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HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF OCOMPARATIVE ZOÖLOGY
Auhandiungen der Königlich Preisslanhen
| ‚geologischen Landesanstalt,
Neue Paz Heft 30.
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Von
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Herausgegeben
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.
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Abhandlungen
der
Königlich Preussischen
geologischen Landesanstalt.
Neue Folge.
Heft 30.
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BERLIN.
Im Vertrieb der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann. )
Das Devon des nördlichen Oberharzes
mit besonderer Berücksichtigung der Gegend
zwischen Zellerfeld und Goslar.
Von
L. Beushausen.
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Mit 11 Abbildungen im Text und einer Karte.
Herausgegeben |
von
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt.
9.9 9,0,9.020.9.0.0.0.0.0.0,. 0.0.02. 0.0.0,
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BERLIN.
Im Vertrieb der Simon Schropp’schen Hof-Landkartenhandlung.
(J. H. Neumann.)
1900.
DEM ANDENKEN
AN
FRIEDRICH ADOLPH ROEMER
GEWIDMET.
MAY 19 1902
Inhalts-Verzeichniss.
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Einleitung.
Das durch die Arbeiten FRIEDRICH ADOLPH ROEMER’s und
seiner Schüler bekannt gewordene, zwischen Innerste und Oker
gelegene Devongebiet des nördlichen Oberharzes enthält die ge-
sammte Schichtenfolge des Devons in wechselnder Facies vom
oberen Unterdevon aufwärts in innigem stratigraphischem und
tektonischem Verbande auf einem Flächenraume, der etwa dem
Umfange eines Messtischblattes entspricht. Durch diesen Umstand
in Verbindung mit dem Reichthum an organischen Resten, mit den
für gefaltetes Paläozoicum noch verhältnissmässig einfachen und
klaren Lagerungsverhältnissen und der leichten Zugänglichkeit des
Gebietes sind hier für das Studium des Devons Vorbedingungen
gegeben, wie sie in Deutschland weder im rheinischen Schiefer-
gebirge, mit dessen weit grossartigeren und mannigfaltigeren Ver-
hältnissen der Oberharz ja sonst keinen Vergleich aushält, noch
anderswo wiederkehren.
Dass trotzdem eine zusammenfassende Darstellung des ober-
harzer Devons bislang fehlt, wenn man von den kurzen referirenden
Uebersichten absieht, die wir v. GRODDECK!) und KLOCKMANN?)
verdanken, ist auf äussere Ursachen zurückzuführen. Bei der
in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in Angriff ge-
nommenen Specialkartirung des Oberharzes fiel der westliche
kleinere, auf den Messtischblättern Seesen und Hahausen be-
1) Abriss der Geognosie des Harzes. 1. Aufl. 1871, 2. Aufl. 1883.
2) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 45, S. 253 ff., 1895 und: Das
Berg- und Hüttenwesen des Oberharzes, 5.9 ff, 1895.
Neue Folge. Heft 30. 1
2 Einleitung.
legene Theil des Devongebietes dem Aufnahmebezirke A. voN
GroDDECK’s zu, während die Aufnahme des grösseren östlichen
Theiles, auf den Blättern Zellerfeld und Goslar, von A. HALFAR
begonnen wurde. Ein widriges Geschick raffte beide verdiente
Männer hinweg, ehe ihre Arbeiten zum Abschlusse gelangt waren;
Herrn KLOCKMANN und dem Verfasser fiel die Aufgabe zu, ihre
Untersuchungen in diesen Gebieten, zum Theil von neuen Gesichts-
punkten ausgehend, fortzuführen und zu beenden.
Die in den eben geschilderten Verhältnissen begründete Zwei-
theilung unseres Devongebietes ist die Ursache, weshalb ich mich in
der vorliegenden Arbeit wesentlich auf den von HALFAR und mir
untersuchten östlichen Theil beschränke. Diese Beschränkung ist in-
dessen ziemlich belanglos, weil nur in dem hier behandelten Gebiets-
theile die devonische Schichtenreihe vollständig vorhanden ist, wäh-
rend im westlichen Theile lediglich die höheren Glieder, von den
Wissenbacher Schiefern aufwärts, auftreten, und zwar in einer
Entwicklung, die bis auf das Vorkommen von Diabasen an der
oberen Grenze des Oberdevons sich mit derjenigen im nordwest-
lichen Theile des Blattes Zellerfeld als durchaus übereinstimmend
erweist. Die vorliegende Schilderung darf daher den Anspruch
erheben, auch ohne specielle Berücksichtigung des westlichen Ge-
bietstheiles doch ein vollständiges Bild der Entwicklung des Devons
im nördlichen Oberharze zu geben, um so mehr, als Herr KLOCKMANN
mir in dankenswerthem Entgegenkommen gestattet hat, einige inter-
essante Profile aus dem mir durch eigene Untersuchungen genauer be-
kannten devonischen Antheile von Blatt Seesen mit zu verwerthen.
Ich erfülle nur eine schuldige Dankespflicht dem Andenken
A. Haurar’s gegenüber, wenn ich an dieser Stelle hervorhebe,
einen wie grossen geistigen Antheil der Verstorbene an dieser
Arbeit hat. Die Darstellung des höheren Mitteldevons und des
Öberdevons gründet sich zwar in Text und Karte nur auf meine
eigenen Untersuchungen, da die richtige Erkenntniss dieser
Horizonte erst nach Haurar’s Tode gewonnen wurde; dagegen
ist Harrar’s kartographische Darstellung der tieferen Schichten,
in denen ich nur eine Reihe von Revisionsbegehungen vorge-
nommen habe, fast unverändert geblieben. Für ihre Schilderung
Einleitung. 3
lieferten mir die z. Th. auch veröffentlichten Aufnalımeberichte,
die hinterlassenen Tagebücher und Notizen HALrAr’s ein um-
fangreiches Material an Einzelbeobachtungen, das ich nach
Möglichkeit nachgeprüft und durchweg als zuverlässig befunden
habe, wenn ich auch in Bezug auf die Deutung öfters von
dem Verstorbenen abweiche.e Aus der Verschmelzung dieser
Beobachtungen mit den meinigen ist die Schilderung des
Schichtenaufbaues des Kahlebergsandsteins, der Calceola-Schiefer
und z. Th. der Wissenbacher Schiefer erwachsen; nur die Schluss-
folgerungen und die vergleichenden Ausblicke in andere Gebiete
sind in diesen Kapiteln ausschliesslich mein geistiges Eigenthum.
Auch bei den Profilbeschreibungen im letzten Abschnitte habe
ich HALrar’s Beobachtungen, soweit es angängig war, mit ver-
werthet.
In der Karte, die das Messtischblatt Zellerfeld mit Ausnahme
eines schmalen Streifens an seinem Südrande, und vom Blatte
Goslar den hercynischen Theil nebst dem unmittelbar angrenzenden
Vorlande umfasst, sind zur besseren Verständlichkeit und zur Er-
höhung ihrer Brauchbarkeit für Excursionszwecke auch die an das
Devon angrenzenden Gebiete mit zur Darstellung gebracht worden.
Von diesen ist das Culmgebiet südlich des Bockswiese - Festenburg-
Schulenberger Gangzuges von Herrn KLOCKMANN, die Südostecke
der Karte östlich der Oker und Hune, sowie das Granitgebiet auf
der Ostseite des unteren Okerthales von Herrn KocH aufgenommen
worden; für das Vorland stellte die Direction der Königlichen
- Geologischen Landesanstalt mir in deren Archiv befindliche un-
veröffentlichte ältere Aufnahmen von Herrn BRANCO zur Verfügung.
Die Darstellung der Culmschichten in der Umgebung von Schulen-
berg und dem Ahrendsberge rührt von mir her.
In dankbarer Erinnerung gedenke ich des regen Interesses,
welches der nun heimgegangene Director der Königlichen Geolo-
gischen Landesanstalt und Bergakademie, Herr Geheimer OÖber-
bergrath Dr. HAUCHECORNE, an der vorliegenden Arbeit nahm
und noch wenige Tage vor seinem unerwarteten Hinscheiden
werkthätig bekundete. Ganz besonderer Dank aber gebührt dem
Verewisten für die wohlwollende Liberalität, mit der er die zu
1*
A Einleitung.
den Untersuchungen nöthige Frist verstattete; ohne dies von
vollem Verständniss für die Wichtigkeit der Detailforschung im
gefalteten Paläozoicum getragene Entgegenkommen wäre die ge-
nauere Erkenntniss und kartographische Darstellung der devonischen
Schichtenfolge im nördlichen Oberharze überhaupt nicht möglich
gewesen.
Den Herren Landesgeologe Professor Dr. KocH und Professor
Dr. KLOCKMANN statte ich für die bereitwilligst ertheilte Erlaub-
niss zur Benutzung ihrer Aufnahmen bei Herstellung der Karte
meinen pflichtschuldigen Dank ab.
Die Arbeit gliedert sich derart, dass auf einen einleitenden histo-
rischen Abschnitt ein kurzer allgemeiner Ueberblick über das be-
handelte Gebiet folgt. An diesen reiht sich die specielle Schil-
derung der Schichtenfolge an. Die Tektonik des Gebietes wird im
nächsten Capitel etwas eingehender behandelt, an das sich eine
kurze Besprechung der Mineral- und Erzgänge anschliesst. Der
letzte Abschnitt bringt die Beschreibung einer grösseren Reihe von
Aufschlüssen und Profilen und soll besonders auch für Excursionen
als Anhalt dienen.
Die in den Wissenbacher Schiefern unseres Gebietes auftreten-
den Diabasgesteine habe ich nicht näher berücksichtigt, da sie vor
wenigen Jahren Gegenstand einer eingehenden geologisch-petro-
graphischen Arbeit von F. RınnEl) gewesen sind, auf die ich hier
verweisen kann. Zudem hat HALrAR die Kartirung der Diabase
auf dem Messtischblatte Goslar unvollendet hinterlassen, und ob-
wohl ich im Sommer 1898 eine Reihe von Einzelvorkommen bei
Gelegenheit einiger Anschlussbegehungen nachgetragen habe,
macht ihre Darstellung in der Karte daher auf absolute Genauig-
keit und Vollständigkeit keinen Anspruch.
!) Neues Jahrbuch f. Mineralogie, Beil. Bd. X, S. 363 ff.
Ze
Historisches.
Die Devonschichten des nördlichen Oberharzes haben durch
die in ihnen zahlreich vorkommenden Versteinerungen die Auf-
merksamkeit schon in älterer Zeit auf sich gezogen. So beschreibt
der Ilfelder Conrector RITTER in seiner Oryctographia Gos-
lariensis (ed. 2. 1738) vom Bärenthale OÖ. des Auerhahns (aus dem
Unterdevon) matrices concharum striatarum und elegantes conchas
univalves striatas, vom Auerhahn den a. a. ©. Taf. 1, Fig. 5 abge-
bildeten lapıs solarıs, den »Sonnenstein« (die später als Schrauben-
steine bezeichneten Steinkerne von Crinoidenstielgliedern), mit
denen zusammen conchae laeves, cochleae minores und »id genus
lapidis figurati, quod lithophilis hysterolithus audit« vorkommen.
Im Wesentlichen eine Wiederholung von RırrEr’s Angaben bringt
24 Jahre später der Berliner Arzt ZÜCKERT in seiner »Natur-
geschichte und Bergwercksverfassung des Ober-Hartzes«, Capitel 24
»Von einigen über der Erde befindlichen figurirten Steinen und
Petrifacten des Ober-Hartzes«, ın dem der »Violen-Stein«, der »lapis
suillus siliceus ac durus«, »Oolithen« und Anderes noch ohne Unter-
schied mit den wirklichen Versteinerungen zusammen aufgeführt
wird.
Die klare Erkenntniss von dem organischen Ursprunge der
letzteren finden wir zuerst in dem berühmten Werke des da-
maligen Viceberghauptmanns, späteren Berghauptmanns v. TREBRA,
»Erfahrungen vom Innern der Gebirge«, 1785, dessen im fünften
Briefe enthaltene »Mineralogische Beschreibung des Harzes« die
älteste kurzgefasste Uebersicht der Geologie des Harzes darstellt,
viele treffliche Beobachtungen enthält und auch heute noch
6 Historisches.
lesenswerth ist. TREBRA giebt (S. 103/104) aus dem hier in
Frage kommenden Gebiete in ganz groben Züsen die Verbreitung
des Kahlebergsandsteins an, er beschreibt (S. 76) das auf Taf. VI
seines Werkes genau abgebildete Profil des Rammelsberges:
schwarzblauer Thonschiefer im Liegenden des Erzlagers, im
Hangenden und bis auf die Höhe des Berges ein der Grauwacke
der Lauterberger Gegend ähnliches Gestein, in dem er (im Com-
munion-Steinbruche über dem Kanekuhler Schachte der Grube
Rammelsberg) einige 1 Fuss und mehr starke Bänke »voller
Conchilien und Corallengewächse« entdeckte, die zum Theil von
Blende und Kies umgeben waren. Eine ähnliche Bank mit
»mehrentheils Hysterolithen, zuweilen Fungiten und Corallen-
gewächse« beobachtete er (S. 104) im Sandstein gleich unter dem
Schalker Teiche. Diese Bänke sind nach seiner Beschreibung
zweifellos die auch heute noch an beiden Orten aufgeschlossenen
Kalksandsteinbänke des oberen Unterdevons. Auch den seit der
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts mehrfach technisch ver-
wertheten dunkel und hell gebänderten »Marmor« des Okerthales
(im Granitcontact umgewandelter »Kramenzelkalk«) beschreibt er
‘recht anschaulich (S. 98/99) und erwähnt schon das Vorkommen
von Turmalin in der Randzone des ÖOkerthalgranits sowie im
Contactschiefer. Der Lagerstätte des Rammelsberges sind mehrere
Seiten gewidmet. Die S. 74 erwähnten »Abdrücke von Muscheln,
selbst Ammonshörnern, die Kies worden sind, in Schiefer aus
unsern Gebirgen« waren nach Lasıus in der Grube Haus Wolfen-
büttel bei Zellerfeld (auf dem Pisthaler Gange SO. Bockswiese)
gefunden, wahrscheinlich in dem liegenden Querschlage nach dem
Georg Wilhelmer Gange, und stammten somit wohl aus den Wissen-
bacher Schiefern.
Nur vier Jahre nach dem Erscheinen des TREBRA’schen Werkes
veröffentlichte der Hannoversche Ingenieurlieutenant LAsıus seine
grundlegenden »Beobachtungen über die Harzgebirge«, die in
ihrem ersten Theile eine für die dam lıge Zeit ganz ausge-
zeichnete, eingehende geognostische Schilderung des Harzes ent-
halten, und in denen auch die Devonschichten unseres Gebietes
im dritten Abschnitte »Aufgesetztes einfaches Thon- oder Gang-
Historisches. 7
gebirge«, Capitel »Vom Thonschiefer« S. 99, »Grauewacke und
Sandstein« S. 132, und im vierten Abschnitte »Einfaches Kalch-
gebirge«, zweites Oapitel S. 187, abgehandelt werden. Eingehen-
der beschreibt Lasıus den Dachschiefer von Goslar, den Sandstein
des Rammels- und Kahleberges und den »Marmor des Oker-
thals am Rohmke«.
Die in der nachfolgenden Zeit erschienenen mineralogisch-
geognostischen Arbeiten über den Harz (FREIESLEBEN’s im Wesent-
lichen compilatorische und deshalb mancherlei Irrthümer enthaltende
»Bemerkungen über den Harz«, 1795, Hausmann, »Geognostische
Skizze von Süd-Niedersachsen«, in den Norddeutschen Beiträgen zur
Berg- und Hüttenkunde, II, Stück, 1807, u. A. m.) trugen zur Er-
weiterung und Vertiefung der Kenntniss des hier in Betracht kommen-
den Gebirgstheiles wenig bei. Nur aus den 1810 im IV. Stücke der
Norddeutschen Beiträge erschienenen Erweiterungen und Berichti-
gungen HAUSMANNs zu seiner geognostischen Skizze von Süd-
Niedersachsen ist zu erwähnen, dass der Kahlebergsandstein unter
dem Namen Uebergangssandstein von der Grauwacke unter-
schieden und seinem Alter nach zwischen den Dachschiefer von
Goslar und die Grauwacke gestellt wird.
Das umfassend angelegte, auch heute als Quelle noch werth-
volle Werk des damaligen Bergsecretärs Dr. CHR. ZIMMERMANN !)
»Das Harzgebirge in besonderer Rücksicht auf Natur- und Er-
werbskunde geschildert«, brachte dann 1834 in seinem zweiten
Abschnitte (Geognosie des Harzes S. 75—156) u.. A. den weiteren
Fortschritt, dass die Gruppe des »Grauwackensandsteins«, unter der
ZIMMERMANN den Kahlebergsandstein nebst den Oalceola-Schiefern
verstand, als etwas Abweichendes von dem Grauwacken- und
Thonschiefergebirge des ÖOberharzes abgetrennt wurde, wenn
ZIMMERMANN auch die Altersverhältnisse insofern völlig verkannte,
als er seinen Grauwackensandstein für jünger hielt, als letzteres.
Bei ZIMMERMANN finden sich auch zuerst genauere Beschreibungen
I) Der, wie Kern (Oberharz, S. 70) mit Recht hervorhebt, um den“ harzer
Bergbau hechverdiente Verfasser, zuletzt Oberbergrath und Director der da-
maligen Bergschule, starb 1853 zu Clausthal.
8 Historisches.
von Versteinerungen des Rammelsberges und der Schalke vom Dr.
med. MEHLIS zu Clausthal, die, auch abgesehen von den mit SCHLOT-
HEIM’schen Namen belegten, eine sichere Identification gestatten.
Seiner Entstehung und z. Th. auch seinem Inhalte nach ge-
hört, obwohl es erst nach MURCHISON s und SEDGWICK’s Unter-
suchungen erschien, JoH. Fr. Lupw. Hausmann’s Bildung des
Harzgebirges, 18421) noch in diese erste Periode der Harzgeologie.
Der verdiente Göttinger Professor, dessen früheste einschlägige
Publicationen zu Anfang dieses Jahrhunderts schon den Harz be-
trafen, dem er damals als Bergamts-Auditor zu Clausthal ja be-
sonders nahe stand, lässt bekanntlich in dieser Abhandlung, die,
wie F. A. ROEMER mit Recht bemerkte, »von einer beneidungs-
werthen Kenntniss des Gebirges zeugt« und viele vortreffliche
Beobachtungen und Schlussfolgerungen enthält, die Schichten des
Harzes durch das »Emporsteigen der Pyroxengesteinmassen« in
sieben Hauptschollen oder »Erhebungsbezirke« und einige kleinere
zerstückelt sein, von denen jede durch die jeweils an ihrer liegen-
den Seite empordringenden Eruptivgesteinsmassen einseitig gehoben
und aufgerichtet sein sollte. Das Devon unseres Gebietes bildet
bei HAusmAnN innerhalb des den Oberharz westlich und nord-
westlich vom Grünsteinzuge umfassenden »ersten Erhebungsbezirks«
zwei räumlich getrennte Gruppen, die »Thonschiefergruppe« und
die »Quarzfelsgruppe«. Die erstere umfasst im Wesentlichen die
höheren Devonglieder W. und NW. des Kahlebergsandsteins,
die zweite den letzteren selbst und die sich im SO. an ihn an-
legenden jüngeren Devonschichten. Innerhalb der letzteren Gruppe
unterscheidet Hausmann: a) Thon- und Grauwackenschiefer mit Ein-
lagerungen von Kalkthonschiefer oder Kalkstein (ungefähr — Cal-
ceola-Schiefer und Wissenbacher Schiefer), b) Quarzfels, in Sand-
stein verlaufend (= Kahlebergsandstein) und c) Kieselkalk, in
reineren Kalkstein oder auch in Kalkthonschiefer verlaufend
(—= »Kramenzelkalk« und Calceola-Schiefer z. Th.).
) Das Wesentliche der Arbeit ist schon in der Abhandlung »de montium
Hercyniae formatione« von 1838 enthalten, über die ein sehr ausführliches Referat
im N. Jahrb. f. Min, 1839, S, 589 ff. sich findet,
een
Historisches. 9
Inzwischen war durch die bahnbrechenden Untersuchungen
von MURCHISON und SEDGWICK Ende der dreissiger Jahre eine
völlige Umwälzung in den bisherigen Anschauungen über das
»Uebergangsgebirge« erfolgt und eine Grundlage für das genauere
Studium des letzteren geschaffen worden. MURCHISON und
SEDGWICK bereisten selbst 1839 die paläozoischen Gebiete Belgiens,
des rheinischen Schiefergebirges, des Harzes, des Frankenwaldes
und des Fichtelgebirges.. In dem Berichte, den sie 1840 der
Geological Society of London erstatteten, und der 1842 in den
Transactions, 2. series, vol. VI, part 2, veröffentlicht wurde (On
the distribution and classification of the older or palaeozoic deposits
of the north of Germany and Belgium, and their comparison with
formations of the same age in the British isles), erklärten sie die
»Grauwacke« des Rammelsberges für silurisch, die Schiefer bei
Goslar (und den Kalk des Iberges bei Grund) für devonisch, und
das Grauwacken-Thonschiefergebirge der Umgegend von Clausthal
verglichen sie richtig mit den culm-measures. Wie schon hieraus
hervorgeht, hatten sie die Ueberkippung der Schichten am Nord-
rande des Gebirges richtig erkannt.
Im Jahre 1843 erschien die erste, das alte Gebirge des
Harzes betreffende Arbeit von FRIEDRICH ADoLPH ROEMER: »Die
Versteinerungen des Harzgebirges«. Wenn diese Arbeit in ihrer geo-
logischen Einleitung als nahezu gänzlich verfehlt bezeichnet werden
muss — richtig ist, was den Oberharz angeht, nur die Zurechnung
des Iberger Kalkes, der »kalkigen Schichten der Schalke« (Calceola-
Schiefer) und des Sandsteins vom Rammelsberge und Kahleberge
zum »devonischen System«, während z. B. der Stringocephalenkalk
des Grünsteinzuges als Obersilur und die grosskörnigen Culm-
grauwacken als Old Red angesprochen werden — so liegt das
einerseits daran, dass ROEMER den Harz noch nicht näher kannte,
und dass er andererseits, wie FR. SANDBERGER in seiner Kritik
des ROEMER’schen Werkes (N. Jahrb. 1845, S. 427 fi.) mit Recht
hervorhob, glaubte, alle in England unterschiedenen Glieder des
älteren Paläozoicums im Harze wiederfinden zu müssen. Dieser Vor-
stellung zu Liebe identificirte er auch Arten des harzer Devons
mit solchen des englischen Silurs. Hätte ROEMER die oben be-
10 Historisches.
sprochene Abhandlung von MURCHISON und SEDGWICK und vor
Allem das rheinische Schiefergebirge bei der Abfassung seiner
Arbeit bereits gekannt, so wäre deren Resultat wohl ein anderes
gewesen.
In erfreulichem Gegensatze zu dieser Erstlingsarbeit stehen
RoEMER’s spätere geologisch-paläontologische Publicationen über das
Harzer Paläozoicum, die als fünf »Beiträge zur geologischen
Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges« 1850-1866 in den
Bänden III, V, IX und XIII der Palaeontographica erschienen.
Die, wie ROEMER im Vorworte zum ersten Beitrage bemerkt, durch
das Auffinden der Calceola sandalina in der Nähe des Auerhahns
angeregte, 1849 begonnene Neu-Untersuchung der geologischen
Verhältnisse des Harzes ergab für den Oberharz 18501) die
Gliederung in Aeltere Grauwacke (= Kahlebergsandstein), Calceola-
Schichten, Wissenbacher Schiefer, Stringocephalenkalk, Iberger
Kalk, Goniatitenkalk (= Kellwasserkalk) und Cypridinenschiefer;
als jüngstes Devon werden noch die Uulmschichten angesehen.
Im zweiten Beitrage wird der Nachweis der Verbreitung der am
Grünsteinzuge zuerst entdeckten Wissenbacher Schiefer innerhalb
des hier behandelten Gebietes erbracht und die »jüngere Grau-
wacke« nunmehr als Culm bezeichnet; im dritten Beitrage kommt
noch hinzu der Nachweis des Olymenienkalkes.
FRIEDRICH ADOLPH ROEMER ist schon zu seinen Lebzeiten, und
noch weit mehr nach seinem Tode, arg unterschätzt worden. Die
Stratigraphie war allerdings nicht seine stärkste Seite, und seine
Ansichten über die Tektonik des Harzes sowie seine Kartenbilder
muthen heute zum Theil recht sonderbar an. Dabei darf man aber
nicht vergessen, dass zu seiner Zeit der Schlüssel für die Erkenntniss
der Tektonik des gefalteten alten Gebirges überhaupt noch nicht
gefunden war, und dass daher eine richtige Erkenntniss des
Schichtenverbandes und seine genauere kartographische Darstellung,
zu der es ROEMER und seinen für ihn arbeitenden Schülern zudem
an der nöthigen Zeit gebrach, im Harze zu jener Zeit ebenso
') Eine vorläufige kurze Uebersicht gab Rorner schon 1849 im N. Jahrb.
f. Min., S$. 682.
Historisches. 11
wenig möglich war wie im rheinischen Schiefergebirge und an-
deren verwickelten paläozoischen Gebieten. Aber ROEMER war
ein Paläontolog von grossem Scharfblick, der mit bewunderns-
werthem Takte, man möchte beinahe sagen instinctiv, das Alter
von Schichtencomplexen aus zuweilen recht wenigen organischen
Resten erschloss und in dieser Beziehung oft weit glücklicher war,
als seine Kritiker. Es sei nur daran erinnert, dass im Oberharze
RoEMER’s Auffassungen vom Alter des Kahlebergsandsteins, den
sein Bruder FERDINAND für mitteldevonisch hielt, der Wissen-
bacher Schiefer, deren Gleichalteriskeit mit den nassauischen be-
stritten wurde, des Iberger Kalkes, den die Brüder SANDBERGER
für Stringocephalenkalk erklärten, sich als richtig erwiesen haben,
und dass seine Gliederung des Devons in unserem Gebiete bis auf
den erst ein Vierteljahrhundert nach seinem Tode erfolgten Nach-
weis des Stringocephalenkalks und der Büdesheimer Schiefer durch-
aus zutreftend ist.
Eine noch glänzendere Bestätigung haben bekanntlich neuer-
dings ROEMER’s längst als abgethan geltende Altersdeutungen ver-
schiedener Schichtencomplexe des Unterharzes erfahren. Nachdem
die BEeYRıcH-Lossen’sche Gliederung der paläozoischen Schichten
des Unterharzes gerade in solchen Punkten sich als unhaltbar er-
wiesen hat, in denen sie von ROEMER’s Anschauungen weit abwich,
nachdem z. B. die Graptolithenschiefer wieder in das Silur hinab-
gerückt sind, die Cephalopodenkalke von Hasselfelde wieder Unteres
Mitteldevon geworden sind, ROEMER’s Angaben von dem Auftreten
des Spiriferensandsteins und der Wissenbacher Schiefer im Kloster-
holze bei Ilsenburg, sowie von der weiten Verbreitung der letzteren
in dem Gebiete zwischen Wernigerode, Elbingerode und Blanken-
burg sich vollauf bestätigt haben, kann man die an ihm geübte
posthume Kritik, die zudem gerade an solchen Punkten besonders
einsetzte, in denen ROEMER’s Angaben und Auffassungen sich neuer-
dings als durchaus zutreffend erwiesen haben, getrost auf sich be-
ruhen lassen. Dass ROEMER über das Alter von Schichtencomplexen,
die keine Versteinerungen geliefert hatten, zu verschiedenen Zeiten
verschiedener Meinung war, bezw. dass er sich genöthigt sah,
frühere Auffassungen zu modifieiren, kann ihm um so weniger zum
12 Historisches.
Vorwurfe gemacht werden, als sich das ja heute noch oft genug
wiederholt, trotz der ausserordentlichen Fortschritte, die die Kennt-
niss des Paläozoicums in den dreissig Jahren gemacht hat, die seit
seinem Tode verflossen sind. Auch der Umstand, dass seine Art-
beschreibungen vielfach dürftig und die von ihm selbst gezeichneten
Abbildungen grossentheils mangelhaft sind, kann seinen Verdiensten
um die Harzgeologie keinerlei Abbruch thun.
Ein besonderes Verdienst ROEMER’s war es, dass er in seiner
Eigenschaft als Lehrer und späterer Director der Bergakademie
zu Clausthal es verstand, eine ganze Anzahl seiner Schüler zu
seinen Untersuchungen heranzuziehen bezw. zu eigenen Unter-
suchungen anzuspornen. Diesem Umstande verdanken wir für
unser Gebiet u. A. die Arbeiten von GREIFENHAGEN über das Auf-
treten des Örthoceras- und Calceola-Schiefers in der Umgegend
von Schulenberg (Mittheilungen des Olausthaler naturwissenschaft-
lichen Vereins Maja 1851, S. 24) und über das Nebengestein der
Bockswieser Bleiglanzgänge (ebenda 1854, S. 20, sowie Zeitschr. f.
d. gesammt. Naturwissenschaften 1854, S. 350) und besonders die
schöne Arbeit von ÖBERBECK über die Schichtung und falsche
Schieferung der Wissenbacher Schiefer und die Beziehungen der-
selben zu den darin auftretenden Diabasen im nordwestlichen
Theile des Harzes (Maja 1856, Heft II, S. 50 sowie Zeitschr. f.
:d. ges. Naturwissensch. 1857, S. 22), in der zum ersten Male das
Verhältniss der Schichtung zu der u. A. noch von HAusMmAaNnN
für Schichtung gehaltenen Schieferung in diesem Gebiete klar aus-
einandergesetzt und die Lagernatur der Diabase und ihre passive
Rolle bei der Gebirgsfaltung nachgewiesen wurde. Ausser diesen
grösseren Arbeiten ist ROEMER’s Schülern noch manche wichtige
Entdeckung zu verdanken, ohne dass sich dies jetzt noch immer
nachweisen liesse. So führte z. B. ULRICH zuerst den Nachweis,
dass die Dachschiefer von Goslar Wissenbacher Schiefer sind (Maja
1852, S. 11). Die Darstellung der geologischen Verhältnisse auf
den unter ROEMER’s Namen publicirten Harzkarten ist arossentheils
ihr Werk.
RorMmER’s Nachfolger an der Clausthaler Akademie, A. voN
GRODDECK, lieferte 1873 einen wichtigen Beitrag zur Tektonik
1
Bi
Historisches. 13
unseres Gebietes durch seine »Geognostischen Durchschnitte durch
den Oberhars« (Zeitschr. f. Berg-. Hütten- und Salinenwesen 21,
S. 1), durch die GREIFENHAGEN’s einschlägige Arbeit ganz wesent-
lich berichtigt wurde.
In demselben Jahre begann A. HALFAR ım Auftrage der
Königlichen Geologischen Landesanstalt die Specialkartirung des
Gebietes, für die er 1871 bereits eine Reihe von Vorarbeiten aus-
geführt hatte. Die mit Unterbrechungen bis zu seinem 1893 er-
folgten Tode fortgesetzten sorgfältigen Untersuchungen führten
HALFAR im Gegensatze zu VON GRODDECK zu der Erkenntniss einer
überaus grossen Zahl von Störungen, die die Kartirung zu einer
recht mühsamen und zeitraubenden Arbeit gestalteten. Von posi-
tiven Ergebnissen, die bei der Kartirung des Devons gewonnen
wurden, ist weiter zu nennen der Nachweis eines petrographischen
und faunistischen Ueberganges zwischen Kahlebergsandstein und
Calceola-Schiefern, die Auffindung von Homalonotenresten in den
Goslarer Schiefer benannt gewesenen Wissenbacher Schiefern, der
Nachweis des Vorkommens von Goniatites intumescens im »Kra-
menzelkalkex und des RoEMER’schen Goniatitenkalkes (Kellwasser-
kalk) nordöstlich Hahnenklee, der Cypridinenschiefer bei Ober-
Schulenberg u. A. m. Eine Reihe von Einzelresultaten seiner Auf-
nahmen hat HALFAR in einer Reihe von Aufsätzen und Mit-
theilungen in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesell-
schaft und im Jahrbuche der Geologischen Landesanstalt nieder-
selest. |
HALFAR war ein sehr sorgsamer und gewissenhafter Beobachter,
der besonders für Gebirgsstörungen einen scharfen Blick besass;
dass seine Auffassungen nicht immer zutreffend waren und besonders
in Bezug auf die höheren Devonglieder sich später als irrig er-
wiesen, lag zum Theil an seiner Beschränkung auf ein eng be-
srenztes Arbeitsgebiet und kann ihm nach Lage der Verhältnisse
nicht besonders zum Vorwurfe gemacht werden; durch seine ge-
naue, auf eine grosse Zahl z. Th. sehr umfangreicher Krokis ge-
gründete Kartirung hat er sich für immer ein ehrendes Denkmal
gesetzt.
Ausser einzelnen Mittheilungen von Lossen und KAaysER —
14 Historisches.
letzterer stellte 1881 zuerst den Versuch an, das Alter des Kahle-
bergsandsteins mit Rücksicht auf Koc#’s Gliederung des rheini-
schen Unterdevons genauer zu bestimmen (Zeitschr. d. D. geol. Ges.
33, S. 617) — und den beiden 1871 und 1883 erschienenen
Auflagen des von GROpDECK’schen Abrisses der Geognosie des
Harzes, in denen ein gedrängter Ueberblick über unser Gebiet nach
dem jeweiligen Stande der Kenntnisse gegeben wurde, ist aus
dieser Zeit u. A. zu nennen die für die Erkenntniss der Natur der
Rammelsberger Erzlagerstätte wichtige Abhandlung von KÖHLER
»die Störungen im Rammelsberger Erzlager« 1882 (Zeitschr. f.
Berg-, Hütten- u. Salinenwesen 30, S. 31 u. 278).
Von den geologisch-tektonischen Arbeiten des bis in’s hohe
Alter unermüdlichen W. LANGSDORFF behandeln die »Gang- und
Schichtenstudien aus dem westlichen Oberharz«, 1885, in Text und
Karte auch Theile unseres Gebietes. Zwar halten seine Arbeiten,
speciell auch seine Karten, einer näheren Prüfung nicht Stand,
zum Theil in Folge der unzulänglichen Kenntniss der in Frage kom-
menden Schichten, zum Theil wegen der fehlerhaften Untersuchungs-
methode — es sei hier nur daran erinnert, dass LANGSDORFF
die in unserem Gebiete verstreuten, grossentheils von Rammels-
berger Erzen herrührenden Rennfeuerschlacken!) zur Construction
seiner Gänge benutzte, in der Annahme, dass die Erze dieser hy-
pothetischen Gänge an Ort und Stelle verhüttet seien —-, aber in
Bezug auf den Grundgedanken seiner Rartirung, die weitgehende
Zerspaltung des Oberharzes in Bruchschollen, war LANGSDORFF
gegenüber A. VON GRODDECK durchaus im Rechte und verdiente
dessen herbe, an diesem Punkte einsetzende Kritik nicht. Am
mangelhaftesten ist bei LANGSDORFF die kartographische Darstellung
der Gebirgsschichten;, dagegen hat er den Verlauf einer Anzahl
von Gang- und Verwerfungsspalten annähernd richtig erkannt.
') »Zudeme sindt nicht alleine Schmeltzhütten gewesen an Wassern da es
ein Radt hat treiben können, sondern mann findet auch viel Schlacken im Hartze
hin und wieder, wo mann sich kehret und wendet, auff Höhen und Bergen, da-
rauls mann eigentlich wilsen und abnehmen kann, dass der Alte mann windtöfen,
darin er das Ertz zuguth gemacht, gehabt, item auch Tredt- und Ziehe Wercke
. .« Häckz, Chronik Mser. S. 59.
BE
wir
Historisches. 15
1884 erschien meine Erstlingsarbeit »Beiträge zur Kenntniss
des oberharzer Spiriferensandsteins und seiner Fauna« (Abhandl.
z. geol. Specialkarte v. Preussen VI. 1), in der der Versuch einer
Gliederung unseres Unterdevons gemacht und seine damals bekannte
Fauna im Zusammenhange beschrieben wurde. 1888 gab M. Koch
eine gedrängte Darstellung der Umwandlungen der Devon- und
Culmschichten ım Oontacthofe des Okerthalgranits. 1893 entdeckte
dann A. DEncKMANN bei Rohmkerhalle Clymenien und bestätigte
dadurch RoEMER’s mehrfach angezweifelte Angabe von dem Auf-
treten des Olymenienkalkes im Oberharze. Im selben Jahre fanden
DENCKMANN und ich ferner Anhaltspunkte für das Vorhandensein
des Stringocephalenkalkes in der reinen Cephalopodenfacies. Ueber
diese Entdeckungen hat HALFAR noch kurz vor seinem Tode be-
richtet. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 45, S. 498).
Aus dem Nachlasse des im Spätberbste desselben Jahres
verstorbenen A. HALFAR konnte ich dann weitere Anhaltspunkte
für eine Gliederung des vordem als unteres Oberdevon angesehenen
»Kramenzelkalkes« beibringen (Jahrb. d. Geol. L.-A. 1893, S. 83),
die sich auf einer im Frühjahr 1894 gemeinsam mit DENCKMANN
ausgeführten Begehung noch vermehrten. Die mir darauf über-
tragene Revision und Vervollständigung der Hatrar’schen Auf-
nahmen ergab an wichtigeren Resultaten für das höhere Devon
ausser der Gliederung des »Kramenzelkalkes« in Stringocephalen-
kalk, Adorfer Kalk und Clymenienkalk noch den Nachweis der
Büdesheimer Schiefer an der Basis des Oberdevons, sodass die
- gesammte Schichtenfolge des Devons in dem hier behandelten
Gebiete jetzt klargestellt ist und die stratigraphisch-tektonische
Untersuchung desselben mit der Kartirung als abgeschlossen gelten
kann.
Von den durch ROEMER zuerst beschriebenen Faunen der
Devonschichten unseres Gebietes ist, wie erwähnt, 1884 diejenige
des Unterdevons einer Neubearbeitung von: mir unterzogen worden,
die indessen in Folge neuer Funde vielfacher Ergänzungen und
auch mancher Berichtigung bedarf. Die Faunen des Mitteldevons
und des Oberdevons harren noch der Bearbeitung, die ich im Laufe
der Jahre durchzuführen beabsichtige; begonnen ist die Unter-
16 Historisches.
suchung der Fauna der Wissenbacher Schiefer. Um indess einen
Ueberblick über den ungeahnten Reichthum an organischen Resten
zu geben, habe ich sämmtliche mir bekannten Versteinerungen
jedes Horizontes aufgeführt; die vielen nach der vorhandenen
Litteratur specifisch einstweilen nicht bestimmbaren Formen zeigen
deutlich, welche Bereicherung unsere Kenntniss der devonischen
Faunen von einer Bearbeitung des oberharzer Materials zu er-
warten hat.
Allgemeiner Ueberblick über das Gebiet.
Die Schichtenfolge des Devons in dem hier zu behandelnden
Gebiete setzt sich vom Liegenden zum Hangenden wie folgt zu-
sammen:
Kahlebergsandstein . . . . . Unterdevon.
Calceola-Schiefer
‚aus
Wissenbacher Schiefer | Mitteldevon.
Stringocephalenkalk “2
Büdesheimer Schiefer |
unteres
Adorfer Kalk |
ÖOberdevon.
Clymenienkalk !
oberes
Cypridinenschiefer )
Die Tektonik des Gebietes wird im zweiten Abschnitte ein-
gehender besprochen; an dieser Stelle mögen zur vorläufigen
Örientirung nur die nachfolgenden kurzen Ausführungen Platz
finden.
Die devonischen Schichten des nördlichen Oberharzes bilden
einen aus den den grössten Theil des Oberharzes einnehmenden
Culmschichten emportauchenden und wie diese im Sinne des
niederländischen Systems (SW.—NO.) streichenden, in sich vielfach,
bis in's Kleinste weiter gefalteten grossen Luftsattel, der aber nur
auf seiner Nordwest- und Südostseite von den Culmschichten im
Grossen und Ganzen normal überlagert wird, auf der Südwestseite
Allgemeiner Ueberhlick über das Gebiet. 17
und im NO. dagegen durch Bruchränder, im letzteren Falle den
Gebirgsrand, begrenzt wird. Der Bau des Sattels ist ungleich;
in seinem westlichen Theile liegen nur die höheren Devonglieder
zu Tage, zum Theil durch von SW. her eingreifende Mulden
von Culmschichten unterbrochen, in vorwiegend flacherer, meist nur
zu normalen, wenn auch schiefen Falten aufgestauter Lagerung, im
östlichen Theile dagegen, wo die breite Masse des unterdevonischen
Sattelkerns zu Tage tritt, herrscht einseitig nach NW. geneigter
Faltenbau mit gleichsinnig nach SO. einfallenden Flügeln vor.
Die das Unterdevon im NW. umsäumenden nächst jüngeren
Schichten bilden solchergestalt den überkippten, unter das Unter-
devon einschiessenden Gegenflügel zu den dieses auf der Südost-
seite normal überlagernden. Innerhalb des unterdevonischen
Sattelkerns sind an einer Anzahl von Stellen jüngere, ein-
gemuldete Devonschichten vorhanden; die bekannteste dieser Mul-
den ist die Schalker Mulde zwischen Ober-Schulenberg und
Festenburg. Innerhalb des sich im Südosten an den grossen
Devonsattel anschliessenden Uulmgebietes treten in Folge der hier
sehr intensiven Faltung, die vielfach mit Ueberschiebungen
verknüpft ist, an mehreren Stellen nochmals isolirte Vorkommen
jüngerer Devonschichten auf. Die nur zum kleinsten Theile etwas
mehr zusammenhängenden Diabasvorkommen, welche in der Karte
von der Altenauer Silberhütte über den Schwarzenberg, Ochsen-
berg, Eisernen Weg bis zum Huneberge zu verfolgen sind, stellen
die nordöstliche Fortsetzung des infolge einer grossen Ueber-
schiebung aus den Oulmschichten auftauchenden oberharzer Dia-
bas- oder Grünsteinzuges dar.
Durch ein complicirtes System von NW.— SO. bis W.—O. ge-
richteten Querverwerfungen, die im Allgemeinen ein Absinken
nach S. zur Folge gehabt haben, ist das ganze Gebiet in eine
grosse Anzahl von Schollen zerstückelt worden; Störungen dieses
Systems, dem auch die Erzgänge der weiteren Umgebung von Claus-
thal angehören, bilden auch die Bruchlinien, an denen der grosse
Devonsattel nach SW. hin abbricht.
Druckschieferung, dem durchschnittlichen Schichten-
streichen in den Compassstunden 3—5 folgend, fast ausnahmslos
Neue Folge. Heft 30. 2
p
18 Allgemeiner Ueberblick über das Gebiet.
mehr oder minder steil nach SO. einfallend, ist in den schiefrigen
Gesteinen des Gebietes allgemein verbreitet, wenn auch nicht
gleichmässig entwickelt. Diejenige der Wissenbacher Schiefer hat
am frühesten die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und ist 1856
von ÖBERBECK in seiner Eingangs erwähnten trefflichen Arbeit
klar und eingehend geschildert worden. Ausser der Druckschiefe-
rung treten in den Gesteinen noch mehrere Systeme von Diaklasen
auf, deren verbreitetstes bei einem durchschnittlichen Streichen in
Stunde 7—9 und sehr steilem Süd- oder Nordfallen etwa der
Längsaxe des Gebirges parallel läuft.
Der devonische, bis auf die nähere Umgebung der Städte
Goslar und Lautenthal und der Dörfer Wolfshagen, Hahnenklee-
Bockswiese und Schulenberg-Festenburg waldbedeckte Gebirgs-
theil unterscheidet sich topographisch in sehr bemerkens-
werther Weise von den angrenzenden Culmgebieten. Die letz-
teren bilden im Grossen und Ganzen ein flach welliges, etwa
zwischen 550 und 600” Meereshöhe liegendes Plateau, welches
zwar von den immer tiefer eingeschnittenen Thälern durchfurcht
und zerrissen wird, dessen ursprünglicher Charakter sich aber
auch dann noch durch die innerhalb der angegebenen Zahlen sich
bewegenden Höhen der Bergrücken oder Kuppen deutlich verräth.
Dagegen ragt der schwer verwitternde unterdevonische Kern des
Devonsattels von allen Seiten gesehen über das Culmplateau als
kleines Gebirge für sich empor, dessen Berge in der Schalke mit
764 ” Meereshöhe gipfeln und nur im NO. am Gebirgsrande zum
Theil unter 600 ” Meereshöhe hinabsinken. Prallige Bergformen,
meist mit flachgewölbten Rücken, die zur Bildung von Torfmooren
Veranlassung geben (Kronsfeld), sehr enge und tiefe, am oberen
Ende mit steilen Wasserrissen oder circusartig beginnende Thäler
mit steilen, gleichmässig geböschten, meist wenig gegliederten
Wänden kennzeichnen das Gebiet des Kahlebergsandsteins.
Die von den jüngeren Devonschichten eingenommenen Bezirke,
die sich im SO. in ihrer Höhenlage an das Culmplateau anschliessen,
sinken im NW, nach dem Gebirgsrande zu beträchtlich unter
dieses hinab (Wethberg 482 *, Hessenkopf 500%, Steinberg 471”,
Nordberg etwa 450", Todberg etwa 365 ”, Westerberg 368 ”,
Er
Allgemeiner Ueberblick über das Gebiet. 19
dagegen das Culmplateau der Langen Lieth noch 575”) und
weisen hier eigenartige Geländeformen auf, die durch das Auf-
treten der Diabase in den Wissenbacher Schiefern wesentlich be-
einflusst werden. Die Wissenbacher Schiefer zeichnen sich, ähn-
lich wie z. B. die Hunsrückschiefer im rheinischen Schieferge-
birge, gewöhnlich durch flach wellige, z. Th. plateau -ähnliche
Geländeformen aus, deren Thäler als flache Wannen beginnen und
sich erst weiter abwärts tiefer einschneiden. Seltener bilden die
Wissenbacher Schiefer schmale Rücken und Felsgrate, wie z. B.
die Missplieth am Westrande der Karte östlich von Wolfshagen,
und Thäler mit steilgeböschten Wänden. Ganz anders ist das
Bild da, wo die der Abtragung besser widerstehenden Diabase
zwischen den Wissenbacher Schiefern heraustreten. Berge mit un-
regelmässigem Profil, längere oder kürzere, oft mit Felsgraten und
Klippen gekrönte Kuppen, Rücken oder Kämme, häufig mit ein-
seitigem Steilabfall, verrathen meist das Auftreten des Eruptivge-
steins. Wo flach ausgebreitete Decken von Diabas vorhanden sind,
geben sich diese durch steilere Abstürze an den Bergen zu er-
kennen, was z. B. am Steinberge mit seinen übereinanderliegenden
Diabasdecken zu beobachten ist (vgl. die Ansicht des Steinberges
bei RınnE im Beilageband X des N. Jahrb. f. Min. S. 375).
Die widerstandsfähigeren Schichten des Oberdevons bilden
steilere Berge von unregelmässiger Form, die sich durch zahlreiche
kleinere und grössere, oft wie am Hessenkopfe, an den Altarköpfen
und anderwärts zu langen Zügen oder Kämmen angeordnete Klippen
auszeichnen. Die Klippen bestehen meist aus Kalken oder Kalk-
_ knotenschiefern.
Von den Thälern unseres Gebietes folgen die meisten ebenso
wie zahlreiche Bergrücken wenigstens streckenweise, kleinere
Thäler oft ganz, dem Schichtenstreichen; plötzliche Aenderungen
in der Richtung sind öfters nachweisbar auf Störungen zurückzu-
führen, denen manche Thäler, wie z. B. das Langethal am Ahrends-
berge, das Thal des Kleinen Bramke bei Schulenberg, augenschein-
lich ihren Verlauf verdanken. Auch auffällige Abweichungen von
der gewöhnlichen Richtung der Bergrücken sind sehr wahrschein-
lich oft tektonischen Ursprungs; beim Todberge nahe Juliushütte
9*
20 Allgemeiner Ueberblick über das Gebiet.
ist der ihn krönende mächtige Quarzgang jedenfalls die Haupt- -
ursache seines quer zur normalen Streichrichtung der Schichten
verlaufenden, NW.—SO. gerichteten Rückens.
Einen guten Ueberblick über die Geländeformen des Devon-
gebietes gewährt der Steinberg bei Goslar, von dem aus auch das
prallige Ansteigen des Grebirgsrandes aus dem tiefgelegenen,
flachen nördlichen Vorlande schön zu beobachten ist; das gebirgs-
artige Aufragen der Unterdevon-Berge über das Culmplateau sieht
man z. B. sehr gut von der Windmühle auf der Bremerhöhe bei
Clausthal aus.
Stratigraphie.
1. Das Unterdevon.
Der Kahlebergsandstein.
(Spiriferensandstein F. A. RoEMER.)
Für das Unterdevon des Oberharzes, das ROEMER zuerst als
»Aeltere Grauwacke«, später nach dem Vorgange der Brüder
SANDBERGER als Spiriferensandstein bezeichnet hatte, worin ich
ihm in meiner Erstlingsarbeit 1) gefolgt bin, ist von der Geologischen
Landesanstalt der Name Kahlebergsandstein angenommen und in
einer Reihe von Veröftentlichungen bereits verwandt worden. Ich
behalte diesen gut gewählten Lokalnamen um so lieber bei, aıs
es nach Aufgabe der Bezeichnung des rheinischen Unterdevons
als Spiriferensandstein unangebracht erscheint, diesen Namen im
Harze für eine Schichtenfolge weiter zu gebrauchen, die nur dem
obersten Theile des rheinischen Spiriferensandsteins entspricht.
Dass die hier gegebene Schilderung unseres Unterdevons in
vielen Beziehungen von derjenigen abweicht, die sich in meiner
oben erwähnten Arbeit findet, bedarf kaum einer besonderen Er-
wähnung. Das Bild, welches die von einem Anfänger in einem
so schwierigen Gebiete ohne Kartirungs-Unterlage angestellten Beob-
achtungen liefern, kann auf Vollständigkeit und Genauigkeit keinen
Anspruch machen; immerhin lässt sich die damals aufgestellte
Gliederung auch heute noch aufrecht erhalten, während die Pa-
rallelisirungsversuche schon beim Erscheinen der Arbeit durch
neuere Beobachtungen im rheinischen Unterdevon überholt waren.
!) Beiträge zur Kenntniss des oberharzer Spiriferensandsteins und seiner
Fauna. Abh. z. geol. Specialkarte von Preussen, VI. 1. 1884.
24 Stratigraphie.
Die Hauptmasse des Kahlebergsandsteins bilden verschieden-
artige Sandsteine, daneben treten Schiefer und ganz unter-
geordnet Kalksandsteine und unreine Kalke auf.
Die Sandsteine sind vorwiegend feinkörnige Quarzsandsteine
mit meist kieseligem, seltener kalkigem Bindemittel, die nach der
einen Richtung in rauhe quarzitische Sandsteine und reinere Quarzite,
nach der anderen in Kalksandsteine übergehen können, und gewöhn-
lich etwas weniger feinkörnige Grauwackensandsteine. Die Farbe
der Sandsteine im frischen Zustande ist blaugrau, licht blaugrau,
grünlichgrau, weisslich bis rein weiss; verwittert zeigen die
dunkleren gewöhnlich hellere Farben, nicht selten aschgrau, bei
schwachem Kalkgehalt oder eisenschüssigem Bindemittel bräunlich-
gelb oder bräunlich. Gewisse, in frischem Zustande oft an fein-
körnige Culmgrauwacken erinnernde Grauwackensandsteine ver-
wittern dagegen zuweilen dunkelfarbig. Buntfarbige, wohl durch
Zersetzung fein eingesprengter Kiese entstehende Verwitterung findet
sich öfters. Bräunlich gefleckte oder auf dem Querbruche bräunlich
gestreifte Sandsteine sind z. B. im oberen Drittel des grossen
steilen Wasserrisses im oberen Ende des Schalker Thales zu be-
obachten. Ursprünglich kalkhaltige Sandsteine werden bei der
Verwitterung regelmässig fein porös.
Weisse Glimmerschüppchen finden sich mehr oder minder
reichlich überall, auf den Schichtflächen oft massenhaft angehäuft.
Von Mikrolithen beobachtete F. VON SANDBERGER (Ueber die Ent-
wicklung der unteren Abtheilung des devonischen Systems in
Nassau, 1889, S. 41 und 61, Fussnoten) in den hellfarbigen quarzi-
tischen Sandsteinen Zirkon und Turmalın, ın Kalksandsteinen
Zirkon und Schwefelkies. Der letztere ist oft auch makroskopisch
fein eingesprengt und kommt andererseits auch in bis nussgrossen
Knöllchen vor. Von sonstigen Einschlüssen seien zunächst Con-
cretionen erwähnt, die aus derselben Gesteinsmasse wie die sie
einschliessenden Bänke bestehen und entweder klein, haselnuss-
bis faustgross sind bei kugeliger oder ellipsoidischer Gestalt, so
z. B. in dem oben erwähnten Wasserrisse, oder weit bedeutendere
Grösse, bis zu 1% Durchmesser, erreichen und dann stets flach
scheibenförmig oder fladenförmig gestaltet sind, grosse Festigkeit
TE hr
Der Kahlebergsandstein. 95
und concentrisch-schalige Structur besitzen. Concretionen der
letzteren Art finden sich z. B. im grossen Communion-Steinbruche
am Rammelsberge, am Pfeifenwege oben am Westhange des Piepen-
thalsberges, am Hahnenkleer Wege in der südwestlichen Gabel
des Langethals. Häufig sind ferner, besonders in diekbankigen
Sandsteinen, gehäufte, rundlich begrenzte Brocken oder Fladen
eines zarten graublauen Thonschiefers, z. B. im Dicken Bramke,
am Hahnenberge bei Oker, die wohl ursprünglich Thongallen
waren.
Die Bankung der Sandsteine wechselt vom klotzig diekbanki-
sen bis zum dünnplattigen, fast schiefrigen, der schon den Ueber-
gang zu sandigen Schiefern bildet, ausnahmsweise auch mit solchen
in sehr dünnen Platten wechsellagert, wie z. B. ın einer 40 Schritte
breiten Zone am Schleifwege im oberen Theile des Grossen Schleif-
steinsthales. Die Zerklüftung des Gesteins ist unregelmässig, im
Allgemeinen um so weitgehender, je dünnplattiger das Gestein ist,
obwohl auch kurzklüftige, meist schief zur Schichtfläche zerklüftete
dickbankige und andererseits wenig zerklüftete dünnplattige Sand-
steine vorkommen. Die Klüfte sind ganz gewöhnlich mit einer
Kruste von Quarzkrystallen oder einem Ueberzuge von Pyrolusit,
öfters auch Brauneisenstein bedeckt.
Die Schiefer sind nur selten reine Thonschiefer, vielmehr
gewöhnlich feinsandig, führen stets in wechselnder Menge weisse
Glimmerschüppchen und sind meist dunkelblaugrau oder grün-
lichgrau bis graugrün von Farbe. Milde blauschwarze, gelblich-
grau verwitternde Thonschiefer treten u. A. im tiefsten Theile des
Schalker Wasserrisses, im oberen Winterthale und im Hohlwege
auf dem Kuhthalsberge (Südekum) auf. Dachschieferartige Aus-
bildung ist z. B. in einem Steinbruche im Gosethale am Fusse des
Herzberges und auf der Nordost-Abdachung des Rammelsberges zu
beobachten. Bei der Verwitterung zerfallen die Schiefer meist
mehr oder minder undeutlich grossgriffelig oder flaserig. Sie bilden
gewöhnlich Packete zwischen den Sandsteinen; jedoch kommen
auch mächtigere reine Schieferzonen vor, so von 10 = Mächtigkeit
am Ostfusse des Hahnenberges bei Oker. Auch die Schiefer ver-
wittern häufig buntfarbig; zuweilen kann man förmliche »Bunt-
26 Stratigraphie.
schieferzonen« mit eingelagerten Sandsteinbänken ausscheiden, so
z. B. an der neuen Chaussee Zellerfeld-Goslar am W esthange
des Gosethales, im Kleinen Steinthale, am Osthange des Rammels-
berges u. a. O., die sich möglicherweise als einem bestimmten
Horizonte angehörig erweisen werden.
Die nur im oberen Theile des Kahlebergsandsteins verbreiteten
Kalke sind stets unrein, zumeist sehr harte und zähe Kalksand-
steine mit wechselndem Kalkgehalt, hell- bis dunkelgraublau von
Farbe. Sie führen meist zahlreiche weisse Glimmerschüppchen
und schliessen ausser häufigen kleinkörnigen Einsprengungen von
Schwefelkies ebenfalls nicht selten Fladen oder Brocken von grau-
blauem Thonschiefer ein. Ihre Verwitterungsrinde ist ockerbraun
bis tief dunkelbraun, trocken mulmig, feucht schmierig. Im
tieferen Theile ihrer Verbreitung treten sie gewöhnlich als lagen-
artige oder lang linsenförmige Einlagerungen auf, die oft ohne
jede scharfe Grenze in den sie einschliessenden Sandstein übergehen
und im Streichen sich in ihrer Zusammensetzung oft erheblich
ändern; in den obersten Schichten bilden sie meist selbstständige,
bis über 1” mächtige Bänke. Durch Anhäufung in Kalkspath
umgewandelter Crinoidenstielglieder erscheint der Kalksandstein
oft grobkrystallinisch, wie z. B. in dem Steinbruche am Wege
unterhalb des Unteren Schalker Teiches.
In der Nähe des Okerthalgranits sind die Sandsteine in
zähe, splittrig brechende, sehr dichte Quarzite mit schwachem Fett-
glanz umgebildet, nach M. Koca (Jahrb. d. Geol. Landesanstalt 1888,
S. LI) im Wesentlichen durch Rekrystallisation der Quarzkörnchen
und Umkrystallisirung des kieseligen oder kalkigen Bindemittels.
Die schiefrigen Gesteine sind zu quarz- und biotitreichen violetten
Hornfelsen umkrystallisirt, die ihre ursprüngliche Spaltbarkeit fast
gänzlich verloren haben. Die in Kalkhornfelse umgewandelten
Kalksandsteine, im frischen Zustande blaugrauen Quarziten ähn-
lich, sind durch ihre charakteristische dunkelbraune Verwitterungs-
farbe auch in der Nähe des Granits noch zu erkennen.
Obwohl Versteinerungen im ganzen Gebiete des Kahle-
bergsandsteins zu finden sind, treten sie doch nicht gleichmässig
durch dessen Mächtigkeit verbreitet auf, sondern sind fast immer
Der Kahlebergsandstein. 27
in einzelnen Bänken oder Gesteinslagen angehäuft, die oft durch
mächtige versteinerungsarme oder fast versteinerungsleere Zonen
von einander getrennt werden. In den versteinerungsreichen
Bänken treten sie aber oft massenhaft, einzelne Arten für sich
zuweilen geradezu gesteinsbildend auf, so z. B. Spirifer subeuspidatus
SCHNUR in Kalksandsteinen am Hahnenkleer Wege gegenüber dem
Langethalskopfe, an der Westseite des Herzberges, am Rammels-
berge und a. a. O., Chonetes sarcinulata SCHL. in einer bräunlich-
gelben Sandsteinbank im Schalker Wasserrisse und im grossen
Communion-Steinbruche am Rammelsberge, sowie an der Westseite
des Herzberges am Schleifwege, Spirifer paradoxus ScuL. bezw.
Sp. speciosus aut. in Kalksandsteinen an mehreren Stellen u. A. m.
Die gewöhnliche Erhaltung ist die als oft verzerrte Stein-
kerne und Abdrücke, die Kalkschalen sind nur in den meist sehr
versteinerungsreichen Kalksandsteinen erhalten geblieben; leider
sind die letzteren aber in frischem Zustande so überaus zäh, dass
die Gewinnung unversehrter Exemplare nur selten gelingt. Die
äussere Verwitterungsrinde ist andererseits meist so mulmig bezw.
mit Gebirgsfeuchtigkeit durchtränkt, dass sie unter den Händen
zerbröckelt und zergeht, und enthält ausserdem meist nur Stein-
kerne und Hohldrücke; dagegen liefert die innere Verwitterungs-
zone unter Umständen wohlerhaltene Schalenexemplare.
In den 16 Jahren, die seit der Veröffentlichung meiner Be-
arbeitung der Fauna des Kahlebergsandsteins verflossen sind, ist
zu den damals bekannten Arten vieles Neue hinzugekommen. Be-
sonders enthält die von Herrn Pastor em. Dr. DENCKMANN in
Goslar, dem Vater meines Freundes A. DENCKMANN, in den letzten
Jahren zusammengebrachte schöne Sammlung, die ganz vorwiegend
von neuen Fundpunkten in dem Gebiete der Goslarer Stadtforst
stammt, eine ganze Reihe neuer bezw. aus dem oberharzer Unter-
devon bislang nicht bekannter Formen. Für die freundlichst er-
theilte Erlaubniss zur Benutzung der Sammlung sage ich Herrn
DENCKMANN meinen aufrichtigen Dank.
Auf der beigefügten Uebersichtskarte erscheint die breite un-
gegliederte Masse des Kahlebergsandsteins in auffallendem Gegen-
28 Stratigraphie.
satze zu der reichen Gliederung der jüngeren Schichten; trotz
wiederholter Versuche ist es A. HALFAR, dem die Kartirung des
Unterdevons zu verdanken ist, indessen nicht gelungen, ein auch
kartographisch darstellbares Bild von dem Aufbau und damit auch
der Mächtigkeit der Schichtenfolge des Kahlebergsandsteins zu
erlangen. Unläugbar stellen sich einem solchen Unternehmen
grosse Schwierigkeiten in den Weg: verhältnissmässig spärliche,
fast nur auf bald verrutschte und überrollte Weganschnitte be-
schränkte Aufschlüsse in dem durchweg mit Nadelwald be-
standenen, in den Thälern und an den steilen Berglehnen massen-
haft mit mehr oder minder mächtigem Schutt, örtlich auch mit
Torfmooren bedeckten Berglande; Aufschlüsse, die zudem stets
durch längere unaufgeschlossene Strecken getrennt werden. Als
weitere Schwierigkeiten kommen hinzu der vielfach einseitig nach
NW. geneigte Faltenbau, der die Feststellung des wahren Hangen-
den bezw. Liegenden im Aufschlusse oft unmöglich macht, die
zahlreichen Störungen und endlich der mehrfach nachgewiesene
Wechsel in der petrographischen Entwicklung ein und desselben
Horizontes. Indessen habe ich bei den in den letzten Jahren
neben meiner eigentlichen Aufgabe, der Untersuchung der höheren
Devonschichten, zwecks Abfassung der Erläuterungen zum Blatte
Zellerfeld ausgeführten Begehungen im Gebiete des Unterdevons
den bestimmten Eindruck gewonnen, dass bei genauer, vor Allem
auch auf den Versteinerungsinhalt der einzelnen Bänke gerichteter
Untersuchung der Aufschlüsse eine speciellere Gliederung des
Kahlebergsandsteins zweifellos durchführbar sein würde, ein Unter-
nehmen, welches allerdings eine erhebliche Zeit in Anspruch
nehmen dürfte, die mir für diesen Zweck nicht zur Verfügung stand.
In Folge dessen muss ich darauf verzichten, ein abgeschlossenes
Bild von der Entwicklung unseres Unterdevons zu geben; nur von
dem Aufbau seiner hangendsten Schichten besitzen wir Dank den
sorgfältigen, leider unveröftentlicht gebliebenen Untersuchungen
HaLrARr’s eine genauere Kenntniss, die ich in der Lage bin noch
zu vervollständigen; für die tieferen Schichten muss ich mich
mit einer allgemeineren Schilderung begnügen, der im Wesent-
lichen die auf meinen Begehungen gesammelten Beobachtungen zu
Grunde liegen.
Der Kahlebergsandstein. 29
Da das Liegende des Kahlebergsandsteins nicht bekannt ist,
mussten alle Gliederungsversuche vom Hangenden, von den Oalceola-
Schiefern ausgehen, und demgemäss beginnt auch die Besprechung
der Schichtenfolge zweckmässig mit dem oberen Grenzhorizonte.
Die ersten Andeutungen gehen auf F. A. KOEMER zurück,
der schon im Jahre 1850 eine »an der oberen Grenze, nach den
Calceola-Schiefern hin« anscheinend überall auftretende »Schicht
mit zahlreichen Fucoiden« und 1855 »obere kalkige Schichten des
Spiriferensandsteins« von der Festenburg und aus dem Riesenbach-
thale erwähnt. HALFAR unterschied bereits in seinem ersten Auf-
nahmeberichte (1371) im Spiriferensandstein nach der petrographi-
schen Zusammensetzung ein »oberes schiefriges Niveau mit innigem
Anschluss an die Oalceola-Schichten« von einem tieferen »dick-
bänkigen Niveau«, unter dem dann nochmals ein »unteres schiefri-
ges« und ein »unteres dickbänkiges Niveau« folgen sollte. Während
die beiden letztgenannten, auf das Studium vereinzelter Profile
begründet, vom Autor nicht aufrecht erhalten werden konnten,
sind die erstgenannten wohlbegründet; sie entsprechen HALFAR’s
späterer »obersten schiefrigen Abtheilung des Spiriferensandsteins«
und seinem »Hauptspiriferensandstein«e. Für die erstere habe ich
1884 den Namen »Speciosus-Schichten« angewandt, den ich in der
etwas abweichenden Fassung »Schichten mit Spirifer spe-
ciosus« heute um so lieber aufrecht erhalten möchte, als diese
Art neuerdings auch von F. FrEcH in der Lethaea palaeozoica,
Bd. 2, Lief. 1, S. 154, zur Bezeichnung der obersten Unterdevon-
‚schichten verwandt worden ist. Der Gleichmässigkeit halber, und
weil der Name »Haupt-Kahlebergsandstein« besonders in Verbin-
dung mit Adjectiven etwas schwerfällig ist, bezeichne ich HALrAr’s
»Hauptspiriferensandstein« nach seinem wichtigsten Leitfossil als
»Schichten mit Spirifer paradoaus«.
Die Schichten mit Spirifer speciosus.
(Oberste schiefrige Abtheilung HALrAR.)
Die Schichten mit Spörifer speciosus bilden einen gegenüber
der Hauptmasse des Kahlebergsandsteins sehr geringmächtigen
Horizont. Der Ausgangspunkt für die Abtrennung dieser oberen
30 Stratigraphie.
Grenzschichten war ein Profil, welches am Nordostufer des trocken
gelegten Mittleren Schalker Teiches bei Festenburg Anfangs der
70er Jahre durch einen neu angelegten Fahrweg entblösst war
und von HALFAR genau aufgenommen worden ist. Heute ist es
nur noch in den der Verwitterung weniger unterliegenden Theilen
leidlich erhalten; die übrigen Schichten sind indess durch Ab-
graben bezw. Aufschürfen unschwer wieder freizulegen.
Da HALFAR!) nur eine ganz kurze Mittheilung über das Profil
gemacht hat, so dürfte es zweckmässig sein, die in seinem Nach-
lasse vorhandene ausführliche Profilbeschreibung mit einigen Kür-
zungen und unter Hinzufügung der Namen der von ihm in den
einzelnen Bänken gesammelten Versteinerungen hier wiederzugeben.
Die nebenstehende grundrissliche und profilarische Darstellung ist
die verkleinerte Copie einer Zeichnung HALrAr’s.
Vom NO.-Ende des durchröschten Dammes des Mittleren
Schalker Teiches den genannten Fahrweg nach W. verfolgend,
quert man zunächst die spitz zum Wege streichenden, SO. fallen-
den Calceola-Schiefer, deren Liegendes man mit 132 Schritten vom
Damme erreicht. Nun beginnt das Profil durch das oberste Unter-
devon, dessen Schichten bei etwas schwankendem, im Mittel h.
31/g betragendem Streichen und gleichfalls etwas wechseludem,
durchschnittlich einige 300 ausmachendem SO.-Fallen von oben
nach unten die nachstehend geschilderte Zusammensetzung haben.
Die Breitenangaben beziehen sich auf den Ausstrich längs des
Weges, etwas spiesseckig zum Streichen.
1. Rund 8,60 ” breite (nahezu 6 m mächtige) vorherrschend
sandige Gesteinszone, wie folgt zusammengesetzt:
a) 1,15” hellfarbiger, dickbankiger Sandstein, zu oberst
unmittelbar unter den Calceola-Schiefern ein bläulich-
grauer Kalksandstein, 20 °® mächtig, mit schmutzig
brauner Verwitterungsrinde;
b) 0,60 ® dünnflaseriger, schmutzig gelblichgrau verwittern-
der sandiger Thonschiefer mit einem dünnen festen
Bänkchen;
!) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 31, S. 705/6.
31
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Der Kahlebergsandstein.
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Stratigraphie.
c) 2,25” dickplattige Sandsteine; Streichen h. 4.4, Fallen
36% SO.;
d) 1,05 ® dünnschiefrige, schmutzig bräunlichgraue Lagen,
mit einem 13 °“ mächtigen festeren Sandsteinbänkchen ;
e) 0,6” dünnplattiger, schmutzig bräunlichgrauer Sand-
stein, zu unterst mit zahlreichen Crinoidenstielen;
f) 0,95” grobflaserig zerbröckelnde, dunkelbraun ver-
witternde dickschiefrige, feinsandige Thonschiefer, z. Th.
voll ausgewitterter Orinoidenstiele, und mit Strophomena
interstrialis PHILL., Chonetes sarcinulata SCHL. und Ch.
plebeia SCHN.; zu oberst eine 3°” mächtige braune
Lage (a) mit Spiröfer speciosus aut.;
&) 1,6” sehr grobflaserig zerfallende thonige, glimmer-
reiche Sandsteine, ım unteren Theile mit einer 21 ®
mächtigen äusserst feinkörnigen, lichtblaugrauen Bank;
h) 1” meist nur 8°“ dicke Sandsteinbänkchen.
8,75” breite Schieferzone, grobflaserig-schiefrig, im
Einzelnen bestehend aus
a) 5,75" frisch grünlichgrauem, schmutzig gelb verwittern-
dem, ockerig geflecktem, grobflaserig zerfallendem sandi-
gem Thonschiefer mit einigen dunkelbraun knollig ver-
witternden, glimmerreichen, schiefrigen Sandsteinbänk-
chen, deren hangendstes («) Chonetes plebeia SCHNUR,
Ch. sarcinulata SCHL. und Strophomena interstrialis
PHitL. enthält;
b) zwei in einer Breite von 3” gänzlich zerfallenen Bänken,
zu oberst (?2b«) graubraun verwitternde Lagen eines
etwas thonigen, kalkhaltigen, flaserig-schiefrigen Ge-
steins, welches durch zahllose ausgewitterte dünne
Crinoidenstiele schwammig zernagt erscheint; darunter
(2bß) eine 30% mächtige Bank auffallend röthlich-
braun verwitternden, sehr kalkreichen, glimmerreichen,
schiefrigen Grauwackensandsteins mit einer 5°” mäch-
tigen Lage voll unregelmässiger Knollen und Wülste
von Schwefelkies. In der oberen Bank findet sich zu-
letzt Caleeola sandalina Lam., beide enthalten ferner
Der Kahlebergsandstein. 33
Steinkerne von Einzelkorallen, Cupressocrinus Uro-
galli A. R., Fenestella sp., Orthis striatula SCHL,
Orthothetes umbraculum SCHL., Pentamerus hereyni-
cus HALr. (= Spirifer productoides A. R.), Rhyncho-
nella sp., Anoplotheca lepida GOLDF., Atrypa reti-
cularis L. var. sguamifera SCHN., Conocardium cune-
atum A. R., Phacops Schlotheimi BR.
3. 7,90” breite Sandsteinzone, zu oberst eine hellere
festere Bank von 30°“ Dicke, darunter ziemlich dick-
bankiger, schief parallelepipedisch zerklüfteter Sand-
stein, dann eine ähnlich zerklüftete kalkreiche, braun
verwitternde, 30°® mächtige Bank, und zu unterst
2,30% sehr dünnplattig bis schiefrig abgesonderte glimmer-
reiche Bänke. Etwa 1” unter dem Hangenden dieser
Zone enthält ein ganz mürbes, gelblichbraun verwittertes,
8 °® mächtiges Bänkchen («) Cupressoerinus sp., Acantho-
crinus longispina A. R., Bryozoen, Chonetes plebeia SCHN.
und Ch. sarcinulata SCHL., Orthothetes umbraculum SCHL.,
‚Strophomena interstrialis PsiLL., Pterinaea costulata A. R.,
Tentaculites Schlotheimi KoK., Phacops sp., ÜUryphaeus
laciniatus P. R., Homalonotus gigas A. R.
4. 11,8” breite Schieferzone, feinsandige, glimmerführende,
fahlgelb bis dunkelbraun verwitternde, flaserig zerfallende
Thonschiefer mit mehreren dünnen Sandsteinbänkchen,
deren tiefstes, 24 °® mächtig, zu grossen, braunen Knollen
verwittertt und neben Bryozoen eine winzige (honetes,
Avicula sp. und Orthoceras sp. enthält.
5. 14,9” breite Zone von dünn- bis dickplattigen, frisch
meist lichtgrauen, glimmerreichen Grauwackensand-
steinen, die durch ein 4” breites Packet glimmerreicher,
sandig-thoniger, gelbbraun verwitternder, grobflaserig ab-
sesonderter, transversal geschieferter Schiefer in zwei Mittel
getrennt sind. In den Schiefern einige dünne Sandstein-
bänkchen, z. Th. mit nussgrossen Schwefelkiesknollen.
Crinoidenstielglieder.
os
Neue Folge. Heft 30.
6.
Stratigraphie.
16,8" breite Zone von feinsandigen, glimmerführenden
Thonschiefern, zu oberst dunkelbraun verwitternd,
griffelig-flaserig kurzklüftig zerfallend, tiefer aschgrau, fahl-
celb bis ockerbraun verwitternd, blättrig oder bröckelig zer-
fallend. In ihnen acht dünne Bänkcehen eines eisen-
schüssigen, auffallend tiefbraun verwitternden, ursprünglich
hellfarbigen Sandsteins, die am Hangenden und Liegenden
in einen frisch licht bläulichgrauen, fast dichten, thonigen,
in knollige, braune Stücke sich auflösenden Kalkstein über-
gehen. In Schiefern hart am Liegenden der Zone Spirifer
cf. Jaekeli SCUP.
Mit dieser Zone schliessen die Schichten mit Spörifer speciosus
nach unten hin ab, die bei einer Breite von rund 70” eine
Mächtigkeit von etwa 30 besitzen und petrographisch sich als
ein dreimaliger Wechsel schiefriger und sandiger Gesteinszonen
darstellen. Der Vollständigkeit halber seien auch die den tieferen
Theil des Profils einnehmenden, den Schichten mit Spirifer
-
(,
paradozwus angehörenden Bänke an dieser Stelle mit aufgeführt:
15,6" breite Sandsteinzone und zwar
a) Lichtgraue, z. Th. stark eisenschüssige, oben dünn-
bankige, tiefer diekbankige Sandsteine mit schiefrigen
Lagen;
b) 90°® mächtig dünne Bänkchen eines feimkörnigen,
milden gebänderten Sandsteins mit thonigen, dunklen
Zwischenlagen. Sie enthalten Acanthocrinus sp., Cho-
netes sarcinulata SCHL., Orthothetes umbraculum SCHL.,
Strophomena interstrialis PHILL., Uyrtina heteroclita DEFR.,
Spirifer paradozus SCHL. (erstes Vorkommen, nicht
selten), Sp. cf. carinatus SCHNUR, Sp. cf. arduennensis
SCHNUR?, Pterinaea costulata A. R., Pleurotomaria? tri-
cineta A. R., Murchisonia sp., Tentaculites Schlotheimu
Kok.,. Uryphaeus laciniatus F. R.;
c) 3,30% (= 2,20 ” mächtig) klotziger, dickbankiger, z. Th.
quarzitischer Grauwackensandstein, zu oberst mit einem
dünnen, plattigen Bänkchen voll undeutlicher Pflanzen-
Der Kahlebergsandstein. 35
reste und darunter einer dünnen, von Spirifer subeu-
spidatus SCHN. und Crinoidenstielen ganz erfüllten
Bank.
8 8” breite schiefrige Zone, im Einzelnen wie folgt zu-
sammengesetzt:
a) 0,4” mächtige, grobflaserig-schiefrige Lage milden,
sehr sandigen, z. Th. ockergelb verwitternden Thon-
schiefers mit vereinzelten erbsen- bis haselnussgrossen
kugeligen, sowie grösseren unregelmässig fladenförmigen
Concretionen aus sehr unreinem, z. Th. kieseligem
Kalke;
b) unter einer 5 dieken sandigen Lage mit undeutlichen
Crinoidenstielen 1—3 °® dicke Sandsteinbänkchen, deren
Schichtflächen mit wulstigen, gabelig oder netzförmig
verzweigten ÜUhondrites- oder Palaeophycus-ähnlichen
Bildungen bedeckt sind;
c) dickschiefrige blaugraue, meist glimmerreiche uneben-
flächige Thonschiefer, etwas bunt verwitternd, durch
hellere sandige, gestreckt linsenförmige Partien auf
dem Querbruche unregelmässig gestreift erscheinend.
In ihnen zwischen zwei reineren, papierdünn zerblät-
ternden dünnen Lagen ein 1,25 % mächtiges Mittel von
10—13 °® dicken, plattigen, feinkörnigen, licht blau-
grauen, zZ. Th. zu sehr unreinem Brauneisenstein schalig
verwitternden Sandsteinbänkchen und eine 8% dicke,
dünnschiefrige Lage voll kleiner, gabelig verzweigter
Pflanzenreste.
9. 15 ® breit, fast weisser, schmutzig graubraun verwitternder
Grauwackensandstein, vorwiegend dünnplattig (3 °® dicke
Lagen), z. Th. auch in mässig dicken Bänken (bis 35 ),
in der Mitte mit einem schwachen Mittel licht ockergelb
und dunkel graubraun verwitternden Thonschiefers. Ortho-
thetes umbraculum SCHL., Orthis cf. dorsoplana FRECH,
Spirifer auriculatws SANDB., Sp. subcuspidatus SCHNUR,
Avicula concentrica A.R., Pterinaea costulata A. R., Modiola
antiqua GF.
3*
36 Stratigraphie.
Als Anhalt für die Orientirung sei bemerkt, dass in den
Sandsteinen der Zonen 5 und 7 je ein kleiner Steinbruch ange-
lest worden ist, sowie dass die hangendsten Sandsteinbänke der
Zone 1 ım unmittelbaren Liegenden der Calceola-Schiefer noch
recht deutlich aufgeschlossen sind. ’
Weit weniger klar als dies dem NW.-Flügel der Schalker
Mulde angelhörende Profil ist dasjenige, welches im südöstlichen
Gegenflügel der einzige gute Aufschluss des Unterdevons an und
unter dem Unteren Schalker Teiche an dem nach Ober-Schulen-
berg führenden Fahrwege liefert, und zwar deshalb, weil die
Schichten sehr spitz zum Streichen angeschnitten sind und mehr-
fach durch Verwerfungen abgeschnitten werden. Ueber den dick-
bankigen Sandsteinen der Schichten mit Spirifer paradowus, in
deren tieferem, einen Specialsattel bildenden Theile ein Steinbruch
angelegt ist, und die in einem kleineren, verrollten, weiter aufwärts
(48 Schritte unterhalb des Teichdammes) gelegenen Steinbruche
eine ausgelaugte, dunkelbraune mürbe Kalksandsteinbank voll von
Spirifer paradowus u. A. m. enthalten, folgt 42 Schritte weit
längs des Weges eine h. 21/a—h. 3 streichende, ziemlich flach
NW. fallende Zone von flaserigen, zu kleingriffeligem Schutt zer-
fallenden Thonschiefern mit untergeordneten Sandsteinbänken, im
Ganzen etwa 7” mächtig. Nahe am Liegenden dieser Zone, über
der erst erwähnten Paradowus-Bank, tritt Spürifer speciosus aut. mit
Nucleospira lens var. marginata MAUR. zusammen auf, und etwa 1,5”
über ihrem Liegenden enthält eine knollig-klotzige, schmutzig braun
verwitternde, unreine, sandige Kalkeinlagerung neben Fenestellen
Calceola sandalina Lam. Auf diese Zone folgt aufwärts, 27 Schritte
längs des Weges, eine steiler NW. fallende Grauwackensandstein-
zone, die durch einen ca. h. 81/g streichenden, Kupferkies und
Bleiglanz führenden Gang abgeschnitten wird, hinter dem auf
58; Schritte ein sehr spitz zum Wege streichender Wechsel von
dünn- und diekbankigen Sandsteinen mit untergeordneten Schiefer-
mitteln und in hangenden Theile mehreren kalkreichen, z. Th. ın
unreine Kalke übergehenden und an Crinoidenstielen reichen Bänken
ansteht. 12 Schritte N. des Erzganges fanden sich Strophomena
interstrialis PHILL. und Orthothetes umbraculum SCHL.
RE
Der Kahlebergsandstein. U
Hinter einem abermaligen Verwurfe folgen über einer 1,5 ®
mächtigen Bank mürben, braun verwitterten Grauwackensandsteins
und zwei Kalksandsteinbänken die Calceola-Schiefer.
Wenn auch wegen des mangelnden Anschlusses der nördlich
von dem Erzgange belegene Theil dieses Profils nicht sicher zu
parallelisiren ıst, so steht doch ausser Frage, dass die Schieferzone
an und unter dem Teichdamme, die von den dickbankigen Sand-
steinen unterlagert wird, das tiefste Glied der Schichten mit Spiri-
fer speciosus ist. Sie muss demnach der Zone 6 des Profils am
Mittleren Schalker Teiche entsprechen, wobei dann allerdings das
Vorkommen von Calceola sandalina auflällig ist, die dort erst in
Zone 2 gefunden wurde. Die aufwärts sich anschliessenden Sandsteine
würden die Zone 5 des erwähnten Profils repräsentiren; die Sand-
steine nördlich vom Erzgange entsprechen vielleicht der Zone 3,
und die letzten Sandsteinbänke hinter dem zweiten Verwurfe ge-
hören jedenfalls der Zone 1 an.
Ein zweiter Punkt, an dem HALFAR Ende der 70er Jahre die
Schichten mit Spörifer speciosus nachwies, ist der Hahnenkleer
Weg, der von Hahnenklee am NW.-Abhange des Bocksberges
und Thomas Martinsberges entlang nach der Hohen Kehle führt.
Leider hat HAaLFAR eine genauere Beschreibung dieses von ihm
nur kurz erwähnten Profiles nicht hinterlassen, und schon wenige
Jahre nach Anlage des Weges, als ich meine ersten Untersuchungen
im Gebiete des Kahlebergsandsteins ausführte, war die Wege-
böschung gerade im Bereiche der fraglichen Schichten so ver-
rutscht, dass ich nur noch einen Wechsel von Sandsteinbänken
und schiefrigen Mitteln feststellen konnte. In den seitdem ver-
flossenen 17 Jahren sind die Verhältnisse noch ungünstiger ge-
worden. Nur die von HALrARr (Zeitschr. d. D. geol. Ges. 34, S. 2)
erwähnte Doppelbank mit Pentamerus hercynicus und Conocardium
cuneatum nebst den unmittelbar darunter folgenden Bänken ist noch
leidlich aufgeschlossen, die hangenderen Schichten sowie die weiter
im Liegenden folgenden bis zu dem in den Schichten mit Spirifer
paradoxus angelegten Steinbruche sind durch starke Ueberrutschung
der Beobachtung völlig entzogen. Die wenigen Angaben über
33 Stratigraphie.
diese habe ich verschiedenen Krokis entnommen, die sich in HAL-
rAR’s Nachlass vorgefunden haben.
Die Schichten mit Spirifer speciosus stehen zwischen der
obersten Endigung des Kleinen Todtenthales im SW. und der
Westgabel des Langethales im NO. an, befinden sich, wie alle
Schichten der Umgebung, in überkippter Lagerung bei südöstlichem
Fallen und werden demgemäss von den zu beiden Seiten des
Kleinen Todtenthales anstehenden Calceola-Schiefern unterteuft, von
den weiter nordöstlich folgenden Schichten mit Spirifer paradozus
überlagert. Wie die Karte zeigt, setzen übrigens verschiedene
Verwerfungen durch das Profil, sodass nur seine westliche, sich an
das Calceola-Schieferband anschliessende Hälfte ungestört sein
dürfte.
Vom Kleinen Todtenthale nach N. bezw. NO. schreitend,
quert man auf längere Erstreckung zunächst die Calceola-Schiefer,
in denen bei 272 Schritten vom Kleinen Todtenthale da, wo ein
aus dem Sattel des Langethalskopfes nach S. ansteigender Weg
in den Hahnenkleer Weg einmündet, ein kleiner Steinbruch an-
gelegt ist. Von hier ab werden die bisher leidlichen Aufschlüsse
immer spärlicher; der letzte, bei 144 Schritten von genanntem
Treffpunkte und 416 Schritte vom Kleinen Todtenthale gelegen,
schliesst die oben erwähnte Doppelbank auf. Der obere Theil der
kleinen Entblössung besteht aus dunkelfarbigen, milden, z. Th.
Glimmerfünkchen zahlreich enthaltenden dickschiefrigen Schiefern,
die Chonetes plebeia SCHNUR, Urinoidenstiele u. A. m. führen, und
aus denen zweifellos auch die von mir 1884 erwähnte Rhynchonella
Orbignyana VERN. stammt. Unter diesen Schiefern, im wahren Han-
genden, tritt die aus zwei h. 3.4 streichenden, mit 35° SO. fallenden,
durch 10 °® sandigen Thonschiefers mit Cupressocrinus Urogalli A. R.
getrennten Gesteinsbänken bestehende Doppelbank auf, die das Zer-
setzungsproduct eines im Innern noch frischen, stark eisenschüssigen,
dunkelgraublauen, Glimmerfünkchen führenden, etwas schiefrigen
unreinen Kalkes ist. Ausser den vom Mittleren Schalker Teiche
aus den entsprechenden Bänken angeführten Arten (von denen
Calceola sandalina hier in der tieferen Bank häufig ist) finden sich
hier noch Stromatopora sp., Pleurodietyum cf. problematicum GF.,
Der Kahlebergsandstein. 39
Favosites sp., Cyathophyllum heterophyllum M. E. H. mut. progon«
FRECH, Hallia montis caprilis FRECH, Retepora sp., Chonetes plebeia
SCHNUR, Ch. sarcinulata SCHL., Ch. dilatata F. R., Strophomena
interstrialis PHILL., St. rhomboidalis WAHL., Leptaena lepis BRONN,
L. aft. örregularis F. R., Cyrtina heteroclita DEFR., Spirifer
aculeatus SCHNUR, Sp. subcuspidatus SCHNUR, Sp. speciosus
aut., Sp. cultrijugatus F. R. (hangende Bank), Murchisonia sp.,
Tentaculites sp., Phacops sp., Proetus sp., Bronteus intumescens
A.R., Bronteus sp., Acidaspis sp., Cyphaspis sp.
Nach HALFAR läge diese Doppelbank hier unmittelbar unter
den echten Calceola-Schiefern, eine Annahme, die ich nicht ohne
Weiteres für zutreffend halten möchte, da sowohl am Mittleren
Schalker Teiche wie in dem unten beschriebenen Profile am
Granethalswege bei Hahnenklee über den entsprechenden Bänken
noch Sandsteinbänke auftreten und die Grenze der Oalceola-Schiefer
erst mehrere Meter im Hangenden liest.
Das tiefere Liegende der Doppelbank ist jetzt ebenso wenig
wie das Hangende aufgeschlossen; nach HALFAR liessen sich die
Schichten mit Spirifer speciosus von hier noch auf 90 Schritte nach
NO. verfolgen, als wesentlich schiefrige Schichtenfolge mit unter-
geordneten Sandsteinbänken, die allmählich an Mächtigkeit zu-
nehmen. Wenige Meter im Liegenden der Doppelbank fanden
sich in einem braun verwitternden kalkreichen Bänkchen Spirifer
speciosus aut. (massenhaft), Chonetes plebeia SCHNUR, Ch. sar-
cinulata SCHL., Avicula concentrica A. R., Pterinaea costulata A. R.,
(tenodonta oblongata BEUSH., Nuculana securiformis GE., Myophoria
minor BEUSH., Pleurotomarzia? trieineta A. R.
Die von Harrar (Jahrb. d. G. L.-A. 1886, S. 297/99) be-
schriebenen schiefrigen Schichten weiter nach NO. am Hahnen-
kleer Wege, an der Einsattelung zwischen Töberschekopf (Diebische
Kopf älterer Karten) und Thomas Martinsberg werden auf zwei
Seiten durch Verwerfungen begrenzt, und ihr Anschluss an Lie-
gendes oder Hangendes ist nicht zu beobachten. Ich gehe auf sie
daher nicht näher ein und bemerke nur, dass der von HALFAR er-
wähnte licht ockergelb verwitterte Schiefer, der über dem Hahnen-
kleer Wege da ansteht, wo der Wilddiebsweg steil zum Thomas
40 Stratigraphie.
Martinsberge hinaufführt, und in dem sich Oupressoerinus Urogalli
A. R., Fenestella sp. sp., Orthothetes umbraculum SCHL., Phacops
sp. gefunden haben, sehr wahrscheinlich kein Unterdevon ist, son-
dern vielmehr einer schmalen, bislang übersehenen Zone von Oal-
ceola-Schiefern im Liegenden einer Brauneisenstein führenden
Ueberschiebung angehört. Der von HALraAr als Bruchstück eines
Homalonoten-Schwanzschildes gedeutete Rest ist sehr zweifelhaft
und eher auf einen Spirifer zu beziehen; Fauna und petro-
graphische Beschaffenheit der im Aufschlusse sichtbaren Schichten
sprechen entschieden für Calceola-Schiefer.
Zur Zeit ist der beste Aufschluss in den Schichten mit Spirifer
speciosus derjenige, welcher durch die Anlage des von Hahnenklee
in das obere Granethal zur Mündung des Kleinen Hühnerthales
hinabführenden Fahrweges entstanden ist. Verfolgt man diesen
von den letzten Häusern des Ortes nach O. in den Wald, so
überschreitet man bis etwa 150 Schritte vom Waldrande spitz zum
Streichen die h. 3—-4 streichenden, nordwestlich fallenden Calceola-
Schiefer, unter denen mit allmählich steiler werdendem Streichen
der Kahlebergsandstein emportaucht, und zwar zunächst auf etwa
60—70 Schritte die Schichten mit Spirifer speciosus, jedoch in
mangelhaften Aufschlüssen. Die unter diesen folgenden tieferen
Schichten drehen bei immer flacher werdendem Fallen allmählich
im Streichen bis h. 12.4, bis etwa 340 Schritte vom Waldrande
der Kern des von ihnen gebildeten Sattels erreicht ist, dessen
Schichten hier fast söhlig lagern. Von hier ab folgen abwärts ın
gutem Aufschlusse wieder die höheren Schichten mit nach h. 3-—4
zurückdrehendem Streichen und immer steiler werdendem Nordwest-
fallen, bis zu 80%. Vom Sattelkern ab beobachtet man folgendes
Profil:
7. 42 Schritte längs des Weges vorwiegend dickbankige Sand-
steine mit dünnen Schiefermitteln; bei 38 Schritten in
einer kalkigen Sandsteinbank Myophoria obrotundata
BEUSH., Chonetes sarcinulata SCHL. und Ürinoidenstiele.
6. 4 Schritte glimmerreiche, kalkige Sandsteine, mit Oxeul-
lella truncata STEIN., sehr zahlreichen Crinoidenstielen
u. A. m. Die Mächtigkeit von 7 und 6 beträgt 13,75”.
Der Kahlebergsandstein. 41
5. 22 Schritte, mit einer Schieferlage beginnend, plattige, ver-
einzelt auch diekbankige, vielfach kalkhaltige Sand-
steine, zu oberst eine blaue, zähe, ockerbraun ver-
witternde unreine Kalkbank; Mächtiskeit 11,5 ”.
4. 16 Schritte Schiefer, zu oberst mit plattigen graublauen,
etwas kalkigen, gelb und braun verwitternden Sand-
steinen; | ” unter dem Hangenden, an der Basis einer
Sandsteinbank, zahlreich Spirifer speciosus aut.;
Mächtigkeit 6,5 ".
3. 3 Schritte plattige, frisch blaue, etwas kalkige Sand-
steine mit dünnen Schieferlagen, 1” mächtig, an der
unteren Grenze eine zweite dünne Lage mit Spörifer
speciosus aut., an der oberen Grenze zuerst Calceola
sandalina Lam.
2. 1,25 ® mächtige, blaue, gelbbraun verwitternde, durch ein
dünnes schiefriges Mittel zweigetheilte unreine Kalk-
bank mit Favosites sp., Einzelkorallen, Cupresso-
crinus Urogalli A.R., Fenestella sp., Chonetes plebeia
SCHNUR, Orthothetes umbraculum ScuL., Pentamerus
hercynicus HALF., Cyrtina heterochta DEFR., (ono-
cardium cuneatum A.R., Phacops sp. u. A. m.
1. 3” mächtige Schiefer mit mehreren dünnen, kalkigen
Sandsteinbänken, unmittelbares Liegendes der nun ab-
wärts folgenden Oalceola-Schiefer.
Mit Zone 5 beginnen in diesem Aufschlusse die Schichten mit
‚Spirifer speciosus, die somit hier eine Mächtigkeit von 23,25 "” be-
sitzen. Die Doppelbank No. 2 ist zweifellos identisch mit der-
jenigen am Hahnenkleer Wege und am’ Mittleren Schalker Teiche
(2b des Profils). Dagegen lässt sich eine Paralielisirung der
übrigen Zonen mit denjenigen des letztgenannten Profils nicht
durchführen, da, wie ein Vergleich darthut, die petrographische
Entwicklung hier eine etwas andere ist als dort.
In der Umgebung des Granethales bietet noch das Hüttenthal,
welches unterhalb des Töberschekopfes in die Grane mündet, leid-
liche Aufschlüsse in den Schichten mit Spirifer speciosus. Die
42 Stratigraphie.
24}
Doppelbank mit Pentamerus hereynieus und Conocardium cuneatum
steht im Bache 246 Schritte von der Chaussee im Granethale ent-
fernt an; ganz wenig in ihrem Liegenden, bei 256 Schritten, enthält
eine h. 3—4 streichende, sehr steil NW. fallende, hellbräurlich
verwitternde bläuliche, kalkige Sandsteinbank massenhaft Spwrifer
speciosus aut., ferner Spörifer subeuspidatus SCHNUR, ÜOhonetes sar-
cinulata SCHL., Pterinaea costulata A. R. und Ütenodonta sp. Im
Liegenden, bachaufwärts, folgt ein Wechsel von wenig mächtigen
Schieferpacketen und Sandsteinbänken.
An der Westseite des Herzberges S. Goslar liefert der etwa
450” unterhalb der Mündung des Schnackenthales aus dem Gose-
thale in nördlicher Richtung am Herzberge ansteigende Küken-
korbsweg südlich seiner Kreuzung mit dem nach Süden ansteigen-
den Schleifwege einige Aufschlüsse in den Schichten mit Sperifer
speciosus. Wandert man von der erwähnten Kreuzung den Küken-
korbsweg nach Süden abwärts, so überschreitet man zunächst Cal-
ceola-Schiefer. Von der durch eine Quelle gekennzeichneten Wege-
biegung ab (134 Schritte vom Kreuzungspunkte) stehen zunächst
Sandsteine an, mehrfach mit dunkelbraun verwitterten Kalksand-
steinlagen. 60—80 Schritte von der Wegebiegung geht man im
Schichtenstreichen, Fallen der hier anstehenden schiefrigen
Schichten steil nordwestlich, Transversalschieferung südöstlich.
Nun allmählich wieder in’s Liegende gehend, trifft man bei
86 Schritten unter kalkigen Grauwackensandsteinschiefern eine
dünne Lage hellblauen Kalkes, der Phacops sp., Conocardium
cunmeatum A. R., Rhuynchonella Orbignyana VERN., Chonetes
sarcinulata SCHL. und plebeja SCHNUR enthält. Unter 10 °® kalkigen
Schiefern folgt eine ebenfalls hellblaue, sehr dunkel verwitternde
Kalklinse, gleichfalls mit» Rhynchonella Orbignyana. Unter der
Kalklinse folgen noch 15 °*® Schiefer und dann glimmerreiche,
z. Th. kalkige, plattige Sandsteine, in denen bei 91 Schritten
(1,5 ” im Liegenden der Kalklınse) eine kalkige Lage Spirifer
subcuspidatus SCHNUR, Orthis striatula SCHL., C'honetes sarcinulata
SCHL. u. A. m. enthält; 1 Schritt weiter trifft man eine ähnliche
Lage. Nun folgen derbe Sandsteine 4 Schritte breit und dann
ebensolche Sandsteine, die mit schiefrigen Sandsteinen wechsellagern.
Der Kahlebergsandstein. 43
Bei 114 und 116 Schritten enthalten sie versteinerungsarme kal-
kige Lagen, bei 120 Schritten — schätzungsweise 15 ? im Lie-
genden der Kalklinse mit Rhynchonella Orbignyana — eine solche mit
Spirifer paradozus SCHL., Sp. curvatus SCHL., Chonetes sarci-
nulata SCHL., Pterinaea costulata A. R., Platyceras Kahlebergense
BEUSH. u. A. m. Die letztgenannte Schichtenzone gehört dem-
nach schon in’s Liegende der Schichten mit Spirifer speciosus,
ebenso wie die weiter südwärts nach dem Gosethale hin folgenden.
Auch am Rammelsberge sind die Schichten mit Spirifer
speciosus an mehreren Stellen zu beobachten. Zunächst gehören
dahin die in überkippter Lagerung befindlichen, ziemlich flach
nach SO. fallenden Sandsteine des verlassenen Steinbruches gleich
unterhalb des Kinderthales, an der Ostseite des Herzberger Teiches.
Im örtlich liegenden (thatsächlich hangenden) Theile der durch
den Steinbruch aufseschlossenen Bänke enthält eine in Sandsteine
eingeschaltete dünne, plattige, kalkige, dunkelbraun verwitternde
Lage zahlreich Spirifer speciosus aut., nach HALFAR ausserdem
noch Fenestellen, Orthothetess umbraculum SCHL., Stropho-
mena sp. Mehrere Meter im wahren Liegenden dieser Lage,
höher ım Bruche, findet sich ın einer ähnlichen, sehr dünnen
Lage häufig Rhynchonella Orbignyana VERN.; HALFAR führt aus
ihr ausserdem noch an Einzelkorallen, Ctenocrinus decadactylus
BRONN, Spirifer speciosus aut., Proetus sp.
