden ist. 4. cervinus ist unläugbar ein ächter 
Anthribus, dem A. griseus F. Ol., der wahrscheinlich eins ist mit 4. longi- 
cornis Schönh., mehr noch als dem 4. alternans Wied. verwandt, und in- 


Phys. dbhandl. 1832. Ee 


218 Kıve: 


sofern er ganz eben so auch auf Isle de France vorkömmt, vermuthlich kein 
andrer als der in Dejean’s Katalog fragweis aufgeführte 4. longicornis. 
Die von mir 4. leucostictus genannte Art zeigt in den sehr langen Fühlern 
der Männchen und deren schmaler, spitz auslaufender Keule, so wie in dem 
Verhältnifs der Fühlerglieder, manche Übereinstimmung mit den eigentlichen 
Anthriben, entfernt sich aber von ihnen durch den im Verhältnifs längern 
Rüssel, die von den Augen mehr entfernte Einlenkung der Fühler in einer 
kurzen Furche und keineswegs so tiefen Grube und durch die vorn nicht 
ausgerandeten Augen. Es findet sich in Schönherr’s neuester Auseinan- 
dersetzung keine Gattung oder Untergattung, welcher diese Art angereiht 
werden könnte. Sie steht vielmehr, so viel sich hat ermitteln lassen, bis 
jetzt allein und würde, wollte man ihr Gattungsrechte, was ich zu thun 
noch immer Bedenken trage, einräumen, einen Platz noch vor Anthribus, 
etwa in der Nähe von 4corynus, Lithocerus und einigen zur Zeit noch un- 
getrennten Gruppen einnehmen müssen. Die fünf noch übrigen Arten ge- 
hören endlich sämmtlich zu einer ebenfalls noch nicht als Gattung benann- 
ten Gruppe, nähern sich in mancher Hinsicht der Art, welcher ich eben 
gedacht habe, zeigen indefs ein anderes Verhältnifs der Fühlerglieder, be- 
sonders der der Wurzel und derjenigen, welche die nicht mehr lange, schmale 
und zugespiszte Keule bilden. Auch entfernt sie die Gestalt der Augen und 
der Fühlergrube von der eigentlichen Gattung Antkribus und sie stehen zu- 
nächst der Gattung Phloeophius Schönh. 

Was endlich den Aufsatz de Laporte’s im 23“ Theile der Annales 
des sciences naturelles betrifft, so ist der dort abgehandelte Gegenstand die 
Gattung Diaperis, und es ist in dieser Beziehung zu berichtigen, was ich 
über die genannte Gattung in der Einleitung gesagt habe. Die von mir be- 
schriebenen Arten gehören zu de Laporte’s Platydema, und zwar die bei- 
den ersten zu derjenigen Abtheilung dieser Gattung, deren Kopf mit Hök- 
kern oder Hörnern versehen ist. 

Bleibt nun noch übrig, anzugeben, welche Arten meiner Aufzählung 
in den so eben erwähnten Werken beschrieben oder so bezeichnet sind, dafs 
sie mit Sicherheit zu ermitteln wären, so kann hier zu meinem Bedauern 
von den verschiedenen Arten, welche Graf Dejean’s Katalog enthält, un- 
geachtet der mancherlei Wahrscheinlichkeiten und Vermuthungen, welche 
die Umstände gestatten, dennoch die Rede nicht sein, weil den Namen der 


Insecten von Madagascar. 219 


neuen Arten keine Diagnosen oder sonstige Bezeichnungen beigegeben wor- 
den sind. Die S. 2. des Katalogs genannte und im 2“ Bande der ‚Species 
S.416 unter n. 130 beschriebene Cicindela equestris habe ich deshalb unter 
die in der Einleitung aufgezählten Arten von Madagascar nicht mit aufge- 
nommen, weil nach einer Bemerkung in den ‚Species das Vaterland nicht 
mit Bestimmtheit angegeben und nur gesagt ist: je crois, quelle vient de 
Madagascar. Sonst möchte noch mit sehr grofser Wahrscheinlichkeit an- 
genommen werden können, dafs unter dem Hyporhagus madagascariensis 
S. 129 des Katalogs das von mir in der Aufzählung unter n. 135 beschriebene 
Monomma irroratum verstanden ist. Alles übrige ist nicht zu ermitteln, und 
es bleibt namentlich ungewifs, ob unter dem Osorius madagascariensis La- 
treille’s ©. incisierurus (n. 43 der Aufz.) gemeint worden; welcher von den 
von mir beschriebenen Bupresten Dicerca Goudotü (5.77 des Katalogs) sei; 
ob Polybothris 4- foveolata, madagascariensis und stigmatipennis (5.78 des 
Katalogs) vielleicht eins mit den Nummern 57, 58 und 59 der Aufzählung 
oder den von mir als Bupr. cassidea, chaleochrysea und aeneo-maculata be- 
schriebenen Arten; wohin Onthopagus Goudotü (5.142.), ebenso Aphodius 
madagascariensts (5.143 d.Katal.) zu zählen, und ob letzterer etwa nur 4. 
nigrita F.; wohin ferner Coptorkinus Medon und Procris (5.152.), und ob 
darunter G. truncatus (n.97 der Aufzählung) befindlich; was Heteronychus 
madagascariensis (ebend.), und ob dahin G. rusticus (n. 99.) oder plebeius 
(n.100 der Aufzählung) zu rechnen; ob Zeucopholis Dejeanü (S.160.) die 
unter n. 101 der Aufzählung beschriebene Melol. mucronata; welche von 
der beschriebenen Arten von Hoplia als Microplus madagascariensis (S. 166) 
zu betrachten und ob und welche unter den S.171 und 172 genannten Ar- 
ten von Cetonia auf die von mir unter n. 114 und 115 beschriebenen €. cal- 
carata und loricata zu beziehen, ob endlich der Passalus madagascariensis 
(S. 175) von dem von mir beschriebenen P. exaratus (n. 117) verschieden 
oder nicht. — Weniger Schwierigkeiten unterliegt die Deutung der in 
den andern Schriften aufgeführten Arten. Zuerst mufs in dieser Hinsicht 
von mir bemerkt werden, dafs der von mir unter n. 19. beschriebene Chhlae- 
nius attenualus schon in der ersten Lieferung des ersten Bandes von Silber- 
mann’s Revue entomologique S.32 als Chlaenius madagascaricus bekannt ge- 
macht ist, wie ich dies auch schon in der später geschriebenen Einleitung 


bemerkt, in der Aufzählung aber umzuändern versäumt habe. — Eine der 
Ee2 


220 KrLve: 


von mir beschriebenen Arten von T’hyreopterus, nemlich Th. frontalis (n.7 
der Aufzählung), ist im zweiten Hefte des zweiten Bandes der Annales de 
la Societe entomologique de France 5.202 von Hrn. Gory als Eurydera spi- 
nosa beschrieben, unter dem Namen E. flavicornis aber ist daselbst S. 203 
eine nicht selten vorkommende Abänderung des 7’%. armatus (n.9) aufge- 
führt. — Die Melolontha mucronata (n. 101 der Aufz.) ist in Silbermann’s 
Revue entomologique ersten Bandes vierter Lieferung als Melol. spinipennis 
von Gory beschrieben und zugleich abgebildet, würde daher, wollen wir 
Dejean’s neuen Gattungsnamen gelten lassen, Zeucopholis spinipennis hei- 
fsen. (Daselbst finden wir auch das Bild einer schönen neuen Art: Melo- 
lontha lactea Gory.) Endlich wäre auch noch der Artnahme der unter 
n. 132 von mir beschriebenen Diaperis frontieornis, insofern diese Art eins 
ist mit der von de Laporte im 23“ Bande der Annales des sciences natu- 
relles 5.354 beschriebenen Platydema palliditarsis dahin umzuändern und weil 
eine Diaperis variegata daselbst (S.391) schon aufgestellt ist, auch dieser von 
mir angewendete Name aufzugeben, an dessen Stelle der meines Wissens 
noch nicht gebrauchte: D. signata treten könnte. 

Ich bemerke schlüfslich, dafs, wenn die Aufzählung der Arten drei 
mehr ergiebt, als die Einleitung besagt, nehmlich 215 statt 212, dieser Un- 
terschied daher rührt, dafs zwei Arten Drenthus bei einer genaueren Unter- 
suchung sich als verschieden dargestellt haben, eine Allecwla aber noch vor 
Kurzem aufgefunden und bei näherer Prüfung ebenfalls als neu erkannt wor- 
den ist. 

Berlin den 13'* November 1833. 


D" Klug. 


Insecten von Madagascar. 


Erklärung der Tafeln. 


Tab. 1. 


Fig. 1. Deckschild der Cicispera trılunanis. 


2. 


_— CicimDELA abbreviata. 


— 3. GitvEıDA Jastuosa. 


4. 


10. 


13. 
14. 


Demernsas dissimilis. 
ScARITES cephalotes. 
costatus. 

Panacazus festivus. 
Evrertus genieulatus. 

a) Maxille mit ihrem Taster. 

b) Mentum und ligwa mit den Labialpalpen. 
ÄBACETUS corvinus. 

c) Maxille und Maxillarpalp. 

d) Mentum nebst ägula und den L.abialpalpen. 
Drımostoma ebeninum. 

e) Maxille nebst ihrem Taster. 

/) Mentum nebst Zgula und Palpen. 
DrımostomA anthracinum. 
STAPHYLINUS compressicollis. 


Daneben im Umrifs das Halsschild von der Seite. 


Staruvuinus Zimbatus. 
Ösorıus incisicrurus. 


Tab. 11. 
Fig.1. Burrestis sumptuosa. 
— 2. ____ı Carcharias. 
— 3. ——2 Zygoena. 
— 4 _—_____ Goudotuü. 
— 5. calceata. 
— 0, ji em, 1, Zivellz. 


121 


222 Krıve: 


Fig.7. Burrestıs Platessa. 


— 8. FERaRee  [amina. 
— 9. _____ Rhombus. 
— 10, 227 #Mlesus. 
— 4a eier Solen: 
— 12, Eee mbans: j 
Tab, Ill. 
Fig.1. ELATER insignis. 
— nodifer. 
— 3. _ cuspidatus. 
— 4. Dictvortera angulata. 
— 5 lorquata. 
— 6. Tiırıus azureus. 
— 7. MexoLontna melanictera. 
— 8 conspurcata. 
— 09. Horuıa retusa. 
— 10 gemmata. 
— 11. CrTonıa calcarata. 
— 12. loricala. 
Tab. IV. 


Fig.1. Doricmoperus acuminatus. 
a) Maxille mit ihrem Taster. 
b) Mentum mit der ligwa und den Labialpalpen. 
— 2. Nycterorus ebeninus. 
c) Maxille und Maxillarpalp. 
d) Mentum, ligula und Lippentaster. 
— 3. AÄTHRODACTYLA elongata. 
e) Maxille und deren Taster. 
f) Mentum und ligula nebst den Labialpalpen. 
HererornyLus chrysomelinus. 
Diarerıs signata. 


| 
sas 


MonommaA irroratum. 


g) Der Kopf von oben mit den Fühlern. 


Insecten von Madagascar. 


h) Maxille nebst ihrem Taster. 

i) Mentum nebst Zigula und Lippentastern. 
AnTHRIBUS frenatus. 

sligma. 

Litummus superciiosus. 

k) Im Umrifs von der Seite. 
— 10. TracHonus contractus. 

!) Der Rüssel von der Seite. 

— 11. CaruanDrA variolosa. 


) 
ee 


— 12. Arurortomus depressus. 


Tab. V. 


Fig.1. Trocosıra spectabilis. 


Prıiosvs zeiunus. 
_ Lamıa sexnotata. 
____ Zturata. 


1 
2 
3 
ar 
— 5. 
6 
7 
8 
9 


sparsa. 

Sırerva obliquata. 
geminala. 
vulpina. 

Toxorus nodieollis. 

— 10. Cassıpa plicata. 

— 11. __- gemmala. 

— 12. Eumorrnus atratus. 


[56 


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Beiträge 
zur physiologischen Kenntnils der Corallenthiere ım 
allgemeinen, und besonders des rothen Meeres, nebst 
einem Versuche zur physiologischen Systematik 
derselben. 


Von 
m: 'EHRENBERG. 


nmnnmnAaninavvn 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 3. März 1831, 
mit Zusätzen gedruckt am 1. December 1833.] 


N die von mir und Dr. Hemprich auf Veranlassung der Akademie der 
Wissenschaften gesammelten Corallenthiere des rothen Meeres genauer zu 
bestimmen und um über die Natur und Eigenthümlichkeit der seit alter Zeit 
berühmten und, als für die Schiffahrt höchst gefahrvoll, berüchtigten Co- 
rallenbänke des rothen Meeres Mittheilungen machen zu können, ist es nö- 
ihig gewesen, eine Durchsicht der ganzen Klasse der Corallenthiere vorzu- 
nehmen. Meine Beobachtungen der lebenden Corallenthiere haben mich oft 
in Widerspruch mit den systematischen Bestimmungen gebracht, welche bis 
jetzt die herrschenden waren. Ein Versuch, diese Widersprüche aufzulö- 
sen und in einer mit dem Bekannten vergleichbaren Übersicht die Resultate 
unserer Bemühung anzugeben, ist die gegenwärtige Bestrebung, welche ich 
als einen Vorläufer des weiteren Details bezeichne, das für die Symbolas phy- 
sicas bestimmt ist und die ich als eine Fortsetzung meines wissenschaftlichen 
Reiseberichtes der Akademie hiermit übergebe. 

Da ich bei der Untersuchung der Corallenriffe des rothen Meeres mit 
meinem Freunde Dr. Hemprich von dem Gesichtspunkte ausgegangen bin, 
dafs zunächst eine systematische genauere Formenbestimmung der einzelnen 
daselbst vorkommenden Corallenthiere statt finden müsse, ehe von ihrer 
Einwirkung auf Erdbildung und Menschenverkehr gründlich gesprochen 
werden könne, so darf ich nicht unterlassen, zuvor Einiges über die Schwie- 


Phys. Abhandl. 1832. Ff 


226 Enuresgerg: Beiträge zur Kenntnifs 


rigkeiten dieser Untersuchungen zu bemerken und einiges Geschichtliche zur 
Übersicht zu bringen. 


Über die Schwierigkeiten bei Untersuchung der Corallenthiere 
und ihre Lösung. 


Die grofse Schwierigkeit des Untersuchens der Corallenthiere, welche 
bisher verhindert hat, dafs ihre Kenntnifs sich rasch entwickelte und ver- 
vollständigte, liegt, neben ihrer oft fast mikroskopischen Kleinheit, in dem 
höchst zarten zerfliefsend schleimigen Körper, welcher mit einer äufserst 
grofsen Contractilität begabt ist und sich meist an ein hartes steinernes oder 
hornartiges Skelet bis zur Unsichtbarkeit so dicht anschliefst, dafs nicht sel- 
ten die eigene Contractionskraft den Körper stellenweis zerreifst und die 
Steinmasse nackt herausragen läfst. Sehr viele Corallenthiere haben, ob- 
wohl sie in baum- und strauchartigen Familien - Bauen nicht selten einen bis 
mehrere Schuh hoch, ja zuweilen klafterhoch gefunden werden, doch als 
Individuen nur die Gröfse zwischen einer halben und ganzen Linie, und nur 
die Anatomie dieser kleinen den grofsen Bau bedingenden Thierkörper kann 
die Aufschlüsse geben, welche die Wissenschaft wünscht. Es giebt zwar 
gröfsere Formen derselben Gruppe, und sogar einige, die als Individuen 
einen Fufs im Durchmesser führen, wie mehrere Arten der Gattung Fungia 
und Zetinia, allein die Vortheile, welche die Gröfse dieser Formen bietet, 
werden durch zerfliefsende Weichheit der Substanz einerseits und durch über- 
wiegende Kalkabsonderung, welche fast jedes einzelne höchst zarte Organ 
mit einem festen Steinmantel umhüllt und unzugänglich macht, besonders 
aber die Übersicht der Organisation sehr behindert, andrerseits aufgehoben. 
Nicht minder ist die Unbequemlichkeit hoch anzuschlagen, unter welcher 
sie, ihres Aufenthaltsortes im reinsten Meerwasser wegen, betrachtet wer- 
den müssen, verbunden mit dem Umstande ihres schnellen Absterbens bei 
Berührung der atmosphärischen Luft und im stagnirenden, sich nur wenig 
in Temperatur und Mischung verändernden Wasser. 

Letztere Umstände sind deshalb besonders den Untersuchungen sehr 
ungünstig, weil selten die Corallen dicht am Meeresufer leben, sondern immer 
mit Barken aus stundenweiter Entfernung herbeigebracht werden müssen, 
und so langes Stagniren des sie bedeckenden Wassers reicht sehr oft schon 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 297 


hin, zu bewirken, dafs man aller Mühe und Sorgfalt ungeachtet nur todte 
oder doch so affıeirte Thiere ans Land bringt, dafs sie sich nie wieder ent- 
falten. Im günstigsten Falle aber, wo man entfaltete Thiere in Glasgefäfsen 
vor sich auf dem Tische hat, reicht die Stunde Zeit ihres Lebens im stagni- 
renden Wasser nicht hin, sie vielseitig und gründlich zu beobachten, zumal 
da jede kleine Erschütterung oder Berührung die so höchst irritabeln Thier- 
chen zur schnellen Contraction aller äufseren Theile veranlafst und fast ganz 
verschwinden macht. 

Monate lange Mühe und gröfste Geduld mit gröfstmöglicher Annähe- 
rung des Wohnortes des Beobachters an einen corallenreichen Punkt, um 
ohne Zeitverlust möglichst leicht frische Thiere zu erlangen, fand ich als 
Bedingung zur Erlangung der Resultate, welche ich hier vorzulegen beab- 


8 
sichtige. Meine Wohnung 
Schritte vom Meeresufer, und binnen 5 Minuten konnte ich mit der Barke 
auf der nächsten Corallenbank sein. Ich hob mit möglichst geringer Er- 
schütterung zur Ebbezeit kleine Corallenstämmchen, die nicht festsafsen, 
vom Sande auf und setzte sie unterm Wasser selbst, ohne sie an die Luft zu 


bringen, in Glasgefäfse oder Wassereimer u. dgl. und so führte ich sie rasch 


war ein Zelt in Tor in Arabien, nur wenige 


ans Land, um die noch entwickelten äufseren Organe der Thiere sogleich 
zu zeichnen; dann erst zerbrach oder zerschnitt ich sie, um Ansicht der in- 
nern Bildung zu erlangen. Auch fand ich sehr zweckmäfsig und ausführbar, 
Magazine im Meere selbst in der Nähe des Landes anzulegen. So trug ich 
mir aus entfernteren Corallenbänken die verschiedenen Formen auf immer 
nähere und erlangte manche entwickelte Form zur Ansicht, welche auf andere 
Weise wohl nie betrachtet werden kann. Noch detaillirter in diese Schwie- 
rigkeiten der Untersuchung einzugehen, halte ich für nutzlos, da viele der- 
selben lokal und individuell sind, und Jeder Untersucher, der Resultate her- 
beizuführen im Stande ist, auch seine speciellen Schwierigkeiten zu besiegen 
suchen mufs und wissen wird. Nur dürfte es wohl gut sein, die oben ge- 
nannten auszusprechen und zu beachten, weil die ersten und generellen 
Schwierigkeiten gröfsern Zeitverlust verursachen und oft gewifs ganz abge- 
schreckt haben, die Untersuchungen auch nur zu beginnen. 


228 Enrengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


Geschichtliche kurze Übersicht der Bestrebungen zur Kenntnils 
der Corallenthiere. 


In den ältesten Zeiten nannte man die Hauptmasse der Corallen Stein- 
pflanzen, und aufser einigen Fabeln scheint man die Idee gehabt zu ha- 
ben, als wären sie Kalksinter und entständer, wie man noch zu Paracelsus 
Zeit sich dachte, wie der Dianenbaum. Später, zu Anfange des vorigen 
Jahrhunderts, 1706, behauptete bekanntlich der Graf Marsigli zur Bewun- 
derung seiner Zeitgenossen, durch Beobachtung fest ermittelt zu haben, dafs 
die edle rothe Coralle eine wirkliche Pflanze sei, welche einen Milchsaft in 
der Rinde führe, Blüthen und Früchte trage. Um diese Beobachtungen be- 
kannt zu machen, gab er 1725 das prachtvolle Kupferwerk heraus, welches 
den Titel führt: Zistorre physique de la mer. Kurz vor dem Erscheinen die- 
ses Prachtwerkes überzeugte sich aber 1723 der französische Arzt Peysso- 
nell, dafs jene Blüthen der Steincorallen durch Actinienartige Thiere ge- 
bildet werden. Dies letztere haben spätere eifrig wieder aufgenommene For- 
schungen sehr langsam, aber gründlich bestätigt und weiter ausgebildet. 
Jene Milch der Corallenrinde wurde nun zur organischen Flüssigkeit der 
Thiere. Jussieu unterschied jedoch im Jahre 1742 drei Arten Corallen 
bauender Thiere, nämlich hyderähnliche oder solche, welche den Arm- 
polypen des Süfswassers gleichen; ferner Actinien- oder See- Anemonen 
ähnliche, und endlich Annulaten oder Ringwürmern ähnliche. Zwar traten 
Baster 1758 und Klein 1760 als Zweifler auf, allein die Untersuchungen 
von Donati und Ellis bestätigten Peyssonell’s Resultate und vermehrten 
die Kenntnifs jener Thierformen. Erst aber, nachdem Pallas es den italie- 
nischen Gelehrten der Küstenstädte in seinem Zlenchus Zoophytorum 1766 
(p- 163) zum harten Vorwurf gemacht hatte, dafs sie die bequeme Gelegenheit, 
in ihrem Lande der Wissenschaft einen so wichtigen Aufschlufs zu geben, 
vernachlässigten, erschienen Spalanzani’s und besonders Cavolini’s (p. 5) 
genauere Entwicklungsbeobachtungen einer Mehrzahl der Corallenpolypen; 
jedoch lernte man hieran erst die Schwierigkeiten der Beobachtung kennen. 
Esper, Savigny, Lamarck, Lamouroux, Schweigger, Lesueur, 
Lesson, Rapp, Quoy und Gaimard, Grant und neuerlichst Blain- 
ville haben sich besonders viele Mühe gegeben, theils die älteren Beobach- 
tungen zu wiederholen und neue hinzuzufügen, theils auch das vorhandene 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 229 


Material systematisch zu ordnen und übersichtlich zu machen. Was eine 
fleifsige nicht übereilte Kritik ohne eigne mehrseitige Beobachtung der le- 
benden Organismen nach Pallas hervorbringen konnte, hat Schweigger 
gethan, und die letzten Zusammenstellungen der ganzen Reihe dieser Natur- 
körper durch Blainville, im Dictionnaire des sciences naturelles 1830, zeu- 
gen ebenfalls von grofsem Fleifse und oft glücklicher Combination. Dem 
letztern Gelehrten standen aber in Paris die Manuscripte der ausgezeichnet 
thätigen Reisenden Quoy und Gaimard zu Gebote, welche dieselben be- 
sonders von ihrer zweiten Weltumseglung mit dem Capitain d’Urville ge- 
bracht. Erfreulich sind auch Hrn. Link’s Untersuchungen der Spongien. 
Da die Combinationen und philosophischen verschiedenartigen Be- 
nutzungen der Naturbeobachtungen zu systematischer Übersicht nur immer 
in dem Grade glücklicher zu sein pflegen, in welchem die verhältnifsmäfsige 
Zahl der Beobachtungen gröfser war, und da es wenigstens noch nie einen 
glücklichen Systematiker für die Naturkörper gegeben hat, der nicht detail- 
lirtester Beobachter der Natur selbst war, so darf ich allerdings wohl hoffen, 
dafs man in den Abweichungen, welche ich mir von den durch Hrn. Blain- 
ville neuerlich bekannt gemachten sehr fleifsigen und verdienstvollen Un- 
tersuchungen rücksichtlich der Systematik erlaubt, nur das natürliche Re- 
sultat einer noch detaillirteren Beobachtung, zu welcher die Akademie mich 
in den Stand setzte, erkennen werde. Meine der folgenden Übersicht zum 
Grunde liegenden sehr zahlreichen Untersuchungen wurden übrigens im Jahr 
1823, also vor den durch die Herren Quoy und Gaimard sowohl als Hrn. 
von Blainville erlangten, im rothen Meere in der Absicht angestellt, in 
welcher ich sie jetzt mittheile, um nämlich die Erscheinung der Corallen- 
bänke, so weit es uns möglich war, aufzuklären, zunächst aber, um die da- 
selbst beobachteten Formen mit richtigen Namen zu belegen, in die bekann- 
teren Gruppen einzureihen und wissenschaftlich übersichtlich zu machen. 


Begriffsbestimmung der Corallenthiere. 


Die specielleren Details meiner Untersuchungen der einzelnen Coral- 
lenkörper und ihrer Organisation werden der Gegenstand anderer Mitthei- 
lungen sein. In gegenwärtigem Vortrage beschränke ich mich neben einer 
generellen Erläuterung der Structur und Bildung des Corallenstockes und 
neben dem Vorlegen meiner nach dem Leben gemalten, für die Symbolas 


230 Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


physicas bestimmten Zeichnungen der Thiere, nur auf die schriftliche Mitthei- 
lung der allgemeinen Übersicht der Formen der Corallenthiere, wie sie sich 
als das Resultat meiner Beobachtungen der lebenden Thiere und ihrer Or- 
ganisation ergeben hat. 

Auf den Corallenriffen leben zwar sehr verschiedene Kalk absondernde 
Thiere, welche man zum Theil noch zu Jussieu’s Zeit mit Unrecht in die 
Gruppe der Corallen erzeugenden Thiere stellte, so wie man früher vor 
O.F. Müller alle mikroseopischen Thiere als Infusorien fälschlich zusam- 
menhielt. Austern, Riesenmuscheln, Seeigel, Serpuln und andere sehr ver- 
schiedene Thierformen bilden zum Theil ansehnliche Kalkmassen, allein 
diese Formen sind von meinem Vortrage ausgeschlossen, weil sie bei der 
grofsartigen Erscheinung des Corallenbaues etwas untergeordnetes sind. Da- 
gegen macht es die naturwissenschaftliche Übersicht nothwendig, von Thier- 
formen, die nie Kalk absondern, mithin zum Bau der Corallenriffe als Kalk- 
massen gar nichts beitragen, vielmehr ganz schleimig sind und im Tode 
spurlos zerfliefsen, oder eine hornartige Axe zurücklassen, gleichzeitig aus- 
führlich zu sprechen, weil sie im ganzen Bau ihres Körpers mit den Stein- 
erzeugenden genau übereinstimmen. 

Die Naturforscher haben schon längst unter dem Namen der Poly- 
pen eine solche Gruppe abgesondert, allein man hat dieselbe immer noch 
nicht hinlänglich von sehr fremdartigen Körpern rein erhalten, ja man hat 
ihr sogar Seepflanzen beigemischt. Nicht blofs die Schwierigkeit der Un- 
tersuchung und Prüfung der fraglichen Körper hat gröfstentheils diese Mifs- 
verhältnisse herbeigeführt, sondern häufig sind diese Irrthümer durch eine 
falsche philosophische Speculation, nämlich der Vereinfachung der Organi- 
sation am Schlusse jeder Gruppe, hervorgerufen und auch von den ausge- 
zeichneteren Forschern erhalten worden. Es würde ermüdend und nutzlos 
sein, wenn ich all die verschiedenen ephemeren systematischen Versuche 
und das Material derselben kritisch durchgehen wollte, obwohl mancher mit 
Wahrheits- und Wissenschaftsliebe gegebene Versuch als vorbereitend an- 
zuerkennen ist. Ich begnüge mich mit Vergleichung der 4 neuesten sicht- 
lich durchdachten ausführlicheren Systeme dieser Gruppe, nämlich des von 
Schweigger 1820, des von Rapp 1829, des von Georg von Cuvier 
1830 und des von Blainville ebenfalls in diesem Jahre 1830 bekannt ge- 
machten, da man in ihnen das Urtheil der jetzigen Generation über die Ar- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 231 


beiten der früheren Menschenperioden und die Summe der bestehenden 
Kenntnisse als niedergelegt ansehen mufs. Die letztere Arbeit werde ich am 
speciellsten betrachten, weil sie von allen die ist, welche durch Benutzung 
der neusten Beobachtungen und Handzeichnungen von Qoy und Gaimard 
das meiste neue Detail enthält. Ich lasse Herrn Lamarck’s Bemühungen 
nicht deshalb unberücksichtigt, weil ich sie nicht eben so achtete als die ge- 
nannten, sondern weil sie in diesen neuern schon kritisch benutzt sind und 
doch allerdings wegen Mangels eigner Beobachtung der lebenden Natur we- 
niger auf physiologischen Principien beruhen, welche die allein fördern- 
den sind. 

Bei Schweigger sind die Thiere, welche ich mit dem Namen der 
Corallenthiere hier bezeichne, unter die 2 Abtheilungen Zoophyta Mono- 
hyla brachiata und Zoophyta Heterohyla vertheilt. Den Monohylis von 
Schweigger liegt der von mir schon in meinem Vortrage über Infusorien 
nachgewiesene speculative Irrthum zum Grunde, als gäbe es Thiere, die 
nur aus einer einfachen Substanz beständen, und somit ist denn auch die 
Abtheilung der Heterohyla im Gegensatze nicht statthaft, weil der Character 
kein bezeichnender ist. Seine Monohyla brachiata bestehen aus 2 Abthei- 
lungen, die ich in 3 Gruppen geschieden habe und welche sich meinen An- 
sichten nach sehr weit von einander entfernen, so dafs eine derselben etwa 
die Mitte der Klasse bildet, während die beiden andern die entgegengesetz- 
ten Extreme geben, als Zoanthinen, Xeninen und Hydrinen, wenn die letz- 
tere überhaupt bei der Klasse bleiben kann, was sogar zweifelhaft ist. Die 
Actinien aber, welche schon nach Peyssonell’s, Jussieu’s und aller Be- 
obachter richtiger Ansicht den eigentlichen Typus der Haupt -Corallenthiere 
bilden, stellt Schweigger weit entfernt zu den Echinodermen in eine ganz 
andere Thierklasse. 

Die Heterohyla, zu denen die übrigen Corallenthiere gehören, theilt 
Schweigger in Polypenstöcke ohne Polypen und in solche mit Polypen. 
Die Spongien, Haleyonien und Nulliporen bilden jene erste Gruppe, alle 
eigentliche Corallen diese letztere. Diese Abtheilung ist meinen Be- 
obachtungen zufolge ganz unstatthaft, weil die Spongien ganz offenbar 
eine Pflanzenstructur, und keine Spur einer Thierstructur, weder mir, noch 
irgend einem andern genauen Beobachter gezeigt haben. Ebenso verhält es 
sich mit den Thethyen. Schweigger hielt diese Formen, durch einen 


232 Enurengene: Beiträge zur Kenntnifs 


schädlichen Einflufs der philosophischen Speculation verleitet, mit den Nul- 
liporen für Vorbildungen (Prototypen) der Corallenthiere; eine Idee, welche 
den von mir bei den Infusorien bereits erörterten Thatsachen zufolge gewifs 
allgemein zu verlassen ist. Selbst, wenn aber von einigen die Thierheit der 
Spongien noch vertheidigt werden sollte, so könnten sie doch keineswegs 
zu den Corallenthieren gezogen werden, deren bestimmter und sehr zusam- 
mengesetzter thierischer Organismus bei ihnen nicht nachgewiesen werden 
kann und völlig mangelt. 

Die Corallen mit Polypen theilt Schweigger in 3 grofse Gruppen: 
a) solche, deren Axe vom Fleische des Thieres gebildet wird, während die 
Schaale hart ist; 6) in solche, wo das Fleisch des Thieres mit der harten 
Corallenstocksubstanz abwechselt und die Thiere entweder schief von der 
Axe des Corallenstockes nach der Peripherie gerichtet sind, also eine seit- 
liche Mündung haben, oder in gleicher Horizontalebene neben einander ge- 
lagert sind, und also Endmündungen besitzen; c) endlich in solche, wo das 
Fleisch des Thieres, von einer schwammigen Masse umhüllt, eine festere 
Axe einschliefst. — Diese Eintheilungen sind deshalb nicht brauchbar, weil 
eine grofse Anzahl dahin gezogener Thiere eine von den andern sehr abwei- 
chende Organisation haben. Die Antipatheen, viele Sertularinen und Hal- 
cyonellen, von denen die Haleyonien und Spongien ganz abzuhalten sind, 
besitzen einen von den übrigen Formen sehr verschiedenen innern Bau, wes- 
halb ich sie als Bryozoa in einer eigenen gröfseren Section zusammengefafst 
habe. Bei der Begründung gröfserer Abtheilungen ist ganz offenbar die 
eigene Structur des Thieres vor dem Verhältnifs zu seiner Hülle und Axe, 
welche Nebensachen sind, vorzüglich zu berücksichtigen. So kennen wir Ce- 
phalopoden mit und ohne Knochen, Räderthiere mit und ohne Schaale, und 
nahverwandte Mollusken lassen uns die allerverschiedensten Verhältnisse ih- 
rer weichen und harten Theile erkennen. Solche Verhältnisse sind nur zu 
den specielleren Gattungs- und Artencharacteren brauchbar. Ich gehe nicht 
weiter in eine Kritik von Schweigger’s specielleren Abtheilungen ein, da 
sie mich zu weit ablenken würde und aus der am Schlusse dieser Mittheilung 
vorzulegenden Übersicht entnehmen läfst; auch werde ich sogleich mehreres 
noch berühren, was auf jenes seine Anwendung gleichzeitig findet. 

Herr Rapp, Professor in Tübingen, hat in einer kleinen sehr schätz- 
baren beobachtungsreichen Schrift eine neue Eintheilung der Polypen auf 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 233 


die Entwicklungsbeobachtungen besonders von Cavolini gegründet, und 
meint, dafs sie 2 grofe natürliche Gruppen bilden, deren eine die Eier als 
Sprossen aufserhalb trägt, die andere innerhalb. Er nennt sie daher Zxoa- 
rier und Endoarier. Dieser physiologische Versuch würde der Beachtung 
sehr werth sein, wenn er sich auf eine gröfsere Reihe von Erfahrungen grün- 
dete. Sehr viele, ja die meisten Mittelglieder sind ganz übergangen, weil es 
an Nachrichten über diese Verhältnisse bei ihnen fehlt. Offenbar sind die so- 
genannten Exoarier nicht so gebaut, dafs sie den Endoariern entgegengesetzt 
werden könnten, da beider Verdauungssystem sehr übereinssimmt, und dann 
ist das Factum unrichtig, dafs sie ihre Eier aufserhalb trügen. Die soge- 
nannten Eierkapseln sind sehr deutlich wirkliche fruchttragende besondere 
Thiere, die man im Gegensatz derer, an denen sie hängen und die an sich 
unfruchtbar, d.h. eierlos sind, als Weibchen bezeichnen kann. All diese 
Kapseln bei Coryne, Sertwlaria u. s. w. enthalten vorn eine Öffnung und nicht 
selten in der Mitte ein nicht ganz vollständig ausgebildetes, sich aber doch 
wohl selbst nährendes Thier, um das herum die Eier liegen. Zuweilen hat 
das weibliche Thier Fühler, wie die geschlechtslosen, oft aber keine. Ei- 
genthümlich ist die Bildung wohl, und sie giebt vielleicht später allerdings 
den Grund zu einer eigenen Thierklasse, die man Dimorphen (Dimorpha) 
nennen könnte. Die Exoarier sind aber keine Exoarier. 

Übrigens sind nicht alle Sertularinen Dimorphen, und die Flustren 
sind deutliche Haleyonellenformen, nicht Ascidien, während auch meh- 
rere Sertularinen diesen Bau haben, nämlich einen wirklichen Darm mit 
besonderem After und innerem Eierstock in jedem Individuum. Über die 
Muskeln u. s. w. der Halcyonellen werde ich an einem andern Orte ausführ- 
licher sein (!). Die ganze Abtheilung der Endoarier ist allerdings weniger 
naturwidrig; sie umfalst alle Thiere, welche ich #nthozoa nenne, jedoch 
sind dazu noch die Milleporen, also ein ansehnlicher Theil seiner sogenann- 
ten Exoarier zu ziehen. Über die specielleren Abtheilungen hat sich der 
Verfasser nicht übersichtlich erklärt, nur geht aus dem Angegebenen her- 
vor, dafs er die Thierbildung sorgfältig zu Rathe gezogen, wiewohl er das 
Wesentlichere der Bildungen damals noch nicht hinlänglich erkannt hatte. 


(') Ich habe in den Symbolis physicis 1831, Evertebrata I, Polypi, einiges der Halcyo- 
nellenstructur berührt. 


Phys. Abhandl. 1832. Gg 


234 EHrENBERG: beiträge zur Kenntnifs 


Der physiologische Gesichtspunkt der Arbeit und die Mittheilungen über die 
Actinien samt den schönen Abbildungen sind eine angenehme wissenschaft- 
liche Erscheinung. 

Georg v. Cuvier hat in der so eben (1830) erschienenen neuesten 
Ausgabe des Regne animal sämtliche Corallenthiere, sowohl die Anthozoa 
als #ryozoa, in seiner vierten und letzten grofsen Abtheilung.des Thierreichs, 
die er Zoophyten oder Strahlthiere überschreibt, "eingeschlossen. Er 
hält zufolge einer Note alle von ihm in diese Abtheilung gezogenen Thier- 
formen, welche den strahligen Bau undeutlich oder gar nicht zeigen, wenig- 
stens für einfacher und niedriger an innerer Ausbildung, als die Formen der 
3 oberen Abtheilungen. Diese Zoophyten theilt er noch wie früher in 5 
Klassen: Echinodermen, Entozoen, ‚Acalephen, Polypen und Infusorien. 
Die Klasse der Polypen des Herm von Cuvier entspricht aber nicht ganz 
der Gruppe, über welche ich hier meine Beobachtungen mittheilen will, in- 
dem er die Vorticellen damit vereinigt hat, welche offenbar polygastrische 
Infusorien sind, und indem er die Thethyen und Spongien daran anschliefst, 
welche offenbar Seepflanzen, aber durchaus keine Polypen sind. Ihre 
pflanzliche Structur ist neuerdings durch die Mittheilungen des Herrn Geh. 
Raths Link weiter festgestellt worden. ‘Der Grund dieser Differenzen in 
Herrn von Cuvier’s System beruht sichtlich darin, dafs dieser hochver- 
diente Forscher, so rein beobachtungsgemäfs auch seine Darstellungen in 
den obern Thierklassen sind, sich doch in den sogenannten untern Thier- 
klassen nicht ganz frei von der rein speculativen Idee erhält, dafs die Orga- 
nisation sich in der Reihe der Thierformen bis zum Nullpunkt vereinfache, 
und es mithin auch in einer und derselben natürlichen Gruppe zusammenge- 
setztere und einfachere Formen gebe. Wie vorsichtig und zweifelhaft er 
aber diesen, freilich, wie ich glaube, durch die Infusorienstructur widerleg- 
ten Grundsatz behandelt, erkennt man andrerseits’überall in der Ausführung 
des Systems. Seine voranstehende Characteristik der Polypenklasse stellt 
eine bestimmte Organisation als Maafsstab hin, erwähnt aber nichts von der 
naturgemäfsen grölsern Einfachheit einiger der von ihm darin aufgezählten 
Formen; deshalb sind zwar seine Charactere der Klasse mit meinen Erfah- 
rungen übereinstimmend, und es ist mir möglich gewesen, dieselben schär- 
fer zu entwickeln und die Zahl der negativen sowohl als der positiven Cha- 
ractere ansehnlich zu vermehren, allein im Ganzen kann ich freilich seine 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 235 


Gruppe nicht für die meinige anerkennen, da der von ihm in der Ausfül- 
lung befolgte Grundsatz ein abweichender ist. Die Möglichkeit der Vermeh- 
rung der Organisations - Charactere dürfte wohl für die Resultate meiner Be- 
mühung sprechen, da die Beobachtung sie wirklich vermehrt und wahr- 
scheinlich noch vermehren und vervollständigen wird. Herr von Cuvier 
theilt nun seine Polypenklasse in 3 Ordnungen, als Fleischpolypen, 
Gallertpolypen und Corallenstock -Polypen, welche Charactere 
jetzt nach Beobachtung einer specielleren Organisation als zu allgemein er- 
scheinen. 

Die Fleischpolypen entsprechen meiner Familie der Actinien ganz, 
den Gallertpolypen entspricht zum Theil meine Familie der Hydrinen, 
allein die Gattung Cristatella stelle ich zu den Haleyonellen und die Gattung 
Vorticella gehört, wie schon erwähnt, zu den Polygastricis, während die 
Gattung Pedicellaria zweifelhaft bleibt. Seine dritte Ordnung der Polypen, 
die Axen- oder Corallenstock-Polypen, ist gegen die übrigen sehr 
ungleich, verhältnifsmäfsig viel zu grofs. Sie umfafst‘mit Ausschlufs der 
Actininen und Hydrinen alle Formen meiner Anthozoa und Bryozoa, und 
überdies noch die Thethyen und Spongien, welche ich für Pflanzen erkläre, 
indem sie deren Structur, aber keine Thierstructur zeigen. Diese ganze 
Formenmasse der Corallenstock-Polypen theilt der Verfasser, fast so 
wie Schweigger, in Röhrenpolypen, Corallenpolypen und Rin- 
denpolypen, je nachdem sie einen Kern umhüllen oder von einer Schaale 
umhüllt werden. Die Rindenpolypen zerfallen inHorncorallen (meine 
Gorgoninen), Steincorallen (meine /sideen), Schwimmcorallen (meine 
Pennatulinen) und Corallen mit fleischiger Axe (meine Xeninen und 
Haleyoninen). Gegen diese Aufzählungsweise der Corallenstock-Poly- 
pen, welche die gröfste Masse der Klasse bilden, habe ich mich schon bei 
Schweigger erklärt; sie vereinigt zu verschiedenartig organisirte Thiere. 
In der ersten Abtheilung der Familie der Röhrenpolypen sind die acht- 
strahligen Tubiporen, deren Thier den Xenien mit unvollständigem Darme 
gleicht, zu den Halcyonellen, Campanularien und Sertularien gesellt, welche 
zum Theil, wahrscheinlich sämtlich, einen unvollständigen Darm besitzen, 
und in der zweiten, der Familie der Cellenpolypen, sind die übrigen 
Bryozoen mit einigen Pflanzen (Galawaura, Liagora, Acetabulum) zusammen- 
gestellt. Die dritte Abtheilung, die Familie der Rindenpolypen (Polypes 

Gg2 


236 Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


corticaux), enthält als Horncorallen auch die Antipathes- Arten, ferner un- 
ter den Lithophyten die Isideen, vereinigt mit den ganz abweichenden Ocel- 
linen,: Daedalinen, Madreporinen und Milleporinen, deren Thiere sehr ver- 
schieden sind, und überdies die Gattungen Zschara, Retepora und Adeona, 
deren Formen höchst wahrscheinlich alle zu den Bryozois gehören, während 
jene ersteren sämtlich /rthozoa sind. Unter den schwimmenden Poly- 
pen (Polypes nageurs) werden die Pennatulinen mit den fossilen Oyuliten, 
Orbuliten und Dactyloporen vcreinigt, die jedoch viel wahrscheinlicher zu 
den Celleporen und Halcyonellen der Bryozoen gehören. Die vierte Tri- 
bus der dritten Familie enthält die 8-strahligen, deutlich thierischen Hal- 
cyonien und als Anschlufs die thierlosen Thethyen und Spongien. Dies 
möge zur Orientirung und Vergleichung meiner Neuerungen dienen. 

Herr v. Blainville endlich, welcher ganz neuerlich am ausführlich- 
sten über diese Thiergruppe gewesen ist, indem er sie in einem hier so eben 
erschienenen besonderen ganzen Bande des Dictionnaire des sciences naturel- 
les 1830 abhandelt, theilt die Zoophyten oder Strahlthiere Guvier’s 
in drei Gruppen: 4) in falsche, thierische Zoophyten, 2) in wahre 
Zoophyten, 3) in falsche pflanzliche oder neutrale Zoophyten. Die 
Gruppe der wahren Zoophyten enthält aber die von mir zu bezeichnenden 
Corallenthiere oder Polypen nicht allein, sondern mit den Echinoder- 
men, Acalephen und Spongien vereint, denn er theilt die wahren Zoophy- 
ten in strahlige (Actinozoaires) und unförmliche (4morphozoaires), wel- 
ches letztere die Seeschwämme allein bezeichnet. Die strahligen wahren 
Zoophyten (Zetinozoaires) theilt Herr Blainville in 5 Klassen: 1) in Cir- 
rhodermaires (d.i. Echinodermen), 2) in drachnodermaires (d.i. Acalephen), 
3) in Zoanthaires (d.i. Actinienähnliche), 4) in Polypiaires (d.i. Hydern- 
ähnliche, 5) in Zoophytaires (d.i. Xenienähnliche). Die 3 letzten Klassen 
dieser Fintheilung sind es, welche ich allein unter der einzigen Klasse der 
Polypen vereinigen möchte, indem meinen Beobachtungen zufolge alle 
dahin gehörige Formen, von denen ich eine grofse Zahl im Leben unter- 
suchen konnte, eine grofse Übereinstimmung in der Organisation erkennen 
nen lassen, deren Verschiedenheit in den einzelnen Gruppen bei weitem ge- 
ringer ist, als ihre Gesamtverschiedenheit von den Acalephen, Echinoder- 
men:und:allen übrigen 'Thieren, oder gar von den Spongien.. Freilich sind 
die Polypen auch in dem von mir aufgenommenen Sinne nicht ganz über- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 237 


einstimmend in ihrem Bau, und leicht könnte man bewogen werden, diese 
Klasse nach ihrer Organisation in 2 zu trennen, allein dann würde diese 
Trennung nicht Herrn v. Blainville’s 3“ Klasse an die 4“, sondern an die 
5' anschliefsen, und die Polypiaires würden, mit mehreren Ausnahmen, eine 
besondere Klasse bilden, deren Character auf dem Dasein eines vollständi- 
digen Darmkanals beruht, welcher der andern Abtheilung fehlt (Snthozoa, 
Bryozoa). Blainville’s Zoanthaires umfassen den gröfsten Theil meiner 
Anthozoen, schliefsen aber die Milleporen, Hydren, Tubiporen, Isideen, 
Pennatulinen und Haleyoninen aus. Sie begreifen also sämtliche vielstrah- 
lige und, aufser den Milleporen, alle zwölfstrahlige Corallen. Unter dem 
Namen Polypiaires umschliefst seine 4“ Klasse die einmündigen Hydrinen 
mit allen doppelmündigen Bryozoen. Die 5“ Klasse, der Ctenoceren oder 
Zoophytaires begreift sämtliche 8 -strahlige Anthozoen mit gefiederten Ten- 
takeln samt den 6- und 5-strahligen, ohne jedoch die mehr zufällig 8-strah- 
ligen Formen der Bryozoen, der Haleyonellen: Cuscutaria, Telesto, Cor- 
nularia und die Formen der Antipathinen, wovon eine Gattung Cirrhipa- 
thes (!) abgesondert ist, zu unterscheiden. Die 6- und 5- strahligen Formen 
der Anthozoen bedürfen sehr der Kritik, da man auch an der Renilla bei bes- 
serer Beobachtung 8 Tentakeln erkannt hat und ich dasselbe bei Aleyonium 
Massa wohl bestätigen kann, die übrigen Formen aber neuerlich nicht wie- 
der beobachtet sind. Da es ferner Actinien mit gefiederten Tentakeln giebt, 
so würden auch die jungen, zuweilen nur wenige, 6 bis 12 solcher Tenta- 
keln führenden Actinien, vielleicht auch ganz ausgewachsene auf diese Zahl 
der Tentakeln beschränkte Arten derselben Gattung, in diese Klasse als 
eigne Gattungen passen, wenn sie nicht schon unter den beschriebenen sind. 
Offenbar ist die innere Structur für gröfsere Abtheilungen sicherer als die 
äufsere. Einigemale sind dieselben Körper in verschiedenen Generibus dop- 
pelt aufgeführt, so Cornwlaria auch als T’ubularia Cornucopiae, und Ocu- 
lina virginea auch als Dentipora virginea mit Beziehung auf dieselben Abbil- 
dungen, so dafs dadurch wohl 2 neue Gattungen wegfallen. Gröfseres De- 
tail halte ich zur Vergleichung meiner Mittheilungen nicht für nöthig, und 
ich gehe mithin zu einer physiologischen kurzen Kritik der Gattungen in 
den von mir aufgestellten oder aufgenommenen Familien über, in welcher 
ich versuchen will, die durch Beobachtung erlangten Gesetze der Organisa- 
tion, Entwicklung und Form anzugeben, welche das Wesentliche von dem 


238 Enurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Unwesentlichen, eignen Erfahrungen zufolge, unterscheiden, und mithin 
zur künftigen Beurtheilung neuer systematischer Versuche dienen können. 


Übersicht der Organisationsverhältnisse der Polypenklasse im 
Allgemeinen. 


a) Zahlenverhältnifs der Theile. 


Abgesehen von allen inneren Characteren hat man bisher allzusehr 
die äufsere allgemeine Form und die blofse Massendichtigkeit der Polypen 
und ihrer einzelnen Theile berücksichtigt, während man ein sehr wichtiges 
Moment der äufseren Charactere ganz übersehen oder doch nur oberflächlich 
gewürdigt hat. Es ist dies das Zahlenverhältnifs der Strahlungen im Körper. 
Bei allen Naturkörpern sind die Zahlenverhältnisse der Organisationsglieder 
von grofser anerkannter Wichtigkeit, so unwichtig auch einzelne Abweichun- 
gen von den allgemeinen Verhältnissen und Regeln sind. Hätte man diese 
Zahlenverhältnisse bisher genauer ins Auge gefafst, so würden wir schon 
längst einen Schatz von naturgetreuen Abbildungen der Corallen besitzen, 
welche zur systematischen Übersicht und zur Örientirung für den Geogno- 
sten hinreichen könnten, dem es oft wichtig ist, aus einem Fragmente mit 
einiger Sicherheit auf die nächste Formenverwandtschaft einen Schlufs zu 
machen und ebenso das Characteristische desselben bezeichnen zu können. 
Leider sind diese Zahlenverhältnisse bei den Corallenthieren, obwohl hie 
und da erwähnt, doch bisher noch sehr wenig mit Consequenz beachtet 
worden, und es sind nur wenige Abbildungen aller früheren Naturforscher 
zufällig mit der Genauigkeit gemacht, welche zur Bestimmung der Formen 
nöthig ist. Das, was man bisher immer für den wichtigsten Character ge- 
halten, ob nämlich die Thiere Kalk oder Horn oder nichts Festes abson- 
dern, ist, ihrer ganzen Organisation nach, eine Nebensache und kann feh- 
len, ohne dem Thiere irgend einen wesentlichen Character zu entziehen, 
wie das im Jugendzustande auch wirklich der Fall ist. 

Man würde jedoch sehr irren, wenn man meinte, dafs alle Individuen 
einer und derselben Corallenart immer g 
Strahlungen oder jener Lamellen haben sollten, welche strahlenartig über die 
sternförmige Fangscheibe gehen, oder dafs die Zahl der Fühlfäden auf dieser 


anz gleiche Zahlenverhältnisse der 


Scheibe oder am Munde eine ganz feste sei, die man nur zu zählen brauche, 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 239 


um die Species zu erkennen. So fest mir auch diese Verhältnisse erschie- 
nen, so verhalten sie sich doch anders. Es ist gar nicht zu verkennen, dafs 
bei den Actinienartigen Corallenthieren und bei den Madreporen die Zahl 6 
mit ihren Multiplis durchgehend fest und herrschend ist. Auch bei den 
Milleporen wird sie noch erkannt. Ebenso verhält sich die doppelte 4 Zahl 
bei den Xeninen, Haleyoninen, Gorgoninen u.s.w. Einige jener Formen 
entwickeln allmälig immer mehr Multipla von 6 in ihren Theilen, bei an- 
deren ändert sich das Verhältnifs unbedeutend; so wächst es bei den Acti- 
nien, Fungien, Caryophyllaeen u. s.w. durch das ganze individuelle Leben 
meist fort, nur immer langsamer, und wird oft durch Theilung unterbro- 
chen, dagegen verdoppelt es sich nur einfach bei den Madreporinen und 
Milleporinen. Dies Verhältnifs giebt den Schlüssel zu vielen Erscheinungen 
an diesen Thieren, die sonst immer räthselhaft bleiben. Bei Unregelmäfsig- 
keiten in den Zahlen kann man meist bald die Ursache entdecken. Bilden 
sich nämlich im jungen Thiere anfänglich 6 Strahlen aus, so verdoppeln 
sich meist diese beim Fortwachsen gleichzeitig so, dafs in den Zwischenräu- 
men derselben am äufseren Rande ebensoviel neue entstehen; so erscheinen 
dann bald 12 Strahlen. Allein nicht selten bleibt ein Zwischenraum un- 
fruchtbar, und dann sind nur 11 Strahlen, oder wo 2 zurückbleiben, nur 
10 zu erkennen, was in den fortgehenden Verdopplungen noch auffallen- 
dere Abweichungen ergiebt. Achtet man auf die Verhältnisse der Zwischen- 
räume unter sich, so erkennt man in solchen Fällen, bei Steincorallen we- 
nigstens, meist die Ursache der Verschiedenheit leicht dadurch, dafs die 
Zwischenräume ungleich sind. Da wo die Lamellen sich spalten, erkennt 
man Unregelmäfsigkeiten durch Hemmung der Entwicklung an einzelnen 
dickeren und unregelmäfsigen Lamellen. Gewöhnlich giebt es auf einem 
und demselben Corallenstocke kräftigere und weniger kräftig entwickelte 
Thiere, und .wo es auf Erkenntnifs der Zahlenverhältnisse ankommt, hat 
man sich da freilich an die kräftigeren und regelmäfsigeren zu halten. 

Durch eine sorgfältige Beachtung dieser Zahlenverhältnisse bin ich 
nun auf Charactere gekommen, welche auch an kleinen fossilen Überresten 
in vielen Fällen bis zu einer grofsen Annäherung an die nächsten Verwandt- 
schaften führen. Es lassen sich wenigstens Madreporinen und Milleporinen 
von den sehr verwandten, bisher verwechselten Astraeen und abgeriebenen 
Oeculinen unterscheiden, indem die mittleren Strahlenverhältnisse der Zweige 


240 Enunenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


bei jenen eine vortretende 6 Zahl, bei diesen ein gröfseres Multiplum von 6 
erkennen lassen, weil die Oculinen keinen Endstern, sondern oben seitliche 
Gemmen haben. Auch lassen sich Madreporinen und Milleporinen in dem 
von mir aufgestellten Sinne als fossile Fragmente dadurch beim Mangel der 
Oberfläche noch unterscheiden, dafs bei jenen eine gröfsere mittlere einfache 
Zelle die durchgehende Axe bildet, also die Axe immer deutlich 6 strahlig 
ist, während bei diesen die Axe fehlt, wogegen mehrere nebeneinander ste- 
hende Östrahlige gleich grofse, meist kleine Zellen den mittleren Kern bil- 
den. So wird auch z.B. durch diese Verhältnisse sogleich deutlich, dafs die 
bisher nirgends passende fossile Form der Cateniporen zur Reihe der Ma- 
dreporen und Milleporen gehört, d.h. zu den 12strahligen Polypen, den 
Dodecactinüs. 

Bei den Sstrahligen Corallenthieren ist das Zahlenverhältnifs noch 
weniger schwankend, so verschieden auch die äufsere Form und die Dich- 
tigkeitsverhältnisse der Substanz sich gestalten, so dafs es sogar keine Ab- 
theilungen weiter erlaubt, indem eine reine 4 Theilung noch nirgends beob- 
achtet wurde und auch das 16 fache nicht in die gleichen Structurverhältnisse 
überzugehen scheint. 

Nur bei sehr wenigen verwandten Formen findet man ein haltloses 
Schwanken der Zahlenverhältnisse, wie bei Zydra und Allopora; allein die 
Formen sind vielleicht in andere Klassen zu stellen und wenig beobachtet. 
Vielleicht ist aber, wie ich es angesehen habe, gerade in dem Schwanken 
der bestimmten Bildung, welches in gewissen Grenzen geschieht, ein Cha- 
racter, der zum Erkennen ihrer Eigenthümlichkeit dienlich ist. Hydra bil- 
det freilich allen Beziehungen zufolge den Stamm einer eigenen Klasse. 

Das Aufhören einer Characteristik in durch den ganzen Organismus 
greifenden Zahlenverhältnissen bezeichnet die Antipathes-Formen und die 
Zellenpolypen, welche ich als Bryozoa zusammengefafst habe. Die grofse 
Übereinstimmung aller mir speciell bekannten Formen mit der Organisation 
der Halcyonellen unserer Flüsse giebt dieser Gruppe noch einen besonderen 
Zusammenhalt und der vollständige Mangel der 8 Theilung erlaubt durch- 
aus keine Vereinigung der Antipathes mit den Gorgoninen, welche bisher 
alle Naturforscher zusammenstellten. 

In welchem nothwendigen Zusammenhange die 4 Theilung bei den 
Ascidien, die 5 Theilung bei den Echinodermen, und die 6 Theilung und 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 241 


s Theilung bei den Corallenthieren mit ihrem Organismus stehen, noch 
umständlicher zu entwickeln, wird die Freude eines künftigen Naturfor- 
schers sein. 

Da diese Strahlungen offenbar mehr zu den äufseren Characteren ge- 
hören, indem sie Wiederholungen des Reflexes einer und derselben inneren 
Bildung sind, so habe ich sie nicht für das Wesentlichste angesehen, son- 
dern dieselben dem Bau des Ernährungssystems untergeordnet; ich habe sie 
aber, ihrer constanten Wiederkehr halber, welche auf einen innigen Zu- 
sammenhang mit inneren noch unerkannten Gesetzen deutet, zur nächsten 
Unterordnung benutzt. 


b) Entwicklungsverhältnils in seinem Einfluls auf die Form der Corallen. 


Sehr wichtig für die allgemeine Ansicht der Bildungen in der ganzen 
Polypenklasse ist die Einwirkung der Fortpflanzungsweise dieser Thiere auf 
ihre Form. Alle die verschiedenen baumartigen, strauchartigen, blattarti- 
gen, moosartigen, scheibenartigen, becherartigen, kugelartigen, hutartigen, 
pilzartigen, zungenartigen und fächerartigen Formen sind fast ganz allein 
das Product der Fortpflanzungsweise dieser Thiere durch Gemmenbildung, 
welche bei verschiedenen Geschlechtern sehr verschieden und sehr bestimmt 
nach einer Richtung vorherrschend ist. Nur einige wenige gröfsere Formen 
bilden individuell durch ihren grofsen sternförmigen Körper sogenannte ver- 
steinerte Blätterpilze oder weiche Seeanemonen. Die gröfste, bei weitem 
überwiegende Zahl der Individuen verschwindet in einer auffallend grofsen 
Familienform, mit welcher die Form des kleinen Individuums nichts oder 
nur wenig gemein hat. Diese wunderbaren Familienformen, welche man 
Corallenstöcke nennt und welche in früheren Zeiten die ebenfalls wunder- 
barsten Verhandlungen über die Einheit äufserlich getheilter, oder Thei- 
lungsfähigkeit einfacher Seelen und des Willens u. s. w. hervorgebracht, las- 
sen sich auf einfache Regeln zurückführen und erscheinen schon deutlich bei 
den polygastrischen Infusorien als zusammengesetzte Vorticellen , Epistylis 
und Carchesien. Bei den Yydra-Polypen ist das Verhältnifs der Brut zum 
Mutterthiere ein anderes; es sind abfallende Knospen, während die Knospen 
der Corallenstockthiere nicht abfallen, sondern als integrirende Theile eines 
Ganzen bleiben, welches einen lebendigen Stammbaum darstellt, der sich 


nach gewissen Gesetzen formt und entwickelt. 
Phys. 4bhandl. 1832. Hh 


[SS ) 
In 
[56 


Enrensene: Beiträge zur Kenntnifs 


Überhaupt besitzen die Corallenthiere mit wenigen Ausnahmen eine 
dreifache Fortpflanzungsweise, nämlich 1) Eibildung, welche zu ihrer Fa- 
milienform nichts beiträgt und deren Product nicht selten lebendig zu gebä- 
rende kleine frei schwimmende Individuen sind, die sich irgendwo anheften, 
um wieder in sich Eier auszubilden. Actinien, Fungien und wenige andere 
Gattungen besitzen diese Fortpflanzungsweise als alleinig, bei weitem die 
meisten Formen aber besitzen zwei Fortpflanzungsweisen, viele sogar gleich- 
zeitig sämmtliche drei; 2) freiwillige Theilung, welche nur selten ne- 
ben der Eierbildung allein vorkommt, aber den Caryophyllaeen eigenthüm- 
lich ist und deren dichotomische, büschelartige, gestielte Form bedingt, so 
wie sie die dichotomisch baumartigen Formen der Vorticellen veranlafst, in- 
dem aus einer 2, aus 2 4, aus 4 8, dann 16, 32, 64 u. s. w. auf einem 
Stamme vereinigt erscheinen. Alle übrigen Corallenthiere, ausgenommen die 
oben angegebenen, welcher aufser der Eibildung gar keine andere Vermeh- 
rungsweise haben, bilden neben den Eiern 3) Gemmen aus, welches war- 
zenförmige Auswüchse des Leibes sind, die allmälig in sich ein Individuum 
abschliefsen und vollständig ausbilden. Die Gemmenbildung ohne Ab- 
lösung ist bei weitem die formreichste Entwicklung der Familien- 
gruppen oder der Individuen bei den Corallen. Ihre Modificationen sind 
unendlich und es könnte mithin noch unübersehbare Massen von Formen 
geben, welche der späteren Zeit bekannt werden sollten. Zuweilen ist die 
Gemmenbildung ohne Selbsttheilung neben der Eibildung, wie bei 
den Funginen (aufser Fungia), den Oculinen, den Zoanthen, den Madre- 
poren, den Dädalinen (aufser Caryophyllaea), den sämtlichen Octactinien; 
bei vielen Formen aber findet man sämtliche Vermehrungsarten gleichzei- 
tig. So bei den Astraeen und den Favien, was die vorherrschende Kugel- 
form bei diesen bedingen mag, während die Gemmenbildung ohne Selbst- 
theilung das baumartige Ansehen hervorruft. Eine rein dichotomische Ver- 
ästelung ist entweder Folge der Selbsttheilung ohne Gemmenbildung, oder 
sie ist die Folge einer sparsamen Gemmenbildung ohne Selbsttheilung, wenn 
nämlich jedes Individuum gewöhnlich nur eine Gemme bildet, zuweilen 
aber 2, wie das bei Oculinen und Cladocoren zuweilen der Fall ist. Da 
wo die Gemmenbildung immer an gleicher Körperstelle und in gleicher Zahl 
eintritt, entstehen die regelmäfsig reihenweis gestellten Mundöffnungen ‚oder 
Individuen der Seriatoporen, Cateniporen u. s. w. Die Form der Daeda- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 243 


linen beruht auf dem unvollständigen Abschlusse der Individuen bei der 
Gemmenbildung vom Mutterthiere und einer nur nach wenig Seiten gerich- 
teten Ansetzung der Gemmen in gebogener Richtung. 

Auf die häufig sich ähnliche, aber nie gleiche Form der baumartigen 
Corallen hat besonders die nicht überall gleich kräftige Entwicklung der In- 
dividuen grofsen Einflufs, indem die weniger kräftigen nicht fortwachsen 
und keine Gemmen ausbilden, sondern isolirt und klein bleiben, während 
die kräftigeren durch Ausdehnung und neue Gemmenbildung zu Zweigen 
werden. Merkwürdig ist in dieser Beziehung die bisher ganz übersehene 
sonderbare Eigenthümlichkeit der Heteroporen, bei denen immer und alle- 
mal das End-Individuum bei weitem gröfser ist als alle seitlichen, von de- 
nen nur wenige durch Gemmenbildung allmälig selbst zu End- Individuen 
heranwachsen oder auch nur sich vollständig ausbilden. 

Ist die Gemmenbildung immer am Rande der Fangscheibe, so ent- 
stehen ganz andere Formen, als wenn sie seitlich am Körper ist, ganz an- 
dere aber, wenn sie an der Basis ist, denn dadurch werden die flachen Aus- 
breitungen bedingt. 

Aus diesen Verhältnissen ergiebt es sich, dafs sowohl die plattenartige 
als die baumartige Form, oder auch die kugelförmige Bildung, Charactere, 
die man bisher für die allerwichtigsten hielt, sehr leicht zur Nebensache bei 
den Kennzeichen nicht nur der Gattungen, sondern sogar der Arten der Co- 
rallenthiere werden können, wie ich denn auch bei Gelegenheit der speciel- 
leren Beschreibung der Srermanocora Hemprichü des rothen Meeres anzei- 
gen werde, dafs eine und dieselbe Corallenart, je nachdem sie im ruhigen 
oder im bewegten Wasser lebt, ästig oder flach sein kann, was nach La- 


marck verschiedene Gattungen bezeichnet. 


c) Structurverhältnifs in Rücksicht auf die Verwandtschaft zu Pflanzen. 


Endlich mufs ich noch auf das Verhältnifs aufmerksam machen, in 
welchem die Structur der Corallen zu der Pflanzenstructur nach den Beob- 
achtungen steht, die ich selbst und sehr zahlreich machen konnte. Die Ähn- 
lichkeit des Corallenstockes mit dem Pflanzenschafte ist offenbar eine sehr 
nahe, beide Substanzen sind aber so wesentlich verschieden, wie Thiere 
und Pflanzen überhaupt. Diese Verschiedenheit ist zuletzt mit sehr umsichti- 


ger Darstellung, gestützt auf die vorher wenig beachteten Erläuterungen von 
Hh2 


244 EHrRENBERG: Beiträge zur Kenntnifs 


Reimarus, vom Herrn Geh. Rath Link in einem (im Jahre 1830) hier ge- 
haltenen Vortrage mit vielen scharfsinnigen Gründen in Zweifel gezogen 
worden. Meine zahlreichen Beobachtungen der lebenden Thiere, ihrer Or- 
ganisations- und Entwicklungsgesetze erlauben aber nicht, mich dieser Dar- 
stellungsweise anzuschliefsen, sondern begünstigen die Meinung derer, welche 
das Pflanzliche vom Wesen der Corallenthiere als ganz und vollkommen 
ausgeschlossen betrachten, die Formähnlichkeit aber allerdings in einem auf- 
fallenden Grade zugestehen. Zuerst ergiebt sich aus den Beobachtungen, 
welche ich auf Veranlassung der Akademie angestellt habe, eine für die Be- 
trachtung des ganzen Verhältnisses einflufsreiche Verschiedenheit der Bezie- 
hung der Corallenthiere zu ihrer Axe oder dem Corallenstocke. Es giebt 
Corallenthiere, die einen festen, nicht weiter organisirten Steinkern abson- 
dern, wie die rothe Coralle (Corallium rubrum), und andere, die einen fes- 
ten, nicht weiter organisirten Hornkern absondern, wie die Gorgoninen 
u.s.w. Zwischen diesen Extremen nun einerseits und den weichen Coral- 
lenpolypen (den Actinien, Xenien und Halcyonien) andrerseits giebt es eine 
grofse Verschiedenheit der Axenbildung, in welcher allerdings zum Theil 
die lebende Körpersubstanz der Thiere noch verflochten ist. Bei einigen 
ist die Axe fast hohl, bei sehr vielen ist sie zellig, und diesen allen mufs 
man eigentlich einen Mangel der Axe zuschreiben, obwohl die Mehrzahl der 
Steincorallen, alle Oculinen, Madreporen, Milleporen, Caryophyllaeen 
u.s. w. in diesem Falle ist und obwohl man gerade bei diesen gewohnt ist, 
von einer steinernen Axe zu sprechen, die sie nicht haben. Das was in die- 
sen Fällen die Schwierigkeit der Deutung und die Unklarheit der Bildung 
veranlafst, ist die partielle Kalkabsonderung des Körpers, welche sich leicht 
mit der Axenbildung verwechseln läfst. Bei den Haleyoninen und Gorgoni- 
nen erkennt man sehr leicht, dafs die fleischige Substanz überall mit kleinen 
spindelförmigen, meist rauhen oder zackigen losen Kalktheilen durchwebt 
ist, welche eine Art von Crystallisationsform zeigen, ohne jedoch wirkliche 
Crystalle zu sein. Bei den Madreporen verschmelzen diese abgeschiedenen 
Kalktheile des inneren Körpers in ein netzförmiges zusammenhängendes Ge- 
rüst, welches das Knochensystem dieser Thiere bildet, von dem sich bei 
den Caryophyllaeen das Thier allmälig zurückzieht, indem es sein ehemali- 
ges inneres Knochengerüst als Fufs und todten Stiel benutzt. ‘Die äufsere 
Grenze des Mantels des Thieres und die innere Grenze der schleimigen (or- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 245 


ganisirten) Zellen ‚lassen über diese Verhältnisse keinen Zweifel übrig, da 
sie an den gröfseren Formen und mit blofsen Augen schon wahrnehmbar 
sind, durch mikroscopische Untersuchungen aber nur bestätigt werden. In 
diesen Fällen giebt es bestimmt keine Gefäfse, die von der Basis des Stam- 
mes in die Endblüthen oder Thiere gingen. Bei der Mehrzahl der Corallen 
bleibt aber ein Schein solcher Gefäfsvertheilung dadurch vorhanden, weil 
der ganze Stamm von der Wurzel bis zur Spitze stets lebendig bleibt, indem 
er äufserlich überall durch zusammenhängende Thiere bekleidet ist, deren 
innere Höhlungen sich bis in das Centrum in schiefer Richtung fortsetzen 
und deren Organismen man leicht in einen gröfsern Zusammenhang bringt 
als sie haben. 

Cavolini hat dadurch zuerst eine Schwierigkeit in die Sache ge- 
bracht, dafs er die Theile der Corallenthiere verwechselt. Er glaubte, der 
Hornkern der Gorgoninen sei vergleichbar mit dem Steinkern der Madrepo- 
ren, während doch dieser letztere nur mit der inneren Rinde der Gorgonien 
verglichen werden kann und ein eigentlicher zusammenhängender abgeschie- 
dener Kern den Madreporen fehlt, der aber bei der edlen Coralle (Coral- 
dium rubrum) allerdings wieder vorhanden ist, so wie bei den Halcyoninen 
deutlich nur beide weichen Rindensubstanzen vorhanden sind und der Kern 
fehlt. So löst sich denn die Bildung von Jahresringen dahin auf, dafs die 
in der äufsern gallertartigen oder lederartigen Rinde sitzenden und sie bil- 
denden Thiere zuerst eine unzusammenhängende oder netzartig verbundene 
Kalkabsonderung im Innern haben, welche da anfängt, wo die eigentliche 
Verdauungshöhle des Thieres aufhört. Bei den meisten Corallenthieren, 
allen Polyactinien und Dodectactinien ist damit das ganze Thier abgeschlos- 
sen. Bei vielen 8strahligen Thieren (Octactinien) aber — den Isideen, Gor- 
goninen, Pennatulinen — tritt noch eine dritte organische Thätigkeit auf, die 
innere Kalk - oder Hornabsonderung als todte Axenbildung. Diese 2 oder 
3 Beziehungen des Organismus dieser Thiere geben im Queerdurchschnitt 
2 oder 3 Ringe, und wie mir scheint, ist diese Ähnlichkeit mit der Pflanzen- 
structur sehr gering. Findet man doch häufig in den Thieren auch die 3 
Schichten der Haut, der Leibhöhle und der Wirbelsäule oder der 
Knochen, aber eine Vergleichung dieser Verhältnisse scheint mir keineswegs 
glücklich und statthaft zu sein. Dafs Cavolini Gefäfse sah zwischen der 
sogenannten Rinde, ist gewifs nicht so auffallend, als wenn er keine gesehen 


246 Enrengeng: ‚Beiträge zur Kenntnifs 


hätte. Es würde auch gar nicht auffallend sein, wenn man noch concen- 
trische Lagerung im harten Kerne der wahren Axen fände, wie sie wirklich 
da ist: und leicht erkannt wird, denn diese Ablagerung geschieht offen- 
bar ebenso lagenweis, wie sich die queeren Blätterlagen im falschen Stein- 
kerne der Madreporen bilden, die man treppenartig verfolgen kann. Viel- 
leicht hängt:diese Periodicität der Ablagerung des Kalkes, sowohl der Axe 
als des Skelets, mit der Geschlechtsthätigkeit in den Thhieren zusammen. Dafs 
die verschiedenen Schichten des Corallenkörpers sich im trocknen Zustande 
leicht trennen lassen, liegt in der Verschiedenheit ihrer Substanz; im Le- 
ben sind sie in schiefer Richtung mit Gefäfsen durchdrungen und verkettet 
und weit inniger verbunden, als die Pflanzenschichten es durch die Mark- 
strahlen sein mögen. 

Aufser den scheinbaren Jahresringen oder eoncentrischen. Ablagerun- 
gen der Corallenthiere ist es noch besonders ihr Wachsthum, welches die 
Idee aufrecht erhält, als könnten Thiere wie Blüthen eines wahren Pflanzen- 
stammes erscheinen, oder als lebe der Corallenstamm sein eignes vegetabili- 
sches Leben, dessen nicht nothwendige Blüthe das Corallenthier sei. Herr 
Geh. Rath Link hat sehr richtig erkannt, dafs Reimarus, obwohl er keine 
eigenen Beobachtungen anstellte, doch ein sehr glückliches Urtheil hatte 
und mit Unrecht übersehen worden ist. Das Resultat meiner directen Be- 
obachtungen über diesen Gegenstand ist Folgendes. 

Das ganze Räthsel des Polypenstockes erscheint mir einerseits gelöst, 
wenn man die Entwicklungsprocesse der Vorticellen unter den Müllerschen 
Infusorien betrachtet. Was die Natur an den Polypen der Caryophyllaea in 
vielen Jahren vollbringt, ohne dafs wir es Schritt vor Schritt verfolgen kön- 
nen, das zeigt das Mikroscop bei jenen kleinen durchsichtigen Thieren im 
Verlauf einiger Stunden anhaltender Beobachtung. Wir sehen sogleich, dafs 
nicht die Vorticelle das Product ihres Stiels ist, sondern der Stiel ist das 
Product der Vorticelle, von dem sie sich beliebig ablösen kann, um wieder 
frei fortzuschwimmen, während der Stiel dann vergeht, indem sein Ernäh- 
rer fehlt. Wer nur einmal die herrlichen Büschelpolypen (Yortiella ana- 
stalica ü.8.w.) die ich hierbei in Abbildung nach meinen eignen Beobach- 
tungen vorzulegen mich beehre, so lebend gesehen hat, wird keinen Zweifel 
mehr hegen, dafs diese Formen es sind, welche den Schlüssel für den Co- 
rallenstock geben, mit dessen Betrachtung Philosophen und Naturforscher 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 247 


sich so vielfach bemüht haben. Der Gorallenstock ist ganz offenbar der 
zerspaltene Organismus eines einzelnen Thieres als Produet 
der unvollkommenen Selbsttheilung zum Zwecke der Fortpflanzung. 
Verfolgt man die Entwicklung des Individuums bis zu einer baumartigen 
Gruppe, so ergiebt sich immer das Thier als das active, der Stamm 'aber als 
Product des Thieres, und wenn Schweigger behauptet, es entstände erst 
eine schleimige ‚Ausbreitung, die sich bald mehr, bald ‚weniger zu Thier- 
Individuen entwickle, so fehlt es wenigstens an direeten Beobachtungen für 
diese Hypothese, während wir Cavolini’s vortreffliche Untersuchungen 
über die viel bestimmtere Entwicklung der Eier und manche neuere ähnliche 
vor uns haben, womit meine Beobachtungen übereinstimmen. 

Aufser den Caryophyllaeen, welche die Äste ihres Corallenstockes 
durch Selbsttheilung, den Stamm aber durch Ablagerung in ihrer Basis:bil- 
den, giebt es noch die andere noch weiter verbreitete Stammbildung durch 
Stolonen und Gemmen (Ausläufer und Knospen). Der Körper sehr vieler 
Thiere der kleineren Gröfsen hat nämlich die eigenthümliche Fähigkeit, sich 
äufserlich partiell auszudehnen und in dem ausgedehnten Theile ein neues 
Individuum, ohne Geschlechtseinflufs, vollständig zu entwickeln. Dieser 
Procefs, dessen Reflex in den gröfseren Thieren die Regeneration gröfserer 
oder kleinerer Körpertheile ist, scheint ein unwillkührlicher zu sein und 
von der Thätigkeit.des Ernährungsprocesses abzuhängen, die ihn herbeiführt 
oder hindert, während die Eibildung immer gleichzeitig vorhanden und mehr 
der Willkühr unterworfen ist. : Der Sitz dieser Gemmen- und Stolonenbil- 
dung ist die äufsere Körperbedeckung, welche ich bei den Polypen den 
Mantel nennen. möchte, weil sie von der strahligen Mundöffnung aus äufser- 
lich die Kalksubstanz' einhüllt, wo diese vorhanden ist, in deren Zellen die 
inneren Organe liegen. Bei, den Pflanzen ist nur scheinbar etwas ähnliches 
vorhanden. Die Gemmen und Stolonen der Pflanzen verhalten sich in ihrer 
Entwieklung nicht anders als ihre Fruchtknospen, welche letztere nur eine 
mehr concentrirte Thätigkeit zeigen und den Fruchtbildungsprocefs im klei- 
neren Raume wirklich ausüben, welchen jene vorbereiten. Daher findet 
man auch häufige Verwandlüng des einen in das andere, eine Thierknospe 
kann aber. nie zu einem Eierstocke werden, oder sie mufs erst 
ein ganz abgeschlossenes Thier geworden sein. Hier ist offenbar ein 
grofser Unterschied in den gleichnamigen Theilen bei Thieren und Pflänzen. 


248 Ennengenrg: Beiträge zur Kenntnifs 


Stolonen oder Ausläufer unterscheiden sich bei den Thieren da- 
durch von den Knospen, dafs die Substanz des Mantels, welche sich’lokal ver- 
längert, gröfser ist, als zur Bildung eines einzigen jungen Thieres erforderlich 
wäre und dafs sich in einer und derselben Richtung mehrere junge Thiere 
so entwickeln können, Es ist ein partielles Fortbilden (Auswuchs) des Man- 
tels mit oder selbst ohne besondere Thierbildung in demselben. Thier- 
knospe ist ein Auswuchs des Mantels mit gleichzeitiger innerer Entwick- 
lung zu einem einzelnen, in sich abgeschlossenen neuen Thiere. 

Was nun das Vorkommen und den Einflufs dieser beiden äufseren 
Fortbildungs- und Fortpflanzungsmomente bei den Thieren, und insbeson- 
dere bei den Corallen anlangt, so erscheint zuerst die Knospenbildung in 
doppelter Art, deren nur eine einen wesentlichen Einflufs auf die Thier- 
form ausübt. Sie ist nämlich entweder eine vollkommene oder unvoll- 
kommene Ausbildung selbstständiger Organismen. In dem erstern Falle 
haben die Knospen die Fähigkeit, nach Vollendung ihrer innern und äufsern 
Entwicklung sich abzulösen und vom Mutterkörper ganz zu isoliren, so ist 
es bei den Hydren des süfsen Wassers. Der Mantel bildet einen Auswuchs, 
der sich zu einem neuen Individuum ganz ausorganisirt und dann völlig ab- 
löst. Bei den Vorticellinen der Magenthiere habe ich ein gleiches Ver- 
halten durch Abbildungen erläutert. Dieser Bildungsprocefs hat, so wie die 
Eibildung, keinen bleibenden Einflufs auf das Individuum. 

Weit erfolgreicher ist aber die unvollkommene Ausbildung der 
Knospen, und dieselbe ist auch viel weiter verbreitet. Während alle 
durch Geschlechtsfunction erzeugte Embryonen, obschon sie zuweilen An- 
fangs noch im Zusammenhange mit dem Mutterkörper bleiben, den Keim 
der Freiheit in sich tragen, so ist dies doch nur sehr selten mit den Knospen 
der Fall. Bei weitem die Mehrzahl der durch Knospenbildung hervorgehen- 
den Thierkörper erhalten nie oder nur zufällig ihre Freiheit. Sie bleiben 
am Mutterkörper angewachsen, nicht: durch freiwilliges Anheften, sondern 
durch einen Mangel vollendeter Individualisirung, und hören nie auf, Theile 
des Mutterkörpers zu sein. ‘Dieses organische Verhältnifs ist es, was die 
zusammengesetzten Thiere, besonders die Corallenstöcke bedingt. Diese 
Bildungen sind mithin Familienvereine,’ und man würde Unrecht thun, so- 
wohl sie für ein einziges vielköpfiges Thier-Individuum, als auch für eine 
Vielzahl willkührlich verbundener Thier-Individuen zu halten. ‘So wie der 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 249 


Embryo im Uterus des trächtigen Säugthieres sich zum Mutterthiere verhält, 
d. h. weder Dasselbe (ein integrirender Theil des Organismus), noch ein An- 
deres, sondern ein zur Selbstständigkeit fähiger unwesentlicher Theil ist, 
so bleiben die Knospen des Polypenthieres, obschon sie sich späterhin selbst 
ernähren und der Selbstständigkeit fähig sind, doch zeitlebens in einem un- 
tergeordneten Verhältnifs, wenn nicht Gewalt sie losreist. Weder der Co- 
rallenstamm treibt Thierblüthen, noch ist der Corallenstamm der Zweck der 
Polypenthiere und ihrer Vereinigung; er ist offenbar das mehr zufällige, aber 
gewissen Gesetzen folgende Product der Fortpflanzungsweise durch Knos- 
penbildung ohne Ablösung der neuen Individuen. Daher kann einmal die- 
selbe Thierart sich als flache Ausbreitung, ein andermal als baumartige Er- 
hebung darstellen wie Steruanocora Hemprichit. 

Es ist noch übrig, über das Verhältnifs der Stolonenbildung bei den 
Thieren zu sprechen. Nach dem, was ich schon auseinandergesetzt habe, 
sind die Stolonen der Thierkörper nur Knospen mit Überschufs lokaler Ent- 
wicklung und Fortbildung des Mantels, oder sie sind Auswüchse des Man- 
tels mit der Fähigkeit, mehr als eine Knospe zu entwickeln. Diese Stolo- 
nen sind an Form sehr verschieden, aber nur eine kommt mit der Stolonen- 
bildung der phanerogamischen Pflanzen in ihrer Äufserlichkeit überein, die 
nämlich, welche horizontalen fadenförmigen Verlängerungen gleicht. Solche 
Stolonen finden sich bei Ascidien, Xeninen, Sertularinen, Halcyonelleen 
u.s. w. sehr häufig; Zoanthus unter den vielstrahligen Polypen hat seinen 
Character durch sie. Die eigentlichen Corallenthiere haben aber diese Sto- 
lonenbildung selten. Bei ihnen tritt sie viel gewöhnlicher als wurzelartige 
Ausbreitung des ganzen Fufsrandes auf, so dafs man sie mit dem T’hallus der 
eryptogamischen Pflanzen vergleichen könnte. Die Basis der Gorgoninen, 
Isideen, Halcyoninen, der meisten festsitzenden Polyactinien und Dodec- 
actinien zeigt eine solche, jedoch meist wenig fruchtbare 7’hallus- Bildung. 
Viele sogenannte incrustirende, überziehende Corallen verdanken aber die- 
ser, nur horizontalen, allseitigen Mantelentwicklung am Fufse ihre ganze Ge- 
stalt. Andere grofse Reihen der Corallenformen haben zwar nur eine ge- 
yinge Fortbildung des Basal - Theiles ihres Mantels, aber eine sehr thätige des 
Öbertheils, die, wo sie dicht am Mundrande sich äufsert, den Mund vertieft, 
aber wo sie unterhalb des Mundrandes (der Strahlenscheibe) erscheint, für 
die Mundöffnungen der einzelnen Thiere warzenartige Erhöhungen läfst. 

Phys. Abhandl. 1832. li 


250 Enunengens: Beiträge zur Kenntnifs 


Diese Productivität des Mantels, sein Luxuriiren, wie man es im 
chirurgisch-medicinischen Bilde nennen würde, ist bei der Mehrzahl der 
Corallenstöcke besonders am Rande bemerklich, oder was oft gleichviel 
ist, an den Spitzen der Zweige. Sie allein ist, während die fast reine 
Knospenbildung die Form der Oculinen bedingt, das hauptsächlich Bestim- 
mende für fast all die übrigen so wunderbaren, nicht selten regelmäfsigen 
Formen der Corallenbildung. Ist nämlich das aus seinem Ei entschlüpfte 
mikroscopische Oorallenthier mit seiner individuellen Ausbildung fertig und 
sehnt es sıch, aufser nach der egoistischen Körperernährung, instinetmäfsig 
nach Fortpflanzung, so heftet es sich irgendwo an und neben der inneren 
Eientwicklung beginnt da, wo hinreichende Nahrung zu Hülfe kommt, ein 
unwillkührliches Anschwellen des Mantels (dem Wachsthume anderer Thiere 
analog), aber zur Fortpflanzung. Jede Thierart hat nun, so erscheint es, 
in sich gewisse Organisationsbedingungen, nach denen bald der ganze Man- 
tel rings um die Mundöffnung productiv wird (hier näher am Rande, höher, 
dort tiefer), bald nur einzelne Stellen des Mantels mit oder ohne gewisse 
Regel anschwellen und sich weiter bis zu einer gewissen Grenze ausdehnen, 
innerhalb welcher sich in demselben Manteltheile Entwicklungspunkte für 
neue Individuen bilden, die denselben Act fortsetzen. Ist die Turge- 
scenz des Mantels um die strahlige Mundscheibe allseitig, fast horizontal und 
gleich, so werden scheibenförmige Formen entstehen oder schüsselförmige 
(Explanaria, Turbinaria); ist sie nur nach 2 entgegengesetzten Seiten oder 
nur nach einer, so werden die zungenförmigen Gestalten entstehen (Haliglossa, 
Fungia limacina). Ist die Turgescenz des Mantels zur Knospen - oder Sto- 
lonenbildung mehr vertikal aufwärts, so werden sich, wenn sie einseitig ist, 
den einfacheren Oculinen ähnliche, einfach verästete Formen bilden, aber 
sehr ästige Madreporen-Formen oder Oculina prolifera da, wo sie mehrseitig ist. 
Ist die Turgescenz immer an eine bestimmte Stelle des Mantels gewiesen, so 
werden die regelmäfsigen Reihen der Seriatoporen, Cateniporen u.s. w. er- 
klärlich. Bei den Mäandrinen beschränkt sich die Turgescenz und das Lu- 
xuriiren nicht auf den Mantel allein, sondern die Strahlenscheibe nimmt 
Theil daran; deshalb ist nirgends ein Abschlufs der Individuen so bestimmt, 
wie bei den übrigen. Man darf nur die Ränder betrachten, um hier das 
Wachsthum zu erkennen. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 251 


Es ist wohl einleuchtend, dafs aus diesen Verhältnissen sich alle be- 
kannten Corallenformen leicht herleiten lassen und auch viele andere For- 
men möglich erscheinen, die wir in der Natur noch nicht aufgefunden ha- 
ben, ohne dafs man nöthig habe, mit Linne auf ein Vegetiren des Coral- 
lenstockes als besondern pflanzlichen Organismus hinzuweisen, der nirgends 
erkannt wird. Da zu der Stolonen- und Knospenbildung sehr häufig sich 
in einem und demselben Individuum der Corallenthiere auch häufig noch 
die Selbsttheilung der Fangscheibe gesellt (wie bei den Astraeinen), welche 
bei Verästelung Dichotomien giebt (wie bei Caryophyllaeen), so erweitert 
sich durch die erfahrungsgemäfse Zusammenwirkung dieser Thätigkeiten der 
natürliche Formenkreis der Corallenthiere in unabsehbare Weite, aber die 
philosophische Einsicht in diese Formen erhält aus denselben Beobachtun- 
gen eine bestimmtere Richtung und Festigkeit. 

Schliefslich mache ich der bessern Übersicht halber auf folgende phy- 
siologische Resultate besonders aufmerksam, welche meine sorgfältigen 
Beobachtungen der Corallenthiere auf der mit meinem verstorbenen Freunde 
Dr. Hemprich ausgeführten afrikanischen Reise ergeben haben: 

1) Der Corallenbau ist weder ein blofser Bau vieler willkührlich verein- 
ter Thiere (gleich Bienenzellen oder Termitenhöhlen), wie es Ellis 
sich dachte, noch ein einziges vielköpfiges oder einfach gespaltenes 
Thier, wie Cavolini meinte (p.13.), noch ein Pflanzenstamm mit 
Thierblüthen, wie Linne aussprach, sondern er ist ein Familienkör- 
per, ein lebender Stammbaum, dessen einzelne, auf den Ur- Ahnen fort 
und fort entwickelte Thiere in sich abgeschlossen und der vollen 
Selbstständigkeit fähig sind, ohne sie selbst herbeiführen zu können. 

2) Der Corallenbau ist genetisch deutlich nur ein Product der Selbstthei- 
lung oder Knospen- und Stolonenbildung der einzelnen Corallen- 
thiere. 

3) Anatomisch ist der Corallenbau deutlich eine thierische, keine pflanz- 
liche Bildung, obwohl er concentrische, den Jahresringen der dicoty- 
ledonischen Pflanzen ähnliche Lagen zeigt. Die Structur der Pflanzen- 
blüthen geht parallel mit der Axe; die Structur der Corallenthiere be- 
zieht sich, wo es eine Axe giebt, schief oder senkrecht auf dieselbe. 

4) Die Axe der Corallen ist der todte Fufs der Thiere, nicht ihr Mark. 

5) Die concentrischen Ringe im trocknen Corallenstamme beziehen sich 

1i2 


[SS] 


6) 


7) 


8) 


9) 


10) 


Enurevgeng: Beiträge zur Kenntnifs 


auf 2 Systeme des Organismus und einen Ablagerungsprocefs, der Bys- 
susbildung am Fufse der Mollusken analog: 1) Verdauungshöhle ‚mit 
ihrer weicheren Umgebung, 2) Geschlechtshöhle mit ihrer festeren 
Umgebung, 3) Kernabsonderung als Anheftungsmittel. 

Der feste Kern der Coralle ist kein nothwendiger Theil. Alle weichen, 
und die meisten Steincorallen sogar, haben keinen Kern, sondern, ob- 
schon sie Kalk reichlich absondern und ein festes Steingerüst innen 
führen, so entsprechen doch ihre Substanzen nur den beiden äufseren 
Ringen der Gorgoninen-Rinde. Die Isideen haben einen Stein - 
kern, die Gorgoninen einen concentrisch abgelagerten Hornkern ohne 
weitere Structur; jener ist dem concentrisch oder spiralförmig abgela- 
gerten Steindeckel der einschaaligen Mollusken, dieser dem concentrisch 
abgelagerten Horndeckel der einschaaligen und dem anheftenden Bys- 
sus der zweischaaligen vergleichbar. Daher kann er auch, wie bei den 
Pennatulinen, in besonderer Höhle einseitig frei sein. 

Mit den Schneckenschaalen dürfen die Kalkabsonderungen der eigent- 
lichen Corallen im Allgemeinen nicht verglichen werden, wie es La- 
marck that und Link mit Recht mifsbilligt. Solche Mantelabsonde- 
derungen (Steinepidermis) giebt es nur bei Z’ubipora, und als Horn bei 
den Sertularinen, Tubularinen und Bryozoen, sonst nirgends. 

Das Zahlenverhältnifs in den Strahlungen der Corallenthiere ist, ob- 
wohl zuweilen zwischen gewissen Extremen weit schwankend, ein festes 
und zur Systematik sehr brauchbares. 

Die Form der Corallenbaue wird immer durch eine der Fortpflanzungs- 
weisen der einzelnen Corallenthiere bestimmt, und läfst sich jetzt, 
nach Vorlegung der Beobachtungen, wie alle richtig erkannten Reali- 
täten, a prior! construiren. 

Die Structur der Corallenpolypen ist keineswegs einfach schleimig, 
sondern man findet als Organismus dieser kleinen Thiere ein Bewe- 
gungssystem, ein Ernährungssystem, ein Gefäfssystem, sogar mit Spu- 
ren eines Respirationssystems, und ein Geschlechtssystem. Ein be- 
sonderes Nervensystem aufzufinden, hat, ungeachtet der deutlichen 
lebhaftesten Empfindlichkeit der Thiere, bisher doch nicht bis zur 
Überzeugung gelingen wollen, indem auch das von Spix bei den Acti- 
nien angegebene sehr zweifelhaft ist und von mir nicht bestätigt wer- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 253 


den konnte. Eine dicht um den Mund an der untern und innern Mün- 
dung der Tentakeln liegende, sehr verbreitete markige Masse würde 
ich eher dafür ansprechen, als jene strahlige am Fufse, die ich für 
Sehnen halte. 

Die specielleren Beobachtungen der Structur und Entwicklungsver- 
hältnisse der Corallenthiere erlaube ich mir vorläufig in der folgenden sy- 
stematischen zuerst auf physiologischen Principien sorgsam durchgeführten 
Übersicht als bereits in ihrer Anwendung vorzulegen. 


254 Eurenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


PHYTOZOA POLYPI (‘), Corallenthiere. 


Character classis: Animalia evertebrata (?), aquatica, aperte radiata, 
apoda, saepe tentaculata, rarius vaga, libera, nec motu proprio na- 
tantia, saepius dorso, quod soleam dicere licet, affıxa, nuda aut 
loricata (solea s. dorso saepe lapidem — calcem — aut materiam 
corneam copiose et concentrice excernentia eisque affıxa). Tenta- 
cula nonnullis ciliata vibrantia, aliis nuda sugentia. Systema ner- 
veum, propter observationis difficultatem et defectum, nondum lucu- 
lenter erutum; tactus sensus maxime excultus; oculorum vestigia 
nulla. Os distinetum, saepissime tentaculis radiantibus coronatum 
et ventriculo uno solo appendiculatum (4Anthozoa) , aut tubo ci- 
bario perfecto anoque discreto coniunctum (Dryozoa). Mandi- 
bulae nusquam, interdum oris plicae (Zetinis), nec mandentes. 
Excordia, vasis discretis, humore albido aut hyalino plenis bene 


(') Diese physiologische Übersicht der Polypenklasse, in welche ich hauptsächlich nur 
solche Thierformen anfgenommen, die ich selbst beobachtet habe, hatte ich bereits ausgear- 
beitet, ehe Herrn Blainville’s sehr umfassende Arbeit über denselben Gegenstand im Dic- 
tionnaire des sciences naturelles, article Zoophytes 1830 mir bekannt wurde. Sobald sie 
1831 erschienen war, habe ich meine Arbeit mit der seinen sehr abweichenden in allen Thei- 
len genau verglichen und sie kritisch benutzt. Einen Auszug aus dieser Vorlesung gab ich 
bereits im Juni 1831 im ersten Hefte der Symbolae physicae, Evertebrata, auctoribus 
Hemprich et Ehrenberg. 

(2) Neuere Beobachtungen, welche ich vor Kurzem (1833) die Ehre hatte, der Akademie 
zu übergeben, haben mich belehrt, dafs die Abtheilung der Thiere in Wirbelthiere (Fer- 
tebrata) und Wirbellose Thiere (Evertebrata), welche seit Cuvier die herrschende ge- 
worden, aber in der Natur nicht durchzuführen ist, sich mit grölserer Übereinstimmung der 
Erfahrung in Markthiere (Medullaria s. Myeloneura) und Marklose Thiere (Eme- 
dullaria s. Ganglioneura) umwandeln läfst. Es läfst sich nämlich erweisen, dals das Rük- 
kenmark nur allein den ehemaligen Wirbelthieren zukommt, während die sogenannten 
Wirbellosen Thiere zwar oft wirkliche Wirbel besitzen, aber nie ein Rückenmark. Die 
Bauchganglien-Kette der Insecten, welche man bisher mit grölserer Zustimmung für Rük- 
kenmark hielt, stimmt in der Structur mit dem Rückenmark der Wirbelthiere nicht überein, 
wohl aber mit der Structur des sympathischen Nerven. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 255 


conspieuis, vasorum undulatione conspicua nulla. Branchiae san- 
guiniferae, dubiae,: in 4etiniarum tentaculis forsan obviae. Andro- 
gyna, nunquam sexu discreta; interdum alia unius speciei indivi- 
dua semper sterilia, alia ovipara (Hydrae, Corynae, al.), apparatu 
femineo: valde distincto, masculö nondum reperto. Separatim aut 
simul ovipara, vivipara, gemmifera, stolonifera et sponte dividua, 


muco excreto non defendenda. (Actinias cutem exuere vidi). 


Circulus I. ANTHOZOA, Dlumenthiere. 


Ore ventriculoque distinctis, tubo cibario anoque discreto nullis, corpore 
intus radiatim lamelloso. (Vibratio nulla, gemmae et spontanea di- 
visio frequentissimae). 


Ordo I. ZOOCORALLIA, Thiercorallen. 


Corpore aut omnino molli, aut Cephalopodum more intus lapidem gene- 
rante (secernente nec excernente) hinc saepe omnino libera et, prae- 
ter formam, animalium characteres omnes perfectius servantia. 


Tribus L. ZOOCORALLIA POLYACTINIA, Fielstrahlige Thiercorallen. 


Corporis radiis internis externisque ultra 12. (Ovipara aut etiam gemmi- 
P F 8 
para et saepe sponte dividua. Gemmae rarissime deciduae). 


1. Corpore toto molli aut subcoriaceo libero repente et natante, nec adnato, solitario, 
oviparo s. viviparo, raro gemmiparo ('), nunquam sponte dividuo: 


Familial. ACTININA, Anemonen- Polypen. 
7) verrucis suctoriis disci nullis, 
*) poris lateralibus nullis, 
a) tentaculis omnibus simplicibus (perforatis ?), oblongis aut filiformibus: 
Genus I. Acrınıı Brown, Faden- Anemone. 


«) tentaculis omnibus aequalibus: 


1 I .. .. . . . . ._e 

(') Specimina Aetiniarum nonnulla in Mari rubro observata Berolinum attuli, quae divi- 
sionem spontaneam lateralem a pede ad discum gemmaceam arguunt. Sic aves quadrupedes 
monstruosae inveniuntur. 


256 Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Subgenus Isacmarza (!). 
x) tentaculis minimis: ereberrimis (Discosoma (?) Leuck.) 
1. A. Isıcmara, gigantea H. et E. = Priapus giganteus Forskäl. 

Expansa bipedalis, tapetiformis, contracta 4-6” lata et alta, ci- 
cinereo flavescens, depressior, tentaculis papilliformibus, 2-3” lon- 
gis, perforatis, virescentibus. 

Radices non agit nec adhaeret. Confer quae ad 4. adhaerentem 
N. seripsimus. 

In Mari rubro australiore cum Hemprichio nonnulla specimina 
collegi, quae in Museo regio Berolini servantur. 

Iconem ad specimen vivum a me factam in Symbolis physicis dabo. 


2. A. Isıcmara, Tapetum H. et E. = Priapus albus Forskälii? Aecu- 
nia Savigny Description de U’ Egypte, Polypes T.1, fig. 2. Discosoma 
nummiforme Leuckart. 

Expansa bipollicaris, disco tapetiformi, tentaculis brevissimis ve- 
lutino, pede ceylindrico et clavato vario, flavicante carneo, subpel- 
lucido, tentaculis papilliformibus cinereis. 

In Mari rubro frequens prope Sues et Tor. Eadem forsan Ter- 
gesti a nobis obseryata. Specimina Berolinum attnli. 

Icon bona non exstat. Savignyi icon melior, Ruppellii peior. 
Forskälii synonymon parum dubium videtur, sed cinereus color, 
nec albus est. Iconem ad vivum animal a me factam in Symbolis 


physicis dabo. 


3. A. Isıcwara, Drevicirrhata Risso? 
Tentaculis paullo longioribus, brevissimis, tenuissimis, minus fre- 
quentibus villosa, sesquipollicaris. 
Vidi specimina ex Mari Italico, ab Illustri de Olfers allata. 
Icon non exstat. 
Huec forsan alleganda est Aetinia brevitentaculata Quoy et Gai- 
mard apud Blainvillium. 


(') "Irazucie ab iros et @zuy, aequali vigore in tentaculis omnibus. 

(*) Discosomatis generis character a natura aberrat. Spiritu vini contracta et compressa 
specimina discum et nunmum referunt, viva lageniformia et proteiformia sunt. Discosomi 
nomen Oken etiam inter Lacertas olim adhibuit. Discostoma, ni alibi occupatum, melius foret. 

’ P ’ 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 257 


xx) tentaculis magnis (minus frequentibus) (Urtieina (')). 
4. A. Isacmaza, crassicornis E. an Aetinia crassicornis L. Gmelin, La- 
marck? 

Semipedalis, depressior, tentaculis crassis, brevioribus, extus 
aperte striatis (fibris musculosis), pallio laevi, colore variabilis. 

E Mari mediterraneo. 

Hanc speciem Rapp cum Mesembryanthemo (Entacmaea) con- 
iunxit, a qua priores obseryatores eam firmius separare nequiverunt. 

Icon bona deest. 

5. A. Isıcmara, erythrosoma H. et E. 

Semipedalis, depressior, tentaculis crassis, obtusis, brevioribus, 
non aperte striatis, pallio laevi, corpore et disco rubris, ore albo, 
tentaculis viridibus, apice rubris. 

In mari rubro prope Tor non infrequens. 

Iconem vivae feci et in Symbolis physicis dabo. 


6,.A 


Isacmaza, papıllosa. 

Tripollicaris, depressior, rubra, tentaculis crassis, brevioribus, 
pallio extus undiqne papilloso, papillis non perforatis. 

E Mari norwegico. 

Icon deest. Specimina Berolini servantur. 

7. A. Isıcmara, cerystallina H. et E. 

Elongata, cylindrica, 3 - 4pollicaris, disco parvo, expanso, raro 
semipollicari, hyalina, pellucida, lamellis et ovariis translucentibus 
substriata, ore flavicante. 

Inter Alexandriam et Rosettam in littore Maris libyci frequens 
natat. Affıxam rarius vidi. Tricena specimina collegimus. 

Iconem ad viva specimina a me pictam cum anatome in Sym- 
bolis physicis dabo. 

Ab hac forma #nemoniarum characterem erroneum esse didici. 
Dum natat pedis discus postremus margine contracto vesicam for- 
mat, idemque in planum expanditur, dum animal repit. Hinc ani- 
mal repens non est Anemonia, quod idem natans Anemonia vocatur. 


f . AHEr SR Eee 3 . 
(‘) His sectionibus nomen inscribere non opus est. Urtiicinae nomen Discostomali 0p- 
posui. Generici characteres utrumque gregem non distinguunt. 


Phys. Abhandl. 1832. Kk 


258 Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


8. A. Isacmara, Cleopatrae H. et E. 

Pusilla, elongata, clavata, 9linearis, disco 3lineari, tentaculis 
paueis, parvis, filiformibus. 

In mari libyco prope Alexandriam cum priori. 

Iconem vivae non feci, specimina attuli. 

9, A. Isacmaza, euchlora H. et E. 

Subpollicaris, depressior, extus pallide rubella, punctis laete vi- 
ridibus varia, prope marginem tota viridis, margine crenato, albido, 
tentaculorum serie fere quadrupliei, viridium, filiformium, apice 
violaceorum. 

Inter Tor et Ras Muhammed in Coralliis in Mari rubro collecta. 

Specimen attuli. Iconem vivae non feci. 

10. A. Isacmaza, viduata E. — Actinia viduata Müller. 

Semipollicaris, depressior, fasciis longitudinalibus fuseis et vi- 
rescente albidis, tentaculis albidis, apice subolivaceis, pallido con- 
tractae scabriusculo. 

In sinu Christianensi prope Droebak Zosterae adhaerentem col- 
legi. 

41. A. Isacmara, simplex E. 

Trilinearis, depressior, pellucida, hyalina, tentaculis aequalibus, 
concoloribus, ordine simplici marginali. 

In portu Christianensi unica a me observata species. 

Berolini forma similis servatur. An huius speciei? 

12. A. Isacmarza stellua H. etE. 

Subtrilinearis, depressior, extus flavescens, longitudinaliter ob- 
scurius striata, oris disco virescente, tentaculis hyalinis, cinereo- 
fasciatis, aequalibus, ordine simplici. 

In coralliis ad Massauam, Habessiniae insulam, in Mari rubro. 

Iconem vivae feci, specimina Berolinum attuli. 

2) tentaculis intimis validissimis, marginalibus sensim aut subito minoribus: 
Subgenus EnTacmaArA (!). 
13. A. Entacmaza. adhaerens H. etE. 
Depressior, extus glabra, expansa sesquipedalis, contracta 6 pol- 


(!) "Evros azurv EYOVTE, intus validiora tentacula gerentia. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 259 


licaris, tentaculis raris, subacutis, longissimis (3 pollices longis), tri- 
plici aut quadrupliei serie, crassitie 1--- 2 linearum, papillarum 
serie marginali nulla. Color pallii flavicans, tentaculorum glaucus, 
areae disci sanguineus, aliis totus flavescens, areae radiis et tenta- 
culorum, apice virentium, fasciis fuscis. 

In Mari rubro meridionali frequens, maior, prope Sues minor. 

Huc nota Forskälii pertinere videtur, quam giganteae Niebuhr 
addidit. 


Iconem vivae feci et specimina attuli. 


14. A. Entacmara, Helianthus H. etE. 

Depressior, extus glabra, expansa, semipedalis, tentaculorum bre- 
viorum, graciliorum, (47 lat.), obtusissimorum, serie tripliei, pa- 
pillarum serie marginali nulla. 

Utriusque formae area media late nuda. 

Pallium intense et pallide roseo -variegatum, tentaculis albidis, 
fusco-annulatis, disco medio laevi brunneo, lineis latis, albis, ra- 
diatim variegato. 

Specimina attuli ex Mari rubro prope Tor. 


15. A. Entacmara, quadricolor H.etE. = Aetinia quadrieolor Leuckart. 

Expansa 4pollicaris, contracta 2--" lata, tentaculis brevioribus 
et in area sparsis, rufescentibus, margine lato superiore pallii pa- 
pilloso, papillis non perforatis, virescentibus, pede extus glabro, 
rubro. 

In Mari rubro meridionali solum frequens, prope Massauam a 
nobis lecta. 

Specimina Berolinum attuli. 


16. A. Extacmara. Cereus = Aetinia Cereus Ellis. Rapp. 

Depressior, extus glabra, expansa 4pollicaris, contracta 2-2" 
pollices lata, tentaculis longissimis, ut in adhaerente, sed erebrio- 
ribus, acutioribus, sex fere seriebus. 

Tergesti a me visa et illine allata. 

Actiniam Cereum tentacula non retrahere posse fabulosum est. 
Nimis extensae omnes Actiniae difhieile corripiuntur. 

Cum iuniora specimina tentaculorum minorem numerum gerant, 


Kk2 


260 Eurengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


cavendum est, ne pro diversis speciebus habeantur. Hinc reliqui 
characteres religiose respieiendi sunt. 
17. A. EntacmazaA, crispa H. etE. 

Depressior, extus glabra, expansa pedalis, tentaculis in toto dorso 
sparsis, internis longissimis, 3” longis, in spiram involutis, acute 
conicis, externis sensim multo brevioribus, fascia sub margine pa- 
pillosa, externa. 

Flavido carnea, disco fusco - radiato, tentaculis e cinereo fu- 
scescentibus. 

Structura quadrieolori affınis, tentaculis valde differt. Ab ad- 
haerente papillarum fascia differt et disci area tentaculis tota oc- 
cupata a reliquis. 

Iconem vivae e Mari rubro attuli. 

18. A. Entacmara, Mesembryanthemum = Actinia Mesembryanth. Ellis, 
Rapp exclusis synonymis nonnullis. Priapus ruber Forsk.? 

Depressior, extus glabra, bipollicaris, tentaculorum serie fere 
tripliei, margine papilloso-crenato, serie papillarum simplici nec 
perforatarum. 

Color fuscescens, tentaculis flavo - fuseis, obscurius notatis, apice 
rubris. 

Hanc formam in Mari rubro meridionali et septemtrionali re- 
perimus, eandemque Alexandriae habuimus e Mari mediterraneo li- 
byco. Cum differentias non scripserim ullas, Priapum rubrum Fors- 
kälii solo colore differre cum Rappio sane censuerim. 

19. A. Entacmara, gracılis H.etE. = Priapus viridis Forsk.? 

Depressior, extus glabra, expansa sesquipollicaris et bipollica- 
ris, tentaculis tenuibus, acutis, filiformibus, longis, copiosis, sub- 
aequalibus, papillarum serie marginali. Colore viridis. 

Tergesti nobis in adriatico lecta specimina sunt. An igitur Fors- 
kälii synonymon iustum? Alexandriae nos praeter Mesembryan- 
themum nullam huic similem formam collegimus. 

20. A. Entacmaza, rufa —= detinia rufa Müller. 

Crassa, subconica, extus glabra, rufa, expansa bipollicaris, pede 

lato, tentaculis filiformibus, gracilibus, praeter extimos, subaequa- 


libus, pallidioribus. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 261 


Habitus Cribrinae effoetae. An Cribrinae species? Aetinia can- 
dida praeter colorem gravi charactere differre videtur. Confer Zet- 
acmaeam. 

In Mari Norwegico. 

21. A. Entacmara, Rosula E. 

Depressior, parva, expansa semipollicaris, tentaculorum crasso- 
rum, obtusiorum, serie 2-3pliei, papillis marginis nullis, disco 
nudo, tota alba. 

E Mari Norwegico prope Droebak in Oculina_prolifera. 

Cerei pulli tentacula subtiliora gerunt. 

Ab Olfers etiam similem huic speciem Neapoli Berolinum mi- 
sit. Colorem ignoro. 


22. A: Entacmara, erythraea H. etE. 
Subpollicaris, unicolor, coceinea, subcylindrica, tentaculorum 
subacutorum serie triplici, interna validiore. 
Cum /sacmaea erythrosomate prope Tor Maris rubri lecta. 
Iconem vivae attuli, specimina perierunt. 


23. A. Enracmara, Forskälü H.etE. = Madrepora turbinata? Niebuhr 
apud Forskälium, Icones Bauernfeindii Tab. XXVII, fig. F. Acti- 
nia Savigny Descript. de l’Egypte, Polypes, Tab.I, fig. 1.? 

Cylindrica et subelavata, extensa bipollicaris, disco semipollicari, 
tentaculorum brevium serie dupliei. Color sub tunica mucosa fu- 
scescente nunc ochraceus, nunc laete cinnabarinus, disco rubro aut 
ochraceo, albo-variegato, tentaculis obscurius fasciatis, corpori con- 
coloribus. 

Specimina et iconem viyae attuli. 

Prope Alexandriam frequens. Forskälii icon melior quam Sa- 
vignyi, 

24. A. Entacmara, decora H. etE. 

Cylindrica, sesquipollicaris, sub tunica mucosa fusca color coc- 
eineus, disco aurantiaco, coccineo-adsperso, tentaculis parvis, ap- 
pressis, coccineis, filiformibus, marginem vix superantibus. 

Prope Tor in Mari rubro. — 

Iconem et specimina attuli. 


262 Eurengene: Beiträge zur Kenntnifs 


25. A. Entacmara, subfusca H.etE. 

Semipollicaris, elongata, disco ‚subtrilineari,. tentaculis- paucis, 
cirrhosis, margine plicatis, subarticulatis, disco cum tentaculis fu- 
scescente, pede carneo. 

Prope Tor Maris rubri. 

Specimen attuli. 


26. A. Entacmaza, olivacea H.etE. 
Cylindrica, semipollicaris, olivacea, tentaculorum filiformium, 
acutorum, pallentium, seriebus 3. 
Prope Tor Arabiae lecta. 


27. A. Entacmara, pulchella H. et E. 

Cylindrica, trilinearis, tentaculis parvis, crassis, obtusis, inae- 
qualibus, in serie marginali unica conspieuis, internis longioribus. 
Corpus olivaceum, oris disco atro, margine interno tenui, flavo, 
tentaculis fuscis, aurantiaco et viridi annulatis. 

Inter Corallia prope Tor Arabiae. 

Iconem vivae huius et prioris attuli. 


y) tentaculis mediis validissimis, externis et internis minoribus: 
Subgenus Mesacmara ('). 

Talis formae species nondum innotuerunt, sed illa a Finzio 
forsan minus scite picta forma, quam Leuckart T’halassanthi no- 
mine provulgavit et Zpicladia nostra in eum characterem ab- 
eunt, hinc veras Actinias etiam in posterum illo charactere insignes 
inveniri puto, dummodo ab observatoribus in mente teneatur. 


ö) tentaculis extimis validissimis, mediis et internis minoribus: 
Subgenus Ecracmaza. 
28. A. Ecracmara, candida — Actinia candida Müller. 
Depressior, pollicaris, tentaculorum filiformium ordine exteriore 
simplici, ordine altero interno papilliformi, colore candido. 
N mant ; 
In mari Norwegico. Rapp eam rufae adiungendam perperam 
censuisse videtur. 


> ’ es \ 0) a \° v3 
(') "Ev nerw zeoseu azunv eyovr& Mesacmaea; "Exros' az &y,ovr« Ectacmaea. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 263 


29. A. Ecrtacmaza, globulifera H. etE. 

Lateritia, corpore cylindrico, subpollicari, tentaculis brevibus, 
apice globuliferis, serie multipliei, externis maioribus. 

Ad Ras Kafıl, Maris rubri insulam. 

Iconem vivae attuli. 

Praeter unicam Mülleri Aetiniam candidam nulla hucusque in- 
notuit altera huius Subgeneris forma, cuius typus etiam in fctino- 
dendro, Loligina nostra, de qua infra locuturus sum, bene. percipi- 
tur. A studiosius denuo in Actinias inquirentibus plures formas 
huius indolis oblatum iri verisimile duco. 

„An Moschata rhododactyla Renieri ex emendatione Blainvil- 
lii hue ‚pertinet? 

b) tentaculis omnibus aut nonnullis fissis palmatisve ("): 
Genus II. Merkıvıum Oken = Aetineria Blainv. Federbusch- Anemone. 
1. M. rhodostomum U. etE. 

3-4pollicaris, depressior, pallio cinerascente carneo, disco oli- 
vaceo, ore roseo, tentaculis flavo-brunneis, in disco sparsis pal- 
matis, marginalibus simplieibus, brevibus (3” longis). 

Prope Tor in Mari rubro. Tacta difhieilius corripitur. 

Altera species Metridium villosum (Aetineria villosa Quoy ei 
Gaimard) ad insulas amicorum reperta est. 


c) tentaculis omnibus fruticulosis, internis validioribus (pinnulis apice ela- 
vatis, foveolatis): 
Genus III. MecAracrıs H. etE. Strahlen - dnemone. 
1. M. Hemprichü PB. 

Subpedalis, depressior, pallio albido, disco lateritio et cinereo- 
nebuloso, tentaculis carneis, fruticulosis, validissimis 20, decem in- 
ternis validioribus, ramulis clavatis, apice foveolatis. 

Ad Ras Kafıl, insulam Maris rubri. 

Iconem viyae attuli. 


d) tentaculis aliis simpliciter pectinatis minoribusque internis et externis, 
aliis fruticulosis, validioribus, medüs: 


(‘) Pallü lobos equidem pro charactere physiologico gravi et generico habere nequeo, sed 
tentaculorum lobos graviores habeo. Tentacula simplicia (semper puto apice perforata) pro 
branchiarum bursis habeo, lobos compositorum pro branchiis nudis. 


264 Enrengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


Genus IV. Trarassıantaus Leuckart. Dlumen- Anemone. 

Suspectum genus in male seryato specimine Epicladiae nostrae 
forsan nititur. Cum autem verisimile sit, tales formas olim inveniri 
et characteres ex icone a me sumti genericum valorem habeant, 
interea nomen, sive 7’h. Astro plenum, sive vacuum admittendum 
censui, cum adsit. Francofurtani viri docti in rem inquirant. 

**) poris lateralibus instructa (latere respirantia, tentaculis non perforatis ?): 
Genus V. Crısrına H. etE. Sieb- Anemone. 
1. ©. verrucosa E. = Actinia verrucosa Lamarck, Hydra verrucosa 
Gaertner. 

Cylindrico-conica, luteola, basi rubra, extus verrucarum poro- 
sarum seriebus longitudinalibus, crebris insignis, tentaculis albidis, 
obscurius fasciatis. 

E Mari Anglico et Italico. 

Icon bona non exstat, Gaertneri dignosei potest. 


2. C. glandulosa E. —= Actinia glandulosa Otto. 

Semipollicaris, subeylindrica, sordide flavescens, glandularum 
porosarum rubrarumque seriebus longitudinalibus insignis, tentacu- 
lorum brevium flavescentium seriebus tribus. 

Prope Tergestum a me lecta huic simillima est. 


3. C. coriacea E. — Aetinia coriacea Cuvier = A. senilis Linne. 
Tripollicaris, eylindrico-conica, obscure rubra aut viridi varia, 
disco tentaculisque caerulescentibus, rubro -variis, pallio poroso. 
In adriatico et atlantico Mari. Icon bona apud Rappium. 


4. C. effoeta E. = Actinia effoeta Baster (nec Priapus Polypus Forsk.). 
Bipollicaris, conico-cylindrica, cinerascens, fusco-adspersa aut 
taeniata, pororum fascia prope basin, tentaculis albicantibus, ru- 
bro subtilissime adspersis. 
In Mari mediterraneo frequens. Icon bona apud Rappium. 
5. C. Polypus H.et E.—= Priapus Pohpus Forskäl, Actinia Priapus Gme- 
lin, Aetinia Polypus Blainville, nec Aetinia effoeta Rapp. 
Semipollicaris, conico-cylindrica, contracta, membranacea, or- 
bicularis, dilute violacea, lineis longitudinalibus rufis picta, tenta- 
eulis filiformibus, subulatis plurimis, pallide rufescentibus, obsolete 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 265 


annulatis, pororum alborum serie prope marginem pedis, oris area 
alba in pentagono rufo. 
Ad insulam e! Korab Maris rubri nobis obseryata. 
Hanc cutem exuere vidi. 
Iconem vivae attuli et specimina. 
6. C. palliata E.—= Medusa palliata Fabricius, Actinia carciniopados Otto, 
4. picta Risso. 
Sesquipollicaris, complanata, (Naticae) testam cingens, alba, ma- 
culis purpureis punctata et lineis violaceis varia, tentaculorum bre- 
vium seriebus 4. 
Neapoli lecta Berolini servatur. Optimam iconem Otto dedit. 
Kagzıiou örades Paguri comes. 
Ad Cribrinae genus pertinent etiam: 
7. Acrınıa plumosa Cuvier, Rapp. 
8. Acrınıa jiliformis Rapp. 
9. Acr. diaphana Rapp. 
10. Acr. Bellis Ellis. 


Tr) verrucis suctoris disci peculiaribus instructa ('): 
a) tentaculis simplicibus, vesicis lateralibus (fasciculatis) instructis, hinc 
fruticosis: 
Genus VI. Acrınovenpron Quoy et Gaimard. Baum - Anemone. 
1. A. Zoligo H. et E. 

Sesquipollicaris, depressior, pallio albido, tentaculis violaceis, 
simplicibus, serie dupliei aut tripliei, externa validiore, intus pa- 
tellis suctoriis fasciculatim sparsis, flavis instructis. 

Ad Tor et Ras el Kafıl Maris rubri. 

Specimen et iconem vivi attuli. 

Utrum Actinodendra apud Blainvillium memorata cum nostra 
forma genere consociari debeant, dubius sum. Si illa Zetinoden- 
dra non solis verrucis suis ramosa sunt, sed ramulos praeterea os- 
tendunt, tunc nostram formam Zoligineae arabicae generico nomine 


1 . CraBRr . . . 

(') Verrucas eas, quae tentaculorum ordinem imitantur, pro tentaculis brevibus habui, quae 
vero alium ordinem aut nullum sequuntur, nec perforatae, sed foveolatae sunt, eas suctorias 
iudicavi. 


Phys. Abhandl. 1832. Ll 


266 Eurensgerc: Beiträge zur Kenntnifs 


separandam duco, nam in fissis tentaculis character gravior est, de 
quo supra dixi. A sequente genere Jelinodendra, si ramosa sunt, 
ramulis simplieibus et vesicularum faseieulis per rami longitudinem 
sparsis (alternis) differrent. Actinodendron halcyonotdeum et deti- 
nodendron arboreum aliae species dicuntur. In id etiam studiose in- 
quirendum est, utrum tentacula externa an interna validiora sint, 
nam hoc structuram inversam exprimit. 

b) tentaculis compositis, internis et externis minoribus, pectinatis, mediis 

validioribus, bicompositis, extus apice vesiculigeris: 
Genus VII. Erıcrapıa H.etE. Frucht- Anemone. 
1. E. quadrangula H.etE. 

Tripollicaris, depressior, cinerascens, disco violaceo, multira- 
diato, tentaculis minoribus et maiorum ramulis violaceis, quadru- 
pliei tentaculorum serie, mediis duabus bicompositis, externa et in- 
tima simplicibus, singulis his quadrangulis, quater pectinatis. 

In Mari rubro prope Tor nobis obviam facta, 

Rami tentaculorum medii maiores, dorso apice 8-11 vesicas 
ovatas, foveolatas consociatas gerunt. 

Haec forsan ipsa species a Finzio naturae minus convenienter 
picta, hince a Leuckarto aliis characteribus instructa T’halassan- 
thi eius generi originem dedit. 

c) tentaculis aliis simplieibus, aliis multifidis, interiectis discretisque vesica- 
rum suctoriarum acervis: 
Genus VIN. HeresovacrsıLa H.etE. Pracht- Anemone. 
1.H. Hemprichü E. 

Pedalis, depressior, disco brevissime cirrhoso -tentaculato, pal- 
lio discoque flavo -carneis, punctis rubris, subtilissime adspersis, 
tentaculis laete flavis, albis aut brunneis, vesicularum purpurearum 
acervis marginalibus. 

Ad Scherm el Scheik Maris rubri. 


Iconem et specimen Berolinum attuli. 


d) disco nudo, tentaculis simplieibus, innatis (validis), aequalibus, quaternis 
aut bis quaternis (8), apice vesicarum suctoriarum acervo insignibus (ve- 
siculis in acervos marginales discretos positis, disco nudo, anguloso): 


Genus IX. Lvcersarıa Müller. Zaternen- Anemone. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 267 


1. L. fascicularıs Flemming. a; 

2-3pollicaris, infundibuliformis, substipitata, intense rubra, ten- 
taculis 8, binis approximatis, ‚vesicarum breviter eylindricarum acer- 
vis subglobosis, stipite intus quadrangulo, ore orbiculari, erenato. 

In Mari groenlandico captum specimen apud Eschrichium, na- 
turae studiosissimum Havniae Professorem vidi, idemque vir egregius 
anatomen rudiorem benevole mihi concessit. Ovaria singula ten- 
tacula singula replent et convoluta in medium stipitem usque af- 
fixa continuantur. Tentaculorum binorum musculi interni in unam 
laminam, totum stipitem ut in Sctinüs permeantem, confluunt. Ven- 
triculus duplicationem disei efficere videtur. Oris musculi quaterni. 
Ovariorum dispositio Medustis aflınior est quam Aetinüs. In eun- 
demque characterem ventriculi liberi pendulique defectus abit. 


Ab omnibus mihi notis auctoribus Sctininorum 101 formis di- 
versa nomina data sunt. Sed nondum bene circumscriptas easdem 
formas saepe multis nominibus appellarunt. 

Gmelin 34 Zetinias in duo genera (23 ad Zctiniam, 11 ad Ay- 
dram) dispositas enumeravit. Lamarck 1816 25 species in uno deti- 
niae genere enumeravit. Rapp 1829 23 species in unico genere 
consociatas dedit. Cuvier 1830 Actinias in peculiari Polyporum Or- 
dine propositas, praeter addita Zoanthum et Lucernariam, in 3 ge- 
nera, Sctiniam, T’halassianthum et Discosoma redegit, 18 species pro 
paullo certioribus habens. Blainville 1830 Zetinias, praeter Zu- 
cernariam, in 10 generibus reposuit, eisque 78 species ex auctoribus 
varüis tribuit. Equidem Zetinias pristinas, praeter Zucernariam, in 
8 genera physiologice alio modo dispescui. A me ipso observatas, 
ad naturam digestas et physiologice confirmatas species 39 exhibui. 

Praeterea de Aetinüs ab aliis obseryatis haec addiderim: Ge- 
nera auctorum compluria plane eliminanda videntur: 1) Jetinectae 
Lesueur — 4etiniae et Cribrinae elongatae, 2) Actineria Quoy et 
Gaimard = Metridium Oken; 3) Zctinocereus Blainville = Ce- 
reus Oken;, 4) Actinoloba Blainville (vox hybrida) = Actiniae et 
Cribrinae sublobatae; 5) Anemonia Risso = Moschata Renier! = 


L12 


268 


Eunengenrg: Beiträge zur Kenntnifs 


Actiniae et Cribrinae elongatae, 6) Cereus Oken = Actiniae Isac- 
maeae et juvenes aliarum, 7) Discosoma Leuckart —= Actiniae 
Isacmeae cirrhulosae, corpore saepius cylindrico, 8) Eumenides Les- 
son = Actiniae Entacmaeae?, 9) Minyas Cuvier — Actinecta Le- 
sueur, 10) Moschata Renieri — Actinecta Lesueur. 

Genus SarcornmsantHuus Lesson, cuius nomen, quo sensu nescio, 
infelicius fabricatum est, duas valde diversas formas singulares com- 
plectitur, quae forsan in duo genera disiungi debent. Altera, Sarc. 
sertum, extus palmato-tentaculata, intus clavato-vesicu- 
losa, £uropalae (Keulen- dnemone) nomine prope Heterodactylam 
nostram collocanda erit, altera, Sarc. papillosa, Cribrinae species 
fuisse videtur. Sin vesiculae suctoriae marginales adfuerint, a poris, 
contractione eirrhiferis, diversae, tune ea forma ad Epicysteos nos- 
trum genus amandanda videretur. 

Genus Homorxevsıs Lesson, cum sessile fuerit, etiamsi ad Mol- 
lusca delatum sit, ad Zetinina facile redire posset. 

E Lesueurii denique Actinüs genus novum constitui posset: 
Epieystis E. (Blasen- Anemone), disco simpliciter tentaculato, ve- 
sieulis suctoriis simplieibus, inter tentacula discretis aut marginali- 
bus: «) vesiculis sparsis: 4Jetinia crucifera Les. ß) vesiculis mar- 
ginalibus: Actinia wltramarina et det. granulifera Les. Locus ge- 
neris prope Zpicladiam nostram foret. Huc forsan Sarcophinanthus 
papillosus Lesson delegandus. Sed haec coniecturalia sunt. 

Acrınıae in Zoologia danica pictae ad nostra genera ita fere 
collocabuntur: IsacmaEAE sunt Zetinia varians, rufa, viduata, Iris, 
fiscella; ExTacmAEAE sunt Jetinia digitata, coccinea (?), undata,; Ecr- 
ACMABA est Actinia candida,; Actinia holsatica, plumosa ad Crisrı- 
NAS pertinent. 

Acrınııe a Lessonio et Garnoto in Duperreyi Foyage de 
la Coquille eleganter pictae ita fere ad nostra genera spectant: del- 
nia peruviana, Stae Catharinae, Novae Hibern:ae, bicolor, vagans 
(an Hughea?) et nivea IsıcmEaE sunt; Actinia Stae Helenae et Eu- 
menides ophiseocoma (!) ExtacMmEAR sunt; Fetinia chilensis EcTACMARA 
est; Jctinia papillosa, macloviana et ocellata CrıBrınaE sunt. Acl- 
nia pieta Lesson, si tentaculis et vesiculis vere destituta et libera 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 269 


esset, novi generis typum referret, quod 4nactis nominari posset. 
De Homopneusi supra scripsi. 


2. Corpore toto molli aut subcoriaceo adnascente, sponte nunquam solubili, raro solitario, 
saepius gregario, gemmiparo et oviparo, nunquam sponte dividuo: 


FamilialIl. ZOANTHINA, Zeder- Corallen. 
a) solitaria, ovipara, stolonibus nullis: 
Genus X. Hvcnza Lamouroux, Kelch-Zoanthe = Actinocerei Oken et 
Isaurae liberae Savignyi. 
1. H. Hemprichü E. 
Sequente duplo maior, semipollicaris, nigro-fusca, oris radiis 
20-24, contracta, 4” longa, 2-” lata, ore plano. 
Inter Corallia Maris rubri prope Tor a nobis lecta et Beroli- 
num allata. (Cum Sympodio fuliginoso servatur). 


2. H. Savignyi H.etE. = Palythoa Savignyi Audouin Deseript. de l’Egypte 
Savigny Tab.Il. fig. 1. 

Expansa, quadrilinearis, clavata, gracilior, pallidior. 

Specimina e Mari rubro Berolinum attuli. 

Blainville in Dictionnaire des sciences naturelles pag.302. LX. 
hanc formam pro vera Zctinia perperam habet. 

Isaurae nomen a Savignyo datum antiquius videtur, sed plan- 
tarum genus eiusdem nominis aCommersonio olim constitutum, 
plantam madagascariensem ex Asclepiadearum familia designat, quam 
recentiores nondum bene examinasse videntur. Praeterea Savigny 
Jsaurae nomine Hugheas et Mammilliferas in uno genere compre- 
hendisse videtur: Zsaures fixes et libres. 


b) gregaria, ovipara et stolonifera (stolonibus filiformibus, gemmiferis): 
Genus XI. Zoantuus Cuvier. Ranken- Zoanthe. 
1. Z. sociatus Cuv. = Actinia sociata Ellis, Zoantha Ellisi Lamarck, 
Actinorrhyza Blainville. 
Expansa pollicaris et sesquipollicaris, elavata, stolonibus late 


repens, fusca, tentaculis filiformibus vicenis in serie simplici, teste 
Ellisio. 


Hanc speciem non vidi. 


270 Eurensere: Beiträge zur Kenntnifs 


2. Z. Bertholeti E. = Palyıhoa Bertholeti Audouin, Savigny Egypt. 
Polypes T.II, fig. 3. 

Expansa 4linearis, subeylindrica, tentaculis clavatis, stolonibus 
reticulatis. 

In Mari rubro a Savignyo observyata. 

In Museo regio berolinensi antiqua ‚Spongiae dichotomae speci- 
mina e Gerresheimii collectione hoc Zoantho obducta servantur, 
quibus olim Spongiae verrucosae nomen adsceriptum est. 

Lesueur alias duas species, Z. Solandri et Z. dubium, a se 
observatas tradidit. 

Palythoam Perü Audouin pro Sympodio e Xenüs aut pro Mam- 
millifera habuerim. 

Zoantham thalassianthoidem (!) Lessonii s. Cornulariam a Blain- 
villio vocatam vide inter Xenina, Rhizoxeniae nomine. 


c) gregaria, ovipara et pallio, in basi tenui dilatata, gemmifera (tubuli 
liberi basi membranacea conıuncti, non retractiles): 


Genus XII. MannitLirera Lesueur, Warzen-Zoanthe = Cavolinia Schweig- 
ger. 
1. M. denudata E. = Madrepora denudata Gavolini, Cavolinia rosea 
Schweigger, Mammillifera Cavolini Lesueur. 
Pollicaris, purpurea, polypis cylindrieis et clavatis, 1-2” crassis, 
6-9” longis, tentaculorum serie triplici, extima minore, stromate 
crasso (3). 

A me non visam Cavolini prope Neapolin iuxta insulam Ni- 

sitam observavit. 


2. M. mammıllosa E. = Alcyonium mammillosum Solander et Ellis, Pa- 
Iythoa mammillosa (stellata) Lamouroux. 

Bipollicaris, effusa, flavo-fusca, mammillis singulis apud siecam 
diametro fere trilinearibus, subglobosis, arcte confertis, stromate 
crasso (2”). 

Animalis albidi tentaculis 12, lamellis 12, teste Ellisio (an 
ex Antillis?). 

Siccam in Museo regio Berolinensi vidi. 


3. M. /uliginosa H.etE. an Palyıhoa Perü Audouin? 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 274 


} 


" latis, 
altioribus, expansis, 1” longis, clavatis, minus confertis, stromate 


tenui (1). 
Animalis discus margine 32dentatus, lamellae internae 32, ten- 


Pollicaris, effusa, flavo-fusca, mammillis contractis, 2- 


tacula clavata, obtusa, fusco- et albo-fasciata, fere 64 in serie du- 
plici, interna validiore. 

Hugheae Savignyi affınis est et ad Palythoam Perü' Audouin 
proxime accedit. Specimen alterum e nostris Savignyi iconem fere 
refert. Nisi igitur Palythoa Perü pro Sympodio habenda est, eam 
pro huius statu iuvenili contracto habendam censuerim. 

Specimina in Mari rubro a nobis lecta Berolinum attuli. Ico- 
nem vivae in Symbolis physicis dabo. 


4. M. Zesueurä E. = Palythoa Lesueurü Audouin, Montlibaldia La- 
mouroux. Savigny Egypt. T.D. fig. 2. 

Pollicaris, tubulorum diametro fere 3lineari, tubulis latius dis- 
cretis, stromate tenul. 

Savigny hanc formam, quam non vidi, in Mari rubro obser- 
vavit. Characterem ex icone erui. 

Utrum Mammiülifera Auricula et M. Nymphaea Lesueur ex 
Antillis insulis aliae species sint, e perfectiore earum examine pro- 
dibit, ut Blainville recte iudicavit, sed Aleyonium ocellatum So- 
landri ad Palythoas accedere videtur, nisi erroneum est. 


d) gregaria, ovipara et pallio toto undique ab ore ad pedem dilatato 
gemmipara, hinc ostiola non tubulis longis suffulta, sed parum emer- 
gentia, contractione immersa (tubuli de tota longitudine connati): 


Genus XIH. Paryrnoa Lamouroux, Massen-Zoanthe = Corticifera Le- 
sueur, /saura Savigny ex parle. 
1. P. flavoviridis H. et E. 
Pedalis, elfusa, obducens, coriacea, laete flavo-viridis, areolis 
2--" latis, stromate 3-5” crasso, ostiolis siccae non emergentibus. 
Animal margine 16crenato, tentaculis 16 acutis, hyalinis in se- 
rie simpliei, interiectis totidem plieis, lamellis 32. 
In Mari rubro a nobis obseryata et cum icone vivae Beroli- 
num allata. 


272 Eurengere: Beiträge zur Kenntnifs 


Utrum Cortieifera flava Lesueurii ex insula Sti Thomae huc 
referenda sit, perfectiores eius observationes affırment. 


2. P. ocellata Lamouroux, an Cortcifera glareola Lesueur? = Alcyo- 
nium ocellatum Ellis et Sol. 

Effusa, incrassata, ferruginea, areolis contractae 2” latis, tubu- 
lis contractae 4 - 5” longis, ostiolis margine tumidis. 

Animalis radiis 12, teste Ellisio; ex Antillis. 

Hanc formam Ellis secundum specimina in spiritu vini servata 
observavit et delineavit, Mammilliferam mammillosam siecam habuit. 
An utraque observatio ad unam speciem spectat? Hanc non vidi. 


3.P. Argus H.etE. 

Effusa, flavo - fusca, semipedalis aut subglobosa, crassitie con- 
tractae 6-10lineari, areolis 24 -3linearibus, margine tumidulo 
prominulis. 

Animalis disco margine 20crenato, tentaculis pallide fuseis, qua- 
dragenis in serie dupliei, alternis validioribus, maioribus internis 
obtusis, clavatis, lamellis 32. 

Specimina multa et icones vivae e Mari rubro Berolinum attuli. 

Genera Cavolinia, Corticifera, Isaura et Actinocereus delenda 
videntur. 

Genus Sırmonıam Parkins. Goldf. = Halirrhoae et Sereae species Lamour. 
Genus Lymxoream Lamouroux = Mantelliae et Siphoniae species Parkins., 
Cnemidium Goldf. huc reponerem. 


3. corpore libero, intus lapidem generante, solitario aut gemmiparo, nunquam sponte dividuo: 


Familia III. FUNGINA, Pilz-Corallen. 

a) solitaria (monostoma), dorso plano aut concavo, Ovipara, rarius gemmi- 
para, nunquam stolonifera (hinc disciformia, aut hemisphaerica, aut 
conica): 

Genus XIV. Funcıa Lamarck, Pilz-Stern. 
1. F. agariciformis Lamarck. 
Semipedalis, orbicularis, subtus scabra, stella convexa, lamellis 
inaequalibus, subtilius denticulatis, maioribus radiantibus. 
Variat forma: 


«) discoides (typus), 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 


td 
-T 
o 


plana orbicularis ; 
ß) pileata; 
+) stella conica convexa, 
rr) stella depressa concava, 
y) undulata, margine flexuoso; 
Variat lamellarum structura: 
d) lamellis rectis (typus), 
€) lamellis monstruose inflexis; 
Variat structura oris: 
2) ore unico, medio oblongo (typus), 
7) ore excentrico, 
>) ore dilatato (platystoma), 
ı) ore monstruose dilacerato et multiplicato (polystoma) ; 
Variat foecunditate: 
x) solitaria (typus), 
A) gemmascens (= Madrepora echinata Esper T.II, fig. 1.); 
Variat colore animalis: 
#) pallio aeruginoso -fusco, ore viridi et rubro -limbato, 
v) ore viridi et nigro -radiato, 


&) pallio laete rubro (Fungia rubra Quoy et Gaimard). 


In solas formas $ (platystomam) et E (rubram) inter enumera- 
tas ulterius inquirendum est, utrum pro speciebus discretis haben- 
dae sint. Reliquas formas e regeneratione post laesionem, gem- 
matione aliisque causis bene patulis prodire persuasum est. Poly- 
stomam formam ne ad Polyphyllias deducas, cum aperte monstruosa 
et irregularis sit. 

Notandum est, prolem (gemmam) in parte inferiore interdum 
obviam stella concava et ore subrotundo insignem esse, ideoque 
Monomyceuis speciem parasiticam referre (Madreporam echinatam 
Esperi), sed lamellarum forma et reliqui characteres (divisionis 
spontaneae defectus) bene probant, illas Formas a Fungiae gemmis 
in evolutione impeditis oriri. 

Animal Forskäl bene primus observavit et Bauernfeind de- 


lineavit. Quo Fungiam rubram Q. et G. ab hac distinguamus, 
Phys. Abhandl. 1832. Mm 


274 Enurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


non est. In icone oris apertura nulla picta est. Freycinet J’oyage 
1.96. hie.1..2. 

Plurima specimina, iconem et anatomen vivae e Mari rubro Be- 
rolinum attuli. 

2. F. pectinata E. Seba 112. fig. 29. 

Semipedalis, elliptico-oblonga, utrinque plana, oris medii rima 
longissima, ad utrumque finem usque producta, lamellis dorsoque 
rudius dentatis, illis radiantibus. 

Specimen in Museo regio Berolini servatur. Sebae icones f.30 
et 28 nec huic, nec scutariae aptae sunt. Detritam FF, agaricifor- 
mem has referre censuerim. 

3. F. scutaria Lamarck (emendatis synonymis). 

Semipedalis, oblongo-elliptica, dilatata, utrinque complanata, 
lamellis inaequalibus, undulatis, subintegris, maioribus, radiorum 
longitudine. 

Dimidia longitudine latior, lamellae subtiliores et angustiores, 
quam in praecedentibus. 

In Museo regio Berolini servatur. Sebae icon dubia est. 

Utrum Fungia Actinia Quoy et Gaimard, de qua Blainville 
scripsit, quartam speciem largiatur, non liquet, cum characteres 
non dati sint. 

Fungiae sessiles Goldfufsii ab hoc genere separandae viden- 
tur. Eae etiam formae, quae ore rotundo et liberae sunt (Cyelo- 
lithades), caute his associentur, cum Porpitis Acalepharum affınio- 
res sint. Sessiles Cyelolithades inter Mycetanthos in aliaque genera 
collocandae videntur, liberas mox suo loco indicabo. 

5) socialia (polystoma), pallio dilatato, stolonifera, prolificationis directione 
duplici, recte opposita (hinc forma oblonga linguam referens = Ma- 
nicinae liberae): 

Genus XV. Harıcrossa H.etE. Zungen- Stern. 
1. H. echinata H.etE. = Madrepora echinata Pallas, Seba III, 111. f.4. 

Novempollicaris, oblonga, convexa, subtus concava et echinata, 
media leviter constricta, lamellis inaequalibus, ruditer dentato - spi- 
nosis, nonnullis radiantibus, stellarum serie utrinque subaequali 
(protostomate medio). 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 275 


a) polystoma, osculis 6. 
£) platystoma, osculis 3, singulorum lamellis 41. 
Specimina e Mari rubro attuli. 


2. H. limacina E. = Fungia limacina Lam., Madrepora Pileus Sol. et 
Ellis T.45. icon bona. 

Novempollicaris, 3” lata, subtus concava, echinata, parum con- 
vexa, lamellis interruptis, raro pollice longioribus, nee radiantibus, 
subtilissime dentieulatis. 

Priore planior, subtilius denticulata, var. « aequabilis oblonga, 
var. @ rhomboides. 

In Museo regio Berolini a me obseryata. 


3. H. interrupta E. = Madrepora Pileus Linne et Pallas, Fungia Pieus 
oblonga Lamarck? Seba II, 111. £.5. 

Subpedalis, (10”), oblonga, convexa, subtus concava et echinata, 
stellarum serie inaequali, lamellis inaequalibus, fasciculatim inter- 
ruptis, ore primario (protostomate), laterali (nec medio). 

Var. subpieata, subcompressa et in pilei formam obliquam elata, 
protostomate supero. 

Berolini in Museo regio a me observata. 

Lamarckiana forma F. Plei determinari nequit. Rumphii ab 
eo laudata icon mala ad F’ungiam agariciformem pileatam referri pot- 
est. Piei nomine antiquitus diversissima miscuerunt. 

Haliglossae distineti generis formas Blainville inter Fungias 
retinuit. 


4. H. folosa E.—= Madrepora Pileus Linne et Pallas, Seba IH, 111. £.3. 
Pedalis, maxima, oblonga, convexa, subtus concava et echinata, 
stellarum serie subaequali utrinque, protostomate medio. 
Berolini in Museo regio a me observyata. 


5. H. stellaris E. = Madrepora Pileus var. Esper T.73. 
Novempollicaris, oblonga, radiata, stellata, oris rima valde an- 
gusta, osculis planis, lamellis interruptis, nec aperte fasciculatis. 
Proxima Zimacinae, sed laminae angustiores, ora angustiora. Pro- 
tostoma medium obliquum. 


Specimen Berolini servatur. 


Mm 2 


276 Eurengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


c) socialia, polystoma, pallio dilatato stolonifera, prolificationis directione 
undique versum, opposita recta duplici validiore (Forma oblonga, lin- 
guam referens, ocellis multis sparsis): 


Genus XVI. Poryenyırıa Quoy et Gaimard, Yielaugen-Stern, ex emen- 
datione. 
1. P. Talpa Q. et G. = Madrepora Pileus Pallas, Fungia Talpa Lam. 
ex parte'='Seba:IH, 111. f.6. 

Oblonga, sesquipedalis (1 3”), utrinque parum attenuata, sub- 
tus concaya et echinata, lamellis brevissimis utplurimum singulis 
in cellula inclusis et spinas referentibus, sed in serie ventrali media 
et passim in latere socialibus, stellas septo inclusas formantibus. 

Lamellis validioribus, erassioribus et durioribus stellisque minus 
profundis a sequente differt. 

Sebae alteram iconem Blainville etiam perperam addidit. 

Berolini in Museo regio ezstat. 


2. P. leptophylla. 

Pedalis, (11”), oblonga, subtus concaya et echinata, lamellis bre- 
vissimis subcristatis, fascieulatim reti inclusis, stellulis profundiori- 
bus, trilinearibus. 

Berolini in Museo regio invenitur. 


3. P. sigmoides E. = Seba 112. f.31. Fungia Talpa Lamarck ex parte. 
Sigmoides, minor, 2-4pollicaris, utrinque attenuata, lamellis 
subsolitariis crassioribus, tenuioribus quam in Talpa. 
Forma generalis, magnitudo et stellularum forma hanc a prio- 
ribus ita removere videntur, ut pro iuvenili haberi non bene queat. 
Specimen Berolini seryatum vidi. 


d) solitaria, monostoma (ore rotundo), lamellarum dispositione dichotoma 
(= Fungiae ore rotundo, fossiles, lamellis dichotomis): 


Genus XVII. Cycevorırnas Lam., Scheiben - Stern. 
Cum liberae sint hae formae, a Montlivaltiae sessili genere valde 
et a familia differunt, quibuscum Blainville ea consociare suasit. 
Propter ignotum animal locus incertus permanet. An Aealephae? 
Annuli concentriei dorsi apud Zungias etiam propter incrementi 
modum necessario adesse debent. Cyelolites pro Cyelites nefas. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. DT 


e) solitaria, monostoma, lamellis radiantibus, dorso turbinato (nunquam ses- 
sili, = Fungiae conicae; Fossiles formae): 


Genus XVIII. Tursısarıa Lamarck, Kreisel - Stern. 

Turbinalias non liberas, sed sessiles, ideoque Monomycetibus ad- 
numerandas esse suspicor. Sin liberae sunt, physiologice sie col- 
locandae videntur. Rem diiudicare nequeo. Oculinae proliferae 
adultae animalium similem formam offerunt. 

Anthophyllum Goldfufsii a Turbinaliis non difiert, Anthophyl- 
Jum Blainvillii a Monomycete non differt, sed Anthophyllum 
Schweiggeri inter Ocellina quaeras. — Turbinolia nefas. 

f) solitaria monostoma, lamellis dichotomis, dorso turbinato (= Cyclolitha- 
des conicae; Quae sessilia sunt, alii generi et familiae dentur): 
Genus XIX. Trocnorsıs. —= Turbinolopsis Lamouroux, Kegel- Stern. 

Hybridum nomen e scientia removendum est. Cum dorsum co- 
nicum pedis formam referat, qualis Pennatularum stipes est, hoc or- 
ganon accedens pro charactere generico physiologico haberi potest. 

Apud corporum petrefactorum enumeratores harum formarum 
mira confusio est. 

Diploctenium, fossilis forma, huc forsan ducenda. 


ZOOCORALLIA DODECACTINIA 


nondum ulla observata sunt. 


Tribus ID. ZOOCORALLIA OCTACTINIA. 


Corpore octoradiato (ovipara et gemmipara, gemmis nunquam deciduis, nunquam 
sponte dividua). 


a) Polypis cylindricis, socialibus, nudis, mollibus, fixis, oviparis, gemmiparis et stoloniferis, 
basi carnosa, sursum increscente, aut membranacea in planitiem dilatabili, communi, in 
eamque nunquam retractilibus (tentaculis pinnatis): 

FamiliaIV. XENINA, Straufs-Corallen. 


ce) basi communi carnosa, sursum increscente, solo disco apicali gemmiparo, 
stolonibus nullis: 


Genus XX. Xrxıa Savigny, Stamm-Dolde, Xenie. 
1. X. umbellata Savigny Descript. de VEgypte, Polypes, T.1, fig.3. Aetn- 
antha florida Lesson? 


278 Eurenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


Polypis caeruleo -glaueis, umbellato -capitatis, caule molli, gla- 
bro, carneo, saepe dichotomo, tentaculis longis pinnulatis, pinnu- 
larum seriebus utrinque ternis, stirpe quadripollicari. 

E Mari rubro specimina plurima et icones vivae attuli. 

In Savignyana icone duplex pinnularum series utrinque no- 
tatur. Cum nostra forma in Mari rubro frequentissima sit, obser- 
vationem in vivis speciminibus a me factam, propter integriorem 
statum animalculorum potius a Savignyana recedere censuerim. 


2. X. fuscescens H.etE. 
Polypis fuscescentibus, umbellato-capitatis, tentaculorum pin- 
natorum seriebus utrinque quaternis. 
E Mari rubro specimina plurima et icones vivae attuli. 
An prioris varietas, quam habitu exacte refert? 


3. X. caerulea H.etE. 
Minor, laete caerulea, omnibus partibus gracilior, brachiis sim- 
plieius pectinatis, stipite breviore, stirpe pollicari. 
Sympodio mierantho nostro colore et magnitudine affınis. 
E Mari rubro specimina attuli. 
Xenia purpurea Lamarckii est Neptaea florida Blainvillii. 


2) basi communi membranacea, in planitiem dilatabili, stolonibus gemmi- 
fera (stipite nullo): 
Genus XXI. AnrneLıa Savigny, Haut-Dolde, Anthelie. 
1. A. glauca Savigny Description de V’Egypte, Polypes, Tab.I, fig.7. 
Glauca, caerulescens, polypis inferne subventricosis, interdum 
coalescentibus, nunquam vero aperte stipiti communi affıxis. 
Specimina plurima e Mari rubro attuli. 


2. A. strumosa H.etE. 
Glauca, polypis sub ore inflatis, strumosis, pollicaribus. 
Struma non a cibo, nec a morte. Magnitudo et habitus prioris. 
Specimina et iconem.e Mari rubro Berolinum attuli. 


3. A. purpurascens H.etE., Savigny Tab.I, fig. 5.? 
Extus e violaceo albicans, tentaculis intus violaceo - purpurascen- 
tibus, pinnularum seriebus utrinque ternis, pollicaris. 
Iconem et specimina attuli, sed haec periisse videntur. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 279 


Quatuor Antheliae species a Savignyo oblatae sunt, sed duae 
solum cum nostris congruunt reliquae duae, fig.4. ad Sympodium 
caeruleum nostrum et fig. 6. ad Sympodium fuliginosum nostrum spe- 
ctare persuasum est, etiamsi characteres veros ex iconibus elicere 
diffieile opus et incertum sit. Pinnarum forma et numerus a Sa- 
vignyo e speciminibus corruptis interdum sumta videntur. 

Anthelis stolo vocanda est proles, quae gemma Xenüs est. 
Sunt enim stolones excrescentiae pallii, non in uno novo individuo 
requiescentes, sed in novas alteras gemmas semper semperque pro- 
pensae, id quod apud Xenias locum non habet, apud Anthelias 
vero solenne est. 

Blainvillii #nthelia rubra et 4. Olivi Sympodia sunt, 4. do- 


muncula planta videtur. 


y) basi communi filiformi consociata et stolonibus gemmipara: 
Genus XXII. Ruızoxensa E., Wurzel-Dolde, Rhizoxenie. 
1. R. thalassantha — Zoantha thalassantha Lesson in Duperrey Fo- 
yage (Coqulle) 1825. 

Radiorum character hanc formam a Polyactinüs Zoanthis reti- 
net et loricae defectus a Cornularüs. Confer notam ad Tubiporinas. 

An bene observata? Forsan Anthelia fuit. Ad Cornulariam a 
Blainvillio relata, p.463. Diet. d’hist. nat. Zoophpyt. 

Genus 4ctinantham Lessonii ibidem (Aetin. floridam) a Xenia 
umbellata non specie differre censuerim. 


b) Polypis extus induratis, tubulosis, collo molli, retractili, fixis, oviparis, gemmiparis et sto- 
loniferis, gemmarum basi dilatata connexis (contignatis), corpore liberis, tentaculis pin- 
natis: (Falso vaginata dicta, vera Sympodia incrustata pede et ore gemmipara sunt): 

Familia V. TUBIPORINA, Pfeifen-Corallen. 
Genus XXIH. Tusırora Linne, Orgel-Coralle. 
1. T. Hemprichü E., T. musica auct. ex parte. 


Subpedalis, semiglobosa, laete purpurea, tubis —” crassis, la- 
BR 3 fe) ’ P pP 2) B) 


5 
xioribus, dissepimentis late (3-4”) distantibus, animalis tentaculis 
simplieiter pinnatis, caeruleis aut viridibus. 
In linea pollicari superficies 9 - 12 tubulos offert. 
E Mari rubro specimina, iconem et anatomen viyae attuli. 


280 Eurensgene: Beiträge zur Kenntnifs 


2. T. Chamissonis H.etE., T. musica Chamiss. et Eys. Nov. Act. Leop. X. 


3 


Semipedalis, laete rubra, tubis —-” latis, densius confertis, dis- 
sepimentis erebrioribus, animalis tentaculis duplieiter pinnatis. 

In linea pollicari superficies 10 - 15 tubulos offert. 

Animal Adalbert de Chamisso primus observavit et pinxit. 
Idem denuo Quoy et Gaimard observarunt et in Freycinet 
Voyage splendidius pinxerunt. 

Ad insulas Radack collecta. In Museo regio servatur. 
musica E., T'. musica auct. ex parte. 

Tripollicaris, laete purpurea, tubis — lineam non explentibus, 


3: T 


densissime confertis, dissepimentis creberrimis (animali ignoto). 

In linea pollicari superficies 16 - 22 tubulos offert. 

In Museo regio et Naturae curiosorum Berolini servatur. 

Genera Cuscutaria, Telesto, Cornularia et Clavularia Halcyonel- 
leis habitu affıniora sunt, quam Zubriporis, quibus propter nume- 
rum tentaculorum pinnatorum a Blainvillio nuper associata sunt. 
Cavolini Cornulariam cum Haleyonü exossis animaleulis simul ob- 
seryavit, facileque fieri potuisset, ut similem structuram quaereret 
et inveniret. Optandum est, ut, qui denuo in eam inquiret, Aal- 
cyonellae structuram curiosius comparet. Equidem haec omnia ge- 
nera, «uae non vidi, vaginata puto, ut Blainville statuit, id quod 
vero contra Tubiporarum naturam est et propriam Cornulariorum 
familiam afferret, aut hic aut apud Aalcyonellea reponendam. Blain- 
ville Cornwariam etiam inter Tubularias (T. cornucopiae) ideoque 


bis enumeravit. 


ec) Polypis nudis, mollibus, fixis, oviparis et gemmiparis, nonnullis stoloniferis, in trunco aut 
basi communi socialibus, in eaque retractilibus, tentaculis pinnatis (Xenina retracuilia): 
Familia VI. HALCYONINA, Schwamm - Corallen. 


«) basi communi, crassa, carnosa, turgida, simpliei aut plicata (nec inciso - 
lobata), polyporum capitulis totis quantis in eam retractilibus (ovipara 
et gemmipara, nec stolonifera): 


Genus XXIV. Harcronıum, Massen - Halcyonie. 
4.H. Pulmo Esper Sup. 2. t.KX. 
Massa semipedalis et pedalis carnosa e stipite crasso et pileo, 
undulato, convexo aut concavo constans, glabra, pulmonacea, pilei 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 281 


superficie polypifera flava, polypis 3” longis, tentaculorum corona 
3lineari alba. 

E Mari rubro specimina plura et icones cum anatome attuli. 

Halcyonia membranacea, stipite carentia ad Sympodia_ refe- 
renda sunt. 

Alcyonium gelatinosum Zoologiae danicae aperte ad Sertularina 
aut ad Bryozoa, huc non pertinet. 

2) basi carnosa inciso -lobata, polypis totis retractilibus (oviparis, gemmi- 
paris, nonnullis stoloniferis): 
Genus XXV. Losuranıa, Finger- Halcyonie. 
1. L. coriacea —= Alcyonium coriaceum Esper. 

Semipedalis, nee stipitata (pede non sterili), compressa, carnosa, 
inciso-lobata, lobis obtusis, pollicaribus et subpollicaribus, poly- 
pis 3” fere longis, tenuibus, ubique sparsis. 

E Mari septentrionali in Museo regio servatur. 

2. L. grandiflora (Chamisso). 

Substipitata, diviso-lobata, altitudine 5 pollicari, lobis compres- 
sis et subeylindrieis, 1 pollicem latis, obtusis, polypis semipol- 
licaribus. 

Cel. Chamisso hanc attulit e canali anglico. Priorem speciem 


ita variare, ut hanc in se suscipiat, non putarem. 


3. L. digitata Lamarck. Ellis Corall. XXXH, a. Alcyonium ramoso-di- 
gialum. 

Bipollicaris, albido-ferruginea, lobata, lobis obtusis, turgidis, 
paucis, polypis bilinearibus, tenuibus, albis. 

Specimina in Museo regio vidi. 

An 2. conoidea Lam. (Alcyonium Cydonium Müller, Cydonium 
Mülleri Jameson), practer iuventutem, ab hac specie vere differt? 
Characteres genericos Blainville suspectos censuit, cui assentio. 


4. L. sphaerophora H.etE. 

Effusa, membrana marginali sterili, superficie cerebriformi sub- 
hemisphaerica, brevissime lobata, lobulis 2-3” latis, semiglobosis, 
dividuis; pallida, polypis fuscis. 

E Mari rubro specimina et iconem attuli. 

Phys. Abhandl. 1832. Nn 


282 Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


5. L. pauciflora H.etE. Savigny Zgypte Tab.1, fig.8.? Ammothea vire- 


scens Audouin (nec Savigny). 


Bipollicaris, substipitata, 'supra lobata, lobis compressis, obtu- 


sis, quadrilinearibus, -; pollicem; fere altis, superficie subtilissime 


areolata, glabra, polypis raris, sparsis; fusca. 
E Mari rubro specimina attuli. 


6. L. polydactyla H.etE. 


Crassa, carnosa, 4’ fere alta, latitudine semipedalis et subpe- 


dalis, stipite brevi, crasso, supra lobulosa, lobis subramosis, fere 


pollicaribus, lobulis 4 - 5” longis, obtusis, anguloso -gibbis, stellu- 
Le 


1,1 


lis polyporum creberrimis, retracto capite ->” fere latis; flavida, 


polypis rufo - fuscis. 
E Mari zubro specimina et iconem attuli. 
7. L. brachyclados H.etE. 


Crassa, carnosa, quadripollicaris, stipite sesquipollicari, crasso, 


superficie lobato-ramulosa, ramis sesquipollicaribus, ramuloso -ver- 


rucosis, ramulis trilinearibus, obtusis, gibbis, brevioribus tenuiori- 


IH 


busque quam in priore,, stellulis 


rufo - fuscis. 


latis, crebris; flava, polypis 


Frequens in Mari rubro. Specimina et vivae lineamenta attuli. 


8. L. Zeptoclados H.etE. 


Crassa, carnosa, 4-,” lata, 3” alta, stipite valido, ramosa, ra- 


mis elongatis, ramulosis, obtusis, subacutis, teretiusculis, undique 


im 


stellulosis, stellulis minimis —” brevioribus; ferrugineo-flava, po- 


lypis sulphureis. 
Aculei calcarei inclusi frequentes magni. 
E Mari rubro specimina et icones vivae attuli. 


9. L. palmata Lamarck = Alc. palmatum Pallas, Ale. exos Gmel. 


Erecta, stipitata, elongata, diviso-palmata, ramis teretibus, in- 


aequalibus, paueis, polypis magnis, apertura lineari. Miniaceo- 


rubra et carnea, brachiis (tentaculis) albis. 
Tergesti collectam attuli. 
10; L. rubiformis Pallas. 


Parva, sesquipollicaris et bipollicaris, rubra, lobis subglobosis, 


divisis, 3” fere latis, angustioribus, stellulis crebris, punctiformibus. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 233 


E:Mari septentrionali.‘ In Museo regio servatur sicca. 
11. L. ardorea Lamarck. 

Arborescens, parce et laxe ramosa, 3pedalis, ramis iunioribus, 
nodosis, nodis potissimum polypigeris, ramis adultioribus enodi- 
bus, polypis magnis rarioribus, apertura fere lineam lata, 8striata. 
Speeimina detrita nullos nodos offerunt. Utrum nodis variet, nunc 
distinctis nune nullis, non liquet. 

In Museo regio et Naturae curiosorum servatur. 

12. L. asbestina E. = Aleyonium asbestinum Pallas et Lamarck, et Gor- 
gonia suberosa Ellis Corall. t.26. P.Q.R. nec Pallasii. 

Octopollicaris, erecta, teres aut paullo compressa, diviso-ramosa, 
rubella, ramis subacutis, (4”) longis, cerassitie —-1 pollieis, poly- 
pis magnis, 1” latis. 

Ex Antillis insulis frater Carolus Ehrenberg misit. Minora 
specimina in Museo regio servantur. 

Gorgonia Briareus Solander et Ellis XIV, 1.2. novo generi 
aBlainvillio, Driareo, data est. Si verrucae vere animalculis ful- 
ciendis inserviant, id quod dubium videtur, Ammotheae generi in- 
serenda est, sin animalcula tota retractilia sint, Zobularia foret. 
Maxima affınitas cum Lob. asbestina in propatulo est. Gorgonia ra- 
dicata Pallasii aut Sympodium aut huius generis alia species vi- 
detur, ‚Gorgonia suberosa Pallasii Pterogorgo est. 


y) basi carnosa, ramulosa aut fruticulosa, polypis in verrucas inermes re- 


tractilibus: 
Genus XXVI. Amwmoruea Savigny, Kätzchen - Haleyonie. 
1. A. virescens Savigny = Nepthea Cordieri Audouin Description de 


l’Egypte, Polypes Tab.I, fig. 6. 
Virescens, patula, subtilius et laxe ramulosa, mollis, sexpolli- 
caris, tenlaculis flavidis. 
E Mari rubro multa specimina et icones vivae attuli. 
Expansam Savigny non observavit. 
2. A. thyrsoides H. et. 
Basi carnosa, effusa, supra simplieiter carnosa, ramis eylindri- 
eis, pollicaribus, erectis, verrucosis (omentiformibus). 


E Mari rubro specimina et iconem vivae attuli. 
Nn2 


284 


Eurespeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Ammotheae generis formae propter verrucas animalcula defen- 
dentes, quae Halcyonüs et Lobwlaris desunt, .eodem iure ab his 
distinentur, quo Nephthyae, sed magno errore obvelatae sunt. 
Savignyum Ammotheae nomine Ammotheam virentem ‚nostram in 
mente habuisse, ex eius icone et Lamarckii descriptione bene 
patet, verum Audouin et Blainville, nescio quo errore seducti, 
Nephthyam colore viridi congruam cum Ammothea miscuerunt. Au- 
douin Ammotheam veram Savignyi Neptheam Cordieri appellavit 
et veram Nephthyam Ammotheae Chabrolä nomine indicavit.‘ Zo- 
bulariam paucifloram vero pro Ammothea virente Savignyi decla- 
ravit. Utramque priorem formam, genere plane diversas, Blain- 
ville Neptaeae generi dedit novisque nominibus (tertiis) instruxit. 
Veram Ammotheam virentem Neptaeam Savignyi vocayit et Neph- 
thyam veram Savignyi (Ammotheam Chabrolü Audouin) Ne- 
ptaeam innominatam appellavit. Praeterea Blainville Ammotheae 
vacuum genus seorsim suscepit, cuius typum (Ammotheam virentem) 
Neptaeae generi dederat. Idem vir doctus Ammotheam Lobularüs 
et Neptaeam Xenüs addere non dissuadet. Sed haec a nobis ex- 
tricata spero. 

Huc forsan Gorgonia Briareus, in tertiae speciei loco collocanda 
est, nisi iustius Zobularus associetur, ubi notam conferas. 

Ammothea, Maris nympha, apud Hesiodum est, de Nephthya in- 
fra dicam. 


8) basi carnosa, ramulosa aut fruticulosa olypis in verrucas spiculis ar- 
’ a2 BOLD 
matas retractilibus: 


Genus XXVIH. Neruruya Savigny, Stachel- Haleyonie. 
ollıyy 3 
1. N. Savignyi H.etE. —= Neptaea innominata Blainville (nec N. Sa- 


vignyi Blainv., quae est Ammothea virescens Savigny) = Ammothea 


Chabrolü Audouin Icon Deser. de !’Egypte, Polypes Il, fig.5. 


Virens, fruticulosa, verrucarum spieulis pluribus viridibus, sub- 
aequalibus, tentaculis flavis. 


E Mari rubro specimina et iconem vivae attuli. 


2. N. florida Blainville = Xenia purpurea Lamarck, Alcyonium flo- 


ridum Esper. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 285 


Laete purpurea, fruticulosa, verrucarum spiculis inaequalibus, 
una longissima. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Praeterea apud Blainvillium tertia species nominatur /V. ami- 
corum Quoy et Gaimard, cuius characteres non constant. 

Quarta species distincta in Gorgonia florida Zoologiae danicae 
latere videtur t. 137., quam Nephthyam Rathkianam nominaverim, 
eaque colore miniaceo et stipite pertuso differt. 

Genericum nomen Savigny gallice scripsit Nephthee, Blain- 
ville vocem mutavit in Neptaeam. Cum auctor dmmotheae Nym- 
phae nomen vicino generi dederit, Nymphae nomen et hoc esse 
verisimile erat, sed eius nominis Nympha non datur. Hine a Neph- 
thy, Aegyptiorum dea, datum nomen et Nephthya scribendum esse 
liquet. 


&) basi membranacea effusa, polypis (in papillas inermes parum prominulas) 
retractilibus, stipite carentibus (= Antheliae retractiles): 


Genus XXVIH. Syumrovıum H.etE. Zaut- Halcyonie. 
1. S. fuliginosum H.etE. Antheliae species Savigny et Audouin Deser. 
de lEgypte T.1, fig. 6.? 

Effusum, obducens, bipollicare, fuliginosum, tentaculis pallidio- 
ribus, brevioribus, polypis sexlinearibns, radiorum disco trilineari. 

In Mari rubro frequens. Specimina Berolinum attuli. 

2. S. caerwleum H.etE. 

Effusum, obducens, membrana tubulisqne fuliginosis, tentaculis 
laete caeruleis, parvis, gracilibus. 

In Mari rubro rarius. Specimina et iconem vivyi attuli. 

3. S. roseum E. 

Obducens, suberosum, varium, roseum, polypis, papilla con- 
tracta, parumper prominulis aut oblitteratis, subere 2;-- 3” alto, 
tentaculis albis. 

Sympodü coralloidis more Gorgonias obducit. 

Ex insula Sti Thomae, Antillarum una, frater Carolus Ehren- 
berg misit. 

In Museo regio ex India? allata exstat. 

4. S. coralloides E. = Gorgonia coralloides Pallas. Esper t. 32. 


286 Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


Corallino-purpureum, obducens, suberosum, polypis contractis, 
non prominulis, tentaculis flavis. 
In Museo regio servatur. Parasiticum in variis Gorgonüs est. 


5.5. rubrum E. —= Aleyonium rubrum Müller, Linn€ Gmelin, Anthe- 
lia rubra Blainville. Icon Zool. danica t.82. fig. 1-4. 
Crustaceum, molle, miniatum, punctis sparsis saturatioribus. 
E Mari Norwegico. Specimen non vidi. 


6. S. ochraceum E. = Esper t. XIV. 
OÖbducens, suberosum, ochraceum, nodos in Gorgonia effieiens. 
In Gorgonia diehotoma pictam dedit Esper, qui eam pro Gor- 
goniae animali ipso perperam habuit. Specimen non vidi. 


7.8. Massa E.— Alcyonium Massa Müller? = Massarium Massa Blainv.? 

Subpollicare, obducens, pulvinatum, subconicum, spongiosum, 
molle, flavum, animalculis albis. 

In sinu Christianiae prope Droebak vivum nuper obseryavi. 

Alcyonium Massa Mülleri prope Droebak observatum radiis 
quinis dietis tam singulare est, ut de observationis integritate iure 
dubitetur. Abildgardi parca de eo notitia suspicionem auget, mea 
vero alius similisque animalis observatio prope Droebak me ad 
omittendum genus a Blainvillio constitutum adegit. 

Cavendum est, ne iuvenilia Zaleyonia, Lobulariae, Ammotheae 
et Nephthyae pro Sympodüs habeantur. 

Praeterea formae exhibentur tentaculis 8 non pinnatis insignes, 
quae Sympodüs valde affınes videntur, quas vero nondum obser- 
vavi. Sic eas dubitanter addam: 

?) basi effusa, polypis totis retractilibus, tentaculis simplicibus (nec pinnatis): 
Genus XXIX. Crioxa Grant. 
1. C. celata Grant. 

Östreas perforans. An perforatas occupans? 

Plane supprimenda videntur genera Briareum Blainville et 
Cydonium Jameson. Genus Pulmonellum Blainvillii, si bene 
obseryatum est, ad Aydrina (Oligactinia), sin minus, ad Halcyo- 
nellea potius in Bryozoorum.Classem abire videtur. 

Cave ne generum characterem ab animalibus in spiritu vini in- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 287 


caute servatis petas. Saepe nec bene contracta, nec bene expansa 
sunt et pro Xenus Jlaleyonia relig. vendes et emes. 


d) polypis nudis, in stipite communi libero aggregatis, saepius axin lapideum aut corneum 
intus generantibus (Cephalopodum s. Isideorum et Gorgoninorum more = Isidea 
s. Gorgonina libera). Etiamsi non affıxa sint, sponte sua natantia non reperiuntur, sed 
stipite limo immersa sunt, sicut Pinnae, aut Asteriarum et Fungiarum more in solo 
iacent, casu natant. 


Familia VI. PENNATULINA, Feder - Corallen. 
*) stipite simplici, oblongo aut virgato: Halisceptra. 
«) basi communi (stipite) eylindrica s. virgata, simplici, animalculis totis in 
cam retractilibus (in sola parte antica undique sparsis): 


Genus XXX. VereritLun Cuvier, Walzen- Feder. 
1. V. Cynomorium Cuv. = Pennatula Cynomorium Pallas, Aleyonium 
epipetrum Linne, Pennatula digitiformis Ellis. 

Exalbidum, quadripollicare, crassitie sesquipollicari, ossiculo 
tenui. 

In Mari mediterraneo. Specimen in Museo regio vidi. 

2. V. Zuteum Quoy et Gaimard. Annales des sciences naturelles 1827. 
1:X, pP 188::pl. 90:4; 

Semipedale, aurantiacum, polypis albicantibus, erassitie sesqui- 
pollicari, ossieulo nullo (?). 

In Mari atlanticc. A me non observatum. 

3. V. phalloide CGuv. = Pennatula phalloides Pallas. 

Semipedale, digiti infantilis crassitie, in stipitem linearem atte- 
nuatum, cinerascens, ossiculo quadrangulari. 

In Mari indico. Specimen non vidi. 

4. V. stelliferum Cuv. = Pennatula stellifera Müller, Umbellularia stelli- 
fera Blainville. 

Tripollicare, filiforme, lineam latum, paueiflorum (5) in stipi- 
tem linearem leviter bulbosum (bipollicarem) abiens, ossiculo tereti 
clavato, distincto. 

In limo prope Droebak Norwegiae. Confer Umbellulariam. Spe- 
cimen non vidi. Octo, nec 6 tentacula adfuisse verisimillimum est. 


2) basi communi (stipite) virgata, simplici, animalculis nec retractilibus, 
nec defensis: 


288 Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Genus XXXI. Pıvonarıa Cuvier, Augen - Feder. 

1. P. antennina Cuv. — Pennatula antennina Bohadsch, Funiculina te- 
tragona Lamarck, Pavonaria quadrangularıs Blainville Icon Bo- 
hadsch IX, 4.5. Diction. d’hist. nat. pl. 61. 

Pennatilam scirpeam Pallasii Cuvier pro altera huius gene- 
ris specie habet, eandemque Scirpeariam Cuvieri perperam dedisse 
censuit Blainville, quod erroneum est. 

Animalcula in quincuncem disposita dicuntur. 


y) stipite virgato simplici, animalculis in capitulum terminale consociatis et 
stipitis parte dilatata suffultis, non retractilibus (fulero distincto): 


Genus XXXI. Unsertvranıa Cuvier et Lamarck, Dolden- Feder. 

1. U. Encrinus Cuvier — Isis Enerinus Linne, Pennatula Encrinus El- 
lis, Zoophyton groenlandieum Mylius 1753, Pennatula arundinacea 
Fabrie.? Umbellularia groenlandica Lamarck. 

Sexpedalis, stipite quadrangulari, animalculis 20 - 30. 
Pennatulam stellifferam Mülleri huius generis alteram speciem 
esse Blainville censet. Si animalcula vere umbellam fulcratam 
forment, consentirem, si disticha sint, pro Seirpeariae steriliori 
specie habenda est, sin, quod verisimilius est, cylindrice dispositae 
sparsaeque sint, cum Cuviero pro /ereullo rectius habebitur. Da- 
niae et Norwegiae viri docti in hanc rem inquirant. 
ö) stipite virgato simpliei, animaleulis singulis in verrucas defendentes re- 
tractilibus (serie utrinque laterali alternis): 


Genus XXXIH. Scınreanıa Cuvier, Binsen- Feder. 

1. S. mirabilis Cuv. = Pennatula mirabilis Linne Icon Mus. Adolph. Fri- 
der. XIX, 4. (nec Müller), Funiculina cylindrica Lamarck, Pavona- 
ria scirpea Blainville. 

Unica species innotuit. 

Specimen in Museo regio servatur idque saxo tanquam innatum 
est. An Gorgoninum (Eunicea)? Cum generis et speciei characte- 
ribus reliquis optime convenit. 

Blainville praeterea Scirpeariam et Pavonariam scirpeam Cu- 
vieri pro uno eodemque animali habet. 

Inquirendum est, utrum e singulis verrucis singula animalcula, 
an pinnae a pluribus animaleulis occupatae prodeant. Quod si foret, 


der Cor«llenthiere des rothen Meeres. 289 


totum genus cum Fürgularüs vecudendum esset. Conferatur nota 
Blainvillii ad Firrgularıam. 
**) stipite alato, lobato aut pinnato: Halipteria, 
&) stipite alato-biloho (reniformi), animalculis (in loborum latere uno spar- 
sis) totis retractilibus: 
Genus XXXIV. RenıLra Lamarck, Nieren - Feder. 
1. R. americana Lam. = Pennatula reniformis Ellis, Zlcyonium Agari- 
cum Linne. 
Sesquipollicaris, postice lobata, antice integra. 
Specimen non vidi. 
2. R. violacea Quoy et Gaimard. 
Sesquipollicaris, postice lobata, antice emarginata. 
Huius specimina in Museo regio ab Olfersio collecta exstant 
brasiliensia. Nonne duae species una sunt? 


$) stipite alato -pinnato (virgato), animalculorum retractilium seriebus (sim- 
plieibus), aut in verrucis aut in pinnulis, nec armalis, positis: 


Genus XXXV- Virsuzanıa Lamarck, Stab- Feder. 
1. V. mirabilis Lamarck — Pennatula mirabilis Müller (nee Linne). 
Pinnata, animalculorum serie in pinnulis postica. 
Specimen ?decorticatum in Museo regio exstat. 
2. V. iuncea Lamarck = Pennatwula iuncea Pallas. 
Verrucoso-subpinnata, animalculorum serie simpliei in singulis 
verrucis (nee pinnis) lateralibus. 
Specimen non vidi. 
Blainville ?.iunceam Pallasii ad australem laudat, huc vero 
Esperi zunceam defert. Cuvier Pallasium hic laudat, austra- 
lem non agnoscit. 
3. V. australis Blainville. 
Specimen non vidi. 
Lamarckii /. australem Umbellulariae stipitem decorlicatum 
esse Blainville refert, Cuvier illam pro zunceae synonymo habuit. 
. Lugduni Batavorum (Blainville testis est) aReinhardto ex 
Indiae Molluccis insulis allatae duae formae bene conseryatae te- 
nentur, quarum unam imbricatam (pinnatam?) Blainville pro 7”. 
ıuncea Lamarckii habet, alteram, polyporum series simplices pa- 


Phys. Abhandl, 1832. Oo 


290 


Enurenwgerg: Beiträge zur Kenninifs 


rum prominulas offerentem, pro nova specie aut pro 7”. australi ha- 
bet. Crediderim equidem, secundam formam 7. iunceae valde af- 
finem, primam vero singularem esse. Denuo inspiciendae sunt. 
Firgularia iuncea et Funiculina cylindracea ad Lamarckii spe- 
cimina a Schweiggero picta exstant. Haec facile distinguitur, illa 
aut ab hac non differt, nisi maiore contractione, aut in tuberculis 
polyporum series indicatas offerre debuit, quas pietor neglexit. 


7) stipite alato-pinnato (penniformi), animalculorum retractilium seriebus 
(irregularibus) in pinnulis, spieulis armatis, positis: 


Genus XXXVI. Pennarura Linne, Fahnen - Feder. 
1. P. grandis (Shaw?), nec Pallas nec Blainville. 


Subbipedalis, vexillo sesquipedali, stipite (sterili) 35 pollices 
longo, pinnulis apicem versus longis, basin versus minimis, ibique 
longe distantibus, nec imbricatis, stipite basi bulboso et coronato. 

Stipite brevi insignis. 

Specimen vetustum incertae originis in Museo regio berolinensi 
servatur. 


2. P. argentea Sol. et Ell.—= P.argentea Cuvier, P. grandis Blainville. 


Sesquipedalis, stipite dimidiam totius partem aequante, pinnu- 
lis argenteis, brevibus, stipite laevi. 
Specimen in Museo regio berolinensi exstat. 


34B% phosphorea Lam. 


Novempollicaris, rubra, rhachide carnosa, stipite basi crassiore, 
obtuse conico, subtripollicari, dorso inter pinnas papillis hispido, 
fascia impressa media (sulco) laevi. 

In Museo regio berolinensi specimina vidi. 


4. P. grysea Gmelin = P. rubra Esper2. 1.I 


Octopollicaris, cinerea, rhachide carnosa, stipite conico, basi 
valde dilatato, subbulboso, dorso inter pinnas laevi, sulco tenui, 
pinnis latioribus, contractis longius spinosis. 

Stipes tertia totius parte paullo longior. 

In Museo regio berolinensi specimina vidi. 


5. P. rubra Linne. 


Gracilior, 5pollicaris, rubra, stipite tereti vexilli fere longi- 
tudine. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 29 


Hanc formam pro phosphorea iuvenili habendam esse non cen- 
seo, quoniam iuveniles longiore stipite uti, quam adultas, non cre- 
diderim. Pennatulam gryseam a phosphorea praeter colorem, oscu- 
lis longius spinosis distinxi. lIcones plurimae nulli speciei bene 
aptae sunt. 

Specimina in Museo regio vidi. 

Cuvier nuper 4 species agnovit: Pennatulam rubram s. phos- 
phoream, gryseam, argenteam et grandem; Blainville etiam nuper- 
rime 4 species statuit: gryseam, phosphoream s. rubram Pallasii, 
granulosam s. rubram Linnei et grandem s. argenteam Linnei. 
Blainville praeterea fatetur, duas solummodo species (phospho- 
ream et argenteam) bene distingui posse. Equidem ad specimina 
in spiritu vini servata 5 species mihi informavi, quarum tres pri- 
mae valde et funditus distinetae sunt, reliquae vero semper sem- 
perque novo examine egent, donec evolutionis earum leges erutae 
erunt. His statutis noctes cedent et somnia. 

Pennatulas filosam et sagittam Lamarckii ad Zernaeas aman- 
dandas esse, verisimile est. 


Tribus II. ZOOCORALLIA OLIGACTINIA. 
Corpore radiato, radıis 2, 4, 5 aut pluribus (30) variabili ('). 


1. Polypi nudi, molles, liberi, sponte affıxi, sexu saepe destituti, iique gemmipari, gem- 
mis saepe oviparis (*) (hermaphroditis?), prole omni decidua (perfecte disereta) = Act- 
niae inter Oligactinia: 

Familia VII. HYDRINA, Hyder-Corallen. 


a) tentaculis sub ore verticillatis, gemmis saepius aequaliter neutris, rarius 
femineis aut hermaphroditis (liberi, prole ramosi, nec vere fruticulosi): 


Genus XXXVI. Hypora Linne, Arm- Polyp. 
1. H. virdis Linne = Polypus viridis Trembley, H. viridissima Pallas. 


(') Ore anoque coniunctis a Bryozois differunt; eodem charactere et organorum rotato- 
riorum defectu a Rotatoriis; ventriculo unico a Polygastrieis. 

2 . . . . ” . 

(*) Gemmae hermaphroditae aut femineae a neutris forma differunt, saepe tentaculis omnino 


destitutae, ore simplici, ovum unicum referunt. Sic ova autumnalia Hydrarum a Pallasio 
observata intelligantur. 


002 


Enurengenc: Beiträge zur Kenntnifs 


Viridissima, semipollicaris, cirrhis pallidioribus, corpore expanso 
brevioribus. 
Prope Berolinum frequens. 


2. H. oligactis Pallas = H. fusca Linne. 


3.H 


4,.H 


Fuscescens, pollicaris, cirrhis corpore expanso multoties lon- 
gioribus, 2-8. 

Prope Berolinum frequens. 
vulgaris Pallas = H. grysea Linne, Polypus aurantius Rösel. 

Grysea, lutescens vel aurantia, pollicaris, eirrhis corpore vix du- 
plo longioribus 2-12. 

Prope Berolinum non infrequens. 
attenuata Pallas —= Polypus stramineus Rösel, H. pallens Gm. 

Straminea, vulgari maior, tentaculis corporis longitudine, sub- 
senis, albidis. 

Hanc non vidi. 

Has fere formas pro veris Hydrae generis speciebus habuerim. 
Tres priores ipse saepe vidi et distinxi, quartam non vidi, sed 
bene distinctam esse censuerim. Pallide flavescentes formae a ne- 
mine distingui possunt, nisi qui multas ydras et specimina viva 
observare solitus est. Pallas has species statuit, assensit Cuvier, 
qui quintam, gelatinosam Mülleri, addidit, quam alienam duco. 
Blainville praeterea /uteam et corynariam Boscii dubitanter ad- 
iecit et in iconibus ad Diet. des sciences naturelles Hydram roseam 
pingi curavit, ita ut Blainville S species dederit. Hydra rosea, 
quo a vulgari differat, non video. Hydram aculeatam W agneri 
inter Corynas enumerandam esse, non dubium videtur (Isis 1833, 
p- 260.). 

In Africa et Arabia Aydras studiose frustra quaesivi. 

De ovulis et generationis organis J/ydrarum hodieque multus 
apud doctos dissensus est. Gemmas Hydris esse, bene omnes vi- 
derunt, oya externa Corynis dederunt, sed nec gemmas Corynarum 
nec ova Hydrarum unquam aliquis ita observavit, ut posteriores 
fidem haberent. Multoties ipse in sexus organa inquisivi, ydras, 
Corynas et Tubularias centuriatim vidi et dissecui. Hanc vero mihi 
informavi eorum simillimam structuram. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 293 


Os et ventriculus simplex in propatulo sunt. Eadem apertura 
cibo suscipiendo et exerementis eiiciendis inservit. Corpus et cauda 
vasculoso-reticulata, granulis (glandulis?) repleta, tentacula praeterea 
papillis suctoriis occupata, nec ciliata. Aperturas inter tentacula 
videre nunquam contigit. In sola cauda organa prolifera obsoleta, 
sparsa, in pallio latent eaque de tempore in tempus turgescunt et 
verrucas externas praeparant, quae. aut in perfeetum pullum steri- 
lem tentaculatum evolvuntur, aut in globulum rudem, tentaculis de- 
stitutum, deeiduum et oviferum abeunt, qui apud Corynas, osculo 
simpliei distincto instructus, ovulorum copiam includit, ideoque aut 
femineus aut hermaphroditus diei debebit. Ita apud Hydrina pulli 
duplieis formae sunt, id quod in tota Oligactiniorum twibu, maxime 
apud Sertwlarias a me dietas formas, multo distinctius locum ha- 
bet. Huius indolis capsulas illas ovigeras esse comperi, de quibus 
Ellis et Pallas docte multa observarunt et disputarunt. Singu- 
lares vero capsularum passim obvias formas, ne pro huius explica- 
tionis, quae in observatione nititur, impedimento habeas. Multa 
insecta apteras rudesque feminas gracilibus, alatis et elegantibus 
maribus associatas offerunt. Trembleyo, Jussieuo et Pallasio 
oculatis testibus, Z/ydrae ipsae interdum gemmarum tentaculatarım 
loco, autumno praesertim, capsulas ovatas rudes non tentaculatas 
gestant. 

Hydram gelatinosam Mülleri ad Halcyonellea Bryozoorum de- 
legare, iconem respieiens non dubito. 

Scyphistomatis genus a Sarsio nuper conditum determinari ne- 
quit. Utrum Zetinia sit an Hughea dubium est. Propter oris 
amplam aperturam et tentacula verticillata ad Corynas et Hydras 
bene referri nequit. Denuo observandum est. De Supula vide 
Syncorynam. De Lecythia vide Sertwlariam. 


b) tentaculis sub ore sparsis, nec verticillatis, gemmis omnibus matri dis- 
similıbus, capsuliformibus deciduisque, omnibus aut nonnullis intus ovi- 
geris (femineis): 

Genus XXXVII. Conysa Gaertner, Trauben - Polyp. 
1. C. multicornis Forsk.= Hydra squamata Müller, Coryne affınis Gaert- 
nerapud Pallas. Tubularia affınis Gmelin, Coryna squamata alior. 


294 


2.C. 


EHurEngBEre: Beiträge zur Kenntnifs 


Quadrilinearis, gregaria, dilute roseo-aurantiaca, elegantissima, 
glabra, solitaria aut consociata, sterilis aut gemmilera. 

Prope Hayniam Daniae, prope Wismariam Megalopolitanam et 
prope Droebak Norwegiae in fucis frequentem vidi. 

Ex errore Müller huice formae stolones dedit. Pede firmiter 
adhaerent, nec morte solvuntur, sicut Zoanthina et Xenina, sed 
singula specimina, proxime licet consociata, semper plane discreta 
vidi. Müller pullos sguamas appellavit. 


aculeata Wagner, Isis 1833. 

Priori simillima, trilinearis, flavicans, papilloso -aculeata. 

Doctus et sagax auctor de hac forma optime meruit. Ova in 
capsulis femineis studiose observavit. 

Cuvier 4 Corynae generis species agnovit, Blainville nuper- 
rime 7 statuit. Equidem praeter has duas nullas novi. Boscianae 
species distingui nequeunt. Forskaliänam multicornem et Gaert- 
neri Corynam affinem a Mülleri sqguamata nec patria nec forma 
differre liquet. De Chamissoniana Coryna ramosa et de Coryna 
pusilla Gaertneri conferatur Genus Syncoryna. 

Cristatellae formam nondum vidi. Utrum ad Zubularias refe- 
renda sit, an tanquam pullus Zalcyonellae ad Bryozoa amandanda, 
nondum satis confirmatum est. Halcyonellae pulli bini liberique 
sunt, sed totam matris formam cum intestino perfecto statim prae 
se ferunt. 


2. Polypi pallio membranaceo, tubuloso, stolonifero et gemmiparo, capitulo molliore non 


retractili, capsulipari, affıxi: 


Genus 


Familia IX. TUBULARINA, Röhren- Corallen. 


a) pallio tubuloso, ramuloso, polyporum tentaculis omnibus in capitulo spar- 
sis, nec verticillatis (collari nullo): 


XXXIX. Srycorrna E., Stiel- Polyp = Stipula Sars. 


1. S. pusilla E. = Coryna pusilla Gaertner, Tubwlaria Coryna Gmelin, 


Coryna glandulosa aliorum. 


Sesquipollicaris, arenacea vel saturate rubra, ramosissima, ramu- 
lis paucis, validioribus, tortuosis, apice polypiferis, prole ignota. 
Specimina non vidi. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 295 


2.5. ramosa E. = Stipula ramosa Sars. Isis 1833. 
Bipollicaris, hyalina, ramosa, ramulis basi contractis, capitulis 
valde elongatis, prole in capitulo sparsa. 
E Mari Norwegico. Specimina non vidi. 
3. S. Chamissonis E. = Coryna ramosa Chamisso et Eysenhardt. 
Semipollicaris, nigricans, minor (priori valde affinis), prole col- 
lum eingente. 
E freto anglico. Non vidi. 
Stipulae genericum nomen plantis debetur. 
Primus Sars, iuvenis et theologus norwegicus, naturae studio- 
sissimus, differentiam genericam Corynarum sensit et effatus est. 
Huc Sertulariam parasiticam Cavolinii referrem: Syncoryna pa- 
rasitica. oc genus, prolificatione melius observata, mox augebitur 
et dividendum erit. 
5) pallio tubuloso, basi stolonifero radicante, tubulis erectis simplicibus, ten- 
taeulis omnibus verticillatis, collari distincto (Rhizowenüüs inter Octacti- 


nia et Zoanthis inter Polyactinia similia), = Tubulariae indivisae 
Blainville: 


Genus XL. Tusvrarıa Pallas, Schirm- Polyp. 

1. T. calamaris Pallas = T. indivisa Solander et Ellis. 
Sexpollicaris, erecta, lineam crassa, intus rubra. 
Specimina non vidi. Prope Angliam ab Ellisio detecta. 
Proles foecunda sessilis videtur. 


2. T. coronata Abildgaard. Zool. danica tab. 141. 


1m 


Sesquipollicaris, rosea, erecta, 4” crassa, prole foecunda ra- 
cemosa, intus laete rubra, tubulis tortuosis. 

Abildgaard gemmas ovigeras, tentaculorum rudimentis insignes, 
pro ovulis ipsis exerescentibus habuit. 

Certas alias huius generis species non inveni. Utrum- Zubula- 
ria lacca Quoy et Gaimard apud Blainvillium hue spectet, du- 
bium est. 

Trubularia solitaria Rappii ad Tubularias a me definitas referri 
nequit. Nonne ad Zetinias cylindricas pertinet? Apertura posterior 
a contracta pedis solea simulata esse posset. 

De Tubulariae nominis usu pristino quam maxime vago, ita ut 


296 Eurenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


Molluscorum ova, Haleyonellas et Annulata complecteretur, notis- 
sima non urgeo. 


c) pallio tubuloso, latere gemmiparo (ramoso) radicante, late fruticuloso, 
tentaculis omnibus verticillatis, collari distincto (Oculinae inter Olig- 


actinia), = Tubulariae ramosae Blainville: 
Genus XLI. Evpenprivm E., Pracht- Polyp. 
1. E. ramosum E. — Tubularia ramosa Linne, T. trichoides Pallas. 


Bi - tripollicare, sordide ceinereum, capillaceum, tubulis dicho- 


"" fere crassis. 


tomis, — 
Prope Angliam frequentis specimina non vidi. Ellis specimen 
5pollicare pinxit. Corall. XVI, a. 
2. E. bryoides E. = Tubularia muscoides Linne. Ellis Corall. T. 16. £.6. 


Bipollicare, subpellueidum, einerascens, capitulis laetissime ru- 


1m 


> fere latis, passim nodoso - annulatis. 


bris, tubulis 
In Mari anglico hoc Ellis detexit. Specimen non vidi. 
Huius et praecedentis proles ovigera nondum observyata est. 
3. E. splendidum E. 

Bipollicare, frutieuloso - caespitosum, tubulis dichotomis, laxe 
intricalis, valde ramosis, flavicante-albis, capitulis laetissime rubris, 
tentaculis hyalinis, prole capituli racemosa, laetissime rubra. 

Hanc elegantissimam formam prope Droebak, in sinu Christia- 
niae norwegico, ligno adhaerentem legi. 

Habitu capitulorum et colore proxime ad T’ubulariam coronatam 
Abildgaardi accedit, verum non simplex nec tortuosa est. 

4. E. racemosum EB. —= Sertularia racemosa Cavolini. 

Forsan Sertularia misenensis Cavolinii quintam speciem largi- 
tur, cum vix collo retractili sit. 

Observatorum futurorum curam in alium harum formarum cha- 
racterem deducere cuperem, quem graviusculum puto et ad genera 
eircumscribenda forsan aptiorem. Esse puto Tubulariae et Euden- 
drü formas prole ovigera sessili (ut in Corynis) et prole stipitata, 
saepe racemosa, alteras. Tubularia calamaris, secundum iconem El- 
lisii, ad illas pertineret, et Tubiularia coronata cum Ludendrio splen- 
dido harum typum largirentur. An hoc potius charactere haec ge- 
nera definienda sunt? Praeterea esse possent formae tentaculorum 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 297 


corona simplici, aliaeque dupliei, quae differentia Zudendrium ra- 
mosum et racemosum a reliquis amoveret et ad proprium genus 
deduceret. 
d) pallio tubuloso, fruticuloso, parcius radicante, tentaculis aliis in collo ver- 
ticillatis, aliis in capitulo sparsis: 
Genus XLH. Pexnarıa Goldfufs (emend.), Freder- Polyp. 
1. P.Cavolinü = Sertularia Pennaria Cavolini. 

Utrum secundi polypi sint, an alterni, oppositive, multi hucus- 
que ad genericos characteres adhibuerunt. In ea re species unius 
generis differunt. 

Feminae magnae, rarae, distinctius multiparae. 


3. Polypi pallio membranaceo, tubuloso, stolonifero, saepius fruticuloso, collo molli, in cel- 
lulam s. verrucam saepe campanulatam retractili, capsulipari, affıxi (loricati): 
FamiliaX. SERTULARINA, /YVedel-Corallen. 
Tentaculis simpliciter in collo verticillatis ('): 
Genus XLIH. Serrurarıa Linne (emend.), Glocken- Polyp. 
a) feminis axillaribus solitariis (capsuliformibus, multiparis, terminalibus): 
Subgenus a. Monxorvxıs. 
1. S. Monopyxis, geniculata E. = Sert. geniculata Müller, nec Cavolini, 
an Loeffling et Ellis? 

Stolonifera, ramis erectis, subsimplieibus, semipollicaribus et ses- 
quipollicaribus, caulis genieulis, flexuosis, non constrictis, calyculis 
alternis subturbinatis, feminis capsularibus, ovatis, non raro tenta- 
culatis, ovulis 4-10, tentaculis longissimis 30, tenuissimis, hispidulis. 

In Mari norwegico, danico et Wismariensi frequentissima, in fu- 
cis a me observala. 

Feminae ab observatoribus hucusque pro placenta ovarii ven- 
ditae sunt. 

- Ad idem Subgenus referenda videtur Sertularia longissima P allas. 


db) prole (feminea) e polyporum singulorum pedicello evolvenda: 


(') Ante ‚Sertulariae genus hie inserenda esset Zecythia brevicornis Sarsii, quae tu- 
bulo simplici, erecto, crasso a Sertwlarüs differt; sed characteres nondum bene eruti sunt, hinc 
omittere formam satius est, donec firmius stabilita erit. An Aciinia? 


Phys. Abhandl. 1832. Pp 


298 Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


Subgenus b. Poporssıs. 
2. S. Povorrxıs, dives E. 

'Stolonifera, ramis erectis, ramulosis, pollicaribus, polypis tur- 
binatis, validius tentaculatis, pedicellis prole copiosa globuliformi 
obtectis, tentaculis 10 - 12 hispidis. 

Habitu ad Sertwlariam Cuscutam accedit. 

Prope Droebak Norwegiae a me in fucis viva observata et Be- 
rolinum allata. 

Alias huius Subgeneris formas non novi. 

c) prole (feminea) ad caulium genicula verticillata: 
Subgenus c. Perıprxıs. 
3.8. Perıprxis, Cuscuta —= Sertularia Cuscuta Müller. 
d) prole (feminea) in caule ramulisque sparsa: 


Subgenus d. Sporavorraıs. 
a) polypis secundis: 


= Plumulariae auctorum ex parva parte et forsan Se- 
rialarıae. 

5) polypis alternis sparsisque: 
= Sertulariae plures, quae non ad Halcyonellea per- 
tinent; 

ec) polypis oppositis: 
= Dynamenae et Cymodoceae paucae, multae ad Bryo- 
z0a pertinere videntur; 

d) polypis verticillatis aut capitatis: 
= Antennulariae, Liriozoon veliqg. ex ea parte, quae 
non ad DZryozoa pertinet. 


Cum ab observatoribus, qui sicca et defectuosa specimina tantum 
coram habuerunt, in has formas maximi errores delati sint, species 
ab auctoribus descriptas suo loco inserere nondum ausim. In Mari 
rubro a me lecta Sertularina omnia ac singula ad Bryozoa pertinent. 

Animadvertendum est denique, quod etiam in Symbolis phy- 
sicis, Evertebrata I, ad Polypos adnotavi, Flustras et Celleporas, quas 
vivas novi omnes, non AFscidiis compositis, sed Bryozois (Halcyo- 
nelleis) similes esse. Verum id etiam verisimile est, esse quae J/y- 
dris et Sertularinis associari debeant. In hanc rem, ut studiosius 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 299 


ingquirant posteri, quam hucusque a me fieri potuit, vehementer 


optandum est. 
In tentaculorum numero positi characteres in hac familia mi- 


nime firmi sunt. 

Memorabilis fluidorum motus in Sertilarinorum tubo iam a Oa- 
volinio p.87. bene observatus est, eumque quam facillime con- 
firmare potui. Verum cave, ne cum Gavolinio hunc fluidorum 
amplum motum pro sanguinis fluxu et cordis actione habeas. San- 
guinifera vasa his animaleulis multo subtiliora sunt, eaque in non- 
nullis divinare quidem potui, sed tam subtilia sensi, ut de motu 
humorum in illis observando non cogitaverim. Intestini digestivi 
et ciborum motum peristalticum eum esse et Sertwarinorum ani- 
malcula intestino ab Aydris longius recedere puto. Hydras solo 
ventriculo digestionis organa absoluta habere, in propatulo est. Idem 
vero s. simillimus ‚Sertwlarinorum ventriculus os tantum esse vide- 
tur, cui ventriculus s. intestinum coecum ita addita sunt, uli ra- 
mosa digestionis organa a Medusarum ore abeunt. Ita vero Sertu- 
larina ramosa ore solo divisa sunt et ventriculo s. coeco communi 
utuntur. Apud ea, sicut apud Medusas, cibi rudiores intestinum 


non intrant, sed ab ipso ore digeruntur, digesti eiiciuntur. 


Ordo II. PHYTOCORALLIA, Pflanzen - Corallen. 

Corpore aut lapideam aut corneam materiam adglutinantem secernente, 
ac dorso (solea) excernente eiusque ope semper adnato (Östrearum 
more). 


Tribus IV. PHYTOCORALLIA POLYACTINIA. 


Corporis radiis ultra 12 (ovipara aut etiam gemmipara et saepe sponte dividua. 
Gemmae non deciduae). 


1. Oris disco nunquam sponte dividuo (perfecte circumscripto): 


Familia XI. OCELLINA, Augen -Corallen. 
a) lamellis fasciculatis: 
Genus XLIV. Desmorurırum E., Psalter-Coralle. 
1. D. Dianthus E. = Madrepora Dianthus Esper, Caryophyllia Dianthus 


recentiorum. 


Pp2 


300 Eurenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


Bipollicare, solitarium, disco pollicari, basi flexuosa, lamellis 
imparibus ternis, in 12 fasciculas approximatis, mediis solis maio- 
ribus fere 12, omnibus intus truncatis. 

Specimina in Museis vidi, in Museo regio berolinensi servatur. 

2.D. Stellaria. 

Pollicare, solitarium, disco semipollicari, lamellis in 12 fasci- 
culos dispositis, mediis ternis maioribus, subaequalibus. 

Berolini in Museo regio servatur. 

Oken olim Mussae genus proposuit, quod vero characteribus 
firmis non stabilivit. Praeter Desmophyllum Monomycetes nonnullos 
et Caryophyllias, alia, in mente habuisse videtur, minus bene con- 
iungenda. 

5) lamellis simplieibus, non fascieulatis, cum spinularum discretarum corona me- 

dia disci (columellae vicaria): 


«) stellis solitariis (prolifieatione rara, monstruosa): 


Genus XLV. Crarnına E., ÄKelch-Coralle. 
1. C. flexuosa. 

Bi - tripollicaris, disco subpollicari (minore quam in Desmophylio 
Diantho) planiore, lamellis non truncatis. 

Berolini in Museo regio servatur. 

2. C. Cyathus E. = Caryophyllia Cyathus Lamarck, Madrepora Cyathus 
Solander et Ellis. 
Priore paullo minor, disco depressiore, lamellis rotundatis. 
Berolini in Museo regio servatur. 
3. C. Pezita. 

Trilinearis, lineam crassa, nivea, subflexuosa, lamellis intus trun- 
catis, stilis senis mediis, flexuosis, singularibus, nec lamellis maxi- 
mis, oppositis. 

Facile pro Anthophyllo iuvenili habetur. Hanc formam in Mu- 
seo regio berolinensi distinxi. 

2) stellis gemmiferis, effusis aut fruticulosis: 
Genus XLVI. Srernanocora H.etE., Kronen -Coralle. 
1.S. Hemprichü E. 

Octopollicaris et pedalis, nunc explanata, effusa, nune ramoso- 

fruticulosa, spinuloso -aspera, stellis tumidis, 3 lineas apertis, mar- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 301 


gine parum prominulis, parum profundis; formae ramosae ramulis 
divaricatis, stellato-nodosis. 

Animal tentaculis destitutum, fuscescens, disco aeruginoso, glabro. 

«) forma fruticulosa (Oculinam veferens; 
ß) forma explanata (Explanariam referens). 

E Mari rubro specimina et iconem cum anatome Berolinum attuli. 

Lithodendron gıbbosum Münsteri apud Goldfufsium huius ge- 
neris fossilis species esse posset. 

De huius et antecedentis generis charactere adnotandum hoc 
duco. Apud Oculinas et reliquas huius familiae formas discus stel- 
lae medius utplurimum planus et reticulatus est, apud nonnullas 
formas granulatus apparet, apud alias in columellam conicam so- 
lidam tumeseit. Ea vero media pars depressa et complanata Cya- 
thinis et Stephanocoris non deficit, sed haec ipsa spinularum corona 
illa eingitur. Apud Madreporas tales coronae frequentes sunt, ra- 
viores apud JSstraeas et Favias inveniuntur. 


c) lamellis simpliciter radiantibus, saepius inaequalibus: 
«) pallio ad radicem usque totam stirpem involvente (non recincto): 


D stellis affıxis solitariis, aut a latere simpliciter gemmascentibus nec 
fruticulosis (= Fungiae et Caryophylliae solitariae fixaeque): 


Genus XLVH. Moxonmvezs E., Einzel - Coralle = Caryophyllia A et An- 
thophyllum Blainvillii (nee Anthoph. Schweiggeri) = 
Montlivaltia Blainville? 


1. M. Patella E. = Madrepora Patella Sol., Fungia patellaris Lamarck. 
Bipollicaris, orbicularis, brevissime stipitatus, subtus granulosus, 
radiatim striatus, stella complanata, lamellis inaequalibus, latere mu- 
ricatis, ore transverso, oblongo. 
Berolini in Museo regio exstat. 


2. M. Anthophyllum. 
Erectus, compressus, stella oblonga, margine integro, lamellis 
inclusis, denticulatis et latere granulosis, 44 latus et altus. 
Extus obsolete striatus, ore transverso, oblongo. 
Berolini in Museo regio reperitur. 
3. M.? eburneus E. = Fungus eburneus Shaw. Iter in Orienten fig. 18. 


302 Enrengenrg: Beiträge zur Kenntni/s 


Pollicaris, basi dilatatus, stella Alineari, glaber, eburneus, ob- 
solete striatus, interdum latere simplieiter gemmascens. 

Berolini specimen reperi in Museo regio. 

Cavendum est, ne Caryophylliarum, Oculinarum et Anthophyl- 
lorum proles huc distrahatur. Oculina ramea et Caryophyllia la- 
cera saepe Monomycetis habitum prae se ferunt, sed aetate frutes- 
cunt. Apud Monomycetes divisio spontanea nulla est. Hic, veluti 
apud omnia reliqua animalia, non embryonum nec pullorum, sed 
adultorum characteres totaque formae evolutio respicienda sunt. 

Fungiarum gemmae dorsuales, quae, ubi regulares sunt, huius 
generis characterem gerunt, nisi in matre, non reperiuntur. 

Turbinaliae fossiles eae, quae non acuto apice integrae sunt, 
facile huius generis formae esse possent. Lamellarum extus recur- 
rentium illius generis character physiologice nullus est. Eadem stru- 
etura Zithophytis fere omnibus gradu solum diversa addicenda est. 

Montlivaltiae Lamourouxii, teste Blainvillio, Cyclolithades ses- 
siles sunt, i. e. Monomycetes ore parvo rotundo, nec genere differunt. 

E fossilibus Goldfufsii Anthophyllum truncatum, pyriforme et 
dentieulatum ad hoc genus adspirant, si quidem sessilia sunt. 


rp) stellis tubulo intumescente proliferis, gemmascentibus, (rarius bası sto- 
loniferis?), prole sua frutescentibus ('): 


Genus XLVIH. Ocurına Lamarck, ÄKnospen - Coralle = Oculina, Dentipora 
et Dendrophyllia Blainville. 
1. OÖ. virginea Lamarck = Madrepora virg. Pallas, Dentipora virginea 
et Oculina virginea Blainville. 

Sesquipedalis, eburnea, ramosissima, obsolete dichotoma, ramis 
tortuosis, implexis, coalescentibus, stellis sparsis, 1-1” latis, aliis 
immersis, aliis prominulis, lamellis inclusis, caulibus glabris. 

«) pachyclados Esper, Tab. XII, XII, ramis crassioribus. 
R) leptoclados, vamis tenuioribus. 

y) tubulifera, stellulis longius exsertis. 

d) immersa, stellulis immersis (oris margine gemmiparo). 


(') Gemmae non ex appendicibus pallii seu stolonibus prodeunt, sed ex ipso tubulo intu- 
mescente. Apud Anthophylia tubuli raro intumescunt et gemmae e pallii appendicibus emer- 
gunt, quae spatium inter tubulos solidos stratis suis, tanquam laxioribus cellulis explent. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 303 


Berolini in Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum exstat. 

Color lacteus tubulis post mortem demum, detrito et exeso ani- 
mali contingit. Vivae species fuscescunt. 

Lamellae numero senario imperfecte exculto variant ultra 12 ad 
15, in aliis speciebus ultra 20. 

Hanc speciem Züthodendri virginei nomine Goldfufs (iure?) 
fossilem enumeravit. 

2. O. gemmascens Auct. = O. flabelliformis Lamarck, Seba t. 110. f.10. 
Esper Tab. 55. 

Octo pollices lata, 3 alta, ramosissima, flabellata, eburnea, ra- 
mulis ultimis minimis, brevissimis, crebris, stelliferis, stellis minutis, 
vix perspicuis, lamellis exsertis, revolutis. 

Berolini in Museo regio servatur. 

Conferenda est Alopora Oculina inter Oligactinia. 

3. O. rosea Lam. = Esper t.36. 

Sesquipollicaris, pumila, ramosissima, rosea, ramis attenuatis, 
verruciferis, stellis inaequaliter sparsis, aliis lateralibus, sessilibus, 
aliis terminalibus, lamellis non exsertis. 

Lamellae numero senario imperfecte exculto variant, interdum 
12 et 15 regulares. Hanc etiam cum Allopora compares. 

Berolini in Museo regio invenitur. 

4. OÖ. pallens E. = Madrepora virginea Esper t.14. 

Tripollicaris, ramulosa, dichotoma, ramulis coalescentibus, stel- 
lis omnibus levius prominulis, 1-14 lineam latis, brevissime ur- 
ceolatis, lamellis parumper exsertis, interstitiis rugulosis. 

«) forma gracilior, frutescens, basi effusa (stolonifera?) et 
gemmifera, osculis linearibus ; 

£) forma validior mere, ut videtur, fruticulosa, osculis ses- 
quilinearibus. 

Utramque formam frater Carolus Ehrenberg ex Antillarum 
insula Sti Thomae misit. Alia specimina in Museo regio servantur. 

Forma « sola inter Oculinas habitu ad Stephanocoram accedit. 

5. O. hirtella Lamarck = Madırepora hirtella Ellis et Solander t.37. 

Quadripollicaris, ramosa, crassior, eburnea, stellis 2-2" latis, 

lamellis magis exsertis, senis validioribus, latioribus, apice truncatis. 


304 Eurnenseng: Beiträge zur Kenntnijs 


Habitu »irgineae, stellis duplo maioribus. 
Berolini in Museo regio specimen est. 
6. OÖ. coceinea H.etE. 

Sesquipollicaris, pumicacea, dendroides, ramosa, rudis, ramulis 
lateralibus, brevibus, inaequalibus, eylindricis, confertis, superficie 
striata, apertura angulosa, 4-5” lata; animali coccineo - aurantiaco 
elegantissimo, longe 18 - 20-tentaculato. 

E Mari rubro specimina et iconem vivae attuli. 

Stellae profundiores quam in ramea, inaequaliores, nonnullae 
maiores quam in micrantha. 

7. OÖ. micranthus. 

Octopollicaris, pumicacea, habitu rameae, stellis crebrioribus et 
cum ramis angustioribus (2 - 3” latis), calycibus stellarum profun- 
dioribus, interstitiis porosioribus. 

Berolini in Museo regio specimina exhibentur. 

8. O. ramea E. = Caryophyllia ramea Lamarck, Dendrophyllia ramea 
Blainville, Solander t.38. Esper t.9. 10.A. (nec t.10.). 

Sesquipedalis, pumicacea, dendroides, ramulis lateralibus, bre- 
vibus, inaequalibus, eylindricis, calycibus parum profundis, stellis 
4” latis, caulibus 1-- pollices crassis, stellularum interstitiis striato- 
rugulosis. 

Berolini et in Museo regio, et in Museo Naturae Curiosorum 
reperitur. 

Oculinae rameae animaleula tentaculis bifidis insignia esse, in 
miro errore non niti non potest. Quid viderit Donati non liquet, 
sed Shawii icon (Iter orient. Il, f.36.) speciminis e Mari mediter- 
terraneo numidico petiti cum Oculinae coccineae nostrae animali 
bene congruit. 

9. O. prolifera Lamarck = Madrepora prolifera Linne, Solander t.32. 
5,2. Esper: t.11: 

Bipedalis, eburnea, ramosa, subdichotoma, stellis turbinatis, 
margine proliferis, profundis, 4-5” latis, lamellis exsertis, subre- 
volutis, interstitüs subtilissime granulosis, nec rugosis. 

Berolini maximum specimen in Museo Naturae Curiosorum ser- 
vatur, alia longe minora in Museo regio exstant. 


der Coralienthiere des rothen Meeres. 305 


Equidem in sinu Christianiensi Norwegiae prope Droebak co- 
piam huius Oculinae e fundo maris extraxi, sed ne unicum quidem 
specimen vivum. Specimina Berolinum attuli. An fossilia, sed ha- 
bitu et superficie vivae oplime conservata, sunt? Basi illie argillae (!) 
immersa sunt. Confer Cladocoram nostram. 

Eithodendron cariosum Goldfufs Oculinae rameae affınis forma 
est, Zithodendron elegans et compressum etiam huius generis viden- 
tur, sed Zuüh. granulosum Cladocorae ramulus videtur. Madreporae 


palmate, coalescens et limbata Eiusdem Oculinae sunt. 


++f) stellis proliferis, undique a latere (oblique) stoloniferis, nec mere gem- 
mascentibus, nisi monstruose, nec dividuis, stolonibus coniunctim libere 
ascendentibus, basi communi, in stipitem pallio semper obductum elata, 
stirpe 'extus sterili (hinc orbiculares et saepe cupuliformes, = Mani- 
cinae concavae, stellis discretis): 


Genus XLIX. Tursınarıa Oken, Schüssel-Coralle = Explanaria Lamarck 
ex parte et Gemmipora Blainville. 
1. T. Cupula. 

Octopollicaris, explanata, concava, cupuliformis, 3” crassa, mar- 
gine integro, stellulis subbilinearibus, stipite brevissimo, stellarum 
interstitiis scabris, pallio extus scabro. 

P) plicatula, cinerea, suborbicularis, 2 pollices lata, pli- 
catula concava, stellulis bilinearibus. 

Berolini in Museo regio exstat. 

Explanaria Crater Schweiggeri (Madrep. Crater Esper t.74. 
= E.Infundibulum Lamarck) stellulis ab hac differt. 

2. T. peltata = Madrepora peltata Esper. 

Quinquepollicaris, basi inerassata, supra media convexa, gyrose- 
plicata margineque plicato, stellulis paullo minoribus, quam in Cu- 
pulo, margine tenuiore, stellularum interstitiis magis porosis. 

Berolini in Museo regio servatur. 

Si haec forma prioris speciei alium statum tantum referret, 


utramque a Cratere non diversam censerem. 
3. T. mierostoma. 
Quadripollicaris, cinerascens, cyathiformis, stellulis apice angus- 
tioribus, subconicis, 4” latis, interstitiis glabris, parcius exesis. 


Phys. Abhandl. 1832. Qq 


306 Enurenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


Berolini specimen servatur, quod gemmam singulari forma in- 
signem, tubulum stiliformem referentem, edidit. 
Concavas esse Turbinariae stirpes, necessarium non est. 


rrrP stellis undique a latere stoloniferis, nec mere gemmascentibus, nec 
dividuis, nec stipite communi instructis, effusis aut conglobatis: 


Genus L. Exprawarıa Lamarck, Flach-Coralle. 

1. E. Hemprichü‘ E. 

Octopolliearis, membranacea, explanata, semiorbicularis, libera, 
centro affıxa, nec stipitata, margine sublobata, \stellis 3” latis, tu- 
midis, margine involuto, apertura lineam, rarius sesquilineam lata, 
cum interstitiis rudius denticulato - asperis et lamelloso - sulcatis, sul- 
cis Jamellisque 12 - 24. 

E Mari rubro speeimen Berolinum attuli. 

Animal tentaculis destitutum, disco laete viridi, Eubin pallio 
fusco. 

Proxime ad Stephanocoram habitu suo accedit et indole media 
inter T’urbinarias et Explanarias est, sed harum characterem gerit. 

2. E. cinerascens Schweigger —= Madrepora cinerascens Linne, Ellis 
et Solander t.43. Explanaria mesenterina Lamarck. 

Subpedalis, varie plicata et sinuosa, processibus saepius infun- 
dibuliformibus, intus sterilibus (nec extus), stellulis linearibus, se- 
miglobosis, interstitiis gyrose asperis; animalis pallii colore nigro- 
fusco. 

E Mari rubro specimina Berolinum attuli. 

Infundibula huius formae aperte non e gemmis, sed e pallii 
plieis coalitis oriunda. 

3. E. Galaxia H.etE. = (Madr. galaxea Sol. et Ellis t.47. £.7.? cfr. 
Astraeam astroitem) nec Astraca galaxea Lam., sed Porites? Audouin 
Icon Savigny Egypte, Polypes T.V, fig. 5.) Forsk. Ice. t.37. f.C. 

Semipedalis, effusa, subglobosa, stellulis semilinearibus, confer- 
tis, excavatis, Jamellosis, lamellis serrulatis, paueis maioribus, ad 
centrum impressum extensis, stellarum interstitiis apieulatis; ani- 
malis pallio fusco, disco viridi et fusco 10 20 radiato, papillis 
in oris margine 9- 10 minimis. 

Specimina et viyae iconem e Mari rubro Berolinum attuli. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 307 


Madreporam galaxeam Solandri et Ellisii ad Astraeam astroi- 
{em perlinere censuerim. 

4. E. Ananas E. = Madrepora Ananas Espert.49, Astraea Ananas La- 
marck, ex parte, 4stroitis Genus Boccone et Madr. Ananas Linne 
(nec Madr. Ananas Sol. et Ellis). 

Quadripollicaris, effusa, pulvinata, stellis subangulatis, oblon- 
gis, inaequalibus, 4-5” longis, 2” latis, triplo fere longioribus 
quam latis, multiradiatis, marginibus convexis, lamellosis, lamellis 
denticulatis, interstitiis concavis, glabris. 

Berolini in Museo regio specimen detritum seryatur. An fossilis? 

A Cyathophyllo Anana Goldfufsii diversa, quam inter Antho- 
phylla enumeravi et quam a Madr. dnana Linnei cum ll. Linkio 
diversam duco. Madrep. Ananas Solandri ad Faviam porcatam 
accedere videtur. 

Stellas dividuas non vidi. Sin dividuae sint, species ad Favias 
deleganda esset. 

Argus E.—= Astraea Argus Lamarck, Madr. cavernosa Esper t.37. 


m 
5 


Quinque pollices superans, pulvinata, stellis magnis orbiculari- 
bus, 3” latis, margine exserto, obtuso, pallio denticulato, radiato. 
«) complanata, stellarum disco complanato ; 
£) columnaris, stellarum disco tumido; 
Y) impressa, stellarum interstitiis paullo latioribus, levius 
impressis. 

Specimina in Museis vidi. Forsan plures species uno titulo com- 
prehendi. Formas « et ß Museum regium berolinense solas pos- 
sidet detritasque, eaedemque fossiles esse possent. Formae y spe- 
cimen magnum, integrum, 9” longum et latum, recens ab animal- 
eulis fabricatum bene servatumque Museum Naturae Guriosorum 
berolinensium continet, in quo et specimen formae «, stellis maio- 
ribus, exstat. 

6. E. radiata E. = Madr. radiata Solander et Ellis t.47., Zstraea ra- 
diata Lamarck. 

Tripollicaris, pulvinata, stellis suborbieularibus, rotundis, con- 
cavis, alte exsertis, magnis, 4” latis, lamellis angustis, validioribus, 
6-12, interstitiis lamelloso -radiatis, profundis, 1-- 


Qq2 


72 


impressis. 


308 


Enrenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


Berolini in Museo regio specimen detritum, an fossile? servatur. 


T. E. annularis E. = Madrep. annularis Solander et Ellis t. 53. f.1. 2. 


Astraea annularis Lamarck. 


Quinquepollicaris, pulvinata, globata, stellis parvis, orbicula- 
ribus, 1” latis, margine exsertis, annularibus, interstitiis plane con- 
cavis, radiatis, denticulatis. 

Berolini in Museo regio plura specimina detrita sunt, unicum 
modice integrum, melius specimen in Museo Naturae Curiosorum. 
An inter detrita specimina alia fossilis species est? 


Oculinae basi stipitatae T’urbinaliae sunt. Oculinae non fruticu- 
losae, sed effusae (non gemmascentes, sed stoloniferae) Explanariae, 
Explanariae frutescentes Oculinae fere vocandae sunt. Quae vero 
stellam dividunt, non ad Ocellina, sed ad Daedalina pertinent. 

Species huius generis a quarta inde Favüs valde affınes sunt, 
sed spontaneam divisionem stellarum nunquam vidi. Caveant ob- 
servatores, ne in detritis et diffractis leviter videant, quod studiose 
frustra quaesivi. Pictores divisionis characterem apud multas #straeas 
et Favias tanquam monstruosum omisisse videntur, hinc natura con- 
sulenda. An hae 4 species rectius ad Anthophylla collocantur? sed 
his pallium brevissime recinctum esset. 

Cyathophylla Goldf. ea, quae tubulis appressis liberis Cladoco- 
ris similia sunt, sed quorum stellae margine superne coalescunt ibi- 
que proliferae sunt, proxime ad Eaplanarias, Oculinis affınes illas, 
accedunt, cum vero stipite mortuo s. pallio recincto uti videantur, 
Cladocoris affıniora sunt, a quibus stellarum marginibus coalitis et 
proliferis differunt. In Perrpaedii Subgenere igitur haec seorsim 
reponi possent (C. turbinatum, 'alia). 

Lamarckium Madreporam asperam Ellis t.39. pro Explana- 
riae generis typo habuisse Blainville docet. Hanc formam ad 
Agaricias dewuli. Schweigger Explanariae generi solas Madrepo- 
ras Craterem et cinerascentem, Turbinarias Okenio dictas, dedit. 
Blainville Lamarckiitres species in totidem nova genera, Echin- 
astracam, Tridacophylliam et Gemmiporam distribuit, ‘nomenque 


der Corallenthiere des rotlhen Meeres. 309 


Esplanariae exstirpavit. Gemmiporas, quae Lamarckii etSchweig- 
geri Explanaris maxime respondent, Madreporis veris simillimas 
esse perperam docet, 5 species vivas et unam fossilem enumeravit. 
Echinastraeas ad Madreporas distwibui, Tridacophylliam pro Agari- 
ciae specie habuerim et Gemmiporas alias ad Turbinarias Okenii, 
alias ad Explanarias Lamarckii adduxi. 

E fossilibus Explanariam lobatam Münsteri apud Goldfu- 
fsium huc (Blainville hanc ad Astraeam detulit) et Eaxplanariam 
alveolarem Goldf. ad Turbinarias veferenda puto. Blainville Z. 


cyathiformem aliquam addidit, quam pro Turbinaria habuerim. 


2) pallio recincto, nec ad basin usque producto, interdum valde brevi (stipitis 
parte iufera nuda, ab animali relicta, excreta atque mortua) 8 


+) pallio non appendiculato (tubulis liberis, passim simpliciter coalitis, ae- 
quabilibus, gemmificatione confertis, fruticulosis aut caespitosis): 


*) gemmipara, nec, aut parcius stolonifera, hinc ramulosa: 
Genus LI. Cravocora H.etE., Zinken-Coralle. 

1. C.? Anthophyllum E. = Anthophyllum saxeum Rumph. Madrepora 
Anthophyllites Solander et Ellis 1.29. Caryophyllia anthophylum. et 
cornigera Lamarck, Madreporae rameae var. Pallas, Madrep. ramea 
Esper t.X. 

Tripollicaris et semipedalis, pumicacea, stellato-ramosa, ramis 
(stellis) sesquipollicaribus, divaricatis, turbinatis, singulis stellis ter- 
minalibus, latere proliferis, turbinatis, inflexis, striato -rugulosis. 

Berolini in Museo regio fragmentum detritum unicum servatur, 
quod vero eo, quod Corallü rubri proles insidet, Italiam, non In- 
diam patriam verisimilius indicat. 

Ne Anthophyllites nomen speciei posteri scribant, Anthophyllum 
enim est nomen Rumphii speciale. 

Utrum vere huc pertineat, ex observato animali vivo prodibit. 


(') Hae formae ab Oculinis gravi charactere physiologice differunt. Oculinae totam stir- 
pem involvunt, neque aetate basin deserunt; Cladocorae sicut Caryophylliae, contracto pal- 
lio, lapidem excernunt et vetustiores in stipite arido cucullum apicis referunt. Cladocorae gem- 
mis lateralibus ramosae, nec dividuae sunt, Caryophylliae divisione spontanea ramos agunt, 
sed gemmis destituuntur. Zurbinariae stipitatae quidem sunt, sed stipite pallio obducto, 
nec pallio orbato mortuoque, utuntur, id quod etiam in sicca et detrita stirpe dignosci potest. 


310 Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Aut cum Oculina prolifera ad Oculinas, aut illa etiam cum hac ad 
Cladocoras referenda videtur. A Caryophyllüs gravi charactere differt. 
2. C. calycularis E. = Caryophyllia calycularis Lamarck, Madrep. calyc. 

L., 4stroides luteus Quoy et Gaimard. 

Pollicaris, tubulis 24” latis, cylindrieis, brevibus, contiguis, li- 
beris (interdum villo alieno connexis), osculis orbicularibus, extus 
concentrice rugulosis; animali purpureo (aurantiaco) mire splendido. 

In littore italico frequens et elegans animal, siccum triste. Gai- 
mardi icon proxime ad Cavolinii iconem Tab.IH, fig. 1. acce- 
dit. 4stroitis nomen Boccone primus, dein Oken alibi adhi- 
hibuerunt. 

3. C. flexuosa E. = Madrep. flexuosa Linne, Caryoph. flexuosa La- 

marck. Sol. et Ellis t.32. (nec Madrep. flexuosa Sol. et Ell. t.31.). 

Tripollicaris, tubulis amplioribus, 3” latis, eylindrieis, flexuo- 
sis, ore rotundo, tubulis extus striatis, glabris, laminis internis 
prope apicem convexioribus. 

Berolini in Museo regio servatur. 

4..C. caespitosa E. = Caryoph. caespitosa Lamarck. 

Tripollicaris, tubulis 2” latis, fasciculato -glomeratis, cylindricis, 
subaequalibus, extus distincte striatis et arenoso -scabris, ramulosis, 
nee elongatis, ore rotundo, lamellis denticulatis, sub apice con- 
vexioribus. 

var. «) megastoma, tubulis apice 2’ crassitie saepius superanti- 

bus, latioribus; 
£) mierostoma, tubulis omnibus apice vix 2” latis, angustio- 
ribus, saepe coalitis. 

Forma « Berolini in Museo regio servatur et italica esse vide- 
tur, formam ß frater Carolus Ehrenberg ex Antillarum insula 
Sti Thomae misit. Lamellis stellularum 32-36 conveniunt. 
laevigata E. = Madrep. flexuosa Solander et Ellis t.31. 

Bipollicaris, tubulis 2” latis, fascieulatis, eylindricis, subaequa- 


4.C 


libus, extus substriatis, glabris, parce ramosis, rectiusculis, elonga- 
tis, ore oblongo, laminis internis, prope apicem concavis aut re- 
ctis, prole interdum coalescente. 

Berolini in Museo regio specimen vidi. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 341 


5. C. Candelabrum E. 
Bipollicaris, erecta, verticillatim ramosa, squamosa, extus striato- 
pP ) ’ ’ ’ 
carinata, subtilissime scabra, tubulis turbinatis, 2” erassitie non su- 
perantibus, stellis singulis, sub apice tumentibus ibique saepe in- 
flexis, apertura sesquilineari et lineari, lamellis 32 - 36. 
Frater Carolus Ehrenberg hanc formam iuxta insulam Sti 
Thomae detexit et specimina misit. 
E fossilibus Zithodendra gracile, dichotomum, granulatum, caes- 
D 6 > 
pitosum, trichotomum? et Dianthus? nec non Cyathophyllum caespi- 
tosum et hexasonum Goldfufsii huius loci videntur, si quidem 
fo) ’ 1 
Cyathophylla stellas vere individuas gerunt, sin dividunt, ad 4Zstraeas 
I 7 5 » > 
pertinent. Nonnulla collo tumido inflexo prolifera sunt. 


**) gemmis destituta, basi stolonifera (hinc tubulis parallelis, simplicibus, fa- 
sciculata): 


Genus LII. Corunsarıa Goldfufs, Schaft-Coralle, 

Columnarias ramulosas ad Cladocoras vocandas censeo. Sic fere 
Columnariae formam mihi explicavi. Baseos membranam, quam, 
ut fiat illa, necessariam puto, non vidi, cum fossiles formas inte- 
gras non coram habuerim. Utrum tubuli angulosi striatique, an te- 
retes et glabri sint, id non e characteribus genericis, sed specierum 
esse duco. De pallio recinceto etiam dubius mansi. Hine locus 
huius generis non certus est, sed verisimiliter hie occupandus. 

Specimina Celeberr. Goldfufsii Berolini contuli. 


+f) pallio appendiculato, libero (eingulato), stellis solitariis aut gemmascentibus 
(tanquam conis e centro proliferis): 


*) stellis solitariis (nec gemmiparis): 

Genus LIII. Srronsopes Schweigger, Ringel-Coralle, = Astraea Stromb- 
astraea Blainville, Cyathophyllum Goldfufs (nec Strom- 
bodes Goldfufs). 

Hemprichü E. 

Pollicaris, solitaria, turbinata, disco semipollicari, parum exca- 


1.8 


vato, stipite tereti curvo, annulis distantibus, membranaceis, con- 
cavis, alato. 
Huius formae vivum unicum hucusque animal prope Massauam 


312 


Eurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Habessiniae in Mari rubro deteximus. Specimen et iconem vivi 
feliciter attuli. 

Cyathophyllum plicatum, Ceratites, flexuosum, vermiculare, secun- 
dum, lamellosum et placenuforme Goldfufsii huius generis aliae et 
fossiles species sunt. 

Hae formae minime pro conis e centro proliferis habendae sunt, 
ut Schweigger e fossilibus frequentibus speciebus conclusit, sed 
pallium eorum animalium de tempore in tempus, forsan fructifica- 
tionis tempore, in appendicem ceinguliformem excrescit et calcem 
eiusdem formae secernit, dein, recincto pallio et ascendente ani- 
mali, in pede arido illi annuli ita fere residui manent, ut septa 
Nautilorum, aut similes apud Corallia frequentissimae internae par- 
tes, quae tubulos scalariformes reddunt. 

Ubi stellae plures sese excipiunt ita, ut maior externa minores 
internas includat, stella media minor non iunior, sed aetate maior 
est et externae non stellae, sed pallii plicae sunt. 


**) stellis gemmascentibus, basi liberis (Cladocoris similes, alatae formae): 


Genus LIV. Crarnormyirum Goldfufs, Aragen-Coralle. 


Huc pertinent fossiles formae elegantissime apud Goldfufsium 
} 5 pP 
Jictae, C. Dianthus, explanatum, turbinatum?, hypocrateriforme?, vesi- 
} ’ EC ‚ayp ’ 
culosum et Strombodes pentagonus. Reliquas Cyathophylli species inter 
!} 5 9 Prey EL SD 
Cladocoras, Strombodes et Anthophylla distribuendas censui. Cyatho- 
hyllum quadrieeminum Favositis nomine inter Daedalina collocavi. 
Be) q 5 


***) stellis basi stoloniferis (radicantibus), simplicibus aut gemmiparis: 


Genus LV. Prenornnnızy E., Wucher - Coralle. 


Huc pertinent fossiles formae, quae apud Goldfufsium inter 
Cyathophylla sunt: C.radicans, marginatum, excentricum. 


y) pallio gradatim recincto et dilatato (appendiculato), appendieibus frequen- 
tibus, membranaceis, stellas tubulosas, raro gemmiparas, laxe conferrumi- 


nantibus, proliferis ('): 


(') Apud Explanarias, quae tubulis firmioribus, cellulis laxioribus coniunctis utuntur, pulli 
nunquam e tubulis emergere visi sunt, sed e pallio s. massa cellulosa, id quod notandum est. 


Hinc esse nequeunt Explanariae tubulo intumescente proliferae (Oculinis affınes) et aliae 
tubulis non intumescentibus, sed pallio appendiculato proliferae (Anthophyllis affıniores). Ilae 


meras gemmas, hae stolones agunt. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 313 


(tubuli laminis membranaceis (pallii appendicibus) laxe ferruminati, ramosi, 
in interstitiis (stolonibus) gemmipari: 
*) stellis concavis: 
Genus LVI. Anrnorsyrrum Schweigger, Rasen-Coralle. 

1. A. fasciculare H.etE. = Anthophyllum Esperi Schweigger, Caryo- 
phyllia fasciculata Lamarck, Madrep. cuspidata Esper t.25. et caes- 
pitosa t.27.? Sol. et Ellis Madrep. fascieularis t.30. (nec Madrepora 
Jascieularıs Esper). 

Sexpollicare, pulvinatum, tubulis compressis, angulosis, 4” altis, 
turbinatis, basi pallii appendieibus reticulatis, connexis, stellis 5 - 
1” latis, saepe valde irregularibus, nec divisis, lamellis exsertis; 
animalis pallio fusco, tentaculis plurimis, clavatis, in serie dupliei 
externa, purpurascentibus, apice albis, disco laete viridi. 

De pallii vasis longitudinalibus et transversis, lamellas conco- 
mitantibus illis, in hac specie facile observandis in Symbolis physi- 
cis disseram. 

E Mari rubro multa specimina, iconem et anatomen vivi attuli. 

Lithodendron plicatum Goldfufsii, fossile, huic ipsi speciei ad- 
modum affıne. 


2. A. astraeatum E. = Caryoph. astraeata Lamarck, Esper t.30. 

Bipollicare, pulvinatum, tubulis striatis, 2” latis, indistincte 
turbinatis, subeylindricis, pallii appendieibus celluloso -laminaribus, 
interruptis, subtilioribus. 

Berolini in Museo regio reperitur. Fossile videtur. 

3. A. Sphaerula E. 

Globosum, pollicare, tubulis 1” nunquam latioribus, totis cel- 
luloso-concatenatis, ubi partim liberi cernuntur substriatis, stellis 
rotundis, margine paullulum prominulis, radiis 12-24, interstitüis 
interdum profundius impressis, irregularibus. 

Berolini specimen unicum in Museo Naturae Curiosorum detri- 


tum vidi, quod pro fossili non habuerim. 


4. A. musicale E. = Caryoph. musicalis Lamarck. 
Tripollicare, erectum, ceylindricum, subelavatum, tubulis stria- 
tis, raro 2” latis, distincte turbinatis, aequaliter ubique connexis, 
pallii reticulatis appendieibus laxius cellulosis. 


Phys. Abhandl. 1832. Rr 


314 


Enurensenre: Beiträge zur Kenntnifs 


Berolini in Museo regio detritum specimen vidi. 

Lithodendron plicatum (et Dianthus?) Goldfufs huius generis 
formae fossiles videntur, iisque associandae sunt Cyathophyllum pen- 
tagonum, Ananas et Helianthoides, nec non Sarcinulae eiusdem plu- 
res. Madrepora Organon Linnei huc redit. Forskäl, qui Ma- 
dreporam Organum in Mari rubro a se repertam tradit, T’ubiporam 
musicam Linnei coram habuisse videtur, quae frequens illic, a me 
vero Tubip. Hemprichä vocatur, cum Linne musicae nomine plu- 
res species comprehenderit. 


**) stellis convexis, apice clausis (inversis): 


Genus LVO. Srycına Lamarck, Griffel-Coralle, — Sareinula Goldfufs, 


teste Blainv. 

Duae species fossiles aBlainvillio susceptae sunt: St. echinu- 
lata Lamarck et St. microphthalma Blainv. = Sarcinulae Goldf. 

Goldfufsii Sareimulae omnes ab hoc genere alienae videntur, 
plures ad Anthophylla pertinent, aliae ad Explanarias nostras. Sty- 
linae genus suspectum est. Ectypa Explanariarum et Anthophylla 
serupulose respicienda sunt. 

Stylinae stellis perfecte eircumseriptis, nec dividuis, vere Sty- 
linae sunt; Stylinae stellis imperfecte circumscriptis, sine limite con- 
fluentibus, Monticulariae sunt et ad Daedalina pertinent. Dividuae 
inversae formae nondum observatae sunt. 

Observatio. A scriptoribus recentioribus praeterea huius fa- 
miliae 12 alia genera condita sunt, quibus non physiologicos, sed 
aut erroneos aut leviores, generibus condendis non aptos characte- 
res tribuerunt: 1) Zcervularia Schweigger — Cyathophyläi spe- 
cies; 2) Astroides Quoy et Gaimard = Cladocora calycılarıs vi- 
detur; 3) Sstroites Boccone = E.«xplan. Ananas? (Astroites Oken 
= Porites), 4) Branchastraea Blainv. = Madrepora limbata Goldf. 
= Oculina, 5) Calamites Guettard = Syringopora et Cyathophyl- 
Jum Goldfufs; 6) Dendrophyllia Blainv. = Oculina, T) Fasci- 
cularia Lamarck = Stylina Lamarck, teste Lamarckio; 8) Ga- 
laxea Oken = Monomycetis, Anthophylli et Cladocorae species; 
9) Gemmipora Blainv. = Turbinaria Oken; 10) Zithodendron 
Schweigger = Oculinae et Caryophylliae coniunctae, 11) Litho- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 315 


striion Flemming = Columnaria, an Sarcinula? teste Blainvil- 
lio; 12) Montlivaltia Lamouroux = Monomycetes ore parvo ro- 
tundo sive Cyclolithades sessiles; 13) Mussa Oken = Desmophylüi 
et Caryophylliae species, 14) Sarcinula Lamarck = Anthophylüi 
et Explanariae? species. 


2. Oris disco sponte dividuo (perfecte aut imperfecte circumscripto): 


Familia XII. DAEDALINA, Zabyrinth-Corallen. 
a) oris disco perfecte circumscripto (dividuo): Astraeina. 
«) pallio (nisi rara monstruositate) non gemmiparo, stellae palliique divi- 
sione perfecta, dichotoma, pallio recincto, pede nudo (stellae dichotomae, 


stipitatae): 
Genus LVIIH. Carvornyırıaı Lam., Nelken-Coralle —= Lobophyllia Blainv. 
1. C. cristata H.etE. = C. sinuosa Lamarck, Madrepora angulosa So- 


lander t.34., Madr. cristata Esper t.26. 

Caespitosa, stellis saepe 4” latis, sinuosis, compressis, polysto- 
mis, flexuosis, echinatis, margine subacuto recto, nec revoluto. 

Animal sequenti simillimum. 

E Mari rubro specimen attuli, quod in Museo regio beroli- 
nensi servatur. 

2. C. corymbosa H.etE. = Madrep. corymbosa Forsk. 

Pedalis, erecta, dichotoma, fastigiata, stellis terminalibus, inae- 
qualibus, 1-2; pollices latis, subturbinatis, saepe compressis et an- 
gulosis, lamellis valide dentatis. 

Animal pallide fuscescens, pollicare, disco toto aureo, medio 
glabro, margine tumido, papilloso, papillis bursiformibus, vix li- 
neam altis, tentaculorum digitatorum fasciculum minimum parum 
exsertum includentibus. 

Specimina multa sieca et in spiritu vini condita cum icone vi- 
vae Berolinum attuli. 

Margo stellae non revolutus, subacutus. 

3. C. angulosa Lamarck —= Madrep. angulosa Pallas. 

Tripollicaris, caespitosa, dichotoma, fastigiata, stellis terminali- 
bus, turbinato -angulosis, lamellis dentatis. 

Animal viride Quoy et Gaimard bis pinxerunt in Freycinet 


Rr2 


16 Eurenpgerc: Beiträge zur Kenntnifs 


Voyage 1.96. f.11 et 9. ore papilloso unum, ore glabro alterum, 
observatione uti videtur, minus felici. Utramque iconem ad unam 
speciem pertinere, verisimile non est, huc forsan fig. 11. 

Prope Curassoam habitat. Berolini in Museo regio specimina 
exstant. 

Priori similis, brevior, lamellis magis spinulosis. Cavendum est, 
ne stellae simplices huius in aliis generibus reponantur. 

4. C. glabrescens Chamisso et Eysenhardt Nova Acta Nat. curios. X. 

Bipollicaris, ramis crassitie semipollicaribus, dichotomis aut tri- 
chotomis, extus glabriusculis, stellae angulosae pollicaris centro 
profundissimo, lamellis margine integerrimis vel obsolete dentatis. 

Animal flavum, tentaculis plurimis, 1” longis, lineam crassis, 
clavatis, Sctiniam Isacmaeam referens. 

Ad insulas Raddak lecta. Specimen Berolini desideratur. 

5. C. fastigiata Lamarck — Madrep. fastigiata Linne, Pallas. Esper 
Bel 

Vix tripollicaris, caespitosa, dichotoma, fastigiata, ramis brevi- 
bus, erectis, crebris striatis, striis erenulatis, stellis pollice mino- 
ribus, minus profundis, subrotundis, lamellis margine integerrimis 
aut crenulatis, nec spinosis. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum specimina 
servantur. 

6. C. Zacera E. —= Madrep. lacera Pallas, Madr. carduus Sol. et Ellis, 
Caryoph. Carduus Lamarck. 

Semipedalis, dichotoma aut simplex, crassitie tripollicari, extus 
sulcata, muricata, stellis maximis, tripollicaribus, saepe orbiculari- 
bus, lamellis magnis, lacero- s. serrato - dentatis. 

Variat «) stellis simplicibus, orbicularibus ; 

£) stellis simplieibus, angulosis; 
y) dichotoma. 

Savigny huius formae specimen (e Mari rubro delatum?) pingi 
curavit in Deser. de lEgypte, Polypes, Tab. IV, fig.2. Nos eam 
in illo mari nunquam observavimus. 

In Museo regio et Naturae Curiosorum Berolini specimina in- 
veni. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 31 


Lamarck, Caryophylliae generis 15 species enumerans, Cyathi- 
nam, Cladocoras, Oculinas et Anthophylla admiscuit. Blainvillii 
idem genus ex Anthophyllis, Cladocoris, Cyathinis, Desmophyllis et 
Cyathophyllis compositum est, nostrae autem Caryophylliae, plane ex- 
clusae, ab eo in Zobophylliae genere sepositae sunt. Caryophyllias 
35, Zobophyllias Blainville 10 (vivas 7, 3 fossiles) enumeravit. 

Septimam Caryophylliae speciem Quoy et Gaimard vivam gla- 
brescenti similem tentaculosam obseryarunt, eamque Zoboph. auran- 
liacae nomine sine diagnosi publicarunt. 

Fossiles Caryophyllias veras nondum vidi. Goldfufsii Zitho- 
dendron trichotomum cum reliquis ad C/adocoras detuli, cum divi- 
dua non videatur. 


2) pallio gemmiparo singulas stellas distinente brevi, distincto, stellae di- 
visione perfecta, pallii imperfecta (hinc nunquam dichotoma, sed effusa 
aut pulvinata): 

Genus LIX. Favıa (!).Oken, MWaben-Coralle. Ex Astraeis Auct. 
1. F. mierophthalma E. —= Astraea microphthalma Lamarck? 
Stirpe vix tripollicari, pulvinata, sublobata, stellulis exsertis, 
—"latis, lamellis in coronam prominulis, senis maioribus, intersti- 
tiis apiculatis aut granulosis. 

Museum regium specimen possidet. Zxplanariae Galaxiae ha- 
bitu affınis est. 

2. F. versipora E. = Astraea versipora Lamarck, Madrepora cavernosa 
Borsk:? 

Seinipedalis, globosa, aequalis, stellis saepe semipollicaribus, 
elongatis et angulosis, profundis, marginibus sulco diseretis, lamel- 
mellis prominulis, apice truncatis. 

Animal pallio brunneo, disco viridi proxime ad 4#straeam dipsa- 
ceam accedit. 

E Mari rubro duo specimina attuli. 

3. F. complanata H.etE. 


Semipedalis, effusa, pulvinata, spinulosa, stellis magnis, 44” 


(') Faviae genericum nomen Oken simili quidem, sed alio modo adhibuit, cum vero ad- 
sit, cum breve sit, fayi notionem includat ac bene sonet, prae aliis retinendum censui. 


318 Eurengere: Beiträge zur Kenntnifs 


latis subrotundis, planis, interstitiis angustis, depressis, passim ob- 
soletis. 

Animal brunneum forma et colore proxime ad 4straeam dipsa- 
ceam accedit. 

Specimen e Mari rubro Berolinum attuli. 

4. F. denüculata H.etE. —= Astraea dentieulata Lamarck, Madr. dent. 
Sol. et Ell. t.49. f.1. An Madr. cavernosa Forsk. haec est? 

Bipollicaris, subglobosa, stellis semipollicaribus, suborbiculari- 
bus, lamellis margine elevatis, maioribus, basi appendiculatis, in- 
terstitiis tenuibus, leviter depressis. 

Animal non vidimus. Specimen Strombo insidens a Mari pro- 
iectum Berolinum attuli. Ad 4straeam deformem prope accedit, 
stellis maioribus (in iuniore aetate) et charactere generico differens. 

56. F.Uva H.etE. = Madrep. Uva Esper t.43., Astraea Ananas B Uva 
Lamarck, Madrep. astroites Forsk.? 

Öctopollicaris, pulvinata, subglobosa, stellis 5linearibus, subae- 
qualibus, suborbicularibus, ore saepius diviso, margine tumido, al- 
tius prominulo, superficie arenoso-aspera, lamellarum dente basali 
obsoleto. 

Animal brunneum forma et colore proxime ad 4straeam dipsa- 
ceam accedens. 

E Mari rubro specimen Berolinum attuli. 

Harum 4 formarum alia cum Astraea muricata adeo congruunt, 
ut in itinere eas uno titulo, tanquam varietates illius, enumeraveri- 
mus. Characteribus nune melius erutis valde diversas singulas esse 
evici, animalium externa forma licet, praeter magnitudinem, simil- 
lima sint. 

6. F. porcata E. = Astraea porcata Lamarck, Madrep. porcata Esper 
t. 71. et cellwlosa Esper t.40. (detrita), Madr. Ananas Solander et 
et Ellis t.47. £.6, { 

Tripollicaris, subglobosa, stellis inaequalibus, irregularibus, ob- 
longis, saepe dividuis, 2-3” longis et latis, margine elevatis, in- 
terstitiis dilatatis, lamellosis, sulco depressis denticnlatisque, lamel- 
lis dentatis. 

Museum berolinense regium specimina possidet. 


1: F. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 319 


rotulosa E. = Madr. acropora Esper t.38? Madr. rotulosa Solan- 


der et Ellis t.55., 4straea rotwlosa Lamarck. 


5pollicaris, effusa, stellulis 2-3linearibus, suborbieularibus, vix 
angulosis, profundioribus quam in praecedente, lamellis prominulis 
paucis, valide dentatis, basi appendiculatis, interstitiis planis, lamel- 
loso - reticulatis. 

In Museo regio specimen vidi. 

Goldfufsii Astraeae: caryophylloides, angulosa et tubulosa ad 
Favias revocandae videntur. 

y) pallio stellas contiguas distinente nullo, disci ipso margine prolifero (ore 
dividuo): 
*) ore divisione spontanea bipartito: 


Genus LX. Asırara Linne, Netz-Coralle, 


IN. 


an 


2, A 


Ben. 


astroites L. = Madr. astroites Esper t.45., Madr. radians Pallas, 
Astraea galaxea Sol. et Ellis t.47. f.7.? 

2-Spollicaris, incrustans, effusa, parum pulvinata, 4-6” alta, 
stellis contiguis, planis, radiatis, inaequalibus, 5 - 6gonis, sesquili- 
nearibus, interstitiis nullis. 

Var. «) stellaris, stellulis paullo maioribus, sublobatis; 

var. £) porosa, stellulis paullo minoribus. 

Frater Carolus Ehrenberg specimen ex Antillis insulis mi- 
sit, alia in Museo regio Strombo et Pyrulis affıxa vidi. 
trichophylla. 

Pedalis, semiglobosa, solida, stellis bilinearibus, passim penta- 
gonis, profundioribus, margine elatiore. 

Museum berolinense regium specimina possidet. 
planulata H.etE. cfr. Savigny Deser. de P’Egypte T.V, f.2.? 

Öectopollicaris, 2” erassa, elavata aut subramosa, lobata et sub- 
globosa, stellulis suborbicularibus, contiguis, planis, nee prominulis, 
sesquilinearibus et bilinearibus, lamellis alternis, in erista obtusiore 
diseretis. 

Animal brunneum oris area violacea, tentaculis virescentibus, 
filiformibus, trilinearibus, in serie duplici. 

Specimina spiritu vini servata cum animalculis et iconem vivae 


e Mari rubro Berolinum attuli. 