Die Sandsteine des Bruches sind im tieferen, wirklich han-
genden Theile vorwiegend plattig abgesondert, zum Theil sehr
dünnplattig und kurzklüftig, dunkel grünlichgrau und bläulichgrau
von Farbe; die in Wahrheit liegenden Schichten im oberen Theile
des Bruches zeichnen sich durch klotzige bezw. schollige Ab-
sonderung aus; in feinen Schnüren tritt in ihnen Kupferkies auf.
Weitere Aufschlüsse liefert die Umgebung des grossen soge-
nannten Communion - Steinbruches oberhalb des Kanekuhler
Schachtes der Grube Rammelsberg. Vom Maltermeisterthurme
den Zickzackpfad bergan verfolgend, trifft man über den Wissen-
bacher Schiefern zunächst die Calceola-Schiefer, deren tiefste
Schichten in dem ersten Aufschlusse an dem in die Sohle des
Bruches führenden Wege anstehen. Darüber, in der Böschung
44 Stratigraphie.
des Abhanges, stehen die hangendsten Bänke der Schichten mit
Spirifer speciosus an, besser aufgeschlossen in dem zweiten, gleich
folgenden Aufschlusse am Eingange des Bruches. Es sind dunkle,
den hiesigen Calceola-Schiefern ähnliche Schiefer mit einigen
plattigen Sandsteinbänken. Kalkreiche Lagen enthalten Crinoiden-
stiele, Calceola sandalina Lam., Vonocardium cuneatum A.
R., Phacops sp. u. A. m. Das Liegende (örtlich Hangende) dieser
Grenzschichten sind ziemlich mächtige, z. Th. klotzig-dickbankig
abgesonderte, bläuliche Sandsteine, die nach NO. den Abhang
hinauf streichen, nach SW., mehrfach etwas verworfen, sich senken
und durch die Sohle des Bruches streichen. Diese Bänke trifft man,
wenn man den ersterwähnten Zickzackpfad von dem in den Bruch
führenden Wege aufwärts weiter verfolgt. Linkerhand neben dem
Pfade liegt hier ein kleiner Steinbruchsversuch am Fusse eines
höher gelegenen nicht viel grösseren Bruches. Die hier an-
stehenden, theils dickplattigen, vielfach kalkhaltigen, theils dünn-
plattigen, glimmerreichen Sandsteine, die z. Th. mit Schiefern
wechsellagern, enthalten in kalkigen Lagen Orthothetes umbraculum
SCHL., Spirifer speciosus aut., Sp. subcuspidatus SCHNUR
u. A. m.D). Die ın dem Bruche über diesem Aufschlusse anste-
henden Bänke gehören bereits den Schichten mit Spörifer para-
doxus an; das Leitfossil findet sich sehr häufig in einer dicht
über dem den Bruch kreuzenden Fusswege anstehenden Kalksand-
steinlage.
Der Vollständigkeit halber sei endlich noch das heute völlig
überrutschte Profil der obersten Unterdevon-Schichten mitgetheilt,
welches HALFAR vor längeren Jahren an der Nordwestabdachung
des hammelsberges, an dem oberen (alten) Windewege aufgenommen
hat. Im wahren Hangenden der mächtigen, dickbankigen bis
klotzigen Sandsteine, in denen jenseit einer spiesseckigen Verwerfung
der NOTHDURFT’sche Steinbruch angelegt ist, folgen von OÖ. nach W.:
) Nach Ausweis der Sammlung des Herrn Pastor em. Dexekmann kommt
in diesem Aufschlusse ausser Rhynchonella Orbignyana Verx. auch Paracyclas
rugosa Gr. vor. Die Fauna sammelt man am besten in der unterhalb des Stein-
bruchsversuches in den Fiehten belegenen Aussturzhalde, die trotz häufigen
Besuches noch immer zahlreiche mit Versteinerungen erfüllte Blöcke enthält.
Der Kahlebergsandstein. 45
5. 35 Schritte längs des Weges hellbrauner, dünnplattiger,
und weiter westlich fahl strohgelber, dünnschiefriger Sand-
stein.
4. 3 Schritte graublauer, sehr dünnschiefriger Thonschiefer.
3. 98 Schritte z. Th. gelblich gefärbte, schiefrige und plattige
Sandsteine mit mehreren Bryozoen führenden Thonschiefer-
mitteln; zuletzt gelblich und besonders dünnschiefrig.
Reich an Spiriferen.
2. 23 Schritte hell strohgelb verwitternder Thonschiefer.
1. 21 Schritte gelbliche und bräunliche, auf dem Querbruche
gebänderte Grauwackensandsteine, u. A. mit Orthothetes
umbraculum SCHL.
An die letztgenannte Zone schliessen sich die Oalceola-Schiefer
an. Sämmtliche Schichten streichen spitz zum Wege und fallen
bei überkippter Lagerung flach nach SO. ein. Aus der hangendsten
Zone unmittelbar unter den Calceola-Schiefern an diesem oder
vielleicht an dem tiefer gelegenen neuen, ebenfalls Windeweg ge-
nannten Forstwege stammen in der Sammlung der Geologischen
Landesanstalt befindliche Stücke mit Conocardium cuneatum A.R.,
Spirifer curvatus SCHL., Sp. aculeatus SCHNUR. Am tieferen, neuen
Windewege wurde auch Spirifer speciosus aut. gefunden.
Auf der Ost- und Südostseite des vom Kahlebergsandstein
einsenommenen Gebietes sind ausser dem an erster Stelle be-
schriebenen Aufschlusse am Mittleren Schalker Teiche gute bezw.
-einigermaassen zusammenhängende Profile der Schichten mit
Spirifer speciosus nicht vorhanden, obwohl sie petrographisch, als
wesentlich schiefrige, meist nur schmale Zone selbst im Bereiche
des Contacthofes des Okerthalgranits mehrfach nachweisbar sind,
so z. B. im Hangenden des Steinbruches an der Kästenecke, des-
gleichen auf dem Klippengrate der Birkenburg oberhalb Rohmker-
halle. Ihre hangendsten Bänke sind auch im Schachtholzwege,
am Südfusse des Eichenberges im Liegenden der Oalceola-Schiefer
aufgeschlossen. 86 Schritte über der Endigung des Weges im
Sattel Eichenberg-Mullthal stehen hier, spitz zam Wege streichend
und 350 SO. fallend, unmittelbar unter den tiefsten Bänken der
46 Stratigraphie.
Calceola-Schiefer zwei je 65°® mächtige, durch eine 25°® dicke
Schieferlage getrennte Bänke eines bräunlichgelb verwitternden
Sandsteins an, unter denen auf 20 Schritte eine 3,50” mächtige,
ganz vorwiegend aus Schiefern bestehende Zone folgt, an die sich
auf weitere 14 Schritte derbere, frisch bläuliche, verwittert hell-
bräunlichgelbe, glimmerreiche Sandsteine anschliessen, mit denen
der Aufschluss endet.
Besonders lückenhaft sind die Aufschlüsse in den obersten
Schichten des Unterdevons im Bramke-, Aeke- und Alten Thale,
in den Thälern des Riesenbaches und Silberbaches, obwohl sie an
einer ganzen Anzahl von Stellen nachzuweisen waren; günstigere
Aufschlüsse sind hier nur durch Weganlagen zu erhoffen.
Ueberblickt man die Entwicklung der Schichten mit Spirifer
speciosus an den verschiedenen näher geschilderten Punkten, so
fällt zwar ein Wechsel in der petrographischen Ausbildung auf,
der bei der Natur des Sediments nicht eben Wunder nehmen
kann, aber gewahrt bleibt bei allen Schwankungen in der Sedi-
mentation doch die bezeichnende Eigenthümlichkeit dieses Grenz-
horizontes als eines Uebergangsgliedes vom Kahlebergsandstein
zu den Oalceola-Schiefern. Petrographisch prägt sich dieser Cha-
rakter aus in der Abnahme und dem allmählichen Verschwinden
der Sandsteinbänke, durch den Uebergang der Ralksandsteine in
die unreinen, thonigen Kalke der Oalceola-Schiefer und durch das
Vorwiegen der den letzteren immer ähnlicher werdenden 'Schiefer-
packete.
Faunistisch gekennzeichnet sind die Schichten durch eine
Mischfauna von unter- und mitteldevonischen Formen. Das Haupt-
Leitfossil unserer tieferen Unterdevon-Schichten, der Spirifer para-
doxus, ist nicht mehr vorhanden, an seine Stelle tritt der aus tieferen
Schichten bislang nicht bekannte Spirifer speciosus, zu dem sich,
nach oben hin an Häufigkeit und Artenzahl zunehmend, typische
Vertreter der Fauna der Calceola-Schiefer gesellen, vor Allen
Calceola sandalina selbst, ferner Uyathophyllum heterophyllum,
Cupressoerinus Urogalli, Spirifer aculeatus, Conocardium cuneatum
Der Kahlebergsandstein. 47
u. A.m. Die aus den tieferen Schichten aufsteigenden unterdevo-
nischen Arten treten nach oben hin immer mehr zurück, und die
Fauna der oberen Grenzbänke hat schon ganz den Oharakter der-
jenigen der Calceola-Schiefer.
Es bliebe noch die Frage zu erörtern, ob die Zuziehung der
Schichten mit Spirifer speciosus, besonders ihrer hangenden Bänke,
zum Unterdevon berechtigt ist; eine Frage, die ja bei derartigen
petrographischen und faunistischen Uebergangsgliedern strittig sein
kann. 18834 habe ich die Grenze des Unterdevons innerhalb der
jetzigen Schichten mit Spirifer speciosus, unterhalb der Bänke mit
Pentamerus hercynicus und Conocardium cuneatum gezogen. Diese
Abgrenzung, deren Misslichkeit ich allerdings schon damals er-
kannt hatte, kann ich heute nicht mehr aufrecht erhalten; ein der-
artiger Schnitt mitten durch eine Uebergangszone ist geradezu
unnatürlich; entweder zieht man die Grenze am Liegenden oder
am Hangenden, je nachdem man dem ersten Auftreten jüngerer,
für höhere Schichten bezeichnender Arten oder dem Verschwinden
älterer, den tieferen Schichten angehöriger Formen mehr Gewicht
beilegen will. Für die hier gewählte Grenze war in erster Linie
maassgebend der Gesichtspunkt, dass eine sichere Abgrenzung
der Oalceola-Schiefer gegen den Kahlebergsandstein kartographisch
nicht durchführbar sein würde, sobald man die Schichten mit Spirifer
speciosus den ersteren zurechnen wollte, während bei der Zurech-
nung derselben zum Unterdevon man die Grenze gegen die
Caleeola-Schiefer auch bei schlechten Aufschlüssen mit dem Ver-
schwinden der Sandsteine ziehen kann. Erfreulicherweise deckt
sich diese Abgrenzung unseres Unterdevons nach oben mit der-
jenigen des rheinischen Unterdevons, dessen Grenze heute ja auch
im Hangenden der dieselbe Mischfauna aus unter- und mittel-
devonischen Elementen führenden Schichtencomplexe gezogen wird.
Die Schichten mit Spirifer paradoxus.
(Hauptspiriferensandstein HALFAR, BEUSHAUSEN.)
Die Hauptmasse des Kahlebergsandsteins unter den im Vor-
stehenden näher geschilderten Schichten mit Spirifer speciosus
48 Stratigraphie.
zeichnet sich petrographisch gegenüber den letzteren im Allge-
meinen durch das Zurücktreten der schiefrigen Schichten und das
starke Vorherrschen der Sandsteine aus, paläontologisch durch
den rein unterdevonischen Habitus ihrer Fauna, der mitteldevo-
nische Elemente völlig fremd sind.
HALFAR hielt es, wie im Eingange bemerkt, für unmöglich,
den »Hauptspiriferensandstein« noch weiter zu gliedern. Indessen
hatte sich mir schon bei den Untersuchungen, die meiner Arbeit
von 1884 als Grundlage dienten, die Ueberzeugung aufgedrängt,
dass der »Hauptspiriferensandstein« weder petrographisch noch
paläontologisclh eine einheitliche, untheilbare Schichtenfolge dar-
stellt, und diese Ueberzeugung, der ich seinerzeit durch die Ab-
trennung eines »oberen« von einem »unteren Hauptspiriferensand-
stein« Ausdruck verlieh, hat sich bei den Begehungen der letzten
Jahre für die Abfassung der Erläuterungen zum Blatte Zellerfeld
nur noch mehr befestigt. Ich sehe um so weniger einen Grund,
von dieser Zweitheilung abzugehen, als die unterschiedenen Hori-
zonte paläontologisch und z. Th. auch petrographisch überein-
stimmen mit wohl charakterisirten Horizonten des rheinischen Unter-
devons; mit HALFAR befinde ich mich insofern in Uebereinstimmung,
als auch er die Schichten, welche ich als »unteren Hauptspiriferen-
sandstein« bezeichnete, für die ältesten des Kahlebergsandsteins
hielt. Der Zukunft muss es tiberlassen bleiben, die genauere
Scheidung durchzuführen bezw. eine eingehendere Gliederung zu
versuchen, für die es mir bei meinen Arbeiten, die fast nur der
Untersuchung und Kartirung der höheren Devonschichten gewidmet
waren, an der nöthigen Zeit gebrach. Die z. Th. ausgedehnte, aller-
dings meist lückenhafte und unzusammenhängende Profile betreffen-
den Beobachtungen, welche HALFAR aus dem Bereiche der Schichten
mit Spirifer paradoxus hinterlassen hat, beschränken sich leider
durchweg auf die Verzeichnung der Gesteinsbeschaffenheit, während
eine Prüfung des Versteinerungsinhaltes der einzelnen Bänke nicht
stattgefunden hat, sind mithin für Gliederungszwecke einstweilen
unbrauchbar. Der grösste Theil des vom Kahlebergsandstein ein-
genommenen Gebietes ist in Bezug auf seine specielle Stratigraphie
vorläufig fast eine terra incognita.
Der Kahlebergsandstein. 49
Petrographisch unterscheidet sich die obere Abtheilung der
Schichten mit Spirifer paradowus durch ihre im Allgemeinen
dunkler gefärbten, mehr oder minder slimmerreichen Sandsteine,
die frisch meist blaugrau oder grünlichgrau von Farbe sind, von
den weissen oder wenigstens hellfarbigen Sandsteinen der unteren
Abtheilung. Ausserdem sind charakteristisch für die obere Ab-
theilung die bank- oder unregelmässig linsenförmigen Einlagerungen
von Kalksandsteinen, die in der tieferen Abtheilung völlig zu fehlen
scheinen. Paläontologisch charakterisirt sich die obere Abtheilung
durch das Vorwiegen der Brachiopoden, die untere durch das
starke Ueberwiegen der Lamellibranchiaten. Während die Brachio-
poden beiden Abtheilungen fast sämmtlich gemeinsam sind, hat
sich von der grossen Zahl der Lamellibranchiaten, wie die Ueber-
sicht der Fauna am Schlusse dieses Abschnittes näher darthut, mehr
als die Hälfte bislang nur in der unteren »-Abtheilung gefunden,
darunter auch Vertreter der im rheinischen Unterdevon oberhalb
der Unteren Coblenzschichten bislang nicht bekannten Gattung
Cypricar della.
Eine genaue Kenntniss der Artenverbreitung in beiden Schich-
tencomplexen vermögen naturgemäss erst künftige eingehendere
Untersuchungen zu verschaffen; bis dahin dürfte es sich auch
empfehlen, eine paläontologische Zonenbezeichnung nicht anzu-
‘wenden. Ich bezeichne daher die beiden Abtheilungen einstweilen
nach Oertlichkeiten, wo sie in typischer Entwicklung studirt werden
können, als Rammelsberger und Schalker Schichten, nach
dem Rammelsberge bei Goslar und der Schalke, dem höchsten
Punkte unseres Gebietes, nordöstlich Zellerfeld.
Rammelsberger Schichten [Zone der Kalksandstein-
Einlagerungen].
(Oberer Hauptspiriferensandstein BEUSHAUSEN 1884.)
Die Grenze der Rammelsberger Schichten gegen die Schichten
mit Spirifer speciosus wird durch das letzte, hangendste Vorkommen
des Spirifer paradowus gekennzeichnet; demgemäss gehören zu ihnen
die Gesteinszonen 7—9 des oben S. 30 ff. mitgetheilten Profils am
Mittleren Schalker Teiche, ferner die Folge diekbankiger Sand-
Neue Folge. Heft 30. 4
50 Stratigraphie.
steine im Liegenden der Schichten mit Spörifer speciosus unterhalb
des Unteren Schalker Teiches. An ihrer oberen Grenze steht
48 Schritte unterhalb des Teichdammes die oben bereits erwähnte
verwitterte Kalksandsteinbank mit den zahllosen Exemplaren von
Spirifer paradozus an, der sehr zahlreich auch in einer tieferen
Einlagerung auftritt, sowie ferner mit Homalonotus gigas A. R., Ory-
phaeus laciniatus F. R., Tentaculites Schlotheimi KoKENn, Bellero-
phon sp., Pterinaea costulata A. R., Avicula concentrica A. R.,
Spirifer subeuspidatus SCHNUR, Orthothetes umbraculum SCHL.,
Chonetes sarcinulata SCHL. und subquadrata A. R. Etwa 1,25”
über dem Liegenden der mindestens 11 ” mächtigen Sandsteinzone
führt eine in dem grösseren unteren Steinbruche aufgeschlossene
ähnliche, 15--26 °® mächtige, ohne scharfe Grenze in die sie ein-
schliessende glimmerreiche Sandsteinbank übergehende Kalksand-
steineinlagerung neben zahlreichen Crinoidenstielgliedern und Bra-
chiopoden (u. A. Spörifer subcuspidatus und Chonetes sarcinulata)
Coleoprion gracilis SANDB., Phacops sp., Proetus sp., Homalonotus
gigas A. R.
Das Liegende der augenscheinlich der Zone 7 am Mittleren
Schalker Teiche entsprechenden Sandsteine ist ein feinsandiger
blaugrauer Thonschiefer, der bis 30° mächtige, an feinkörnige
Culmgrauwacken erinnernde graublaue Grauwackensandsteinbänke
enthält. Die weiter im Liegenden thalabwärts folgenden Schichten
sind nicht aufgeschlossen.
Am Hahnenkleer Wege ist, wie bereits oben S. 37 bemerkt,
der Anschluss der Rammelsberger Schichten an ihr Hangendes
heute nicht mehr zu beobachten !); der erste Aufschluss in ihnen
befindet sich 150 Schritte östlich der Bank mit Pentamerus herey-
nicus und Conocardium cuneatum, 566 Schritte vom Kleinen Todten-
tkale. Es ist dies der von mir schon 1884 (S. 16/17) kurz be-
schriebene, seitdem noch vergrösserte Steinbruch über der West-
gabel des Langethals. Die hier aufgeschlossenen, mit 550 SO.
fallenden, in überkippter Lagerung befindlichen, theils dünn-, theils
!) Das Vorhandensein der Bank mit Spirifer paradoxus an ihrer oberen
Grenze geht jedoch aus Stücken des Göttinger Museums hervor, die bei Anlage
des Weges gesammelt wurden.
Der Kahlebergsandstein. 51
diekbankigen, graulich und bräunlich gefärbten Sandsteine mit unter-
geordneten dünnen schiefrigen Lagen enthalten in ihren dicken
Bänken eine Anzahl z. Th. bankartiger Lagen eines ausgelaugten
Kalksandsteins von 10—30°® Mächtigkeit, aus denen ich 1884
Pierinaea, ventricosa GF. (— n. sp. 1884), Spirifer hystericus aut.,
Spirifer subcuspidatus SCHNUR und Chonetes sarcinulata SCHL.
angeführt habe. Neuerdings ist bei der Erweiterung des kleinen
Bruches besonders eine Lage gebrochen worden, in der Spirifer
subcuspidatus geradezu gesteinsbildend auftritt, neben vereinzelteren
Exemplaren von Chonetes sarcinulata und Chonetes plebeia SCHNUR,
sowie ferner Pterinaea costulata A. R., Otenodonta sp., Prosocoelus
vetustus A. R., Bellerophon macromphalus A. R., Euomphalus oxy-
gomus A. R. und Homalonotus gigas A. R. In den dickbankigen
Sandsteinen fand ich Pferinaea fasciculata GF., Steinkerne von
Prosocoelus-Arten und Bellerophon macromphalus A. R. Die weiter
nach O. folgenden Schichten befinden sich zwar infolge des etwa
110 Schritte östlich des Steinbruches übersetzenden Ganges nicht
im ungestörten Anschlusse, gehören jedoch gleichfalls den Rammels-
berger Schichten an; erst nahe dem Sattel zwischen Töberschekopf
und Thomas Martinsberg gelangt man hinter einer streichenden
Störung wieder in die Schichten mit Spörfer speciosus. V ersteine-
rungen der hammelsberger Schichten finden sich auf dieser Strecke
am meisten in der grossen Wegekehre über der Ostgabel des
Langethals.
Am Granethalswege östlich Hahnenklee, dessen Profil durch
die obersten Schichten des Unterdevons ich oben S. 40 f. mitgetheilt
habe, ist es mir trotz wiederholten Suchens nicht gelungen, die an
anderen Orten an der oberen Grenze der Rammelsberger Schichten
auftretende Bank mit Spürfer paradowus nachzuweisen; sie ist
hier jedenfalls nicht als Kalksandstein entwickelt. Die Rammels-
berger Schichten sind in diesem Profile nur in ihren hangendsten
Bänken angeschnitten; besser beobachtet man sie in ihrer strei-
chenden Fortsetzung im Bachbette der Grane bezw. im Grossen
Todtenthale, ebenso im Hüttenthale an der Ostseite des Töbersche-
kopfes.
Vom Kükenkorbswege, auf der Westseite des Herzberges,
A4*®
52 Stratigraphie.
habe ich schon 1884 (a.a. O. S. 17/18) zwei Aufschlüsse m den
Rammelsberger Schichten beschrieben; der an erster Stelle er-
wähnte Aufschluss gehört der oben S. 42 erwähnten Sandsteinzone
gleich hinter (südlich) der durch eine Quelle gekennzeichneten
Wegebiegung an, in deren Hangendem weiter nach S. die Schichten
mit Spirifer speciosus folgen, und in der noch jetzt 34 bezw. 42
Schritte von der Biegung dunkelbraun verwitterte Kalksandstein-
Lagen zu beobachten sind. Ihrer Fauna nach könnte die bei
34 Schritten aufgeschlossene ident sein mit der 1884 beschriebenen
Bank, aus der ich damals folgende Arten namhaft machte: Ho-
malonotus sp., Tentaculites Schlotheimi KoKEN, Bellerophon bisul-
catus A. R., Pterinaea costulata A. R., Cucullella solenoides GF.,
Myophoria sp., Sperifer hystericus aut., Sp. curvatus SCHL., Stro-
phomena sp., Orthothetes umbraculum SCHL., Chonetes sarcinulata
SCHL., Ütenocrinus-Stielglieder.
Das zweite a. a. O. erwähnte Vorkommen gehört dem südlich
von den Schichten mit Spürfer speciosus am Wege aufgeschlossenen
Profil derselben Zone von Rammelsberger Schichten an, die sich
bis zum Gosethale verfolgen lässt, und aus der ich bereits oben
S. 43 die 120 Schritte von der Wegebiegung anstehende Kalksand-
steinbank mit Spirifer paradozus SCHL., Platyceras Kahlebergense
BEUSH., Pterinaea costulata A. R., Spirifer curvatus SCHL., Chonetes
sareinulata SCHL. u. A. m. angeführt habe. Das vorher nordwest-
lich gerichtete Fallen geht hier allmählich in SO. über. Bei 134
Schritten deutet eine Quelle mit Quarzbrocken auf eine wohl nur
geringfügige Störung, hinter (südlich) der zunächst dünnplattige
Sandsteine folgen, die bei 148 Schritten eine kalkige Lage mit
Otenodonta sp., Nucula Kahlebergensis BEUSH., Pierinaea costulata
A.R., Spürifer curvatus SCHL., Chonetes sarcinulata SCHL. u. A. m.
enthalten. Es folgen dann in schlechten Aufschlüssen Grauwacken-
sandsteine mit Schiefermitteln, in denen bei 180 Schritten ein
glimmerreicher Kalksandstein u. A. sehr zahlreich Chonetes sarcı-
nulata ScHL. enthält. 200 —206 Schritte von der Wegebiegung
sind klotzige Sandsteine aufgeschlossen. Weiter nach S. fehlen die
Aufschlüsse, man sieht nur Schutt von schiefrigen und dünnplattigen
Sandsteinen, bis man bei 460 Schritten die Chaussee erreicht.
Der Kahlebergsandstein. 53
Auch am Schleifwege sind südlich seiner Kreuzung mit dem
Kükenkorbswege, nachdem man bei 96 Schritten von jener ab ge-
rechnet die durch Gangquarzbrocken gekennzeichnete Verwerfung
überschritten hat, die den kurzen Streifen von Calceola-Schiefern
im Süden abschneidet, Rammelsberger Schichten versteinerungs-
reich aufgeschlossen und zwar zunächst 8 Schritte breit längs
des Weges eine Wechsellagerung von Schiefern und plattigen
Grauwackensandsteinen, zuerst SO., dann steil NW. fallend. Bei
7 Schritten enthalten sie in einer verwitterten kalkigen Lage am
Hangenden einer Sandsteinbank Spirifer auriculatus SANDB., Sp.
subcuspidatus SCHNUR u. A. m. Dann folgen 3 Schritte bräunlich-
graue Sandsteine, 1/" unter dem Hangenden mit zwei kalkigen
Lagen, die eine ähnliche Fauna enthalten. Nach 1 Schritt breit
aufseschlossenem Schieferpacket folgen 2 Schritte Sandsteine mit
zwei dünnen Schieferlagen. An der Grenze der ersten gegen den
Sandstein finden sich in einer kalkigen Lage Homalonotus gigas A. R..,
Oryphaeus sp., Pterinaea costulata A. R., Spirifer subcuspidatus
SCHNUR, ÖOrthothetes umbraculum SCHL., Chonetes sarcinulata SCHL.
Weiter folgen I Schritt breit Grauwackensandstein, 1 Schritt
Schiefer mit Sandsteinbänkchen, 2 Schritte Sandstein mit zwei je
20°® mächtigen Kalksandsteinbänkchen und zwischen ihnen im
Sandstein zwei 7,5°“ mächtige kalkıge Lagen. Sie enthalten eine
ähnliche Fauna wie die vorerwähnten, ausserdem noch Athyris
sublaevis A.R. Auf sie folgen 1 Schritt breit Schiefer und plattige
Grauwackensandsteine in Wechsellagerung, 14 Schritte klotzige
Sandsteine, womit der Aufschluss zu Ende ist.
Diese Schichtenfolge befindet sich räumlich im Liegenden der-
jenigen gleich südlich der Wegebiegung am darunter liegenden
Kükenkorbswege, gehört aber jedenfalls noch den hangenden Bänken
der Rammelsberger Schichten an.
Die Rammelsberger Schichten setzen nach S. in oft unter-
brochenen Aufschlüssen am Herzberge noch weit fort und sind
besonders am Schleifwege zu verfolgen, desgleichen am westlich
der Gose ansteigenden Gehänge der Hohen Kehle. Die von LossEn
(Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 29, S. 617 f.) hier an der Schneise
zwischen den Distrieten 102 und 104 (jetzt 132 und 133) beob-
54 Stratigraphie.
achteten frisch graublauen, versteinerungsreichen kalkigen Sand-
steine gehören ihnen gleichfalls an, nicht, wie ich 1884 S. 13 an-
gab, den Schichten mit Spürifer speciosus. Diese stehen erst weiter
unterhalb, in und an einem kleinen zur Gose herablaufenden
Thälchen, dicht im Liegenden der an der Gose gut aufgeschlossenen
Calceola-Schiefer an.
Am Westfusse des Herzberges beobachtete man längs der
Chaussee früher bedeutend besser als jetzt von N. her bis über die
Abzweigung des Kükenkorbsweges hinaus zunächst im Wesentlichen
dünnbankige Sandsteine, mit Zwischenlagen dunkelgrauer sandiger
Thonschiefer, auf die ein System mehr dickbankiger, zum Theil
klotziger Sandsteine folgt, die vereinzelt ebenfalls Thonschiefer-
zwischenlagen enthalten und in einem Steinbruche aufgeschlossen
sind, und auf die wieder dünnbankige bis schiefrige Sandsteine
folgen. Dicht unter dem Schnackenthale liegt etwa 15° über der
Thalsohle ein zweiter Steinbruch in gefalteten, von schiefrigen -
Gesteinen überlagerten dickbankigen Sandsteinen, theils Grau-
wackensandsteinen, theils mehr quarzitischen Sandsteinen. Eine
dunkel blaugraue, braun verwitterte kalkige Bank enthält hier
eine reiche, zum guten Theile aus Gastropoden bestehende Fauna:
Homalonotus gigas A. R., Bellerophon acutus SANDB., B. bisulcatus
A. R., Salpingostoma Goslariense A. R., Murchisonia aft. angulata
A. V., Turbo subangulosus A. R., Euomphalus sp., Platyceras Kahle-
bergense BEUSH., Ledopsis rectangularis BEUSH., Orthis sp., Chonetes
sarcinulata SCHL. u. A.m. Ein der Mündung des Schnackenthals
gegenüber gleich über der Brücke an der Chaussee gelegener
zweiter sehr kleiner alter Bruch schliesst ähnliche Schichten auf.
Auch weiter aufwärts am linken Gehänge des Gosethals, am Süd-
abfall der Hohen Kehle, beobachtet man mehrorts kalkıge Ein-
lagerungen in vorwiegend dunkel verwitternden, den Rammels-
berger Schichten angehörenden festen Grauwackensandsteinbänken,
desgleichen südlich der zwischen Schachtthal und Kleinem Stein-
thal auftretenden Calceola- und Wissenbacher Schiefer.
Die am Nordabfalle des Herzberges an den höher gelegenen
Forstwegen mehrfach vorhandenen Aufschlüsse übergehe ich; sie
sind wegen der bedeutenden, durch den Weisse Hirscher Gangzug
Der Kahlebergsandstein. 55
bewirkten Störungen ihrer Stellung nach vorerst nicht sicher deut-
bar; es unterliegt kaum einem Zweifel, dass hier auch bereits
Schalker Schichten anstehen, deren Auftreten so nahe den Cal-
ceola-Schiefern jedenfalls auf diese Störungen zurückzuführen ist.
Am Rammelsberge sind die nach ıhm benannten Schichten
wenigstens im nördlichen Theile des Berges weit verbreitet; sie
sind sowohl an seiner Westseite wie am Östhange, besonders aber
am Nordabfalle zu beobachten.
Am Westfusse des Rammelsberges führt der Pfeifenweg
zwischen Kinderthal und Mutterthal durch hierher gehörige Schich-
ten, die indessen nicht das unmittelbare Liegende der nördlich
vom Kinderthale anstehenden Schichten mit Spirifer speciosus sind,
sondern durch die östliche Fortsetzung des Weisse Hirscher Gang-
zuges von diesen getrennt werden und schon einem tieferen Niveau
der Rammelsberger Schichten angehören. In ursprünglich kalk-
haltıgen Sandsteinen, die zum Theil echte Kalksandsteine waren,
fanden sich hier Homalonotus gigas A. R., Tentaculites Schlotheimi
KokEN, Murchisonia Nessigi A. R., Modiomorpha cf. lamellosa
SANDB., M.n.sp., M.? robusta BEUSH., Ütenodonta Lasü A. R.,
Myophoria minor BEUSH., M. Kahlebergensis BEUSH., Orthothetes
umbraculum SCHL., Chonetes sarcinulata SCHL.
Am Nordabfalle des Berges bietet vor Allem die Umgebung
des grossen Communion-Steinbruckes Aufschlüsse, der Steinbruch
selbst ist leider nur zum kleinsten Theile zugänglich. An seiner
Nordostseite sind die hangendsten Rammelsberger Schichten in über-
kippter Lagerung über denjenigen mit Spirifer speciosus in dem bereits
oben S. 44 erwähnten kleinen Steinbruche aufgeschlossen. In dessen
Sohle stehen diekbankige Sandsteine an, über denen als wahres
Liegendes einige Meter dünnplattige und schiefrige Sandsteine mit
mehreren kalkreichen Lagen folgen, von. denen eine dicht über
dem den Bruch kreuzenden Fusswege sehr zahlreich Spirifer
paradowus SchL. und grosse Exemplare von Chonetes sareinu-
lata Scut. enthält. Der obere, liegende Theil des Steinbruches
besteht aus einem Wechsel von dick- und dünnbankigen Sandsteinen.
An der nächst höheren Kehre des neben dem Bruche aufwärts
führenden Zickzackpfades geht ein Pfad in den obersten Theil des
56 Stratigraphie.
grossen Communion-Steinbruches ab. Die unten in der Sohle dieses
Bruches anstehenden hangendsten Schichten, dickbankige, frisch
bläuliche Sandsteine, gehören noch den Schichten mit Spürifer
speciosus an, Über denen die in dem eben erwähnten kleinen Bruche
aufgeschlossenen Schichten folgen. Die liegendsten Schichten ganz
oben im Bruche stellen einen Wechsel von dickbankigen und dünn-
plattigen Sandsteinen und Schieferlagen dar. Besonders die letzteren
enthalten zum Theil sehr zahlreiche Versteinerungen, eine fast nur
Murchisonia Nessigi A. R. und Euomphalus owygonus A. R., eine
liegendere Coleoprion arenarius A. R., Modiomorpha elegans BEUSH.,
Prosocoelus sp. sp., Spürifer subcuspidatus SCHNUR, Ühonetes sar-
cinulata SCHL. Eine 1% mächtige dunkelbraune ausgelaugte kalkige
Lage im wahren Hangenden dieser beiden Schieferlagen enthält
zahllose Crinoidenstielglieder. Kalkige Lagen bezw. Kalksandstein-
bänke treten auch im tieferen, im Abbau befindlichen Theile des
Bruches auf; grosse Blöcke einer äusserst zähen graublauen Kalk-
sandsteinbank mit Spirifer subcuspidatus SCHNUR, Ühonetes sarcinu-
lata SCHL. u. A. m. waren in früheren Jahren am Berginspections-
gebäude aufgestellt.
Die Schichten des Communion-Steinbruches werden von den-
jenigen in und dicht unter dem kleinen vorher erwähnten Bruche
durch eine fast N.—S. verlaufende Störung getrennt, die ein Ab-
sinken der westlich angrenzenden Schichten zur Folge gehabt hat,
wie sich schon aus der in der Karte verzeichneten Verschiebung
des Calceola-Schieferbandes deutlich ergiebt. In Folge dieser Stö-
rung trifft man östlich derselben alle Schichten in höherem Niveau
als im und am grossen Steinbruche.
An der Nordabdachung des Rammelsberges sind die Auf-
schlüsse an den verschiedenen Wegen sehr mangelhaft; nur der
NOTHDURFT’sche Steinbruch liefert einen guten Aufschluss in dick-
bankigen bis klotzigen Sandsteinen mit untergeordneten plattigen
bis schiefrigen Bänken, die nach ihrer Lagerung und Beschaffen-
heit den Ramımelsberger Schichten angehören und den diekbankigen
Sandsteinen des grossen Communion - Steinbruches entsprechen
dürften.
Auf dem Südostflügel des grossen Unterdevon-Sattels, dem
Der Kahlebergsandstein. 57
auch die Schalker Mulde angehört, die den Ausgangspunkt für
die Gliederung des Kahlebergsandsteins bildete, sind die Rammels-
berger Schichten naturgemäss im Liegenden der jüngeren Schichten
überall vorhanden und an zahlreichen Stellen auch zu beobachten,
wenngleich fast immer nur in einzelnen, zusammenhangslosen
bezw. durch Verwerfungen unterbrochenen Aufschlüssen,, von
denen ich nur diejenigen im Silberbache und Riesenbache erwähne,
wo auch die Schichten mit Spirifer speciosus ın lückenhaften Auf-
schlüssen blosgelest sind. Selbst im Contacthofe des Okerthal-
granits lassen sie sich an zahlreichen Stellen noch direet nach-
weisen, und wahrscheinlich gehört ihnen die Hauptmasse der Unter-
devonschichten des Adenberges, sowie des Lindthalsberges und
des Halınenberges an. Die lange bekannten, u. A. den Spirifer sub-
cuspidatus SCHNUR und (honetes sarcinulata ScuL. enthaltenden
Bänke im Steinbruche an der Ökerthal- Chaussee oberhalb der
Kästenecke sowie die gleichen Schichten auf dem höheren west-
lichen Felsengipfel der Birkeuburg, die sich östlich bis zu einer
Einsattelung in dem Felsgrat erstrecken (die niedrigere östliche
Klippe besteht aus Calceola-Schiefern), gehören hierher, desgleichen
dunkelfarbig verwitterte ausgelaugte Kalksandstein- Hornfelse in
einem Steinbruche in der auffälligen Circus-artigen Depression süd-
östlich gegenüber dem Waldhause, die zahlreiche Steinkerne von
Gastropoden enthalten und sehr an die Bank im Steinbruche an
der Mündung des Schnackenthals erinnern.
Bei dem Umstande, dass das ganze Unterdevon einen in viele
Falten niederer Ordnung gelegten grossen Luftsattel bildet, ist von
vornherein anzunehmen, dass die Rammelsberger Schichten nicht
nur am Rande, sondern auch inmitten des Unterdevongebietes sich
finden werden. Leider ist das hier vor Allem in Frage kommende
Gebiet nordöstlich der Schalke bis zum Gebirgsrande in dieser
Hinsicht bislang so gut wie unerforscht. Einige Anhaltspunkte
lassen sich indessen doch erbringen.
Zunächst gehören zu den Rammelsberger Schichten noch die-
jenigen am Osthange des Rammelsberges, in denen etwa 350 Schritte
südlich der die alten Districte 31 und 32, jetzt 55 und 56 trennen-
den Schneise am Windewege h. 3.4 streichend und mit 20° SO.
J8 Stratigraphie.
[2 Ki
(
fallend eine Bank von grünlichgrauem, gelb verwitterndem Sand-
stein ansteht, der zahlreiche wohlerhaltene Exemplare von Üteno-
crinus decadactylus BR. enthält. Wenig nördlich davon finden
sich Homalonotus gigas A. R. und Ühonetes plebeia SCHNUR. Wenn
man die spiesseckig zum Streichen längs des Weges etwa 1400”
breite Gesteinszone südlich vom NOTHDURFT’schen Steinbruche bis
hierher, die im Wesentlichen aus einem Wechsel von Sandsteinen
und Schiefern besteht, als ein einfaches, ungestörtes Profil ansehen
dürfte, würde man für die Rammelsberger Schichten eine sehr
beträchtliche Mächtigkeit erhalten; diese Annahme ist indessen nur
für den kleineren nördlichen Theil des Profils einigermaassen wahr-
scheinlich. Ferner gehören jedenfalls dem Rammelsberger Hori-
zonte an, und zwar gleichfalls seinem tiefsten Theile, die Schichten,
welche am oberen Ende des Gelmkethales in der Umgebung des
Kaiserbrunnens anstehen, und in denen ich eine mürbe, bräunliche,
ursprünglich kalkhaltige Bank fand, die zahllose Exemplare von
Chonetes sarcinulatsa SCHL. und ausserdem noch Pierinaea Jas-
ciculata GF., Prosocoelus vetustus A. R. und ÖOrthothetes um-
braculum ScHL. enthält. Eine andere, ähnliche Lage führt neben
Homalonotus gigas A. R. sehr zahlreich den Spirifer subeuspidatus
SCHNUR, eine dritte Myophoria obrotundata BEUSH., M. carinata
A.R.u. A.m. Eine dünne, sehr glimmerreiche, ausgelaugte Lage
enthält u. A. sehr zahlreich C’honetes plebeia SCHNUR. Auch die aus
vorwiegend grünlichgrauen Sandsteinen, zwischen denen auch eine
schmale Zone hellfarbigen Sandsteins auftritt, bestehende Schichten-
folge am Eichwege westnordwestlich des Kaiserbrunnens oben am
Dicken Kopfe, aus der HALrAr das leider lose gefundene Aspido-
soma petaloides Sm. beschrieben hat, gehört wahrscheinlich noch
zum tiefsten Theile der Rammelsberger Schichten; desgleichen eine
Schichtenfolge vorwiegend grünlichgrauer Sandsteine mit mürben,
glimmerreichen, bräunlichgelb verwitternden Lagen und einge-
schalteten, zum Theil milden Schiefern am Kaiserwege, oben an
der Westwand der oberen Endigung des Düsteren Thales, 'nörd-
lich vom Gipfel des Eichenberges. Eine der verwitterten mürben
Lagen lieferte Homalonotus gigas A. R. und Modiomorpha compressa
Der Kalılebergsandstein. 59
A.R., eine andere enthält massenhaft Chonetes sarcinulata SCHL.
und Orthothetes umbraculum SCHL.
Schalker Schichten [Zone der weissen quarzitischen
Sandsteine].
(Unterer Hauptspiriferensandstein BEUSHAUSEN 1884.)
Die Schalker Schichten sind, wie schon oben kurz erwähnt,
petrographisch durch das Auftreten und Vorwiegen sehr hellfarbiger
bis rein weisser, vielfach quarzitischer, meist diekbankiger Sand-
steine und das Fehlen der Kalksandstein-Einlagerungen gegenüber
den Rammelsberger Schichten ausgezeichnet. Neben den hell-
farbigen Sandsteinen kommen jedoch auch bräunlichgelbe und
graue, meist dünnbankige bis schiefrige Sandsteine vor, sowie
Packete von Schiefern, die gewöhnlich grünlichgrau oder blaugrau
von Farbe sind und vielfach eine rauhe Beschaffenheit haben. Pa-
läontologisch charakterisirt die Schalker Schichten der Reichthum
an Lamellibranchiaten, sowohl der Arten wie der Individuen,
denen gegenüber die in den Rammelsberger Schichten vorwiegen-
den Brachiopoden zurücktreten, obwohl sich vereinzelt auch Bänke
mit sehr zahlreichen Brachiopoden finden, besonders Chonetes sar-
cinulata SCHL.
Als ein Beispiel der Gesteinsfolgen der Schalker Schichten sei
hier das Profil des grossen steilen Wasserrisses am oberen Ende
des Schalker Thales wiedergegeben. Von oben nach unten folgen,
l. Sandsteine, licht bläulich-oder gelblichweiss bis hell ocker-
gelb, z. Th. bräunlich gestreift oder gefleckt, sehr fein-
körnig, theils quarzitisch, fest, theils mürbe. Fallen oben
10°, tiefer 300 NW. Reiche Fauna: Homalonotus, Ury-
phaeus, Tentaculites Schlotheimi KoKEN, sehr zahlreiche
Zweischaler (Myophorien, Nucula- und Nuculana - Arten
u. A. m.), Brachiopoden, darunter Spirifer paradoxus SCHL.:
Crinoidenstiele. Mächtigkeit etwa 30. ”.
2. Mächtige dickbankige weisse Sandsteine.
3. Blaugrauer, sehr feinsandiger compacter Thonschiefer, ge-
ringmächtig.
60 Stratigraphie.
4. Licht bräunlicher, ziemlich mürber Sandstein mit ganz
massenhaft angehäuften Exemplaren von Chonetes sarcinu-
lata ScHaL., neben zurücktretenden sonstigen Resten.
Mächtigkeit der Zonen 2—4 etwa 45”; Fallen durch-
schnittlich 25° NW.
Dickbankiger weisser Sandstein.
an
6. Sandige Thonschiefer.
7. Bräunliche und graue schiefrige Sandsteine.
8. Thonschiefer, hellblaugrau, fahl gelb verwitternd, sehr dünn-
schiefrig, transversal geschiefert (Fallen der Schieferung
so).
9. Dickbankige weisse Sandsteine, wenig mächtig.
10. Bräunlich verwitternde, glimmerführende, dünnplattige bis
schiefrige Sandsteine.
Mächtigkeit von 5—10 etwa 70”; Fallen steil NW.
Bei dem Umstande, dass sämmtliche Schichten NW. fallen
und einseitig geneigte (überkippte) Falten in unserem Gebiete stets
nach NW. überhängen, also in beiden Flügeln südöstliches Fallen
aufweisen, ist anzunehmen, dass die Schichtenfolge dem Nord-
westflügel einer normalen Sattelfalte, die indessen in der Tiefe
trotzdem einseitig geneigt sein kann, angehört und demgemäss
das örtlich Hangende auch das wahre Hangende ist.
Aehnliche Profile liessen sich noch von einer Anzahl anderer
Punkte anführen; bei der ın den meisten Fällen unmöglichen
Orientirung nach wahrem Hangendem und Liegendem und den
fast überall vorhandenen Störungen (meist Quarzgänge) erübrigt
sich indess ihre Wiedergabe.
Dass die Schalker Schichten nicht etwa ein etwas anders
entwickeltes Aequivalent, sondern thatsächlich das Liegende der
Rammelsberger Schichten sind, geht schon aus ihrer räumlichen
Lage gegenüber den letzteren hervor. Ueberall, wo man vom
Rande des grossen Unterdevon-Sattels, von den jüngeren Hori-
zonten her, die Schichten quer zum Streichen überschreitet, trifft
man zuerst die Rammelsberger Schichten an, und erst mit der An-
näherung an die Mitte des Sattels bezw. der Specialsättel erster
Der Kahlebergsandstein. 61
Ordnung (Bocksberg, Langethalskopf-Glockenberg) gelangt man in
die charakteristischen Gesteine der Schalker Schichten, die vor
Allem die Mitte des gesammten Gebietes (Kahleberg, Schalke,
Kronsfeld, Hohestieg u. s. w.) zusammensetzen und demnach mit
grosser Wahrscheinlichkeit als Sattelkern anzusprechen sind. Be-
sonders instructiv sind in dieser Beziehung die Verhältnisse auf
dem überkippten Nordwestflügel. Im tief eingeschnittenen Gose-
thale z. B. befindet man sich am Westfusse des Herzberges in den
Rammelsberger Schichten, während man beim Anstiege von hier auf
den Rücken des Herzberges in die unverkennbaren Schalker
Schichten gelangt, die in Folge der am Nordhange des Berges ent-
lang streichenden Verwerfungen, an denen ein Absinken der süd-
lich anstossenden Schichten stattgefunden hat, local sogar in räum-
liche Nähe der Calceola-Schiefer gerückt sind.
Das Gleiche wiederholt sich am Rammelsberge, am Schleif-
steinthalsberge, am Bocksberge und anderwärts. Ein Auftreten von
Bänken der Schalker Schichten in Aufschlüssen der Rammelsberger
Schichten beobachtet man ebeuso wenig wie das Gegentheil, ob-
wohl man bei der Annahme einer gegenseitigen Vertretung gerade
ein derartiges Verhalten erwarten müsste. Die thatsächlich zu be-
obachtenden Schwankungen in der Sedimentation sind wesentlich
quantitativer Natur und beeinflussen selbst bei einem Wechsel
des Sedimentes die Fauna nicht in irgendwie nennenswerther
Weise, was sich sowohl für die Rammelsberger wie für die Schalker
Schichten nachweisen lässt; die Unterschiede in der Fauna beider
-Schichtencomplexe, die sich besonders in der grossen Zahl der
den Schalker Schichten eigenthümlichen Zweischaler deutlich aus-
prägen, können also nicht auf Rechnung der doch immerhin ver-
hältnissmässig geringfügigen Gesteinsverschiedenheit gestellt werden.
Die kräftigste Stütze findet indess die Auffassung, dass die
Schalker Schichten einen besonderen Horizont im Liegenden
der Rammelsberger Schichten bilden, in dem Vergleich der ober-
harzer Schichten mit denen des rheinischen Unterdevons. Die
Oberen Coblenzschichten verhalten sich petrographisch und fau-
nistisch zum unterlagernden Coblenzquarzit ebenso, wie die
Rammelsberger Schichten zu den Schalker Schichten; und an der
62 Stratizraphie.
Aequivalenz der Oberen Coblenzschichten (excl. des Grenzhorizontes
zum Mitteldevon) und der Rammelsberger Schichten einerseits,
des Coblenzquarzits und der Schalker Schichten andererseits ist füg-
lich nicht mehr zu zweifeln (s. u.).
Aufschlüsse im Gebiete der Schalker Schichten sind durch die
ausgedehnten Weganlagen, besonders in der Goslarer Stadtforst,
die vielfach auch versteinerungsreiche Bänke angeschnitten haben,
in dem ganzen Gebiete zahlreich vorhanden; auf der Ostseite des
Gosethales sind hier zu nennen der Steinweg und der Herzberger
Weg, weiter der Schalker Weg (Ostseite des Herzberges), der
Pfeifenweg und Fastweg am Rammelsberge, die verschiedenen
Wege am Gingelsberge, Brautstein u. s. w. Im Süden der Wasser-
scheide zwischen der Gose und dem Weissen Wasser liefern ausser
dem oben erwähnten Wasserrisse im oberen Ende des Schalker
Thales die alteı Kunstgräben am Westhange und ein neuer Holz-
abfuhrweg anı Osthange des genannten Thales, ein ebensolcher an
dem Westhange der Moseskappen mehr oder minder gute längere
Aufschlussstrecken, abgesehen von hier und da zerstreuten, meist
kleinen Steinbrüchen zur Gewinnung von Wegebesserungsmaterial.
Am Kahleberge mit Ausnahme seines Südfusses, sowie auf dem
Plateau der Schalke und des Kronsfeldes, denjenigen Punkten, die
in älterer Zeit neben dem Rammelsberge als Versteinerungsfund-
punkte allein bekannt waren bezw. in der Litteratur aufgeführt
wurden, sind nennenswerthe Aufschlüsse nicht vorhanden; die in
den älteren Sammlungen von hier befindlichen Reste sind sämmtlich
aus losen versteinerungsreichen Blöcken gewonnen worden, die
ehedem in weit grösserer Zahl als heute an dem Kammwege vom
Auerhahn über die Schalke nach dem Kronsfelde und am Wege
von Zellerfeld über den Kahleberg nach der Schalke, sowie im
obersten Schalker Thale unterhalb des grossen Wasserrisses sich
fanden. Auch die besonders im Göttinger Museum zahlreich be-
findlichen Reste aus den Schalker Schichten des Bocksberges
stammen aus losen Blöcken, die nach dem Abtriebe des alten Be-
standes am jetzt mit dichter Fichtenschonung bedeckten südwest-
lichen Bocksberghange ausgebeutet wurden.
Wie selbstständig trotz der grossen Zahl gemeinsamer Arten
Der Kahlebergsandstein. 63
die Fauna der Schalker Schichten gegenüber derjenigen der
Rammelsberger Schichten dasteht, zeigt ein Blick auf die unten
folgende Liste, in der ich den Versuch gemacht habe, die mir be-
kannte Fauna des Kahlebergsandsteins in ihrer Vertheilung auf
die drei unterschiedenen Horizonte darzustellen. Im Grossen und
Ganzen dürfte das Bild, welches diese Liste giebt, zutreffend sein,
da auch die aus älterer Zeit stammenden Stücke, wie z.B. ROEMER’s
Originale, nach der Gesteinsbeschaffenheit und der Lage der Fund-
punkte meistens zu orientiren sind. Einzelne Irrthümer mögen
untergelaufen sein, und ebenso werden voraussichtlich weitere
Funde das Bild noch in manchen Punkten ändern bezw. berich-
tigen. Nicht nur bei den Zweischalern, von denen nach der
jetzigen Kenntniss fast 50 Arten den Schalker Schichten eigen-
thümlich sind, und bei den Gastropoden fallen die Unterschiede
in's Auge, sondern selbst von den Brachiopoden haben sich
einzelne Formen, wie die Scupin’sche Varietät lateincisa des
Spürifer subeuspidatus und eine weitere Varietät dieser Art, ferner
ein neuer, langflügeliger und sehr feinrippiger Spirifer aus der
Verwandtschaft des subcuspidatus bisher nur in den Schalker
Schichten gefunden; der letztere ist schon von mehreren Fund-
punkten bekannt. Bei den Zweischalern sind sogar einzelne Gat-
tungen (Cyrtodonta, Cyrtodontopsis, Uypricardella, die vereinzelten
Vertreter von Sphenotus, Palaeosolen, Allerisma) nur aus den
Schalker Schichten bekannt,- von anderen (Ütenodonta, Nucula, Nu-
culana, Ledopsis) gehört ihnen wenigstens die Mehrzahl der Arten an.
Ein Vergleich der Liste mit meiner früheren Bearbeitung der
Fauna des Kahlebergsandsteins wird zugleich einen Ueberblick
über die Fortschritte ermöglichen, die unsere Kenntniss seiner
Fauna in den letzten 16 Jahren gemacht hat; über 50 Arten sind
zu den damals aufiseführten, von denen manche anders zu benennen,
andere einzuziehen waren, neu hinzugekommen, und der Formen-
reichthum ist heute sicher ebensowenig erschöpft, wie es damals
vorausgesetzt werden konnte. Unter diesen Umständen wird eine
Neubearbeitung in abschbarer Zeit zum Bedürfniss werden.
64 Stratigraphie
Vie! besser als über die speciellere Gliederung des Kahleberg-
sandsteins sind wir heute über seine Altersverhältnisse unter-
richtet, Dank der jetzt wenigstens in den Hauptzügen allgemein
anerkannten KocH-KAyser’schen Gliederung des rheinischen Unter-
devons. Den ersten Versuch einer genaueren Altersbestimmung
des Kahlebergsandsteins stellte E. Kayser 1881 an (Zeitschr. d.
Deutsch. geol. Ges. 33, S. 617 ff.); er fand, dass seine Fauna einen
mitteldevonischen Anstrich habe, stellte ihn an die obere Grenze
des Unterdevons und parallelisirte ihn mit C. KocH’s Oberen Coblenz-
schichten. Demgegenüber versuchte ich drei Jahre später den
Nachweis zu führen, dass der Kahlebergsandstein tiefer hinab-
reiche als die Oberen Coblenzschichten und verglich meine damalı-
gen »Speciosus-Schichten« mit den obersten Unterdevonschiefern
im Liegenden der Wissenbacher Schiefer, den »Oberen Haupt-
spiriferensandstein« (Kammelsberger Schichten) mit den Oberen
Coblenzschichten und den »Unteren Hauptspiriferensandstein« (Schal-
ker Schichten) mit Kocn’s Stufe der Chondritenschiefer, die nach
ihm zwischen den Oberen und Unteren Coblenzschichten liegen
sollte. Der letztere Missgriff erledigte sich durch den von E.
Kayser (Jahrb. d. Geol. Landesanstalt für 1884, S. LIV) geführten
wichtigen Nachweis, dass an Stelle der als besondere Stufe weg-
fallenden »Chondritenschiefer« in dem Gliederungsschema des
rheinischen Unterdevons der von Koch seiner Lagerung nach ver-
kannte OCoblenzquarzit zwischen Obere und Untere Ooblenzschichten
einzuschalten sei. Gleichzeitig modificirte KAYSER seine frühere
Auffassung dahin, dass ein Theil des oberharzer Spiriferensand-
steins dem Coblenzquarzit entspreche und schloss sich 1859
(Fauna des Hauptquarzits, S. 111/112) auch meiner oben ange-
führten Parallelisirung der »Speciosus-Schichten« und des »Oberen
Hauptspiriferensandsteins« an, indem er zugleich meinen »Unteren
Hauptspiriferensandstein« ausdrücklich für das Aequivalent des
Coblenzquarzits erklärte. Die Richtigkeit des Vergleiches der
drei Horizonte des oberharzer Unterdevons mit den genannten
rheinischen Schichtencomplexen liegt so auf der Hand, dass von.
keiner Seite Widerspruch erhoben worden ist; speciell haben
F. von SANDBERGER und F. FrRECH sich mit ihm einverstanden
EEE
Der Kahlebergsandstein. 65
erklärt, der letztere noch neuerdings in der Lethaea palaeozoica 11. 1.
S. 156.
Rechnet man mit Kayser und FrEcH den faunistisch mit
den Oberen Coblenzschichten eng verknüpften Coblenzquarzit als
tiefstes Glied zu der »Oberen Coblenzstufe«, so entspricht dieser,
wie FRECH a. a. O. zutreffend bemerkt, der Kahlebergsandstein
in seiner Dreigliederung, und zwar sind zu parallelisiren:
Harz: Rhein:
Schichten mit Spirifer speciosus. »Oberste« Coblenzschichten.
(Zone des Spirijer speciosus
und des Pentamerus rhenanus
FREcH a.a.0. S. 1542),)
; Rammelsberger Obere Coblenzschichten s. str.
: Schichten. s Spirijer paradozus
Schichten Schichten (Zone de ijer paradozu
ne ., 2.22.00, 5.152)
mit Spirifer
paradozus
(Zone des Homalonotus gigas
= Schiehten. Coblenzquarzit.
aa, (25,130)
Bei der Vergleichung ist indessen zu berücksichtigen, dass
die Fauna des oberharzer Unterdevons in mancher Hinsicht sehr
bemerkenswerthe Verschiedenheiten gegenüber derjenigen des
rheinischen oberen Unterdevons erkennen lässt, insofern zahlreiche,
z. Th. sehr häufige Arten des letzteren im Harze fehlen, denen
eine Anzahl bislang nur aus dem oberharzer Unterdevon bekannt
gewordener Formen gegenübersteht. So fehlen im Oberharze bis-
lang, um nur einige zu nennen, Strophomena piligera, Spirifer arduen-
nensis, Spirijer carinatus typus, die rheinischen Arten der Gattung
Athyris, vor Allem A. undata, Rhynchonella pila, Meganteris_Archiaci,
die meisten Pterinaeen, die Gattungen Actinodesma, @osseletia
und Grammysia u. A. m. Die dem Öberharze eigenthümlichen
Formen vertheilen sich besonders auf die Gastropoden und vor
Allem die Zweischaler, an denen der Kahlebergsandstein verhältniss-
%) Dass P. rhenanus hier zu streichen ist, habe ich in meiner Mittheilung:
»Zur Frage nach dem geologischen Alter des Peniamerus rhenanus« im Jahrb.
d. Geol. Landesanstalt für 1899 dargethan.
Neue Folge. Heft 30. =)
66 Stratigraphie.
mässig reicher ist als die entsprechenden rheinischen Schichten,
Dagegen finden sich unter den Brachiopoden nur ganz wenige
eigenthümliche Formen, und man kann die Brachiopodenfauna des
Kahlebergsandsteins geradezu als eine verarmte Obercoblenzfauna
bezeichnen.
Was zunächst die Schichten mit Spürifer speciosus anlangt,
so lässt sich ihre Aequivalenz mit dem oberen Grenzhorizonte des
rheinischen Unterdevons mit aller Schärfe aussprechen. Ist auch
die petrographische Ausbildung des letzteren zum Theil abweichend,
besonders in den Fällen, wo sich an der Grenze von Unter- und
Mittelldevon der Uebergang von der Brachiopodenfacies zur Am-
monitidenfacies vollzieht!), ein Wechsel, der im Oberharze ja erst
innerhalb des unteren Mitteldevons eintritt, so stimmt doch der
faunistische Habitus beider Schichtencomplexe durchaus überein.
In allen Fällen handelt es sich um Schichten mit einer nicht mehr
rein unterdevonischen, sondern mit mehr oder minder zahlreichen
mitteldevonischen Elementen durchsetzten Fauna.
Von den letzteren sind zu nennen als Arten, die auch in den
äquivalenten Schichten des Öberharzes vorkommen, Anoplotheca
lepida Gr., Spirifer speciosus aut., Spirifer aculeatus SCHNUR, Rhyn-
chonella Orbignyana VERN., Leptaena lepis BR.; zu ihnen. gesellen
sich mehrorts noch andere Formen des eifeler unteren Mitteldevons,
wie z. B. Spirifer elegans STEIN., vereinzelt auch Vertreter der im
Ruppachthale, bei Haiger, bei Olkenbach über dem Unterdevon
folgenden Wissenbacher Schiefer, so z. B. Puella bellistriata KAys.
Im Uebrigen sind die Verhältnisse, unter denen sich der
Uebergang vom Unterdevon zum Mitteldevon im rheinischen Ge-
birge vollzieht, noch nicht hinreichend genau erforscht; die
»Obersten Coblenzschichten« sind bislang überhaupt erst von ver-
hältnissmässig wenigen Punkten bekannt, und hier hat eine genaue
systematische Untersuchung der Grenzschichten beider Formations-
!) Das Vorkommen der in diesen Fällen an der Grenze beider Formations-
abtheiluugen auftretenden Schiefer mit Kieselgallen bei Coblenz dürfte den
Schluss rechtfertigen, dass auch hier über dem Unterdevon ehemals nicht die
eifeler Brachiopodenfacies, sondern die Ammonitidenfacies des unteren Mittel-
devons vorhanden war.
Der Kahlebergsandstein. 67
abtheilungen nicht stattgefunden, vielmehr stammen die bekannt
gewordenen Faunen aus besonders versteinerungsreichen Bänken
und weisen mannigfache Abweichungen im Einzelnen von einander
auf, ein Umstand, den Frecn!) jedenfalls zutreffend auf unter-
geordnete Altersverschiedenheiten zurückführte. Auch die im
ersten Augenblick auffällige Thatsache, dass in den Listen der in
Frage kommenden rheinischen Fundpunkte weder Pentamerus
hereynicus, noch Conocardium cuneatum — FRECH giebt allerdings
von Haiger ein Conocardium aff. Bocksbergensi HALF. (= cuneatum
A. R.) an —, noch Calceola sandalina vorkommen, erledigt sich
wohl durch die vorläufig noch recht unvollständige Kennntniss der
»Obersten Coblenzschichten«. Dass sie mindestens dort vorhanden
sein werden, wo über dem Unterdevon die Üalceola-Schichten
folgen, geht einerseits aus dem Vorkommen des (Conocardium
cuneatum im tiefsten eifeler Mitteldevon, andererseits aus dem
wichtigen Nachweise BECLARD’s?) hervor, dass bei Grupont in
Belgisch-Luxemburg als Grenzschichten der unterdevonischen
Grauwacke von Hierges gegen die Calceola-Schichten (schistes
de Couvin) eine Folge von grünlichgrauen, grobschiefrigen Schiefern
mit Kalkknollen auftritt, die alle drei genannten Arten beherbergt.
Eine hangende Bank enthält Conocardium cuneatum, Pentamerus
hereynicus und Calceola sandalina, ausserdem Phacops latifrons
Burm., Platyceras priscum GF., Spürifer speciosus aut., Orthis
striatula SCHL., Strophomena interstrialis PHILL., Favosites Gold-
Jussi M. E. H. und andere Korallen. In einer anderen, wenige
Meter südlicher auftretenden, wohl liegenden Bank“:fand sich
Pentamerus hercyniceus und ausserdem Spirifer cultrijugatus F. R.,
Spirifer daleidensis F. R., Rhynchonella Orbignyana VERN. u. A. m.
Augenscheinlich handelt es sich hier wie bei der die drei
Arten enthaltenden Doppelbank des Öberharzes um die aller-
hangendsten Bänke des Unterdevons.
Weniger präcise als die Gleichstellung der Schichten mit
Spirifer speciosus und der »Obersten Coblenzschichten« lässt sich
I) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 41, S. 219.
?) Bull. de la soc. belge de geol. pal&ont. et hydr. 1887, S. 189.
H*
68 Stratigraphie.
die Aequivalenz der Rammelsberger Schichten und der Oberen
Coblenzschichten im engeren Sinne, der Schalker Schichten und
des Coblenzquarzits aussprechen, und zwar einerseits wegen der
noch nicht möglichen scharfen Abgrenzung beider harzer Schichten-
complexe gegen einander, dann aber auch wegen der noch nicht
gelösten Frage nach der oberen Grenze der Oberen Coblenz-
schichten bezw. ihrer Abgrenzung gegen die »Obersten Coblenz-
schichten«, gegen die sich manche Fachgenossen überhaupt ab-
lehnend verhalten !).
Die Parallelisirung gründet sich sowohl auf die petrographische
Beschaffenheit wie die Fauna beider Schichtencomplexe. Die
Rammelsberger Schichten gleichen petrographisch im Allgemeinen
den oberen Coblenzschichten, manche Gesteine sind ım Hand-
stück sogar nicht von einander zu unterscheiden, und auch die
charakteristischen dunkel verwitternden bezw. ausgelaugten Kalk-
sandsteine der harzer Schichten kehren in genau gleicher Be-
schaffenheit in den Oberen Coblenzschichten wieder. In derselben
Weise erinnern die hellfarbigen Sandsteine der Schalker Schichten
an den Ooblenzquarzit, wenn sie auch die massige Entwicklung
des letzteren, der indessen wie die Schalker Schichten auch
mürbe zerreibliche Sandsteine enthält, nicht erreichen. Was die
Fauna angeht, so ist für den Harz das Fehlen der für ältere
Schichten als Coblenzquarzit bezeichnenden Versteinerungen, in-
sonderheit der Rensselaeria strigiceps F. R. und des Tropidoleptus
rhenanus FRECH (Strophomena laticosta aut.) von ausschlaggebender
Bedeutung. Zwar beherbergen die Schalker Schichten zwei Arten
der im rheinischen Devon oberhalb der Unteren Coblenzschichten
nicht bekannten Gattung Cypricardella, indessen möchte ich darauf
kein allzugrosses Gewicht legen, da diese sich der Beobachtung bis
ganz neuerdings entzogen haben, und ihr vereinzeltes Vorkommen
im Coblenzquarzit nicht von vornherein als ausgeschlossen gelten
kann. Hat mir doch Herr LoRETZ Vertreter der Gattung Cypri-
!) Für den Oberharz muss gegenüber vielfachen Angaben aus dem rheini-
schen Gebirge betont werden, dass mitteldevonische Elemente sich nur in den
Schichten mit Spirifer speciosus finden, dagegen nicht in den durch Spirifer
paradoxwus charakterisirten Schichten.
Der Kahlebergsandstein, 69
cardella aus Schichten des Sauerlandes gezeigt, die nach ihm dem
unteren Mitteldevon angehören würden. Im Uebrigen stimmt die
Fauna der Schalker Schichten mit ihren zahlreichen Zweischalern, von
denen sich eine ganze Anzahl charakteristischer Arten, darunter
vor Allem die häufigen Myophorien, im Ooblenzquarzit wiederfindet,
sehr gut mit derjenigen des letzteren überein, der auch den in den
Schalker Schichten nicht seltenen Spirifer auriculaius SANDB.
(Coblenz; nach FRECH auch im Kondelwalde) bereits enthält.
Paläontologisch ist der Coblenzquarzit mit den Oberen Co-
blenzschichten innig verknüpft; die von mir 1895 (Abhandl. d. Geol.
L.-A.,N. F. 17, S. 463 £.) und FRECH (Lethaea palaeozoica II. 1,
S. 151, 1897) als auf den Quarzit beschränkt genannten wenigen
Arten sind theils Seltenheiten, theils kommen sie, wie ich das seit-
dem für Myophoria Roemeri BEUSH. feststellen konnte, auch in den
Oberen Coblenzschichten noch vor (Mielen), und besonders enthält
seine artenarme Brachiopodenfauna keine eigenthümlichen Arten,
sondern nur solche der Oberen Coblenzschichten.
Diese Verknüpfung der Fauna des Coblenzquarzits mit der-
jenigen der Oberen Ooblenzschichten ist noch wesentlich enger, als
das mit den Schalker und den Rammelsberger Schichten der Fall
ist, wenn man auch mit der Wahrscheimlichkeit rechnen muss,
dass manche heute auf die ersteren beschränkt erscheinenden
Formen später auch in den höheren Schichten noch werden ge-
funden werden. Die Zahl der bislang nur aus dem oberharzer
Unterdevon bekannten Arten, die seiner Fauna zusammen mit dem
Fehlen häufiger und bezeichnender Formen des rheinischen Unter-
devons ihr charakteristisches Gepräge verleihen, ist in den Rammels-
berger Schichten verhältnissmässig geringer als in den Schalker
Schichten, und die Fauna der ersteren besitzt einen so ausge-
prägten Obercoblenzcharakter, dass man auch ohne die Ueber-
lagerung durch die Schichten mit Sperifer speciosus zu einer
Gleichstellung der Rammelsberger Schichten mit den Oberen
Coblenzschichten gelangen würde. '
Die Abweichungen in der verticalen Verbreitung mancher
Formen im Harze und am Rheine dürften in den meisten Fällen
nur scheinbar sein und durch spätere Funde eine Üorrectur er-
70 Stratigraphie.
fahren; ist doch selbst die Umgegend von Coblenz, das Dank den
Untersuchungen MAURER’s und vor Allem FOLLMAnN’s bestbe-
kannte Unterdevongebiet im ganzen rheinischen Schiefergebirge,
noch nicht so genau durchforscht, dass die Vertheilung der
Arten auf die einzelnen Schichtencomplexe als endgültig fest-
gestellt selten könnte). In erster Linie dürften die Berichtigungen
jedoch den Kahlebergsandstein betreffen (vergl. oben S. 63).
Mit dem Hauptquarzit des Unterharzes, der auch am Bruch-
berge im südöstlichen Oberharze noch einmal wieder auftritt, ist
ein Vergleich des Kahlebergsandsteins nur schwierig durchführbar,
da genaue Profile des ersteren mit Anschluss an Liegendes und
Hangendes gerade aus solchen Gebieten, in denen er eine be-
trächtlichere Mächtigkeit erlangt, wegen der mangelhaften Auf-
schlüsse auf der Hochfläche des Unterharzes bislang fehlen und
ausserdem seine Fauna sich im Gegensatze zum Kahlebergsandstein
eng an die des rheinischen Unterdevons, besonders Daleiden, an-
schliesst. E Kayser hat in seiner Bearbeitung der Fauna des
Hauptquarzits (Abh.d. Geol. L.-A., Neue Folge Heft 1, S. 111/112)
auf den letzteren Umstand besonders hingewiesen und hervorge-
hoben, dass nur eine geringe Zahl von Arten dem Hauptquarzit
und dem Kahlebergsandsteine gemeinsam sind, und zwar sind dies
ganz allgemein verbreitete Arten des oberen Unterdevons. Dieselbe
Beobachtung machte ich bei der Untersuchung der vom Bruch-
berge bekannt gewordenen kleinen Hauptquarzitfauna (Jahrb. d.
Geol. L.-A. f. 1896, S. 282 ff.), die zudem das Vorkommen einiger
weiteren aus dem Kahlebergsandsteine nicht bekannten Arten des
rheinischen Unterdevons ergab. Da die KAyser’sche Auffassung,
') Zur Entscheidung der noch immer strittigen Frage, wie hoch das Profil
des Unterdevons bei Coblenz hinaufreicht, bezw. ob die oberen Grenzschichten
desselben noch vertreten sind, dürfte es sich insbesondere empfehlen, die über
den Grauwackensandsteinen der Oberen Coblenzschichten noch folgenden Schiefer
mit Kieselgallen einer systematischen Untersuchung zu unterziehen (Laubachthal,
Burg Lahneck u. s. w.), da diese für den Grenzhorizont des Unterdevons gegen
das Ammonitiden führende Mitteldevon vielorts charakteristisch sind (Olkenbach,
Nassau, Kellerwald, Unterharz). Innerhalb dieses Schichtencomplexes vollzieht
sich der faunistische Uebergang. Ob eine kartographische Aussonderung oder
auch nur eine Abtrennung der »Obersten Coblenzschichten« möglich ist oder
nicht, ist dabei ganz gleichgültig.
Der Kahlebergsandstein. zul
dass die Fauua des Hauptquarzits auf Obere Cobienzschichten und
innerhalb dieser vielleicht auf einen der höchsten Horizonte deute,
nur als zutreffend erachtet werden kann, so wird man, wie ich das
a. a.0.S. 303/304 schon kurz ausgeführt habe, den Hauptquarzit
mit dem oberen Theile des Kahlebergsandsteins,; den Schichten mit
Spirifer speciosus und den Rammelsberger Schichten (z. Th.?)
parallelisiren können, wobei allerdings hervorgehoben werden muss,
dass in seiner bisher bekannten Fauna Anzeichen eines Ueber-
gangshorizontes zum Mitteldevon fehlen. Indessen beruht das
jedenfalls nur auf äusseren Ursachen; am Bruchberge, wo der
Hauptquarzit von Wissenbacher Schiefern überlagert wird, erfolgt
der Uebergang zu den letzteren in normaler Weise durch Kiesel-
gallenschiefer, in denen M. Koch eine Mischfauna nachwies (BEUS-
HAUSEN u. KocH, Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1898, S. XXXVII £.).
Einen den Schichten mit Spirifer speciosus_ vergleichbaren Ueber-
gangshorizont wird man nur da erwarten dürfen, wo über dem
Hauptquarzit nicht direct die Wissenbacher Schiefer, sondern erst
noch Calceola-Schiefer folgen.
Tabellarische vorläufige Uebersicht über die Fauna
des Kahlebergsandsteins.
Namen der Arten
Homalonotus gigas A.R. .
Oryphaeus laciniatus F. R.
» nSEsp: R
Phacops Schlotheimi Br. .
» sp.
Proetus sp.
Acidaspis sp. .
Oyphaspis sp.
Bronteus intumescens A.R. .
» sp.
Orthoceras planiseptatum Sanne.
» crassum A. R.
» alternans A. R.
» SP.
Jovellania triangularis A. \V.
Oyrtoceras compressum A. R.
Tentaculites Schlotheimi Kor.
» alternans A. R..
Coleoprion gracilis SAND.
» arenarius A.R. .
Euomphalus oxygonus A. R.
» aff. concavus A. R.
”» SP.
Schichten
mit Spirifer
speciosus
++
++ +++++
Sehiehten
mit Spirifer paradoxus
ee Schalker
Sehichten Schichten
Re +
Di +
—+
—
+
\ +
a +
—+
+
—
7 +
= +
—
= 2.
Je +
—+
—
Der Kahlebergsandstein. 73
| Schiehten
Schichten | mit Spirifer paradozus
Namen der Arten me Spizijer | Bammels |
mai” Name gie
| Schichten
Pleurotomaria striata Gr. Sr
» ? tricincta A. R. Se => u
» ? najas Trunkn. . +
» n. Sp. Ir
» SI. 0 0 © AT
Murchisonia Nessigi A. R. Sn ==
» sp. aff. Nessigi . te
» aff. angulata A. \V. -
» SD Er 7
Salpingostoma Goslariense A. R. SF IE
Bellerophon macromphalus A. R. . SF =+
» tumidus SANDR. . | tr ie
» bisulcatus A. R. | = ai
>» acutus SANDE. ST
» carina Beusn. Sr
» n. SP. +
» Ssp- Ehe ie nr
Turbo subangulosus A. R. ir SF
Den esp-r ai Lig
Trochus n. sp. SF
Loxonema angulosum A. R. . I
» Junatum A. R. + +
» n. Sp. Ze
» sp. a
Macrochilina ? sp. . ann
Platyceras Kahlebergense Brusn. Sr Sr
» crassum Trexgn. . in >
» sp. a
Aviculopecten gracilis Beusn. +
» perovalis Beusn. . + +
» Jugleri A. R.. ai Sr
Du: hercynicus Beusn. ar
Avieula concentrica A. R. 3 air Se
74 Stratigraphie.
_ Sehichten.
Schichten | mit Spirifer paradowus
in EIER : 3
Namen der Arten | a Schalker
‚ Sehichten Schiehten
Pterinaea costulata AR. . . . + ee An
» fasciculata Gr. . an =E
» ventricosa Gr. Ir tr
SD EL Sr
Cyrtodonta declivis A. R. +
» Beyrichi Beusn. . . . ; +
» Kayseri Beusn. ar
orbieularis Frecu Sr
Oyrtodontopsis Halfari Frech S-
Mochola, antıqua Ge Sn er E | SF =r
Myalina aff. bülsteinensis F. R. . | =
Modiomorpha compressa A. R. SF Sr
» elegans Brusn. SF =
» ovata Beusn. . == Sin
» eximia Beusn. S- Zr
» ? robusta Beusn. . + .
> lamellosa SAnDe. . —- Sr
» Danerti Beusn. ==
» np ng
» n. sp. 2. =
Gtenodonta oblongata Bzusu. . . + = #
» obovata Beusn. SF ur
» trigona Beusn. Sr SIE
» insignis Brusn. Ir a
> aff. megaloptera Brusn. ie
» occulta Beusn. 2
» neglecta Beusn. at-
» hercynica Beusn. ah
» aff. unioniformis SAnDe. Ir ce
» Roemeri Bzusn. . Sr
» arenacea Beusn. . nr
> laevis Beusn. . ae
» curta Beusn. . te
Der Kahlebergsandstein.
Namen der Arten
Ctenodonta speciosa Beusn. :
» (Koenenia) Lasü A. R.
Oueullella solenoides Gr.
» truncata Stein.
Nucula Krachtae A. R.
» Kahlebergensis Brusn.
» hercynica Beusn. .
» ef. grandaeva Gr.
» tunuida A. R.
» rhamphodes Beusn.
» ef. confluentina Beusn. .
Nuculana securiformis Gr.
» Ahrendi A. R..
> congener Beusu.
» mira Beusn.
» hercynica BeusnH.
Ledopsis ef. callifera Brusn.
» rectangularis Buusn.
» trigona Beusn.
» rostrum BEusnH. .
» perobligua Beusn.
» aequalis Beusn. .
Myophoria Roemeri Beusn. .
» Kahlebergensis Beusn. .
» minor Beusn..
» SP- Sure 8.1.09
» injlaroeN hr:
» carinata A. R.
» obrotundata Beusn. .
» sp.
» . ovalıs Ker.
» Mehlisi A. R. .
» elongata Beusn, .
(6)
Schichten
Schichten mit Spirifer paradozus
Ä 2
ee | we | a:
Schichten ulm
N,
=F SF
+ +
E= .
+ +
4 +
+
ER
+
ae
—
-+ a In
m
--
28
Sr Se
—
2
+
Sr ==
ur +
Ar + =
ar
S- ==
+ =r
S- ==
28
-H
+
4
76 Stratigraphie.
| Schichten
Schichten | mit Spirifer paradozus
Namen der Arten mit Spirifer Rammels- Schalker
speciosus berger
Schichten Schichten
+
Cypricardella n. sp.1.
+
» D. SP.»
> ? simplex Beusn. .
Prosocoelus vetustus A. R.
> priscus A. R.
+++
» complanatus Ker.
» orbicularıs Beusn.
» Groddecki Beusn.
» ellipticus Beosn. .
++ +++44+
Paracyclas rugosa Gr... . . . . al
Goniophora Hauchecornei Beusn. .
++
» nassoviensis Kays. a
aff. Stürtzi Brusn. . . —-
Sphenotus n. sp.
» 2? devonicus Beusn.
Palaeosolen cf. eifeliensis Brusn.
++ ++
Allerisma sp. .
Conocardium cuneatum A.R. . . +
+
Dielasma inaequale A.R. . . . - SF
Atrypa retieularis L. var. squamifera
+ +
Anoplotheca lepida Gv.
Nucleospira lens Scuxur var. mar-
ginata . .
Athyris sublaevis A. R.
Cyrtina heteroclita Durr.. . . . +
++ 4
-
Spirifer paradozxus Scur.
» speciosus aut... -. . . . ze
» cf. arduennensis Scuxur? .
» carinatus SCHNUR var. .
» subcuspidatus Schnur . . Er
++ ++
+
» > » lateincisa
|
|
» » var. alata . ?
+
++
» hystericus aut.
Der Kahlebergsandstein.
ur
Namen der Arten
Spirifer n. sp. aff. subcuspidatus
» Jaekeli Scur.
» aculeatus SCHNUR
» auriculatus SANDB.
» cultrjugatus F. R.
) curvatus SCHL.
Pentamerus hercynicus HAur. (= Spi-
rijer productoides A. R.)
Rhynchonella daleidensis F. R. .
» Orbignyana \VeERrn.
» SPEeh are
Strophomena inflata A. R.
» interstrialis Puıur.
» rhomboidalis Wircx. .
» sp. -
» Spre
Leptaena lepis Br.
» aff, irregularis F. R. .
Orthothetes umbraculum Scur.
Orthis hysterita GmeL. .
» striatula ScuL. . .
» ef. dorsoplana Frecn .
Chonetes sarcinulata Sen.
» » var..
» subquadrata A. R.
» plebeia Scnn.
» drlatata F.R..
Craniella cassis ZeıL.
Fenestella sp. sp.
Retepora sp.
Rhipidocrinus sp.
Otenocrinus decadactylus Grw. var.
hercynica
Schichten
mit Spirifer
speciosus
4
++
4
Schichten
mit Spirifer paradoxus
wa | Schalker
Schichten | Schichten
—
—_ +
+ +
+ +
+ n-
== +
+ ?
—
—
4 --
+ =
Sr
-H 4-
—+
+ +
ı +
==
—
—-
+ +
78
Stratigraphie.
Namen der Arten
Acanthocrinus longispina A. R.
Cupressocrinus Urogalli A. R. .
» Oyathocrinus« brachydactylus A. R
Oyathophyllum heterophyllumM.E.H.
mut. progona Frech
Hallia montis caprilis Frech
Zaphrentis? sp.
Calceola sandalina Lan.
Pleuroaictyum problematieum Gr.
Favosites SP. .
Stromatopora sp.
Schiehten
mit Spirifer
speciosus
++ 44
Schichten.
mit Spirifer paradoxus
en Schalker
Schichten Schichten
?
?
+
ar
II. Das Mitteldevon.
I. Die Calceola- Schiefer.
Die Calceola-Schiefer, deren Selbstständigkeit ROEMER schon
1849 erkannt hattel), begleiten als schmale Bänder den grossen
Unterdevonsattel in seinem ganzen Umkreise mit Ausnahme der
Bruchränder im SW. und NÖ.; sie treten ferner innerhalb des-
selben als z. Th. recht schmale, kaum noch als solche erkennbare
Mulden auf; nur an wenigen Stellen und zwar stets nahe dem
Itande des Unterdevonsattels ragen sie auch zwischen den jüngeren
Schichten heraus. Ihre Abgrenzung, die wegen ihrer geringen
Mächtigkeit und der nicht überall gleichartigen Gesteinsbeschaffen-
heit oft schwierig ist, wird durch die charakteristische Fauna wesent-
lich unterstützt.
Die Calceola-Schiefer bestehen aus einem Wechsel von Schie-
fern und Kalken, zu denen sich ganz untergeordnete und nicht
allgemein verbreitete Sandsteine gesellen. Die Schiefer bekommt
man über Tage fast nie in frischem Zustande zu Gesicht, da sie leicht
verwittern und nur in diesem Zustande (als Decklage der Strassen-
beschotterung) Verwendung finden; deshalb wird ihre Gewinnung
stets eingestellt, sobald sie fester zu werden beginnen. Im Ver-
witterungsboden erscheinen die Oalceola-Schiefer im Allgemeinen
als schmutzig ockergelbe bis braune, seltener gelblich- bis dunkel-
graue, milde, meist schiefrige Gesteine, die bröcklig, flaserig oder
undeutlich griffelig zerfallen und meist. kleinlöcherig aussehen, eine
) Das erste Exemplar von Calceola sandalina wurde im Harze durch den
Bergamts-Assessor, späteren Bergrath Schuster um das Jahr 1840 gefunden,
und zwar an der Nordostseite des Mittleren Schalker Teiches.
80 Stratigraphie.
Folge der Auswitterung sehr zahlreicher, ehemals verkalkter
Petrefacten, insbesondere Orinoidenstielglieder.
Die Schiefer sind fast immer kalkig und in einigermaassen
frischem Zustande von blaugrauer Farbe, nehmen bei beginnender
Verwitterung einen Stich in’s Berggrüne an und sind verwittert
gewöhnlich fahl ockergelb und von mergeliger Beschaffenheit,
seltener dunkelfarbig. Winzige, selten und vereinzelt etwas
grössere weisse Glimmerschüppchen verleihen ihnen auf den
Schieferungsflächen einen charakteristischen matten Schimmer.
Auf dem Querbruche erscheinen sie oft fein grünlich- und bräun-
lichgrau gebändert. Vorherrschend ist eine etwas flaserige Trans-
versalschieferung, die bei ihrer milden Beschaffenheit ihr bröck-
liges Zerfallen herbeiführt; besonders nach dem Hangenden zu sind
sie dagegen gewöhnlich geradschiefriger und zugleich dünnschie-
friger, verwittern weniger und können dann den über ihnen fol-
genden Wissenbacher Schiefern petrographisch ähnlich werden.
Die Kalke der Üalceola - Schiefer, die besonders auf der
Ostseite des Unterdevons sehr zahlreich, ja local gegenüber den
Schiefern fast überwiegend auftreten, bilden lange Linsen oder
Knollen, die nur im Anschnitte bankförmig erscheinen. Ihre
Mächtigkeit wechselt von wenigen Centimetern bis gegen 1".
Auch sie sind meist flaserig transversal geschiefert und gehen bei
der Verwitterung daher oft scheinbar ganz unmerklich in die sie
einschliessenden kalkigen Schiefer über, von denen sie jedoch durch
die meist flacher geneigte und gröbere Schieferung sowie eine oft
grellere Verwitterungsfarbe zu unterscheiden sind. Sie haben auch
in ein und derselben Schichtenzone gewöhnlich eine etwas ver-
schiedene Beschaffenheit, sind frisch dunkelblaugrau bis aschgrau,
auch mehrfach licht graublau von Farbe, dicht bis sehr feinkörnig,
compact bis flaserig-schiefrig. Vorherrschend sind sie sehr unrein,
tlıonig, eisenschüssig, sehr feinsandig und öfters etwas bituminös.
Sie enthalten, wie die Schiefer, meist weisse Glimmerschüppchen
und zuweilen Schwefelkies-Körnchen, nahe dem Liesenden auch
grössere knollige Concretionen von Schwefelkies.
Die Sandsteine treten nur im nordwestlichen Verbreitungs-
gebiete der Calceola-Schiefer auf und zwar im liegenderen Theile
Die Calceola-Schiefer. 81
der Schichtenfolge, überall nur als eine bis etwa 1,3” mächtige
Bank, die beim Auerhahn, sowie zwischen Hahnenklee und Goslar
als allgemein verbreitet von HATLFAR nachgewiesen werden konnte.
Sie tritt in verschieden grossem, bis nahe an 20” erreichendem
senkrechtem Abstande von der unteren Grenze der Calceola-
Schiefer auf und besteht gewöhnlich aus einem frisch grau bis
blaugrau gefärbten, gelblichgrau verwitternden, feinkörnigen, milden
Sandstein mit thonig-kalkigem Bindemittel. Er enthält meist zahl-
reiche, weisse Glimmerschüppchen, sowie rundliche Brocken eines
blaugrauen zarten Thonschiefers, die vielleicht als Thongallen
wie diejenigen des Kahlebergsandsteins zu deuten sind. Oertlich
geht der Sandstein einerseits in einen krystallinisch-körnigen Kalk-
sandstein, andererseits in einen hellfarbigen Quarzit über. Sehr
zahlreiche kleine, mit Eisenocker erfüllte Hohlräume rühren theils
von der Auswitterung von Körnchen eines eisenhaltigen Carbonats,
theils von ausgewitterten winzigen Petrefacten her, meist Crinoiden-
stielgliedern. HALFAR hat dies von ihm entdeckte und »Oalceola-
Sandstein« genannte Gestein im Jahrb. d. Geol. Landesanstalt
f. 1886, S. 299 ff., näher beschrieben. u
Der Vollständigkeit halber möge endlich auch noch des ganz
vereinzelten Vorkommens eines kieselschieferartigen Gesteins
in einem dünnen Bänkchen am Kükenkorbswege am nördlichen
Hange des Herzberges gedacht werden. Das sehr auffällige Ge-
stein steht an diesem Wege 166 Schritte östlich von dem auf-
fallenden Einschnitte in der Nordabdachung des Herzberges, 24
Schritte westlich der durch einen ausgeworfenen Graben bezeich-
neten alten Forstgrenze in der Wegeböschung an, als ein steil SO.
fallendes 7,5 ®® mächtiges Bänkchen von grünlicher Farbe und
muschligem Bruch, welches von zahllosen schrägen, meist mit
Quarz und Kalkspath erfüllten Querklüften durchzogen ist. Be-
gleitet wird es von grünlichen, graugrünlichen und bläulichen,
z. Th. kalkigen Wetzschiefern und dunkelblaugrauen, ebenschie-
frigen Thonschiefern. Es wurde ebenfalls von HALrar entdeckt.
Wie schon aus der räumlich beschränkten Verbreitung der
Sandsteine hervorgeht, ist die Gesteinsbeschaffenheit und der Auf-
bau der Calceola-Schiefer nicht überall der gleiche, und zwar be-
Neue Folge. Heft 30. 6
82 Stratigraphie.
obachtet man Abweichungen in der petrographischen Entwicklung
nicht nur an weit von einander entfernten Punkten, sondern auch
auf kleinem Raume, im Fortstreichen ein und desselben Schichten-
bandes. Ganz allgemein lässt sich aussprechen, dass die Calceola-
Schiefer im südöstlichen Flügel des grossen Devonsattels und in
den verschiedenen Mulden auf seiner Südwestseite reicher an
Kalkeinlagerungen sind und auch ihre Schiefer sich meist durch
höheren Kalkgehalt auszeichnen, als auf dem Nordwestflügel von
Hahnenklee bis Goslar. Bei Hahnenklee schliesst sich die Ent-
wicklung, obwohl die Kalke schon wesentlich mehr zurücktreten,
noch eher an die ersterwähnte an, während weiter nach Nordosten
hin die Kalkeinlagerungen spärlicher werden und ihre Dimensionen
mehr und mehr zusammenschrumpfen, sodass man z. B. im Gose-
bette oberhalb des Restaurants Gosewasserfall, wo unter- und
oberhalb der die Distriete 130 und 132 (früher 100 und 102)
trennenden Schneise die Calceola-Schiefer gut aufgeschlossen sind,
ganz vorwiegend nur kleine, bis nussgrosse Kalkknollen in den
z. Th. flaserigen, z. Th. aber compacten Thonschiefern beobachtet.
Aehnlich liegen die Verhältnisse am Herzberge, wo man be-
sonders auch geradschiefrige, blaugraue Schiefer beobachtet, und
am Rammelsberge. Am Westhange des Rammelsberges, wo ein
von der Halde des Kanekuhler Schachtes nach Süden etwa hori-
zontal abgehender Fussweg das gegen 80 Schritte breite Band
der Calceola-Schiefer durchquert, zeichnen sich diese durch ihre
dickschiefrige Beschaffenheit, auffallend dunkle Farbe, die Armuth
an Kalken und die Kleinheit der nur vereinzelt zu beobachtenden
Knauern desselben aus, die über die Nussgrösse nicht hinausgehen.
Kalkreiche Lagen in den Schiefern sieht man dagegen häufiger.
Auch die Versteinerungen sind, wenn auch nicht selten, so doch
spärlicher als gewöhnlich. Von ganz ähnlicher Beschaffenheit, als
dunkle, aber mildere Schiefer entwickelt, sind die Oalceola-Schiefer
unmittelbar östlich des grossen Communion-Steinbruches. Auch
das beiderseits durch Verwerfungen abgeschnittene Band, welches
vom Communion-Grenzwege herauf — der vom Dörpkethale am
Waldrande entlang nach SW. führt — westlich des NOTHDURFT’schen
Stembruches bis über den Windeweg fortstreicht, zeichnet sich
Die Calceola-Schiefer. 83
durch vielfach dunkle Farbe, verhältnissmässig rauhe Beschaffen-
heit, den Mangel an derben Kalkeinlagerungen und Petrefacten-
armuth aus, während in dem sonst ähnlichen, die nach O. verwor-
fene Fortsetzung dieses Streifens bildenden Bande, welches im
Anstiege des Communion-Grenzweges westlich Rennenbergs Bleiche
aufgeschlossen ist, Kalke, allerdings von sehr unreiner Beschaffen-
heit, reichlich vorhanden sind, deren verwitterte Rückstände sehr
zahlreiche, leidlich erhaltene Versteinerungen enthalten.
Im Bereiche der Contactmetamorphose des Okerthal-
granits sind die Schiefer der Oalceola-Schiefer in bräunliche oder
violette, gut spaltende Schieferhornfelse umgewandelt, die nach M.
Kocn (Jahrb. d. Geol. Landesanstalt f. 1888, S. LI) aus einem sehr
feinkrystallinischen Gemenge wesentlich von Quarz und braunem
Glimmer bestehen. Die Kalke erscheinen als dichte, hellfarbige,
graue, grünlichgraue oder blaugraue, muschlig oder splittrig
brechende Kalksilicathornfelse, sehr feinkrystallinische Gemenge
von weit vorwiegendem Malakolith mit untergeordnetem (Quarz,
Epidot, Vesuvian, bisweilen auch Zoisit und Granat. Sehr kalk-
reiche Schiefer wandeln sich in durch helle Kalksilicatlagen regel-
mässig feingestreifte oder unregelmässig geflammte violette, dichte
Schieferhornfelse um. Bei mehr drusiger Beschaffenheit des Kalk-
silicatgemenges sind Neubildungen von grünem Granat und Epidot
schon mit blossem Auge wahrzunehmen. Bei der Verwitterung
überziehen sich die Kalkhornfelse mit einer ockergelben Rinde.
Mit Ausnahme der oben erwähnten Punkte kann man die Cal-
ceola-Schiefer als versteinerungsreich bezeichnen, und zwar so-
wohl die Schiefer wie die Kalke; in manchen Bänken sind die Reste
geradezu massenhaft angehäuft. Allerdings lässt ihre Erhaltung
in den transversal geschieferten Schiefern, als oft arg verquetschte
Steinkerne und Äbdrücke, häufig viel zu wünschen übrig, während
aus den Kalken, wenn sie noch einigermaassen frisch sind, die
vorzüglich erhaltenen Reste meist nur schwierig zu gewinnen sind.
Die artenreiche, indess noch nicht durchgearbeitete Fauna, welche
durch das der Häufigkeit nach entschiedene Vorherrschen der
Brachiopoden, Bryozoen, Crinoidenreste und Korallen gekenn-
zeichnet. wird, schliesst sich in ihrem Habitus eng an die des
6*
54 Stratigraphie.
eifeler unteren Mitteldevons an, mit dem sie eine grössere Zahl
von Arten gemein hat. Einen ungefähren Ueberblick giebt die
Liste am Schlusse des Abschnittes.
Als Beispiel für die kalkreiche Entwicklung der Schichtenfolge
auf dem Südostflügel des Devonsattels sei das von HALFAR auf-
genommene 110” = 132 Schritte lange Profil durch die Calceola-
Schiefer am Nordostufer des ehemaligen Mittleren Schalker Teiches
mitgetheilt. Ueber den Schichten mit Spiröfer speciosus und zwar
unmittelbar im Hangenden der Schicht 1a des oben S. 30 ff. wieder-
gegebenen Profils folgen hier von W. nach O. bis zu den Wissen-
bacher Schiefern mit einem aus h. 2.2 nach h. 3.6 drehenden
Streichen und zwischen 50 und 60° wechselndem SO.-Fallen
folgende Schichten):
1” flaserige, grünlich- und gelblichgraue Thonschiefer, 33
SO. fallend, durch ausgewitterte Petrefacten kleinlöche-
rig, in der Mitte ein 2,5 °“ dicker Streifen von derbem
Schwefelkies und im Hangenden bedeckt von einer 10 ®
mächtigen ockerigen Lage von faustgrossen Schwefelkies-
knollen.
Kalk, sehr unrein, 18 ®, 280 SO. fallend, mit Bryozoen
und Crinoidenstielgliedern, darunter Oupressocerinus Uro-
gali A. R.
2,75” blätterdünn zerfallende gelblichgraue Thonschiefer.
Kalk, transversal geschiefert, 18 ®. Euomphalus sp.,
Orthothetes umbraculum SCHL., Cystiphyllum, Calceola.
1” grobschiefrige Mergelschiefer mit zwei 5 bezw. 10
mächtigen Kalkeinlagerungen.
Kalk210
10 °® Thonschiefer.
Kalk, klotzig abgesondert, bituminös, 20 %®.. Calceola
zahlreich, ferner: Pleurodietyum sp., Einzelkorallen;
Gastropoden.
!) Die bei den Schiefermitteln angegebenen Zahlen bezeichnen die Breite des
Aufschlusses längs des Weges, die bei den Kalkeinlagerungen angegebenen
deren Mächtigkeit.
Die Calceola-Schiefer, 55
1,1” blätterdünn zerfallende gelblichgraue Thonschiefer.
Kalk, 22°®. Michelia sp. sp., Strophomena rhomboidalis
WIEck.
3 ” mergelige, gelblichgraue Thonschiefer. Spirifer speciosus aut.
Mergeliger dichter Kalk, 16”.
0,5” mergeliger Thonschiefer wie vorher.
Dünnes Kalkbänkchen.
1,3 % transversal geschieferter Thonschiefer.
Kalk,2sz:
1,1” dickschiefrige graue Mergelschiefer mit kleinen Kalk-
linsen.
Kalk, dunkel blaugrau, 23 °®, 360 SO. fallend. Atrypa
reticularis L.
1,6” graue Thonschiefer, unter der Mitte mit einer 36° SO.
fallenden, 8°® mächtigen Kalkeinlagerung.
Kalk, 28°%, transversal geschiefert.
0,5” Mergelschiefer, ockerig, kleinbröcklig zerfallend.
Kalk, 10°%, transversal geschiefert.
2” papierdünn zerfallende fahlgraue Thonschiefer mit zwei
14 und 5°® mächtigen Kalk bänkchen.
Thoniger Kalk, klotzig, 28”. Atrypa retieularis L.,
Calceola.
3” mergelige, graue Thonschiefer mit einer 8% mächtigen
Kalklinse. z
Kalk, transversal geschiefert, grell ockerfarbig ver-
witternd, 40 °%. Einzelkorallen.
Dünne Lage von Mergelschiefer.
Kalk, dunkel graublau, 12 ®.
3,5” blätterdünne, mehr geradschiefrige, graue Schiefer.
1,5" grobschiefrige, kalkreiche, ockergelbe Mergelschiefer.
3,1” blätterdünne, mehr geradschiefrige, graue Thonschiefer
mit zwei 5 und 8°® mächtigen Kalk einlagerungen am
Liegenden und zwei 12 °® mächtigen ebensolchen am
Hangenden.
1,3” papierdünne graue Mergelschiefer, oben dünnes Kalk-
bänkchen.
Stratigraphie.
1,3" ockerrothe und weisse thonige Masse.
5,5” dünn zerblätternde fahlgraue Thonschiefer mit vier
5—-6°® mächtigen Linsen von unreinem, blaugrauem,
schiefrigem Kalke.
1,5 ® grobschiefrige graue Thonschiefer mit einigen 6—7
mächtigen Kalklinsen.
1,2” ähnliche Schiefer.
3,1” dünnschiefrige Thonschiefer, ockergelb verwitternd, reich
an Calceola sandalina LAM.; mit vier 3, 23, 14 und 11 ®
mächtigen geschieferten bezw. transversal zerklüfteten
Kalkeinlagerungen.
2,4” blaugraue, wenig verwitternde Thonschiefer, durch aus-
gewitterte Petrefacten kleinlöcherig.
1” dickschiefrige Mergelschiefer mit zwei 10 und 30 °” mäch-
tigen, transversal geschieferten Kalkeinlagerungen.
2,2” blaugraue, wenig verwitternde Thonschiefer.
1,8”. grobschiefrige, kalkreiche Mergel, oben mit einer 35 ®
mächtigen, sehr unreinen, transversal geschieferten
Kalkbank.
6,2” dünn- und geradschiefrige Mergelschiefer mit sieben
5—15 °% mächtigen Kalkeinlagerungen.
Kalk, sehr thonig, transversal geschiefert, 28 ".
2” blaugraue, in’s Grünliche spielende Thonschiefer.
1” grobschiefrige, kalkreichere, ockergelb verwitternde Thon-
schiefer.
Kalk, transversal geschiefert, 16 ®.
1,85” wenig verwitternde, dachschieferähnliche, blaugraue
Thonschiefer, zu oberst mit zwei 6 und 10 °” mächtigen,
graublauen Kalkbänkchen.
0,33% grobschiefrige gelbgraue Mergelschiefer.
Kalk, transversal geschiefert, 10°”.
1,1” dünn- und geradschiefrige, wenig verwitternde Thon-
schiefer.
2” grobschiefrigere gelblichgraue, wenig verwitternde
Schiefer mit drei 8, 9 und 6°% mächtigen Kalk-
bänkchen.
2,8 m
Die Caleeola-Schiefer. ST
grobschiefrige ähnliche Schiefer (Celceola sandalina Lam.)
mit einer 62° SO. fallenden, 36 °” mächtigen Kalkbank.
Fallen der Transversalschieferung 73° SO.
Kalk, klotzig abgesondert, 11 °®.
dünnschiefrigere, leichter zerblätternde Thonschiefer mit
einer sehr dünnen Kalkeinlagerune.
grobschiefrigere, weniger verwitternde Thonschiefer mit
einem 12 °® mächtigen Kalkbänkchen.
grobschiefrige, flaserige, dunkle Mergelschiefer, grau ver-
witternd, mit Kalkknauern.
grobschiefrige, blättrig zerfallende Thonschiefer, zu
unterst mit einem unreinen Kalkbänkchen.
Kalk, zellig-löcherig.
dünnschiefriger Thonschiefer mit linsenförmigen, grob
geschieferten Kalkeinlagerungen.
dünnschiefrige, kaum verwitternde Thonschiefer.
Kalk, thonig, gebändert, 80 .
blaugraue, bräunlichgelb verwitternde, mergelige Thon-
schiefer.
Kalk, reich an Crinoidenstielen, 56°. Fallen
ENESO:
grünlichgraue, wenig verwitternde Thonschiefer mit ?
Algenresten.
ockergelb verwitternde, zerfallende Thonschiefer mit
zwei dünnen Bänkchen von hell blaugrauem Kalke.
Thonschiefer, zu unterst wenig verwitternd, zu oberst
papierdünn zerblätternd und zerfallend.
Kalk, transversal geschiefert, 30 °®.
zerbröckelnder, schmutzig ockergelb verwitterter Thon-
schiefer.
graue, dünnschiefrige, feste Thonschiefer.
Aufschluss unvollständig. Im oberen Theile von licht
ockergelben, zerblätternden und zerbröckelnden Thon-
schiefern zwei 16 und 32°” mächtige, hell ockergelb
verwitternde, transversal geschieferte Kalkeinlagerungen.
1" weiter grobschiefrige, kalkreiche Schieferbank; etwa
88 Stratigraphie.
2” in ihrem Hangenden auf 3” Breite in zerfallenen
Schiefern
43 © dickschiefrige Kalkschiefer ;
30 ® heller Crinoiden- und Korallenkalk;
40 °® grobschiefriger Schiefer mit Kalkknauern;
0,6 ® darüber 93 °® weiss verwitternder Nierenkalk, aus drei
Bänken bestehend. Fallen 420 SO.
Da diese Schichten durch eine Verwerfung von den im
Hangenden folgenden Wissenbacher Schiefern getrennt werden, so
giebt der Aufschluss vermuthlich kein ganz vollständiges Profil durch
die Calceola-Schiefer.
Ein zweiter guter Aufschluss in den Oalceola-Schiefern auf der
Südostseite des Devonsattels befindet sich in dem hohlen unteren
Theile des Schachtholzweges am Südhange des Eichenberges. Die
Calceola-Schiefer sind hier in lückenlosem Profile vom unteren
Ende des Weges an einer Kampecke in dem Sattel zwischen
Bramke- und Birkenthal, wo sie von den Wissenbacher Schiefern
überlagert werden, nach W. auf eine Erstreckung von 86 Schritten
spiesseckig zum Streichen aufgeschlossen, etwa h. 31/, streichend
und mässig steil SO. fallend, und werden von den obersten
Schichten des Unterdevons unterteuft. Sie enthalten hier etwas
weniger zahlreiche Kalkeinlagerungen als am Mittleren Schalker
Teiche, auch sind ihre vorwiegend blaugrauen Schiefer durch-
schnittlich weniger flaserig, mehr geradschiefrig als dort. Die
Kalke sind z. Th. sehr reich an Versteinerungen; besonders
ist eine 68 Schritte vom Beginn des Profils anstehende dunkle,
durch Crinoidenstiele späthig erscheinende Kalkbank mit zahl-
reichen Exemplaren von Arten der RormEr’schen Gattung Michelia
und Conocardium cuneatum A. R. zu erwähnen. Die hangendste
aufgeschlossene Bank enthält u. A. Oyathophylliden, Atrypa reti-
cularis L., Phacops Schlotheimi BR.
Weitere gute Aufschlüsse bietet der aus dem Alten Thale
über den Südfuss des Altethalskopfes in das Riesenbachthal führende
alte Hohlweg in seinem östlichen Anstiege, ferner das Bett des
Riesenbaches unterhalb der Ueberführung des Juliane Sophieer
Die Caleeola-Schiefer. 89
Kunstgrabens und das Bett des Silberbaches oberhalb seiner Ein-
mündung in den Riesenbach. Im Riesenbachthale zeichnen sich
die Calceola-Schiefer wieder durch den Reichthum an hellgrauen
Kalken aus, die z. Th. unrein sind und durch Aufnahme von
Knollen und Knauern dichten bläulichen Kalkes eine Art Kra-
menzelstructur bekommen. Alle Schichten sind versteinerungsreich,
einzelne flaserig-schiefrige Bänke am Hangenden bestehen beinahe
nur aus verquetschten Exemplaren von Pentamerus galeatus aut.
var. Das mehrfach verworfene südöstliche Calceola-Schieferband
der Schalker Mulde, welches zwischen dem Schalkthale und den
Moseskappen sehr mangelhaft aufgeschlossen ist, enthält am steilen
Südwesthange des letztgenannten Thales das Leitfossil in ganz
auffallender Häufigkeit.
In der Grumbacher Mulde in der Umgebung des Auerhahns
tritt zuerst die dem nordwestlichen Verbreitungsgebiete der
Calceola-Schiefer eigenthümliche Sandsteinbank auf, die z. B. nörd-
lich des Auerhahns an der alten Strasse (in einem ganz kleinen,
versteckten Steinbruchsversuche) 42 Schritte oberhalb des Wiesen-
gatters, h. 5.4 streichend, 70° SO. fallend, sowie südlich vom
Auerhahn, gleichfalls an der alten Strasse wenige Schritte nördlich
einer in h. 8.6 verlaufenden Schneise, hier h. 3 streichend, 45°
NW. fallend, zu beobachten ist. Die Ausfluth des Auerhahnteiches
schliesst die hangenden Bänke der Üalceola-Schiefer und die
Ueberlagerung durch die tiefsten, Quarzite enthaltenden Schichten
der Wissenbacher Schiefer auf. Die hangenden Calceola- Schiefer
zeichnen sich auch hier durch die ebenschiefrige Beschaffenheit
aus, enthalten indess noch transversal geschieferte Kalkeinlage-
rungen.
Auf der Nordwestseite des Bocksberges sind zu beiden Seiten
des Kleinen Todtenthales die Calceola-Schiefer durch den Hahnen-
kleeer Weg vortrefflich, z. Th. allerdings sehr spitz zum Streichen,
aufgeschlossen, im scheinbaren Hangenden der etwa 200 Schritte
westlich des Thales in der Wegeböschung auftauchenden
Wissenbacher Schiefer. 48 Schritte westlich und 30 Schritte nord-
östlich des Thaleinschnittes, sowie nochmals bei 338 Schritten nord-
östlich desselben steht die charakteristische Sandsteinbank an, gegen
90 Stratigraphie,
20 ® oberhalb der Unterdevongrenze. Die in Wahrheit hangenden
Schichten sind auch hier z. Th. geradschiefrig, enthalten jedoch
auch ganz typische Gesteine und führen auch die gewöhnlichen
Petrefacten. Die Kalkeinlagerungen sind weniger zahlreich. als im
SO. des Unterdevons, wenn auch sowohl an Zahl wie an Mäch-
tigkeit wesentlich bedeutender als schon am Thomas Martinsberge
und der Hohen Kehle, besonders aber am Herz- und Rammels-
berge. Auch das nordwestliche, von Hahnenklee längs des Grane-
thales bis jenseits des Hüttenthales verfolgbare Band von Oalceola-
Schiefern, welches am Fahrwege von Hahnenklee in das Grane-
thal, im Granebette oberhalb des Kleinen Hühnerthales und im
Hüttenthale querschlägig gut aufgeschlossen ist, weniger gut im
Langethale, und gleichfalls überall die vereinzelte Sandsteinbank
enthält, schliesst sich in seiner petrographischen Ausbildung z. Th.
noch der typischen Entwicklung auf dem südöstlichen Sattelflügel
zwischen Schulenberg und dem Okerthale an.
Auch im Gebiete der Contactmetamorphose des Okerthal-
granits sind die Calceola-Schiefer an mehreren Stellen gut aufge-
schlossen, so auf dem östlichen Theile des Felsgrates der Birken-
burg, deren östlicher, niedrigerer Felsgipfel aus ihnen besteht, und
gleich südlich derselben zu beiden Seiten der Mündung des Birken-
thalbaches. Sie fallen hier steil nach OÖ. und enthalten sehr zahl-
reiche, noch leidlich erhaltene Versteinerungen; desgleichen stehen
sie an der Okerthalchaussee an, östlich des im Kahlebergsandstein
(hangendste Rammelsberger Schichten) angelegten Steinbruches an
der Kästenecke. Besonders eine etwa 60 Schritte vom Steinbruche
entfernt anstehende Bank von glashartem, dunkel blaugrauem,
dichtem Kalkhornfels an ihrer unteren Grenze führt ziemlich zahl-
reich das Leitfossil, ferner Cyathophyllien, Pleuwrodietyum problema-
ticum GOLDF. u. A. m. Ihre Grenze gegen das Unterdevon so-
wie die überlagernden Wissenbacher Schiefer ist mit Hülfe der
von den zahlreichen Versteinerungen herrührenden Hohlräume in
ihren umgewandelten Gesteinen unschwer festzustellen. Am Aden-
berge sind die Aufschlüsse nur im Achtermannsthale einiger-
maassen zusammenhängend; hier bilden die Calceola- Schiefer
Klippen, in denen gleichfalls Versteinerungen nicht selten sind;
Die Calceola-Schiefer, 9]
besonders häufig sind die Bryozoen in dunkel röthlichbraun ge-
färbten Thonschieferhornfelsen.
Die Mächtigkeit der Calceola-Schiefer, die wegen der, wie
viele Aufschlüsse darthun, bis in’s Einzelne gehenden Special-
faltung nur annäherungsweise anzugeben ist, dürfte 50 kaum
irgendwo übersteigen, in vielen Fällen nicht erreichen.
Eine Gliederung dieses Schichtencomplexes erscheint nach
unserer bisherigen Kenntniss als undurchführbar. HALFAR hat aller-
dingseinesolche versucht. Zunächst neigte er in seinen letzten Lebens-
Jahren zu der Auffassung, dass die im nordwestlichen Gebiete im
liegenden Theile der Calceola-Schiefer überall verbreitete vereinzelte
Sandsteinbank der obersten sandigen Zone des Unterdevons am
Mittleren Schalker Teiche (Zone 1 des Profils auf S. 30 ff.) entspräche
und zog deshalb in einem unvollendet gebliebenen Erläuterungs-
entwurfe für das Blatt Zellerfeld alle Schichten von jenem Sand-
stein abwärts noch zum Unterdevon. Diese Meinung ist aber um
deswillen nicht haltbar, weil die Schichten im Liegenden des
Sandsteins bis zu der in vorliegender Arbeit gezogenen Grenze
des Unterdevons sowohl petrographisch wie faunistisch echte Oal-
ceola-Schiefer sind und keinerlei Faunenelemente enthalten, die eine
Abtrennung von diesen und eine Zurechnung zum Unterdevon
gestatten würden. Das Fehlen des Sandsteins in den Calceola-
Schiefern des südöstlichen Gebietes, welches für HALFAR die Ver-
anlassung war, in der erwähnten Zone 1 des obersten Unterdevons
am Mittleren Schalker Teiche sein Aequivalent zu suchen, kann
nicht befremden, wenn man erwägt, dass von den zahlreichen und
z. Th. mächtigen Sandsteineinlagerungen, durch die sich die Wis-
senbacher Schiefer im nordwestlichen Gebiete auszeichnen, im Süd-
osten ebenfalls keine Spur vorhanden ist.
Erscheint so ein Hinaufrücken der unteren Grenze der Cal-
ceola-Schiefer unthunlich, so gilt das Gleiche von der Abtrennung
einer »oberen« oder »Uebergangszone zu den Wissenbacher
Schiefern«. Bestimmend war für HALFAR hierzu das Auftreten
geradschiefriger, z. Th. feinsandiger Schiefer im hangenden Theile
des Bandes von Oalceola-Schiefern am Kleinen Todtenthale bei
Hahnenkle. Die hier westlich des Thales zu beobachtende
92 Stratigraphie.
Schichtenfolge ist von HALFAR im Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1886,
8. 301 kurz geschildert worden; während er damals sich über ihre
Stellung noch nicht bestimmt äusserte, hat er sie später als
»obere Calceola-Schiefer« kartographisch ausgesondert und in dem
erwähnten Erläuterungsentwurfe als besondere Zone zwischen den
eigentlichen Calceola-Schiefern und den Wissenbacher Schiefern
aufgeführt. Die Grenze zwischen dieser Zone und den eigentlichen
Calceola-Schiefern sollte durch den »oberen Calceola-Sandstein«
gebildet werden.
Ich muss die Existenz eines solchen nach meinen Erfahrungen
indessen in Abrede stellen. Am Kleinen Todtenthale handelt es
sich unverkennbar um die oben beschriebene, im liegenderen Theile
der Schichtenfolge auftretende Sandsteinbank, die sich in etwa dem-
selben verticalen Abstande von der Unterdevongrenze befindet,
wie am Granethalswege bei Hahnenklee, und die vereinzelten son-
stigen angeblichen Vorkommen des »oberen Calceola-Sandsteins«
sind Sandsteinbänke der tiefsten Wissenbacher Schiefer. Die
mehr geradschiefrige Beschaffenheit der hangenden Schichten am
Kleinen Todtenthale kann zu einer Abtrennung kein Anlass sein,
denn zwischen ihnen treten ganz normale Mergelschiefer und Kalke
auf; andererseits finden sich ganz ähnliche Gesteine, entgegen der
Angabe Haurar’s a. a. OÖ. S. 301, auch in den »typischen« Pro-
filen, z. B. am Mittleren Schalker Teiche (vgl. oben S. 84 ff.), und
endlich treten, wie oben bereits ausgeführt wurde, die milden
Mergelschiefer der kalkreichen Entwicklung des Südostens ganz
allgemein in der mehr gerad- und dickschiefrigen kalkärmeren Ent-
wicklung des nordwestlichen Gebietes zurück. Auch die Fauna
der hangenden Schichten am Kleinen Todtenthale sowie aus dem
Hohlwege nördlich des Mittleren Grumbacher Teiches weist keinerlei
irgendwie in Betracht kommende Unterschiede von derjenigen der
tieferen Schichten auf.
Dagegen enthalten die Grenzbänke der Calceola-Schiefer und
der Wissenbacher Schiefer ein Gemisch von Formen beider Hori-
zonte.e Am Granethalswege unterhalb des Kleinen Hühnerthales
z. B. finden sich Merista plebeia Sow., Pentamerus sp., Atrypa re-
ticularis var. zonata SCHNUR, Favosites sp. zusammen mit charak-
Die Calceola-Schiefer. 93
teristischen Arten der Wissenbacher Schiefer, wie Strophomena
minor A. R., dem wenig- und grosszelligen Pleurodietyum af.
Petri MaurR. Der Faunenwechsel vollzieht sich überall in wenigen
Bänken,
Die Calceola-Schiefer des Oberharzes sind von A. ROEMER
schon 1850 mit den gleichartigen Schichten von Waldbroel, Olpe,
Bisge und Couvin verglichen worden, und über ihre Zugehörigkeit
zum unteren Mitteldevon hat nie ein Zweifel bestanden. So lange die
über ihnen folgenden Wissenbacher (Goslarer) Schiefer als oberes
Mitteldevon galten, repräsentirten die Calceola-Schiefer naturgemäss
das gesammte untere Mitteldevon; heute, wo die ersteren ihre richtige
Stellung im unteren Mitteldevon wieder eingenommen haben, er-
hellt ohne Weiteres, dass die Calceola- Schiefer nur den tiefsten
Mitteldevon-Schichten anderer Gegenden entsprechen können.
Für einen genaueren Vergleich kommt, da die stratigraphi-
schen Verhältnisse der rechtsrheinischen Calceola-Schichten!) noch
zu wenig geklärt sind, einstweilen nur die Eifel mit ihren faciell
gleichartig entwickelten, in ihrer Specialgliederung genauer er-
forschten Schichten in Betracht. Hier entspricht die untere Grenze
des Mitteldevons, wenn man sie oberhalb der oolithischen Roth-
eisensteine zieht, ziemlich genau der Unterkante der harzer Cal-
ceola-Schiefer, und es folgt, dass die letzteren im Wesentlichen der
tiefsten Zone des eifeler Mitteldevons, den Schichten mit Spirzfer
cultrijugatus, zu parallelisiren sein werden. Es geht dies auch aus
der Fauna beider Schichtencomplexe deutlich hervor. Die nach
meiner Kenntniss dem unteren Mitteldevon der Eifel und unseren
Calceola-Schiefern gemeinsamen Arten sind folgende:
Phacops Schlotheimi BRONN.
Glossites concentrieus GEF.
*Conocardium cuneatum A.R.
"Atrypa reticularis L.
1) Die Resultate der neuesten Arbeit von WinrerrkLp (Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 50, S. 1-53) scheinen mir, auch abgesehen von dem inzwischen er-
ledigten »Lüderich-Gestein«, mindestens zum Theil noch weiterer Bestätigung zu
bedürfen.
94 Stratigraphie.
Atrypa aspera SCHL.
#Spirifer speciosus aut.
165 cultrijugatus F. R. (selten!).
aculeatus SCHNUR.
Zn curvatus SCHL.
Uyrtina heteroclita DEFR.
Retzia ferita v. B.
* Athyris concentrica v. B.
" Merista plebeia SOW.
" Anoplotheca lepida Gr.
» venusta SCHNUR.
"Rhynchonella Orbignyana VERN.
» cf. daleidensis F. R.
Pentamerus galeatus aut.
Orthis striatula SCHL.
» tetragona F. R.
"Orthothetes umbraculum SCHL.
"Strophomena interstrialis PHILL.
= » rhomboidalis WILCK.
» Sowerbyi BARR.
Leptaena subtetragona F. R.
5 » lepis BRONN.
"Chonetes dilatata F. R.
ES minuta GF.
Sn sarcinulata SCHL.
Productella subaculeata MURCH.?
"Oyathophyllum ceratites GF.
> heterophyllum M.E. H.
"Oystiphyllum vesiculosum GE.
®Calceola sandalina Liam.
"Favosites Goldfussi M. E. H.
Die angesternten Arten kommen in der Eifel in den Schichten
mit Spirifer ceultrijugatus vor. Eine Anzahl Arten ist dort aller-
dings bislang nicht tiefer als aus den unteren Calceola-Schichten
bekannt, allein die verticale Verbreitung der Arten in der Eifel
Die Calceola-Schiefer. 95
ist noch nicht überall hinreichend genau festgestellt (worauf ja
schon die scheinbaren erhebiichen Abweichungen in den verschie-
denen Mulden hindeuten); Spirifer aculeatus und Atrypa aspera 2. B.,
die dort erst über den Schichten mit Spürifer cultrijugatus auf-
treten sollen, finden sich anderswo (Ruppachthal bezw. Schweicher
Morgenstern) schon im obersten Unterdevon. Das Auftreten von
Conocardium cuneatum, Spirifer cultrijugatus, Anoplotheca venusta,
Rhynchonella Orbignyana und cf. daleidensis sowie Chonetes dilatata
spricht jedenfalls nicht für ein Hinaufreichen unserer Calceola-
Schiefer in höhere Horizonte der Eifel. Mag ihre obere Grenze
auch nicht genau derjenigen der eifeler Cultrijugatus-Zone ent-
sprechen, so wird man sie doch im Allgemeinen als deren Aequi-
valent aufzufassen haben.
Weitere interessante Beziehungen der harzer Calceola-Schiefer
haben sich in den letzten Jahren herausgestellt zu den ockerig
zersetzten »Tentaculitenschiefern« der Gegend von Wetzlar (Leun,
Oberbiel, Klein-Altenstätten u. s. w.), deren Kenntniss wir Horz-
APFEL (KAYSER und HOoLZAPFEL, Ueber die stratigraphischen Be-
ziehungen der böhmischen Stufen F, G, H BARRANDE’Ss zum
rheinischen Devon, Jahrb. d. k.k. geol. Reichsanstalt 1894, S. 490 f.,
sowie HOLZAPFEL, Das obere Mitteldevon im Rheinischen Gebirge,
1895, S. 378 ff.) verdanken, und deren Fauna kürzlich von
BURHENNE (Abh. d. Geol. L-A., N. F. Heft 29) bearbeitet worden
ist. Diese Schichten, welche nach HoLZAPFEL über Oberen Coblenz-
schichten liegen und von Tentaculitenschiefern mit Knollenkalken,
die die Fauna des Günteröder Kalkes enthalten, überlagert werden,
befinden sich demnach in derselben stratigraphischen Stellung, wie
unsere Calceola-Schiefer und wurden von HOLZAPFEL auch mit der
eifeler Cultrijugatus-Zone parallelisirt. Ihre Fauna, die sich als
ein Gemisch von böhmischen Formen, solchen der Oephalopoden-
facies des unteren Mitteldevons und solchen der eifeler Brachio-
podenfacies darstellt, besitzt, wie BURHENNE das a. a. O. S. 5lf.
schon ganz kurz ausgeführt hat, nahe Verwandtschaft mit der-
jenigen der harzer Calceola-Schiefer. Wenn diese sich auch natur-
gemäss zunächst auf die gewöhnlichen Formen der Eifel erstreckt,
so ist doch der Umstand erwähnenswerth, dass im Harze nicht nur
96 Stratigraphie.
die neuerdings von KAYSER auch aus der Eifel bekannt gemachte
Strophomena Sowerbyi BARR. sich wiederfindet, sondern auch die
bislang nur bei Leun und Oberbiel gefundene Rhynchonella loda-
nensis BURH. in unseren Calceola-Schiefern an mehreren Punkten
ziemlich häufig vorkommt. Man darf daher die Schiefer von
Leun u. s. w. wohl geradezu als ein faciell wenig abweichendes
Aequivalent der harzer Calceola-Schiefer ansehen.
Im Harze waren die Calceola-Schiefer ausserhalb unseres Ge-
bietes bislang nirgends bekannt; im vergangenen Jahre hat sie
indessen Herr M. Koch im Hangenden des unterdevonischen Haupt-
quarzits in der Nähe von Elend im Unterharze in typischer Be-
schaffenheit und Versteinerungsführung aufgefunden und in weiterer
Erstreckung nachweisen können.
Vorläufige Uebersicht über die Fauna der Calceola-
Schiefer.
Fischreste. Porcellia Calceolae A. R.
hacops Schlotheimi BR. Murchisonia sp.
» latifrons BURM.? Michelia exaltata A. R.
Uryphaeus sp. SP. » abbreviata A. R.
Cyphaspis cf. ceratophthalma Gr. > distracta A. R.
Proetus sp. Losonema Sp. Sp.
Dechenella sp. Platyceras sp.
Harpes sp. Aviculopecten alternans A. R.
Bronteus intumescens A. R. Avicula sp.
» sp. Gosseletia Sp.
Beyrichia sp. Otenodonta hircina A. R.
Primitia sp. » amygdalina A. R.
Örthoceras crassum A. R. Nucula sp.
» Sp. SP. Oypricardinia sp.
Nautilus faleifer A. R. Mecynodus Halfari n. sp.
Conularia sp. Goniophora aff. acuta SANDB.
Euomphalus concavus A. R. Glossites concentricus GF.
> cf. Schnuri A. V. Conocardium cuneatum A. R.
» sp- » sp.
Die Calceola-Schiefer. 97
Newberryia amygdala Gr.
Atrypa reticularis L.
» »
var. squami-
fera.
» » » zonata.
» aspera SCHL.
» signifera SCHN.
Anoplotheca lepida Gr.
» venusta SCHN.
Merista plebeia SoWw.
Retzia ferita v. B.
Athyris concentrica v. B.
» aff. caeraesana STEIN.
Cyrtina heteroclita DEFR.
Spirifer speciosus aut.
» aff. speciosus.
ostiolatus v. B.
undifer F. R.
> cultrijugatus F. R.
» »
» »
» aculeatus SCHN.
(= squamosus A. R.)
» curvatus SCHL.
Rhynchonella Orbignyana VERN.
» lodanensis BURH.
» cf. daleidensis F. R.
» Sp-
Pentamerus galeatus aut.
> hercynicus HALF.
(— Spirifer produc-
toides A. R.)
Orthis sp. SP-
» striatula SCHL.
» af. striatula.
» tetragona F. R.
Orthis eifeliensis VERN.
Strophomena Sowerbyi BARR.
> cf. piligera SANDB.
» biiida A. R.
» crinita A. R.
> interstrialis PHILL.
» rhombordalis WILCK.
Leptaena subtetragona F. R.
» aff. subtetragona.
» lepis BR.
Orthothetes umbraculum SCHL.
Davidsonia sp.
Chonetes dilatata F. R.
y minuta GE.
» sarcinulata SCHL.
» SP.
Productella cf. subaculeata MuRcH.
Fenestella bifurcata A. R.
» explanata A. R.
» Milleri A. R.
» Sp. Sp.
Cupressocrinus Urogalli A. R.
Rhipidoerinus sp.
Amplezus sp.
Cyathophyllum ceratites Gr.
» heterophyllumM.E.H.
>»: Sp. Sp.
Oystiphyllum vesieulosum GEF.
Calceola sandalina Lam.
Pleurodietyum problematicum GF.
» sp. Sp.
Favosites sp. SP-
Alveolites sp.
Aulopora sp. Sp.
Chaetetes sp. u. Ss. w.
Neue Folge. Heft 30.
2. Die Wissenbacher Schiefer.
(Goslarer Schiefer und Kramenzelschiefer HALFAR.)
Die Wissenbacher Schiefer unseres Gebietes sind von F. A.
RoEMER im Jahre 1852 ausgeschieden und mit diesem Namen be-
legt worden, an dessen Stelle 1873 der von HALFAR gegebene
Name »Goslarer Schiefer« trat, den der Autor jedoch 1887 zu
Gunsten der alten RoEmEr’schen Bezeichnung wieder eingezogen
hat (s. u.). Ihre hangenden Schichten trennte HALFAR von seinen
»Goslarer« Schiefern und zog sie als vermeintlich oberdevonische
»Kramenzelschiefer« zu dem über ihnen lagernden »Kramenzel-
kalke«.
Im Hangenden der Calceola-Schiefer treten die Wissenbacher
Schiefer als meist schmale Bänder rings um den Unterdevonsattel
und in Mulden desselben auf und verbreiten sich andererseits
westlich und südwestlich von Goslar über grosse Flächenräume
bis in die Gegend von Wolfshagen, tauchen auch nördlich und west-
lich von Lautenthal nochmals aus den jüngeren Schichten heraus.
Diese grosse flächenhafte Erstreckung der Wissenbacher Schie-
fer im NW., die ihren Grund, wie im Eingange bereits erwähnt
wurde, wesentlich in der im Grossen weniger intensiven Faltung
hat, bei der Ueberschiebungen trotzdem nicht fehlen, ist zugleich
ausgezeichnet durch das Auftreten sehr zahlreicher Diabase, die
F. Rınne zum Gegenstande einer eingehenden Untersuchung ge-
macht hat (Neues Jahrb. f. Min., Beil.-Bd. X, S. 363). Ich sehe,
wie schon in der Einleitung bemerkt, deshalb von einer Besprechung
der Diabasgesteine ab und erwähne nur, dass es sich einerseits um
Diabasmandelsteine und Diabasporphyrite, andererseits um soge-
nannte körnige Diabase mit divergent-strahliger (ophitischer) oder
auch gabbroähnlicher Structur handelt, Typen, die aber nicht scharf
von einander geschieden sind. Zum Theile sind es sicher Deckener-
Die Wissenbacher Schiefer. 99
güsse, zum anderen Theile aber sehr wahrscheinlich Intrusivmassen.
Die schon 1835 von SCHUSTER, später auch von F. A. RoEMER er-
wähnten rundlichen Diabaseinschlüsse in den Wissenbacher Schiefern
der Gegend von Juliushütte werden von RınnE als echte Diabas-
bomben angesprochen, doch bedarf es noch weiterer Untersuchungen,
ehe diese Deutung als sicher gestellt gelten kann; mindestens von
einem Theile der Vorkommnisse ist es mir sehr wahrscheinlich,
dass sie nur zerquetschte dünne Diabaslager sind.
Die Wissenbacher Schiefer sind ein System meist deutlich
transversal geschieferter Schiefer mit untergeordneten Einschal-
tungen von Kalken und vorwiegend quarzitischen Grauwacken-
sandsteinen.
Die Schiefer sind von wechselnder Beschaffenheit. Vor-
wiegend sind es dunkelblaugraue, glatt- und ebenflächige, ziemlich
dünnschiefrige Thonschiefer, meist mit zahlreichen, sehr kleinen
weissen Glimmerschüppchen. Auf dem Querbruche beobachtet man
oft einen undeutlichen Wechsel heller und dunkler gefärbter Lagen.
Bei der Verwitterung bleichen sie aus und zerfallen dünnblättrig-
schüttig. Diese Schiefer können als das typische Gestein angesehen
werden; ihre reineren, vollkommen geschieferten Bänke wurden
besonders bei Goslar ehedem in zahlreichen, z. Th. sehr ausgedehnten
Dachschieferbrüchen gewonnen, an mehreren Punkten findet auch
heute noch Abbau statt. Durch dunkelfarbige, unreine, sandige
glimmerreiche Schiefer von weniger geradschiefriger Beschaffenheit
gehen diese typischen Gesteine in Grauwackensandsteinschiefer
über, die im nordwestlichen Gebiete der Karte besonders in den
untersten Schichten verbreitet sind und untergeordnet in hellfarbige
Quarzitschiefer übergehen können. Sie sind vorwiegend grau
oder grünlichgrau, zuweilen auch matt fleischfarbig oder violett ge-
färbt, zeigen auf dem Querbruche oft Bänderung und sind meist etwas
rauh von Beschaffenheit. Sehr zahlreiche weisse Glimmerschüpp-
chen verleihen ihnen einen eigenthümlichen Schimmer. Ge-
wöhnlich sind sie weniger dünnschiefrig als die reineren Thon-
schiefer; ihre Verwitterungsfarbe ist fahl gelb, grau oder braun.
7
100 Stratigraphie.
- Nach der anderen Seite gehen die reineren Thonschiefer in ur-
sprünglich dunkelfarbige, mehr dickschiefrige, compacte, bei der
Verwitterung fahlfarben, graugrün, gelblichgrau oder gelblich wer-
dende und mehr oder minder flaserig zerfallende milde Schiefer
über, die ohne nähere Untersuchung mit Calceola-Schiefern ver-
wechselt werden können. Nahe der oberen Grenze werden die
milden dickschiefrigen, durch grünlichgraue Verwitterungsfarbe
gekennzeichneten Schiefer öfters unrein und erscheinen dann frisch
besonders dunkelfarbig ; untergeordnet kommen solche Gesteine
indess auch schon tiefer vor.
Die Kalke der Wissenbacher Schiefer sind seltener bank-
artige, gewöhnlich fladen-, linsen- oder knollenförmige und dann
oft lagenweise angeordnete Einlagerungen, deren Mächtigkeit von
mehr als 1” bis zu Wallnussgrösse herabsinkt. Nach der petro-
graphischen Beschaffenheit kann man zweierlei Kalke unterscheiden.
Der eine ist lebhaft graublau, oft fast rein blau gefärbt, dicht, auf
dem Querbruche gewöhnlich feingestreift, nicht zäh, sondern leicht
springend und bedeckt sich bei der Verwitterung mit einer auf-
fälligen orangefarbenen Rinde. Dieser Kalk tritt anscheinend
immer in ellipsoidischen wohlgerundeten Knollen auf. Ihm gegen-
über zeichnet sich die zweite Varietät durch wesentlich dunklere,
dunkelblaugraue bis blauschwarze Farbe aus, enthält gewöhnlich
weisse Glimmerschüppchen, ist seltener dicht, vielmehr meist klein-
körnig-krystallinisch, zäh und unter dem Hammer oft klingend
hart. Grobschiefrige, der Transversalschieferung entsprechende
Absonderung der mächtigeren Einlagerungen dieses dunklen Kalkes
ist nicht selten. Die Verwitterungsrinde schwankt zwischen einem
opaken Braun und rostrother Farbe und ist meist sehr dick. Sie
wird durch den Eisengehalt der Kalke, in denen auch die orga-
nischen Reste grossentheils verkiest erhalten sind, wesentlich be-
einflusst. Diese dunklen, häufig recht unreinen Kalke treten
seltener als rundliche Knollen, öfters als flache Fladen, z. Th. von
unregelmässigem Umriss, und als bankartige Massen auf und ent-
halten im letzteren Falle dicht unter der oberen Grenze der
Wissenbacher Schiefer öfters, z. B. ım Riesenbache bei Mittel-
Die Wissenbacher Schiefer. 101
Schulenberg, schlieren- oder knollenartige Einschlüsse von heller
gefärbtem dichtem Kalke, der leichter verwittert und dadurch die
ihn einschliessenden Bänke auffällig grosslöcherig erscheinen lässt.
Selten sind Einlagerungen eines blaugrauen Plattenkalkes, so am
Fusswege vom Herzberger Teiche zum Kanekuhler Schachte der
Grube Rammelsberg. Schwefelkiesaggregate sind in allen Kalken
häufig.
Die Sandsteine, welche an die Nereitenquarzite Thüringens,
an die Quarzite der Wissenbacher Schiefer Nassaus und an die
Grauwackensandsteine der Wissenbacher Schiefer des Kellerwaldes
erinnern, sind in ihrem Vorkommen auf das nordwestliche Ver-
breitungsgebiet unserer Wissenbacher Schiefer beschränkt und
treten hier zahlreicher und mächtiger in den tiefsten Schichten,
als ganz vereinzelte, dünne Lagen indess auch noch höher auf.
Sie sind allgemein als vorwiegend quarzitische Grauwackensand-
steine zu bezeichnen, sind feinkörnig, blaugrau, grau bis hellfarbig,
führen ausser fein eingesprengstem Schwefelkies fast immer weisse
Glimmerblättchen in wechselnder Menge und nehmen bei der Ver-
witterung gewöhnlich eine hellbräunliche bis dunkelbraune Farbe
an. Ihre Mächtigkeit schwankt gemeiniglich zwischen 0,20 und
1 bis 1,5%; ausnahmsweise, so an der N.-Seite des Oberen Flöss-
teiches bei Bockswiese und in dessen Ausfluth, werden sie auch
mehrere Meter mächtig, sind durchweg hellfarbig und dann ohne
nähere Prüfung leicht mit Kahlebergsandstein zu verwechseln.
Ihre Absonderung ist meist diekbankig bis klotzig, plattige bis
schiefrige Absonderung ist z. B. an den Grumbacher Teichen
zu beobachten. Als dünne Bänkchen treten sie auch in Wechsel-
lagerung mit den oben beschriebenen Grauwackensandsteinschiefern
auf, z. B. am Südufer des Oberen Flössteiches. Zwischen Bocks-
wiese und Goslar sind sie in weiter Verbreitung vorhanden; be-
sonders gut sind sie in der Umgebung des Auerhahns, vor Allem
in dem alten tiefen Hohlwege nördlich unterhalb des Gasthauses,
ferner auf der Hohen Kehle, am Nordabhange des Rammelsberges
in der Umgebung des Maltermeisterthurmes und nordöstlich da-
von (Grenzweg, Windeweg u. s. w.) und am Westhange desselben
102 Stratigraphie.
Berges zu beobachten. Von sonstigen Einschlüssen in den Wissen-
_ bacher Schiefern sind zu nennen Kieselgallen, bläulichgraue Flint-
knollen (nicht häufig), Schwefelkiesconcretionen und ganz vereinzelt
dünne Bänkchen eines sehr unreinen thonigen Brauneisensteins.
Petrographisch schliessen sich die Wissenbacher Schiefer
sowohl nach unten an die Calceola-Schiefer wie nach oben an*den
Stringocephalenkalk an. Der Uebergang von den obersten, ge-
wöhnlich mehr geradschiefrigen Bänken der ersteren ist oft ganz
unmerklich, auch die faunistische Grenze ist nicht ganz scharf,
obwohl sich, wie schon oben S. 93 bemerkt, der Faunenwechsel
innerhalb weniger Bänke vollzieht. Neben dem ersten Auftreten
der den Calceola-Schiefern fehlenden Tentaculiten und Styliolinen
ist es im SO. die abweichende Beschaffenheit der Kalkeinlage-
rungen, im NW., wo die tiefsten Schichten der Wissenbacher
Schiefer und auch die Calceola-Schiefer arm an diesen sind, das
Auftreten der quarzitischen Einlagerungen, was die Abgrenzung
ermöglicht. Das Vorkommen von Bryozoen in den tiefsten quarzit-
führenden Schichten der Wissenbacher Schiefer, z. B. am Rammels-
berge und Herzberge, hat mehrfach Anlass zu der irrthümlichen
Vereinigung dieser Bänke mit den Calceola-Schiefern gegeben.
Der petrographische Uebergang der Wissenbacher Schiefer
zum Stringocephalenkalke vollzieht sich in der Weise, dass unreine,
dunkelfarbige, dickschiefrige Schiefer, die von den hangendsten
Schieferbänken der ersteren nicht zu unterscheiden sind, auch
noch im liegendsten Theile des letzteren auftreten, mit bank- oder
knollenförmigen Einlagerungen eines blauschwarzen, feinkörnig-kry-
stallinischen Kalkes (Odershäuser Kalk); erst über diesen Bänken
folgen die hellfarbigeren Kalke des Stringocephalenkalkes. Im süd-
östlichen Gebiete zeichnen sich die hangendsten Schichten der
Wissenbacher Schiefer vielfach durch den Einschluss sehr zahl-
reicher, fast immer sehr kleiner Knollen heller graublauen Kalkes
in den dunkelfarbigen, unreinen, dickschiefrigen Schiefern aus, was
z. B. in und an dem von NO. her in den Unteren Schalker Teich
mündenden Wässerchen gut zu beobachten ist.
Die Veränderungen, welche die Gesteine der Wissenbacher
Schiefer durch die Contactmetamorphose des Okerthalgra-
Die Wissenbacher Schiefer. 103
nits erlitten haben, sind ganz ähnlicher Natur, wie diejenigen der
Calceola-Schiefer. Die Thonschiefer sind in dunkle, violette, dichte
bis feinkörnig-krystallinische Thonschieferhornfelse umgewandelt,
die aus feinkörnigem Quarz und reichlichem Biotit neben einem
farblosen Glimmer und Epidot bestehen. Bei der Verwitterung gehen
die harten violetten Hornfelse in weichere, graugrün gefärbte Ge-
steine über. Die Kalke sind in Kalksilicathornfelse umgewandelt,
die denen der Calceola-Schiefer ähneln. Die veränderten Wissen-
bacher Schiefer unterscheiden sich von den contactmetamorpho-
sirten Calceola-Schiefern ganz im Allgemeinen durch das Vor-
wiegen geschlossener Massen von Schieferhornfelsen, das Zurück-
treten der Kalkhornfelse und das Fehlen der aus den Mergel-
schiefern hervorgegangenen schlierig gestreiften Hornfelse, sowie
durch die organischen Reste, deren zahlreiche Spuren für die Cal-
ceola-Schiefer charakteristisch sind, während die Hornfelse der
Wissenbacher Schiefer auf den ersten Blick scheinbar frei von
Versteinerungen sind und thatsächlich auch nur noch spärliche
Reste enthalten.
Die Versteinerungsführung der Wissenbacher Schiefer
ist nicht gleichmässig; manche Schichten, wie die Grauwacken-
sandsteinschiefer und noch mehr die Sandsteine, sind sehr ver-
steinerungsarm, ja geradezu versteinerungsleer, während die Kalke
und besonders die dickschiefrigen Schiefer stellenweise Petrefacten
in Menge führen. Die oft hervorgehobene Armuth der als Dach-
schiefer entwickelten Schiefer an organischen Resten ist jedoch
vielfach nur scheinbar und hängt auf’s Innigste mit der in voll-
kommenster Weise entwickelten Transversalschieferung zusammen;
in manchen Dachschieferbrüchen enthalten bestimmte Schichten
zahlreiche wohlerhaltene Reste. Die Versteinerungen finden sich
in den Schiefern entweder verkiest bezw. in Brauneisenstein um-
gewandelt oder als oft plattgequetschte und verzerrte Steinkerne
und Abdrücke, in den Kalken verkiest oder verkalkt. Der Um-
stand, dass ein und dieselbe Kalkeinlagerung oft verkieste und
verkalkte Reste neben einander enthält, ist für die Erklärung des
Vererzungsvorganges von Bedeutung. Am häufigsten finden sich
in den Schiefern Schwärme von Styliolinen mit gewöhnlich an
Zahl zurücktretenden Tentaculiten,
104 Stratigraphie.
Einen Ueberblick über die Zusammensetzung der Fauna giebt
- die unten folgende Liste.
Die Mächtigkeit der Wissenbacher Schiefer ist schwierig
zu schätzen, da das wahre Fallen der transversal geschieferten und
aufgeblätterten Schichten in den Profilaufschlüssen an Wegen und
in Bachbetten gewöhnlich nur aus der Lage der Einlagerungen
zu ermitteln ist, und diese zeigen, dass selbst scheinbar einfache
Profile vom Liegenden zum Hangenden in Wahrheit in sich noch
mehr oder minder stark gefaltet sind. Besonders lehrreich in dieser
Beziehung sind die allerdings nur bei niedrigem Wasserstande
zugänglichen Aufschlüsse am W estufer des Unteren Schalker Teiches.
Im SO. wird die Mächtigkeit von derjenigen der Calceola-Schiefer
nicht wesentlich abweichen und höchstens auf 50 zu veranschlagen
sein, im NW. dagegen ist sie zweifellos ganz erheblich grösser;
die an quarzitischen Einlagerungen reiche untere Abtheilung dieses
Gebietes dürfte allein schon an die Gesammtmächtigkeit im süd-
östlichen Gebiete mindestens heranreichen. Die Erscheinung der
im NW. erheblich zunehmenden Mächtigkeit und damit im Zu-
sammenhange der abwechslungsreicheren petrographischen Ent-
wicklung kehrt übrigens, wie unten gezeigt werden wird, auch
in den Schieferhorizonten des Oberdevons wieder.
HALFAR unterschied in den Wissenbacher Schiefern des
nordwestlichen Gebietes (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1882, S. XXIID
»mindestens zwei« Abtheilungen: »eine untere mit Ein-
lagerung von meist quarzitischen Grauwackensandsteinen und bis-
weilen sandigen Schiefern, und eine obere mit Einlagerung von
vorherrschend dunklen Kalksteinen (welche indess auch schon an
der oberen Grenze der vorigen Abtheilung auftreten) und von
Diabas.« Diese petrographische Zweitheilung ist für jenes Gebiet
ohne Frage richtig. Dass dagegen, wie HALFAR es a. a. O. als
möglich hinstellte, die Schiefer mit Diabaseinschaltungen eine be-
sondere oberste Stufe darstellen, erscheint mir nach meinen Beob-
achtungen in dem Gebiete zwischen Goslar und dem Innerstethale
unwahrscheinlich,
Die Wissenbacher Schiefer. 105
Die von HALFAR unterschiedene untere Abtheilung ist im
nordwestlichen Gebiete im Hangenden der Calceola-Schiefer über-
all entwickelt und an zahlreichen Punkten gut zu beobachten;
zu ihr gehören auch die Schichten am Nordrande des Oberen
Grumbacher Teiches bei Bockswiese, aus denen HALFAR schon
1876 (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 23, S. 448 ff.) eine kleine
Wissenbacher Fauna beschrieben hat, sowie die ähnlichen Schichten
am Nordufer des Mittleren Grumbacher Teiches, in denen 1887
und 1888 von ihm bezw. von seinem Gehülfen TRÜMPER die wich-
. tigen Funde von Resten eines wohl zu H. obtusus SANDB. gehörigen-
Homalonotus gemacht wurden. Für die Schichten am Oberen
Grumbacher Teiche hatte HALFAR schon 1875 die richtige Deu-
tung als »unterste Abtheilung der Goslarer Schiefer« gefunden
und 1876 a. a. O. S. 456 auch ausgesprochen; vorübergehend ist
er später an ihr irre geworden.
Ist an der Thatsache, dass die Sandsteine führenden Schichten
den tiefsten Theil der Wissenbacher Schiefer darstellen, nicht zu
zweifeln, so fragt es sich doch, ob ihre Abscheidung als besondere
Zone geboten oder überhaupt thunlich ist. Und dies ist zu ver-
neinen. Die petrographische Beschaffenheit, die für HALFAR zu-
nächst bestimmend war, lässt uns auf der Südostseite des grossen
Devonsattels, wo die Sandsteineinlagerungen fehlen, völlig im
Stiche, eine Abgrenzung nach petrographischen Merkmalen würde
also nur im NW. möglich sein. Immerhin wäre eine Absonde-
rung berechtigt, wenn die Fauna dieser tieferen Schichten wesent-
lich von derjenigen des über ihnen folgenden hangenden Theiles
der Wissenbacher Schiefer verschieden wäre. Das ist nun aber
keineswegs der Fall, vielmehr weist die in ihnen an den Grum-
bacher Teichen von HALFAR gesammelte Fauna, abgesehen von
den spärlichen, in einem einzigen dünnen Bänkchen aufgefundenen
Homalonotenresten, nur Formen auf, die auch den hangenderen
Schichten nicht fremd sind. Von den Arten dieser von HALFAR
so bezeichneten »Grumbacher Teich-Schichten« konnte ich ausser
dem Homalonotus cf. obtusus SANDB. folgende sicher bestimmen;
106 Stratigraphie.
Phacops fecundus BARR. Otenodonta Krotonis A. R.
Aphyllites verna-rhenanus MAUR. Posidonia? artecostata
» occultus BARR. (platy- MAUR.
pleura FRECH). Buchiola digitata A. R.
Tentaculites sulcatus A. R. » sexcostata A. R.
» acuarius RICHT. Glassia? n. sp.
Styliolina laevigata A. R. Anoplotheca lepida GE.
Bellerophon compressus SANDB. Strophomena minor A. R.
Davidsonia n. Sp.
Besonders wichtig ist der Umstand, dass die beiden Gonia-
titen in den Wissenbacher Schiefern allgemein verbreitet sind und
sich noch ganz dicht unter ihrer oberen Grenze finden. Es han-
delt sich also nur um eine petrographische Localfacies.
Nicht viel anders stebt es um die von mir 1894 (Jahrb. d. Geol.
L.-A. S. XXVII) auf Grund meiner ersten Untersuchungen im
südöstlichen Gebiete unterschiedene hangende Knollenkalkzone.
Die damals beobachtete Häufung der Kalkeinlagerungen nach der
oberen Grenze zu ist im SO. überall vorhanden und auch im-
nordwestlichen Gebiete z. B. am Südrande des Mittleren Grum-
bacher Teiches, sowie ın seiner südlichen Ausfluth zu beobachten,
und der petrographische und faunistische Charakter dieser hangen-
den Schichten entspricht durchaus demjenigen des Ensekalkes
bezw. Günteröder Kalkes. Indessen bietet auch die Fauna dieser
Schichten keinerlei Eigenthümlichkeiten dar, und die Häufung der
Kalke hängt sehr natürlich damit zusammen, dass sich an der
oberen Grenze der Wissenbacher Schiefer und in den tiefsten
Bänken des Stringocephalenkalkes der Uebergang vom Ammo-
nitidenschiefer mit Knollenkalken zum reinen, geschlossenen Ammo-
nitidenkalke vollzieht, dessen Einleitung eben die Häufung der
Knollenkalke ist. Ich habe daher die Abscheidung dieser Knollen-
kalke als besondere hangende Zone schon im folgenden Jahre
wieder fallen lassen und zurückgenommen (siehe Zeitschrift d.
Deutsch. geol. Ges. 48, S. 223 ff.). Die auf meine erste Mittheilung
begründete Darstellung auf S. 171 der Lethaea palaeozoica ist da-
nach zu berichtigen,
Die Wissenbacher Schiefer. 107
Die wichtigsten Profile in den Wissenbacher Schiefern auf
dem Südostflügel des Devonsattels, sowie in der Schalker und in
der Grumbacher Mulde und bei Bockswiese werden im letzten
Theile der Arbeit näber besprochen; dagegen sehe ich von einem
Eingehen auf die Aufschlüsse in ihrem grossen Verbreitungsgebiete
W. Goslar ab. Es ist unmöglich, in diesem eintönigen, nur
für das Studium der eingeschalteten Diabase wichtigen Schiefer-
gebiete stratigraphische Leitlinien sicher festzulegen, da weder
jüngere noch ältere Schichten in ihm auftreten und die im Ver-
hältnısse zur Ausdehnung des Gebietes immerhin spärlichen guten
Aufschlüsse nur für seine Tektonik im Grossen gewisse Anhalts-
punkte darbieten. Bemerkt sei indessen, dass die öfters her-
vorgehobene Versteinerungsarmuth dieses Gebietes in Wahrheit
nicht so arg ist; in den stark transversal geschieferten Schiefern
ist allerdings in den meisten Fällen von vornherein auf grosse
Ausbeute nicht zu rechnen, dagegen enthalten z. B. die Kalk-
einlagerungen auch hier an verschiedenen Punkten wohlerhaltene
Reste.
Ueber kein Glied der Schichtenfolge des oberharzer Devons
haben die Anschauungen im Laufe der Zeit so gewechselt wie über die
Wissenbacher Schiefer. F. A. RoEMER parallelisirte sie auf Grund
ihrer Fauna mit den gleichnamigen Schiefern Nassaus und stellte
sie wegen ihrer Unterlagerung durch die Calceola-Schiefer in das
Mitteldevon (ganz vorübergehend glaubte er allerdings an Be-
ziehungen zu den Goniatitenschiefern von Büdesheim und dem
»Flinz« Westfalens); an dieser Stelle erscheinen sie auch noch in
seinem fünften und letzten Beitrage zur geologischen Kenntniss des
Harzgebirges von 1866. Besonders die Parallelisirung mit den
»echten« Wissenbacher Schiefern begegnete schon zu seinen Leb-
zeiten erheblichen Zweifeln, was nicht eben Wunder nehmen kann,
wenn man bedenkt, dass diese als unterdevonisch galten, ja dass
FERDINAND ROEMER die Wissenbacher Schiefer für älter als den
rheinischen »Spiriferensandstein« hielt, obwohl von DECHEN und
die Brüder SANDBERGER ihre stratigraphische Stellung im Han-
108 Stratigraphie.
genden desselben bezw. zwischen diesem und dem mitteldevonischen
Schalstein richtig erkannt hatten.
Nach F. A. RoEmER’s Tode galt nicht nur jene Parallelisation
der oberharzer Schiefer mit denen von Wissenbach für abgethan,
sondern die ersteren wurden sogar für oberdevonisch erklärt.
Diese Auffassung, der wir schon in der ersten Auflage des
GRODDECK’schen Abrisses der Geognosie des Harzes, 1871, be-
gegnen, ist jedenfalls auf von GRODDECK’s irrige Angabe von
dem Vorkommen oberdevonischer Goniatiten in den Wissenbacher
Schiefern bei Bockswiese zurückzuführen (s. u.). Während von
GRODDECK sie kurzweg als oberdevonische Schiefer bezeichnete,
führte HALFAR, um ihre Verschiedenheit von den Wissenbacher
Schiefern Nassaus auch im Namen auszudrücken, 1873 (ungedruckter
Arbeitsbericht S. 4, vgl. auch Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 27,
S. 466, 1875) für sie »bis zu ihrer sicheren Feststellung — ob
sie dem oberen Mitteldevon angehören oder noch jünger sind —«
als »kurzen, vorläufigen Namen« die Bezeichnung »Goslarer
Schiefer« ein. 1875 begründete er a. a. OÖ. diese Bezeichnung
mit »der noch fraglichen Altersstellung der Dachschiefer bei dem
Dorfe Wissenbach im Nassauischen«.
Das oberdevonische Alter der »Goslarer Schiefer« schien dann,
— abgesehen von GRODDECK’s Deutung des oberharzer Diabas-
zuges als eines überkippten Luftsattels mit Blatterstein und Stringo-
cephalenkalk im Kern und den Wissenbacher Schiefern auf dem
Liegend- und Hangendflügel —, auch durch den von K. von
SEEBACH gemachten Fund einer vermeintlichen Cardiola retrostriata
v. B. am Unteren Schalker Teiche (Zeitschr. d. Deutsch. geol.
Ges. 28, S. 633, 668) nur bestätigt zu werden.
Als 1881 infolge des Nachweises von Homalonotenresten in
den Wissenbacher Schiefern des Diabaszuges an der Hutthaler
Widerwaage OSO. Clausthal (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges.
33, 8. 502) E. BEYRICH diese für altersgleich mit den »typischen
Wissenbacher Schiefern bei Dillenburg« erklärt hatte (a. a. O.
S. 518), galten die »Goslarer Schiefer« nunmehr für jünger als
die Schiefer des Diabaszuges, rückten indessen, zumal HALFAR
schon 1874 das Vorkommen von Goniatites intumescens in dem
Die Wissenbacher Schiefer. 109
über ihnen lagernden »Kramenzelkalke« nachgewiesen hatte, wieder
in das Mitteldevon hinab, als dessen obere Abtheilung sie auf-
gefasst wurden (vergl. die zweite Auflage des oben erwähnten
Abrisses S. 89). Eine weitere Wiederannäherung an die Auf-
fassung F. A. RoEMER’s ergab sich, als E. KAysEr 1883 die
rheinischen Wissenbacher Schiefer, allerdings zunächst noch in
vorsichtiger Fassung, in das Mitteldevon stellte (Jahrb. d. Geol.
L.-A. S. 1 ff), innerhalb derselben im Ruppachthale und bei Cram-
berg »zwei verschiedene, durch besondere Goniatitenarten aus-
gezeichnete Zonen« unterschied und aus den »Goslarer Schiefern«
Goniatites occultus BARR. nnd @. verna-rhenanus MAUR., zwei
charakteristische Arten der oberen Zone, anführte (a. a. ©. S. 51, 53).
War schon hiernach ein jüngeres Alter der »Goslarer Schiefer«
als dasjenige der oberen Zone der Schiefer des Ruppachthales
nicht wohl mehr anzunehmen, so wurde die Entdeckung von Ho-
malonotenresten in ihnen, am Mittleren Grumbacher Teiche bei
Bockswiese, für HALrAR die Veranlassung, 1887 jenen von ihm
gegebenen Namen wieder einzuziehen und die alte ROoEMER’sche
Benennung als Wissenbacher Schiefer wieder in ihre Rechte ein-
zusetzen (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1887, S. XXXVIII; Zeitschr. d.
Deutsch. geol. Ges. 39, S. 842).
Für die Bestimmung des Alters und die Parallelisirung der
Wissenbacher Schiefer unseres Gebietes ist ihre klare stratigra-
phische Stellung im Hangenden der Oalceola-Schiefer und im Lie-
genden des in der reinen Ammonitidenfacies entwickelten Stringo-
cephalenkalkes von ausschlaggebender Bedeutung. In ihrem un-
mittelbaren Hangenden tritt an der Basis des Stringocephalen-
kalkes der geringmächtige Odershäuser Kalk mit Posidonia hians
WALDSCHM., Anarcestes Karpinskyi HOLZAPrF. u. A. m. auf, dessen
stratigraphisches Niveau im Hangenden des Ense- (= Günteröder)
Kalkes und im Liegenden des Stringocephalenkalkes mit Aphyllites ?
discoides WALDSCHM. zuerst von A. DENCKMANN bei Wildungen
festgestellt worden ist. KAysER und HozzAPFEL (Ueber die stratigr.
Beziehungen der böhm. Stufen F, G, H BaARRANDE’s zum rhei-
nischen Devon, Jahrb. d. K. K. geol. Reichsanstalt 1894, S. 498)
haben ihn dann auch bei Bicken und Günterod nachgewiesen
110 Stratigraphie.
und sehen in ihm durchaus zutreffend die untere Abtheilung der
Stringocephalen-Schichten, lassen also mit ihm das obere Mittel-
devon beginnen. Daraus folgt, dass die vom Ödershäuser Kalke
überlagerten Wissenbacher Schiefer unseres Gebietes insgesammt
noch zum unteren Mitteldevon gehören müssen.
Diese Feststellung ist, wie ich schon 1896 (Zeitschr. d. D.
geol. Ges. 48, S. 223 ff.) kurz erwähnt habe, von nicht geringer
Wichtigkeit. KaAysER und HorzArrEL (a. a. O. S. 498) und
neuerdings noch FRECH (Lethaea palaeozoica 1I. 1, S. 167) sind
der Ansicht, dass die rheinischen Wissenbacher Schiefer noch in
das obere Mitteldevon hinaufreichen, und zwar wegen des Vor-
kommens von Tornoceras circumflexiferum SANDB., welches im
Odershäuser Kalke bei Wildungen sehr häufig ist, aus dem unter
diesem folgenden Günteröder Kalke mit Aphyllites occultus BARR.
noch nicht bekannt geworden ist und nach ihrer Meinung dem-
nach auch in den Wissenbacher Schiefern einem höheren Niveau
angehören dürfte als der ebengenannte Goniatit. FRECH parallelisirt
den obersten Theil der Wissenbacher Schiefer daraufhin geradezu
mit dem Odershäuser Kalke.
Dazu ist nun zu bemerken, dass Tornoceras circeumjlexiferum
aus den Wissenbacher Schiefern unseres Gebietes seit Langem
bekannt ist, was FRECH veranlasst hat (a. a. OÖ. S. 171, Fussnote 2),
in diesem Vorkommen auch für den Oberharz einen Hinweis auf
einen höheren Horizont als unteres Mitteldevon zu erblicken. An-
gesichts der unzweideutigen Ueberlagerung dieser Schiefer durch
den Odershäuser Kalk kann man aber einer solchen Abtrennung
bezw. Parallelisation eine Berechtigung nicht zugestehen; es ist
nicht anzunehmen, dass die Art in Nassau und an der Mosel erst
in einem höheren Niveau auftreten sollte als im Oberharze, und
ihr bisheriges Fehlen im Günteröder Kalke dürfte eben nur schein-
bar sein. Bei der von KAyYsER und HoLZAPFEL a. a. OÖ. selbst
hervorgehobenen Schwierigkeit, infolge der Art des Sammelns in
den Dachschiefergruben der rheinischen Wissenbacher Schiefer
über den Horizont der einzelnen Arten etwas Sicheres zu ermitteln,
verdienen die klaren Verhältnisse unseres Gebietes doppelte Beach-
Die Wissenbacher Schiefer. 111
tung für die Frage nach der oberen Grenze der Wissenbacher
Schiefer.
Ueber das bei Olkenbach neben Tornoceras circumjlexiferum
angeblich vorkommende T. sömplex v. B. enthalte ich mich mangels
Autopsie eines Urtheils, dagegen will ich, um Missverständnissen
vorzubeugen, nicht unterlassen zu 'erwähnen, dass der von HALFAR
vor längeren Jahren (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 27, S. 466 ff.)
aus den Wissenbacher (»Goslarer«) Schiefern vom Unteren Schalker
Teiche angeführte Goniatites simplex mit T. simplexz nichts zu thun
hat, sondern nach Ausweis des in der Sammlung der Geologischen
Landesanstalt befindlichen Exemplars eine dem Run Dannen-
bergi BEYR. nahestehende Form ist.
Verliert dieses Stück also die Bedeutung, die man ihm hätte
zuschreiben können, so gilt ein Gleiches von der zu unverdienter
Berühmtheit gelangten Goniatitenfauna aus dem Bockswieser Flügel-
orte des Ernst August-Stollens, in der Arten der Wissenbacher
Schiefer (Anarcestes lateseptatus BEYR., A. vittatus Kays., Aphyllites
verna-rhenanus MAUR., Pinacites Jugleri A. R.) mit solchen des
unteren Oberdevons (Tornoceras simplex v. B., Manticoceras com-
planatum SANDB.) sich finden sollen. Diese von GRODDECcK (Ab-
riss der Geognosie des Harzes, 1. Aufl. S. 84 und Zeitschr. für
Berg-, Hütten- und Salinenwesen 23, S. 9) bekannt gemachte
Fauna, die sich in der Sammlung des Oberbergamts zu Clausthal
befindet, ist dasjenige Moment gewesen, welches in erster Linie
zur Annahme eines wesentlich jüngeren Alters für die »Goslarer«
Schiefer geführt hat. Es fand scheinbar eine Stütze in dem von
Kayser (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 27, S. 254) angeführten
angeblichen Vorkommen eines Anarcestes lateseptatus BEYR. bei
Büdesheim, welches sich als apokryph herausgestellt hat (vgl. Jahrb.
d. Geol. L.-A. f. 1893, S. 87), und dem scheinbaren Zusammenvor-
kommen von Aphyllites Dannenbergi BEYR. mit: Manticoceras intu-
mescens BEXR. (HALFAR, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 27, S. 254),
welches ich dahin aufklären konnte, dass das fragliche, lose ge-
fundene Stück ein aus dem Stringocephalenkalke stammender Aphyl-
lites evexzus V. B. ist
112 Stratigraphie.
Die beiden obenerwähnten, angeblich aus dem Flügelorte des
Ernst August-Stollens stammenden Arten des Oberdevons sind
leitende Arten der oberharzer Büdesheimer Schiefer, und zur
Erklärung der im höchsten Grade auffälligen Angabe habe ich
früher der Annahme Raum gegeben (Zeitschr. d. Deutsch. geol.
Ges. 48, S. 226), dass beim Betriebe des Flügelortes sowohl
Wissenbacher wie Büdesheimer Schiefer durchfahren und deren
verkieste Petrefacten zusammen in den »Rumpelkasten« des Herzog
Auguster Gaipels gewandert seien, in dem VON GRODDECK sie
entdeckte. Inzwischen hat im Jahre 1897 auf meine Veranlassung
und nach meiner Anleitung durch den damaligen Bergbaubeflissenen
Herrn MAIER eine Neuuntersuchung der hangenden Querschläge
vom Johann Friedricher Schachte bei Bockswiese ab und auch der
in Frage kommenden, 5/4” hoch mit Wasser erfüllten Strecke des
Ernst August-Stollens stattgefunden, und nach den Angaben des Ge-
nannten ständen hier Wissenbacher Schiefer überhaupt nicht an,
sondern nur Büdesheimer Schiefer, in denen er an der angeblichen
Fundstelle der Fauna kleine Exemplare von Manticoceras- Arten ge-
funden hat!). Ist die Angabe von dem Fehien der Wissenbacher
Schiefer richtig, so müssen die oben erwähnten Arten der Wissen-
bacher Schiefer einem anderen Punkte entstammen. Und zwar
kommen hierfür in Betracht das dicht am erstgenannten Schachte
angesetzte und in’s Liegende nach den auflässigen alten Bauen bei
Hahnenklee getriebene Ort in der Sohle des Tiefen Georg-Stollens
und der Kranicher Wasserlauf nördlich Bockswiese, die beide
Wissenbacher Schiefer durchfahren und aus diesen wohlerhaltene
verkieste Reste geliefert haben.
Bei einer Vergleichungunserer Wissenbacher Schiefer
mit Schichten gleicher Facies in anderen Gebieten kommt
in erster Linie das rheinische Schiefergebirge in Betracht,
in dem die Kenntniss der Tentaculiten- und Ammonitidenfacies
des unteren Mitteldevons seit dem Jahre 1883 Dank den Unter-
suchungen von KAYSER und HOLZAPFEL im Nassauischen und bei
!) Berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. 11, Heft 2,
S. 124.
Die Wissenbacher Schiefer. 113
Wetzlar, von A. DENCKMANN im Kellerwalde ganz erhebliche Fort-
schritte gemacht hat, nachdem der hemmende und verwirrende
Einfluss des auf unzureichender bezw. unrichtiger stratigraphischer
Grundlage aufgebauten Begriffes »Hereyn« überwunden war. In
jenem Jahre führte E. Kayser (Jahrb.. d. Geol. L.-A. S. 1 ff.)
bekanntlich den Nachweis, dass in den Wissenbacher (Orthoceras-)
Schiefern des Ruppachthales zwei verschiedene Faunen vorhanden
sind, eine Thatsache, die sich bei der späteren Untersuchung der in
den Tentaculitenschiefern eingeschalteten Ammonitiden-Flaser- und
Knollenkalke bestätigte. Sie führte zu der Unterscheidung des älteren
Ballersbacher und des jüngeren Günteröder Kalkes (= Ensckalk
DENCKMANN’s), deren Fauna mit derjenigen der Grube Königs-
berg ım Ruppachthale bezw. der Grube Langscheid parallelisirt
wird, und die den Cultrijugatus-Schichten bezw. den Calceola-
Schichten der Eifel entsprechen sollen. Der Crinoidenkalk von
Greifenstein wird dem Ballersbacher Kalke gleichgestellt, indessen
neigt KAYSER zu der Annahme, dass er vielleicht noch etwas älter
sei, als dieser.
F. Frech, der im Jahre 1839 vom paläontologischen Stand-
punkte aus sich eingehend mit der »Hercyn«-Frage beschäftigt hat
(Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 41, S. 235 ff.) und noch neuer-
dings in der Lethaea palaeozoica II. 1, S. 166 ff. eine zusammen-
fassende Uebersicht gegeben hat, weicht in seiner Auffassung von
KAysER und HOoLZAPFEL im Wesentlichen darin ab, dass er den
Greifensteiner Kalk noch zum Unterdevon zieht (vergl. z. B. die
Tabelle X in der Lethaea).
Trotz dieser scheinbar klaren und einfachen Sachlage bleiben
jedoch immerhin noch manche Widersprüche zu lösen, manche
zweifelhaften Punkte aufzuklären, ehe wir zu einer vollständigen
und vor Allem auch stratigraphisch sicher begründeten Kenntniss
der Faunenfolge gelangen werden. Die Widersprüche liegen im
Wesentlichen in den Angaben über die verticale Verbreitung der
Arten und sind einestheils wohl die Folge noch lückenhafter
Kenntniss der Fauna der einzelnen Vorkommnisse, andererseits
eine Folge des Umstandes, dass es zu sehr an Aufschlüssen mangelt,
in denen die verschiedenen Horizonte über einander zu beobachten
Neue Folge. Heft 30. 8
114 Stratigraphie.
sind und in Bezug auf ihre stratigraphische und faunistische Ver-
knüpfung gründlich untersucht werden können. In fast allen Fällen
stammen die aufgesammelten Versteinerungen aus isolirten Vor-
kommen des einen oder des anderen Horizontes. Dies gilt sowohl
für die Kalke wie auch für die Schiefer des Ruppachthales, deren
beide Horizonte durch Schichtencomplexe getrennt werden, über
deren Fauna noch so gut wie nichts bekannt ist. Noch ungünstiger
liegen bekanntlich die Verhältnisse bei Wissenbach selbst; über
die Vertheilung der Arten liegt hier nur eine angeblich auf nicht
publicirten Mittheilungen ©. KocH’s beruhende Angabe des als
unzuverlässig bekannten LupwiG vor, gegen die u. A. F. SAnD-
BERGER mit Recht Bedenken erhoben hat.
Im Interesse der Sache möchte ich auf einige dieser noch zu
klärenden Punkte kurz eingehen. Der erste betrifft die verticale
Verbreitung von Mimoceras gracle v. M. KaAysER und Horz-
APFEL I) sehen die Art als leitend für die tiefere Zone der Wissen-
bacher Schiefer an und sprechen a. a. OÖ. S.513 geradezu von
einer »Stufe des M. gracile« 2). Nun soll zwar das bei Wissenbach
relativ häufige M. gracile nach LupwiG dort in den tiefsten
Schichten, im Hangenden von Schiefern und Sandsteinen mit
Cryphaeus und Homalonotus obtusus auftreten, im Ruppachthale
dagegen ist es, abgesehen von einem vor langen Jahren von F.
SANDBERGER in Kalkknollen führenden Tentaculitenschiefern bei
Steinsberg gefundenen Exemplare, bislang nicht bekannt geworden,
speciell nicht aus den die ältere Fauna enthaltenden Schiefern der
Grube Königsberg. Ebensowenig begegnen wir der Art in den
bislang veröffentlichten Listen der Versteinerungen des Ballersbacher
Kalkes. Ueber ihr Niveau bei Nieder-Selters, Olkenbach und
Wildungen ist nichts Genaueres bekannt, dagegen tritt sie in den
Wissenbacher Schiefern unseres Gebietes und am Grünsteinzuge
!) Ueber die stratigraphischen Beziehungen der böhmischen Stufen F, G,
H Barranpe’s zum rheinischen Devon. Jahrb. d.K. K. geol. Reichsanstalt 1894,
5.479 ff., Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1893, S. 236 ff.
?) Auch Frecn (Lethaea palaeozoica II. 1, $. 169) lässt die Art am Rhein
»auf die untere Zone beschränkt« sein, während er a. a. O. S. 170 Anm. 4 zu-
treffend die Bezeichnung dieser Zone nach ihr wegen ihrer sehr weiten verticalen
Verbreitung für unthunlich erklärt.
Die Wissenbacher Schiefer. 115
zusammen mit Formen des Günteröder Kalkes bezw. der Grube
Langscheid auf und soll ja auch bei Hlubocep (G 3) mit Arten
dieses Horizontes zuammen vorkommen. Bestätigt sich ihr Vor-
kommen schen in den tiefsten Schichten, wofür ja ihr Auftreten
ım Greifensteiner Kalke zu sprechen scheint, so dürfte die Art
eine ähnliche grosse verticale Verbreitung besitzen wie Pinacites
Jugleri R., jedenfalls erscheint sie wenig geeignet zum Leitfossil
der tieferen Zone.
Aehnlich liegt die Sache z. B. mit Anarcestes lateseptatus BEYR.
und convolutus SANDB., ÖOrthoceras crassum R. und commutatum
GIEB., die nach KAYsER und HoLZAPFEL nicht in den Günteröder
Kalk hinaufgehen, während sie an anderen Orten aus Aequivalenten
des letzteren bekannt sind (Grube Langscheid, Oberharz, A.
lateseptatus im Oberharze noch dicht unter dem Odershäuser
Kalke)l). Auch Hercoceras subtuberculatum SANDB. scheint noch
im Günteröder Kalke vorzukommen.
Betrefts des Greifensteiner Kalkes, dessen einstweilen noch
zweifelhafte Lagerungsverhältnisse durch den Nachweis silurischer
Schichten in der Nachbarschaft an Klarheit nicht gewonnen haben,
möchte ich daran erinnern, dass die Möglichkeit, dass in ihm
mehr als ein Horizont vertreten ist, nicht ausgeschlossen erscheint.
E. Kayser hat selbst die enge faunistische Verknüpfung mit dem
Günteröder Kalke hervorgehoben (Die Fauna des Dalmanitensand-
steins von Klein-Linden bei Giessen, 1896, S. 41), und unter
diesem Gesichtspunkte verdient die Beobachtung A. DENCKMANN’S
besondere Aufmerksamkeit, dass an der Ense bei Wildungen
(Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1894, S. 11) und nach freundlicher
mündlicher Mittheilung auch bei Leun, oberhalb des Fund-
punktes der Brachiopodenschichten, deren Fauna jüngst von
BURHENNE beschrieben worden ist (s. oben S. 95) Crinoiden-
kalke, die petrographisch und faunistisch durchaus demjenigen
bei Greifenstein gleichen, als linsenförmige Einlagerungen im
Günteröder Kalke vorkommen. Bei Wildungen sind nach
!) Frech giebt (Lethaea palaeozoica II. I, S. 169) die grössere verticale
Verbreitung des Formenkreises von A. lateseptatus richtig an.
g*
116 Stratigraphie.
DENCKMANN’s Untersuchungen die Schichten, welche den der
älteren Fauna des Ruppachthales angehörigen Anarcestes Wenken-
bachi Kays. enthalten, stratigraphisch eng verknüpft mit dem
Ense- (Günteröder) Kalke, und es dürfte noch näher zu. unter-
suchen sein, ob das, was man heute als Ballersbacher Kalk zu-
sammenfasst, thatsächlich ein und demselben und zwar dem tiefsten
Horizonte des Mitteldevons angehört, oder ob nicht vielmehr unter
der Wenkenbachi-Fauna noch eine tiefere folgt, der z. B. die
Brachiopodenschiefer von Leun und ein Theil des Greifensteiner
Kalkes entsprechen könnten!). Die Goniatiten-Fauna des letzteren
enthält ausser Aphyllites jidelis BARR. noch einige ihr eigenthümliche
Formen, während die des Ballersbacher Kalkes sich, wenigstens
nach den von KAYSER und HOLZAPFEL gegebenen Listen, nur durch
das negative Moment des bisherigen Fehlens von Aphyllites occultus,
verna-rhenanus und Dannenbergi von derjenigen des Günteröder
Kalkes und seiner Aequivalente unterscheidet. Die stratigraphische
Lage des letzteren als hangendste Zone des unteren Mitteldevons ist
bei der unmittelbaren Ueberlagerung durch den Odershäuser Kalk
vollkommen sicher gestellt; für den Ballersbacher Kalk, der bei
Bicken und Offenbach vom Günteröder Kalke überlagert wird,
bezw. für die Wenkenbachi-Fauna fehlt bislang der Nachweis der
direeten Unterlagerung durch die hangendsten Schichten des Unter-
devons.
Die Fauna der Wissenbacher Schiefer des hier behandelten
Gebietes weist, wie das nach ihrer stratigraphischen Stellung nicht
anders zu erwarten ist, sehr enge Beziehungen zu derjenigen des
Günteröder Kalkes bezw. der jüngeren Zone der Schiefer des
Ruppachthales auf. Die, wie oben bereits erwähnt, schon 1883
von E. KAysEr aus ihnen angeführten bezeichnenden Goniatiten,
Aphyllites verna-rhenanus und A. occultus sind nicht die einzigen Ver-
treter der jüngeren Fauna, es gesellen sich zu ihnen (vergl. die nach-
stehende Tabelle) noch Anarcestes vittatus KAys., Tornoceras circum-
flexiferum SANDB. und T. angulato - striatum KocH als Arten, von
1) Zwischen den Brachiopodenschichten bei Leun und den weiter oberhalb
folgenden Günteröder Kalken fand A. Denckmanx Knollenkalke mit zahlreichen
Exemplaren von Goniatiten aus dem Formenkreise des Anarcestes lateseptatus.
Die Wissenbacher Schiefer. 117
denen wir mit einiger Sicherheit annehinen können, dass sie auf die
jüngeren Schichten beschränkt sind. Diesen steht nun allerdings eine
Anzahl von Arten gegenüber, von denen wenigstens nach den von
KAYSER und HOLZAPFEL mitgetheilten Listen anzunehmen wäre, dass
sie Vertreter der Fauna des Ballersbacher Kalkes seien. Nach den
obigen Ausführungen scheiden die wichtigsten dieser Formen, die
Cephalopoden, indessen als horizontbestimmend aus, und es bleibt
eigentlich nur das Auftreten von Homalonoten, welches vielleicht
als ein Hinweis auf das Vorhandensein von Schichten gedeutet
werden könnte, die älter sind als der Günteröder Kalk und die
obere Zone der Schiefer des Ruppachthales: Indessen lege ich auf
dies Vorkommen kein besonderes Gewicht. Die nur einem glück-
lichen Zufalle zu verdankende Entdeckung der Reste, die an einer
einzigen Stelle in einem ganz dünnen sandigen Bänkchen gefunden
wurden, lässt es nicht ausgeschlossen erscheinen, dass ähnliche
Funde auch im rheinischen Devon noch in jüngeren Schichten
gemacht werden, als die sind, in denen nach unserer jetzigen
Kenntniss die Gattung zuletzt auftritt.
Die Tabelle, in der nur die für einen Vergleich in Betracht
kommenden Arten Aufnahme gefunden haben, gewährt einen Ueber-
blick über die faunistischen Beziehungen der Schiefer unseres Ge-
bietes. Die Angaben in Spalte 1, 2 und 3 beruhen auf den von
SANDBERGER, KAYSER, HOLZAPFEL und BURHENNE mitgetheilten
Listen, sowie z. Th. eigenen Untersuchungen; letztere liegen auch
den Angaben der Spalte 4 zu Grunde. Die auffällig geringe Zahl
der Arten, die sich nach der Tabelle in der tieferen Zone der
Wissenbacher Schiefer des rheinischen Gebirges wiederfinden, be-
rubt auf dem rein äusserlichen Grunde unserer noch zu mangel-
haften Kenntnisse von der Fauna dieser Schichten, was ja übrigens
schon aus dem Vergleiche ‚mit den Arten des Ballersbacher und
Greifensteiner Kalkes in Spalte 2 hervorgeht.
118
Stratigraphie.
|
Namen der Arten
.
Untere
Wissenbacher
Schiefer
Obere
bezw. Greifen-
steiner Kalk
Günteröder
DEKA
Tentaculiten-
Homalonotus ef. obtusus SANDB.
Phacops breviceps Bar. . .
» fecundus BaArr.
Bronteus speciosus Corpa
Acidaspis horrida R. (= pigra
BARr.) 5 a
Cyphaspis spinulosa R.
Anarcestes lateseptatus Beyr.
vittatus Kays.
n. Sp.
Apliyllites verna-rhenanus Mau.
» occultus BaArr.
» ef. Dannenbergi Beyr. .
Pinacites Jugleri R.
Tornoceras circumflexiferum SAnDs.
» angulato-striatum Koch
Mimoceras gracile v. M..
Bactrites gracilis BLumrse. .
Orthoceras rapiforme SANDB.
» crassum R.
» vertebratum SaxDe. .
Tentaculites sulcatus R.
» acuarius Rıchr.
Styliolina laevigata R.
Pleurotomaria subcarinata R.
Posidonia ? artecostata Maur. .
Ctenodonta Krotonis R.
Buchiola digitata R.
» sexcoslata R.
Glassia? sp. n.
Retzia novemplicata Saxpe. .
Anoplotheca lepida Gr.
Spirifer sella R. (= linguifer Sanne.)
Strophomena minor R.
Davidsonia sp. . . .
. ’ .
—
AL
++ 4+4++4+++
++
|Ballersbacher
+ +++
+
++
+4
+ +++
schiefer
Nassaus und
des hessischen
+ +
+++ +
Hinterlandes
Wissenbacher
oberharzer
Grünstein-
Schiefer des
+ +++
+ +
+4
+++
++ ++t+++H+r+H+
++++
zuges
Die Wissenbacher Schiefer. 119
Von den faunistisch und stratigraphisch den Schiefern unseres
Gebietes vergleichbaren Schichten anderer Gegenden des Harzes
kommen zunächst die nach ihrer Lagerung sicher dem unteren
Mitteldevon angehörenden Wissenbacher Schiefer am oberharzer
Grünsteinzuge in Betracht, für die die Altersgleichheit mit den
nassauischen von E. BEYRICH schon 1881 wieder anerkannt worden
war. Frech hat 1889 (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 41, S. 246)
es als wahrscheinlich hingestellt, dass am Grünsteinzuge die tiefere
Fauna vorhanden sei; neuerdings spricht er sich (vgl. Lethaea
palaeozoica II. 1, S. 171) indessen wesentlich zurückhaltender dar-
über aus, und wie ich glaube, mit vollem Rechte.
Während in Folge der Ueberschiebung des genannten Grün-
steinzuges auf Culm das Liegende der an seiner aufgeschobenen
Nordwestseite auftretenden Wissenbacher Schiefer nicht bekannt
ist, werden sie von den mit Diabasmandelsteinen und Schalsteinen,
untergeordnet auch Diabasporpbyriten vergesellschafteten Schichten
des Stringocephalenniveaus überlagert, und schon aus diesem Um-
stande ist zu schliessen, dass in ihnen auch die jüngere Fauna
der nassauischen S-hiefer bezw. die Fauna des Günteröder Kalkes
vertreten sein muss. Die Fauna der Schiefer des Grünsteinzuges
setzt sich nach der vorläufigen Untersuchung des in Berlin und
Clausthal vorhandenen Materials wie folgt zusammen):
Coccosteus hercymicus v. M. * Homalonotus obtusus SANDB.
* Phacops breviceps BARR. * Bronteus speciosus CORDA.
WS ‚Fecundus BARR. » minor R.
* Trrimerocephalus mieromma R. » sp. n.
Uryphaeus sp. n. * Entomis fragiis R.
* Arethusina longecornuta R.?) * Mimoceras gracile v. M.
Proetus orbicularis R. “ Anarcestes lateseptatus BEYR.
» Barrandei R. ® Aphyliites verna - rhenanus
" Cyphaspis spinulosa R. MauRr. var.
Acidaspis sp. E > occultus BARR.
!) Die angesternten Arten kommen auch in der Tentaculiten- und Cephalo-
podenfacies des rheinischen unteren Mitteldevons vor.
2) Die Art besitzt die langen, ihr von Rormer zugeschriebenen Wangen-
stacheln nicht!
120
Aphyllites Dannenbergi BEXR.?
* Tornoceras circumflearferum
SanDe. (= micromphalum A.R.)
# Pinacites Jugleri R.
* Bactrites gracilis BLUMENB.
* Orthoceras vertebratum SANDE.
» multiseptatum R.
» cylindricum R.
# » planicanalieulatum
SANDB.
» bicingulatum SANDE.
» aff. obliquiseptatum
SANDER.
z » rapiforme SANDB.
* Jovellania triangularis A. V.
Uyrtoceras undulatum R.
» ? ventrali - sinuatum
R.
* Hercoceras subtuberculatum
SANDB.
Trochoceras ? sp.
Chonocotyle digitalis R.
* Hyolithes striatus LUDW.
» SP-
* Tentaculites sulcatus R.
* » acuarius RICHT.
» sp.
" Styliolina laevigata R.
* Euomphalus retrorsus R.
* Pleurotomaria subcarinata A.R.
» minima R.
> sp. Sp.
Murchisonia sp.
Turbo tricinetus R.
Lozonema multiplicatum R.
> cf. moniliforme R.
Stratigraphie.
Loxonema sp. Sp.
Aviculopeeten semistriatus N.
Avicula sublamellosa R.
" Posidonia opercularis R. .
® » ? artecostata MAUR.
Nucula parva R.
* » cornuta SANDEB.
Sp.
* Otenodonta Krotonis R.
» sp. Sp.
Paracyclas sp.
Goniophora angulata R.
* Cardiomorpha antiqua GF.
= » Hun:boldti HoEn.
Chaenocardiola sp.
* Buchiola sexcostata R.
R » digitata R.
Puella semistriata R.
» Dunkeri R.
» cf. bdellistriata Kays.
» SP. Sp.
Regina inaequalicostulata R.
» cf. vola BEUSH.
Dualina sp.
Conocardium sp.
" Glassia? sp. n.
" Anoplotheca lepida Gr.
Meristella sp. sp.
" Spirifer sella R. (= linguifer
SANDB.)
” Liorhynchus glaber W ALDSCHM.
Rhynchonella cf. daleidensıs
RR
" Orthis sp. cf. Gervillei DEFR.
* Strophomena minor R.
» SP.
Die Wissenbacher Schiefer. 121
" Davidsonia sp. Pleurodietyum sp. aff. Petrü
Chonetes sp. sp. Maur.
Discina striato-sulcata R. » sp. aff. selcanum
Crania sp. GIER.
Asteridenreste. Favosites sp.
Einzelkorallen. Oladochonus Sp.
Eine Durchmusterung dieser Liste, die übrigens auf Voll-
ständigkeit noch keinen Anspruch erhebt, zeigt, dass unter den
auch in der Tentaculiten- und Cephalopodenfacies des rheinischen
unteren Mitteldevons vorkommenden Formen sich einerseits solche
der höheren Stufe, wie z. B. Aphyllites oceultus, befinden, wäh-
rend andererseits auch solche Arten vorhanden sind, die im
rheinischen Gebirge auf die tiefere Zone beschränkt sein sollen,
wie Homalonotus obtusus, Mimoceras gracie, Jovellania trian-
gularis, Hercoceras subtuberculatum. Von diesen scheidet in-
dess Mimoceras gracille aus den früher dargelegten Gründen
aus; auch dem Homalonotus: obtusus, der hier gleichfalls aut
eine oder zwei dünne Schieferbänke (an der Hutthaler Wider-
waage) beschränkt zu sein scheint und nicht am Liegenden der
aufgeschlossenen Schichtenfolge, sondern mitten in den goniatiten-
reichen Schichten auftritt, kann ich, wie schon oben S. 117 bemerkt
wurde, eine entscheidende Bedeutung nicht beimessen; und es
blieben somit nur „Jovellania triangularıs und Hercoceras sub-
tuberculatum übrig. Beide sind indess grosse Seltenheiten, die mir
nur in je einem Exemplar bekannt sind, und auf diese beiden
Arten hin, von denen die zweite nach einem in der Sammlung
der Geologischen Landesanstalt befindlichen Exemplar auch noch
im Günteröder Kalke aufzutreten scheint, eine Vertretung auch
der tieferen Stufe anzunehmen, scheint mir doch sehr gewagt.
Bei meinen in den Jahren 1891 und 1892 ausgeführten systema-
tischen Aufsammlungen in den Hauptprofilen der Schiefer des Grün-
steinzuges, an der Hutthaler Widerwaage, am Ziegenberger Teiche
und an der Tauben Frau bei Buntenbock habe ich, trotzdem mein
Augenmerk gerade auf diesen Punkt gerichtet war, Unterschiede
in der Fauna der liegenden und hangenden Bänke, die auf eine
122 Stratigraphie.
_ Vertretung beider Stufen deuten könnten, nicht zu entdecken ver-
mocht; besonders finden ‚sich die leider fast stets plattgequetschten,
sehr engnabeligen, hochmündigen Aphylliten mit abgeplatteter
Externseite, die nach einem mit Loben erhaltenen Exemplar
zweifellos mit A. occultus BARR. (= platypleura FRECH) identisch
sind, schon in den unteren Schichten. Ich sehe daher auch ın
den Schiefern des Grünsteinzuges nur eine Vertretung der oberen
Stufe des unteren Mitteldevons und halte sie demnach für gleich-
alterıg mit den Wissenbacher Schiefern des hier behandelten
Devongebietes.
Im Unterharze sınd Tentaculiten und Oephalcpoden führende
Schiefer, die nach ihrer Lagerung im Hangenden des jung-unter-
devonischen Hauptquarzits bezw. im Liegenden der Stringocephalen-
Schichten sich als unteres Mitteldevon zu erkennen geben, weit
verbreitet. Das Verdienst, diesen Nachweis geführt und damit
die alte ROEMER’sche Auffassung dieser Schichten als Wissen-
bacher Schiefer wieder zu Ehren gebracht zu haben, gebührt
Herrn M. Koch, der zuerst im Klosterholze bei Ilsenburg die
Auflagerung dieser Schiefer auf den Hauptquarzit feststellte und
sie später auch an zahlreichen Punkten der Gegend zwischen
Wernigerode, Elbingerode und Blankenburg nachwies. Neuerdings
sind sie durch die Untersuchungen Herrn Koch#’s und des Ver-
fassers auch in der Gegend von Elend, Tanne, Braunlage und
Wieda, sowie am Acker-Bruchberge nachgewiesen worden und
nehmen jedenfalls am Aufbau des gesammten Unterharzes in weit-
gehendem Maasse theil. Ihre Fauna, deren Uebereinstimmung
mit derjenigen der Wissenbacher Schiefer des Grünsteinzuges
E. Kayser 1889 bei der Untersuchung der vom Herzoglichen
Wege bei Blankenburg stammenden, aber irrig als den Zorger
Schiefern angehörig angesehenen Fauna bereits erkannt hattel),
ist im Allgemeinen spärlich, nur an verhältnissmässig wenigen
Punkten artenreicher und enthält bislang nur Arten der Wissen-
bacher Schiefer des Oberharzes bezw. des rheinischen Schiefer-
!) Die Fauna des Hauptquarzits und der Zorger Schiefer, Abh. der Geol,
Landesanstalt, N. F. Heft 1, S. 113 ft.
Die Wissenbacher Schiefer. 123
gebirges.. Am ärmlichsten ist ihre Goniatitenfauna, die sich vor-
läufig nur aus Mimoceras gracile und Anarcestes lateseptatus zu-
sammensetzt. Schlüsse auf die Zugehörigkeit der einzelnen Fund-
punkte zur älteren oder jüngeren Stufe des unteren Mitteldevons
lassen sich aus der ärmlichen Fauna vorläufig nicht ziehen; die
Schiefer des Klosterholzes gehören nach ihrer Lagerung indessen
zweifellos der ersteren an.
Die Cephalopodenkalke des Unterharzes, von denen manche
(Hasselfelde, Wieda, Zorge) seit langer Zeit bekannt sind, er-
scheinen z. Th. als linsenartige Massen in Schiefer eingelagert,
z. Th. treten sie als Glieder einer geschlossenen Kalkfolge auf, die
mit zweifellos unterdevonischen Kalken beginnt, und an deren
Aufbau sich örtlich auch noch oberdevonische Horizonte betheili-
gen (z. B. Meiseberg im Selkethale). Manche von ihnen gehören
nach ihrer bislang bekannten Fauna zweifellos dem unteren Mittel-
devon an, wie z. B. der Kalk von Hasselfelde, der vom Schwengs-
kopfe bei Wernigerode und die Kalklinsen des Laddekenberges
oberhalb Wieda; für andere Vorkommen ist es indessen sehr wahr-
scheinlich, dass sie noch zum Unterdevon gehören. Sie sind bis-
lang ın Bezug auf ihre Lagerungsverhältnisse, z. Th. auch in
Bezug auf ihre Fauna noch nicht so genau untersucht, dass eine
vergleichende Besprechung an dieser Stelle von Nutzen sein könnte.
Wenn, wie oben ausgeführt wurde, die Wissenbacher Schiefer
des nördlichen Oberharzes nach Lagerung und Fauna die höhere
Stufe des unteren Mitteldevons darstellen, also nicht mit der Ge-
sammtheit dessen parallelisirtt werden, was man im rheinischen
Schiefergebirge als Wissenbacher oder Orthoceras-Schiefer be-
zeichnet, so wird man einwerfen, mit welchem Rechte dann für
sie dieser Name weiter angewandt wird. Das geschieht aus
mehreren Gründen. Zunächst wird mir jeder darin beipflichten,
dass man nicht einen seit langen Jahren im Gebrauche befindlich
gewesenen Namen, zumal wenn er, wie in diesem Falle, von dem
Begründer der modernen Harzgeologie gegeben wurde, ohne
zwingende Gründe durch einen neuen ersetzen sol. Und das
124 Stratigraphie.
. würde erforderlich gewesen sein, denn die 1873—1887 verwandte
Bezeichnung »Goslarer Schiefer« wurde einerseits von HALFAR in
der Absicht gegeben, Verwechselungen mit den nach damaliger
Meinung viel älteren »echten« Wissenbacher Schiefern vorzubeugen,
und ist darum 1887 ganz folgerichtig von ihrem Autor wieder
zurückgenommen worden, als der Nachweis erbracht war, dass die
Voraussetzung, welche zur Einführung jener Bezeichnung geführt
hatte, irrig war. Ausserdem aber trennte HALFAR die hangenden
Schichten der Wissenbacher Schiefer überall von seinen »Goslarer
Schiefern« und zog sie unter der Bezeichnung »Kramenzelschiefer«
zum Oberdevon. Der Name könnte daher nur unter Zugrunde-
legung eines anderen als des ursprünglichen Sinnes von Neuem
wieder aufgenommen werden. Wie unzweckmässig, ja bedenklich
aber eine solche Umprägung und Ausdehnung der Begriffe ist,
lehrt u. A. die Geschichte des »Hercyn«.
Es kommt aber noch ein weiteres Moment hinzu, welches
dafür spricht, den auf dem Harze alteingebürgerten Namen beizu-
behalten. M. Koch hat 1899 den Nachweis erbracht, dass bei
Elend im Unterharze zwischen den Wissenbacher Schiefern und
dem oberen Unterdevon, dem Hauptquarzit, typische Calceola-
Schiefer lagern, während andernorts, z. B. im Klosterholze bei
Ilsenburg, am Acker-Bruchberge, das obere Unterdevon unmittel-
bar von den Wissenbacher Schiefern überlagert wird, und zwar
nicht etwa transgredirend, sondern in ganz normaler Aufeinander-
folge, am Acker-Bruchberge z. B. durch Kieselgallenschiefer innig
mit der Unterlage verknüpft. Dieser Nachweis, dass schon in
einem räumlich so eng begrenzten Gebiete örtlich eine Vertretung
der tiefsten Schichten der Tentaculiten- und Üephalopodenfacies
durch die Brachiopodenfacies vorkommen kann, giebt um so mehr
zu denken, als auch im rheinischen Gebirge wenigstens ein ganz
ähnlicher Fall bereits in den wenig zutreffend als Tentaculiten-
schiefer bezeichneten Brachiopodenschichten von Leun, Oberbiel
u.s. w. bekannt ist, die gleichfalls dem tiefsten Mitteldevon ange-
hören, und über denen erst die reine Teutaculiten- und Cephalo-
podenfacies einsetzt. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass
uns die Zukunft im rheinischen Gebirge noch mehrere derartigen
Die Wissenbacher Schiefer, 125
Beobachtungen bringen wird, zumal sich bei genauerem Hinsehen
ergiebt, dass wir über die Art und Weise der Verknüpfung der
Brachiopodenfacies des Unterdevons mit der Cephalopodenfacies
der darüber folgenden Wissenbacher bezw. Orthoceras-Schiefer
selbst in den am meisten durchforschten Gebieten noch nicht voll-
ständig unterrichtet sind. Im Ruppachthale z. B. ist über die
Fauna der Schichten zwischen den Schiefern der Grube Schöne
Aussicht mit ihrer jung-unterdevonischen Fauna und denjenigen der
Grube Königsberg mit der »älteren Wissenbacher Fauna« bislang
nichts bekannt geworden; ebenso lückenhaft oder noch mangel-
hafter sind in dieser Beziehung unsere Kenntnisse vorläufig bei
den übrigen bekannten Zügen der Wissenbacher Schiefer, vor Allem
bezüglich derjenigen von Wissenbach selbst. Ehe diese Un-
klarheit nicht behoben und der Nachweis erbracht ist, dass die
Wissenbacher Schiefer des rheinischen Gebirges überall un-
mittelbar und gleichmässig von den obersten Unterdevon-
Schichten unterlagert werden, und ehe nicht die Üontroverse
über ihre obere Grenze eine befriedigende Erledigung ge-
funden hat, kommt der Bezeichnung nicht eine bestimmte stra-
tigraphische Bedeutung zu, sondern, wie ehedem, nur die einer
besonderen Facies, für deren Vertreter im Harze ROEMER den
Namen unter Billigung der Brüder SANDBERGER mit Recht an-
wenden konnte. Im Uebrigen haben wir für die Tentaculiten-
und Oephalopodenfacies des rheinischen unteren Mitteldevons
jetzt so viele verschiedene Benennungen, dass deren baldiger
Ersatz durch unzweideutige und scharf definirbare paläontologische
Zonenbezeichnungen dringend erwünscht ist, wie es FRECH ja
(vgl. Lethaea palaeozoica II. 1, S. 166 ff.), allerdings noch nicht
völlig befriedigend, versucht hat. Es geht auf die Dauer doch
nicht wohl an, ein und dieselbe Schichtenreihe bald als Tentacu-
litenschiefer, bald als Wissenbacher oder Orthoceras-Schiefer, und
bei reichlicher vorhandenen Kalkeinlagerungen als Ballersbacher
Kalk bezw. Ense- oder Günteröder Kalk zu bezeichnen. So lange
aber diese Namen, die den gegenwärtigen unfertigen Stand der
einschlägigen Untersuchungen am besten kennzeichnen, noch nicht
verschwunden sind, kann auch im Harze der Name » Wissenbacher
126
Schiefer« weiter bestehen bleiben.
Stratigraphie.
Etwaigen Missdeutungen wäre
_ durch den Zusatz »Zone des Aphylhites oceultus« leicht vorzubeugen.
Vorläufige Uebersicht über die Fauna der Wissen-
bacher Schiefer.
Fischreste.
Homalonotus cf. obtusus SANDE.
Phacops fecundus BARR.
» breviceps BARR.
Aecidaspis horrida A. R. (= pigra
BARR.)
Uyphaspis spinulosa A. R.
>» cf. hydrocephala A. R.
Proetus cf. Barrandei A. R.
Arethusina cf. longecornuta A.R.
Bronteus speciosus CORDA.
Entomis fragilis A. R.
» Sp.
Anarcestes lateseptatus BEYR.
» vittatus KAYs.
» n. Sp.
» SP.
Aphyllites verna-rhenanus MAUR.
» occultus BARR.
» cf. Dannenbergi BEYR.
Tornoceras circumjlexiferum
SANDE.
» angulato-striatum Koch.
Mimoceras gracile v. M.
Pinaecites Jugleri A. R.
Bactrites gracilis BLUMENB.
» Schlotheimi QUENST.
Orthoceras multiseptatum A. R.
» acus A. R.
» gracle A. R.
» crassum A. R.
Orthoceras conymutatum GIEB.
» rapiforme SANDB.
» vertebratum SANDB.
» planiseptatum SANDB.
» Sp-
Kophinoceras sp.