320 Eunenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


4. A. Spongia H.etE. 
Subpedalis, subglobosa et lobata (mammillata), stellis angulo- 
sis, sesquilinearibus, interstitiis acutissimis. 
Animal brunneum, tentacnlatum, priori simile. 
E Mari rubro specimen attuli. 


5A 


. 


pentagona = Madr. pentagona Esper t.39. 

4--" lata, semiglobosa, stellis pentagonis et hexagonis, maiori- 
bus, 4-4” latis, contiguis, inaequalibus, ore dividuo, lamellis basi 
appendiculatis, appendice columnari, interstitiis angustis, reticulatis. 

In Museo regio Berolini offertur. 


6. A. Melicerum. 

Sesquipollicaris, effusa, 3” alta, pentagonae affınis, stellis mi- 
noribus, 2-4 latis, columella nulla, interstitiis paullo latioribus, 
subtruncatis, lamellis sese excipientibus. 

Specimen ‚Strombo insidens Berolini in Museo regio adest. 

7. A. pectinata H.etE., vix Astraea Favus Forsk. 


Tripollicaris, subglobosa, stellulis 3- 6linearibus. oblongis, fle- 
xuosis (ut in Favia versipora), contiguis, profundis, lamellis recta 
descendentibus, basi dentatis, supra interstitio subtilissimo disiun- 
ctis, apice truncatis, asperis. 

Animal brunneum, dipsaceae animali simile. 

E Mari rubro specimen attuli. 


8. A. deformis Lamarck = 4str. dipsacea Audouin, Savigny Egypte 
Tab.V, fig. 3.? 

Semipedalis, globosa, stellulis profundis, pentagonis aut hexa- 
gonis, interdum oblongis, maioribus, 4 - 6” longis, lamellis alter- 
nis, prominulis, asperis, truncatis, interstitio distincto nullo aut 
obsoleto. 

Animal brunneum, ad dipsaceam accedit. 

Rarissime haec forma interstitii vestigium tenue offert, hince Fa- 
vüs affınis (7°. denticwatae). 

E Mari rubro specimen Berolinum attuli, quod cum reliquis 
in Museo regio servatur. 


9, A. Hemprichü E. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 321 


Quadripollicaris, stellulis minus profundis, 5 linearibus, inaequa- 
libus, pentagonis aut hexagonis, interstitiis acute cristatis, lamellis 
validius denticulatis. 

Animal fuscum, dipsaceae simile. 

Mediam hanc inter deformem et dipsaceam formam e Mari ru- 
bro attuli. 

10. A. Halicora H.etE., vix Madrep. Monie Forsk. 

Subpedalis, globosa, stellulis minus profundis, 3” latis, saepe 
pentagonis, lamellis stellarum contiguarum continuis, interdum al- 
ternis, interstitio nullo. 

Animal fuscum dipsaceae. 

E Mari rubro specimen sumsi et Berolinum misi. A priori stel- 
lulis minoribus, lamellis dentibusque gracilioribus differt. 

11. A. tesserifera H.etE. an Madr. favosa Esper t.45. f.2.? 

Quinquepollicaris, conglomerata, superficie inaequali, lobata, 
gemmascens, subramosa, stellis angulatis, patulis, semipollicaribus, 
margine rotundatis, lamellis valide dentatis. 

Animal fuscum dipsaceae. 

E Mari rubro meridionali speeimen attuli. 

12. A. abdıta Lamarck = Madrep. abdita Solander et Ellis t.50. f. 2. 
Esper Suppl. t.45 4. f.2. 

Quadripollicaris, conglomerata, superficie inaequali, lobata, stel- 
lis 4-5linearibus, angulatis, patulis, margine acutis, lamellis cre- 
nulato - dentatis. 

In Museo berolinensi specimen servatur. 

13. A. dipsacea Lamarck = Madr. favosa Solander et Ellis t.50. f.1., 
nec Linne, nec Audouin. 

Sesquipedalis et bipedalis, subglobosa, superficie saepius inae- 
quali, stellis magnis, 4-5” latis, angulatis, margine lato, echinato, 
lamellis serrato-dentatis, dentibus maioribus intus cavis (nec per- 
foratis). 

Animal flavo-fuscum aut cinerascens, ore aeruginoso, margine 
disci papilloso, papillis corporis turgore imminutis. 

Variat stellis irregularibus et paullo minoribus, sed denticulo- 
rum acies et magnitudo his eadem. 


Phys. dbhandl. 1832. SE 


[86 


Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


E Mari rubro specimina multa et iconem cum anatome vivae 
attuli. 


14. A. Maeandrina H.etE. cfr. A. diffluentem Lamarckii. 


Subpedalis (et orgyalis?), globosa, stellis contiguis, inaequalibus, 
angustissimis, interdum pollicaribus, angulosis, polystomis, lamellis 
subtilissimis, confertissimis, denticulatis et arenoso -asperis, rotun- 
datis, in crista non confluentibus. 

Animal fuscum, tentaculis nullis. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Forma Maeandrinae, sed stellae perfecte eircumscriptae pluri- 
mae. Specimen huius admodum insigne Museo regio tradidi, quod 
propriae stirpis stratis mortuis tanquam stipitatum est. Ab A. dıf- 
Jluente Lam. forma globosa, nec plano-undata incrustante, lamel- 
lis denique non integris differt. 

4straeae forsan, sicut Madreporae, in duo Subgenera commode 
dividuntur: a) lamellis integris: Asrrornyrrıa, et 5) lamellis per- 
foratis aut lacinato-interruptis, denticulorum series referentibus: 
GontoPoraA. 


**) ore divisione spontanea quadripartito: 
pP q P 


Genus LXI. Favosımes Lamarck, Kreuz -Coralle. 


1. F. gothlandica Lam. = Corallium gothlandieum Linne = Cyathophyl- 


lum quadrıgeminum Goldfufs. 


Ad fossiles Astraeas apud Goldfufsium elegantissime pictas 
haec adnotaverim: Astraeam rosaceam, flexuosam, velamentosam et 
geometricam Acartcus, sin utroque latere proliferae sint, Pavonurs 
similiores duco; 4straeas caryophylloidem, angulosam et tubulosam 
Favıas vocaverim; Astraeam confluentem cum PoLyAsTRAEA consocia- 
verim; Fstraeam escharoidem ad Tursınarıas delegaverim, Astraeam 
elegantem ad ExrLanarıas; Astracam microconum MoxricuLArıae de- 
derim; Astraeam porosam, sexradialam et geminatae formas radiis 
12 (exclusis reliquis, quas inter ExpLanarıas enumeraverim) ad MaA- 
DREPORAS Poritas adduxerim. Maeandrinas vero reticulatam et astroi- 
lem, nec non Agaricias rotatam?, boletiformem et crassam pro veris 
AstraraE physiologice constituti generis speciebus habuerim. 

His 14 Astraeis in alia 7 genera distributis, e 39 speciebus fos- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 323 


silibus supererunt 25, quae, additis Maeandrinis et 4garicüs numero 
30 erunt. Sed de speciebus reliquis curatius examinandis hie hac- 
tenus. 
b) oris disco imperfecte circumscripto: Maeandrina (Genus Lamarckii). 
*) stellis concavis, rectis, animalcula defendentibus: 

«) oris disco (labio) collibus binis parallelis imperfecte circumseripto, 
una cum pallio infinite dilatabili, flexuoso-maeandrico, seriatim po- 
lystomo: 

x) stirpis stipite excreto mortuoque nullo (') (i. e. stellarum sto- 
lonibus repentibus, diffusis aut erectis, unitis, stellis basin omnem 
obvelantibus): 

Genus LXI. Maraınora Oken, Maeander-Coralle. 
+) stolonibus in margine stirpis repentibus, in disco nullis: 
Subgenus Prarverra. 
1. M. Pratvoyra, labyrinthica = Maeandrina labyr. Lamarck, Madrep. 
labyr. Linne, Sol. et Ell. t.46. f.3.4. Savigny Egypte T.V, f.4. 

Pedalis et sexpedalis, hemisphaerica, collibus subacutis acutis- 
que, pariete interno perpendiculari membranaceo, raro turgidulo, 
cristis 3-4” distantibus, 3” altis, lamellis denticulatis et arenoso- 
granulosis, margine declivi. 

Var. «) Zeptochila, collibus pariete interno membranaceo; 

ß) pachychila, collium pariete interno turgido. 

Animal flavo-fuscum, oris area laete viridi (collibus fuseis, val- 
libus viridibus), tentaculis destitutum. 

Utramque formam e Mari rubro attuli et vivae iconem pinxi. 

Cum huius utplurimum globosae speciei eiusque affınium forma 
primaria membranaceo-explanata sit, fieri potest, ut specimina tur- 
rita et subramosa inveniantur, sed ea propter locum natalem na- 
turae suae non convenientem aliasque externas causas monstruosa 
esse, in oculos cadere solet. 

2. M. Prarvorra, Zamellina H.etE. 

Quadripollicaris, subglobosa, lamellis dentieulatis, dilatatis, cri- 

stis obtusis, 2-4” distantibus, 3” altis. 


1 s i ’ F 

(') Ubi stratum animalculorum novum super stratum mortuum struitur, non stipes fit, sed 
nova stirps in mortua oritur. Ubi stipes hoc modo ortus deprehenditur, is non in stipitis 
veri valore, sed pro spurio et fortuito habendus est. 


S's’2 


324 Enunengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Animal priori simillimum. 

Specimen unicum e Mari rubro attuli. Lamellis latis, cristis ob- 
tusis insigne. 

3. M. Prartvorra, cerebriformis Lamarck. 

Pedalis et sesquipedalis, subglobosa, lamellis basi dilatatis, ex- 
tus et intus dentatis, collibus truncatis, bicarinatis, perpendiculari- 
bus, apice 1-5” lato, suleis 2-3 lineas latis. 

Var. «) collibus angustioribus, planis ; 

£) collibus dilatatis, concavis, lamellosis. 

Animal Quoy et Gaimard imperfecte obseryarunt idemque co- 
lore carneo, fuscescente pinxerunt, nee oscula distinxerunt. Mem- 
brana tumida totam stirpem obductam viderunt. Freycinet Foyage 
1. 96.-1,8. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum Berolini plura 
specimina seryantur. 

4. M. Pratvoyra, phrygia Lamarck. 

Semipedalis, semiglobosa, anfractibus perangustis, longis, lamel- 
lis parvis, remotiusculis, perpendicularibus, colles referentibus. 

In Museo regio Berolini specimen detritum vidi. 

Priori affınis forma, sed lamellae magis confertae, colles decli- 
viores. 

5. M. Prarvovyra, spatiosa. 

Novempollicaris, inerustans, anfraetibus angustis, parum angu- 
losis, distantia 2 linearum, lamellis crassis, spatiosis, latis, mediis 
fere contiguis, sulco angustissimo. 

Berolini specimen detritum in Museo regio vidi. 

+) stolonibus in margine stirpis nullis, in medio disco ereclis et in cylindrum 
undique gyriferum unilis: 
Subgenus Dexvrocrara. 
1. M. Dexprocyra, Cylindrus E. 

Semipedalis, eylindrica, erecta, latitudine bipollicari, collibus 
convexis, obtusis, linea saepe angustioribus, 2 - 3” distantibus, la- 
mellis crassis, inaequalibus, distentis, alternis maioribus. 

Var. «) collibus erassioribus, suleis angustioribus ; 

£) collibus gracilioribus, suleis latioribus. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 325 


Formam 8 detritam frater Carolus Ehrenberg a Mari pro- 

iectam ex Antillis misit. Forma « in Museo regio servatur. 
2. M. Denprocrra, Caudex. 

Erecta, crassa, cylindrica, latitudine quadripollicari, collibus di- 
latatis, planis, lamellis crassis, paucis, paululum prominulis, alter- 
nis maioribus, suleis angustioribus, lineam latis. 

Berolini specimen detritum in Museo regio servatur. 

Maeandrina astroides Goldfufs et M. reticulata ad Asrraras 
referendae videntur. Maeandrina Soemmeringü et Agaricites forsan 
AGARICIAE, ni PavonıaE sunt. Maeandrina tenella huius generis vera 
fossilis species est. 

xx) stirpis stipite exereto mortuoque distincto (i. e. stolonibus marginis non 


repentibus, sed liberis, erectis, stellis basin non obvelantibus. Formae 
turbinatae pallio reeincto, = Caryophylliae, perfecte non dividuae): 


Genus LXIH. Manıcına H.et E., Manschetten - Coralle. 
1. M. Hemprichü E. cfr. Turbinoliam Geoffroyi Audouin. 

5 pollices lata, 3” alta, breviter turbinata, margine sinnoso, 
leviter revoluto, sinubus maximis, nec margine coalitis, lamellis va- 
lidissime spinosis. 

Animal aureo -fuscum, magnum, polystomum. 

E Mari rubro specimen unicum ad Scherm el Schäik, prope 
Ras Muhammed lectum, attuli. 

Turbinolia Geoffroyi Audouin, quae ab icone Savignyi De- 
script. de VEgypte Tab. IV, fig.1. originem duxit, nisi in Mari ru- 
bro denuo obseryetur, et Zurbinaliae liberae, pallio undique 
inclusae, characterem ferat, pro huius generis forma, aut pro ipsa 
specie nostra habenda erit. Cum hac notis fere omnibus, praeter 
stipitem nimis acutum (illie forsan detritum), et loco natali con- 
gruit.. An igitur Manicina Godofredi? 

2. M. interrupta H.etE. 

Latitudine disei quadripollicari, duplo latior quam alta, turbi- 
nata, tumida, collibus latis, sulco tenui medio lamellas latas, in- 
tegras, granulatas truncalasque dividente, collium pariete angusto, 
membranaceo, recto, cristis 4” distantibus. 

Specimen mortuum e Mari rubro sumtum Berolinum attuli. 


326 Eurenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


- 


3. M. pectinata = Maeandr. pectinata Lamarck. Seba IH, 110. f.8. 

Tripollicaris, subhemisphaerica, anfractibus profundis, angustis, 
eollibus pectinatis, latioribus, 6” distantibus, lamellis dilatatis, re- 
motis, subintegris, in erista contiguis, truncatis, collium pariete in- 
terno, valde turgido, subeylindrico. 

Berolini in Museo regio specimen servatur. 

4. M. gyrosa E. = Maeandrina gyrosa Lamarck, Sol. et Ellis t.51. 
f.2. Madrepora gyrosa (detrita), nec f.1. 

Quadripollicaris, turbinata, disco leviter convexo, stellis maean- 
dricis, gregatim collibus perfectius discretis, 6” latis, Jamellis tenuio- 
ribus, angustis, collibus perpendicularibus, pariete membranaceo, 
apice subacutis, leviter truncatis. 

In Museo Naturae Curiosorum Berolini specimen, 2 pollices 
altum, detritum, sed bene perspicuum, servatur. 

Habitus, non character Manicinae. An novi generis prope Po- 
Iyastram collocandi typus — Polyastra stipitata: Povasterıa? Ad 
idem genus Madrepora Contignatio Forskälii, quam non inveni- 
mus, abire videtur. 

5. M. pachyphylla-E. = Seba 111. £.2:? 

Quadripollicaris, 1Z-’ alta, suborbieularis, turbinata, anfractibus 
8” distantibus, lamellis crassis, latissimis, collium pariete interno, 
membranaceo. 

Berolini specimen in Museo regio vidi. 

6.M. fissa E. = Sol. et Ellis t.51. f.1. Madrepora gyrosa, nec f.2. 

Quadripollicaris, turbinato-hemisphaerica, pedicello brevi, acuto, 
anfractibus longis, latiusculis, lamellis latis, foliaceis, basi latiori- 
bus, denticulatis, collibus truncatis, fissis, lamellosis, 7” distantibus, 
pariete turgido, vesiciformi. 

In Museo regio Berolini specimen seryatur. Solander et El- 
lis M. gyrosam pro huius statu detrito habuerunt. 

7. M. Maeandrites E. = Madrep. Maeandrites Esper T.IV. 

Altitudine bipollicaris, duplo latior, turbinata, supra plana, gy- 
ris amplis, collibus fissis, parietibus internis, minus turgidis, 8” di- 
stantibus, lamellis argute denticulatis, angustioribus, sulcis dilatatis. 

In Museo regio Berolini specimen reperi. 


. der Corallenthiere des rothen Meeres. 327 


8. M. hispida. 

Altitudine bipollicaris, duplo latior, brevissime turbinata et se- 
miglobosa, collibus angustis, passim truncatis et concavis, lamellis 
subito declivibus, basi dilatatis, denticulatis et latere hispidis, pa- 
riete collium interno, perpendiculari, angusto, 8” distante. 

Berolini Museum regium huius formae specimen possidet. 

9. M. praerupta E. 

Tripollicaris, turbinato -semiglobosa, collibus fere perpendicula- 
ribus, Jamellosis, praeruptis, lamellis apice truncatis, interstitio vix 
ullo, argute denticulatis, latere arenosis, confertis, suleis brevibus, an- 
gustis, profundis, 4” latis, parietibus collium internis 6” distantibus. 

Frater Carolus Ehrenberg specimen ex Antillis misit, alte- 
rum specimen in Museo regio, loco natali incerto, servatur, idemque 
suleis paullo latioribus, cristis paullo angustioribus differt. 

10. M. Manica E. = Seba III, 112. £. 23 - 27. 

Bipollicaris, pollicem alta, turbinato -calycularis, supra plana, 
margine gyrose plicato, maeandrica, collibus praeruptis, lamellis 
angustissimis, denticulatis, arenosis, suleis latissimis, pallii margine 
tenui, diaphano, pedicello acuto. 

In Museo regio Berolini specimen recentius servatur. Fossile? 
specimen, huie speciei admodum simile, d. Rudolphio ex Her- 
cynia? allatum, ibidem repositum est. 

11. M. areolata E. — Madrepora areolata Linne, Pallas, Solander et 
Ellis t.47. Maeandra areolata Lam. 

Latitudine tripollicaris, 2” alta, collibus altissimis, 9” altis, prae- 
ruptis, truncatis, passim fissis, lansellis denticulatis, latere arenosis, 
angustis. 

Museum regium zoologieum Berolini specimen possidet. 

12. M. Zactuca E. = Madrepora Lactuca Pallas, Pavonia Lactuca Lam., 
Solander et Ellis t.44., Esper t.33 4 et 2. 

Latitudo fere pedalis (9”), altitudine fere semipedali, turbinato- 
hemisphaerica, collibus duos pollices altis, foliaceis, praeruptis, an- 
gustis, Jamellis angustis, dentatis, in cristas collium acutas abeun- 
tibus, parietibus internis, 8 - 9” distantibus. 

Berolini detritum specimen 9pollicare seryatur. 


328 Enurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 
5 


Lamarck Maeandrinae generis 9 species enumerayit, Blain- 
ville Lamarckium fossilibus tantum auxit. Equidem Maeandri- 
nas illas physiologieis characteribus in duo genera disiunxi et vivas 
species 19 distinguendas censui. Pavoniam Lactucam Lamarckii 
huc retuli, eandem Blainville cum Explanaria aspera in novum 
Tridacophylliae genus coniunxerat, sed haec aperte ad 4garicias, 
illa ad Manicinas pertinet. 

2) oris disco (labio) collibus binis, parallelis, imperfecte circumscripto, una 


cum pallio infinite dilatabili, osculorum seriebus rectis dichotomis ra- 
m0oso, latere unico stelligero: 


Genus LXIV. Mervrısa E., Aderpilz - Coralle. 
1. M. ampliata E. — Agaricia ampliata Lamarck. 

Fere pedalis, frondibus liberis, subflabellatis, e ramulis coalitis 
dichotome colliculatis, collibus lamelloso -serratis, asperrimis, vix 
lineam altis, stellis in seriebus dichotomis saepe confluentibus po- 
sitis, suleis lineam latis, parietibus turgidis, 2” distantibus. 

In Museo regio Berolini specimen examinavi. 

Ellisii icon t.41. non satis bona. Esperi icon t.77. huius 
generis forsan alia species est. Esperi icon t.18. JSgaricia videtur. 

Ubi duo rami confluunt, saepe gemmificatio cessat, interdum 
vero coniuncti apices e frondis plano surgunt et novum ramum 
efformant. 


y) oris disco colle unico inferiore nullove imperfecte eircumscripto, serie- 
bus subconcentricis polystomo, stolonibus in margine stirpis basali obso- 
letis aut nullis, in medio dısco erectis, ramos foliaceo - compressos, loba- 
tos, utroque latere proliferos (stelligeros) formantibus: 


Era: LXV. Pıvosıa Lamarck, Pfau-Coralle. 
1. P. cristata Lamarck — Pavonia agaricites Lamarck, nec Madrepora 
eristata Solander. 

Pedalis, frondibus latissimis, interdum semipedalibus, crassis, 
rotundatis, ramosis, collibus subceoncentrieis, interdum reticulatis, 
lineam fere altis, stellulis in sulco discretis, linea minoribus. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum Berolini spe- 
cimina servantur. 

Icon Ellisii et Esperi statum iuvenilem exhibere videntur; 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 329 


Pavoniam cristatam pro adulta 4Fgaricita habendam censui. In statu 
iuvenili discum venosum uno latere stellatum refert, venis sensim 
in ramos cristatos elatis. 

2. P. bolewiformis Lamarck = Madrep. cristata Solander. 

Quadripollicaris, paullo latior quam alta, lobata, effusa, lobis 
divisis, parvis, raro pollicaribus, saepe coalitis et angulosis, acutis, 
stellis ereberrimis, planis, lineam fere latis, in seriebus maeandri- 
cis dispositis, limite nullo diseretis. 

Berolini in Museo regio specimina servantur. 

3. P. Cactus H.etE. = Madrep. Cactus Forskäl. 

Quadripollicaris et semipedalis, erecta, lobata, lobis foliaceis, 
crispatis, margine rotundatis, erenulatis, saepe excisis, collibus non 
omnino obsoletis, stellularum semilinearium seriebus sulco levi 
coniunctis, subeoncentrieis, lamellis subtilioribus, quam in priori, 
arenoso asperis, obsolete dentieulatis. 

Animal virens, tentaculis nullis. 

E Mari rubro meridionali specimina attuli. 

4. P. obtusangwla Lamarck? 

Bipollicaris, erecta, lobata, lobis rotundatis, planis, collibus 
prominulis nullis, stellis minimis, —” latis, planis, vix impressis, 
in series subconcentricas dispositis, lamellis subtilissimis, venoso- 
filiformibus. 

Specimen Berolini in Museo regio exstat. 

E petrefactis speciebus Pavonia tuberosa Goldfufsii huius ge- 
neris videtur. Maeandrina Soemmeringü et Agaricites, ni Agariciae, 
Pavoniae videntur; an Podasteriae? 


ö) oris disco imperfecte circumseripto, colle unico aut nullo, stolonibus ere- 
etis (marginalibus, in latere unico stelligeris, stirpe foliaceo-lobata): 


Genus LXVI. Acarıcıa Lamarck, Blätter-Coralle = Mycedium (!) Oken. 

1. A.? Elephantotus E. —= Agarieia ampliata var. 2. Lamarck, Madrep. 
elephantotus Pallas, Esper t.18.? 

Quadripollicaris, stellarum diffluentium labiis in frondes bipol- 


(') Mycedii nomen prius datum (1825) sed characteres firmi dati non sunt. Primos cha- 
racteres Lamarck statuit. Neutrum nomen his formis eximie convenit. 


Phys. Abhandl. 1832. Ft 


330 


2A. 


Euresgerg: Beiträge zur Kenntnifs 


licares, crispas et amplas, late venosas, laceras proliferasque pro- 
ductis, stellarum centro tumidulo, fere 6” lato. 

Fragmentum Berolini in Museo regio servatur. 

Frondem aliquam in utroque latere proliferam vidi. An igitur 
Pavonia? 
erispa. 

Sesquipollicaris, lobis erispatis, hemisphaerica, frondibus par- 
vis, 4” latis, distortis, apice rotundatis, stellis crebris, in facie stir- 
pis inferiore vix 1” latis, infra fornicatis (colle inferiore). 

Berolini Museum regium specimen possidet. 

Cave, ne Pavonias juveniles pro Agaricüs habeas. 

Ascricia explanulata Lamarck (Madrep. Pileus Esper t.6.), 
Agaricia cucullata et Ag. undata Lamarck huius generis esse vi- 
dentur. Forsan Madr. Elephantotus Pallasii, quae in Museo Gro- 
novii seryabatur et forma subturbinata fuit, a nostra specie aliena 
est, tunc nostram megastomam appellare posses. Aliam speciem in 
Madrep. aspera Solandri (Explanaria Lamarckii, T'ridacophyllia 
Blainvillii) repererim, 4gariciam asperam vocandam. 

E fossilibus Agarıeia swinderniana Goldfufsii (aut Fstraea aut) 
Maprepora fuisse videtur; 4g. granulata Münsteri apud Gold- 
fulsium ad Faviam aut Explanariam accedit, rotata, boletiformis 
et crassa Goldfufsii stellas perfecte eircumscriptas gerunt, ideo- 
que ad #straeas verisimiliter pertinent, sed Agaricia rotata novi ge- 
neris, Polyphyllüs Funginorum addendi, typum largiri posset, siqui- 
dem formae character hie erui posset: Stirps disciformis, li- 
bera, protostomate medio rotundo, stellis subconcentri- 
eis circumdato. Sic iconem mihi interpretatus sum. 


&) oris disco imperfecte aut vage eircumscripto, vage nec seriatim polystomo, 


collibus venoso-reticulatis, irregularibus, stirpe effusa, inaequali: 


Genus LXVII. Poryasına E., Familien - Coralle. 


(=D. 


venosa RB. 
Tripollicaris, superficie inaequali, sublobata, ubique venoso re- 
ticulata, stellis in venarum cellulis vage aggregatis, linea parum la- 
Le 
tioribus, angulosis. 
Specimen unicum in Museo Naturae Curiosorum Berolini vidi. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 331 


Magna huius formae et 4straeae abditae affinitas est, sed stellae 
valde irregulares et multo minores, saepe 4-5 in una collium cel- 
lula sunt. Colles saepe eristas acutas formant. — Astraea confluens 
Goldf. fossilis huius generis species esse videtur. 

Utrum hie an propius ad Zstraeas eae turbinatae formae in pe- 
culiari Podasteriae genere collocandae sint, quae stellas s. cellulas 
polystomas osculis seriatis gerunt et stipite nudo insignes sunt, 
ob formarum parvum numerum et observationis statum imperfectum 


non liquet. Confer Manicinam gyrosam. 


*%) stellis convexis, inversis, apice clausis (fundo supero), animalcula non de- 


fendentibus: 
Genus LXVII. Moxricvrarıa Lamarck, Hügel-Coralle. 
1. M. mieroconos Lamarck — Astraea microconos Goldfufs.? 


Errant, qui Explanarias relig. stellis concavis, extus lamello. 
sis, conicis, pro Montieulariis habent. Stellae concavae vix unquam 
inversae sunt, et Faviae, Explanariae relig. omnes stellarum inter- 
stitia interrupte aut continue lamellosa gerunt. Monteulariae cha- 
racterem in stella inversa habent, quae apice clausa esse debet, 
cum ille apex stellae fundus sit. Cavendum est, ne petrefactorum 
Ectypa misceantur. Aut hie aut nullus generis character est. Quae 
formae stellas perfectius discretas et inversas gerunt ad Stylinas 
Ocellinorum amandandae sunt. 


Huius familiae generica nomina compluria a variis auctoribus 
data locum non habent: 1) Alveopora Quoy et Gaim. = Porites; 
2) Echinopora Lamarck = Madrepora, teste Blainvillio; 3) Go- 


niopora Quoy et Gaimard = Astraea, nisi Madrepora Porites sit; 
4) Lobophyllia Blainville, vox hybrida, = Caryophyllia, 5) My- 
cedium Oken = Agaricia, 6) Maeandrina Lamarck = Maean- 
dra Oken;, 7) Pectinia Oken = Manicinae pars.; 8) Tridacophyl- 
lia Blainv. — 4Agaricia et Manieina, 9) Undaria Oken = Pa- 


voniae et Agariciae species. 


Tt2 


332 Eurengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


Te V. PHYTOCORALLIA DODECACTINIA. 


Corporis radiis nunquam ultra 12 (ovipara et gemmipara, nec sponte diyidua (an omnia?). 
Gemmae non dividuae): 


1. Osculorum adultorum radiis lapideis 12, saepe inaequalibus, interdum (alternis obsoletis) 
senis, latius distantibus, tentaculis animalium simplicibus totidem (oscula ob lamellas al- 
ternas validiores saepius hexagona): 


Familia XI. MADREPORINA, Maschen- Corallen. 


*) stella ramulorum terminali qualibet solitaria, gemmipara, saepe maiore (guber- 
natrice), reliquis raro gemmiparis, minoribus (frutices erectos, ramosissimos, 
prostratosve formant): 


Genus LXIX. Herrerorora H.etE., Kronen-Tuff. 


a) ramis in frondes reticulatas solidasve coalescentibus, expansae, foliaceae, 
surgentes aut prostratae: 


1. H. palmata E. = Madrep. palmata Lamarck, cum Sstraea pulvinaria 
et microphthalma Lamarck. 

Tripedalis et orgyalis, ponderosa, latissima, complanata, saepe 

profunde divisa, basi convoluta, ramis laciniato -palmatis, cristatis, 


ı m 


utrinque stellulis —” latis, inaequaliter prominulis, muricatis, stel- 
larum singulis tubulis striatis, maioribus laevibus, minoribus obli- 
que truncatis, dorso hispidis. 

In Museo regio Berolini maxima et pretiosissima specimina ser- 
vantur. 

Stellae tubulosae maiores ramorum coalitorum apices referunt. 
Interdum Damae cornu refert. Cave, ne ramorum pedalia et plana 
linguiformia fragmenta pro aliis speciebus, et ne detrita cum La- 
marckio pro aliis generibus habeas. Totam stirpem foliaceam 
crassam ex innumeris ramulis coalitis confici prope marginem non 
raro bene distingues. Ibidem, stellas maiores ramulorum apices 
esse, invenies. 


Flabellum = Madrep. flabelum Lamarck. 
Pedem alta et lata, explanata, flabellata, erecta, margine supe- 


DD 


H 


. 


riore, non cristato, sed in ramulos teretes pollicem cerassos, sub- 
acutos, basi sua mox in truncum compressum confluente, diviso, 
stellulis inaequalibus, crebro tubulosis, laevibus. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 333 


Berolini specimen in Museo regio reperitur. 
A priori, cui simillima est, ramis apice non coalitis, nec cris- 
tatis, sed divisis liberisque specie differre videtur. 


3.H 


appressa — Madrep. muricala auctorum ex parle. 


Novempollicaris, prostrata, repens, ramosa, ramis reticulato- 
coalitis, horizontalibus, ramulis angulo recto surgentibus obliquisve, 
pollicaribus, simplicioribus, tubuliferis, imbricatis, tubulis myxatis, 
arcte appressis, amplis, hispidis, stellulis terminalibus tumidis va- 
lidius hispidis, obsolete striatis. 

In Museo regio Berolini plura specimina exstant. 


4.H 


microclados E. = Ellis t.57.? (Madrep. muricata). 

Pedalis, prostrata, repens, ramosa, ramis reticulato-coalitis, ho- 
rizontalibus, ramulis erectis, spiniformibus, semipollicaribus et pol- 
licaribus, divisis, apice tubuloso -asperis, stellis laevibus hispidisve, 
semilinearibus, myxatis, striatis, apicalibus --” latis, integris. 

Specimina plura in Museo regio, et egregium in Museo Natu- 
rae Curiosorum servantur. Ellisii icon, propter truncum et basin 
dilatata, coalitae et prostratae formae habitum distinetius prae se 
fert, quam erectae liberaeque. 


Millepora. 


Semipedalis, prostrata, repens, ramosa, ramis reticulato - coali- 


5.-H 


tis, horizontalibus, ramulis erectis, stiliformibus, parce ramosis, bi- 
pollicaribus, nec tubulosis, stellulis ereberrimis, brevissime myxatis 
(5 latis), parım prominulis, nunquam tubulosis, laevibus, stella 
terminali maiore (--"), tumidula, parum exserta, infundibuliformi. 

Berolini in Museo regio specimen unicum, detritum est. 

5) ramulis liberis, caespitosae aut frutescentes: 
«) stellis mere tubulosis aut parce myxatis: 
6. H. Hemprichü E. = Millepora muricata rufescens Forsk.? Madrepora 
abrotanoides Shaw Foyage Icon. 30. 

Semipedalis, brevius, ramoso -caespitosa, subfastigiata aut irre- 
gularis violacea, ramis undique tubuloso-papillosis, tubulis eylin- 
drieis, bilinearibus, integris, apice obtusis, rotundatis et tenuiter 
perforatis, undique subtilissime denticulatis, obsolete aut non stria- 
tis, terminalibus, 1 latis, maioribus. 


ak e! 


8s.H 


402H. 


Enrengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


Animal disco fusco, tentaculis retractilibus 12, laete viridibus, 
brevibus, ceylindrieis, obtusis insigne. Ab 7. proliferae animali, quo 
distinguatur, non est, praeter stirpem et tubulos. 

In Mari rubro frequens ad Tor. Specimina attuli. 

H. Forskälü huie valde affınis est, sed stellis oblique truncatis 
differt. 

Esperi Icon t. 52. huc spectare videtur. Madrepora prolifera 
Lam. (ad. Esperi t. 50.) affınis, sed diversa videtur. 
tubulosa. 

Semipedalis, erecta, ramosa, breviter ramulosa, undique papil- 
loso-tubulosa, tubulis longissimis (3” longis), apertura terminali, 
rotunda, mediocri (-” lata), stellis terminalibus parumper maiori- 
bus, tubulis hispidis, substriatis. 

Ramulis brevioribus, tubulis longioribus, aperturis latioribus a 
praecedente differt. 

In Museo regio Berolini duo fragmenta sunt. 
pocillifera = Madrep. pocillifera Lam.? 

Octopollicaris, ramosa, ramis tenuioribus (5” latis), longis, te- 
relibus, parce ramosis, stellulis longius tubulosis (15 longis, 4” 
latis), apicalibus longissimis et latissimis (1-” latis), tubulorum laxe 
cellulosorum striis laevibus. 

In Museo berolinensi fragmentum simplicius, parce ramosum 
exstat. 
laxa H.etE. 

Sesquipedalis, laxe ramosa, ramis intricatis, teretibus undique 
expansis, apice ramulosis, stellis inaequalibus, extus basi denticu- 
lato-asperis, superne glabris, inferioribus margine tumido, supe- 
vioribus Jonge (14-2) tubulosis, apertura obliqua, terminalibus 
eylindrieis, 4 - 1-4” latis. 

Animal albicans, tentaculis 12. 

E Mari rubro septentrionali specimina attuli. 
cervicornis = Madrep. cervicornis Lamarck. 

Sesquipedalis, ramosa, ramis teretibus, subito conicis, crassis 
(basi 1”), simplicibus aut parce ramosis, acutis, varie curvis, infra 
brevius, supra longius tubulosis stellis tubulosis inaequalibus, stria- 


1.0 


12.H 


13..H 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 335 


tis, ubique laevibus, maioribus recte, minoribus oblique truncatis, 
terminalibus 1” latis. 

Madrepora muricata Esper t. 49, habitu affinis, sed stellae bre- 
viores. Heteroporae cervicornis, regalis, prolifera et laxa habitu pro- 


piores. 

In Museo regio berolinensi unicum speciem integrumque ser- 
vatur. 
regalis. 


Subpedalis, ramosa, ramis teretibus, sensim conieis, erassis, pol- 
lice angustioribus, passim ramosis, stellis tubulosis laevibus, aper- 
tura obliqua, interdum dimidiatis, terminalibus integris, maximis, 
1" latis, interstitiis stellarum hispidis. 

A Cervicorni differt ramis crebrioribus, minus conicis, stellis 
omnibus oblique truncatis; prolfera et laxa ramulosiores et gracili- 
ores sunt. 

Specimen in Museo regio repositum est. An ex Oceano indico? 
decurrens. 

Quadripollicaris, habitu squarrosae, ramulosa, gracilis, ramulis 
subfastigiatis, stellis apice rarioribus, arctius appressis, basi carini- 
formi in stirpe decurrentibus, hince ramulorum apieibus subangu- 
losis, tubulis totis glabris, parcius integris, tenuioribus quam in 


priore. 
Fragmentum in Museo regio est. An ex Oceano indico? 
echidnaea — Oculina echidnaea Lam., Madr. rosacea Esper t. 15. 


Quadripollicaris, ramosa, ramulis lateralibus, parvis, tubulis cre- 
berrimis, cylindrieis, spiniformibus, apice attenuatis, saepe curvis, 
glabris, terminalibus, interdum aequalibus, interdum crassioribus. 

Male Esper 9 lamellas pinxit, sex adsunt, totidem obsoletis. 

In Museo berolinensi regio fragmentum servatur. 

In his formis stellae aut omnes aut sparsae tubulosae inveniun- 
tur, quae non in ramulos abeunt, Apud sequentes tubulosae stel- 
lae omnes ramos praeparare visae sunt, ideoque religuis myxatis 
maiores inveniuntur. Mere tubulosae formae stellis ore contracto 
insignes sunt. 


°) stellis plurimis myxatis s. dimidiatis: 


336 Enurengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


14. H. squarrosa H.etE. — an Madrep. plantaginea Lamarck? 

Octopollicaris, caespitosa, hemisphaerica, laxe ramoso - squarrosa, 
ramulis tenuibus, acutis, prolificatione spinosis, stellulis parum pro- 
minulis, myxo rotundo suffultis, totis asperis, nonnullis sub apice 
breviter tubulosis, apertura obliqua, stellis terminalibus incrassa- 
tis, latius apertis. 

Esperi icon t.54. non dissimilis, nec characteristica. 

E Mari rubro specimina attuli. 

15. H. imbdricata. 

Quadripollicaris, latior, caespitosa, ramis gracilibus, dense stel- 
lulatis, stellulis inferioribus parum prominulis, superioribus semi- 
tubulosis, dense imbricatis, in laminas planas, striatas, apice dila- 
tatas, passim glabras abeuntibus, stellis terminalibus parvis, ostiis 
apice asperis. 

In Museo regio berolinensi est. 

Corymbosae valde affınis, cuius myxi curvi, nec apice dilatati. 

16. H. corymbosa E. —= Madrepora corymbosa Lamarck, Millepora muri- 
cala flavescens Forsk. 

Altitudine semipedalis, pedem lata, corymboso-turbinata, dis- 
coides dilatata, dense ramulosa, ramulis ereetis, divisis, saepe an- 
gulosis, gracilibus, acutis (3” latis), stellulis inferne parum exser- 


8 
tis, supra myxalis, appressis, extus striatis, laevibus, apertura pa- 
tula (;-” lata), terminalibus saepe acervatis, paullo maioribus. 


Animal virens aut albicans tentaculis 12. 

In Mari rubro frequens. 

Var. 8) hemisphaerica, ramulis obtusioribus, myxis basi hispidis. 

Animal Quoy et Gaim. pietum dederunt in Freycinet Yo- 
yage t.96. f.3., sed statu contracto observatum est. 

17. H. prolifera = Madrep. prolifera Lam. (nec Linnei, quae ad Oculi- 
nas perlinet). 

Bipedalis, arborescens, ramosa, ramis longis, gracilibus (maxi- 
mis, basi fere 1” crassis), apice magis ramuloso-spinosis, stellis pa- 
rum prominulis, vix 1” longis, infra semitubulosis, stellis termina- 
libus parumper maioribus, lineam fere latis, margine integro, tu- 
bulis dorso striatis, laevibus, ore hispido. 


- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 337 


Animal disco fusco, tentaculis retractilibus 12, laete viridibus, 
brevibus, eylindrieis, obtusis. 

E Mari rubro specimina et vivae iconem attuli. 

Iconem animalis Quoy et Gaimard viridem dederunt in Frey- 
cinet Yoyage t.96. f.4., sed statu contracto. 

Expansum animal a me pictum in Symbolis physieis dabo. 

18. H. seriata. 

Semipedalis, paullo latior quam alta, caespitosa, brevius ramosa, 
ramis crassis, conicis, stellulis parum prominulis, semitubulosis, he- 
misphaericis, subaequalibus, series longitudinales, saepe obliquas 


formantibus, hispidis, extus striatis, aperturis patulis — - 4" latis 
} ’ ’ 4 2 ’ 
terminalibus magnis, parum prominulis. 


In Museo regio Berolini specimina exstant. 


19.H 


abrotanoides E. —= Madrep. abrotanoides Lam.? 

7’ lata, 44” alta, caespitosa, semiglobosa, ramulis erectis, di- 
vergentibus, obtusis, stellis parum exsertis, semitubulosis, obtusis, 
inaequalibus, nec aperte seriatis, totis hispidis, extus striatis, ter- 
minalibus parum maioribus, parum exsertis. 

Animal albicans tentaculis 12. Sequenti valde affınis. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Icon Ellisii t.57. ad 7. mierocladon potius pertinere videtur. 
Forskalü H.etE. 

9" Jata, 7’ alta, rubella, caespitosa, subturbinata, subfastigiata, 


20.H 


dense ramulosa, stellulis exsertis, brevibus, subtus semitubulosis, 
hemisphaericis, apertura oyata palula, totis hispidis, extus striatis, 
raro tubulosis, integris, ramis apice ramulosioribus, stellularum ter- 
minalium paullo maiorum apertura parva. 

Animal virens aut albicans tentaculis 12. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Habitu haec species ad 47. Hemprichü prope accedit, sed huius 
tubuli paullo graciliores, saepe oblique truncati. 


21.2 


tylostoma. 

Pedalis (an bipedalis?), ramosa, ramis crassis (9), paucis, te- 
retibus, non tubulosis, stellulis collo brevi suffultis, interdum re- 
clinatis, glabriusculis, terminalibus 1--” latis, maioribus. 


Phys. Abhandl. 1832. Uu 


338 Enrengene: Beiträge zur Kenntnifs 


In Museo berolinensi fragmenta plura vidi. 

Heteroporas ita eliam enumerare potuissem: a) tubulosae: 
«a) mere tubulosae: 1) zubulosa, 2) Hemprichü, 3) echidnaea; 
ß) tubuloso-myxatae: 4) regalis, 5) pocillifera, 6) laxa, 7) de- 
currens, 8) cervicornis, 9) Flabellum, 10) palmata, 11) microclados, 
12) appressa, b) mere myxatae (praeter coronam): 12) squar- 
rosa, 14) imbricata, 15) corymbosa, 16) seriata, 17T) abrotanoides, 
18) Forskäli, 19) tylostoma, 20) prolifera, 21) Milepora?. 

Alius ordo hie foret: a) stellae dorso totae laeves: 1) cer- 
vicornis, 2) regalis, 3) pocillifera, 4) echidnaea, 5) decurrens, 6) pro- 
lifera, 7) Flabellum, 8) corymbosa;, b) tubulis minoribus dorso 
hispidis, maioribus totis aut superne laevibus: 9) palmata, 
10) imbricata, 11) laxa, 12) tylostoma, 13) microclados; c) stel- 
lae totae hispidae: 14) Hemprichü, 15) tubulosa, 16) Forskali, 
417) abrotanoides, 18) seriata, 19) squarrosa, 20) appressa, 21) Mi- 
lepora?. 

Hucusque specimina huius generis specierum, e diversissimis ma- 
vibus delata, mixta fuisse videntur, hinc de vero Lamarckii spe- 
cierum charactere iudicium diffhieillimum est. Primo acutius distin- 
guendum erat, dein de characterum firmitate observetur. Dedi 
quod valui. 


*") stella apicali maiore gubernatrice nulla, gemmis aut terminalibus aggregatis 
aut marginalibus sparsisque: 


Genus LXX. Mapnerona, Schwamm-Tuff. 
a) stellarum lamellis integris: 
Subgenus Pryrrorona, Blätter- Tuff. 
1. M. PnyrLorora, sphaerostoma H.etE. 

Octopollicaris, glomerata, subglobosa, stellis prominulis, he- 
misphaerieis, inaequalibus, irregularibus, sulco distentis, adultorum 
apertura 1” lata, capitulo 2-;-” lato, tota superficie apieulis spinu- 
loso-hispidis aspera, stellis profundis, lamellis senis latioribus al- 
ternis. Flava. 

Animal vivum, flavo-fuscum, ostiolis laete flavis. 

E Mari rubro specimina attuli. 

2. M. Pnytrorona, leptostoma H.etE. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 339 


Quinquepollicaris, effusa, hemisphaerica, stellis margine obso- 
lete et irregulariter prominulis, fere immersis, minoribus, apertura 
fere 1” lata, nec sulco discretis, interstitiis complanatis, superficiei 
papillis obtusioribus, hispidis, nee spinulosis. Flava. 

E Mari rubro specimina attuli. 


2) stellarum lamellis interruptis, aculeorum s. denticulorum series referentibus: 
Subgenus Porırzs, Maschen-Tuff. 
«) ramoso - caespitosae: 
3. M. Porıtzs, pistillata Esper t.50. cfr. Porites furcata Lamarck. 
Octopollicaris, subglobosa, ramulosa, ramulis teretibus gracili- 
bus, flexuosis, apice rotundatis (4” crassis), ad dichotomiam incras- 
satis, stellulis sexangularibus, columella inclusa pistillatis, denticulo 
hispido, supero, obsoleto fornicatis, interstitiis setuloso - hispidis, 
planis. 
Animal tentaculis 12 in circulum dispositis, eylindrieis, basi ro- 
seis, apice obtuso albis, disco roseo, pallio flavescente. 
E Mari rubro specimina et iconem vivae attuli. 
Esperi icon stellas multilamellosas falso reddit et pistilla ni- 


mium exhibet. 


4. M. Porıtes, spongiosa H.etE. cfr. Porites spumosa Lam., Madrepora 
abrotanoides Audouin, Savigny Icon elegans Pl. IV, £.4. 
Semipedalis, caespitosa, ramuloso-subfoliacea, multilobata, ra- 
mulis angulosis, compressis, apice dilatatis, suberistatis lobatisque, 
stellulis immersis, sexangularibus, margine tumido, superficie ubi- 
rm 


que setuloso-hispida, spongiosa, —-” latis. 
E Mari rubro speeimina attuli. 


5. M. Porıtes, eircumvallata H.etE. 

Semipedalis, caespitosa, ramulosa, irregularis, ramulis angulo- 
sis, irregularibus, lobato-ramulosis, apice rotundatis, nec cristatis, 
stelligeris, stellulis contiguis, inaequalibus, margine lobato (quadri- 
lobo), subinfundibuliformi eircumvallatis, interstitiis setulosis (hinc 
valde aspera). 

Poritae angulatae affınis videtur, 

E Mari rubro specimina attuli. 


Uu 


[56] 


340 Enrengere: Beiträge zur Kenntnifs 


6. M. Porıres, Crista Galli H.etE. — an Madr. abrotanoides Audouin, 
Savigny Egypte, Polypes IV, fig. 4.? 

Semipedalis, caespitosa, lobato-ramulosa, ramis angulosis, com- 
pressis, subfoliaceis, apice cristatis lobatisque, cultratis, acutis, crista 
non stelligera, stellis semilinearibus, aperte Gradiatis, radiis toti- 
dem alternis obsoletis, interstitiis spinuloso-asperis, spongiosis, 
dentienlis obtusis, sparsis, raro fere obvallantibus. 

Priori simillima, differt stellis non vere circumyallatis, ramis 
cristatis. 

E Mari rubro a nobis allata. 

7. M. Porıtes, digitata Pallas = Millepora alcicornis Forskäl, Madrep. 
scabra Lamarck, Pocillopora Andreossyi Audouin, Savigny Egypte, 
Polypes Tab. IV, fig. 3. 

Latitudine semipedalis, 4” alta, caespitosa, hemisphaerica, di- 
chotoma, ramulosa, ramulis validioribus (4-5” crassis), subclava- 
tis, obsolete compressis, ad genicula tumidis, apice rotundatis aut 
suberistatis, stelligeris, stellis distinctis, margine superiore fornicato, 
reflexo arguteque dentato prominulis, semilinearibus, interstitiis 
subtilissime granuloso -asperis. 

Animal virescens. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Variat: spathulata, ramulis 6” latis, apice pollice latioribus, 
compressis. Habitus Madrep. pisullatae. 

8. M. Porıtes, subseriata H.etE., Millepora damicornis? Forsk.! 

Semipedalis, caespitosa, hemisphaerica, ramosissima, gracilis, 
ramis attenuato-subulatis, subacutis (obtusis), teretiusculis, stellulis 
subseriatis, margine superiore parumper fornicato, nec dentato 
paullo prominulis, semilinearibus. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Habitus Seriatoporae. Fornices multo minus prominuli quam 
in priore, cuius habitus valde differt. 

9. M. Porıres, compressa. 

Tripollicaris, caespitosa, hemisphaerica, ramulosa, ramulis gra- 
eilibus, compressis, superficie laevi, continua, stellis immersis, sex- 


1m 


angularibus, +” latis. 


2 


der Corallenthiere des rothen Meeres, 341 


In Museo regio specimen detritum vidi. 
2) obsolete lobatae et glomeratae (nec effusae): 

10. M. Porıtzs, daedalea H.etE. = Madrepora daedalea Forskäl! Icon 
1.37. £.B! Savigny Deser. de ’Egypte Tab. III, f.4.! perfecta icon 
splendidissima, hine = Aleyonella (!) Savignyi Audouin et Alveopora 
daedalea Blainv. 

Tripollicaris, glomerato-lobata, spongiosa, mollis, tota spinu- 
lis contexta, valde fragilis, stellulis 1” latis, raro paullo latioribus, 
pentagonis aut hexagonis, septis simplicibus sursum spinulosis (hinc 
tota hispida). 

Animal expansum rufo-fuscum aut cinerascens, tentaculis 12 
filiformibus in serie simpliei, collo eylindrico, elongato, contractum 
aeruginoso - virescens. 

Specimen siccum et alterum in spiritu vini seryvatum e Mari 
rubro Berolinum attuli. 

11. M. Porıtes, conglomerata Lam. —= Madrep. solida Forsk. 

Semipedalis et subpedalis, glomerata, globosa, gibbosa, sublo- 
bata, stellis parvis (--” latis), obsolete hexagonis, contiguis, are- 
noso - scabris. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Esperi icon t.59. 4. congruit; Ellisii fig. 4. t. 41. forsan re- 
ctius ad Zobularias (Octaclinias) delegatur. 'Tam parvas stellas haec 
non exhibet. 

12. M. Porıtes, Clavaria Esper —= Porites Clavaria Lam., Savigny De- 
scriplion de P’Egypte Tab. IV, fig.6. icon optima. 

Subpedalis, glomerata, hemisphaerica, dichotomo -lobata, sub- 
ramosa, ramis crassis, variis, obsolete compressis, subclavatis, apice 


rotundatis, stellulis —” latioribus, parum impressis contiguis, reti- 


formibus. 
Var. «) ramis apice subbipollicaribus; 
£) ramis apice semipollicaribus et trilinearibus. 
E Mari rubro specimina attuli. 
Huius specimen frater Carolus Ehrenberg ex Antillis misit. 
Y) effusae, obducentes: 
13. M. Porıres, folosa Lam. — M. monasteriata Forsk.? Porit. rosacea Lam. 


[86] 


Eunensenrg: Beiträge zur Kenntnis 


Pedalis, explanata, concava, nunc convoluta, nunc tuberculoso- 
subramosa, saepius foliacea crispataque, stellis exiguis, spinulis as- 
peris, inaequalibus obvallatis, interdum tubuli instar, superficie in- 
feriore plana, aequabili, porosa. Flavet. 

E Mari rubro specimina detuli. 

Ellisii icon Esper t.58 2. marginem stellularum, magnitudine 
auctum, non bene reddit. Sebae icon Esper t.58 4. non melior 
est et fere glabra picta. 


14. M. Porıtzs, stlosa H.etE. 


Semipedalis, effusa, glomerata, incrustans, rubella, superficie 
tuberculoso -convexa, stellulis exiguis (4-” latis), immersis, lamel- 
lis asperis circumvallatis, interstitiis setis filiformibus, asperis, ob- 
tusis, subaequalibus repletis, circum stellas lamellosis. 

Animal laete violaceum aut e violaceo rubrum, ostioloruın area 
albo et violaceo 12fasciata, tentaculis papilliformibus, minimis, 12. 

Specimina e Mari rubro Berolinum misimus et iconem vivae feci. 


15. M. Porıtes, venosa. 


Quadripollicaris, effusa, glomerata, gibbosa, scabritie subtilis- 
sima aspera, stellularum aperturis maioribus, 1” latis, margine cal- 
loso, reticulatim coniuncto, inaequali, hinc venosa, stellarum la- 
mellis 12 distinctis. 

In Museo regio Berolini seryatur. 


16. M. Porırzs, Maeandrina H.etE. An Madrep. Rus Forsk.? 


Semipedalis, effusa, glomerato-lobata, subramosa, tuberculosa, 
superficie subtiliter gyrose plicata, irregularis, stellulis in. plicarum 
s. venarum interstitiis positis, sexangularibus, semilinearibus, aliis 
libere in interstitiis planis acervatis, venis asperis subtiliter cellu- 
losis, 1” fere latis. Rubella (ut Rhois coriariae panicula?). 

E Mari rubro specimina attuli. 

De Madrepora Rhoe Forskälii aliquid certi extricare nequivi, 
cum similes plures species Madreporarum in Mari rubro obviae 
de illo nomine certare visae sint, nulla prorsus vicerit. Porites 
stilosa et foliosa concurrunt. Forsan illa forma nobis non obviam 
fuit. 


47. M. Porıtes, punctata Linne, Esper t.70. 


7 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 343 


Sesquipollicaris, effusa, incrustans, stellis semilinearibus, con- 
tiguis, immersis, margine non lamellosis, interstitiis venoso -turgi- 
dis, poroso-punctatis, denticulis nullis, stellularum lamellis basi 
denticulo columellam tenuem punctiformem reddente auctis. 

An M. Porites conglomerata juvenilis? 

In Museo regio specimen exiguum vidi. 

18. M. Porıtes, astraeoides H.et E. 

Pollice latior, effusa, incrustans, inaequalis, membranacea, stel- 
lis semilinearibus, contiguis, margine lamellosis, lamellis subexser- 
tis, interdum confluxis, interstitiis validiusculis, mediis laevibus, 
planis, nec punctatis, solidis, margine stellularnm singularum uni- 
dentato, dente simpliei, columella tenui distinctis. 

E Mari rubro tenue specimen attuli. 

19. M. Porıtes, armata H.etE. 

Pollicaris, effusa, incrustans, stellularum semilinearium intersti- 
tiis scabris, nec lamellosis, singulo stellularum margine, dente cre- 
nato armato, columellae vestigio obsoleto. 

E Mari rubro exigua specimina habui. 

A M. pistillata differt stellis paullo maioribus, dente validiore, 
a M. digitata juvenili stellis minoribus. 

20. M. Porıtes, arenacea E. = Porites arenacea Lam., Madrep. arenosa 
Esper t.65. 

Quadrilinearis, lineam alta, suborbicularis, effusa, incrustans, 
simplex, membranacea, stellis contiguis, 4” latis, immersis, inter- 
stitiis spinuloso -hispidis (detritis, granulosis). 

In Pinna turgida Maris rubri. An pullus alius? 

21. M. Porıtes, Stromatopora H.etE. 

Semipedalis, effusa, 2 pollices alta, stratum super stratum ex- 
struendo pulvinata, stratis horizontalibus, 1” altis, discretis distin- 
etisque (hince exesa margine scalariformis evadit), stellulis singulis 
linea minoribus, parum profundis, lamellis 12 subaequalibus, ad 
centrum usque productis, interstitiis stellularum contiguarum mini- 
mis, porosis. 

Prope Karet Om essogheir in Oasi Iovis Hammonis libyca 
frequens ad viam sparsa petrefacta. Ob mollitiem aöre et aqua 


344 


Enrenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


semper fere exesa et eluta reperitur et Stromatoporae habitum ex- 
acte refert. Nonne melius servatae Stromatoporae in eosdem cha- 
racteres abeunt? 


Specimen a nobis collectum in Museo regio mineralogico ser- 
vatur. 


Ad fossiles Madreporas haec adnotaverim: Madrepora palmata 
Goldf., Madrepora coalescens et limbata Goldf. Oculinae esse vi- 
dentur, Madreporam glabram Goldf. vere ad Madreporas Poritas 
accedere puto. 

Astraea porosa et Agaricia swinderniana Goldf. eaedem Pori- 
tae sunt. 

Forskäl, Priapi, Madreporae, Milleporae, Lithophyti et Gorgo- 
niae nominibus Coralliorum genera appellans, e Mari rubro sumtas 
32 species enumeravit. E 17 Madreporis nostris, ab eo partim in- 
ter Madreporas, partim inter Milleporas repositis, 6 novit. Prae- 
terea Niebuhr ex errore Zithophyü fulvi Forskäliani iconi t.37. 
f. 4.a. Madreporae nomen addidit. Zithophyton fuloum illud Sym- 
podü species est, quam in Mari rubro frequentem habuimus et cuius 
specimina in Museo regio Berolini reposui. 

”*) stella apicali gubernatrice nulla, stellulis tubulosis, compressis, parallelis, 
erectis, latere acuto uno connalis, altero libero, singulis unam aut duas 
gemmas proferentibus, in rete confluentibus (= Madreporae effusae uno 


latere tantum dilatabiles et proliferae, prolificatione furcata et coalita 


reticulatae): 


Genus LXXI. Cartenıpora Lamarck, Ketten-Tuff. 


Species huius generis fossiles reperiuntur, praeeipue duae: C. 
escharoides et C. labyrinthica, haec maior, illa minor. Radios in- 
ternos 12 esse iterum iterumque expertus sum, hinc ad Madrepo- 
ras effusas hanc formam singularem adducere non dubitavi. Cum 
tubuli septis careant et radii distincti sint, Madreporıs affıniorem 
eam esse censui, quam Milleporis. Calamoporam propter septa di- 
stineta et radios magis obsoletos Milleporis affıniorem censui. Hae 
formae fere Anthophylla et Cladocoras Ocellinorum apud Dodec- 
aclinia veferunt, quippe quae stirpes simpliciores faciunt. Gemmi- 
ficationem Cateniporae in stirpis margine observare licet, mediae 
stirpis tubuli in illo prolificationis modo cessarunt. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 345 


Pleurodietyum Goldfufsii, secundum specimen Museo beroli- 
nensi mineralogico ab auctore missum, indole Cateniporae non 
omnino dissimile censuerim. Intestinum tubuliforme pro Serpwlae 


aliusve Annulati alieno tubo habuerim. 


Praeterea multa genera et generica nomina a varlis recentiori- 
bus auctoribus ad hanc familiam delata sunt, quae physiologieis 
characteribus destituuntur: 1) 4eropora (Gualteri) Oken = Ma- 


droporae et Heteroporae species; 2) Alveolites Lamarck = Cala- 
mopora Goldfufs; 3) Alveopora Quoy et Gaim. —= Madrepora 
Porites, polypis maioribus; 4) Astreopora Blainv. = NMadreporae 


et Faviae species; 5) Jwlopora Goldfufs = Bryozoon?; 6) Co- 
scinopora Goldfufs = Bryozoon?;, 7) Dentipora Blainv. = Ocu- 
lina, 8) Echinastraea Blainville = Madrepora, 9) Eunomia La- 
mouroux — Aulopora? —= Favositae species (Calamoporae) teste 
Blainvillio; 10) Zeliopora Quoy et Gaimard = Millepora ; 
11) Madrepora Lamarck = Heteropora;, 12) Matrepora Öken = 
- Oculina ; 13) Montipora Quoy et Gaimard = Madrepora;, 14) My- 


riapora Blainville = Myriozoon Donati = Bryozoon? an Annu- 
latum?;, 15) Palmipora Blainville = Heteroporae et Milleporae 
species (detritae?); 16) Porites Lamarck = Madreporae species, 


Subgenus; 17) Sideropora Blainville = Madrepora, 18) Stro- 
matopora Goldf.? an Poritae species? cfr. Poritam Stromatoporam ; 
19) Stylopora Blainville = Stylophora Schweigger; 20) Syy- 
lophora Schweigger = Madreporae species cum columella, quae 
nulli, puto, plane deest, 21) Syringopora Goldfuls = Bryozoon? 
22) Truncularia Wiegmann = Myriapora Blainville, Myriozoon 


Donati (!). 


(') De eo, utrum. Madrepora scribendum sit, an Matrepora? ita sentio: Madrepora 
italica vox puraque est, ideoque, non imitanda licet, bene adhibetur, cum adsit; Matrepora 
nec latina nec italica vox est. Romanis veteribus vox Matriporus, si adfuisset, lapidem 
matris, alia, indicasset, sed lapidis matrem Matrempori appellassent, nominativo casu 
Materpori, id quod ex voce Materfamilias liquet, nec bene in usum vocatur. 


Phys. Abhandl. 1332. xx 


346 Eurengere: Beiträge zur Kenntnifs 


2. Osculorum radiis 6-12 obsoletius lamellosis, polypis Dodecactiniorum structura, (ut- 
plurimum) tentaculis destitutis, ore glabro (stirpis axi interdum calcareo, denso, tubulis 
raro aut non porosis, septis scalariformibus, interceptis. 


Familia XIV. MILLEPORINA, Treppen- Corallen. 

*) stipitata (pallio recinceto), gemmificatione effusa aut pulvinata (tubulıs elon- 
gatis, parallelis, contiguis, gemmatione parum ramosis, basi emortuis, summo 
apice antmalis): 

Genus LXXT. Caramorora Goldfufs, Treppen-Tuff = Favositae species 

alle 

In Calamoporae gothlandicae speciminibus a Cel. Goldfufsio 
Berolinum missis, cellularum parietes intus singulos binosve dentes 
(lamellas interruptas) gerere observavi. Hinc animalcula 6-12 ra- 

diis insignia fuerunt et Milleporinorum characteres omnes, quantum 

statu fossili fieri potest, prae se ferunt. Animalcula in summis cel- 

lulis tantum vixisse, cum vivis Cladocorarum formis congruum est. 
Columellam aliquam nondum vidi, eaque necessaria non est. Tubu- 


lorum parietes pertusi ad Poritae naturam spongiosam accedunt. 


**) non stipitata (tota stirpe pallio obducta), gemmificatione frutescenlia: 
a) stellulis profundis, in seriebus regularibus dispositis (solis ramorum 
apicibus gemmiferis): 
Genus LXXIII. Serıarorora Lamarck, Rerhen-Tuff. 
1. 8. ocellata. 
Tripollicaris, ramulosa, ramis validis (3” latis), coalescentibus, 
ramulis conico -spinescentibus, stellis longitudinaliter seriatis, —" 
latis, nee prominulis, sed in linea tumida positis, interstitiis oscu- 
lisque glabris (an detritis?). 
In Museo berolinensi specimen servatur. 
Stellae maiores quam in S. subulata. 
2. S. subulata Lamarck — Millepora lineata Forsk. 

Semipedalis, hemisphaerica, caespitosa, aspera, ramosissima, ra- 
mis crassioribus, basi validioribus, divaricatis, apice ramuloso - ver- 
rucosis, raro coalitis, ramulis conico-spinosis, 2-4” latis, apice 
tetrapteris aut hexapteris, stellis longitudinaliter seriatis (seriebus 
4-6), margine superiore valide fornicato, reflexo, prominulis, for- 
nieibus ciliato - denticulatis. 


En 
=T 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 3 


Animalis virescentis tentacula nulla vidi. 

E Mari rubro specimina attuli. 

Paguri parvi (P. coraliophilos) domicilia in ramis efflorescenti- 
bus sibi parant et veras gallas fere eliciunt, quales plantae gerunt. 
Sed cave, ne in eo plantarum characterem invenias. Laesa Co- 
rallia saepe aliena corpora obducunt et in monstruosas formas se 
cogi patiuntur. 

3.5. lineata = Madrepora lineata Esper t.19., Linne. Madr. seriata 
auct. ex parte. 

Quadripollicaris, caespitosa, aspera, ramosissima, ramis validio- 
ribus, basi crassioribus, trilinearibus, apice furcato - divisis, nec ver- 
rucosis, hexapteris, hispidis, stellulis levissime fornicatis, ciliatis, 
(ore tumidulo obliquo) -—-” latis. 

Animal prioris. 

E Mari rubro specimina Berolinum attuli. 

A priori ramis simplieius furcatis et stellulis levius fornicatis 
differt, a sequente ramis basi incrassatis, reliq. 

4. S. Caliendrum H. etE. 

Latitudine bipedalis, 6 - 8” alta, caespitosa, ramosissima, subli- 
lius aspera, ramulis tenuissimis, intricatis, apice furcatis flexuosis- 
que conniventibus, supremo apice hexapteris, basalibus bilineari- 
bus, summis tenuissimis, stellulis non fornicatis, ore tumidulo, ci- 
liato, obliquo. 

E Mari rubro specimina admodum fragilia felieiter attuli. 

5. 5. octoptera N. etE. 
Latitudine 5”, altitudine 3” attingens, caespitosa, hemisphaerica, 


ramulis validiusculis, apice furcatis, confertis, aequalius et brevius 
ramulosis, apice octopteris, seriebus apice et in mediis ramis di- 
stinctioribus, dichotomis, non raro confusis, stellulis margine ci- 
liato obliquo parumper prominulis (apicalibus oblongis). 

Omnium specierum animalcula virentia simillima non tentaculata. 
E Mari rubro specimina attuli. 

6.5. valıda. 
Octo pollices alta, 7” lata, caespitosa, ramosissima, ramulis ar- 


ete complexis et saepe in laminas compressas coalitis reticulatisque, 
NZ 


348 


Eunengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


ramulis flexuosis, conniventibus, apice acutis, hexapteris, stellulis 
subeiliatis, non prominulis, scabritie tenui. 

In Museo regio Berolini exstat. 

Habitus Caliendri, sed ramuli paullo crassiores, magis conniven- 
tes et coalescentes. An specie diversa? Patria ignota. 

Lamarckii Seriatoporam annulatam et nudam Blainville Cri- 
coporas vocat et aliis associat, quae Bryozoa esse videntur; uni- 
cam S. subulatam Lamarckii pro statuta generis specie habet. 
Praeterea vero 4 species e Museo Lugdunensi dubitanter nomina- 
vit, nec characteribus confirmavit. Si qua vere formae olim in- 
venirentur stellarum seriebus transversis aut spiralibus insignes, eae, 
nisi aliis notis gravius differant, in Subgenere collocandae erunt. 

Apud Seriatoporas axis calcareus ab animali relictus distinctior 
deprehenditur, idem vero ab Octactiniorum axi natura sua differt et 
ad stipitis derelieti naturam apud Caryophyllias accedit. 


5) stellulis profundis, ordine nullo dispositis, discretis, interstitiis stellarum 
ubique gemmiparis, apice ramorum praeyalente: 


Genus LXXIV. Mirrerona Linne, Zausendstern- Tuff. 


1. M. caerulea — Pocillopora caerulea Lam., Heliopora caerulea Blainv. 


Novem pollices lata, 8” alta, glomerato-lobata, frondescens, 
clavato-ramosa, subcristata, ramis compressis, intus caerulea, stel- 
lis eylindrieis, non prominulis, —” latis, 12-angulosis, parietibus 
lamelloso -striatis, interstitiis stellarum scabris, sparsim porosis. 

Adalbertus deChamisso specimina e Mari indico delata in 
Museo regio Berolini reposuit. 

Ellisii icon t.56. f.3. forsan alius speciei, t.12. f.4. melior, 
Esper t.32. melior. 

Iconem animalis vivia Taunayo factam Quoy et Gaimard 
in Freycinet Yoyage de U’Uranie t.96. f.5.7. tentaculis destitu- 
tam publicaverunt. Quoy et Gaimard serius 15-16 tentacula ob- 
servasse dicuntur, quod, si melius observatum sit, hanc speciem 
ad Ocellina deduceret. 


2. M. complanata Lamarck —= Palmipora compl. Blainville. 


Latitudine bipedalis, 9” alta, rarius incrustans, compressa, fo- 
liacea, laevis, superficie tuberculoso -venosa, lobis erectis, varie 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 349 


plicatis, apice undulatis, saepe coalitis, reticulatis (cellis 14” fere 
latis), cristis acutis, stellis maioribus sparsis, —-” latis, 4-6 poris 
minoribus cinclis, his saepius sparsis; color flavo -virens; viva 
pruriens. 

Animalculorum oscula glabra virent; tentaculata non vidi; pal- 
lium flavicat. 

In Mari rubro prope Scherm es Scheik a nobis collecta, Be- 
rolini servata. 

3. M. platyphylla HM. etE. 

Quadripedalis, 9” alta, effusa, efflorescente-foliacea, compressa, 
latissima, laevis, lobis erectis, planis, rarius plicatis, parcius un- 
dulatis, latissime reticulatis (cellulis 4-6” latis), cristis acutis, stel- 
lulis subtilioribus, 1--” latis, superficie obsolete tuberculosa et po- 
rulosa, tubereulis hemisphaericis, aequalioribus. Color isabellinus ; 
viya prurit. 

E Mari rubro prope Scherm es Scheik allata. 

An rectius complanatae varietas Q? 

Harum formarum parietes non cancellati, sed continui sunt, 
ipsi vero latere coalescentes apicibus cristisve suis rete formant, cuius 
cellas supra mensi sumus. 

4. M. porwlosa, an rectius M. complanata y? 

Pedalis, effusa, efflorescens, foliacea, compressa, laevis, lobis 
erectis, varie plicatis costatisque, subreticulatis, cristis acutis, con- 
tinuis, sublobatis, stellulis ereberrimis, ab interstitiorum poris non 
distinctis, prope basin minus frequentibus inaequalibus, medio maiore 
poro minoribus cincto; isabellina. 

In Museo regio obvia. 

5. M. Clavaria. 

Pedalis, lobato-divisa, ramosa, ramis brevibus, tuberculosis, 
clavatis, apice rotundatis, nee cristatis, colore sulphureo, poris cre- 
bris, parum regularibus. 

In Museo regio reposita. 

Esperi t. IX. M. alcicornis nodosa huic affınis quidem, sed po- 
ris acervatis differt. 

6. M. cancellata. x 


350 Eurenseng: Deiträge zur Kenntnifs 


Pedalis, cancellato-ramosa, diffusa, ramis ancipitibus venoso - 
reticulatis, poris erebris subaequalibus. 

A Museo regio possidetur. 

Singulare, forsan sui Generis opus. Venae superficiei canaliculi 
sunt, alii forsan animali addicendi, sed radicum instar ramosi. Cor- 
tex tenuis, suberosus, ab interna massa lapidea separabilis. 

7. M. aleicornis Lam. —= Millepora dichotoma Forsk.? Palmipora alcicor- 
nıs Blainville. 

Pedalis et ultra, saepe effusa, obducens, saepe efflorescens, fo- 
liacea, dichotomo-lobata et divisa aut varie subramosa, lobis nun- 
quam continuo late foliaceis, superficie planiore, subtilissime et ob- 
solete tuberculosa, tuberculis pororum acervum gerentibus, poro 
medio maiore, externis fere senis. 

Obduceit Conos, Gorgonias, Baculos, VFermetos, Serpulas, Bala- 
nos relig. Varietates ita fere commode disponuntur: 

«) cristala ; 

£) digitata Esper VI et VO.; 

y) effusa; 

8) nodosa? Esper t. IX. An huc genus 4deona?! 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum frequens. 

In Mari rubro hanc formam non reperimus, utrum Forskälii 
Millepora dichotoma huc pertineat hine dubium est. 

Millep. rubra est Polytrema corallinum Risso, miniaceum Blain- 
ville eademque Zubiporae pullo valde affınis est. Ad Milleporas 
minime accedere videtur. Plura in fine huius familiae de hoc cor- 
pore dicam. Millepora aspera Lamarck et Esper est Madrepora 
aspera, Blillepora compressa Esper t.X. a Madrepora aspera api- 
eulorum defectu differt. Millepora truncata (quam Myriozoon Do- 
nati vocaverat, Myriaporam Blainville et Truncwariam nuper 
Wiegmann appellarunt, Myriozoi truncati nomine, nisi ad Annu- 
lata vevocanda est, inter Bryozoa enumeranda videtur; Halcyonel- 
leis enim illa structura affınior est. 


c) stellulis parum profundis, nec lamellosis, contiguis, pallio nullo (= Astraeae 
aut Explanariae Dodecactiniorum, frutescentes ut A. abdita): 


Genus LXXV. Pocırrorora Lamarck, Becher-Tuff. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 351 


«) fruticulosae: 


1. P. damicornis Lamarck. 


9 


.e 


Semipedalis, caespitosa, fruticulosa, ramosissima, ramis tortuo- 
sis, crassiusculis, varie divisis, ramulis brevibus, verruciformibus, 
obtusis, apice subdilatatis, verrucosis, stellulis ad apicem numero- 
sis, denticulato -ciliatis, angulosis. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum reperitur. 


P. acuta Lamarck. 


Caespitosa, fruticulosa, ramosissima, ramis gracilioribus, densis- 
sime ramulosis, divaricatis, flexuosis, ramulis trilinearibus, elonga- 
tis, patulis acutis, verrucosis, stellis crebris, ciliatis, asperis, termi- 
nalibus subquaternis (detritis glabris), angulosis. 

In Museo regio exstat. 


3. P. bulbosa Lamarck. 


Caespitosa, ramosissima, effusa, ramis basalibus valde incrassa- 
tis subitoque attenuatis (bulbosis), ramuloso -spinosis, saepe apice 
palmato - digitatis, ramulis 4 - 5” longis, simplieibus, saepe verru- 
coso-divisis, stellis crebris, ciliatis, asperis, apice subquaternis 
angulosis. 

In Museo regio Berolini servatur. 


4. P. apieulata. 


Semipedalis, caespitoso-hemisphaerica, depressa, vamosissima, 
ramis crassis, tortuosis, compressis, angulosis, verrucoso -ramulosis, 
ramulis brevibus, acutis, ad apices acervatis, ut in prioribus (non 
ciliatis?). 

In Museo regio observata. 

A bulbosa differt ramis brevioribus, versus apicem minus atte- 
nuatis ramulisque brevioribus; a favosa ramulis acutis, nec obtusis 
differt; ab acuta ramis crassioribus, ramulis brevioribus recedit. 
Cum in lapide differentiae non desint, in animalculis forsan gra- 
viores reperientur. Hine distinguere formas satius duxi, quam mi- 
scere et confundere. 

Javosa H. et. 

Octopollicaris, fruticuloso -caespitosa, ramis crassis, alternatim 

compressis, subtortuosis, apice clavato incrassatis, verrucoso -loba- 


Eurensgere: Beiträge zur Kenntnifs 


tis aut sublobatis, stellis multis occupatis, stellulis ciliatis, intersti- 
tiis asperis, illis —” fere latis, maiusculis. 
«) sphaeroclados ; 
PR) leptoclados. 
Animal virescens minimum, area oris glabra. 
E Mari rubro specimina attuli. 


Verrueis summis cerassioribus a sequente differt. 


6. P. Hemprichü E. = Millepora exesa Forsk.? 


Semipedalis, suffruticosa, hemisphaerica, diviso-ramosa, ramis 
compressis, erassitie semipollicaribus, apice subpollicaribus, dilata- 
tis sublobatisque breviter et apice verrucosis, verrucis subglobosis, 
irregularibus, interdum in costas confluentibus, stellulis ciliatis, se- 
milinearibus. 

Animal pallidius, priori simile. 

E Mari rubro specimina Berolinum misimus. 
verrucosa Lamarck. 

Pedalis, caespitosa, subfoliacea, lobato-ramosa, ramis simpliei- 
bus, rectis, paucis, 1-2” latis, valde compressis, validis, apice di- 
latatis, crista laevi, lateribus aequaliter verrucosis, verrucis a ra- 
mulis subglobosis, simplieibus formatis, stellulis —” latis, denticu- 
lato-ciliatis. 

Museum regium berolinense specimina verisimiliter e Mari in- 
dico delata possidet. 

Clavaria Lamarck. 

Fere pedalis, suffruticosa, ramis simplicioribus, dichotome di- 
visis, erassis (7), undique et apice obtuso ramuloso -verrucosis, 
verrucis subaequalibus, obtusis, subovatis, interdum lobatis et ob- 
solete proliferis, apice medio distinetius prolifero, stellulis eiliatis, 
5 Jlatis, columella exigua. 

Oppositae duae lamellae validiores saepe columellam includunt 
et stellae divisionem praeparant. 

In Museo regio servatur. 

Pocilloporae, quarum stellae lamellarum numero duodecimum 
superant, ad ASstraeas (si stellam dividunt) aut Explanarias (si stel- 
lam non dividunt) referendae sunt. Utrum, cum stellae tales multi- 


gR 


10, 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 353 


lamellosae paucae sint, pro monstris illae habendae, an ea species 
ad Polyactinia traducenda sit, perpendendum est. 

P. breviecornis Lamarck iuvenilis aliqua videtur; P. stigmataria 
Lamarck forsan ad Heteroporam aliquam detritam spectat. 

Huc etiam Nulliporas dieta corpora reponerem, quae foveolas 
animalculis excipiendis aptas et tenuem gelalinam extus sane gerunt. 
Animalculorum tentaculis destitutorum oscula minima nuda ipse 
non distinxi, foveolas bene vidi. In aqua, lentis ope, aegre ob- 
servantur, extra aquam ea contracta et inconspicua esse, verisimile 
est. Si brachiata essent, facilius distinguerentur. Iterum iterumque 
examinandae formae a me et omnibus non sufficienter observatae 
sunt. Plantas esse ea, quod Rappius, non censeo. Ulvas lapide- 
scentes admiscere caveto. Sunt Ulvae, sunt Nulliporae. 

2) effusa, membranacea: 
polymorpha = Nullipora polymorpha Lam. 

Incrustans, rubella, mortua alba, membranacea et difformis. 

In Mari rubro frequens. Specimina attuli. 
agariciformis — Milleyora agaricif. Pallas, Millep. foliacea Risso. 

Membranacea, latere affıxa, libera, suborbicularis. 

In Mari europaeo frequens. 

In Museo regio specimina adsunt. 

An Nulliporis generieus character in eo est, quod animalcula 
singula non tubulos scalariformes sensim excernunt, ut Milleporae 
et Pocilliporae, sed cupuliformia manent, Flustrarum instar? 

Valde errant, qui has crustas pro plantis (Ulvis) calce obductis 
habent, neque desunt tales bene discernendae Ulvae, maxime er- 
rant, qui eas pro naturae lusu aut pro studiolo naturae habent in 
animalibus maioribus procreandis inchoato. Sunt etiam, qui ani- 
matam gelatinam deformem simplicemque in systemate necessariam 
eredant. Huiusmodi assertiones coniecturales et poäticas et a na- 
tura alienas esse semper expertus sum. 

Polytrematis genus, quod Risso e Millepora miniacea Linnei 
(rubra Esperi) fecit, in Mari rubro pro Zubipora Hemprichi iuve- 
nili habui. Animalcula exserta non vidi, nunc a Zubipora differre 
censeo, sed quo deferendum sit, non liquet. Ab Anthozois remo- 


Phys. Abhandl. 1832. Yy 


354 


Enurengeng: Deiträce zur Kenntnifs 
fe] 


vendum videtur. Utrum bene cum Blainvillio Lichenoporis aliis- 
que Dryozois nostris associetur, non constat. 


De generum nominibus supervacaneis confer quae ad Madre- 
poras adnotavimus. Blainvillii reliqua plurima Milleporinorum ge- 
nera ad Dryozoa nostra deferenda censeo, de quibus alio tempore 
disseram. 


Tribus VI. PHYTOCORALLIA OCTACTINIA. 


Corporis radiis 8 (ovipara et gemmipara, gemmis nunquam deciduis, nunquam 
sponte dividua). 


1. Polypis oviparis et gemmiparis, lapideum axin coniunctim excernentibus et involventibus: 


Familia XV. ISIDEA, Edel- Corallen. 


a) stirpe enodi, rigida, intus aequaliter axigera: 


Genus LXXVI. Corarzrum Lamarck = /sis Linne, Schmuck- Coralle. 


1. C. nobile — Isis nobilis Linne, Corallium rubrum Lam. 


Pedale, dichotomum, laxe ramosum, subflabellatum aut laxe fru- 
ticulosum, caule basi valde inerassato, pollicari, ramis flexuosis, in- 
terdum coalescentibus, saepius liberis, cortice flavicante, rubello, 
lapide coccineo, roseo-fuscescente aut albo, polypis albis. 

In Museo regio specimina sicca, animalculis obducta et rupi in- 
sidentia, pretiosissima atque numerosissima sicula (?) servantur. In 
Museo Naturae Curiosorum fragmenta decorticata exstant. 

Forskälii Madrepora Corallium rubrum partim, quod ad no- 
smenta decorticata, Arabis 


8 
notissima atque valde exnetita, pertinere videtur, ex altera vero parte 
g F ’ > 


men arabicum, ad venalia axis lapidei se 


ad Mopseam erythraeam nostram speclare posset, cuius ramulum 
auctor pro Coralli juvenilis ramulo habuerit. Verum Corallum ru- 
brum in Mari rubro reperiri non credo, magno enim pretio illic 
ab Europaeis venditur et in auri valore est. Nos ne particulam qui- 
dem illie vidimus, nee apud piscatores aut urinatores Arabes noti- 
tiam vivi experti sumus. 


2b) stirpe nodosa, articulis constrietis non ramiferis geniculisque tumidis rami- 
feris homogeneis (axi corneo imperfecte lapidescente, flexili): 


[48 
a 
a 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 


Genus LXXVIH. Merıtara Lam., Änoten-Coralle. 
1. M. ochracea Lam. = Isis ochracea Esper t.IV. var.? 

Tripedalis, caule basi pollicem crasso, dichotomo -ramosissima, 
explanata, flabelliformis, ramis erectis, flexuosis, liberis (raro coa- 
litis), cortice flavo, osculis rubris, ad latera seriatis. 

In Museo regio, praeter fragmenta alia, elegans specimen a Cel. 
Dr. Meyen allatum servatur. 

2.M. reufera Lam. = Isis aurantia Esper Suppl. 2. t.9. 

Dichotoma, ramosissima, flabelliformis, caule basi crasso, ramis 
erectis, flexuosis, saepissime coalescentibus, reticulatis, antice et la- 
tere polypiferis, cortice rubro, osculis flavis. 

£) xantholeuca, ochracea, osculis albis, forsan vetus- 
tiora specimina designat. 

Berolini specimina manca adsunt. 

3. M. coccinea Cuvier, Lamarck, /sis coccinea Esper III. 4.5. Me- 
litaea Rıssoi Lamarck. 

Parva, gracilior, europaea. 

4. M. textiformis Lamarck. 

Quo haec a retfera differat, non liquet. Utramgue non vidi. 

Peronii Meliteae nomen, Acalepharum generi datum, eliminan- 
dum est = Rhizostoma purpureum Eschscholz. 

c) stirpe nodosa, artieulis (internodiis) calcareis, non ramiferis, geniculis (no- 
dis) corneis, ramiferis: 
Genus LXXVIH. Morsza Lamouroux, Glieder-Coralle. 
1. M. dichotoma Lamouroux = /sis dichotoma Auct. 

Quinquepollicaris, dichotoma, flabelliformis, caule 3”, ramulis 
1” crassis, articulis lapideis, latere compressis aut subeylindricis, 
paullo angustioribus quam genicula. 

Ex Oceano indico allata dieitur. In Museo regio reperitur. 

2. M. Encrinula Cuvier = I/sis Encrinwla Lam., Mopsea verticillata La- 
mouroux, quam non vidi. 

Ramoso-subbipinnata, ramulis filiformibus, papilliferis. 

Prope Novam Hollandiam a Peronio et Lesueurio detecta, 
apud Lamarckium memoratur. 


3. M. erythraea N. etE. 
NY 2 


356 


Eunengeng: Beiträge zur Kenntnifs 


Bipollicaris, dichotoma, fruticulosa, verrucosa, coceinea (caule 
1” crasso (ramis Z”, verrueis —”"), articulis cortice obductis, ge- 
niculo vix angustioribus, ramis in geniculis flexilibus, axis decorti- 
cati rubri articulis lapideis teretiusculis, longitudinaliter sulcatis, 
7-7 erassis, geniculis parumper tumidis, cartilagine tenui flexili 
distentis. 

Animaleula elegantissima tentaculis S ramulosis, niveis, collo 
albo, particulis calcareis coccineis figuratis ornato, pallio talibus 
particulis, arctius approximatis, tanquam vaginato. 

E Mari rubro prope Tor specimen spiritu vini conditum et 
iconem vivae altuli. 

Isis gracilis Lamouroux ad hoc genus pertinet et quartam spe- 
ciem largitur. 

d) stirpe nodosa, articulis (internodiis) corneis non ramiferis, geniculis (no- 
dis) calcareis ramiferis: 


Genus LXXIX. Isıs Lamouroux, Kantel-Coralle. = dccabarium Rumph. 
1. I. Hippuris Linne. 


Sesquipedalis, dichotoma et subverticillata, flabelliformis, ramis 
liberis, raris confluentibus, 2” crassis, caule basi subpollicari, cor- 
tice laevi, crasso, polypifero, articulis turgidis, lapideis, basalibus, 
teretibus, longitudinaliter sulcatis, superioribus, compressis, variis, 
nodis corneis. 

In Museo regio specimina cortice. destituta et in Museo Natu- 
rae Curiosorum berolinensi fragmenta servantur. 

Nonne corticis crassi icon ab Ellisio data erronea est? 


2. I. elongata Esper t.VI, quam non vidi. 


Isis gracılis Lamouroux ad Mopseae genus deducenda est. 7sis 
inequarticulata (horribile dietu) Musei Lugdunensis Blainvillio 7si- 
dis species videtur. Si specie differt et genere convenit, /sis in- 
aequalis vocetur, sed Mopseae generi affınem puto, cum 7. gracii 
associetur. 

Cymosariae genus a Lamarckio olim constitutum erroneum 
fuisse, auctor confessus est. 


der Coralienthiere des rothen Meeres. 357 


2. Polypis oviparis et gemmiparis, corneum axin coniunctim excernentibus et involventibus: 
Familia XVI. CERATOCORALLIA s. GORGONINA (exclusa Antipathe) ('), 
Horn-Corallen, Gorgonen. 

a) armata: Panzer-Gorgonen (cortice in superficie spiculis armato aut squamigero): 
«) polypis extus squamatis: 
Genus LXXX. Pryruxoa Lamouroux, Schuppen-Gorgone. 
1. P. Zepadifera Lamouroux = Gorgonia lepadifera Linne, Gorgonia Re- 
seda Pallas. 

Tripedalis et ultra, dichotoma, laxe ramosa, subflabellata, ra- 
mis nunquam coalitis, filiformibus, undique polypiferis, polypis 
magnis, contractis 2.” longis, reflexis, campanulatis, confertis, 
subimbricatis, late scutellatis, ore scutis 8 maioribus oceluso, dorsi 
scutorum seriebus transversis 4, infra bina, supra quaterna, apice 
S includentibus. 

Esper t.18. polypis erectis? Ellis et Solanderit.13,.1.1,2, 
polypis reflexis. 

In Museo regio Berolini adest. 

2. P. vertieillaris = Gorgonia vertic. Solander et Ellis t. 11. f.4.5. 

Sesquipedalis, suffruticosa et subflabellata, virgata, ramis elon- 
gatis, parum ramulosis, rectis, subparallelis, teretibus, axi com- 
presso, polypis dense verticillatis et subspiralibus, scutellatis, pro- 
minulis, ore incurvo, erectis, linea brevioribus, scutellorum serie 
dorsuali longitudinali dupliei, transversis 8. 

In Museo regio specimen vidi. 

Esperi icon ad P. Flabellum spectat. Gorgonta verticillata For s- 
kälii huius generis, sed alia species esse videtur. 


(') Antipathis formas ab Anthozois plane removendas et forsan Bryozois adnumerandas 
censeo, etiamsi viva animalia non observaverim et Doct. Gray nuper Ant. dichotomae ani- 
mal Gorgonüs simile invenerit. Structura axis communis ab utraque Classe valde aberrat, 
cum singula animalcula singulum axin gerant. Plura de speciali structura alibi disseram. 

Apud Gorgonina axis saepe medius parumper cayus et tanquam medulla repletus 
apparet, at ea medulla neque erescit, neque multum decreseit, sed prima iuvenilium animal- 
culorum excretio esse videtur, antequam corneam materiam edere consueverunt, ni pallii sto- 
lonum summorum reliquiae sunt. A plantarım medullae radiantis aut dispersae natura huius 
natura prorsus diversa videtur, eaque in summis apicibus, ubi plantis deest, Gorgoninis ma- 
xıma est. 


358 Eurengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


3. P. Flabellum E. = Gorgonia vertieillaris Esper t.42. 

Sesquipedalis, gracilis, dichotoma, dense ramosa, flabelliformis, 
virgata, flavicans, polypis laxius imbricatis, verticillis saepe irregu- 
laribus, polypis singulis quadrifariam (?) scutatis, seriebus transver- 
sis 10, ultima maiore, ut in lepadifera. 

In Museo regio Berolini exstat. 

2) polypis extus spiculigeris (= Nephthyae Gorgoninorum): 
Genus LXXXI. Murıcra Lamarck, Stachel-Gorgone. 
1. M. Placomus E. —= Gorgonia Placomus Esper t.33.34., Lamarck. 

Latitudine bipedalis, pedem alta, dichotoma, flabellata, ramu- 
losa, ramulis angulosis, flexuosis, interdum coalitis, subreticulata, 
polypis maioribus (--” longis), laxius dispositis, spiculorum fascicu- 
lis 8 conniventibus, calyptrae v. peristomii Muscorum instar. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum specimina 
servantur. 

Habitus Zuniceae Placomi. Rami ad axillas vix dilatati, sed la- 
tere potius compressi. Gorgonia Placomus Esper t.VI. huc non 
pertinet, Plexauras accedit. 

2.M. calyptrata E. = Gorgonia Placomus var. A. Esper t.34.4. 

Ramis gracilioribus, polypis minoribus, obtusioribus a praece. 
dente differt, nec varietas eius videtur. 

In Museo regio reperitur. 

3. M. spieifera Lamarck = Gorgon. muricata Gmel., Sol. et Ellis 71. 
f.1.2., Eunicea muricata Lamouroux. 

Sesquipedalis, latitudine pedali, dichotoma, parcius ramosa, fla- 
bellata, compressa, cortice albicante crasso, ad summos apices 24” 
lato, polypis 4” longis, prominulis muricato, singulis non contra- 
etilibus, extus spieulis calcareis, appressis, armatis. 

Ramorum axillae in axi dilatatae. 

In Museo regio Berolini servatur. 

4. M. sulphurea. 

Quinque pollices lata, 3’ alta, minor, gracilior, fruticulosa, dense 
ramulosa, nec flabellata, sulphurea, ramis teretiusculis, papillosis, 
44” latis, obtusis, papillis paullo brevioribus, nec angustioribus, 
spieulis sulphureis, appressis. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 359 


Specimen in Museo regio obvium. 
5. M. cerea E. = Gorgonia cerea Esper t.47. 

Vix quadripollicaris, gracilis, dichotoma, frutieulosa, subflabel- 
lata, spiculis patentibus rubellis undique hirta, ramis teretiusculis 
linea latioribus, obtusis, dense et undique polypiferis, polypis fla- 
vis, campanulatis, 4” latioribus. 

Ramuli laxiores quam in sulphurea. Vox cerea non eximie apta. 

In Museo regio adest. 

b. M. furfuracea E. —= Gorgonia furfuracea et Gorg. Retellum Lamarck, 
G. Retellum Esper t.41. f.2. 

Sesquipedalis, pedem alta, ramosissima, gracilis, flabellata, sub- 
reticulata, ramulis lateralibus brevibus, 1” angustioribus, a latere 
compressis, ascendentibus, axillis dilatatis, cortice albido, granu- 
loso, polypis levius prominulis, —-” fere latis. 

Museum regium specimen possidet. 

Praeterea huic generi inserendae videntur: 1) Muricea elongata 
Lamouroux, Solander et Ellis t.71. f.3.4.; 2) Muricea ex- 
serta Sol. et Ellis t.15. f.1.2.; 3) Muricea Sasappo — Gorgonia 
Sasappo auct.; 4) Muricea? Savignyi N. = Gorgonia petechizans Au- 


douin Deser. de !’Egypte T. I, f.1. An Eunicea? 


b) inermia: nackte Gorgonen (cortice passim intus spiculigero, superficie inermi): 
«) non alata (polypis sparsis aut subseriatis, nec in series simplices laterales (alas) 
dispositis): 
*) verrucosa (polypis in cortice suberoso aperte mammilliformibus, nec 
totis retractilibus, = Ammotheae Gorgoninorum): 


Genus LXXXII. Evsicea Lamouroux, /Varzen-Gorgone. 
7) membranaceae (cortice tenui): 
1. E. Antipathes Lamour. = Gorg. Antip. Esper t.27.? 
Pedalis, nigricans, dichotoma, ramosa, flabellata, valida, fle- 
xuosa, reticulata, caulibus a latere compressis, ramis subteretibus, 


m 1m 


polypis magnis, undique sparsis, contractis 1” fere latis, >” fere 


° 


altis, complanatis; nigricans. 


5 
Specimen detritum in Museo regio Berolini exstat. 
Esperi icon huirs formam bene refert. An huc Gorgonia Pla- 


comus Esper Tab. V1.? cfr. Plexauram Antipathem. 


360 Eurensgeng: Beiträge zur Kenntnifs 


2. E. furcata E. 
Pedalis, rufo-fusca, dichotoma, furcata, frutescens, valida, ra- 
crassis, 2- 9” longis, tere- 


mis squarrosis, furcato-virgatis, 2;- - 3” 
tibus valde obsolete papillosis, suberosis, rufo-fuseis, papillis —” 
latis, margine tumidulo vix exsertis, in ramulorum apieibus non 
prominulis. 

Carolus Ehrenberg in insula Sti Thomae detexit. 

An Plexaurae species? Habitus Z. quincuncialis. 

3. E. papillosa E. — Gorgonia papillosa Esper t.50., an Zunicea micro- 

thela Lamouroux? 

Novempollicaris, albicans, ramulosa, flabellata, ramis flexuosis, 
papillis longe exserlis, ramis ultimis cum polypis 2-2” crassis, 
verrucis —" longis, —” latis, papilla terminali superstructis. 

Esperi icon bona. 

Berolini in Museo regio exstat. 

4. E. verrucosa E. = Gorg. verruc. Esper t.16., Lamouroux. 

Semipedalis, alba, subflabellata, laxa, parcius ramulosa, ramu- 
lis 1” fere crassis, filiformibus, verrucosis, albis, verrucis —” la- 
tis, 4” altis. 

A papillosa differt ramis longioribus, papillis minus exsertis. 
Esperi icon, praeter colorem flavicantem, bene quadrat. 

Berolini in Museo regio servatur. 

5. E. Zertolonü E. = Gorg. Bertolonü Lamouroux, G. graminea Lam., 

Gorg. viminalis var. d. Esper Tab. XI. bene. 

Sesquipedalis, alba, pedem alta, dichotoma, virgata, parce ra- 
mosa, parum flabellata, ramis interdum pedali longitudine simpli- 
cibus, 1” fere crassis, levissime verrucosis, albis. 

A verrucosa vamis longioribus, virgatis, papillis vix exsertis dif- 
fert. Papillae ita vero exsertae sunt, ut a Plexauris recedat. 

Museum regium specimen possidet. 

6. E. Reticulum E. = Gorg. Retie. Pallas, Esper t. 44. bene, nec G. 

Jlexuosa Lam. et Lamour., nec Gorg. retic. Lamouroux. 

Octopollicaris, violaceo-incarnata, 4” alta, densissime ramnlosa, 

fruticulosa, irregulariter flabellata, parva, subtilissime pruinosa nec 


furfuracea, ramulis saepe oppositis, flexuosis, omnibus liberis, ra- 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 361 


m 


mulosis, summis apieibus distiche, mediis ubique polypiferis, 4 
latis et altis, axi corneo, fusco, cortice e violaceo-incarnato. 
In Museo regio servatur. 
7. E. flexuosa E. —= Gorg. flexuosa Lamarck et Lamouroux, nec Es- 
peri (Plexaura flexuosa Lamour. Euniea porosa esse videtür). 
Semipedalis, carnea, 5” lata, habitu Retieuli, ramis 1” crassis, 
ramulis flexuosis, interdum coalitis, polypis -4” latis, 4” altis, os- 
culis apertis, intus Sradiatis, axi parum diaphano, albicante-in- 
carnato, corticis colore carneo, polypis aurantiacis. 
Berolini in Museo regio obvia, 


8.E 


apiculata. 

Quinquepollicaris, cinerascens, 3” alta, parva, flabellata, densis- 
sime ramulosa, ramis ramulisque subparallelis, interdum coalitis, 
saepe liberis, ;-” latis, polypis conico aculis, — -—-" altis latisque 
conferlis, cortice cinerascente. 

In Museo regio oblata. 

9. E. granulata. 
9" alta, flavicans, 4” lata, ramosissima, flabellata, gracilis sub- 


4 


reticulata, ramis rigidis, fragilibus, ramulis —” latis, cortice flavicante, 


sm 


obtuse verrucoso, verrucis 4" latis, 4 altis, axi corneo, fusco. 


Museum reg 


10. E. umbratica E. —= Gorgonia umbratica Esper t.XX. 
Semipedalis, fuscescens, EZ. verrucosae similis, corticis colore 


ium Berolini specimen possidet. 


fuscescente et ramulis erebrioribus, forma magis flabellata insignis. 
In Museo regio conspicitur. 
11. E. Arbuscula. 

Tripedalis, elegantissima, isabellina, 24’ lata, frutescens, fla- 
bellata, ramosissima, subreticulata, ramulis tenuissimis, laxis, fle- 
xuosis, polypos longius exsertos (z” longos, 4" latos) gerentibus, 
cortice isabellino. 

Museum regium ornat. 

A papillosa dilfert: ramis gracilioribus, cortice tenuiore obdu- 
ctis, colore et forma polyporum et fruticuli. 

12. E. sarmentosa E. = Gorg. sarmentosa Esper t. XXI et XLV. 

Semipedalis, ochracea, pedem lata, dichotomo -ramosissima, gra- 


Phys. dbhandl. 1832. Zz 


362 


Enurengenre: Beiträge zur Kenntnifs 


cilis, ramis laxis, tenuibus, setaceis, elongatis, saepe pendulis fle- 
xilibus, polypis parum prominulis, osculis rubris, colore corticis 
flavo et corneo- fuscescente. 

a) isabellina Esper t. XXI. 

ß) ochracea Esper t.XLV. 


In Museo regio Berolini specimina servantur. 


13. E. Tamarix. 


Pedalis, isabellina, paullo latior quam alta, ramosissima, gra- 
cilis, subflabellata, ramis flexuosis, tenuibus, abbreviatis, setaceis, 
subreticulatis, utplurimum liberis, nec pendulis, nec sarmentosis, 
isabellinis, ramulorum summis apieibus margine crenatis (polypis 
prominulis). 

Berolini in Museo regio invenitur. 


14. E. nivea. 


Semipedalis, nivea, dichotoma, flabellata, ramulis flexuosis, op- 
positis alternisve subcompressis, apice 1” crassis, corlice niveo, su- 


beroso, laxe papilloso, apicibus teretibus, polypis maiusculis, laxe 
D Par ‚a7 ‚ PO!yp ’ 
dispersis, 1” latis, —” altis. 


Berolini Museum regium hanc speciem possidet. 


15. E. tubercwlata cfv. Esper 37, flabellata? 


Tripollicaris, alba, frutieulosa, nec flabellata, ramulis flexuosis, 
1--” crassis, axillis dilatatis, cortice crasso, inaequali, verruculoso, 
polypis sparsis, confertis, 4” latis. 

In Museo regio obvia. 


Tr) suberosae (cortice crasso): 


16. E. quincuncialis. 


Bipedalis, miniaceo - aurantiaca, virgata, crassa, dichotoma, sub- 


erecta, flexuosa, ramis raris, crassis, parce dichotomis, summis 15” 


crassis, teretibus olyporum seriebus in quincuncem dispositis 
’ ‚ Po!yp 


zm 


asperis, polypis exsertis, tubulosis, appressis, squamiformibus, —- 
longis, —" crassis, sursum spectantibus. 

Cortex durus, appressus, 4” crassus, axis durus. 

Cum Eunicea suberosa passim mixta videtur, sed Esperi icon 
Eunie. suberosae t. XXX. non quadrat, cum in hac nec polypi ra- 


diati sint, nec hemisphaeriei, nec axis suberosus, 


17. E 


18. E. 


19. E 


20.E 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 363 


Suberosae species de axi bene inquirendae sunt, ne cum Zo- 
bulariis ramosis (asbestina relig.) confundantur. Axis suberosus nus- 
quam axis videtur. 

In Museo regio adest. 
suberosa E. = Gorg. suberosa Esper t.30., nec Ellis nec Pallas. 

Semipedalis, isabellina, dichotoma, ramulosa, ramis brevibus, 
vix bipollicaribus, summis apice 14-” crassis, ibique turgidulis, basi 
curvis, polypis dense sparsis, superficiem verruculosam reddentibus. 

Habitus Plexaurae Antipathis, sed paullo gracilior et magis ver- 


2 


rucosa, cortice interiore violaceo, toto --” crasso. 

Carolus Ehrenberg ex Antillis specimina misit. 

Gorgonia suberosa Ellisii (the spongy Keratophyton Corall. t. 26.) 
ad Zobulariam asbestinam spectat. Pallasii Gorgonia suberosa (ex- 
clusis synonymis) ad Perogorgiam acerosam alleganda videtur. 
Axis nostrae minime suberosus, sed corneus, id quod etiam ex 
icone Esperi intellexi. 
ramulosa E. 

8” alta, 5” lata, flava, erecta, dichotoma, ramis virgatis, densis- 
sime simpliciter ramulosis, subverticillatis, ramulis undique exser- 
tis, subpollicaribus, 1” fere crassis, parce ramulosis, cortice tereti 

om 


undique dense polypifero, laevi, — 


fere crasso, polypis siceis, pun- 
ctiformibus, minimis. 

Carolus Ehrenberg hanc speciem in Antillarum Sti Thomae 
insula detexit et specimina misit, quae in Museo regio reposui. 
mammosa Lamour., Sol. et Ellis t.70. £.3. 

Semipedalis, flavo-fusca, dichotoma, laxe et parce ramosa, ra- 
mis crassis (4” Jatis), longe mammillosis, mammillis 1-2” longis, 
teretibus obtusis, cylindrieis, —” latis. 

Habitus Muriceae. 

Carolus Ehrenberg egregia specimina ex Antillis misit. 
Clavaria Lamour. = Sol. et Ellis t.18. £.2. 

Pedalis, 8” lata, fuscescens, dichotoma, parce ramosa, virgata, 
ramis crassis, subelavatis, cylindrieis, 8-9” crassis, ad 7” longis, 
mammilloso-muricatis, papillis oblique apertis, fornice infero, ostiis 
denticulatis, 1” latis, animalculis totis retractilibus. 


7122 


364 


Enrengene: Beiträge zur Kenntnifs 


In Museo regio reperitur. 


21. E. succinea Lamouroux, Esper t. 46. 


22. E 


Pedalis, nigricans, dichotoma, parce ramosa, ramis 4” crassis, 
teretibus papillosis, papillis oblique apertis, ligula infera, appres- 


ım 


sis aut hiantibus, axi nigro (nec succineo), papillis 1” longis, 4 


latis. 

Si axis suceineus verus et firmus EZ. succineae character esset, 
nostra species cum synonymo non conveniret, sed characterem va- 
rium suspicor. 

Carolus Ehrenberg specimina e Sti Thomae Antillarum in- 
sula misit. 
lurgida. 

Altitudine fere sesquipedalis, fuscescens, dichotoma, parce ra- 
mosa, subvirgata, ramis digiti crassitie (6-7” latis), apice non cela- 
vatis, sed parumper attenuatis, obtusis, teretibus corlice crasso, 
papillis parum prominulis, 1” latis, margine tumido. 

In Museo regio servatur. 

Gorgoniam wviolaceam Pallasii quaere inter Pterogorgias. Gor- 
gonias (Euniceas) verrucosas Forskälii extricare nequivi. Gorgo- 
nia spongiosa Forskälii ab E. quincuneiali nostra differt, utrum 
hic, an ad Plexauras iure collocetur, dubium est. Nobis haec non 
innotuit. Gorg. vertieillata eiusdem Prymnoa est, Gorg. ceratophyta 
Gorg. petechizans fuisse videtur. 

Gorgoniae (?) fossiles Goldfulfsii G.anceps Schlotth., et G. in- 
Jundibuliformis Euniceae (?) videntur. Gorgoniam antiguam pro vera 
Gorgonia (?) habuerim et Gorgonia dubia e Prymnois (?) esse posset. 
Ingeniosissimus Link Gorgoniam rıipisteriam iure ad Reteporas aman- 
dasse videtur, et bacillarem, Ruaspocrınır novo generico nomine 
instructam, ad Crinoidea deleganvit. 

Praeterea Euniceam limiformem Lamouroux, Soland. et Ellis 
t.18. f.1., pro distineta specie habuerim, quam non vidi. 

Euniceae Reticulum et quincuncialis polypis non sparsis, sed 
regulariter dispositis, a reliquis differunt. Cavendum est, ne quis 
Sympodia in mortuis vivisque Zuniceis parasilica pro veris stirpium 
animalibus habeat. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 365 


» 


**‘) non verrucosa (polypis totis in corticem cribrosum retractilibus, immersis): 
7) polypis sparsis: 
Genus LXXXIN. Prexauvra Lamouroux, Sieb-Gorgone. 
1. P. viminalis E. —= Gorg. viminalis Lamouroux. 

Decem pollices alta, 7” lata, flava, ramoso -virgata, laxa, ramis 
simplieibus, subteretibus, erectis, longis, setaceis (8” longis, 1” la- 
tis, apice tenuioribus), cortice flavo, polypis albis, undique spar- 
sis, nec prominulis. 

Valde confusa species. Esper P. viminalem et E. Bertoloniü 
miscuit, alii Z. verrucosam admiscuisse videntur, cum de polypis 
prominulis loquantur. Ali denique distichos polypos volunt, ideo- 
que aliam formam admiscuerunt. Esperi icon t. XI. sola quadrat. 

In Museo regio obvia, italica forma. 


2. P. miniacea E. 

Sesquipedalis, miniacea, subflabellato -dilatata, ramis virgatis, 
parce dichotomis, nutantibus, leviter compressis, dense polypiferis, 
pedem fere longis. 

Caulis basi 3” crassus, ramuli apice 1” crassi. Basis orbicula- 
ris, effusa. 


Berolini in Museo Naturae Curiosorum exstat. 


3. P. Antipathes E. —= Gorg. Antipathes Esper 1.23 et 24., exclusis reli- 
quis, an et G. porosa Esper t.10.? 

Ipollicaris, isabellina, dichotoma, ramulis crebris, liberis, raro 
coalitis, apice subglobosis, teretibus basi curvis, dense porulosis, 
apieibus simplicibus, raro 3” longis, axis nigri, subtiliter striati, 
axillis compressis. 

Frater Carolus Ehrenberg ex Antillis misit. Cfr. Euniceam 


Antipathem. 


_ 
4. P, reticulata. 


Quadripollicaris, alba, densissime ramulosa et reticulata, irre- 
gulariter flabellata, parva, tenuis, rigida, ramulis sursum curvatis, 
flexuosis, compressis, 1” crassis, cortice albo, undique poroso. 

In Museo regio servatur. 


Gorgonia crassa Gmelini quintam speciem largitur, Cavendum 


366 Eurengerc: Beiträge zur Kenntnifs 


est, ne quis Zuniceas polypis parum prominulis his admisceat, sic 
enim utriusque generis fines tueri possunt, 

Gorgonia spongiosa Forskälii utrum ad Plexauras an ad Eu- 
niceas pertineat, non liquet. Maris rubri illa forma denuo investi- 
ganda est, nobis non obvia fuit. 

Sympodia parasitica a Plexauris bene distinguenda sunt. 


rp) polypis non in series, sed in fascias laterales dispositis (sulco in siccis 
aut linea media sterili): 


Genus LXXXIV. Gorconsa Linne, Scheidel-Gorgone. 
1. G. Flabellum Linne = Esper t. Hl et II, Lamouroux. 

Subtripedalis, flaya aut rosea, ramosissima, arcte reticulata (ra- 
mis coalitis), eximie flabellata, axi a latere compresso, polypis in 
lateribus seriatis, in media rami fronte nullis, polyporum poris mi- 
nimis, nudo oculo vix conspieuis; retis cellulis utplurimum 2” la- 
tis interdum repletis. 

Variat «) laxe reticulata; 

£) dense reticulata; . 
y) ramis a latere compressis; 

d) ramis a fronte compressis; 

e) flava; 

g£) rosea; 

„) flabellata integra; 

I) flabellata laciniata. 

Carolus Ehrenberg specimina prope Antillarum insulam Sti 
Thomae collegit et Berolinum misit eorumque unum ex una basi 
flavam et albam frondem emisit. 

In Museo regio et in Museo Naturae Curiosorum specimina nu- 
merosissima contuli. 

2. G. ochrostoma. 

Semipedalis, rosea, margine flava, densissime ramulosa, ramulis 
flexuosis, nee coalitis, subreticulata, subflabellata, rigidula, ramu- 
lis compressis, brevioribus et paullo latioribus, polypis paullo maio- 
ribus quam in praecedente. 

In Museo regio Berolini obvia. 

3. G. leucostoma, cefv. Gorg. Claihrus Pallas, Lamouroux. 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 367 


Pedalis, 9” lata, rosea, margine albicans, densissime ramulosa, 


ramulis flexuosis subreticulata, subflabellata (non coalescens), ri- 


gida, ramulis teretiusculis 4” crassis, margine polypiferis, osculis 


minimis, nudo oculo aegre conspicuis, albidis, rarius concoloribus. 
In Museo regio Berolini exstat. 


4. G. Palma Pallas, Esper t.V., G. ffammea Sol. et Ellis t. XI. 
Pedalis et ultra, basi crassa, compressa, caule valde compla- 
nato, multifido, flabellato, laciniis pinnatis subsimplieibus, longis- 
simis, flexuosis, liberis teretiusculis, crassitie apicis fere lineari, 
cortieis laevigati poris simplieibus, +” fere latis, rimam referenti- 
bus (maxime lateralibus). 
Variat «) laete cinnabarina; 
£) purpurascens, ramis paullo longioribus, virgatis. 
Esperi icon t.5. bene quadrat, t.40. habitu differt, ramis in- 
crassatis. 
Berolini in Museo regio servatur. 


5. G. Quercus folium. 

Octopollicaris, 4’ lata, complanata, laete flava, lobato - foliacea, 
flabellata, ramulosa, cortice coalescente continuoque late obducta, 
in partes folio quercino dentato non dissimiles divisa, nervis ste- 
rilibus, intervallis porosis, osculorum poris parvis simplieibus, —" 
fere latis, rotundis. 

Lobi 1” fere lati, margine inaequales, subdentati. 


Berolini in Museo regio. 


6. G. sanguinea Lamarck, Lamouroux. 

Pedalis, 5’ alta, purpurea, gracilis, basi ramoso-virgata, erecta, 
ramis gracilibus, subteretibus, setaceis, subfastigiatis, subsecundis, 
sulco ramulorum medio sterili diviso, osculis subexsertis, subver- 
rucosa. 

Euniceis affhınis. 

Berolini Museum regium specimen huius speciei offert. 

7. G. fusco - purpurea. 

Sesquipedalis, fusco-purpurea, dichotomo-ramosa, flabellata, 

ramulis parallelis, compressis, summis teretiusculis (-” latis), basi 


368 Ennenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


flexuosis, longe simplieibus virgata, polyporum fascia lata utrin- 
que, nervo medio sterili plano. 

Polypi non prominuli, ramuli saepe secundi, ut in sangutnea, 
a qua ramis compressis habituque validiore flabellato differt. 

In Museo berolinensi regio oblata. 

8. G. ceratophyta Solander et Ellis (II, 1.2.3. IX, 5. 6. 7.8?), XI, 
2.3. = G. viminalis XII, 1. melior. 

Novem pollices lata, 8” alta, roseo- aut cinnabarino -purpurea, 
valde gracilis, depressa, laxe dichotomo-ramulosa, virgato-divari- 
cata, ramis setaceis, supra — -—" fere crassis, apice subverrucosis, 
polypis niveis. 

Berolini in Museo regio exhibetur. 

9. G. petechizans Pallas, Sol. et Ellis t. XVI. (nec Savigny Egypte 
Tab. II, f.1.), Gorgonia ceratophyta Forsk. 

Sex ad S’ alta, 5” lata, flava, rubro-punctata (polypis purpura 
einctis), compressa, ramulosa, pinnata, flabellata, ramulis brevi- 
bus, subparallelis, simplieibus, saepius liberis, polypis vix pro- 
minulis. 

Cur teres dicatur Pallasio, non liquet. Esperi icon t. XII. 
bona. Inter Zuniceas referri propler Gorgoniae characterem nequit. 

In Museo regio frequens, Italiae accola. 

Huius generis aliae species esse videntur: 

10. G. patıda Sol. et EllisXV, £.3.4. 
11. G. verriculata Sol. et Ellis XV. 
12. G. Umbraculum Sol. et Ellis X. 


£) alatae (polypis in series laterales singulas aut binas regulares dispositis, hinc 
saepius bi-, tri-, quadrialatae): 


Genus LXXXV. Prrroconcı E., Flügel-Gorgone. 
*) compressae (polyporum serie utrınque simplici, ramulis ensiformibus): 
1. P. setosa Esper. 
Pedalis et ultra, latitudine sesquipedali, roseo-rufa, ramosis- 


„ 


sima, pinnata, pinnulis laxis 3-4” longis, —” latis, teretiusculis, 
nutantibus, sparsis, nec mere oppositis. 
Rami ex una basi plures prodeunt. 


2. P. acerosa E. = Georg. acerosa Esper? = G. suberosa Pallas? 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 369 


Quadripedalis, flava, ramuloso -pinnata, pinnis strietiusenlis, fle- 
xuosis, nec plane oppositis, 6-7” longis, 1” latis, compressis, planis. 
Carolus Ehrenberg huius speciei specimina in littore insulae 
Sti Thomae legit, eaque coram sunt, aliud in Museo regio serva- 
tur, loco natali incerto. 
3. P. stricta. 
Bipedalis et tripedalis, 9” lata, flava, pinnata, stricta, valida, 
pinnis 6” longis, strictis, rarioribus 1” latis, complanatis. 
In Museo regio. 
4. P. fasciolaris E. = G. citrina var. fasciolaris Esper. 
Quinquepollicaris, alta, 10” lata, humilis, pareius ramosa, ra- 
1 


mis virgalis, erectis, simplieibus passim 4--” longis, valde com- 
C C 


pressis, fasciolaribus, planis, 1 latis, polyporum serie marginali 


simpliei, osculis rubro tenuiter limbatis. 

Habitus G. pectinatae fere, quam non vidi. 

Frater Carolus Ehrenberg ex Antillis misit. In Museo re- 
gio specimen incerta patria servatur. 

**) compressae, polyporum serie utrinque simplici, passim cum tertia discreta 
(trialatae): 
5. P. Sancu Thomae E. 

Quadripollicaris, violacea, humilis, parcius ramosa, ramis an- 
gustis, virgatis, erectis, simplicibus, passim 3” longis, ancipitibus, 
apice linea angustioribus. 

Habitus prioris, color sequentis. A G. pinnata forma non pin- 
nata differt. 

Carolus Ehrenberg elegantem hanc formam prope insulam 
Sti Thomae detexit et specimina misit. 

An huc Gorg. violucea Esper t.12?, sed nimis ramulosa est, 
nec mere disticha videtur. 

6. P. anceps E. —= Gorgonia anceps Linne, Esper t. VII. 

Bipedalis, violacea, subdichotoma, paniculata, cortice dilatato, 
compresso, ancipite aut triquetro, 2-3” lato, polyporum seriebus 
marginalibus, simplieibus duobus tribusve, axi teretiusculo, nigro. 

Carolus Ehrenberg elegantissima specimina ex insula Si Tho- 
mae misıt. 


Phys. Abhandl. 1832. Aaa 


370 


Teıbk 


8..P. 


Enurengerce: Beiträge zur Kenntnifs 
o° 


**%) teretiusculae aut quadrangulae, polyporum seriebus utrinque binis (quatuor): 
turgida E. 

Octo pollices alta, 7” lata, pinnata, flava, habitu acerosae, pin- 
nis turgidis, angustioribus, brevioribus (2” longis), pororum serie 
utrinque dupliei, papillis rubris repletorum. 

Carolus Ehrenberg prope insulam Sti Thomae detexit et spe- 
cimina misit. 
violacea Pallas, cfr. Seba III, 107, 6. 105, 16. 

Bipedalis, 9” alta, e violaceo-rubra, verrucosa, densissime ra- 
mulosa, flabellata, ramulis laxiusculis, apice 1” crassis, saepe op- 
positis, utroque latere biseriatis, hine quadrangulis, liberis, polypis 
—" latis, —” altis, non plane retractilibus. 

Var. ß) gracilescens, tenuius ramulosa. 

Esperi icon t. XII. huc non spectat. Cfr. P. St T’homae. 

Cum series laterales non exacte regulares sint, hacc forma for- 
san melius ad Kuniceas delegatur. Sed quadrangula vere est. 

Gorgonia americana Cuvier, Gorg. sanguinolenta Cuv. et Gorg. 
pinnata Gmelin aliae huius generis species esse videntur, quas 
non vidi. 

Observatio 1. Icones et variae auctorum observationes de 
Gorgonüs caute admodum in systematis usum vocentur. Notae cha- 
racteristicae saepe neglectae sunt. ‘Multum etiam operis superest 
in observandis singulis animalibus vivis, quo peracto labore alius 
forsan et melior ordo specierum emerget. Obiter obseryata et im- 
perfectius delineata animalcula errores augebunt. Nova systemata 
sine animalculorum nova observatione po&sin, non scientiam au- 
gent. 

Observatio 2. Nonne Polythalamia, quae Mollio praeeunte 
vocamus et ad Nautilos Cephalopodum adducimus, nec non Celle- 
porina, ex aliqua parte particulae calcareae fusiformes aut sub- 
globosae et stratis concentricis ita ortae sunt, sicut Os sepiae formari 
videmus? Zoliginis os eodem fere errore Linn&eum olim pro Pinna 
et Sebam pro Pennatula habuisse notum est, et multorum Antho- 
zoorum ei Echinodermatum carnes figuratis particulis calcareis sca- 


tent. Vera Cephalopoda microscopica sane multa dantur. 


der Corallenthiere des rotlhen Meeres. 371 


Tribus VII. PHYTOCORALLIA OLIGACTINIA. 


Corporis radiis numero variabilibus nec aetate aequaliter auctis (Ovipara et gemmipara, 
gemmis non deciduis, ore nunquam dividuo). 


Familia XVII. ALLOPORINA, Ander - Corallen. 


Axi nullo, calce secreta Ocellinorum more rigida atque fixa. 


1. A. Oculina. 

Bipollicaris, 34" lata, ramosa, compressa, subflabellata, glabra, 
ramis dichotomis, 14-2” crassis, obtusis, stellulis raris, sparsis, 
vix prominulis, distinete 5 - 9radiatis, saepius radiis 7. 

In Museo regio Berolini specimen repositum est. 

Habitus Oculinae gemmascentis et roseae, minus crispus. In Oe. 
gemmascente 9 - 20 radios aequales numeravi, in rosea 9-15. Re- 
liquae Oculinae vadiis alternis latioribus ab his differunt. An hae 
duae cum Alloporina consociandae sunt? Saepe 11 radios offerunt, 
ideoque ad Dodecactinia pertinere possent. Animalcula obser- 
vanda sunt. 

Forsan haec tota Tribus, Familia et Genus, quae in unica 
variabili forma nituntur, cuius specimen mortuum siccumque exa- 
minavi, in posterum reiicienda sunt, verum equidem statuenda esse 
putavi, ut observatores ingenui in irregulares tales formas, quales 
mihi nullae praeterea obviam factae sunt, studiosius inquirant, ne- 
que negligant eas tanquam fortuitas et aliorum monstra. Id vero 
eo magis non omittendum esse censui, quo distinetius Zydrinorum 


familiam in eodem fere charactere bene valere reperi. 


Als Resultat der gegebenen systematischen Mitiheilungen, welche nur 
den nächsten Zweck haben, die von mir beobachteten Formen mit möglichst 
richtigen Namen zu belegen und übersichtlich zu machen, daher auch mehr 
kurze Beschreibungen als Diagnosen enthalten, stelle ich schliefslich folgen- 


des zusammen: 
Aaa2 


312 Enrenserg: Beiträge zur Kenntnifs 


Der gelehrte englische Theolog und Reisende im Orient Thomas 
Shaw beobachtete und beschrieb im Jahre 1720 24 verschiedene Corallen- 
formen des rothen Meeres. Der eifrige, treu und geistvoll beobachtende, 
aber oft unrichtig mitgetheilte und unter seinem Verdienst beurtheilte dä- 
nische gelehrte Reisende Peter Forskäl, welcher ein Opfer seiner Wis- 
senschaftsliebe wurde, aber eine Zierde der dänischen Nation bleibt, beob- 
achtete im Jahre 1762 fast doppelt soviel, nämlich 38 verschiedene Coral- 
lenthiere des rothen Meeres. Im Jahre 1800 wurden bei Napoleon’s Feld- 
zuge in Ägypten von den französischen Gelehrten im Ganzen, wie es scheint, 
nur 26 verschiedene Formen der eigentlichen Corallenthiere desselben Mee- 
res beobachtet, indem gerade soviel von dem bewundernswürdig fleifsigen, 
geistreich und genau beobachtenden Cesar Savigny in dem grofsen Kupfer- 
werke, welches den Titel führt Deseription de ÜJF.gypte, abgebildet worden 
sind, die er aber nicht alle selbst lebend beobachtet zu haben scheint. 

Als ich in den Jahren 1823 und 25 mit meinem unterlegenen Freunde 
Hemprich die Küsten und Inseln des rothen Meeres untersuchte, beob- 
achteten wir 109 verschiedene lebende Arten dieser Thiergruppe, von de- 
nen ich eine grofse Anzahl zergliedert und im Detail nach dem Leben selbst 
gezeichnet habe, die wir auch fast sämtlich dem hiesigen Königlichen Zoo- 
logischen Museum glücklich zugeführt haben. 

Im Jahre 1826 sammelte ebenda der Frankfurther Kaufmann und eif- 
rige Reisende Eduard Rüppell einige, jedoch nur 3 Formen dieser Thiere, 
welche Herr Professor Leuckart beschrieben hat. 

Ich habe mich bemüht, sämtliche Beobachtungen genau zu verglei- 
chen, und gefunden, dafs die verschiedenen Beobachter, bei weitem der 
Mehrzahl nach, dieselben Formen ihrer Vorgänger, aber immer einige den 
späteren nicht wieder vorgekommene aufgefunden haben. Die ansehnlich 
überwiegende Zahl der von uns beobachteten Formen dürfte dadurch ein 
besonderes wissenschaftliches Interesse erhalten, als sie eben nicht eine Zu- 
sammenstellung zweifelhafter, schwer zu vergleichender Nachrichten ver- 
schiedener Beobachter ist, sondern von einer und derselben Expedition die 
mit Exemplaren der Naturkörper selbst beglaubigten, im rothen Meere vor- 
kommenden und nachgeprüften Formenreihen darlegt. 

Ich begnüge mich damit, aus der beigefügten Tabelle folgende Re- 
sultate hervorzuheben: 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 873 


1) Mehr als -— oder fast 4 aller sicher unterschiedenen lebenden Co- 
rallenthiere sind von uns im rothen Meere beobachtet worden. 

2) Die Corallenthiere des rothen Meeres lassen sich in 44 Gattungen 
(Generibus) unterbringen, mithin finden sich im rothen Meere etwas mehr 
als die Hälfte oder fast 2- aller bekannten lebenden Gattungen; etwa gerade 
die Hälfte sämtlicher, mit Einschlufs der Fossilien, sind daselbst lebend 
beobachtet worden. 

3) Gattungen, welche bisher nur 1 Species im rothen Meere zeigten, 


sind 23, nämlich: 


1. Metridium. 9. Fungia. 17. Oculina. 

2. Megalactis. 10. Halıglossa. 18. Anthophyllum. 
3. Cribrina. 11. Turbinalia? 19. Pavonia. 

4. Thalassianthus? 12. Tubipora. 20. Mopsea. 

5. Adctinodendron. 13. Haleyonium. 21. Prymnoa? 

6b. Epicladia. 14. Sertwlaria? 22. Muricea? 

7. Heterodactyla. 15. Stephanocora. 23. Plexaura? 

8. Zoanthus. 16. Strombodes. 


Gattungen, welche 2 Arten lieferten, fanden sich 7, nämlich: 


1. Hughea. 4. Ammothea, 6. Maeandra. 
2. Mammullifera. 5. Nephthya. 7. Manicina. 
3. Palyıhoa. 


Gattungen mit 3 Arten fanden sich 6, nämlich: 


1. Xenia. 3. Sympodium. 5. Caryophyllia. 
2. Anthelia. 4. Explanaria. 6. Millepora. 


Gattungen von 4 Arten fanden sich bisher 3: 
1. Favia. 2. Seriatopora. 3. Pocillopora. 
Gattungen von 5 bis 17 Arten zeigte das rothe Meer bisher 5, nämlich: 
von 5 Arten 1 Zobularia ; 
von 7 Arten 1 Heteropora ; 
von 8 Arten 1 JSstraea; 


von 16 Arten 1 Zetimia; 
von 17 Arten 1 Madrepora. 


[4>) 
> 


Enurenseng: Beiträge zur Kenntnifs 


4) Sämtliche Familien der Corallenthiere verhalten sich rücksichtlich 
ihrer Formenzahl im rothen Meere wie folgt: 


Actinina fanden sich 23 Arten. 


Zoanthina » a 
Fungina » » 5; 
Xenina » > 
Tubiporina » » » 


Haleyonina_ » A | 
Pennatulina » » 
Hydrina » » 
Tubularina » » 
Sertularina  » » 
Ocellina » » 
Daedalina  » » 20 


MO 00c0u m 90 


Dladreporina » DE: 
Milleporina  » » 11 » 
Isıdea » » 1» 
Gorgonina  » » 3?» 


Alloporina  » » 0» 


120 Arten. 


Es fehlen mithin 4 Familien der bekannten Corallenthiere gänzlich; 
dagegen sind aus 13 Familien mehr oder weniger Repräsentanten anwesend. 
Die an den antillischen Küsten so häufigen Gorgoninen fehlen fast ganz 
im rothen Meere. Die so eigenthümlichen Pennatulinen des Mittelmeeres 
und Nordmeeres fehlen dem rothen Meere, wie es scheint, gänzlich, und 
von den Isideen hat es nur eine Zwergform. Ebenso ist es auffallend, dafs 
die in der Nordsee und im Mittelmeer sehr zahlreichen Hydrinen und Tu- 
bularinen dem rothen Meere ganz zu fehlen scheinen oder doch sehr kärg- 
lich zugetheilt sind. Auch die im Norden und Mittelmeere kräftig entwik- 
kelte Gruppe der Ocellinen tritt im rothen Meere sehr zurück. 

5) Eigenthümliche Gattungen mir bis jetzt sicher bekannter lebender 
Corallen enthält das rothe Meer diesen Untersuchungen zufolge 8, nämlich 
die Gattungen: 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 375 


Megalactıs. 
Thalassianthus? 
Epicladia. 
Heterodactyla. 
Anthelua. 
Ammothea. 
Stephanocora. 
Strombodes. 


6) Aufser den eigenthümlichen Gattungen enthält das rothe Meer 
noch alle bekannte Arten der 3 Gattungen Metridium, Xenia und Halcyo- 
num. 

7) Eigenthümliche, bisher noch nirgends weiter beobachtete Arten 
enthält das rothe Meer nach meiner Beurtheilung 88. 

S) Das rothe Meer enthält von sämtlichen bekannten lebenden For- 


men der 
Actininen....... 


++ 


Zoanthinen ..... 


ke sofa aufm 


| 
I 


Funginen ....... 
Xeninen........ 
Tubiporinen .... 
Halcyoninen .... 
Pennatulinen..... 
Hydrinen .....2. 
Tubularinen..... 
Sertularinen .... 
Öcellinen ...... 
Daedalinen ..... 


»umoaedäe © © ou lm + + 


Madreporinen ... 
Milleporinen..... 


le iv 


Tsideen er, 


| 
Oo 


Gorgoninen.....? 
© 


oO 


Alloporinen.. 


9) Besonderes wissenschaftliches Interesse erregt die Form der bis- 
her nur fossil gekannten Gattung Strombodes, welche den Schlüssel zur Ein- 


376 Enrengerg: Beiträge zur Kenntnifs 


sicht in die Bildung der sonderbaren Cyathophyllen abgiebt und deren bis- 
herige Ansicht umkehrt, indem es durch sie deutlich wird, dafs der innere 
mittlere Stern der gleichsam eingeschachtelten Formen nicht ein junger, son- 
dern der älteste oder Mutterstern ist, welcher oft von breiten, gestrahlten 
und gemmentreibenden Mantelfalten umgeben wird. 

Ferner ist die fossile Gattung Z’urbinalia wahrscheinlich nicht lebend 
im rothen Meere, sondern die von Savigny abgebildete Form dürfte wohl 
festsitzend, und somit eine Species der Gattung Manicina, vielleicht sogar 
einerlei mit Manicina Hemprichü sein. 

10) Das rothe Meer und das ihm so nahe liegende Mittelmeer der 
libyschen Küste haben nur 2 Formen der 120 Corallenthiere mit einiger 
Wahrscheinlichkeit gemein: Zetinia Tapetum und 4. Mesembryanthemum. 


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ZOOCORALLIA, Thier-Corallen. 
Ganz weiche, oder nur auf der Oberhaut, oder nur innen Festes Ana 
ablagernde, lösbare, freie Corallen. ‚des roihen Mecron 


Fossile 
Gat- 


nelber Iebende 
wagrpröfte. beobachtete. sämtliche. LUNGEN, 
u 
_ 16 29 
_ 1 1 
_ 1 1 
4% _ 12 
Familia I. ACTININA, Anemonen-Corallen ..... —, 1 10 
$ —_ 1 3 
R _— 0 ga 
£ — fi 1 
{ 2: 
Feel = 2 8 
= 1 _ 2 
325 I — 
2 = ‚5 \Familia I. ZOANTHINA, Zeder-Corallen ...... 
S 3 _ 2 3 
53 les nn 
. ö nr — = i 3 
| _ 1 5 
_ _ 3 
Familia III. FUNGINA, Pilz-Corallen.......... — — _ 
1? _ 42 
} 
; _ 3 3 
Familia IV. XENINA, Straufs-Corallen «2.2.4... 2 3 3 
Er fi 
f Familia V. TUBIPORINA, Pfeifen-Corallen..... i- 1 3 
7 = 1 fi 
u 3 _ 5 12 
5s 1 0 _ 2 2 
57% |Familia VI. HALCYONINA, Schwamm -Corallen E 7 
ER = 2 
2 E & - 3 8 
S _ _ 1 
55 |Familia VI. PENNATULINA, Feder-Corallen. (— — A 
a8 a) Harısceprna, See- Stäbe aueeeseccnene» = = N 
= 2 1 
=. f 
— 2 
’ £) Harırrensa, See- Pedern. | — er 3 
r 2 Eye Te: 
5 & (Familia VII. HYDRINA, Hyder-Corallen ...... [ Ber 
&2 Berge 
el ee 
ca 
23: Familia IX. TUBULARINA, Röhren-Corallen.. | = 
B = on 
2: a‘ 
S& (FamiliaX. SERTULARINA, Wedel-Corallen..{ 1? — A 
no 
u" 5 49 151 


Gattungen 
‚(Genera). 


1. Actinia. 
2. Metridium. 
3. Megalactis. 


4. Thalassianthus. 


5. Cribrina. 
6. Actinodendron. 
7. Epieladia. 
8. Heterodactyla. 
9. Lucernaria. 
10. Hughea. 
11. Zoanthus, 
12. Mammillifera. 
13. Palyıhoa, 
‚Siphonia. 
Be /7 7; 
14. Fungia. 
15. Halıglossa, 
16. Polyphyllia, 
17. Cyclolithas. 
18. Turbinalia. 
19. Trochopsis. 
Diploctenium, 
20. Xenia. 
21. Anthelia, 
22. Rhisoxenia. 
23. Tubipora. 
24. Haleyonium. 
25. Lobularia. 
26. Jmmothea. 
27. Nephthya. 
28. Sympodium. 
20, Cliona. 
30. Feretillum. 
31. Pavonaria. 
32. Umbellularia. 
33. Scirpearia. 
34. Renilla, 
35. Firgularia. 
36. Pennatula, 
37. Hydra. 
38. Coryna. 
39. Syncoryna. 
40. Tubularia. 
At. Eudendrium. 
42. Pennaria, 
43. Sertularia, 


us IV. 


E 
Fi 
E] 
& 


Tribus VI 


Tribus VII. 


Ordo II. 
PHYTOCORALLIA, Pflanzen -Corallen. 


Unten mach aufsen Festes ablagernde, festsitzende, unfreie Corallen. au 
des roihen Merren Fossile 
a Gattungen 
ungeprüfte. besbschtete. sämiliche. lungen. (Genera). j 
wen N — he nn m 
_ _ 2 — 44. Desmophyllum. 
u 3 — 45. Cyathina. 
_ 1 1 ! 46. Stephanocora. 
= —_ 3 ! 47. Monomyces. 
= 1 9:48. Oculina. | 
ee 41 49. Turbinaria. | 
N 3 
Familia XI. OCELLINA, Augen-Corallen.u..... B N er Be 
Pre —7ze ! 52. Columnaria. 
un = 4 1! 53. Strombodes. 
& £ = 00-00-1154. Cyathophylium. 
&: = 0-1 55. Perorrhiza. 
en _ 1 4 !! 56. Anthophyllum. 
2: ee NRSEREIRE- ? 
3= Ay IabpeinihnCorallen (4 2m re Ä 
4 a) Asınasına, Stern-Corallen . . " = E Rn n ei EN 
S ee N rap 
_ 2 7 ! 62. Maeandra. 
_ 2 12 ! 63. Manieina. 
_ _ 1 — 64. Merulina, 
PR) Mazanonina, Furchen-Corallen........ _ 1 4 ! 65. Pavonia. 
= 2 1 66. Agaricia. 
= = 2 ! 67. Polyastra. 
=#_. ! 68. Montieularia. | 
ER _ vr 21 — 69. Heteropora. 
8 
2 2 (Fam. XII. MADREPORINA, ken = ER NaOLT N OSHEGT Range 
So: = _ _ ! TA. Catenipora. 
SS u ei N Pleurodietyum. 
3 Si = _ _ !! 72. Calamopora. 
a = 46 — 73. Seriatopora. 
Er Fam. XIV. MILLEPORINA, Treppen - Corallen | i 5 7 Das, ee { 
a _ 3 10 — 75. Pocillopora. 
_ _ 1 — 76. Corallium. 
& 3 ( Familia XV. ISIDEA, Zdel-Corallen une), 5 = IN Pau 
er - - 2 - m.Ism. 
6% = 38 — 80. Prymnoa. 
=: 1 °= 40  — Bi. Miuricea, 
SE = 0-23 — 82. Eunicen. 
2 Familia XVI. GORGONINA, Horn-Corallen ... 2 = ji En 
Sx — .—- 42 2 84. Gorgonia. 
E8 = 0.2 41 = 85. Pierogorgia. 
& < {Fanilia XVII. ALLOPORINA, Änder-Corallen {| - — 1 86. Allopora, 
2 Be aa ar 
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des rothen Meeres .... 120 


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der Corallenthiere des rothen Meeres. 3 


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BD. Doppelmündige Corallenthiere, BRYOZOA, 


Moosthiere, 


(mit einkammrigem, innen nicht strahligen Körperbaue, besonderem Mund und After, oft 


bewimperten wirbelnden Fangarmen. 


Da es noch zu sehr an Vorarbeiten für diese zweite Abtheilung der 


Corallenthiere fehlt, auch meine eignen im Verhältnifs zur ganzen Gruppe 


nur noch gering sind, so erlaube ich mir nur folgende Rubriken anzugeben, 


in welche, meiner Beurtheilung zufolge, nach Abzug der Tubularinen und 


Sertularinen, die vorhandenen Formen etwa zusammengestellt werden könn- 


ten, ohne einer künftigen Systematik allzusehr zu widersprechen und ihre 


Entwicklung zu erschweren. 


Ordo I. THALLOPODIA, freie Moosthiere (Keim-Corallen). 


(frei bewegliche oder anrankende Thiere). 


a) mollia, libere vagantia: 


Familia I. CRISTATELLINA, Aah- 
nenkamm- Polypen. 
Gen.: CristateLva?, ZOOBOTRYoR! 
5) membranaceo-tubulosa, (stolonibus) 
affıxa nec adnata: 
«) tentaculis simplieibus (copiosis): 
Familia II. HALCYONELLEA, Fe- 
derbusch - Polypen. 
Genera: HarcvonxeLLa et SErTU- 
LARINORUM reliquiae. 
2) tentaculis pinnatis (octonis): 
Fam. III. CORNULARINA, Hörn- 
chen - Polypen. 
G. Cornurarıa? et affınia. 
ce) rigida, tubulis cellulisque calcareis: 
«) cellulosa, gemmificationis ope fru- 
ticulosa aut libere foliacea: 


Familia IV. ESCHARINA, Meer- 
schaum - Polypen. 


G. Escuara? cum affinibus. 
Phys. Abhandl. 1832. 


2) cellulosa aut tubulosa, effusa, cru- 
stacea: 


FamiliaV. CELLEPORINA, Zellen- 
Polypen. 
G. Cerrerora, Frustea relig. 


y) tubulosa, lapidea, gemmificatione 
frutescentia aut figurata: 


Familia VI. AULOPORINA, Flöten- 
Polypen. 
G. AutororA? cum affınibus. 


Bbb 


378 EHRENBERG: beiträge zur Kenntnifs 


Ordo II. SCLEROPODIA, unfreie Moosthiere (Stamm-Corallen), 


(unfreie oder anwachsende Thiere). 


a) calcis excretione affıxa: b) cornea excrelione (axi corneo) affıxa: 
Familia VII? MYRIOZOINA, Punrkt- Familia VII. ANTIPATHINA, 
Polypen. schwarze Corallen - Polypen. 
G. Mrykıozoox ? et affınia. G. Anrırarnes” et affınia. 


Meine eigenen Beobachtungen der Moosthiere beschränken sich bis 
jetzt auf lebende Formen aus den Familien der Halcyonellen und der Cel- 
leporinen, daher macht dieser Anhang, welcher manchem Forscher doch 
willkommen sein dürfte, keinen Anspruch auf Festigkeit. In Rücksicht auf 
Bildung der Corallenbänke ist keine einzige der vielen dahin gehörigen For- 
men von Einflufs, obschon Myriozoon truncatum in dem südeuropäischen 
Meere dahin neigt. Viele der hieher gehörigen Formen sind allen Küsten- 
bewohnern täglich zur Hand, und es wird auch wohl ein wissenschaftlicher 
Geist in ihnen einst irgendwo erwachen, der sie zum tieferen Studium die- 
ser sie umgebenden reichen Natur anregt. 
sen Formen des rothen Meeres sind von Sa- 


5 
vigny mit grofsem Fleifse ihrer Aufserlichkeit nach studirt und gezeichnet. 


Viele der hierher gehöri 


Von einigen derselben habe ich lebende Thiere beobachtet. Die gröfste 
hierher gehörige Form des rothen Meeres ist die 5 bis 6 Fuls hohe und bis 
3” dicke Antipathes Isidis Plocamos N., welche die schwarze Coralle zum 
Schmuck der Orientalen liefert. Eine speciellere Aufzählung dieser Formen 
verschiebe ich auf eine andere Zeit. (Einige vorläufige speciellere Nachrich- 
ten gab ich im Jahre 1831 in den Symbolis physicis, Evertebrata 1, auctori- 
bus Hemprich et E. über Zoobotryon und Haleyonellen. 

Die Corallinen, Thethyen und Schwämme sind vom Thierreich voll- 
ständig auszuschliefsen und verhalten sich, auch meinen Untersuchungen zu- 
folge, nur wie Pflanzen, worüber ich später noch zahlreiche umständlichere 


Mittheilungen machen kann. 


379 


der Corallenthiere des rothen Meeres. 


Verzeichnifs 


sämtlicher Gattungsnamen der einmündigen Corallenthiere zur Erleichterung 
der Auflindung ihrer Stelle. 


(Die Zahl bezeichnet die fortlaufende Gattungszahl, wohin die Namen bezogen worden oder werden 
mögen. Die fehlenden Namen gehören meist den Bryozoen an, die ungesperrt gedruckten 


sind überflüssig oder zweifelhaft, oder ebenfalls Zryozoa). 


Acervularia 54. 
Acropora 69. 70. 
Actinantha 20. 22. 
Actinecta 1. 
Actineria 1. 
Actinia 1. 


Actinocereus 1. 


Actinodendron 6b. 


Actinoloba 1. 
Actinorrhyza 11. 
Adeona? 74. 
Agaricia 66. 
Aglaophenia 42. 
Alcyonium 24. 
Allopora 56. 
Alveolites 72. 

« Alveopora 70. 
Ammothea 26. 
Anactis 9, not. 
Anemonia 1. 
Antennularia 3. 
Anthelia 21. 


Anthophyllum 56. 


Antipathes Br.? 
Apsendesia 62? 
Astraea 60. 
Astreoides 59. 
Astreopora 69. 
Astroides 51. 
Astroites 50. 
Branchastraea 48. 
Briareum 25. 


Calamites 54. 


Calamopora 72. 
Caryophyllia 58. 
Catenipora 71. 
Cavolinia 12. 

Cereus 1. 
Cladocora 51. 
Cliona 29. 
Cnemidium 13. 
Columnaria 52. 
Corallium 76. 
Corticifera 13. 
Coryna 3S. 
Coscinopora 71. 
Cribrina 5. 
Cyathina 45. 
Cyathophyllum 54. 
Cyelolites 17. 
Cyclolithas 17. 
Cydoniurm 25. 
Cymodocea 3. 
Cymosaria 79. 
Defrancia 18? 
Dendrophyllia AS. 
Dentipora 48. 
Desmophyllum 44. 
Dietyophyllia 60. 
Diploctenium 19. 
Discosorna 1. 
Echinastraea 70. 
Echinopora 70. 
Epicladia 7. 
Epicystis 7. 
Eudendrium 41. 


Eumenides 1. 
Eunicea S2. 
Eunomia Br. 
EuropalaS. 
Explanaria 50. 
Fascicularia 57. 
Faviu 59. 
Favosites 61. 
Fungia 14. 
Funiculina 31. 33. 
Gala.xea 57. 
Gemmipora 49 
Goniopora 60. 
Gorgonia 84. 
Halcyonium 24. 
Haliglossa 15. 
Heliopora 74. 
HeterodactylaS. 
Heteropora 69. 
Hormnopneusis 9. 
Hughea 10. 
Hydra 37. 

Isaura i0. 

Isis 79. 

Lecythia /B. 
Lithodendron 4. 
Lobophyllia 50. 
Lobularia 25. 
Loliginea 6. 
Lucernaria 9. 
Lymnorea 13. 
Madrepora 69. 70. 
Maeandra 62. 


Maeandrina 62. 
Manmmillifera 12. 
Marnmillopora 13 app. 
Manicina 63. 
Matrepora 48. 
Megalactis 3. 
Melitaea 77. 
Merulina 6A. 
Microsolena 70. 
Millepora 74. 
Minyas 1. 
Monomyces AT. 
Monticularia 68. 
Montipora 70. 
Montlibaldia 12. 
Montlivaltia 17. AT. 
Mopsea TS. 
Moschata 1. 
Muricea S1. 
Mussa 44. 
Mycedium 66. 
Mycetanthus A7. 
Myriapora T4. 
Myriozoon 74. 
Nephthya 27. 
Neptaea 27. 
Nullipora 75. 
Oculina 48. 
Pulmipora 70. 
Palythoa 13. 
Pavonaria 31. 
Pavonia 65. 
Pectinia 63. 


Bbb2 


380 


Pelagia 15? 
Pennaria 2. 


Pennatula 36. 


Pleurodictyum T1. 


Plexaura S3. 


Plumulaeria 13. 


Pocillopora 75. 


Podasteria fi. 


Polyastra 67. 


Polyphyllia 16. 


Polypus 37. 
Polytrema 75. Br. 
Porites 70. 
Priapus 1. 


Prymnoa S0. 


Eunenseng: Beiträge zur 


Pterogorgia 55. 
Pterorrhiza 55. 
Pulmonellum 29. 
Renilla 31. 
Rhizoxenia 22. 
Sarcinula 56. 57. 
Sarcophinanthus S. 
Scirpearia 33. 
Scyphistoma 37. 
Serialaria 43. 
Seriatopora 73. 
Sertularia 43. 
Sideropora 70. 
Siphonia 13. 


Kenntnifs der Corallenthiere u. s.w. 


Sr 
. 


Stephanocora 46. 
Stipula 39. 
Stromatopora 70? 
Strombodes 53. 
Stylina 57. 
Stylophora 70. 
Stylopora 70. 
Sympodium 28. 
Syncoryna 39. 
Syringopora Br. 


Thalassianthus {. 


Thamnastraea 70° 
Tridacophyllia 66. 
Trochopsis 19. 


Truncularia 74. 
Tubipora 23. 
Tubularia !0. 
Turbinalia 18. 
Turbinaria 49. 
Turbinolia 18. 
Turbinolopsis 19. 
Umbellularia 32. 
Undaria 65. 
Feretillum 30. 
Firgularia 35. 
Xenia 20. 
Zoantha 11. 
Zoanthus 11. 


Über 
die Natur und Bildung der Corallenbanke 
des rothen Meeres 


und 
über einen neuen Fortschritt in der Kenntnifs der 


Organisation im kleinsten Raume durch V erbesserung 


des Mikroskops von Pistor und Schiek. 


1 “Von 
H”"- EHRENBERG. 


AARAU VUN 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 22. März 1832, revidirt und gedruckt 
im Februar 1834.] 


I. Vom Total-Eindrucke des Lebens der Corallenbänke und den 


Verwandlungen der Corallenthiere. 


D. Corallenthiere, von denen die bekannte als Schmuck dienende ro- 
the edle Coralle nur Eine Form, und der unbedeutendste Theil ist, sind 
nicht blofs für Naturbeschreibung und Naturgeschichte im engeren Sinne 
merkwürdig, sie gehören zu den zahlreichsten, auffallendsten, unbekann- 
testen und am einflufsreichsten erscheinenden Formen des organischen Le- 
bens. Mit Schaalthieren zusammengeschichtet bilden die durch sie erzeug- 
ten Kalkmassen bald hohe Gebirge, bald den Boden weit ausgedehnter Land- 
strecken, und ihre fossilen Überreste dienen dem aufmerksamen Geognosten 
als Anzeigen für Veränderungen und Bildungs-Epochen der verschiedenen 
Theile der Erdrinde. Aber nur in ihrer Auflösung, todt und fragmentarisch 
sind diese Spuren der Corallenthiere, deren Einflufs man in der Oryctogno- 
sie bewundert und zu wichtigen Resultaten benutzt. Weit angenehmer über- 
raschend ist die Erscheinung ihrer Formen dem Reisenden, welcher die Kü- 
sten des Südmeeres berührt und dieselben in ihren Wohnsitzen lebendig, 


382 Enurenserc über die Natur und Bildung 


und ebenfalls in einer über Alles herrschenden Verbreitung erblickt. Dort 
wetteifern die blumenförmigen Thiere der pflanzenartigen Corallenstöcke 
mit den prächtigsten Farben unserer schönsten Blumen, und hinderte nicht 
der Lichtreflex des Wassers die Übersicht einer gröfsern Fläche unterhalb 
des Meeresspiegels, so würde die Masse des Schönfarbigen, Lebendigen, 
blumenartig Geformten, welches den flachen Meeresboden bekleidet, ganz 
das Bild geben, das uns an unsern Wiesen und Fluren zu ihrer Blüthezeit 
erfreut, ja es würde den, welcher die asiatischen Kirgisensteppen sah, an 
die Tulpenflor erinnern, die, in unabsehbarer Weite sich erstreckend, un- 
ter den günstigen Umständen ein zaubervolles und feenhaftes Gegenstück 
unserer lieblichen kleinen Gärten bildet. 

Ob nun aber gleich eine solche Übersicht über die Wiesen der Thier- 
pflanzen, welche man gewöhnlich Corallenbänke nennt, nicht in dem Grade 
zu erlangen ist, wie wir es an den Gärten und Wiesen der Luftpflanzen bis 
in weite Ferne hin erreichen, so werden doch auch solche Reisende, welche 
nicht gerade als Naturforscher sich speciell an dem Baue und den Gesetzen 
der Formen der organischen Wesen und deren belehrender Zusammenstel- 
lung und Vergleichung erfreuen, durch den Reichthum des Formenwechsels 
und durch die bald metallisch glänzenden, bald zarten und lieblichen Far- 
ben dieser lebendigen Blumen überrascht und begeistert. Wie die Bilder 
des Kaleidoscops gehen vor dem Auge des am seichten Meeresufer hingehen- 
den, oder auf seinem Schiffe über das Corallenriff bei eintretender Wind- 
stille langsam hingleitenden Bewohners des Festlandes diese Bevölkerungen 
ihm ganz neuer Fluren vorüber. Er sieht Sträucher und Bäumchen auf und 
um scheinbar abgerundete Felsblöcke versammelt, welche selbst in blen- 
dende metallische Farben gehüllt einen andern Character, als den der Fels- 
masse verrathen. 

Glücklicher und genufsreicher als der Wandrer an der Küste, wo die 
ungleiche Meereshöhe nur krüppelhafte Producte dieser Art kümmerlich ge- 
deihen Jälst, erkennt der auf nicht allzugrofsem Fahrzeug Schiffende wäh- 
rend der Windstille diese Bürger eines neuen, ihm unbekannten Reiches 
auf den üppigen Corallenbänken des tieferen Meeres. Tausendfach ange- 
regt und brennend vor Wifsbegierde steigt er endlich in die Schaluppe und 
bemüht sich, an einer seichten Stelle sich einiger der schönsten dieser For- 
men zu bemeistern, um sie näher zu betrachten. Das ihm behülfliche Schiffs- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s.w. 383 


volk oder er selbst steigt aus in das Wasser, aber mit ihrem Auftreten auf 
den Corallenboden verschwindet allmälig um sie her ali die schöne Farben- 
pracht, welche diesen Boden so eben schmückte. Der strauchartige, blen- 
dend rosenrothe Gegenstand, welcher die Aufmerksamkeit und Phantasie 
des Reisenden so eben am lebhaftesten erregte, wird als ein brauner un- 
scheinbarer Körper in die Höhe gebracht und es findet sich, dafs das kurz 
vorher für das Auge so liebliche, weiche, bunte Gebilde ein harter, rauher, 
mit braunem dünnen Schleim überzogener Kalktuff ist. Man glaubt, sich 
geirrt zu haben und wiederholt die Bemühungen und Versuche mit gleichem 
Erfolge, bis man sich überzeugt, dafs hier eine Verwandlung statt finde, die 
der Reisende je nach seiner Geistesbildung für Wunder und Zauberei oder 
für merkwürdige, eines mühevollen und sorgfältigen Nachforschens werthe 
Naturerscheinung hält. 

Immer weiter noch ergötzt sich nun der forschende Reisende im Süd- 
meere an dieser Zauberwelt. Einer grofsen purpurfarbenen Päonien -Blume 
ähnlich sieht er hier im Corallenriffe ein herrliches, lebendiges, mit zahl- 
reichen farbigen Fäden und Frangen besetztes, brennendrothes oder auch 
lieblich smaragdgrünes Wesen. Ein Schritt in seine Nähe macht, dafs es 
verschwindet und in eine fleischige, unförmliche graue Masse verwandelt 
wird und zusammenschrumpft. Es war eine See-Anemone, deren einige 
2 Schuh im Durchmesser führen und plötzlich sich auf einen Raum von 
4 Schuh bis 3 Zoll zusammenziehen. 

Wie die Colibri’s der amerikanischen Erdhälfte um die Blumen der 
tropischen Pflanzen spielen, so spielen kleine, prachtvoll mit Gold, Silber, 
Purpur und Azur gefärbte, kaum einige Zoll an Gröfse gleichende und nie 
gröfser werdende Fische um die blumenartigen Corallenthiere, an denen 
schönfarbige, schaalenlose, wundersam gestaltete Schnecken (Aeolidien) die 
blumenblattartigen Fangarme ebenso, wie die Raupen und Gartenschnecken 
an den Pflanzen, die Blumenblätter abnagen. Ganz besonders überraschend 
pflegen noch Formen zu sein, welche den Blätterpilzen so vollkommen 
gleichen, dafs sie jedes Reisenden Aufmerksamkeit sogleich ganz in Anspruch 
nehmen. Sie liegen nebst langstachlichen Seeigeln, klaffenden, buntfarbi- 
gen Riesenmuscheln, gewimperten Porzellanschnecken u. s. w. im Sande 
zwischen den Corallenstöcken und sind im Wasser von brauner oder auch 
von brennend rother Farbe mit schön grüner Mittelscheibe, welche zuweilen 


354 Enurensene über die Natur und Bildung 


einen rothen Ring, zuweilen auch radienartige braune Streifen hat. Wer- 
den sie berührt, so verschwindet ihre helle Farbe, und an die Luft gebracht 
erscheinen sie wie hart versteinerte Blätterpilze, ohne Spur von Leben, nur 
mit einem sehr dünnen, mit dem Messer kaum abzuschabenden, Schleim- 
überzuge von bräunlicher Farbe, in dem nur der sehr aufmerksame Beob- 
achter das eigentliche weiche Thier erkennt, welches den so grofsen, zu- 
weilen bis 1 Fufs im Durchmesser führenden pilzartigen Stein in sich bildet. 

Diese wunderbaren Verwandlungen sind längst bekannte und in den 
Annalen der Menschengeschichte schon früh angemerkte Thatsachen. Die 
alten Griechen, denen fast nur die edle rothe Coralle des südlichen Mittel- 
meeres bekannt und geschätzt war, nannten diese von ihnen für Pflanzen 
gehaltenen weichen und lieblichen, bei roher Berührung sich in Stein ver- 
wandeluden Körper: Jungfrauen des Meeres, Kun oder Kovgn @Acs, Wor- 
aus, wie Sprachforscher (Heinsius ad. Metam. IV, 749.) schon bemerkt 
haben, die späteren bereits in früher Zeit das Wort Curalia und Corallia 
bildeten. Dafs diese so augenscheinlichen wundersamen Verwandlungen von 
Ovid, dem lateinischen Dichter der Verwandlungen, nicht würden über- 
gangen sein, ist leicht zu glauben, und seine Verse: 


Sic et Curalium, quo primum contigit auras 
Tempore dureseit: mollis fuit herba sub undis — 


Wie das Curalium auch, sobald es die Lüfte berühret, 
Plötzlich erhärtet: es war ein weiches Kraut doch im Meere — 


geben den Beleg dazu. Ausführlicher beschreibt Plinius später (L. XIII, c. 25. 
und XXXII, e.2.) diese Verwandlungen und leitet das Wort Curalia vom 
griechischen Worte Keug«, das Abschneiden, her, weil sie unterm Wasser 
abgeschnitten würden ; jedoch ist weder dieses richtig, noch jenes wahrschein- 
lich. Er giebt Alexanders Soldaten und König Juba II. als Gewährsmänner 
für das plötzliche Erhärten der Corallen an. Nach Solin’s Angabe nannte 
Metrodorus die Corallen nach dem 109 (nach Plinius (VII, 48.) 108, nach 
Cicero (de senectute c.5.) 107) Jahr alt gewordenen Redner Gorgias in 
Thessalien (nach Plinius in Sieilien) Gorgien, gleichsam als ob sie vor Al- 
ter endlich versteinerten, wofür man später wohl durch Verwechselung das 
bekanntere Wort Gorgonia setzte, welches bei Linn& und den neueren 


Schriftstellern die Horncorallen bezeichnet, obwohl die Gorgonen umge- 


{e) 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s.w. 385 


kehrt durch ihren Anblick Versteinerung erregten und Plinius nur die rothe 
Stein-Coralle als Edelstein Gorgonia nennt (L.XXXVI, c.10.). Ovid er- 
zählt (Met. IV, 749.), dafs Perseus das Haupt der getödteten Gorgo auf See- 
pflanzen gelegt habe, die daher sogleich versteinert seien und die nun immer 
versteinerten, sobald sie an die Luft kämen. Vielleicht ist also Ovid’s poe- 
tische Einkleidung die Ursache des Namens Gorgonia für Curalia bei den 
Spätern geworden, denn er selbst nennt jenen Namen nicht. Dioscorides 
führt zur Zeit von Christi Geburt die Corallen (KegarAıev) unter den Pflan- 
zen auf und setzt dazu: die Corallen sind, wie jedermann weils, Seepflanzen, 
die man auch steinerne Bäume (Zithodendra) nennt. Vor Dioscorides 
erwähnt ihrer aber schon Orpheus, vielleicht, wenn nicht die Schrift einem 
neuern Orpheus angehört, 1200 Jahre vor Christo, als besonderer Steinar- 
ten, unter den Mineralien und rühmt die Wirkung des Kougaricıo gegen Scor- 
pionstich und Schlangenbifs. Ebenso berichtet Theophrast, Schüler des 
Aristoteles, 260 Jahre vor Christo, in seiner Mineralogie: ‚, Auch das Cura- 
lium (Kevgarıcv) ist wie ein Stein, roth von Farbe und angewachsen (Fegipegss, 
wohl egipvss?) wie eine Wurzel.” In der Thiergeschichte des Aristoteles 
findet sich der Name nicht. 

Die früheste Angabe eines Augenzeugen über das plötzliche Erhärten 
der weichen Corallen (denn alle noch früheren Angaben tragen, da sie im- 
mer von dem (unmöglichen) Abschneiden der Corallen sprechen, den Cha- 
racter unverbürgter Gerüchte) habe ich doch erst in Monconnys's Reise 
vom Jahre 1630 gefunden, und sie bezieht sich ebenfalls auf das rothe Meer, 
dessen Corallenreichthum schon Strabo und Plinius kannten. Monconnys’s 
Worte sind, wie es mir scheint, von Späteren, ohne die Quelle zu nennen, 
oft abgeschrieben worden, obwohl immer mit Veränderungen und Zusätzen, 
weil man das Wunderbare mehr als das Wahre liebte. Dieser französische 
Reisende erzählt nach der deutschen Übersetzung seiner Reisebeschreibung 
pag. 256. folgendes: 

„Nach der Mahlzeit fischten wir die Art von oben beschriebenen 
„‚versteinerten Pfifferlingen, Muscheln und allerhand Bäumchen in dem ro- 
„then Meere, die man da an langen Orten in Menge findet, weil das Meer 
„daselbst so seichte ist, dafs man, als wie in einem Brunnen, alles was auf 
„‚dem Grunde liegt, ganz deutlich sehen kann, und ist der Grund mit un- 
„zähligen solchen Kräutern und dergleichen von allerhand Farben angefüllt, 

Phys. dbhandl, 1832. Ccc 


386 Enurengere über die Natur und Bildung 


‚„„die aber von Ferne wie Purpur scheinen, wessertwegen ich auch erachte, 
„dafs das Meer den Namen des rothen Meeres bekommen habe” (1). 

„Ich war so curieux und stieg selber hinab auf eine Meile Weges weit 
„an dem Strande und hatte ein paar Stunden lang das Vergnügen, eine 
‚‚grofse Menge von solchen Bäumchen, Schwämmen und Muscheln zusam- 
„menzulesen. Die Schwämme sind hart und an den Sand angewachsen, 
„mit den Füfsen habe keine fühlen können, so sehr ich mich auch bemü- 
‚„‚hete, und die man auflischete, sind roth und hart, damit sie aber weils 
‚„‚werden, legt man sie ans Ufer, da sie von den Wellen abgespült und von 
‚„‚der Sonne getrocknet werden und sich also bleichen. Wenn diese Bäum- 
‚chen noch unvollkommen, oder noch nicht reif sind, so gleichen einige 
„den feuchten Schwämmen, welche an den alten Bäumen wachsen, etliche 
„aber den gekörnten Füfsen einer Meerspinne, sind weich und so voll Was- 
‚„‚ser, dafs man sie wie einen feuchten Schwamm ausdrücken kann. Und 
„‚da haben sie allerhand Farben: blau, violet, grau, braun, grün, weifs, 
‚welches wunderartig anzusehen” (?). So weit Monconnys. Liest man 
die Worte dieses Beobachters wiederholt aufmerksam durch, so ergiebt sich 
aber fast auch zur Gewifsheit, dafs er nur harte Corallen selbst beobachtet 
hat, dagegen die Nachricht vom anfänglich weichen Zustande dieser Körper 
aus den Erzählungen der ihn begleitenden Araber aufgenommen hat. 

Die erste sichere eigene Beobachtung von weichen Corallen findet 
sich, meines Wissens, in der Reisebeschreibung des nachmaligen Präsidenten 
der Royal society in London, Hans Sloane, welcher zu Ende des 17“ Jahr- 


(') Diese Beobachtung ist nicht ganz unbefangen gewesen, indem dıe bräunliche Färbung 
der Tang- und Corallenflächen weder purpurroth, noch dem rothen Meere eigenthümlich 
ist. Auch ist das rothe Meer weit eher seiner Tiefe, als der Seichtigkeit wegen merkwür- 
dig, indem meist nur ein schmaler Küstensaum und die Corallenriffe seichte Stellen bilden, 
wovon ich später ausführlicher sprechen werde. 

(*) In Bezug auf diese Stelle schrieb der Medicinal-Assessor Dr. Bruckmann in Wol- 
fenbüttel 1745 seine kleine Abhandlung im 8: Bande der Acta Naturae Curiosorum, über- 
schrieben: Zapides fungiformes Maris rubri, in welcher jedoch nichts Neues oder sonst 
Bemerkenswerthes enthalten ist und die, da der Verfasser unbekannt mit Peyssonel’s und 
den durch denselben angeregten Beobachtungen geblieben war, auch dem damaligen Stande 
der Wissenschaft, der wohl noch sehr erschwerten Communication wegen, nicht gemäls war. 
Er hat ein Fragment der Fungia agariciformis abgebildet und den Text aus Monconnys’s 
Reise entlehnt. Ein Reisender scheint ihm ähnliches vom rothen Meere mündlich berichtet 
zu haben. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. w. 387 


hunderts (1695) in Madera und Jamaica war und 1707 ein bekanntes grofses 
Werk in 2 Foliobänden mit vielen, aber zu flüchtig gearbeiteten Kupfern 
herausgegeben hat. In diesem findet sich im ersten Theile pag. 55. die Be- 
merkung, dafs die Sternsteine (Zapides Astroitae, Astraeae) im Jugendzu- 
stande weich seien, und auf Tafel 21, fig. 1-3. sind Abbildungen von einem 
dergleichen mit dem Namen Zapidis astroüis sive stellaris primordia (Jugend- 
zustand des Sternsteins).. Übrigens hält er viele ganz verschiedene Arten 
mehrerer Gattungen der Stern-Corallen für Entwicklungszustände einer 
und derselben weichen Form und bildet eine Versteinerung aus England (!) als 
vollkommensten Zustand derselben ab.‘ Im ersten Anfange sollen die Stern- 
steine gallertartig wie Eiweils oder Sternschnuppen (!) sein, dann opak wer- 
den. Es ist jedoch keinem Zweifel unterworfen; dafs dieser Reisende Le- 
der-Corallen, welche nie hart werden, für junge, noch weiche Stein- 
Corallen hielt, und die von ihm gezeichnete Form ist schon 1776 von 
Ellis und Solander zur Warzen -Zoanthe (4leyonium mammillosum, Mam- 
millifera mammillosa) mit Recht gezogen worden. 

Fast ein volles Jahrhundert nach Monconnys, (1720) besuchte der 
englische gelehrte Theolog Thomas Shaw den Orient und das rothe Meer, 
gerade zu jener Zeit, wo des Grafen Marsigli Beobachtungen über die 
Pflanzennatur der Corallen in Frankreich grofses Aufsehen machten. Ganz 
in den Sinn der Pflanzennatur dieser Körper eingehend sah er die von ihm 
recht wohl erkannten Fangarme der kleinen Thiere für Würzelchen an und 
bewunderte darin, dafs diese Würzelchen viel zahlreicher seien, als die ein- 
fachen dicken Wurzeln der Landpflanzen, die weisen Einrichtungen der Na- 
tur. Obschon dieser Reisende eine grofse Anzahl von Corallen-Arten des 
rothen Meeres detaillirt beschrieben, mithin auch speciell beobachtet hatte, 
so findet sich doch nirgends bei ihm eine Bemerkung über den erst weichen, 
dann erhärteten Zustand derselben. Es sei mir erlaubt, folgende Worte 
dieses Reisenden in der Übersetzung anzuführen: 

‚‚Was aber der Botanik (an der Küste Arabiens) in den verschiede- 
„nen Classen der Landpflanzen mangelt, das ist reichlich durch die See- 
‚pflanzen ersetzt, indem es vielleicht keinen Ort weiter giebt, der eine so 
‚, grofse Menge davon enthielte, als der Hafen von Tor. Beim langsamen 
‚„‚Fortrudern auf der windstillen Oberfläche des Wassers zeigte sich da dem 
„Auge eine so grofse Mannigfaltigkeit von Madreporen, Tangen oder Algen 

Cce 2 


388 Eurengeng über die Natur und Bildung 


„und andern Seegewächsen, dafs ich mich nicht enthalten konnte, sie, wie 
‚‚es ehemals Plinius (!) gethan hatte, für einen unterseeischen Wald zu hal- 
„ten. Die ästigen Maschen-Corallen (Madreporen) berechtigten ganz 
‚„‚besonders zu dieser Vergleichung, denn ich sah deren mehrere, die 8-10 
‚„,„Fufs boch waren, und von diesen hatten einige einen pyramidalen Wuchs, 
‚„‚wie Cypressen, andere breiteten ihre Zweige aus, wie die Eichen, nicht 
‚„‚zu gedenken einer grofsen Anzahl anderer, welche wie kriechende Pflan- 
‚„‚zen sich über den Boden des Meeres verbreiteten.” 

‚„‚Aufser diesen ästigen Arten mag man noch die See-Pilze, Hirn- 
‚„Corallen, Stern-Corallen und andere Corallen - Körper hinzudenken, 
‚„‚die zuweilen Gruppen oder Massen von aufserordentlicher Gröfse bilden 
„und in Tor nicht nur als Kalk, sondern auch als vorzüglichstes Baumate- 
‚„‚rial für die Häuser dienen. Die eigentlichen See-Pilze sind immer mit 
‚„‚einer Art kleiner Wurzel an den Felsen festgewachsen und ihre Furchen 
‚sind, umgekehrt wie bei den Landpilzen, oberhalb (?). Diese Corallenart, 
‚so wie die Hirn-Coralle, scheint in ihrer Form eine gewisse eigenthüm- 
„liche Bildung immer festzuhalten; die’ andern Corallenkörper aber haben 
‚„‚zwar auch jeder seine besonders gebildeten Sternchen und Zeichen, wo- 
„‚durch man sie unterscheiden kann, allein das ist nur an der Oberfläche. 
„‚ Denn da sie keine Spur von Wurzeln haben, so kann man sie nur als un- 
‚„‚förmliche Massen von Corallensubstanz ansehen, die, wie sie allmälig 
„wachsen, die Gestalt der Felsen, Muscheln und anderer Gebilde, welche 


(') Lib. XII, c.25: Nascuntur et in Mari frutices arboresque, minores in nostro. 
Rubrum enim et totus Orients Oceanus refertus est sylvis. — In Mari vero Rubro syl- 
vas vivere, laurum mazxime et olivam ferentem baccas et cum pluat fungos, qui sole 
tacli mutantur in pumicem.  Fruticum ipsorum magnitudo ternorum est cubitorum, 
canieulis referla, ut vix prospicere e navi lutum sit, remos plerumque ipsos Inva- 
dentibus. 


(*) Man sieht leicht hieraus, dafs Shaw die eigentlichen freien Pilz-Corallen (Fun- 
gia) nicht gefunden, oder mit der ansitzenden etwas ähnlichen Distel-Coralle (Caryo- 
phyllia lacera) verwechselt hat, welche nach ihm nur Savigny wieder dort (bei Sues oder 
Cosseir) beobachtete. Seine Hirn-Coralle war offenbar Maeandra labyrinthica, und seine 
Stern-Corallen waren mehrere Arten der Gattungen Astraca und Favia. Das was Shaw 
Madreporen nennt, sind meistens Arten der Gattung Heteropora (Kronen-Corallen). 
So sah denn das Corallenriff bei Tor im Jahre 1720 in seiner Bevölkerung ziemlich gerade 
so aus, wie hundert Jahre später, im Jahre 1823. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. ww. 389 


„‚ihr Wachsthum berührt, annehmen, während diese ihnen als Form die- 
‚„nen”u.s.w. Shaw Yoyage Traduet. franc. T.II, pag. 85. 

Sonderbarer Weise hat Peter Forskäl, welcher 1742 mit Niebuhr 
auf Befehl der dänischen Regierung Arabien und das rothe Meer als Zoolog 
und Botaniker bereiste und den wir sonst sehr häufig als einen sehr genauen 
und unbefangenen Forscher wiedererkannt haben, sich wohl gerade so, wie 
früher Sloane, täuschen lassen, indem auch er das Erhärten der Corallen 
an der Luft beobachtet zu haben berichtet. Er sagt nämlich pag. 132. seiner 
Beschreibung der arabischen Thiere (Descriptio animalium caet.): ,, Auf die- 
‚„‚sen Corallenriffen entdeckt ein eifriger Beobachter in Einem Tage mehr 
„Unbekanntes, als anderswo im ganzen Jahre. Riffe und Felsen, welche 
‚den Schiffern, besonders den das hohe Meer fürchtenden Türken, die da- 
‚her zwischen den Inseln fahren, unbequem sind, sind werthvoll für den 
‚Gelehrten. Als die grofse Wissenschaft des Schiffers gilt hier, diese Un- 
‚„‚tiefen zu kennen und zu vermeiden. Von weitem erkennt man sie an ihrer 
‚‚weifslich- grünen Farbe, wodurch sie, im Gegensatz der kahlen, sandigen 
‚„‚und traurigen Küste, dem müfsigen Beschauer zur angenehmen Unterhal- 
„‚tung werden. Ich habe solche Steine (saxa) sich bis auf 10 Klafter erhe- 
‚„‚„ben gesehen. Nimmt man sie aus dem Wasser, so findet man sie oben 
‚weich, dann immer mehr und mehr knorplich, und am Grunde sind sie 
„festes Gestein” ('). 

Allerdings mufs man aus diesem letzten, so allgemein und deutlich 
ausgedrückten Satze schliefsen, dafs Forskäl entweder das Versteinern der 
weichen Corallen an der Luft beobachtet habe, oder dafs er bemerkt habe, 
dafs die jüngeren Triebe und Spitzen der Stein - Corallen immer weich seien, 
die Mitte knorplich und die Basis allmälig schon im Meere zu Stein werde. 
Obwohl ich aber Forskäl’s Worte im Gedächtnifs, und sein Buch auf der 


(') His in locis observator curiosus plura detegit paucis diebus, quam tolo anno 
alibi. Scopuli et saxa littorea hic pretiosa sunt eruditis, incommoda navigantibus; Tur- 
eıs praesertim, qui altum mare timent et inter insulas proficiscuntur. Magna putatur 
scientia nautae haec brevia prospicientis et evitantis. Discernuntur e longinguo co- 
lore ex albo-virescente,; gralo oculis otiosis spectaculo; opposito littoribus nudis, are- 
nosıs et tristibus. Usque ad decem Orgyas vidi haec saxa surgentia. Dum aquis ex- 
trahuntur, suprema parte inveniuntur mollia, inde magis magisque cartilaginosa; fun- 
dus est lapis solidus. 


390 EurensgergG über die Natur und Bildung 


Reise im rothen Meere bei mir hatte, so ist mir doch jener Satz ganz uner- 
klärlich geblieben. Alle wahren Stein -Corallen fand ich unterm Wasser 
bis auf die letzten Spitzen immer hart, gerade so wie es schon im Jahre 1599 
der holländische Reisende Linschoten vom Canal von Mosambik, und im 
Jahre 1702 der Engländer Strachan von Ceilan berichteten (!), und die ge- 
nauere Untersuchung der einzelnen obersten Thiersterne bestätigt auch im 
trocknen Zustande diese Erfahrung so leicht und zur Überzeugung, dafs kein 
Zweifel darüber sein kann. Andrerseits fanden wir ebenda viele immer 
weiche und nie zu Stein erhärtende Leder- und Schwamm-Corallen. Nur 
irgend eine dieser ästigen Schwamm-Corallen, vielleicht eine Art der 
Finger-Halcyonien (Zobularia), deren es dort viele und sehr verbreitete 
giebt, wovon einige, so lange sie ausgedehnt sind (besonders Zob. leptocla- 
dos), den ästigen Madreporen in Gröfse, Form und Farbe sehr gleichen, 
könnte wohl Forskäl im Anfange seiner Untersuchungen auf einen Augen- 
blick irre geleitet haben, so dafs er die darüber zurückgelassene schriftliche 
Bemerkung, welche Niebuhr im Nachlasse des Verfassers nicht zu unter- 
drücken wagte, wohl schwerlich selbst bekannt gemacht haben würde. Bei 
den Lobularien fühlt sich allerdings auch die hautartig ausgebreitete Basis 
bei der Zusammenziehung des Ganzen härter an, als die biegsamen Spitzen, 
und da die Enden der Äste dünner sind, so sind sie auch biegsamer und 
selbst weicher, als die dickere Mitte des Polypenstockes. Diese Verhält- 
nisse, das Neue der Erscheinung und die Eile des Reisemoments mögen wohl 
Forskäl’s Irrthum complicirt haben. Vielleicht war auch die im Anfange 
aufgeschriebene Bemerkung noch gar nicht das Resultat seiner Beobachtung, 
sondern eine Mitiheilung des Schiffsvolkes, die ihn zu späterer eigenen Un- 
tersuchung erst anregen sollte. Übrigens nennt Forskäl die unterseeischen 
Corallenriffe Corallenberge (montes Zithophyti), was nicht auf Versteine- 


(') Linschoten sagt: Ces escueils (Baixos de India, d.i. Bassas de India) sont pour 
la plus part de pierre de coral, dur, aigu, de couleur noire, blanche et verde, 
horribles a voir, und erzählt, dafs im Mai 1568 das Admiralschiff von S. Jacques darauf 
unterging. Histoire de la navigation de Jean Hughues de Linschot. Amsterdam 1638, 
p- 149. Strachan berichtet folgendes: T’hese branches (of Coral) are not softer when 
they are young, then when they are ripe, yet i have observed a slime upon them al- 
ways when they are under water, which i suppose is the substance which petrifies. 
Philos. Transact. 23. p. 1248. 1702. 


der Corallenbanke des rothen Meeres u.s. w. 391 


rungen hinleiten darf, und sein Ausdruck bei den Corallenbeschreibungen : 
legi in montibus Djeddae septentrionalibus, soll offenbar nicht sagen: ich fand 
sie auf den Bergen bei Djedda, sondern auf den unterseeischen 
Corallenriffen daselbst. 

Erst in der neuesten Zeit ist man durch die Bemühungen und Resul- 
tate des höchst ausgezeichneten, leider an den Folgen jener Reise in Ägypten 
erblindeten und schon verstorbenen französischen Gelehrten Jules-Cesar 
Savigny, eines der fleifsigsten und wissenschaftlichsten Herausgeber der 
Description de ’Egypte, auf die bis dahin weniger beachteten weichen Co- 
rallenthiere des rothen Meeres aufmerksam geworden, welche durch ihre 
Ähnlichkeit mit den steinerzeugenden alle jene Verwechselungen und alten 
Nachrichten vom Versteinern an der Luft hervorgebracht haben mögen. 
Diesen Untersuchungen und Nachrichten Savigny’s aus den Jahren 1799 
bis 1801 zufolge bildete Lamarck eine neue Familie der Corallen unter 
dem Namen Röhren-Polypen (Polypes tubuliferes), und Schweigger, 
welcher im Hunterschen Museum in England Exemplare von Straufs-Co- 
rallen (Xenia), die Lord Valentia aus dem rothen Meere mitgebracht 
hatte, untersuchen konnte, machte im Jahre 1819 (Beob. auf naturh. Rei- 
sen pag. 91.) von Neuem, und ganz besonders darauf aufmerksam, dafs es 
eine Familie Corallenähnlicher Thierpflanzen ohne leblose Sub- 
stanz. gebe, welche theils Anemonenähnliche, theils Hydernähnliche Thiere 
enthalte und parallel mit den Stein-Corallen fortgehe, pag. 100. Was 
Schweigger nur kurz und fragmentarisch andeutete und vermuthete, Sa- 
vigny aber, wahrscheinlich (wie aus den übrigens schönen Abbildungen 
hervorgeht) wegen Unvollständigkeit seiner Beobachtungen, nie im Detail 
bekannt gemacht hat, glaube ich in der nächst vorhergegangenen Abhand- 
lung durch viele neue Beobachtungen festgestellt zu haben, was ich denn 
hier nicht wiederhole, aber später noch specieller abzuhandeln gedenke. 

Wie in den früheren Zeiten ist auch ganz neuerlich ein sehr achtbarer 
Reisender noch in jene Verwandlungsideen eingegangen. Der englische be- 
kannte Seefahrer und Admiralitäts - Sekretär John Barrow, welcher die 
Erhebung der Inseln im stillen Oceane dem Einflusse der Corallenthiere 
zuschreibt, bezeichnet diese Thiere als gallertartige Würmer, welche weich 
und biegsam wie Wachs wären, und erst hart würden und versteinerten, 


392 Enurenseng über die Natur und Bildung 


wenn das Leben erloschen sei (1). Die Bildung einer zahllosen Menge zum 
Theil ausgedehnter und bewohnter Inseln des Südmeeres schreibt dieser ge- 
übte Küsten- und Meereskenner, wie mehrere vor ihm, den aus grofser 
Tiefe sich erhebenden und erhärtenden Bauen dieser kleinen Thiere zu und 
ertheilt ihnen somit das Zugeständnifs eines bewundernswürdigen Einflusses 
auf die Gestaltung der Erdoberfläche. 

Die Wichtigkeit, welche die Corallenthiere durch ein solches Verhal- 
ten zu den zahlreichen Inseln des Südmeeres ganz auf gleiche Weise bei vie- 
len andern neueren Reisenden erlangt haben, ist von zu grofsem und allge- 
meinerem Interesse, als dafs es nicht eine sehr zeitgemäfse Aufgabe der spe- 
cielleren Naturforschung gewesen sein sollte, diese Verhältnisse genauer zu 
erforschen und zu entwickeln. 


(‘) In der Zeitschrift: das Ausland, 1832, No.16 und 18, ist von ihm folgender Be- 
richt, den er in der geographischen Gesellschaft zu London, deren Vicepräsident er ist, 1831 
gegeben, in der Übersetzung mitgetheilt worden. Im ersten Bande der Schriften der Ge- 
sellschaft ist derselbe jedoch nicht enthalten: „Von allen Revolutionen, die durch Vulkane 
„auf der Oberfläche der Erde hervorgebracht werden, ist unstreitig die merkwürdigste und 
„bis auf die neuesten Zeiten noch am wenigsten erforschte jene, welche Theile vom Grund 
„des Oceans bis an dessen Oberlläche oder nur wenig unter dieselbe erhebt, die später durch 
„die schöpferische Arbeit kleiner unbemerkter Wesen, denen in der Classification des grofsen 
„Systems der Natur kaum ein Platz angewiesen ist, in fruchtbare Erde verwandelt werden. 
„Wir wissen nur wenig über ihre physische Organisation und die Mittel, deren sie sich 
„zur Ausführung ihrer gigantischen Bauten bedienen, und haben ihre ungeheure Thätigkeit 
„mit dem Ausdruck Instinct bezeichnet; mit Hunter würden wir vorziehen, ihn den 
„Sporn der Nothwendigkeit zu nennen.” 

„ Unglaublich würde man es finden, dals diese kleinen gallertartigen Würmer tausende 
„von Inseln und Morgen Landes im atlantischen, und besonders im stillen und indischen 
„Ocean geschaffen haben, wenn man sie nicht gewissermalsen immer in Arbeit getroffen 
„hätte. Wenn man weils, dafs diese kleinen netten Röhrchen von kalkartigem Stoffe, wenn 
„sie aus dem Meere gezogen werden, weich und biegsam wie Wachs sind, und erst hart 
„wie Stein werden, wenn das Leben dieser kleinen Thiere erloschen ist, so kann man über 
„die Art ihrer Beschäftigung während ihres Lebens nicht länger in Zweifel sein. Die Ver- 
„mehrung der Inseln selbst und ihre Vergröfserung dürfte auch keinem Zweifel mehr unter- 
„worfen sein; allein diese Arbeit schreitet langsam und schweigend vorwärts und die Beob- 
„achtungen sind noch zu neu und zu wenig zahlreich.” — Herr Barrow empfiehlt zur Un- 
tersuchung die Malediven - Inseln bei Ceylan, deren Zahl Ibn Batuta auf 2000 angiebt, die 
aber Peyrard de Laval auf 12000 anschlägt. 

Auch Capitain Beechey glaubt neuerlich Corallenthiere, im Ausfüllen von Lagunen 
begriffen, angetroffen zu haben. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s.w. 393 


Auf meinen Reisen habe ich Gelegenheit genommen, aufser den Co- 
rallenthieren und aufser der Beobachtung des allgemeinen Eindrucks und 
Bildes, die ihre Formen gewähren, auch die Corallenbaue im rothen Meere 
umständlicher zu beobachten, und was mir mit meinem, mitten in dieser 
Beschäftigung an Habessiniens Küste verstorbenen Freunde Dr. Hemprich 
gelungen ist zu ermitteln, möge mir erlaubt sein, nun mitzutheilen. 

Diese weiteren Mittheilungen, welche sich unmittelbar an einen frü- 
heren, im vorigen Jahre hier gehaltenen Vortrag anschliefsen, zerfallen in 
zwei Theile: in einen kritisch -historischen über den Einflufs der Corallen- 
thiere auf die Erdoberfläche, woran sich meine und Dr. Hemprich’s Beob- 
achtungen über die Corallenbänke des rothen Meeres schliefsen werden, und 
in einen systematischen, welcher die im vorigen Jahre vorgelegte Übersicht 
der von mir nach physiologischen Prineipien durchgehend neu geordneten 
Familien und Gattungen der Corallenthiere noch specieller ausführt und un- 
ter sämtlichen mir aus eigner Anschauung bekannt gewordenen, meist im 
hiesigen Königlichen Museum befindlichen Arten auch die von uns im rothen 
Meere beobachteten durch möglichst kurze Beschreibungen charakterisirt. 
Da der letztere Theil, welcher dem ersten zur Basis dient, und daher der 
erste sein sollte, sich zum mündlichen Vortrage nicht wohl eignet, so be- 
schränke ich mich auf den ersteren und gehe zunächst auf eine kurze ge- 
schichtliche Übersicht von der Kenntnifs der Natur und Bildung der Coral- 
lenbänke ein (!). 


Il. Von der bisherigen Kenntnils der Natur und Bildung 
der Corallenbänke im Allgemeinen. 


Es scheint, dafs zuerst Strachan, ein wenig bekannter englischer 
Reisender, im Jahre 1702(?) in Ceilan die Bemerkung gemacht hat, dafs 


(') Um Wielerholungen zu vermeiden, ist jetzt der systematische Theil dieses Vortrags 
im Druck'mit der weniger speciellen systematischen Übersicht vom vorigen Jahre verschmol- 
zen worden, indem sie gleichzeitig gedruckt werden. 

(?) Some observations on Coral made in Ceilan. Philos. Transactions XXI, p. 1248. 
1702. There is great quantity of Kind of white Coral upon the shore beiwixt Gale 
and Mature. The Hollanders building houses of it and Walls. There are great banks 
of the said Coral — there grows other beiwixt these and upon these grows others, 


Phys. Abhandl. 1832. Ddd 


394 Eurengere über die Natur und Bildung 


die Corallenthiere gröfsere Felsenmassen selbstthätig zu bilden im Stande 
sind. Er sagt nemlich: ‚,es wachsen zwischen den Corallenthieren immer 
„‚neue, und auf diesen wachsen andere, bis dafs es an Dicke einem Felsen 
„gleicht. Die Zweige derselben sind nicht weicher wenn sie jung sind, als 
„im reifen Zustande; jedoch habe ich immer einen Schleim auf ihnen 
„‚beobachtet, wenn sie unter Wasser sind, welcher, wie ich vermuthe, die 
„‚Substanz ist, die versteinert.’’ Dafs die Corallen als Felsmassen er- 
scheinen, beobachtete oberflächlich aber schon Linschoten im Kanal von 
Mosambik 1599, und aus der einfachen Mittheilung geht fast hervor, als 
ob schon in der Mitte des 16‘ Jahrhunderts der Name Corallenfelsen 
für die Klippen des Südmeeres bei den Schiffahrern im gewöhnlichen Ge- 
brauch gewesen, obschon ich sonst keine Belege dazu aufgefunden habe. 
Don Juan de Castro erwähnt 1540 zwar 2 Sorten der Oorallen im rothen 
Meere, aber er sah sie nicht als identisch mit den Felsbänken an, die er roc 
nennt (!). 

Im Jahre 1780 erst hat der so vieles geistreich berührende, rühmlichst 
bekannte deutsche Weltumsegler Johann Reinhold Forster aus Dir- 
schau bei Danzig, welcher als Professor in Halle gestorben, auf Cook’s 
zweiter Reise, dessen Begleiter er mit seinem Sohne 1772 war, zuerst die 
Aufmerksamkeit auf den Einflufs der Corallenthiere auf gewisse Inseln des 
Südmeers gelenkt und aus eigner Beobachtung die Meinung über deren 
grofse Mitwirkung auf das Entstehen vieler Inseln des Oceans ausgesprochen. 
Forster’s Meinung über die Entstehung der Inseln war in Kürze folgende, 


o° 


wie er sie in seinem Buche, Bemerkungen auf einer Reise um die 


Welt, im Abschnitt über die Berge pag. 20. mittheilt: ‚, Alle Inseln in den 


until it is bekome like a rok for thiknefs. These branches are not softer when they 
are young then when they are ripe, yet i have observed a slime upon them always 
when they are under water which i suppose is the substance which petrifies. 

(') Derselbe spricht von rothen und weilsen Corallen des rothen Meeres, und auch Ha- 
rant von Polschiz erzählt 1598 von rothen Corallen daselbst, wie ehedem Plinius. Ich 
habe die sicilianischen rothen Corallen in Massaua im Goldwerthe nach dem Gewichte ver- 
tauscht; ein hinreichender Beweis, dals sie dort jetzt nicht einheimisch sind. Was mögen 
wohl jene rothen Corallen gewesen sein? Nach Polschiz p. 658. waren sie armsdieck, hohl 
und löchrig; also wohl Tuff-CGorallen, keine Edel-Corallen. Die schon seit alten 
Zeiten berühmten schwarzen Corallen daselbst sind von Antipathes Isidis Plocamos, 
einer bisher systematisch unbekannten Form, die ich mitgebracht habe. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s.w. 395 


‚verschiedenen Meeren, welche wir durchschifft haben, können füglich als 
‚unter Wasser liegende Gebirgsketten, deren Gipfel hervorragen, betrach- 
‚tet werden,’ und in dem Abschnitte, welcher überschrieben ist: Lehr- 
gebäude über die Entstehung der Inseln pag. 126. theilt er die In- 
seln in 3 Klassen: 1) Sandholmen; 2) bergigte Inseln mit Corallenriffen ; 
3) bergigte Inseln ohne Corallenriffe. Alle Inseln der 2“ und 3'= Klasse 
zeigen seiner Meinung nach, kaum eine ausgenommen, deutliche Spuren 
einer vormals von Feuer oder eigentlich von Vulkanen erlittenen gewaltsa- 
men Veränderung ihrer Oberfläche; alle niedrigen Inseln aber, welche der 
1° Klasse zugehören, sind nach ihm ein Seeproduct, oder eigentlicher das 
Werk der polypenähnlichen Thiere, welche die Lithophyten vom Boden 
des Meeres bis zur Oberfläche allmälig breiter auferbauen. Die von den 
Corallenthieren erbauten Riffe sind ihm zirkelförmig, umschliefsen alle- 
mal einen fischreichen See, ihr Ring aber ist meist einmal oder vielfach 
durchbrochen. Das Riff wird seiner Meinung nach wie eine Mauer von den 
Würmern bis auf einen geringen Abstand von der Oberfläche des Meeres 
senkrecht auferbaut. Die Wellen spielen Sand, Muscheln, Tang und Co- 
rallenstücke darauf, was die Mauer erhöht, bis sie zuletzt aus dem Wasser 
hervorsteigt. Auch dann noch häuft die See feste Theilchen darauf, und 
Wellen und Vögel führen Saamen der Strandkräuter dahin. Absterben der 
gekeimten Vegetabilien giebt Dammerde, und wird eine ihre vegetirende 
Kraft lange erhaltende Cocosnufs angetrieben, so giebt diese den ersten 
Stamm für die schönsten Palmenwälder späterer Zeit. Forster fügt noch 
hinzu: ‚‚Die Würmer, welche das Riff erbauen, scheinen den Trieb zu ha- 
‚„„ben, ihre Behausung vor der Macht des Windes und des ungestümen Mee- 
‚„„res zu sichern; daher legen sie ihre Corallfelsen im heifsen Erdstriche, wo 
„der Wind mehrentheils immer aus derselben Gegend weht, dergestalt an, 
„dafs sie gleichsam eine kreisförmige Mauer bilden und einen See vom 
„übrigen Meere absondern, wo keine heftige Brandung statt findet und der 
‚, polypenartige Wurm eine ruhige Wohnung erhält.’’ Diese letztere Mei- 
nung beruht jedoch auf einer unvollkommenen Kenntnifs der Corallen- 
thiere. 

Forster’s geistvolle und originelle, obwohl nicht in allen Stücken 
ganz glückliche Beobachtung der Inselbildung in der Südsee wurde im Jahre 
1814 durch Capitän Flinders wieder angeregt und bestätigt. Besonders 


Ddd2 


396 Eunenzenrg über die Natur und Bildung 


eine kleine Insel in der Torresstrafse zwischen Neu- Holland und Neu-Gui- 
nea, die er Halfway-Insel nennt, regte ihn an, seine Gedanken über die 
Inselbildung in jener Gegend auszusprechen, die sehr nah mit denen über- 
einkommen, welche Forster vor ihm dargelegt hatte. Es war ihm anschau- 
lich, dafs daselbst die Inselbildung in verschiedenen Stufen der Ausbildung 
und Reife nebeneinander lag. Er sah schon fertige, aber noch unbewohnte 
Inseln, andere zwar über den Wasserspiegel erhaben, aber noch ohne Ve- 
getation, und endlich welche, die noch bei jeder Fluth wieder vom Meere 
bedeckt wurden. Daher schreibt er: ‚, Es scheint mir, dafs wenn die Thier- 
„chen, welche die Corallen in der Tiefe des Meeres bilden, aufhören zu 
„leben, ihre Baue aneinander kleben, was entweder durch einen darin rück- 
‚bleibenden klebrigen Stoff oder durch eine Eigenthümlichkeit des See- 
‚„‚wassers bedingt sein mag. Füllen sich nun allmälig die Zwischenräume 
„mit Sand und Corallenbruchstücken, welche das Meer abspült und die 
„auch ankleben, so macht diefs zuletzt eine felsige Masse. Spätere Gene- 
‚„‚rationen dieser Thiere bauen sich auf der neu entstehenden Bank an und 
‚„‚sterben wieder zur Vermehrung und Erhöhung des Denkmals ihres wun- 
‚„‚dervollen Baues. Aus der Sorgfalt, mit welcher die ersten Stufen des 
‚„, Baues perpendiculär errichtet werden, erkennt man einen überraschenden 
‚„‚ Instinet dieser so kleinen Thiere. Wenn ihr Steinwall, besonders an Or- 
„ten, wo die Winde beständig sind, bis an die Oberfläche gelangt ist, so 
„bildet er eine Schutzwehr, an der unter dem Winde ihre jungen Kolo- 
‚„‚nieen ungestört fortwachsen können. Zu dieser instinctmäfsigen Vorsicht 
‚scheint auch nöthig zu sein, dafs die gegen den Wind gelegene Seite eines 
‚„‚ Corallenriffs, welches im offnen Meere liegt, gemeiniglich, wenn nicht 
„immer, die höchste ist und meist senkrecht, zuweilen aus der Tiefe von 
‚200 und vielleicht oft noch mehr Faden Tiefe heraufsteigt. Beständig mit 
‚‚Wasser bedeckt zu sein, scheint zur Existenz der Thierchen nothwendig, 
‚denn sie bauen nur in Löchern des Riffes, welche die niedere Wasser- 
„grenze bilden, aber der Corallsand und andere Bruchstücke werden von 
„den Wellen oben aufgeworfen, bleiben am Felsen hangen und bilden so 
‚„‚hoch eine feste Masse mit ihm, als die gewöhnliche Fluth reicht. Stücke, 
„welche diese Erhebung überragen und selten bedeckt sind, verlieren ihre 
‚„‚verbindende Eigenschaft und bleiben in einem losen Zustande, worin sie 
‚„‚den sogenannten Wall auf der Höhe der Riffe bilden. Die neu entstan- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. iv. 397 


‚dene Bank wird sehr bald von Vögeln besucht, Salzpflanzen fassen Wurzel 
‚„‚darauf und es beginnt Erdreichbildung. Eine Cocosnufs oder Pandanus- 
‚„‚frucht wird ans Ufer geworfen, Landvögel besuchen sie und legen darauf 
‚‚Saamen von Kräutern und Bäumen nieder. Jede hohe Fluth, und mehr 
‚noch jeder Windstrich, bringt einen Zuwachs für die Bank. Allmälig 
„nimmt sie die Form einer Insel an, und zuletzt von allen kommt der Mensch 
„und nimmt Besitz davon.’ 

Mit noch weit gröfserer Ausführlichkeit entwickelte hierauf Peron 
aus seiner, gleichzeitig mit Capitän Flinders, auf Capitän Baudin’s Ex- 
pedition gesammelten Erfahrung eine den beiden angeführten ganz ähnliche 
Meinung, allein seine lebendige Phantasie gab den Corallenthieren einen so 
grofsen Einflufs auf die Bildung der Erdoberfläche der heifsen Zone, dafs 
er 245 Inseln und Erdstriche namhaft macht, welche ganz oder zum Theil 
das Product der Corrallenthiere seien und welche diese mikroskopischen 
Thiere mit ihren scheinbar schwachen Mitteln aus dem Grunde des Meeres 
zu weitläufigen Gebirgsebenen aufgebaut hätten. Besonders die Insel Timor 
war es, welche Peron untersuchte und die er samt ihren Bergen für einen 
blofsen Bau der Corallenthiere hielt, gegen den die gröfsten Baue der Men- 
schen nur kümmerliche, vergängliche Versuche wären. Peron glaubte da- 
mals, vulkanische Hebungen der Felsen und des Landes müfsten immer mit 
Zertrümmerung und wildem Durcheinanderwerfen der Theile der Oberfläche 
verbunden sein, und da er diefs in keiner der von ihm besuchten Corallen- 
inseln fand, so hielt er die Meinung fest, dafs das Meer einst über den Ber- 
gen gestanden haben müsse, und überläfst die Erklärung der Möglichkeit 
andern, sich begnügend, die Thatsachen dafür zusammengestellt zu haben. 
Peron Yoyage U, pag. 165 - 192. 

Nach Peron hat sich Herr Adalbert v. Chamisso angelegentlich 
mit Untersuchung der Corallenriffe während seiner Weltumseglung mit Ca- 
pitän Kotzebue in den Jahren 1815 - 1818 beschäftigt, und ihm verdankt 
man die erste genauere detaillirte Beschreibung solcher Corallenriffe der 
Südsee und eine mehr begründete Ansicht über ihre Bildung. Mit kaltem 
umsichtigen, das Wirkliche von dem Möglichen sondernden Blicke eines 
Naturforschers hat Herr von Chamisso besonders die Erscheinungen auf 
der Insel Radak ganz speciell und geistvoll beobachtet und mit warmem 
gemüthlichen Ausdruck hat er dann die allgemeine Entstehung solcher Inseln 


‘398 Eunengeng über die Natur und Bildung 


im übersichtlichen Bilde vollständiger und lebendiger als Forster und 
Flinders geschildert. Was von Chamisso pag.30. und pag. 106. seiner 
„Reisebemerkungen’ im Detail beschrieben hat, findet man pag. 187. 
in jenes Bild zusammengefafst, welches zwar nicht der Ähnlichkeit mit dem 
von Forster zuerst, nnd nach ihm von Flinders gegebenen entbehrt, aber 
vieles Eigenthümliche in kräftiger natürlicher Darstellung, und alles nach 
eigner Erfahrung ohne geborgten Schmuck enthält. Folgendes sind die 
Grundzüge dieses Gemäldes: 

Das reihenweise Vorkommen der Coralleninseln, ihre Gruppen an ei- 
nigen und ihr Mangel an andern Orten desselben Meeres lassen schliefsen, 
dafs die Corallenthiere ihre Gebäude auf Meeres-Untiefen, oder den Gi- 
pfeln unter Wasser befindlicher Gebirge gegründet haben. Sie wachsen in 
Höhe und Breite. Die g 
dung zu lieben; diefs und die vom Meere über den Rand nach der Mitte 
geworfenen Muschel- und Corallenbruchstücke, welche das Gedeihen der 


ö 
Thiere in der Mitte verhindern, bewirken, dafs der Aufsenrand des Riffes 


rölseren Corallenarten scheinen die stärkere Bran- 


sich zuerst der Oberfläche nähert. Bei niederm Wasserstande werden zu- 
letzt diese der Oberfläche genäherten Riffe trocken. Die Corallenthiere hö- 
ren dann auf zu bauen, die Fluthen aber führen Muschelschaalen, Corallen- 
bruchstücke, Seeigelschaalen und deren abgetallene Stacheln in ihre Reihen, 
welche die brennende Sonne durch den bindenden Kalksand, der durch Zer- 
reibung jener Fragmente entstand, zu einem allgemeinen Ganzen, zu einem 
festen Steine vereinigt. Diese allmälig durch die immer neu aufgeworfenen 
Materialien verstärkt, nimmt an Dicke zu, bis er endlich so hoch wird, dafs 
nur noch zu einigen Jahreszeiten hohe Fluthen ihn bedecken. In der Trok- 
kenheit durchglüht die Sonne die Steinmasse so sehr, dafs sie in vielen Stel- 
len spaltet und sich in Schichten ablöst. Brandung hoher Fluthen hebt und 
thürmt diese flachen Steine übereinander. Corallenblöcke und Kalksand 
werden auf gleiche Weise darüber gehoben, und letzterer bietet dem stran- 
denden keimenden Baum- und Pflanzensaamen einen schnell treibenden Bo- 
den zur Beschattung seines weifsen blendenden Grundes. Auch ganze Baum- 
stämme, von andern Ländern und Inseln durch die Flüsse entführt, finden 
hier nach langer Irrfahrt ihren endlichen Ruheplatz. Mit diesen kommen 
kleine Thiere, wie Eidechsen und Insecten, als erste Bewohner an. Ehe 
noch die Bäume sich zu einem Walde vereinigen, nisten hier die eigentlichen 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. iv. 399 


Seevögel; verirrte Landvögel nehmen ihre Zuflucht zu den Gebüschen, und 
ganz spät, nachdem die Schöpfung längst geschehen, findet sich auch der 
Mensch ein, schlägt seine Hütte auf der fruchtbaren Erde auf, die durch 
Verwesung der Baumblätter entstand, und nennt sich Herrn und Besitzer 
dieser Welt. — Überdiefs beschreibt von Chamisso sehr umständlich die 
kreisförmige Bildung solcher Riffe. 

Eine ausgezeichnete Arbeit über denselben Gegenstand haben im Jahre 
1523 die Herren Quoy und Gaimard auf ihrer Entdeckungsreise mit Ca- 
pitän Freycinet zurückgebracht, welche in der Akademie der Wissenschaf- 
ten zu Paris 1824 vorgetragen wurde und in den #nnales des sciences natu- 
relles 1825 abgedruckt ist. Die Meinung dieser beiden sorgfältigen Gelehr- 
ten ist, dafs man den Einflufs der Corallenthiere auf die Inselbildung in der 
Südsee viel zu weit ausgedehnt habe und dafs die Angaben der Erscheinun- 
gen in Folge zu flüchtiger Untersuchung oft irrig sind. Diefs Resultat ist 
um so wichtiger, als es mit dem übereinstimmt, welches gleichzeitig Herrn 
Leopold von Buch’s höchst genaue wissenschaftliche Kritik und Zusam- 
menstellung der geognostischen Nachrichten aller Reisenden im Südmeere 
in der Beschreibung der canarischen Inseln 1825 festgestellt hat. 

Besonders Peron wird von seinen Landsleuten scharf getadelt, dafs 
er aus Vorliebe für seine Meinung durch Citate und Auctoritäten, die auf 
oberflächlicher Beobachtung beruhten, der Wahrheit Eintrag gethan habe. 
Quoy und Gaimard glauben nicht, dafs die Gesellschafts - Inseln, Neu -Ir- 
land, die Luisiade und alle ähnlichen Länder ganz oder zum Theil durch 
Corallenthiere erbaut sind, sondern dafs sie alle einen andern Steinkern ha- 
ben, wie die übrigen bekannten Inseln und Continente. Schiefer, Sand- 
stein, Kalkstein und selbst Granit seien auf den verschiedenen Inseln der 
Südsee, ersterer auch in Timor zu finden, und am öftersten haben, wie sie 
glauben, Vulkane die vielen daselbst zerstreuten Inseln erzeugt. 

In der genannten Abhandlung stellen sie besonders dar, auf welche 
Weise die Lithophyten ihre Wohnungen auf eine schon vorhandene, von 


gen ihrer 


ihrer Natur verschiedene Grundlage erbauen und welche Bedingung 


Vermehrung und Erhebung günstig oder ungünstig sind. 

Ferner suchen sie nachzuweisen, dafs es keine etwas ansehnliche, be- 
ständig von Menschen bewohnte Insel gebe, die ganz allein von Oorallenthie- 
ren erbaut sei, und dafs diese Thiere, weit entfernt, senkrechte Mauern aus 


400 Enrengerg über die Natur und Bildung 


der Tiefe des Oceans heraufzubauen, nur Lagen und Krusten von einigen 
Klaftern Dicke bilden. 

Die steinerzeugenden Polypen, sagen sie, vermehren sich da, wo be- 
ständig eine hohe Temperatur ist und der durch Buchten zerschnittene Bo- 
den seichtes und ruhiges Gewässer einschliefst, die hohe Wellen und Passat- 
winde nicht beunruhigen. Sie bauen sich auf unterseeischen Felsen an, über- 
ziehen sie ganz oder zum Theil, aber bilden sie nicht. Alle ringförmigen 
Corallenbänke des Südmeeres sind ihrer Meinung nach begründet durch die 
Bildung des Bodens. Nur an sanften und seichten Abhängen finden sich 
Massen von Madreporen, während an bewegten Stellen kugelförmige Arten 
sich zerstreut aufhalten. 

Ferner bestreiten sie zwar nicht die von Seefahrern oft berichtete 
Thatsache, dafs sich im Südmeere Corallenbänke finden, welche sich aus 
grofser Tiefe wie Mauern erheben und an deren Fufse man keinen Grund 
findet; aber sie bestreiten, dafs diese senkrechten Wände ganz allein durch 
Corallen gebildet wären, 

1) weil die schönen Farben der Corallenthiere nur durch Einwirkung des 
Lichtes entstehen könnten, das in grofser Tiefe fehle; 

2) weil man schon in der Tiefe von mehreren Klaftern keine mehr wach- 
sen sehe und sie sich mithin viel weniger in einer Tiefe von 1000 bis 
1200 Fufs finden könnten; 

3) würden diese Thiere unter allen allein die Fähigkeit haben, in allen 
Tiefen unter jedem Wasserdruck und in jeder Temperatur zu wohnen; 

4) ist bei grofsen Tiefen das Meer immer bewegt und bricht sich mit gro- 
fser Gewalt an den Bänken, selbst ohne vom Winde bewegt zu sein; 
bauen nun, wie es sehr wahr ist, die Corallenthiere nie an stark be- 
wegten Punkten, so ergiebt sich die Gewifsheit, dafs die schroffen ge- 
gen den Wind gerichteten Mauern nicht von ihnen aufgeführt sein kön- 
nen. Wohl aber bauen sie, wo sich irgend eine Vertiefung, irgend 
ein Schutz findet, und tragen dazu bei, die ohnehin schon geringe 
Meerestiefe ihres Aufenthaltes zu vermindern, 

5) alle jene Mauern, welche die Corallenthiere gebaut haben sollen, ha- 
ben Zwischenräume, durch die das Meer ein- und ausgehen kann. 
Wären die ringförmigen senkrechten Corallenbänke von Corallenthie- 
ren gebaut; so würden diese Öffnungen nicht tief sein; denn die Co- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 401 


rallenthiere bauen in zusammenhängenden Massen, und könnten diesel- 
ben aus der Tiefe heraufbauen, so würden sie jene Öffnungen allmälig 
verstopfen, was nie statt findet. 

Ihre Gründe für die Unwahrscheinlichkeit, dafs irgend eine ansehn- 
liche bewohnte Insel ganz allein von Corallenthieren erbaut sei, sind fol- 
gende: 

Aus der Beobachtung der Insel Timor, besonders bei Coupang, er- 
giebt sich, so interessant und überraschend auch der Einflufs der Corallen 
auf sie ist, keineswegs, wie Peron behauptet, ein Beweis für ihre Entste- 
hung durch Corallenthiere, sondern man sieht deutlich, dafs Schieferge- 
birge mit Quarzadern, worin sich sogar Gold und Kupfer findet, mit vulka- 
nischem Gesteine ihrem Anbaue zur Grundlage diente, und durch Abschät- 
zen der Dicke der Corallenkruste ergab sich diese nur etwa von 25-30 Fufs. 

Ferner: die Asträen, welche allein grofse Flächen bedecken können, 
fangen erst 25 bis 30 Fufs unter der Oberfläche an und bauen bis an ihre 
Höhe. Anker und Sonde haben nie Bruchstücke davon aus gröfserer Tiefe 
in die Höhe gehoben; die ästigen Madreporen aber, welche nie dichte und 
feste Lagen bilden, leben in gröfserer Tiefe bei 50-50 Klafter, und Rete- 
pora sogar bei 100 Klaftern, wie die eigne Erfahrung sie belehrte. 

Was die Entstehung von Inseln und Felsriffen mit Corallenüberzug 
betrifft, so bestätigen auch diese Naturforscher die Berichte der früheren, 
deren Vorgänger Forster war, und beobachteten in dieser Rücksicht mit 
besonderer Genugthuung die kleine Insel Kera in der Bai von Coupang auf 
Timor. 

Zufolge einer Mittheilung des Herrn v. Blainville in seiner sehr 
reichhaltigen Bearbeitung der Zoophyten - Klasse (im Dietionnaire des sciences 
naturelles, Article Zoophytes, 1830, pag. 95.) ist Herr Professor Reinhardt, 
welcher längere Zeit in Indien gewesen, nicht der Meinung, dafs Quoy und 
Gaimard die richtige Ansicht hätten, sondern billigt vielmehr Forster's 
und Peron’s Darstellung jener Verhältnisse, ohne aber besondere Gründe 
namhaft zu machen. 

Neuerlich machte jedoch auch John Barrow wieder auf die Be- 
schreibung des Lieutenants Kendal von einer der Shetlands-Inseln auf- 
merksam, die, von ringförmiger Gestalt, einen See einschliefst und noch 
vulkanische Thätigkeit zeigt, wobei er der von ihm schon früher ge- 


Phys. Abhandl. 1832. Eee 


402 Ennenseng über die Natur und Bildung 


äufserten Ähnlichkeit (') der Coralleninseln des stillen Meeres erwähnt, de- 
ren vulkanische Basis durch die wunderbare Thätigkeit der kleinen Corallen- 
thiere in fruchtbare Inseln umgebildet werde. Journal of Royal geograph. 
society Vol.I, London 1830-31, p.62. 

Eine specielle Vergleichung dieser verschiedenen Nachrichten ver- 
dienstvoller Seefahrer und Naturforscher giebt mehrere leicht zu erkennende 
Gegensätze, welche ich hier nicht weiter hervorhebe, indem ich zu meinen 
eigenen Beobachtungen übergehe. 


Ill. Von der Bildung der Corallenbänke im rothen Meere. 


A. Geschichtliches. 


Da die ältesten Nachrichten über die Corallen als Formenmassen sich 
auf das rothe Meer beziehen und die Gefahren, welche ihre Felsen auf 
dem Handelswege von Nord-Afrika nach dem reichen Indien im rothen 
Meere erzeugen, schon frühzeitig die Aufmerksamkeit der Völker erregt ha- 
ben, so ist es auffallend, dafs nähere Nachrichten über diese Corallenbänke 
noch bis zum heutigen Tage fehlen. Forskäl’s Bemühungen allein haben 
einiges Detail zur Übersicht zwar geliefert, aber ein übersichtlich begründe- 
tes Bild jener Erscheinung ist daraus nicht hervorgegangen. Nur die allge- 


o 


meine Erscheinung und die Verbreitung der Corallen wurde mit einigen treff- 


lichen Zügen durch ihn bezeichnet (?), während die Corallenthiere schon 
vor ihm und wieder nach ihm in ebenfalls geringem Detail und ohne Zusam- 
menhang abgehandelt wurden. In der Karte des rothen Meeres, welche 
Lord Valentia hat zeichnen lassen und in anderen geographischen und hy- 
drographischen Blättern sind zwar viele Corallenriffe des rothen Meeres an- 


gemerkt und somit einige Übersicht der Verbreitung gegeben, allein den so 


(') Ich habe in Herrn Barrow’s Schriften diese Stelle nicht finden können. Vielleicht 
gebührt ihm die Anerkennung, dals er der erste war, der auf die vulkanischen Bedingungen 
beim Corallenbau der Südsee öffentlich aufmerksam machte, wenn es sich nicht auf münd- 
liche Mittheilungen beziehen soll, die als Vermuthungen ausgesprochen wurden. 

(?) Deser. animal p.xxIx. Montes coralliferi ab urbe Tor usque ad Ghonfodam ri- 
pas muniunt submarinas densissime, post hanc urbem versus meridiem rariores eva- 
dunt (an desinant plane, nescio), ita ut nautae, quantumvis timidi et inexperti, iam 
securis navigent velis nocturno quoque tempore. — Suensia littora nesciunt Corallia; — 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s.w. 403 


bezeichneten Lokalitäten fehlt es an einer Erläuterung und scharfer Unter- 
scheidung von Untiefen, zumal da sie oft an unrechter Stelle und in unrech- 
ter Richtung sind, wie wir uns vielfach überzeugt haben, auch den flüchti- 
tigen Entwurf ihrer Form fanden wir gewöhnlich ohne Richtigkeit. Die Rei- 
senden, welche dort waren und Nachrichten gaben, segelten, wie es scheint, 
im hohen Meere vor den Riffen und Inseln vorüber, ohne sich bei densel- 
ben aufzuhalten, und zeichneten die Angaben der Piloten mit mancherlei 
Mifsverständnissen. Nur einige Hafenpunkte sind sorgsam untersucht und 
genau bekannt, jedoch geben diese kein Bild des Ganzen. Je mehr aber 
jetzt die Nachrichten der Seefahrer über die Coralleninseln des stillen Oceans 
das höchste Interesse erregen, desto zeitgemäfser dürfte wohl eine Darstel- 
lung dieser Verhältnisse im rothen Meere sein. 

Mein und Dr. Hemprich’s Aufenthalt an jenen Küsten macht es mög- 
lich, ein ausgeführteres Bild dieser Corallenformen darzulegen. Unsere An- 
wesenheit währte 18 Monate, von denen 9 in das Jahr 1823 und den An- 
fang von 1824, und ebensoviel in das Jahr 1825 fallen. Beinah 12 Monate 
lang, oder fast ein volles Jahr, waren wir im Schiffe auf jenem Meere, be- 
reisten es fast in seiner ganzen Ausdehnung, sähen eine grofse Anzahl seiner 
Inseln und Corallenbänke und landeten zu specieller Untersuchung an 48 
verschiedenen Punkten beider Küsten. Die Zahl der von uns in der Nähe 
gesehenen Inseln und speciellen Küstenpunkte der verschiedensten geogra- 
phischen Breiten beträgt, aufser der im Zusammenhange untersuchten, ge- 
gen 40 Meilen langen Küste des sinaitischen Arabiens, etwa 150. Die Zahl 
endlich der verschiedenen Arten von Corallenthieren, welche wir auf den 
Corallenbänken eigenhändig sammelten und die wir gröfstentheils als wissen- 
schaftliches Material und Belege dem hiesigen Königlichen Museum zugeführt 
haben, beträgt zufolge meiner früheren specielleren Mittheilung 110, mit- 
hin fast 3mal so viel, als Shaw, Forskäl, Savigny und nach uns Rüp- 
pell zusammengenommen, d.i. alle bisherigen Beobachter, daselbst aufge- 
funden oder beschrieben hatten. Die auf diese Weise mit ernstester gefahr- 
voller Bemühung, und daher vielleicht mit einiger Sicherheit gewonnene 
Übersicht der Goralienbildung im rothen Meere erlaubt mir, nalkden ich 
die einzelnen von uns beobachteten Thierformen richtig bestimmt zu haben 
glaube, folgende Darstellung ihrer dortigen Verhältnisse. 

Eee2 


404 Eurengerc über die Natur und Bildung 


B. Allgemeine Übersicht der Verbreitung der Corallenbänke im rothen Meere. 

Das rothe Meer zeichnet sich für Europäer, welche es mit dem Mit- 
telmeer der Ost- und Nordsee oder dem atlantischen Ocean ihrer Küsten 
vergleichen, sehr durch Felsenriffe aus, welche in der Form von flachen, 
nur eben die Meeresoberfläche berührenden, meist stets, aber in geringer 
Tiefe, unter Wasser befindlichen Bänken seine Küsten überall einfassen, 
und weil sie oft in grofser Entfernung vom Festlande im hohen Meere flach 
auftauchen und auch ganz in der Nähe wenig bemerkbar sind, der Schiff- 
fahrt grofse Gefahr bringen. Diese immer nassen Bänke, auch wenn sie die 
Oberfläche erreichen und sichtbar sind, unterscheiden die Araber von den 
Inseln, die sie Geszre, in der Mehrzahl Gesirät nennen, unter dem Namen 
Schaebe, in der Mehrzahl Schaeban. Es giebt nur sehr wenig Ankerplätze 
des rothen Meeres, die, wie in Sues, Tor und Jambo, gestatten, dafs selbst 
die kleinen ungedeckten Kauffartheischiffe der Eingebornen nahe am Ufer 
anlegen könnten; vielmehr findet sich meist das Ufer durch einen oft %-4 
Stunde breiten, von wenig Wasser bespülten, flachen Felsvorsprung, der 
zur Ebbezeit zuweilen ganz trocken wird, eingefafst, und die Schiffe kön- 
nen nur in der Entfernung und vor diesem Felsensaume Anker werfen. Ja, 
häufig finden sogar kleine Barken nicht Wasser genug, um die an das Land 
gehende Mannschaft trocken auszuschiffen, sondern diese mufs die Barke in 
grofser Entfernung vom Lande verlassen, an Steine oder Anker anbinden 
und durch weite Strecken des Meeres zum Lande waden. Uns trugen ge- 
wöhnlich die Matrosen für ein besonderes kleines Geldgeschenk, mit Waf- 
fen und Gepäck, auf dem Rücken hin und zurück. 

Aufser dieser mit dem festen Lande sichtlich unmittelbar zusammen- 
hängenden Felseinfassung, auf welche landeinwärts mehr oder weniger Sand 
der Küsten-Dünen aufgelagert ist und Hügel bildet, finden sich gewöhnlich 
in kleinen Abständen gegen das Meer hin noch andere flache Felsen, welche, 
etwas niedriger, vom Wasser bedeckt sind und an denen sich die grofsen 
Wogen des hohen Meeres brechen, so dafs zwischen ihnen und dem Fels- 
rande des Festlandes ein wasserreicher 1 bis 2 Faden tiefer Zwischenraum 
bleibt, welcher die Hafen für die Schiffahrt bildet. Diese hafenbildenden, 
frei aus dem Meeresgrunde heraufragenden unterbrochenen Felsenriffe, welche 
sämtlich mit Corallen bedeckt sind, sind die eigentlichen Corallenbänke des 
rothen Meeres. Zuweilen sind sie an der Küste als ein einfacher unter- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. ww. 405 


brochener Saum, zuweilen aber wiederholen sie sich in paralleler Richtung 
mehrfach gegen das hohe Meer. Beim tobendsten Sturme ist jedes Schiff 
geborgen, welches hinter ein solches freies Corallenriff auf der dem Winde 
entgegengesetzten Seite (unter dem Winde) gelangt, wo es mit eisernen Ha- 
ken, Ketten, Stricken und Ankern vielfach befestigt werden kann. Da aber 
diese Riffe zuweilen in langer Ausdehnung ununterbrochen zusammenhän- 
gen, so treiben nicht selten die hohen Wellen und schnell verstärkter Sturm, 
zuweilen auch besondere Strömungen, die Schiffe so sehr in die Nähe der- 
selben, dafs die Kraft der brandenden Wellen die Macht des Steuerruders 
und Segels überwiegt, und in diesen Fällen sind sie verloren, denn die bran- 
dende Woge hebt sie am Riffe selbst hoch in die Höhe und sie zerbersten 
sogleich beim Herabsinken auf den Felsen. Nicht ohne Schauder erinnere 
ich mich dabei der eignen Gefahr, wie unser Schiff bei der Reise von Sues 
nach Djedda vor Wusch am hellen Tage und während der beständig ange- 
regten Aufmerksamkeit der Mannschaft bei etwas hohen Wellen auf ein sol- 
ches schr kleines Riff gerieth und 3 durch ebensoviel Wellen, die uns dar- 
über hinführten, veranlafste Stöfse uns alle in die sichre Erwartung des 
plötzlichen Unterganges versetzten. Jedoch reichte die Wassermasse über 
dem Riffe noch hin, die Last des Schiffes ganz zu tragen, und so hob die 
4“ Welle es wieder ab ins freie Meer, und die gräfslichen Stöfse, welche das 
Blut in allen Adern stocken machten, hatten das Schiff nur stark erschüt- 
tert, nicht zerbrochen, zu welcher Überzeugung jedoch noch 2 bange Stun- 
den angestrengter Untersuchung gehörten. Scheich Imam Abdallah, un- 
ser nach Mecca pilgernder Reisegefährte mit schneeweifsem Haar, erhielt 
Segen und Thränen der Dankbarkeit von 50 Personen für diese Wirkung 
seiner Gegenwart, und nahm sie stumm und feierlich entgegen. 

Diese Riffbildung 
Verlaufe des rothen Meeres die herrschende. Von Tor im Meerbusen von 


ist an der arabischen Küste im ganzen mittleren 


Sues an bis nach Gumfude im glücklichen Arabien sahen wir sie gleichartig. 
Allein sowohl am nördlichen Ende des rothen Meeres von Tor bis Sues, als 
am südlichen von Gumfude bis Moccha, nimmt diese Bildung ab, indem 
wir unterhalb, nördlich von Nakuhs, nur noch ein einziges Riff erkannten, 
welches die Araber als das letzte bezeichnen und Schaeb el chassa nennen. 
Dafs im südlichen Theile wirklich ein ähnlicher Mangel an freien Corallen- 
bänken das rothe Meer bezeichne, ist uns aber aus eigner Erfahrung nicht 


406 Enurengere über die Natur und Bildung 


deutlich geworden, obwohl die Schiffer dort es behaupten und, wie von 
Sues nach Tor, so von Gumfude nach Moccha, Tag und Nacht mit Segeln 
zu fahren pflegen, während im ganzen mittleren Verlaufe, von Tor bis Gum- 
fude, nie ein ungedecktes arabisches Schiff, welches die Küste im Auge be- 
halten mufs, wagt, die ganze Nacht unter Segel zu bleiben. Sichere An- 
kerplätze sind sparsam und man bedarf zum Einlaufen der Tageshelle; auch 
setzt sich der Wind zuweilen nach kurzer Windstille rasch zum Sturme um. 
Der Grund der Sorglosigkeit der Schiffer im südlichsten Theile des rothen 
Meeres könnte vielleicht darin grofsentheils liegen, dafs dort eine geringere 
allgemeine Meerestiefe ist und mithin die Wellen weniger hoch gehen, wo- 
durch es weniger gefahrvoll erscheint, zur Nachtzeit in hoher See zu fahren, 
die allenthalben freier ist, und vom felsigen Lande sich zu entfernen, wie 
etwa in der Ostsee oder dem Kategat. Die grofse Tiefe des mittleren rothen 
Meeres, welche keinen Ankergrund bietet, bedingt Wellen, denen beson- 
ders bei hohler See ein deckloses Schiff nicht widerstehen kann. Weder 
im mittelländischen, noch im adriatischen Meere, weder in der Nordsee, 
noch in der Ostsee, noch im caspischen Meere bei Astrachan, welche ich 
sämtlich, letzteres durch Herrn Alexander von Humboldt’s ehrenvolle 
Güte, aus eigner Anschauung kenne, habe ich das Meer von so hohlem An- 
sehn und so starken Wellen gefunden, obwohl ich zum Theil sehr stürmische 
Tage auf den 4 ersteren Meeren zugebracht habe und auch die übrigens gar 
nicht geringe Gröfse der von mir benutzten Fahrzeuge im rothen Meere da- 
bei in Anschlag gebracht wird. Die gröfsten Wellen, welche mir je vorge- 
kommen sind und die mich mit der Möglichkeit des Zerbrechens eines festen 
Schiffes durch ihre blofse Gewalt gefahrvoll bekannt gemacht haben, fand 
ich bei hohler See zwischen Scherm el Scheik, der Insel Tiran und Ras Mu- 
hammed am Eingange des Meerbusens von Akaba, wo es ebenfalls den Nach- 
richten der Schiffer zufolge in mehr als 100 Faden Tiefe an Grunde fehlt. 
So hohe Wellen haben wir nun im südlichen Theile des rothen Meeres nicht 
gefunden, obschon ich auf der Rückreise von Habessinien mit einem der 
heftigsten Stürme 3 Tage lang zu kämpfen hatte. Auch habe ich mich hin- 
reichend überzeugen können, dafs in jenen Gegenden an Corallenbänken 
gar kein Mangel ist, indem wir auf der Überfahrt von der arabischen Insel 
Cameran queer durch das Meer nach der habessinischen Insel Dhalac noch 
an allen Inseln Corallensäume und mehrere freie Corallenriffe angetroffen 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 407 


haben, die zum Theil ganz von Wasser bedeckt waren, und mithin zu den 
gefährlichsten des ganzen Meeres gehören dürften, wenn sie gerade in der 
befahrensten Strafse lägen. Seichtigkeit des Meeres (!) und Mangel hoher 
Wellen halte ich mithin mehr als den Mangel der Corallenfelsen für die Ur- 
sache der gröfseren Sorglosigkeit der Schiffer in Jemen. 

Bei diesem Überblick über die Corallenbänke des rothen Meeres darf 
ich nicht unterlassen zu bemerken, dafs in dem mittleren und tiefsten Theile 
dieses grofsen Wasserbeckens von Djedda in Arabien bis Cosseir in Afrika 
gar keine Corallenbänke vorkommen. Obwohl ich bei meiner Rückkehr 
aus Jemen nach Cosseir auf der grofsen ägyptischen Brigg e/ Kandi, welche, 
da sie ein Verdeck hatte und von einem griechischen Capitän commandirt 
wurde, ihren Weg im hohen Meere ohne Ansicht des Landes zurücklegte, 
12 Tage und Nächte lang mit widrigem Winde kreuzte, so ist uns doch nie 
ein Corallenriff auf dieser Fahrt in den Weg gekommen; nur richteten die 
Schiffer es immer so ein, dafs wir bis gegen Abend der arabischen Küste 
zusteuerten, von Abend an aber, während der Nacht, abwärts von dieser ins 
hohe Meer, der afrikanischen Küste zulenkten. Der einzige felsige Punkt 
im hohen Meere, welcher uns begegnete, war in der Breite von Cosseir 
selbst, die aus 2 Felsen bestehende Insel Fennatir, von welcher an nördlich 
dann allmälig mehrere Inseln und Riffe erscheinen, die den Eingang in den 
Meerbusen von Sues verschliefsen und nur am Tage erlauben. Auf gleiche 
Weise verschliefsen die Inseln Tiran und Barkan mit den sie umgebenden 
Corallenriffen den Eingang zum Meerbusen von Akaba. Fennatir ist aber 
kein Corallenriff, sondern es sind 2 kleine über das Meer ragende Felsen. 

Überblickt man die geognostischen Verhältnisse der Küsten des ro- 
then Meeres und vergleicht man damit die Corallenriffe und Inseln dessel- 
ben, so findet sich, dafs die meisten Corallenbänke und Inseln da sind, wo 
das Meer im Allgemeinen weniger tief ist, dafs aber aus der Mitte gröfserer 
Tiefen nie einzelne Corallenriffe schroff hervortreten. Daher sind sie mehr 
in der Nähe der flachen Küsten, oder da, wo augenscheinlich vulkanische 
Thätigkeit Hebungen und Anfüllungen des Meeresbodens veranlafst haben 
mögen. Dafs der Meerbusen von Sues, in dessen südlichem Theile mehrere 


(') Die Meerestiefe der Mitte dieses südlichen Theiles fand schon Don Juan de Castro 
1540 nur 10-11 Klafter. Hist. gen. des voyages I, 174. ebenso Valentia 1504. 


408 Eurengeng über die Natur und Bildung 


grofse Corallenbänke entfernt von der Küste im hohen Meere gefunden wer- 
den, nirgends bedeutend tief ist, erfuhren wir durch die arabischen Schiffer 
von Tor sehr umständlich, da sie theils beim Ankern, öfter aber noch beim 
Fischen, mit Grundangeln Gelegenheit haben, die Tiefen zu erkennen. Die 
gröfste Tiefe des Meerbusens von Sues in seiner Mitte beträgt diesen Nach- 
richten zufolge nirgends mehr als 50 Klafter, sehr häufig ist sie aber gerin- 
ger, 20-12 Klafter; weiter gegen Sues ist sie nur 10, und allmälig bei der 
Stadt 2-1 Klafter. Erst von Ras Muhamed an südlich erreicht eine Schnur 
von 100 Klafter Länge den Boden noch nicht, und tiefere Messungen wur- 
den nicht versucht. Die gröfste Tiefe, welche ich selbst in der Mitte des 
grofsen Beckens oder der Bucht des Pharao-Sees Birket Faraun mit einer 60 
Klafter langen beschwerten Angelschnur gemessen habe, betrug 45 Klafter. 
Überdiefs zeigt das Vorkommen von Naphtha am Gebel Setie (Ölberge) der 
afrikanischen Küste (ich habe solche Naphtha in Tor gesehen und die Fel- 
sen von Gebel Setie aus der Ferne beobachtet) in gleicher Breite mit den 
zahlreichen Corallenriffen des Meerbusens, die heifsen Quellen bei Hamam 
Faraun und die warmen bei Tor, so wie eine Berggegend mit schwarzem 
Gestein, welche Burckhardt bei Ras Muhammed gefunden zu haben an- 
giebt, der wir aber nicht begegnet sind, dafs vulkanische Bedingungen aller- 
dings daselbst in der Nähe gewesen sind und noch sein mögen. Auch das 
wahrscheinlich bedeutend mehr verbreitete Vorkommen der kleinen Inseln 
und Riffe in der Nähe der arabischen als der afrikanischen Küste, längs der 
ganzen Ausdehnung des Meeres, könnte leicht seinen Grund in der mehr 
vulkanischen Beschaffenheit jener ganzen Küste haben, welche Herr Leo- 
pold von Buch am Ende seines bekannten grofsen Werkes über die cana- 
rischen Inseln aus früheren einzelnen Anzeigen sehr richtig vermuthete 
und die ich in einem 1827 hier gehaltenen Vortrage über den Character 
der libyschen Wüste durch einige aus eigner Erfahrung dem Bekannten 
hinzugefügte Thatsachen aufser Zweifel zu setzen Gelegenheit hatte. Aller- 
dings zeigt die ganze arabische Landzunge eine Reihe von ehemaligen vulka- 
nischen Ausbrüchen, die ihre Entstehung oder Formveränderung bedingt 
haben mögen, während ähnliche Merkmale auf der afrikanischen Küste von 
Cosseir bis Massaua noch nicht beobachtet wurden, obschon sie von der 
Land- und Seeseite auch schon mehrfach bereist ist. Es ist daher wahr- 
scheinlich, dafs diese letztere Küste weit weniger mit Corallenriffen besetzt 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. ww. 409 


sei, und die Gegend bei Cosseir, welche ich sah, verläugnet diesen Cha- 
rakter nicht. Im südlichen Theile des rothen Meeres giebt es noch jetzt 
einen Centralpunkt vulkanischer Thätigkeit mitten im Meere, nämlich die 
Insel Sebahn oder Gebel Taer (Vogelberg, Klosterberg?), und gleich- 
zeitig entdeckt man dort geringere Meerestiefe und viele kleine Inseln und 
Corallenriffe in der Mitte des Meeres. In den vulkanloseren Gegenden des 
mittleren rothen Meeres bis Cosseir sahen wir grofse Meerestiefe ohne Insel- 
und Corallenbildung, und auch bei Sues die Küste ohne Corallenriffe und 
einfach. 


C. Über die äufsere Gestaltung und specielle Form der Gorallenbänke des rothen Meeres. 


Im rothen Meere haben sämtliche Corallenbäuke darin etwas ganz 
Übereinstimmendes, dafs sie eine flache, mit dem Meeresspiegel parallele 
Ebene als Oberfläche zeigen, nie aber zackige Felsen über dem Meeres -Ni- 
veau bilden, dafs sie mit ihrer ganzen Fläche meist 4-2 Faden tief unter der 
Meeresfläche liegen und zur Ebbezeit einen oder mehrere kleine darüber 
herausragende, bei jedem frischen Winde von den Wellen überfluthete 
Punkte zeigen. Diese Punkte sind verhältnifsmäfsig kleine, lose Felsblöcke 
von schwärzlicher Farbe, nie Corallen, sondern immer Bruchstücke eines 
sehr festen, sich schiefrig ablösenden Kalksteins. Oft erscheinen sie wie ab- 
sichtlich von Menschen angebrachte Signale, wozu sie auch häufig dienen; 
wir konnten uns jedoch überzeugen, dafs die Mehrzahl, ähnlicher sehr aus- 
gedehnter Umgebungen halber, nicht künstliche Signale waren. Die obere 
Fläche aller solcher Corallenriffe, welche mit einzelnen Steinen über das 
Meer herausragen, ist nur wenige Fufs unter dem Niveau desselben, und 
nie sahen wir lokale Erhöhungen auch nur klafterhoch, niemals wie aufge- 
thürmte Berge, wenn es nicht wirkliche corallenlose Inseln waren, und auf 
keiner der vielen von mir besuchten flachen oder erhabenen Inseln sah ich 
Corallenfragmente als oberste Lage, noch auch Fluren oder Felder erstor- 
bener, aber wohl erhaltener Corallenformen, wie Forster, Vancouver 
und Peron im Südmeere fanden und die letzterer nicht als vulkanische He- 
bung, sondern als Product der Meeressenkung zu erklären versuchte. 

Die Form der Corallenbänke im rothen Meere ist ferner nie ringför- 
mig mit einem See in der Mitte, wie man es im Südmeere als Regel be- 
merkt hat, und die von Flinders zuerst erkannte Eigenthümlichkeit der 

Phys. Abhandt. 1832. Kff 


410 Eurengenrg über die Natur und Bildung 


australischen Riffe, dafs ihre dem hohen Meere und der Brandung zuge- 
kehrte Seite immer die höhere sei, die unter dem Winde gelegene aber nie- 
driger ablaufe, findet keine Anwendung auf die Corallenriffe des rothen 
Meeres. Zwar haben wir den Rand aller Corallenriffe meist sehr unregel- 
mäfsig ausgebuchtet, jedoch, dem Total-Eindrucke ihrer Ausdehnung zu- 
folge, fast immer geradlinig gefunden, und nirgends sahen wir eine Seite 
derselben auffallend und vorherrschend erhöht, obschon auch im rothen 
Meere eine gewisse Regelmäfsigkeit der Winde bemerklich und der Nord- 
wind bedeutend vorherrschend ist. Auch da sahen wir nirgends die Aufsen- 
seite der Riffe erhöht, wo diese allein der Brandung der Wogen und allen 
Wirkungen der Stürme zugänglich ist, ja ich habe sogar diese Aufsenseite 
oft schief ablaufend und tiefer werdend gefunden; so ist es namentlich zum 
Theil schon auf der Corallenbank, welche den Hafen von Tor bildet. 

Die charakteristische Form der Corallenbänke des rothen Meeres ist 
vielmehr eine langgestreckte bandartige, erfüllt-tafelförmige. Gewöhnlich 
bilden diese Corallenriffe den Saum der Küste, jedoch giebt es auch sehr 
zahlreiche in mehrere Meilen weiter Entfernung vom Festlande, frei aus der 
Tiefe hervortretende Riffe, die dann, so viel wir deren deutlich beobachte- 
ten, immer noch eine mit der Küste parallel laufende Richtung ihres Län- 
gendurchmessers haben, wodurch sie auf einen basalen Zusammenhang mit 
derselben hinzudeuten scheinen. Ich erinnere mich nicht eines einzigen der 
zahllosen Riffe, welche ich kennen lernte, das mit seinem Längsdurchmesser 
von der Richtung der Küste im rechten Winkel abginge, obwohl wir aller- 
dings oft fast scheibenförmigen, oder in Länge und Breite wenig verschie- 
denen Bänken begegnet sind, die auch dann zuweilen ihre Verwandtschaft 
in der Bildung 


5 
weis gestellt, ein mehrfach unterbrochnes Band bildeten und sich in ihrer 


mit den bandförmigen dadurch bezeichneten, dafs sie reihen- 


Gesamtrichtung an den Charakter der übrigen anschlossen. 

Aufser dieser Übereinstimmung in der flachen und langgestreckten, 
mit der Küste parallelen Gestalt sind die arabischen Corallenbänke noch 
darin unter einander auffallend gleich, dafs an ihrer dem hohen Meere zu- 
gekehrten Seite Ankergrund nur in grofser Tiefe, zuweilen selbst mit 100 
Klafter Länge nicht zu erreichen ist. Die Corallenbänke, welche den un- 
mittelbaren Saum der Küste bilden und mit dieser zusammenhängend in sie 
übergehen, haben natürlich nur Einen Abfall gegen die See, welche ge- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 4 


wöhnlich unmittelbar an ihrem Rande mit grofser Tiefe anfängt. Die im 
entfernteren Meere frei hervortretenden Riffe aber haben wegen ihrer lang- 
gestreckten schmalen Form eigentlich nur einen doppelten Abfall gegen das 
Meer, einen in der Richtung zur Küste, den andern nach dem hohen Meere. 
An der Küstenseite ist oft der Abfall der breiten Fläche des Corallenriffes 
sanft ablaufend, und gewöhnlich ist das Meer landwärts davon nicht sehr 
tief, ja es vermeiden sogar immer die gröfseren Schiffe zwischen Riffen 
und dem Lande zu fahren so viel als möglich, weil sie gröfserer Aufinerk- 
samkeit bedürfen. Mittlere und kleinere Fahrzeuge ziehen jedoch regel- 
mäfsig die Fahrt zwischen den Corallenriffen vor und gewinnen deishalb oft 
viel an Geschwindigkeit, indem das weniger bewegte, nicht selten auch Stun- 
den und Meilen breite Meer ihnen erlaubt, mehr Vortheil aus dem Winde 
zu ziehen und ein entstehender Sturm sie in der Nähe der Hafen findet. 
Andrerseits verlieren sie, indem sie den Krümmungen der Küste folgen und 
vom Kreuzen beim Gegenwinde minderen Vortheil ziehen können. Die 
Meerestiefe an der Aufsenseite der Riffe ist gewöhnlich um so bedeutender, 
je entfernter dieselben vom Lande sind, aber auch zuweilen dicht in seiner 
Nähe unergründlich. Bei Tor veranlafste ich den griechisch - arabischen Ein- 
wohner und Schiffer Maallem Ansari (Meister Ansari), einen ehrwür- 
digen wohl erfahrenen Alten und später Gemeinde -Ältesten des kleinen Or- 
tes, den ich durch 7 monatlichen Aufenthalt daselbst genau kennen gelernt 
und lieb gewonnen hatte, die Messung der Tiefen mit seinen sehr tief rei- 
chenden Angel- Apparaten von Neuem vorzunehmen, und bei einigen war 
ich selbst gegenwärtig auf seinem Fischerboote. Das Corallenriff, welches 
bei Tor den Hafen bildet, hat oben eine mehr lange als breite Fläche und 
ist im Winter zur Ebbezeit noch 4 Fufs, zur Fluthzeit $ Fufs, im Sommer 
aber zur Ebbezeit oft S Fufs, und zur Fluthzeit 12 Fufs unter Wasser. Sein 
Grund ist ganz deutlich eine vom nördlichen Ende der Hafenbucht abge- 
hende Landzunge in südlicher Richtung, indem dort in geringer Tiefe ein 
neuerer (Tertiärer?) Kalkstein liegt, welcher in der Nähe des Castells den 
Corallensaum der Küste unmittelbar selbst bildet. Der Hafen oder das Meer 
landwärts von dem Riff hat in seiner gröfsten Tiefe 8-9 Klafter Wasser. 
Das Riff, welches etwa 3mal so lang als breit ist, fällt Jandwärts nicht 
schroff, sondern allmälig ab, aber seewärts ist sein Abfall meist sehr schroff 
und in geringer Entfernung beträgt die Meerestiefe schon 50 Klafter. Ob- 
Fff2 


412 Eurengerc über die Natur und Bildung 


wohl das Riff nach dem Lande zu schiefer abläuft, so ist doch auf der See- 
seite kein Kamm, sondern es ist von da bis zur Mitte und drüber eine breite 
tafelförmige Fläche, und obschon auf der Seeseite die Tiefe sehr plötzlich 
zunimmt, so ist doch der Abfall nicht senkrecht. In der Nähe der südlich- 
sten Spitze des Riffes überragt ein Haufen loser Fels- und Corallenstücke 
die Meeresfläche, und dieser ist ein künstliches Signal für die Schiffer. 


D. Über den Einfluls der geognostischen Verhältnisse auf die Inseln und Corallenbänke 
des rothen Meeres. 

Überall, wo intensive Forschungen neuerlich angestellt wurden, hat 
sich bereits ein inniger Zusammenhang der Inseln und Corallenriffe ergeben, 
und nicht anders fanden wir das Verhältnifs im rothen Meere. Sämtliche 
Corallenriffe, welche wir untersucht haben, verdanken ihre Eigenthümlich- 
keit offenbar auch dort nicht einem einfachen, sondern einem doppelten 
Einflusse, einerseits nämlich und hauptsächlich den geognostischen Verhält- 
nissen der Küste und des Meeresbodens, andrerseits, und zwar im unter- 
geordneten Verhältnisse, dem Einflusse der kleinen steinbildenden Thiere, 
vorzüglich derer, die wir Corallen nennen. Da, wo nicht Sand, Corallen- 
bedeckung oder Wassertiefe alle Beobachtung und Beurtheilung unmöglich 
machten, erkannten wir überall als bestimmte feste Grundlage sämtlicher 
Erhabenheiten des Meeresbodens, die als Inseln mit Sand bedeckt, oder als 
Corallenbänke mit Corallen überzogen waren, entweder ein vulkanisches 
Gestein, oder einen sehr festen, oder auch mürben porösen Kalktuff, welcher 
offenbar aus verkleinerten und cämentirten Überbleibseln thierisch - organi- 
scher Körper gebildet war, seine specielleren Bestandtheile aber gewöhnlich 
nur sehr undeutlich erkennen liefs. Diese Gesteine waren offenbar nicht in 
directem unmittelbaren Zusammenhange mit den Conchylien und Corallen, 
welche darauf lebten. 

Ich spreche zuerst von den Inseln mit vulkanischem Gestein. Wir 
landeten nur an 2 Inseln, welche deutlich durch vulkanische Thätigkeit be- 
dingt waren, nämlich an der arabischen Insel Ketumbul im südlichen rothen 
Meere zwischen Gumfude und Gisan, deren einzelner zackig- conischer Fels 
aus zum Theil verwitterter Lava besteht und den nördlichen Rand eines un- 
terseeischen längst erloschenen Craters zu bılden scheint, und an der noch 
südlicher gelegenen habessinischen Insel Hauakel, die ein kleines, von mir 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. ıw. 413 


nur auf der Nordwest-Seite untersuchtes Gebirge von gebranntem jaspisar- 
tigen Gesteine ohne Lava oder Basalt enthält. Von beiden habe ich Proben 
mitgebracht. Ketumbul erhebt sich etwa 300 Fufs, und Hauakel 150. Beide 
sind an ihren Ufern von Corallen eingefafst, allein diese sind offenbar bei 
beiden ohne Einflufs auf irgend eines ihrer Verhältnisse. Aus der Ferne sa- 
hen wir noch die vulkanische Insel Gebel Taer oder Sebahn als einen in der 
Mitte spitzen, nach West und Nord ablaufenden Bergrücken von geringer 
Höhe (wohl nur 150 Fufs) und ohne Auszeichnung. Andere vulkanische In- 
seln giebt es in dem von uns bereisten gröfsten Theile des rothen Mee- 
res nicht. 

Alle übrigen höheren Inseln zeigten uns als anstehendes Gestein einen 
bald dichteren, bald poröseren, meist schr weifsen Kalkstein oder Kalktuff, 
oder einen tertiären Sandstein, den ersteren zuweilen in horizontaler Schich- 
tung, wie auf den Inseln Barkan, Sanafer im Norden, und Cameran, Bel- 
hosse, Dhalac, Massaua, Farsan im Süden des Meeres, auf welchen allen 
wir landeten, und vielen andern, auf denen wir nicht landeten. Ein ganz 
eigenthümlich mehrfaches Gestein zeigte die gröfste, am Eingang des Meer- 
busens von Akaba gelegene Insel Tiran, deren vom Meere schr schroff auf- 
steigender nackter Hauptberg bei einer Höhe von fast 800 Fufs auf seiner 
zugäuglichen, von mir bis zur Hälfte bestiegenen, sehr mürben, daher, ob- 
wohl nicht allzuschroffen, doch äufserst beschwerlich und gefährlich zu er- 
klimmenden Landseite ein Gypslager enthält, welches in sehr grofsen Mas- 
sen und in Gestalt einer rissigen ganz mürben Rinde einen Bergmehlartigen 
Gyps-Überzug hat, an den man sich nirgends anhalten kann, weil er in 
weifses Pulver zerfällt. Der untere Theil ist ein Sandsteinartiges Conglo- 
merat und östlich fanden sich darauf sehr feste Felsen eines wahrscheinlich 
doch tertiären dichten Kalksteins. 

Was nun die zahllose Menge der kleineren ganz flachen, kaum über 
das Meeres-Niveau ragenden Inseln anlangt, gerade jene, welche am mei- 
sten Verwandtschaft zu den Corallenriffen zu haben scheinen, so hatten von 
den vielen von uns besuchten besonders deutlich Reman im Eingange des 
Meerbusens von Akaba, Sannak nordwestlich von Gumfude, Ras Kafıl 
ebenda, Ormuk und Badie zwischen Loheie und Cameran, und Scheik Said 
bei Massaua ebenfalls eine Grundlage von festem Gestein, welches zum 
Theil nie vom Meere entblöfst wird, indem der erhabene Theil der Inseln 


414 EnunenBerg über die Natur und Bildung 


nur ein mehr oder weniger hoher Sandhügel war. Bei andern wurden der- 
gleichen felsige Stellen bei der Ebbe sichtbar und fast trocken. Alle übrigen 
ähnlichen Inseln der arabischen Küste, soviel wir deren in der Nähe gesehen 
haben, und ihre Zahl ist recht grofs, vielleicht erschöpfend, weichen von 
den genannten so wenig in ihrer Äufserlichkeit ab, dafs wir ihre speciellere 
Untersuchung nicht für der Zeit, der Mühe und damit jedesmal verbunde- 
nen Gefahr besonders werth hielten. 