Tentaculites sulcatus A. R.
» acuarius RICHT.
» conieus A. R.
Styliolina laevigata A. N.
Hyolithes sp.
Euomphalus sp.
Pleurotomaria subcarinata A. R.
» minima A. R.
Bellerophon compressus SANDB.
Loxonema multiplicatum A. R.
» sp.
Turbo sp.
Posidonia ? artecostata MAUR.
Ctenodonta Krotonis A. R.
Nucula parva A. R.
Cardiomorpha Humboldti Horn.
Puella cf. bellistriata KAYs.
DE ESp:
Cardiola afl. Beushauseni HPFL.
» ? seminula A. R.
Buchiola digitata A. R.
» sexcostata A. R.
» ruppachensis BEUSH.
Glassia? n. sp.
Anoplotheca lepida Gr.
Die Wissenbacher Schiefer.
Meristella sp.
Retzia novemplicata SANDB.
» ferita v. B.
Spirifer sella A. R. (= linguifer
SANDB.).
Liorhynchus glaber WALDSCHM.
» sp.
Orthis sp.
Strophomena minor A. R.
Davidsonia sp.
Chonetes obtusangula A. R.
» pectinata A. R.
127
Productella ? sp.
Discina striato-sulcata A. R.
Fenestella sp. sp.
Thalloerinus hercynicus JAEK. in
litt.
Triacrinus polyodonta A. R.
Asteridenreste.
Einzelkorallen.
Pleurodietyum aff. Petri MAuR.
» aff. selcanum GIEB.
Favosites sp. Sp.
Cladochonus sp.
3. Der Stringocephalenkalk.
Mit dem Stringocephalenkalke beginnt die Schichtenfolge von
Ammonitidenkalken, die früher als »Kramenzelkalk« bezeichnet
und von HALFAR insgesammt dem unteren Öberdevon zuge-
rechnet wurde. Die Erkenntniss, dass in diesem Schichtencom-
plexe neben dem Adorfer Kalke und dem Clymenienkalke auch
der Stringocephalenkalk enthalten ist, war den Untersuchungen
der letzten Jahre vorbehalten. HaAurAr hatte sich vergeblich
um den Nachweis des letzteren bemüht (er glaubte, gewisse
Schichten der Wissenbacher Schiefer als »Stringocephalenkalk-
Ersatz« ansprechen zu können), doch erst DENCKMANN’S exacte
Untersuchungen der devonischen Ammonitidenkalke in der Gegend
von Wildungen schufen die Basis für ein genaues Studium der
Ammonitidenkalke des Oberharzes, ebwohl ausser Goniatites intu-
mescens auch einzelne bezeichnende, aber in ihrer Bedeutung nicht
erkannte Versteinerungen des Stringocephalenkalkes und des Cly-
menienkalkes iin »Kramenzelkalke« bereits früher aufgefunden
waren. |
Die Schichtenfolge des »Kramenzelkalkes« theilt mit allen
reinen Ammonitidenkalken die bei der Natur des Sediments ohne
Weiteres verständliche Eigenthümlichkeit, dass..die einzelnen Ho-
rizonte eine sehr geringe Mächtigkeit besitzen, und dass minimale
Schichtenmächtigkeiten derselben grossen Mächtigkeiten detritogener
Sedimente entsprechen können. Die Verkennung dieser That-
sache und das Unterlassen einer genauen Durchforschunz solcher
Kalkprofile in Bezug auf ihre organischen Einschlüsse war die
Ursache, dass bis auf die neueste Zeit unsere Kenntniss der Ammo-
nitidenkalke des Devons so mangelhaft gewesen ist und z. Th. noch
ist. Ich erinnere beispielsweise daran, dass nicht nur in GÜMBEL’s
Der Stringocephalenkalk. 129
»Fichtelgebirge«, sondern sogar noch in der 1897 erschienenen
Abhandlung von LeyYH (Beiträge zur Kenntniss des Palaeo-
zolcums der Umgegend von Hof a. Saale, Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 49, S. 504 ff.) a.a. O.S. 510 sich die eigenartige An-
gabe findet, im Fichtelgebirge sei eine paläontologische Scheidung
der Stufe des Goniatites intumescens und der Clymenienstufe nicht
möglich, da jener Leitgoniatit im rothen Kalke von Gattendorf mit
Clymenien zusamınen gefunden sei. Ferner sei an den Umstand
erinnert, dass M. Koch, A. DENCKMANN und ich 1896 ım Selke-
thale im Unterharze in einer einzelnen »Kalkeinlagerung ın den
Unteren Wieder Schiefern« Clymenienkalk, Adorfer Kalk, mittel-
und unterdevonische Ammonitidenkalke nachweisen konnten.
Die meisten Angaben von dem »Zusammenvorkommen« von
Formen sonst getrennter Horizonte dürften auf die Nichtbeachtung
bezw. Unkenntniss derartiger Verhältnisse, für die geradezu klas-
sische Localitäten der »Blaue Bruch« bei Wildungen und der
altbekannte grosse Bruch bei Bicken mit ihren überschobenen
Schichtenfolgen sind, zurückzuführen sein, zumal wenn die Petre-
facten bei flüchtigem Besuche aufgekauft wurden. Angesichts
solcher noch heute vorkommender Fälle kann es nicht befremden,
dass die petrographisch sich wenig von einander unterscheidenden
»Kramenzelkalke« des Öberharzes den früheren Beobachtern als
untheilbares Ganzes erschienen sind.
Der Stringocephalenkalk ist, wie oben S. 102 schon erwähnt
wurde, petrographisch vonden unterlagernden Wissenbacher Schiefern
nicht scharf geschieden, sondern mit ihnen in der Weise verknüpft,
dass die frisch dunkelfarbigen, unreinen, dickschiefrigen, grünlich-
grau verwitternden Schiefer ihrer hangendsten Schichten auch
noch ın den tiefsten Bänken des Stringocephalenkalkes auftreten
und die Kalke als lang linsenförmige, plattenförmige oder bank-
artige Einlagerungen enthalten; weiter aufwärts verschwinden sie
und machen geschlossenen Kalkbänken Platz. Die Kalke sind
von verschiedenartiger Beschaffenheit. Die eben erwähnten Ein-
lagerungen der tiefsten Bänke sind etwas bituminös, von blau-
schwarzer Farbe, sehr hart und zäh, und erscheinen durch die
massenhaft in ihnen angehäuften winzigen Styliolinen und Tenta-
Neue Folge. Heft 30. &)
130 Stratigraphie.
culiten dem unbewaffneten Auge fein krystallinisch. Durch diese
Beschaffenheit sind sie sowohl von den dunklen Kalken der Wissen-
bacher Schiefer wie auch vom oberdevonischen Kellwasserkalke
leicht zu unterscheiden. Sie verwittern sehr wenig zu einem tief
dunkelbraunen Mulm. Ueber diesen tiefsten Bänken folgen ent-
weder zunächst plattige, dann vorwiegend dickbankige, graublau
bis lichtbläulichgrau gefärbte Kalke von stets makroskopisch fein-
körniger, zuweilen sogar grobkrystallinischer und immer etwas flase-
riger Beschaffenheit, die die Hauptmasse des Stringocephalenkalkes
zusammensetzen, oder es treten in ihrem unmittelbaren Hangenden
erst etwas dunkler blaugrau gefärbte Flaser- und Knotenkalke
auf, die zuweilen, ähnlich wie manche Kalke der hangendsten
Wissenbacher Schiefer, Knauern oder auch wohl dünne Bänkchen
helleren und dunkleren Kalkes enthalten und örtlich in einzelnen
Lagen zu Kalkknotenschiefern werden können. An diese
schliessen sich dann nach oben gleichfalls die dickbankigen hell-
farbigen Kalke an. Die Knotenkalke sind besonders im nordwest-
lichen Gebiete verbreitet (Mittlerer Grumbacher Teich und Umge-
bung, Forstort »An der Grane« u. s. w.), fehlen aber auch im Süd-
osten nicht ganz. Am Fusse des Sparenberges N. Lautenthal
(Bl. Seesen) treten die hellfarbigen Kalke ausnahmsweise in
Wechsellagerung mit dünnblättrig zerfallenden Schiefern auf; west-
lich von Lautenthal, im Rosenthale am W estfusse des Steilen Berges,
ist dagegen wieder die normale geschlossene Kalkfolge zu beob-
achten. — Als ganz geringmächtige, wenige Centimeter starke
Lagen finden sich auch in den hangenden hellfarbigen Kalkbänken
dunkelfarbige, blaugraue bis fast schwarze Kalke, die indess nicht
überall vorhanden sind.
In den flaserigen Kalken der tieferen Bänke sind winzige
weisse Glimmerschüppchen nicht selten; von sonstigen Einschlüssen
sind Schwefelkiesaggregate zu nennen, die sich besonders in den
liegenden schwarzen Kalken häufig finden.
Die Umwandlungen der Kalke des Stringocephalenkalkes im
Contacthofe des Okerthalgranits bestehen in emer Umkry-
stallisirung zu feinkörnigem bis grobkrystallinem, selbst späthi-
gem marmorartigem, sehr hellfarbigem, aber meist unregelmässig
Der Stringocephalenkalk. 181
dunkel gebändertem oder geflecktem Kalkstein. Dieselben Verände-
rungen weisen, wie hier gleich bemerkt sein möge, auch die petro-
graphisch ja wenig abweichenden Gesteine des Adorfer und des
Clymenienkalkes auf. Eine Unterscheidung der drei Horizonte ist
deshalb zwar an Handstücken unmöglich, aber im Aufschlusse doch
durchführbar, weil die charakteristische Structur und die Absonde-
rungsformen ihrer Gesteine auch im veränderten Zustande gewahrt
geblieben sind. Die schwarzen Kalke an der Basis des Stringo-
cephalenkalkes sind im Aussehen fast unverändert, ihre Schiefer-
lagen sind in dunkle Thonschieferhornfelse von der Beschaffenheit
derjenigen der Wissenbacher Schiefer umgewandelt. Die veränderten
Kalke enthalten fast immer Körnchen oder kleine Krystalle von
rothbraunem Vesuvian, hellgraugrünem Augit und von rothem und
erünem Granat (M. Koch, Jahrb. d. Geol. Landesanstalt f. 1888,
S. XLIIlI fi), die jedoch nur selten etwas grössere Dimeusionen
erreichen (z. B. Südfuss der Rabenklippe oberhalb Rohmkerhalle).
Die Mächtigkeit des Stringocephalenkalkes geht selbst in
den vollständigsten Profilen nicht über 8 ” hinaus; diejenige der
liegenden Zone dunkler Knollen- und Plattenkalke beträgt bis 1,5 ”.
An organischen Resten ist der Stringocephalenkalk nicht
so arm, wie die unten mitgetheilten Versteinerungslisten schliessen
lassen könnten. Die scheinbare Armuth seiner Fauna ist vielmehr
lediglich die Folge des Umstandes, dass, abgesehen von dem Ge-
biete der Contactmetamorphose, in dem die organischen Reste zum
grössten Theile zerstört sind, die fast ausnahmslos künstlichen
Aufschlüsse einstweilen noch zu frisches Gestein blosslegen, das
entweder zu zäh (die dunklen liegenden Kalke) oder zu splittrig
und spröde ist (die hellfarbigen hangenden Bänke), als dass eine
unversehrte Gewinnung der in ihm, wie die Querschnitte auf der
ein wenig angewitterten Oberfläche genugsam verrathen, oft zahl-
reich enthaltenen Reste möglich wäre. Aufschlüsse, die wie im
Adorfer und Clymenienkalke, deren frische Gesteine ebenso unhöff-
lich sind, hinreichend verwittertes Gestein liefern, sodass die Ver-
steinerungen sich leicht herausschlagen lassen, sind mir im Stringo-
cephalenkalke nicht bekannt; die wenigen Arten sind mühsam an
den verschiedensten Fundpunkten zusammengebracht worden und
9%*
132 Stratigraphie.
ceben kein auch nur annähernd vollständiges Bild der Fauna des
Horizontes. Aus der liegenden Zone der dunklen Knollen-
und Plattenkalke habe ich im Ganzen folgende bestimmbare
Formen gesammelt:
Phacops breviceps BARR.
Proetus sp.
Anarcestes Karpinskyi HPFL.
Aphyllites evexus v. B.
» evexus var. crassa HPFL.
Bactrites sp.
Tentaeulites sp. cf. sulcatus A. R.
Styliolina acicularis A. R.
Posidonia hians WALDSCHM.
Die hangenden hellfarbigen Kalke haben mir geliefert:
Phacops breviceps BARR.
» SP.
Anarcestes Karpinskyi HPFL.
Aphyllites evexus v. B.
Tornoceras sp. (simplex v. B.?).
Prolecanites clavilobus SANDE.
Orthoceraten.
Kophinoceras sp.
Tentaculites sp. sp.
Styliolina sp. Sp.
Cardiola sp.
» Terebratula« pumilio A. R.
Rhynchonella sp.
Glattschalise Brachiopoden.
Chonetes sp.
Einzelkorallen.
Stringocephalus Burtini habe ich bislang vergeblich gesucht,
obwohl an seinem Vorkommen nicht zu zweifeln ist; ausserhalb
des hier speciell behandelten Gebietes ist er am Ausgange des
Dölbethales unterhalb Lautenthal von Herrn Lehrer OLZHAUSEN
Der Stringocephalenkalk. 133
in Clausthal gefunden worden; das mir vorliegende Exemplar lässt
trotz schlechter Erhaltung an der Identität keinen Zweifel.
Sehr charakteristisch für den Stringocephalenkalk ist sein
Reichthum an Pteropoden; wo seine Gesteine angewittert sind,
wimmeln sie meist geradezu von Styliolinen, während Tentaculiten
zwar nicht selten sind, aber doch weit weniger massenhaft vor-
kommen. Dieser Reichthum an Pteropoden ist ein sicheres Unter-
scheidungsmittel gegenüber den oft recht ähnlichen, wenn auch
stets dichteren Kalken der Clymenienstufe.
Die meist nur linsengrosse » Terebratulax pumilio ıst ın den
Eingangs erwähnten dünnen dunklen Kalklagen im oberen Theile
der hellfarbigen hangenden Kalke massenhaft, oft geradezu gesteins-
bildend angehäuft. Diese Lagen, die aber, wie oben bemerkt,
nicht immer durch dunkle Farbe ausgezeichnet sind, vielmehr in
der Färbung von den sie einschliessenden Bänken zuweilen nicht
abweichen, z. B. im Langethale am Ahrendsberge, am Hühnerthals-
kopfe bei Hahnenklee, sind wohl immer in der Mehrzahl, zu zweien
oder dreien vorhanden; ihr Nachweis ist wegen ihrer äusserst ge-
ringen Mächtigkeit beim Mangel der dunklen Färbung naturgemäss
schwierig. Sie sind neben den Posidonia hians führenden dunklen
Knollen- und Plattenkalken an der Basis die Leitschichten des
Stringocephalenkalkes.
Ein mir auffälliger Weise aus den Aufschlüssen über Tage
nirgends bekannt gewordenes Vorkommen ist auf dem im Niveau
der Rasendammer Strecke vom Johann Friedricher Schachte bei
Bockswiese nach dem Neue grüne Lindener Gange getriebenen
Querschlage aufgeschlossen. An der oberen Grenze des Stringo-
cephalenkalkes treten hier von schwarzen, milden kohligen Schie-
fern begleitete Bänkchen eines tiefschwarzen Kalkes auf, der
durch massenhafte Styliolinen körnig-krystallinisch erscheint. Die
Untersuchung des von dem ehemaligen Bergbaubeflissenen Herrn
MAIER 1897 gesammelten Materials ergab, dass es sich nicht um
die dunklen Kalklagen mit » Terebratula« pumilio handelt, wogegen
schon die etwas grössere Mächtigkeit spricht. »Terebratula« pu-
malio scheint sogar ganz zu fehlen, dagegen ist neben Liorhynchus
sp. häufig Productella subaculeata Murcu. Ein Uebersehen dieser
134 Stratigraphie.
auffälligen Schicht in den die obere Grenze des Stringocephalen-
kalkes blosslegenden Profilen über Tage ist ausgeschlossen; ihre
Nichtbeobachtung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sie in
gleicher Weise wie die Platten mit T. pumilio nicht überall durch
die dunkle Farbe ausgezeichnet ist.
Bei der geringen Mächtigkeit und der mit den im Eingange
erwähnten geringen Abänderungen überall gleich bleibenden
Schichtenfolge sehe ich von einer Besprechung einzelner Auf-
schlüsse an dieser Stelle ab; die wichtigsten derselben werden im
dritten Theile im Zusammenhange mit den über und unter ihnen
folgenden Schichten geschildert werden. Hier sei nur bemerkt,
dass die besten Aufschlüsse im SO. am Wasserfall-Felsen bei
Rohmkerhalle, an der Rabenklippe, am Schadleben und im Riesen-
bache sich befinden; im NW. ist vor Allem zu erwähnen die süd-
liche Ausfluth des Mittleren Grumbacher Teiches, ferner der Forst-
weg am Hühnerthalskopfe und der Obere Klippenweg am Osthange
des Granethales nördlich des Erzweges.
Dass der Nachweis des Stringocephalenkalkes in unserem Ge-
biete erst durch A. DENCKMANN’s sorgfältige Untersuchung der
Ammonitidenkalke in der Gegend von Wildungen herbeigeführt
worden ist, wurde oben bereits hervorgehoben. Bei Wildungen
setzt sich der Stringocephalenkalk zusammen aus den liegenden
Kalken mit Posidonia hians WALDSCHM., deren stratigraphische
Stellung von DENCKMANN |) festgelegt wurde, und für die HoLz-
APFEL?) dann den Namen »Odershäuser Kalk« einführte, und den
schon von W ALDSCHMIDT (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 37, S. 911)
nachgewiesenen hangenden Kalken mit Goniatites (Aphyllites?2)
discoides WALDSCHM., dem Stringocephalenkalke WALDSCHMIDT's.
Die Kalke mit Posidonia hians (Odershäuser Kalk)?), die un-
mittelbar über dem Ense- (Günteröder) Kalke liegen, sind gering-
1) Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1892, S. 12 £f.
2) Jahrb. d. K. K. geol. Reichsınst. 1894, S. 488, 498; Abh. d. Geol. L.-A,
IN-#R. 116,152 841.
>) Vgl. Desckmass, Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1894, S. 8 ff,
Der Stringocephalenkalk. 135
mächtige, tiefschwarze, bituminöse, krystallinische Knollen- oder
Plattenkalke, die eine verhältnissmässig sehr reiche Fauna, be-
sonders von Goniatiten und Zweischalern enthalten, von der ausser
Posidonia hians nur Phacops breviceps BARR., Änarcestes Karpinskyi
HprL., A. Denckmanni H£FL., Aphyllites evexus v. B. var. expansus
Van., Tornoceras circumflexiferum SANDB. und simplex v. B.,
Maeneceras terebratum SANDB., Arten von Cardiola und COhaeno-
cardiola genannt seien. In der Folge haben HoLzAPFEL und KAYsER
diese Kalke auch in der Dillmulde bei Biecken, Offenbach und
Günterod in gleicher Lagerung nachgewiesen.
Die hangenden Schichten mit Goniatites discoides besitzen eine
grössere Mächtigkeit, bis 15”, und sind hellfarbige, graue, röthliche
oder bläuliche theils dickbankige, theils dünnbankige, mehr oder
weniger plattige Kalke, die mit Mergelschiefern wechsellagern, in
denen Kalkknollen lagenweise auftreten. In den dünnbankigen
Kalken treten mehrere dünne Lagen schwarzer, bituminöser Schiefer
mit dünnen dunklen, gleichfalls bituminösen Kalklagen auf, die
massenhaft die » Terebratula« pumilio A. R. enthalten (DENCKMANN’S
»Brachiopodenplatten«). Von der Fauna dieser hangenden Kalke
sind zu nennen Phacops breviceps BARR., Anarcestes Karpinsiyi
HPrL., Aphyllites evexus v. B. var. var. (inconstans PHILL.), Gonie-
tites discoides WALDSCHM., Tornoceras simplex v. B., Prolecanites
clavilobus SANDB., Maeneceras terebratum SANDB., Stringocephalus
Burtini DEFR., Atrypa reticularis L.
Diese Kalke sind in der Dillmulde bislang nicht nachgewiesen
worden; dass sie aber vorhanden sind, geht unzweifelhaft aus
mehreren typischen Stücken der dunklen Kalkplatten mit » Tere-
bratula« pumilio hervor, die sich in der Sammlung der Geologischen
Landesanstalt befinden und von Heırn E. KAysEr vor längeren
Jahren im »Hercynkalke« bei Ballersbach gesammelt wurden. Auch
der vielgenanunte Stringocephalus von Bicken in derselben Samm-
lung stammt dem Gestein nach sicher nicht, wie HOLZAPFEL und
KAYsER annahmen, aus dem schwarzen Odershäuser Kalke, sondern
aus einem hellfarbigen Kalke, der sich bei erneuten Nachforschungen
an Ort und Stelle wohl als Vertreter des Kalkes mit @. discoides
herausstellen wird,
136 Stratigraphie.
Ein Vergleich der eben in kurzen Zügen geschilderten Ent-
_ wieklung des Stringocephalenkalkes bei Wildungen mit derjenigen
des nördlichen Oberharzes ergiebt die zweifellose Identität beider
Horizonte. Zwar ıst die Fauna in unserem Gebiete aus dem oben
angegebenen Grunde zur Zeit noch ärmer an Arten, aber auch die
noch fehlenden werden wenigstens zum grossen Theile bei späteren
Nachforschungen unter günstigeren Verhältnissen noch nachgewiesen
werden !). Besonders gilt das von Maeneceras terebratum SANDB.,
welches im Oberharze vom Grünsteinzuge (Polsterberg) und im
Unterharze von Büchenberge bei Elbingerode bereits bekannt ist.
Petrographisch ist die Uebereinstimmung der Kalke mit Posidona
hians ın beiden Gebieten eine vollkommene; dagegen weichen die
hellfarbigen hangenden Kalke des Oberharzes durch die nur örtliche
Entwicklung der Wechsellagerung von Kalken und Schiefern —
so n der Gegend N. Lautenthal —, weiter durch das Fehlen
der die dunklen »Brachiopodenplatten« begleitenden bituminösen
Schieferlagen und z. Th. auch durch ihre Farbe von denjenigen
‚der Wildunger Gegend ab.
Die »Brachiopodenplatten« mit » Terebratula«x pumilio wurden
1893 bei Gelegenheit der allgemeinen Versammlung der Deutschen
geologischen Gesellschaft zu Goslar von A. DENCKMANN und mir
am Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle zuerst aufgefunden; ihr
Nachweis gab den ersten sicheren Anhalt für das Vorhandensein des
Stringocephalenkalkes im Devongebiete des nördlichen Oberharzes;
die Entdeckung von Exemplaren der Posidonia hians in HALFAR’s
Nachlass (vgl. Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1893, S. 85) von der Aus-
fluth des Mittleren Grumbacher Teiches, aus vermeintlichem ober-
devonischem Kellwasserkalke, führte zu dem Schlusse, dass eine
ganz ähnliche Entwicklung wie bei Wildungen vorhanden sein
niüsse, was sich durch die Specialuntersuchungen der folgenden
Jahre, wie aus dem oben Gesagten erhellt, durchaus bestätigt hat.
ı) Ein ganz zweifelloses Exemplar von G. discoides habe ich bislang nicht
gefunden, doch könnte ein schlechtes Stück vom Hühnerthalskopfe der Art an-
gehören; die von mir 1893 auf @. discoides bezogenen Stücke dürften dagegen,
soweit ihre Erhaltung Schlüsse gestattet, doch eher zu einer flachen Varietät des
Aph. inconstans bezw. evevus gehören,
Der Stringocephalenkalk. 137
Für die liegenden schwarzen Kalke kann man in unserem
Gebiete die Bezeichnung »Kalk mit Posidonia hians« bezw. »Oders-
häuser Kalk« ohne Weiteres verwenden; für die hellfarbigen hangen-
den Kalke möchte ich dagegen, da der Leitgoniatit noch nicht sicher
nachgewiesen ist, die Bezeichnung »Kalk mit G@oniatites discoides«
wenigstens vorläufig nicht anwenden, sondern bezeichne sie lieber
nach der gleichfalls sehr charakteristischen » Terebratula« pumilio,
die vereinzelt sich auch ausserhalb der »Brachiopodenplatten«
findet. Aphyllites evewus ıst als Ersatz für den @. discoides nicht
verwendbar, da der Formenkreis dieser Art bereits im Odershäuser
Kalke vorhanden ist; dagegen eignet sich die Art zur paläontolo-
gischen Bezeichnung der gesammten Stufe an Stelle des bislang noch
fehlenden Maeneceras terebratum. Dass ich den kurzen und be-
zeichnenden alten Namen Stringocephalenkalk trotz der Seltenheit
des Leitfossils verwende, welches übrigens auch bei Wildungen
nicht häufig ist, dürfte um so weniger Einwendungen begegnen,
als über die Aequivalenz mit dem Stringocephalenkalke in der
Brachiopodenfacies keinerlei Meinungsverschiedenhbeiten bestehen
und der Name zudem für die faciell gleichartigen Kalke und
Eisensteine des nordöstlichen Sauerlandes u. s. w. seit Langem in
Anwendung ist.
III. Das Oberdevon.
I. Die Büdesheimer Schiefer.
Während am Südostrande unseres Devongebietes an manchen
Stellen über dem Stringocephalenkalke: alsbald der Adorfer Kalk
folgt, wie im Riesenbachthale und am Schadleben, und auch am
Rohmkerhaller Wasserfalle Stringocephalenkalk und Adorfer Kalk
nur durch eine gegen 2" mächtige Zone von Thonschieferhorn-
felsen mit reichlichen Kalkknollen und -Bänken getrennt werden,
beobachtete ich im Jahre 1895 zuerst auf dem sogenannten
»Huppauf« SO. Festenburg in grösserer Mächtigkeit sehr charak-
teristische Schiefer, die neben massenhaften Styliolinen und selte-
neren Tentaculiten verkieste Goniatiten, Orthoceraten, Brachio-
poden der Gattung Liorhynchus u. A. m. enthalten, und zwar
von Goniatiten ausser Tornoceras simplex v. B. Arten der Gattung
Manticoceras. Beim Fortschreiten der Untersuchungen stellte sich
einerseits die weite Verbreitung dieser Schiefer besonders im NW.,
in dem Gebiete zwischen Hahnenklee, Goslar und Wolfshagen
heraus, andererseits liessen sie sich auch im SO. durch ihre cha-
rakteristische Beschaffenheit nun an mehreren Punkten noch nach-
weisen, wo sie vordem als selbstständiges Schichtenglied wegen
ihrer meist sehr geringen Mächtigkeit nicht erkannt worden waren,
wie z. B. am Östabhange des Strausberges zum Gr. Bramke, an
der Rabenklippe oberhalb Rohmkerhalle und am oben erwähnten
Wasserfalle.
Ihre stratigraphische Stellung zwischen Stringocephalenkalk
und Adorfer Kalk konnte an einer ganzen Reihe von Punkten
(ausser den schon genannten z. B. noch Grumbacher Teiche O,
Die Büdesheimer Schiefer. 139
Bockswiese, Hühnerthalskopf NO. Hahnenklee, Forstort »An der
Grane« zwischen Hahnenklee und Goslar) sicher nachgewiesen
bezw. bestätigt werden.
Dieser Nachweis eines an der Basis des Oberdevons auftreten-
den, petrographisch und faunistisch wohl charakterisirten Schiefer-
systems ward besonders bedeutsam für die Entzifferung der vor-
dem höchst unklaren geologischen Verhältnisse des nordwestlichen
Gebietes. Bei der charakteristischen Beschaffenheit der Schiefer
konnten sie HALFAR zwar nicht entgehen, indessen war er über
ihre stratigraphische Stellung ım Zweifel geblieben und hatte sie
kartographisch nicht ausgeschieden. In seinen Berichten zog er
sie zum Theil zu seinem »Tentaculiten-« oder »Intunescens-Kra-
menzel«, der das untere Oberdevon repräsentiren sollte, ausser
dein Adorfer Kalke, den Büdesheimer Schiefern und dem Stringo-
cephalenkalke indessen auch noch die hangenden Schichten der
Wissenbacher Schiefer umfasst, zum Theil stellte er sie zu seinem
ober-oberdevonischen »Oypridinen-Kramenzel«. A. von GRODDECK
dagegen hat sie in seinem westlich an das hier speciell behandelte
(febiet anstossenden Aufnahmebezirke mit Stringocephalenkalk und
Adorfer Kalk zusammen als im Hangenden der Wissenbacher
Schiefer auftretende »Kramenzelschichten« von den Cypridinen-
schiefern auch kartographisch zu sondern versucht. Die Fest-
stellung ihrer Lagerungsverhältnisse und ihre Abgrenzung war
naturgemäss erst möglich, nachdem Stringocephalenkalk und
Adorfer Kalk als selbstständige Horizonte im »Kramenzelkalke«
erkannt worden waren. Auf dem ehemals GrRopbEcK’schen Blatte
Seesen sind sie in ziemlich weiter Verbreitung vorhanden (vergl.
F. KLockMANN im Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1898, S. XLVIJ),
und ebenso nehmen sie in dem auf Blatt Hahausen entfallenden
nordwestlichsten Theile des Devongebietes relativ nicht unerheb-
liche Flächenräume ein.
Die Gesteine der Büdesheimer Schiefer sind in der Haupt-
sache Schiefer und Kalke. Wo sie nur ganz geringmächtig
sind, wie an zahlreichen Punkten des südöstlichen Gebietes, sind sie
als Schiefer mit sehr reichlichen Knollenlagen und dünnen Bänken
von Kalk entwickelt; bei zunehmender Mächtigkeit tritt eine
140 Stratigraphie.
Differenzirung der Gesteinstypen ein, so vor Allem in dem nord-
westlichen Gebiete, wo sie ihre grösste Mächtigkeit erlangen, und
in dem sich ganz untergeordnet auch Sandsteine einstellen, die
dem erstgenannten Gebiete völlig fremd sind. Es wiederholt sich
also bei ihnen die schon bei den Wissenbacher Schiefern hervor-
gehobene Erscheinung, die in ganz gleicher Weise auch für die
Cypridinenschiefer zu erwähnen sein wird.
Die Schiefer sind sehr verschiedenartig ausgebildet. Als
Leitgestein sind lagen- oder packetweise wechselnde gelblichgrüne,
grünliche, zuweilen fast lauchgrüne, grünlichgraue, bläulichgraue
und dunkle, oft geradezu schwarze, geradschiefrige, ziemlich milde
Schiefer zu nennen, die überall wiederkehren. Die grünlichen,
meist etwas dickschiefrigen Schiefer sind in ganz frischem Zustande
meist bläulich von Farbe und zeichnen sich häufig durch flach
muschligen Bruch aus. Diese Bänderung der Schiefer im Grossen
wiederholt sich auch ım Kleinen; oft sieht man am Handstück
einer dünnen Schieferplatte die eine Hälfte grünlich, die andere
schwarz gefärbt. Daneben tritt bei den dunklen Schiefern ge-
wöhnlich noch eine meist sehr feine und zarte helle Bänderung auf.
Die dunklen Schiefer nehmen im NW. gegenüber den grün-:
dunkel gebänderten Schiefern an relativer Mächtigkeit erheblich
zu; sie erscheinen hier als einfarbig schwarze, eigenthümlich matt
und stumpf aussehende Schiefer, in die die Bandschiefer gewöhnlich
packetweise eingeschaltet sind.
Zu den eben beschriebenen Bandschiefern gesellen sich
fast überall noch blaugraue, hell fahlfarbig verwitternde dick-
schiefrige kalkige Schiefer, mit dünnen, ursprünglich besonders
kalkreichen, frisch matt fleischfarbigen oder blaugrauen Lagen, die
auf den Anwitterungsflächen des Querbruches als gelbliche oder
graugelbliche Mergelbänder erscheinen.
Die hellfarbigen Schieferbänke gehen örtlich vielfach in Wetz-
schiefer und zuweilen, wie z. B. am östlichen Hange des Weth-
berges unterhalb seines östlicheren Gipfels, auch in plattige,
Adınole ähnliche Gesteine über, die ursprünglich bläulich
gefärbt waren, weisslich verwittern und mit den milden, dunklen
Schiefern wechsellagern. HALFAR hat diese Gesteine vom Weth-
Die Büdesneimer Schiefer, 141
berge im Jahrb. d. Geol. Landesanstalt f. 1884, S. XLII schon kurz
beschrieben. Die milden, dunklen Schiefer nehmen vielfach eine an
Alaunschiefer erinnernde Beschaffenheit an, die u. A. ebenfalls am
Wethberge zu beobachten ist. Oefters werden sie aber auch plattig
bis dünnbankig, gewinnen eine bedeutende Härte, sodass sie mit
dem Messer öfters nıcht mehr ritzbar sind, sind rhomboödrisch
oder parallelepipedisch zerklüftet und dann geradezu als Kiesel-
schiefer anzusprechen, die schwarzen Culmkieselschiefern so täu-
schend ähnlich werden können, dass man erst bei genauerer
Untersuchung sich überzeugt, dass es sich nicht um solche handelt.
Derartige Gesteine, die ebenfalls schon von HALFAR (Jahrb. d.
Geol. Landesanstalt f. 1883, S. XXXVII) kurz erwähnt worden
sind, kann man gleichfalls an den verschiedenen Wegen am Weth-
berge, besonders in einem alten Hohlwege am Osthange, wo sie
in einer breiteren Zone auftreten, sehr gut studiren; doch sind
sie, wenn auch meist untergeordneter, oft auf einzelne Lagen oder
Bänke beschränkt, in dem ganzen Gebiete zwischen dem Grane-
thale und dem Westrande der Karte verbreitet, wie auch in der
Gegend N. Lautenthal.
Die oben beschriebene typische Beschaffenheit behalten die
dunkelfarbigen Schiefer indessen nicht überall bei; am Oberen
Klippenwege im Forstorte »An der Grane«, im Weidenthale
u. a. OÖ. werden sie unrein, nehmen zahlreiche weisse Glimmer-
schüppchen auf und bekommen ganz allgemein ein rauheres,
manchen Schichten der Wissenbacher Schiefer ähnliches Aussehen,
wobei aber die charakteristische, oft ausserordentlich feine Bänderung
mindestens in einzelnen Lagen oder Packeten deutlich bleibt. Im
NW. werden sie z. Th. dickschiefrig und nehmen einen helleren,
matt blaugrauen Farbenton au, wodurch sie im Aussehen den
hangenden Bänken der Posidonienschiefer des Culms ähnlich werden,
enthalten aber immer noch eingeschaltet typische Bandschiefer.
Einen schönen Aufschluss solcher Schiefer liefert z. B. ein Stein-
bruch im Varleythale gegenüber der Mündung des Gr. Spüke-
thales.
Durch die oben erwähnten kalkigen Schiefer mit gelblichen
Mergelbändern gehen die Schiefer über in Kalkknotenschiefer,
142 Stratigraphie.
die besonders in der Umgebung des Granethales verbreitet sind,
kalkreich, graublau gefärbt und an weissen Glimmerschüppchen
reich sind und reichlich Knoten reineren, grünlichgelb, bräunlich-
grau oder schmutzig violett verwitternden Kalkes enthalten. Sie
bilden Bänke von oft erheblicher Mächtigkeit und mit klotziger
Absonderung inmitten reiner dunkler Schiefer und typischer
Bandschiefer; öfters beobachtet man auch eine fortwährende
Wechsellagerung mit letzteren. Die Kalkknotenschiefer schliessen
gewöhnlich Knollen, ja selbst bis metergrosse Linsen reinen,
blauen Kalkes ein. Besonders gut sind sie durch den Oberen
Klippenweg nördlich von der Margarethenklippe aufgeschlossen.
Am Nordosthange des Wethberges und an seinem Westfusse sind
sie local roth gefärbt und dann ohne nähere Prüfung mit gleich-
artigen Gesteinen der Cypridinenschiefer zu verwechseln.
Die Kalkknotenschiefer gehen örtlich in Knotenkalke über,
die am Oberen Klippenwege mehrfach zu beobachten sind, aber
auch sonst nicht fehlen, z. B. in einer transversal geschieferten
Klippe am Osthange des Varleythales südlich des Wethberges in
einer fast saiger stehenden, 2,5” mächtigen Bank anstehen, die
beiderseits von Schiefern, vorwiegend typischen Bandschiefern, be-
gleitet wird.
Die reinen Kalke der Büdesheimer Schiefer sind meist von
dichter Beschaffenheit, grau, graublau oder blau von Farbe, seltener
körnig-krystallinisch und dann selten hellfarbig, gewöhnlich etwas
dunkler graublau gefärbt. Die graublauen und blauen dichten
Kalke verwittern bräunlich bis matt fleisehfarbig und sind petro-
graphisch den hellen Kalken des Adorfer Kalkes sehr ähnlich, die
körnigen Kalke verwittern braun. Sie treten als Knollen, Linsen
oder Bänke auf, zuweilen als lagenweise angeordnete, nussgrosse
Knöllchen,‘ die beim Auswittern das charakteristische Bild der
»Kramenzelstructur« hervortreten lassen, z. B. am Tannhaier
Wasserlaufe O. Bockswiese und in Klippen am Westhange des
Wethberges. Zuweilen bilden sie auch nicht scharf geschiedene
Lagen im Schiefer und zeichnen sich dann gewöhnlich durch eine
eigenthümliche Verwitterung aus, die sie den bekannten Backstein-
kalk-Geschieben Norddeutschlands sehr ähnlich erscheinen lässt.
Die Büdesheimer Schiefer. 143
An der oberen Grenze der Büdesheimer Schiefer zum Adorfer
Kalke hin treten petrographisch ganz diesem gleichende Kalke als
Knollenlagen und Bänke auf, die durch Schieferpackete getrennt
werden und beim Verschwinden der letzteren in den Adorfer Kalk
übergehen, wie das z. B. am Hühnerthalskopfe NO. Hahnenklee
in dem Profile des chaussirten Holzabfuhrweges vortrefflich zu
beobachten ist. Dagegen ist ein entsprechender petrographischer
Uebergang vom Stringocephalenkalke her oft nicht vorhanden.
Die Sandsteine sind wenig verbreitet. Im ÖOchsenwege
treten am Nordabfalle der Langen Weth und im nordöstlichen
Fortstreichen unten am Granethale in unreinen, dickschiefrigen,
sandigen Bandschiefern kalkige, bis 20°“ mächtige Sandstein-
bänke auf, die frisch matt fleischfarbig oder bläulich gefärbt,
z. Th. gebändert sind, gelblich oder bräunlich verwittern und
dabei durch Auslaugung ihres Kalkgehaltes sehr fein porös werden.
In der südlichen Ausfluth des Mittleren Grumbacher Teiches
stehen in den tiefsten Schichten der Büdesheimer Schiefer über
dem Stringocephalenkalke knollig-plattig abgesonderte, unreine,
milde, kalkige Sandsteine von grünlich-bräunlicher Farbe an; sehr
unreine ähnliche Sandsteinbänkchen sind südlich der Ausfluth in
und an dem Tannhaier Graben aufgeschlossen, sowie ganz ver-
einzelte und untergeordnete dünne gleichartige Bänkchen in dem
vom Damme des Unteren Flössteiches in südlicher Richtung nach
dem Pisthale führenden sogenannten Schmiedewege. Das letzt-
genannte Vorkommen ist von HaLrFAR (Jahrb. d. Geol. Landes-
anstalt f.1888, S. LIX f.) unter dem petrographisch und stratigra-
phisch nicht zutreffenden Namen »Quarzit des obersten Oberdevon«
beschrieben worden. Ferner treten im Schalker Graben östlich
unweit der ehemaligen ALBERTIschen Farbengrube mit typischen
Bandschiefern zusammen dünne Bänkchen eines sehr hellfarbigen,
zuweilen an weissen Glimmerschüppchen reichen, thonig-schmierig
verwitternden, Arkose ähnlichen Sandsteins auf, und unreine
sandige Bänke finden sich endlich auch in den durch zersetzten
Schwefelkies auffallend hell- und buntfarbig verwitterten dick-
schiefrigen Schiefern, die im Wasserrisse unterhalb des Schalker
Grabens am Südufer des Oberen Grumbacher Teiches anstehen.
144 Stratigraphie.
Von Einschlüssen sind in den Schiefern oft lagenweise
auftretende, meist sehr zahlreiche, ja gehäufte, unregelmässig ge-
formte Concretionen von Schwefelkies zu nennen, die bei ihrer
Umwandlung in ockerigen Brauneisenstein die sie einschliessenden
Schiefer erheblich beeinflussen und speciell den sonst nur blei-
chenden dunklen Schiefern eine matt fleischfarbige, dunkel oder
violett geflammte, zuweilen auch grell orangefarbene oder ocker-
gelbe Zersetzungsfarbe verleihen, wie in dem eben erwähnten
Wasserrisse, dessen ganze aufgeschlossene Schichtenfolge derartig
zersetzt ist und allmählich in eine schmierige, thonig-sandige
Masse übergeht.
Die transversale Schieferung ist nicht überall gleich-
mässig entwickelt; am deutlichsten tritt sie im nördlichen Theile
des Verbreitungsgebietes der Büdesheimer Schiefer in die Er-
scheinung, besonders in der Umgebung des Grane-, Weiden- und
Varleythales. Bei der ursprünglich geradflächigen, oft plattigen
Beschaffenheit der Schiefer bedingt sie im Verein mit einer etwa
senkrecht zum Schichtenstreichen verlaufenden, sehr regelmässigen
Klüftung oft ein grossgriffeliges bis scheitförmiges Zerfallen. Am
schönsten ist dies in einem am Westhange des höheren südlichen
Grotenberggipfels an einem Waldwege angelegten kleinen Bruche
zur Gewinnung von Beschotterungsmaterial zu beobachten, wo
fast söhlig gelagerte plattige Schiefer in regelmässige Scheite von
rhombischem Querschnitt zerfallen, die bis 2” Länge erreichen.
Im Contacthofe des Okerthalgranits sind die Schiefer-
lagen in Hornfelse umgewandelt, die sich von denen der Wissen-
bacher Schiefer wenig unterscheiden, meist aber die charakte-
rıstische Bänderung noch erkennen lassen und von dichter bis
fein krystalliner Beschaffenheit sind. Bei der Verwitterung gehen
sie in mehr graue, scheinbar sandige Gesteine über. Die Kalk-
knollen und dünnen Kalkbänke sind entweder zu dichten, den-
jenigen der Oalceola-Schiefer ähnlichen Kalksilicathornfelsen um-
gebildet oder zu dem für alle »Kramenzelkalke« im Contact-
ringe charakteristischen, beim Stringocephalenkalke bereits er-
wähnten fein- bis grobkörnigen marmorartigen Kalke. Der Aufbau
Die Büdesheimer Schiefer, 145
aus Schiefern mit reichlich eingestreuten Kalkknollen-Lagen und
dünnen Kalkbänken ist auch in unmittelbarer Nähe des Granits
noch zu erkennen, wie überhaupt, was oben S. 131 schon erwähnt
wurde, das grobe Gefüge der Schichten des oberen Mitteldevons
und des Oberdevons bei der Contactmetamorphose überall erhalten
geblieben ist.
Versteinerungsführung. Neben den charakteristischen
Gesteinen und der grossen Häufigkeit der Schwefelkies- bezw.
Brauneisensteinconcretionen ist bezeichnend für die Büdesheimer
Schiefer das massenhafte, oft geradezu gesteinsbildende Vorkommen
der Styliolinen, mit dem sich nur noch die Anhäufung derselben
in manchen Bänken des Stringocephalenkalkes vergleichen lässt,
während die Wissenbacher Schiefer vergleichsweise arm an Sty-
liolinen zu nennen sind. Ganz besonders die kalkigen Lagen der
Schiefer und die Kalkknollen wimmeln davon, und dieser Reich-
thum an glattschaligen Pteropoden ermöglicht auch eine leichte
Unterscheidung der Kalkknotenschiefer und Knotenkalke von
petrographisch ähnlichen Gesteinen des oberen Oberdevons. Sel-
tener als die Styliolinen sind die nie in grosser Zahl beisammen
liegenden Tentaculiten (T. tenwieinetus R., T. striatus GEIN.). In
den hangenden Schichten sind Cypridinen verbreitet, die sich in
den tieferen nicht gefunden haben, nach oben hin zuerst ver-
einzelt zwischen den Pteropoden auftreten, dann reichlicher werden
und in den hangendsten Bänken die letzteren örtlich fast ver-
drängen. Diesen Wechsel kann man nicht selten im Handstück
beohachten. Ausser einigen anscheinend noch unbeschriebenen
Formen ist unter ihnen Antomis serrato-striata SANDB. sicher vor-
handen. Der Häufigkeit nach kommen dann meist plattgequetschte,
seltener verkieste Exemplare von theils glattschaligen, theils wenig-
rippigen Liorhynchus- Arten; seltener, aber überall vorhanden, ist
eine sehr charakteristische, enggerippte Form aus der Verwandt-
schaft des L. formosus SCHNUR. Am seltensten sind gut erhaltene,
fast immer mit einer Kruste von Faserquarz (wohl Pseudomor-
phose nach Gyps) umhüllte Brauneisensteinkerne der gewöhnlich
plattgequetschten Goniatiten und Orthoceraten.
Im Ganzen habe ich folgende Formen gefunden:
Neue Folge. Heft 30. 10
146 Stratigraphie.
Phacops laevis A. R.
» cf. granulatus MÜNST.
Harpes gracilis SANDB.
Entomis serrato-striata SANDB.
» Sp. Sp.
Tornoceras simplex v. B.
Manticoceras orbiculus BEYR. (Zwergform des M. intu-
mescens BEYR.).
> complanatum SANDB.
» Forcipiferum SANDB.
» cf. caleuliforme BEYR.
Bactrites ausavensis STEIN.
Orthoceras Sp. SP.
Tentaculites tenuicinctus A. R.
» striatus GEIN.
Styliolina sp. (laevigata A. R.?)
Pleurotomaria turbinea SCHNUR.
Losonema Sp.
Buchiola prumiensis STEIN.
Chaenocardiola n. sp.
Liorhynchus sp.
> sp. aff. subreniformis SCHNUR.
» sp. afl. /ormosus SCHNUR.
Orthis? sp.
Crinoidenstielglieder.
Cladochonus Sp.
Die Mächtigkeit der Büdesheimer Schiefer ist, wie schon
oben ausgeführt wurde, grossen Schwankungen unterworfen. Oert-
lich ganz fehlend, wie am Schadleben und im Riesenbachthale,
sind sie in der weiteren Umgebung von Rohmkerhalle nur wenige
Meter mächtig und erreichen auf dem ganzen südöstlichen Sattel-
flügel nur am oberen Ende des Birkenthales und im Aekethale eine
etwas grössere Mächtigkeit. In der Schalker Mulde dagegen
schwellen sie beträchtlich au. Aehnliche Verschiedenheiten im
der Mächtigkeit sind auch im nordwestlichen Gebiete zu ver-
Die Eieleihiner Schiefer. 147
zeichnen. Bei Bockswiese sind sie relativ mächtig entwickelt,
am Hühnerthalskopfe beispielsweise dagegen einschliesslich der 3”
mächtigen petrographischen Uebergangszone zum Adorfer Kalke
nur etwa 11” mächtig. Im nördlichen Theile ihres Verbreitungs-
sebietes, in der Umgebung des Grane-, Weiden- und Varley-
thales erreichen sie ihre bedeutendste Entwicklung; ihre Mächtig-
keit, die wegen der wechselnden Fallrichtung und der Störungen
innerhalb der hier von ihnen eingenommenen breiten Flächenräume
schwer zu schätzen ist, dürfte in der Umgebung des Wethberges
mit 90--100 = nicht zu hoch gegriffen sein. Mindestens dieselbe
Mächtigkeit erlangen sie in der Gegend N. Lautenthal, wo sie
der Hauptsache nach in einem langen Zuge auftreten, der vom
Östfusse des Teufelsberges über den Westhang des Sparenbersges,
den Riesberg, den Nordabfall des Borberges und dann, sich
gabelnd, einerseits am Osthange des Schäders entlang, anderer-
seits über den Mauserücken zum Eichenstocke verläuft.
Bei den klaren Lagerungsverhältnissen der Büdesheimer
Schiefer, ihrer Unterlagerung durch den Stringocephalenkalk und
der Ueberlagerung durch den Adorfer Kalk, wo dieser vorhanden
ist D, kann über das Alter des von mir als Büdesheimer Schiefer
bezeichneten Schichtencomplexes keinerlei Meinungsverschieden-
heit herrschen; ihre Zugehörigkeit zum unteren Oberdevon, dessen
tiefste Schichten sie darstellen, würde auch ohne den Nachweis
ihrer Lagerung schon aus ihrer Fauna abzuleiten sein. Aus dem
Umstande, dass sie nicht überall entwickelt sind, dass in verschie-
denen ungestörten Profilen des südöstlichen Gebietes der Adorfer
Kalk gleichmässig unmittelbar auf dem Stringocephalenkalke lagert,
während an anderen Stellen der erst nur zwei oder drei Meter
mächtige Schieferhorizont zwischen ihnen auftritt, der andern Orts
mehr und mehr anschwillt, kann nur der Schluss gezogen werden,
dass es sich um eine nicht der Facies, wohl aber dem Sediment
nach abweichende Parallelbildung zu dem tieferen Theile des
!) Für die Erklärung der oft zu beobachtenden directen Ueberlagerung durch
Cypridinenschiefer vergl. unten 8. 185 ff.
19%
148 Stratigraphie.
Adorfer Kalkes handelt. An den Stellen, wo die Büdesheimer
Schiefer zwischen Stringocephalenkalk und Adorfer Kalk in un-
gestörten Profilen fehlen, eine Lücke in der Sedimentation an-
nehmen zu wollen, ist bei der Facies und dem Charakter ihrer
‚Sedimente meines Erachtens ganz unmöglich. Dass aber die
Vertretung durch die Schiefer nur den tieferen Theil des Adorfer
Kalkes betrifft, geht daraus hervor, dass in allen vollständigen
Profilen, wo man die Büdesheimer Schiefer in Liegenden des
Adorfer Kalkes beobachtet, der etwa in der Mitte desselben auf-
tretende schwarze Kellwasserkalk überall noch . vorhanden ist und
meist sogar noch von einigen Bänken hellfarbigen Adorfer Kalkes
unterlagert wird. Es zeigt sich also auch in diesem Falle wieder,
dass verschwindend geringe Mächtigkeiten reiner Ammonitiden-
kalke mächtigen Complexen selbst von faciell gleichartigen, nur
petrographisch abweichenden Sedimentgesteinen entsprechen können.
Man wird aber aus dem zu beobachtenden verschiedenartigen Ver-
halten weiter den Schluss ziehen dürfen, dass die Schiehtenmächtig-
keit des Adorfer Kalkes, welche durch die schiefrige Facies ersetzt
wird, örtlich verschieden gross ist, dass somit die Oberkante der
Schiefer an verschiedenen Orten in verschiedenem Niveau liegt,
oder mit anderen Worten, dass die Ammonitidenfacies des unteren
ÖOberdevons in ein und demselben Gebiete bald schiefrig, bald rein
kalkig einsetzen kann und erst allmählich, hier früher, dort später,
die rein kalkige Entwicklung die herrschende wird.
Diese aus den Verhältnissen unseres Gebietes abzuleitende
Folgerung, dass die Büdesheimer Schiefer keinen beson-
deren festen Horizont im Liegenden des Adorfer Kalkes
bilden I), ist für den Vergleich der verschiedenen Entwicklungs-
typen der Ammonitidenfacies des unteren Oberdevons und für die
Anwendung des Namens »Büdesheimer Schiefer« in verschiedenen
Gebieten nicht ohne Bedeutung. Hätte man in den Büdesheimer
Schiefern einen stratigraphisch fest umschriebenen Horizont zu
erblicken, so dürfte man den Namen beispielsweise weder im
I) Was von E. Kıyskr übrigens schon 1873 angedeutet worden ist (Zeitschr.
d. Deutsch. geol. Ges. 25, $. 664).
Die Büdesheimer Schiefer. 149
Harze, noch im Kellerwalde und anderwärts verwenden, denn
bei Büdesheim selbst liegen bekanntlich zwischen den Goniatiten-
schiefern und dem Stringocephalenkalke ebenso wie in Belgien
noch die Schichten mit Rhynchonella cuboides. Dieser Unterschied
verliert aber seine vermeintliche Bedeutung, wenn man sich ver-
gegenwärtigt, dass in der Eifel wie in Belgien sich an der Grenze
von Mitteldevon und Oberdevon ein Uebergang von der Korallen-
und Brachiopodenfacies zur Ammonitidenfacies vollzieht, während
im Oberharze der gleiche Facieswechsel bereits im unteren Mittel-
devon, im Kellerwalde an der Grenze von Unter- und Mitteldevon
vor sich geht, und von da ab die Ammionitidenfacies herrscht. Das
Auftreten eines Passage Bed an der Basis des Oberdevons in der
Eifel und in Belgien ist daher ebenso wenig verwunderlich, wie
sein Fehlen im gleichen Horizonte des Harzes und des Keller-
waldes.
Der Charakter der Cuboides-Schichten als Uebergangsglied
zwischen zwei sich ablösenden Facies prägt sich sowohl durch
die von E. Kayser (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 25, S. 656)
bereits hervorgehobene innige petrographische Verknüpfung mit
den Goniatitenschiefern als auch durch das Auftreten oberdevo-
nischer Goniatiten in ihrer Fauna aus, von der einige Ueber-
bleibsel, wie Spörifer simplev und Uyrtina heteroclita noch in der
Ammonitidenfacies auftreten.
In Bezug auf die obere Grenze der Goniatitenschiefer von
Büdesheim scheint eine weitere Abweichung gegenüber den von
mir im Oberharze als »Büdesheimer Schiefer« bezeichneten Schichten
vorzuliegen. E. KAysER hat zwar 1871 (Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 23, S. 355) nur ausgesprochen, dass Entomis serrato-
striata bei Büdesheim sich »besonders im oberen versteinerungs-
armen Theile der Schichtenfolge« finde; zwei Jahre später (a. a.
OÖ. 25, S. 656) trennte er jedoch die grünlichgrauen, an Oypri-
dinen reichen Schiefer von Oos von den Goniatitenschiefern und
zog sie als Cypridinenschiefer zum oberen Oberdevon, unter dem
die Goniatitenschiefer und die Cuboides - Schichten das untere
Oberdevon repräsentiren würden.
Diese seither allgemein angenommene Gliederung des Ober-
150 Stratigraphie.
devons von Büdesheim bedarf indessen wenigstens insofern einer
Aenderung, als im Hangenden der Goniatitenschiefer nicht Cypri-
dinenschiefer, sondern ein bislang übersehener bezw. in seiner Be-
deutung nicht richtig erkannter anderer Schichtencomplex folet)).
Zwischen Müllenborn und Oos stehen beim Ooser Wasen am
rechten Ufer des Oosbaches Schichten an, die sich auf den ersten
Blick von den blätterdünn zerfallenden mergeligen Goniatiten-
schiefern mit ihren dichten blauen und grauen Kalklinsen, die
gegenüber, am linken Bachufer gleich W. Neu-Scheuern bis nahe
an den Stringocephalenkalk hin aufgeschlossen sind, deutlich
unterscheiden. Es sind frisch dunkle, dunkelgrau verwitternde sehr
milde Schiefer, die Knollen und bankförmige Platten eines sehr
dunklen etwas bituminösen Kalkes enthalten, der früher als
»Marmor« gebrochen wurde. Schon die petrographische Beschaffen-
heit des Kalkes erinnert auf das Lebhafteste an den wichtigen,
so ausserordentlich weit verbreiteten Horizont des » Kellwasser-
kalkes« mit Buchiola angulifera A. R. (vergl. unten S. 157), und die
Anwesenheit des Leitfossils in zahlreichen Exemplaren lässt über
die thatsächliche Identität mit demselben keinem Zweifel Raum.
Ausser Buchiola angulifera fand ich in dem Kalke noch Entomis
nitida R. und cf. serrato-striata SANDB., specifisch unbestimmbare
Goniatiten, Posidonia n. sp. afl. hians WALDSCHM. (auch im Kell-
wasserkalke des Oberharzes vorhanden), Cardiola cf. Sandbergeri
BEUSH., Buchiola prumiensis STEIN.; in den Schiefern Zntomis ni-
tida R., Orthoceraten (Bactrites z. Th.?), Posidonia eifeliensis FRECH,
Puella ausavensis BEUSH., Puella n. sp., Buchiola palmata GF. und
prumiensis STEIN., Liorhynchus sp.
Nach den zu beobachtenden Lagerungsverhältnissen dieses
schon lauge bekannten Punktes kann man nur zu der Auffassung
gelangen, dass der hiesige Kellwasserkalk das wahre Hangende
der Goniatitenschiefer ist, und dass diese somit auch bei Büdes-
heim nur den tieferen Theil des Adorfer Kalkes vertreten, aber
etwas weiter hinaufreichen als in der Regel im Oberharze, wo der
') Vergl. auch meine Mittheilung in der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges, 52,
Verhandl. S, 14— 16,
Die Büdesheimer Schiefer. 151
Kellwasserkalk in den zu beobachtenden Profilen nirgends un-
mittelbar über den Büdesheimer Schiefern lagert. Dass die
Schichten am Ooser Wasen von den Goniatitenschiefern verschie-
den und jünger als diese sind, hatte auch F. FrEcH erkannt;
er stellte sie (Lethaea palaeozoica I. 1, Tabelle XII, S. 176)
indessen zu den ÜOypridinenschiefern in das obere Oberdevon.
Mündlich hat Herr FRECH mir jedoch neuerdings erklärt, dass er
meine abweichende Auffassung derselben als Kellwasserkalk als
zutreffend anerkenne.
Wie sich das Schichtenprofil im Hangenden des Kellwasser-
kalkes gestaltet, war am Ooser Wasen nicht sicher zu ermitteln und
dürfte nur durch eine Specialuntersuchung der gesammten Ober-
devon-Mulde klargestellt werden können, für deren Ausführung
mir sowohl Zeit wie Wettergunst mangelte.e Doch möchte ich
nicht unterlassen zu bemerken, dass mir die Existenz wirklicher
ober-oberdevonischer Cypridinenschiefer bei Büdesheim fraglich
erscheint. KAYSER selbst (a. a. O. 23, S. 354) führt das Vor-
kommen der Entomis serrato-striata SANDB. in den Goniatiten-
schiefern an, eine Beobachtung, die ich nur bestätigen kann; ich
selbst fand sie z. B. häufig dem Bahnhof Müllenborn gegenüber
dicht am Oosufer in grünlichgrau verwitternden Schiefern, die
neben ÖOrthoceraten Pleurotomaria sp., Buchiola palmata GEF.,
Liorhynchus subreniformis SCHNUR, Tornoceras simplex v. B. in
zahlreichen Exemplaren enthalten, aber scheinbar keine Mantico-
ceras-Arten. Das Auftreten von Entomis serrato-striata SANDB. in
den Goniatitenschiefern stimmt aber völlig zu dem, was ich oben
S. 145 über ihr Vorkommen im hangenden Theile der Büdesheimer
Schiefer des Harzes angeführt habe, und eine Abtrennung ober-
oberdevonischer Cypridinenschiefer in der Büdesheimer Mulde
würde sich auf beweiskräftigere Gründe zu stützen haben als auf
das häufige Vorkommen der Entomis serrato-striata. Speciell die
von KAYsEr als solche namhaft gemachten, an Cypridinen reichen
Schiefer bei Oos kann ich als echte Cypridinenschiefer nicht an-
erkennen.
Es dürfte aus den obigen Darlegungen zur Genüge erhellen,
dass es sich bei den Büdesheimer Schiefern nicht sowohl um einen
152 Stratigraphie.
_ festen Horizont als um eine bestimmte facielle Entwicklung han-
delt, um eine partielle Vertretung der rein kalkigen Ammonitiden-
facies des unteren Oberdevons durch eine schiefrige, deren Auf-
treten nicht überall gleichmässig zu erfolgen braucht. Unter
diesen Umständen wird man die Anwendung des Namens »Büdes-
heimer Schiefer« zur Bezeichnung von Ammonitiden führenden
Schiefern im unteren Oberdevon auch in solchen Gebieten gut-
heissen können, wo diese Schichten trotz übereinstimmender Fauna
nicht genau homotax sind mit denjenigen von Büdesheim selbst.
Ein anderes Verfahren würde nur zu einer Vermehrung der Local-
namen führen; denn, wie wir gleich sehen werden, sind Cephalo-
poden bezw. Tentaculiten führende Schiefer im mittel- und west-
deutschen unteren Oberdevon verbreiteter, als es nach der Litteratur
scheinen muss. Dass sie noch nicht überall richtig erkannt sind,
liest z. Th. an ihrer von der eifeler abweichenden, derjenigen des
g, z. Th. da-
ran, dass man die untere Grenze des Oberdevons mit der Unter-
Harzes mehr genäherten petrographischen Entwicklun
kante des Adorfer Kalkes zog, indem man Profile, wie das des
Martenberges bei Adorf, als typisch ansah und demgemäss im
Liegenden des Adorfer Kalkes auftretende Schiefer mit den Stringo-
cephalenschichten parallelisirte.
Dass durchaus vergleichbare Schichten auch in Devonshire
(Saltern Cove), in Südfrankreich (Cabrieres), in den Ardennen
(Schistes de Matagne), im polnischen Mittelgebirge (Schiefer :N.
Kielce und bei Skaly, Swietomarz, Sitka) vorkommen, und dass
wenigstens die gleiche Facies noch über die Grenzen Europas
hinaus im unteren Oberdevon auftritt, ist bekannt.
Im Oberharze sind am Grünsteinzuge durch M. Koch mehr-
orts dunkle Schiefer im Liegenden der eigentlichen Cypridinen-
schiefer beobachtet worden, welche nach dem Auftreten der in
unserem Gebiete überall vorhandenen vielrippigen, charakteristischen
Form von Liorhynchus wohl als Aequivalente unserer Büdesheimer
Schiefer anzusehen sind; im Unterharze gehören hierher die von
KocH!) erwähnten, Tentaculites tenuicinetus und Styliolinen führen-
I) Jahrb, d. Geol. L--A. f. !895, $. 138.
Die Büdesheimer Schiefer. 153
den Mergelschiefer mit Kalkknoten des Bomshaier Reviers bei
Elbingerode, die zwischen Stringocephalenkalk bezw. oberdevo-
nischem Schalstein und Oypridinenschiefern lagern.
Für das ostthüringische Devon hat E. ZIMMERMANN im An-
schluss an den Vortrag in der März-Sitzung der Deutschen geolo-
gischen Gesellschaft 1896 (Zeitschr. d. D. geol. Ges. 48, S. 223 ff.),
in dem ich zuerst Mittheilung von dem Nachweise der Büdes-
heimer Schiefer im Oberharze machte, ausgeführt, dass völlig ent-
sprechende Schiefer auch dort vorhanden seien (a. a. ©. S. 227).
Im rechtsrheinischen Gebirge sind die Büdesheimer Schiefer
aus der Gegend von Wildungen seit Langem bekannt, wo E.
KAYsER sie (Zeitschr. d. D. geol. Ges. 25, S. 663) schon Anfangs
der siebziger Jahre beobachtete; WALDSCHMIDT hat dann ihre
stratigraphische Stellung zwischen Stringocephalenkalk und Adorfer
Kalk festgestellt und DENCKMANN sie in ihrer weiteren Verbreitung
im Kellerwalde studirt. Weiter ım Süden sind sie z.B. in der
Gegend von Oberscheld, u. A. bei Eibach zu beobachten, petro-
graphisch denjenigen des Kellerwaldes am ähnlichsten und wie
diese nicht von grosser Mächtigkeit. Das Auftreten der Büdes-
heimer Schiefer in dieser Gegend geht übrigens schon aus einer
Notiz der Brüder SANDBERGER (Rhein. Schichtensystem S. 465)
hervor, nach der »Goniatites lamed« —= Manticoceras sp. vererzt in
»Cypridinenschiefern« bei Dillenburg vorgekommen ist (und ausser-
dem in einer dünnen Thonschieferlage im Schalstein bei Schadeck
unweit Steeten a. d. Lahn).
Ferner entsprechen den Büdesheimer Schiefern, und zwar in
einer petrographischen Entwicklung, die derjenigen des Oberharzes
sehr nahe steht, die Tentaculiten und Styliolinen führenden Thon-
schiefer, Wetz- und Kieselschiefer des Lahngebietes in der Gegend
von Weilburg und Wetzlar, die von HOLZAPFEL früher als Aequi-
valente des Stringocephalen - Rıffkalkes angesehen wurden (Das
obere Mitteldevon im rheinischen Gebirge, S. 372 ff.), in seinem Auf-
nahmeberichte für 1596 (Jahrb.d. Geol. L.-A.f.1896, S.XXXVIIIf.)
jedoch als oberdevonisch anerkannt werden. Diese Schiefer, in
denen sich nach HOoLZAPFEL bei Wirbelau in der Weilburger
Mulde auch kleine verkieste Manticoceraten gefunden haben, treten
154 Stratigraphie.
über dem oberen Mitteldevon oder über dem an der Basis des
Oberdevons gelagerten Schalsteine auf; in der Wetzlar-Braunfelser
Mulde lägen sie nach HoLzAPFEL örtlich sogar im wahren Han-
genden des Adorfer (Intumescens-) Kalkes, ein Verhalten, wie es
im Harze nirgends beobachtet wurde, wenn es auch nach Lage
der Verhältnisse nicht ganz ausgeschlossen erscheint, dass die
schiefrige Ammonitidenfacies des unteren Oberdevons einmal über
der kalkigen einsetzen könnte. In der Weilburger Mulde nehmen
dagegen die in Frage stehenden Schiefer dieselbe normale Stel-
lung im Liegenden des Adorfer Kalkes ein wie im Harze. Sind
somit durch die neueren genauen Untersuchungen FHOLZAPFEL’s die
vordem zum oberen Mitteldevon gestellten » Tentaculitenschiefer«
des mittleren Lahngebietes als dem unteren Oberdevon angehörig
erkannt worden!), so dürften sich auch an anderen Orten, wo
angeblich das gesainmte Mitteldevon als Tentaculitenschiefer ent-
wickelt sein soll (vgl. u. A. KAysEr und HoLzArrEL, Jahrb. d.
k.k. geol. Reichsanstalt 1894, S. 482), speciell in der Dillmulde, die
Büdesheimer Schiefer im Liegenden der bislang als unteres Ober-
devon angesprochenen Schichten in Zukunft noch weiter nach-
weisen und von den echten Tentaculitenschiefern des unt“ren
Mitteldevons unterscheiden lassen.
Die Verhältnisse des »Flinz« am Nordrande des rheinischen
Schiefergebirges sind bislang zu wenig geklärt, als dass ein ge-
nauerer Vergleich mit gut gekannten anderen Oberdevongebieten
möglich wäre. Vor Allem fehlt es noch zu sehr an. charakte-
ristischen Versteinerungen, auch in dem in den letzten Jahren von
Herrn LORETZ kartirten Gebiete von Hagen und Iserlohn. Nach
den Mittheilungen, welche Herr LoRETZ im Jahrb. d. Geol. L.-A.
f. 1896, S. XLVIll ff., gegeben hat, folst im Hangenden des mas-
sigen Stringocephalenkalkes zunächst eine Uebergangszone, die
sich petrographisch z. Th. als Wechsellagerung von Gesteinen des
Stringocephalenkalkes und solchen des Flinz darstellt und in ihrem
!) Zu derselben Auffassung war ich durch die von Horzarrer in seinem
Werke über das obere Mitteldevon a. a. O. mitgetheilten Profile gekommen;
der in der oben erwähnten neueren Publication Horzarrer’s erbrachte Nachweis
des oberdevonischen Alters war mir daher doppelt erfreulich,
Die Büdesheimer Schiefer. 155
tieferen Theile noch die Leitformen des Stringocephalenkalkes ent-
hält. Diese Uebergangszone dürfte meines Erachtens aber auch die
Cuboides-Schichten noch umfassen, worauf auch das bislang aller-
dings vereinzelte Vorkommen der Leitform (LoRETZ, a. a. OÖ.
S. LVI) hindeutet. Die eigentlichen schwarzen Flinzschichten im
Hangenden dieser Uebergangszone enthalten Tentaculites tenwi-
cinetus A.R. und Styliolinen, und schliessen nach oben mit denen
des Harzes und Nassaus vergleichbaren kieselschieferähnlichen Ge-
steinen ab, über denen nach LoRETZ Schiefer »von grauer bis tief
dunkler, zum Theil ins Grünliche ziehender Färbung« folgen, in
die Bänkchen und Platten eines dichten Kalksteins eingeschaltet
sind. Aus diesen hangenderen Schichten hatte Herr LoRETZ die
Freundlichkeit, mir Handstücke zu zeigen, die ich von typischen
Gesteinen der Büdesheimer Schiefer des Oberharzes nicht zu unter-
scheiden vermochte. Auch das für diese Schichten charakteristische
Zusammenvorkommen von Pteropoden und Cypridinen entspricht
dem gleichartigen Verhalten in den hangenden Schichten der
Büdesheimer Schiefer des Harzes. Ich halte daher den Haupttheil
des »Flinz« im Grossen und Ganzen unbedenklich für eine Ver-
tretung der Büdesheimer Schiefer. Wie die Grenze gegen das
obere Oberdevon zu ziehen ist, ob sich noch Adorfer Kalk, sei
es auch nur als Kellwasserkalk, wird nachweisen lassen, und welche
stratigraphische Stellung z. B. die aus der Gegend von Elberfeld
bereits bekannten »Flinz«schiefer mit verkiester Goniatitenfauna,
die an Nehden erinnert, einnehmen, bleibt vorläufig eine offene
Frage). |
) Anm. während des Druckes. Inzwischen hat A. Dexormans, der in
diesem Sommer die Aufnahme des östlich von Iserlohn belegenen Gebietes be-
gonnen hat, freundlicher Mittheilung zufolge Kellwasserkalk und Clymenienkalk
im Hangenden von Bandschiefern bei Hövel bereits nachgewiesen; es steht also
jetzt zu erwarten, dass die »Flinz«- Frage in naher Zukunft eine befriedigende
Lösung erfahren wird.
2. Der Adorfer Kalk.
Das Verdienst, innerhalb des »Kramenzelkalkes« das Auf-
treten von Manticoceras intumescens BEXYR. nachgewiesen zu haben,
gebührt A. HALFAR, der die bezeichnende Art am Ostfusse des
Strausberges im Thale des Grossen Bramke 1874 auffand!). Aller-
dings wurde dieser Fund von M. intumescens die Veranlassung
zu der irrigen Zurechnung des gesammten »Kramenzelkalkes« zum
unteren Oberdevon und zur grundlosen Anzweifelung der Existenz
des Olymenienkalkes. Erst die Untersuchungen der letzten Jahre
haben zur Abgrenzung des Adorfer Kalkes und zur Entdeckung
einer reichen Fauna desselben geführt.
Auf der Südostseite des Devonsattels ist der Adorfer Kalk
in den verschiedenen Profilen überall vorhanden, desgleichen im
südlichsten Theile des nordwestlichen Gebietes, während er im
nördlichen Theile des letzteren nur an wenigen Stellen zwischen
den Büdesheimer Schiefern und den Cypridinenschiefern noch be-
obachtet wurde. Auch in dem ausserhalb des Rahmens dieser
Arbeit liegenden westlichen Theile des Devongebietes habe ich
ihn nur vereinzelt nachzuweisen vermocht (Innerste-Ufer N. Dölbe-
thal, Osthang und Passhöhe des Steilen Berges, am letzteren
Punkte vortrefflich aufgeschlossen). Den Grund für dieses örtliche
Fehlen des Adorfer Kalkes erblicke ich in einer transgredirenden
Lagerung der Cypridinenschiefer, die unten näher erörtert wird.
') In der Sammlung des Geologischen Instituts zu Göttingen liegt ein aus
älterer Zeit stammendes Exemplar von Manticoceras intumescens vom Juliane
Sophieer Kunstgraben im Riesenbachthale. Auf dieses Stück bezieht sich wohl
die Angabe Hausmann’s (Bildung des Harzgebirges S. 45), dass sich im Kalk-
stein des Riesenbacher Thals Goniatiten gefunden haben,
Der Adorfer Kalk. 157
Der Adorfer Kalk bildet den Höhepunkt in der Entwicklung
der Ammonitidenkalke unseres Gebietes und zeichnet sich dem-
gemäss durch die Reinheit seiner Gesteine aus, die sich zum
allergrössten Theile aus Kalken zusammensetzen. Die Haupt-
masse seiner Schichtenmächtigkeit besteht aus dichten und meist
spröden, zuweilen indessen auch etwas splittrigen, licht blau
oder graublau gefärbten plattigen oder dünnbankigen Kalken, die
eine matt fleischfarbige oder hellbräunliche Verwitterungsfarbe
aufweisen. Flaserstructur tritt nur an der unteren Grenze, und
gewöhnlich nur andeutungsweise auf; in einem Falle (Riesenbach-
thal) wurde indessen auch eine Lage in Kalkknotenschiefer über-
gehender Knotenkalke beobachtet, deren Schieferflasern frisch
graublau sind, grünlichgrau verwittern und zahlreich helle Glimmer-
schüppchen enthalten. Ausserhalb des hier speciell behandelten
Gebietes ist mir am Osthange des Steilen Berges W. Lautenthal
ein Punkt bekannt, wo die hangenden hellfarbigen dünnplattigen
Bänke des Adorfer Kalkes in regelmässiger Weise mit dunkel-
farbigen Schiefern wechsellagern.
Die zarten Farben, das gleichmässige dichte Gefüge und die
plattige Absonderung, welche auch den in körnigen Kalk umge-
wandelten Kalken im Contacthofe des Okerthalgranits eigen bleibt,
lassen den Adorfer Kalk sowohl von dem Stringocephalenkalke
wie vom Ulymenienkalke schon petrographisch unterscheiden. Die
tieferen Bänke des letzteren sind allerdings ähnlich abgesondert,
lassen aber bereits die Flaserstructur erkennen.
Als Einlagerung tritt in den hellfarbigen Kalken der Kell-
wasserkalk auf. Mit diesem Namen bezeichne ich einen stets
geringmächtigen Wechsel von milden, schwarzen, kohligen, oft
von Harnischen durchzogenen bituminösen Schiefern und meist
dünnplattigen schwarzen, meist undeutlich krystallinisch -körnigen
bis dichten, etwas zähen Kalken, gewöhnlich mit zahlreichen Kalk-
spathtrümern, der in dieser Beschaffenheit oder statt der Kalk-
platten Kalkknollen führend, in allen Gebieten vertreten ist, wo
der Adorfer Kalk überhaupt vorkommt. Er giebt eine ganz aus-
gezeichnete Leitschicht ab, die paläontologisch in erster Linie
durch Buchiola angulifera A. R. charakterisirt wird. Der Name
158 Stratigraphie.
bezeichnet die Oertlichkeit (Kellwasserthal) im S. unserer Karte
NNO. der Altenauer Silberhütte, von der F. A. ROEMER diesen
von ihm als »Goniatitenkalk« bezeichneten, durch den Hütten-
meister KnOkE aufgefundenen Horizont 1850 zuerst beschrieben hat.
In der eben geschilderten petrographischen Entwicklung in
die hellfarbigen Kalke eingeschaltet, habe ich in dem hier speciell
behandelten Gebiete den Kellwasserkalk überall angetroffen. Da-
gegen beobachtete ich auf dem westlich anstossenden Messtisch-
blatte Seesen unterhalb Lautenthal am rechten Innersteufer N.
der alten Dachschieferbrüche am Westfusse des Sparenberges als
Liegendes des hier anstehenden Kellwasserkalkes ein etwa 1”
mächtiges Packet kalkiger, bräunlichgelb verwitternder, zahllose
Pteropoden und vereinzelte grosse Oypridinen führender Schiefer,
unter denen erst die liegenden hellfarbigen Bänke des Adorfer
Kalkes folgen. Am Steilen Berge W. Lautenthal ist der Rell-
wasserkalk indessen wieder in normaler Weise in die hellfarbigen
Kalke eingeschaltet.
Während z. B. bei Wildungen bis zu drei durch helle Kalk-
bänke getrennte Lagen von Kellwasserkalk vorhanden sind, tritt
in unserem Gebiete der Regel nach nur eine solche auf, deren
Mächtigkeit zwischen 0,25 und 0,60" schwankt. Nur am Hühner-
thalskopfe (Hühnerthaler Berg der Karte) NNO. Hahnenklee
wurde 0,70” im Hangenden der ersten, hier etwa 0,30" mäch-
tigen Einlagerung eine zweite ganz gleiche von 0,10” Stärke be-
obachtet, und auch am Innersteufer N. Lautenthal sind zwei 35 ®
von einander entfernte Lagen vorhanden. Die unmittelbar unter
und über dem Kellwasserkalke liegenden Bänke des hellen Kalkes
zeichnen sich an einigen Punkten durch ihre mehr dunkelgraue
Färbung vor den übrigen aus.
Sowohl in den hellen Kalken als auch, besonders reichlich,
im Kellwasserkalke findet sich Schwefelkies, gewöhnlich ın kleinen
Flitterchen und Körnchen, im Kellwasserkalke beobachtet man
auch Würfel bis zur Grösse einer kleinen Erbse.
F. A. RoEMER hat schon 1855 (Beiträge III, S. 138) angegeben,
dass »die schwarzen Goniatitenkalke in neuerer Zeit auch zwischen
Schulenberg und Bockswiese in weiter Erstreckung nachgewiesen«
Der Adorfer Kalk. 159
seien. Diese Angabe scheint jedoch später in Vergessenheit ge-
rathen zu sein, denn HALFAR kannte bis zum Jahre 1883 nur
das Vorkommen im Kellwasserthale; ın diesem Jahre entdeckte
er den Kellwasserkalk am Hühnerthalskopfe, und 1890 fand er
das ROEMER bereits bekannt gewesene Vorkommen im Riesen-
bache auf. 1893 wiesen DENCKMANN und ich den Kellwasser-
kalk dann oberhalb des Rohmkerhaller Wasserfalles nach. That-
sächlich ıst er in unserem Gebiete überall vorhanden, wo der
Adorfer Kalk einigermaassen vollständig entwickelt ist; nur da,
wo unter den Oypridinenschiefern der Adorfer Kalk auf eine ganz
geringe Mächtigkeit reducirt ist, scheint er zu fehlen; indessen
habe ich ihn auch in einem derartigen Profile an dem Südosthange
des Grotenberges noch nachweisen können.
Der senkrechte Abstand des Kellwasserkalkes von der Basis
des Adorfer Kalkes ıst nicht überall gleich. Bei Rohmkerhalle
z. B. beträgt die Mächtigkeit der unter ihm folgenden Bänke
etwa 4,5". Im Riesenbache, wo die bei Rohmkerhalle etwa 2%
mächtigen Büdesheimer Schiefer nicht entwickelt sind, liegt der
Kellwasserkalk nur etwa 3” über dem Stringocephalenkalke, und
am Hühnerthalskopfe beträgt der Abstand seiner tieferen Lage
von der den Adorfer Kalk unterlagernden Uebergangszone zu den
Büdesheimer Schiefern nur 0,75”, sodass man versucht ist, diese
3” mächtige Uebergangszone noch zum Adorfer Kalke zu rechnen,
obwohl sie sich petrographisch an die ersteren anschliesst.
Die beobachtete Mächtigkeit des Adorfer Kalkes in den
Profilen, wo er unter dem Clymenienkalke entwickelt ist, schwankt
zwischen 6 und gegen 10”, durchschnittlich dürfte sie 8-9" be-
tragen.
Der Adorfer Kalk enthält überall zahlreiche Versteine-
rungen, die jedoch nur bei einem gewissen Grade der Verwit-
terung der Gesteine ohne Schwierigkeit zu gewinnen sind; im
frischen Gestein sind sie so innig mit der umgebenden Gesteins-
masse verwachsen, dass man gewöhnlich nicht einmal grössere
Bruchstücke erhält. Aus diesem Grunde sind die schönen Auf-
schlüsse, die durch neuere Forstwege geschaffen worden sind, zum
Sammelu im Adorfer Kalke vorläufig ebenso wenig geeignet, wie
160 Stratigraphie.
im Stringocephalenkalke und im Ülymenienkalke. Am ersten
liefert der Kellwasserkalk in solchen Aufschlüssen leidlich voll-
ständige Exemplare.
Im genügend angewitterten Gestein dagegen sind besonders
die Schichtflächen der Kalkplatten oft mit Versteinerungen geradczu
besäet. Als die besten Fundpunkte in den hellfarbigen Bänken
sind zu nennen die untere Reihe kleiner Klippen am Osthange
des Alten Thales nördlich der grossen Klippe (die obere Klippen-
reihe besteht aus Olymenienkalk), das Aekethal dicht neben dem
Thalwege im Liegenden der kleinen anstehenden Klippe von Oly-
menienkalk, sowie eine geringmächtige Bank im unmittelbaren
Hangenden der Büdesheimer Schiefer gleich südwestlich eines
kleinen Steinbruches in den letzteren auf der südlicheren Kuppe
des Forstortes »An der Grane« (Hessenkopf der Karte) südöstlich
der Margarethenklippe. Der Kellwasserkalk liefert wohlerhaltene
Reste z. B. am Steilen Berge W. Lautentbal, am Hühnerthals-
kopfe, im Unteren Wildschützenthale am Ahrendsberge, an und
über dem Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle. Dagegen ist der alte
verlassene Bruch im Kellwasserthale, die ursprüngliche Fundstelle,
derart verrutscht, dass der Adorfer Kalk mit dem eingelagerten
Kellwasserkalke anstehend nicht mehr sichtbar ist und nur durch
umfangreiche Aufgrabungen wieder freizulegen sein würde. HALFAR
hat indessen in der ersten Hälfte der siebziger Jahre ein genaues
Profil von ihm aufgenommen, das sich in seinem Nachlasse vorfand.
Die mir aus dem Adorfer Kalke bislang bekannt gewordenen
Arten sind am Schlusse dieses Abschnittes in einer Liste zusammen-
gestellt; mit Ausnahme eines Theiles derjenigen des Kellwasser-
kalkes, aus dem F. A. RoEMErR 1850 schon eine Reihe von Arten
beschrieben hatte, ist die immerhin ansehnliche Fauna ausschliess-
lich durch die Aufsammlungen der letzten Jahre zusammenge-
bracht worden.
Die obengenannten guten Versteinerungsfundpunkte sind für das
Studium der Schichtenfolge des Adorfer Kalkes wenig brauchbar,
für dieses eignen sich auf der südöstlichen Seite des Gebietes am
ersten die Aufschlüsse an und über dem Wasserfall-Felsen bei
Rohmkerhalle, am Ostabfalle des Strausberges zum Gr. Bramke,
Der Adorfer Kalk. 161
im Riesenbachthale; im nordwestlichen Gebietstheile derjenige
am Hühnerthalskopfe. Eine kurze Beschreibung dieser Aufschlüsse
folgt ım letzten Theile.
Aus der klaren stratigraphischen Stellung des Adorfer Kalkes
im Oberharze, seiner bis auf die Farbe vollkommenen petro-
graphischen Uebereinstimmung mit dem gleichen Horizonte im
Kellerwalde, in Waldeck, Nassau u. s. w., dem Auftreten der
Leitschicht des Kellwasserkalkes und der typischen Fauna erhellt
seine Identität mit dem Adorfer Kalke des rheinischen Schiefer-
gebirges zur Genüge, wenn man unter diesem mit DENCKMANN
nur die reinen, plattigen Ammonitidenkalke des unteren Ober-
devons versteht, die dnrch das Auftreten des Kellwasserkalkes
mit Buchiola angulifera einerseits und durch die Beloceras- Arten
andererseits vor Allem gekennzeichnet werden.
A. DENCKMANN sieht allerdings in dem so definirten Adorfer
Kalke eine besondere obere Stufe des unteren Oberdevons im
-Hangenden einer unteren Stufe, als deren faciell verschieden-
artig entwickelte Vertreter er die Ouboides-Schichten, die Büdes-
heimer Schiefer, den Iberger Kalk betrachtet. Nach den Dar-
legungen, die ich oben bei der Besprechung der Büdesheimer
Schiefer gegeben habe, vermag ich dieser Auffassung indessen
nicht beizupflichten. Der Ausgangspunkt für die Definition des
Begriffes Adorfer Kalk muss stets der Martenberg bei Adorf
bleiben, wo dieser direct auf dem Stringocephalenkalke liest,
ebenso wie z. B. im Oberharze am Schadleben und im Riesen-
bache. Der Umstand, dass sich im Oberharze örtlich zwischen
Stringocephalenkalk und Adorfer Kalk die sehr verschieden mäch-
tigen Büdesheimer Schiefer einschieben, während diese im Keller-
walde in ziemlich gleichmässiger Mächtigkeit stets zwischen beiden
Kalkstufen auftreten, zeigt, wie oben ausgeführt, meines Erachtens
deutlich, dass es sich um eine örtliche Vertretung der tiefsten
Kalkbänke durch die Schiefer handelt; und für die Cuboides-
Schichten bezw. den Iberger Kalk liest der gleiche Schluss danach
sehr nahe. Der von DENCKMANN für diesen Fall vorgeschlagene
Neue Folge. Heft 30, 11
162 Stratigraphie.
Ausweg, den erst im Hangenden der Büdesheimer Schiefer auf-
tretenden Adorfer Kalk mit einem besonderen Namen als »Braunauer
Kalk« zu bezeichnen, ist für den Oberharz nicht gangbar, da wir
dann Adorfer und Braunauer Kalk neben einander hätten, mit der
deutlichen Erkenntniss, dass der durch den Braunauer Kalk re-
präsentirte Theil des Adorfer Kalkes bald kleiner, bald grösser
sein und der Braunauer Kalk schliesslich bei minimaler Mächtis-
keit der Büdesheimer Schiefer unvermerkt in den Adorfer Kalk
übergehen würde.
Ein eventueller Nachweis der Ueberlagerung von Iberger
durch Adorfer Kalk würde meine Auffassung, dass der Adorfer
Kalk das ganze untere Oberdevon in der rein kalkigen Ammoni-
tidenfacies repräsentirt, örtlich indessen zum grösseren oder kleineren
Theile durch abweichende Sedimente der Ammonitidenfacies oder
durch eine andere Facies ersetzt werden kann, nicht beeinträch-
tigen können.
Den besonders durch mehr oder minder zahlreiche Arten der
Gattung Prolecanites charakterisirten Horizont der Gegend von
Öberscheld und Langenaubach, den FRECH als unterstes Ober-
devon auftasst, und den schwarzen Knollenkalk mit eigenthümlichen
Manticoceraten und Zweischalern, den DENCKMANN neuerdines
bei Wildungen als geringmächtige Schicht an der Unterkaute des
Adorfer Kalkes nachgewiesen hat, habe ich in unserem Gebiete
nicht aufzufinden vermocht, halte es indessen nicht für ausge-
schlossen, dass spätere glückliche Funde ıhr Vorkommen noch
darthun werden. Der letztgenannte Horizont ist im Oberharze
vermuthlich nicht als schwarzer Knollenkalk entwickelt.
Im übrigen Theile des Oberharzes ist der Adorfer Kalk nir-
gends bekannt geworden, bis auf ein schon F. A. ROEMER be-
kanntes, sehr geringmächtiges, ganz vereinzeltes Vorkommen plat-
tiger, sehr rauher, kieseliger, mit Adinole ähnlichen Gesteinen und
harten, z. Th. gebänderten, helle Kieselkalklinsen einschliessenden
Schiefern vergesellschafteter schwarzer Kalke im Thale der Grossen
Schacht unterhalb Riefensbeek auf dem gleichnamigen Messtisch-
blatte. Diese Kalke, deren spärliche, aus unbestimmbaren Gonia-
titen mit zerstörten Kammerwänden, die sich nie aus dem Gestein
Der Adorfer Kalk. 163
herauspräpariren lassen, Cypridinen, Tentaculiten, Crinoidenstielen
u. A. m. bestehende Fauna HALFAR 1387 ausgebeutet hat (vergl.
Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 39, S. 834 ff.), sind nach Lage der
Verhältnisse nur als verkieselter Kellwasserkalk aufzufassen, der
hier nicht im Adorfer Kalke, sondern in enger Verknüpfung mit
Büdesheimer Schiefern auftritt, ähnlich wie bei Büdesheim selbst
(s. oben S. 150).
Im Unterharze haben M. Kocth, A. DENCKMANN und ich!)
1896 den Adorfer Kalk an der Ostseite des Meiseberges und am
Eselsstiege im Selkethale entdeckt, und bei einer Revision der
den Unterharz umfassenden Messtischblätter dürfte er auch noch
anderweit nachgewiesen werden. Auf sein Vorkommen bei Rübe-
land deutet eine kurze Notiz RoEMER’s (Beiträge V, S. 3) hin,
dass dort »unter den Verneuili-Kalken auch die dem Kramenzel
angehörigen schwärzlichen Kalke des Kellwassers mit Cardiola
retrostriata und angulifera« aufgefunden seien. Die Entdeckung
dieses Vorkommens ist BRANDES zu verdanken, nach dessen An-
gabe (Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 33, S. 83) der Punkt auf dem
Plateau nahe dem südlichen Felsenrande des Bodethales liegt.
Leider ist die Kenntniss desselben verloren gegangen; seine Wie-
derauffindung wäre um so wichtiger, als hier voraussichtlich eine
genauere Feststellung der stratigraphischen Beziehungen des Adorfer
Kalkes zum Iberger Kalke möglich sein wird, betreffs deren wir
vor der Hand nur mehr oder minder wahrscheinliche Vermuthungen
hegen können. Im rheinischen Schiefergebirge würde für die
Lösung dieser Frage besonders das Gebiet von Langenaubach
bei Haiger in Frage kommen (vergl. BEUSHAUSEN und DENCKMANN,
Jahrb. d. Geol. Landesanstalt f. 1894, S.182 £.), wo gleichfalls Adorfer
Kalk und Iberger Kalk vorhanden sind.
') Jahrb. d. Geol. Landesanstalt f. 1895, S. 127 ff.
115
Vorläufige Uebersicht über die Fauna des Adorfer
Kalkes.
- = —
Hellfarbige | Kellwasser-
Klaren diem Auen Kalkbänke kalk
IRacoySWlaevısENS Ro Re +
Dechenellonsp-E Er ee +
Pr.oetusespar zn NE N Eee +
Iblon;pesas pre rn +
IBEONTEUSSSPL ea Se N +
SDaENLO Cam SmSP Er: E +
Entomis, nınday NR =
» serrato-striata SANDB. . IL en
» cf. globulus Rıchr. . ==
Tornoceras paucistriatum A. \. - +
» simplex v. B.. + +
Manticoceras intumescens Beyr. Bis E
» acutum SANDB. SL
» retrorsum v. B. + P=
» serratum STEIN. an
» Calculı;oRmeNBryE SE =# S-
» aequabile Beyr.? . Sr
Grontatitesasp- SD a ee ee! =ı
Beloceras multilobatum Beyr. =
» Kayseri Herı.. +
Orthoceras sp. SP. + +
Gomphoceras subfusiforme Münsr. . -
Tentaculites tenuieinctus A. R. + +
Loxonema arcuatum Hrrı. . . +
Avicula laevis A.R. u
KocmarnugosanErgca a en =F ‚
Der Adorfer Kalk. 165
Namen der Arten lerne en
Posidonia sp. . +
» n. sp. aff. hians Warosenn. . +
IMjalnansp mar + A
» ? amygdaloides A. R. +
Puella ef. ausavensis Brusn. . Si.
Cardiola cf. latruncularia Beusn. . +
» aff. Beushauseni Herr. +
» bickensis Beusn. var. . SF
» aff. bickensis . Zi
» n. Sp. al
» inflata Herr. == e
» eoncentrica v. B. je ae
» aff. concentrica . ==
» SPIESPE re ee at =t3
Euthydesma cf. Beyrichi Herr. Sa
Buchiola angulifera A. R. =
» prumiensis Stein. =H
» palmata Gr. . = ==
» retrostriata v. B. - - - -» + —-
» eifeliensis BeEusn. Tr
» sp. aff. misera Hrrr. . =>
» cf. ferruginea Hprr. ==
Chaenocardiola Koeneni Brusu ar. ==
Glassia ? sp. nie
Liorhynchus sp. .
Lingula subparallela Sanne.?
Einzelkorallen
+++
3. Der Ciymenienkalk.
Der Nachweis des Clymenienkalkes in unserein Gebiete geht
auf F. A. ROEMER zurück, der in seinem dritten Beitrage zur
geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges 1855 ein
Exemplar von Olymenia stridta MÜNST. beschrieb und abbildete,
welches nach Angabe seines Besitzers, des Hüttenmeisters ZEUNER,
beim Bau der neuen Okerthal-Ohaussee im veränderten »Kramenzel-
kalke« an der Rohmker Brücke, also am jetzigen Wasserfall-Felsen
bei Rohmkerhalle, gefunden worden war. Indessen wurde der
Fundpunkt später von manchen Seiten für apokryph gehalten und
die Existenz des Clymenienkalkes im Oberharze überhaupt be-
zweifelt, besonders nachdem A. HALFAR 1874 im »Kramenzelkalke«
ım Thale des Gr. Bramke den Gomiatites intumescens BEYR. naclı-
gewiesen hatte und jener demnach dem unteren Oberdevon anzu-
gehören schien. 1893 fand jedoch A.. DENCKMANN bei. Kohmker-
halle wiederum zwar kleine,.aber ganz unzweifelhafte Clymenien
auf und brachte dadurch ROEMER’s Angabe wieder zu Ehren. Zu
Pfingsten 1894 stellten DENCKMANN und:ich dann das Vorkommen
des Clymenienkalkes im Aeke- und Riesenbachthale fest, und in
diesem und den folgenden Jahren ist es mir eelungen, ihn im
Hangenden des Adorfer Kalkes in weiterer Verbreitung nachzu-
weisen und eine arten- und individuenreiche Fauna aus ıhm zu-
sammenzubriugen.
Auf dem Südostflügel unseres grossen Devonsattels ist der
Clymenienkalk allgemein verbreitet und auch im NW. noch in der
näheren Umgebung von Bockswiese vorhanden. Dagegen war er
weiter nördlich aller Bemühungen ungeachtet nicht mehr nachzu-
weisen, über dem Adorfer Kalke lagern hier vielmehr an allen
Der Clymenienkalk. 167
Beobachtungspunkten unmittelbar die Cypridinenschiefer. Auch
bei Lautenthal, westlich ausserhalb unseres engeren Gebietes, ist
mir sein Nachweis nicht gelungen.
Die Gesteine des Clymenienkalkes snd Flaser- und
Knotenkalke, sowie untergeordnet Kalkknotenschiefer. Die
tieferen Schichten stehen dem unterlagernden Adorfer Kalke, wie
bereits oben S. 157 bemerkt wurde, oberflächlich betrachtet durch
ihre plattig - bankige Absonderung, die z. B. im Riesenbachthale
gut zu beobachten ist, noch nahe, besitzen indessen bereits eine
mindestens versteckt vorhandene, gewöhnlich aber schon deutliche
Flaserstructur; im oberen Theile der Schichtenfolge entwickelt sich
die echte »Kramenzelstructur«, indem die Kalke zu Knotenkalken
werden und im Querbruche auf den Anwitterungsflächen das
charakteristische Netzwerk der vorstehenden Thonschieferleisten
zeigen, zwischen denen die Kalkknoten herausgewittert sind. An
der oberen Grenze gehen die Knotenkalke örtlich in Kalkknoten-
schiefer über, die indess vereinzelt, so im Riesenbachthale, als
Einschaltung auch nahe der unteren Grenze auftreten.
Die Kalke der Clymenienstufe sind ganz vorwiegend dicht,
nur untergeordnet deutlich körnig, und besitzen im unteren Theile
der Schichtenfolge auch noch eine dem Adorfer Kalke ähnliche
zarte Beschaffenheit. Ihre Farbe ist hier der des Adorfer Kalkes
ähnlich oder auch ein etwas dunkleres Graublau oder Blaugrau; nach
oben hin werden sie dagegen licht bläulich oder bläulichgrau von
Farbe, und die hangenden Knotenkalke sind stets hellfarbig, zu-
weilen blassröthlich gefärbt. Die Verwitterungsrinde besitzt nicht
die zarten, matt fleischfarbigen bis hellbräunlichen Farbentöne der-
jenigen des Adorfer Kalkes, ist vielmehr gewöhnlich von einem
etwas satteren Gelbbraun, die tieferen Bänke verwittern manchen
Orts dunkelfarbig, die höheren auch sehr hellfarbig, fast weisslich.
Im frischen Zustande sind die Kalke der Clymenienstufe weniger
spröde als die des Adorfer Kalkes, ihr Bruch ist mehr splittrig,
und infolgedessen sind Versteinerungen aus dem frischen Gestein
gewöhnlich noch schwieriger zu erlangen als beim Adorfer Kalke.
Die Umwandlung des Olymenienkalkes im Contacthofe
des Okerthalgranits ist dieselbe wie die des Stringocephalen-
168 Stratigraphie.
und des Adorfer Kalkes. Die plattig-bankige Absonderung der
tieferen Schichten und die Kramenzelstructur der hangenden Bänke
bleibt dabei unverändert.
Die Mächtigkeit des Clymenienkalkes ist unter normalen
Verhältnissen etwas grösser als die des Adorfer Kalkes; im Riesen-
bachthale, wo das vollständigste Profil aufgeschlossen ist, beträgt
sie reichlich 13”. An anderen Orten, wie über dem Wasserfall-
Felsen bei Rohmkerhalle, ist sie allerdings wesentlich geringer;
aber schon aus dem Umstande, dass hier über den plattig-ban-
kigen tieferen Schichten nur 1” Knotenkalk vorhanden ist, auf
den sich unmittelbar Culmschiefer auflegen, während die Mächtie-
keit der hangenden Knotenkalkzone im Riesenbache 6" beträst,
dürfte hervorgehen, dass hier kein vollständiges Profil vorliegt (s. u.).
Versteinerungen sind im Clymenienkalke überall mehr
oder minder zahlreich vorhanden, aus dem oben angeführten
Grunde jedoch nur bei genügend verwittertem Gestein unversehrt
zu erlangen. Der beste Fundpunkt liegt am nördlichen Gehänge
des Aekethales unterhalb eines nach der Ostabdachung des Straus-
berges hinaufführenden Waldweges. Moosbewachsene, aus dem
Waldboden hervorragende Schollen und Blöcke enthalten hier
z. Th. massenhaft wohlerhaltene Reste. Von dieser Stelle stammt
der grösste Theil der unten aufgeführten Arten. Spärlicher ist
die Ausbeute in den tiefer am Hange, nach dem Thalwege zu an-
stehenden Klippen des hellfarbigen höheren Knotenkalkes, sowie
im Riesenbache, im Tbale des Gr. Bramke u. a. a. O. Im nord-
westlichen Gebiete lieferte ein jetzt leider fast ganz vermauerter
Aufschluss im Tannhaier Graben SSW. vom Mittleren Grumbacher
Teiche unmittelbar unter der Georg Wilhelmer Schachtpinge und
die Halde des Braune Hirscher Schachtes W. Bockswiese eine Anzahl
wohlerhaltener Reste.