Hervorheben möchte ich noch die Gestalt einiger Inseln. Die mei- 
sten sind in ihrem Umfange rundlich, selten gebuchtet, meist überall mit 
geradlinigen, sich in Winkeln (spitzen Landzungen) vereinigenden, oder mit 
wellenförmigen sanften Umrissen, einige länglich; jedoch fanden wir die 
erhabeneren Theile keineswegs in einem Parallelismus der Längenrichtung 
mit der Küste, sondern zuweilen, wie die Doppel-Insel Hassani und Lib- 
behn, rechtwinklich abgehend, während doch allerdings die unterseeischen 
die Inseln begleitenden Riffe eine andere Richtung hatten. Merkwürdig er- 
schienen mir noch die beiden Inselgruppen Farsan und Dhalac, die sich 
in geringem Breiten - Unterschiede im südlichen Meere gegenüber liegen und 
durch geringe Erhebung und wahrscheinlich ganz concentrische Zusammen- 
stellung vieler kleiner Inseln um eine mittlere grofse, ohne alle Spur von 
vulkanischem Gesteine, auszeichnen. Ferner erwähne ich 3 Inseln, welche 
durch tief eindringende Buchten eine halbkreisförmige oder hufeisenähnliche 
Gestalt hatten. Sanafer am Eingange des Meerbusens von Akaba und Badie 
ohnweit Cameran im Süden, samt Hauakel an der habessinischen Küste, 
zeigten unter allen allein diese Annäherung an die Ringform. Vielleicht 
liefse sich noch die Lava-Insel Ketumbul dazurechnen, wenn man einige 
kleine, in ihrer Nähe befindliche Felsspitzen mit in das Bild zieht. Da letz- 
tere beide Inseln ein deutlich vulkanisches Gestein enthalten, so befremdet 
diese kesselartige Form nicht, sondern bestätigt nur noch mehr den directen 
vulkanischen Ursprung; aber diese Form allein berechtigt bei den Inseln 
Sanafer und Badie gewifs nicht, ihnen einen ähnlichen Ursprung unterzule- 
gen. Sie zeigen keine Spur von vulkanischem Boden, obschon Badie durch 
ihren schmalen Landgehalt eine sehr auffallende, sich der Ringform nähernde 
Gestalt hat. Ich habe ihr Becken fast ganz umwandert und sah zwar an 
einigen Stellen bei der Ebbe das überall schon vorgekommene plattenartige 
Kalkgestein, allein kein anderes, und ihre etwas erhabene convexe Fläche 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 415 


war Dünensand mit Bruchstücken jenes verwitternden Kalksteins. Sanafer 
hat nur eine tiefe, von Süden nach Norden eindringende Hafenbucht und 
höhere Kalkfelsen, die in 2 Gruppen getheilt sind, mit sanften verwitterten 
Abhängen, ohne anderen Bildungscharakter. Wäre die Anzahl der ringför- 
migen Inseln im Austral-Meere nicht gröfser, so würden die Reisenden 
schwerlich davon überrascht worden sein und diese Form als Regel für In- 
sel- und Corallenbildung aufgestellt haben, und wäre nicht der vulkanische 
Charakter an ihnen deutlich ausgeprägt, so würden die neueren Beobachter 
nicht so bestimmt sich für denselben erklärt haben, da die andere Meinung 
ihnen vorlag. 

Der Kalkstein der flachen und kleinen Inseln, welche oft von einem 
verhältnifsmäfsig sehr breiten Saume unterseeischer Corallenbildung umge- 
ben sind, unterscheidet sich nicht von dem der mehr erhabenen Inseln. Oft 
war es deutlich ein zusammengekitteter und erhärteter Meeressand. Die 
Farbe dieses Gesteins war unter dem Wasser, oder dicht über demselben, 
meist aschgrau, oder schwärzlich, bei allen etwas erhabenen Inseln aber, 
schon bei denen, welche nur wenige Schuh über das Wasser ragten, ge- 
wöhnlich von blendend weifser kreideartiger Farbe. Zuweilen sah man darin 
horizontale Streifen, gleichsam die Spuren von Ablagerung eines Nieder- 
schlages aus dem Wasser. Eine Probe dieses Gesteins von der Insel Barkan 
habe ich in dem Königlichen mineralogischen Museum niedergelegt. Die 
grofsen Inseln Farsan, Dhalac und Cameran bestehen ganz aus diesem Ge- 
stein und einer Lage von Dünensand mit wenigem Aumus. Auf solchen 
Felsbänken, welche nur zur Fluthzeit ganz überfluthet wurden, löste sich 
dies Gestein oft plattenartig ab, und selbst auf unterseeischen Corallenrif- 
fen, welche das Wasser nie verläfst und die vom Lande entfernt frei empor- 
steigen, habe ich zuweilen plattenartige, mit Corallen besetzte Steine em- 
porgehoben, welche an sich keine Corallen waren. Oft und meistens waren 
übrigens diese Steinmassen, selbst bei einer dünnen Plattenform, so fest, 
dafs anhaltende, sehr kräftige Hammerschläge sie erst trennten. Dagegen 
waren die der Luft und Sonne ausgesetzten Felsen, obwohl in ihrer ur- 
sprünglichen Natur einerlei und zusammenhängend mit den beschriebenen, 
meist sehr mürbe, oder hatten nur an einzelnen Stellen ihre Festigkeit er- 
halten. Oft hatte das Wasser dergleichen Kalkfelsen theilweis so ausgewa- 
schen, dafs sie netzartig durchbrochen und mit sehr spitzen und scharfen 


416 Enrengerc über die Natur und Bildung 


Ecken versehen waren, was ihnen mit der dunkeln Farbe zuweilen wohl das 
Ansehn von Lavagestein gab, obwohl sie bei näherer Untersuchung das nicht 
waren. Zerschlagene Stücke zeigten immer innen eine weilsere Farbe und 
die zerriebenen feinen Muschelfragmente u. s. w. als deutlichen Charakter 
ihrer wahren Natur; jedoch fanden sich etwas gröfsere Versteinerungen sel- 
ten darin. 

Zur Inselbildung im rothen Meere gehört noch eine Erscheinung, 
welche auch Einflufs auf die Corallenriffbildung hat. Alle solche Inseln 
nämlich, welche als dichte Felsmassen über das Meer hervorragten, zeigten 
uns nie auf der Seeseite vorliegende Corallensäume, sondern, wie verschie- 
den auch ihr geognostischer Charakter war, so hatten sie doch alle seewärts 
einen schroffen Abfall ins Meer und landwärts einen flachen, erhabenen 
Landanhang, um welchen herum die Corallenproduction einen breiten Saum 
bildete. So ist die aus Tertiär-Gestein gebildete Insel Tiran, so ist die 
Lava-Insel Ketumbul, so sind die Kalktuff-Inseln Barkan, Sanafer, Hassani 
und Belhosse gebildet. Die flachen sandigen Landanhänge sind bei den er- 
steren Inseln nach Nord-Ost, dem arabischen Lande zu, gerichtet, bei 
Belhosse nach Süd-West oder Afrika zu; ein Zeichen, dafs bei dieser Insel 
das Meer von Nord-Östen her, wo die gröfsere Meerestiefe ist, eine stär- 
kere Brandung hat, welche den oberen Theil der Insel bis an den Fels all- 
mälig wegspülte, während dieser bis auf eine gewisse Ferne schützend auf 
den andern flachen Theil der Insel wirkte. Dergleichen Erscheinungen 
dürften nicht unwichtig sein bei der Frage über die Bildung der Corallen- 
riffe, denn sie zeigen eine Übereinstimmung sehr verschiedenartiger Bildun- 
gen in einem auffallenden Charakter. Was die Sandauflagerung anlangt, so 
habe ich mich nicht enthalten können, in diesen vom hohen Meere abge- 
wendeten Anhängen der arabischen Inseln eine Ähnlichkeit mit den Sand- 
anhängen der nubischen Felsen zu finden, die ich in meinem Beitrage zur 
Charakteristik der africanischen Wüsten geschildert habe. Wie in 
jenen nubischen Wüsten der vorherrschende Nordwind auf die südliche Sand- 
anhäufung in den Gebirgsgegenden wirkt, gerade so erscheint die Wirkung 
der Wellen des rothen Meeres auf die Sandanhäufung hinter den Inseln, 
nämlich abgewendet von der vorherrschenden Brandung, wie dort von der 
Richtung des vorherrschenden Windes. — Es ergiebt sich wohl aus dieser 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s.w. 417 


Betrachtung ein überwiegender Einflufs der geognostischen Verhältnisse auf 
die Bildung auch der flachen Inseln und Corallenbänke des rothen Meeres. 


E. Über den Einfluls der Corallenthiere auf die Felsbänke des rothen Meeres. 


Steinerzeugende Corallenthiere bilden schon von dem mittleren Theile 
des Meerbusens von Sues an die Obertlläche aller Felsen und nur auf reinem 
Sandboden werden sie vermifst. Leicht dringt sich auch hier die augen- 
scheinliche Idee auf, als seien die Corallenthiere die Erbauer all dieser Fel- 
sen. Ich habe bereits im Eingange den überraschend angenehmen Eindruck 
geschildert, welchen die grofsen Flächen der Corallenriffe unter den günsti- 
gen Umständen bei niederm Wasserstande und stillem Meere geben, wie sie 
als blumenreiche Wiesen erscheinen, auf denen man mit der Barke hinfährt, 
ohne bald zu dem Entschlusse zu kommen, welche dieser Blumen man am 
meisten betrachten und wohl zeichnen und mit Farben festhalten sollte, denn 
jede andere ist oft schöner als die erste, und am schönsten erscheinen 
häufig die, derer man nicht habhaft werden kann, weil sie zu tief liegen oder 
man befürchten mufs, beim Aussteigen durch Brechen der Corallenzacken 
in gähnende Spalten zu versinken oder sich doch zu verletzen. Erschüttert 
sind sie meist alle ein brauner, zackiger, blättriger oder Melonenartiger 
Kalktuff, dessen fruchtlose Untersuchung und Betrachtung, so wunderbar 
auch die einzelnen Formen erscheinen, bald ermüdet. 

Überall, wo wir frei im Meere stehende, nie vom Wasser entblöfste 
Corallenriffe untersuchten, fanden wir auf der flachen, stellenweis vertief- 
ten und zerklüfteten, aber doch nur unbedeutend unebenen Oberfläche der- 
selben die einzelnen lebenden Corallenblöcke und strauchartigen Corallen- 
stämme unregelmäfsig durcheinander, wie Blumen auf einer Wiese. Einzelne 
Formen waren auch hier immer vorherrschend, aber nie ausschliefslich. 
Selbst etwas unsern Heidesteppen oder Kieferwaldungen ähnliches haben wir 
in der Corallenverbreitung nicht gefunden. Madreporen, Heteroporen, Mil- 
leporen, Astraeen, Favien, Caryophyllien, Maeandrinen, Pocilloporen und 
Stephanocoren u s.w. (Maschentufle, Kronentuffe, Tausendsterntuffe, Stern- 
Corallen, Waben - Corallen, Nelken - Corallen, Bechertuffe und Kronen -Co- 
rallen) wechselten gleich grofs und mächtig gewöhnlich mit Riesenmuscheln, 
Perlenmuscheln, Seepilzen (Fungien), Seeigeln, Seesternen und Holothu- 
rien ab und auf erstorbenen drängten sich die weichen Leder-Corallen, See- 

Phys. Abhandl. 1832. Ggg 


418 Eurengene über die Natur und Bildung 


Anemonen, Straufs-Corallen und Schwamm-Corallen (Zoanthinen, Acti- 
nien, Xenien und Haleyoninen) mit einer zahlreichen Menge von Annulaten 
oder Ringwürmern und Wirbelwürmern oder Turbellarien. Den Fufs der 
Corallenstämme umgab häufig ein weilser Kalksand. 

Die einzelnen Stämme der Corallen fand ich gewöhnlich auf ein festes 
Grundgestein oder auf andere abgestorbene Corallen so fest angewachsen, 
dafs Hammer und Meisel nöthig 


8 
oft war es nöthig unterzutauchen, um diefs mit aller Kraft zu bewerkstelli- 


waren, um sie unterm Wasser abzulösen ; 


gen, denn bei all solchen Excursionen waren wir im Badekleide. Zuweilen 
waren die Corallenstämme auch beweglich und ohne Gewalt loszuheben, in- 
dem sie sich auf früher abgestorbenen, in dem Sande liegenden Corallen- 
bruchstücken entwickelt hatten. Nirgend habe ich mir jedoch ein solches 
Aufeinanderwachsen bis über die dreifache Generation deutlich machen kön- 
nen. Nur selten fand ich sehr zerstörte Corallen-Fragmente, auf denen an- 
dere Fragmente eines später auf ihnen entwickelten und wieder abgestorbe- 
nen Stammes standen, dessen Verzweigung eine dritte lebende Generation 
einer ganz andern Gattung trug. Das Ganze dieser Art bildete nie hohe 
Massen und schien nie festgesessen zu haben, wodurch wohl ein früheres 
Absterben der ersten Generationen bedingt worden sein mag, Die durch 
allmäliges Übereinanderwachsen verschiedener Generationen enstandenen 
Massen habe ich nie so hoch gesehen, dafs nicht eben so gut ein einzelner 
Stamm derselben Gattungen eine gleiche Höhe hätte erreichen können ohne 
alle fremde Unterlage. Fast überall aber kam ich beim Abschlagen der ein- 
fachen Corallenstämme schon auf jenes Tuffgestein, welches die Basis und 
Berge der meisten Inseln bildet und eine allgemeine Gebirgsformation der 
Erdrinde ist. Felsmassen, welche durch aufrecht eingewachsene ganze Co- 
rallenstämme deutlich gemacht hätten, dafs der vom Meere zwischen die Co- 
rallenstöcke geführte Sand deren Zwischenräume allmälig ausfülle, wobei 
denn diese Corallenstämme in ihrer Stellung unverletzt, nur umhüllt von 
einem Cäment, wie versteinerte Baumstämme oder wie die Insecten im Bern- 
stein gefunden würden, habe ich im rothen Meere nie beobachtet, und doch 
mülste diefs der Fall häufig sein, wenn jener Procefs in der Natur so grofs- 
artig, wie er aus dem Austral-Meere geschildert wird, statt fände. 

Den Aufsenrand jedes Corallenriffes, oder den Punkt desselben, wel- 
cher der ganzen Gewalt der stärksten Brandung widerstehen mufs, fand ich 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. w. 419 


von lebenden Corallen keineswegs entblöfst, sondern gerade da wucherte 
diefs animalische Leben in seiner freundlichsten und grofsartigsten Gestalt. 
Aber die Aufsenseite aus grolser Tiefe schroff über das Meer erhabener Fels 
inseln fanden wir gewöhnlich ohne Corallen, indem die rückschlagende 
Brandung wohl eine zu grofse Gewalt ausübt, während die am Corallenriff 
hoch aufgethürmten Wellen grofsentheils darüber hinflutken und die rück- 
wirkende Kraft verlieren. 

Dafs die Corallenthiere zur Erhöhung der Corallenriffe beitragen, ist 
auch im rothen Meere keinem Zweifel unterworfen; allein es ist mir sehr 
deutlich geworden, dafs sie diefs nicht Massen - und Lagen - weis thun. Diese 
Erhöhung erscheint vielmehr nur als die individuelle Angelegenheit jedes 
einzelnen Thieres und seiner Familie. Wie nicht die Pflanzen das Acker- 


land oder die Bäume das Waldgebiet beim Absterben durch ihre ganze Höhe 


8 
vermehren, indem auf den alten wieder neue Generationen wüchsen, so ge- 
schieht es offenbar mit den Corallen. Wenige Fufs Dammerde bezeichnen 
dort Tausende von Jahren und untergegangener Geschlechter; gering sind 
auch offenbar die Spuren, mit welchen Hunderte von Jahren die Corallen- 
riffe erhöhen. Ja, ich bin geneigt geworden zu glauben, dafs die Corallen- 
thiere weit mehr schirmend und erhaltend, als erhöhend auf die Inseln 
wirken. 

Aus speeieller Beobachtung der einzelnen Corallenthiere habe ich das 
Resultat gewonnen, dafs jeder Corallenstock weder ein einzelnes Thier ist, 
dessen Leben einen gewissen Centralpunkt hat, noch dafs er ein Gesell- 
schaftshaus für viele Thiere ist, dessen Alter und Baufälligkeit das Leben 
aller plötzlich abschliefsen könnte. In beiden Fällen würde es möglich sein, 
dafs ein Corallenstock plötzlich sein Gesamtleben verlöre und wie ein abge- 
storbener Baum erschiene. Diefs ist meinen Erfahrungen zufolge nicht mög- 
lich, und mithin sind auch die Folgerungen unrichtig, welche man daraus 
häufig gezogen hat. Der Corallenstock ist ein durch Knospenbildung nach 
gewissen Gesetzen entstandenes Ganze, dessen Theile eine Vielzahl orga- 
nisch abgeschlofsner Thier-Individuen sind, die sich zwar freiwillig nicht 
trennen können, aber durch, für ihr individuelles Leben, unwesentliche Theile 
verbunden sind. Die Blüthen eines Baumes haben in der Erscheinung einige 
Ähnlichkeit mit einer Corallenfamilie, aber im inneren Wesen liegt ein gro- 
fser und tiefer Unterschied der nie getrennten Individualität der einzelnen 

Gg32 


420 Eunensenrc über die Natur und Bildung 


Blüthen beim Baume und der im Wesentlichen vollständig getrennten orga- 
nischen Individualität der blumenartigen Thiere bei den Corallen. Jede ein- 
zelne Thierblüthe in ihrer Integrität kann, im Falle gewaltsamer Trennung, 
aller übrigen Theile seines Familienbaues entbehren und neben fortgehender 
Eientwicklung durch Knospenbildung der Stifter eines neuen Baues werden. 
Der Pflanzenstamm ist ein nothwendiger Theil seiner Blüthen, die, einzeln 
von ihm getrennt, welken und sterben, und andererseits sind die Blüthen 
unwesentliche Theile des Pflanzenstammes, welche, wenn sie gewaltsam ge- 
trennt werden, dessen Individualität nicht stören. Umgekehrt stört die Tren- 
nung und Zertheilung des Stammes das Leben der Corallenthiere nicht, und 
die einzelnen Thiere können sich fort entwickeln, wie schon längst durch 
Cavolini’s vortreffliiche Beobachtungen erwiesen ist und wie die Betrach- 
tung der anomalen Bildungen bei Verletzung der Corallenstöcke auch mir 
immer von Neuem bestätigt hat. Darin liegt auch der Grund, warum unter 
Wasser befindliche lebende Corallen fast unzerstörbar sind, wenn sie nicht 
durch Ablösung ein Spiel der Wellen werden, die alle einzelnen Thiere 
durch Reiben im Sande und gewaltsames Anstofsen verletzen, oder wenn sie 
nicht durch aufserordentlichen Zufall plötzlich vom Sande ganz bedeckt, 
durch Zurücktreten des Wassers getrocknet, oder durch vulkanische Hitze 
gesotten werden. Diese Beobachtungen und Schlüsse machen es wahrschein- 
lich, dafs die Idee, als stürben die Corallenthiere Generationen -weis ab, um 
auf ihren Gebeinen neue Generationen höher steigen zu lassen, keine natur- 
gemäfse ist, so wie ich sie denn nicht bestätigen konnte. 

Andere hier zu berührende einflufsreiche Verhältnisse der Natur der 
Corallenthiere scheinen mir noch folgende zu sein. Ich sah auf den Coral- 
lenriffen des rothen Meeres ungeheure Blöcke von lebenden Mäander-Co- 
vallen (Maeandra) und Waben-Corallen (Favia). Da sie viel zu grofs 
waren, als dafs sie hätten fortgeschafft werden können, und da sie, obwohl 
ich mehrere Male mit der gröfsten Anstrengung umsonst versuchte, in der 
Tiefe etwas davon abzumeiseln, und auch mit Hülfe der Eingebornen nicht 
dazu gelangen konnte, so haben sie unberücksichtigt bleiben müssen. Ich 
würde leicht glauben, dafs diese Pharao gesehen haben und Jahrtausende 
alte Urkunden noch älterer Geschlechter wären, denn viele derselben 
hatten mehr als eine Klafter, einige 14 Klafter im Durchmesser, was bei 
ihrer halb und fast ganz kuglichen Form ganz überaus grofse Massen be- 


der Corallenbänke des rothen Meeres u. s. w. 421 


dingte ('). Diese nothwendig als sehr alt zu bezeichnenden Corallenblöcke 
bildeten am Aufsenrande der Corallenriffe häufig die obersten Massen und 
geben, wie es mir scheint, Belege ab, dafs in der ganzen Zeit, welche zu 
ihrem Wachsthum nöthig war, das Corallenriff nicht höher gestiegen, indem 
keine spätere Generation ihres Geschlechts sie bedeckt hat. Höchst wahr- 
scheinlich leben sogar in diesen riesenhaften Familienbauen noch die ältesten 
Stammthiere fort, wie ich wenigstens bei sehr ansehnlichen Blöcken mich 
überzeugte, dafs die inneren regelmäfsig abgesetzten, verlafsnen Kammern 
der concaveren Sterne, z.B. bei #straea dipsacea, bis zum Mittelpunkte der 
Basis reichen, während flachere Sterne sich zwischen diese im spitzen Win- 
kel einkeilen und somit als spätere Knospen ergeben. Zuweilen sah ich 
wohl an so grofsen Blöcken einzelne cariöse Vertiefungen, die wohl durch 
Verletzungen und Absterben einzelner Thiere hervorgebracht sein mochten, 
zuweilen aber waren auch solche Vertiefungen wieder durch Knospen der 
nächsten Thiere überzogen und neu belebt worden. 

Nur diese individuelle Vergröfserung des Corallenstockes oder diese 
Familienausdehnung ist es, welche ich als ein Wachsthum der Corallenriffe 
des rothen Meeres bezeichnen kann und mit Überzeugung beobachtet habe. 
Die lockere Structur der ästigen Kronentuffe, Maschentuffe und Tausend- 


(') Nach Herrn v. Blainville's Darstellung (Diet. des sciences naturelles, Zoophytes 
p- 94.) würde Forskäl noch gröfsere Corallenblöcke, nämlich von 25 Kubikfuls, dort ge- 
funden haben, allein das ist ein Mılsverständnils. Herr v. Blainville übersetzt: Z’on en tire 
des blocs, qui ont vingt-cing pieds et qui ne coutent cependant qu'une piastre caet., 
bei Forskäl heifst es aber pag. 131: Zapides 25 (‚) pedem (unum) cubicum aequantes et 
e littore transvecti (,) emuntur uno piastro reliy. 

Übrigens scheint Forster die gröfsten Corallenstöcke gesehen zu haben. Adalb. von 
Chamisso erwähnt p.187. Corallenblöcke von oft 1 Faden an Länge und 3-4 Fuls Dicke, 
allein Forster spricht ganz bestimmt von Corallenstämmen, welche auf der Schildkröten- 
Insel todt, vulkanisch gehoben, über dem Wasser stehen und 15 Fuls (also fast 3 Klafter) 
hoch, im Stamme 3 Schuh dick und am Gipfel 18 Schuh (3 volle Klafter) breit sind. For- 
ster’s Reise p. 125. Ist wohl Heteropora palmata zuweilen so grols? Mehr als 9 Fuls 
im Durchmesser haltend erinnere ich mich keine gesehen zu haben, und das waren Daeda- 
linen. Madreporinen sah ich nur von 4 und 5 Fuls Durchmesser. Shaw giebt aber die 
Grölse von pyramidenartigen Heteroporen bei Tor auf 8-10 Fuls an, wobei ihn wohl die 
Wassertiefe getäuscht hat. Foyage dans le Levant II, p.86. Diese colossalen Formen der 
Daedalinen, welche gerade die interessantesten sind, bleiben häufig ganz unbeachtet, weil sie 
nicht zur Untersuchung zu erlangen sind. Ich selbst glaube in ihnen viele besondere Spe- 
cies, vielleicht Genera, haben unbeachtet zurücklassen zu müssen. 


422 Enrengeng über die Natur und Bildung 


sterntuffe (Heteroporen, Madreporen und Milleporen) macht diese Gattun- 
gen leichter unregelmäfsig, und sie scheinen bei einer gewissen Höhe weni- 
ger productiv, besonders in der Knospenbildung, zu werden, wie auch alte 
Bäume verhältnifsmäfsig weit weniger wachsen als in der Jugend. Vielleicht 
zeigt aber auch die riesenhafte Heteropora (Madrepora) palmata des indischen 
Meeres ihre fernsten Geschlechter in einem friedlichen, durch Jahrtausende 
nicht gestörten colossalen Ganzen. 

Es scheint ferner in der Lebensthätigkeit der Corallentbiere etwas 
kräftig Abstofsendes gegen parasitische Formen ihrer eigenen QClasse zu lie- 
gen. Die gröfsten Corallenstöcke, in so hohes Alter sie auch hinanreichen 
mögen, erhalten sich rein von allen Parasiten ihres Gleichen, obschon sie 
häufig von Balanen und Ringwürmern, und auch wohl von Bivalven ange- 
bohrt und belästigt gefunden werden. Ich habe kein Beispiel kennen ge- 
lernt, wo eine lebende Coralle mitten auf einem andern lebenden Corallen- 
stocke bei dessen Leben sich entwickelt hätte; daher kann man in den Mu- 
seen die grölsten und schönsten Exemplare von Mäander-Corallen, Kronen- 
tuffen, Bechertuffen u.s.w. ganz rein sehen. Diese abstofsende Kraft der 
Corallenthiere ist gewils kein geringes Hindernifs für die Annahme einer Auf- 
speicherung der Generationen zu Inseln im indischen Meere, so wie sie sich 
denn im rothen Meere nicht nachweisen läfst. 

Fasse ich endlich den allgemeinen Eindruck zusammen, welchen die 
Beobachtung des Einflusses der Corallenthiere auf Inselbildung im rothen 
Meere bei mir zurückgelassen hat, so ist es dieser, dafs daselbst überhaupt 
keine Insel im Wachsen, sondern dafs alle im Abnehmen sind, und dafs 
mithin auch die Corallen das Wachsthum der Inseln nicht befördern, son- 
dern nur als Einfassung und Überkleidung des unterseeischen Gesteins die- 
nen. So schienen denn die Corallen das Zerstören der Inselmassen durch 
die Brandung nur zu hindern oder zu schwächen, aber keine neuen zu be- 
dingen. So erklärt sich auch das vermeinte Bauen der Corallenthiere bis 
an die Oberfläche des Wassers, indem die Erscheinung wohl nur ein Ver- 
hindern durch Corallen ist, dafs die bereits bis unter das Niveau des Meeres 
verwitterten und vom Meere abgetragenen Inseln sich noch tiefer senken. 

Was die Bildung der zuweilen starken fossilen Corallenlager anlangt, 
so sind sie wohl schwerlich die Baue der Thiere, sondern Anhäufung von 
zerstörten Massen nach dem Tode der Thiere; denn nirgends scheint ein 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 423 


solches Lager das Ansehn eines einfach überschütteten wohl erhaltenen Co- 
rallenriffes zu haben. So können die Wellen Corallenfragmente, die sie 
von den Riffen abreifsen, wohl in vertieften Bassins bis zu hohen Lagern 
zusammenführen und vulkanische Thätigkeiten mögen hie und da solche La- 
ger gehoben haben, wie die der Conchylienfragmente und wie sie die von 
Forster und Vancouver beschriebenen ganzen, deutlich einfach gelager- 
ten Corallenbänke wohlerhalten hoch über das Meer gehoben haben. 


F. Über das geschichtliche Wachsen der Corallenriffe im rothen Meere. 


Wie man überall vom Wachsen der Corallenriffe spricht und im in- 
dischen Meere ganze Archipele und Tausende von Inseln durch Corallen- 
thiere erhöht und durch Wind und Wellen vollendet zu sehen meint, so 
giebt es allerdings auch im rothen Meere bei den Schiffern und Bewohnern 
der Handelsstädte die Sage des Wachsens der Corallenriffe, des Verengens 
der Häfen und Seestrafsen. Ich habe darüber folgendes erfahren. In Tor, 
wo das südliche Ende des Corallenriffes, welches den Hafen bildet, durch 
ein Signal, ein Häufchen Steine, bezeichnet war, versicherten sowohl der 
alte Schiffer Maallem Ansäri, als auch der Älteste der kleinen Griechen- 
Colonie, welcher dann bald starb, dafs während ihres Lebens, was ich bei 
dem letztern, der über 60 Jahre alt war, doch auf ein halbes Jahrhundert 
klarer Erinnerung schätzte, weder das Signal sich verändert habe, noch das 
Corallenriff höher geworden sei, noch dafs Familien - Traditionen davon vor- 
handen wären. Ich habe auch die ältesten Berichte der Seefahrer über die- 
sen sehr einfachen Hafen nachgeschlagen und fand die portugiesischen Nach- 
richten über denselben von Don Juan de Castro aus dem Jahre 1541 mit 
seiner von mir 1823 erfahrenen Beschaffenheit so übereinstimmend, dafs 
ich zu glauben geneigt bin, die Corallenthiere haben dort gar keinen irgend 
beträchtlichen Einflufs ausgeübt, obwohl zwischen beiden Beobachtungen 
ein Zeitraum von fast vollen 300 Jahren liegt und alle Gelegenheit und Ruhe 
zur Vermehrung dieser Thiere in Tor vorhanden ist. Auf gleiche Weise 
stimmt die Beschreibung der ebenfalls sehr einfachen Rhede von Cosseir aus 
jener Zeit völlig auf die heutige, von uns gesehene Form. Ferner finde ich 
de Castro’s Beschreibung der 3 Inseln bei Massaua an der habessinischen 
Küste und des Hafens von Massaua noch vollständig anwendbar auf ihre 
jetzige Gestalt und Beschaffenheit. Wenn ich dagegen nicht verschweigen 


A424 Eunengeng über die Natur und Bildung 


will, dafs bei meiner Anwesenheit in Djedda die dortigen Bewohner über 
das Zunehmen der Corallen ängstlich klagten, weil sie den Hafen verschlös- 
sen, auch bei der grofsen Zusammensetzung seiner Form geschichtliche Nach- 
richten schwer zu vergleichen sind, so möchte ich, jene Klagen über die 
Thatsache ehrend, lieber geneigt sein, dieselbe auf ein Versanden des Ha- 
fens und Verderben desselben durch unüberlegtes und unbestraftes Auswer- 
fen des Ballastes der Schiffe (welcher ebenfalls aus Corallenblöcken zu be- 
stehen pflegt) zu beziehen. Forskäl’s Bemerkungen über das Zunehmen 
des Landes an der arabischen Küste und bei Sues stimmen mit der Ansicht 
des Versandens überein. Bei Sues ist sie aufser allem Zweifel. Es dürfte 
daher die Meinung des Herrn Professors Reinhardt, die Herr Blainville 
1830 (im Dietionnaire des sciences naturelles, Article Zoophytes p.95.) mit- 
theilt, wonach Forster und Peron, welche den grofsen Einflufs der Co- 
rallenthiere im Südmeere behaupteten, gegen Quoy und Gaimard doch 
Recht hätten, durch diese Beobachtungen im rothen Meere sich schwerlich 
bestätigen lassen. 

Noch speciellere Nachrichten über einige Corallenriffe werde ich in 
meiner Reisebeschreibung mittheilen und mufs nur sehr wünschen, dafs 
neuere Reisende einzelne Lokalitäten, die leicht vergleichbar und aufzufin- 
den, dabei aber doch charakteristisch sind, von Neuem recht speciell auf- 
nehmen und vergleichen möchten. Besonders auf ganz specielle Aufnah- 
men von isolirten Riffen dürfte jetzt durch besondere Anregung die Beob- 
achtung hinzulenken sein, indem die generelleren Übersichten kein zu ver- 
gleichendes Material für spätere Zeiten geben und die Häfen allerlei andern 
Zufälligkeiten und Künsteleien ausgesetzt sind, die sich nicht rein durch- 
schauen lassen. 


IV. Gesamtresultat unsrer Erfahrungen über die Verhältnisse 
der CGorallenthiere als Felsmassen. 


1) Die Corallenbänke des rothen Meeres sind immer auf seichten 
Stellen des rothen Meeres, daher vorzugsweise in der Nähe der Küsten und 
immer an Zahl und Ausdehnung gegen die Küste hin zunehmend; nur in 
der Nähe vulkanischer Processe fanden wir sie im hohen Meere. 

2) Diese Corallenriffe sind nie Ring- oder Trichter-förmig, sondern 


immer Tafel - förmig 


g, oft bandartig verlängert, oder reihenweis, parallel 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s.w. 425 


mit der Küste und in einem deutlichen geognostischen Zusammenhange mit 
derselben. 

3) Die Küsten des rothen Meeres bestehen auf der arabischen Seite 
zuweilen aus Mergel und Gyps, wie bei Hamam Faraun im Norden und bei 
el Gisan im Süden, zuweilen aus Sandstein, wie bei Nakuhs, oder aus einem 
Sandsteinartigen Conglomerat von (Juarz und Feldspath mit Dolomit-Cä- 
ment, wie bei Ras Muhammed, selten aus Lava, wie bei el Wufsem, süd- 
lich von Gumfude, oft aus einem tertiären und neueren weifsen und mürben 
Kalksteine mit horizontaler Schichtung und mit sehr verkleinerten undeut- 
lichen Fragmenten fossiler Seethiere, der, in Form von oft eine Tagereise 
(3 - 4 deutsche Meilen) breiten geneigten Ebenen und wenig ausgezeichneten 
Hügeln, den Abfall des mitten durch Arabiens Länge hinziehenden hohen 
Porphyr-, Syenit- und Kieselschiefer-Gebirges gegen das Meer bildet, an 
welches sich dieses selbst nur selten lehnt. Aus einem gleichen tertiären 
und neueren sehr weilsen Kalksteine, der oft zusammengebacknem Meeres- 
sande ähnlich ist, bestehen bei weitem die Mehrzahl, sowohl der flachen, 
als auch der bis 300 Fufs erhabenen Fels-Inseln. Einige zeigen höhere 
Berge von dem oben genannten dolomitischen CGonglomerat und von Gyps — 
nicht Mergel und Bergmehl — (Tiran), oder Lava (Ketumbul), entsprechend 
dem Gestein ihrer nächsten Küste, wie die von mir mitgebrachten Proben 
belegen (!). 

4) Alle Corallenbänke, die untersucht werden konnten, zeigten als 
Grund einen neueren horizontal geschichteten Kalkstein, welcher nirgends 
durch Zusammenbacken oder Zusammensintern von Corallen oder ihren 
deutlichen Fragmenten entstanden ist, da man diese nicht darin erkennt, 
sondern nur aus meist fast mikroskopisch kleinen, sehr aufgelösten organi- 
schen Fragmenten oder cämentirten Meeressande besteht und zuweilen offen- 
bar in einer früheren Periode gebildet erscheint, als die Ansiedelung der 
Corallen eintrat. Zuweilen nämlich mag er sich zu den Corallen verhalten, 
wie die Dammerde zum Walde; da aber, wo er gleichzeitig 100-300 Fufs 


(') Die Körner des dolomitischen Conglomerats, welches mit Gyps die hohe Insel Ti- 
ran bildet und an der nahen Küste bei Scherm el Scheik, ohnweit Ras Muhammed, eben- 
falls Berge bildet, sind am letzteren Orte mit einem dünnen schwarzen Mangan - Überzuge be- 
deckt, welshalb die Farbe des Gebirges ohnweit Ras Muhammed schwarz ist. Ist diels die 
Stelle, die Burckhardt für vulkanisch hielt? Überdiefs ist das Gestein eisenhaltig. 


Phys. Abhandl. 1832. Hhh 


426 Eurengerce über die Natur und Bildung 


hoch über das Meer erhabene Felsen ohne Spur von Corallen-Einschlufs 
oder Auflagerung bildet, mag er wohl älter sein als die Corallenbildung. 

5) Die lebenden sowohl als todten Corallenstämme bilden nirgends 
im rothen Meere übereinander gehäufte hohe Lagen, sondern sie geben nur . 
den einfachen Überzug der meisten unterseeischen Felsen. Oft betrug die 
Höhe der Oorallenschicht nur 1-2 Fufs, nirgends, so weit es sich erkennen 
liefs, mehr als 14, Klafter, je nach der Gröfse der einzelnen Blöcke. So 
scheint denn auch die Mächtigkeit, welche Quoy und Gaimard den Oo- 
rallenlagern im Allgemeinen geben, nämlich 25 - 30 Fufs, für das rothe 
Meer noch um das Doppelte zu stark. 

Da es nach Forster einzelne 3 Klafter hohe Corallenstämme im Süd- 
meere giebt, so dürfte diefs als Maafsstab für die mögliche Höhe solcher 
Lagen im südlichen Oceane gelten. 

Wie nicht ein Wald fort und fort auf dem andern wächst, auch wenn 
die ersten Bäume sterben und wie im Urwalde sich selbst überlassen bleiben 
oder versanden, und so wie die Dammerde immer im Verhältnifs zum Walde 
gering ist, gerade so erschienen mir auch die natürlichen Verhältnisse der 
Corallen und ihres Bodens. 

6) Nur Felsboden zeigte dichten Corallenüberzug; im Sande fanden 
sich keine, oder nur kümmerliche, verschlagene Corallen; auch starben die 
von mir auf der sandigen Küste bei Tor angelegten Magazine lebender Co- 
rallen meistens in wenig Tagen ganz aus. 

Zwar fanden sich auf den Corallenriffen zwischen den einzelnen Co- 
rallenblöcken nicht selten dünne Lagen eines weifsen Sandes, allein die frei 
auf diesen liegenden Corallen waren nicht häufig und wohl durch Verwittern 
ihrer Basis oder Wellenschlag abgebrochen, oder sie hatten sich auf todten 
Fragmenten entwickelt. Auch wurde dieser Sand durch die Wellen nicht 
beweglich und erscheint als der geringe Niederschlag aus dem Meereswasser 
nach seltnen tief wühlenden Stürmen, der nicht schädlich wirkt, weil er 
unbedeutend ist und, der umgebenden Corallen halber, von den Wellen 
nicht leicht aufgerührt werden kann. Fungien, Holothurien und Seesterne 
lieben diese Stellen. 

7) Die von uns beobachtete Formenzahl der Corallenthiere im ro- 
then Meere beträgt 110 verschiedene Arten; sämtliche bisher überhaupt 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 427 


dort beobachtete Formen sind an Zahl 120, also fast 4 aller sicher bekann- 
ten lebenden Corallenthiere der Erde (!). 


(') a. Über diese verschiedenen Formen habe ich in der früheren Abhandlung über die 
Corallenthiere ausführlichere Mittheilungen gemacht und habe ebenda durch die speciell- 
sten Untersuchungen die gegenwärtig mitzutheilenden allgemeineren Resultate vorbereitet und 
zu begründen gesucht. Die ganze Gruppe der eigentlichen (einmündigen) Corallenthiere, 
welche man allmälig in mehr als 158 verschiedenen Gattungsnamen zertheilt und mit ganz 
heterogenen Thieren und Pllanzen gemischt hatte, habe ich nach selbst beobachteten über- 
einstimmenderen Structur - und Entwicklungsverhältnissen auf 86 Gattungen reducirt, die 
vielleicht noch um einige verringert werden können, indem einige Genera zu Subgeneribus 
werden könnten. Jedoch hielt ich die natürlichen Gruppirungen, wo sie als ein kräftig ent- 
wickeltes Ganzes erschienen, für wichtiger, als die Consequenz im Durchführen der Einheit 
des Theilungsprineips. Überall entwickelt sich ja historisch nicht die Natur am Verstande 
des Menschen, sondern der menschliche Verstand entfaltet sich an der tiefer und fester als 
alle seine Systeme begründeten Natur. So erschien es mir denn richtiger und wissenschaft- 
lich förderlicher, nicht ein 4ogisches Schema zu entwerfen und darin die Naturkörper un- 
terzubringen, deren Gruppen so, bei einer späteren nölhigen Veränderung jenes Schema’s, 
haltlos auseinanderfallen und keinen festen Grund für künftige Forschung bieten, sondern 
aus den allseitigsten Verwandtschaften der mühsam einzeln untersuchten Formen nach logi- 
schen Grundsätzen kleine Gruppen zu bilden, die eine festere Basis für künftige systematische 
Versuche geben könnten. Sonach ist denn die von mir gegebene systematische Übersicht in 
ihren Einzelheiten am festesten und sichersten und die oberen Abtheilungen sind nur a po- 
tiori entnommene Charaktere allmälig grölserer und übersichtlicherer Gruppen. Sie können 
sich beim Fortschreiten der Wissenschaft ändern, ohne dafs das sie erfüllende Material halt- 
los auseinander fällt, wie es der Fall ist, wenn man die Actinien zu den Echinodermen und 
die Tethyen, Spongien u.s. w. zu den Corallen stellt, oder die Celleporen und Milleporen 
vereinigt. 

b. Die Kalkabsonderung der Corallenthiere ist da, wo sie regelmälsige Blätter, Stäb- 
chen dergl. bildet, gerade wie bei allen übrigen Thieren, ein Stützpunkt des Muskelsystems 
mit seinen Sehnen und eine Ausscheidung seiner Gefälse. So sind die Knochen der Men- 
schen und Säugthiere, die breiten Schaalen der vielmuskeligen Bivalven, die Columelle und 
die daran hängende Spiralschaale der einmuskeligen Univalven. Zuweilen, aber nur sehr sel- 
ten, ist sie eine Excretion des Hautsystems, wie die Fischschuppen, ohne directen Zusam- 
menhang mit Muskeln und Sehnen. Die inneren Lamellen, welche beim Queerdurchschnitt 
der Actinien die Strahlen bilden, sind deutliche Längsmuskeln mit Längsfasern und entspre- 
chen in ihrer Lage und Verhältnils zum Körper vollkommen den Steinlamellen der Stein- 
Corallen, welche von feinen fasrigen Häuten überzogen sind, und mithin die Stützpunkte 
eben solcher Muskelhäute abzugeben scheinen. Eben so verhält sich der Fuls (die Axe) 
der Edel-Corallen (Isideen) und Horn-Corallen (Gorgoninen) wohl sehr nahe wie der Dek- 
kel der einschaaligen Schnecken, der das Rudiment der anderen Muschelhälfte der Bivalven 
allerdings, wie früher Oken bemerkt hat, darzustellen scheint. Bei den Bivalven möchte 
ich nämlich jeden einfachen durchgehenden Muskel immer für 2 direct entgegengesetzte hal- 


Hhh 2 


428 Eurenssere über die Natur und Bildung 
5 


8) Aufmerksame Betrachtung der eigenthünlichen Structur der ein- 
zelnen Formen der Corallenthiere zeigt deutlich, dafs alle die, welche haupt- 
sächlich Steinmassen bilden, gar nicht im Stande sind, feste Wände aufzu- 
bauen, um sich vor der Brandung zu schützen, wie es Forster sich dachte. 
Die Corallenthiere leben nicht in steinernen Röhren und bauen nicht, wie 
Termiten oder Wespen, ein sie schützendes gemeinschaftliches Haus oder 
Nest (!); auch sind sie nicht, wie die Austern, durch Steindeckel geschützt, 
sondern sämtliche wahre und einflufsreiche Stein-Corallen tragen den wei- 
chen Thierkörper aufserhalb und das baumartige oder kugelartige Steinge- 
rüst bildet die inneren Knochen oder den unteren Fufs. Um daher Wälle 
für Corallenbassins zu bilden, müfsten einige Formen ihren gleichartig nack- 
ten Körper der ganzen Kraft der Brandung aussetzen und sich gleichsam auf- 
opfern für die übrigen. Die gleichartige weiche Beschaffenheit des Körpers 
läfst aber vielmehr schliefsen, dafs auch die schädlichen Einflüsse ziemlich 
gleichartig bei allen wirken werden. Zwar leben die Orgel-Corallen durch 
ihre Stein- Epidermis gleichsam in steinernen Futteralen, allein diese gerade 
lieben nicht die stärkste Brandung und sind auch zarter und zerbrechlicher, 
als viele andere, und von geringerer Gröfse. 


8 
9) Der Widerspruch in den Nachrichten der Beobachter, indem nach 


ten, deren Vereinigungspunkt durch Gemeinschaft der Gefälse in der Mitte des Thieres ist. 
Übrigens gehe ich nicht weiter auf diels Feld der Speculation, welches weitere directe Be- 
obachtungen über den Gefälsverlauf erst noch mehr bepllanzen müssen, glaubte aber durch 
Zusammenstellung dieser Ähnlichkeiten auf einige ursächliche Verhältnisse der Erscheinungen 
bei der Kalkabsonderung zu leiten, deren weitere Prüfung und Sichtung wünschenswerth ist. 
Ob man durch intensivere Beobachtung des Kalkabsonderungs - Processes bei Säugethieren 
eine grölsere Einsicht in denselben leichter erlangen werde, oder ob diels durch die Co- 
rallenthiere besser gelingen werde, ist nicht vorherzusagen. Da jedoch der gröfste Erfolg 
wohl da sein wird, wo man mit einiger Nothwendigkeit die intensiveste Aufmerksamkeit 
auf die feinsten Theile richtet, so möchte ich wohl glauben, dafs die Corallenthiere oder 
Muschelthiere das Räthsel früher lösen helfen werden, als die weit grölseren, den Beobach- 
ter mehr zerstreuenden Säugethiere. 

(‘) Ellis, der erste gründlichste Beobachter, vertheidigt sich zwar gegen Baster, dals 
er sich keine Nester dabei vorgestellt habe, sondern Iläute, allein der eine wie der andere 
Vergleich palst nicht auf die Gorallenthiere im Allgemeinen. Eigentlich scheint sich Ellis 
den Corallenstock wie ein Convolut von Serpula - Röhren gedacht zu haben, also doch wie 
einen willkührlichen Verein vieler Thier-Individuen, wozu auch die Austerbänke gehören. 
Ganz anders verhält sich aber der Corallenstock als diese Dinge. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 429 


einigen die Corallenthiere die Brandung scheuen, nach anderen lieben, oder 
gewisse Formen sie lieben, löst sich, unsern Beobachtungen zufolge, dahin 
auf, dafs im Allgemeinen die lebenden Corallenthiere die Brandung nicht 
scheuen, sondern lieben. In sehr ruhigen Bassins fanden wir mehr Tange 
als Corallen, und weniger schöne und zahlreiche Formen derselben, als auf 
den frei gelegenen Felsenspitzen und Riffen, und auf geschützten sandigen 
Stellen fanden wir mehr Seegras (der Zostera und Phucagrostis der euro- 
päischen Meere ähnliche, oft jedoch eigenthümliche Formen, nämlich die 
Gattungen Barkania, der Halophila des Südmeeres sehr verwandt, und 
Schizotheca Hemprichü, eine ganz eigenthümliche Form des rothen Meeres 
mit grofser, vielspaltiger und meist 4saamiger Kapsel und der Phucagrostis 
ähnlichen Blättern. Zu den Barkanien gehört Delile’s sonderbare Zostera 
bullata des rothen Meeres). 

Die gröfsten und schönsten Corallen sahen wir immer am Aufsenrande 
der Corallenriffe und diese Formen waren seltner verästet, meist Daedali- 
nen; aber dicht neben dem schroffen Aufsenrande, noch ganz von den Wo- 
gen der Brandung überfluthet, gediehen auch schon die ästigen Formen am 
besten; weiter entfernt vom Aufsenrande waren die Exemplare meist schon 
kleiner. 

Aus der Tiefe schroff hervorragende und über das Meer sich erhe- 
bende Felsen, an denen eine hohe Brandung zurückfällt, zeigten uns keinen 
Corallenüberzug, wohl aber alle solche, die, so schroff sie auch in eine 
grofse Tiefe gingen, nicht über das Wasser ragten, und mithin den hoch- 
brandenden Wogen gestatteten, sich über sie hin zu vertheilen. Das letz- 
tere mag wohl die Intensität der Bewegung des Wassers sehr vermindern und 
den Corallenthieren nicht widerlich, sondern förderlich sein, indem dadurch 
das Stagniren der faulen Stoffe verhindert wird. 

10) Die Corallenthiere sind keineswegs im Meere oder in der Jugend 
eine längere Zeit hindurch weich und erhärten im Alter oder an der Luft, 
sondern es giebt Formen, die immer weich sind und nie hart werden, und 
andere, die durch eine Art von innerer Knochenbildung immer hart sind 
und, aufser im Eizustande, nie weich waren. Zuweilen sehen diese beiden 
Reihen der Corallenthiere sich äufserlich sehr ähnlich und werden von Un- 
kundigen verwechselt. Jedoch haben alle harte Corallen, mit Ausnahme 
der Orgel-Coralle (einer einzigen Gattung von 86 Gattungen und die von 


430 Eurengenrg über die Natur und Bildung 


den 356 Arten nur 3 Arten enthält), einen weichen Überzug, der eigentlich 
allein diese Thiere selbst ausmacht oder doch ihr wesentlicherer Theil ist. 
Dieser weiche, sehr dünne und gallertige, den Überzug der Stein-Corallen 
bildende Thierkörper kann sich oft lang ausdehnen und rückziehbare, Fä- 
den und Frangen gleichende, Fangarme entwickeln, zuweilen aber fehlen ihm 
diese. Ferner kann sich dieses weiche, vielfach organisirte Thier auch in 
die sternartigen Höhlen seines inneren Knochengerüstes zurückziehen und 
äufserlich so dicht anlegen, dafs es wie ein ganz dünner, kaum merklicher 
Schleimüberzug des Steines erscheint. Andere Formen sind ganz ohne in- 
neren Steinkern, haben aber eine noch gröfsere Contractilität und Ausdeh- 
nungsfähigkeit, die bis zur Bewunderung auffallend ist und die man, will 
man das Wunderbare besonders hervorheben, Verwandlung nennen kann, 
was sie eigentlich nicht ist. So sind denn alle Nachrichten von Verwand- 
lungen der Corallen nur Irrthümer oder Fabeln. 

11) Die lebenden Corallen gehen im rothen Meere nicht bis in gro- 
fse Tiefe. Schon bei 6 Klafter Tiefe fanden wir oft keine mehr, obwohl 
der weniger tiefe Rand der Inseln oder nahe Riffe deren sehr viele enthiel- 
ten. Auch versicherten die Perlenfischer in Jemen und Massaua, dafs in 9 
Klafter Tiefe bei den Perlenmuscheln keine Corallen wären, sondern Sand. 
Speciellere Untersuchungen konnten wir nicht anstellen. Die grönländische 
Dolden-Feder (Umbellularia Enerinus) soll freilich 236 Klafter tief gefangen 
sein, wie Ellis mittheilt, und wo sie wahrscheinlich nicht allein lebte. Ob 
diese Wallfischfänger-Berichte des Capitains Adrianz nicht etwas ungenau 
waren, müssen wiederholte Beobachtungen lehren. 

12) Ein natürliches Absterben von Generationen der Corallenthiere 
in gewissen Zeiträumen, um neuen auf ihnen sich entwickelnden Generatio- 
nen zur Basis zu dienen, läfst sich mit ihren physiologischen Verhältnissen 
und unsern Erfahrungen eben so wenig vereinen, als ihr Fortwachsen beim 
Versanden und ihr Aufeinanderwachsen ohne Absterben der untern. Nur 
bei Moosthieren und Sertularinen kommt das letztere zuweilen vor. 

13) Die Inseln des rothen Meeres sind überall weit deutlicher im Ab- 
nehmen als im Zunehmen an ihrer Oberfläche, wenn man etwa einzelne 
Sanddünen ausnimmt. Durch die Brandung angehäufte Corallenwälle, den 
Sanddünen in ihrer Entstehung ähnlich, wie sie im indischen Meere als Re- 


gel vorkommen sollen, finden sich im rothen Meere nirgends. 


der Corallenbänke des rothen Meeres u.s. w. 431 


14) Die Corallenthiere, welche den unterseeischen Fufs der Inseln 
wie ein Kranz umgeben, scheinen da, wo Wind und Wellen die schmälern 
Inseln allmälig abtragen, wenn diefs bis mehr oder weniger dicht unter die 
Meeresfläche geschehen ist, sich darüber hin auszudehnen und somit zu ver- 
hindern, dafs die Abtragung weiter fortgeht. So steigen denn die Corallen- 
bänke des rothen Mceres nicht vom tiefen Boden bis dicht unter die Meeres- 
Oberfläche empor, wie man es beı Corallenriffen im indischen Oceane allge- 
mein zu erkennen glaubt, sondern sämtliche Corallenbänke scheinen viel- 
mehr flachere schmale Inseln gewesen zu sein, welche von oben herab ver- 
wittert und verweht, und endlich überfluthet wurden, die aber von den sie 
in einfacher Lage allmälig überziehenden Corallen, wie Sanddünen von den 
Dünenpflanzen, in dieser Höhe fast gleichmäfsig erhalten werden. Wäre 
das Grundgestein dieser Inseln nicht ein mürber neuerer Kalkstein, der oft 
sogar nur ein cämentirter, vulkanisch gehobener Meeressand zu nennen ist, 
sondern ein fester Granit und Gneis gewesen, so würden sie bei gleicher Bil- 
dung (wie ich es neuerlich zu meiner Überraschung an den jenen Corallen- 
bänken in der Erscheinung höchst verwandten Schären in Norwegen beob- 
achten konnte), anstatt unterseeische Corallenbänke zu werden, hervorra- 
gende, gegen das hohe Meer hin immer einzelner werdende Klippen geblie- 
ben sein. Hierzu kommt die tafelförmige Gestalt der Corallenriffe im ro- 
then Meere, welche deutlich genug durch die horizontale Schichtung des 
dortigen weichen Grundgesteins erzeugt zu sein scheint, (während die schich- 
tungslosen, harten und zackigen norwegischen Felsen nur abgerundet wur- 
den und) während zahlreiche kleine Trichter-Vulkane des Südmeeres, den 
schon vorhandenen vielen übereinstimmenden Beobachtungen zufolge, die 
Basis und Form der dortigen ringförmigen Riffe bedingen mögen. 

Würde bei den ringförmigen Corallenriffen des Südmeeres das mitt- 
lere Bassin, in welchem Corallen gedeihen, bei jedem Sturme versandet, so 
würden die Corallen, wie ein durch Dünen versandender Wald, sterben und 
ein Ausfüllen dieser Mittelflächen durch mehr als eine Schicht Corallen 
scheint, den Resultaten meiner Beobachtung zufolge, mit der Natur der Co- 
rallenthiere nicht vereinbar. Stellen, wo das Meereswasser häufig durch 
beweglichen Sand getrübt wird, waren nie die Orte, wo wir Corallen ge- 
deihen sahen, sondern das klarste und reinste Seewasser. Auch fehlt es, so 
viel ich weifs, noch ganz an directen Beobachtungen wirklich mehrfach über- 


432 Eunengeng über die Natur und Bildung u. s.w. 


einander stehender und cämentirter, sichtlich erhaltener Schichtungen von 
Corallen, die irgend einmal eine Fläche oder Vertiefung im ruhigen Wachs- 
thum ausgefüllt hätten und durch spätere vulkanische Hebung zugänglich 


geworden wären. 


So erscheinen denn die Corallen im rothen Meere zwar nicht als Schö- 
pfer neuer Inseln, wohl aber als bewundernswerthe Erhalter und als zur 
Vorsicht mahnender, überraschender und belehrender, ein mächtiges Leben 
und Wirken im Meere bekundender Schmuck der schon vorhandenen. 

In seinen Tiefen mag das Meer die erdigen Überreste der Seethiere, 
Muschelschaalen, Seeigel-Stacheln, Serpula-Röhren, Corallen - Steine und 
deren verkleinerte Theile in hohe Schichten sammeln und daraus Meeressand 
und Gebirgsmassen bilden, die hie und da vulkanisch gehoben werden, auch 
mögen die lebenden Corallen als kalkabsondernde Thiere verhältnifsmäfsig 
den ersten Rang einnehmen und der ganz speciellen Aufmerksamkeit auf 
diese Processe sehr zu empfehlen sein, indem sie durch indirecte Wirkung 
allerdings vielleicht vorzugsweise jenen Einflufs auf die Erdoberfläche haben, 
der in den Kalkformationen unsre Bewunderung und Erstaunen in Anspruch 
nimmt. Allein nach welchen Gesetzen so kleine Organismen in dem nur 
sehr wenig (etwa 0,02 Procent nach Vogel) Kalkerde haltigen Seewasser 
so grofse Massen kohlensauren Kalkes absondern können, ist eine Aufgabe, 
deren Lösung den bisherigen Bemühungen noch nicht hat gelingen wollen. 

Ob nicht auch die schwachen, einst wohl höher gewesenen Crater- 
ränder der grofsen Gruppen kleiner Vulkane im Südmeere ohne den leben- 
digen Corallenüberzug schon längst vom Meere vollends abgetragen und ver- 
schwunden wären und ob nicht die eigene Vulkanthätigkeit hie und da die 
mittleren Bassins erfüllt und zum Bewachsen und Bewohnen beim späteren 
Verwittern geschickt gemacht, öfter aber für ewige Zeiten unerfüllt gelassen 
und dem Corallenbau überwiesen hat, mögen wiederholte Erfahrungen an 
jenen Punkten weiter entwickeln. 


nn nn nn nn 


Anhang. 


Über 


einen neuen Fortschritt in der Erkenntnils grolser Organisation 


in der Richtung des kleinsten Raumes durch die Verbesserung 


des Mikroskops von Pistor und Schiek. 


Ich habe bereits in früheren Vorträgen die Organisation der Infuso- 
rien, als der kleinsten Thierkörper, zu erläutern versucht und dabei als Re- 
sultat vorgelegt, dafs diese kleinen, beweglichen, dem blofsen Auge kaum 
oder gar nicht sichtbaren Körper, welche man auch in der neuesten Zeit 
noch allgemein geneigt war, für allmälig an Structur abnehmende, organi- 
sationsfähige, an sich aber höchst einfache oder gar nicht organisirte Materie 
zu halten, deutlich und sämtlich sehr zusammengesetzt und organisirt sind. 

Diese nicht blofs bei Räderthieren, sondern durch alle von Otto 
Friedrich Müller als Animaleula infusoria verzeichneten Hauptformen 
nachgewiesenen Örganisationsverhältnisse nöthigten sogar, jene Infusorien 
mit durchgreifenden physiologischen Charakteren als zwei besondere Thier- 
klassen scharf und in g 


& 
forschern schon versucht war. Ich habe dabei vorgezogen, nicht eine Klasse 


anz anderer Art zu trennen, als es von einigen Natur- 


der Infusorien einer Klasse der Räderthiere entgegen zu setzen, son- 
dern beiden von mir unterschiedenen Formenreihen, ihrer verwandten Le- 
bensweise halber, denn beide hat man in Infusionen beobachtet, den Na- 
men Infusorien zu lassen, welcher nämlich nun für jede einzelne gleich 
unpassend erscheint, aber doch Bequemlichkeit im Ausdruck für das Ganze, 
wie es bei Müller war und wie es in der Natur vorliegt, gewährt. 

Die Charactere, wodurch die beiden aus Müller’s Infusorien gebil- 
deten Thierklassen sich nach meinen bisherigen Beobachtungen organisch 


unterschieden, bestanden in folgenden Verhältnissen: 
Phys. Abhandl. 1832. Tii 


Räderthiere. ROTATORIA: 


(Müller’s Trichoden, Vorticellen, Brachio- 


. Besondere 


nen u. Ss. w.) 


Wirbelorgane beim 
Mangel des Wirbelvermögens der 
übrigen Körperfläche oder des 


einfachen Mundrandes: 


. Einfacher Darm mit oder ohne 


einzelnen Magen, immer mit Mund 
und besonderem After, zuweilen 
mit Blinddärmen, meist mit deut- 
lichem Kau-Apparate und Zäh- 
nen im Schlunde; 


1-4 rothe Augenpunkte am Vor- 
theile überwiegend häufig; 


. Fortpflanzung nur durch deutliche 


grofse, wenig zahlreiche Eier mit 
Schaale, ohne Selbsttheilung ; 


. Durchgehend, den Organisations- 


verhältnissen nach, möglicher und 
höchst wahrscheinlicher Dualis- 


Euresgere über einen neuen Fortschritt 


Magenthiere. POLYGASTRICA: 


(Müller’s Trichoden, Vorticellen, Kolpoden, 


1. 


Monaden u. s. w.) 


Mangel besonderer Wirbelorgane 
beim völligen Mangel des Wirbel- 
vermögens, oder beim Wirbelver- 
mögen der ganzen Körperfläche, 
oder einzelner, nicht weiter aus- 
gezeichneter Stellen, oder des ein- 
fachen Mundrandes; 


Ein in viele Magen - Zellen zer- 
spaltener Darm ohne besonderen 
After (d.i. viele Magen am Munde 
ohne Darm), oder auch ein mit 
vielen Magen traubenförmig be- 
setzter Darm mit Mund und be- 
sonderem After ohne allen Appa- 
rat zum Kauen; 


Augenpunkte selten, überwiegend 


mangelnd; 


Gebähren innerer, sehr kleiner 
und zahlreicher Körner (Eier?) und 
(zuweilen dreifache) Selbstthei- 
lung: als spontane Längstheilung, 
Queertheilung, Knospenbildung ; 


Kein deutlicher Dualismus des 
Geschlechtssystems, jedoch deut- 
liche periodische Körnerbildung 


in der Kenntnis der kleinsten Organismen. 435 


mus des Geschlechtssystems: Gy- 
nandrismus. (Zweihörnige Ge- 
bährmutter, zwei Hoden, ein con- 
tractiles Ejaculationsorgan in je- 


dem Individuum). 


im Inneren aller Individuen (Eier?) 
und deren Ausscheidung (Gebäh- 
ren): Anandrismus. (Alle weib- 
lich — oder Mangel an Beobach- 
tung wahrscheinlich männlicher 


Organe. Netzförmiger, den Darm 
einhüllender Eierstock). 


Obwohl schon durch diese Beobachtungen höchst wahrscheinlich ge- 
worden war, dafs die Organisation der thierisch belebten Naturkörper in 
der Richtung des kleinsten Raumes keineswegs sich in den Grenzen der 
menschlichen Beobachtungskraft rasch bis zu einer organlosen Materie, wie 
man es sich bisher zu denken pflegte, vereinfache, sondern einen sehr be- 
stimmten kräftigen Charakter auch in so kleinen Thierformen zeige, welche, 
der Kleinheit wegen, dem natürlichen menschlichen Auge vollkommen un- 
sichtbar sind, so dürfte doch eine neuere Beobachtung, welche zu erreichen 
mir gelungen ist, einerseits durch Befestigung der früher erlangten Resul- 
tate, andrerseits durch Eröffnung eines neuen Organenkreises der kleinsten 
Thierformen, ein besonderes zeitgemäfses Interesse haben. 

Da nämlich das von mir bisher benutzte sehr vortreffliche Cheval- 
liersche Mikroskop bei 8 Zoll Sehweite und mit Bequemlichkeit nur eine 
Vergröfserung von 245 mal im Durchmesser gestattete, welche sich durch 
eine unbequeme, bei der Beobachtung ermüdende Verlängerung des Tubus 
bei gleicher Sehweite auf 380 mal, und beim Messen der Objecte in der 
Horizontalebene ihrer wahren Lage, d.i. bei einer längeren Sehweite, auf 
etwa 800 malige Linearvergröfserung bringen liefs, so hofte ich, von stär- 
keren bequemen Vergröfserungen, als diese waren, noch ansehnliche Be- 
reicherungen für die Physiologie der kleinsten Organismen. Das von der 
Akademie kürzlich angekaufte Mikroskop von Herrn Plöfsl in Wien, welches 
mein Chevalliersches an Klarheit etwas und an Vergröfserung schr über- 
traf, versuchte ich alsbald für diese Beobachtungen zu benutzen, allein ich 
fand eine unüberwindliche Schwierigkeit in dem allzukleinen, fast verschwin- 
denden (aber die ausgezeichnete Lichtstärke und Schärfe des Bildes dieser 


Mikroskope bedingenden) Fokalabstande der Objectlinse bei den stärksten 
lii2 


436 EHuxEenserc über einen neuen Fortschritt 


Vergröfserungen, die gerade allein für mich ein besonderes Interesse hatten. 
Ich fand weder einen Druck sehr kleiner Objecte mit Glasplättchen, noch 
auch mit Glimmerplättchen möglich und konnte Infusorien im Wasser damit 
nicht beobachten, indem bei geringer unvermeidlicher Convexität des Was- 
sertropfens die ihn berührende Linse das Wasser an den Rand ihrer Fas- 
sung aufsog und allzu flache, unbedeckte kleine Wasserflächen zu rasch ver- 
dunsteten. So erhielt ich denn kein neues Resultat durch das für andersar- 
tige Beobachtungen verbesserte Mikroskop von Plöfsl. 

Durch meine und wohl auch noch anderer Freunde solcher Beob- 
achtungen wiederholten Wünsche und Aufforderungen angeregt, beschäf- 
tigte sich endlich die hiesige, durch wissenschaftliche Genauigkeit rühm- 
lichst bekannte, mechanische Werkstätte des Herrn Geheimen Postrathes 
Pistor, unter eigener Leitung ihres Chefs, mit Anfertigung von achroma- 
tischen Mikroskopen nach dem Selliqueschen Principe der Verbindung 
mehrerer Objectlinsen, demselben, worauf die Chevallierschen und 
Plöfslschen Mikroskope beruhen, und der technischen ausgezeichneten 
Fertigkeit des Herrn Schiek gelang es, nach gewissen, auf die Brechungs- 
kraft der Glasmassen berechneten Regeln der Linsenverbindung und durch 
sorgfältige, aufmerksame Versuche ein erstes, sogleich so ausgezeichnetes. 
Mikroskop zu erreichen, dafs ich es als das zweckmälsigste aller mir bisher 
bekannt gewordenen für die Untersuchung der feinsten organischen Theile 
anerkennen mufste. Die von mir ihm mitgetheilte Nothwendigkeit einer 
bequemen, weder allzu geringen, noch allzu colossalen Gröfse und eines Fo- 
kalabstandes von wenigstens nahe an 4 Linie bei den stärksten Vergröfse- 
rungen (um auf die kleinsten Objecte Druck und Wasser anwenden zu kön- 
nen) war dabei berücksichtigt, und bei einer schr angenehmen und leichten, 
daher auch nicht allzu kostbaren Form des Instruments erlaubten mehrere 
Oculare, ohne Tubusverlängerung, eine Vergröfserung von etwas weniger als 
1000 mal im Durchmesser, bei 8 Zoll Sehweite, die durch Anwenden eines 
noch etwas stärkern Ocularglases oder Tubus, oder beider gleichzeitig, 
mehr als verdoppeln, und soweit verstärken liefs, als das bis zur Dunkelheit 


sich 


abnehmende Licht noch erlaubte, die Umrisse kleiner Körper zu unterschei- 
den. Die Schimmergrenze der optischen Erscheinungen bei den gegenwärti- 
gen Apparaten scheint hier nicht weit über eine 3000 malige Linearvergröfse- 


in der Kenninifs der kleinsten Organismen. 437 


rung hinauszugehen, wenigstens nicht das Doppelte zu erreichen, während 
die Helligkeitsgrenze schon zwischen 1000 — 2000 Lin. Vergröfserung liegt. 

Gleichzeitig fertigte mir Herr Schiek ein stärkeres Ocularglas auf 
mein Mikroskop von Chevallier, welches die Vergröfserung desselben bei 
S Zoll Sehweite und ohne Ausziehen des Tubus auf 525 mal im Durchmes- 
ser brachte, mit ausgezogenem Tubus aber, bei gleicher Sehweite, auf 300 
mal, was, in der Object-Ebene gemessen, mehr als 1000 malige Linearver- 
gröfserung gab. 

Das Resultat einiger, mit dieser neuen optischen Kraft bei den klein- 
sten Organismen angestellten Versuche war, wie ich zu hoffen marıchen 
Grund hatte, ein sehr überraschendes. Ich erkannte nämlich bei einer Re- 
vision der mir zunächst zur Hand befindlichen Infusorien - Formen sogleich 
deutliche gezahnte Kauorgane im Munde der Kolpoda Cucullus von 
Müller, eines der gewöhnlichsten kleinen Magenthierchen. Diese Beob- 
achtung war um so interessanter, je deutlicher doch früher noch eine ge- 
wisse gröfsere Einfachheit in der organischen Ausbildung bei den Polygastri- 
cis, in Vergleich zu den Räderthieren, in die Augen fiel, und die Kraft des 
Ernährungssystems, durch deutliche Kiefer und Zähne ausgedrückt, war 
kein geringes Argument für die intensivere organische Ausbildung der Räder- 
thiere als der Magenthiere. Diese Ideen aber sind durch Beobachtung der 
Kolpodenzähne nicht nur beseitigt worden, sondern es hat sich sogar in die- 
ser Beziehung das Verhältnifs ganz umgekehrt, indem es nun Polygastrica 
giebt, welche mehrzähnige, mithin auch einerseits mehr entwickelte Kau- 
organe besitzen, als die Räderthiere. Kolpoda Cucullus hat nämlich, wäh- 
rend die gröfsie Zahl der bei den Räderthieren beobachteten Zähne nur 12 
ist, deutlich 16 Zähne, die in Form eines nach innen enger werdenden, hoh- 
len Kegels oder einer Fischreuse gestellt sind und den Eingang des Mundes 
bilden. Man kann sie auch mit einem ofinen Moosperistom vergleichen. So 
wäre denn also in dieser Beziehung der bisherige oben angezeigte Charakter 
der ganzen Klasse dieser Thiere abzuändern. 

Gleichzeitig ergab sich ein anderes, in gleicher Beziehung interessan- 
tes Resultat. Regelmäfsige, nie fehlende rothe Punkte im Vordertheile vie- 
ler Infusorien, welche für Augen zu halten es vielen Grund giebt, erkannte 
ich, wie ich in früheren Mittheilungen schon ausgesprochen habe, auch bei 


438 Eurenpung über einen neuen Fortschritt in der Kenntnifs u.s. w. 


sehr kleinen Monaden schon deutlich. Die kleinsten Monaden, bei denen 
sie bisher von mir wahrgenommen worden waren, hatten im Längendurch- 
messer 1; einer Pariser Linie. Mit Hülfe der neuen Vergröfserung habe 
ich nun sogleich 2 Arten einer neuen Gattung der Magenthierchen aufgefun- 
den, deren gröfsere nur 4; Linie im Durchmesser hat, deren kleinste aber 
nicht mehr als „{, einer Linie mifst, folglich sich schon an die kleinsten aller 
zu beobachtenden Monaden anschliefst, dennoch aber die Spur solcher Au- 
gen deutlich erkennen läfst ('). 

So erscheinen denn diese neuen Beobachtungen als neue Bürgen für 
eine in weit engeren Räumen, als das menschliche Auge bis jetzt erreichen 
kann, zu suchende oder aufzugebende Grenze der kräftigen Organisation in 


der Richtung des kleinsten Raumes. 


(') Dieser Bemerkungen habe ich pag. 155. meines im Jahre 1832 gedruckten zweiten Bei- 
trages für die Erkenntnils der kleinsten Organisation nachträglich Erwähnung gethan. 

Ganz neuerlich haben sich noch mehr Resultate ergeben. Eine Mehrzahl von poly- 
gastrischen Infusorien haben eine durch mehr als 20 Zähne bewaffnete Mundhöhle erkennen 
lassen. Bei Paramecium Aurelia, und dann bei vielen anderen Formen, habe ich 2 stern- 
förmige, grolse, contractile Organe im Innern des Körpers entdeckt, die wieder auf einen 
neuen Organenkreis der polygastrischen Infusorien führen, und bei vielen Räderthieren, auch 
bei Hydatina, sehe ich nun 2 innere Reihen kleiner, kiemenartiger, zitternder, bisher unbe- 
kannter Organe: endlich hat sich durch stärkere Vergrölserung bei Euglena viridis und 
einigen andern Formen ein langer Rüssel (fast von der ganzen Körperlänge) erkennen las- 
sen, der mir zuvor ganz unbekannt geblieben, weil dıe frühere Vergröfserung zu seinem Er- 
kennen unzureichend war. Eine detaillirtere Mittheilung über diese Organisationsverhältnisse 
ist bereits der Akademie vorgelegt und bildet einen dritten Beitrag zur Erkenntnils der Or- 
ganisation im kleinsten Raume, mit Abbildungen, den die Akademie der Aufnahme in den 
nächsten Band ihrer Schriften gewürdigt hat. 


I — 


Verbesserungen. 


Seite 255 Zeile 10 v.o. ist für corpore intus zu lesen: corpore saepe intus. 


278 
285 


=4.17 v0, für Sympodio micrantho zu lesen: Sympodio caeruleo. 

ist vor Sympodium roseum mit Abänderung der Nummer einzuschalten: 

3. Sympodium fulvum H.etE. = Lithophyton fulvum Forsk 
Icones Forsk. Madrepora t.37. f. A.a. 


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wo 


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see eP2F8P2 


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Effusum, obducens, aureo-fulvum, membranaceum, tenue. 
Specimina Berolinum e Mari rubro attuli. 

Bohadsch zu lesen: Linne£. 

Echi- nastraeam zu lesen: Echin- astracam. 

4. zu lesen: 5. 

5. zn lesen: 6. 

alia zu lesen: anımalia. 

lacinato zu lesen: lacinıato. 

XI. zu lesen: XIII. 

speciem zu lesen: specimen. 


109 zu lesen: 110. 


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Mathematische 


Abhandlungen 


der 


Königlichen 


Akademie der Wissenschaften 


zu Berlin. 


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Aus dem Jahre 


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Tr  T 


Berlin. 


Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie 
der Wissenschaften. 


1834. 


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POSELGER: Beiträge zur unbestimmten Analysis .........esreeeeneeeereneennnnenn Seite 1 
CRELLE: Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen .............erceeeeee. ren: 


EYTELWEIN über die Lage der neutralen Axe, welche beim Zerbrechen der Körper 
VOLKON N ee ee ee ee Be ee een - 69 

Dirxsen über die Bedingungen der Convergenz und der Divergenz der unendlichen 
Norberts euere Reel errang ae ale agree - 77 


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Beiträge zur unbestimmten Analysis. 


Non 
Fe 


H'®- 'POSELGER. 


AARAU 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 8. März 1832.] 


D. auf uns gekommenen sechs Bücher des Alexandriners Diophantus sind 
nicht nur die ältesten in unsrer Litteratur arithmetischer Analysis, sie ent- 
halten auch die ersten Elemente dieser Analysis, deutlich dargestellt und 
meisterhaft angewendet. Sie sind die, worin am frühesten das arithmetische 
Verfahren darauf gerichtet ist, nicht eine gewisse Gröfse selbst zu ermitteln, 
als vielmehr ihre Abhängigkeit zu zeigen von andern gegebenen, und die 
eine Form, worin Gröfsen in ihrer Verbindung erscheinen, in eine andere 


5 
umzubilden, um so damit irgend einer gegebenen Bedingung zu genügen. 


8 ö 
Ob die neuere Analysis sie als ihre rechte Quelle ansehen müsse, möchte 
schwer zu entscheiden sein. Bemerkenswerth bleibt es aber in dieser Hin- 
sicht, dafs die Namen eines Bachet, eines Fermat, der ersten gründlich ge- 
lehrten Commentatoren des Diophantus, auch unter den frühesten Bearbeitern 
und Förderern der heutigen Analysis glänzen. Fermat insbesondere hat den 
von Diophantus betretenen Weg mit seltener Geisteskraft fortwandelnd die 
damaligen Grenzen der Analysis theils selbst erweitert, theils durch seine 
gemachten Entdeckungen ihre Erweiterung veranlafst. Die Wissenschaft hat 
seit dem eine Höhe erreicht, gegen welche die Diophantischen Anfänge als 
geringe Versuche erscheinen mögen. Dennoch werden diese auch noch ge- 
genwärtig eine ernstere Beachtung wohl verdienen. Ihre innere Vollen- 
dung und ihre stets sehr elegante Form, deutet auf Vorarbeiten, die das 
Entstehen des Diophantischen Werkes möglich machten, uns aber anf immer 
entschwunden sind, auf welche übrigens Fingerzeige in diesem Werke selbst 
sich nachweisen lassen. Es ist die Eigenthümlichkeit desselben, dafs die 
darin enthaltenen Aufgaben als schön gelöste Räthsel erscheinen, die eine 
Mathemat. Abhandl. 1832. A 


2 Posevcer: 


um so gröfsere Meinung von dem darauf verwendeten Scharfsinn erregen, je 
weniger die Wege zu erkennen sind, auf denen er jedesmal zu seinem Ziel 
gelangte. Diophantus hat es überall bei seinen Auflösungen mit ganz ein- 
zelnen gegebenen Fällen zu thun, und verfährt dabei wiederum nach ganz 
nur auf sie unmittelbar passenden Regeln, es dem Leser überlassend, das 
höhere Allgemeine, worunter das Einzelne steht, aus seinen Beispielen 
herauszufinden. Obgleich es nun an Bemühungen, diese auf solche Art zu 
verallgemeinern, nicht gefehlt hat, und namentlich die vorhin genannten 
Männer einen glücklichen Fleifs darauf gewendet haben, so dürfte doch noch 
mancher Theil des Diophantischen Werkes der Mühe lohnen, die darauf 
gerichtet würde, die allgemeinen Prineipien darzustellen, aus denen ganze 
Gattungen Diophantischer Aufgaben sich herleiten, ihr vollständiger Umfang 
und ihr eigenthümlicher innerer Zusammenhang aufzeigen liefsen. 

Die Abhandlung, welche ich einer Königlichen Akademie heute vor- 
zulegen mich beehre, wurde in dieser Absicht geschrieben. Eine kurzge- 
fafste Inhaltsangabe derselben wird die Natur meiner Bemühungen darthun, 
und ihren Erfolg. 

Die Abhandlung zerfällt in drei Hauptabschnitte. Der erste handelt 
von der so genannten Doppelgleichung; der zweite beschäftigt sich mit Dio- 
phantischen Annäherungsmethoden; der dritte endlich hat die Umwandlung 
von Summen oder Differenzen kubischer Zahlen in andere von gleicher Art 
zum Gegenstande. 

Die allgemeine Aufgabe der Doppelgleichung bezweckt, zu zwei ge- 
gebenen Functionen einer unbestimmten Gröfse x einen rationalen Werth, 
der letzteren, (Wurzel) zu finden, welcher beide zugleich in Quadrate ver- 
wandele. Eine solche Verwandlung einer einzelnen Function für sich gehört 
unter den dazu erforderlichen Bedingungen zu den leichtesten Diophanti- 
schen Aufgaben. Künstlicher wird sie durch die Foderung einer und der- 
selben Wurzel für beide zugleich. Diophantus hat sich ihrer gelegentlich 
hin und wieder bedient. Ich habe das allgemeine Prinecip aller solcher Auf- 
gaben dargestellt, und da nach demselben ihr Umfang sich nur auf Functio- 
nen von x des ersten und des zweiten Grades beschränkt, so habe ich die 
sämtlichen möglichen Fälle jener sowohl als dieser vollständig aufgezählt, 
die Bedingungen angegeben, unter welchen diese Methode der Doppelglei- 
chung allein anwendbar werden kann und in jedem der dahin gehörigen Fälle 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 3 


die Form der Wurzel dargestellt, welche sie erhalten mufs, um der Aufgabe 
zu genügen. 

Der zweite Abschnitt meines Aufsatzes, welcher die Diophantischen 
Annäherungsmethoden in Erwägung zieht, zerlegt sich in vier Unterabthei- 
lungen: die erste behandelt die Findung einer Quadratzahl zwischen gegebe- 
nen Grenzen; die zweite die Zerlegung einer Quadratzahl in zwei Quadrat- 
zahlen, die zwischen vorgeschriebene Grenzen fallen sollen; die dritte die 
Umwandelung der Summen zweier Quadratzahlen in die zweier andern in- 
nerhalb vorgeschriebener Grenzen liegenden; die vierte behandelt die ähn- 
liche Verwandlung zweier Quadratzahlen in drei, u. s. w. 

Was nun den ersten dieser Gegenstände betrifft, so lehrt Diophantus 
selbst Beispielsweise zwischen zwei gegebene Zahlen, wie 4 und 4 eine 
Quadratzahl einschieben, welche gröfser als 4%, kleiner als vier. Eine in 
der unbestimmten Analysis berühmte Aufgabe ist diese: zu einer Zahl die 
kein Quadrat ist, zwei Quadrate zu finden von der Beschaffenheit, dafs von 
dem Product des einen mit der gegebenen, das andere Quadrat sich nur um 
eine Einheit unterscheide. Auf die Lösung derselben führt in drei verschie- 
denen Fällen schon das ganz einfache Verfahren des Diophantus, und ich 
habe dieselben angezeigt. Ein Annäherungsverfahren aber ist es nicht, um 
dies zu sein müfste es zeigen, Quadrate zu finden, deren Werth dem einer 
gegebenen Zahl so nahe komme als man will, näher als jede gegebene 
Gröfse. Es läfst sich aber in ein solches wirkliches Annäherungsverfahren 
umwandeln. Ich habe das Prineip dazu aufgestellt, und gezeigt, wie sich 
nach demselben eine unendliche Reihe von Quadraten finden lasse, deren 
jede folgende einer gegebenen Grenze näher komme, als das vorhergehende: 
deren Wurzeln mithin die Quadratwurzeln einer irrationalen Zahl in rationa- 
len Gröfsen so nahe ausdrücken als man will. So modificirt läfst sich die 
obige berühmte Aufgabe auch mittelst dieses Annäherungsverfahrens, wel- 
ches ich das Diophantische nenne, durch unzählige Quadrate lösen. Es er- 
innert aber in dieser Gestalt, obgleich gänzlich verschieden von der Methode, 
deren man sich hiezu gewöhnlich bedient, doch unmittelbar an diese letztere 
und es zeigt sich zwischen beiden Methoden eine bemerkenswerthe Analogie. 
Um diese in das hellste Licht zu stellen, habe ich einen kurzen Abrifs der 
bekannteren Methode, welche sich der Kettenbrüche bedient, um den Zweck 
zu erreichen, ihrer Gründe und Regeln, geben müssen, und ich habe dies 


A2 


4 Posercer: 


auf eine von der gewöhnlichen etwas abweichende Weise gethan, wodurch 
die Theorie dieses Gegenstandes an Einfachheit und Leichtigkeit der Über- 
sicht zu gewinnen schien. Dann aber habe ich gezeigt, wie die Reihe der 
rationalen Wurzelgröfsen, welche die Diophantische Methode liefert, selbst 
in der Reihe liegen, und liegen müssen, welche die Methode der Ketten- 
brüche giebt, obgleich das Princip und das Verfahren beider sich von ein- 
ander weit unterscheiden. Die Diophantische ist aber der bekannten weit 
überlegen durch die aufserordentliche Convergenz der Glieder ihrer Reihe, 
die so grofs ist, dafs um bei einem von Diophantus selbst gebrauchten Bei- 
spiel stehen zu bleiben, schon das zweite Glied der Diophantischen Reihe 
die Quadratwurzel der Zahl 30 in einem rationalen Bruch bis zur 10: Deci- 
malstelle genau giebt, wogegen in der Reihe der Kettenbrüche erst das 
fünfte Glied eine solche Genauigkeit bis zur siebenten Decimalstelle gewährt, 
und erst das 9“ Glied mit dem zweiten der Diophantischen Reihe völlig 
zusammentrifft. 

Hinsichts des zweiten Gegenstandes, der Zerlegung eines gegebenen 
(Juadrates in zwei zwischen gegebenen Grenzen habe ich nur das Verfah- 
ren des Diophantus in einzelnen Fällen verallgemeinert, und was bei ihm 
durch blofsen Scharfsinn geleistet zu werden scheint, auf feste Regeln brin- 
gen dürfen. 

Dagegen habe ich die Zerlegung zweier Quadrate in zwei andere, oder 
auch in drei u. s. w. innerhalb vorgeschriebener Grenzen, von vorne herein 
bearbeitet und auf das naturgemäfseste und einfachste, am leichtesten zum 
Ziel führende Prineip zu gründen gesucht. 

Eben dies habe ich von der letzten Abtheilung meines Aufsatzes an- 
zuführen, welche die Umwandelung einer Summe kubischer Zahlen in eine 
andere Summe oder auch Differenz von Zahlen derselben Beschaffenheit 
zum Gegenstande hat. Ich habe die verschiedenen Fälle dabei vollständig 
dargelegt, die Bedingungen der Lösbarkeit und der Nichtlösbarkeit angege- 
ben, und dazu Ausdrücke erhalten, die mir sonst nicht bekannt waren, die 
aber wegen ihrer symmetrischen Form einer Aufnahme in diesem Zwei 
der Theorie nicht ganz unwerth scheinen möchten. 


se 


Beitrage zur unbestimmien Analysıs. 


oa 


Doppelgleichung. 
1. Aufgabe: Zwei Functionen einer veränderlichen, x, sind gege- 
ben: einen Werth von x zu finden, der beide in Quadrate verwandele. 


Es sei z.B. gegeben: 
ax + a 


Bxz +5 
Aus beiden ein x’ zu finden, so dafs 


uU 


V (ax+ a) 
V(Bx+b) 


ww; 
u, w, rationale Zahlen. 

Das gefundene x’ heifse: die Wurzel; und zwar das unmittelbar ge- 
fundene: die ursprüngliche Wurzel, zum Unterschiede von einer aus x’ 
abgeleiteten. 

Diophantus hat die Aufgabe in einzelnen Fällen gelöst, mittelst des 
Unterschiedes der beiden gegebenen Functionen. Er nennt dies Verfahren: 
Diploisotä, Doppelgleichung. (B.II, Aufg. 12.) 

Allgemein ist 


Gr —- Gr N ar" pg: 


Nennen wir 4, B, die gegebenen beiden Functionen von x und zer- 

legen 4— B in zwei Factoren: p;q, so können wir setzen: 
wer 2 
1a 

wo das obere Vorzeichen des q für 4, das untere für 2 giltig ist. Da nun 
p und g Functionen von & sein werden, wie 4, B, so wird diese Gleichung 
einen Werth von x finden lassen, der in p, q, 4, B, untergelegt, 4, B, in 
Quadrate verwandelt. 

Es ist diese Methode im Allgemeinen aber nur anwendbar auf Func- 
tionen von x des ersten und des zweiten Grades. 


2. Functionen von x des ersten Grades sind unter diesen allgemei- 


nen Formen begriffen: 
ac + a 


Bx+b 


6 Posrercer: 
wo im Allgemeinen «, a, ß, 2, unter sich verschiedene, von x unabhängige, 
rationale, Gröfsen bezeichnen. 
Setzen wir 
e—B=d;a—b=: 
so ist der Unterschied der gegebenen 


— dx nn 
Setzen wir nun = 
peter 25 


EV =ar+a. 


Die Vergleichung des entwickelten Theiles links: 


eo, 2 2x? 
we er DRe.R 


4y° + 4y° 4y? 
mit dem Theile rechts: ax + a; Ba+b 


so ist nach 1: 


zeigt sofort, dafs nur in zwei Fällen ein rationales x hieraus gefunden wer- 
den könne. Entweder 
1) wenn d=o, also «=. 


Die Aufgabe mufs dann sein: 


ax +a 
axc-+b 
und die obige Vergleichung giebt 
re Fi Tane. ,., ode 
Zu 4y?« = uy?a 


x wird so viel Werthe erhalten, als y. Die Gleichung (y’+e)’=4y°a; 
(3°—2)’=4y”b giebt den kleinsten Werth, den y erhalten mufs, damit die 
Wurzel der Aufgabe eine positive sei, wenn « positiv. 


2) wenn ,—= - "; woraus tolet: F—a=b, 
Die Aufgabe mufs dann sein: 
dr a® 
Bx + b° 


und die Vergleichung giebt: 
ar 4y? (2) = (te) 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 7 


eine Wurzel von zweifach verschiedenem Werthe. 
Hiernach ist die Aufgabe 
mx +4? 
(m +1) + b° 
jederzeit in ganzen Zahlen lösbar. 
3. Wären gegeben: 
exc-+a 
Rx +5, 


so wird die Aufgabe gelöst, durch die Lösung dieser: 


ß? («’xc + a) — «R’x + aß? 
a” (B’x + N a’ß?x + ba? 


welche zu der Gattung 2.1) gehört, und deren Wurzel offenbar auch die 
der gegebenen sein muls. 
Die Doppelgleichung für eine Function von x ersten Grades giebt 
also jedesmal ein rationales & 
1) wenn die Coäffieienten von x gleich, oder 
2) wenn sie Quadrate, oder 
3) wenn die von x unabhängigen Glieder Quadrate sind, 


4. Functionen von x des zweiten Grades haben die allgemeinen 
Formen: 
mi” + ar -ta; 
nz +Bx+b. 
Wir setzen: 
m—-n=ya—B=d;a—db=s: 
also die Differenz 
=yx’+oc+e 


Wir können mittelst derselben auf dem in 1. angezeigten Wege nur 
in zwei Fällen ein rationales x erhalten. Entweder 
1) wenn e=o, also =. Wir setzen dann: p=x2; 9g=yr + d. 


Die Aufgabe ist dann: Im ER ıb und, nach 1. 


nz’ +ßxr+b 


mr art = 


Grty)? artist)? 
4y® - 


2 ce 
&°+,xX0+a 
E 


SSSN 


2 [04 
x" +,xX+a 
rD 


8 PoseuLerkr: 


wo die unten stehenden Buchstaben rechts, den untern Vorzeichen links 
entsprechen. 
Hier zeigt sich sofort, dafs es wiederum nur zwei Fälle giebt, in wel- 
chen ein rationales x gefunden werden kann. Entweder ist 
8? 


4y? 


el 


LO) aeg este erer tee ee 


mithin a eine Quadratzahl und die Aufgabe: 


m&” + ax + a” 
2 2 
nz’ +Bx-+a 


Dann hat y den bestimmten Werth: (): und es ist 


ee +28 (y’ty) 
WEN’: 


Also hat die Aufgabe nicht mehr als eine ursprüngliche Wurzel. Oder 
es ist 


2H+y\?2 m 
Deren (2) = ,„, woraus y=mEn. 


Die Aufgabe ist dann: 
m’x’ + &xc pa 


n:x +ßx Ha; 


die zweifache ursprüngliche Wurzel: 


Hiernach ist auch zu lösen: 
m’xc’ + ax +a° 
ne +Bx 5b 
welches sich auf jene, nach 3. zurückführen läfst. 


Auf gleiche Weise auch 
mx’ + ax + a’ 
nz’ + Bx + 2° 
nach obigem a). 
2) wenn y=o, also m=n. Wir setzen dann p=1ı; g=dx-+e. 


Die Aufgabe ist dann: 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 9 


me Fac-ta 
mx’ +Bx-+b. 
und es kommt, nach 1. 
+ (x+e)\’__ 5 a a 
! T: Y=ma +o%+, 


2+.\2 ON (v2 - 3222 
=(? =)+rt Emm 


2 ro 


ay” 
Auch diese Aufgabe ist wiederum nur in zwei Fällen durch ein ratio- 
nales x’ lösbar. Entweder ist: 
8? 


mithin die Aufgabe: 
o 2 [4 a 
mc” + ,%X% + 
B b 
und es findet sich: 
ge eelrsen ae ) ui a : 
Ay? 520 (s?&.:) 


Dann aber hat y nur den einen bestimmten Werth: a); mithin auch die 


Aufgabe nur eine ursprüngliche Wurzel. Es läfst sich aber hierauf auch, 
ähnlich wie in 3. die Aufgabe zurückführen: 
mare & a 
en ar Ale 
H n D b 
Oder es ist 


DEREREEEEEEETEE € —) = > woraus: y=alb. 


Die Aufgabe ist dann: 


2 


2 [44 a“ 
mi + ,„&%-H# ,. 
Pr b2 


worauf sich auch diese zurückführen läfst: 


2 
m” 


2 @ 
H,cH+ 


a 


b 


2 
2 


Die Wurzel findet sich von zweifachem Werthe, 


Die Doppelgleichung für eine Function von x zweiten Grades giebt 
also jedesmal ein rationales x 


Matihemat. Abhandl. 1832. B 


10 Poseueer: 


1) wenn die Coöffieienten von x°, oder 
2) die von a unabhängigen Glieder Quadrate sind. 
5. Die Aufgabe sowohl des ersten als des zweiten Grades lassen sich 
unter der allgemeinen Form begreifen: 


Mo @ a 
x +5xH+ 
n [0 b 
Wird dann eine Wurzel, x, auf einem der gezeigten Wege gefunden, 


und wir setzen c-+ x statt «, mithin die Aufgabe: 


" (Ha) +5 (ar) + : 


5 
n v 


so ist diese, entwickelt, 
M oa a 2mx ax ta 
x ‚X ‚ 
n Tr f +2 re; + hs + \ 
eine Aufgabe von derselben Form wie die vorige. Wird nun für diese die 
urzel x’ gefunden, so is enbar auch x -+ x” eine Wurzel der ersteren 
W 1 x” gefunden, t offenb h.ıc+ , 
eine abgeleitete Hinsichts der ursprünglichen, &. 
u den obigen Formeln geben wir folgende Rechnungsbeispiele: 
Zud bigen F In geb folgende Reel gsbeispiel 
Zu 2.1) 


5% +13 
5X 7 


Damit & positiv werde, mufs sein y>6. Also der kleinste positive 
Werth von 2, tur y=7, 


nn 
S 
+ 
Es; 
|! 
rin 
2|& 
> # 


Zu 2: 2) 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 11 


Dies giebt ya, 


Der Werth y=1 giebt ein negatives x, um positives in beiden Fällen 


zu erhalten, setzen wir 


2X +4 
7x +9 
= — SSL E — 5, 
so kommt 
4.25.2-4-10.20 
I ==#16 
25 
4.25.7 — 10.30 
u — = 1b 
25 
"<+9=1 
2x Hi 6°. 
Zu 3 
35X°+ 2 
9x 7 i 
= , verwandelt in 
22353x% + 18 
225X% + 175 
€e= — 157 
2 _157)? —4.y°.18 
tr ) ud : 
4.y" 23 


um einen positiven Werth von x zu erhalten, ist der Mindestwerth von 7, 
= ıs. Dafür der kleinste positive Werth von 


4561 

«= 5 

4.324 . 225 

Se 167 \? 
2235x7-+ 15 = SE 
. 451 

995 En 

2252 115 = Nr 


Zu 4. 1) a) 
32° + 1x +4 
2X + +4 


PoseEeuıcer: 


4.3.1 —2.20.2 __ 1060 __ 275 
26° —4.233.3 376 94 


3” FA HA 


EN 
je] 
EIS 
N 


22° + z+1= (7): 
Zu 4» 1) 5) 
9%” + 5C +1 
12 F5xC +1 


yas,d=— 5 
=35; — ul 
Für y=5, 
50° — 4.57.41 2ı 
Li = == 
4.5?.5+2.50.30 35 
uBE 103\? 
9% + ser ( ) 
2» 
2 DIN 
HS HI = =) - 
I 
Fur, 
°—4.1.1 624 


— 
2 2003 
9x + nee u‘ 
155 
> 2627 
I H+5XC Hi = (=) . 
Zu 4.2) b) 


n=1,d=—; y=—ıe:= 
20° —4.4°.5 5 
— — — a 
4.42.6-+2.8.20 m 


Beiträge zur unbestimmien Analysıs. 13 
5 


Annäherungsmethoden nach Diophantus. 


1: 

Es kommt bei Diophantus öfters die Aufgabe vor, eine rationale (Qua- 
dratzahl zu finden, welche zwischen zwei um weniger als Eins unterschie- 
dene Zahlen falle. So im 5‘ Buch, Aufgabe 14, ein Quadrat zwischen 
34 und 4. 

Sein Verfahren, sie zu lösen, ist, allgemein dargestellt, folgendes: 


A 
Gegeben: Su; 
zu finden —, so dafs 
i A 1 aAx?-+ a? 5 
+ == Se =u.. 
en a”x” 


Der Zähler hat die Form: Bx’-+a”. Dafür also eine Wurzel, x, 
zu finden, wodurch dieser Ausdruck sich in ein Quadrat verwandle. 


Wäre a=ı; B=c, so ist die Aufgabe: 


c& Ti=325; 
gesetzt: 3=9x%+4 1, so kommt 


Tg 


Hiernach wird x eine ganze Zahl, wenn 
2 
c=qg ze! 
g t2 


oder, eg I m,sundag=mp. 


oder c 


Gehört c zu einer dieser drei Gattungen, so wird obige Aufgabe: 
cx’+ı1=3”, in ganzen Zahlen, x, z, lösbar. 

In andern Fällen wird x ein Bruch =, und die Aufgabe, die durch 
diesen lösbar, gehört dann zu der Form: Dx’+.a°. 


In dem oben angeführten Beispiel des Diophantus ist 


c=30=6—6}5 ya6b,;, g=26;,; pp =2 


S 
(-3} 


I 
30m 2A ıi 
2.4)’ +6 = 


II 
ae + 
RN‘ 

| 

+ 

tı 


mn 


14 PosELeeEr: 


Dies Beispiel ist von Diophantus, wie es scheint, gesucht, um seine 
Methode bequem in Anwendung zu bringen. 


Soll aber ce + a = 


2, ce +(€)=(&) 


in so enge Grenzen zwischen ce und c+1 eingeschlossen werden, d.h. soll 
der radicale Bruch: X, den Werth Ve, der als irrational angenommen wird, 
so nahe als man will, angeben, so bietet sich, wenn wir den Weg des Dio- 
phantus weiter verfolgen, dazu diese Methode dar: 


Es sei für c, «, gegebene, und p, g, unbestimmte, ganze Zahlen: 
eg” ae= ps 
Man setze: 
x =4pg $2p’—«t, so kommt: 


ca" + «“ = fp'— rprarua?r”; 


2°p° —_ 2’p°« + .a? 2 
=; 3 
| (pP — a)’ + u. 
, 
x 


Fr} 
+ 
ZEN 
s|R, 
>, 
I 


2 2 


a” Br ei 
vo a 4pg 2p’— al 
V: e +“ = Qp— — 0), + 4cp? p’g? . 
. up 2p?—e 
Für —«, wenn 
20” —aı=p” 


ergiebt sich eben dieser Ausdruck, —« in +« verwandelt. 


Wird nun die Aufgabe: 
eg komp 


auf irgend eine Weise gelöst, so ergiebt sich daraus, mittelst vorstehender 
Formeln, jederzeit ein neues qg und p, zur Auflösung derselben Aufgabe. 
Es ist aber leicht, sich zu überzeugen, dafs, wenn =, ein ächter Bruch ist, 
jedes folgende 2 genauer den Werth Ve darstellt. 

Wir erhalten also auf diesem Wege für Vc eine Reihe sich diesem 
Werth immerfort annähernder rationaler Partialbrüche, ganz ähnlich wie 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 15 


nach der Methode, die irrationale Quadratwurzel einer gegebenen Zahl durch 
einen Kettenbruch zu finden. 
Der das gegebene ce zu einem Quadrat ergänzende Bruch —, wird: 


—, wenn 
I r@==4, oder 


2) «=2, oder 
3) p=ma, wirgend eine ganze Zahl; 


wie dieses sich aus dem obigen Ausdruck sofort ergiebt. In diesen Fällen ist 


) 


cx” +1 F 


wodurch also diese Aufgabe in ganzen Zahlen: x, y, gelöst wird. 


Um die bemerkenswerthe Analogie zu zeigen, welche zwischen der 
obigen Annäherungsmethode, die wir die Diophantische nennen wollen, und 
der Methode des Kettenbruchs statt findet, wollen wir diese letztere, nach 
ihren Gründen und Regeln, hier, kurz aber vollständig, vor Augen legen: 

Sei c eine positive ganze Zahl, und Yc irrational; m’, das gröfste in 
c enthaltene (Juadrat. Wir setzen nun 


ce— m” = 1ı.d. 
Sei ferner 


„2 


c—- m =a.y 


8 
eine, der zuerst erfundene: a’. Dann erhalten wir 


d.h. diese Differenz in zwei Factoren, ganze Zahlen, zerlegbar, wovon der 


(m’+m”) (m’— m’) — a’ ( Yy—ı) 


Wir können aber jederzeit für ein gegebenes: m’, und ein: «a, finden ein 
m", «, so dafs 


’ 


m + m’ — «.a 


und zwar «' den unter dieser Bedingung gröfsten Werth erhalte, und m” klei- 


ner sei als »»’. Dann ist 
"2 ‚2 
ce— m" — (c—m‘) 


theilbar durch a’; folglich: e— m” enthält a’ als Factor, und es ist 


16 Posercer: 


c— m”? 
— ee, 


a 


eine ganze Zahl, welche wir mit a” bezeichnen wollen. 


Ganz auf dieselbe Weise, wie vorher mit m’, verfahren wir nun mit 


m" und bestimmen dafür: m”, «, «”. 


Sc erhalten wir zwei aneinander hängende Gröfsenreihen von die- 
ser Form: 


5 r m’ + m” F FE 7 
c— m’ =1.l ; —————mı , ———a 
a a 
„2 ‚ N m” + m” „ c— m"? 72 
c—m =a.a,; — — -=Uu ;, ma 
a a 
m m’ + m’v c—m“? 
12 „ m m —rt 
e— m =a.a ,; hl: 7 — 
% a a 


u. s. w. fort. 


Da m”, m’, m“, jedes <m’ genommen werden, so kann obige Glie- 
derreihe nur auf eine gewisse Anzahl beschränkt sein, weil die Zahl der 
möglichen Combinationen dieser m, zu zwei, eine endliche ist, und daher 
die schon einmal gemachte wiederkehren mufs. Mit einer solchen Wieder- 
holung derselben Combination ist aber die Wiederholung des dazu gehörigen 
Gliedes der Reihe nothwendig verbunden. Bekommen wir z.B. aus dem 
letzten Gliede der oben abgebrochnen Reihe für m'“, nach der Regel wieder: 


m’ + m” 
— mt 


so müfste nothwendig sein «”—=a” ; a“ —=.«”, also das nächste Glied: 


m? mn m’ + m” m ce— m”? „ 
GEST z=a.d hm ı —— 7 -=a 


772 ) m 


a a 


Von hier ab müssen also die vorhergegangnen Glieder in rücklaufen- 


der Folgeordnung eins nach dem andern wiederkehren bis zu dem ersten. 


Dies wird dann: 
2 ’ 
ce— m? = a.ı 
und dazu gehört 
m + m Di 
a 


wenn wir m, und «, als unbestimmt ansehen. Weil jedoch « ein Gröfstes 


Beiträge zur unbestimnten Analysis. 4, 


werden soll, so mufs m gesetzt werden = m’, mithin «=2m’, und wir be- 
kommen, zur Bildung des nächsten Gliedes, die Gleichung 


vo 

c— m” F 

ZT 
1 


womit also ein neuer Kreislauf beginnt. 


Aus der aufgestellten Gliederreihe aber ergiebt sich sofort, augen- 
scheinlich: 
Ve+m 


Ve=m+ 


’ 
a 


‚ 1 / v 
—HUn — , Yetm 
+ FR Adele 


7 


[77 
=m-+ FEN Ve m” 
= «" + ——— 
a 
u. S. W. 


und wenn wir die Entwickelung des Kettenbruchs bis auf das letzte Glied 
der ersten Periode ausdehnen, dieses inbegriffen, 


1 
ve = 1 
en 


—: Ve+ m’ 


— 1 

a" Ser 
1 

und, bis auf das letzte Glied der zweiten Periode ausgedehnt: 


‚ , 1 
BO — 1 
Be 


72 
[ee 


1 
en 1 , 
7 — yet+m 
. er ee 


Behandeln wir z.B. nach den gegebenen Regeln die Zahl 73, so 
kömmt: m’=s, 


Mathemat. Abhandl. 1832. C 


18 Poseueer: 


13, = aa ee 9 Ne Rn 
Bere year 
3—17’=83;,7+m"—= d”.3 u m 
3—’=33 5; 8 m =ar.s,;, @=5; mM=7 


? 


worauf mit dem zunächst vorhergegangnen die Glieder dieser Reihe sämt- 
lich bis zum ersten wiederkehren. Wir erhalten also 


V3+3 
9 


V3—=s+ 


1 
rn 73 +1 
nn 


= 54 — ' 

_. Yası 

+ re 

und für den ganzen ersten Kreislauf 
; 1 
4 = en N 
Fl 
Fe Pop 
164° ***- 

Sei nun = ein Be ia Luc eines solchen Kettenbruchs, be 
bis zu dem ee —r und £ z ein dergleichen bis zum nächsten Gliede nr, 
so ist 

Be RE ie 
1 — ad Ft ::..* 
ph 1 
E = (n+2) 
ln re Ai 
Ve+m\"+® 
a'"+?2 ) 
welches letzte Glied, Terme wir der Kürze wegen schreiben: —— Vor —;. Also 
BD NE 
29 Ze} 
g Ai 1 


drei auf einander zunächst folgende Partialbrüche, mithin, nach der Eigen- 
schaft des Kettenbruchs, 


» Ve+m , 
Ve r a 
1. Verm F 
ae 
a 


Hieraus: 
eg +gmVe+ag Ve==ip" Ve c+p'm + ap 


Beiträge zur unbestimmten dnalysıs. 19 


und, weil Ye irrational, 
MR pm-+ap 
Fe — gm er ag 
woraus folgt: 
„2 "2 _ rn vr 
Ti N A ee 
Es ist aber, nach der Eigenschaft eines Kettenbruchs, jederzeit: 
N} £ t __—— . 
Deren 
folglich ist 
eg” ee p” =7a 
Das obere Vorzeichen gilt, wenn die Stellenzahl des Bruches X in der Reihe 
der Partialbrüche eine ungerade ist, das nm als den ersten derselben ge- 
zählt; das untere für eine gerade Stellenzahl. 
Für den letzten Partialbruch in einem Kreislauf ist, wie wir oben ge- 
sehen, @=1, also, wenn Er ein solcher, 


2 


ey =pı —rpA 


Das obere Vorzeichen gilt, nach dem Gesagten, wenn der Kreislauf eine 
ungerade Anzahl von Gliedern enthält. Ist dies der Fall, so hat ? , der letzte 
Bruch des ersten Kreislaufes, eine gerade, und der des zweiten eine unge- 
rade Stellenzahl und so weiter abwechselnd, wie sich dies alles aus dem Ge- 
sagten ergiebt. Für eine Zahl ce von solcher Natur ist also 


’-f=tı 


in beiden Fällen des Vorzeichens lösbar durch den Kettenbruch. Hat aber 
7 eine ungerade Stellenzahl in der letzten Stelle des ersten Kreislaufes, so 
o ’ 
ist dies derselbe Fall auch im zweiten und in allen folgenden. Dann giebt 
also ein solcher Bruch nur für 
re 

die Auflösung. Diese letztere Aufgabe ist also durch den Kettenbruch nur 
lösbar, wenn c eine ungerade Auzahl von Divisoren « liefert. 


Da vermöge der Natur des Kettenbruchs für die Aufgabe 


eg’ —p” = —ı 


C2 


20 Poseueer: 


kein Bruch 2 gefunden werden kann, der nicht in der Reihe seiner Partial- 
brüche läge, so folgt, dafs, wenn diese Aufgabe sich durch die Diophan- 
tische Methode lösen läfst, der dazu gefundene Bruch: Z auch in der, durch 
Auflösung des Ye in einen Kettenbruch, entstehenden Reihe liegen mufs. Ist 
also diese Aufgabe durch die Diophantische Reihe lösbar, so mufs c eine 
Zahl sein, die in einen Kettenbruch aufgelöst eine ungerade Anzahl von 
Divisoren: «, giebt. 

In allen den Fällen, wo das obige = die Ferm hat —, giebt die 
Diophantische Methode dasselbe Resultat der Annäherung für Ve, welches 
die Methode des Kettenbruchs giebt. Nur ist die Reihe nach der ersteren Me- 
thode an schneller Convergenz bei weitem der des Kettenbruchs überlegen. 


Für das obige Beispiel des Diophanius ist 


3 -+6= 6°, 


also pDebsmmeeng As om uch: 
«* 6.6 1 
x 4.6.66 44 


oder auch 


30 —5=35, 
also EEE ET ae 
a? Dis 
ae 1112408.550 


folglich ist 


30.4 1 = all. 


Lösen wir aber Y30 in einen Kettenbruch auf, so erhalten wir die Di- 
visoren @&—2, 10; 2,...., und nach der Reihe: 7—= 3,41, 45, 21... mithin 
obigen Diophantischen Bruch in der zweiten Periode des Kettenbruchs. Aus 


diesem aber ergiebt sich 


pzsumza=mi;g=Ä4Ai; 2p° — a = 116161 


a? 1 
x 4.24.44. 116161 
und 
Vex’+1 = 116161? + 4.241°.44°. 


Die Diophantische Methode kann also dazu dienen, die Convergenz 
der Partialbrüche des Kettenbruchs zu beschleunigen. 


So giebt für die Aufgabe 


Beiträge zur unbestiimmten Analysis. 21 
2 2 
a’ +i=p 
der Kettenbruch, als erste Annäherung, = =; setzen wir nun: 


2p’—a=2it, so bekommen wir 


p=-l1,e.=1)5,4q 

n “ 24? + 4.30.121.4 

Ve angenähert = — —_—_—_— 
4.2.11.24 


116161 
21205 


Dieser Bruch giebt Vo bis auf die 10° Decimalstelle genau. Er über- 
springt den fünften in der Reihe des Kettenbruchs: 3%, der ebenfalls der 
Aufgabe genügt, doch nur bis auf die 7“ Decimaälstelle. Der obige Bruch, 
der zweite der Diophantischen Reihe, ist der 9“ in der Reihe des Ketten- 
bruchs. 

u. 

Ein gegebenes Quadrat: a’, soll in zwei Quadrate zerlegt werden 
und eins der beiden zwischen zwei auf einander folgende ganze Zahlen, e <a’, 
und c+1, fallen. 


Die verlangte Zerfällung läfst sich nach dieser Formel bewirken: 


a? — 4a? +a ee F 
ur; er a) ee —_ +1 
Wird, nach der Aufgabe, gesetzt: 


e) 


5 m F : 
g Ge) re: 


so folgen daraus die Bedingungen für m: 


c 
/(-5) +1 
m<a 
Ve 
/ (u) 
mag te 
V(c+1) 


3. Sei das Quadrat 9 in zwei (Juadrate zu zerfällen, so dafs eins der 
beiden >3, <4; so ist a=3, c=3, 
/& 
m<3. = 
y3 
— 


ee et 


22 Posererr: 


Dies giebt nahe 
m < 3,15 
m > 2,19. 


Wir setzen daher, um beiden Bedingungen zu genügen, 


m=3, 


1a® ( m )= )=3+- 
m?’ +1 =[- Ze 5? 


a: Ft) = (2) = 5. 19 
mei DBITVIN 59) I 5? 


dadurch ist die Aufgabe gelöst. 


woraus kommt 


we 


4. Die ı in zwei (Juadrate zu zerlegen, deren eines > --, mithin das 
andere <--. Für diesen Fall geben die Formeln in 2. dem m die beiden 
Grenzen 

m<.V3 


m>i1 


Diese sind, nach 3.nahe: — und -. Setzen wir also = --—=m, so wird: 
I 4 4 4 


2 


m a6 
m: ri 1. 5-43 
m = = 3 69 
Also 4a (=) — — 
. m? +1 4 na 26° 


| 
Fer 
| 


(4) = 
II. 


Die Summe zweier gegebenen Quadrate soll in zwei andere zerlegt 
werden, deren eines zwischen den vorgeschriebenen Grenzen, ganzen Zah- 
len, liege: c und c-+H1. 


1. Es ist 


I 


a + 2m ax + m’x” 
B— an ßx + n’x° 


(a-+mx)” 
(B—nx)° 


I 


daher, gesetzt: 


2 (nB — me) 
» 


2 


m? + n? 


so wird 
(a-+mx)” + (B—nx)? = «+? 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 23 


Die Summe gegebener Quadrate: «°, 2°, ist in zwei andere zerlegt. 


2. Um nun eins der letzteren in die vorgeschriebenen Grenzen einzu- 
schliefsen, setzen wir die Wurzel desselben nahe =Yyce. Wir wählen dazu das, 
dessen gegebener Theil der Wurzel, der Zahl Ye am nächsten kommt, und 
setzen in diesem den Coöfficienten von x, —1. 


Es sei £, näher als «, =!Vc, so setzen wir demgemäfs: 
B-xz=Ve 


Dadurch erhält x einen genäherten Werth. Sei derselbe = x, so 


setzen wir 
r 2(8— me) 
m’ 1 


Durch Auflösung dieser quadratischen Gleichung bestimmen wir einen 
nahen Werth von m, welcher dann gegenseitig einen näheren Werth von 
x, =x” geben wird. 

3. Es fällt von selbst in die Augen, dafs die auf dem Wege in 2. erhal- 
tenen Werthe von zz und x, in die Wurzeln («+mx), (B—x), gesetzt, der 
Aufgabe genügen, und das Quadrat: (@— x)’, zwischen die vorgeschriebe- 
nen Grenzen fallen werde. 

4. Sei die Summe 1+3°=10 gegeben. Sie so in zwei Quadrate zu zer- 
legen, dafs das eine >3, <A. 

a. Es ist Vs nahe Ze1+- 


mithin näher der Wurzel: ı, als der: 3. Wir nehmen also die zu finden- 
den Quadratwurzeln an: 1+x, 3—nx; und setzen, nach 1. 


en 2(3n—1) __ 3 


men 


Die Auflösung giebt: 
n=4--Vı2; nahe = 7. 
Für z=7 wird: 


2 (an —1) 4 " 
_—- Zr. 
nn>1 5 
Daraus kommt: 
R. st , 6 
(1-+%) er Rn ze Fr 


genügt also der Aufgabe. Eine zweite Annäherung würde die Wurzel zu 
klein geben. 


234 PoszLcer: 


Also wird der Aufgabe entsprechen: 


Ge 
Dee): 


b. Dieselbe Aufgabe, und es werde verlangt, das eine der beiden Qua- 
drate in die Grenzen 7, s, einzuschliefsen. 


und es ist auch 


Es ist Yr nahe nen 


Wir setzen aloinı.. ß=3; a=ı;n=1ı, und 


‚__ 2(n®B—mae) _ 2(—m) _ 2 


x _ - —— > m 
mn" m’—1 5 
Die Auflösung giebt genau m=2. 


Es ist aber 9 — 2)’ = 2. <7, gegen die Aufgabe. Wir müssen also 
x verkleinern; folglich m vergröfsern. Setzen wir also nun: 


N. 
so giebt die obige Formel: 
a" — — 
2293 
€ 2) = (7 = — —-, woraus wir sofort erhalten: 


(1+mx)’ = (2) = =2+ Es 


Omore 


Setzen wir nun: 


BER D4E 

m=-}, 
so bekommen wir: 
20 
ae == 
L 

I 33482 

5 (541)? 

(1-+-mx)” — 2 

HE "Gy? 


Auf diese Weise kann der Werth des ersten Quadrats der gegebenen 
Zahl 7, so nahe gebracht werden als man will. 


Beiträge zur unbestimmten Analysis. 25 


5. Die Aufgabe 4.2. würde in Diophantus Sprache so lauten: Man soll 
die ı in zwei Stücke theilen, zu dem einen die Zahl 7, zu dem andern die 
Zahl 2 addiren, und beide Summen sollen Quadrate werden. 

Die Auflösung ist dann, wie wir sehen, 
2293 3031 


— ts 


5329 5329 


Dioph. B.V, 13. 
6. In unserm Texte des Diophantus (B.V, 12.) findet sich zu der Aufgabe: 
ı in zwei solche Theile zu theilen, dafs eine vorgeschriebene Zahl, zu 
jedem dieselbe, hinzuaddirt, ein Quadrat zur Summe gebe, die Beschrän- 
kung: das Doppelte dieser vorgeschriebenen, hinzuaddirt, dürfe von keiner 


Primzahl können gemessen werden. Dafs diese Beschränkung überflüssig sei, 
beweise ich durch die nach obigen Vorschriften erhaltenen Quadrate: 


396 \? 2. JE 3588 
13) 12769 


S Amer 9151 
TE ee 12769 


wonach ; 


und das Doppelte der zu jedem Theil hinzuaddirten Zahl 12, +1 durch die 
Primzahl 5 mefsbar ist. 

Indessen ist hier der Text so verdorben, dafs der wahre Sinn kaum 
errathen werden kann. 

Richtig ist die zweite dort hinzugefügte Beschränkung: es dürfe die 
gegebene Zahl keine ungerade sein. Der Grund hievon, weil eine doppelte 
ungerade, +1 nicht in zwei Quadrate zerlegt werden kann, was sich leicht 
beweisen läfst. 

IV. 

Die Summe zweier Quadrate soll in drei andere (Quadrate zerlegt wer- 
den, deren jedes zwischen vorgeschriebenen Grenzen, ganzen Zahlen, liege, 
wie vorhin. 

Die in II. und III. gezeigten Methoden reichen vollkommen hin, diese 
Aufgabe auf die kürzeste Weise zu lösen. 

Zuerst werden nach IV. die beiden Quadrate in zwei andere verwan- 
delt, von denen das eine zwischen die dem einen vorgeschriebenen Grenzen 
gebracht wird. 

Mathemat. Abhandl, 1832. D 


26 PosEevLGer: 


Das zweite wird demnächst nach II. in zwei zerlegt, innerhalb der vor- 
geschriebenen Grenzen. Es versteht sich übrigens von selbst, dafs wenn «*, 
PR? die beiden gegebenen Quadräte der Summe sind, die Grenzen der 3 ge- 
foderten, nämlich: a,a-+H1 ; c,c+1 so beschaffen sein müssen, dafs 


arb+c+i=«a+ß. 


Sei die gegebene Summe = 10, und es werde verlangt, dafs jedes der 
drei verlangten Quadrate zwischen 3 und {4 falle, so haben wir aus IH. 


5 9\7 1312 
ze) 
und das (2) genügt der vorgeschriebenen Bedingung. Wir theilen sodann 
das Quadrat (1*)”, so dafs 


(2)= 936 \: ı. 
= =()+ 


und beide genügen derselben Bedingung. Die Lösung der Aufgabe ist also: 


9\? 936\? 345\ 2 
0-2) +) 
5 435 435 
845° + 873° + 936° 
ze 435° 
d.h. 
2 56454 170421 3350 
ME G +5 u) + G el ) + G z= N) 
56454 170421 8350 
235225 235225 = 235225 


2. Sei gegeben 23>—=3°+-4*, und es soll in drei Quadrate zerlegt werden, 
zwischen den Grenzen 12 und 13; 7 und s; 5 und 6, so wird auf demselben 


Wege gefunden: 
= (#) + (I a ( 1572 A): 
113 113.2930 113.2930 
R 3585 57781406337 
= (' +) + (+ as) 


(s+ nr) 
Sr 113°.1465° 


Beiträge zur unbestimmiten Analysıs. 27 


Umwandelung der Summen und Differenzen von Würfelzahlen. 


1. Es ist: 


(a+)’= «+ 30 X + 3a + x 

2 an 3 

(m&— ß)’ — — B’ + 3mß’x — am’ßx" + m’x° 
Gesetzt: 


[04 = 
m—=\— 


3 (m? 2 +.) 3«ß? 
DI 3 = = 33 3 
m’ —i ar—N 


so wird: 
(+2) — (me—ßB)° —- +. 
Die Summe: «@’ +’, verwandelt sich so in eine Differenz: («-+x)' 
— (m&—B). 


Dann ist: 
«ee@B’+a?) , 


«a x = 3 53 
a —K 
n 3 N3 
Ela +6’) 
MX — ß — Orr) : 


— 
a & 


daraus der Satz: 


Jede Summe läfst sich in eine Differenz verwandeln. 


2. Es ist: 


@— x)? PO N 
( ) 

(mx —ß)’ 
Gesetzt: 


o on o 3 3 
— 2? + s3mß’xz — sm’Bx’ + m’x°. 


2 
[04 
m = (5) 


3(m?ß—«) 3« 8° 
x = 3 = 775 53 3 
m’ —i a” + 


so wird: 
(«—x)’+(mzc—B)’ = a —P°. 


Dann ist: 
3 _oß3 
a (a? — 26°) 
U — x 
a? + P? 
B Ga? — £? 
TER CE Se} 
ae” +" 


Die Bedingung, damit diese beide Zahlen jede positiv werden, ist: 
D.2 


28 PoseuLcer: 
[74 3 
(5) >:: 


Die Differenz: @ — ß’, läfst sich in eine Summe verwandeln, wenn 
(5)’>2; sie läfst sich nicht in eine Summe verwandeln, wenn (%)’<2. 


3. Es ist: 


daraus der Satz: 


(I =-—-R+ sßrı sße + 2 
(mx — a)’ = — a’ + 3ma’x — 3m’ax” + m’a°. 
Gesetzt: 
B\? 
m— (-) 
[44 
3(B—m?a 32a° 
= ( 3 ) —, 23.3 
1—m @a’ + 


so wird: 
(<—B)’ — (m2— 0)’ = a? — °. 
Dann ist: 
2 re) 


MX. —- U-— ———— 5 


Die Bedingung, damit diese beiden Zahlen jede positiv werden, ist: 
[44 3 
(5)<: 


Die Differenz: @ — 2°, läfst sich in eine andere Differenz verwan- 
deln, wenn ()’<2; sie läfst sich nicht in eine Differenz verwandeln, wenn 
(>: 

4. Aus 2. und 3. folgt der Satz: 


Jede Differenz läfst sich entweder in eine Summe, oder in eine Diffe- 
renz verwandeln. 


daraus der Satz: 


5. Setzen wir in 3 
so wird: 
ß 22— 
( max — = Vs —:z) =): 


Da aber s nach der Annahme <2, und nothwendig > ı, so können wir setzen: 
N) 5 ’ 


Beiträge zur unbesiimmten Analysıs. 29 


a 41 WE <A, 
dadurch wird: 


p 3 er nn 3 
(2) — (=) ‚>(z+u’),, >i+6u. 
Offenbar steht also die aus der Differenz «’ — ß’ erhaltene zweite 
Differenz näher der Bedingung, unter welcher sie nach 2. in eine Summe 
verwandelt werden kann, als jene erste. Hieraus folgt: 
6. Der Satz: 

Jede Differenz läfst sich in eine Summe verwandeln, entweder un- 
mittelbar, nach 2. oder durch fortgesetztes Verwandeln der erhaltenen Diffe- 
renz in eine andere. 

7. Daraus folgt auch der Satz: 

Jede Summe läfst sich in eine Summe verwandeln, nur nicht unmit- 
telbar, sondern zuerst nach 1. in eine Differenz, und dann durch fortge- 
setztes Verwandeln dieser in eine andere Differenz. Und weil überdies, nach 
1. jede Summe sich in eine Differenz verwandeln läfst, so läfst auch jede 
Differenz, vermöge des Satzes 6. sich in eine Differenz verwandeln, entwe- 
der unmittelbar, oder zuerst in eine Summe, und so weiter. 

8. Sei gegeben die Differenz: 5’ — 4°’—= 61. 

Nach 5. ist hier s<2. Daher läfst sich 5° — 4° nach 3. unmittelbar in 

eine andere Differenz: (e—ß)’ — (ma— a)’, verwandeln, und es ist: 


e 4(2.5°—4°) 218 
2 —— g= 3 = 
5’ +4 63 
5 (2.4°—5°) 5 
MX — U - ZZ — 
+4 63 
AN 3 BEER ar 
(ae — N)” = 15252992 : 250047 
(m& — a)’ = 125 4 250047 
\3 \3 - 525 
(2 — BP)" — (m2—a)’ = 61 — 135 


x—ß 3 2. . . °rP . L; 
Da( = ) 2, so läfst sich die gefundene Differenz nach 2. in eine 


mMX—a 


Summe verwandeln. 


Zu dem Ende setzen wir in 2. 


und erhalten dann die Wurzeln: 


30 PoseEeuLger: 


218 (43? —2.5°) 3732680016 
[ A 3 3 = 

(43°+5°).63 960946371 

5.(2.243°— 5°) 152529295 


me—B— — = 
(243°+5°).63 960946371 


378.15 v n 
wovon 37% ,4%, sehr nahe genügen. 


Es soll die Zahl 2 in drei Würfelzahlen zerlegt werden, nach Dio- 
phantus Aufgabe (B.V, 19.) 


es kommt also nur noch darauf an, die Differenz 4° — 3° in eine Summe zu 
r . ü 3 P 
verwandeln. Dies ist möglich nach 2., wilS=—->2. Geseizt also a4; 


ß=3, so erhalten wir: 
42.3’) __ 0 


U — X = = = = — 
+3 9 
3(2.4°—3° 303 
MX — ß er ( 2 3 ) = 
43 91 
(e—&)’ = 64000 3753571 


(mx —B)? = a7s18127 : 753571 


(ex) + (mc—B’=3—=4 — 3°. 
Die drei gesuchten Würfelzahlen sind: 


53 303? 40° 


6° se 91°.6° E: 91°.6° 


Die gefundene Summe würde sich nach 1. wieder in eine Differenz 


verwandeln lassen. 
Die Summe: 2’+1=9, soll in eine andere Summe verwandelt werden. 


Sie wird zuerst nach 1. in die Differenz verwandelt: 


8000 4913 20 — 473 
343 BB ° 7 


und, weil 22% <2, diese Differenz, nach 3. in eine andere Differenz: 


6695580342626239 — 4870710330800 17° .11087? — 20°. 1826? 


733542637646471 iv 12913°.7 


Beiträge zur unbestimmien Analysis. 31 


„3 973 * . . 
Weil nach der Rechnung nun > 2, so wird die gefundene Dif- 
ferenz sich nach 2. in eine Summe verwandeln und damit die Aufgabe lö- 
sen lassen. 

Auf ähnliche Weise verwandelt sich die Differenz: 2° — ı=7 in die 
Summe: (£)’+(4)*, und diese in die Differenz: 

1265° — 1256? 
153? j 

Wird die Differenz gegeben: 4° —2’=56, so läfst diese, vermöge des 

Satzes in 2., sich wiederum nur in eine Summe: 


5 h 
rn er 8 = HR 
umwandeln. 
Wird die Summe gegeben: 4'+2°=12, so ist die ihr gleiche Diffe- 
ren = — 73; und diese läfst sich offenbar nur wieder in 


eine Differenz verwandeln. 


3 


‚ und diese kann wieder nur in eine 


Eben so it ’ +’ = FF” 


91° 
zweite Differenz verwandelt werden. 


—u UI — 


a u Bu TANKEN 


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re GR re a 
we f 2 j R 
. 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 
mm: CRELLE. 


nanannnannnnnnn 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 15. März 1832.] 


D. Theorie der Zahlen, obgleich durch die Arbeiten vieler ausgezeich- 
neten Mathematiker, wie Euler, Lagrange, Legendre, Gaufs, Cauchy, 
Dirichlet und Anderer, schon iu einem bedeutenden Umfange entwickelt, 
wird doch bei dem allgemeinen Studium der Mathematik noch gar wenig be- 
nutzt, und in die Lehrbücher ist davon noch fast gar Nichts übergegangen. 
Die Ursach davon mag zum Theil sein, dafs die Theorie der Zahlen ge- 
wöhnlich für sehr schwierig gehalten wird; und hiervon mag wieder zum 
Theil ein Grund sein, dafs die Entdecker neuer Sätze nicht immer für Ler- 
nende, sondern nur mehr für Kenner schreiben wollten, und also zum Theil 
ihre Gegenstände öfters fast nur andeutend und so abhandelten, dafs der 
Vortrag nur ihnen selbst, oder doch nur Denen, die wenigstens verwandte 
Gegenstände schon mehr oder weniger kennen, verständlich war; wie es 
auch wohl in andern Theilen der Mathematik zu geschehen pflegt. Es ist 
aber gleichwohl die Theorie der Zahlen für den Hauptzweck des Studiums 
der Mathematik: die Urtheilskraft zu üben und zu schärfen, ein ganz vor- 
züglich geeigneter Gegenstand, wegen der Strenge der Beweise und der 
Vielfachheit der Zusammensetzung der Schlüsse; und es wäre also wohl zu 
wünschen, dafs diese Theorie allmälig auch bei dem allgemeinen Studium 
der Mathematik mehr benutzt werden und einen angemessenen Platz in den 
Lehrbüchern einnehmen möchte. Dafs solches geschehen könne, und dafs 
auch die Zahlentheorie eben so einfach und elementar könne vorgetragen 
werden wie anderes Mathematische, ist nicht zu bezweifeln, weil unstreitig 
jede strenge Wahrheit, und folglich jeder mathematische Satz, dem Ver- 
stande nothwendig mufs völlig zugänglich gemacht werden können. 

Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, bemühe ich mich, bei dem 
Lehrbegriffe der Analysis, welcher mich schon seit vielen Jahren beschäf- 

Mathemat. Abhandl. 1332. E 


34 ÜRELLE: 


tigt, und wahrscheinlich noch mehrere Jahre beschäftigen wird, und wel- 
cher beabsichtigt, die mathematische Analysis, in ihrem jetzigen Zustande, 
ganz zu umfassen, das Zerstreute, nach der Natur und der Bedeutung der 
Sätze selbst, systematisch zu ordnen, und den Inhalt so deutlich und so ele- 
mentar vorzutragen, dafs die Darstellung Jedem erreichbar, und also selbst 
für Lehrbegriffe von begrenzterem Umfange geeignet sein möge, auch die 
Theorie der Zahlen so abzuhandeln, dafs sie Jedem fafslich und dem allge- 
meineren Studium der Mathematik nutzbar sein möge. 

Bei den hierauf Bezug habenden Bemühungen bin ich auf Beweise 
von mehreren Sätzen der Zahlenlehre gekommen, die von den mir bekannt 
gewordenen mehr oder weniger abweichen. Obgleich dieselben allerdings, 
zum Theil selbst in Rücksicht der Deutlichkeit und Fafslichkeit, vielleicht an- 
deren nicht vorgehen mögen: so ist es doch gewöhnlich nicht ohne Nutzen, 
mathematische Sätze auf verschiedene Art behandelt zu haben; und da es 
nun grade die Beweise sind, welche beim Studium am meisten der Urtheils- 
kraft Übung gewähren: so dürften dieselben vielleicht nicht ganz ohne In- 
teresse sein. Daher will ich mich beehren, einige derselben mitzutheilen. 


1. 


Lehrsatz: Wenn p eine Primzahl ist, N im Allgemeinen eine ganze 
Zahl bezeichnet, und auch die Coäfficienten a, a,, 4,, a,....a, der Gleichung 


1. ax" +a,a”'+a,0”°.....+a„=Np 


sind ganze Zahlen, die nicht mit p aufgehen, obgleich einer oder mehrere 
von ihnen, den ersten ausgenommen, Null sein können, und es gibt alsdann 
ganzzahlige Werthe von x, die der Gleichung genugthun, so können ihrer 
nicht mehr als »z» zwischen o und p liegen, insofern p>m ist. 

Beweis. I. Man setze, es thäten die 2 ganzzahligen Werthe «a, , «,, 
@.....d, von X, wo n>m ist, sämmtlich zwischen o und p liegend, der Glei- 
chung (1.) Genüge, so werden die » Gleichungen 

ana" Hai... Ha,=N, 
ar +0 +00 ua, N; 
(2) 2a za," + a,d3”......+a,—=Np, 


m m—1 m—2 r 
AR HR RE ne, —ND; 


Statt finden. 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 35 


II. Zieht man die erste Gleichung von der zweiten ab, so erhält man 
3. a (@—ai) Ha, (a9)... ta, (u, —a)=Np; 


wo alle Glieder links «,—«, zum Factor haben. Ordnet man daher die an- 
dern Factoren nach den Potenzen von «,, so bekommt die Gleichung (3.) 


die Form 
4. (a,—a,) [ka "Hd, Hr, Pen. +b,_,]=ND; 


wo die Coöfficienten b,, b,,..... auch «, enthalten. 


III. Zieht man ferner die erste Gleichung (2.) von der dritten ab, so 
bekommt man ein ganz ähnliches Resultat mit (4.), nur dafs darin «, die Stelle 
von a, einnimmt. Die Coeffieienten a, b, , b,....d,_, sind die nemlichen. 

Fährt man fort, die erste Gleichung (2.) der Reihe nach von den fol- 
genden abzuziehen, so findet man zusammen 2 — ı Gleichungen wie (4.), 
nur dafs darin der Reihe nach «,, «,.....«, statt «, steht. Die Coöfficienten 
sind in allen die nemlichen. 

IV. In diesen n— ı Gleichungen ist, nun der Theil Np rechts durch p 
theilbar; also mufs es auch der Theil links sein. Linker Hand sind aber die 
Factoren @,—«,, ea nicht durch p theilbar, weil der Voraus- 
setzung nach «, , &,, &,.....«, sämmtlich zwischen o und p liegen, und also 
&,....c,— a, sämmtlich kleiner sind, als ». Also müssen die an- 


a,—d,, d,— 


dern Factoren durch p theilbar sein, und daher mufs 
BEE Fi en er =ND 
Pf =U RR ee 2 Be Per +b_= Np, 


dn.0.0 0.010.200. 0 = are ee . 1er Trennen. or re. 


at rbt....+bn,=ND 


B: 


sein. Die Zahl dieser Gleichungen ist n—ı und die Coöffieienten sind in 
allen die nemlichen. 

V. Man kann nun wieder mit diesen Gleichungen (5.) ganz wie mit 
denen (2.) verfahren, nemlich die erste der Reihe nach von allen folgenden 
abziehen. Dieses giebt n—2 Resultate wie (4.), und zwar von der Form 


6. (a,—a,) [ka +e He, rn c,_,]=Np; 


ie a ; : : Ä 
wo wieder die ersten Factoren links, wie «,—«,, nicht mit p aufgehen, und 


also die n—2 Gleichungen 
E2 


36 CRELLE: 


m—3 m—4 


a er m 
u een, eND 


m—4 


7. am HE EC sechs =Np, 


or 10 000. er ee 


an + garen... +eo,,=ND 
Statt finden müssen, in welchen alle Co@ffhicienten die nemlichen sind. 


VI. Wiederholt man das Verfahren abermals, so erhält man 2 —3 
Gleichungen wie (4.) und 2—3 Gleichungen von der Form (5.), beide von 
dem Grade m —3, u. s. w. 

Wäre nnn nicht 2>m, sondern es wären nur m Gleichungen (2.) vor- 
handen: so würden die m — ı malige Wiederholung des Verfahrens, wie 
leicht zu sehen, das Resultat vom ersten Grade 


8. (a,—a,_,) (aa,+u) = Np 


geben; welches noch Statt finden kann, wenn gleich «,—«,,, nicht durch p 
theilbar ist, weil u alle die Zahlen «,, «,, &,,....«,_, enthält. 
Sind dagegen r Gleichungen (2.) vorhanden, wo n>m, so wird die 


m malige Wiederholung der obigen Operation Resultate wie 


m—1 


(@,,,—a,)a=Np 


9.3.4) a = Ny 


(a, —a,)a=Np 


geben; und diese Gleichungen können sämmtlich nicht Statt finden, weil 
linker Hand weder a, noch die andern Factoren «, 
durch p theilbar sind. 

Daraus folgt, dafs nicht mehr als m Gleichungen wie (2.) vorhanden 
sein können, unter der Bedingung, dafs die ganzzahligen Werthe «,, «,, 
@,....c, zwischen o und p liegen, und dafs folglich nicht mehr als m ganz- 
zahlige Werthe von x, zwischen o und p liegend, der Gleichung (1.) Ge- 
nüge thun können. 


—dl,,« 


m+2 


34 Aneredt,—l,, 


2. 


Lehrsatz. Wenn man eine beliebige ganze Zahl 4 durch 
1. A=arlfe.... .p" 


ausdrückt, wo a, b, c.... Primzahlen und «, £, y.... beliebige ganze Zahlen 


Von einigen Satzen aus der Theorie der Zahlen. 37, 


sind, und man bezeichnet die Anzahl derjenigen Zahlen unter 1, 2, 3, 4....4, 
welche mit 4 keinen gemeinschaftlichen Factor haben, durch ein vorgesetz- 
tes d, so ist 

2. 0A = a“ (a—ı) db (b—1) 0" (c—1).....pP"" (p—1) 


Erster Beweis. I. Es sei 


3. a” =M. 


a1 


Unter den Zahlen 1, 2, 3, 4... M—ı = a*—ı sind die a*"'— ı Zahlen 
a, 2a, 3a....(a—1)a durch a theilbar, und nur diese; alle übrigen sind nicht 


durch a theilbar. Also ist 


1 


4. 9M =a"— ı — (a'—ı1) = a — a" = a" (a—1). 


Diese zwischen o und M liegenden, nicht durch a theilbaren a°”' (a—1) 


Zahlen mögen 
j Be Ma Maas 
sein. 
II. Es sei ferner . 
6. 2’=N, also 


7. a’ = MN. R 


Man stelle sich die auf einander folgenden Zahlen 1, 2, 3,4... UN = 
a“b’ wie folgt, vor: 


AB 2, 35 Mas. M 

| M+1, M+2, M-+5, M-+4....2M 

8. 2M-+1, 2M-+2, 2M +3, 2M-+A....: 3 M 
(N—1) M+2, (N—ı) M+3, (N—ı)M-+4.... NM 


In der ersten horizontalen Reihe befinden sich nach (1.) a°”' (a— 11) 
Zahlen m,, m,, my...., die nicht mit a aufgehen. Ist m eine beliebige die- 
ser Zahlen, so geht auch z.B. die Zahl zM-+m, in der (n+1)'" horizonta- 
len Reihe, nicht mit a auf. Denn M=a“ (3.) geht mit a auf; also auch 14, 
und folglich zM-+m nicht. Also gehört zu jeder der Zahlen m,, m,, M;..., 
in der ersten Reihe, in jeder folgenden Reihe eine Zahl, die nicht mit a auf-- 
geht, und folglich befinden sich in jeder Reihe a“”’ (a— ı) Zahlen, die nicht 
mit a aufgehen. 


38 CRELLE: 


Die Anzahl der Reihen in (8.) ist aber N. Also giebt es unter den 
Zahlen 1, 2, 3....MN { 
9. Na“ (a—ı) = b’a*' (a—1) 
Zahlen die nicht mit a aufgehen. 
III. Unter diesen Zahlen befinden sich nun noch diejenigen, welche 
mit 5 aufgehen, aber nicht mehr diejenigen, welche auch zugleich mit a 
aufgehen; denn diese sind schon weggenommen worden. 


Diejenigen Zahlen aber, welche mit d aufgehen, sind folgende: 


bm;, bms, bm3....zwischen 0 und JM 
DM+bm |, DM-+-bm;, DM+bm;....zwischen 3M und 2BM7 
10. 2DM-+bm;, 2 M-+-bm;, 25M-Hbmm;....zwischen 22M und 30M 


(B°—b) M-+bm ,,(b?—b) M-+-bm;,(b°—2) M-Hbm; ....zwischen (b°—b)M und b’M=MN. 
Alle diese Zahlen gehen mit 2 auf, aber nicht mit a. Denn bm,, bm,, 
Dre gehen mit 5 auf und nicht mit a; hingegen M= a“ (3.) geht mit a 
auf und nicht mit 2. Also gehen alle Zahlen (10.) mit 2 auf, aber nicht mit a. 
Ihre Anzahl ist in Jeder horizontalen Reihe (10.) der von m,, m,, My... 
gleich, also a“"' (a—ı) (5.) und die Zahl der Reihen ist #"—ı +1=b"". 
Also ist die Anzahl der Zahlen unter denen (10.), die noch mit 5 aufgehen, 
—bP'a°"'(a—ı). Nimmt man sie von den Zahlen (9.), die mit a aufge- 
hen, weg, so bleibt 
11. MN = Pa“! (a—ı) — BP1a°"! (a—1) = a”! (a—ı) B°'(b—ı) 


für die Anzahl der Zahlen unter denen 1, 2, 3, 4.... MN übrig, welche weder 
mit a noch mit 5 aufgehen. 
IV. Es sei ferner 
12, e®=P, also 
13. aV’e—= MNP. 
Man stelle sich die auf einander folgenden Zahlen 1, 2, 3, 4....MNP 
= a“lPc? wie folgt vor: 


4, 2, Biss MN 
MN-+ı, MN-+2, MN +3... 2MN 
14. MN -Hi, 2MN-+2, 2MN +3... 3MN 


[ec Bar ar a er eu Ba ar ur Sr ar ee Ber ur Bar er Ber Be Ze er ur er er er er er Er Er Er Er u Er Er ru Eur Er Er Er Eur ur Zr ze 


(P—ı) MN +1, (P—1) MN-+2, (P—ı) MN+ 3... PMN 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 39 


In der ersten horizontalen Reihe befinden sich hier, nach (III.), a*"' 
(a— 1) B’'(d—:) Zahlen, die weder mit a noch mit 5 aufgehen. Sie mögen 
durch 1%, , %,, 15... bezeichnet werden. Ist u eine beliebige dieser Zahlen: 
so geht auch z. B. die Zahl „MN + u, in der (2+1)'* horizontalen Reihe, 
weder mit a noch mit 5 auf, denn MN =a“b” (3.) geht mit a und d auf, 
also auch MN, folglich RM N + u nicht. Also gehört zu jeder Zahl der 
ersten Reihe, die nicht mit a und 5 aufgeht, in jeder folgenden Reihe eine 
Zahl von gleicher Eigenschaft, und folglich befinden sich in jeder Reihe 
a“”' (a—ı) b’' (b—ı) solcher Zahlen. 

Die Anzahl der Reihen in (14.) ist ?, also gibt es unter den Zahlen 
1,2, 30 MN P 

15. Pa°"'(a—ı) 5°" (b—1) = a” (a—ı) BP (b—ı1) c? 
Zahlen, die weder mit a noch mit 2 aufgehen. 


V. Unter diesen Zahlen befinden sich nun noch diejenigen, welche 
mit c aufgehen, aber nicht mehr diejenigen, welche auch zugleich mit a 
oder 5 aufgehen; denn diese sind schon weggenommen worden. 


Die Zahlen, welche mit c aufgehen, sind aber folgende: 


Can Clios Csesdse zwischen 0 und cMN 
cMN +cıu;, cMN+cus, cMN-Hilzsee zwischen cMN und2c. MN 
16 2c MN -Heu;, 2cHHN-Hei, 2CMN-H Ciiz.....zwischen 2EMN und 3c MN 


(ec) MN Hop, , (ec) MN + og, (Pe) MN+CH3..... 
zwischen (ce?—c) MN unde”UN=MNP. 

Alle diese Zahlen gehen mit c auf, aber nicht mit a oder 6. Denn 
CH, Clks, Cliz.... gehen mit c auf, aber nicht mit a oder 5: hingegen UN 
=a“b’(7.) geht mit a und D auf. Also gehen alle Zahlen (16.) mit c auf, 
aber nicht mit a oder 2. 

Ihre Anzahl ist in jeder horizontalen Reihe (16.) der von 1, , Kay Kar.» 
gleich; also gleich a“"' (a—1) 5°" (b—1) (11.), und die Anzahl der Reihen 
ist "—ı+1=c’", Also ist die Anzahl der Zahlen unter denen (16.), 
die noch mit c aufgehen, e””'a“”' (a—ı1) b°'(b—1ı). Nimmt man sie von 
den Zahlen (15.), die mit a und 5 aufgehen, weg, so bleibt 


17. PMNP = co?a“"! (a—1) 51) — ta" (a—1) B°'(b-1) 
= a°"! (a—ı) BP (b—1) ce" (e-—ı1). 


40 CrEuLte: 


V. Setzt man so den Beweis für die übrigen Factoren von 4 (1.) 
fort, so findet man den Ausdruck (2.). 

Man könnte diesen Beweis, im Gegensatze zu dem folgenden, syn- 
thetisch nennen. 

Zweiter Beweis. VI. In dem Ausdrucke der gegebenen Zahl 4 
sei der Factor d°e?.....p” von a“ gleich 2; also 


18. A. =ua°B. 


Nun stelle man sich die auf einander folgenden Zahlen 1, 2, 3......4 
wie folgt vor: 


1, 2, 3 .B 
B+1, B+2, B+3....2B 
19, 2B-+1, »B+2, DI BR: 3B 


Pa a Er Er Er er Er Er Er Er Er Er Er Er zur Er ru Er Er Eur 


Die #2 Zahlen unter denen 1,2, 3.....2, welche mit 3 keinen ge- 

meinschaftlichen Factor haben, mögen 
: US IDSRUDS SO Mm, 
sein. 

In jeder horizontalen Reihe (19.) gibt es #B solcher Zahlen; denn 
gesetzt es sei m eine derselben aus der ersten Reihe, so gehört dazu in jeder 
folgenden Reihe eine eben solche Zahl, z.B. in der (z-+1)'" Reihe die Zahl 
nB-++m, die mit BD ebenfalls keinen gemeinschaftlichen Theiler hat, weil 
nB alle Theiler von 3 mit 3 gemein hat, m aber keinen. In den a —ı+1 
—.a“ horizontalen Reihen (18.) befinden sich daher überhaupt 


20. a“&B Zahlen, die mit 3 keinen Divisor gemein haben. 


VI. Nun können offenbar die gesuchten #4 Zahlen, welche mit 4 
keinen Divisor gemein haben, sämmtlich nur unter denen sich befinden, die 
mit 3 keinen Theiler gemein haben. Denn jede Zahl, die mit 2 einen Di- 
visor gemein hat, hat ihn vermöge (18.) auch mit 4 gemein. Man darf also 
von den a*®B Zahlen (20.), die mit Z keinen Divisor gemein haben, nur 
noch diejenigen wegnehmen, welche mit a aufgehen, so bleiben alle Zah- 
len übrig, welche mit 4 keinen Divisor gemein haben. Jene Zahlen, welche 
mit a aufgehen, sind aber folgende: 


Fon einisen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 4 


fe] 
amı, Amp; UNlgsese am, zwischen 0 und aB 
aB-am,, aB-+am;, aB-+am;...aB-+am, zwischen aB und 2aB 
2aB-+am,, 2aB-+anı;, 2aB-+am;....2aB-++am, zwischen 2aB und 3aB 


21. 


(a*—a) B+am ,, (a*—a) B+am;, (a*—a) B+am z.... 
(a“—a) B+am; zwischen (a*—a) B und a“ B=A. 


Denn erstlich sei m eine beliebige unter den Zahlen m, , m,, m,....m, 
(19.), die mit 3 keinen Divisor gemein haben, so hat auch die mit am cor- 
respondirende Zahl in jeder folgenden Reihe, z.B. die Zahl naB-++ am mit 
B keinen Divisor gemein, weil naB alle Divisoren mit 3 gemein hat, am 
aber keinen, indem a eine Primzahl ist; daraus folgt, dafs alle die obigen, 
mit a aufgehenden Zahlen (21.) mit 3 keinen Divisor gemein haben, und 
folglich nothwendig unter den a°pB Zahlen sich befinden. 

Zweitens befinden sich aber auch unter den a“pB Zahlen (20.) keine 
anderen weiter, die mit a aufgingen, als die (21.); denn gesetzt, es sei naB 
--am,-+ak eine zwischen die beiden auf einander folgenden Zahlen naB 
-+am, und naB-+am,.,,, in der (n+1)'" horizontalen Reihe, fallende Zahl, 
die mit a aufgeht, so, dafs m, -+%k zwischen m, und m, ,, liegt: so mufs in 
ae =nB+m,-+k, m,+ k nothwendig mit D Divisoren gemein 
haben, weil die nächste, auf m, folgende Zahl, welche mit 2 keinen Divi- 
sor gemein hat, nach der Voraussetzung m,,, ist; woraus folgt, dafs sich 
die Zahl naB -+am,+ak nicht mehr unter denen (20.) befindet, und dafs 
unter denselben nur allein die Zahlen (21.) mit a aufgehen. 

VIII. Die Zahlen (21.) sind also wirklich alle diejenigen von denen 
(20.), welche noch mit a aufgehen. Ihre Anzahl ist in jeder horizontalen 
Reihe der von m,, m,, m,....m, gleich, also gleich $B, und folglich, weil 


a1 


a“""—1-+1=a“”' horizontale Reihen vorhanden sind, zusammengenommen 
22.0. 08. 


Nimmt man nun diese Zahlen noch von denen (20.) weg, so bleiben 


23. od=a"oB— a“"'oB — a (a— ı) $B 
Zahlen zwischen o und 4 übrig, welche weder mit 2 einen gemeinschaft- 


lichen Divisor haben, noch mit a aufgehen; also die gesuchten Zahlen, 
welche mit / keinen gemeinschaftlichen Theiler haben. 


Mathemat. 4bhandl. 1832. F 


42 CrkELLe: 


IX. Nun sei ferner 
21,80 dena ls Dres 0, P Rus, dals 
Hr BER CERDANSENE AL ne a a 


so folgt unmittelbar aus (23.), wenn man diese für 4 gefundene Gleichung 
auf die ganz ähnlich zusammengesetzten Gröfsen B,C, D....P anwendet: 


ob = b°"(b—1) PC, 
VESETUe—4)5D; 


P0 = 0""(0—ı) P, 
P=pPpn). 

Für die letzte Gröfse P=p” sind die Zahlen, welche mit dersel- 
ben den Factor p gemein haben, p, 2p, 3p.....p”"', deren Anzahl p”"" ist; 
also ist die Anzahl der Zahlen, welche mit ? keinen Factor gemein haben, 
PP =p(p—1). 

X. Substituirt man nun die Ausdrücke (26.) der Reihe nach in ein- 
ander, und zuletzt in (23.), so erhält man 


27. 94 =a""(a—ı1) BP (b—1) c"kc—1).....p(p—1); 
welches der Ausdruck (2.) des Lehrsatzes ist. 


Diesen zweiten Beweis kann man, im Gegensatze zu dem vorigen, 
analytisch nennen. 


3 
Lehrsatz. Es sei 


2 2 U ee RE n, 


eine beliebige Anzahl regelmäfsig oder unregelmäfsig fortschreitender, ganzer 


Zahlen; 
2.035. Po, Pass Pr 


seien beliebige Primzahlen ; 


bezeichne die Anzahl derjenigen unter den Zahlen R (1.), welche nur mit 
einer, nur mit zwei, nur mit drei u.s.w. von den Primzahlen (2.), nicht 
mit mehreren von ihnen zugleich, aufgehen. 


Fon einigen Sätzen aus der T'heorie der Zahlen. 43 


Endlich bezeichne 


D 


MS 33 Sasseush, 


die Anzahl derjenigen unter den Zahlen R (1.), welche überhaupt mit einer, 
mit zwei, mit drei u.s.w. von den Primzahlen (2.), also auch mit meh- 


reren von ihnen zugleich aufgehen: so ist 
4. 2, +2 +30, +2, =, +5 — Ser 


Beweis. I. Unter den s, Zahlen, welche überhaupt mit den ein- 
zelnen Primzahlen (2.) aufgehen, befinden sich nicht allein die z, Zahlen, 
welche nur mit den einzelnen Primzahlen aufgehen, sondern auch diejeni- 
gen 2,, 2,....2, Zahlen, welche nur mit zwei, nur mit drei u.s.w. Prim- 
zahlen aufgehen, und zwar diese letztern mehrmal. Denn, gesetzt A sei 
eine von den z, Zahlen, welche nur mit den beiden Primzahlen p, und >, 
zugleich aufgehen: so kommt dieselbe eben sowohl unter den s, Zahlen vor, 
welche mit p,, als unter denen, welche mit p, aufgehen. Sie kommt also un- 
ter den s, Zahlen zweimal vor. Ist A eine von den z, Zahlen, welche nur 
mit den drei Primzahlen p,, p,, p. zugleich aufgehen, so ist sie eben sowohl 
eine der s, Zahlen, welche mit p,, als eine derer, die mit p,, und eine de- 
rer, die mit p, aufgehen. Sie kommt also unter den s, Zahlen dreimal 


vor, u.s.w. Also ist zusammengenommen 
6. s,=2,+22,4+32,.+ mz,. 


I. Ferner kommen unter den s, Zahlen, welche überhaupt mit 
zwei Primzahlen aufgehen, nicht allein diejenigen z, Zahlen vor, welche nur 
mit zwei Primzahlen aufgehen, sondern auch diejenigen z,, 2,....2, Zahlen, 
welche nur mit drei, nur mit vier u.s. w. Primzahlen aufgehen, und zwar 
diese letztern mehrmal. Denn, gesetzt A sei eine von den z, Zahlen, welche 
nur mit den drei Primzahlen p,,p,, 7. zugleich aufgehen, so ist dieselbe 
eben sowohl eine der s, Zahlen, welche mit p, p, als eine derer, welche 
mit p,p. und eine derer, welche mit p, p. aufgehen. Sie kommt also 
unter den s, Zahlen dreimal vor. Ist A eine der z, Zahlen, welche nur 
mit den vier Primzahlen p,,7,,p.,p, zugleich aufgehen, so ist sie eben 
sowohl eine der s, Zahlen, welche mit p, p, als eine derer, die mit p, p.: 
eine derer, die mit p,p.: eine derer, die mit p, p.: eine derer, die mit 


F2 


44 ÜRELLE: 


p,p, und eine derer, die mit p, p, aufgehen. Sie kommt also unter den 
s, Zahlen sechsmal vor. 

Überhaupt also kommen die z, Zahlen (3.) unter den s, Zahlen (4.) 
ımal: die z, Zahlen (3.) unter jenen s, Zahlen so oft, als 2 aus 3 ohne Wie- 
derholung combinirt werden kann; also 3,mal: die z, Zahlen (3.) unter den 
s, Zahlen so oft, als 2 aus 4 ohne Wiederholung combinirt werden kann; also 
4, mal: die z, Zahlen (3.) 5, mal u.s.w. vor, wo:3,, A,, 53... der Reihe nach 
die Binomialco@ffieienten zum Exponenten 2 bezeichnen; und es ist folglich 


T. 8,=2,4 3,2, 4 453,4 5925... 1. Myg2,: 
II. Ganz auf dieselbe Weise findet man 


5,=2,+4,23, +5,32, 4 65324... M,;2.3 


o 
[A 
. 


IV. Aus den Gleichungen (6, 7 und 8.) folgt: 
IH, een zZ, 
+ (2,—1) 25 
+ (3,—3,+1) 2; 
+ (4, —4,+4,—1) 2; 
+.6, 35:45, —5, +1) 3, 


DEELEIEEREEFEEIIEIIIIEIEIEIIIIE EZ 


+ (m, — m, m, —m,...1) 2,- 
V. Nun ist 


10. tM-)=t=1- Mn, +, — tree Eli, 
und dieses gibt, wenn man der Reihe nach =, 3, 4.... setzt, 
0=1—2,-+1, folglich 2, —ı=1; 
0=1—3,+3,—1, folglich 3, —3,+1=1; 


0=1—4,+4,—1,+1, folglich 4, —, +, —1=1; 


re“ . or 00100 tree 


41. 


0=1—m, +m,—m,...&1, folglich m, — m, + m, — m... Li=1. 
Substituirt man dieses in (9.), so erhält man 


12.9, —s, +5, — Se. Es, =3, +2,42; + 2... 2,5 


Fon einigen Sützen aus der T’heorie der Zahlen. 45 
welches die Gleichung (5.) des Lehrsatzes ist. 
VI. Beispiel. Es sei 


13. R(1.)= 14, 17, 18, 21, 25, 33, 39, 40, 42, 48, 49, 55, 57, 58, 83, 84, 89, 90, 93, 95, 
401, 105, 108, 124, 129, 130, 132, 135, 138, 144, 147, 154, 155, 165, 170, 
172, 175, 117, 182, 183, 185, 196, 210, 220, 222, 225, 240,275, 276, 217 
278, 290, 321, 330, 332, 336 


1 
so gehen von den 56 Zahlen (13.) 


15. die 19 Zahlen ıs, 21, 39, 42, 4s, 57, 84, 93, 108, 129, 138, 144, 147, 177, 183, 222, 
276, 321, 366 nur mit p,—=3 auf; 

16. die 9 Zahlen 25, 40, 95, 130, 155, 170, 175, 185, 290 gehen nur mit 7,5 auf; 

17. die 2 Zahlen ı21, 154 gehen nur mit 11 auf; 


also ist 18. 2,=19+9+2=3%. 


19. die 6 Zahlen 90, 105, 135, 210, 225, 240 gehen nur mit 2, P,=3.5=15 auf; 
20. die 2 Zahlen 33, ıs2 gehen nur mit p,p, = 3.11 =33 auf; 
die 3 Zahlen 55, 220, 275 gehen nur mit p,7, = 5.11 =55 auf; 


also ist 22. ,=6+2+3=1. 
23. Die 2 Zahlen 165 und 330 gehen nur mit 7,9,9, = 3.5.11 = 165 auf; 


also ist 24. 2,=2 


“3 
Dagegen gehen 

29 Zahlen überhaupt mit 3 auf, nemlich die 19 Zahlen (15.) und noch 
die 10 Zahlen 33, 90, 105, 132, 135, 165, 210, 225, 240, 3305 

20 Zahlen überhaupt mit 5, nemlich die 9 Zahlen (16.) und noch die 
11 Zahlen 55, 90, 105, 135, 165, 210, 220, 225, 240,275, 3305 

9 Zahlen überhaupt mit ı1, nemlich die 2 Zahlen (17.) und noch die 
7 Zahlen 33, 55, 132, 165, 220, 275, 330; 


also ist 25. 5,=29+20+9=58. 


8 Zahlen gehen überhaupt mit 3.5 auf, nemlich die 6 Zahlen (19. I und 
noch die 2 Zahlen 165 und 330; 


46 GRELLE: 


4 Zahlen gehen überhaupt mit 3.11 auf, nemlich die 2 Zahlen (20.) und 
noch die 2 Zahlen 165 und 330; 
5 Zahlen gehen überhaupt mit 5.11 auf, nemlich die 3 Zahlen (21.) und 
noch die 2 Zahlen 165 und 330 ; 
or 26. ,=Ss+4+5=11n. 


2 Zahlen gehen überhaupt mit 3.5.11 auf, nemlich die 2 Zahlen (23.); 
also ist 97. 


2 


Aus (18. 22. 24.) folgt: 


28. 2, +3,+23,,=0 +1+2=J4s, 
und aus (25. 26. 27.): 
29. ss, — 5, +5, =58 —17+2=43} 
also ist 
30. 2, +2,+3,=s,—s,+5s,; wie es der Lehrsatz behauptet. 


Zusatz. VII. Wenn man unter einer beliebigen Reihe ganzer Zah- 
len, wie R (1.), deren Anzahl a sein mag, die Anzahl derjenigen, welche 
mit keiner der Primzahlen p,, P,; P;-..-p, aufgehen, durch $a bezeichnet 
(wo unter da die Primzahlen p,, Pz5 Ps+---?,, selbst nicht mitbegriffen sind): 
so ist 

31. da=a—s, +85, — Szetc 2 5.: 

Es ist nemlich 

32. 0 =2,+3,+2...+2,+ 0a; 


denn jede von den a Zahlen in A, welche es auch sein mag, geht offenbar 
entweder nur mit einer von den Primzahlen p,,p;.....?,, oder nur mit 
zweien, oder nur mit dreien u.s.w., oder mit keiner von ihnen auf; und 
wenn man so die Zahlen der Reihe nach betrachtet, so kommen alle ohne 
Ausnahme vor, und jede nur einmal; woraus (32.) folgt. Setzt man aber in 
(32.) den Ausdruck von 2,+2,....+2, (5.), so erhält man die Gleichung (31.). 

In dem obigen Beispiele (VL) ist =56 (13.), und zufolge (25. 26. 


27.) s,=58, s,=17, s,—=2. Dieses giebt vermöge (31.) 
33. da=s—55 +17 —2—=13;5 


9 


und in der That sind es in (13.) die 13 Zahlen 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 47 
34. 14,17, 49, 58, 83, 89, 104, 172, 182, 196, 277, 238 U. 332, 
welche mit keiner der drei Primzahlen p,=3, p,=5 und p, = 1ı aufgehen. 


Erste Anmerkung. VII. Wenn die gegebene Reihe der Zahlen 
nicht unregelmäfsig, sondern, nach irgend einem Gesetze, regel- 
mäfsig fortschreitet, z.B. so, dafs die ersten Differenzen der Glieder der 
Reihe gleich grofs sind: so läfst sich, wie leicht zu schen, die Anzahl s,, s,, 
53, $,....5, der Zahlen der Reihe, welche überhaupt mit einer, mit zwei, 
mit drei u.s.w. von gegebenen Primzahlen aufgehen, nach einfachen Re- 
geln durch Division finden, anstatt mit jeder Zahl einzeln zu versuchen, ob 
sie mit dieser oder jener Primzahl aufgehe. Man kann alsdann die aus dem 
Lehrsatze folgende Formel (31.) benutzen, um die Anzahl & derjenigen Zah- 
len einer gegebenen Reihe zu finden, welche mit keiner der gegebenen Prim- 
zahlen aufgehen. Enthält die gegebene Reihe AR (1.), etwa mit Ausnahme 
einiger bestimmten Primzahlen, alle übrigen, wie z.B. die Reihe der un- 
geraden Zahlen alle Primzahlen, blofs die Primzahl 2 ausgenommen, und 
man sucht dann, wie viele Zahlen #, der Reihe, mit den Primzahlen, z.B. 
zwischen 2 und Va nicht aufgehen: so kann man dadurch, weil diejenigen 
Zahlen, die etwa noch mit Primzahlen gröfser als Ya aufgehen, Primquo- 
tienten <a geben müssen, die Anzahl aller Primzahlen in der gege- 
benen Reihe finden. 

IX. Wenn die gegebene Reihe die der natürlichen Zahlen ı, >, 
3, A....a ist, so ist die Berechnung der in der Reihe befindlichen Primzahlen 
am einfachsten. 

Die Zahlen nemlich unter denen 1, 2, 3.....a, welche mit irgend einer 
Zahl p aufgehen, sind 


35. pP, 2p, 3P, Ape.u.np, wWa—np<p. 


Ihre Anzahl » ist also der ganzzahlige Theil des Quotienten = 
ohne Rücksicht auf den übrig bleibenden Bruch, der <ı angenommen wird. 
Man findet daher s,, nemlich die Anzahl der Zahlen unter denen 1, 2,3....4, 
welche überhaupt mit den gegebenen Primzahlen p,, p,, P,.--»p„ aufge- 
hen, wenn man a der Reihe nach durch ?,, Ps Ps..---p, dividirt und die 


ganzzahligen Theile der Quotienten zusammenrechnet. Eben so würde 
man $,, $,....5,, nemlich die Anzahl der Zahlen finden, welche überhaupt 


48 CRELLE: 


mit zwei, mit drei u.s.w. von den gegebenen Primzahlen p,, ?,....p, zu- 
gleich aufgehen, wenn man der Reihe nach a mit allen Producten der Prim- 
zahlen zu zweien, zu dreien u.s.w. dividirte und jedesmal die ganzzahli- 
gen Theile der Quotienten zusammenrechnete. Aber diese letzte Rechnung 
kann noch verkürzt werden. Man findet nemlich auch die ganzzahligen 
Theile z.B. von s,, wenn man, anstatt a durch die Producte der Primzah- 
len zu zweien zu dividiren, vielmehr blofs die schon berechneten ganzzahli- 
gen Theile von s, durch die einzelnen, übrigen Primzahlen dividirt; ferner 
die ganzzahligen Theile von s,, wenn man, anstatt a durch die Producte der 
Primzahlen zu dreien zu dividiren, vielmehr die schon berechneten ganzzah- 
ligen Theile von s, durch die einzelnen übrigen Primzahlen dividirt, u.s. w. 
Der Beweis davon ist folgender. 

X. Es seien n,, 2,5, ,.....n, die gröfsten, in den Quotienten Er 
RR a enthaltenen, ganzen Zahlen; r,, r,, r,....r, die Reste der Di- 
visoren: so ist 


m —— + — 
{ 1 pı ’ 
a n; 1 Ta r 
=? „tr 
Pı Pz Pa) PaP2 "pe PıPpe’ 
36. a _ Ne Ta r Ta ro r 


= _— n — 
PıPaPs3 P3 P=P3 PıPaPs Ra ERePps PıPzP3” 


.o | 1... rn 


we, ® Le Pi > "mn—2 en 71 oder 
PıPaPs“"Pn "  Pm  Pn-iPn  Pm=2Pn-1Pn PıP2P3=-Pn" 
37. a u Im Pı P2-Pn-ı HF Fn-ı Pı Pz-Pm-2 + Tn-2PıP2==Pn-3 Hr, 
PıPaP3*-Pr z PıPaPa****- ja 


Nun sind nach der Voraussetzung die Reste r,,7,,r,...r, sämmtlich 
kleiner, als die Divisoren; also wenigstens um 1 kleiner. Also sind die 
gröfsten Werthe, welche r,, ,, r,....r, haben können, folgende: 


3. r,=Pp,—-1 n=d—l, ,=p ent =Ppn—1 
Dieses in (37.) gesetzt, giebt: 


a sur 4 PrzdPp 1P 2 Pr—1+HPmr—)P ıP 2: -Pn—2+Pm-2—t1)PıP2::-Pmn3...t+Ppı—t 
ae m a SER BRETT ER ! 


PıpaPasH Pr PıPz2P3----Pm 


oder, wenn man in den Zahlen rechter Hand wegläfst, was sich aufhebt: 


Yon einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 49 


a Ei PıPaPswPn—1 


40. — en 


PıP2P3-"-Pm Pı Pa P3-"-Pm 


Da hier rechter Hand #”?’-?- kleiner als 1 ist, so folgt, dafs 
PIPAPE Dr 


n, die gröfste in dem Quotienten 


m 


an ns enthaltene ganze Zahl ist. 
Und da nun oben z, gefunden wurde, indem man zuerst a durch p, divi- 
dirte, und aus dem Quotienten die gröfste ganze Zahl », nahm: hierauf diese 
ganze Zahl 2, durch p, dividirte, und aus dem (uotienten Er die gröfste 
ganze Zahl z, nahm u. s. w.: so folgt, dafs man durch das beschriebene Ver- 
fahren die nemliche ganze Zahl z, findet, wie, wenn man a auf einmal durch 
das Product p,P,P;-.-..?, dividirt; was zu beweisen war. 

XI. Will man also wissen, wie viel Primzahlen unter den Zahlen ı, 
2, 3....a sich befinden: so dividire man, der Reihe nach, a durch alle nach 
ihrer Gröfse geordneten Primzahlen p,, p,-... 2, zwischen ı und Va, und ad- 
dire die ganzzahligen Theile der Quotienten. Dieses giebt 


4. s =—+ Ep er re, 


Hierauf, anstatt a durch die Producte der Primzahlen zu zweien zu 
theilen, dividire man die ganzzahligen Theile der Quotienten in (41.), 
vom zweiten an, durch p,; vom dritten an, durch p,, u.s.w. Dieses giebt 


a a a a 

12. 8,= ET Er FR rn 
a [77 a 

PePps Pepe PePr 
a a 

Dh P3Pr 


..100 0er 


Sodann: anstatt a durch die Producte der Primzahlen zu dreien zu di- 
vidiren, verfahre man mit den ganzzahligen Theilen der Quotienten in 
(42.), in den einzelnen Reihen, auf ähnliche Art, wie mit denen in (41.): so 
findet man s,; u.s.w. Dann giebt der Ausdruck (31.) die Anzahl der Prim- 
zahlen unter den Zahlen 1, 2, 3....a, weil diejenigen Zahlen, welche mit grö- 
[sern Primzahlen als Ya aufgehen, auch mit kleinern aufgehen müssen. Die 
Division der ganzzahligen Theile der Quotienten hört übrigens in allen Rei- 
hen auf, sobald die Quotienten anfangen, Null zu sein, weil dieselben im- 
merfort abnehmen. 

Mathemat, Abhandl. 1832. G 


50 ÜRELLE: 


XI. Beispiel. Ess @—20,,s0 ist pj=2,.9.=3: P,=5 = 
RB lsen, =, und 


43.8, +20 + 200422 +22 +20 — 1004664404284 15415207. 


Nun dividire 66, 40, 2s, ıs und 15 durch 2; 4o, 28, 18, 15 durch 3; 2s, 
18, 15 durch 5; 18, 15 durch 7; und ı5 durch 11. Dieses giebt 


4.98, =3 HH +H144+9+7 
+123+ 9+6+5 
+ 5+3+3) = 132. 
+2-+2 
+1 
Auf ähnliche Art findet man 

45. ee 
+1-+1-+1 e 


s, schon, und alle übrigen s, sind Null, weil in s, schon die erste Di- 
vision ;——0 giebt. Es ist also, nach (31.): 


46. ga=mwm— 7 +12 —-— A=Aı. 


So viele Primzahlen befinden sich, aufser denen 2, 3, 5, 7, 11, 13, die 
zu den aufgehenden Zahlen gerechnet sind, unter den Zahlen 1, 2, 3....200. 

Zweite Anmerkung. XIII. Noch ist zu bemerken, dafs der Satz 
(31.) einen dritten Beweis des Lehrsatzes ($. 2.) liefert. Dieser Lehrsatz 
nemlich behauptet, dafs die Anzahl derjenigen unter den Zahlen 


Ale A003 Meseas EP A 2; 


welche mit 4 keinen gemeinschaftlichen Factor haben: also derjenigen, wel- 
che mit keiner der Primzahlen a, b, c....p aufgehen, 
48. 94 =a”"(a—1) BP'(b—1) ce" (e—1).....p”""(p—1) 
ist. 
Nimmt man nun in dem Lehrsatze ($.3.) für R (1.) die Reihe der 
Zahlen (47.) an, so ist, nach (31.), für dieselbe: 


49. 94=4d4—S, +8, — 5... 8,. 


Es ist aber, zufolge (XI, 41. 42.), 


Von einigen Sätzen aus der T'heorie der Zahlen. 51 


5; ER Nr. ehe are een 4 ö 
a b c p 
A A A A 

EN sezrnr Betees ua »n ER u 
A A A A 

ESF rer 00 BF, or... op’ 


und da jetzt alle Quotienten ganze Zahlen sind, indem 4 mit allen den Di- 
visoren in (50.) aufgeht: so ist, nach (49.), 


1 1 1 1 1 1 1 
51. 94= 41-44 BE Hate CE 2) 


1 | 1 1 
(ta one AT De er): 
und dieses ist so viel, als 


2 91=4(=1) (1) =) 3) ie 
53. =A-F)F)) (2): 


Setzt man hierin d—a*b°e”....p” (47.), so findet man den Ausdruck 
des Lehrsatzes ($. 2.) (48.). 

Da der dritte Lehrsatz den zweiten auf solche Weise als besonderen 
Fall umfafst, und gleichwohl sein Beweis kürzer ist, so dürfte dieser Beweis 
den andern vorgehen, und der Lehrsatz ($.2.) nur als Corollar des dritten 
zu betrachten sein, nemlich für den Fall, dafs die Zahlenreihe AR, des drit- 
ten Lehrsatzes, alle ganzen Zahlen 1, 2, 3......4 enthält, und die gegebenen 
Primzahlen p,, Ps; P,....?, sämmtlich in 4 aufgehen. Gehen übrigens die 
Zahlen p,, 35 Ps+-+.-?,, oder, in (50.), a, 2, c....p nicht in 4 auf: so findet 
auch die Verwandlung von (50.) in (51.) keinesweges statt, weil unter £, 
z, re 4 ... in (50.) nur die ganzzahligen Theile dieses Quotienten zu ver- 
stehen sind, und, wenn noch Brüche neben denselben vorkommen, keines- 
weges z.B. 2+3+2.. 4 (Et + 2.) ist. 


4. 
Erklärung. Der Buchstab N soll ausschliefslich bestimmt sein, ganze 
Zahlen dann zu bezeichnen, wenn es aufihreGröfse, oder ihren Werth, 
nicht ankommt, sondern blofs darauf: anzuzeigen, dafs die bezeichneten 


G2 


52 CrELLE: 


Zahlen ganze Zahlen sind; was in der Theorie der Zahlen häufig der Fall 
ist. Sobald es auch auf die Gröfse der Zahlen gegen einander ankommt, 
werden, wie gewöhnlich, beliebige andere, verschiedene Buchstaben gesetzt 
werden. Der obigen Bedeutung des Buchstabens N zufolge kann oder mufs 
man, weil /V gleichzeitig jede ganze Zahl, ohne Rücksicht auf ihre Gröfse, 
bezeichnen kann, 

nicht etwa Na+Na+Na=3Na, sondern Na+Na-+ Na= Na schreiben; 

nicht Va— Na=o, sondern Na— Na = Na. 

Ferner kann man 

statt (Va)”—= N”a” blofs schreiben: Na”, oder auch, nach Umständen, 
wenn auch a eine ganze Zahl ist, blofs Na. 

Statt (Va+b)” = N”’a”+m, N” —a""'....+0b" blofs Na-+b", wenn a 

eine ganze Zahl ist, u.s. w. 
Dagegen ist z.B. nicht nothwendig —%; denn /) im Zähler kann 
von dem N im Nenner verschieden sein; u.s.w. 

Mit Hülfe dieses, wenn man will, sonst wenig vorkommenden Ge- 
brauchs eines Buchstabens, des /V, läfst sich fast Alles, was in der Theorie 
der Zahlen nothwendig ist, übrigens durch die gewöhnlichen algebraischen 
Zeichen, und mit den gewöhnlichen Begriffen der Buchstabenrechnung, ohne 
alle neuen Zeichen und Begriffe, ausdrücken und abhandeln ; welches auch 
selbst bei der weitern Entwicklung dieses interessanten Theils der Analysis, 
insbesondere aber für das Studium derselben nützlich sein dürfte; indem 
der Lernende mit gewöhnlichen und eingeübten Zeichen und Begriffen 
leichter vordringt, und zugleich verwahrt wird, mehr Neues und Eigenthüm- 
liches zu vermuthen, als vorhanden ist. 

In den hier folgenden Sätzen wird sich die Bequemlichkeit und Zu- 
länglichkeit des Zeichens N an einigen Beispielen zeigen. 


3 
Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl ist, und A<p— ı hat keinen Fac- 
tor mit y—ı gemein: so giebt, aufser 1, keine von den Zahlen 1, 2, 3....p—1, 
für z gesetzt, : 
2 =Np+ 1. 
Beweis. I. Dar mit py— ı keinen Factor gemein haben soll, so kann 
auch, wenn man setzt: 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 53 


2. p—1=miA--r, wo m eine ganze Zahl und <A ist, 


r mit A keinen Factor gemein haben; denn ginge irgend eine ganze Zahl in 
r und A zugleich auf: so müfste sie, vermöge (2.), auch in p—ı aufgehen, 
und folglich würde A mit p— ı einen gemeinschaftlichen Factor haben; der 


Voraussetzung entgegen. 


II. Setzt man weiter 
3. A=m,r+r,, wo m, eine ganze Zahl und r, <r ist: 


so kann wieder r, mit r keinen gemeinschaftlichen Factor haben; denn ginge 
irgend eine ganze Zahl in 7, und r zugleich auf: so müfste sie, vermöge (3.), 
auch in A aufgehen, und folglich würden A und r einen gemeinschaftlichen 
Factor haben; was zufolge (I.) nicht sein kann. 


IV. Setzt man von Neuem: 
4. r=m,r,+r,, wo m, eine ganze Zahl und r,<r, ist: 


so können r, und r, keinen gemeinschaftlichen Factor haben, weil sonst der- 
selbe, vermöge (4.), auch in r aufgehen müfste, so dafs r, und r einen ge- 
meinschaftlichen Factor haben würden; was nach (II.) nicht sein kann. 


IV. Setzt man ferner 
rn, zn, +#r, 
(5) r, =mr, +r,| Wo m,, m,,....m, ganze Zahlen sind 
issue <ris air: 


A 


so mufs man, weil jedes r kleiner als das vorhergehende, und folglich 
wenigstens um 1 kleiner ist, nothwendig zuletzt auf ein r, kommen, wel- 
ches = ist, und man kann daher annehmen: 


V. Nun ist, dem Fermatschen Lehrsatze zufolge, z.B. für s= ı, 


2,3, 4... Dp—1: 
8. 2"'=Np-+ı. 


Also ist, vermöge (2.), 3””*" oder ’s’=Np+ı. Soll nun ?=Np-+ı 
sein, so ist auch 3”’ oder (Np+ 1)" = Np-- 1; also mufs dann auch 
(Np+1)2=Np-+1, oder 2= Np— 3Np-+H1, oder 


54 CRELLE: 


9, Z— Np-+1 
sein. 

VI. Ferner ist, wenn 2°= Np-+1, vermöge (3.), 2”'"*"', oder 2"'" 2" » 
oder (2 )”" 2" = Np +1, und folglich, vermöge (9.), (Np-H1)"' 3" = Np-H1, 
oder (Np+1) 2" = Np-+1, oder 

10. "=Np-+ı. 


Es ist ferner, vermöge (9 und 4.), 3”":*"r, oder (3")""2,=Np+1; 
also, vermöge (10.), (Np+1)”2”=Np-+1, oder (Np+1)2”"=Np-+1, 
oder 

11. "=-MN-+ı. 


VD. Auf dieselbe Weise ist ferner "= Np-+1, 2"=Np-+-1; also 
zuletzt 2’" oder z' (7.)=Np-+1, welches, weil 3<p, nur für s3=1 möglich 
ist. Also kann, wie es der Lehrsatz behauptet, nur für z=1, ?=Np-+1 
sein. 


Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl ist, und + ist ein Factor von p—1, 
so kann es nicht allein unter den Zahlen 1, 2, 3.....p— 1 Werthe von z ge- 


ben, für welche 
a Np + 1 


ist, sondern es giebt deren nothwendig 7 verschiedene; nicht mehr, und 
nicht weniger. 

Beweis. I. Nach dem Fermatschen Lehrsatze thun alle die Zah- 
len 1, 2, 3....p—1, für z gesetzt, der Gleichung 


2,2, = NpirA 


Genüge. Also giebt es für diese Gleichung p—ı verschiedene ganzzah- 
lige Werthe von =. 


II. Wenn nun r ein Factor von p—1, also z.B. 
3. p—-ıi=mr 
ist: so geht 3’— ı in 3°"'—ı auf, und es ist 
4. 2 1= (2-1) EHEN HE Men... +1] = N. (2.) 


IM. Da nun in der Gleichung 3°”"'—ı = Np (2.) z nothwendig p— 1 
verschiedene ganzzahlige Werthe hat, d.h.: 3#"'—ı für p—ı verschie- 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 55 


dene ganzzahlige Werthe von z mit p aufgeht: so mufs auch in (4.) das Pro- 
duct (2’— 1) [3""""+2" "9"... +1] für — ı verschiedene ganzzahlige Wer- 
the von z mit p aufgehen. Es kann aber p nicht etwa theilweise in den ei- 
nen Factor des Products 3’— 1, und theilweise in den andern 3" "+3" 
+......-+1 aufgehen, weil es eine Primzahl ist, die keine Factoren hat. 
Es kann vielmehr, für diesen oder jenen Werth von 3, nur entweder in den 
einen oder den andern Factor aufgehen. 

IV. Man setze: p gehe für « Werthe von z in den Factor z’—ı, und 
für v Werthe von z in den andern Factor 3"""+ z"-®"...... pr ı auf, so dafs, 
für x Werthe von z, 


und für v Werthe von z, 


ist: so ist 
T.ut#v=p—ı1=mr, 


weil das Product beider Factoren 3°"'— ı nur für p— ı verschiedene Wer- 
the von z mit p aufgeht. 

V. Nun kann es aber, nach ($.1.), nicht mehr als r ganzzahlige Wer- 
the von z geben, die der Gleichung (5.), und nicht mehr als (m—1ı) r 
ganzzahlige Werthe von z, die der Gleichung (6.) genug thun. Also kann 
w nicht gröfser als 7, und v nicht gröfser als (m—ı)r sein. Deshalb 
kann aber, wegen u-+v= mr (7.), v auch nicht kleiner sein, als mr — r 
=(m—1ı) r, und folglich ist v, weil es nicht gröfser und nicht kleiner 
sein kann, als (m— 1) r, nothwendig gleich (m-- ı) r, und mithin auch, ver- 
möge (7.), x nothwendg =mr —v=mr— (m—ı)r=r. Also giebt es 
nothwendig r verschiedene ganzzahlige Werthe von z, die der Gleichung 
(5.) oder (1.) genug thun: nicht mehr, und nicht weniger. 

VI. Anmerkung. Es ist auch noch zu bemerken, dafs für keinen 
der Werthe von z, für welche der eine der beiden Factoren z2’—ı und 
ZU" 4 z"7®®......4-1 mit p aufgeht, auch etwa zugleich der andere aufge- 
hen kann. Denn gesetzt, es gäbe z.B. unter den r Werthen von 3, für 
welche 3’—ı mit p aufgeht, A Werthe von z, für welche zugleich 3" 
+2" "9"... 1 mit p aufginge: so würde dieser letzte Factor für (m—1) 7+?, 
also für mehr als (m— 1) r Werthe von s mit » aufgehen; welches nach 
($. 1.) nicht sein kann. 


56 CRELLE: 


7. 


Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl ist, und r ist ein Factor von p—1, 
2:D: 


1. p—ı= 76, 
so giebt die Potenz 3’ von z, durch p dividirt, für die »—ı verschiedenen 
Werthe 1, 2, 3....p—ı von z, nur d verschiedene Reste r, und jedesmal 
für r verschiedene Werthe von z, aus denen: 1,2,3...p—1, den nemlichen 
Rest »; d.h.: in der Gleichung 

Der Np +-r 
hat » nur ö verschiedene Werthe, und jeder dieser d Werthe gehört zu 7 ver- 
schiedenen und andern Werthen von z aus denen: 1, 2, 3.....9—1. 


Beweis. I. Aus (2.) folgt: 
3. 2° Np+r, 


oder, nach (1.), #°"'—=Np-+-r, oder, weil nach dem Fermatschen Lehr- 
satze #"'=Np-+tist, Np+#1=Np-+Hr’; also 


4. rt — Np +1. 


Da nun dein Factor von p—1 ist, so folgt hieraus und aus (Lehrsatz 
5.), dafs der Rest r, ö verschiedene Werthe hat. 


II. Nun ist 
5. 2’ eat ()=2"— Np—1(A.). 


Da nach dem Fermatschen Lehrsatze 3’ ""— ı, und folglich auch 3°" 
— Np— 1, für die p—ı verschiedenen Werthe ı, 2, 3...p—1 von z, durch p 
theilbar ist: so geht auch, vermöge (5.), 3°°— r’, für alle diese Werthe von 
z, mit p auf. Es ist aber 


+($—2) 


6. 2’ _ m en (2°’—r) [gr + R r+ 2-32 A E e Pi]. 


Also mufs in dieser Gleichung auch das Product rechter Hand, für die 
p—ı verschiedenen Werthe 1, 2, 3....p—1 von z, und für einen und densel- 
ben Werth von r, mit p aufgehen. 

III. Es kann aber p nicht etwa theilweise in den einen Factor 3’—r, 
und theilweise in den andern 3’"®""+z 7°" aufgehen, weil es 
eine Primzahl ist; es kann vielmehr, für diesen oder jenen Werth von z, 


#($—2 
( Ir 


nur in den einen oder in den andern Factor aufgehen. 


Fon einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 57 


Man setze: p gehe für u Werthe von z in den Factor 3°—r, und für 


»Werthe von 3 in den andern Factor 3" "+3" "Pr... +r'' auf; so 
dafs also 
7. 2—r—=Np sei für » Werthe von z, und 
5 OLE Ar pen +r"'= Np für v Werthe von z: 
so ist 


I. kB ep-ıimn); 
und ganz wie im Lehrsatze (5. V.) wird nun bewiesen, dafs nothwendig 
10. a=rundr=r(d—ı) 


ist. Also giebt es, für einen und denselben Werth von r, r verschiedene 
Werthe von z aus denen: 1, 2, 3....p—1, für welche 3°— r durch p aufgeht, 
oder für welche die Gleichung (2.) statt findet. 

IV. Es kann aber auch nicht, für zwei verschiedene Werthe von r, 
3’—r für einen und denselben Werth von r aufgehen. Denn gesetzt, es wäre 
z.B. «@ —r=Np, und @’—r,—=Np: so würde daraus r—r,—.Np folgen, 
was nicht sein kann, weil » und r, beide kleiner sind, als p. Also gehören 
zu jedem der ö verschiedenen Werthe von z, r andere Werthe von z. 


8. 


Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl ist, und A<p— ı hat keinen Fac- 
tor mit p— 1 gemein: so läfst 2”, mit p dividirt, für die Werthe 1,2,3...p —1 
von z, lauter verschiedene Reste; also die Zahlen 1, 2, 3.....p—1 selbst zu 
Resten, wiewohl in verschiedener Ordnung; d.h.: wenn in 


1. =Np-+a, B=Np-+b, Y„"=Np-+.c..... 


«, ß,Y.... der Reihe nach die Zahlen 1, 2, 3....p—ı sind: so sind die Reste 
a, b, c.... ebenfalls diese Zahlen, wiewohl in verschiedener Ordnung. 


Beweis. I. Man setze 


p-= mı +/, 
A = mA, +% 


WO M,, My, My....m,_, ganze Zahlen sind, 
2.4, = m,}), +A, 


und <A, nern 2: 


rn er rnnne. .... 


A, = m, rt A, 
Mathemat. Abhandl. 1832. H 


58 CRELLE: 


Da A und p—ı keinen Factor gemein haben sollen: so kann es auch 
keinen gemeinschaftlichen Factor für A, und A geben, weil derselbe sonst, 
vermöge der ersten Gleichung (2.), auch in p—ı aufgehen müfste, und also 
A und p— 1, gegen die Voraussetzung, einen gemeinschaftlichen Factor haben 
müfsten. Aus gleichem Grunde können, zufolge der zweiten Gleichung (2.), 
1, und, keinen gemeinschaftlichen Factor haben ; vermöge der dritten Glei- 
chung (2.) auch A, und A, nicht; u.s.w., bis zu‘, und A, _,. 

Da nun aber 7—1, A,, A,..... bis A, immerfort abnehmen, und also 
jede dieser Zahlen wenigstens um 1 kleiner sein mufs, als die vorhergehende: 
so mufs man nothwendig zuletzt auf %,—ı kommen. Hätte A, mit A,_, 
Factor gemein, so würde A, dieser Factor sein. 


II. Nach dem Fermatschen Lehrsatze ist, für zwei beliebige Werthe, 
“und von z, 


einen 


3. "= Np+iund e"=Np-+1, 


welches nach der ersten Gleichung (2.) so viel ist, als 


REN, 


4 W"’u“—=Np+1 und cm — Np-+1. 


Gesetzt nun, es könnten u” und r*, durch p dividirt, gleiche Reste 
lassen, so dafs also z.B. 


5. "=Np+r, "=Np-+r 
wäre: so würde 
6 Wehr, P=Np-+r 
sein; also in (4.): 
(Np++r")wW"=Np-+rı1 und (Np-++")o"—= Np-+- 1, oder 
7. Fu Np-+1 und on Np-+1, 


und wenn man diese Gleichungen von einander abzieht, 


8.77 (u c) =D: 
III. Man setze 


9. „k=Np-+r, und s"=Np+o;: 
so giebt die Gleichung (8.), »” (Np-Hr,—g,)= Np, oder 
Ir) ND, 
d.h.: die Primzahl » mufs entweder in r,—g,, oder in r aufgehen. Da aber 
sämmtliche Reste r, r,, g,, <p sind: so ist solches nicht anders möglich, 


Fon einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 59 


als wenn 7,—g,=0, oder 7,=g, ist. Es müssen also, wenn nach (5.) #* 
und 5, durch » dividirt, gleiche Reste lassen sollen, auch in (9.) #"' und 
7", mit p dividirt, gleiche Reste r, geben, und folglich mufs auch 


11. pH=Np-+r, und s"=Np-+r, 
sein. 
IV. Aus (11.) folgt weiter: 
12. KU Np+r"und "H=Np+ rt, 


und, wenn man in (5.), nach der zweiten Gleichung (2.), A=m;,A,+A, setzt, 
welches 
13. Wer — Np-+r und hi hr — Np-+r 
giebt: 
(Np-+r""*) um— Np+r und (Np+r"*) Mn Np+r,, oder 
14. 7 


„Mı 
1 


pPm=Np+rund r"!o®—=Np-+r. 
Zieht man diese Gleichungen wieder von einander ab, so erhält man 


15. 7% („m e®) = N. 
Setzt man hierauf 
16. um = NAT; und = Np-+2,, 
so giebt (15.) 
rt (Np-+r,—9,)=Np, oder 


11.0 (m —0,)—=ND, 


1 


welches, wie in (II.), nicht anders möglich ist, als wenn r,—2g,, und folg- 
lich in (16.) 
18. „==Np-+r, und ®=Np-+r,. 


V. Setzt man das Verfahren fort, so findet man, dafs auch 


v®=Np-+r,, 02 =Np-+r,, 
19. uM—=Np-+r,, eM=Np+r,, 

x - 5 Kar 

pPr=N+r, c"=Np-+r, 


sein mufs. Nun ist aber A, nothwendig = (1.); also müfste, wenn «' und 
7’, durch p dividirt, gleiche Reste sollten geben können, der letzten Glei- 
chung (19.) zufolge, 

H2 


60 CRELLE: 


20. a=Np+r uds=Np+r; 
also 21. „—r=Np 


sein. Dieses aber ist nicht möglich, weil u und r, beide kleiner als p sind, 
und ungleich vorausgesetzt werden, so dafs auch »— nicht Null ist. 

Also kann für keine zwei verschiedenen Werthe, x und s von z, 2”, 
durch » dividirt, gleiche Reste geben. Daher sind alle Reste a, b, c..... 
in (1.) verschieden; und da ihrer nun py—1 sind, und es nur p—ı ganze 
Zahlen zwischen o und p giebt: so sind die Reste a, b, c..... diese Zahlen 
selbst, wiewohl in verschiedener Ordnung. 


J 


Anmerkung zu ($.6 und 7.). I. Da für jede Primzahl p> 2 die 
Zahl 2 ein Factor von p—1 ist: so folgt aus (6.), wenn man dort 7=2 setzt, 
dafs in der Gleichung 
1. = —=No-r, 


PZ1— PT! yerschie- 


o 


wo nun r Quadratreste bedeutet, diese Reste d= 
dene Werthe aus denen 1, 2, 3.....»—1 haben, und dafs jedesmal ein und 
derselbe Quadratrest zu zwei verschiedenen Werthen von 3 aus denen 1, 2, 
3, 4.....p—1 gehört. Wenn z.B. der eine Werth von z, u ist, so ist der 
andere p—u; denn »°’ und (p—w)’=p”— 2pu + uw” geben, durch p divi- 
dirt, denselben Rest. Desgleichen-folgt aus der Gleichung (4. $.7.), dafs 
für alle Quadratreste r, 


p—1i 
2, re =N-+1 
ist. 
II. Da ferner, nach dem Fermatschen Lehrsatze, für alle Werthe 
1,2, 3....p—1 von z, ohne Ausnahme, 


p—1 Pt 
3. z'—ı=Np, oder ( ? +1) (z 2 —ı)=Np 

ist, so dafs also das Product (2 ? +1) (z ?® — 1), für alle die Werthe 1,2, 

3.....p—1 von z, mit p aufgeht: wie vorhin bemerkt aber, für diejenigen 

Zahlen unter den Werthen 1, 2, 3.....p—1) von z, welche Quadratreste 

sind, 


Fon einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 61 


p—i 
ist, so dafs der Factor z ? — 1 (1.) für alle Werthe von z, welche Qua- 
dratreste sind, mit p aufgeht: so folgt, dafs für diejenigen Zahlen unter 
denen 1,2, 3....p—1, welche Nicht-Quadratreste sind, und die durch 


p—1 


g bezeichnet werden mögen, g ? +1 mit p aufgehen mufs, und dafs also 
für alle Nicht - Quadratreste 


pol 


5. g 2 =-W-—ı 


ist. Und zwar haben nur die Quadratreste die Eigenschaft (2.), und nur 
die Nicht- Quadratreste die Eigenschaft (5.), und jede Zahl Np-+1 ist, ent- 
weder unmittelbar, oder noch mit irgend einem Np verbunden, ein Qua- 
dratrest, und jede Zahl N» —ı, entweder unmittelbar, oder noch mit ei- 
nem Np verbunden, ist ein Nicht-Quadratrest. 

III. Bezeichnen » und 7, zwei Quadratreste, und g und og, zwei 
Nicht-Quadratreste, zu einer und derselben Primzahl p: so giebt (2.) 
und (5.) 

p—1 p-—i pt 
6.7 = 2, 2: 0der (r,) = =(N-+ı) (Np+1) = Np-+1; 


also ist auch rr, ein Quadratrest; 
pt 2 


1. g 3 9,?, oder (2): = (Np—1) (Np—1) = Np-+1; 
also ist auch og, ein Quadratrest; 


8.7 ® 0, ‚oder (re) = (Np-+ı) (Np—1) =Np-—1; 
also ist rg ein Nicht-Quadratrest; 


d.h.: die Producte zweier Quadratreste und zweier Nicht- Quadrat- 
reste sind Quadratreste, und die Producte von Quadratresten und 
Nicht-Quadratresten sind Nicht-Quadratreste. 

IV. Auch sind diese Producte, wenn einer ihrer Factoren derselbe 
bleibt, der andere aber alle Quadratreste, oder alle Nicht-Quadratreste durch- 
läuft, immer alle Quadratreste, oder alle Nicht-Quadratreste. Denn z.B. 
die Producte rr, und rr,, eines und desselben Quadratrestes 7 in zwei andere 
r„ und r,, können nicht einander gleich sein, weil » (,—r,) weder Null, 


noch durch p theilbar ist. Eben so können 99, und gg,, oder rg, und rg,, 


oder or, und er,, nicht einander gleich sein. 
So ergeben sich diese Sätze von den Quadratresten und Nicht - Qua- 
dratresten leicht aus dem obigen allgemeinen Satze. 


V. Wenn p—1 durch 3=1r theilbar ist, so hat r, in der Gleichung 


62 URkEL Let 
9. z=Np+r, 


welches nun Cubikreste bezeichnet, nach (Lehrs. 6.) FT verschiedene 
Werihe aus denen: 14, 2, 3....p—1; und zu einem und demselben Cubikreste 
gehören drei verschiedene Werthe von z, ebenfalls aus 1, 2, 3....p—1. Des- 


gleichen folgt aus der Gleichung (4.), (Lehrs. 6.), 


Ist a— 1 nicht durch 3 theilbar, so sind, nach ($. 8.), alle Cubikreste 
verschieden. 


10. 


Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl ist, und die Potenz z” von z, wo 
»<p—1, läfst, durch p dividirt, für die ungleichen, zwischen o und p lie- 
genden Werthe «, ß, y.... von z, gleiche Reste, so dafs also z.B. 


1. «=Np+R BR=N+R Y=Np-+R..... 


ist: so läfst die Potenz z” von z, woA<x, durch p dividirt, für die nem- 
lichen Werthe «, 8, y.... von z, dann & gleiche Reste, wenn x und A einen 
gemeinschaftlichen Factor e haben, der in p— 1 aufgeht; nicht aber, wenn 
dieser Factor mit p—1 keinen gemeinschaftlichen Theiler hat, und auch 
nicht, wenn z und A Primzahlen unter sich sind; d.h.: wenn man 


2, «—=N-+r, Q@®=N+s,' Y=N-+t... 


setzt: so können, wenn z und A einen gemeinschaftlichen Factor & haben, 
der zugleich in p—ı aufgeht, unter den Resten 7, s, t....., e gleich grofse 
Zahlen sein; haben dagegen x und A entweder keinen, oder nur einen sol- 
chen gemeinschaftlichen Factor, der mit p—ı keinen gemeinschaftlichen 
Theiler hat: so sind alle die Reste r, s, £.... nothwendig verschieden. 


Beweis. I. Man setze: 


x = mı +4, 

AZUM,N, TR, 2 

; en WO mM, M 5, Marien m, ganze Zahlen sind, 
3 vn = m,\, I% 


und 1,4, A <A send <A rc. ste 


Von einigen Säizen aus der Theorie der Zahlen. 63 


II. Haben hier «und A einen gemeinschaftlichen Factor e> ı: so mufs 
derselbe, vermöge der ersten Gleichung (3.), nothwendig auch in A, aufge- 
ge 
der dritten in A,, u.s.w. Und da nun A,,A%,, A,.... immerfort abnehmen: 
so mu[s man nothwendig auf ein A, kommen, welches gleich e ist. 

III. Haben dagegen z und A keinen gemeinschaftlichen Factor, der 


gröfser als ı wäre: so ist in (l.) e=ı, und folglich nothwendig A, = 1. 
IV. Es sei, nach (1.), 
4. « =Np+R und @=Np-+R: 


hen; folglich, vermöge der zweiten Gleichung (3.), auch in A,; vermö 


so ist, zufolge der ersten Gleichung (3.), 
5. Np-+R und QM — Np-#R. 


Gesetzt nun, es könnten auch «’ und 2°, durch p dividirt, gleiche Reste 

lassen; so also, dafs z.B. 
6. ?=Nv-+r, B=Npy-+r 
wäre: so wäre 
7. d@'=Np+r" und #’— Np-+r"; 
also in (5.) 
(Np-+r")a" = Np+R und (N+r")C"—=Np-+R, oder 
8. "at =Np+R und "RH=Np-+R. 

Zieht man diese Gleichungen von einander ab: so erhält man: 


I la QM) — NND. 
V. Man setze 
10. "=Np+r, und PY=Np+o,; 
so giebt die Gleichung (9.) 
” (Np+r,—2,)=Np, oder 
”"(rn,—0,)=Np; 
d. h.: die Primzahl p mufs entweder in r, — e,, oder in » aufgehen. Da 
aber sämmtliche Reste r, r,,g, <p sind: so ist solches nicht anders mög- 
lich, als wenn », — g,=0, oder r,—g, ist. Es müssen also, wenn nach 


(6.), «* und 8°, mit p dividirt, gleiche Reste r lassen sollen, auch in (10.), 
a" und AH, mit > dividirt, gleiche Reste r, geben, und folglich mufs auch 


64 CUÜRELUE: 


12. — Np+r, und BH— Np-+r, 
sein. 
VI. Aus (12.) folgt weiter: 


113: an Np+ rt: und Amıkı —=Np+r", 


und, wenn man in (6.), nach der zweiten Gleichung (3.), A= m,A, +1, setzt, 
welches 
14. a Ma — Np-+-r und Br Qy — Np-+r 
giebt: 
(Np+r"') an — Np-+-r und (Np-+ ra DH— Np-+r, oder 


15. Pak =Np+r und mr: =Np-+r. 
Zieht man wieder diese Gleichungen von einander ab, so erhält man 
16. Mi (ad Qe) — Np. 
Setzt man hierauf: 


417. = Np-+-r, und DM Np+r,, 
so giebt (16.): 
4 (Np-+r,—g,) = Np, oder 


18. Mt (n,—0,)=Np, 
welches, auf dieselbe Weise wie in (V.), nicht anders möglich ist, als wenn 
r,—2,, und folglich, nach (17.), 
- 19. a—=Np+r, 3 Pr=Np+e,. 
VI. Setzt man das Verfahren fort, so findet man, dafs auch 
a , PB=Np-+r,, 
[ '=M-Hr, 5 PM=Np-+r,, 


ee Se ... , und zuletzt 


sein mufs. 
VII. Haben nun x und A keinen gemeinschaftlichen Factor: so ist, 
nach (IIL), A, =; also müfste, vermöge der letzten Gleichung (20.), 
21. «=Np-+r, und B=Np-+r, 


oder 
22. a—B= Np 


Fon einigen Sätzen aus der T’heorie der Zahlen. 65 


sein, wenn nach (6.) «’ und 8*, durch p dividirt, gleiche Reste lassen soll- 
ten. Dieses aber ist nicht möglich, weil « und £ beide kleiner als p sind, 
und ungleich vorausgesetzt werden, so dafs auch «&— £ nicht Null ist. 
Also kann, im Fall x und A keinen gemeinschaftlichen Factor haben, keiner 
der Reste r, s, £...., in (2.), dem andern gleich sein. 

IX. Haben # und A den gemeinschaftlichen Factor e, so ist, nach 
(I), A,=e. Also mufs dann, wenn «* und ®*, durch p dividirt, gleiche 
Reste lassen sollen, vermöge der letzten Gleichung (20.), 


23. @« =Np+r, und ß'=Np-+r, 


sein; d.h.: es mufs die Potenz z° von z, durch p dividirt, für verschiedene 
Werthe «a, £.... von z, gleiche Reste r, geben. Dieses ist, nach (Lehrs. 6.), 
wirklich der Fall, und zwar für e verschiedene Werthe von z, wenn s ein 
Factor von p —1 ist; und es ist, nach (Lehrs. 7.), nicht der Fall, wenn e mit 
p—ı keinen gemeinschaftlichen Factor hat; wie es im gegenwärtigen Lehr- 


satze behauptet wird. 


21; 
Lehrsatz. Wenn p eine Primzahl, und r ein Factor von p—1 ist: 
so giebt es unter den Zahlen 1, 2, 3....p—1 so viele Werthe von z, von wel- 
chen keine niedrigere Potenz als 


1. z=Np-+1i 


ist, als es Zahlen unter denen 1, 2, 3...r giebt, die mit r keinen gemeinschaft- 
lichen Factor haben. Wenn r=p-—-ı selbst ist: so sind jene Werthe von 
z die sogenannten primitiven Wurzeln zur Primzahl ». 


Beweis. I. Es sei 


Da r ein Factor von p— 1 sein soll: so sind auch aB,a° B,a’ B....a“”'B, 
welche sämmtlich kleiner als r sind, Factoren von p—1. Es giebt nun, nach 
($- 6.), so viele Werthe von z aus denen: 1, 2, 3....p—1, von welchen schon 
die Potenzen 


2 3 
3 EB, ER... 2 'B=Np+1 


sind, als die Exponenten dieser Zahlen Einheiten enthalten. 
Mathemat. Abhandl. 1832. I 


66 CrRELLE: 


II. Aber für dieselben Werthe von z, welche z.B. z°°— Np-+ 1 ge- 
ben, ist auch 3’ ?— Np-+1, P—Np+ı, u.s.w. Denn es ist a 
= (Np-+1)' = Np-+1, u.s.w. so ist für die Werthe, wel- 
che z* PoNp+i geben, auch 2° =Np-+1, zer =Np+1, u.s.w. Also 
sind die sämmtlichen Werthe von z, von welchen Potenzen, deren Expo- 
nenten, in Bezug auf den Factor a, niedriger sind, als r, =Np-+1 geben, 
unter denen mitbegriffen, für welche 


ze" B, oder z= "= Np+ 1 


ist. 

II. Die Anzahl dieser Werthe von z ist, nach ($.6.), —. Eben so 
grofs aber ist die Anzahl der Zahlen, welche mit r den gemeinschaftlichen 
Factor a haben. Also mufs, wenn man die Anzahl der Werthe von z sucht, 
von welchen nicht niedrigere Potenzen, als r, Np-+1 geben, die Anzahl 
jener Zahlen, welche mit r den gemeinschaftlichen Factor a haben (wo r 
die Anzahl der Werthe von z ist, für welche, nach ($.5.), überhaupt z 
= Np-+-1 ist), von r weggenommen werden. 

IV. Eben so verhält es sich in Beziehung auf die Divisoren 2, c, u.s. w. 
von r (2.), und überhaupt auf alle anderen Divisoren von r, welche Pro- 
ducte von a, b, c... und ihrer Potenzen sind, und die unter denen: —, 5, z+-; 
wie in (8. 7.), mehre Male vorkommen. 

V. Überhaupt also mufs die Anzahl der Zahlen, welche mit r ge- 
meinschaftliche Factoren haben, von r weggenommen werden, und es IT 
ben so viele Werthe von z, von welchen nicht niedrigere Potenzen, als z’, 
Np-+ı geben, übrig, als es Zahlen unter denen 1, 2, 3.....r giebt, welche 
mit r keinen gemeinschaftlichen Factor haben. 


1% 
Des Wilsonschen Satzes, 


nemlich: dafs für jede Primzahl p 
1. 21.2,.3. 4 a0, p—ı=Np—1i 
ist, A 
Beweis durch Quadratreste und Nicht - Quadratreste. 
I. Es sei 


2, "=Np+r,, = Np-+r,, NH, Basen“ (ZZ) =m+r=: 


Von einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 67 
so sind 7, 7,, 73....7,-ı alle verschiedene Quadratreste zu p; denn (p—1)?, 
(pP—2)’, (p—3)’, (p— 5)’, geben die nemlichen Reste. 


Multiplieirt man die Gleichungen (2.) mit einander, so erhält man 


Es 2 
3. (1.2.3-4....2-) = NP + T,T,Tyr0 Tp—t 5 
und folglich ist auch 


2% ((»—1) (?P—2) (p—3).---- >) = NETT Ts Tr-1: 


II. Nun sind die Producte aller Quadratreste in irgend einen Nicht- 
Quadratrest 9, alle Nicht-Quadratreste, ($.8.IV.). Also erhält man, 
wenn man die Gleichungen (2.) sämmtlich, z.B. mit dem Nicht - Quadratreste 
g, multiplicirt, 


5. 1 =NpHro, 2m Npro, 3 —=NpH Bye 
p—1\? ni 
9 (7 ) SP +22: 


Multiplieirt man diese Gleichungen (5.) in einander, so erhält man 


Pt PD—1\° 
6. B.* (1.2.3.4....2) = Np + 9,928, Bann ge . 
II. Multiplieirt man ferner die Gleichungen (4 und 6.) in einander, 
so ist das Product 
T. (1.2.3.4....p—1)’ eg? =Np-+r, Polen pt «Qu 92 Qae pet: 


Aber die Potenz # jedes Nicht-Quadratrestes g, it = Np— 1 (8.8. 
G1.5.), und die Quadratreste 7, , r,, 73....7,-ı, mit den Nicht- Quadratres- 
ten Q,, O2, a-...Qr-ı Zusammengenommen, sind alle die Zahlen 1.2.3... P—1. 


Also ist die Gleichung (7.) so viel, als 


8. (1.2.3.4....(P1)) (Np—1)=Np-+1.2.3.4....(p—1). 
IV. Daraus folgt: 

— (1.2.3.4....(p—N) = Np+1.2.3.4....(p—1), oder 
9, (1.2.3.4....(P—1)) (1-.2.3-.4....(p)H1)=—Np=Np, 


d. h.: das Product der beiden Factoren 1.2.3....(p—1) und 1.2.3....(?—1)-+1 
I2 


68 Creuıe: Yon einigen Sätzen aus der Theorie der Zahlen. 


soll mit » aufgehen. Es geht aber der erste Factor nicht mit p auf, weil 
1.2.3....9—1 sämmtlich kleiner als » sind, und p eine Primzahl ist; also 
mufs der zweite Factor mit p aufgehen, und folglich 


10. 1.2.3.4....(p1)+H1=Np 


sein; welches den Lehrsatz giebt. 


Über 
die Lage der neutralen Axe, welche beim 
Zerbrechen der Körper vorkommt. 


Pa Von 
H'"- EYTELWEIN. 


nn 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 21. Juni 1832.] 


Fee Beurtheilung der Festigkeit eines Körpers sucht man die Kraft zu be- 
stimmen, welche zum Trennen desselben erfordert wird, und schliefst aus 
der Gröfse dieser Kraft auf die gröfsere oder geringere Festigkeit des Kör- 
pers in Vergleichung mit andern. Allein das Trennen eines Körpers kann 
auf dreierlei Arten geschehen, deren jede von den beiden übrigen wesent- 
lich verschieden ist. Entweder sucht man,die Kraft, welche zum Zerreifsen 
eines Körpers erfordert wird, und nennt dies seine absolute Festigkeit; oder 
man sucht die zum Zerbrechen erforderliche Kraft, wodurch man die re- 
spective oder relative Festigkeit erhält. Endlich kann man die Kraft suchen, 
welche zum Zerdrücken des Körpers erfordert wird und erhält dadurch die 
rückwirkende Festigkeit desselben. 

Bei den Versuchen über die absolute Festigkeit bemerkt man allge- 
mein, dafs die Körper vor dem Zerreifsen ausgedehnt werden, so dafs der 
Querschnitt, welchen die Bruchfläche bildet, kleiner wird als der ursprüng- 
liche Querschnitt des Körpers vor dem Zerreifsen. Werden Versuche über 
die respective Festigkeit angestellt, man mag die Körper entweder an einem 
Ende befestigen und am entgegengesetzten Ende belasten, oder an beiden 
Enden auflegen und zwischen den beiden Unterstützungs- oder Befestigungs- 
punkten bis zum Zerbrechen belasten, so erfolgt zuvor eine Biegung des 
Körpers, ehe derselbe zerbricht, und man bemerkt leicht, besonders bei 
Holzarten, dafs die äufserste am meisten ausgedehnte Faser zuerst zerplatzt 
und alsdann das Zerbrechen des Körpers erfolgt. Beim Zerdrücken der Kör- 
per ist zu unterscheiden, ob sie eine solche Länge oder Höhe haben, dafs 


70 EyreLweın über die Lage der neutralen Axe, 


zuvor eine oder mehrere Einbiegungen derselben erfolgen können, in wel- 
chem Falle die Körper bei fortgesetzter Belastung zerknicken; wenn aber 
der Körper nur eine so geringe Höhe hat, dafs keine Biegung desselben er- 
folgen kann, so wird durch eine hinlänglich starke Belastung ein Zerplatzen 
oder Zermalmen des Körpers entstehen. 

Die angeführten drei verschiedenen Arten, nach welchen man die 
Festigkeit der Materie eines Körpers zu untersuchen pflegt, stehen unter 
einander in keinem solchen Zusammenhange, dafs man im Stande wäre, aus 
der einen, wenn solche bekannt ist, die beiden übrigen abzuleiten. Auch 
die bekannt gewordenen Versuche bieten kein Mittel dar, hierauf sichere 
Schlüsse zu bauen, ob es gleich einleuchtet, dafs bei der respectiven Festig- 
keit sowohl die absolute als auch die rückwirkende Festigkeit in Betrachtung 
kommt. Besonders beim Zerbrechen der Hölzer bemerkt man sehr leicht, 
dafs ein Theil der Holzfasern ausgedehnt und zerrissen, und ein Theil zer- 
drückt wird. Dies läfst sich für alle andere Materien in einem höheren oder 
geringeren Grade annehmen, so dafs hiernach die respective Festigkeit eines 
Körpers von seiner absoluten und rückwirkenden Festigkeit abhängig wird. 
Hätte man genaue zusammengehörige Versuche, sowohl über die absolute 
als auch über die rückwirkende Festigkeit verschiedener Körper, besonders 
aber die für das einzelne Stück eines und desselben Körpers zusammengehö- 
rigen Festigkeiten, so könnte man doch nicht hieraus die respective Festig- 
keit derselben ableiten, obgleich mehr Aussicht zur Erlangung des Gesetzes, 
nach welchem diese drei Festigkeiten von einander abhängen, erlangt wer- 
den könnte, wenn man für die Materie eines jeden Körpers die Grenze in 
der Berechnungsfläche desselben angeben könnte, welche sich beim Zer- 
brechen des Körpers zwischen der ausgedehnten und zusammengedrückten 
Materie desselben befindet. Diese Grenze zwischen den ausgedehnten und 
zusammengedrückten Theilen heifst die neutrale Axe des Körpers, weil 
die Fasern, welche in diese Axe fallen, weder ausgedehnt noch zusammen- 
gedrückt werden, also ungeachtet der zum Zerbrechen angewandten Kraft 
dennoch keinen Druck erleiden. 

Man hat sich bemüht, besonders beim Zerbrechen mehrerer Holz- 
arten, die Lage der neutralen Axe aus Versuchen dadurch zu ermitteln, dafs 
man die Bruchfläche genau untersuchte, um die durch Ausdehnung zerris- 
senen Holzfasern von den zerdrückten zu unterscheiden. Allein die Ergeb- 


welche beim Zerbrechen der Körper vorkommt. 74 


nisse aus diesen Beobachtungen sind um so zweifelhafter, als mehrere der 
ausgedehnten Fasern sich nach erfolgtem Bruch wieder zurückziehen und die 
zusammengedrückten Fasern sich zum Theil wieder ausdehnen. 

Um daher die Lage der neutralen Axe eines Körpers mit der erfor- 
derlichen Genauigkeit zu finden, bleibt nichts übrig, als von einem und 
demselben Körper die absolute, rückwirkende und respective Festigkeit 
durch genaue Versuche zu ermitteln, und aus diesen drei Festigkeiten die 
Lage der neutralen Axe zu bestimmen. Soll dies mit Sicherheit geschehen, 
so darf man hierzu keine Versuche benutzen, welche mit verschiedenen Kör- 
pern von einerlei Materie angestellt sind, sondern es wird nothwendig er- 
fordert, dafs sich diese Versuche auf einen und denselben Körper beziehen, 
weil es hinreichend bekannt ist, wie abweichend die Resultate über die Fes- 
tigkeit des Hölzer, Metalle und Steine von einerlei Benennung ausfallen. 
Hiezu kommt noch, dafs es kaum möglich ist, die verschiedenen Arten der 
rückwirkenden Festigkeit der Körper durch Versuche mit Genauigkeit zu er- 
mitteln, wogegen die absolute und respective Festigkeit eines Körpers zu- 
reichend genau gefunden werden kann. Aus den folgenden Untersuchungen 
wird sich ergeben, dafs nur die beiden letzten Festigkeiten zur Ermittelung 
der Lage der neutralen Axe nöthig sind, wenn dabei vorausgesetzt wird, 
dafs die zu benutzenden Versuche sich nur auf einen und denselben Körper 
beziehen. 

Es läfst sich einsehen, dafs wenn die Lage der neutralen Axe irgend 
einer Berechnungsfläche bekannt wäre, dafs alsdann alle Fasern dieser Fläche, 
welche von der neutralen Axe gleich weit abstehen, auch durchgängig gleich 
viel ausgedehnt oder zusammengedrückt werden, und dafs sich für geringe 
Ausdehnungen oder Zusammendrückungen die Gröfsen derselben nahe ge- 
nug, wie ihre Abstände von der neutralen Axe verhalten. Unter den aus- 
gedehnten Fasern hat diejenige, welche am weitesten von der neutralen Axe 
absteht, die gröfste Ausdehnung, und mufs beim Zerbrechen des Körpers 
zuerst zerplatzen. 

Nun setze man voraus, dafs ein parallelepipedischer Körper in wage- 
vechter Lage, mit dem einen Ende in eine vertikale Wand hinlänglich be- 
festigt und am entgegengesetzten Ende so lange allmählig und fortgesetzt be- 
lastet werde, bis derselbe mittelst einer Belastung Q zerbricht, so ist Q seine 
respective Festigkeit. Der Querschnitt der Berechnungsfläche sei ein Recht- 


12 EyreLweın über die Lage der neutralen Axe, 


eck, und man bezeichne durch db die Breite und durch % die Höhe dieses 
Rechtecks. Der Abstand der neutralen Axe von der am meisten ausgedehn- 
ten Faser sei = /, so ist auf der entgegengesetzten Seite A — f der Abstand 
der am meisten zusammengedrückten Faser. Die Kraft, mit welcher die 
äufserste Faser im Abstande / von der neutralen Axe, zerrissen wird, be- 
trage für einen Quadratzoll A Pfund, so ist 4 die absolute Festigkeit der 
äufsersten Faser, welche zuerst zerrissen wird. Eben so werde die rückwir- 
kende Festigkeit der äufsersten am meisten zusammengedrückten Faser, im 
Abstande A— f von der neutralen Axe, für den Quadratzoll —x gesetzt. 
In demjenigen Theil der Berechnungsfläche, welcher beim Zerbrechen nur 
ausgedehnt und nicht zusammengedrückt wird, erhält man für einen von 
der neutralen Axe anzunehmenden willkührlichen Abstand =x, die zur 
Ausdehnung der dazu gehörigen Faser erforderliche Kraft Na ‚ und wenn 
x um dx wächst, so ist die zur Ausdehnung des Elements dd.x erforderliche 
Kraft =bdx.*7. Hiervon wird das Integral =— k 2x”, wo keine Con- 
stante hinzukommt, weil für &—=o keine Kraft zum Ausdehnen der Fasern 
erforderlich ist, also das Integral verschwindet. Die gesammte Kraft zur 
Ausdehnung sämmtlicher Fasern erhält man, wenn x —=/ gesetzt wird. Be- 
zeichnet alsdann p diese Kraft, so findet man 


pa hör. 
Weil die Kraft, mit welcher jede von der neutralen Axe am weitesten 
entfernte Faser in dem Abstande A — f zusammengeprefst wird, auf einen 
Quadratzoll x Pfund beträgt, so ist die Kraft, mit welcher jede in irgend 
einem Abstande 7 von der neutralen Axe befindliche Faser zusammengedrückt 
wird, = Kp und wenn g die gesammte Kraft bezeichnet, welche zur Zu- 
sammenpressung sämmtlicher Fasern für die ganze Höhe R — f erfordert wird, 
so findet man durch ein ähnliches Verfahren wie vorhin 


g=+rb(h—f). 

Die neutrale Axe, deren Fasern weder ausgedehnt noch zusammen- 
gedrückt werden, erleidet daher von den nach gerade entgegengesetzter Rich- 
tung wirkenden Kräften p und g keinen Druck; daher müssen diese Kräfte 
einander gleich sein. Dies giebt 


+kblf=—rb(h—f) 


welche beim Zerbrechen der Körper vorkommt. 73 
und man findet hiernach die rückwirkende Festigkeit 


e.—.k + 

Die Länge des zu zerbrechenden Körpers, so weit derselbe aus der 
vertikalen Wand hervorragt, bis zu dem Punkte, wo das zum Zerbrechen 
erforderliche Gewicht angebracht ist, sei =a, und dieses erforderliche Ge- 
wicht mit Inbegriff desjenigen Theils vom Gewichte des Körpers, welcher 
zum Zerbrechen wirksam ist, = Q, so mufs das Moment aQ eben so grofs 
sein, als die Momente der Kräfte, welche zur Ausdehnung und Zusammen- 
drückung der Berechnungsfläche erforderlich sind. 

In einem Abstande & von der neutralen Axe war die zur Ausdehnung 
des Elements dx erforderliche Kraft —k xdx, also das Moment dersel- 
ben gegen die neutrale Axe —k2.x’dx. Hiervon ist das Integral =+ F ws 
wo keine ÖOonstante hinzukommt, weil mit <= 0 das Moment verschwindet. 
Für = wird das Integral vollständig; daher erhält man in Bezug auf die 
neutrale Axe das Moment der Kraft zur Ausdehnung sämmtlicher Fasern 


= kbf”. 


Ganz auf ähnliche Weise findet man in Bezug auf die neutrale Axe 
das Moment der Kraft zur Zusammendrückung sämmtlicher Fasern 


=—- xb(h—f)’ 


oder wenn man anstatt # den oben gefundenen Werth einführt, 


= kbf(h—f). 


Beide Momente zusammengenommen müssen dem Momente aQ gleich 
sein; daher erhält man 
aQ — = kbf? + kbf(h—f) re kbhf. 
Setzt man nun, dafs der #“ Theil von der ganzen Höhe % der recht- 


winklichten Berechnungsfläche ausgedehnt und der übrige zusammengedrückt 
werde, so wird 1 — = oderf=uh; dies giebt aQ = ukbh?, folglich 


Mathemat. Abhandl. 1332, K 


74 EyrteLweın über die Lage der neutralen Axe, 


wo Q die Last bezeichnet, welche am Ende des Körpers angebracht, den- 
selben zu zerbrechen im Stande ist. 

Wollte man die Kraft P in Rechnung bringen, mit welcher der an 
seinen beiden Enden unterstützte Körper in der Mitte, bei unveränderter 
Länge a, belastet werden mufs, so ist bekannt, dafs alsdann P=14Q ist. 
Dies giebt Q=-; P; daher findet man, wenn der Körper in seiner Mitte 
belastet und an beiden Enden unterstützt ist, 


3 q aP 
ae 

Soll nun der Werth von x zur Bestimmung der Lage der neutralen 
Axe für verschiedene Materien bestimmt werden, so erfordert dies, dafs 
aufser den Abmessungen a, b, h und der respectiven Festigkeit P auch noch 
die absolute Festigkeit A des zum Zerbrechen verwendeten Körpers genau 
ermittelt sei. So viel Versuche bisher über absolute und respective Festig- 
keit bekannt geworden sind, so erinnere ich mich doch nicht, dafs sich un- 
ter denselben solche befänden, bei welchen beide Festigkeiten für einen 
und denselben zu den Versuchen benutzten Körper angegeben wären. Um 
daher Anwendung von dem vorstehenden allgemeinen Ausdruck zu machen, 
bleibt mir nichts übrig, als die von mir in den Jahren 1806 und 1807 ange- 
stellten Versuche zu benutzen, nach welchen für verschiedene zum Zer- 
brechen in Anwendung gebrachten Holzarten auch zugleich die zugehörige 
absolute Festigkeit nach der Richtung der Holzfasern ermittelt worden ist. 

In der nachstehenden Tafel sind die Ergebnisse von 13 Versuchen mit 
S verschiedenen Holzarten enthalten, nach welchen die wagerecht an bei- 
den Enden unterstützten Hölzer in ihrer Mitte bis zum Zerbrechen belastet 
waren. Die Querschnitte dieser Hölzer bildeten Rechtecke von der Breite 
b und Höhe A; der Abstand zwischen den beiden Unterstützungspunkten 
oder die Länge, auf welcher die Hölzer frei lagen, war a. Auch ist zu be- 
merken, dafs man durch die Buchstaben K., M. und S. angedeutet hat, ob 
die Holzstücke aus dem Kerne, aus der Mitte zwischen Kern und Splint, 
oder aus dem Splint geschnitten waren. Sämmtliche Hölzer waren trocken 
und aus inländischen Wäldern. 


welche beim Zerbrechen der Körper vorkommt. 75 


Tafel, 


welche die Versuche mit verschiedenen Holzarten zur Ermittelung der Lage 
ihrer neutralen Axe enthält. 


Holzarten. 14 


Pfund 
r* r r y I „er 
Kiefer (Pinus syloestris) 2 2 458 40: 3667 | 21400 | 0,30375 
) ) 3 20120 | 0,33388 
21820 | 0,25944 
| 18320 | 0,25960 
ee VER 

Sommereiche (Querc. foem.) - { 3878 | 26600 | 0,25032 
10400 | 25480 | 0,30612 
6060 | 14760 | 0,30792 


Steineiche (Querc. robur) 8 ö ) 22120 | 0,29030 
Rothtanne (Pin. picea) a 208 208 4827 | 10920 
Weilstanne (Pin. abies) .| 48 i 154100 | 
Rotbbuche (Fagus sylat.) 5 1} 3 20: 731 | 22360 | 0,35994 
Weilsbuche (Carpinus betulus) M.| : k 8: s6 | 20400 | 0,34648 


Erle (Betula alnus) ae 02 j 3A 9164 | 24740 | 0,27781 


Aus den vorstehenden Werthen von u, welche sich auf die Höhe der 
ausgedehnten Fasern der zerbrochenen Hölzer beziehen, wenn die ganze 
Höhe = ı gesetzt wird, geht hervor, dafs die Höhe der ausgedehnten Fa- 
sern bedeutend kleiner als die Höhe der zusammengedrückten ist, und dafs 
bei den untersuchten Holzarten die Höhe der ausgedehnten Fasern innerhalb 
der Grenzen -- bis #-, und der zusammengeprefsten innerhalb -- bis —; der 


ganzen Höhe der Berechnungsebene fällt. 


—— OH — 


R2 


Burn ww. 
Er u 
5 ß 
. = Z: E 
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Über die 


Bedingungen der Convergenz und der Divergenz 


1. 


der unendlichen Reihen. 


Von 
V 
DI DTRRSEN, 


nam 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 16. Februar 1832.] 


&.1. 


Allgemeine Erörterungen. 


Kar man unter einer Reihe von Gröfsen jede Mehrzahl von Gröfsen 
versteht, insofern diese in einer bestimmten Folge gedacht werden, 
sind mit Bezug auf die Zeichen und Zahlwerthe der verschiedenen Glie- 
der einer unendlichen Reihe 
2,5 Guy, Gy, a, minf., 

diese in ihrem allmähligen Fortschreiten betrachtet, mehrere, von ein- 
ander verschiedene, Fälle denkbar, deren nähere Erörterung zu einer, 
nicht ganz unerspriefslichen, Eintheilung dieser Reihen führt. 

Achten wir zunächst auf die algebraischen Zeichen der verschiedenen 
Glieder der Reihe, so sind in dieser Beziehung drei Fälle von einander 
zu unterscheiden. Entweder werden die Zeichen endlich insgesammt 
positiv, oder endlich insgesammt negativ, oder endlich theils po- 
sitiv, theils negativ. Dies führt zu der Eintheilung der unend- 
lichen Reihen in drei Klassen, in positiv-werdende, in negativ- 
werdende, und in positiv-negativ-werdende Reihen. 

Die Reihen: 

—3, —2, —1, 0,1, 2, 3, 4 zn inf., 
+3, +2, +1, 0, —1,—2, —3, —4 ininf., 
+1,—2, +3, —4, +5, —6, +7, —s minf., 


bilden beziehungsweise einzelne Fälle dieser drei verschiedenen Klassen. 


78 


3 


Las 


Diınksexn über die Bedingungen der Convergenz 


Fassen wir ferner die Zahlwerthe der verschiedenen Glieder, diese 
ebenfalls in ihrem Fortgange betrachtet, ins Auge; so bieten sich hier 
gleichfalls mehrere, von einander verschiedene, Fälle dar. Entweder 
ist der Fortgang derselben so beschaffen, dafs sie endlich alle gröfser 
werden, als eine gewisse angebbare Zahl «, und zugleich kleiner, als 
eine angebbare Zahl £, oder solches ist nicht der Fall. Hieraus ent- 
springt die Eintheilung der unendlichen Reihen in zwei Ordnungen, in 
die Ordnung der endlich-bleibenden, und in die Ordnung der 
nicht-endlich-bleibenden Reihen. 

Die Reihen: 


1 1 ı 1 1 > 7 
4, 3, 2, 15, 15, 1, 1, 1 ininf., 
1 


4,3, 23,1, 5 + nm, 

bieten beziehungsweise einzelne Fälle dieser zwei verschiedenen Ord- 
nungen dar. 

Eine jede dieser beiden Ordnungen läfst sich wiederum in Geschlech- 
ter eintheilen. 

Was zunächst die Ordnung der nicht -endlich-bleibenden Reihen 
betrifft, so kann der Fortgang der Zahlwerthe der verschiedenen Glie- 
der so gedacht werden, dafs sie endlich 


1) entweder alle gröfser werden, als jede angebbare Zahl «, wie grofs 


auch gedacht; 


) oder alle kleiner werden, als jede angebbare Zahl 2, wie klein auch 


gedacht; 


3) oder theils gröfser werden, als jede angebbare Zahl «, theils kleiner, 


als jede angebbare Zahl &, wie grofs und wie klein auch diese Zah- 
len beziehungsweise gedacht werden ; 


4) oder theils gröfser werden als jede angebbare Zahl «, theils kleiner 


bleiben als eine gewisse Zahl £, und zugleich gröfser, als eine an- 
dere angebbare Zahl y; 


5) oder theils kleiner werden, als jede angebbare Zahl «, theils gröfser 


bleiben als eiue gewisse angebbare Zahl ® und zugleich kleiner, als 
eine andere angebbare Zahl y; 


6) oder theils gröfser werden, als jede angebbare Zahl «, theils kleiner, 


als jede angebbare Zahl £, theils gröfser bleiben als eine gewisse an- 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 79 


gebbare Zahl y, und zugleich kleiner, als eine andere angebbare 
Zahl Ö. 

Dies führt zu der Eintheilung der Ordnung der nicht- endlich - 
bleibenden Reihen in sechs Geschlechter: in das Geschlecht der un- 
endlich- werdenden, das der unendlichklein- werdenden, 
das der unendlich-unendlichklein -werdenden, das der end- 
lich-unendlich- werdenden, das der endlich-unendlich- 
klein-werdenden, und das der endlich-unendlich-unendlich- 
klein-werdenden Reihen. 

Die Reihen. 


-—,+3 -—3, +45: 6 - un sin, 
1 1 1 1 1 1 { : 

— N Sr 23020733 a) ee Sr der ge | ra in inf:, 
1 1 1 . 

FF en, FF y en he tr eg: 


1 1 1 4 1 1 1 1 1 1 4 1 1 = n 
y Sn obeneınnb mann ma min, 
1 1 » 1 1 1 1 ? 1 1 J, 1 E 
Hohn hm mh im inf., 


bilden beziehungsweise einzelne Fälle von diesen sechs verschiedenen 
Geschlechtern. 

Mit Bezug auf die Ordnung der endlich-bleidenden Reihen gibt es 
zwei Hauptfälle von einander zu unterscheiden. Entweder ist der Fort- 
gang der algebraischen Werthe der verschiedenen Glieder einer end- 
lich-bleibenden Reihe von der Art, dafs sich eine angebbare Gröfse 
Q denken läfst, so beschaffen, dafs die Zahlwerthe der Differenz zwi- 
schen Q und den verschiedenen Gliedern der Reihe endlich kleiner 
werden, als jede angebbare Zahl «, oder solches ist nicht der Fall. 

Findet der erste Fall statt, so wird von der Reihe gesagt, dafs 
sie eine angebbare Grenze habe, und die Gröfse Q die angebbare 
Grenze der Reihe genannt. Im zweiten Falle sagt man aber von der 
Reihe, dafs sie keine angebbare Grenze habe. 

Von den Reihen: 


1 3 » 5 SE 
I I IT I I 97 m inf. 
1 


gehört offenbar jene zu dem ersten, und diese zu dem zweiten Falle. 


50 


6. 


Diırxsen über die Bedingungen der Convergenz 


Da nun, wie leicht zu ühersehen ist, blofs mit Bezug auf endlich- 
bleibende Reihen angebbare Grenzen denkbar sind; so führt diese Ver- 
schiedenheit zu der Eintheilung der Ordnung der endlich -bleibenden 
Reihen in zwei Geschlechter, in das Geschlecht der Reihen mit an- 
gebbaren Grenzen, und in das Geschlecht der Reihen ohne an- 
gebbare Grenzen. 

Erwägt man nun, dafs, erweislichermafsen, eine Reihe mit einer 
angebbaren Grenze entweder zu der Klasse der positiv-, oder zu der 
Klasse der negativ- werdenden Reihen gehören mufs, indefs eine 
jede von übrigen sieben Geschlechtern der Reihen zu einer beliebi- 
gen von den drei Klassen gehören kann: so ergibt sich hier, insofern 
wir jede, der Klasse und der Ordnung nach bestimmte, Reihe eine 
Gattung nennen, eine Anzahl von dreiundzwanzig verschiedenen Gat- 
tungen von unendlichen Reihen, welche sich beziehungsweise durch 


_ eine Verbindung der Prädikate benennen lassen, die beziehungsweise 


zur Andeutung der Klasse und des Geschlechts dienen: dergestalt, dafs 
eine, zu der Klasse der positiv-negativ-, und zu dem Geschlecht der 
unendlich- werdenden, gehörende Reihe eine positiv-negativ-un- 
endlich-werdende Reihe genannt werden kann. 

Hierbei darf indefs nicht unbemerkt gelassen werden, dafs eine 
fernere Unterscheidung mit Bezug auf ein jedes von den verschiedenen 
Geschlechtern nicht blofs möglich, sondern auch sogar, insonderheit 
rücksichtlich der endlich - bleibenden Reihen, nicht unerspriefslich ist. 

Zur Beförderung der Einfachheit der Bezeichnung wird von einer 
jeden Reihe, sowohl der Klasse, der Ordnung, dem Geschlecht, als der 
Gattung nach, gesagt werden, dafs sie eine Grenze habe, und zwar: 
I. Von einer positiv-werdenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich (+) 

[positiv] sei; 

II. von einer negativ-werdenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich (—) 
[negativ] sei; 

III. von einer positiv-negativ- werdenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich 

(+4, —) [positiv und negativ] sei; 

IV. von einer endlich - bleibenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich (7) 

[endlich] sei; 


Y. 


XVI. 


XVL. 


XVII. 


und der Divergenz der unendlicheu Reihen. s1 


von einer nicht- endlich - bleibenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich 
(rn. E) [nicht- endlich] sei; 


. von einer unendlich-werdenden Reihe, dafs ihre Grenze gleich 


© [unendlich] sei; 


. von einer unendlichklein - werdenden Reihe, dafs ihre Grenze 


gleich o [Null] sei; 
von einer endlich-unendlich-werdenden Reihe, dafs ihre Grenze 
gleich (Z,&) [endlich und unendlich] sei; 


. von einer endlich - unendlichklein - werdenden Reihe, dafs ihre 


Grenze (Z, 0) [endlich und Null] sei; 


. von einer unendlich -unendlichklein- werdenden Reihe, dafs ihre 


Grenze gleich (x, 0) [unendlich und Null] sei; 


. von einer endlich - unendlich - unendlichklein - werdenden Reihe, 


dafs ihre Grenze gleich (Z, &, 0) [endlich, unendlich und Null] sei; 


. von einer Reihe mit einer angebbaren Grenze, dafs ihre Grenze 


gleich (4) [angebbar] sei; 


. von einer Reihe ohne eine angebbare Grenze, dafs ihre Grenze 


gleich (2.4) [nicht angebbar] sei; 


. von einer Reihe mit der angebbaren Grenze Q (wo Q eine einzelne 


angebbare Gröfse bezeichnet), dafs ihre Grenze gleich Q sei; 


. von einer Reihe, deren Glieder endlich alle um eine angebbare, 


positive Gröfse gröfser, als Q@ werden, dafs ihre Grenze gleich 
(>Q) [gröfser, als Q] sei; 

von einer Reihe, deren Glieder endlich alle um eine angebbare 
positive Gröfse kleiner, als Q werden, dafs ihre Grenze gleich 
(<0) [kleiner, als Q] sei; 

von einer Reihe, deren Glieder endlich um keine angebbare po- 
sitive Gröfse gröfser, als Q bleiben, dafs ihre Grenze gleich 
(n.>0) [nicht gröfser, als Q] sei; 

von einer Reihe, deren Glieder endlich um keine angebbare po- 
sitive Gröfse kleiner, als Q bleiben, dafs ihre Grenze gleich 


(r.<Q) sei. 


Die dreizehn ersten der vorhergehenden Bestimmungen betreffen le- 


diglich die Bezeichnung beziehungsweise der Klasse, der Ordnung und 
des Geschlechts der unendlichen Reihen. Was die Bezeichnung ihrer 
Mathemat. Abhandl. 1832. L 


82 


Diınrksen über die Bedingungen der Convergenz 


verschiedenen Gattungen anbelangt, so kann diese, da die Gattung 
durch die Klasse und das Geschlecht bestimmt wird, durch eine Zusam- 
mensetzung der betreffenden Zeichen geschehen. Von einer positiv- 
negativ-endlich-unendlichklein - werdenden Reihe wäre demnach zu 
sagen, dafs ihre Grenze gleich (-+, —, E, x, 0) [positiv und negativ, 
endlich, unendlich und Null] sei. 

Bezeichnet man nun von einer unendlichen Reihe von Gröfsen 


Aha ds a, a, min). 


das allgemeine Glied derselben mit a,, und den Begriff, „Grenze der 
Reihe, deren allgemeines Glieda, ist,’ mit Gr. a,: so wird 
sich jede unendliche Reihe, deren allgemeines Glied a, ist, in Bezug auf 
die Klasse, die Ordnung, das Geschlecht und die Gattung, durch die 
Form einer Gleichung darstellen lassen, welche auf der einen Seite das 
Zeichen Gr. a,, und auf der andern das die Klasse, Ordnung, das 
Geschlecht, oder die Gattung der Reihe, den obigen Fesstellungen ge- 
mäfs, andeutende Symbol enthält. So wird sich, zum Beispiel, der 


m) 


Umstand, dafs die obige Reihe zu der Gattung der positiv -negativ- 
endlich - unendlich - unendlichklein -werdenden Reihe gehöre, durch 
die Form Be 

Gr.a,=(+, —, E,x, 0) 


m 


ausdrücken lassen, welche Form also nur in dem Falle eine algebraische 
Gleichung bildet, wo die Reihe entweder zu den unendlichklein - wer- 
denden, oder zu denen mit angebbaren Grenzen gehört. 

Diesem analog wird sich auch das allgemeine Glied einer unend- 
lichen Reihe er 

‚, %, oo 4 %,_n» %,, min). 

aus der vorigen entstehend, indem man die r ersten Glieder a,, a,, q,, 
A,,....a,_, wegläfst, durch a, ,„, und deren Grenze überhaupt durch 


Gr. a, ,„ darstellen lassen. 

Dies vorausgesetzt, ist es einleuchtend, dafs sich unter den vorhin er- 
haltenen acht verschiedenen Geschlechtern von unendlichen Reihen 
blofs zwei befinden, deren Grenzen beziehungsweise Gröfsen bilden, 
namentlich die Reihen mit angebbaren Grenzen, und die unendlich- 


klein-werdenden Reihen. 


10. 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 83 


Von hier die, für den Zweck der Gröfsen - Bestimmung mittelst des 
Begriffs ‚‚Grenze einer unendlichen Reihe,’’ so hohe Wichtigkeit der 
Unterscheidung dieser beiden Geschlechter der unendlichen Reihen 
von allen übrigen, und die Eintheilung sämmtlicher in zwei Hauptklas- 
sen, in convergirenden und in nicht-convergirenden, oder divergiren- 
den Reihen. 

Convergirend nennen wir eine unendliche Reihe, insofern sie ent- 
weder eine unendlichklein-werdende, oder eine Reihe mit einer an- 
gebbaren Grenze ist, nicht-convergirend, oder divergirend, 
werden alle ührigen unendlichen Reihen genannt. 

Um anzudeuten, dafs eine unendliche Reihe von Gröfsen, deren 
allgemeines Glied durch a, dargestellt wird, eine convergirende sei, 
soll die Formel 


m=ox 


Gras =eg 


dienen, wo also g, entweder eine angebbare, oder eine solche Gröfse 
bezeichnet, deren Zahlwerth Null ist, und der Buchstabe (a) am Fufse 
von g mit dem einerlei ist, welcher zur Darstellung der verschiedenen 
Glieder der Reihe dient. 

Zur Andeutung einer durch a, dargestellten divergirenden Reihe soll 
die Formel 

Gr. Beine) 
[nicht g,] dienen. 

Da diese Erörterungen in die Elemente einer systematischen Reihen- 
Lehre gehören, so würde das Bestreben, ihnen eine strengere Form 
zu geben, hier überflüssig sein. Indem wir uns dieses also für einen 
andern Ort vorbehalten, dürfen wir nicht unbemerkt lassen, dafs die 
hier statt findende Abweichung von dem gewöhnlichen Sprachgebrauch 
und die gewonnenen Unterscheidungen, weit entfernt, zu den müfsigen 
zu gehören, von wesentlichem Nutzen sind, und zwar um so mehr, als 
es gerade der, eine unendliche Reihe von Gröfsen erzeugende Denk- 
akt ist, unter welchem die verschiedenen Bestimmungsformen der so- 
genannten transcendenten Analysis insgesammt enthalten sind. Auch 
die weitere Erörterung dieses Satzes muls einem andern Orte vorbe- 
halten bleiben. 


L2 


84 


t1% 


12, 


Diınksenw über die Bedingungen der Convergenz 


Was nun die Bedingungen der Convergenz und der Divergenz der 
unendlichen Reihen insbesondere anbelangt, so ist es keinesweges unsere 
Absicht, diesen Gegenstand hier von vorne aufzunehmen, sondern le- 
diglich einige Sätze zur Sprache zu bringen, welche für die Theorie 
vielleicht nicht ohne Interesse sein dürften. Es ist namentlich bekannt, 
dafs, wenn a, das allgemeine Glied der primitiven Reihe 


(1) Ay, A,, Ay, A,, a, mın)., 


und Aa, das allgemeine Glied von deren Differenz-Reihe der ersten 
Ordnung 


(2) 4,—4, 4,—A4a, d,—A,, a,—a, In inf. 


bezeichnet, wo also Aa,—a,,,—a,ist, in Bezug auf welche man hat 


m=o 


Aa 
\ mt __ 
Gr. v.n. = k, 


m 


wo k irgend eine Zahl bezeichnet; alsdann die Reihe (1) convergirt, 
wenn k <ı, — dagegen divergirt, wenn A > 1 ist. 

Hieraus entsteht natürlicherweise die Frage, zu welcher Hauptklasse 
die Reihe (1) gehören werde, wenn man hat 


Gr. v.n. ——Z =ı 
Aa 


m 


Es ist diese Frage, in Bezug auf welche wir hier einige, so viel uns be- 
kannt, neue Lehrsätze zu begründen wünschen. 

Die folgenden, mittelst der vorhin erörterten Bezeichnung dargestell- 
ten, Sätze, wo m, u, r, g, dem Begriff nach, nur ganze Zahlen an- 
deuten, und auf welche hier, unter der Benennung ‚, Hülfssätze’”’ Be- 
zug genommen werden wird, werden als bekannt vorausgesetzt. 


m=X 


I. Mit Bezug auf die Reihen aller Gattungen ist, unabhängig von 7, Gr. 
4,,„ einerlei mit Gr. a,, oder, kürzer, 


m=o m=o 


Gr.@,.—Gr.a,. 


I. Ist Gr. a, =8,, so kann für rina,,„—.a, ein Werth 9 so grofs ge- 
dacht werden, dafs man, für alle Werthe von 2, habe 


I. 


Ir 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 85 


v.n. (a,,.— 4a,) <8E, 
wie klein auch die Zahl e gedacht werde. 
Umgekehrt läfst sich für r ina,,„— a, ein Werth g so grofs den- 
ken, dafs man, für alle Werthe von 2, habe 
v.n.(a,. —a)<;s, 


wie klein auch & gedacht werde: so ist 


m=& 


ae, 
Ist en 
Gr.a,= (+), 
und ee 
Gr. Aa, = (—): 
so ist, et 
Erna). 
Ist A, 
Gr. a,= (+; 2); 
und Det 
GriA2,=ER): 
so ist En 
E10. =. 
a) Ist Eee 
Erna, 
so.ist, 
Gr. Aa, =o. 
5) Ist ne 
Gr. A, =0, 
A, = E(—1)*" vn. Aa,,,; 
und 
vn. Aa, ,„ >Vın. Aa unzız 


für irgend einen Werth 9 von r, und für alle Werthe von m: 
so ist 


m=x 


Ga, =E, 
Bezeichnen a, und 5, beziehungsweise die allgemeinen Glieder 
Ad, die ihrer Differenz-Reihen; ist, 
für alle Werthe von m, und für irgend welche Werthe beziehungs- 


zweier primitiven, und Aa,, 
weise von r und r’ 
Ab 


m=o 


Gr BIER: 


km — Vı tn. Aa,,, 


und 


86 


Dınrxsen über die Bedingungen der Convergenz 


so ist A, 
Gr. a =&. 

VN. Ist N 
Grid, =#&, 


Gr. Ab, = vel (+), vel (—), 


und, für irgend welche Werthe p und 9’ von rund r', 


Gr. rn = velo, vel (E), vel (0, E): 
so ist ne 
Gr.2,.=g. 
VIH. Ist 
Aa. =AR, 


13. 


wo A und A beziehungsweise beliebige Gröfsen bezeichnen: 
so hat man 


Gr.a,=g, wmv.n.k<ıy, — 
und 


m=® 


Gr. a, = (n.g,),, wenn ®.n. k nicht < ı 
ist. 


IX. Bezeichnet A eine beliebige, k und « aber beliebige angebbare posi- 
tive Gröfsen, und ist 


h 
AN. ee 
2 (A-Hm)“ 
so ist ER 
1.0, —=$g,, wenn« >11. 
und = 
7.4, =Xx, wennae<ı 
ist. 
&. LU. 
Lehrsätze. 


Lehrsatz 1. Bezeichnet a, das allgemeine Glied einer primitiven 
Reihe, und Aa, das von deren Differenz-Reihe der ersten Ordnung: 
so ist ae 

Gr. a, = (n.8.): 


wenn 


ee Aa, 
Gr. (». n. ng — ') = (+) 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 87 
ist; es ist aber 


m= 


Gr,a,=B,,; 
m=% Aa 
Gr. (. je ı) 
Aa, 
ist (9). 


Beweis. Ist erstlich 


er Aanyı N r 
Gr. G ie -:) = (+); 


wenn 


(—, E) 


so ist, unabhängig von >, 
m=» Aa, N » : 
Gr. (». N Hr ı) — (+) [Hülfssatz 1], 
r-+-m 


und daher, dem Obigen nach, ein Werth 9 für r denkbar, vermöge 
dessen man habe ». z. a, > o und, für alle Werthe von m, 


Ag; . 2 
v.n. —H"#- — ı nicht negativ; 
. Adoym 
folglich s 
- 
v.n.Aa,,.., nicht <o.n. Aa,,., 


daher, wie man leicht sieht, 


vn. A nicht >». n. Aa, ; 


2+m 


mithin, da ». 2. Aa, > 0 ist (Ann.), 


m=% 


Gr. v.n. Aa >40; 


9+m 


Nach den Hülfssätzen V. und I. hat man demnach 
Gr. a,=(n. 8.)- 
Ist zweitens 


nn A k= 
Gr. (. n. ee —_ ı) — (2); 


m 


so ist, unabhängig von r, 


Gr. (. u se _ ı) — (—, E) [Hülfssatz 1.] ; 


Ad, m 


(*) Man übersieht leicht, dafs dieser Satz nicht mit dem in Nr. 11. angeführten, in welchem 
Aanyı 


vorausgesetzt wird, verwechselt werden darf. 
Am 


die Convergenz von v.n. 


88 Dınrksen über die Bedingungen der Convergenz 


und daher, dem Obigen nach, irgend ein Werth e für » denkbar, ver- 
möge dessen man, für alle Werthe von z, habe 


Arm 
1—m.n. tt n;, 


wo e irgend eine angebbare Zahl, jedoch kleiner, als ı, bezeichnet. 


Daher 
vn. Aa, <A—E)Xv.n. Aa,,.; 
also, wie man leicht sieht 


vn. Aa,,„ <(1—E)”"xXv.n. Aa,; 
vn. Ad,,m 


ES EA Ai 2 BE ER 
(1—:)" x v.n. Aa; en 


endlich 


m=o 


Tr. 


Aa,ım | — vel 0, vel (E), vel (0, E). 


"(de)" X v.n. Aa, 
Da nun offenbar, wenn man setzt 
(—E)”"xv.n. An, =Ab,, 
weil (1—e) positiv, 
Gr. Ab,=(-+#), 
und, nach Hülfssatz VIII, weillı—e< ı, 
Gr. b, =8, 
ist: so hat man, nach Hülfssatz VII., 


Anmerk. Ungewils bleibt demnach noch der Fall, wo man hat 


Gr. (vn. Ze — 1) = vel (0), vel (+, —). 


Gr nu 
14. Lehrsatz 2. Setzt man 


Aa,, 
vn. = —ı=—Ab, 


m 
A, 


und hatman 
Gr. d, = (+0): 


vn. Aa, ,,—=v.n.A, 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. s9 


so wird sein müssen 
Gr. = (n.8), 


wofern 


Gr. a, =8&. 
sein soll. 
Beweis. Ist 


Gr. A, = (+0), 


so ist auch, unabhängig von r, 


Gr. Ab, ,.—= (+ 0) [Hülfssatz 1]; 


und daher ein Werth e fürr denkbar, vermöge dessen Aa, angebbar, 


und, für alle Werthe von z, 
Ab,,,„ positiv sei. 