Was die Fauna des oberharzer Clymenienkalkes vor derjenigen
der meisten westdeutschen Fundpunkte auszeichnet, ist die grosse
Zahl von Lamellibranchiaten, die meist mit solchen des fichtel-
gebirgischen und voigtländischen Clymenienkalkes ident sind, be-
sonders die grossen, mit mehr oder minder erheblichen Bedenken
vorläufig zu Posidonia gestellten Formen. Pteropoden habe ich
Der Cliymenienkalk. 169
nicht beobachtet; ihre Abwesenheit in der Verwitterungsrinde, die
oft, aber nicht immer, die Hohldrücke von Cypridinen, besonders
Einntomis serrato-striata SANDB., erkennen lässt, kann Mangels besserer
Anhaltspunkte als empirisches Unterscheidungsmerkmal gegenüber
dem petrographisch z. Th. recht ähnlichen Stringocephalenkalke
verwerthet werden.
Wie aus der Gesteinsbeschreibung hervorgeht, lässt sich der
oberharzer Clymenienkalk petrographisch in eine untere Zone
plattig-bankiger Kalke und eine obere Zone hellfarbiger
Knotenkalke gliedern. Dass dieser petrographischen Ausbildung
zweier Zonen eine allgemeinere Bedeutung innewohnt, beweist der
Umstand, dass sie sich in anderen Gebieten in gleicher oder doch
sehr ähnlicher Weise wiederholt. Im Kellerwalde und im nord-
östlichen Sauerlande konnte A. DENCKMANN zudem nachweisen,
dass der petrographischen Zonengliederung auch eine faunistische
entspricht. Er unterscheidet !)
1) unteren Clymenienkalk, plattig-knollige Kalke mit
zahlreichen Goniatiten und nur vereinzelten Clymenien (C.
laevigata) ;
2) mittleren Clymenienkalk, dünnplattige, dem Adorfer
Kalke ähnlich werdende Kalke mit zahlreichen Clymenien
aus dem Formenkreise der Ü. annulata ;
3) oberen Clymenienkalk, Knollenkalke mit dünnen
Schieferzwischenlagen bezw. Kramenzelkalke. Reiche Fauna
von Goniatiten (@. Bronni, bifer, sulcatus u. A.), Olymenien
(C. laevigata, undulata, striata u. A. m.), Trilobiten und
Lamellibranchiaten.
Die im Oberharze unterscheidbaren beiden Zonen entsprechen
petrographisch DENCKMANNS unterem und oberem Clymenienkalke;
eine petrographisch dem mittleren Clymenienkalke vergleichbare
Zone habe ich indessen nicht beobachtet. Ich kenne U. annulata
nur von Rohmkerhalle, wo sie in dem etwa 1" mächtigen Knoten-
kalke über der unteren Zone auftritt. Dieser entspricht aber, wie
!) Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1894, S. 14; 1895, S. XLVI.
170 Stratigraphie.
ich oben schon angedeutet habe, nicht der gesammten hangenden
Knotenkalkzone, sondern stellt nur ihre tiefsten Bänke dar und
könnte demnach immerhin ein Aequivalent des mittleren Olymenien-
kalkes sein. Aus den Knotenkalke besitze ich im Uebrigen in
Folge seiner sehr ungünstigen Gesteinsbeschaffenheit nur eine ziem-
lich geringe Zahl von Arten, die sich fast ohne Ausnahme auch
in der unteren Zone fanden, deren hangenden Bänken der reiche
Fundpunkt im Aekethale angehören dürfte, der die Hauptmasse
der ganzen Fauna geliefert hat. Eine faunistische Gliederung des
oberharzer Clymenienkalkes ist daher einstweilen noch undurch-
führbar).
Gute Profile der gesammten Schichtenfolge des Clymenien-
kalkes sind nur ın geringer Zahl vorhanden, von denen in erster
Linie diejenigen am Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle und am
Forstwege ım Riesenbachthale zu nennen sind. An den meisten
übrigen Punkten, wo der Clymenienkalk ansteht, sind die Auf-
schlüsse lückenhaft, gewöhnlich auf einzelne aus dem Waldboden
hervorragende Felshöcker oder dem Streichen folgende Züge kleiner
Klippen beschränkt. Von dieser Art sind die Aufschlüsse z. B.
im Bramkethale, Aekethale, im Alten Thale, auf dem Schulen-
berge zwischen Schalkthal und Riesenbachthal, sowie z. Th. unter-
halb Rohmkerhalle im Okerthale, wo die Unterscheidung der ein-
') F. Freeu sieht (Lethaea palaeozoica 11. 1, S. 178) keine Veranlassung, der
Desckmasy’schen Gliederung mehr als locale Bedeutung zuzuschreiben, und führt
gegen sie an, dass an dem »nur 2” im Liegenden des Culm« befindlichen Fund-
orte des Gross Pal in den Karnischen Alpen Clymenia laevigata an Häufigkeit
alle anderen Arten übertreffe.. Das steht indessen, wenn es sich hier um oberen
Clymenienkalk handelt, was aus der Ueberlagerung durch, noch dazu nicht ganz
zweifellose (vgl. Geyer, Verh. K. K. geol. Reichsanst., 1897, 8. 237 ff.) Culm-
schichten nicht ohne Weiteres geschlossen werden darf, mit Dexckmans’s An-
gaben durchaus nicht im Widerspruch, denn dieser führt aus seinem unteren
Clymenienkalke nur das vereinzelte Vorkommen von (. laevigata an, die auch
bei ihm unter allen Arten des oberen Clymenienkalkes ihrer Häufigkeit gemäss
an erster Stelle genannt wird (a.a. OÖ. $.14\. Erwägt man zudem, dass Fruch
selbst noch an einem so entfernten Punkte wie Cabrieres eine ganz entsprechende
petrographische Zweitheilung des Clymenienkalkes in untere plattige und obere
Kramenzelkalke beobachtete, so erscheint seine ablehnende Stellungnahme gegen-
über der in einem grösseren Gebiete durch genaue Beobachtungen festgelegten
Gliederung Dexoxuaxy’s doch mindestens verfrüht.
Der Clymenienkalk. 171
zelnen Stufen innerhalb der besonders auf der linken, westlichen
Thalseite im Hangenden der Wissenbacher Schiefer vielfach an-
stehend zu beobachtenden »Kramenzelkalke« bei der starken Um-
wandlung durch die Contactmetamorphose des Granits fast nur
nach petrographischen Merkmalen erfolgen konnte. Die wichtig-
sten Aufschlüsse sind bei den ım letzten Theile der Arbeit zu-
sammengestellten Profilbeschreibungen berücksichtigt, auf die hier
verwiesen werden kann.
Für die Feststellung des Alters kommen beim oberharzer
Clymenienkalke folgende Momente in Betracht:
1) In allen Profilen, welche Adorfer Kalk und Clymenienkalk
im Zusammenhange aufschliessen, überlagert der letztere
den ersteren ohne scharfe petrographische Grenze unmittel-
bar und concordant;
2) über dem Ülymenienkalke folgen entweder Uypridinen-
schiefer oder Culmschichten.
Die lückenlose Aufeinanderfolge von Adorfer und Ulymenien-
kalk ist z. B. am Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle, ım Alten
Thale, im Riesenbachthale zu beobachten).
1) Ich habe mit Rücksicht auf die Controverse über das Alter der Goniatiten-
schiefer von Nehden, die von Kaysıur und Freen zwischen Adorfer Kalk und
Clymevienkalk gestellt werden, während Dixexmans sie mit Sreıy in das Dach
des letzteren zu versetzen geneigt ist (vgl. Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1894, S. 54 ff.),
natürlich mein Augenmerk besonders darauf gerichtet, ob in unserem Gebiete
örtlich zwischen beide Kalkstufen sich in älınlicher Weise Schiefer einschieben,
wie das mit den Büdesheimer Schiefern zwischen Adorfer und Stringocephalen-
kalk der Fall ist, jedoch mit negativrem Erfolge. Auch für das Auftreten der
Nehdener Fauna in den Grenzbänken beider Kalkstufen habe ich bislang Anbalts-
punkte nicht zu erlangen vermocht (ebenso wenig allerdings für ihr Vorkommen
im Hangenden des Olymenienkalkes). Hierauf wird aber besonders zu achten
sein, da, die Kayser-Frecn’sche Auffassung als zutreffend angesehen, zwischen
Adorfer und Clymenienkalk, wo diese direct über einander folgen, der Nehdener
Horizont in der rein kalkigen Facies vorhanden sein müsste.
Ohne mich an der erwähnten Controverse hier weiter betheiligen zu wollen,
möchte ich doch darauf hinweisen, dass es wohl etwas zu viel gesagt ist, wenn
Freeu (Lethaea palaeozoica 11.1, S. 177) meint, die von Gürıcn geschilderten
Verhältnisse im polnischen Mittelgebirge bewiesen, »dass der Clymenievkalk
172 Stratigraphie.
Die Ueberlagerung des CUlymenienkalkes durch Cypridinen-
schiefer, die sich petrographisch aus der hangenden Knotenkalk-
zone des ersteren entwickeln, liess sich am Tannhaier Graben
O. Bockswiese, auf dem Schulenberge zwischen Ober-Schulenberg
und dem Riesenbachthale und in verschiedenen Profilen des Oker-
thales, u. A. am ÖOsthange des Scheckenkopfes nördlich vom
Sülpkethale nachweisen. Einschaltungen von Oypridinenschiefern
im Olymenienkalke oder ein Auftreten des letzteren als Einlage-
rung in Oypridinenschiefern habe ich nirgends beobachtet; vielmehr
fehlt der Clymenienkalk in solchen Profilen, wo die Uypridinen-
schiefer unmittelbar auf dem Adorfer Kalke lagern). Wegen der
jünger ist als die Schiefer mit Cheiloceras sacculus« (Nehdener Horizont). Zu-
nächst ist Frecu’s Angabe nicht zutreffend, dass diese Schiefer Clymenia
Humboldti enthalten; nach Gürıch kommt diese Art vielmehr bei Kielce in
Schichten vor, die sonst nur ziemlich charakterlose Formen des höheren Ober-
devons führen, und deren von Gürıchn mitgetheilte Fauna keinerlei be-
stimmte Beziehungen zur Nehdener aufweist. Petrographisch unter-
scheiden sie sich nach Gürıcn nicht von den nahebei auftretenden Clymenien-
schichten, und über ihre Stellung, ob mittleres oder oberes Oberdevon, ist Gürren
selbst nicht ganz frei von Zweifeln. Aus den Schichten von Lagow,
welche die Nehdener Fauna enthalten, führt Gürıcn dagegen weder
Clymenia Humboldti noch sonst Clymenien an, und ihre stratigraphische
Stellung, insbesondere ihr Verhältniss zu den Clymenienschichten, die in der
Nähe nicht bekannt sind, ist unsicher. Auf diesen Irrthum Frecr’s hat GürıcHh
selbst übrigens ganz neuerdings hingewiesen (N. Jahrb. f. Min. Beil. Bd. XIII,
S. 352) und gleichzeitig angeführt, dass bei Czarnöow C. Humboldti mit O. un-
dulata und dilobaia zusammen vorkommt, was meines Erachtens nur dafür
spricht, dass die»Yumboldti-Schichten«thatsächlich zur Clymenienstufe
gehören, etwa als Aequivalente des unteren Olymenienkalkes. Ihre Verschieden-
heit von der »Sacculus-Bank« von Lagow aber tritt dadurch nur noch mehr hervor.
Die Stellung der Nehdener Schiefer zwischen Adorfer und Clymenienkalk
gründet sich also, nachdem Denckmany nachgewiesen hat, dass der angebliche
Intumescens-Kalk im Liegenden der Schiefer von Nehden selbst Clymenienkalk
ist, vorläufig einzig und allein auf die von Frecn 1887 mitgetheilten Profile von
Cabrieres.
) F. Krockmann (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1898, S. XLVIII) giebt zwar an,
dass am Bielstein unterhalb Lautenthal (Bl. Seesen) in eingelagerten Kalkbänken
der Cypridinenschiefer Clymenia gefunden sei. Diese Angabe bezieht sich auf
den von Herrn Lehrer Jusr in Zellerfeld vor längerer Zeit gemachten Fund einer
nach dem äusseren Habitus scheinbar zweifellosen kleinen Clymenie (ef. undulata).
Herr Just war jedoch bei einer von den Herren Bzyscuuac, Koch, KLockmann
und mir ausgeführten Begehung in der Gegend von Lautenthal nicht im Stande,
Der Clymenienkalk. 173
Erklärung dieser direeten Auflagerung der Cypridinenschiefer auf
Adorfer Kalk verweise ich auf die unten S. 185 ff. folgenden Aus-
führungen.
Die Culmschichten, welche den Clymenienkalk örtlich über-
lagern, sind an einigen Stellen Posidonienschiefer, meist aber
Kieselschiefer bezw. deren Aequivalente.e Wenn zuweilen auch
Störungen vorhanden oder zu vermuthen sind, so ist doch in
den meisten Fällen eine wirkliche Auflagerung des Culms zweifel-
los. Man darf indessen daraus nicht den Schluss ziehen wollen,
dass der Olyınenienkalk das jüngste Oberdevon darstellt. Die
transgredirende Lagerung des Culms über verschiedenen älteren
Schichten, die aus anderen Gebieten längst bekannt ist, habe ich
auch ım Oberharze nachweisen können (siehe unten), und seine
örtliche Auflagerung auf Clymenienkalk ist deshalb noch kein
Beweis dafür, dass in diesem Falle keine Schichtenlücke vor-
handen ist). Vielmehr kann ich unter Berücksichtigung aller in
über die Lage des Fundpunktes, geschweige denn über die Lagerungsverhältnisse
an demselben nähere Angaben zu machen, und ein von mir unternommener
Versuch, den Punkt an dem theilweise schwer zugänglichen, steilen Absturze
des Bielsteins aufzufinden, blieb resultatlos.. Herr Krockmans selbst hat ein
Vorkommen von ÖOlymenien nicht beobachtet; die angeführte Mittheilung giebt
nur seine Auffassung von der Art des Auftretens wieder. Der Fundpunkt
am Bielstein scheidet für die Discussion mithin einstweilen aus. (Das Profil am
Westfusse des Bielsteins wird im letzten Theile der Arbeit geschildert.)
) F. Frecu erblickt (Lethaea palaeozoica 11. I, S. 177, 178, 179) allerdings
in der concordanten unmittelbaren Ueberlagerung des Clymenienkalkes am Gr. Pal
in Kärnthen und bei Ebersdorf in der Grafschaft Glatz durch Culm den Beweis,
dass der Clymenienkalk das jüngste Oberdevon darstellt. Ob die »Culm«-
Schichten am Gr. Pal wirklich Culm sind, kann seit dem Nachweise Grryer’s,
dass in den als Culm gedeuteten Schiefern der Karnischen Alpen Graptolithen
vorkommen (Verh. K. K. geol. Reichsanst. 1897, S. 237 ff.), zweifelhaft sein;
Frecr hält allerdings an ihrem culmischen Alter fest. Aus Schlesien aber ist
die Culmtransgression bekannt, .und meines Erachtens müsste auch ohne die
Kenntniss derselben eine unvermittelte Aufeinanderfolge zweier nach ihren Ent-
stehungsbedingungen so grundverschiedener Bildungen, wie ein Ammonitidenkalk
und eine sehr mächtige Grauwacke. den Beobachter stutzig machen und in ihm
den Verdacht rege werden lassen, dass diese Aufeinanderfolge nicht wohl einem
ununterbrochenen Sedimentationsprocesse ihren Ursprung verdanken könne. Die
scheinbar coneordante Ueberlagerung im Aufsehlusse beweist nichts, denn Dis-
cordanzen können doch nur vorkommen, wenn vor dem Absatz der jüngeren
Schichten erhebliche Bewegungen in der Erdrinde stattgefunden haben. Schein-
174 Stratigraphie.
Betracht kommenden Verhältnisse, besonders auch des Umstandes,
dass der beim Olymenienkalke völlig fehlende petrographische
Uebergang zum Culm sich in den oberen Bänken der Cypridinen-
schiefer thatsächlich vollzieht, wıe an einer Anzahl von Punkten
im Aufschlusse zu beobachten war (siehe unten S. 179), nur den
Schluss ziehen, dass der Clymenienkalk im Oberharze ursprünglich
überall von Cypridinenschiefern überlagert wurde, und dass diese
das jüngste Oberdevon repräsentiren, während jener als die tiefere
Abtheilung des oberen Oberdevons anzusehen ist.
Ausserhalb des Devongebietes im nördlichen Oberharze ist der
Clymenienkalk im Harze bislang nur in zwei getrennten Gegenden
des Unterharzes nachgewiesen worden; durch M. Koch D) vom
Gräfenhagensberge, dem Büchenberge und dem Bomshaier Lager
im Gebiete des Hartenberg-Büchenberger Sattels bei Elbingerode
und durch KocH, DENCKMANN und mich aus dem unteren Selke-
thale (Meiseberg, Kistergrund, Eselsstiex, Scheerenstieg ?). Beı
Elbingerode folgen über ihm die Cypridinenschiefer; ım Selkethale
ist sein wahres Hangendes noch nicht festgestellt.
ie von mir eesammelte Fauna des oberharzer Glymenien-
Die © lte F y
kalkes setzt sich nach meinen vorläufigen Bestimmungen wie folst
zusammen:
" Phacops anophthalmus FRECH. ” Ulymenia laevigata MÜNST.
» aff. anophthalmus. » undulata MÜNST.
> cf. granulatus MÜNST. » striata MÜNST.
Dechenella sp. » af. striata.
Harpes sp. » annulata MÜNST.
" Entomis serrato-striata SANDB. » cf. angulosa MÜNST.
bar concordante, in Wirklichkeit transgredirende Lagerung jüngerer auf viel
älteren Schichten ist in den Kreidegebieten Nordwestdeutschlands keine un-
gewöhnliche Erscheinung. Zudem führt Frecn selbst, a. a. ©. S. 207, aus dem
Staate New-York Beispiele transgredirender und trotzdem concordanter Ueber-
lagerung von Untersilur durch Unterdevon an. Es ist daher nicht recht ver-
ständlich, warum die »concordante« Auflagerung von Culm auf Clymenienkalk
für Freen ein Beweis ist, dass der letztere das oberste Oberdevon repräsentirt.
') Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1895, S. 125 f. und S, 131 ff.
?) Dasselbe Jahrbuch $. 127 ff.
Der Clymenienkalk.
Ulymenia n. sp.
Tornoceras cf. planıdorsatum
Münsr.
» cf. faleiferum
Münsr.
*= (hiloceras cf. Verneuili MÜNST.
Brancoceras sulcatum MÜNST.
- » cf. biferum MÜNST.
Sporadoceras Bronni MÜNST.
Goniatites sp. SP.
Orthoceras Sp. Sp.
Kophinoceras sp.
Uyrtoceras Sp.
Avteulopecten sp.
Myalina 2 sp.
» ? ef. inversa GF.
Posidonia rugosa MÜNST.
= » venusta- MÜNST.
» aff. venusta.
Posidonia ? trigona MÜNnSsT.
» ? semistriata MÜNST.
» ? semiorbicularis
MÜnsT.
» ? regularis MÜNST.
» 2 prisca(PORTL.)GEIN.
175
Posidonia ? aft. prisca.
„ ? subobovata DÖRB.
Kochia rugosa FRECH.
ne, dispar SANDB.
» semistriata MÜNST.
» problematica MÜNST.
» semiauriculata MÜNST.
" Praecardium ef. vetustum HALL.
Cardiola n. sp.
» Ulymeniae BEUSH.
» n. sp. afl. concentrica
vB.
& » artieulata MÜNST.
5 » bisignata BEUSH.
Buchiola palmata GF.
» retrostriata v.B.
» n. sp. aft. mösera HPFt.
Euthydesma aft. Beyrichi HPFL.
Lunulicardium n. sp.
Patrocardium n. sp.
Chaenocardiola 2 n. sp.
Prosochasma n. Sp.
Uyrtina ? sp.
Rhynchonella sp.
Petraia sp.
Die angesternten Arten kenne ıch aus der hangenden Knoten-
kalkzone, sie sind indessen wohl sämmtlich nicht auf diese be-
schränkt.
A. Die Cypridinenschiefer.
Während die weite Verbreitung der Cypridinenschiefer ım
NW. unseres Gebietes und in der Gegend N. Lautenthal schon
F. A. RorEMER bekannt war, ist die Kenntniss ihres Auftretens
auch im SO. wesentlich jüngeren Datums. Erst 1890 fand HALFAR
sie bei Ober-Schulenberg auf; 1895 konnte ich sie zu beiden
Seiten des Okerthales unterhalb Rohmkerhalle im Gebiete der
Contaetmetamorphose des Granits nachweisen, und noch später,
1897, wurden sie von M. Koch und mir am Ziegenrücken nahe
der östlichen Kartengrenze in gleichfalls stark contactmetamor-
phischem Zustande festgestellt.
Die Beschreibung der verschiedevartigen Schiefer, Kalk-
knotenschiefer und Kalke, aus denen sich das als Cypridinen-
schiefer bezeichnete Schichtensystem aufbaut, und zu denen sich
ganz vereinzelt auch noch Sandsteine gesellen, geschieht am
besten gesondert nach ihrer Ausbildung in den beiden räumlich
setrennten Gebieten ihres Vorkommens.
Im SO., nordöstlich Ober-Schulenberg, entwickeln sich die
Cypridinenschiefer petrographisch aus dem Olymenienkalke, wie
schon bei diesem hervorgehoben wurde. Der hangende, derbe
Knotenkalk des Olymenienkalkes geht hier durch meist dünn-
plattige, bläulichgraue, röthlichgraue, auch wohl intensiv roth ge-
färbte Knotenkalke in ebenso gefärbte Kalkknotenschiefer über, zu
denen sich bald rothe und grüne kalkreiche, gelblich verwitternde,
knotenärmere Schiefer gesellen, auf die nach oben graue und
gelblichgraue, frisch blau- und grünlichgraue, ebenfalls kalkige
Schiefer folgen, die ihrerseits vom Oulmkieselschiefer überlagert
werden.
Die Cypridinenschiefer. 177
Auch im Gebiete der Contactmetamorphose des Oker-
thalgranits lässt sich der Uebergang vom Knotenkalke durch
Kalkknotenschiefer in an Kalkknoten nach oben hin meist immer
ärmer bis knotenfrei werdende violette Schieferhornfelse an mehre-
ren Stellen sehr deutlich beobachten, besonders am linken Oker-
ufer unterhalb Rohmkerhalle, nördlich vom Sülpkethale.
Im NW. unseres Gebietes ist mir nur ein Punkt bekannt,
wo die ın diesem Falle sehr geringmächtigen Uypridinenschiefer
sich aus dem Clymenienkalke entwickeln, um alsbald discordant
von Alaun- und Kieselschiefern des Culms überlagert zu werden,
nämlich in der Böschung des vom Mundloche des Tannhaier
Wasserlaufes ©. Bockswiese nach dem Mittleren Grumbacher
Teiche führenden Betriebsgrabens, unmittelbar unter der Georg
Wilhelmer Schachtpinge.
Weiter nördlich treten die Cypridinenschiefer im Liegenden
des Oulmkieselschiefers erst wieder am Hühnerthalskopfe auf, um
von hier nach N., NO. und NW. zu immer grösserer Mächtigkeit
anschwellend, sich in ganz hervorragendem Maasse an der geo-
logischen Zusammensetzung der Gegend N. Hahnenklee zu be-
theiligen. Sie liegen hier überall auf unterem Oberdevon und
beginnen mit dunkelfarbigen, blaugrauen, dunkelblaugrauen . bis
schwärzlichen, unreinen, oft etwas tuffig erscheinenden, glimmer-
führenden, wohl stets etwas kalkigen Schiefern, die oft dünne
Lagen eines dunklen unreinen Kalkes enthalten. Zu diesen
Schiefern, die stets einen Leithorizont bilden, gesellen sich bei
grösserer Mächtigkeit blaugraue oder graublaue dickschiefrige
Schiefer von eigenthümlich stumpfem, glanzlosem Aussehen und
oft rauher Beschaffenheit, die durch braun und schliesslich zu-
weilen gelblich verwitternde, im frischen Gestein sich durch nichts
verrathende, besonders kalkreiche Lagen auf angewitterten Flächen
des Querbruches eine grobe Bänderung erhalten können, die in-
dessen mit derjenigen der Bandschiefer des unteren Oberdevons
keinerlei Aehnlichkeit besitzt. Auch eine durch den Wechsel
heller und dunkler blaugrauer Lagen hervorgerufene Bänderung
kommt in einzelnen dünnen Bänken sowohl im liegenden wie im
hangenden Theile vor. Zusammen mit diesen Schiefern, aber auch
Neue Folge, Heft 30, 12
178 Stratigraphie.
noch höher, treten auffallend geradschiefrige, manchen Culmthon-
schiefern recht ähnlich werdende Schiefer auf, welche gleichfalls
blaugrau oder grünlichgrau gefärbt sind, öfters durchaus dach-
schieferartig erscheinen und auch hier und da zur Anlage von
kleinen Dachschieferbrüchen Veranlassung gegeben haben. Die
kalkreichen blaugrauen und die grüngrauen Schiefer neigen überall
zu rostbrauner Verwitterung, die weniger kalkreichen verwittern
grünlichgrau, alle bekommen im verwitterten Zustande ein eigen-
thümlich rauhes Aussehen. Local verwittern die blaugrauen
Schiefer auch rein gelb.
Die Kalkknotenschiefer und Knotenkalke dieser Schichten
enthalten meist graublau oder blaugrau, seltener hellgrau gefärbte
Kalke von dichter bis etwas körniger Beschaffenheit und gewöhn-
lich in verschiedenen Schattirungen von Braun sich bewegender
Verwitterungsfarbe; doch kommen auch schmutzig fleischfarben
verwitternde graublaue und blaue dichte Kalke vor, die Linsen
oder Bänke bilden können.
Ueber diesem Schichtencomplexe folgt ein anderer, der durch
das Vorherrschen von roth und hellgrün &efärbten Schiefern
neben grünlichbläulichen und hellbläulichgrauen gekennzeichnet
wird. Die rothen und grünen Schiefer wechseln mit einander in
dünnen Lagen, mächtigeren Packeten oder auch breiteren Zonen
ab und enthalten in ihren Kalkknotenschiefern und Knotenkalken
fleischrothe, röthlich-violette, lichtblaue und schwach bläuliche,
splittrige Kalke von dichter Beschaffenheit; auch dünnplattig ab-
gesonderte hellblaue Knotenkalke kommen vor. Der Reichthum
an Kalken wechselt sehr; neben Schichten, die durch die ausge-
witterten, lagenweise angeordneten Kalkknoten und -Knollen die
bekannte bienenwabenartige »Kramenzelstructur« erhalten, kom-
men sehr knotenarme Schieferpackete vor. Die Grösse der Kalk-
knollen schwankt zwischen Nussgrösse und Faust- bis Kopfgrösse.
Auch grössere Linsen und derbere Bänke dichten, reineren, hell-
blauen Kalkes finden sich. Die grünen Schiefer gehen in hell-
farbige, frisch grünlichbläuliche oder bläulichgraue Schiefer über,
die seltener gelblich- oder grünlichgrau, meist rostbraun oder
rostroth verwittern, bläuliche, rothbraun verwitternde Kalk-
Die Cypridinenschiefer, 179
knollenlagen enthalten und sich ebenfalls durch eine merkwürdig
rauhe Beschaffenheit bei Neigung zu krummflächig scherben-
förmigem Zerfallen auszeichnen. Ganz untergeordnet kommen
auch in diesen hangenderen Schichten noch dunkle, sandige Lagen
vor, wie auch blaugraue Schieferpackete nicht ganz fehlen; zuweilen
wurden auch einzelne hellgrau und dunkel gebänderte Lagen
mitten in rothen und grünen Schiefern beobachtet.
Die obersten, Kalkknellen, gewöhnlich von asch- oder rauch-
grauer Farbe, nur in ihren tieferen Theilen noch enthaltenden,
nach oben meist ganz von ihnen freien Schichten der Cypridinen-
schiefer sind wieder blaugrau, verwittert meist grau oder grün-
lichgrau gefärbt, geradschiefrig und Culmthonschiefern sehr ähn-
lich; in ihren hangendsten Bänken, unmittelbar unter den dunklen
Alaunschiefern, mit denen die Schichtenfolge des Culmkiesel-
schiefers beginnt, treten örtlich grünlichblaue und bläulichgraue,
im Ansehen Adinole ähnliche, jedoch viel mildere Gesteine auf,
in denen Posidonia venusta Münsrt. noch recht zahlreich vor-
kommt. Diese hangenden Schichten werden nach oben hin dunkel-
farbig und gehen ohne jede scharfe Grenze unmerklich in
die Alaunschiefer über. Sie wurden sowohl in unserem Gebiete
wie auch N. Lautenthal (so z. B. gleich unterhalb der Innerste-
brücke am Nordausgange des Ortes in der Böschung der Chaussee)
öfters im Aufschlusse im Contact mit dem Culm beobachtet.
Die unreinen, plattigen, feinkörnigen, frisch bräunlich-fleisch-
farbigen, dunkelfarbig verwitternden Sandsteine treten als höchst
untergeordnete, schwache Einlagerungen in den oberen Schichten
im Hangenden der rothen und grünen Schiefer auf; sie wurden
nur vereinzelt, z. B. nahe am Westrande der Karte unter der
Grossen Altarklippe beobachtet.
Weisse Glimmerschüppchen sind besonders in den tiefsten
Schichten der Cypridinenschiefer und zwar meist reichlich vor-
handen, doch fehlen sie auch höher nicht, wenn sie auch weit
sparsamer und fast stets sehr klein sind. Von Einschlüssen
anderer Art ist Schwefelkies zu erwähnen, der aber nirgends häufig
auftritt.
Transversalschieferung ist in den Cypridinenschiefern
12*
180 Stratigraphie.
verbreitet und bedingt in Verbindung mit mehreren Kluftsystemen
das häufig zu beobachtende grob- bis grossgriffelige Zerfallen,
neben dem, wie schon erwähnt, auch oft eine sehr charakteristische
krummgriffelige und scherbenförmige Absonderung zu beobachten
ist, sowie rein örtlich eine concentrisch-schalige Absonderung in
Bänken dickschiefriger Schiefer, bei der grosse, flache Ellipsoide
von über 1” grössten Durchmessers entstehen.
Die Fauna der Cypridinenschiefer ist ebenso artenarın, wie
sie individuenreich ist. Am verbreitetsten ist Untomis serrato-striata
SANDB., die nirgends ganz fehlt, vielmehr meist in grosser, oft
zablloser Menge auftritt und besonders. in der Verwitterungsrinde
sich selbst dann verräth, wenn das frische Gestein nichts von
organischen Resten zu enthalten scheint. Neben ihr kommen noch
einige andere Arten vor, von denen eine fast 3” lang wird.
In den unreinen, dunkel gefärbten und den blaugrauen, dick-
schiefrigen tieferen Schichten kommen an zahlreichen Punkten,
jedoch nicht überall, neben den Oypridinen auch häufig, oft massen-
haft, Styliolinen, seltener und immer vereinzelt auch Tentaculiten
vor, die beide in den höheren Schichten ganz zu fehlen scheinen.
Ueberall verbreitet, aber nur in manchen Knotenkalkbänken in
grosser Individuenzahl vorhanden, ist Posidonia venusta MÜNST.,
gleichfalls überall, aber stets vereinzelt, tritt Phacops anophthalmus
FRECH auf. Als Seltenheiten sind Kochia dispar SANDB., Cri-
noidenstielglieder und glattschalige Brachiopoden (Liorhynchus 2)
zu erwähnen.
Besonders zu betonen ist, dass die Fauna der Kalke, auch
der derben eingelagerten Kalkbänke, sich in nichts von derjenigen
der Schiefer unterscheidet; trotz andauernden eifrigen Suchens ist
es mir nicht gelungen, in den petrographisch oft lebhaft an Cly-
menienkalk erinnernden Kalken ausser den genannten Arten
weitere Reste nachzuweisen.
Die Mächtigkeit der Oypridinenschiefer nimmt, wie oben
bemerkt, im NW. unseres Gebietes nach N. hin rasch zu; während
sie z. B. am Hühnerthalskopfe nur 10” beträgt, dürfte sie im
N. 80— 100” erreichen, Sie ist aus denselben Gründen schwer
Die Cypridinenschiefer. 181
zu ermitteln, die schon bei den Büdesheimer Schiefern angeführt
worden sind.
Eine Gliederung der Öypridinenschiefer ist auf der Karte
nicht durchgeführt worden. Aus der Gesteinsbeschreibung geht
jedoch hervor, dass sich eine untere, aus dunkelfarbigen, blau-
grauen, untergeordnet grünlichgrauen Schiefern zusammengesetzte
und eine obere, vorwiegend aus rothen und grünen Schiefern
bestehende Abtheilung unterscheiden lässt. Innerhalb der letzteren
nehmen die grünen Schiefer als Ganzes gegenüber den rothen, mit
denen sie vielfach wechsellagern, eine hangende Stellung ein. Als
charakteristisch für die untere Abtheilung ist noch das allerdings
nicht allgemein zutreffende Vorkommen von Styliolinen und Tenta-
culiten zu erwähnen. Von einer kartographischen Sonderung beider
Abtheilungen wurde Abstand genommen, weil sie unvermerkt, ohne
jede scharfe Grenze, in einander übergehen; trotzdem hat sich
ihre Unterscheidung bei der Aufnahme für die Erkenntniss der
specielleren Tektonik des -vordem sehr unklaren nordwestlichen
Gebietes als sehr wichtig erwiesen.
Was die Frage nach dem Alter der Cypridinenschiefer an-
langt, so besteht für diejenigen am Südostrande unseres Devon-
gebietes zwischen Ober-Schulenberg und dem Okerthale nach ihrer
Lagerung zwischen Clymenienkalk und Culm kein Zweifel, dass
sie das oberste Oberdevon repräsentiren, und auch für die-
jenigen des nordwestlichen Gebietstheiles ist es bei ihrem unge-
störten Zusammenhange mit dem Culmkieselschiefer fraglos, dass
sie die jüngsten Sedimente des Devons umfassen. Schwieriger ist
dagegen hier die Frage nach ihrer unteren Grenze zu beantworten,
da sie mit Ausnahme der einen Stelle am Tannhaier Graben O.
Bockswiese in diesem Gebietstheile nirgends im Hangenden von
Schichten des oberen, sondern stets von solchen des unteren Ober-
devons beobachtet wurden. Es ist notbwendig, auf diesen Punkt
etwas näher einzugehen.
Von Bockswiese bis jenseit Hahnenklee fehlen die Cypridinen-
182 Stratigräphie.
schiefer, der Culmkieselschiefer lagert hier über älteren Schichten,
N. Hahnenklee unmittelbar auf Wissenbacher Schiefern. Nach
NO. schieben sich im Fortstreichen die höheren Devonglieder ein,
und am Hühnerthalskopfe (Hühnerthaler Berg der Karte) beob-
achtet man zuerst deutlich die Uypridinenschiefer, die an dem
chaussirten Holzabfuhrwege am Nordostabfalle des genannten Berges
direct unter den Alaun- und Kieselschiefern des Culms gegen 10"
mächtig anstehen. Ihr Liegendes ist hier Adorfer Kalk, der ins-
gesammt 2,90 ” mächtig ist und 1,85 bezw. 1,05 ” unter seinem
Hangenden zwei Einlagerungen von Kellwasserkalk enthält. Die
dunklen, feinsandigen, glimmerreichen tiefsten Bänke der Cypri-
dinenschiefer sind scharf, ohne jede Andeutung eines Ueberganges
gegen ihre Unterlage abgesetzt und stossen sogar scheinbar an
dieser ab.
Weiter nach NO., am Schünenthale, ist der Adorfer Kalk
bald nicht mehr nachweisbar, und die dunkelfarbige tiefste Zone
der Cypridinenschiefer liegt hier, ebenso scharf geschieden, auf
Büdesheimer Schiefern. Dasselbe ist am Oberen Klippenwege der
Fall, wo man in den verschiedenen Profilen die Auflagerung der
dunklen, petrographisch stets sich gleich bleibenden tiefsten Cypri-.
dinenschiefer-Schichten auf scharf sich unterscheidende Büdesheimer
Schiefer von sehr verschiedener Mächtigkeit gut beobachten kann.
Öertlich ist zwischen beiden Schieferhorizonten noch die petro-
graphische Uebergangszone zwischen Büdesheimer Schiefer und
Adorfer Kalk vorhanden. Auf der Höhe SO. der Margarethen-
klippe dagegen werden Cypridinenschiefer und Büdesheimer Schiefer
W. eines in letzteren angelegten kleinen Steinbruches noch durch
im Ganzen vielleicht 1” mächtige versteinerungsreiche, derbe ge-
schlossene Bänke von Adorfer Kalk getrennt, die aber im Streichen
bald verschwinden, sodass die beiden Schiefersysteme wieder un-
mittelbar aufeinander lagern. Der Kellwasserkalk fehlt hier, da-
gegen ist er vorhanden in einem ganz ähnlichen Vorkommen in
dem tiefen Hohlwege des Ochsenweges, da wo dieser N. der Langen
Weth unten am Osthauge des Grotenberges zur Grane hinabführt.
Es steht hier (die Stelle ist auf der Karte nicht angegeben) im
unmittelbaren Hangenden der nach N. ohne Unterbrechung bis
Die Cypridinenschiefer. 183
zur Ausmündung des Weges in das Granethal aufgeschlossenen
Büdesheimer Schiefer über 1 ® mächtig typischer Adorfer Kalk
an, der gleichfalls die leitenden Versteinerungen führt. In seinem
unmittelbaren Hangenden liegen wiederum die hier z. Th. als
Kalkknotenschiefer entwickelten charakteristischen tiefsten Schichten
der Cypridinenschiefer mit einer aus Pteropoden und Cypridinen
gemischten Fauna.
Im ganzen übrigen nordwestlichen Verbreitungsgebiete der
Cypridinenschiefer sind ihr unmittelbares Liegendes, soweit es zu
beobachten war, Büdesheimer Schiefer. Dagegen konnte ich W.
der Kartengrenze bei Lautenthal örtlich wieder die Ueberlagerung
des Adorfer Kalkes durch Cypridinenschiefer feststellen und zwar
am Innersteufer zwischen Dölbethal und Riesbachthal, am Ost-
hange und in der Passhöhe des Steilen Berges. Geht man von
der Mündung des Riesbaches in südlicher Richtung am rechten
Steilufer der Innerste aufwärts, so überschreitet man 324 Schritte
weit stets Cypridinenschiefer, die zuerst hellfarbig, roth und
grün gefärbt sind, dann dunkelfarbig werden und blaue, gelb
oder fleischfarbig verwitternde plattige Kalke einschliessen. Bei
324 Schritt trifft man am Liegenden der dunklen Schieferzone
eine sehr auffällige, 0,5" mächtige Bank von grobem blauem,
fleischfarbig verwitterndem Knotenkalke, unter dieser etwa 25
plattigen Adorfer Kalk und dann den Kellwasserkalk, in dessen
Liegendem noch etwa 2” mächtige Bänke typischen, dünnplattigen
hellfarbigen Adorfer Kalkes und dann die Büdesheimer Schiefer
folgen, welche nach S. bis in die Nähe der Dachschieferbrüche
im Wissenbacher Schiefer zu verfolgen sind. Besonders bemerkens-
werth in diesem Profile ist der grobe Knotenkalk, mit dem die
untere dunkelfarbige Zone der Cypridinenschiefer einsetzt, weil
ein solcher dem Adorfer Kalke völlig fremd ist. Am Osthange
des Steilen Berges — in der Passhöhe desselben ist der Contact
nicht aufgeschlossen — ist in einem alten Steinbruche das folgende
Profil aufgeschlossen: Zu unterst der Adorfer Kalk, aus plattigen,
ganz ausnahmsweise etwas Knotenkalk-artig entwickelten Bänken,
darüber dem Kellwasserkalke und in dessen Hangendem aus
Schieferlagen mit Kalkplatten bestehend. Mit einer deutlichen
184 Stratigraphie.
- Diseordanz im Aufschlusse folgen horizontal gelagerte Cypridinen-
schiefer mit Kalkknollen, und zwar die dunkelblaugrauen Schiefer
der unteren Abtheilung, die durch kalkreiche Lagen im verwitterten
Zustande braun gebändert erscheinen und eine Mischfauna von
Pteropoden und Cypridinen enthalten. Ueber den horizontal ge-
lagerten Bänken liegen stark gefaltete dunkle Schiefer mit einer
Bank von grobem Knotenkalke. In dem Profile am Westfusse
des Bielsteins bei Lautenthal fehlt dagegen der Adorfer Kalk
wieder; hier lagert eine etwa 1,25” mächtige Bank von grobem
Knotenkalke unmittelbar auf Büdesheimer Schiefern. Ueber der
Knotenkalkbank folgen die charakteristischen dunklen, etwas rauhen
Schichten der tiefsten Cypridinenschiefer mit Kalkknotenlagen und
geringmächtigen Knotenkalkbänken. Endlich ist noch hervorzu-
heben, dass an dem ursprünglichen Fundpunkte des Kellwasser-
kalkes im Kellwasserthale NO. der Altenauer Silberhütte nach
HaLrAR’s Angaben die hier aschgrau gefärbten, glimmerreichen
Cypridinenschiefer mit scharfer Grenze ebenfalls über dem im
Hangenden des Kellwasserkalkes noch 2,50 ®” mächtigen Adorfer
Kalke liegen.
Aus dem Vorstehenden erhellt, dass die Unterlage der Oy-
pridinenschiefer des nordwestlichen Gebietes örtlich verschie-
den ist. Sieht man in den verschiedenen Profilen in Ueberein-
stimmung mit der für die Lagerungsverhältnisse der Oypridinen-
schiefer des rheinischen Gebirges üblichen Auffassung eine zu-
sammenhängende, ununterbrochene Schichtenfolge vom Liesenden
zum Hangenden, so würde sich für das in Rede stehende Gebiet
der Schluss ergeben, dass die Cypridinenschiefer hier überall den
Clymenienkalk, ferner aber auch einen örtlich verschieden grossen
hangenden Theil des Adorfer Kalkes und in den meisten Fällen
sogar die ganze Schichtenfolge des letzteren und die hangende
Uebergangszone der Büdesheimer Schiefer verträten. Das wäre
nun allerdings ein Schluss, welcher mit der besonders durch E.
KAYSER vertretenen Anschauung, die den Oypridinenschiefern ihre
Stellung im Allgemeinen zwischen Adorfer Kalk und Clymenien-
kalk anweist und nur eine örtliche Vertretung des letzteren zugiebt,
Die Cypridinenschiefer. 185
nicht ganz im Einklange stände, dessen Folgerichtigkeit indessen
vom Standpunkte jener Auffassung aus nicht zu bestreiten wäre.
Nun hat aber bekanntlich A. DENcKMAnN (vgl. Jahrb. d. Geol.
L.-A. £. 1894, S. 43 fi.) für den Kellerwald den Nachweis erbracht,
dass die Cypridinenschiefer mit den zugehörigen Diabasen einer-
seits im Hangenden des Clymenienkalkes, andererseits, örtlich mit
Tuftgesteinen, Arkosen und Quarziten vergesellschaftet, auf weit
älteren Formationsgliedern des Devons lagern, meist auf den
Schiefern des unteren Mitteldevons, während ihr Hangendes wie
im Harze stets von den tiefsten Schichten des Culms gebildet wird.
Aus diesen Lagerungsverhältnissen, sowie aus dem mehrfach zu
beobachtenden Auftreten von Geröllen oberdevonischen Korallen-
kalkes in dem von ihm als »Auenberger Schichten« bezeichneten,
nach seiner petrographischen Entwicklung eben kurz charakte-
risirten Schichtencomplexe der Cypridinenschiefer folgerte DENCK-
MANN, dass diese überall das oberste Oberdevon darstellen, und
dass ihr scheinbar normales Auflagern auf weit älteren Schichten
aufübergreifende Lagerung zurückzuführen sei. Von den That-
sachen, die DENCKMANN zu dieser Auffassung geführt haben, konnte
ich mich unter seiner freundlichen Führung auf wiederholten Ex-
cursionen im Kellerwalde genugsam überzeugen, und für die
Cypridinenschiefer des nördlichen Oberharzes scheint mir die
gleiche Annahme übergreifender Lagerung in den Fällen, wo sie
nicht über dem Clymenienkalke, sondern örtlich auf verschiedenen
Schichten des unteren Oberdevons liegen, die einzig befriedigende
Erklärung zu sein.
‚Die Möglichkeit einer örtlich verschieden tief greifenden Ver-
tretung der Ammonitidenkalke durch Cypridinenschiefer soll nicht
von vornherein bestritten werden. Dann müsste man aber er-
warten, mindestens in den den letzteren eingelagerten Kalken,
die nicht nur als Kalkknotenschiefer und Knotenkalke, sondern
z. Th. auch als reine, oft ziemlich derbe Linsen und bankartige
Einlagerungen entwickelt sind, die petrographisch oft sehr lebhaft
an Clymenienkalk erinnern, die Fauna der vermeintlich vertretenen
Ammonitidenhorizonte wiederzufinden. Das ist mir indess trotz
186 Stratigraphie.
eifrigen, fortgesetzten Suchens nicht gelungen. In allen unter-
suchten Kalken der Cypridinenschiefer fand ich immer und immer
wieder nur die charakteristische arme Fauna der Cypridinenschiefer
aller Gegenden: Phacops anophthalmus FRECH und Posidonia venusta
Münsr., als grosse Seltenheiten, wie oben schon angegeben, ausser-
dem Kochia dispar SANDB. und glattschalige Brachiopoden, aber
keine Spur von Clymenien oder Goniatiten. Vor Allem fehlt
jeglicher Hinweis auf die Fauna des unteren Oberdevons, des
Adorfer Kalkes, der doch im grössten Theile unseres Gebietes
mit vertreten sein müsste, denn Phacops anophthalmus sowohl
wie Posidonia venusta und Kochia dispar sınd Formen des höheren
Oberdevons, die dem Adorfer Kalke fremd sind.
Der Einwand, dass dies Fehlen der Fauna der vermeintlich
vertretenen Ammonitidenkalke auf Faciesverschiedenheiten zurück-
zuführen sei, ist nicht stichhaltig, denn es liegt keine anders-
geartete Facies vor, die Kalke der Oypridinenschiefer sind viel-
mehr, wie schon bemerkt, petrographisch besonders dem Ulymenien-
kalke oft recht ähnlich, und andererseits hat DENCKMANN a.a. O.
S. 54 mit Recht darauf hingewiesen, dass im Mesozoicum petro-
graphisch abweichende Schichten, welche örtlich die an anderen
Stellen entwickelten Ammonitidenkalke wirklich vertreten, die
Ammoniten selbst dann führen, wenn sie als Sandsteine oder gar
Conglomerate entwickelt sind.
Auch im Paläozoicum haben wir Fälle, in denen die kalkige
Ammonitidenfacies durch die mehr oder minder rein schiefrige ersetzt
wird, zur Genüge; ich nenne nur Wissenbacher Schiefer und
Ballersbacher bezw. Günteröder Kalk, Büdesheimer Schiefer und
Adorfer Kalk, Nehdener Schiefer Westfalens und Kalke und Do-
lomite dieses Horizontes bei Cabrieres, Posidonienschiefer des Culms
und Culmkalke. In allen diesen Fällen, die vollkommene Analoga
des petrographischen Verhältnisses der Cypridinenschiefer zu den
von ihnen angeblich vertretenen Ammonitidenkalken sind, enthält
aber die schiefrige Entwicklung die Fauna der vertretenen Kalk-
horizonte, vor Allem die Ammonitiden selbst. Auch von den
Clymenien ist es bekannt, dass sie nicht an das rein kalkige
Sediment gebunden sind, bei Iserlohn z. B. kommen sie in Mergel-
Die Cypridinenschiefer. 187
schiefern vor, die Posidonia venusta und reichlich Cypridinen
führen, in ganz ähnlichen Schichten im polnischen Mittelgebirge.
Der Umstand, dass dem gegenüber im Oberharze sowohl in den
schiefrigen Gesteinen wie in den Kalken der Cypridinenschiefer
nur die oben genannten wenigen, allgemein verbreiteten charakter-
losen Formen dieses Horizontes nachzuweisen waren, muss mithin
von vornherein Befremden erregen.
Zu diesem mehr negativen Moment kommt noch ein weiteres
hinzu. Diejenigen Schichten, mit denen die Cypridinenschiefer
unseres nordwestlichen Gebietes über dem Adorfer Kalke oder den
Büdesheimer Schiefern einsetzen, sind überall dieselben nirgends
sehr mächtigen charakteristischen dunkelfarbigen Schichten, welche
oben als untere Abtheilung von der besonders rothe und grüne
Schiefer enthaltenden oberen Abtheilung unterschieden wurden.
Es muss nun auffallen, dass diese selbe Gesteinszone in ganz gleicher
Entwicklung an der einen Stelle über dem Adorfer Kalke liest,
an anderen Stellen direct auf den Büdesheimer Schiefern, dass
also die supponirte Vertretung des Adorfer Kalkes durch schiefrige
Sedimente sich auf eine ganz minimale Mächtiskeit beschränken
müsste, während ich bei den Büdesheimer Schiefern gezeigt habe,
dass diese eine ganz erhebliche Mächtigkeit erlangen, wo sie einen
nennenswerthen Theil der Schichtenfolge des Adorfer Kalkes ver-
treten. Ferner müsste man erwarten, an der Basis der Cypridinen-
schiefer petrographische Uebergänge von den unterlagernden
Schichten her zu finden, so z. B. ein Auflösen der geschlossenen
Kalkfolge des Adorfer Kalkes nach oben hin in einzelne, durch
Schieferlagen getrennte Bänke oder Knollenlagen. Das ist in-
dessen mit der einen oben geschilderten Ausnahme am Osthange
des Steilen Berges nicht der Fall, und hier lassen die merkwür-
digen Lagerungsverhältnisse, mögen es nun Transgressions- oder
Störungsdiscordanzen sein, keine einwandsfreie Deutung zu. In
allen anderen beobachteten Fällen setzen die dunkelfarbigen
Schichten der Cypridinenschiefer ganz unvermittelt ein, mag
ihre Unterlage nun aus Schiefern oder Kalken bestehen. Wenn also
ein aus Schiefern und Kalken bestehender Schichtencomplex, dessen
Kalke den angeblich von ihnen vertretenen Ammonitidenkalken
188 Stratigraphie.
sehr ähnlich sind, trotzdem keine Spur der Leitformen der letzteren,
vor Allem keine Ammonitiden erkennen lässt, sondern nur die ihm
überall eigene artenarme und individuenreiche Fauna enthält, die
sich an diejenige des Clymenienkalkes anschliesst, wenn dieser
Schichtencomplex örtlich sich aus dem Clymenienkalke entwickelt,
anderswo aber auf Adorfer Kalk oder auf Büdesheimer Schiefern
auflagert, ohne durch petrographische Uebergänge mit den Gesteinen
dieser beiden Horizonte verknüpft zu sein, wenn der Adorfer Kalk
unter ihm von oben her meist nicht in voller Entwicklung vor-
handen ist und im Fortstreichen unter ihm verschwindet, so kann
ich daraus nur den Schluss ziehen, dass dieser Schichtencomplex
auch da, wo er auf älteren Schichten lagert, jünger ist als Cly-
menienkalk, und dass die Ueberlagerung der älteren Schichten
übergreifend ist!).
Die insofern etwas verschiedenartige Ausbildung der Cypridinen-
schiefer, als die dunkelfarbigen, vielfach eine Mischfauna von Ptero-
poden und Cypridinen enthaltenden tieferen Schichten des Nord-
1) Ich habe bei der gegenwärtigen Erörterung absichtlich nicht Bezug ge-
nommen auf die stark metamorphosirten Vorkommen von Cypridinenschiefern,
welche die Karte auf dem Ziegenrücken, SSO. Oker, verzeichnet. Auf der einen
Seite schliessen sich an sie veränderte Kieselschiefer des Culms an, auf der
anderen grenzen sie an Gesteine, die ihrer Beschaffenheit nach nur veränderte
Schichten des Kahlebergsandsteins sein können und mit solchen, die sicher
diesem angehören, z. Th. im Zusammenhange stehen. Dieses unmittelbare An-
stossen an Unterdevon würde, wenn man die Ueberlagerung des letzteren durch
die Cypridinenschiefer-Hornfelse ganz unzweifelhaft feststellen könnte, natürlich
ein sehr schwerwiegendes Argument zu Gunsten der Annahme transgredirender
Lagerung sein. Ein solcher strieter Nachweis lässt sich aber bei dem Mangel an
Aufschlüssen, die beide Horizonte im Contact zu beobachten gestatten, nicht
überzeugend führen. Dass zwischen den Cypridinenschiefern und dem Unterdevon
die Kalkhorizonte des Oberdevons und oberen Mitteldevons fehlen, die sich im
Contacthofe des Granits überall durch Klippenbildung auszeichnen, sowie dass
die Wissenbacher Schiefer und die Calceola-Schiefer nicht vorhanden sind, liess
sich hinreichend feststellen; aber die Möglichkeit, dass das Fehlen dieser For-
mationsglieder durch streichende Verwerfungen bedingt ist, für deren Vor-
handensein Anhaltspunkte allerdings nicht zu gewinnen waren, kann doch nicht
mit völliger Sicherheit in Abrede gestellt werden. Ich sehe deshalb davon ab,
diese Vorkommnisse zu Gunsten meiner Auffassung in’s Feld zu führen, obwohl
ich überzeugt bin, dass es sich auch hier um transgredirende Auflagerung der
Cypridinenschiefer handelt.
Die Cypridinenschiefer. 189
westens da nicht vorhanden sind, wo im Südosten Cypridinen-
schiefer auf Olymenienkalk liegen, hängt jedenfalls mit den ver-
schiedenartigen Bedingungen zusammen, unter denen in beiden
Gebieten die Sedimentation erfolgte; auch sind z. B. die Schiefer,
welche im SO. im Kellwasser den Adorfer Kalk überlagern, nicht
dunkelfarbig, sondern grau und verwittern fahlfarben, wie sie z. B.
auch bei Ober-Schulenberg auftreten, führen auch keine Styliolinen
und Tentaculiten, sondern nur Cypridinen !. Man wird deshalb
weder die petrographische Entwicklung, noch das örtliche Auftreten
‚der Pteropoden zu Gunsten der Annahme eines Altersunterschiedes
‘der Cypridinenschiefer des Südostens und des Nordwestens ver-
werthen können.
Zum überzeugenden Beweise der übergreifenden Lagerung
der Cypridinenschiefer des Nordwestens könnte vielleicht noch der
Nachweis einer beobachteten Discordanz gefordert werden. Dazu
ist nun zu bemerken, dass ein solcher im gefalteten Gebirge, in
dem die übergreifenden Schichten selbst mit gefaltet sind, sehr
schwer zu erbringen ist. Energische Faltungsprocesse, die be-
deutende Discordanzen zur Folge gehabt haben würden, haben
sich ja vor Ablagerung der Cypridinenschiefer ebenso wenig ab-
gespielt, wie etwa vor der Transgression der unteren Kreide in
Nordwestdeutschland; man kann nur an ganz langsame Hebungs-
vorgänge bezw. Aufwölbung des Meeresgrundes denken, die örtlich
verschiedene Horizonte in den Bereich der Abrasion brachten.
Wenn dabei, was nach unseren Erfahrungen im Mesozoicum gar
nicht der Fall zu sein braucht, ungleichförmige Auflagerung
zu Wege kam, so ist sie bei der carbonischen Faltung und den
diese begleitenden Quetschungen, Streckungen und Verschiebungen
der Schichten jedenfalls so verwischt, dass ihre Beobachtung
wenigstens in den kleinen, auf Wegeböschungen, im günstigsten
Falle kleine Steinbrüche beschränkten Aufschlüssen, die zudem
das Schichtenstreichen stets unter mehr oder minder grossen
Winkeln schneiden, von vornherein gar nicht zu erwarten steht.
1) Auch in den dunkelfarbigen tiefsten Bänken der Cypridinenschiefer über dem
Adorfer Kalke am Hühnerthalskopfe kommen keine Pteropoden vor, dagegen z. B.
in den in gleicher Lagerung befindlichen Bänken im Ochsenwege am Grotenberge,
190 Stratigraphie.
Aus diesem Grunde lege ich auch dem von mir am Hühnerthals-
kopfe örtlich beobachteten Abstossen der tiefsten Lagen der
Oypridinenschiefer am Adorfer Kalke, sowie der am Steilen Berge
zwischen Adorfer Kalk und Uypridinenschiefern vorhandenen Dis-
cordanz keine entscheidende Bedeutung bei; ich möchte eher an-
nehmen, dass hier wie auch am Tannhaier Graben (S. 177) secun-
däre, durch Störungen bedingte Erscheinungen vorliegen.
Gerölle der zerstörten Schichten in den transgredirenden sind
zwar eine häufige, jedoch keineswegs erforderliche Begleiterschei-
nung der Transgression; im Kellerwalde und bei Amönau-Obern-
dorf hat DENCKMANN sie indess sicher nachgewiesen, die Schal-
steinbreccie von Langenaubach haben DENCKMANN und ich im
selben Sinne deuten zu müssen geglaubt, und es scheint sogar, als
fehlten sie auch im Oberharze nicht. Die sehr auffällige grobe
Knotenkalkbank am Innersteufer südlich des Riesbaches auf der
Grenze von Cypridinenschiefer und Adorfer Kalk (oben S. 183)
macht ganz den Eindruck einer Conglomeratbildung, ebenso die-
jenige am Westfusse des Bielsteins, an deren Unterkante ich ver-
einzelte kleine, ganz wie Gerölle aussehende Knauern von Kell-
wasserkalk fand. Endlich beobachtete ich am Ostfusse des Teufels-
berges NW. Lautenthal eine hellfarbige Knotenkalkbank über den
Büdesheimer Schiefern, in deren unterem Theile etwa faustgrosse
Knauern von Kellwasserkalk förmlich eingebacken waren.
Die Erscheinung, dass bei einer Transgression in ein und
demselben Gebiete örtlich ein ununterbrochener Sedimentations-
process, andernorts dagegen eine mehr oder minder weitgehende
Abtragung der vor der Transgression abgelagerten Schichten vor
sich gehen kann, ist, wie DENCKMANN a.a. O. S. 60 bereits ge-
bührend hervorgehoben hat, nichts Ungewöhnliches; sie wiederholt
sich in unserem Gebiete auch bei der Transgression des Culms.
Den Namen »Auenberger Schichten« wende ich für unsere
Cypridinenschiefer nicht an, weil er eine Summe von Gesteins-
entwicklungen (Tuffe, Arkosen, Quarzite) umfasst, die im Ober-
harze nicht vorhanden ist. Von der seit ROEMER’s Zeiten im
Gebrauch gewesenen Bezeichnung »Cypridinenschiefer« abzugehen,
liegt meines Erachtens um -so weniger Veranlassung vor, als die
frühesten Publicationen der Brüder SANDBERGER deutlich ergeben,
Die Cypridinenschiefer, 19]
dass sie unter ihren Cypridinenschiefern bezw. Cytherinenschiefern
ursprünglich eben nur diese Schiefer verstanden haben; erst später
haben sie den Namen unzweckmässiger Weise auf das ganze
Oberdevon ausgedehnt, eine Bedeutung, in der er heute nirgends
verwandt wird, und die deshalb bei der Erörterung der Namens-
frage nicht mehr in Betracht kommen kann.
Die Bezeichnung »Cypridinenschiefer« ist ausserdem nicht
weniger unzweideutig als etwa Orthocerasschiefer, Tentaculiten-
schiefer, Calceola-Schichten und manche andere, mit denen jeder
eine ganz bestimmte Vorstellung verknüpft, obwohl die betreffenden
Formen nicht auf die nach ihnen benannten Schichten beschränkt
sind. Der von LIEBE für die über dem Clymenienkalke lagernden
Cypridinenschiefer verwandte Name »Venusta-Schiefer« würde z. B.
auch auf die Nehdener Schiefer passen und verdient schon des-
halb nicht den Vorzug vor der älteren Bezeichnung.
Dass DENCKMANN’s Auffassung der »Auenberger Schichten«,
die von den bisherigen Anschauungen über das Alter und die Art
des Auftretens der Cypridinenschiefer so wesentlich abweicht,
nicht ohne Weiteres acceptirt werden würde, war vorauszusehen; es
scheint mir aber etwas voreilig, sie kurzer Hand für »ausgeschlossen«
zu erklären (FrEecH, Lethaea palaeozoica Il. 1, S. 178). Sie be-
ruht nicht auf vagen Speculationen, sondern auf sehr sorgfältigen
stratigraphischen Beobachtungen, die sich nicht weg decretiren
oder durch theoretische Erwägungen aus der Welt schaffen lassen,
sondern gerade vom gegnerischen Standpunkte aus sorgfältigste
Prüfung erheischen; um so mehr, als im Unterharze 1896 Koch,
DENCKMANN und ich die Ueberlagerung der dem unteren Mittel-
devon angehörenden Kalke von Hasselfelde durch Cypridinen-
schiefer mit Entomis serrato-striata und Posidonia venusta feststellen
konnten!) und als HoLzAPFEL mittheilt, dass im Lahngebiete die
Cypridinenschiefer in der Braunfels-Wetzlarer Mulde, sowie an-
scheinend auch in der Weilburger Mulde, ebenfalls übergreifend
gelagert seien (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1896, S. XLI, XLI).
1) Bei Hasselfelde würden wir unter Zugrundelegung der üblichen Vertretungs-
hypothese demnach in den Öypridinenschiefern die Vertretung nicht nur des
gesammten Oberdevons, sondern sogar noch des oberen Mitteldevons haben!
Der Gulm.
Anhangsweise sei hier noch in Kürze der Aufbau der
Culmschichten geschildert, wıe sie in den Randbezirken des Devon-
gebietes sich an die Schichten des letzteren anschliessen. Im
NW., ın der Gegend von Bockswiese-Hahnenklee, stimmt ihre
Entwicklung mit derjenigen der Gegend von Lautenthal überein,
deren Profile der Ausgangspunkt für die Gliederung des ober-
harzer Culms gewesen sind. An der Basis liegen geringmächtige
Alaunschiefer, in denen nach oben zuerst dünne Lagen von
Kieselschiefer auftreten, die sich bald zu einer geschlossenen
Folge zusammenschliessen. Ueber den Kieselschiefern, die ver-
einzelte Grauwackenbänke enthalten können, folgen in ungefähr
gleicher Mächtigkeit die Posidonienschiefer, die durch Alaun-
schiefer mit dem Kieselschiefer verknüpft sind, zu unterst mehr
dünnschiefrig — das versteinerungsreiche, sogenannte Lautenthaler
Niveau — nach oben dickschiefrig, z. Th. durch sandige Lagen
gebändert und gleichzeitig versteinerungsärmer werdend. In den
Kieselschiefern und besonders den Posidonienschiefern treten Kalke
auf als isolirte Linsen, als Knollenlagen oder — seltener — derbe
Bänke. Durch einige meist wenig mächtige Grauwackenbänke in
dem obersten Theile der Posidonienschiefer vollzieht sich der rasche
Uebergang in die unmittelbar über diesen folgenden derben,
mächtigen Grauwacken, deren Complexe durch mehr oder
minder starke Packete von Schiefern und plattigen Grauwacken
getrennt werden und untergeordnet meist kleinkörnige, vor-
wiegend aus Milchquarzen bestehende Conglomerate einschliessen.
Bis auf die nur schwache Entwicklung der Kieselschiefer und
die etwas grössere Mächtigkeit der Posidonienschiefer, die öfters
Der Culm. 193
dünnplattige, feinkörnige Grauwacken enthalten, ist der Aufbau
der Culmschichten unmittelbar am Südostrande des Devons
zwischen Ober-Schulenberg und Rohmkerhalle ein ganz ähnlicher;
südöstlich der das Hangende bildenden breiten Zone derber Grau-
wacken mit Zwischenmitteln von Grauwackenschiefern und plattigen
Grauwacken, die sich vom Schulenberge über den Wiesenberg und
das Mullthal bis in die nächste Nähe von Rohmkerhalle hinzieht
und von hier auf dem rechten Ufer der Oker, wesentlich verschmälert,
noch über die Käste und den Huthberg bis zum Ziegenrücken
zu verfolgen ist, ändert sich jedoch das Bild. Zwischen die
Posidonienschiefer, die eine ungleich grössere Mächtigkeit er-
langen, obwohl die Breite der von ihnen auf der Karte einge-
nommenen Flächenräume grossentheils auf die intensive Faltung
zurückzuführen ist, von der die Figur 3 auf S. 207 einen Begriff
giebt, und die hangenden derben Grauwacken schiebt sich hier
eine nach SO. an Mächtigkeit immer zunehmende Zone ein, die
durch eine stete Wechsellagerung von durch dünne sandige Lagen
gebänderten Thonschiefern und Grauwackenschiefern mit meist
dünnplattigen bis dünnbänkigen, selten bis ®/4” Mächtigkeit er-
reichenden feinkörnigen Grauwacken charakterisirt wird. Die
hangende Grenze dieser »Wechsellagerung« gegen die derben
Grauwackenmassen, die auch hier überall Conglomerate enthalten,
deren Gerölle hasel-, ja wallnussgross werden, ist überall scharf;
dagegen ist die Abgrenzung gegen die Posidonienschiefer schwierig,
weil die letzteren gleichfalls schon dünne Lagen feinkörniger,
plattiger Grauwacken sowie einzelne Bänke dunkelfarbiger Grau-
wacken mit kohligen Pflanzenresten enthalten. Die Grenze ist
dort gezogen, wo die plattigen Grauwacken sich zu häufen beginnen.
Zunächst südlich des Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Gang-
zuges ist die Entwicklung durchaus entsprechend. Es hat dem-
nach während der Culmzeit eine ähnliche örtliche Verschiedenheit
des Sedimentationsprocesses in unserem Gebiete stattgehabt, wie
während der Oberdevonzeit.
Ob die im SO. als Hangendes der »Wechsellagerung« fol-
genden derben, Conglomerate führenden Grauwacken denen ent-
sprechen, die im NW. unmittelbar über den Posidonienschiefern
Neue Folge. Heft 30. 13
194 Stratigraphie.
liegen, wie KLOCKMANN annimmt, und somit die mächtigeren
Posidonienschiefer des SO. sammt der »Wechsellagerung« nur
die im Vergleich geringmächtigen Posidonienschiefer des nord-
westlichen Gebietes repräsentiren, oder ob der tiefere Theil der
derben Grauwackenmassen des NW. sein Aequivalent etwa in der
»Wechsellagerung« findet, ist vorläufig schwer zu entscheiden.
Das erstere ist nach den gleichartigen Verhältnissen, die bei den
Büdesheimer Schiefern und den Cypridinenschiefern oben geschil-
dert sind, nicht so unwahrscheinlich, wie es auf den ersten Blick
erscheinen könnte; man müsste dann allerdings annehmen, dass
die mächtigen Schichtenfolgen derber Grauwacken des NW. ım
SO. bis auf verhältnissmässig geringfügige, in den steilen Mulden-
falten noch erhalten gebliebene Reste der Denudation zum Opfer
gefallen sind, mit anderen Worten, dass das alte carbonische
Faltengebirge hier ursprünglich zu grösserer Höhe aufgestaut war,
als im NW. Dauerte dagegen im SO. der Niederschlag feineren
Materials noch fort, als im NW. schon Massen gröberen Materials
abgesetzt wurden, so kann die vergleichsweise geringe Mächtigkeit
der derben Grauwacken des Südostens nicht weiter befremden.
Betreffs des Kieselschiefers kann es jetzt als völlig sicher
gelten, dass er nicht überall als solcher entwickelt ist. Schon
oben wurde darauf hingewiesen, dass seine Mächtigkeit am Süd-
ostrande des Devons zwischen Ober-Schulenberg und Rohmker-
halle weit geringer ist, als im NW. bei Bockswiese und Hahnen-
klee, im N. von Rohmkerhalle und in der Südostecke der Karte.
Bei dieser geringen Mächtigkeit treten die Lydite gegenüber
Adinole ähnlichen Gesteinen und Wetzschiefern sehr zurück, es
schieben sich zwischen dünne Kieselschieferlagen Thonschiefer
ein, schliesslich verschwinden die Kieselschiefer völlig, und nur
harte, wetzschieferartige Thonschiefer in sehr geringer Mächtig-
keit an der Basis der Posidonienschiefer weisen zuweilen auf die
Vertretung des Kieselschiefers hin, wie z. B. unmittelbar über der
südlichsten, im Bache anstehenden kleinen Klippe von Clymenien-
kalk im Thale des Grossen Bramke. Die unmittelbare Ueberlagerung
des Devons durch Posidonienschiefer, die in manchen Fällen aller-
dings auf streichende Störungen zurückzuführen ist, darf daher
Der Culm. 195
nicht ohne Weiteres im Sinne einer solchen gedeutet werden. Die
schwache Entwicklung der Kieselschiefer in diesem Gebiete und
ihre örtliche Vertretung durch Thonschiefer trägt auch zur Er-
klärung der auffälligen Thatsache bei, dass in den breiten Zügen
von Culmthonschiefern zwischen Zellerfeld und dem Okerthal-
granit nirgends Kieselschiefer hervortauchen.
Die Transgression des Culms.
Der Culmkieselschiefer lagert örtlich über verschiedenen
Gliedern des Devons und zwar O. Bockswiese z. Th. auf
Clymenienkalk, z. Th. auf Büdesheimer Schiefern; in den Bocks-
wieser Grubenbauen z. Th. auf oberdevonischen Kalken, unter
denen der Clymenienkalk sicher vorhanden ist; zwischen Bocks-
wiese und Hahnenklee im Wesentlichen auf Büdesheimer Schiefern;
dicht N. Hahnenklee auf Wissenbacher Schiefern; am Kleinen
Hühnerthale auf Adorfer Kalk, über dem sich weiter nach
NO. in immer grösserer Mächtigkeit die Cypridinenschiefer ein-
schieben. Am Südostrande des Devons ist das Liegende des Kiesel-
schiefers bei Ober-Schulenberg Oypridinenschiefer, im Aekethale Oly-
menienkalk, im Okerthale mehrorts Clymenienkalk, gewöhnlich aber
gleichfalls Oypridinenschiefer. Im SO. sind nun zwar, wie z. B.
am Grossen Wiesenberge, wo Posidonienschiefer und örtlich
Grauwacken an Unterdevon anstossen, streichende Störungen
zwischen Devon und Culm, die ein Absinken des letzteren, örtlich
auch vielleicht Stauung desselben zur Folge hatten, stellenweise
vorhanden; in einer ganzen heihe von Profilen beobachtet man
jedoch eine völlig ungestörte, scheinbar concordante Auflagerung
des Culms auf das Devon.
Noch klarer sind die Verhältnisse im NW. in der Gegend
von Hahnenklee: Man sucht hier an der Grenze des Kiesel-
schiefers und der verschiedenen unter ihm lagernden Devonglieder
vergebens nach einem Anzeichen für das Vorhandensein irgend
welcher Störungen. Von der Stauchung, Knickung und Zer-
rüttung der Schichten, die da, wo wirklich streichende Störungen
vorhanden sind, nie ganz fehlt und sich mindestens in einem Wechsel
des Fallens bemerkbar macht, ist keine Spur zu beobachten,
13*
196 Stratigraphie.
vielmehr lagert z. B. NO. Hahnenklee bis zum Schünenthale
hin der Kieselschiefer ungestört auf den wie er selbst nach
NW. fallenden Devonschichten; die für ihn so bezeichnenden mo-
dellartigen Falten treten erst nach seinem Hangenden hin auf.
Man würde also, wollte man die Ueberlagerung verschiedener
Devonglieder durch den Kieselschiefer durch streichende Störungen
erklären, die zudem im Gegensatze zu allen wirklich beobachteten
nicht nach SO., sondern nach NW. einfallen müssten, zu der
Annahme gezwungen sein, dass das Absinken oder die Auf-
schiebung genau in der Ebene des Schichtenfallens erfolgte, ohne
dass irgend ein Anzeichen diese bedeutende Schichtenverschiebung
verriethe. Und weiter müsste diese hypothetische Bewegung ın den
verschiedenen Faltenflügeln stets genau an der Unterkante
des Kieselschiefers stattgehabt haben, da dieser überall in seiner
normalen Mächtigkeit auf dem Devon lagert; eine Annahme, die
im höchsten Grade unwahrscheinlich ist und zu dem Verhalten
der Schichten an wirklich beobachteten streichenden Störungen in
ausgesprochenem Gegensatze steht.
Angesichts dieser Schwierigkeiten erscheint die Annahme
transgredirender Lagerung der Culmschichten als einzig befrie-
digende Erklärung der thatsächlich zu beobachtenden Verhältnisse.
Dass mit Ausnahme der einen, nicht einwandsfreien Stelle am
Tannhaier Graben ©. Bockswiese Discordanzen in Aufschlüssen
nicht beobachtet wurden, kann aus den S. 189 hervorgehobenen
Gründen nicht verwundern. Wenn der Kieselschiefer, wie öfters
behauptet ist, eine Tiefseebildung wäre, würde allerdings eine
Transgression desselben schwerer verständlich sein; allein diese
auf das Vorkommen der Radiolarien gegründete Annahme kann
schon deshalb nicht als zutreffend erachtet werden, weil der
Kieselschiefer örtlich derbe fein- und mittelkörnige Grauwacken-
bänke einschliesst, die in grösster Verbreitung zwischen Lauten-
thal und Langelsheim vorhanden sind. Indessen ist die Trans-
gression der Culmschichten keineswegs überall vorhanden. Wo, wie
es z. B. an der Langen Lieth, an den Altarköpfen, ferner an zahl-
reichen Punkten des westlichen Devongebietes ausserhalb der
Karte zu beobachten ist, die hangendsten, Posidonia venusta noch
Der Culm. 197
zahlreich enthaltenden Bänke der Cypridinenschiefer petrographisch
den vollkommenen Uebergang zum Kieselschiefer vermitteln, muss
man einen ununterbrochenen Sedimentationsvorgang annehmen,
und es wiederholt sich somit auch hier die anderweit öfters zu
beobachtende Erscheinung, dass in ein und demselben Gebiete
Transgression und ununterbrochene Sedimentation neben einander
.
auftreten können.
Tektonik.
Schon in dem allgemeinen Ueberblick habe ich mit Rücksicht
auf die im stratigraphischen Theile vielfach zu erörternden Lage-
rungsverhältnisse den Bau unseres Gebietes in ganz groben
Zügen skizzirt; eine eingehendere Darstellung der einschlägigen
Verhältnisse zu geben ist der Zweck der nachstehenden Aus-
führungen.
Diese beschränken sich im Wesentlichen auf eine Schilderung
des Beobachteten, da die Tektonik des kleinen hier behandelten Ge-
bietes naturgemäss nicht aus sich heraus beurtheilt werden kann,
sondern nur in ihrem Zusammenhange mit derjenigen des ganzen Ge-
birges verständlich wird. Für diese fehlt es uns indessen vor der
Hand an sicheren Anhaltspunkten. Die geistvollen Speculationen
Lossen’s über die Entstehung des Gebirges, seinen doppelten Falten-
wurf, den Zusammenhang desselben mit der Aufpressung der Granit-
massen und dem Aufreissen der Verwerfungsspalten haben heute
im Grossen und Ganzen nur noch historische Bedeutung. Nach-
dem es sich gezeigt hat, dass die Stratigraphie des Unterharzes
sich ganz wesentlich anders gestaltet, als es die Lossen’sche Ueber-
sichtskarte zum Ausdruck bringt, nachdem erkannt worden ist,
dass Verwerfungsspalten des Öberharzes in die mesozoischen
Randformationen hinein fortsetzen, dass die Querzerreissungen des
Gebirges somit mindestens zum Theil weit jüngerer Entstehung
sind, als Lossen’s Hypothese das voraussetzte, und nachdem es
als erwiesen gelten kann, dass der Harz während der mesozoischen
Epoche keine aufragende Insel war, sondern eine Decke von meso-
zoischen Sedimenten getragen hat, bekommt die geologische Ge-
schichte des Gebirges ein ganz anderes Gesicht. Zugleich aber
leuchtet ein, dass erst durch eine Neuaufnahme der den Unter-
202 Tektonik.
harz umfassenden Kartenblätter und seines Vorlandes das Material
gewonnen werden kann, um LossEn’s ehedem scheinbar so be-
friedigende, wenn auch von inneren Widersprüchen nicht freie
Erklärung des ursprünglichen Gebirgsbaues durch eine neue zu
ersetzen. Gerade der Kernpunkt der Lossen’schen Hypothese,
der Bau des carbonischen Faltengebirges, dessen Ruine der Harz
ist, und die Beziehungen der Granitmassen sowie der postgrani-
tischen Eruptivgesteinsgänge zu demselben, wird durch den so
gut wie sicher erbrachten Nachweis der Bedeckung des abgehobelten
paläozoischen Faltengebirges durch die Sedimente der mesozoischen
Formationen und des jungen Alters vieler Querverwerfungen nicht
berührt, und andererseits steht unsere Kenntniss von der wirk-
lichen Stratigraphie des Unterharzes noch in den ersten Anfängen,
sodass über seine Tektonik heute noch so gut wie nichts zu sagen
ist. Aus diesen Gründen habe ich geglaubt, von einer nach Lage
der Dinge doch wenig Positives zu Tage fördernden Discussion
der Lossen’schen Hypothese im Lichte der bislang erkannten
Thatsachen absehen zu sollen, und mich auf wenige kurze Aus-
führungen am Schlusse dieses Kapitels beschränkt, zu denen Beob-
achtungen innerhalb des in dieser Arbeit behandelten Gebietes den
Anlass boten.
Faltung.
Schon im Eingange wurde bemerkt, dass innerhalb des grossen,
SW.—NO. streichenden, in sich vielfach gefalteten Luftsattels, den
die Devonschichten des nördlichen Oberharzes bilden, nach der In-
tensität der Faltung sich zwei verschieden entwickelte Gebiete
unterscheiden lassen: Ein südöstliches mit dem unterdevonischen
Sattelkern, das als Ganzes einen einseitig nach NW. geneigten
Sattel mit gleichsinnig SO. fallenden Flügeln darstellt, und dessen
Falten niederer Ordnung vorwiegend von derselben Beschaffenheit
sind, und ein nordwestliches, jenseit einer etwa von Hahnenklee
nach Goslar gezogenen Linie gelegenes, in dem nur die höheren
Horizonte zu Tage liegen, und in dem normaler, zum Theil recht
flacher Faltenwurf mit entgegengesetzt fallenden Flügeln vorwiegt.
Das nach SO. sich an das erstgenannte anschliessende, fast nur
Faltung. 203
von Oulmschichten eingenommene Gebiet weist gleichfalls ganz
vorwiegend einseitig nach NW. geneigte Falten auf, die besonders
in der Nachbarschaft des Diabaszuges häufig aufgerissen und nach
NW. überschoben sind. Diese Verschiedenheit des Faltenbaues
lässt sich nach SW. über unser Gebiet hinaus in den Culmschichten
bis an den West- und Südwestrand des Gebirges verfolgen.
Die Specialfaltung ist in dem ganzen Gebiete sehr weit-
gehend. Die Sättel und Mulden zweiter und dritter Ordnung
treten auf der Karte zum Theil noch deutlich hervor, insofern an
ihnen Schichten verschiedener Horizonte betheiligt sind; von der Auf-
stauung zu Falten niederer Ordnung bis herab zur feinen Fältelung
der einzelnen Lagen kann man sich dagegen an einer grossen
Zahl von Aufschlüssen überzeugen.
Von Punkten, wo man in dem südöstlich an das Devon sich
anschliessenden Oulmgebiete ausnahmsweise normalen Faltenbau
beobachtet, seien u. A. genannt der Südosthang des Dietrichs-
berges, das Okerthal oberhalb und unterhalb der Kleinen Julius-
stau. Im Gebiete des Sattelkerns ist die Schalker Mulde als
Ganzes eine normale, in sich allerdings weiter stark gefaltete
Mulde it einander zufallenden Flügeln, desgleichen das nächst
östlichere Oalceola-Schieferband, wie man sich im Riesenbache
den Pingen des Kupferkroner Gangzuges gegenüber überzeugen
kann. Der südöstlich sich an die Schalker Mulde anschliessende
Unterdevon-Sattel des Brandkopfes ist als Ganzes gleichfalls nicht
überkippt. Auch die Flügel der Grumbacher Mulde fallen süd-
lich vom Auerhahn einander im Grossen und Ganzen zu; dagegen
ist der nördlich vom Auerhahn belegene Theil isoklinal gebaut,
beide Flügel fallen nach SO. Der nordwestlich von ihr gelegene
Sattel des Bocksberges ist ebenfalls überkippt, wie auch die nächst
jüngeren Schichten auf seiner Nordwestflanke, die insgesammt
gegen SO. unter das Unterdevon einfallen. Mit nur ganz unter-
geordneten örtlichen Abweichungen lässt sich diese überkippte
Lagerung des nordwestlichen Sattelflügels des Unterdevons vom
Bocksberge über den Thomas Martinsberg, die Hohe Kehle, den
Herzberg und Raumelsberg bis zum Greebirgsrande verfolgen.
Oertliches Nordwestfallen, also normale Auflagerung der jüngeren
204 Tektonik.
Schichten, die aber in der Tiefe wahrscheinlich in überkippte
Lagerung übergeht, beobachtet man auf diesem Flügel z. B. in
den Calceola- Schiefern auf der Höhe des Thomas Martinsberges
an einem sehr alten, verfallenen und versteckten Hohlwege.
Einen nach NW. übergeneigten Sattel stellt auch der dem Haupt-
sattel im NW. parallel laufende Unterdevon-Zug des Langethals-
kopfes, Töberschekopfes und des Glockenberges dar mit Ausnahme
der südwestlichen Sattelwendung ONO. Hahnenklee. Das steile
Nordwestfallen der Calceola-Schiefer auf seinem nordwestlichen
Flügel, welches man z. B. am Wege von Hahnenklee zum oberen
Granethale und in diesem bis unterhalb des Langethales mehr-
fach beobachten kann, verkehrt sich nach der Teufe zu wahr-
scheinlich auch in SO.-Fallen, welches man am Nordwestfusse
des Töberschekopfes an der Granethal-Chaussee beobachtet.
Innerhalb dieses Specialsattels von Unterdevon beobachtet
man wechselndes Fallen bezw. kleine normale Sättel und Mulden
z. B. im Langethale; innerhalb des grossen Hauptsattels z. B. an
der neuen Chaussee Zellerfeld-Goslar oberhalb der grossen Ser-
pentine (hier auch ausnahmsweise nach NO. einschiebende Falten!),
am Südhange der Hohen Kehle am Kehlwege, am Osthange des
Kronsfeldes am Schalker Wege, auf der Nordostseite des Südekum,
auf der Höhe des Dicken Kopfes und am Hange desselben zum
Düsteren Thale u. a. a. O.
Die Grenze gegen das nordwestliche Gebiet, welches sich
durch das Vorwiegen normaler, nicht nach NW. übergeneigter
Falten und demgemäss durch häufig zu beobachtendes NW.-
Fallen und öfters söhlige Lagerung der Schichten auszeichnet,
verläuft, wie oben bemerkt wurde, etwa von Hahnenklee nach
Goslar, genauer längs des Granethales, von seinen obersten süd-
westlichen Quellzuflüssen bis zur Einmündung des Storchthales;
dann folgt sie der längs des Hessenkopfes verlaufenden Ueber-
schiebung bis zu der grossen, das Oberdevon gegen das nördlich
anstossende Gebiet der Wissenbacher Schiefer abschneidenden Ver-
werfung und zieht nördlich von dieser über den Nordfuss des Herz-
berges und den Nordwestfuss des Rammelsberges, hier beträcht-
Faltung. 205
lich im Liegenden (nördlich) des Rammelsberger Erzlagers, zum
Rande des alten Gebirges südlich vom Rosenberge.
Der südliche Theil des nordwestlichen Gebietes wird von der
breit hingelagerten, nach N. durch Verwerfungen gegen das Ober-
devon abgeschnittenen Culm-Doppelmulde der Langen Lieth, der
Langen Weth und des Hahnenkleeer Berges eingenommen, die
relativ schwach gefaltet ıst und z. Th. söhlige Lagerung ihrer
Schichten aufweist. Das stark gestörte kleine Culmgebiet am
Westrande der Karte, auf der Westseite des Varleythales, gehört
einem im SW. mit dem erst erwähnten zusammenhängenden Ge-
biete von gleichfalls vorwiegend flacher gelagerten Culmschichten
an, an welches auf der Nordwestseite der unterhalb Lautenthal
von der Innerste durchschnittene Sattel devonischer Schichten sich
anschliesst, der seinerseits im NW. von der zum Theil söhlig ge-
lagerten Culmpartie des hoch und steil aus dem Innerstethale
aufragenden Ecksberges begrenzt wird. Es ist sehr bemerkens-
werth, dass auch NO. Lautenthal nach NW. geneigte Falten und
streichende Störungen noch zonenweise auftreten.
Das auf die Culmmulde nördlich von Hahnenklee nach N.
zunächst folgende, fast nur von Schichten des Oberdevons einge-
nommene Gebiet weist neben flach gefalteten, z. Th. söhlig ge-
lagerten Schichten untergeordnet auch steile Schichtenstellung auf,
z. B. auf der Südwestseite des Wethberges, und einseitig nach
NW. geneigte Falten kommen gleichfalls noch vor, so besonders
nahe der Ostgrenze des Gebietes, in der Umgebung des Grane-
thales. Grober Faltenwurf mit starkem Zurücktreten der feineren
Specialfaltung ist bezeichnend für diesen Gebietstheil.
Ganz abweichend verhält sich dagegen in Bezug auf die
Faltung das im N. anstossende, ausschliesslich von den Wissen-
bacher Schiefern und den in sie eingeschalteten Diabasgesteinen
eingenommene Gebiet SW. und W. Goslar. Charakteristisch für
dieses ist die bis in’s Kleinste herabgehende, aber sehr ungleich-
mässige und unregelmässige Specialfaltung. Zonen flach gelagerter,
wellig gefalteter Schichten wechseln mit solchen, in denen die
Schichten zu zahlreichen, aber vorwiegend kleinen Falten zusammen-
206 Tektonik.
geschoben sind; neben normalen Falten kommen einseitig geneigte
vor, oft aber nur als untergeordnete Theilstücke grösserer, flach
gelagerter Falten. Von diesen Verhältnissen, die abgesehen von
der Druckschieferung, häufig noch durch Verschiebungen der
Schichten und kleine Verwerfungen complicirt werden, kann man
sich besonders in den zahlreichen Dachschieferbrüchen der Um-
gegend von Goslar überzeugen, von denen in dieser Hinsicht u.
A. zu nennen sind: Der lange Schieferbruch an der NO.-Ab-
dachung des Rabenkopfes am Wege nach dem Königsberge, zwei
Brüche an der O.-Abdachung des Steinberges, die Brüche am
Nordberge oberhalb Marienbad.
Die Art der Faltung ist naturgemäss in hohem Grade ab-
hängig von der Gesteinsbeschaftenheit. Die derben Sandsteine des
Unterdevons sind zur intensiven Faltung und Zusammenschiebung
weit weniger geeignet als schiefrige Gesteine; man beobachtet da-
her im Unterdevongebiete ganz vorwiegend breit ausladende, z. Th.
normale, meist aber überkippte Falten; in letzterem Falle können
die im Aufschlusse allein sichtbaren flachen Sattelköpfe oder Mulden-
mitten leicht normalen Faltenbau vortäuschen, während die Schenkel
in Wahrheit gleichsinnig gerichtet sind. Nur bei dünnplattigen
Sandsteinen und Schiefern dieses Horizontes beobachtet man auch
stärker zusammengeschobene Falten. Ganz ähnlich wie der Kahle-
bergsandstein verhalten sich die derben Kalke und Kalkknotenschiefer
des oberen Mitteldevons und des Oberdevons; mit zunehmender
Dünnbankigkeit wächst auch hier das Maass der Zusammenschiebung.
Die Calceola-Schiefer und die Wissenbacher Schiefer verhielten
sich etwas verschieden gegenüber der faltenden Kraft, je nachdem
sie reich oder arm an Kalk- bezw. Sandsteineinlagerungen sind;
im ersteren Falle beobachtet man etwas gröberen Faltenwurf, im
letzteren gesteigerte Faltungswirkung, die selbst in dem im Grossen
durch normale Sattel- und Muldenbildung ausgezeichneten nord-
westlichen Verbreitungsgebiete der Wissenbacher Schiefer im Ein-
zelnen vielfach zur Entstehung kleinerer überkippter Falten ge-
führt hat. Die den Wissenbacher Schiefern eingelagerten Diabase
sind nur bei geringer Mächtigkeit von der Specialfaltung in er-
heblichem Maasse beeinflusst worden. Von den Culmschichten
Faltung. 207
sind die Kieselschiefer seit langer Zeit durch ihre modellartig schönen
Faltungserscheinungen bekannt, sie verdanken diese wohl ihrer
weitgehenden, senkrecht oder schief zur Schichtfläche gerichteten
Zerklüftung; in noch höherem Grade als sie sind indessen die Po-
sidonienschiefer gefaltet, oft förmlich zerknittert worden; sehr
schmale, steile Falten mit scharfen Sattelkämmen und im Quer-
schnitte spitz trichterförmigen Muldentiefsten sind eine häufige Er-
scheinung. Die Abbildung Fig. 3 stellt ein schönes Beispiel der-
artigen, mit streichenden Störungen verknüpften Faltenbaues dar.
Die Culmgrauwacken endlich sind von der Specialfaltung um so
weniger berührt worden, je dickbankiger sie sind; nur in grösseren
Aufschlüssen beobachtet man daher an geschlossenen Grauwacken-
massen merkliche Biegungen.
Fig. 3.
Gefaltete Culmthonschiefer an der Chaussee oberhalb Forsthaus Gemkenthal.
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Länge des Profils 25”. Der Aufschluss schneidet das Schichtenstreichen unter
einem spitzen Winkel; die Zeichnung stellt die Schichten im Querprofil, recht-
winklig zum Streichen dar.
Im engen Zusammenhange mit dem verschiedenartigen Ver-
halten der Gesteine bei der Faltung steht die öfters zu beob-
achtende Erscheinung, dass schiefrige Gesteine am Contact mit
>)
derben Sandsteinen, Kalken oder Diabasen infolge von Stauchungs-,
Quetschungs- und Gleitvorgängen bei der Faltung förmlich ver-
ruschelt sein können, ohne .dass streichende Störungen zwischen
beiden Gesteinen aufsetzen, und die weitere, dass solche compacten
Gesteine ihrerseits örtlich in der Richtung der Faltung empor-
und in die schiefrigen Schichten hineingequetscht sind; die letztere
Erscheinung unterscheidet sich ihrer Entstehung nach nicht prin-
ceipiell von den eigentlichen Ueberschiebungen.
Das Streichen der Falten, d. h. ihrer Sattel- und Mulden-
Tektonik.
I)
oO
[0')
linien, stimmt bei der engen Zusammenschiebung der Schichten
im Grossen und Ganzen mit dem für den ganzen Oberharz cha-
rakteristischen durchschnittlichen Schichtenstreichen in h. 3—5
(SW.— NO.) überein, wenn das letztere in den Faltenflügeln
natürlich auch oft von dem Streichen der Falten selbst abweicht.
Von dem Generalstreichen giebt es indess mehrere bemerkenswerthe
Abweichungen, insofern das Streichen auf der einen Seite steiler
werden und in die Stunden 1, 12, ja 11 drehen kann, auf der
anderen Seite aus der Stunde 5 in die siebente, achte, neunte, ja
zehnte Stunde übergehen kann. Ich sehe hierbei natürlich ab von
den rein örtlichen, durch Schleppung und Stauchung an Ver-
werfungen verursachten Abweichungen, die unten kurz zu be-
sprechen sind, ferner von den selbstverständlichen Aenderungen
bei umlaufendem Streichen an Sattel- und Muldenwendungen im
Grossen und ım Kleinen, auf die z. B. das an den Flössteichen
OÖ. Bockswiese zu beobachtende Streichen in Stunde 5—7 zurück-
zuführen ist. In manchen Fällen handelt es sich aber zweitellos
um Schichtenverbiegungen, so zunächst bei der Randzone
des Devons im Okerthale von Rohmkerhalle abwärts bis zur Käste,
wo man überall ein in den Stunden 12 —2 sich bewegendes ört-
liches Streichen beobachtet. Die Regelmässigkeit dieser Erschei-
nung in den verschiedenen durch die übersetzenden Quersprünge
gebildeten Schollen lässt es ausgeschlossen erscheinen, dass sie
erst Folge dieser Schollenbildung ist, wie dies für die schmalen
Streifen von Oberdevon und Culmkieselschiefer am Ziegenrücken
wohl möglich ist. N. der Käste dreht das Streichen wieder in
die normale Richtung zurück. Im Gegensatze zu dieser auf längere
Erstreckung nachweisbaren Umbiegung des Streichens in nördliche
Richtung im Okerthale, entfernt vom Gebirgsrande, beobachtet
man nahe dem Gebirgsrande in der weiteren Umgebung von
Goslar mehrfach starke Schichtenverbiegungen in kleinerem Maass-
stabe, bei denen z. Th., wie z. B. am Nordwestabfalle des Rammels-
berges am alten oberen und neuen tieferen Windewege, das
Schi:htenstreichen aus Stunde 3 über 2, 1 nach 12 und fast 11
herumdreht, um bald wieder in die normale Richtung zurückzu-
kehren. Da man diese Erscheinung am Rammelsberge auf beiden
Faltung. 209
Seiten der in der Karte verzeichneten spiesseckigen Störung beob-
achtet, so ist die Annahme gerechtfertigt, dass diese nicht ihre
Ursache ist. Dagegen hängt das abnorme, meist flache Streichen
der Schichten an dem vom Maltermeisterthurme aufwärts führenden
Zickzackpfade wohl mit der östlich desselben durchsetzenden Quer-
störung zusammen. Andererseits tritt nahe dem Gebirgsrande
örtlich auch Aufstauung der Schichten zu Falten auf, deren Sattel-
und Muldenlinien in den Stunden 6—9 liegen, und deren Schenkel
in der Regel nach beiden Seiten abfallen. Kleine Falten der Art beob-
achtete man z. B. früher am Nordostfusse des Rammelsberges im
_ Norupurrr'schen Steinbruche, wo sie ausnahmsweise steil (bis
30%) nach SO. einschoben D), in der Sohle des grossen Communion-
Steinbruches als sattelförmige, z. Th. nach NW. und SO. ein-
schiebende Wülste, sowie mehrfach in Aufschlüssen der Wissen-
bacher Schiefer W. und NW. Goslar; ın dem Eisenbahnein-
schnitte am Fusse des Nordberges eine 50% lange, h. 6 strei-
chende Sattelfalte, die flach gegen O. einschiebt. Derartig orien-
tirte Falten sind naturgemäss nur unter besonders günstigen Um-
‘ständen zu beobachten, während man das abnorme Schichten-
streichen im Aufschlusse weit häufiger sieht, so z. B. im unteren
Theile des Gingelsberges (h. 81/3, Fallen N.), dicht ©. von Rennen-
bergs Bleiche (h. 5.6, Fallen S.), W. Juliushütte (h. 8.6, Fallen sehr
flach N.) und a. a. OÖ. Immerhin ist aber zu betonen, dass diese
abnormen Streichrichtungen nirgends gegenüber dem normalen
niederländischen Streichen vorwiegen; vielmehr handelt es sich
stets nur um untergeordnete, örtliche Erscheinungen. Selbst un-
mittelbar am Rande des alten Gebirges, an der Grenze gegen die
Schichten der mesozoischen Formationen, wiegt die niederländische
Streichrichtung entschieden vor.
Während das Einschieben der abnorm streichenden Falten
wechselt, z. Th. in derselben Falte nach zwei Seiten hin stattfindet,
schieben die Falten des niederländischen Systems in der Regel nach
!) Der Norapurrr’sche Steinbruch scheint in der nordöstlichen Wendung
einer grossen Sattelfalte zu liegen; das Streichen geht von Stunde 11 gegen 8.
hin allmählich in h. 12'/a über und dreht wahrscheinlich weiter nach h. 3—4.
Neue Folge. Heft 30. 14
210 Tektonik.
SW. ein und heben sich nach NO. heraus; nur selten beobachtet
man das entgegengesetzte Verhalten oder einen Wechsel beider
Richtungen. Horizontal gelagerte Falten sind gleichfalls selten.
Selbst dicht am Gebirgsrande bei Goslar herrscht das südwestliche
Einschieben der Sattelrücken ganz erheblich vor. Der Neigungs-
winkel der Sattel- und Muldenlinien gegen den Horizont ist meist
sehr klein, er überschreitet nur selten 20°; Winkel von 450 und
mehr sind grosse Seltenheiten und in manchen Fällen sicher auf
Dislocationen zurückzuführen.
Infolge des weit vorwiegenden Einschiebens der Falten nach
SW. beobachtet man umlaufendes Streichen bei Sattelfalten in der
Regel auf der Südwestseite, bei Muldenfalten auf der Nordostseite;
im Kleinen kann man zuweilen in geeigneten Aufschlüssen die
Mulden- und Sattelwendungen neben einander im Grundrisse beob-
achten. Einen derartigen, durch das Hinzutreten der Druck-
schieferung besonders lehrreichen Aufschluss im Wissenbacher
Schiefer bietet z. B. die alte Strasse von Goslar nach Zellerfeld
bald oberhalb ihrer Abzweigung von der dem Gosethale aufwärts
folgenden neuen Chaussee.
Das Fallen der Schichten bleibt auch bei den Verbiegungen ım
Streichen in der Regel gleichsinnig gerichtet, nur um den Betrag
der Verbiegung abgelenkt; es geht z. B. bei der aus dem normalen
SW. NO.-Streichen über Stunde 1 bis in Stunde 11 umgebogenen
Zone von Calceola-Schiefern am Nordwesthange des Rammelsberges
aus SO. in OÖ. und ONO. über, verkehrt sich aber nicht in west-
liches Fallen, wie bei einer Schichtenverbiegung durch Torsion.
Die letzteren mögen in unserem Gebiete auch vorhanden sein, eben-
so wie die einfach windschiefen Torsionsfalten; der Nachweis von
Torsionswirkungen in der Faltung ist aber durch die Lücken-
haftigkeit der Aufschlüsse, die fast nirgends ein längeres Verfolgen
einer bestimmten Schichtenfalte im Streichen möglich macht, sehr
erschwert. Anscheinend windschief gebaute Falten erwiesen sich
bei genauerer Untersuchung als aus zwei durch eine Querverwerfung
getrennten, vielleicht gar nicht zusammengehörigen Stücken be-
stehend, deren eines SO., deren anderes NW. fällt.
Streichende Störungen. za
Streichende Störungen.
Mit der Faltung eng verknüpft ist das Auftreten von strei-
chenden Störungen und zwar zum Theil Ueberschiebungen,
zum Theil normalen Verwerfungen mit gesunkenem Hangen-
den !). Beide verlaufen infolge ihrer örtlich verschieden grossen
Sprunghöhe, ihres vom Schichtenfallen meist abweichenden Ein-
fallens, der Neigung der Schichtenfalten gegen den Horizont und
ihrer örtlich. in sehr verschiedener Höhe gelegenen Schnittlinie mit
der Tagesoberfläche zum Theil spiesseckig.
Die Ueberschiebungen treten in dem ganzen Gebiete auf,
jedoch nicht gleichmässig vertheilt, sondern in bestimmten Zonen.
Die südöstlichste derselben ist die nordöstliche Fortsetzung des
l) Das am längsten bekannte und durch M. Koc#’s schöne, in den Jahren
1887 — 88 ausgeführte Untersuchungen, die leider bislang nur in Gestalt einer
Uebersichtskarte veröffentlicht sind, vortrefflich aufgeklärte Beispiel von zer-
rissenen und überschobenen Sattelfalten im nordwestlichen Oberharze ist der so-
genannte Grünsteinzug. Seine nordöstliche, nicht mehr als zusammenhängendes,
nur gesetzmässig verworfenes Schichtenband, sondern in Gestalt meist zusammen-
hangsloser kurzer Stücke erscheinende Fortsetzung fällt noch in den Rahmen der
vorliegender Arbeit beigegebenen Karte.
Die Erkenntniss, dass der Bau des Grünsteinzuges durch Ueberschiebungen
bedinst ist, verdanken wir Lossen, der 1882 in seinem Aufsatze »Ueber den
Zusammenhang zwischen Falten, Spalten und Eruptivgesteinen im Harz« (Jahrb.
d. Geol. L.-A. f. 1881, S. 1 ff.) auf S. 32 ausdrücklich von der »zerrissenen und
gegen NW. überschobenen Sattelfalte des Osteröder Grünsteinzuges« spricht und
a. a. Ö. in der Anmerkung durchaus zutreffend bemerkt, dass das einseitig nord-
westliche Auftreten der Wissenbacher Schiefer und das Angrenzen sehr ver-
schiedener Glieder der Culmformation auf beiden Seiten des Grünsteinzuges zu
seiner Erkenntniss als eines mit Faltenverwerfung verbundenen Sattels sattsam
genügten.
Diese Ausführungen Lossen’s in dem erwähnten, seine Anschauungen über
die Tektonik des Harzes, speciell auch des Oberharzes zusammenfassenden wichtigen
Aufsatze sowie die inhaltlich gleiche Bemerkung A. von Groppecer’s im Jahrb.
d. Geol. L.-A. f. 1882, S.51 hat F. Krockmann jedenfalls übersehen, als er 1893
(Uebersicht über die Geologie des nordwestlichen Harzes, Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 45, 5.268) für sich das Verdienst in Anspruch nahm, Lossex’s Er-
klärung der Lagerungsverhältnisse des Bruchberges und der Wımmer’schen Leit-
schicht am Liegenden des Rammelsberger Erzlagers durch Ueberschiebungen auf
den Grünsteinzug angewandt und dadurch »den Schlüssel für dessen einseitigen
Bau und seine sonstigen schwer verständlichen Lagerungsverhältnisse« gefunden
zu haben.
14*
212 Tektonik.
Grünsteinzuges nebst den in ihrer Nachbarschaft auftretenden
Kieselschieferzügen und dem kleinen Vorkommen von Oberdevon
im Kellwasserthale; einer zweiten gehören die isolirten Vorkomm-
nisse von devonischen Schichten auf der Süd- und Nordseite des
Ahrendsberges und der Rohmkerhaller Devonsattel an. Innerhalb
des grossen Sattels von Unterdevon und der in ihm eingemuldeten
jüngeren Schichten konnten Ueberschiebungen nur vereinzelt sicher
nachgewiesen werden; dagegen finden wir auf seiner Nordwestseite
diejenige am Hessenkopfe und die ihrem Ausmaasse nach weniger
bedeutende am Liegenden des Rammelsberger Erzlagers, mit der
die auf der Karte als spiesseckige Störungen erscheinenden am '
Nordhange des Rammelsberges jedenfalls in zonarem Zusammen-
hange stehen. Etwas weiter nach W. treffen wir diejenige am
Nordwesthange der Langen Weth.
Die örtlichen Erscheinungen sind in diesen Fällen nicht über-
all gleich. Im Kellwasserthale handelt es sich wohl um den auf Culm-
schichten aufgeschobenen Hangendflügel einer durchrissenen Sattel-
falte; im Langethale am Ahrendsberge sind zwei durchrissene
Sattelfalten von Mitteldevon vorhanden, die als Ganzes auf Culm
aufgeschoben sind; dagegen ist der Rohmkerhaller Sattel als Ganzes
nur überkippt, in sich aber aus mehreren Specialfalten aufgebaut,
deren hangende, wesentlich grössere, durchrissen und aufgeschoben
ist. Dass die Vorkommen an den Ahrendsberger Klippen und ım
Wildschützenthale, von denen nur die Sattelköpfe entblösst sind
(im ersteren Falle Luftsattel), nach der Tiefe zu überschobene
Lagerungsform annehmen, ist nicht unmöglich. N. von Rohmker-
halle ist im und .am Bette der Oker unterhalb der Mündung
des Sülpkethales eine spiesseckig erscheinende, sehr interessante
streichende Störung aufgeschlossen, die einen aus veränderten
Schichten des unteren und oberen Oberdevons bestehenden, im S.
durch einen h. 61/a streichenden Quarzgang abgeschnittenen, aus
Culmschiefern auftauchenden Sattel so durchreisst, dass sie im S.
an seinem Hangenden verläuft, nach N. in ihn hineinsetzt, ihn
spitz durchschneidet und nun zum Hangenden die von Culmschichten
überlagerte nördliche Fortsetzung des Hangendflügels, zum Liegenden
die den unter die Störung untergetauchten Gegenflügel überlagernden
Streichende Störungen. 213
Culmschiefer hat. Dem jetzt aufgeschobenen Hangendflügel gehört
auf der rechten Thalseite das durch die Okerthalchaussee aufge-
schlossene, mit der Gedenktafel an den Oberbergmeister AHREND
versehene Vorkommen an. Hier haben wir es also mit einem
Torsionssprunge zu thun.
Demselben Typus der Ueberschiebungen in stark gefalteten
Schichten gehört auch noch diejenige am Hessenkopfe an, längs
der ein Luftsattel von Wissenbacher Schiefern auf Culmkieselschiefer
und Cypridinenschiefer aufgeschoben ist. In einem Theile ihres
Verlaufes sind auch die die Wissenbacher Schiefer ehedem über-
lagernden jüngeren, mit aufgeschobenen Schichten noch vorhanden.
Der Umstand, dass im Liegenden dieser Zone gleichfalls die
flachere Faltung der Schichten beginnt, die das ganze nordwestliche
Gebiet charakterisirt, macht es wahrscheimlich, dass ihre — ver-
worfene — nordöstliche Fortsetzung von der Ueberschiebungszone
am Fusse des Rammelsberges gebildet wird, zu der diejenige am
Liegenden des Rammelsberger Erzlagers gehört, da im Liegenden
dieser Zone gleichfalls die flachere Schichtenfaltung in den Wissen-
bacher Schiefern beginnt. Die eben genannte Ueberschiebung
markirt sich über Tage nicht, — wofern nicht die südwestlich des
NOTHDURFT’schen Steinbruches die umgebogene Calceola-Schiefer-
zone durchreissende ihre unmittelbare nordöstliche Fortsetzung bildet,
was nach der Streichrichtung nicht unmöglich ist — besser dagegen
die weiter im N. wenig unterhalb des Communion - Grenzweges auf-
tretende, welche zum zweiten Male die Calceola-Schiefer abschneidet
und eine h. 5 streichende, völlig verruschelte, sehr wasserreiche
Schieferzone ist. Ferner gehört hierher die am Ostufer des Herz-
berger Teiches aufsetzende, welche das Verschwinden der Calceola-
Schiefer zwischen Unterdevon und Wissenbacher Schiefern be-
dingt. Re
In allen bisher betrachteten Fällen handelt es sich um mässig
steil einfallende Ueberschiebungen, die auf der Nordwestseite eines
in dieser Richtung geneigten oder übergelegten Sattels liegen.
Dagegen hat die am Nordwestabfalle der Langen Weth auftretende
Ueberschiebung einen etwas anderen Charakter. Hier handelt es
sich um eine flachgelagerte, zum Theil fast schwebende Scholle
214 Tektonik.
mit nicht ohne Weiteres erkennbarem Sattelbau, die von unten
nach oben in normaler Folge aus Büdesheimer Schiefern, Cypri-
dinenschiefern und in diese eingemuldeten Kieselschiefern und
Posidonienschiefern des Oulms besteht. Der Umstand indessen,
dass die letzteren im Östflügel der von ihnen gebildeten Mulde,
östlich des Ochsenweges, nördlich vom Schünenthale, wie ihre
devonische Unterlage steil NW. fallen, und dass die im Liegen-
den der Ueberschiebung am Nordwesthange der Langen Weth
anstehenden Oypridinenschiefer steil SO. fallen, lässt erkennen,
dass es sich auch hier um eine nach NW. übergelegte grosse
Sattelfalte mit nach SO. sich anschliessender Mulde handelt, deren
flach fallender Hangendflügel auf den steiler SO. fallenden
Liegendflügel aufgeschoben ist. Die durch eine Querverwerfung
verschobene südwestliche Fortsetzung dieser Ueberschiebung ist
am Nordende der Langen Lieth zu beobachten, wo sehr flach SO.
fallende Büdesheimer Schiefer und Oypridinenschiefer auf gleich-
falls SO. fallende und im NW. von Cypridinenschiefern normal
unterteufte Oulmkieselschiefer aufgeschoben sind. (Das nördlich
der Verwerfung auf der Karte die scheinbare directe Fortsetzung
des schmalen, überschobenen Kieselschieferbandes bildende gleiche
Vorkommen hat mit jenem, wie schon aus der Darstellung in
der Karte hervorgeht, gar nichts zu thun, ist vielmehr in Cypri-
dinenschiefer eingemuldet; seine ursprüngliche Fortsetzung ist viel-
leicht in den Kieselschiefern auf der linken Seite des Varleythales
zu suchen.) Ueber die nach dem Kartenbilde als Ueberschiebung
zu deutende streichende Störung zwischen Wissenbacher und
Büdesheimer Schiefern im Eichenstocke dicht am Westrande der
Karte lässt sich Mangels deutlicher Aufschlüsse nichts Sicheres
sagen; sie wurde eingezeichnet, weil zwischen beiden Schiefer-
horizonten keine Spur des Stringocephalenkalkes zu entdecken war.
Was die Entstehung der Ueberschiebungen anlangt, so
mag die bekannte Heım’sche Erklärung durch Verquetschung des
Mittelschenkels einer liegenden Falte in manchen Fällen, z. B. bei
kleinen Ueberschiebungen in stark gefalteten Schiefercomplexen,
zutreffend sein; in vielen anderen Fällen indessen entspricht diese
Erklärung auch für unser Gebiet den thatsächlich zu beobachten-
Streichende Störungen. 215
den Verhältnissen nicht. Ich habe schon oben bei Besprechung
der Faltungserscheinungen darauf hingewiesen, dass man öfters
beobachtet, wie der Faltung weniger zugängliche Gesteine zwischen
nachgiebigeren aufgepresst worden sind, und dieses Verhalten
scheint mir bei der Erklärung der Ueberschiebungen nicht un-
berücksichtigt gelassen werden zu dürfen.
Derartige Vorkommen wie z. B. der auf Culmschiefer aufge-
schobene Sattel von Adorfer und Stringocephalenkalk am Schad-
leben finden auf diese Weise weit besser und natürlicher ihre Er-
klärung als durch die Construction eines hypothetischen ausge-
walzten Mittelschenkels. Eine Verquetschung derartig widerstands-
fähiger Gesteine, wie z. B. diese metamorphosirten Kalke es sind,
habe ich an Ueberschiebungen in keinem einzigen Aufschlusse beob-
achtet, vielmehr öfters wahrgenommen, dass sie, mit Ausnahme des
Vorkommens von Umbiegungen an der Ueberschiebungskluft und
von Abschlechtungen, die etwa parallel zur Ueberschiebungsfläche
oder flacher fallen als diese, von der stattgehabten Bewegung scheinbar
gar nicht beeinflusst worden sind. Wo thatsächlich zerrissene und
aufgeschobene Sattelfalten solcher Gesteine vorhanden sind, dürfte
nach allen Beobachtungen ein einfaches Zerreissen bei zu gross
werdender Spannung, seiesim Mittelschenkel, sei es nahe
an oder auch in der Sattellinie einer Falte, zu der Ueber-
schiebung geführt haben. Einen directen Beweis für eine derartige
Entstehung liefert z. B. das Verhalten des westlichsten Stringo-
cephalenkalk-Vorkommens in dem Profile des Langethales.
Aber nicht nur dort, wo compacte Gesteine auf weniger wider-
standsfähige aufgeschoben sind, beobachtet man Erscheinungen,
die zu dem Heım’schen Schema nicht passen wollen, sondern auch
an Ueberschiebungen, bei denen die aufgeschobenen und die über-
schobenen Schichten von etwa gleicher Beschaffenheit sind, oder
wo die ersteren der Faltung gegenüber weniger widerstandsfähig
sind als die letzteren. So z. B. bei der Ueberschiebung am Hessen-
kopfe (Wissenbacher Schiefer auf Culmkieselschiefer und Oypri-
dinenschiefer), den Ueberschiebungen im Langethale am Ahrends-
berge (Wissenbacher Schiefer auf Stringocephalenkalk). Die auf-
geschobenen Schiefer sind entweder in ihrer Lagerung scheinbar
216 Tektonik.
ungestört geblieben oder in eine Reihe kleiner Falten gelegt, die
indess an den Ueberschiebungsflächen öfters nicht einmal eine Um-
biegung im Sinne der aufwärts gerichteten Bewegung erkennen
lassen, geschweige denn die ÜÖonstruction eines verquetschten
Mittelschenkels gestatten würden. Im Gegentheil beobachtet man
zuweilen, dass sie mit einer deutlichen Muldenfalte auf den über-
schobenen Schichten lagern, sodass die Zerreissung und Auf-
schiebung längs der Sattellinie erfolgt sein muss.
Die Fältelung und Verruschelung der von zahlreichen Gleit-
flächen und Harnischen durchzogenen Schiefer unmittelbar an den
Ueberschiebungen ist in ungezwungener Weise als einfache Druck-
erscheinung zu erklären. Auch die Lettenbestege in den ver-
ruschelten Schiefern darf man nicht ohne Weiteres als verquetschten
Rest eines ausgewalzten ehemaligen Mittelschenkels in Anspruch
nehmen; in den meisten Fällen sind sie sicher nichts als Gleit-
klüfte, die mit zerriebenem Material ausgefüllt worden sind. Bei
den echten Spaltenverwerfungen kommen sie bekanntlich in genau
derselben Weise vor.
Ich sehe daher das Wesen der Entstehung unserer Ueber-
schiebungen nicht sowohl in der Verquetschung und Auswalzung
des Mittelschenkels einer liegenden Falte, ohne die Möglichkeit
derartiger Vorgänge leugnen zu wollen, als in der Zerreissung
einer Falte und Aufschiebung des abgerissenen hangenden Theiles
längs einer oder — gewöhnlich — mehrerer geschaarter Gleitflächen,
wobei das Nebengestein der letzteren, falls es seiner Beschaffenheit
nach dazu geeignet war, gefältelt, zerquetscht und z. Th. zerrieben
wurdel). Es scheint mir sogar aus manchen Beobachtungen
hervorzugehen, dass selbst im gefalteten Gebirge die Existenz einer
liegenden Falte nicht nothwendige Vorbedingung für das Auftreten
einer Ueberschiebung ist, sondern dass die Entstehung der letzteren
als Schollenbewegung bis zu einem gewissen Grade unabhängig von
der Specialfaltung vor sich gehen kann, ja dass die Specialfaltung
') Ich halte nach meinen Erfahrungen auch für den oberharzer Grünstein-
zug die Zuhülfenahme des Hxım’schen Schemas (vgl. die Profile auf M. Kocn’s
Uebersiehtskarte des Zuges) zur Erklärung seiner Lagerungsverhältnisse nicht
für nöthig.
Streiehende Störungen. ZN
der aufgeschobenen Schichten erst während und nach der Ueber-
schiebung eintreten kann, und dass somit die Bezeichnung »Falten-
verwerfung« nicht ohne Weiteres auf alle Ueberschiebungen im
gefalteten Grebirge angewandt werden darf, wenn man damit die
Vorstellung ihrer Entstehung nach dem Heım’schen Schema ver-
knüpft.
Mineralausfüllung der Ueberschiebungsklüfte, gewöhnlich Quarz,
daneben oft auch Kalkspath, ist sehr häufig; in der Nachbarschaft
des Rammelsberger Erzlagers z. B. beobachtet man über Tage
streichende Quarztrümer, ja förmliche Bänke von Quarz, in den
stark gequetschten Schichten der Wissenbacher Schiefer vom Herz-
berger Teiche bis zum Dörpkethale hin. Dieselbe Erscheinung
beobachtet man auch bei den normalen streichenden Störungen.
Die normalen streichenden Störungen mit gesunkenem
Hangenden treten im Gegensatze zu den Ueberschiebungen ge-
wöhnlich in den (südöstlichen) Hangendflügeln der Sättel bezw.
in den nordwestlichen Muldenflügeln auf. Ein System solcher
Störungen verläuft am Südostrande des grossen Devonsattels
zwischen Ober-Schulenberg und dem Bramkethale. Bei Öber-
Schulenberg sind auf dem Südostflügel des den Brandkopf bil-
denden Unterdevon-Sattels die jüngeren Devonschichten am Kahle-
bergsandstein abgesunken, sodass die Calceola-Schiefer auf längere
Erstreckung zwischen diesem und den Wissenbacher Schiefern
fehlen und erst auf der Höhe des Schulenberges zum Vorschein
kommen, wo die Störung sich auszulösen scheint.
Eine weitere, sehr deutliche streichende Störung trennt am
Süd- und Osthange des Grossen Wiesenberges Unterdevon und
Culm. Der Umstand, dass auf der Gesteinsscheide zahlreiche
Quellen und Sumpfstellen auftreten und am Südrande des Aeke-
thales ein schmaler Keil von mittel- und grobkörnigen Culmgrau-
wacken zwischen Kahlebergsandstein und den überall sonst an
ihn anstossenden Posidonienschiefern vorhanden ist, lässt an der
Thatsache, dass hier nicht transgredirende Ueberlagerung, sondern
Verwerfung vorliegt, keinem Zweifel Raum. Das Gleiche gilt von
dem System zum Theil spiesseckig verlaufender, thatsächlich aber
streichender Störungen am Süd- und Osthange des Strausberges.
218 Tektonik.
Die streichende Störung, welche auf dem Nordwestflügel der
Schalker Mulde verläuft und in dem grösseren Theile ihrer Er-
streckung Unterdevon und Wissenbacher Schiefer in Contact bringt,
wird im letzten Theile der Arbeit noch näher besprochen. Eine in-
folge der starken Zerstückelung des Gebirges kaum noch als solche
erkennbare spielt am Nordwestrande der Grumbacher Mulde eine
ganz Ähnliche Rolle; auch hier sind die Calceola-Schiefer nur zum
Theil unterdrückt. Auch auf dem Nordwestflügel der in ihrem
mittleren Theile nur in einzelnen zerstückelten Resten erhaltenen,
beiderseits geöffneten Mulde zwischen den beiden Unterdevon-
Sätteln des Bocksberges und Thomas Martinsberges einerseits, des
Langethalskopfes, Töberschekopfes und Glockenberges andererseits,
auf deren Südostseite örtlich Anzeichen einer Ueberschiebung zu
beobachten sind, verläuft eine streichende Störung, die dieselbe
Wirkung gehabt hat. In Betreff der Darstellung dieser Mulden-
reste ist allerdings zu bemerken, dass sie sich bei besseren Auf-
schlüssen wohl etwas anders gestalten dürfte, besonders auch in
Bezug auf das Verhältniss der übersetzenden Querstörungen zu
der streichenden Verwerfung. Ganz im NW. der Karte ist dann
noch die am Nordrande des Wethberges und des Birkenborns
verzeichnete zu erwähnen, längs der die südöstlich anstossenden
Schichten abgesunken sind. Die südwestliche Fortsetzung der-
selben links vom Varleythale liegt, wie aus der Darstellung leicht
ersichtlich ist, in der breiten, mit mehrere Meter mächtigem Schiefer-
schutt erfüllten auffälligen Alluvialbucht.
Auch im oberen Granethale nordöstlich von Hahnenklee und
im oberen Varleythale dicht am Kartenrande verlaufen jedenfalls
streichende Störungen, wie aus dem verschiedenartigen Bau der
beiden Thalflanken, besonders auffällig im Varleythale, zu ersehen
ist. Nach Lage der Verhältnisse handelt es sich aber in beiden
Fällen wohl nicht um einfache streichende Störungen, sondern um
Ueberschiebungen. Im Granethale fallen die in normaler Lage-
rung befindlichen jüngeren devonischen Schichten der linken Thal-
wand vom Kl. Hühnerthale ab NW., die die rechte Thalwand bis
zur Thalsohle bildenden älteren Schichten (Calceola-Schiefer und
Unterdevon) zunächst sehr steil NW., vom Langethale abwärts
Streichende Störungen. 219
aber in überkippter Lagerung SO.; zwischen beiden verläuft wohl
die Fortsetzung der im oberen Theile des Kl. Hühnerthales auf-
geschlossenen spiesseckigen bezw. streichenden Störung, die zwi-
schen Hüttenthal und Storchsthal als deutliche Ueberschiebung
Unterdevon auf Wissenbacher Schiefer aufschiebt. Im Varley-
thale liegen die Verhältnisse ähnlich: Die linke Thalwand besteht
aus vielfach gestörten und ihr dadurch eine sehr merkwürdige,
höchst unregelmässice Oberfläche verleihenden Culmschichten,
unter denen nur am Fusse der Wand örtlich Schichten des Ober-
devons sichtbar werden; an der rechten Thalwand liest die Unter-
kante der Oulmschichten hoch oben unter dem Rande der Hoch-
fläche, der ganze tiefere Hang besteht mit Ausnahme einiger isolirt
im Cypridinenschiefer auftretenden, scheinbar eingemuldeten, zwi-
schen Querverwerfungen eingeklemmten Bänder von Culmkiesel-
schiefer aus SO. fallenden Oypridinenschiefern.
Mit der durch das Studium der Lagerungsverhältnisse be-
dingten Deutung dieser Störungen als Ueberschiebungen stimmt
auch ihre Lage überein: diejenige im Granethale auf der Nord-
westseite eines überkippten Sattels, diejenige im Varleythale an
der Basis einer flach SO. geneigten Scholle. Wahrscheinlich ist
die letztere Störung nur die weitere südwestliche Fortsetzung
derjenigen an der Langen Weth, die oben besprochen wurde.
Eine besondere, wohl auf Gegenstau zurückzuführende Art
von streichender Störung beobachtet man am Ostufer des Unteren
Schalker Teiches. Während die den Südostflügel der Mulde bil-
denden Calceola- Schiefer im Allgemeinen concordant auf den
obersten Schichten des den Brandkopf zusammensetzenden Unter-
devon-Sattels liegen und wie diese NW. fallen, stossen sie am
Teichufer in der Nähe des Dammes bei südöstlichem Fallen in
einer Sattelfalte örtlich gegen die Schichten des Unterdevons ab,
gehen aber sowohl im Fortstreichen wie nach der Mitte des Teiches
hin wieder in nordwestlich fallende Lagerung über.
Die Ueberschiebungen und normalen streichenden Störungen
sind nichts als Nebenwirkungen des Faltungsprocesses, was für die
ersteren ja bekannt ist, für die letzteren in unserem Gebiete aber
aus ihrer gesetzmässigen Lage zu den ersteren bezw. zu den
20 Tektonik.
[7
15)
Sattelfalten klar hervorgeht: Der Zerreissung und Aufschiebung der
Sättel auf der Nordwestseite entspricht als Wechselwirkung das
Abbrechen und Niedersinken ihrer Hangendflügel auf der Südost-
seite. Dass sich dieses Verhältniss nicht schematisch überall wieder-
holt, dass nicht jeder Ueberschiebung eine normale Verwerfung
gegenübersteht und umgekehrt, kann dabei nicht befremden.
Druckschieferung.
Als eine mit der niederländischen Faltung in innigem Zu-
sammenhange stehende Erscheinung ist noch die Druckschiefe-
rung (Trausversalschieferung) zu nennen. Diese ist in den
schiefrigen Gesteinen allgemein verbreitet, wenn auch in Rücksicht
auf ihre Intensität nicht gleichmässig entwickelt. Ihr durchschnitt-
liches Streichen in Stunde 4 hält sich nahe an das normale Schichten-
streichen und weicht daher nur an Sattel- und Muldenwendungen
bezw. bei abnormem Streichen der Schichten im Aufschlusse sehr
erheblich vom örtlichen Schichtenstreichen ab. Ihr Fallen ist fast
ausnahmslos nach SO. gerichtet bei schwankender, 45° indessen ge-
wöhnlich übersteigender, nur zuweilen bis auf 30° herabsinkender
Grösse des Fallwinkels. Zuweilen ist sie nur versteckt vorhanden,
in anderen Fällen herrscht sie dagegen derart vor, dass die Schich-
tung ganz verwischt und nur noch aus dem Verlaufe petrographisch
ausgezeichneter Gesteinsbänke, aus der Anordnung von Einlagerun-
gen, zuweilen auch aus der Lage organischer Reste zu erkennen ist.
Die letzteren sind aber nicht selten ganz oder zum Theil in die
Schieferungsebene hineingepresst; und selbst die Einlagerungen
können, wenn sie von geringer Grösse sind, aus der Ebene der Schich-
tung heraus und in die der Schieferung hineingedreht sein, wie das
LORETZ schon vor längeren Jahren (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1881,
3.258 ff.) aus dem ostthüringischen Schiefergebirge beschrieben hat.
In solchen Fällen, sowie überhaupt dann, wenn in einförmigen
Schieferprofilen das Streichen und Fallen der stark entwickelten
Schieferung mit dem der Schichtung einen sehr spitzen Winkel
einschliesst, ist die letztere meist sehr schwierig, öfters über-
haupt nicht festzustellen. Auf der anderen Seite ist scheinbares
Fehlen der Schieferung oftmals nur durch ihr örtliches Zusammen-
Druckschieferung. 221
fallen mit der Schichtung bedinsot; an Sätteln und Mulden, deren
Flügel SO. nnd NW. fallen, beobachtet man demgemäss zuweilen
die auf den ersten Blick befremdliche Erscheinung, dass nur der
NW. fallende Flügel Druckschieferung zeigt; erst bei näherer
Prüfung erkennt man den Grund ihres scheinbaren Fehlens im
SO. fallenden Gegentlügel.
In ausgezeichneter Weise tritt die Druckschieferung in den
Wissenbacher Schiefern auf; die Verwendbarkeit ihrer reinsten
Thonschiefermassen zu Dachschiefern wird durch den hohen Grad
der Schieferung bedingt. Aus diesem Grunde hat die Schieferung
der Wissenbacher Schiefer auch am ersten die Aufmerksamkeit
auf sich gelenkt und ist schon 1856 von ÜBERBECK in seiner in
der Einleitung namhaft gemachten trefflichen Arbeit klar und ein-
gehend geschildert worden. Zahlreiche Aufschlüsse in den
Schichten dieses Horizontes, vor Allem die Dachschieferbrüche
in der Gegend von Goslar haben sehr verschieden gebaute, z. Th.
flach wellige, z. Th. steil aufgestaute aufrechte, schiefe oder über-
seleste, zuweilen durch streichende Störungen verschobene oder
treppenförmig verworfene Falten aufgedeckt, deren örtlich ver-
schieden streichende und fallende Theile dann von der Druck-
schieferung unter den verschiedensten Winkeln gekreuzt und ım
Fallen geschnitten werden. Die Schichtflächen der Dachschiefer
zeichnen sich in der Regel durch runzelige, rauhe Beschaffenheit
vor den glatten, höchstens fein gerieften oder gefältelten Schiefe-
rungsflächen aus.
In den Kalkknotenschiefern des Oberdevons ist die Schichtung
an den von den ausgewitterten Kalkknoten herrührenden parallelen
Löcherreihen leicht zu erkennen; auch in den Bandschiefern der
Büdesheimer Schiefer macht ihre Feststellung keine Schwierig-
keiten; dagegen wird diese in den einfarbigen Schiefern des Ober-
devons und besonders in den Calceola- Schiefern sehr oft nur durch
die Beobachtung des Streichens und Fallens der Kalkeinlagerungen
möglich; und wenn diese, wie das bei den Oalceola-Schiefern bei-
nahe die Regel ist, gleichfalls geschiefert und zudem in ihrem
peripherischen Theile verwittert sind, ist die genaue Feststellung oft
überhaupt unmöglich.
222 Tektonik.
Die kleineren Kalklinsen sind von der Druckschieferung ge-
wöhnlich unberührt geblieben, sie lassen auch beim Zerschlagen
keine Einwirkung derselben in Gestalt von Ablösungsflächen er-
kennen; dagegen beobachtet man in derberen Kalken und in Sand-
steinen sehr häufig eine sehr grobe Schieferung oder eine gleich-
sinnig gerichtete, oft versteckte Abschlechtung. In den plattigen
bezw. bankigen Kalken des Stringocephalenkalkes, des Adorfer
Kalkes und des unteren Olymenienkalkes tritt die Druckschieferung,
wenn überhaupt, als eine Art secundäre Flaserstructur auf. Aus-
nahmsweise erscheint die Druckschieferung in derben Gesteinen auch
als diekbankige Absonderung, die ohne genauere Prüfung leicht mit
der Schichtung verwechselt werden kann. Vereinzelt beobachtet
man auch eine förmliche doppelte Schieferung, insofern neben der
eigentlichen noch eine regelmässige, mit jener einen spitzen Winkel
einschliessende, ebenfalls SO. fallende Abschlechtung vorhanden ist.
Für die Erklärung der Schieferung ist die auch aus anderen
Gebieten bekaunte Thatsache von Bedeutung, dass sie nicht auf
stark gefaltete Schichten beschränkt ist, sondern auch in ganz
flach gelagerten, kaum gefalteten Schiefercomplexen auftritt. Die
mit der Druckschieferung verbundene lineare Streckung macht
sich durch die oft hochgradige Verzerrung und Ausplättung der
organischen Reste sehr bemerkbar; Steinkerne von Orthoceraten
sind zuweilen in ganz „ähnlicher Weise ihres Zusammenhanges
beraubt unter Verschiebung. der einzelnen Stücke gegen einander
in der Fallrichtung der Schieferung, wobei die Trennung in der
Regel an der Grenze der Kammern erfolgt ist, wie die bekannten
alpinen Belemniten.
Im Anschlusse hieran sei noch der Parallelklüftung der
Schichten gedacht. Es sind mehrere Systeme von Diaklasen vor-
handen, von denen das eine, welches fast überall vorwiegt und
oft in ganz ausgezeichneter Regelmässigkeit auftritt, in den Stunden
7—9, auch 10 streicht und stets sehr steil einfällt, oft nach NO.,
oft nach SW., oder auch ganz saiger steht. Das Fallen kann sich
aus der einen in die andere Richtung umändern. Der Verlauf
dieses Haupt-Kluftsystems liegt also etwa parallel zur Längsaxe des
Gebirges. Ein zweites liegt etwa im Streichen der Schichten
Querverwerfungen. 223
(h. 3—5), ein drittes endlich folgt den Stunden 11 bis 2. Auch
diese beiden Systeme fallen in der Regel steil ein und zwar sowohl
nach SO. bezw. OÖ. wie nach NW. bezw. W. Die Klüfte des
zweiten und dritten Systems treten gegenüber denen des ersten
wesentlich zurück, am meisten die des zweiten; und ihr Verlauf
ist gewöhnlich weniger regelmässig. Immerhin sind sie, wenn auch
z. Th. versteckt, doch sehr häufig auch neben denen des ersteren
vorhanden, örtlich sogar vorherrschend, und bedingen im Verein
mit diesen, mit der Schieferung, zuweilen auch mit der Schich-
tung, das polyedrische, scheitförmige oder griffelförmige Zerfallen
vieler Gesteine. Wo derbe Gesteinsbänke in Schiefer eingelagert
sind, wie z. B. Grauwacken, setzt die regelmässige Klüftung an
diesen ab, was oft in ausgezeichneter Weise zu beobachten ist.
Der Umstand, dass das herrschende Kluftsystem in seinem
Verlaufe der hercynischen, das zweite der niederländischen Streich-
richtung entspricht, während die Richtung des dritten eine Resul-
tante dieser beiden ist, verdient besonders hervorgehoben zu werden.
Querverwerfungen.
In unvergleichlich höherem Grade als von den dem Schichten-
streichen folgenden Störungen wird das geologische Bild des Ober-
harzes beeinflusst durch die ausserordentlich zahlreichen Querver-
werfungen, deren Wirkungen in dem hier speciell behandelten
Gebiete wegen seiner wechselvollen geologischen Zusammensetzung
ganz besonders klar in die Erscheinung treten. Die allgemeine
Verbreitung von Querstörungen im Öberharze, welche von A.
VON GRODDECK im Gegensatze zu HALFAR und LANGSDORFF be-
stritten wurde, ist durch die neueren Kartirungsarbeiten Koch'’s,
KLOocKMANN’s und des Verfassers überall bestätigt worden; das
ganze Gebiet ist durch eine Unzahl mehr oder minder bedeutender
Verwerfungsspalten zerstückelt, von denen nur diejenigen, welche
eine erhebliche Verschiebung der Schichten zur Folge gehabt
haben, bei der Kartirung Berücksichtigung finden konnten. Die als
Verwerfer z. Th. seit Langem bekannten erzführenden Spalten des
oberharzer Gangreviers sind nichts als Glieder dieses Systems von
Querzerreissungen.
224 Tektonik.
Trotz der überaus grossen Zahl von Querverwerfungen ist
eine Gesetzmässigkeit in ihrem Verlaufe doch unschwer zu er-
kennen. Im Allgemeinen streichen sie in den Stunden 7—9, den
altbekannten Streichrichtungen der Erzgänge des Clausthaler
Plateaus, verlaufen nur selten ungefähr geradlinig, sind vielmehr
ganz gewöhnlich im Streichen etwas hin und her gebogen, was
allerdings bei den nur durch die Kartirung nachgewiesenen meist
nicht zum Ausdrucke kommt, weil diese fast nie Schritt für Schritt
zu verfolgen sind und geringfügige Aenderungen im Streichen sich
daher gewöhnlich der Beobachtung entziehen. Doch bleibt das
Generalstreichen der Verwerfungen meist auf ihre ganze nach-
gewiesene Erstreckung dasselbe; auffällige Umbiegungen m flachere
oder steilere Streichrichtung — abgesehen selbstverständlich von
den nur scheinbaren Abweichungen in der Karte, die durch tiefe
Thaleinschnitte bedingt sind — ergeben sich bei genauerer Unter-
suchung fast immer als Folge des Absetzens der Spalte an einer
anderen. Während nämlich im Grossen und Ganzen ein annähernd
paralleler Verlauf der Spalten unter sich vorhanden ist, spielen
doch Diagonalspalten eine hervorragende Rolle. Diese haben
ein steileres Streichen, h. 8— 11, und setzen entweder von einer
nördlicheren zu einer südlicher auftretenden, flacher streichen-
den Spalte über, ohne beide in ihrem Verlaufe zu beeinflussen,
oder aber, und das ist der seltenere Fall, die letzteren setzen an
ihnen ab oder lenken auch wohl an ihnen aus. Seltener sind
spiesseckige Sprünge mit einem Streichen in h. 5—7, die in der
Regel zwischen zwei steiler streichenden Verwerfungen auftreten.
Einfache Spalten, die auf eine grössere Erstreckung fortsetzen,
sind kaum vorhanden; auch bei solchen, die auf der Karte als
einfache Linien erscheinen, beobachtet man im Aufschlusse immer
kleinere, zuschaarende bezw. ablaufende Trümer, ein Verhältniss,
welches durch den Bergbau für die erzführenden Spalten des nord-
westlichen Oberharzes seit Langem als Regel erkannt ist. Eine
charakteristische, oft wiederkehrende Erscheinung bei diesen, nach
Analogie der Gangzüge etwa als Verwerfungszüge oder Spalten-
bündel zu bezeichnenden zusammengesetzten Verwerfungen ist die-
jenige, dass ein bis dahin als Hauptverwerfer erscheinender Sprung
Querverwerfungen. 225
plötzlich an Bedeutung verliert und eine wenig nördlich oder süd-
lich aufsetzende oder auch ablaufende zweite Spalte im weiteren
Fortstreichen die Rolle der ersteren übernimmt; wie das für andere
Gebiete z. B. von KoENEN (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1885, S. 56)
hervorgehoben hat.
Eine besondere Erwähnung verdienen die gegen die übrigen
an Zahl und Bedeutung zurückstehenden, h. 11—1 streichenden,
also im Allgemeinen N.—S. gerichteten Spalten. Von diesen sind
die meisten, wie die Kartirung ergeben hat, nichts als Nebensprünge
des vorstehend kurz geschilderten Spaltennetzes, die nur auf kurze
Strecken, gewöhnlich nur zwischen zwei Hauptverwerfungen, ver-
folgbar sind und an diesen abheben. Dagegen ist nabe dem Öst-
rande der Karte eine durchschnittlich h. 11 streichende, mehrfach
an anderen Spalten abspringende, aber im Fortstreichen immer
wieder erscheinende Spalte vorhanden, die vom Rohmker Kopfe über
den Ahrendsberg, den Huneberg, den Eisernen Weg in den Kalber
Kopf zu verfolgen ist. Es ist dies VON GRODDECK’s Kellwasser-
spalte, die von LosSsEn weiter nach S. bis in das obere Oderthal
zwischen Andreasberg und Braunlage verfolgt und als Oderspalte
bezeichnet wurde. Schon aus dieser sehr bedeutenden, über 16"® be-
tragenden Längserstreckung scheint die Selbstständigkeit dieses ab-
weichend gerichteten grossen Sprunges gegenüber dem Verwerfungs-
netze des Oberharzes deutlich hervorzugehen.
Das Fallen der Verwerfungsspalten ist, soweit zu beobachten,
ganz vorwiegend nach S. bezw. SW. gerichtet; nördlich fallende
Spalten sind vereinzelt überall vorhandene Ausnahmen. Bei den
Diagonalspalten beobachtet man öfters NO.-Fallen. Nach der-
selben Richtung fällt auch die Oderspalte ein. Der Fallwinkel ist
sehr verschieden; doch sind flach fallende Sprünge ebenso selten
wie saiger stehende. Die häufigsten Fallwinkel liegen zwischen
50 und 80°.
Die Ausfüllung der Verwerfungsspalten ist sehr verschieden.
Der seltenste und nur bei kleinen Verwerfungen, meist in derben
bezw. sehr harten Gesteinen vorkommende Fall ist der, dass nur eine
schmale, fugenartige Sprungkluft mit Harnischen am Nebengestein
zu beobachten ist; in der Regel sind die Spalten mit von Rutsch-
Neue Folge, Heft 30. 15
96 Tektonik.
flächen durchzogenem, je nach seiner Beschaffenheit entweder
breecienartig verkittetem oder zerquetschtem, zerriebenem und dann
am Ausgehenden gewöhnlich zersetztem und wasserdurchtränktem
Nebengestein oder mit Gangmineralien, oder auch Beidem ausge-
füllt. Von den Gangarten ist der Quarz die häufigste, ausser ihm
kommt Kalkspath vor, gewöhnlich als sein Begleiter; Schwerspath
ist mir innerhalb des hier behandelten Gebietes und im seiner
nächsten Nachbarschaft auf Gangspalten, abgesehen von seinem
höchst untergeordneten Vorkommen auf dem Schulenberger Gang-
zuge, nicht bekannt geworden; auch den von Lasıus (Beobach-
tungen über die Harzgebirge II, S. 373) zuerst erwähnten und
noch von BLÖMEKE (Die Erzlagerstätten des Harzes, S. 21) an-
gegebenen Schwerspathgang im Thale des Grossen Rohmke habe
ich vergeblich gesucht. Näheres über die Ausfüllung der Spalten
siehe unten bei Besprechung der Gänge.
Je nach ihrer Ausfüllung lassen sich die Verwerfungsspalten
daher durch Quelllinien, Sumpfstellen und das Auftreten von Gang-
gestein wirklich festlegen; nur selten kommt man in die Lage,
das Vorhandensein einer Verwerfung aus Unregelmässigkeiten im
Schichtenbau lediglich folgern zu müssen.
Von Beobachtungen an den Verwerfungsspalten im
Aufschlusse ist zunächst anzuführen die überall wiederkehrende
Erscheinung, dass sie aus ihrer mehr oder minder schräg gegen
das Schichtenstreichen gerichteten Streichlinie rein örtlich auf kurze
Erstreckung in das letztere abgelenkt werden können.
Das Verhalten der Spalten bei diesem Vorgange, welches be-
sonders deutlich an den mit Gangmineralien erfüllten zu beobachten
ist, ist verschieden. Entweder setzt die Spalte ungestört bis an
die Ablenkungsstelle heran, biegt hier energisch um, folgt einer
Schichtfuge im Streichen und nimmt mit ebenso plötzlicher Wen-
dung ihre frühere Richtung wieder an. Oder es tritt vor und an
der Ablenkungsstelle eine starke Zertrümerung der Spalte ein; die
einzelnen Trümer verlaufen annähernd parallel dem Schichten-
streichen, schaaren sich weiterhin wieder mehr zusammen, und die
Spalte setzt wenig oder nicht zertrümert wieder in der alten Rich-
tung fort.
Querverwerfungen. 227
Wo eine Spalte sich an eine andere anschaart, findet häufig
eine Zertrümerung der ersteren in der Weise statt, dass meist
verschieden streichende Diagonaltrümer an die letztere heransetzen.
Anschaarende Diagonalspalten lenken dabei meist in die Streich-
richtung der Hauptspalten ein. Trümerstructur ist überhaupt die
Regel; entweder ist ein Hauptgang vorhanden mit Nebentrümern
am Hangenden, Liegenden oder auf beiden Seiten, oder es treten
mehrere unter sich annähernd parallele Haupttrümer auf, deren
Zwischenräume von kleinen Nebentrümern durchschwärmt werden,
_ die oftmals verschiedenes Streichen und Fallen haben. Kurze ab-
laufende Trümer liegen oft im Schichtenstreichen und folgen auch
zuweilen dem Schichtenfallen.
Das Nebengestein ist bei der Spaltenbildung je nach seiner
Beschaffenheit in verschiedener Weise beeinflusst worden. Sehr
_ derbe Gesteine, wie die Sandsteine des Unterdevons und die Culm-
grauwacken, sind an den Spalten meist nur stark und unregelmässig
zerklüftet bezw. durchtrümert, also zerbrochen, dünnplattige Ge-
steine, besonders Schiefer, dagegen sehr oft ganz wirr gefaltet, ge-
staucht und gequetscht, aber stets nur rein örtlich; einige Meter
von der Verwerfung entfernt beobachtet man in der Regel schon
ungestörte Lagerung. ÜUharakteristisch für diese örtliche, secundäre
Faltung der Schichten an den Querverwerfungen ist stets ihre
wirre Regellosigkeit. Dagegen stehen meiner Erfahrung nach die
zahlreichen, nahe bei einander gelegenen Knicke, sowie die
S-förmigen Falten der Schichten, besonders des Culmkieselschiefers
und der plattigen Kalke des Oberdevons, die nach KLOCKMANN
(Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 45, S. 276) stets mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf die Nähe von Verwerfungsspalten deuten
sollen, mit den Querverwerfungen nicht im Zusammenhange,
sondern sind Phänomene des niederländischen Faltungsprocesses,
die nicht einmal mit streichenden Störungen verknüpft zu sein
brauchen.
Eine andere, sehr gewöhnliche Erscheinung ist die Schlep-
pung der Schichten an der Verwerfung, d. h. eine Umbiegung
aus ihrer normalen Streichrichtung in das Streichen der Verwerfungs-
15*
228 Tektonik.
spalte. Diese ist nach meinen Erfahrungen immer nur auf einer Seite
der Spalten zu beobachten und zwar, wo deren Fallen zu ermit-
teln war, anscheinend stets am Liegenden, während die Schichten
am Hangenden entweder unverändertes oder etwas steileres’ Strei-
chen aufweisen. Naturgemäss ist die Schleppung abhängig von
der Richtung, in der die Schichten an der Verwerfung bewegt
wurden und beschränkt sich ebenso wie die oben erwähnte wirre
Faltung stets auf schmale Zonen. Bei derberen Gesteinen tritt
die Schleppung, wenn überhaupt, in der Weise auf, dass die
normal streichenden Schichten plötzlich abbrechen und ihre Fort-
setzung an der Spalte ungefähr deren Streichrichtung hat. — In
Verbindung mit der Schleppung im Streichen tritt sehr oft auch
eine solche im Fallen auf, d. h. eine Niederziehung der Schichten
am Liegenden, der eine Aufbiegung am Hangenden entsprechen
kann. Die zwischen Gangtrümern eingeschlossenen Partieen des
Nebengesteins haben meist ein verschieden orientirtes Schichten-
streichen.
Die besten Aufschlüsse über Tage, an denen das Verhalten
der Verwerfungsspalten studirt werden kann, bieten die zahlreichen
natürlichen Entblössungen in dem Klippengebiete rings um den
Ökerthalgranit und die Bach- und Flussbetten, namentlich die
Oker und ihre Nebenbäche.
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass, wenn
nicht an allen, so doch an sehr vielen Verwerfungen unseres Ge-
bietes neben der verticalen Bewegung der Schichten auch eine
seitliche Verschiebung stattgefunden hat oder vielmehr, dass die
Bewegung in einer Resultante dieser beiden Richtungen
erfolgte. Es geht dies einerseits mit vollster Deutlichkeit aus
den im Aufschlusse an den Spalten zu beobachtenden örtlichen
Erscheinungen hervor (Schleppung der Schichten, Richtung der
Harnische) und ist andererseits zu folgern aus manchen Lagerungs-
formen, die sich durch die bei verticalem Absinken gegen den
Horizont geneigter Schichten eintretende Verschiebung ihres Aus-
striches allein nicht erklären lassen. Die Verwerfungen unseres
Gebietes sind daher — und das dürfte auch für viele anderen
Gebiete gelten — mindestens zum grossen Theile ein Mittelding
Querverwerfungen. 229
zwischen Sprüngen und Blattverschiebungen, deren scharfe
Trennung meines Erachtens nicht berechtigt ist.
Was die aus der Karte ersichtliche Verbreitung der Ver-
werfungsspalten anlangt, so fällt ihre geringe Zahl in dem W.
Goslar gelegenen, von den Wissenbacher Schiefern eingenommenen
Gebietstheile in die Augen. Diese ist jedoch im Wesentlichen
dadurch bedingt, dass in vielen Fällen wegen der Gleichartigkeit
des Nebengesteins die Verwerfungen nicht sicher nachweisbar
sind, deren Sprunghöhe zudem nach Lage der Verhältnisse auch
nicht sehr bedeutend sein kann. Es sind daher nur einige be-
sonders durch die Ausfüllung mit Gangmineralien sich deutlich
kundgebende Spalten eingezeichnet worden, deren Zahl bei der
Revision des Messtischblattes Goslar sich sicher noch vermehren
wird.
Im Gebiete des Kahlebergsandsteins wird die Verfolgung der
Verwerfungen wegen der noch unzureichenden Kenntniss seines
Schichtenaufbaues ebenfalls schwierig; die zahlreichen hier von
mir eingetragenen Spaltenzüge sind gleichfalls Mineralgänge, von
denen manche auch nur geringfügige Schichtenverschiebungen be-
wirkt haben werden. Die gestrichelten Linien deuten an, dass die
Darstellung der Spalten innerhalb dieses Gebietstheiles, obschon
im Grossen und Ganzen wohl zutreffend, doch wegen der durch
die örtlichen Verhältnisse bedingten Lückenhaftigkeit der Beob-
achtungen nicht den gleichen Anspruch auf Richtigkeit im Ein-
zelnen erhebt, wie in anderen Theilen des Gebietes. —
VON GRODDECK und KLOCKMANN haben hervorgehoben, dass
im nordwestlichen Oberharze ein staffelförmiges oder treppen-
förmiges Absinken der Verwerfungsschollen nach S. hin erfolgt
sei, so dass nach dieser Richtung hin immer jüngere Schichten
auf einander folgen. Während diese Auffassung für das Culm-
plateau des Oberharzes nur mit sehr erheblichen Einschränkungen
annehmbar ist — streicht doch, um Eins anzuführen, der ober-
harzer Grünsteinzug gerade im S. breit aus, hier von einem nord-
westlichen Nebenzuge begleitet, der nach NO. unter den Oulm-
schichten verschwindet — so trifft sie für unser Devongebiet,
dessen an den Nordrand des Gebirges gerückte Lage auch in
230 Tektonik.
erster Linie zu ihr geführt hat, im Grossen und Ganzen zu, wenn
auch, ganz abgesehen von dem nördlichen Gebirgsrande, Ab-
weichungen, nämlich Einsinken nördlich angrenzender Schichten,
nicht fehlen. Diese treten indess vorwiegend nur bei untergeord-
neten Verwerfungen auf. Es liegt nahe, sie mit nördlichem oder,
wie der oberharzer Bergmann sagt, »verkehrtem« Fallen der Ver-
werfungen in Zusammenhang zu bringen und diese ebenso als
normale Sprünge mit abgesunkenem Hangenden anzusprechen wie
die S. fallenden Verwerfungen. Für manche mag dies zutreffen,
aber nicht für alle. So grenzen z. B. an den »verkehrt« fallenden
Georg Wilhelmer Gang bei Bockswiese wenigstens in einem
Theile seiner Erstreckung im N. ältere Schichten an, als im S.,
es liegt hier also ein widersinniger Sprung vor, und solche dürften
noch mehrfach vorhanden sein.
Betrachtet man die beigegebene Karte, so erhellt auf das
Deutlichste, dass trotz der sehr grossen Zahl von Querstörungen
unter diesen doch nur eine beschränkte Zahl vorhanden ist, die wegen
des Ausmaasses der an ihnen erfolgten Schichtenverschiebungen
sich als Hauptverwerfungen kennzeichnen. Die grosse Mehr-
zahl aller Sprünge hat nur untergeordnete Bedeutung; es sind
Nebensprünge, welche die von den grossen Bruchlinien begrenzten
Schollen in sich noch in weitgehendem Maasse zerstückelt haben.
Für jene Hauptverwerfungen nun gilt die Regel, dass an ihnen
die südlich anstossenden Schichten abgesunken sind, fast durchweg;
nur der aus dem Granethale über den Glockenberg streichende
Hauptverwurf, der den Unterdevon-Sattel des Langethalskopfes
und Töberschekopfes nach N. gegen Wissenbacher Schiefer ab-
schneidet, bildet mit einigen südlich von ihm aufsetzenden Sprüngen
eine bemerkenswerthe Ausnahme.
Als Hauptverwerfungen sind zu nennen:
1) Die vom Eichenstocke über den Nordfuss des Wethberges,
den Birkenborn, Grotenberg und Hessenkopf Wissenbacher Schiefer
im N. gegen das Oberdevon im S. begrenzenden Sprünge, die
nach OÖ. in den Herzberg hineinsetzen, und mit denen die am
Ziegenrücken O. der Oker Unterdevon und Culm scheidende Ver-
Querverwerfungen. 231
werfung wahrscheinlich noch im Zusammenhange steht. Weisse
Hirscher Gangzug.
2 und 3) Die Verwerfungen, welche die Culmschichten N.
Hahnenklee im N. abschneiden. Oestliche Fortsetzung des Gegen-
thal-Wittenberg-Ecksberger Gangzuges und Schleif-
steinsthaler Gangzug.
4) Die Sprünge bei und S. Hahnenklee. Hahnenkleeer
Gangzug, Louise Amalier Gang und Nebenspalten.
5) Die Verwerfungen im Birkenthale am Südfusse des Eichen-
berges W. der Oker und ihre östliche Fortsetzung. Birken-
thaler Gangzusg.
6) Vor Allem das Spaltensystem des Bockswiese-Festen-
burg-Schulenberger Gangzuges, welches den gesammten
Devonsattel im S. abschneidet und seine Fortsetzung in die Tiefe
verwirft.
Alle diese Hauptverwerfungen haben das Gemeinsame, dass
sie nicht einfache Bruchlinien darstellen, sondern aus einer An-
zahl mehr oder minder paralleler, z. Th. sich schaarender Einzel-
sprünge bestehen, bei denen man regelmässig die schon oben be-
rührte Eigenthümlichkeit beobachtet, dass sie einander in der Rolle
als Hauptverwerfer ablösen.
l. Am Eichenstocke und am Nordfusse des Wethberges
werden Wissenbacher und Büdesheimer Schiefer z. Th. durch
streichende Störungen getrennt, deren bedeutendste sich, durch
die Querstörungen mehrfach verworfen, von der auffälligen Allu-
vialfläche W. des Varleythales bis zum Nordende des Birkenborns
verfolgen lässt. Wie die Karte zeigt, sind im Eichenstocke drei
Parallelsprünge vorhanden, von denen die beiden südlicheren hier
die Verwerfer sind, während der nördlichste, der sowohl W. des
Varleythales wie am Weidenthale nur durch Quelllinien und z. Th.
durch Gangquarze innerhalb der Wissenbacher bezw. Büdes-
heimer Schiefer zu verfolgen war, vom Rücken des Grotenberges
ab bis zum Gosethale hin ununterbrochen als Hauptverwurf er-
scheint, während im Birkenborn der Ausnahmefall zu verzeichnen
ist, dass diese holle einem Diagonalsprunge zufällt. In seiner un-
mittelbaren östlichen Fortsetzung tritt am Nordhange des Herz-
232 Tektonik.
berges ein aus einer Anzahl zuschaarender bezw. ablaufender, z. Th.
- erzführender Spalten bestehendes, unter dem Namen des Weisse
Hirscher, auch wohl Kinderthaler Gangzuges bekanntes
Spaltensystem auf, an dessen Einzelsprüngen gleichfalls ein Ab-
sinken der jeweils südlich anstossenden Schichten erfolgt ist, wie
aus der Seitenverschiebung der Ausstriche des nach SO. unter das
Unterdevon einfallenden, in überkippter Lagerung befindlichen,
zerrissenen Bandes von Calceola-Schiefern ohne Weiteres ersicht-
lich ist. Dieses staffelförmige Absinken der Schichten des über-
kippten nordwestlichen Sattelflügels gegen S. hat am Nordhange
des Herzberges tiefere Schichten des Kahlebergsandsteins örtlich
in räumliche Nähe der Calceola-Schiefer gerückt.
Die Fortsetzung dieses Spaltenzuges nach O. über den
Rammelsberg hinaus ist nicht vollkommen sicher festgestellt; doch
lässt der Verlauf der nach den beobachteten Gangquarzen einge-
zeichneten Gangstriche kaum einen Zweifel übrig, dass die grosse,
z. Th. als Quarzgang entwickelte Verwerfung, welche an der
rechten Thalwand des ÖOkerthales Granit gegen Unterdevon ab-
schneidet und auf dem Ziegenrücken das letztere von Schiefer-
hornfelsen des Oulms trennt, im Zusammenhange mit ihm steht.
Die Fortsetzung nach O. auf dem Blatte Harzburg ist von Herrn
M. Koch bis an den Elfenstein verfolgt worden. Ebenso setzen die
Spalten im Eichenstocke westlich jenseits des Rahmens der Karte
am Nordhange des Schäders nnd längs des Nordfusses des Ecks-
berges und Wittenberges fort.
2. Die nächst südlichere wichtige Verwerfungslinie ist die
directe südöstliche Fortsetzung des Gegenthal-Wittenberg-
Ecksberger Gangzuges. Sie streicht, aus zwei Parallelsprüngen
bestehend, am Nordabfalle der Altarköpfe gegen den Eichenstock
entlang, verwirft hier Cypridinenschiefer im S. gegen Büdesheimer
Schiefer im N. und setzt in den Wethberg hinein. Hier ver-
schwindet der südliche Sprung, welcher zuletzt der Hauptverwerfer
war; der nördliche setzt durch das Weidenthal und die Groten-
bergskappe hinüber in das Granethal, an dessen rechtem Hange
er sich in der Nähe der Margarethenklippe noch durch einige
Quellen verräth. Zwischen beiden ist von der Nordgabel des Gr.
Querverwerfungen. 233
Spükethales am Südhange des Wethberges ab nach SO. ein ausser
durch Quelllinien meist auch durch Gangquarze gekennzeichneter
Sprung nachzuweisen, der nunmehr zum Hlauptverwerfer wird, zu
beiden Seiten des Weidenthales Büdesheimer Schiefer gegen
Cypridinenschiefer abschneidet, auf dem Nordabfalle der Langen
Weth Oulmkieselschiefer und Posidonienschiefer gegen das Ober-
devon verwirft, das Granethal quert, hier den Cypridinenschiefer-
Zug des Hessenkopfes im SW. abschneidend, im Fortstreichen durch
den Sattel zwischen der Hohen Kehle und dem Glockenberge setzt,
an der Mündung des Schachtthales das Gosethal überschreitet und
nach OÖ. über die Hänge des Gr. und Kl. Schleifsteinthalsberges
bis in den Sattel zwischen dem Herzberge und den Kellerköpfen
zu verfolgen ist. Von hier ab wird seine Fortsetzung unsicher;
in seine Verlängerung fallen die Quarzgänge, welche über den
Piepenthalsberg, den Dicken Kopf und den Eichenberg und durch
das Sülpkethal zur Oker verlaufen. Wie das Kartenbild zeigt,
haben wir es auch hier mit einem normalen S. fallenden Sprunge
zu thun, der besonders am Gosethale eine bedeutende Sprunghöhe
besitzt. Die auffällige Erscheinung, dass hier die Wissenbacher
und Calceola- Schiefer an seinem Hangenden über- das Gosethal
nach O. verschoben erscheinen, während an seinem Liegenden das
Unterdevon den gesammten östlichen Theil der Hohen Kehle W.
der Gose zusammensetzt, erklärt sich nicht etwa durch NW..-Fallen
der Schichten — dies ist nursrein örtlich zu beobachten —, son-
dern durch die Existenz einer kleinen Specialmulde von Oalceola-
Schiefern im Kleinen Schleifsteinsthale, deren verworfene südwest-
liche Fortsetzung am Westhange des Gr. Schleifsteinthalsberges
liest. Der Luftsattel von Unterdevon zwischen jener kleinen
Mulde und dem Plateau der Hohen Kehle ist längs des Sprunges
in die Tiefe gesunken, und die mitteldevonischen Schichten er-
scheinen deshalb auf seiner Südseite als breiter zusammenhängen-
der Streifen.
3. Complicirter liegen die Verhältnisse bei dem diese Bruch-
scholle im S. begrenzenden Spaltenzuge, der vom Westrande der
Karte über den Nordabfall der Langen Lieth) über die Lange
Weth, durch das Schünenthal und über den Glockenberg in das
234 Tektonik.
Gosethal streicht. Auch hier verliert der westlich vom Varley-
thale als Hauptverwurf erscheinende Sprung sowohl nach W. wie
nach ©. hin sehr bald seine Bedeutung; im W. bildet ein etwas
nördlicherer Sprung, der in dem Sattel zwischen der Borbergs-
kappe und der Grossen Altarklippe durchsetzt (und gegen W. bis
in den Ecksberg hinein zu verfolgen ist), die Grenze zwischen
Culm und Devon, und ein etwas südlicher aufsetzender Parallel-
sprung begrenzt im O. die breite Culmmulde der Langen Lieth
und Langen Weth gegen N. und legt zu beiden Seiten des
Weidenthales die Oulmgrauwacken neben die Oypridinenschiefer.
Hier hat demnach gleichfalls ein Absinken der südlich anstossen-
den Schichten stattgefunden. Weiter nach SO. gestaltet sich das
Verhältniss jedoch anders. Die auf dem südlichen Ausläufer des
Hessenkopfes verzeichnete Specialmulde von Stringocephalenkalk
und Oberdevon wird nach S. von dem hier im Granethale ver-
‘ laufenden Sprunge abgeschnitten; in ihrem Fortstreichen nach SW.
stehen Wissenbacher Schiefer an (ihre Fortsetzung nach SW. ist
wohl in der auf der Südkuppe des Forstorts Schünenthal ange-
ebenen Mulde zu suchen, deren Mitte schon von Culmschichten
eingenommen wird), und östlich vom Granethale steht im Glocken-
berge sowie an der Eichhalbe, dem Westhange des Gosethales,
südlich des Sprunges Unterdevon an, nördlich sowohl auf der
Höhe des Glockenberges wie im tiefen Gosethale Wissenbacher
Schiefer und Calceola-Schiefer. Nur auf der Höhe des Thomas
Martinsberges und am Einhange des Storchthales treffen wir auch
S. des Sprunges mitteldevonische Schichten. Daraus folgt, dass
die von den beiden hier besprochenen Hauptverwürfen begrenzte
Bruchscholle im SO. tiefer eingesunken ist, als die nördlich und
südlich angrenzenden Schollen, während im NW. ein regelmässiges
staffelförmiges Absinken der Schollen nach S. hin statt hatte.
Dass dies im NW. sich auch weiter nach $. fortsetzte, ist aus
dem Verschwinden des am Ochsenwege belegenen Sattels von
Kieselschiefern und Posidonienschiefern unter den Grauwacken des
Hahnenkleeer Berges zu folgern, während im O. ein Absinken in
entgegengesetzter Richtung aus dem nach S$. sich stetig ver-
schmälernden Ausstriche der eingemuldeten mitteldevonischen
Querverwerfungen. 235
Schichten zwischen Thomas Martinsberg und Töberschekopf her-
vorgeht, welches erst an der Bruchlinie Glockenberg- Schachtthal
seine Endschaft erreicht. Der südliche Hauptverwurf des Glocken-
berges findet seine Fortsetzung sehr wahrscheinlich in dem süd-
lich von der Grube Grossfürstin Alexandra durchstreichenden
Quarzgange, während die Gänge dieser Grube, deren nördlicher
fast ununterbrochen bis zum Sülpkethale zu verfolgen ist, wenn
sein Verlauf sich bei bergmännischer Untersuchung auch wohl
complicirter gestalten würde, als die Karte es angiebt, sich im W.
an den Hauptverwurf anzuschaaren scheinen.
4. Die bei Halınenklee aufsetzenden spiesseckigen Gänge
des Hahnenkleeer Gangzuges schneiden den vom Glocken-
berge über den Töberschekopf und Langethalskopf streichen-
den Unterdevon-Sattel gegen S. ab, dessen südwestliche Sattel-
wendung an ihnen in die Tiefe gesunken ist, sodass über Tage
von Hahnenklee bis zum Gr. Todtenthale Wissenbacher Schiefer
an Calceola-Schiefer und Kahlebergsandstein anstossen. Die zwi-
schen jenem Sattel und dem des Bocksberges und Thomas Mar-
tinsberges ehemals vorhandene Mulde von jüngeren Schichten ist,
wie die Karte zeigt, nur noch in zerstückelten eingesunkenen
Resten erhalten geblieben. In ganz gleicher Weise schneidet das
wenig S. Hahnenklee an den Kranicher Teichen auftretende, nach
W. an den erwähnten Gangzug heransetzende Spaltensystem des
Louise Amalier Ganges und seiner Nebensprünge die südwest-
liche Sattelwendung der um den Unterdevon- Sattel sich herum-
legenden jüngeren Schichten ab und verwirft sie in die Tiefe,
sodass südlich von ihm nur noch die dem Bocksberg-Sattel ange-
hörenden jüngeren devonischen Schichten zu Tage stehen, wäh-
rend im Fortstreichen jenes Specialsattels bis auf eine kleine
Scholle devonischer Schichten am Ostufer des Unteren Kranicher
Teiches nur Culmschichten über Tage angetroffen werden.
5. Der Hauptsprung, welcher längs des Birkenthales am
Südfusse des Eichenberges verläuft, hier Culm gegen Unterdevon
verwirft und dadurch ein ganz ähnliches Landschaftsbild hervor-
ruft, wie der Bockswiese-Festenburg- Schulenberger Gangzug am
Fusse des Kahleberges, ist zu auffällig, als dass er sich selbst in
236 Tektonik.
einer Zeit, wo die Existenz sehr zahlreicher Querstörungen im
Oberharze noch in Abrede gestellt wurde, der Beobachtung hätte
entziehen können. Dies scheinbar isolirte Auftreten war für LossEn
(Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1881, S. 39) die Veranlassung, sein Auf-
reissen als Folge der durch das Andrängen des Granits hervor-
gerufenen Bogenspannung der Ostseite des Devonsattels anzu-
sprechen, eine Auffassung, die heute natürlich ebenso wenig
mehr haltbar ist, wie diejenige von dem Auftreten des Rammels-
berger Erzlagers im angeblich correspondirenden einspringenden
Winkel des deformirten Devonsattels.
Bemerkt sei noch, dass die isolirten Devon-Vorkommnisse süd-
lich dieser Haupt-Bruchlinie am Ahrendsberge und im Langethale
sehr wahrscheinlich nicht mit dem Rohmkerhaller Doppelsattel in
Verbindung zu bringen sind, sondern einem östlicher gelegenen
Faltenzuge angehören, auf dessen Lage zum Rohmkerhaller Sattel
das freilich von diesem auch schon durch Quersprünge getrennte
kleine Vorkommen von Stringocephalenkalk am Rohmker Kopfe
schliessen lässt. Der Rohmkerhaller Sattel, der nach S. allerdings’
steil untertaucht, dürfte nach Maassgabe der Verschiebungen der
vom Mullthal durch das Okerthal nach der Käste und dem Huth-
berge verfolgbaren Grauwackenzone seine Fortsetzung nach S. viel-
mehr unter der auf der Höhe des Mullthales verzeichneten, viel-
fach verworfenen Zone von Posidonienschiefern finden, die ziem-
lich zweifellos der den Rohmkerhaller Sattel beiderseits begleiten-
den Zone von Posidonienschiefern im und am Okerthale entspricht.
Auch der Hauptsprung des Birkenthales besteht, wie aus der
Karte ersichtlich ist, in Wirklichkeit aus einem Spaltenbündel,
dessen einzelne Spalten nur streckenweise als Hauptverwerfer
fungiren. Nach W. ist seine Fortsetzung im Unterdevon nicht
weit zu verfolgen, dagegen ist der nördlichere Sprung, der im
unteren Theile des Birkenthales das Unterdevon abschneidet, gegen
O. als Quarzgang im Culm noch bis zur Mündung des Kleinen
Steffensthales nachweisbar, wo er sich an den hier verzeichneten,
etwa h. 9 streichenden derben Quarzgang anlegt, und der süd-
lichere, welcher schon vom mittleren Theile des Birkenthales ab
im Culm verläuft, bis zur Mündung des Grossen Steffensthales.
Querverwerfungen. 237
Im Okerthale läuft von ihm eine andere Gang- und Verwerfungs-
linie ab, die fast ununterbrochen bis über die östliche Karten-
grenze hinaus verfolgt werden konnte. Zwischen den beiden
letztgenannten Sprüngen ist das kleine Devon-Vorkommen unterhalb
der Ahrendsberger Klippen eingeklemmt.
6. Westlich ausserhalb des Rahmens unserer Karte wird das
zusammenhängende, von eingemuldeten Oulmschichten freie Ver-
breitungsgebiet der devonischen Schichten nach S. und SW. von
dem Gegenthal-Wittenberg-Ecksberger Gangzuge und dem oben
S. 234 erwähnten, südlich der Grossen Altarklippe aufsetzenden und
gegen W. bis in den Ecksberg verfolgbaren Sprunge begrenzt,
und die südlich dieser Verwerfungslinien zwischen den Culm-
schichten heraustretenden, z. Th. isolirten sattelförmigen Auf-
ragungen des Devons finden ihr Ende an den Gangspalten des
Lautenthaler Gangzuges. Dagegen setzt die östliche Fortsetzung
der letzteren bei Hahnenklee, wie oben erwähnt, in das Devon
hinein, und dessen Abbruch nach S. erfolgt erst an der 1,5 *® süd-
licher aufsetzenden Haupt-Bruchlinie, die durch den Bocks-
wiese-Festenburg-Schulenberger Gangzug gebildet wird.
Dieser erscheint im W., von Bockswiese bis zum Gr. Keller-
halser Teiche, als ein recht complicirtes Sprungbündel, während
von hier ab nach SO. ım Wesentlichen eine mehr oder minder
mächtige, nur von untergeordneteren Nebensprüngen begleitete
Gangmasse vorhanden ist, die sich von der Grube Juliane Sophie
gegen O. ununterbrochen über den Dietrichsberg und den Ochsen-
berg längs des Kellwasserthales bis über die östliche Kartengrenze
hinaus verfolgen lässt Ganz im W. haben die zahlreichen Spalten
dieses bedeutenden Gangzuges die südwestliche Sattelwendung des
Sattels durchrissen und zerstückelt, dessen unterdevonischer Kern
vom Bocksberge gebildet wird, und an den sich nach SO. die
gleichfalls arg deformirte Grumbacher Mulde anschliesst, auf deren
ehemalige südwestliche Fortsetzung die bis dicht an die Grum-
bacher Teiche herantretende, kaum noch als solche erkennbare
Mulde von Schichten des unteren Culms hinweist. Im SO. dieser
Culmmulde bis in die Nähe des Kellerhalser Teiches springt das
Devon -— Unterdevon nebst eingebrochenen Schollen von unterem
238 Tektonik.
Oberdevon und begleitenden kleinen Partieen von Culmkiesel-
schiefer — wieder nach SW. vor und wird erst durch den Pis-
thaler Gang in die Tiefe verworfen); von hier ab ist indessen ein
liegender Hauptsprung, der als die südöstliche Fortsetzung des
Auguster Ganges nebst der sich an diesen vom Liegenden her
anschaarenden Gänge angesehen werden kann, der Verwerfer, an
dem die Devonschichten bis nach Ober-Schulenberg hin so tief
abgesunken sind, dass sie südlich von ihm nirgends mehr zu
Tage treten.
Während wir Dank den Untersuchungen von GRODDECK’S
über das Verhalten der in die Tiefe verworfenen Devonschichten
bei Bockswiese im Grossen und Ganzen unterrichtet sind und
wissen, dass sie die bedeckenden Culmschichten flach unterteufen,
mangeln solche Beobachtungen für die östlich vom Pisthale ge-
lesene Strecke noch ganz, wenn man von einer kurzen, nicht mehr
controlirbaren Notiz GREIFENHAGEN’s über die im Hangenden des
Gangzuges durch den Tagesstollen der Eisensteinsgrube Kahlen-
bergs Glück aufgeschlossenen Schichten und den wenigen von mir
bei Ober-Schulenberg auf der neunten Feldortstrecke der Grube
Juliane Sophie und im Tagesstollen der alten Grube Glücksrad
angestellten Beobachtungen am Liegenden des Gangzuges absieht.
Und doch wäre es von besonderem Interesse, gerade aus diesem
Striche Beobachtungen über das Verhalten der in die Teufe ver-
worfenen Devonschichten zu gewinnen. Dass der die Schalker
Mulde von der südöstlichen Randzone des Mittel- und Oberdevons
scheidende Unterdevon-Sattel des Brandkopfes nach SW. unter-
taucht, ist schon aus der Darstellung auf der Karte ersichtlich;
bei der Weiterführung der im Hangenden des Gangzuges getrie-
benen neunten Feldortstrecke bis nach Festenburg würde man
höchst wahrscheinlich die Sattelwendung überfahren. Noch wich-
tigere Ergebnisse, in Bezug auf die südwestliche verworfene Fort-
setzung des über Tage nur aus Unterdevon bestehenden Kahle-
berger Sattels, würde eine von Festenburg nach dem Pisthaler
!) Der Unterdevon gegen Culmschiefer verwerfende Gang ist in einem von
der Zellerfeld-Goslarer Chaussee nach W. abwärts führenden Wasserrisse aufge-
schlossen,
Querverwerfungen. 239
Richtschachte gerichtete Verbindungsstrecke ergeben, und endlich
würde die zur etwaigen Wiederaufnahme des alten Festenburger
Bergbaues unumgängliche Herantreibung der sog. Tiefsten Wasser-
strecke vom Burgstätter Zuge bei Clausthal her die Schichten
etwa im Streichen überfahren und dadurch voraussichtlich sehr
werthvolle Aufschlüsse über das südwestliche Verflächen der in
die Tiefe verworfenen Devonschichten ergeben.
Die zahllosen zwischen den Haupt-Bruchlinien auftretenden
und die von ihnen begrenzten Schollen weiter zerstückelnden
Sprünge haben vorwiegend zwar ebenfalls eine gleichsinnige Ver-
schiebung der Schichten, ein Einsinken nach S., zur Folge gehabt,
aber im Zusammenhange mit der grösseren Unregelmässigkeit im
Verlaufe dieser kleineren Schollenbrüche, die durch das Hinzu-
treten von NW.—SO. gerichteten Diagonalsprüngen bezw. W.—O.
oder WSW.— ONO. streichenden spiesseckigen Verwerfungs-
spalten zu den grossen, der Längsaxe des Gebirges annähernd
parallel laufenden, WNW.—OSO. (h. 7 bis 9) streichenden Haupt-
sprüngen bedingt wird, sind auch die Wirkungen im Einzelnen
verschiedener Art.
Es kommen Einbrüche von Schollen jüngerer Schichten in-
mitten älterer vor, wie z. B. an der Käste unterhalb Rohmker-
halle, zwischen dem Hahnenkleeer Haı und dem Thomas Martins-
berge bei den isolirten Resten der ehemals die beiden Unterdevon-
Sättel Langethalskopf-Glockenberg und Bocksberg-Thomas Martins-
berg trennenden Mulde und am Südwestfusse des Bocksberges;
und daneben Schollen älterer Schichten, die riegel- oder horst-
artig zwischen jüngeren Schichten aufragen, so z. B. die Riegel
von Kahlebergsandstein am Nordufer des Oberen Grumbacher
Teiches, zwischen Hahnenkleeer Hai und Thomas Martinsberg,
das kleine Devongebiet am Schadleben und im Langethale. Be-
sonders wechseln diese Verhältnisse bei den Schollen, die zwischen
einer in der Richtung der Hauptbrüche streichenden Spalte und
einem spiesseckigen oder aber diagonal (NW. — SO.) gerichteten
Sprunge eingeklemmt sind. Man ist versucht, die hierbei resul-
240 Tektonik.
tirenden horstartigen Schollen als zwischen zwei einander zu-
fallenden Spalten eingeklemmte keilförmige Stücke und umgekehrt
die eingebrochenen Schollen als zwischen zwei entgegengesetzt
fallenden Verwerfungen befindlich anzusehen, obwohl dies- sicher
nicht in allen Fällen zutrifft.
Ein Beispiel recht regelmässigen Absinkens der Schichten an
Specialbrüchen innerhalb der grösseren Schollen liefert die
Schalker Mulde, bei der das Bild aus dem Grunde noch beson-
ders klar ist, weil die Ausstriche ihrer Schichten im Grossen und
Ganzen in etwa gleicher Meereshöhe liegen und nicht von durch-
setzenden tiefen Thälern oder bedeutenden Erhebungen beeinflusst
werden. Weniger regelmässig ist schon das Bild, welches die
segenüberliegende südöstliche Randzone der Devonschichten zwi-
schen dem Alten Thale und Ober-Schulenberg bietet, insofern hier
nördlich vom Riesenbache das östlichste der drei Bänder von
Calceola-Schiefern fehlt; und wie die Karte zeigt, ist grössere Un-
regelmässigkeit der Brüche in den verschiedenen Haupt- Bruch-
schollen sonst geradezu die Regel. In manchen Fällen mag diese
aus der Karte ersichtliche Unregelmässigkeit allerdings zum Theil
durch ursprüngliche Anlage bei der Faltung bedingt sein, wie
z. B. bei der auffälligen Erscheinung, dass das tiefe Rohmkethal
nicht die Verbindung zwischen den hoch oben am Ahrenäsberge
und am Rohmker Kopfe anstehenden Devonschichten aufgeschlossen
hat — wenigstens deutet das deutlich verfolgbare steile Unter-
tauchen des Rohmkerhaller Sattels nach S. darauf hin, dass solche
Erscheinungen mehrfach vorkommen dürften.
Es sei übrigens hier ausdrücklich hervorgehoben, dass mit
dem Ausdrucke »Absinken« bei den vorstehenden Erörterungen
nur die tiefere Lage einer Scholle gegenüber einer anderen be-
zeichnet werden soll, nicht der Sinn der Bewegung, welche diese
Niveauverschiebung verursacht hat.
Dass der Nordrand des Gebirges, dessen auffällige Parallelität
mit den Spaltenzügen des inneren Gebirges aus der Karte deut-
lich ersichtlich ist, gleichfalls, wenigstens im grössten Theile seiner
Erstreckung, mit Bruchlinien im Zusammenhange steht, wird heute
wohl nirgends mehr ernsthaft bestritten. In unserem Gebiete ist
Querverwerfungen. 241
dafür, obwohl die Randspalten nirgends aufgeschlossen sind), doch
ein directer Beweis vorhanden in der niedrigen, nur bis etwa
250 ® über NN. sich erhebenden, dem alten Gebirge vorgelagerten
Culminsel des Kümmelberges bei Riechenberg. Dieses kleine,
aus verschiedenartigen, theils plattigen, z. Th. auch conglome-
ratischen Grauwacken mit untergeordneten Thonschiefer-Zwischen-
lagen bestehende isolirte Vorkommen, dessen Schichtenstreichen
aus h. 1 ım O. bei Östfallen durch h. 11 nach h. 9 ım W. dreht,
wird von dem alten Gebirge durch eine sumpfige, an der schmal-
sten Stelle nur 100” breite thalartige Niederung getrennt, an
deren Südrande östlich von dem Schotterplateau der Haar der
Wissenbacher Schiefer überall anstehend zu beobachten ist. Auf
der Nordseite der Culminsel liegt eine h. 71/, streichende Reihe
von sumpfigen Stellen auf der Grenze gegen die jüngeren For-
mationen. Das Vorkommen lässt nur die eine Erklärung zu, dass
wir es hier mit der längs eines Systems von Hauptbrüchen in
die Teufe verworfenen und unter den jüngeren Schichten ver-
borgenen ehemaligen nordöstlichen Fortsetzung des paläozoischen
Faltengebirges zu thun haben, von der eine verhältnissmässig
weniger tief eingesunkene Bruchscholle durch spätere Denudation
ebenso wieder freigelest wurde, wie das ganze Gebirge. Die
Haupt-Bruchlinie verläuft hier augenscheinlich in der Senke zwischen
der Haar und dem Kümmelberge; doch geht aus dem verschieden
gerichteten, z. Th. dem Streichen der Hauptspalten, z. Th. dem
der Diagonalsprünge folgenden Verlaufe des Gebirgsrandes, der
verschiedentlich auch einspringende Winkel aufweist, hervor, dass
der Abbruch, wie bemerkt, durch ein System von Verwerfungen
bedingt ist, in gleicher Weise, wie wir es oben für die Bruch-
schollen innerhalb des Gebirges feststellen konnten.
Ein dem Kümmelberge ganz analoges, nur wegen des directen
1) Ein am Fusse des Hahnenberges W. Oker belegener alter Schacht scheint
auf der Randverwerfung niedergebracht zu sein. Auf der Halde fand ich Ge-
steine des Unterdevons und des Unteren Buntsandsteins, sowie einzelne Gang-
stüäcke mit Kalkspath als Gangart. Im Adenberger Wasserlaufe scheint die
Randspalte nicht beobachtet worden zu sein.
Neue Folge. Heft 30. 16
242 Tektonik.
Zusammenhanges mit dem alten Gebirge noch überzeugenderes
Beispiel liegt, wie die Aufnahmen von Herrn M. Koch ergeben
haben, auf dem Blatte Harzburg unmittelbar östlich des Randes
unserer Karte vor. Am Nordfusse des Radebraks und des Gold-
berges liegt hier eineschon auf der topographischen Karte deut-
lich hervortretende Vorstufe des Gebirges, die in der Rofkammer
südlich vom Oker-Forsthause zu rund 340” ansteigt. Während
die zu der Vorstufe 100 bezw. 140” tief abfallenden Hänge der
vorerwähnten Berge z. Th. aus Devonschichten, z. Th. aus Kiesel-
schiefern, Thonschiefern und plattigen Grauwacken des. Culms
bestehen, die von Granitgängen durchschwärmt werden und con-
tactmetamorphosirt sind, wird die Vorstufe von derben, z. Th.
conglomeratischen, secundär gerötheten Culmgrauwacken gebildet,
die mit scharfer, etwa h. 9 dem Fusse der Berge entlang laufender
Grenze gegen die südlich anstossenden Schichten abschneiden.
Zwischen Rofkammer und Goldberg tritt auf der Grenze ein
Quarzgang auf, der nach SO. aber zwischen Strülleke und
Schlackenthal in den Hang des Goldberges hineinsetzt.
Dass die Entstehung der harzer Gänge, die ja nur ein Theil
des den ganzen Harz der Länge nach durchziehenden Spalten-
netzes sind, im Wesentlichen erst in die jüngere Tertiärzeit fällt,
hat A. von Korxen (vgl. Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1893, S. 68 ff.)
in hohem Grade wahrscheinlich gemacht und ist ganz kurz
auch von L. van WERVEKE ausgeführt worden (Mitth. d. Geol.
L.-A. von Elsass-Lothr. IV, S. 143 ff). Auch der weiteren An-
nahme von KOoENEN’s, dass das Aufreissen der Querspalten die
Folge einer jungtertiären Heraushebung des Harzes sei, welche
dem Gebirge seine heutige Form gab, wird man nur zustimmen
können. Wie aus der Ueberkippung der zunächst am nördlichen
Gebirgsrande lagernden mesozoischen Schichten im Gegensatze
zu ihrer normalen, flach vom Gebirge abfallenden Lagerung am
Südrande des Gebirges hervorgeht, äusserte sich das Maximum
des Druckes am Nordrande; die Ueberkippung der Randschichten
erfolgte wohl nach dem Randbruche als Wirkung des sich als
Schub von SSW. her äussernden Druckes der hoch aufgepressten
Masse des Nordharzes auf die abgesunkenen Schichten des jetzigen
Querverwerfungen. 243
Vorlandes. Als Begleiterscheinungen dieses Vorganges sind wohl
am einfachsten die oben erwähnten Schichtenverbiegungen nahe
dem Nordrande des Gebirges zu deuten, welche LossEn seinerzeit
als Wirkungen einer präpermischen Umstauung der niederländisch
gefalteten Schichten in hercynische Richtung ansah 1).
Ob die Umbiegung der Schichten des Okerthales aus SW.
—NO.- in S.—N.- Richtung Folge des Andrängens des Granits
ist, wie LosseEn annahm, erscheint mir gleichfalls sehr fraglıch ;
soweit Aufschlüsse ein Urtheil gestatten, hat der Granit den Falten-
bau der an ihn angrenzenden bezw. auf ihm lagernden Schichten
nicht merklich beeinflusst; auch spricht z. B. das Auftreten einer
ganz gleichartigen Zone mit S.—N.-Streichen ım Kellerwalde, wo
der Granit fehlt, inmitten normal SW.— NO. streichender Schichten
nicht für eine derartige Annahme.
Schon weiter oben habe ich bemerkt, dass ich den Ausdruck
»Absinken« nur zur Kennzeichnung der relativen Lage zweier be-
nachbarter Schollen angewandt habe. Wenn die Entstehung der
Querverwerfungen Folge einer Aufwölbung des Harzes in seiner
Längsaxe war, so mussten an ihnen nicht nur Abwärts-, sondern
auch Aufwärtsbewegungen der Bruchschollen stattfinden, zumal der
Druck einseitig war und das Maximum seiner Intensität sich am
Nordrande des Gebirges äusserte Hierfür scheint mir auch der
) Die Existenz dieser alten hereynischen Faltung kann auch im Unterharze
noch nicht als sicher erwiesen gelten. Z. Th. ist der scheinbar hereynische Ver-
lauf der Schichtenausstriche durch Verwerfungen bedingt, von denen die ältere
Kartirung des Unterharzes so gut wie ganz absah, deren Existenz und Verlauf
aber in vielen Fällen aus der Darstellung auf den veröffentlichten Blättern
direet herauszulesen sind; und andererseits lässt sich das von der SW.— NO.-
Richtung abweichende Streichen der Falten im Mittel- und Unterharze weit ein-
facher so erklären, dass der Schub aus SO. hier nieht wie im Oberharze bis
zur Zusammenschiebung der Schichten in relativ schmale, gleichsinnig SW.—NO.
gerichtete Falten geführt hat. Denkt man sich die im Ausstriche parabolisch
oder Z-förmig erscheinenden Falten der Lossen’schen Karte einem fortgesetzten
Schube aus SO. unterworfen, so ist leicht ersichtlich, dass SW.—--NO. streichende
Falten resultiren müssen. Dass auch ohne derartig weiter gesteigerten Druck
Theile der Falten niederländisches Streichen haben und dass auch streichende
Verwerfungen und Ueberschiebungen, besonders an den Rändern widerstands-
fähiger Massen, entstehen mussten, ist selbstverständlich.
16*
244 Tektonik.
oben S. 228 erwähnte Umstand zu sprechen, dass die Bewegungen
der Schollen mindestens zum Theil nicht einfache Verticalbe-
wegungen waren, sondern in einer Resultante von Vertical- und
Horizontalbewegung erfolgten. Das deutet augenscheinlich auf
Pressungs- und Ausweichungsvorgänge hin, die ihrerseits wiederum
nur verständlich werden, wenn man einen Zusammenschub und
im Zusammenhange damit Aufwärtsbewegung wenigstens eines
Theiles der Berstschollen annimmt. Auch solche Unregelmässig-
keiten in den Schollenbrüchen, wie sie oben S. 234 geschildert
worden sind, finden meines Erachtens dadurch ihre einfachste Er-
klärung. Es wäre sehr verkehrt, wollte man den Harz rein mecha-
nisch als Horst auffassen, der einfach staffelförmig gegen sein
Vorland abgesunken wäre, und ebenso wenig lässt sich die Theorie
der bei der Aufwölbung eines Tafelgebirges resultirenden breiten
Sattelspalten mit an diesen beiderseits eingesunkenen Randschollen
auf die Verhältnisse des Harzes anwenden. |
Ob in der Tertiärzeit das erste Aufreissen der WNW.-OSO.
gerichteten Verwerfungsspalten im Harze stattfand, oder ob es
sich nur um ein Wiederaufreissen von in alter Zeit vorgebildeten
Bruchlinien handelt, wird erst nach weiterem Fortschreiten der
Neukartirung des gesammten Gebirges sicher zu entscheiden sein.
Dass alte Querspalten im Harze vorhanden sind, beweist das Auf-
treten von Granit- und Quarzporphyr-Gängen, die in dieser Rich-
tung streichen. Ein Zusammenhang derselben mit dem Verwer-
fungsnetze ist indessen bislang nicht nachgewiesen. Das Auftreten
von Rutschflächen und Verschiebungsklüften (Geschieben) in der
Füllung der Gangspalten, welches zu Gunsten ihres höheren Alters
angeführt werden könnte, ist wohl eher eine Folge späterer gering-
fügiger Bewegungen, die z. Th. noch postglacialer Entstehung sein
mögen. Auf ein Fortdauern der Bewegungen in der Erdkruste
deuten die bekannten modernen Verwerfungen im Juliane Sophier
Querschlage auf dem oberen Burgstätter Zuge bei Clausthal.
Auch das Alter der h. 11 streichenden Oderspalte, die von
den Querverwerfungen zum Theil einfach durchsetzt wird, zum
Theil an ihnen verschoben erscheint, während noch andere allem
Anscheine nach an ihr ausheben, ist noch zweifelhaft. Der oben
Querverwerfungen, 245
schon hervorgehobene Umstand, dass sie im Gegensatze zu den
kurzen, sich als Nebensprünge bei der Schollenbildung kennzeich-
nenden, etwa N.—S. streichenden Verwerfungen auf mehr als
16*® Länge verfolgt worden ist, scheint ja dafür zu sprechen, dass
sie kein Glied des oben besprochenen Spaltennetzes ist, sondern
diesem selbstständig gegenüber steht. Ob sie aber, wie LossEn
wollte, gleichen Alters ist mit den gleichsinnig streichenden post-
granitischen Eruptivgesteinsgängen des Mittelharzes, steht dahin.
Mineral- und Erzgänge.
Die Gänge 1) unseres Gebietes sind so gut wie sämmtlich mit
Gangmineralien, z. Th. auch mit Erzen erfüllte Verwerfungsspalten.
Nur ganz untergeordnete Vorkommnisse sind lediglich Ausfüllung von
Gesteinsklüften, an denen keine nennenswerthen Bewegungen des
Nebengesteins vor sich gegangen sind; und von diesen steht auch
noch ein Theil als Durchtrümerung des Nebengesteins mit Ver-
werfungsspalten im Zusammenhange.
Es wurde bereits bei Besprechung der Querverwerfungen
hervorgehoben, dass an der Ausfüllung der Spalten in dem hier
behandelten Gebiete ausser dem wohl nie ganz in ihr fehlenden,
je nach Beschaffenheit verschiedenartig umgewandelten Nebenge-
stein vor Allem der Quarz betheiligt ist; Kalkspath, meist der Be-
gleiter des Quarzes, tritt zurück, und der Schwerspath fehlt so gut
wie ganz. Die Mineralgänge unseres Gebietes sind daher zum aller-
grössten Theile Quarzgänge, z. Th. mit begleitenden Kalkspath;
nur Kalkspath führende Gänge sind, abgesehen von gangförmigen
Klüften in Diabasen, seltene und unbedeutende Vorkommnisse. Der
1) Für die im Folgenden enthaltenen kurzen historischen Angaben habe ich
ausser der Sammlung von Bergzetteln des Communion - Öberharzes im Archive des
Königlichen Oberbergamts zu Clausthal besonders die bekannten Werke von
Hexsıng Carvör (Historische Nachricht von der Unter- und Ober-Harzischen
Bergwerke ersten Aufkunft ete. 1765) und Garrerer (Anleitung den Harz und
andere Bergwerke mit Nuzen zu bereisen, Theil III, 1790) benutzt, sowie das
vordem der Königlich Hannoverschen Bergwerksbibliothek gehörige, jetzt in der
Bibliothek der Königlichen geologischen Landesanstalt und Bergakademie befind-
liche Exemplar von Harpav Häcke’s bis zum Jahre 1583 reichender handschrift-
licher Chronik (Vom Auffkommen der Berg-Wercke, Steigens und Fallens, von
Ambts-Persohnen, und Geschichten der Berg-Städte).
Mineral- und Erzgänge. 247
Fig. 4%
Das Spaltennetz des nördlichen Oberharzes.
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= mationen, Diluvium,
HJuvrum.
248 Mineral- und Erzgänge.
Quarz der eigentlichen Quarzgänge ist meist derb und splittrig,
seltener drusig; in den erzführenden Gängen ist ausserdem Lagen-
structur und stänglige Ausbildung des Quarzes häufig; sehr oft
bildet er eine Breccie im Gange, die mehr oder minder zahlreich
Brocken des Nebengesteins einschliesst, und in manchen Fällen
sieht man deutlich, dass er zerbrochen ist und die Bruchstücke
gegen einander verschoben sind. Zelliger, »zerfressener« Quarz ist
besonders für die zersetzte Gangfüllung in den oberen Teufen
charakteristisch. Die Ausfüllung der Gänge kann übrigens im
Streichen wechseln; auf Strecken, wo eine Verwerfungsspalte als
derber Quarzgang ausgebildet ist, folgen oft andere, wo der Quarz
nur spärlich auftritt oder die Spalte über Tage nur durch Gang-
letten und Quellensprung gekennzeichnet ist.
Die Mächtigkeit der Quarzgänge schwankt zwischen wenigen
Decimetern und 10—15". Zu den mächtigsten gehört der Tod-
berg-Gang W. Juliushütte, ein Gang im obersten Schalkthale
unterhalb des Wasserrisses, ein anderer in der oberen SO.-Gabel
des Kellerhalser Thales, der Gang auf der Höhe des Grossen
Wiesenberges und der Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Gang-
zug bei Ober-Schulenberg im Felde der alten Gruben Glücksrad
und Gelbe Lilıe.
Die meisten Gänge, vor Allem die grosse Mehrzahl der eigent-
lichen Quarzgänge, sind taub; andere führen Eisen- und Mangan-
erze, die wenigsten Blei-, Kupfer- und Zinkerze. Ganz vereinzelt
sind die Vorkommen von Kobalt- und Nickelerzen.
Es wurde mich zu weit führen und auch nicht von allge-
meinerem Interesse sein, wollte ich mich auf eine Aufzählung
und Schilderung der bei der Kartirung aufgefundenen sehr zahl-
reichen Gänge einlassen; ich beschränke mich vielmehr auf eine
Besprechung derjenigen, welche durch Erzführung oder durch
ihren Zusammenhang mit bereits bekannten erzführenden Gängen
Anspruch auf Beachtung baben. Auch bei diesen habe ich mich
damit begnügt, ihr Verhalten in grossen Zügen anzugeben und
ein Eingehen auf Einzelheiten möglichst vermieden, da es mir in
erster Linie darauf ankam, die Gänge und Gangzüge als Glieder
des durch die geologische Kartirung im nördlichen Oberharze
Mineral- und Erzgänge. 249
nachgewiesenen Spaltensystems darzustellen. Eine eingehende Be-
schreibung der Erzlagerstätten unseres Gebietes würde aus dem
Rahmen dieser Arbeit herausfallen!) und konnte nicht beabsich-
tigt sein.
Die am Ausgehenden Eisenerze und neben diesen gewöhn-
lich auch Manganerze führenden Gänge sind verhältnissmässig
zahlreich. Die einbrechenden Erze sind Spatheisenstein bezw.
Brauneisenstein, seltener Rotheisenstein; von Manganerzeu finden
sich Psılomelan und Pyrolusit sehr häufig — letzterer auch als
Krusten und Ueberzüge auf einfachen Gesteinsklüften z. B. im
ganzen Unterdevongebiete verbreitet —, seltener ist Manganit.
In den meisten Fällen sind die Eisenerze ganz unbauwürdig;
der am Ausgehenden vorhandene Brauneisenstein ist gewöhnlich
so unrein, dass die zahlreichen alten Versuchsbaue auf solchen
Gängen verwunderlich erscheinen müssten, wenn nicht anzunehmen
stände, dass die Alten diese Versuche in den meisten Fällen nicht
sowohl auf den Eisenstein, als vielmehr auf die unter dem eisernen
Hute vermutheten edleren Erze gerichtet haben. Solche Versuchs-
baue finden sich z. B. im Schünenthale (auf dem Schleifsteinsthaler
(tangzuge), auf der Höhe des Thomas Martinsberges, im Gose-
thale am Fusse der Eichhalbe, am Schwarzen Hermann S. des Auer-
hahns (auf einem oder zwei N.—S. streichenden, in der Karte nicht
verzeichneten Gängen, die neben Brauneisenstein auch Rotheisen-
stein führen), in den Moseskappen (auf dem Kupferkroner Gang-
zuge) und anderwärts.
Nur an wenigen Punkten sind bauwürdige Eisenerze er-
schlossen worden. Zu diesen gehört das in älterer Zeit abgebaute
Vorkommen von Spath- und Brauneisenstein am oberen Ausgange
des Hüttenthales, auf der hier mit Quarz erfüllten streichenden
Störung zwischen Töberschekopf und Thomas Martinsberg, sowie
ferner der Bergbau auf Braun- und Rotheisenstein im eisernen
Hute des Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Gangzuges am
!) Besonders gilt dies von einer Besprechung des Rammelsberger Erzlagers,
wenn sie mehr hätte bringen sollen als eine Wiederholung des aus der Litteratur
bereits zur Genüge Bekannten.
950 Mineral- und Erzgänge.
Fusse des Kahlenberges zwischen dem Grossen Kellerhalser Teiche
und dem auf den Gipfel der Schalke führenden Fahrwege (Gruben
Caroline und Kahlenbergs Glück). |
Dieser Bergbau ist alt — schon 1570 wird ein Eisenstein-
Stollen »unterm Kahlenberg« erwähnt — und erst in der zweiten
Hälfte dieses Jahrhunderts zum endgültigen Erliegen gekommen.
Der Eisenstein bildete hier unregelmässige Einlagerungen im Gang-
letten.
Endlich ıst hier zu nennen das Vorkommen, welches bis in
die letzten Jahre von der nun auch in Fristen liegenden Farben-
grube am oberen Ausgange des Pisthales SO. Bockswiese abge-
baut wurde. Der Abbau bewegte sich in geringer Tiefe auf dem
aus einer Breccie von Stücken und Schollen sehr unreinen erdigen
Brauneisensteins mit bis kopfgrossen nierenförmigen Concretionen
von braunem Glaskopf am östlichen Saalbande bestehenden eisernen
Hute eines Ganges, der h. 3.6 streichen dürfte, fast saiger steht
und am Ausgehenden gegen 24 Schritte breit ist. Der Gang
scheidet hier Unterdevon im O. von Culm auf der Westseite und
dürfte die durch übersetzende Gänge verworfene Fortsetzung der
streichenden Störung sein, die auf der Ostseite des Oberen Grum-
bacher Teiches Unterdevon und Büdesheimer Schiefer von einander
trennt.
Die Manganerze treten öfters auch ohne Begleitung von
Eisenerzen für sich allein auf, zuweilen auch (Weisse Hirscher
Gangzug) mit edleren Erzen zusammen. Der Pyrolusit ist in
älterer Zeit am Windekopfe, dem nordöstlichen Ausläufer des
Itammelsberges, und auf dem Rücken des benachbarten Gingels-
berges Gegenstand der Gewinnung gewesen; die unbedeutenden
Baue sind noch sichtbar. Nach dem Augenschein am letztge-
nannten Punkte dürfte Urrıch’s (Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1860,
S. 220) Vermuthung, dass der Pyrolusit hier auf unregelmässigen
Klüften vorkomme, zutreffend sein. Damit stimmt auch überein,
was Lasıus (Beobachtungen über die Harzgebirge II, S. 378) von
dem nesterweisen Vorkommen sagt.