Ist nun ferner 


Aa, 
Da 
Ad, 
so ist 
Afdzen 
vn. Zr 
Aqgo;m 
und daher 


vn. Aa,,„_, =v.n. Ba, „ —Ab,,„ X vn. Aa 


Demnach hat man 


Äh 


— Ab 


— Ab 


xXVn. Aa, <VUNn Aa,, 


v.n. Aa, ,=v.n. Aa, ,— Ab,,,X vn. Aa, ,> vn. Aa,, ,— Ab 


m) 


[Hülfssatz I.] , 


?+m 


e+m 


+1 X vn. Aq,, 


v.n. Aa, ‚= vn. Aa,,,— Ab, ,X vn. Aa, ,>v.n.Aa,,.— Ab, ,xX v.n. Aa,, 


vn. Aa, = vn. Aa,,,— Ab,,,x vun. Aa,,,> vn. Aa, ,— Ab, ,,xX v.n. Da,, 


v.n. Aa, „_, = vn. Aa, n_e— AR 
— Ab, n_ 
v.n.Aa,,,. =v.n.Aa,,„_,—Ab,,._ 


2X v.n. AQ ,„n_. > vn. Aa 
8X v.n.Aa,, 
ıx v.n. Aa 


?+m—2 


erm-ı > UN. AU 


— Ab, „nı X vn. Aa,, 


folglich, indem man addirt, 


Mathemat. Abhandl. 1832. 


90 


15. 


Dınksemn über die Bedingungen der Convergenz 


r=m—i 


23 
v.n. Aa,,, > v.n. Aa, — v.n. Aa, x 2 Abu 


=m—1 
oder, da bekanntlich 2 Ab,,, — b,,m — b, ist 
n=1 


e+A 
v.n. Aa,— v.n. Aa v.n. Aa 
1 a er N ee ut Henn ee, 
C ) Dani b, > v.n. Aa, = v.n. A; 


Soll nun sein 


m=o 


Gr. 0,8, 
so mufs, nach den Hülfssätzen V. undl., 

Gr. Aa 0, 
unabhängig von r, und daher, weil Aa,, der Annahme näch, angeb- 
bar ist, wie man leicht sieht, 


TA. vn. AQ;;m 6 
v.n.d: 


sein, welche Gleichung, mit der Ungleichheit (1) verbunden, zu der 
Ungleichheit N 
Gr. (b,,. —b,) nicht < ı 

führt. Hieraus folgt demnach, dafs kein Werth 9 für r in v. n. (b,,„—b,) 
denkbar ist, vermöge dessen man, für alle Werthe von m, habe 


vn. (b,,n—5,) <EH 
wie klein auch e gedacht werde. Nach Hülfssatz II. hat man daher 


Gr. 2 ln:2) 
Lehrsatz 3. Ist 


Aaazı 
.n. —ı —1=—Ab 
v® Aa, m) 


Gr. 2, = (+), 
und 
Gr. mA = (>14): 
so ist 
er. 0, =$, 
Beweis. Ist 
Gr: mAb;—= (>), 


so ist, nach Hülfssatz I., unabhängig von r, 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 9 


Gr. (+m) A, „=(>1), 
und daher ein Werth von 9 für r denkbar, vermöge dessen man, für 
alle Werthe von m, habe 


(e+m) Ab, „>i+h, 


wo k irgend eine angebbare positive Gröfse bezeichnet: mithin 


1+%) 
1 A . 
4) Bann > ge -+m 
Ist nun ferner 
Aay.y 
vn. —-1=-—Ab,, 
so ist, nach Hülfssatz I., 
Aa ym+1 
1. — —-lz=_ A 5 
vn Anm Derm ’ 


und daher 


vn. Aa, = (1 —Ab,,,)X vn. An,,n» 


welche Gleichung mit der Ungleichheit (1) verbunden, zu der, für alle 
Werthe von m stattfindenden Ungleichheit 


v.n. Aa,,„.,< vn. Aa,,.x (1— = .n. Ad,,, m ) 
führt, demnach hat man 

v.n.Aa,, =v.n.Aa,, 

v.n.Aa,,, <v.n. Aa, nt —=#, 

v.n. Aa, ,<v.n. u. 

vn. Aa,,<vn. Kalgezieh a = ’ Hz ’ 


g—1—k she. ge+1—K eh 
e+rt gr2 +3 


’ 


vn. Aa,,, <v.n.Aa,xX 


ee g—1—k er ErEl=R;, e+2—k SEI —h, 
v.n.Aa,, „_,<v.n.Aa,x Eee +3 ET 
et+-m—3—k 
etu—2 


> 


..o.. ’ 


folglich indem man addirt, 
M2 


92 Dinksen über die Bedingungen der Convergenz 


n=m—iA HArek ee; — ik 
9 > EN FA ee EN 
9) nu 7 auxjı+ e 77% +1 
g—i—k g—h gh2—k g—i—k ok gri—k ghi—k 
.= 2 et+1 g-+2 2 g a e+2 e+3 iu 
zieh ech ih sort ghsch „„ ermosch 
e | 02 e+3 Pıtza et+m—2 
Nun ist offenbar 
EN ai ge—1—k 
k k 
also 
ei k_e—1 el g—i—kh o—k 
Much ul Ce a ee il 
ee ee br ER Ta oo it, (+ 
wegen ei vh re 
ee ee 
k a ReRTEh Zar 


u.s. w.; daher, vermöge (2) 


re ee 17 Bee en 
"=0 E ei et+2 e+3 et+4 
„ehm—3—k „ehm—iı—k 
k e+m—2 3 
oder, wie man leicht sieht, 
er ge —1 —1—k k k k 
Fr.n.20,, <onda 4. 1 7 DE ı ar 4 


k r k i k 
2+3 e+4 e+-m—2 


Da nun, insofern man, was offenbar erlaubt ist, g>ı-+ A setzt, der 
mit dem negativen Zeichen behaftete Theil des zweiten Factors auf der 
rechten Seite dieser Ungleichheit, für alle Werthe von m, positiv, und 
= u ist: so hat man offenbar 


kK=zx n—=m—i dr RN 
62.775 2.2: A2,,, nich = = xv.n. Aa, und nicht <v.n. Aa, ; 
n—=0 
folglich ne 
G 


r. !D-9,. 72. Aa 
u=0 


g+n (+; E). 
Da nun ferner 


u=—mi 
> — , — 
AZ v.n.Aa,,=v.n.Aa,= (+4) 


„=0 


16. 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 


ist: so hat man, nach Hülfssatz IV., 


m=x» n=m—i1 


(3) Gr. z vn. Aa,,, = 8u.n.2 
Jetzt sei 
(4) Ac,,, = v.n. Aa,,n 


Alsdann ist ae 
— > 
Cm 6, = 3 vn. Aa 


5 deu 7 
1 


also 
mx m=0o s=em—i 


Gr: 0,,. =65+6r., 3 vn. Aa 


eu? 
KO 


welche Gleichung, mit (3) verbunden, gibt 


(5) Gmezecrpeltee. 


95 


Vermöge der Gleichungen (4), (5), und der Hülfssätze VI. und L, hat 


man demnach 


mx 
Grup 


Lehrsatz 4. Ist 
Gr. Aa, = vel (+), vel (—), 
Aa zı Er 

Vı N. ni — ı=—A),, 
Cr. A, =(#)); 

und BER 
Gr. (m ad, —ı) = (—): 

so ist 


m=® 


Gr: a, = (n.E.): 
Beweis. Ist 
Gr. (mA, —1)= (—), 
so ist, unabhängig von r, 


Gr. (#+m) Ab, ,„— 1) = (—) [Hülfssatz 1.], 


und für r ein Werth 9 so grofs denkbar, dafs man, für alle Werthe 


von m, habe 
ö (e-+-m) Ab,,. nicht>-+ 1; 


94 Diınksen über die Bedingungen der Convergenz 


also 
R 1 
1 Ab nicht . 
( ) e+m > e +-m 
Ist nun ferner 
Aanyı 
VıN. . —i=-A; 
so ist, nach Hülfssatz I., 
Aa oym+1 u : 
vn. BEE 15 —%Ab.,,; 
also 
Var DE nn AA, „)UTiG un; 


welche Gleichung, mit (1) verbunden, gibt 


vn. Ag, mrı 


icht < (1— ——,) x ven. 
nicht < (1 Em) Kon Aa, , 


Gibt man hier m nach und nach die Werthe o, 1, 2, 3....m 1, so 
kommt, wie leicht zu ersehen ist, 


v.n. Aa, =v.n.Aa,, 


vn. Aa,,, nicht <! > xon. Aa, 


v.n. Aa,,, nicht ee x Del. AQ, , 
v.n. Aa,,, nicht ee X vn. Aa,, 
9.7. Ag,,„., Dicht < er Xv.n.ÄAa;'; 


folglich, indem man addirt, 


"=m—1 


(2) 3 wv.n. Aa,,, nicht < (e— 1) 
#=0 
1 1 1 1 1 1 
xv.n. ae ++ tstast"" + 


Ist nun endlich 
Gr. Ar, =(+), vel(—), 


so kann offenbar für r ein Werth g so grofs gedacht werden, dafs 
man habe 


7: 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 95 


“—=m—1 


— 5 . 
vun. (a, 0) = Zr An,..; 


folglich, diese Gleichung mit der Ungleichheit (2) verbunden, 


(3) vn. (a,,„ —a,) nicht < (g— 1) 


1 1 1 1 1 1 
x vun aa | + Tu euere on + at 
Setzt man nun 
Aut 
. e—itrm 
so ist 
en I 
u Bl Fr er En Er Sn pre En ee eHm—2 1 gi’ 
und daher, nach Hülfssatz IX., 


m=® 


Gr og, 


welche Gleichungen, mit der Ungleichheit (3) verbunden, zu 


m=»® 


Gr. v.n. (a,,.—a,) = © 


führen. Demnach ist für r kein Werth 9 so grofs denkbar, vermöge 
dessen man für alle Werthe von x, hätte 


vn. (a, —4,)<5 


wie klein auch e gedacht, und daher 
Gr. a, = (n.g,) [Hülfssatz 11.]. 
Lehrsatz 5. Ist 


Gr. Aa, = vel (+), vel(—), 


Aa, 
.<t— ı=—A, , 


v.n 
Aa, 


Gr. Ab, = (+0), 


mAb —ı=Äc,, 


Gr. &,—= (+0), 


96 


(2 


Diınrxksen über die Bedingungen der Convergenz 


endlich i R gr 

ö irgend eine angebbare positive Gröfse 
und Gr. m’ Ac = velo, vel (E): 
so ist m=o 


Gr a. — (ns2): 
Beweis. Ist 


mxAb,—ı=Ac,, 


so ist, nach Hülfssatz I., unabhängig von r, 


1+ Ac 
A Ab ee Bee 
( ) m r+-m 
Ist ferner A 
vn. eHt_ı=— Ab, 
Aa, 


so ist, nach Hülfssatz I., unabhängig von r, 


Ann 
v.n.,. tt 1 —Ab 


r+m) 
Aa, im 


welche Gleichung, mit (1) verbunden, zu 


r+-m—1 Ac 
DENSAG TA, et 
Far r+-m r+-m—1i 


FF ne) xv.n. Aa 


r+#m 


führt. Gibt man hier m nach und nach und nach die Werthe o, ı, 2, 


3,..00..Mm— 2; so kommt 


ri 
v.n.da, = «vn. Aq,, 
E r—i 
r—i 
v.n.Aa, „= u) KL Aa, 
EN ia, Ac, 
v.n.Aa,, er RE xv.n. Aa, 


—1 (a Ac 
v.n.Aa, „= 4 1— 2 + =) (1- 
r+2 r—1 


v.n.Aa, a a) Ae,r2 
Fu r—i r+1 
: r+m— Ac, 2 C,+2 
v.n.Da,,. = —t-— (17 -— el 
4 z ri ri r+1 


Alhumee 
Eaesegene as x vn. Ag. 


——=:) xv.n. Aa, , 


=e)xv. n. An, , 


52) 1 
el 


Ac,.a 


r+3 


) 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 97 


Ist weiter ar 
Gr. Aa, —= vel (+) r vel (—) r 


und Pen 

Gr. Ac, = (+, 0), 
also, nach Hülfssatz I., 

Gr. Ne; =l,0), 


so kann offenbar für » ein Werth 9 so grofs gedacht werden, dafs 
man, für alle Werthe von n, habe 


k=m—1 
—4a,)= 3 v.n. Aa 


Vın. (G,,n ie 


und 


Ac >o und <p-—1. 


9-+m 


Dies vorausgesetzt, wird offenbar sein, insofern man, zur Abkürzung, 
(3) (1 Ac, ) (1 — er) (Ze) (1 2) (1- Ac, Acıya 
ee ae e+2 

(\— Ach ACzım-2 ==). (: Ac, mi =) (1 Acızm ws 
u; et+-m—3 et+m—2 et+m—1 I = 


GL=(), 


setzt, 


und BR: 
Ar=(); 


folglich, nach Hülfssatz II., 
es b;=g =vel'Q,:velo. 


Nimmt man demnach erstlich an, dafs gg =Q sei, wo Q irgend eine 
angebbare Gröfse bezeichnet; so erlangt man offenbar, vermöge der 
Gleichungen (2), weil namentlich Z, >/,,, ist, 


1 1 1 1 
vn. (a,,n—a,)>Q @—1) xunaa # 7 eH1 r e+2 &5 = es 


1 


Kraft des Hülfssatzes IX. läfst sich also für r kein Werth 9 so grofs 


denken, vermöge dessen 


Mathemat. Abhandl. 1832. N 


98 Dirxsenw über die Bedingungen der Convergenz 


v.n. (a,,, —4a,) <e 


wäre, wie klein auch e gedacht werde. Nach Hülfssatz I. ist also 
Gr. 0. (n.P£.): 


Diesem nach wird, unter den aufgestellten Bedingungen, die Gleichung 
Gr. a, —g, nicht statt finden können, insofern man nicht hat 


Gr. U =0. 


Es sei demnach zweitens 


m=x 


EI 
Aus der Gleichung (3) ergibt sich 


AO 


et+-m—i 
l —]/ an ÄAC;4m =) (1 — Zum); 
m+1 m—1 e+m-—1 e-+m ’ 
daher 
Ac; m 
RR = HERE 2 
et+m 


Gibt man hier m nach und nach die Werthe o, 1, 2,3, 4... m — 1, so kommt 


De, 


1 0 ? 09 
Ac;yo 

lee 
A, 

a ee 


3 2 e+2 


ee 


aa 

’ Acıın 

„=L; — em]; 
ae! 


daher, indem man diese Gleichungen addirt, 


Ac Ac;yo Ac Ac Ac -Ac; 
genen +2 +3 +8 er: Fe 
Lil, : L+ ae een ya 


und der Divergenz der unendlicheu Reihen. 99 


und ferner, weil, von m=oan, /,>/,,, ist, 

Ac, Adau:s ACH, s Aloıs Äcoys Ac, 
uW—1i<i Kr — er ereH 10) Mr ERROR FOR SeStEmZN.. 
mm F een nen et+m—if ’ 
also 

Acazı ACH Eor Acana , Acııa, + Alan Nee, Fer Atoaae 2 
es Tui. Zee 3 Ben —— te uam Eu —>1— —; 
e Tue a er rer = etu iu? 


endlich, indem man 


Ac; “u _ 
6) EL YA 
setzt, 
[a 
(5) Sexarı fe mi TER 
und zwar, wie grofs auch g gedacht werde. 
Ist nun rer 
Gr. 24 —.D0, 


so ist offenbar ein Werth m’ für m denkbar, von welchem an, man 


beständig habe 


Eh 
ne 


wie klein auch e gedacht werde. Verbindet man diese Ungleichheit 


mit (5) so kommt 


er er a 


wie grofs auch p und wie klein auch e gedacht. Also gibt es keinen 
Werth 9, vermöge dessen, für alle Werthe von m, 


vn. Wer — fir) <e 


wäre, wie klein auch e gedacht werde; und es ist daher 
Gr. fan = (n.g,) [Hülfssatz I. II.] 
Da nun, vermöge (4) und Voraussetzung, 


Gr. RR = Gr. Fe — (+) 9 
N2 


100 


Dirxsznw über die Bedingungen der Convergenz 
ist; so hat man nach Hülfssatz VIH., 


(er AR — (n.E) 9 


und zwar, wie leicht zu übersehen ist, 


n=%® 


ER ed TH 


Gr. (ee — fr ) — 00% 


Verbindet man diese Gleichung mit (4), und überlegt, dafs 


folglich 


1 1 1 


TEEN 


ist, so kommt 


mw k=m—1 Ac, m=zw s—=m—1 Ac 
Gr. [i e+1+1 + Gr. — er-I HE 
Pe o et+i+R% (+14) Ge 


welche Gleichung, wie man leicht sieht, zu 


m=x k=m—1 


(oj>ralow mi arg ebene nd 
e=o £trite 


m—=0 
führt, die statt finden mufs, insofern Gr. /,=0, und also 


sein soll (*). 


(*) Aus der Gleichung 


A Ä N 
ne + Are 1 Men, A a 


folgt noch, da, von m=0 an, „> Znyı Ist, 


also 


r=m—1 Ac ® 
IN ne, 
w—=.0O pt 


m=o IN 2: m=zo n=m—1 Ac ” 
nicht, <-Gr.== 3, , — =. 
In n=0 pt+tr 


Ist demnach 


m=x n—=m—il Ac; 
5 e+1 
Gr. ı SEITHER og: 
RA=0 pta 


so hat man auch Gr. , =. 


Acoym 
p+i p+2 p+3 ptrm-1 


a 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 101 


Ist nun ferner 


Gr. m’Ac,—=o, vel (E); 
so ist auch 2 


m=X 


Gr. (e+1-Hm)’Ac,, ,„„= 0%, vel (E) [Hülfssatz I.], 


und daher eine positive Gröfse ? denkbar, vermöge deren man, für 
alle Werthe von m, habe 


(@+1+m)’ Ar. <P; 


also 
ACoyı rm B 
e+i+n "Hirt 
ferner 
k=m—1 Ac k=m—1 1 
= Pi HR P > 
Do ge Hit = wo @+i+n)'* 
endlich 
e er. er Acoyı4+ % h DE. Kk=m1 1 
7 vn  —micht . 2° — 
( ) eh stHi+% > ve @+1+W'* 


Ist nun endlich die Gröfse ö positiv, so ist, indem man 
1 
(@+1HW)1*5 Bz2 Ak, 
setzt, 


Gr. 3 — 
„=0 (+1-+u)'r° 


= g,— k, [Hülfssatz IX.] 
Verbindet man diese Gleichung mit (7), so kommt 


m=w n=m—1 A N n A 
Gr. 3, FE nicht > P(g,—%,) 


welche Gleichung mit (6) in Widerspruch steht. 


$. II. 
Anwendungen. 
18. Es sei 
ar a@.ß ne @.a-+1.2.0-+1 see @.a+1.0+2.ß.B-+1.B +2 Pr FERN 
1.% 1.2.y.y+1 1.2.3.9.yr1.y-r2 


a. +1. +2. +3 ..a+-m—1.B.L+H1.ß+2.B +3... ßBm—1 Pr 
1.2.3.4 Ye Ye YA YyH3ean yHm—1 . 


o.n0nn00» 


102 Diınxsew über die Bedingungen der Convergenz 


Alsdann ist offenbar 


a. c+1.c+2.c+3. m. am. BL LH LAHEm HMM LHM mt. 


a — 177 ME WR. 5° Loesrür Fa ee Tote TOREERRTEEE GT -TerErE 
me 2.3. denen MM 1. Ye yH1 YLZYH In y FR IEM 2 


also 


An a“ +.042.0 43... e+m—1 am. BB. LH2. L-H3 a. BArm—. Bm 


m 


mr+1, 


X 
1.2.3.4 M.Mt1I.YH1.YyHL.-YHI see YLM—1.yıhn z 
daher 


a-m-+1.ß mi 
—=Aa 


Aa,.ı m F X; 
m-+2. yH-m-+1 
endlich 
Aa„nyı __ a +m+1.B+-m-H1 
Aa, —  mM+2.yHm+i . 


Hieraus folgt 
Aa, e+1.B-H1 
mn 
Aa, 2.y+1 


und, insofern m > o ist, 


1+0 1+Bß Nı 
1 —— 1 ed 
Agaypı Br” m 1i+y—-ß-—a, No m’ 
——u ee ———=xı1— — +4; 
Aa, 3 n er m m 4 £J 1+Yy 
. — +—1+ 
m m m m 


wo MN, und /V, von m unabhängig sind; daher 


m=% 
Gr. v.n. Zr =v.n.X; 
Aa 


endlich " 


m=o 


Aa, 
Gr. (v.n. FE — 1) =vn. X—1. 
m 


Nach Lehrsatz I. hat man also 


m = 


Crane), 


wenn v.n.x—ı1D>0, also v.n.x>1, — und 
m—=o 
ER 


wenn v9.2.x—1<o0, also v.n. x <1 ist. 


Ist v.n. x = 1, so kann m offenbar so grofs gedacht werden, dafs 
man habe 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 103 


N 
vn Aanzı 1=— AD, =_— 1ty-ß—e No N A 
Aq,, m m“ ER ar ar) 
m m 
Istnun 1) ı+y—R—a« negativ, so ist 
o ’ 
m = Aa,, } Bu 
Gr. V.N. Zr — 1 (+) Fr 
und daher, ER 
Gr. a, = (n.g,) [Lehrsatz 1.]. 
It Yıry—-B—a=o, so ist 
N 
Ab, = Ja an zu m 1+ 
m ak: y 
m m 
also m=o > 
Gr. AB, = vel (+0), vel (— 0), 
je nachdem N, negativ oder positiv ist, und \ 


Gr. 5, = (g,) [Hülfssatz IX.]. 


m 


Nach den Lehrsätzen 1. und 2. hat man also 


m=o 


er: Blase), 


Ist 3) ı+y—ß-—« positiv, so ist offenbar 


m=o 


Gr. A, =(#), 
und 


m=o 


Gr. h= (n.g,) [Hülfssatz IX.] ; 


also kann sein, 

Gr. a, = g. [Lehrsatz 2.]. 
In diesem Fall ist offenbar 

v.n. Aa,„>v.n.Aa,,,: 


Itnun «x =-—1, so ist, 


Gr. Aa, — (#4, —), 


104 


Dınxsem über die Bedingungen der Convergenz 


und 
Aa, = (—1)" v.n. Aa, ; 
also 


Gr. a, = g, [Hülfssatz V.]. 


Istaber 5) x=1, soist, 


Gr. Aa,=(+), 
und u 
Gr. mA, =1ı+y— Ba. 
ist demnach 
ı+#y—-B—a> 1, oder En 0; 


so ist Du 
Gr. a,=g, [Lehrsatz 3.]. 
Ist aber 
ı+-y—-B—ı< 1, oder y-ßB-a =—=.0% 
so ist De 
Gr. (mA, —ı)=(—), 
und daher 


Gr. a, = (n.g,) [Lehrsatz 4.]. 
Ist endlich, 

ı+y—B—ı= 1, oder dr 0 
so ist AED 

Gr. (m Ab, — ı) = vel (—), vel (+), 


je nachdem /V, negativ oder positiv ist. 


une Gr. (mA, —ı) = (—), 
so ist 


Gr. a,— (n.g,) [Lehrsatz 4.]. 


Hat man aber „_, 
Gr. (mA, —ı) = (+), 
so ist, weil 

Gr. INCH 10, 

wo Ac,=mAb—ı 
ist, 


Gr. a„= (n.g,) [Lehrsatz 5.]. 


19. 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 105 


Hiernach hat man also, 


m=o 


Greal 8, 


1. wenn vo.n.&<'1 ist; 
2. wein ti=—1, und 1 y—ßB—a>o ist ; 
3. wenn t=1, und ı+y—B-—a>ı, odr y-B—a>oist; 


dagegen in allen übrigen Fällen, 


m—=®& 


Era, (#); 
vorausgesetzt, dafs y keine negative ganze Gröfse sei. 


Es sei 


a nr 
—T er+ril.e+2.ce+3.c+i.a +5. a Mm 2 


1.2.3.4. 5.oMm.mp1 e 
4, = (m-++1)"; 
i «+1. +2.ca+3.c + 4...ct+m.ca+-m—ti 


daher 
1 art 
a, (m +1)**! (: Er 
Mel ochaer 1 g m“ ur a+1 ’ 
1+ 
m 
2 “+1 
(+ 
= m ? 
Amz2 — Anzı * ı\« ran? 
(+) (+ ) 
m m 
folglich 
fi a+1 
(ez 
Aa, = = 5 
ze we a+i 
i+ 
m 
2 @+1 
(+) 
Aa, =4,,ı ı\® +2 —ulrs 
Ge: 
m m 
endlich 


Mathemat. Abhandl. 1832. 6) 


106 Dırxszew über die Bedingungen der Convergenz 


2 “+1 
(+4 
m 
ar TRECEB 2 KETTE VE 
1 — 1 — 
Adarı _ (+ (+) (1+ m ) 
I: + “+1 
Aan pe > (+ — 
m m 
a+1 Z— 
1+ 


m 
2 +1 “+1 2 
Be ed 
PB m m m m 


aa 1 a-+1 a+2 
(+) — (dl )Hı=+ } 
m m m 


2 A 
en 7 z US. w. 
u m m n A 
De 1 A' 2 
Br Bi + EEE +t Fr u.5.w. 
m m 
Daher 
en An. 
Gr. v.n. Er e =, 
Gr. G N. Et -:) = — Gr. A, = (—,0), 


m=o 


Gr.mAl,=2>ı. 
Nach Lehrsatz 3. hat man also 
Ba — 
vorausgesetzt, dafs « keine negative ganze Gröfse bezeichne. 


20. Es sei 


1 1 1 1 1 
m —)e. m-I- = «+2 5 @ +3 = eat 4 TemnsE mr 


Alsdann ist 


1 1 1 
«e+1 T «+ 2 + a3 un «+ 4 


= lem) | kenn 


1 
N am Hoi 
An, = 1e. (1+-- ME BERN Dee: RAN 


a+ı\ 
m (+) 
m 


und der Divergenz der unendlichen Reihen. 


107 

Au le (1+ -) lg (1+ ä ß ; 
m+i1 ho m zu & m ze = u Seen ’ 

Eh m 

endlich 
2 1 1 1 

(+) 845) u 

Aadnzı Be m e 
Aa, 1 1 
lg. (: + = _ 5 EreF 


m 


il 2 fm 
m L 


Demnach hat man, 


mz=x Aa, 
Gr. v.n. + =ı, 
Aa, 


m=Xx% Aa 
Gr. (v. er -ı) = —- Ab = (—0 
Aa m ( )3 


m 


m = 


Gr mA, =+2>1; 


also nach Lehrsatz 3. , 


m=o 


Gr. A, = 8: ’ 


vorausgesetzt, dafs « keine negative ganze Gröfse sei. 


——Z MU I — 


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Historisch - Philologische 


Abhandlungen 


der 
Königlichen 
Akademie der Wissenschaften 


zu Berlin. 


„nn. 


Aus dem Jahre 
1832. 


.=_—a——nannanannnnnnnonen 


Berlin. 


Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie 
der Wissenschaften. 


1834. 


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Inhalt. 


mnnmmnrmn 


BOECKH über den Plan der Atthis des Philochoros ....... 2.2.2222 ceseesene nn 
HOFFMANN: Die Wirkungen der asiatischen Cholera im preulsischen Staate während 


des Jahres 1831. Nach den bei dem statistischen Büreau eingegan- 


Geneny Nachrichtenge 2 euer ee ter eletefe 
MEINEKE: Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber von Megalopolis ............ 
Derselbe über den Dichter Rhianos von Kreta ..... 2222222 easeeeeeennen 


LEvEZOW über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals in der Poesie und bildenden 

Kunst der Alten....... re ee ee 
LACHMANN über althochdeutsche Betonung und Verskunst (Erste Abtheilung.) . . - - 
IDELER über die Zeitrechnung von Chatä und Igür.........c2cceceeeereee nn 


BranDıs: Varietas lectionis Aristotelicae 


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Seite 1 


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Über 
den Plan der Atthis des Philochoros. 


Non 
H®- BOECKH. 


RANADUUUVUVU 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 12. Juli 1832.] 


rtocharse, Sohn des Kyknos, von Athen, war der göttlichen und 
menschlichen Dinge, wie sie in seinem Vaterlande vom Anfange der Ge- 
schichte bis zu seiner Zeit sich entwickelt und gebildet hatten, ausgezeich- 
net kundig. Wahrsager und Opferschauer in einem Zeitalter, in welchem 
der feste Glaube an die durch göttliche Zeichen gesandte Offenbarung des 
Schicksales längst erschüttert war, scheint er dennoch in tiefer und sicherer 
Überzeugung von der Richtigkeit der Seherkunst, einer Überzeugung, die 
einst den Megistias und den Wahrsager des Thrasybul dem vorauserkannten 
Tode durch heldenmüthige Aufopferung entgegenführte (!), mit ganzer Seele 
seinem Berufe gelebt zu haben; seine Erzählung, wie er den göttlichen Zei- 
chen gemäfs das Zukünftige verkündet, und der Erfolg seine Auslegung ge- 
rechtfertigt habe (*), mochte eher Folge der Selbsttäuschung seyn, als ein Ver- 
such, gegen besseres Wissen und Gewissen die Ehre der Weissagung aufrecht 
zu erhalten: wie niemand jene grofsherzigen sich selber dem Untergange wei- 
henden Wahrsager des Priesterbetruges zeihen kann, mag es ferne von uns 
bleiben, einen Mann, der mit sichtbarer Liebe fast alle Theile des Götter- 
dienstes behandelte, für einen schnöden Scheinheiligen zu halten. Jene 
priesterliche Stellung des Philochoros scheint ihm die nächste Veranlassung 
und Anregung zu den mannigfachen Forschungen gegeben zu haben, wodurch 
er auf dem Gebiete der Gelehrsamkeit einen nicht unbedeutenden Platz ein- 
nahm. Sie führte ihn von selbst dahin, der Verkündiger und Ausleger der 


(‘) Herodot VII, 221.228. Xenoph. Hellen. Gesch. II, 4, 18. 
(°) Dionysios im Deinarchos S. 113 £. Sylb. 
Histor. philol, Abhandl. 1832. A 


2 Bosexı 


väterlichen Gebräuche ('!) zu seyn; seine Schriften von der Wahrsagung und 
von den Zeichen (regt navrınys, megl svußerwv), welche vielleicht beide Ein 
Werk bildeten, von den Attischen Mysterien (wegi uurragiwv ray ’ASyvasi), 
von den Reinigungen (regt z@Sapuäv), von den Opfern, den Festen, den 
Tagen (Meg Surıwv, megi Eoprwv, megi Auegwv), von den Attischen Spielen (eg 
ray 'ASyngw @ywWvav), welche mit den Festen verknüpft waren (?), beurkun- 
den seinen Eifer für die Ergründung der heiligen Gebräuche. Mit der Ge- 
schichte der Feste und Spiele verwandt ist auch die Geschichte der Dichter, 
worauf sich etliche seiner Schriften bezogen. Da die meisten Heiligthümer 
in dem entferntesten Alterthum und der Urgeschichte des Staates wurzelten, 
und der Wahrsager ohne Kenntnils der vorhandenen Staatsverkältnisse und 
der geschichtlichen Verwickelungen seine Stelle im öffentlichen Leben nicht 
ausfüllen konnte, auf welches er doch amtlich berufen war einzuwirken; so 
schlofs sich den übrigen gelehrten Arbeiten unseres forschbegierigen Theo- 
logen sehr natürlich die Untersuchung der ältern und neuern Geschichte, | 
Verfassung und Gesetzgebung des Vaterlandes, auch die genauere Betrach- 
tung einzelner Theile desselben, wie der Tetrapolis, welche auch in den 
heiligen Dingen viel Besonderes hatte, und anderer mit Athen genau ver- 
bundener Orte, wohin Salamis und Delos gehören, und sogar die Aufzeich- 
nung der laufenden Begebenheiten an. Wenn die ersten Gründe der Zeit- 
rechnung und das ganze Kalenderwesen in enger Verbindung mit den heiligen 
Alterthümern des Volkes stehen, so war Philochoros unstreitig veranlafst 
und geeignet, auch für die Zeitrechnung etwas zu leisten; ‘und’ derjenige, 
aus welchem Suidas (°) berichtet, Philochoros falle dergestalt in das Zeit- 
alter des Eratosthenes, dafs des letztern Jugend mit dem’ Alter des erstern 
zusammentreffe, möchte vielleicht mit dieser Zusammenstellung mehr gemeint 


('). BEnyiris zav Mirgiuv, Proklos z. Hesiods Werken und Tagen Vs 810. 


(?) Seine ’Erıromn rs Arovuniov mom jWersice megt ieouv scheint mir etwas zweifelhaft, und 
auch nicht sicher, dals zz: isg@v nicht ein abzusondernder Titel eines Werkes war, wie er vor 
Küster im Suidas erschien. Dionysios könnte der alte Milesische Logograph seyn; eine Ge- 
schichte, wie sie jener schrieb, konnte sehr wohl ro@yuerei« genannt werden, wie Dionysios 
von Halikarnals die Verfasser der Atthiden ci ras "ArSidas rgeyuersvorusvor nennt (Röm. 


Archäol. I. S.7. Sylb.). Ist dies gegründet, so'ist rege izs@v jedenfalls ein besonderer Titel. 


(°) Nach der Verbesserung in der Sammlung. der Bruchstücke des Philochoros S.3. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 3 


haben, als der erste Anblick erkennen läfst. Wie nehmlich Eratosthenes in 
der Erdbeschreibung den ersten Rang erlangt hat, indem er aus ächt philo- 
logischem Triebe mit Urtheil und Verstand die Bemerkungen nnd Beob- 
achtungen anderer weit mehr als eigene Erfahrungen zu einem Ganzen ver- 
einigte, so haben auch seine Zeitbestimmungen, welche grofsentheils auf 
fremden Angaben beruhen mufsten, sich das meiste Ansehen erworben; 
mehrere derselben verdankt er augenscheinlich dem Philochoros (!), und 
letzterer dürfte daher umsomehr als einer der bedeutendsten Vorgänger des 
Eratosthenes zu betrachten seyn, als Philochoros neben Timaeos von Sicilien 
und mit diesem ungefähr gleichzeitig, in zwei Büchern von den Olympiaden 
gehandelt hatte, welche die Grundlage der Eratosthenischen Zeitrechnung 
waren. Das Hauptverdienst jedoch um die Geschichte Athens, vorzüglich 
auch in Rücksicht der Zeitbestimmungen, erwarb sich Philochoros durch 
die Atthis, welche er nach dem Vorgange anderer herausgegeben hatte, so 
wie ihm mehrere in dieser Bahn nachfolgten. Entbehrte das Werk auch 
der künstlerischen Anordnung, wozu ein solches sich eben so wenig eignete 
als die ‘Rec: der Ionischen Schriftsteller, und somit auch des alten Glanzes 
der Beredsamkeit, wovon die am besten erhaltenen Stellen keine Spur zeigen, 
und die Atthiden insgesammt nach Dionysios Urtheil (?) entblöfst waren, so 
verdiente sein Verfasser dagegen nicht allein den Lobspruch der Beachtungs- 
würdigkeit und Genauigkeit, welchen ihm die Alten geben (?), sondern in 
denjenigen Dingen, wovon man geschichtlich überhaupt etwas wissen konnte, 
scheint er sogar, inwiefern ein Mensch untrüglich heifsen kann, wirklich das 
Gepräge der Unfehlbarkeit zu tragen. Leicht erkennt man, dafs nur aus 
einer Menge urkundlicher Denkmäler, wohin auch die Inschriften gehören, 
auf welche sich eine besondere Schrift desselben (’Erıygauuara "Arrıza) be- 
zieht, dasjenige zusammengestellt werden konnte, was er aus der geschicht- 
lichen Zeit erzählt; und wenn aus irgend einem Werke des Alterthums, 
konnte aus diesem sich eine sichere Zeitbestimmung für die Begebenheiten 
entnehmen lassen; wozu dasselbe auch Dionysios von Halikarnafs vorzüglich 
gern benutzt. Endlich werden wir den Verfasser weder zu hoch noch zu 


(') Corp. Inscr. Gr. Bd. Il. S.304.a. 
(DM EEGEHO: 
(°) S. die Bruchstücke S. 5. 


4 Borcxeıu 


niedrig stellen, wenn wir ihn als Alterthumsforscher mit M. Porcius Cato 
und M. Terentius Varro vergleichen. 

Über das Ganze des Werkes drückt sich Suidas folgendermafsen aus: 
"Eygarbev ’ArSıdos Bıßra %- megieygı de Tas "ASyvarwv mgufeıs Kal Barırsis za 
dpyovras Eus "Avrıoypu ToV reAeuralou ToU mposayopeudevros @ecl- Errı Ö& moös 
Anuwve. Dasselbe bestand hiernach aus siebzehn Büchern; das letzte, wel- 
ches glaubhaft angeführt wird, ist das sechzehnte (!): wenn der Scholiast 
des Victorius zur Ilias sagt, die Geschichte des Linos sei erzählt von Philo- 
choros &v 7 19, so liegt es nahe zu schreiben &v +7 ’ArSıdı, vorausgesetzt dafs 
diese Sache wirklich in der Atthis vorkam; wiewohl die Erzählung selbst von 
der Art ist, dafs man dieselbe lieber mit Lenz (*) dem Buche von den Er- 
findungen (#egi eignudrwv) zu überweisen geneigt seyn mufs. Oder sollte etwa 
das Buch #egi eögnuarwv, welches wir nur aus Suidas kennen, ein Auszug von 
Artikeln aus der Atthis seyn, welche sich auf Erfindungen bezogen? Ich 
wage nicht dies zu behaupten, da auch Ephoros schon ein Werk dieses 
Nahmens verfafst hatte, und angeblich bereits Simonides der Geneologe. 
Von der ganzen Atthis dagegen, wie es scheint, war allerdings ein Auszug 
vorhanden, welchen Suidas dem Philochoros selbst beilegt (Erıreunv rs idies 
’ArSidcs): mit Recht jedoch hat man diesen Auszug für denselben erklärt, 
welchen Suidas anderwärts dem Trallianischen Sophisten Pollio zuschreibt; 
uns kann für unsere gegenwärtige Betrachtung jener Auszug völlig gleichgül- 
tig seyn, da es nicht wahrscheinlich ist, dafs derselbe von denen, welche 
den Philochoros anführen, irgendwo gebraucht sei, am wenigsten da, wo 
ein bestimmtes Buch der Atthis genannt wird. Der Anfang des grofsen 
Werkes stellt sich von selbst als der Anfang der Attischen Mythen heraus; 
als den Schlufs giebt Suidas das Ende der 129. Olympias. Nach ebendem- 
selben ist es gegen den Demon gerichtet gewesen; daher die Frage entsteht, 
ob die Schrift ges av Anuwvos "ArIıda, welche Suidas als eine besondere 
aufführt, damit einerlei sei oder nicht, und ob in letzterem Falle es über- 
haupt richtig sei, dafs auch die Atthis dem Demon entgegengesetzt war. Die 
Einerleiheit jener Gegenschrift mit der Atthis stelle ich in Abrede: Harpo- 
kration führt sehr oft dieses oder jenes Buch der Atthis des Philochoros an, 


(') Harpokr. in @urrar. 


(°) Bruchst. 8.98. 


über den Plan der 4dtthis des Philochoros. 5 


meist ohne zu sagen, dafs es ein Buch der Atthis sei, doch bisweilen auch 
mit diesem Zusatze; wenn er dagegen in 'Heriwvei« ausdrücklich sagt, ,,BRs- 
Kogos Ev. TH moos Ayumva dvrıygapr,” so kann man nicht umhin eine Unter- 
scheidung dieser Gegenschrift von der Atthis anzuerkennen: wobei es nur 
noch möglich bliebe, dafs etwa das letzte Buch Anhangsweise die Streitschrift 
gegen Demon gewesen wäre. Wie man hierüber auch denken mag, kann 
die Atthis dennoch im Gegensatz gegen die Geschichte des Demon heraus- 
gegeben seyn, wenn sie auch nicht einerlei mit jener besondern Streitschrift 
war. Eine ähnliche Frage ist diese andere, ob das bei Suidas erwähnte 
Buch wegi ray "ASynsw üpkavruv ars Zwagaridev [zei] ueygı ”AmeAAodwgov mit 
Joh. Gerh. Vossius für einen Theil der Atthis zu halten oder nicht. Dafs 
Philochoros ein blofses Verzeichnifs der Archonten von Olymp. 101,3. bis 
Olymp. 107,3. oder Olymp. 115,2. in welchen beiden letztern Jahren Apol- 
lodoros vorkommt, geschrieben haben sollte, hat Corsini (') mit Recht für 
undenkbar erklärt; wenn er aber den Sokratides für einen frühern Archon 
vor Olymp. 70. und den Apollodor für einen spätern um Olymp. 130. hält, 
und so jene Schrift als ein Verzeichnifs des gröfsten Theils der Attischen 
Archonten darstellen will, so fragen wir, warum das Verzeichnifs denn nicht 
mit Kreon dem ersten jährlichen Archon anfing. Will man aber, um solchen 
Schwierigkeiten zu entgehen, die genannte Schrift als einen Theil der Authis 
ansehen, so müfste sie einen bestimmten Abschnitt derselben gebildet haben, 
ein oder mehrere Bücher nehmlich. Könnte jedoch auch Olymp. 115,2. 
als ein passender Abschnitt eines Buches angenommen werden, der den 
vorhandenen Angaben über den Inhalt der einzelnen Bücher nicht wider- 
spricht, so läfst sich doch von Olymp. 101,3. keinesweges dasselbe behaup- 
ten, indem dann eine mit der Angabe des Archon versehene Thatsache aus 
Olymp. 100,3. welche, wenn man nicht die überlieferte Zahl des Buchs 
willkührlich ändern will, dem fünften verbleiben mufs, nicht in der richtigen 
Folge der Zeit würde untergebracht werden können (?). Auch führt der 
Titel jener Schrift nicht darauf, dafs sie eine Geschichte Athens während 


(') F.A.Bd.II. S.90. 


(?) Dafs Olymp. 101, 3. in die Mitte des fünften Buches falle, wird sich unten zeigen; und 
es lälst sich wenigstens nicht beweisen, dafs mit Olymp. 115, 2. eines der Bücher schlofs, obgleich 
man das sechste bis dahin könnte laufen lassen. 


6 Borcexu 


jenes Zeitraumes enthalten habe, sondern läfst nur ein Werk über die Ar- 
chonten selbst erwarten; und nimmt man nur nicht an, dafs es ein blofses 
Verzeichnifs gewesen sei, sondern dafs es nähere Nachrichten über die Per- 
sonen enthalten habe, so konnte Philochoros allerdings Gründe haben, 
warum er darin nur den bezeichneten Zeitraum umfafste, indem er einerseits 
nicht im Stande seyn mochte, über die frühern Archonten hinlängliche Nach- 
richten zu erlangen, die über die persönlichen Verhältnisse grofsentheils nur 
von den Verwandten und Bekannten mündlich eingezogen werden konnten, 
anderseits aber zur Zeit, als die Schrift abgefafst wurde, ein weiteres Herab- 
gehen den Verhältnissen unangemessen seyn durfte; denn nichts verhindert 
anzunehmen, das Werk sei eine Jugendschrift des Philochoros, der um 
Olymp. 118. schon ein angesehener Zeichendeuter war. Hiernach sondern 
wir die angegebene Schrift von der Atthis aus, obgleich der Sammler der 
Bruchstücke sie mit Vossius für einen Theil derselben gehalten hat. 

Der Ausdruck des Suidas, die Atthis umfasse die Geschichte oder 
Handlungen der Athener und die Könige und Archonten, läfst vermuthen, 
dafs sie nach der Ordnung der Könige und Archonten, und wenigstens von 
der Zeit an, da eine Sonderung der Begebenheiten nach den Jahren möglich 
war, in der Form von Jahrbüchern fortschritt. Dies wird bestätigt durch 
die häufige Anführung der Archonten, unter welchen die Begebenheiten 
sich eräugnet haben; ja die Auszüge des Dionysios von Halikarnafs aus den 
Theilen von Oly mp. 107,4. 110,1.2. lehren, dafs er in der Regel wenigstens, 
den Archon als Überschrift gesetzt, und dann die unter ihn falleirden Bege- 
benheiten ziemlich trocken erzählt habe; wenn der Auszug des Diönysion) 
welcher sich auf Olymp. 118, 2.3. bezieht, in Rücksicht des letztern Jahres 
eine Ausnahme zeigt, so mufs man bedenken, dafs Olymp. 118,3. nicht der 
Archon, sondern der iegeüs ray Furnguv Eponymos war, dafs die Athener später 
diese Weise das Jahr zu bezeichnen, welche aus niedriger Schmeichelei gegen 
Antigonos und seinen Sohn Demetrios hervorgegangen war, wieder verwar- 
fen, und dafs Philochoros wahrscheinlich deshalb den damaligen iegeüs ruv 
Fwrygwv nicht nannte; so wie später der letzte iegeüs rav swrygwv Diphilos 
(Olymp. 123,—.) fömlich ausgetilgt wurde(!). Diese Ansicht ist um so be- 
gründeter, da Philochoros, dessen Bruchstücke zwar zu dürftig sind, um 


(') Plutarch Demetr. C. 46. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 7 


über seine politische Überzeugung ein sicheres Urtheil zu erlauben, aber 
doch in den Stellen, welche sich auf Demetrios den Städtebelagerer bezie- 
hen (!), durchaus keine Neigung für diesen sondern eher einen Widerwillen 
verrathen, nach Suidas vielmehr zur Gegenparthei gehört haben mufs, indem 
er wegen Anhänglichkeit an die Ptolemäische Herrschaft von dem Sohne des 
Städtebelagerers, Antigonos Gonatas, hinterlistiger Weise soll aus dem Wege 
geräumt worden seyn. Nach den vorzüglichsten, meist äufseren Begeben- 
heiten, welche unter jedem Jahre angegeben waren, mufs Philochoros dann 
häufig in die Darlegung der Staatseinrichtungen und Verhandlungen einge- 
gangen seyn, und eine Menge Einzelheiten erzählt haben, ohne welche das 
Werk weder so umfassend noch so belehrend würde geworden seyn. Da 
dies öfter zu längeren Auseinandersetzungen veranlassen mufste, so konnte 
freilich Manches auch unter andern Jahren, als wohin es der Zeitrechnung 
nach gehörte, gelegentlich angebracht werden; und da man überdies nicht 
gewils seyn kann, dafs die letzten Bücher rein nach den Archonten geordnet 
waren, so ist man überhaupt nur für den gröfsten Theil des Stoffes und 
Werkes die Anordnung nach der Zeit anzunehmen berechtigt. Von diesem 
Gesichtspunkte aus mag man geneigt seyn es zu entschuldigen, dafs Lenz 
und Siebelis die Bruchstücke blofs nach der Zeitfolge der Begebenheiten, 
mit Vernachläfsigung der Eintheilung in Bücher angeordnet haben, da zu- 
mahl selten ein bestimmtes Buch angeführt wird, und selbst wo dies ge- 
schieht, die Leseart nicht immer zuverläfsig ist, Aber anderseits kann man 
ja über die Zeit, auf welche sich eine Nachricht bezieht, im Irrthume seyn, 
aus welchem man sich eher heraushelfen würde, wenn es gelänge, über den 
Umfang von Jahren, welche jedes Buch behandelte, ins Klare zu kommen; 
und jede Sammlung von Bruchstücken mufs sich den Zweck vorsetzen, der 
ursprünglichen Form des Werkes so nahe als möglich zu kommen. Im vor- 
liegenden Falle wird dieses nur erreicht, wenn die Bruchstücke nach der 
Ordnung der Bücher zusammengestellt werden, nehmlich so, dafs aus den- 
jenigen Anführungen, welche ein bestimmtes Buch nennen, der Umfang eines 


(') S.79.82. Die Worte, r« iega oVroS adızEı mavra, Fa re AUTTIRE zu Te Erorrıza, standen 
gewils in einer Beziehung auf die Thatsache, dals Demetrios zugleich Mystes und Epoptes wurde, 
und für ihn die väterlichen Zeiten der Weihen verändert wurden (ci Agovar TS FEAEFNS 01 maTgI0t 


MerezinSnTan). 


8 Bozsexnu 


jeden abgesteckt werde, so weit es möglich ist, dann aber die übrigen Bruch- 
stücke nach der Zeitordnung eingeschoben werden, unbekümmert darum, 
ob der Schriftsteller sie vielleicht doch nicht an dieser Stelle, sondern viel- 
mehr gelegentlich anderwärts geschrieben hatte, welches letztere ja immer 
das unwahrscheinlichere ist. Indem ich bemerkte, dafs das Urtheil über die 
Zeit gewisser Thatsachen nur auf diesem Wege berichtigt werden könne, 
habe ich den Umfang der Bücher nach Möglichkeit zu bestimmen gesucht; 
die hiernach zu machende Anordnung sämtlicher Bruchstücke liegt jedoch 
aufser meinem Plane. 

Nach dem ersten Buche zu schliefsen, mufs Philochoros in der 
mythischen Geschichte sehr ausführlich gewesen seyn; denn dieses ging nicht 
weit herab, und es möchte also auch das zweite Buch gröfstentheils nur My- 
thisches umfafst haben. Gehört dasjenige, was er von den Tritopatoren 
sagte ('), in die Atthis, wie es doch wahrscheinlich ist, so scheint er vom 
Ursprunge des Menschengeschlechtes ausgegangen zu seyn. Er kam hier- 
nächst auf Ogygos und die Ogygische Fluth in Attika (?), welche Africanus 
dern Auszuge des Moses gleichsetzt; ja Justinus Martyr behauptet sogar, 
Hellanikos und Philochoros die Verfasser der Atthiden, Kastor und Thallos 
und Alexander der Polyhistor, hätten gleich Philon und Josephus des Moses 
als eines sehr alten Herrschers der Juden Erwähnung gethan: eine Angabe, 
die ich mir erlaube in Zweifel zu ziehen. Vergleicht man nehmlich die Worte 
des Justinus Martyr mit denen des Africanus (?), so findet sich, dafs beide 
sich auf dieselben Schriftsteller beziehen, Africanus jedoch nur, um die 
erwähnte Gleichzeitigkeit des Moses mit Ogygos zu erhärten; welches von 
letzterem nur auf dem Wege der Schlüsse geschieht, ohne dafs er sagte, 
Philochoros erwähne den Moses. Indem nun Justinus Martyr bereits die- 
selbe Zusammenstellung gemacht hatte, scheint er dem Hellanikos und 
Philochoros die Anführung des Moses zu leihen, welche ohne Zweifel nur 
einem oder dem andern der zugleich genannten spätern Schriftsteller zu- 
kommt. Von Ogygos oder Ogyges bis Kekrops rechnet Africanus 189 Jahre, 
der Kanon des Eusebios von der Fluth bis Kekrops 200 Jahre; dem erstern 


(') Bruchst. S.11. 
(°) Bruchst. S.15. 
(°) Justin. M. Cohort. ad Gr. S.9f. Africanus bei Euseb. P.E. X,10. S.489. 


über den Plan der dtthis des Philochoros. 9 


zufolge hatte wegen des bedeutenden Unterganges von Menschen in dieser 
Zeit kein König in Attika geherrscht; denn der Aktaeos, und was sonst für 
erdichtete Nahmen vorkämen, habe nach Philochoros gar nicht gelebt. 
Dieses verständige Urtheil des Philochoros verdient Anerkennung; in andern 
Mythen bediente er sich der geschichtlichen oder sogenannten pragmatischen 
Erklärung('), ohne dafs man ihn jedoch einer übertriebenen Erklärungssucht 
beschuldigen kann. Wahrscheinlich hat sich Philochoros des Sprüchwortes, 
IIorra Veidevras deudei, welches die einzige ganz bestimmte und durch keine 
verschiedene Leseart widersprochene Anführung aus dem ersten Buche ist (?), 
bei Verwerfung jener mythischen Könige bedient; denn die auf uns gekom- 
menen Beispiele der geschichtlichen Mythenerklärung, wobei es ebenfalls 
angebracht seyn konnte, fallen nicht mehr in den Bereich des ersten Buches. 
Die Geschichte des Kekrops scheint sehr ausführlich gewesen zu seyn; einen 
grolsen Theil davon mag die Einführung der Heiligthümer, die ihm zuge- 
schrieben wurde, eingenommen haben, wie der des Kronos und der Rhea(°); 
anderes war anderen, auch politischen Inhaltes. Er erklärte den Beinahmen 
des Kekrops dıpuns von seiner grofsen Gestalt, vermöge deren er für zwei 
Männer gelten konnte; zu viel wissend wufste.er auch, Kekrops habe 
eine Volkszählung angestellt, woraus sich die Zahl 20,000 ergeben habe: 
jeder mufste einen Stein an einen dazu bestimmten Ort werfen, und man 
zählte dann die Steine; daher sei das Wort Aası für Volk entstanden. Ins- 
besondere schreibt er dem Kekrops die Vereinigung des Volkes in die zwölf 
Städte oder Burgen zu; später habe dann Theseus diese in die eine Stadt 
verbunden (*). Dies letztere scheint Philochoros gleich bei Kekrops im 
Voraus erwähnt zu haben; denn die Erklärung des Wortes «rru, womit die 
Gesammtstadt bezeichnet wird, führt das Ztymologieum magnum bestimmt 
aus dem ersten Buche der Atthis an (°), wogegen freilich Stephanos von 
Byzanz das eilfte nennt, ohne Zweifel durch Verderbung von @ in ie. 


(') Lobeck Aglaopham. S.988. 
(?) Bruchst. S.10. 
(°) Macrob. Sat. 1,10. 
(*) Bruchst. S.17. 
(°) Bruchst. S.35. 
Histor. philol. Abhandl. 1832. B 


10 Boerecku 


Dies ist die einzige Stelle, aus welcher man bestätigen kann, was freilich 
schon an sich wahrscheinlich ist, dafs die Geschichte des Kekrops im ersten 
Buche abgehandelt war; 'Theseus Thaten waren erst im zweiten erzählt. 
Das erste Buch dürfte mit Kekrops abgeschlossen haben; denn da auf 
diesen Kranaos folgt, des Kranaos Nachfolger Amphiktyon aber schon ins 
zweite Buch gestellt war, und Kranaos Ende eine weit weniger ausgezeichnete 
Epoche bildet, so ist es nicht wahrscheinlich, dafs Kranaos Geschichte noch 
zum ersten gehört habe. Im zweiten Buche hatte Philochoros vom 
Areopag gehandelt, und zwar bei Gelegenheit des ersten Rechtshandels da- 
selbst zwischen Poseidon und Ares (!). Dieser wird von Eusebios noch 
unter Kekrops gesetzt, welches Jos. Scaliger ausführlich vertheidigt (?); 
Philochoros mufs ihn weiter herabgerückt haben, etwa unter Kranaos, wie 
die Parische Chronik: letztere Stelle will ihm auch Siebelis schon anweisen. 
Dies ist wenigstens wahrscheinlicher, als dafs die Sache erst nachträglich bei 
Erwähnung des Urtheils über Orestes sollte erzählt worden seyn. Gewils 
ist, dafs im zweiten Buche die Mythen von Dionysos, insonderheit in Bezug 
auf Attika ausführlich erzählt waren, und dafs die Ankunft des Dionysos in 
Attika von dem Verfasser unter Amphiktyon gesetzt, und Amphiktyons 
Geschichte in diesem Buche enthalten war (?).. Alle übrige Stellen, welche 
mit Bestimmtheit dem zweiten Buche zugeschrieben werden, beziehen sich 
auf das Zeitalter des Erichthonios (*), nahmentlich in Rücksicht der diesem 
zugeschriebenen Einführung der Panathenäen (°), auf Erechtheus, seine 
Töchter und den Sohn des Xuthios Ion (°), von dessen Heereszug zur Un- 
terstützung der Athener Philochoros die Boedromien herleitete, endlich auf 
den Theseus. Wie letzterer den Kretischen Tauros bezwang, wird bestimmt 
aus dem zweiten Buche angeführt (7); desgleichen dafs die Athena Skiras 


(') Bruchst. S.18 f. 

(?) Animadv. num.Dı. 

(°) Bruchst. S.20-24. und besonders Athenüos I, S.38. C. vgl. XV, S. 693. D. 
(*) Bruchst. S.24. 25. 

(?) Vgl. Corp. Inser. Gr. Bd.ll. S.312.a. 

(°)  Bruchst. S.26. 27. 31. 

(”) Bruchst. S.30. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 41 


von Skiros dem Eleusinischen Wahrsager genannt sei; welcher letztere mit 
Theseus in Verbindung gesetzt wird, so wie auch die Verehrung jener Athena 
gerade von Theseus eingeführt worden seyn soll (!); auch Einzelheiten aus 
den Gebräuchen dieses Dienstes waren bestimmt im zweiten Buche erzählt (?). 
Ebenso war im zweiten Buche von Theseus angeblicher, durch Philochoros 
geschichtlich umgedeuteter Fahrt zum Hades, und von seiner nach der Rück- 
kehr von dort erfolgten Vertreibung aus Athen die Rede (?). Nur von den 
Öschophoren hätte, ungeachtet die Oschophorien eine Stiftung des Theseus 
genannt werden, der Verfasser im zwölften Buche gehandelt, wenn Harpo- 
kration (*) wirklich &v 7 dwdezern schrieb: aber es liegt nahe genug zu glau- 
ben, dafs ursprünglich deurege, nehmlich ß stand, welches in ;® übergegangen 
ist. Gewifs ist also, dafs das zweite Buch wenigstens bis an das Ende des 
Theseus ging, bis wohin vom Tode des ersten Kekrops nach herkömmlicher 
Zeitrechnung des Eusebios und der Parischen Chronik 302 Jahre verflossen 
waren. Die hohe Bedeutsamkeit des Theseus für Athen und die nach ihm 
erfolgte Veränderung der herrschenden Familie konnte allerdings bestimmen, 
mit ihm ein Buch abzuschliefsen; sichere Anzeigen fehlen jedoch. Ebenso gut 
konnte mit Troia’s Untergang, welcher gewöhnlich an den Schlufs der Regie- 
rung des Menestheus oder in den Anfang des Demophon gesetzt wird, oder 
mit dem Anfang des Neliden Melanthos ein Abschnitt gemacht werden; im 
letztern Falle würde die Erwähnung des Areopags im zweiten Buche auf den 
Rechtshandel des Orestes bezogen werden können, den man unter Demophon 
setzt. Aber es hindert sogar nichts anzunehmen, das zweite Buch sei bis 
zur Einführung der lebenslänglichen, der zehnjährigen, ja der einjährigen 
Archonten (Olymp. 24, 2.) herabgegangen, und es findet sich überhaupt 
keine Angabe aus dem dritten Buche, welche man über Solons Staatsver- 
änderung hinaufzusetzen berechtigt wäre. Vom Anfange des Menestheus bis 
zu dem ersten jährigen Archon ist ein Zeitraum von mehr als fünf Jahrhun- 
derten; aber es wäre möglich, dafs Philochoros sich hier auf die Bestimmung 
des Kanons der Könige und der Archonten mit Zufügung der wichtigsten 


(') Ebendas. S.31. 
(?) Athen. XI. S.495.E. 
(°) Bruchst. S.33. 


(‘) In öny,obogoı. 


B2 


12 B-OsEIe.-KH 


Begebenheiten beschränkt hätte, und auf keinen Fall bot dieser Zeitraum so 
viele Erläuterungen der Heiligthümer dar, deren meiste ihren Ursprung angeb- 
lich in noch früherer Zeit hatten. Wir kennen von Philochoros aus dieser 
Zeit nur seine Bestimmung der Zwischenräume zwischen der Einnahme von 
Troia, der Wanderung nach Ionien, und dem Leben Homers: letztern setzte 
er unter den Archon Archippos; den Zwischenraum zwischen beiden ersten 
nahm er so grofs als nachher Eratosthenes und Eusebios (!), und es dürfte 
nicht gewagt seyn zu glauben, dafs der ganze Eusebische Kanon der Kö- 
nige und Archonten vor Kreon im Wesentlichen aus dem Philochoros ge- 
flossen sei. 

Ein später Anfang ist für das dritte Buch um so wahrscheinlicher, 
da dasselbe einen Zeitabschnitt umfafste, welcher durch wichtige und offen- 
bar mit Ausführlichkeit behandelte Staatsveränderungen ausgezeichnet war. 
Dafs Philochoros von Solons Gesetzgebung gehandelt habe, würde sich von 
selbst verstehen, wenn wir auch kein Zeugnifs darüber hätten; jedoch kommt 
seine Meinung über die reırey,Ssi« bestimmt vor (?). Nun hatte Philochoros 
aufser dem zweiten Buche im dritten von der Gerichtsbarkeit der Areopagiten 
gehandelt, welche sich auf beinahe alle Vergehen und Gesetzwidrigkeiten 
bezogen habe; im dritten aber nahmentlich davon, dafs nur diejenigen, 
welche durch Geschlecht, Reichthum und sittliches Leben ausgezeichnet 
waren, in den Rath auf dem Areopagos hätten kommen können (°). Den 
Rath der Areopagiten als solchen, nicht das Gericht, hat aber erst Solon 
gebildet; er bestand aus den gewesenen Archonten, die nur aus den Penta- 
kosiomedimnen, aus welchen sie später und zwar seit Kleisthenes erloost 
wurden, durch Cheirotonie gewählt waren (*), und dann nach bestandener 
Prüfung in den Areopag übergingen; Vermögen, Ansehen und bewährte 
Rechtlichkeit wird also hierbei vorausgesetzt, und mit den beiden ersten 
Dingen war damals alte Abkunft meist verbunden, wenn sie auch nicht 


(') Corp. Inser. Gr. Bd... S.328. 


(°) Bruchst. S.39 £. Was von Tyrtaeos erzählt war (Bruchst. S.38.), mag im Anfange des 
dritten Buches gestanden haben, wenn anders das dritte Buch mit Kreons Jahr begann. 


(°) Bruchst. S.19f. 
(*) Staatsh. d. Athen. Bd. II. S.410. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 13 


nothwendige Bedingung der Wählbarkeit war. Sonach kann Philochoros 
im dritten Buche nur vom Solonischen Areopag gehandelt haben. Die So- 
lonische Verfassung wurde von den Thesmotheten (das heifst wie öfter den 
neun Archonten) auf dem Markte bei dem Steine, rg°s 73 ArSw, beschwo- 
ren (!): daher die Erwähnung dieses Steines im dritten Buche (?). Die 
Erzählung von des Sikyoniers Lysander Neuerungen in der Kitharistik pafst 
ebenfalls sehr wohl in Solons Zeiten, und konnte entweder bei Gelegenheit 
der Panathenäen, deren musische Kämpfe Solon nach dem, was ihm in Bezug 
auf die Rhapsodenspiele zugeschrieben wird, angeordnet haben mufs, oder 
bei der erneuerten Einführung der Pythischen Spiele angebracht seyn, einer 
"Thatsache, die in Olymp. 47,3. oder 48,3. fällt, und die als allgemeine 
Amphiktyonische Angelegenheit nicht allein, sondern noch ins Besondere 
darum Athen näher berührte, weil der Kirrhäische Krieg, in dessen Folge 
jene Spiele gehalten wurden, auf Solons Betrieb unternommen, und von 
den Athenern unter Alkmaeon mitgeführt worden war (°). Jene Erzählung 
von Lysander stand aber im dritten Buche (*). In ebendemselben kam der 
dreiköpfige Hermes vor, welchen Hipparchs Liebhaber Prokleides gesetzt 
hatte (°); derselbe war einer von jenen Wegweisern, deren Errichtung zu 
den Lieblingsneigungen des Hipparchos des Peisistratiden gehörte: hier lernen 
wir also, dafs das dritte Buch auch die Herrschaft der Peisistratiden umfafste. 
Ferner waren darin die Attischen Demen abgehandelt, und vorzüglich ihre 
Nahmen erklärt; acht Demen werden aus Philochoros angeführt, Xypete, 
Semachidae, Alopekae, Kerameis, Melite, Oie, Oion, Kolonos und der 
gleichnahmige Ort in der Stadt; die beiden ersten abgerechnet, bei welchen 
kein bestimmtes Buch angegeben ist, werden alle ausdrücklich aus dem 
dritten angeführt (°), aufser dafs bei Oion im Harpokration das dreizehnte 
genannt wird, wofür aber, wie Siebelis schon vermuthete, das dritte zu 
setzen ist. Sehr irrig ist die Vorstellung, als ob diese Aufzählung der Demen 


(') Plutarch Sol. 25. 

(?) Bruchst. S.44. 

(°) Plutarch Sol. 11. 

(*) Bruchst. S.47. 

C) S.AsE 

(°) Bruchst. S.37 f. S.58. 


14 Bokrc«Ku 


in eine topographische Übersicht von Attika gehört habe; Kleisthenes erhob 
die Demen,- welche vorher eben nichts weiter. als Ortschaften waren, zu 
Staatskörperschaften, welche in die zehn Stämme eingeordnet wurden; indem 
nun Philochoros im dritten Buche die neue Verfassung des Kleisthenes erzählt 
haben.mufs, gab er eine Übersicht der Kleisthenischen Demen, welche auch 
gar nicht überflüssig war, da die Stammverfassung später vielfach verändert 
worden. Hesychios und aus ihm ‚Phavorin (!) führt auf das Zeugnifs des 
Philochoros im dritten Buche die Weihung des Hermes Agoraeos Keßgides 
«okavros an; dieser Archon ist nicht bekannt, ist aber nach einer früher von 
mir geäufserten Vermuthung (?) kein anderer als der Archon Hybrilides 
Olymp.72, 2. und wer dies auch nicht zugeben wollte, ‘könnte ihn doch 
nicht mehr als etliche Olympiaden später setzen. Diese Anführung stimmt 
vollkommen mit dem überein, was wir aus den übrigen Stellen über den 
Zeitraum des dritten Buches annehmen müssen; und wenn Harpokration in 
zwei Stellen (?) bei dieser Sache statt des dritten das fünfte nennt, so nehme 
ich die frühere Billigung dieser letztern Angabe nunmehr zurück. Denn es 
hat durchaus nicht den Anschein, dafs Philochoros die kleine Thatsache, 
zumahl da er dabei den Archon nannte, 'aufser der Ordnung der Zeit gele- 
gentlich angebracht habe; und könnte man auch glauben, die Angabe des 
Harpökration sei der Verderbung weniger als der Artikel des Hesychios ver- 
dächtig, weil sie zweimahl vorkommt, so mufs man dagegen bedenken, dafs 
Harpokration schwerlich selbst einer und derselben Sache: zwei Glossen 
(Eguns 6 wgos rn murdı und mg0s ry ur. Eguns) gewidmet habe, sondern die 
erstere kürzere von einem andern eingesetzt, 'und aus dem zweiten ausführ- 
lichern Artikel, nachdem die Zahl schon 'verderbt gewesen, entnommen 
seyn dürfte, » Ein passendes Ende für das dritte Buch könnten die Schlach- 
ten bei Salamis und ‚Plataeae abgegeben haben; allein wir sind genöthigt 
weiter damit herabzugehen. Philochoros hatte im dritten Buche ((*) vom 
Theorikon gehandelt, welches für die Festschau aus der Staatskasse bezahlt 


n ayoaalos. 
1 I yog w 


(?) Abh. de archontibus Attieis pseudeponymis S.131. in den Schriften der Akademie 
aus dem J. 1827. 


() Bruchst. S. 49. 
(*) Bruchst. S.70. 


über den Plan der Stthis des Philochoros. 15 


wurde. Die Einführung desselben ist unzweifelhaft dem Perikles zuzu- 
schreiben (1); die Verwaltung des Perikles beginnt um Olymp. 77, 4. 
und die Theorikenspenden sind nach Plutarch eine Vorbereitung zu der 
Olymp. 80, 1. erfolgten Erniedrigung des Areopags geworden. Vielleicht ist 
diese letztere der Grenzpunkt des dritten und vierten Buches gewesen; viel 
später kann, wie sich zeigen wird, das vierte nicht angefangen haben, und 
die späteste Begebenheit aus dem dritten, von welcher eine Andeutung übrig 
geblieben ist, fällt kurz vorher. Nach Stephanos von Byzanz (?) kam nehm- 
lich in diesem die Lakonische Ortschaft Aethaea vor, deren Einwohner Thuky- 
dides(?) erwähne: unstreitig hatte Philochoros von ebenderselben auch Athen 
berührenden Sache gesprochen wie Thukydides im ersten Buche, welches 
Philochoros in der Geschichte der zunächst liegenden Zeiten häufig, zum 
Theil ganz wörtlich benutzt hat (*); die Erwähnung jenes Lakonischen Ortes 
gehört daher zur Geschichte des Helotenaufstandes, welcher in Olymp. 79. 
ausbrach. Nimmt man nun die freilich nur vorausgesetzten Grenzpunkte 
des dritten Buches, deren zweiter jedoch nicht weit fehlen kann, so lange 
an, als neue Quellen zu näherer Bestimmung fehlen, so würde dieses Buch 
einen Zeitraum von 227 Jahren umfafst haben; die folgenden Bücher müssen 
dagegen immer ausführlicher geworden seyn, da sich die Zeiträume allmählig 
sehr verkürzen. 
Dem vierten Buche wird ausdrücklich die Geschichte der heiligen 

Kriege zugeschrieben, welche in Olymp. 83. fallen (°); hiernächst mufs der 
Verfasser die Unterwerfung Euböa’s durch den Perikles. erzählt haben (°). 
(Genau hatte er die ungefähr gleichzeitig, unter dem Archon Lysimachides 
Olymp. 83, 4. angestellte Bürgerprüfung (dieVysırıs) abgehandelt (7), deren 

(') Staatsh. d. Athen. Bd.I. S.236. und besonders Plutarch Perikl. 9. 

(?) Bruchst. S.46. 

C) 1101. 

(*) Man vergleiche Philochoros beim Schol. Aristoph. Vögel 557. (aus dem vierten Buche) 


mit Thuk. I, 112. und Philochoros beim Schol. Aristoph. Wolk. 213. mit Thuk. I, 114. wo ganze 
Sätzchen wörtlich dieselben sind. 


(°) Bruchst. S.50. 
(°) Bruchst. S.51. 
(’) Ebendas. 


16 Bosrsexu 


Ergebnifs uns noch überliefert ist. Abgerechnet diejenigen, welchen das 
Bürgerrecht durch Volksbeschlufs gegeben war, und diese konnten’ nur 
wenige seyn, mufste die Ebenbürtigkeit sich aus den Verhandlungen der 
Phratrien ergeben: denn die lexiarchischen Register konnten nicht genügen, 
weil es sich darum handelte, die falsch eingeschriebenen (reüs TALEYYEYIRM- 
Aevovs) auszumitteln: in den Phratrien sind die Geschlechter enthalten, deren 
Genossen yevvyraı heifsen; früher sind sie nach Philochoros öuoyarexres ge- 
nannt worden; ein verwandter Begriff ist der der Orgeonen, welche durch 
gleiche väterliche Heiligthümer verbunden waren (!). Nichts ist natürlicher, 
als dafs Philochoros bei jener ältesten Bürgerprüfung die Grundlage dersel- 
ben, die Verhältnisse der Phratrien darstellte; aus welcher Auseinandersetzung 
bei Suidas die Worte übrig sind: reüs Ö8 hoarogas Eravaynss ÖeyenIau nal rous 
ögysüvas naı Toüs Suoyaranras, cus yeryras zarouuev. Diese Auseinandersetzung 
war aber im vierten Buche enthalten (?), gerade da also, wohin jene Bürger- 
prüfung unter Lysimachides nach der Zeitordnung gehörte, und es ist ein 
Mifsverständnifs, wenn man glaubt (*), Philochoros habe jene Bürgerprü- 
fung erst unter dem anderwärts bei ihm vorkommenden Archon Archias 
erzählt, unter welchem man überdies nicht den Archon von Olymp. 90, 2. 
sondern den von Olymp. 108, 3. hätte verstehen sollen. Auch die Werke, 
welche unter Perikles Leitung zu Athen ausgeführt wurden, berichtete das 
vierte Buch: unter Olymp. 85, 3. war die Aufstellung der goldenen Bildsäule 
im grofsen Burgtempel angemerkt, unter dem Archon Euthymenes Olymp.55,4. 
der Anfang des Baues der Propyläen (*),; welcher bestimmt dem vierten Buche 
zugeschrieben wird, so wie der Perikleische Bau des Lykeion (°). Aufserdem 
kommen nur noch zwei Anführungen vor, wobei das vierte Buch wirklich 
genannt ist, nehmlich dafs zu einer gewissen Zeit tausend Reiter zu Athen 
aufgestellt waren, und dafs darin von der orgarsia &v rois Erwvunos gehan- 
delt war (°). Die Attische Reiterei wird in der Regel auf 1200 Mann 


(') Vergl. Schömanns Vorrede zum Verzeichnils der Sommervorlesungen der Univ. Greifs- 
wald v. J. 1829. 
(2) Bruchst. S. A1f. 
) Meier de bonis damnatorum 8.79. 
) Bruchst. S. 55. 
°) Bruchst. S. 53. 
) Bruchst. $S.53 42. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. Aw. 


berechnet, welche seit dem Olymp. 83,3. geschlossenen Frieden in Folge 
des erhöhten Wohlstandes sollen gebildet worden seyn; aber öfter ist nur 
von tausend die Rede, und die natürlichste Erklärung ist die, dafs 200 unter 
‘jenen 1200 für die berittenen Bogenschützen abzuziehen seien; denn diese 
sind unter den 1200 begriffen (1). Wiewohl nun Philochoros hiervon schon 
vor der Geschichte des Peloponnesischen Krieges geredet haben könnte, so 
finden wir doch nach Anleitung des Thukydides am wahrscheinlichsten, dafs 
er gerade wie Thukydides (?) erst bei dieser Gelegenheit von der Attischen 
Macht und der Bildung des Heeres gesprochen habe. Thukydides giebt 
nehmlich in der Perikleischen Rede die Reitermacht nebst den berittenen 
Bogenschützen auf 1200 Mann an; ernennt überdies die Zahl der zum Feld- 
dienste tauglichen Schwerbewaffneten, und dann der schwerbewaffneten 
Schutzverwandten und Bürger, welche zu Besatzungen und zur Vertheidi- 
gung der Stadt gebraucht werden könnten, worunter nur die ältesten und 
jüngsten Bürger begriffen sind, weil die übrigen zum Felddienste genommen 
werden. Diese Bestimmungen hängen wesentlich zusammen mit der soge- 
nannten orpareia Ev reis Erwvuucıs, nach denen die Kriegspflichtigkeit für den 
Felddienst und für die übrigen Dienste bestimmt, und das Aufgebot, je nach 
den Altersklassen, gemacht wurde. Nichts ist daher wahrscheinlicher, als 
dafs die beiden obengenannten Nachrichten aus dem vierten Buche des 
Philochoros die Geschichte um den Anfang des Peloponnesischen Krieges 
betrafen. Von hier bis zur 100. Olymp. findet sich keine Angabe aus einem 
bestimmten Buche, indem diejenige aus dem sechsten, welche man in 
Olymp. 90,2. gesetzt hat, einem viel spätern Jahre angehört: wovon bald 
die Rede seyn wird. Der schicklichste Schlufspunkt für das vierte Buch ist 
aber unstreitig der Fall Athens nach der Schlacht bei Aegospotamoi und die 
Herrschaft der dreifsig Männer; so dafs das folgende mit der neuen Verfas- 
sung unter Euklid (Olymp. 94,2.) beginnen würde. Dies gäbe für das vierte 
Buch einen Zeitraum von 57 Jahren, und für das nächste etwas weniger. 
Die erste Angabe aus dem fünften Buche ist die über die Symmorien 
der Vermögensteuer (eispeg«) unter den Archon Nausinikos Olymp. 100,3. (°) 


(') Staatsh. d. Athen. Bd.I. S.279. S.284. 
@) 1518. 
(°) Bruchst. S.72. Vgl. Staatsh. d. Athen. Bd. Il. S.60. S. 64. 
Histor. philol. Abhandl. 1832. C 


18 BorEcekıu 


womit eine andere Stelle über die 1200 Liturgie Leistenden nicht hätte ver- 
bunden werden sollen. Aufserdem bleiben nach Beseitigung der oben dem 
dritten Buche zugeeigneten Stelle über den Hermes Agoraeos nur noch zwei 
aus dem fünften übrig, welches nach dem über den Anfang des sechsten 
gleich zu sagenden in Olymp. 105. geendigt haben mufs. Die eine dieser 
Stellen handelt von der Stadt Datos (Krenides), welche von Philipp von 
Macedonien, nachdem er sich derselben bemächtigt hatte, in Philippi umge- 
nannt worden sei, wie Epboros und Philochoros im fünften Buche erzählten; 
die andere von Stryme an der Thrakischen Küste, einem Handelsplatze der 
Thasier, deren Streitigkeiten mit den benachbarten Maroniten über den 
Besitz dieses Ortes Philochoros mit dem Zeugnisse des Archilochos belegt 
habe (!). Die Einnahme von Datos durch Philipp setzt Diodor (?) nach 
der von Pydna und Potidäa, und erzählt dies alles unter Olymp. 105,3. 
ungeachtet sicher ist, dafs Potidäa nicht vor Ende Olymp. 105,4. oder An- 
fang Olymp. 106,1. von Philipp eingenommen worden (*). Hiernach mufste 
also Philippi erst Olymp. 106, 1. nach dem Macedonischen Könige benannt 
seyn, und dieses Jahr kann dem fünften Buche des Philochoros nicht mehr 
beigelegt werden. Aber Olymp. 105, 1. hatten die Thasier die Stadt Krenides 
gegründet (*), welche mit Datos derselbe Ort ist, und wahrscheinlich gaben 
diese ihm den Nahmen Krenides; indem es vorher schon Datos hiefs, nicht 
aber wie Appian behauptet, zuerst Krenides, und nachher Datos. Ohne 
Zweifel hatte dies Pilochoros im fünften Buche angemerkt; er hatte gesagt, 
die Thasier hätten Datos damals besetzt und Krenides genannt, Philipp aber 
habe es später umgenannt, ungefähr wie Diodor sagt: ©arıcı uv Yrırav ras 
evouagousvas Kenvidus, as Ünregov 6 Barıksvs ap’ Eaured dvonaras BıAimmrous, ErAncEV 
einnropuv. Die Streitigkeiten der Thasier und Maroniten über Stryme, welche 
Philochoros mit dem Zeugnisse des Archilochos belegt hatte, werden von 
Harpokration darum aus dem Philochoros erwähnt, weil er sie in den Schriften 
des Demosthenes fand. Philipp benutzt dieselben nehmlich in dem Briefe an 


(') Bruchst. S.75. 

(2) XVL8. 

(°) Winiewski Comm. in Demosth. de Cor. 5.423. 
(*) Diodor XVI,3. und Wess. 

(7 S>163: 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 19 


die Athener, um zu zeigen, wie wenig die Athener mit sich übereinstimmten, 
wenn sie ihre Streitsachen mit ihm nicht auf dem Wege der Güte und des 
Rechtes schlichten wollten, da sie doch die Thasier und Maroniter nöthigten, 
ihren Zwist über Stryme auf diese Art entscheiden zu lassen. Dieser Rechts- 
handel mufs also kurz vorher vorgekommen seyn; jedoch ist der Brief des 
Philippos erst um Olymp. 42%-- geschrieben ('), und es ist daher nicht wahr- 
scheinlich, dafs Philochoros bei Gelegenheit der rechtlichen Entscheidung, 
die doch nur wenige Jahre früher konnte angeordnet seyn, von der Sache 
gehandelt habe, da das fünfte Buch nicht so weit herabging. Dagegen finden 
wir schon Olymp. 104,4. eine Unternehmung der Athener mit den Thasiern, 
um Stryme zu besetzen; die Maroniten dagegen schickten sich an, den Ort 
zu vertheidigen, und rüsteten sich zu einem Seetreffen (?). Dies mufs der 
Anfang des damaligen Streites gewesen seyn; die Athener scheinen von den 
Thasiern aufgefordert worden zu seyn, die Thasischen Ansprüche gegen die 
Maroniten, obgleich die Attische Flotte letztern auf ihr eigenes Verlangen 
eben nur wenige Tage vorher freundschaftliche Dienste geleistet hatte (*), 
geltend zu machen, und den Ort mit ihnen zu besetzen: erst später entschied 
sich Athen dann für die Erledigung der Sache durch ein Gericht. Auf das 
Jahr Oiymp. 104,4. also ist die in Rede stehende Erwähnung der Angele- 
genheit im fünften Buche des Philochoros zu beziehen. Da wir nun, wenn 
Diodors Zeitbestimmung der Besetzung von Krenides durch die Thasier nicht 
trügt, das Jahr Olymp. 105, 1. noch dem fünften Buche zugeben müssen, 
und kaum ein schiklicherer Abschnitt gefunden werden kann, als der Regie- 
rungsantritt des Philippos und die ersten Verwickelungen der Athener mit 
ihm, so scheint es, Philochoros habe das genannte Buch mit dem Jahre des 
Archon Kallimedes Olymp. 105, 1. in welchem Philippos zur Regierung kam, 
geschlossen, wie Theopomp damit seine Geschichte eröffnet hatte, und mit 
dem nächsten Jahre habe er das sechste Buch begonnen. Höchstens kann 
noch das Jahr Olymp. 105, 2. dem erstern beigelegt werden. Das fünfte 
umfafste also nach dieser Darstellung eilf Olympiaden. 


(') Clinton Fast. Hell. unter Olymp. 110,1. mit Krügers Bemerkungen. 


(°) Demosth. g. Polykl.$.1213.15. Die Zeitbestimmung ergiebt sich aus dem Zusammen- 
hange der Rede; vgl. Clinton S. 131. d. Krügerschen Übers. 


(°) Demosth. ebendas. S.1212.1213. 


20 BiooE ck“ 


Alles, was mit Bestimmtheit in das sechste Buch gesetzt wird, liegt 
in der Zeit von Olymp. 105, 2. bis Olymp. 110, 2. entweder gewifs oder 
höchst wahrscheinlich; die Schlacht bei Chaeronea (Olymp. 110, 3.) oder 
ein etwas späterer Zeitpunkt, wie etwa Alexanders Übergang nach Asien 
unter dem Archon Euaenetos (Olymp. 111, 2.) konnte der Grenzpunct 
gegen das siebente Buch seyn, dessen Anfang man nicht viel später zu 
setzen geneigt seyn dürfte, weil das achte schon mit Olymp. 118,2. schlofs. 
Indessen kann man auch annehmen, das siebente und achte hätten zusam- 
men nur zwölf Jahre umfafst, wie das neunte nur höchstens vier Jahre 
in sich begriff: unter welcher Voraussetzung man das sechste Buch bis 
Olymp. 115,2. könnte fortlaufen lassen, und das siebente mit Olymp. 115,3. 
anfangen, das heifst mit demjenigen Jahre, in welchem durch die Herr- 
schaft des Kassander der Grund zur Verwaltung des Phalerers Demetrios 
gelegt wurde. Hiernach würde dann das Ende des sechsten Buches mit 
dem Ende der oben berührten Schrift regt r@v ASyunrıv üpkavruv amo Iw- 
ngaridev meygı "AreAAoöwgev übereinstimmen; und Philochoros müfste vom 
siebenten Buche an plötzlich viel ausführlicher geworden seyn: eine aller- 
dings nicht ungereimte Annahme, da es sogar leicht möglich wäre, dafs 
die sechs ersten Bücher abgesondert von den übrigen als ein besonderes 
die Zeiten vor seinem Jünglingsalter umfassendes Werk herausgegeben wa- 
ren. Folgendes sind die Anführungen aus dem sechsten Buche. Evrstlich, 
dafs die Zwölfhundert, welche die Liturgien versehen hätten, daselbst vor- 
kamen (!). Unstreitig sind diese die zwölfhundert Mitglieder der trierar- 
chischen Symmorien, welche Olymp. 105,3. für das nächste Jahr und die 
Folge gebildet wurden (?): die Symmorien der Vermögensteuer waren 
schon im vorhergehenden Buche an ihrer Stelle abgehandelt; die Trierar- 
chie ist eine Liturgie, die Vermögensteuer nicht. Zweitens führt Har- 
pokration (°) aus Demosthenes vierter, nach den gewöhnlichen Ausgaben 
erster Philippischer Rede (*) die Worte an: xai ryv iegav amo 775 Kuwpas 


„ >» ’ & n SEN eIe 4 € Re 
Unger’ Ex,av remen, und setzt zur Erklärung zu: Asyar’ av n magancs, Ws Fuvide 


(') Bruchst. S.73. aus Harpokration. 
(°) Staatsh. d. Athen. Bd. I. S.99 ff. 
(°) In ieoa rorngns. Vgl. Bruchst. S.61. 
C)ES:90H: 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 21 


Er En Te ToV Biroyogov nu En rev "Avdgoriwvos önolws eure. Harpokration 
wollte hiermit nicht sagen, aus diesen könne man sehen, dafs unter der 
heiligen Triere jederzeit die Paralos gemeint sei: denn es gab Ja auch andere 
heilige Trieren (!): sondern dafs in jener Demosthenischen Stelle die Paralos 
verstanden werden müsse. Philipp nehmlich hatte die heilige Triere weg- 
geführt, sagt Demosthenes; dafs es die Paralos war, sah man aus den Atthiden, 
worin dieselbe That erwähnt war. Diese wurde bei Gelegenheit einer Lan- 
dung bei Marathon ausgeführt, welche jedenfalls in den angenommenen 
Zeitraum des sechsten Buches, und wie es scheint schon in Olymp. 106. 
fällt (?). Drittens war in demselben die Geschichte des Jahres Olymp. 107,4. 
unter dem Archon Kallimachos enthalten (*). Viertens von den Bürgerprü- 
fungen (duelnpirer), wie sie unter dem Archon Archias vorgenommen wur- 
den, hatten am vollständigsten Androtion und im sechsten Buche Philochoros 
gehandelt (*). Dies bemerkt Harpokration zur Erläuterung des Aeschines, 
welcher in der Olymp. 108, 4. gehaltenen Rede gegen Timarch zweimahl der 
kürzlich gehaltenen Bürgerprüfung gedenkt, und diese auch in der Rede de 
Jalsa legatione erwähnt. Es ist also klar, dafs der Archon Archias, welchen 
Harpokration anführt, nicht der von Olymp. 90,2. seyn kann, sondern nur 
der von Olymp. 108, 3. und in der Geschichte dieses Jahres Philochoros 
jenen Gegenstand abgehandelt hatte; hierdurch wird zugleich der Demosthe- 
nischen Rede gegen den Eubulides ihre Stelle angewiesen, da diese zur Zeit 


jener Bürgerprüfung gehalten wurde. Es ist dies die zweite Bürgerprüfung, 


(') Staatsh. d. Athen. Bd.I. S.258f. 
(2) Abh. de archont. Att. pseudep. S.136. Winiewski a.a.O. S.61f. 
(°) Bruchst. S.73. 


S. 

(*) Bruchst. S.61. Was hierüber zu sagen, hat mir Clinton unter Olymp. 108,3. schon 
vorweggenommen. Ich setze nur zu, dals bei dieser Bürgerprüfung offenbar jener Antiphon 
ausgestolsen wurde, dessen Demosthenes v. d. Krone 8.271. gedenkt, und dafs hiernach die von 
Demosthenes dort erwähnten Thatsachen und die Delische Rede des Hyperides später zu setzen 
sind, als ich Staatsh. d. Athen. Bd. I. S.441. und Winiewski Comm. in Dem. de Cor. S.52 ff. 
gethan haben. Auf den Ausdruck veewes, welchen Demosthenes $. 272. von Aeschines bei dieser 
Gelegenheit gebraucht, kann eine Zeitbestimmung dieser Sache nicht gegründet werden, da ve«ri«s 
wie veavizös einen stattlichen, hochfahrenden, anmalsenden Menschen bezeichnet (vgl. S.329.), 
und nicht auf das Lebensalter des Aeschines bezogen werden darf. 


22 Boxer 


welche wir kennen; die erste fiel in Olymp. 83,4. Dagegen ist keine Spur 
vorhanden, dafs eine solche unter dem Archon Archias Olymp. 90,2. ange- 
stellt sei; ein Irrthum, der besonders durch Petitus verbreitet worden, und 
den auch Jos. Scaliger theilt. Bekanntlich ist in dessen Thesaurus temporum 
eine sogenannte irrogiwv cuvayuyn enthalten, deren ersten Theil eine ’Oruu- 
Tiadwv avaygadı bildet: dies sehr fleifsig gearbeitete Werk erweist sich Jedem, 
der es in Verbindung mit andern Quellen öfter gebraucht, als eine Zusam- 
menstellung, welche Scaliger aus den ihm zugänglichen Quellen gemacht und 
nach dem Vorworte des zweiten Herausgebers fortwährend verbessert hat. 
So oft dies bereits auch gesagt worden ist (!), findet dennoch der alte Irr- 
thum, als ob wir darin eine alte Schrift vor uns liegen hätten, immer wieder 
seine Liebhaber, und es wäre daher zu wünschen, dafs ein junger Mann die 
mühseelige, sonst aber nicht mit Schwierigkeiten verbundene Aufgabe löste, 
die Quellen, woraus alles geschöpft ist, nachzuweisen. Jene Bürgerprüfung 
nun hat Jos. Scaliger aus dem Harpokration fälschlich unter den ersten Archon 
Archias Olymp.90, 2. eingetragen. Fünftens war in dem Buche, wovon 
wir sprechen, die Geschichte der Jahre Olymp. 110,1. und Olymp. 110,2. 
unter den Archonten Theophrastos und Lysimachides enthalten (?). Beiläufig 
gesagt, bezeichnet Philochoros sowohl diese beiden Archonten als den von 
Olymp. 107,4. näher durch ihren demotischen Nahmen: Kaarinay,es Tlepya- 
onIev, Gsopearres “Aruıeis, Auriuayoys "Axapveus: eine ganz ungewöhnliche 
Bezeichnungsweise, welche mir bereits früher aufgefallen ist (°), die aber, 
obgleich amtlich zu jener Zeit nicht gebraucht, von Philochoros verständig 
angenommen worden, weil gleichnahmige Archonten andere Jahre bezeich- 


(') Sehr gut neuerlich von Niebuhr kl. Schriften Bd.I. S.212. Die Bemerkung von Creuzer 
zu Fr. Sylburgiü Epistolis quinqgue S.26. als ob der Armenische Eusebios beweise, das Werk 
sei alt, beruht auf einem Milsverständnifs, welches schon von Niebuhr hinlänglich hervorgeho- 
ben ist. Wer sich ganz kurz aus Einer Probe überzeugen will, dafs das Werk von Scaliger sei, 
mustere nur die Attischen Archonten durch, und er wird finden, dafs keiner darin vorkommt, 
der nicht in den Listen erscheint, welche die Neuern aus den Schriftstellern zusammengestellt 
haben, und dafs alle diejenigen fehlen, die Scaliger nicht aus den Schriftstellern kennen konnte. 
Eben so verhält es sich mit allen übrigen Thatsachen. 


(?) Bruchst. S.75f. 
(°) Dearchont. Att. pseudep. S.152. 


über den Plan der Atthis des Philochoros. 23 


neten. Sechstens hatte er in diesem Buche die Verurtheilung der Wahr- 
sagerin Theoris erzählt (!), welche von Demosthenes angeklagt war; die 
Sache wird in der ersten Rede gegen Aristogeiton unter den Demostheni- 
schen erwähnt, und es ist wenigstens kein Grund vorhanden, sie nach der 
Schlacht bei Chaeronea zu setzen. Siebentens kamen die xurgwe dyäves 
daselbst vor (?); ohne Zweifel ist die Wiederherstellung dieses Spieles durch 
das Gesetz des Redners Lykurg gemeint. Endlich war im sechsten Buche 
unter einem bestimmten Jahre die Weihung eines gewissen Dreifufses ange- 
merkt, den Aeschraeos der Anagyrasier, nachdem er das Jahr vorher gesiegt 
hatte, setzen liefs (°); diese Thatsache ist weiter nicht überliefert. 

Die Angaben aus dem siebenten Buche sind äufserst dürftig. 
Wir finden daraus erwähnt, Phyle sei ein Kastell ($gsvgeev) (*); die Meinung, 
es gehöre dies in die Geschichte des Thrasybul, widerlegt sich aus der bis- 
herigen Darstellung sicher genug, wenn nicht etwa die Zahl des Buches 
verschrieben ist. Aufser jener Bemerkung werden aus diesem Buche drei 
Behörden angeführt, arorreieis, vouoburaxes und yuvarzoveucı (?). Dafs diese 
nicht blofs gelegentlich genannt waren, wird man leicht glaublich finden, da 
alle in demselben Buche vorkamen; die erhaltenen Worte des Philochoros 
selbst über die Gynäkonomen (°), Oi yuvarzovaucı uera Tüv "Apsorayırav eo no- 
Fouv Tas dv Tas olxiaıs Fuvodeus, Ev TE TEILS yaucıs zul rals arAcıs Syria, deuten 
klar genug auf eine zusammenhängende Erzählung von Verfassung und Ge- 
bräuchen einer gewissen Zeit, die später nicht mehr vorhanden waren. Eine 
neue, durchgreifende Verfassung und Verwaltung bietet aber in den spätern 
Zeiten nur die zehnjährige Regierung des Phalerers Demetrios dar, welche 
von Olymp. 115,4. bis Olymp. 118,1. beide Jahre eingeschlossen dauerte: 
über welche Zeitbestimmung es genügt auf Clinton zu verweisen. Obgleich 


(') Bruchst. S.61. Dem. g. Aristog. I. S.793. (über die Zeit der Rede vgl. Clinton unter 
Olymp. 112,2.) Plutarch Demosth. 14. 


(2) Bruchst. S.62. vgl. das Leben der zehn Redner S.252. (Plutarchs Werke Tüb. Ausg. 
Bd. VI.) und dazu meine Abhandl. über die Dionysien Cap. 20. 21. 


(°) Bruchst. S.62. 
(*) Bruchst. S.68. 
(°) Bruchst. S.44. S.41. 
(°) Athen. VI, S.245.C. 


24 Borceıu 


nun die drorrereis allerdings schon im Demosthenischen Zeitalter vorkom- 
men, so läfst sich doch bei den beiden andern Behörden ganz einleuchtend 
machen, dafs was Philochoros von ihnen sagte, nur auf die Zeit des Deme- 
trios gehen kann; und wir sind demnach berechtigt zu behaupten, Philo- 
choros habe im siebenten Buche wo nicht viele Jahre, doch wenigstens 
eines und das andere der Verwaltung dieses Staatsmannes und dessen neue 
Einrichtungen dargestellt. Nach den Urtheilen der Alten war der Staat unter 
dieser Regierung in dem besten Zustande (!); dazu gehörte gute Ordnung 
im öffentlichen und häuslichen Leben, Beobachtung der Gesetze und zu 
Hause Mäfsigkeit, welche Montesquieu mit Recht zu den ersten Erfordernis- 
sen eines gemäfsigten Freistaates rechnet: für einen solchen Zustand pafsten 
sich Gynaekonomen und Nomophylaken, zwei hier und da gangbare Behör- 
den, die namentlich zu Sparta, die letztere unter demselben Nahmen, sehr 
wirksam gewesen seyn müssen, in der Blüthe des Attischen Staates aber 
ohne Bedeutung seyn konnten, selbst wenn sie vorhanden waren. Man hat 
allerdings angenommen, beide hätten zu Athen schon in alter Zeit bestanden; 
aber ich finde keine Beweise. Ich will von beiden besonders reden. Meier 
hat im ersten Buche vom Attischen Prozefs (?) die Hauptstellen von den 
Gynäkonomen und der Aufsicht über das weibliche Geschlecht zu Athen so 
zu einem Ganzen verbunden, dafs auf Zeitunterschiede nicht Rücksicht ge- 
nommen ist; wer von dem Bestehen der Gynäkonomen zu Athen in alten 
Zeiten nicht überzeugt ist, wird in der Untersuchung anders verfahren müs- 
sen. Kein einziger Attischer Redner weils etwas von den Gynäkonomen; 
Aristoteles (°) spricht zweimahl von ihnen, und erklärt sie beidemahle für 
durchaus der Demokratie entgegengesetzt; ein Urtheil, welches die Athener 
gewifs ebenfalls fällen mufsten, da sie sehr wohl wufsten, was der Demo- 
kratie gemäfs sei. Plutarch (*) spricht im Solon von den gewöhnlichen Be- 
schränkungen des weiblichen Geschlechtes nach den Gesetzen dieses Staats- 
mannes, aber die Gynäkonomen führt er nicht als Attische, sondern aus 
einer ganz andern Gesetzgebung an. Das Gesetz, welches den auf den Aus- 


(') Vgl.K.Fr. Hermann Gr. Staats- Alterthümer S.348. 
(2) 8.97. 

(°) Polit.IV,12,9. VI,5. zu Ende. 

(*) Im Solon 21. 


über den Plan der Jithis des Philochoros. 25 


gängen eine Unziemlichkeit verschuldenden Frauen eine Strafe von tausend 
Drachmen auferlegte (!), ist zwar nicht Solonisch, aber älter doch als die 
Verwaltung des Demetrios; allein von Gynäkonomen kommt dabei nichts 
vor; und wenn die Gynäkonomen nach Pollux und Hesychios (?) die gegen 
die Weiber erkannten Strafen wegen Unziemlichkeit auf einer Tafel geschrie- 
ben im Kerameikos ausstellten, so folgt ja nicht, dafs dies auf jene Strafe 
von tausend Drachmen auch schon vor Demetrios anzuwenden sei, sondern 
es konnte erst seit der Verwaltung desselben stattfinden. Auch die Stelle- 


VDE. ar I2N 1 1°. 


h ; & i 
schen Gynäkonomen aus. Dem sei wie ihm wolle, was Philochoros von 
den Gynäkonomen anführt, ist ein neues Gesetz, welches nur von Schrift- 
stellern aus dem Zeitalter des Demetrios angeführt wird, und zwar mit deut- 
lichen Worten als ein neues. ‚,‚Sie beachteten die Zusammenkünfte in den 
Häusern, bei den Hochzeiten und den andern Opfern,’’ sagte Philochoros: 
derselbe Athenäos aber, der diese Bemerkung des Philochoros erhalten hat, 
führt sie im Zusammenhange mit zwei Dichterstellen an, deren eine von 
Menander, die andere von Timokles ist: beide scherzen über das neue 
Gesetz. Timokles sagt, man solle die Thür öffnen, damit die Gäste im 
vollen Lichte ständen, wenn etwa nach dem neuen Gesetze der Gynäko- 
nome käme, um die Gäste zu zählen; übrigens thäte er besser, wenn er die 
Häuser derer untersuchte, die keine Mahlzeit hätten. Beim Menander sagt 
einer, er habe erfahren, bei den Gynäkonomen seien alle Köche eingeschrie- 
ben, welche auf den Hochzeiten Dienste leisteten, nach einem gewissen neuen 
Gesetz, damit man von ihnen erfahren könne, ob einer mehr Gäste gesetzt 
habe als erlaubt sei. Menander lehrte zu Athen von Olymp. 114,3. an; 
Timokles war älter, reichte aber in Menanders Zeitalter herab (*). Man 
erkennt leicht, wie genau hier alles zusammenstimmt. Nicht anders verhält 
es sich mit den Nomophylaken. Meines Erachtens hat Ullrich in der Ab- 
handlung über die Eilfmänner vollkommen erwiesen, dafs es zu Athen vor 


(') Harpokr. örı Yırıas. 

(?) Pollux VII, 112. Hesychios in rAgraves. 

(°) De encom. S.105. Heer. 

(*) Meineke Qu. scenic. II. S.62. Clinton Fast. Hellen. unter Olymp. 114,1. 


Histor, philol, Abhandl. 1832. D 


26 Boscku 


Demetrios dem Phalerer keine Nomophylaken gegeben hat; wozu noch an 
einem andern Orte unterstützende Gründe hinzugefügt worden sind (!): bei 
keinem Schriftsteller, welcher darüber gehandelt hat (?), finde ich den Ge- 
genbeweis. Um nicht zu sehr ausführlich zu werden, bemerke ich darüber 
nur folgendes. Aristoteles (*) bezeichnet die Nomophylaken ausdrücklich 
als eine nicht demotische, oder was bei ihm ziemlich einerlei ist, nicht de- 
mokratische Behörde; kein Redner kennt dieselben als Attische Behörde 
aufser Deinarchos, welcher in Athen so lange lebte äund wirkte als Demeizoy 


NT I7 


für sie an, und nur zur Erläutetine der Stellen in dessen Reden beruf er 
sich auf das siebente Buch des Philochoros, worin sowohl anderes über sie 
vorkomme, als dafs sie die Behörden nöthigten die Gesetze zu gebrauchen: 
nach Harpokrations Art aber mufs man annehmen, diese Bemerkung diene 
eben zur Erläuterung des bei Deinarchos Vorkommenden. Dies hat um so 
mehr Gewicht, als in den frühern Rednern viele Stellen sind, wo die Nomo- 
phylaken vorkommen müfsten, wenn sie vorhanden gewesen wären; wie oft 
ist von Vernachlässigung der Gesetze die Rede, über deren Beobachtung sie 
würden gesetzt gewesen seyn! Bekanntlich war der Areopag ursprünglich seit 
Solon der Gesetzwächter; dies ist er aber auch noch unter Euklid, unter 
welchem gerade ihm und fast mit denselben Worten dasjenige aufgegeben 
wird, was Harpokration den Nomophylaken zuschreibt, dafür zu sorgen, 
dafs die Behörden die bestehenden Gesetze gebrauchen (°). Warum sollten 
die Nomophylaken hier nicht genannt seyn, wenn sie vorhanden waren? 
und wozu wären sie gewesen, da der Areopag gerade ihr Geschäft hatte? 
Die Nomophylaken hatten ferner nach den Grammatikern die Pflicht, als 
Beisitzer der Proedren in Rath und Volk bei gesetzwidrigen Vorschlägen die 
Abstimmung zu verhindern; es kann nicht zweifelhaft seyn, dafs sie, hätten 


(') Allg. Schulzeitung 1830. Abth. II. St.83. 


(*) Sie sind aufgezählt bei Hermann Gr. Staats - Alterth. S.246. Meier Att. Prozels S. 68 f. 
hat gegen Ullrich gesprochen: aber Gegenbeweise hat er doch eigentlich nicht gegeben, so weit 
die Sache unsern Gegenstand anlangt. 


(°) Polit. V1,5. zu Ende. 
() Im Nonwodurczes, wo 7rov zu tilgen. 


(?) Andok. v.d.Myst.S.40. 


über den Plan der dtthis des Philochoros. 27 


sie bestanden, von Aeschines (!) würden genannt worden seyn, wo er gerade 
im Zusammenhange mit gesetzwidrigen Vorschlägen klagt, über das unziem- 
liche Betragen der Redner könnten „weder die Gesetze, noch die Prytanen, 
noch die Proedren, noch der ganze vorsitzende Stamm” Herr werden. End- 
lich lehrt Pollux (?) ausdrücklich, zu des Phalerers Zeit seien die Eilfmänner 
im Nomophylaken umgenannt worden. Dies alles zusammengenommen ist 
es, dünkt mich, völlig klar, dafs vorher keine Nomophylaken zu Athen 
waren, dafs Demetrios sie eingeführt, und von diesen neu eingeführten Phi- 
lochoros im siebenten Buche gehandelt habe: was durch Zusammenstellung 
mit den Gynäkonomen noch deutlicher wird. Der liederliche Artikel in dem 
Anhange zu der Englischen Ausgabe des Photios (°), welcher nach dem bes- 
sern Theile aus einem andern Grammatiker ausgeschrieben ist, enthält dage- 
gen aufser der seltsamen Behauptung, es seien sieben Nomophylaken zu 
Athen gewesen, die Nachricht, dem Philochoros zufolge habe man die No- 
mophylaken eingesetzt, als Ephialtes dem Areopag nur ra ürsg roü awuares 
übrig gelassen habe. Dies ist unstreitig Erfindung eines unwissenden Gram- 
matikers; was dieser unter r«@ ürsg re) cwuaros verstanden habe, lassen wir 
dahin gestellt seyn, sind aber sicher darüber, dafs Philochoros, der nur von 
den Nomophylaken des Demetrios handelte, diese Faselei dabei auch nicht 
beiläufig könne angebracht, und am wenigsten einen so ungeschickten Aus- 
druck verschuldet haben. Hätte Philochoros etwas von Nomophylaken zur 
Zeit des Ephialtes gewufst, so würde er davon zu Ende des dritten oder zu 
Anfang des vierten Buches gesprochen haben; aber auch der genannte Gram- 
matiker führt wie Harpokration nur das siebente an. Es erhellt hieraus zur 
Genüge, dafs auch für die Streitfrage, ob der Areopag durch Ephialtes 
die Blutgerichte verloren habe, der angebliche Philochoros im Anhang zum 
Photios kein entscheidendes Gewicht haben könne, theils weil r« ürsg rou 
ewwares nicht soviel ist als r« deviza, theils weil dieser Artikel gerade in dem 
Puncte, worauf es ankommt, den offenbarsten Irrthum enthält (*). Übrigens 


(') Gr. Ktesiph. S.384-388. 
(2) VII, 102. 
(°) S.673f. Man vergleiche dazu besonders den Suidas, um andere zu übergehen. 


(‘) Ullrich in einer brieflichen Mittheilung an mich möchte aus der Stelle im Anhange des 
Photios schlielsen, die Eilfmänner seien zu Ephialtes Zeiten eingeführt worden; diese nehmlich 


D2 


28 B:o we «Ku 


blieben, nach den Grammatikern zu schliefsen, die Nomophylaken des De- 
metrios unter dem Nahmen der Thesmophylaken bestehen; wogegen. die 
Gynaekonomen, wie oben bemerkt worden, als etwas Veraltetes angeführt 
werden; ohne Zweifel wurden letztere wegen der gehässigen Einmischung 
in das häusliche Leben nach dem Sturze des Demetrios wieder aufgehoben. 
Von dem achten Buche kennen wir nichts als das Ende (!), welches 
das Jahr des Archons Anaxikrates Olymp. 118,2. ist; es enthielt die Ein- 
nahme Athens durch Demetrios den Poliorketen, die Aufhebung der Regie- 
rung des Phalerers und die Mafsregeln gegen ihn und seine Anhänger; dem 
Philochoros scheint diese angebliche Wiederherstellung der Freiheit kein 
grofses Glück geschienen zu haben, da er dem Poliorketen und seinem 
Hause cher abgeneigt als zugethan war, und später wenigstens der Anhäng- 
lichkeit an das Aegyptische Königshaus beschuldigt wurde, bei welchem der 
Phalerer Schutz gefunden hatte. Der Anfang des neunten Buches, welcher 
mit Olymp. 118,3. gemacht war (?), ohne Nennung des Priesters der Erretter, 
wie es scheint, welcher damals das Jahr bezeichnete, später aber wieder auf- 
gehoben wurde, enthielt die Prophezeiung des Philochoros über die künftige 
Zurückrufung der Verbannten, welche das Jahr vorher waren zum Tode ver- 
urtheilt worden. Bis hierher haben wir die Folge der Bücher an dem Faden 
der Zeit deutlich entwickeln können, und ein Theil der Bruchstücke, welche 
keinem bestimmten Buche beigelegt sind, wird sich darnach an ihrer wahr- 
scheinlichen Stelle zwischen den übrigen einfügen lassen; aber über die folgen- 
den Bücher läfst sich wenig ausmitteln, Theils weil nicht viele Bruchstücke 
daraus angeführt sind, Theils weil wir die Zeitgeschichte nicht genau kennen. 
Aus dem neunten kommt nur noch die Erwähnung der iegei aörwves vor (°), 


meine der Grammatiker, wenn er die Nomophylaken nenne, indem letztere später an die Stelle 
der erstern getreten waren: hiernach sei die ungenaue und unklare Stelle in dem Auszuge 
des Pontischen Heraklides über die Einsetzung der Eilfmänner zu berichtigen, wonach man 
den Ursprung derselben in die Zeiten des Aristides und Themistokles setzt. Mir scheint weder 
die letztere Meinung noch die erstere hinlänglich begründet, und ich möchte die Eilfmänner am 
liebsten als Solonische Anstalt betrachten, so wie sie in den Solonischen Gesetzen auch vorkom- 
men, die freilich später vielfältig verändert worden sind. 


(') Bruchst. S.79. 
(°) Bruchst. S. 80. S.2. 
(°). ‚Bruchst. S.50. 


über den Plan der dtthıis des Philochoros. 29 


von denen wir weiter nichts wissen. Das zehnte handelte von der Ein- 
weihung des Demetrios in die Eleusinischen Mysterien ('), welche in 
Olymp. 119,3. fällt. Da das neunte Buch also höchstens vier Jahre um- 
fafste, so konnten freilich die acht andern Bücher den Zeitraum von 
Olymp. 119, 3. bis zum Ende der 129. Olymp. leicht ausfüllen, aber es 
konnte auch etwa das letzte Buch die oben angeführte Gegenschrift gegen 
Demon enthalten, und aufserdem den letzten Büchern aufser der Ordnung 
der Zeit vieles gelegentlich eingestreut seyn. Rechnen wir die angebliche 
Erwähnung des zwölften Buches ab, die wir oben auf das zweite zurückge- 
führt haben, so bleiben nur noch zwei aus dem zehnten und eine aus dem 
sechzehnten übrig. Aus der letztern Stelle wird angeführt, dafs er die aurr- 
rovs, eine Art leichter Truppen, auch mocdgonous genannt habe (*); eine Bemer- 
kung, die in der Geschichte jedes kleinen Krieges vorkommen konnte. Von den 
beiden andern bezieht sich die eine auf die Niederlage der Lakedämonischen 
Mora im Korinthischen Kriege in Olymp. 96. (°) Ist also die Zahl bei Har- 
pokration nicht verschrieben, so müfste dies gelegentlich angebracht seyn. 
Die andere enthält die Angabe des Steuerkapitals (riunu«) von Attika zu sechs- 
tausend Talenten (*); diese Erwähnung knüpft Harpokration an dieselbe An- 
gabe des Demosthenes in der Rede von den Symmorien, und wir wissen, dafs 
in jener Zeit, seit Nausinikos (Olymp. 100, 3.), jene Berechnung galt; genau 
genommen waren es 5750 Talente, wozu jedoch noch die Schatzungen der 
Schutzverwandten kamen, durch welche das Steuerkapital sogar noch über 
sechstausend Talente erhoben werden mufste. Kaum ist es möglich, dafs 
nach so bedeutenden Staatsveränderungen, wie die unter Antipater, Kassander 
und Demetrios dem Städtebelagerer, welche das Vermögen sowohl erschüt- 
terten, als alle Verhältnisse umwälzten, diese Schatzung auch noch um 


(') Bruchst. S.$1f. Hierher gehört auch die Erwähnung des zehnten Buches bei Harpokr. 
in rurreuzorwv Bruchst. S. 82. 

(*) Bruchst. S.82. 

(°) Bruchst. S.72. aus Harpokr. in Zevizev 2v Kogu>w, welche Glosse zur ersten Philippi- 
schen Rede des Demosthenes gehört. Dals &v dszarn in der Breslauer Handschrift fehlt, kann 


nicht in Betracht kommen. 


(*) Bruchst. S.77. aus Harpokr. im "Or: 2£ezısyrıe. Zu näherem Verständnils dient Staatsh. 
d. Athen. Bd. II. S.21-28. S.50-57. S.59 ff. 


30 BorceeHuH 


Olymp. 120. galt; und da Philochoros im fünften Buche von den Symmo- 
rien der Vermögensteuer unter Nausinikos gehandelt hatte, wohin die Lehre 
vom Steuerkapital eigentlich gehörte, so mufs es befremden, dafs das zehnte 
Buch angeführt wird. Bedenkt man nun, dafs auch die Niederlage der La- 
kedämonischen Mora in Olymp. 96. nach unserer Vorstellung in das fünfte 
Buch gehören würde, so kann man zu der Vermuthung kommen, der Ver- 
fasser habe bei der Fortsetzung des Werkes, welches doch wahrscheinlich 
stückweise in verschiedenen Zeiten herausgegeben wurde (!), den spätern 
Büchern gelegentlich Nachträge zu den frühern eingewebt, dergleichen ja 
durch Widerspruch oder durch die Zeitumstände veranlafst seyn konnten; 
und so dürfte das zehnte Buch insonderheit zu dem fünften Nachträge ent- 
halten haben, wobei also, wie schon im Anfange dieser Abhandlung vermu- 
thet worden, die Ordnung der Zeit nicht mehr wie in den ersten Büchern 
vollkommen festgehalten war. 


(‘) Das achte Buch und das neunte scheinen, wenn wir den richtigen Anfang des letztern 
haben, so enge verbunden gewesen zu seyn, dafs sie zusammen herausgegeben seyn dürften. 
Nun erwähnt Philochoros zu Anfang des neunten die später erfolgte Rückkehr der Verbannten, 
welche erst Olymp. 122,1. statt fand (s. Clinton unter diesem Jahre): diese Bücher können also 
erst nach Olymp. 122,1. erschienen seyn; ja da der Anfang des neunten Buches, wie oben bemerkt 
worden, keinen isgeis rav swr/gwv nannte, muls man annehmen, dafs dieser Theil des Werkes 
erst nach der Verwerfung dieser Art die Jahre zu bezeichnen, also nicht vor Olymp. 123. her- 
ausgegeben war. Im sicbenten waren die Gynäkonomen als eine nicht mehr bestehende Behörde 
erwähnt; da die Behörde schwerlich vor Olymp. 118,2. aufgehoben wurde, und Philochoros 
auch nicht gleich hernach über die Verfassung und Verwaltung des Phalerers etwas bekannt 
gemacht haben wird, so könnte man wohl annehmen, das siebente sei mit den beiden folgenden 
zusammen herausgegeben. Die sechs ersten Bücher können weit früher als die folgenden ge- 
schrieben und bekannt gemacht seyn. 


Die Wirkungen der asiatischen Cholera im preulsischen 
Staate wärend des Jahres 1831. Nach den bei dem 
statistischen Büreau eingegangenen Nachrichten. 


“ Von 


I®- HOFFMANN. 


nnnnnnandrrvvie 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 22. November 1832.] 


D. statistische Büreau des preufsischen Staats empfängt jährlich von 
sämmtlichen fünf und zwanzig Regierungen desselben und von dem Polizei- 
Präsidio zu Berlin Übersichten der im Laufe des nächstverflofsnen Kalen- 
derjahres Gestorbnen nach ihrem Alter und den Ursachen ihres Todes. 
Beides wird jedoch nur nach grofsen Abtheilungen angegeben, weil bei 
mehr ins Einzelne gehenden Unterschieden weniger Zuverlässigkeit erwartet 
werden kann: namentlich wächst die Schwierigkeit, gleichförmige Ansich- 
ten bei den Tausenden aufnehmender Ortsbehörden zu bewirken, mit der 
Zahl der Unterschiede, deren Beachtung verlangt wird; auch ist endlich 
Ermüdung und Überhäufung bei dem Drange der täglichen Dienstgeschäfte 
zu befürchten. Diese Übersichten enthalten die Zahl der Gestorbnen nach 
solchen Abtheilungen summarisch für jeden landräthlichen Kreis, und be- 
sonders für jede einzelne Stadt: die Angaben für jede einzelne Ortschaft 
überhaupt, sei sie nun Stadt, Flecken, Dorf oder andre Wohn- Anlage, 
bleiben in den Kreis-Registraturen, weil deren Einsendung an das statis- 
tische Büreau nur unübersehbare und deshalb unnütze Massen anhäufen 
würde. 

Am Schlusse des Jahres 1831 wurde nach diesem allgemeinen Ver- 
fahren auch eine Nachweisung derjenigen Einwohner des preufsischen Staats 
aufgenommen, welche die Cholera im Laufe desselben tödtete. Diese liegt 
den nachstehenden Betrachtungen zum Grunde, deren Zweck es ist, zu ver- 
suchen, ob vielleicht auch die politische Rechenkunst durch Vergleichung 
der Wirkungen dieser neuen Seuche mit den Wirkungen der aufserdem vor- 


Hıstor, philol. Abhandl, 1832. E 


32 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


gekommnen Todesursachen zur Erleichterung eines begründeten Urtheils 
über die Natur derselben beitragen könnte. Darf auch nicht für unmöglich 
angesehn werden, dafs einzelne Cholera-Todesfälle, sei es absichtlich, 
sei es zufällig, verkannt, und in das allgemeine Verzeichnifs derselben nicht 
aufgenommen worden: so besteht doch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dafs 
solche Fehler in den Massen, welche hier betrachtet werden sollen, spurlos 
verschwinden, weil sie stets nur seltne Ausnahmen sein konnten. Die Grund- 
lage der nachstehenden Betrachtungen scheint daher hinreichend gesichert: 
dagegen bleiben die Folgerungen aus blofsen Zahlenverhältnissen, welche 
darauf gebaut werden sollen, einer wesentlichen Beschränkung unterworfen. 
Selbst diejenigen, die das eine Äufserste der verschiednen Ansichten über 
die Natur der neuen Seuche vertheidigen, die eben so sehr das Räthsel als 
die Geifsel des Zeitalters ist; dafs nämlich ihre Fortpflanzung ausschliefs- 
lich durch Übertragung eines Krankheitsstoffes erfolge, die mithin das Ab- 
halten derselben gänzlich von der Einsicht und Kraft der Obrigkeit und von 
dem Gehorsam und der Aufmerksamkeit ihrer Untergebnen, folglich von 
willkührlichen menschlichen Handlungen abhängig machen, verkennen doch 
nicht, dafs der Erfolg dieser Bemühungen durch eine Empfänglichkeit ge- 
gen Ansteckung erleichtert oder erschwert werde, welche von Naturkräften 
erzeugt wird, deren Einflufs durch die freie Thätigkeit der Menschen wohl 
beschränkt, aber nicht unbedingt vernichtet werden kann. Dagegen können 
und wollen auch diejenigen, die das andre entgegengesetzte Äufserste, näm- 
lich das ausschliefsliche Entstehen der Krankheit ohne Übertragung eines 
Krankheitsstoffes behaupter, doch keinesweges verkennen, dafs willkühr- 
liche Handlungen, Reinlichkeit, Gemüthsruhe, Enthaltsamkeit und zeitiges 
Suchen ärztlicher Hülfe, wenn auch unzureichend das Entstehen der Krank- 
heit oder selbst auch nur deren tödtlichen Ausgang ganz zu hindern, doch 
sehr viel dazu beitragen können, beides seltner zu machen. Darin scheinen 
sich demnach alle Ansichten, von einem Äufsersten hin zum andern, zu ver- 
einigen, dafs zwei ganz verschiedne Einflüsse die Wirksamkeit der Cholera 
bedingen: einer, der von menschlichen Einsichten und Handlungen abhängt; 
und einer, der aufser dem Gebiete menschlicher Willkühr liegt. Auch in 
dem erstern ist zwar keinesweges Alles blofs zufällig und persönlich; denn 
der Gehorsam gegen obrigkeitliche Anordnungen und die Aufmerksamkeit 


in der Befolgung ärztlicher Vorschriften gehn im Allgemeinen aus der Sitt- 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 33 


lichkeit und dem Verstande der Nation hervor, und den verschiednen Lan- 
destheilen sind auch in dieser Beziehung verschiedne Bildungsstufen eigen: 
aber es liegt doch in dem Auffassen des entscheidenden Augenblicks durch 
Öbrigkeiten und Ärzte, in dem Vertrauen, wodurch ausgezeichnete Persön- 
lichkeiten jedes Standes ihren Ermahnungen Eingang zu verschaffen wufs- 
ten, und in der Klugheit, wodurch Ärgernifs und Aufregung vermieden 
wurden, soviel von den Eigenschaften Einzelner und der Gunst des Au- 
genblicks Abhängiges, dafs ein grofser Theil der Wirkungen der Cholera 
nur als zufällig erscheinen kann, und gänzlich aufser dem Bereiche eines 
Verfahrens fällt, das aus einer Auffassung grofser Massen von Thatsachen 
allgemeine Lehrsätze und Regeln herzuleiten bezweckt. Nur so weit diese 
Zufälligkeiten den Erfolg der von menschlicher Willkühr unabhängigen Ein- 
flüsse, und die Wirksamkeit der allgemeinen Bildungsstufe grofser Landes- 
theile nicht unkenntlich machen, bleibt es überhaupt möglich, durch Be- 
trachtungen, wie sie nachstehend versucht werden, Urtheile über die Natur 
der neuen Seuche, wo nicht zu begründen, so doch vorzubereiten. Schon 
die blofse Aussonderung des Unhaltbaren in deu bisher vorgetragnen Mei- 
nungen dürfte in dieser Beziehung nicht unverdienstlich erscheinen. 


Der preufsische Staat hatte am Ende des Jahres 1831 mit Einschlufs 
des Militärs nach einer damals veranstalteten polizeilichen Zählung 13,038,960 
Einwohner: im Laufe des gedachten Jahres waren 462,665 gestorben, dar- 
unter 32,647 an der Chölera. Wie diese Zahlen sich auf die einzelnen Re- 
gierungsbezirke vertheilten, ergiebt folgende Nachweisung. 


34 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Darin starben im Laufe des 


nWEnder des Tahre Jahres 4831 mit Einschlufs 
Die Regierungsbezirke hatten bei einem 1831 Einwohner des Militärs 
Flächeninhalte mit Einschlufs des also Einwohner mn A 
von darin auf der darunter an der 
geogr. DJ Meilen stehenden Militärs geogr. Q Meile überhaupt Cholera 
—— (Tl jun (u en, 
1. Königsberg. .......... 408,13 716,456 1,756 31,900 6,129 
2. Gumbinnen ....2.2.2.2.. 298,21 27,115 1,768 22,468 2,332 
3 Danzig eye oe a en 152,28 326,549 2,144 18,376 3,624 
4. Marienwerder....22.... 3191 455,807 1,42 30,186 5,560 
DeiBoseniee ee ee nee 921,68 730,047 2,269 32,668 3,098 
6;.!Brombers »%2.2450....1914,85 326,231 1,518 23,433 4,592 
7. Potsdam mit Berlin ..... 373,69 896,751 2,399 31,967 2,172 
Se Erankfurt. oe eieaeenee. 375,25 683,188 1,912 21,647 1,194 
OSStettini@ ers 2.2.0 0n0.aiore era 1233548 432,570 1,856 13,847 1,021 
10SKoslın are ans ee 258529 329,298 1,274 8,813 77 
14 Stralsund nero case een > 15538 150,355 1,992 4,393 
MD Breslauer seen en BOUSLAE 960,881 3,872 31,330 936 
13. Oppeln „uecencneeee 243,06 730,044 3,004 27,351 989 
YAs Liepnitzunie ang en ee 25088 773,489 3,087 23,438 30 
15. Magdeburg. .......... 210,13 562,932 2,679 17,906 543 
10». Merseburg „aus. .as« 408478 604,303 3,201 16,230 mu 
Ale Erfürt een ee anne 617 282,352 4,573 7,811 = 
18. Münster. ereere seele 132522 399,896 3,024 10,180 BEER 
4199 Minden. esse select 9A,AB 396,325 4,178 13,630 GE 
20. Arnsberg oe. &../onieeien 140,53 465,775 3,314 12,686 RES 
EN RR: 399,808 5,471 11,324 PESE: 
22. Düsseldorf ........... 100,29 706,803 7,048 19,899 EL 
234 Koblenzer schier ereens 2109,62 436,828 3,988 11,834 Der 
DANTrIer eier ee 2 390,415 3,212 9,379 er 
DH SAchen. una 154% 354,742 4,696 9,969 u: 
Überhaupt der Staat... . 5,062, 54 13,038,960 2,576 462,665 32,647 
Besonders die Provinzen 
Preulsen und Posen. ... 1,714, 54 3,082,205 1,798 159,031 25,685 
Brandenburg u. Pommern 1,298, 04 2,492,162 1,920 80,667 4,464 
Schlesien u. Sachsen. . . . 1,202, 57 3,914,001 3,255 124,066 2,498 
Westfalen u. Rheinprovinz 847,59 3,550,592 4,189 98,901 oe 


Die Sterblichkeit war im Jahre 1831 überhaupt sehr grofs, wie fol- 
gende Vergleichung mit frühern J ahren ergiebt. 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 


Es hatten die Regierungsbezirke 


im Durchschnitte der 


im Durchschnitte der 


fünf Jahre fünf Jahre 

1821 bis 1825 einschl. 1826 bis 1830 einschl. 

bei einer mittlern jährlich bei einer mittlern jährlich 
Volkszahl von Gestorbne Volkszahl von Gestorbne, 
1. Königsberg „sone oco0co. 651,051 18,520 700,484 21,176 
22. Gumbinnen so... caenaea 456,693 14,436 501,792 15,684 
3.) Danzer a. eh 297,678 8,243 322,627 11,324 
4. Marienwerder „uceceee. 412,300 12,472 447,002 17,887 
Dr Poren ges nid 667,937 18,226 123,772 26,830 
De Bebniberele ss ewenura 309,342 9,459 331,360 13,461 
7. Potsdam mit Berlin....... 800,079 20,374 863,535 23,946 
SeeRrankfurtie 2, grere Seren are 635,251 14,389 661,655 17,200 
Stettin ige se ee: 378,872 8,861 413,758 10,424 
ON 284,900 6,908 312,087 7,620 
141, Stralundes cases seeaese 140,097 2,865 148,240 4,032 
RENNENS Don ODE 885,031 25,457 938,668 29,838 
13 Oppeln en ennee 627,339 21,582 685,273 25,636 
14, Liepnitz, sonne 699,313 21,462 753,864 , 23,585 
NE EEE EL EENT 509,787 42,760 543,548 14,362 
40. Mersehure usa ssasidoisien 5u8,87A 13,912 582,919 15,343 
17 Erin 259,469 6,175 274,642 6,985 
118, Münsters aleefensseie stets siene 372,816 8,457 389,195 9,262 
419,..Minden u... 362,421 9,184 384,371 11,532 
20. Amsbere.. ..uecnsese nes 413,143 9,540 441,350 11,761 
21 Kölner ns ereneiee ersie 359,791 9,486 378,089 10,799 
22% Düsseldorf. .au..22000% 639,135 15,126 681,185 17,839 
29. Koblenz seise een 385,765 9,256 410,257 10,587 
DAS Stine sets eister tie Selsteisie: 336,246 7,643 363,848 8,345 
DHSENchen cn een ee sie eie 328,244 7,981 344,750 9,053 
Der ganze Staat. ...e.c.0.0.. 11,764,604 313,374 12,598,301 374,511 

Insbesondre die Provinzen 

Preulsen und Posen.......... 2,795,001 81,356 3,027,037 106,362 
Brandenburg und Pommern .... 2,242,22 53,397 2,399,275 63,222 
Schlesien und Sachsen ........ 3,529,813 101,348  3,778,914 115,749 
Westfalen u. die Rheinprovinzen 3,197,561 17,273 3,393,075 89,178 


35 


36 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Es hatte nämlich der ganze Staat Einwohner: 
a) Zu Anfange des Jahres 1821 nach der Zählung zu Ende 


debl Jahres: 18208: aa 11,272,482 
Zu Ende des Jahres 1825 nach der damals vollzogenen 
ZANIUNE ernste ee ee ee aan nein 12,256,725 
Summa....%. 23,529,207 
Hieraus arithmetische Mittelzahl für den fünfjärigen —— 
Zeitraum von 184 ooeeceesennnenenesnnnnn nen 11,764,604 
b) Zu Anfange des Jahres 1826 nach der zu Ende des Jahres — ——— —. 
1825 vollzognen Zählung .... nn ssnesencnsrnennnen ee 12,256,725 
Zu Ende des Jahres 1830 nach der Zählung 
zu. Binde des Jahres 1828 nu nr 12,720,110 
mit Hinzufügung des Überschusses der Ge- 
bornen in den Jahren 1829 und 1830 ...... 213,107 
er 10.080.877 
Summe ...... 25,196,602 
Hieraus arithmetische Mittelzahl für den fünfjährigen 
Zeitraum VOR 1Std Bene sheeiraret 12,598,301 


Es starben im ganzen Staate im Laufe des Jahres 1821... 287,573 
1822... 314,524 
1823 .... 318,899 
1824...318,520 
1825... 327,354 


Also überhaupt in diesen fünf Jahren ............... 1,566,870 

Folglich jährlich im Durchschnitte wärend ds 000 
fünfjährigen Zeitraums 18... .0s.00.00000un0nannu0.- 313,374 

Ferner starben im Laufe des Jahres....... 4, 1820%...855,.192 


1827 ... 365,585 
1828... 372,880 
1829... 388,255 
1830... 390,702 


Also überhaupt in diesen fünf Jahren............... 1,872,554 
Folglich jährlich im Durchschnitte wärend des 
füunfjährigen Zeitraums ASE cute sun Asa an era 374,511 


im preufsischen Staate warend des Jahres 1831. 37 


Auf gleiche Weise ist in der vorstehenden Übersicht die Durchschnitts- 
zahl der Einwohner und der davon Gestorbnen für jeden einzelnen Regie- 
rungsbezirk berechnet worden. 

Wärend des zehnjährigen Zeitraums von 1821 bis mit 1830 sind die 
Gränzen der Regierungsbezirke mit der einzigen Ausnahme unverändert ge- 
blieben, dafs der Kreis Hoyerswerda mit dem Anfange des Jahres 1825 aus 
dem Verwaltungsbezirke der Regierung zu Frankfurt geschieden, und zum 
Regierungsbezirke Liegnitz übergegangen ist. Mit Rücksicht auf diese Ver- 
änderung in der Landeseintheilung beziehn sich die vorstehenden Durch- 
schnittszahlen für den ersten fünfjährigen Zeitraum auf diejenige Begränzung 
der Regierungsbezirke Frankfurt und Liegnitz, welche vor dem 1“ Januar 
1825 bestand, und die Durchschnittszahlen für den zweiten fünfjährigen 
Zeitraum auf den gegenwärtigen Zustand derselben. Der Kreis Hoyers- 
werda enthält 16,19 geogr. OM. und hatte Einwohner 


zu Anfange des Jahres 1826........ 22,656 
zu Ende des Jahres 1830......... . 22,331 
Summe 44,987 


also im arithmetischen Mittel für = 
fünfjährigen Zeitraum von 182% 22,494 


Um diese Zahl ist der Zuwachs an Bevölkerung von der Mitte des 
des ersten fünfjährigen Zeitraumes bis zur Mitte des zweiten im Regierungs- 
bezirke Frankfurt gröfser und im Regierungsbezirke Liegnitz kleiner ge- 
wesen, als derselbe aus den vorstehenden Angaben hervorgeht, wenn sie 
ohne Rücksicht auf diese Gränzenveränderung betrachtet werden. 

Aus der vorstehenden Zahl der Lebenden und der Gestorbnen ergiebt 
sich nun das Verhältnifs der Anzahl der Gestorbnen zu der Anzahl der Le- 
benden durchschnittlich in den Zeiträumen vom 1" Januar 1821 bis zum 
31°” Dezember 1825, ferner vom 1“ Januar 1826 bis zum 31” Dezember 
1830, und endlich im Laufe des Kalenderjahres 1831 für die einzelnen Re- 
gierungsbezirke folgendermaafsen. 


38 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


In den Regierungsbezirken starben von Hunderttausend 
gleichzeitig Lebenden durch- 
schnittlich 

SL | 

jährlich im Mittel der fünf- im Laufe des 

jährigen Zeiträume Kalenderjahrs 
184 Be 1831 
1. Königsberg ......0s0oce00.. 2,845 3,023 4,453 
2. Gumbinnen 2.0.0. 00.0000. 8,101 3,126 4,263 
3 Danziokuaigege steteienrdtehere nina 2,1251.09 3,510 5,627 
A. Marienwerder „..orccseere. 3,025 4,002 6,623 
DI POSeHN. ak en haslehe an en 25129 3,707 4,475 
6.. Bromberß ..ansden su 003,058 4,062 7,183 
7. Potsdam mit Berlin.......... 2,546 2,773 3,565 
Se Mlrankfürteyerzte are eleeroretoleta len 425 254 2,600 3,168 
ONBStetlinien ee era tere ter 2,339 2,519 3,201 
OL I one ee 2,442 2,676 
AM Stralsund 2 ee see 25045 212 2,922 
125 Breslausss wer ee ee 3,178 3,260 


13. Oppeln .aeeseoeseeensunee 3,440 3,74 3,747 
14. Liepnitze eins eesame sone. 8,069 3,129 3,030 
15. Magdeburg... ..2:c.e00e000. 2,503 2,642 3,181 
1:6. Merseburg su.uesoe neue seo. 12,535 2,632 2,686 
1:7... Eobant ee nn ae seien 2,543 2,766 


18. Münster. seo seele serae. 0 24209 2,380 2,546 


4.92. Mindente one see are e nice nie 022,047, 3,000 3,439 
20. Arnsbergeeees.ceesenennn. 2,382 2,665 2,724 
ZERO een ee re see ROT, 2,857 2,8332 
22% Düsseldorfer seeneceeae 25307 2,619 2,815 
238 Koblenz. .uereneeter sie stelan e1ee 25100 2,581 2,709 


DASS ÜrIer sn es eree leer otejsssietele ie >02,213 2,294 2,402 
25. Achen..ne een entoeere sie.e.s0 2432 2,626 2,810 


Im ganzen Staate.......0... 2,664 2,973 3,548 


Insbesondre in den Provinzen 


Preufsen und Posen. ........ 2,902 3,514 5,159 
Brandenburg und Pommern ... 2,381 2,635 3,237 
Schlesien und Sachsen ....... 2,871 3,063 3,170 
Westfalen und die Rheinprovinz 2,417 2,628 2,785 


Für das Jahr 1831 ist hierbei die Zahl der im Laufe desselben Ge- 
storbnen mit der Anzahl der am Schlusse dieses Jahres Lebenden verglichen 


im preufsischen Staate warend des Jahres 1831. 39 


worden, weil diese durch eine wirkliche Zählung feststeht, alle Versuche, 
eine Durchschnittszahl der Einwohner für die Mitte des Jahres zu erhalten, 
dagegen höchst unsicher sind. Die Zunahme der Bevölkerung durch den 
Überschufs der Geburten war im Jahre 1831 im Ganzen sehr gering, weil 
der Verlust, den einige Regierungsbezirke durch das Übergewicht der Ge- 
storbnen erlitten, den Gewinn grofsentheils aufzehrte, der andern Regie- 
rungsbezirken durch das Übergewicht der Geburten zukam. Er betrug 
ni chel@intemine RE OBIIEN EAST 27,897 
wärend er in den beiden auch hierin a sehr unergiebigen 

Jahren 1829 und 1830 zusammen doch noch betragen hatte 213,767 
Zu diesem Gewinne aus dem Überschusse der Geburten von 
überhaupt........ ARE PER FERNER RE a 241,664 
kam wärend des dreijährigen Zeitraums vom 1“ Januar 1829 

bis 31“ Dezember 1831 noch ein Überschufs der Einwande- 


kungen uber die Aliswanderungen von.an. sn .uetosrssen sen: 71,186 
und es bilden sich durch dessen Zurechnung die............. 312,850 
welche zu den am Ende des Jahres 1828 gezählten..... BE RE) 


hinzukamen, und mit ihnen die am Ende des Jahres 1831 wie- 
derum durch unmittelbare Zählung gefundne Volkszahl von 13,038,960 
hervorbrachten. Wie viel von den überhaupt mehr Eingewan- 


a FE RAN RE RITA eek 71,186 


auf jedes Einzelne der drei Jahre 1829, 1830 und 1831 kommt, ist jedoch 
nicht auszumitteln, weil am Ende der Jahre 1829 und 1530 keine unmittel- 
baren Zählungen statt fanden; und es ist nur aus allgemeinen Gründen 
wahrscheinlich, dafs die Mehrzahl der Einwanderungen hauptsächlich auf 
das Jahr 1831 trifft, und den Überschufs der Geburten selbst übersteigt. 
Hieraus wird klar, dafs bei der Berechnung einer mittlern Durchschnittszahl 
der Einwohner für das Jahr 1831 der seinem Betrage für dieses einzelne Jahr 
nach unbekannte Zuwachs durch Einwanderungen nicht eben so übergangen 
werden könnte, wie es oben bei Berechnung dieser Durchschnittszahl für 
die fünf Jahre 1326 bis mit 1830 geschehen ist, wo der Einflufs dieses Zu- 
wachses, soweit er für die einzelnen Jahre 1829 und iS30 unbekannt war, 
jedenfalls nur ein geringer blieb, gegen die bestimmt bekannte Vermehrung 
durch den Überschufs er Geburten in den fünf Jahren 18% und durch 
Histor. philol. Abhandl. 1832. F 


40 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


den Überschufs der Einwanderungen in den drei Jahren 182%, der durch 
die Zählung zu Ende des Jahres 1828 feststand. 

Die fünf Jahre 1821 bis mit 1825 waren überhaupt der Vermehrung 
der Menschen sehr günstig. Namentlich war die Sterblichkeit gering, nicht 
allein im Durchschnitte, wo sie noch nicht ganz 2% Prozent oder — der Le- 
benden betrug; sondern auch in allen einzelnen Jahren dieses Zeitraums. 
Das ungünstigste Jahr, das letzte dieser fünf, hatte wenig mehr als acht 
Todte gegen sieben in dem günstigsten Jahre, dem ersten derselben; näm- 
lich 327,354 gegen 287,573; also verhältnifsmäfsig 113,833 gegen 100,000: 
die Bevölkerung aber war vom 1" Januar 1821 bis zum 31""" Dezember 1825 
um beinahe 8% Prozent gewachsen, nämlich von 11,272,482 auf 12,2506,725, 
das ist verhältnifsmäfsig von 100,000 auf 108,731. Im Einzelnen war aller- 
dings die Sterblichkeit in den verschiednen Landestheilen sehr verschieden: 
die äufsersten Gränzen derselben lagen in den Regierungsbezirken Stralsund 
und Oppeln; in jenem starb von 49, in diesem von 29 Lebenden im Durch- 
schnitte Einer. Indessen waren es keinesweges ungewöhnliche Krankheits- 
zustände, welche die Sterblichkeit in Oberschlesien so sehr erhöhten: sie 
zeichnet sich dort stets eben so sehr aus, als die ansehnliche Zahl der Ge- 
burten; und die Volkszahl vermehrt sich deshalb dort dennoch schnell. Der 
Regierungsbezirk Oppeln hatte mit Einschlufs des Militärs Einwohner 


am. Einde-des Jahres 1820.00. #0 nur. 598,139 
am Ende des Jahres 1825 ........ een 656,539 


in diesem fünfjährigen Zeitraume also Zuwachs 58,400 


dastist auf 1005000 44. 1.2. DENT 9,764 


oder über 93, Prozent. 


In dem zweiten fünfjährigen Zeitraume, wärend der Jahre 1526 bis 
mit 1830, wuchs die Zahl der Todesfälle jährlich und meist beträchtlich ; 
und die Sterblichkeit kam im Durchschnitte nahe an drei Prozent der Le- 
benden. Im Einzelnen hatte nur der Regierungsbezirk Gumbinnen eine, 
jedoch nur wenig, geringere Sterblichkeit, als in den ersten fünf Jahren: 
in allen andern Regierungsbezirken war sie gewachsen, obwohl nur sehr 
wenig in den Regierungsbezirken Köslin und Trier, und nicht erheblich in 

‚dem Regierungsbezirke Liegnitz. Dagegen war die Zunahme der Sterblich- 


im preufsischen Stwate wärend des Jahres 1831. 41 


keit sehr bedeutend in den nachstehend benannten fünf Regierungsbezirken. 
Sie stieg nämlich auf jedes Hunderttausend der Lebenden durchschnittlich 


im R.B. Bromberg..... um 1,004 


Posen... » 978 
. Marienwerder. » TI 
Danzig....... » 741 
Stralsund... » 675 


Offenbar waren verheerende Seuchen hierbei wirksam; namentlich 
Faulfieber, die sich in Folge der nassen Witterung, der schlechten Erndten 
und der Überschwemmungen besonders an der Weichsel und im Grofsher- 
zogthume Posen entwickelten. 

Mit dieser Vorbereitung ging der Staat in das Jahr 1831 über, worin 
die Sterblichkeit im Allgemeinen noch so beträchtlich wuchs, dafs über 3% 
Prozent der Lebenden starben. Im Einzelnen war sie nur in den Regie- 
rungsbezirken Liegnitz und Köln geringer, und in den R.B. Oppeln, Mer- 
seburg und Arnsberg wenig gröfser, als im Durchschnitte der nächst vorher- 
gegangenen fünf Jahre. Dagegen hatte sie auf jedes Hunderttausend der Le- 


5 5 
benden gegen den Durchschnitt der letzt vorhergegangnen fünf Jahre zuge- 
nommen 
im k.B. Bromberg :.:... um 3,123 
Marienwerder ... » 2,621 
Danzer. .-ae: > 2.117 
Königsberg ..... » 1,430 
Gumbinnen ..... » 4,137 
Posen. m » 768 
BRotsdamesan. a: » 752 
STELEi ee » 682 
Frankfurt....... » 568 


Magdeburg...... » 539 


In allen andern Regierungsbezirken erreichte dieser aufserordentliche 
Zuwachs über die Sterblichkeit der letztvorhergegangnen fünf Jahre noch 
nicht 500 auf 100,000 oder noch nicht ein halbes Prozent der Lebenden. 
Einen beträchtlichen Antheil hat hieran allerdings die neue Seuche, die asia- 
tische Cholera; aber nicht einmal einen überwiegenden. Es starben näm- 


F2 


42 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


lich im Jahre 1831 an dieser Cholera von 100,000 Lebenden durchschnitt- 
lich nur gestorben 


im R.B. Bromberg....... 1,407 
Marienwerder. ..* 1,286 
— 22er Danzas. EN er 1,110 
ir 2 Könjasberäen.u 855 
Gumbinnen...... 452 
Posen ur 5 424 
Potsdam :.....5- 242 
Stellin.....sns0. 236 
Frankfurt....... 475 
Magdeburg ...... 97 


Aufserdem aber starben von 100,000 Lebenden im Jahre 1831 an der 
asiatischen Cholera noch in folgenden Regierungsbezirken, wo die Zunahme 
der Sterblichkeit viel geringer als ein halbes Prozent, und theils selbst gar 
nicht vorhanden war, nämlich 


im R.B. Oppeln..... 136 


Breslau ..... 97 
Köslin...... 23 
Iieamtz..-.. 4 


Die übrigen eilf Regierungsbezirke hatten im Jahre 1831 noch gar 
keine Choleraleichen, und in gröfsern Abtheilungen stellte sich das Verhält- 
nifs so, dafs auf 100,000 Lebende starben an der Cholera 


in den Provinzen Preufsen u. Posen....... 833, also > Prozent. 
Brandenburg u. Pommern 179, also nicht ganz -/- Prozent. 
Schlesien u. Sachsen..... 64, also wenig über -(- Prozent. 
— ____ Westfalen u. Rhein...... Keiner. 


Durchschnittlich im ganzen Staate 250, oder ein Viertel Prozent. 


In keinem der erstgenannten zehn Regierungsbezirke nahm hiernach 
die Cholera mehr als +, in bei weitem den meisten noch nicht die Hälfte, 
in vielen selbst noch nicht ein Drittheil derer weg, die im Jahre 1831 mehr 
starben, als im Durchschnitte der nächst vorhergegangnen fünf grofsentheils 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 43 


doch schon sehr ungesunden Jahre. Näher ergiebt sich dieses aus folgen- 
der Übersicht. 


Dagegen Demnach starben 
im Durchschnitte von 1000 über- 
In den Reg. Bezirken starben im der Jahre Darunter haupt mehr Ge- 
Laufe des 1875 also im Jahre besondersan storbnen an der 
Jahres 1531 jährlich nur 1531 mehr der Cholera Cholera nur 
Bromberg ........ 23,433 13,461 9,972 4,592 A641 
Marienwerder. ..... 30,186 17,887 12,299 5,560 476 
Danzig. ....000.. 185376 11,324 7,052 3,624 514 
Königsberg ....... 31,900 21,176 10,724 6,129 572 
Gumbinnen ....... 22,468 15,684 6,784 2,382 351 
Posen cla,eieiein.e. este 1324008 26,830 5,838 3,098 531 
$) ’ b} ’ 
Potsdam mit Berlin. . 31,967 23,946 8,021 ZaNT2 271 
’ b) 6) b) 
Stetlimea como nee, 13,847 10,424 3,423 1,021 298 
Prankfurt......... 21,647 17,200 4,447 1,194 269 
Magdeburg ....... 17,906 14,362 3,544 543 153 
Zusammen „2.2... 0. 244,398 172,294 72,104 30,615 425 


In diesen zehn Regierungsbezirken, welche einen zusammenhängen- 
Landstrich von 2,888,74 geogr. Q Meilen bilden, den zu Ende des Jahres 
1831 5,657,646 Menschen bewohnten, und worin über 4% aller Todesfälle 
vorkamen, welche die Cholera im Jahre 1831 im preufsischen Staate un- 
mittelbar verursachte, bestätigt es sich hiernach, dafs die Cholera mit einer 
grofsen allgemeinen Sterblichkeit verbunden ist, und dafs diese allgemeine 
Sterblichkeit auch in eben derselben Reihefolge in den einzelnen Regierungs- 
bezirken gröfser wird, worin die besondre Sterblichkeit an der Cholera eine 
gröfsre ist: dagegen befolgt das Verhältnifs der Wirkungen der Cholera zu 
den Wirkungen der gröfsern Sterblichkeit aus allgemeinern Ursachen kein 
so bestimmt erkennbares Verhältnifs, und es scheinen vielmehr die ver- 
schiednen Äufserungen der freien menschlichen Thätigkeit hier überwiegend 
fördernd oder hindernd einzutreten. 

Die Wirkungen der Cholera in den Regierungsbezirken Köslin und 
und Liegnitz sind im Jahre 1831 offenbar zu unerheblich und zu sehr auf 
einige wenige Ortschaften beschränkt gewesen, um eine Grundlage allgemei» 
ner Betrachtungen werden zu können. In wiefern aber das Vorkommen der 
Cholera in den Regierungsbezirken Oppeln und Breslau wirklich oder nur 
scheinbar eine Abweichung von der eben aufgestellten Regel bildet, kann 
erst in der Folge dieser Betrachtungen übersehn werden. 


44 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


In keinem Regierungsbezirke sind die einzelnen Kreise desselben 
gleichförmig weder von der Cholera, noch auch von der allgemeinen 
gröfsern Sterblichkeit, welche sie der Regel nach begleitet, betroffen wor- 
den. Die Verschiedenheit hierin ist vielmehr so grofs, dafs sogar in dem- 
selben Regierungsbezirke ein Kreis gar keine ungewöhnliche Sterblichkeit 
und gar keine Choleraleichen hatte, wärend ein andrer Kreis das dreifache 
der gewöhnlichen Sterblichkeit erlitt, und die Cholera allein in einem Vier- 
teljahre mehr Menschen tödtete, als sonst alle Todesursachen zusammenge- 
nommen im ganzen Jahre. Daher wird es durchaus nöthig, in die beson- 
dern Verhältnisse der Kreise einzugehn, wozu folgende Übersicht aufgestellt 
ist. Die Reihefolge der Regierungsbezirke ist die vorstehend angenommne; 
die Kreise darin sind so geordnet, wie sie von Nord-Osten her gegen Süd- 
Westen hin neben einander liegen. 


In den landräthlichen Kreisen mit Darin starben Hiernach starben 
Einschlufs der darin belegnen RER im Laufe im Durchschnitte von 
Städte jebten auf 1831 Einwohner des Jahres 1831 10,000 Lebenden 

geogr. mit Einschlufs des darunter darunter 


I. Regierungsbezirk DO Meilen Militärs überhaupt a. d. Cholera überbaupt a. d. Cholera 


Bromberg , worin Gensdarmerie........ 217 _. 


1. Inowrazlaw 2.22.0020. 3042 40,621 4,560 1,213 1,123 299 
2. Bromberg „..cesen0c. 271 40,366 2,849 595 706 147 
3... Schubine 2 were ces as sa 21320 33,329 2,127 704 s18 211 
44 ‚Moeılnoo ou: sesaes one, 40997 26,373 1,886 AA3 715 168 
5. Gnesen .occncoueneee 239% 42,073 2,515 155 598 Sr 
6. Wongtowin:anecssn.. 2a 35,265 2,142 242 607 69 
Tee Wärsizi seadierseeasten 204650 31,473 2,651 567 si2 180 
8. Chodzesen „core ee... 20414 33,361 1,756 238 526 71 
Os Wscharnikau.cuecsunenee 08,508 43,153 2,347 435 514 101 


Summesea.ceaehaseeee 214583 326,231 23,433 4,592 718,3 140,7 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 


In den landräthlichen Kreisen mit 
Einschlufs der darin belegnen 


45 


Hiernach starben 
im Durchschnitte von 
10,000 Lebenden 


Darin starben 
im Laufe 


eabedendohre., In Jahres 1831 


Städte lebten auf 1831 Einwohner 
f i geogr. mit Bu des darunter j darunter 
I. Regierungsbezirk O Meilen Militärs überhaupt a.d. Cholera überhaupt a.d. Cholera 
Marienwerder, worin Gensdarmerie .... 291 8.5 Ben ws 
1. Straßsburg. ...esceee.. 2447 37,154 3,733 959 1,005 258 
DIET ODaU een re a ne 1 8 27,093 2,042 533 754 197 
3. Rosenberg. ..c.oe02.. 1892 32,493 2,714 1,012 835 314 
23 7Stahm 445 scan sltri4,Ht 27,125 2,083 567 768 209 
5. Marienwerder. 2.220... 175931 41,511 2,620 226 631 54 
0 Grandenz. 2. aus eocc.t! Ad,Bl 36,532 2,598 678 793 155 
Kulm Sera ae a6 32,996 2,599 rue 788 134 
On horn anrs.c.disrelete an ae 20,54 37,543 3,302 657 sso 175 
ORESchwetzen ee 12901 41,935 2,661 465 635 all 
1OSKonIz Aa. et zen 35,109 1,559 105 453 30 
4.1..#Schlochaus.... Jason. 98538 32,611 983 301 R > 
1 RE Eh ee ORT TECE 36,066 1,699 182 171 50 
13. Deutsch-Krone........ 3903 37,348 1,263 35 338 ) 
SUMME ee ee 455,807 30,186 5,560. 622,3 128,6 
III. Regierungsbezirk 
Danzig, worin Gensdarmerie2..22..2.2.... 144 R EZ 2 ER: 
Mo Elbınpaemessse elereretete sie en 12,01 416,665 2,764 390 592 s4 
2 Matienburgereeesale rec 45513 41,790 2,590 271 645 60 
3. Danzig, ne: a5 f 50,065 2,870 516 573 109 
4. ___ Stadtkr.| ° 62,704 3,493 936 557 149 
Deere een 2on00 34,667 2,165 696 11 201 
62 Berendn een. 122,05 23,120 1,028 211 145 9 
TS Ranthausplle ne Sea. 206.07 29,144 1,087 73 373 25 
SPNeustadE See 20 35,250 1,779 501 505 142 
SI A or: 326,549 18,376 3,624 562,7 111,0 
IV. Regierungsbezirk 
Königsberg, worin Gensdarmerie...... 436 SL zer ie 
18 Memelers2.. oe aea,. 19,a5 37,710 2,208 706 585 187 
2. Fischhausen .....2..... 32,50 32,576 1,234 125 37 38 
3. Königsberg, Landkr. ER 371,331 1,365 153 398 15 
4. Se: rl I 69,382 3,859 1,370 556 198 
De labiauenen.. Se era MONO 31,683 1,556 266 149 77 
0 Welau sage 2 EB, 36,341 1,536 358 423 99 
zu übertragen. ........ 113,54 245,459 11,758 2,978 — = 


46 Horrmann: Die Wirkungen der asiatıschen Cholera 


Hiernach starben 
im Durchschnittevon 


Darin starben 
im Laufe 


In den landräthlichen Kreisen mit 


Einschlufs der darin belegnen 


Städte lebten auf +1831 Einwohner 
geogr. mit Einschlufs des darunter darunter 
D Meilen Militärs überhaupt a. d. Cholera überhaupt a.d. Cholera 
n N — — 
Übertrag...eee.000. 118554 245,459 11,758 2,978 — — 
7. Gerdauen..oeceeeeren. 1545 27,725 1,072 234 387 s5 
8. Bästenburg.socdeameon..  Adyit 32,283 1,166 282 415% 87 
O5: Eriedland „u. ae ersten 1.455370 31,351 Amas 161 357 52 
40. Preufßsisch-Eilau....... 21,90 36,459 43274 50 349 14 
41. Heiligenbeil ..n....... 1997 28,749 1,032 131 359 46 
42. Braunsberg „o.eeec00.. 1791 38,495 1,831 500 4176 130 
13. Heilsberg....e.e..... 20527 39,663 1,009 43 254 11 
PASER Hs ee ne ee lls5h 32,524 1,098 sg 338 2 
Aal Allensteiner- nee ereis DB.B6 31,208 1,367 115 438 37 
16. Ortelsburg .....e..... 28552 41,673 1,997 360 419 S6 
47. Neidenburg ...seu. 0.» 2961 30,333 1,976 363 652 120 
18. Osterode ..cienae.eeoee 28,00 33,124 2,122 406 641 123 
19. Morungen ....er00... 22323 37,263 1,650 324 443 s7 
20. Preufsisch-Holland .... 15,92 30,147 1,133 93 376 31 
Summe 2... -.uceecrcolsıe 408,13 716,456 31,900 6,129 445,3 85,5 
V. Regierungsbezirk 
Gumbinnen, worin Gensdarmerie...... 284 2 BR eu ar 
4. Heidekrug .....e.0... 1839 23,267 1,410 71 606 31 
2. Niederung ..eceec.00. 22,63 43,178 1,913 17 443 4 
Danlalsıtreee es see 1 3513 41,188 2,398 424 582 103 
He Rapnikar cos aan sun 0210 38,560 1,129 170 371 Ad 
5. Pilkallen ..oaooso00o.. 1891 31,101 990 61 318 20 
6. Stallupönen ..22.....0 13,06 29,402 1,307 212 Adk 72 
7. Gumbinnen ..2eee.... 13,09 37,149 1,181 19 318 5 
8.) Goldapıe era ion a en sa 11582 29,200 1,081 37 370 13 
VOlezkorne een se 15563 27,680 1,187 145 429 52 
OS Eyka nen 49,85 32,504 1,616 307 497 94 
441. Johannisburg ......... 31,50 32,636 1,122 28 344 9 
12. Sensburg ....e.secen. 22546 31,960 1,385 163 433 51 
MS oZzen ee era. 10110556 22,987 1,298 240 565 105 
44. Angerburg.....e..0.. 17508 28,259 1,479 299 523 106 
15. Darkehmen .......... 13,99 27,649 818 30 296 11 
16. Insterburg .. 22.0... 22,02 50,111 1,854 159 370 2 
Summe .voc..000000. 298,21 527,115 22,468 2,382 426,3 45,2 


am Ende des Jahrs 


des Jahres 1831 


410,000 Lebenden 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 47T 


Darin starben Hiernach starben 
im Laufe im Durchschnittevon 
des Jahres 1831 10,000 Lebenden 


In den landräthlichen Kreisen mit 


Einschlufs der darin belegnen ana le.dis Tales 


Städte lebten auf 1831 Einwohner 
geogr. mit Einschlufs des darunter darunter 
T, R sierun esbezirk O Meilen Militärs überhaupt a.d. Cholera überbaupt a. d. Cholera 
„ es [e) fern ee ee ER en un 
Posen, worin Gensdarmerie .... +» +... 376 _—— — — BER 
AS VVreschen nee este 12502 28,762 1,431 103 497 36 
2 Schroddan ee weea.s 18,58 38,539 1,865 115 ası 30 
3 E) b) 
9. O0homıkanseaeseeeuteh 20502 35,476 2,462 676 694 191 
’ 
Hs Posendeaaeeeeneisisaen, LYscE 67,144 3,774 706 562 105 
5. Schrimm „oe ecesc0.00 1863 40,447 2,179 9 539 20 
6: Pleschen .... .uueacc. Agız 46,983 1,750 265 372 56 
Ten delnaule see sreterse 0ne16,55 41,192 1,851 39 456 9 
©a2Schildbero. ee mr u de a3 48,628 1,576 99 324 20 
9. Krotoschin..eo2e202... 17,60 50,081 1,951 239 396 As 
AO RmobenBer leere sera 19509 55,977 2,316 8 393 1 
41 Rraustadteeee ee are tee 7,96 52,221 1,975 _— 378 — 
MIHKostenlas nel sefer 21520 44,099 1,504 3 366 1 
De EN EOR, 9%, 5 3 2 256 — 
13. Bomst 19,26 40,517 1,158 256 
14... Meseriz son eceeeeconae 120578 32,995 1,892 347 573 105 
N N \ce) h0,142 1,466 3 365 4 
’ I ’ 
10.2 1Samter ses eaerrorae anne AONO 33,883 1,791 7A 529 52 
A aBirnbaumaseseneeeuce Dbsot 32,585 1,667 240 512 7A 
Summen. em ee em lnes 730,047 32,608 3,098 447,5 42,4 
VII. Regierungsbezirk 
Potsdam, worin Gensdarmeriessescnne. 425 — _ — —_ 
As Drenzlaun. da. een 120,76 42,834 1,341 33 313 8 
’ b) 
De Vemplinaes see sere20557 33,499 959 14 256 4 
3. Angermünde „2.2o22.. 23,49 43,853 1,492 193 340 44 
A. Ober-Barnim. 22.2.2... 22,04 46,190 1,627 179 352 39 
5. Nieder-Barnim. ....... 32,30 45,816 1,676 92 366 20 
Da Berlin ne Ara er art 248,682 9,515 1,426 383 57 
7. Teltow-Storkow ...... Ads 64,447 2,572 71 399 11 
, I b) 
8. Jüterbog-Lnckenwalde.. 24,63 39,751 1,042 —_ 262 —_ 
9. Zauch -Belzig....2...2 85,56 50,304 1,700 _ 350 — 
10. Potsdam I 33,253 1,378 42 Ad 13 
oo. 0.e 22,92 
11. Ost-Havelland 2 42,977 1,741 65 405 15 
BJ 
12. West-Havelland. ...... 2442 46,30% 2,034 37 439 8 
TE 57,915 1,900 3 328 1 
14. Ost-Priegnitz..2...... 35,35 50,781 1,314 _ 259 —_ 
15. West-Priegnitz....... 2753 49,720 1,676 17 337 3 
Summer a ee 20 896,751 31,967 2,172 356,5 24,2 


Hıstor. philol. Abhandl. 1832. G 


48 Horrmans: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Darin starben Hiernach starben 
im Laufe im Durchschnittevon 
des Jahres 1831 10,000 Lebenden 


In den landräthlichen Kreisen mit 
Einschlufs der darin belegnen esaaderTihh 
Städte lebten auf 1831 Einwohner 


geogr. mit Einschlufs des darunter darunter 


VII. Re ierun sbezirk. O Meilen Militärs überhaupt a.d. Cholera überhaupt a.d. Cholera 
Stettin, worin Gensdarmerie „es .ere tr... 331 


1. Regenwalde. „ao... 2... ' ‚20,23 29,745 709 4 238 1 
2. Greiffenberg ......... ° Adyss 29,099 803 —_ 276 — 
Su Kamın erpere eo Seren ae. 23910 31,701 796 2: 251 9 
As Naugard:...ocsceecne, 22388 38,038 924 437 243 36 
Du Saazig an een 43,998 1,377 17 313 4 
OA Pyriz ge etergefer este een 19520 31,340 1,000 A 319 13 
7. Greiffenhagen. ..e2.... 17558 36,133 1,353 194 383 54 
8 Randowes. ers eis 2eioroa, 1329710 77,224 3,421 511 443 66 
9, Ueckermünde. ..c..... 2 31,616 1,166 83 369 26 
10. Usedom-Wollin....... 181 25,042 680 6 272 2 
11. 12. Anklam u. Demmin. 27549 55,303 1,588 _ 272 — 
SINN Don aa RER 432,570 13,847 . 1,021 320,1 23,6 


IX. Regierungsbezirk 


Frankfurt, worin Gensdarmerie ........ 391 _—- E= — — 
1% Arnswalder.. 200.00. 23,21 29,195 1,144 185 392 63 
2. Friedeberg......000.. 19590 37,077 1,867 362 504 98 
3. Landsberg ........... 18539 50,754 1,474 139 290 27 
Ar Soldin tue u.0celeie nen oil, 20,76 33,906 1,044 5 308 2 
5. Königsberg... u.0.2.04.1207 44,766 1,7108 49 315 1 
0% Küsten de... auckelse une a ,96 42,114 1,514 53 360 13 
7. Lebus HE 47,840 1,72 101 359 21 
3: ei a ! 21,329 777 33 364 15 
944 Sternberg a.u...cn sn. 20 38% 47,966 1,936 214 404 15 

1:0.2 Zullichaun. 2 ee 2.....02 0246,75 33,510 927 9 27 3 

14 Krossenitere. erenere steree d DBRB 39,500 41,412 29 357 7 

De Gubenaker. ea 20300 20,%5 36,008 1,118 3 311 2 

192. D0rau Alle. Kelle sn. 2 222 51,188 1,218 _ 237 —_ 

1A2S Sprembeng zes ese ne ders arzt 11,586 250 — 215 _ 

155 Kotbusisnunasciesere.e.00t 15,90 42,063 1,027 — 244 _ 

4162 Trübben au... aceia ac cs 1028517 38,127 1,206 7 316 2 

1 mKalaun aan nr A8507 34,567 793 — 230 E_ 

18 Tuckauffans: Ace rec a 123,66 41,001 $12 — 198 _ 


Summesrd on realer ne 683,188 21,647 ‚1,194 316,8 17,5 


In den landräthlichen Kreisen mit 
Einschlufs der darin belegnen 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 


am Ende des Jahrs 


Darin starben 
im Laufe 
des Jahres 1831 


49 


Hiernach starben 
im Durchschnitte von 
10,000 Lebenden 


Städte lebten auf 1831 Einwohner 
a j i geogr. mit Einschlufs des darunter 7 RE 
X. Regierungsbezirk DO Meilen Militärs Überkanpt <azd,Cholera, überbanpt; nd. Chalra 
Magdeburg, worin Gensdarmerie....... 261 —— — == == 
12 Jerıchowall. u erste son Db,16 410,355 1,160 _ 362 — 
2er VJerichowile se. rre.e 00 08 3206,06 47,293 1,455 10 308 2 
Sea Kalbesfe es. ae sera 21.0509 43,453 1,319 16 303 4 
4. Wanzleben 9,44 36,752 41,157 53 315 1A 
5. Magdeburg $ ar.222..3 — 2,662 2,119 417 402 79 
6. Wolmirstädt 12,68 32,471 991 38 305 12 
14 Stendal wu. neben air ben 34,921 1,143 9 327 3 
8. /Osterbure . schen... 219593 32,750 1,211 —_ 370 _ 
I Salzwedel: suenes ee. 22a 36,662 4,217 _ 348 Eu 
10. Gardelegeu ......c.0.: 24,26 36,170 1,081 — 297 —_ 
11. Neuhaldensleben....... 1262 35,642 s60 _ 24 _ 
12. 135. 14. Oschersleben, 
Aschersleben u. Halberstadt 26,46 117,468 3,451 — 294 — 
15. Wernigerode ......... 4,55 15,772 382 _ 243 — 
Summer ee een ae 210513 562,932 17,906 543 318,1 9,7 
XI. Regierungsbezirk 
Oppeln, worin Gensdarmerie. „zer... 340 — —_ _ —_ 
1, Eublinizoo ee .aeesesie - Adsas 31,261 955 —_ 305 _ 
Des Koosenbereremserdes dein se 116,32 33,510 1,014 En 303 —_ 
3 Kreuzburgie ns srenecreore ,10,55 27,827 399 _ 323 _— 
A Oppelnae sen. 25,03 61,865 2,033 53 329 9 
5. Großs-Streliz...2..... 1652 34,084 1,087 1. 319 2 
(N a RER 49,634 1,550 1 312 _ 
1. Beuthenere as sera se a edle 44,850 1,962 477 437 39 
SooBles en eesslesaneeı 19,52 50,785 2,122 45 418 ) 
VRybnikensen ec 15506 40,494 1,561 en 460 _ 
10WeRatiborhseeogesee.ne 45373 63,154 3,169 298 502 47 
VTeKRosel sea 12,03 39,648 1,708 51 431 13 
142. Leobschütz.....0...... 12,91 59,966 2,206 97 368 16 
Tor Nenstadtan ersererete sea Allıns 57,754 2,390 74 dl 13 
14. Falkenberg. .uuoean.. cs. Ali 23,307 909 19 321 7 
1I-.H Nabe nn 139 73,713 2,510 161 344 22 
10% Grotkaueee ea 32,852 976 6 297 2 
Summer el 035 730,044 27,351 959 374,7 13,6 


50 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


In den landräthlichen Kreisen mit Darin starben Hiernach starben 
Binschiufz der darın beleenen im Laufe im Durchschnitte von 
Städte a ers des Jahres 1831 10,000 Lebenden 

geogr. nie Binschlufsides er u 
XH. Regierungsbezirk 0 Meilen Militärs üherhaupe ala Cholert Bekapernen nr cheiera 
ee ee ee ee 

Breslau, worin Gensdarmerie »........ 349 — _ — —_ 

1: Nammslaın. o0.0=0 0000 20.00 01.0580 27,473 767 _ 279 — 
2 NVartenbersie seen er l,2 37,374 1,225 _ 328 = 
3 Oelsı a een 16516 50,071 1,517 1 303 _ 
A DWrebnizuasiss. see nes 1115302 44,463 1,349 9 303 2 
De Nlitschwer see aehaee.ern Eat 7635 42,604 1,601 3 376 1 
6.2 Gurau ses neeeenee 1112573 34,277 1,130 _ 330 — 
U Steinauenereee safe are Te 20,636 685 20 332 10 
Ss Wolauser es seen I Allee 41,330 1,397 65 338 16 
9. Neumarkt... seco 0000. 1305 42,971 1,239 19 288 A 

10. Breslau, = Ki ! 45,110 1,573 26 349 6 

Stadif °"*"*" * 89,509 4,293 710 480 79 

11 Ola lese errang ee Asse 39,978 ep 61 305 15 

AS Brom er reset hrst 1 098 39,553 1,138 13 288 3 

13..Strehlense®@ sa sun sun » = 2206,55 25,970 758 _ 292 _ 

14, Nımpischer en see. 7,01 25,596 745 _ 291 _ 

15. Münsterberg. ....2.... 653 23,001 805 _ 287 _ 

16. Frankenstein. ......... 8,65 43,607 1,194 8 274 2 

17..Glaz.. 2. erraten DADIT 73,081 2,250 — 308 — 

18. Habelschwerdt ........ 14,0 42,221 15315 —_ 311 _ 

19. Reichenbach.......... 62 46,317 1,417 1 306 — 

20. Waldenburg ..e...... 72 42,668 1,303 — 305 — 

24. Schweidniz........... 1072 54,655 1,739 _ 318 _ 

DIE SINIEP au. ae a 23,067 669 _ 290 — 

STINE ee ee ee SE 960,881 31,330 936 326,0 97 

XIH. Regierungsbezirk 

Köslin, worin Gensdarmerie. cc. 2.... 188 — —_ — —_ 
1. Lauenburg ohne Bütow.. 22,0 24,363 910 49 373 20 
ZRSLOLDE EEE wine nella ee AA ynR 52,118 1,453 _ 27 _ 
Bülow Sa%.2%.:% sl steinten 14,30 13,319 429 _ 322 — 
3. Rummelsburg......... 20,38 485751. 492 — 262 _ 
A..2Schlawe a seele. 329,70 48,698 1,305 28 268 6 
5. Fürstenthum.......... 46,35 69,918 1,743 —_ 249 — 
DIEBE] zardee ee ee 20,02 25,862 605 _ 234 —_ 
7. Neustettin „.ecece0.00 36,89 41,977 976 — 232 _ 
8.9. Dramburg u. Schiefelbein 29,85 34,104 900 _ 264 _ 


SUMME ehe ne een ne 258549 329,298 8,813 77. 26756 


im preu/sischen Staate wärend des Jahres 1831. 51 


TdeniardrsthliehernKaerenent Darin starben Hiernach starben 
Baschläis dee darınbelesnen im Laufe im Durchschnittevon 
5 2 fe) am Ende des Jahrs 
Städte Iehten anf. 1831 Einwohner „Es Jahres 1831 10,000 Lebenden 


geogr. mit Einschlufs des darunter darunter 


XIV. Regierungsbezirk O Meilen Militärs überhaupt a. d. Cholera überhaupt a. d. Cholera 


u 


Liegnitz, worin Gensdarmerie....».... 302 n_ u —_ 
1. Grüneberg.......o.0. 45,9 11,804 1,278 15 306 A 
DR BTEIStAdE ea steselee, 110533 41,489 1,282 3 309 1 
O6 Sdpanerdehee ee ches an 20gl7 4,080 1,022 — 249 — 
A EASDLOLAN Safer eregere eis el 1113439 28,134 702 _ 250 — 
De lag ae as sreaigiein an 117,08 60,916 4,878 6 308 1 
D- Tuben tee seta 1565 25,439 7177, — 306 _ 
7, Lieenitz2..-.20d2.00. Ms 47,645 1,646 6 345 1 
8. Hainau-Goldberg...... 11,04 44,629 1,4102 — 314 — 
OR ER 26,574 187 — 296 — 

10. Bolkenhain...22.-.... 614 29,670 865 — 292 _ 

Aloe Wandshub eennese ee 17,39 36,508 1,374 — 376 —_ 

125 Hirschberp se ne estueier 10350 49,659 1,833 u 369 — 

19% Schonaufen se ueeaess 76,56 24,722 767 -— 310 — 

14. Löwenberg ,„......... 13,50 64,180 2,177 — 339 —_ 

415. Bünzlaun .o.cceecana, Ag 48,026 1,209 252 —_ 

NO aubane Seat Os 56,813 1,753 —_ 309 — 

Mer Görlitz see 16H 48,058 1,287 — 268 — 

18-2 Rothenburg esere ce rn. , 21,28 35,474 s10 — 228 — 

19. Hoyerswerda ......... 16519 22,307 559 Zus 264 = 

DU IN Eee este O5 (io 773,489 23,438 30 303,0 0,4 


Das Verhältnifs der Gestorbnen gegen die Lebenden hat hier nicht, 
wie vorhin, gegen Hunderttausend, sondern nur gegen Zehntausend Le- 
bende berechnet werden können, weil die Bevölkerung der Kreise in der 
Regel sehr weit unter 100,000 bleibt, und meist zwischen 20,000 und 50,000 
liegt. Was bei der Gensdarmerie gestorben ist, enthalten die für die To- 
desfälle bei den einzelnen Kreisen angegebnen Zahlen: aber unter den Le- 
benden der einzelnen Kreise hat die Gensdarmerie nicht angegeben werden 
können, weil ihre wechselnde Vertheilung nach den einzelnen Kreisen im 
statistischen Büreau nicht angemerkt wird. Es ergiebt sich jedoch aus den 
für die ganzen Regierungsbezirke angegebnen Zahlen, dafs ihre Anzahl in 
jedem einzelnen Kreise viel zu unbedeutend ist, um etwas Wesentliches in 
den dargestellten Verhältnissen zu ändern. Zur Vermeidung von Mifsver- 


[o) 
ständnissen wird noch bemerkt, dafs die Frauen und Kinder, überhaupt die 


52 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


bei dem Manne lebenden Familienglieder der grofsentheils verheiratheten 
Gensdarmen mit unter den hier für die Gensdarmerie angegebnen Zahlen 
begriffen sind: die Anzahl der in den Regierungsbezirken selbst im Dienste 
stehenden Gensdarmen ist überall eine viel geringere. 

Die Betrachtung der vorstehenden Angaben für die einzelnen landräth- 
lichen Kreise zeigt nun zunächst, dafs in einem grofsen Landstriche wärend 
des Kalenderjahres 1831 die Sterblichkeit durchgängig 625 Gestorbne auf 
10,000 Lebende oder -!- aller Einwohner überstieg, also mehr als doppelt 
so grofs war, als im Durchschnitte der hiervon zunächst betroffnen Provin- 
zen Preussen und Posen in den Jahren 1821 bis mit 1825. Dieser Landstrich 
besteht aus folgenden Theilen. 


Frächeninhalt Einwohner- Darin starben 
ingeograph. zabl zu Ende im Jahre 1831 Darunter 


a) Im Regierungsbezirke Brombe rg OMeilen d.Jahres1831 überhanpt a.d. Cholera 
i ni — a — —_ ——— 
die Kreise Inowrazlaw, Bromberg, Wirsiz, Schu- 
binund Mosilno@ een ane ee, 200. 118,20 172,162 14,673 3,522 


b) Im Regierungsbezirke Marienwerder 
die Kreise Stralsburg, Löbau, Rosenberg, Stuhm, 


Marienwerder, Graudenz, Schwetz, Kulm und 
Thorax ..ereeeoeanieee sneerenseeunen 171,95 314,382 . 24,652 5,538 


c) Im Regierungtbezirke Danzig 
die Kreise Marienburg und Stargard... .e.... 40,63 79,457 5,355 967 
d) Im Regierungsbezirke Königsberg 
die Kreise Osterode und Neidenburg ........ 57561 63,457 4,098 769 
Aufser dieser zusammenhängenden Fläche von acht... 11mm 
zehn Kreisen mit.......» RE suneno. 388,39 629,458 48,778 10,796 
erreicht noch der Kreis Obornik im Regierungs- 
bezirke Posen das hier angenommne Maals der 
Sterblichkeit, indem er hat ....»..2ee0.0.. 20,02 35,476 2,462 676 
Er wird jedoch durch den Kreis Wongrowiz, 
der dieses Sterblichkeitsmaals nicht erreicht, 
von den nahen Kreisen Schubin und Wirsiz ge- 
trennt. 
Hiernach enthalten die 19 landräthlichen Kreise, wo- 
rin die Sterblichkeit im Jahre 1831 0,0625 oder 4 
der ganzen Einwohnerzahl überstieg...... ee UOBSAT 664,934 51,240 411,472 


Durchschnittlich starben in ihnen von Hunderttausend Einwoh- 
nern 7,706 das ist über ein Dreizehntheil, und darunter besonders 1725 


im preufsıschen Staate wärend des Jahres 1831. 53 


oder beinahe 4- an der Cholera. So bedeutend dieses auch ist: so ist doch 
die grofse allgemeine Sterblichkeit dieses Landestheiles ein nicht minder aus- 
gezeichneter Gegenstand. Auch nach Abzug aller Cholera-Leichen bleiben 
noch 5,981 Gestorbne auf 100,000 Lebende, das ist beinahe doppelt so viele, 
als diese Gegend in den Jahren 1821 bis mit 1825 durchschnittlich hatte, 
wo keine ungewöhnlichen Krankheiten die Sterblichkeit vermehrten. Der 
Boden ist grofsentheils fruchtbar, die Bevölkerung noch schwach, nur 1,628 
durchschnittlich auf der Quadratmeile. Von der gesammten Einwohnerzahl 
lebten insden’ Städten»... t2..0% 139,425 

auf dem Lande .....5220.::2 525,509 


sind zusammen die angegebnen 664,934 


Also lebten fast + der Einwohner, nämlich 0,7, auf dem Lande. Über- 
dies war ein grofser Theil der Städte sehr klein, und dorfähnlich. Die be- 
deutendsten Städte waren doch kaum ansehnliche Mittelstädte. Selbst mit 
Einschlufs der Garnisonen hatten doch nur Einwohner am Ende d.J. 1831 


Thorn sera 11,694 
Graudenz mit der Festung.. 8,766 
Brombers sen asp 22 20 6,780 
Marienbure... os scscunsaraue 5,511 
Marienwerder. .... 00.0... 5,321 
Klauen ak 5318 
Inowrazlaw. Asse a 5,032 


Keine der übrigen Städte erreichte auch nur 4,000 Einwohner. Grofs- 
städtisches Leben, enges Zusammenwohnen, das Seuchen so sehr begünstigt, 
war demnach nicht in irgend ausgezeichnetem Maafse vorhanden. 

Die Weichsel fliefst durch diesen von der Cholera vorzüglich angegriff- 
nen Bezirk; aber die Kreise, welche zunächst an ihr liegen, haben nicht 
einmal so viel von der Cholera gelitten, als die, welche sie kaum oder gar 
nicht berührt. Der Kreis Rosenberg, der entfernt von der Weichsel ganz 
auf der Höhe liegt, verlor blofs durch die Cholera 34; Prozent seiner Ein- 
wohner, und überhaupt starb darin über ein Zwölftheil derselben. Der 
Kreis Strafsburg, noch entfernter von der Weichsel, verlor durch die Cho- 
lera 2,5 Prozent seiner Bevölkerung, und durch die Sterblichkeit überhaupt 
ein Zehntheil derselben. Der Kreis Inowrazlaw, den die Weichsel nur an 


54 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


einem Ende auf einer kurzen Strecke berührt, verlor ganz nahe an drei Pro- 
zent seiner Einwohner durch die Cholera, und sogar über ein Neuntheil 
derselben durch die allgemeine Sterblichkeit. Kein andrer Kreis litt durch 
die Cholera soviel als diese drei. Der Kreis Thorn, der Mittelpunkt des 
Verkehrs dieser Gegend, hatte wohl im Allgemeinen eine ausgezeichnete 
Sterblichkeit; er verlor 8% Prozent seiner Einwohner: aber darunter doch 
nur 1% Prozent an der Cholera; also viel weniger als die vorgenannten drei 
Kreise. Die Kreise Marienwerder und Marienburg, obwohl sie grofse Nie- 
derungsstrecken an der Weichsel und Nogat einschliefsen, hatten sogar ver- 


hältnifsmäfsig wenig Cholera-Leichen: Marienwerder verlor nur ‚{;, Marien- 


155 3 
burg „I; seiner Bevölkerung durch die Cholera. Wie weit der Gränzenver- 
kehr mit den russischen Heeren und dem polnischen Aufstande für vorzüglich 
wirksam zu Verbreitung der Seuche zu achten sein dürfte, wird weiterhin 
die Vergleichung mit andern Gränzkreisen ergeben. 

In mehren nicht zusammenhängenden Landestheilen stellt sich die 
allgemeinen Sterblichkeit im Jahre 1831 zwischen 4- und -- der Lebenden, 
oder zwischen 500 und 625 von 10,000 Einwohnern; also, wenn auch nie- 
driger als in der vorigen Abtheilung, doch noch immer sehr beträchtlich 
über das gewöhnliche Maafs. Die Fälle, worin die Cholera nächst ihrer 
vorstehend beschriebnen Wirksamkeit am tödtlichsten geworden ist, stehn 
mit dieser Sterblichkeit in Verbindung; aber zuweilen war doch auch die 


Cholera wenig wirksam bei bedeutender allgemeiner Sterblichkeit. 


im preu/sischen Staate wärend des Jahres 1831. 55 


x r Flächenraum Einwobner- Darin starben 
Namentlich gehören hierher folgende Landestheile: in geograph. zahl zu Ende imJahre 1831 Darunter 
OMeilen d.Jahrs 1831 überhaupt a. .d. Cholera 
— — 


1. Die Kreise Memel, Heidekrug und Tilsit..... 50,96 102,165 6,016 1,201 
2. —_ Angerburg und Lözen, im südlichen 
Theile des RB Gumbinnent...enur.>.. ,33564 51,246 DSTET 539 


3. Die Stadt Königsberg mit dem sie umgebenden 
Landkreise, welcher des Zusammenhanges we- 


gen hier mit in Rechnung kommt. . ......... 23,755 103,713 5,224 1,528 
4. Die Kreise Elbing, Danzig Stadt und Land, 

und Neustadt bei Danzig . 20:2 20:20.200000+ : 62563 194,654 10,906 2,373 
5. Die Kreise Wongrowiz und Gnesen, im süd- 

östlicben Theile des R.B. Bromberg...... 48541 77,338 4,657 397 


6. Die Kreise Schrimm, Posen, Samter, Birnbaum, 
Meseriz, Chodzesen, Tscharnikau, nebst Friede- 
berg im R.B. Frankfurt, die eine zusammen- 


hängende Masserbilden..o.:2sa0ssao.0= 00. 173,32 320,645 17,273 2,581 

7. Der Kreis Ratibor am Südende Oberschlesiens 15,73 63,154 3,169 298 
Summe....... 408,44 912,945 50,022 8,912 

Gestorbne Darunter 


In diesen Landestheilen kamen demnach auf 100,000 Lebende im Durchschnitte: überhaupt a. d. Cholera 
PRESSE SER EEE 


1..: In den Kreisen. Memel und. .Heidekrug „u.c.1 ten sure. eo sie. 15,889 11T 
2. ——  —_ Angerburgund Lözen ........ OR RR) 1,052 
3. In der Stadt und dem Landkreise Königsberg. » 222... 2e2e2 200. 5,037 1,7169 
4. In den Kreisen Elbing, Danzig Stadt und Land, und New: 5,602 1,218 
De ee Wencteiie unds Giesen lernen 106,022 513 
6. — __—____ Schrimm, Posen, Samter, Birnbaum, Meseriz, Chod- 


zesen,a Icharnkan und Rriedebero nes e se uea ea. ee es nen 5387 805 
7. In dem RrenetRaubor oa Fe er ang lag 172 


Überhaupt. ....... 3,179 976 


In der That giebt ein Durchschnitt aus den Verhältnissen so zerstreut 
liegender Landestheile gar keine Grundlage zu fruchtbaren allgemeinen Be- 
trachtungen. Wenn auch angenommen werden könnte, dafs ähnliche Ursa- 
chen bei der grofsen Sterblichkeit an den Küsten des Meeres und des frischen 
und air Hafs bei Danzig, Königsberg und Memel wirksam gewesen 
wären: so müssen doch bei den weit von dem Meeresstrande entfernten 
Landestheilen jedenfalls ganz andre Ursachen die grofse Sterblichkeit bewirkt 
haben; und auch hier ist es keinesweges wahrscheinlich, dafs gleiche Ursa- 


Histor, philol. Abhandl. 1832. H 


56 Horrmann: Die Wirkungen der'asiatischen Cholera 


chen in Angerburg und Lözen einerseits, und in Ratibor andrerseits, bei so 
grofser Entfernung und so ganz verschiednen Bevölkerungs- und Kultur- 
Verhältnissen, die fast gleiche allgemeine Sterblichkeit erzeugten. 

Die vorstehend unter den Nummern 4, 5, und 6 aufgeführten Landes- 
theile bilden mit der vorhin betrachteten Abtheilung eine zusammenhän- 
gende Masse, indem sie in Norden, Süden und Südwesten sich unmittelbar 
an dieselbe anschliefsen. Diese Masse enthält 


einen Flächenraum von .. „us. .osausu0n« ee 692,77 geogr. OM. 
auf demselben mit Einschlufs des Militärs zu Ende 

des Jahres 1891 2 .un seen essen ..1,257,601 Einwohner 
also auf der GM. durchschnittlich..... DEE 1,815 » 


Im Laufe des Jahres 1831 verlor sie durch den 

Tod überhaupt. „vet... zen EUER 84,07 » 
Darunter insbesondre durch die Cholera ........ 16,823 » 
Also starben durchschnittlich von 100,000 Ein- 

Wohnern überhaupt s.ec.ccnsnnenise ER 6,655 » 
und davon besonders an der Cholera..... ee 1,338 » 


Wird diese ansehnliche zusammenhängende Fläche mit dem ganzen 
5 8 
Staate vergleichen: so ergiebt sich, dafs sie enthält 


von der gesammten Oberfläche des Staats zwischen - und £ oder ..... 0,1368 
von der gesammten Bevölkerung des Staats am Ende d.J. 1831 zwi- 
schen - und -— oder......2.....,. N 0,0964 


von der gesammten Anzahl der im Jahre 1831 Gestorbnen zwischen % 
Und. Oder... 22.220 en age ee fen 0,1817 
von der gesammten Zahl der im preufsischen Staate wärend des Jah- 
res 1831 durch die Cholera Getödteten noch über die Hälfte, 
namlıche see EERURPUSSENRREREEIRTSRE ER. A Me .. 0,5156 


Keiner der zu dieser Masse gehörigen 33 Kreise hatte eine geringere 
allgemeine Sterblichkeit als 4; der Lebenden, und dieser oder ein höherer 
Grad der Sterblichkeit kam aufser dieser Masse überhaupt nur noch in sieben 
zerstreut liegenden Kreisen vor, wovon sechs in Östpreufsen sich befinden, 
und drei namentlich das nördlichste Ende des preufsischen Staats bilden ; 


wogegen der siebente an der südlichsten Spitze von Schlesien liegt. 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 57 


Keiner der 33 zu dieser Masse gehörigen Kreise ist von der Cholera 
ganz verschont geblieben: aber sie traf dieselben in höchst verschiednem 
Grade: nachstehendes ist die merkwürdige Reihefolge in dieser Beziehung. 
Es hatten nämlich im Jahre 1831 auf jedes Zehntausend ihrer Einwohner 
am Ende dieses Jahres durchschnittlich Gestorbne 


an aufserdem also 

die Kreise der Cholera noch überhaupt 

1. Rosenberg in Westpreußsen „22.2.2... 311 524 835 
DINO ala ee se ste erste 20% 824 1,123 
3. Straßburg cc esedarncdsonecden 258 747 1,005 
A453:Schubinshstsiejeisiaats Sipfsersjnhlane roman. 1211 607 sıs 
5 .Stuhm aun..ine a sata culeenfere selben 7209 559 768 
6. Stärsardause.nssnasgienaean sag 208 510 1 
N a oT 557 754 
8NOhOrmIK.. ee te u 494 503 694 
O,5:Graudenz \.c.nHle atesseilsslersiessiageniare? 188 608 793 
TORSVYarstar ee een aete strahlen er 280 662 s42 
PIE Rhorn er ee ee rer erereueere fa 0175 705 ss0 
1DES MOE1lnO ee leere 2108 547 715 
119. Brombere, 02.10. NS Ehe ae Klenahl MENT 559 706 
14. Neustadt in! VViestprenfien elta akerler ra ste a AR 363 505 
AND Ra m eek arena Breker erskaieneger ste El 654 758 
KOATE Danzig Stadt u. Landkreis zusammen 131 433 564 
SO Sterodera.t retro elenrassekerstefasensiere! 12 518 6A 
19. Neidenburg 1. sch let. 120 532 652 
20. Schwetz.liscdere asien seen Ad 524 635 
21, Meseriz „res ware need 11 108 468 573 
225 Posen oo. aa eiserne nee 105 457 562 
23. Ischarnikaur.ecemesenaneeeeen..e 401 443 544 
DA. Friedeberg, ae Wo sen, 98 406 504 
200 Elbine iu sw waere ee 508 592 
26. Birnbaum. ..er. ae sta eueiereioiereucleiegetete et TA 438 512 
2.11..Chodzesen vereinen reeer i! 455 526 
282° Wongrowize wuresmea sseaneswenen , 00 538 607 
291 Maärienbürg . al An ne dl. 60 585 645 
30..Marienwerder :.. 2.2.0.0 0ene nenne 54 577 631 
D1 2 Samter; ste. n sieresatelecejpneksnene Fopsaeiene sm Art 529 
DI Gnesen ea ans a area er ee nenne g KOT. 561 598 
99 Schimmel ln ensure ana a 20 519 539 


Diese Zusammenstellung zeigt zunächst sehr übersichtlich, wie höchst 
verschieden selbst in diesem Landestheile, welcher doch als der Hauptsitz 


H2 


58 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


der Cholera im Jahre 1831 anzusehn ist, gleichwohl die Wirkungen dieser 
Seuche waren: sie sinken von 311 bis auf 20 von 10,000 Lebenden herab; 
sind also um mehr als das funfzehnfache verschieden. Bei weitem geringer 
sind die Unterschiede der Sterblichkeit im Allgemeinen: selbst nach Abzug 
aller Cholera-Todesfälle sinkt das Verhältnifs nur von 824 auf 363 gegen 
10,000 Lebende, das ist in kleinen Zahlen fast nur von 9 auf 4 herab. Die- 
ses ist wohl nur dadurch zu erklären, dafs die Wirkungen der Cholera sehr 
viel mehr durch freie willkürliche Handlungen der Menschen bedingt wurden, 
als die Wirkungen der Sterblichkeit im Allgemeinen. Diese Ansicht wird 
noch dadurch bestätigt, dafs unmittelbar neben einander liegende Kreise, 
selbst bei aufserdem fast gleicher Sterblichkeit, doch die Wirkungen der 
Cholera in einem sehr verschiednen Grade empfanden. Nach Abzug der 
Cholera-Leichen hat der Kreis Mogilno 547, der Kreis Gnesen 561 Ge- 
storbne auf 10,000 Lebende: aber jener hatte auf die gleiche Anzahl Leben- 
der 168, dieser nur 37 durch die Cholera verloren. Die Kreise Rosenberg, 
Stuhm, Stargard und Schwetz umschliefsen den Kreis Marienwerder in Osten, 
Norden und Westen: sie hatten nach Abzug der Cholera-Leichen 524, 
559, 510 und wieder 524 Gestorbne auf 10,000 Lebende, der Kreis Ma- 
rienwerder 577, also sogar noch etwas mehr; aber die Cholera tödtete von 
10,000 Einwohnern in den Kreisen Rosenberg 311, Stuhm 209, Stargard 
204, Schweiz 111, im Kreise Marienwerder aber nur 54. Ähnlicher Bei- 
spiele sind mehr in der vorstehenden Übersicht aufzufinden. 

Ein beträchtlicher Theil der einzelnen Kreise in den vierzehn von der 
Cholera ergriffnen Regierungsbezirken verlor im Jahre 1831 durch alle ver- 
schiednen Todesarten überhaupt zwischen { und „; seiner Einwohner, oder 
zwischen 400 und 500 von 10,000. Ein andrer Theil derselben erlitt da- 
durch nur einen Verlust von 4 bis —; seiner Einwohner, oder von 334 bis 
400 auf 10,000. Der Überrest hatte eine geringere allgemeine Sterblichkeit, 
das ist beinahe nur die gewöhnliche in Mitteljahren. Wie diese drei Abstu- 
fungen des Sterblichkeits-Verhältnisses sich gegen einander, gegen die beiden 
vorstehend bereits betrachteten, und gegen die tödtlichen Wirkungen der 
Cholera verhalten, ergiebt folgende Darstellung. 

Zwischen 400 und 500 überhaupt Gestorbne hatten auf 10,000 Le- 
bende folgende kreisweise zusammengestellte Landestheile: 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 


Namen der Kreise. 


Im Reg. Bez. Gumbinnen die fünf Kreise Niede- 
rung, Stallupönen, Olezko, Lyk u. Sensburg . .. 
Im Reg. Bez. Königsberg die sieben Kreise La- 
biau, Welau, Rastenburg, Braunsberg, Allen- 
stein, Ortelsburg und Morungen. ..... 2.222 .. 
Im Reg. Bez. Danzig der Kreis Berend........ 
Im Reg. Bez. Marienwerder die beiden Kreise 
Konız und Blatow. ee ale een 
Im Reg. Bez. Posen die drei Kreise Wreschen, 
Schrodda und Adelnaute.ee.o elesele ei slann osoinke. on 
Im Reg. Bez. Potsdam die Stadt Potsdam, welche 
hier als Kreis mitgezählt wird, und die Kreise 
Ost- und. West-Hayellandz au. .2.2.0.0.20n% 
Im Reg.Bez. Frankfurt der Kreis Sternberg... 
Im Reg.Bez. Stettin der Kreis Randow....... 
Im Reg. Bez. Breslau der Kreis Breslau mit der 
Im Reg. Bez. Oppeln die fünf Kreise Beuthen, 
Plefs, Rybnik, Kosel und Neustadt. ......... 
Im Reg. Bez. Magdeburg hat zwar die Stadt Mag- 
deburg noch eben /102 Gestorbne auf 10,000 Ein- 
wohner, doch alle Landkreise, welche sie um- 
geben, so viel weniger, dals sie nicht hierher 
gerechnet werden kann, wenn, wie bei allen an- 
dern grolsen Städten, das sie zunächst umge- 
bende Land mit zur Rechnung gezogen wird. 
Es fällt hiernach die Sterblichkeit überhaupt zwi- 
schen 400 und 500 auf 10,000 Lebende in neun 
und zwanzig Kreisen, welche enthalten...... 


Flächenraum 
in geograph. 


O Meilen 


93,63 
150,783 
22,95 
69,55 
1} 
48,03 
47,34 
32,96 
de 
25,11 
14,40 


76531 


581,06 


Einwohner- 


zabl zu Ende Darin starben 


d. Jahrs 1831 


251,946 
23,120 


71,175 


108,493 


134,619 


233,531 


DE X- 9 
1,235,332 


im Jabre 1931 
— 


11,403 
1,028 


54,723 


59 


Darunter 
a. d. Cholera 
— 


2,205 
211 


Zwischen 334 und 400 überhaupt Gestorbne hatten auf 10.000 Le- 
bende folgende Landestheile, nach Kreisen geordnet: 


60 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


. en Flichenraum Einwohner- 
Namen der Kreise. in geograph, zabl zu Ende Darin starben Darunter 
O Meilen d.Jahrs 1831 im Jahre 1831 a.d. Cholera 
2 SUR B een We 
Im Reg. Bez. Gumbinnen die vier Kreise Rag- 
nit, Goldap, Johannisburg und Insterburg. .... 93,53 150,507 5,468 394 
Im Reg.B. Königsberg die sieben Kreise Fisch- 
hausen, Gerdauen, Friedland, Preulsisch Eilau, 


Heiligenbeil, Röfsel, Preufsisch Holland..... 136,28 219,531 7,958 883 
Im Reg. Bez. Danzig der Kreis Karthaus....... 26,07 29,144 1,087 73 
Im Reg. Bez. Marienwerder der Kreis Deutsch- 

Krone s Sorıcio oe ckeieeie nn on alatele.aleioreteleie.n.et | = 180503 37,348 1,263 35 
Im Reg. Bez. Posen die sechs Kreise Pleschen, . 

Krotoschin, Kröben, Fraustadt, Kosten u. Buk.. 111,75 289,503 10,992 518 


Im Reg. Bez. Potsdam die sieben Kreise Anger- 

münde, Ober- und Nieder-Barnim, Berlin mit 

seinem Weichbilde, Teltow-Storkow, Zauch - 

Belzig und West-Priegnitz ......c. 2... .. 186,93 549,012 20,258 1,978 
Im Reg. Bez. Frankfurt die fünf Kreise a 

walde, Küstrin, Lebus, Stadt Frankfurt und 


Krossen see ccccc0u00. seeenureennunenen.. ‚93542... 179,978 6,567 401 
Im Reg.Bez. Stettin die Kreise Greiffenhagen u. 

Werkermunle PER Bene aeletege Se ara hene 39,09 67,749 2,549 277 
Im Reg. Bez. Köslin der Kreis Lauenburg ehe 

Bütow see aaa RER sletefelereker 22540 24,363 910 49 
Im Reg. Bez. Breslau die Keen Militsch u. Wolau 32,23 83,934 2,998 68 
Im Reg. Bez. Oppeln die Kreise Leobschütz und 

Neilsesa een ce 0 OO eusiesnee 26520: 433,679 4,716 258 
Im Reg. Bez. Diepnite die: vier Kreise Liegnitz, 

Landshut, Hirschberg und Löwenberg ..... Di 43,63 197,992 7,030 6 


Im Reg. Bez. Magdeburg die sechs Kreise Wanz- 
leben, Stadt Magdeburg, Wolmirstädt, Garde- 
legen, Salzwedel und Jerichow IL. ......... 89,35 231,652 8,215 508 
Hiernach fällt die Sterblichkeit überhaupt zwischen "177711 
334 und 400 von 10,000 Lebenden in 48 Kreisen, 
die zusammen enthalten. ..... Aa Dur . 939,50 2,19/4,392 80,029 5,448 


Endlich hatten weniger als 4; der Lebenden oder weniger als 334 
von 10,000 Einwohnern durch Todesfälle überhaupt nachstehend benannte 
Landestheile verloren: 


im preufsischen Staale wärend des Jahres 1831. 61 


Flächenraum _Einwohner- 


Namen der Kreise. in geograph. zahl zuEnde Darin staıben Darunter 

O Meilen d.Jahrs 1531 imJahre {$31 a.d. Cholera 

r 5 een. : N Een 

Im Reg. Bez. Gumbinnen die drei Kreise Pilkal- 

len, Gumbinnen und Darkehmen ........... 45,9 95,899 2,989 110 
Im Reg. Bez. Königsberg der Kreis Heilsberg.. 20,27 39,663 1,009 43 
Im Reg. Bez. Marienwerder der Kreis Schlochau 38,ss 32,611 983 — 
Im Reg. Bez. Posen die Kreise Schildberg u. Bomst 36,9 89,145 2,734 101 


Im Reg. Bez. Potsdam die fünf Kreise Prenzlau, 

Templin, Jüterbog-Luckenwalde, Ruppin uud 

Ost Prieenitzee ee ee 1590 zen 6,556 50 
Im Reg. Bez. Frankfurt die eilf Kreise Landsberg, 

Soldin, Königsberg, Züllichau, Guben, Lübben, 

Luckau, Kalau, Kotbus, Spremberg u. Sorau... 210,97 417,776 11,277 217 
Im Reg. Bez. Stettin die neun Kreise Regenwalde, 

Greiffenberg, Kamin, Naugard, Saazig, Pyritz, 

Usedom-Waollin, Anklam Fr Demmin. ....... 168,93 287,266 7,877 233 
Iu Reg. Bez. Köslin die acht Kreise Stolpe mit 

Bütow, Rummelsburg, Schlawe, Fürstenthum, 

Belgard, Neustettin, Dramburg und Schiefelbein 236,09 304,747 7,903 28 
Im Reg. Bez. Breslau die neunzehn Kreise Nams- 

lau, Wartenberg, Oels, Trebniz, Gurau, Stei- 

nau, Neumarkt, Olau, Brieg, Strehlen, Nimptsch, 

Münsterberg, Frankenstein, Glaz, Habelschwerdt, 

Heichenbach ‚„ Waldenburg, Schweidniz und 

Siriegalee esse een en eessenienienn 201,51 841,079, 22,466 132 
Im Reg. Bez. Oppeln die acht Kane Lubliniz, 

Rosenberg, Kreuzburg, Oppeln, Grofs- Streliz, 

Tost, Falkenberg und Grotkau.......c..... 124,82 299,340 9,423 s6 
Im Reg. Bez. Liegnitz die funfzehn Kreise Grü- 

neberg, Freistadt, Sagan, Sprottau, Glogau, Lü- 

ben, Goldberg-Hainau, Jauer, Bolkenhain, Schö- 

nau, Bunzlau, Lauban, Görlitz, Rothenburg und 

Hoyerswerdans. oc .sesscher oeenessn onen. | 206,91 575,135 16,408 
Im Reg. Bez. Magdeburg die neun Kreise Jeri- 

chow I, Kalbe, Stendal, Gardelegen, Neu - Hal- 

densleben, Oschersleben, Aschersleben, Halber- 

stadt und Wernigerode... „ee... .0e00000. 120,78 331,019 9,691 35 
Hiernach fällt die Sterblichkeit überhaupt unter - ETIENEDF WITT Teer 

der Lebenden oder unter 33/4 von 10,000 Ein- 

wohnern in 91 Kreise, die zusammen enthalten 1,551,26 3,439,560 99,316 1,059 


[9 
> 


Hieraus ergiebt sich nun zunächst folgende allgemeine Übersicht: 


62 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Flächenraum Einwohner- 

Zahl in den von der Cholera im Jahre 1831 ergriffnen in geograph. zahl zuEnde Darin starben Darunter 
d. Kreise vierzehn Regierungsbezirken. OMeilon d.Jahrs 1831 im Jahre 1831 a. d. Cholera 
se er EEE ee ee ze 

19 hatten mehr als % der Einwohner durch den 

Tod überhaupt verloren; . enthielten. .... 408,41 664,934 51,240 41,472 

22 hatten zwischen En und — % ihrer Einwohner 

durch den Tod überhaupt verloren; sie ent- 

hielten. So. 2 nes sone one neaeeaec „108548, 9192,045 7 750,022, 83,91% 
29 hatten zwischen & und —- ihrer Einwohner 

durch den Tod aberkaup: verloren; sie ent- 

hieltems ano see sera rss nisse lass afe essen 58115065, 1,235,3322 8515128 5,756 
48 hatten zwischen en und 4 ihrer Einwohner 

durch den Tod überhaupt verloren; sie ent- 

hielten een ocean ae zen eer ses orer. en, 030,80, 2,194,392, 750,0297 5,148 
94 hatten weniger als 4 


den Tod überhaupt verloren; sie enthielten... 1,551,26 3,139,360 99,316 1,059 


der Einwohner durch 


209 Kreise, enthaltend . „22... 2.0202 s00n000  3,888,97 8,446,963 335,330 32,647 
Hierzu tritt die nicht in den für die Volks- 
zahl der einzelnen Kreise angegebnen Zahlen 
einbegriffne Gensdarmerie, die mit Einschlufs 
der Familienglieder überhaupt betrug ...... —— 4,395 


Es ergaben sich demnach für die vierzehn 

von der Cholera im Jahre 1531 ergriffnen Re- 

gierunpshezinken ee session elelete aarete 212 3,888,070 8, 451,3580,835,330, 325647 
Die eilf Regierungsbezirke, welche die 

Cholera im Jahre 1831 noch gar nicht ergrif- 

fenvhatte, enthielten. ces ocaeosocoooacne.. 15178,57..2,587,602 127,355 

wodurch sich für den ganzen Staat wie vor- 

hin: ergeben... 2 neo esossses uno tee ee 20, 53002554. 13,038,9601 462,605 325647 


Sollen auf den Grund der vorstehenden Übersicht geographisch be- 
gränzte zusammenhängende Landstriche angegeben werden, worin die Sterb- 
lichkeit im Jahre 1831 im Ganzen wesentlich einerlei Gesetz befolgte; so 
wird man es aufgeben müssen, die Unterschiede der einzelnen Abtheilungen 
so scharf zu nehmen, als sie vorstehend angewandt worden sind. In der 
That hängt es auch von Zufälligkeiten ab, die aufser den Gränzen aller Be- 
rechnung liegen, ob Kreise, deren Sterblichkeit nahe an der Gränze zweier 
der hier angenommnen Abtheilungen liegt, in die höhere oder niedrigere 
derselben fallen. Ob z.B. ein Kreis mit 330 oder 340 Gestorbnen auf 10,000 
Einwohner in die vorstehenden Berechnungen kommen sollte, konnte von 


im preufsischen Staate warend des Jahres 1831. 63 


Umständen abhängen, woraus sich nichts für seinen Gesundheitszustand 
überhaupt folgern läfst: gleichwohl würde er hier im ersten Falle in der 
letzten, im zweiten in der vorletzten Abtheilung stehen. Ähnliche Bewand- 
nifs hat es selbst mit der Bestimmung, ob ein Kreis als von der Cholera er- 
griffen anzusehn ist. Einige Fälle, wo Durchreisende, oder Bewohner von 
Gränzorten an der Cholera erkranken und selbst sterben, ohne dafs die 
Seuche sich weiter verbreitet, berechtigen offenbar noch nicht anzunehmen, 
der Kreis sei von der Cholera ergriffen, da solche Ereignisse ganz zufällig 
sind, und ohne Folgen für den Gesundheitszustand im Allgemeinen bleiben. 
Allerdings aber wird grofse Behutsamkeit und Mäfsigung bei dem Zugestehn 
solcher Ausnahmen von den strengen Zahlenverhältnissen nothwendig bleiben, 
um nicht in regellose Willkühr zu gerathen, worin zuletzt jede gewagte Vor- 
aussetzung Thatsachen zu ihrer Begründung auflinden zu können glaubt. 
Dieses vorausgesetzt, mufs zunächst bemerkt werden, dafs der Raum, 
welcher die Wirksamkeit der Cholera im Jahre 1831 im preufsischen Staate 
begränzte, beträchtlich kleiner ist, als der Flächeninhalt der vierzehn Regie- 
rungsbezirke, worin Choleraleichen vorgekommen sind. Längs der süd- 
westlichen und westlichen Gränze dieses Landestheils liegen zusammenhän- 


8 
nur sehr wenige einzelne Cholerasterbefälle vorgekommen sind, wie folgende 


gend grofse Massen von Kreisen, worin gröfstentheils gar keine, höchstens 


Nachweisung ergiebt. 


Flächenraum _Einwohner- 


in geograph. zahl zu Ende Darin starben Darunter 
O Meilen d. Jahrs 1831 imJahre 1831 a.d. Cholera 
—— — m — 


a) Im ganzen Regierungsbezirke Liegnitz kann 
höchstens der Kreis Grüneberg als von der Cho- 
lera ergriffen betrachtet werden. Der übrige 
Uherlsbeiracb un. 2... langen nialsinhee 32341569 „131,323. 22,160 15 

b) Daran schlielsen sich die Gebirgskreise des Bres- 
lauer Regierungsbezirks, namentlich Striegau, 

Schweidniz, Waldenburg, Reichenbach, Nimptsch, 

Strehlen, Münsterberg, Frankenstein, Glaz und 

Habelschwerdt....... ROTE OP Ber 259508 LH EEE ERICH 9 
€) Ferner schliefsen sich an die ganze Niederlausitz, 

nämlich die Kreise Sorau, Spremberg, Kotbus, 


Kalau, Luckau, Lübben und Guben...... al 26 254,840 6,424 15 
d) Hieran reihen sich noch die Kreise Jüterbog - 
Luckenwalde und Zauch-Belzig............ 60,19 90,055 2,742 = 


Dieser ganze zusammenhäng. Landstrich enthält also 518,15 1,481,101 43,521 39 


Histor, philol. dbhandl. 1832. I 


64 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Es kamen hier also auf 100,900 Lebende noch nicht ganz 2,938 Ge- 
storbne, oder es starb nahe von 34 Lebenden Einer. Die Choleratodes- 
fälle waren so unerheblich, dafs auf 37,985 Einwohner nur Einer durch- 
schnittlich fällt. 

Ferner sind abzusondern die westlichen Theile des Regierungsbezirks 
Magdeburg, namentlich die Kreise Wernigerode, Halberstadt, Aschersleben, 
Oschersleben, Neuhaldensleben, Gardelegen, Salzwedel und Österburg, 
welche auf 110,29 geogr. QM. zu Ende des Jahres 1831 274,764 Einwoh- 
ner hatten. Im Jahre 1831 waren 8,262 gestorben, also von 100,000 Le- 
benden 3,008, darunter jedoch keiner an der Cholera. 

Endlich schliefsen sich an den ganz cholerafrei gebliebnen Regierungs- 
bezirk Stralsund die ebenfalls cholerafreien Kreise Anklam und Demmin des 
Regierungsbezirks Stettin, deren Sterblichkeits-Verhältnisse schon weiter 
oben besonders angegeben sind. 


Flächeninhalt Einwohner- Darin starben 
ingeograph. zabl zu Ende im Jahre 1331 Darunter 
DMeilen d. Jahres 1331 überhanpt a.d. Cholera 
— 
Werden nun der grofse fast ganz cholerafreie Lan- 
destheil von Niederschlesien, nebst der Lausitz, 
und dem an Sachsen gränzenden Theile des Re- 


gierungsbezirks Potsdam mit...... ee 5 1191 013,52 39 
dann der westliche Theil des Reg. Bezirks Magde- 

burg mit, Selig aerenei a arefenenene ee lenzia 110,29 274,764 8,262 
endlich die Kreise Acklar und Demmin mit ...... 27,39 58,303 1,588 
uberhaupkalsopeeer ers se seele ae ee 655,96 1,814,468 53,371 39 
von denjenigeu.. “cur »oesceereeenennnnnnne 35888597 8,446,963 335,330 32,647 


abgezogen, die überhaupt zu den vierzehn von der 
Cholera betroffnen Regierungsbezirken gehö- 
ren: so bleiben... .. a: eue non. 35233,017. 0,632,495: 281,959, 5325608 
die nun eigentlich den Cholenbescki im preulsi- 
schen Staate für das Jahr 1831 bilden. 


Innerhalb dieses Bezirks liegen aber noch zwei ansehnliche Flächen- 
räume, die nur sehr wenig von der Cholera litten. Der nördlichste liegt 
am Ufer der Ostsee, und erstreckt sich über die Hügelkette, die Hinter- 
Pommern von Westpreufsen trennt. Er umfafst den Regierungsbezirk Kös- 
lin mit Ausnahme der Herrschaft Lauenburg, und die Kreise Regenwalde 
und Greiffenberg Regierungsbezirks Stettin, nebst dem Kreise Schlochau 


im preufsischen Staate warend des Jahres 1831. 65 


Regierungsbezirks Marienwerder, und enthielt zu Ende des Jahres 1831 auf 
309,s5 geogr. J Meilen nur 396,202 Einwohner: im Jahre 1831 starben 
darin 10,398, davon jedoch nur 32 an der Cholera. Es starben also dnrch- 
schnittlich von 100,000 nur 2,625, oder'nahe von 38 Lebenden Einer, und 
die Cholera tödtete nur Einen von 12,381. 

Der südlichste von den gedachten Flächenräumen zieht sich lang und 
schmal aus dem nördlichen Theile des Regierungsbezirks Posen bis an das 
südlichste Ende von Schlesien. Er enthält die Kreise Buk, Bomst, Kosten, 
Fraustadt und Kröben, Regierungsbezirks Posen, Gurau, Militsch, Treb- 
niz, Oels, Wartenberg, Namslau, Regierungsbezirks Breslau, Kreuzburg, 
Rosenberg, Lubliniz, Grofs-Streliz, Tost und Rybnik, Regierungsbezirks 
Oppeln. Auf 275,04 Q Meilen hatte er zu Ende des Jahres 1831 686,028 
Einwohner, und im Jahre 1831 23,374 Gestorbne, wovon 37 an der Cho- 
lera. Durchschnittlich starben also von 100,000 Einwohnern 3,407, oder von 
etwas mehr als 29 Einer: die Cholera tödtete aber nur Einen von 18,541. 

Es zeigt sich in den Verhältnissen dieser beiden Landestheile, so weit 
sie hier bekannt sind, durchaus Nichts, was die auffallende Verschonung 
durch die Cholera, wodurch sie ausgezeichnet sind, anscheinend begründen 
könnte. Der südliche gränzt unmittelbar an die weiter oben beschriebne 
grofse Landfläche von 33 Kreisen, die der Hauptsitz der Cholera im Jahre 
1831 war. Der nördliche ist von eben dieser Landfläche durch einen schma- 
len Landstrich geschieden, welcher den Übergang hier zu vermitteln scheint. 
Zwischen ihnen hindurch hat die Cholera sich nach Westen ausgebreitet. 
Sie selbst sind beide sehr wesentlich verschieden. Der nördliche liegt mit 
der längsten Seite des Dreiecks, das er ohngefähr bildet, an der Ostsee, 
und ist von zahlreichen Küstenflüssen mit starkem Gefälle durchschnitten: 
der südliche ist weit vom Meere entfernt, berührt selbst weder die Oder 
noch die Warte, und hat nur kleine Gewässer mit schwachem Gefälle, wie 
besonders die Obra und Bartsch. Der nördliche ist sehr schwach bevöl- 
kert; er hat auf der (Juadratmeile durchschnittlich nur 1279 Einwohner: 
die Bevölkerung 
wohner auf der Quadratmeile. Der nördliche liegt aufser allen Handels- 
strafsen: durch den südlichen gehn die Strafsen von Leipzig nach Warschau 


des südlichen ist fast doppelt so dicht, nämlich 2,494 Ein- 


und Brody. 
2 


66 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Westwärts des nördlichen von der Cholera wenig berührten Land- 
strichs bilden der Regierungsbezirk Stettin mit Ausnahme der Kreise Regen- 
walde und Greiffenberg am östlichen, und der Kreise Anklam und Demmin 
am westlichen Ende, ferner die Kreise des Regierungsbezirks Frankfurt, 
Arnswalde, Soldin, Königsberg, Küstrin, Lebus mit der Stadt Frankfurt, 
Landsberg, Sternberg, Züllichau und Krossen, nebst dem schlesischen Kreise 
Grünberg, dann der Regierungsbezirk Potsdam mit Ausnahme der Kreise 
Jüterbog-Luckenwalde und Zauch-Belzig, endlich die magdeburgischen 
Kreise Jerichow I. und II., Kalbe, Wanzleben, Wolmirstädt mit der Stadt 
Magdeburg, und Stendal eine Fläche von 803,0s O Meilen, die zu Ende des 
Jahres 1531 1,841,954 Einwohner hatte. Sie verlor im Laufe des Jahres 
1831 durch den Tod 64,250, und darunter an der Cholera 4,564. Hier- 
nach kamen auf 100,000 Lebende durchschnittlich 3,488 Gestorbne, und 
darunter 248 Choleraleichen. Die allgemeine Sterblichkeit liegt in diesem 
grofsen Landstriche gröfstentheils zwischen drei und vier Prozent, oder 
zwischen 300 und 400 auf 10,000 Lebende. Nur in einigen wenigen Krei- 
sen steigt sie höher, am höchsten in dem Kreise Randow, welcher Stettin 
enthält, und worin 443 von 10,000 starben. Aber auch in dem Kreise 
Westhavelland stieg sie auf 439, und in dem Kreise Sternberg, der nicht 
einmal eine ansehnliche Mittelstadt enthält, kam sie doch bis auf 404; bei- 
des ebenfalls von 10,000 Einwohnern durchschnittlich. In einigen wenigen 
Kreisen war die Sterblichkeit noch unter drei Prozent der Lebenden, am 
niedrigsten in dem pommerschen Kreise Naugard, wo nur 243 von 10,000 
Lebenden starben. Zum Theil zeichneten sich ganze Reihen neben einan- 
der liegender Kreise durch eine geringere Sterblichkeit aus: so die Kreise 
West-Priegnitz, Ost-Priegnitz, Ruppin, Templin und Prenzlau längs der 
meklenburgschen Gränze, die Kreise Kamin, Naugard, Saazig und Pyritz 


5 

in Pommern ostwärts der Oder, und die unmittelbar an letztere gränzenden 
Kreise Soldin und Königsberg in der Neumark. Auch die Inseln zwischen 
den Mündungen der Oder, Wollin und Usedom, hatten nur 272 Gestorbne 
auf 10,000 Lebende. Aber häufig kommen auch ganz schroffe Gegensätze 
vor: zwischen den Kreisen Züllichau und Landsberg mit 277 und 290 liegt 
der Kreis Sternberg mit 404 Gestorbnen von 10,000 Einwohnern; und West- 


havelland mit 439 Todten auf 10,000 Lebende gränzt unmittelbar an die 


im preufsischen Staale wärend des Jahres 1831. 67 


Kreise Ruppin und Ost-Priegnitz, die nur 328 und 259 Gestorbne auf die 
gleiche Anzahl Lebender hatten. 

Die Sterblichkeit an der Cholera erreichte nur in dem Stadtkreise von 
Magdeburg 79, in dem Kreise Randow mit Stettin 66, und in Berlin 57 
von 10,000 Lebenden: aber nicht viel schwächer, als in den grofsen Städ- 
ten, war sie doch in Kreisen, die nicht einmal ansehnliche Mittelstädte 
enthalten, wie Arnswalde in der Neumark mit 63, Greiffenhagen in Pom- 
mern mit 54, Sternberg mit 45 Choleraleichen auf 10,000 Einwohner durch- 
schnittlich. In dem bei weitem gröfsten Theile des hier betrachteten Land- 
strichs war die Cholera jedoch viel weniger tödtlich: überhaupt starben daran 
im Jahre 1831 in den Kreisen Züllichau und Stendal nur 9, im Kreise Sol- 
din nur 5, im Kreise Ruppin nur 3, und in den Kreisen Ost - Priegnitz und 
Jerichow II. sogar Keiner. Ihr Erscheinen war aber auch hier regellos. 
Kreise, die eine sehr mäfsige allgemeine Sterblichkeit hatten, zählten doch 
oft verhältnifsmäfsig viel mehr Choleraleichen, als Kreise mit einer gröfsern 
allgemeinen Sterblichkeit. Der Kreis Landsberg an der Warte hatte auf 
10,000 Einwohner nur 290 Todte überhaupt, und darunter 27 an der Cho- 
lera Gestorbne; und der Kreis Naugard in Pommern hatte unter nur 243 
Todten auf 10,000 Lebende sogar 36 Choleraleichen. Dagegen hatte der 
Kreis Teltow-Storkow nur 11, und der Kreis Westhavelland nur 8 Cholera- 
leichen auf 10,000 Lebende, obwohl jener 399, dieser sogar 439 Todte un- 
ter der gleichen Anzahl Lebender zählte. In andern und wohl den meisten 
Fällen war aber doch die geringere Tödtlichkeit der Cholera mit einer gerin- 
gern allgemeinen Sterblichkeit verbunden; so besonders in den vorhin ge- 
nannten Kreisen längs der meklenburgschen Gränze, und ostwärts der Oder 
in Pommern und der Neumark. Die Seeküste hatte in Pommern wenig Cho- 
leratodte, das Oder, Warte und Elbufer sehr abwechselnd, bald auffallend 
viel, bald auffallend wenig. Auf 10,000 Lebende kamen längs der Oder 
namentlich Choleraleichen in den Kreisen 


Greiffenhagen ...... 54 
Angermünde ....... 44 
Königsberg in d. N. t1 
Ober-Barnim ...... 39 
Küstrin.. sc aretad. 13 


Lebussr. fasıisbas.d; 21 


68 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


(Guben... 2) 
Sternberg.... 45 
Krossen...... 7 
Zullichau su... 3 
Grünberg.... 4 

Ohngeachtet der hier betrachtete Landstrich Berlin, Magdeburg, Stet- 
tin, Potsdam, Frankfurt und mehre ansehnliche Mittelstädte enthält: so ist 
die Dichtheit seiner Bevölkerung im Ganzen doch nicht beträchtlich, weil 
das Land grofsentheils nur dünn bewohnt ist. Es kamen überhaupt nur 
2,294 Einwohner durchschnittlich auf die geographische Quadratmeile. Die 
verschiedne Dichtheit der Bevölkerung zeigte auch keinen bestimmten Ein- 
flufs auf die Tödtlichkeit der Cholera. Der Kreis Arnswalde mit 1,258 Ein- 
wohnern auf die Quadratmeile hatte 63, der Kreis Grüneberg mit 2,628 
Einwohnern auf die Quadratmeile aber nur 4 Choleraleichen auf 10,000 Le- 
bende durchschnittlich. 

Zwischen dem nördlichen im Jahre 1831 fast ganz von der Cholera 
verschont gebliebnen Landestheile und der Masse von 33 Kreisen, welche 
damals der Hauptsitz der Cholera war, zieht sich längs der neumärkischen 
und pommerschen Gränze durch Westpreufsen bis zur Ostsee ein Landstrich 
von nicht unerheblicher Gröfse, aber geringer Bevölkerung hin, der offen- 
bar den Übergang zwischen diesen so ganz verschiedenartigen Wirkungen 
der Cholera bildet. Er besteht aus den Kreisen Deutsch-Krone, Flatow, 
Koniz, Berend, Karthaus nebst der Herrschaft Lauenburg, und enthielt zu 
Ende des Jahres 1831 auf 180,00 9 Meilen nur 185,150 Einwohner, also 
nur 1,029 auf der Quadratmeile. Im Jahre 1831 starben darin 7,576 Men- 
schen, darunter 655 an der Cholera. Folglich hatte er auf 100,000 Ein- 
wohner durchschnittlich 4,092 Gestorbne, und darunter insbesondre 354 
Choleraleichen. Die geringste Sterblichkeit sowohl überhaupt, als insbe- 
sondre an der Cholera hatte der südlichste Theil, der Kreis Deutsch-Krone, 
nächstdem der nördlichste Theil, Lauenburg und Karthaus. Überhaupt 
stieg in den einzelnen Kreisen die allgemeine Sterblichkeit von 338 auf 471, 
und das Sterben an der Cholera von 9 auf 91 durchschnittlich für 10,000 
Lebende. 

Der südliche von der Cholera im Jahre 1831 fast ganz verschont ge- 
bliebne Landestheil hat keinen Landstrich neben sich, der auf gleiche Weise 


im preu/sischen Staate warend des Jahres 1831. 69 


den Übergang bildete. Der Krankheitszustand wendet sich hier plötzlich 
beinahe von einem Äufsersten zum andern. Wärend der Kreis Meseriz auf 
10,000 Einwohner durchschnittlich noch 573 Gestorbne, und darunter 105 
Choleraleichen hatte, starben in dem unmittelbar angränzenden Kreise Bomst 
von 10,060 Einwohnern durchschnittlich nur 286, und der ganze Kreis hatte 
von seinen 40,517 Einwohnern überhaupt nur zwei durch die Cholera ver- 
loren. Aber indem dieser Landstrich sich lang und schmal nach Süden bis 
an die äufserste Gränze von Oberschlesien hin erstreckt, hat er zu beiden 
Seiten Landestheile neben sich, die beträchtlich stärker von der Cholera 
betroffen wurden, ohne doch in dem Grade von ihr heimgesucht zu werden, 
worin es in der oft erwähnten Hauptmasse von 33 Kreisen geschah. 

In Westen nämlich bilden die vierzehn Kreise Wolau, Steinau, Neu- 
markt, Breslau, Olau, Brieg, Oppeln, Falkenberg, Grotkau, Neifse, Neu- 
stadt, Leobschütz, Kosel und Ratibor eine zusammenhängende Fläche von 
187,69 Q Meilen mit 736,346 Einwohnern zu Ende des Jahres 1831; also 
mit der beträchtlichen Bevölkerung von 3,923 Menschen auf der Quadrat- 
meile. Dieser Landestheil gränzt in Süden an das östreichische Schlesien 
und Mähren, und ist in Westen, Norden und Osten von preufsischem im 
Jahre 1831 fast ganz Cholerafreiem Gebiete umgeben. Gleichwohl hatte er 
damals unter seinen 27,447 Gestorbnen 1,673 Choleraleichen, also auf 
100,000 Lebende 3,728 Gestorbne, wovon die Cholera 227 hinnahm. Ob- 
wohl nun zwar keiner dieser vierzehn Kreise von der Cholera ganz verschont 
blieb: so zeigte sie sich doch in den Kreisen Grotkau, Falkenberg, Brieg 
und Neumarkt bei überhaupt mäfsiger Sterblichkeit sehr mild. Auch in den 
meisten andern Kreisen überstieg sie nicht das Maafs von 16 daran Gestor- 
bnen auf 10,000 Lebende. Nur in den drei Kreisen, Breslau, Ratibor und 
Neifse war sie weit wirksamer: es hatten nämlich 


der Kreis Breslau auf 134,619 Einwohner 736 Choleratodte 
ee Ranbor— 03,1 ne erg 
re arNalser a er er 


Hiernach kamen auf 10,000 Lebende 


im Kreise Breslan..... 55 Choleratodte 
run oh Ratibor.icis 47 
BR = Neilse. sEr1i23 


70 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Die Stadt Breslau insbesondre hatte bei 89,509 Einwohnern mit Ein- 
schlufs der Besatzung 710 Choleratodte, also auf 10,000 Lebende 79: das 
Land umher wurde nur sehr mäfsig von der Cholera betroffen. In den Krei- 
sen Ratibor und Neifse zeigte sich das entgegengesetzte Verhältnils; der 
Hauptsitz der Cholera war dort auf dem Lande. Breslau und Ratibor liegen 
an der Oder; aber sie fliefst auch mitten durch den Kreis Brieg, und um- 
fafst den Kreis Neumarkt auf einer langen Strecke in Osten und Norden: 
Neifse liegt dagegen ganz entfernt von derselben am Gebirge. So sind es 
auch hier nicht allgemeine Verhältnisse der Lage, welche über die Wirksam- 
keit der Cholera entscheiden. 

In Osten des langen schon mehrmals erwähnten fast Cholerafreien 
Landstrichs, welcher sich durch die Provinzen Posen und Schlesien bis zur 
östreichischen Gränze hinzieht, liegen unmittelbar an demselben zwei von 
der Cholera merklich stärker ergriffne Landestheile. 2 

Der kleinere südliche besteht blos aus den Kreisen Plefs und Beuthen, 
die zusammen auf 33,67 Q Meilen zu Ende des Jahres 1831 95,635 Einwoh- 
ner, und im Jahre 1831 überhaupt 4,084 Gestorbne, darunter 222 Cholera- 
leichen hatten. Es starben hiernach daselbst verhältnifsmäfsig auf 100,000 
Lebende 4270, darunter 232 an der Cholera. Das Land ist in Westen und 
Norden von den Cholerafreien Kreisen Rybnik, Tost und Lubliniz, in Osten 
und Süden vom Königreiche Polen, dem krakauer Gebiete, Gallizien und 
dem östreichschen Schlesien umgeben. Es bildet den höchsten Theil des 
preufsischen Staats ostwärts der Oder, hat lebhaften Bergbau, und eine an- 
sehnliche, doch für schlesische Kreise noch sehr mäfsige Bevölkerung, näm- 
lich nur 2,540 Menschen auf die Quadratmeile. 

Ganz getrennt davon liegt ein dreimal gröfsrer Landestheil, den die 
Cholera noch stärker gefafst hat. Er bildet die südlich vorspringende Spitze 
nebst der südöstlichen Gränze der Provinz Posen, und besteht aus den Krei- 
sen Schildberg, Adelnau, Krotoschin, Pleschen, Wreschen und Schrodda, 
zusammen eine Fläche von 102,1s QMeilen, worauf zu Ende des Jahres 1831 
254,185 Menschen lebten. Ostwärts begränzt diesen Landstrich das König- 
reich Polen; nordwärts umfassen ihn die Kreise Gnesen, Obornik, Posen 
und Schrimm, welche zu den 33 Kreisen gehören, woraus die am stärksten 
von der Cholera ang 


8 
trennen ihn die fast ganz Cholerafreien Kreise Kröben, Militsch, Warten- 


egriffene Laudmasse besteht; westwärts und südwärts 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 74 


berg, Namslau und Kreuzburg von den von der Cholera ergriffnen Gegenden 
Schlesiens. Dieser Landestheil hatte im Jahre 1831 10,484 Gestorbne, 
darunter 860 Choleraleichen: also starben auf 100,000 Einwohner durch- 
schnittlich 4,125, und darunter 338 an der Cholera. In den einzelnen 
Kreisen wechselte die Sterblichkeit sehr; doch erreichte sie nirgend —- der 
Lebenden ganz, auch fiel sie nur sehr wenig unter 4, derselben. Die Wirk- 
samkeit der Cholera war auch hier sehr abwechselnd; und zwar hatten die 
Kreise mit der stärkern allgemeinen Sterblichkeit verhältnifsmäfsig die we- 
nigsten Choleraleichen. Die Bevölkerung ist eine der dichtesten in der Pro- 
vinz Posen, doch beträgt sie nur 2,488 Menschen anf die Quadratmeile. Das 
Land hat viel kleine Gewässer mit geringem Gefälle und sumpfigen Ufern, 
wohin namentlich die Prosna von der schlesischen Gränze bis zu ihrem Aus- 
flusse in die Warte gehört. Aber der angränzende Kreis Militsch hat die Bartsch 
unter ganz ähnlichen Verhältnissen, und blieb doch beinahe cholerafrei. 

Endlich bleibt nun noch zu betrachten der grofse Landestheil im 
Osten der Weichsel, welchen der oft erwähnte Hauptsitz der Cholera von 
dem übrigen Theile des preufsischen Staats trennt, nämlich die Regierungs- 
bezirke Gumbinnen und Königsberg mit Ausnahme der Kreise Osterode und 
Neidenburg: eine Masse von 34 Kreisen, die zu Ende des Jahres 1831 auf 
648,73 Q Meilen 1,170,394 Einwohner, also 1818 auf einer Quadratmeile 
durchschnittlich hatte, und worin im Jahre 1831 überhaupt 50,270 Menschen, 
darunter besonders an der Cholera 7,742 starben; wonach durchschnittlich 
auf 100,000 Lebende 4,262 Gestorbne, und darunter 656 Choleraleichen ka- 
men. Die Sterblichkeit, sowohl überhaupt, als an der Cholera besonders, war 
hiernach im Ganzen weit beträchtlicher, als in den westlich von dem Haupt- 
sitze derselben gelegnen Landestheilen. Im Einzelnen aber bieten sich wie- 
derum, und hier vorzüglich, die auffallendsten Verschiedenheiten dar. 

Die allgemeine Sterblichkeit steht besonders hoch in den nebenein- 
ander liegenden Kreisen Memel, Heidekrug und Tilsit, wo sie 585, 606 und 
582 auf 10,000 Lebende betrug. Aber unmittelbar hieran gränzen die Kreise 
Niederung und Labiau, die ganz niedrig am kurischen Hafe liegen, und voll 
Torfmoore und Ellernbrüche sind: gleichwohl hatten sie auf 10,000 Le- 
bende nur 443 und 449 Todte. Eine zwar minder, doch aber die nächst 
ansehnliche allgemeine Sterblichkeit zeigte sich am fast entgegengesetzten 
Ende der Provinz, nämlich in den einander ebenfalls unmittelbar berühren- 

Histor. philol, Abhandl. 1832. K 


72 Horrmans: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


den Kreisen Lyk, Lözen und Angerburg, die 497, 565 und 523 Gestorbne 
auf 10,000 Lebende hatten. Allein unmittelbar daneben liegen in Süden 
der Kreis Johannisberg, in Norden der Kreis Darkehmen: jener mit 344, 
dieser gar nur mit 296 Gestorbnen auf 10,000 Lebende. Der Stadt - und 
Landkreis Königsberg hatte zusammen genommen 504 Gestorbne auf 10,000 
Einwohner durchschnittlich, und diese ansehnliche Sterblichkeit mag aller- 
dings auf den besondern Verhältnissen der Stadt Königsberg beruhen, wes- 
halb Vergleichungen mit den benachbarten Kreisen auch hier nicht versucht 
werden dürfen. Der Kreis Heilsberg hatte sogar nur 254 Gestorbne auf 
10,000 Lebende: aber unmittelbar daran gränzen nordwärts der Kreis Brauns- 
berg, westwärts der Kreis Morungen; jener hatte 476, dieser 443 Gestorbne 
auf 10,000 Lebende. 

Keiner der hierher gehörigen 34 Kreise war ganz von der Cholera 
verschont geblieben; doch war sie in einigen sehr mild gewesen: am mil- 
desten in den Kreisen Niederung, Gumbinnen, Darkehmen, Goldap und 
Johannisburg, wo sie von 10,000 Einwohnern nur 4, 5, 11, 13 und 9 
tödtete. Auch die Kreise Heilsberg und Preufsisch-Eilau hatten nur 11 und 
14 Choleratodte durchschnittlich auf 10,000 Lebende. Dagegen hatten die 
Kreise Memel 157, Königsberg, Stadt und Landkreis zusammengenommen 
147, Braunsberg 130, Angerburg 106, Lözen 105, Tilsit 103 Choleralei- 
chen im Durchschnitte auf 10,000 Einwohner. Diese Kreise liegen zerstreut 
durch die ganze Provinz in den verschiedensten Lagen, und es wird sich wei- 
ter hin noch ergeben, dafs auch besondre Verhältnisse des Verkehrs hier 
nicht entscheidend wirkten. Die Kreise Labiau, Welau, Gerdauen und Ra- 
stenburg mit 77, 99, 85 und 87 Choleratodten auf 10,000 Lebende durch- 
schnittlich bilden allerdings eine zusammenhängende, fast gleichförmig von 
der Cholera ergriffne Masse: aber es läfst sich aus den Verhältnissen der 
Lage kein Grund entnehmen, weshalb nicht auch gleiche Wirkungen der 
Cholera in den unmittelbar angränzenden Kreisen statt fanden. So mangelt 
es auch hier an sichern Grundlagen für eine Erklärung der Wirkungen der 
Cholera aus allgemeinen Regeln. 

Der ganze im Jahre 1831 von der Cholera ergriffne Bezirk des preu- 
fsischen Staats zerfällt hiernach in neun Abtheilungen, welche nachstehend 
übersichtlich so zusammengestellt sind, wie sie von Norden und Osten her 


betrachtet neben einander liegen. Die Begränzung dieser Abtheilungen 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 73 


könnte anscheinend verbessert werden, wenn die Kreise Lübben und Guben 
noch zur fünften Abtheilung, die Kreise Freistadt und Glogau noch zur ach- 
ten, gezählt würden, weil sie doch einige wenige Choleraleichen hatten. 
Aber eben so folgerecht würden auch die Kreise Liegnitz und Frankenstein 
zur neunten Abtheilung kommen, weil gleichfalls einige tödtliche Cholera- 
fälle in ihnen vorkamen: hierdurch würde jedoch die Begränzung des Cho- 
lerabezirks gegen das schlesische Gebirge hin ganz entstellt werden. Über- 
haupt sind es eben so wenig die Gränzen der Kreise, als die Gränzen der 
Regierungsbezirke, wornach die Gränzen des Cholerabezirks und seiner Ab- 
theilungen gezogen werden sollten: allein es bleibt nichts anders übrig, als 
den bestehenden Landeseintheilungen zu folgen, wornach die eingehenden 
ämtlichen Nachrichten geordnet sind; denn an ausreichenden Bestimmun- 
gen für die wahren und eigentlichen Choleragränzen mangelt es durchaus. 


en 
N 


4 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Die Landestheile 


I. 34 Kreise, nämlich der R.B. Gumbinnen ganz; der R.B. Königsberg mit Ausnahı 
der Kreise Osterode und Neidenburg . . » : : re 
IT. 33 Kreise, nämlich vom R.B. Königsberg die Kreise Oxierdde und Neidenburgf \ 
R.B. Danzig mit Ausnahme der Kreise Karthaus und Berend; der R.B. Mari 
werder mit Ausnahme der Kreise Schlochau, Koniz, Flatow und Deutsch-Kro- 
der R.B. Bromberg ganz; vom R. B. Posen die Kreise Schrimm, Posen, Obom 
Samter, Birnbaum und Meseriz; vom R.B. Frankfurt der Kreis Friedeberg . 
11: 6 Kreise, nämlich vom R.B. Köslin Lauenburg, ohne Bütow; vom R.B. Da 
die Kreise Karthaus und Berend; vom R.B. Marienwerder die Kreise Ko 
Flatow und Deutsch-Krone: ner a er la En TE ee 
IV. 11 Kreise, nämlich der R.B. Köslin ohne Lauenburg; vom R.B. Marienwerder 
Kreis Schlochau; vom R.B. Stettin die Kreise Regenwalde und Greiffenberg 
V. 39 Kreise, nämlich der R.B. Stettin mit Ausnahme der Kreise Regenwalde, G 
fenberg, Anklam und Demmin; der R.B. Frankfurt mit Ausnahme der K 
Friedeberg, Guben, Sorau, Spremberg, Kotbus, Lübben, Kalau und Luc 
vom R.B. Liegnitz der Kreis Grüneberg; der R.B. Potsdam mit Ausnahm« 
Kreise Jüterbog - Luckenwalde und Zauch-Belzig; vom Rab. Magdeburg 
Kreise Jerichow I. und II., Stendal, Wolmirstädt, Stadt Magdeburg, Wanzl 


und Kalbe, a a ae er u a 
VI 6 Kreise, nämlich vom R. B. Posen die ee Sährodde, Wreschen, Plesch 

Krotoschin, Adelnau und Schildberg . » 0 0.0. A 
VI. 2 Kreise, nämlich vom R.B. Oppeln die Kreise Beuthen und Plefs + 


VIH. 17 Kreise, nämlich vom R. B. Posen die Kreise Buk, Bomst, Kosten, Frau: 
Kröben; vom R. B. Breslau die Kreise Gurau, Militsch, Trebniz, Oels, 
tenberg, Namslau; vom R.B. Oppeln die Kreise Kreuzburg, Rosenberg, Luln 
Grofs-Streliz, Tost, Rybnik . . ee en 0 

IX. 4 Kreise, nämlich vom R. B. Oppeln der ganze Überrest; vom R. B. 
Kreise Brieg, Olau, Breslau, Neumarkt, W olau, Steinau „in + 8 


172 Kreise des von der Cholera ergrilfnen Bezirks zusammengenommen. . » 
en were nn 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 75 


Also starben 


am Ende des Jahres also auf der von 100,000 Lebenden 
hielten 1831 Einwohner geogr. QMeile darin starben darunter a 
geogr. mit Einschlufs des durchschnitt- imJahre 1831 an der darunter an 
Heilen Militärs lich überhaupt Cholera überhaupt der Cholera 
N, — L— ———, —— u ———— — —— 
3,73 . 1,179894. | .u4,818 3. 060,270 5. 7,742 5 0.0262... 666 
192,77 5 1,257,601 Fa 1,815 Fee 84,076 s 16,823 BEL REN OR ol a 1,338 
80,00 a 155,150 32 710201 7,576 SEE 055 ai 4,092 Baer! 
59000 Ta rer 
‚03,00 1,841,954 2,29 t 64,250 4,564 3,488 248 
02,18 F 2545185 2,488 10,484 860 1,125 ° 338 
33,67 95,635 2,840 4,084 232 1,270 232 


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Pa 012 .: 6,632,495: ..:425054 2...» 281,969 32,608... 0%, 4,251 u. 7.492 


. 


76 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Das Zerstreute und Zerstückte in den Wirkungen der Cholera stellt 
sich in diesen neun Abtheilungen scharf heraus. An die zweite Abthei- 
lung, welche den eigentlichen Heerd der Cholera bildet, gränzen unmittel- 
bar ostwärts die erste, westwärts die dritte, südwärts die sechste: es 
steht aber allerdings auch die fünfte Abtheilung mit der zweiten unmittel- 
bar in Berührung, nämlich durch die Kreise Arnswalde, Soldin, Landsberg, 
Sternberg und Züllichau, welche nord-, west- und südwärts die vorgeschobne 
Spitze umfassen, die durch die Kreise Friedeberg, Birnbaum und Meseriz 
gebildet wird. Dagegen ist die neunte Abtheilung, das Choleragebiet an 
der obern Oder, durch die zwischen liegende fast cholerafreie achte Ab- 
theilung gänzlich von der zweiten getrennt (!). 

Sollen angenommne Voraussetzungen durchaus verfolgt werden; so 
läfst sich freilich sagen: die untre Weichsel von Thorn bis Danzig sei der 
eigentliche Sitz der Cholera; sie habe sich von da ostwärts längs dem frischen 
und kurischen Hafe, westwärts längs der Netze an die Warte, durch diese 
in das Oderthal abwärts bis Stettin, aus dem Oderthale durch die Wasser- 
strafsen in die Spree und Havel bis in das Elbthal verbreitet; aus den öst- 
reichschen Staaten sei sie längs der Oder von Ratibor über Breslau hinabge- 
gangen; und endlich können die sehr wenigen Cholerafälle in den Kreisen 
Liegnitz, Glogau und Freistadt benutzt werden, um einen ununterbrochnen 
Zusammenhang der Seuche längs der Oder von Ratibor bis Stettin nachzu- 
weisen. Dadurch wird aber nicht erklärt die ungeheure Verschiedenheit der 
Wirkungen der Cholera, die sich bald in den wasserreichsten Gegenden und an 
den befahrensten Flüssen in ein kaum noch Merkliches verliert, bald, eben 
indem sie sich von den Wasserwegen entfernt, ihre gröfste Stärke gewinnt. 

Zum Theil ist auch eine besondre Veranlassung des Entstehens und 
Verbreitens der Cholera in dem Gränzverkehre mit den östlichen Nachbarn 
des preufsischen Staats gesucht worden. Die Gränzkreise haben sich der 
Reihe nach, wie sie von Memel bis Plefs neben einander liegen, in Bezug 


(') Eine deutliche Übersicht des Zusammenhanges der einzelnen Kreise gewährt die » Gene- 
ralkarte vom preulsischen Staate mit den Gränzen der Regierungsbezirke und landräthlichen Kreise 
entworfen im Jahre 1527 von F.B. Engelhardt bei Simon Schropp u. Comp.« Sie besteht 
aus zwei Blättern, die zusammengesetzt eine Karte von noch bequemer Grölse geben, welche 
den ganzen Staat unzerstückt, und doch mit den für den vorliegenden Zweck hinreichenden Ein- 


zelheiten darstellt. 


ım preufsischen Staate warend des Jahres 1831. 11 


auf die allgemeine Sterblichkeit, und auf die Wirkungen der Cholera fol- 


gendermafsen verhalten. 
hatten im Jahre 1831 
auf 10,000 Einwoh- 
ner durchschnittlich 
Die Kreise L—— 
überhaupt darunter 


Gestorbne a.d. Cholera 


— 


1... Memel Ic. «- 555 187 
2. Heidekrug.... 606 31 
SEamlsık esse er. 552 103 
4, Ragnit.......» 371 44 
5, Bilkallen‘.%. .” 318 20 
6. Stallupönen... Aal 12 
T. Goldap .....» 370 13 
8: Olezko....... 129 52 
a re 197 94 
10. Johannisburg. . 344 9 
11. Ortelsburg ... 479 s6 
12. Neidenburg.... 652 120 
13. Strasburg....» 1,005 258 
A selhorne.e.. 08% 850 175 
15. Inowrazlaw.... 1,123 299 
16. Mogilno ....- 715 168 
17._Gnesen .n....> 598 37 
18. Wreschen.... 497 36 
19. Pleschen ..... 372 56 
20.'Adelnau ....- 456 9 
21. Schildberg.... 324 20 
22. .Kreuzburg... 323 — 


23. Rosenberg i.Schl. 303 _— 


24° Teublinızee see 305 _— 
25. Beuthen...... 437 39 
26.| Dleß ae. se. >48 ) 


Der Aufenthalt grofser Heere, überhaupt jede ungewöhnliche Anhäu- 
fung der Menschen, giebt stets eine sehr erhebliche Veranlassung zur Ver- 
mehrung der Sterblichkeit, und es kann daher gar nicht zweifelhaft sein, dafs 
selbst ganz abgesehen von der Cholera auch in jedem andern Jahre eine un- 
gewöhnlich grofse Anzahl von Todesfällen in den Kreisen Neidenburg, 
Strafsburg, Thorn und Inowrazlaw vorgekommen sein würde, wenn Ereig- 
nisse, wie die seit der Mitte des Jahres 1831, in ihrer Nachbarschaft statt ge- 


78 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


funden hätten. In der That haben Lazarethfieber und Typhus in den Jahren 
1807 und 181% in der Nähe des Kriegsschauplatzes und auf den Marschlinien 
der Heere wenigstens keine mindre Sterblichkeit erzeugt, als diejenige, woran 
die vorgenannten Kreise im Jahre 1813 litten. Soll aber der Verkehr über- 
haupt die Cholera fortpflanzen: so mögen den Erfahrungen dafür auch die 
Erfahrungen dawider gegenüber gestellt werden. Dafür scheinen namentlich 
Memel und Tilsit zu sprechen, wo neben grofser allgemeiner Sterblichkeit auch 
die Cholera in ausgezeichnetem Maafse tödtlich wurde. Aber warum haben 
die Kreise Adelnau und Plefs eine so sehr geringe, die Kreise Wreschen und 
Ragnit wenigstens keine ausgezeichnete Anzahl von Choleratodten; obgleich 
jene an den grofsen Handelsstrafsen von Breslau nach Warschau und Krakau, 
diese auf der grofsen Landstrafse von Berlin über Posen nach Warschau, und 
auf dem Eintritte des Niemen in den preufsischen Staat liegen, der grofsen 
Wasserstrafse, wodurch Königsberg und Memel ihre wichtigsten Zufuhren 
erhalten? Freilich kann entgegnet werden, die Strafsen, wodurch keine be- 
sonders auffallende Verbreitung der Cholera erweislich ist, wären wahr- 
scheinlich besser bewacht gewesen. In der That nehmen beide Theile zu 
verborgnen Ursachen ihre Zuflucht, wo die offenbaren Thatsachen ihrer 
Ansicht entgegenstehen. Ein: wer weifs, ob nicht aller Wachsamkeit 
trotzend dennoch heimliche Einschleppung statt fand: entschei- 
det aber eben so wenig, als ein: wer weils, ob die Krankheit nicht 
dennoch, alles Anscheins von Ansteckung ungeachtet, auf an- 
derm Wege entstand? 

Dagegen bestätigt sich in allen hier aufgestellten neun Abtheilungen 
nicht nur die allgemeine Erfahrung, dafs die Städte überhaupt eine gröfsre 
Sterblichkeit haben, als das Land; sondern es ergiebt sich auch, dafs die 
Städte insbesondre im Verhältnisse ihrer Volkszahl von der Cholera mehr 
litten, als das Land: uud zwar ist überall, wo die Cholera nicht blofs in 
einzelnen Ortschaften einzelne Menschen ergriff, sondern wirklich als Seuche 
sich verbreitete, der Unterschied zwischen der Sterblichkeit in den Städten 
und der Sterblichkeit auf dem Lande in Rücksicht derer, welche die Cho- 
lera tödtete, sehr viel gröfser gewesen, als in Rücksicht der Todesfälle im 
Allgemeinen. 

Namentlich hatten die vorstehenden Abtheilungen in dieser Beziehung 
folgende Zahlen-Verhältnisse: 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 79 


Es kamen hiernach 


auf 100,000 lebende 
In der Einwohner zu Darin starben Einw. Gestorbne 
Ab- Ende d, Jahrs im Laufe Darunter N 
theilung enthielten 1831 d. Jahrs 1831 a.d.Cholera überhaupt a.d. Cholera 
— —- — — 
I. die Städte... 237,515 14,245 5,017 5,998 2,112 
das Land.... 941,579 36,025 2,725 3,825 289 
II. die Städte... 352,995 25,671 3,301 7,272 2,352 
das Land .... 904,606 58,405 8,522 6,456 9 
III. die Städte ... 29,919 1,572 108 5,254 1,364 
das Land.... 155,231 6,004 247 3,868 159 
IV. die Städte... 89,156 2,537 14 2,846 16 
das Land.... 307,046 7,861 18 2,560 6 
V. die Städte... 815,887 31,258 3,198 3,831 392 
das Land.... 1,026,067 32,992 1,366 3,215 133 
VI. die Städte... 56,774 3,451 641 6,079 1,129 
das Land.... 197,411 7,033 219 3,563 111 
VI. die Städte... 11,514 509 2 4,420 151 
das Land..... 84,121 3,575 170 4,250 202 
VII. die Städte... 141,358 4,981 9: 3,524 6 
das Land.... 544,670 18,393 Sa 3 317 5 
IX. die Städte ... 190,053 8,282 1,042 4,358 518 
das Land.... 546,293 19,165 631 3,508 116 
Summe: die Städte ... 1,925,171 92,506 18,682 4,805 970 
das Land..... 4,707,324 189,453 13,926 4,025 296 
das Ganze ... 6,632,495 281,959 32,608 4,251 492 


Das Verhältnifs der ländlichen Sterblichkeit zur städtischen stellte sich 
hiernach im Allgemeinen so, dafs von derselben Anzahl Einwohner, von 
welcher auf dem Lande 1,000 starben, in den Städten gestorben waren: 


in der ersten Abtheilung 1,568 


— zweiten _ 1,126 
— dritten _ 1,359 
— vierten _ 1,112 
e uufunkternmn 2 1,192 
— . sechsten '— 1,706 


Histor. philol. Abhandl. 1832. L 


80 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


in der siebenten Abtheilung 1,040 
— achten _ 1,044 
— neunten — 1,242 
auf dem ganzen Raume, den diese Abtheilungen 
zusammengenommen einnehmen .....2e2eeree20: 1,194 


Wie verschieden diese Zahlen auch sind; so erreicht doch keine mehr 
als 1,706, und alle bleiben daher noch weit unter 2,000; das ist, die Sterb- 
lichkeit in den Städten blieb stets und zwar meistens sehr beträchtlich gerin- 
ger, als das Doppelte der Sterblichkeit auf dem Lande. Aber in allen Ab- 
theilungen, mit Ausnahme der achten, übertraf die Sterblichkeit an der 
Cholera in den Städten, um mehr, zum Theil ein sehr viel mehr, als das 
Doppelte die ländliche Sterblichkeit an dieser Seuche. Sie stieg sogar in 
der ersten Abtheilung über das Siebenfache, in der dritten über das Acht- 
fache, in der sechsten über das Zehnfache. Die achte Abtheilung begründet 
jedoch nicht einmal eine Ausnahme: denn in ihr trat eben so wenig, als in 
der vierten, die Cholera wirklich als Seuche auf; sondern es zeigte sich nur 
eine ganz unbedeutende Anzahl einzelner Choleratodesfälle. 

Die grofsen Städte, welche die Cholera im Jahre 1831 betraf, hatten 
allerdings eine sehr beträchtliche Anzahl von Choleraleichen ; namentlich 
ohne die Garnisonen 


Berlin. ass nen ea 1,403 
Breslauer 690 
Konisabere wibn nein en 1,370 
ID 0a RR ee 803 
Magdeburg mit Neustadt und Sudenburg 417 
Stettin ee ern eee 252 


Zusammen 4,935 


Diese Zahlen erscheinen so ausgezeichnet, dafs dadurch wohl die Mei- 
nung entstehen konnte, die Verhältnisse, welche den grofsen Städten eigen- 
thümlich sind, begünstigten besonders die Verbreitung der Cholera, und er- 
höhten wenigstens ihre tödlichen Wirkungen. In der That haben aber mitt- 
lere, kleine und besonders sehr kleine Städte im Verhältnisse ihrer Volkszahl 
häufig sehr viel mehr von der Cholera gelitten, als die grofsen. Es würde er- 
müden, alle Städte des von der Cholera ergriffnen Landestheils in dieser Be- 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 81 


ziehung zu vergleichen: zur Übersicht und Überzeugung dürften indessen fol- 
gende Beispiele hinreichen, die aus den Abtheilungen I., II., V. und IX. ent- 
nommen sind, denselben, worin die vorbenannten grofsenStädte liegen. 


Cisil - Ein- Hiernach wür- 

Es hatten die nachbenannten Städte wohner zu Darin starben den v. 10,000 

Ende d. Jahrs im Jahre 1831 Lebenden ge- 

(Mittel- und kleine Städte bis zu den kleinsten herab.) 1531 a.d. Cholera storben sein 
Briesen im Kr. Kulm R.B. Marienwerder ...... 1,100 169 1,536 
Deutsch-Eilau im Kr. Rosenberg ebendaselbst 1,628 220 1,352 
Passenheim im Kr. Ortelsburg R,B. Königsberg 1,069 132 1,235 
Rhein im Kr. Lözen R.B. Gumbinnen. ........ 1,058 125 1,181 
Lessen imKr. Graudenz R.B. Marienwerder.... 1,285 144 1,120 
Neuwedel im Kr. Arnswalde R.B. Frankfurt ... 1,616 163 1,009 
Strafsburg, Kreisstadt im R.B. Marienwerder... 2,585 225 70 
Neidenburg, Kreisstadt im R.B. Königsberg ... 2,347 188 sot 
Betscheim Kr. Meseriz R.B. Posen .u........2. 4,099 ss sot 
Exin imKr. Schubin R.B. Bromberg. ......... 1,866 149 798 
Osterode, Kreisstadt im R.B. Königsberg. ..... 2,217 163 735 
Rogasen im Kr. Obornik R.B. Posen. ........ 3,695 230 622 
Lyk, Kreisstadt im R.B. Gumbinnen. .....2.... 2,945 151 615 
Pleschen, Kreisstadt im R.B. Posen. ......... 3,630 204 562 
Gerdauen, Kreisstadt im R. B. Königsberg ..... 2,096 116 552 
Dirschau im Kr. Stargard R.B. Danzig........ 2,310 127 550 
Angerburg, Kreisstadt im R.B. Gumbinnen.... 2,756 151 542 
Meseriz, Kreisstadt im R.B. Posen ........... 4,380 232 530 
Memel, Kreisstadt im R.B. Königsberg ........ 7,734 338 502 
Braunsberg, Kreisstadt ebendaselbst ......... 7,144 339 175 
Reppen im Kr. Sternberg R.B. Frankfurt ...... 2,512 106 422 
Labiau, Kreisstadt im R.B. Königsberg ........ 3,157 129 409 
Gone: im Kr. Nangard R.B. Steitin........ 4,062 129 318 
Woldenberg im Kr. Friedeberg R.B. Bo 2,468 73 316 
Thorn, Kreisstadt im R.B. Mare erden Sreacuaı 785631 257 298 
Fiddichow im Kr. Greiffenhagen R.B. Stettin .. 1,746 52 298 
Insterburg, Kreisstadt im R.B. Gumbinnen .... 7,338 157 214 
Oderberg im Kr. Angermünde R.B. Potsdam... 2,278 44 194 
Schurgast im Kr. Falkenberg R. B. Oppeln. .... 518 R) 154 
Neifse, Kreisstadt im R.B. Oppeln ........... 10,223 114 112 
Auras imKr. Wolau R.B. Breslau. ........... 596 10 112 
Ober-Glogau im Kr. Neustadt R.B. Oppeln ... 2,456 27 109 
Krappiz im Kr. Oppeln R.B. Oppeln. ......... 1,605 16 100 
Kosel, Kreisstadt im R.B. Oppeln ............ 1,879 17 0 
Ratibor, Kreisstadt ebendaselbst......... = 1415, 160 45 78 


52 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


. Civil- Ein- Hiernach wür- 

Es hatten die nachbenannten Städte wohner zu Darin starben den v. 10,000 

Ende d. Jahrs im Jahre 1331 Lebenden ge- 

(Dagegen grofse Städte) 1831 a.d. Cholera storben sein 
Konigsberprinabr. ee ro ee enter 62,177 1,370 220 
Danziegere nee rare ee eier et eueene dlekeese)e.e 54,660 803 148 
STE EUN en. arena Eee alersesteeeeihen. ee 27,399 252 92 
Magdeburg mit Neustadt und Sudenburg. ....... 46,738 447 89 
Breslau er ee nee keza stereseieelefale zn ledarefe sera 82,894 690 83 
Perl ing ee ae 2 ae ee 22207813 1210 61 


Bei den grofsen Städten sind überall die nächsten unter städtischer Po- 
lizei stehenden Umgebungen soweit mitgezählt, als angenommen werden 
kann, dafs die daselbst Verstorbnen auch in die städtischen Kirchenlisten 
eingetragen worden. Das hier abgesonderte Militär besteht nicht blofs aus 
dienstthuenden Männern, sondern auch aus deren bei ihnen in der Garnison 
lebenden Familien. 

In der IL‘ Abtheilung, wo die Cholera eben am stärksten wüthete, 
erreichte die Sterblichkeit an der Cholera in der zubehörigen grofsen Stadt 
Danzig bei weitem noch nicht den mittlern Durchschnitt dieser Sterblich- 
keit aus der Gesamtheit aller Städte derselben Abtheilung. Dieser war näm- 
lich nach der vorhin gegebnen Tabelle 2,352 auf 100,000, folglich 235 auf 
10,000 Lebende, wogegen Danzig nur 148 auf 10,000 Lebende durch die 
Cholera verlor. Königsberg, die grofse Stadt in der ersten Abtheilung, über- 
stieg zwar in der Sterblichkeit an der Cholera den mittlern Durchschnitt 
aus der Gesammtheit der Städte; doch nur wenig. Dieser war 2,112 auf 
100,000, also 211 auf 10,000 Lebende, wogegen Königsberg 220 Cholera- 
leichen ceuf 10,000 Einwohner hatte. In den Abtheilungen V. und IX. über- 
stieg dagegen die Sterblichkeit an der Cholera in den dazu gehörigen grofsen 
Städten zwar den Durchschnitt dieser Sterblichkeit aus der Gesammtheit 
aller Städte derselben beträchtlich, indem dieser nur 392 und 548 auf 
100,000, also 39 und 55 auf 10,000 Lebende war, wärend Berlin 61, Stet- 
tin 92, Magdeburg 89, und Breslau 83 auf 10,000 Lebende verlor: indes- 
sen mangelt es doch auch in diesen beiden Abtheilungen, wie die vorste- 
hende Nachweisung ergiebt, keinesweges an Beispielen, dafs Städte von viel 
geringerer, und zum Theil sehr geringer Bevölkerung, verhältnifsmäfsig grö- 
fsere Verluste durch die Cholera erlitten. 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 83 


Überhaupt litten von den Städten, welche in Bezirken liegen, die 
von der Cholera betroffen wurden, die grofsen ohne Ausnahme, die an- 
sehnlichen Mittelstädte gröfstentheils beträchtlich an dieser Seuche: woge- 
gen von den kleinen Städten einige, und in den Abtheilungen V. und IX. 
sogar sehr viele, theils sehr wenig, theils gar nichts durch die Cholera ver- 
loren. Indessen liegen die Ursachen dieser Erscheinung aus jeder Ansicht 
nicht in Eigenthümlichkeiten der Lebensweise, sondern nur in der gröfsern 
Zahl der Einwohner und in dem gröfsern Umfange des Verkehrs. Wird die 
Cholera von aufsen herbeigeführt; so wird der stärkere Verkehr der volk- 
reichern Ortschaften sie leicht herbeiführen: wird sie zur Stelle selbst er- 
zeugt; so wächst die Wahrscheinlichkeit der Erzeugung unter übrigens glei- 
chen Umständen mit der Anzahl der Menschen, worin sie sich erzeugen 
kann. Bekanntlich haben selbst einzelne Dorfschaften sehr stark an der 
Seuche gelitten, und es hat die ländliche einfache Lebensweise keine Mil- 
derung ihrer Verheerungen daselbst bewirkt. 


Es möge nun noch versucht werden, übersichtlich darzustellen, was 
die vorstehenden Betrachtungen im Allgemeinen ergeben. 

Bemerkt ist bereits worden, dafs die Cholera, wo sie seuchenartig 
hervortrat, stets von einer ungewöhnlich grofsen allgemeinen Sterblichkeit 
begleitet war. Sehr wahrscheinlich wird hierdurch ein Zusammenhang zwi- 
schen der Cholera und dieser aufserordentlichen Höhe der allgemeinen Sterb- 
lichkeit: aber dieser Zusammenhang kann in zweifacher ganz entgegenge- 
setzter Weise statt finden; denn die gröfsre allgemeine Sterblichkeit könnte 
ebensowohl eine Folge, als eine Ursache der Seuche sein. In der That ist 
es sehr einleuchtend, dafs Mangel und Furcht die Lebenskräfte schwächen, 
und eine sehr natürliche Veranlassung werden, dafs leichtes Übelbefinden 
in ernste Krankheit übergeht, und Übel tödtlich endigen, die Natur und 
Kunst sonst in der Regel überwinden. Auch wäre mit der Annahme, dafs 
die gröfsre allgemeine Sterblichkeit nur eine Folge der Cholera sei, gar 
wohl zu vereinigen, dafs einige Kreise bei sehr grofser allgemeiner Sterb- 
lichkeit gleichwohl nur wenig Choleraleichen hatten. Die Furcht vor der 
Seuche war viel weiter verbreitet, als das Übel selbst: sie war am stärk- 
sten, wo der Ausbruch der Cholera nur eben erst erwartet wurde, und ver- 


34 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


minderte sich gemeinhin bald, nachdem sie wirklich zum Vorschein gekom- 
men war, durch die Bemerkung, dafs Viele, selbst in der Nähe der Er- 
krankten, von der Seuche verschont blieben. Der Mangel aber, so weit 
er eine Folge der Nahrlosigkeit war, welche die Störungen des Verkehrs er- 
zeugten, ging auch der Seuche selbst voraus: denn die Strenge der Sperren 
stieg um so mehr, je lebhafter die Hoffnung war, das Übel dadurch noch 
abhalten zu können; sobald dieser Zweck verfehlt wurde, erschienen sie 
nur noch als eine fruchtlose Belästigung. So war es sehr möglich, dafs 
Kreise, woran der Würgengel vorüberging, dennoch viel durch Angst und 
Störung gewohnter Gewerbe litten; folglich auch die nachtheiligen Folgen 
erfuhren! welche solche Bendtehleuig der Gemüther auf den Gesundheits- 
zustand ihrer Bewohner äufsern konnte. 

Wenn indefs die Wirksamkeit dieser schwächenden Ereignisse auch 
keinesweges verkannt werden kann: so bleibt doch auch unverkennbar, dafs 
sie bei weitem zu hoch angeschlagen wird, wenn die grofse Vermehrung der 
Sterblichkeit im Allgemeinen, welche die neue Seuche durchgängig beglei- 
tete, aus ihr allein, oder seibst nur gröfstentheils hergeleitet will. 
Die beinahe cholerafreien Abtheilungen IV. und VII. liegen, gleich Oasen, 
zwischen den von der Seuche betroffnen Landestheilen, und es ist nichts 
erfindlich, was ihren Bewohnern die Besorgnils zu benehmen vermochte, 
dafs die Cholera fortan auch bei ihnen einbrechen könnte. Der Verkehr 
mit den Hauptstädten, hauptsächlich Danzig und Stettin für den nördlichen, 
Breslau, Posen und Krakau für den südlichen fast cholerafreien Landes- 
theil, war durch die Seuche, welche diese Städte ergriffen hatte, abge- 
schnitten, und hiermit diese Gegenden ihres natürlichen Markts beraubt: 
ein Verlust, der um so schmerzlicher empfunden werden mufste, je be- 
schränkter eben in diesen Gegenden aufserdem die Mittel sind, Absatz für 
die Bodenerzeugnisse zu finden. Anlafs zur Beunruhigung der Gemüther 
durch Todesfurcht und Nahrungssorgen war demnach auch hier in Fülle 
vorhanden: aber wie nachtheilig dieselbe auch auf Gesundheit und Leben 
der Einwohner wirken mochte; so erreichte die allgemeine Sterblichkeit 
doch hier bei weitem nicht die Höhe, worauf sie in den von der Cholera 
seuchenartig betroffnen Landestheilen stieg. Die Abtheilungen folgen sich 
in dieser Beziehung nachstehend. 

Es hatten auf 100,000 Lebende durchschnittlich: 


im preu/sischen Staate wärend des Jahres 1831. 85 


die Abtheilung IV. Todte überhaupt 2,625, darunter Choleraleichen 8 
_ SENT so — 3,407 = — 5 
er ae 9: == 2 248 
_ _ IX _ _ 3,128 _ _ 2247 
= m he — 4,009 6 = 354 
eu, Nr ee = Aa = = 338 
ee L.. 4 & u Made vi Ss 656 
= sa. > 2.024970 = Be 232 
N a, — 6,685 Pr en 1,338 


Wie niedrig die Sterblichkeit im Allgemeinen in der fast cholerafreien 
Abtheilung IV. stand, ist an sich klar. Indefs ist doch die Wirkung des ge- 
störten Verkehrs und der Beängstigung, welche die Nachbarschaft der Seuche 
verursachte, darin auch wohl zu spüren: der Regierungsbezirk Köslin, wor- 
aus diese Abtheilung grofsentheils besteht, hatte 


im Durchschnitte der Jahre 182% ...... 2,425 
im Durchschnitte der Jahre 186........ 2,442 
daresen mm lahre Last sechs augen. 2,676 


Gestorbne auf 100,000 Lebende. 


Ein Steigen der allgemeinen Sterblichkeit ist also hier wohl vorhanden: 
aber es geht nur von 2,421 auf 2,676 oder die Vermehrung der Gestorbnen 
beträgt noch nicht ganz 11 Prozent derselben. Aber auch in der gleichfalls 
beinahe cholerafreien Abtheilung VIII. ist wohl erkennbar, dafs die allge- 
meine Sterblichkeit in ihr beträchtlich niedriger, als in allen übrigen Abthei- 
lungen mit Ausnahme der IV. stand, sobald nur Rücksicht auf die eigen- 
thümlichen Verhältnisse dieses Landestheils genommen wird. Er besteht 
aus fünf Kreisen vom R.B. Posen, sechs Kreisen vom R. B. Breslau, und 
sechs Kreisen vom R.B. Oppeln. Aber diese drei Regierungsbezirke hatten 
in frühren Jahren stets eine schr merklich gröfsre allgemeine Sterblichkeit, 
als die Regierungsbezirke Frankfurt, Potsdam und Stettin, woraus mit Ab- 
nehmung einiger Kreise, und Zusetzung eines Theils des R. B. Magdeburg 
die Abtheilung V. gebildet ist. Es hatten nämlich nach den bereits zu An- 
fange dieser Betrachtungen für alle Regierungsbezirke gegebnen Nachrichten 
durchschnittlich auf 100,000 Lebende jährlich überhaupt Gestorbne: 


86 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


in den Jahren in den Jahren 


Die Regierungsbezirke 1834 1855 
(en | 

Posen „.esceserse 2,729 3,707 

Breslauer u 2 2 2,574 3,178 

Oppeln .o.eu0..6 3,440 3,741 

DUMME... 9,043 10,626 


Durchschnitt 3,014 3,542 


Erankfurt. „oeno:. 2,254 2,600 
Stettin. cmelonee 2,339 2,519 
Potsdam. ........ 2,546 2,773 

Summe...... 7,139 7,892 


Durchschnitt 2,350 2,631 


Die Abtheilung VII. hatte mit der Abtheilung V. alle die Nachtheile 
gemein, welche durch Angst und Nahrungssorgen erzeugt werden konnten. 
Hätten nur diese schwächenden Einflüsse allein die allgemeine Sterblichkeit 
in beiden vermehrt: so würde dadurch das vieljährig bestandne Verhältnifs 
nicht geändert worden sein, und die Abtheilung V. auf jedes 100,000 Le- 
bende durchschnittlich nur etwa drei Viertheile der Todesfälle gehabt haben, 
welche die Abtheilung VIII. auf die gleiche Anzahl Lebender hatte. Aber 
die allgemeine Sterblichkeit wuchs in der Abtheilung V., welche, obwohl 
nur mäfsig, von der Cholera ergriffen wurde, weit stärker, als in der Abthei- 
lung VIII, welche beinahe frei von der Seuche blieb. Die Abtheilung V. 
hatte auf 100,000 Lebende im Jahre 1831 3,488 Gestorbne; werden davon 
auch die 248 darunter begriffne Choleraleichen abgezogen: so bleiben doch 
noch 3,240. Die Abtheilung VII. aber hatte nach Abzug der wenigen 
Choleraleichen 3,402 Gestorbne auf 100,000 Lebende. Selbst ganz abge- 
sehen von der Cholera betrug also die Sterblichkeit in der Abtheilung V. im 
Jahre 1831 324% oder 0,952 der Sterblichkeit in der Abtheilung VII., statt 
dafs sie im Durchschnitte der Jahre 182% nur 2%1 oder 0,743 und im Durch- 
schnitte der Jahre 1825 nur 23% oder 0,790 derselben betragen hatte. Es 
müssen also jedenfalls noch andre Ursachen, als die beiden Abtheilungen 
gemeinschaftlichen, auf die Vermehrung der allgemeinen Sterblichkeit in der 
Abtheilung V. gewirkt haben. Schärfer würde sich dieses noch herausstellen, 
wenn nicht die ganzen Regierungsbezirke, sondern die einzelnen Kreise der- 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 87 


selben, welche die fünfte und achte Abtheilung bilden, hier in Rechnung 
gebracht worden wären: indessen wird das hier gewählte viel einfachere Ver- 
fahren für die leichte Übersicht, worauf es hier nur ankommt, genügen. 

Hiernach dürfte nun wenigstens als überwiegend wahrscheinlich anzu- 
nehmen sein, dafs die ungewöhnlich grofse allgemeine Sterblichkeit, welche 
die Cholera, wo sie als Seuche auftritt, begleitet, nicht eine blofse Folge 
der Gemüthsbewegungen ist, so die Furcht vor der Krankheit und der durch 
gestörten Verkehr bewirkte Mangel erzeugt. Aber auch als Folge der Zer- 
rüttungen der Gesundheit und des Familienglücks, welche die Cholera hin- 
terläfst, scheint diese Sterblichkeit nicht betrachtet werden zu können. Die 
Cholera trat im gröfsten Theile des Staats erst in der zweiten Hälfte des 
Jahres 1831 ein; und diese Nachwehen konnten daher noch in demselben 
Jahre nicht in so grofsem Maafse sichtbar werden: vielmehr dürfte der Scha- 
den, welchen die Seuche in dieser Rücksicht angerichtet hat, erst in den 
Sterbelisten, und wohl auch in den Geburtslisten des Jahres 1832 sichtbar 
werden. Vornämlich bliebe dann ganz unerklärbar die grofse Sterblichkeit, 
welche viele Kreise betroffen hat, die verhältnifsmäfsig wenig oder wohl gar 
nichts von der Cholera litten, obwohl dieselbe heftig in ihrer Nachbarschaft 
wüthete. Auffallende Beispiele hiervon geben die Kreise Heidekrug, Ma- 
rienburg, Marienwerder, Wongrowiz, Guesen, Schrimm, Adelnau, Rybnik, 
Westhavelland u. a. m., deren allgemeine Sterblichkeit theils gröfser, theils 
doch fast eben so grofs war, als die nächst benachbarter Kreise, obwohl sie 
sehr viel weniger Einwohner durch die Cholera verloren, folglich auch sehr 
viel weniger Nachwehen derselben empfinden konnten. 

In der That scheint es hiernach wahrscheinlicher, dafs die höhere all- 
gemeine Sterblichkeit der Cholera vorbereitend voranging, als dafs sie der- 
selben nur folgte. Welche Ursachen aber sie erzeugten, wird allerdings aus 
den hier betrachteten Thatsachen nicht klar. Jedenfalls scheinen jedoch, 
freie menschliche Handlungen ihre Wirksamkeit verstärken oder ermäfsigen 
zu können: denn nur durch einen solchen aufser den Gränzen einer sich 
selbst überlafsnen Naturkraft liegenden Einflufs dürfte sich die beträchtliche 
Verschiedenheit der allgemeinen Sterblichkeit in Kreisen erklären lassen, 
die unmittelbar aneinander gränzen, und deren Boden, Bevölkerung und 
Kulturstand sonst nicht wesentlich verschieden sind. 

Histor. phlol. Abhandl. 1832. M 


883 Horrwann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera 


Erheblich weiter führt indefs die Voraussetzung auch noch nicht, dafs 
auf der Grundlage dieser ungewöhnlich grofsen allgemeinen Sterblichkeit 
sich die Cholera, als eine besonders hervortretende Form einer allgemeinern 
krankhaften Anlage entwickelt: denn was für Umstände die Entwickelung 
eben dieser besondern Krankheitsform veranlassen, ergeben wenigstens die 
hier betrachteten Thatsachen auch nicht. Nur das geht daraus hervor, dafs 
selbst in den von der Seuche am stärksten betroffnen Gegenden dieses Ent- 
wickeln bei weitem nicht in allen Ortschaften statt finden kann. In der 
zweiten Abtheilung, dem eigentlichen Heerde der Cholera, hatten die 904,606 
Bewohner der Flecken, Dörfer und einzelnen Wohnanlagen oder des ge- 
wöhnlich, obwohl nicht ganz tadelfrei, sogenannten platten Landes zusam- 
mengenommen nur 8,522 Choleraleichen; das ist auf 106 Landleute eine. 
Da nun die Cholera in diesem Landestheile keinesweges in vereinzelten To- 
desfällen auftrat, sondern in Ortschaften, die sie ergriff, einen beträchtli- 
chen Theil der Einwohner würgte; und da der Ortschaften, die nicht einst 
hundert Einwohner haben, gar nicht wenige sind: so folgt schon hieraus im 
Allgemeinen, dafs selbst dort sehr viele Dörfer und Wohnanlagen davon 
ganz frei bleiben mufsten. Noch bei weitem klarer zeigt sich dieses Verhal- 
ten in allen übrigen Abtheilungen. In der nächst der zweiten am stärksten 
betroffnen, in der ersten nämlich, waren unter 941,879 Landbewohnern 
nur 2,725 an der Cholera gestorben, das ist unter 346 einer. Wovon es 
aber abhängt, dafs eine Ortschaft von der Cholera nicht ergriffen wird, wä- 
rend sie mit grofser Heftigkeit in ihrer Nachbarschaft unter anscheinend nicht 
wesentlich verschiednen Umständen wüthet, ergeben die hier betrachteten 
Thatsachen ebenfalls nicht. Selbst da, wo die strengste Bewachung statt 
fand, bleibt es ganz unerweislich, dafs eben diese das Übel abgehalten habe, 
und dafs es folglich nur durch Ansteckung von aulsen her fortgepflanzt werde. 
Nur wo die Scheu vor der herannahenden Seuche die Gesamtheit der Orts- 
einwohner ganz durchdrungen hatte, wo dieser Scheu jede Rücksicht auf 
Erwerb oder Genufs untergeordnet wurde, konnte auf eine vollständige 
Sperre gerechnet werden. Aber von solchen Gesinnungen ist Aufmerksam- 
keit auf Nahrung, Kleidung und Wohnung, und zeitiger Gebrauch von Vor- 
beugungsmitteln nebst ärztlicher Hülfe ganz unzertrennbar; und da die sehr 
grofse Wirksamkeit einer solchen Fürsorge aus jeder Ansicht anerkannt ist, 
so kann eigentlich nur in Frage gestellt werden: ob die Sperre zur Vervoll- 


im preufsischen Staate wärend des Jahres 1831. 89 


ständigung dieser Abwehrungsmittel erforderlich war? Der Anschein spricht 
zwar sehr laut dafür, dafs die Cholera an vielen Orten so gewirkt habe, wie 
die vielen Krankheiten wirken, welche, wenn sie einen hohen Grad von 
Bösartigkeit erreichen, durch Ansteckung fortgepflanzt werden. In Fällen, 
wo ein Zwölftheil und mehr, selbst fast ein Sechstheil der gesammten Ein- 
wohner einer Ortschaft an der Cholera starb, wird es wohl unvermeidlich, 
eine Mittheilung anzuerkennen, wie sie von den Menschenpocken bis zum 
Schnupfen herab vorkommt. Aber es kam auch keinesweges selten vor, 
dafs die Cholera auf weiten Landstrichen nur an einzelnen wenigen Orten 
blos Einzelne ergriff, und spurlos wieder verschwand, ohne sich durch Mit- 
theilung in den Familien auszubreiten. Beide Zustände ergeben sich klar 
aus den hier vorliegenden Erfahrungen: und so erscheint die Verbreitung 
durch Ansteckung wenigstens durch diese Wahrnehmungen nur für Fälle 
erweislich, wo die Seuche, wenn sie schon vollständig entwickelt bereits in 
nächster Berührung wüthet, eine durch allgemeine Krankheitsanlagen vor- 
bereitete Bevölkerung mit schwachen Widerstande durch Diät und ärztliche 
Hülfe vorfindet. 

Ferne sei es, Ortschaften, welche die Seuche vorzugsweise hart be- 
traf, einen Vorwurf aus ihrem Unglücke machen zu wollen. Ferne sei es, 
eine unbedingte Macht des Menschen über diese neue Krankheitsform anzu- 
nehmen. Aber eben so ferne sei es auch, überall nur die Gunst oder Un- 
gunst eines blinden Glücks sehen zu wollen, wo der menschlichen Einsicht 
und Thätigkeit unverkennbar Raum gegeben war, ihre Wirksamkeit zu offen- 
baren. Wahrlich ist es eine sehr ernste Angelegenheit, der Verbreitung einer 
Krankheit zu steuern, die so häufig tödtlich endet, und die so schnell und 
so gräfslich tödtet. Fanden die grofsen Städte in ihrer Bildung und Wohl- 
habenheit Mittel, auf einen verhältnifsmäfsig kleinen Theil ihrer Bevölke- 
rung die verwüstende Macht der Seuche zu beschränken, wodurch einige 
der kleinsten über ein Zehntheil, fast bis zu einem Sechstheile ihrer Ein- 
wohner verloren; blieb, durch höhere Einsicht und Thätigheit zurückge- 
halten, unter mannigfaltig erschwerenden Umständen die Sterblichkeit an 
der Cholera selbst in Königsberg auf 24 Prozent der Lebenden stehen, 
und erreichte sie auch in Danzig sogar noch nicht ganz 1% Prozent dersel- 
ben: so darf wohl verhofft werden, dafs Vorsicht und guter Muth, unter- 


stützt durch die Kraft und Weisheit der Regierung, unter mehrentheils doch 
M2 


90 Horrmann: Die Wirkungen der asiatischen Cholera u.s.w. 


weit günstigern Verhältnissen noch weit allgemeiner mildern werden, was 
menschlichem Einflusse unterliegt; wärend die Erwartung, dafs auch die 
höhere allgemeine Sterblichkeit wieder auf das gewöhnliche Maafs herabsin- 
ken werde, zunächst auf demselben Vertrauen beruht, womit der Mensch 
nach der Nacht dem Tage, nach dem Winter dem Frühlinge zuversichtlich 
entgegensieht, und selbst in Jahren des Mangels Millionen Scheffel Getrei- 
des erdarbt, und der Erde übergiebt, befsrer Erndte harrend. 


Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber 
von Megalopolıs. 


Von 
m: \MEINEKE. 


nm... vinmvirm 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 4. Januar 1831.] 


D. Geschichte von Megalopolis in Arcadien nennt uns zwei Staatsmänner 
Namens Kerkidas, von welchen der jüngere, ein Zeitgenosse des Aratos von 
Sikyon, theils durch seine Sendung an den Antigonos von Makedonien, theils 
durch seinen Antheil an dem entscheidenden Treffen der Verbündeten gegen 
Kleomenes bei Sellasia, aus des Polybios Darstellung des achäischen Bundes 
hinreichend bekannt ist. Ein Verwandter desselben scheint jener ältere Ker- 
kidas gewesen zu sein, welchen Demosthenes an einer berühmten Stelle sei- 
ner Rede zegi rrepavev pag. 324. Rsk. mit den Megalopolitanern Hieronymos 
und Eukampidas jenen Verräthern beigesellt, die aus schmutziger Gewinnsucht 
das Wohl ihres Vaterlandes den herrschsüchtigen Plänen Philipps von Make- 
donien geopfert hätten. Über die Zeit wann dies geschehen sei enthält die 
Darstellung des Demosthenes keine Nachweisung: allein die Verbindung in 
welcher jene Megalopolitaner mit andern Peloponnesischen Staaten genannt 
werden, so wie die Äufserung des Demosthenes dafs jene Verräther ihre 
Mitbürger zu Sclaven des makedonischen Herrschers gemacht hätten zu ei- 
ner Zeit, &7’ 99 arSevf ra Prırrou za nonıön wixge, berechtigt zu der An- 
nahme, dafs Demosthenes von jener Zeit rede, wo Sparta, längst schon ei- 
fersüchtig auf Thebens Hegemonie, nach dem Tode des Epaminondas die 
Staaten des Peloponnes in vielfache Kriege verwickelt hatte und Philipp von 
Makedonien die allgemeine Verwirrung der Dinge benutzte, sich in die An- 
gelegenheiten der Peloponnesier zu mischen und einen dauernden Einflufs auf 
dieselben zu gewinnen. Wir werden demnach den angeblichen Verrath des 
Kerkidas in die ersteHälfte der hundert und neunten Olympiade zu setzen kein 


92 MEINEKE: 


E47 


Bedenken tragen (vgl. Winiewski Comment. histor. p. 148), wenngleich 
aus einer weiter unten anzuführenden Stelle des Diogenes von Laertes erhellt, 
dafs er noch den Diogenes von Sinope überlebt und folglich sein Leben bis 
über die hundert und funfzehnte Olympiade sich erstreckt hat. Was aber 
hatte es mit jenem Verrath des Kerkidas, den Demosthenes mit schonungs- 
loser Härte angreift, für eine Bewandnifs? Ein glücklicher Zufall hat uns ei- 
nige schätzenswerthe Bruchstücke aus dem siebenzehnten Buche des Polybios 
erhalten, wo dieser Schriftsteller, was den Herausgebern des Demosthenes 
entgangen zu sein scheint, die beschränkte Einseitigkeit des Demosthenischen 
Urtheils über Kerkidas nachdrücklich tadelt und im entschiedensten Wider- 
spruch mit des Demosthenes Behauptung das Verfahren des Kerkidas und 
seiner Freunde auf alle Weise in Schutz nimt und ausdrücklich bemerkt, 
dafs Kerkidas durch sein Anschliefsen an die makedonische Partei nicht nur 
den ganzen Peloponnes von dem drückenden Einflufse der Lacedämonier be- 
freit, sondern überhaupt seinem Vaterlande durch seine ganze Verwaltung 
die erheblichsten Dienste geleistet habe. (!) Es läfst sich erwarten, dafs Po- 
lybios, selbst ein Megalopolitaner von Geburt, die Geschichte seiner Vater- 
stadt sorgfältig erforscht haben und folglich nicht ohne Grund in Opposition 
mit Demosthenes getreten sein wird. Allein auch ohne des Polybios ent- 
schiedenen Widerspruch würden wir es schwerlich über uns gewinnen ein 
Urtheil zu unterschreiben, das mit allem übrigen was wir von dem Charac- 
ter des Mannes wissen in Widerspruch zu stehen scheint. Der Umstand 
wenigstens, dafs Kerkidas als ein trefllicher Gesetzgeber seiner Vaterstadt 
gepriesen wird, scheint eben so wenig wie die Weisheit, die theils aus den 
Trümmern seiner Gedichte theils aus anderweitigen Äufserungen des Mannes 
hervorleuchtet, den Vorwurf verrätherischer Gesinnung zu bestätigen. Von 
seiner Gesetzgebung ist uns zwar nichts von Erheblichkeit aufbewahrt worden 
mit Ausnahme eines einzigen Zuges, der aber characteristisch genug ist. Er 
führte nemlich, wie Eustathios zur Ilias Ges. II. p.263.35. aus Porphyrios be- 


. rxr a, q ’ aA > ’ > ’ ’ BL 

(') Polyb. Lib. XVII. 14. AyuorSevyv zara Tora rs a Eramwercs Ev Tour ulunbauro, Ötore 
’ 7 N wm.» , man 7 > wm 67 ’ ’ ! ’ ) xp 
mirgoreroV ovsıdos Fois Emubavssraras ruv "EAAYvaV eir zer reits mgoTegpive dyaas Ev jaev.!Ag- 
NW N‘ \ r m x‘ ’ x > 2 ’ ’ [ar m IS [2 

zadie Tous megt Kezzıökv za "Tegwrrupov za Eizanmidgv mgoDorces YEvenrTat TS "ErAados, ori Bı- 

’ ’ . \ \ \Ä ’ „ m a ’ 
Arrmu suveucyouv‘ und am Ende des Capitels: dı« de roüs moosıoneVoUs avögas zown jaev Agzası 
\ ’ 3ila \ , > ‚ li) € ’ PT) \ FR k Y \ 
za Messyviors amo Aursdenmovisv arhansıae zu garrwvn, zur tdıav de rais aurav Fargısı HONG 


\ z Te 
20 AUFIFEAY uvegnzoAousnTen. 


Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber von Megalopolıs. 93 


richtet, den Homer in die Schulen seines Vaterlandes ein und legte namentlich 
auf den xararoyes veöv einen so hohen Werth, dafs die Jugend ihn auswendig 
lernen mufste: vouous rs EfeIevro arorrouarıdew Toüs maldsvouevous ToV “Oungeu 
narancyov, ds nal ö Kegdias 6 vonoSerwv ry margidı, wo das verschriebene Kepdies 
schon von Perizonius zu Aelian. V.H. 13, 20. und noch früher von Cuper 
Apoth. Hom. p. 130. in Kegzidas oder vielmehr Kegxıdzs (1) verwandelt wor- 
den ist. Dieselbe Vorliebe für Homer bestätigt auch eine Erzählung des 
Ptolemäos bei Photios Bibl. p. 151. a. wo es heifst, Kerkidas der Gesetzgeber 
der Arcadier habe befohlen dafs die erste und zweite Rhapsodie der Ilias 
ihm mit in das Grab gegeben werden sollten, mit welcher Nachricht dem 
Geiste nach vollkommen übereinstimmt was Aelianos V.H. 13, 20. berich- 
tet: Kerkidas habe mit Heiterkeit und freudiger Erwartung dem Tode ent- 
gegen gesehen, weil er die Hoffnung gehegt, alsdann mit Pythagoras und 
Homer und andern Weisen der Vorzeit vereinigt zu werden. 

Den dichterischen Ruf des Kerkidas scheinen vornehmlich dessen M&X/- 
außcı begründet zu haben, eine selten erwähnte Gattung melischer Poesie, de- 
ren vorherrschender Character satirischer Art gewesen zu sein scheint, wie dies 
theils der Name theils das Fragment bei Diogenes von Laertes Lib.6, 76. bewei- 
set. Dasselbe Dichterwerk scheint Helladios in der Chrestomathie bei Photios 
Bibl. p.533.2. vor Augen gehabt zu haben, wenn er den Kerkidas einen uero- 
moiös nennt, so wie es kaum einem Zweifel unterworfen sein dürfte, dafs 
auch bei Stobaeos Floril. LVI. p. 375. Gesn. Kegzidüs Ev ueraußcıs gelesen 
werden muls, statt des hier wenigstens ganz unzulässigen &v Auıeußcıs, mit 
welchem Namen eine ganz andere Versart bezeichnet wird als diejenige ist, 
in welcher die lyrischen Verse des Kerkidas in der angegebenen Stelle bei 
Stobaeos geschrieben sind. Hemiamben sind nichts anderes als katalektische 
Dimeter, dergleichen Verse erst später zu ganzen Gedichten verbunden wur- 
den, während die Dramatiker wie andere ältere Dichter sich ihrer nie anders 


(') Die Betonung schwankt zwischen Reszid«s und Kegzıös. Auch die Grammatiker waren 
nicht einig. Keszıöds billigt ein Ungenannter bei Bekker Anecd. Gr. II. p. 1159. Myv&s und 
Zrv&s vergleichend, was nicht hierher gehört, Kegziö«s dagegen Herodianos megt lovngovs AsEeus 
p- 10,30. stoyreu Ö2: zu Horidas (statt Hossiöav) ös Kegziöes, wenn nicht auch hier Hor:ö&@s und 

\egzıdas zu schreiben ist, wohin allerdings bei näherer Betrachtung der Zusammenhang führt. 
Hierzu kommt noch das Zeugnils des Arcadios p. 21, 18. +3 utvro: Ocöds (leg. Ozvözs) regısra- 
raı (ws) Myreds, Zyväs, IvSäs, ro de Kesziöks &rö Tuvereıhrs. Man wird daher kein Bedenken 
tragen diese Betonung als die einzig richtige überall herzustellen. 


94 MEIınEKE: 


als zu Schlufsversen iambisch - dimetrischer Systeme bedient zu haben schei- 
nen. Dafs dies die Bedeutung der Hemiamben sei, erhellt theils aus der vati- 
canischen Überschrift des bekannten Gedichtes desPaullos Silentiarios auf die 
Pythischen Bäder, theils aber auch aus den Scholien zu Nicandros Ther.377. 
wo wir in den Versen des Herodes oder Herondas, wahrscheinlich eines Zeit- 
genossen des Callimachos, vielleicht das älteste Beispiel solcher Hemiamben 
vorfinden. Das unter den Theocritischen Liedern befindliche Gedicht ”’Adw- 
vv f KuSygn u.s.w. so wie sämmtliche Anacreontische Gedichte, die in dem- 
selben Versmaafse geschrieben sind, gehören in eine spätere Zeit. Nach diesen 
Bemerkungen dürfte die Veränderung der zuiauße in ueriaußcı bei Stobaeos 
schwerlich noch eines Beweises bedürfen. Unerwähnt aber lassen darf ich 
nicht, dafs Grotius und wie ich Jetzt sehe auch Gaisford aus dem Codex 4. in 
dem Lemma des Stobaeos Mimiamben statt der Hemiamben darbietet. Und in 
der That bezeichnet A der ae u. Maya merıs p- 542. unsren 
Kerkidas als agırrev vouoSeryv za uıaußav remriv. Gleichwohl dürfte sich 
bei näherer Betrachtung ergeben, dafs von dieser Angabe des Stephanos auf 
die Stelle bei Stobaeos keine Anwendung gemacht erde darf. Denn welche 
Gattung von Versen oder Gedichten bezeichnete man mit dem Namen nuni- 
außc? Auf keine Weise in Tamben geschriebene Mimen, wie mehrentheils 
irriger Weise angenommen wird, sondern vielmehr Choliamben oder in Cho- 
liamben geschriebene Gedichte. S.Gellius N. Att. 20, 9. Plinius Epist. 6, 21. 
Nun wissen wir zwar aus Athenaeos XI. p. 554. a. dafs Kerkidas auch Choli- 
amben geschrieben hat, und wenn die Worte des Stephanos nicht verdor- 
ben sind, so ist es sehr wahrscheinlich dafs derselbe gerade diese Gattung 
der Gedichte des Kerkidas berücksichtigend ihn den trefflichsten Mimiam- 


(') Sehr übereilt haben die Herausgeber des Hesychios Vol. II. p. 7. und selbst Casaubonus 
eine Erwähnung der iuieu@cı bei Pollux IV. 83. zu finden gemeint, Pollux spricht dort von den 
vous zu 3 agırreicıs und fügt dann hinzu: ce anvianBor Ye za maguBides (s. Athen. IV.p.183 e. 
und Hesych. u. za! Bis) venor zuS agirrgrct, is zur meosnURoUV. Hier will man nun das selt- 
same hrvica@oı mit einem hier ganz unpassenden YırtcrQor vertauschen, da es doch evident ist 
dafs vielmehr zei uyv ta2ei ye geschrieben werden mufs. Bei dieser Gelegenheit sei die Frage 
erlaubt, was man sich unter ER zu denken habe, deren Erfinder nach Suidas Vol. 1. p: 
282. der Grammatiker Apollodoros gewesen sein soll, eine Angabe die wahrscheinlich auf einem 
Irrthume beruht, da man vielmehr an den Tragiker Apollodoros zu denken sich veranlafst fühlt, 
wenngleich Suidas Vol. I. p. 495. dieselbe Nachricht wiederholt: s#v Asyonzvuv Focyıdı av 


vo&e moul 705 Arorrodu g05 Arzrnmıdöbu 6 YaclanGriRCS. 


Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber von Megalopolis. 95 


bendichter genannt hat; allein dies alles gestattet noch keineswegs auch bei 
Stobaeos das von Grotius und Gaisford vorgezogene wıniaußeo: anzunehmen, 
weil, wie schon erwähnt worden, die dort erhaltenen Verse nicht Choliam- 
ben sind, sondern vielmehr in lyrischen Rhythmen sich bewegen. Endlich 
ist es noch sehr zu bezweifeln, ob wir in den Worten des Stephanos wirk- 
lich die richtige Lesart haben. Zwar steht dort in allen Ausgaben von der 
des Xylander (1568) an bis auf die neuesten herab uuaußwv Femrns, allein 
die beiden ältesten Drucke des Stephanos, die Aldina von 1502 und die 
Juntina von 1521, welche der des Xylander unmittelbar vorausgehen, haben 
ein verdorbenes waußwv, welches wir in verıaußuv zu verändern um so 
weniger Bedenken tragen werden, da wir im Obigen die Meliamben als das- 
jenige Dichterwerk des Kerkidas bezeichnet haben, wodurch er seinen Ruhm 
als Dichter am meisten begründet zu haben scheint. 

Ich glaube nun so ziemlich alle Nachrichten gesammelt zu haben, 
welche sich bei den Alten über die Person des Kerkidas wie über seine Ge- 
dichte vorfinden. Es bleibt mir daher nur noch übrig das Wenige, was sich 
aus den verlorenen Werken des Mannes erhalten hat, zusammenzustellen, 
ein Geschäft, das hier nicht ganz unbelohnt bleiben dürfte, da die geretteten 
Bruchstücke zum Theil nicht ohne sprachliche und poetische Bedeutung 
sind und das Gepräge einer gesunden und derben Individualität unverkenn- 
bar an sich tragen. 

Das erste derselben steht bei Diogenes Laert. VI. 76. wo dieser Schrift- 
steller die verschiedenen Sagen über die Todesart des Diogenes von Sinope 
zusammenstellt und nachdem er die Meinungen anderer angeführt hat so 
fortfährt: ci de (dası reAsurfjraı aurov) To mveüua Tuyrgaryravra, av Eorı nal 


Kepzidas 6 Meyarorerisns 9 Kons (!) Acywv Ev reis Meriaußcıs ourws- 


\ e ! 4 \ 
OU navy 6 ragos Y Eu Zivwmeus 
= en ‚ ’ > ’ 
nvos & Danrgobopas, ÖtmAcsiuares, aiSegıßörnas. 
343.3 m EN I 
AK aveida YEIAOS TOT OOOVTug EQEITAS 
\ \ n 8 ’ 
Ku TO TVEUNE TUVORKWV' 
Sn \ > At 
n2 yag uAuTens 


, p \ ‚ FE ER) ’ 
Ausyevns Zuvos Yovos oUgavıos TE KUWV. 


Er = - 5 Kg 
(') Man war also ungewils über das Vaterland des Kerkidas; denn dafs der Zusatz 7 Kons 
verdorben sei — man wollte ihn sogar in "Asz&s verwandeln — ist höchst unwahrscheinlich. 


Hıstor. phllol, Abhandl. 1832. N 


96 MeEıNExKE: 


Die Verse sind in den Ausgaben des Diogenes fehlerhaft abgetheilt; auch 
steht die Lesart noch nicht überall fest, wie gleich im ersten Verse. Vs.2. 
ist die Änderung aiSegoßornus unnöthig. S. Lobeck zu Phryn. p.686. Statt 
aveßa ist wohl areß« zu schreiben. Im fünften Verse habe ich das dorische 
As statt % aus der Florentiner Handschrift aufgenommen. 

Das zweite Bruchstück, welches wir oben den Meliamben vindicirt 
haben, steht bei Stobaeos Serm. 56, 10. 


\ 57 e 2%, 14 > ı 
To Tas gınvas YeAwvas auvanova, 


4 \ 5 ’ % 
einos yag agıaros üAaIews nal diAos. 


Grotius übersetzt: Oblitus lud providae testudinis: Suus ewique lar amieus 
optimus. Statt r0 bieten die Handschriften 4. und D. 5 und statt duvauova 
dieselben auwvauovev. Vielleicht schrieb der Dichter: 


N m e m ’ 
TO TAS QIRVaS YEAWVaS 


4 > nm \ v > ’ \ L 
Avapovev * olxos Yag agırTos araIEwS Kal dıros. 
» 


Nach welcher Anordnung aruaSews, wofür die Handschriften «Ara Seos haben, 
dreisilbig gelesen werden mufs. Gaisford hat o r&s g. x. auvapovei geschrieben. 
Die Asopische Fabel, die den Worten des Dichters zum Grunde liegt, steht 
bei Schneider p. 56. Auf dieselbe spielt auch das Delphische Orakel bei 
Eustathios zur Ilias Rhaps. 4. 221 an: «vögi Tepugaiw ciros diAos olnes agıaTes. 
Vgl. Philoxenos bei Suidas T. II. p. 35. und Cicero Epist. ad Attie. IV. 6. 
Aus denselben Meliamben sind ferner ohne Zweifel folgende Verse 
5 

genommen, die gleichfalls Stobaeos Serm. 4, 43. mit dem Lemma Kegridsv (!) 
erhalten hat: 

Ilös &vidsıev rav Fehiav TERUS ETTARUIAV 

üveges, wv To nEug 


n ’ \ Y% 7 
TUR) FETarru Aal ÖVFERVITTW FoUyYı. 


Gaisford hat die letzten Worte nach Bentleys Vorgang (Epist. ad Millium 
p- 14) ohne Grund, wie ich glaube, so umgeändert: r«aAd rerarra xal duren- 
vIrTw Tguyös. Im ersten Verse ist wohl r@s xev idcıey zu schreiben. 

Als viertes Fragment der Meliamben setze ich das Wort uayis her aus 
Helladios Chrestom. bei Photios Bibl. p. 533. b. zai 7 nayıs de avri ns rgameLns 


(') Trincavelli hat Kegziö«s, was der einzig richtigen Genitivform Kegzıö@ schon näher steht. 


Kerkidas, der Dichter und Gesetzgeber von Megalopolis. 37 


1 * ! m „7 ’ \ \ x mw 
Alyurrıov degeı Kal WUVTEAWS ERDETCV. "Eriyaguos 8 ö Awpısus xaı Kepzudas ö 


MEAOTOLOS Emi TNs aurns diavoras Eyanravro mn Ackeı, nal unv nal 6’ Arrınos ZoborAte. 
Wo die Bezeichnung des Kerkidas als eines werorcis zu der Annahme berech- 
tigt, dafs das Wort wayıs in der von Helladios angegebenen Bedeutung in den 
Meliamben gestanden habe. Zweifelhafter ist dies hinsichtlich einiger anderen 
Bruchstücke, die ohne bestimmte Angabe des Dichterwerks aus dem sie genom- 
men sind eitirt werden. Das erste derselben steht bei Athenäos VIII. p. 347. e. 
eurw ner doxel zul 6 Aeßnroy,dgwv OüAmiavos zara rev &uov Meyarororrnv Kepxıdav 
yndev uev ErSiew Tüv dvdal FOOTAREVTWV, woraus wir schen dafs Kerkidas einen 
gefräfsigen Schmarotzer Aeyroy,.agwv genannt hatte. Das zweite Fragment 
dieser Art hat Pollux III. 27. aufbewahrt. Es besteht aus dem einzigen Worte 
Emımarwp, welches Kerkidas statt des minder klassischen margwos in der Be- 
deutung von vitricus gebraucht habe. Endlich gehört hierher noch eine 
Stelle des Galenos, die uns lehrt dafs Kerkidas einen Dummkopf zg@uvfes 
genannt hatte. Die Stelle steht Therap. Method. VI. Vol. 10. p.506. Lips. 
Oerrards dt ana Tols Eaurod vodırrais Ep’ ünbnAcd Sgevev uaSymuevos Ev »giomvkois 
@vdg arıy, Ws 6 Kegzudas onsw, eödezıunre. Allein alle diese Wörter können 
auch den choliambischen Gedichten des Kerkidas entnommen sein. Denn 
dafs auch in dieser Gattung sich Kerkidas versucht hatte wissen wir aus 
Athenaeos XI. p. 554. d. wo von dem bekannten Wettstreit der beiden Syra- 
cusanerinnen die Rede ist, die der Venus zarArrvyos einen Tempel weihten: 


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na 0 Meyadorerirns Kepzidas ev rois "Taulcıs iTroger Aeywv' 
» 2 m > / 
Hy zardıruywv Ceüyos 37 Suparouras, 


wo, wie auch anderwärts (z.B. bei Plutarch Plac. Philos. I. 7.), Tamben statt 
der Choliamben genannt sind. Statt Zuparsuras ist hier wohl ZuparerTais 


zu schreiben. 


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Über 
den Dichter Rhianos von Kreta. 


Nor 
Hr MEINEKE. 


ImrniirVirTdirdV 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 2. Februar 1832.] 


Uss den Dichtern und Grammatikern des Alexandrinischen Zeitalters 
nimmt Rhianos von Kreta einen ehrenvollen Platz ein. Die Unvollständig- 
keit, mit der Vofsius, Fabricius u. a. über denselben gehandelt haben, wird 
es rechtfertigen wenn ich aus den zerstreuten und allerdings mangelhaften 
Nachrichten der Alten über ihn so wie aus den geringfügigen Überbleibseln 
seiner Werke ein vollständigeres Bild des Mannes zusammenzustellen unter- 
nehme (!). 

Über die Vaterstadt des Rhianos finden wir ziemlich widersprechende 
Nachrichten, welche Suidas unter dem Worte ‘Pıevös Vol. III. p. 259. ohne 
seine Gewährsmänner zu nennen, in folgenden Worten zusammenstellt: 
“Pıiaves, 5 zul Kors, wv Byvalos. Ban de worıs Kenrns' Tves de Kegairuv, arrı 
Ö8 "ISwuns runs Messyuns aürev irrognsav. Dasselbe beinah lesen wir in dem 
Violarium der Eudokia p.371. ‘Pıavös Kons ygaunarızös Eu ns Bivns. morıs de 
aurn Kenrns. TIVEs Kegairnv, arrcı de ISurns aurov irregnrav. Wo das fehler- 
hafte ’ISc«xrs, wie vor Küster auch bei Suidas gelesen wurde, in ’ISwuys ver- 
wandelt werden mufs. Kreta im Allgemeinen bezeichnet auch Pausanias 
Lib. IV. cap. 1. als das Vaterland des Dichters, während er ihn kurz darauf 
im sechsten Oapitel einen Benäer nennt, womit auflser der vorher erwähnten 
Nachricht bei Suidas und Eudokia auch Stephanos von Byzantion überein- 
stimmt. Hier lesen wir unter Bzvn p. 221. folgendes: Byvn, rorıs Koyens Ümd 


(') Die Abhandlungen von Siebelis de Rhiano, Budissae 1829. und Nicolaus Saal 
Bonnae 1831. erhielt der Verfasser erst nachdem dieser Aufsatz längst geschrieben war. 


100 MEIınEKE 


Toprünv rerayuewm. 70 &9vırov Byvales. “Pıavös Yag 6 wemras Byvalos Av 7 Kegearys 
D Kons. Einer Stadt Bene in Kreta gedenkt, so viel wir wissen, mit Aus- 
nahme der gedachten Schriftsteller, niemand: allgemein bekannt dagegen 
ist Lebene (As@yvn), welches gleichfalls in dem Gortynischen Gebiete lag 
und vielleicht von Bene nicht verschieden war. Nicht minder zweifelhaft ist 
der Name und die Lage des Ortes, von welchem Rhianos nach einer andern 
Nachricht bei Suidas und Eudokia Kegairys oder Kegairns und bei Stephanos 
Kegearns genannt wird. Letzteres führt auf Kegeu, ersteres auf Kegaig, wie 
’Erairns auf ’Eruia, Auzalrys auf Auzaie und anderes der Art. Jenes, Kepea, 
dürfte vielleicht in dem von Pausanias Lib. VIII. 34. erwähnten Apollon Ke- 
gearns der Arcadier, deren Culte und Götternamen mit denen der Kreter 
eine auffallende Übereinstimmung haben, eine Stütze finden, und wenn 
Polybios Lib. IV. c.53. unter den Bundesgenossen der Arcadier nebst den 
Polyrrhenern und Lampaeern auch die Kegeraı nennt, so liegt die Vermu- 
thung, dafs auch hier Kegsaraı zu schreiben sei, nicht fern. Gleichwohl 
dürfte bei Polybios sowohl wie bei Stephanos vielmehr Kegairns zu wählen 
sein, da Eckhel Doctrina num. vet. P. I. Vol.I. p. 306. eine Kreten- 
sische Münze mit der Aufschrift KEPAITAN d.h. Kegairwv beschreibt, welche 
die Existenz einer Kretischen Stadt Kegai« aufser Zweifel setzt. Es schwankt 
demnach die Angabe von der Vaterstadt des Rhianos zwischen Bene und 
Keraia, während andere ihm sogar Ithome in Messenien zum Geburtsort 
anwiesen, eine Nachricht, die ihre Veranlassung wahrscheinlich dem Um- 
stande verdankt, dafs Rhianos längere Zeit in Ithome verweilt haben mag, 
vielleicht um an Ort und Stelle den Stoff zu einem seiner berühmtesten Ge- 
dichte, den Messeniacis, zu sammeln und die Gegenden, wo Aristomenes 
seine Thaten vollbracht hatte, näher kennen zu lernen, wie man ja auch 
den Homer zu einem Kenchreer machte, weil er lange Zeit zu Kenchreae 
in Troas sich aufgehalten haben sollte, um den Schauplatz, auf welchem 
die Helden seiner Gedichte gekämpft hatten, mit eigenen Augen zu betrach- 
ten (!). Diese Vermuthung gewinnt einige Wahrscheinlichkeit, wenn man 
das dritte Epigramm unsres Dichters erwägt, aus dem mit Gewifsheit her- 
vorzugehen scheint, dafs sich Rhianos einige Zeit in dem Peloponnes auf- 
gehalten hat. 


(')  Stephanos Byzant. s. v. Keyygeıcı p. 464. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 101 


Über das Zeitalter unsres Dichters kann kein Zweifel obwalten, da 
Suidas ihn ausdrücklich einen Zeitgenossen des Eratosthenes nennt, Era- 
tosthenes aber bekanntlich in der hundert und sechsundzwanzigsten Olym- 
piade geboren ist und bis zur hundert und neunundvierzigsten Olympiade 
gelebt hat. Da die grammatischen Studien des Rhianos vorzugweise auf 
die Kritik der Homerischen Gesänge gerichtet gewesen zu sein scheinen, so 
ist es nicht unwahrscheinlich, dafs er sich zu diesem Ende in Alexandria auf- 
gehalten habe, eine Muthmafsung, welche durch die Angabe des Suidas, 
Rhianos sei ein Zeitgenosse des Eratosthenes gewesen, noch an Wahrschein- 
lichkeit gewinnt, da jener Grammatiker schwerlich gerade diese Art des 
Rhianos Zeitalter zu bestimmen gewählt haben würde, wenn nicht beide zu 
irgend einer Zeit ihres Lebens in enger und dauernder Verbindung mit ein- 
ander gestanden hätten. Dies kann aber nicht füglich zu einer andern Zeit 
der Fall gewesen sein, als nachdem Eratosthenes unter dem dritten Ptole- 
mäus, der im zweiten Jahre der hundert und dreiunddreifsigsten Olympiade 
zur Regierung kam, in der Hauptstadt Ägyptens einen bleibenden Wohnsitz 
erhalten hatte. Auch konnte Rhianos schwerlich an einem andern Orte als 
zu Alexandria all die Mittel finden, deren er zu einer kritischen Revision 
der Homerischen Gesänge bedurfte, wenn man nicht annehmen will, dafs 
dieselbe durchaus willkührlich gewesen sei und aller diplomatischen Basis 
ermangelt habe. Von den übrigen Lebensverhältnissen des Rhianos wissen 
wir nichts von einigem Belang, aufser dafs Suidas und nach ihm Eudokia 
berichtet, er sei anfänglich Selav und Aufseher eines Ringplatzes gewesen 
(Fns Farairrgas mpcregov PURaE nal deurcs), ein Schicksal, das er mit seinem be- 
rühmten Kunstgenossen, dem früheren Epiker Choirilos, gemein gehabt hat. 

Wenden wir uns nach diesen vorläufigen Bemerkungen zur Betrach- 
tung der Schriften, deren Verfasser unser Dichter genannt wird, so verdienen 
hier zunächst die Epigramme genannt zu werden, weil sie das einzige sind, 
das sich noch in einiger Vollständigkeit von ihm erhalten hat. Es sind 
deren im Ganzen noch elf vorhanden, von welchen zehn die Anthologie, 
das elfte aber Athenäos aufbewahrt hat. Die meisten dieser Poesien be- 
handeln mit frivoler Leichtfertigkeit erotische Gegenstände der Meöra ruı- 
dıry, allein alle ohne Ausnahme zeichnen sich bei ungemeiner Correctheit 
der Diction durch eine witzige Auffassung aus, die sich nicht selten zur 


5 
anmuthigsten Naivetät gestaltet. Mit Recht sagt daher der Gadarenische 


102 MEınEcKeE 


Meleagros (I. 11.), der die epigrammatischen Gedichte des Rhianos der Auf- 
nahme in seine Anthologie gewürdigt hatte, er habe mit den Blüthen der 
Nossis auch den Amaracos des süfshauchenden Rhianos in seinen Dichter- 
kranz verwebt. 

Wie vortheilhaft man aber auch über den Werth jener kleineren Poe- 
sien urtheilen möge, weit gröfsere Aufmerksamkeit verdienen ohne Zweifel 
die Arbeiten des Rhianos auf dem Gebiete der epischen Poesie. Und dafs 
er gerade von dieser Seite seinen Ruhm als Dichter begründet hatte beweist 
schon der Umstand dafs er bei Athenäos Deipn. XI. p. 499. d. vorzugweise 
als &roreıds bezeichnet und bei Suidas mit Übergehung seiner anderweitigen 
Werke als der Verfasser hexametrischer Gedichte hervorgehoben wird. Denn 
ohnstreitig schrieb dieser Grammatiker in dem Artikel über Rhianos: Eygarbev 
&£auerga wemuara, nicht aber wie jetzt im Text steht, ENMETOL Toruara, ein 
Ausdruck, an dem schon Küster Anstofs nahm, der aber irrig entweder 
Eunerga oder remuara zu tilgen vorschlug ('). Was nun aber den Stoff be- 
trifft, welchen Rhianos in seinen epischen Gedichten behandelte, so ist der- 
selbe theils rein mythisch theils historisch - ethnographischer Art. Zu jenen 
rechnen wir die Heracleia, zu diesen die Achaica, Eliaca, Thessalica und die 
Messeniaca. Zu welcher Gattung ein fünftes, aller Wahrscheinlichkeit nach 
gleichfalls episches Gedicht, ®run betitelt, gerechnet werden müsse, wird 
unentschieden bleiben so lange es nicht gelingt ein entscheidenderes Fragment 
nachzuweisen als dasjenige ist, welches uns der Byzantier Stephanos aufbe- 
wahrt hat. Hier heifst es: "AgdruvSos, og05 Bowrias, ad’ co y "AInva "Aganuv- 
Sıas, ws Pıavos Ev 7 Byur. KAUSi no euyawv "AgaxuvSas EÜTATEGEIG. Dem Ver- 
dacht der Verdorbenheit dürfte die Aufschrift dieses Gedichtes um so weniger 
unterworfen sein, da auch Helladios, wie wir aus Photios Bibl. p. 536.a. Bekk. 
wissen, eins seiner Gedichte mit dem Namen ®7ur bezeichnet hatte, wenn- 
gleich wir von dem Inhalt desselben eben so wenig wie von dem des Rhia- 
nischen Gedichtes unterrichtet sind. Vollständigeres können wir von den 


(‘) Der Wahrheit am nächsten kam J. Toup Emend. in Suidam II. p.135. Ox. der :Eaye- 
rgw vorschlug. Barker bei Gaisford Poet. min. III. p. 473. nimt die EiaaErgee rerrnare in Schutz 
und verweist auf den Stephanischen Thesaurus, wo aus Xenoph. Mem.I. 2, 21. &v uergw verom- 
nzv& Erv und aus Isocrates Nicocl. 2. EuErgee WOIv acer beigebracht werden. Allein in beiden 
Stellen rechtfertigt den gewählten Ausdruck der Zusammenhang und scharf hervorgehobene 
Gegensatz von Adyor dıdarzarızcı und r« Haranoyadrv FUYYpEHMETE. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 103 


übrigen Gedichten des Rhianos nachweisen, unter welchen zunächst die "Hod- 
»Aeıc unsre Aufmerksamkeit in Anspruch nimt. Denn so nannte ohnstreitig 
Rhianos dieses Epos, nicht aber, wie bei Suidas steht, ‘Hgazasıcs, eine Form, 
die aller Analogie widerstrebt, deren sich aber derselbe Grammatiker und 
mit ihm Eudokia auch anderwärts (z.B. unter Iaviarıs) bedient hat. Der 
Umfang dieses Gedichtes läfst sich nicht mit voller Gewifsheit bestimmen. 
Suidas zwar sagt ausdrücklich eyganbev = “Hoanreıcda ev RıßRcıs TETTagN, allein 
das Etymol. M.p. 153. 4. eitirt das vierzehnte Buch (!). Hierauf gestützt wollte 
Vofsius Histor. Gr. I. p. 111. auch bei Suidas &v Bıßrıs FETTÜGETKRIDERE her- 
stellen. Mit demselben Rechte könnte man eingedenk der leichten Verwechs- 
lung der Zahlen ö’ in ’ in dem Etymologicum M. die Vierzahl zurückfüh- 
ren. Ist dagegen die Ansicht des Vofsius gegründet, so werden wir das vier- 
zehnte Buch wahrscheinlich als das letzte der Heraklea betrachten müssen, 
da das was das Etymologieum daraus berichtet wohl auf den Tod des Herakles 
bezogen werden mufs. Auch verdient bemerkt zu werden dafs die Heraklea 
des Panyasis, wie ausdrücklich berichtet wird, eine gleiche Anzahl von Ge- 
sängen umfafste. Fragt man aus welchen Quellen unser Dichter den Stoff zu 
seiner Heraklea entlehnt habe, so mag er das meiste theils aus den Logogra- 
phen theils unmittelbar aus ältern Herakleen und namentlich aus der des Pa- 
nyasis (S. unten p. 106.) geschöpft haben, manches aber brachte er aus Homer, 
einiges sogar aus Localsagen hinein. Aus dem Homer namentlich entlehnte 
er gröfstentheils die Erzählung, wie Zeus, nachdem er Alkmene geschwängert, 
durch Here überlistet zu dem Eidschwur bewogen wurde, dafs derjenige seiner 
Söhne über Argos herrschen solle, welcher an jenem Tage geboren werden 
würde, worauf Here die Wehen der Alkmene hemmte, des Sthenelos Gattin 
aber Antibia im siebenten Monate den Eurystheus gebären liefs, der späterhin 
dem jüngeren Herakles jene Arbeiten auferlegte, nach deren Vollendung der 
Argivische Heros durch Athenes und Apollons Vermittlung mit dem Kranz 
der Unsterblichkeit belohnt wurde. Denn dafs dieser Mythos, welchen der 
Scholiast zur Ilias Ges. 19, 119. (7) aufbewahrt hat ohne die Heraklea des 
Rhianos ausdrücklich zu nennen, aus keinem andren Werke unsres Dichters 
entnommen ist, unterliegt keinem Zweifel. Wenn ich aber die Meinung 


@) “Pıavös 2v zw Tergesöszaru “Hoazrsias. Sylburg schrieb FerTagssösrarw. Das richtige ist 
wohl rergazaöszery, welche Form Lobeck zu Phrynichos Eklog. p.409. aus Tzetzes nachweist. 
(en inrogie magee "Agıavo. Bekker 'Picvis. 


Histor. philol. dbhandl. 1832. Ö 


104 MEISNSEKE 


äufserte, Rhianos habe einiges auch wohl aus Localsagen aufgenommen, so 
stützte ich mich dabei freilich auch wieder auf eine Stelle, die nur den 
Namen des Dichters nicht aber die ausdrückliche Erwähnung der Heraklea 
enthält. Der Scholiast des Aristophanes zu den Fröschen vs. 664. spricht 
von dem attischen Demos Arzusı« und fügt darauf die Bemerkung hinzu: Errı 
de "Hodnaeicv auroSı megi od nal "Pıavos ducı dyAav orı Alouos “Hoanans EyEvern. 
Wenn diese Nachricht, woran kaum zu zweifeln sein dürfte, aus der Heraklea 
genommen ist, so liefert sie den Beweis, dafs unser Dichter den attischen 
Mythenkreis mit in seine Darstellung zog, was soviel wir wissen kein früherer 
Verfasser einer Heraklea gethan hat. Übrigens kann Rhianos von Diomos 
unmöglich das gesagt haben was er nach dem Scholiasten zu sagen scheint. 
Ein solches Identifieiren des attischen Heros Diomos mit dem Herakles selbst 
ist kaum denkbar: vergleicht man dagegen die von J. Meursius de Populis 
Att. p. 64. und O. Müller in den Doriern Th. I. p. 438. angezogenen Zeug- 
nisse, so wird kaum ein Zweifel übrig bleiben dafs Rhianos von der Liebe 
des Herakles zu Diomos gesprochen und die verdorbenen Worte des Aristo- 
phanischen Scholiasten etwa auf diese Weise wieder hergestellt werden müs- 
sen: Tegt eb. zar “Pıavos anrı OnAmv orı Alonos “HoaxAeous &yevero maıdınd. Bei 
welcher Gelegenheit die korinthische Ortschaft Sidus, deren Rhianos nach 
einer Angabe des Athenäos III. p. 82. d. im ersten Buche der Heraklea Er- 
wähnung gethan, vorgekommen sein mag, ist zweifelhaft. Die Makrier und 
Äthysseer, beides Libysche Völkerschaften, welche Stephanos aus einem 
ungenannten Werke des Rhianos anführt (!), konnten in der Erzählung von 
des Herakles Zügen durch Libyen ihren Platz finden, so wie die Aselenischen 
Gebürge bei Trachis, welche das Etymologicum Magnum (?) aus dem letzten 


(!) Pag. 61. AiSuresis &Ivos Arßvzov, Magnagidcıs magoızov, Ws "Pıevos, und pag.531. Md&- 
AgUsS, &Svos Außuys. “Pıavös 8 Mazges Ötd Foo ı rovrovs drei. Beide können jedoch auch in 
den Achaicis, in denen auch anderer Völkerschaften Libyens gedacht worden, ihre Erwähnung 
gefunden haben. 

(@) Pag. 153.4. "Arıryve con urn zuroVmeve, @meo 08 1asv maga Fuv Toryve eich San, ws 
“Pıavös Ev FO rergaröszaru (siehe oben) “HoazAsias, Nizavdgos de Ev rois Altwrois (lies AlrwArzore) 
or, (byriv, Zv aurois vns Ieryıms #0 "Evdunian suyraevdousns uvelßamwe Tous a@IAOUS FOmous 
&reryvous eivar. Wahrscheinlich schrieb der Etymolog: "Ariane con CUrW ZUAOUMEVE Tagoa nV 
Toayiwe, amep ci ev magc — Asyoysıv eiornScr Ws “Pıevos u.5.w. In der Lücke stand wohl 
eine etymologische Deutung des Namens. Des Berges "ArzAyvor gedenkt Nikandros auch in den 
Theriac. 215. wo die Scholien ihn nach Locris verlegen. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 105 


Buche der Heraklea angemerkt hat, wahrscheinlich in der Erzählung von den 
letzten Schicksalen des Herakles und seinem Feuertode auf dem Oeta vorka- 
men. Wenn ferner der Scholiast des Äschylos zu den Sieben gegen Theben 
vs. 148. die Erwähnung der Athene Onkäa zu Theben mit der Autorität des 
Rhianos belegt, so ist nicht unwahrscheinlich dafs auch diese Notiz aus 
der Heraklea genommen ist. Endlich dürfte die Nachricht bei dem Scho- 
liasten des Euripides zur Alkestis (!) von der Liebe Apollons zu Admetos 
und seiner freiwilligen Knechtschaft gleichfalls aus der Heraklea geschöpft 
sein. Zwar liegt die Vermuthung, dafs Rhianos diesen Gegenstand in dem 
Gedichte über Thessalien behandelt habe, sehr nahe; erwägt man aber fol- 
gende Verse aus des Panyasis Heraklea bei Clemens Alexandr. Protrept. 
p- 22. d. Havvarıs yag mocs TOUTOIS Kul aAAoUs TaumErAoUs arIgwros Aargeurcu 


Seoüs inrogei, WdE rws Yodbuv- 


ut \ ! m \ \ [4 
Try uev Anunrng TAN de nAuros "Augiyureis, 
RN ’ n 3 ‚ > B= 
729 de Iloreıdawv, 779 0° agyugorokos "ArcAAuv 
\ \ m ’ f Er ’ 
avdgı mapı Suyrw Syreusenev (?) eis Eviaurov, 


na & TE IQ 0 N N 03887. 
TAN DE zul olsgıuoQules Aons UMO TAargoSs Wayuns — 


(') Zu Vs.2. ‘Pıevös de dysw Erı Erwv (Aroarrav) euro ("Adunrw) Edovrevre dr Eowre. 
e 


(2) O.Müller in den Doriern Th. II. p. 437. verlangt Syreisenuev eis Zvievrev, ich weils 
nicht aus welchem Grunde, noch weniger in welchem Sinne. Die Stelle der Ilias 21.443. gehört 
nicht hierher. Auch findet das Futurum nach dem vorangegangenen Fr?r, obgleich Syreviuev 
sehr nah liegt, doch in ähnlichen Fügungen seine Rechtfertigung. Vgl. Schäfer zu 'Theognis 
Vs.87. p. 16. woraus Buttmanns Bemerkung zu Sophokles Philokt.1394. ergänzt und berichtigt 
werden kann. Gleichwohl bleibt die gewöhnliche Lesart noch immer zweifelhaft, da Clemens 
die Verse des Panyasis, wie er selbst andeutet, aus dem Gedächtnisse anführt. Das richtige ent- 
hält vielleicht eine von Müller übersehene Stelle des Plutarch Erot. p. 761. d. ’Aröiruve nuIo- 
Aoyadousıv egarsıv yerolevov ’Aöuyr u map Syredecı nEya v eis äviaurov. Übrigens Ver- 
gleiche man mit den Versen des Panyasis Ilias 5, 385. u. f. Die übrigen Bruchstücke der Heraklea 
des Panyasis hat Müller Dor. Th. II. 471. u. £. vollständig gesammelt. Vielleicht aber gehört da- 
hin noch folgendes Fragment: j 


I 


dos d’ ame) 


’ 
erame cbeasıwn, 


aAAoTE Iasv zuavoV, erE Ö° auSesw &irers AarzoV, 
das der Scholiast zu Nicandros Ther. 257. aus einer Heraklea anführt, wo freilich auch mit dem- 
selben Rechte an Peisandros gedacht werden kann. Die Worte sind höchst wahrscheinlich aus 
der Beschreibung des Kampfes mit dem Drachen, der die Gärten der Hesperiden bewachte, ent- 


cen werden können. In dem 


lehnt, obgleich sie auch allenfalls auf die Lernäische Hydra bezog 


Bruchstücke bei Stephanos Byz. s. v. Tosuirn p. 716. 


02 


106 MEeıneEeKe 


erwägt man diese Verse, deren Zusammenhang mit der Darstellung des Pa- 
nyasis von Herakles Dienstbarkeit bei der Omphale ©. Müller (Dorier Th. Il. 
p- 437.) überzeugend nachgewiesen hat, so wird man nicht abgeneigt sein sich 
die Erwähnung der Dienstbarkeit des Apollon bei Admetos auch bei unsrem 
Dichter in einem ähnlichen Zusammenhange zu denken. 

Wir wenden uns jetzt zu denjenigen Gedichten des Rhianos, die ich 
der Kürze wegen ethnographische nennen will, deren Inhalt aber und An- 
lage aus den geringfügigen Bruchstücken, die uns gröfstentheils Stephanos 
von Byzantion daraus erhalten hat, keineswegs mit Sicherheit enträthselt 
werden kann. Das Interesse dieser Poesieen war gewifs mehr ein wissen- 
schaftliches als ein dichterisches, ganz in dem Geiste jener Zeit, wo sich die 
Poesie je länger je mehr dem Leben entfremdete und den Schmuck ihres 
Gewandes oft Gegenständen leihen mufste, die eine lebendige Thätigkeit der 
Phantasie verschmähten. Es läfst sich jedoch erwarten, und einzelne An- 
deutungen setzen es aufser Zweifel, dafs Rhiands diesen Gedichten durch 
Einflechtung interessanter Episoden Mannigfaltigkeit gegeben und die Trok- 
kenheit des Stoffs durch den Reiz einer schönen Form in Sprache und Vers- 
bau belebt haben wird. 

Die Achaica, die wir zuerst berühren wollen, umfafsten mindestens 
vier Bücher, wie aus Stephanos erhellt, bei dem es pag. 674. also heifst: 
Zrors, ’Ayalas morıs, 6 moAirns InoAueus, Ws “Pıavos Ev Teragrw "Ayaikav. Der- 
selbe gedenkt des dritten Buches p. 731. Bausrös — Errı zal’Ay.alas, ws "Pıavos Ev 

fe) P 6 
’Ay,aizav reirw, und dreimal des zweiten Buches, einmal p. 230. Bern, Torız 
% gıru ’ I 
"Ayalas, ws Pıavös Ev "Ayalnav Öeuregw, sodann unter "ArAavres p. 192. wo wir 
Folgendes lesen: "ArAavres, &9vos Außuxov, “Hooderos reraprn — “Pıavös Ev "Axai- 
nüv Ödeurege "Arapavras mer’ auroüs eival dnı nal "ArAavras nal orı cl AAerousw 
oörer Öveigeus. Vergleicht man hiermit die Darstellung bei Herodot IV. 184, 
wo die Atlanten ganz deutlich westlich von den Ataranten gesetzt werden, 


’EvSad” Evaıe nEyas Tesumos zo Eymiae Suyarge 

Nympyv wyun iv, nv IlgaZıötznv Zarkourt, 

x N > > > ’ 5 - \ ’ 

1 Erz apyvpew MOTAAU) TRIRE Ölwr.evrt, 
ist Hrn. Müller entgangen, dafs nach dem ersten Verse ein anderer ausgefallen ist, in welchem der 
Name des Vaters der Praxidike angegeben war: denn dafs Syyarng an sich Jungfrau bedeuten 
könne ist nicht glaublich. Vgl. Hermann zu Sophokles Oedip. Tyr. 1095. Im dritten Verse ist 


vielleicht voraus BaSvöwrevr: zu lesen. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 107 


so wird man versucht die Worte des Stephanos so zn umstellen: “Pıavos &v 
"Ayainav Öeurepe "Arapavras [rwas] eivar pnFı zal ner’ auroüs "ArAavras, was auch 
Eustathios zum Dionys. Perieg. 66. bestätigt: x«ı ‘Pıaves (so Holstein statt 
"Agpıavös oder "Agıavcs) de, Ws dasıw, "Arapavras rıvas irrogel za ner’ Exeivous Acyeı 
xeinIaı ToÜs "ArAavras, ol nal Acyovrau un Bxerev öveigous. Dafs den Atlanten 
die Gabe der Träume versagt war berichtet Stephanos wahrscheinlich nur 
aus Herodot und nicht aus Rhianos. Ungleich wichtiger ist das dritte Bruch- 
stück, welches Stephanos aus dem zweiten Buche der Achaica erhalten hat. 
Apia, so lehrt der Ethnograph p. 145., wird nur bei neuern Dichtern der 
Peloponnes genannt (!), und zwar von Apis dem Sohne des Phoroneus, wie 
Rhianos in folgenden Versen bezeuge: 

“Hueregn TaL TERVEe Bopwveus zv Ö’ 

deynSev oyevey. TOUdE KAuTos Enyever’ Ars, 

&s g’ "Arıyv Ebarıfe xal üvegas ’Amıdovnas (?). 
In den verdorbenen Worten am Ende des ersten Verses A ö’ glaubte Jacobs 
(Anthol. Gr. II. 3. p. 947.) den Namen der Gattin des Phoroneus zu finden, 
welche bei Pausanias II. 21. Kerdo, bei Tzetzes aber zum Lycophron und 
vielleicht auch bei Apollodor Telodike genannt wird. Allein abgesehen da- 
von dafs, wenn der Vers nach Jacobs Bopwvews Trrcdiuns re endigte, im 
folgenden nicht r:0 de sondern r&y Ö& stehen würde, so verstöfst auch der 
Gebrauch der Form Begwveus gegen die Gesetze der epischen Sprache. Noch‘ 
unbrauchbarer ist was Friedemann de med. syll. pent. p.337. vorgeschlagen: 
bopwveus Av Ötariucv, was eben so unepisch ist als Salmasius Einfall 9 övs- 
narrn. Vielmehr liegt wohl in den Worten 7 ö° nichts anderes als "Ivayd«o 
verborgen, und wenn wir überdies aus der Vofs. Handschrift üzeregn aufneh- 
men statt Anerepn, und folglich lesen: 

“Nuerepn Tol, TERVG, Bopwveos Tvayıdao 

aoymIev even" TOD O8 Autos Enyever Amıs, 


[7 e > 4 mn 
65 6° "Army Ebarıke nal üvegas "Amıdavias. 


(‘) Dieselbe Bemerkung macht Eustathios zur Ilias y. 49. 

(2) Richtiger ’Arıdavras bei Eustathios zu Dion. Perieg. A15. zu "Pravös 8 dnri® KAUTOS 
"Arıc "Os 6° Arıyv Ebarıda za dvigas "Arıöavras. Vgl. Buttmann Lexil.I. p.68. Statt Ecberrige 
finde ich die Variante &parı£&s angemerkt. Der .Aorist scheint nothwendig und die Richtigkeit 
der Form setzt das dorische perı£:s aulser Zweifel. 


108 MEINExKE 


so wird dem Fragment seine ursprüngliche Unverdorbenheit wiedergege- 
ben sein (!). 

Dies ist alles was aus den Achaicis des Rhianos noch vorhanden ist. 
Und nicht reicher ist die Ausbeute der Citationen aus den Eliacis: denn dies 
ist der einzig richtige Name des Werkes, nicht aber, wie fast überall bei 
Stephanos steht, lliaca (?). Was den Inhalt dieses Gedichtes betrifft, so 
läfst sich aus der häufigen Erwähnung Arkadischer Ortschaften, welche Ste- 
phanos aus demselben nachweist, die wahrscheinliche Folge ziehen, dafs der 
Dichter unter andern auch die früheren Kämpfe der Eleer mit ihren Nach- 
barstaaten behandelt habe. Hierhin gehört namentlich was Stephanos aus 
dem ersten Buche unter Meriawas p- 546. beibringt. MeAawai, sagt er, merıs 
"Apzadias — ‘Pıavös &v ’Halarov meWry" Togru’ “Hoalav re moAudgunous re MeAaı- 
vas (°), eine Notiz, die auch defshalb nicht ohne Interesse ist, weil sie zu- 
gleich das Dasein einer Arcadischen Ortschaft Gortyn aufser Zweifel setzt, 
die uns anderweitig völlig unbekannt ist, wenn man nicht etwa eine Angabe 
des Historikers Sosicrates bei Fulgentius Mythogr. Lat. p. 770. hierher ziehen 
will, der den Messenischen Heros Aristomenes zu einem Gortynier macht, 
was man schwerlich auf das Kretische Gortyna beziehen kann. In dem ersten 
Buche der Eliaca war ferner noch der Arcadischen Ortschaft Nonacris und des 
Laconischen Berges Lapersa gedacht. Stephanos p. 510. Aaregoe, SmAvuas, 
0905 Aazuvinng, co uenunra ‘Pıavös Ev’Haarov rewrw, und p. 597. Nuvargıs, morıs 
"Apzadias &v "HArazav moWrw. Dagegen würde man irren, wenn man auch die 
Erwähnung des Apollon Lithesios auf Malea, welchen Stephanos aus dem 
dritten Buche der Eliaca nachweist, auf das Laconische Malea beziehen 


(') An der Richtigkeit der Emendation ’Iv«yö«o, die sich durch paläographische Gründe 
leicht unterstützen läfst, ist um so weniger zu zweifeln, da auch Herr Lehrs in Königsberg die- 
selbe gemacht zu haben mich versichert. Jetzt finde ich sie auch bei Schubart Quaest. Geneal. 
histor. p. 5. der jedoch das unepische ®oawvzws beibehält. 


(?) DBerkel hat überall das richtige hergestellt. Eine ähnliche Verwechslung findet sich 
bei dem Etymol. M. s.v. PadanavSus p- 701. 40. Eu “Poöw maga rais Deaderw EradevSy, wo 
m 88 . . 5 . & E v a 2 
“Hrıcsıw zu schreiben ist, und in den Scholien zur Odyss. S. 224. Buttm. ö ö2 Elguros "Arerrunı 
„ ER) BIER . er RE 
ngısev, ws &v 'Duadı drsw, wo wahrscheinlich geschrieben werden muls ös “Hrıöwgos Prrıw d.h. 
’AroAAwvios. 


(°) Denn so ist mit Jacobs Anthol. Gr. III. 3. p. 947. statt Togruver- zu lesen, was Bern- 
hardy zu Dionys. Vol. U. p. 546. irrte. Iloruögdnovs statt moruögouovs ist von Salmasius. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 109 


wollte. ArSyrıcs, sagt Stephanos p. 515, 5 ’Arorruwv iv ra Mareg AlSw mocnideu- 
jaeves Enei. "Pıavös ’HAuazwv roirw. Nun ist zwar keinem Zweifel unterworfen dafs 
das Maleische Vorgebirge von Laconica auch zuweilen 6 Maxesas genannt wird, 
zum Beispiel von dem Dichter Gaetulos in den Brunckischen Anal. II. p. 167. 
Erwägt man aber dafs in der Odyssee Ges. III. 295. wo der Hafen der Kreti- 
schen Stadt Phäsios beschrieben wird, in den Worten 


Q IE ‚ m \ \ er saw 
eva Noros HEYa RUMa Mori TraoV dlov WIE 


> / \ \ ft [4 m > ’ 
&5 Baıorov, Mirgos de Ardos neya KUu” Amosgyet, 


statt wirges ArSos von alten Kritikern MaAecu Ar9os geschrieben. wurde, weil 
die Erbauung dieses Felsendammes vor dem Hafen von Phästos, wahrschein- 
lich nach einer Kretischen Localsage, dem Maleas, einem Tyrrhenisch- 
Pelasgischen Anführer, zugeschrieben wurde, so ergiebt sich hieraus das 
sichere Resultat, dafs bei Rhianos unter dem Apollon Lithesios nicht der 
Apollon Marewrys in Laconica, sondern eben jener Kretische Apollon zu 
verstehen sei, dessen Tempel auf dem Felsendamm des Maleas (also Marca 
als dorischer Genitiv (!)) vor dem Hafen von Phästos in Kreta erbaut war. 
Aufser den angeführten Stellen findet sich bei Stephanos nur noch eine 
Notiz, die er aus den Eliacis entlehnt zu haben scheint, nämlich die, dafs 
Amythaonia ein Theil von Elis geheifsen und von Amythaon dem Sohne 
des Kretheus benannt worden sei (?). 

Von ungleich gröfserem Umfange als die Achaica und Eliaca scheinen 
die Thessalica unsres Dichters gewesen zu sein, die mindestens aus sechzehn 
Büchern bestanden haben. Im Anfange des Werkes standen ohne Zweifel 
die von dem Scholiasten des Apollonios Rhod. IH. 1090. erhaltenen Verse 
von den wechselnden Namen Thessaliens. ’Ersyero de, heifst es dort, zu 
Ivggaia amd Ivggas ns Asvzarımvos, ws "Pıavos- 

Ilvogav N more vv Ye maraoregeı Kurserzov, 
Ilvgons Asuzadımvos am’ agx,ams (?) aroy,cıo, 


e ’ NE [74 ad e An 
Aluovinv Ö egaurıs ab Aımovos, 0v ga Ileraryos 


(') So auch Lobeck Aglaoph. I. p. 586. 
(?). Pag. 121. AuuSaovie, fig TuS "HAıdos amd ’AuuSaovos roü KonSeus, vis Pıavss: 


(°) So die neuen Scholien statt &sy«ices. 


110 MEINEKE 


’ ‚ ’ A [ol ’ \ u 
yeiyaro begrarov bu" 6 6’ au rene Oenvarcv Aluwv (?), 


N / ie \ 
TV O0’ amo Ocrradiyv Acoı nerebnulZavre. 


Wo im ersten Verse wahrscheinlich Hvpgain Hera ryv yeu.s.w. gelesen werden 
mufs, worauf aufser dem Scholiasten auch Strabo IX. 23. führt, der augen- 
scheinlich mit Berücksichtigung der Stelle des Rhianos ausdrücklich Myggai« 
und nicht Ilvppa als den ältesten Namen Thessaliens bezeichnet. Bei Hesychios 
dagegen T.Il. p. 1087. ist Pyrrhäa nur ein Hügel im Thessalischen Dotion, 
doch setzt er hinzu dafs nach andern ein ganzer Theil Thessaliens so heifse. 

Wie in den Eliacis und vielleicht auch in den Achaicis, so scheint 
Rhianos auch in dem Gedicht über Thessalien die früheren Kriege und Grenz- 
streitigkeiten der Thessalier mit den Nachbarstaaten und namentlich mit den 
im Westen gelegenen ausführlich behandelt zu haben. Daher die häufigen 
Erwähnungen Epirotischer, Thesprotischer, Molossischer und Chaonischer 
Völkernamen, welche Stephanos namentlich aus dem vierten Buche aufge- 
zeichnet hat. Hierhin gehören die Arctaner p. 168. "Agxräves us Alvıavss, 
&9ves "Hreigurinev. “Pıavös Ev reragry Oerrarızav. Die Genoäer p. 268. Tevoatoı, 
&9vos MoAcaTias, dm Tevoou apyovros aurwv. “Pıavös reragry Oercarızav. Die 
Eihnesten p. 334. ’ESverra, &Ivos Oerradias, ame ’ESvertou rwv NeomroAcuou 
rulduv Eves, ws Pıavds d' zu ©. Die Keläther p- 465. KauSo, EIvos Oermow- 
Tinev, MOOTEX,ES 1 Oerrarie, “Pıavos N. Acyovraı zal KereSeis, oder vielmehr 
wohl KeraıSeis. Die Donettiner p. 325. Awverrivan, €Svos Mercerinov, "Pıavss 8’ 
BsTrarızar. kin a k i 

Avrag Auwverrivor id orongar Kegaives, 
wie Jacobs zur Anthol.III. 3. p.946. statt @rag und #8” örgngei geschrieben hat, und 
letzteres die Biblioth. Coisl. p. 286. bestätigt. Schwieriger ist die Herstellung 
des letzten Wortes. Berkels Einfall Meraiveis (statt Merauveis) zu schreiben bedarf 
kaum der Wiederlegung. Vielleicht sind die KebaAyves gemeint. Ferner p. 626. 
die Parauäer: Iagavanı, eSvos Ossmgwrinov, “Pıavos Ev TEragrw Ocrrarızay‘ 
Züv ö& Tlagavaicıs zal duuusvas "Oubarnas. 

Karclvraı Ö8 md FeV mapa rov Alev moraudv ciaourIaı (lies oixeio-Iaı), wo vielleicht 


richtiger Avav zu schreiben ist, wie dieser Flufs vom Plinius genannt wird. Der 


(')  Stephanos Byz. p. 63. unter Ainovie Atıwv de dıös mev NAuigov 700 MeAasyoü warng 


yn Pr} a: % va, 
de OsssaRo0l, ws "Pıievos za @ARor. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 111 


Parauäer gedenkt auch Thukydides. Jacobs Änderung Iapavcus ist wenigstens 
nicht nothwendig. Ferner die Sylionen p. 685. Zuricves, &Svos KXuovias, ws 
‘Pıavds dv reragrw Ocrralınav" Zuroves &rwovro &ucd, wie die Handschrift bei 
Salmasius hat statt YuArves S’ &irov$° öucd. Endlich erwähnt Stephanos aus 
demselben Buche noch die Hypälochier p.727. Yrunsyıc, &Svos Meorsinov, 
“Piavös Ey TETagTW ©ssrerızöv, und die Kestriner Chauner und Eliner p. 755. 


. m Y R e x G e. 

Xavva, EIvos Oermowrinov, Pıavos TEeragTw OETrarızwv 
r \ ._.» ’ \ ’ Er )} 
Kesronyor Xavvar Te zul auynevres 'EAwar (!). 


Wahrscheinlich aber nahm Stephanos aus demselben Buche desselben Ge- 
dichts auch diese Notiz p. 122. "Auvuvar, &9vos "Hreigwrinov, ‘Pıaves. Und 
wenn derselbe Ethnograph gleich darauf die Worte hat: "Auvvru, eIvos Oe7- 
mowrıREV" Evos mvsiovres "Auuvral. Hu "Agınroreäng ev ıy rwv "Hreigwruv morıreig, 
so ist es sehr wahrscheinlich dafs vor usvos der Name des Rhianos ausgefallen 
und das Fragment gleichfalls aus dem vierten Buche der Thessalica genom- 
men ist. In dem fünften Buche war abermals der Thessalischen Ethnesten 
(Stephan. p. 334.) gedacht, so wie die Molossischen Donettiner aufser dem 
vierten Buche auch im siebenten erwähnt wurden. Stephanos p.3235. “Piavos 
d Bersarızav — nal iv iQ. 
"Erra Ö8 Auverriva, drag örrwoezu (?) Kügss, 

wo die Verbindung der Karer mit den Donettinern befremden könnte; es 
ist aber wahrscheinlich dafs dieselben als Söldlinge von dem Dichter einge- 
führt waren. Im achten Buche war auch von einer Landung auf den Echi- 
naden die Rede. Stephanos p. 175. &rrı d& mAnsiev ruv "Ofeav varwv viros 
"Aprenira (3). “Piavos n Ocsrarızav‘ 


Er ’ \ ’ IR £ 
Nyrcs ’Ofeinsı nal "Agreuirn EreQandov. 


YQ 


(') Auf diesen Vers bezieht sich Stephanos nochmals p.340. "Erwar, &Svos Ossrawrizev. 
‘Pıiaves 8’ Ossrarızav. Ob Eric oder "Eric: zu accentuiren sei, ist zweifelhaft. 

(?) So Jacobs statt &xru) zer Ö&ze, wofür Friedemann de m. s. pent. p. 342. Vo zur Ötre 
vorschlug. "Ozxruiösze wie revreöseze bei Simonides LXVII. 4. Gaisf. 

C) "Agrewre, nicht "Agriiurer, ist zu accentuiren. Stephanos, um die Länge des & anzudeuten, 
sagt ausdrücklich 4 yevızy "Agrenires, eine Bemerkung, die er wie alle der Art aus des Herodianos 
#eSorn reorwöre entnahm, von welchem Werke sich ein nicht geringer Theil aus den zer- 
streuten Excerpten bei Stephanos wieder herstellen lälst. 


Histor. philol. Abhandl. 1832. 15 


112 MeEeEineEeckE 


Aber vergebens bemüht man sich hier wie anderwärts den historischen Zu- 
sammenhang zu finden. Überdiefs gedenkt des achten Buches noch einmal 
Stephanos p. 615. ’OvSugiev, mars Osrrarınn megi anv "Agyn. ro eSvırov 'OvSv- 
pres, “Pıavos &ydow, des neunten p. 746. Burrcis morıs &v Oerrarie — “Pıavös de 
Burrov SrAurds Asyaı Ev Evvarıı OcTTarızuv‘ 


„ e ’ y \ Id 
Oi ö° apap ÖmAısIevres ITav rgavanv wor Burro. 


Des vierzehnten Buches p. 388. @aula, vers Oersarias. "Pıavös TErTagennaude- 
xarn Oersarızav, des funfzehnten px 718, Tarrorısco, eSvos Ger mewrınev, us 
nal Tormodıraious Aeyeı"Pravös &v mevrexauderdrw, endlich des sechszehnten Buches 
p- 56. Alyuvsıa, worıs MyAuwv — “Pıavos Erxuderary Alywvyv aüryv nareı. Aus 
ungenannten Büchern werden von Stephanos die Städte Phalaron und Pha- 
loria aufgezeichnet. Pag. 733. Barngev — Errı nal Oerradias ary moös ry Ort, 
yv “Piavos dia Too @ ygapıı Badagev Aeyuy, za DaAngov dia rev 9. und kurz 
darauf: Darupm, morıs Oerrarias. rayrmy "Pıavös Barwpiv zaredl, wo wahr- 
scheinlich umgekehrt zu schreiben ist: Barwpia 7. ©. rayryv "Pıavos Barugnv 
xarel. Denn Phaloria war, wie aus Livius bekannt ist, der gewöhnliche 
Name der Stadt, nicht aber Barden. Auf ähnliche Weise hatte Rhianos ja 
auch statt Aiywva« die dichterische Form Aiywvy gewählt. Endlich werden die 
Thessalica noch einmal angeführt in den Venet. Scholien zur Ilias B'. 175. 


\ „ Alt, FILE ö m ’ \e nm a nm 
TO Eunvyuis duereı Emi 115 AOyvas TETEHTaL mag 'Pıava Ev Oersurızois. 
\ AN SEE \ \ ER ’ ’ 
Taı d NN Ei vnov Eürvnuides ’Irwvye. 


Wo die Handschrift vn@v giebt, was Bekker in v»@, Gaisford aber (Poet. 
min. I. p. 476.) in vnev verwandelt hat. Letzteres bestätigt das Etymologicum 
Magnum p. 519. 1. zaı 70 eurvnuis Emı Tys ’ASyväs“ Emmi vnov Eünvnuidos ’Irwvns. 
Wenn wir nun den Verlust der Thessalica sowohl wie der übrigen 
Werke des Rhianos ähnlicher Art hauptsächlich, wie es scheint, wegen ihres 
historisch-antiquarischen Inhalts zu bedauern haben, so dürften dagegen 
die Messeniaca, deren Betrachtung uns zunächst obliegt, von einer andern 
Seite unser Interesse in Anspruch nehmen. Man lasse sich nur nicht durch 
die Aufschrift des Werkes zu der Ansicht verleiten, dafs dasselbe gleich 
ähnlich überschriebenen Gedichten nichts mehr und nichts weniger als ein 
Aggregat zufällig verbundener Notizen über Messeniens Geschichte gewesen 
sei. Erwägt man dagegen den auffallenden Umstand, dafs sich sämmtliche 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 413 


Bruchstücke der Messeniaca ohne Ausnahme mehr oder weniger auf die Ge- 
schichte des zweiten Messenischen Krieges und namentlich auf den Messeni- 
schen Heros Aristomenes beziehen, so sind wir zu der Annahme berechtigt, 
dafs das Gedicht des Rhianos ein wohlgeschlossenes Ganze gebildet habe, 
welches in der Verherrlichung des Aristomenes seinen poetischen Mittelpunkt 
hatte und den Namen eines Epos im höheren Sinne des Wortes verdiente, 
wenngleich es auch an beiläufigen ethnographischen Erörterungen nicht ge- 
fehlt haben mag. Diese Einheit des Gedichts ergiebt sich bis zur Evidenz selbst 
aus des a Darstellung von dem zweiten Messenischen Kriege, worin er 
vorzugweise dem Rhianos gefolgt ist und namentlich von Aristomenes sagt, 
Rhianos habe denselben mit nicht geringerem Glanze gepriesen als Homer 
die Thaten des Achilleus. Demselben Schriftsteller verdanken wir die Nach- 
richt, dafs Rhianos die früheren Ereignisse des Krieges nur summarisch be- 
rührt und eine vollständigere Erzählung von den Schicksalen der streitenden 
Völker erst nach der Schlacht am grofsen Graben gegeben habe (!). Und 
in der That eröffnet sich nach jenem unglücklichen Treffen eine Reihe von 
Ereignissen, die den Heldenmuth des Aristomenes in das glänzendste Licht 
stellen. Mit den Trümmern seines Volkes in die Bergveste Eira (?) zurück- 


gedrängt, ermüdet er mit der erlesenen Schaar seiner Dreihundert durch 


5 x - ’ 5. 4 c ’ | » r D 
6) Pausan. IV. 6. TOLTOV yaz TWv Mesoyvwv zov TOA EILOV Pıavos TE Ev EMETIU eroinsev 


e n « x ’ AR) \ e ’ Tier \ 
6 Brvaios zur 6 Ugenveus Mugwv* Aoyor ds meger Mvsuwos essrw % PRPIEOT: HEV On Ta 


’ > > ee ’ x © 
TAT ze MEYTS ES FoÜ morsmoU rrv TE TYV OUOETEQU! Imvurren, n2g0s ds w Enarsaog Nalrzero, 6 jasv 
> -] ’ % Arne , 
775 re Auheias nv rousw za Te Eon Atze ne "A IFFOÖr CU “Pıawos Ö8 
RN \ 5 / H an 3 , ‚ ‚ 
ToÜds MeV TOÜ moWToU Fuv MorzmuV OLdE NYarO agyınv. more N Y2 sov w ur: eu 


> m N , eo \ n \ E \ \ \ 
UTOTTATIV TO Arxzedcamorwv, 0 08: za TaUTe [AEV OU TU mare ya) &, INS Meyıns ge Ta Usrega zv 


> , ı ‚ ” r ’ n RN N 
Emaygravro Emi repew Fr zarovazn meyarn. Und kurz darauf von Aristomenes: roürer rov 


hu e RE; \ , e Pr Wer sel» ’ \ 
avdgn yE ev Oo Harmvevs Es Fyv Fuyygcpiv, Pıavus De Ev Fors Emsrıv oUdEv Agısrousvuns erriv 


> IR e / ’ 5 a > ‚ ıc \ \ 
Dıxoı Onmgu. Örepoga ovv Emı TorcUroV EISNAOTWU TOOETTE [hEV TOV 


apavesregos 9 "Ay, 
Ersgev jacı TUV Royav za ouy, celace dudberegovs Urereimero, "Pıavös Ö8 or TeImTar |ARAAOV Ebeivero 
sirere Es Tau "Agısronevous Äruziev. Müller in den Doriern I. p. 143. läfst den Rhianos seine Dar- 
stellung des Messenischen Krieges mit der Schlacht am Ebergrabe beginnen, gegen des Pausanias 
ausdrücklichen Bericht, der in den eben angeführten Worten die Schlacht am grolsen Graben 
als den Anfangspunkt der Darstellung des Rhianos bezeichnet. Diese Schlacht fällt nach Pau- 
sanias IV. 17.2. in das erste Jahr der fünfundzwanzigsten Olympias, während die am Ebergrabe 
ein ganzes Jahr früher stattfand. 


2). Pag.423. ‘Ioe, doos Mesenwias. “Pıeves Ev Mersyviezüv vowrw. Bekanntlich schwankt 
g S 1 gwru 
a i k FE R > & 
die Form dieses Namens zwischen Isa, "Is und Eize oder Eize. 


P2 


114 MEINEKE 


wiederholte Ausfälle den Muth der Spartaner. Der glückliche Erfolg eines 
eben so schlau ersonnenen als kühn ausgeführten Streifzugs nach Amyclae 
macht ihn so verwegen, dafs er von jetzt an bald hier bald dorthin seine ver- 
heerenden Züge richtet (!), bis er endlich in einem hartnäckigen Gefecht 
gegen das Spartanische Heer von einem Steinwurf getroffen ohnmächtig nie- 
dersinkt, mit funfzig seiner Treuen nach Sparta geschleppt und in den Keadas 
geworfen wird. Aber auch hier schirmt ihn der Götter Obhut. Auf den 
Flügeln eines Adlers getragen erreicht er unverletzt die Tiefe des Abgrundes 
und schon am dritten Tage erlangt er, durch einen Fuchs — dem Symbole 
Messeniens — wunderbar gerettet, seine Freiheit wieder. Kaum ist er, zum 
Staunen der Seinigen wie der Spartaner auf seine Felsenburg zurückgekehrt, 
als ihn neue Waffenthaten verherrlichen. Ein Heer Korinthischer Hülfs- 
völker bedroht seine Veste. Da beschleicht er zur Nachtzeit unbemerkt das 
Lager der sorglos Ruhenden, tödtet ihre Führer Hypermenides, Achladäos, 
Lysistratos und Eidektos mit einer Menge ihrer Krieger und kehrt blutbedeckt 
auf seine Burg zurück, wo er dem Zeus Ithomates das Opfer der Hekatom- 
phonia darbringt. Diese ganze Scene scheint unser Dichter dem zehnten 
Gesange der Ilias nachgebildet zu haben, wo Ulysses und Diomedes das Lager 
des Rhesos überfallen (?). Als hierauf das Fest der Hyakinthia eintritt und 


(‘) Aus der Darstellung eines dieser Streifzüge ist vielleicht folgender Vers bei Pausanias 
. 77 EJ > m Er ’ . F 4 - 
genommen Lib. IV. 1. or: jasv dgunos esrıw Ev vH yn raurn (Messenien) Auzou zaAovnevos, “Pıavo 


ER TE ‚ 
FW Konri zorı memomevov* 
’ N ° 1 eo‘ ’ ’ 
Ileo re rony,yv Ereicv Umeg Ögumov re Avzovo. 


(?) Homerisch war auch die Scene des vierten Gesanges, aus der Stephanos p.330. fol- 
genden Vers erhalten hat. Aurov, sagt der Ethnograph, morıs Oessarias — 6 morirys Awrisus — 


Lie N rn e NEST = 
70 IyAuzov Aurzis. “Pıavös ev Ö° Messyviaziv* 
=) q > ’ ’ r G 
Avdyv eiransvos Awrrıidı Nixorersn. 


Denn so muls ohnstreitig statt des überlieferten eirwievos Auryw i2ro rersin, wofür die Hand- 
schrift der Biblioth. Coisl. p. 289. eir«usvos Auryi Nizorsrein darbietet, geschrieben werden. Dies 
hat schon Müller (Dorier II. p.536.) bemerkt, der nur darin irrt, dafs er das metrisch und gram- 
matisch fehlerhafte Awry: nicht in Awryıdı, sondern in Awrri: verwandelt hat. Nikoteleia aber 
hiefs die Mutter des Aristomenes, wie wir aus Pausanias IV. 14.7. wissen, und Müller macht mit 
Recht darauf aufmerksam, dafs auch in dieser Angabe Pausanias dem Rhianos gefolgt sei. Wie 
die Mutter unsres Helden zu einem Thessalischen Ursprunge komme, vermögen wir nicht zu 
bestimmen. Schwerlich aber war dies eine Fiction unsres Dichters, der vielmehr auch hier einer 
bestimmten Überlieferung oder Localsage gefolgt zu sein scheint. Auch läfst sich die mythisch- 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 115 


die Spartaner nach geschlofsnem Waffenstillstand mit den Belagerten sich in 
ihre Heimath zurückziehen und Aristomenes im Vertrauen auf den geschlofs- 
nen Vertrag sorglos auf freiem Felde umherschweift, da überfallen ihn Kre- 
tische Bogenschützen von Lyctos (!), die im Solde der Lacedämonier stehen, 
binden ihn mit den Riemen ihrer Köcher und führen den Gefangenen in eine 
Hütte, die von einer Wittwe mit ihrer Tochter bewohnt wird. Durch einen 
nächtlichen Traum gemahnt beschliefst die kühne Jungfrau dem gefangenen 
Helden seine Freiheit wiederzugeben. Sie berauscht die Kretischen Söld- 
linge, entwendet ihnen einen Dolch, zerschneidet damit die Banden des 
Gefesselten, und Aristomenes, nachdem er an den hinterlistigen Kretern 
blutige Rache genommen hat, kehrt abermals wohlbehalten nach Eira zurück 
und vermählt seinen Sohn Gorgos, einen achtzehnjährigen Jüngling, der 
heldenmüthigen Jungfrau. Elf Jahre hindurch, wie Pausanias ausdrücklich 
mit Anführung der darauf bezüglichen Verse des Rhianos anmerkt (?), hatte 
Aristomenes seine Veste gegen die Belagerung der Feinde vertheidigt, als das 
Schicksal selbst die Eroberung von Eira und mit ihr die Auswanderung der 
Messenier und des Aristomenes herbeiführte. Eine fortlaufende Erzählung 
dieser Begebenheiten hier zu geben liegt nicht in meinem Zweck, wenngleich 
die Darstellung des Pausanias reich an epischen Momenten ist, die keinen 


historische Verbindung zwischen Thessalien und Messenien durch vielfache Beispiele nachweisen. 
Vgl. Müller Orchomenos p. 368.3. Wenn ich aber die Scene, aus der uns der obenerwähnte 
Vers des Rhianos erhalten ist, Homerisch nannte, so dachte ich dabei hauptsächlich an die zahl- 
reichen Stellen der Homerischen Gedichte, wo ein Gott oder eine Traumgestalt in angenomme- 
ner Bildung eines andern erscheint. 


(‘) Müller (Dorier I. p. 144.) erkennt vielleicht mit Recht in der Einführung Kretischer 
Söldlinge, die Rhianos aus seiner Heimath hineingebracht habe, einen Zug moderner Dichtung. 


(°) Pausan. IV. 17.6. sv ö8 Ygovov FnS mohoprias yeverSar rorodrov (elf Jahr) OnAcr zur 


4 LIE n ’ ’ 
Fade uno Pıiavov METFOLYAEVCE &s Foüs Auzesdamovious* 


v2Eeos a vvoro megt TTU XRs errerouvro 
} : 
ARE aan TE cas TE 1977) zu sirorı T Tara. 
Yaıınvas yag zu Son N zar82e Es 2, WORS eimwWv rov Arwıgov Frrov 2 Orıyov meo amrod. Anderwärts 
bezeichnete man mit rcı& wie die römischen Dichter mit aristae den Zeitraum eines ganzen Jahres, 
wie Callimachos Fragm. 182. Vgl. Schol. Euripid. Troad. 20. roıes rods Eviavroüs Ersyov amd TuS 
Fav zugmav dvadereus. Über den Gebrauch von rs im zweiten Verse vgl. Schäfer zu Dionysios 
Halic. Comp. Verb. p.336. In demselben Verse schreibt Chardon de la Rochette (bei Siebelis zu 


Pausanias Vol. II. p.130.) Ju re zul eizorı. Befremdete ihn etwa das lange z«ı vor sıizorı? 
1y 5 


116 MELınNEKe 


Zweifel übrig lassen, dafs er auch hier die poetischen Ausschmückungen 
unsres Dichters mit überraschender Treue benutzt habe (!). Aristomenes 
selbst vermählte, bevor er sein Vaterland verliefs, seine Schwester Hagnagora 
und seine beiden ältesten Töchter an edle Griechen in Heräa, Lepreon und 
Phigaleia (?), und begab sich hierauf nach Delphi, um den Gott wegen seiner 
Zukunft zu befragen. Hier traf er den Diagoriden Damagetos, König von 
Jalysos auf Rhodos, dem der Delphische Gott geboten hatte sich mit der 
Tochter des trefflichsten der Griechen zu vermählen. Damagetos mifsdeutete 
den Sinn der Pythia nicht und Aristomenes führte selbst seine jüngste Toch- 
ter nach Jalysos, wo er im Hause seines königlichen Schwiegersohns sein 
Leben beschlofs. So erzählt in Übereinstimmung mit der Messenischen Sage 
Pausanias, und dafs Rhianos die Sache nicht anders darstellte, verbürgt des- 
sen Stillschweigen. Gleichwohl hat man sich durch eine Nachricht bei Ste- 
phanos Byzantios hin und wieder zu der Ansicht verleiten lassen, Rhianos 
sei bei der Erzählung von den letzten Schicksalen des Aristomenes einer 
andern auch von Plinius und Valerius Maximus (*) überlieferten Tradition 
gefolgt. Stephanos nämlich erzählt unter "Avdavi« (*), die Lacedämonier 


(') Dagegen verwarf Pausanias das Ansehn des Rhianos in einzelnen chronologischen 
Bestimmungen. So hatte zum Beispiel Rhianos gedichtet zur Zeit des zweiten Messenischen 
Krieges sei Leotychides König in Sparta gewesen, wogegen Pausanias IV. 15.1. erinnert, dals 
Leotychides weit später, nämlich nach Demaratos, die Königswürde in Sparta bekleidet habe. 


g E} ’ x Q ’ x n # N Ü ı ’ 
(?) Pausan. IV. 24.1. "Agınrousvns — Tas Suyarigas vyv moeslurarv za Fyv Em Taum 
\e ’ \ ON, ’ \ \ ’ > ja 2 A \ 7) \ A 

ze Ayvayopav Fyv adeAcbyv, Frv nev Oagvzı es Pıyarsıav, AunoSorde ds Asrosarn za “Hoıei O:0- 
7 \ C ’ ’ . . . .. 
moumu res Suyarzges sunyzıre. Rhianos hatte hiervon im fünften Gesange gehandelt. Stepha- 


. , , m 
nos Byzant. p- 139. Pıyanıc, TOorLG "Agzadtas. “Pıavös Ev e' Mersyviozav* 
\ Sa „9 PRAL ‚ 
Tyv ev AyNyyEr. aroırıv Ermt gavcnv Pıyarsıav, 
nämlich Tharyx die Schwester des Rhianos Hagnagora. 


(°) Plinius H. N. XI. 70. Airto corde gigni quosdam homines proditur, neque alios 
fortiores esse industria, sicut Aristomenem Messenium — Tertiocapto Lacedaemonii pectus 
dissecuere viventi hirsutumque cor reperlum est. Ähnliches berichtet Valerius Max. I. 8. 15. 
der aber sonderbar genug statt der Lacedämonier die Athenienser nennt. Ein behaartes Herz galt 
als Zeichen hervorstechender Tapferkeit und Schlauheit. Vgl. Muretus Var. Lect. XH. 10. und 
Eustathios zur Ilias «’ 189. 

@) Pag. 129. ’Avdavia, morıs Messyuns (Messyvies?) „ Öuwvumos N Ya — 73 EOvızov 
’Avdavısvs, ws PiAwv Ev N Tegt morsum. da raurng "Agıszouzvrs Eyzvero, erubavestaros Sraurnyos. 


a \ , - A E \ 4 je / e /. Pr 3 nn 
FoUrov 0 Auzsdavaovıor TWOAARRIS KUFOUS VIENTEUVTE TAUMETRVTES WE MoALS ErgarnTav ev N Mesry- 


über den Dichter Rhianos von Kreta. NT, 


hätten den Aristomenes nach vielen vergeblichen Versuchen endlich gefangen 
genommen, seine Brust aufgeschnitten und aufser anderen Abnormitäten in 
den Eingeweiden das Herz desselben mit Haaren bewachsen gefunden. So 
berichte Herodot, Plutarch und Rhianos. Hier ist nun zuerst auffallend, 
dafs Herodot als Gewährsmann einer Sache genannt wird, von der auch nicht 
die geringste Spur bei ihm zu finden ist; noch auffallender aber ist es, dafs 
Plutarch, auf den sich Stephanos bezieht, nicht allein hinsichtlich des Hero- 
dot denselben Irrthum theilt, sondern auch etwas ganz anderes sagt als 
> 5 5 
Stephanus ihn sagen läfst. Plutarch nämlich in seiner Schrift regi KaroySelas 
“Hocdorcv p. 856. F. tadelt den Herodot wegen der Behauptung, dafs weder Jo 
von den Phönikern noch Helena von den Troern entführt sein würden, wenn 
sie nicht freiwillig ihren Entführern gefolgt wären, da er doch selbst erzähle 
= BeiQlE D 
dafs Aristomenes von den Spartanern lebendig gefangen worden sei und das- 
selbe Schicksal oft die tapfersten Männer getroffen habe: zarreı zul "Ayırro- 
’ q EN) L e & Ö F m R R A» 1 . r 
nevnv bnoiv aüros imo Aakedaurmoviwv Cuvra SUvagraronva ( ). Hier nun erfahren 
wir zwar, was wir ohnehin schon wulsten, dafs Aristomenes lebend in die Gewalt 
seiner Feinde gerathen sei, aber von dem, was diese Worte nach Stephanos 
beweisen sollen, enthalten sie auch nicht die entfernteste Andeutung. Wenn 
’ 
demnach Rhianos als Zeuge für dieselbe Sache aufgerufen wird, so haben 
wir nicht das geringste Recht anzunehmen, dafs dieser irgend etwas anderes 
Sı02 > ö 
ausgesagt habe als der mifsverstandene Plutarch. Wir können daher unbe- 
denklich annehmen, dafs Rhianos, wie auch die Messenische Volksage lautete, 
den Helden seines Epos im Hause des Königes von Jalysos sein Leben enden 
} 5 y 
liefs, und schwerlich dürfte es zu gewagt sein, eine Bestätigung dieser An- 
nahme mit Müller in den Doriern I. p. 152. unter andern auch in einer 


Da) ’ > , > \ \ "EREr | ’ NET ’ ERZ ’ \ 
riazn QVRTEIOVTES ETHOWOUV Ei TARIE Tous Aocımous ETTL TI. ZU EUEOV ETARYYvov EENAARYIAEVOV B1247 


E HL; & N \ 
Frv zagdıcev Öarsiav, ws Hgodoros zur ID.ouragxos ze "Pıavos. 70 SyAuzov "Avdarıas. Aeyerca ds 
3 3er ‚ 
za Avdavıos, ug "Piawvos. 
(‘) Müller (Dorier I. p.142.) dem es nicht entgieng dafs Herodot des Aristomenes gar 
° . ” ’ ae} [2 \ } x e x > Qu» . 
nicht erwähne, liest zarror ze Agısronusvnv par aurov vumo A. gevre FUVRITETTYVEE Allein 
durch diese Änderung wird offenbar dem Einwurf Plutarchs alle Beweiskraft geraubt und schwer- 
lich konnte es dem Plutarch entgehen, dafs er weit mehr seine Absicht erreicht haben würde, wenn 
er geschrieben hätte: zuiroı zuı "Agırrousons auros Umo A. Euiv SUVHeTETSY. Auch gestehe ich das 
SEN Se FR “ I FR: B a . B 
«vrcv in der Müllerschen Änderung nicht zu verstehen, was mir in dieser Stellung ungriechisch 
o ’ 
scheint. Es wird daher meines Erachtens nichts übrig bleiben als einen Gedächtnilsfehler des 
Plutarch anzunehmen, durch den sich denn auch Stephanos täuschen liels. 


118 MEINEKE 


Notiz bei Stephanos (') zu finden, wo berichtet wird, Rhianos habe in dem 
sechsten, höchst wahrscheinlich dem letzten, Gesange der Messeniaca des 
Rhodischen Gebirges Atabyron gedacht. 

Nachdem wir nun sämmtliche Dichterwerke des Rhianos, soviel deren 
ausdrücklich erwähnt werden, nach Mafsgabe der daraus erhaltenen Bruch- 
stücke betrachtet haben, liegt uns noch die Verpflichtung ob auch diejenigen 
Fragmente zu berühren, die uns aus ungenannten Gedichten erhalten worden 
sind. Das umfangreichste und werthvollste derselben steht bei Stobäos eg 
"Abgeruvns IV. 34. mit dem Lemma 'Piaved (?)- 


°H aga d4 Mara mavres dnaprivo MEAOUETIE 
‚a ‚ \ mn e ’ m 
avSgwmoi, degomev de Jeuv Erepoppoma dwgu 
apgadeı ngadın (3). Bistro usv 05 2° Errıdeuns 
orgwhara, Hazagersw Emi \boyov aivov larreı 

> ’ ’ > \ ko \ 242 
üyyupevos, Oberegyv Ö’ ügernv nal Suuov ürice, 
cöde rı Sagrarsos (*) vogeıv Eos cüde rı beZan, 
2 r  dQ DI 7 y $ 3\ , ’ 
eggiyws, 091 7° (?) avdges Exyerreavon TagEwew, 

E 7] BE 
zal ei Yuuov edeurı zarıdim (9) zul öilus. 
es dE xev eloy,oncı (7)» Seös O° Ei 6ABov öraln ©) 
\ K47 3 IQ < m 

za moAorogavıny, ETIAYTETAL OUVERA Yarav 
morsiv Emioreißdes (?), Synroi de ci einı Tonnes, 


e ’ \lie m 14 
ANA Umegomim na auugrwAncnı (1) vooıo 


(') Pag.190. "Araßugov 6g05 ‘Podou. “Pıavös Ev Erru Mesoyviezuv. 

(?) Trine. ‘Pıevods. Die Excerpte des Frob. "Agıavod. 

(°) So Brunck Poet. gnom. p. 188. Schäf. statt dpgaöen zgadim. Der Cod.B. von der 
zweiten Hand &pgaöin zgaötn, was Valckenaers Vermuthung (zu Euripid. Phoen. p. 60.) &pg«dın 
#g«@örrs einigermalsen bestätigt. Was Valckenaer später (bei Gaisford) vorzog, «pgadzes oder 
adgaöEws zgadtn, steht jenem bei weitem nach. 

(*) So Brunck nach Turnebus statt Sagrarzws. 

(°) Brunck erav statt &Sı #’ ohne Grund. 
(°) Brunck zeryein. 
(”) So habe ich für edoy,Srrı accentuirt. 

(E) Eragn statt öraleı ist von Brunck. 

(°) Trine. und Cod. B. von erster Hand Zrırreizeı, was auf Erısreiygsı zu führen scheint. 

('°) Nach öregorrty habe ich mit Brunck die Partikel re gestrichen. Arsenius hat UrsgorAlyrı 
statt ÖrsgorAm re. Wahrscheinlich ist Uregorriys zei euagrurfrı zu lesen, da Homer wenigstens 


von Uregoriie nur den Pluralis kennt. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 119 


va Aıl Qpeuseı, nebary 8’ Umsg abyevas Inge (t) 


- 


’ > 


\ 27 ey N» s,at 9 
numeg Ewv Alyos, varaı Ö eumnyuv "Aoyınv (?), 
„+ >>» \ ‚ BD} RN 
NE FW ATGATITEV TERMUDETCU OvAuumovos, 
du \ u 18 5 4 h 
Ws ne er’ aYavaroımw agouuss (?) eiramwacn (*). 
ee .X>» e mw m IN 
70° Arm ararcırı METATOWA WTA moderTiv 
y > m ’ x» 
arırns (2) Ev rebaAnrTıv ÄVWITTOS Kal abuvros 
% \ ’ ‚ ” > 0 
aAASTE Ev ygamyı vewregn, AAAOTE d” aure 
e ’ m > Ta > 4 
UmAoTegyTL yonvs EpITrara aurAarıyTı, 


Zuvi Sewv zgeiovri (©) Ay 7’ Eringa degoura (7). 


Dies Bruchstück eines gröfsern epischen Gedichts — denn dafür nimmt es 
Jacobs (°) mit Recht, während es andere (°) als ein vollständiges und in sich 
abgeschlossnes Gedicht betrachten — ist in so fern von unschätzbarem Werthe 
für uns, als es das einzige bedeutendere Fragment ist und ein ziemlich 
sicheres Urtheil über die Sprache und den Versbau in den epischen Gedich- 
ten des Rhianos begründen kann. Der Ausdruck trägt überall in der Wahl 
der Wörter und Bildung der Perioden das Gepräge Homerischer Einfachheit; 
er ist frei von Archaismen und jedem Streben nach dunkler Wortgelehrsam- 
keit, wie sie gröfstentheils die Dichterwerke der Alexandrinischen Periode 
bezeichnet. Gleichwohl finden sich einzelne Wörter und Formen, in deren 
Gebrauch sich unser Dichter von den Gesetzen des Homerischen Sprachge- 
brauchs entfernt hat. Dahin rechne ich, um das zweifelhafte ÜUmegomAm im 
elften und «@gSues im sechszehnten Verse zu übergehen, vornehmlich den 


(') Schäfer vermuthet «dy£vos. Entweder dies oder «dy£v’ avirys: dürfte das Richtige sein. 
(?) Es ist eine interessante Bemerkung von H.Stephanus, dals Rhianos bei diesen Worten 


an den Übermuth des Thrakischen Königs Kotys gedacht habe, von dem Theopompos bei 
Athenäos X. p. 531 f. erzählt, Orı dsimvov zureszeVarev Ws Yanovpuns aüra vis Adyvas 
ze Farauov zararzsudras Avausve eSuwv iv Seev. S. Jacobs in den Animadvers. ad Anthol. 
T. XI. p. 444. 

(°) Brunck aSavares ZvageSuors, was sehr viel für sich hat. 

(*) So Arsenius und Cod.B. von zweiter Hand statt sirerıwa£e:. 

(©) Cod.B. argors. 

(°) So Cod. B. von zweiter Hand und Valckenaer zu Euripides Hippol. 1162. statt zgıcevr:. 

(’) Cod.B. bigorse. 

(°) Animadv. ad Anthol. T. VII. p. 319. 

(°) Z.B. Göttling zu Hesiodos 'Eoy« Vs. 11. 


Histor. philol, Abhandl. 1832. Q 


120 MEıSsEcKE 


Gebrauch von reAuzegavie im zehnten Verse, welchem Worte Rhianos die 
weder bei Homer noch sonst wo nachzuweisende Bedeutung von amplitudo 
imperü gegeben hat. Unhomerisch ist im fünften Verse das Hesiodeische 
peregos in der Bedeutung von suus, worüber Wolf Proleg. Hom. p. 247. 
gehandelt hat; eben so im zwanzigsten Verse &rAdreges, das sonst nur von 
Personen gebraucht wird. Die Wörter duagrivoss und eioy,Seiv im ersten und 
zehnten Verse entlehnte er aus Hesiodos. Neu und von Rhianos vielleicht 
zuerst gebildet ist im zweiten Verse das Wort Eregopgomos. Auffallender aber 
als alles übrige würde ueras mit der angeblich dorischen Quantität sein in einem 
Fragment bei Chöroboskos in Bekker’s Anecd. Gr. IH. p. 1182. wenn dies 
nicht aus einem dorischen Epigramm genommen sein könnte. Denn dafs 
sich in den epigrammatischen Gedichten des Rhianos mehrfache Abweichun- 
gen von der epischen Sprache finden, bedarf kaum der Erwähnung, noch 
weniger der Entschuldigung. Übrigens aber herrscht auch hier dieselbe Na- 
türlichkeit und Correetheit des Ausdrucks, und des Ungewöhnlichen und Ab- 
weichenden findet sich nur Weniges; denn das einsylbige »geas (Epigr.X.3.) 
wird man ebensowenig als den Gebrauch von @vrarSaı statt dvrav (Epigr.V1. 2.) 
auf Rechnung des Dichters bringen. Bemerkensvrerth ist Epigr. III. 1. der 
Gebrauch von AaßugwSes, von dessen metaphorischer Bedeutung sich schwer- 
lich ein älteres Beispiel nachweisen läfst. In der Bildung des Hexameters ist 
eine gewisse Weichheit bemerkbar, die in dem überwiegenden Gebrauch der 
trochäischen Cäsur im dritten Versfulse ihren Grund hat. In den dreiund- 
vierzig epischen Hexametern, die wir noch von Rhianos besitzen, bedient er 
sich derselben neunundzwanzigmal und erinnert auch von dieser Seite an sei- 
nen gleichzeitigen Kunstgenossen, den Apollonios von Rhodos, mit dem unser 
Dichter auch. in Hinsicht des einfachen und ungekünstelten Tones eine un- 
verkennbare Verwandtschaft hat ('). Wenn ich daher früher (?) aus der 
Art und Weise, wie Rhianos zugleich mit Euphorion und Parthenios bei 


(') Denselben Character ungekünstelter Einfachheit tragen auch die meisten Kritiken unsres 
Dichters in den Homerischen Gesängen. Da es nicht in meinem Plane liegt diesen Gegenstand 
hier ausführlicher zu behandeln, so verweise ich einstweilen auf das Urtheil Wolfs in den Proleg. 
p- 185. wo aber die Sache keineswegs erschöpft ist. Die Homerischen Stellen, zu denen uns 
die Kritik des Rhianos in den Scholien erhalten ist, sind von Bekker und Buttmann in den Regi- 


stern vollständig aufgeführt. 


(°) S. Euphor. Fragm. p.55. Vgl. Salmasius Exerc, Plin. p. 601. D. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 491 


Suetonius (!)erwähnt wird, die Ansicht schöpfte, Rhianos habe auf gleiche 
Weise wie die beiden anderen Dichter einer abstrusen Erudition in Stoff und 
Sprache nachgetrachtet, so bin ich jetzt nicht mehr derselben Meinung, son- 
dern glaube vielmehr, dafs das Wohlgefallen des Tiberius an jenen Dichtern 
hauptsächlich in dem erotischen Inhalte ihrer Gedichte, wie er in den Epi- 
grammen des Rhianos vorliegt, seinen Grund gehabt habe. 

Die übrigen Bruchstücke aus ungenannten Gedichten, so viel ich deren 
nicht schon gelegentlich angeführt habe, sind folgende: 

1. Pollux Onom. II. 180. revs d& ahevövAcus rovreus (die Wirbel des Rück- 
grads) “Pıavös (so die Handschr. statt "Aggıavöc) nid zußeus dveuarev- 

Auy,vos EE ümaroo nußeis Emireiderai iEUs. 
Der Vers ist wohl aus einer Schlachtbescbreibung entlehnt, wo es von einem 
der Kämpfenden hiefs, er sei verwundet worden da wo auxvos u. Ss. w. 

2. Der Scholiast zu Apollonios Rhod. IH. 1. "Pıaves 8 dnri Jundev Öachegeiv 
ei niav Tıs Erinadsiraı ray Movrav, maras Yag daR 775 Midas Fnuaiveı. Aeıyeı de curws* 
Iaraı 8° eiralousı müs ore reivona Adkeıs. 

Wahrscheinlich stand dieser Vers in dem Proömium eines Epos in dem Anruf 
einer Muse. 

3. Choiroboskos bei Bekker Anecd. Gr. III. p. 1182. eiri ö& zal «ara rıwa 
öwgina (lies dwginüs) nurreAdovra 76 @. maga “Hoıcöw: Önsas ürunroreöncı IIgcun- 
Sea, zaı maga rd Pıava (so Bekker statt "Agıavw) ArSes ueyas. Dafs ueyas einen 
Pyrrhichius bilde konnte selbst diesem Grammatiker nicht entgehen; mit 
Recht vermuthet daher Bekker u&ius. Die Stelle des Hesiodos steht in der 
Theog. 521., wo aber jetzt richtiger gelesen wird: öyre ö° üruzroreöynı Ilgo- 
wnSea. Choiroboskos scheint eine fehlerhafte Handschrift des Hesiodos be- 
nutzt zu haben, wie auch der Interpolator des Draco Straton. p. 12. Beide 
beziehen sich aufserdem auf eine Stelle des Alkman, wo Aigs trochäisch ge- 
braucht sein soll, was das Etymol. M. p. 721. ausdrücklich einen Barbarismus 
nennt. Dies jedoch mit Unrecht, da ja auch Theocrit Eid. II. 4. raras als 
Pyrrhichius gebraucht hat. Bei Rhianos dagegen bleibt die pyrrhichische 


(') Vita Tiber. 70. ‚Ffecit et graeca poemata imitatus Euphorionem et Rhianum et Par- 
thenium: quibus poetis admodum delectatus scripta eorum et imagines publicis bibliothecis 
inter veleres et praecipuos auclores dedicavit: et ob hoc plerique eruditorum certatim ad 
eum multa de his ediderunt. 

Q2 


122 MEImEKE 


Mensur von weras, selbst wenn er sich ihrer in einem dorischen Epigramme 
bedient haben sollte, immer höchst auffallend, und man begreift in der That 
nicht warum der Dichter dieselbe nicht durch Umstellung der Worte vermie- 
den habe. Es wird daher die Vermuthung gestattet sein dafs der Gramma- 
tiker, wie in der Stelle des Hesiodos, so auch in der des Rhianos eine ver- 
dorbene Lesart vor Augen hatte. 

4. Stephanos Byz. p. 31. ’AyurAa ers Tupgnvias. — 6 merirns "AyuAaice. 
‘Pıaves 8 "AyuArıov eire yarzov. Berkel vermuthet Rhianos habe ’AyvArlvov 
xarrv geschrieben; und allerdings ist dies die gewöhnliche Form des Gen- 
tile, wie aus zahlreichen Stellen lateinischer Schriftsteller hervorgeht. Hier- 
aus folgt aber noch nicht dafs auch Rhianos sich derselben bedient habe. 
Vielmehr ist wohl anzunehmen dafs Stephanos in den vorhergehenden Wor- 
ten nicht 6 rorirys "AyvAratos, sondern "AyuArivos geschrieben, aus Rhianos 
aber die etwas abweichende Form ’AyvArıcs angemerkt habe. Auf ähnliche 
Weise heifst es unter Merarövriov p. 555. 6 woAirns Meramovrivos — Asyeraı Öt nal 
Merarovrios. Den Reichthum Agyllas an Erz kennen wir nur aus dieser Stelle. 

5. Stephanos Byz. p.215. Beußiva (1), zuun ns Neufas — 6 meAirns Beu- 
Bunrns us Zrayaıgırms, mag& de "Pıavo Beußiwarns. Ecınev ovv Alyıvarys zaı Alywarns 
Kara ToomAV, ws Havvarıs Ev “Hoaxaeias maury- L eguua TE Sngeıov Beußwnrao Aeovros, 
zal aaAws* nal Beußwirao meiwpou degua Atovres. Auch hier liegen mehrere Fehler 
am Tage, deren Heilung uns jedoch jetzt nicht beschäftigen soll. Die Stellen 
des Panyasis machen es übrigens wahrscheinlich, dafs auch Rhianos den Nemei- 
schen Löwen Beußiwarns Aewv genannt habe und folglich dies Fragment aus der 
Heraklea genommen sei. Die Form Beußwarns, die hier als die minder ge- 
bräuchliche erscheint, wird unter Yr'va p. 680. als die gewöhnliche aufgeführt. 
Dergleichen Widersprüche finden sich in dem sehr brauchbaren aber unglaub- 
lich entstellten Werke des Byzantinischen Ethnographen in grofser Menge. 

6. Stephanos Byz. p. 479. Konsrwr, ers Oggans — 6 worin Konsrwvalos 
maga Ilvöapw. “Pıavos de Konsruvious aureus dyrı, "Eraraios d8 Kenrravas abroüs 
&v Eügwrr. An der Form Kenrraves nimmt Müller Etrur. I. p. 97. gerechten 
Anstofs; auch befremdet das völlig überflüfsige «örevs. Vielleicht schrieb 
Stephanos 'Exuralos de Koyrrwviaras &v Eügury, eine Form deren sich auch 
Herodot bedient. j 


” . ’ n . „ “N r ’ 4 
(2) Richtiger Beufwe, wie Aryıwa, B2Lwe, Kanapıve, Bovzwe u.a. m. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 123 


7. Stephanos Byz. p. 370. ’Exives, morıs ’Arapvavias, ’Exivov zrioua. "Piavös 
"Eytevos artu rauryv eimev. So Berkelius statt ’Eyuov arrv, wofür Holstein ’Ey;- 
viov empfahl. Wie die Gründung des Thessalischen Echinos bei Skymnos 
Perieg. 661. und Lucanus Phars. VI. 367. dem Thebanischen Echion zuge- 
schrieben wurde, so scheint es wurde von einigen, welchen Rhianos folgte, 
auch die Gründung des Akarnanischen Echinos auf einen gleichnamigen Heros 
zurückgeführt, statt dessen aber andere den Seher Echinos nannten. Dieselbe 
Verschiedenheit der Namen kehrt in den Ableitungen des Namens der Echina- 
dischen Inseln zurück. S. Eustathios zu Dionysios Perieg. 431. und Etymol. M. 
p-405.8. Übrigens kennen wir das Akarnanische Echinos nur aus Stephanos, der 
dagegen des Thessalischen Echinos, das bekanntlich in der Geschichte der Äto- 
ler und des Philippos von Macedonien eine nicht unbedeutende Rolle spielte, 
mit keiner Silbe gedenkt. Dies begründet den Verdacht dafs auch in dem ange- 
zogenen Artikel des Stephanos von dem Thessalischen Echinos gehandelt werde 
und der Name Akarnanien aus dem Thessaliens corrumpirt sei. In diesem 
Falle würde das Fragment des Rhianos aus den Thessalicis genommen sein. 

8. Stephanos Byz. p. 746. Surxes, morıs Acxpidos, dmo Burzcu red AlrwAcd 
(red) "Audınruovos Tb Asunadlwvos. — Bürros de dp’ ob oi Acdeyes oi vüv Aonpet. 
“Pıavos de Buraeas aürous Hareı. Asyeraı zal Purzevs. Auch in diesen Worten 
des Ethnographen herrscht vielfache Verwirrung, worüber ich bei einer an- 
dern Gelegenheit sprechen werde. 

9. Stephanos Byz. p. 271. Teria 4 xwoa rüv Terav. Terns yag ro eIvinov, 
oÜ To nÜgıov — "Agpiavös de T'eryvous aöreus dnrw. Da es nicht wahrscheinlich 
ist dafs sich ein Prosaiker der Form T'eryvos statt Terys bedient habe, so wird 
wohl auch hier des Rhianos Name herzustellen sein. Dieselbe Verwechslung 
vermuthet Bernhardy mit Recht bei Eustathios zu len: Perieg. 511. exe- 
Asito de more (Salamis) Kuxgeia, dmo Tıvcs Kuxgeus, co xal Aunobowv ra "Apgıavos 
weuvyvra. Und sollte nicht auch bei demselben Eustathios zur Ilias «’ 404. 
p- 125.30. Rom. wo unter mehreren Beispielen der magnynaıs (!) aus Homer, 
Hesiod und Euripides auch eins aus dem Arrhianos mit den Worten Bivea 
Hvar angeführt wird, dieselbe Namensverwechslung anzunehmen sein? Wie 


(1) S: Bernhardy zu Dionys. Fenep, 430. Y# s1905 dmeigtros Zzreravurrer, womit aulser dem 
Euripideischen + sıgov eis amsıgov zu BaAsv le a Vers eines Anonymus bei Simplic. zu Aristot. 


Meteorol. p. 17. 2. verglichen werden kann: Nreıgov sig arsıgov SISWERAEURLUEV. 


124 MEINEKE 


auffallend wäre es, wenn mitten unter dichterischen Beispielen von jener Figur 
das eines spätern Historikers erschiene. Zwar wissen wir aus Suidas und 
Eudokia dafs es auch einen epischen Dichter Arrhianos gab, der unter andern 
eine Übersetzung der Georgica Virgils und eine ’Arefavögeıes in vierundzwan- 
zig Gesängen geschrieben haben soll (!); allein es ist nicht glaublich, dafs 
sich von diesem, wie es scheint, schon früh verschollenen Dichter irgend ein 
Bruchstück erhalten haben sollte. 

Ind hiermit glaube ich alles zusammengestellt zu haben, was sich aus 
den Gedichten des Rhianos noch erhalten hat. Es bleibt daher nur noch 
übrig die Epigramme unsres Dichters, auf die ich in Obigem häufig verwiesen 
habe, vollständig herzusetzen und mit einer kurzen Angabe, wo der gewählte 
Text von der Palatinischen Handschrift abweicht, zu begleiten. 


a 4 [4 ’ \ \ m Y. 
Stgaı Tor Xagırss TE Kara YAURV YEVav EAQIEV, 
u / ’ Sa an 
u muyd, nvWogew 0” oUde yegovras Eis. 
Is 78 > \ 2 k \ ’ r 
AsZov MOL TIVOS ETTI MALE TU Ku TWa Taldv 


m € \ 3,0% 4 
zorueis, d muya 0” eime* Mevergareos. 


108 
e \ > \ ’ > a e 4 
H Toachv ayayı Rougorgobas‘ sur av auagrars 


De /S EINS te N 
AVNTAS TALOWV cüoe TOV UTTATIOV. 
’ 


rossov 6° EumsdorAns havepwrepos, OrTev Ev ardacıs 


auerw Elagıvois zarov eraunbe dodev. 


(') Suidas 1. P- 320. ’A ggıavos, Emromoios, neradbgarıv Fov yE nl BepyıANiou emizüs möigeas. 
Ar eEavögıede drrı Ö8 zer rov Mazedove ev banlu wöLus EIROTL He Ferragew. sic Arrarov voV a 
yapımvev mommere. Eudokia Viol. p- 67. "Aggınvös Emomaus Herebgure Ta ro0 Begyırrrov yengyızc 
EmIRaS" nen a morAd eis Arrandv rov Ileo Yapnınvov. Die Stelle des Suidas hatte wahrscheinlich 
Torrentius vor Augen, wenn er zu Sueton Tib. 70. schrieb: fuit et Arrianus poeta non ince- 
lebris. Die Notiz von der Übersetzung der Georgica des Virgilius, die, so viel ich mich erinnere, 
von den Bearbeitern dieses Gedichtes unbenutzt geblieben ist, steht mit den letzten Worten des 
Suidas, die auf Gleichzeitigkeit dieses Arrhianos mit einem der Attaler von Pergamon schliefsen 
lassen, einigermalsen in Widerspruch. Die Alexandrias wird zweimal bei Stephanos Byz. erwähnt 
p- 187.. Ar Frgesice ers DR. vgioec. "Adgıavös "Arekavögeiedos «. und p- 660. Nvsır, wor lvdıry, 
us "Adgıav 06 "Arsfand Ögsı@dos eßdonw, 70 EOvızev Navevs. An beiden Stellen muls entweder der 
Name des Arrhianos, oder bei Suidas und Eudokia der Name des Hadrianos hergestellt werden. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 


e x N. ERRLSIN m N Bo) 
Oi maides AußugwSos avefodes"  yap av cuue 
r e gm m ’ 
öhlrs, ws ıEW TOUTO FLOITRUFEXETAL 
m \ \ LEN „ \ ip x 
N JAEV Yag Oesdwpes wyei Tori WIoVa TUgRos 
\ \ , 2 > ’ 
axınv za yulwv avTos arıgarısv‘ 
IERN m ’ en a 7] 
n de BircaAdos KOUTEV gETOS, OTTE #aS Uudbes 
> ’ > ’ ‚5 In ’ 
U MEyas, sugavıy h) @adITsSyAE Wagıs. 

Ds 2, 2 ‚ft ‚ > a 
nv 6° Em Acmrivew argeVrs deuas, SURETI yvıd 
’ Sal Fr nr ‚ 
KIVNTEIS, AAUTW d’ ws ddanavrı MEVEIS 
2) ’ m , „ un 
Iyvia KoAANSEIS" Tolov TEeAdS OMJARTIV rei 

m x ’ m „ 
HoVgos Hulk VERTOUS Ex Kogubns Ovun,as. 
7 [ 1 m > 3 4 \ [4 
Xugere naAoı maldes, & drwalny de moAcıre 
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nlonv nal Asuanv AubieTruTde Komv. 


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H ga vu Tot, Kaeovize, oı ATIUTITOIO KIOvrL 
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GTEWNS YVTNTav Tal Arragaı Xagıres. 

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125 


126 MEIıNSEKE 


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XI. 
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üs Em’ Eucı und” opvıs Ev elapı noubov Egeidor 
vos, Egnuadw 6° NTUYa nEnAuevos. 
D) Yag MıravSgwmos 6 und’ arrarı bıAnJeis 
Tiuwv o0d” "Ally yurrıcs eimı verus. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 4127 


T. bei Jacobs Anth. Pal. XTI. 38. — II. bei Jacobs Anth. Pal. XII. 58.Vs. 2. hat 
der Pal. diwiras, wofür Salmasius aiväras. — II. bei Jacobs Anth. Pal. XII. 93. 
Vs. 2. hat die Handschrift enbur statt onlrs ws, was von Reiske herrührt. 
Vs. 5. giebt der Palat. xgureiov, Vs. 6. oögavins, Vs. 7. Aemryvew. Das richtige 
hat überall Brunck hergestellt, der überdies Vs. 8. ueveis und Vs. 10. x£s vea- 
rous geschrieben hat. Letzteres ist auch der Form nach unrichtig. Wahr- 
scheinlich liegt ein tieferer Fehler verborgen. In demselben Verse hat der 
Cod. wereire statt moAcıre und im letzten Verse dumirerSe statt dudierausse. 
Beides hatte ich schon früher (Quaest. scen. III. p. 38.) hergestellt, ohne zu wis- 
sen dafs dies schon von Schäfer und Elmsley zu Sophokles Oed. Col. 1742. 
geschehen sei. — IV. bei Jacobs Anth. Pal. XII. 121. Im ersten Verse hat der 
Cod. Pal. ngavure, was Brunck in 4 g@ vv ccı verwandelte; das richtige hat 
Jacobs. Vs. 2. giebt die Handschrift Avraravre, was nur geringer Nachhülfe 
bedurfte. Irrig hat Brunck, dem Jacobs gefolgt ist, AvrnravS” ai geschrieben. 
Vs.3. hat der Cod. $cösersw, was man vielleicht durch das Nicandrische Wercev- 
res &xövns Ther. 140. und ähnliche Verbindungen bei Bernhardy zu Dionys. 
Perieg. p.504.(') in Schutz nehmen kann. Ich bin indessen der Brunckschen 
Änderung gefolgt; minder correct schrieb Jacobs godeuurw. Vgl. Lehrs im Archiv 
von Seebode II. 7. p. 238. Im letzten Verse hat der Cod. Pal. @Segizav mit 
versetztem v. Das aufgenommene dvIegina ist von Brunck, der aungnv ohne 
Noth in ausAzv verwandelt hat. Die Form aungös verhält sich zu auareos wie 
Onlngss zu Önbarees, auy,umgös zu auynarees, auyngos zu nıyareos. — V. bei Jacobs 
Anth. Pal. XII. 142. Im zweiten Verse verlangt Spitzner Dissert. de prae- 
positionibus @va et zar« p. 26. eire nara vreguywv. Richtiger vergleicht Schäfer 
mit unsrer Stelle die Worte des Longos Lib. I. p. 19. &danvov zar« reV deguares. 
Vs. 4. Cod. Pal. ö giregws. — VI. bei Jacobs Anth. Palat. XII. 146. Vs. 3. 
auoynri. So Brunck statt auoynre. — VII. bei Jacobs Anth. Lat. VI. 34. 
Vs. 3. Cod. Pal. zuvaxrav, wofür Alberti zuvayyav. Im letzten Verse befrem- 
det die Form ZıuVAns oder ZıuvAas. Allbekannt ist SıuvAos; von jenem aber 
kenne ich kein Beispiel, doch ist an der Richtigkeit der Form nicht zu zweifeln. 


(') BaSüs repgos hat Kallimachos Del. 37. värcı neyarcı Fe zer edgzss Antiphilos in der Anthol, 
Pal. Il. p. 147. &xel ötm Jo. Gazäus bei Rutgersius V.L. I. p. 98. und %,Sorös süg&os sogar schon 
Asios bei Athen. XI. p. 525 f. um der Homerischen Verbindungen SyAvs deory, mourdv Eh’ Uyanv 
und #öUs auraz nicht zu gedenken. Vgl. Schäfer zu Näkes Choeril. p. 2067. 


Histor, philol. Abhandl. 1832. R 


128 MEINEKE 


Auf gleiche Weise bestand neben Anuvros auch die Form Anuvras. S. Böckh 
Corp.Inser. 1.282. Die Handschrift hat Zıuvreo. — VIII. bei Jacobs Anth.Pal. 
VI. 173. mit der Überschrift "AvaSyua 77 "Pla maga "Ay,gurdos. Richtiger viel- 
leicht ist ’"AgyvArs, wie auch Reiske geschrieben hat. S. Bentley zu Terent. 
Andr. I. 4. 1. TI. 2.1. — IX. bei Jacobs Anth. Palat. V1. 278. — X. bei 
Jacobs Anthol. Palat. Append. p. 783. aus Athen. XI. p. 499. d. wo gezeigt 
wird dafs Aeyuvos ein Femininum sei: zu "Pıavos 6 Erorats &v Emıypaumarıy 
“Husv u.s.w. : Im vierten Verse ist es in der That auffallend dafs weder 
Brunck, noch Jacobs, noch auch die Herausgeber des Athenäos den metri- 
schen Fehler bemerkt haben. Denn dafs sie xge«s stillschweigend einsilbig 
sollten gelesen haben, ist mir nicht wahrscheinlich. Brunck belastete den 
Dichter sogar ‚mit einem noch plumperen Fehler, indem er &gipev zegas zu 
schreiben vorschlug. Aber auch ein einsilbiges ng8as scheint mir nicht an- 
nehmbar. Entweder ist daher xgrs oder, was ich vorziehe, ngE@ zu schreiben. 
Auch ravrwy im letzten Verse scheint verdorben. Was Schweighäuser will, 
rayruv sei soviel als evex« ravrwv, ist wohl eine grammatische Unmöglichkeit. 
Wahrscheinlich ist ravrws zu schreiben. — XI. bei Jacobs Anth. Pal. VIII. 315. 
mit der Überschrift: Zuvedörou ci & ‘Pıavod eis dv aöriv Tiuwva. Über Zeno- 
dotos verweise ich auf Jacobs Animadv. TI. 3. p. 964. 


15°) 
o 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 1 


Zusätze, 

Da die vorstehende Abhandlung ganz unabhängig von den oben er- 
wähnten Schriften der Herrn Siebelis und Saal entstanden ist, und überdiefs, 
nachdem der Druck derselben bereits bis zum letzten Blatte vorgerückt war, 
auch von Jacobs ein Aufsatz über denselben Gegenstand (in der Allgemeinen 
Schulzeitung 1833. Abtheil. II. No. 14 — 16.) erschienen ist, so werde ich zur 
Vervollständigung meiner Untersuchungen das erheblichste aus den erwähn- 
ten Abhandlungen hier nachtragen und was sich mir sonst an Berichtigungen 
des Vorgetragenen dargeboten hat kürzlich zusammenstellen. 

S.99. In dem Artikel des Suidas über Rhianos habe ich die fehlerhafte 
Interpunction ("Pıaves 6 xal Kens uv, Byvaiss) stillschweigend beseitigt. Ich 
würde dies hier nicht erwähnen, wenn nicht der treflliche Jacobs p. 108. Herrn 
Letronne (in Boissonade’s Syll. poet. Theocr. p. 161.) ein Verdienst daraus zu 
machen schiene, das von selbst sich darbietende zuerst gesehen zu haben. 

S. 100. Dafs Bene (nicht Benna, wie bei Müller Dor. I. p. 143. steht, 
welches der Name einer Thessalischen Stadt war) von Lebene vielleicht nicht 
verschieden gewesen sei, diese Vermuthung stellt auch Siebelis p. 6. auf, 
ohne die Schwierigkeiten dieser Annahme zu verkennen. Zu den Stellen 
die den Namen dieser Stadt sicher stellen fügt derselbe noch folgende Worte 
des Suidas: Byvn, övoua zuge. Was dagegen die Vermuthung desselben Ge- 
lehrten betrifft, Rhianos sei von einigen defshalb ein Kegeirys genannt worden, 
weil er vielleicht aus Gnossos gebürtig gewesen, das nach Strabo X. p. 470. 
auch den Namen Kegares gehabt hatte, so bemerke ich dagegen, dafs, wie 
die von Siebelis selbst angeführten Stellen des Kallimachos in Dian. 44. und 
Virgil. Cir. 113. beweisen, die allein richtige Form dieses Namens Kaigaros 
war (!), und überhaupt nicht wahrscheinlich ist, dafs aufser den Dichtern 
sich irgend jemand dieses alten Namens der Stadt Gnossos bedient haben 
sollte. Die Nachricht, nach welcher Rhianos ein Ilhomaer gewesen sein soll, 
erklärt sich Siebelis so: hominem, qui Messeniorum res carmine persequutus 
erat, facile quwis opinari potwt in Messenia ipsa eiusque urbe bello inclyta 
natum esse. Man sieht leicht dafs dies nicht ausreicht. Meiner Erklärung 


(‘) Auch bei Hesychios steht Karsarıoı ei Krwseicr, nicht Kegarıor. 


R2 


130 MEISNSEKE 


nähert sich Saal wenn er sagt: forlasse eliam a commoralione quadam in agro 
Messeniorum Ithomaeus diei potwt. Auf gleiche Weise wurde Nikandros aus 
Kolophon von dem Dionysios aus Phaselis in der Schrift über des Antimachos 
Poesie ein Ätoleer genannt, weil die Ätolica dieses Dichters einen vieljährigen 
Aufenthalt in diesem Lande voraussetzten. S. Vita Nicandri bei Schneider p.3. 

In der Angabe des Suidas (nicht auch der Eudokia, wie ich irrig ge- 
schrieben habe) Rhianos sei zuerst 75 Faruirrgas piraE zul deuAos gewesen, 
findet Siebelis einen Widerspruch, weil das Amt eines gUr«E Furairrgas nicht 
von einem Sclaven habe verwaltet werden können; man müsse daher anneh- 
men, dafs Rhianos den Sclavenstand schon verlassen habe, als ihm jenes Amt 
anvertraut worden sei. Ich gestehe mir unter dem pira£ Farairrgas einen 
sehr untergeordneten Officianten gedacht zu haben, etwa den Sugwges, wie 
derselbe mehrmals in agonistischen Inschriften vorkommt. S. Böckh Corp. 
Inser. I. 268. 

S. 102.3. lies ‚„‚das Sampsychon’’ statt ‚‚den Amarakos.’’ Die eben- 
daselbst berührten EILETOL remmara erklärt Siebelis p. 10. durch carmına, in 
quibus omnia metrorum legıbus convenienlia sunl, quae metlricae rationes venlu- 
state ac puleritudine h.e. summa omnium partium convenienlia commendent. 
Allein um anderes nicht zu erwähnen, so haben die griechischen Dichter 
guter Zeit überhaupt keine anderen Gedichte als metrisch vollkommen rich- 
tige gemacht, wenn auch hie und da ein technisch fehlerhafter Vers mit unter- 
laufen mochte, wie die von Jacobs p.110. angeführten bei Plato im Phädros, 
rov Ö’ ro Sunroi ev "Egwra zaAcırı mornvov, ASavarcı d& Iregwra dia mregopUrog’ 
dvayznv, von welchen Plato selbst sagt dafs der eine derselben ein ercs ravı 
üßgurrındv nal c0 ododga rı Eumergov sei, einUrtheil, das ich übrigens nicht 
mit Jacobs auf die schwächlichen Rhythmen des ersten Verses, sondern auf 
den prosodischen Fehler des zweiten Verses beziehen möchte, so wie ja auch 
das üßgurrınev auf den verwegenen Ausdruck mregoburwp dvayzy im zweiten 
Verse zu gehen scheint. Ich halte daher noch immer in den Worten des 
Suidas die Änderung EEauerga romnera für richtig. Denn reyuara mit Jacobs 
in seiner allgemeinen Bedeutung überhaupt für ra rereinueva zu nehmen, scheint 
mir in diesem Zusammenhange gleichfalls bedenklich. Übrigens sehe ich aus 
einer Bemerkung von Jacobs, dafs die &unerga romuara in der nach Barkers 
Vorgang von mir angeführten Stelle des Isokrates in der Bekkerschen Aus- 
gabe einer beglaubigtern Lesart süv nergw vanuara gewichen sind. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 131 


S. 103. 11. lies ‚,‚und’’ für ‚‚in.’’ Dafs die Stelle in den Scholien der 
Ilias auch von Siebelis auf die Heraklea des Rhianos bezogen werden würde, 
liefs sich erwarten. Dergleichen Übereinstimmungen sind bei der Behand- 
lung solcher Gegenstände ganz natürlich. Eben dahin gehört was ich S. 104.22. 
über die Makrier und Äthysseer gesagt habe, deren Erwähnung Jacobs p.120. 
gleichfalls auf die Züge des Herakles durch Libyen bezogen hat. 

S. 106.2. Die ’Areayva con habe ich in Übereinstimmung mit Saal p.34. 
auf den Feuertod des Herakles bezogen. Jacobs p. 117. tritt derselben Mei- 
nung bei, und fügt noch die Vermuthung hinzu, dafs die mondlosen Berge 
nur der gelehrtere Name für die Gebirgskette sei, von welcher der Oeta ein 
Theil gewesen. Wenn aber derselbe Gelehrte in der von mir behandelten 
Stelle des Etymol. M. die Änderung &v reis Airwrızeis (die wie ich jetzt erfahre 
auch Sturz Annot. ad Etym. M. p. 12. gemacht hat) in Übereinstimmung mit 
Saal verwirft, so hoffe ich dafs eine genauere Betrachtung der Sache ihn 
meiner Ansicht geneigt machen wird. Nicht über die geographische Lage 
der ’Areanva con war man verschiedener Meinung, sondern über die etymolo- 
gische Erklärung ihres Namens. Dies zeigt die ganze Fassung des Artikels 
im Etymologicon mit ziemlicher Evidenz. Was in der von mir angenomme- 
nen Lücke gestanden hat ist freilich ungewils; aber möglich wäre es zum 
Beispiel dafs Rhianos den Namen raga 7° um PierIu rerwov Ev aüreis her- 
geleitet habe. Bekanntlich wächst das EAeoIgemrov rerwov nicht auf steini- 
gem Boden wie der von Trachis war. Wenn aber Saal bemerkt dafs Nikan- 
dros von der Liebe des Endymion und der Selene deshalb nicht in den 
Ätolieis gesprochen haben könne, weil er nach dem Scholiasten des Apol- 
lonios Rh. IV. 57. diesen Gegenstand in dem zweiten Buche der Europa be- 
handelt habe, so ist dies offenbar ein falscher Schlufs. Warum konnte 
derselbe Dichter nicht denselben Gegenstand in verschiedenen Gedichten 
behandeln? Auch gehörte ja die Geschichte des Endymion ganz eigentlich 
in die Ätolica. S. Heyne zu Apollod. T.Il. p.43. Jeden Zweifel hebt 
endlich das von Saal selbst angeführte Scholion zum Apollonios, wo aus- 
drücklich bemerkt wird, dafs Nikandros auch im zweiten Buche der Ätolica 
von Endymion gehandelt habe. 

S.107. Dasselbe Fragment des Panyasis behandelt Müller auch in 
seinem Werke über Orchomenos p. 129. wo er das Prädicat der Nymphe 
Praxidike ’Qyvyin auf den Namen ihres Vaters ’Qyyyns bezieht. Ist dies rich- 


132 MEiNnNEKE 


tig, so würde Suyarıg 'Qyvym zu verbinden sein und das von mir erhobene 
Bedenken wegen Suyarıg wegfallen. Allein dieser Verbindung ist die Stel- 
lung der Worte nicht günstig, und ich glaube daher auch jetzt noch, dafs 
nach Suyarga ein Vers ausgefallen ist: @yuym aber nehme ich als ehrendes 
Beiwort von Nun. 

S. 107. In dem Fragment des Rhianos hat aufser Friedemann auch 
Saal den unstatthaften Einfall gehabt, der Dichter könne Bopuvews Av darnmcu 
geschrieben haben. "Yueregn, das ich aus der Vofsischen Handschrift statt 
üueregn aufgenommen habe, empfahl auch Naeke, wie Saal berichtet. 

S.108. 11. lies MeAawal statt MeAuıvas. 

S. 109.25. Ich habe hier unbemerkt gelassen, dafs ich die Stelle des 
Scholiasten zum Apollonios nach den von Heyne zum Apollodor T.I. p. 430. 
gemachten Anderungen hergesetzt habe. Gewöhnlich steht: Ereyero de zul 
Ivggodi« dmo Ivggas rns Asvzarlwvos. "H Oerraria Enareiro ToraAaov Tlvopa, Ws 
‘Pıaves. In dem ersten der darauf folgenden Verse des Rhianos habe ich Hvg- 
gainv rore vermuthet. Dasselbe wollte schon, wie ich Jetzt bei Tzschucke zu 
Strabo IX. 5. 23. sehe, Jos. Scaliger, nur dafs er wohl nicht ganz richtig IIvggaiav 
schrieb statt Ilvgoaimv. Übrigens hatte schon Jacobs zur Anthol. III. 3. p. 946. 
angemerkt, dafs jene Verse des Rhianos im Anfange der Thessalica gestanden. 

5:410.,22. Jacobs p- 118. hält Kegeives für unverdorben, in welchem 
Falle es aber doch Kegaives heifsen müfste. Meines Erachtens aber ist ein Völ- 
kername auf ıwes im Plural durchaus ungriechisch. Ich halte daher das Wort 
für verdorben, wenngleich ich meine Vermuthung Keparyves gern preisgebe. 

S.111.8. Hier hat Siebelis, dem Saal gefolgt ist, ohnstreitig mit 

Recht Kerzgivei statt Kerronvoi geschrieben mit Verweisung auf Palmerii Grae- 
cia ant. p.273. wo von den Kestrinern mit umfassender Belesenheit gehandelt 
wird. Saal hätte sich der Mühe überheben können die von Palmerius bei- 
gebrachten Stellen noch einmal vorzulegen, dagegen hätte er nicht ver- 
schweigen sollen dafs vor ihm schon Siebelis das richtige hergestellt habe ('). 


(') Überhaupt nimmt es Saal mit dem swum euique nicht so genau als man wünschen möchte. 
Man vergleiche z.B. was er zu Epigr.IV.8. sagt mit Jacobs Bemerkungen in den Addendis zu der- 
selben Stelle Animadv. II. 2. p.444. Was p. 34. u. f. über die ’ASyv& Tram beigebracht wird, ist 
fast wörtlich aus Friedemanns Abhandlung de media syll. pent. p. 371. abgeschrieben. Die Bemer- 
kungen über die Quantität von z«rs p. 89. sind aus Passows Lexicon genommen. Dergleichen 
Unredlichkeiten sollte sich Herr Saal nicht erlaubt haben. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 133 


In dem folgenden Verse des Rhianos habe ich mit Jacobs exrwöex« geschrie- 
ben und die ungewöhnliche Form mit revredeza aus Simonides belegt. Beides 
halte ich jetzt für bedenklich, und wenn Saal versichert dafs er ‚unzählige 
Beispiele’’ dieser Zusammensetzung beibringen könne, so fürchte ich einen 
starken Rechnungsfehler. Ich bin daher sehr geneigt jetzt Friedemanns (nicht 
Spitzners) Vermuthung in der Abhandlung de media syliaba pent. p.342. bei- 
zutreten, der dvezadera zu lesen vorschlug. In die Stelle des Simonides ist 
mevredeza erst durch eine Conjectur Gaisfords hereingekommen. Das ganze 
Epigramm lautet so: 


g 


N IN I DEN nm 
"Agyelos Aavons Tadıcdgcues EV-FAÖE KEITAL 


> 


’ - ge ’ 5 Br 
VIRÜIS ITTWONDOTOV margıd ETEURAEITAS, 


3 / M =) \ ar ’ 
Orvumie dis, &v de IluSavı FO, 


! EBEr } m ’ gig: - , 
duw &” Ev IrSuc WEVTERUIDER ev Neuee. 
> Fi 


Tas Ö’ aAras virus cÜrR sünages Er’ dgıIugrcu. 

Man sieht dafs der vierte Vers nothwendig ein Trimeter sein mufs und Gais- 
fords Änderung also auch in metrischer Hinsicht nicht zulässig ist. Allein 
eben sowenig bedarf es der Änderung Schäfers, der revrezardsxa Neuc« vermu- 
thete, was Jacobs Anthol. Palat. II. p.537. aufgenommen hat. Es ist nämlich 
nicht zu bezweifeln dafs Simonides Neue« zweisilbig gebraucht hat, wie Pin- 
dar Nem.IV. 122. Vgl. Hermann de metris Pind. p.211. Wenn aber Gaisford 
zur Rechtfertigung der gewählten Form sich auf Kratinos bezieht, der irgendwo 
Endera stall rxaudexa gesagt haben soll, so fürchte ich auch hier irgend einen 
Irrthum. 

S.113. Siebelis findet es nicht wahrscheinlich, dafs die Messeniaca mit 
dem sechsten Buche, welches die letzten Schicksale des Aristomenes umfafste, 
geendigt haben; in diesem Falle meint er würde das Gedicht nicht Mersyviand 
sondern vielmehr "Agırroueviza (?) überschrieben sein. Er ist daher der Mei- 
nung dafs sich dasselbe zugleich über die Schicksale der ausgewanderten Mes- 
senier verbreitet und endlich auch die Rückkehr derselben und die Wieder- 
herstellung ihres Staates dargestellt habe. Möglich ist dies allerdings, aber 
nicht wahrscheinlich; und am allerwenigsten möchte ich eine Stütze für diese 
Ansicht in dem Namen des Gedichtes finden. Rhianos nannte dasselbe Mer- 
Fyvıerd, weil es den interessantesten Moment in der Geschichte dieses Landes 
behandelte und überdies mancherlei ethnographische und historische Erör- 


134 MEINERKRE 


terungen über Messenien enthalten mochte. Letztere aber werden, so viel 
sich aus den geringfügigen Trümmern des Gedichts schliefsen läfst, zu dem 
Hauptzweck des Dichters, der Darstellung des zweiten Messenischen Krieges 
und der Verherrlichung des Aristomenes, nur in einem untergeordneten Ver- 
hältnisse gestanden haben. Hiermit stimmt auch im Ganzen die Ansicht von 
Jacobs überein, wenn er glaubt ‚‚dafs dieses Gedicht keineswegs ganz, wie ein 
‚„‚Homerisches Epos, der Feier des Aristomenes gewidmet gewesen, sondern 
„wie die Thessalica, die Achaica und Eliaca desselben Dichters den ethno- 
‚graphischen Character nicht verleugnet habe.’ Übrigens bemerkt Jacobs 
Anim. ad Anthol. IH. 3. p. 945. sehr richtig: ‚,ad hoc carmen respicere videtur 
„„Manilius Lib. IIT. 14. in recensu argumentorum diversorum carminis epiei: 
‚Non annosa canam Messanae bella nocentis Septenosve duces.’ Dieselbe 
Bemerkung finde ich mit denselben Worten bei Saal, der auch hier seinen 
Gewährsmann zu nennen versäumt hat. 

S. 114. Den Vers des Rhianos, den ich in der Anmerkung behandelt 
habe, aüdyv eirauevos u.s. w. falst Jacobs übereinstimmend mit mir: ‚,Es ist 
‚kaum zu bezweifeln, sagt er, dafs dieser Vers der Erzählung einer Erschei- 
‚nung angehöre, in welcher das erscheinende Wesen die Stimme der Nico- 
‚‚telea angenommen hatte, wie ’IA. €’. 284. "Hy Irevrogi eiraueım. IA. v'. 216. 
„eirauevos dIcyyav "Avdgaiuovos vi @davrı. Vielleicht war es der "Oveıgos, der ja 
„auch IA. 8’. 20. dem Agamemnon erscheint NyAniw vii Ecızus, und ’O8. d'. 796. 
‚„‚der Penelope. Dafs die Namen der Eltern des Aristomenes so bedeutend 
‚und dem Ruhme des Sohnes entsprechend sind, Nıxouföns und Nixorereie, 
„‚ist wohl nicht blofs dem Zufalle beizulegen.’’ Die verschiedenen Nach- 
richten über den Vater des Aristomenes stellt Pausanias Lib. IV. 147. zusam- 
men. Nixoundys kann er bei Rhianos aus metrischen Gründen nicht geheifsen 
haben. Dafs Nikoteleia eine Thessalierin genannt wird (Aurnis Nixoredsıe), 
darin findet Jacobs eine Schwierigkeit. Ich glaube dies Bedenken durch 
Hinweisung auf Müllers Orchomenos gehoben zu haben, wo durch mehrere 
Beispiele die Verbindung Thessaliens mit Messenien dargethan wird. 

S.115. Bei Chardon de la Rochette (Melanges de Critique T.II. p. 140.) 
lautet der ganze Vers des Rhianos also: yeiuara utv molas re duw TE zal einonı 
raras. So interpolirt fand ihn der Französische Gelehrte in einem aus den 
Worten des Pausanias zusammengesetzten Scholion am Rande der Wechel- 
schen Ausgabe der Anthol. p. 378. 


über den Dichter Rhianos von Kreta. 135 


S.117. Dafs Rhianos die Sage von dem gewaltsamen Tode des Aristo- 
menes durch die Lacedämonier nicht gekannt oder wenigstens in sein Gedicht 
nicht aufgenommen habe ist auch Jacobs Meinung, der über die Stelle des 
Stephanos von Byzantion folgendes bemerkt: ‚‚Der Irrthum des Stephanus 
„‚ist also auf jeden Fall ein doppelter, und es wäre leicht möglich, dafs, wie 
„zwei seiner Zeugen offenbar nichts für ihn aussagen, so auch der dritte, 
‚„‚Rhianus, durch Irrthum des Schriftstellers oder seines Epitomators an diese 
‚Stelle gekommen wäre. Hat sich indefs jene Erzählung wirklich beim Rhia- 
‚„‚nus gefunden, und ist die ihr widersprechende beim Pausanias aus demsel- 
‚„„ben Dichter geflossen, so ist es allerdings wahrscheinlich mit Naeke (b. Saal 
,‚S.29.) anzunehmen, Rhianus habe die Gefangennehmung des Aristomenes 
„und seinen Tod unter den Händen der Feinde auch erwähnt, aber um sie 
‚für falsch zu erklären; ein Verfahren, von welchem sich bei den Alexan- 
„‚drinischen Dichtern ähnliche Beispiele fänden.’’ Noch einen andern Weg 
schlägt Siebelis ein, der in den Worten des Stephanos folgende Umstellun- 
gen vornimmt: &x raurns Agınroueung EyEvero Emibavestarss Frgarnycs, ws "Piavös 
&v rois Meroyviazeis. Tolrev ci Aazedaunovior moAAazıs aurels viryravra Savnaravres 
Ws WoRS Engarnsav dvarsuovres Eruomouv ei maga Tols Acımous Erti ri, Aal eügov 
FrAayyvov EEnAAayuevov nal nagdıav darsiuv, ws “Hocdores zaı TAcurapx,os. Dafs 
Siebelis den Worten &v reis Mersyviexeis (denn das ist die Lesart der Hand- 
schriften, nicht aber &v #7 Mesrsuviaxr) mit Recht einen andern Platz angewie- 
sen hat als sie in dem jetzigen Texte des Stephanos einnehmen, unterliegt 
keinem Zweifel; nur darüber kann man ungewifs sein ob der von Siebelis 
gewählte der richtige sei. Welche Verwirrung in den Worten des Ethno- 
graphen herrscht, beweist auch der Umstand, dafs die grammatischen Be- 
merkungen über die Gentilnamen der Stadt Andania auf eine wunderliche 
Art durch die Erzählung von des Aristomenes Schicksalen zerrissen werden. 
Vielleicht sind daher die Worte desselben so zu fassen: 76 &Svızev "Avdavıeis, Ws 
Diawv &v megi mereuv. 70 InAuadv "Avdavızs. Asyerıı O8 zul Avdavıcs, ws Pıavos &v 
reis Mesoyviancis. E# Taurns "Auısronevng — rourov ci A. m. auroüs vırmravra S. 
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SrAayyvov EENrA@ynEvov zul Tnv 1. 0. “s "Hocdoros za Acvragy,os zaı Pıavos, wenn 
man nicht die beiden letzten Worte ganz entfernen will, wie dies Siebelis 
durch seine Umstellung beabsichtigte. Indessen ist dies ziemlich gleichgültig, 

Hıstor. philol. Abhandl. 1832. S 


136 Meınexe über den Dichter Rhianos von Kreta. 


da auch nach ihrer Entfernung immer hinsichtlich des Herodot und Plutarch 
ein doppelter Irrthum zurückbleibt. 

S. 119.4. Jacobs p. 122. zweifelt an der Richtigkeit der Brunckschen 
Ändrung ner” «Savarous &vagrSuuos, und zwar wegen der Verbindung mit per«. 
Nicht unähnlich jedoch ist was Dionysios der Epiker bei Stephanos Byz. s. v. 
Karreigös hat: aieros eis opvını HETAmOEREL ayponevaı, wofür freilich homeri- 
scher wäre: aierös ögvigersi neramgere. Oder ist hier vielleicht ueya gereı 
zu schreiben ? 

S. 121.17. In dem Verse des Rhianos schreibt Saal p. 59. mit Ver- 
weisung auf Hermann zu Viger. p. 707. sehr richtig ore 7’ oivou« statt des 
unepischen öre roiveua. Dafs der Vers aus dem Proömium eines Epos ge- 
nommen sei, hatte schon Siebelis bemerkt. Das folgende Fragment ’AyvArlos 
4,@Aros bezieht Siebelis auf die Thessalica; etwa weil Agylla eine Thessalische 
Kolonie sein sollte? Gewisser ist was derselbe über Beußwarns bemerkt, das 
er gleichfalls auf die Heraklea bezogen hat. 


ah — 


Über 
die Entwickelung des Gorgonen -Ideals in der 
Poesie und bildenden Kunst der Alten. 


„Non 
HH LEVEZOW. 


mm 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 12. April, 15. November, 6. December 1832 
und 25. April 1833.] 


N: allein noch in den Heroensagen vom argivischen Perseus tritt an das 
frühere Licht hellenischer Dichtung lebend die dreifache Schreckgestalt der 
Gorgonen Stheno, Euryale und Medusa, aus der uralten Dämmerung jenes 
fernen Westlandes hervor, welches Wohnort und Schauplatz fast alles Räth- 
selhaften, Dunklen und Ungeheuren geworden war, was die furchterregte, 
rohere Phantasie des frühesten Griechen auf mehr als einem Wege empfan- 
gen, oder selbsterzeugt und gestaltet hatte. Aber mit dem Untergange ihrer 
sterblichen Schwester Medusa und der fruchtlosen Verfolgung deren Mörders 
sinken sie fast eben so schnell wieder im Verlauf der mythischen Geschichte 
in das wirkungslose Dunkel der Vergessenheit zurück, aus welchem sie auf- 
gestiegen waren, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten, abentheuerliche 
Gegenstände zur Verherrlichung des Ruhms eines der gröfsten hellenischen 
Nazionalheroen zu werden. Nur das furchtbare, versteinernde Haupt Me- 
dusens äufserte in der Mythe allein noch in Verwandelung des Atlas, in der 
Befreiung Andromedas, in der Versteinerung des Phineus, des Polydektes 
und dessen Freunde und in der Niederlage des Bacchischen Heeres seine 
verderbliche Wirkung, dauerte dann am Schilde und Brustharnische der 
göttlichen Pallas Athene ein Werkzeug unvermeidlichen Unterganges und 
ein Schreckbild unentrinnbaren Todes fort und trug sich von da aus, doch 
nur symbolisch und amuletisch, auf Gebäude, Waffen, Rüstzeug und ande- 
res Geräthe der früheren und späteren Zeit über. Das eigene leere Schat- 
tenbild des getödteten gorgonischen Unholds wandelte allein für Todte und 
Lebende furchtbar und schreckend im Tartarus, oder hausete sammt den 


S2 


138 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-ldeals 


Schwestern mit den übrigen Ungeheuern der Vorzeit dort an der Pforte der 
Plutonischen Wohnung. Nur in dem ungeheuern Chrysaor und dem Enkel 
Geryon, noch wirksamer jedoch in dem Flügelrosse Pegasus, den blutigen 
Geburten Medusens im Moment ihres Todes, lebte ihr räthselhaftes Geschlecht 
in der hellenischen Mythe fort und gesellte sich wunderbar genug durch das 
letzte zunächst den Olympischen Bewohnern und den ihnen befreundeten 
Heroen zu. (!) 

Dafs in der Urzeit des hellenischen Volkes eine rohere Phantasie von 
Unwissenheit, Furcht und Aberglauben bewegt auch diese schreckenerre- 
genden dämonischen Ungeheuer, wie so viele andere ihnen ähnliche, er- 
zeugte, ist nicht zu verwundern; eben so wenig, dafs, wovon die Beweise 
in Schrift und Kunst deutlich vor Augen liegen, die noch ungelenke Hand 
der frühesten Bildner sie, jenen Geburten der Phantasie gemäfs, ins plasti- 
sche Leben übertrug und zur furchtbaren, leiblichen Anschauung brachte. 
Aber mit Recht zu bewundern ist es, wie der alles verschönernde Geist der 
Griechen auch dieser uralten, greuelvollen Gestalt ein Ideal hoher jungfräu- 
licher Schönheit, selbst im traurigsten Momente gewaltsamen Verscheidens 
abzugewinnen verstand, welches, ohne die Spuren der frühesten, roheren 
Charakteristik der ihm zum Grunde liegenden, eigenthümlichen Idee ganz 
zu entbehren, dem Beschauer doch nur ein sehr gemildertes, ja selbst mit 
Theilnahme und Mitleid gemischtes Grauen einflöfst, welches gleichsam in 
tragischen Anklängen durch den Schleier der Schönheit dringend, worin sich 
das furchtbare Urwesen gehüllt, sich unserer Empfindung zu bemeistern 
strebt. Wahrlich, wenn es noch irgend eines Zeugnisses bedürfte, um zu 
beweisen, welch ein fortwirkendes Streben nach Vervollkommnung der idea- 
lischen Gestalten, ja nach zulässiger und möglichster Verschönerung selbst 
an sich in der Idee widerwärtiger, scheufslicher Gegenstände in den Kunst- 


(') M.s. vornehmlich bei den Alten: Ilesiodus 'Theogon. V.270-288. und Schild des 
Herkul. V.216-237. — Homer Odyss. Ges. XI. v. 633, 634. vrgl. mit Virgil Aen. V1.289; — 
den Scholiast. des Apollonius zu Argon. IV, 1515. — Apollodor myth. Bibl. I, 4. folgd. vrgl. 
mit Heyne Odservat.adh.!. und Ovidius Metam. IV.771. bis zu Ende und Anfang des V. 
Buchs. Pausan. Il. c.20,23. vrgl. mit Nonni Dionysiaca L.47, v.585.folgd. Die Übersicht 
über den ganzen Mythos und die verschiedenen Versuche ihn zu erklären bis auf seine Zeit, hat 
schon Massieu gegeben in der Dissertation sur les Gorgones. Tom.IlI. der Hist. de U’ Acad. 
des Inscriptions S.51-84. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 139 


vorstellungen dem griechischen Geiste inwohnte und von den glücklichsten 
Erfolgen begünstigt ward; so müfste das Beispiel von der Ausbildung des 
Gorgonen -Ideals in der höchsten Spitze desselben, dem Antlitze Medusens, 
unstreitig das glänzendste und entscheidendste sein. 

Wenn es nun gleich nach so viel andern Beweisen, welche uns die 
Denkmäler griechischer Kunst aus den verschiedenen Perioden ihrer Ge- 
schichte gewähren, für jene allgemein anerkannte Wahrheit keines neuen 
Zeugnisses mehr bedarf; so bleibt es dennoch immer im hohen Grade anzie- 
hend und lehrreich an einem besonders furchtbaren und in seiner rohen Ur- 
idee auch der entferntesten Annäherung an den Begriff der Schönheit auf 
das entschiedenste widerstrebenden Gegenstande den allmäligen Gang zu 
verfolgen, welchen die griechische Kunst in Ausbildung desselben von den 
ersten rohen Anfängen bis zur höchst möglichen Vollendung und Verschö- 
nerung der Gestalt und ihrer einzelnen Züge nahm. Und je seltener über- 
diefs die Monumente des Alterthums aus den frühesten Perioden der Kunst 
zu sein pflegen, die sich in noch vorhandenen, abstufenden Mittelgliedern 
endlich glücklich an die vollendeteren Gestalten der schönern Perioden als 
äufserste Glieder einer langen Kette anschliefsen, aus welchen uns, im sel- 
tensten Falle, Originalwerke guter Meister, oder gewöhnlicher, nur spätere 
Nachahmungen derselben von der Hand geschickter Kopisten übrig geblie- 
ben sind, desto mehr wird es Pflicht, da, wo sie vorhanden, dieselben als 
Thatsachen für die Geschichte der Kunst und des Künstlergenies zu sam- 
meln, zu ordnen und in genauere, vergleichende Betrachtung zu ziehen. 

Der neuesten, an Entdeckung alter Kunstdenkmäler so reichen Zeit 
war es vorbehalten, auch zum Besitz einer so beträchtlichen Zahl alter Mo- 
numente zu gelangen, welche zwar in vielen Museen zerstreut, dennoch eine 
Gesammtmasse von Dokumenten über Urbeschaffenheit, Entwickelung und 
Vollendung des Gorgonenideals in der griechischen Kunst bilden, aus wel- 
chen eine Geschichte desselben gegenwärtig auf das vollständigste entworfen 
werden kann. Ja selbst das hiesige Antiquarium des Königlichen Museums 
ist durch die hohe Munifizenz seines erhabenen Stifters so glücklich in dem 
Reichthum seiner alten Kunstwerke eine sehr beträchtliche Zahl von Denk- 
mälern verschiedener Klassen zu besitzen, welche die schätzbaren Thatsachen 
zu einer solchen historischen Entwickelung des Ideals der Gorgonen über- 
haupt und der Medusa insbesondere zu vervollständigen helfen. 


140 Lrvezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Aber alle diese uns erhaltenen Denkmäler bestehen nur noch allein 
in erhobenen Arbeiten von gebranntem Thon, Stein und Bernstein; in ge- 
gossenen und getriebenen von Metall; ‘ferner in Münzen ; erhoben und ver- 
tieft geschnittenen Gemmen; endlich in Gemälden sowohl auf Kalk, als auf 
gebrannten Thongefäfsen; alle insgesammt aber in zusammengesetzten Dar- 
stellungen, oder einzelnen Figuren und Köpfen, letztere meistentheils mas- 
kenartig behandelt. 

Statuen haben sich niemals gefunden. Es ist auch unwahrscheinlich, 
dafs die Gorgonen von den Alten in Statuen besonders vorgestellt worden 
sind. Höchstens möchte dies mit der Medusa der Fall gewesen sein, jedoch 
nur mit Perseus gruppirt in den Abbildungen dieses Heroen. Denn so wird 
wohl jenes Werk Myrons zu denken sein, welches Pausanias, aufser einem 
andern Werke dieses Meisters von Erz, auf der Akropolis zu Athen sah und 
mit den wenigen Worten anführt: xal Mugwvos Ilegrea 70 &s Medeurav Epyov 
eioyarevov.(!) Wahrscheinlich dasselbe, welches auch Plinius blofs mit 
feeit et Persea(?) erwähnt, und daher wohl ein ausgezeichnetes und be- 
rühmtes unter den Werken dieses in Heroenbildungen so glücklichen Künst- 
lers war. 

Jene uns verbliebenen Kunstwerke stammen augenscheinlich aus ver- 
schiedenen Perioden der Kunst; sie sind gröfstentheils von einer Erhaltung, 
die wenig, oft nichts zu wünschen übrig läfst, und sie daher zu unverfälsch- 
ten, lehrreichen Dokumenten stempelt, fähig ein völlig genügendes Urtheil 
über ihren Styl und die Perioden ihrer Erzeugungs-Ideen zu begründen. 
Es lassen sich an ihnen mehrere Stufenfolgen der sich entwickelnden Gorgo- 
nen-Idee zur klarsten Anschauung bringen, und, indem sich alle um den 
Moment der Enthauptung Medusens, wie um einen gemeinschaftlichen Angel 
bewegen und entweder darauf vorbereiten, oder ihn selbst darstellen, oder 
unmittelbar darauf folgen, oder demselben überhaupt ihre Entstehung ver- 
danken; so wird man sie am bequemsten in dieser historischen Reihenfolge 
der Momente, jedes an der Stelle, welcher es angehört, abzuhandeln, im 
Stande sein. 


(') LI c.23,8. 
(2) HN. Lib.XXXIV,XIX.3. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 141 


Die nähere Betrachtung und Würdigung der ausgezeichnetesten Werke 
nach diesen Stufenfolgen, welche den Gegenstand dieser Abhandlung aus- 
machen werden, kann Veranlassung geben, auch ein aufklärendes Licht 
über so manche Stellen der alten Dichter, Mythographen und Historiker zu 
verbreiten, welche ohne Anschauung jener bildlichen Monumente schwer- 
lich ihrem wahren Inhalte nach im Geist des griechischen Alterthums ganz 
zu verstehen, oder zu beurtheilen sein möchten. Sie wird dazu beitragen, 
gelegentlich die Bemerkungen anderer Archäologen, wie zunächst Winkel- 
manns(!), Böttigers(?) und Millins (?) zu vervollständigen und mit 
ihnen vereinigt eine desto reichere gorgonische Bilderschau gewähren, welche 
über diesen Gegenstand vielleicht eine nicht selten schon fühlbare Lücke in 
der Antiquitas figurata auszufüllen vermag. 

Es bedarf indessen noch zuvor eines Hinblicks auf den allgemeinen 
Gang, den die Entwickelung des Gorgonen-Ideals und dessen Charakteristik 
in den noch auf uns gekommenen schriftlichen, besonders poetischen 
Denkmälern des Alterthums genommen hat, ehe ich mich den Kunstwerken 
selber nähere, welchen mehr oder weniger jene Ideen und Schilderungen der 
Dichter zum Grunde liegen, oder sie doch veranlafst haben. 


Erster Abschnitt. 
Die Entwickelung des Gorgonen -Ideals in der Poesie der Alten. 


Es kann hier aber keinesweges die Absicht sein, mich in eine voll- 
ständige Entwickelung des ganzen Umfangs des Mythus von den Gorgonen 
in allen seinen Verzweigungen, in so fern er mit den selbst so verwickelten 
Sagen vom Perseus in genauester Verbindung stehet, noch in eine genaue 
Darlegung seiner ursprünglichen Bedeutung nach den mancherlei Ansichten 


der Alten und der Neueren und deren Beurtheilung einzulassen. Es ist dies 


(') S. Anmerkungen über die Geschichte der Kunst des Alterthums 1. Thıl. S.49. vergl. mit 
Winkelmanns Werken B.IV. Buch 5. Kap. 2. 8.20. 

(?) Abhandl. über die Masken. N. Teut. Merkur 1795. März S.347,348. Die Furienmasken im 
Trauerspiele und auf den Bildwerken d. a. Griechen; in den Anmerkk. und besonders Exkurs. IV. 
Gorgonenmasken S.107.folgd. und Ideen zur Kunstmythologie. Erster Kursus. Note 31. 

(?) Gallerie mythologique zu Tafel XCV,XCVI,CV. und Peintures des Vases antiques 
Tom.D. zu Planches II. u. IV., S.310. 


142 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


von mehreren neueren Mythologen und Alterthumsforschern, wie mir scheint, 
hinlänglich, theils mit wenigerem, theils mit mehrerem Erfolge und nicht 
selten mit Aufwand grofser Gelehrsamkeit und grofsen Scharfsinns geschehen. 
Der Hauptzweck meiner Untersuchung, die allmälige Entwickelung des Gor- 
gonen-Ideals in den noch vorhandenen Werken der bildenden Kunst 
der Alten nachzuweisen, kann mich nur, bei der innigen Wechselwirkung 
zwischen alter Poesie und Kunst, dazu verpflichten, denselben, in so fern er 
den angegebenen Gegenstand meiner Untersuchung betrifft, aus den wich- 
tigsten und einflufsreichsten Quellen darzulegen, ohre Rücksicht zu nehmen 
auf die mancherlei zerstreuten, oft dunklen Andeutungen, Nebenideen und 
Lokalsagen bei den Alten, welche sich früher oder späterhin damit verknüpft 
haben, aber von gar keiner Einwirkung auf die Ausbildung des allgemeinen 
Kunstcharakters gewesen sind. Ich werde mir erlauben, nur da eine Aus- 
nahme zu machen, wo eine richtigere Ahnung eines Alten oder Neueren 
mehr oder weniger Grund und Unterstützung in dem, was aus den Kunst- 
werken in die Augen springt, finden zu können scheint. 

Dafs die Entstehung der Gorgonenidee und ihrer bildlichen Gestal- 
tung einer der frühesten und rohesten Perioden des hellenischen Alterthums 
angehöre, haben einsichtsvolle Forscher schon längst anerkannt. Vornehm- 
lich nicht nur in einer Anmerkung zu Fr. Aug. Wolfs Ausgabe der Theo- 
gonie des Hesiodus bei Gelegenheit jener Verse (v. 270.folgd.) (!), wo die- 
ser alte Dichter des Geschlechtsregisters der Gorgonen und ihrer Schicksale 
gedenkt, sondern auch hin und wieder in der Abhandlung de T’heogonia ab 
Hesiodo condita und in den Anmerkungen zu Apollodorus mythischer Biblio- 
thek bei ähnlicher Gelegenheit (?), erklärt der verewigte Heyne diese ge- 


(') Theogon. Hesiod. ed. F. A. Wolf pag. 92. 


(2) Vid. Observatt. ad Il.4., vornehmlich aber in der Abhandl. de Theogonia ab Hesiodo 
condita, in den N. Comentt. R.S. Gottingens. Tom.Il. S.142,143. Hier also: „At quae se- 
quitur stirpis a Phorcye et Ceto prognalae commemoratio omnem interprelationem respuit; 
videtur ea partim Phoeniciae originis, sed admodum corrupta esse, parlim naviganlium 
ad extremum occidentem Africae ei Hispaniae, partim Poetarum, qui Persei res gestas 
carmine exposuerunt, mox, qui Heracleias et Argonautica condiderant, ornamentis et 
Jigmentis deberi, omnino autem anliquissimam et omni ingeniorum cultu destitutam fabu- 
landi licentiam arguunt, adeoque ab religua Graecorum mythologia prorsus segreganda 
sunt, de interpretatione vero ulla probabili prorsus desperandum.” — 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 143 


wifs aus viel früheren, verschiedenartig entstandenen und verbundenen Sagen 
und Reisemärchen in den mythischen Stammbaum vom askräischen Dichter 
aufgenommene Erwähnung jenes Geschlechts des Phorkys und der Keto für 
eines der ältesten, dunkelsten und ungeschlachtesten, sich jeder Erklärung 
sträubenden, mythischen Räthsel. Wie auch immer die Erklärungsweise 
der späterhin sammelnden und verbindenden Mythographen und deutelnden 
Historiker sich abmühen mogte, den Erscheinungen dieser Art einen phy- 
sischen oder historischen Boden abzugewinnen, niemals ist es ihnen gelun- 
gen, die Früchte solcher Ungebundenheit und Ausschweiffung einer rohen 
Phantasie auf völlig genügende Weise zu dem natürlichen Ursprunge wirk- 
licher Erscheinungen und Begebenheiten zurückzuführen. Am wenigsten 
mögte in besonderer Hinsicht auf unsern Mythus die historische Deutung 
Diodors von Sicilien (!) und die ihr ähnliche vom Pausanias angeführte (?), 
welche die Gorgonen zu streitbaren Heroinen machen, den Beifall derer 
erhalten, welche die Gehaltlosigkeit solcher Erklärungsart mit dem Maafs- 
stabe einer angemessenen Ansicht von dem Charakter des höheren Alter- 
thums hellenischer Mythen längst schon mit Recht abweisend zu beurtheilen 
gewohnt sind. Eher mögte die Hypothese des Proclus von Carthago beim 
Pausanias (°), der sie für wilde Weiber in den Wüsten Lybiens hält, oder 
des Xenophon von Lampsakus, der nach Plinius und Solinus (*), sie für 
wilde, ganz behaarte Bewohnerinnen der gorgadischen Inseln, sich auf eine 
Erzählung des Hanno von Carthago stützend, erklärt, einige Wahrschein- 
lichkeit für sich haben. Dagegen wiederum die Hypothese des Alexander 
von Myndos beim Athenäus (°) über die Identität der mytkischen Gorgonen 
mit einem in Lybien einheimischen, Tepywv genannten und einem wilden 
Schaafe oder Kalbe ähnlichen Thiere, welches die Kraft habe, durch seinen 


(4), Buch III,02:. 
(°) Buch. c. 21. 


(°) Buch II. c.21. Pausanias selbst charakterisirt sie als den &rsgos A0yos Ede Eipeivero zivan Tod 
! Q Rn .y D „ ” „ . D 
mgorsgov mıScevu'regos. Man übersehe dabei die &ygıcı avöges zu yuvaizes aygımı nicht bei Hero- 
dot B.IV.p. 324. edit. Steph. 
(*) Histor. Natur. L.VI. c.xxxvı. 
P % ar = a ’ , u < Y , 
(?) Buch V.c.64. us ci nv mAsisror Alyousw — meoßaru dygiw Opoıov — WS d” erıoı barı, 
WOrYon m 


Histor. philol. Abhandl, 1832. Al, 


144 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Anblick zu versteinern, ganz den fabelhaften Charakter so vieler anderen 
naturhistorischen Irrthümer an sich zu tragen scheint, womit die Unwissen- 
heit die Naturgeschichte der Alten so reichlich. erfüllt hat. Und dennoch, 
wenn man den nur vielleicht mifsverstandenen, oder verunglückten Vergleich 
mit einem schaafähnlichen Thier und die ihm beigelegte Eigenschaft eines 
verpestenden Aushauchs auf Rechnung einer falschen, oder flüchtigen, oder 
furchtsamen Beobachtung setzt, mögte dennoch etwas darin liegen, was sich 
der Wahrheit am meisten nähert und mit jenen wilden Weibern des Hanno 
zu einer und derselben natürlichen Quelle sich zurück führen läfst. Schwei- 
gen wir deshalb von den Ansichten anderer moralisirenden und symbolisi- 
renden Erklärer bei den Alten, um eine von einem neueren Philologen ge- 
äufserte Vermuthung zu erwähnen, welcher sich jene des obgedachten Pro- 
clus, Xenophon und die modifizirte des Alexander von Myndos nähern, ja 
nicht wenig Unterstützung durch mehrere Charakterzüge bei den Dichtern 
und noch deutlicher ausgeprägt in den Kunstwerken des Alterthums finden 
mögte. Es ist die von J, F. Facius zuerst in seinen Miscellen zur Geschichte 
der Kultur und der Kunst des Alterthums (Coburg 1805. 8.) in der Note 16. 
S.138, zu seiner Abhandlung über die Aegis und dann in der vermehrten 
Ausgabe dieser Abhandl. in den Collectaneen zur griech. und röm. Alter- 
thumskunde (Coburg 1811.) S.138. Note 16. nur leicht hingeworfene Frage: 
‚‚Wem sollte bei diesen Nachrichten von den Gorgonen und bei mehreren 
Umständen ihrer Geschichte nicht ein Affengeschlecht einfallen?” — 

Mir, der ich beabsichtige, die Entwickelung einer mythisch - plasti- 
schen Gestalt von ihren ersten Grundlagen und Anfängen in der alten Kunst- 
welt bis auf den Gipfel ihrer Vollendung, nach Maafsgabe der noch vorlie- 
genden Denkmäler, zu verfolgen und anschaulich zu machen, wird es nicht 
übel gedeutet werden können, dieser Frage auf einen Augenblick eine gröfsere 
Aufmerksamkeit zu widmen, als ihr bisher von den Archäologen zu Theil 
geworden ist; hoffentlich eben so wenig, als man es denen verdacht hat, 
welche in den Satyrn und Faunen der Griechen und Römer die Grundlagen 
der Ziegen- und Bocks-Bildung, oder selbst in dem ambrosischen Haare 
des olympischen Jupiters die majestätische Mähne des Löwen, und in Kopf, 
Stirn, Nacken und Haar des Herkules, als Vorbild, das gekräuselte Haar 
und die Muskelfülle und Stärke des edleren südlichen Stieres anzuerkennen 
sich gedrungen gesehen haben. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 145 


Denn auf keine Weise ist eine physische Grundlage dieser Art so 
wenig in der Gestalt der Gorgonen bei den älteren Dichtern zu verkennen, 
als sie vielmehr mit den deutlichsten und bestimmtesten Zügen in den Denk- 
mälern der Kunst ausgeprägt, wie sich in der Folge ergeben wird, ganz au- 
genscheinlich hervortritt. Warum sollte demnach, wie schon Heyne ah- 
nete, (!) dieser Mythus überhaupt nicht einem Reiseabentheuer seine Ent- 
stehung haben verdanken können, welches ohne grofse Unwahrscheinlichkeit 
also gelautet haben mag, ohne gerade einer Erzählung im Geschmack des 
Paläphatus ähnlich zu sehen? 

Ein Grieche, vielleicht von der Insel Seriphos, oder auch ein Phö- 
nizier, gelangte im hohen Alterthume auf einem abentheuerlichen Zuge an 
die Küste des lybischen Oceans, oder zu einer an derselben Küste gelegenen 
Insel. Hier traf er unvermuthet ein ihm unbekanntes Geschöpf an mit ei- 
nem dem Menschen ähnlichen Körper, aber mit einem Haupte versehen, 
dessen Anblick ihm Furcht und Entsetzen einflöfste. Ein oberhalb struppi- 
ges und an den Seiten mähnenartiges Haar bedeckte die Scheitel über der 
niedrigen, gerunzelten Stirn, oder fiel in starren Massen hinter den gestutz- 
ten Ohren an der Seite und am Hintertheil des Kopfs bis auf die Schultern 
herab. Zornglühende Augen schossen unter den zusammengekniffenen Au- 
genbraunen drohende Blicke; eine thierische, breit geplätschte Nase mit 
weit geöffneten Nüstern, ein vor Wuth grinsend geöffneter Mund, welcher 
die Wangenmuskeln zu dicken Wülsten auftrieb und zwei Reihen mächtiger 
Zähne zeigte, von denen die Eckzähne nach Art der Wolfs- oder Schweine- 
zähne vor den übrigen furchtbar hervorragten, vermehrte noch das Entsetzen 
des Beschauers, welches durch das wüthende Zusammenschlagen oder Knir- 
schen der fletschenden Zähne vollendet ward. Damit abwechselnd streckte 
sich zum heftigsten Ausdruck verachtenden Hohns die lange Zunge bis zum 
behaarten Kinn hinab. Angefallen von dem wüthenden Ungeheuer war der 
Wanderer in seiner Vertheidigung so glücklich es zu tödten. Zum Zeichen 
seines Sieges schnitt er ihm den Kopf ab, oder skalpirte denselben und nahm 
entweder den getrockneten Skalp, oder den Kopf mit sich in seine Heimath.(?) 


(') S. oben Note 2, Seite 142 dieser Abhandl. 


(?) „Wir wissen aus dem Herodot, dafs nicht blols das Skalpiren der erschlagenen Feinde 
(S.IV,63. mit Wesselings Anm.), sondern auch das Abschneiden der Köpfe und Aushängen, 
5 P 5 


T2 


146 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Aber auch noch im Tode flöfste derselbe allen denen, welche ihn vielleicht 
selbst an den Schild oder Panzer des Siegers geheftet erblickten, Grauen 
und Entsetzen ein. Ehe der Wanderer aber den Kampfplatz verliefs, ward 
er von zwei ähnlichen Ungeheuern bedroht, die er für Schwestern des Ge- 
tödteten ansah und deren Angriffen und Verfolgung er sich nur durch die 
Dunkelheit der einbrechenden Nacht glücklich entzog. Weil er das erste 
der drei Ungeheuer wirklich getödtet, war es natürlich sterblich gewesen; 
weil die andern beiden nicht getödtet werden konnten, wurden sie für un- 
sterblich gehalten. — 

Dies mögten mehr oder weniger wohl nicht ohne grofsen Irrthum die 
historisch-physischen Grundlagen des griechischen Mythus von den Gorgo- 
nen sein, wie ihn in seiner ganzen späteren Ausdehnung und Ausschmückung 
Dichter, Mythographen und Künstler an die Abentheuer und den Charakter 
des argivischen Perseus geknüpft haben. 

Wenn man kaum umhin kann, bei genauer Betrachtung und Erwägung 
der Hauptzüge des Ungeheuers, welches den Hauptgegenstand in dieser Mythe 
ausmacht, wie wir bald sehen werden, sogleich an eine der an der nördlichen 
Küste Afrika’s und auf den zunächst an ihr gelegenen Inseln hausenden gro- 
fsen, zähnefletschenden, zungeausreckenden, höhnenden, drohenden und 
selbst in gereitzter Wuth Menschen zerfleischenden Affen-Arten, etwa an 
den Cynocephalus Sphinx (!), Inuus sylvanus (?), Cercopühecus Sabaeus (°) 


als Triumphzeichen (IV, 26. Strabo VI. p. 460.) bei vielen barbarischen Völkern (unter andern 
auch bei den Galliern Diodor V.29. c. not. Wesseling. Livius 23,24.) so gewöhnlich gewe- 
sen ist, als vor kurzem noch bei manchen Stimmen der Nordamerikanischen Wilden. Um den 
Feinden Schrecken einzullöfsen, heftete man den Kopf des Erschlagenen (oder auch nur seinen 
Skalp) auf den Brustharnisch oder den Schild. Es ist sehr wahrscheinlich, dals ein grie- 
chischer Abentheurer aus Westen diese Sitte mitgebracht und der libyischen oder 
tritonischen Minerva zugeeignethabe.” S.Böttiger Furienmaske. Excurs.IV. Gorgo- 
nenmaske S.108. — In Hinsicht auf den scythischen Gebrauch des Skalpirens, rearzuSirc: bei 
den Griechen genannt, vergl. man Salmasius ad Solin. pag.581. 


(') Der Kopf desselben nach einem Exemplar im hiesigen Königl. zoologischen Museum ab- 
gebildet auf Taf. 1. fig.1.a. zu dieser Abhandl. 
(*) Der Kopf auf Taf. I. fig. 1.2. ebendas. 


(°) Der Kopf auf Taf. I. fig. 1.c.desgl. Die beiden letzten ebenfalls nach Exemplaren des hies. 
2001. Museums. — Es ist übrigens nicht unwahrscheinlich, dafs mehr als eine afrikanische Affenart 
ihre Kopf- und Gesichts-Form und ihren pathognomischen Charakter zur Grundlage des ältesten 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 447 


oder an den ‚Simia Mormon Lin. zu denken, die späterhin den Alten ziem- 
lich genau bekannt geworden sind, (1) so wird man bei genauerer Unter- 
suchung der ältesten Denkmäler dieses Inhalts und ihrer einzelnen Formen 
und Züge in dieser Ansicht nur um desto mehr bestärkt. 

Doch was auch immer die Idee jener Gorgonen und die ursprüngliche 
Benennung derselben von ihrem schreckenerregenden Blick (Yogyos; 
Yogyös ög@v oder egarIau; Yopyöv ögav) (?) hergenommen veranlafst haben mag, 
alle Schilderungen der Dichter und der ihnen nachfolgenden prosaischen 
Schriftsteller, welche sie erwähnen, oder darauf anspielen, legen ihnen ganz 
unläugbar, sowohl in allgemeinen Andeutungen, als in Anführung einzelner 
Züge eine ursprüngliche Gestalt bei, weiche der Natur menschlicher Wesen, 
wenn gleich im Ganzen diesen ähnlich, doch in vielen Beziehungen und vor- 
nehmlich des Kopfs, widerspricht und sie in die Klasse von Ungeheuern 
versetzt, welche sie über die Schranken der menschlich oder göttlich em- 
pfindenden und handelnden Wesen in die Sphäre der wilden und grausa- 
men Thierwelt hinausführt. 

Lange schon vor Homer scheinen in dem Sagenkreise der Griechen 
sich die Hauptzüge des gorgonischen Mythus gestaltet und mit den Heroen- 
sagen vom argivischen Perseus verbunden zu haben. Wie daher der alte 
Scholiast zu Odyss. X1. 633. und der ihn excerpirende Hesychius (°) dazu 
gekommen, Homers Unbekanntschaft mit den Gorgonen zu behaupten, 
ist unbegreiflich, wenn man nicht annehmen will, dafs es in Hinsicht auf 
die nur leichte Berührung dieses Gegenstandes in dem Dichter geschehen 


Medusenhauptes hat leihen müssen, um diesem alles häfsliche, Furcht und Schrecken erregende 
in Form und Ausdruck anzueignen. — Auch Millin Yases peints a.a.O. S.5.not.2., denkt bei 
der Erzählung des Hanno von den wilden Weibern auf den gorgadischen Inseln und den im 
Tempel der Juno zu Karthago aufgehangenen Häuten einiger derselben, „que c’etoient des sin- 
ges de lespece du Simia Maimon, le Mandril!” etc. 


(') S.A.A.H.Lichtenstein Comm. philolog. de Simiarum quotquot weteribus innotue- 
runt formis earumque nominibus. Hamb.1791. in 8. besonders S.52,53. vergl. mit dem 
Breviarium von S.72-80. hin und wieder. 


(?) N.s. Schneider im Lexic. b. d. W. 
(sr Tooyw (T.1.c.852.) Edit. Alberü. v& megt ziv Acvdnv Zur vov IIso52& Bar >08 ogryo- 


vers "Orangos 22 oide mit Hemsterhuis Bemerkung, Not. 25. Felustum est antiqui Grammalicı 
Scholium ad Odyss. A,633. 


148 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


sei. (!) Aber auch Millin (?) irrt mit Andern, wenn er bei Gelegenheit 
eines Vasengemäldes mit der Vorstellung zweier Gorgonen äufsert, dafs Ho- 
mer nur Eine Gorgone gekannt habe; Millingen nicht weniger, wenn er 
behauptet, dafs die Geschichte von Perseus und Medusa dem Dichter unbe- 
kannt gewesen sci (?). Denn aufserdem, dafs Homer, der Dichter, welcher 
nach Horaz. zil molitur inepte, keine Gelegenheit hatte, schicklich seine ganze 
Kenntnifs des Mythus von den Gorgonen darzulegen; Medusa ferner durch 
ihr Schicksal vor allen die ausgezeichneteste ward, und daher oft statt aller 
geltend vorzugsweise nur Gorgo genannt wird; so erwähnt Homer, gewifs 
nur durch viel ältere Sagen berechtigt, freilich nur leicht berührend, zuerst 
im V. Gesange der Ilias (v. 741.u.42.) bei Gelegenheit der Schilderung der 
Aegis Minervens, welche sie sich rüstend um die Schultern wirft, ja des 
Endpunkts aller gorgonischen Schicksale, nemlich des schon 
darauf befestigten Haupts der Medusa, als 


— des entsetzlichen Ungeheuers, 
Schreckenvoll und entsetzlich, das Graun des donnernden Vaters. (*) 


(Üb. v. Vofs) 


Wie? dem die ganze mythische Kunde seines Zeitalters und seiner Vorzeit 
wohl umfassenden Dichter sollte der blofse Endpunkt der Sage, aber nicht 
der ganze Zusammenhang derselben mit den Abentheuern des Perseus, des- 
sen Ausgang das Haupt Medusens auf die Aegis Minervens versetzte, sollte 
nicht die Kunde ihrer ganzen Sippschaft und ihrer Schicksale bekannt gewe- 
sen sein? Ihm nicht bekannt gewesen sein, der doch selbst Ilias XIV, 320. 
den Perseus den rüvrwv ügıdeinerev avdawv 


— den herrlichsten Kämpfer der Vorzeit 
(Vofs) 


(‘) Heyne ad Apollod. 4. 5.2.p.118. will jenes "Ouygos odx cide durch: in his Homerum 
Jabulas has ignorare, h.e. iis non uti (ich sehe aber nicht ein, mit welchem Gewinn) er- 
klärt wissen. 

(°) Descript. d. Vases. T.Il. p.5. „Homere n’a connu qu'une Gorgone.” — 

() ‚The story of Perseus and Medusa, unknown to Homer” etc. Ancient unedit. 
Monuments. Lond. 1822. Tom.D. pag.3. ad Tab. II. 

(*) "Ev Ös re Topyein aebarn dsiworo mer wgL, 


} a \ er 
Asıyy ze, SMEgOVN TE, Aros FEIRS aIyYIoy0ı0. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 149 


nennt, unter dessen Thaten das Abentheuer mit den Gorgonen das geprie- 
senste von allen war? doch man ist ja schon lange genug gewohnt gewesen 
von dem Stillschweigen des Dichters auf seine vermeinte Unwissenheit zu 
schliefsen, warum also auch nicht hier, wo sie sich aber ohne Zweifel durch 
die Beschaffenheit dessen, was er zu erkennen giebt, wohl von selbst wi- 
derlegt. 

Ferner vergleicht Homer im VIII. Gesange, v. 349., den wuthent- 
brannten Blick des die Achäer verfolgenden Hektor mit dem Blick der wuth- 


schnaubenden Gorgo: 
Gleich der Gorgo an Blick. (') 


Zeichnet endlich bei Gelegenheit der Beschreibung des Agamemnonischen 
Schildes im X1. Gesange, v.35,36., wie darauf auch gebildet war 


— — die wildanblickende Gorgo, 
Schrecklich zu schaun und rund umher war Graun und Entsetzen. (?) 


Eben so wird von ihm im XI. Gesange der Odysse v. 633, 634. in der Un- 
terwelt bei Odysseus Hinabgange zu ihr das Schreckenhaupt der Gorgo, 
oder vielmehr der abgeschiedenen Medusa erwähnt in den eigenen Worten 
des Odysseus: 

— — und es falste mich bleiches Entsetzen, 


Ob mir jetzt das Haupt des gorgonischen, schrecklichen Unholds 
Sänd’ aus Ais Palast die furchtbare Persefoneia. (°) 


So lernen wir also aus diesen Andeutungen des Dichters freilich 
nichts mehr von der Gestalt des Ungeheuers kennen, als aufser dem all- 
gemeinen Ausdruck des Entsetzlichen und Grauenhaften, erstlick die wil- 
den Blicke desselben, (natürlich bei offenen Augen), und zweitens das 
scheufsliche Haupt schon auf der Aegis Minervens befestigt. Auffal- 
lend ist es allerdings, dafs er es so wenig geflügelt, als umschlängelt 


1 Fr v PT] 
(6) Tooyes ounar eyur. — 
2 - 7 \ L m 4 
(*) TA 8 erı nev Tooyu Brosupwris Esedavwro 
D ’ A. \ = in 
Asıyov Öspzopevn, regt de Asimos re, Boßos re. 
3 vol RUN SE) 
(') — due. 05 Yaugov deos nget, 
’ ’ \ m 5 Wo 
Mn nor Topyeıyv zsharyv dsıoro merwWgz 


> Fa EREEN ’ > \ ’ 
EEZ Atdos mel eısv cyan Msgsecovsie. 


150 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


bezeichnet, weshalb in letzter Beziehung Vofs jenen Vers im XI. Gesange 
der Il. (v.35.) T} (armıdı) 8° emı mv Togya Prosvgäris drehavwro viel zu will- 
kührlich und gewagt durch: 


Auch die Schreckengestalt der Gorgo drohete schlängelnd 


übersetzt hat. 

Noch weniger bestimmt tritt aus Hesiodus Bericht über Ursprung 
der Gorgonen und Untergang Medusens in der Theogonie (v. 265. u. folgd.) 
das uralte Bild derselben hervor. Auch im Schilde des Herkules, wo He- 
siodus, oder wer sonst der Verfasser dieses Fragments sei, von Vers 216. 
an, die Gestalt des auch darauf gebildeten Perseus nach vollbrachter Er- 
mordung Medusens beschreibt, begnügt er sich nur in den allgemeinen Aus- 
drücken des Abscheus, wie Homer, das auf dem Rücken des Heros han- 
gende Haupt Medusens 


das Haupt des entsetzlichen Scheusals 
Gorgo (') 
(v.223, 24.) 


zu nennen und bald darauf die den abgehenden Helden verfolgenden Schwe- 
stern eben so allgemein in folgenden Worten zu bezeichnen: 


— — — doch die Gorgonen 
Stürzten ihm nach, in unaussprechlicher Grafsheit, 
Ihn zu erhaschen entflammt, und indem sie auf graulichem Demant 
Wandelten, hallte der Schild ringsum vom lauten Gerassel 
Scharf erklingend und hell. — (?) 


Nur in dem 233. V. desselben Gedichts fügen sich einige Züge hinzu, welche 
das Bild in etwas zu erweitern fähig sind: 


’ e ex, , 
(9) _ — — zagn Öswolo meruge 
Togyzs- 
2 x x > Eu N 
©) _— 701 dE ner MÜroV 
, ” ’ Ir GL} u RS Dr ME = 
Togyoves amdyroı TE zu £& baraı ELOWIOVTO, 
tr! ’ 3A x m» , 
Isuevar mamesıv" Emı be YAwgE ddamevros 
Bess iy per EN 
awesewv IAYETHE TAROS MEYyaAS Oguuayöß 
InF£! x , Br 
OgEr za Aryens — 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten, 451 


Doch lings den Gurten hinunter 
Schlängelten sich zween Drachen mit aufgekrümmeten Häuptern: 
Jene (die Gorgonen) züngelten Beid’ und knirschten vor Wuth mit den Zähnen, 
Grausam rollend den Blick. — Auch ob den entsetzlichen Häuptern 
Tummelte Graun den Gorgonen ein furchtbares. — (') 


Hier erscheinen sie also zuerst mit Schlangen umgürtet, mit aus- 
gereckter Zunge, mit den Zähnen vor Wuth knirschend, die offe- 
nen Augen grausam rollend, mit Schrecken verbreitendem Blick 
und graunumgebenen Häuptern. 

Deshalb kann ich der näheren Erörterung der gleichfalls nur allge- 
meinen Andeutungen Pindars überhoben sein z.B. in der XII. pythischen 
Ode, wo er die Gorgonen ‚„‚unnahbare Jungfrauen wegen der Schlan- 
genhäupter”’ (MagSevia arrarcı öplwv zebarals) nennt und in der XII. 
Olymp. Ode (v. 90), wo Medusa von ihm blofs als die umschlängelte 
Gorgone (öpıwdrs) ausgezeichnet und in der X. Pythischen Ode der Kopf 
derselben, als vuıxirov zaga Agazcvrwv peßaısw, bunt von den Kämmen 
der Schlangen geschildert wird. Von einer andern pindarischen Bezeich- 
nung wird weiterhin die Rede sein. Ich nähere mich vielmehr zwei andern, 
etwas genaueren Schilderungen, welche zur Vervollständigung jener äufseren 
schwankenden Umrisse dienen können. 

Schon fügtnämlich Aeschylus in seinem gefesselten Prometheus 
(v. 804. folg.) doch wenigstens dem Leibe der Ungeheuer Flügel hinzu, 
durchflicht ihre Haare mit Schlangen, und giebt ihrem Anblick die 
erstarren machende Wirkung, welche Pindar in der X. Pythischen 
Ode zuerst durch den die Aeschyleische Schilderung noch überbietenden Aus- 
druck des steinernen Todes (ArSwos Savarcs) bezeichnet (?). 


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(°) — — emechvev FE Topye- 
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Agazovruv bobeusw nAUSTE vir- 


’ Se al n 
FIWTOAUS AlıTLIVOoVv. IaRAVRTOoV begwr. Be 


Histor. philol. Abhandl. 1832. U 


152 


Also Aeschylus : 


und in den Choephoren, 


Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


— — — — die drei geflügelten 


Gorgonen, Schwestern mit dem Schlangenhaar 
Und allen Menschen unhold; wer sie schaut 
Der Odem stockt ihm! — (') 


morde gegen ihn andringenden Furien zum Chor spricht: 


Seht, Mägde, jene, die Gorgonen gleich, 
Schwarz eingehüllt, mit Schlangenwindungen 
Umilochten sind. — (?) 


wo Örestes von den nach vollbrachtem Mutter- 


Aber auch jenes Flügelattribut, wie oben, macht er in seinen Eumeniden 
zum hauptunterscheidenden Merkmale der Gorgonen von den Furien, die 
er sonst mit dem Schrecken und Entsetzen erregenden Anblick, den mit 


ihnen verflochtenen Schlangen und einigen andern Merkmalen mit den Gor- 


gonen vergleicht. So v. 46. folgd. im Monologe der Pythia: 


Vor ihm (dem Orestes) entschlummert sals auf dem Gestühl 
Der Weiber eine wunderbare Schaar. 

Nicht Weiber, nein, Gorgonen nenn’ ich sie, 

Doch auch den Gorgobildern sind sie ungleich; (°) 


denn (v. 51.) setzt sie hinzu: 


flügellos zu schaun 
Sind diese (nämlich die Furien). — (‘) 


°) 


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) 


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_ — — add ravde FoeIS zaramregor, 


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Agazovr OaarAoı Togyoves > Kgorosruy E16, 


Su ug_ ’ 
“As S Suyros ovdsıs eirıc wu EgE I TVo. 


— Auwca YUvazes, cıde T 09 yo vwv Ötzmv 
Barwyiruvss, Kock WERAERTEVWMEVCL 
Ivzvors Ögazerıv _ 

(v. 1045 -47.) 


Foüde Saumasros Aoyos 


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HgosTev dE Tan Ögos Fo 
7 
) 


Evde: yuramzalv Ev vorFiv Heu 05 
Ovrc yuvalzas, @rreT opyoras Akyun, 
Od’ aurs Topys toırıv HTW TUT. 


7 > m 
—_— amregor Ye Iarv Lözlv 


© 
Avra, — 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 153 


Fügen wir zu diesen einzelnen Zügen der Gorgonengestalt bei den uns noch 
erhaltenen ältesten und älteren Dichtern der Griechen die Schilderung der- 
selben abseiten des zwar späteren Mythographen Apollodorus, der aber 
gewifs aus viel älteren poetischen Quellen, den Cyklikern schöpfte und nicht 
minder aus Scholiasten, besonders des Apollonius, der den Pherecydes, den 
Zeitgenossen der Cykliker, vor Augen hatte (!), so möchten wir wohl so 
ziemlich die ältesten Hauptgrundzüge beisammen haben, deren die künstleri- 
sche Phantasie bedurfte, um daraus ein der Idee entsprechendes, anschauliches 
Bild dämonischen Greuels zu schaffen. Apollodorus sagt im II. Buche 
seiner Bibliothek (cap. 4, 5.1, 8.10. ed. Heyne): ‚‚Es hatten die Gorgonen 
Köpfe mit schuppigen Schlangen umwunden, grofse Zähne, wie die der 
Schweine und eherne Hände und goldene Flügel, mit welchen sie flogen; 
die, welche sie sahen, wurden in Stein verwandelt (?).’” — Wahrlich, nun- 
mehr in Verbindung zumal mit dem neuen Attribut der grofsen Schweine- 
zähne bei Apollodorus, uralten mythischen Stoffes genug für die den Ver- 
such wagende bildende Hand, ihn zu einem furchtbaren Ganzen zu ordnen 
und wo er noch lückenhaft, nach Künstlerweise durch nothwendige Zuthat 
organisch zu verbinden, damals freilich unbekümmert darum, ob es das 
sanftere Schönheitsgefühl späterer Jahrhunderte ansprechen, oder dasselbe 
empören würde. 

Einer späteren, an Phantasie und Kunst schon gebildeteren Zeit war 
es daher aufbehalten, die Erwähnung eines von den älteren übersehenen, 
oder doch unbenutzten Zuges in der frühesten Mythe als dichterisches und 
künstlerisches Motiv zu ergreifen, um dem bis dahin schreckenvollen Bilde 
Medusens eine mildere, ja im Verlauf der Zeit selbst mit hoher Schönheit 
gepaarte Gestalt zu verleihen, oder dasselbe völlig darin umzuwandeln. Die 
schon von Hesiodus in der Theogonie (v. 278 u. 279) erwähnte Schwänge- 
rung Medusens von Neptun, 


(') Siehe Heyne zum Apollod.a.a. ©. s. 1. und besonders van Swinden gleich zu An- 
fang des Commentars zu dieser Stelle Apollodors, in den Miscellaneis Observatt. erilie. nov. 
Tom. II. pag. 53 u. 54. folgd. 


@ ) eye ov ös ce Dopyers ECT HE pars pe v MEQIETTEIOEINE vers perizi Ögezov Fur, dor Tas ö8 MEYER aus 
\ 
[A7S cuWv, za Yaızas YEARS, za mreguyas (Kev TR 25), dr wv emirovro. Tovus ös idovras AuSous 


EeTroloUV. — 


U2 


154 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


auf sanft grasiger Wies’ in des Frühlings Blumengewimmel ('), 
(Vols) 


wahrscheinlich um dadurch ihre Entbindung von Chrysaor und Pegasus im 
Augenblick ihres Todes, nach einer andern Mythe, begreiflich zu machen (?), 
führte leicht ein bestimmteres, angemessenes Motiv für die Zuneigung des 
Gottes herbei, nemlich — eine der Medusa ursprüngliche, eigenthümliche 
Schönheit. 

Wann und von Wem zuerst diese Idee aufgefafst und dichterisch durch- 
geführt worden, ist freilich nicht mehr zu ermitteln; eben sowenig, ob viel- 
leicht in einer epischen, oder Iyrischen, oder dramatischen Behandlung. 
Aber im Allgemeinen läfst sich aus den nach dieser Idee behandelten Dar- 
stellungen in der bildenden Kunst nicht mit Unrecht schliefsen, dafs sie 
schon zur Zeit des hohen Styls dieser Kunst unter den Griechen von den 
Dichtern, den steten Vorläufern der Künstler, zum Theil adoptirt gewesen 
sein mufs, und das wäre demnach schon im Zeitalter des Phidias der Fall 
gewesen. Damit stimmt auch das Beiwort der schönwangigen (eiwagasv) 
überein, welches Pindar in der XI. pythischen Ode v. 28. der Medusa er- 
theilt und ihm bald darauf (v.36.) die reifsenden, d.i. mit reifsenden 
Zähnen besetzten Maxillen (zugrariucı yevues) ihrer Schwester Euryale 
entgegensetzt. 

Ich möchte hier in diesem Zusammenhange und in diesem bestimmten 
Gegensatze dem von Pindar gewählten Beiworte eöwagass (°) eine buchstäb- 


(') "Ev naraza Asınavı, zar avSerw eiagwoirt. 
(?) Fovrous de Eyevuyaev 8 Toreıöävos. Apollodor. a. a. O. 8.12. Edit. Heyne. 


(*) Statt dessen Hesiodus von der Ceto nach einer Lesart, oder den Gräen nach einer andern 
(Theogon. v. 270 folgd.), und von der Echidna v. 298 (idid,) z&rAıregnos braucht. Wenigstens 
Echidna ist auch allerdings auf zwei altgriechischen Gefälsen des Königl. Museums hieselbst, in 
einer ziemlich grolsen Darstellung, auf beiden ganz deutlich mit hellen, scharfen Augen (argutis 
oculis), regelmälsigen Gesichtszügen und Wangen, nur auf dem einem mit glattem Kinn, auf 
dem andern aber mit spitzem Bart, beide aber von der Schaamgegend an mit langem, aalähnli- 
chen Schlangenleibe, im altgriechischen Vasenstyle abgebildet; so dafs auch wohl in diesen Be- 
ziehungen auch die von Hesiodus von der Echidna gebrauchten Epitheta &Xz3r15 zei zarAımeasnos 
wohl eine bestimmtere Eigenschaft ausdrücken mögten, als es Wolf in der Note zu 270 folgd. 
seiner Ausgabe der Theogon. S. 92. gestatten will. In solchen Fällen sind wohl unstreitig die 
Kunstwerke die besten Ausleger im wahren Geiste des Alterthums. — 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 155 


liche, bestimmtere Bedeutung geben, als worin es gewöhnlich von den Auslegern 
durch das allgemeinere formosa, pulcherrima, genommen zu werden pflegt. 
Bei der doch wohl unbedenklich anzunehmenden Bekanntschaft Pindars 
mit den ältesten, furchtbaren Gorgonenköpfen und demnach auch der Medusa 
in der bildenden Kunst, konnte er kein gewichtvolleres Wort wählen, um die 
schon angenommene Veränderung in dem Ideal der Medusa und den Gegensatz 
derselben mit der thierisch häfslichen Gestalt ihrer Schwester auszudrücken. 

Denn welch ein kräftiger Zauberspruch lag in diesem einzigen, alles ver- 
klärenden Worte! Die natürliche Regelmäfsigkeit und das ruhige Eben- 
maafs menschlicher Formen und Züge in Stirn und Wangen war dadurch 
gefunden und festgestellt. Der bis dahin verzerrende Krampf des wuthdro- 
henden, aufgeschwollenen Gesichts ward gestillt. Es schlofs sich der grin- 
send aufgerissene Mund mit den fletschenden Zähnen; die höhnende Zunge 
zog sich in ihre Höle zurück, die zornglühenden Blicke der weitgeöffneten 
Augen erloschen; die geplätschte Nase und der thierisch zottige Bart und 
das gestutzte behaarte Ohr verschwanden und machten den menschlich 
schönen Formen Platz, welche das Profil des hellenischen Antlitzes so auf- 
fallend und unterscheidend veredeln. — 

Wer sollte nun wohl bei der schnellen Wechselwirkung zwischen grie- 
chischer Poesie und Kunst noch zweifeln, dafs jener Feuerfunken, sei er zu- 
erst von Pindar, oder schon vor ihm von einem andern Dichter, in die 
griechische Phantasie geworfen, nicht auch bei späteren Dichtern gezündet 
und sie durch epithetische Bezeichnung noch neuer, davon abhängiger Züge 
und Reitze zur völligen Ausmalung eines Bildes beizutragen begeistert habe, 
welches dem feineren Geschmacke der Zeitgenossen und dem Bedürfnisse der 
plastischen Kunst mehr entsprach, als das uralte, herkömmliche Greuelbild, 
die Ausgeburt eines roheren, kunstlosen, oder wenig kunstgeübten Jahrhun- 
derts? Mufste sich da nicht von selbst der eürag«y Medar« Pindars, ja unver- 
meidlich die schönhaarige (eörAczauss) irgend eines andern Dichters beige- 
sellen, oder mit jener zu einem vollendeten Ganzen vereinigen, durch unerläfsli- 
che Forderung eines Attributs griechisch weiblicher Schönheit, ohne welches 
keine Vollkommenheit derselben denkbar gewesen wäre, ja welches allein schon 
hinreichend war, den unsterblichen Ruhm der Schönheit zu bewirken ('). 


(') M.s. Hemsterhuis Anecd. pag. 104. u. H. Junius de Coma, besonders im III. Kap. 


156 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Denn nur durch einen solchen griechischen Vorgang berechtigt konnte 
wohl der römische Ovidius in seinen Metamorphosen allein es wagen, den 
Gorgotödtenden Heroen Perseus selbst über die ursprüngliche Schönheit 
Medusens sich also vernehmen zu lassen: 


— — — — leuchtende Schönheit 
Und den vielen Bewerbern die neiderregende Hoffnung 
War sie; doch in der ganzen Gestalt kein schöneres Antheil 
Als der Haare Gelock: ich fand, wer sie also geseschen ('). 
(Metam. IV. v.793-96.) 


Wenn sich aber nun dessenungeachtet damit die selbst noch im Tode 
versteinernde Kraft dieses gorgonischen Antlitzes in der früheren Gestalt der 


Mythe nicht vertragen wollte, was blieb anders übrig, als noch einen Schritt 


5 
weiter gehend auch den neuen Zusatz zu wagen, den derselbe Dichter in den 


folgenden Versen ausgedrückt hat? 


Diese nun hat im Tempel Minervens des Pelagus Herrscher, 

Also gehet die Sage, geschwächt in Lieb’ sie umarmend. 

Aber mit ihrem Schilde die keuschen Augen bedeckend 

Wandte sich Jupiters Tochter hinweg; doch damit nicht straflos 

Bliebe der Frevel, verwandelte sie zu scheufslichen Hydern 

Das gorgonische Haar; und jetzt noch, Feinde zu schrecken 

Mit andonnernder Furcht, trägt sie auf feindlichem Busen 

Welche sie selber geschaffen, die schreckenerregenden Schlangen (?). — 


So blieb doch die Schönheit der Formen und Züge in der Gestalt des 
Ganzen bis auf das schon, wenigstens seit Hesiodus, allbekannte und auch 
deshalb wohl unveräufserliche Schlangenhaar unverletzt; sie blieb für die 


(') _ — — — clarissima forma 
Multorumque fuit spes invidiosa procorum 
Illa: nec in lota conspeclior ulla capillis 
Pars fuit. inveni, qui se vidisse referret. 


(2) Hane pelagi recitor templo vitiasse Minervae 
Dicitur : aversa est el castos aegide vultus 
Nata Jovis texit. neve hoc impune fuisset, 
Gorgoneum turpes crinem mutavit in hydros. 
Nune quoque ut altonitos formidine terreat hostes, 
Pectore in adverso, quos fecil, suslinet angues. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 157 


bildende Kunst durch diesen Strafakt Minervens vollkommen gerechtfertigt, 
für eine Kunst, welche nur froh des ihr willkommeneren Motivs zu einer 
edleren Gestalt sich destoweniger um die Rechtmäfsigkeit der neuen poeti- 
schen Metamorphose bekümmerte. 


Denn jedes Aeusserste führt sie, die Alles 
Begränzt und bindet, zur Natur zurück. 


Demnach wären wir endlich bis zu dem Punkte gekommen, welcher 
gleichsam als der Schlufsstein in der vollendeten Konstrukzion des Ideals 
der Medusa in der Poesie der Alten anzusehen ist, um nun mit desto grölse- 
rer Sicherheit dieselben Unterschiede in den noch vorhandenen Kunstwerken 
der Alten von diesem Gegenstande wahrnehmen und verfolgen zu können. 

Ihnen gemäfs theilen sich diese Denkmäler in zwei Hauptklassen ein, 
erstlich in die der älteren und zweitens in die der neueren Charak- 
teristik. 

Der Haupttypus der ersteren ist im Ganzen der eines häfslichen, 
zum höchsten Zorn und Hohn gereitzten alten Weibes, deren einzelne Ge- 
sichtstheile zumal mehr oder weniger einen thierischen, affenartigen Charak- 
ter an sich tragen und das Ganze zum Ungeheuern verunstalten. 

Der Haupttypus der neueren Charakteristik dagegen ist im Ganzen 
der einer jüngeren, weiblichen Bildung, deren regelmäfsige, erhaben schöne 
Gesichtsformen und Züge mit dem stärkeren oder minderen Ausdrucke des 
Schmerzes, des Unmuths oder des Zorns gepaart sind, welchen ein gewalt- 
samer Tod im Moment des Verscheidens auf das Antlitz des unwillig Ster- 
benden zu prägen pflegt. 

Schon der angedeutete Gang, den die Ausbildung des Gorgonencha- 
rakters in den Dichterwerken der Alten genommen hat, lehrt augenschein- 
lich, dafs die furchtbar häfsliche Charakteristik in den Kunstwerken nur die 
Geburt eines früheren, roheren Zeitalters, die schönere Charakteristik aber 
nur die eines späteren gebildeteren sein konnte. 

Aber eine jede dieser beiden Klassen enthält wiederum innerhalb ihrer 
Gränzen mehrere Stufenfolgen in Hinsicht ihrer Ausbildung, sowohl in ab- 
steigender als aufsteigender Linie, welche an den Monumenten selbst auf 
das Bestimmteste nachgewiesen werden können, so dafs man sehr leicht ein- 
zusehen im Stande ist, wie die grofse Verwandlung des einen Extrems in das 


158 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


andere nicht durch einen plötzlichen Zauberschlag, sondern nur auf dem 
naturgemäfsen Wege der sich allmälig entwickelnden griechischen Kunst be- 
wirkt worden ist. — 

Es könnte daher Wunder nehmen, dafs dem grofsen Geschichtschrei- 
ber der alten Kunst, dem unsterblichen Winkelmann, diese Bemerkung 
entgangen ist, indem er in seinem historischen Werke da, wo er von den 
Denkmälern spricht, welche die Gorgonen, oder vielmehr die Medusa be- 
treffen, nicht nur sagt: ‚‚die von mir zuletzt genannten Göttinnen, die Gor- 
gonen, sind zwar, die Köpfe der Medusa ausgenommen, auf keinem alten 
Werke gebildet;’’” sondern auch noch hinzu setzt: ‚‚ihre Gestalt aber 
würde der Beschreibung der ältesten Dichter nicht ähnlich sein, als 
welche ihnen lange Zähne, wie Schweinshauer, gaben: denn Medusa, eine 
von diesen drei Schwestern, ist ein Bild hoher Schönheit geworden, so wie 
uns auch die Fabel dieselbe vorstellt (1). — 

Diese Behauptung erscheint jetzt freilich in einem andern Licht; sie 
ist zu einem völligen Irrthum geworden. Wer aber wollte es wagen, dem 
grofsen, umsichtigen Forscher seiner Zeit eines Fehlers der Unwissenheit 
oder der Vergessenheit zu zeihen in Hinsicht eines Gegenstandes, den die 
Folgezeit erst nach ihm zu Tage gefördert hat, und zwar auf einem so aus- 
gedehnten, in vielen Theilen oft so dunkeln und lückenvollen und ihm 
selbst noch nicht überall zugänglichen Gebiete, auf welchem vielleicht mehr 
wie auf irgend einem andern nur ein Tag den andern belehrt und beleh- 


ren kann. — 


Zweiter Abschnitt. 


Die Entwickelung des Gorgonen-Ideals in der bildenden Kunst 


der Alten. 


Nachdem ich in dem ersten Abschnitt dieser Untersuchung den Gang 
zu zeigen versucht habe, welchen die Vorstellungen von dem bildlichen 
Charakter der Gorgonen überhaupt und Medusens insbesondere bei den 
Dichtern des Alterthums genommen, und wie die furchtbar scheufsliche 
Vorstellung davon bei den ältesten und älteren Dichtern sich allmälig bei 


(') Werke, Band IV. Buch V. Kap. 2. 8. 20. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 159 


den späteren nicht nur milderte, sondern auch, in Hinsicht auf Medusen zu- 
nächst, zu einem hohen Ideale jungfräulicher Schönheit ausbildete, komme 
ich nun zu der Entwickelung desselben Ideals in den Werken der bilden- 
den Kunst der Alten, vornehmlich nach Maasgabe der bis jetzt entdeck- 
ten Monumente derselben. Schon habe ich vorläufig darauf aufmerksam 
gemacht, dafs auch hier, wie es denn auch nicht anders sein konnte, der- 
selbe Gang der Entwickelung sich offenbare und dafs demzufolge, sich die 
ganze Masse der vorhandenen Monumente in die zwei Hauptklassen der 
älteren und der neueren Charakteristik eintheile. Eine besondere Dar- 
stellungsweise, welche den Anfang der neueren Charakteristik bezeichnet, 
wird noch zu einer dritten oder vielmehr zu einer mittleren Stylgattung 
sehr passend Veranlassung geben, um dadurch den allmäligen Stufengang 


der Ausbildung desto deutlicher bemerklich zu machen. 


I. Denkmäler im ältesten und älteren Styl. 


Die Nachricht, welche uns Pausanias im II. Buch, Kap. 20, seiner 
Periegese mittheilt (!), dafs neben dem Tempel des Kephissos zu Argos ein 
aus Stein verfertigtes Medusenhaupt sich befunden habe, ‚‚welches auch 
ein Werk der Cyklopen gewesen sei,’ kann wohl mit Recht als ein 
Beweis von dem Vorhandensein gorgonischer Abbildungen in Griechenland 
schon vor den Zeiten Homers angenommen werden. Da diese Cyklopen, 
denen in Griechenland so viele uralte Bauwerke, Bergwerksanlagen, Metall- 
arbeiten und Kunstwerke durch allgemeine Sage des Alterthums beigelegt 
werden, keine andern als zu ihrer Zeit sehr geschickte Bauleute und selbst 
in künstlerischer Bearbeitung der Metalle und Steine nicht unerfahrne kreti- 
sche, thracische und lyeische Techniker gewesen zu sein scheinen, von de- 
nen die letzten, nach Strabo (?), schon Prötus nach seiner Rückkehr aus 


(') Maga Dr) isgöv ro Kydırsod Medodrns AlSou mweromaevn zebern. Kuzrurwv barıv ziver 
zu ToUTo To Eoyor. 

(2) Strabo B. VID. p- 572. Ed. Almelov. vergl. mit dem Schol. z. Euripides Orest. 963; 
ferner Euripides Herc. fur. 15; Electra, 1158; Iphigen. in Aul. 152, 534.1501 und He- 
sych. s.v. KuzAdrwv 2805 mit Not.20 edit. Albert. Wobei nicht zu übersehen ist, was W. Gell 
in seinen: Probestücke von Städtemauern des alten Griechenlandes, aus d. Engl. 
München 18331. in 4. S.24, äufsert: „‚dals man bisher (nach Beobachtungen und Verglei- 
chungen anderer Reisenden) keine zureichenden Gründe habe, die Vorbilder von Tirynth und 


Histor, philol. Abhandl. 1832. X 


160 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Lycien zum Bau der Mauern von Tiryns aus Lycien nach Argos gebracht 
hatte; da ihnen auch späterhin die Mauern und Baue von Mycenä, Argos 
und Nauplia, die von Mycenä noch unter Perseus, zugeschrieben sind, die 
Entstehung aller dieser Werke aber weit über Homers Zeitalter hinaufreicht; 
so mufs auch jenes Medusenhaupt zu Argos als ein Cyklopenwerk im heroi- 
schen Zeitalter jenen uralten Denkmälern gleichzeitig, also für vorhome- 
risch, gehalten werden. Es wird erlaubt sein zu glauben, dafs, nach Maafs- 
gabe der über dem Löwenthor zu Mycenä noch erhaltenen zwei Löwenbil- 
der (!) als cyklopischen Kunstwerken der Bildnerei, die Gröfse jenes Medu- 
senhauptes ebenfalls kolossal, der Styl roh und starr und die Züge und der 
Ausdruck desselben der ursprünglichen Idee der schreckenerregenden, thie- 
rischen Wildheit, wie sie sich noch in den ältesten Dichterschilderungen zu 
erkennen giebt, angemessen gewesen sei. Mehr läfst sich wohl nicht aus 
der kurzen Andeutung bei Pausanias folgern, aus welcher nicht einmal ganz 
sicher hervorgeht, ob man sich dieses Werk als ein für sich bestehendes 
Denkmal, oder in Verbindung mit einem Bauwerke zu denken habe, wozu 
wohl der einzeln genannte Kopf (zepar4), entweder rund, oder im Relief, 
maskenartig bearbeitet, die nächste Veranlassung geben könnte. 

Aber es wird wohl nicht mit Unrecht zu vermuthen sein, dafs die 
noch vorhandenen ältesten Abbildungen der Medusa, welche alle Eigen- 
schaften des rohesten Kunstcharakters in Formen, Styl und im Ausdruck an 
sich tragen, jenem uralten cyklopischen Werke ziemlich nahe stehen und 
ähnlich sein mögen, da der ihnen und andern gleichzeitigen Darstellungen 
desselben Inhalts eigenthümliche Typus wohl lange noch, bei dem ersten, 
nur langsamen Fortschritte der Kunst, das Vorbild der zunächst folgenden 
Gorgonen- und Medusen - Abbildungen geblieben sein wird, deren Züge uns 
Hesiodus, wie wir früher gesehen, zuerst mit einiger gröfseren Bestimmtheit 
entworfen hat. Man könnte deshalb veranlafst werden eine zweite Periode 


Mycenä in Kl. Asien zu vermuthen;” und hinzusetzt: „die mit Sculptur verschenen Felsstücke 
„Persiens scheinen eine nähere Verwandtschaft mit den Werken der Cyklopen als anderen, die 
„wir bis jetzt kennen, zu verrathen. Die Griechen hatten wirklich Tradizionen, dafs der Held 
„Perseus jenes Land besuchte; allein man hielt sie sämmtlich für fabelhaft; die Ähnlichkeit ist 
„jedoch überraschend.” — 


(') Man vergl. die Abbildungen in W. Gell’s Argolis, Taf. 10. und die Bemerkungen dessel- 
ben über diels ‚‚only existing specimen of the sculpture of the heroic ages” v.S. 36. folgg- 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 161 


der Gorgonen- Ausbildung etwa mit Hesiodus, der ja selbst von einigen 
Alten, wo nicht als Schöpfer der Gorgonen-Idee, doch als Erfinder oder 
Erweiterer ihres Mythus, angesehen wurde (!), zu beginnen und sie etwa bis 
auf Kypselus von Korinth hinabzuführen, an dessen Kindheit sich die 
Erwähnung 
mit einem, wie es scheint, neuen Attribut ausgerüstet erscheinen. Aber der 


eines Kunstwerks angeknüpft hat, woran die Gorgonen zuerst 


Mangel an überall hinlänglich ausgemittelten chronologischen Daten in dieser 
Angelegenheit und andere wesentliche Umstände, welche mit den auf uns 
gekommenen Gorgonen -Denkmälern verknüpft sind, stehen einer genaueren 
Anordnung derselben noch Perioden entgegen und rathen allein nur zur Be- 
handlung nach allgemeineren Stylgattungen und Momenten, bei welchen 
letzteren sich zufällig und glücklich genug die Folge der Momente mehren- 
theils einer sichtbar fortschreitenden Styl- und Charakter-Entwickelung 
anreiht. 

Ich werde sie daher in der Art zur Anwendung zu bringen suchen, 
dafs ich zuerst bei jeder Stylgattung und jedem Moment die vollständigen 
Darstellungen in gröfseren Komposizionen in nähere Betrachtung ziehe und 
alscdann zweitens die einzelnen wichtigsten Gorgonenköpfe anschliefse, welche 
sowohl in der Idee jener Momente gedacht werden müssen, als auch im 
Styl und in der Charakteristik derselben dargestellt, oder doch nahe ver- 
wandt erscheinen. 

Es wird aber zweckmäfsig sein die charakteristischen Merkmale des 
ältesten und älteren Styls oder Typus in der bildenden Kunst vorläufig 
in folgender Schilderung zusammen zu fassen, aus welchen ihre Überein- 
stimmung mit den Schilderungen der ältesten und älteren Dichter in den 
meisten Hauptmerkmalen unverkennbar hervorgeht. 

Auf einem gedrungenen, mehr männlich als weiblich menschlichen 
Körper erscheint ein übergrofses, unförmliches Haupt, fast ohne Hals, dicht 
auf den Schultern ruhend, bei dessen Formen und Zügen nur ein menschen- 
ähnlicher, mehr oder weniger thierischer Typus zum Grunde liegt. Dieser 
Kopf ist ein mehr breites als längliches Oval; die Scheitel entweder nur mit 


(') Schol. Venet. in Homer. Iliad, p. 149. “Hriodos 2 ray Togyavam nITov ÖerAarer. coll. 
Schol. in Homer ed. Buttmanni p- 395. ’Ex FouroU TO mAaSWae Fo weg nV Togyerv yEyovev 


5 


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xX2 


162 Le£evezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


kurzen, struppichten, oder sich kurz kräuselnden Haaren, höchstens nur 
durch kleine runde Erhöhungen angedeutet, bedeckt, oder auch, und zwar 
bei den ältesten, von da ab zwei grofse Lockenmassen in einzelnen Wulsten 
hinter den Ohren bis auf die Schultern, bei einigen auch schon gekräuselt, 
gleich den Seitenlocken einer Allongenperücke, herabfallend und im Allge- 
meinen an die künstlichen Haarkopfbedeckungen ägyptischer Priester erin- 
nernd. Entweder kurze, stumpfe Thierohren, oder mehr in menschlicher 
Form, doch oft noch, statt der zierlich gehölten Ohrmuschel des Menschen, 
eine flache und geplättschte, wie an mehreren Affenarten. Eine kurze, ge- 
runzelte Stirn; starke, über einer breiten, geplättschten Nase zusammenge- 
kniffene Augenbraunen, unter denen aus den lang geschnittenen Öffnungen 
glotzende Augen starr und wuthentbrannt hervorblicken; zu dicken Wulsten 
aufgetriebene und verzerrte Wangen durch einen grinsend geöffneten, sehr 
breiten Mund, in welchem zwei Reihen fletschender oder knirschender Zähne 
sichtbar sind, von denen die Eckzähne mehrentheils lang und spitz, wie die 
mehrerer grofsen Affenarten, oder sogar gekrümmt, wie die des Ebers, 
furchtbar hervorragen; endlich eine bis zum breiten, zuweilen selbst zottig 
gebärteten Kinn hinab höhnend ausgereckte Zunge, oft selbst sogar unter 
der Zahnreihe des Unterkiefers ganz widernatürlich hervortretend. 

Noch fehlen die aus dem Haar hervorstrebenden, oder sie durch- 
windenden Schlangen und die Schlangenumgürtung, mit welcher sie doch 
schon bei Hesiodus auftreten. Statt deren zeigt sich bei einigen um den 
ganzen Umrifs des Kopfs ein Zirkel aufrecht stehender kleiner Nattern, alle 
von gleicher einfachen Gestalt, doch ohne unmittelbar mit dem Kopfe ver- 
bunden zu sein. 

Was den Mangel der Schlangen bei den ältesten Monumenten betrift, 
so scheint er weniger durch den Mangel an Kenntnifs der dichterischen Ver- 
bindung mit der Gorgonen-Idee veranlafst worden zu sein (obgleich auch 
diese sich wohl erst späterhin durch die Annahme der Bestrafung Medusens 
durch Minerva mit der Vorstellung jener verband), als vielmehr dadurch, 
dafs die Bildner bei der noch damals herrschenden Ungeschicklichkeit, den 
Haaren eine natürliche Form zu geben ('), dieselben nur theils durch grofse 


(') Bis zu welchem Grade erstaunenswürdiger Geschicklichkeit, Eleganz und Schönheit es 
die alten Künstler in der Periode des schönen vollendeten Styls in absichtlicher Behandlung der 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 163 


wulst- oder wellenförmig gebildete Massen, theils durch kleine halbkugel- 
förmige, buckelähnliche Erhöhungen, höchstens durch einige wenige runde 
Einschnitte in denselben als Löckchen anzudeuten verstanden und daher die 
ringelnden Schlangen nicht gut damit zu verbinden wufsten. Das Schlan- 
genhaar der Dichter war es, was sie in Verlegenheit setzte und sie deshalb 
lieber ganz beseitigten. Das Graziöse möchte man sich zu sagen erlauben, 
was in den Windungen des Schlangenkörpers ersichtlich ist und nur mit ge- 
schickter Hand vollkommen gut vorzustellen, war für die damalige, noch in 
der Kindheit stehende Kunst eine zu schwere Aufgabe, als dafs sie ihre Aus- 


führung zu unternehmen wagen wollte, und so fielen wohl nur aus diesem 


5 
Grunde auch die Schlangengürtungen um den Leib der Gorgonen - Darstel- 
lungen jener Zeit weg, welche dazu besonders aufgefordert haben würden. 

Auch die Abwesenheit der Flügel an vielen der ältesten Gorgo- 
nengestalten ist bei dem frühen Vorgange der Dichter auffallend und rührt 
vielleicht aus demselben Bedenken her. Dafs wenigstens sich die ältesten 
griechischen Künstler dabei sehr ungeschickt, ja fast unverständlich benom- 
men haben, lehren ein Paar der ältesten griechischen Kunstwerke, von de- 
ren einem in unserer Bilderschau bald die Rede sein wird (!). An den Gor- 
gonen des älteren Styls hingegen zeigen sich die Flügel schon in ziemlich 
natürlicher Gestalt. 