Diejenigen Gänge, welche sich durch das Auftreten edlerer
Erze auszeichnen, sind verhältnissmässig wenig zahlreich und haben
Mineral- und Erzgänge. 251
sich nur zum geringsten Theile als bauwürdig erwiesen. Ich be-
ginne ihre Besprechung mit den nördlichsten Vorkommnissen.
In der nächsten Umgebung von Goslar sind bedeuten-
dere Gänge nicht bekannt geworden, sondern nur ganz unbedeu-
tende Trümer. Dahin gehört dasjenige, welches um die Mitte
des Jahrhunderts in dem WERNnERr’schen Dachschieferbruche am
Südostfusse des Nordberges aufgeschlossen wurde und nach
Urrıcn (a. a. O. S. 222) neben Quarz und Kalkspath Kupferkies
und Malachit führte. Auf ein ähnliches Vorkommen war vermuth-
lich auch der in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
erwähnte St. Michelsstollen am Nordberge gerichtet.
Seit Langem bekannt sind ferner die gangförmigen Erzvor-
kommen von Schwefelkies, Kupferkies, Bleiglanz nebst Weiss- und
Grünbleierz im Kahlebergsandstein im Hangenden des Rammels-
berger Erzlagers im grossen Communion-Steinbruche Es sind
theils h. 10— 12 streichende, theils auch dem Schichtenstreichen
angenäherte, verschieden fallende, örtlich bis 1” sich aufthuende
Klüfte. Ganz ähnliche, h.. 11 streichende, steil W. fallende, gang-
förmige Erzklüfte sind vor längeren Jahren durch den NOTHDURFT-
schen Steinbruch am Nordostabfalle des Rammelsberges aufge-
schlossen worden. Ein. genetischer Zusammenhang zwischen der
Erzführung dieser Klüfte und dem Rammelsberger Erzlager ist
kaum zu bezweifeln.
Vom Harzrande W. Juliushütte setzt quer über den Heiligen-
berg und den Todberg, wohl den auffälligen Rückenverlauf des
letzteren bedingend, der auf dem Rücken des Berges in einer
ansehnlichen Klippe, dem Todstein, zu Tage stehende Todberg-
Gang, ein etwa h. 10 streichender, steil SW. fallender Quarz-
gang. In der Klippe steht zunächst eine über 1” mächtige Masse
von derbem Quarz und Quarzbreccie mit scharfem Saalband am
Liegenden gegen den das Nebengestein bildenden Wissenbacher
Schiefer an. In diesem setzt in der Klippe ein etwa 20 ©“ mächtiges
liegendes Paralleltrum auf, und ausserdem laufen liegende Trümer
ab, die grossentheils nördliches Fallen haben und in Klüften des
Schiefers aufsetzen. Der Gang ist ununterbrochen bis zum Varley-
thale und nach SO. über dieses hinweg noch in der Wolfsschlucht
959 Mineral- und Erzgänge.
zwischen Nordberg und Schafskopf sowie am Südwesthange des
letzteren Berges nachweisbar. Am Todberge führt er Kupferkies
nebst Malachit, Ziegelerz und Kieselkupfer. Die in älterer Zeit
wiederholt aufgenommenen und noch um die Mitte dieses Jahr-
hunderts erneuerten Bergbauversuche, von deren Ausdehnung der
ansehnliche Pingenzug und ein am Varleythale angesetzter Stollen
Zeugniss ablegen, haben jedoch zu einem dauernden Betriebe nicht
geführt.
Der Dröhneberger Gangzug. Dieser anscheinend weder
in Bezug auf streichende Länge noch Gangmächtigkeit und
Erzführung bedeutende, aber noch nicht genügend untersuchte
Gangzug besteht im W. aus mehreren, sich nach SO. schaaren-
den Gängen, deren nördlichster am Südwesthange des Wester-
berges etwa in h. 10—11 entlang streicht, SW. fällt und zum
Theil Diabas und Wissenbacher Schiefer gegeneinander ver-
wirft. Die Gangart ist Quarz, in welchem Bleiglanz, Kupferkies
und Malachit vorkommen. In neuerer Zeit ist der Gang durch
den grossen Diabasbruch am Vosmekethale am Südwestfusse des
Westerberges aufgeschlossen worden und führt hier in Quarz ein-
gesprengten Kupferkies und Malachit, sowie Spatheisenstein. Ein
vom Heimberge her aus dem Hangenden heransetzender, durch-
schnittlich h. 8—9 streichender, SSW. fallender, bis 1” mächtiger
Gang führte dicht unter Tage derben Bleiglanz und Bleischweif
nebst Weissbleierz, Vitriolbleierz und anderen Zersetzungsproducten.
Am Dröhneberge, wo sich die Gänge schaaren, führte der nun
einheitliche, etwa h. 81/, streichende, ziemlich flach SSW. fallende
Gang, der örtlich gleichfalls Verwerfer zwischen Diabas und
Schiefer ist, in seinen Quarztrümern dicht unter dem Rasen vor-
wiegend Kupferkies, weniger Bleierze. Ein in das Hangende ab-
setzendes Quarztrum in h. 11 enthielt gleichfalls Spuren von
Kupferkies. Am Schaarungspunkte soll nach alten Acten der Gang
aus zwei je 0,5” mächtigen Trümern bestehen, deren liegendes
Kupferkies führt, während das hangende derben Bleiglanz enthält.
Die Gangart ist hier ausser Quarz auch Kalkspath.
Der Bergbau auf diesen Gängen ist alt (1684—85 und wieder
1745—46 Neue Bergstadt über dem Wolfshagen, 1702, 1704 Grube
Mineral- und Erzgänge. 253
Trömberg, um 1785 Herzog von Oumberland), aber nie über das
Stadium der Versuche hinausgediehen. In den Jahren 1829 — 32
liess die Herzoglich Braunschweigische Kammer, deren dankens-
werthes Entgegenkommen mir die Benutzung der vorhandenen
Acten ermöglichte, umfangreiche Schürfarbeiten am Tage ausführen,
die u. A. zur Entdeckung des vom Heimberge heransetzenden
hangenden Ganges führten, während die alten Baue auf dem
Gange am Westerberge und am Dröhneberge liegen. Zwei in den
Jahren 1837 und 1538 auf dem Heimberger Gange und am Dröhne-
berge niedergebrachte kleine Versuchsschächte gaben jedoch nach
damaliger Meinung nicht genügend Hoffnung auf nachhaltige Erz-
führung, und die Arbeiten wurden daher eingestellt. Das gleiche
Schicksal hat nach kurzer Frist der von privater Seite Mitte der
sechziger Jahre unternommene neuerliche Versuchsbau gehabt.
Der Weisse Hirscher Gangzug. Die am Nordhange des
Herzberges aufsetzenden, unter dem Namen » Weisser Hirsch« be-
kannten Gänge sind, wie ich oben S. 231/32 ausgeführt habe, nur
ein Theil des nördlich vom Gegenthal- Wittenberg- Ecksberger
Gangzuge aufsetzenden und SW. Wolfshagen vielleicht mit
ihm in Zusammenhang tretenden Haupt-Spaltensystems, welches
aus der Gegend S. Wolfshagen durch den Eichenstock, Wethberg,
Birkenborn, Hessenkopf verläuft, in den Herzberg und Rammels-
berg hineinsetzt, und dessen östliche Fortsetzung sehr wahrschein-
lich die Quarzgänge am Brautstein sowie die z. Th. als Quarz-
gang ausgebildete Hauptverwerfung am Ziegenrücken sind. West-
lich vom Herzberge, wo die Quarzfüllung zurücktritt, ist die hier
einheitliche Gangspalte nur im Granethale, am Fusse des Groten-
berges gleich unterhalb der grossen Schlackenhalde der ehemaligen
Ochsenhütte vor längeren Jahren durch einen Goslarer Privat-
mann mittelst eines Schürfstollens untersucht, aber nicht höfflich
befunden worden. Die Gangfüllung bestand hier aus Gangthon-
schiefer, Kalkspath, Spatheisenstein und Braunspath. Spatheisen-
stein-Trümer setzen auf derselben Gangspalte auch im Weidenthale
auf; östlich vom Granethale findet sich am Unteren Klippenwege
auf derselben Quarz und Brauneisenstein. Am Nordhange des
Herzberges ist eine Anzahl von fast parallelen Gängen vorhanden,
254 Mineral- und Erzgänge.
die theils an die bisherige Haupt-Gangspalte aus dem Hangenden
von W. heransetzen, theils von ihr nach O. in das Liegende ab-
laufen. Die Füllung besteht hier vorwiegend aus Quarz, z. Th.
aus verkitteten Bruchstücken des Nebengesteins; von Erzen ist
ausser Schwefelkies, Pyrolusit und Psilomelan Kupferkies und Blei-
glanz vorhanden. Der letztere wurde auch auf einem bei der
ehemaligen FAHRENHOLD’schen Oelmühle, dem jetzigen Restaurant
Gosewasserfall, im Gosebette anstehenden, S. fallenden Gange an-
getroffen, der nach den Angaben des verstorbenen Oberbergamts-
markscheiders Bergrath BORCHERS in Clausthal Mitte der siebziger
Jahre aufgeschürft worden ist.
Auch die auf den Gängen dieses Zuges ausgeführten berg-
männischen Arbeiten, die mit Ausnahme des gleich oberhalb des
Kinderthales in den Rammelsberg getriebenen sog. Kinderthaler
Ortes sämmtlich am Herzberge liegen, und von deren Ausdehnung
nicht nur die alten Nachrichten, sondern auch die noch sichtbaren
Pingen, Stollen- und Schachthalden Zeugniss ablegen, haben zu
einem nachhaltigen Betriebe nicht geführt. Die Versuchsbaue am
Herzberge fallen vor und in die Mitte des sechzehnten, in das letzte
Viertel des siebzehnten und den Beginn des achtzehnten Jahrhunderts
(1681—83 St. Anna am Herzberge, 1686—92 Herzberger Stollen,
1690 — 91 Weisser Hirsch, 1691 — 93, 1696 — 99, 1710 Haus
Schulenburg, 1693 — 1712, 1724 — 35 Suchort vom Herzberger
Teiche).
Der Schleifsteinsthaler Gangzug. Die im Grossen
Schleifsteinsthale aufsetzenden erzführenden Gänge, welche
jetzt von der Grube Grossfürstin Alexandra abgebaut wer-
den, gehören dem nächst südlich vom Gegenthal- Wittenberg-
Ecksberger Gangzuge belegenen Haupt-Spaltensystem an, welches
von der Borbergskappe im W. ausserhalb des Rahmens
der Karte ziemlich ununterbrochen bis zum Okerthale unterhalb
Rohmkerhalle zu verfolgen ist. Während die die Fortsetzung des
eben genannten Gangzuges bildenden Gänge bis auf einen Punkt
an der Langen Weth, wo der überfahrene Quarzgang sich als taub
erwies, bergmännisch nicht untersucht sind, auch über Tage keine
Anzeichen von Erzführung erkennen lassen, sind auf den ver-
Mineral- und Erzgänge. 255
schiedenen Gängen des Schleifsteinsthaler Gangzuges auch ausser-
halb des Schleifsteinsthales hier und da Versuchsbaue betrieben
worden. Auf dem nördlichsten Gange des Zuges, der auf dem Mess-
tischblatte Seesen vom Ecksberge bis in den Sattel zwischen
den Altarköpfen und der Borbergskappe zu verfolgen ist, hat die
Grube König David am Borberge, am Osthange des Heimbergs-
thales, von 1746 ab längere Jahre gebaut. Der zum Theil stark
zertrümerte, Quarz und Kalkspath als Gangart enthaltende,
sehr steil SSW. fallende Gang führt Bleiglanz, Kupferkies und
gelbe Zinkblende, ausserdem kommt Spatheisenstein vor. Auf
der südlichen Hauptspalte des Gangzuges, die vom Nordabfalle der
Langen Lieth über die Lange Weth und den Glockenberg bis zu
den Kellerköpfen zu verfolgen ist, liegt an der Gabelung des
Schünenthales ein alter Bau auf Brauneisenstein.
Die Gänge der »Grossfürstin Alexandra« setzen allem An-
schein nach auf der Höhe des Glockenberges von der Hauptspalte
mit flacherem Streichen nach O. ab. Ueber die Gangverhältnisse
im Felde der genannten Grube, die neuerdings besonderes Interesse
gewonnen hat durch das Vorkommen von Nickelerzen, Arsen-
nickelglanz (Gersdorffit), haben BLÖMERE (Die Erzlagerstätten des
Harzes, S. 11, 12), KLOCKMANN (Zeitschr. f. prakt. Geol. 1893,
S. 385) und ganz kürzlich SÖHLE (Naturw. Wochenschrift 1900,
Nr. 7, S. 74 fi.) Mittheilungen gemacht. Die Ausführungen des letzt-
genannten Autors zeichnen sich allerdings sowohl nach Inhalt wie Dar-
stellung durch Klarheit sehr wenig aus. Die Gänge — ein süd-
licher »Hauptgang« und ein nördlicher »Nebengang«, der aber
seiner über Tage verfolgbaren streichenden Länge wegen vielleicht
eher den Namen eines Hauptganges verdiente, verhalten sich in
Bezug auf ihre Erzführung wie die oberharzer Gänge. Das Haupt-
erz ist Bleiglanz, der z. Th. als derbes Stufferz einbricht, daneben
kommen Zinkblende und Kupferkies vor. Völlig unabhängig von
den Gängen treten die Nickelerze auf, nämlich trümerweise sowie
im Nebengestein eingesprengt in und an einer h. 4—5 streichen-
den, flach SO. fallenden, bis 1 ” mächtigen Lettenkluft (Haupt-
schlichte), an der der Hauptgang verschoben ist oder wohl eher
auslenkt. Für letzteres spricht wenigstens die von SÖHLE ange-
256 Mineral- und Erzgänge.
führte Thatsache, dass er auf der 42 Meter-Sohle sich direet an die
Hauptschlichte anlegt und an ihr auf 12” verfolgt worden ist. Auch
das Auftreten einer Anzahl weiterer, dem Schichtenstreichen folgen-
der, SO. fallender »Verschiebungen« und Ruscheln im Grubenfelde
lässt den Schluss zu, dass die Hauptschlichte nicht, wie SÖHLE
will, ein »Geschiebe« und somit jünger ist als die Gänge, sondern
eine wirkliche, mit der niederländischen Faltung im ursächlichen
Zusammenhange stehende Ruschel ist. Das innerhalb derselben
aufsetzende, wie sie selbst SW.—NO. streichende, bis 30°® mäch-
tige Haupt-Nickelerztrum enthält ausser Bruchstücken des Neben-
gesteins noch Kalkspath und Schwefelkies; Bleiglanz und Zink-
blende, die Erze des nahe benachbarten Hauptganges, fehlen.
Zur klaren Erkenntniss der Natur des Vorkommens reichen die
vorhandenen Aufschlüsse auch jetzt noch nicht aus. Bemerkt sei
übrigens, dass der 1893 gemachte Fund des Nickelerzes nicht so
neu für den nordwestlichen Oberharz war, wie KLOCKMANN das
a. a. Ö. ausgesprochen hat, denn BLÖMERE führte 1885 auf Grund
der früheren Betriebsacten bereits das Vorkommen von »nickel-
haltigem Arsenikkies« an.
Während der »Hauptgang« des Grubenfeldes über Tage weder
nach W. noch O. mit Sicherheit weiter verfolgbar ist, setzt der
nördliche »Nebengang« nach beiden Richtungen fort, ist im Gose-
bette als Quarzgang aufgeschlossen und in derselben Beschaffenheit
nach O. über den Kleinen Schleifsteinthalsberg, durch das Winter-
thal, wo in früherer Zeit Versuchsbaue auf ihm betrieben sind,
über den Heiligenthalsberg in den Piepenthalsberg zu verfolgen.
Im Winterthale fand ich in der Stollenhalde am rechten Ufer
des Baches Gangquarze mit etwas Spatheisenstein. Der Gang
besteht hier aus mehreren Trümern, die im Bachbette aufgeschlossen
sind. Das Auftreten von Quellen und Gangquarzen auf der in der
Karte verzeichneten Linie lässt die weitere Fortsetzung des Gang-
zuges bis zum Sülpkethale als sehr wahrscheinlich erscheinen.
Auch die Erzführung der Gänge im Schleifsteinsthale ist den
Alten schon bekannt gewesen. Bereits in der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts wird eine Grube Abraham erwähnt, dann
wieder 1674 eine Grube St. Anna. Vor 1745 bis 1779 baute auf
Mineral- und Erzgänge. 257
ihnen die Grube Oarls Gnade und zu Anfang dieses Jahrhunderts,
bis 1814, die Neue Hofinung. 1865 wurde das Grubenfeld von
Neuem gemuthet; der jetzige Betrieb datirt erst seit 1892.
Der Dölbethaler Gangzug. Südlich vom Schleifsteins-
thaler Gangzuge wäre im westlichen Theile der Karte noch der
Gangstrich zuerwähnen, der aus mehreren nahe benachbarten Spalten
bestehend, vom Kleinen Uhlenthale nach O. durch den Sattel zwischen
der Langen Lieth und dem Hahnenkleeer Berge setzt und bis in den
unteren Theil des Grossen Hühnerthales zu verfolgen ist, wo der
Hauptgang allem Anschein nach an der vom Weidenthale über
den Rücken der Langen Weth heransetzenden Diagonalspalte abhebt.
Der Verlauf ist überall durch reichlichen Quellensprung gekenn-
zeichnet; wo der Hauptgang S. der oberen Endigung des Weiden-
thales eine Strecke weit dem Langeliether Graben entlang streicht,
deutet das stark ockerige Wasser des letzteren, wie HALFAR be-
reits bemerkte, auf das Vorkommen von Eisenerzen am Ausgehen-
den hin. Am rechten Gehänge des Kleinen Uhlenthales (dicht
westlich des Kartenrandes) ist ein Gang des Zuges durch einen
alten Stollen untersucht, aber nur als eisenerzführend (Spatheisen-
stein, z. Th. umgewandelt in Brauneisenstein, mit Pyrolusit) befun-
den worden. Gegen W. steht dieser Gangstrich in directem Zu-
sammenhange mit einer W. des Innerstethales im Gr. Trogthaler
Berge und Teufelsberge aufsetzenden, im Dölbethale entlang strei-
chenden und durch den Sattel zwischen Bielstein und Heimbergs-
kappe und die »Rolle« nach dem oberen Varleythale heransetzen-
den Hauptspalte, auf der im Dölbethale ebenfalls einige alte Ver-
suchsbaue liegen.
Der Hahnenkleeer Gangzug. Die Gänge des Hahnen-
kleeer Zuges hängen nach W. hin, wie schon immer angenommen
worden ist, mit dem Lautenthaler Gangstriche zweifellos zusammen,
wenn auch die Art und Weise des Zusammenhanges Mangels
hinreichender Aufschlüsse unter und über Tage auf der Strecke
zwischen dem zweiten Lichtloche des Lautenthaler Hoffnungs-
Stollens und Hahnenklee als völlig klargestellt nicht gelten kann.
Bei Hahnenklee besteht der Gangzug aus zwei Gängen, dem
W.-O. streichenden Liegenden Gange und dem h. 6 streichen-
Neue Folge. Heft 30. 17
958 > Mineral- und Erzgänge.
den spiesseckigen Hangenden Gange, an den sich der erstere
bei dem alten Aufrichtigkeiter Schachte anschaaren soll. Zwischen
beiden setzen mehrere Diagonaltrümer auf, von denen das soge-
genannte Mittlere Trum sich durch reichlichere Erzführung (Blei-
slanz) besonders ausgezeichnet hat. Nach OÖ. setzt der nun ver-
einiste Gang in h. 6 bis in den Langethalskopf (Todtemannskopf)
fort, ändert hier aber seine Streichlinie oder setzt vielleicht an
einem anderen Gange ab, denn seine Fortsetzung nach O., die als
Quarzgang über Tage streckenweise zu verfolgen und am* SO.-
Hange des Thomas Martinsberges auch bergmännisch untersucht
worden ist (Brauneisenstein führender eiserner Hut) streicht in der
normalen Richtung der oberharzer Gänge. Auf ihr lag sehr wahr-
scheinlich das butzenartige Schwefelkiesvorkommen im Grossen
Steinthale, welches um die Mitte dieses Jahrhunderts abgebaut
worden ist.
Am Kleinen Todtenthale setzen von dem Hahnenkleeer Gange
einige Gänge in das Hangende ab, so der etwa h. 9 streichende
Johann Georger Gang, der aber anscheinend auch nur ein kurzes
Diagonaltrum ist, da er von einem h. 8 streichenden Gange nach
S. bald abgeschnitten werden soll, und ein »verkehrt« (N.) fallen-
der Gang, welcher anı Grossen Todtenthale entlang streicht und,
wie der auf ihm liegende Pingenzug schliessen lässt, sich als
Bogentrum an den Hauptgang im O. wieder anlegt.
Die Ausfüllung der Gänge, deren Mächtigkeit wenige Meter
nicht übersteigt, besteht aus Gangthonschiefer, Quarz und Kalk-
spath; an Erzen wiegt der Bleiglanz beträchtlich vor, Kupferkies
und besonders Zinkblende treten sehr zurück. Die Spärlichkeit
der Zinkblende ist gegenüber ihrem ıwassenhaften Einbrechen auf
den Lautenthaler Gängen sehr bemerkenswerth.
Der Hauptbetrieb auf dem Hahnenkleeer Gangzuge ist auf
dem edlen Mittleren Trum und in dessen Nähe auf dem Liegenden
Gange umgegangen, weiter westlich scheinen beide Gänge taub
zu sein, und gegen O. scheint die Edelkeit auch stark abgenommen
zu haben, obwohl der Hahnenkleeer Gang sowie die oben er-
wähnten Nebengänge sich am Kleinen Todtenthale noch als erz-
führend (geringmächtige Quarztrümer mit Bleiglanz, auch Kupfer-
Mineral- und Erzeänge. 259
kies und Zinkblende) erwiesen haben. Die Erze scheinen in jenem
edelsten Theile des Gangzuges gleich unter dem Rasen vestanden
zu haben; bei Fundamentirungs-Arbeiten im Dorfe Hahnenklee hat
man am Ausgehenden der Gänge mehrfach ziemlich derbe Blei-
erze angetroffen, und noch vor nicht langer Zeit südlich vom
Gangzuge auf einem bis dahin nicht bekannten Gange, über dessen
Verhalten ich jedoch Genaueres nicht habe in Erfahrung bringen
können. Dagegen scheint die Erzführung in der Teufe nachge-
lassen zu haben.
Der Bergbau auf den Hahnenkleeer Gängen reicht nach
Harvan HäÄckE’s Zeugniss (Chronik, Mser. S. 60) in die erste,
das dreizehnte und die erste Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts
umfassende Periode des oberharzer Bergbaues zurück. Nach der
in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts erfolgten Wieder-
aufnahme der oberharzer Bergwerke finden wir zuerst 1564 die
Grube St. Erasmus am Hahnenklee, 1574 St. Jorge am Hahnen-
kley und den Fürsten-Stollen am Hahnenkley erwähnt (nach
HÄcKE wurde der Bau vom Herzog Julius von Braunschweig auf
eigene Rechnung betrieben), dann wieder 1655 Glücks Hoffnung
am Hahnenkle. Um die Wende des Jahrhunderts waren drei
Gruben, St. Antonius, St. Edmund und Fürst Jobst Edmund, kurze
Zeit im Betriebe. Von 1741 ab fand eine erneute Aufnahme statt:
1741 Beständigkeit, Theodora, 1742 Aufrichtigkeit, 1748 Herzogin
Philippine Charlotte, 1748 Johann Georg. Die letztere, dicht
westlich des Kleinen Todtenthales belegene Grube lag schon 1755
wieder in Fristen, die vier übrigen waren jedoch zu Anfang dieses
Jahrhunderts nach Ausweis der Bergzettel des Communion - Ober-
harzes, deren letzter aus dem Jahre 1803 datirt, noch im Betriebe,
und die beiden erstgenannten wurden erst 1819 nach langjährigem
Schadenbau eingestellt.
Jetzt gehört der westliche, etwa die alten Felder Beständigkeit
und Theodora umfassende Theil des Gangzuges bis zur ehe-
maligen Hannoverschen Landesgrenze dicht ©. Hahnenklee zum
fiscalischen Bergbaufelde; durch einen in der Sohle des Tiefen
Georg-Stollens von Bockswiese herangetriebenen Querschlag sind
die Gänge überfahren und z. Th. auch erzführend befunden wor-
1
260 Mineral- und Erzgänge.
den; ausgedehntere Untersuchungsarbeiten haben jedoch noch nicht
stattgefunden, der Betrieb ruht vielmehr seit mehreren Jahren.
Der östliche Theil ist von privater Seite unter dem Namen König
und Herzog Wilhelm gemuthet worden; zu Anfang der siebziger
Jahre sind hier vom Kleinen Todtenthale aus auf den verschie-
denen aufsetzenden Gängen kurzfristige Versuchsarbeiten ausge-
führt worden; auch hier ruht der Betrieb seit längeren Jahren
gänzlich.
Im Hangenden des Halınenkleeer Gangzuges setzen noch
einige z. Th. ehemals bergmännisch untersuchte Gangstriche auf,
welche gleichfalls Erwähnung verdienen. Der nördlichste, den
ich als Königin Charlotter Gangzug') bezeichne, ist im
Hahnenkleeer Glockenberge SO. Hahnenklee (Hahnenkleeer Hai der
Karte) durch den 1772 — 1788 im Betriebe gewesenen Bergbau-
versuch Königin Charlotte als ein Bleiglanz und eingesprengt
Kupferkies führender Quarzgang aufgeschlossen worden, der seiner
Streichrichtung nach sich im NW. etwa in der Gegend des alten Auf-
richtigkeiter Schachtes an den Hahnenkleeer Gangzug anschaaren
könnte, obwohl seine Fortsetzung hier nicht bekannt ist. Mög-
licherweise steht der oben erwähnte, bei Fundamentarbeiten in
Hahnenklee erzführend angetroffene Gang mit ihm im Zusammen-
hange. Gegen OÖ. ist er über den Bocksberg fort zu verfolgen
und scheint sich am oberen Ende des Kaupenthals zu gabeln;
wenigstens setzt sowohl nördlich (auf der Karte nicht angegeben)
wie dicht südlich desselben je ein durch Ganggestein, Quellen-
sprung und alte Bergbauversuche gekennzeichneter Gang auf, die
sich nach NW. zu vereinigen scheinen. Allem Anschein nach ist
das auch gegen O. der Fall. Auf der vom Kleinen Bärenthale
ab gegen O. in der Karte verzeichneten west-östlichen Streichlinie
trifft man zahlreich derbe Gangquarze, z. Th. Anhäufungen von
Blöcken, über den Kleinen und Grossen Bärenthalsberg und über
das Kronsfeld fort durch das oberste Ende des Winterthals bis
in die obere Endigung des Langen Bramke unterhalb der »Drei
Börne«. Immerhin kann dieser Verlauf der Ganglinie nicht als
I) Eine Verwechselung mit der bekannten Charlotter Ruschel ist wohl aus-
geschlossen.
Mineral- und Erzgänge. 261
ganz sicher gelten, da vom Kleinen Bärenthalsberge ab die Beob-
achtungen lückenhaft sind.
Mit wesentlich grösserer Sicherheit konnten die in der Karte
als von der eben gekennzeichneten muthmaasslichen Ganglinie am
Kleinen und Grossen Bärenthalsberge sowie auf dem Kronsfelde
nach SO. ablaufend dargestellten, meist h. $—9 streichenden Quarz-
gänge verzeichnet werden, von denen die beiden am Kleinen Stein-
thalsberge aufsetzenden nach den auf der Höhe der Schalke er-
mittelten Gangstücken die Verbindung mit den Gängen des Landes-
‚herrner Gangzuges am Riesenbachskopfe, am Altethalskopfe und
Grossen Wiesenberge herzustellen scheinen.
. Auf dem sicher festgelegten westlichen Theile des Königin
Charlotter Gangzuges finden sich, wie oben erwähnt, auf den beiden
Gängen am Kaupenthale alte Baue. Hier ist 1669 — 1693 die
Grube Friedberg im Betriebe gewesen und scheint nach einer
Notiz bei GATTERER auch silberhaltige Bleierze in geringer Menge
gefördert zu haben. (Als Curiosum sei erwähnt, dass 1711—1713!
sächsische Bergleute auf Kosten der Communion im Kaupenthale
Bergbauversuche auf Steinkohle ausführten.) Weiter östlich
liegen im Kleinen Bärenthale Schürfe, auf deren Gangquarzen sich
z. Th. Malachit findet.
Wenig südlich vom Königin Charlotter Gangzuge setzen
oben am Südhange des obersten Gosethales zwischen dem Auer-
hahn und der oberen Endigung des Kleinen Bärenthales minde-
stens zwei etwa h. 81/, streichende, z. Th. durch Schachtpingen
und kurze Stollen gekennzeichnete Quarzgänge auf. Auf der Halde
einer Pinge fand sich Zinkblende in Schnüren und kleinen Nestern
im Quarz. Dem Streichen nach könnten diese Gänge nach SO.
über die Schalke hinweg mit den bis in das obere Schalkthal zu
verfolgenden Gängen des Kupferkroner Gangzuges in Verbindung
stehen. |
Endlich ist hier noch des als Verwerfer wichtigen, aber an-
scheinend erzleeren, etwa h. 7 streichenden Ganges Erwähnung zu
thun, auf welchem am Südausgange des Dorfes Hahnenklee in
der Gabelung der Strassen nach Bockswiese und Goslar die Halde
des Gesammtschachtes der Gruben Prinzessin Louise Amalia und
362 Mineral- und Erzgänge.
_
Baucassenglück liegt, welche von 1765 — 1784 betrieben wurden,
aber anscheinend nie zur Erzförderung gelangten. An derselben
Stelle war jedoch schon früher ein Versuchsbau umgegangen. Die
Halde besteht zum grossen Theile aus Gangthonschiefer, und der
Gang ist überall durch Quellensprung gekennzeichnet. Gewöhn-
lich wird der Gang als Morgenröther Gang bezeichnet, doch lag
nach ZIMMERMANN’s Grangkarte (KARSTEN’s Archiv Bd. X, Tafel I,
1837) die Schachtpinge der 1680—96 betriebenen Grube Morgen-
röthe auf einem etwas nördlicher aufsetzenden besonderen Gange,
der auch mit dem Flügelorte des Hahnenkleeer Stollens, welches
nach dem eben erwähnten Gesammtschachte gerichtet war, über-
fahren worden ist. Diesem Gange käme also die Bezeichnung
Morgenröther Gang zu, der bisher so genannte würde als Louise
Amalier Gang passend zu benennen sein.
Nach W. hin steht der Louise Amalier Gang ebenso wie die
in seiner Nachbarschaft auftretenden Verwerfungsspalten mit den
Gängen des Hahnenkleeer Zuges, wie die Karte es erkennen lässt,
augenscheimlich in directem Zusammenhange, obwohl es in dem
kleinen complicirten Bruchgebiete an den Kranicher Teichen und
westlich derselben schwer wird, eine bestimmte Verwerfungslinie
westlich der Teiche für die Fortsetzung des Ganges zu erklären.
Dass der Hahnenkleeer Hangende Gang nach SW. in der auf der
Karte verzeichneten Weise an das Sprungbündel des Louise
Amalier Ganges und seiner Nebenspalten heransetzt, ist nach den
Ergebnissen der Kartirung zweifellos, und zwar setzen die Spalten
des letzteren an ihm ab. Sein Verlauf ist durch den Nordrand ”
des vom Karpfenteiche gegen W. aufwärts ziehenden sumpfigen
Thälchens gekennzeichnet.
Bevor ich in die Besprechung des wichtigsten Gangzuges,
des Bockswiese-Festenburg-Schulenberger, eintrete, sind die am
Südostrande des Devongebietes aufsetzenden Gänge und Gang-
züge nachzuholen, die z. Th. deutliche Beziehungen zu solchen des
bislang besprochenen westlichen Gebietes aufweisen, wenn auch
eine lückenlose Festlegung des Zusammenhanges in dem schlecht
aufgeschlossenen und geologisch nicht weiter gegliederten Unter-
evon-Gebiete in keinem Falle möglich war.
Mineral- und Erzgänge. 263
Birkenthaler Gangzug. Oberhalb der Mündung des Birken-
thales durchquert die im mittleren Theile dieses Thales Unterdevon
und Culm von einander scheidende, nachher in die hangenden
Culmschichten hineinsetzende und in ihrem südlicheren Aste bis
zur östlichen Blattgrenze verfolgte Verwerfungsspalte das Oker-
thal als ein stark zertrümerter Quarzgang. Dieser ist am rechten
Ufer der Oker, am Fusse des Ahrendsberges, in alter Zeit durch
einen Stollen und mehrere kleine Schächte untersucht worden,
deren Halden vorwiegend aus von Quarztrümern durchschwärmtem,
' Kieselschiefer ähnlichem Culmthonschiefer-Hornfels (Hausmann’s
Kieselschieferfels), z. Th. aus Gangquarz mit Schiefer- und Grau-
wackenbruchstücken bestehen. In den Braunspath führenden Quarz-
trümern findet sich Kupferkies in Schnüren und eingesprengt. Im
Okerbette sind auch die dicht nördlich anstehenden derben Grau-
wacken sehr stark durchtrümert. Das im Okerthale aufgeschlossene
Gangstück ist auf der BORCHERS’schen Gangkarte verzeichnet.
Der östlich der Oker ausserhalb des fiscalischen Bergbaufeldes
belegene Theil ist unter dem Namen Oker gemuthet worden. Ob
aber, wie BLÖMEKE angiebt, dieses Gangvorkommen ident ist mit
der alten Grube Feigenbaum, deren Gang nach Lasıus (Beob. üb.
d. Harzgebirge II, S. 372) Kupferkies und etwas Bleiglanz führte,
sich aber bald »verlor«, scheint mir zweifelhaft, da die Ortsbe-
zeichnung bei LAsıus, die Angabe, dass vor Ort gestreifter Marmor
(= contactmetamorphosirter »Kramenzelkalk«) anstehe, sein Be-
dauern, dass man den Stollen nicht bis in den nahen Granit hin-
ein getrieben habe, nur auf eine Öertlichkeit unterhalb Rohmker-
halle passen, wo zahlreiche Quarzgänge und Trümer im Okerbette
aufsetzen. Auch der Name und die Lage der Feigenbaumsklippe
scheint dafür zu sprechen, dass der Bergbauversuch dieses Namens
unterhalb Rohmkerhalle belegen war. Eine hier über der Chaussee
gelegene kleine Pinge ist wahrscheinlich ident mit dem 1672
unter dem Namen Luchs aufgenommenen kurzfristigen Versuchs-
bau, den die alte Forstkarte von 1681 gegenüber der Sülpke-
Mündung verzeichnet.
Die alten Versuchsbaue, welche auf den z. Th. als derbe
Quarzgänge ausgebildeten Verwerfungsspalten belegen sind, die
264 Mineral- und Erzgänge.
vom Aekethale über den Mullthal genannten Berg und am und
im Langethale entlang streichen, übergehe ich, da sie Anzeichen
von Erzführung nicht ergeben haben; dagegen verdient der Com-
plex von Gängen Erwähnung, welcher am Südhange des Grossen
Wiesenberges, am östlichen Gehänge des Alten Thales, von 1711
bis 1719 unter dem Namen Drei Landesherren und gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts, um das Jahr 1783, von der Lehnschaft
Bischof Friedrich bebaut wurde ). Die Kartirung hat hier das
Auftreten mehrerer nahe benachbarter, etwa h. 8 streichender
Gänge ergeben. Der kleine Pingenzug liegt auf einem h. 91/, in
das Hangende fortsetzenden Diagonalgange. Die Halden enthalten
massenhaft Gangquarzbrocken, z. Th. noch mit Bleiglanzschnüren.
Nach TREBRA (Erfahrungen vom Innern der Gebirge, S. 104) ist
der bebaute Gang »mehrentheils zwey Lachter mächtig«, seine
Ausfüllung besteht aus weissem Kalkspath und Quarz, in dem
Bleiglanz nester- und trümerweise einbricht. Der Gangzug, den
ich als Landesherrner Gangzug bezeichne, lässt sich durch
Gangquarze und Quellen nach NW. über den Altethalskopf (alte
Baue!) bis in die obere Endigung des Riesenbachthales, nach SO.
am Nordgehänge des Kleinen Bramke — hier durch massenhafte,
z. Th. recht grosse Blöcke von Gangquarz ausgezeichnet — bis in
die unmittelbare Nähe von Unter-Schulenberg verfolgen. Weiter
im NW. steht er, wie oben schon bemerkt, vermuthlich mit den
ihm vom Kleinen Bärenthalsberge entgegen laufenden Quarzgängen
im Zusammenhange. Der durch die obere Endigung des Kleinen
Bärenthales nach OSO. streichende Gang hängt sehr wahrschein-
lich mit dem am Ausgehenden Psilomelan und Brauneisenstein
führenden, zunächst südlich vom Landesherrner Gangzuge auf-
setzenden Quarzgange zusammen, der aus dem Sattel zwischen
Klingebielskopf und Kronsfeld durch die Nordwestgabel der Moses-
kappen, über den Riesenbachskopf, wo auf ihm unbedeutende alte
Baue liegen, über den Altethalskopf in das östliche Gehänge des
) Ob die 1669— 70 bezw. 1754—55 in den Bergzetteln aufgeführten Ver-
suchsbaue Hedewigsburg im Alten Thal und Segen des Herrn im Alten Thal
hier oder auf dem unten erwähnten, durch einen Stollen untersuchten Gange des
Kupferkroner Gangzuges lagen, ist mir nicht bekannt. |
Mineral- und Erzgänge. 265
Alten Thales hineinsetzt und sich hier dem genannten Gangzuge
sehr nähert, obwohl er sich an diesen nicht anschaart. Ich bezeichne
diesen Gang als Moseskapper Gang.
Südlich vom Landesherrner Gangzuge setzt der Kupfer-
kroner Gangzug auf. Mit diesem Namen belege ich den aus
dem oberen Schalkthale, wo er oberhalb der Ableitung des Schalker
Grabens durch sehr grosse Quarzblöcke und einen kleinen auf
ihm niedergebrachten Schurfschacht kenntlich ist, über den Klinge-
bielskopf in das Thal der Moseskappen und im Riesenbache ab-
‘wärts verfolgbaren, dann in den Südfuss des Altethalskopfes hin-
einsetzenden Gangstrich, der nach NW., wie oben S. 261 bereits
bemerkt, wahrscheinlich seine Fortsetzung in den östlich vom
Auerhahn verzeichneten beiden Gängen findet. Am Osthange des
Klingebielskopfes nach den Moseskappen hinab sind zwei von
Nebentrümern begleitete Parallelgänge vorhanden, steil SW. fallende
Quarzgänge von 0,5 bis über 1” Mächtigkeit, die am Tage Psilo-
melan und Brauneisenstein führen und von den Alten durch einige
Stollen und kleine Schächte untersucht worden sind. Im Riesen-
bachthale abwärts verräth sich der Gangzug durch zahlreiche,
z. Th. mächtige Quarzblöcke in der Thalsohle, und da, wo er in
den Altethalskopf hineinsetzt, liegt auf ihm der Pingenzug, welcher
nach der 1679 aufgenommenen Grube Kupferkrone benannt wird.
Nach dem Namen und spärlichen Anflügen von Malachit auf den
Gangquarzen der Halden zu urtheilen, ist die Erzführung des
Quarzganges hier wohl Kupferkies; in der nordwestlichsten Pinge
steht ein derbes Spatheisensteintrum an. Von dem bisherigen Haupt-
gange setzen am Nordwest- und Südostende des Pingenzuges zwei
h. 71/, streichende Gänge nach O. ab, auf deren nördlicherem auch
eine Pinge liest. Diese durchqueren das Alte Thal, wo auf dem
einen von ihnen ein alter verbrochener Stollen liegt, aus dem
Gangquarze herausgefördert worden sind (mit diesem Gange oder
vielleicht einem unbedeutenden Parallelsprunge hängt jedenfalls die
auffällige örtliche Verkieselung und Erzführung des Adorfer Kalkes
am Osthange des Alten Thales zusammen) und setzen in den Sattel
zwischen dem Grossen und dem Kleinen Wiesenberge hinein fort.
Der nördlichere nimmt hier ein flacheres Streichen (h.6) an und
266 Mineral- und Erzgänge.
setzt unverkennbar auf der Nordseite des Kleinen Bramke an den
Landesherrner Gangzug heran; der südlichere behält seine bis-
herige Streichrichtung bei und endigt in den Quellsümpfen des
eben genannten Bächleins. Bis zu diesen ist aber von °O. her
durch Quellen und Gangquarze auf der Südseite des Bächleins die
westliche Fortsetzung des Gemkenthaler Gangzuges zu ver-
folgen, die im Bette des Weissen Wassers in Unter- Schulenberg
oberhalb der Brücke anstehend zu beobachten ist, auf der Südseite
des Baches, dem KÖRBER’schen Gasthause gegenüber, durch einen
Stollen und einen höher gelegenen Schacht untersucht worden ist und
von hier über den Nordabfall des Dietrichsberges wieder durch Quellen-
sprung, Gangquarze und z. Th. durch Depressionen der Erdober-
fläche ununterbrochen bis zum linken ÖOkerufer unterhalb des
Forsthauses Gemkenthal gekennzeichnet ist. An letztgenanntem
Punkte, wo auf dem Gange gegenüber vom rechts der Oker be-
findlichen Mundloche des Gottesglücker Stollens 1745 — 1758 der
Haus Fürstensteiner Stollen getrieben wurde, steht der Gang
(Gottesglücker Gang) dicht über dem Schulenberger Säge-
mühlengraben oder Hüttengraben 0,75% mächtig, steil S. fallend,
mit Quarz, Kalkspath und Gangthonschiefer erfüllt an. Vom
Gottesglücker Gange läuft OÖ. der Oker am Kl. Gemkenthale der
Johanneser Gang nach SO. ab, auf dem im Anfange dieses
Jahrhunderts die Lehnschaft Medings Glück und der König Georg
(1814 — 1819) bauten; der Gottesglücker Gang hängt nach den
Ergebnissen der Kartirung mit dem östlicheren, als Herzog
Carler Gang bekannten Gangstücke zusammen und ist östlich
vom Hunethale bis auf die Höhe des Eisernen Weges zu verfolgen.
Der Johanneser Gang durchsetzt gleichfalls das Hunethal und über
den Eisernen Weg bis über die Kartengrenze hinaus nach O. fort.
Der Gottesglücker Gang führt ausser der oben genannten Gan_-
füllung nach BLÖMERE (S. 22) auch Schwerspath und von Erzen
Kupferkies, Bleiglanz und Zinkblende; der Johanneser Gang führt
Quarz und Kalkspath, von Erzen nur Kupferkies.
Der Bergbau auf dem Gemkenthaler Zuge, den HÄckkz S. 60
(»Im Gamlichen Thale ist auch ein alter Zug«) unter den mittel-
alterlichen Betriebspunkten des nördlichen Oberharzes aufführt, ist
Mineral- und Erzgänge. 267
seit der ersten Hälfte des XV]. Jahrhunderts wiederholt in An-
griff genommen worden (1524 Gemlicher Berg Fundgrube und
obernechste Maass, 1619 St. Johannes im Gemmelkenthal, 1665
Hofinung Gottes im Gemmekenthal, 1668 St. Johannes an der
Hune, 1684 Hedewigsburg im Gemmekenthal, 1721—56 Neuer
St. Johannes, 1737 — 05 Herzog Carl, 1739— 83 Gottes Glück),
aber ohne nachhaltigen Erfolg. Auch die letzten, um das Jahr
1570 vom Bergwerksfiscus ausgeführten Untersuchungsarbeiten
haben zu einem günstigen Resultate nicht geführt.
An dieser Stelle sei anhangsweise noch erwähnt, dass südlich
von der östlichen Fortsetzung des Gemkenthaler Gangzuges ein
Quarzgang, der vom Südwestabfalle des Eisernen Weges nach SO.
durch das Kalbethal setzt und auf der Südseite desselben bis zur
Oderspalte von Herrn M. Koch verfolgt werden konnte, ober-
halb der Mündung des Unteren Schweinsthales um 1620 (Gnade
Gottes an der Kalbe) und ebendort nochmals zu Anfang dieses
Jahrhunderts (Neues Glückauf) bergmännisch untersucht worden
ist. Nach Hausmann besteht die Ausfüllung hier aus splittrigem
Quarz mit wenig Kalkspath, worin Kupferkies und etwas Blei-
glanz einbrechen.
Der Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Gang-
zug ist nicht nur eine tektonische Linie ersten Ranges, sondern
auch der wirthschaftlich wichtigste aller in und an dem Devon-
gebiete aufsetzenden Gangzüge, wenn man den Lautenthaler aus-
nimmt, der W. Lautenthal die südwestliche Fortsetzung der Devon-
schichten in die Tiefe verwirft, wie die Gänge des ersteren Zuges
zwischen Bockswiese und Ober-Schulenberg.
Auf der ebengenannten Strecke und über sie hinaus bis zum
OÖkerthale ist der Verlauf und die Zusammensetzung des Bocks-
wiesc-Festenburg-Schulenberger Gangzuges durch den Bergbau
©
bezw. bergmännische Schürfarbeiten im Grossen und Ganzen auf-
geklärt worden. Dagegen ist seine Fortsetzung vom Gr. Dreck-
thale W. Bockswiese bis zur Innerste nicht sicher bekannt; auch
die geologische Kartirung, welche östlich von Bockswiese die von
bergmännischen Arbeiten nicht berührten Strecken festlegen und
auch sonst mannigfache Ergänzungen beibringen konnte, hat west-
268 Mineral- und Erzgänge.
lich jenes Ortes auf dem Blatte Seesen, wo der Gangzug seinen
Charakter als Hauptverwurf verliert und in die ziemlich eintönigen
Culmgebiete S. Lautenthal hineinsetzt, seinen weiteren Verlauf nicht
ganz aufzuhellen vermocht. Soviel steht indessen fest, dass der
auf der BORCHERS’schen Gangkarte dargestellte hypothetische Ver-
lauf nicht den thatsächlichen Verhältnissen entspricht; das System
von Ruscheln, welches über den Wöhlersberg und das Grosse
Dreckthal entlang in nordöstlicher Richtung gegen Hahnenklee
hinaufstreicht, hat bei jener Construction wohl etwas irre geführt.
Der Schwerspath führende Gang am Südhange des Höllthales ©.
der Hütschenthaler Sägemühle steht nicht, wie man früher wohl
annahm, mit dem Bockswieser Gangzuge in Verbindung, setzt
vielmehr allem Anschein nach unterhalb des Grumbacher Teiches
durch das Grumbachthal und in den Eselsberg hinein.
Bei Bockswiese besteht der Gangzug, wie bekannt, aus drei
Hauptgängen, dem verkehrt (N.) fallenden Georg Wilhelmer
Gange im N., dem Pisthaler oder Hauptgange in der Mitte und
dem Hangenden oder Neue grüne Lindener Gange im S.
Vom Pisthaler Gange läuft beim Herzog Auguster Schachte
der Auguster Gang nach Ö. in’s Liegende ab. Der Georg Wil-
helmer Gang setzt nach W. über den Braune Hirscher Schacht in
westnordwestlicher Richtung fort, und der Neue grüne Lindener
Gang läuft ihm vom Hangenden her zu und setzt an ihn im
Kuttelbacher Berge NW. der Einmündung des Kuttelbaches in
den Grumbach heran (alte Baue!); die Kartirung hat hier die
hypothetische Darstellung der BORCHERS’schen Karte ungefähr be-
stätigen können. Dagegen scheint der Pisthaler Gang nach den
Befunden über Tage westlich vom Johann Friedricher Schachte
nicht an den Neue «rüne Lindener Gang heranzusetzen, wie die
genannte Karte das anninumıt, sondern dem Georg Wilhelmer Gange
westlich vom Braune Hirscher Schachte zuzulaufen.
In dem Gangrevier O. Bockswiese haben die geologischen
Aufnahmearbeiten eine wanze Anzahl von Nebensprüngen fest-
stellen können, die das relativ einfache Bild der BORCHERS’schen
Karte wesentlich complieiren, wie ein Vergleich desselben mit der
Kartenskizze im letzten Abschnitte dieser Arbeit darthut. Von
Mineral- und Erzgänge. 269
diesen nur zum geringsten Theile lediglich durch Schichtenver-
schiebungen nachgewiesenen, vielmehr meist durch Quellensprung,
7. Th. auch durch Gangmineralien gekennzeichneten Nebensprüngen
wird besonders der Verlauf des Auguster Ganges erheblich beein-
flusst. Wie aus der erwähnten Kartenskizze ersichtlich ist, schaart
sich das als Fortsetzung des Auguster Ganges anzusehende Sprung-
bündel im OÖ. an den Georg Wilhelmer Gang an; und als Fort-
setzung der vereinigten Gänge kann man den Gangstrich betrach-
ten, welcher nach SO. an das obere Ende des Grossen Kellerhalser
Teiches heransetzt und hier in unmittelbaren Zusammenhang tritt
mit dem im Wesentlichen als eine Haupt-Gangspalte mit einigen
untergeordneten ablaufenden bezw. sich anschaarenden Nebengängen
erscheinenden südöstlicheren Theile des Gangzuges. Bei Bocks-
wiese compliciren sich die Verhältnisse noch mehr durch die zahl-
reichen, im Liegenden des Gangzuges aufsetzenden und z. Th. an
diesen heranlaufenden Gangspalten, von denen nur einige berg-
männisch untersucht sind, besonders der Glückaufer Gang, der
dicht nördlich von diesem ausstreichende Christiane Sophier und
der weiter nördlich aufsetzende Alte Gesellschafter oder Braune
Hirscher Gang. Der auf der Südseite des Mittleren Grumbacher
Teiches belegene Eisensteins- Pingenzug ist, wie die vorhin er-
wähnte Kartenskizze zeigt, nicht die directe südöstliche Fortsetzung
des letzteren Ganges.
Bauwürdig sind nach der bisherigen Kenntniss bei Bockswiese
nur der Georg Wilhelmer, der Auguster, der Pisthaler und der
Neue grüne Lindener Gang, und von diesen sind der erst- und
letztgenannte bislang nur ın oberen Teufen untersucht und bebaut
worden. Von den übrigen Gängen hat sich der Glückaufer Gang
bei den neuerlichen Untersuchungsarbeiten in der Teufe als un-
bauwürdig erwiesen. Die Mineral-Ausfüllung der Gänge besteht
aus Quarz und Kalkspath, von Erzen ist in erster Linie zu nen-
nen silberarmer, aber meist derb eimbrechender Bleiglanz; Kupfer-
kies und Zinkblende treten sehr zurück, die letztere nımmt in der
Teufe neuerdings an Menge zu. I)ie Erze treten, wie das bei den
oberharzer Gängen die Regel ist, als kürzere oder längere Erzmittel
auf, die sich nach einer Richtung — bei Bockswiese nach OÖ. — ver-
270 Mineral- und Erzgänge.
flächen, und zwischen denen der Gang unbauwürdig oder ganz
taub ist, sich auch wohl stark verdrückt. Bemerkenswerth ist das
untergeordnete Vorkommen von Kobalterzen auf der im vorigen
Jahrhundert betriebenen, auf dem Pisthaler Gange belegenen
Grube Neue Gesellschaft. Die Erze — nach LüÜDECcKE, Minerale
des Harzes S. 79 Kobaltglanz — brachen nach GATTERER im
Jahre 1748 ein, aber nur in geringer Menge.
Auf der Strecke zwischen dem Pisthaler Richtschachte und
Festenburg ist über das Verhalten der Gänge in der Teufe wenig
bekannt, zumal östlich vom Grossen Kellerhalser Teiche, wo nur
der eiserne Hut des hier im Grossen und Ganzen einheitlichen
Ganges abgebaut worden ist (vgl. oben S. 249/50). Dagegen ist
der hier bis zu 20% mächtige Gang bei Festenburg und Ober-
Schulenberg (diese beiden bauwürdigen Gangstücke werden durch
eine mehrere 100 ” lange, unbauwürdig befundene Strecke getrennt)
in früherer Zeit bis in beträchtliche Teufe bebaut worden. Er ist
hier als ein öfters Bergmittel einschliessender Quarzgang ent-
wickelt, besonders bei Ober-Schulenberg, wo er im Felde der
alten Gruben Glücksrad und Gelbe Lilie in riffartigen Klippen
noch zu Tage steht. Von Nebengängen sind ausser ganz unbe-
deutenden Trümern auf dieser Erstreckung nur zu nennen bei
Festenburg der nach SO. in’s Hangende ablaufende Schulen-
bergsglücker Gang und bei Ober-Schulenberg der aus dem
Liegenden von NW. heransetzende Neue Gang. Neben und mit
dem Quarz führt der Gang Kalkspath als Gangart; an Erzen brachen
ein Bleiglanz, zurücktretend Kupferkies und ganz untergeordnet
Zinkblende, ausserdem Spatheisenstein.
Bei Ober-Schulenberg ist der Gang von Tage herein edel
gewesen, wie aus den z. Th. vom Tage niedergehenden, noch
offenen Bauen hervorgeht (nach Lasıus II, S. 357 fand man im
Felde der Gelben Lilie 5 Lachter unter Tage »die herrlichsten Stuff-
erze«), und zwar lagen in der mächtigen Gangmasse mehrere —
2 bis i# — Erzmittel neben einander, zwischen denen: der Gang
unbauwürdig war. Dieses Verhalten ist an den offenen Bauen
nahe der St. Urbaner Markscheide im Felde der alten Grube
Glücksrad noch deutlich sichtbar. Diese eben genannte Grube ist
Mineral- und Erzeänge. Zl
bekannt wegen des Reichthums an Zersetzungsproducten der sul-
fidischen Erze in oberen Teufen des Ganges, vor Allem wegen
ihrer schönen Krystalle von Weissbleierz, neben dem Vitriolbleierz,
Kupfergrün, Kupferlasur, Kupferschwärze und Malachit vorge-
kommen sind. Auch der Neue Gang führte ausser Bleiglanz und
Kupferkies Weissbleierz, Kupferschwärze und Malachit. Bemerkens-
werth ist das, wenn auch sehr untergeordnete Vorkommen von
Schwerspath.
Der östlichste Punkt, an dem der Gangzug bislang als bauwür-
- dig bekannt ist, ist das Feld der Grube Juliane Sophie bei Mittel-
Schulenberg. Der bis dahin im Grossen einheitliche, obwohl
durch lang linsenförmige Bergmittel öfters in einzelne Trümer ge-
theilte »Vereinigte Schulenberger Hauptgang« theilt sich
hier in drei Gänge, von denen der nördlichste, der den Namen
Schulenberger Hauptgang behält, obwohl er sich etwas in’s Lie-
gende wendet, zur Nebenspalte wird, während der mittlere, der
Julianer Schachtgang, in der Richtung des Vereinigten Haupt-
ganges fortsetzt und von jetzt ab als Haupt-Gangspalte erscheint;
als solche ist er über den Dietrichsberg, durch das Okerthal und
am Ochsenberge längs des Kellwasserthales ununterbrochen zu
verfolgen. Der südlichste Gang, der August Wilhelmer oder
Neue Schulenbergsglücker, ist nur eine kurze Strecke weit
bekannt. Zwischen ihm und dem Schachtgange ist ein Diagonaltrum,
das sog. Julianer edle Trum, in oberen Teufen bebaut worden.
Die Ausfüllung des Hauptganges besteht vorwiegend aus
Gangthonschiefer, die des Schachtganges und des August Wil-
helmer Ganges vorwiegend aus Quarz und Kalkspath, die Erz-
führung, welche im Wesentlichen auf den Vereinigten Hauptgang,
den Schachtgang, das edle Trum und den August Wilhelmer
Gang beschränkt ist, aus Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies.
Die Erze treten zwar auch hier in Gestalt von Erzmitteln auf,
deren bedeutendstes an und westlich von der Schaarungslinie der
drei genannten Gänge lag und wie diese sich nach W. verflächte,
aber innerhalb der bauwürdigen Mittel sind sie unregelmässig ver-
breitet. Die Zinkblende ist, abweichend von der Art ihres Vor-
kommens auf den anderen oberharzer Erzgängen mit Ausnahme
272 Mineral- und Erzgänge.
der Lautenthaler, schon in oberen Teufen reichlich eingebrochen.
Als Seltenheit ist früher Fahlerz vorgekommen.
Auch auf dem Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Gang-
zuge, der mit Ausnahme seiner östlichen Fortsetzung am . oberen
Kellwasserthale innerhalb des jetzigen fiscalischen Bergbaufeldes
liegt, reicht die Aufnahme des Betriebes in die dem Mittelalter
angehörige erste Periode des oberharzer Bergbaues zurück, wie
Harvan HäÄckE in seiner Chronik, Mser. S. 60, ausdrücklich be-
zeugt. »Von Hahnen Klee beiser herwarts nach dem Wildemann,
hat mann die Bocks Wiese, und Dan Hay in den Pifsthalern,
darauff der Alte auch gewaltig gebauet hat, und einen Schacht an
dem andern gesuncken und gehabt [Georg Wilhelmer Gang!], ist
noch zur Zeit nicht gemuhtet, und auffgenommen«.
Bei Bockswiese ist die Wiederaufnahme mithin erst nach
Häcke’s Zeit erfolgt, nach den mir zugänglichen Nachrichten erst
nach der Mitte des XVII. Jahrhunderts. 1663 wird zum ersten
Male die Grube Herzog August erwähnt, die mit dem 1670 auf-
genommenen Herzog Johann Friedrich 1681 unter dem Namen
Herzoge August und Johann Friedrich vereinigt wurde. Gegen
Ende des XVII. und zu Beginn des XVIlI. Jahrhunderts existirten
eine ganze Anzahl von Gruben, von denen viele allerdings nur
ein kurzes Dasein gefristet haben und z. Th. ihrer Lage nach
nicht mehr bekannt sind. Besonders wurde zu dieser Zeit auf dem
Georg Wilhelmer (1666 Herzog Georg Wilhelm, 1670 Gesellschaft,
1672 Stadt Braunschweig u. A.) und auf dem Neue grüne Lindener
Gange gebaut (1692—1705 Grüne Linde, 1692—1697 Prinzen,
1720 — 1743 Neue grüne Linde), die aber vor der Mitte des
XVII. Jahrhunderts wieder verlassen lagen. Auf dem Pisthaler
Gange baute westlich vom Herzog August und Johann Friedrich
der Braune Hirsch (vordem — seit 1689 — auf dem Alte Gesell-
schafter oder Braune Hirscher Gange im Liegenden), östlich lagen
Herzog Anton Ulrich (1669), Neue Gesellschaft (1702), Neues
Zellerfeld (1704), Haus Wolfenbüttel, Neue Zellerfelder Hoffnung
(beide 1716), Neuer Edmund (1718), Haus Hannover (1718— 1756).
Diese Gruben wurden im Anfange dieses Jahrhunderts bis auf
den Herzog August und Johann Friedrich endgültig eingestellt,
Mineral- und Erzgänge. 275
und die letztgenannte umfasst jetzt das ganze Bockswieser Gang-
revier. Ihr Abbau bewegt sich indessen nur in der westlichen
Hälfte desselben auf dem Pisthaler und Auguster Gange, und sie
besitzt auf den verschiedenen Gängen in der Teufe noch ein be-
deutendes unverritztes Feld.
Der Bockswieser Bergbau ist in früherer Zeit wegen der be-
trächtlichen Wasseraufgänge, des Mangels hinreichender Aufschlag-
wasser und tiefer Stollen öfters erheblichen Stockungen unter-
worfen gewesen, am längsten in der zweiten Hälfte des XVII.
Jahrhunderts, ehe 1799 der Lautenthaler Hofinungs-Stollen durch-
schlägig wurde; und auch heute ist der Abbau des sogenannten
dritten (östlichen) Erzmittels unterhalb der Ernst August Stollen-
Sohle wegen der bedeutenden zusitzenden Wasser einstweilen noch
nicht möglich.
Früher als bei Bockswiese kam der Bergbau bei Festenburg
und Ober-Schulenberg wieder in Aufnahme. Am ersteren Orte
wird 1569 die Grube Festenburg erwähnt (von der Grube Festen-
burger Maassen berichtet HÄckE S. 53, dass bei der Aufwälti-
gung des Alten Mannes hier, wie auch an anderen Punkten, mensch-
liche Skelette gefunden seien, »wie ich dan selber solcher unter-
schiedtlicher Gebeine, die mann in der Festenburger Maalsen zu
Tage aufsgefodert, gesehen habe«), 1596 Cronenburg und die
Obere 2. 3. 4. Maass nach der Festenburg. Nach dem dreissig-
jährigen Kriege, der die oberharzer Bergwerke fast ausnahmslos
zu kürzerem oder längerem Erliegen gebracht hatte, finden wir
1647—1655 eine Grube Hülfe Gottes in der Festenburg, 1671 bis
1687 Kron und Vestenburg, 1675 den Schnellen Falk, 1690 Schulen-
bergs Glück (bis etwa 1720), 1691 den Weissen Schwan, 1692
Haus Cronenburg, welches seit 1706 als Cronenburgs Glück er-
scheint. Weisser Schwan und Cronenburgs Glück bestanden nebst
der 1711 aufgenommenen Grube König Carl und der von Mittel-
Schulenberg anscheinend hierher verlegten Königin Elisabeth (8.
u.) bis zur gänzlichen Einstellung des Betriebes im Anfange dieses
Jahrhunderts.
Bei Ober-Schulenberg ist die Grube »St. Anna am Schulen-
berg« schon um 1530—40 aufgenommen worden und war 1579
Neue Folge. Heft 30. 18
274 Mineral- und Erzgänge.
noch im Betriebe. Nach dem dreissigjährigen Kriege finden wir
von Gruben, deren Lage noch bekannt ist, 1672 Glücksrad (bis
1772) und Gelbe Lilie (—-1784), 1674 Gnade Gottes (— 1767), 1692
Engel (1724—1743 Neuer Engel) und St. Urban, 1714 St. Merten
oder Martin!) (—1784), 1755 St. Nicolaus (—1768), 1786 Neue
gelbe Lilie.e St. Urban und Neue gelbe Lilie, deren neue Felder
auch das Glücksrad, die Gelbe Lilie und Gnade Gottes umfassten,
waren 1803 noch im Betriebe, 1806 dagegen bereits eingestellt.
Bei Mittel-Schulenberg lag 1667 die Grube Kayser Heinrich, 1669
St. Johannes; 1703—1765 baute der Herzog August Wilhelm,
1705—1743 Printzen, 1788 bis zu Anfang dieses Jahrhunderts
Neu Schulenbergs Glück. Die Grube Juliane Sophie besteht seit
1776; vorher lag an ihrer Stelle eine Grube Elisabeth, die auf
einer Gangkarte des Communion-Oberharzes von 1744 verzeichnet
und sehr wahrscheinlich mit der 1711 aufgenommenen Königin
Elisabeth, welche diese Karte bei Festenburg noch nicht angiebt,
identisch ist.
Der Bergbau bei Festenburg und Ober-Schulenberg ist in
älterer Zeit, in oberen Teufen, mit Vortheil betrieben worden;
später hat sich bei zunehmender Tiefe — die alten Baue bei
Festenburg gehen bis zu fast 400”, diejenigen bei Ober-Schulen-
berg bis zu etwa 275” Tiefe — besonders der Mangel an Auf-
schlagwassern und der eines tiefen Stollens nachtheilig geltend
gemacht. Von dem Ausfall der Untersuchung durch die bis
1895 bereits an das alte St. Urbaner Feld herangetriebene, seit
einigen Jahren unbelegt gebliebene neunte Feldortstrecke der Grube
Juliane Sophie wird es abhängen, ob der alte Bergbau nochmals
zu neuem Leben erweckt werden wird. Die eben genannte Grube
hat das auf dem »Vereinigten Hauptgange« im Abendfelde auf
und über der neunten Strecke gelegene Erzmittel abgebaut; seine
Wiederausrichtung durch die in den letzten Jahren getriebenen
tieferen Strecken (10. und 11.) ist noch nicht gelungen.
') Markscheidet mit der Gnade Gottes. Vorher steht an seiner Statt in den
Bergzetteln die Kleine Martens oder Mertens Zeche, die aber ursprünglich, an-
scheinend bis 1701, im Märtensthale auf dem etwa h. 11!/a streichenden, O. fallen-
den Gange lag, auf dem später (1755 —70) der »Segen des Herrn im Märtens-
thale« baute,
Mineral- und Erzgänge. 278
Endlich sei noch des Ganges Erwähnung gethan, welcher ım
Liegenden des letztbehandelten Gangzuges und parallel zu diesem
die Schalker Mulde durchsetzt und am Ostufer des Unteren Schalker
Teiches in alter Zeit — wohl vor 1681, da der eine Stollen im Teiche
selbst angesetzt ist und dieser unter dem Namen »Hölzerner Teich«
zu jener Zeit nach Ausweis der alten Forstkarte schon existirte —
untersucht worden ist. Der Gang ist hier etwa 0,5” mächtig,
fällt steil nach N. ein und führt Bleiglanz, Kupferkies und Schwefel-
kies nesterweise und eingesprengt im Quarz. Welcher von den
zahlreichen, besonders in der zweiten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts in den Bergzetteln mit der allgemeinen Bezeichnung »im
Schulenberge« aufgeführten kurzlebigen Versuchsbauen auf diesen
alten Bau etwa zu beziehen ist, habe ich nicht zu ermitteln ver-
mocht; ich bezeichne den Gang, welcher nach SO. über den Brand-
kopf bis nordöstlich vom alten Gnade Gotteser Schachte zu ver-
folgen ist, deshalb kurzweg als Schalker Teich-Gang.
Von den zahlreichen anderen, mehr oder minder weit fort-
streichenden, z. Th. als Quarzgänge entwickelten Spalten, welche
die Karte zwischen dem Bockswiese-Festenburg-Schulenberger und
dem Kupferkroner bezw. Gemkenthaler Gangzuge verzeichnet,
sind einzelne, wie z. B. der Eisenstein führende Landeswohl-
fahrter Gang OÖ. Bockswiese am Neuen Grumbacher Teiche
(1671), zwar auch am Ausgehenden bergmännisch untersucht worden,
aber ohne Erfolgs. Nur die ausserhalb des Devongebietes auf-
setzende Gangspalte, auf der wenig südlich der Mündung der Kalbe
in die Oker am linken Okerufer das Haus Bülow (1745 — 1757),
auf der rechten Seite der Oker im sogenannten Rabatschenbleeke
au der Stelle eines weit älteren Versuchsbaues der Segen des
Herrn (1719 — 1730) gebaut hat, hat sich an diesen Punkten als
erzführend erwiesen. CALVÖR erwähnt von beiden Betriebspunkten
das Vorkommen von Weissgültigerz.
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Die wicehtigeren
Aufsehlüsse des Gebietes.
Der folgende Abschnitt enthält die Beschreibung einer grösseren
Anzahl von Aufschlüssen aus den verschiedenen Theilen unseres
Gebietes, die einerseits die oben S. 21 — 197 in zusammen-
fassender Darstellung geschilderte Stratigraphie desselben an der
Hand von Beispielen erläutern soll, andererseits dazu bestimmt ist,
Fachgenossen und Studirenden auf Excursionen als Führer zu
dienen. Dass das Unterdevon gegenüber den mittel- und oberdevo-
nischen Schichten sehr zurücktritt, hat seinen Grund darin, dass
zunächst die wichtigeren Aufschlüsse in seinen hangenden Schichten
schon bei deren Schilderung eingehend besprochen sind, und dass
es ferner nicht zweckmässig erschien, bei der zur Zeit noch man-
gelhaften Kenntniss von dem Aufbau der tieferen Schichten Profile
aus diesen näher zu beschreiben ohne die Möglichkeit einer ein-
wandsfreien Interpretation.
Der Zweck dieser Beschreibungen und der Wunsch, den Um-
fang der Arbeit nicht zu sehr zu steigern, gebot eine Beschrän-
kung in der Zahl der zu besprechenden Aufschlussfolgen; gar
mancher an und für sich ganz interessante Aufschluss ist deshalb
unberücksichtigt geblieben, weil er von der mit Rücksicht auf
andere Profile gewählten Route entlegen war, oder weil seine
Besprechung ohne weiter ausholende Erörterungen nicht thunlich
gewesen wäre oder endlich, weil die an ihm zu beobachtenden
Schichten bereits von anderen Punkten geschildert worden waren.
Auch in der Detailschilderung der einzelnen Horizonte habe ich
mir an dieser Stelle, um unnöthige Wiederholungen des im strati-
graphischen Theile Gesagten zu vermeiden, möglichste Beschrän-
kung auferlegt, ganz besonders dann, wenn bildliche Darstellungen
gegeben werden konnten.
280 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
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Chaussee e
Die Rabenklippe im Okerthale oberhalb Rohmkerhalle, von Süden gesehen (Querprofil).
im2 — Wissenbacher Schiefer. tm3 = Strinpgocephalenkalk. t0ı — Büdesheimer Schiefer.
to2 — Adorfer Kalk. t03 — Ülymenienkalk. cu = Culm.
Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle, Rabenklippe,
Birkenburg.
Die Schichten dieser Aufschlüsse sind sämmtlich mehr oder
minder stark contactmetamorphosirt.
1. Der gegen 50” hohe Felsen, über den der künstliche
Wasserfall bei Rohmkerhalle im Okerthale herabstürzt, stellt
nebst seiner nächsten östlichen Umgebung einen nach W. über-
geneigten, von Culmschichten unter- und überlagerten und nach
Wasserfall-Felsen bei Rohmkerhalle, Rabenklippe, Birkenburg. 281
S. steil unter sie einschiebenden, in sich gefalteten und durch
streichende Störungen zerrissenen Luftsattel mässig contactmeta-
morphosirter devonischer Schichten dar, der sich aus Stringoce-
phalenkalk, Büdesheimer Schiefern, Adorfer Kalk und Clymenien-
kalk aufbaut.
Die Beobachtungen an der theilweise völlig unzugänglichen
Felswand sind durch diesen Umstand naturgemäss sehr erschwert;
Fig. 6.
Fussweg m.
S Harzburg.
Fahrweä
= Wasser»
EEE Mauer graben
Stringocephalen- Büdesheimer. Adorfer Kalk m.
kalk. Schiefer. Kellwasserkalk.
N y / Clymenien Culmthon-
NEN - kalk. schiefer.
N
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N 0° 5 40 15 20 25 30 Schritte.
= III i —
x
rer. LI
USS/Rohmkerhalle NN
Querprofil durch den Wasserfall- Felsen bei Rohmkerhalle im Okerthale.
doch gelang es, so viele Beobachtungen zu machen, dass der Bau
des Luftsattels, wie ihn die Textfigur 6 angiebt, als gesichert
gelten kann. Vorallem wurde das Auftreten des Clymenienkalkes
im Liegenden des oberhalb vom Wasserfalle am Fahrwege an-
stehenden Stringocephalenkalkes durch den Nachweis von Olyme-
nien (C. undulata, cf. annulata), Posidonia venusta u. A. m. ausser
allen Zweifel gestellt.
Dieser Clymenienkalk bildet das Dach des in sich weiter ge-
falteten und zerrissenen liegenden Sattels am eigentlichen Wasser-
382 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
fall-Felsen, dessen Bänke, wie man besonders gut von W., von
der Rabenklippe her sieht, sowohl nach S. wie nach N. schnell
unter die Culmschichten untertauchen. Auf diesen Sattel ist als
Hangendflügel einer weiteren, im Streichen nach N. länger aus-
haltenden zerrissenen Sattelfalte die Schichtenzone aufgeschoben,
von der der Touristen-Fussweg nach Harzburg ein gutes Profil
liefert, welcher oberhalb des Wasserfalles sich von dem Fahrwege
abzweigt.
Die an und unter dem zum Wasserfalle führenden Graben
von der Felskante bis zu dem Fahrwege hin anstehenden Schich-
ten sind der zum unteren Sattel gehörige CUlymenienkalk; das
Profil durch den aufgeschobenen Hangendflügel beginnt erst an
der scharfen Biegung des Fahrweges. Hier steht der dickbankig
abgesonderte Stringocephalenkalk an, etwa 3” mächtig aufge-
schlossen; 1,6” unter seinem Hangenden enthält er eine Lage der
»Brachiopodenplatten« mit » Terebratula« pumilio R., die an dieser
Stelle zuerst im Harze 1893 von A. DENCKMANN und dem Ver-
fasser entdeckt wurden. Ueber dem Stringocephalenkalke folgt
eine gegen 2” mächtige Zone von Bandschiefern mit reichlichen
Knollen und dünnen Bänken von Kalk, als Vertreter der Büdes-
heimer Schiefer, und über dieser auf etwa 18 Schritte längs des
Fussweges der Adorfer Kalk, in dem bei etwa 9 Schritten
(13 Schritte von der Wegecke) der schwarze Kellwasserkalk als
eine incl. der begleitenden russigen Schiefer gegen 60 °® mächtige
Einlagerung aufgeschlossen ist. Am Fusse der hier etwa 8” hoch
aufragenden kleinen Felswand ist er eine ganze Strecke weit nach
N. zu verfolgen. Er enthält an dieser Stelle u. A. Tornoceras
paueistriatum A. V., Avicula laevis R., Buchiola prumiensis STEIN.,
angulifera R.; am Wasserfall-Felsen selbst, und zwar in dem am
Fusse seiner obersten Steilwand, in etwa 2/3 der Gesammthöhe an-
stehenden Vorkommen, fanden sich ausserdem noch Buchiola
palmata Gr. und Cardiola sp. — 9 Schritte im Hangenden des
Kellwasserkalkes beginnt der in seiner Beschaffenheit zunächst dem
plattigen Adorfer Kalke noch nahestehende Clymenienkalk, der
11 Schritte breit ansteht, nur im obersten Meter seiner hiesigen
Mächtigkeit als Knotenkalk entwickelt ist und neben Cwyrioceras
Wasserfall-Felsen bei Rohmkerh alle, Rabenklippe, Birkenburg. 283
sp. kleine Exemplare von fast glatten Olymenien, wahrscheinlich €.
undulata MÜNST., und seltener (nahe dem. Hangenden) grössere
Exemplare von C. annulata Münst. enthält. Er wird unmittelbar
überlagert von Culmthonschiefern, auf die weiter nach O. Grau-
wacken und Thonschiefer in Wechsellagerung folgen.
Die Schichten am Fusswege streichen h. 121, —1 und fallen
durchschnittlich mit 400 O.
Der Sattel des eigentlichen Wasserfall-Felsens besteht (vergl.
die Figur) aus drei durch streichende Störungen von einander ge-
trennten Specialsätteln, von denen der obere in der Profillinie durch
den Wasserfall nur in seinem Hangendflügel entwickelt ist. Den
Bau des untersten Specialsattels kann man am Wasserfalle selbst
bequem studiren, die beiden anderen am besten auf der Südseite
des Wasserfalles in den Fichten. Die hier gemachten Beobach-
tungen, die schon ausserhalb der hier unzugänglichen Profillinie
liegen, wurden zur Construction des oberen Profiltheiles, bis zur
Kante des Felsens, benutzt, und deshalb ist das Bild hier nur
schematisch richtig.
Zwischen dem Wasserfall-Felsen und der Rabenklippe stehen
nur Culmschichten zu Tage, die eine nach W. geneigte, in sich
weiter gefaltete Mulde bilden, deren überkippter Ostflügel von den
am Fusse des genannten Felsens als wahres Hangendes des De-
vonsattels anstehenden Schichten repräsentirt wird. Die an dem
Bassin anstehenden, in Wahrheit liegendsten, 3” mächtigen Bänke
_ von dünnschiefrigem, Kieselschiefer ähnlichem, Schwefelkies fein
eingesprengt führendem Thonschieferhornfels geben sich durch den
Einschluss der charakteristischen kleinen rundlichen, sehr harten
Concretionen als thatsächliche Vertreter des Kieselschiefer- Hori-
zontes zu erkennen und sind wohl metamorphosirte Alaunschiefer;
in ihrem wahren Hangenden folgt eine etwa 1” mächtige Bank
hell bläulichgrauen dichten, ganz verworren geschichteten Kalk-
hornfelses und weiter sehr dunkler, hell gebänderter Thonschiefer-
hornfels, der an der Chaussee schon eine 1,5" mächtige Bank sehr
feinkörniger Grauwacke einschliesst.
Die Thonschieferhornfelse im wahren Hangenden dieser Grau-
wackenbank weisen eine steil stehende, sehr regelmässige, in die
984 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Grauwacke indess fast gar nicht hineinsetzende, leicht mit der
Schichtung zu verwechselnde Querklüftung, etwa in h. 8, auf, die
in ausgezeichneter Weise auch in den Thonschieferhornfelsen dicht
oberhalb der Brücke zu beobachten ist.
2. Die Culmthonschiefer mit den Vertretern des Kionelschte
Horizontes bilden auch den Abhang östlich der malerischen Raben-
klippe!), von deren südlichem steilem Absturze gegen die Oker
Fig. 5 eine profilarische Ansicht ungefähr senkreeht zum Schich-
tenstreichen giebt, während Hanrar’s Abbildung (Zeitschr. d.
Deutsch. geol. Ges. 29, S. 72) sie von SW. schräg gegen das
Streichen gesehen darstellt. Die einen zackigen Felsgrat bildende
Klippe besteht aus den hangendsten Bänken der Wissenbacher
Schiefer, Stringocephalenkalk, Büdesheimer Schiefern, Adorfer Kalk
und Clymenienkalk, deren Betheiligung an ihrem Aufbau aus der
Abbildung ersichtlich ist. Der Verlauf des Kammes liegt nicht
genau in der Streichrichtung der Schichten; in seinem nördlichsten
Theile besteht er aus Stringocephalenkalk, am südlichen Absturze
aus Clymenienkalk. Besonders der letztere enthält zahlreiche, bis
erbsengrosse grüne Granaten, die besonders in abgestürzten Blöcken
am Südostfusse der Klippe, nahe an dem Fichtenbestande, häufig
zu finden sind. Die »Kramenzelkalke« der Rabenklippe bilden
den liegenden Flügel der an den Rohmkerhaller Sattel sich nach
W. anschliessenden überkippten Mulde, deren Mitte von den Culm-
schichten eingenommen wird. Die Wissenbacher Schiefer setzen
nach W. bis an die inmitten eines sehr auffälligen amphitheatra-
lischen Kessels — der wohl eine alte Okerschleife ist — isolirt
aufragende »Birkenburg« fort, deren allerhangendste, nach der
Chaussee abstürzende Schichten noch zu ihnen gehören. Der
vordere niedrigere Felsgipfel der Birkenburg besteht schon aus
Caleeola-Schiefern, die in abgestürzten Felstrümmern am Birken-
!) Die von Goslar aus in’s Werk gesetzte, sehr überflüssige und gänzlich
unmotivirte Umtaufe in »Raboklippe« nach einer mittelalterlichen Namensform
(Rabo[Sing.] = ? Angehöriger des Goslarschen Geschlechtes der »Raben«, die ein
am Fusse der Klippe belegen gewesenes Hüttenwerk besassen) hat bereits dazu
geführt, dass die Klippe in den Reisehandbüchern verballkornt als »Rabowklippe«
erscheint. Die Namensform »Rabenklippe« ist nachweislich seit mehr als zwei
Jahrhunderten im Gebrauch.
Isolirte Devonvorkommen im südöstlichen Culmgebiete. 285
thal-Bache und dicht oberhalb desselben, an der Böschung der
bier zu Thal führenden alten Chaussee, im Anstehenden zahl-
reiche, trotz der Contactmetamorphose noch leidlich erhaltene Ver-
steinerungen führen. Von der Einsenkung des Grates der Bir-
kenburg hinter dem vorderen Gipfel nach W. hin folgt Kahle-
bergsandstein, der im höheren westlichen Felsgipfel ebenfalls Ver-
steinerungen führt (s. o. S. 57), in Bänken, die den Rammels-
berger Schichten angehören.
Etwa 70 Schritte oberhalb der Mündung des Birkenthal-Baches
überschreitet man auf der Chaussee die topographisch hier nicht
ausgeprägte, aber im Okerbette an dem plötzlichen Erscheinen von
Grauwacken-Felsriffen kenntliche Hauptverwerfung, welche, im
Allgemeinen dem Birkenthale folgend, das Devon reichlich um
1000” nach W. verschiebt, sodass die Nordwand des Thales aus
Kahlebergsandstein, die Südwand mit Ausnahme des östlichsten
Theiles, wo die Verwerfung in sie hineinsetzt, aus Oulmschichten
besteht und die an der Rabenklippe anstehenden Schichten erst
in dem Sattel zwischen Eichenberg und Mullthal wieder erscheinen.
Isolirte Devonvorkomnen im südöstlichen Culmgebiete.
Die hier kurz zu besprechenden Vorkommnisse liegen zwischen
dem grossen Devonsattel und der nordöstlichen Fortsetzung des
Grünsteinzuges, verdanken ihr Zutagetreten der in diesem Gebiete
besonders intensiven, mit Längszerreissungen und Ueberschiebungen
verbundenen Faltung und sind um deswillen einer besonderen Er-
wähnung werth.
Die Vorkommen 1—4 liegen noch im Contacthofe des Oker-
thalgranits.
1. Am Rohmker Kopfe stösst 110 Schritte NW. der von
seinem Gipfel nach SW. hinablaufenden Schneise an dem in etwa
450” Meereshöhe liegenden Holzabfuhrwege flach SO. fallender,
diekbankiger, plattig abgesonderter Stringocephalenkalk - Hornfels
unvermittelt durch die Culmschichten hindurch, im S. durch eine
Querverwerfung (Quarzgang) abgeschnitten.
2. Am sehr steilen, z. Th. fast unzugänglichen Nordabfalle
des Gr. Ahrendsberges liegt zwischen zwei Querverwerfungen
286 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
ein kleiner Sattel von steil SO. fallenden Schichten des Oberdevons
inmitten der Culmschichten zu Tage, der durch den von Rohmker-
halle nach der westlicheren Ahrendsberger Klippe hinauf führenden
steilen Pfad einigermaassen zugänglich ist. Die im NW. und SO.
an den Öulm sich anschliessenden veränderten Knotenkalke sind
sicher Clymenienkalk, in dem im NW. da, wo der von Rohmker-
halle zunächst eine grosse nach SO. gerichtete Schleife beschrei-
bende Pfad in kurzen Zickzack-Wendungen steil bergan zu führen
beginnt, Olymenia laevigata, Orthoceraten u. A. m. gefunden wurden.
Auch der Adorfer Kalk ist sicher vorhanden — aus ihm stammen
auch jedenfalls die von TRENKNER im Bette des Gr. Rohmke gefun-
denen Stücke von Kellwasserkalk, da Rollstücke von hier bis zur
Oker und zum Gr. Rohmke hinab am steilen Abhange verstreut sind
— ; schlecht aufgeschlossene veränderte Schiefer mit Kalken in der
Mitte des Vorkommens sind sehr wahrscheinlich Büdesheimer
Schiefer. Unterhalb der mit einigen Bänken versehenen, etwas
seitlich vom Pfade gelegenen sogen. »Unteren Klippe« wird das
Vorkommen nach SW. durch eine Verwerfung abgeschnitten; diese
Klippe selbst besteht schon aus Culmschiefern, in denen man bis
zur Höhe des Berges bleibt.
3. Interessanter, mannigfaltiger und leichter zugänglich ist
das kleine zusammenhängende Devongebiet im unteren Theile des
Langethales und am Schadleben. Auch dieses ist zwischen
zwei Querverwerfungen eingeklemmt und wird durch eine weitere
unmittelbar südlich des Langethal-Baches verlaufende noch in einen
grösseren und breiteren nördlichen und einen kleineren, schmaleren
südlichen Theil geschieden. Die Fig. 7 giebt ein Querprofil durch
den nördlichen Theil, wie man es an dem von der Langethals-
brücke zum Ahrendsberger Forsthause hinauf führenden Fahrwege
in Verbindung mit den Aufschlüssen des Bachbettes beobachtet.
Zwar liest das ganze Vorkommen noch im äusseren Ringe des
Granit-Contacthofes, indessen sind die einzelnen Schichten doch
sicher deutbar und enthalten noch bestimmbare Versteinerungen.
Verfolgt man von der Langethalsbrücke an der Mündung des
Langethals den genannten Fahrweg aufwärts, so quert man zunächst
etwa 200 Schritte weit Culmthonschiefer, die gleich oberhalb der
287
Isolirte Devonvorkommen im südöstlichen Culmgebiete.
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288 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Brücke zu h. 2—3 streichenden, ausnahmsweise steil nach SW.
einschiebenden Sätteln und Mulden gefaltet sind. 210 Schritte
oberhalb der Brücke steht 4 Schritte breit unter den NW. fallen-
den Culmthonschiefern gleichfalls NW. fallend zu oberst dünn-
plattiger, sonst dickbankiger hellfarbiger flaseriger Kalk an, der
dicke, mit Kalkspath erfüllte Crinoidenstielglieder enthält. Dieser
Kalk steht mit gleichem Fallen auch neben dem Wege am Bache
in einer Klippe fast 18 Schritte breit an und wird hier von
Wissenbacher Schiefern unterlagert, stellt sich also als Stringoce-
phalenkalk heraus. Im westlichsten Theile seines Aufschlusses am
Bache sind die Grenzschichten zum Schiefer hakenförmig umge-
bogen, zeigen infolgedessen locales SO.-Fallen, sind verruschelt
und im Streichen mit Quarz durchtrümert und schneiden mit
einer SO. fallenden Ueberschiebungsfläche gegen die NW. fallenden
Culmschiefer ab, wie dies das Profil wiedergieb. Am Wege er-
weist ein kleiner Aufschluss in der Böschung dicht oberhalb der
Kalke, dass sich mit SO.-Fallen eine 6 Schritte breite Zone völlig
verruschelter Schiefer auflegt, auf die ein etwas grösserer alter
Steinbruch folgt, der Schiefer und Knollenkalke der Wissenbacher
Schiefer aufschliesst, die zunächst der Ruschel SO. fallen und
dann eine Specialmulde nebst anschliessendem Sattel bilden. Die
Wissenbacher Schiefer sind hier also auf den Stringocephalenkalk
aufgeschoben, was man noch deutlicher im Bache sieht, wo die
SO. fallenden aufgeschobenen Schiefer mit flach SO. fallender Grenze
an den den Stringocephalenkalk mit NW.-Fallen unterlagernden
abschneiden.
Von dem Steinbruche aufwärts beobachtet man fortwährend
Wissenbacher Schiefer mit ziemlich zahlreichen Kalkeinlagerungen,
bis man nach weiteren 180 Schritten an einen zweiten verlassenen
Steinbruch in dickbankigen hellfarbigen Kalken gelangt, die, wie
ein kleiner Aufschluss unmittelbar westlich des Bruches darthut,
die Wissenbacher Schiefer unmittelbar überlagern und auch im
Bache anstehen. Die Deutung als Stringocephalenkalk wurde
durch den Nachweis der »Brachiopodenplatten« im hangenden
Theile der im Steinbruche aufgeschlossenen Kalkfolge bestätigt.
Das Streichen des Stringocephalenkalkes im Steinbruche dreht aus
Isolirte Devonvorkommen im südöstlichen Culmgebiete. 289
h. 3.7 nach h. 2.0 (Sattelbiegung!), das Fallen ist im W. fast
schwebend, mit einer kleinen Specialfalte, im OÖ. steiler nach SO.
gerichtet. Unmittelbar über dem Steinbruche stehen wieder SO.
fallende Wissenbacher Schiefer an, die hier abermals auf den Strin-
socephalenkalk aufgeschoben sind und mit mehreren Kalkeinlage-
rungen 65 Schritte weit aufwärts zu verfolgen sind, bis sie in einer
kleinen Entblössung am Wege normal von flach SO. fallenden dick-
bankigen, aber z. Th. dünnplattig abgesonderten hellen, von Thon-
schieferlamellen durchzogenen Knotenkalken überlagert werden,
deren tiefste, frisch dunkelblaugraue Bank zersetzt von Styliolinen
geradezu wimmelt und Phacops sp., Aphyllites evexus v. B. und
Bactrites führt. Die Kalke sind demnach wiederum Stringoce-
phalenkalk. Die Breite dieses obersten, schlecht aufgeschlossenen
Kalkvorkommens beträgt 22 Schritte, unmittelbar darauf folgen
Culmthonschiefer mit Posidonia Becheri. .
Die Wissenbacher Schiefer führen zahlreich Tentaculiten und
Styliolinen, vereinzelt Buchiola digitata R., Phacops-Reste, verkieste
Goniatiten und Orthoceraten; indessen sind die letzteren so fest
mit dem Gestein verwachsen, dass sie nicht herauszuschlagen sind.
Die Haupt-Ueberschiebung liest im W. zwischen Culm und
Stringocephalenkalk; die zweite kleinere, die die Wissenbacher
Schiefer über den letzteren schiebt, schaart sich gleich N. des
Weges mit jener, sodass der Stringocephalenkalk verschwindet
und die Wissenbacher Schiefer direct auf Culm aufgeschoben sind.
Das mittlere und das obere Band von Stringocephalenkalk streichen
in flacher Lagerung zwischen dem Thalwege und einem höher
gelegenen Liethwege in dem früher undurchdringlichen Fichten-
dickicht an der steilen Nordwand des Thales entlang; die Dar-
stellung in der Karte ist in dieser Beziehung nicht ganz correct.
Sehr gut ist der südliche Theil des Vorkommens an der
NW.-Ecke des Schadleben am rechten Okerufer in und an einem
verlassenen Kalksteinbruche gleich oberhalb der Langethal-Mündung
aufgeschlossen. Man beobachtet hier den in Fig. 8 dargestellten
doppelten Sattel von Stringocephalenkalk und — z. Th. fortge-
brochen — Adorfer Kalk, der als Ganzes auf Culmthonschiefer
Neue Folge. Heft 30. 19)
290 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
aufgeschoben ist. An der Ostseite des Bruches schneidet den
Sattel eine entblösste, steil NW. fallende, etwa h. 3 streichende
Längsverwerfung ab, hinter der schon ausserhalb und oberhalb
des Bruches zunächst nochmals Stringocephalenkalk und dann
Wissenbacher Schiefer folgen. Auf letztere legt sich im O., oben
auf dem nach NW. zur Langethalsbrücke hinabfallenden Kamme
des Berges, der Stringocephalenkalk mit flachem SO.-Fallen wieder
auf, im Fortstreichen nach NO. alsbald von Culmthonschiefern
Fig. 8.
StreichendeVerwerfung
ISSEIS 'ssenb.Schiefer
AdorferK, SV
III SL AriCluine 1
= y/ Al 2 W
Bi : Z / A
Veberschiebung N
EN x K nn NV
I,‘ N \
N
N III /
ON RS SE N Culm
NUN Ss N Pi t x thon-
N Ss VE z EN Schiefer.
Okerfi > - dr ;5- a ‚em. Stollen-
non Schutt Mundloch.
i 10 [7] 0 Schritte. z
Profil der Devonschichten
in und an dem verlassenen kleinen Kalksteinbruche
am nordwestlichen Ende des Schadleben.
überdeckt; er bildet hier also einen Luftsattel. Im Kerne des
Sattels ragt in völlig unklaren Lagerungsverhältnissen der Block
von Clymenienkalk aus dem Abhangsschutte heraus, der in der
Figur rechts verzeichnet ist. Ein h. 7.4 streichender, N. fallender,
gleich S. des Steinbruches durch einen alten Stollen untersuchter
Gang schneidet nach S. das ganze Vorkommen ab.
Von Versteinerungen fanden sich im Olymenienkalke kleine
Ulymenien, Posidonia venusta MÜNST., Kochia dispar SDB. u. A. m.;
im Adorfer Kalke” Manticoceras intumescens BEYR., Buchiola pal-
mata GrY.; im Stringocephalenkalke Anarcestes Karpinskyi HPFL.,
Aphyllites cf. evexus v. B., Orthoceraten, Posidonia hians W ALDSCHM.,
Isolirte Devonvorkommen im südöstlichen Culmgebiete. 39]
kleine glattschalige Brachiopoden; im Wissenbacher Schiefer z. Th.
verkieste Orthoceraten, Tentaculiten und Styliolinen, sowie Pinacites
Jugleri R.
4, Im Unteren Wildschützenthale, das von N. her in
das Langethal einmündet, steht wenig oberhalb der Stelle, wo der
im Thale hinauf führende Fahrweg das Wässerchen von W. nach ©.
kreuzt, an und im Bache ein flacher normaler Sattel von Olymenien-
kalk und Adorfer Kalk in kleinen Klippen zu Tage, von Culm-
thonschiefern überdeckt und im N. bald durch eine Querver-
_ werfung abgeschnitten. Im Clymenienkalke tritt Posidonia ve-
nusta geradezu gesteinsbildend auf; im Adorfer Kalke liefert der
am Fusse einer Klippe am Westufer des Bächleins anstehende
Kellwasserkalk zahlreiche leidlich erhaltene Reste, unter ihnen die
bezeichnende Buchiola angulifera R.
5. 21/,%% südlicher liegt der längst verlassene und grössten-
theils verrutschte Kalksteinbruch am Südhange des Kellwasser-
thales, in dem RoEMER den Kellwasserkalk zuerst nachgewiesen
hat, und aus dem die von ihm (Beitr. I, S. 25 ff.) beschriebenen
Versteinerungen stammen. Eine kurze Beschreibung des Vor-
kommens auf Grund der Notizen von A. HALFAR aus dem Jahre
1874, als der Bruch noch besser erhalten war, und einiger freund-
licher Mittheilungen von Herrn M. Koch dürfte somit von beson-
derem Interesse sein.
Der Bruch liegt gegen 100 Schritte oberhalb eines kleinen
Gehänge-Einschnittes zwischen dem Okerthale und dem Unteren
Rabenthale etwa 16” über der Chaussee. In der östlichen Stein-
bruchswand waren hier mit 450 SO. fallende plattige, hellfarbige
dichte Kalke (Adorfer Kalk) aufgeschlossen, in denen 2,5” unter
ihrem Hangenden der Kellwasserkalk als 0,32” mächtige, am
Hangenden und Liegenden von etwa 3,5°% starken Lagen kohligen,
an Rutschflächen reichen Schiefers begleitete Bank unreinen,
schwarzen bituminösen Kalksteins liegt, der reichlich Schwefelkies
in dünnen Streifechen und bis linsengrossen Würfeln führt und die
von ROEMER beschriebenen Versteinerungen z. Th. sehr zahlreich
enthält. Leider sind die Kammerwände der mit kleinkrystalli-
nischem Kalkspath erfüllten Goniatiten meist nicht erhalten. Ueber
19*
2) Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
dem Adorfer Kalke liegen 1,15" mächtige, durch A. von GRODDECK
1868 entdeckte Cypridinenschiefer, aschgraue dickschiefrige, an
winzigen weissen Glimmerschüppchen reiche kalkige Thonschiefer,
die besonders in schmutzig gelb verwitterten, flach linsenförmigen
oder lagenartigen Kalkeinlagerungen Cypridinen und Posidonia
venusta führen. Sie werden ihrerseits überlagert von grünlichgrau
und zuletzt hellgelb verwitternden, frisch sehr dunklen, stark ver-
ruschelten Schiefern, die auch in dem westlichen, weniger ver-
rutschten Theile des Steinbruches, hier aber mit nordwestlichem
Fallen anstehen. Die weiter westlich anstehenden Culmthonschiefer
fallen wieder SO. An dem wenig oberhalb des Steinbruches ver-
laufenden Wege stehen nach Herrn M. Koch von O. her mit SO.-
Fallen unter Culmschiefern mit Bänken kohliger Grauwacken über
dem Ostende des Steinbruches zunächst 20 Schritte breit reinere
Culmthonschiefer an, auf die 20 Schritte breit die verruschelten
Schiefer der Ostwand des Steinbruches folgen, und unter diesen
14 Schritte breit die Oypridinenschiefer mit Knollenkalken, schon
jenseit (W.) des Steinbruches, hinter denen nach einer abermaligen
Verruschelungszone wieder Culmthonschiefer anstehen.
Das
nur als längs einer streichenden Störung auf die Culmschichten
ganze Vorkommen kann nach den örtlichen Verhältnissen
im Westen aufgeschobener und in sich noch weiter sestörter
Hangendflügel einer Sattelfalte gedeutet werden.
Heute ist die ganze Ostwand des Steinbruches derartig ver-
rutscht, dass von den Kalken überhaupt nichts mehr zu sehen ist;
nur in der Aussturzhalde fand ich 1895 noch Stücke vom Kell-
wasserkalke.
Aufschlüsse im Sattel zwischen Eichenberg und Mullthal
und am Osthange des Strausberges.
Die Schichten dieser Aufschlüsse bilden die um reichlich
1000” nach W. verschobene Fortsetzung derjenigen an der Raben-
klippe und Birkenburg im Okerthale.
Der liegende, durch den sogen. Schachtholzweg aufgeschlossene,
die hangendsten Schichten des Kahlebergsandsteins und die Calceola-
Schiefer umfassende Thesl des ersteren Profils ist schon oben S. 45 f. .
Aufschlüsse im Sattel zwischen Eichenberg und Mullthal etc. 293
und 88 beschrieben worden. An der Ustgrenze des Forstgartens
(Kamp) beginnen die Wissenbacher Schiefer, die in einem alten, von
dem chaussirten Holzabfuhrwege im Sattel nach O. zum Birkenthale
abwärts führenden Hohlwege noch 54 Sehritte weit aufgeschlossen
sind, wie alle folgenden Schichten sehr spitz nordöstlich zum Wege
streichen und im Bächlein des Birkenthales gleich nördlich vom
Wege in Folse dessen noch etwas weiter «abwärts bis dicht unterhalb
einer Köthe reichen. Auf sie folgt im Wege mindestens 6 Schritte
breit, schlecht aufgeschlossen, Stringocephalenkalk, der im Bache
20 Schritte weiter unterhalb ansteht, und auf diesen eine gegen
40 Schritte breite Zone von Büdesheimer Schiefern, z. Th. sehr schönen
Bandschiefern voller Styliolinen und Cypridinen, in die Bänke von
Knotenkalk und Kalkknotenschiefern eingeschaltet sind, und über
diesen wieder sehr schlecht aufgeschlossen Adorfer und Clymenien-
kalk. Letzterer enthält in den Klippen am Bache eine ärmliche
Fauna; über ihm folgen Posidonienschiefer.