Haare gebracht hatten, wozu ihnen die Medusen - Darstellung zunächst Veranlassung gab, lehren 
die beiden grolsen Monumente, sowohl in dem Relief-Schilde in der Villa Albani, als noch im 
höheren Grade die prachtvolle Farnesische Onyx-Schaale im borbonischen Museum zu Neapel, 
von denen weiterhin die Rede sein wird. Welche Bildung des Auges, des Gefühls und der Hand 
mulste da nicht, nach tausendfältigen, mangelhaften Versuchen, vorausgegangen sein, ehe die 
Kunst diesen Gipfel von Vollkommenheit erreichen konnte! Auch für diese Wahrheit liefert die 
so merkwürdige Reihe der Gorgonen - Monumente von den ersten rohen Anfängen der Kunst an 
durch alle stufenweis gemachten Fortschritte bis zur Periode ihrer höchsten Vollendung die 
sprechendsten Beweise. Auch dadurch wird ihre Wichtigkeit für die Geschichte der griechischen 
Kunst und ihre Entwickelung in das hellste Licht gesetzt. 


(') Das andere bei Winkelmann. Mon. ined. Taf.56. Venus auf dem Thron sitzend, den 
kleinen Amor auf dem Schoofse haltend; vor ihr stehend die drei Grazien, von denen die grölsere 
dem kleinen Gott einen Flügel an die Schulter zu heften im Begriff ist, zu dessen Befestigung 
schon die Kreuzriemen über die Schulter gelegt sind. Ein Werk im ältesten Styl, in welchem 
der Flügel noch in sehr unvollkommener Gestalt erscheint, ganz dem Flügel des Perseus ähnlich 
in dem Relief von Selinus, welches späterhin beschrieben werden wird. vergl. Hirt’s Bilder- 
buch. Vign. 19. und S. 60. 


164 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Die Bekleidung an ganzen Figuren im ältesten Styl ist blofs eine 
Art Schurz, der den untern Theil des Bauchs und die Schaam bedeckt, oder 
ein kurzes, knappanliegendes Wamms mit und ohne Aermel. An denen des 
älteren Styls schon zu einem förmlichen Unterkleide ausgedehnt, lang bis 
auf die Fersen im Zustande der Ruhe; hoch bis über die Kniee aufgeschürzt 
bei den Gorgonen im Moment des Gehens oder Verfolgens. 

Der pathognomische Ausdruck ist der einer thierischen, gereitzten 
Wuth, mit grinsendem Hohn oder Spott gemischt, und auf das widerwär- 
tigste, abscheuerregendste dargestellt. 

Das sind die plastisch-charakteristischen Bestandtheile der Gorgonen 
im ältesten und älteren Styl. Das Mehr oder Weniger von ihnen in den 
einzelnen Monumenten deutet wohl auf geringeres oder gröfseres Kunsttalent 
der Verfertiger und auf Zeit- und Orts-Verschiedenheiten, welche sich frei- 
lich jetzt nicht mehr bestimmt nachweisen, höchstens nur bei solchen Monu- 
menten sich mit einiger Sicherheit bemerken lassen, deren Fundort in Ver- 
bindung mit andern chronologischen Beziehungen als gewifs dokumentirt 
worden ist. 


4. Erster Moment. Vor der Enthauptung Medusens. 


Wenn ich nun zum näheren Beweise jener Charakteristik an die Spitze 
aller Kunstwerke im ältesten Styl zwei vorhandene Denkmäler stelle, welche 
ihrem Fundorte und ihrer Entstehung nach, ferner auch eines Theils zufolge 
des Materials, aus welchem sie bestehen, und andern Theils nach Beschaffen- 
heit ihrer Form und Technik, sich als völlig etrurische Kunstprodukte zu 
erkennen geben; so wird es wohl deshalb bei denen keiner besonderen Recht- 
fertigung bedürfen, welche sich durch genauere Prüfung vieler, ihrer Ent- 
stehung nach ächtetrurischer Monumente überzeugt haben, dafs die darauf 
enthaltenen Vorstellungen, bei schon sehr frühem Einflufse griechischer My- 
thik und Kunst in Etrurien, durch ursprünglich griechische Ideen und Vor- 
bilder veranlafst worden, ja oft nur höchstens akkommodirte Kopien ganz 
griechischer Kunstwerke sind. Die neuesten Untersuchungen nicht toska- 
nischer, oder italienischer, vorurtheilsfreier Archäologen haben diese Wahr- 
heit wohl schon hinlänglich aufser allen Zweifel gesetzt. — 

1. Das erste Denkmal dieses Charakters und gewifs eins der ältesten von 
allen vorhandenen dieses Inhalts ist einer der Überreste von den getriebenen 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 165 


Bronzeplatten, welche im Jahre 1812 mit einer Masse zahlreicher und man- 
nigfaltiger Gegenstände aus Gold, Silber, Erz, Eisen, Elfenbein und Thon 
gearbeitet in der Nähe des Kastells S. Mariano bei Perugia gefunden wur- 
den (!). Man hält sie, ich weifs nicht mit welcher Wahrscheinlichkeit, für 
den Ueberzug eines hölzernen Wagens, welcher damit beschlagen gewesen 
sein soll. Ein Theil dieses Fundes aus sehr interessanten Denkmälern be- 
stehend kam in die Hände des gelehrten Engländers Dodwell, ein anderer 
in das Museum zu Perugia; noch anderes späterhin in das Münchner Mu- 
seum. Unter denen, welche Dodwell zu Theil wurden, befinden sich auch 
einige grofse Stücke, mythische Gegenstände, Thiere, Jagden und Thier- 
kämpfe vorstellend, besonders aber auch ein grofses Fragment mit der gut 
erhaltenen Vorstellung einer ganz von Vorne sitzenden, oder vielmehr nach 
Affenart hockenden Gorgone, welche mit zwei an ihrer Seite aufrecht ste- 
henden Löwen kämpft, welche sie, jeden einzeln, mit einer Hand bei der 
Kehle gepackt hat und sie damit zu erwürgen scheint. In den Windungen 
eines wulstartigen Randes, der die Vorstellung und zum Theil auch den 
Rand der Metallplatte selbst umgiebt, erscheinen oben ein Seepferd und 
darunter ein grofser, einem Kraniche ähnlicher Vogel (?). 

Da das Antiquarium des Königl. Museums so glücklich ist, seit Kur- 
zem einen vortrefflichen Gypsabgufs auch dieses Monuments mit den übri- 
gen Abgüssen dieser etrurisch-peruginischen Bronzen ehemals in Dodwell’s 
Sammlung, jetzt in München, zu besitzen, so bin ich im Stande über Cha- 
rakter und Kunst dieses uralten Werkes besser zu urtheilen, als diefs nach 
Maasgabe der weniger getreuen und sorgfältigen, überdiefs auch sehr ver- 
kleinerten Abbildung bei Inghirami (Monument etruschi. Serie terza. 
Bronzi. Tav. XX11l.) geschehen kann. Schon etwas besser im Ganzen ist 
die Abbildung bei Micali, im a. W. auf Tab. XXVIIL. 5. 

Die Figur der hockenden Gorgone ist in dieser Stellung 8 Zoll hoch; 
die Proporzion der ganzen Figur 14 Zoll, mit weit aufgerissenem Maule, 
doch, was Wunder nehmen mufs, ohne sichtbar getrennte Zahnandeu- 


(‘) Vermiglioli Saggio di Bronzi etruschi trov. nell’ agro Perugino ete. Perugia 1813. 
4. p- VI.$.III. Sämmtlich abgebildet bei Micali, im Atlas zur ‚Storia degli antichi Popoli 
ttaliani. Firenze, 1832. II. Theile. 8. auf Taf. 28-31. 


(*) N. s. die Abbildung auf Taf. I. Fig. 2. zu dieser Abhandlung. 


166 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen - Ideals 


tung ('), aber mit ausgereckter Zunge, geplättschter Nase, glotzenden Augen 
und hoch an den Schläfen angebrachten, menschenähnlichen Ohren gebil- 
det. Von der Scheitel fallen an jeder Seite zwei lange schlichte Haarmassen, 
jede in zwei Strehnen getheilt, hinter den Ohren und Armen bis auf die 
Schenkel den Rücken hinab. Die Oberfläche derselben ist durch leicht ein- 
geritzte Kreuzstriche bezeichnet, um das Geflecht der Haare bemerklich zu 
machen. Weibliche Brüste sind angedeutet. Der Oberleib ist übrigens bis 
auf die Nabelgegend mit einem knapp anliegenden, vorn eckig ausgeschnit- 
tenen Wamms, dessen Aermel bis zu dem Ellenbogengelenk reichen, bedeckt, 
der untere aber mit einem hosenartigen Kleidungsstücke bis an das Kniege- 
lenk. Von Schlangen und Flügeln durchaus keine Spur. Bis auf die greu- 
liche, aber nur popanzähnliche Verzerrung des Gesichts kein besonders 
modifizirter Ausdruck ersichtlich. Alle einzelnen Gesichtstheile, Augen- 
braunen, Augenlieder, Nasennüstern und die Lippenränder des weit aufge- 
rissenen Mundes sind mit erhobenen Konturen scharf ausgeprägt. Das Ver- 
hältnifs der einzelnen Theile zum Ganzen ist ohne auffallend grofse Unrich- 
tigkeit beobachtet, eben so die Andeutung einzelner Gelenke und Muskeln. 
Auch ist die Absicht einer strengen Symmetrie in der Stellung und Anord- 
nung der Figuren zu einander nicht zu verkennen. Alles ist indessen noch 
roh und flach mit dem Hammer herausgetrieben und verräth den Mangel an 
eigentlicher Kunstgeschicklichkeit des Verfertigers. Die niedrige Stufe der 
Kunst des Zeitalters, in welchem es entstand, mögte wohl vielleicht nicht 
ohne allen Grund noch vor Erfindung des Erzgusses (Olympias 35), ohn- 
fehlbar aber in der Periode noch vor der 40“ Olympiade überhaupt zu 
suchen sein. 

Bekanntlich ist bei Dichtern und Mythographen des Alterthums keine 
Spur von einem Kampfe der Löwen mit den Gorgonen zu entdecken. Will 
man daher nicht einen verloren gegangenen Mythus dieses Inhalts voraus- 
setzen, so wird man sich wohl mit dem Gedanken an eine blofse Künstler- 


(') So wenigstens im Abgufs des Museums. Bei Micali mit Zahnreihe, wahrscheinlich falsch. 
Denn eben so ohne Zahnandeutung mit offenem völlig ausgeschnittenem Maule, doch mit weit 
ausgestreckter Zunge, findet sich Medusa auf einem Monument von Bronze ganz in ähnlichem 
Styl, indem die Figur in einen einzigen Löwenfuls sich endet, als Fufsverzierung, aus Chiusi, 
im Antiquarium des Königl. Mus. zu Berlin. Eben so auch auf einigen andern Medusenköpfen 
etrurischen Ursprunges. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 167 


vorstellung der furchtbaren Macht der Gorgonen in diesem Werke begnügen 
müssen, welche ja selbst den Heroen Perseus bewog, mit ihnen den gefähr- 
lichen Kampf zu wagen, aber auch nach der nur unter Minervens und Mer- 
kurs Beistande vollbrachten Ermordung Medusens vor ihnen schnell die Flucht 
zu ergreifen. Was Wunder, wenn diese ihnen angeeignete Macht in der Volks- 
sage sich auf mannigfaltige Weise zu erkennen gab und auch durch siegreiche 
Kämpfe mit Thieren versinnlicht ward, welche man als die stärksten und 
muthvollsten kannte? 

Aber wir dürfen mit allem Recht glauben, in diesem Werke den treuen 
Wiederschein einer der ältesten, vielleicht noch eyklopisch -griechischen Gor- 
gonen- Abbildungen zu erblicken und den Prototypus einer Reihe nachfolgen- 
der Bildungen, der sich mit jedem neu wiederholten Versuche, immer mehr 
in seinen einzelnen Merkmalen ausbildete und in der älteren Kunst bis zum 
vollendeten Ideal des Furchtbar- Scheuslichen sich erhob. — 

2. Das zweite Monument ist ein auf etrurische Weise sehr reich verzier- 
tes, doch viel später entstandenes Giefsgefäfs mit einem Henkel, von schwar- 
zer Erde, beinahe 2 Fufs hoch, mit unten breiterem und sich schärfer aus- 
ladenden Bauch, als oben. An dem Henkel befinden sich erhoben und zwar 
auf dem Rande der Mündung, ein Paar Rotellen, mit Medusenköpfen im 
älteren Styl, welche die Zungen ausrecken, verziert. Derselbe Kopf zeigt 
sich auch auf einem schmalen, koncentrischen Bande an dem kurzen Halse 
angebracht. Alles Bildwerk des Gefäfses ist erhoben gearbeitet, wahrschein- 
lich, wie auf allen ähnlichen, in Formen ausgedrückt und dann mit dem 
Bossirstabe in dem noch weichen Thon ausgearbeitet. 

Das Gefäfs ist bei dem heutigen Chiusi, dem alten Clusium, gefunden 
und schon von Inghirami in seinem Museo Etrusco- Chiusino auf der 33%“ 
und 34°" Tafel, und bei Micali (i.a. W.), Atlas Tav. XXI. abgebildet (') 
und bei dem ersten auf Seite 29 bis 36, bei dem letzteren Tom. Ill. S. 21 
bis 23 erklärt worden; aber freilich auf eine Weise, welche schwerlich die 
Zustimmung irgend eines unbefangenen Archäologen erhalten wird. Es 
würde hier zu weit führen und dennoch nicht der Mühe lohnen, sich auf 
eine Widerlegung beider Herausgeber einzulassen, von denen der eine bei 
seiner vorgefafsten Annahme eines astronomischen Inhalts jenes Reliefs, so 


(') M.s. die darnach kopirte verkleinerte Abbildung auf Taf. I. Fig. 3. zu dieser Abhandl. 
Histor. philol. Abhandl. 1832. % 


168 Levezow über die Entiwickelung des Gorgonen-Ideals 


weit geht, die wahre Bedeutung und den genauesten inneren Zusammenhang 
des Ganzen zu verkennen, dafs er kein Bedenken getragen hat, die ganze 
Vorstellung in zwei besondere, nicht unmittelbar zusammengehörige Dar- 
stellungen zu zerreifsen. Der andere (Micali) verfährt zwar nicht so gewalt- 
sam, verkennt aber nicht desto weniger den wahren Inhalt und Ursprung der 
ganzen Vorstellung, indem er die einzelnen Figuren für Symbole und Genien 
des Todes und der Unterwelt erklärt, das mostro gorgonico zu einem imma- 
gine terrible del gran dio infernale sotto figura d’implacabile divoratore delle 
anime macht, ohne auch nur irgend eine Bedeutung und einen Zusammen- 
hang des Einzelnen zum Ganzen nachgewiesen zu haben. Aber es mögte 
wohl unmöglich sein, mit einem Hinblick auf jene Schilderungen der ältesten 
Dichter in der Gestalt der vierten Figur auf jenem Gefäfse das bestimmte 
Bild einer Gorgone zu verkennen. Steht diefs fest, woran nach allen Merk- 
malen, welche sie an sich trägt, nicht gezweifelt werden kann, so wird es 
auch nicht schwer halten, zumal im Vergleich mit einem andern sehr alten 
griechischen Werke, welches unverkennbar die Enthauptung Medusens durch 
Perseus darstellt, trotz einigen ersichtlichen Abweichungen in dem jetzt in 
Rede stehenden, die Bedeutung der übrigen einzelnen Figuren und die da- 
durch erkennbare Vorstellung des Ganzen zu entwickeln. Nur übersehe 
man nicht, dafs man es hier mit der Nachahmung eines uralten, durch keine 
genaue Charakteristik vollkommen ausgeprägten Kunstwerkes zu thun haben, 
welches daher dem mit griechischen Mythen und griechischer Kunstsprache 
vielleicht nicht hinlänglich vertrauten und durch etrurisch vaterländischen 
Kunststyl und eine eigenthümliche Symbolik gebundenen etrurischen Kopi- 
sten Spielraum genug, theils zu unabsichtlichen Misdeutungen und Abwei- 
chungen vom Charakter des Originals, theils zu absichtlichen, dem Inhalte 
der etrurisch geformten Mythe gemäfsen Abänderungen und Zusätzen übrig 
liefs. Ist man dieser nothwendigen Voraussetzung eingedenk, so kann es 
nicht fehlen in diesem Vasenrelief die zusammenhängende Vorstellung von 
dem ersten Angriff des Perseus auf die Medusa unter dem unmit- 
telbaren Beistande und der Leitung Minervens einerseits und 
Merkurs andererseits zu erblicken. 

Fehlt gleich in den übrigen bekannt gewordenen Abbildungen dieses 
Mythus ein den Perseus begleitender Waffengefährte, so kann es dennoch 
keinen Widerspruch gegen Geist und Sitte des heroischenden Zeitalters ver- 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 169 


rathen, wenn wir in der ersten behelmten und mit zwei Speeren bewaffneten 
Figur unseres Monuments einen solchen Waffenträger des Heroen auf 
seinem gefahrvollen Zuge gewahren; zumal, wenn man bedenkt, dafs der 
Künstler zum Vortheil seiner Komposizion und der Ausfüllung des Raumes 
auf dem Vasenfelde es augenscheinlich bedurfte, sein Bild noch durch eine 
Nebenfigur zu vervollständigen. Aber es verdient auf jeden Fall angemerkt 
zu werden, dafs, wenigstens nach der Zeichnung bei Inghirami, diese 
Figur in einem kleineren Maafse und auch in einem besseren Körperverhält- 
nisse gebildet zu sein scheint, als alle übrigen, was auch auf eine neuere, 
willkührliche Zuthat des späteren Nachahmers jenes älteren griechischen Vor- 
bildes schliefsen lassen kann. Ja, es darf nicht übersehen werden, dafs 
dieselbe Figur, fast als stehender Typus, oft auf ähnlichen etrurisch - chiusi- 
nischen Vasen erscheint (!). 

Dafs die zweite Figur Niemand anders als Minerva ursprünglich habe 
sein können, geht aus ihrer Verbindung mit den übrigen Figuren und der 
ganzen Handlung hervor, in welcher sie zu der folgenden Figur, worin Per- 
seus, an seinem Helm und seinem Schwerdte leicht erkenntlich, begriffen 
ist. Sie lenkt offenbar belehrend, wie bei Apollodorus (xzarsuSwveurns 
av Zeige "ASyv&s), die mit der Harpe bewaffnete Hand des Helden, der des- 
halb zu eigener Sicherheit von dem verderblichen Anblick des Scheusals weis- 
lich seinen Kopf abgewendet hat (@rerrgauueves) und daher der sichern Füh- 
rung seiner Hand Abseiten der Göttin um so mehr bedarf. Von dem Spie- 
gelschilde der späteren Zeit, worin Perseus Medusen erblickt, und welches 
die unmittelbar leitende Hand Minervens ersetzt (?), ist in dieser uralt- 
einfachen Vorstellung noch keine Spur und konnte es auch nicht sein, da 
Minerva hier völlig unbewaffnet erscheint. 

Aber wie, wird man fragen, Minerva in dieser unbewaffneten, mit 
Tunika und fellartig geflecktem Mantel lang bis auf die Fersen verschleierten 
Figur? — Warum nicht? — Auf wie viel Kunstwerken, besonders Vasen- 
gemälden eines sehr alten Styls erscheint sie nicht ohne Waffen, in blofs eng- 
anliegender, oft buntgewürfelter Tunika, höchstens mit behelmtem Haupte? 


(') Mehrmals auf Vasen des Königl. Museums, auch bei Micali i.a. W. Taf. LI. II. 


2 7.N Py3! s>.3 ’ 2 es x ER} > ‚ N Dinner nea rle 
(@) Ka: rerwv eis armıdae Yarzrv, Ör ns Fyv eizove TI Tooyovos EIOAETTEV ERUGAFOWNTEU AUTYU. 


Apollodor a.a. O. — &v ru zerorreu der Scholiast zu Apollon. IV. v. 1515. 


Y2 


170 Lrvezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Wie oft nicht ohne Helm? Und hier in dieser, vielleicht nicht einmal ganz 
verstandenen Nachahmung eines uralten, noch einer vollständigen Charakte- 
ristik entbehrenden Originalbildes sollte die Erscheinung der Göttin in die- 
sem Kostüm ganz befremden? — Wie, wenn diese Figur das ursprünglich 
älteste Bild der etrurischen Minerva wäre? Oder, wenn der etrurische Nach- 
ahmer darin die Göttin ganz verkannt und dabei nur an ein gewöhnliches 
Weib gedacht hätte, welches er in die übliche Tracht einer etrurischen Ma- 
trone zu bekleiden keinen Anstand nehmen zu dürfen glaubte? Aber auch 
hier darf nicht unangemerkt bleiben, dafs eine ganz ähnliche weibliche Figur, 
in demselben Kostüm, zuweilen mit einer bewaffneten männlichen gruppirt, 
oder vor einem Unbewaffneten stehend und die rechte Hand gegen seinen 
Kopf bewegend, indem sie ihn mit der linken angefafst hat, auf ähnlichen 
Gefäfsen von Chiusi und Corneto ersichtlich ist (1). — Was sich der Nach- 
ahmer aber auch immer dabei gedacht haben mag, ihre ursprüngliche Be- 
deutung als Minerva ist für uns unverkennbar und gehört unabweislich in den 
Zusammenhang des ganzen Bildes. 

Aus der nächsten Verbindung der vierten, schon als Gorgone er- 
kannten Figur mit den beiden, als Minerva und Perseus anzuerkennenden 
Figuren, wird jene sich wohl besonders als die Gorgone Medusa darstellen 
müssen, da diese der Hauptgegenstand in dem Unternehmen des Perseus war 
und sie hier auf unserem Gefäfse so recht absichtlich in die Mitte der ganzen 
Komposizion hervortretend vom Künstler mit besonderer Sorgfalt auch als 
Hauptperson behandelt worden ist. Alles stimmt darin mit der uralten Cha- 
rakteristik bei den Dichtern und Apollodorus überein. Nur die stumpfen 
Thierohren an dem ungeheuren Kopf und die vorn auf den Bauch gleich- 
sam nur gelegten Flügel machen allein einen, doch für die Hauptsache 
selbst nicht sehr bedeutenden, Unterschied von andern ächt griechischen 
Monumenten aus. Aber jene Ohren vertragen sich sehr gut mit einer Kopf- 
form, worin das höhere Alterthum das Übergewicht des Thierischen ver- 
langte und auch zu schen gewohnt war. Diese Ohren erscheinen noch an 
zwei Medusenhäuptern auf ächt griechischen Münzen eines höheren Alter- 
thums und an einigen Gorgonen-Masken von gebranntem Thon im älteren 
Styl, von welchen späterhin die Rede sein wird. 


(') So im Königl. Museum und bei Micali (im a. W.) auf Taf. XXT. nr. 8, 9, 10. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 1671 


Was jene Flügel anbetrifft, so waren sie ja nach den ältesten Dichtern 
(doch mit Ausnahme Homer’s, so scheint es,) seit Hesiodus in dem Grade 
eins der Hauptmerkmale der Gorgonen, dafs es vielmehr auffallend erschei- 
nen mufs, sie auch an einem andern, sehr alten Werke noch nicht zu be- 
merken (!). Nur die von griechischer Darstellungsweise ganz abweichende 
Stellung derselben auf dem Bauch scheint der späteren etrurischen Akkom- 
modazion allein anzugehören, findet sich aber auch bei anderen geflügelten 
Gestalten etrurischer Kunst, welche solchen Wesen oft mehr als ein Flügel- 
paar aneignete und in der Wahl der Stelle des Ansatzes niemals verlegen 
war (?). Demnach ist diefs angelegte Flügelpaar nur als eine blofse etruri- 
sche Zuthat und etwas dem griechischen Urbilde gewifs eben so ganz Frem- 
des mit Recht anzusehen, als es in dieser ersten Darstellungsperiode auch 
das Schlangenattribut war, wovon sich aber auch in dieser etrurischen Nach- 
ahmung keine Spur zu erkennen giebt. 

In dieser Gestalt nun ist Medusa selbst noch von dem Schwerdt des 
Heroen unberührt; sie befindet sich in dem angstvollen Moment kurz vor 
ihrer Ermordung, wo sie die herannahende Gefahr erblickt und schrek- 
kenvoll, wie die aufgehobenen Hände und die abwärts gerichtete Bewegung 
der Füfse deutlich bezeugen, ihr zu enteilen sucht. 

Die auf sie folgende gebärtete und an den Schultern geflügelte, fünfte 
Figur, in dem bunt gegitterten Wamms, ist wohl kein anderer als Merkur, 
der dem Perseus ebenfalls zum treuen Wegweiser beigesellte Gefährte (°). 


') Sieheim zweiten Moment dieser Stylgattung die flügellose Medusa auf dem Relief von Selinus. 
y'g 5 5 


(°) Man sche die Beispiele von zwei Flügeln, die vom Bauche an aus dem Untergewande einer 
Figur an einem Sarkophag ähnlichen Gefäls über Brust und Schulter hervorragen bei Inghi- 
rami, Mus. Chiusin. Tav. XXXIH.; von vier Flügeln, welche auf der Mitte des Rückens ange- 
setzt sind, zwei nach oben, zwei nach unten sich krümmende, bei Inghirami, Tav. IV. und 
Mon. etrusch. Taf. XV,4., Micali i.a.W. Taf. XXI,5. Ebendaselbst nr. 3; das Beispiel von 
vier Flügeln, welche eine bekleidete Figur mit beiden Händen vor der Brust hält und sie an die- 
selbe andrückt. An einigen Gorgonen-Köpfen sind sie, nicht, wie bei den späteren griechischen des 
schönen Styls, aus dem Kopfe hervorgewachsen, angebracht, sondern, wie z.B. bei Micali im 
a. W. Taf. CH. nr.9., über den schlichten bis an die Ohren reichenden Haaren in halber Cirkel- 
form, als eine Art Haube gelegt. An einem kleinen Kopfe von Goldblech (ebendas. nr. 13.), 
umgeben sie auf beiden Seiten den Kopf, wie in den Werken der neueren Kunst die Flügel die 
einzelnen Köpfe der Seraphinen. 

(3) “"Eomod zer "ASyväs FeoRe In younevu. Apollodor. a.a.O. vergl. mit Schol. zum 


Apollonius a.a.O. 


172 Lervezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Dafs auch diesem der Kaduceus fehlt und die geflügelten Talaria vermifst 
werden, ist den schon oben bemerkten Mängeln einer sorgfältigen Charakte- 
ristik in dieser uralten Darstellung allein zuzuschreiben. Indessen sind letz- 
tere augenscheinlich durch die aus den Schultern hervorragenden Flügel hin- 
länglich ersetzt, so wie auch der Petasus wohl schwerlich in der knapp an- 
liegenden und den Kopf bedeckenden, runden, helmartigen Kappe verkannt 
werden kann. Die linke, aufgehobene Hand und der gegen die vor den 
Merkur einhergehende sechste Figur gerichtete Blick seiner Augen deuten 
doch offenbar auf einen Gest der Mittheilung, sei es im guten oder bösen 
Sinn, der Warnung oder der Drohung und Abwehr, welcher freilich bei 


8 
der Unvollkommenheit der Zeichnung und der fast gänzlichen Ausdruckslo- 


5 
sigkeit der Gesichtszüge in allen Produkten einer noch rohen Kunst sich 
kaum von einander unterscheiden, höchstens nur aus dem Zusammenhange 
des Ganzen errathen läfst. 

Aber am schwierigsten mögte die Bedeutung der sechsten und letz- 
ten Figur dieses Bildes zu entwickeln sein, welche in derselben Stellung und 
derselben Haltung der Arme, wie bei Merkur, ihren, auf hohem wulstarti- 
gen Nacken ruhenden, scheinbaren Katzenkopf rückwärts gegen den Götter- 
boten wendet. Sie scheint sich vor der ernsten Demonstrazion Merkurs 
furchtsam zurückzuziehen und von zwei Thieren gegen Merkur vertheidigt 
zu werden, von denen das eine, ein kleiner Vogel, unmittelbar vor ihrem 
Kopfe seinen stürzenden Flug drohend gegen Merkur gerichtet hat, das an- 
dere, eine neben ihr stehende Gans, oder ein Schwan, Kopf und Hals feind- 
selig gegen denselben emporreckt. Ist diese Bemerkung richtig, so mögte 
wohl nicht mit Unwahrscheinlichkeit in der sechsten Figur eine der gorgo- 
nischen Schwestern Medusens in einer etwas fremdartigen Maske versteckt 
sein, zu welcher entweder ein Misverständnifs des etrurischen Kopisten, oder 
irgend eine in der von den Etruriern aufgenommenen griechischen Mythe 
damit vorgenommene Modifikazion Veranlassung gegeben haben. Wenn auch 
nicht so grafs und widerwärtig an Ansehn, als die Schwester Medusa, er- 
scheint diese Figur dennoch mit ihrem Thierkopf auf menschlichem Leibe 
immer in monströser und schreckenerregender Gestalt. Und darin kommen 
doch in der Idee alle drei Gorgonen mit einander überein. Dafs sich Me- 
dusa mit ihrem ungeheuren, wuthschnaubenden und höhnenden Anblick vor 
dieser in milderen Formen gebildeten Schwester in unserem Kunstwerke aus- 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 173 


zeichnet, konnte leicht Absicht des Künstlers gewesen sein, um dadurch die 
Vertilgung der ersteren vorzugsweise zu rechtfertigen und in dem Kunst- 
werke selbst hervorzuheben. Vielleicht hat aber auch das im griechischen 
Originalwerke im Profil gezeichnete Gesicht der Gorgone den etrurischen 
Nachahmer irre geführt, und die Wülste, welche bei diesem den Hals der 
Gorgone umgeben, könnten leicht durch die misverstandene, an den Seiten 
des Kopfs herabhangenden Haarmassen entstanden sein, welche sich an dem 
Kopf des griechischen Originalbildes befanden. Oder sollte diese Figur etwa 
auf einen Genius des Orts sich beziehen? Wer will es bei der mangelhaften 
und fremdartigen Charakteristik entscheiden. Was sie aber auch immer sei, 
so wird doch unvermeidlich das Verhältnifs dieser Figur zum Ganzen und 
zur Person Merkurs in der Art zu denken sein, dafs dieser sie von Medusen 
zu trennen und abzuhalten sucht, zu deren Beistande sie herbeigekommen 
war, oder sich erhoben hatte ('). 

Endlich mögte ich in den drei Vögeln, den beiden Gänsen und dem 
herabstürzenden kleineren Vogel, so wie in dem einzelnen Blumenkelche 
auf dem Vasengrunde keine andere Absicht des Künstlers vermuthen, als 
dadurch das Lokal in freier Natur, auf welchem die ganze Begebenheit vor- 
fiel, anzudeuten. Die Gänse, als Wasservögel, können sehr gut die Lage 
des Schauplatzes am Meere bezeichnen; sie sind den Gorgonen, dessen Be- 
wohnerinnen, vertraut und befreundet, und eilen eben so, wie der kleinere 
Vogel, zu ihrer Vertheidigung bei dem Anblicke der feindlich einbrechenden 
Fremden herbei; sie geben überdiefs dem Künstler ein Motiv mehr die dro- 
hende Gefahr für ihre bisherigen Beschützerinnen auszusprechen. — 


(‘) Micali hält diese Figur für gleichbedeutend mit einer ähnlichen, auf einem der perugi- 
nischen Bleche (a. W. Taf. XXXI. nr. 4.). Er legt ihr einen Stierkopf bei, der freilich bei zwei 
deutlich, aufser dem einen Ohr, ausgebildeten Hörnern wohl darin erkannt werden kann, aber 
durch eine lange Mähne sich von jenem unterscheidet. Er sieht darin, da ihm kein Gedanke an 
einen griechischen Ursprung der ganzen Vorstellung und an ein griechisches Vorbild dersel- 
ben beikommt, einen spirito dell’ Amenti. — In welcher Ideen- und Formen -Verwandtschaft 
etwa die Vorstellung eines Medusen- oder Gorgonen -Brustbildes in Relief, im älteren Styl, 
Fragment einer chiusinischen Vase, wo der Kopf an der Stirn sogar mit zwei kleinen auf- 
recht stehenden Hörnern versehen und die Brust mit zwei einander sich ansehenden Pferde- 
köpfen bedeckt ist (bei Micali i. a. W. Taf. CI. nr. 8.), zu dieser gehörnten Figur stehen möge, 
wage ich nicht zu entscheiden. Auf jeden Fall dient es zum Beweise, welche Modifikazionen 
sich die Etrurier mit den ursprünglich griechischen Ideen erlaubt haben. 


174 Levzezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


So hätten wir demnach in diesem etrurischen Vasenrelief die Kopie 
eines uralten griechischen Kunstwerks, entweder eines Vasengemäldes, was 
mir das Wahrscheinlichste zu sein dünkt, oder eines erhoben gearbeiteten 
Werkes, vor uns, welches den unmittelbaren Moment vor der Enthauptung 
Medusens mit noch sehr mangelhafter Charakteristik des Einzelnen Abseiten 
des griechischen Urhebers darstellt und von dem etrurischen Kopisten höchst 
wahrscheinlich aus Misverstand und vielleicht auch durch eigenthümliche 
etrurische Akkommodazion in einzelnen Theilen verändert ward, in welchem 
aber die Charakteristik des ältesten Gorgonen -Ideals in der Medusa in einer 
so grofsen Uebereinstimmung mit den ältesten griechischen Dichtern und mit 
besonders erhaltenen Hauptzügen des ursprünglichen Affenbildes versehen 
sich zu erkennen giebt, dafs wir kein Bedenken tragen dürfen, dasselbe zur 
Grundlage der ganzen sich immer bestimmter entwickelnden Gorgonenbil- 
dung mit an die Spitze aller übrigen Kunstmonumente dieser Gattung zu 
stellen. 

3. Eine, ganz in Bildung des Kopfs und Körpers der eben erklärten Me- 
dusenabbildung ähnliche Darstellung einer einzelnen Medusa, nur in kleine- 
rem Maafse, findet sich an dem Halse eines anderen chiusinischen Gefäfses, 
bei Micali (Atlas zum a. W. auf Taf. CH. nr. 6.) selbst mit den auf dem 


Bauch liegenden Flügeln; offenbar als Einzelnes aus der obigen ganzen Vor- 


5 
stellung herausgenommen. 

4. Bei Inghirami (im angef. Werke, auf der XIX. Tafel) abgebil- 
det (!), eben so wie bei Micali (a. a. O. nr. 7.) erscheint Medusa mit einem 
kurzen, unter dem Bauch gegürteten Wamms bekleidet, auf das rechte Knie 
niedergesunken, indem sie den linken Arm angstvoll in die Höhe hebt. Der 
rechte Arm fällt an der Seite herab. Auch an ihr sind keine Schlangen sicht- 
bar, auch keine Flügel. Auch diese Figur ist offenbar einer gröfseren, voll- 
ständigen Komposizion entnommen und als blofse Verzierung für den Hals 
des Gefäfses benutzt worden, wie diefs häufig der Fall bei Gefäfsen dieser 
Gattung gewesen ist. Dafs das Vorbild derselben gleichfalls griechischen 
Ursprungs war, geht unverkennbar aus dem uralt griechischen Werke hervor, 
zu welchem ich jetzt übergehe und welches den Darstellungen des zweiten 
Moments, nemlich des der Enthauptung Medusens selbst, angehört. 


(') Man sche Taf. I. nr. 4. zu dieser Abhandl. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 175 


B. Zweiter Moment. Die Enthauptung Medusens. 


Es besteht diefs für die Geschichte der griechischen Kunst merkwür- 
dige Werk in einer der ehemaligen Metopen eines der mittlern uralten Tem- 
pel auf der Akropolis zu Selinus, welches unter den Trümmern desselben 
im Jahre 1823 von den beiden englischen Architekten Samuel Angell und 
William Harris entdeckt, zuerst von Pietro Pisani zu Palermo 1825 (') 
in einer kleineren Abbildung, darauf aber von S. Angell und Thomas 
Evans in einem gröfseren Werke zu London, {826 in Fol. (?) und im 
folgenden Jahre auch von zwei französischen Architekten J. Hittorf und 
L. Zanth zu Paris in Fol. herausgegeben (?) und besonders in dem engli- 
schen Werke in sehr getreuen und gröfseren Abbildungen als in dem franzö- 
sischen, bekannt gemacht worden ist (*). 

Ihnen zufolge enthält das, wie die noch vorhandenen Spuren lehren, 
ehemals bemalte und aus drei Figuren bestehende, jetzt aber leider hin und 
wieder etwas beschädigte Relief, die Enthauptung Medusens in der Art, dafs 
Perseus, an den Schultern mit zwei, nur in ovalen Umrissen sehr unvoll- 
kommen angedeuteten Flügeln (°) an den Schultern, einem einfachen Petasus, 
kurzen Stiefeln und einem Schwert ausgerüstet und mit einem knapp anliegen- 
dem Wamms bekleidet, wiederum unter unmittelbarem Beistande Minervens 
mit der linken Hand das Haupt Medusens an der Scheitel gefafst in die Höhe 
zieht und mit dem in der Rechten gehaltenen Schwerdte den Hals der Gor- 
gone durchschneidet. Diese ist auf das rechte Kinn gesunken und umfafst 
schützend mit beiden Armen den eben gebornen und wie sich noch nach 


(') Memoria sulle opere di scultura in Selinunte ultimamente scoperte etc. Sec. Ediz. 
Palermo. in kl. Ato. 

(2) Seulptured Metopes discovered amongst the Ruines of the Temples of the ancient 
city of Selinus in Sieily by PVP. Harry and S. Angell in the year 1823. Described by 
S. Angelland Thomas Evans, Architecis. London. 

() Architecture antique de la Sicile etc. par Hittorfet L.Zanth, architects. Paris. 
1827. gr.Fol. Livr.I-V. 

(*) M.s. die danach gemachte verkleinerte Kopie auf Taf. I. nr.5. zu dieser Abhandl. Auch 
befindet sich eine Abbildung und Beschreibung desselben bei Thiersch Epochen der bild. Kunst 
unter d. Griechen. 2. Ausg. 5.408 folg. und Taf. I. 


(°) Vergl. die Not. (') S.163. 
Histor. philol. Abhandl, 1832. Z 


176 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


einem Bruchstück beurtheilen Jäfst, vormals geflügelten Pegasus (!). Das 
Gesicht ihres grofsen, unförmlich dicken Kopfes ist scheuslich anzuschauen 
mit den starr glotzenden und einem feuerroth gemalten Sterne um desto furcht- 
barer drohenden Augen, dem aufgerissenen Munde, der die fletschenden 
Zahnreihen zeigt, aus welchen oben und unten die langen etwas gekrümmten 
Eckzähne hervorstehen und sich die blökende Zunge bis zum Kinn hinab- 
reckt. Die Stirn ist mit kurzen, runden, gekräuselten Löckchen bedeckt; 
doch zeigen sich schon hinter den Schläfen menschlich geformte Ohren, hin- 
ter welchen bis auf die Schultern in langen gekräuselten Streifen die mäh- 
nenartigen Haarwulste herabfallen (?). So sieht sie auch hier ebenfalls eher 
einem reifsenden Thiere als einem menschlichen Wesen ähnlich, obgleich 
sonst ihr Körper völlig menschlich gebildet erscheint. Die Ohren allein un- 
terscheiden sie von der Bildung des zuerst beschriebenen älteren Monuments 
und lassen daher mit Recht auf eine schon spätere Zeit der Entstehung nach 
diesem schliefsen. Aber eben deshalb, weil auf jenem zweiten chiusinischen 
Gefäfse mit der einzelnen Medusa diese in Hinsicht auf Stellung mit der auf 
dem Selinuntischen Relief so grofse Aehnlichkeit hat, sich aber durch die 
Thierohren als ein nach einem älteren Vorbilde nachgeahmtes Werk zu erken- 
nen giebt, mögte man zu glauben berechtigt werden, dafs auch diesem Relief 
von Selinus noch ein älteres griechisches Werk als Vorbild zum Grunde liege, 
auf welchem Medusa noch mit Thierohren versehen erschien, welche der Si- 
eilianische Künstler indessen, entweder aus eigenem Triebe nach Vermensch- 
lichung des Thierischen, oder nach dem Vorgange eines andern Künstlers in 


(') Dieser kleine Anachronismus, der sich dadurch zu erkennen giebt, dafs Pegasus hier vom 
Künstler schon als geboren eingeführt wird, ehe noch Perseus seine blutige That an Medusen 
vollendet hat, wovon jener erst nach der Mythe nebst Chrysaor die Folge war, darf dem uralten 
Künstler nicht so übelgedeutet werden, bei der wahrscheinlichen Absicht, dadurch den Charakter 
Medusens desto deutlicher zu bezeichnen. Die späteren Künstler haben dies freilich mit mehr 
Besonnenheit vermieden; wie sich weiter ergeben wird. 


(°) Diese Haarwulstbildung ist ganz der Haarlockenform ähnlich, welche sich an den Köpfen 
der beiden Kerkopen bemerklich macht, welche Herkules auf einer andern Metope dieses Tem- 
pels bei den Beinen gefalst und sie in umgekehrter Richtung schwebend in der Luft hält (angef. 
Werk Tab. VIII). Auch auf der folgenden Tafel IX. d.W. zeigen sich als Bruchstücke zwei 
Köpfe, ein männlich behelmter und ein weiblicher unbedeckter Kopf, in derselben unvollkommen 
ausgedrückten Haartracht. Offenbar zum Beweise, dals in dem Zeitalter der Verfertigung aller 
dieser Kunstwerke, die Künstler das gekräuselte Lockenhaar nicht anders zu bilden verstanden. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. Aen7 


dieser Absicht, zu veredlen sich für befugt hielt. Dafs der Medusa auf dem 
Chiusinischen Gefäfse der Pegasus fehlt, den sie auf dem Selinuntischen mit 
mütterlicher Liebe schützend in ihre Arme schliefst, kann dagegen wohl 
nicht als triftiger Einwand angesehen werden; indem der Chiusinische Bild- 
ner sich der einzelnen Figur Medusens nur als blofser Verzierung bediente 
und an der benutzten Stelle des Halses für die Anbringung des Pegasus auch 
nicht der erforderliche Raum vorhanden war. 

Aber das Relief von Selinus ist, wie alles lehrt, Komposizion und 
gezwungene Stellung der Figuren, deren unvollkommene und plumpe Kör- 
perverhältnifse, welche sogar den Charakter des Geschlechts noch unent- 
schieden lassen, der Mangel an besonderem Ausdruck, die ungelenke Hand- 
lungsweise und das ganze, noch höchst einfache und sehr unvollkommen aus- 
gebildete Kostüm, ein Werk der ältesten griechischen Kunst. Seine Ent- 
stehung kann nach den neuesten Bemerkungen eines deutschen Gelehrten, 
nicht mit Unrecht etwa in den Zeitraum zwischen die 40° und 42“ Olym- 
piade, also 610 bis 20 Jahre vor Christus gesetzt werden, innerhalb welches 
Zeitraumes die Erbauung des Tempels selbst nur anzunehmen sein mögte ('). 
Und so hätten wir demnach in diesem Monument die Anzeige des ersten chro- 
nologischen Datums über eine bestimmte Darstellungsform des Gorgonen- 
Ideals im älteren Styl, nach welchem sich die Entstehung anderer, ihm mehr 
oder weniger ähnlichen mit einiger Sicherheit mögte beurtheilen lassen. 

In diese Stylperiode der ältesten Gorgonen- Charakteristik lassen sich 
nunmehr auch alle 

die einzelnen Gorgonen-Köpfe 
versetzen, welche sowohl in Relief, als auch in Vasengemälden, maskenartig 


(') S.Göttling zu Reinganum über Selinus, Hermes. Bd. 33. p. 243 folgd. „die 
Gründung von Selinus fällt nach Thueid. (VI,4) 100 Jahre nach Gründung des hybläischen 
Megara. Diese wird von O. Müller (Dor. 1. S.122) um Olymp. 13 gesetzt, so dals die Grün- 
dung von Selinus in die 38°t° Olymp. fallen würde (S. Dor. II, S.491). Dieser Angabe ist Herr 
Reinganum gefolgt; allein hiernach würde sich die Gründung von Trotilon (01.13, 2), Lamis 
Aufenthalt in Leontini, seine Verbannung, seine Gründung von Thapsos, sein Tod, die Vertrei- 
bung der neuen Kolonisten von Thapsos und die Gründung des hybläischen Megara in zwei Jah- 
ren zusammendrängen, welches sicher zu wenig ist. Zehn Jahre sind das Geringste. Wir 
setzen also die Gründung von Megara ungefähr O1.15,1, die Gründung von Selinunt also um 
01.40,1. Diese Angabe weicht nur wenig ab von der, welche Thiersch (Kunstblatt, 1827. 
Nr.98) zu begründen gesucht hat, der Megaras Gründung 15, 4; Selinunts aber 40, 4 setzt.” — 


Z2 


178 


Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


gebildet, theils in dieser Periode wirklich verfertigt worden, theils später 
viel älteren, in derselben hervorgegangenen Originalen nachgebildet sind. 
Sie können zufolge der ihnen zum Grunde liegenden Idee unter die beiden 
Momente vor der Ermordung Medusens, und dann der Vollziehung des 
Mordes selbst begriffen werden, indem sie dem Charakter des Medusen- 
hauptes auf dem Relief von Selinus mehr oder weniger entsprechen, und das 
Bild der Gorgone, theils wie dort mit noch offenen Augen, theils wie 
anderwärts mit sich schon schliefsenden Augen darstellen. 


Die einzelnen Gorgonen -Köpfe überhaupt (Yeoysıa, Yogyovene) erschei- 


nen als Kunstwerke in den vorhandenen Denkmiälern: 


1) 


) 


3) 


4) 
5) 


als für sich bestehende, gröfsere oder kleinere, maskenartige Reliefab- 
bildungen des Gorgonen-Haupts, einzeln, ohne alle andere Verbindung 
häufig im ältesten und älteren Styl, aber auch nicht selten im neueren, 
theils mit offenen Augen, theils mit sich schliefsenden, endlich auch 
mit ganz geschlossenen. Sie werden als solche gewöhnlich in altgrie- 
chischen, italisch- griechischen und etrurischen Gräbern gefunden. Sie 
bestehen häufig aus gebranntem Thon, zuweilen noch mit Farben bunt 
bemalt; sie finden sich aber auch von anderen Materien, z.B. von Bern- 
stein, Bronze, Stein, besonders von Marmor, diese letzten oft in be- 
deutender Gröfse; selbst in Goldblech getrieben (!); 

auf dieselbe Weise reliefartig und maskenförmig behandelt, aber auf der 
Fläche einer runden Scheibe, oder eines Schildes, mit welcher sie in 
die Wand eingelassen worden zu sein scheinen; 

in Verbindung mit andern Gegenständen und als Verzierung derselben, 
z.B. der Gebäude und der einzelnen Glieder ihrer Ornamente, von 
Aufsen und Innen, der Geräthschaften, der Wäffen und Rüstungen, 
der Gefäfse, in Thon, Stein und Metall, auch von Elfenbein ; 

als Hauptgegenstand auf geschnittenen Steinen, erhoben und vertieft, 
öfter aber erhoben; 


nicht selten auf Münzen des griechischen Alterthums und auf einigen 
wenigen des römischen (?); endlich 


(') S. was die letzten anbetrift Micali a.a.O. Atlas, CH. nr. 11, 12, 13. im florentiner Mu- 
seum, u. Tom. Ill. S.190 der Storia. 


(*) Die Belege vom letzten sehe man bei Rasche Zewic. rei Num. Veterr. s. v. Medusa 
angeführt. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 179 


6) gemalt, sowohl auf den Ueberzug der Wände (!), als auf gebrannten Ge- 
fäfsen, besonders in dem Innern der flacheren Schaalen im älteren Styl. 

Ihrem Kunstcharakter nach gehören sie allen Perioden der alten Kunst 
an und erscheinen daher sowohl in der ältesten, als der älteren und neueren 
Charakteristik. 

Jenes früher erwähnte cyklopische Werk zu Argos, was wahrschein- 
lich nur ein zeb«?y und nichts weiter war, beweist schon den uralten Ge- 
brauch, welchen man von dieser Darstellungsweise machte. Der abgehauene 
Kopf Medusens und dessen Versetzung auf die Aegis Minervens gab wohl zu 
dieser vereinzelten Kopfdarstellung die nächste Veranlassung. Beispiele von 
solchen einzelnen Medusen-Häuptern geben uns die Schriftsteller des Alter- 
thums z.B. Cicero im Cap. 56 der IV. Verr. Rede, wo er das Gorgonis os 
pulcherrimum, crinitum anguibus nennt (also im neuesten Styl), welches 
von Elfenbein sich an dem Thürflügel des Minerven - Tempels zu Syrakus 
befand, welches Verres mit dem übrigen Tempelschmuck raubte, ferner 
Pausanias, Cap. X. B.V. einen goldenen Schild unter der Bildsäule der 
Victoria auf dem Giebel des Jupiter- Tempels zu Olympia, auf welchem die 
Gorgone Medusa (d.i. das Haupt derselben) sich in erhobener Arbeit be- 
fand. — Ein Beispiel von einem ablösbaren Medusenhaupte (73 Tegyoveıev) 
am Schilde der Minerva zu Athen, giebt Plutarch. Themistoel. c.X. 

Daraus ist mit Recht zu schliefsen, dafs alle diese einzelnen Köpfe nur 
allein das Haupt Medusens bezeichnen sollen. Diefs war freilich in der 
frühesten Charakteristik dem der übrigen Gorgonen ähnlich, oder vielmehr 
es gab für alle drei Schwestern nur einen und denselben häfslichen, schrek- 
kenerregenden Typus, das MoguwAuneiov, noguuv der Griechen und manducus 
der Römer (?). 

Der so ausgebreitete, vielfältige und lange dauernde Gebrauch, den 
man von diesen Medusenhäuptern machte, scheint zuerst die Folge von einem 
der alten Welt in solchen Dingen sehr gewöhnlichen Trugschlufse gewesen 
zu sein, nach welchem man die vermeinte mirakulöse Wirkung des ursprüng- 
lichen Gegenstandes, wie hier den Tod bringenden Anblick des Gorgonen- 


(‘) Mehrere im neuesten Styl im Museum zu Neapel unter den Herkulanischen und Pompe- 
janischen Wandgemälden. 

() Festus s.v. manducus: ‚‚magnis malis, late dehiscens, ingentem dentibus 
sonitum edens. 


180 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Hauptes, auch auf die Abbildungen desselben übertrug; wie diefs auch die 
grofse Vervielfältigung der Palladien-Bilder, besonders auf geschnittenen 
Steinen, wohl ohne Zweifel zu erkennen giebt (!). So wie hier die ur- 
sprünglich schützende Kraft des trojanischen Palladiums auch den vielfälti- 
gen Abbildungen desselben inwohnend gedacht und geglaubt wurde; so giebt 
Kritias im Philopatris Lucians (?) dem Tryphon auf dessen Anfrage: wozu 
das Medusenhaupt auf dem Schilde Minervens nütze? in dem gleichen Sinne 
die Antwort: es sei ein Schreckbild und Verwahrungsmittel gegen alle Ge- 
fahren (Hoßegev rı nal Seaua Amorgerrizev rüv dewuv). Weshalb auch Eckhel 
in der Choix des pierres gravdes du Cab. Imper. 5.62. aus der häufigen Beob- 
achtung des Medusenhauptes auf den Schilden der Heroen und Krieger mit 
Recht schliefst, dafs man diefs nachgeahmte Bild als eine an den Tod un- 
fehlbar erinnernde Schreckgestalt für die Feinde angesehen und in Hinsicht 
auf die geschnittenen Steine, welche diefs Haupt darstellen, bemerkt: c’est 
vraisemblement par cette raison, qu’on trowe un si grand nombre des tetes 
de Meduse sur de pierres de toute espece, dessinces la plupart a servir d’Amu- 
lettes (?).” — Man kann sich deshalb auch die Meinung des gelehrten Rei- 
senden Dr. E.D. Clark e’s bei Gelegenheit eines ähnlichen Medusen-Hauptes, 
welches Lord Aberdeen in einem Grabe bei Athen gefunden, wohl gefal- 
len lassen, nach welcher er diese Darstellung geradezu für ein ‚„Memento 
mori, für ein Symbol des Todes der alten griechischen Welt zu erklären, 
kein Bedenken trägt (*). Und so ist es denn auch nicht zu verwundern, in 


(') S. meine Abhdl. Ueber den Raub des Palladiums auf geschn. Steinen des 
Alterthums, Braunschw. 1801. 4. S.73. Vergl. mit Buonaroti Osservazioni sopra aleuni 
Medaglioni antichi, Prooem. p.XIV. in nächster Beziehung auf das Gorgonen-Haupt, und 
Böttiger. Fur. Maske S. 111. 


(?) Opp. T. IM. p.593, c.8. 
(°) M. vergl. Böttigers Not.*) zu der Abhandlung Masken im N. T. Merkur. B.I. S. 348. 


(*) Inden Greek Marbles— deposited in the Festibule of the public Li- 
brary of the Univers. of Cambridge. Cambr. 1809. Appendix, p. 67 folg. u. p. v1. 
Not. a. der Preface. — Aber nach jener kurz zuvor von Eckhel geäusserten Meinung ist es um 
so auffallender, dals er selbst und sein Nachfolger Neumann, jener bei Gelegenheit einiger 
Münzen der Stadt Populonia (in den Numis Veteribus anecdotis zu Tab. I. nr.9, 10, 11. und 
derer vom macedonischen Neapolis (ebend. Tab. V. nr. 14. p.65) endlich derer von Abydus Troa- 
dis (ebend. Tab. XI. nr. 19. S.193 folgd.) das darauf befindliche Gorgonen-Haupt für eine bis 
zum Scheufslichen verzerrte Darstellung bacchischer oder scenischer Larven erklärt; 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 181 


griechischen und etrurischen Gräbern und auf Gefäfsen beider Nazionen nicht 
nur einzelne Köpfe als Symbol des Todes, sondern auch die Vorstellungen 
des gorgonischen Mythus in allen Momenten auf den Urnen und Gefäfsen zu 
finden, welche bei beiden Völkern so häufig den Todten in den Gräbern bei- 
gesellt wurden. — 

Doch genug hierüber als Vorbemerkung zu dieser ganzen Klasse von 
Gorgonen-Bildern und ihrer ursprünglichen Bedeutung, von denen ich jetzt 
nur diejenigen in der Kürze erwähnen will, welche sich zufolge ihres Styl- 
Charakters und dem Merkmal der noch offenen und sich schliefsenden 
Augen an die vollständigen Darstellungen der beiden ersten Momente an- 
schliefsen, von denen ich zuvor gehandelt habe. Sie liegen mir theils in 
den Originalen unmittelbar vor Augen, theils sind sie mir durch treue Ab- 
bildungen bekannt geworden. 

Von den Werken der Plastik zuerst folgende: 
und zwar a) in gebranntem Thon: 

1. Ein Medusen-Haupt mit offenen Augen im ältesten Styl aufeiner her- 
vorspringenden, schildförmigen Verzierung eines Chiusinischen Gefäfses, mit 
ungestalteten, den menschlichen entfernt ähnlichen Ohren; abgebildet bei 
Dorow Foy. Archaeol. dans Vancienne Etrurie (Paris, 1829. in 4.) auf 
Taf. IX. Fig. 2, d. (!) Aehnliche bei Micali a. a.O. CH. nr. 253. 

2. Ein ganz ähnlicher Kopf auf einer abgebrochenen Rotelle, welche auf 
dem Rande eines Chiusinischen Gefäfses stand, von schwarzem Thon; im 
Antiquarium des K. Museums zu Berlin (?). 

Auf beiden Köpfen sind die Haare an der Stirn nur mit einzelnen ge- 
krümmten Löckchen angedeutet, wie auf dem Monument von Selinus, mit 
welchem sie die gröfste Aehnlichkeit haben. 


Neumann aber in seinen Populorr. et Frbb. numis ineditis (Part. I. Tab. V. nr. 1. p. 146 u. 
147) bei Gelegenheit einer ähnlichen Münze, welche er nach Neapolis in Macedon. verweist, mit 
g darüber urtheilt. Nur der damalige Mangel an Gorgonen -Monu- 
menten aller Styl-Gattungen und Formen hat wohl nur allein bei beiden so gelehrten und scharf- 


Eckhel völlig gleichstimmi 


sinnigen Alterthumsforschern diesen Irrthum veranlalst, obgleich eine genauere Erwägung der 
völligen Abweichung der Medusen- Köpfe von den scenischen Masken mit weitgeöffnetem Munde, 
zur Verstärkung der Stimme der Sprechenden, mit dem mit fletschenden Zahnreihen und ausge- 
reckter Zunge geschlossenen Munde jener dieser irrigen Ansicht hätte vorbeugen können. 

(') S.d. Abbild. Taf. I. nr. 6. zu d. Abhandl. 

(?) S.d. Abbild. Taf. I. nr.7. zu dieser Abhandl. 


182 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen - Ideals 


3. Ein gröfseres Fragment desselben Inhalts, auf einem grofsen, runden 
Schilde, welchen ein behelmter und mit einer Lanze bewaffneter Krieger 
vor der Brust hält; bei Dorow Joy. Arch. Taf. XI. Fig. 1.2. (1!) — Die 
zusammenlaufenden Augenbraunen und die vielen Runzeln über der Nasen- 
wurzel sind hier besonders deutlich und für den Ausdruck der thierischen 
Wuth charakteristisch angegeben. 

4. Ein von mehreren, weniger gut erhaltenen, kleineres, für sich beste- 
hendes Antefixum, von gelbröthlichem Thon, etwa 1 Zoll im Durchmesser, 
statt der Haare mit drei hintereinander liegenden Reihen knopfartiger Erhö- 
hungen verschen (?); ebenfalls in der Sammlung der gebr. Thon - Werke des 
Königl. Mus. zu Berlin (°). 

5. Zwölf gröfsere, maskenförmig gebildete Medusen-Häupter, im Königl. 
Antiquar. z. Berlin, aus Unter-Italien herstammend und alle aus derselben 
Form entsprungen, schliefsen sich zunächst, wenngleich in gemilderterem 
Grade des Ausdrucks, jenen zuerst angeführten an (*). Zwei von ihnen 
sind noch bemalt; die Haare lichtblau, an der Stirn mit rothen Konturen 
begränzt; die Ränder der Augenlieder mit schwarzen Linien angedeutet; das 
Gesicht und die Ohren fleischfarben; die Zähne weifs, die Nasenöffnungen, 
die Lippen und die ausgereckte Zunge zinnoberroth; der eine noch mit der 
Farbe erhaltene Augenstern weifs. Die gröfste Breite beträgt 24, Zoll, die 
Höhe desgleichen. Aus den übrigen nicht bemalten und in allen Formen 
scharf ausgedrückten und gut erhaltenen ergeben sich folgende besondere 
Merkmale. Zwei Reihen einfach gekrümmter Löckchen umgeben die kurze 
Stirn. Die Augenbraunen sind scharf hervortretend, die schmalen, wenig 
geöffneten Augenlieder sehr in die Länge gezogen. Die neben den Schläfen 
befindlichen Ohren sind an allen absichtlich geplättscht, ohne gehölte Muschel. 
Der Ausdruck der Augen ist der des erlöschenden Blicks, indem die Augen- 
lieder im Begriff sind, sich ganz zu schliefsen. Die Wangen sind nicht so 


(') N.s. die Abbild. auf Taf. I. Fig. 8. z. d. Abhd. 


(°) Wie an dem Kopfe des Herkules auf dem uralten Relief des brittischen Museum. Speci- 
mens of ancient Sculpture. Dy the Soc. of Dilettant. London. pl. 11. u. Marbles of the 
Brit. Mus. D. pl.7. 


(°) M.s. die Abbild. auf Taf. I. Fig. 9. z. d. Abhdl. 
(*) M.s. d. Abbild. Taf. I. Fig. 10. z. d. Abhdl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 183 


aufgetrieben, als an den zuerst beschriebenen. Aus dem zwar geöffneten, 
aber nicht übertrieben verzerrten Munde ragt die obere Zahnreihe hervor 
und zwischen den grofsen und spitzen Eckzähnen des Ober- und Unterkie- 
fers reckt sich noch die Zunge bis zum Kinn herab. Man sieht auf den ersten 
Blick, dafs dieser Kopf das Gesicht der Medusa zeigt in dem ersten Mo- 
ment des Verscheidens während der Enthauptung und des allmäli- 
gen Zurücksinkens der wuthverzerrten Züge in die natürliche Lage. 

6. Aber mit schon ganz geschlossenen Augen zeigt sich ein ähnliches 
Thondenkmal, welches Caylus im Recueil d’Antig. Tom.U. auf Taf. XXV1. 
unter Nr. 1. hat abbilden lassen, welches seiner Angabe nach (pag. 80. a. a. O.) 
in Herkulanum gefunden war, er aber dessenungeachtet fälschlich für ein 
etrurisches Werk erklärt und für eine dunkle allegorische Darstellung; indem 
er meint, dafs die ausgereckte Zunge bei den Alten wohl nicht dieselbe Be- 
deutung des Spotts (irrision) und der Unanständigkeit (indecance) gehabt 
haben mögte, wie bei uns heut zu Tage. 

7. 8. Zwei runde, schildförmige Werke von gebranntem Thon, welche 
beide aus einer und derselben Form hervorgegangen sind und zum Einfügen 
bestimmt waren, wie die dazu eingerichteten Rückseiten deutlich zeigen, mögen 
mit einem ähnlichen dritten diese Reihe von Thonwerken schliefsen (!). 

Jene beiden Werke halter 8 Rhl. Zoll im Durchmesser. Ein 4% Zoll 
breites und 5 Zoll hohes Antlitz der Medusa im alten Styl nimmt die Mitte 
des runden Feldes ein. Zwei Reihen knopfartiger Erhöhungen statt der 
Haare bedecken die Scheitel und umgeben die kurze Stirn. Die Augen 
sind fast ganz geschlossen, die Wangen aufgetrieben, die Nase ins Breite 
gezogen, runde thierisch geformte Ohren an den Schläfen. Der breite Mund 
ist geöffnet mit sichtbarer oberer Zahnreihe, unter welcher die breite Zunge 
bis zum Kinn hinabreicht, zwischen mäfsig längeren Eckzähnen des Ober- 
und Unterkiefers. 

Aber als ein neues Merkmal umgeben den ganzen Umfang des Kopfs 
aufrechtstehend auf den gekrümmten Schwänzen zwanzig kleine 
Nattern, deren dicke Köpfe mit aufgerissenem Rachen bis an den Rand 
des Schildes ragen. Sind sie etwa eine Versinnlichung jenes Hesiodischen 
Zuges: 


(') M.s. die Abbild. auf Taf. I. Fig: 11. z. d. Abhdl. 
Histor, philol. Abhandl. 1832. Aa 


184 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


FI \ Var A ‚ 
ert de deworr FuoyVors 


’ BANG 67 ’ ’ 
Topysioıs Edoveiro WEIS eos —_ 3 


Beide Denkmäler befinden sich im Antiquar. d. K. Mus. zu Berlin aus der 
v. Kollerschen Sammlung. 

9. Ein drittes ähnliches, aber am oberen Rande etwas beschädigtes Mo- 
nument des Antigq. d. K. Mus. aus der v. Minutolischen Samml. enthält 
eine ähnliche Vorstellung, doch mit einigen Verschiedenheiten (?). Der 
geöffnete Mund ist mit acht langen Zähnen ausgefüllt; aber die Zunge ist 
nicht ausgereckt; zehn noch sichtbare Nattern, aber nicht mit aufge- 
sperrten Rachen, umgeben den ganzen Umrifs des Kopfs; von fünf andern 
haben sich die Spuren erhalten. Das Ganze hält 8% Zoll im Durchm., das 
Gesicht 5%, Zoll breit und hoch (°). 

Die neue Umgebung des Kopfs mit kleinen, doch nicht unmittelbar 
damit verbundenen, völlig gleichförmigen Nattern scheint der erste einfache 
Versuch der Schlangenverbindung mit der Medusa in der bildenden Kunst 
gewesen zu sein, welche die spätere Kunst furchtbar und zierlich zugleich 
damit unmittelbar zu verflechten verstand. Ein bald anzuführendes Denk- 
mal einer andern Gattung wird uns ganz augenscheinlich belehren, dafs hier 
an keine unmittelbare, nur etwa ungeschickt bewirkte Schlangenverbindung 
mit den Haaren zu denken sei. 

d) Auf Münzen 
zeigt sich die älteste Charakteristik des Medusenhaupts auch mehrentheils 
nur auf den ältesten Denkmälern griechischer Münzkunst, welche auf der 
Rückseite noch ohne Gepräge und nur mit dem guadratum incusum, oft mit 
dem noch sehr rohen, ältesten, bezeichnet sind. Nur auf einigen wenigen zeigt 
sich der Medusenkopf schon in dem guadratum incusum der Rückseite, welche 
Prägungsart der mit rohem, bildlosen Quadrat bekanntlich am nächsten steht. 
Sie sind alle, bis auf eine goldene, von Silber und finden sich nur auf Mün- 
zen von dritter Gröfse an bis zu den kleinsten, nur 10, höchstens 10; Gran 
an Gewicht betragenden. 


(') Scut. Herc. v.236, 237. = 
(?) M.s.d. Abbild. auf Taf. I. Fig. 12. z. d. Abhdl. 


(°) Ein ähnliches Monument etrurischen Ursprunges auf einem Fragment von Bronze im Be- 
sitz des Fürsten von Canino, bei Micali im a. W. Atlas, Taf. CH. nr. 15. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 185 


Da sie aller schriftlichen Bezeichnung entbehren, so mufs eine be- 
stimmte Hinweisung auf eine namhafte Stadt immer als sehr misslich, wenig- 
stens bis jetzt noch als sehr problematisch angesehen werden. Nichts desto- 
weniger haben einige Numismatiker ihnen hin und wieder bestimmte Geburts- 
städte angewiesen, nach scheinbarer Maafsgabe einiger anderer Städtemünzen, 
auf welchen sich Medusenhäupter, freilich eines späteren Styls, zeigen und 
welche entweder mit den Anfangssylben von Städtenamen, oder auch wohl 
mit den vollständigen Namen derselben versehen sind. Diefs sind Münzen 
von Populonia in Etrurien, Camarina in Sicilien, Mazara in Sicilien mit 
der punischen Inschrift MSRA; Neapolis in Macedonien, Olbia im euro- 
päischen Sarmatien, der Insel Achillea bei Sarmatien gelegen, Coronea 
Böotiens, Abydos in Troas, Parium in Mysien und einiger anderer noch 
nicht völlig bestimmt ausgemittelter Städte. 

Ich begnüge mich hier zuerst folgende als Denkmäler eines zwar sehr 
alten, aber noch ungewissen Ursprungs anzuführen, in deren Medusen- 
häuptern wohl so ziemlich die Grundzüge der ältesten und älteren Charakte- 
ristik, die sich auf allen übrigen Münzen dieses Inhalts finden, vereinigt dar- 
stellen mögten. 

1. Eine Silbermünze vierter Gröfse, 2 Drachm. 148 Gran schwer, in 
der Münzsammlung des Königl. Antiquar. zu Berlin, sehr ähnlich der von 
Mionnet im Tom. VII. Recuel des Planches, auf Tab. XL, nr. 5, und 
Tab. XLI, nr. 1. abgebildeten. Sie war mit mehreren andern ihr ähnlichen, 
aber sehr kleinen, und noch anderen ebenfalls sehr kleinen griechischen 
Münzen in Preussen zusammen gefunden worden (!). Auf der Vorderseite 
zeigt sich der Kopf der Medusa, welche auf der Scheitel mit kleinen Ein- 
schnitten statt der Haare bedeckt ist. Die Seitenlocken fehlen; die Zunge 
scheint, so viel sich erkennen läfst, gleichfalls zu fehlen. Der Ausdruck 
ist grinsend und höhnend, doch scheinen die Augenlieder im Begriff sich 
zu schliefsen. Auf der Rückseite ein sehr rohes guadratum inceusum. Mion- 
net vermuthet einen athenischen Ursprung, wozu aber wenig Grund vor- 
handen ist. 

2. Silbermünze im Königl. Franz. Cabinet, 3" Gröfse, von Mionnet 
im Suppl. T. I. Pl. VO. unter Nr. 5. und von Neumann Popull. et Resg. 


(') M.s. d. Abbild. Taf. II. Fig. 13. z. d. Abhdl. — Eine nähere Untersuchung dieses merk- 
würdigen Fundes behalte ich mir zu einer andern Zeit mitzutheilen vor. 
Aa2 


186 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Num. Fett. ined. Tom.1I. Tab.\V. nr. 1. zu Seite 146 u. 147 abgebildet und 
von Becker mit grofser Geschicklichkeit bis zu einem hohen Grade von 
Täuschung nachgeahmt (!). 

Zeichnung und Charakteristik des Originals geben eine grofse Sorgfalt 
des älteren Künstlers zu erkennen. Das ganze furchtbare Antlitz stellt sich 
in hohem Relief dar. Die Scheitel ist mit geradelinigten nach der Stirn zu 
gekämmten Haaren bedeckt, die sich an der Stirn in acht flachen, knopf- 
artigen Erhöhungen, als Löckchen, enden. Die Augenbraunen laufen über 
der Nasenwurzel zusammen, welche mit drei horizontal zusammengekniffe- 
nen Falten belegt ist; daran schliefst sich die breite geplättschte Nase an. 
Aufgetriebene Wangen umgeben den geöffneten Mund, aus welchem eine 
Doppelreihe furchtbarer Zähne mit langen Eckzähnen hervorragt. Zwischen 
sie reckt sich bis zum Kinn höhnend die lange Zunge. Die Ohren sind men- 
schenähnlich. Auf der Rückseite ein quadratum incusum quadripartitum 
schon sehr symmetrisch gebildet. Die Münze ist dem Style nach zu urthei- 
len ein viel späteres Produkt, als die zuerst erwähnte. Neumann und 
Mionnet weisen ihr, trotz dem Mangel jeder epigraphischen Bezeichnung, 
nach Maafsgabe einiger späteren Münzen mit dem Medusenhaupt und der 
Bezeichnung NEON, Neapolis in Macedonien zur Geburtsstätte an. 

3. 4. Zwei andere Münzen im älteren Styl: 

eine silberne bei Pellerin (Med. d. Peupl. et d. Vill. Tom.]. Pl.17. nr. 15) 
abgebildet (*), auf der Vorderseite eine Chimära enthaltend, auf der Rück- 
seite in einem quadratum incusum den Kopf der Medusa mit Thierohren 
und von kleinen aufrecht stehenden Schlangen umgeben, wie auf den be- 
schriebenen schildförmigen Thonreliefs; selbst mit Spuren des Bartes am 
Kinn; ohne Beischrift; doch von Pellerin des Chimära-Bildes wegen der 
Stadt Korinth zugetheilt; 

die andere eine goldene, ähnliche, ebenfalls ein Medusenhaupt mit Thier- 
ohren, doch ohne Bart, aber von kleinen aufrecht stehenden Nattern um- 
geben; auf der Rückseite mit einem vertieft eingeprägten Herkuleskopf statt 
des Quadrats, im Museum Hunterianum, Numi incerti, Tab. 66. nr. vır. vorge- 
stellt und bei Mionnet Recueil des Planches Pl. LIX. nr. 12. (°) 


(') M.s.d. Abbild. Taf. II. Fig.14. z. d. Abhdl. 
(2) M.s. d. Abbild. Taf. I. Fig. 15. z. d. Abhdl. 
©) M.s.d. Abbild. Taf. I. Fig. 16. z. d. Abhdl. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 187 


Beide Münzen stellen uns zwei Denkmäler der älteren griechischen 
Münzkunst dar, auf welchen sich nur bis jetzt, wenigstens allein noch er- 
sichtlich, der älteste thierische Typus mit den stumpfen Thierohren, der 
schon sich annähernden Schlangenverbindung durch die umgebenden Nat- 
tern und auf der silbernen sogar der auf den Vasenbildern allein nur erschei- 
nende Bart, übertragen hat. 

5. Eine andere Silber-Münze von Abydos in Troas (Mus. Hunter. Tab.1. 
nr.xı.) stellt noch deutlicher als jene oben beschriebenen die um den Kopf 
aufrecht stehenden Nattern mit aufgesperrtem Rachen vor, vollkommen de- 
nen ähnlich, welche sich auf den Thonreliefs unter No. 7. und 8. beschrie- 
benen finden (!). 

c) In andern Materialien geschnitzt und zwar 

in Bernstein 
ein halbrund gearbeitetes Medusenhaupt in diesem Material von dunkler 
Farbe, in einem Grabe bei Armentum in Basilicata mit ähnlichen Bernstein- 
Gebilden gefunden, jetzt im Antiquarium des K. Mus. in Berlin, 1% Zoll 
hoch und 1% Zoll breit (?). Der Styl, worin dieses Denkmal gearbeitet ist, 
kommt dem jenes Medusenhauptes auf dem getriebenen Blech von Perugia 
sehr nahe. Die Haare sind durch Einschnitte angedeutet und fallen bis in 
den Nacken, wo sie scharf abgeschnitten erscheinen, hinab. Die Stirn ist 
mit einem breiten Diadem umgeben. Die Nase ist breit geplättscht; die 
Ohren aber und die Zähne fehlen ganz; die Zunge ist sehr breit. Augen- 
lieder und Lippenränder sind sehr scharf und grob ausgedrückt. Das Werk 
ist gewifs von sehr hohem Alterthum und wahrscheinlich als Amulet getragen 
worden, da ein der Breite nach durchbohrtes Loch anzeigt, dafs eine Schnur 
durchgezogen war, um es damit am Halse zu befestigen. — Noch ein ähnliches 
kleineres im Antiquarium des Königl. Museums. — 

Ich komme jetzt zu den Gorgonen-Köpfen in den Werken der Ma- 
lerei und zwar zunächst 

d) auf den bemalten Thongefäfsen. 

Hier stellen sie sich am ausgezeichnetsten und im gröfseren Maafsstabe dar 
auf dem innern Boden der flachen, auf zierlichem Fufse ruhenden Schaalen 


(‘) M.s.d. Abbild. Taf.. Fig. 17. z. d. Abhdl. 
(2) M.s.d. Abbild. Taf.Il. Fig. 18. z. d. Abhdl. 


188 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


von feinem Thon und sorgfältiger Fabrik, vielleicht Nolas, vielleicht auch 
Athens, vielleicht auch zum Theil in Etrurien von einer aus Griechenland 
ausgegangenen Kolonie, mit Malereien des älteren griechischen Styls schwarz, 
mit bunten Farben gemischt, auf röthlich-gelbem und auf weifsem Grunde 
verziert. 

1. Das Antiquarium des Königl. Mus. besitzt deren fünf, drei gröfsere 
und zwei kleinere gehenkelte, von derselben Fabrik, in demselben Styl und 
gröfstentheils mit derselben Charakteristik bemalt, worin diese Gorgonen- 
Masken fast alle auf dieselbe Weise vorgestellt sind. Sie sind in Etrurien 
entdeckt und aus Gräbern von Corneto und Ponte dell’ Abbadia gezogen 
worden (!). 

Der thierische, affenähnliche Charakter dieser Kopf- und Gesichts- 
bildung tritt auf keinem andern Monumente dieses Inhalts so deutlich her- 
vor, als auf diesen Vasengemälden. Man sollte glauben, mit Sicherheit die 
Affenart nachweisen zu können, welche zum Vorbilde gedient haben mag. 
Schwarze Haarmassen, welche den Kopf umgeben, offene, schwarze, starre 
Augen, affenmäfsig gekniffene Augenbraunen und gerunzelte Stirnmuskeln, 
eine geplättschte und gekräuselte Nase, ein grinsendes Maul mit fletschenden 
Zähnen, eine ausgereckte dunkelrothe Zunge, doch ein schon mehr mensch- 
lich gebildetes Ohr bei den gröfseren, sind auf das Bestimmteste dargestellt. 
Was sie aber vor allen andern am meisten auszeichnet, ist bei dem gröfsten 
Theile derselben das mit einem zottigenschwarzen Bart besetzte Kinn. 

Da die Gorgonen alle weiblichen Geschlechts waren, so mögte es auf- 
fallend erscheinen, dafs man hier der Medusa den Bart beigegeben hat. Es 
ist wohl in keiner anderen Absicht geschehen, als um das Thierische, Furcht- 
bare ihres Ansehens desto mehr zu verstärken, wenn man nicht die nächste 
Grundlage ihres Ideals in einer bestimmten, bärtigen Affenart annehmen 
will. ‚Indessen verdient hierbei bemerkt zu werden, dafs von zwei gemalten 
Darstellungen der Echidna auf zwei älteren Gefäfsen des hiesigen Antiqua- 
riums, das eine dieser ja auch weiblichen Ungeheuer auf dem in Etrurien 
gefundenen Gefäfse mit einem spitzen Bart am Kinn, die andere aber auf 


(') M.s. die Abbildungen von einer der gröfseren und einer der kleineren Schaalen auf Taf. Il. 
Figg. 19 u. 20. z. d. Abhdl. — Ein ähnliches, die Haare blau und schwarz, auch die Zunge blau ge- 
malt und ein anderes mit einigen Verschiedenheiten bei Micali i.a. W. Atlas Taf. CH. nr. 1 u. 10. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der dlten. 189 


den bei Nola gefundenen ohne denselben dargestellt ist. So träte demnach 
auch hier der zottige Bart eben so gut, wie auf jener früher beschriebenen 
Silber-Münze von Korinth, als ein neues charakteristisches Merkmal des 
ältesten Gorgonen-Ideals hinzu, das sich auch wahrscheinlich an gröfseren 
plastischen Darstellungen gefunden haben wird, da diese gewöhnlich den 
Stempelschneidern zu Vorbildern dienten. 

Dagegen fehlen aber auch hier, wie an allen ältesten Abbildungen der 
Medusa, die Schlangen. 

2. Vor allen aber bis jetzt entdeckten Vasengemälden dieses Inhalts als 
das furchtbarste zeigt sich das Medusenhaupt oberhalb der Vorderseite des 
Bauchs einer grofsen dreihenkeligen Urne, bei Corneto gefunden, welche 
sich gegenwärtig in der Sammlung des Duc de Blacas in Paris befindet 
und von Hrn. Panoffka in dem Musee Blacas (Paris, 1830. in Imp. Fol.) 
Tom.I. Pl.x. in einer Abbildung herausgegeben und S. 30-34 beschrieben 
worden ist (!). Die gegebene kolorirte Zeichnung scheint das Bild in der 
Gröfse des Originals darzustellen. Ihr zufolge zeigt sich das furchtbare Haupt 
ebenfalls über der kurzen Stirn mit einem schwarzen, aber kurz wolligten 
Haar bedeckt. Die Stirn ist mit Runzeln stark gefurcht; die hochgezogenen, 
offenen Augen sind an den Augenliedern mit Haaren rings besetzt; die Ohren 
sind klein, aber doch menschlich gebildet, die Ohrläppchen durch zwei knopf- 
artige Buckeln bedeckt (?). Die Nase ist sehr stumpf und breit geplättscht; 
das grinsend aufgerissene Maul starrt mit zwei Reihen schneeweifser Zähne. 
Die Eckzähne des Ober- und Unterkiefers sind wie Schweinshauer gekrümmt, 
aufserordentlich lang und zugespitzt. Dazwischen reicht die breite dunkel- 
rothe Zunge, wie bei allen, bis zum Kinn hinab. Ein Bart, wie auf dem 
vorigen, ist nicht sichtbar. 

Diefs ganze furchtbare Haupt ist von einem schmalen gelben Ringe 
umgeben, auf dessen Umkreis sich auf ihren Schwänzen achtundzwanzig 
stehende, kleine Nattern, mit aufgesperrten Rachen erheben. Diese Schlan- 


genumgebung ist schr merkwürdig, weil der Ring, auf welchem sie stehen, 


(') M.s. die danach kopirte kleine Abbild. auf Taf. I. Fig. 21. z. d. Abhdl. 


(*) Ein Medusenkopf, 1% Zoll hoch und 1%; Zoll breit, in der älteren Charakteristik, am unte 
ren Ende eines zierlich gearbeiteien Gefäflshenkels in der Bronzen- Sammlung des verst. Hofraths 


Becker zu Homburg, zeigt ebenfalls diesen Ohrschmuck. S. Taf. II. nr. 22. zu dieser Abhdl. 


0? 


190 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


dieselben ganz deutlich von dem Haupte selbst absondert und sie nur als eine 
mittelbar äussere Zuthat, gleichsam als einen Rahmen oder Nimbus, zu er- 
kennen giebt, womit das Gesicht der Gorgone eingefafst ist, um den Aus- 
druck des Grauens zu verstärken. Sie klärt daher vollkommen die Bedeu- 
tung der in den angeführten Thonmonumenten (unter Nr. 7, 8 u. 9) und auf 
den Münzen (unter Nr. 3, 4, 5) bemerkten, ähnlichen Schlangen -Stellung 
und Verbindung auf und zeigt augenscheinlich, dafs man bei dieser Darstel- 
lungsweise die Schlangen noch nicht als unmittelbar mit dem Haar der Gor- 
gone verflochten, oder daraus hervorgewachsen, dachte. 

Schliefslich mag hier als Stoff zu mancherlei Deutungen und Kon- 
jecturen über nähere oder fernere Verwandtschaft mit griechischer Mythik 
und Kunst noch des förmlich ausgebildeten Gorgonen -Hauptes Erwähnung 
geschehen, welches Hr. Alexander von Humboldt in seiner Yoyage 
I. Part. Relat. histor., Atlas pitor. fol.23. in einer trefflichen Abbildung, 
auf einem Relief von Basalt, einen Mexikanischen Kalender vorstellend und 
in der Mitte desselben befindlich mitgetheilt und in dem Werke selbst in 
einer scharfsinnigen und umfassenden Entwickelung des Mexikanischen Ka- 
lenders für ein Bild, oder Symbol der Sonne bei den Mexikanern erklärt 
hat (!). Gewifs um so merkwürdiger, da spätere Griechen in dem Gorgonen- 
Haupte ein Bild des Mondes erblicken zu können, Grund zu haben glaub- 
ten (?), ja auf geschnittenen Steinen (?) und griechischen Münzen (*) sich 
Beispiele des Medusenhaupts vom Thierkreise umgeben finden. 

Ich gehe wiederum zur näheren Betrachtung der gröfseren Denkmäler 
der nun folgenden Momente über. 


(') M.s. die verklein. Abbildung auf Taf. II. nr. 36. zu dieser Abhandl. 


(*) Clemens Alexandr. Strom. I.V.p.675, vergl. mit Eckhels Bemerkungen zu den 
Münzen von Populonium in Etrurien, Numm. Fett. Anecd. P.I. S.14-16. 


(°) Mariette Traite des pierres gravdces. Tom.I. nr.35. Ein Abdruck bei Lippert 
Taus. 1. 25. 


(*) Haym Thes. Brittan. T.D. Taf.43. nr.6., auf einer Münze von Aegä in Cilicien, aber 
wohl zu merken, unter Valerian geprägt, vergl. mit Eckhels Bemerkung, Doctr. Num. 
P.T. Vol.3. p.37. z. d. Münze. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 191 


C. Dritter Moment. Medusa unmittelbar nach ihrer 
Enthauptung. 


Dieser Moment findet sich auf einer zweihenkligen, 15 Zoll hohen 
Vase (Zanghella) in altattischer Form, in Etrurien bei Vulci gefunden und 
aus der Sammlung Candelori in Rom in das Museum zu München überge- 
gangen. Mir ist durch die Güte des Herrn Professors Gerhard in Rom 
davon eine genaue Durchzeichnung zugekommen. Ihr zufolge nimmt die 
eine Seite der Vase folgende Vorstellung ein mit schwarzen, aber mit weifs 
und roth untermischten, Figuren auf gelben Grunde (!). — 

Medusa mit eben enthauptetem blutigen Halse ist mit ausgestreckten 
Armen im Begriff auf das rechte Knie zu sinken. Ein Wamms mit Aermeln, 
die den Oberarm bedecken, bekleidet die Brust und den Unterleib vom Halse 
bis zu den Hüften. Um Hüften und Schaam ist eine Art Schurz geschlagen. 
Beide Kleidungsstücke sind bunt mit weilsen und rothen Flecken betüpfelt. 
Die Füfse sind mit kurzen Halbstiefeln (Kothurnen) angethan, von denen 
sich vorne eine gekrümmte Lasche abbiegt. Zwei grofse Flügel ragen 
aus den Schultern hervor. Von Schlangen keine Spur. Neben ihr linker- 
hand eilt Perseus, mit spitzem Kinnbart, eben so bekleidet wie Medusa, 
aber auf dem Kopfe den Petasus tragend, von welchem sich eine lange 
spitze Krempe nach vorn hervorstreckt, davon. An den Füfsen ist er mit 
ähnlichen Stiefeln bekleidet, wie Medusa. In der rechten Hand hält er das 
nach unten gerichtete, etwas gekrümmte Schwert. Ueber dem linken auf- 
gehobenen Arm hängt an Riemen die lederne Tasche herab, worin er schon 
das Haupt Medusens gesteckt hat, welches daher nicht sichtbar ist. Die 
Fülse sind im Luftschritt ausgespreitzt. 

Auf der andern Seite neben Medusen Minerva mit unbedecktem, blofs 
mit einem Stirnbande geschmückten Haupt, in langer weifs und roth gefleck- 
ter Tunika mit halben Aermeln und darüber geworfener Aegis, deren Rand 
mit Schlangen und Zotten besetzt ist. Diese hält sie mit der linken Hand, 
an Schildes Statt, um sich zu schirmen gegen Medusen in die Höhe. In der 
rechten Hand trägt sie die Lanze. 


C') N. s. die verkleinerte Abbild. auf Taf. II. Fig. 23. z. d. Abhdl. — Auch abgebildet bei Mi- 
cali (i.a.W.) Atlas Taf. LXXXVIIL, 5. 


Histor. philol. 4bhandl. 1832. Bb 


192 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Die Hinterwand der Scene ist mit Laubzweigen bemalt. 

Der Styl in diesem Gemälde ist der älteste der griechischen Vasen- 
malerei, mit stehendem Typus in der Zeichnung der Formen, ohne allen 
besonderen physiognomischen Ausdruck und mit allen Inkorrektheiten und 
Mängeln in der Zeichnung, wie er sich noch bei dem Mangel an richtiger 
Auffassungsgabe der Natur und hinlänglicher Uebung in der Darstellungs- 
weise in allen Kunstanfängen zu zeigen pflegt (!). 

Die andere Seite ist mit einer Vorstellung, welche auf Aeneas und 
Anchises Bezug hat, bemalt, in demselben Styl, welche ich indessen hier 
übergehe (?). 

Wenn uns diefs Monument, aufser dafs es eine wichtige Lücke in der 
Reihenfolge der Momente unseres Gorgonen-Cyklus ausfüllt, zwar kein 
besonderes Merkmal in der Charakteristik des Medusenhaupts, weil es ganz 
fehlt, darbietet; so stellt es doch die mit Flügeln begabte und mit Ko- 
thurnen bekleidete Medusa zuerst vor, wodurch zugleich dessen spätere 
Entstehung, als die der zuvor aufgeführten Denkmäler ungeflügelter Gorgo- 
nen, wohl mit Recht vermuthet werden kann. 

Aber über diese neue Erscheinung der Flügel an den Gorgonen werde 
ich einige nähere Bemerkungen bei der Beschreibung der Vorstellungen des 
nun folgenden Moments anknüpfen. 


(') Dieselbe Scene, doch ohne Minerva, auch auf einem nolanischen Gefälse in der Samnıl. 
Blacas in Paris (bei Panofka Musce Blacas Pl.XIL.), aber im neueren Styl, mit rothen Figuren 
auf schwarzem Grunde. Medusa nach abgehauenem Kopfe ist im Moment zur Erde zu sinken, 
indem noch ein Strom von Blut aus dem Halse stürzt. Sie ist mit zwei grolsen Flügeln, und 
einer hoch aufgeschürzten, ärmellosen Tunika, unter dem Bauch gegürtet, vorgestellt. Die 
Formen ihres Körpers sind jugendlich schlank. Vor ihr eilt Perseus, in sehr jugendlicher, fast 
knabenhafter Gestalt, mit dem schon in der Kibisis verborgenen Haupte, welche er über den 
linken Arm gehängt hat und mit derselben Hand hält, weiten Flügelschrittes davon. Sein Haupt 
ist mit dem geflügelten Petasus in der Helmform bedeckt, der Körper mit einer kurzen, hoch 
aufgeschürzten Tunika; in der rechten Hand hält er die Harpe; die Fülse sind mit den geflügel- 
ten Halbstiefeln bekleidet. Oberhalb neben dem Kopf: IEPXSEY KAAOXY. — Fabrik und Styl 
nöthigen den Ursprung dieses Gefälses in die Periode des schönen Styls zu versetzen. 


(°) M.s. die Abbild. davon bei Micali i.a. W. Taf. LXXX VII. 5. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 193 


D. Vierter Moment. Die Verfolgung des Perseus durch die beiden 
gorgonischen Schwestern nach der Enthauptung Medusens. 


enes neue, kurz zuvor angezeig erkmal in Erweiterung des Gor- 
J sk gezeigte Merkmal in E t g des Go 
gonen-Ideals in der älteren Stylperiode der bildenden Kunst stellt sich uns 
in dem Moment der Verfolgung des Perseus nach der Enthauptung Medusens 
n drei Gorgonen ganz entschieden dar. o viel ich weils ist dieser 
an allen drei Gorg g tschied | S l ict [s ist diese 
Moment nur allein noch vollständig auf einem altgriechischen Gefäfse im 
ntiquarium des Königl. Mus. zu Berlin dargestellt. er wir haben diesen 
Antiq des Königl. M Berlin dargestellt. Ab haben d 
Gegenstand schon auf dem herakleischen Schilde bei Hesiodus in dessen 
poetischer Schilderung von dem darauf befindlichen Bildwerke erblickt. 
Ebenfalls erzählt uns Pausanias, dafs er an dem uralten, sogenannten 
Kasten des Kypselus, dem durch eingelestes Bildwerk kunstreichen Weih- 
JE D geiles 
geschenk der Kypseliden zu Olympia, auch eine Vorstellung der geflügelten 
Gorgonen, welche den Perseus verfolgen, mit beigeschriebenem Namen des 
fo) ’ Or oO 
Heroen gesehen habe ('). 
Dafs der Perieget hier ausdrücklich der geflügelien Gorgonen er- 
5 5 5 
wähnt, worauf schon Heyne (?) aufmerksam machen zu müssen glaubte, 
mögte zu vermuthen Veranlassung geben, dafs er unter allen uralten Dar- 
stellungen desselben in dieser zuerst die Gorgonen geflügelt angetroffen, 
da er doch in seinen Beschreibungen der Kunstwerke mit Anführung solcher 
Nebenumstände, die ihm und seinen Lesern von Hause aus bekannt waren 
’ ’ 
sehr zu kargen pflest, und er hier zur näheren Charakteristik der Vorstel- 
gen pllest, 
lung auch nichts mehr hinzusetzt. Auch ihm waren daher schon ältere Vor- 
stellungen der noch ungeflügelten Gorgonen als gewöhnlich bekannt. 
Der Moment der Verfolgung des Perseus von Seiten der Gorgonen 
war es wohl zunächst, welcher zur Verbindung der Flügel mit ihren Gestal- 


ten Veranlassung gegeben hatte. Da Merkur und Perseus ihre Flucht mit 


Hülfe ihrer remigia alarum durch die Luft bewirkten, so mufsten die Gor- 
gonen natürlich mit einem ähnlichen Flügelwerke versehen sein, um ihnen 
auf dem eingeschlagenen Wege nacheilen zu können. Es blieb sowohl den 


(*) Pausan.L.V,.c:17. 
(J Ueber den Kasten des Kypselus, ein altes Kunstwerk zu Olympia etc. Göttingen, 
1770. 8. S.43. 
Bb2 


194 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


diesen Moment schildernden Dichtern, als den ihn plastisch und malend 
darstellenden Künstlern deshalb kein anderes Hülfsmittel übrig, als auch 
den gorgonischen Schwestern das allbekannte Werkzeug und Symbol ge- 
schwinder, zumal schneller Luft-Bewegung, nemlich die Flügel, anzueignen. 


o’ 
Hesiodus war darin als Dichter vorangegangen; die Darstellung auf dem 
uralten Kasten des Kypselus mogte wohl die erste Darstellung dieses Mo- 
ments durch die plastische Kunst sein, daher sich hier auch nur zuerst die 
Gorgonen geflügelt darstellen konnten, was bis dahin mit ihnen nicht der 
Fall gewesen war. 

So ward von dieser Zeit an das Flügelpaar neues Attribut der Gorgo- 
nen, welches auch zugleich auf Medusen überging, weshalb wir auch die 
enthauptete Medusa auf dem sogleich zu erwähnenden Monument eben so- 
wohl damit ausgerüstet erblicken werden, als wir sie schon im Moment ihrer 
Enthauptung auf dem kurz zuvor beschriebenen älteren Vasenbilde damit 
gesehen haben. 

Da Kypselus Herrschaft in Korinth um die 29“ Olympias, etwa 663 
vor Christus, Statt fand, so ergiebt sich wenigstens daraus (man mag nun 
auf die Existenz jenes Kastens schon vor Kypselus Geburt, oder auf die 
Vermuthung des Pausanias, dafs Eumelus von Korinth der Verfasser der den 
Bildern beigeschriebenen Verse sei (!), oder auf die unwahrscheinliche Ver- 
muthung, dafs dieser Kasten erst zu Olympia von den Nachkommen des 
Kypselus bestellt und geweiht worden, Rücksicht nehmen oder nicht), es 
ergiebt sich daraus, dafs schon vor der Begründung von Selinus, also auch 
vor Anfertigung des besprochenen Selinuntischen Tempelreliefs, die Gor- 
gonen geflügelt abgebildet worden sind. Woraus wiederum mit einiger neuen 
Wahrscheinlichkeit gefolgert werden könnte, dafs das Vorbild des zuletzt 
genannten Reliefs einer viel früheren Periode angehörte, in weicher die Gor- 
gonen noch ungeflügelt gedacht wurden. 

1. Doch ich komme zur näheren Betrachtung des angekündigten Vasen- 
gemäldes. Das Gefäfs im Antiquarium unsers Museums, woran es sich be- 
findet, besteht in einer zierlichen Schaale von gebranntem Thon, auf 
hohem Fufs, mit höherem als sonst gewöhnlichen Rande und mit zwei hori- 
zontal angesetzten Henkeln, mit welchen es im Durchmesser 13 Zoll Rheinl. 


(') Zu Anfang des ersten Messen. Krieges, Olymp. IX, 2, vor Christ. 742. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 195 


hält und 52, Zoll Höhe hat. Die Grundfarbe desselben ist stark ledergelb; 
die Figuren sind schwarz mit einzelnen roth und weifs gemalten Theilen und 
eingeritzten Konturen. Es giebt sich als ein Produkt der älteren griechischen 
und zwar Nolanischen Vasen-Fabrikazion zu erkennen, wofür es auch von 
Panofka im Katalog der Bartoldyschen Sammlung (!) erklärt wird. Da es 
aber aus dieser Sammlung stammt, die sich häufig aus etrurischen Ausgra- 
bungen bereichert hat, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs es die griechi- 
sche Ausbeute aus einem etrurischen Grabe sei. In dieser Vermuthung stimmt 
es auch in Hinsicht auf Technik und Styl der Zeichnung ganz mit den alt- 
griechischen Gefäfsen überein, welche in so grofser Zahl in der letzten Zeit 
auf etrurischem Grund und Boden entdeckt worden sind und von denen die 
königliche Vasen-Sammlung einen so bedeutenden Theil in dem neuesten 
Ankauf erworben hat. 

Die auf der Schaale enthaltene Vorstellung des von den Gorgonen 
verfolgten Perseus ist nun folgendermafsen angeordnet (?). Sie nimmt im 
Ganzen die eine Seite des äufseren Obertheils vom Bauche der Vase bis an 
den sich etwas überbiegenden Rand des Gefäfses zwischen den beiden Hen- 
keln ein. Die Höhe der gemalten Figuren ist zwei Zoll. Voraus dem Be- 
schauer rechts hineilend Perseus, mit zurückgewandtem Kopfe, gebärtet. 
Auf dem Kopfe trägt er den unsichtbar machenden Helm des Pluto von hell- 
gelber Farbe. Der Leib von den Schultern an ist mit einem rothen, knapp 
anliegenden Hemde bedeckt; darüber von der Brust bis zum Unterleibe ein 
hellgelber Panzer, der mit zwei Riemen über die Schultern gehend, befe- 
stigt ist. Hinter dem Rücken hängt fast horizontal hervorragend die fast 
köcherartige Gestalt des ledernen Beutels (Kifırıs) hervor, worin das abge- 
hauene Haupt Medusens verborgen war. Der linke Arm ist vorgestreckt, 
etwas in die Höhe gehoben und die zusammengefaltete Hand giebt zu erken- 
nen, dafs sie etwas hält, wahrscheinlich die Harpe. Dieser Gegenstand, 
der bis an den Ansatz des Henkels reichte, ist aber dadurch ausgelöscht, 
dafs der abgebrochene Henkel wieder angekittet ward und man die Verkit- 
tung mit neu überstrichener Farbe zu verdecken suchte. Der rechte Arm 


(') Panofka I! Museo Bartoldiano. Berlino, 1527. 8. p.77-84. Der Verf. bezeichnei 
das Werk als Nolanisches Produkt. 


(°) M.s.d. etwas verkleinerte Abbildung auf Taf. II. Fig. 24. 


196 Levszow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


hängt vom Körper abwärts mit geöffneter Hand herab. Die Beine sind im 
weitesten Luftschritt ausgespannt und mit Halbstiefeln bekleidet, von denen 
sich vorn am Schienbein eine sich krümmende Lasche abbiegt, wie auf allen 
Abbildungen dieser Halbstiefeln auf den älteren Monumenten, ohne dafs 
diese Lasche etwa besonders die Flügel an den talaris, oder Kothurnen 
Merkurs, andeuten soll. Denn auf diesem Monument trägt Merkur diesel- 
ben Stiefeln, wie auf dem kurz zuvor beschriebenen Vasenbilde auch Me- 
dusa mit ihnen erscheint. — Dem Perseus folgt Merkur, gebärtet, fast in 
gleicher Gestalt wie Perseus, doch mit nach diesem gerichteten Gesicht, in 
der Rechten den Kaduceus haltend. Die Füfse sind wie schon bemerkt mit 
ähnlichen Halbstiefeln bekleidet, wie bei jenem. Er scheint mit der aufge- 
hobenen Linken dem Perseus den Weg zu zeigen, welchen er nehmen soll, 
oder ihn zur schnellsten Flucht zu ermahnen. — Nun folgen die beiden 
ihnen nacheilenden Gorgonen, in gemeinsamer Gestalt, Bekleidung und 
Haltung, mit einem kurzen, knapp anliegenden Hemde, ohne Aermel, von 
rother Farbe, angethan, welches am Halse von einem doppelten schwarzen 
Saum, unten am Rande aber mit einem einfachen schwarzen Saum eingefafst 
und über den Hüften eng mit einem schwarzen Gürtel befestigt ist. Gleich- 
falls schwarze, entfaltete, doch mit den Spitzen nach unten gekehrte Flü- 
gel gehen von den Schultern aus. Der mittlere Theil der Flügel ist mit 
derselben braunrothen Farbe bemalt, wie das Unterkleid. Die Füfse an 
beiden sind in derselben Richtung, im Luftschritt, eben so ausgespreitzt, 
als bei den vorigen männlichen Figuren. Bei der ersten Gorgone erscheinen 
beide Füfse schwarz gemalt, bei der zweiten der linke weifslichgelb und der 
rechte schwarz. Der linke Arm mit der linken Hand ist bei Beiden recht- 
winkelig gebogen und in die Höhe gehoben; bei der ersten Gorgone von 
schwarzer Farbe. Der rechte Arm hängt bei Beiden, einen stumpfen Win- 
kel bildend, in gleicher Richtung hinab. Die Köpfe ragen in furchtbarer 
Verzerrung, mehr breit als lang, aus den Schultern hervor, umgeben mit 
einer breiten schwarzen, Perrücken ähnlichen Haarmasse, die in den Nacken 
hinabfällt und gleichsam mit den schwarzen Flügeln verfliefst. Da, wo sich 
das Haar auf der gerunzelten Stirn erhebt, ist es mit eingeritzten Wellenlinien 
begränzt. Die einzelnen Theile des weifslichgelben Gesichts sind durch ein- 
geritzte Umrisse angedeutet, die Augenbraunen angegeben, die Augenöffnun- 
gen mit scharfen, spitzen Winkeln in die Länge geschnitten; die Nase ist 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 197 


geplättscht, das breite Maul grinsend geöffnet; darin eine Doppelreihe gro- 
{ser und breiter Schneidezähne sichtbar, unter welchen in braunrother Farbe 
die herausgestreckte Zunge bis aufs Kinn ganz unnatürlich hinabreicht (!). 
Das Kinn selbst ist bis zu den breiten, geplättschten, weit vom Kopfe ab- 
stehenden, unförmlichen Ohren hinauf mit einem schwarzen, schlicht herab- 
hängenden, doch kurzen Barte, wie mit Franzen besetzt. — Endlich folgt 
zum Schlufse der ganzen Vorstellung, mit den ausgestreckten Füfsen auf der 
Erde liegend, aber mit erhobenem Öbertheil des Körpers, der durch die 
vorgestreckten Arme und Hände gestützt wird, Medusa, eben so wie die 
Schwestern bekleidet, nur mit einem Unterkleide von schwarzer Farbe. Aber 
statt des vom Perseus abgeschnittenen Hauptes ragt vom Halse, dicht von 
den Schultern an, das bemähnte Haupt eines Pferdes heraus. Diese Dar- 
stellung von der Geburt des Pegasus ist im höchsten Grade merkwürdig. 
Pegasus und Medusa sind hier zu einem Subjekte, wahrscheinlich nur durch 
einen glücklichen Künstlereinfall verschmolzen (?). Diese Darstellungsweise 
wird indessen weiterhin, in einem andern Monumente, welches auf gleiche 
Weise die Geburt des Chrysaor darstellt, ihre Parallele finden. 

Auffallend ist die Uebereinstimmung der Gesichter beider Gorgonen 
durch das schwarze wallende Haar und den schwarzen zottigen Bart mit den 
zum Theil eben so ausgestatteten Medusenköpfen auf den oben angeführten 
Schaalen des Antiquariums. 

Es wäre nicht unwahrscheinlich, dafs wohl alle die mit diesen cha- 
rakteristischen Merkmalen versehenen Abbildungen auf den Vasen einem 
und demselben Zeitalter und einer und derselben Geburtsstätte entsprungen 
sein mögten. 

Aber auch diesen vollständigen Gorgonen - Gestalten fehlen die Schlan- 
gen eben so gut, als den einzelnen grofsen Medusenköpfen auf den Schaalen. 
Sie waren zufolge des Mythus wohl überhaupt nur der Medusa allein eigen. 


(') Auf gleiche Weise zeigt sich ganz deutlich die Zunge unter der unteren Zahnreihe her- 
vorragend auf einem alten etrurischen Thonrelief bei Micali Taf. CH. nr.2. d. a. W. 


(*) Durch dieses später entdeckte Denkmal ist auch zugleich die Lücke in B. Thorlacıus 
gelehrter Abhandl. de Pegaso et Pegasi mytho, quatenus cum Musis conjunetus est, qualis- 
que apud Sceriptores veteres et in priscae artis monumentis, praecipue in gemma Monra- 
diana inedita representatur in dessen Prolegg. et Opp. Academic. maxime philolog. Vol.IV 
Diss. IV. Sect. III. S.77., Havn. 1821. ausgefüllt. 


195 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Aber sie lehren überdiefs, dafs die älteste, furchtbare, doch schlangenlose 
Vorstellung der Medusa dieselbe war, welche man auch von ihren Schwestern 
hatte, nachdem wir früher bemerkt, dafs jene einzelnen Gorgonen - Köpfe 
keine anderen, als nur die der Medusa sein können. 

2. Ein erhobenes Werk von gebranntem Thon im Antiquarium des hie- 
sigen Museums, aus dem Boden Grofsgriechenlands ans Licht gezogen, stellt 
die ganze Gestalt einer der beiden gorgonischen Schwestern Medusens in 
gröfserem Maafsstabe vor, doch ohne auf irgend einer darunter liegenden 
Fläche befestigt oder daraus hervorgearbeitet zu sein (!). Wahrscheinlich 
war es dazu bestimmt, als Verzierung einer Wand, oder einem andern archi- 
tektonischen Theile z.B. einem Friese, durch Kitt oder Einfügung angeeignet 
zu werden (ein antefiwum). Es bildete ohne Zweifel den einzelnen Theil 
einer aus mehr Figuren bestehenden, und dem eben beschriebenen Vasen- 
gemälde ähnlichen Reliefeomposizion, die Verfolgung des Perseus nach der 
Ermordung Medusens darstellend. Diefs einzelne Denkmal ist jetzt nur noch 
bei einigen erlittenen Mängeln 7°, Zoll hoch und 5% Zoll breit in der weite- 
sten Ausdehnung. Die Dicke beträgt 4 Zoll. Wir sehen darin eine der 
fliegenden Gorgonen. Aber die Hälfte des linken Flügels ist verloren 
gegangen, so wie auch die Hälfte des Unterschenkels des rechten Fufses nebst 
dem Unterschenkel des linken Fufses bis zum Kniegelenk. Alles ist in den 
Formen gut und so scharf erhalten, als es die lange Dauer seiner Existenz 
und die Rohheit der Kunst, womit es gearbeitet ist, nur immer hat erlauben 
wollen. Es war ursprünglich mit verschiedenen Farben bemalt; doch hat 
die Malerei sehr gelitten und schimmert nur noch in den tieferen Stellen und 
Falten hervor. Auf den mehr erhobenen ist sie fast ganz erloschen. Den- 
noch erkennt man die Hauptfarbe, ein helles Gelb mit braunrothen Kontu- 
ren in den Gliedern und den Falten, gemischt, ferner die Flügel mit rothen 
Streifen und runden Flecken betüpfelt und mit weifsen Augen, zur Andeu- 
tung der kleineren Federn, darauf erhöht, ganz deutlich; eben so dieselbe 
Behandlung in den Konturen des Gesichts, der Augen und des Mundes. 
Der Styl, worin das Werk gearbeitet ist, zeigt den uralten, rohen Anfang 
plastischer Kunst, ohne Beobachtung richtiger Verhältnifse der einzelnen 
Glieder zum Ganzen, ohne natürliche und sorgfältige Zeichnung der einzel- 


(') M.s. die verkleinerte Abbild. auf Taf. I. Fig. 25. z. d. Abhdl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 199 


nen Formen. Aber alles ist übertrieben im Ausdruck und steif in der Bewe- 


gung. Der breite, unverhältnifsmäfsig grofse Kopf ist mit den gröbsten Zü- 


8. 
gen und dem popanzartigen Ausdruck gepaart. Ein runder Wulst von Haa- 
ren, nur über der Stirn mit wenigen Einschnitten in einzelne Partien getheilt 
umgiebt die Scheitel und hängt in zwei langen, wurstähnlichen Locken hin- 
ter den hervorragenden, abstehenden und unförmlichen Ohren bis zu den 
weiblichen Brüsten hinab; fast auf dieselbe Weise wie bei jenem uralten 
Bronze-Werke von dem vermeinten Wagen von Perugia. Aber auch hier 
keine Spur von Schlangen oder vom Barte bemerklich. Die aus den lang- 
geschnittenen Augenliedern hervortretenden Augen sind grofs und starren 
glotzend hervor. Die Nase ist breit und gequetscht, die Wangenmuskeln 
sind wulstartig durch die Verzerrung des Mundes aufgetrieben; der sehr grofse 
Mund mit scharfgezeichneten Lippenrändern grinsend in die Breite aufgeris- 
sen und zwischen den sichtbaren Reihen grofser Zähne, von denen sich be- 
sonders die Eckzähne auszeichnen, hängt höhnend die Zunge bis auf die 
Spitze des Kinnes hinab. Der Leib ist nach Verhältnifs des Kopfes viel zu 
klein und zu schmal; der Queerdurchschnitt desselben schmaler als der des 
Kopfes. Jenen bedeckt ein knapp anliegendes Wamms, welches vom Halse, 
ihn eng umschliefsend, bis auf die Hüften reicht. Die kurzen ebenfalls knap- 
pen Aermel bedecken nur bis zur Hälfte beide Oberarme. Dieser Wamms 
scheint in der frühesten Zeit als ein eigenthümliches Kleidungsstück der ur- 
alten, halb menschlichen halb thierischen mythischen Ungeheuer gedacht 
worden zu sein. Er befindet sich auch zierlich verbrämt an jenen Abbil- 
dungen der schlangenleibigen Echidna, auf jenen zwei einzelnen Vasen des 
Königl. Preufs. Antiquariums, welche dieses Ungeheuer im älteren Styl grie- 
chischer Vasengemälde, dem von den Antiquaren fälschlich sogenannten 
ägyptischen Styl, und zwar auf weifsem Grunde sehr deutlich in grofsen 
Figuren zu erkennen geben und von denen ich schon das eine in Hinsicht auf 
den Bart, als ein Attribut selbst weiblicher, uralt mythischer Ungeheuer 
angeführt habe. Den unteren Theil des Körpers unserer Gorgone umgiebt 
schon ein weites, vorn eine grofse, lange Bausche schlagendes Unterkleid 
bis zur Hälfte der Unterschenkel. Der rechte gebogene Arm ist in die Höhe 
gehoben mit flach ausgestreckter Hand; der linke mit zur Faust geballten 
Hand gleichfalls gebogen und vorn an den Leib gelegt. Er ist ungleich kür- 
zer als der rechte. Beide Hände sind roh gebildet; die linke geballte sehr 
Hıstor. philol. Abhandl. 1832. Ce 


200 Levezow über die Entiwickelung des Gorgonen-Ideals 


fehlerhaft, ohne Andeutung der einzelnen Finger. Die Füfse waren im 
weitesten Luftschritt auseinander gesperrt; höher gehoben und weiter aus- 
schreitend der rechte; der linke mehr zurückgezogen; der Unterschenkel 
desselben fast in horizontaler Lage. Aus der Haltung der Füfse sieht man 
nur allein, dafs sich die ganze Figur nach der linken Hand des Beschauers 
vorwärts bewegte. Endlich umgiebt den ganzen Rücken ein grofses, halb- 
mondförmig gebildetes und nach oben gekrümmtes Flügelpaar, aber nur in 
plumpen Massen behandelt. 

Das Ganze kann für eins der ältesten und für die Geschichte der grie- 
chischen Plastik in frühester Zeit merkwürdigsten Monumente gehalten wer- 
den und stimmt in den Formen und der technischen Behandlung sehr mit 
dem geringen Grade von Kunstgeschicklichkeit überein, womit jenes früher 
charakterisirte Werk von Erz, Ueberrest des angeblichen Wagens von Pe- 
rugia, gearbeitet ist. Es läfst demzufolge wohl nicht mit Unrecht auf ein 
gleiches Zeitalter der Entstehung schliefsen. 

Vielleicht ist es hier der passendste Ort noch der Abbildung zweier 
Gorgonen Erwähnung zu thun, welche in der Idee als Verfolgerinnen des 
Perseus, auf einem versilberten getriebenen Blechstreifen etrurischen Ur- 
sprungs, im Besitze des Fürsten von Canino, vorgestellt sind, welche Mi- 
cali auf Taf. CH. unter nr. 14. d.a. W. hat abbilden lassen. Hier sind zwei 
Gorgonen laufend, in gleicher Bewegung des Körpers und in gleicher roher 
Charakteristik vorgestellt, mit kurz gekräuseltem, an den Seiten in zwei 
Locken gekräuseltem Haar, glotzenden Augen, geplättschten Nasen, aufge- 
rissenem Maule, heraushängender Zunge, aber ohne Zahnandeutung; ange- 
than mit einem kurzen gegitterten, über dem Bauch breit gegürteten Wamms, 
dessen Untertheil steif und weit vom Körper abstehend, dicht unter den 
Hüften, sich in spitze Winkel endet. Die schmalen, magern Formen des 
Körpers stehen in keinem Verhältnisse zu dem grofsen fürchterlichen Kopfe. 
Keine unmittelbare Schlangenverbindung ist in den Haaren oder am Körper 
ersichtlich, aber zwischen ihren Köpfen geht von jeder der sich gegenüber- 
stehenden Seiten derselben das Vordertheil einer grofsen Schlange aus, welche 
beide in der Mitte des Zwischenraums sich so verschlingen, dafs die hervor- 
ragenden Köpfe sich gegenseitig anblicken. Der fragmentarische Zustand 
des Blechs läfst uns vermuthen, dafs die Hintertheile derselben sich auf die 
äufseren Seiten der Gorgonen-Köpfe hinaus gestreckt haben, was auch auf 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 201 


der einen Seite vom Zeichner angedeutet ist. Ein allerdings wunderlicher 
Behelf des etrurischen Verferligers, die ihm mythisch bekannte Schlangen- 
verbindung mit dem Haare Medusens, auf diese Weise, zumal bei den 
Schwestern, zur bildlichen Anschauung zu bringen. 

Mit diesem Werke endet die Reihe der mir bekannt gewordenen aus- 
gezeichnetesten Denkmäler der Gorgonen im ältesten und älteren Styl. Sie 
scheint Thatsachen genug zu enthalten, um bemerklich machen zu können, 
wie auch innerhalb dieser älteren Sphäre die beginnende Kunst der Griechen 
von dem rohesten, noch mangelhaften Anfange der Darstellung einer poeti- 
schen Idee sich mit Anstrengung zu immer gröfserer Vervollständigung der 
charakteristischen Merkmale und der Bestimmtheit ihrer Formen und ihres 
Ausdrucks zu gelangen beeiferte, unbekümmert, ob der Gegenstand selbst 
zu der Klasse der an sich sogenannten schönen und reizenden, oder zu den 
häfslichen, ja selbst Schrecken und Grauen erregenden gehörte. — 


I. Denkmäler im mittleren Styl. 


Ich nähere mich jetzt den Gorgonen-Monumenten in einer Darstel- 
lungsweise, welche sich im Ganzen von der bisher beschriebenen eines rohe- 
ren und furchtbaren Charakters wesentlich unterscheidet. Zwar sind ihr bei 
den allmälig sich entwickelnden Uebergängen der einen Darstellungsart in 
die andere noch einige Merkmale mit denen der ältesten und älteren Cha- 
rakteristik gemein, die übrigen aber vereinigen sich dennoch überwiegend zu 
einer Darstellungsform, welche der durch geläuterte Ideen- und Empfindungs- 
weise und vervollkommnete Kunstfertigkeiten gebildeten, neueren schon sehr 
nahe verwandt erscheint. Deshalb werden die Kunstwerke, welche davon 
Zeugnifs geben, wohl mit Recht einer mittleren Stylgattung zugeordnet 
werden müssen, welche den Uebergang von der ältesten und älteren Cha- 
rakteristik zu der neueren und neuesten gebahnt zu haben, wohl nicht be- 
zweifelt werden dürfte. 

Die zuerst von Pindar durch das Beiwort eüragaes (schönwangig) in 
Hinsicht auf Medusen angedeutete Veränderung in dem Gorgonen - Antlitz 
und die damit, wie ich früher gezeigt habe, unzertrennlich zusammenhän- 
gende Vorstellung der schönhaarigen Medusa, wie sie uns Ovidius zu 
erkennen giebt, scheint in den Gorgonen - Abbildungen im Zeitalter des lyri- 


Qe2 


202 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


schen Dichters (!) und der zunächst sich daran anschliefsenden Kunstperiode 
der Griechen diejenige Charakteristik in den Kunstwerken erzeugt zu haben, 
welche sich noch in mehreren der wichtigsten Monumente offenbart, die zu 
uns gekommen sind und zu deren Betrachtung ich nunmehr übergehe. 

Die dadurch ersichtliche Veränderung in dem Charakter der Medusa 
besteht hauptsächlich: in glatten, unverzerrten Wangen; in weniger 
aufgerissenem Munde; in theils noch sichtbarer, oberen Zahnreihe, doch 
ohne Schweinshauer, theils ohne Zahnreihe; in schon zurückgezogener, 
nicht mehr ausgereckter Zunge bei mehreren; in menschlich geformten 
Ohren, da, wo sie sichtbar sind; in nur mehr scharfem, als wuthentbrann- 
ten Blick der Augen; in das Haupt theils umstarrenden und schlängelnd auf- 
gerichteten kürzeren Haaren, bei noch mehr breiter als ovaler Kopfform; 
theils auch an einigen in gescheitelten, an den Seiten des Kopfs herabfallen- 
den schlichten Haarmassen; in theils grinsend höhnender Miene, theils in 
Andeutung schmerzhafter Empfindungen im Moment des Todes; an gan- 
zen Figuren aber in ganz mit kurzer Halbärmel-Tunika und mit darüber 
geworfenem Schleier bedecktem Körper; endlich in grofsen Flügeln an den 
Schultern. 

Was die gorgonischen Schwestern betrift, so sind die Kopf- 
form, die einzelnen Gesichtstheile und der pathognomische Ausdruck ganz 
dieselben wie bei Medusen; aber das Haar ist weniger reich, kürzer, sträubt 
sich nicht empor; sondern fällt über der Mitte der Stirn gescheitelt in zwei 
einfachen glatteren Massen an beiden Seiten des Kopfs bis zu den Ohren 
hinab. Sie erscheinen immer in ganzen Figuren und sind mit einer kur- 
zen ärmellosen Tunika bekleidet, einerseits unter der Brust, andererseits 
unter dem Bauche gegürtet. Ihr Gliederbau ist voll und kräftig. Sie sind 
mit grofsen Flügeln an den Schultern versehen; ihr Schritt ist gespreitzt 
und heftig. 

Der Mangel der Schlangenverbindung und der Flügel am Kopfe unter- 
scheidet diese sämmtlichen Gorgonen-Bildungen noch wesentlich von der 
neuesten Charakteristik. Ich werde sie nach dem Merkmale a) der 
noch ausgereckten, und 5) der nicht ausgereckten Zunge ordnen 
und auf einander folgen lassen. 


(') Olymp. LXV, 1. 519 v. Chr. bis Olymp. LXXXII, 446 v. Chr. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 203 


a) Mit noch ausgereckter Zunge: 

1. Ein alter Kamee, von Raspe in dem Descriptive Catalogue of en- 
graved Gems, Lond. 1791. in 4. Tom. Il. pag. 522, unter Nr. 8884 verzeich- 
net und auf Pl. L. unter derselben Nummer abgebildet (1). 

Dieser Stein giebt das Medusenhaupt in der angezeigten Form, mehr 
rund und breit als oval, mit den kopfumstarrenden bis unter die Ohren 
hinab sich schlangenförmig windenden, doch mit den Spitzen nach Aussen 
gekehrten Haaren, mit noch wildem Blick der offenen Augen, zornig zu- 
sammengezogenen starken Augenbraunen und mit zwei mäfsig längeren, 
scharfen Eckzähnen in der nur allein sichtbaren oberen Zahnreihe, aber 
ohne alle Schlangenverbindung. 

2. Gleichfalls ohne diese Verbindung, aber schon mit weit milderem 
Ausdruck, doch mit demselben hochaufgerichteten Haare, aufser andern 
ähnlichen Denkmälern, vier Medusenköpfe und ein ähnliches Frag- 
ment unter den Thonwerken des Antiquariums im Königl. Museum, 3% Zoll 
hoch; nur mit Ausnahme des einen, selbst ohne obere Zahnreihe; alle mit 
einer breiten, runden Hohlkehle, wie mit einem Rahmen. umgeben, Bruch- 
stücke aus dem Gesimse oder Friese irgend eines antiken Gebäudes, oder 
Zimmers, aus den Trümmern Grofsgriechenlands gezogen (?). 

3. Medusenhaupt und die Gestalten der beiden gorgonischen Schwestern 


E. im fünften Moment, nach der Ermordung Medusens und der 

Verfolgung des Perseus, klagend bei Neptun, 
auf einem glockenförmigen Gefäfs von gebrannter Erde, 2 franz. Fufs und 
4 Zoll hoch, und 1 Fufs und 2 Zoll im Durchmesser, im Museum Biscari zu 
Catanea. Zuerst abgebildet bei d’Hancarville Yases etrusques, Tom. IV. 
Tab. 128, dann in der Gröfse des Originals, die Figuren von 9%, bis 104, Zoll 
Höhe von Millin in Peintures des Vases, Tom. 11. Pl. ın. u. ıv. mit einem 
weitläuftigen Text, ebend. S.3-10. Eine verkleinerte Abbildung in Millins 
Gallerie mythologique. Pl. XCV. 387 (°). 


(') Tafel I. Nr. 27. z. dieser Abhdl. 
(?) Tafel IH. 28. z. d. Abhdl. 
(?) Tafel II. 29, 30, 31. 


204 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen - Ideals 


Die zu dieser Abhandlung gegebenen Abbildungen sind hauptsächlich 
nach einer über den Originalen unmittelbar genommenen Durchzeichnung 
unsers geehrten Mitgliedes Hrn. Uhden veranstaltet worden, aus welcher 
verglichen mit der Abbildung bei d’Hancarville hervorgeht, dafs die 
Zeichnung bei Millin weniger genau angefertigt und sehr willkührlich in 
wesentlichen Dingen verändert und verschönert worden ist. 

Die auf der einen Seite enthaltene Vorstellung ist folgende. Neptun 
durch Diadem, grofsen Mantel und Dreizack ausgezeichnet schreitet im Pro- 
fil, indem er die linke ausgebreitete Hand vorgestreckt hat, auf eine der 
gorgonischen Schwestern zu, welche sich mit weit ausgespreitzten Schritten 
ihm nähert. Sie ist ganz von vorne gezeichnet, hat die rechte Hand auf die 
Brust gelegt, die linke auf den untern Theil des Bauchs. Ihr bis auf die 
ausgereckte Zunge und den scharfen Blick der Augen regelmäfsig gebildeter 
Kopf, doch in mehr breiter als ovaler Form, ist mit dem auf der Stirn 
gescheitelten und nach den Seiten bis über den Ohren gekrümmten und 
dicht anliegenden Haar bedeckt (bei Millin fälschlich mit einer Stirnbinde 
geziert), der Mund ist mäfsig geöffnet; nur die obere Reihe der Zähne, blofse 
Schneidezähne, ist sichtbar. Ueber eine breite Lippe fällt die Zunge herab. 
Ausgebreitete Flügel ragen aus den Schultern hervor. Von dem Halse be- 
deckt bis zu den Knieen eine ärmellose Tunika, welche über dem Bauch 
gegürtet ist, den Körper dieser Gorgone. Ein doppelter dunkler Saum läuft 
vorne der Länge nach an der Tunika hinunter. Arme, Hände und Schenkel 
sind wohlproporzionirt und in vollen kräftigen Formen gezeichnet. — Hinter 
Neptun schreitet ebenfalls von vorne die zweite Schwester ganz in ähnlicher 
Gestalt und Kleidung, nur mit unter dem Bauche gegürteter Tunika, mit 
rechtem aufgehobenen und linkem hinabhangenden Arme einher. Die Flü- 
gel hängen mehr von oben nach unten hinab. Neben ihr steht im Profil 
eine mit dem Diadem ausgezeichnete, einem langen Unterkleide mit kurzen 
Aermeln und einem Mantel, den sie mit der linken Hand aufhebt, beklei- 
dete junge weibliche Figur. 

Da, so viel ich weils, kein alter Dichter und Mythograph diese Scene 
geschildert hat, so wird der innere Zusammenhang dieser Kunstdarstellung 
wohl allein den Erklärungsgrund derselben gewähren müssen. 

Dafs die Gorgonen nach der Schwester Enthauptung darüber in jäm- 
merliche Klagen ausbrachen, wissen wir aus Pindars XII. Pythischer Ode. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 205 


Aber ihre Klagetöne gaben nur der noch gegenwärtigen Minerva zur Erfin- 
dung der Flöte Veranlassung. : Von der Gegenwart Neptuns dabei wird nichts 
gemeldet. Hier aber fehlt Minerva und statt ihrer steht der sichtlich Antheil 
nehmende Gott, als eine der Hauptpersonen in dieser Scene vor den Augen 
des Zuschauers. Die Geberden der Gorgonen scheinen es wohl unverkenn- 
bar auszudrücken, dafs sie ihre Klagen vor demselben ertönen lassen. Wenn 
diefs besonders auf der einen Seite von der einen Gorgone gegen Neptun 
geschieht, so kann man wohl mit Millin unbedenklich annehmen, dafs auf 
der andern Seite dasselbe von der zweiten, vielleicht noch mit Vorwürfen 
vermehrt, sich wiederholt gegen eine der Nymphen, welche dem Perseus 
den Weg zu den Gorgonen gewiesen hatten. 

So sind also die bei Neptun über die Ermordung ihrer Schwester 
klagenden Gorgonen der Gegenstand dieses Gemäldes. 

Man wende nicht ein, dafs die höhnend ausgereckten Zungen sich 
schwerlich mit dem Ausstofsen von Klagen und Vorwürfen vertragen kön- 
nen, indem sie die Thätigkeit des dazu erforderlichen Mechanismus der 
Sprachorgane verhindern würden und doch auch in jener Voraussetzung 
kein Grund vorhanden sei, ihren Hohn gegen Neptun auszulassen. Man 
bedenke vielmehr, dafs dem Grundprinzip aller griechischen Kunst, der 
Charakteristik der Gegenstände, hier auf keine andere Weise Genüge gelei- 
stet werden konnte, um die geflügelten weiblichen Wesen, welche hier zwar 
in mehr vermenschlichter, aber dennoch immer dämonischer Gestalt auftre- 
ten, für das erkennen zu lassen, was sie wirklich sind und nach der Absicht 
des Künstlers sein sollten. Von allen früheren Merkmalen ihrer halbthieri- 
schen, wilden Natur ist nichts mehr übrig geblieben, als der nur noch ste- 
chende Blick ihrer Augen und die Haupteigenschaft des grinsenden Hohns, 
nur durch die ausgereckte Zunge allein noch bezeichnet. Ohne diese wür- 
den sie schwerlich erkennbar gewesen sein und aller übrige pathetische Aus- 
druck, wie er sich auch immer noch so natürlich gestaltet haben mögte, 
würde dennoch nicht klar und deutlich genug für das Verlangen des Griechen 
nach höchster Erkennbarkeit der Darstellung, sich ausgesprochen haben. 
Das sich emporsträubende Haar würde freilich ein Hülfsmittel gewesen sein: 
aber diefs konnte der griechische Urheber dieses Gemäldes hier den Schwe- 
stern nicht mehr aneignen, da es der Ausbildung des Mythus zufolge nur 
Figenthum der Medusa sein und für sie auch noch im Tode, innerhalb der 


206 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Sphäre dieser Charakteristik, Hauptmerkmal bleiben sollte. Ihre Erschei- 
nung bei Neptun, und der ganze Ausdruck seiner Stellung und Bewegung 
zeigt hinlänglich an, was er von ihnen erfährt, und diefs konnte seinem In- 
halte nach nicht anders, als mit ihren Klagen vermischt sein. 

Noch ist zu bemerken, dafs mit diesem Gemälde und also auch in 
dieser Stylgattung, wenigstens so weit wir es Jetzt schon zu übersehen ver- 
mögen, die Darstellung der gorgonischen Schwestern schliefst, da sie so 
wenig mehr auf irgend einem andern Denkmale, als auch in einem andern, 
etwa folgenden Momente weiter erblickt werden. 

Die umgekehrte Glockenform des Gefäfses, die gelbe Farbe der Figu- 
ren auf schwarzem Grunde und die richtigen Proporzionen in der Zeichnung 
der Figuren geben eine spätere Entstehung desselben in irgend einer sicilia- 
nischen Fabrik zu erkennen; wahrscheinlich nach einem gröfsern Gemälde 
eines Künstlers, in einem Zeitalter, in welchem die Charakteristik der Gor- 
gonen sich schon von den greuelhaften Formen der ältesten und älteren gro- 
fsentheils befreit und man auf gröfsere Vermenschlichung ihrer Gestalt und 
der Züge ihres Gesichts Bedacht genommen hatte. 

Aber die Rückseite jener ausgezeichneten Catanäischen Kampane 
stellt uns 

4. das Haupt Medusens selbst in der Hand des Perseus ('!) in einem 
andern und neuen Charakter dar, an welchen sich mehrere andere ähnliche 
Darstellungen schliefsen, so dafs wir uns auch dadurch vollkommen zur 
Annahme einer neueren Charakteristik unseres Gegenstandes, nemlich des 
Medusenhauptes im mittleren Styl, berechtigt glauben. 

Ohne uns hier in eine genaue Beschreibung des ganzen Gemäldes auf 
dieser Vasenseite einzulassen, sei es genug in der Kürze zu bemerken, dafs 
sich darauf Perseus in seiner vollständigen Rüstung vor dem Kepheus darge- 
stellt befindet, um die ebenfalls sichtbare, schon auf dem Felsen sitzende 
Andromeda mit Hülfe des Medusenhauptes zu befreien. In der linken vor 
sich hingestreckten Hand hält er den aufrechtstehenden Kopf der Gorgone. 
Dieser Kopf ist in derselben mehr vermenschlichten Form gebildet, wie die 
Köpfe der beiden Schwestern, mit ausgereckter Zunge, einer sichtbaren 
Zahnreihe, breiten und dicken Lippen, offenen Augen, aber mit starr um 


(') S.Nr.30. auf Taf. III. z. d. Abhdl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 207 


Scheitel und Schläfen aufrecht stehendem und sich natternförmig biegendem 
Haar. Nach der Zeichnung bei Millin (a.a.O.) heben sich vorn aus den 
Haaren damit verwachsene, förmlich gebildete Nattern empor. Von diesen 
ist aber so wenig auf der Zeichnung bei d’Hancarville, als in der unmit- 
telbaren Kopie Hrn. Uhdens eine deutliche Spur. Also gewifs eine eigen- 
mächtige Zuthat des französischen Zeichners. Auch finden sich auf allen 
übrigen Köpfen dieses Charakters und dieser Periode griechischen Ur- 
sprungs nirgends Schlangen angedeutet. Ein Grund mehr an der Richtigkeit 
der Zeichnung bei Millin zu zweifeln. 
Aehnliche Köpfe in diesem Charakter finden sich noch 

5. auf der Aegis der Giustinianischen Minerva, doch mit in gröfsern 
Massen vertheiltem Haar (!) und 

6. auf dem merkwürdigen Minerven-Tronk im Dresdener Augusteum, 
bei Becker Taf. XIV. abgebildet (?), mit mehr flatterndem Haar. 

An beiden zeigt sich die ausgereckte Zunge, aber keine Zahnreihe 
mehr bei nur wenig geöffnetem Munde. 

7. Ein grofses, in Farben gemaltes Medusenhaupt (die Haare schwarz, 
das Gesicht ledergelb und die Zunge hochroth) auf der Mauer einer der in- 
nern Kammern eines Chiusinischen Grabmals, abgebildet bei Micali (i.a. W. 
Taf. CH. nr. 4.) stellt dar den noch sehr breiten Kopf der Gorgone, mit 
einfach über der Stirn in Wellenlinien angedeutetem Haare bis zu den flachen, 
geplättschten Ohren; jugendlich, ohne Verzerrung, aber mit gleichfalls ge- 
plättschter Nase und sichtbarer oberen Zahnreihe und lang, selbst bis über 
das Kinn hin, ausgereckter Zunge. Das einzige Bild, welches neben einem 
andern gleich zu beschreibenden Denkmal, aus Etrurien stammend uns 
die Gorgone in mehr menschlicher Form zu erkennen giebt. Beide Denk- 
mäler scheinen bis jetzt wenigstens allein die Gränze zu bezeichnen, über 
welche hinaus sich die Veredelung des Gorgonen-Ideals bei den Etruriern 
nicht erstreckt hat; denn noch hat sich keine Spur von einem Denkmal im 
schönen Styl unter den ächt etrurischen, selbst griechisch - etrurischen 


Monumenten ergeben. 


('). Taf-II. 32. 2.d.Abhdl. 


(*) S. Taf. IM. Nr.33. zu dieser Abhandlung. Auf dem Stich bei Becker fehlt die Zunge, 
welche sich aber auf dem Abgufs dieser Statue, welchen ich vor mir habe, sehr deutlich zeigt. 


Histor. philol, dbhandl. 1832. Dd 


208 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Es mag erlaubt sein, drei andern Darstellungsformen, hier am Schlusse 
dieser Charakteristik ihre Stelle anzuweisen, da sie, bei mancher Abweichung 
von dem angegebenen Typus dieser Darstellungsart, doch in mehreren Merk- 
malen ihnen nahe stehen. 

7. Zuerst, im Moment der Enthauptung, in einem hocherhobenen 
Werke von Bronze zu Florenz, als Verzierung eines Löwenfufses gearbeitet, 
welcher wahrscheinlich mit einigen andern zum Fufsgestelle eines Kandela- 
bers, oder eines gröfseren Gefäfses gedient haben mag; abgebildet bei Gori 
Museum Etruscum, Tab. CXLV (!). Hier steht Perseus mit behelmtem 
Kopfe, einer kurzen, fein gefalteten, wammsartigen Tunika und einem von 
den Schultern nach hinten hinabfallenden langen Mantel bekleidet hinter 
Medusa, welche auf ein Knie niedergesunken ist und deren Haupt Perseus 
mit der linken Hand gefafst und seitwärts niedergedrückt hat, indem er mit 
dem Schwerdte in der Rechten ihren Hals durchschneidet. Auch Medusa 
ist mit einer langen Tunika, mit Aermeln, welche den Oberarm bedecken 
und mit einem über beide Schultern herabhängenden Mantel angethan. Auch 
ihr Kopf nähert sich mehr der breiten Form als dem Oval; die kurzen Haare 
sind jungfräulich nur glatt und schlicht um Stirn und Schläfen gelegt. Der 
Ausdruck ihres sehr jugendlichen Gesichts ist ohne alle Verzerrung und ohne 
weit geöffneten Mund, aber doch mit herausragender Zunge. Grofse Flügel 
hängen von ihren Schultern herab. Ohne Widerstand, bis auf die unwill- 
kührlich, aber vergeblich gegen den sie haltenden Arın des Heroen gerich- 
tete Hand, erleidet sie den tödlichen Streich. Die proporzionirliche Zeich- 
nung aller Körpertheile, das ausgebildete Kostüm, beweisen schon den Ur- 
sprung des Werks in einem ausgebildeten Kunstzeitalter, doch nicht ohne 
Spur eines nahe gränzenden früheren, was sich in der noch ausgereckten 
Zunge, den fein gekniffenen Falten der Tuniken und den gleichförmig geleg- 
ten Rändern der Mäntel beider Figuren nicht verkennen läfst. 

8. Das zweite Monument in abweichender Form des Medusenhauptes 
stellt sich vor Augen in der Darstellung 


(') Verkleinert kopirt in Schwebels Auszug des G ori, Antigg. Etruscae, Norimb. 1770. 
kl. Fol. Tab. XXIX. 2. Doch mit Auslassung der ausgereckten Zunge, welche bei Gori a.a. 0. 
deutlich zu sehen ist. — M. s. Taf, IH. z. d. Abhdl. Nr. 34. 


ın der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 209 


F. des sechsten Moments, der Uebergabe, des Medusenhaupts 
an Minerven, 


als Vasengemälde auf der Vorderseite einer dreihenkeligen Ume von 14 Zoll 
Höhe und 14 Zoll Durchmesser in der Vasensammlung des Antiquariums im 
Königl. Museum, von scheinbar nolanischer Technik und ähnlichem älteren 
Styl der Gemälde mit'gelben Figuren auf schwarzem Grunde, aber in Etrurien 
bei Ponte dell’ Abbadia gefunden. Auf diesem Gemälde ist Minerva und Per- 
seus abgebildet, jene mit unbedecktem, aber mit langen, einzeln herabwallen- 
den Haarlocken und hohem Diadem geschmückten Haupte, in langer fein ge- 
falteter Tunika und Mantel und darüber geworfener Aegis, die aber gleichfalls 
nur aus gewebtem und gegittertem Zeuge zu bestehen scheint und mit einem 
breiten Saum zierlich besetzt ist, worin sich regelmäfsig gestellt schwarz ein- 
gewebte, sich krümmende kleine Nattern mit geöffneten Rachen befinden. 
In der einen Hand hält sie ihren Helm, die linke streckt sie gegen Perseus 
aus, um von ihm das Medusenhaupt in Empfang zu nehmen. Der Heros 
steht vor ihr, den unsichtbar machenden Helm Pluto’s mit zwei grofsen Flü- 
geln versehen auf dem Haupte tragend, in ebenfalls fein gefalteter Tunika, 
statt der geflügelten Talaria mit einer Fufsbekleidung ausgerüstet, welche 
mit sechs koncentrischen Riemen oder Bändern bis an die Waden befestigt 
ist (1). In der rechten Hand hält er das sichelförmig gekrümmte Schwerdt 
von ungewöhnlicher Gröfse. Das Medusenhaupt hat er schon aus der leder- 
nen Tasche herausgenommen, welche über dem linken Arm hängt. Er hat 
den Kopf oben bei den langen schlichten Haaren gefafst, welche es umge- 
ben, ein förmliches Todtengesicht mit geschlossenen Augen, aber ohne alle 
widrige Verzerrung der Wangen, doch mit geöffnetem Munde, sichtbarer 
oberer Zahnreihe, aus welcher oben und unten sehr gekrümmte Hauzähne 
doch nur mit einzelnen Linien angedeutet, hervorstehen, aber mit ausge- 
reckter Zunge (?). 


(') Auf zwei andern grofsen Nolanischen Gefäfsen in der Königl. Sammlung, und einem 
noch grölseren Krater von S. Agata dei Goti und anderwärts kommt Kephalus in Gesellschaft 
Aurorens mit ähnlicher Fulsbekleidung vor. 

(2) Taf.IH. 35. 

Dd2 


210 Le£evzzow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Der ganze Styl des Gemäldes stellt es noch an die Gränze der vorigen 
Darstellungsperiode, von welcher es sich’aber durch die Abweichungen der 
geschlossenen Augen, den nicht verzerrten Wangen, den langen schlichten 
Haaren und den natürlichen Ausdruck des Todes in wesentlichen Merkmalen 
entfernt. 

9. Mit Annahme desselben langen schlichten Haares, doch durch eine 
künstliche Frisur und‘ Anordnung am den‘ Kopf in einzelnen breiten, ge- 
kreppten Lockenmassen auf- und zurückgeschlagen und an jeder Wange in 
zwei förmlich gewundenen Locken herabhangend und oben auf der Scheitel 
mit einem hohen und künstlich geschmückten Diadem gekrönt, in mehr 
breiter, als ovaler Kopfform, mit sichtbarer oberen Zahnreihe und ausge- 
reckter Zunge, ist das Medusenhaupt zur Verzierung eines Kranzgesimses 
benutzt worden, in dem Bruchstück eines Thonreliefs in der Sammlung der 
antiken Thonwerke des Antiquariums im Königl. Museum. Allerdings ein 
Werk späterer Zeit und von guter Form und Technik; aber unstreitig einem 
Vorbilde nachgeahmt, welches seinen Ursprung in einer Periode vor der des 
schönen Styls griechischer Kunst nahm, oder doch im Geist und Geschmack 
derselben gedacht und ausgeführt wurde (!). 

Ich komme jetzt zu den wenigeren Monumenten dieser Stylgattung, 
welche das Medusenhaupt 

b) ohne ausgereckte Zunge enthalten. 

1. Ich trage kein Bedenken an die Spitze derselben das Medusenhaupt 
von Elfenbein zu stellen, welches Phidias seiner Musterstatue der Minerva 
Parthenos in dem Tempel auf der atheniensischen Burg auf die Aegis ange- 
heftet hatte. { 

Zwar wissen wir so ‘wenig aus Pausanias (*) und Plinius (?) kurzen 
Beschreibungen dieser Statue, als aus irgend einer Andeutung eines andern 
alten Schriftstellers, in welcher Charakteristik diefs Gorgonium gebildet 
war. Aber wenn jene bekannten Steine von Aspasius und Teuker geschnit- 
ten wirklich das Brustbild der Minerva des Phidias im Kleinen darstellen, 
woran nach allen andern Merkmalen wohl nicht gezweifelt werden kann, so 


(') Taf. II. 36. z. d. Abhdl. 
CO) LEac.2K. 
@) EI m;4. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 2m 


dürfen wir auch glauben in den noch deutlichen Zügen des freilich sehr ver- 
kleinerten Medusenhauptes, besonders auf dem gröfseren Stein des Aspasius, 
die Hauptmerkmale seines Originals erhalten zu finden (!). 

Und daran ist um so weniger zu zweifeln, indem sich dieselben noch 
auf einigen gröfseren Medusenköpfen, freilich aus einer späteren Periode, 
gleichfalls erkennen lassen, welche sich theils auf der Aegis einiger Miner- 
venstatuen, theils auf den Brustharnischen mehrerer Imperatoren und Krie- 
ger, theils auf den breiten unter dem Harnisch hinabhängenden, abwech- 
selnd mit andern Köpfen, z.B. von Löwen u.s. w. verzierten Riemen zeigen 
und wohl als Nachahmungen des Medusenhauptes auf der Statue des Phidias 
nicht mit Unrecht anzusehen sein mögten. 

Sollte das Greuelhafte in dem Kopfe der ältesten und älteren Medusa 
einem menschlicheren Aussehn weichen und die Grundlage zu einer späteren 
Veredelung desselben werden; so mufste freilich die mehr oder weniger 
höhnend ausgestreckte Zunge ganz verschwinden, indem erst dadurch die 
Ruhe und Gleichmäfsigkeit der Züge zu erreichen war, ohne welche sich 
keine Veredelung denken liefs. 

Wenngleich Phidias glückliches Bestreben vorzüglich darauf gerichtet 
war, in seiner Minerva Parthenos das hohe Ideal einer göttlichen Jungfrau 
mit den edelsten Zügen kriegerischen Ernstes und sinnigen Nachdenkens 
vermählt zu erschöpfen und mit allem Glanz und mit aller Vollkommenheit, 
deren seine schöpferische Kunst fähig war, auszustatten; so scheint er es 
doch nicht für nöthig gehalten zu haben, dem schon zu seiner Zeit unerläfs- 
lich geforderten Attribut des Gorgoniums auf der Aegis seiner Göttin eine 
gröfsere Ausbildung zu geben, als es sich gerade mit der gemilderten Em- 
pfindungsweise und dem geläuterten Geschmack seiner Zeit in dieser Bezie- 
hung, an einem untergeordneten Zierrathe seines erhabenen Meisterwer- 
kes, vertrug. 

Seltener sogar scheint die ältere äginetische und attische Kunst von 
dem Gorgonium auf dem Brustharnische und dem Schilde Minervens Ge- 
brauch gemacht zu haben (?), wo es indessen geschah, ist es wohl nur mit 


(') Taf. IV. 37. 


(2) Davon zeugen so viele Minervenbilder in den Vasengemälden des älteren Styls und in 
Statuen selbst die leere Aegis der Minerva von Aegina zu München. 


212 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


weniger Ausführlichkeit und gröfserer Einfachheit im Geist der älteren Cha- 
vakteristik angewendet worden (!). Aber schon der Minerven-Tronk im 
äginetischen Styl zu Dresden, der sich freilich nur als Nachahmung dieses 
Styls betrachten läfst, trägt auf seiner Aegis schon ein Medusenhaupt in ein- 
facher Bildung (?) mit nur bis zu den Ohren platt anliegendem, etwas wel- 
lenförmig gekämmten und gescheitelten Haar, und mit schon geschlossenem 
Munde, ohne sichtbare Zähne und ohne ausgereckte Zunge. Ihn umgiebt 
dafür ein wellenförmig ausgeschweifter Nimbus von sich nach auswärts win- 
denden Nattern mit geöffneten Mäulern, um wenigstens dadurch nach ural- 
tem Vorgange (°) jenes das Haupt umgebende Grauen anzudeuten, welches 
der nachahmende Künstler nicht mehr bei geschlossenem Munde und ein- 
facher Haartracht mit dem Ausdrucke des Kopfs unmittelbar zu verbinden 
erreichen konnte (*). Wenn er dafür ein Vorbild in einem älteren ägineti- 
schen Werke vor Phidias Zeitalter im Auge gehabt haben sollte, so würde 
uns diefs beweisen können, dafs Phidias selbst sich nur zur Annahme einer 
schon vorhandenen Gesichtsform bequemte, ohne selbst darin einen Schritt 
weitergegangen zu sein. Da aber der Dresdener Tronk nur als ein Werk 
späterer Nachahmung angesehen werden kann, so werden wir so lange, bis 
ein unbezweifelt altäginetisches oder attisches Minervendenkmal das Gegen- 
theil beweist, nicht mit Unrecht glauben können, dafs Phidias den geschlos- 
senen Mund der Gorgone, und das einfach, wohl nach dem Vorbilde der 
Haartracht der gorgonischen Schwestern in den Kunstwerken dieses Styls (°), 
nur in zwei Hauptmassen gescheitelte und bis auf die Hälfte der Wangen 
schlicht herabhängende Haar zuerst im Medusenkopfe der Brustägis seiner 


Minerva, zur Milderung ihres Charakters, angebracht habe. 


(') Wie gleichfalls die Medusenköpfe auf dem Schilde Minervens der älteren Vasengemälde 
lehren. 


(?) Taf. IV. Nr.39. zu d. Abhdl. 
(°) Man sehe auf Taf. I. zu dieser Abhdl. Fig. 11 u. 12, Taf. II. Fig. 21 und unsere Bemer- 


kungen dazu. 


(*) Aehnlich als Nimbus behandelt, doch in viel älterem Styl und mit näher an den Kopf ge- 
drückten dicken Nattern, zeigt sich das Gorgonium bei Micali i.a. W. Taf. CO. nr. 18. 


©) Man vergleiche damit ihre Köpfe auf Taf. II. nr. 29. u. 31. zu dieser Abhandl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 213 


2. Und so zeigt sich dasselbe auch in dem kurz zuvor angeführten, fast 
zwei Zoll hohen Bilde, auf dem Panzerriemen der Statue des jüngeren Marc 
Aurel in der Antikengallerie des Königl. Museums und einiger anderer Kai- 
serstatuen anderwärts. Wenn gleich an jenem Kopfe auf dem Panzerriemen 
des Marc Aurel der Ausdruck noch düster, ja tückisch genannt werden mufs, 
so ist doch alles Uebrige, was Furcht und Schrecken erregen konnte, schon 
in dem Grade vermieden, dafs selbst die höhnend ausgereckte Zunge fehlt 
und dafür nur in der oberen Zahnreihe des wenig 
einziger, etwas breiter Schneidezahn sichtbar wird ('). 

Daher mögte wohl nicht ohne Grund zu vermuthen sein, dafs Phidias 


geöffneten Mundes ein 


der erste Künstler war, welcher die Medusa ohne das den Kopf umstarrende 
wilde Haar und ohne ausgereckte Zunge darzustellen wagte und dadurch den 
folgenden Künstlern der schöneren Periode das Recht gab, wenigstens was 
den letzten Punkt betrift, von derselben Künstlerfreiheit Gebrauch zu machen. 
Dafs indessen noch mancher bedeutende Künstler nach Phidias es vorzog, 
seinem Medusenhaupte die ausgereckte Zunge zu lassen, lehrt das Beispiel 
der vortrefflichen Statue der Minerva von Velletri, deren Medusenhaupt auf 
der Aegis zwar in Hinsicht auf Haartracht und Ausdruck sich der Medusa des 
Phidias nähert, aber durch die sichtbare obere Reihe der Schneidezähne und 
wenngleich nur bis zum Rande der breiten Lippe, aber dennoch ausgestreck- 
ten Zunge von ihr wieder entfernt (?). 

3. Aehnlich der Medusa des Phidias durch nicht ausgereckte Zunge, aber 
andererseits durch Verbindung sowohl des gescheitelten und angelegten, als 
sich auch absträubenden und in Locken windenden Haares, bei schon völlig 
ovaler Kopfform, und mit von Perlenschnüren umwundenem Halse, sich von 
ihm unterscheidend, nähert sich die Darstellungsform schon dem neuesten 
Styl in dem Medusenkopfe auf den grofsen Medaillons von Olbia, 
deren Mittheilung wir den Bekanntmachungen Sestinis (°) und von Bla- 
rambergs (*) verdanken. Offenbar zeigt diese Stylform einer ausgebilde- 
teren Kunst auf beiden Seiten dieser Medaillons, im Vergleich mit denen 


(') Taf. IV. Nr.38. zu dieser Abhandl. 

(*) S. die Abbild. auf Taf. IV. Nr.40. zu dieser Abhandl. 

(°) Lettere e dissert. numismatiche. Contin. T. IV. Fig.I. Il. 

(*) Choix de Medaill. antiques d’Olbiopolis ou Olbia. Paris. 1822. Pl. ], 4. 


214 Lrvezow über die Entwickelung des Gorgonen - Ideals 


einer früheren Periode derselben Stadt, dafs die beschriebene veredelte viel 
jüngeren Ursprungs war; obgleich sich bis jetzt keine Beispiele aus der 
neuesten des vollendet schönen Styls auf den Münzen dieser Stadt ergeben 


haben (!). 


III. Denkmäler im neuesten und schönen Styl. 


Nachdem am Schlusse der vorigen Periode die griechische Kunst da- 
hin gekommen war, wie wir an mehreren ausgezeichneten Beispielen gezeigt 
haben, aus dem Medusen - Antlitze die Schrecken und Entsetzen erregenden 
Merkmale und Bestandtheile zu verbannen, welche den Hauptcharakter des 
ältesten und älteren Ideals ausgemacht hatten, eilte sie nunmehr mit starken 
Schritten der Vollendung desselben entgegen. 


(') Für die Nachweisung der chronologischen Entwickelung mythischer Ideale in der bilden- 
den Kunst sind die Münzen unstreitig ein Haupthülfsmittel. Wenngleich eigentlich bestimmte 
chronologische Data, auf den älteren zumal, nicht darauf angegeben sind; so lehrt schon die 
ganze Beschaffenheit ihrer Technik und des darauf vorwaltenden Styls wenigstens im Allgemei- 
nen die Stufenfolge ihrer gegenseitigen Ausbildung bezeichnen. Insbesondere aber sind diejeni- 
gen Münzen für jenen Zweck die Iehrreichsten, welche einer und derselben Stadt entsprungen, 
denselben Typus in mehreren Darstellungsweisen zu erkennen ‚geben, so, dafs sich die Reihen- 
folgen von Ausbildung genau von einander unterscheiden lassen. Und diefs ist unter andern 
auch mit diesen älteren Autonom-Münzen Olbias für unsern Zweck der Fall. Drei verschie- 
dene Perioden der Ausbildung lassen sich auch darauf wesentlich unterscheiden, eine des älteren, 
eine des mittleren und eine nahe an der Gränze des schönen Styls. Die ausgezeichnete Grölse 
der mehrsten dieser Münzdenkmäler vermehrt ihren Werth, indem dadurch die charakteristischen 
Merkmale um so weniger zweideutig in die Augen springen. Von ihnen mögten daher der älte- 
ren Charakteristik am nächsten stehen die von Blaramberg a. W. Pl.I. nr. 3. u. 5. dargestellten 
von Erz, mit einer Andeutung des Schlangennimbus; die Pl. II. d. von Electrum; dann würden 
der Zeitfolge nach in Hinsicht auf den Styl folgen können bei Sestini (a. W.) Tav. IV. nr.3.; 
bei Blaramberg Pl. I.nr.1.; von Köhler (TAPIXOS, ou recherches sur l’Histoire et les 
antiquitds des Pecheries de la Russie meridionale, in den Memoiren der Academie zu Peters- 
burg, VI. Serie, Tom. I. 1832. Dixieme ect.) Kupf. Taf. nr. 8. u. 9. alle mit offenen Augen und 
ausgereckter Zunge; desgleichen mit milderen Zügen und absichtlich gelockten Haaren bei Se- 
stini Tav.V.2.;, Blaramberg Pl.I. II.; dann mit geschlossenen Augen und noch ausgereckter 
Zunge Sestini Tav.IV,4. Endlich mit noch offenen Augen, aber schon geschlossenem Munde, 
ohne Zunge bei Köhler nr.11.; zuletzt mit geschlossenen Augen und Munde Köhler nr.10. 
Mit zum Theil umstarrenden Haaren, regelmälsigen Zügen, offenen Augen und ohne geöffneten 
Mund würden dann die unter Nr.IV. beiBlaramberg und Tav. IV. nr.1.u. 2. bei Sestini 


abgebildeten diese merkwürdige Gattung von Münzen schliefsen. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 215 


Auch hier hatte die Poesie der bildenden Kunst unfehlbar den Weg 
gezeigt. Die schöne, unglückliche Geliebte des meerbeherrschenden Gottes 
war es, welche die Stelle jener alten Greuelgestalt einnehmen sollte, die 
früher durch ihren Anblick nur Schrecken, Entsetzen und Verderben ver- 
breitet hatte. 

Die Schönheit der Züge ward daher die unerläfsliche Grundlage des 
neuen Ideals. Wenn diese in der Uebergangs-Periode des mittleren Styls 
noch nicht genügend erreicht ward und auch nicht erreicht werden konnte, 
so konnte sie doch auch in der Periode des schönen Styls nicht hinreichen, 
den ganzen individuellen Charakter ihres dämonischen Wesens und die Haupt- 
momente ihrer Geschichte zu bezeichnen. Es mufsten sich damit noch an- 
dere Merkmale verbinden, welche sie nicht zu einer schönen Jungfrau allein, 
sondern auch zur unglücklichen Tochter des Phorkys und der Keto machten, 
und dennoch die Gorgone Medusa in ihrem Bilde nicht verkennen liefsen. 
Die Aufgabe war schwer; aber sie ward, freilich nach manchen noch nicht 
genügenden Versuchen, endlich mit derselben Kühnheit und Geschicklich- 
keit vollkommen gelöst, welche in einer andern Sphäre die Scheusale der 
ältesten und älteren Furien zu hohen, ja erhaben furchtbaren Jungfrauen- 
gestalten veredelt hatten (!). 

Es war das gepriesene Haar Medusens, welches der Kunst bis zu einem 
so hohen Grade von Fülle, und so charakteristischer Form und mit einem 
fast eigenthümlichen Leben beseelt, um das edle Oval des jungfräulichen 
Hauptes und die regelmäfsigsten Züge weiblicher Schönheit anzuordnen end- 
lich gelang, als es sich nur immer mit dem Schönheitsgefühl einer schon 
hoch und frei ausgebildeten Zeit vertragen wollte. 

Jetzt endlich war der Zeitpunkt gekommen, wo nach höchster Aus- 
bildung technischer Fertigkeit, im Besitz aller Erfahrungskenntnisse über 
das zu bearbeitende Material und aller um dasselbe zu überwinden erforder- 
lichen Werkzeuge, die griechische Kunst in Darstellung des menschlichen 
Haares und aller mit dessen schwieriger Bildung und Anordnung zu errei- 
chenden Wirkungen für das Gefühl des Schönen und Reizenden in einen 
Wettkampf mit der Natur sich einzulassen vermogte, der sich für die Idee 
der Schönheit wohl auf dem Felde der Kunst unläugbar entschieden hat. 


(') Siehe Böttiger die Furienmaske u. s. w. 


Histor. philol. dbhandl. 1832. Ee 


216 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


Aber auch nun erst konnte die glückliche Siegerin es wagen, damit 
jene Schlangen unmittelbar zu verflechten, welche die Phantasie der frü- 
hesten Dichter und ihr geflügeltes Wort schon Jahrhunderte zuvor damit 
doch nur furchtbar zu verknüpfen keine Schwierigkeit gefunden hatten. 

Ja noch einen Schritt weitergehend heftete sie der Scheitel des ver- 
einzelten, seines Körpers beraubten Hauptes, auch jenes Flügelpaar in 
verkleinerter Gestalt an, welches bis dahin in bedeutender Gröfse allein mit 
den Schultern der dämonischen Jungfrau verbunden gewesen war. So hatte 
sich zwar leiblich, selbst bis zur Anwendung der gewagtesten Kontraste, 
alles vereinigt, was dem wunderbaren Antlitze eigenthümliche Form und 
unterscheidende Merkmale verleihen konnte. 

Aber es würde die Seele gefehlt haben, jenes geistige Interesse, wel- 
ches der körperlichen Schönheit ihren höchsten Reiz und ihre höchste ethi- 
sche Wirkung gewährt, wenn mit allen diesen Formen und Umgebungen 
das Genie der Künstler nicht einen Ausdruck zu vermählen verstanden hätte, 
der nach ihrer jedesmaligen Absicht, entweder auf Seiten des Beschauers 
die Empfindung des Mitleids bei soviel Jugend und Schönheit mit schmach- 
voller Entehrung gepaart, im Moment eines unfreiwilligen Todes, oder auf 
Seiten des unglücklichen Gegenstandes selbst die des Schmerzes, oder des 
Unmuths und der stolzen, ja ironischen Verachtung bei erlittener Schmach 
und Gewaltthat, erregt oder zu erkennen gegeben hätte. 

Nur erst dadurch konnte die bildende Kunst ihr grofses Wagestück 
vollenden, und dafs sie es auf das gländzendste gethan, wird in einigen der 
höchsten Meisterwerke die kurze Musterung derjenigen Hauptdenkmäler be- 
weisen, welche dieser neuesten Charakteristik angehören und mit welchen 
ich meine Betrachtungen schliefse. 

Nach den beiden Hauptmerkmalen dieser neuesten Charakteristik, 
nemlich 

a) der Schlangenverbindung an Kopf und Körper Medu- 
sens und 
b) der Flügel am Kopfe derselben, 
werde ich sie nach diesen zwei Stufenfolgen in Erwägung ziehen. 
a) Schicklich nimmt die erste Stelle unter den Beweisen der ersten Ver- 
suche die Schlangen mit dem Haupte und dem Körper Medusens zu ver- 
binden, 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. Du 


1. das höchst merkwürdige griechische Denkmal ein, welches Medusen 
im Moment nach ihrer Enthauptung und die gleich darauferfol- 
gende Geburt Chrysaors enthält. 

Dieses in so vieler Hinsicht schätzbare Werk findet sich abgebildet 
bei Millingen in den unedited Monuments, Basreliefs u.s.w. Lond. 1826. 
kl. Fol. auf der U. Platte (!). Es ist auf der Insel Melos in einem Grabe 
gefunden und jetzt im Besitz des Hrn. Thom. Burgon, in London. Als 
halberhobene Arbeit, frei, ohne aus einer Grundfläche herausgearbeitet zu 
sein, scheint es eben so, wie jene einzelne verfolgende Gorgone unsers Mu- 
seums, zu einem Antefixum an irgend einer Wand, vielleicht jenes Grabmals 
selber, gedient zu haben. Es hat in einem eben so grofsen, auf gleiche 
Weise gearbeiteten Denkmal die Erlegung der Chimära durch Belle- 
rophon vorstellend, ein passendes Gegenstück erhalten, welches sich in 
demselben Grabe fand und auch glücklicher Weise ungetrennt von dem 
ersten in den Besitz desselben genannten gelehrten Liebhabers gekommen 
ist (?). In unserm Werke ist Perseus, ganz gegen die bekannte Dichter- 
annahme und bisherige Kunstvorstellung zu Fufs, — zu Pferde abgebildet; 
ohne Flügel, so wenig an den Schultern, wie in den ältesten Abbildungen, 
oder am Petasus und an den Talarien. Er trägt dafür die Reisecothurnen 
(Halbstiefel) und hält in den Händen die sichelförmige Harpe und den abge- 
hauenen Kopf Medusens. Dieses Haupt ist mit geschlossenen Augen und 
noch ausgereckter Zunge, doch nicht geöffnetem Munde, ohne Verzerrung 
und in seiner Form sich schon etwas dem Oval nähernd, gebildet. Die Haare 
scheinen in zwei gescheitelten, schlichten Massen sich bis über die Ohren an 
die Seiten des Kopfs zu legen und in so fern ein Merkmal der Medusa des 
Phidias an sich zu tragen. Eine gewisse Stumpfheit der Form läfst indessen 
hier die Sache nicht zur völligen Entscheidung bringen. Aber unter dem 
Kinn ragen zwei lange sich vom Kopf abwärts in der Luft windende 
Schlangen hervor. Dieser Kopf dient offenbar zum Beweise, wie es auch 
schon früher bemerkt worden ist, und wir auch noch an einem Paar anderen 
Köpfen mit diesem neuen Schlangenattribut zu bemerken Gelegenheit haben 
werden, dafs der Beginn einer neuen Charakteristik, die Hinzuthat eines 


(') S. Taf. IV. or. 42. zu dieser Abhandl. 
(°) Abgebildet bei Millingen, a. W. auf Tafel I. 


218 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


neuen Merkmals nicht auf einmal mit einer allgemein befolgten, völligen 
Umformung des Ganzen verbunden war; sondern, dafs diefs nur in einem 
theilweise erfolgten Anschliefsen an die nächst üblichen Merkmale bestand, 
wodurch eine Vermischung älterer und neuerer Bestandtheile sich erzeugte, 
welche so lange dauerte, bis eine kühnere Hand das nicht ganz Verträgliche 
absonderte und die neuen Merkmale zu einem übereinstimmenden Typus 
mit entschieden vollkommener Wirkung scharfsinnig und glücklich so ver- 
einigte, dafs es der Billigung, Bewunderung und Nachahmung aller nicht 
mehr ermangeln konnte. 

Nach dieser kurzen Abschweifung kehre ich zu unserm Kunstwerke 
zurück. Perseus ist im Begriff mit seinem Raube aufs schnellste davon zu 
eilen. Aber die Enthauptete selbst ist an der Seite des Pferdes zu Perseus 
Füfsen in beide Kniee gesunken, mit noch angstvoll ausgebreiteten Armen 
und wie es wohl nicht anders sein kann, im Moment des Verscheidens. 

Aus dem Stumpfe des Halses steigt an der Stelle des abgeschlagenen 
Hauptes eben so, wie auf jener Schaale unsers Museums der Kopf des Pe- 
gasus, also hier eine kindlich menschliche Figur heraus; daher unstreitig die 
zweite Geburt Medusens — Chrysaor. Medusa ist geflügelt, wie auf allen 
zunächst kurz zuvor beschriebenen Monumenten in ganzer Fig 
ner mit einer langen Tunika bekleidet, die mit zwei Schlangen, wie bei 
Hesiodus (!), gegürtet ist. 


ur; sie ist fer- 


Dieses durch die Geburt Chrysaors einzige Denkmal unterscheidet 
sich wesentlich, durch die ihm zum Grunde liegende Idee, Kunstdarstel- 
lung, den Styl und das Kostüm, von allen vorigen und gehört unstreitig 
einer Periode der Kunst an, in welcher die Künstler sich nicht mehr streng 
und buchstäblich an die maafsgebenden Grundzüge der älteren Dichter 
allein hielten; sondern schon mit Freiheit ihre Komposizionen den näch- 
sten Bedürfnissen ihrer Aufgaben, mit auch ihnen eingeräumtem Rechte 
neuer Schöpfungen, anpafsten. Dahin gehört unstreitig in dieser Scene 
die Erscheinung des Perseus auf dem eilenden Rosse. Kein Dichter oder 
Schriftsteller erwähnt desselben, indem die geflügelten Talarien Merkurs, 
welche aber konsequent dafür hier fehlen, die Stelle desselben vollkommen 
ersetzten. 


(') Seut. Hercul. V. 233 folg. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 219 


Wahrscheinlich hat das Rofs hier seine Entstehung blofs dem Um- 
stande zu danken, dafs Perseus und Medusa der Vorstellung des von dem 
Pegasus herab die Chimära besiegenden Bellerophon zum Gegenstück die- 
nen sollten, die Symmetrie der Anordnung also eine ähnliche, höhere Stel- 
lung des Perseus künstlerisch verlangte. Dieser Forderung konnte der 
Künstler freilich am besten durch den gleichfalls reitenden Besieger Me- 
dusens Genüge leisten. Allen anderweitigen Deutungen und Vermuthungen 
dieserhalb beugt daher die glückliche Erhaltung des Gegenstückes vollkom- 
men vor. Wie oft mag der Grund von gewissen ähnlichen Erscheinungen 
in der alten Kunstwelt keine andere Quelle haben, als die Beobachtung der 
Symmetrie in einem verloren gegangenen Gegenstück, der aber nun von den 
Auslegern, oft zwar sehr gelehrt, aber nichts desto weniger falsch, wer weils, 
von wie weit anderswoher, abgeleitet wird. 

Wenngleich auffallender und sich weniger glücklich anschmiegend an 
den Körper Medusens, und selbst der Form nach widerstrebender, als jener 
Pferdekopf und Hals des Pegasus auf dem Rumpfe derselben an unserer 
Schaale, scheint es doch durch beide Beispiele bestätigt, dafs die alten 
Künstler diese Art der Versinnlichung der alten Mythe von der Geburt des 
Chrysaor und Pegasus am zulässigsten hielten und damit die älteste Art der 
selben auf dem uralten Selinuntischen Relief verbesserten, welche augen- 
scheinlich durch den schon vor der Enthauptung Medusens vorhandenen Pe- 
gasus, als ein unbehülfliches, künstlerisches Hysteron Proteron sich ergiebt. 

2. Anders, wie an dem Medusenhaupte des eben besprochenen Reliefs, 
erblicken wir die Schlangenverbindung, bei noch ausgereckter Zunge, auf 
einem 6 Zoll hohen und 7 Zoll breiten Thonrelief im Antiquarium des Kön. 
Museums (!). An dem an sich lieblichen und mit sehr jungfräulichen Zügen 
ausgestatteten Kopfe, einer doch mehr breiten als vollkommen ovalen Form, 
ragen aus den wellenförmig die Stirn und Schläfen umgebenden und über dem 
Ohr aufgerollten, gescheitelten Haaren vier einzelne Nattern, regelmäfsig an- 
geordnet hervor, ohne dafs sie sich unter dem Kinn mit ihren Schwänzen etwa zu 
einem Knoten verschürzten, oder abwärts schweifend, wie oben an dem Denk- 
mal von Melos herabhingen. Aufser auf einigen kleineren Münzen ist mir eine 
ähnliche Verbindungsart an gröfseren Monumenten nicht vorgekommen. 


(') S. die Abbildung auf Taf. IV. Nr.43. zu dieser Abhandl. 


220 Lervszow über die Entwickelung des Gorgonen- Ideals 


3. Zwar nicht mehr mit ausgereckter Zunge, aber doch sichtbarer oberer 
Zahnreihe und gescheitelten und in einzelnen, sich schlängelnden gröfseren 
Massen an den Seiten bis über die Wangen hinabhangenden Haaren, und 
noch etwas grinsendem Ausdruck des breiteren Gesichts, zeigt sich an einem 
Kopfe auf dem Brustharnische einer Statue des jungen M. Aurel in der An- 
tikengallerie des Königl. Museums, die Verbindung zweier Schlangen mit 
demselben auf andere Art (!). Nicht aus den Haaren sich windend ragen 
sie hervor, wie kurz vorhin; ihre Vordertheile sind verborgen; nur mit den 
Hintertheilen schmiegen sie sich dicht an Wangen und Kinn und verschürzen 
sich mit ihren Schwänzen unmittelbar unter demselben in einen Knoten. 
Gewifs nur Wiederholung eines älteren Typus in dem Anfange dieser Dar- 
stellungsweise, eben so gut, als jener Kopf auf dem Panzerriemen derselben 
Statue, nur als Wiederholung der Medusenform auf der Minervenstatue des 
Phidias hat erkannt werden müssen. Lange vor M. Aurel war das Ideal der 
Medusa gewifs in der schönsten Periode griechischer Kunst vollendet worden, 
so dafs Römern und kunstübenden Griechen unter den Römern zur Kaiser- 
zeit schwerlich mehr etwas Neues darin zu erfinden, sondern nur das schon 
Erfundene zu wiederholen und fortzupflanzen, übrig geblieben war. 

4. Aber kühner als alle seine Vorgänger trat Solon auf, der griechische 
Steinschneider, vermuthlich im Zeitalter des Augustus, in dem bewundernswür- 
digen Profilkopf Medusens einem Karneol eingeschnitten und mit des Künst- 
lers Namen bezeichnet, entweder selbstständig erfindend, oder, wie diese 
Art von Künstlern pflegte, als höchst genialer Nachahmer oder Kopist eines 
griechischen ausgezeichneten Meisters eines gröfseren Werks der Bildhauer- 
kunst (?). An diesem Kopfe mit geschlossenem Munde und demnach auch 
nicht sichtbarer Zahnreihe, umgab der Künstler die reinsten und edelsten 
Formen jungfräulicher Schönheit, durch einen leisen Anflug düsteren, un- 
heimlichen Unmuths im Blicke der Augen und der Bewegung des Mundes 
getrübt, mit einer Fülle sich schlangenförmig krümmenden aber vereinzelten 
Haares bis auf die Schultern hinab, die er reichlich mit den Vordertheilen 
sich windender Nattern als mit den Haaren aus dem Kopfe zugleich heraus- 
gewachsen, durchwebte. Dafs dieser Kopf als noch nicht abgehauen zu 


(') S. die Abbild. auf Taf. IV. Nr. 44. zu dieser Abhandl. 
(?) S. auf Taf. IV. Nr. 45. zu dieser Abhandl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 221 


denken sei, geht aus seiner unverletzten Verbindung mit dem Halse und den 
Schultern hervor. Daher ist der Ausdruck der Gesichtszüge auch keines- 
weges der Ausdruck des allmäligen Verscheidens, sondern der ideale Aus- 
druck eines Wesens, dem, bei aller jungfräulichen Reinheit und Lieblichkeit 
seiner Gesichtsformen, doch die verderbliche Eigenschaft des tödtlichen Ver- 
steinerns der dasselbe Anblickenden von der rächenden Göttin zuertheilt 
worden war. Aber veredelter, und bis zum höchsten tragischen Antheil 
wirksamer hat wohl kein anderer griechischer Künstler die Gesichtszüge die- 
ses Charakters gesteigert, als es vom Solon in diesem Werke geschehen ist, 
einem der gröfsten Kunstschätze ehemals im Besitze des Hauses Strozzi, jetzt 
des Grofsherzogl. Museums zu Florenz (!). 

5. In derselben Idee und gleichfalls noch mit dem Halse verbunden und 
durch sehr ähnliche Gesichtsformen und einen gleichen Ausdruck ausgezeich- 
net, findet sich derselbe Kopf, aber von Vorne, auf einem Thonrelief des 
Antiquariums im Königl. Museum, 7%, Zoll hoch und 9 Zoll breit, mit einer 
gebrochnen grünlichen Farbe mehr getränkt als bemalt (?). Das schöne Oval 
des regelmäfsig jungfräulichen Antlitzes umgeben aber gröfsere schlangenför- 
mig sich emporsträubende Haarlocken, durch welche unmittelbar über der 
Stirn, doch nur diademartig sich ein Paar über der Stirn verknotete Schlan- 
gen winden, die auf beiden Seiten des Halses mit einer gleichförmigen Bie- 
gung ihre Köpfe gegen denselben gewendet haben. Jede andere Schlangen- 
vermischung mit den Haaren, wie z.B. bei Solon, ist absichtlich vermieden. 
Die geschmackvolle Regelmäfsigkeit der Anordnung bei grofser Leichtigkeit 
und Freiheit der Zeichnung giebt diesem werthvollen Werke ein besonderes 
Interesse. — 

Endlich vollendete sich das Medusen-Ideal durch die Zuthat des letz- 
ten charakteristischen Merkmals, nemlich 

b) durch die Andeutung der Flügel am Kopfe. 

Dieses Attribut erklärt sich hier auf dieselbe Weise, wie an den Köpten 
anderer mythischen Wesen in den Werken der Kunst. Flügel, das uralte 
Symbol schneller Bewegung, sowohl an Göttern und Thieren, als selbst an 
leblosen Gegenständen, wie z.B. an den Rädern schnell hineilender Wagen, 


(') Abdruck bei Lippert und andern. Kopieen dieses Steins in mehreren Sammlungen. 


(2) S. auf Taf. IV. Nr. 46. zu dieser Abhandl. 


222 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-I1deals 


erscheinen in Hinsicht auf die ersten in den noch vorhandenen Werken der 
alten Kunst, bei Merkur, Amor, Genius, Morpheus, Iris, Aurora, Victoria, 
Psyche, Furien und Gorgonen und andern mehr untergeordneten halb thie- 
rischen Wesen, Sirenen, Echidna u.s.w., und zwar an den Schultern befe- 
stigt, oder am Petasus oder am blofsen Kopfe selbst des erstgenannten Got- 
tes, oder auch an den Talarien desselben angebracht. Eben so finden wir 
sie dem Heroen Perseus geliehen an denselben Stellen. Amor, Genius, 
Iris, Aurora, Victoria, Psyche behielten sie an gewohnter Stelle, den Schul- 
tern. Diefs ist auch bei den ganzen Figuren der Gorgonen und Medusens 
von der Zeit an stets der Fall, wo man ihnen das Flügelattribut anzueignen 
angefangen hatte. Als man aber das an sich flügellose Haupt Medusens ab- 
gesondert und als vom Körper abgeschlagen zu bilden anfıng, und zwar, als 
man nach allmäliger Vertilgung der widerwärtigen Merkmale, nemlich des 
unförmlichen Kopfs, der wüsten und schlichten Haare, des weit aufgerisse- 
nen Maules, der fletschenden Zähne und Schweinshauer, der ausgereckten 
Zunge, der verzerrten, aufgeschwollenen Wangen, des Bartes, der thierischen 
Ohren und des wuthentbrannten Blicks das Antlitz der Gorgone mehr ver- 
menschlicht, ja ihr sogar schon einen Anflug von jungfräulicher Schönheit 
ertheilt hatte; da ward es nothwendig fühlbar, wenn die Grundidee ihres 
Wesens über dieses Bestreben zu verschönern, nicht zu dunkel und zwei- 
deutig ausgedrückt, oder nicht ganz ausgelöscht werden sollte, ihr aufserdem 
einige andere unterscheidende und passende Merkmale zu verleihen, wodurch 
sie sich vor andern ihr ähnlichen Wesen ohne Misverstand leicht erkennbar 
machen konnte. Malerische Behandlung der ihr nach den Dichtern eigen- 
thümlichen Fülle des Haares, schickliche Verbindung der Nattern-Gestalten, 
worin es zum Theil verwandelt war, schienen denen, welche dazu die ersten 
Schritte thaten, zu diesem Zwecke hinlängliche Mittel zu sein. 

Aber die immer höher steigenden Forderungen des sich immer mehr 
läuternden Gefühls des Schönen und Erhabenen waren damit nicht ganz 
befriedigt. Selbst Solons Versuch mit dem wilden, unmittelbar von Schlan- 
gen durchwachsenen Haare, scheint trotz der Schönheit und hohen Voll- 
kommenheit der dargestellten Gesichtszüge, in seinem zu grellen Kontraste, 
noch Anstofs gegeben und keine Nachahmer gefunden zu haben. Die aus 
dem Körper herausgewachsenen Schlangen waren dem tragisch bewegten, 
mitleidsvollen Gefühl des Griechen an einer schönen, unglücklichen Gelieb- 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 223 


ten des gewaltigen Meergottes zuwider. Man liefs es bei diademartiger Ver- 
flechtung eines Paares von Schlangen bewenden, die man, um selbst das 
Auge weniger zu beleidigen, in zierlichen, symmetrischen Windungen die 
Haare nur durchschleichen, ja sich darin fast mehr verbergen, als drohend 
hervortreten, und sich nur unter dem Kinn, oder um den Hals, statt eines 
würdigeren, hier aber unpassenden Schmucks, eben so einfach sich ver- 
knüpfen zu lassen kein Bedenken trug. 

Willkommenen Spielraum fand dafür die Kunst in Ausbildung des 
natürlichen Hauptschmucks menschlich gebildeter Wesen, des Haares. Das- 
selbe in diesen Darstellungen in allen malerischen Windungen und wellen- 
artigen Bewegungen, deren es nur immer fähig sein kann, meisterhaft fast 
zu erschöpfen, scheint nunmehr das Hauptbestreben der Künstler bei der 
Darstellung dieses Ideals gewesen zu sein. Die ersten Beispiele des sich 
krümmenden und abwärts sträubenden kürzeren Haares waren auch die erste 
Grundlage dazu und boten, bei der Absicht die noch zu furchtbare Wirkung 
der unmittelbar gehäuften Schlangenverbindung so viel als möglich zu min- 
dern, den Künstlern die beste Gelegenheit dar, den Haaren selbst eine ge- 
wisse Verähnlichung mit den Windungen des Schlangenkörpers anzueignen, 
ohne die giftgeschwollenen Bäuche und drohenden Rachen dieser Unthiere 
selbst, mehr als nöthig war, sichtbar werden zu lassen. Der mit Beifall 
verknüpfte Erfolg für die Charakteristik des Ganzen hatte diefs Bestreben 
vollkommen gerechtfertigt. Und so konnte noch der letzte Schritt gesche- 
hen, nach dem Vorgange der geflügelten Köpfe des Merkur, Morpheus und 
anderer Wesen, auch die verkleinerten Flügel mit jener Lockenfülle und 
jenem Schlangenattribute an der Scheitel zu verbinden, welche die Erkenn- 
barkeit eines dämonischen geflügelten Wesens nicht allein befördern halfen, 
sondern auch in besonders dazu gewählter Stellung, zumal in Verbindung 
mit allen übrigen Zügen und Merkmalen, der Form und dem ganzen Ausdruck 
des Antlitzes eine Wirkung von imposanter Schönheit und Erhabenheit ver- 
liehen, welche dasselbe zu einem der wunderbarsten und anziehendsten Ideale 
griechischer Kunst gestempelt hat. 

Dafs diese Wirkung nur durch die vollendeten Kunstfertigkeiten und 
den feinen Takt der Künstler in der Periode des schönen griechischen Styls 
zu erreichen war, ist keinem Zweifel unterworfen. Aber die Geschichte der 
Kunst, nur die grofsen Erscheinungen ins Auge fassend, hat uns die Namen 


Hıstor. philol. Abhandl. 1832. Ff 


224 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


der Künstler nicht genannt, welche diesem Antlitze, vielleicht zuerst an den 
Statuen ihrer Minerven, oder an den Panzern der Könige und Helden, das 
höchste Gepräge der schönen Vollendung ertheilten. Das Zeitalter Lysipps 
mögte das geeigneteste dazu gewesen sein. Vielleicht war es dieser grofse 
Künstler selbst, der den Panzer seines königlichen Helden damit zuerst ver- 
herrlichte, und darin ein Musterbild aufstellte, das mehr oder weniger anders 
modifizirt für die Folgezeit stehender Typus aller vollendeten Medusenhäupter 
geblieben ist. 

Folgende Denkmäler mögten wohl als das Merkwürdigste und Vor- 
züglichste anzusehen sein, was uns davon aus den Trümmern der alten Kunst- 
welt erhalten worden ist. 

i. An die Gränze der zu dieser Charakteristik gehörigen geflügelten Medu- 
senköpfe glaube ich unbedenklich ein höchst merkwürdiges Denkmal stellen 
zu müssen, dessen Bekanntmachung wir der Sorgfalt Herrn Bröndstedts 
im II. Buch seiner Reisen mit einer schönen Abbildung verdanken ('). 

Es besteht in einem antiken Bruchstück von gebrannter Erde in der 
Sammlung des Herausgebers und zeigt einen schönen weiblichen Kopf ganz 
von vorne dargestellt, mit stark vergoldetem Haare, mit zwei hervorspriefsen- 
den, schneckenförmigen Auswüchsen und Flügelchen (an der Scheitel), welche, 
so wie die beiden Ohrgehänge, himmelblau angestrichen sind. Die Gesichts- 
farbe, wovon noch, ungeachtet einer starken Erdkruste, welche man nicht 
hat ablösen können, deutliche Spuren übrig sind, war die eines jugendlichen 
Weibes. Hr. Bröndstedt erwarb diefs Denkmal, das wir mit seinen eige- 
nen Worten charakterisirt haben, 1820 in Sicilien, in der Nähe von Sta. Ma- 
ria del Tyndaro. Die Ausführung im Einzelnen wie im Ganzen zeugt von 
einem breiten und kräftigen Styl, und es gehört nach dem Besitzer dieses 
Fragment unter die schönsten der kleineren griechischen Denkmäler, die er 
jemals gesehen hat. 

Die über der Stirn hervorragenden kleinen Hörner (was diese kurzen 
Hervorragungen ohne Zweifel sind) könnten zwar an eine lo, als Symbol 
des Mondes, nach einem alten, vielleicht argivischen Typus, denken lassen, 
doch findet der Herausgeber es für wahrscheinlicher, dafs darin das Bild 


(') Reisen und Untersuchungen in Griechenland. II. Buch. S.133. XXXIX. Paris, 
1830. kl. Fol. als Vignette vor der Einleitung, vergl. mit der Erklärung der Bildtafeln S.295 folg. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 225 


einer Medusa zu erblicken sei, wofür ich sie auch unbedenklich halte. Die 
hervorspriefsenden Hörner sind zwar ein Attribut, welches wir bis jetzt 
noch an keinem ächt griechischen Denkmale unserer Gorgone wahrgenom- 
men haben; aber wir haben schon in dem von Micali (!) bekannt gemach- 
ten etrurischen Werke von gebranntem Thon, bei ausgereckter Zunge die 
kleinen aufstrebenden Hörner erkannt. Diese sind gewifs nicht ohne frühe- 
ren Vorgang sowohl bei Griechen als Etruriern auch späterhin zuweilen der 
Medusa angeeignet worden, da der thierische Ursprung und die thierische 
Grundlage des ganzen Ideals wohl eine solche Vermehrung ihrer furchtbaren 
Attribute begünstigen konnte; doch scheint die Kunst nur sparsam davon 
Gebrauch gemacht zu haben, vielleicht nur in gewissen, besonders mystischen 
Beziehungen, von denen uns die Andeutungen verloren gegangen sind. Wenn 
späterhin die Medusa zu einem Symbol des Mondes geworden ist, wie die 
angezeigte Stelle des Clemens von Alexandrien zu erkennen giebt (?), so ist 
es auch um so weniger unwahrscheinlich, dafs man in dieser astronomischen 
Bedeutung ihr eben so gut wie der Io (°) die Hörner beigelegt habe. Dafür 
fehlen aber diesem Kopfe die Schlangen. Aber eben dieses wesentlichen 
Mangels wegen mögte Hrn. Bröndstedts Meinung, dafs dieser Kopf eine 
Medusa im Moment ihrer Verwandelung vorstelle, wohl nicht ganz wahr- 
scheinlich sein. Denn woran soll man diese Verwandelung erkennen? In 
einem ähnlichen Fall, der Verwandelung des Actäons in einen Hirsch, hat 
die griechische Kunst in den uns davon verbliebenen Monumenten, den Mo- 
ment der Verwandelung durch die aus dem Kopfe hervorspriefsenden zacki- 
gen Hörner, oder diesen Moment doch durch die auf ihn eindringenden 
Hunde angedeutet (*). Ich mögte das Werk blofs für eine Vorstellung der 
schönhaarigen, schon geflügelten Medusa im Charakter des schönen Styls 
halten, ohne Beziehung auf ihre Verwandelung. Auch giebt der ruhige, 
affektlose, ungetrübte Ausdruck ihrer Züge kaum Veranlassung an den Mo- 


(') i.a.W. Taf. CH. nr.8. M.s. diese Abhandl. S.173. Not.1. gegen das Ende. 
(°) Vergl. S.190. zu dieser Abhandl. Not. 2. 
(°) Man vergl. die Note 2. bei Bröndstedt a.a.0. 


(*) Das erste bewiesen durch die merkwürdige Marmor-Gruppe im Britisch. Museum, s. 
Ancient Marbles of the British Museum Tom.1U. Taf.45. Das andere durch ein Vasenge- 
mälde auf einem grolsen Gefäls in der Vasensammlung des Antiquariums in Berlin. 


Ff2 


226 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


ment ihres Todes zu denken. Sie steht in dieser Hinsicht dem grofsen Kopfe 
auf den grofsen Medaillons von Olbia (!) nahe, von dem sie sich nur durch 
die Flügel unterscheidet, welche sie, so wie die Anmuth ihrer Gesichtszüge 
und der schöne Styl des Ganzen, unserer zweiten Abtheilung der Monumente 
im neuesten oder schönen Styl aneignen. — 

2. Eine antike Paste in der Townleyschen Sammlung abgebildet bei 
Raspe, im Verzeichnifs der Tassieschen Pasten-Samml. Tom.II. nr. 8899, 
auf Pl:L: (2) 

Auf diesem Denkmale zeigt sich die Kopfform noch mehr rund, als 
oval; aber die Gesichtszüge sind unverzerrt und mild. Die Haare umgeben 
noch, wie bei mehreren der mittleren Charakteristik, in kürzeren Massen 
nach Aussen starrend das Haupt. Das Hintertheil zweier Schlangen umflicht 
gleich einem Bande Wangen und Kinn, unter welchem sich beide in einen 
leichten Knoten verschlingen. Vorn an der Scheitel über der Stirn, nur 
in der Mitte durch ein kleineres Lockenpaar getrennt, ragen zwei kleine 
Flügel hervor. Alle diese angegebenen Merkmale scheinen noch einem der 
ersten Versuche der Schlangen - und Flügelverbindung zugleich anzugehören, 
da sie noch nicht zu dem Grade der Wirkung benutzt und ausgebildet wor- 
den sind, welche in den nunmehr an die Reihe der Betrachtung kommenden 
Darstellungen alles Aehnliche übertrifft. 

3. Kopf noch mit dem Halse verbunden, auf einem kolossalen Relief 
von Marmor in der Villa Albani; erwähnt in der /ndicazione antiquaria per 
la Villa suburbana dell’ excell. Casa Albani. Edit. 11. Rom, 1803. S.2. nr. 7. 
mit den wenigen Worten: ‚‚sopra il portone Testa colossale di Medusa;’’ ab- 
gebildet bei Raspe (a.a. 0.) Pl. L. nr. 5597, nach einem darnach vortreff- 
lich geschnittenen Kamee (°), dessen Abdruck auch bei Lippert, Dactyl. 
Taus. IH. 26. zu finden ist (*). 

Nur ein Schlangenband aus den Schwänzen zweier derselben beste- 
hend und am Halse leicht verknüpft, umgiebt denselben als eigenthümlicher, 
dämonisch-gorgonischer Schmuck. In der unendlichen Fülle des den ganzen 


(') Taf. IV. Nr.41. zu dieser Abhandl. 

(?) S. Taf. V. Nr.47. zu dieser Abhandl. 

(°) ‚‚Cameo, from a basrelief of Cardinal Albani's. — 
(*) S. Taf. V. Nr. 48. zu dieser Abhandl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 227 


Kopf fast bis an die Brust sich schlängelnd umwallenden Haares ist weiter 
keine Spur von Schlangen mehr sichtbar. Aber die Windungen der Locken 
selbst ahmen denen der Schlangen auf das lebendigste nach, so, dafs dadurch 
eine Wirkung erreicht wird, welche noch viel wunderbarer, fast gespenstisch, 
den Mangel der Schlangen selbst ersetzt. An ihrer Statt ragen aber an der 
Scheitel des Haupts die gelüpften und ausgebreiteten Flügel hervor, welche 
das Gewimmel des sich krümmenden, gleichsam beseelten Haares noch mit 
schlagender Thätigkeit zu verstärken scheinen. Die Form des Gesichts ist 
oval, mit regelmäfsigen Theilen des jungfräulichen Charakters erfüllt; aber 
durch die zornig zusammengekniffenen Braunen, durch die gegen die Winkel 
der Augen tückisch gepressten Sterne und den zum Hohn ein wenig geöff- 
neten, aufgeworfenen Mund zu einem furchtbar grofsen Ausdruck des Zorns 
verzogen, den ein rückkehrender Anfall uralter Neigung zum tödtlichen Ver- 
derben darauf wieder hervorgerufen hat. Ohne durch erregtes Mitleid, wie 
bei Solons Werk, anziehend zu sein, ist das Ganze als Bild eines über- 
menschlichen dämonisch-göttlichen Zorns dennoch von ausserordentlicher 
Wirkung (!). 

3. Offenbar reizender und sich gröfseren menschlichen Antheil gewin- 
nend tritt uns dafür das Medusenhaupt entgegen, welches die Rückseite jener 
acht Zoll im Durchmesser haltenden, prachtvollen Onyxschaale bedeckt, 
welche aus dem Schatze der Farnesen in das Königl. Museum zu Neapel ver- 
setzt, eine der kostbarsten Zierden desselben ausmacht und unter dem Na- 
men der Farnesischen Schaale (tazza Farnese) als eins der gröfsten und kunst- 
vollsten Denkmäler alter Glyptik berühmt ist (?). Maffei war der erste, 
der in dem Museum Feronense (S. CCCLV. und CCCLV .) eine Abbildung 
beider Seiten, in der Gröfse des Originals, und in seinen Osservazz. leterr. 
(T. H. Art. IX. S. 339.) nebst wiederholter Abbildung der Rückseite eine 
Erklärung der innern Seite herausgegeben hat; späterhin ist sie auf einem 


(') Mit weniger wallendem Haar, zwei über den Schläfen frei hervortretenden, aber gesenk- 
ten Flügeln und nur allein auf den Ansatz der Schultern ruhenden sich ringelnden zwei Schlan- 
genschwänzen und milderem Blick und Ausdruck ein Medusenhaupt auf Pl. LXXII. Nr. 1. bei 
Caylus Recueil d’Antigg., in einem grofsen bronzenen Medaillon, 4 Zoll 9 Linien franz. im 
Durchmesser haltend, welches Caylus für eine römische Kopie eins der schönsten griechischen 
Originale erklärt. — 

(?) S. Taf. V. Nr.49. zu dieser Abhandl. 


228 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


einzelnen Blatte, noch kräftiger von F. Morghen gestochen in Neapel 


g auf der innern 


Seite in seinen unedited Monuments in U. Tom. Pl. XVII. wiedergegeben 


bekannt gemacht worden; Millingen hat die Vorstellun 


und zu erläutern gesucht; endlich hat zuletzt Guargiulo in Neapel eben- 
falls von beiden Seiten eine Abbildung in seiner Sammlung antiker Bild- 
werke des Neapolitanischen Museums gegeben. Eine gründliche Erläuterung 
findet sich von Visconti im HI. Bande des Mus. Pio-Clement. Auch 
Gerhard in: Neapels antike Bildwerke, I. Thl. S. 391 u. 92. hat 
dasselbe an der Spitze der Sammlung geschnittener Steine des Neapolitani- 
schen Museums in der Kürze beschrieben. 

In diesem Erstaunen erregenden Werke alter Steinschneidekunst ist 
alles erreicht, was in der Idee des lockenumwallten Hauptes der Me- 
dusa durch geschmackvolle Anordnung des Ganzen, durch die freieste Zeich- 
nung des Einzelnen und die höchste Fertigkeit in der schwierigsten techni- 
schen Behandlung zu erreichen möglich war. Höher kann die Kunst in ab- 
sichtlicher Behandlung menschlichen Haares nicht steigen. Aber auch hier 
sind die an den fast halbversteckten Flügeln auf der Scheitel hervorragenden 
zwei Schlangenhälse kaum bemerkbar: die prachtvolle Ueppigkeit der Lok- 
ken verdunkelt sie fast so gut wie ganz; nur um das Kinn in leichter Ver- 
schlingung ihrer Hinteriheile treten sie mehr bemerkbar hervor. Die Züge 
des reizenden Gesichts sind von ausserordentlicher Schönheit; nur der etwas 
eröffnete Mund giebt den leisen Ausdruck eines innern, verhaltenen Affekis 
zu erkennen, der durch die Last eines ungeheuren Schicksals gerechtfertigt 
wird. Diefs nie genug zu bewundernde Bild der über ihr grausames Geschick 
in dem Bewustsein ihrer hohen jungfräulichen Schönheit unmuthsvoll trauern- 
den Gorgone ist auf dem Steine selbst als der Mittelpunkt einer mit Schlan- 
gen umfranzten Aegis angebracht, wozu die schildförmige Beschaffenheit der 
Schaale wohl die nächste Veranlassung gab, ohne besondere Beziehung auf 
das Aegypten betreffende Bild im Innern der Schaale, die ihre Entstehung 
wohl dem Ptolemäischen, spätestens dem Augusteischen Zeitalter verdan- 
ken mögte. 

4. Einmal nach beseitigten Hemmungen des älteren Styls zur unerschöpf- 
lichen Quelle immer neuer Modifikazionen für die Erfindungs- und Anord- 
nungskraft der Künstler geworden, erscheint das Medusenhaupt in dem über 
die Natur grofsen Marmorwerke eines griechischen Künstlers, welches lange 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 229 


eine der Hauptzierden der Rondaninischen Sammlung in Rom war und von 
da in das Museum zu München übergegangen ist, in einer zwar weniger 
üppigen, aber nichts desto weniger wirkungsvollen, ruhigeren Anordnung 
des über der Stirne gescheitelten Haares (!). Nur in gemäfsigter erhobenen 
Wellenlinien weicht es von der Mitte der Stirn in etwas gröfseren Massen 
nach den Seiten zu ab und lockt sich in wenigeren Schlangenkrümmungen an 
den Schläfen und Wangen. Kinn und Wangen umgeben, unter dem ersten 
leicht verschürzt, doch jene nicht unmittelbar berührend, zwei Schlangen- 
leiber.. Nur ihre Köpfe ragen oberhalb der Scheitel neben den Flügeln, 
nicht drohend, sondern fast schlafend hervor. Die Flügel selbst aber deh- 
nen sich weit über die äussersten Haarlocken der Scheitel hinaus, ausgebrei- 
tet und gleichsam die letzten Schwingungen versuchend. Sie gewähren da- 
durch mit der vollkommenen Ovalform des Kopfes einen so wirksamen gewal- 
tigen Kontrast zwischen dem obersten Theile des Kopfes und dem sich sanft 
abrundenden Untertheile desselben, wie ihre anders modifizirte Stellung, 
selbst an den schönsten der übrigen Denkmäler, nicht erreicht hat. Der Adel 
und die musterhafte Korrektheit aller Gesichtstheile, so wie die ruhige Har- 
monie jedes Einzelnen zu einem vollkommenen Ganzen, machen diefs Werk 
zu einem wahrhaft klassischen. Die innere leise Stimme des schmerzvollen 
Unmuths und ironisch trotzenden Hohns, welche aus dem bedeutungsvollen 
Zuge der Augenbraunen und den schon erstarrenden Lippen des wenig geöff- 
neten Mundes ertönt, vollendet den tragischen Eindruck, den diefs grofs- 
artige Haupt auf die Empfindung jedes gefühlvollen Zuschauers unvermeid- 
lich erzeugen mufs (?). 


(') S. Taf. V. Nr.50. zu dieser Abhandl. 


(*) In derselben Stellung der Flügel, Anordnung des Haares und Schlangenhalsbandes zeigt 
sich derselbe Typus auf drei Köpfen von Thon im Antiquar. des Königl. Museums, der eine ein 
grölseres Relief 6 Zoll hoch und 6'; Zoll breit von besonders schöner Zeichnung, die beiden an- 
dern in Hochrelief, fast rund, auf zwei Seiten eines grolsen, diekbauchigen Gielsgefälses ange- 
bracht. Hier ist aber in allen dreien der Ausdruck des Schmerzes nur allein vorwaltend. — Eben 
so wirkungsvoll in dieser Absicht zeigt sich das schöne Medusenhaupt als Relief auf einer schild- 
förmigen Platte bei Millingen unedited Monum. U. Taf. XIX, 2. ohne Schlangen und Flügel 
im Haar, aber mit Perlen- und Schlangenhalsband unten am Halse und auf der Brust, welche 
mit einer dreifachen Reihe länglicher Schuppen umgeben ist, offenbar Anwendung der Schuppen 
auf der Aegis Minervens, wie auf den Münzen so vieler pontischen Städte und anderer, deren 
Abbildung Haym in ZTesaur. Britt. Taf. XX. gegeben hat. 


230 Lrvezow über die Entwickelung des Gorgonen- deals 


5. Düsterer und mit schmerzyollerem Gepräge in dem Zuge der Augen- 
braunen, dem erlöschenden Blick der Augen und dem erstarrenden Munde 
gewahren wir dasselbe schöne Haupt in der Periode der wieder von neuem 
auflebenden Kunst unter dem kunstliebenden Hadrian an dem eignen Panzer, 
womit das vortreffliche Brustbild dieses Imperators in dem Museum des Ka- 
pitols zu Rom bedeckt ist (1). Von gröfserer sich schlängelnden Lockenfülle 
an den Seiten bis unter das Kinn hinab umgeben, zeigt es doch keine andere 
Schlangenverbindung weiter, als in den sich um Wangen und Kinn unmit- 
telbar legenden und sich unter diesem nur leicht verschlingenden Hinter- 
theilen zweier Nattern. Flügel ragen, wie in der Sphäre dieses Styls überall, 
hervor, aber sie senken sich mit den Spitzen regungslos hinab, bei erlöschen- 
dem Leben des ganzen Hauptes. Wenngleich von vortrefflicher Arbeit und 
hohem Werthe steht diefs Werk dennoch sowohl in der Idee, als der Gröfse 
des Ausdrucks dem Rondanini- Münchener Meisterwerke nach. Seine Cha- 
rakteristik ist aber fast zum unveränderlichen Vorbilde aller späteren unzähl- 
baren Medusenköpfe geworden, womit die Kunst Waffen und Geräthe aller 
Art nachahmend verziert hat (?). 

Endlich ist uns 

6. in dem Meisterwerke eines griechischen Steinschneiders mit dem Worte 
CWCOKNE in kleinen Zügen beschrieben (*) das Profilbild einer schon völlig 
entseelten Medusa mit geschlossenen Augen und dem ganzen Ausdruck einer 
unmuthsvoll und schmerzhaft Sterbenden übrig geblieben, auf einem schö- 
nen Karneol, der vormals dem Kardinal Ottoboni gehörte, jetzt aber der 
Lord Carlisle in England besitzen soll (*). Hier ist das allerdings reiche 


(') S. Taf. V. Nr.51. zu dieser Abhandlung. 

(2) So in diesem Typus, in bedeutender Grölse dieses Haupt im Centrum des Innern einer 
grofsen zweihenkeligen Schaale, von grünem antiken Marmor, aus der v. Kollerschen Samm- 
lung, in der Antiken- Gallerie des Königl. Museums zu Berlin. S. Verzeichnifs derselben. 
SSLYENTHllAsZ: 

(°) Der auf dem Stein eingeschnittene Name ist offenbar CWCOKAE und nicht CWCI- 
KAE, wie er hin und wieder lautet. So haben auch Winkelmann, Stosch und Bracci 
ihn gelesen. Den letzten Namen hat man wohl der Inschrift CWCIKAH auf dem Stamme ent- 
lehnt, auf welchen sich eine der Amazonen im Capitolinischen Museum stützt. Auch die Lesung 
ClWPOKAE scheint sich nicht zu rechifertigen, eben so wenig als der vermuthete Name So - 
sthenes, bei Sillig Catal. Artific. 8.426. 


(*) S. Taf. V. Nr.52. zu dieser Abhandl. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 231 


Haar doch mit gröfserer Mäfsigung behandelt und angeordnet, als an irgend 
einem andern Denkmale dieses neuesten Styls; nur an und über dem Nacken 
ist es in einen Knoten und an den Seiten in drei sich krümmende Locken- 
massen geschlagen, über welche ein Flügel sich erhebt. Die Schlangen 
scheinen ganz zu fehlen: bei der Kleinheit des Bildes wäre es indessen wohl 
möglich, dafs sich eine derselben in einer oberhalb am Flügel sich beson- 
ders windenden dünneren Locke leicht verkennen liefse. Dieser Stein ist 
von jeher mit Recht als ein ausgezeichnetes Meisterwerk griechischer Gly- 
ptik bewundert und jenem Steine Solons gleich geschätzt worden. 

Mit der Erwähnung zweier Vorstellungen der Enthauptung Medusens 
auf einigen griechischen Münzen beendige ich diese Musterung der Gorgonen- 
und Medusen - Denkmäler im neuesten Styl. 

Die eine unstreitig ältere Vorstellung eines stehenden, mit dem einer 
phrygischen Mitra fast ähnlichen Helm des Pluto bedeckten und einer Tunika 
und Mantel bekleideten Perseus, der in der rechten Hand die Harpe, in der 
linken das abgehauene Haupt Medusens hält, die hinter ihm, wie es scheint, 
ganz nackt, aber geflügelt, am Boden liegt, mit der Beischrift AMIZOY zeigt 
sich auf einer bronzenen Autonom - Münze dieser Pontischen Stadt, auf deren 
Vorderseite ein behelmtes Minervenhaupt sichtbar ist (!). Ob vielleicht nach 
einer gröfseren Bildhauergruppe in Amisus kopirt auf die Münze übergetra- 
gen, ist bei dem Mangel anderer Nachrichten nicht zu entscheiden, sondern 
nur zu vermuthen. Bekannt ist wenigstens die Statue eines Perseus mit einem 
schönen abgehauenen Medusenkopf in der Hand, der sich im Palaste Lanti 
in Rom befindet (S. Winkelmanns Werke. B. 4. S. 127. und die Noten 
S.350 folgd.). Aber die Statue ist sehr restaurirt und auch das Medusenhaupt 
von Kennern z.B. von Visconti (Mus. Pio Clem. ll. S. 64. Not. a.) als alt 
bezweifelt worden. Es sei daher genug desselben hier nur erwähnt zu haben. 
Und so ist auch wohl nur von einer ähnlichen Bildhauergruppe jener runde 
Kopf übrig geblieben, der nach Herrn Hirts Erinnerung noch in der Villa 
Ludovisi aufbewahrt werden soll (?). Ueber den Charakter der Medusa auf 
unserer Münze ist, bei der Kleinheit ihres Bildes, aufser jenem Flügelattribut 


') S. Taf. V. Nr.53. zu dieser Abhandl. 
wm) 


1. vergleiche damit, was S.140. dieser Abhandl. über die Abbildung der Medusa in gan- 


Statuen vermuthet worden ist. 


Histor. philol, Abhandl. 1832. Gg 


ze 


232 Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals 


an den Schultern, nichts weiter zu ermitteln. Gleiches gilt von den ähn- 
lichen Darstellungen auf den Münzen der andern Pontischen Städte Amastris, 
Cabira, Comana, Sinope und anderen (t). 3 

Jüngeren Ursprungs ist augenscheinlich jene zweite Vorstellung, welche 
sich auf einem bronzenen Medaillon der Stadt Sebaste in Galazien, auf der 
Rückseite ergiebt, welches auf der Vorderseite das Brustbild des Karakalla 
trägt (*). Hier besteht die ganze Gruppe aus drei Figuren, Minerva mit ihrem 
Spiegelschilde, Perseus, der darin das Haupt Medusens erblickend von der 
letzten, auf den Knieen liegenden abgewendet, ihr dasselbe mit dem Schwerdte 
in der rechten Hand abschneidet, indem er sie mit der linken bei der Scheitel 
ergriffen hat. Zeichnung und Kostüm der Figuren verrathen den neueren 
Styl; nur der Unterleib Medusens ist bis auf die Kniee mit dem hinabgefal- 
lenen Gewande lose umgeben, ihr übriger Körper ist nackt und ungeflügelt; 
ihr Haupt scheint mit lockigen Haaren besetzt zu sein; die erkennbaren 
Züge ihres Gesichts verrathen Angst und Verzweiflung. Mit beiden Händen 
sucht sie sich von der Hand des Perseus zu befreien, die ihre Scheitel ergrif- 
fen hat und das Schwerdt abzuwehren, indem es schon ihren Hals durch- 
dringt. Perseus ist in kühner, heroischer Haltung gebildet; ein leichter 
Mantel flattert am Hintertheil der Schultern empor; an den Füfsen sieht 
man die beflügelten Talarien, aber der Kopf ist unbedeckt. Der ihm als 
Spiegel entgegengehaltene Schild Minervens versinnlicht die bei Apollodor 
und dem Scholiasten (°) in unserer Mythe bemerkten und erläuterten neue- 
ren Züge der Erzählung. Wie es gekommen sein mag, dafs man in späterer 
Zeit das Bild des Perseus, zumal in Verbindung mit Medusen, auf die Mün- 
zen mehrerer Pontischen Städte, gleich dem Bilde eines Nazionalheroen ge- 
setzt habe, darüber verdienen die Andeutungen Böttigers (*) vorzüglich 


(‘) Man sehe darüber die Bemerkungen Neumanns im I. Theil der Populorr. et Regg. 
Numi Fett. inediti. von S.1-9. die Abbild. auf Taf. I. nr. 1. 


(*) S. Taf. V. Nr.54. zu dieser Abhandl. Mit der Inschrift ET. AOY.AMEZAAIOY. 
ANTRN..... APX. unten CEBACTHNAN. bei Caylus Tom. IV. Pl. LIV. ı. u. ı1. 
vergl. Pellerin Med. d. Filles. T. 11. Supplem. Pl. CXXXVI.nr.7. und Mionnet Med. 
antig. T.IV. S. 399. 

(‘) M.s.S.169. dieser Abhandl. die Note 2. 

(‘) Sowohl Furienmaske. IV. S. 107. als auch besonders Note 31. S.416 folgd. der Ideen 
zur Kunst-Mythologie. Kursus 1. 


in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. 233 


beachtet zu werden, die, wenn sie auch gleich, sich nur auf einzelne zer- 
streute Data stützend, die Frage nicht gänzlich und mit entschiedener Gewifs- 
heit lösen, dennoch als Winke und Beiträge für eine künftige vollständige 
Beantwortung dienen können. — 

Aus allen diesen Untersuchungen und Darlegungen ergeben sich ausser 
den schon bei jeder Darstellungs-Periode in Bezug auf die einzelnen darin 
charakteristischen Merkmale der Gorgonen gemachten Bemerkungen für die 
Geschichte der Kunst wohl ungezwungen noch folgende allgemeinere Re- 
sultate: 

1. Dafs kein griechisches Kunstideal vom ersten rohesten Anfange der 
beginnenden Kunst bis zu ihrer Vollendung eine längere Stufenreihe von all- 
mäliger, ja schrittweise sich fortsetzender Entwickelung überstiegen hat und 
daher keinem eine gröfsere Mannigfaltigkeit von Darstellungsformen zu Theil 
geworden ist, als dem Gorgonen -Ideal überhaupt und dem der Medusa ins- 
besondere. 

2. Dafs aber auch von keinem andern Ideal die Entwickelungsgeschichte 
in zahlreicheren Dokumenten so deutlich vor Augen liegt, als schon gegen- 
wärtig von ebendemselben. 

3. Dafs sich in dieser Entwickelung, wenngleich nur eines untergeordne- 
ten Ideals, zugleich der ganze Gang und der ganze eigenthümliche Geist der 
griechischen Kunst, und was um so mehr Werth giebt, ohne sichtbare Bei- 
hülfe irgend eines andern fremden Einflusses, offenbart, von den ersten rohen 
Versuchen cyklopischer Mechanik bis zum höchsten Gipfel der Vollendung 
freier hellenischer Kunst. 

4. Dafs ohne Zweifel von einer thierischen Grundform ausgehend, sich 
dasselbe zu einer so hohen Vollkommenheit dämonisch-menschlicher und 
tragischer Schönheit und Erhabenheit hinaufgerungen hat, dafs ihm nichts 
Aehnliches in dieser Beziehung in den auf uns gekommenen Kunstwerken 
verglichen werden kann. 

5. Dafs aber wunderbarer Weise in wesentlichen Merkmalen und Be- 
standtheilen die griechische Poesie diefs Ideal viel früher und vollkommener 
ausgebildet hat, als es der plastischen Kunst, bei ihrem viel langsameren 
Fortschritt, möglich werden konnte, darin mit ihr gleichen Schritt zu halten. 

6. Dafs diefs griechische Ideal in seinen ersten Grundformen zusammt 


seiner mythisch-poetischen Unterlage schon früh den Etruskern bekannt 


Gg2 


254  Levezow über die Entwickelung des Gorgonen-Ideals u.s.w. 


geworden und von ihnen in ihren Bilderkreis aufgenommen worden ist, und 
mancherlei Veränderungen und Accommodazionen erlitten hat; aber von 
ihnen nie in dem Grade von schöner Vollendung ausgearbeitet und darge- 
stellt worden, als worin es in der Kunstsphäre der Griechen sich mit eigen- 
thümlichem Ruhm auszeichnet. 

7. Dafs endlich selbst das Häfslichste, ja Greuelhafteste in Idee und 
Form, wenn es sich nicht ganz aus dem Kunstkreise abweisen oder verban- 
nen liefs, dem sich unaufhaltsam fort ausbildenden Schönheitssinne der Grie- 
chen und seinen Forderungen dennoch in dem Grade unterwerfen mufste, 
um wenigstens so viel als möglich gemildert, ja wie bei unserem Gegenstande 
der Fall, sogar möglichst veredelt und verschönert, ohne doch das Charakte- 
ristische seiner Grundidee dadurch ganz einzubüfsen, ein Gegenstand des 
lebhaftesten menschlichen Antheils, selbst hohen tragischen Mitgefühls und 
der gerechtesten Bewunderung seiner ihm verliehenen Kunstvollkommenheit 
werden konnte. 


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Zu der LAbh:des Hrn: Levezorw, Hıst: KT: 1832. 


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Über 


althochdeutsche Betonung und Verskunst. 


Erste Abtheilunz. 


Pa £ 
Von 


Hm LACHMANN. 


ANIUVUUUVUTNVUNN 


[ Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 21. April 1831 und am 3. Mai 1832.] 


D.. deutsche Versbau hat immer, so lange wir ihn kennen, auf dem Accent 
beruht, wenn wir einige bis auf eine Art von Reim fast regellose Werke der 
äufsersten Verwilderung ausnehmen, die jedoch auch im zwölften und im 
sechzehnten Jahrhundert bei weitem nicht allgemein war. Aber ganz anders 
herscht der Accent in den romanischen Versen, deren Silben gezählt, aber 
die mehrsten willkürlich betont sind: die festen Accente ruhn auf bestimm- 
ten Silben gegen das Ende der Versabschnitte. Diese Art ist dem strengen 
Tact wenig günstig: ja die cesura Siciliana des italiänischen endecasillabo 
widerstreitet ihm gänzlich durch ihren Accent auf der siebenten Silbe (Se la 
mia vita da Üdspro tormento). Hingegen der deutsche Vers, besonders der 
ältere, bis gegen das sechzehnte Jahrhundert wo die romanische Form über- 
wiegt, hat eine bestimmte Zahl Füfse, das heifst Hebungen, die in höher 
betonten Silben bestehn als je die nachfolgende Senkung: und die Senkun- 
gen vor oder zwischen den Hebungen dürfen auch ganz fehlen. Die Eigen- 
thümlichkeit aber der alt- und mittelhochdeutschen Verse besteht nun in 
zweierlei. 1) Wo zwischen zwei Hebungen die Senkung fehlt, mufs die Silbe 
lang sein durch Vocal oder Consonanten. Und zu diesem durchbrechenden 
Prineip der Quantität kommt 2) die rhythmische Beschränkung, dafs nur der 
Auftact allenfalls mehrere Silben zuläfst: die übrigen Senkungen dürfen nur 
einsilbig sein. Durch diese Beschränkungen unterscheiden die hochdeutschen 
Verse sich namentlich von den nordischen, angelsächsischen und niederdeut- 


236 LACcumann 


schen: die Überfüllung der Senkungen geht besonders in der sächsischen 
Poesie des neunten Jahrhunderts bis zur Unleidlichkeit. Da also die Zählung 
der Silben für den hochdeutschen Vers auch wichtig ist, so haben die Dich- 
ter natürlich die Elision der Vocale und manche Verkürzungen der Wörter, 
wie sie die gewöhnliche Sprache gab, in ihren Versen angewandt: und es 
ist zu untersuchen, wie viel dieser Art sie erlaubt oder dem Wohlklang zu- 
träglich fanden. Ihrem Urtheil allein aber ist die Kunst der Silbenverschlei- 
fung zuzuschreiben, mit der sie sehr häufig zwei durch einen einfachen Con- 
sonanten getrennte Silben, deren erste kurz war, für Eine brauchten, in der 
Hebung sowohl als in der Senkung, aber beiderseits nicht unbeschränkt. 

Aus dieser Beschreibung der alt- und mittelhochdeutschen Verse (so 
kurz und vollständig ist sie nie gegeben: aber seit Jahren war es für jeden 
leicht, aus den berichtigten Versen selbst, und aus dem was darüber gesagt 
ward, die Theorie zu entnehmen) wird man die einzelnen Punkte die in der 
folgenden Abhandlung zur Sprache kommen voraussehen. Hiezu kommt 
noch eine Betrachtung des Reims und der Allitteration, welche beide für 
den rhythmischen Bau der Verse unwesentlich sind, wie es denn auch 
in der That einzelne althochdeutsche Verse ohne Reim und Allitteration 
giebt; ja auch mittelhochdeutsche, wenn man die sogenannten Waisen in 
Anschlag bringt. j 

Das wichtigste bleibt aber immer die Betonung. Und wenn die allit- 
terierende Poesie der Angelsachsen und des Nordens sich mit der Beachtung 
der höher betonten Wörter und der höchsten Silbe jedes Wortes begnügt, 
so kommt hier, da die Verse aus Füfsen bestehen deren Hebungen höher 
betont sein sollen als die nachfolgenden Senkungen, eben so viel auf den 
Grad der Betonung in den tieferen Silben an. Es wird oft mifslingen einen 
nur etwas freier gebauten Vers richtig zu lesen, wenn man neben der be- 
kannten Hauptregel, dafs jedes deutsche Wort, mit wenigen meist auch 
bekannten Ausnahmen, seinen Hauptaccent auf der ersten Silbe hat, nicht 
noch die Regel des Nebenaccentes drei- und mehrsilbiger Wörter kennt, 
die wir zuerst aus den mittelhochdeutschen Reimen gelernt haben. bul-liche 
reimt auf geliche, dürftigen auf ligen, Häge-ne aber auf gdde-me. Dem 
Gebrauch aller heutigen deutschen Völker entgegen besteht im Alt- und 
Mittelhochdeutschen der Unterschied, dafs wenn die erste d.h. die betonteste 
Silbe lang ist, die zweite den nächsthohen Accent hat: ist die erste kurz, so 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 237 


hat (wie bei uns durchaus) die dritte den Nebenton. Die Ausnahmen von 
dieser Regel werden ein wichtiger Gegenstand der folgenden Untersuchung 
sein; desgleichen, neben den wahren Ausnahmen, die Freiheiten Otfrieds, 
der Streit des Accents mit dem Verse. 

Doch ehe wir uns zu dem Einzelnen der althochdeutschen Betonung 
und Verskunst wenden, wird es wohl nöihig sein die allgemeine Beschrei- 
bung der Verse durch ein otfriedisches Beispiel zu beleben. Dadurch wird 
sich auch, wie ich hoffe, zugleich zeigen dafs das Wesentliche der althoch- 
deutschen Verse richtig dargestellt worden ist. Wäre nicht der Accent und 
dadurch bestimmt eine gewisse Zahl Hebungen, mit höchstens einsilbigen 
Senkungen dazwischen, würklich das Gesetz dieser Verskunst, so müste der 
Irrthum sich bald zeigen, bei einer Sprache deren Betonung wir im Ganzen 
recht wohl kennen. Die bekannten Grundsätze dieser oder jener Metrik 
anderer Völker an den otfriedischen Versen zu probieren, damit sich zeige 
dafs sie nicht anwendbar seien, scheint lächerlich, da die aufgestellte Lehre 
sich schon lange bewährt gefunden hat, und die spätere Kunst in den Haupt- 
punkten noch ganz mit der stimmt die ich Otfried zuschreibe. 

Zwar hat dieser Dichter selbst so oft und so nachdrücklich Metrum, 
schöne Verse, Regel, Zeit, Fülse, der fränkischen Poesie abgesprochen, (da 
er doch seine fünf /ivola (Bücher) selber sang, wie er öfter sagt, und einige 
fromme Personen, die /atcorum cantus obscenus belästigte, ihn gebeten hatten 
sie zu schreiben, ut aliquantulum hwus cantus lectionis ludum secularium 
vocum deleret), dafs man vielleicht glauben möchte, was etwa bei ihm einer 
metrischen Regelmäfsigkeit gleich sche, sei blofser Zufall oder höchstens 
eine ihm selbst unbewuste Einwürkung des obscenus laicorum eantus, und ne- 
ben dem Regelrechten werde sich eben so viel Unrichtiges finden. Hievon 
ist aber nur so viel wahr, dafs die Poesie eines Mönchs in den Zeiten der 
Blüte des Volksgesangs auch in der Form nie ganz genügen wird, weil er 
den besten Gesang weniger hört und weil er die Gunst der Kenner »zu Hof 
und an der Strafse« für geringer achtet als seine gelehrte und fromme Mühe 
oder den Beifall seiner geistlichen Brüder und Oberen. Man kann nicht 
zweifeln, Otfried hat nur die lateinische Verskunst im Auge, wenn er den 
fränkischen Liedern kein Metrum zugesteht. Dafs er seine Verse nicht ohne 
Regel in so viel Silben schrieb bis etwa ein Reim sich fand, zeigt überall 
die Stellung und Wahl der Wörter: und er sagt es selbst deutlich, wenn er 


238 LAcumann 


seinen Leser ermahnt auf die Synalöphe zu achten, ohne welche extensio 
saepius litterarum ineple sonat dicta verborum: der Leser müsse synaliphae 
lenam (') et conlisionem lubricam praecavere, der Dichter aber das omoeote- 
leuton observare. Damit nicht der Reim zu spät komme, soll der Lesende 
die Verschleifung der Silben nicht verabsäumen, die in den Handschriften 
auch häufig durch Punkte bezeichnet wird. 

Der otfriedische Vers, oder Halbvers, je nachdem man die Strophen 
vier- oder zweizeilig nennen will, hat nie mehr noch weniger als vier He- 
bungen, die in der ersten Langzeile des Beispiels das ich zunächst ausheben 
will, beidemahl vier Senkungen vor sich haben (mit der vierten Hebung 
mufs immer der Vers schliefsen): in der dann folgenden ersten Halbzeile 
fehlen schon drei Senkungen, und sie hat nur fünf Silben, fünf Längen, de- 
ren dritte und vierte der Vers fordert. 5, 23, 19. 


. ? 5 B \ DI EENS 
Nist man nihein in worolti ther al io thaz irsageti, 
!1]- \ 7 IE . r N Pr BETEN 
allö thio scont, wıo wunnisam thär wart, 
\ ee \ ’ \ . LER 
Odo ouh swigent es mannes muat irhogeti, 
. LH r \ A . ’ .7> \ 
in sinemo sänge odo ouh in hiwilonne, 
X \ RZ . ‚ Ne LS 
Odouh thaz bibrahtt, in herzen es irthähtt, 
_ £ . x 7 L . xx 
sın ora 12 10 gihorti od ouga irscouott ) 
Wio harto fram thaz güat ist, thaz uns gibit druhtin Krist, 
‚ \ ae 
thaz güates Ins er gärola er er worolt worahta. 
Lo. ’ x * = ’ K 
Thara leiti, drühtın, mit thines selbes mahtın 
s ‚ N 74 . \ en SS 
zı themo sconen lıibe thie höldun scalka thine, 
\ . ER \ 
Thaz wır thaz mammıuntı in tliınera muntı 
’ = . ‚ . R = . r \ 
nlazen uns in muale in ewon zı guate. 


Die Synalöphen sind von der leichtesten Art odo ouh, Ora iz, ouga Irscouötf 
oder ouga irscouött. Das Verhältnifs der Betonung der Wörter gegen ein- 
ander hat nirgend, auch selbst für unser Gefühl, etwas widriges: denn das 
Schwanken zwischen odo ouh und odo ouh, ferner tkaz wir wo thaz wir ge- 
nauer wäre, sind Freiheiten welche der deutsche Vers nie gescheut hat, und 
die schwebende Betonung, die dadurch entsteht wenn man etwas mehr dem 
richtigen Accent als dem Verse folgt, giebt ihm Mannigfaltigkeit. In der 


(') Nicht fenem. Es muls wohl lZenocinium bedeuten, wie das von Ducange angemerkte 
lenonia. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 239 


Betonung der einzelnen Wörter wird uns fast immer die Erhöhung der letz- 

ten Hebung auffallen: warum hier der Vers die Betonung der gemeinen Rede 

verändern mufs, wird sich hernach zeigen. Die einsilbigen Längen ohne 
o’ 

zweisilbigen Worts eben so ohne Senkung, in @wön zi, wird uns weniger 


stören als der Nebenaccent in der Mitte langsilbig anfangender dreisilbiger 


r _ , . er 
nachfolgende Senkung, thio scönr, thaz giat ist, ferner die erste Länge des 


Wörter swigenti, sinemo, irscouöt7, mdmminti, thinera: das Versmafs erfor- 
dert sie, eben wie die Accentregel, die hier nur in dem zusammengesetzten 
wünnisam verletzt wird. Die Betonung der dreisilbigen deren erste kurz ist, 
entspricht unserm Gebrauch, irsägetr, irhogett, gärota, worahta. Bei hiwvi- 
lönne, dessen Betonung sicher ist, kann man über die Quantität der ersten 
Silbe streiten: eben so richtig ist die Freisinger Schreibart in hiulonne. 

Ist nun im Anfang dieser Verse der Gang eben und sanft, in den letz- 
ten aber sogar weich, so vermag doch die fränkische Poesie auch noch mehr 
Weichheit, besonders indem sie die Senkungen häufiger fehlen läfst. 1, 2, 1. 


Wola, druhüin min 5 

Ihru arma müater mın ? 
Fingar thinan 

then: ouh kant thına 


Thaz ich lob thinaz 


zjä bin ih scale thin: 
eigan thıu ist si Hin. 
dua ana mind minan, 
in thia zungün mına, 


sı lüttentaz, 


drihtines mines. 
Dagegen ist Raschheit, Gewalt und Kraft weit weniger Otfried eigen, ob- 
gleich es der Sprache und den Versen keinesweges an Mitteln fehlt sie zu be- 


giburt siines thines, 


zeichnen. Diejenigen äufseren Mittel des Versbaues, die wir in den vorigen 
Beispielen noch nicht fanden, sind mehrsilbiger Auftact, wie in den folgen- 
den Versen gistuant gener, in güthrengi; und die Verschleifung zweier Silben, 
thana, hereron, sinero. Die Betonung mehrerer Silben eines längeren Wor- 
tes giebt den Ausdruck der Schwere, die Betonung einsilbiger ohne nach- 
folgende Senkung bewürkt Schnelligkeit und Kraft. 4, 17,1. 

Petrus ward es anawert, Joh bratter sliumo thaz svert: 
er herzen sih gihärta, inti einan sär irwarta. 
Ih weiz, er thes ouh farta, thes houbites ramta, 
Ihdz er thaz gisttött, ihen meistar irre. 
Gistuant gener, win ih, thenken Ihaz er wollt wenken: 

thö sliiag er imo in wärd.  thana thaz zesva Ora. 


Histor. philol. Abhandl. 1832. Hh 


240 LaAcumansn 


„or \ Br er . 
Nist ther widar herje so hereron sinan werje, 
D .. . ER E = Sn 
ther ungisaro in noti sö baldlicho datt, 
T'her ana scilt inti ana sper sö fram firliafi in thaz giwer, 
. . ‚ nu RE nn zR 
ın gührengi so gindtö SINEeTOo fi zanto. 


Ich würde mir andere Stellen gewählt haben, wenn es jetzt darauf 
ankäme den Wohlklang der otfriedischen Sprache zu zeigen, das glückliche 
Verhältnifs der Laute, das selbst bei der kunstlosesten Nachlässigkeit schwer- 
lich unerträgliche Härte oder Weichlichkeit zulassen würde. Ich hätte viel- 
leicht die folgende Strophe angeführt, in der Otfried alle Pracht, Würde 
und Lieblichkeit der Sprache vereinigt zu haben scheint, 4, 23, 39. 

Antwurtita lindö ther keisor ewinigo thö, 

Ther kuning himilisgo in wär themo herizöhen thär. 

Hier soll sie nur als Beweis stehen, wie wenig die ungenaue Betonung des 
ersten Worts — nach dem Vers antwurtita, nach genauer Aussprache ant- 
wurtita— dem Wohlklang des Verses schadet, wenn durch getragene Be- 
tonung zweier Silben der Fehler vergütet wird. Und die Mannigfaltigkeit 
des althochdeutschen Verses zu zeigen, kann diese Strophe ebenfalls dienen, 
zumahl wenn man die unmittelbar folgende damit vergleicht, in welcher die 
Milde und Würde, das Eigenthümliche der althochdeutschen Verse, schon 
beinah an Härte grenzt. 

Ih sagen thir, thaz ni hiluh thih, giwalt ni habetistu übar mıh, 

oba thir Ihaz gizämı fon himile ni guamı. 

Verse in Keros Mundart würden prächtiger, aber nicht so geschmeidig 
sein, notkerischen möchte bereits der Wohlläut der älteren Formen abgehn: 
aber wo mannigfaltiger Wechsel des Ausdrucks alt- oder mittelhochdeutschen 
Versen fehlt, da wird nur das Ungeschick der Dichter daran Schuld sein: 
und ich kann nicht beistimmen, wenn ein sonst gerühmter Kenner des Wohl- 
lauts die gewöhnlichen kurzen mittelhochdeutschen Verse für eintönig er- 
klärt. Dafs deutsche Verse den schwebenden Tanz der griechischen nicht 
erreichen, versteht sich von selbst: denn hier fehlt immer der Streit zwi- 
schen Rhythmus und Accent, der auch in den geschicktesten Nachahmungen 
antiker Versmafse so selten erscheint, dafs man im Ganzen von gar keiner 
Ähnlichkeit reden kann. Übrigens hätte die althochdeutsche Sprache sich 
ganz gewifs zur völligen Nachahmung antiker Versarten geeignet, wenn man 
diese nach ihren Grundsätzen erkannt und überhaupt zur Nachahmung wäre 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 241 


geneigt gewesen. Ich habe selbst kleine Versuche gemacht, otfriedische 
Verse in antik gemessene Hexameter und Trimeter umzusetzen: und ob- 
gleich die Arbeit nicht leicht war, der Wohlklang schien nicht zu verlieren. 
Nur mit der gewöhnlichsten Wortstellung war nicht überall auszukommen: 
aber sie würde gewifs auch durch den Gebrauch der antiken Versarten viel- 
fach freier geworden sein. Doch es ist ja behauptet worden, die sangal- 
lischen Übersetzer hätten zuweilen lateinische Verse und mitunter sogar ganz 
gewöhnliche Prosa in Hexameter, wie wir sie jetzt machen, übertragen, Das 
ist aber schon deshalb unmöglich, weil würklich einer von ihnen einmahl ge- 
wöhnliche Verse gemacht hat nach otfriedischer Weise. Den Übersetzer der 
consolatio philosophiae begeisterten Boethius Verse vom Orpheus (Il, metr, 12.) 

Quod luctus dabat impotens, 

Quod luctum geminans amor, 

Deflet Taenara commovens 


zu einer poetischen Nachbildung (S. 180), 


I / 
unde ın der wuoft scunta, der luzzel gemahta, 
. nn 1 . ! 
unde in des wrbes mınna lerta, diu imo den wuoft rahta, 
’ r £ 
daz sang er unde röz, ünz ıs hella erdroz. 


Wer mit genauer Kenntnifs der Quantität und des Accents regelrechte ('), 
wenn auch nicht eben liebliche, hochdeutsche Verse zu dichten verstand, wie 
sollte der zu der schweren Gedankenverwirrung kommen, den Längen latei- 
nischer Verse seien die höher betonten Silben der deutschen Wörter gleich, 
und den Kürzen die tieferen? Selbst auf die deutschen Daktylen kam man 
gegen Ende des zwölften Jahrhunderts nicht durch die lateinischen Hexa- 
meter, sondern wahrscheinlich entsprangen sie aus lateinischen Versen de- 
ren Gesetz der Accent war. Ja sogar Fischart war noch von jener Verwir- 
rung fern: vielmehr, wie man in den vier ersten Füfsen lateinischer Hexa- 
meter nach schlechtem Schulgebrauch fast jedes Wort unrichtig und regel- 
widrig betont, so schien ihm, indem er sich um die Quantität gar nicht be- 
kümmerte, das Wesentliche des Hexameters eben in dieser verkehrten Be- 
tonung zu liegen. Und man mufs wohl gestehn, nach dem gewöhnlichen 
Mifsbrauch lautet der Vers 


(') Nur dals is (eiws) eine Hebung ohne folgende Senkung macht, ist gegen den otfrie- 


dischen Gebrauch. 


Hh2 


[S6) 
> 
[86] 


Laıcumann 


E= PR ’ l2 Be, L ee: — = 
lüdere quae vellem calämo permisit ägresti 
wenig anders und gewils nicht besser als 
4 I» ’ B n. ! e e 
dapffere mein Teutschen, ädelıch von gemut und geplute. 


Dafs wir von der Betonung althochdeutscher Wörter mehr wissen als 
uns die mühsame und oft wenig entscheidende Betrachtung des Versbaues 
lehrt, haben wir wohl Hrabanus Maurus zu verdanken, der wie es scheint 
zuerst seine Schüler zur Bezeichnung des Tons deutscher Wörter anhielt; 
mehr vielleicht um die Aufmerksamkeit der Schreibenden zu fesseln (es ge- 
lang ihm ja und seinen Genossen, der barbarischen Nachlässigkeit im Deutsch- 
und Lateinschreiben fast plötzlich ein Ziel zu setzen), als dafs die freilich 
noch nicht ganz aufgegebene scriptura continua eine solche Verdeutlichung 
nothwendig machte. Einen Trieb zur Bezeichnung langer Vocale zeigt schon 
die älteste hochdeutsche Schrift: das Glossarium des h. Gallus, wie man es 
nennt (es ist wohl gewifs noch aus dem siebenten Jahrhundert), bezeichnet 
die langen Vocale. meist durch Verdoppelung: auch werden Circumflexe oder 
Acuti zur Bezeichnung der Längen, der Diphthonge und des Consonanten 
un schon vor Hrabanus vereinzelt vorkommen. Aber die Betonung der hö- 
heren Silber finden wir zuerst bei Hrabanus Schüler Otfried; häufig in 
Handschriften des neunten und der: folgenden Jahrhunderte, mit weniger 
oder mehr Geschick angewandt, wie sich der Freisinger Priester Sigihard, 
der Otfrieds Evangelium in den letzten zwanzig Jahren des neunten Jahr- 
hunderts abschrieb, aus den Accenten noch nicht vernehmen konnte: im 
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts sind Tonzeichen höchst selten, die Be- 
zeichnung der Längen und der Diphthonge dauert. Otfried ist wohl der 
einzige der gar kein Bestreben zeigt die Länge der Vocale anzudeuten, son- 
dern, wenn man seine zwei und (wenn die Wörter betont sein sollen) gar 
drei Accente über z0 zu und wenigen ähnlichen abrechnet, nur die höchst 
betonten Wörter jedes Satzes, in einer Langzeile sehr selten mehr als vier, 
oft weniger, natürlich jedes Mahl auf der höchsten Silbe; eine dem verstän- 
digen Vortrage weit förderlichere Hülfe, als Notkers und Wilramms für die 
Zeitgenossen ganz unnütze Weise, nach der sie mit Ausnahme weniger Par- 
tikeln und Pronomina die Betonung jedes einzelnen Wortes anzeigen. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 243 


Wenn man als das Gesetz der Betonung in andern Sprachen ein mehr 
oder weniger gezügeltes Eilen zum Ende der Wörter ansehen kann, so ist 
dagegen die deutsche Betonung vielmehr ein Herabsteigen, eine gemäfsigte 
Entwicklung aus festem Anfang. Die Betonung der ersten Silbe jedes Wor- 
tes bleibt Regel in sämtlichen deutschen Sprachen, obgleich wir sie bereits 
erschüttert finden wo wir die Betonung zuerst kennen lernen. 

Althochdeutsche Wörter die mit den Partikeln (ich bediene mich der 
otfriedischen Formen) ir int und zi zusammengesetzt sind, haben den Haupt- 
accent ohne Ausnahme nicht auf der voranstehenden Partikel. Doch be- 
schränken sich diese Partikeln auf die Zusammensetzung mit Verbis und von 
ihnen abgeleitete Nomina: für die übrigen Nomina bleiben die volleren 
Formen ungekränkt mit dem Hauptaccent, ur ant zua. Dies ist von Grimm 
ausgeführt und bedarf keiner beweisenden Beispiele (!). Das nur mufs ich 
noch für den Versbau erinnern, dafs in der althochdeutschen Zeit das Ge- 
fühl für die Quantität nicht stark genug ist, um zu gestatten dafs diese Vor- 
silben, durch nachfolgende Consonanten verlängert, eine Hebung und Sen- 
kung füllen. Es giebt keinen althochdeutschen Vers der uns so zu lesen 
zwingt: finden wir daher zweideutige (und ihrer sind genug), so werden wir 
nicht lesen joh then töd ouh zıstias oder fon töthe nırwinti, sondern joh 
then thöd ouh zistiaz, fon töthe nirwünt. 

Schon etwas anders verhalten sich die untrennbaren Partikeln g7 ir 
und bi. Denn sie stehn erstlich wie jene vor Verbis und sind dann tieftonig, 
oder vor abgeleiteten Nominibus, wie gifiari firstantnissi biqguämi: und es 
kann nur Schreibfehler sein, wenn in den am wenigsten sorgfältig geschrie- 
benen Stücken der sangallischen Übersetzer einmahl de mus. 12 fernin und 13 
zefermenne statt fernim und zefernemenne steht, oder Kategor. 37—291 in 
beiden Handschriften unverwehselöt für unverwehselöt, wie es $.123 ge- 
schrieben ist, oder ebenda $S.310 einmahl ferstantnisseda, woneben auf der- 
selben Seite zweimahl der Dativus ferstäntnissedö vorkommt. Aber man 
findet diese Partikeln auch vor einfachen Nominibus, und zwar gi häufig, 
fir aber höchst selten, und 2 nicht oft; g@ und fir immer tieftonig, di mit 


(') wruuise bei Otf. 2, 6,38 ist ein Schreibfehler der heidelbergischen Handschrift. Dals 
5,12,55 die Herausgeber zuagifii schreiben, statt zva gift! (zwei Gaben), ist durch die unge- 
naue Schreibung in der folgenden Zeile veranlalst, zıa gift statt va gifü. 


244 LACcuMmaAnNnN 


schwankendem Accent. Über gi kann gar kein Zweifel sein. Die wenigen 
Beispiele von fir, wie fersiht, fernünft (bei Wilram vernimfst), sind von 
Grimm 2, 724 f. gesammelt. Die Allitteration im altsächsischen Heljand er- 
giebt forgang, Untergang (S.86, 3). Wenn wir das Wort firwizzi ausneh- 
men, welches gewifs nicht hieher gehört, so ist für die Betonung von ir nur 
ein Vers Otfrieds 1, 11, 59 der nach der pfälzischen Handschrift das Com- 
positum wörolt- firwurt enthält, thö wurti worolt- firwürt, Weltverderben: 
aber die Wiener und die Freisinger Handschrift haben den Genitivus worolt, 
und beide accentuieren firwürt; also thö wurt woroltı firwürt. Wird hier 
geschrieben tho uuurti uuorolt firuuirt, so müfste man lesen tho wurt woralt 
Jirwürt: worolt braucht aber Otfried nicht einsilbig, ob er gleich in der drei- 
silbigen Form die zwei ersten verschlingt, 1, 1,89 ther wörolu so gührewita, 
4,4,45 zi worolü sımo heilt. Die entgegengesetzten sangallischen Betonungen 
von di vor Nominibus hat Grimm 2, 719 aufgezählt, drfäng, binumftlicho, 
bizucche (palla), bıstello (defensor, Boeth.207), biwurte (proverbio, Cap. 62), 
aber begunst. Im sächsischen Heljand (8.108) sind bismer-spräka und bıhet- 
word auf b gereimt. Die otfriedischen Handschriften haben z7 bismere, bis- 
meröta und gibismeröter, ferner bigihti, und dagegen bitherbi. Diese beiden, 
so betont, geben unbequeme Verse, 5, 6,48 zi Kristes bigihü, 3,1, 40 thoh 
dıitat er mo avur bitherbi , wogegen man viel leichter läse zi Kristes bigihit, 
thoh diat er mo avur bitherbi. Älter und richtiger ist beiderseit die Beto- 
nung der Präposition, gewifs auch im verbreiteteren Gebrauch. Für bigihtz 
ist die spätere Form dihte: begıht ist mir aus guten Quellen nicht bekannt. 
Biderbi steht im sangallischen Boethius 113, drderbe immer bei Wilram, und 
dies ist Jederzeit die gewöhnlichere Betonung gewesen: gleichwohl ist schon 
im Heljand 52, 12 das Compositum umbitharbi auf th gereimt. 

Es folgen die zweisilbigen Präpositionen ubar thuruh untar, welche 
vor Nominibus den Ton haben, ubarwant (Otfr. 5, 10,12) ubarmuati thuruh- 
nahtin (Otfr. 1, 11, 54 perfecte, Dativus Plur. von thuruhnahtr: s. Grimm 3, 
136. n. 2) untarsceit; wiewohl sich bei Otfried von untar nur Ein Beispiel 
findet 1,22, 57, welches die Handschriften ungleich betonen, nämlich P un- 
tarthioh, VH untarthio. Vor Verbis sind diese Präpositionen immer tief- 
tonig, ubarwuntan ubarwant ubarıwan ubarstigan ubargtang ubarkoboröt ubar- 
mäg (4, 31, 33) thuruhgan (1,25, 11) duruhqueme thuruhstochan untarweban 
untarfalle untarsahi untarfiang untarwesta (2,14, 92): denn diese Präposi- 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 245 


tionen werden im Althochdeutschen noch nie trennbar vor Verba gestellt. 
Den Accent der Wiener Handschrift ıibar fuar bei Otfr. 3, 7, 20 darf man 
sich nicht gefallen lassen: die pfälzische hat richtig ubarfitar: freilich aber 
geben beide 5,17, 25.35 ubar fuar und bar fuari. Ein sehr wunderbarer 
Fehler ist in den Kategor.41—=294 tindarskeidana, wo Accent und Wortform 
streiten (1). Indefs ist derselbe Fehler zum Sprachgebrauch geworden in 
ündertän, wenn nämlich dies die einzige übliche Betonung ist: ich kann sie 
nur aus Boeth. 33 beweisen, wo undertan steht; sonst immer undertän, wel- 
ches nichts lehrt, weil die zweisilbigen Präpositionen auch wo sie tieftonig 
sind accentuiert werden, und das Zeichen der Länge, der Circumflex, immer 
den Acutus verschlingt. In abgeleiteten Wörtern ist wohl nicht immer zu 
entscheiden ob die Präposition oder erst die folgende Silbe den Hauptaccent 
hat. Wenn im Boeth. 170 undermarchunga geschrieben wird, so läfst uns 
dies eben so zweifelhaft als das unbezeichnete untarmarclihho (gl. Jun. 192); 
dahingegen bei Bildungen von Participien man sich schon leichter für unter- 
prochant untarsvorfant unternomint durahquemant (perventio) ubartrunchan? 
entscheidet, aber schon weniger sicher für underdäneger (gl. Jun. 323.). Der 
Hauptaccent in geundersceitöta (Boeth. 170) erhellt aus dem vorgesetzten ge: 
das Nomen untarskeit liegt zum Grunde. 

Die Präposition durah neigt sich indefs einzeln schon zu der folgen- 
den Classe, indem sie zuweilen adverbial gebraucht wird; wie in dem über- 
setzten Capitulare vorkommt thuruch ce gifremine. Notker, bei dem (?) die 
Präposition als solche dur lautet, in der Zusammensetzung aber durh, sei 
sie betont wie in durhkang durhsihug (3), oder tieftonig wie in durhkän 
durhsehen durhskinen dürhkiesest durhskaffener (*) düurhwarteta, giebt dem 
Adverbium eine besondere Form, där dure skiezen Boeth. 37, leitta sie dure 
Ps. 77, 13, dar dure fuor oder lertta Ps. 73, 13. 135, 14. Diese Adverbial- 
form, wie mit! ubari untari widari kaganı ingegini nidiri, ist sonst von durah 


nicht üblich (°). 


(') Noch wunderbarer ist Aiuntarsceidan, distinctus gl. Jun.201, wozu ich nichts ana- 
loges kenne. 

(?) Nach den sangallischen Übersetzungen, nicht immer in den Psalmen. 

(°) Ausgenommen dürnohte und dürhnohte, dürwacha (pervigilium) Cap. 6. 

(*) Boeth. 149, gleich darauf dürhskaffena , gewils Schreibfehler. 


5) Duruh inpintames, per-solvamus bei Kero 35® mag ich gar nicht erwähnen: den 
pP ) p te) ? 


246 LAcumansn 


Eben sowohl Präpositionen als Adverbia sind umbi, wıdar, gegin oder 
mit vorgesetzter Präposition in-gegin, hintar. Mit Nominibus zusammenge- 
setzt haben sie den Ton, umbiwerft, widarwerto und davon widerwartig im 
Boethius und das Verbum iwidarwertön bei Otfr. 3, 16, 26, geginwertig und 
davon gecaganwertös repraesentasti gl. Hrab. 973°, kikagenmazit von kagen- 
mäza in Graffs Diut. 3, 121, gewidermezöt von widermez im Capella 94, hın- 
torort hintarscranch hintarsprächön. W ıdarwinnon (hostibus) ist Otfr. 2,3, 56 
gewils richtiger als die Betonung der Wiener Hds. widarwiınnön: dagegen 
hat sie 2, 4, 93 richtig widarwerto, wo die pfälzische irrt. Vor einfachen 
Verbis stehn sie tieftonig, wenn der ausgedrückte oder gedachte Accusativus 
bei umbi und hintar, Accusativus oder Dativus bei wıdar und gegin, nicht 
durch das Verbum an sich bedingt ist, sondern nur durch die Präposition: 
im entgegengesetzten Falle stehn umbi widar ingegin hintar adverbial, oder 
wenn man lieber so sagen will, sie werden mit dem Verbo trennbar zusam- 
mengesetzt, sind also betont. Es liegt schon in der Regel selbst, dafs nach 
verschiedener Ansicht hier zuweilen beides gleich richtig sein kann. Otfr. 1, 
1,104 konnte nur gesagt werden thaz sie nan umbiriten. 2,14, 105 scheint 
nur die Betonung der Wiener Hds. genau zu sein, biginnet umbi scoumwon. 
Notker, indem er Ps. 26, 6 circuivi übersetzt ih habo umbefären (die Hds. hat 
ılmbefaren), hat schon das folgende sine ecelesiam im Sinne. Aber eben so 
richtig als 2,11, 51 er dl iz umbithahta ist 4, 29,12 mit thiu thekent sie nan 
umbi: und wenn 4, 11,7 betont ist so wzt so himil umbiwarb (!), so heifst es 
ohne hinzugedachten Accusativ 2, 1, 17 er ther hımil ümbi sus emmizigen 
wurbi: sagt Notker Ps. 17,5 mih habent umbefängen süftodä des tödes, nicht 
minder gut Otfried 3, 4,7 then bifiangun umbi porzichä finfi. Bei sih kann 
beiderlei Betonung und Structur sein, aber nicht gleichgültig. Otfr. 4, 11,13 
umbigurta sih, d.h. gurta umbi sih, nämlich then saban. Hingegen 1,22,19 sıih 
umbi bisahun (so hat die Pfälzer Hds.), 2, 21, 10 umbi kerit sh thaz muat. 
3,7, 14 hat wohl die Wiener Handschrift das richtigere, thaz sih io umbi zer- 
bit, die pfälzische thaz sıh io umbizerbit. Ferner von Zusammensetzungen 
mit wwidar weils ich aus Otfried nur das allgemein, auch im Altsächsischen 


es ist undeutsch und in jedem Sinne barbarisch, wie 30° untar sı kifolget, sub-sequatur, 
59° untar sı ketan, sub-rogelur. 


(') Vgl.2,15,4 so wit so Galllea bifiang. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 247 


(Hel. 43, 18), so betonte widarstantan, z.B. 3, 26, 50 zı widarstantanne. 
Ganz ähnlich ist der Bedeutung nach Ahubet mir lid widerstözen Boeth. 26: 
mir wird nur bedingt durch wider: das fehlende ge des Participiums zeigt 
den Accent. Eben so mir widerferet. So beim Accusativ, sie widersprächen 
gotes wort, sinen willen, Notk. Ps. 105, 11, oder im Passivum beim Nomi- 
nativ, das wirt widersaget d.i. widersaget, Boeth. 186, wird abgeleugnet, und 
in gleicher Bedeutung bei Notker Ps. 50, S mit dem Dativ demo widirchedan 
wurde. Und so immer tieftonig vor Verbis, wenn es contra heifst. Bei Accu- 
sativen hingegen die vom Verbo regiert werden, steht widar in der Bedeutung 
retro adverbial und ist betont; er saztaz widar heilaz Otfr. 4, 17, 24, er kerta 
sıh sar widar zın Otfr. 2, 7,16, giwanta sih widar Tatian 221, santa iuwih wi- 
dar Tat. 197,3, ladöta wider Notk. Ps. 118, 1, wider ze nemenne Ps. 97,1. 
Und so bei Intransitiven, fuorun widar Tat. 82, warb widar (regressus est) 
Tat. Desgleichen bei Passivis, widar kiwuntan gl. Jun. 229, widir gichramptes 
gl. Docen. wider geslagen gl. Herrad. 197. Doch mufs man gestehn, wenig- 
stens in diesem letzten Fall überschreitet wıdar nach einzelnen Mundarten 
die Analogie, und man findet die Zusammensetzung und also die Verschie- 
bung des Accents auf die Mitte des Worts auch bei Passivis wo die Bedeu- 
tung nicht contra ist, sondern retro, rursus. So Notker Ps. 103, 17 dar ana 
werdent fluctus collisi, wella widirslagin, also ouh an Christo, der petra, 
stein, ist, Iudei fracti, widirslagen, wurden. widerplüanö retunsae gl. Jun. 
224. Diut. 1, 507'525°, widarprohhanemo gl. Mons. 321, widarpöogan gl. Doc. 
widarpoucterö repandae gl. Mons. 328. gl. Doc. ward widerbildöt reformatus 
Notk. 92, 1. Mit der Verbalzusammensetzung von gagan oder ingagan ver- 
hält es sich eben wie mit widar, nur dafs sie weit seltner ist. Maz wirt dir 
gagenstellet hat Notker Ps. 119, 3, ingagansprochan wirdit die Mons. G1.378, 
ganz nach iwidarstantan und widarsprechan. So auch vielleicht bei Otfried 
1,3, 49 ther ımo ingegingarota, wo man jedoch auch getrennt lesen kann 
imo ingegin garota. Aber ohne Casus den die Präposition regiert Otfr. 2, 
14, 4 ther liut ingegin aller glang und 4, 4, 56 thaz selba ingegin ouhı inguad 
thiu aftera heriscaf, das heifst nicht siu widarguad iz leugnete es ab, son- 
dern sie erwiderte es. Noch seltener findet man hintar adverbial: Zinter 
gicherrent (depravant) gl. Mons. 369. Eben so müste wohl auch das ot- 
friedische Ainiar gueman (sich entsetzen) genommen werden, weil hier kein 
Accusativ gedacht wird: dennoch haben die Handschriften, wiewohl nicht 
Histor. philol. Abhandl. 1332. li 


248 LAcHumıann 


so oft, doch zuweilen übereinstimmend (wie 1,22,50. 3, 8,23. 13,55. 4,4,71. 
5,4,22) die Betonung hintarguam, und versetzt oder durch Zwischensätze 
getrennt hat Otfried Präposition und Verbum nie, auch ist das mittelhoch- 
deutsche widersitzen untrennbar. Zusammensetzungen beim Accusativ den die 
Präposition regiert, sind folgende: die Wortstellung lehrt dafs der Accent 
nicht auf hintar ist. Taz er sih ne hindersehe Boeth. 181, mih habent starche 
hinderständen (irruerunt in me fortes) Notk. Ps. 58, 4, ze hınderstänne den 
strit, zu übernehmen, eigentlich vor sich zu nehmen, Cap. 150. Danach muis 
man auch als zusammengesetzt betonen das tu consulatum hinderstän (gerere) 
woöltis Boeth. 124; hinderstüont si dia fart (iter arripuit) Boeth. 264; auch 
ohne ausdrücklichen Accusativ, 20 hinderstüont ıh tär ümbe ze stritenne (cer- 
lamen suscepi) Boeth. 22. Allein über hinder-kösönten detrahentem Notk. 
Ps. 100, 5 und hintert-trahtöndo Ps. 118, 122 mag ich nicht entscheiden. 
Wie sich das adverbiale wrdar von dem mit Verbis zusammengesetzten 
meist durch die Bedeutung unterscheidet, so ist auch in zwar vor Nominibus 
immer betont, ingang inwert imbot: aber es sondert sich nur in der Bedeu- 
tung intro vom Verbum, giang ın, in gigiang, da hingegen es in schwäche- 
rem und unbestimmterem Sinne mit dem Verbo tieftonig verbunden wird, 
inbtotan inbizan inbrennen inliuhten (Otfr. Ludw. 96. 3, 21, 22). Und eben 
so findet man furi, das vor Nominibus und ihren Ableitungen betont ist, fu- 
riburt gevurefangöt (Boeth. 270), tieftonig zusammengesetzt wenn es fort be- 
zeichnet, uns sint dagäa furifarane Oufr. 1, 4, 51 (!), furizimprit obstructum 
gl. Hrab. 971°, Juristoppöt obturatum gl. Jun. 216, furipundan recondıta gl. 
Ker. 40. Dagegen adverbial für heraus oder vors Auge, vor zum Schutz, 
oder vorbei: bei Wilram Aum vure, daz sie in selbon sezzen vüre ze bıli- 
denne virtutes, bei Otfried thia hant duat si furi 3,1, 35, furi fuarun 4, 30,5. 
Aber dieselbe Freiheit wie oben bei iwidar finden wir-auch bei fur! und fora: 
auch mit voller ungeschwächter Bedeutung werden sie zuweilen mit passi- 
vischen Pärtieipien zusammengesetzt, furegurtet praecinctus Notk. Ps. 92, 1. 
Joresezzit praelatus und forascafföt praedestinatus gl. Jun. 244. 246. Tiu 
ahtoda ward furefarn (transcurritur, vorbei) im Capella 53. Einzeln steht 
der noch freiere Infinitiv z7 vuripringanne ad ruminandum gl. Mons. 353. 
Zuweilen steht aber, ganz wie hintar widar und umbi, auch furi tieftonig in 


(*) Wunderbar sagt Berthold S. 253 is etelecher vert ouch unrehtes todes für, fährt dahin. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 249 


der Zusammensetzung, wo es den Accusativ oder Dativ bedingt, in derBedeu- 
tung des Zuvorkommens ('), ja in der poetischen Umschreibung des Ps. 138 
sogar in dem Activum füriwurchen (voraus machen) beim Dativ, den wech 
furiworhtöstu mir (omnes vias meas praevidisti) (?). Höchst selten ist endlich, 
und mehr dem sächsischen Sprachgebrauch gemäfs, das tieftonige aba in apa- 
keban destitutus gl. Hrab. 966 und abasnıdene praecisi Notk. Ps. 95, 13. 

Wir haben uns bisher mit den Präpositionen beschäftigt die in der 
Zusammensetzung den Accent auf die folgende Silbe schieben. Wir fanden 
zusammengesetzt mit Wörtern aller Classen nur tieftonig 2 und fir; schwan- 
kend vor Nominibus, und vor Verbis tieftonig, di; nur mit Verbis zusammen- 
gesetzt und also immer tieftonig ir int zi; vor Verbis immer tieftonig udar 
untar und meistens thuruh;, vor Verbis tieftonig, wenn der Casus von der 
Präposition abhängt, umbı widar gegin hintar und zuweilen furl fora, vor 
Verbis tieftonig bei schwächerer Bedeutung n furi; vor passiven Participien 
nur einzeln tieftonig widar furi fora. Dafs die zweisilbigen unter diesen tief- 
tonigen Präpositionen auf der ersten Silbe höher sind und für den althoch- 
deutscher Vers Kraft genug haben eine Hebung und Senkung zu füllen, er- 
giebt sich aus den allgemeinen Regeln. Ja sie sind noch so kräftig betont, 
dafs sie für den Auftact, der doch zwei und mehr Silben zuläfst, zu stark 
scheinen und kein uns bekannter Dichter einen Vers dieser Art gebildet hat, 
umbigurta sih in wära. Und eben so wenig findet man etwa udar widar oder 


(') Hier fehlen mir strengbeweisende althochdeutsche Beispiele. Dals aber furefah sie 
(praeveni eos) und furefienge in (praevenisti cum) bei Notker Ps. 16, 13. 20, 4. furiliof 
sliumo Petrusan Tat. 220, 2. furidthit (quos-excesserit) und vuridigi (transcenderet) bei 
Benecke zum Iwein 7433, foresprah als Glosse zu praevenit (eum dicens) Matth. 17, 25 in 

’ a Z ’ ’ 
Graffs Diutisca 2, 284° so zu nehmen sind, beweisen spätere genug. Wolfr. Wilh. 364, 12 die 
’ ’ t 5 ke} 
stolzen Franzoyse fürriten die Araboyse. Der Stricker im Daniel im waren diu bein so lanc, 
daz er daz getwerc fürspranc. Iwein 7433 herre, ir habent mir (mich) des fürdigen — 
das Regimen erfordert haben, statt des bei dihen sonst üblicheren sin. Sebast. Franck, Sprichw. 
1,Bl.61 dein zung fürlauff nit dein hertz, Bl.73 die lieb fürkompt das beten, Bl. 101 
5 7 
Jürtroffen mit einem Accusativ. Dem obigen hinderstän ist ganz gleich fürsten, hinter sich 
nehmen, vertreten. Parzival 692, 30 wiltu fürsten den künec Löt. In der zu Walther 19,5 
S.142 angeführten Stelle der Magdeburger Schöppenchronik lese man die bischop van Helden- 
5 5 5 PP pP 

sem was do cantzeler unde vorstund den hof. 

(?) Du machtest den Weg eh ich kam. Der Dativus mir scheint kein Dativus commodi 
zu sein, weil er die Composition furiworhtöos nicht rechtfertigen würde. In der Stelle aus 


Hartmanns Iwein ist die Lesart mir verdigen mehr verbreitet als mich fürdigen. 
Li2 


250 LAcHuMANnNN 


Furt in der Zusammensetzung einsilbig in der zweiten dritten oder vierten 
Senkung des Verses, die einzige auch hierin wunderbar auffallende Zeile 
abgerechnet 4 were y 
den wech furiworhtostu mır. 

Die grammatischen und Accentunterschiede der Zusammensetzung sind also 
für die althochdeutsche Verskunst nur wichtig bei ir int zi gi fir bi in. 

Aber jetzt haben wir noch zwei Wörter zu erwähnen, die ohne Prä- 
positionen zu sein, in der Zusammensetzung mit Verbis tieftonig werden, fol 
und missi. Jenes hat in den meisten althochdeutschen Schriften vor Nomi- 
nibus, wo es betont ist, diese kürzere Form, folnissa folzuht follust folleist 
mit folleistit suppetit gl. Doc., fölleisteda Notk. Ps. 103, 3, folleistärä interven- 
tores Mons. 352, follide (corpulenta), dagegen man kaum follazuht findet. 
Vor Verbis hingegen sind verlängerte Formen üblicher; wo dann das Wei- 
terrücken des Accents sich aus solchen Fügungen ergiebt wie z/ volatri- 
bonne (l.-enne, s. Diutiska 3, 307) Mons. 376, ze follechömene Notk. de ps. 
grad., wenn man vielleicht die Zusammensetzungen mit passivischen Partici- 
pien, denen immer die Vorsilbe gi fehlet, folapetan volasotan folletän unvo- 
lawahsana, nicht als beweisend will gelten lassen, weil man freilich auch 
niuwiboran unwahsan findet: aber auch die Wortstellung ist durchaus für 
volleveret Boeth. 36, vollechum Cap. 159, vollelögest Boeth. 147, follefrumi- 
gen (efficere) Boeth. 30, wenn auch die Sangaller den Nebenaccent nie zu 
schreiben vergessen. Hier ist die kürzere Form selten, foltruncane Tatian 
45, 8. Jolwassan miäno Isidor 397. Aber gerade diese hat Otfried 1, 25,4, 
und da die Handschriften beide den Accent über «a setzen, so ist in der 
Zeile «al folsprah er worto die Betonung folsprah nicht zweifelhaft, mag nun 
Hrn Graffs Angabe richtig sein, die pfälzische Handschrift habe einen Ac- 
cent über sprah, oder Hrn Hoffmanns Abschrift, in welcher er fehlt. Ful- 
gangan veimt auf g im Heljand 21, 8. 51, 6. 52, 10. 97,2. 100, 23. Viel ver- 
breiteter ist die Zusammensetzung mit misst: den Unterschied der Betonung 
vor Nominibus und Verbis zeigen schon genug die otfriedischen Accente 


und die Fügung: mifszuhandeln, gemifshandelt, mifsgehandelt, sind übele 


) 
Bildungen des sechzehnten, höchstens des funfzehnten Jahrhunderts. Also 
missidäti (malefacto), missılih und davon kamissalihhöt gl. Hrab. 960° und 
Boeth. 107, ferner im Capella 7. 59 misseliutegerö missefarewa: hingegen 


. . . .72:. . en } . . Be . . . On 
bei Otfried missidati (malefaceret) missigiang missidrüet missihellent missifahet 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 251 


missigueden, und bei Notker Ps. 77, 17 offenbar zu betonen ze misselöubenne, 
und in der Consolatio 112 in einem vom Partieip abgeleiteten Substantivum 
dıu missenoment des weges, devius error. Ich kann zwar nicht leugnen 
dafs in Boeth. Consolat. 30 misselungen und in den Kategorieen 200 misse- 
saztemo geschrieben ist: aber die Annahme scheint nicht verwegen, dafs hier 
nur der zweite Accent von den Schreibern vergessen sei. 


Die regelmäfsigen Abweichungen von dem Hauptgesetze der deutschen 
Accentuation, dafs die erste Silbe des Worts den Ton habe, beschränken 
sich, wie aus dem bisher gesagten erhellt, auf wenige Zusammensetzungen 
mit Präpositionen. Nachlässigkeit und Verwilderung scheint es, dafs diese 
Verschiebung des Tons auch einzeln in andere Zusammensetzungen eindringt: 
eben so wenig durchgeführt findet man sie in dem Fall der Enklisis zweisil- 
biger Personalpronomina: fremde Wörter, zumahl Namen, bequemen sich 
nicht immer der deutschen Accentregel. Diese Fälle sind der Gegenstand 
des folgenden Abschnittes. 

Unter diesen Unregelmäfsigkeiten ist eine bei Otfried halb regelmäfsig 
durchgeführt. Adjectiva, Participia und Adverbia, mit dem untrennbaren 
ala verbunden, nehmen ihm den Hochton ab, alafesti alawassas alanınaz 
alabeziron alawaltentan alazıoro, da hingegen in Substantiven die regelrechte 
Betonung vorherschend ist, aber nicht allgemein. So findet man in ala- 
Jestt (5, 7,54) in alalichr (4, 29, 45 und nach der pfälzischen Handschrift 
2,4, 82) in alanähr (3,21, 77) in alagähr (5, 20, 84) in alahalba oder in ala- 
halbön (4,2,19. 35,28. 5,20,37), so ın alathrätt oder in alethrätr (2, 23,29. 
3,8, 22. Hartm. 27) und daneben in alathräır (5,4,33), so in alagahün 
(5, 10, 19) in beiden Handschriften, aber (2, 23, 30) in alagähe in der pfäl- 
zischen und in alagühe in der zu Wien, und in der Formel in alanöt (2,3, 21) 
betonen beide die Schlufssilbe, die wienische hat nach Hrn Hoffmann iz 
«lanot mit zwei Accenten, die wohl nur den Zweifel bedeuten sollen. Zr 
alawärt wird immer auf dem vorgesetzten ala betont: hingegen in alawar 
und in alawär wird man wohl ziemlich gleich oft finden. Zi dlawäre steht 
fest (5, 20, 72): bei alawar ohne Präposition widersprechen die Handschrif- 
ten einarder (4, 19, 20). Von den Schreibern der notkerischen Werke ist 


252 LAcuMmann 


nichts zu lernen, weil sie «la garo (Consol. 14), ale säliger, ala rehto (Consol. 
119), alemahtig, alemammendo ünde alegemahsamo (Capella 22), ale ganziz, 
inale rıhte, inalemaht, desgleichen «ewär (Consol. 234. 254) oder alwär 
(Kateg. 304), je zweimahl betonen, so dafs auf ein vereinzeltes «lemahtig 
(Consol. 193) nicht viel zu geben ist, obgleich nur diese Betonung richtig 
genannt werden kann und auch durch die Allitteration im Wessobrunner 
Gebet als uralt bestätigt wird, ent dö was der eino almahtico cöt ('). 
Weiter geht schon im neunten Jahrhundert die Verwilderung bei der 

Negation un, welcher Otfried selbst einige Mahle den Ton zu entziehen 
scheint: wenigstens ist es bedenklich, wiewohl nicht unmöglich, die fol- 
gende Verse anders zu lesen (2, 15, 10. 3, 22, 46.4, 7,4. 1, 14, 12. 4,29, 21. 
3,17, 68) bifangan mit ummahtin 

ebonöt thin unfruati 

Ihaz sie sint so undrät& 

thaz si unreini thera giburti 

unwirdig filu harto 

unlastarbärig thräto, 
obgleich die Handschriften nur in den beiden letzten adjectivischen Beispielen 
dem Verse gemäfs betonen, in den drei übrigen aber den sprachrichtigeren 
Accent setzen. Auch im Heljand (55, 7) findet man das Adjectiv ungewittig 
dicht neben dem anders betonten unwis, 


= G Pan NL _ ! 74 
so duot the unwison erla gelico, 
I . ! . ’ {2 
ungewittigon weron, thea im be watares stadhe 
I !J* !ı* go ’ 
an sande wıli selihüs wırkean, 


und 168,32 ist ungueihandes auf antkennjan gereimt, 114,3 unhölde auf 
hugi, und 52, 12 umbitharbi auf thing und theodgodes. Aber neben diesen 
wenigen Beispielen sind die von richtiger Betonung sehr zahlreich, und die 
ganze Freiheit beschränkt sich bis gegen das dreizehnte Jahrhundert wohl 
nur auf Adjectiva, und zwar mehrsilbige: nur die otfriedischen dreisilbigen 
Substantiva ummahtin und unfruat? würde noch weiter gehn. Denn unmez 
scöne im Capella 11 und das Substantiv ungemüote auf derselben Seite, da- 
selbst S. 41 das Substantiv undaldr, bei Otfried 4, 7,56 thaz ungizämi nach 


(') In Cot älmahtico, du himil enti Erda gaworahtös, ist wohl sicher auch Allitte- 
ration. Im Heljand dlomahtig, alajung. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 253 


der pfälzischen Handschrift (die andre hat ungizamı), dies alles steht so ein- 
zeln, dafs man kaum eine Neigung der Sprache zum Fehler, sondern nur 
Versehen der Schreiber darin finden wird. Betrachten wir nur dagegen was 
blofs Otfried und seine Schreiber an zweisilbigen Wörtern, wie an längeren 
Substantiven mit un regelmäfsig betonen: und ich bin noch nicht einmahl 
sicher dafs mir keins entgangen ist. unkund unfrö; unthurft ummaht un- 
wän; unkusti undäü ünwillen ünheili Unganzi unwizz7T ummezze ummahüi 
unthulti unredina ünfrewida ünwunna unthankes; ungiwurt ungimah üngi- 
macha ungiwara üngilouba üngiräti üngimualf ungifuari üngiwurti ungiwitiri, 
Fügen wir dazu aus dem sächsischen Heljand unreht (51,12) unmet (101,15) 
und die Substantiva unrzm (12,22) ungilöbon (81, 17), die sich bei sorgfälti- 
gerer Achtsamkeit noch vermehren lassen. Aber auch die mehrsilbigen 
Adjectiva und Adverbia sind bei weitem lieber der Hauptregel unterthan, 
nicht nur die einfach Ausammengesetzten, bei Otfried unsitig unfluhtig unbera 
Unreini unkundaz ünthräta ünfrawer undiure umblider ünnötag unödi ünsua- 
zen Unscante, Ungerno unnöto unhöno, im Heljand urödi (101,14) und das 
schon beiläufig angeführte unwzson, sondern auch wo un vor gi bi oder a% 
steht, bei Otfried ungilih Ungimaches uUngisaro ungiscafan Ungiringon ung 

merrit ungiware Ungimezzon Unginäten ungimacho umbiruah umbitherbi üun- 
firslagan, im Heljand ungelzco (55, 18) ungilöbiga (92,14). Gleichwohl steht 
gerade dies thie ungiloubige mit dem regelwidrigen Accent in zwei otfriedi- 
schen Stellen (1, 4, 43. 15, 43) fest, und so haben beide Handschr. 2, 12, 44 
ungisewanlicho und 2,11,6 unredihafto, aber unredihaft steht in einem Verse 
(Hartm. 70) der uns nur in Einer Handschrift überliefert ist. Dieselbe setzt 
(Salom. 20) ungilönöt, (Hartm. 30) ungidänes, und ungidan (2,2, 6), das letzte 
gegen die pfälzische, mit der sie wieder zweimahl (1, 24, 10. 5, 4, 46) in un- 
gidan übereinstimmt. Das richtige unfarholan haben sie mehrmahls (2,3, 6. 
7,20. 4,34,7. 5,25,55): einmahl (1, 15, 42) hat die zu Wien unforholan 
(nicht unfirhölan), die zu Heidelberg unforholan. In den folgenden drei 
Beispielen hat je eine Handschrift den richtigen, eine den unrichtigen Ac- 
cent. 3,14, 68 ummahtige man. 5, 23, 39 ummezzıgaz ser. 3,3, 1 ungizami. 
Endlich 1,10,16 hat eine mit zwei Accenten unforahtent, die andre unfo- 
rahtenti. Überall Neigung zum Fehler, aber das Regelmäfsige vorherschend. 
Die Sangaller weichen so selten ab, dafs man wohl ihrer Absicht die Beob- 
achtung der Regel zutrauen kann. Ich habe nur bemerkt das gemachte 


254 Lacumann 


Adjectivum unfürhta (Neverita) im Capella 53, ferner ungerade Cap. 97 ne- 
ben ungeradon Cap. 93, ungewändo in den Kategorieen nach einer Hand- 
schrift (276) wo die andere (6) ungewando hat in der Bedeutung fortuito et 
cas, ungewartösta (intemeratior) im Capella 11, ungiskeidenero daselbst, 
unerdrözenen für unerdrozenen Cap. 48, in den Kategorieen 334 (116) under 
günzemo ünde unganzemo, unebenemo (ünebenemo in der andern Handschrift) 
unde ebenemo, daselbst S. 240 füne unsüozemo wirt siioze, füne unhertemo 
wirt herte, fone unsvarzemo wırdet svarz. 

Weniger als bei den Zusammensetzungen mit ala und un ist bei denen 
mit Zahlwörtern und mit edan die unregelmäfsige Betonung beachtens- 
werth, weil sie sich sehr selten findet. Janus ter zwihoubito steht im Ca- 
pella 9, aber S.149 ein zeihöubeter wurm. Fiar halbün oder fiar halbün 
bei Otfried 5, 1,32 ist wohl nicht einmahl zusammengesetzt. Neben dem 
richtigen ebanreiti (5, 19,50) haben die otfriedischen Handschriften 1,5, 26 
fütere giböranan ebanewigan. Im Capella 45 steht ebenferuig, 86 ebenferro 
und ebenzorfte, sonst mehrentheils doppelter Accent. In späterer Zeit ist 
es gewöhnlicher geworden, mit Vernachlässigung der Wortform, mehr nach 
dem Gedanken, das Wichtigere, den zweiten Theil der Zusammensetzung, 
über die vorausgehende Beschränkung zu erheben. Und so findet man selbst 
schon im neunten Jahrhundert den ersten substantivischen Theil des compo- 
nierten Worts in der Betonung zurückgesetzt, als ob er Genitiv oder Ad- 
jectiv wäre. In dem erst kürzlich von Hrn Schmeller entdeckten Fragment, 
das er nach einer darin vorkommenden Benennung des Weltendes muspiüli 
genannt hat, zwingt die Allitteration Z. 41.42 gegen die grammatische Form 


zu betonen 
Er . ® Pr . „ = 
Daz hört ih rahhön dia weroltrehtwison, 


ganz wie bei Otfried 5, 14,9 geschrieben wird 
Ther se bizeinöt däti joh woroltunstätt. 

Die übrigen Beispiele, wenn sie sich auch nicht eben so wohl rechtfertigen 
lassen, darf man daher nicht alle der Nachlässigkeit zuschreiben. /n himil- 
guallicht bei Otfried 5, 4,53, dagafrıst 1,10,18, thiu helliporta 3,12, 35: 
aber helliyina 5, 21, 20 und helliwizes 5, 19,18: hellewazer im Capella 143 
ist wohl sicher nur Schreibfehler. Fihumwiäri (probatica piscina 3, 4, 3) be- 
tont die pfälzische Handschrift doppelt, die zu Wien fihuwiäri. 5, 8,36 
Moysene in wäre, themo wizödspentäre, scheint mir ganz unpassend, doch 


über althochdeutsche Betonung und FPerskunst. 255 


haben es beide Handschriften. Und freilich, wie hier bei einem Substantiv 
das von einem activen Verbum stammt, finde ich auch die unregelmäfsige 
Betonung noch einmahl bei einem Verbum und bei einem Partieipium, fuaz- 
Jallonü 1,5,50 und gimuatfagöta 2,14,113: aber in dem letzten hat die 
pfälzische Handschrift den richtigeren Accent, und 3,20, 72 haben beide 
muatfagöta. Auch für then adalerbon 4, 6,8 weils ich nichts besonders zu 
sagen: Otfried schreibt sonst adalerbi adalkunni, und im Heljand lehrt die 
Allitteration lesen adaleuninges (11, 13) adalcunnjes (24, 9) adalenösles 
(9,12), auch hat Otfried bei der Zusammensetzung mit dem Adjectivum (oder 
Subst. 1, 3,24) edil den Accent vorn, edilthegan (1,1,99.3,26) oder nach 
der pfälzischen Handschrift edilthegan, edilfranko (Ludw. 13), edilzungün 
(1,1,53). Und doch gestattete die Zusammensetzung mit dem Adjectiv 
auch die unregelmäfsige Betonung des zweiten Theils: wenigstens steht 2, 
15, 18 Zobhereron mine, welches auch der Vers fordert, und 1,7,19 haben 
beide Handschriften Nü intfiang druhtin drütliut sinan und 5, 11,35 thie 
drülmennisgon, obgleich sonst immer drüttheganäa drütsun (2,9, 41) drütman 
(2,11, 42) drütthiarna (1,3,28) geschrieben wird. Hieher gehört wohl 
das wunderbare in selbdruhtinan (to the very Lord), zi selbdruhtine, mit 
selbdruhtine, auch selbdruhtine allein, mit selbsteinöonne (Hartm. 28. 100.5, 
15,2. 1,4,46.3, 23, 32), immer so betont, aber im Verse selb auf der He- 
bung, nur nicht in der Zeile selbdruhtzn unser guato (Hartm. 132), wo man 
zweifeln könnte ob selb nicht uncomponiert stehe: aber wieder zusammen- 
gesetzt, doch mit anderm Accent, selbthes@ evangeljon (3, 20,143). Aller 
Grammatik entzieht sich die Fügung in sines selb gisihü (5,7, 61). In se/p 
so (sicut oder quasi, 1,1,59. 2,2,37. 21,10. 5,8,53) scheint sel adverbial 
geworden zu sein, und dann gehört es nicht zu dieser Betrachtung, die ich 
hier überhaupt schliefse, weil mir sonst keine Beispiele von Betonung des 
zweiten Theils zusammengesetzter Wörter bekannt sind. Denn arabeitötun 
im Wiener Otfried 5, 13,5 und ähnliches ist Irrthum des Schreibers: und 
der Ausruf sumir ıh sollte nicht noch in der neuen Ausgabe vom Otfried zu- 
sammen geschrieben sein, da das somir ih der Freisinger Handschrift (so hat 
sies 5, 12,79, nicht zu drei Wörtern) ganz deutlich zeigt dafs es die Versiche- 
rung ist welche sonst sö mir oder slem mir nıin lip lautet. 

Bei einfachen, das heifst, nur mit Ableitungssilben versehenen deut- 
schen Wörtern kommt der höchste Ton auf einer andern als der ersten Silbe 

Histor. philol. dbhandl. 1332. Kk 


256 LAcumann 


durchaus nicht vor, ein Paar Personalpronomina abgerechnet: und wenn 
die pfälzische Handschrift des otfriedischen Werkes 4,26, 24 obd wir hat, 
oder 2,23,29 in alethräti (nach Hrn Hoffmann: «le haben die beiden an- 
dern, nicht ala), oder 4,31, 7 wazumo manno, so will der Schreiber den 
Schlufsconsonanten der Silbe betonen (!). 
Jene Pronominalformen welche zuweilen den Accent auf der zweiten 
Silbe haben, sind inan imo ira iru unsih, nicht der Genitivus Pluralis iro. 
Die regelmäfsige Betonung ist freilich auch hier die der ersten Silbe, und 
die Handschriften Otfrieds haben nie eine andre (inan P 1,25, 14): doch 
bezeichnen sie die erste Silbe nicht mit dem Accent, wenn die zweite auf die 
Hebung des Verses fällt (?). Dies ist nun sehr gewöhnlich auf der zweiten, 
seltener auf der dritten und vierten Hebung des Verses. Bedingung ist na- 
türlich dafs auf dem Pronomen kein Nachdruck liege, sondern auf dem 
vorhergehenden Worte, welches die Handschriften auch immer bezeichnen. 
In sofern kann man die Erscheinung Enklisis nennen und si für &sı mit inan 
für inan vergleichen: nur mufs man bemerken dafs die Sprache überall auch 
den ursprünglichen Accent zuläfst und niemahls die Enklisis erfordert. 
Otfriedische Beispiele. Auf der zweiten Hebung (1, 15,13. 1,25,4.3,4, 
20. 14, 18. 4,8, 7. 24; Ludw. 35. 2, 4, 45. 4, 11, 26; 4, 16, 6; 1,9,15.3,11, 
26; 1,18, 14. 2, 6,54. 4, 25, 12) 
joh huab inan in sınan arm 
mit doufu inan gibadöotz 
thaz siu inan biruarti 
oder thaz sıu inan biruarti 
ob inan giwurl 
so wer so inan insuabi 
so gisväso inan gilätt 


: . . Pi = 
laz imo thie dagäü sin 


(') Wazamo männo ist aber auch nicht gut betont, wenn Hrn Graffs Erklärung richtig ist, 
nach welcher wäzamo damnatio heilst: wazamo manno thu nu bist, thaz thu thoh got ni 


‚Jorahtist, entspricht den Worten des Textes Neque tu times deum, quod in eadem dam- 
nalione es. 


(°) Aufser 2,4,16 imo Bonner Bruchst. 1,10,4 bezeichnen die Handschriften auf zwei gleich 
richtige Weisen, , A 
ther ünsih irlosta und ther unsih irlosta. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 


[Ss 
LIT 
I 


iz deta imö thiu fasta 

iz slazo imo gisageta 

tho mera ira ni habeta 

was iru Iher sun drüt 

intftang irus zi guate 

irspuan unsıh so stıllo 

fora göte unsih firwäsi 

irlosta unsih thera burdin 
(vergl. 1,11,49. 2,5,6. 7,53. 9,52. 84.3, 1,21. 8,40. 14, 15.18, 47. 20, 15. 
4,5, 10. 8,8. 12, 64. 15, 22. 24, 8. 5,1, 15. 4,63. 7,51. 10,14. 23, 260; 
1,1,121. 2,4, 84. 6,17. 9,33. 53. 3,2,6. 554 .10,8. 11,23. 24. 4,4, 36. 
11,8. 17,23. 27,30. 32,6; 4,29, 18. 22; 2, 14,79. 3, 10,46. 14,22. 23,12. 
24,10; 1,26, 14. 2, 11,43. 21, 37.39. 2 215 25.3,5,5.7,89. 1,1517. 
27.5,8,12.24,16). Auf der dritten (3, 24,81. Hartm. 84. e 16:9, 24, 
101. 4,35,6. 3,24, 47) 

joh slıumo duet inan in ein 

ther selbo nid inan firwant 

{hö ni ward imo ther sand 

quek ward sar imo thaz muat 

bat man gübi imö then man 

unz thaz muat ıru so wıal. 
Von unsih findet sich auf der dritten Hebung kein Beispiel, noch weniger 
auf der vierten, wo Otfried doch einmahl inun gesetzt hat (4, 24, 15) 

hina hina nım inan. 
Am Schlusse des Verses hat unsich noch im dreizehnten Jahrhundert Reimar 
von Zweter in seinem Vaterunser (MS. 2, 136” ) 

din wille werde vi gelich 
hie üf der erde als in den himeln, des gewer unsich. 
Im sangallischen Capella S.32 finde ich Zoh an uns cöten habet si geuualt. 
unsih (über zu ist ein Acutus ausgekratzt) luuingende ze ıro gebote. Stren- 
gen Beweis für die behauptete Versetzung des Tons giebt zwar unter 
den otfriedischen Beispielen eigentlich nur das eben erwähnte nım inan, 
dann öb inan, und die Fälle mit unsih: denn in den übrigen liefsen sich durch 
einsilbiges inan imo iru richtige obgleich übel lautende Verse zur Noth er- 
zwingen. Aber dafs hier das Wohllautende zugleich das Wahre sei, lehren 
Kk2 


258 LAcuMmıAnNn 


zwei zustimmende Verse des Liedes auf die Schlacht bei Saucourt, deren 
einer mit imo endet, 

ih gilonon imös, 
also wie zım inan, nur dafs man hier lernt dafs auch ein Paroxytonon vor- 
hergehen darf: der andere 

thaz was imo gekünnt 
würde bei Otfried können anders betont werden, thaz was ımo gekünni: 
aber im Ludwigsliede werden niemahls zwei Silben wie hier zmo in eine ver- 
schlungen. 

Erinnern wir uns nun dafs znan imo und ru auch den ersten Vocal ab- 
werfen, daher auch in unserm Falle die Schreibart der Handschriften zuwei- 
len schwankt, wie 2, 4, 54 

theiz wäri imo und theiz wäri mo gizäami, 
und dem obigen deta imö beim Femininum entspricht (3, 24, 39) 
thaz deta ru ther willo ; 
fassen wir also die Tonverschiebung dieser Pronominalformen, wie wir müs- 
sen, als Enklisis, so kann sie zu Anfang des Verses nicht stattfinden, wenig- 
stens gewifs nicht zu Anfang des Langverses. Hier hat aber auch Otfried 
kein zweideutiges Beispiel, nur zweisilbig mit dem Accent vorn, 3, 8, 49 inan 
al ıhö beiöta, 3, 15, 18 imo ein gizämi, 4, 4, 42 imo tho gimachaz. Hingegen 
im Anfang der zweiten Vershälfte wage ich doch nicht zu entscheiden, ob . 
Otfried nicht, die Abtheilung gering achtend, auch hier die Enklisis eintre- 
ten liefs: wenigstens geht in den mir bekannten Beispielen immer am Schlusse 
des Halbverses ein hochbetontes Wort voraus, und die Handschriften accen- 
tuieren das Pronomen nicht. 2, 15, 7. 2, 4, 100. 4, 33, 6. 
sie gerötun al bi manne inan oder inan zi rinanne 
ni brast iro 10 wanne imö oder imo zi thionönne 
ni llaz in scinan thuruh thaz ira oder ira gisıuni blrdaz. 
Bei vorausgehender Präposition kann man nicht zweifeln dafs die Enklisis 
aufhört: auch setzen die Handschriften den Accent. 3, 25, 14. 5, 25, 18. 
zi ımo thaz heroti 
mit iru man 12 ni wirkt. 
Und auch nach andern schwächer betonten Anfangswörtern ist theils in bei- 
den theils wenigstens in einer Handschrift das Pronomen betont. 2,4, 104. 
3,4, 48. 15, 20. 16,62. 4, 2,16. 


über althochdeutsche Betonung und Verskunst. 259 


thaz inan Iher wıdarwertö 

ther inan thes seres inbant 

thaz inan ther liut irknatt 

qvad inan irknälin unlar ın 

was iru thaz thionost suazi, 
wonach man ein Beispiel ohne geschriebenen Accent beurtheilen wird, 
122441 

int ıru thaz herza biquam; 
so dafs man vielleicht die Verschiebung des Tons auf der ersten Hebung 
ganz leugnen dürfte, wenn man richt doch wieder mit vorhergehendem 
elidiertem Vocal fände (3, 17, 20) 

thu unsılh ni heles wıht thes, 
und daher wieder zweifeln müste ob 3, 8, 39 

so imö oder sö ımo ther hugu wankta 
zu lesen sei: denn für sö ımo ist wieder die nicht verwerfliche Lesart der 
Wiener Handschrift, unsik mit Punkten unter iA, 

thu uns ni heles wıht thes. 

Es geht hier wie bei der Untersuchung aller menschlichen Dinge: 
ganz rein und zweifellos ist das Ergebnifs nie. Noch weniger wird man dies 
bei dem Punkt erwarten zu dem wir uns jetzt wenden, bei der Betonung 
fremder Namen und Wörter. Die deutschen Namen sind ohne Schwierig- 
keit zu betonen: in den Paar Beispielen bei Otfried ist noch keine Spur von 
der spätern Neigung, zweisilbige ausnahmsweise auf der Endsilbe zu beto- 
nen, wie doch schon in dem lateinischen Leich auf die Ottonen, noch vor 
dem Schlufs des zehnten Jahrhunderts, die Zeile 

Dux Cuonrät intrepidus 
zu betonen ist wie 
ecquis ego dixerat. 

In zwei- und dreisilbigen fremden Namen und Wörtern herscht durch- 
aus eine deutsche Betonung, und ich weils mir in folgenden Namen die ot- 
friedischen Accente auf den Endsilben nicht anders als aus einer meistens 
begründeten Kenntnifs oder Überlieferung der griechischen Accente zu er- 
klären (!). Dävid, decliniert Dävides, Lamech Enoch Cäin Noe Barab- 


(') Nur Zamech ist unrichtig: wenigstens kenne ich nur die Schreibung Aausy. 


260 LAcumıaAnNn 


bän und mit deutscher Form des Accusativs Barabbäsan, Zerubim Hjerusa- 
lem. Zu diesen kommt der Accusativ Abelan, den nur Eine Handschrift be- 
zeugt (Hartm. 33), die aber wenige Zeilen vorher (27) den Nominativus Abel 
betont: richtiger ist ohne Zweifel nach 

wıo Abel datt 

wio er Abelan sluagı 
zu lesen. Ja, der Nominativus Nö? schien so undeutsch, dafs Otfried im 
Genitiv die deutsche Betonung wagte (4, 7, 50) 

bi alten Nöes zitin. 
Zweisilbige mit dem regelrechten Accent sind in grofser Anzahl vorhanden, 
und zwar erstens ganz in lateinischer Form oder vom lateinischen Nominativ 
aus mit deutscher Flexion versehene, Jäcob, im Dativ Jacobe, Jöseph oder 
wie die Wiener Handschrift einmahl (1,22,11) hat Jöszp und Jösepe (Hartm. 
83: zosepe ist wohl Schreibfehler), 4däm und Adämes Adäman, Abel, 
Simon, Jüdas(!) und Jüdase Jüdasan, Lücas und Lücases, Thomas, Pau- 
lus, Pötrus Pötrum Pötruses Petruse Petrusan, Martha, Anna die Prophe- 
tin und der Hohepriester, Röma oder Rüma, die Appellativa prösa lira sexta 
nöna rosa my'rra gimma und ther ordo, die Plurale seriptora martyra und 
Genitiv martyro von sceriptor und martyr, ferner theils richtig theils falsch 
für zweisilbig gerechnet Möyses Moöyseses Möysese, Bethlem (1,12, 15), 
Caiphas (3, 26,26) Caiphases;, zweitens mit deutschem Nominativ, der aber 
dem lateinischen gleichsilbig ist, sancta in sancta Marjün, der Dativus sancte 
(Hartm. 168) und wunderbarer Weise auch sancti (112.154) Gallen, sancte 
Pötre (157)(?), metar Versmafs, metres, ndrdon, gigant (4,12, 61), ther 
salmo (4,28, 23) und ein Genitivus Pluralis se/mo zu selmi (4, 28, 19), end- 
lich, was auch wohl hieher gehört, der Dativus Moysene (5, 8, 36), dem an- 
derswo der Genitivus Moysenes entspricht (Diutisca 1,495", Notker Ps.76,20); 
drittens die deutsch gebeugten von verkürztem Nominativ, Ärıstes Kriste 
Kristan, senses von sens, ferse von fers, Paule, die Plurale Persi Medi 


(') Oder ward zu Otfrieds Zeit noch Jadzs ausgesprochen? Ich habe nach Satanase und 
‚Satanasan, deren Quantität sich aus 1,5,52 und 4,12,39 ergiebt, nicht auf Jadasan zu 
schlielsen gewagt. 


(*) Wie Peter, Tiver (die Quantität ist sicher) von Tibris. Die Form Tiberis gäbe kur- 
zes 1, wie /{vol von libellus. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 261 


Syri mägi, von denen indefs mägr wahrscheinlicher ganz lateinisch ist, Persi 
hingegen deutscher Pluralis zu Pers. 

Die dreisilbigen werden am schicklichsten mit den noch längern zu- 
sammen betrachtet: die drei verschiedenen Classen sind aber hier sorgfältig 
zu scheiden. — In der ersten, bei den ganz fremden, gilt die lateinische Re- 
gel, dafs der Accent niemahls über die drittletzte Silbe zurückgehen darf, 
aufser wo die Verlängerung des Worts eine deutsche Flexion ist, die auf den 
Accent keinen Einflufs haben kann, also Hjerosolima, aber MHjerosolimöno. 
Hier sondern wir zuerst die Wörter mit einem 2 vor dem Vocal der letzten 
Silbe von den andern aus. Ist es lang, so hat es den Hauptaccent, Hjere- 
mitas Helias, wie auch in dem Liede auf den heil. Georg gewifs (denn die 
Quantität ist sicher) zu betonen ist Zlossandrta, Diocletians fabelhafte Ge- 
mahlin Alexandra. Ist es kurz, so wird es Consonant, und der Accent fällt 
auf die vorhergehende Silbe, Gregörjus Macedonja Bethanja. Dafs Otfried 
2,14,5 Samarjam auf diese Art betont hat, wird man ihm nicht übel neh- 
men: eben so ist wohl auch in der Erzählung von der Samariterin zu betonen 

guam fone Samarjo ein quena sürıo. 
Für das Samarjam der pfälzischen Handschrift weifs ich nichts zu sagen. 
Den Namen Marza braucht Otfried theils in dieser kirchlichen Form 2, 8, 12. 
5,5,1. 7,1. theils in der mehr deutschen Marja 1,3, 31. 5,7. 6,1. 7, 25. 
2,23,10.(!) Wenn in den übrigen Wörtern, ohne z vor dem letzten Vocal, 
die vorletzte und zugleich die drittletzte Silbe lang ist, so hat die vorletzte 
den Ton: die drittletzte hat ihn, wenn beide kurz sind oder eine von beiden. 
Also mit zwei Längen Römänr (1,1,13. 59), nicht Romani, wie die pfälzi- 
sche Handschrift einmahl (3, 25, 15) gegen den Vers betont, ferner Prlätus, 
Augustinus, Adegy'ptum Aegy'ptö, Säturnum, Alexändres von Alexander, 
Jöhannes Jöhannis Jöhannem, Apollo (weil hochdeutsches p A ch z die Silbe 
der sie folgen lang machen) in dem Liede vom h. Georg, erbibinöta Apollo, 
wenn dies die richtige Lesart ist, (?) ebenda Taczänus oder Tazjanus, weil 
das i vor einem andern Vocal nicht kurz bleiben kann, Andreas bei Otfried 


(') Ohne Accent 4,2,15 nim Maria närdon. 


(*) So liest Herr Hoffmann (Fundgruben 1,12.13). Mir scheint das richtige zu sein 
Gorjo huob dia hant üf, geböt er uper den hellehunt. 
erbibinota Apollin: do fuer er sar en aberunti ın. 


262 LACcamıann 


nach der gewöhnlichen Aussprache dieses Namens, Galzlea (2, 7,39. 15,4. 
3,2,1.6,6.7,13), einmahl (3, 15,3) in der kaiserlichen Handschrift un- 
richtig Galilea geschrieben, endlich das Appellativum natüra. Die vorletzte 
allein kurz, Abraham Abrahämes Abrahäme (3, 18,33. Hartm. 138) Zaza- 
rus Lazarum Nazareth sıllaba und von purpura das Adjectivum purpurin. 
Beide kurz, Aumara Satanas Sätanäses Satanäse Satanäsan Satanäsä, Salo- 
mön Salomönes, elemösyna Hjerosolima Hjerosolimu Hjerosolimono. Beide 
kurz wo es nur irgend die Consonanten zulassen, wenn auch der erste Vo- 
cal ursprünglich lang ist, regıla (s. Ludw. 91.1, 1,42), karıtas (s. 5, 12, 80), 
dies auch zweisilbig (5, 12, 82), daher in musica und Hjerönimus der höchste 
Vocal gewifs auch für kurz zu halten ist. Nur die drittletzte kurz, tunicha 
(denn ch macht lange Silbe), auch zweisilbig zunicha (4, 29,27), muüniza, 
wovon munizön, Philippus Philippuse, Nichödemus, und endlich mit einfa- 
chem ih Mathzus Mathzuses. Hiernach wäre coröna zu erwarten, aber in 
den beiden otfriedischen Versen wo es vorkommt (4, 22, 22. 23, 8) ist ge- 
schrieben coröna, und der lateinische Ablativus Aaritäte (Hartm. 147) wird 
unregelmäfsig wie ein deutsch flectierter Casus betont. — Wenn wir in der 
zweiten Classe (mit deutscher Endung, aber den lateinischen gleichsilbig) 
zuerst wieder die mit dem i aussondern, scorpjo (denn davon ist doch wohl 
der Accusativus scorpjon 2,22,35), lilja, evangeljo (!), zu denen aus dem 
Liede vom heiligen Georg sein Name Gäöorjo Görijo Goörjo kommt, so bleibt 
uns das dreisilbige Femininum örgana aus organum, regelmäfsig betont, und 
von karitas, wie von einem Nominativus Aarität, der Pluralis karitäti (1,18,38). 
Judaeus und altare werden ganz deutsch. Judeo (4, 21,11) oder zweisilbig 
Judeo (5, 6,40), im zweisilbigen Pluralis Judeon selbst einmahl mit dem 
Punkt unter e geschrieben (3, 15, 1), im Genitivus Judeono 3, 24,1. 5, 6,12. 
30 und gvam menigt Ihero Jüudeono er oder Judono er 3, 24, 3 und wiederum 
Judöno am Ende des Verses (3, 23, 27. 5, 11,1, nicht iddeono), im Adjectiv 
judjisger (2, 14,17 wo ildeisger bei Hrn Graff ein Druckfehler ist) und ju- 
disgero (4, 27, 26). Ther altari (4, 33, 35), wovon der Dativus altäre 
(2, 9, 80), oder ther alteri (2, 9,49) kann eben so gut aus altarıum als aus 


altare gemacht sein, und hat wie alle Wörter auf arı deutschen Accent, eben 


(‘) Ulfilas macht das zweite e lang: hingegen im Lohengrin S.191 reimt evangelge auf 
das Adjectivum diu quelge. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 263 


wie karkärı, welches das lateinische Wort um eine Silbe verlängert, mit dem 
Dativus karkare oder karkere. Endlich zwei aus dem christlichen Unterricht 
sehr bekannte viersilbige Wörter ziehn den Accent auf die erste zurück, pa- 
radisi und antikrısto (4, 7,28), da sie in den lateinischen Formen, paradisus 
und antichristus, jenes die drittletzte, dieses die vorletzte, betont haben 
müsten. — Dieses Zurückziehen ist in der dritten Classe, bei den verkürzten 
lateinischen Wörtern, noch üblicher; ja bei den im Lateinischen mehr als 
dreisilbigen, wenn sie dreisilbig werden, durchgehend. Von den lateinisch- 
dreisilbigen haben bei zwei Längen vor der lateinischen Endung den Accent 
auf der letzten deutschen Silbe Heröd (1,20,1. 21,1) mandät (4, 11, 12) 
und Jöhanne Johannan (2,13,2.4, 13, 29) vom Nominativus Jöhann; (') 
wohin man auch Römäni rechnen kann, wenn man die Pluralendung für 
deutsch halten will: aber daneben mit zurückgezogenem Accent kastel und 
ihemo kastelle. Die drittletzte Kürze in äbellus bringt Zivol (3,1,2. 5, 19,36), 
flectiert Zivol! (Hartm. 97) und Ziwolon (Hartm. 125). Die vorletzte Kürze 
in /ordanes (sie kommt wenigstens neben der Länge vor) macht dafs Otfried 
Jördan betont (3, 22, 67): aus portieus episcopus lectio wird porzih pörziche 
pörzichä (3,4, 7. 22,5), biscof bıscofa, lekza. Der Dativus Jöhane (nicht 
tohanne, Hartm. 98) scheint einen deutschen Nominativus Johan vorauszu- 
setzen. Die lateinischen viersilbigen Wörter haben, ohne Rücksicht auf 
ihre lateinische Betonung, in der Verkürzung den Accent auf der ersten. 
Freilich sind es fast nur Appellativa, und dafs Otfried, wie wir es im Heljand 
10,21 finden, Octävianes oder Octävjüänes betont hätte, ist zu bezweifeln. 
Aber so heifst es fundament (2,1,22) und paradis (1,18, 3), und nicht an- 
ders für palatium Constantia sextarius psalterium incensarium solarium in 
deutschen Formen palinza (1,5,9) und palinzhüs (4,20,3), Kostinza, wo- 
von bei Otfried Koöstinzero sedal, sextari (2,8,31) salteri oder psalteri (1,5,10. 
4,28, 20) zınseri (1, 4,20), soları (4,21,1), dies mit verkürztem o, weil der 
einfache Consonant nicht hindert. Eben so aus castigatio und praedicatio ver- 
kürzt Aestrga (Olfr. 3, 1,31) und brediga nebst bredigon und bredigari, diese 
wieder mit kurzem e (Otfr. 1,1,42.5,16,28). Dem zweisilbigen glösar, 


(‘) Den Namen für den Polarstern, Polonan (5,17,31) im Accusativ, weils ich nirgend 
unterzubringen. 


Histor. philol, Abhandl. 1832. 1971 


264 Liıcumann 


welches man in der Überschrift des trierischen Glossariums findet, wage ich 
seinen Accent nicht zu bestimmen. 

Nur dies eine will ich noch bemerken, dafs, wäre in der deutschen 
Poesie die Form der Allitteration herschend geblieben, die fremden Namen 
sich immer mehr zu der deutschen Accentregel würden bequemt haben. Im 
Heljand finde ich nur den Namen Herödes mit dem Ton auf der zweiten 
Silbe, und mit r allitterierend (16, 19 Herödesan: rıkean. 21,22 Herödes: 
rikea. 22,7 Herödes: riki): aber derselbe Name reimt auch vocalisch (2, 17 
allon elitheodön: Erodes. 20,24 Herödesan, besser “Erödesan: eft. 23,6 
Herodes, vielmehr “Erödes: eldeo barn. 160,9 ediljero: “Erödes), und so 
wird vieles gegen Otfrieds Gebrauch betont, Dävid (8, 4) Jerusalem (3, 10) 
Elias (96,10) Pilätus (156,16) Jöhannes (7,3) Andreas (37,18) Galilea 
(8,1), um ähnliche zu übergehn, die wenn sie bei Otfried vorkämen, gewifs 
anders betont sein würden, wie Zacharias (3, 2,15) Jäcöbus (35,15) Ca- 
pharnaum (63,19) oliver (144,7). Aber offenbar meidet Otfried die frem- 
den Namen, der sächsische Dichter weit weniger, der auch öfter die latei- 
nischen Völkernamen verkürzt und dann deutsch flectiert, Romano liudeon 
(2,13), Ebreo liudi (3,20), 'degypteo land (21,14). Was er sonst von Na- 
men allein hat und worin er mit Otfried übereinstimmt, will ich nicht auf- 
zählen, weil für den hochdeutschen Gebrauch wenig daraus folgt: nur castel 
(175,8) und paradise (96,15) mag noch erwähnt werden. Wichtiger ist dafs 
auch in dem hochdeutschen Muspilli nicht nur Sutanäse auf varsenkan (49.50) 
und Sutanaszes (so geschrieben) Aisindi (9.10) reimt, ferner der untichristo auf 
demo altfiante (48.49), und pardzsi betont ist in der Zeile (18.19) 

denne der man in pardisu pü kiwinnit, 
welcher streng hochdeutsche Reim zugleich beweiset dafs diese Verse nicht 
etwa ursprünglich sächsisch gedichtet sind: sondern gegen Oifrieds Gebrauch 
wird auch “Zlzas auf der ersten Silbe betont (42. 43. 45.46. 54) 


‚I LG . . Een _ Ba 
daz sculi der antichristo mit Eliase pügan. 
2 TIRR . Fr 
Elias stritit pi den ewigon lıp. 

© 
w . ’ 4 > 
daz " Eltases pluot in erda kitrıufit. 


Auch d/amusana hat wohl sicher den Accent vorn, anders als Otfrieds ele- 
mosina, obgleich die Zeile in der es vorkommt (100) nicht vollständig er- 
halten ist. 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 265 


In der Accentlehre anderer Sprachen pflegt man, so weit nur die ein- 
zelnen Wörter für sich zu betrachten sind, sich mit der Bestimmung des 
Hochtons zu begnügen. Von Beachtung des Nebenaccents werden sich bei 
den alten Grammatikern wenige Spuren finden, wie die Bemerkung des Ni- 
gidius Figulus, dafs in dem Vocativ der später zu Gellius Zeit F’aleri ge- 
sprochen ward, der Accent von der ersten Silbe stufenweise herabsteige, also 
Yalert, nicht so wie wir, die dritte über die zweite erhebend, aussprechen, 
Fuleri. Etwas freier gebaute italiänische Verse, wie die des Pulci, scheinen 
oft einer der nothwendigen Cäsuren zu entbehren, wenn man nicht auf den 
Nebenaccent achtet; wodurch die italiänischen Grammatiker sich hätten 
mehr sollen auf diesen Punkt leiten lassen. Im Deutschen ist man darauf 
jederzeit aufmerksam gewesen, und seit dem siebenzehnten Jahrhundert 
muste man, weil nicht der gewöhnlichste Vers ohne Beachtung des Tieftons 
der dreisilbigen Wörter zu Stande gebracht werden konnte: bei der Nach- 
ahmung antiker Mafse ward das Ohr noch dafür geschärft, und J. H. Vofs 
hat die Lehre ziemlich bis ins Feinste vollendet. Nur das abweichende Ge- 
setz der alt- und mittelhochdeutschen Betonung der Nebensilben war noch 
zu finden, und es ist schon im ersten Abschnitte gesagt wie es zuerst aus den 
mittelhochdeutschen Reimen entdeckt worden sei. Aus den weniger man- 
nigfaltigen otfriedischen Reimen wäre vielleicht die richtige Lehre schwerer 
abzuleiten gewesen: einmahl erkannt fand sie sich auch in diesen gar leicht 
wieder. Soll der otfriedische Vers vier Hebungen haben, jede höher als die 
nachfolgende Senkung (die aber auch fehlen kann: und die letzte mufs feh- 
len), so mufs das dreisilbige Wort mit der Kürze vorn, wenn der Neben- 
accent nach der Regel auf die dritte fallen soll, mit der ersten Silbe auf der 
dritten und mit der letzten auf der vierten Hebung stehn. 


y- .\ \ . / \ ‚ \ 
ira joh fıdula Joh managfaltı svegala. 
schet these fogalä, thie hiar fliagent obana. 
' x : ’ : St 
allo wıhr in woroltı thir gotes böto sageli. 


Ist die erste des dreisilbigen Wortes lang und soll der Nebenaccent auf die 
zweite fallen, so muls sie ebenfalls lang sein, so dafs die drei Silben die 


5 
zweite dritte und vierte Hebung des Verses ausmachen. 
\ ne! . \ B it \ 
sih thaz heroti: theist ımo thıomualı. 
want er olmlalı in mir was scouwonli. 


Beide Fälle werden noch deutlicher in Langversen die beide vereinigen. 


1,12 


266 Laıcumann 


’ \ .r \ \ BEN 
ıst er ouh fon jügendi [Hu fastent. 
R eye fe . BEN A ’ ni Lıı 
ivio kuning ein thio sıtöta joh zıoro machota. 
\ . r‚ \ \ . D nn i . ‚ \ 
sıh zi ruarenne, thia wıuntün ouh zi schanne. 


Die dreisilbigen die nach einer Länge die mittelste Silbe kurz haben, sind 
also der Regel nach nicht für den Versschlufs geeignet: denn würde die erste 
Silbe von einemo auf die dritte Hebung gesetzt, so erhübe die letzte sich über 
die zweite: sollte das Wort drei Füfse füllen, so wäre zwar die Betonung 
richtig einemö, aber die dritte Senkung fehlte zwischen zwei Kürzen, de- 
ren erste nach der Versregel lang sein mufs. Es wird sich nun zwar künftig 
noch zeigen dafs sich die Dichter des neunten Jahrhunderts die Hebung auf 
einer Kürze vor der letzten Silbe des Verses dennoch, obgleich höchst sel- 
ten, erlaubt haben, dafs auch der erste Fall, die Erhöhung der dritten Silbe 
über die vorhergehende, unter Bedingungen sogar nothwendig ist: hier, wo 
wir nur die Regel nnd das überwiegend gewöhnlichere betrachten, sind alle 
daktylischen und kretischen Wörter vom Ende des althochdeutschen Verses 
auszuschliefsen. Die Stelle des Nebenaccents kann in ihnen nur in der 
Mitte des Verses erkannt werden, ja streng genommen auch hier eigentlich 
nur in daktylischen. 

bi einemo brunnen 

mit themo fingare reiz 

bitturu pina 

ouh sälida suache 

mit thiu zsemo ändremo man 

mit sineru speichelu sar 

siu sint ınnana hol 

mit 1uomo steinönne 

tho uns ward thiu sälida so fram. 
Wenigstens darf man sich erst nach genauerer Kenntnifs des Versbaues sicher 
zu behaupten getrauen dafs nicht nur 

zi wäfane snelle 

Ihes keiseres zınses 

heileges giscribes fol 

thes lichämen gouma 

seragaz herza, 


sondern auch 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 267 


joh michrlö wılnni 
ıhaz wir thuluge sin 
zu betonen sei. Nur sehr selten, weil sie hart ist, findet sich die Verschlin- 
gung der mittelsten Kürze mit der folgenden Länge, welche die Erhöhung 
des Tons der mittelsten über die letzte streng beweist, 
thie engil@ guämun thüruh thaz 
then bezirön ällen in war; 
etwas häufiger im Dativus jungorön, wie 
then jJüngoron thoh zi heröst. 
Übrigens bestätigen auch die einfacher gebauten Verse durchaus die erste 
Regel, die von tribrachischen, amphibrachischen, anapästischen und bacchei- 
schen Wörtern, 
/rewida gizama 
sılabar ginutagi 
thie Jüdeon giwäro 
thiu tunicha zi leıbu 
samanon bigunda 
joh Philippus gladötr; 
häufig auch die zweite, die von den antibaccheischen, 
ther man bisvorgela thaz 
thaz steinına herza: 
fon hellono thiote 
thie ‚frönisgon bluomon. 
Nur für die molossischen ist das Innere des Verses nicht streng beweisend; 
wie man denn allerdings zweifeln kann ob zu lesen sei 
thäz sie irwaächetin Jrua 
oder thäz sie irwachelin frua: 
aber unzweifelhaft scheint zu sein 
so fand er sizzente thär, 
Die Wörter von vier und mehr Silben sind nach den dreisilbigen zu 
beurtheilen. Erste Classe, die mit der Kürze anheben. 
in manageru zalu 
so ofto ‚farantemo dit 
thar sie thö munizotun 


. ‚ .7\ G 
mit ubilemo wullen 


268 LAcumıann 


joh üntar gatilingon 

lägi dawalönti 

quam si forahtalu sär 

alangeru mitater 

welrcheru giburti 

sulrhhero rıiamtr 
Zweite Classe, die mit zwei Längen und einer Kürze anheben. Hier zeigen 
die Verse nicht ob zu lesen sei 

zi frönisgeru ru 

mit mammenteru mıilti 
oder 


zi frönisgeru eru 

mit mammenterw milti. 
Molossisch anfangend finde ich nur zusammengesetzte: möglich dafs die 
übrigen den Nebenaccent auf der dritten Silbe haben. 
Dritte Classe, die daktylisch anheben. 

joh folk ouch heidinerö 

mit michlleru Tl 

mit michieru üunstätz. 
Aber alle kretisch anfangenden viersilbigen scheinen aufser der ersten die 
dritte Silbe betont zu haben: sie werden unter den Ausnahmen vorkommen. 

Ich habe die zusammengesetzten bis jetzt nicht erwähnt, weil von ih- 

nen die Unregelmäfsigkeiten zuerst ausgegangen zu sein scheinen. Einige 
Fälle geben zwar streng regelmäfsige Betonung. Erstens wenn der erste 
Theil der Zusammensetzung zweisilbig, in der ersten Silbe kurz ist. 

ther heizit avur Ludowie 

engilo heriscaf 

fon beche hera widorort 

joh allan thesan woroltthiot 

ni wurliz allaz so egislih 

in svären arabeitin 

thaz sın adalkınni 

joh fılu Jrawalicho 

er quam mit theganheiti 

3! götes analüsti 


über althochdeutsche Betonung und Ferskunst. 269 


ob er st ubildäto 

thie selbun fehewartä 

wolaga elilenti 

thaz 10 fon magadburü 

sazta in obanenüi 

iz süs gimanagfaltöt. 

thaz wärun ediliheganä 

er was göteforah tal 

thehein thero forasagöno 

michil woroltmenigt 

fihuwiarı 

sie arabeitötun. 
Hier setzt manchmahl eine Handschrift zwei Accente, woroltthiot 1,2,14. 34. 
woroltmenigt 2,9,31. woroltmagadon 1,7,7. woroltenti 1, 11,15. edilthegan 
1,3, 26. ubarmuati 1,4,14. fihuwiari 3,4,3. Wenn dem zweiten Theil 
der Zusammensetzung der Hauptton gebührt, so kommt der Nebenaccent 
an die Stelle des Haupttons, aber das Verhältnifs bleibt unverändert. 

al thie fianti ibarwan 

sie eigun Se ubarwunnan 

sih selbon missihabenu 

zi widarstantanne 

alawaltentan. 
Zweitens wenn der erste Theil einsilbig, aber lang ist. Hier sind die Bei- 
spiele zahllos, und zuweilen findet man wieder auch den Nebenaccent in ei- 
ner Handschrift bezeichnet, wie in altquena 1,4,29. einmuate 4, 20,5. drüt- 
theganon 1,28, 11. Ölmuatige 1,7,16. Daktylisch, 

joh altquena thinu 

the ünsitig wärun 

alfater märer 

thie hohun altfatera 

Jona höhsedale 

wralicha unredina 

oba thu in rehtredina 

sine drüttheganä 


= 4 x . Br 
sö unredihafto. 


270 Lacumannw über althochdeutsche Betonung und Verskunst. 


Palimbaccheisch oder molossisch, 

ihes selben ädeilo 

joh fıu krafiWicho 

duit ins iz ürwänaz 

thaz sulih urlost 

joh wisön heimörtes 

thie Ölmüatige 

ummahtige man 

thie drülmennisgon 

füazfallontı; 
die beiden letzten mit schlechtem Accent, aber vielleicht nach Ötfrieds Mei- 
nung, der auch den ersten Theil des Compositums in den Auftact bringt, 

selbdruhtin ünser güato 

liobhereron mine 

unwirdig fılu harto; 
wozu noch ein Paar Beispiele von schwach betontem un kommen, die vor- 
her (S. 252) schon erörtert sind. Hieher gehört auch ein Theil der mit dem 
Kretikus anfangenden Wörter, unter denen unforahtenti 1,10,16. drütbotono 
1,4,49 mit zwei Accenten geschrieben sind, wonach man die übrigen zu be- 
tonen hat: denn der Versbau kann hier nichts lehren. 

then tu in altwörolti 

ihero götes drütbolono 

reves umberenta 

ther thır sö mualfagota 

sines halsslagönnes 

unforahtenti. 

In allen übrigen Fällen der Composition wird die Regel des Neben- 
accents entweder durchaus oder doch meistens gebrochen. Ich habe hier 
fürs erste nur das Regelmäfsige angeben wollen: die Untersuchung der Aus- 
nahmen ist schwierig und weitläuftig. 


EIIIINIE 


Über 
die Zeitrechnung von Chatä und Igur. 


ka 
H” IDELER. 


[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 16. August 1832.] 


2; den noch wenig aufgeklärten Gegenständen im Gebiete der historischen 
Forschungen gehört die Zeitrechnung der ostasiatischen Völker, namentlich 
der Chinesen. Nicht, dafs es an Nachrichten darüber fehlte; es finden 
sich deren genug, in manchen Büchern zerstreut. Allein alle diese Nachrichten 
stehen isolirt und schwankend da, und es ist den Chronologen noch nicht 
gelungen, einen Zusammenhang wissenschaftlicher Ideen darin wahrzunehmen. 
Ich habe daher in meinem Handbuch der Chronologie von der Sache 
lieber ganz schweigen, als nach dem Beispiel meiner Vorgänger einzelne No- 
tizen mittheilen wollen, deren Richtigkeit sich aus inneren Gründen nicht 
wenigstens wahrscheinlich machen liefs. 

Wenn mich aber nicht alles trügt, kommt diese Zeitrechnung wesent- 
lich mit der überein, die Ulugbeg in der Einleitung zu seinen astronomischen 
Tafeln unter der Benennung Zeitrechnung von Chatä und Igür vor- 
trägt ('). Dieselbe Combination des Sonnen - und Mondjahrs; derselbe 
Sexagesimalcyclus, nach welchem die Tage und Jahre unter eigenthümlichen, 
noch jetzt gebräuchlichen Namen gezählt werden, dieselbe Eintheilung des 
bürgerlichen Tages in 12, des Jahrs in 24 Theile; derselbe Anfang des Sonnen- 
jahrs mit der Mitte des Wassermanns, und des Mondjahrs zunächst vor dem 
Eintritt der Sonne in die Fische. Abweichungen im Einzelnen, die sich viel- 
leicht finden möchten, dürften bei den grofsen Revolutionen, die China seit 


(') Diese Einleitung hat Johannes Gravius 1651 zu London unter dem Titel: Epochae 
celebriores, astronomis, historicis, chronologis Chatalorum, Syromacedonum, Arabum, 
Persarum, Chorasmiorum usitatae, ex traditione Ulug Beigi, Indiae citra extraque 
Gangem principis, persisch und lateinisch in 41 abdrucken lassen. 


Histor, philol, dbhandl. 1832. Mm 


212 IpELer 


den Heereszügen der Mongolen erlitten hat, eben nicht befremdend sein. 
Ich will mir indessen hierüber kein ganz bestimmtes Urtheil erlauben, da ich 
noch nicht im Stande gewesen bin, die Sache bis auf den Grund zu erforschen, 
was mir bei meiner Unkunde des Chinesischen überhaupt kaum möglich sein 
wird. Für jetzt habe ich keine weitere Absicht, als die Zeitrechnung Ulug- 
beg’s mit der unsrigen und mit den astronomischen Tafeln zu vergleichen, 
womit auf Jeden Fall der Anfang gemacht werden mufs, wenn für eine Unter- 
suchung über die chinesische Zeitrechnung eine feste Basis gewonnen werden 
soll. Wenn auch die gedachte Identität sich nicht in allen Stücken bewähren 
sollte, so ist es schon an und für sich der Mühe werth, eine Zeitrechnung 
näher kennen zu lernen, die an wissenschaftlicher Begründung keiner andern 
nachsteht. 

Von den Lebensumständen des türkischen Fürsten Ulugbeg und sei- 
nen Verdiensten um die Sternkunde habe ich in meinen Untersuchungen 
über die Sternnamen gehandelt (!). Hier bemerke ich nur, dafs er im 
nördlichen Persien und Mawarennahr herrschte, zu Samarkand residirte 
und ums Jahr 1444 unserer Zeitrechnung beobachtete und schrieb. Da es 
mir auf eine genauere Bestimmung der Länge dieses Orts ankam, als sie die 
orientalischen Geographen und Ulugbeg selbst gegeben, so habe ich Hrn. 
Ritter gebeten, mich darüber nach den besten Hülfsmitteln zu belehren. 
Nach der von Waddington zu Erskine’s Ausgabe von Sultan Baber’s 
Memoir gezeichneten Karte (?) ist sie 64° 53’ östlich von Greenwich. Die 
Ortsentfernungen scheinen hierbei blofs von Westen her genommen zu sein. 
Legt man dagegen die von den Jesuiten bestimmte Länge von Kokhan zum 
Grunde, welcher Ort nach Waddington’s Karte 2° 44’ östlicher liegt, so 
erhält man für die Länge von Samarkand 65° 22’, 29’ in Bogen oder 2' 
in Zeit mehr, noch anderer abweichenden Bestimmungen nicht zu gedenken. 
Wir wollen uns an Waddington’s Karte halten, und haben so als Zeitunter- 
schied für Greenwich + 4 St. 19’, für Paris + 4 St.10', für Berlin + 3 St. 26”. 
Diese Länge hält das Mittel zwischen der von Berlin und Peking. 

Die gedachte Einleitung zu Ulugbeg’s Tafeln, die im Orient sultäni, 


(') Einleitung S.x1 ff. 


(7) Map of Ferghana and Bokhara chiefly construcited from original routes and 
other documents. 1816. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 213 


die königlichen, genannt werden, handelt von fünf Zeitrechnungen, von 
der julianischen in der bei den Syrern gebräuchlichen Form, von der 
muhammedanischen oder arabischen, von der ältern persischen 
oder jesdegirdischen, von der neuern persischen oder dschelaled- 
dinischen, endlich von der, die er „u, lb> an Zeitrechnung von 
Chatä und Igür nennt. Gravius hat sich begnügt, dem persischen Ori- 
ginal eine lateinische Übersetzung beizufügen, ohne irgend etwas zur Erläu- 
terung des Textes hinzusetzen. Dies ist auch späterhin, so viel ich weifs, 
von niemand geschehen. 

Igür oder, wie Abulghasi und andere schreiben, ‚ss! Uigür, ist 
ein Volksstamm, der von jeher das Plateau von Turfan und Chami in der 
kleinen Bucharei bewohnt hat und noch bewohnt. Er gehört zu dem weit- 
verbreiteten Volke der Türken, von dem er den östlichsten Bestandtheil 
ausmacht (!). Ulugbeg sagt für Igür S.45 auch Turkestan, das Land 


(') Nach einem bequemen schon bei Marco Polo vorkommenden, aber erst neuerdings 
durch Hrn. Abel-R&@musat in seinen Recherches sur les langues Tartares genauer fest- 
gestellten Sprachgebrauch werden alle die Völker, die nordwärts von Persien, Indien und 
China, ostwärts von den Flüssen, die sich ins schwarze und kaspische Meer ergielsen, west- 
wärts vom japanischen Meer und südwärts vom Eismeer wohnen, unter dem gemeinschaft- 
lichen Namen Tartaren zusammenbegriffen. Mit Ausnahme der sibirischen Völkerschaften 
zerfallen sie in vier grofse Familien, die Tungusen, zu denen die Mantschus gehören, 
welche jetzt in China herrschen, die Mongolen, die Tibetaner und die Türken. 
Letztere scheinen einen westlicheren Ursprung zu haben, als die übrigen. Ihre Sprache wird 
in vier Haupdialekten gesprochen, dem uigurischen oder osttürkischen, dem dscha- 
gataiischen oder bucharischen, worin Abulghasi’s Geschichte der Tartaren 
geschrieben ist, dem von Kasan und Astrachan, und dem westtürkischen der heuti- 
gen Osmanen, der sich mehr als die anderen durch eine Fülle arabischer und persischer Wör- 
ter bereichert hat. Die Tartaren in obiger conventionellen Bedeutung des Worts sind 
übrigens nicht mit den Tataren zu verwechseln, die den Chinesen und Arabern für ein 
Synonym von Mongolen gelten. Wenn die Türken in der Krim und an der Wolga Ta- 
taren genannt werden, so geschieht es nur, weil die Chans, von denen sie ehemals be- 
herrscht wurden, Abkömmlinge des mongolischen Eroberers Tschingis-Chan waren. Die 
Türken an und für sich sind zwar Tartaren, d.h. jener grofsen Völkermasse des innern 
Asiens angehörig, aber keine Tataren, im asiatischen Sinne des Worts. Um die Verwir- 
rung zu beseitigen, die der Gebrauch von zwei so ähnlich klingenden Namen unvermeidlich 
zur Folge haben mufs, thut man wohl, wenn man sich des leiztern gänzlich enthält (man 
sagt dafür eben so bestimmt Mongolen), und den erstern blols in dem geographischen 
Sinne nimmt, den ihm Abel-Re&musat untergelegt hat, wenn er von tartarischen 
Sprachen redet. Man muls also nicht, mit Meiners und andern, von einer tartarischen 


Mm 2 


274 IpEezrer 


der Turkomannen oder Türken, und stellt S.49 die Türken — „5 — 
den Chataäjern eben so gegenüber, wie Igür dem Chatä. Offenbar ver- 
steht er also unter der Zeitrechnung von Igür die alttürkische, sie 
nach dem Stamme benennend, der allen Nachrichten zufolge zuerst im Be- 
sitz der Schreibkunst und einiger wissenschaftlichen Kultur war (!). Ich sage 
der alttürkischen; denn bekanntlich haben sich die Türken nach Annahme 
des Islam die in denselben innig verflochtene, von ihrer frühern ganz ab- 
weichende, arabische Zeitrechnung angeeignet, so dafs im Innern Asiens 
jetzt schwerlich mehr von einer eigenthümlichen türkischen oder uigu- 
rischen Zeitrechnung die Rede ist. Was sich davon erhalten hat, mufs bei 
den nicht muhammedanischen Tartaren und den Chinesen gesucht werden. 

Unter Chatä oder Chatai verstehen die orientalischen Schriftsteller 
China, das zu Ulugbeg’s Zeit von den Mongolen beherrscht wurde, be- 
sonders den nördlichen Theil, worin Chambalig (Cambalu) oder Peking 
liegt. Die Bewohner heifsen „‚uLa>, Chatajer (?). 

Wir wollen nun nach Ulugbeg's Anleitung die Zeitrechnung von 
Chatä und Igür kennen lernen. 

Er sagt zuvörderst, dafs die Astronomen seines Reichs und des Occi- 
dents den bürgerlichen Tag — ;»54“% schebänrus — mit dem Mittage, 
die Astronomen von Chatä und Igür dagegen mit der Mitternacht anfangen. 
Nachdem er bemerkt hat, dafs ihn jene in 24 gleiche oder Aequinoctial- 
stunden, und den natürlichen Tag, so wie die Nacht, in 12 ungleiche oder 
Zeitstunden theilen (°), fährt er fort: ‚die Astronomen von Chatä und 


Menschenrace im Gegensatz der mongolischen, sondern von einer türkischen oder, wenn 
man lieber will, kaukasischen sprechen. — Ich gebe hier dankbar wieder, worauf mich 
Hrn. Alexander von Humboldt’s Winke geleitet haben. 


(') Man sehe die gedachten Recherches sur les langues Tartares S.249 ff. und Hrn. 
von Klaproth’s Tableaux historiques de l’Asie S.121 ff. Von dem letztern Gelehrten 
hat man auch eine besondere kleine Schrift über die Uiguren (Berlin 1812, 8.), vorher 
im zweiten Bande der Fundgruben des Orients. 


(°) Man vergleiche Andreas Müller’s Disquisitio geographica et historica de Chataja, 
die er seiner Ausgabe der Reise des Marco Polo (Berlin 1671, 4.) angehängt hat, ein 
Buch, das noch immer viel Brauchbares enthält. 


(°) S. mein Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie 
Th. 1. S.84 ff. oder mein Lehrbuch der Chronologie S.43. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 275 


Igür geben dem bürgerlichen Tage 12 gleiche Theile, die sie &\> tschag 
nennen.” Dieses Wort scheint, wie die übrigen von ihm gebrauchten, ein 
chinesisches zu sein. Wenn es Meninski für ein persisch-türkisches hält 
und es durch duodecima quaevis pars diei civilis iuxta astronomos Chataiae et 
Igurae erklärt, so hat er dies offenbar von Ulugbeg. Tschag ist also ein 
Zeitraum von zwei unserer Stunden, eine Doppelstunde. Die einzelnen 
tschags führen folgende Namen: 


auf Türkisch auf Chataiisch Bedeutung. 


Kesku 

Oth Tschiu 

Pärs Jem Leopard 
Thuschkän Mäu Hase 

Lui Tschin Krokodill 


Jılan S'ses Schlange 
Jund Wu Pferd 

Kui Wi Schaf 
Pitschin Schin Affe 

Dakük Ju Henne 

It Ssu Hund 
Thungüs Chäi Schwein (!). 


Dies ist der bekannte Duodecimalcyklus, nach welchem die ost- 
asiatischen Völker, Tibetaner, Kalmücken, Mongolen, Mantschus, 


(') Von den hier als türkisch angegebenen Benennungen lauten vier in der heutigen tür- 
kischen Sprache ganz eben so, nämlich mh der Leopard, one die Schlange, Ns 
die Mähre, _,! der Hund. Vier, vielleicht entstellt, klingen etwas anders, nämlich 
ur tawschän, der Hase, 5» küsi, das Schaf, ld tduk, die Henne, Pr 
donus, das Schwein. Die vier übrigen kommen nicht mehr vor. Ich verdanke diese 
Notiz Hrn. von Hammer. ıs> Zui wird auch durch Drache übersetzt. Wie aber der 
eben gedachte Gelehrte bemerkt, wird dieses alte Wort in dem jährlich zu Constantinopel 
erscheinenden Almanach durch Ss nehenk, Krokodill, gegeben. 


276 IpetLeEer 


Chinesen und Japaner, ihre Stunden, Tage und Jahre zählen ('). Er 
mufs aus einem südlichen Lande stammen, wo es Leoparden, Krokodille 
und Affen gibt, und kann daher nicht, wie man gewöhnlich annimmt, auf 
der Hochebene des mittleren Asiens einheimisch sein. Die Eintheilung des 
Tages in 12 Stunden scheint blofs in diesem Cyklus begründet zu sein, der 
einmal für jede Art von Zeiteintheilung gebraucht werden sollte. 

Jeder ischag, sagt Ulugbeg weiter, wird in acht »f keh getheilt. Auf 
den bürgerlichen Tag gehen also 96, und auf unsere Stunde 4 keh. Merk- 
würdig ist es, dafs nach ihm der Tag mit dem fünften Aeh des ersten tschag 
angefangen wird, so dafs um Mitternacht, wie er ausdrücklich bemerkt, be- 
reits die Hälfte des ischag dsje oder kesku verflossen, die Hälfte noch rück- 
ständig ist. Man sieht, dafs die Reihe der tschag nach unserer Zählungsweise um 
11 Uhr Abends beginnt. Dafs man wirklich irgendwo den Tag eine Stunde 
vor Mitternacht angefangen habe, ist nicht wohl denkbar. Er scheint also 
nur zu meinen, dafs es unter seinem Meridian erst 11 Uhr war, während ein 
15° östlicher gelegener Ort schon 12 zählte. Was könnte dies für ein Ort 
sein, und warum sagte er nicht lieber, dafs Samarkand um eine Stunde west- 
licher liege, als der Ort, wo die ganze Zählung einheimisch war? 

Eine andere Eintheilung des bürgerlichen Tages ist die in 10000 «X 
Jenek. Der tschag hält hiernach 8334, der keh 1041 fenek. Dies gibt 416 
fenek auf die europäische Stunde, 6-7 auf die Minute, Z- auf die Sekunde. 
Ein fenek hält sehr nahe 82 Sekunden. Wir wollen die fenek immer in 
Form eines Decimalbruchs des Tages schreiben. S.61 gibt Ulugbeg eine 
Tafel zur Reduktion der ischag und keh in fenek. Letztere werden von der 
Mitternacht oder dem fünften Aeh des ersten tschag gerechnet. 

Die Eintheilung des Tages in 10000 fenek ist schwerlich je im bürger- 
lichen Leben gebräuchlich gewesen. Sie ist wol nur von den Astronomen 


(') Vergl. Hrn. von Humboldt /ues des Cordilleres, Tom.I. p.23 ff. d.n. A. Hier 
findet man diese Namen auch in der Sprache der Mantschus, Japaner und Tibetaner. Hr. 
von Humboldt hält sie für die Benennungen der zwölf Zeichen des Thierkreises, der 
seit den ältesten Zeiten im östlichen Asien bekannt gewesen und von dort zu den Äthiopiern 
und Ägyptern übergegangen sein soll. Doch bemerkt er selbst, dafs dieser sogenannte Thier- 
kreis in Ostasien lange nur eine abstrakte, zum Behuf der Zeitbestimmung dienende, Ein- 
theilung der Sonnenbahn, kein Cyklus von Sternbildern gewesen sei. Sollte er dort je etwas 
anderes gewesen sein? 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 277 


zum Behuf chronologischer Rechnungen statt der minder bequemen Ein- 
theilung in ischag und keh eingeführt worden, so wie die Hebräer bei ihren 
Kalenderrechnungen die Stunde in 1080 chlakim theilen. 

Die Gelehrten von Chatä und Turkestan, sagt Ulugbeg S.45, haben 
eben so, wie für die Theile des bürgerlichen Tages, einen Duodecimaleyklus 
auch für die Tage und Jahre, und bezeichnen die Einheiten desselben mit 
den obgedachten Namen. Die Chatajer haben aber aufserdem einen De- 
ceimalcyklus, dessen Einheiten sie folgendermafsen benennen: 


" Kaä 

nn Pi 
vum Pın 
ws Tın 

» NFau 
ee 
5 Ken 
m Ssen 

Dsjem 


es IR tt). 

Beide Cykel combiniren sie zu einem Sexagesimalcyklus, indem 
sie dieselben zugleich anfangen und einen jeden, wenn er abgelaufen ist, 
wiederhohlen, wo dann beide erst zugleich wieder anfangen, wenn der eine 
sechs, der andere fünfmal abgelaufen ist. Vermittelst dieses combinirten Cy- 
klus zählen sie die Tage. Er vertritt ihnen, sagt Ulugbeg, die Stelle der 
siebentägigen Woche — ii» — hefte, die also zu seiner Zeit den Chi- 
nesen fremd gewesen sein mufs. S.47 gibt er eine Tafel, welche die Na- 
men der einzelnen Einheiten des Sexagesimaleyklus oder der sechzig- 
tägigen Woche enthält, wobei die des Decimalcyklus vorangesetzt sind, 
wie folgt: 


(') Ich habe hier die Einheiten des Decimaleyklus, so wie oben die des chataiischen Duo- 
decimaleyklus, ganz so gegeben, wie sie Gravius in seinen Handschriften des Ulugbeg ge- 
funden hat, und sie mit lateinischen Charakteren so ausgedrückt, wie es der Werth der ara- 
bischen Buchstaben mit sich bringt. Bei Des-Vignoles, Bayer und anderen, die über chi- 
nesische Zeitrechnung geschrieben, lauten sie zum Theil etwas abweichend. Diese Verschieden- 
heiten muls ich für jetzt auf sich beruhen lassen. 


278 Iveser 


dsje 3 i wu 

tschiu A ? wi 
Pin jem . Pin schin 
Tın mäu .. Zn: ju 
Vau_ tschin  Fau ssu 
Ki  sses . Ki . chäi 
Ken wu . Ken dsje 
Ssen wi . Ssen tschiu 
Dsjem schin .  Dsjem jem 
Ku  ju . Ku mäu 


Kä ssu . Kä _tschin 
Pi chäi . Pi SSCS 


Pin  dsje . Pn wu 


Tin  tschiu . Tn wi 
Vau jem . Hau schin 
Ki mäu = .Ri. zu 
Ken tschin . Ken ssu 
Ssen sses . ‚Ssen chäi 
Dsjem wu .  Dsjem dsje 
Ku wi . Kw  tschiu 


ä  schin „. Kä jem 


Pu zu er mäu 
Pın ssu . Pin  tschin 
Tın chät . Tin  sses 
Fau dsje : Dau wu 
Ki  tschiu . Ki wi 
Ken jem . Ken schin 
Ssen mäu .. Ssen  ju 
Dsjem tschin .  Dsjem ssu 
Kui sses . Ku chäi 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 279 


„Auch die Jahre, sagt Ulugbeg, zählen die Chatajer vermittelst 
des Sexagesimaleyklus, und zwar so, dafs sie je drei Cykel combiniren, 
von denen der erste .» GL& schänek ven, der zweite (5, &s> dschunek 
ven, der dritte (» > chä ven genannt wird. Alle drei zusammen halten 
150 Jahre. Wenn ein gröfseres Zeitmaafs als ihre Summe erforderlich 
ist, so zählen sie von Erschaffung der Welt. Ihrer Meinung nach sind 
von da bis zum Anfange des ersten Jahrs des Cyklus schänek ven, der auf 
Dienstag den 8. Schevval des Jahrs 847 der Hidschret trifft, 8863 ven, 
jeder zu 10000 Jahren, und vom laufenden 9860 volle Jahre verflossen. 
Sie zählen also von Erschaffung der Welt bis zum gedachten Zeitpunkt 
83639860 Jahre.” 

Der 8. Schevval des Jahrs 847 entspricht, wenn wir den Anfang der 
Hidschret mit den arabischen Astronomen, namentlich mit Ulugbeg, an 
den 15. Julius 622 knüpfen, dem 28. Januar unsers Jahrs 1444. Dies ist 
der Epochentag, oder, wie er sagt, die Wurzel — \el — seiner ganzen 
Zeitrechnung. 

„Die Türken, fährt er fort, zählen ihre Jahre kürzer in dem Duode- 
cimaleyklus; allein das Maafs ihrer Zeitrechnung — „Wi Sn Be 
ist mir unbekannt.’” Dies soll doch heifsen: ich kenne die Zahl der abge- 
laufenen Cykel, also die Epoche nicht, von der sie rechnen? Sollte Ulug- 
beg, selbst ein Türke, hiervon nicht unterrichtet gewesen sein? Wahr- 
scheinlicher ist es, dafs die Türken seiner Zeit gar keine feste Aere hatten, 
sondern ihre Jahre blofs in einem immer wiederkehrenden Cyklus von zwölf 
Jahren zählten, wie das Mittelalter nach Indictionen. 

‚Die Jahre dieser Zeitrechnung, heifst es weiter, sind wahre Son- 
nenjahre — i> uö -löls — welche von dem Zeitpunkt, wo die 
Sonne zu einem bestimmten Punkt ihrer Bahn gelangt, bis zu dem Augen- 
blick ihrer Rückkehr zu demselben gerechnet werden. Dieser Zeitraum be- 
trägt nach ihnen (den Chatajern) 365,2436 Tage ('). Die Anfänge der vier 
Jahrszeiten bei uns sind die Mitten der ihrigen, so dafs der Anfang des Früh- 
lings der Mitte des Wassermanns entspricht, und die vier Wendepunkte des 


(') D.:i. 365 T. 5 St. 50’ 47”, um 1’ 59” zu viel, die sich erst nach 726 Jahren zu einem 
Tage anhäufen. 


Histor. philol, dbhandl. 1832. Nn 


280 IpEeuLeEr 


Jahrs (!) auf die Mitte ihrer Jahrszeiten treffen’’ (?). S.53 gibt Ulugbeg 
eine Tafel, worin die chataiischen Namen der 24 Theile des Jahrs und die 
Längen derselben aufgeführt sind. Ich wiederhohle sie hier mit der Ände- 
rung, dafs ich die /enek und Sechstel derselben in Decimaltheilen des Tages 
ausdrücke. Die Namen scheinen in dem gedruckten Text zum Theil sehr 
entstellt zu sein. Da ich sie nicht sicher zu verbessern weils, so gebe ich sie 
so, wie ich sie finde. Sie sind übrigens von der allgemeinen Beschaffenheit 
der Temperatur und Witterung in jedem Halbmonat entlehnt. Ihre Be- 
deutung gibt Andreas Müller (°), ob zuverlässig, kann ich nicht ver- 


bürgen. 
Frühling. 
1. vs Liütschen 0 
2. iss Wuschi 15,2185 
3. su Kicheh 30,4370 
4. A ut Schunkend 45,6555 
5. Su wüh Schinekmenk 60,8739 
6 „5 Kuwu 76,0924 
Sommer. 
7 Su Licheh 91,3109 
8. ern  Sijümen 106,5294 
9. ou Monhen 121,7479 
10. oz Schätschen 136,9664 
11; yiuli Schäuschu  152,1848 
12. wind Däischu 167,4033 
Herbst. 
13, so,  Liüschu 182,6218 
14. yäu> Tschtuschiu 197,8403 
45: „u Jenlu 213,0588 
16. nem Sijüken 228,2773 
AT: „b> Dschonlu 243,4957 


18; or8st Schunkun 258,7142 


(') Die Jahrpunkte in der Sprache der Chronologen. 


(?) Merkwürdig ist es, dals Julius Cäsar seine vier Jahrszeiten gerade auf dieselbe 
Weise bestimmt hat. S. Handbuch der Chronologie, Th. II, S.143. 


(°) De Chataja p.44 und 43. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 281 


Winter. 
19. or Linun 21349527 
20. mem  Säviseh 289,1512 
21. amd Däiseh 304,3697 
22. se» Duichen 319,5882 
23. Dem  Sijüchen 334,8066 
24. vb  Däpechen 350,0251 


Die 24 Halbmonate sind, wie man sieht, nach der mittleren Be- 
wegung der Sonne abgemessen und durchaus von gleicher Dauer. Sie kön- 
nen daher zu jeder Tagszeit beginnen. Ulugbeg sagt: ‚‚Um ihren Anfang 
in der 60tägigen Woche zu finden, welcher sich, da Woche und Jahr in- 
commensurabel sind, mit jedem Jahr verschiebt, mufs man in irgend einem 
Jahr den Anfang des Litschen, des ersten Halbmonats, kennen.’ Dies 
nennt er die Wurzel der Jahrabschnitte — Jw „öl ol. Im ersten 
Jahr des obgedachten Schänek ven (1444) traf der Anfang des Zitschen 
55,6140 Tage nach Anfang der 60tägigen Woche ein. Verlangt man für ir- 
gend ein späteres Jahr den Anfang des Zitschen, so mufs man die Anzahl der 
von der Wurzel bis auf das gegebene verflossenen Jahre mit dem Überschufs des 
Sonnenjahrs über 360 Tage oder sechs volle Wochen, d.i. mit 5,2436 Ta- 
gen, multiplieiren, dieses Produkt zur Wurzel addiren, und aus der Summe, 
so oft es angeht, 60 Tage weglassen. Die ganze Zahl des Resultats gibt die 
verflossenen Wochentage, und der überschüssige Decimalbruch gilt für den 
laufenden Tag. Eben so verfährt man, wenn das Jahr, dessen Anfang ge- 
sucht wird, vor der Wurzel hergeht, nur dafs man in diesem Falle das ge- 
fundene Produkt subtrahiren mufs. Läfst sich die Subtraction nicht ver- 
richten, so addirt man zuvor 60 Tage zur Wurzel. Kennt man den Anfang 
des Zitschen, so findet man leicht den der übrigen Halbmonate, wenn man 
aus vorstehender Tafel die Anzahl der Tage entnimmt, die vom Anfange des 
Litschen bis auf jeden verfliefsen. Zur Ersparung der gedachten Multiplica- 
tion gibt Ulugbeg S.59 folgende Tafel der Vielfachen des Überschusses 
des Sonnenjahrs über 360 Tage. 


232 IpEuLeEr 


14,6160 
7,0520 
59,4880 
51,9240 
44,3600 
28,7200 
13,0800 
57,4400 
41,8000 
26,1600 
44,5720 10,5200 
37,3080 54,8300 
29,7440 | © 39,2400 
22,1800 23,6000 


Dr 


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4 
5 
6 
7 
8 
9 
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NS 


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&) 


Es sei nach dieser Anweisung der auf das gegenwärtige Jahr 1832 
treffende Anfang des Sonnenjahrs der Chatajer zu berechnen. Es ist dies 
das 359“ seit der von Ulugbeg angenommenen Epoche. Wir müssen also 
5,2436 mit 388, der Zahl der verflossenen Jahre, multiplieiren. Nach vor- 
stehender Tafel hat man 


für 300. Jähre ar Salem: 13,0800 Tage 
ETC HRR PS ur EBRRBERR 59,4880 » 
» 8 W000, ierkerie, se, elle 41,9488 » 


Summe 54,5168 Tage 
Wurzel der Jahrabschnitte 55,6140 » 


Anfang des Zitschen 50,1308 Tage = 50 T. 3 St. 8. 


Das Jahr fängt demnach mit dem 51°“ Tage der 60tägigen Woche 3 St. 8° 
nach Mitternacht an. Dieses Resultat wollen wir mit den jetzigen Sonnen- 
tafeln vergleichen. Zuvor wird es aber nöthig sein, zu untersuchen, in wel- 
chem Zusammenhange die Wochentage der Chatajer mit dem julianischen 
Kalender stehen. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 283 


Nach Ulugbeg war der 28. Januar 1444 der 56“, also der 1. Januar 
1444 der 29““Wochentag. Von hier bis zum 1. Januar 1832 verfliefsen 388 
julianische Jahre oder 97 julianische Schalteykel zu 1461 Tagen, mithin 
141717 Tage oder 2361 Wochen und 57 Tage. Zählt man demnach vom 
29“ Wochentage 57 Tage weiter, so findet sich, dafs der 1. Januar 1832 der 
26“ Wochentag nach dem alten Kalender oder der 14“ nach dem neuen ist. 

Der Anfang des Jahrs der Chatajer entspricht nach Ulugbeg der 
Mitte des Wassermanns oder einer Länge von 315°, welche die Sonne 
in den ersten Tagen des Februars erreicht. Der 51" Tag, auf den ihn obige 
Rechnung setzt, gehört also derselben Woche an, auf deren 14” Tag der 
1. Januar trifft. Hiernach haben wir für den Anfang des Zitschen im laufen- 
den Jahr 1832 den 7. Februar 3 U. 8’ Morgens. Soll dies, wie sich wol 
nicht bezweifeln läfst, mittlere Samarkander Zeit sein, so erhalten wir 
in mittlerer Berliner Zeit den 6. Februar 11 U. 42’ Abends, und für die- 
sen Zeitpunkt ist nach Carlini’s Sonnentafeln die mittlere Länge der 
Sonne 316° 4’35”, die wahre 317° 13’42”. Man sieht also, dafs der nach 
Ulugbeg’s Regel berechnete Jahranfang der Chatajer um 1° 4'35” hinter 
der mittleren, um 2° 13’42” hinter der wahren Länge der Sonne zurück- 
bleibt. Schon zu seiner Zeit wich derselbe in gleichem Sinne vom Himmel 
ab, von der mittleren Länge um 33’, von der wahren um 1953’, wie man 
findet, wenn man das, was er Wurzel des Jahranfangs nennt, mit den 
Tafeln vergleicht, und dieser Fehler häuft sich fortwährend an, da das seiner 
Regel zum Grunde liegende Jahr um 1759” zu lang ist. Sie ist ihm offenbar, 
so wie er sie hier gibt, von den Chatajern überliefert worden; denn sonst 
würde er sie wol nach seinen Sonnentafeln, die sehr gut mit dem Himmel 
übereinstimmen sollen (!), rectifieirt haben. 

Man kann fragen, ob der Jahranfang der Chatajer von der mittleren 
oder wahren Länge der Sonne abhängig sein soll. Ungeachtet die erste 
besser stimmt, läfst sich doch nicht zweifeln, dafs die letztere gemeint sei; 
denn bei der ursprünglichen Festsetzung der Jahrepoche mufs man von Be- 
obachtungen der Sonne ausgegangen sein, die ihre wahre Länge gaben oder 


(‘) Wie Burckhardt gefunden, der ein schönes von Beauchamp aus dem Orient 
gebrachtes, jetzt zu Paris befindliches, Exemplar der zidsch swltdni untersucht hat. S. von 
Zach’s Allg. geographische Ephemeriden B.III, S.179. 


284 IpeztLeEr 


doch geben sollten. Dies vorausgesetzt, können wir untersuchen, wie grofs 
jetzt der Fehler der Jahrepoche sei. Nach Hrn. Encke’s Jahrbuch ist die 
wahre Länge der Sonne im mittleren Berliner Mittage 1832 
am 4. Februar . . ... 314° 42’ 47” 
» 45% » ine Hd A3Hßit. 
Hiernach ergibt sich, dafs sie die Länge von 315° am 4. Februar um 
6 U. 48’ Abends in mittlerer Berliner Zeit erreicht hat. Man sieht also, dafs 
das Jahr der Chatajer jetzt um mehr als zwei Tage zu spät anfängt, was auch 
dann noch der Fall sein wird, wenn man annehmen wollte, dafs Ulugbeg’s 
Rechnung sich auf einen um mehrere Stunden östlicheren Meridian, z. B. 
den von Peking, bezieht. 
Wenn man mit den Zeitunterschieden, welche obige Tafel der Halb- 
monate gibt, vom Zitschen weiter rechnet, so stellen sich die Anfänge der- 
selben für das Jahr 1832 also: 


Halbmonate. Anf. in der Woche. Anf. im gregor. Kalender. 


1. Lüschen 50,1308 Tage | 7. Februar 1832 3St. 8’ 
2. Wuschi 5,3493 22. Februar 8.23 
3. Kicheh 20,5678 8. März 13 38 
4. Schunkend 35,7863 23. März 18 52 
5. Schinekmenk | 51,0047 8. April 0 { 
6. Kuwu 6,2232 23. April 5 21 
7. Licheh 21,4417 8. Mai 10:- 36 
8. Sujümen 36,6602 23. Mai 15; 5i 
9. Monhen 51,8787 7. Junius 21 5 
10. Schätschen 7,0972 23. Junius 2: „20 
11. Schäuschw 22,3156 8. Julius 1x, 9A 
12. Däischu 37,5341 23. Julius 12 49 
13. Litschu 52,7526 7. August 18 4 
14. Tschiuschiu 7,9711 22. August 237918 
15. Jenlu 23,1896 7. September AaN3S 
16. Sıjüken 38,4081 22. September 9 48 
17. Dschonlu 53,6265 7. Oktober 15 2 


18. Schunkun 8,8450 22. Oktober 20 87 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 285 


19. Zinun 24,0635 Tage | 7. November 181.31’ 
20. Süviseh 39,2820 22. November 6 46 
21. Däiseh 54,5005 7. December 12 1 
22. Duichen 9,7190 22. December 17 15 
23. Siüjüchen 24,9374 6. Januar 1833 22 30 
24. Däpechen 40,1559 22. Januar 3 44 
1. Litschen | 55,3744 6. Februar 8 59 
2. Wuschi 10,5929 21. Februar 14 14 


Die Stunden sind ohne Unterbrechung von der Samarkander Mitternacht gerechnet. 


Im bürgerlichen Leben können die Halbmonate natürlich nur aus 
ganzen Tagen bestehen, die mit der Mitternacht beginnen, auf die der ei- 
gentliche Anfang zunächst folgt. Es müssen also für jedes Jahr, wie hier, 
die Anfänge der einzelnen Halbmonate berechnet werden, wo sich dann er- 
gibt, welche 15- und welche 16tägig zu nehmen sind. Man sieht, dafs in 
dem jetzt laufenden Sonnenjahr der Chatajer der vierte, neunte, vierzehnte, 
achtzehnte und drei und zwanzigste 16 Tage, die übrigen 15 halten. 

So viel über das Sonnenjahr der Chatajer, das zwar für unsere Zeit 
nicht mehr ganz genau, aber doch nach bestimmten astronomischen Princi- 
pien geordnet ist. Neben demselben besteht ein gebundenes Mondjahr, 
zu dessen Betrachtung wir nun fortgehen. 

Die Namen der Mondmonate, wie sie Ulugbeg S.87 gibt, sind 
türkisch, so wie das Wort ‚s', ä, Mond, Monat, das einem jeden bei- 
gefügt zu werden pflegt. Sie lauten bei ihm also: 


1 ei) dram 

2. WM) /kindi 

3. em Utschindsch 
4. 85,5 Turtundsch 
I. ee Bischindsch 
6. Bas) Altindsch 
1 ei Jetindsch 


PC N N) ekisindsch 
gims,b Tukusindsch 
Unundsch 


oo 


© 
2 
E 


286 IpsrLer 


11. en Birinkismendsch 
12. Lllis> Tichakschäbät (3). 

Hierzu kommt der Schaltmonat, „,»& schün, offenbar ein chine- 
sisches Wort (?). Wie die Chatajer die Mondmonate benannt haben, 
sagt Ulugbeg nicht; vermuthlich auf eine analoge Weise. 

Zuerst lehrt er den Anfang der Monate in der 60tägigen Woche nach 
mittlerer Rechnung — Lu) „} olusu — finden, d.i. den Tag, mit 
dem ein jeder Monat zufolge der mittleren Bewegung des Mondes anfängt. 
Aus seiner Darstellung geht hervor, dafs das Mondjahr eben so, wie das 
Sonnenjahr, immer zunächst vor dem Eintritt der Sonne in die Fische, also 
vor dem /uschi, dem zweiten Halbmonat, anfängt, das Sonnenjahr um ein 
beständiges Intervall, nämlich um die Dauer des Zitschen, das Mondjahr um 
ein veränderliches. Um den 4räm di, den ersten Monat, in dieser Stellung 
zu erhalten, mufs alle zwei bis drei Jahre ein dreizehnter Monat, der Schun, 
eingeschaltet werden. 

Den Anfang des dräm zu finden, sagt Ulugbeg, mufs man wissen, 
welches Zeitintervall in irgend einem Jahr die Anfänge des dräm und Wuschi 
trennt. Dies nennt er die Wurzel des Jahranfanges — Eu » Wi — 
Im ersten Jahr des obgedachten Schänek ven (1444) betrug dieses Intervall 
23,2000 Tage. Man multiplieire nun die Anzahl der Jahre, die zwischen 


(') Diese Namen, der erste und letzte ausgenommen, sind die türkischen Ordnungs- 

zahlen, die jetzt also ausgesprochen werden: 

Ikindschi, der zweite. 

Utschindschi, der dritte. 

Dördindschi, der vierte. 

Beschindschi, der fünfte. 

Altindschi, der sechste. 

Jedindschi, der siebente. 

Sekisindschi, der achte. 

Togusindschi, der neunte. 

Onindschi, der zehnte. 

Onbirindschi, der elfte. 
Ob sie in der alttürkischen Sprache eben so gelautet haben, wie wir sie bei Ulugbeg ge- 
schrieben finden, oder zum Theil entstellt sind, mögen die Sprachkenner entscheiden. Der 
erste und der letzte haben, wie mich Hr. von Hammer versichert, in der heutigen Sprache 
kein Analogon. 


 (°) Bei Souciet jun. Observations T.I, p.183. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 287 


dem der Wurzel und einem vorgelegten verflossen sind, mit dem Überschusse 
des Sonnenjahrs über das Mondjahr, der 10,8764 Tage beträgt, addire das 
Produkt zur Wurzel, wenn das vorgelegte Jahr auf das der Wurzel folgt, 
und lasse aus der Summe die Dauer des mittleren synodischen Monats, näm- 
lich 29,5306 Tage, so oft weg, als es angeht. Hat man so das Intervall 
zwischen den Anfängen des 4räm und Muschi im vorgelegten Jahr gefun- 
den, so zieht man es von dem Anfange des /uschi ab, der nöthigenfalls um 
60 Tage zu verlängern ist, um den Wochentag des Jräm zu erhalten, worauf 
sich die Anfänge der übrigen Monate ergeben, wenn man mit der Länge des 
mittleren Monats weiter rechnet. Geht das gegebene Jahr vor der Wurzel 
her, so mufs man das Produkt, nachdem man die Länge des mittleren Mo- 
nats so oft daraus weggelassen hat, als es angeht, von der Wurzel des Jahr- 
anfangs subtrahiren, die man nöthigenfalls um einen Monat vergröfsert. Mit 
diesem Intervall verfährt man dann eben so, wie im ersten Fall, um den 
Anfang des A/räm und aller folgenden Monate in der 60tägigen Woche zu 
finden. 

Zur Erleichterung dieser Rechnung gibt Ulugbeg zwei Tafeln. Die 
erste enthält die Vielfachen des mittleren synodischen Monats in Tagen und 
Zehntausendteln; die andere eben so die Vielfachen des Überschusses des 
Sonnenjahrs über das Mondjahr. Beide Tafeln lasse ich hier unter No.1I 
und I folgen. 


” DI. 
1 29,5306 Tage 1 10,3764 Tage 
2 59,0612 3 21,7528 
3 88,5918 3 32,6292 
4 118,1224 4 43,5056 
5 147,6530 5 54,3820 
6 177,1836 6 65,2584 
7 206,7142 7 76,1348 
8 |  236,2448 8 87,0112 
9 265,7754 9 97,8876 
10 295,3060 10 108,7640 


Histor. phllol. dbhandl. 1832. Oo 


288 


20 590,6120 Tage 20 217,5280 Tage 
30 885,9180 30 326,2920 
40 1181,2240 40 435,0560 
50 | 1476,5300 50 |  543,8200 
60 | 1771,8360 60 | 652,5840 
70 2067,1420 70 761,3480 
80 2362,4480 80 870,1120 
90 |. 2657,7540 90 978,8760 
100 2953,0600 100 1087,6400 


5906,1200 
8359,1800 
11812,2400 
14765,3000 
17718,3600 


20671,4200 
23624,4800 
26577,5400 
29530,6000 


IpEtrer 


2175,2800 
3262,9200 
4350,5600 
5438,2000 
6525,8400 
7613,4800 
3701,1200 
9788,7600 
10876,4000 


Da Ulugbeg das Sonnenjahr zu 365,2436 Tagen rechnet und das 
Mondjahr um 10,5764 Tage kürzer annimmt, so setzt er letzteres auf 
354,3672 Tage oder 354 T. 8 St. 48”46”, etwa 10” zu lang. Der mittlere 
synodische Monat hält 29,5306 Tage oder 29 T. 12 St. 44'3/8, um 1” zu 
viel. Man sieht also, dafs er die Perioden der mittleren Bewegung des Mon- 
des sehr genau bestimmt. 

Der Zitschen fing in seinem Epochenjahr 1444 am 28. Januar 6140 
fenek nach Mitternacht an. Addiren wir hierzu die Dauer des Zitschen zu 
15,2185 Tagen, so haben wir für den Anfang des Wuschi den 12. Februar 
8325 fenek. Aber im Anfange des Wuschi war nach ihm das Alter des Aräm 
äi 23,2000 Tage. Ziehen wir diese vom Anfange des Wuschi ab, so erhalten 
wir für die Zeit des mittleren Neumondes den 20. Januar 6325 fenek oder 
15 St. 11’ nach Mitternacht. Dieses Resultat wollen wir mit unsern Tafeln 
vergleichen. 

Nach der auf Tobias Mayer’s mittlere Sonnen- und Mondörter ge- 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 259 
gründeten Tafel der Neu- und Vollmonde (!) findet sich für den Ber- 
liner Meridian: 


Epoche des mittleren Neumondes 


im Jahr 1000 n. Chr. ...... SUP 10:SE 317 °23% 
Anderung in 400 Jahren ..... Ar 8 Pa 
» » 40 a NE Br er! 7 15 23 °20 
» » 4 a: 15 12: 42- .21 
Summe ..... 49 T. 88St. 8’ 
Ein synodischer Monat ...... 202 44 
Epoche im Jahr 1444... .... 17 IIST24 


vom mittleren Mittage des 31. December 1443, oder 19 T. 7 St. 24’ von der 
Mitternacht des 1. Januar 1444 gerechnet. Addiren wir hierzu den Meridian- 
unterschied von 3 St. 26’, so erhalten wir für den mittleren Neumond in 
Samarkander Zeit den 20. Januar 10 St. 50’, also 4 St. 21’ weniger, als nach 
Ulugbeg’s Rechnung. Dieser Unterschied mufs darin liegen, dafs seine 
Regel zur Bestimmung des mittleren Neumondes auf einen um mehrere Stun- 
den östlicher gelegenen Ort gestellt, und ihm so, wie er sie gibt, überliefert 
worden ist, worüber er sich nicht ausgesprochen hat. Eine Unvollkommen- 
heit seiner Mondtafeln ist nicht im Spiel; denn diese stimmen in den mitt- 
leren Örtern, auf die es hierbei nur ankommt, sehr gut mit dem Himmel 
überein (?). 

Wollen wir diese Regel auf das laufende Jahr der Chatajer anwenden, 
so müssen wir 388, die Zahl der seit Ulugbeg’s Epoche verflossenen Jahre, 
mit 10,8764 Tagen, dem Überschufs des Sonnenjahrs über das Mondjahr, 
multiplieiren. Das Produkt ist .... 2... 4220,0432 Tage. 

Hierzu die Wurzel des Jahranfangs .. 23,2000 » 


Summe ... 42 
Hiervon 143 synodische Monate .. . 42 


Rest... .. 20,3674 Tage. 


(') Berliner Recueil de tables astronomiques, Th.U, p.97 ff. 


(2) Burckhardt a.a. 0. 
002 


290 IperLer 


Dieser Rest von dem Anfange des //uschi, nämlich 5,3493 Tagen (s. oben 
S.254) abgezogen, gibt für den mittleren Anfang des Aräm 44,9819 Tage, 
d.h. es sind im Augenblick des mittleren Neumondes, der den Anfang des 
Mondjahrs bestimmt, 44 T. 23 St. 34’ in der 60tägigen Woche verflossen. 
Da nun der 45° Wochentag im Jahr 1832 dem 1. Februar n. St. entspricht, 
so haben wir für den mittleren Neumond AZräm den 1. Februar 11 U. 34’ 
Abends. Mayer's Tafel der mittleren Neumonde gibt den 1. Februar 2U. 26’ 
Abends nach Berliner oder 5 U. 52’ Abends nach Samarkander Zeit, also 
5 St. 42’ weniger, als die Rechnung nach Ulugbeg. Um eben so viel fallen 
auch die Zeiten der übrigen nach ihm berechneten mittleren Neumonde des 
Jahrs 1832 zu grofs aus. Man erhält nämlich: 


Neu- 
monde. 


Nach Ulugbeg’s Regel. Nach Mayer's Tafel. 


1832. 1. Eebr. 238: 34° . Febr. 17St.52’ || 
.März 12 18 .März 6 
‚April 1 . März 19 
. April 13 . April 
. Mai 2 . Mai 
.Jun. 15 “Jun: 
ul. 3 Jul: 
‚Aug. 16 . Aug. 
»Deptz, d Sep: 

4. Okt. 18 . Okt. 

Nov. 6 . Nov. 
22. Dec. 19 . Dec. 13 

Die lanenı8 Jan. 
19. Febr. 21 . Febr. 15 


Die Stunden sind von der Samarkander Mitternacht gerechnet. 


DD WS 
Ne) 


DD DL 


oo an zo mn 5 ON m 
(o)) 


[86] 
En 


> 


DD NS 
[8] 


[06] 


Es leidet aber keinen Zweifel, dafs die Mondmonate von Chatä und 
Igür wahre sein sollen, weil sie, wenigstens ursprünglich, nur durch die un- 
mittelbare Beobachtung der Phasen bestimmt sein können. Dies geht auch 
aus Ulugbeg’s ganzer Darstellung hervor. Er berechnet zuerst die mitt- 
leren Neumonde, aus denen er dann die wahren herleitet. Hierüber geht 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 291 


er in eine weitläufige Erörterung ein (S.69—85). Er lehrt die mittlere Ano- 
malie der Sonne und des Mondes finden, und zeigt, wie man hieraus die 
Gleichung der Sonne und des Mondes herleite, die er beide in Zeit der mitt- 
leren Bewegung des Mondes ausdrückt. Ihre algebraische Summe gibt ihm 
die Correction — \uAs5 — des mittleren Neumondes, welche bald posi- 
tiv — ul; — bald negativ — we&ö — ist. Die schwerfälligen Regeln, die er 
zu dem Ende aufstellt, gründen sich auf eine jetzt veraltete Theorie, deren 
Auseinandersetzung mich hier zu weit führen würde. Leichter und sicherer 
finden wir die in Rede stehende Correction mit Hülfe der obgedachten 
Mayerschen Tafel der mittleren Neumonde, die mit einer Formel zur Ver- 
wandlung in die wahren begleitet ist, bei der die Hauptgleichungen des Mon- 
des berücksichtigt sind. 

Ich habe die wahren Neumonde des jetzt laufenden chataiischen Jahrs 
nach Ulugbeg’s Methode berechnet und sie mit den nach der Mayerschen 
Tafel gefundenen und auf den Samarkander Meridian reducirten zusammen- 
gestellt. Wenn man die letztern mit den in Hrn. Encke’s Jahrbuch be- 
rechneten Neumonden, nachdem man dieselben auf den Meridian von Sa- 
markand gebracht hat, vergleicht, so wird man höchstens Differenzen von 
einer Viertelstunde finden, die der Chronolog füglich vernachlässigen kann. 
Hier ist das Ergebnifs dieser Rechnun 


o 
. 


o° 


Neu- 
monde. 


Nach Ulugbeg. Nach Mayer. Unterschied. 


2. Febr. 8St.14’| 2. Febr. 2St.46’ 51.28’ 
3. März 0 2. März 31 
1. April 14 1. April 14 
1. Mai 2 0 | 30. April 57 
.Mai 11 30. Mai 25 
Jun. >17 28. Jun. 32 
„Jul 23 27. Jul. 21 
‚Aug. 7 26. Aug. 54 
. Sept. 16 24. Sept. 
.Okt. 5 23°. Oct. 
. Nov. 19 22..Noy. 
2. Dec. 13 22. Dec. 
lan I 8% 21. 
. Febr. 2 19. Febr. 21 


1832. 


aaa nn vn mann ma 


H++t+Hrrr rt tr Hr HH 


Die Unterschiede rühren meistens von dem constanten Fehler der mittleren Neumonde her. 


292 IpvEeren 


Für die Mondmonate gilt übrigens eine andere Zählungsweise der 
bürgerlichen Tage, wie für die Halbmonate des Sonnenjahrs; denn wäh- 
rend die Tage mit Bezug auf die letztern von Mitternacht zu Mitternacht 
gerechnet werden, fangen sie für die Mondmonate mit dem Untergange der 
Sonne, also um die halbe Nacht früher an, wie wir dies bei allen den Völ- 
kern finden, die ihre Tage nach den Mondphasen zählen, den alten Grie- 
chen, den Hebräern und Muhammedanern. Dafs dem wirklich so sei, er- 
hellet aus folgenden Worten Ulegbeg’s (S.85): ‚‚Ist die Zahl der fenek 
kleiner als die halbe Nacht und der (natürliche) Tag zusammengenommen, 
so rechnet man sie für einen Tag, und addirt diesen zur gefundenen Tag- 
zahl; ist sie dagegen gröfser, so nimmt man sie für zwei Tage und addirt 
diese, damit der Tag des Monatsanfanges in dem 60tägigen Zeitkreise be- 
kannt werde.’ Der Sinn dieser etwas dunkeln Worte ist: wenn die wahren 
Neumonde nach Ulugbeg’s Vorschrift gesucht werden, so erhält man sie in 
Tagen der 60tägigen Woche und in ferek bestimmt. So findet man für den 
siebenten Neumond des laufenden Jahrs 41,9780 und für den eilften 39,8303 
Tage. Auf unsere Zeiteintheilung, wie in obiger Tafel, reducirt, gibt dies 
für den siebenten Monat den 27. Julius 23. St. 28’, und für den eilften den 
22. November 19. St. 56‘. Jener fängt, wie man sieht, am 42", dieser am 
40° Wochentage an, wenn diese Tage von Mitternacht gerechnet werden. 
Zählt man sie dagegen vom Untergange der Sonne, so mufs man für den 
siebenten Monat den 43“, für den eilften den 41“ Wochentag nehmen, 
weil beide Neumonde nach Untergang der Sonne eintreffen, oder, wie dies 
Ulugbeg ausdrückt, die Zahl der fenek in beiden Fällen gröfser ist, als die 
Summe der halben Nacht und des natürlichen Tages, was bei keinem der 
Neumonde des laufenden Jahrs weiter statt findet. Wenn es zweifelhaft er- 
scheint, ob die Zahl der fenek kleiner oder gröfser als die Summe der hal- 
ben Nacht und des natürlichen Tages ist, so mufs der Untergang der Sonne 
unter der Polhöhe von Samarkand gesucht werden. Um diese Berechnung 
überflüssig zu machen, setzt Ulugbeg den einzelnen Monaten des Mond- 
jahrs die runde Zahl von fenek bei, die man in jedem für die gedachte Summe 
erhält, wie folgt: 

Aräm 71200: 2,8 „17 SE17 
Ikindi TAN0 ser 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 293 


Utschindsch 7600 +. . J 188614’ 
Turtundsch 21800, 28) „A 
Bischindsch 8000,44: 19.123 
Altindsch 8000... na 1IEFI2 
Jetindsch 73008 2.18.0043 
Sekisindsch 1600, ara 187,714 
Tukusindsch TA0O0. 0 2170 46 
Unundsch 1200 net... 7 2A, 


Birinkismendsch 7000 ....16 48 

Tschakschäbät 7000 ....16 48 
Diese Zahlen können für constant gelten, da das Mondjahr ein gebunde- 
nes ist, also die einzelnen Monate nur um wenige Wochen im Sonnenjahr 
hin und her schwanken. 

Der erste Mondmonat im Jahr ist nach Ulugbeg allemal derjenige, 
dessen Anfang zunächst vor dem des /Yuschi oder dem Eintritt der Sonne 
in die Fische hergeht. Wenn man also die Anfänge der einzelnen Mond- 
monate oder die wahren Neumonde in einem Jahr der Chatajer, wie oben, 
berechnet, so ergibt sich, ob das Jahr 12 oder 13 Monate hält. Trifft näm- 
lich der 13 Monat wieder zunächst vor dem Anfange des Wuschi ein, so 
bestimmt derselbe den Anfang des folgenden Jahrs, und das vorhergehende 
ist ein Gemeinjahr. Wenn aber erst der 14“ Neumond wieder zu dieser 
Stellung gelangt, so ist das Jahr ein Schaltjahr — „,»& Jiw — oder ein 
Jahr von 13 Monaten, von denen einer der Schaltmonat — „sö su — 
heifst. So z.B. ist das laufende Mondjahr, das am 2. Februar 1832 anfıng 
und mit dem 19. Februar 1833 endet, ein Schaltjahr, weil von diesen Datis 
13 volle Monate eingeschlossen sind. Man ersieht hieraus, dafs die Schalt- 
monate der Chatajer erst in Folge einer Berechnung, nicht, wie bei den 
Griechen und Hebräern, durch einen Schalteyklus bestimmt werden, und 
wenn dies noch jetzt bei den Chinesen der Fall sein sollte, so würde der 
Streit der Chronologen über einen chinesischen Schalteykel hiermit ge- 
schlichtet sein. 

Der Schaltmonat ist nicht gerade der letzte des Mondjahrs oder sonst 
ein bestimmter, sondern, wie Ulugbeg S.85 sagt, derjenige, auf den 
der Eintritt irgend eines der 24 Theile des Sonnenjahrs allein 


294 Ipszrer 


trifft (!). Der Sinn dieser Worte ist: vom Wuschi bis wieder dahin ver- 
fliefsen 24 Halbmonate. Unterdessen nehmen im Schaltjahr 13 Monate ihren 
Anfang, und so ist klar, dafs nicht in jedem Mondmonat zwei Halbmonate 
anfangen können, sondern auf irgend einen Mondmonat nur der Anfang 
Eines Halbmonats treffen werde. Dies ist im laufenden Mondjahr mit dem 
21“ Halbmonat der Fall; denn der 20° fängt noch im 10‘ Mondmonat 
und der 22° bereits im 12° an. Der 11 Mondmonat ist demnach als der 
eingeschaltete zu betrachten. Der Schaltmonat kann somit jede Stelle im 
gebundenen Mondjahr einnehmen, vielleicht mit Ausnahme des ersten Mo- 
nats, den Ulugbeg wenigstens immer Aräm nennt. 

Im bürgerlichen Leben können die Mondmonate nur aus ganzen 
Tagen bestehen. Die Zahl derselben ergibt sich für jeden einzelnen Monat 
des laufenden Jahrs, wenn man die in obiger Tafel der Monatsanfänge (S.291) 
bemerkten Data mit einander vergleicht, nachdem man das Datum der zwi- 
schen Sonnenuntergang und Mitternacht begonnenen Monate (im vorliegen- 
den Fall des 7'” und 11“) um eine Einheit vergröfsert hat. So ergibt sich, 
dafs im laufenden Jahr der erste, dritte, sechste, neunte, zehnte, zwölfte 
und dreizehnte Monat 30 Tage, die übrigen 29 Tage halten. 

Nachdem Ulugbeg die Einrichtung des Sonnen - und Mondjahrs er- 
klärt und dabei von drei Cykeln, dem 12theiligen, 10theiligen und dem aus 
beiden zusammengesetzten 60theiligen gehandelt hat, spricht er noch (S.87) 
von einem vierten Cyklus, dessen sich die Chatajer zur Wahl der Tage — 
525 „uä>! — bedienen. Wir wollen ihn den Wahlcyklus nennen. Auch 
dieser Zeitkreis ist 12theilig; nur führen seine Einheiten ganz andere Na- 
men, als in dem Duodecimaleyklus, welcher der Zählung der Doppel- 
stunden, Tage und Jahre zum Grunde liegt. Die Namen sind: 


1. 65 ken 
2. „> _ tIschiu 
3 u? men 
4. un pen 
5 Wn ten 

6. s>  tsche 
> > pu 


Ca A a Li dl le a 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 


DD 
Ne} 
a 


8. w wi 

9. > Tschin 
10. as schiu 
11. al chäji 
12% en 22 

Vier Tage sind ‚> chat, schwarz oder unheilbringend, nämlich 
ken, men, pen und schiu; vier &y> chunek, gelb oder glückbringend, 
tschiu, ten, tsche und wi; zwei u peh, weifs oder sehr glücklich, tschin 
und chäjt, zwei endlich „,„s2 hun, schmutzig oder sehr unglücklich, 
pu und pi. 

‚„‚Der obgedachte Cyklus Schänek ven, sagt Ulugbeg, den wir zum 
Wendepunkt unserer ganzen Zeitrechnung gemacht haben, nahm mit dem 
ische, dem sechsten Tage des Wahlcyklus, seinen Anfang. Von hier an wer- 
den die Tage der 24 Halbmonate fortgezählt, doch nicht in ununterbroche- 
ner Reihenfolge; denn der letzte Tag eines jeden geraden Halbmonats und 
der erste des folgenden ungeraden werden allemal als Tage von gleichem 
Charakter angesehen und mit einerlei Namen belegt. Hiernach wird also 
der Wahlcyklus jährlich 12 mal unterbrochen.’ 

Er lehrt nun den Tag dieses Cyklus finden, mit welchem das jedes- 
malige Jahr beginnt. Wir wollen nicht dabei verweilen, da die Sache in 
chronologischer Beziehung von gar keiner Wichtigkeit ist. 

Zum Schlufs zeigt er, wie man die von ihm erläuterte Zeitrechnung auf 
die den Astronomen und Chronologen des Orients geläufigen Aeren und um- 
gekehrt zu reduciren habe. Diese auch in Europa zur Genüge bekannten, 
in meinem Handbuch der Chronologie erklärten, Aeren sind, wie schon 


bemerkt worden, die seleucidische — ‚uw, — diearabische — so 
— die jesdegirdische oderältere persische — (sd>z oder 3 — 
und die dschelalische oder neuere persische — A. Die erste, sagt 


er, fängt 640767, die zweite 300067, die dritte 296443, die vierte 133270 
Tage vor der von ihm gewählten Epoche an. Diese Zahlen wird man rich- 


tig finden, wenn man weifs, dafs die Epoche der seleucidischen Aere der 
1. Oktober 312 v.Chr., die der arabischen der 15. Julius 622 n. Chr. (!), 


(‘) Wenigstens nach der Festsetzung der orientalischen Astronomen Albattani, Alfer- 
gani, Ibn Junis, Ulugbeg und anderer. Jetzt werden die Tage dieser Aere im bürger- 
lichen Leben so gezählt, als wenn der 16. Julius 622 der Epochentag gewesen wäre. 


Histor, philol,. Abhandl, 1832. Pp 


296 IpveuLer 


die der jesdigirdischen der 16. Junius 632 und die der dschelalischen der 
15. März 1079 ist, und in jeder nach der ihr zum Grunde liegenden Jahr- 
form bis zum 28. Januar 1444 fortrechnet, welches Datum er zum Epochen- 
tage seiner Zeitrechnung macht. Um diese Reduction zu erleichtern, gibt 


er folgende Tafel der Vielfachen des chataiischen Jahrs: 


Jahre. Tage. Tage. 


365,2436 21914,6160 
730,4872 25567,0520 
1095,7308 29219,4880 
1460,9744 32871,9240 
1826,2180 36524,3600 
2191,4616 73048,7200 
2556,7052 109573,0800 
2921,9488 146097,4400 
3287,1924 132621,8000 
3652,4360 219146,1600 
7304,8720 255670,5200 
30 | 10957,3080 292194,8800 
40 | 14609,7440 328719,2400 
50 | 18262,1800 365243,6000 


el 


w 


4 
5 
6 
7 
8 
9 
0 


Din 


D 
oO 


Statt die abstrakte und weitläufige Regel, die er für die Reduktion 
des chataiischen Sonnenjahrs auf eine jener Aeren oder umgekehrt aufstellt 
und durch kein Beispiel erläutert, zu wiederhohlen, will ich lieber an einem 
einzelnen Falle zeigen, wie man zu rechnen hat, woraus man leicht für jeden 
andern Fall das nöthige Verfahren abstrahiren wird. Ich werde mich hiebei 
unserer christlichen Aere bedienen. Diese fängt um 113685 Tage später 
als die seleucidische an. Das Epochenintervall beträgt also 527082 Tage. 
Hierzu kommen noch 6140 Zehntausendtel eines Tages, weil der Zitschen 
des Epochenjahrs nicht gerade um Mitternacht, wie die bürgerlichen Tage, 
sondern 6140 fenek oder 14 Stunden 44 Minuten später seinen Anfang nahm 
(s. oben S.281). Die so erhaltene Zahl von 527082,6140 Tagen wollen wir 
die Absolutzahl nennen. 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 297 


Es sei nun der heutige Tag, der 16. August n. St. oder 4. August a. St. 
des Jahrs 1832, auf die chataiische Zeitrechnung zu reduciren. Man divi- 
dire 1831, die Zahl der verflossenen Jahre, durch 4. Der Quotient ist 457, 
der Rest 3, d.h. bis auf den Anfang des laufenden Jahrs 1832 sind von der 
christlichen Aere 457 julianische Schalteykel zu 1461 Tagen und 3 Gemein- 
jahre verflossen. Multiplieirt man demnach 1461 mit 457 und 365 mit 3, 
so gibt die Summe beider Produkte 668772, als die Zahl der Tage, die bis 
auf den Anfang des Jahrs 1832 abgelaufen sind. Hierzu kommen im Schalt- 
jahr 1832 noch 216 Tage bis zum Anfange des 4. August a. St. Wir erhal- 
ten also zusammen 668988 volle Tage, und ziehen wir hiervon die Absolut- 
zahl ab, so bleiben 141905,3860 Tage auf die chataiische Zeitrechnung zu 
reduciren übrig. Diese Reduktion geschieht mit Hülfe vorstehender Tafel 
wie folgt: 

141905,3860 Tage. 
300 Jahre = 109573,0800 » 


32332,3060 Tage. 
80 Jahre = 29219,4880 » 


3112,8180 Tage. 
8 Jahre = 2921,9488 » 


Rest 190,8692 Tage. 


Es sind demnach seit Ulugbeg’s Epoche 388 Jahre der Chatajer und im 
389"“® noch 190,8692 Tage verflossen. 

Nach der 5.280 gegebenen Tafel fängt der Zitschu mit 182,6218 Tagen 
an. Ziehen wir diese ab, so erhalten wir für den Züschu noch 8,2474 Tage, 
oder 8 Tage 5 St. 56”. Der 9. Züschu hat also gestern Abend 5 St. 56’ vor 
Mitternacht angefangen. Da aber die Tage der Chatajer im bürgerlichen 
Leben von der ihrem eigentlichen Anfange vorangehenden Mitternacht ge- 
zählt werden, so ist der heutige Tag der 10. Zitschu. Der Unterschied der 
Meridiane kommt hierbei nicht in Betracht. 

Das 359" Jahr seit Ulugbeg’s Epoche, das wir hier als das laufende 
der Chatajer erhalten haben, ist das 29“ ihres Cyklus Schänek ven, wie 
man leicht findet, wenn man sich erinnert, dafs dieser Cyklus mit dem Jahr 


1444 begann und sich alle 180 Jahre erneuert (s. oben S. 279). 
Pp2 


298 IDEtLEr 


Soll umgekehrt der Anfang des 10. Zitschu des Jahrs 359 seit Ulug- 
beg’s Epoche auf die christliche Zeitrechnung gebracht werden, so sind 


300 Jahre = 109573,0800 Tage. 


80 » = 29219,4880 » 

8» = 2921,9488 » 

12 Halbmonate — 182,6218 » 

9 Tage im Züschu = 9,0000 » 
Summe = 141906,1386 Tage. 


Addiren wir hierzu die Absolutzahl, so erhalten wir 668988,7526 Tage, 
welche auf die christliche Aere zu reduciren sind. Wir dividiren zuvörderst 
die ganzen Tage durch 1461. Der Quotient ist 457, der Rest 1311. Mul- 
tiplieiren wir jenen mit 4 und ziehen von diesem 365 dreimal ab, so erge- 
ben sich 1831 Jahre und 216,7526 Tage oder 1831 verflossene Jahre 216 
Tage 18 St. 4’. Der 217“ Tag im Schaltjahr ist der 4. August. Der 10. 
Litschu des Jahrs 359 oder des 29°” des Cyklus Schänek »en der Chatajer 
fängt demnach in unserm Jahr 1832 am 4. August a. oder 16. August n. St. 
18 St. 4° nach Mitternacht an, correspondirt aber bürgerlich genommen 
ganz mit diesem Datum unsers Kalenders. 

Will man irgend ein Datum, das der Epoche Ulugbeg’s vorangeht, 
von der einen Zeitrechnung auf die andere bringen, so ist die Sache eben so 
einfach. Es sei z.B. der 1. Januar 1400 n. Chr. auf die Zeitrechnung der 
Chatajer zu reduciren. Man findet leicht, dafs 1399 verflossene Jahre der 
christlichen Aere 510984 Tage geben. ' Ziehen wir diese von der Absolut- 
zahl ab, so erhalten wir 16098,6140 Tage oder 44 chataische Jahre und 
27,58956 Tage. Werden die letztern von der Dauer des Sonnenjahrs zu 
365,2436 Tagen abgezogen, so ergeben sich 337,3480 Tage, als dem 45“ 
Jahr vor jener Epoche, d. h. dem 16“ des vorhergehenden Cyklus Chä ven 
angehörig. Vergleichen wir noch die 337,3480 Tage mit den Anfängen der 
Halbmonate der Chatajer (s. oben S.251), so findet sich, dafs der 3. Si- 
jüchen um 1 Uhr Nachmittags den 31. December 1390 anfıng, dafs also 
nach bürgerlicher Zählungsweise der 1. Januar 1400 mit dem 4. Sjüchen 
übereinstimmte. 

Ist ein Datum der obgedachten vier orientalischen Aeren auf die cha- 
taiische Zeitrechnung zu reduciren, so berechnet man zuerst das entspre- 


über die Zeitrechnung von Chatä und Igür. 299 


chende christliche Datum, wozu man die Regeln in meinem Handbuch 
der Chronologie Th.I, S.451 und Th.II, 5.457, 520 und 535 angege- 
ben findet, und verfährt dann wie oben, oder verrichtet auch die Reduktion 
unmittelbar, indem man sich der Seite 295 gegebenen Epochenunterschiede 
bedient. 


Nach fortgesetztem Studium des Gegenstandes der vorliegenden Ab- 
handlung würde ich jetzt (ein Jahr, nachdem ich sie in der Akademie vor- 
gelesen) im Stande sein, mit Bezug auf die chinesische Zeitrechnung 
manches zu verbessern und bestimmter zu fassen. Es schien mir aber zweck- 
mäfsiger, sie ganz zu geben, wie ich sie nach Ulugbeg bearbeitet habe, 
und alle Berichtigungen bis zu meiner nächsten akademischen Vorlesung, 
die von dieser Zeitrechnung handeln wird, zu versparen. 


e- 


VARIETAS LECTIONIS ARISTOTELICAE. 


EX COMMENTARIIS ET EDITIONIBUS 


ED. 


COLLEGIT 


CHRISTIANUS AUGUSTUS BRANDIS. 


Pass Il. 


mm 


[ACADEMIAE TRADITA A.D. XV. NOVEMBR. MDCECXXXN.] 


BEROLIN. 


p-1a 1. 


DdrsreivP(®). I advov om D (**). 


2. secundum nomen vero substanliae ra- 


3: 
3; 


tio diversa B (***). ns oürlas hic et in- 
fra (v.4) om Andronicns Rhodius et Boe- 
thus Sidonius in paraphrasi, legerunt in 
codicibus suis Herminus et Porphyrius, 
tuentur cum Porphyrio Simplicius et 
Ammonius; praeter quos vide Dexippum 
ad h.1. sed Speusippus in aequivocorum 
definitione et rns oUrias omiserat et xard 
Tovvonc. 

xowov om P. 

dmodıda rıs re Edd. || &xarspw auröy Mo- 


rel. Pac. sqq. || Zöov P. 


6et12. drodidweı q.c. Iunt. || 6. 3% et re 


(*) i. e. Philoponus. 


om D. 


. zn odeiag om Porphyrius Iamblichus Sy- 


rianus, habent cum plerisque Simplicii 
codicibus Alexander et Boethius. || xara 
tzvoua om Alexander, Iamblichi codices 
nonnulli, Syrianus apud Simplicium. am- 


bigit Porphyrius. 


eins codicum alter, Regius 2051, indi- 


catur litteris Pı, alter, 1973, Pi. 
(**) i. e. Davides cod. Reg. 1900. 
(***) i. e. Boethus, cuius versio Latina Venetiis prodiit, a. 1566. 


p-1@8 


8 


6. 


Hi 


. errat Buhlius, ubi Simplicium pro v. ß3s 
dicit legisse irmog: Simplicius enim in 
paraphrasi, quemadmodum Ammonius 
Philoponus et Boethius, v. ßodz; tuetur. 

.9. ö Bobs" rourwv ydp ixarepov nowo Edd. 
homo atque bos: communi enim nomine 
utraque animalia nuncupanturB. ö dv. 
Spunos yap xal Bods S (*). P et Basileen- 
ses II et IIT in margine. 

. mporayopsvovrar La S, Cüa P. 

. ixartpw aurav Edd. 

.19. zpexsı... olov dvSpunos om S. 

. olov ö ävSp. Pac. Casaub. 5 inclusit Syl- 
burgius, om P. 

. w—:sıomP. 

.somP. 

„ xal — 29. Atyeraı om S. 

. tour rer. Edd, rer‘. P. 

. piv äsı ü owuarı Edd, pev &. 7 Wuxn P. 

. ut de hac grammatica B. 

. neque de subiecto dicuntur (omisso rı- 

vos) B. || zei] 4 Edd plurimae et ? vel 

B.xat Pac. ıır et Cas. 

umox.] umox. tıvos Edd. 


. e. Simplicius cod. Reg. 1942. 


p-15 7. oVdevös ubv Umox. Edd. 


8. horum aligua B. !vıa rovrwy Iunt. re- 
ruv Evra Cas. in marg. rovrwv incl. Sylb. Il 
xuAyeı aura elvar, Omisso &vır, P. 

10. xarnyopeirae P Iunt. || ös om Morel. 

11. ndvra] roradre Edd. mavra q. c. Basil. ımı 
et Casaub. in marg. omnia etiam B. 

12. AexSyeeraı D. || oiov 6 dvSp. Edd. 

12.13. xara tıvwv xarny. (omisso tod et &vSp.) 
P, xard toV dvSp. xar. Sylb. al. x. zod rt. 
vos Audp. q.c. 

16. diversorum generum B. züy iripwv ye- 
vov, AAN ou Tüv Erspoyevav dei Umavayıw- 
exeıv $: cf. Porphyrius apud Simpli- 
cium, Pet.D. irspoyevöv Ammonius SPD 
Buhl. 

17. secundum speciem B, x eideı Porphy- 
rius ap. Simpl., ipse S et Ammonius. ovv 
=ü etßeı Basil. ın et sır et Cas. in marg. 
edv incl. Sylb. 

15. volatile, bipes B || ze om P. 

20. Sımovv Edd, dirovs P. 

21.22. post elvar Sei xal um märas; quae Ba- 
sill. ır et rır et Cas. in marg. ponunt. 
incl. Sylb. om 2 et Gr. Interprtt. 

22. eidöv P. || xarnyopodvraı S. 

° 


3&7 \ te q er 7 we 
ngtov Tnv Negıv OUTWZ _ WIE OTAL TOU UTOXEL- 


HEvov dlabopal, rocadraı xal Tod xarnyopou- 
pEvov Erovrar” S:.cf. Porphyr. Dexipp. 
et Boöth. qui omnes una cum Simpli- 
cio vulgatam defendunt recteque expli- 
cant. 

23.24. xal xard tod vmox. pn@yeovraı S. 

27. Esı nev edv auria Ws S. 

28. &v tuzw Edd ante Basil. ırı. 


p-2a *1. maius minus B. ueidov om S. 


1.2. &v dyopk &v Avzelw Edd. 

2.3. ut sedet iacet D. “in celeris quoque 
edd finite legitur dvaxeıraı xdSnreı, quum 
in tribussequentibus membris usurpentur 
infiniti modi verba.” Sylb. 

3. vmodedtrSar, umktoSaı Edd cum Ammo- 
nio. ut calciatus, armatus B. 

*. ut secare urere...secari uri B. TEUVELY 


, ER 
xaleıv. ..teuverSar xalerIaır Edd. 


Branpviıs: 


p-2a 6. 4 dnobaosı Ayeraı S. 


*6.7. vv.n droddosı et n drobanıs, quae nc- 
que agnoseit S et plerique Ammonii codd 
om, e contextu eiecerim, etsi Boethius 
aut negatione....vel negatio. 

7. de ®oxet dubitant Ammonius et P. 
7.8. yap war. 7 anod. doxet Edd. 
8. xal amodarıs om P. 

11. 2: om D. 

11. xal uedısa om D. 

12. N hnre Camot. 

13.7 SP, xal Edd. 

14. “yp. Akyoyraı ra eidn legit Boethus, sub- 
lata mox voce eidert, quarum vocum al- 
tera ex glossa profecta est.” Cas. in 
mg. dieuntur species, in quibus illae 
quae principaliter substanliae dicun- 
tur, insunt B. idem vero in pphr. “se- 
cundae aulem substantiae dicuntur, in 
quibus speciebus illae quae principaliter 
substantiae dieuntur insunt.” cf. Por- 
phyr. Simpl. et Ammon. || ai agörtov S. 

15. raörd ze [ra eiön] Sylb. 

18. ovciaı om Pı. 

20. Royov] öptenov S. 

21. som S. 

21,22. vmox. utv A. Edd. ev om P. 

22. xalom P. 

24. ö alterum om P, incl. Sylb. || ratio quo- 
que hominis de subiecto aliquo homine 
praedicabitur. B. 

27. xarnyopeitar c.q. 

29. im] wort im’ P. || 38] xai Buhl. 

31.32. od unox. xarıy. P. 

32. yap zo e. Pac. ııı et Cas.,.non P. 

33. öom ms Pac., incl. Sylb. 

34.35. dse a Aida mdyra legi maluit ?. || 
xa$’ Umoxeiuevov....n u Umoxeiuevw Am- 
mon. f. 47, qui tamen rectius f. 465 
xus Umoxsıuevmv Be Ümsxel1evalg. sic 
etiam S et. B. ünoxeuutveu P. Cas. in mrg. 
Ümoxsiutvov... iv Uncxeiutvp q.c. Ald. Iunt. 
Cambot. 

35.30. bavepov 8: zaro Edd, röro db dav. SP. 

36.37. xard 73 duSp. ro Güov P. || *ut ani- 


mal de homine praedicatur; ergo de 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 303 


aliquo homine B, omissis x«l el quibus 


Y - 
haud aegre careas, xarny. ro dor. 


p:2b 6. durroypabta TIG ev Tovraıg cuveßn S, 1.e.in 


his quae ex codicibus accesserunt, maura 
yap za Ada... rı elvaı, quae nec vertit, 
non, ut P opinatur, in illis (v. 4) oe rd 
EAAa... aurals dtv. | mavra yap... rı elvar 
Bas. ııt in mg, incl Sylb., om Cas. 

.s.r0 yo; SP. 

. yivouz &aiv* &yy. Edd. irivom SP. || yap 
[r2 eidos] xas Sylb. 

9.10. oix. xal yvap. S. yvwp. te xal PıI. yvup. 


=T 


[0] 


äv xal oix. drodoin q.c. Ald. Iunt. Camot. 
Bas. äv... anodweeı Buhl. 

11. drodidcug om Ald. Bas., incl. Sylb. ano. 
rev ävSp. S. || ävom S. 

41x12, avSp. einuv n co P. 

412.13..18. nporex&s markov... Kotvorspov nop- 
purepw Bas. ııı in mrg. et omisso Tıvag. 
q c. | mrooex&; et moppuripw om 2. 

14. yvup. al olxsıcrepov dmod. Bas. Pac. al. xal 
oix. incl Sylb., om 2, mg. Pac. Ald. 
Morel. al. 

17. ovalaı np&raı Rey. Ald. Camot. Iunt. rpö- 
ra om B, incl Sylb., neque id Interpretes 
Gr agnoscere videntur. inepla sane verbi 
reorarileralio, atlque naktcra ovetaı idem 
quod paulo post (v.38) xupıwrara delau. | 
Ay. erı dötai P. 

18. rdvra om Ald, ms Pac, Set Ammon. in 
pphr. incl. Sylb. ad alia omnia B. 

19, yop zus te Bas. 

21. eiön om P. || quare et ex his manife- 
stum est speciem magis genere sub- 
stantiam esse B. !x r. [EM Aov orı] Sylb. 

22. &x tourou P. 

26. xal &mi rov Edd. &rt om P. 

27. ovd: yap Edd praeter Buhl. ov3tv q. c. 

28. oveta torivn Edd. aivom P. 

29. Eix. ovv Edd. 3: Pıı et Bas. in mg. 

33. drod. oix. om Pı. 

33.34. xat yvwp... drodidcovs om Pır, confir- 
mant Boethus Interpretesque Gr, ul per- 
peram incluserit Buhl. |! x&i yap yv. q.c. 

34. Au maırov 6 rı Ald. Bas. Morel. rayswv 


om BP, inel Sylb. 
Histor. phiol. Abhandl, 1832. 


p-2b 35. 36. 9 &rı rp£xeı Morel. Pac. Cas. Erı incl 


Sylb. 

36. 7 &ARo oriodv Edd. @A%o om BP. 

36.37. tudra nova 7. &rrwv Edd. 

T. secundae substantiae dieuntur B. 3ev- 
reraı incl Bühl., om 2. || alterum geiaı 
om P. 

*35. eo quod alis omnibus subiaceant et 
alia omnia de ipsis praedicantur aut 
in ipsis sunt B. xal a &iha rn. x. T. xu- 
any. 7 iv. eivar Edd. om Pr et in, Am- 
morıus pphr. || xveiwrareı odoiar Ald. 
al. propriae substantiae B, proprie 
subsiantiae V. Int. Lat. 


p-3a 2. genera et species B. xal za yiın xal ra 


eidn Ald. Bas. rd y!vn x. 7. e. (omisso pr. 
xal) P. 

3. yap ravrwv tar. g.c. 

T. xarad om S. 


8.9. ümox. twog Ay. Edd. "um. rıvog A. obre 


dv im. dri S. neque de subiecto aliquo 
dieitur neque in subiecto est B. 

*10. &rı ovdeuta !riv iv Pac. Cas. guia nulla 
est in subiecto B. 

12. ovd& yap Ald. Morel. Sylb. ov yapq.c. 

18. et nomen de subiectis el ralio praedi- 
cabitur B. xarny. rev. xal 6 Aoyos x. T. UMOx. 
q.c. | ib. xara om S. 

19.20. rationem enim hominis et animalis 
de alıquo nomine praedicabit B. Luov 
d: we. Edd. scaurus om S. 

22, im. dclv [RE xa9’ ümoxsiutvou] Sylb. 

23. bipes enim et gressibile B. z& wos dvSp. 
Edd. ante Pac. ııı. 

24. in subiecto autem nullo est; non enim 
B. evde yap Edd. ou yap q.c. || yap iv 
Umoxstutvy TS dvSpunw Bas. 

25. neque gressibile B. *oudk vor. Edd. 
zam.d.c. 

29. 88 vuäs Pır. 

30. &roıg auuacı Bas.ır etimt. eun. incl Sylb. 

32. dicebamus... ut quasi partes essent in 
toto B. os za nipn Pac. Sylb. Cas. ra ws 
peen q.c. et Anımon. in pphr. || Ev sıvı 
om Ald. 

34. ir aurav Sylb. al. 


Qq 


p-4a*1.2. magis album.... 


p-3@39. et de specie et de individuo B. xalx.r. 


eidoug x. Ald. Iunt. omisso pr xal q. c. 


\ en PEN m It 
xal xaTta TWv EiöWV X. X TWV ATOoUWV Bas. 


Morel. Pac. Sylb. Cas. 


p-35 1. Stab. xal xara Edd. 


5. *eadem et de subiecto B. rocadra xal 
Edd. 

6. Zmıdixovrar Ald. Bas. || *r& re ein Edd. 
et species et B. 

15. ävSpuros Edd praeter Pac. et Cas. äv- 
Spwrov q.c. || pnv year. Edd. ar. ye S. 

16. ou. domp To Acuxov Uroxeluevov domep np. 
our. S. 

18. rı incl Sylb. quale quid B. 

20 

21. zu yev. ro eldog rov P. 

22. determinatio fit B. 

22.23. rapakaußavaı P. 

24.25. &vavriov aur. P. 

27. nec homini nec animali B. 

33. oux imd. SP. 


*34.35. non sit magis et minus substantia 


genus autem et species B. 


B, omisso cum omnibus Edd pr oVste, 
quod habet S. 

37. si est haec s... non est m. B. 

et magis bonum 
(omisso utroque xal nrrov) B. 

6. ovdt Sylb. “ouötv q.c. ovdt mavult Pac.” 
Id. | non dicitur magis aut minus sub- 
stantia B. wärdov oveia Aky. oudk yrrov 
Edd. 

8. ödcu !erlv ovela Edd. 4 “Pac. mavult Sa 
&oriv oustas” Sylb. 

9. v.addit ms Pac. ovx Errı dE #dE rodro Ldrov 
zn olatas To un ZmidiyerSar auıyv TO nal- 
Aov nal TO itrov® xal Yyap To mooov oUx int. 
deyxeraıto närdovnalronrrov. “quae verba 
ex ora lıbri in conlextum irrepserunt: 
non enim sunt Aristotelis, teste Ammo- 
nio.” Cas. in mg. neque ap. Interpretes 
Gr (vide inprimis Ammonium) neque 
ap. Boethium reperiuntur. 

10. id. doxei Tr. ove. doxel eiv. Pr. 

11.12. et in aliis quidem non habebit quis- 
quam quid proferat D. 
13 et17. nn Zorıv ovsia Ald. Bas. 


Branoıs: 


p-4a14. od Akyeraı Aeuxdv Ald. Bas. oux koraı q.c. 


Morel. tor! Bas. in mrg Pac. Sylb. seq. 
16. oux Eorac om Ald. Bas. Morel. Pac. ovx 
om el Erraı incl Sylb. 
19. aliquando quidem niger, al. aut. fit 
albus B. 


22. nisi quid forsitan instet B. ei un &pa r. 


dv. Edd. Zuioraraı (omisso &pa) SP. 

23. aöv roiovrwv elvaı SP. contrariorum B. || 
dexrixa om P. 

24. di. Zorıv 6 Pac. Cas. ein SPet Edd ante 
Pac. ıır. 

24. et 37. %. 3 xaS. Ald. Bas. ıı, Morel. sqq. 
0 xaS. SP Bas. ııı. 

25. oörog 6 Aoyos S. Aoyos om P. 

26. dAnS$ts Edd practer Bas. et Bull. 

27. ille idem fulso putabit B. 

28. de eodem B. 

30. r. &vavr. dert. eiv. Edd. eict Ald. al. 

31. yıwopevov neraßardeı dAAorodrar ydp q. cC. 
Cas. ueraßardeı Ald. Bas. Pac. ııı et ıv, 
Cas. nerißarev Bas. et Cas. in mg Morel. 
Sylb. II HRRorodraı Ald. YAdotwraı yap x. 
p» Bas. Morel. Sylb. nAroiwrar yapı xal 


Bas. et Cas. in mg Pac. ııı et ıv. 
*35, zdvrws om Ald. Bas. Morel. Pac. incl. 


Sylb. || immobilia omnino perseve- 
rant B. 

36. xumS&vrog Bas in mg. || 7 vavria Ald. 
Bas. 


p-Ab 1. mp. xwouuevou q.c. | *falsa fit B. yive- 


sat Ammon. pphr. Morel. seqq. %. %t- 
yerar q.C. 

4. map. zo zov Bas. 

. placitum et orationem B. || dcSav da- 
onwv d. Bas. barxuv incl Sylb., om B. || 
non est aulem B. 

6.7. 8e3txSaı Edd. 


10. aurov dexrıxov Bas. in mg, Pac. Cas. avra 


[971 


dexrixa ms Pac. 

11. a nullo (omisso ouStv) B. 

12. cum nulla in eis contrariorum passio 
facta sit B. undevos !vavriov Edd. Zvar- 
tiov incl Sylb., om ms Pac. 

13. zö auryv Edd. 


17. id. Av ein rag ouc. P. 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 305 


p-i b17.18. xara r. kaur. uer. dent. T. &v. eivar Edd. 


rau Ev. eivar dexr. P. 

. 2E ovx &x. Edd. Simpl. Ammon. pphr. ex 
non habentibus positionem D. &x 28 !x. 
S. cf. p.5 «a 16 el 37: 

. ofov utrumque om videtur Ammon. om 
ms Pac. inel Sylb. ut... ut B. 

4. amplius autem et praeter haec B. 

. ut quinque si ad decem sunt parliculae 
ut quinque et quinque V.Int.L. ut gq. 
stadd.s.p. ad nullum communem ter- 
minum copulant quinque et quinque B. 
porıa Ammon. pphr. Bas. Morel. seqq. 


ostendere B. perspicere V.Int.L. “alü 
mA har” Sylb. Cas. in mg. 


. ixeı rwa S. || aut ubi sitae sint B. x. 


rod Ald. Bas. || ye om S. 


u B , R ‚ 
. Exot Tv poptwv q.c. Tüv noptwv om B et 


N pphr. 
q. lordinem particularum tempus ha- 
bere dices B. 


. dE öuotws Edd. weavrwg q.c. Bas. in mg. 
2 F 

. dp. mporzpov S. 

. non mullum B. 

. aurod om Edd. add ms Pac. incl Sylb. 

. cuveot. T. HOP. Edd. 


pogıov Ald. q.c. minime cum Buhlio 37. ex non habentibus B. 3& oux tx. Edd. 
seribendum rd rivre xal rd mivre ellsı rk. 38. Ay. uova Edd. ueve incl Sylb. 
25. sed semper disereta sunt et separala B. p-5 b A. PAemovrs; P. 
aAX dei diwp. Bas. Cas. 2. rö yes zov Edd. ye om P. 
31. sed semper discrelae et separatae sunt 5. quanta sit aliqua aclio B. 
B. get om Ald. al. Cas. in mg. 7. &mıd. ein Morel. Pac. seqq. 
32. röv®. Zriv om Ald. Bas. Morel. Pac. Cas. 8. &v om Ald. Bas. dneiv eivaı al. 
add Cas. in mg, incl Sylb. et oratio dis- 8.9. xup. mocd xa$’ aura (omisso wat) Edd. 
crelorum est B. 9. dtv avro xuS’ Edd. 
y’iorı mocov Edd. 10. sed per accidens (omissis el dga) B. n 
aurov om Edd. habet q.c. Cas. in mg. &ra Edd. 
. T. u. bung Reyouevov q.C. 12. dbup. norwv dav. S. 
auvexks g.C. 13. 14. 777 Zmıd. .. Zvavrlov om P. 


„2. Eorı xowov dp. Auß. arıyu. mods vr. m. 14. avrav vavr. S. | äga om P. || rö nord) 
P yu np u F 
a. o. Ald. Bas. Morel. &erı y. x. op. R. 100%. 8. 
rods dv rt. u.a. c. cıyunv Pac. Sylb. seqq. *16. Mia uärdov tr. mp. Edd. sed magis ad 
p a yun ) 94 H p 5 
. poteris sumere B. Außelv xal arodoivaı al. B. 
Bas. || &sı 3: Ormov “xal Emibavsiav” yeypa- 47. parvum vel magnum B.\ ro nzes S. || 


rraı S. vel superficiem B. 


dvabspsraı (omisso ru) P. 


. reds iv Edd. ad quem B. npesäg.c. 21. Atyoıro Eid. &Atyero c.q. 

Cas. in mg. 23; plures homines B.|| in civitate paucos 
7.8. et practeritum et futurum copulat B. B. iv 7% assı S pphr. iv ASyvaıs Am- 

nos te Tov nm. al m£oS =. p. Edd. mon. pphr. 

..erit locus (om xal) B. 25. mA. auröv övr. Edd. avröv om ms Pac. 
Se xal ra Pır. de xal om Edd. cum 2, inel Sylb. 
ex non habentibus positionem B. tE &u 28. ad aliud spectat magnum et parvum 
&x. Edd. oix 2& x. Pret im, Spphr. B.3.xat to u. Ald. Bas. 

. rov Edd. 00 S. q.c. | in plano B. iv #6 29. Irı aurd Edd. haec B. 
imınedw Spphr. dv rn ypauungq.c. Bas. 30. rıc nood ev. ra roıadra Edd. haec DB. || 

. rou Acımov S. 29 aurd noca (om ri) P, 

. äv om S. 31. Erw &v avr. Edd. 

. ix. ou. Edd. od q.c. *32. mög dv ein reru Edd. guomodo huiec ali- 


24. amodeitaı S, Ald. Bas. &mı8. Morel. segq. 


quid erit contrarium B. 


Qq2 


306 


p-da2. 


p-5b33. rı om P. | irı ei Zorı Edd. amplius si 


erunt B. 
*35. nore om D ei Edd praeter Bas. ır. 
35.36. 72 auto dua Edd. 
36. et parvum esse et magnum B. | yap [rı] 
nr; Sylb. aliquid B. 
37. de yero Edd. 


*38. xal wixpov xal ntya Edd. parvum et ma- 
gnum BD. 
ptv yap r. dv. Edd. yap incl Sylb. om ms 


Pac. || *oö rıs Ald. Bas. Pac. Cas. sed 
nullus simul et sanus est et aeger B. 
#rı Morel. Sylb. 

3. nec albus et niger B. 

4. Zw om Edd. || & om Sylb. al. 

6. $’ om Ald. Bas. || au xal ueya Edd. 

T. p. xal auto Edd. xat om B. || äv ein Edd. 

8. rı eivar Edd. rı om B. 

9.10. ei un xal Edd. 


- = q 
13. doxel eivar q.c. | dvu mpog To Xarı (eptee 
Cas. in ıng. 
44. xaro rı3ivre; dıa Pır. | Tu Mietern S. 


.15. das. 73 nics Edd. ro piow SPı et m. 
g.c. Spphr. 


16. zovom S cum Edd. 
17. va ray S. 
20. xal ro yrrov Edd. || uäAAov xal yrrov dım. 


. T 
Bas. Cas in mg. xal jrrovom B. 
’ 67 2 x 3 £ 

. 7. Tpla Tuv T. 0. HM. mevte y Tpla Acyerat 

Edd. r. rp. T. m. oudevl WäAAov Tpla Tüv 

r ’ my x n m a1 xy 

mevre Acyetal, 398 TE TWV TpLwv (J.C. Bde Ta 

zpia rov teıöv Bas. in mg. neque in 
numero, ul ternarius el quaternarius £ 
nihil enim magis ternarius dicitur gquam 
quinarius, nec Lria polius quam tria 
dicuntur V.1.Lat. n. in n. ul ternarius 
quinario: nihil enim magis tria dicen- 
tur quam quinque, nec Iria potius 
quam tria B: cf. eius pphr. hunc ego 
seculus scripserim ‘dp. otov_T. Tp. rüv 

’ BIN x m ‘ 12 n ’ 
mivre' #dEv yap mäAdov Ta Tpia Tüv mEvre 

x . 

sd: Ta Tpla Toy tpıöv Akyerar. quid Por- 
phyrius ceterique Gr interpretes in suis 
codd scriptum invenerint, ex eorum pa- 
raphrasi non liquet. 


22. #8: yeöxp. Edd. 


*29, 


733. 


Branbdıs: 


. magis el minus dicitur (om xpovos elvaı) 
B. eivaı om Edd. 

prius xat om Edd. et quant. B. 

txaca q. c. singulum B. 

23. co. ioov re xal Edd. 

Ay. xal dpı$uos wald xpov. in. x. Av. Adye- 
zaı Edd. ic. re xal ms Pac. re incl Sylb. 
tempus aequale et inaequale dicitur, 
et numerus aequalis et inaequalis di- 
citur, el oralio aequalis el inaequalis 
similiter B. 

3132: 


d0E. Icov rı xal ävırov Ald. Bas. Sylb. 


non multum... non multum B. | 
aequale et inaequale diei N. 1. Lat. 
Ira te xal üvioa q. ec. Pac. Cas. 

2.33. ds. ion re xal dv. 0U8” Aus Atye- 

rar S. 

Öuola xul dvonola ScetEdd. similis et dis- 

similis D. 

34. Ouorov 7 dvauoıov Ald. Bas. ır. od mavu At- 

yeraı Cas. in mg. 3 mdvv Akyeraı, dAda 

MAAAoV en. n dvomorov Bas. & rzavu dAra u. 

öuorov Morel. 3 m. dAAa u. ou. 7 dvanouov 

Pac. Cas. % dvaucıov inel Sylb. et inae- 

quale non mullum dicitur, sed simile 

(om n dveu.) B. 

36. ra rorade Aty. Pı. 

37. mg0g Erepov Exeı SS. f.4. paulo post vero 

cum B om kyeı. 


38.39. perd. Atyeraı Edd. 


p-db 1.2. et alia quaecunque BD. 


2. ra rodde rov Edd. 

3. Erısyun aieSmeıs Ammon. scientia sen- 
sus B. alcS&ncıs om Ald. Camot. Morel. 
Pac.ır. et ıy, Bas.ıt, Sylb. aio9. imıg. 
Bas.tır, Pac.ırı, Cas: vocem alcSyrız con- 
firmant Porphyr. £.36 et Syrianus ap. S. 

A. zobro omep Zoriv Morel.- Sylb. Pac. Il 

*aliorum esse dieuntur vel quomodoli- 

bet aliter ad aliud, et non aliud ali- 

quid B. xy. 9 örwosv AAAwE mpOg Erepov 
xal #2 @aAdo tı Ald. Bas. Morel. Pac. xal 

#x @ARo rı om Sylb. et Cas. 

to öpos om B. 


o 


11. Zorı d& q.c. Edd. praeter Bas. ııı. sun 
autem B. 


p-65 12. 


13. 
14. 


15. 
10. 


247 


18. 
a9» 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


= 


dt Stoeıs Bas. posilio vero B. n dh 
&rız Set Ammon. pphr. 


ze pop R 


nxaSncSaı om P. 

Aeyovraı Edd. Sr. eiinnraı P. dicun- 
tur B. 

ivom ?. 

&x. aurav mpos rı dv Morel. Sylb. seqq. &x. 
> “ E7 . € o ’ 
aur. ray ze. ri ov Hilden. ix. tüv mpos rı 
ö, Buhl. ex Ammonio. cum sit utrum-= 


que ad aliquid B. 


7.18. üm. &vavrıorng Bas. ııı, Pac. Cas. Am- 


mon. pphr. inest contrarietas B. 
talium ulli B. evdevt S pphr. ovre Tov 
moAAamkactuv ouderl SIT. 


dt ro (omisso xal) P. 


f 
1. xal avouotov om P. 


. xal ioov om P. || müs “avırartepov” HÄAN.ov 


xal nrrov eimev; S. dvieairsgov Tamblichus 
quoque legerat: vide S. ävırov Ammon. 
pphr. et dissimile magis et minus B. 
cum utrumque sit relativum (omisso 
avrav) B. avrav [täv] mp. rı Sylb. 

Ay. al To dvıoov rıvl üvırov, ou Edd. et 
inuequale alicui inaequale B. || oixire 
ravra ta S, 

Zmidtxera om S. || xal 70 Arrov Edd. 79 
om S. 

Aiyerae om cum 2 Ald. Bas. 

Ieomir. elvaı Atyeraı Ald. Bas. 


. y’iviore P. | differunt B. 


alterum &rıoruun om Bas. 
x 

9 om S. 

oix. nad Aty. P. 


anodidora Edd. assignatum est B. 


in eo avis ala dicitur B. ayras Ald. Bas. 
Pac. “sed masc. ro) redit infra p.7b 7” 
Sylb. 

xal om BD. 


. nomen et ad quod B. 


dnodoSi (omisso dv) P. 


. üv ein anod. Ald. Bas. 
. aut aliquo modo aliter B. 


nebaAurs xebarn 7 &. Edd. xebarn om B. 
Jacile BD. 

Aaußavoı P. | nomen B. || npuruv Aau- 
Bäveı nal P. 


p-Ta’2 


307 


0. his ad quae convertuntur B. ngoz ädvr. 
Bas. Morel. seqq. re. aurd Ald. 
quae dicta sunt B. 

. assignenlur, et non ad illud ad quod 
B. drodldera xal un mods avra & Ay. P. 
anodıda zıs Cas. in mrg. || *m:05 8 Akyerat 
nis Pac. xai un auto AnbIH mpos & Atyerat 
Spphr. || aöro ante & incl Sylb. 

. dnodudd rız Bas. ım in mg. assignentur 
ad ea ad quae dicuntur B. 

. oudk yäp duvardv Alysıv, ö avdpwmos SovAov 
dvSpwnos post v. durispiher add Ald. Bas. 
quae verbaex Ammonii et Spphr fortasse 
hausta om 2. 


31. &&ı om Ald. Pac. Cas. || *8 et rı om 
Edd. || 2&v utyroı oix. Ald. Bas. Pac. 
Cas. 2av utv Morel. Sylb. Erı av utv oix. 
P. || drodwouevov P Bas. Morel. Sylb. Il 
amplius si convenienter assignetur id 
ad quod dieitur (omisso rı) B. 

32. mep. Toy &AAwv mdvrwv Bas. ıı et ııı. Cas. 
zdvrwv om ms Pac. inel Sylb. omnibus 
alüs eircumseriptis B. 

33. Tovrou Kovov Edd. uov. tod mp&s P. 

34. det om P. ad quod assignatum est, 
semper ad ipsum convenienter dice- 
tur B. rg95 adrov Cas. in mg. 

35. mpog rev deon. Ald. Bas. 


37 


p. 752. 


zau w 


7 


10. 


7a dvSpwmy Bas. Tr. 

.38. xaradımousvov Bas. 
x 

. npog aurov Bas. Cas. 

. . ‚ ‘ 

relictoque illo solo B. *3: rourov nova 
a [N 

mpos Pac. Sylb. Cas. xarakımuv 8% uovov 

ixeivo neos 5 Ammon. pphr., p&vovroz & 

> ‚ ’ 

ixeivov uovov Spphr. 

ER ' I 

np. aurov Cas in mg. 

aurovom D. 

yap om D. || ö om Bas. 

servus non est B. 3. Erı Erraı Bas. 

8, 

. zo rrep. aura elvaı Morel.Bas. Sylb. “malım 


adimatur B. 


0 Mrepwrav aurov eivar, vel cum ulraque 
Veneta r3 zrepurä eiva” Sylb. adimatur 
ab ea alatam esse B. ib. yap om B. 

anodoßvar Ald. Bas. H oix. 3£doraı Bas. et 


Cas. in rag. dicitur D. 


308 


p7biä 


31 
33 


=5 


6 
7 


Braspviıs: 


. PnSyeerau S. 

in pluribus quidem verum est, in ali- 

quibus aulem verum non est B. *!n’ 

dviuv BE oux dAnSts Edd. vet. om Pac. ııı 
et ıv, Cas. Ammon. pphr. 

. nuıov korı nal P. 

et alia B. || 3: ye raura Edd. 

Eorar yu. Ald. Bas. 

. Erraı dımr. Ald. 

. prius naluraliter esse videtur B. 

. yevoutvnv Ald. Bas. 

. utv om Bas. || Eoraı ir. Bas. 

5 yap erı Zora Ald. || oVdevag Erı Fer. dmıor. 
ms Pac. et Cas in mg. om 2 Bas.ıır, Sylb. 
Pac. Gas. legisse haec verba $ videtur. 

. 6 dro xuxAou D. 


nondum est; ipsa vero scibilis est B. 


R N \ DEE) er Yayı 
ERIOTNUN MEV AUTOV HTW EOTL, TO oE ETLOTN- 
Ns \ =”. r > m B 
zov &ori Spphr. ris irıoryung aurod unnmw 
r [ E7 am 2 B > 
PExXFt vuv ovomG, önkov ort MPOTEpov TO ENL- 

x 67 3 ’ 
ernrov Tn5 &miornung &orl Ammon. pphr. 


n „ie CORE y a 
oudenw D. uuro de P. oux Eotıv oumu, auto 


u 7 
d: in. Sylb. Cas. *ego oux Eorıv ourw, 
ER | . . 
aurog öE scripserim. 


our korıv in. P. oux Erı Zoraı Bas. ın. || 


plurima B. 
< 7 x ne 
.30. alo9. doxel elvar® To utv y. (omissis 
“ [3 
ExXet... Tog alaOyceus) P. 


dvaıpeSkv om P. 


. dvgenra q.c. Cas. in mg, S pphr. per- 


emplum est et corpus B. 

. sensibile enim est et corpus B. ais®>. 
xalro ce. Sylb. Cas. 

. dvypyrar .c. Spphr. sublatus est B. 
Eu 

. n aloOneıs Bas. 


sensus quidem peremplus est, sensibile 
autem non: est autem sensibile D. av. 
aleSurov d& ov, alcS. Bas. “ Veneta vetu- 
stior. eaque procul dubio verior est le- 
ctio.” Sylb. || Zora söua oiov S. Ald. 
Bas. || Sepu. Wuxpev YA. Bas. 

. Tr. Anep Zoriv g.cC. 

.8. rU alo®nra y. P. || simul enim et ani- 
mal fit et sensus B. y. Cüov te yiv. xal 
atsS. Morel. Pac. Sylb. Cas. L&ov yiv. x. 


a m 
alcY. P. ana 5 aloInrıxa karl, Touriost 


p-8a 


8. 


10. 


1 


1. 


14. 


16. 


73 Con Spphr. 8 (£uw) euyylveodar ri- 
buxev n aloSncıs Ammon. pphr. 

yzom P. 

ulrumqne xal om P. || &kov P. 

aloy9. eivar, were Bas. Ir. 
quemadmodum videtur, si hoc contin- 
gat B. 

pipn röv mpwruv ovsıwv mpe; rı Edd. 
nur. ove. om B. 

Podz; Atyeraı A‘ Tıvos xrnua Bas. in mg. 
Ay... xrzua incl Sylb. om 2. 
alque hoc quidem in pluribus B. 
om Ald. Bas. 

quibus hoc ipsum esse est ad aliquid 
quodammodo se habere B. 

RFoS ravra Üdd. 

ye raurdv Edd. || ron tamen quod ipsa 
sint ad aliquid est hoc quod ea ipsa 
quae sunt aliorum esse dicuntur B. 
*ye raurov korı ro meos rı aur. e. rw Morel. 
Sylb. Pac. ıret iv. ou yap ei ru mpog Erepov 
Alyerau... Toßro neo; ti &orı S pphr. ov 
nv Todro yEisı mm mpos Ti avrois elvat To... 
Atyeo@aı Ammon. pphr. ov pmv rare pi 
derı ro mes Tı aurols elvar To... AtyeoSaı 
Lewald. 

e: om P. 

bavepov. .. aut. totivom BD. utv om Bas. 
un oldev Edd. 

nos zı ro mag Bas. ıı. np. ToDTo Exet 
Pace. 1. (vide Sylb.) || nec si ad aliquid 
quodammodo se habet B. 

palam hoc est B. || ut hoc si quis no- 
vit B. * ide rıs ab. Edd. 

si vero nullius definite novit ipsum du- 
plum B. 

ei Zorıv dımX. Morel. Sylb. 

9. si novit aliquis... et quo melius est, 
necessarium est nosse (omissis eUSyg 
dbwpteulvws el dıa radra) DB. obeireı dbw- 
piruevwg eldevar xal ori xardıov forı xal 
xard tt xaAdıov (omissis dia radrz) Am- 
mon. pphr. Sa radra om P. da radra 
Bas. Pac. Cas. dbuptoutvwg oldev* avay- 
xatov yap sw abwpiontvwg eldtvar dd radre 


. 4‘ 
Bas. ııı et Cas. in mg. xal orou x. €. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


aiSvs om Pır. || dvayxalov eotıv eids- 


ver P. 


p-85 9-13. La Tadra... xelpov aurs om V.I.Lat. 


14. 
11. 
12. 
14. 
16. 


18. 


30. 


31. 
32. 
34. 


36. 


improbat Buhl. 

[x&i] ovx &r. Sylb. II frı om 2. 

12. eloeraı axpıßas Bas. 

sie contingit B. 

dbupienevug “Is. et alii cod. bis” Sylb. “pp. 
übwpteutvag sic semper” Cas. in mg. 

17. aura ukv änsp Eud. || üpirusvus avayp- 
xatov eid. Bas. 

non est necessarium scire B. dv. eidtvar 
Cas. in mg. 


. äbwptoutvo; Bas. in mg. “et alii cod.” 


Sylb. 


. Xademov al üntp Ald. Bas. xai om 2. 


confidenter declarare, nisi saepe per- 
tractata sint B. insoxeuusvors nepl aurav 
q. c. Cas. in mg. &reoxsuutves S pphr. Bas. 
in mg. inerxeuuvov Pet Ammon. pphr. 


. nepl ixass Edd. mepi auröv (omisso ixase) 


® - . ’ 
Bas. in mg. ir’ aurüv (omisso ixdss) P. 


d 5 
Exagov aurav I. 


. non erit inutile B. daxpetov S. 


62 - 1 
.25. mepi Tag imıypabns Intodeı, da Ti nepl 


n \ ’ »_r 1078 N 
TMOLB KUL TWOLOTNTOG emsypaev; „u 8 Soxel d8 


73 "Apısorikoug n &mıypadn eivaı S. 


. ewarom BS Pır, ms Pac. Ammon. et $ 


pphr. inel Sylb. 


. al EEeıg nal dia$iceıs Set. | dieitur 


B. AsyioSucav S. 

73 xpoviwrspov elvar xal uoviuWrepov (oMisso 
rord) Edd. 73 Koviuwrepov eivaı xal moAv- 
xpoviurepov Bas. inmg. quod permanen- 
tior et diuturnior est B. 
permanentiam et eorum quae diffieil- 
lime moveantur B. rapauoviuwripw Edd. 
n. elvauxal xpoviuripwv Ald. Bas. rapanovi- 
Huv xal duoxvyruv Bas. in mg. mapanovinwv 
eivar xul xpoviuripwv Cas. in mg. quae 
diffieile moventur V. 1. Lat. 

imıs. Tıg Aupn Edd. 

vel ab aegritudine B. 

singula talium.. videntur B. oyx ein. 
vnra.. #8’ euuer@ßAnte Ald. Bas. 


n ro “olov Sepnoryra” (?) Alyor Av ds loov 


p-85 37. 
p-9a 2. 


309 


73 otov Sepuorns S. | frigiditas B. Yo- 
xeörng More.l sqq. buSts S pphr. 

öca om B. 

nisi conlingat.,. in naluram cuius- 
que transferri, ut insanabilis vel dif- 
feili mobilis existat affectus B. euu- 
mebvouen xal axivnrog Ald. Bas.Iı. evubvo- 
p£vn x. dx. Bas.Iı1. uursdurmusm xal dvia- 
ro; Morel. Pac. reduriuptun ms Pac. 
Bas. ıır et Cas. in mg. cum S et Am- 
mon. in pphr. al. euubvousvn et dxtunrog 
Cas. in mg. in naluram translata \. 
I. Lat. 


. quam iam quilibet habitudinem vocet 


B. äv tıs Ws eew Eid. 


. myocayopevaeı Ald. Bas. 

. T. uEv yap Edd. 

. advu ru xartx. Edd. 

. non dieuntur B. || xat rı dıda. Ald. Bas. 


Er | » 7 Yaı ’ y 
TW TO MEV EUX. ElV. TO GE rohuxpfoviwrepov aut 


ducxtvnrerseov Morel. Sylb. koc.. illudB. 


. eimep elaiv al ubv AtEeıg S. 


ru; om Camot. ye om Morel. sqq- dtdx. 
y& ug Syrianusap. S. quodammodo dis- 
positisunt B.“yp. xar’ avras n Behrıov, ul 
paulo ante. sic legit Bo@th.” Cas. in mg. 


. xal om S. 
4. norornrog om S. 
4.15. Spon. 7 muxt. S. 


. y: om Edd. || zoıdvom B et Edd. noıev 


Reyeraı Aminon. pphr. 


.20. pop. Alyovraı & ru d. m. arra Edd. 
. dueıxyv om PS. duo. 7 advvanıav r3 Edd. 


potenliam naturalem hoc facile fa- 
ciendi B. 

Uno rau TUx ovruv om B. confirmant S et 
Ammon. pphr. 

&x. bucinv 73 Bas. dusıxyv om B. 


AuuE} 
. ro adu. S. 


. mauör. n xal Bas. in mg. qual. et pas- 


siones BD. r. xal rn. $ pphr. 


. de rotadra Edd. roı@de q.c. || re xai et xal 


om B. 
°: xal Sepu. Edd. | amplius et calor B. 


F \ 4 
. 8v xal auraı Bas. IT. 


. dedeyu. auras Sylb. Pac. 


310 


p-9a 33. 
33° 


34. 
35. 


11. 


D 
o 


31. 


Branpviıs: 


secundum ea B. 

dixerSar Morel. sqq. suscepit. .. susce- 
pit B. %edtxSaı Cas. in mrg. 

Ay. YAuxv Edd. 

&xeı om Ald. Bas. incl Sylb. sese ha- 
bent B. 
quod... aliquid patiantur B. | ali- 
quid passum sit BD. 

sed quoniam singula eorum quae dicta 
sunt secundum sensum qualitatem pas- 
sionis perfecliva sunt B. 


. et alia B. 


. Tolg mpoeipnutvors q. c. Cas. in mrg. 


sed hoc quod hae ipsae qualitates ab 

aliquibus passionibus innascuntur B. 
x 

dro nass S pphr. uno naSeg Ald. Bas. || 


Su: 
yeyevneSaı q.c. Cas. in mg. 


. nv yap yiv. Ald. Bas. || ergo B. 


EpuSp. yiverar q.c. 

aligquid talium (omissis ma$öv el Ex rıvuv 
due. ovunt.) B. rı ovuntwuaruv 7 madav 
Ald. Bas. ix rıvuv due. cuunr. Bas. mt. 
Hilden. om reliquae Edd. incl Sylb. 
aurov ex. tiv Edd. 

äv dudSecıs are Edd. et secundum natu- 
ralem passionem eadem fiat affectio, 
ut naluralis color sit similis B. 


. ysvic>ar Ald. Bas. 

. secundum naluralem substantiam B. 
. yiyvnraı Edd. || morörng Atyeraı Bas. 

. Kara Talta g:c. 


.25. aliquid tale eontingit, nigredo vel 


B. 16 auto roiodro c. Sylb. 74 aurs euuß. 


(omisso r2ro) Bas. Pac. 


. nadmrıxal rnoicr. Ald. Bas. qual. et istae 


dicuntur B. 


% 


. secundum eas B. xar’ ayrds Sylb. al. 
. qual. vero minime B. r. &: # S pphr. || 


dicimur B. 


. xar’aurag Ald. Bas. Sylb. secundum eas B. 


Ay. &puSp. Ald. Bas. 


31.32. boßeloSaı Edd. 


*32. 


p- 78 menovS. Ald. Bas. “perperam” Cas. 
mg. “amıbae Venetae, itidemque paulo 
infra 1. q. at Pacius utrobique articulum 
omittendum censet.” Sylb. magis qua 


aliquid passus sit B. &aR drı mendvSarı 
pövov (Atyouev) S. 


p-95 33. 34.35. A&yovraı (bis) Ald. Bas. 
34. passiones et passibiles qualitates B. 
35. öoa re yap Ald. Bas. || mox B. eu805 


Ammon. pphr. || dvexwyrov Ammon. 
pphr. difkcile mobilibus B. 


36. Aiyovraı xal avral Ald. Bas. xal avral om 


B et Ammon. pphr. 


pP-10a 1. et alia eiusmodi B. 


1.2. secundum eas dicimur B. xar’ aurag 
Edd. xai xara ravrus q.cC. 

2. olov opyidoı q.c. oiov incl. Sylb. I 
quaecunque aliae BD. 

4. Bvextvnror Ald. omnino immobiles B. 

5.6. secundum eas dicimur. quaecunque 
vero ex his quae facile et citius prae- 
tereunt, fiunt B. xar’ avrasg Edd. || 
xaSıcrautvov Ald. Bas. Morel. Sylb. 
Cas. in mg. 

6.9. Ayovraı Ald. Bas. 

7. iratus fit B. *yiveraı Edd. Eorıy q.c. 

9. p. tu nenovS. Ald. Bas.ıt. ze ren. Bas.ıır. 
sed magis aliquid passus B. 


10. qual. minime B. 
411. re om S. 
12. ündpxovca om S. || post v. nopbn ex- 


4% - , ’ . 
cidisse otov Telywvov nal Terpaywvov sine 


Li3 ’ 
Yp- Hopdn, 
oiov Tp. x. Terp. QUAE non agnoscunt ve- 


ratione suspicalur Pacius. 


2 es fanımae 22 r D 5 
teres interpr.” Cas. in mrg. 


*13. zı @A%o rour. Venetae ambae, Bas. Am- 


mon. pphr. 


17. x. zuxv. x. Tp. x. Aelov (omissis articulis) 


Ald. Bas. || putabuntur B. 


18. adv om P. || putantur esse BD. | &rk. 


zavra P. 


19. aliena... a dispositione B. dıaStcews 


Ald. Bas. || a divisione V.1. Lat. Staı- 
pirewg Bas. ımı in mg. || magis B. zwa 
närdov Edd. 


20. yap Atyeraı rd Ald. Bas. spissum qui- 


dem est eo quod B. 


21. ARAywv q.c. 
25. alii quoque apparebunt q. modi B. 


arAog dv buvein (omisso 15) S. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


p-10026. axedev Asysu. Edd. fere tot sunt B. || 
*rocsürai eicıw P Ald. Bas. Morel. Sylb- 
Cas. in mg. fere tot sunt B. cöraı 
- Bas. tr in mg. 
28. xar’aura; Edd. 
29. in pluribus B. 
30. 6 Asuxas... 0 yp... 0 din... 5 dpon. N d 
ruxr. Edd. Ammon. pphr. 
32. in alüs B. 
33 


p-105 1. 


16. 


17: 


18. 
19. 


26 


27. 


*28. 


. contraria est B. || 


. ra meoisrneı Ald. Bas. Camot. Cas. in 


’ 


m ralg mowornew Bas. ıım in mg. || 


g- 
vd. Ta Aeyoueva rap. Ald. Bas. Morel. 
7& %ey. incl Sylb. 

duv. tayraıs Bas. Veneta. 

A. N muxr. yap im. Aty. Bas. 

ei IıaSerıv Exavrss q.c. quiab eis afı- 
ciuntur B. 


. maıd odv %. Edd. 
.. 9 dixauoe. Edd. 5; om ?. 


7 e ’ 
ala. weautws 


(omisso 3*) Ald. Bas. weavrus dE xal 
Morel. Sylb. et alia similiter au- 
tem B. 

70 roısdrov ovußaiver All. Bas. Pac. al. 
euußatver incl Sylb. hoc est B. raısd- 
dv &sı q.c. el Bas. ııt in mg. || aut me- 
diis huiusmodi coloribus B. % rots rsız- 
roıs Ammon. pphr. 

oUd. &arıv &y. Edd. nihtl contrarium est 
B.|| 3: om Edd. 

derı ro P. 

Shhov el mpoxsipılotusSa Spphr. *ix ray 
xuS’ Exact mpcxeipibouevo Edd. mpoxet- 
prZousvuv q.c. cum P. rpoxeipißousvw, olov 
&orıv n 2ıx. Jaud. p.2@36 Cas. in mg. 
palam est proponenti ex singulis alia 
praedicamenta B. || ei om q.c. Cas. 
in mg. 

&bueucceı Edd. || yao om B Edd. 


eure v2 nd Edd. | talium aliud B. 


. similiter quae sunt secundum quale, 


contraria sunt B. 
. dt xal ro SP. || qualitas B. ro reısv 
q.c. 
et minus B. 


\ 
HERAOoV nal nrrov. xulavrz Edd. xalradre 


Histor. philol. Abhandl. 1332. 


p-10529. 
30. 
a4: 


s1l 


q.c. Bas. et Cas. in mg. magis et mi- 
nus dieitur: sed et ipsa incrementum 
suscipiunt B. A:yeraı initacıy Kanßavsı 
Spphr. ixiresıy Hilden. 

yiverSaı Edd. 

plura B. 

ei Asyoıro Edd. || u&RRov xal vrrov Am- 
mon. pphr. magis et minus iustitia 
B. | 2ıx. y. 3. el Aeyoıro uaRAov, unor. 


(omissis xal Ärror) S. 


2. dusbteßnrsde: Edd. 


33. ravv om B. 
34. deivom BEdd. cv mavu uÄRAov xal hrrov 
Atyeraı Spphr. näAX. xalyrrov Aty. Edd. 
35. vy. dact xal dıx. Edd. 
p-11a 1. Er. &rtpou jrroy &xeıv, weaurwg Ald. Bas. 
&xeıw om ms Pac. inel Sylb. et iusti- 
tiam minus alterum altero habere D. || 
ypauuar. ypauuarıxns x. r. Bas. 
2. zar’aurazs Edd. || alia igitur quae se- 


cundum eos affectus dicuntur qua- 


lia B. 


4.5. etiustior et sanior B. 


*6. 70 uÄrkov zul ro nrrov ir. d. Edd cum 
Ammon. pphr. magis et minus susci- 
pere B. x. 2 ürrev om S pphr. 

8. %. xalrovr. Edd. et circuli B. 

9. imıd. Tov aurov Aoyov ovdtv P Ald. Ras. 
Ammon. pphr. r. aur. Azyev om B, 
incl S. II Er. &r. EnSmeeraı uärrov Ald. 
Bas. 

10. dieitur B. | cix Av ein 79 reiywvov TE 
Terpayuvou uaAAov PREIIER S$pphr. 

14. mid. za rcıa Edd. 

16. # dvausıa Edd. xal dv. P. 

17. oudtv Aion Bas. 

18. proprium erit B. || xas om Edd. || eu. 
N dv. Edd. 

20. önriv P. 

99 


24. 


2. avyraragızusiv P. || interposuisse B. || 


x. as daS. Edd. 

iXty. eivar Edd. || in omnibus qua- 
litatibus Bo ri maslv rdv moloenruv 
Ald. Bas. röv roızruv Set Ammon. pphr. 
paene omnibus talibus V.1I. Lat. 


26. xaS’ Exucrov Edd. 


Rr 


—ı 


33. 
36. 


p-12@ 2. 
3: 


' 
. el ruxor Bas. 


„uk sin. Lyiceo, 


BranpIıs: 


arı n äpa Edd. nisi forte B. 


. Aeyercı om DB Edd. 
. 3ey. m. Bas. 
ee Tas Emiormpas‘ inıcr. Bas. 


rag Edd. singulas scientias aliquas B. 
note om B. 

Tuyyavsı p Ald. Il 70 
ayro xal moLdv %. mpos Tı dv Edd. 12 ayred 
Tolro moLov x. np. T: Pi 

auro rais yev. Edd. r. y&v. aure P. 

prius xal om B. || x ante ndox. om P. 


. HAAAov xal zo nrrov Edd. 


. nrrov xal AumeisSa uärdov xalnrrov Edd. 


et contristari magis et minus B. 


. Zu nal r. a. Pac. xal incl Sylb. || x«i 


jrrov (omisso 70) Ald. Bas. 


. dicantur B. || de om Ald. Bas. 


in foro. quando, ut 


heri, et alia quae B. !v dyops Edd. 
incl Sylb. om ms. Pac. 


suficiant B. || va mposıpnueve q.c. 


. Aty. yap er. Ald. Bas. 

. habitus et privatio B. 

. ut malo bonum B. 

. dt xard (omisso za) Ald. Bas. || ut cae- 


cilas visui B. 


. Atyovraı Edd. 
. dımA. vov yuieeos Ald. Bas. Pac. Morel. 


Cas. 


’ 
alterum dwmrasıov om Edd. 


73 yuir. om ms Pac. incl Sylb. || 
ut du- 
plum dimidü, ipsum quod est, alte- 
rius dicitur duplum B. 


. dimk. Atyeraı Morel. Pac. Cas. Atyeraı 


om ms Pac. incl Sylb. || sed et scientia 
B. 3: om Ald. Bas. 


.33. dor! tüv durixeiuevuv Atyovrar vel r. 


dvrıx. (omisso Ay.) Edd. Ertpwv tüv dv- 
Tixsiutvwv Aeyerat Spphr. aliorum di- 
cuntur B. 

34. 88 et utvom Ald. Bas. 

oVTE TO A. T. mer. ‘A. d. &vavriov om Ald. 
Bas. incl Sylb. confirmant 2 S pphr. 
um. ovdtv aurav korıv P. 


ys om Ald. Bas. 


3.4. vovrwv dva w. &arı rı navr. Edd. 


4. 


Zwov [ravrus] nid. Sylb. 


p-12a5. 
8. 


40. 
4. 
p-126 1. 


Ger 


. omoudald 


3 T N 
. Ev w Av ned. 


10. Sar. ayröv un. Ald. Bas. 
ys om Ald. Bas. 


. ovre dpriov Ald. Bas. 
. iv ouu. Zwov Ald. Bas. ıı, Morel. Zuov 


om Bas. tr cum q.c. Pac. 2, incl Sylb. 


. ys om Edd. 


räv eönanroı Edd. omne corpus B. 


. ara dvSpurwv Ammon. de homine B. 


. dv &xeivorg Morel. &v incl Sylb. |i BV xu- 


znyopeitat Ald. Bas. ıı, Morel. Ven. Pac. 
Sylb. Cas. öv dv xarnyopeitau Bas. 
Edd. 


medium aliquid B. 


eict | sed et horum 


.21. ro ante dxp. om Ald. Bas. 
. ovomP. 


ärha roradra xp. Ald. Bas. et alü co- 
lores B. 


.23. nomina quidem media assignare 


promplum non est B. 


4. xat om B Edd. 
. dieitur quidem, quae habent fieri 


eirca idem aliquid B. 
ey 


n :$. Edd. ned. y € 


E 
5: 


yıp.! 


. aurov yiverSaı. torep. Ald. Bas. Morel. 


yiverSar om ms Pac. incl Sylb. 


. et quando B. | 9 ore Ald. Morel. Pac. 
. non qui non habet d. B. z& un 8x. Bas. 


et Cas. in ıng. 


. qui non habet visum, sed quando qui 


debuit habere non habet B. x un Exzw 


Bas. in mg. 


. tvıa yap Edd. 
op. ovre 03. Exeı dAX Edd. || odre ante 


vud« om B Ald. Bas. 


.39. privari B. || 35. &x: av EE. Edd. 
.36. habitus et privatio B. 
. 2. 2ctv, od Edd. 2oriv om ms Pac. incl 


Sylb. || amplius si idem B. ei ydp iv 

Morel. Pac. sqq- 

xar’aurod (omisso tod) P. 

ö dvSp. Aty. Ald. Bas. 

d ävSp. ovd. Ay. Ald.' Bas. ou. 6 avp. 

A&y. Morel. seqgq. || 88 xard radra {.C. 
Yyarab. xal drcb. KAT. Kr dnob. Edd. 


afirmatio et negatio B. 


14: 
14. 


10. 
12. 
13. 


14. 
"45. 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


\ t ’ 
T. auto rn xuradaeeı xal dnobaseı c[.c. Cas. 
H 


ın m5S. 


. negatio autem B. 
..n drob. Edd. 
. oralio, sed res ipsa B. dXra npäyua add 


Edd. om ms Pac. inel Sylb. cf. Ammon. 
xal yap xal im Edd. 

res quae posilae sunt, sedere quem- 
piam et non sed B. oiov rd xud. va 
mpos zo m x. Ald. Bas. olov et we mp0: 
incl Sylb. 7% un x. S Morel. seqq. 


. durin. oudk vo mp. P. 
. dieitur B. Atyeraı Sylb. al. 
. 008’ n Obıs TubActnrog post Atyeraı add 


Ald. Bas. Morel. incl Sylb. “alii non 
habent” Bas. ııı in mg. 


. ndıra om P. 

. xaxeivo om B. 

. us &v. (omisso ra) S. 

. öv ovötv Ald. Bas. Sylb. || 2v of; Edd. &v 


sPoq.c. 


. dvayx. nv Edd. 

. omni susceptibili B. 

. Sar. [dei] oure Sylb. 

. 8. a ıbuxp. Edd. 

. 37. dvayx. Av Sar. um. Edd. 

.38. olov [dvoeı] 73 Sylb. 

. utrumque re om Ald. incl Buhl. 


| Km 


y&p rovr. Ald. Bas. in his enim B. 


h povaıs Bas. 


xal ante tour. om B. 


\ € 
.5. ob yap del Idr. aut. dvayx. zu dent. Um. 


Ald. Bas. 

exew Ay. Edd. habens B. || ideoque 
non erunt haec B. 

öv rı dva u. Zoriv Ald. Bas. "av drlv dvd 
tr. (omisso rı) Morel. Sylb. segq. sed 
neque quorum est medium (omisso rt) 
B. | zor: om 2. 

EnSye. spieulvws Bas. in mg. wpten. incl 
Sylb. 

orıy Exov ev. Edd. || eivar [üpiepevog] 
EXN Sylb. 

8: ye röv Ald. Bas. || ıom 2. 

omni susceptibili B. 


2 J 
70 Ev xal oux omorspov Eruxev. wore Edd. 


313 


x. oox öm. &r. incl Sylb. “alii non ha- 
bent” Bas. in mg. determinate unum, 
sed non quod contingit D. 


p-13@19. in alterutrum fieri mutationem, nisi 


alterum alicui naturaliter insit BD. 

20. 9 ante Sepuö om Ald. Bas. incl Buhl. || 
xal ri xuovi 70 Aeunf add Bas. incl Sylb. 
om B. xai yap xat ro Edd. 

22. xalro jvXp- Sepnov om B. xal ro Sepuov 
Wuxpov add Gas. inel Sylb. || ye om Edd. 

24. dmayonsvog Edd. 

26. reretwg Edd. || wor‘. üv Enid. Edd. 

28.29. zixos nal mreiw Edd. 

30. anoxaraoryeeı Morel. Pac. seqq. resti- 
tuetur B. dnoxaSieryew Gas. in mg. 

31. 88 ye tns orep. x. Ts EE. Edd. 

32. in alterutrum B. 

35. utrumque r&Aıy om ms Pac. inel Sylb. | 
el un dpa xara rıva Selav rram)ı Am- 
mon. pphr. unde ortum codicum 4 et 
D additamentum. 

*36. dv marıv ed. Edd. dentes iterum orti 
sunt B. raw incl Sylb. 


p-135 1. praedictorum B. || zporov Bas. 


2. ini ukv ydp Edd. 
3.4.6.8.9.11.16.22.2 
Edd. 


4. dr. ubv elvar Edd. || neque enim in üs B. 


4.29.31.32. Weusks 


5. utrumque rös om Ald. Bas. 

5.6. utrumque „om Edd. 

6. ye rovrwv sure Edd. 

T. yuiov' rayra yap ws ap. q.c. Cas. in mg. 
tanquam relativa opposita sunt BD. 

9. sed neque ea B. || E£w Aeycpeva, olov 
Edd. 

11. DMn9Es Earıv ovre Edd. 

17. piv Eoraı ar. Edd. 

19. di. korıy aur. Bas. sw om Ald. || orws] 
dmids q.c. Cas. inmg. omnino B. 

21. övr. dt ovx. Edd. || Sar. utv ar. Edd. 

24.25. dre wimw mibunev Exew dıbıv dubd- 
Tepa S. 

25. dvr. 38 &%. Edd. 

26. Sıbıw adrev &x. Edd. 

28.29. rd ptv Er. or. y. rote. Edd. aliud 

. aliud B, 
Rr2 


314 Branpvıs: 


P-13630. vor. övros aur! (omissis Zuxp. et re) Edd. p.141510. widetur autem B. || 3’ äv sul m. Bas. 


languere Socratem, cum ipse sit B. 
*31. aA. 19 d& Erepov W. Zoriv Edd.31.34. al- 
terum vero falsum est B. 
33. ein @v id. Edd. proprium erit B. 
36. dyaSa uev 2E dv. Edd. 
*37. voros, xal 7 dtxatorumm Adızla zul =7 dvdp. 
Ald. Bas. omissis articulis Morel. Pac. 
seqq. et iustitiae iniustitia B. 


p-14a 2. dy. Zorıv dvavr. Edd. 


*h. ix. ovea, dyadov tor Edd. contraria 
ulrique cum sit, bonum est B. 

7. &mt om Ald. Morel. Pac. Cas. Erı dt tüv 
Bas. Sylb. || dvayx. Zoriv, &v Bas. Morel. 
seqq. 

8. utv om Edd. 

10.11. ei td Zwxp. üy. co >. Edd. 

11. cum non sit possibile B. 

12. ron erit possibile B. 

17. red. ylv. om ms Pac. incl Sylb. ratura 

habent fieri B. 

18. in anima hominis et iniustitia B. 

19. necessarium B. dvayxatov Sylb. al. 

23. apern ro yevog, rov de ax. Edd. 

*26. IIp. 32 ir. Morel. Pac. seqq. prius 

autem B.. 

27. xupiwrarov Ald. Bas. Sylb. KUpLuTare 
q.c. || xard rev xp. Edd. xaS’ öv Sylb. 
al. “a9” öv re minus recte” Cas. in mg. 

29.,raX. xal npeoß. Edd. 

31. dvrow Edd. 

34. Aoım. ra dvo. moor. ®: dox. Bas. IIT in mg. 

ra dvo incl Sylb. om 2. 

39. elementa enim in geometria priora B. 


p- 145 1. rdgeı] “post hanc vocem inserunt qui- 


dam: ai yap dpxal mporspau row Seupnud.. 
ruy rf rageı. non recte: est enim glossa 
Cas. ai yap... ci ragsı incl Sylb. prin- 
cipia enim priora sunt theorematibus 
ordine B. ii ra&. &otı nal Bas. 

5. eivaı om Edd. 

7. eivaı om B. || rap’ aur. dacx. eivaı Bas. 

Morel. seqq. sdaoxew om Ald. || Zorı 88 

®, Morel. Pac. segq. 

omnium modus B. 


{es} 


9. exeddv om ms Pac. incl Sylb. ‚ferme D. 


Morel. Sylb. || x@&i om 2 Edd. 
12. id quod alterius quolibet modo causa 
est (omissis tod elvaı) BD. 

16.17. qua dicitur homo est. et si vera 
(omissis orı el xal dvriorplger ye) B. 
17.18. qua dicitur homo est, consequi- 

tur esse hominem B. 
19. p£vror ye mp. Bas. seqq. 
0. Tod &X. rov Aoy. elvar Edd. 
1.9 pn [elvar] Sylb. 
2.23. Er. &ripov mpor. Atyor’ dv Edd. di- 


calur necesse est B. 


x 


24. proprie B. 

25.26. &orıy post yeverıs om Edd. || yap tüv 
Tolourwu npor. katıy out ver. Ald. Bas. 
neutrum enim neque prius neque Po- 
sterius est corum B. 

27. Atyeraı xal er. dir. Bas. xal &sı om B. 

30. yuıov korı xal Edd. 

31. 32. zoV elval dorıv alrıov Edd. 

33. d& om Edd. || dicuntur etiam simul 
naluraliter et quae ex eodem genere 
e diverso dividuntur a se invicem. e 
diverso autem dividuntur B. dvrdı- 
pnusva... dvruöimpne tar S. 

35. dtalp. [Umapxovra], oiov Sylb. 

35.36. ut gressibile volatile et aquatile B. 

36.37. dvridiaıpeltar ix T. aurod y. övra Edd. 
dividuntur, quae sunt ex eodem ge- 
nere secundum divisionem B. 


37. 38. eig ze incl Sylb. 


p-15@ 1. haec esse videntur B. | dividitur B. 


*1,2. x. rovrwv Exaorov Edd. singulum ho- 
rum B. 

2. gressibile animal B. ro mov ro m. 
(omisso xal) Ald. rd mm. al ro met. 
Bas. seqq. 

9.10. 58 &r. iripw alrıov (omissis To el 7%) 
Edd. 

10.11. dividuntur BD. 
12. xpovw [Zeri] Sylb. 
"14. Dr. xaln Edd. et secundum B. 
17. neque alteralio secundum locum mu= 
tatio V. 1. Lat. unde Buhl. suspicatur 
2 Miolweız excidisse. odre db mar y 


FAR. LECT, ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


xard romov ueraßodn Evi tüv elpnutvuv cun- 
Batveı Ammon. vulgatam bene explicans. 
neque sane ferenda foret 1. ovdt arrotu- 
ciusnx. Tr. p. cum stalim sequatur de 
mutatione disceptatio. 

Arayem. ovuß. dar. yuäs Edd. yuivg.c. 
aut plures B. 

xowwvoueng Edd. zulla aliarum motio- 
num communicante BD, 

xat om B. 


. mox vel augeri B. 


edeı aAAorodeSar Edd. &deı om ms Pac. 
incl Sylb. 

alteratum vero nihil factum est B. 
= utv nv. Edd. 9 uev xlınaıg npepla q.c. 
“minus recte.” Cas. in mg. || ivaurlov Edd. 
bIopd Evavrlov ae. Ald. Bas. Morel. &vav- 
tiov incl Sylb. om ms Pac. 

dvrıx. xal N eis rev Bas. Morel. Pac. Sylb. 


om xa! Ald. Cas. 


. ut quae est inferius ei quae est supe- 


rius, et ea quae est sup. eig. e. inf. 
B. || 5: om Aid. Bas. 


» nm > Us ’ Pr n n 
. dyrır. N eig To &vavrlov ro) nos neraßory 


Bas. in mg. Sylb. Cas. al. 9 mv eis... 
peraßornv q.c. Bas. aut in contrarium 
qualitatis mutationem B. 

zn eis Tr. u Ton. neraßorn Edd. aut in 
contrarium locum mutationem B. 

yap al Edd. || secundum qualitatem 
mutatio B. 


12.13. durixeraı Ald. Bas. opposita erit B. 


49: 


td utXav Ald. Bas. || ir contrarium B. 
d: om Ald. Bas. 


. xal ante dnıcr. om B. || Ws ro noccv Ald. 


Bas. 


20. ut contingit ei qui habet B. 
. ul in modio grana trilici vel in lagena 


vinum B. 

Atyeraı to xepau. Edd. Exeı pro ix. Aty. 
q.c. || oug mupovs Bas. 

ovv ydp r. Ald. Bas. || us &v &yy. ex. Ay. 
Edd. 


. Atyeraı de xal 6 dvnp y. Edd. dieitur 


etiam vir uxorem habere B. AeyousSa 
dE xal yuvalxas Exeiv q.c.: “quae lectio 


p-15029. 


+30. 


3 


17. 


27. 
28. 
30. 
31. 
32. 


[RL 
eN)ie 


Ert)ice 


315 


minus quadrat ad sequens membrum. 
cf. Muret. Var. Lectt. VI, 7.” Sylb. 
ex. eivar' oud. Edd. Tod Exew om ms 
Pac. incl Sylb. 

&xew Edd. per uxorem habere signifi- 
camus B. || cuvoıxeiv Ald. Bas. Morel. 
Sylb. cokabitaret B. 


. apparebunt B. 


ovonad Zrı x. Morel. Sylb. sqq- 
ovuß. xaraypabousva A (*). 
aurd, drug 386 A I (**) Edd. Yrug om 


ms Pac. incl Sylb. 


, \ \ n 
. raurd rd onu. mpürov, raura V. L. ap. 


Ammonium et B (***). 


k RE u 
. ravra ou. A. 


; yap rabra npayp. Edd. mpaynar. 310 A. 


ed: om A. 


’ \ 
.yı mv owS. I. || 70 Te dAnS. zul ro Wei- 


805 A. Weddog re xal Edd. 


, \ 
. iv om 7. || r& ante fnu. om A. 


. owvd. n duaıp. A. 


Aeuxss A. || nposısn Tı Ald. Iunt. Bas.ıı 
et rır. 

zu om A. | hircocervus enim (omisso 
xal) D®. etenim Be. 

rıom A. | dAnSts rin y. Edd. 


‚Ar an Edd. 
[7 r 
. Xpovov upiousvov ı dnkdca, ns T. 
‚»\ 
. auro om J. 
2. %. 70 xar. A. 
. 24. mwerreyusvors Bas. Ir et IIT. 


3. 70 nepog &rt an. Edd. 


. Zu SE role dimkotz Pour. Iunt. Bas. Iır in 


mg. in his B. 

3div rı onu. Edd. *öötv co. x. &auro om 
AretıBer 

10 dt ukv ouv®. Bas. IT. 

rom Beb. yEroı zul Ald.Iunt. Bas.rıetrir. 
xeital ye öv. Edd. 

tw om A. 
33. ori... 
et Boäth. pphr. 


un Svros confirmant Ammon. 


Ammonins cod. Reg. 1492. 
lIoannes cod. Coislin. 160. 
Boethus. cuius prima editio indieatur litteris 2°, 


secunda (Venet. 1566) 2°. 


316 


p-165 1.2. ratio autem... 


418: 


17. 


Branviıs: 


eadem, sed differt 
quoniam B°®. alcy Bas. ıtı in mg. 

del dıdibepet‘ olov Edd. dudaeger incl Sylb. 
om B. 

Ayo 8’ om A. 

“yp. xal dei av Umapxovruv anu.vide Am- 
mon.” Cas. in mg. ei dt xal Stu rıvks 388. 
Rorev Exew Tnv ypabyv, "al del TOv Umap- 
xavruv ec. ds, olov T. x. um.” xadamep ö 
biocodas Tlogbuptog Önslv, Epäuev xTA. 
Af.atb. 

zöv om A. || dv Umoxeinivo ovruv Edd. 
övruv om A. n iv üroneinivo om V. L. 
ap. 4. neque de hac neque de illa (v. 10) 
V.L. quidquam ap. Boeth., qui et in 
prima (p.218) et in secunda commen- 
tar. edit. (p. 306) vulgalam sequitur. 


. dab. 8: dA. 


. similiter 


autem curret et currebat 
Beb. ou. de xal 79 Uptavet xal vylavev Edd. 
ante Pac. sır. xal üytave xal To vyıavel 
Pac. ııı et ıv. Cas. 

rrweeis Edd. “fort. 3 friuare sicul (v.1) 
un dvaparı Aida mruceis. velmox arusıg, 
ut legit Boethius.” Cas. in mg. “Pac. 
mayult rröcıs en. singulariter.” Sylb. 


. gvönara re &sıw Edd. praeter Pac. ııı et 


Cas. 


. &derw enu. Morel. Sylb. sqq. 
. neque enim signum est rei esse vel 


or « 

non esse, nee si ipsum “est” purum 
. . \ 4 Pi 

dixeris De®. & yap ro eivar onuelov &orı 
m ‘ a \ “x yar x 
Ts rpayuaros nun eivaı et al. 1: use Y ro 
Ir a 
elvaıy 


dose scripta ap. Ammon. f.46. 


pn ev. ann. &sı ad ap. V. L. men- 


. auto na9’&aurd om Bed et A., qui f.45 b 


enSev aurd birev, omep Izl xaS$” aurd Ae- 
yonever. || xu$’ iuuro om Edd. 

d%: om A. | *xara ouvönknv om A. 
Be! Boeth. pphr. p.221 et 330 sqq. 
Edd. ante Pac. rır. 79 3% xara auvSnknv 
vuvi mapareheibSul banev wg yuwpindv Te dv 
&x töv mepl 73 Svouarog Ammonius. Mi- 
nime certe necessaria haec verba sunt, 
immo inepta, cum de Adyy non idem 


valeat quod de nomine et verbo. 


p-16528. 


411: 


12. 


13. 
14. 
15. 
dt 
18. 


19. 
49: 
22 
23. 
30 


31. 
31 


bp} 
2. 


Sr 
34. 
36. 


3% 
39. 


7 drobasıs Ayo d* om Ald. Iunt. Bas. 
inel Sylb. A&yu 8: om Bas. tır. *n dnoge- 
cıs oın ms Pac. Cas. 4. Ammon. pphr.; 
omisisse Alexandrum quoque et Por- 
phyrium verisimile est (vide Ammon. 
f.49b), habet vero 2 p.310 sqq. “ye- 
ds xar. h dmodacıs ex glossa. vide Am- 
Cas. in mg. 

utv om A. 


mon.” 


. zpog. rı dar Edd. |) #X n re Edd. 


ec. utv rı Edd. || significat quidem ali- 
quid Be®, 

RN Ext xad’ A. | Gomep eipnrar Edd. 
quemadmodum dictum est B*®. dorep 
eipnraı xal moorepov Ammon. pphr. 

Aoyos utv dr. Edd. ante Cas. ämas Aoy. 
utv o. Cas. 


. vonep elpnrau A, Edd, Be. 


dt om J. || 9 &xmrwe. Bas. Pac. 

ddv un ro Erw N 70 3x Erw A yv Ammon. 
f. 56, Aristotelis verba iterum exhibens. 
N ro dx Erw om , incl Sylb. II 9 zo y 
gac: 

aut erit aut fuit Be. aut fuit aut 
erit B®. 

dr om Bas. 

&n To ow. A. 

rodro npayu. ein. Edd. 

n fnua om Bas. Pac. 

özt uevov I. Zu Ammon. pphr. et 2. | 
eimelv dru om J. 

voce enunciare (omisso üge) Be, 

20. sed ipso proferente B*!. 

n ptv anı. A I. om Bas. Pac. 
ennavrımn om J. 

xpevs A. || “quidam interstinguunt ante 
seraurwg.” Sylb. 

alterum rıs om A Bas. Pac. 


.32. $7Aov orı om A. 


esar an. 1. 
1310 dvrib. Bas. Pac. 
xurdb. dE nat J. 
67 ’ - . 
öv roiovrw om SZ. || determinavimus 
Bet, 
\ 
emeıdn T. 
mAelov J. 


p-17b2. 
3: 
4. 


8 
% 


17: 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


[3 (3 G R ve u 
wg Vmapxeiv Tin un umapxew ]. 
zwi om 1. || xaS’!xara ZI. | vom A. 


ancb. zıs ini Bas. Pac. || Unapyeiv T. || 


*rı om Bet, Bas. Pac. || Erovrar adrzı 
ivavr. Bas. Pac. 

pev rı 84°. A. | elval more iv. Bas. Pac. 
10. avSp. Keitel I. 

prius x2SoAs om I. xaS. ro xaS. xarıy. 
Bas. Pac. 

yapnporanıs adnS. I. *xardb. trau (omisso 
&AnSys) Ammon. pphr. dAnS. habet 
Bocth. in prima ct secunda commentar. 
edit. 

olov orı Erı A. 

utv dv om I. 

arobavrıxög q.c. Gas. in mg. V.L. ap. 
Ammonium, qui praefert vulgatam. 

18. 70 auto I. 7 auro ümoxsıntvw Bas. 
önex. incl Sylb. onu. za ro adre orı Pac. 
zyv xadoA2 Orı xaSoAz emualvacav 7 To 
ayrd £rı Cas. in mg. quae universaliter 
significat ei quae non universaliter 
Bel. xaS. onuaiv. xuSoAs a To are erı 
3 xaSokov rd aura Umoxeiuivw Pacius le- 
gendum censet. acquieverim vel in scri- 
ptura edit. Pac. «f 9 aurd örı, vel in 
Bo&thii lectione eo. 77 r3 2 xaS., quam 


refert cod. B. || un xaSorov Z. 


*21.22. müs AvSp. %. ovd. Ave. %. “addunt 


39. 


nonnulla exemplarıia” Bas. ım in mg. 
om 1.4 Be? Sylb. Cas. al. unum exem- 
plum suffhicit ad rem illustrandam. 
tayraıs Bas. Pac. || more om A. 

äua om A. aua EhnS. eivaıom Bed. aurs 


’ 
euvainSevsw Bas. Pac. 


sr 
. Aeux. zul ur ]. 


alterum ärı om Be. 
x 8, y 97 E} 
xul OTL ESIV. ». XKUL OTL 8X A; 
alterum ei om J. 
, RN : un: 
enualv. raurdv Bas. Im in mg. raurov incl 
‚ B 
Sylb. saiv. ravrov ann. All. Tavr. ann. 
om Ar. 


xal ro &2. Bas. Pac. | 33. &sıv AvSp. AN 
> ’ 

raurov enualver om AT. 

tarı om A. est Bed. toreı Bas. Sylb. al. 


tr g.c. 


p-17240. 
p-18a 1. 


3. 


40: 


. 
27 


29. 


31T 


nm ray I. 
zıvös, ws (omisso 7) Bas. 9 incl Sylb. || 
n un (omisso ws) I. 

AAAo rı dro v3 auız, n dm’ A, Bas. Pac. 
Cas. si autem aliud aliquid de eodem 
vel de alio idem Be®, 


i i Ss 
explicatt. om de eodem p.344. drd rau 


idem vero in 


air? om Ammon. pphr. re auro un rod 
aurod Bas. tır in mg. pn red aurod incl 
Sylb. 

pla drob. nik xarabascı I et Ar. quodigi- 
tur una affirmatio uni negationi op- 
ponitur Beb, 

eipnraı om Ad et Ammon. pphr. dietum 
est Be. “vox eipmraı glossa est, non 
Aristotelis. vide Ammon.” Cas. in mg. 

xal ula dmob. Bas. 

övros ws xaS. Bas. Pac. ds om ms. Pac. 
IA, incl Sylb. universale universali- 
ter Beb. || un om A. | olov Esı m. dur. 
1A. 

8 müs &vSp. A. Zcı Bas. Pac. 

&sı om Bas. %. [Esw, &sı] rs Sylb 


EEN 


&x Ecaı ula I. 

22 dröb. uia om A. || Sein I. | 78 ina- 
ıov övouc inzw Ammon. f.158. 

homini et equo Be®. || avSp. orı forıv 
Bas. Pac. Sylb. Cas. re !zıv Bas. in mg. 
homo, equus (omisso xal) Bet. äusp. 
xal Innos Bas. Pac. 

homo albus est el equus albus B 
*ävSp. A. xal isıv Ir. A. Bas. Pac. 
road A. | orı ri; (omisso 6) IA. 
Ammon. f.102. Bas. Pac. 


dvrid. eivar Bas. 


ab, 


xal om AT. eivaı [öpisusvws] xal Sylb. 


30. 31. eivaı om A. 


32. 


Nexs. unxas. A. 


*34 et 38. x. # drod. AI. Ammon. f.112b. 


Bas. Pac. vel negatio Be>. | 34. 7 aX. 
nb. Bas. 


Undpx. el d40 uv A. ei yap ö utv Bas. in 
- a € 
mg. Pac. quare si B. wse ö utv Bas. 


ei &nrov Bas. 
; i > ‚ 
iml 73 toısrw Bas. &mi rois zorsroıg Bas. 


in mg. Pac. 


p-185 1. dr om A. || Zerıv om Bas. Pac. incl 


Sylb. I 9 um %. I. 
2. nun %. Bas. |verum est B. &X. Yv Am- 
mon. pphr. 
dv. dei ryv I Bas. dv. ty (omisso 4) A 
Ammon. f.1135. 
5. 238 oncr. A. 
6. Smep ir. I. 
TetS. ö more Er. I. || *7. aAmYeveı Sylb. 
verus est Be>. 
9. ovde uam. T. 
10.41. nporepov... einetv om T. 


= 


11. yıvoutvuv Bas. Pac. || Zw 7 om A. 

16. Eoraı dRAd mävra IE dvayung" eiy. Bas. 
did m. tE dv. om B. 

17. o0d. om IT. || ärnSts om BE. || ärı om 
ms Pac. incl Sylb. 

18. Ire ro Isaı sure rd oux Bas. 

19.20. ovußaiver nv xarab. un Bas. Pac. 

21. dA. Av elm. örı%. aua xal Bas. Pac. 

*22. del ündeeiw eis aup. Bas. in mg. Pac. si 
vero erit cras, oporlet esse cras Bet. 

23. &car eis aup. Bas. Pac. 

23,24, veuuaxlav Bas. 

*24. adpıov om Bei Bas. Pac. 

35. 28 dv. Esaı omor. A. Sylb. || om. nv eur. 
ar. eim. A. *on. Av aur dA. ein. Bas.IıT 
in mg. quod tunc ab eo verum erat 
dicere B. 

36. &dtv A. || nv oo r. Bas. Pac. || cl zıwes 
TI. si aliquis dixerit Beb, 

38. ou yap A Sylb. 

39. xarapävaı y anobävar A. || propter ne- 

gare vel aflirmare Be®. 

2. ro om Jır. 

3. ywousvuv Bas. Pac. 

4. ds rd &E I. | eire ydp ax. Bas. “sed con- 
venientius öre.” Sylb. © re Bas. in mg. 
quando enim Bet. ei re A. | ar. rıs 
eimev Bas. Cas. in mg. 

. det om A. 

. el dEI. | dpxy korı A. 

. BovkerSaı IA. 


5 u 
. oAus ori A. 


vosoo 


> 
oO 


. um elvaı duoiwg Bas. Pac. eivar om A. || 
xal ante ro om J. 


Branpviıs: 


p-19a 12. Zorıv om I. || orı om I. || roüro ro A. 


12.13. Sownarıov I. 

13. Star. xal ou dtarundyvaı xal ou duaru. T. 

15. auto äv zur. T. 

15.16. xararpıß. auto Bas. 

16. 7» zo om ms Pac. incl Sylb. || &ıaru. auro 
dere A. 

17. in alüs facturis BP. in aliis fiendis 
Be. | ıyv om I. 

18. dav. ovv or A. 

19. ua. [A] $ Sylb. 

20. EX. 7 Weudns, rd I. Hvar. m Weudng Bas. 
Av &r. (omissis ü Yevd.) Pac. 7v om ms 
Pac. incl Sylb. » ıevöns om B°>, Sylb. 

21. et in pluribus alterum Be®. 

23. un öv om Bas. 

24. dvaynatov‘ & I. || 3 uevroı A Bas. Pac. 

25. un öv dvdyan un Bas. Pac. 

26. orı Eorı Bas. 

27. ävrıd. 8% 6 Bas. Pac. 

29. ye der. Bas. Pac. 

29.30. Ayouev olov (omisso dt) I. dico 
autem B. 

30. utv om I. 

31. ye IrerSar I. yeom A. || vauu. avpıov A. 
3 ulvroı yekodar... avdyın 38 Bas. Pac. 
Sylb. Cas. sed non necesse est futu- 
rum esse cras bellum navale vel non 
Juturum esse Bet. Boethium seculus 
scripserim: ou u. EreoSuu. .. 38 um koe- 
oSaı. Eorat... 7 oux oraı A pphr. 

*33. denepxulrd]. guemadmodumetres Beb, 

34. oroca Sylb. || Eruxev eivar x. A. || imıdt- 
xeoeSaı Bas. Zvöcx. Bas. in mg. 

36.9 un ael um dcw confirm. A pphr. et 
Be®. || uev om TI. 

37. ıevöts Bas. Pac. 


p-190 1. xaı dnobacews om I. 


3. vom A. || dvvarov $: Bas. 
7. nomen autem diclum est et innomina- 
tum prius Be®. 
9. quodammodo infinitumnomen Be:, om 
x | RE} Y u 

xaL OnU. To doflzov ovoud. WOTED Bas. Pac. 

fnua Atym aan AL, Bas. AtywinclSylb. I 
alterum füäpa om A. | koraı dpa mäca 


Bas. Pac. 


10 


p-19b11. 
12. 
13. 
15. 
19. 
22. 


30. 


231% 


32. 
37. 


38. 


p-20a 1. 


25. 


PAR. LECT. ARISTOT. 


xal anobanız om A. 

vel negatio Be>. 

n Eoraı om A. And Zeraı Bas. 

£oraı om A et ms Pac. incl Sylb. 

Aoyog koriv. or. Bas. Pac. 

ravra Eoraı AI. 

drop. röv dmAdv Eger Ammonius f.133. 
om röv anı. id. f.138b cum Be3. 

a. In or T. 

N Tu dvigunmy mpocx. n TO oUx Avdpuwmuw 
V.L.ap. Amm: cl PB p. 377. Cas. inmg. 
Eorıv, &vrad9a y rad. Bas. in mg. ivradda 
incl Sylb. I 75 un dx. I. 

3: om 7. || A. Umso röv im. 1. 

din. 7 Ta ob din. mpocx. Bas. Pac. adiacet 
Be3, 
dvSpunw V.L. ap. B p.387. || npoexeı- 


a} ’ ’ \ - ’” 
Tu avSpunw Mporxsigerat xal TU OUX 


rat q.c. Cas. in my. 
’"Avak. elpyrat Bas. Pac. dictum est 
Be3, || ovrw yeypanraı A°. 

’ w € 

ov. einnd. 

avrix. dArrdaıs, 2X. Bas. Pac. rnR. 
om B. || DAaı ai do I. 
Ammon. f. 141, Be®, 


rpooreStvros A, Ammon. pphr. || aliae 


*"dvo om A, 


autem ad id quod est non homo, quasi 
subiectum aliquid additum Be®: cf B 
p-391. meocteIev, oiov &orı Bas. Pac. 
olovom ms Pac. incl Sylb. 

magis autem plures his non sunt op- 
positiones Be®. * x eirlv dur. Bas. Pac. 
Erovraı Bas. in ıng. 


dpuorrn A. 


. vyalveıv al Padilew A J. Bas. Pac. || 


currere vel ambulare B°®. Syualvaı xal 

' . ’ ’ 
Badigeı q.c. Cas. in mg. || raurov nem- 
ce A. 


Pr r ’ a Br 
« MOLEL 0 XATNYOpOUuEvog TAVTd wg av Eid. 


ed v € ’ - 4 Q 2 
6. olov Eotıv Uyratvuv mag AvSpwmog, Up. 7. 
* QS v ’ € r‚ - Ei 
avSip. — Eotiv oUX vylalvwv mag avQpomog, 
’ € 7} 
oux Upiaivernm. ad. A: cl Ammon. f.143D. 
* v [3 > 
Eat Up. m. AvSp. et Eorıv oux by. m. d. 
om Beb, 


plificatio ab Amm:onio confirmata. 


nescio vero an aplior sit am- 


- ’ 
. 70 dvScums mp. Bas. Pac. Cas. &vSpunos 


Bas. et Cas. in mg. 


Histor. philol. dbhandl. 1832. 


EX COMMENT. ET EDD. 


p-20a9. 


12. 


AT. 
19: 
20. 


tv) 
15} 


13. 


14. 
14, 


EL - y 
.23. korıy ou mäg Avßp. ou dıx. 


x 
. xal tod un Bas. 


319 


AvSp. mpoodexriov. 79 I. mpoer. müs dciv 
AvSpuwmrog ou dtxauog Cas. in mg. 

72 un xaSorov (omisso elvar) A. elvar 
om ms Pac. incl Sylb. 

7 ro undels oud. Bas. Pac. 

n xarabacız n drodarız Bas. et Cas. m 
mg. || *ra oiv &ARa Bas. Pac. ergo et 
caetera Be®, 

18. bavspov erı avraı usv I. 

olov om A. || näv karl CSov Bas. Pac. 

de xal abraı Bas. Pac. || segquitur vero 
hanc quidem quae est, nullus homo 
est iustus, illa quae est, omnis homo 
est non iustus B®. sequuntur vero 
hae eam quidem, quae est B®. v7 ukv 
oUderz Errıv Avdp. d. 7 müs e.a. ou dıx. A. 


sn uv mög... n oödeis Ammon. pphr. 
$. 145 b. näs !eriv d. ou Dix. Bas. 


€ 


n 
€ 


4 


’ 
art. or 


a Ze ’ 
OTL ECTiv cv 


tori tıs dvSp. Six. Pac. Cas. 
7 e.8 

Tıs avSp. n avr. 

PR 1A6: 

dvayn ydp elv. riwva incl Sylb. Buhl. con- 

firmant 2°, Ammon. pphr. f. 146. 


utv om Bas. || xaS’ixaora Bas. Pac. || ei 


54 IN r 
rn. avSp. 8 Six. Bas. 77 88 
i 


7 - 
ort ov mäz Aınmon. pphr 


om ms Pac. incl Sylb. si est verum 


Bas, 

82 ye &orıy Bas. Pac. 

vel non iustus Be+, 
eivaı om 7. 

dveyxn dAnS. n Bas. Pac. 

eirevros om T. 

rı om A Be®, Bas. Pac. incl Sylb. 
d: om TI. 
enualvover I: 
multae Be®. 
Mara dedeıkrau 


abs 


Bas. Pac. ostensum est 


. Keux. avSp. A. 


8. 


5), y x 
kertiv 00x avSpwnog Aeuxog 


N 00x... Kevx. om 3° et 


9 dnob. N ovx 
To) Ecrtuv Bas. 
Ammon. “alii non habent” Bas. in mg. 
14. xarabaver 7 dmobnvar A. xar. xal din. 
Bas. Pac. vel B. 

ei und. 

15. #o%%.. suyxeiusvov AI, Ammon. pphr. 


Ss 


320 


p 20216. 
17: 
13. 
19. 
19. 
20. 


44. 
16. 
17 
18 
22. 


Branpviıs: 


f.157 b segq. bis vel ter. &x röv auyxeı- 
ptvwv Bas. et Cas. inmg. ex pluribus 
(omisso nA. vel uyx.) Be. 

unde 7 Bas. Pac. 

som Al. 

xal ante &v om J. 

ud Äv IT. 

20. xarab. rıs xurd rar. Bas. xarabyceı T. 
zıs ou ula Bas. Pac. oo om ms Pac. incl 


Sylb. xerdbacız uia A. xar. Egaı ua I. 


/. dvrib. korı uıäg Bas. Pac. 
er ‘ 
.25. pia amoxpıcıs I. 


.n om Bas. || äv ein A. dv n Ammon. 


f.161b. 


. &idocSaı T. 
29. pop. 175 dvrid. A. 


. mpocduoptsacYar Bas. Pac. 


N ’ ’ 
n ou rode Bas. Pac. 


. xarnyop. yivsoSaı rüv Bas. Pac. 

3. WAndEs korıw eim. I. 

. ovx ei]. 35.36. citharoedus Bet. 
). ducrı ix. Bas. Ammon. f. 164 b. 


. noir ra droma Bas. Cas. in mg. multa 


inconvenientia Beb. || z05 om I. 


. auro om ms Pac. 2°, incl Sylb. || aurs 


xa$’ auto Ammon. pphr. f.165. 


ouurmenkeyuiva Bas. Gas. in mg. 


2. eis äreıpov om A. habent Boeth. p.409 


et Ammon. f. 165 in pphr. 


. alterum Suxpdrns om A. Socrates So- 


crates B°®. 2.3. alterum Zwxp. et xal 
2.2. &uSp. xal ei ävSp. perperam incl 
Buhl. cf Ammon. f. 164 sq. 


. alterum &vSpuros om A, ms Pac. incl 


Sylb. Romo homo Be®. 


. UnAbs xals Eruxe byeaı Bas. Cas. in mg. 
. Atywuev Bas. Pac. zunc dicamus Be. 


dicimus B®. 


. dA oud’ er Bas. || oux Eorı A. 


. prius Aevxov om A. 13.14. album mu- 


sicum Be®. 

poveıxov Aevx. I. | citharoedus Beb. 
dva Undpyesi Bas. || dtorı ovre I. 
alterum dvSp. om 4A. || ori Giov A. 
70 dm. xul rd Lüov Bas. Be. 


3 om A. 


p-21a24. vundoyn del dXnSkg Bas. in mg. del incl 


Sylb. 


y n 
27. 73 Eorı tod ‘On. Bas. Pac. Cas. xara tod 


‘On. Is. Cas. in mg. 


29. Zvavrıor. korlv Bas. 
32. korıv eineiv AI. 32.33. eim. dnAovorı“ 


Boca T. 


33. aurod Eoriv 0X örı Bas. Pac. 
35. xal ai warad. Bas. Pac. || ai ante r3 om 7. 
36. xal Zvdex. elvaı nal Bas. 
37. re om /[. 
38. dvrix. ai dvrıb. Bas. Pac. 
p-205 4. de omnibus Be+. || Y dncd. nyxarab. 1. 


5. eivarom T. || ei dE A. roöro om A. 
7.8. ou ro BadiL. ovx dv9p. Bas. Pac. 


+8. dnod. korıv IA. negatio est Be?. 
10. dravray od I. 
11. negatio est B*3. Eoraı od rd un dw. un 


elv. dAA U rd dw. un elv. A. koraı ou ro 
duvarov elvar dAAd To duvarov un eivar 
(ser. od 79 un du. elv. dARd) Ammon. 
f.178 b. 


13. iu. xal ß. A. 13.14. um Tiuv. xal un 


Badıd. Bas. Pac. 


7 
14. eurws A. 
eh ec LEER 0 / m > m 
15. &x äv Zvepy. I®. || Un. nal n dnob. To auru I. 


18. bares xul drobaeeıs Bas. Pac. Cas. xat 


anchb. om D°3 et ms Pac. incl Sylb. 


19. &orı om A. cuuß. yodv ix Bas. yap Bas. 


in mg. 


20. äua bavaı (omissis xal drob.) 4. | nat 


ante xar& Bas. Pac. 


21. quae opponuntur Be&. | zarabaceız 1. 


afiirmationes Beb. || xarabaesız yeve- 

oSaı xal dnob. Sylb. Cas. yertodaı dd- 
; - 

ceıs x. am. Bas. Cas. in mg. 


22. magis eligendum Be. 


r \ rt iR x er 2 
F3iaTo: d. elvar dA 8 TO duvarov un elvar Z, 
mn 


Bas. Pac. AR... un eivar om ms Pac. 
incl Sylb. non possibile esse et non ea 
quae est possibile non esse Beb. 


24.25. xal yap... Evd. eivar om A. 
26. d: om Bas. || oiov om T. oiov adw. te xal 


dv. Bas. 


27. &xeivo I. || 70 ante an om Z. || mpoS8- 


ccıs T. 


11, 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


. xal &vd. (omisso re) Bas. Pac. || meoc®$. 


eicı Stop. 1s.? 
xai ro un Bas. 


eiv. un duvarov Bas. Pac. 


. 72 un dur. T. 
. xaı anle dxoi. om A. 


“in quatuor edd legitur d2£etev, cum re- 
gula postulet pluralem 3e&aıev, ut supra, 
vel Atlico more, ?sssıav” Sylb. 


. 37. al tod d... un elvaı om A. 
. 39. 79 Bor... un elvaıom A, 


. xal ro un A. 


xal to ou A. 2.3. ini red alrod om Bet, 
x = 

un ante eiva om A. 

os mposienrar A. 


. motodvreg Ammon. f.184b. facientem 


B. || auvarteıv pro euvarreiv Bas. in mg. 
swaı om A. || ddeeıs xal drobaceıs Bas. 
Pac. Syib. oppositas dietiones Be®. || 
olev duvarev Bas. Pac. oicov om ms P, 


incl Sylb. 


15.17. 19. 20. dwars 4. || 15. elvar dxoAov- 


Set ro 2vd. Bas. Pac. 


17.19.21. &vdexonivw || 17. dwarz pm elvar 


18. 


> 


*22, 


33. 


35. 


xal &vdexoutvw Bas. 
x , ns x b # b \ I) n 
TO oUx aduv. un elvar xal To un dvapxalov 


un elvar A. 


20. 21. dwars... Zvdeyoutvw Bas. 


ünoyp. 8 Ay. Sylb. Pac. 79 Asyouevov 
Bas. Cas. in mg. quod dieimus B°®., 
un &vdeR. xal ou dur. Bas. Pac. || dxoAov- 
Sodrı Bas. 

dxoAovSer om A. | duoi. fa 00x Aduvarov 
eivaı, rn 8: Bas. Pac. Cas. n oix ddun. 
eivaı om BD. ms Pac. incl. Sylb. 


> 
ou duwvard A. 


. alterum eivaı om A. 
SR 5 9 
. mus &xeı, ent. Bas. Pac. || &xeı post urus 


om A. non eodem modo Be. 
avayxatov (bis) Bas. Pac. 

dvaxokovSsiv Sylb. Cas. in mg. 

tal; ertgaıg Bas. Pac. 

ö yap dd. Bas. Pac. nam quod impos- 


sibile est Beb. 


. roüro dvayx. Bas. || sed potius non esse; 


an 


quod vero Beb. +58: &3. AI, Bas. Pac. 


p-225 7 


[2 


321 


. 7. dvayxatov Bas. Pac. || cu. dxoAovSer ri 
Bas. Pac. 
&reıdn ov Bas. Pac. 
R = ee 
. zö uev y. Bas. “nominativum probat 
etiam Pacıi versio” Sylb. 


14. 73 ye $uw. Bas. 

15. dxoA. rd dduw. eiv. Bas. 

18.24. dward A. 

21. 2° dvaynutov Bas. Pac. 

22. Asim. ovv Sylb. 

23. dvayxalou I. 24. 75 froneuns q.C. 

27. re om A. 

30. re om Bas. Pac. || yap &v pn Erraı A. || 
n dnobarız dxoA. q.c. Cas. in mg. 

33. dvayxalov I. | eivar, Were TI dvayxalov 
elvaı 73 dvvardv elvar Emeraı Bas. in mg. 
dere... Ererar incl Sylb. 

33.34. Boxer elvaı Bas. Pac. 

35. un elvar mau ydp 79 Iuvardv tiuverQa xal 
un reuverSau duvarov Bas. in mg. || zär... 
duvarov incl Sylb. om B. || necesse esse 
contingere non esse B®. n. e. contin- 
gensn.e. B®. 

36. av. 2: Bas. Pac. ®n Bas. et Cas. in mg. 

p-23a 3. alia vero possunt B°}. 
5. ovom B®, 
6. dvrix. Zar! dexrixn, 03” Bas. Pac. oppo- 
sitorum est Be®. 
8. dv om A. 

12. uovars 2orivn Bas. Pac. 

13. &nS. Zorıv ein. Bas. Pac. || rd Iuvardv 
eiv. Pad. Bas. 72 duvarov Badic. Pac. 3 
un duvarov Bas. et Cas. in mg. || &uve- 
zöv et un ddivarov V. L. ap. Ammon. 
f.195b. non impossibile Be®. 

14. n eivaı om eivaı n un elvar' xal I. 
wel esse Beb. 

15. oödv om Bas. 

17. uepsı Ovrı v0 Bas. Pac. || Zyrı Eiberar 12) 
Bas. Pac. 

18. u&vroı ro mäv Bas. Pac. 

19. xei 72 um A. || prius 7 om Bas. Pac. 

20. Tara ra tour. A. 

21. dav. 8: A. 

22. sempiterna et quae actu sunt Be®. 


. meerspov Bas. | actu sunt Be®. 


Ss2 


1 


ua 


8 


0. 


Branpviıs: 


alia vero sunt actu cum possibilitate 
Be, 
xpevo 3: A. | prius 38 om 7. || alia 
vero nunquam sunt aclu sed pote- 
state solum Deb, 
To Aoyw om A. 
45 ro Bas. Pac. || &dıxog [Errıv] Sylb. 
axorovSer om A. 
3 ee 
&vayriov Zoriv, olov I. 
EN N, 
av. onolws exeid. 
ivavr. eoraı I. 
quae opinio falsa opinioni verae contr. 
B*. Weudrs iv. &AnSer Bas. Pac. 

L 4 
dvribärews I. 
Tod dy. AAnSns T. 
dokas om A. 
&rraı om Bas. Pac. incl Sylb. 
za ray öv. Bas. Pac. 7% Ev. eva om A. 

u E} 
8. dyas. dcka orı koriv dy. T. 
r 7 y a a 
Eorı 2 orı @AAo rı or inclSylb. est vero 
et alia, quoniam aliud aliquid est, 
quodnon est Be. quod aliquid aliud 
est D®. 
4 

11. 009 dcaı un Un. om A. 


est, g.n. 


11. um Undpyxei 1 


1 


3 


tv orscaus A. | eisivom A. 


15. fallacra B®. || xai post terı om A. 


17. un ward I. ou xaxdv Sylb. al. ou sand 


Bas. Cas. in mg. magis autem est in 
uno quoque vera B*. m. aut. in uno 
vera est B®. 

oiv om A. 

od aute orı om Bas. incl Sylb. 

\ N nm ENG | 
xaxov TO ayanov TOUX.C Bas. To ayalcv 
incl Sylb. om Be®. || ein om A. 

21 beud 1 [3 - Dr m } Pac Er ’ 
21. ıWeudngn rou day. rung am. . TE aya- 
8:3 om Bas. incl Sylb. falsa de bono... 
opinio Beb. || xig dvribärews y A, q. c. 
negationis Be>. || n dcEa tod !vavr. I. 
närrov IP. 

nn | ’ ® 4 = 
nr. . auto yivog Bas. in mg. y£vos incl 
Sylb. om Be8, 
n ıns dmodacews AI, Bas. Pac. Sylb. 
> G . 
dvribacews q.c. Cas. in mg. contra- 


dictio Bet, 


27. Esıdb 1. 28. walraurnv Jet I®. radra Z°. 


p-23629. dvrıd. [xparer] Syib. 

30. rl rourwv q.c. 

31. un dvSp. A. 

32. alraı al amobareıs iv. AI, Bas. Pac. ai 
drod. om mis Pac. et Be2, incl Sylb. || 
al ns dmobarews g.c. avrıbarews Sylb. 
Cas. in mg. || ei öuolws I. xal Erı ön. A. 

33. alterum 5 om A. 

36. si ante !vavr. om Bas. Pac. 

37. An. 3A. 

39. dx AnSns yap au V.L. ap. Ammon. 

40. Aein. &4 rn Sylb.al. quae est non bo- 
num B+. non boni Be. 

p- 24a 1. orı dy. (omisso ovx) A. || aux dy. dAnSer 

Bas. in mg. &@AnSer incl Sylb. || Zvavrlov 
I. Zvayria ewaın A. ein äv Zvavria Bas. 
Pac. | un om 4. || inter Wevdns et ydp 
litura 4 in mg. 

2. oix dy. [ein Av Zvavria] Sylb. ein av Ev. 
om nis Pac. 

3. davepev du Sylb. d.d& q.c. &. örı Bas. || 
nihil inter est Bet. 

6. Zorıv om A. || dy. day. torıv Bas. Pac. 

7. sn mäu or I. || 60m AI. eadem est ei 
quae opinalur id quod bonum est B. 

9. zäv Orı dv A. || $8 om Bas. Pac. 


p- 245 1. vor: Orep im A. 


2. xul dmobaceıs om T. 

3. orı ri ar. I. | xar. utv iv. n dm. Bas. 
Pac. 

4. zn om AT. | dyaS. tor 7 T. 

5.6. vmobarıxag den ou mäsn ou mav A. av. 
rıub. d& n orı ou mäv Bas. Pac. post ou 
räg. duverd d: drı Lria v. evanida. dave- 
pov dt A. 

*7. ovre dvridacıw AI, Ammon. f. 216. 

8. nepi aura Bas. circa eadem Be®. *nepl 
ravra ms Pac. Sylb. al. 
p-24a10. # ox&bıs driv Edd. (*). 


(*) Ad prima Analyticorum capita editiones praecipuae, ad re- 
liqua Basileensis tertia anni 1550 tertiaque Paciana totae collatae, 
alıae passim inspectae sunt, e Sylhurgiana et Casauboniana notae 
lectionesque marginales adıunctae. Latinam Boethii versionem com- 
paravi, e Veteris Interpretis versione addidi locos nonnullos a Buhlio 
excerptos. Interpretes praeterea Graecos adbibui tam editos quam 
ineditos, variamque lectionem enotavi vel ab jis memoratam vel e 


paraphrastieis corum explicationibus eruendam. Aristotelicas deni- 


p-24a11. 


12. 


p-240 11. 
12. 


13. 


18. 
19 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


mepl dmodeıEw nal dmısyunv dmodeıxtianv... 
ypaberau DE Ev rırıv 3 duo ra v dAAa da Ta 
eo, imisnung dnodeixrixng Alex. f.Ab. mepl 
0 ugs D > er 
dnodeıkıw xal tmiormung drodeixrixns Ioh. 
Philop. f.v. Anonymus Cod. Reg. 2061. 
Paraphr. Cod. Reg. 1918. B ei Edd. 
torı om B. 

x 67 ’ ’ ‘ x ’ ’ w 
rıva Töv avrıypabwv xal TIvog AMO TLVOG EX EL. 
AAA Ausıvov TO moürov novov. Ioh. Phil. 
f.vır. xara rıog Alex. f.5. 

&p. mus dvrid. Edd. || refert B. 
ücte &sl Ald. Bas. al. sa Morel. sqq. 
erit B. 


“ q ve ’ 
. ävreddev I7Aov orı To "xara Tivas” &vdtxe- 


raı Aaßelv xowüg Emil re rg xarabareug xal 
EnAoüv 
Fr 2 ’ ’ \ce 14 » 

Eoıxev OTL Xolvov EoTi TO "xara Tıvog” xTA. 
Alex. f.5 b. 
Iunt. Bas. ıı. Cod. Accoramb. om B. || 


= ‘ . 
ns arobacews Ioh. Phil. vııt... 
N Tag ano wos add. 


7. xara rov eip. rp. Edd. xara om ms. 
Pac. incl Sylb. Cas. 

contradictionis est B. 

Zst om Edd. quid est ergo B. 

rivı Sıab. Ald. Bas. al. rd Morel. sqq. 
et quid differt syllogistica a demon- 
strativa B. 

edv. 9 un Edd. vel non esse B. 

rt. rı röv xeınivov Ioh. Phil. f.x. cf. 
Alex. £.7. 


20.21. “omnes Edd. nominandi casu ha- 


que 


bent r3 da raörz c., quum dandi casu 
praecedat r& radra elvar.” Sylb. r& da 
r... 18 undevos. Alex. 8. wm d.r.. 
75 und. Ioh. Phil.x 2. #3 un?. Ald. Bas. 
Morel. +2 u. Pac. sqq. est nullius in- 
digere B. 

&r. &ripov Ald. Bas. £rtpw Morel. sqq. &v 
&repw Bas. IT in mg. 

Atyonev Alex. et Ioh. Phil. £.x1d pphr. 
Aym Ald. Bas. dieimus B. 


is in loannis Philoponi ad Analytica Priora commentariis 


obvias ad duo codices manuscriptos excussi A. Reg. Paris, 1917 
et ©. Coislin. 160. 


Codieis manuscripti Pacii et q. c. (i. e. quorundam codicum, 


sc. impressorum) lectiones, in prima edit. Paciana enotatas, a Syl- 


burgio repetitas, ab boc mutuatus sum, cum illa ad manus mihi 


non esset. 


p-21529. 


p-25a 6. 


323 


nihil est sumere subiecti B. 73 üno- 
xeruevou Aaßeiv Edd. 

av. rolc opoıs dvrispedew Ioh. Phil. f.xıır. 
Le 4 af ’ Ye a. ’ 

n pev av xaSoAov amrobarıxn kauen dutispe- 
dsı Alex. f. 102. I av. 
Bas. ırı. 


xaSoAou r. öp- 
necesse est universaliter in 
terminis converti Vet. I. Lat. uriver- 
saliter om B. 

nv DE xuraberıx)v dvrisp. (pluries) Alex. 
f.105 et 11, Ioh. Phil. f.xrır in pphr. 


12.13. ei ö auSp... xal ro Lüov Bas. 


14. 


15. 


toraı Ald. Erw Bas. Morel. sqq. ergo 
sit B. 

under! rd P’ Alex. pphr. f. 115. Ioh. 
Phil. £.xv2. H und. röv P' Morel. Pac. 
al. | xö @’ 003. Ald. Bas. 


16.17. under tov ß’ Ioh. Phil. fxvd. und. 


47. 


DD ty 
[eB7 


30. 


73 ß' Kdd. || zullum b esse a B. 

tod ß’ ri Ald. Bas. al. || eorum quae 
sunt b B. || si vero omni b inest a B. 
el &sı dt m. Morel. &sı incl Sylb. Cas. 
ArsB Alex. f.12. || Umapgeı Edd. inest B. 
oudevi ru & Alex. 1.1. 

alicui b B. zwi rö P’ Edd. || et b aliewi 
eorum quae sunt a B. 73 « q.c. Ald. 
Bas. ır. röv Bas. rıı. Morel. sqq. 


. nulli inerit b B. +3 £' Edd. 


. . 7 at 
alicui eorum quae sunt bB. tw ß 


Morel. sqq. 3 ß’ Ald. Bas. || ru! rd a 
Alex. 1.1. alicui a B. zwi om Pac.ıt. 
Gas: 

73 Bi umdevl... rd d p. Alex. f.122. 
Ioh. Phil. f.xıvd. nullöb...nulliaB. 


31.32. wi x ’ Alex. et Ioh. Phil. 1. 1. 


alicui b contingat B. 


33.34. dv rurw dudbopog ni ypabn biperat. Tiıva 


34. 


38. 


m , ’ 7 v 2} \ sur 
ptv Tüv dvriypabwv arwg Exei el yap evöe- 
xerar undevi.” Ta uevror dxpıißssepa Tüv 
> ' r Lizee} \ \ BL 4 » } 
dvriypabuv Exeı “ei yap un dvayın Ich. 
Phil. £.xv db. eiyap un avayın Alex. f. 13. 


“yp. el 


non si non ex necessitate B. 
yap vöixerar umderi, ait Phil.” Cas. 
in mg. 

zwi 3 £’ Cas. Ioh. Phil. et Alex. ali- 
cui b inerit B. zwi röv ß' Cas. in mg. 


xal ydo al ro dv. Edd. 


.se habebat B. || 


Branpiıs: 


alicui a contingit B. 


. a’ undevi 73 B' Zvdiynrar" 828. Edd. dvde- 


xerar incl Sylb. Cas. 


.nomB2. 
. olx 2E dvayuns odx ümapxsı Ioh. Phil. 


f.xvıb. non ex necessitate inest B. 


£ N D ‚ 
&x ZE dv. um ümdpxeı Bas. x EB dv. Umdp- 


xsı (omisso un) Pac. Sylb. 


. 10. equum inesse... equo inesse B. 


Inmov elvaı xal Edd. 


. necessario B. 


ini ro noru Edd. 
sed et universalis 
quidem B. 


= > x x 7 ’ 
.26. apxn Aoımov TE xeımevou nyouv TE AuTe 


’ 
npwrou A. 


>. Atywuey Edd. dicemus iam B. 
. näs om A. habent Ioh. Phil. f.xvır 


pphr. et Alex. f.14b. omnis syllogis- 
mus B. 


. mpor. yap mepi Bas. Pac. mp. den. Sylb. al. 


6 om Bas. 


4. prius 7 om Edd. 
. medium est B. 
. dv. xal rd a Bas. Sylb. 


y, 23% 70 a’ q.c. Pac. Cas. in mg. erı 


Sylb. Cas. 


. prim. ümagxeı Bas. text. Cas. in mg. || 


rd y ündpxeı Cas. inmg. || *mavr! 75 uerw 
üxchouSer A C, Alex. f.18 b pphr. et 
Edd. omni medio consequens est B. 


. imieyxsı om B. 
. undevi Umdpxeiw, Züov Edd. || guando 


vero (omisso 23) BD. 
termini vero B. 


. utv &v övr. AC. &v om Bas. incl Sylb. 


Cas. 


erı om A. ARE xal Erı q.c. Cas. inmg. 


. re om Edd. || dvdyın C. || av. &rus Exeiv 


C. Edd. recessarium est B. 
&x: iRov örı C. Edd. manifestum quo- 
niam B. 


: mpos 7 Sarepov A. 
. impossibile est B. 
. utv om C. 


dv om A. quae sub medio est B. 


p-26024. 
25. 


26. 


32. 


34. 


35. 
36. 
37. 


38. 


39. 


p-265 1. 


2. 


!cı xard mavrd; Bas. Pac. 

zav y C. I xal si ro a To tv PB! under 
im. 72 3: Pr. iv y C. etsia quidem 
nulli b inest, b vero alicui c B. 

7. röv y C. alicuic B. y ündpxeı dv. 
Bas. Sylb. “ir. repet. ex Is. (Bas. ııı) 
“parum alioqui necessarium.” Sylb. 

x ’ Rx a ‚ B EG ’ 
n dnob. N xarab. STE adtopisou ETe x. H£p. 
Bas. Sylb. Cas. «3. ro xara.u. C. ovre 

’ EA Ei 1 - ’ 4 
anob. 3re xarab. gTE adıop. TS x. HEp. OvTog 
Bas. et Cas. in mg. *arob. 73 ddtopige N 
73 x. p. Pac. || Song 88 Tauens (TI neido- 
vos neoTtaceug) N inl n£poug N ddtoplorou, 

’ ‘ - [3 GB - 1 
acukkoyızoı nacaı ai nunmAoxat... TE d: 
zarte Epos elmev dvri Tod rng ueilovog xTA. 
Alex. f.20. cf. Ioh. Phil. f. xxı 2. Il 
non erit syllogismus nec affirmativus 
vel negativus indefinita vel particu- 
lari sumta maiori Vet. I. L. || ron 
erit syll. neque cum afıırmativa ne- 
que negativa neque indefinita neque 
perticularis sit B. 

FR EL U 50 } Aun.e 0 
75 y vrapxeı hi pn unapxeı C. | 7 un vmap- 
x:ı om loh. Phil. pphr. xxıb. (ovxtre 
immyayev “n un Unapyeı, dcr xri.). vel 
non inest B. 


ubi non inesse B. 
nom B. 

x x ve ’ n3 x ’ 4 
To ubv rivi un undexsiv, n un mavrl aubo- 


Tepu ng iml uepas dmobarıxng dsl SnAurıxa 
xt. Alex. f.20 2, omissis in pphr 
n Umdexsın. inest velnon inest B. 
termini omni inesse, album, equus 
cygnus; nulli inesse, alb. B. *öpa 
Tod ukv mavrl Umapxeiv A. Imm. x., TOD un- 
Sevl ündpxew, A. inm. x. Bas. Pac. 

idem autem B. || ddicp. ein. oU2” Bas. 
Pac. 

äxpov d. ad maiorem extremitatem 
quidem universale ponatur B. *xaS. 
te$% 9 Bas. Pac. || xarmnyopıxös 7 arepn- 
tıxas A. 

mpos rd Marrov AC. 


x ’ 5 x x y 
. un Vmapxsın un mavrl um. CO Pac. To yap 


‚ı 57 ve ’ > € ’ 
auto Taro xal tivi Umapxesı xal 8 mavrıl umap- 


x:t Ioh. Phil. pphr. f.xxır. Praeter 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 325 


particulam ei etiam verba n un mavr! om 
Bas. # un =. dm. incl Sylb. Cas. vel non 
omni inest Bet V.I.L. 


p-266 5. Umgpyxesı 70 uer. Bas. 


7. y. &p. (omisso oi) C. 

9. xard rare; Cas. in mg. 

11. xat oi om C. 

12. sumantur alba, de quibus B. 

14. xarıy. mavre; C. xard mayros x. q.C. 

15. röv y C. alicui eorum quae sunt c 
B. || &AnSeveı C. 

16. et nulli inest (omisso et) D. 

17. his terminis B. || örapyxeı A. || in. ovx 
£saı cur. Bas. text. Cas. in mg. 

19. örı 70 dr. Bas. rö Bas. ııı in mg. Pac. || 
curr. wdauds Yu Bas. 

20. ‚del... dur) ra dEirov yap ouvdeonov nera“ 
Außeiv* ypiversı yap ourwg wabkotepov To 
Aeyapevor. Alex. f.22. 

21.22. x. ntpos y % (omisso Atyyraı) C. di- 
cantur B. 

22.23. xarnyopixdv 79 88 erepnrixov (omisso 
Atymraı) Bas. text. Cas. in mg. Atyyraı 
om Pac. 

25. Aeuxov, AvSpwmos, Suov Sylb. al. 

27. ourus om C. sic se habere B. 

28. ein. nal ddv ourwg Exwaiv ol Opoı avayan 
yeviotar cvAkoyıcuov AXiwg Bas. Pac. 
xal dv... y. auARkoy. incl Sylb. Cas. || 
aAAug d ix. Bas. Pac. 

29. ol &v TS aus C. 

30. *q. ec. imırekcövrar. sed &mırekstovrSat, Si- 
cut et simplex reAsı3oSaı, quorum utro- 
que in sequentibus utitur aliquoties, 
magis respondet rö rekety auAkoyıoud, 
quamobrem cam scripturam cum Is. 
(Bas.) edit. sequi malui et hic et infra 
p-28 @5 et 29a 20” Sylb. 

31. 3eixvuvraı C et Bas. 

32. yap xal rd C et Bas. Pac. alicui et 
(omisso altero x«i) D. || x. un®. (cmisso 
0) C: 

36. Asysraı ©. dico B. 


p-27a 1. ow &vr. 7. 0x. oux Eorar a. ou. C. 


67 5 D 54 
2. röv äxpwv vr. Bas. Cas. inmg. r. öpwv 
Bas. in mg. Pac. 


21 


p-27@3. c)v om Bas. Pac. incl Sylb. Cas. || &vruv 


zöv öpuv Erraı AC Bas. Pac. röv Epuv 
incl Sylb. Cas. || +2 u&rov om A. me- 
dium B. 

4. oödevl um. Bas. Pac. || *xäv np. AC Bas. 
Pac. etsiB. 


To... underl... To... navıl. A. 


m 


7. ünapxsı € Bas. inerit B. || om ye C. 

8.9. obd. tiv EC. nullix B. || Verba a 
codd et Bas. in mg. addita, ei yag ro w 
3devi rd E 338 70 E umderl zö w, neque 
Alex. habet pphr. neque Ioh. Phil. ne- 
que B. ei ydp ro w sdevi ra v, cuß8 2 
v' #2evi dw’ incl Sylb. Cas. 

9. uev om A. 


RT 4 - = f 9 2 
10. ro v’ rüv & 4devi ümapyxeı C. ro v adevl 


15 E' im. A. | PowAsusSa deigar örı zo v 
oudevi 73 &' ümapyxeı Ioh. Phil. f.xxrır. 
ig de röro (7d auumipuoua) örı To v’ adevl 
zu &. nelrar yap ro v’ ueilwu äxpos Alex. 
f.255. nec x ulli n inerit V.1. Lat. 
*oude mo v’ ra 8’ oödevi Bas. nequen x 
nulli inerit B. 


11. rd w C. || Um. Gore 10 E oud. C Bas. 
12. vv’ C.tovVomB. 


15. 3. aura x. C. || *amayovrag C. || dh eis 


aduvarov drayuyn Xpwpevoug Eat SerEaı 
Alex. 1.1. similia ap. Ioh. Phil. f.xxıv 2. 
ad impossibile ducentes B. || 5 u.- 
Aoy: A. 


18. rar! tüv’ nulra A. | xamyopeitaı Bas. 


Pac. 


19. animal ratio BD. 
20 


Chov—Al9og‘ Mm. Sylb. Cas. al. dpıSuog 
Cas. in mg. xal Sdov cuderl dpıSud" rev 


IE dpı9ucdv ouoiav dxaherev... nusls avri 
tod dpıSuod AlSos Ioh. Phil. f.xxv. I 
riSyow int tod E dpıSuov. davepwrepov d’ 
äy ein ro Aeyonevav ei AlSos reSein Alex. 
f.26. animal lapis B. 

pnte web & urre oöy' C. prius unre om 
B. | under A. 


22. od ravrl ypauun... Tod under) vmapx. A. 


inesse... non inesse B. 


23. Gdov—dpıSu2; Cas. in mg. 
Ey “7 3 
4. eimouey ev aoyn C. 


Branpiıs: 


p-27a25. se habentibus terminis B. N oo yiv. 


ouuntpacpa dvayn. Bas. 70 vupr. dv. Cas. 
in mg. 

26. 70 Erepov C. 

27. 72 uellov AC. ad maius B. | xarmyopı- 
xov H orepnrixov Ad. vel praedicative 
vel privative B. 

28. v0 ERarrov AC. ad minus B. npos rov 
&idrrova dt Bas. Pac. || n:p. re xal Bas. 
Pac. et particulariter et B. || ayrıx. el 
ptv rüv xaS. Bas. 

30. velsi B. 

31.33. necesse B. 

33. dvaynatov C. 

34. Umdpxeı C. inerit B. 

35. rl av 8 oux vmapxe.ı q.c. alicui x 
inesse, quare n alicui eorum quae 
sunt x non inerit B. 

37. ro ubv u nayri röv' Bas. Pac. sin quidem 
omnim B. || önapxn C. ürdpkeı Bas. 

38. wi zö & 79 v’ A. || ümapkeıw Bas. Cas. 
in mg. 

338.39. unapksı C. nam six omniinestn B. 

39. xarnyopeiro C. praedicatur B. || 3: 70 
(omisso xat) €. etm B. 


p.27b 1. &’ümapksıv Bas. 


Au 23 pn. E’ navi, 5 dv’ um mavrl xarnyopn- 
ar #9 u. C. Bas. *xarnyopnrar ro u. Pac. 
praedicatur m. B. 

*5. öpoı Tod Umapxeiv C. 6. %., TOD un Umapxeiv 
C. Bas. Pac. termini inesse... non 
inesse B. 

6. 73... under A. 

T. obo. Aldog, rod dE C. od d& um Bas. oun- 
nepasua, ovcia mavrl Aıldw. avrl SE vol 
Aldov autos dv To Marrovi opw povadı 
Euße xard rous IvSayopıxovs xrı. Ioh. 
Phil. f.xxvr. || xal 7 data nacm povadı... 
ni 8 autn delkıg xüv duri ing novadog And°H 
Ai9og Alex. f.27 5b. AiYog Pac. Sylb. 
Cas. uovas Bas. text. Cas. in mg. la- 
pis B. || z03 d& un Bas. 

9. 75 xaSorou rd Cet Alex. f.275. uni- 
versale partliculari B. 

14. v0 3: &’ Bas. 

15. sa &’C. nullix B. 


p-27b *16. uev undert im. C Bas. Pac. nulli inesse 


B. || Zdo»—xıwv —perav C. cf. Ioh. Phil. 
f.xxvib. nigrum-nix-anrimal B. || 
Außwv Opoug Tod undevl neXav x. &. Alex. 
f.27b. 

47. Ruß. öpous, ei Bas. Pac. öp. incl Cas. 

18. pn undpyen. ei C. 

19. etiam m nulli x inerit B.. w dga ouB. 
Bas. 

22. non erit syll. B. 


23. rursum si... ponatur B. 


> 


! no 
25. 0 vom. B. 2. de ro v' Bas. Tov ro $ 


om Pac. 
27. sumere terminos B. 


*28. Yymep xalnp. GC. qguam etprius B. nper. 


ebauev, aAX Bas. Pac. 

32.33. similiter autem et si praedicativae 
Juerint propositiones B. 

34. manifestum est igitur, quoniam si B. 
Lau >‘ 

wg av q. cod. sed tunc 8q. versu 

expungenda est ori” Sylb. os av Cas. 
in mg. 

37. vel huic quidem inest B. r5 utv zwi, 
7% Bas. Pac. rıyı om ms Pac. incl Sylb. 
Cas. 


p: 28a 4. ori xall. et quoniam B. 


5. &mıreAsıyvraı Bas. Pac. 

6. TiSera C. 

10. örav dt Bas. Pac. || inapxeı Bas. 
12 


Aubw xarnyopeiraı A et Alex. pphr. f.31. 


*ıurnyopäuev C Bas. Pac. de quo ambo 
praedicamus B. V.1.L. z& xarmyops- 
peva Atyeraı Bas. in mg. Sylb. 

13.14. moppwrtpw. .. Eyyurspu C. 

17. Esaı xa$. (omisso xal) C. et univers. B. 

18 


- g 9 1-SBE 
övruv rov opwv, or. C Bas. Pac. || vnap- 


xeı Bas. Um. Isar auAkoyiouos örı C Bas. 
Pac. övr. 7. öpwv et Eoraı var. om B. 
incl Sylb. Cas. 

19.20.21. zöv p' C. alicuir B. 

23. xal ra dia Bas. || x. 73 &x$. Bas. Pac. || 
n. ruv anodorıw A. facere demonstra- 
tionem B. 

25. inerunt ex necessitate B. || röv p' Undp- 
Es ron. C. alicuir B. 

25.26. ümapxeı (bis) q.c. 


p 2Sa26. 
27. 
28. 


30. 


10. 
44. 


12. 
14. 
19° 


19. 


99 


zz. 


p 
24. 


26. 


30. 


VAR. LECT. ARISTOT, 


xal eito dA. x. ävulvroC.|pnullisB. 
ünapen C. || rau p' C. 

tponog koraı zig C. Bas. Pac. modus 
erit B. 

Ta mporspov A. in prioribus B. nporspwv 
Bas. Pac. || s guidem nulli D. 

et quando B. 


. opoı reSücı xal C. Bas. in mg. sunt B. 


si maior quidam B. 

00x Eoral cvAhoyisuos Bas. 

xad. 6 8’ dv uepeı meos ro uecov C. 
ptv om C. 


. 23 0’ ümapxeı, to C. Bas. Pac. si r omni 


sinsit B. | zöv op’ C. alicuir B. 
11. zöv# C. alicuip B. 
2 ’ 4 r 
wse Era nalmom C. *usexalrtom Bas. 
Pac. quare etp B. 

. ' Er < 
omnis B. ravrı vnapkeı 73 a’ Sylb. al. 
dmodeigewg koraı" &orı Bas 
xad. xal ini C. xaı om D. 
si enim pomniretr B. 

e I» ’ 1 G 3 
xurny. 6 8 EAaTTWv UEPINOG GTEPNTIXOG, OUx 
C. Bas. 6 2°’. u. crep. om D. incl Sylb. 
Cas 
Eu. Suov AvSp. Sylb. Cas. al. 

’ ’ \ SER | el ERPAFLEr 7 x 
un‘ el yap undevi TW p To m UMApXEL, TO 
\ ’ - [5 \ y ’ - ’ k ] 
dp zwi rag, xalraom ul Tao 00x 
EB } n ‘ G hi 
ünap£er‘ umixsıro d mayri Vmapxeıw. el yap 
n. r. nm. C. Bas. om r. Cas. inmg. ei 
T a \ 
yap...ümapxsw om V.I.Lat. B. || ö xat 
f} r \ \ 
auras (5 "Ap.) deixvucı Akyav el yap mavri 
L., Dreras y \oy ’ \ DC } \ ee) 
Tom ru o’ vum, to dtp rwiruc, xalıor 
et n LIE Io ” II wi 4 4 
twi ta p vmapkeı... kvesı db Außovrag umo- 
Secww rd undei Tu p' Tom ündpxe, derEar 

I%, > \ ” \ ’ n 4 

aurnv dduvarov... ei yap ein Ton ru p yN- 

’ m G f. Y 
devi, 70 p' Ta © Tivl Umaexov... yiveral To 

- ’ 

m 7 a’ il un umapxewxrı. Alex. f.33b. 
. .y* . Li} 
similia ap. Ioh. Phil. f.xxıx db. “haec 
verba non videntur Aristotelis, quan- 
tum ex Alexandıi et Philoponi exposi- 


tione patct.” Bas. in mg. 


. nullir inesse B. 
. za mportew A. in prioribus BD. || np. 


Asurlov' ad. C. 


. und. vraexew Bas. inmg. || &AnSevsı A. 


oux tsaıc. A. Esı C. non erats. B. || 


Histor. philol, dbhandl, 1832. 


EX COMMENT. ET EDD. 


p.28531. 
32. 


1. 


327 


\ 7 2 2% \ 
bavspov ouv oTı oux Eorat nuAAoyıcuos om 
ms Pac. incl Sylb. Cas. manifestuuw 
ergo est, quoniam non erit syll. B. 
ovv om Bas. 

8’ 5 ukv orep. Bas. 

m 4 en?» r ’ 7 
Tav Opwv, 0 8 Ev uepei xarnyopıxag, orav C. 
Bas. Pac. || minor autem privativus B. 
ö3’dv u. xal om 2. Alex. et Ioh. Phil. 
incl Sylb. Cas. 


67 ’ 
. map wi. 
. uecov d& dub. C. Bas. 8: om 2. 


2 wert a g v Ye 
opoı ToU Vmapxeiv, orav C. opoı Ta un Um. 
w \ ® 

Bas. Pac. Tod pm Um. incl Sylb. Cas. 
termini inesse B. 
2. d. dvSpwmog dyp. Tod un Undpxew L. 
r} ’ “ 54 ec » ni 54 
enisyun ayp. C. ayp. Ta Um. &. avSp. dyp. 
Bas. Pac. ro Urapxeıv &hov AvSp. Ayp. 
inel Sylb. Cas. non inesse B. id ubv 
T 3 I ET 1 BL N. > 0 
ouv ein y EAattwv naSokov arobarıxn, opas 

rQ „a I um Y 
rapariSerar r3 ukv marti, Swov-dvSpumog - 
y DEN - ’ ‚ 
aypıov... ToV SE umderi, Lwov-Emicraun- 
äypıov Alex. f.34. 

x nt GN 
peid.  xaSors, rod C. neißw [7 xaSore, 
6 82 &Adrrwv dv uepeı] 72 utv Sylb. Cas. 

a d 
Ruß. opous, ei Bas. Pac. cp. om Sylb. 
omnir insit D. 
n ’ Lip .- . * . 
tu © ündeEeı C. Bas. Pac. inerit alicui 

2 

s D. || od’ orav C. 


7.8. d utv rivi (omissis Umapxn... N 5 ukv) C. 


9 


12. 
15: 


16. 


16 
192 


ovdauds om C. nullo modo B. || 3: 
om C. 

re om Sylb. al. 

eicl xal oi C et Alex. pphr. f.34b. xal 
om B. 

17. 70 xaSorov auAdoyileotar C. 7. xaS. 
cuAroylcacSaı Bas. Pac. 

18. ovre arobarındv C. 

ti xal A. et quoniam B. | Er. rı yiv. 
C. om un A. loh. Phil. vero: ösaı drur- 
Aoyızra yivovraı außuyiar [XXX b. simi- 
lia Alex. f.34b. quando non fit syllo- 
gismus D. 

*zud. xal Zul uipous övr. AC et Bas. inl 
p&psı Pac. Sylb. || rar ulv xaS” Exuorov 
eynua SucLonxHnuoveg odeaı avluylaı Ycav 


devAroyıcroı Alex. f.34b. | Sera deur- 


Lt 


39. 
p-290 5. 
6. 


6. 
Te 


10. 
13. 
17. 
18. 
19. 


21. 


21. 


Branpiıs: 


Aoyıeror yivovraı aubuyiaı 7 28 öuoloexn- 
novwv mpordeswv N &x uepixöv, Ioh. Phil. 
f.xxx db. 
termini et particulares B. dv &p. öv- 


vel privativi sunt utrique 


zwv A. || yiv. To dvapı. Ab. 
or. xal xad. C. et universaliter B. 
tal C. xalom B. 
‚ 4 
MEpulv. UMavres Bas. 


ox. nal deixrinüg Bas. Pac. 


. meguivovraı O. claudebantur B. 


a x m ’ x 
n yap Bas. || under! ro a ro ß, re dtp C 
et Edd. ro a’ 73 ß’om B. 
67 ' 

zearoy Q. | xal om B. 
eis dd. (omisso 73) AC Bas. 
routw oxnparı AC Bas. oxnu. om B. || 
exnu. xara (omisso ol) C. 
7.et 20. ämıreisiovvraı Bas. Pac. 
dd rourwv A. per se (omisso xal) BD. 
Ei 7 > 8. = ’ 7 
äyovrag C. dyayovrag A. || 77 eis aronov 
drayuyn Ioh. Phil. pphr. f.xxxıb. due 
ans eis ddvvarov araywyns Alex. f.36 2. 
to u rwiray ümapkeı. el AC Bas Pac. 
alicui c inerit B. ürapksı om ms Pac. 
* a 5 Y ’ n 
incl Sylb. Cas. || undevi ümapksı ro a’ ru 
’ m 
y, ru 88 Bas. 
yap yiverau dıa v. C Bas. et Cas. in mg. 
hoc enim scimus B. 
72 @ äpa tivi Bas. || oVx ündexeı C. non 

. . . 67 ’ 
erit B. | nam si a omni BD. | x3 ß 
(omisso d:) C. 
n&pog ei &v Bas. 
ev nerw (omisso 5) C. 

' 67 ’ 
npurw Tüv aynuarwv C. 

m > m ’ ‘ a 
cuAkoy. TWV Ev TW MEWTW FXYNUATL, OTav 
Bas. 

- [2 
22. orav... auAkoytounv om C°. orav dk 
eml utpous A. Alex. £.37b. ci 8° &v u£peı 
Ioh. Phil. pphr. f.xxxı b. si autem 
particulares sumuntur B. 
“og D2 
ol xard u. db. owv orı om C. || EH%ov orı 
ee.» ‘ TS} ' (3 A} v 
xal OL Ev Y MEpıxoL avaySmrovral uno TovVg 
> m r L 1 m 93 Li m 
ev Tu npurw xaSoAov dıa Tüv Ev u Mepixiv 
Ioh. Phil. pphr. f.xxxr db. davepev ovv 
Alex. f.375b. manifestum ergo B. 
na9. auAkoyiruovs. nal xuS’ Eavroug uev 


e> a I me ’ ne r 
SL EX TOU AUTOU TXNUATOS MwG EXAUTTOG YIVE- 


p-29027. 


25. 


29. 
33. 
38. 


zaı, xal mo0g dAAnAoug ol ix Tüv Eripwv n 
Pr) 1 Q& a n e 
Tö now n Ta dvaysoQaı eis To meüÜrov. ol 
\ ”r A [13 ’ € x Pe} - 
pev ouv... To db “ay’ auroug ol &x Tov 

E m ’ x x &} ' [ ar | 
AvTov OXNUATOG, zul mpog aAAnAoug ol Ex 
av iripwv” elpyraı mepl TOv Suabopiv 
autav" davepd yapy Sıabopa ray xaS’ Exa- 
OTov oxnua cur Aoyıloutvuv moos ÄAANRES. 
Alex. f£.37 b sq. 
zo zpürov om Ioh. Phil. f.xxxıd. 2. 
Edd. 


et ad eos qui B. || et ad alios qui ex 


y > 
xal xad" &aut... 


aliis vel ad se invicem NV ..1. Lat. unde 
Buhl. coni. xat npds &r Rx, contra Grae- 
cor. interpr. auctorilatem. 

ertpwv oxnuaruv Bas: “at Pacius etiam 
vertit invicem.” Sylb. 

dpxn rav niEewv C. | Un. xal (omisso re) C. 
diversus est B. 

xal vru C. zo om A. 


38.39. 7 um Undpxew om AC. velnon in- 


39. 
p- 30a 4. 


Ss 
6. 
8. 


sunt B. 

verum distabit B. || dolce tv ro C. 

5. da 195 dvriorpobjs om C. per con- 
versionem B. 

dur. Or ro cup. C. Bas. Pac. 

70 nev xa9. C. 


\ N 
To utv x. xarabarızov Bas. 


8.9. on. tori xal y an. C. non similiter 


11, 
13. 


16. 


erit dem. B. 
' 
äml rovrou' el ö&xalx. Bas. Pac. || dvay- 
ms 
xutos &orıv C. dvayxalus Bas. Pac. 
179 [7 7 ’ [79 ’ r 
plEig Tod a axnuaros A. wies dvayxalov 
ve G 
xul Unapyovrog BD. 


% 
yiv. xal rov Bas. 


A ’ Ay 5 
21.22. inely. oa ro ß :E dv. Un. N ovx Um, 


p-305 4. 


*y.torı C. nam si est, accidit B. || zöv 


P'C. alicu bB. 


. xal tod (omisso dı@) C Bas. Pac. 


tor. ouum. (omisso to) C. 
d: y (omisso 78) C. 
quare nec homo B. 


dvayı. d: r2 Bas. 


. ro dt P' nur! rda’ C. bautem omniB. 


ovd’ incl Sylb. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 329 


p:305 5. &8 om Bas. 


9. yap du np. C. 

11.12. et b nulli a contingit B. ou. 7% 
a6. 

14. ör. Egeı xal Bas. 

16. oud. rü P’ Bas. Pac. 

17. cü2t om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

24. Zorlv dv. C. erit necessaria B. 

29. üere xal rd C Bas. 

30. zwi ty B’un C. alicuia B. || *Pacius sic 
vertit: zihil prohibet zo «a eiusmodi 
accipi, ut omni y inesse possit, ut 
mutaltis nominum casibus legerit 73 « 
TsLodrev AnbSnvar, 0 navrl TU y ud. Um. 
nosiram tamen lectionem habet eadem 
Pacii editio, itidemque Isingr.” Sylb. 

30. 31. accipere B. 

32. örı oun frrı rd cuumtpacue dv. Bas. Pac. 

33. et his existentibus B. 

35. y&p om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

38. äv ro £üov Bas. Pac. 


P- 31a. naSorov re 7 xal dvayxala, n 2: Bas. Pac. 


Sylb. | *or. x. u. xal oUx dvapnala, oux 
Bas. Pac. xat oux dv. incl Sylb. Cas. 
universalis fuerit necessaria, priva- 
liva vero parlicularis, non necessa- 
ria B. 

6. P’ oudevi 2v8. Bas. Pac. 

9. yes om Sylb. al. 

9.10. wi zö y' 8x ünmapkeı C Bas. eorum 
quae sunt c non inerit B. 

11. side ro Bas. q.c. 

13. ukv odv oux Umdpxeı Bas. or oux Umapkeı 
(omissis u&v ovv) Sylb. non inerit B. 

16. oöx incl Sylb. Cas. om 2. 

17. elme DE auros “did yap röv adrüv Epwv Hi 
dredeiEis, Evos movov nerakaußavontvou.” 
dv ydp dvriypaboıg Tıal zul TolrTo mpoexet- 
Tet, Orep EX vyıkz eivar dogeı. Alex. f.462. 
ivez u. er. Cas. in mg. om B. “addunt 
quidam &vS5 ueye uerar., sed Alex. Aphr. 
reiicit.” Bas. ımı in mg. Sylb. in not. 

20. Av ömorspocäv 7 dvayxalog Bas. Pac. Sylb. 

21. 79 uev xarny. To SE arepyt. C. 

23. dt xarny. (omisso ze) C. 

26. ünapxsı om C. inest B. 


p-31a29. 30. zwi dvayxadov du ro a rıvi zu Pur. C. 


xal to a tu ß' rivi dv. Um. re yap Bas. Pac. 
et a alicui b necessarium inesse B. 

30. exiua marıy Bas. Pac. mar om B. ms 
Pac. incl Sylb. Cas. 

33. et a alicui b inerit ex necessitate B. || 
e } Ioaı ’ er ’ ’ \ - 
VMAFYEL, TO GE Y TW a Tivl, Xu TW Bas. 

% . 
°ac. 79... uwLomV.I.Lat.cum 2, incl 
S wit r 
Sylb. Cas. ei mavı! Tö y ro P’ EE dvayans 
er \ N y Sdok 2e 
Umapxei, xal To a To P’ tivi vmapkeı EE 
x MER } x } ’ x ’ 
avayuns cod. I. To avriorpeidav ro Cuuns- 
pacua nap&iımev (’Ap. — zul 10 a To ß, 
zwi), iows ws dv abs‘ Hovov 82 Edeıgev 


s or von Pe Tree a Bir 
ortı To PB xat Tw a Tivi ES Avayıng UTApDZEL. 


Alex. f.47 b. I zwi zo P’ ümapkeı Bas. 
Pac. 
x “ 
*35. dvrisrpid. To xarabarızdv, Eoraı tivi Bas. 
Pac. Sylb. Cas. ro xar. Zora om V. I. 
x w 
Lat. dur. 79 xurabarıxdv, Undpkeı zul rd 
' ' 4 t 6 
yrwirdß. wse ei To uva’ oudevl ra Y, 
x d ’ x Du 23 ’ x ' \ DEU 
To d&y rwirö P’ vmapxeı, Tod wird ß 
. ER FE | 5 
8x VmapEeı EE dvayang cod.q. Cas. in mg. 
quoniam ergo convertitur affırmativa, 
erit c alicui b B. vnäpgsı Bas. ııı 
in mg. 
x 3. 
36. vum. 70 a’ EE dvayuns C. 


Al. eipkvro C. | rSy Bas. 


p-315 1. zwi #ö ß’ (bis) C Bas. 7. P' ömdpxeı xul 


ro a’ Bas. Pac. vndexei incl Sylb. Cas. 

3. unom BD. 

4. &rı 38 xal Bas. Pac. || ix röv op. Bas. || 
öp. &v ein Bas. Pac. || ydo om Bas. Pac. 

5. utvom C. || &#'3 room C, ms Pac. Bas. 
incl Sylb. Cas. 

7. avayxatov Sylb. al. 

8. mavri eiv. q.c. Cas. in mg. || dp. el dt un 
C Bas. et Cas. in mg. 

9 n rd xa9. C. 

16.17. zavıl ta y ro P’ Un. Bas. 

17. 2: om Bas. 

18. zö rıl a’, zul ro a wird ß vum. Sylb. al. 
zwi ro ß' im. C. 

21. 9 ante ovur. incl Sylb. Cas. 

25. örav d’ our. Bas. 

26. sic se habebant prop. B. 


27. korı dt xal Bas. in mg. 


%E2 


330 


Branviıs: 


p.31b*29. a’ navri tu y CPac. omni c conlin- 


30. 


31. 
33. 


34. 


git B. 

dvd. Undpxew Bas. Pac. ürapxeıv om ms 
Pac. incl Sylb. Cas. 

aliquem bipedem B. 

dv. xal 79 guunipacua oUx Eoraı dvayxalav 
Bas. om V. I. Lat. et 3. “alii non 
habent.” Bas. ııı in mg. incl Sylb. Cas. || 
ille privativus et necessarius B. 


4 x x > FF. 
oT. m. To xud. or. Texal av. m C. 


35.36. nulli c ex necessitate conlingit B. 


= 


25. 


undevl 2E dvayans &vd. Bas. “LE dv. abun- 
dat.” Bas. in mg. 


. zporspwv Sylb. al. mporspov q.C- 


picov dt AvSp. Bas. 


. xar. y dv. C Bas. 
. quando...universalis fuerit necessa- 


ria, privativa vero particularis non 
necessaria B. 

Sim. xivncısd. Bas. Pac. Sylb. KLvouuevov 
Alex. f. 49 et Ioh. Phil. f. xxxvır in 
pphr. pluries. Bas. et Cas. in mg. || 
uicov dtnow V. L. ap. Alex. f.495 et 
Ioh. Phil. f.xxxvrm. mpooxeırar d8 7% 
dvrıypadun rd “dimouv uerov” xura Tnv TOD 
ypdbovros xar’ dpxds rd Pıßklov Sranap- 
tlav. Alex. || medium animal B. 
ouARoy. oux karaı C Bas. Pac. non 
est B. 


. duboripwSev A. si utraeque B. 


a n y 
. KUL KATnyOopIxwv KAL OT. C. 


d: Su. (omisso 79) €. 

mug re yıv. Bas. 

dicemus DB. Atywuev Bas. Pac. 
dicitur B. 


. röv dvribarınag dyrıx. Bas. in mg. dvrid. 


incl Sylb. Cas. || manifestum ex afir- 
mationibus et negalionibus opposi- 


tis B. 


. nam non conlingit esse, non possibile 


esse et impossibile esse B. 


. N dxohouoövra (omisso dAAMA2ıs) C. se 


invicem B. 


x , 
ro d’ Zvöäyerat Bas. 


25.26. xal ro oux (bis) Bas. 


26. 


r 
n raura Bas. 


p-32427. r. Zariv C. | y. nn Bas. || yap rn darıs a 
drob. C. de omni enim afırmatio wel 
negatio vera B. 

34. un mavri Hundert C. nulli wel non omni 
B. *und. 4 pn m. Edd. 

35. 7ö zwi un C. | ro rwi 7ö pm Tl novov 
dvririSnew Ioh. Phil. f.xxxıx. zwi un 
Alex. pphr. (bis) f£.52. || rd un mavrl rev 
Bas. Pac. Sylb. “ri et legit et inter- 
pretatur Alex. Aphrod.” Bas. ını in mg, 
Sylb. in nota. “sic legunt Alex., Philop., 
Boethus. vulgo un mavri.” Cas. in mg. 
et quae alicui ei quae non alicui B. | 
dnıp. C. 

p-32b 1.2. xal od orep. om B. 

4. Atywuev Bas. Pac. 

5. x. dVo Tpomuwv Atyouev A. dieimus V. 1. 
Lat. dieitur BD. Aöyouev Bas. 

7. Üxal Orwg Bas. 

9. eiv. zöv AvSp. Bas. Pac. | 7 om A. 
aut B. 

10. Ro C. 

11. n Pad. (omisso r2) C. 

14. odv xard (omisso nal) C. ergo et B. do- 


15. 


18. 


vn 
© 


. d. owv &rı C Bas. Pac. 


xel 6 xul ouvderuog mepioaüg xeloIar. n nal 
xutdath. elmev, us xal arAmg dvriotpebechv 
aurav Alex. £.53. | ixaripa A. utrum- 
que B. 

pyv xard m. C. || ye om €. || 70 un med. 
q. c. “sed uv praeter Isingr. probat 
etiam Pacii versio, quod natura com- 
paratum est ut sit.” Sylb. 

Eneivog Exeıv 4 EEeıv im. C. Erw 9 Exeiw 
Bas. in mg. &x. n !&. om BD. Eixew 
incl Sylb. Cas. 

elv TO uERhov C. dıarnv draklav rob uece 
Ioh. Phil. f.xr. eo quod inordinatum 
est medium B. 


&xetvus CBas. Pac. ex illis B. 


. dicemus quando et quomodo el quis 


BD. *xiywpev more nal müs xul vig Bas. 
’ - ‚ 
Pac. rote xal müs a. is AC. 


# 
. 0 te rude A. 


vdexerSarom C. contingere B. 
oöv. om ms Pac. 
inel Sylb. Cas. manifestum igitur B. 


"AR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 331 


p-32436. &vdex. koriv. were Bas. Pac. 2criv om 


ms Pac. incl Sylb. Cas. 
37. xatomC. etinalüsB. 
39. Ecrar cur. C. 
40. manifestum est B. 


p.335 2. B' Wdexerau mayıl ray AC. v2. om B. 


deabiorzpov m AtEız Exew doxel... ul au- 
boripwv Zuunuovevos Tod re xaraburıxod xuk 
To) dnodarıxod ud Tod “rd yap xuS’ cd ro 
Bad. ra evdexeoSaı Undpxe.” xal der 
mporumanovemw, N Zvdixeodar un Undpxei 
Alex. f.54b. 

5. üns ra ß’ Bas. || ro uva C. 

6. *ivdixura om AD. und. &vdex. C. ivde- 
xerzu un?. Bas. || utv om 4. 

8. yiveraı om O. 6 autos keraı Semep C. fit 
B. üomwep xal npor. Bas. Somep xul mp. 
Pac. 

10. rovro yap ip. Bas. 

11. ds’ mei C. incl ron. q.c. quare si B. 

12. yewnoeraı ce. C. fit B. 

14. ei ro utv a’ Bas. Pac. underl Dit. C. 
nulli b...nullic.B. 

14.15. 5 ß'... ray Bas. Pac. 

15. uev owv r. Bas. igitur B. 

17. Oomep nporepov C. quiet prius B. vonep 
xal mp. Bas. 

20. dur. mepaiverar ro C Bas. Pac. fit B. 

21. AndSAy 2’ iv. C. eld’ iv.‘ A. 

22. uw om C. 

25. ol wurd mavrog &vd. C. Bas. inmg. ravrl 
Bas. Pac. || xal roird dncı bavepov elvar 
da Ted opteuod Tod ZvdixerSar, nrot Akyuv 
703 mavrl dvdixeoSar... 7 Tod öftenol 
aurod 73 Zvdexouivou Atysı (oMIsso mavrt). 
Alex. f.55. ex definitione contingen- 
tis B. navri incl Sylb. Cas. || ei om C. 

26.27. alicui ce B. 3 y Edd. 

27. eadem quae in his B. 

29. oloveiro C. eiom B. 

31. davepo; om Bas. incl Sylb. Cas. yeyn- 
Gera uev 6 cuRhoyiouos, ER oUx &x rav 
zeıutvuv Alex. f.55. fit manifestus syl- 
logismus B. 

34. P’npev ae. C 

36. xar. AndSörı Bas. sumantur B. 


p-33@39. vn. 79 @ C’Pac. z3 a’ Bas. zo P' vndo- 


xew ta @' Bas. Iıı in mg. 
40. 72a’ C. 


p-335 1. zwi un C. neque non alicui B. | in. 


rad. 
aomd. 

3. Eorı ®& al Bas. in mg. 
edv orı dx. odr. T. tpomov C. orı ante 
toörev Bas. Pac. || röv öpwv om C. ter- 
minis B. 

10.11. non est autem eius quod est in- 
esse, neque necessarü, manifestum 
quoniam non est B. 

13. Rein. Sb rg.c. | to 33. Bas. 

15. et nulli contingere inesse B. Wwitys- 
cSaı Bas. Pac. 

18. dav. du xal erı C. et quoniam B. &. iv 
örı Bas. Pac. 

21. nv dvrwv ter. C Bas. Pac. 

22. un ro iv C Bas. non in necessarüs D. 

23. üpteutvov droptougv C. secundum dietam 
definitionem B. 

25. wiEıs Undpxovrag xal &vdexoutvov D. 

27. 2v3. Aaußan, ri. Bas. Im in mg. signi- 
‚ficaverit B. | ravr. rovraı C Bas. Pac. 

29. re om A. 

30. rev öpieuov C. q.c. secundum dictam 
determinationem B. 

32. “Is. (Bas.) distinguit ante :& dvayxns, non 
post.” Sylb. 

34. ürdexov C Bas. Sylb. inesse B. 

35.36. et c omni contingit a D. wityx. 72 
a Bas. Pac. 

38. ukv a’ P’ &vd. 75 8: B' y'om. C Bas. Pac. 
aß’ et Py om 2. 

39. TER. Eraı our‘. Bas. Pac. 


p-34a 2. yiv. ol curr. Edd. 


6.7. Eeraı xal ro Bas. 
9. ipsum fiet B. | quoniam impossibile 
F \ 
B. örı ddvv. Bas. Pac. or: Sylb. ro a2. 
g 
orte ad. C. 
11. 72 a dwardaı yevoSaı C. conlingel a 
fieri B. &uvar$aı incl Sylb. Cas. 
13 Fe Li3 q ’ > w ’ N, cc> N m = 
. YP- un uovov Ev rn yevsaet rot Eerı 7 Me 
vereı TOV Teayudruv, Aayw On Tav Evdexo- 
& fayuarwv, Acyw On dex> 


f A \ x Yon d 
utvuav B in mg. || 73 duvarzv xal ro ddv- 


332 


p-34a 16. 


18. 


38. 


39. 


BraAnpıs: 


varov A Bas. 12 dw. xal ad. (omisso T2) 
Pac. non solum in generalione possi- 
bile et impossibile B. 

tı te dur. Bas. Zrı övr. Pac. Sylb. 

DEDI Umoraußave Bas. Pac. 

!raxızov Bas. Pac. duobus ad minus B. 
ws ErEyx om A. 


ch dur. A. et si D. | ixarepa A. utrumque 


B. ix., ro (omisso xal) C. et concl. B. 
*oraı duvarov C. Edd. dw. Esaı A. erit 
possibile B. 

övr. üua xal Bas. Pac. 

U. Egaı da (omisso xal) d. et non B. 

& usvror ye dd. Sylb. al. || nam osten- 
sum est B. 

!zı r2 P' Bas. Pac. possibile est B. 


\ ra NY 
. ro B äpa !saı Bas. Pac. 
. si enim impossibile est b B. 
“ ‘ 
.33. °. xal dd. Esaı ro avro C. 


r CR; ER r ’ ' ‚ 
. ptEts VTAPXOYTO, xal Ev EXOMEVE eva oyN- 


parı A. || Auup. dt r. Bas. Pac. 

dv navrl ra y To a &vd. Bas. Pac. 

ösom C’Sylb. al. ponatur inesse B. | 
d: om C. 

"vd. mayıl rd y C. non contingit omni 
ce B. cf. Alex. f.60D. vd. not. sq. 
prius zavri incl Sylb. Cas. errat Pacius 
Alexandrum aflirmans zart omisisse, 
qui f.60b ix in züv ro a’ 7a y BE dvay- 
ung twi 8x Umapxew, ait, xal ro ru y' 
mayrl üUmapyeiv, guvayeraı ra. || Maut 
Urmdpxsiv g. C. 

ünoreSävros C Bas. Pac. 

vdexoıto dv C. äv &v3. Bas. Pac. 
Undpyxew Bas. Pac. um. & xara A. 

dd tüv roısruv Bas. Pac. 


Toy vor u 


. more mavri (omisso xal) C Bas. Pac. 


quandoque et omni B. 

evdexorro A. 

EE. 72 ovum., dv. (omisso ®:) Bas. vero 
eritnec B. 


. xag. npor. C. 
.zuy om. 


zövy A. nulli c B || v3. nal ro (omisso 
d: C. 


p-345b23. ündpxew Bas. Pac. 


24. 7. röv BC. 


26. ı. y. Umoredevrog * 


xul oUx aduydrov, ad. 
Bas. Pac. posito enim falso, impossi- 
bile est quod accidit V.]. Lat. p. en. 
Ff. et non impossibili, impossibile est 
g. acc. B. xal &x ad. om Alex. et Ioh. 
Phil. pphr. 

26.27. aduv. euußatver Bas. Pac. 

27. x. m. öpıeuov C Bas. Pac. Sylb. 2topı- 
cuev Bas. in mg. Alex. pphr. f.63. dw- 
gıraueSa Ioh. Phil. pphr. £.xıvr. se- 
cundum definitionem B. 

29. ümertS$m yap Bas. Pac. 

29.30. zora’ zwi td y 8 dvayans un. A. 

31. 88 om C. 

32. 3x Zrı Bas. Pac. || ouun. dvayxatov. Egw 
A. concl. contlingens B. 

33. u 2’ @' C Bas. Pac. sit enim a cor- 
vus B. || & to ß’ C. Bas. Pac. 

34. 8: 70 y' C Bas. || Undpxew Bas. 

38. ydp incl Sylb. Cas. 


p-35a 1. sed necesse est aliquem BD. 


4. zöv eipnuevuv, 88. (omisso mporaeeuv) A. 
sumtis propositionibus B. 

6. Eoraı om A. erit D. 

8. rövy C. nullic B. || dvayx. Esaı Bas. 

10. avAR. yır. C. fiet syll. B. 
11. EEovew C. habent B. 

2.13. undeviündpxeı Bas. * un Umdpxew Pac, 
Sylb. ron inesse BD. 
Pain C. 

14. yap om C. || & yiveraı Bas. Pac. 


EvdEX.. und. aun- 


16. yap om ms Pac. incl Sylb. Cas. tüv p’ 
C. nullib B. 

16.17. Umapxov C. 

17. Wvdextodw C Bas. || av y C. 

19. &xeı m. Bas. 

20. undevl ündpx. (omisso navr! v. 21.) Bas. 
in mg. || “alii sic dv 88 under Undp- 
xew TeIn zo Pro y.” Sylb. || un &v- 
dixerar Bas. || cux Eorı A. | si autem 
non inesse ponalur b omni c, et non 
conlingere necessarium esse, non 
erit syllogismus V. I. Lat. et non 
contingere non inesse D. navi incl 


p-35 a2. 
29. 
30. 
32. 
34. 
35. 


37. 
40. 


p-355 1. 


21. 


23. 


25. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


Sylb. Cas. om C, ms Pac. et Ioh. Phil. 
pphr. f.xıvır. || peradaßav Tuv Adr- 
rova Reoracıv eis Undexourav dnodatınv 
Brei... 70 Aeuxov undel Umapxitw xrA. 
Alex. f.65a. 

verum lamen quando quidem ex ip- 
sis B. 

30. *xdrepov C Bas. Pac. Sylb. ixarepoz 
q.c. ixaripwv A. utrumque B. 

du’ Av alr. C. || “r2 post &rav ubv additum 
ex Isingr.” Sylb. 

33. dmaobarımn elite xarabarızn A. 

et inesse ad minorem B. 

nzep xal C Bas. Pac. || dv 38 A. 

ev. xaSamep ev. d. 

ostenduntur B. || del npocSelvar rov 
xul euvdecuov zul elmelv ourwg* “ol db nal 
Ioh. Phil. f. xıvırd. 
x@t om Alex. pphr. f.652. 

db zul dia Cır et Sylb. || Ju’ ävrisrpobns 
Bas. | 
conlingentis B. || ras red incl Sylb. 


N 
da Tas dvr. aA. 


illi_ vero per conversionem 


Cas. rs om C. 

cur. zei da Cır. || “post dvristpodns 
commaticam distinctionem ponit etiam 
Pacius: at Bas. periodicam.” Sylb. Il 
xaıom AB. 

a9. teSeice mp. T. u. üup. Bas. Pac. 
sumatur contingens D. haußdveı Bas. 
TO un ünapxav A. Bas. Pac. 

posita propositio B. *re$. nporacıs, 
oux Bas. Pac. 


ddıop. 3eıxricv Bas. in mg. 

sive conlingere sumtae B. | in. n 
Wwarrag G. 

22. &x del yiveraı ouAAoyıcuos Bas. sem- 


per erit s. ad minorem autem nun- 
quam BD. 

piEıs avaynalou xul Evdexouevou Ev Pr eXN- 
parı A. || ex necessitate inesse velnon 
inesse, illa vero contingere D. *ir.n 
un Undexew, n 2: Bas. Pac. Sylb. 


\ \ 
26. neo; To &Aarrov äxpov 1. A. 


7 
27. tav opuv om A. 


28. 
31; 


Ecaı duboripwv nad. C. 
quando aulem privalivum necessarium 


333 


4 sı 7 
oravcen 


B. N 
Pac. Sylb. 


% ’ Eu x 
To orep. avayxalov xal Bas. 


35633. 3’ vdiyera A. d dvdiyerSur ug ündoyei 
X X Pa PX 


tv C. contingere autem B. 


u 
34. ovrep xal &v Bas. Pac. 


35.36. 79 EE dv. an Um. x. To un !E 


av. A. 


37.38. yiv. ovur. (omisso ro) Bas. 
38. 
39. 


DD 


wu 


zo utv a’ Edd. 

vd. mavrug ru AT. 

Eotaı dn o. C Bas. Pac. Sylb. 

rporipw C. 

3 P' ünapxew, 0 C Bas. a quidem 
contingat omni b inesse D. 
“rırsdeitze unanimi consensu habent 
Edd; itidemque infra p.A41b 4. sed 
cum simplex reXsirSaı in hac significa- 
tione non usurpet philosophus, verum 
reAsisdsSer, propterea, ut supra p. 265 
30, ita hie quoque malim dnırereisrau” 
Sylb. perficitur B. 

Susisex. elev al C. elev incl Sylb. Cas. 
sint B. 

Isa mporepov A. | dvayzalus A. 

3E dvayans; om C. ex necessitate B. 

d4 om C. | zövy A. nullicc B. 


. a inesse aut omni aut alicui B. Art 


Anal C. || positum autem est a nulli 
contingere b B. 5 de y ün. Bas. 

ivd. ro a inel Cr. 

« 73 B’ mavri Bas. a’ 73 y mavıi Pac. 
(omisso A). 

dpx: 


7x 7 Fe 
dav. &u de xal orı ra ivd. C. 


2,8 


vdixsrSar. q.c. Bas. 2v3. om 2. || 


.wßC. rullib B. 


ergo fit syll. D. 

pereinbSn ind r. u. A. I. m dmo Ü. sic 
sumta est, quae ad maiorem extremi- 
tatem B. nom Edd. praeter Bas. 

Ev dnayaysıv Edd. |i &dv re yap Bas. 


. 23 y undevl Um. C. Bas. in mg. “ıtidem- 


que alii quidam codices. sed rıy! probat 
Pacius” Sylb. un?evt Cas. in mg. inesse 
ulli ce V.I.Lat. et 2. || d&gsrar pevraı Ev 
Tıaıv dvriypabaus “ei yap ümoreSeln Tea ıd 
y Til um ündoyxeiv” Alex. f.69. ei rolvun 


x ’ mn WR HE 5 w G [4 ec In r 
72 © cvdevi vmapxeı Tw Y, ws n umodent; 
D 


Branoıs: 


Ioh. Phil. f.xııx b. || x@i 0 «' 7& B' Bas. 
Pac. et a b contingere nulli inesse B. 


p-36a25. mp. ro Eharrov änpov A. 


26. 203. auußaivn, a. C. significaverit B. 

28. non erit ex necessilale D. 

29. ei auroi om D. 

2. du rp. C. 

33. drav juEv yap Bas. Pac. 

34.35.38. und. rd P... wirdy... 80. 70 
y Bas. Pac. 

34.35. nulli b conlingit inesse ex neces- 
sitate D. 

35. alicuwi c B. 

36. si enim a omni c inest B. ir. [r2 « 1% 
y], 73 Sylb. Cas. 

37. tx. [70 a], #2: Sylb. Cas. 73 @' 33eviC. 

38. 3 P'ädevi rdvy C. nullüc B. zo! 22. 
zö y Bas. Pac. 


p-36b 1. x. z0 &v Bas. Pac. ®v om A. || od ingp- 


xew om A. inesse s. D. 
2. amep xal Bas. || r. moor&pwv Bas. Pac. 


w 


np. 7o Erarrov ängov AC. 

4. sep. n &vd. Bas. et Cas. inmg. s. xal &v2. 
Bas. Pac. ro f &vB. duri tod xal Zv3. Ioh. 
Phil. (1,5. vel privativum contin- 
gens D. [x«l] ®vd. Sylb. ms Pac. neu- 
tram ibi coniunct. habet. 

5. mp. T. u. dxpd om D. 

7. bvdix. UmdpxewL. A. in. om B. || guando 
similiter B. 

12. drav deukköpero %. A. || dopieroı Bas. 
Sylb. nec quando indefinitae B. ddıo- 
pistor q. c. 

13. oldaung Eoraı q.C. 

24.25. oi ouAX. dreieis Sylb. al. 

26. uigis Zvdexoutve nal Undpxovrog dv Seuripw 
oxyparı 4. || vdexouevard. Cet Edd. con- 
lingentes B. Kaußavuvraı Edd. cum 2. 

29. dvd. Aaußayyraı, rag A. q.c. Cas. inmg. 
significat D. 

30. nunguam erit syllogismus B. 

32.33. rov mgor. om B. 

34. dcrep xaı &v Bas. Pac. xal &v Tois om ms 
Pac. incl Sylb. Cas. 

37. re P' und. a « Zvdtyx. Bas. Pac. 

38. Urdpxsıv om ms Pac. incl Sylb. Cas. 


p-37@ 3. ode mayrı öde &vdsyorro Ay avayxatov Bas. 


ravrı om V.I.Lat. et 2. 
5. rö « Bas. Sylb. zöv «' q.c. Cas. in mg. 
9. non inerat conlingens Bi 

9.10. ostendet B. 

41. &vd. undevi ta @ vo ß' vn. Bas. Pac. 

12. *xaradasıs yap Sylb. Cas. afirmatio B. 
desız Cas. in mg. 

12.13. dX.xalro2& dv. Bas. xalroinclSylb. Cas. 

13. 13 a’ ünapyxew 10 R' Bas. Pac. alicui a 
B. ündoxei q.c. Cas. in mg. 

14. «3 ß' Bas. Pac. röv ß’q.c. Cas. in mg. 
alicui b inesse B. 

15. 5 a ro ß’ Bas. Pac. 13 «@ ro £' incl 
Sylb. Cas. rüöv «' A C. non enim si a 
non conlingit nulli b, necesse est a 
alicui b inesse B. || dv. zwi zö a’ zo ß' 
Umdpxew Bas. dv. Umdpxsiv til uovov, 
ÄNha xal :E dvayuns ou navrl. To yap Bas. 
ct Cas. in mg. 

18. zö a' Bas. Pac. || ündexew Sylb. 

20. quoniam contingit c omri d inesse 
B. || din Cas. in mg. 

22. Yeudüs C. falsum sumet B. Aaufßdvoro 
Bas. || *öm. eizuxor, dAR Bas. Pac. omni 
enim inest, si conlingat, sed B. | iv 
om Bas. Pac. 

23. 24. evdexerat g.C. 

24. zo 8’ &E dv. Bas. 

vov r0 2& C Bas. Pac. Sylb. II *Ora 

 xalrol. sedet B. 

30. *ex Era cvrr. Edd. plurimae non fit B. 

33. od yiverar ouAXoyısuos AC Bas. Cas. in 


A 


mg. nonerit DB. 

35. dAR ou Sud Bas. || tod ro ß’ Bas. ES. y. 
tod P'_r. 7. y. &vd. Ioh. Phil. f. ırır 2. II 
“Te. y. r.B'm.r.y dvd. Unapxeiw” elonxev 
dvrl Tod... xal ein Av Aror Yuaprnudın y 
Alkıs, nal durl Tod dmobarıxou ro xarabe- 

der yap yeypadSaı 

“ed. y.r. B'm.r.y dvd. un Undpxeiv xrA. 


4 
Tıxöv Aaußavouca. 


Alex. f.74b. “yp. Zvitx. pn in. de qua 
lect. vide sis commentar. Alexandıı” 
Gas. inmg. nam posito b omni c con- 
lingere inesse B. 3. y.roördun.r. 


y vd. un vnapxew Buhl. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 335 


p-37a33. ob &vdexousvou Cas. in mg. p-38a27. 28. contingit B. 
p-37b11. xal dvanakıv Srav Bas. 29. eud. yiveraı o. Bas. Cas. in mg. 


12. ponantur B. 

14. uipsı AndbSH, 9 Bas. 

19. niELs Umapxovrog nal &vdexousva dv ß' exn- 
parı A. 

20. afiirmativa inesse posita V. I. Lat. 
cum B. xarabarıxts Um. omuawovens Bas. 
Cas. in mg. deraı xarabarızyv ukv Exovaı 
Tv Vrapxovaav xtA. Ioh. Phil. f.Lıv. du 
ruby Umdpxovea 7 xarabarınn xrA. Alex. 
f. 76. rıSeptvng Sylb. TeSelons Bas. 
in mg. 

21.22. öpwv Oyrwv our’ Bas. Cas. in mg. 

26. dvriorp£bovrog C et Edd praeter Bas. 
conversa B. || inest nullia B. 

27. Zvdtyerar C. Bas. contingebat B. 

30. oe ai orepnr. Bas. 

31. un Unaexew om A C Bas. al. significat 
autem haec quidem non inesse B. um 
ür. incl Sylb. Cas. 

37.38. rod SE un... avSp. om 2. 

40. quando autem B. 


p-38a 3 et 7. densp &v Bas. Cas. in mg. 


4. pv om C. 

5. orep. teSn, way. Bas. text. Cas. in mg. 
6. 2 om Bas. 

9. xar. ovong oure orep. C. 

10. ponuntur B. 

13. piEıs dvayxalov xal dvdex ouevou iv ß' ExXN- 
parı A. 

17. yap om Bas. incl Sylb. Cas. 

49. undevl um. Bas. Pac. || Zvötxerar c.q. Cas. 
in mg. contingebat B. 

20. yiv. 88 m. Bas. || EXAu. 70 ouumipacua 
q.c. Cas. in mg. syllogismus B. 

22. nullic B. xöy Bas. Pac. | Undexeı C. 
Cas. ürdo&eı idem in mg. inest B. inap- 
x.w Sylb. al. 

24. z& y (bis) C Bas. Pac. Sylb. zöv y q.c- 
Cas. inmg. aliceuic BD. 

26. Erru pkv war. Bas. &. 79 nv war. Pac. 

Sylb. 

"Sarepov 8 gepnrixdv zul ivd. Bas. Pac. 

ertep. wal om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

privativa et conlingens BD. 


Histor. philol. Albhandl. 1832. 


30. 5 y om B. 

32.33. Umapyxeıw Bas. 

33. &vd. oudevi Bas. Pac. 

3/4. oux Eoraı C Bas. Pac. non est B. 

36. sed tamen non necessarli B. 

37.38. euußalveı q.c. Gas. in mg. 

38. in b inesse c B. 

Al. *ein Zyenyopsis Ald. q.c. Cas. in mg. 
Tidneıw odv Opaug... xiunawv, Eypnyopcıv, 
&öov Ioh. Phil. £.ıvb. Zyenyopcw Alex. 
f.78. vigilia B. 

42. $ 72 @ Bas. Pac. || 2ypnyoporı mavr Bas. 
Pac. rar! om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

p-35b 1. animanti autem nulli contingit B. xiv. 
terıd. Edd. 

2. Löov. dvayen codd. q. Cas. in mg. ma- 
nifestum B. 

A. duren biperaı n ypadn, N bacewv N xura- 
&arewv Ioh. Phil. f. Lv1. xarabucemv 
Alex. pphr. £. 78. Bas. et Cas. in mg. 
aflirmationum B. 

8.9. sisumatur B. 

11. ünapkeı C Bas. text. Cas. in mg. in- 
esse B. 

49. dydıruv zöv öpwv rd C. rüv Sp. om B. 
incl Sylb. Cas. 

21. durız. barew 7 dmobareuv Ald. al. xura- 
bäreuv 7 drob. Bas. Cas. inmg. ddreuv 
(omisso 7 drob.) Pac. Cas. derew [A 
drcb.] Sylb. oppositis affirmationibus 
V. I. Lat. oppositarum aflirmatio- 
num B. dnodacesıs (l. dmobavecıs) yap 
dyrixeiusvag Asyaı Tas xarubdesıs Tov rpo- 
cexds elpnuivuv dnobacewv Ioh. Phil. 
f. ıvi. To 28 “oudE ye Tr. dvrix. narabd- 
ceuv” ivov iori ro, oude ray Tols amobarı- 
Kol; dvrıxsiuevwv xarabdrewv Alex. f.79. 

22. ümapxew Edd. 

22.23. c)x äpa y. ovAA. om ms Pac. incl 
Sylb. Cas. 

26. et eius quod est contingere non in- 
esse B. 

27. drod. dıa.(omisso 38) C. 

34.35. mgoräoeus om C. propositione B. 


Uu 


336 


p-38 535. 


„ 
= 


x 


21. 


38. 


p-392 1. 


11% 


12. 


.35. #5 ß C Bas. Pac. Sylb. 


Branoıs: 


„uSanep xal mporepov Bas. Cas. in mg. 
quemadmodum in prioribus B. 


. sumanlur B. 
. ı7s om Bas. Pac. rı$. xai dvayx. C Bas. 


Pac. xal om B. incl Sylb. Cas. 
Fr Pur] 7 
&xovruv ray opwv Ev re Bas. 


u 
orı xal Bas. 


. eipnutvuv Bas. Pac. 
. guAkopıeuog isaı ACBas. erit syll. B. 
. inesse, similiter erit syllogismus B. 


14 ‚ee As | ‚ . 

Y orepnrian 7 dvayxala Bas. al. si autem 
privativa B. :au db n orepnt. Pac. 7 
dvayxala incl Sylb. Cas. 


1. xat om BD. 


alicui b contingüt B. r. zov P’ q.c. || 


‘ x 
ei uev ro C. 


.19. 73 P' C Bas. Pac. alicui b B. | 5 


G BER } ‘ x ' 3 - 3 87 S 
P, avayın xal to a Tivi ru P Evdexeodau 


Bas. Pac. av P' q.c. 


’ 
. pndevl av y q.C. 


ß' Zvdixerar navrl 1@ y A Bas. Pac. m. 
zö y [Zvöcxorro] dv. Sylb. Cas. omni c 
contingat B. &v3. om ms Pac. || dv. xal 
2 Bas. Pac. 

dı’ dvriorgodnig (omisso rns) Bas. Pac. 


tav dt... reSöcıw Bas. Pac. 


x m 
. 70 B' nayrı sy y Bas. 


. 70 Zvötx. un undpxeiw © Bas. Pac. Sylb. 


contingere non inesse BD et Pac. 


b.B. 


. ap. ro y re9. Sylb. al. 


. ein grepnr. Bas. 


orep. teuer Bas. Pac. 


. zöv om Bas. incl Sylb. Cas. 


conversis aulem propositionibus B. 

öv xal Zv m. mper. om ms Pac. incl Sylb. 
Cas. öv xal iv om Ald. al. Edd nonnul- 
lae. quo et in prioribus D. Alex. f.81. 
Ioh. Phil. £. wvir pphr. 

xarnyapixal A elg.c. sint primum pri- 
vativae V. 1. Lat. praedicativae B. 
mayt! ö y’ Lv. Um. Bas. Pac. rö y om 
V.1I. Lat. et ms Pac. incl Sylb. Cas. 
*ördoxew om Ald. et ms Pac. incl Sylb. 
Cas. b autem omni ce conlingat B. 


alicui 


p-39b14. 73 £' Bas. Pac. zöv P' q.c. alicui b in- 


esse B. 

14.15. vrömp. x. 9 ir. 7. mporao. C. 

15. enualvn Bas. 

16. erit conlingens B. || 3: incl Sylb. Cas. 

17. ay’ tvögxerat Umapxeiv Bas. 

18. Undpxsi Edd. 

21. significet conlingere in prima figura B. 

22. Zoraı om nıs Pac. incl Sylb. Cas. || &v- 
dex. 10 orep. Bas. Pac. Zvdexopnevov om 
A. el npoorıdlvaı To orepyrixov dvdexo- 
pevov Ioh. Phil. f.ıvit d. der £ mpoev- 
muxoveıv iml Tng Eharrovog orepnrixig 70 
dvdexoniung (omisso Zvdexonevov) Alex. 
f.81b. si aulem contingens privativa 
ponatur BD. 

23. ponalur BD. eSein or. Bas. 

24. euAkoytoucs incl Sylb. Cas. 

25. et in prioribns B. 

23.29. Eoraı Tpon. Bas. 

30. üse 2 dubertpuv bav. A. 2E dub. om B. 

31. Eoraı ö ovAr. Bas. Pac. 

35. wi röv P' q.c. 

36. ümapkeı Bas. 

37. hoc autem B. 

38. sed posilum est B. 


a 


1, n =s s Pr 
p-40a2. 7 nudprnrar 4 A2Eıg xal yeypanraı dvri rou 


‘ ’ ’ 
dm. I’ nalen n xul iml mov EE duborspuv ävde- 
a & 
xoutvu, TI “xal dm. d’ ya. x. &vr.xad.” 
’ 6 ’ 
Alex. f. 925. uymore 38 xal n deräıs yude- 


Ne) 
Tyrtat, bnelv 0 


ARLE. xal dEov eva... 
xual dv tais EE dudor. dvdey. re ya. dr 
8 du xrel 
xa°0%.2” ueraytyparraı Ioh. Phil. f. ıyırb. 
4. piEig dvayxals nal &vdexoptva iv tpitw exn- 
parı A. 
10. quemadmodum et in als fig. D. 
13. zavr! #ö y Bas. Pac. 15% y om 4 et ms 
Pac. incl Sylb. Cas. omnic B. 
mw Is.» ’ 
Al. way 2& dvayans C Bas. Pac. dvayın q.c. 
necessario inest B. 
16. accidit B. 
20. zövy g.c. 
21. dvayang ro y.. Zora C. ex necessitate c 
u) Y 
BD. xö y Bas. Pac. || Texäpa xal zo cun- 
r saR ’ arg ie er 
mepacud Eve OWEVOV ara ouX vrapyov' 


xal yap C Bas. Pac. Sylb. figura et 


4. 


27. 


23. 
30. 


33. 
34. 


p- mai. 
3% 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


conclusio conlingens, sed non in- 
esse B. 


.26. et conclusio erit guoniam B. xal 


10 cvun. Bas. Pac. 


, e ’ 
. ovx umapxeı Bas. 
. omni c contingere B. 


exorev C Bas. in mg. se habebant B. 


. accidebat a et contingere alicui c non 


inesse et non inesse B. 


i dvdexouevov y [BE nom B. wötxnrarg.c. 
2 > 

. wozep &v r. C Bas. q.c. 

. &vötxeoSaı Bas. Sylb. 

. rou d& und. Bas. Pac. 

. 38. “adiectiva xuSevdwv et &ypnyopss in 


al. edd adiunguntur tertio termino äv- 
Spur. mibi Pacium sequi libuit.” 


Sylb. 


. nulli inesse B. 


tgsıom A. se habebit B. 


. yap om Bas. nam B. 


*79 xarabarınav Tod ivöixeoSar. Erav C 
Bas. al. ro0 &v&. om ms Pac. incl Sylb. 
Cas. afirm. huius quod est contin- 
gere B. 

dvayxalov om A. necessarium B. 


. ns dnodeitewg Sylb. Cas. dertews Cas. 


. F R Se 
in mg. xal xaQohov xaı un om A. 


. tous om Bas. 
. dvapxalov 7 C Bas. sit B. 


ag 
. orıxaim. C. 


je 
Terog av ulEsuv A. 


. Epos doriv 0 dıd tod dd. C. pars est per 


impossibile B. torl ze Bas. Pac. || ut 
iv C Bas. Pac. eimouev C. primum ergo 
dicemus B. 

dpxn av Seh rüy UmoSerixüv auAkoyie- 
pav B. 

xl nepl tüv... xal OAus mepl Tav Sylb. al. 
CURR. ws Unapyxov C q.c. Ald. Cas. in mg. 
vel inesse vel non inesse B. 

si autem a dec B. ei: rd a xurd ro 
y Bas. || de nullo alio B. 

de illo c B. || alterum, neque de al- 
tero a, nullus erit syll. B. 

nec si erit B. 


syll. alius de alio B. 


337 


p-A1a1l. utoovom B. 


14. zoy om B. 

15. xatnyopyeavres Bas. 

21. mepatvovraı mavreg dıd C Bas. Pac. ndvres 
om BD. 

27. aequalia perfectis B. 

23. auAAoyifovraı C Bas. Pac. Cas. syllo- 
gizant D. cuMoyiterar Cas. in mg. 

29. deixvvovetw Bas. Pac. 

30. 31. 7. yap ro dıa tod ad. yv auAr. Bas. 

32. propter priorem hypothesin B. 

36. dav. dv örı Bas. Pac. Cas. || xai om Bas. 
ms Pac. incl. Sylb. Cas. 


p-415 2. eipnutvov C Bas. text. Cas.inmg. prae- 


dictas B. 

6. irı d& &v dmacı C Bas. Pac. Sylb. Cas. 
in omnibus B. cf. v.22. !v dnavrı q.c. 
Cas. in mg. || xarny. zw& r. op. det elv. 
Bas. 

7. et universalem (om +2 et vniex.) B. || 
nom DB. 

8. 12. 73 zpoxeiuevov C Bas. Pac. positum B. 
12. aliguam voluptatem esse studiosam B. 
14. ru om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

15. sint enim B. 

16. Aaußaveı C Edd. 

17. dE. yuvlag ie. C. yuv. om BD. uE. ywvlas 
ras röv Edd. 

20.21. quod ex principio est, palet, nisiB, 

21. low loa abaıp. Edd. 

22. in omni syllogismo B. !v änacı Edd. 
ärayrı Cas. in mg. 

33. Zav BE mpocxintar Ev rc dvriypabaıg 1d 
dreits, To ukv dreiks vorewuev Suolwg xrk. 
Ioh. Phil. £. ıxııı. Alexander f.90 5 
sequitur vulgatam 1. |! xal a. duv. om 2. 

35. rgomov Cas. in mg. 

37. xul @AAuv om B. 

39. aß’ xal ay' xul By’ Bas. Pac. Sylb. xai 


da zöv Py q.c. Cas. in mg. 
\ ı 


p-42a 1. utrumque ab B. || ei d: u melous 


Sylb. al. 

6. yiverSaı Bas. Pac. 

S. per abcd, impossibile B. || sit enim 
e conclusio ex B. cuurigacua ix Bas. 
et Cas. in mg. 


Uu2 


338 


p-42a9. 


29. 


34. 


Branpiıs: 


« ß' 9 y 3 Edd nonnullae male. vd. 
Ioh. Phil. f.ıxıv. exabed B. 9 incl 
Sylb. Cas. 


.17. aut alterum aliud quidem praeter 


haec B. 


. el ro ubv e' Bas. 

. 15. uovov Sylb. al. uovovq.c. Cas. in mg. 
. zo 82 8’ q.c. | ei utv om Sylb. 

. xal om B. 

. mAetous te &o. Bas. 

. yimraı co. Bas. Pac. 

. &AXo [rı] marc Sylb. Cas. 


#. A m N rt 
. dxahouSov nu Emayayelv “el dE un piverat Ex 


zöv a’ P' unttv ouunipaoua,” Exeı db n As- 
Eis y 8°, Wore dHAov orı yudprnraı Ioh. 
Phil. f.ıxv. similia habet Alex. f.93 5. 
cd B. “Alex. et Phil. pro y 3’ putant 
legendum esse « P'. mihi tamen, inquit 
Pacius, recepta lectio videtur longe me- 
lior.” Sylb. “Alex. et Phil. corruptum 
locum putant, leguntque &x zöv ap”.” 
Cas. in mg. ix rau a’ B’ umdtv Bas. row 
y2' Bas. in mg. Pac. 

parnv adra enbSaı c. Bas. p. Te avr. 
eir. Pac. 

nisi assumalur aliquid B. || in prio- 
ribus D. 


. ovv örı vg Bas Pac. örı om ms Pac. incl 


Sylb. Cas. 


. aut non syllogistica est B. 


11. ex propositt. quidem perfectis B. 


. nuıcv Bas. q.c. “aptius” Sylb. dimidie- 


tas B. #2 yuıv Ioh. Phil. pphr. f.ıxv. 


5. per syllogismos B. 


. ai utv dei apr. Bas. Pac. 


Pr3 U rt r 
. NE AEEıs... nuaprıran" ds yapraurov Akyeı 


Alex. f.95. || abundantes erunt t. B. 


. termino addito B. 

. yevoutung Sylb. al. 

. non etiam eum habebant ordinem B. 
. TOV drapxovrwv Q. C. 


. Ex. öpov od m. Bas. Pac. öpov om ms 


Pac. incl Sylb. Cas. 


. quare enim B. 


. et quae prop. facile et quae difhicile 


argumenlabilis est B. 


p-42b33. 
34. 
36. 
p-43a 2. 


3. 
10. 


7] bakaxpov Exeivo 


dı2 om Bas. incl Sylb. Cas. 

te om Bas. Pac. 

xaraderıxds Cas. in mg. 

fäov Sylb. Cas. al. färtov Cas. in mg. 
Facillimum N. 1]. Lat. et B. 

f&ov Sylb. al. 

dıa mAeıov. nrucewv Bas. in mg. Sylb. 
Cas. rporwv Cas. in mg. 


. haec est: nam si omni, et alicui. si- 


mul B. 


An om BD. || od uovov yap Bas. Pac. 
2.23. Sewpeiv tuv yev. Bas. Pac. 

. ixarepov Bas. Pac. 

.30. xara tour. 3: Bas. 


>> 


=. Ioh. Phil. pphr. 
f. LXVIT. 70 Aevxov ix. Z. (pluries) Alex. 


f.98. album B. 


. praedicatum aliquod B. 
. duborspa q.c. Cas. in mg. || yap xal aurd 


Bas. Pac. 


. dieuntur B. 


der ötr. Bas. Pac. || unumquodque ho- 
rum B. !x. rovrwv ovrws Bas. ovrwg om 
ms Pac. incl Sylb. Cas. 

ürorıSiuevov Ich. Phil. f. ıxviı. Bas. 
Pac. text. Cas. in mg. oportet pro- 
ponentem propositum ipsum \V.1. Lat. 
supponentem BD. || ze om Bas. 


. 00x &udextiov Ioh. Phil. f.ıxvirtd. uxerı 


onet deiv iuityew Alex. f.99. non su- 
mendum B. 


. og om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

.12. rd sw emou. Bas. Pac. 

. Ada To zuvrl q.c. 

. et quae ipsum sequitur tota B. 

. dnAds Hevov Bas. Pac. 

. u mavrl Bas. 

. et quaecunque non animali insunt B. 
. ärra Sylb. al. ärra q.c. 

. 75 xaSchov Alex. f.101D et Ioh. Phil. 


f.ıxıx. rd xaSorov Bas. Sylb. Cas. al. 
universale B. “Pacii editio habet rö x«- 
Scrov, dandi casu, et sie verlit: reque 
vero quasi universalis antecedentia, 
eligenda sunt ea quibus consequens 
est quod sub eo continetur” Sylb. 


p-435 30. 
335 


p-44a 1. 


2. 


19. 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


dv. utv yap Bas. 

et quae plerumque sequuntur ea quae 
consequuntur B. 

taurov ein, dv. Bas. Pac. ein om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 

eindv 38 “orav under! den ündpxeiw, © ev 


’ ER N | „a Yaar =. 
00 del Unapxeiw, eig a un &vöexerar aury 


ee 


Ev > - % er r 
rapeivar, elta un mpooSeig "wo SE um de 
TER | ’ Ye ’ nn» 
Umdpxeiv, el; Ta imousva aurd Emmveyxe T 


an 93 1 Ar \ = pa HR ’ 
n avanakıv, © ev dei un vmapyxeıv, elg 


- Re 0. 


x 65 T - 
pn &vdexerar aura mapelvaı, & 85 del um 
Undpxew, eis ta Emoueva.”. . biperau dk ku 

’ 
G ’ 
zırıv dvriypabos y AsEıs OAoxAnpov xal ca- 
4 [3 
dearepov ovrwg Exovca “orav de undevl 
' 
den Umapxe, 6 


tv ou dei Umapxeıv, eig 
rar, EEENI > Rue „4 N 
Ta &moueva, 0 d& del un umapxeiv, elsa um 
2» 87 m er U Bu 
EVOENETAL AuTw mapetval” n dvanadkıv Alex. 
f. 102. eui quidem oportet non inesse, 
ad sequentia subiecti: quod autem 
oportet non inesse, inspiciendum ad 
ea quae B. “eis ante & un vd. addita 
ex Isingr. ed. (Bas.) atque adeo sic est 
tum in praeced. tum in sequent. mem- 
bris.” Sylb. “In Alexandri codicibus 
hie locus aliter legebatur, ut ex eius 
comm. apparet” Cas. in mg. 
ün. el; & un Bas. Sylb. 


. inspiciendum ad sequentia B. 


za y zwi rövd' Bas. Pac. Sylb. r%Z' Ca- 
mot. “vetus Venela röy y’ rıwi dv L', 
quae postrema lectio ferri potest, si rı 
referatur ad genitivum rüv, hoc verbo- 
rum ordine, ei ulv dv röv y’ rı Taurd Erar 
zwi zöv G. sic sane vertit Pacius, si 
igitur aliquod y' et aliquod & sint 
idem. alioqui legendum foret r2 y', no- 
minandı casu. in seq. hoc loquendi ge- 
nus variat.” Sylb. || aliquid eorum 
quae sunt c alicui corum quae sunt 
EB: 

*y zavri rd a’ A Bas. Pac. Sylb. | guam 
omni e inest (omisso rd «) B. 


. alicui e B. 


oud. ra € Bas. Sylb. alicui e B. röv 
© q.c. || inerit ex proprio syllogismo 
(omissis ro a) B. 


p-44 a23. 


25. 


27. 


17 


24. 


27. 


38. 


339 


“0 U #5 8’ zaurov habent practer Is. 
(Bas.) et Pac. etiam Camot. et vetus 
Veneta: non rd a.” Sylb. 

nullie B. 

75 8’2#’ & Pacius mavult, et locum sic 
vertit: nam ro P’ inerit omni a et nulli 
€. Sylb. 

idem enim erat ei quod est h,b B. 
*5 $'d.ß’, vo 3: Bas. Pac. || 73 e' Bas. 
Pac. Sylb. null e B. zo e' q.c. vet. 


Ven. 


’ r 2 . . 
. imapksıroa', orı Bas. Pac. non inerita B. 


Eu > Pr \ > 
. alicui e B. || odx ünapkeı ro a’ Bas. | ei 


d: ton’ xal ro ß' Bas. Pac. 
tor. 0 cvAr. Edd. 


35. tnv na®. xurmyopiav Bas. Pac. || ri x. 


nip. Bas. 

mıßAtmew Bas. Pac. Sylb. PAerew q.c. 
Cas. in mg. 

non sequitur a B. || 3. 24’ Bas. 

Ta y xal a & A Bas. Tüv y nalen d 
Pac. 


idem quiddam sumitur B. 


quando eorum quae sunt cf 


. xal ro & Bas. Pac. 


xal ron Bas. Pac. 

zöv mäsıv trousvwv Bas. Pac. 
inesse e B. 

dt Srı zul Bas. Pac. 


. roımeaı Sylb. al. 


7 eis (omisso ei) Ald. al. aut quae 
(omisso ei) B. ei incl Sylb. Cas. 

&x. duboripas tag mpor. Bas. Pac. duber. 
om ms Pac. incl Sylb. Cas. utrasgque 
propositiones B. 


EN 


. 8’ oud’ Zora avi‘. Bas. Pac. 


örı om A Ioh. Phil. vet. Ven. Cambot. 
et quae eadem sumenda B. 


’ 7 \e 13 v 
. oux om A. npootiSneı 3: To "nal mol 


BE nz EIN n3 ’ 3 
ET. N) EvdvTıa, WV 0VSaUoU EUVNMOVEUTEV 97 
a de N STERNEN 
5 posıpnuevols. ..modEhtgt; EVOEwZ exe 
De N ar 
rn 
’ 


Rei REEL ea 
NELTTELV yap OOXEL TW K. OT. ET. n Ev. TO 

14 ’ 
Sıabopov dncı depeoSur 


Alex. f. 105. 
anv ypabv Tod Pntod 0 "AREE,. elvar ydp Ev 
zısı röv BıßAlav xal oux om. Er. m dv. xrı. 
Ioh. Phil. f. ıxxtr db. cf. Magenten. 
[.xxıb. ei non quae diversa B. 


340 


p-44 540. 
p-45a 1. 
3. 


a 


BraAnDıs: 


n inionelıs Bas. et Cas. in mg. 

xai om Bas. Pac. 

4. reducuntur B. || dvaxSmeovrar Bas. 

Cas. in mg. 

. ivdex dueva Bas. Pac. 

. 10.40. 3 € Bas. Pac. Sylb. röv q.c. 

. alros duri Tod wi un (TB €) To pnderl 
Maße... Jeneeı dE yeypabSaı to yap ß Ta 

f. 106. 

. 5 & Edd. || ze ß’ xal ro € q.c. Cas. 


ın mg. 


’ N‘ 4 
utv « mavre, ro den oudevl Alex. 


. za € Cas. al. rüv e’ Cas. in mg. || Umap- 
x A. 

. 70 u raur. rı elv. rw 8 Bas. Cas. in mg. 

„en ad wi Bas. ron 783’ wi mavult 
Ioh. Phil. f.ıxxrırb. aut g alicui d 
idem esse B. N ren tüv’ Cas. in mg. 

. el. &vrö d' ra Bas. Cas. in mg. sumta 
sunt in dB. iv 7% $ Pac. incl Sylb. 
Cas. 
npoo&dnxev ws ov 8nrov Alex. f.106. 73 


’ ve - 27 m x ’ 
Snkoveri Eni Tou I * TolTo yap ou 


«' im. Bas. Cas. in mg. 

. ptv incl Sylb. Cas. 

. elödt ro Edd. 

. *iv., dudyan raurov Bas. Pac. Sylb. || et 
syllogismum semper fieri B. \ +5 $ 
Guca 

. 88: A. 

. viam aliam necessariam B. 

. Aavg. wort ryv Bas. Pac. nor& om ms 
Pac. incl Sylb. Cas. I 3 x. 13% 
Bas. det mar avrl BF rd du ARaußavemw 
Ioh. Phil. f. ıxxı db. P’x. v. $’ Alex. 
f.106 b. 


24. Humdyovreg A Bas. Pac. Sylb. Cas. de- 
ducunt B. &yovrss q. c. Cas. in mg. 

26. &mioxebıs Bas. Pac. Sylb. Cas. consi- 
deratio V.I.Lat. et B. !rißredız q.c. 
Cas. in mg. || Zr’ dubotv Cas. in mg. 

27. et per eosdem lerminos B. 'c. xal due 


30. 
31. 


Bas. Pac. 
. du’ dduvdrou Bas. Pac. 
.30.32. r% € Bas. Pac. Sylb. röv.e' gq.c. 
Cas. in mg. 
et b alicui e B. 
inest a B. 


p-45 a32. 
33: 


34. 
37. 


ovd. ru n Bas. Pac. Sylb. nulüg B. 
tövn Cas. in mg. 

ündpxsı Bas. Sylb. al. inerit B. vnap- 
Eeı q.c. Cas. in mg. 

xat om B. incl Sylb. Cas. 

BovXousvors q.c. Cas. in mg. || eig 10.aı. 
Edd. || dnayaysiv A. dvayaycıv Bas. “sed 
aptius videtur vel &yaysiv, ut paulo infra, 
vel drayaysiv, ut v:21” Sylb. ducere B. 


. zwi rö € Sylb. al. alicui e B. av € 


g. c. 


. nullib B. || manifestum est enim B. 


’ 67 4 
ud. Tuv e dq.c. 


. 8. zul 3devi A. xal om D. Umdpxeiv ac: 


Cas. in mg. 


. necesse est üs qui perimpossibile B. 


5. Aaußaveıw A. 
8. differt autem B. 


24. 


26. 
26. 


dav. päAAov A. davepwrepa q.c. Cas. in 
mg. magis manifesta D. 


. Eoraı 8nX. Bas. 


15. Bovkousvors a. Bas. Pac. Povronsvw 
q- C. 


17. Hxalnard m. Edd. 
. non in prioribus B. 
. ng Zmioxäiewg q. c. Pac. Cas. in mg. 


inspectionis B. 


. da ns rov x. Bas. zöv om ms Pac. incl 


Sylb. Cas. || pn. iniextibews A q.c. Cas. 
in mg. inspectionem B. 

zo y nal ron maurov A. || To o0v uovars 
Tolg m To €’ Vm., mörspov mücı Tols Umo To 
m rkyeı dh ma Diwse.. naddıov Av einelv 
povov dt AnbSein rols m 70 € Umapxeıw 
Ioh. Phil. f.ıxxvd. ws... povw (13 7) 
70 € £neoSaı Alex. f.1102. 

xal ran Edd. || povov Edd. r& n' Bas. 
27. xurnyopeiro Bas. Pac. Sylb. “rectius 
cum utraque Veneta xarnyopotro.” ibid. 
“Bas. et Camot. habent r& n'. sed is ca- 
sus cum verbo xarnyopeisSa male con- 
gruit. itaque vel röy retinendum, vel 
singulariter legendum rot.” Sylb. 


. 3 € Bas. Pac. Sylb. üv q.c. 
. ori our. (omisso xat) B. 


. eodemque ordine B. 


p-155b32. 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


ta un &vdexcueva d. d. et quae non in- 
sunt B. 


34.35. &xeı q.c. d’Exeı x. 8. Te 0. Xurnyopı- 


36. 


p- 16a 3. 
8. 


12. 
16. 
17. 


18. 


25. 


38. 


p-465 1. 


> 


xöv d. praedicationibus B. 

Otı ou uovov &yx. A. Sylb. al. guoniam 
non solum B. 

ergo melhodus B. 

et secundum veritatem B. xal xara u. 
dr. Bas. Pac. 

pn mıßiimupev A. non aspiciamus B. 
&: der &xı. Bas. Pac. 

iSıaı d& Bas. Pac. Sylb. xaS’ Erusov A. || 
To dE “ldıaı yap xaS’ixdkornv” Aeinmor üv 
79 eioiv, Alex. f.111b. in unaqua- 
que B. 

Tas m. ia. [rs repl Exactov] Zum. Sylb. 
Cas. principia quae sunt circa B. || 
experimento est crescere B. 

*röv dxsıßds xal dAnSOs vn. Ald. Bas. 
al. dxsıßös xal om ms Pac. incl Sylb. 
Cas. quae subtiliter et vere B. 

cuius quidem non est dom. B. 

fäov A. 

yeveoQaı Bas. Sylb. yiv. q. cc. 

örı vd. Cas. al. 5 rı dvd. Cas. in mg. 
72 0 ri durl rod ri Alex. f. 1122. || zvedt- 
x:ro A. quoniam contingebat B. 

tv dueıpzuevov J Ald. Bas. Cas. in mg. 
Tau; dtarpovusvous Pac. Sylb. Starpouusves 
Alex. pphr. f.112b. qui dividunt B. 
nrrov (omisso xal) ms Pac. Bas. Pac. 2. 
xal incl Sylb. Cas. 

nam universalius sumit medium B. 
yap tod’ Bas. || rd a’ A. 

xal ro &$. Bas. 

*rov öpov A Bas. Pac. Sylb. Cas. cıius 
terminum B. rov Aoyov Bas. et ÜCas. 
in mg. 

quicquid erat (omisso «) B. 

eivar Cuov A. 

*dore r. Aug. 4 Sv. N a9. der Aaußdvew. 
Sunröv ulv yap 7 aSdvarov dvayxalov eivar 
Thov, Sunrov dE odx dvapnalov elvar Pac. 
Sylb. al. 


lem aut immortalem oportet sumere: 


quare hominem aut morla- 


mortale enim aut immorlale necesse 


p-i6511. 


29. 


2 ’ a 
. m. ovußsßnxoros rın Bas. Pac. rı 


341 


est esse animal: morlale autem non 
VIHRTal, 


s. nam morlale quidem aut immortale 


est necessarium esse. op. 
esse necessarium est animale, mor- 
tale autem non necessarium est, sed 
petitur B. Gere rev a. Sv. una. 
dvayralov elvar® Liov d& Synrov uovov oux 
dv. Ald. Bas. &Sov* Sunrov 38 2x Bas. ııı 
in mg. were tov ävdp.... Züov om Alex. 
et Phil. pphr. 

dvayx. elvaı dır Bas. Pac. 

8 Eorıv d g- €. 

9 ro &v Bas. 

8: dtoı 8. Bas. tor gq. c. 

et differentias et extremitates B. 

om 
ms Pac. incl Sylb. Cas. de accid. ali- 
quid B. 

pulasne diameter est symmeler vel 
asymmeter? B. *% 3. euuusrpog  deuu. 
Bas. Pac. Sylb. 

örıh de. 9) Bas. Pac. 


. Aberau örı dovunerpov q.c. Cas. in mg. 


sumelur incommensurabile B. 

izı dergar® 79 do... uixos, &b’8 P, duau., 
&p’ od y Bas. Pac. *lorı Beige To de. 
0. Ed’ od Tou, uno OB, N cuupergos 
n dovuusrpog" Ölduercog y Bas. ııı et Cas. 
in mg. Sylb. Cas. 3er&&ı om Ioh. Phil. 
per hanc aulem non est omnino de- 
monsirare simmelrum aut asimme- 
trum; in quo A longitudo,; in quo B 
aulem simmelrum aut asimmetrum ; 
diameter est C. \V.I. Lat. 
ostendere symmetr, vel asymmetr. in 


non est 


g. Al. B autem symmeter aut asym- 
meter, diameter C. BD. ovx Eorı deigeı 
Ws a sr In HIER hr AB 
Toac.nc., Eb oua unmaos, Eb- ou P auu- 

x 320 ER, a 2} 
HETFOV n EOUnustpon" OLUNMETEOG, 0) [2] Y 
Buhl. qua emendatione opus non est. 

I 
eis nola Sylb. al. 
te om Bas. Pac. 
= B . e Ri 
dpx. mporacız Bas. Cas. in mg. vmo- 
a B 0 

Secig Bas. ııı ct Cas. in mg. mpoSeci; 
ms. Pac.:Sylb.. Cas. 
Mr 
wu coyxeıral Bas. Pac. 


Branoıs: 


p-A7a15. ®v aury A Bas. ııı et Cas. in mg. Ioh. 


Phil. f.ıxxıx. in hac B. 

18. oxent. ö: el Bas. 

49. ei rı röv Bas. Pac. 

21. dvayayetv Bas. Pac. 

25. 28 üv d’Eorw 9 oveia dvarp. A et Ioh. 
Phil. f.ıxxıxb. 2& @v 38 [ri] Sylb. Cas. 
n ovetaetrıom D. 

23. Mein. ai mpor. Bas. Pac. 

29. xal ei. Bas. 

33: dvayxalos torıv A. 

37. sed primum secundum est duas pro- 
positiones B. 

40. vn. taig mpordoecı &v Bas. als noor. om B. 


p-47b 1. si ergo subiüciatur et praediceltur me- 


dium B. xarnyopoln Bas. 

3. xarmyopgrer q.c. Cas. in mg. || 79 u£oov 
oyaua Bas. Cas. media erit figura B. 
exiua om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

5.6. iv Zoxary exynarı q.c. in postrema 
figura B. 

8. örı om Bas. Pac. 

9. Zneıdy D°’ Ex. Omolov A. 

11. dav. örı oix Bas. Pac. 

14. cognoscimus B. 

AT. wept r. ou. A. propter B. 

21. Eorucav y. Bas. || ö rd @ Edd. 

24.25. "Apıor. dtavonros ’Ap. Zsıw Bas. Pac. 

26. ou yap &yiv. c. Sylb. al. 

29. övros tod ’Apıer. Bas. Pac. 

30. “in Mixx&Aov nomine consenliunt Edd.” 
Sylb. 

32. yap dv M. Bas. 

33. äv om Bas. Pac. Sylb. &v q.c. 

38. yiv. 70 m. pıxpev A. in eo quod pene B. 
&v om ms Pac. incl Sylb. Cas. 


p-418a 1. evenit B. || nepi ze un A. 


2. an up. Bas. 
4. zav ß' Sylb. al. ovdevi q. c. 
5. ündpxew Cas. in mg. 

13. yiv. 6 auAhoy. A. 


’ 


44.15. und. umapx. dvSp. Bas. Pac. 

18. xard om A. 

49. 2 om A. 

20. omni eidem B. tvayr. navrı ro Bas. Pac. 


rayrı om ms Pac. incl Sylb. Cas. 


22. 
30. 


33. 


34. 
37. 


na 


1T. 
19. 


p-48a21. 2’ äv öuor. Bas. 


&vdtxorro Bas. Pac. 

ic. opoı ols oux Eoraı ovonara A. Oralio- 
nes quibus non ponuntur nomina B. 
*övouara Bas. Pac. Venetae ambae. || 
quare dificile erit B. do xal xar. 
Bas. Pac. 

erit syll. B. Zoraı c. Bas. q. c. || Zorw 
yap 9 Bas. Pac. || rd 3” 26’ Bas. 
Tod’ib’ay Bas. &p’W dt y Pac. 

xalmep dmodeixtixod övro; Bas. in mg. et 
vet. Ven. “sunt etiam qui in altera le- 
ctione distinguunt post zo rev a, ut 
Isingr. et Cam.” Sylb. cum sit demon- 
strativum B. xainep dwod. Cas. in mg. || 
av. ovv örı Bas. Pac. 


. *n om Bas. Pac. ad se invicem simi- 


liter et B. || &uoiws 7 ambae Venctae. 
autos om A. hoc B. 

N .t ’ l A NL 7 ' 
eyu. ro VTraApxXEiv xaL To mn VRAPYXELV Bas. 
Pac. al. xai ro un um. om vet. Venet. et 
Camot. Alex. et Philop. pphr. cum V. I. 
Lat. ct 2. 


pia dorıv A. 


. r& 8’ var. Bas. Pac. 


ündeyxei Cas. inmg. | non guoniam con- 
traria B. 72 uiav Ioh. Phil. f. ıxxxııd. 
73 niav perperam Edd ante Pac. “Pacius 
contra edibionum consensum nominandi 
casu legendum censet r2 uiav eivar, etlo- 
cum sie verlil: non quasi contraria 
sint una scientia,; sed quia vere de 
eis dicitur unam esse eorum scien- 
tiam.” Sylb. “r& yiav mendose, ut ex 
Gr interpret. liquet.” Cas. in mg. 

4 cobia Zmioryun ovu. A Alex. pphr. 
f.122b et Ioh. Phil. pphr. f. ıxxxrı 2. 
ärıernun om B. 

&miornun toriv A Bas. Pac. 

dy. &v. (omisso xal) A. 

“caeterae edd nullum hie defeetus sig- 
num habent” Sylb. Ma To dyasdı 
ravra confirmat et Alex. f.123 et Ioh. 
Phil. f. ıxxxrir. neque in h. 1. ullum 
lacunae vestigium, cuius signum edd. 
Bas. Paris. et Sylb. posuerunt, neque 


p-48b2 


o 
ı 


2. 


I» 


29. 


3 
3 


0. 


ie} 


.. 


p-49a 1. 


- 3 ’ x rn [2 
. elvar dudernua dv v7 AtEeı (doxet‘), yeaber- 
\ 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


Buhlii emendationi, &A%o 72 dyatov xal 
radre, locus est. || non est autem bo- 
num disciplina, neque conclusio se- 
cundum rectum neque quale neque 
contrarium, sed bonum haec B. 
sourou karl y. A. 

aur. dt rp. Bas. Pac. 

Um. Tode roüde n rode rude A. 

&v. un (omisso rd) Bas. Pac. 

D om A. | yiv. n xiumeis. zur Edd plur. 
A xtunsıs om Bas. et ambae Venetae cum 
V.I.Lat. 2, Ioh. Phil. pphr. f. ıxxxıv. 


iv. oig A. || mp. 70 Ay. Bas. et ambae 


Venetae. 

70 dıri od "TI A. m. mp. ayro ro necov” 
73 “TA. m. np. d. To yenöge Alex. f.123 5. 
2 yevog Ioh. Phil. pphr. f.ıxxxıv. ad 
id genus B.“ Alexander suspicatur men- 
dum esse ac legendum r3 u£rov.” Cas. 
in mg. 


. xdleeıs q.c. sed xAyeeıs praeter Isingr. 


et Venctas ambas agnoscit etiam Pacii 
versio, secundum nominum appella- 
tiones” Sylb. || 9 ravarria A. 

contraria aut hominis B. 


..n ro op. Bas. Pac. || oiov &vSp. (omisso 5) 


Bas. Pac. 
Iren amı. A. aut simplicia B. ru den 
Bas. Pac. 


0. optimum B. 


x 
12. ngog 


14. n om Ald. Bas. et V. I. Lat. incl Sylb. 


2 uteov Ald. Bas. al. 


Cas. zo orı...nY day. om B. || apWrw 
öxew Edd nonnullae. äxgw om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 
mewrw) Bas. vet. Veneta Camot. om cod. 


ne. Tu äxpw (omisso 


Pac. ad primam extremitatem B. 


. dt ro ß’ Bas. Pac. || ß’ ömsp dy. Bas. 


d: zo y’ Bas. Pac. 


. quiddam bonum est B. orı dy. ambae 


Ven. 


. quoniam disciplinarum est BD. inızmr. 


&orıy Bas. Pac. 
doEasdvom Ald.Camot. Iunt. et ms Pac. 
incl Sylb. Cas. opinabilis in eo quod 


Histor. philol. Abhandl. 1832. 


p-49a25. 
29. 
30. 
33: 
36. 


oo 


10. 
11. 


12. 


16. 


343 


existens B. repi\&Annraı (V. mapuhiker- 
rreı) ro doSacrov Ioh. Phil. f.ıxxxv 2b. 
v. doEazov confirmat etiam Alex. f. 125. 11 
7 &vSp. (omisso 6) Bas. Pac. 
26. 13 zewrw dxpw Pac. 

om B. 

sed simplieiter (omisso ei) B. 
praedicari B. 

&rı [rı] day. Sylb. Cas. I ri 
enu. Bas. Pac. 


ur ’ 
idıas ovc. 


Tl öv dnAüs xal un To Fi dv iter. A. 

öv, Ecru &7 &b u q.c. | Sa’ (omisso +2) 
Bas. Pac. 

& ro ß’ Bas. Pac. 


. xatom BD. 
. 4. evonarı A. 


. Ev. Aoy. (omIsso xat) A. 


xdvri Aoywv del dvona A. A. 

y ver@inbis. olov (omissis Töv Spwv) A. 
expositio B. y ray opwv ExSerıs Ich. Phil. 
L:LXXXV. 

rı do. (omisso re) A. quod opinabile 
B. || nam siidem est quod significatur 
P. y. nn. (omisso 72) A. || 700 ante 
Rey. om Bas. 


. ob AnbSävrog to Bas. || utrumque ro 


om A. 


; 
ei SE ouok r. 


A. quoniam vero B. 

70 elv... ayaSov om A. 

Erı 52. (omisso 5) Bas. Pac. || ray. dpov 
Seriov ray. Bas. Pac. || Sertovom ms Pac. 
incl. Sylb. Cas. sed si est syllogismus 
quoniam voluptas quod bonum, ter- 
minum ponendum quod bonum, si 
autem quoniam bonum, bonum B. 


our. dt xal Bas. Pac. 


. huic quoque omni B. 


x A I; x 
xal to u vn. navrı Bas. Pac. 


\ 2 
. ro utv ß’ Bas. Pac. 


. pulchrum quid (bis) B. xa).cv rı (bis) 


Bas. Pac. rı incl Sylb. Cas. || zıy! Aevx. 
Bas. Pac. 


. 3 om Bas. incl Sylb. Cas. 


nevov ii öm. Bas. Pac. Edd plurimae, 
neque si solum alicui BD. zıyl om ms 
Pac. incl Sylb. Gas. 


Xx 


344 


p-19522 


25. 
26. 


27 


28. 


28 
29 
31 


Branpviıs: 


. mon necesse est ei quod est cinesse a, 
non quia non omni, sed nec inesse ei 
quod est c B. Undpxeiw zav y Bas. 

Unapxsi 7 y Pac. rov y om ms Pac. 

incl Sylb. 73 y incl Cas. 

xaS’ oOrcu Bas. Pac. || zavrl ro a’ im. A 

Bas. Pac. 70 @’ om ms Pac. incl Sylb. 

Cas. om Alex. pphr. f.127 0b. huic omni 

inest aB. 

&v om A. 


‘ : 
mavröz Aeyeraı (omissa xara) A. 


. 0a om A. || iv 38 A. 


4 . 
erı xa$’ (omisso ro) A. 


.30. el a dieitur... dicitureta B. 
. MÄVTWV TOUTWV Ay. Bas. 


. 70 a vmapxew x. Ald. all. Edd. a inesse 


4 . 
B. || ünipx. om ms Pac. incl Sylb. Cas. 
' [4 ud n 
[2 a Undpxesiv xurd mavtos Tou y Bas. ou 


yomB. 


33. ovußaiv. rı Bas. Pac: 

35.36. ryvde elvar xal dmi. A. Bas. Pac. 

36. oUx oVcas q.c. Cas. in mg. vs om A. 
ut B. 

37. wsom A. ut B. 

39. ovd. rovrwv A. || 3. oddt yap yiv. 6 euAdo- 
yıruc's Bas. in mg. al. ydp incl Sylb. 
Cas. neque enim fit syllogismus B ct 
VI: Lat: 

p-50a 1. ixr. meooxpuueSa (omisso ovrw) A. mpo- 


1. 


2 


5 
6 


al 
13 
16 


expwusda Bas. 

2. ut et sentiat qui discit dicentes B. 

. 10 alcSuv. A. | me0g Tov uavd. Bas. Pac. 
rp05 incl Sylb. Cas. 

. auru ta ouAA. Bas. 


\ en 


. *Evog rou 


* 


aurov cx. Ald. Bas. per unam 
figuram et eandem \.]. Lat. per unam 
eandem f. B. xaS’ !v nal to aurd oxiua 
Ioh. Phil. f.ıxxxvid. || ex. &orıv Bas. 
Pac. 

. Sptonoug Bas. Pac. 

. conlingit B. 

. SE xal vous A. xalom DB. 


17. dvayaysıv Bas. 


19 
20 


21 


. VmoS. ei nia is d. un ein Bas. Pac. 
. eivar uiav Bas. Pac. 


. olov ei tod Bas. Pac. 


p-50a23. 
24. 


26. 


ko 
= 


29. 
30. 


27. 


edv om Bas. Pac. incl Sylb. Cas. 
disciplina non una, non est oslensum 
B. !rıdedeiraı Edd ante Durall. 


q.c. Cas. in mg. | xafreı ye öu. Bas. Pac. 


dnod. 


dvayayslv vov Aoyov Alex. f.131. row Acyov 
om B. || non una potestas est BD. 8° ou 
om Alex. pphr. f. 131. cf. infra v.34. 
8’ od nia Joh. Phil. pphr. f.ıxxxvrir. 
“2 ula dvvanis &rı al. nostra lectio Pacio 
magis placuit, qui locum sie vertit: eum 
vero, quo probalur non esse unam fa- 
cullatem, reducere licet.” Sylb. 


. yap Av laws xal co. Bas. y. Av io. c. (omisso 


xat) Pac. Sylb. || &xeivos Buhl. lud B. 


“ixelvo && ES UnoSteeug alii.” Sylb. Cas. 
in mg. 

dıd dd. (omisso tod) A. 

ovre yap Bas. Pac. || cv» om A Bas Pac. 
incl Sylb. Cas. neque hoc est resol- 
vere B. || zo om A. 

ouyxupneovcı Bas. concedunt B. 

“Try ta mep. q.c. Cas. in mg. sed accus. 
79 praeter Isingr. et Venetas ambas 
habet etiam Pacii ed.” Sylb. 
irionunvarseı A. notare apte B. 
‚fiunt qui sunt ex hypothesi B. yivovraı 
ol 2& UmoS. Bas. Pac. Sylb. yiveraı ro dE 


q.c. Cas. in mg. 


. äv &v Bas. Pac. || dvayeıv A. dyayewv q.c. 


Cas. in mg. 
inerit B. *inageı Bas. Pac. Undpxeiq.c. 


. devr. axynarı ovAr. Bas. Pac. 


np. oynua Bas. Pac. oxnua om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. || “al novog” Sylb. Cas. 
in mg. 

covom B. 


. ünapyxeı Bas. Cas. in mg. 
. 70 ptv ar. A. xur. ubv 7 Bas. Pac. || mp. 


ro ß’ A. 

vd. ro ß' ray q.c. quare nulli b inerit 
c B. “nostram lectionem (r3 P rd y) 
sequentia probant et Pacıi versio: quare 
nulli £' ze y inerit.” Sylb. 

dvakuSyeerau eig zo mpwtov oxnua Bas. in 
mg. Pac. Cas. avaxSyeeraı Cas. in mg. 
resolvetur in primam figuram B. rear. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 345 


cxaua Bas. Pac. exiua om ms Pac. incl 
Sylb. Cas. 


p-50528. b autem alicui c B. 


31. y pn navri Bas. || Zmıdexerau Bas. al. Edd 
nonnullae et Alex. f. 132. alio loco 28:- 
xeraı om Alex. 

33. non resolvuntur B. 

35. 79 utv a’ Bas. Pac. 

36. &nei dur. Bas. Pac. 

37. ündggs wel ro y edd nonnullac. xai incl 
Sylb. Cas. || omni b inerat B. ir. 5 
ß’, öere Bas. Pac. 13 P’ om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 


39. uzpeı xarabarıxdv Bas. 


p Ve 9 wm 36 > ‚ u re] 
p-51a 4. ro "ouxouv Emel avriotpsdet Toy mpP0g Exd- 


aepov” loov dorl ro &mel xrı. Alex. f. 133. 
ergo convertetur B. 

5. ünapfeı Bas. Pac. Sylb. ürapxeı q.c. || 
äca ro a rıvi Bas. 

7. alicui b B. 3 ß' Bas. Pac. Sylb. röv 
ß’ q.c. || B'rwi ray, 6 Bas. Pac. 2 y 
om ms Pac. incl Sylb. Cas. 

S. new ro B’ ro y Bas. Pacii et Cas. margo. 

9. avy A. alicui c B. 

9. 10. reürov ögov Sertov Bas. Pac. 

10.11. zwi tv a’ (bis) q.c. 

14. aß 3x Önapksı AC Edd nonnullae. #%x 
om B, incl Sylb. Cas. ürdgxeı Pac. 

5. ss rtaı Bas. 

7. alicu b B. zwi r3 ß' Bas. Pac. 

2. Srıxar A Bas. Pac. | dvar. eis dvarveı eis A. 

4. yap om B. 

25. yiveraı Edd omnes praeter Bas. fit 2. 
&yivero Cas. in mg. 

28. und. pev rü Bas. Pac. 

31.32. *eu yiverar dvad. Bas. Pac. non fit 
B. oix koraı q.c. Cas. in mg. 

33. xuSchsyiverae Edd nonnullae. yiverzı om 
Alex. f.1330 cum B, incl Sylb. Cas. 

36. 5 d: @’ Bas. “sed nom. re probat Pacius, 


G 


qui sie vertit: ei ro P inest alicui vel 


omni” Sylb. 


p- 515 2. “uevavleg. censet Pacius: hos solum con- 


firmari per deductionem ad impossi- 
. 1; - 
bile” Sylb. wevov Cas. in mg. wovcı 


Alex. pphr. f.134. isti soli B. 


p-5155. mom AB. 


6. zode x. elvaı un rode Bas. Pac. 

7.8. 2 elvar un %. Pac. “sed dativum r% 
habet etiam Isingr. et vetus Veneta” 
Sylb. ei quod est esse non album B. 

11. r2 Zrrı A. posuit Buhl. pro rS 8. %. male. 
13% 


on 


riet. n Zcrıv (omisso rayaSov) Ald. al. || 
tsw om A. nam scit bonum vel sciens 
bonum B. 

15. 16.. dvrix.. to ou 8. Bas. 

16.17. duvauevov (bis) q.c. Cas. in mg. 

18. 2uv. un Bad. A. 7 un Badıc. om B. || dr. 
Eua A. 

20. Zori om A. imiorgunv Exeı g.c. imiory- 


prv Tr. a. x. 7. He d. &xsw Cas. in m 


g- 
20.21. daccıg d& sul drobaeesıs A et Ioh. 
Phil. pphr. f. ıxxxx. 


22. votre ei od A. | Srreiws &xeı Ioh. Phil. 


21. ai dvrıx. oux Um. A. | Undpkovc: A®. 
2 
pphr. £.xcb. us odv od rayrov xrA. Alex. 
pphr. f. 135. 
23. xal önior. ro un dy. om A. 
24. taurov derı. mv A. 
5. xal un (omisso re) A. 
’ m e ’ [3 ’ 
. OU mAV UmapyXEL Bas. Pac. VUMEPXEL om ms 
Pac. et 2, incl Sylb. Cas. 
29. xal re oux Bas. Pac, 
31. elv. £vR. Bas. Pac. 
32. &ves om pluries Alex. pphr. f.135. 
« ' a ' 
33. % dacıs A. nn dacız Bas. Pac. || &AnSn; 
om A. 
36. ray racw A. || 70 ev elvaı Bas. Pac. 


37. od ro ß’ Bas. 


p-52a 1. örı kerıv od A. Bas. Pac. 


3. aut esse lignum album aut esse lignum 
non album B. 

5. un Evi. &giv, 23% Bas. Pac. neque lignum 
erit album nec non album B. || v3: 
Aevx. Bas. 

6. zei od Ald. Bas. al. etd 2. 

7. zul eivaı Aeuxov Bas. Pac. 

9. non omnino a erit B. 

1. EvR. Aevx. (omisso cv) Bas. Pac. Sylb. | 
® om Sylb. al. 

12. etaetcnulli eidem insunt, sedb B. 

13. ausı Unapysı nal d.ümapxeıeinai Bas. Pac. 


Xx2 


346 


p-52a14. 
16. 


47. 
19. 


21. 
25. 
26. 
27. 
34. 


35. 


306. 
37. 


38 


p-525 2. 
3. 


Branpiıs: 


Umapyxeıv A: 

torw yap icev Edd plur. sit enim B. 
!orw yap om ms Pac. Bas. incl Sylb. 
Cas. 

10 y... 0 d' Bas. Pac. 

dmSevcı öorı A. vera fit B. || ut quo- 
niam B. 

4 orımavre A Bas. Pac. aut quoniam B. 
xat rd oux Bas. Pac. 

xarabacıv vo dk anodarıv A. 

av ein &. Bas. 

ei 8’ Zorıv Bas. Pac. si enim B. || Eorıv 
om B. 

N un pove. elva om A. 

A un nove. ev. Bas. Pac. 

“um elvar un Hovsıxov fortassis non male 
legeretur” Bas. in mg, Sylb. in not. non 
esse autem musicum B. ovdelg avSpw- 
nos oU MovaıRdg Ioh. Phil. pphr. £. xerıt. 
rn elvar Hoveınov Alex. f. 140. 

Tpeig Tpom. Bas. Pac. xurd tous Rposipy- 
n&voug Tpomous* zpeig dE eicıv ovror Alex. 
1.1. dd av elpnutvuv rpıöv Teonwv Ich. 
Phil. 1.1. 

dvriorpibeı Bas. 


oux durıorptbeı Bas. Pac. 


3.4. 0 8... ro y' Bas. Pac. 


o= 


19 


20. 


. den To 


zavr! om V.I.Lat. Ald. Bas. al. incl 
Sylb. Cas. quoniam eorum quae sunt 
c d allerum ex necessitate omni in- 
est B. 

d sequetur b B. 


SR | 


y Bas. Pac. 


. 20 ß' u 3° Bas. Pac. 


äua r& 8' Bas. Pac. 


. non sumantur B: 
. &ydsxnraı Bas. 
.19. cui autem c omni B. “in lectione 


ista, 5 dt ro y, s. ünapxeı, consentiunt 
nobiscum praeter Isingr. et Venetas 
ambas etiam Pacii ed, qui vertit: 
omni autem y' consequens sit xd «.” 
Sylb. 

accidit B. || y&p om ms Pac. incl Sylb. 
Cas 


si sumatur B. || y&e n drop. Bas. Pac. 


p-52521. 
22. 
26. 


. cuAkoytoövrar Edd plurimae. 


. NEeqUe... 


in quibus f BD. 

in quibus g B. 

3% xalro 9’ A. xalom BD. 
oux Earıv dyaSov Bas. Pac. 


e v 
2.33. dy. &otıv oure oux dy. &orıy Bas. 


construenti et destruenti B. 
secundum unamquamque artem B. || 
&rı d& xai 3. Edd plurimae. xul om B et 
ms Pac. incl Sylb. Cas. 

im utpoug Bas. Pac. Sylb. xarı n&pos 
q. c. Cas. in mg. Ioh. Philop. pphr. 
f.xcıwvb. 

d& Zy n£psı orepnrınn Bas. Pac. 

syllogi- 
zant B. cuXkoyißovraı Bas. 


\ ’ ’ ’ 
12. tivi rav a... oudevl Tüv q.C. 


\ ' ’ 
2.13. *eldiroa mm Ündpxm aß, oUx 


Bas. Pac. si autem a alicui b B. 
omni a inesse B. 


’ . L 
cuunzparud korı rov dıa A. 


. iv ö%u ra Bas. Pac. (bis) 


iv rw sü a’ Bas. Pac. dv rü 0%u a (as. 
0. . y 
iv om B, incl Sylb. Cas. || orep. ein ö 
ce. Bas. Pac. 


m x 
.26. 3 imo r. 0. u. Esaı guAkoyionoz q.C. 


Cas. in mg. 


. Eotı ovAr. A. erit B. 


7 . A 
örı ro P’ odx ündpxeı Bas. in mg. ref’ 


incl Sylb. Cas. vndexsı op, al. d 
non inest B. 
el sinon inest bei quod este D. 


2. non inesse vero a hoc quod est b B. 
.Paalroß'A. betbB. 


mpoyeyevnulvov euAhoyıouov Bas. Pac. 2. 
cuAkoy. om ms Pac. incl Sylb. Cas. 
ahr m xl iv Bas. et Cas. in mg. 

vel B. 

&AnS% elvaı tv Bas. Pac. eivaıom 2. 
oux Eoraı Bas. al. zon est B. 

oU tod darı dAAE rod orı Anonym. 
tvradga A. hinc B. 

*dv. xal re Bar. Bas. Pac. etb B. 

xal un eiv. Bas. 

a ws; Sgos A. unus terminus B. || Vn. 
ß' ivd. A. 

&vd. ws &vog Bas. Pac. 


. Tw öE 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


xal nporaesis incl Buhl. et propositio- 
nes B. 


. im. xal ro a Edd plurimac. eta BD. xal 


incl Sylb. Cas. 
duas propositiones colligere B. 


). d& Eorıv dAn9. o. Bas. Pac. 


sumamus B. *xraußavuuev Sylb. al. 
Aaußdvn q.c. Cas. in mg. 
34 Bas. al. ei quod est b B. 


“quidam sic legunt: rövy (s. undevl) Ömdp- 


LER) 


xov” Sylb. röv y’urapxov Cas. in mg. 

toru yap 70 y uyre rd a 4 Bas. Pac. 
insit enim c nulli nec anecb B. 
koru y. Ta y pnte To a Um. x. Cas. To 
« Undpxov undevös q.c. Zora yap unte 70 
a Unapxov undevos uyre ro ß’ Cas. in mg. 

quare si cui quidem omni inest, su- 
mamus B. *irdpxsı nayri, haßupev Bas. 


Pac. 


p-54a 4. falsam quod contrariam vere B. 


51 


ir 


35. 
36. 


und. Undexsw Ald. Camot. Bas. al. 
*Außuuev Bas. Pac. Adßn uiv A Cas. in 
mg. sumamus B. Aaßu q. c. 


. zö anle aß’ om Bas. Pac. 


a c conclusionem B. 

inerat a carum quae sunt b B. || ro « 
om B. 

“Pacius mallet öuotwg 38, ei r9 a’(omisso 
28°); nihil tamen immutandum censuit, 
librorum ms et editorum auctoritate de- 
stitutus” Sylb. #3’ om Buhl. zec 2. || 
Undpxn Bas. Undpxot Pac. Sylb. 


. zavr om ms Pac. incl Sylb. Cas. || Andy 


Bas. AnbSein Pac. Sylb. || 79 ante Py' 
om Bas. Pac. 

rd ante aß’ om Bas. Pac. || öy ro ß' Bas. 
Weudtg foraı Bas. Pac. || iv y q.c. || 
inest B. 


. siquidem cui b omnic eta, b autem B. 


&: ante Asvxov incl Sylb. Cas. 

otov TO Ciov tivi ukv A. Bas. Pac. 

« xal ra ß' Bas. Pac. 

dvSp. Ümapxet. av Bas. || av uev äv edd 
nonnullae. utv om Bas. incl Sylb. Cas. 
cur. örnz Bas. Pac. 

cum universalis privativa est B. 


p-51437. pyre to PB’ und. Pac. Sylb. 


38. 


p-54512. 


.32. 


347 


unde Bas. 
“Tectius” Sylb. 

*r9 Erspov yivos Bas. Pac. diversum 
genus D. 

72 2£ Ald. al. “q.c., inter quos utraque 
ed Vencta. sed nostra lectio repetitur 
etiam in segq p.55@13 et 31. itidem- 
que Pacius vertit: ut genus speciei et 
differentiae, quae sunt ex alio ge- 
nere.” Sylb. 


. 2: om Bas. 


rw ovc. A. prop. tota B. || Ye. 
ovong Bas. Pac. 

20. eta binaliquo falsa existente, b 
c autem vera et a b quidem vera B. 
obens tus uß', vis d& Ey oAng dAnSods, xal 
was ev aß’ dAnSous Bas. Pac. Sylb. Cas. 
ans mpweng Tas 8’ Eripus aAndods, xal Tig 
piv Het&ovog &inSobs Bas. et Cas. in mg. 
N xal &mi ri Weudodg Sans Tas neilovog Ich. 
Phil. pphr. f.xevrmd, 

dub. ouruv Wevd. Bas. Pac. 


. under ubv ro B’ A, 


\ ’ BE 4 = u 
. 70 PB rwi rd y Umapxeıv, oiov Bas. T. 7% 


y' (omisso ünapxeiv) Pac. 


. *elävu. Bas. Pac. si ergo ponatur BD. 


obe. OAns ınsap' A. &r. om B. 


. il Undpx. tu y Bas. Pac. Undpxew om 


Sylb. al. 
Asuxa tivi Bas. 


ündpxei Bas. || alterum ündpxsw om D. 


. vera fit concl. B. 


Hrsor. enS py aAnSods even, Eosaı Bas. 
Pac. 
alterum vndpxew om B. 

inest B. 

um. ro d8 y Bas. 

rdß'röy, wi Bas. Pac. 

*rois aurod Pac. Sylb. al. eius specie- 
bus B. 

albo vero non alicui B. || wi xat ö 
dgıSu. Bas. 


bc vera existente B. 


S. cum a b quidem sit propositio vera B. 
2. ei ein &vavr. Bas. Pac. 
1. pehavı umapxeı Ald. Camot. Bas. rigro 


inest B. 


33. 


7 
Jir 


p-555 5. 


Branpıs: 


eid. auro) (omisso roig) Bas. Pac. Sylb. 
Cas. od aurod q.c. Buhl. Cas. in mg. 
“quae lectio non consentit cum ea quam 
adnotavi ad p.545 12” Sylb. spec. 
eius B. *lege rot; aurov. 

73 y ümapyxeı Bas. 

wadey A. calicu B. 

xal ämitı ixar. om D. 


8.9. xalein pn... dAnSns om B. 


9. 


41: 


p-564@ 5. 
T. 


13% 


39. 


xal im üv xaS. Bas. Pac. Sylb. etin 
univ. BD. 


ın ms. 


xal iv vols nad. q. c. Cas. 


odd. dvSpunw dt mavri Ald. Camot. Bas. 
equo autem omni V.1. Lat. Ioh. vero 
Phil. f.xcvırıb per sphalma &%ov &3evt 


[4 . . 
dvSpunw nır. homini autem omni B. 


. narw eleiny‘ A. einom B. || Weud. An 


Bas. 


17. xal ro y Bas. 


q. 
On om BD. 


. rpös önstepaväv Bas. || ei &r. (omisso 7) A. 


bavspov odv nal Ad. 

mavri utv dvSp. Bas. Pac. 

ovx vzapxsı om B, V. I. Lat. Bas. pr. 
Sylb. et Cas. || ro Söov od mavrl Aeuxd 
Ioh. Phil. pphr. f.ıcb. || rıwi Aeuxs 0X 
Undpyxei q. c. Bas. Pac. al. &x Umapkeı. 
1e$. 175 3’ Mdocovog ini u ıpeud. A. 


To y undevt Ald. Bas. 


en 


. 83” ävSp. Edd. plurimae. ävSp. 88 Bas. 


örı al Bas. Pac. 


. &%. Zsaı ro ouum. Bas. Pac. || *eimep Zv2. 


72 a’ xalrY P'nalriy, vu ubv OAw md 8 
pndevl ümzoxew coniecit Pacius, in tex- 
tum veccpit Buhl. si quidem contin- 
git aetb etc, huic quidem omni, illi 
vero nulli inesse Beet V. I. Lat. Ioh. 
vero Phil. vv. r& ulv &Ay r. 2. und. non 
agnoscere videlur. “yp. ra P' xul ray, 
73 ulv Oiy ru 38 underl Umdpyei. et ita 
Boethus legit, qui sie vertit: si qui- 
dem... inesse. Philoponus quid lege- 
rit, obscurum est.” Cas. in mg. 

zö uev y mavıl 75 88 B’ und. Ald. Camot. 
Bas. al. b quidem nullum, c autem 
omne sequi B. 


p-56b 1. zo Ev a =& ß' Bas. Pac. 


4. xal om A. et B. || ex. da devdüv OAuv 
(omisso &AnS... ı. 37.) Bas. Hild. Buhl. 
per falsas tolas el in aliquo utraque 
Bet\V.I. Lat. dinS%;, xal dub. W. ove. 
Pac. incl Sylb. Cas. 

6. rn; om B et Edd. nonnullae. 8%. dAnS. 
oöens Bas. Pac. S%ns et ovons incl Sylb. 
Cas. röv dv Tpirw axnparı Fuvayoyrwv 
dx Wevdär AAnSH N auhw ai mpordeeiz xu- 
Schov, 47 pev xaScAou xrA. Ioh. Phil. 
pphr. f.c. 

8 veraß&i he T. mpor. Ald. Camot. al. 
transsumere B. ueraßareiv Bas. et Cas. 
in mg. 

49. 72 ouuz. (omisso uev) Bas. Pac. 

26. is dvrıSeusvng eu. A. 

29. %euxav xal rıvl Bas. 

29.30. To xarev xat rw Cum ovx Unapxet, xal 
To Aeundv TIv Umapyxet, xal 70 xahdv av 
ravrı hevzds Sylb. al. Edd. nonnullae et 
V.I. Lat. || olov 72 Aeuxov xalr. &. ad. 
Bas. Pac. xat om ms Pac. ut album 
alicui animali non inesse, pulchrum 
autem alicui inest B. 

39. Zotaı &R. 0An Bas. Pac. 

40. xal ro Ey (omissis ei et uiv) A. sibe 
quidem falsa B. 

40. 41. Weudtz Sylb. al. Cas. in mg. 

Al. xal ol Torodrou opou Gac: opaı Erovraı mpog 
Schol. cod. Reg. 1917. nam hi qui- 
dem termini B. 


P-57a 2. Aapfaveuv ro xarabarınav A. 


3. EAus un A. toti c non inesse B. 

41. zwi röy Bas. Pac. 7% y incl Sylb. Cas. 
a autem alicui c et alicui b B. 

14. dAnS. En Bas. Pac. 

16. uiv et dAnSods om A. || dAnS. ovens, Fns 
Bas. Pac. ovons incl Sylb. Cas. || &ri rı 
Y. A. Zui zı incl Cas. 

19. yde om DB. 

19.20. rd 3: a ov Bas. et Gas. in mg. || rıwi 
pn Ündpxsw det Cas. inmg. a autem 
alicui c B. 

20. xal ante örav om Bas. Pac. || örav civ 
cirus Ald. Camot. Bas. al. si ergo 


. *ovun. &oraı ddnSns Bas. Pac. 


AR. LECT. ARISTOT. 


assumatur B. || 
Pac. 


Sylb. Cas. ce. erit vera B. 
73 ß’rıv! Ald. Camot. Bas. 


. bavepov oDv orı Bas. Pac. xal incl Sylb. 


Cas. manifestum igitur BD. || Mus A. 


30. 31. nmr. od nal Bas. Pac. o? incl Sylb. 


33. 


38. 
p-5751. 


u} 


z. 


Cas. 

undevi vmapx. xaSoAou A. Um. xul ei Ti 
Unjoxe, Aaßelv xaScrov Bas. in mg. Ald. 
Camot. Sylb. Cas. universaliter su- 
mere inesse, et si alicui inerat, uni- 
versaliter sumere B. 

Auß. nagcre nd; (omisso Ündexei) Bas. 
Pac. 


. örav utv Bas. Pac. || 72 ovum. d. YA. || 


weudss Sylb. al. Cas. in mg. 
nec omne B. 

curw exn A. 

Sdr. eivar Bas. Pac. 


5.6. u&ya (bis) om A Ald. Camot. al. incl 


6. 


Sylb. Cas. magnum... magnum B. 
Inkovdrı tod PB’ un Ovrog ueydiov, dvayın 
72 « un elvaı Asuxdv Pseudo-Alex. xul 
73 Aeuxd un ovros to P' um elvaı Ich. Phil. 
f.cıb. 

olov rod a’ et oiov re ß' Bas. Pac. ut a... 
ut b B. ciov incl Sylb. Cas. (bis) || elvar 
piye Bas. Pac. 


7.8. rod 28 P’ övr. neyar. Bas. Pac. 


8. 


9. 
13. 
14. 
15. 


yR 
20. 
21. 


un eivar %euxdv Bas. Pac. elvar incl Sylb. 
Gas; 

duclv Svrow Bas. Pac. 

un övr. ueyar. Bas. Pac. 
neya eiv. Bas. Pac. 

cum non sit a album B. öyr. tod « 
Asux. Bas. Pac. . 

b esse magnum B. 

cuurspaiver$ar Bas. Pac. 

&v irtpw co. Bas. Pac. Sylb. in altero s. 
B. 


in mg. 


ev Saripw tüv auAkoyıcusv q.c. Cas. 


. ostendat autem per c B. 


Derxvu A. 
et aineritb B. 


EX COMMENT. ET EDD. 


349 


p-57025. !rdußave Bas. Pac. || Umagxev codd q. 
Cas. in mg. || 32oı Bas. Pac. 
32.33. 25 dmodeinrov A. ex indemon- 
sirata B. 
36. Ecraı Ald. Bas. al. erit BD. 
37. rd ante ay om Bas. 
38. aß’ da nloou ode. dA. 
39. dıa om Bas. Pac. 
p-55a 2. nam his demonstratis D. 
6. dudyan Oo y mavıi zu ß um. Bas. Pac. 
7. tovraısom B. 
7.8. dvamod. elAnrraı Bas. Pac. 
10. 8 ß' Undexsiv kalte pm. a, dub. A. 
2. erı om A. 
14. wonep mpor. Bas. Pac. 
21. 2.528. 4. || du’ @AAyX. Bas. Pac. 
22. ümapxew ro dk « un?evt Bas. Pac. Sylb. 
23.24. zö P' Bas. Pac. (bis) 
23. 5 y Bas. Pac. 
24. nullib B.|| quodprius sumtumerat B. 
27. nv aß’ Bas. Pac. Sylb. #0 « ßgq.c. 
30. nullic B. x& y Bas. Pac. 
31. cui autem anulli b, si sumalur omnmı 
inesse BD. 
35. evAAoyisarSar Ald. Camot. Bas. 
36. ’Enei d8 tüv A. 
41. xal &x vis Bas. Pac. 
p-585 1. rs ueiGovog mpotaoews A. conversa pro- 


to 


10. 


15. 
19. 


positione B. zyy dE neidova xuxhm eu 
dwvardv Serfaı da ro xaSorov Ich. Phil. 
pphr. f. cıı 2. 

particulare autem est B. 


y>a 


3 : 3 y 
31’ 5 »al Sylb. al. “Isingr. coniuncle So. 


sed nostra et Pac. scriptura planiorem 
efieit sententiam. sensus est, du’ nu 3° 
alriav xal mp. 3%.” Sylb. 

Undpxn Bas. || nam aliter se habenti- 
bus B. yep Exovruv Bas. Pac. Ex ovruv 
incl Sylb. Cas. 

insitetaB. 

20. röy ovdei Pac. Sylb. undevi Bas. 
Undpxew Bas. Pac. “ündexov q.c., ul 
alibi saepius.” Sylb. 


[4 ‚ 
. za y oudevi Bas. 


. %nbS% Ald. Camot. Bas. Pac. AnbSern 
on 


A. | toraı to mp. ex. A. 


350 


p-58525. 


44. 


11. 


Branpiıs: 


ergo nec a b, medium c. ergo per 
concl. B. *r3 ß' ro a, ptoovroy. dd 
Bas. Pac. 


. 6 meoree. ıns nıaz Bas. 


ide un A. 
v A. 


e. 
n xa$. ro xarny. Pac. Sylb. al. 


. ro uev « Bas. Pac. al. utv incl Sylb. 


Cas. || ovunspaena rw T& y ep oUx 
Undpxew. dv Bas. Pac. al. conclusio 
be B. 

x ‚ r N ’ ı 
un mavri, ouuntpasua ro a Bas. un m. 
(omisso evur.) Pac. cuurtp. om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 


. 1. 0 ß Bas. Pac. 
. non ostenditur B. 


ntv om A. 
cux vd. oAws Bas. Pac. 


[3 4 = 
..n ubv xaSokou zu A. 


x L£ 
np0; Sarepıv A. 


22 ’ ! 
. *unapyxei, dvrispabetong ns naSohe, xal 


=0 a wird P, 0 Av auumtpacna, To ev y 
Bas. Pac. (rwi om. Ald. Camot. al. incl 
Sylb. Cas.) omni a inesse conversa uni- 
versali, et a inesse b, quod erat con- 
clusio, c quidem ostensum est B. 


. indpxeiw Bas. Pac. Sylb: ürapxov q.c. 
. dv. oliovroy A. sicalicu b B. 


AR ow ou dA. 
nonnullae. örapx. incl Sylb. Cas. 


zude ündpxeiw xal Edd 


12. xal rede röde om Bas. Paris. al. incl 
Sylb. Cas. || z33e undpyxei... xal tr. tu8s 
J 2 PR { 

Bas. Pac. 


. mpock. erı ei Bas. Pac. 
. ö ante auAA. om Bas. incl. Sylb. Cas. 
. 73 ß’ ünapxeı mo d& Bas. Pac. 7% dt a 


zwi q.c. sed nom. 7 agnoscit praeter 
Isingr. et vet. Venet. ctiam Pacii ver- 
sio, xal re a alicui. sie paulo post 
v.20.21, ubi idem P. vertit, 9 « autem 


cuidam non insit.” Sylb. 


. AnbSH q.c. Cas. in mg. si ergo assu- 


matur c b omni inesse, inerat autem 
. € 4! 

et anon omnib, necesse est B. *undp- 
er Sr x N ’ > \ 7 ' 3 

xew, nv dk xal ro a ou mavıı Ta PB, avayın 


Bas. Pac. Sylh. 


p-59a23. 


27. 


p-595 1. 


11. 
12. 


14. 


mpor. Dirbneav, 2dv Bas. Pac. in prio- 


ribus sis B. Bi6bSyrav om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 

EN ve ’ - ’ € r 
undevt Umapxeı 5 y Bas. Pac. vmapxeı 
om B, incl Sylb. Cas. || “3 d: P' zwi q. 
c. sed noin. re habet Isingr. et vetus Ve- 
neta, itemque Pacius vertit ro ß’ autem 


alicui.” Sylb. || zıy! 3 B' ro a Bas. 


. üm. roury ro y Bas. Pac. || r% 2" Bas. Pac. 


alicui b B. 

odv om A. 

zo « xul tod y yiv. ox. Bas. Pac. 
mputou xal dd Tod Eoxdrou, orep. Edd 
nonnullae. 

xal tod (omisso dud) A. 


’ DR, SER | LE} ’ u 4 
» OXNM. Kal Old TOD EOXAToV, oTav Bas. in 


mg. xal dıa 73 texars incl Sylb. Cas. || 
xal da od &ox. Bas. Pac. Sylb. 


n BI r 
. dv to utow xal &vray ol un Bas. Pac. || 


dı’ aurov Bas. 

tor u. (omisso 70) 4. 

npordo. uevove. Bas. Pac. 

> \ 1 B 

dpxn Tod a oxnparos A. 

nee. too y .d. per medium b B. || un?. 
AnpS. Bas. Pac. 


In y m ’ 
ovözvi Twv Y G.C. 


. xal oux. &iug Bas. Pac. Sylb. ou ws 


vet. Ven. 


. da Tod rpirou axnu. Bas. Pac. Sylb. 3. 


7. Zoxdrov exyu. vet. Ven. per tertiam 


figuram B. 


’ ’ 31. 9. S [Da] > 
. dvasxevacaı EE oAng ?. ns avr. q.c. || 2ı 


dvrispodns (omisso 75) Bas. Pac. Sylb. 


21et22. zovy q.c. 


21. 
21. 


22.23. nullic B. 


Unapxov Ald. Bas. al. || euxoöv Zav] Ev 
ey 
owv A. 


. zu y’ Bas. Pac. 


xal ol &AAcı euAi. Bas. Pac. &AAcı om 
A cum ms Pac. et V. 1. Lat. incl Sylb. 
Cas. et alüs.B. 


. % naScAov mper. Bas. in mg. et vet. Ve- 


net. altera prop. B. 

dvriotpabytw Bas. Pac. || un mavrl Bas. 
Pac. al. 

ov mavrt Bas. Pac. Sylb. || “3 3 P'r, 


FAR. LECT. ARISTOT.. EX COMMENT. ET EDD. 


([. c. sed nominat. +3 probat praeter 
Isingr. et vet. Ven. etiam Pacii ed.; 
itemque mox v.34. 


x y v 
. el orepntixos ein 6 oe. Bas. Pac. ein om 


ms Pac. inc! Sylb. Cas. sit B. 


. 00x Umapxeı q.c. non inerit et non 


simpliciter B. || ün. xal oux dm. Bas. 
Pac. 


. sö ß’ mv! Bas. Pac. 
. dvrispibn rau ro Ad. 
.39. duberspaı om A. utraeque B. 


\ 4 x x ’ 
. yap orı vo A. || vov y’ dıa rov P. ovxodv 


Edd nonnullae. &ı& red P’ incl Sylb. 
Cas. om Bas. et Pac. perb B. 


’ - ’ AR | 
. nawriray A. nullice B. zwiröy oa 


Bas. Pac. 3 y’ om ms Pac. incl Sylb. 
Cas. 


interimentur B. 


. 00x Ümaexeı q.c. || diypnraı Bas. Pac. 


interimitur B. 


. universali autem sublato ab B. 

. ou yiveraı Bas. Pac. non fit B. 

. u y Bas. Pac. 

. orep. ein 0 ui. Bas. Pac. 

. Anbneerau rd a q.c. Cas. in mg. 

.36. cuum. ro By Bas. Pac. 

. ousevl u y Bas. Pac. 

. oppositus fit syll. B. avrixeiuevog q. c. 
. non inest B. 

. interimitur D. 

. utraeque. non si b omnic, a aulem 


nulli b, nulli c, a erit autem alicui. 


rursum B. 


. ta y, &oraı twi ro ß' Bas. Pac. 
. sit praedicativa B. xurny. ein Bas. Pac. 
. xaı om BD. 
e f ® [13 
. imapxew q. c. Cas. in mg. “ut supra 


p-595 21” Sylb. 


. a xara rod y Bas. Pac. Sylb. 
. eius quod est b ce syll. B. “forsan exi- 


stimabit aliquis legendum, red P! xard 
Tod y, ut v.12 ro a xara od y. sed co- 
pulativa xt sic usurpata etiam p.6049 
et alıbi.” Sylb. 


17. non fiet syll. B. 


21. 


22. ß’ oudevi Bas. Pac, 


Histor. philol. Abhandl. 1832. 


p-60524 


31. 
32. 
34. 


23. 


.per mediam sermnper BD. 


. non 


351 


.25. 8... ßB’om 2. 

non il syl. B. 

non fuit eius quodeestabetcsyll.B. 

et b omnic B. zo ß' nal 3 y Bas. 

Pac. 

. zö y naurl Bas. Pac. 

. det q. c. Cas. in mg. 

. sit enimacuniv. D. 

. etbnullic B. || %. dt tivi. om 2, incl 
Sylb. Cas. 


. contrarie... opposite B. 


. eur. oxnuarı did Bas. Pac. 


. xat om 2, incl Sylb. Cas. 


\ r = 
. Std rewrou xal tod u. (omissis tod et dıa) 


Bas. 2ıa om Pac. incl Sylb. Cas. || et 
quae quidem B. 


. peldove [üxpw] dei Sylb. Cas. || dei dd r. 


np. Bas. Pac. 


del dr. u. Bas. 


Pac. 


on 


eyev. rov auAAoyıcuod Bas. Pac. 
’eis ro dduv. Bas. Pac. 


. zavrı rö B' Bas. Pac. 

. prius 7 om 2, incl Sylb. Cas. 
. ei und. el un. Bas. 

2. xatom D. 

. sive a omni inest c,sveb B. 


. erat pr. f. B. 


tet B. 


. sit impossibile B. 

. dAX ouxt Bas. Pac. 

; Umapx. to a’ Bas. Pac. 

. ys om Bas. Pac. incl Sylb. Cas. || *x«i 


12 un m. Bas. Pac. 


vie } ’ w 3 ’ 
. y' umapxeiv. ouxovv Bas. Pac. UmApyeiv 


incl Sylb. Cas. 


413: un ravrı n und. Bas. Pac. 
. Zora yap Sylb. al. 
4. yap todrs dA. Bas. Pac. reöro incl Sylb. 


Cas. || 2 r& y Bas. Pac. 
sep. %nb37 Bas. Pac. Cas. inmg. And 
Sylb. Cas. | ya’. A yap peilwv Eraı Erus. 
el Bas. in mg. 73 ya’- ei yap nei. Eoraı 
ovrug Cas. in mg. || B’ 469n mp, Bas. 
Pac. 

. Ömdexew incl Sylb. Cas. 


Yy 


352 


p:61529. 


30. 


39. 

4. 
p:62a 4. 
eh 


p- 622 6. 
T: 

10. 

11% 

16. 


G 
. od: y Bas. 


Branpvıs: 


nondum erit necessarium B. oyruw Tv 
dv. Bas. Pac. 
mpos to ß' Bas. Pac. || &.4$9n Bas. Pac. 
AndSeln Sylb. 


. omni b inerit (omissis r0 y') B. 
- P’ AndSn ji Bas. Pac. AnbIein Sylb. || 


erep. m Bas. Pac. ein Sylb. 

40. un ro mavrl arka ro rıvl Bas. Pac. 
zö ß' ri Bas. Pac. 

&tı $& ou Bas. Pac. 

Jalsa enim B. \evdnsy. Bas. Pac. Sylb. 
WeVdog Bas. et Cas. in ıng. 


. dAnSns Bas. Pac. “AnSts Bas. et Cas. 


ın mg. 


\ 
8. Um. to rıl ün. d. ron. Bas. Pac. 


. ro te dv. Bas. Pac. 
„14. m. n xaradesıs nn mod. Bas. Pac. 
. 16. constat veram esse negationem B. 


. dEiöcrar Bas. Pac. d£ıodv Bas. et Cas. 


in mg. 


. ut sit alterum falsum, quoniam B. 
. inoxeio®w Bas. Pac. Sylb. xeio9u q.c. 


Cas. in mg. 


. ergo si b quidem non omni inest a, c 


autem omni B. P ündexeı 70 a’ um m. 
Bas. Pac. 


„27. zö P' navrl Bas. Pac. 


. erit ad impossibile B. 


EN! ' 


rw de y vel. Ven. al. 


vor 


. dAX ouxt Bas. Pac. 

.40.etb 14. quando autem B. 
3le y 
38. 
39, 
4. 


ümep xal &mı Bas. Pac. 

0 d: y' Bas. Sylb. 73 2: y' Pac. 

73 P' rwi.Bas. Pac. 

z5 P' ro a’ Bas. Pac. ro « töß' vet. Ven. 
z2 ß’zö a Sylb. || 79 38 y Sylb. 13 38 y' 
Bas. Pac. vetus Ven. 

c aulem omnib, ergo a B. 

ovx ünapksı Bas. Pac. 

quod propositum est B. 

ämep nal mi Bas. Pac. 

üngexew Sylb. al. || a alicui c inesse 
B. rd u 7. rü y im. Bas. Pac. 73 y ro 


a’ 7. dm. vetusVen. ro y ri zo a Sylb. 


7. ıbeöd. ro rıvl r. P' oa’ Um. Bas. Pac. 
. . . . 4 
. alicui b... alicui c B. av y Bas. Pac. 


p-62029. 


32. 


32. 


35: 
p-63b 4. 
13. 


38. 
p-64a5. 


10. 
12. 


ns dmodeixrixng Bas. in mg. Sylb. Cas. 
ans deixrinng Cas. in mg. derkig ct deı- 
xzıxn Ioh. Phil. pluries in pphr. f. cvırı. 
veris B. &n$öv om ms Pac. incl Sylb. 


Cas. 


. 6 ante euAXoy. incl Sylb. Cas. 
. arabacıv Sylb. Cas. dar Bas. Pac. 


Cas. in mg. 


. Cuumspalvonevov Bas. Pac. 
. et per eosdemt. B. 3. xal dıa Bas. Pac. 


non autem in eisdem figuris B. || ö 
[dı’ döware] evAR. Sylb. Cas. n. guando 
per impossibile syllog. fit B. 

co. n &v Bas. Pac. 


. nv ro Bas. Pac. 
. ö ante evAX. om Bas. Pac. || syll. ad 


impossibile B. 


. irapxoı Sylb. 


15. ündpxesw Bas. Pac. Sylb. vm. ro «. 
ü ptv Bas. ro a’ incl Sylb. Cas. Umapxov 
q.c. Cas. in mg. 


. omniba inesse B. 

. fit in media fig. B. 

. marıv xal dv Bas. Pac. 

. siaomnic B. *ex. eiro a Bas. Pac. 


si... privativus fit syl. B. 


. inesse B. || 3: xal ro Bas. Pac. xat incl 


Syib. Cas. 

fitsyll. B. 

vum. &oraı und. Bas. Pac. 
et per impossibile B. 


. mpor. iv ra Bas. 


Ertaı ix. Bas. Pac. 
separari alterum ab allero B. *r. ix. 


rov iripou Bas. Pac. 


5 nporde. elvaı Bas. Pac. 
. et alicui et non alicui inesse B. 


0 v > 
. Movov, xar’ dAnQeıav d& ou Bas. in mg. x. 


dr. 8:3 incl Sylb. Cas. || A&yopevom BD. 


34. arabar. der elv. Bas. Pac. 
. np. oxnuarı uto. Bas. Pac. 


idem autem B. 
studiosam disciplinam, medicinam 
vero B. 

differt autem a priore int. converli B. 


tav [28] 7 un Sylb. Cas. 


VAR. LECT. ARISTOT, EX COMMENT. ET EDD. 353 


p-64a14. “and Sartpov habent etiam ceterae cd. 
sed haud scio an convenientior sit prae- 
Pos. Zn? vel xard.” Sylb. 

16. sed sic se habeant B. 

17. ut vel eadem sint vel totum ad partes 
B. raöra Bas. Sylb. in radra quoque 
consentiuntedd. sed Pacius mavult raurz, 
alque ila vertit, ut vel eadem sint.” 
Sylb. 

21. mposipnusunv Bas. Pac. eip. Sylb. 

23. ’ecaı suAkoyioucs xal Bas. ovAAoy. om 
ms Pac. incl Sylb. Cas. 

24. 05 ß' (omisso re) Bas. Pac. r3 incl Sylb. 
Gas. 

31.32. ei 3’!v u. Erepog Bas. Pac. 

35. non esse studiosum B. 

36. d& xai dı’ Bas. Pac. 

37. nxal ds &v Ton. (omisso rot) Bas. Pac. 

p-64b 2. aut omni cc etnullib B. 

3. hoc converti B. 

6. yiverSaı q.c. Cas. in mg. 

T. xat om BD. 8’ ri xal Bas. Pac. Sylb. Il 
nv incl Sylb. Cas. 

13. xt om B. 

16. contr. erit B. || %.&2cı Bas. || sumpserit 
hoc modo, hyp. B. %dßoız Bas. 

19. ouun. [örı] 72 un Sylb. Cas. 

20. 21. elvaı Asux. Bas. Pac. 

21. sed vel assumere B. 

23. et non opinio B. || “Pacius leg. censet 
eite, vel Y eira: alque ita vertit, vel po- 
stea sumere, omnem medicinam esse 
scientiam.” Sylb. 

25. were eivar utv dv. Sylb. 

28. “Pacii versio paulo diversam distinctio- 
nem habet: in eo tanquam in genere 
accipi potest, quod est non demon- 
strare proposilum.” Sylb. 

32.33. ex prioribus et notioribus B. 

36. quod non per se B. 

40. per illa ostendi B. du’ kxeivav Sylb. al. 
“Pacius legendum censet dı’ ixeivov, per 
Üllud.” Sylb. du’ txetvov Cas. in mg. 

p-d5aT. reis eurw eo. cuußaiveı Bas. Pac. 
8. A&y. elvaı Bas. Pac. 
10. si ergo aliquis dubitat assumpto dubio 


p-65a12. 
13. 
13, 
17: 
18. 
19. 


30. 


32. 


13. 


45, 
16. 


. . d 
... petit autem c inesse b B. irır3 ß' 
e m ’ €e 2 ‘ 7 x ’ m ’ 
um. Ta y, Ouolwg de xal orı zo a muß, 
alrolro Ta y Um. roa' Bas. text. Cas. in 
mg. orı Tea um. Ta y, duolws dE xal Orı 
\ Pr Dune A =; 
[F° &] 73 P', airoiro [2%] 73 7 Sylb. Cas. 
nostram lect. exhibet Bas. mg. 
13. non demonstravit B. 
G > » ı 
yap &otıv apxn Bas. Pac. 
convertuntur B. 
19. dvriorpedeı Bas. Pac. 
motet Bas. 
et convertet per Iria D. w;omms Pac. 
incl Sylb. Cas. 


. ut etsia inestc B. 12 w x%y Bas. 


Pac. 

xal ra ß’ Bas. Pac. || eo quod conver- 
luntur B. n re dr. n rd Bas. Pac. Cas. 
in mg. 3... ra Sylb. Cas. 


22.23. zo.d' zu ß’ Bas. Pac. 
4. prius dielum B. modrepov eir. Bas. Pac. 
. adry [Raußdvew] 7 Sylb. Cas. || inesse 


sumitur BD. 

utrorumque conlinget similiter B. 
*2v3. duolwg ro Bas. Pac. ouoiws om ms 
Pac. incl Sylb. Cas. 

dmobarınag de drav (omisso pr. örav) Bas. 
Pac. |! “Jocus hic suspectus. forte legen- 
dum Srav 79 aura röv auröv. deinde quae 
sequuntur non satis bene cohaerent.” 
Bas. in mg. Sylb. not. 

6 nal ewvderuog Tuv deabsıav Epryabera 
Ioh. Phil. f. cxır 2. 

dvrid. tig &p. Bas. Pac. ri; om ms Pac. 
incl Sylb. Cas. 

non enim ponit quod contradicit B. & 
dvrbneev Bas. in mg. “contra Pacius 
hanc lect. in textu habet, illam (rrv dv- 
sidasw) in mg.” Sylb. zn dvrig. et d 
dvribnee Cas. in mg. 


; map roörov q.c. cf. v.10. 


davepurepss Bas. velus Ven. “itidemque 
Pacius vertit, magis perspicuus.” Sylb. 
Savegwr. Cas. in mg. 

14. . v. vnoSecw Bas. Pac. 

üsorep elp. Bas. Pac. ömep eio. Sylb. 

&v roig Tor. Bas. Pac. 


Yy2 


Branpiıs: 


Egı ro un mapa töro, oiov q. c. Cas. in mg. 
conelur Zenonis ralione, quoniam B. 
deixvuvar om ms Pac. incl Sylb. Cas. 
hoc autem possibile est B. 


r Undpyei Bas. Pac. 


yap zo P' Bas. 

res Bas. 

nec sic sumendum B. 

olov ro rds Bas. Pac. || mapark. uvdmreiv 
xat Sylb. Cas. ouumint. Bas. Pac. Cas. 
in mg. 

“Is. post rovrwv distinguit, non ante.” 
Sylb. 

ut sic quidem B. 

hoc autem perd fg B. || rovrw yag rı 
sı Bas. erw rı Zraı Bas. in mg. Pac. 


. xat ro ß' Bas. Pac. 


. mepalverau Bas. Pac. 


mug d& 9. Bas. Pac. 


. eo quod videmus B. 


npürov utv, &av Bas. Pac. 


Re 
. ad. eincav Bas. 


sed quam maxime longe media, ut si 
sit oportunum B. 

pica db ra Bye Bas. Pac. de ra incl Sylb. 
Cas. 

yiv. 6 ouAi. Bas. Pac. 

nam omnibus afırmativis vel B. 

8. hac quidem afirmaliva, illa vero 
negativa B. 

ıns dt xarnyapınns Bas. Cas. in mg. xarab. 
Bas. in mg. Pac. Cas. || erit enim B. 
et sic in illo modo B. 


xein. ein &v. Bas. Pac. 


PORT, 
. anavrwv Bas. 


syll. et elenchi B. cvrX. xal &. Sylb. 


. . . . ’ 
. principaliter inesse B. rpuroıs Bas. 


ut insit a B. yep incl Cas. 
al, 


4. 


si igitur b quidem patet omni a 
inesse D. 


. 73 8° mavri, ro dt Bas. Pac. zavr! incl 


Cas. 


. Umapxm Bas. ünapxcı Sylb. 


vmoraußdveı Bas. Pac. 
re incl Sylb. Cas. 


\® DRS er. \ In 
. TO apa 8 XEltal wg AMOPNUATIXog TUVoEruos 


p-66531. 


6 


.. 


34. 

81% 

39. 

40. 
p-67a 6. 
9. 

17 


13. 


25. 
30. 
31. 
33. 
34. 


ÄAAA Touvayriov wg eukAoyorixog Pseudo- 
Alex. 

quam sciet B. || sciet enim B. 
ünapxov Bas. || us &v 7 Bas. Pac. 
npottpou A. Bas. Pac. 

olov ei ro Bas. Pac. ei incl Sylb. Cas. 
Raußav. Zvavr. Bas. Pac. 

Sylb. post ravrl distinguit, non ante. 

n xatd to £repov dub. Bas. Pac. 

xat om DB. | circa particularia B. 

eid. Orı mäv rplymvov Exeı dvo opYag Bas. 
Pac. Cas. in mg. 

ptv ryv (omissis rd... &xeı) Sylb. Cas. 
hoc quidem universalem habet disc. B. 
3: mö mu» Bas. Pac. 72 d& rnv xa9’ Oas. 
To ulv rd anv ad. Ex. inter. vo dk ta mv 
xaS. Cas. in mg. 

ö; div rn xaS. Bas. Pac. v incl Sylb. 
Cas. || guoniam duobus rectis B. 
nam quaedam scientes stalim scimus 


B. 
idovres incl Sylb. Cas. 


Evia yap löcvres, eU9ug Bas. in mg. 


coiov om Bas. 

similiter autem in B. 

x. röv ulcov Bas. Pac. || dran om B. 
#dtv yapxu%. Sylb. Cas. 38x. Cas. in mg. 
hoc tolic B. 


34.35. ro dröy om BD. 


p-67b 2. 
6. 
4113 


33. 
36. 


östen.x.todx. Bas. Pac. rö...rö Sylb. 
xaı 79 eld. Bas. 
yap &ortıv n &v. Bas. Pac. Zorıv incl Sylb. 


Cas. 


4.15. od red... ro ß.... roy Bas. Pac. 
. nal rod P’... x. tod a’ Bas. Pac. 
21.22. c a idem erit (omisso xal) 2. 


Unohaußavew Bas. Pac. || eiv. zal dy. Bas. 


. dvsiorpibnrar Bas. Pac. 


. “73 y' q.c. sed nominativum rs probat 


eliam Pacii versio, et cuicunque inest 
zo «, inest eliam ro y.” Sylb. 

pn vmapxeı Bas. Pac. 

ö rd a’ Cas. inmg. || 7ö y’xal ro P' Cas. 


ın mS. 


. et si b convertitur ad c et a conver- 


\ ’ \ 973 
telur adc B. xai a a ro ß avrıcrpäibe 


4 - x 
Bas. Pac. text. Cas. in mg. xal 13 «ro 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


y dvrigpäibeı Bas. in mg. *xal ro a’ ru y' 
avrızpeuer Sylb. Cas. in mg. dvrispide 
xal road. Aelmeı db rd B' Pseudo-Alex. 


p-67538. nam de quocunque omnino betcB. 


39. 


p-68a 1 


3 
5. »al ra 3’ Bas. Pac. 


yap üv navres Bas. Pac. Sylb. “dvrws 
q.c. sed Tavros agnoscit etiam Pacii ver- 
sio, nam de quocunque dieitur 2 B'.” 
Sylb. 

convertetur B. *xal 70 P' dvrierpiber 
Bas. Pac. Sylb. rp2s ro a’ incl Sylb. Cas. 
Aeineı, mp5 70 « Pseudo-Alex. 
betc DB. xel zo y Bas. Pac. || “5 
70 @, 10 y' Pacius legendum censet, ut 
et Scheckius animadvertit.” Sylb. “docti 
viri legunt & 38 19 a’ 70 y’ oux vmapxeı” 


N 
08 


Cas. in mg. 
öu. ws xal Bas. Pac. 


S-10. olov el... yeyovivar om Bas. Pac. 


Sylb. Cas. eaque vv. post 2’ dduvarov 
pon. v. 16: cf. Cas. in mg. “exemplum 
quod seq. theoremati adiacet olov ei ro 
&ytvarov cet. in priore editione hic fuit.” 
Bas. in mg. 


p-68a12. in. xui ei Bas. Pac. xat incl Sylb. Cas. 
15. xal ro 3 Bas. Pac. 
18. xal ro ß' Bas. Pac. 
21. verum et de a B. “muy alrol tod d.” 


Touro To Entdv Ws dv auvrouw ukv 0 "AREE- 
avdpos Erdardar Akyeı“ Expiv yap xeiodaı 
xal aut! ro u’ x. Pseudo-Alex. et cod. 
Reg. 1917. 


25. quando autem duo fuerint contraria 


B. 
Pac. 


# « ' ’ % ’ 
ov7. olov Tv a xalrooß, ou Bas. 


r 
29. yap xal radra dvrixeivraı Bas. Pac. 
32. 


33 


36. 


p:65b 2 


4 


. 


&n uäARov Bas. q.c. 

nam et b d similiter erunt B. 

tmep ro &X. Bas. Pac. || x. ro usrd. Bas. Pac. 

nmep to x. Bas. Pac. “einep Is. (?) sed 
nrep agnoscil Pacii versio: amor igitur 
est potlius dilectionis guam congressus 
causa.” Sylb. 

est in amicitia B. || nnep vo3 Bas. Pac. 


Sylb. 


5. xal ro r&%05 Bas. Pac. 


p-682 9. 


20. 


9 


x 


26 


Lör7 
an 


29. 


38. 
p: 695 1% 
3 


355 


r = Fi 
To alperwrepor 7 peuxterepoi eiv. Isin. Uas. 
. .. ern e ' x ’ 
in mg. alii 73 alperwrepor 7 beuxroregct 


eivar.” Sylb. Cas. in textu. 


. sed et simpliciter B. 
. mieroduev q.c. Cas. in mg. 
. ergo si inductio quidem est B. 


per alteram extremitatem medio syl- 
logizare B. 

€ ’ - 

Umapxov q.c. Cas. in mg. 

75 81 P' 0X. Sylb. 
demque Pacius vertit, ergo toli y inest 


“733m y 8x. Is., iti- 


73 a’. sed idem Pac. nostram lect. inmg 
adnotat.” Sylb. xö d4 y’&%w Cas. in mg. 


x ’ 
. yap to y ro &x. paxpoß. Bas. Pac. +9 y 


incl Sylb. Cas. || un &xov Bas. Pac. Cas. 


a SP: 
exe Gas. in mg. 


. einesse b B. 


notius esse B. ywpiusrepov Sylb. Gas. 
text. Bas. in mg. yvupınov Cas. in mg. 


\ ‘ \ . 
mpög tous öuop. toriv Bas. Pac. 


.13. y&vorro Bas. Pac. 


neque ut tolum ad partem neque ut 
pars ad totum B. ewre ds Odev mpdg ut- 
Pos oUTe ug nipos mpos Orov dir w; Bas. 
Pac. 

medium quidem primum B. 


ea ’ 
. v0 d&y Bas. Pac. 


iuslitia autem si disciplina B. 


Sa 
© 07 
m“ m- 


Stxatoovun ei init. Bas. Pac. Sylb. 
dpern q.c. Cas. in mg. deem Pseudo- 
Alex. cf. Ioh. Phil. f.cxvır2. 

mpocsıh. rn ay' tuv By imıor. Bas. Pac. 
Sylb. “ita legitur etiam in Basil. editio- 
nibus, nec non in ms. sed in quibus- 
dam editionibus legitur mposeindevar 
nv ay niet. mp., ut adnot. Pac.” Sylb. 
zyv ay imior. mp. Cas. in mg. 

m&ht &dv 2A. (omisso 7) Bas. Pac. 7 incl 
Sylb. Cas. 

eiv. xal iml Bas. Pac. xut incl Sylb. Cas. 

Sıyas re xal Bas. Pac. 

dıd dvo d& ax. Bas. Pac. Sylb. 2x duo 
q.c. Cas. in mg. 


4.5. xal iv rö ro. Bas. Pac. 


5% 
6. 


nam quando postulatur B. 


2 
vier. n orı Bas. Pac. 


356 Branpıs: 


p-69b 11. instant B. || dere yiver$ar Bas. Pac. 


Cas. in mg. 


p-70532. &orı 38 vo Bas. in mg. Pac. Sylb. Cas. 
&n Cas. in mg. röv om Sylb. 
16. yap ro um ev. p. Emiornunv tüv Bas. Pac. 33. exnu. rO ur. Bas. 7& 10 nic. Pac. 70 
incl Sylb. Cas. 
33.37. convertitur B. 


17. rıwov rov &vavr. Bas. Pac. 
19. dmAug 8 &v Sylb. Cas. yap Cas. in mg. 


30. zöv axnu. rovrwv Bas. Pac. || yap rovroıs 34. et non convertitur B. 
oi Bas. Pac. 35. summitaltes magnas habere BD. 
31. per mediam enim figuram B. 36. 73 P' zayri q.c. sed nomin. r2 probat 


. . . ” ” .. - PR} . * . ı 
32. amplius autem et si sit, oratione in- Pacii versio, igiltur cui re y inest, ei vo 


diget plurima B. *x&v ein, Aöyou Bas. ' omni, sed et aliis inest.’ Sylb. “3 
get I N» Y ’ 


Pac. Sylb. xäv 7 q.c. Cas. in mg. ß’ mavri perperam” Cas. in mg. 
35. rpenesSar q.c. Cas. in mg. p- 71a 4. 00 rponov mepatvorraı Edd. plur, Bas. 


p-70a 7.8. dnod. n dvayı. Bas. Pac. Pac. Cas. zapayiv. Sylb. “rapaytv. sic 


10; 


cuAkoy. dreins 8 Bas. 


Themistius leg. videtur, qui explicat re- 


11. nxal enmu. Bas. xal incl Sylb. Cas. gimstovueSa. Phil. repaivovrar, quod in- 
15. @' 19 xusıw Bas. Pac. || P’ zo yara Bas. terpretatur mısdvraı et xaropSävraı” Oas. 

Pac. in mg. dı’ aurüy mıcroivraı, TouTiott... 
16. yon 38 26’5 ro y Bas. Pac. xaropSodvrar Ich. Phil. pphr. f. 4. per 


I 
18. 
19. 
23. 


do u cmou?. Bas. Pac. 

zo ß'... rd y Bas. Pac. 

20. quia notum sit B. 

70 ante „xp. om Bas. Pac. || a’, &# od 
zo ß', xyew Bas. Pac. 

od ro y Bas. Pac. 


. sumitur B. 


u 
orı on. Bas. Pac. 


p 
28. Pitt. autem bonus B. 
28.29. yiv. oi our. Bas. Pac. 
32 


2. “q.c. accus. casu xaS9%ov.” Sylb. 
1 ) 


33. 
37. 
38. 


p-70b 4. 


onud. dvayan dıa tr. x. 7. ar. o. Bas. Pac. 
verum est quidem B. 

Un. tols oxrpacı, dab. Bas. Pac. 
onuetov %. Sylb. Cas. enueia q.c. Cas. 


hunc modum fiunt B. 


2 \ B 
xal ei mepi roug X. Cas. in mg. 


. Öno ro xa®0%ov, dv Edd pleraeque. “x. od 


Pacius adn. legendum: atque ita legisse 
videri Themistium.” Sylb. uns rı zus. 
%ov Zotiv, 3 ard. Themist. f. 1b. Exovres 
Tod nu9orou ryv Evvorav... od xrı. oh. 
Phil. £.5. || sub universalibus, quorum 
Bet\V.I.Lat. $rav... toöro bapuocw- 
ev To nuSoAov, od ryv pro Exonev Ioh. 
Phil. pphr. £.5b. do ums rı xaSo%.ou 
&oriv, oo r. &mioryunv &x. Themist. f.12. 
“scrib. une ra xaSorov, ww: ita legit 
Boöth. et, ut videtur, Phil. vel lege und 


\ 7 , . 
73 xaS9. o0, aut imo ri, ut ap. Themi- 


in mg. stium.” Cas. in mg. 
8. dor! ducina Bas. Pac. 20.21. Ev rwı xeıpl elmev durl Tod &v riwi nut- 
9. laws rıg uove. Bas. Pac. xvxAhtw Ioh. Phil. Ald.ır. qui est in se- 
12. siigitur hoc det B. || SuvaueSa Bas. Pac. micirculo triangulus B. 


. ewarom B. 


in alio genere hoc B. y. roöro Sylb. 
Cas. rauro Cas. in mg. 

poterimus alia signa colligere (omisso 
at) BD. 

et quoniam B. 

nei re AArw Bas. Pac. pr. “sed re parum 
hie quadrat, nisi tollatur disiunctiva 7.” 
Sylb. II rıvi un oAw Bas. Pac. 


&ra eldn q.c. et Ioh. Phil. £.62 bis. 
quaecunque iam B. 

erı duriv epSais lrus Exeı dmAüs Sylb. Cas. 
al. Ioh. Phil. £.62 ter in pphr. et Themist. 
f.1b. Orı do opSds&xeı q.c. Cas. inmg. 
quod duos habet rectos simpliciter B. 

meocnveyxav Bas. Pac. al. Cas. in mg.; 
npooyveyxe Sylb. Cas. al. attulerat B. 
attulerant V.1. Lat. 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


p-T1a34. dprlav eivaı q.c. Cas. in mg. 


- v \ \ ’ 
p- T1b 7. dromov yap dxel] TO apynrıxav uopıov rd aro- 


mov ouvraxteov xrA. Ich. Phil. f.62. 


conveniens enim non estsiscit Bet\V. 


in- 


I. Lat. &x &tomov yap ci Pac. etal. Cas. in 
mp. dronov yap ei d oUx olde us navSdveı 


: I R i 
Pac. inmg. ei oldt rug uavSaveı Cas. inmg. 


. pn övdexeraSylb. al. Edd plurimae, Cas. 


in mg. un &vdixerSar Bas. et Pac. et 
non est conlingere B. 

aurd ourwg &x. Bas. Pac. Cas. in mg. 
aurol Bas. et Pac. in mg, Cas in textu. 
opinantur quidem ipsi sic se habere B 
et V.I. Lat. oi uev olovrar delv eurwg 


exe Themist. f.22. 


€e,ra 7 ı 4 - ’ ’ 
. vb Ev oUv TO oAov TouTo dvayvworeov, TPO- 


tipwv altiwv xrA. Ich. Phil. £.8. 


. &x &gaı Bas. text. Cas. inmg. non est B. 


quod non sciet B et V. 1. Lat. yeryee- 
raı drodeı&ıs Ioh. Phil. pphr. f.$D. iri- 
eraraı Sylb. al. plur. nieryserae Bas. 
text. Cas. in mg. 

idem enim dico primum et princi- 
pium B. 

kvin roiadra, & oixodev mpoßarderar xuI” 
ixdornv &miorunv. quae verba in Bas. et 
Pac. edd mg addita, a Sylburgio et Cas. 
inclusa, e Io. Phil. (f.10) paraphr. per- 
peram in textum illata, absunt a Bocthii 
Vquel. L.verss. uge dvayany elvan rov nav- 
Savovra Criodv oixodev aurov xouibeıv xTA. 
Themist. f.2. “inclusa Boeth. et alii non 
agnoscunt; et glossam sapiunt, etsi ex- 
tant apud Themistium et Philoponum.” 
Cas. in mg. 


+13. [u&v] yap Sylb. Cas. 


va . 
. ta vorepa q.c. Cas. in mg. 


propter demonstrationem credentium 
B. mıorevovruv 0 "AAtEavdpog dvri Tod mı- 
orevonevuv LEldwxev... lva AnbIN Ta mı- 
Greugvruv avri TOD MICTsvontvwv ATA- Ioh. 
Phil 2.414, 

*dueräntwrov Bas. Pac. Sylb. Cas. dues- 
ranturog Themist. f.2b. || duerdnsiorov 
Bas. et Cas. in mg. immutabilem esse 
BD. incredibilem esse V. 1. Lat. 


p- 725 6. 


170. 
18; 
21. 


o 


31. 
p- 73a 1. 


11: 


12. 


13. 


p.7309. 


357 


ansdeıgıv eivar demonstratio- 
nes B. 
ponentes autem B. 


ug Ioh. Phil. f.12 pphr. Bas. Pac. 


non esse omnino B. 


q. c. 


A 3.93% 
. el d& Loravraı Bas. Pac. ei un Em aneıpov 


ra npeyuara mposıcıw Ioh. Phil. pphr. 
f. 12. et si stent et sint principia 
haec B. 

est scire neque simpliciter n. B. ot: 
änıüs oudt Bas. Pac. 

sic continentur: per demonstr. B. 
*xuAucı Bas. Sylb. Cas. Edd plurimae. 
nihil prohibet B. droı dk duckoyscu... 
Alyscıv, 8ötv xwAveı xTA. Ich. Phil. pphr. 
f.12. “Pacius mayult xuAvew et vdtxe- 
eSeı, quorum posterius probat etiam 
Is. ed.” Sylb. xwAveıw* QvdtxenSu Cas. 
in mg. 

*wwdtxerau Bas. Pac. contingit enim Br 
dicamus B. 

zat om B. 


. et hoc igitur B. x’ om Bas. Pac. 


dmod. n yevoutun Bas. Pac. 

erit B. 

alterum eivar incl Sylb. Cas. 

siquidem contingit et syl. B. || re om 
Bas. Pac. 

nv ovv vd. Bas. Pac. “owv Pac. iudicio 
recte abest a ms.” Sylb. incl Sylb. Cas. 
siquidem igitur D. 

&v mp. (omisso r%) Bas. Pac. Sylb. “rectius 
forsan cum articulo.” Sylb. 


. xatom B. 


evdex ravrwv Bas. Pac. 

xal xard Bas. 

!pwruuevor Ioh. Phil. pphr. f.15 et The- 
mist. f.3. interrogati B. 

34. rl rlvı et eimore, interrogalive, Bas. 
text. Cas. mg. 


. te om Bas. Pac. 


y x 3. EWR m 3 =, 

Exei TIva doabelav n AsEıg Tov auteis xei- 
’ ff ’ 1} ’ A \ 

pivov. Lıorı dvri Tourau To Til mporhau- 

w x ’ 

Pavovres cube; morobuev TO Asyouevov Ioh. 

Phil. £.15. 

et quae omnibus his insunt B. 


358 


Branpoıs: 


p. 735 6. zo Badicov % Aeuxdv Edd nonnullae. || +0 


8. 


10 


Badilew Bas. “sed 70 Padilov mayult 
Pacius, qui locum sie vertit: ut ambu- 
lans, cum aliud quiddam sit, ambu- 
lans est et album.” Sylb. ut ambulans 
aut album cum et alterum quiddam 
ut ambulans N. 1. 


Lat. öenep to Baßdttew Ioh. Phil. pphr. 


sit ambulans B. 


f. 15 bis, omissis 7 Aeuxdv v. 7. 
qguam quod quidem sunt B. 


* ’ 
q. c. relative dı’ auro. 


11. per se dico B. 


14. ei mıg obarrouevog Bas. Pac. 

17. per se sic sunt, sicut esse praedicatis 
aut inesse B. vs incl Sylb. Cas. 

21. 7 5 dvridacıg Ioh. Phil. f.165. est enim 
contrariorum aut privatio aut contra- 
dictio B. 

22. ut par aul impar B. 

29. et secundum quod ipsum est B. 

33. Seixvureı q.c. Cas. in mg. 

p- 74a 8. 7 ta xa9” ixuore] singulare vel singu- 
laria, aut sit quidem, sed innomina- 
tum sit quidem B. 

10. inest B. 

12. 7 tovrou Bas. Pac. 7 rovrov, durl rou xa- 
SöAov xrr. Ioh. Phil. f.185. 

14. quod rectae non intercidant B. | n 
an. xupiwg Bas. Pac. xup. inclSylb. Cas. 
om V. I. Lat. et B. doxel ukv na$oAou 
Serxvuvaı Ioh. Phil. pphr. f. 18. 

21. aliquid secundum quod haec omnia 


unum sunt BD. 
xpovor Bas. Pac. || et specie differen- 
tia B. 


€ Ku} x 3 ' g 
. 0 To ou npocrıIeis xul Avaylvwoawv oUTwg 


28. 


“iv DE ou nusorou 8.” moppw Loxel mAa- 
väoSaı vas "Apiororekuxng Sıavolag, xawvo- 
roudv znv AtEıv xal ra mahaıa vov dtabIel- 
puv dvriypaba cod. Reg. 1917 in mg. 
drodelgei A pı& A Er. om Themist. et Ioh. 
Phil. pphr. 

8. epSats icov Bas. Pac. ivov om cod. 
Pac. incl Sylb. Cas. quod duos rectos 
habet Bet \.I. Lat. rı ra; Tpels yw- 
viag durlv öpSals iras &xousıy Ioh. Phil. 


p-74a30. 
31. 


32.33. quando... 


36. 


pphr. f.19. ei ydo xal fi Tpiyuvov duo dp- 
Sag Zxeı Themist. f. 4. 

est... triangulus alteri B. 

&rR A Edd praeter Bas. et Pac. dar 
Cas. in mg. || eisi nullus est B. 
manifestum est, quo- 
niam si B. eidev rı xaS. Bas. Orı om 
Bas. in mg. Pac. incl Sylb. Cas. 

et quando de hoc est primum et uni- 
versale, cuius est demonstratio, ma- 
nifestum est, quando remotis insit 
primum (omisso &rı) B et V. I. Lat. 
naSeAou rıvds Bas. more wucrousda im 
Tivos Orı xaSchou morovuedu mag dmodeigsıs 


Ioh. Phil. pphr. £. 19. 


p- 74b 2.3. et secundum hoc inest B. ümapkeı 


D. 
T. 
10. 


p- 75a 3. 


q.c. Cas. in mg. 

etex B. 

wu ukv yap Bas. Pac. 

dav. [edv] erı Sylb. Cas. 

Seuävors Bas. Pac. aut principium po- 

nentibus B. Sertov Bas. el Cas. in mg. 

oUx dvayxalov olwueSu Bas. text. Cas. in 
. . RN 4 . 

mg. si opinamur B. dvayın äv Bas. in 

mg. Pac. et Cas. in text. 


&huwg Exew n Bas. Pac. &xew incl Sylb. 
Cas. om B. 


. xalom D. 


to ante utrov om Bas. Pac. 

x ' ’ r n 4 
zov Koyov awLouevov awLouEvs TI TPAYUd- 
zo; Ioh. Phil. Ald. ır. owL. 73 awLonsve 
mp. Sylb. Cas. cu&. rou mp. Bas. Pac. 
Cas. inmg. cuL. om B. 


. ovöt apa meor. Bas. Pac. ga incl Sylb. 


Cas. 

»oyov aubonevog Themist. f.4. habebit 
quidem rationem salvus B. Acyov Tu- 
Zouevov Edd praeter Bas. et Pac. cuLc- 
pevos Cas. in mg. 

un 2E dvayxaluv.. „un EdInSüv Ioh. Phil. 
f.215. *yum 3E dvayxaluv Bas. Pac. et 
Themist. f. 4. 
Sylb. un 25 dinSöv q.c. Cas. inmg. ex 


&x un dAnSov Bas. Pac. 


non necessarlis... ex non veris B. 


EinS. 2E dvayans ddınSks dei Bas. in mg. 


mu mu 


(3 
=} 
jet 
o 


dyeyans incl Sylb. Cas. 


p- 75a 9. 


10. 


= 


tD bb 
[0 >} 


29. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


&£ dv. (omisso un) Bas. et Paris. un incl 
Sylb. Cas. un 2& dv. Ioh. Phil. pphr. 
f. 215: ei yap Zvdexousvov ubv ein To cup- 
niracua rl. non ex necessitate B. 

73 38 B' [2E avayuns] xal r. Sylb. Cas. ir 
b autem a et hoc in c ex necessitate 
erit (omissis pr. 2£ dvayuns) B. 28 dv. 
Bas. in mg. 

Strieraraı Pacii textus, Bas. et Cas. mg. 
siscit B. 12 sqq. cf. Ioh. Phil. f.22. 
neque quia quare necesse est B. 
AAN 7 oinSmeereı Edd practer Bas. et 
Pac. 

sive quoniam sciat per media B. 

eldn du’ auscwv V.L. ap. Ioh. Phil. f. 22. 
eimoı Bas. Pac. 


’ . 
olmseraı Cas. in mg. 


x \ ee x 
« TOV YEWUETPIXOV A. C. sed neutrum +? 


probat etiam Pacii versio.” Sylb. 

72 ante cuur. om Bas. Pac. 

ex quibus est demonstratio B. 

In dmieryun Bas. 

“Themistius in pphr. alio loco istahabet, 
prorsusque loco suo esse mota censent 
quidam. vide Zabarellae commentar.” 
Cas. in mg. 

vv. xal ıng amıüs ein. am. confirmat Ioh. 
Phil. f. 245. et simplieiter, ut est di- 
cere, demonstrationis B. 

örı tod xa®. V.L. ap. Ioh. Phil. f.25. 
sed sic est, sicut secundum accidens, 
et non universalis ipsius est. cum 
autem ila sit B. xa$. aurn korıw Pac. 
Cas. “Philoponus annotat legi hunc 
locum in plerisque codd ita, &rı 73 xa®. 
aurod Zeriv. quam lectionem explicat, 
sed negationem sequentem Mrz reli- 
nendam iudicat.” Cas. in mg. 

8° 7 totaurn, dv. Bas. Pac. 

Or x. To vum. oben Tis mporaeews Äcco- 
ramb. al. örı !raı x. r. ee r. nporac. Bas. 
Pac. multaeque aliae Edd. 
Tas mporde. incl Sylb. Cas. quoniam 
et conclusio est B. quoniam et con- 


Eoraı et 


clusio, cum sit V. I. Lat. 
ö utv... 08: Bas. Pac. text. Cas. in mg. 
ro utv... ro 8: Bas. in mg. Sylb. +3 


Histor. philol. dbhandl. 1832. 


359 


ö+ Buhl. 
72 d& oux £oraı Ioh. Phil. pphr. f.25. 
quod hoc quidem erit, hoc aulem non 
erit B. 


} 6 f q m v 
KEvo.. TO To HEV AUTWV EcTäl, 


p-75530. xat om B. 

36. similiter et alüis B. 

Al. xewöv rı Pac. “atque ita legisse videri 
etiam Argyropylum.” Syib. “serib. xot- 
vov rt vel xowedv tantum, ut Boöth. 
legit.” Cas. in mg. secundum com- 
mune B. 

2. inest B. 
p-76a 8. txelvo im. q.c. Cas. in mg. 

13. xat om BD. 

14. dx röv du dpx®v Bas. Pac. ix röv oixeluv 
dexäv Ioh. Phil. pphr. f.265. ix zöv 
Exderov doxaw Bas. in mg. Töv [Exderov] 
idluv dpx. Sylb. Cas. ex proprüs 
uniuscuiusque principüs B. 

15. &x. mi xowvev Pac. coni. rd xoıwdv Ioh. 
Phil. pphr. f.27. habent commune B. 
“quidam Exovel rı x. Philoponus r9 xot- 
vv.” Cas. in mg. 

19. avuripwv Bas. Pac. dvwrspw q.c. Cas. 
in mg. 

20. er principibus enim seit B. || Srav un 
&E alrıarav eld7) aAX altiuv Bas. Pac. 

24. vv. N ontixdg el xal ai apıYunrixal iml rd; 
dpuovixäs om Pac. ms, incl Sylb. Cas. 
confirmat ea Ioh. Phil. f.27: item 2 
Vetusque I. L. aut perspectivas B. 
ent. 7 unxavıxag Bas. Pac. 

26.27. ei oldev... ro yvavar om B. 

28. &AnSüv Bas. Pac. ex veris B. 

29. auAkoyırusv Sylb. al. “auRkoyiruov Is. 
minus apte.” Sylb. 

32. & rı u odv Ioh. Phil. £.265: #3 d rı dort 
Toy TI xelrat. 

33. accipiendum B. 

35. et quid triang. B. xal [ri] rety. Sylb. 


Cas. || 2: incl Sylb. Cas. || ray atv nor. 
Bas. Pac. 


35.36. xal ro uiy. Bas. Pac. 


37. 
40. 
4. 


$”ois xp. Bas. Pac. 
propria principia quidem B. 
si auferas B. 

Zz 


Branpviıs: 


p.765 1. wey. uovwv Bas. Pac. text. Cas. in mg. 


solum B. yovov Sylb. Cas. 

9. aut inflecti aut concurrere D. gm ro 
x. Bas. Pac. rourierw örı mepl dhoywv ue- 
yedüy... el dein dvdkoyov (ypaberar yap 
xal cörws) re xrı. Ioh. Phil. f.28. 

44. xowa & Atyouev Bas. Pac. Sylb. et quae 
communes dicunlur dignitates D. e- 
youeva T- C 

18. örı ö dp. Bas. Pac. quoniam B. er 
probat eiusdem Pacii versio: manife- 
stum est numerum esse” Sylb. örı incl 
Sylb. Cas. || Sepp. zul ıyuxp. Bas. Pac. 

20. “Pacius coni. ri ec. olov ri om.” Cas. in 
mg. || Ioh Phil. et 2 prius tantum ri 
enu. agnoscunt. sicut neque communia 
non recipit quid significent quod est 
aequalia cet. B. 

24. du’ auro Sylb. 

27. “Pöst haec verba sequuntur ap. The- 
mist. quae mox sunt notis inclusa (v.39 
ad p.77a3). vid. Zabar. comm.” Cas. 
in mg. 

29. discenti suppositio B. 

30.31. si vero neque unius opinionis aut 
contraria est, accipiat, idempetit BD. 

33. delendam disiunctivam 9 censet Pacius. 
aut quodcunque B. 

35.36. 9 pn elvaı Aty. Bas. Pac. 

36. dicunt B. 

33. dyweiev elvaı Bas. Pac. 

39-p. 77a 3. 238°6 pe... duAzueva incl Cas. 

A. Weudeı xphesar Tov yeuuirpnw' wov yap 
yeuusronv We q. c. Gas. inmg. oportet 
non falso uti geomelram, mentiri 
autem dicentem lineam esse B. 


p- 77a 2. quam ipse posuit B. 


5. “haec quoque verba alıbi collocantur a 
quibusdam. vide Zab. com. c.8.” Cas. 

9. Eyrı q.c. Cas. in mg. 

10. idem simul afirmare B. 

14. sravrwg Bas. Pac. 8” incl Cas. 

16. @AR ei novov Ioh. Phil. pphr. f. 31. 
dir n pov. Bas. “sed. ei probat Pacii 
versio” Sylb. 7 ner: Cas. in mg. sed 
Ssu.D. 


p-77a21. xal adro 79 Zorı q.c. “sed verior nostra 


Is. et Pacii lectio, quam probat etiam 
Pacii versio, quocirca si medium et 
id ipsum est et non id ipsum, ad 
conclusionem nihil altinet” Sylb. et 
idem est B. || ovdtv incl Cas. 

32. vos wog Bas. Pac. 

33. dvrixeiutvug Ovr. Sylb. Gas. dyrixetusvwv 
Bas. et Pac. Paciique versio: ex 0ppo- 
silis non probatur Sylb. dvrixsutvov 
Cas. in mg. quod opposilorum esse 
non monstrat idem B. 

38.39. erunt ulique aliquae interrogatio- 
nes scientiales B. 


».77bA. *2ä «x r. Bas. Pac. aut quod ex lis- 
l n q 


dem monstratur B. 
2. ut vısibilia B. 
7. unumquemque scientem inlerrogan- 
] 
dum B. 
13. Auceı yap Bas. latebit enim B. 
14. £yeı om Bas. Pac. incl Sylb. Cas. 
16 a ‚tr > [4 €e ’ ' = 
. DUTWG, &av xar Epwrnatv 0 Aöyog Tpodyntal, 
Tour’ Eotıv kav mpomspionäru To üpa nal 
mapoEuvnrau 70 molav. kav dk mapoEvvnrat 
ı 4 NE ’ : x \ GB ( £ 
To apt, ogzuvyTal € XauL To TOoldav Peperat 
\1 a (4 ’ g ’ ) 
yap xal aurn n ypabn) ovrwg EEnynomeerat 
xt. Ioh. Phil. f. 34: cf. schol. cod. 
1917. xal molav Bas. et Pac. et quae 
sunt secundum unamquamque scien- 
tiam, et quae secundum ignorantiam, 
qualis geometrica est? et ulrum B. 
“Philop. autumat legi eliam dpa et mox 
noıdv, sublatio interrog. nolis, camque 
j s : 
lect. magis probat.” Cas. in mg. 
17. trier. nal molav Bas. nv m. Bas. in mg. 
Sylb. 
20. nö rap. Bas. Pac. 
22. mepi ysuuerpiag om V. I. Lat. de geo- 
metria autem B.. perperam incl Buhl. 
f 
napd yewuerplas Sylb. Cas. al. mapd yew- 
werpiav Bas. in mg. m. yewnerpiav al. mapc 
yeuuerpaız vel yewuerpla Cas. in mg. 
25: womep 72 appuSuov om D. 
5 ’ 
26. aurn, n &x Bas. Pac. 
32. quid autem? sintne carmina circu- 
7 


lus? B. 


PAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 361 


p- 75a 1. &v v7 noidumkartovı av. Bas. Pac. Sylb. 


et Ioh. Phil. pphr. £.35 pluries. roA- 
Aarkacio q.c. Gas. in mg. 


ww 


sed si velocissima analogia sequitur 

multiplicalta et ignem velocissima in 

mutalione analogia B. +ı raylorn yer- 
vnoei 9 avgneeı Eneraı y noAumkaciuv dva- 

Aoyia... Ümostintiov oVv eig TO raxiorm 

Ioh. Phil. pphr. f.35 5. legit igitur r«- 

xiorn, dvaköyla im. 

4. mokumAasıog Bas. Pac. Sylb. Cas. “sed 
rectius vet. Ven. nmorkamkarıog" Sylb. 
moAkanıac. Cas. in mg. 

7. *&x dbeudüv Bas. Pac. ex falsis B. ix 

Weudods q.c. Cas. in mg. 

8. aurictgeibe Bas. Pac. text. Cas. in mg. 
41: Kauß. aA. öpieuoug" dAAAa xal rourw dıa- 
bipousı tv &v rols dıarcysız Bas. Pac. et 
Cas. margo. “Philop. vulgatam lect. 
agnoscit” addit Cas. accidens (et in 
hoc differunt ab üs quae sunt in dia- 
logis) sed definitiones B. 


ut et de b, hoc autem de c, item hoc 
dedB. 

17. roö ß’ xal q.c. et Bas. et Cas. in mg. 
decB. 

32. dAnSt; de ro q.c. Bas. 

34. accipitur B. 

39. monstrare BD. 


p-7Sb 1. est igitur b in c, quod est non scin- 


tillare, quare et inc; et erit propter 
quod syllogismus BD. 

2.3. ul rd a’rö y Bas. Pac. 

7. propter quod syllogismus fit B. 

10.11. in quo b sit augmentum, sit in quo 
a circulare B. 

18. xardb. alrla tod um. Bas. 

25. 2b & ro B’ Bas. Pac. 

30. "Avaydpaoıdos Bas. Pac. 

31. audnrpides Bas. Pac. 

35. “ro dı’ @9%. habent etiam cacterae edd: 
alioqui maluerit forsan aliquis dativum 
rb. Pacius verlit: cum in diversis scien- 
tüis spectantur.” Sylb. #3 dı’ &XX. Pac. 


text. Cas. in mg. re dı’ &r%.. Ioh. Phil. 
f.39. quia quod est per aliam scien- 
tiam utrumque speculari B. 


p-78537. perspectiva B. || machinativa B. 


G “ 
40. our. r. inet. Zvicı Bas. Pac. 


p-79a 2. xal om B. 


2.3. rov aloSnröv q.c. quia sensibilium 


[3 


est scire D. “aicSnrıxöv probat etiam 


Pacıi versio, eorum qui sensus ratio- 
nem habent.” Sylb. 
et uluntur B. 


-r 


8. xal om 2. 

9. sed non sunt secundum quod geome- 
Irica sunt B. *oox 7 yewnerpixd nad’ Un. 
Bas. Pac. 

10. xai incl Sylb. Cas. 

11. et alia B. 

12.13. #% roö xare Edd nonnullac et Ioh. 
Phil. f.40. +03 incl Sylb. Cas. “inclu- 
sum rod non agnoscit Pac.” Sylb. aut 
simpliciter aut secundum_ discipli- 
nam B. 

16. scire quia, propter quid autem geo- 
melrae B. 

20. 21. mv äntenedw Bas. et Cas. in mg. 

22. dıorı yivsraı ouAr. Bas. Pac. yiveraı om 
ms Pac. incl Sylb. Cas. fit syllog. B. 

24. 70 elötvaı Ich. Phil. pphr. f.402. pro- 
prissimum enim scire propter quid 
speculari BD. “Pacius pro +08 eidtvaı 
cum Themistio et Argyropylo legen- 
dum censet 9 eldvar.” Sylb. “quidam 
9 eidivaı, cum Argyrop. et Themistio, 
qui habet pro his uge wupturerng wärıs. 
sed et roö legi potest cum Philop., qui 
interpretatur xupiurarov xal udAıza olxelov 
7p05 inısyunv. cf. 40 b.” Cas. in mg. de 
xuptwrden wörıs n tod ducrı Sewela. The- 
mist. f. 7. 

25. d1a rovrov nov. Bas. Pac. 

32. np. or! oxijua Bas. Pac. 

35. 73 un elv. Bas. Pac. | ovx Zrraı (omisso 
&rı) Bas. Pac. 


36. 7 un im. om B. 


p-79b 1.4. innullo b est a B.: cudevi v5 ß Bas. 


Pac. 


Zz22 


Branpvıs: 


ro ukvß' Bas. Pac. | utinb; denim B. 


m ' Y ! ” 
. *zü dt a’ oudevi vo 8 Bas. Pac. 70 3° om 


cod. Pac. atque Buhl. incl Sylb. d 
enim in omni b est, in a autem nullo 
d, quare B. 


’ i 
. yevioDaı q.c. Cas. in mg. || uerumque 


contingit B. 
erit s. B. 


. aliud in alio B. 
. da Aoyızuod Bas. Pac. per syllogis- 


mum B. La ouAAoyısucd et did auAdo- 
yırwöv Bas. et Pac. in mg. Aoytousd al. 
eurkoyırusv Cas. in mg. 


.34. 5 ß' Bas. Pac. 
. iripav uowmv q.c. Cas. in mg. solam 


esse [alsam B. 


. 5 y' Bas. Pac. 

. xal ro ß’ Bas. Pac. 

. od ß’ q.c. Cas. in mg. 

. inipso ab non esse D. 

. xal om DB. 

. mpurwg Ioh. Phil. f.43Db. Gas. in mg. 


npörev Bas. Pac. Qas. 


4. rd auto mAsıov. xarny. Bas. Pac. 


oud. oudertpov Bas. Pac. 


.5. duabipet... ümdpxeı confirmant Ioh. 


Phil. f.44b ei B. 


. rovr. ye xal Bas. Pac. 
\ Pr Bas. Pac. 

. prius xal om B. 

. accipiatur B. 


zö y Bas. Pac. 


. duboripwv q.c. 'Cas. in mg. 

.28. duboripas rag mpor. Bas. Pac. 
. sic in media figura accipere B. 
> Endrepov Bas. 


: ünapyxeı Bas. Pac. || si enim a in omnic 


accipialur esse, b autem in nullo B. 
AndSn avri Bas. Pac. 


. ÖndpyxsıEdd praeter Bas. est B. ünapkeı 


Cas. in mg. 
vmupkeı Bas. est B. 


. similiter autem fit transposilio priva- 


tiva B. 


. yiveraı Bas. 


„est B. 


p-80526. fiet s. B. 
35.36. uerAoı Bas. Pac. 
38. rö ß’ Bas. Pac. 
39. x’ om Bas. Pac. 


p-Sta 4. 


*evöns Edd praeter Bas. sed falsa 
erat B. \eödos Cas. in mg. 


25 et 27. aurn Edd praeter Bas. et Pac. 


283. 
29. 
32. 
33. 


36. 


p-815 2. 


accipiatur B. 

5ß' Sylb. Cas. P3° Cas. in mg. 

in nullo d B. xö 3 Bas. Pac. 

cum non sit medium proprium B, 
omissis ind rd d. 

xura ouAAoytoußv Bas. secundum syl- 
logismum B. 

Sewp. el un Bas. Pac. 


3.4. est per inductionem nota facere, si 


36. 


quis vult nota facere, quia B. yvup. 
« 


xäv rıs PovAyrar yrwpina morsiv Bas. *y. 


tay r. B. yv. m. Pac. 


. Xuptora eloıv Bas. Pac. 

. singularium enim sensus est B. 

. dıa ng imay. Bas. Pac. 

. pn et rı om Bas. Pac. videlur auterı 


non esse B. 3. 8: un eiv. Bas. Pac. 


. syllogizat B. 
. revxov Edd praeter Bas. et Pac. Asuxs 


Cas. in mg. 


. et non per aliud medium B. 
. veaurws om ms Pac. incl Sylb. Cas. et 


similiter et hocinb B. 


. ptv incl Sylb. Cas. || #3 ß'.(pro +3 9°) 


Edd praeter Bas. et Pac. 
primo B. +3 $' Cas. in mg. 
et fina,ethocinb B. 


in f est 


37.38. rporpov q.c. Cas. in mg. 


p-52a 3. 
41, 
13. 
14. 
16. 
17. 


25. 


determinatis terminis B. 

aut est B. || non inest a B. 

ei om Bas. 

in quibus non est in prioribus, aut 
statur B. eis oox un. Bas. Pac. 

non enim est in aeque praedicabili- 
bus B. 

rdvra y. np. rn. Ioh. Phil. pphr. f.49 2. 
omnia enim ad omnia B. 

ini ro xdrw p&pos g.c. Ald. Bas. al. Cas. 
in mg. ixl td xara utpog Themist. f.8. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 363 


deorsum aulem (dico) quod particu- 
lare est B. | si enim a praedicante 
de c infinita B. 


p-82a25. üv ro ß' Bas. 


26. quod continget utrique B. 

28. ra ävu Bas. Pac. 

29. x. tool’ Ras. Pac. 

30. eiv. ra uer. Bas. Pac. 

31. *rövaßy' ix. Bas. Pac. Sylb. Cas. guae 
abc contingentia sunt B et\V.1.Lat. 
aß’ q. c. Cas. in mg. 

33. erunt ab a aut c infinita media. an 
non a quo iam prima sint infinita. 
sive statim sive non statim, nihil dif- 
fert? B. 

34. de ne. Bas. Pac. 

39. dico autem in quo statur B. 


p-82b1. ut c B. || neque a in primo in ulli- 


mum B. 
3. el dn) traut’ &ort, dnAov ws Bas. Pac. 8AAcv 
us om ms Pac. incl Sylb. Cas. mani- 
Jestum quod B. 
4. zeıyös 2%: Sylb. Cas. al. triplieiter 
autem DB. tripl. enim\.1. Lat. zgı- 
x3s yap Bas. Pac. text. Cas. in mg. 
Sulvrdy ro ß im.m, drop), old. ro 
£’ Sylb. Cas. al. r0 y' et 3 P! Bas. et 
Pac. “versio tamen eiusdem Pacii dati- 


1971 


vum probat: cum omni y inest ze. ß', 
nulli autem £ +2 «'.” Sylb. in quo 
quidem est c, b inest omni, sed in quo 
est b, nulli inesta B. 2: ro ß! dei, 
72 a’ Hilden. Ioh. Phil. £.50 5 confir- 
mat nostram lect. 

10. et si iterum a in alio priore quam d 
B. nor. tod 3’ Bas. Pac. 

11.12. ini 19 dvw ler. 09. xal y ini ro xarw 
orne. Bas. et Cas. in mg. in deorsum 
stat via et quae in sursum stabit B. 

13. 5 cöx vum. Erepov rı Cas. al. Ererov rıom 
V. TI. Lat. incl Sylb. Cas. xat oux dvös- 
xeraı Erspiv rıva (Spov) ayrod xarubirxe- 
cSaı Ioh. Phil. f.51. et erit aliquid, 
in quo primo non erit a. item B. 

16. a da od Bas. Pac. 

21. 70 un ündexov Sylb. Cas. al. et ron in- 


esse Bet V. I. Lat. 70 pn undpxew 
Bas. et Pac. text. Cas. in mg. 


p-52522. est B. 


2 

23. under! Örapyeı q.c. Cas. in mg. c vero 
in nullo b sit B. 

28. et quod inc non est B. 

32, mepefaouiva menepucrusvwg Edd nonnul- 
lae. twa 38 row duriypabuv dvrl Tod ne= 
mepaonivug "moArdxıs” Exeı Ioh. Phil. 
f.51 b. finita autem finite sumta pluries 
B. f. a.f. multoties sumta N .1. Lat. 

35. sed quid in ıllis B. 


p-83a 2.3. eiv. EuX. Bas. Pac. 


14. 9 E0%ov om Bas. al., incl Sylb. Cas., 
confirmant 2, qui aut lignum aliquod, 
V.I.Lat. et Ioh. Phil. f. 525: cf. Arist. 
p-83a 24. || övonaroSernear Pac. Sylb. 
Cas. autos ovouaroSerei(ö Ap.) Ioh. Phil. 
f.52b. nomina ponere B. vouoSerneau 
Bas. al. “quidam voucSerjear prorsus 
male. neque ita veteres.” Cas. in mg. 

17. Eotu 8’ 6: Bas. Pac. 

27. quod non est neque quod illud est, ne- 
que quod quidem illud aliquid est B. 

29.30. Zäovrı Bas. Pac. sed animal forsan 
B. rı incl Sylb. Cas. 

33. species enim valeant et genera B. | 
re om Bas. Pac. 

34. od yap dr. Bas. Pac. text. Cas. in mg. 
ai yao Bas. in mg. Sylb. demonstra- 
tiones enim B. 

36. rede rodde mauen; Ioh. Phil. f. 55. | 
xaxeivo roßde Ald. Bas. Pac. Sylb. Cas. 
si non est hoc huius qualitas et illud 
illius B. evrov Cas. in mg. 

38. ein. &vdtx. Bas. Pac. 

39. reı om Bas. Pac. 


p-83b 1. aut ut genus aut ut differentia prae- 


dicari B. ctov ei y&v. Bas. Pac. 
2. Zgaı incl Sylb. Cas. qguoriam non erunt 
infinita B. 

9. non aequaliter praedicantur B. 
10.11. de qualitate aut aliorum nullo B. 
11. S unxard c. xernyopeirar Ioh. Phil. f.54 2. 

nisi secundum accidens praedicabi- 


tur B. 


364 
p-83513. 


14. 
14. 


19: 
23. 


24. 


33. 


p-84b 5. 
1: 


Branpviıs: 


sd üvu Bas. 

7 töv (omisso rı) Bas. 

15. aut huiusmodi quae sunt in sub- 
stantia B. 
Paris. al. rı tertium et ra incl Sylb. 
Cas. || Ioh. Phil. pphr. £.556 4 ra &v my 


EEE} 
ovoLd. 


zı et 4 om etiam Bas. 


praedicari non dicimus B. 

non quod B. 

ANA aurd AAAov xal Todro xa9’Eripou V. 
L. ap. Ioh. Phil. £.56. sed ipsum de 
aliis et alia quidem de alio B. 
mporepov arte Bas. Pac. text. Cas. inmg. 
de quibus priora quaedam B ei V. 1. 
Lat. || &oraı r. Bas. 

sed est semper acceptio in superius B. 
öx &sıy Bas. Pac. Sylb. &x !saı q.c. Cas. 
in mg. || odtv incl Sylb. Cas. om B. 
bavspov om Bas. Pac. incl Sylb. Cas. | 
dvahvrızög 3° dv tıs da Tourwv Emixsipn- 
ceıE SuvrouWrepov Themist. f.8 2b. || ana- 
Iytice autem manifestum est per haec 
velocius B. 

dıyüs Bas. Pac. Surrös q. c. Themist. 
Cas. in mg. 

est autem ipse numerus B. 

!vur. om DB. 

siimpar aliud insit B. 

2 zpürov Ioh. Phil. f.58. pphr. si est 
primum numerus, erit üs quae insunt 
ipsi B. Alex. post !erı, Ioh. Phil. post 
reörov interpungi voluit. 


. el utv ovv Bas. Pac. 


&v om Bas. Pac. 
öpwv äv ein m. Bas. text. Cas. in mg. 
semper sunl finita B. 


. manifestum iam est et demonstratio 


non quod B. 

4 sv . 

senep Ehauev q.c. Cas. in mg. quod 
quidem dixzimus quosdam dicere iuxta 
principium B. 

non praedicante altero de altero B. 

Fol, * 
av dvriypabwv 7d pbv "Burlv opSaig” xal... 
er x ’ e ’ ” aa er » 
N yap TpLywvw UNAPXEL, Ta 0E TETpact 
er „1 nee ’ » 

xal....m y. exnpa me" n exnnarı” Xu. 


Ioh. Phil. £.585b. aequales duobus 


15; 


31. 
34. 


36. 


38. 
1.8545. 


reclis habere, secundum commune 
aliquid inest: secundum enim quod 
figura quaedam sunt, et non secun- 
dum alterum B. 

ündpteı Edd praeter Bas. ür. om B. 
ündpxsı Cas. in mg. 

änsıpa dtacr. g.c. Eorar Amsıpa. ardot, 
&zuı utca Bas. et Cas.in mg. neca Edd 
nonnullae. © xal dulews aurav xarnyopn- 
Syeeraı Ioh. Phil. pphr. 1.585. imme- 
diata spatia B Vetusque I. Lat. 

r. auröv ronuv Bas. Pac. text. “quidam 
&x T. aut. Ton. veleres inlerpr. dsouwv” Cas. 
in mg. ex eisdem atomis B. x. avr. 
dröuwv Bas. in mg. et Ioh. Phil. pphr. 
£.58 b. 

&AAo yivog daß. Bas. Pac. usraßyyuı Bas. 
Pac. et Cas. inmg. descendere B. 


. si vero non est medium B. 


£orı un Bas. Pac. rı incl Sylb. Cas. II 
erit demonstr. B. 
si vero non sit medium, non est de- 
monstratio B. || *dpxal xal s. Bas. Pac. 
Ioh. Phil. pphr. f.59. principia et ele- 
menta B. 
Sm rı detEuı Bas. Pac. 
neque si esse ipsius a accipiatur ut 
demonstretur B. 
y r ® er R ’ 
aueca yev. q.c. Cas. in mg. &£wg Av eis 
Tag duscoug b3den zpordesis Ioh. Phil. 
pphr. £.59b. cum immediatum fiat D. 
’ x we 
oy zavr. to auto Bas. Pac. 
m \ G s.. m ' [13 
15 8 y undevi rd @ q.c. “sed alteram 
lectionem probat etiam Pacii versio, 
nam si omni ß' inest ze y', nulli autem 
y ro a.” Sylb. 703: y u. #0 «@ Cas. in 
img. 
quod in c a nullo sıt B. 


est aulem a in nullo c B. 


mopsveo Sau q.c. Cas. in mg. semper 
procedet 'B: 

göir. EEw m. Bas. Cam. Pac. nunguam 
extra cadit B. nihil cadet extra Pac. 
“quasi oö3&r’ usurpatum hic sit pro oud: 
rı. sed cum insolens id sit, ‚convenien- 
tius cum vet. Veneta pro eo legeris oVd; 

ei 


or, ut mox 1.11” Sylb. “ode nor.’ sic 


p-85 a17. 


5: 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD, 


Phil. et Boöth. vulgo oudtr’ male.” Cas. 
in mg. 
ZmioxslousSa Bas. ZmirxebwueSa The- 
mist. f.Sb. intendamus B. 

quando cognoscemus quod B. 

orı 0 dvSp. Bas. Pac. 

non quoniam ipsum forlasse demon- 
strat B. || 2 ante icorx. om Bas. Pac. 


” 2 Ne) \ D \ ’ 
oLov oTL TO lcooxer:g Tpiywvov Tag rpos T 


er} 


Racsı yuviaz ivag aAAMAaıg Exei, 09x 

’‚ ‘ > sr Y "Dir: mu © r 
TpLymvov EoTi ÖELXVUTAL, ar‘ N lrocxehes 
Ioh. Phil. pphr. f£.60 2. 
isosceles habet tres angulos aequales 


ut quoniam 


duobus rectis, non quoniam B. 

ce . - wie 

quidam post eiva? rı distinguunt, non 
post drodeixvucı.” Sylb. 

oveı rsıaurnv Bas. Pac. 

zeıy. mare Ta xova (pro za rıva) q.c. Cas. 
in mg. || xal oxnu. mapa ra tıva Sylb. Cas. 
et Buhl. perperam uncis incl. || et figu- 
rae praeter quasdam B et V. 1. Lat. 
35. mepl Ta... mipl Ta....mepl roug Bas. 
in mg. 

quam propter quam errabitur B. 
demonstrant universale B. xaSo%.ou 

Im ’ ’ v8 7 

ToLade, ToLauTyv eimev, Olav TOTE Un OV XTA. 


Ioh. Phil. f.602. 


. rom Bas. Pac. 


3. 3’ Ätsov 9 naSoRov vis Bas. Pac. % 
xaS. om B et V. I. Lat. cum ms Pac. 
incl Sylb. Cas. et de co quidem quod 
est minus universalis quam parli- 
cularis B. 

*xal mpwrov Sylb. Cas. al. Edd. 
et pr. q. 


aut 
primum quidem V.1. Lat. 
B. amp. Cas. in mg. 
Undexeiv Sylb. al. “Pacius contra excu- 
sorum libr. consensum cum ms legen- 
dum censet ürdpxst, hoc sensu, nam si 
haec affeclio, habere tres angulos 
aequales duobus rectis, inest.” Sylb. 
“Undexsw minus recte. Philoponus et 
Boöthus ördeyxei.” Cas. in mg. 
cognoscens quoniam isosceles habet 
tres in quantum ipsum est minus 
cognovit B. 


23. 


27. 
29. 


30. 


31. 
38. 


p-86a 2. 


9. 


365 


auıd el Bas. 

et postea monstrat B. 

si vero sit cognoscens B. 

quod est duobus rectis aequales ha- 
bens B. 


&yxsı Bas. Pac. 


4. 9 ante xara incl. Sylb. Cas. 


EITPLIPEI, yıvousvog tus alr. Bas. yıvou. om 
V. I. Lat. et Ioh. Phil. pphr. f. 62. incl 
Sylb. Cas. s. demonstrativus, qui fit 
causae B. 

dem... est universale B. 

drı om Bas. rı om Pac. ro de “orav un 
7 Tu AAAo HM Toro,” Touricrw drav un n 
Suvardv AARo xaSodıxWrepov Tovrov alrıov 
drodävaı Ich. Phil. f. 62. || &rRo nr. Bas. 
73 surws !rxarov Ioh. Phil. pphr. f.622. 
iam sic est B. 

cui debuit B. 

To 8 rı&%Ao q.c. Cas. inmg, divisive. 
coniunctionem örı probat Pacii versio, 
quia aliud” Sylb. quoniam aliud est 
B. Srav pnxirı Undpxn Tobro & Atyeraı 
Unapyew, corı &Ro Ti &orw Ioh. Phil. 
pphr. £.622. 

ı’ @X io Bas. Pac. 

ca äv u. Bas. Cas. in mg. oow dt xu- 
So‘txwrepov Ioh. Phil. pphr. f.62 b. 
quandocungue utique magis B. | 7 
xaS. Sylb. al. dx q.c. 

%’om Bas. || u&A%ov alterum om Bas. 
Sylb. al. “Pacius legendum censet ru» 
dm. uÄRRov, nardov dmod.” Sylb. närxov, 
uäR%ov] sic legendum, ut recte quidam 
coniecerunt: sic Both. et Philop. non 
uno in loco.” Cas. in mg. de magis 
demonstrabilibus autem magis est de- 
monstratio B. || da pev Zyyırtpw kori 
73 ives, radra uärov drodeixra Ioh. Phil. 
f.62.b. 

äua ydp vÄRAov Ta mess rı suspecta Buhlio 
recte interpretatur Ioh. Phil. f.62 2. 
simul enim magis ad aliquid sunt B. 


9.10. dpa värkov n »a®. Bas. 7 narrov na- 


Sorov Pac. al. uär%ov om B., incl Sylb. 


Cas. 


366 
p-56a10. 
12. 


13. 
14. 


[507 


3. 


- 
I» 


Er 
1: 


.n EEE EA. q.c. 


Bransoiıs: 


Erı ei aip. ein x. Bas. amplius si magis 
eligenda B. 

hoc autem universale B. 

erit universalis B. 

magis scire est eo quod B. +3 ıa Bas. 
Pac. || eiönxtvar Bas. Pac. Sylb. Cas. 


r . 
deıxvuvaı Bas. et Cas. in mg. 


. xp. üp’äy Bas. Pac. &p’ incl Sylb. Cas. 
. ul oporlet (omisso el) B. 

20. b quam c B. 

. dvwrepov q.c. Cas. in mg. 

. tres duobus rectis aequales B. 

. 13 loocxer. om Bas. Pac. inci Sylb. Cas. 


Buhl. eid: aus, xal ei un olde 79 lrooxs- 
Abs orı rp. Ald. aliaeque Edd. isosce- 
len quod triangulus sit B. örı Tplyuvov 
om q.c. 


. rüs sepnrixäs xpeirtuv Bas. Pac. dignior 


privativa BD. xpeirtuv om ms Pac. incl 
F p 

Sylb. Cas. 
RA 


“sed articulum y probat 
Pacii versio.” Sylb. 


. 2 
. *xaS. u: Sylb. al. Cas. in mg. x. o8e 


Bas. al. x. 82, 53: Pac. qguod melior 
sit demonstratio quae est ex paucio- 
ribus, sed universalis, ratio, inquam, 
Pac. universaliter est 


haec est. 


sic B. 


. si aulem per media demonstratio 


eorum, quod sunt B. 


we 


quod a ind sit perb.c B. x3 3 vn. 
Sylb. al. 


2. in örı ro a’ rö 8’ Bas. in mg. Cas. al. 


Du . 
1% € Cas. in mg. 


. similiter igitur B. || zo ante örı om Bas. 


Pac. 

a ob d mp. Bas. text. Cas. in mg. “sed 
nostram lect. probat Pac.” Sylb. 

8. duo mporac. Bas. Pac. 

quare dignior est B. 

yiveoSaı Bas. Pac. yevioSar q.c. Cas. 
in mg. 


5. eivaı nAetovs Bas. Pac. 
. av && 8. Bas. Pac. text. Cas. in mg. si 


rursus oporteat Pac. 


. zu % Bas. 


p-565 21. 


37. 
. stigitur a B. 
„A. zo 8: y za ß' m. Bas. q.c. Cas. in mg. 


1:5: 
16. 
17. 


zayrı zö ß' Bas. Pac. Sylb. d enim de 
omni b B. ravrl rö £' Ioh. Phil. pphr. 
f.64. navrog tod B’ q.c. Cas. in mg. || 
in nullo d B. Bas. Pac. 


DEN] 
Two 


‚no ad’ om B, V. I. Lat. et Edd non- 


nullae, incl Sylb. Cas. 70 «’ om al. et 
ms Pac. 
38. Zrı xal dpx. Bas. Pac. 


“sed nostram lect. probat Pacii versio, 
omni autem y ro ß." Sylb. | ze P' ray 
zavrl Ioh. Phil. pphr. f.65. in c autem 
omnib B. 

. accipiendum est a esse inb eiinc B. 

%. 8’ öndpx. Edd nonnullae. 8’ incl Sylb. 

Gas} 

eis ad. (omisso r2) Bas. Pac. 

ante &v incl Sylb. Cas. 

n ante drod. om Edd nonnullae, incl 

Sylb. Cas. “Pac. cum articulo mallet 7 

drod. hoc sensu, cum aulem negatio 

quae est in syllogismo, est notior, fit 
probatio demonstrativa.” Sylb. || np. 
örı (omisso y) Bas. Pac. 

. quam a in c non sit B. || moerepov yap 
q.c. Cas. in mg. 

. ex quibus B. 

. sed hoc... utique sic se habet B, 
omisso 6. ds dv Bas. Pac. 

. aß’ xa! ay' Bas. 

. xal ei aur. Bas. Pac. 

. 9 apıSu. rs dpuov. Bas. Pac. 

. ode. dauvSerog q.c. “sed &Serog probari 
potest ex Metaph. A 6 p. 10165 25et30, 
MS p.1085427; quibus in locis nota 
eliam Serds communi genere usurpa- 
tum.” Sylb. &$erog Ioh. Phil. pluvies in 
pphr. .67. sine positione B. 


p-87b 1.2. cum in.demonstrabilia B. 
7. cdeteB. 

10. ra om B. || 10 et 12. praedicari B. 
xarmyopeisSur Bas. Sylb. Cas. xurnyo- 
geiv Bas. et Cas. in mg. Pac. 

31. neque nune neque ubi B. 

35.36. örı ro rplyuvov Bas. Pac. 


FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 367 


p-57537. w6 baci r. Bas. Pac. 


40. 23ewpedusv Bas. text. Cas. in mg. £tups- 
pev Bas. in mg. Pac. Sylb. Cas. 


p-8Sa 1. @v om Bas. Pac. || vivom 2, incl Sylb. 


Cas. || cum deficeret nunc V. 1. Lat. 
’ u N v 7 ’ ’ Q 
oux orı mau Exkeubig, ovrwg nmIoTauetu 

Fr : 
av, dAR orı nde uovn nv Prtmouev Themist. 
5 [ Er 
f.9. YoSavoueda yap Av dnet Sucrı vüv 
&xr.eireı Ich. Phil. f. 69. 
xaS®. n aioS. Bas. Pac. 


to 


3. noA)ax. raro Bas. Pac. Cas. roıdro Cas. 
in mg. 


dnoB. !xouev Sylb. Cas. habemus B et 


pe 


V.I. Lat. od un da Todro dmodsıkig 
&orıv y aleSncız Themist. f.9. xal ourwg 
dv imormunv mar eixouev Ioh. Phil. 
f.69. eixouev Cas. in mg. 

16. dıa Ti durieı, ra ara. Bas. Pac. et Ioh. 
Phil. £.69@1, qui tamen yedderau xal 
“kuleı,” inquit, &erı && dvri Tod dalver. 
Themist. vero f.9. rög dd Tas vrou 

B e 4. . - . 
xulet oO nAtog xrı. propter quid illumi- 
nat B. xalsı pro durileı q. c. Cas. 
in mg. 

20. et si enim sit verum B. *xäv yap ein 
Bas. Pac. 

21. ywouevav Pro yiveraı q.c. Cas. in mg. 

25. Weudsg &x ıW. Bas. Pac. 

29. aut timorem audaciam B. 

30. xal ro Loov 4 nert. Bas. Pac. Sylb. aut 
aequale B er V. 1. Lat. 9 Ws äv ivov 
xrA. Ioh. Phil. £.695. 9 Bas. in mg. 7 

vv a . „4 x 
72 icov q.c. Gas. in mg. || roöro ancı 73 
Ex TOv xerusvuy auAAoyiuov, Acyw &n Tüv 
drodeixt xov Ioh. Phil. f.695. ex oppo- 
sitis autem sic est B. 
35. Zyapuorrew Bas. Pac. 


p-8Sb 1. genera autem B. 


3. Seixvwvraı Sylb. Cas. al. cum 2. deixvurar 
Cas. in mg. äxdorn Imiorgun... moislrat 
nv arodsı&ıw Ich. Phil. f. 70. 

5. assumli termini aut immissi termini 
sunt DB. 1 rporaußavontvou q. c. sed 
rpockauß. probat Pacii versio, as- 
sumpto lermino, et confirmat rporkn- 
68elens infra 1.20.” Sylb. 


Histor. philol. Abhandl. 1832. 


p-835 9.10. principia esse aut finita BD. avr. 


apyas eivaı Bas. Pac. 
11.12. aidı 28 apıSudv Edd. 2lla vero nu- 
merorum B. alia vero syllogismorum 
V. I. Lat. %oytsuav q.c. Cas. in mg. 
13. nisi quod sunt principia seientiarum 
diversa B. 
T m En . 
14. adraı auröv Bas. el Cas. in mg. 
\ x 
21. rpor. ras auras elvar Bas. Pac. 
B og 
23. "Asim. orı cuyyev. Bas. Pac. Sylb. Cas. 
. a 
BD. “sunt qui legant, Aeln. örı ovx ai 
' x ’ > » 
aural mavrwv eislv dpxal, el auyyev. Bas. 
in mg. Sylb. not. Cas. in mg. eis Ixı 
r ’ 2 N 
dnel TAp@AEImETaL TPOTOG... 0X ori dd 
n 0 ’ Sr EN 
TOV AUTWV MUVTa Öeinvurat, AAA oTı auyye- 
veig uiv mäcaı, Addaı de meos AAAnv imı- 
ernunv xereuuor Ioh. Phil. £. 71. Asir. 
nunv Xeneu 
H 7 1727 / , ” 
ei ovyy. V. I. Lat. relinguitur quod 
proxima sint principia omnium B. 


” , 
37. roıovro 3’ £oriv Bas. 


p-59a 2. Aeinercı Themist. f.9 5, Ioh. Phil. pphr. 


f.72b. relinquitur BD. 
4.5. cerlum autem est sie apparentibus, 
opinio ei incertum est B. 
5.6. dB!Barov n deEa, Orı zal Umdxeırar burıs 
ayry reıaury Themist. f.9b. 
9. xuAvsı Bas. Pac. Sylb. 
10. necessarium autem scientiam B. 
41. oöv ovx Eorı Bas. Pac. Syib. quando est 
igitur B. 
13. consequitur B. dxckou&ygeı Ioh. Phil. 
pphr. £.722. 
18. out do. Bas Sylb. 
22. per immediala opinabitur B. 
25. yde om 2. 
28. quae opinantur B. 
37. auSp. 19 ws Bas. Pac.. Sylb. 


p- 895 6. Eorw 3 2v3. Bas. in:mg, Sylb. Cas. al. 


hoc enim sicut contingere B. !eraı 
Cas. in mg. 

12. Zvevorce Themist. f.6b. || propter id 
quod illustratur a sole B. 

17. ömaox. && Cası al. 31 Cas. in mg. 

18. 70 Adumov q.c. Cas. in mg. || z5 84 


q.c. 
23. quaecunque vere scimus B. 


Aaa 


368 


p-895 26. 


Branoıs: 


eis dpıSuov &vS&vreg Eustrat. f.3 pluries 
in pphr. 

27.28. pausamus B. 

29. orı, tore ro duorı Bas. Pac. rore incl Sylb. 
Cas. om B. ro’re Eustrat. pphr. f.32, 
Anonym. f.102. 

31. et propter quid terra movetur B. || 
3v om Bas. Pac. Eustrat. £.4, incl Sylb. 
Cas. 

n Seol q.c. 
deus B. 


Sed; Eustrat. f.4. aut 


39. A ro ei £orıv Bas. Pac. 
p:90a 2. n ro ei &orı Bas. Pac. || aut in parte B. 


p-900 3. 


T. ydp u&oov 73 alrıov Bas. et Cas. in mg. 

. aeg. aut inaequalitatem B. 

“Pac. edit. 7 v alow, an sit in medio. 

sed ei eadem significatione retinere nihil 

vetat.” Sylb. 

. ut quid est defectus? B. 

. quid igitur est ratio, quaerimus B. 

. ostenditur quandocunque D. 

. äv nv Bas. Pac. m. esset utrumque B. 

. yapom B. 

. 2’ Zoraı Sylb. al. principium autem sit 
Jfuturorum B et V. I. Lat. 8° &orw Ioh. 
Phil. pphr. £.77. 


et demonstratione scire B. 


&oru Cas. in mg. 


10. *rd unodeıxrdv Bas. Pac. Sylb. al. rev 
drodeixrixöv Pac. et Cas. in mg. et Ioh. 
Phil. pphr. £. 77. 
Cas. in mg, Eustrat. pphr. £.10. scire 


anodsıxrixus Bas. et 


demonstrabile est B. 
11, 
15: 
16. 


xarom B. 

cognoscemus B. 

“Pac. coniunct. ei ante 5 öpieu. tollen- 
dam putat et v.24 collocandam ante «ai 

dpxat.” Sylb. || ourtag tes yv. Bas. in 

mg. Buhl. substantiae alicuius noti- 

Jficatio V.1. Lat. subst. guaedam co- 

gnitio B. ovx dnküs de dalas ÄAAA Tivos 

eine yvwpiouov elvaı Tov öpteuov Eustrat. 

f. 102. 

„eig nevroı Asp. Sylb. Cas. al. u&v dn Cas. 
in mg. 

21.22. rd drodeixrixdv cod. Guelph. To dmo- 


derxrov Ioh. Phil. pphr. f.77 d, Eustrat. 


p.90b 22. 
24. 


1.1. 78 drodeitixg irısnun Anon. f.103. 
demonstrabile B. 

accidit B. 

Erı el al dex. coni, Pac. vide ad v. 16. 
&av ol öptouoi Ioh. Phil. pphr. 1.1. am- 
plius, principia B. “quidam !rı el ai 
de. et Philop. Zav oi.öp. xrA. abesse tamen 
ro ei potest.” Cas. in mg. 


. aut primae definitiones B. 
. &n om Pac. al. incl Sylb. Cas. 


xal zo orı Bas. Pac. Sylb. al. 
definitio enim B. 
xal rd ri Bas. Pac. al. 


. 00 6 op. Bas. Pac. al. 
. 8. ravrwg (bis) Bas. Pac. 
. neque cuius omnis sit dem. et huius 


B. || oöre ws oAws Bas. et Cas. in mg, 
Pac. sors orwg Eustr. f. 11. 

To) aurov xal ävdc Ioh. Phil. f. 78 pphr. 
undevos tod aurod Anon. f.103b. 
addubitata sunt B. 

accipit B. 


.sedsiaB. 


a9’ öcov qq. c. Cas. in mg. Ald. Bas. al. 


de quocunque B. 


. ueoov opou toraı Bas. Pac. al. 


syllogizatur B. 
ade c necesse est B. 


. u£ros om ms Pac. incl Sylb. Cas. 


dia ro dvriore. Bas. Pac. al. 

7v om Bas. Pac. verum erit dicere c 
solum B. ar ori ovov dhmdks eimeiv 
örı Erraı ode »ara zobde Eustr. pphr. 
f. 152. 


xal ante xar om Bas. Pac. 
. - 4 
syllogizatur B. || xeö y' Bas. Pac. 


. quoniam est quod quid erat esseb B. 
2. per divisionem via.est syllogizare B.. 


y a 4 snsec 
.. EAN. oUd’ werep Pac. pr. T. ovrwv, od ö 


duaıpöv, :dAR dor:p Anon. f.114. övr. 
ÄAR od” 6 duaıpav, bomep ou 6 im. coni. 
Buhl. cum haee sint, sed sicut neque 
inducens demonstrat.B. AN Wonep 
ovd’ Cas. “insolens loculio pro non 
demonstrat, sicut nec. is qui indu- 


. . 7 
ctione utilur, h.e.'&AX wonep oVd’ co ind- 


p-915 18. 
19. 


22 

25. 
27. 
29: 


31: 


36. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


yuy obx drod. quidam legunt &A% ou8” 
sonep 5 im. h.e. immo ne ita quidem 
demonstrat, ut is qui inductione uti- 
tur. aliter Themist. Philop. Boeth. in 
schol. vero Gr. dvwwuuov legitur ov3” ö 
dıarpdv, dAR 38 wem.” Cas. in mg. #a- 
you yap 3 dvayuns rois rıSeiew Ereraı ro 
deıxvunevor, worep oud’ Ev ralg imupuyalg 
Themist. f.105b. dAR domep oVd’ 6 im. 
om Ioh. Phil. pphr. £.79. 

19. syllogizat B. 

Evvöp. el nal &A. Edd nonnullae. ei xal 
om Pac. incl Sylb. eira Aaußaveı 79 neLev 
Eustr. pphr. f.17 b. 
Themist. f.10b. aquat. accepit gres- 
sibile B. 

sic dicere B. 

et hoc B. 

aut excellere substantias B. 


= ı 
eig” EInxe melov 


Yauß. ra &v ö Bas. Pac. 

32. eianav...2Aeinsı“om q.codd” Sylb. 
incl Sylb. Cas. om. V.I. Lat. Buhl. si 
omne in divisionem cadit, et nihil re- 
linquit B. || zobro 8’ dvaynalov om B, 
Bas. Pac. Sylb. al. et illa et hacc verba 
confirmat Eustrat. pphr. f.18b, eaque 
legisse Ioh. Phil. £.795 verisimile est. 


. *yap eider der Bas. Pac. Sylb. al. “Pac. 


pro eier in contextu habet ndu: jam enim 
individuum esse oportel” Sylb. zidsı 
incl Cas. eidn idem in mg. individuum 
enim specie esse oporlet B. ärouov 
moweeıg Tov Optouov... ar. ydp del elvaı 
Ioh. Phil. pphr. £.79b. ra 3° äroua eidn 
elsnäcav Zumimrei tyv dıaipscıv Anon. f.104. 
eimep eis dronov xaravrycouev Eustr. f. 18 b. 
pexpı röv drauwv eldüv Themist. f. 11. 
*ixAtyuv tov op. Bas. Pac. Sylb. Cas. 
Atyuv Bas. et Cas. in mg. couvrıSeis xal 
Aaußavav Amon. f. 104: 0 Akyuv xal imı- 
cuvayuv rov ogıeuov &x dtaıptcewg Ioh. Phil. 
f. 80. 6... zov öpıonov auuietav... Atyay 
rov öp. Eustr. f.19. dicens definitionem 
V. I. Lat. ex div. eligens definitio- 
nem B. || zovg öpieucds Edd nonnullae, 
Cas. in mg. 


p-91539. 


p-92a 1. 
2: 


4 


ST 


ao 


26. 
30. 


p-92 6. 


369 


dp. ro did Bas. Pac. ovrws oud” mi mod 
Aoyov, ort auvriämen y dtatperig Themist. 
TIME 

2. propter quid scit unamquamque ap- 
posüionem; et dicet enim B. 

xaS’&x. Bas. Pac. Sylb. zap’:x. Bas. et 
Cas. in mg. 

“forte delendum ovx” Bas. in mg. Sp. 
o0x Zrrı Ioh. Phil. pphr. f.50 et Eustr. 
f.19. ou 8° dmavta Aoyov öpıouov elvar 
oux drodeitsı Themist. f.11. zon est 
definitio B. || ei dr. (omisso xat) Bas. 
Pac. Sylb. 

00 cuAAoyıcus yiv. Bas. Pac. evAAoyır- 
ud; Bas. in mg. Sylb. 


. 2: incl Sylb. Cas. om Buhl. 


itov,.radl Pac. text. Cas. in mg. !x tüv 
itoy Ioh. Phil. in pphr. quater vel quin- 
quies f.80 et Eustr. f.19. ix zöv ivrö 
Ti Eotı xal Ldtwv Themist. f.11. ex üs 


quae sunt... proprüs BD. 


. 12. ovAAoytleoSar q.c. Cas. inmg. The- 


mist. f.11. syllogizare B. 
*rob ri &orı cur‘. Bas. Pac. Sylb. al. 


. syllogizare B. 


x 
79 adtaiperov om B. 


rayaS& Bas. Pac. al. 


. Er. naiv ti Eorw Ioh. Phil. et Anon. in 


text. Arist. cod. Guelph. Buhl. £repcv 
zwa Öpteudv Aaußdveıw xpn Ioh. Phil. 
pphr. f.805b. Erepov ri Aaußdveı Anon. 
pphr. £. 1045. Any Er. rı del Aaußavev 
Eustr. f.21. 
orı om B. 


alterum tamen sit B. 


&rovv incl Buhl. confirmant Ioh. Phil. 
f.S0 5, Eustrat. f.21b. Dipes B. 


2. ein xal move. Bas. Pac. al. 
. ug im. (omisso 6) Bas. Pac. 


drı mare ourws &yxsı Bas. et Cas. in mg. 
Eustr. in text. Ar. et in pphr. quoniam 
omne sic est B. 

“Pac. legendum censet oldev +! korı” 
Sylb. ={ Zerı Eustrat. in contextu, & rı 
oriviin pphr. f.232. 5 Tı5 Zerıv Cas. in 
text. “sic legendum. vulgo £rı falso. 
quidam r£, minus recte.” Cas. in mg. 


Aa 


99 


zu. 


24. 


[57 
oa 


DD 
[ey 


bj 


30. 
306. 


Branpviıs: 


ori, xaı mög. Edd praeter Pac. xal om 
Ioh. Plıil. »pphr. f.812, Anon. f. 105, 
Cas. 


non substantia ulla est B. 


in mg. et qualiter B. 


. “Bas. post deigeı ö öpı&auevog inlerroga- 


tionis notam ponit.” Sylb. || definiens 
quid est triangulus D. 
aliquod aequale B. 


21.22. propter quid est circulus, quaeri- 


tur B. 

montis acnei B. 
definitionem BD. öpıcuev Bas. Pac. al. || 
AAN del EEsotı To. BovAouevw 


Sıarı xrr. Ioh. Phil. f. 82. 


3 m N 
Epwrav TO 


. et propler quid B. 
). monstrabit B. 


„.miun torı Ald..al...sed non.est ullo 


modo B eı V.1. Lat. ei um Ioh. Phil. 
pphr. f. 82, Eustrat. pphr. £.245. “q.e. 
disiunctive, 9 pn &sı. sed conditionalem 
ei probat Pacii versio: si nullo modo 
significel quid res sit.” Sylb. 


. demonstrat ulique B. || eius quod 


quid est esse B. 

aut definitio B. 

air. tov el eorı Bas. Sylb. al. siest B 
et V.I. Lat. ei Zorı Ioh. Phil. f.82 5 
et Eustrat. pphr. f.25 5. {U &orı Pac. 
Anon. pphr. £.105 5. “rÜ &orı Ammo- 
nius legit” Bas. mg. “in scholiis Graecis 
incerli auctoris legitur constanter od ri 


FOIBERE IP . 
£orı. Gas. In mg. 
& 


. ro ante air. om Bas. Pac. al. 


[13 ’ 7 \ ’ ’ » 
. “non male nic. ev. To dvalrıov legas. 


Bas. in mg, adprobante Sylburgio. 
eitıov loh. Phil. pphr. f.825, Eustrat. 
pphr. £.28b. causam B. ro dvaltıov 
Cas. in mg. || ®v incl Cas. 


zov aurod mpayu. Bas. Pac. al. 


. orep. tod d.: Bas. Pac. al. 


öv 8’ &xonev Rust. in contextu et pphr. 
[.30. Boxer dE or 6 auvderuog &x Mepırrod 
xeiode, va 9% “av odv Exouew” Anon. 
f.106b. quorum igitur B. 

öde om 2. || x9 ante «’ om Bas. Pac. al. 
“forte dı’ dusrwv” Bas. in mg. Sylb. in 


p-93a39. 


not. Sı@ utcwv Ioh. Phil. pphr. f.83b, 
Anon. f.106. per media B. | si vero 
non, qua scimus, propter quid aultem 
non. sit ergo luna c B. 

ein Av xarahknkorepov ein Atgıg&xou dvri ra 


roivov 72 ei yap Anon. f.106. si ergo B. 


p-935 1.2. deficere D. 


6. 


8 Sue f \ 
extinctio-luminis B. dnseß. Tod dwros 
Bas. Pac. Sylb. al. 


7.8. quid autem est B. 


41% 
13» 
47: 
21. 


vb bb 
DE en ze 5} 


w 
[de] 
. 


. näcaı 8’ aoraı Edd nonnullae. 


4:2. Webos om B. 

pecov ein Bas. Pac. 

Su’ inel Sylb. 

“q.c. cum artieulo r9 Erspov. sed articu- 
lus hic locum habere non potest, nisi 
ante seq. substant. alrıov.” Sylb. 

ut principia sunt B. E 


. ö ante dpıS$u. om Bas. Pac. 
. substantiae et ipsius esse BD. 


23. ostendere, non demonstrare B. 
neque si est, neque si non est, Sci- 
mus B. 

öpov delendum censuit Pac. öpieuos Tod 
örcv Ioh. Phil. pphr. f.845. &pos öpov 
Eustrat. pphr. f. 32. terminus est ler- 
mini B. 


lectio vetus temere mutari non debet. 


“vocem Spov quidam delent. 


Philop. ei; nev &n öptauos &otı ToU opou 
xvelws. Themistius tamen ei lectioni fa- 
vet nonnihil.” Cas. in mg. 


„4. pe ukv yap Bas. 
„tv roig ved. Bas. Pac. 


. alio modo et alio dicitur B. 


et indemonstrabilis B. 

2. cum hoc sit B. 

8’ incl 
Sylb. Cas. om Bas. Pac. 

15 rodrov Ald. al. cum hoc significaret 
oratione B. “q.c. rorov ec. r. ray. sed 
neutrum rodro probat Pacii versio, quia 
hanc (s. quiditatem) significat defini- 
tio. idem Pacius ibidem nominandi casu 
xal ro ri Avelv. sedet quiditatem osten- 
dimus esse caussam mediam” Sylb. xal 
zo ri Bas. Sylb. Cas. “xalro ri Av elv. 
vide Philop.” Gas. in mg. 


p-941436. 


p- 9401. 


2 
. 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


dvradSa TO To Ws map!ixov Anmtlov Ioh. 
Phil. £.85 5. ro u£rov &v Anon. in con- 
textu f. 107. 
media B. ro u:cov dv Cas. in mg. 


causa monstrala est 


!xııySn Bas. Sylb. &xtunse Bas. et Cas. 
in mg, Pac. propter hoc enim motum 


est B. 


. priores committentes in alios, b. BD. 


2.3. ’ASyvalors, y' Bas. Sylb. al. "ASuvaroı 


49. 
22. 


23. 


29. 


y Pac. 

debellaverunt B. 

y nraı reis "AS. Bas. Pac. Sylb. 
’ x 

rporspoı yap Bas. Pac. 


nep. d’ ame Bas. Pac. 


. quod est c DB. 


“Bas. interrogationis notam non anle 


sed post 72 od Evexe.ponit, itidemque 


Pac., qui sie verlit: quae igitur est 
nt OR A . 
causa, cur 73 y ro a Insit, quod est 
- . ” x ’ ” 
id cuius gratia? xo ß, hoc est cibos 
’ 
Umapxeıv; 


x Ti 

a zo 
’ x Ba a, NS \ 4 
Evexa ro PB Sylb. al. der d& xura raum 


non fluitare.” Sylb. 
why imıßohnv arilew eig 79 00 Evexa, elta 
ämaysıv ra &Es Eustr. f.36. guae igitur 
causa est in c quod a sit, quod est 
gratia cuius? B. ünapx. 7 00 &vexa; 
10 ß’ Cas: in mg. 

To un &mimoAdßerv om Ioh. Phil. pphr. f. 86. 
ix. uärrov Bas. Pac. 

ut per lucernae pellem lumen egredi 
B. || *oiev dıd ri deıcı dıa rov Bas. Pac. 
Sylb. 

et per B. 


EEE EEE 
31.32. &p &v sıne Interrogationis sıgno post 


32. 
33. 


P:95@1. 


v. vötxereı Ald. Bas. Pac. Buhl. al. Cas. 
in mg. nonne igitur DB. itaque si ac- 
cidit Pac. || yev&rSaı Bas. yiverSaı Bas. 
et Cas. in mg. yiverSaı et yıvoueva Ioh. 
Phil. pphr. f. 37. 

te om Bas. Pac. 

el om Bas. Pac. 2. || deep oi Bas. Pac. II 
ei IvSaygzeısı, quod delendum censet 
Buhlius, confirmant Themist. f. 12 et 
Ioh. Phil. f. 87. 

n 38 Pıala Bas. Pac. al. || et contra B. || 
donep 5 319. Bas. Pac. al. 


p:-952 5. 


- 


I» 


10. 
13. 
16. 


{e} 
. 


to 
=? 


p. 955 5. 
44. 


r, 


14. 


371 


xal incl Sylb. Cas. 

“Bas. et Pac. in contextu dv FE rd tes 
dyaSov, quorum finis bonus est” Sylb. 
dv dt rdrii. dy. Cas.inmg. quarefinis 
bonus B. “ücre 13 r. day.” 12 nv oUTWs 


vr m ’ ’ NEN! KA er 
ExXEi Twv Avriypabwv, TA DE oUTwG* 


7 [23 ’ 
oUTwG WET 


y ’ ’ ‚ x 

79 T!Ros ayadov, ra d8 
ER au ’ N \ DR wer) 

T. day. defei de mavra TRPog Tv AUTNv Evvolav 
Eustrat. f. 39. 

xy ie 
x0 auto dt Bas. Pac. al. let... et 2. 
ysy. tolg && to. Bas. Pac. al. 
7 E - ”». 
erı Eatı* [otov] ri Zorı xp. Cas. 

= ” r Li e 
oiov roude yertoSaı Bas. al. “at Pacius 
praesenli tempore, olov rovde yiv. sIcque 
verlit: veluti, estne causa cur hoc fiat, 
alind quod fit? seq. v. Pacius in con- 
texlu Tod yerkodar, Pro Tod yiverSaı.” 
Sylb. red 

‚ a er ’ . 
yivsoDal Erepov YIvolevov Cas. in mg. 
Jacti esse altera facta B. || alterum 


Erscov om DB. 


dn yeviodaı Sylb. Cas. rovde 


ut 


\ n 


xal to) yevioSar Cas. in mg. || !orı 2: 
Bas. al. 
xeı om B. 


ön Bas. in mg. 


“qy. c. foem, gen. !v raiz xa9.” Sylb. Cas. 
text. 2v rois a9. Cas. in mg. 

oo. eieneSu y.c. Cas. in mg. et ob. 
Phil. pphr. £.89. e!X%4#9u Eustrat. pphr. 
f.42, 


iz too. Bas. Pac. al. 


in tanlum acceptum sit B. zih. 


12) me&Tov xal To utr. Bas. Pac. al. 

del 2 y yiyovev om Bas. al. incl Sylb. 
Cas. Buhl. quoniam c factum est B. 
etaB. 

dv. ray Bas. Pac. al. 

“q.c. plur. num. eig &usca.” Sylb. eis 
äucca Cas. in mg. si autem accipiens 
aliquod medium stabit alicui imme- 
diatum, an semper extra cadet. B. 
dmo roö ule. Bas. Pac. al. 

decisio et in his B. 

et domus facta est D. 


. yeyov. ArSovs Bas. Pac. 


*erovraı TolxoL Ald. al. Bas. et Cas. in 
mg. similiter prius erunt parietes B. 


el ydp oixia, rolxoı, el d& rolxos, SeneAua, 


372 


p:95 0 39. 
40. 


Branpiıs: 


ei 8: $., xul At9oı xal muros Themist. 
f.12b. || 38 xai dıa Bas. Pac. al. 

et contingit B. 

“q.c. öpor pro äxpoı.” Sylb. 


p- 96a 3.4. “Pac. mut. verb. temp. aruida yevt- 


oSar. et mox yıvontvou, ler” Sylb. yeve- 


eSaı Cas. in mg. 


. dv. BptxeoSaı Sylb. Gas. PeßptxSar Cas. 


in mg. 


. 9 ourwg Exeı Ald. al. &xeı om ms Pac, 


incl Sylb. Cas. 7 &xew 9 yiverSaı Eustr. 
pphr. £.44. Zxovra xal yıwoueva Ioh. Ph. 
pphr. £.90. ourws 7 Exeı H yiveraı Anon. 
f. 110. sic se habent aut fiunt B. 


16129. xat om B. 


30. 
34. 


38. 
39. 
p-965 3. 


nevr. undpkeı Bas. Pac. al. inest B. 
mr&ov Öndrbeı Edd nonnullae. vmapkeı 
incl Sylb. Cas. 

xal wöl mewros om BD. 


zur om B. 


w ’ x [3 t ı 0, } -,» 
der d’ ayri 3 "Tadra xaSoAou 8’ uvayxala 


yeypapdaı “ra xuSorou Yap dv.” Anon. 
f. 1105. universalia autem necessaria 
sunt B. 


7. hoc autem nominaltum est B. 


26. 


. zpıdd” elvaı Bas. Tpıada Sylb. text. Cas. 


in mg. rpıadı Pac. 


’_, Te 3 r 14} em 7 
. ETL TIvwv E avrıypabwv evpnrels Twv 8Tw 


AnbItvruv” Ioh. Phil. f.915. sic de- 


monstralorum B. 


€ ‘ ‘ ” 
. g.c. Undexei r. c. Cas. in mg. 
. ScıxvVouetv ov vel ou derxv. Edd ante Pac. 


od incl Sylb. Cas. 


. uövov Öde Bas. Pac. 
. y’ om Bas. Pac. 


eivaı rıvss Bas. Pac. 


4. cum accipiuntur B. 
. yıwwoxsı Bas. Pac. 
„est B. 


Seh \ 3 ! = 33 \ m 
. ERTL TIvWwv yap avrıypabwv xeltal La Twv 


Ieoewv,” imi rıvuv db "Ste Tov duaıpkoewv” 
Ioh. Phil. f.93. 3. r. Sızıptoewv Anon. 
£. 112, Themist. f. 135 et Eustrat. f.52 
pphr. per divisiones B. 

post rdvra et l. 35. post raöre add Ev incl 
Sylb. Cas. &v om B. 


p-97a27. 
35. 


36. 


20. 
24; 


p-98a 1. 


ie} 


L. 


5% 
6. 


st a 
. ravrl tavrov Bas. et Cas. in mg. 


mpos ro cuuß. Bas. Pac. 

orte np. Sylb. al. ro re divisive Bas. Cas. 
in mg. 

&öov om Bas. Pac. Sylb. al. 2, add q.c. 
Cas. in mg. 

neque plus hoc apponitur B. 


. accipiuntur B. 
. eixovro Ioh. Phil. pphr. f.94. Exovrar 


Eustrat. pphr. £.52b. habentur B. 


. et ullimum B. \ 


“sed 
rdvra probat etiam Pacii versio, sum- 
plum Juerit quid sit, cuius ralione 
omnia sunt unum et idem” Sylb. xaQo 
zdvra radra raurd Ioh. Phil. ppar: f. 94b. 
Eustrat. pphr. £.535. omnino idem B. 


. oxon. marıv Bas. Pac. 
- ’ 
. Tod mpayuaros om B. 
. unum aliquod quod praedicatur B. 
. Suroöuev Bas. Pac. 


21. iterum idem est in alteris B. 
et Socrate B. 


. et fortunati et inf. B. || intendas B. 
. aut impassibilitas... 


aut intoleran- 
tia B. 


. quidam c. A&yoı Cas. in mg. 
. xa$ &xactov Bas. Pac. 


2. ovAAoyicas$aı Anon. pphr. f.112b. ov).- 


Aoyifeo$aı Eustrat. pphr. f.54b. 


2 A 1 
. xal ro o&u Bas. Pac. 


. in commune erit ire B.|| ne aequivo- 


calio contingat B. 

Ho Alysıy dvri Tod EnAiyeiv nal auvayeıv 
&xXnmreov Ioh. Phil. f.95 6. Akyeıv de mpo- 
Piyuara E-ı 70 Te aura auvrısivan dvvacdar 
xal npoßaAreıv Anon. f.1125. “npo; dk 
zo ixıiyew exe ra mp. delr. 7. dvar. x. 7. 
d. ourwg diarkyew” Eustrat. in contextu, 
Aöyeı Totvuv ori mpdg ro ixAkyeıv, Tourior 
meos 70 Zxhedleıw mpoß‘., der Suadtyeı, 
rouriotiv dvepevväv. idem in pphr. f.56. 
eligere B. 
3. VmorıIuevov Sylb. al. UmoStuevov q.c. 
Cas. in mg. 

rurw om B. 

7. z& &yyurary Bas. al. Cas. in mg. ra 


VAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD. 


Zyyvrara Sylb. al. Ich. Phil. pphr. £.95. 
z3-iyyvrara Bohl. et sic semper ilüi 
proxima B. 
p-98a 9. Eoru &n Bas. Pac. al. 
10. sicut quaedam animalia B. 
14. Aeywusv Buhl. e cod. Guelph. dieimus B. 
15. xoıv. Undex. Bas. Pac. 
17. habere ventres B. 
18.19. önapxsı q. c. Cas. in mg. 
est... inest B. 


in ıllis 


21. “in libris de Animalibus sine diphthongo 
legitur nune oyztov, nune enrlov.” Sylb. 

21.22. 

22. Eoraı 8’ ir. Bas. 

26. @X%uv n om ms Pac. incl Sylb. Cas. ex 
quo aliorum aut aliter sunt B. dra 
Suabtpoucı 7% eidsı "TS arAug (f. @AAuv?) 


y. - »y y 
xal AAAug elvar,” nyouv Tu &v aAAoız xal 


vocare se ipsum el spinam et os. B. 


AAAoıs Umoxsiuevors SewpeloYar zul xar” 
AAAous xal Ardous Tpomov; yivscSaı eict 
d: 13 yiveı rayrd. Ioh. Phil. f.96. einwv 
SE “T3 AArwv N ArAug eva,” Tod utv AA- 
Auv elvaı mapadeivynara tiSeıxe, Tod dE AA- 
Aus ovxd. Eustr. f.57b. 
25. &crı a yev. Bas. Pac. al. 
31. ofov om ms Pac. incl Sylb. 
32. ö av om Bas. Pac. al. || xal dia ri x. 
Bas. Pac. 
35. uev om Bas. Pac. 
38. “forsan pro roöro legendum rovrov (sc. 
7ob buAAogposiv), ul in seq. membro rov 
3’ 3A.” Sylb. “scrib. *rod ut &crı, vel 
ravrou” Cas. inmg. ut si hwius est B. 
70 3°” &yrelnew Buhl. ex Ioh. Phil. et 
Anon. in verbis Aristotel. oiov ei od 
Ieheinew nv verrunv alrıov isı ro iv uiow 
elvar rau yiv, xal Tod duhdopposiv to aA. 
Ioh. Phil. in pphr. f.97. 
p-98b11 et 16. mAarubuArog Bas. Pac. Sylb. me- 
tubvAAov q.c. Cas. in mg. 
20. “q.c. ei d& un. sed 7 convenientius.” 
Sylb. si vero non B. 
1. quoniam quidem terra in medio B. 
1. cognoscetur B. 
6. primis praedicari primo B. rx. xarny. 


ReuTwg Bas. Pac. 


373 


p-95527.28. et hoc sit in d, hoc vero sit in e, 
erit itaque B. 
23.29. causa aulem quod a sit in d qui- 
dem b, in e autem c B. 
30. rem omnem esse B. eivar pro Unapxeı 
q.c. Cas. in mg. 
33.34. dbwpteutvw Bas. Pac. 
34. rot; dt xaS. Bas. Pac. 
p-99a 2. demonstretur B. 
3. n xara ovuß. Bas. Pac. || aut non B. 
8. xat om B. 
15. Yrcı @dro Bas. Pac. 
16. ourw Ja to map. Bas. Pac. To maruxch. 
Anon. pphr. f. 114. habet autem sic 
consequi B. 


= 


Im’ iowv Q.C. 
Eorat q.C. 

ar Lcwv Ald. Bas. et Cas. in mg: al. 
sed aequalia sunt B. 


Du u 


ar 


imlong Ecraı 
Anon. pphr. f. 114. dA icov aury dert 
Eustrat. pphr. f. 61. 

26. imi Sartpov Ald. Bas. Pac. Sylb. al. imi 
Sidrepa q.c. Cas. in mg. iml Sdrepu rd 
äxpa Joh. Phil. pphr. £.98 2. 
tera B. 

27. &rı 6 om. Bas. Pac. 

29. “forte leg. exevev, vel per hoc interpre- 
tandum or:pua” Bas. in mg. red ontpn. 


in al- 


en.... omipua Atyeraı 73 üxpov Tod oxavov 
xa®’ & awarteraı tu dvRrw Ioh. Phil. 1.1. 
in contaclu seminis BD. 

31.32. ördpxov Bas. Pac. 

33. ipsis inerit (omisso ?') D. 

35. xal un raperreiver Pac. un incl Sylb. Cas. 
Buhl. “attamen interpretes Gracci un 
ornittunt, et rapsxreiver interpretanlur 
per ouvenexreiverar nroı !Eıaouraı” Bas. 
inıng. xal dvrispäbover xal mupsxtelvsct, 
Ayovwv owe&todsoveı Ioh. Phil. f.99. m 
om Eustrat. f.62. et non excedunt B. 

36.37. extendi B. 

37. Eoraı alrıov Bas. Pac. 

38. rots e om B. 

p.995 2. “lorsan legendum +3 a’ ündexew, ul cen- 
set Pacius.” Sylb. ut a sit in omnibus 


dB. +3 a’ Ioh. Phil. pphr. £.99. “qui- 


374 


p-995 3. 


338 
34. 
p-100a1. 


3. 


Branpvıs: FAR. LECT. ARISTOT. EX COMMENT. ET EDD, 


dam eV rd a’ Undexew rärı reis d, et 
Boeth., ut a sit Cas. in mg. 

\ 2 PR . 
®n pro det Bas. in mg. 


. dAR eig mreio Bas. Sylb. al. Ara mieiw 


Pac. Anon. pphr. f. 1145. el 3: ra utra 
mein Eustr. pphr. f.62b. sedplura B. 


. np. a xa9’ Bas. Pac. al. 
2.13. ut in d sit quod est a, causa est 


cB. 


.Y xd a, tour. Sylb. Cas. causa est xo 


ß’ Pac. vers. ro £’ Cas. in mg. 


. yivovrae om ms Pac. incl Sylb. Cas. 


fiunt B. 


4 
. “q. c. npooumopyeası: sed mpoamopneası 


probat Pac. dum vertit cum prius du- 
bitatum fuerit. item B. rpoanop. The- 
mist. f. 14, Eustrat. pphr. f.64D. 


.xarom BD. 
. et latere B. 
. xut om DB. 


a RR} w m Saale \ Serfaı de 
. ETE Anv ayvosciv nv AUTAG XaL pn9spiav eziv 


xal yragıv aurüv ExXuatv Ioh. Phil. f. 992. 
similia Eustrat. f.65. neque ignoran- 
tibus et neque non habentibus B. 

n dorı r. Bas. Pac. quae est B. 

roöro um. mäcıv (omisso ye) Bas. Pac. 
habere unum quiddam in anima B. 
*y.&yridve. y. Bas. Pac. Sylb. al. 
rorovr. uununs Bas. Pac. Sylb. Cas. ex 


p-100.a6. 


10. 


11. 
13. 


p-100 1. 
2. 


4 


3: 
10. 


talium memoria B. yovns Bas. et Cas. 
in mg. ix vis &muovis röv rorsruv aleIn- 
parwv Ioh. Phil. f.100. z& tv aurav Exeı 
novnv tod aleSnuarog Eustr. f.65. 

Zum. n ix Bas. A dx... 9 Tod &vos Bas. in 
mg. 8° Zum. 4 dx] Myouv To N avri ro nal 
Anrreov Ioh. Phil. f.100. 


„N Tod Eve; H mapa Ald. al. uno praeter 


multa B. prius incl, alterum om Sylb. 


Cas. 


. ev [dv] mepi Sylb. Cas. 


“gg. c. in’ @AAwv. sed dm’ agnoscit Pacii 
versio: em aliis habitibus.” Sylb. ir’ 
Mruv Ald. al. ab alüs B. :5 ru 
Ioh. Phil. pphr. f. 100. äned rıvuv AAAmv 
Eustr. pphr. f.65 b. 
Themist. f.14b. 


yrwpiuwrspwv Bas. Pac. 


u Me 
an’ adıns EEews 


ini zyv dpxnv Bas. Pac. al. || veriant B. || 
Undpxsi 

arr om B. 

äv eis ta au. Bas. Pac.1. eis incl Sylb. 
Cas. om Eustr. pphr. f.66. quousque 
uti impartibilia stent BD. 

mpüra olov imay. Edd vetust. oiovom Pac. 
cum BD, incl Sylb. Cas. 

xaln aloS. Bas. Pac. Sylb. 

tüv yap äpxüv Bas. Sylb. al. yap om B. 


44.15. &xonev yivos Bas. Pac. Sylb. Cas. 


Asteriscus iis additus est lectionibus quae praestare viderentur receptis. 


> — 


Verbesserungen. 


Seite 41 Zeile 1 v.u. statt: Es starben nämlich lies: Es sind nämlich 
— 7 


mit V bezeichneten Absätze ist zu lesen 803,0s statt 803,00 
— 55 


Zeilelv.u. ist das Wort überhaupt wegzustreichen. 
pP 5 


———— nun 


in der Columne, überschrieben — enthielten auf geogr. Q Meilen — bei dem 


- 7 
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= E7 — . 
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