Von dem Sattel aus führt ein alter Waldweg in SSW.-Rich-
tung abwärts nach dem Thale des Gr. Bramke, durch eine mehr-
fach gestörte Zone von Mittel- und Oberdevon, deren Gesteine als
Blöcke aus dem Waldboden aufragen. 60 Schritte abwärts von
der Stelle, wo dieser Weg die Waldchaussee im Bramkethale triftt,
führt ein Weg nach SW. über den Bach und dann als tiefer Hohl-
weg am Osthange des Strausberges in die Höhe. Dieser Wee,
dessen Aufschlüsse in der Karte wegen des kleinen Maassstabes
nicht zutreffend wiedergegeben werden konnten, liefert bis hinauf
zu einer einzelnen, mit einem Jagdsitze versehenen Buche das
nachfolgende Längsprofil.
Wo der Fahrweg nach Ueberschreitung des Baches aus seiner
zunächst südlichen in südwestliche Richtung umbiegst und ein Hohl-
weg zu werden beginnt, stehen in der westlichen Böschung Kalk-
knotenschiefer sowie ein Block blaugrauen Ralkes an, die beide
sehr zahlreich Cypridinen enthalten und die hangendsten Schichten
der Büdesheimer Schiefer darstellen. Die im Wege selbst an-
stehenden, sehr hellfarbig verwitterten Kalke sind die tiefsten Bänke
des Adorfer Kalkes, dessen hangendere Bänke östlich unterhalb
des Weges nicht aufgeschlossen sind. Die hier zwischen Weg
294 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
und Bach sichtbare Reihe kleiner Klippen gehört schon dem Cly
menienkalke an, und zwar dessen oberer Zone, deren sehr flaserige
Kalke hier Phacops anophthalmus FRECH, Posidonia venusta MÜNST.,
Kochia dispar SDB., Ulymenia undulata MÜNST. u. A. m. enthalten.
Die Hohlwegschleife wendet sich nun mehr nach SW., sodass der
Adorfer Kalk im Fortstreichen aus dem Wege verschwindet und
die Büdesheimer Schiefer wieder an seine Stelle treten, in Gestalt
dickschiefriger, transversal geschieferter Bandschiefer mit Mergel-
lagen, nach dem Liegenden zu voller Styliolinen, höher mit zahl-
reichen Cypridinen, die die ersteren zuletzt fast verdrängen. Die
fahlfarben oder auch rothbraun (durch die nicht seltenen Schwe-
felkies-Knollen) verwitternden Schiefer enthalten Knollen und dünne
Lagen frisch dunkelblaugrauen, gelblichgrau verwitternden Kalkes.
Die Büdesheimer Schiefer stehen bis dicht oberhalb einer etwa in
h. 7 verlaufenden Schneise an, werden hier aber durch eine sehr
steil (etwa h. 12) streichende Verwerfung abgeschnitten, hinter der
Wissenbacher Schiefer im Wege auftreten, die auf etwa 120 Schritte
bis oberhalb einer schmalen in h. 9 verlaufenden Schneise zu ver-
folgen sind und dunkle, mulmig: verwitternde, z. Th. ziemlich ver-
steinerungsreiche Kalkeinlagerungen enthalten. Gleich oberhalb
dieser Schneise treten im Wege als unmittelbares Hangendes der
Wissenbacher Schiefer Knotenkalkbänke mit Schieferlagen auf, die
bereits dem Stringocephalenkalke angehören, im Fortstreichen wegen
einer nach W. gerichteten Wegbiegung nochmals aus diesem ver-
schwinden, unterhalb der einzelnen Buche jedoch im Wege wieder
auftauchen und bei der Buche die Böschung des Weges bilden. Unter-
halb des Weges, bei dem allgemeinen Südostfallen der Schichten
also im wahren Hangenden, ragt hier aus dem Abhange eine Kalk-
klippe auf, deren plattige Bänke von insgesammt etwa 4” Mächtigkeit
unter 50° nach SO. einfallen. Diese Klippe besteht aus ziemlich
versteinerungsreichem Adorfer Kalke und ist der Fundpunkt des
von HALrarR 1874 entdeckten ersten Exemplars von Manticoceras
intumescens BEYR. aus unserem Gebiete 1). Im südwestlichen Fort-
') Dass schon aus früherer Zeit ein erst von Herrn Geheimrath vos Korsex
bestimmtes Exemplar der Art vom Riesenbachthale in der Göttinger Sammlung
liegt, wurde oben S. 156 bereits erwähnt.
Aufschlüsse im Sattel zwischen Eichenberg und Mullthal ete. 295
streichen (etwa h. 4) ragt dicht unter einem bei der Buche abzweigen-
den Pürschpfade 48 Schritte von dieser entfernt noch eine weitere
Klippe Adorfer Kalkes auf, die südwestlichste dieses Vorkommens,
welches dicht hinter ihr durch eine spiesseckige Verwerfung gegen
Culm abgeschnitten wird. Die hangenderen Bänke des Stringo-
cephalenkalkes und die Büdesheimer Schiefer sind nicht aufge-
schlossen; die letzteren können nach den örtlichen Verhältnissen in
dem ganzen Schichtenstreifen nur ein paar Meter mächtig sein. Die
tiefer am Hange östlich und nordöstlich der Klippenreihe von
Adorfer Kalk mit gleichem Schichtenstreichen und Fallen auf-
ragenden kleineren und grösseren Klippen sind Clymenienkalk,
der z. Th. versteinerungsreich, aber zu splittrig ist, als dass man
die auf den Anwitterungsflächen sichtbaren Clymenien, Goniatiten,
Örthoceraten u. s. w. aus ihm herausschlagen könnte. Diese
Klippen von Clymenienkalk sind die wie alle Schichten des oberen
Hohlweg-Profils in das Hangende, nach SO., vorgeschobene Fort-
setzung der nördlich der oben zuerst erwähnten h. 12 streichenden
Verwerfung nur wenig unterhalb des Weges anstehenden Klippen
desselben Gesteins.. Der Verlauf der Störung ist durch einige
in schräger Richtung am Hange auftretende Quellpunkte gekenn-
zeichnet.
Im Hangenden der Klippenreihe von Clymenienkalk südlich
der Störung folgen völlig überrutschte, nur im Schutt sich ver-
rathende Posidonienschiefer, die aber unten am und ım Bache an-
stehend zu beobachten sind. Unter ihnen tritt hier genau östlich
der oben am Hohlwege stehenden einzelnen Buche da, wo der.
Bach einen scharfen Knick nach SO. "macht, nochmals ein ganz
schmaler, auf beiden Seiten von versteinerungsführenden Posido-
nienschiefern begrenzter und im S. durch die oben erwähnte spiess-
eckige Verwerfung abgeschnittener Sattel von Olymenienkalk zu
Tage, der nach NNO. unter der Schotterterrasse des Thales ver-
schwindet. Die oberhalb dieses Sattels neben dem Bache liegen-
den Blöcke von Clymenienkalk sind vom Abhange herabgestürzt,
im Bache stehen nur Posidonienschiefer au, z. Th. stark ver-
ruschelt; erst an dem unterhalb der Fahrwegabzweigung über den
Bach führenden Stege trifft man wieder anstehenden Clymenien-
296 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
kalk, welcher der nördlich von der mehrfach erwähnten h. 12 strei-
chenden Verwerfung gelegenen Klippenreihe angehört.
Von der Buche aufwärts werden im Wege die Aufschlüsse
(Wissenbacher Schiefer, Calceola-Schiefer, Kahlebergsandstein)
bald sehr mangelhaft; auch die südwestliche, mehrfach gestörte
Fortsetzung der Kalkhorizonte des Oberdevons und oberen Mittel-
devons ist fast ganz unaufgeschlossen, nur lose Blöcke liegen umher;
das Kartenbild macht hier in Bezug auf die Darstellung des höheren
Devons daher keinen Anspruch auf völlige Genauigkeit, nur die
Culmgrenze liess sich sicher feststellen.
Aekethal.
Die Aufschlüsse im Aekethale sind mangelhaft und verdienen
nur deshalb eine kurze Besprechung, weil das Aekethal der reichste
Fundpunkt für die Fauna des Clymenienkalkes ist und auch aus
dem Adorfer Kalke zahlreiche wohlerhaltene Reste seliefert hat.
Den eine Strecke weit chaussirten Thalweg vom Grossen
Bramke her nach W. ansteigend, befindet man sich stets in Culmgrau-
wacken mit untergeordneten Schieferpacketen bis zu der Stelle,
wo das Thal aus seiner weiter oben südöstlichen Richtung in rein
östliche übergeht. Hier theilt sich der Weg, und am Fusse der nörd-
lichen Thalwand steht wenige Schritte rechts vom Wege eine kleine
Klippe hellfarbigen, h. 41/, streichenden, mit 45° südöstlich fallenden
CUlymenien-Knotenkalkes mit Ulymenia striata u. A. m. an, ın deren
Liegendem 10 Schritte weiter westlich der Adorfer Kalk ein paar
kleine Felshöcker bildete, die die oben erwähnten zahlreichen Ver-
steinerungen geliefert haben. Aufschürfungen legten auch den
Kellwasserkalk im Liegenden der versteinerungsreichen Bänke
bloss. Der Adorfer Kalk ist sonst weiter nicht aufgeschlossen;
dagegen ziehen sich kleine Klippen und lose Blöcke des Clymenien-
kalkes in nordnordöstlicher Richtung den Berghang hinauf bis
dicht unterhalb der Umbiegung des weiter oberhalb aus der Aeke
in östlicher Richtung nach dem Strausberge hinan führenden Lieth-
weges nach NO. An dieser Stelle lieferten lose Blöcke eines
dunkler blaugrauen, noch der unteren Zone des Clymenienkalkes
angehörenden Flaserkalkes Clymenien, Goniatiten u. A, m, in
Aekethal. — Altes Thal. 297
grosser Zahl und guter Erhaltung. Ein System spiesseckiger Ver-
werfungen schneidet das Vorkommen hier ab. Das unmittelbare
Hangende sind ganz geringmächtige helle Wetzschiefer, Adinolen,
sehr feinkörnige Grauwacken und Alaunschiefer des tiefsten Culms.
— Im Liegenden des Adorfer Kalkes folgen unten am Fusse
des Abhanges ohne Aufschluss zunächst gegen 30 Schritte breit
Büdesheimer Schiefer als dunkle, zuweilen schön gebänderte
Schiefer mit verwitterten Kalkknoten voller winziger Styliolinen;
in den Schiefern finden sich schlechte ZLiorhynchus- Exemplare.
Der Stringocephalenkalk ist nirgends aufgeschlossen; auch die
Wissenbacher Schiefer verrathen sich nur durch den Abhangs-
schutt.
Das Profil am und im Bachbette oberhalb der Kreuzung des-
selben durch den sich abzweigenden, nach dem Gr. Wiesen-
berge führenden Weg wird durch eine dem Thale etwa parallel
verlaufende Verwerfung in h. 10 von den Schichten des nördlichen
Thalhanges getrennt; man beobachtet hier Stringocephalenkalk,
schlecht aufgeschlossen, und oberhalb desselben Schiefer und
dunkle Kalke der Wissenbacher Schiefer; kurz vor der Abzwei-
sung des oben erwähnten Liethweges stehen im Bache und im
Einschnitte des Thalweges Schiefer und Kalke der Calceola-Schiefer
an, auf die am rechten, südwestlichen Ufer des Bächleins sehr
bald das Unterdevon folst.
Altes Thal.
Verfolgt man vom Riesenbache her das Alte Thal auf dem
östlich des Baches gelegenen 'Thalwege nach N. hin, so befindet
man sich zunächst in Culmthonschiefern bis zu einem h. 7 streichen-
den, durch einen verbrochenen Stollen untersuchten, 1/5 % mächtigen
Quarzgange, der die Culmschichten gegen das Devon abschneidet.
Unmittelbar nördlich von ıhm am östlichen Thalgehänge treten
zwei über einander liegende, bei etwas wechselndem Streichen in
h. 31x, —5 flach SO. fallende Klippenreihen auf, deren untere
aus Adorfer Kalk, deren obere aus Ulymenienkalk besteht. Die
Klippen des Ulymenienkalkes sind typische Knotenkalke, die spär-
liche Versteinerungen führen, u. A. Ulymenia striata MÜNST.; die
298 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Klippenreihe des Adorfer Kalkes beginnt mit einer grossen, eine
Schichtenmächtigkeit von mindestens 6" umfassenden Klippe,
deren hangendste Schichten schlechte involute Goniatiten u. A. m.
enthalten und sehr wahrscheinlich noch zum Clymenienkalke ge-
hören, und an die sich nach NO. gleichfalls kleinere anschliessen.
In den plattigen Kalken dieser kleineren Klippen finden sich
Manticoceras intumescens BEYR. und zahlreiche andere gut erhaltene
Versteinerungen. Eigenthümlich ist das Auftreten einer einzelnen,
völlig verkieselten, von drusigen Q@uarztrümern durchzogenen
und in diesen Schwefelkies, Kupferkies und Kieselkupfer führenden
Kalkbank in einer 20 Schritte nordöstlich der grossen anstehenden
kleinen Klippe inmitten der sonst ganz unveränderten Bänke des
Adorfer Kalkes. Ihre Entstehung ist schwer zu erklären, wenn
sie auch wohl zweifellos mit dem erwähnten Quarzgange in ur-
sächlichem Zusammenhange steht. Der Stringocephalenkalk ist in
Gestalt einiger kleiner Felshöcker unterhalb des Adorfer Kalkes
sichtbar; er lieferte je ein Exemplar von Prolecanites clavilobus SDB.
und Aphyllites evewus v. B.
150 Schritte oberhalb des Quarzganges kreuzt der alte Fahr-
weg von Ober- nach Unter-Schulenberg, der sog. Urbaner Weg,
das Thal; verfolgt man diesen östlich aufwärts, so findet man am
Rande einer grossen, mit jungen Fichten bepflanzten Lichtung und
in dieser selbst verstreut wieder den »Kramenzelkalk«. In dem
auf eine flache Kuppe hinauf führenden Thalwege nördlich der
Wegekreuzung dagegen stehen Wissenbacher Schiefer mit steil SO.
fallenden bankförmigen Einlagerungen dunklen Kalkes an, auf die
weiter oberhalb, zwischen der Einmündung eines neuen Forstweges
von rechts her und einer vom Gr. Wiesenberge in südwestlicher
Richtung herablaufenden Schneise ein ganz schmaler Streifen von
Calceola-Schiefern folgt, die sich durch einige Schollen ihrer hell-
grauen, z. Th. an Crinoidenstielgliedern reichen Kalke sofort ver-
rathen und an und in der genannten Schneise eine Strecke weit
in der Richtung nach den Pingen des Landesherrner Gangzuges
hinauf verfolgen lassen. In ihrem Liegenden folgt der Kahleberg-
sandstein, der am Mundloche des rechter Hand neben dem Wege
befindlichen Stollens in flach SO. fallenden schiefrigen und dünn-
Altes Thal. 299
plattigen Schichten eine verwitterte Kalksandsteinbank enthält, die
ausser zahllosen Exemplaren von Spirifer subcuspidatus typus und
var. alata u. A. in reichlicher Menge Dielasma inaequale A. R.
führt.
Ausser dem eben erwähnten Gangzuge, dessen Gänge das Alte
Thal 450 bis 500 Schritte oberhalb der Schneise kreuzen, verläuft
eine steil streichende, durch Gangquarze gekennzeichnete Verwerfung
auch im Thale selbst, wie aus dem ganz verschiedenen Bau der beiden
Thalwände hervorgeht. Das Calceola-Schiefer-Band des Thalweges
_ setzt in den Altethalskopf nicht hinein, in seinem Fortstreichen
trifft man vielmehr Kahlebergsandstein, dessen obere schiefrige
Schichten noch etwa 80 Schritte abwärts anstehen; erst dann
treten auch an dieser Thalseite Oalceola-Schiefer auf, die sich nach
Süden noch 100 Schritte weit über den Urbaner Weg fort ver-
folgen lassen und in diesem selbst, wo er in südwestlicher Rich-
tung den Altethalskopf hinan führt, versteinerungsreich zu beob-
achten sind. In ihr nordöstliches Fortstreichen fallen die oben
erwähnten Wissenbacher Schiefer des Thalweges.
Die dem Thale folgende Verwerfung ist auch weiter oberhalbnoch
zu beobachten. Verfolgt man nämlich den Thalweg von der mehr-
erwähnten Schneise weiter aufwärts, so bleibt man stets im Kahle-
bergsandstein. Am westlichen Gehänge des Thales tritt dagegen
etwa 150 Schritte oberhalb der Schneise ein gegen 90 Schritte
breites Band von Calceola-Schiefern auf, das aus dem Riesenbache
über den Altethalskopf, in dessen Kammwege es gleichfalls zu
beobachten ist, bis hierher fortsetzt.
Etwa 100 Schritte unterhalb der Stelle, wo der Urbaner Weg
den Bach kreuzt, werden die Wasser durch den Kunstgraben der
Grube Juliane Sophie abgefangen, der am Westhange des Alten
Thales um den Altethalskopf herum zunächst nach dem Riesen-
bache führt und dann am Südwestgehänge des letzteren weiter
verläuft. Verfolgt man diesen Graben nach S., so trifft man etwa
100 Schritte weiter auf die westliche Fortsetzung des an dem öst-
lichen Thalgehänge Devon und Culm trennenden Quarzganges und
unmittelbar südlich davon in der Grabenböschung jetzt sehr schlecht
aufgeschlossen, früher nach HALFAR fast 9 Schritte: breit anstehend,
300 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
h. 6 streichenden, mit 45° S. fallenden Knotenkalk, der nach dem
Gestein wohl Clymenienkalk ist. In seinem Hangenden ist früher
ganz geringmächtiger Culmkieselschiefer mit gleichem Streichen
und Fallen aufgeschlossen gewesen, und weiter nach S. folgen
Culmthonschiefer, bis man von der Umbiegung des Grabens zum
Riesenbachthale ab nach über 100 Schritten gegen Westen wieder
die Devongrenze erreicht.
Riesenbach.
Die zwischen der Vereinigung des Silberbaches mit dem
Riesenbache und der Mündung des Alten Thales gelegene Strecke
des Riesenbachthales liefert ein sehr instructives Profil durch die
sämmtlichen Horizonte des Devons bis abwärts zu den Calceola-
Schiefern und zwar sowohl an dem chaussirten Thalwege wie im
Bachbette.
(seht man ersteren vom Alten Thale her in westlicher Rich-
tung aufwärts, so beobachtet man in der Wegeböschung zunächst
nur Culmthonschiefer. Bei 190 Schritten taucht unter den an der
Grenze zum Devon verruschelten, hier graugrün und graugelb ge-
färbten, dicht über dem Devon noch Posidonia Becheri enthalten-
den Schiefern die geschlossene Kalkfolge des Oberdevons und
oberen Mitteldevons auf, die bei einem Streichen der hangenden
Schichten in h. 21/9, der liegenden in h. 3.5 und durchschnittlich
50° betragendem südöstlichem Fallen insgesammt etwa 25 ”
mächtig ist und im Einzelnen aus Ulymenienkalk, Adorfer Kalk
und Stringocephalenkalk sich zusammensetzt. Die oberen 6 ® des
etwa 13% mächtigen Clymenienkalkes sind typische Knotenkalke,
z. Th. roth gefärbt, die im obersten Meter ihrer Mächtigkeit schon
in Kalkknotenschiefer übergehen. In den Knotenkalken finden sich
u. A. Phacops anophthalmus FRECH und Clymenia laevigata MÜNST.
Die tieferen Bänke des Clymenienkalkes sind plattig abgesondert,
besitzen aber noch eine versteckte Flaserstructur, sind ın der
Wegeböschung durch einen kleinen Steinbruch aufgeschlossen und
enthalten zahlreiche Versteinerungen, die aber, weil das Gestein
noch zu frisch ist, nicht unversehrt zu gewinnen sind, mit Aus-
nahme der kleinen Formen, wie etwa Posidonia venusta Münst. An
Riesenbach. sol
der Basis des ÖÜlymenienkalkes tritt eine fast 1% mächtige Bank von
Kalkknotenschiefer auf.
Die westlich des Steinbruches folgenden plattigen Bänke des
durch das Fehlen der Flaserstructur ausgezeichneten Adorfer Kalkes,
in dem eine einzelne Knotenkalklage zu beobachten ist, und der
schätzungsweise gegen 7 ” mächtig ist, enthalten etwa 2,5 ? über
dem Liegenden den 0,30 ® mächtigen Kellwasserkalk, in dem
Buchiola angulifera R. und B. prumiensis STEIN. häufig sind.
Leider ist die Stelle, wo er ansteht, neuerdings, wie der ganze
liegende Theil der Kalkfolge stark überrutscht, und das ganze Profil
in dieser Partie durch Absinken der ihres Widerlagers beraubten
Kalkbänke nach der Thalsohle zu zerrüttet. Besser ist daher der Kell-
wasserkalk gegenüber im Bachbette zu beobachten, und zwar am
Südufer an einer kleinen Biegung unter einer dicht am Bache
stehenden Fichte. Die Büdesheimer Schiefer sind nicht entwickelt,
bezw. auf eine ganz dünne, im jetzigen Zustande des Aufschlusses
nicht mehr zu beobachtende Lage reducirt. Die liegendsten, etwa 5"
mächtigen Bänke der Kalkfolge gehören dem Stringocephalenkalke an,
der u. A. Aphyllites evexus v. B. führt, den ich in mehreren Exem-
plaren aus einigen bei Anlage des Weges losgebrochenen, im Laufe
der Jahre hinreichend verwitterten Blöcken herausschlagen konnte.
Auch das von HaLrAar 1873 in einem losen Blocke gefundene,
von ihm auf A. Dannenbergi BEXYR. bezogene Exemplar stammt
von hier, jedoch aus dem Bachbette. In diesem entdeckte ich auch
eine 3 °® mächtige Lage der »Brachiopodenplatten«, die sich in
der Wegeböschung nicht finden wollten. : An der unteren Grenze
des Stringocephalenkalkes stehen die dunklen Odershäuser Knollen-
und Plattenkalke an.
Auf die längs des Weges 60 Schritte breit aufgeschlossenen
Schichten des Oberdevons und oberen Mitteldevons folgen nun
mit demselben Fallen.am Wege die Wissenbacher Schiefer, zu
oberst unmittelbar unter dem Stringocephalenkalke eine Lage ge-
quetschten, blätterdünn zerfallenden Schiefers, dann flaserig-dick-
schiefrige, unreine Schiefer mit ziemlich mächtigen Einlagerungen
von frisch dunkelblaugrauen, mulmig braun verwitternden un-
reinen Kalken, die als kleine Klippen aus der Wegeböschung
302 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
herausragen. Die Kalke enthalten neben Tentaculiten und Stylio-
linen massenhaft Crinoidenstielglieder, ferner vereinzelte glait-
schalige Brachiopoden (Ziorhynchus glaber WALDSCHM.), Phacops
breviceps BARR., Bronteus speciosus CORDA u. A. m. Besonders
versteinerungsreich ist eine 14 Schritte im Liegenden des Stringo-
cephalenkalkes anstehende Kalkeinlagerung. Weiter aufwärts
werden die Aufschlüsse in der Wegeböschung sehr mangelhaft;
es empfiehlt sich deshalb, die Schichten im Liegenden des Stringo-
cephalenkalkes in dem meist wasserarmen Bachbette zu studiren.
Man beobachtet in diesem im Liegenden des Stringocephalen-
kalkes zunächst 16 % = 19 Schritte breit (senkrecht zur Streich-
richtung der Schichten gemessen, wie alle folgenden Angaben) die
hangende Zone der Wissenbacher Schiefer, als dickschiefrige, kalk-
reiche, rauhflächige, unreine, milde Schiefer, die dicht unter dem
Stringocephalenkalke Nieren, Flasern, dünne Lagen und derbere
Bänke von Kalk enthalten. Die derberen Kalkeinlagerungen sind
dunkelblaugrau, unrein, zäh, deutlich körnig bezw. grobkrystal-
linisch, und umschliessen z. Th. Nieren und grosse Flasern von
hellerem, dichterem Kalke, was ein sehr auffälliges grosslöcheriges
Verwittern zur Folge hat. In den Schiefern finden sich neben
Tentaculiten und Styliolinen z. Th. massenhaft dünne Crinoidenstiel-
glieder, ausserdem Steinkerne von Einzelkorallen, Cladochonus Sp.,
vereinzelte glatte Brachiopoden, darunter Liorhynchus glaber WALD-
SCHM., verquetschte Orthoceraten und Goniatiten u. A.m. In den
Kalken finden sich besonders Trilobitenreste, u. A. Phacops brevi-
ceps BARR., Acidaspis horrida R. Es ist diese Zone die nämliche,
welche an der Wegeböschung zunächst im Liegenden des Stringo-
cephalenkalkes die kleinen Klippen bildet.
Im Liegenden dieser oberen Zone tritt mit theilweise sehr
flachem südöstlichem Fallen eine 12” — 141/, Schritte breite
Zone der Wissenbacher Schiefer auf, deren Schiefer sich durch
reinere Beschaffenheit, Ebenflächigkeit und dünnblättriges Zerfallen
von den eben besprochenen deutlich unterscheiden und auch anders
geartete Kalke enthalten. Die Kalke sind hellfurbiger, grau oder
graublau, meist auf dem Querbruche fein gestreift, und nicht zäh,
sondern spröde und kleinkörnig bis dicht. Die Schiefer und Kalke
we
N
De
Riesenbach. 30:
führen Schwefelkies und enthalten vorwiegend verkieste Versteine-
rungen, u. A. Aphyllites cf. Dannenbergi BEXR., Anarcestes late-
septatus BEYR., Bactrites, Orthoceraten, Buchiola digitata R. Ver-
kalkt fand sich Phacops breviceps BARR. u. A. m.
In der nächstfolgenden, 13 ® = 151/, Schritte breiten Zone
werden die Schiefer wieder dickschiefriger, unreiner und kalk-
reicher, sind z. Th. von feinsandiger Beschaffenheit und enthalten
zahlreiche weisse Glimmerschüppchen; ihre Kalkeinlagerungen,
meist blaugrau von Farbe, sind gewöhnlich weniger dicht und von
flaserig-schiefriger Textur, z. Th. enthalten sie Schlieren von auf-
fällig dichtem grauem Kalke. Verkieste Reste (Goniatiten und
Gastropoden) sind seltener als vorhin; in den Schiefern finden
sich verquetschte Goniatiten und Örthoceraten, Steinkerne von
Einzelkorallen u. A. m., in den Kalken Phacops breviceps BARR.,
Orthoceraten, vereinzelt auch eine baumförmige Fäavositide.
Im Liegenden der insgesammt 41” breiten Stufe der Wissen-
bacher Schiefer tritt gleichfalls mit SO.-Fallen eine aus hellfarbig,
gelbbraun und gelbgrau verwitternden kalkigen bezw. mergeligen,
z. Th. tuffähnlichen Schiefern und hellblaugrauen, meist sehr un-
reinen, thonig-sandigen, oft geflaserten und geschieferten, zuweilen
aber auch klotzig dickbankigen, bis über 1” mächtigen Kalken be-
stehende Schichtenfolge auf, die sich schon durch ihre Gesteins-
beschaffenheit, noch mehr aber durch ihre Fauna als Calceola-
Schiefer erweist. Versteinerungen sind überall häufig, z. Th.
massenhaft vorhanden; so besteht z. B. eine 6" vom Hangenden
unmittelbar unter einer 0,20” mächtigen Crinoidenkalk-Einlagerung
auftretende Bank fast ganz aus Exemplaren von Pentamerus galeatus
aut. var.
Die Calceola-Schiefer stehen im Bache als 80 = — 96 Schritte
breite Zone an; auf sie folgen 25 ” breit bis zu dem Gefluther,
in dem die Wasser des Juliane Sophier Kunstgrabens über das
Thal geführt werden, wieder vorwiegend ebenflächige, ziemlich
dünnblättrig zerfallende Wissenbacher Schiefer, die oberhalb des-
selben noch bis 27 Schritte unterhalb der Vereinigung des Silber-
baches mit dem Riesenbache reichen und in einem kleinen Auf-
schlusse zur Gewinnung von Beschotterungsmaterial linker Hand,
304 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
südlich des Baches, wohlerhaltene, meist verkieste Reste führen.
Westlich von ihnen folgen wiederum Calceola-Schiefer, die nebst
den Schichten des oberen Unterdevons im Silberbache und in dem
zwischen Riesen- und Silberbach bergan führenden Hohlwege auf-
geschlossen sind. In letzterem sind sie etwa 80 Schritte weit berg-
an zu verfolgen, dann tritt eine, wie alle folgenden Zonen schlecht
aufgeschlossene, gegen 120 Schritte breite Zone von oberem Kahle-
bergsandstein auf, nochmals eine etwa ebenso breite Zone von
Calceola-Schiefern, die leidlich aufgeschlossen auch am Westhange
des Riesenbachthales zu studiren ist, und dann wiederum Kahle-
bergsandstein über 400 Schritte weit bis dahin, wo sich der Wes
gabelt und man das südöstliche Oalceola-Schiefer-Band der Schalker
Mulde erreicht.
Bis zu dem im Bette des Riesenbaches : unterhalb des Ge-
fluthers auftretenden Streifen von Calceola-Schiefern ist das Profil
scheinbar im Wesentlichen ungestört; ob dagegen diese Oalceola-
Schiefer auf die westlich folgende Zone von Wissenbacher Schiefern
aufgeschoben sind, oder ob ein einfacher Sattel vorliegt, ist schwer
zu sagen. Dafür, dass das westliche Band der Wissenbacher
Schiefer eine Mulde ist, spricht, dass die Wissenbacher Schiefer
unterhalb des Gefluthers in Wahrheit nordwestlich zu fallen
scheinen; das scheinbare südöstliche Fallen ist wohl nur Transversal-
schieferung. Die Kalke der Oalceola-Schiefer-Zone fallen dagegen
nach SO. ein, und ockerige Stellen im Bachbette scheinen auf das
Vorhandensein von streichenden Störungen hinzudeuten.
Sehr auffällig ist die geringe, höchstens 30% betragende
Mächtigkeit der Wissenbacher Schiefer in diesem Profile, die viel-
leicht eine Folge der Unterdrückung eines Theiles der Schichten-
mächtigkeit durch streichende Störungen ist.
Am Nord- und Südhange des Thales werden die Schichten
des Profils durch je eine dem Thale etwa parallel verlaufende Quer-
verwerfung abgeschnitten und im N. nach Osten, im S. nach Westen
verschoben. Aus der südlichen Verwerfung entspringt die in einem
kleinen, in den ca. h. 3!/, streichenden, plattigen Bänken des
unteren Ulymenienkalkes neben dem Kunstgraben angelegten Stein-
bruche aus einer saigeren, h. 51/, streichenden, z. Th. offenen,
Riesenbach. — Ober-Schulenberg — Festenburg. 305
z. Th. -mit Kalkspath ausgefüllten Kluft hervortretende starke Quelle
des'»Kalkborns«. Die Calceola-Schiefer des Profils treten jenseit
der nördlichen Verwerfung überhaupt nicht mehr auf; der aus dem
Thale des Riesenbaches in nordöstlicher Richtung über den Süd-
ostfuss des Altethalskopfes verlaufende Urbaner Weg schliesst auf
dieser Strecke nur z. Th. versteinerungsreiche Wissenbacher Schiefer
auf. Dagegen stehen sie, etwas nach W. verschoben, sehr flach SO.
fallend, im genannten Wege südlich des Riesenbaches hinter den
vom Thale ab zunächst gegen 90 Schritte aufwärts verfolgbaren
Wissenbacher Schiefern auf längere Erstreckung an. Die hier
herumliegenden, z. Th. recht grossen Blöcke von »Kramenzelkalk «
sind: sämmtlich lose und stammen vermuthlich von der im Osten
auf dem flachen Rücken des Schulenberges anstehenden südwest-
lichen Fortsetzung der Kalkfolge des Riesenbach-Profis.
Ober-Schulenberg — Festenburg.
(Schalker Mulde.)
"Die in dem Profile des Riesenbaches aufgeschlossene Schichten-
folge streicht, durch Querverwerfungen mehrfach verschoben, in
südwestlicher Richtung fort bis nach Ober-Schulenberg und wird
hier durch die Hauptverwerfung des Bockswiese - Festenburg-
Schulenberger Gangzuges abgeschnitten. Wichtig ist, dass sich
gleich südlich der dem Riesenbache parallel laufenden Verwerfung
auf die Clymenienkalke geringmächtige rothe und gelbgraue Cypri-
dinenschiefer auflegen, die ihrerseits von ebenfalls geringmächtigen
Culmkieselschiefern überlagert werden und bis nach Ober-Schulen-
berg hin verfolgbar sind. Jedoch sind .die Aufschlüsse auf der
ganzen Strecke schlecht; nur die oberdevonischen Kalke,, besonders
der Clymenienkalk, stehen zum Theil in mauerartigen Reihen von
Felshöckern an. ]
; In. den Fahrweg, ‚der bei den auf Culmthonschiefern stehenden
Häusern von Ober-Schulenberg im Schalker. Thale aufwärts führt,
mündet gleich nach dem Eintritt in den Wald von rechts der
Urbaner Weg ein. Verfolgt man diesen aufwärts, so überschreitet
man nach etwa 60 Schritten den links durch die Pinge des Urbaner
Schachtes,' rechts durch den alten von Tage niedergehenden Bau
Neue Folge. Heft 30, 20
306 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
der Grube Glücksrad in seiner Lage gekennzeichneten Gangzug,
der in dem alten Tagebaue rechts als steil SW. fallende mächtige,
Kalkspath führende Quarzgangmasse ansteht, in der Bleiglanz und
Kupferkies eingesprengt und in Schnüren sich finden, während die
reicheren Erzmittei verhauen sind; der Gang ist demnach hier von
Tage herein edel gewesen.
Hinter dem Gange stehen im und am Wege sowie in der
Rösche des Kunstgrabens für die Turbine unterhalb Ober-Schulen-
berg Wissenbacher Schiefer an, deren hangendste Schichten
rechter Hand blätterdünn zerfallen und blaugraue, z. Th. geschieferte
Knollenkalke mit verkiesten Goniatiten (Anarcestes lateseptatus BEYR.,
Aphyllitesverna-rhenanus MAUR., Tornoceras eircumflexiferumSANDE.,
Pinaeites Jugleri R.) u. A. m. enthalten. Zur Linken sind unreine,
dickschiefrige, glimmerreiche Schiefer mit dunkleren Kalken zu
beobachten. Wo der Weg eine kleine Biegung nach links (NW.)
beschreibt, tritt eine Quelle heraus, welche einer kleinen Quer-
störung entstammt, hinter der die Schichten etwas in’s Liegende
verworfen sind. Unmittelbar hinter der Biegung tritt nämlich in
der südöstlichen Böschung des Weges schon der Stringocephalen-
kalk auf (der nach seinem Streichen ohne Verwerfung auch im
unteren Theile des Weges anstehen müsste), während die linke
(nordwestliche) Böschung noch aus Wissenbacher Schiefern besteht.
Der Stringocephalenkalk streicht im Fahrwege (h. 5.6, Fallen
300 SO.) aufwärts bis dicht oberhalb eines ihn kreuzenden
Fussweges. Hier überschreitet man wiederum eine kleine Quer-
verwerfung, die die nun folgenden Schichten etwas in’s Hangende
vorschiebt, sodass man bis zu einem nach O. abzweigenden Fahr-
wege links vom Wege dünnblättrig zerfallende Wissenbacher
Schiefer mit verkiesten Orthoceraten beobachtet, während rechts
der Stringocephalenkalk ansteht. Die unteren Grenzbänke des-
selben mit Posidonia hians WALDSCHM. in zahlreichen Exemplaren
waren zur Zeit meiner Untersuchungen im Wege selbst aufge-
schlossen, sind jetzt aber in Folge Wegebesserung zeitweilig ver-
deckt. Weiter aufwärts sind die Aufschlüsse sehr schlecht, ebenso
in den hangenderen Schichten südöstlich nach dem Gangzuge zu.
Ihre Kartirung konnte nur durch den glücklichen Zufall erfolgen,
Öber-Schulenberg — Festenburg. 307
dass hier 1895 auf Veranlassung der Bergbehörde mit einer Anzahl
kleiner Schürfe eingeschlagen worden war, um das liegende Neben-
gestein des Gangzuges, dessen Untersuchung in der Teufe durch
ein im Niveau der neunten Juliane Sophier Strecke getriebenes
Feldort damals im Werke war, über Tage festzustellen.
Dem gleichen Zwecke der Feststellung des liegenden Neben-
gesteins diente die zeitweilige Wiederöffnung des alten, unterhalb
Ober-Schulenberg am nördlichen Thalgehänge angesetzten Tage-
- und Förderstollens der Grube Glücksrad, der als Suchort von den
Alten noch 146 * im Liegenden des Glücksrader Schachtes in h. 2.2
fortgebracht war.
Die Untersuchung des Stollens, die wegen Zeitmangels aller-
dings nicht Schritt für Schritt ausgeführt werden konnte, ergab,
dass vom Mundloche 119” weit bis zu dem auf dem Gange nieder-
gebrachten alten Glücksrader Schachte Culmthonschiefer, vom
Schachte bis zu dem 36,5% ım Liegenden desselben und 155,5 ”
vom Mundloche entfernt auftretenden liegendsten Trum auf-
fälligerweise Culmgrauwacke ansteht; erst dann folgt das Devon,
und zwar zunächst etwa 20” weit Cypridinenschiefer, z. Th.
noch durchtrümert, darauf hellfarbige Kalke, flach SO. fallend
(örtlich 329%) auf gegen 50”. Sie entsprechen jedenfalls dem Cly-
menienkalke und dem Adorfer Kalke; bei 50,75" von dem erwähnten
liegendsten Gangtrum tritt in ihnen der Kellwasserkalk versteine-
rungsführend auf. Dann folgen Bandschiefer, die in ihrem hier völlig
frischen Zustande dachschieferartig aussehen und dünne Bänke hellen
Kalkes enthalten, mit verkiesten Goniatiten (Tornoceras simplex v. B.,
Manticoceras complanatum SANDB.) und Bactrites ausavensis STEIN. auf
vielleicht 15” und unter ihnen der Stringocephalenkalk, blaugraue und
rauchgraue, deutlich körnige Kalke, an deren Basis bei 97,5% vom
liegendsten Gangtrum die Kalke mit Posidonia hians als dünn-
plattige, in gefältelte, kohlige Schiefer eingelagerte schwarze, bi-
tuminöse Kalke beobachtet wurden, und die letzten 10 ” bestehen
aus den hangendsten Schichten der Wissenbacher Schiefer, die vor
Ort als Schwefelkies führende dunkle, glimmerreiche Schiefer mit
Flasern und Nieren meist dunkelgrauen, deutlich körnigen Kalkes
mit 44% SO, fallend anstehen. Das Profil ist durch mehrere, dem
20*
308 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Streichen des Ganges folgende, steil SW. fallende Klüfte scheinbar
etwas gestört. Ueber Tage stehen 10” nordwestlich des Punktes,
an dem das Oıt etwa 65" unter Tage endigt, in einer, kleinen
Pinge h. 4.5 streichend, unter 43° SO. fallend, die liegendsten
Bänke des Adorfer Kalkes an.
Bemerkenswerth ist, dass das Schichtenstreichen zwischen den
Gangtrümern und zunächst in ihrem Liegenden vielfach in das
Gangstreichen abgelenkt ist.
Geht man von der Einmündung des Urbaner Weges auf dem
Thalwege oder am Kunstgraben am rechten östlichen Thal-
gehänge aufwärts, so bleibt man fast 400 Schritte weit stets im
Wissenbacher Schiefer, in dem sich am Kunstgraben u. A. zahl-
reiche Reste von Acidaspis horrida R. finden; etwa 50 Schritte von
einer Schneise überschreitet man ein den Berg herabkommendes
Wässerchen, in dessen Rinnsal sich zahlreiche Quarzbrocken be-
merklich machen und befindet sich darauf im Kahlebergsandstein,
der hier in Folge einer streichenden Störung unmittelbar an die
Wissenbacher Schiefer grenzt. Die streichende Verwerfung löst
sich, selbst mehrfach querverworfen, nach NO. allmählich aus, so-
dass an und nordöstlich der grossen NW.—SO. über den Schulen-:
berg verlaufenden Längsschneise auch die Calceola-Schiefer auf-
treten. Unter Tage ist der Kahlebergsandstein als unmittelbares
Liegendes des Festenburg-Schulenberger Gangzuges mit einem Quer-
schlage von dem oben erwähnten, im Hangenden des Gangzuges auf-
gefahrenen neunten Feldorte derGrube Juliane Sophie an einem Punkte
angetroffen worden, der dicht westlich des Zechenhauses in Ober-
Schulenberg etwa 350” unter Tage liegt. Es sind hell bläulich-
graue, ausserordentlich feste Sandsteine mit kalkigem Bindemittel,
in denen ich ausser Homalonotenresten sehr zahlreich Rhynchonella
daleidensis F. R., weniger häufig Orthothetes umbraculum SCHL. und
Chonetes sarcinulata SCHL. fand. Dass die Schichten dieses
Punktes nicht dem Liegenden, sondern dem Hangenden der SO.
fallenden streichenden Verwerfung angehören, ist zwar nicht
zweifellos, aber doch sehr wahrscheinlich, da diese anderenfalls ein
so flaches Fallen haben müsste, wie man es sonst nur bei Ueber-
schiebungen beobachtet.
Ober-Sehulenberg — Festenburg. 309
Der Kahlebergsandstein steht am Fahrwege bis über den
Damm des Unteren Schalker Teiches hinaus an, setzt den ganzen
flachen Gipfel des Brandkopfes zusammen und bildet, ganz allge-
mein gesprochen, einen Sattel, der die Schalker Mulde von der
südöstlichen Randzone jüngerer. Devonschichten scheidet. Die
Sattelstellung der Schichten des Kahlebergsandsteins ist etwa
30 Schritte nordwestlich der oben erwähnten Querschneise über
dem ersten oberhalb des Kunstgrabens verlaufenden Fusswege an
einer 6” langen, 3" hohen Klippe zu beobachten. Die h. 2.7
streichende Sattellinie fällt flach nach SW., der nordwestliche
Flügel unter 500 NW., der südöstliche unter 350 SO. 80 Schritte
NNW. liegt der oben S. 36 erwähnte Steinbruch, dessen Schichten
dem nordwestlichen Flügel angehören und eine Specialfalte bilden.
Von diesem Steinbruche aufwärts beobachtet man die a. a. ©. be-
schriebene, den Rammelsberger Schichten und den Schichten mit
Spürifer speciosus angehörige Schichtenfolge. Da die Schichten mit
Spirifer speciosus hier jedoch gegen SO Schritte querschlägig im
Liegenden der an der Westseite des Teichdammes anstehenden
Calceola-Schiefer auftreten, so ist anzunehmen, dass zwischen beiden
noch weitere Specialfalten existiren, die sich unter dem Thalboden
der Beobachtung entziehen. Es spricht dafür auch der Umstand,
dass man im Bachbette der Schalke und am Fusse des westlichen
Thalgehänges, das in seinem unteren Theile gleichfalls noch aus
Kahlebergsandstein besteht, mehrfach einen Wechsel in der Rich-
tung des Schichtenfallens und an zwei Stellen deutliche Special-
sättel beobachtet, von denen der südliche im Fortstreichen des in
der Klippe am östlichen Gehänge aufgeschlossenen liegt.
Die Schalker Mulde, die als solche zuerst von F. Wım-
MER 1), einem Schüler RoEMER’s erkannt wurde, und von der zu-
erst GREIFENHAGEN eine Beschreibung geliefert hat, ist eine nach
SW. breit ausladende und hier vom Festenburger Gangzuge ab-
geschnittene, nach NO. sich stark verschmälernde, in sich vielfach
gefaltete und durch Längs- und Querzerreissungen stark defor-
mirte Synklinale, die sich über dem Unterdevon aus dem ge-
!) Dem kürzlich verstorbenen späteren langjährigen Director der Grube
Rammelsberg, .
310 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
sammten Mitteldevon und den Schichten des unteren Oberdevons
aufbaut. Das obere Oberdevon liess sich aller Mühe ungeachtet
nirgends auch nur andeutungsweise nachweisen und dürfte ganz
fehlen, obwohl die Beobachtungen in dem breiten Südwesttheile
der Mulde, wo es zu erwarten wäre, durch die Halden der alten
Festenburger Gruben sehr erschwert und beeinträchtigt werden.
Im Ganzen betrachtet, ist die Muldenstellung eine normale; der
NW.-Flügel fällt SO., der SO.-Flügel im Grossen und Ganzen
nach NW. ein, obwohl locales, auf Specialfalten zurückzuführendes
SO.-Fallen mehrfach zu beobachten ist.
Die Specialfaltung innerhalb der Mulde ist am besten am
Westufer des Unteren Schalker Teiches bei niedrigem Wasser-
stande an dem Fallen der Kalkeinlagerungen in den Wissen-
bacher Schiefern zu beobachten. |
Während in dem südöstlichen Muldenflügel streichende
Störungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist der nord-
westliche in seiner ganzen Erstreckung längs einer solchen abge-
sunken, und die Wissenbacher Schiefer stossen in Folge dessen
direct an den Kahlebergsandstein. Nur zu beiden Seiten des
trocken gelegten Mittleren Schalker Teiches sind auch die Calceola-
Schiefer ganz normal und ohne Störungen auf dem Kahleberg-
sandstein liegend entwickelt; die streichende Störung verläuft hier
an ihrem Hangenden und ist am nordöstlichen Dammende des ge-
nannten Teiches deutlich zu beobachten.
Von Querverwerfungen sind ausser dem Festenburger Gang-
zuge, der die Mulde im SW., und dem Kupferkroner, der sie im NO.
abschneidet, noch eine ganze Reihe vorhanden, von denen besonders
die das Calceola-Schiefer-Band zu beiden Seiten des ehemaligen
Mittleren Schalker Teiches abschneidenden sich als Hauptverwerfer
erweisen; die südlichere der beiden (Schalker Teich- Gang) setzt
durch die westliche Ausbuchtung des Unteren Schalker Teiches, ist
an dessen Ostufer als etwa h. 81/, streichender, am Tage sehr. steil
N. fallender, geringmächtiger, Bleiglanz, Kupferkies und Schwefel-
kies führender Quarzgang 20 Schritte nördlich vom Teichdamme
aufgeschlossen und von den Alten durch einen jetzt im Teichspiegel
liegenden Stollen untersucht worden. Die Verwerfung ist hier..bei
Ober -Schulenberg — Festenburg. Dale
recht niedrigem Wasserstande sehr gut zu beobachten; im Liegen-
den (S.) des Ganges stehen h. 3 streichende, mit 600 NW. fallende
Bänke von Kahlebergsandstein an, nördlich des Ganges am hohen
Ufer des Teiches ebenfalls noch Kahlebergsandstein, etwa h. 31/,
streichend und 800 NW. fallend, unmittelbar darunter im Teiche
dagegen Calceola-Schiefer, deren Kalke hier SO., tiefer im Teiche
aber NW. fallen und eine deutliche Sattelfalte mit entgegengesetzt
fallenden Flügeln bilden, die an dem steil NW. fallenden Unter-
devon abschneidet. Zwischen Unterdevon und Calceola-Schiefern.
verläuft also eine streichende Störung. Die zweite Hauptver-
werfung nordöstlich des Schalker Thales ist in dem aufschluss-
losen Gelände nur durch Quellensprung und Schichtenverschiebung
erkennbar, das Gleiche gilt von der grossen Mehrzahl der übrigen
Querverwerfungen; dagegen sind die beiden Gänge des Kupfer-
kroner Gangzuges an der Nordostgrenze der Mulde am Gehänge
des Klingebielskopfes zu dem Thale der Moseskappen am Moses-
kapper Graben aufgeschlossen, als bis über 1” mächtige, h. 81/,
streichende, SW. fallende Quarzgänge mit z. Th. ockerigem Braun-
eisenstein und viel Psilomelan.
Zum Studium der Schichten der Schalker Mulde empfiehlt
es sich, vom Unteren Schalker Teiche an der Westseite des Thales
aufwärts zu gehen und auf der Ostseite zurückzukehren.
Im tieferen Theile der Ausfluth des Teiches am Westende
des Dammes stehen die Oalceola-Schiefer an, und zwar, wie aus
dem Fallen ihrer Kalkeinlagerungen hervorgeht, mit SO.-Fallen,
während dicht unterhalb der Kahlebergsandstein mit NW.-Fallen
ansteht, was im Verein mit der hier auffallend geringen
Mächtigkeit der Calceola-Schiefer auf eine streichende Störung
schliessen lässt, die die verworfene südwestliche Fortsetzung der
oben erwähnten sein würde. Die Oalceola-Schiefer gehen unmerk-
lieh nach oben in die Wissenbacher Schiefer über, die sich nur
durch die abweichende Beschaffenheit ihrer sehr dunklen Kalkein-
lagerungen bemerklich machen, deren unterste 17 Schritte längs
der Ausfluth gemessen von der hangendsten helleren schiefrigen,
gegen 40°° mächtigen Kalkeinlagerung der Calceola- Schiefer
entfernt ist und nach SO. fällt, während die nächste bereits NW.
312 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
fällt. Die Grenzschichten sind ziemlich versteinerungsarm. Ver-
folgt man vom Teichdamme ab den Fussweg nach Festenburg, so
durchquert man die zu mehreren Specialfalten aufgestauten Wissen-
bacher Schiefer mit zahlreichen Kalkeinlagerungen, die z. Th. SO.,
z. Th. NW. fallen. Versteinerungen sind häufig; u. A. findet
sich neben Anarcestes lateseptatus BEYR. vereinzelt Mimoceras gra-
cile v. M. gleich oberhalb der Ausfluth in dickschiefrigen Schiefern,
die die charakteristischen spröden graublauen Kalklınsen enthalten.
Vom Ende der westlichen Einbuchtung des Teiches, durch die
der oben erwähnte Gang verläuft, aufwärts werden die Aufschlüsse
am Fusswege sehr mangelhaft, dagegen bietet das nördlich. der
Einbuchtung halbinselförmig vorspringende steile Westufer des
Teiches bei niedrigem Wasserstande einen weiteren guten, aller-
dings z. Th. im Streichen liegenden Aufschluss zunächst noch in
den Wissenbacher Schiefern, deren meist NW. fallende Kalke die
höckerigen Vorsprünge des Ufers mit verursachen. Hinter einem
kleinen Gehängeeinschnitte steht am obersten Ende des Teiches
oben in der Böschung als flache Mulde mit einander zufallenden
Flügeln der Stringocephalenkalk an, frisch blaugraue, sehr flase-
rige, meist deutlich körnige, diekbankige und grosslöcherig ver-
witternde Kalke, die von den rauhflächigen, unreinen, frisch dunklen,
grau verwitternden, glimmerreichen Schiefern und dunklen rauhen,
z. Th. Flasern und Knollen helleren dichten Kalkes führenden Kal-
ken der hangendsten Wissenbacher Schiefer deutlich unterlagert
werden. Eine kleine isolirte Partie Stringocephalenkalk ragt in
mächtigen Platten auch oben aus dem Südgehänge des kleinen Ein-
schnittes heraus. Vom Stringocephalenkalke, der hier die Mulden-
mitte kennzeichnet, folgen thalaufwärts bis über den Teichdamm
des ehemaligen Mittleren Schalker Teiches hinaus wieder die hier
schlechter aufgeschlossenen, meist SO. fallenden Wissenbacher
Schiefer, auf die etwa 20 Schritte westlich vom Teichdamme: die
Ualceola-Schiefer folgen, auch hier durch die sich durch Quellen
verrathende, am Nordufer des Teiches im Aufschlusse zu beob-
achtende streichende Störung von ihnen getrennt. - Die letzten
Schichten der Wissenbacher Schiefer enthalten verkieste Ortho-
ceraten (u. A. O. vertebratum SAanDB.), Phacops-Reste u. A. m.-und
Ober -Schulenberg — Festenburg. 313
schliessen Linsen von dichtem, fast blauschwarzem Kalke ein. Die
erste, zu einer‘ mulmigen rothbraunen Masse verwitterte Kalkein-
lagerung der Calceola-Schiefer enthält Atrypa reticularis L. häufig.
Die Breite des Oalceola-Schiefer-Bandes auf der Südseite des
ehemaligen Teiches beträgt gegen 150 Schritte, und in ihrem Lie-
genden folgt auf etwa 120 Schritte bis zu dem Uebergange des
Fahrweges vom südlichen auf das nördliche Thalgehänge das Unter-
devon, doch sind die Aufschlüsse schlecht. Wesentlich besser sind
sie auch heute noch an demselben Fahrwege auf der Nordseite
des Thales, dessen Profil bald nach der Anlage des Weges von
HALFAR aufgenommen und, soweit es die hangenden Schichten des
Unterdevons betrifit, oben S.30 ff. und in Bezug auf die Calceola-
Schiefer S. 84 ff. mitgetheilt ist.
Die Rammelsberger Schichten sind von der Umbiegung des
Weges ab etwa 68”—8]1 Schritte breit z. Th. noch gut aufgeschlossen,
dann folgen gegen 70% — 84 Schritte breit die Schichten mit Spörifer
speciosus, und auf diese 110% — 132 Schritte längs des hier eine
Biegung beschreibenden Weges die Oalceola-Schiefer bis dicht an
den durchröschten Teichdamm, an dem die streichende Störung
zwischen ıhnen und den Wissenbacher Schiefern zu beobachten
ist. Die SO. fallenden Kalke der Calceola- Schiefer stehen west-
lich der Störung noch über dem Wege an, während östlich der-
selben über und unten an dem Wege die Wissenbacher Schiefer
- anstehen, deren Schichten gestaucht und geknickt sind. Das
scheinbare steile NW.-Fallen der Störung ist wahrscheinlich rein
örtlich.
Die Fortsetzung des Weges nach O. bietet wenig Aufschlüsse;
nur in dem Wässerchen, das von N. her den Weg kreuzt und
ın den Unteren Schalker Teich mündet, sind über und unter dem
Wege die hangenden, Kalkknollen und -Flasern enthaltenden Schich-
ten der Wissenbacher Schiefer zu beobachten. Bessere Auf-
schlüsse liefert die östliche Thalböschung zwischen dem Mittleren
und Unteren Teiche, und zwar zunächst ebenfalls Wissenbacher
Schiefer, deren Kalke SO. fallen. Auf dem Vorsprunge zwischen
der Mündung der Schalke und der des eben erwähnten, die Wasser
des Moseskapper Grabens dem Teiche zuführenden Bächleins
914 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
steht dagegen eine ganz kleine Partie von Stringocephalenkalk an;
die hangenden Grenzschichten der Wissenbacher Schiefer sind am
Teichufer zu beobachten. Das kleine isolirte Vorkommen ist als
die durch eine im Thale verlaufende Verwerfung nach O. ver-
schobene Fortsetzung der Stringocephalenkalk-Mulde des West-
ufers anzusehen und wird noch in dem Vorsprunge selbst durch
eine Parallelverwerfung abgeschnitten; auf der NO.-Seite des
kleinen Hügels, der den Vorsprung bildet, stehen nur Wissen-
bacher Schiefer an, und zwar nicht die hangendsten Schichten.
Auf der SO.-Seite der Einmündung des mehrfach genannten
Bächleins stehen SO. fallende Wissenbacher Schiefer an, mit
Aphyllites verna-rhenanus MAUR., Pinacites Jugleri R., Buchiola di-
gitata und sewcostata R. u. A. m. Südlich von ihnen folgen sehr
bald, vielleicht durch eine kleine Querverwerfung getrennt, von
einem kleinen Vorsprunge des Ufers ab die Calceola-Schiefer,
deren z. Th. recht mächtige Kalkeinlagerungen als kleine Klippen-
reihen aus dem Teichufer hervorragen, scheinbar SO. (Schiefe-
rung!), in Wahrheit dagegen NW. fallend. Die Schieferung der
Kalke ist auch am Fahrwege auf dem hohen Ostufer des Teiches
zu beobachten. Die streichende Störung zwischen den Calceola-
Schiefern und dem Kahlebergsandstein verläuft längs des Fahr-
weges, sodass die Öalceola-Schiefer im südlichsten Theile ihrer
Erstreckung nur am Ufer des Teiches auftreten, während die Bö-
schung des Weges hier schon aus Kahlebergsandstein besteht. -
20 Schritte nördlich vom Teichdamme ist bei niedrigem Wasser-
stande der oben kurz erwähnte Gang zu beobachten, der die
Calceola-Schiefer des Ostufers gegen das Unterdevon abschneidet.
Die westlich und östlich des Thales belegenen Theile der Mulde
sind sehr spärlich und unzureichend aufgeschlossen; ihre Dar-
stellung auf der Karte ist daher nur annäherungsweise richtig, vor
Allem in Bezug auf die Verbreitung des Adorfer Kalkes, den ich
fast nur in losen Stücken beobachtete, während die Büdesheimer
Schiefer an einer Reihe von Stellen anstehend zu beobachten sind
und der Stringocephalenkalk mehrorts erschürft wurde.
Die Büdesheimer Schiefer führen in der Abfallrösche der Trei-
berei des ehemaligen Cronenburgsglücker Schachtes (200 Schritte
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 315
südöstlich der Försterei Festenburg im Walde gelegen) etwa
120 Schritte NO. der Schachtpinge u. A. die bezeichnenden Gonia-
titen).
Der obere, zwischen der Schalke und dem Klingebielskopfe
tief eingeschnittene Theil des Schalker Thales liefert an den bei-
den Grabenleitungen auf der Westseite, besonders aber an dem
oberen neuen Holzabfuhrwege auf der Ostseite (am Westhange des
Klingebielskopfes), der sich von dem auf der Karte verzeichneten
tieferen etwa 100” oberhalb der Einmündung desselben in den
um den Mittleren Schalker Teich herumführenden Fahrweg rechts
abzweigt, Aufschlüsse im Kahlebergsandstein. Der letztgenannte
Weg mündet in das Schalker Thal ganz oben gleich unterhalb des
grossen Wasserrisses, dessen Profil oben S. 59/60 mitgetheilt ist,
und von dessen versteinerungsreichen Bänken losgerissene Blöcke
unterhalb des Wasserrisses zahlreich im Schutte liegen.
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet.
‚Auf der Strecke von Festenburg nach W. entlang dem Süd-
fusse des Kahleberges schneidet an einem Gange des Bockswiese-
Festenburg-Schulenberger Gangzuges, dessen eiserner Hut hier
früher an mehreren Stellen abgebaut worden ist, das Unterdevon .
scharf gegen Culm, und zwar meist Culmgrauwacke ab?), wie das
mehrorts gut zu beobachten ist, 2. B. am Westufer des Grossen
Kellerhalser Teiches bei niedrigem Wasserstande. Westlich von
I) Eine auf meine Anregung durch den Bergbaubeflissenen Herrn Schxeiper
1897/98 ausgeführte ganz specielle Untersuchung der Schalker Mulde, die sich
für die schlecht aufgeschlossenen Gebiete auf eine grosse Zahl von Schürfen
stützt, hat mehrere Correceturen der bisherigen Darstellung ergeben, besonders
den Nachweis erbracht, dass die Grenze zwischen Kahlebergsandstein und Wissen-
bacher Schiefer im NO. noch etwas höher liegt, als nach der Darstellung in
der Karte. Die Schiefer liegen hier unter mehrere Meter dickem, z. Th. fest
verkittetem Sandsteinschutt verborgen.
2) Nach GreirenHacen (Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 5, S. 355) sollen in dem
Tagesstollen der am Südfusse des Kahleberges gelegenen eingestellten Eisensteins-
grube Kahlenbergs Glück, welche auf dem hier ockerigen Rotheisenstein führenden
eisernen Hut baute, Posidonienschiefer, kohlige, Alaunschiefern ähnliche. Kiesel-
schiefer und Orthoceras-(Wissenbacher) Schiefer [? Büdesheimer Schiefer] aufge-
schlossen gewesen sein, jedenfalls im Hangenden des Ganges, an dessen Liegen-
dem der Kahlebergsandstein ansteht. ..
316 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
diesem Teiche beginnt jedoch das in Folge eines wahren Gewirres
von Gängen und Verwerfungen geologisch. sehr verwickelte Bocks-
wieser Ganggebiet, an das sich nordöstlich die zweite Hauptmulde
jüngerer Schichten im Gebiete des Kahlebergsandsteins, die Grum-
bacher Mulde, anschliesst.
Die Grumbacher Mulde im eigentlichen Sinne enthält nur
die Calceola-Schiefer und die Wissenbacher Schiefer und wird
durch einen horstförmigen, topographisch indess gar nicht hervor-
tretenden schmalen Riegel von Unterdevon von dem Bockswieser
Ganggebiete getrennt.
In dieser Gegend ist von HALFAR 1875 zuerst die dem nord-
westlichen Gebiete eigenthümliche, durch das Auftreten von z. Th.
quarzitischen Grauwackensandsteinen und sandigen Schiefern ge-
kennzeichnete Entwicklung der tieferen Wissenbacher Schiefer
beobachtet worden. Die in einer kleinen, seinem Arbeitsberichte
entnommenen Abhandlung (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 28,
S. 448 ff.) 1876 von ihm veröffentlichten Beobachtungen führten
ihn zu der zutreffenden Deutung dieser petrographisch den Schich-
ten mit ‚Spürifer speciosus des Unterdevons ähnlichen Schichtenfolge
als unterste Abtheilung der Wissenbacher (Goslarer) Schiefer (eine
Auffassung, von der er später zeitweilig abgekommen ist).
Wie aus der Darstellung auf der Uebersichtskarte hervorgeht,
ist der Bau der Grumbacher Mulde nicht so einfach, wie es die
Kartenskizze in der eben erwähnten Abhandlung erscheinen liess;
vielmehr ist sie durch Querverwerfungen in mehrere gegen ein-
ander verschobene Stücke zerrissen. Die beiden Muldenflügel
fallen im S. einander zu, indem das nordwestliche Band der Cal-
ceola-Schiefer im Allgemeinen südöstliches, das südöstliche nord-
westliches Fallen besitzt; dagegen fallen nördlich und östlich vom
Auerhahn beide Bänder gleichsinnig nach SO. ein, ebenso wie die
die Muldenmitte einnehmenden Wissenbacher Schiefer an fast allen
Beobachtungspunkten, auch nahe dem SO.-Flügel, was auf
streichende Störungen im Innern der Mulde schliessen lässt.
Verfolgt man von S. her die hier östlich der neuen Zellerfeld-
Goslarer Chaussee gelegene alte Strasse über den »Schwarzen
Hermann« nach dem Auerhahn zu, so befindet man sich nördlich
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Gänggebiet. 317
der in einem Wasserrisse links von _der neuen Chaussee: aufge-
schlossenen Grenzverwerfung des Devons am Tannhai zunächst eine
lange Strecke im Unterdevon, in dem in losen Blöcken östlieh der
Strasse am Westhange des Kellerhalser Thales zahlreiche gut er-
haltene Versteinerungen der höheren Schalker Schichten vorkommen.
Erst etwa 360 Schritte S. ihrer Vereinigung mit der neuen Strasse am
Auerhahn erreicht man die spitz zur Strasse streichenden Calceola-
Schiefer des- südöstlichen Muldenflügels, in deren liegendem Theile
13 Schritte nördlich einer von rechts (SO.) den Hang herablaufen-
den Schneise die hier 1” mächtige, steil NW. fallende charakteristische
Sandsteinbank aufgeschlossen ist. Etwa 120 Schritte längs der Strasse
stehen die Calceola-Schiefer an, die hier zahlreiche leidlich erhaltene
Versteinerungen führen. Weiter nach dem Auerhahn zu folgen die
sandigen Schiefer und derben, feinkörnigen, frisch hellfarbigen,
braun verwitternden Grauwackensandsteine der tiefsten W issenbacher
Schiefer, die in der Gabel zwischen beiden Strassen südlich des
Auerhahns anstehen und besonders gut in einem alten Hohlwege
zu beobachten sind, der hinter dem Stallgebäude des Wirthshauses
beginnend, östlich unterhalb der neuen Strasse am steilen Geehänge
des obersten Gosethales entlang führt.
Sie stehen hier, SO. fallend, bis zu einem langen und tiefen
Wasserrisse an, der steil nach NO. zur Gose abstürzt und auf-
fallend dunkelgefärbte, feinsandige, wenig verwitternde Calceola-
Schiefer aufschliesst, die derbe schollenförmige Einlagerungen
unreinen blauen Kalkes enthalten, h. 4 streichen und mit etwa
50% nach SO. fallen. Diese dem nordwestlichen Muldenflügel an-
gehörenden Calceola-Schiefer stehen am Wege 60 Schritte breit
an; auf sie folgt nach dem Kaupenthale zu der Kahlebergsandstein,
dessen hangendste Schichten, wie man sich hier überzeugen kann,
thatsächlich den tiefsten Schichten der Wissenbacher Schiefer ober-
flächlich recht ähnlich sind. Dicht südlich des Kaupenthales treten
zwei durch Quelllinien und Gangquarze gekennzeichnete‘ Ver-
werfungen auf, die die Mulde nach NO. abschneiden.
Das südöstliche Calceola-Schiefer- Band ist in seiner ganzen
Erstreckung mit Ausnahme des Profils an der alten Strasse schlecht
aufgeschlössen; dagegen trifft man das nordwestliche im Fort-
3j8 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes
streichen oberhalb des Hohlweges an der neuen Strasse und an
der nun westlich über dieser liegenden alten Chaussee wieder.
42 Schritte nördlich der westlich an der neuen Strasse gelegenen
eingezäunten Wiese beim Auerhahn liegt in einem alten verwach-
senen Hohlwege neben der alten Strasse, der die Fundstelle der
zahlreichen durch ROEMER vom Auerhahn beschriebenen Versteine-
rungen der Calceola-Schiefer ist, an Ergiebigkeit jedoch heute der
oben erwähnten Stelle südlich des Auerhahns nachsteht, ein ehe-
maliger kleiner, unter den Fichten versteckter Steinbruchsversuch.
In diesem Aufschlusse steht die Sandsteinbank der Calceola-
Schiefer h. 51/ streichend mit steilem SO.-Fallen an.
Nach W. werden die hiesigen Calceola-Schiefer durch einen
h. 11 streichenden Verwurf abgeschnitten, ihre Fortsetzung ist in
dem sumpfigen Gelände nirgends deutlich aufgeschlossen; erst am
Damme des Auerhahn-Teiches, an dessen Ufern sonst nur Wissen-
bacher Schiefer ansteht, sind sie wieder zu beobachten und zwar
besonders in der Ausfluth des Teiches. Sie stehen auf etwa
45 Schritte längs der Ausfluth vom Damme abwärts an, mit
40—500 SO. fallend, und enthalten transversal geschieferte (Fallen
der Schieferung hier ausnahmsweise NW.) Kalkeinlagerungen.
Die hangendsten Schiefer sind ebenschiefrig und wechseln mit sehr
dünnen mergeligen Lagen ab. In ihrem unmittelbaren Hangenden
folgen abwärts die tiefsten Schichten der Wissenbacher Schiefer
mit vereinzelten Grauwackensandstein-Bänken, deren tiefste 0,75"
mächtig ist, und die frisch hellfarbig sind, verwittert aber in Folge
Kalkgehalts dunkelbraun gefärbt erscheinen; über diesen dunkel-
graue, unreine Schiefer und unten am Graben endlich die typischen
dünnschiefrigen Schiefer der Wissenbacher Schiefer. Eine Wechsel-
lagerung der Schiefer mit ähnlichen, frisch hellen, verwittert braunen
dünnbankigen Grauwackensandsteinen beobachtet man am südöst-
lichen Ufer des Auerhahn-Teiches.
Zwischen dem Auerhahn-Teiche und dem Neuen Grumbacher
Teiche sind die Calceola-Schiefer von Unterdevon-Seliutt bedeckt und
nur durch Schürfe nachgewiesen; dagegen stehen sie am oberen Ende
des letztgenannten Teiches in einem von N. in diesen mündenden
Wasserrisse noch einmal an, hier ausnahmsweise NW. fallend,
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 319
werden im westlichen Fortstreichen durch einen Verwurf gegen
Unterdevon abgeschnitten, dessen hellfarbige Bänke am nördlichen
Teichufer 500 SO. fallend anstehen, und fehlen nun auf dem NW.-
Flügel der Mulde gänzlich, da die im westlichen Theile des nörd-
lichen Teichufers und in der Ausfluth des Teiches anstehenden
Wissenbacher Schiefer im NW. längs einer streichenden Störung
unmittelbar an Unterdevon grenzen. Am Teichufer nahe am
Damme sind wieder die dunkelbraun verwitternden, frisch hellfarbi-
gen, fast weissen Grauwackensandsteine in einigen dicken Bänken
und die sandıgen, gleichfalls braun verwitternden Schiefer zu beob-
achten, während ım tieferen Theile der Ausfluth die dünnschie-
frigen Schiefer und blauen Kalke anstelıen, die im Hangenden der
tiefsten sandigen Zone liegen. Die Kalke enthalten kleine Exem-
plare von Anarcestes lateseptatus BEYR. und Buchiola digitata R.
Die Ausfluth des Neuen Grumbacher Teiches mündet in den
die Wasser aus dem oberen Schalker Thale nach Bockswiese leiten-
den Schalker Graben; geht man auf diesem, ohne den Thalgrund
zu überschreiten, nach SW., so quert man den schmalen Unter-
devon-Riegel, der, zwischen zwei Verwerfungen eingeklemmt, die
Grumbacher Mulde nach SW. abschneidet, und gelangt in den
östlichsten Theil des Bockswieser Ganggebietes.
Das, wie oben bereits bemerkt, in hohem Grade gestörte
Bockswieser Ganggebiet, unter dem ich die zwischen Bocks-
wiese und dem Oberen Grumbacher Teiche beiderseits des hier
O.—W. verlaufenden Grumbachthales gelegene Randzone des
Devon- und Culmgebietes verstehe, bildet im Allgemeinen die
Sattelwendung und den südöstlichen Flügel des Luftsattels, dessen
Kern die Unterdevon-Masse des Bocksberges darstellt, und dem-
gemäss folgen nach S. bezw. SO. im Allgemeinen immer jüngere
Schichten. Südlich vom Oberen Grumbacher Teiche legt sich ım
SO. wieder das Unterdevon hinter den Büdesheimer Schiefern an,
und es scheint demnach, als sei hier ursprünglich eine Mulde vor-
handen gewesen, deren SO.-Flügel durch die streichende Störung,
mit der das Unterdevon angrenzt, unterdrückt ist. Diese Mulde,
deren Mitte von Culmschichten eingenommen wird, dürfte mit der
Grumbacher Mulde im Zusammenhange gestanden haben.
320 Die wichtigeren Aufsehlüsse des Gebietes. ws
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Geognostische Skizze des Bockswieser Ganggebietes. Maassstab 1: 10000.
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 391
Das Bockswieser Ganggebiet ist der am meisten »zerhackte«
Theil des gesammten Devongebietes; eine erstaunlich grosse Zahl
von Störungen hat den ursprünglichen Sattelflügel in eine grosse
Zahl unregelmässiger Schollen zerlegt, wie das die nebenstehende
Kartenskizze näher erweist. Nur innerhalb der einzelnen kleinen
Schollen sind im Grossen und Ganzen regelmässige Profile zu beob-
achten, bei deren Verfolgen man dann plötzlich und oft unvermerkt
in das Gebiet einer angrenzenden Scholle geräth. Eine eingehende
Beschreibung ist aus diesem Grunde unthunlich, sie würde Bogen
füllen; nur die wichtigsten Aufschlüsse können kurz besprochen
werden.
Die Hauptverwerfungen durchschneiden das Gebiet in west-
östlicher bezw. nordwest-südöstlicher Richtung; es sind von S. nach
N. gezählt die durch den Bockswieser Bergbau bekannten Gänge:
Neue grüne Lindener Gang(V]), Pisthaler Gang (V), Auguster Gang
(IV, setzt beim Herzog Auguster Schachte dem vorigen zu), Georg
Wilhelmer oder verkehrt (N) fallender Gang (III), Glückaufer
Gang (zunächst südlich des folgenden), Christiane Sophier Gang (II)
und Alte Gesellschafter oder Braune Hirscher Gang (I). Zu diesen
kommen dann noch eine ganze Anzahl von z. Th. ihnen parallel,
z. Th. diagonal verlaufenden Verwerfungen und eine Reihe streichen-
der bezw. spiesseckiger Störungen, an denen die oben genannten
Gänge z. Th. verschoben sind oder vielmehr wohl auslenken.
Von den den zerstückelten Sattelflügel über dem Unterdevon
zusammensetzenden Devonschichten treten die Calceola-Schiefer
nur nördlich des Thales, am Fusse des Bocksberges auf; die
Wissenbacher Schiefer finden sich zu beiden Seiten des Thales,
die jüngeren Schichten nur auf der Südseite. Die Sattelwendung
liest in der Gegend des Unteren Flössteiches, hier beobachtet man
demnach auch umlaufendes Streichen aus h. 3—4 im W. nach
h. 7—8; weiter östlich herrscht im Allgemeinen flaches Streichen
in h. 4-6, das aber durch die vielen Verwerfungen örtlich in
mannigfacher Weise abgelenkt wird. Das Schichtenfallen ist be-
ziehentlich SW., S. und SO.; Nordfallen ist nur local zu beobachten.
Wenn man an der Nordseite des Thales vom Neuen Grum-
bacher Teiche her den Schalker Graben nach W. verfolgt, so ge-
Neue Folge. Heft 30. At
322 Die wiehtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
langt man unterhalb der Mitte des Oberen Grumbacher Teiches
hinter einer Verwerfung aus dem Unterdevon in die Wissenbacher
Schiefer, die in der NW.-Ecke des Teiches anstehend zu beob-
achten sind, am besten bei niedrigem Wasserstande.
Es steht hier zunächst dem Damme eine h. 5—h. 7!/, strei-
chende, flach S. fallende Schichtenzone an, die sich vom Liegen-
den zum Hangenden wie folgt zusammensetzt: 26 Schritte breit
glimmerreiche, sandige, graue Schiefer, z. Th. bunt verwitternd
(in denen ich vor Jahren das für die Wissenbacher Schiefer des
Oberharzes bezeichnende klein- und vielzellige Pleurodietyum fand,
ausserdem kommen Buchiola digitata und sexcostata R. vor), die
in hellblaugraue, dünnschiefrige Quarzitschiefer übergehen. Auf
ihren Schichtflächen finden sich nereitenartige ? Kriechspuren.
8 Schritte vom Liegenden dieser Schieferzone tritt eine Lage
von z. Th. unregelmässig fladenförmigen, z. Th. linsenförmigen
bezw. brodförmigen, bis 75:35 ® im Durchmesser haltenden,
septarienartig zerklüfteten Einlagerungen eines vorwiegend dunkel-
blaugrauen, unreinen Kalkes auf, dessen Klüfte durch Quarz und
Kalkspath ausgefüllt sind. Im Hangenden der Schieferzone folgt
ein 13 °® dickes Bänkchen von ockergelb bis braun verwitterndem
Grauwackensandstein, dann folgen 8 Schritte breit dieselben
Schiefer wie vorher, nochmals eine 33 ® mächtige Bank sehr
harten, schmutzig braun verwitternden Grauwackensandsteins und
abermals Schiefer.
50 Schritte östlich vom Damme wird diese Schichtenfolge
durch eine fast N.—S. streichende, steil ©. fallende kleine Quer-
verwerfung von milden, dünnblättrig zerfallenden, frisch bläulich-
grauen, verwittert fahlgrauen Thonschiefern mit drei Lagen von
Kalkeinlagerungen getrennt. Die tiefste besteht aus einer mehr
bankartigen, bis 0,75" dicken Lage blaugrauen, unreinen, thoni-
gen und eisenschüssigen, bräunlich verwitternden versteinerungs-
armen Kalkes mit Buchiola digitata R., Tentaculiten und Styliolinen;
1" in ihrem Hangenden folgt die zweite, aus brodförmigen Con-
cretionen eines sehr dunklen, vorwiegend dichten Kalkes bestehende,
deren Concretionen bis 0,5 : 0,3 ® im Durchmesser halten. Diese
Lage ist versteinerungsreich; sie enthält ntomis fragilis R., Pha-
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 323
cops sp., Proetus sp., Aphyllites verna-rhenanus MAUR. und oceultus
BARR., Pinacites Jugleri R., Orthoceraten, Tentaculiten und Stylio-
linen u. A. m. Die hangendste Lage besteht aus Schollen und
Platten von körnigem, hellerem Kalke. Hart im Liegenden dieser
Schichtenfolge treten am äussersten Teichrande fahlfarbene Schiefer
auf, die in bunt verwitterten, ausgelaugten, glimmerreichen, hand-
grossen Uoncretionen eines sehr unreinen Kalkes massenhaft Reste
von Goniatiten, Orthoceraten, Tentaculiten, Styliolinen, Bellerophon
compressus SANDB., Ctenodonta Krotonis R. u. A. m. enthalten.
Aehnliche Schiefer mit Kalken und spärlichen, z. Th. ver-
kiesten Petrefacten wurden von HALFAR noch oberhalb des Schal-
ker Grabens in der S.—N. den Bocksberg hinauf führenden Schneise
erschürft, und unter ihnen die sandigen, z. Th. bunt verwitternden,
quarzitische Lagen und bräunlichgraue oder hellfarbige, harte
Grauwackensandstein-Bänke enthaltenden Schichten der NW.-Ecke
des Teiches, die hier in brodförmigen Concretionen sehr unreinen
Kalksteins kleine Einzelkorallen, Favosites sp., Buchiola digitata R.,
Posidonia? artecostata MAUR., Tentaculiten, Orthoceraten u. A. m.
führen. Die Schichten in den Schurflöchern fallen wie diejenigen
im Teiche bei einem Streichen in h. 6 mehr oder minder flach
nach S. ein. :
Die sandige Schichtenfolge der Nordwestecke des Oberen
Grumbacher Teiches ist in derselben Beschaffenheit auch am Nord-
ufer des Mittleren Grumbacher Teiches unfern vom Damme bei
niedrigem Wasserstande zu beobachten und enthält ausser kleinen
Einzelkorallen, Strophomena minor R., Davidsonia sp., Glassia?
sp. n., Loxonema sp., Orthoceras sp., Goniatites sp., Proetus sp., Pha-
cops sp., in einer dünnen, petrographisch nicht hervortretenden
Lage von feinsandigem, frisch grünlichgrauem, dickschiefrigem
Thonschiefer die wohl auf Homalonotus obtusus SANDB. zu beziehen-
den Homalonotenreste, die HALFAR (Zeitschr. d. D. geol. Ges.
39, S. 842; 41, S. 807) bekannt gemacht hat.
Im unmittelbaren Hangenden dieser »Homalonoten- Schiefer «
treten milde, blaugraue Thonschiefer mit Fladen und Linsen un-
reinen Kalkes auf, der 1% im Hangenden des Homalonoten-Bänk-
chens u. A. Aphyllites verna-rhenanus MAUR. enthält.
2
324 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Im Liegenden der sandigen Schieferzone folgen nördlich vom
Teiche als eine querschlägig gegen 90 Schritte breite, etwa h. 5—6
streichende und südlich fallende, an Quarziten reiche Zone die
tiefsten Schichten der Wissenbacher Schiefer. Vom Teichufer
nach N. treten zunächst sandige Schiefer mit sehr dünnen quar-
zitischen Bänkchen und reineren Thonschieferlagen auf bis an einen
alten, vom Damme des Oberen Grumbacher Teiches her nach W.
und WNW. verlaufenden Weg. In diesem beobachtet man etwa
260 Schritte westlich dieses Teiches als Liegendes der eben ge-
nannten Schiefer bis über 1” mächtige, tafelförmig zerfallende
kalkhaltige Quarzitbänke, dann (WNW. längs des Weges) eben-
flächige bis dünnplattige glimmerreiche, sandige Schiefer, hellfarbig,
z. Th. bunt verwitternd, darauf flaserige Thonschiefer, dickbankigen
bis klotzigen Quarzit und weiter dünnschiefrige Schiefer und Quar-
zite bis dicht südlich des den Weg kreuzenden Schalker Grabens.
Die grauen oder gelblich bis weisslich gefärbten Quarzite haben
ein thoniges, ursprünglich etwas kalkhaltiges Bindemittel und
halten im Streichen wahrscheinlich nicht aus, sondern sind gross
linsenförmige Einlagerungen. Von hier ab folgen nach N. petro-
graphisch schon den Calceola-Schiefern etwas ähnliche gerad-
schiefrige, dünnblättrig zerfallende, bunt verwitternde Thonschiefer,
in denen bis 22 Schritte nördlich des genannten Grabens in dem
jetzt nordwestlich gerichteten Wege vereinzelte dünne Sandstein-
bänkchen auftreten. 4 Schritte nördlich des tiefsten, S. fallen-
den Bänkchens enthält eine dünne, gelblichbraun mulmig ver-
witterte, frisch graublaue Kalkeinlagerung (Streichen h. 7, Fallen
30° S.) schon die typische Fauna der Calceola-Schiefer, u. A.
kleine Cyathophylliden, Pleurodictyum sp., Rhynchonella lodanensis
BurH., Atrypa retieularis L., Retzia ferita v. B., Anoplotheca lepida
GF., Spirifer speciosus aut., Euomphalus concavus R., Phacops
Schlotheimi BR.1). Die Calceola-Schiefer stehen bis etwa 90 Schritte
!) In der Kartenskizze $. 320 liegen die Grenzen der Calceola-Schiefer hier
zu weit südlich. Ferner ist eine sehr kleine Partie Büdesheimer Schiefer an der
Chaussee NO. des Johann Friedrieher Schachtes versehentlich als Wissenbacher
Schiefer angegeben, und eine weitere an der SW.-Ecke des Oberen Grumbacher
Teiches ist ohne Signatur.
‘ Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 325
nördlich des Schalker Grabens im Hohlwege an und enthalten
mehrfach versteinerungsreiche Kalkeinlagerungen. Ihr liegendster
Theil und der dann folgende Kahlebergsandstein sind fast gar
nicht aufgeschlossen.
Kehrt man nach dem Damme des Mittleren Grumbacher
Teiches zurück und verfolgt von dessen Nordende ab einen alten
Grabenweg nach W., so bleibt man 50 Schritte weit noch im
Wissenbacher Schiefer, dann folgen hinter einer h. 3 streichen-
den Verwerfung auf 160 Schritte Calceola-Schiefer in der gewöhn-
lichen Entwicklung, z. Th. versteinerungsreich, und hinter einer
zweiten, N.—S. streichenden Störung am oberen Ende des Oberen
Flössteiches wieder Wissenbacher Schiefer mit Kalkeinlagerungen.
Doch steht unmittelbar am Ufer des Teiches, durch einen an einer
Pingenreihe kenntlichen unbenannten Gang abgeschnitten, nochmals
eine ganz kleine Partie von Oalceola-Schiefern an. Am Westende
des Oberen Flössteiches und besonders in dessen nördlicher Aus-
fluth beobachtet man nochmals die liegendste, an Quarziten reiche
Zone der Wissenbacher Schiefer, die aus sandigen, z. Th. bunt
verwitternden geradflächigen Schiefern und klotzig dickbankigen,
hellfarbigen Quarziten besteht. Die bunt verwitternden Schiefer
stehen auch am Nordufer des Unteren Flössteiches an.
Im Grunde des Thales verläuft eine etwa dem Schichtenstreichen
folgende, wahrscheinlich durch die übersetzenden Querstörungen
mehrfach verschobene Verwerfung, die sich durch Ockerwasser und
Gangquarze verräth und im Oberen Grumbacher Teiche dicht nörd-
lich von dessen Sohle als Quarzgang zu beobachten ist.
Vom Damme des Unteren Flössteiches führt ein Weg
(»Schmiedeweg«) ın südöstlicher Richtung in den Wald. In
diesem beobachtet man die zuerst 28 Schritte S. des Grabens an-
stehenden, indessen auch beim Ausschachten der Fundament-
gruben des neuen Hauses südlich vom Teichdamme angetroffenen
Büdesheimer Schiefer, typische, vorwiegend dunkel gefärbte Band-
schiefer, mit einzelnen verwittert von Styliolinen wimmelnden
Kalkknauern und ganz vereinzelten dünnen Sandsteinbänkchen.
Diese Schiefer stehen h. 7—8 streichend und meist SW.
fallend, auch südlich des 90 Schritte vom Graben durch zwei
326 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Pingen kenntlichen Georg Wilhelmer Ganges in derselben Beschaf-
fenheit weiter an bis etwa 240 Schritte ‘vom Graben, wo plötzlich
(im Hangenden des hier übersetzenden Auguster Ganges) Kiesel-
schiefer und Adinolen des Culms auftreten. Kehrt man zum
Graben zurück und folgt diesem nach O., so befindet man sich
zunächst noch in Büdesheimer Schiefern, die rechts im Walde an
einem wenig höher gelegenen ehemaligen Graben noch aufge-
schlossen sind. Ehe man jedoch in die Höhe des Oberen Flöss-
teiches gelangt, überschreitet man eine Verwerfung, die die nun
folgenden Schichten in’s Hangende vorschieb. Am sSüdufer
dieses Teiches und auch am Graben stehen nämlich die sandigen,
glimmerreichen, ebenflächigen, dünne quarzitische Bänkchen ent-
haltenden tieferen Wissenbacher Schiefer an, die an ersterer Stelle
h. 5—6 streichende wellige Falten bilden und u. A. Buchiola
sexcostata R. enthalten.
Am Graben folgen im Hangenden dieser sandigen Schiefer
weiter nach O. unebenflächige Thonschiefer mit vereinzelten
Knollen blauen, auffallend gelbrindig verwitternden Kalkes.
Kurz vor dem Damme des Mittleren Grumbacher Teiches kommt
von rechts (S.) ein Wässerchen herab, neben dem die südliche,
einen Wasserriss bildende Ausfluth des Teiches ausmündet. Geht
ıman in dieser aufwärts, so beobachtet man zunächst vorwiegend
dünnschiefrige Thonschiefer der Wissenbacher Schiefer, die zahl-
reich plattgequetschte Goniatiten, Orthoceraten u. A. m. führen
und einige bankartige Einlagerungen von graublauem Kalke ent-
halten. Weiter aufwärts werden die Schiefer unrein, dunkelfarbig,
nehmen flaserige Beschaffenheit an und enthalten sehr dunkel ge-
färbte brodförmige Kalkeinlagerungen. An ihrer oberen Grenze
treten dunkle unreine Kalke auf, die Flasern und Nieren von
hellerem Kalke enthalten. Unmittelbar über diesen folgt der
Stringocephalenkalk, dessen tiefste Schichten gleichfalls noch
aus ähnlichen Schieferlagen mit grossen Linsen eines durch seine
tiefschwarze Farbe und das von massenhaft vorhandenen win-
zigen, mit Kalkspath erfüllten Styliolinen herrührende anscheinend
krystallinische Gefüge auffallenden Kalkes bestehen, in denen
neben Phacops breviceps BARR. und Anarcestes Karpinskyi HPFL.
-
Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 327
häufig Posidonia hians \WALDSCHM. auftritt, und die sich dadurch
als Odershäuser Kalk herausstellen. HALFAR hielt sie irriger
Weise für Kellwasserkalk (Jahrb. der Geol. Landesanstalt f. 1888,
S. LIX).
Ueber dem Odershäuser Kalke folgen zunächst einige Bänke
von graublauem Knotenkalke und über diesen eine mehrere Meter
mächtige Folge von hellfarbigen, ziemlich dickbankigen, grau-
blauen, weisslich verwitternden, deutlich feinkörnigen Kalken, die
die hangenden Bänke des Stringocephalenkalkes sind. Im obersten
Theile der Ausfluth stehen schon die tiefsten Schichten der Büdes-
heimer Schiefer an, in denen ein knollis-plattig abgesonderter,
bräunlichgrün verwitternder unreiner Kalksandstein auftritt.
Die Schichten dieses Profils streichen etwa h. 4 und fallen
flach SO.
Ersteist man vom oberen Ende der Ausfluth den Damm des
Mittleren Grumbacher Teiches, so trifft man dicht am Damme am
Südufer im Teiche nicht den Stringocephalenkalk im Fortstreichen
wieder, sondern h. 5.6 streichende Schiefer und versteinerungsreiche,
flach S. fallende dunkle Knollenkalke der hangendsten Wissen-
- bacher Schiefer. Der Stringocephalenkalk ist also am Teichdamme
in’s Hangende verworfen; er steht unmittelbar unter einem dieW asser
des Tannhaier Wasserlaufes in den Teich führenden Fehlschlage an,
mit einem Streichen in h. 7 und flachem Südfallen. Ueber ıhm
folgen die Büdesheimer Schiefer, die dicht östlich vom Fehlschlage
und in dem zum Fehlschlage führenden Graben, sowie oberhalb
des Grabens an dem vom Teichdamme nach SO. führenden Wege
zu beobachten sind. Die Büdesheimer Schiefer sind vorwiegend
typische Bandschiefer mit zahlreichen, z. Th. in ockerigen Braun-
eisenstein umgewandelten Schwefelkiesknollen, Knauern eines hell-
blaugrauen, dichten, gelblichbraun oder schmutzig fleischfarbig
verwitternden Kalkes und vereinzelten dünnen Sandsteinbänkchen.
Sie enthalten in den kalkreichen Schieferlagen massenhaft Stylio-
linen, seltener Tentaculiten und führen ausserdem verquetschte
Goniatiten der Gattungen Manticoceras und Tornoceras, Ortho-
ceraten bezw. Bactrites, Liorhynchus sp. sp. u. A. m.
Verfolgt man von der Wegekreuzung südlich des Teich-
328 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
dammes den Graben nach SW. und S., so stehen zunächst noch
Büdesheimer Schiefer an, bis zu einer Wegüberführung; dann
folgt eine unaufgeschlossene Partie, und hinter einer scharfen
Wendung des Grabens nach O. sieht man aus der Graben-
böschung einzelne steil SO. fallende Bänke eines hellblauen, dichten,
etwas flaserigen Kalkes herausragen, den ich als Olymenienkalk
feststellen konnte. Er enthält Olymenia cf. laevigata MÜNST., Pha-
cops anophthalmus FRECH, Orthoceraten, Myalina sp., Buchiola pal-
mata GEF. u. A. m. Das Vorhandensein des nicht aufgeschlossenen
Adorfer Kalkes im Liegenden des Clymenienkalkes wird durch
zahlreiche Stücke desselben in der Auswurfsböschung des Grabens
dargethan, unter denen sich mehrere Stücke von Kellwasserkalk
mit Buchiola angulifera R. befanden.
Unmittelbar über dem Clymenienkalke war 1895 an der Zu-
rückbiegung des Grabens nach $. eine wenig mächtige Bank von
mergelig zersetzten Kalkknotenschiefer zu beobachten, der zahl-
lose Exemplare von Entomis serrato-striata SANDB. enthält. Dieser
Kalkknotenschiefer wird discordant von flach SO. fallenden
Alaun- und Kieselschiefern des Culms überlagert. Auf den ersten
Blick glaubt man eine zweifellose Transgressionsdiscordanz vor
sich zu haben, doch ist bei der unmittelbaren Nähe des Georg
Wilhelmer Ganges die Möglichkeit, dass eine Störungsdiscordanz
vorliegt, nicht ausgeschlossen. Leider ist das interessante Profil,
welches unmittelbar unter der Halde des alten Georg Wilhelmer
Schachtes liegt, durch das nothwendig gewordene Vermauern des
Grabens und das Einebnen der Böschung fast gänzlich verloren
gegangen.
Wenige Schritte weiter quert man den in der Grabenwand
als lettig zersetzte, ockerige Masse sich verrathenden Georg
Wilhelmer N. fallenden Gang und trifft unmittelbar hinter
diesem wieder die Büdesheimer Schiefer bis zu dem Mundloche
des Tannhaier Wasserlaufes hin. Auch in dem vom Mundloche
thalwärts rinnenden Wässerchen stehen sie h. 4 streichend und
flach SO. fallend an bis dicht oberhalb der Vereinigung des-
selben mit einem von links (S.) herkommenden Zuflusse. Hier
tritt unter ihnen der zu oberst hellfarbige diekbankige Kalk, tiefer
- Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 329
blaugrauer Knotenkalk des Stringocephalenkalkes S. fallend im
und am Bächlein heraus. Unterhalb des Stringocephalenkalkes
fehlen deutliche Aufschlüsse.
Unmittelbar nördlich von der Pingenreihe des Georg Wil-
helmer Ganges befindet man sich, immer dem Wässerchen fol-
gend, in S. fallenden Büdesheimer Schiefern, die in einem
alten, am Westhange des Thälchens entlang geführten Graben
mindestens bis 60 Schritte nördlich des Ganges (= 80 Schritte
nördlich des das Thälchen querenden Weges) zu verfolgen sind.
' Gegen 80 Schritte nördlich des Ganges steht in ihrem Liegenden,
etwa 35° SO. fallend, der die streichende südwestliche Fort-
setzung des im Ausfluthprofile aufgeschlossenen bildende Stringo-
cephalenkalk an, in dessen Liegendem noch vor der Mündung des
Wässerchens in den Aufschlagsgraben an dem alten trockenen
Graben schon die Wissenbacher Schiefer zu beobachten sind.
Die oben erwähnten duvklen knollenförmigen Kalkeinlage-
rungen in dünnblättrig zerfallenden blaugrauen, nach dem Han-
genden etwas flaserigen und grobschiefrigen Thonschiefern am Süd-
ufer des Mittleren Grumbacher Teiches östlich vom Damme ent-
halten Acidaspis horrida R., Phacops fecundus BARR., Aphyllites
occultus BARR., Orthoceraten u. A. m. Eine vermuthlich spiess-
eckige Verwerfung trennt sie und den Stringocephalenkalk in
ihrem Hangenden von den östlich des Fehlschlages eine kurze
Strecke weit anstehenden Büdesheimer Schiefern, auf die weiter
längs des Ufers nach O. hinter einer zweiten Verwerfung wieder
Wissenbacher Schiefer folgen, die bis zum Oberen Grumbacher
Teiche zu verfolgen sind. Steigt man jedoch vor Erreichung des
letzteren zwischen zwei auf h. 9—10 streichenden Gängen liegenden
Pingenzügen den flachen Südhang des Thales hinan, so gelangt
man sehr bald wieder in Büdesheimer Schiefer, deren Gesteine
überall, besonders auch an den Halden der Pingen herumliegen.
Der zwischen Wissenbacher und Büdesheimer Schiefern jedenfalls
vorhandene Stringocephalenkalk ist nirgends anstehend beobachtet
und nur nach einzelnen losen Stücken eingetragen worden.
Die Büdesheimer Schiefer verbreiten sich südlich bis an die
Uulmgrenze und nach O. längs des Südufers des Oberen Grum-
330 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
bacher Teiches bis an das Unterdevon, von dem sie durch eine
streichende Störung getrennt werden. Nahe dem Damme dieses
Teiches stehen sie in letzterem selbst an und sind besonders gut
in einem tiefen, etwa 100 Schritte östlich vom Damme von Süden
her in den Teich einmündenden Wasserrisse zu beobachten, mit
einem Streichen in h. 1—2 und westlichem Fallen. Auf den ersten
Blick sehen ihre Gesteine hier sehr fremdartisg aus; es sind
stark zersetzte dickbankig abgesonderte dickschiefrige, gebänderte
milde Schiefer mit ursprünglich z. Th. kalkreichen, z. Th. fein-
sandigen Lagen. Ihre ursprünglich sehr dunkle, lagenweise auch
helle Farbe wechselt zwischen hellbläulich, gelblich, ocker-
gelb, orange, violett und dunkel; dunkle Flammung beobachtet
man auch meist noch an den hellfarbig zersetzten Schichten.
Diese eigenthümliche Zersetzung ist augenscheimlich durch die Um-
wandlung der massenhaft, z. Th. lagen- und schichtweise in ihnen
auftretenden Schwefelkiesknollen in ockerigen Brauneisenstein in
Verbindung mit der durchweg nassen, quelligen und sumpfigen
Beschaffenheit des Geländes bedingt. Der angrenzende Kahleberg-
sandstein ist gleichfalls stark zersetzt. Von Versteinerungen ent-
halten sie, wie gewöhnlich, zahllose Styliolinen und weniger häufige
Tentaculiten, unter denen T. striatus GEIN. zu nennen ist; ausser-
dem, leider nur in verquetschten Abdrücken, Goniatiten der Gat-
tungen Manticoceras und Tornoceras, z. Th. mit Loben, u. A. Man-
tcoceras cf. forcipiferum SANDB., M. cf. complanatum SANDB. und
Tornoceras cf. simplex v. B., ferner verquetschte Exemplare mehrerer
Arten von Liorhynchus u. A. m.
Der westliche Theil des Bockswieser Ganggebietes bei und
in dem Dörfchen Bockswiese selbst ist über Tage in dem Wiesen-
gelände sehr mangelhaft aufgeschlossen, die Anhaltspunkte für die
kartographische Darstellung wurden hier z. Th. durch Fundamen-
tirungs-Arbeiten gewonnen; dagegen liefern die Baue der Grube
Herzog August und Johann Friedrich eine Reihe guter Aufschlüsse
unter Tage, die zuerst im Jahre 1854 von GREIFENHAGEND), 1873
') Das Nebengestein der Bockswieser Bleiglanz- Gänge; Zeitschr. f. d. ges.
Naturw. 3, S. 350 ff.
- Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 331
durch A. von GRODDECK!) beschrieben worden sind. Während
GREIFENHAGEN die wichtige Thatsache, dass die Bockswieser
Gänge Verwerfer sind, trotz der schönen Aufschlüsse nicht er-
kannt hatte — er erklärt die unmöglich zu übersehenden Störungen
dadurch, dass die Gänge z. Th. Contactgänge seien, und durch
die Annahme mehrfacher Hebungen der Schichten —, konnte voX
GRODDECK mit aller Schärfe die durch die Gänge verursachten
Verwerfungen nachweisen.
Die Verwerfung des Nebengesteins durch die Bockswieser
Gänge war indessen schon lange Jahre vorher vom Bergrath SCHMIDT
in Siegen (dem verdienten »Gang-SCHMIDT«) behauptet worden),
und zwar auf Grund des von HERON DE VILLEFOSSE in seinem
bekannten Werke »De la richesse minerale« auf Tafel 34 ver-
öffentlichten Querprofils durch den Herzog Auguster Schacht.
Dass GRODDECK diese Thatsache bekannt war, geht aus S. 27
seiner Dissertation »Ueber die Erzgänge des nordwestlichen Ober:
harzes«, Berlin 1867, hervor.
- Die Grundrisse und Profile, welche A. von GRODDECK ge-
geben hat, sind zwar in grossen Zügen richtig, bedürfen aber im
Einzelnen einer Revision, wie ich mich bei einer 1896 angestellten
Nachprüfung überzeugen konnte. Erstlich hat GRODDECK_ die
auch unter Tage wohl unterscheidbaren Oalceola- Schiefer nicht
von den Wissenbacher Schiefern getrennt; weiter ist die von
ihm zwischen letzteren und dem »Kramenzelkalke«x gezogene
!) Geognostische Durchschnitte durch den Öberharz; Zeitschr. f. Berg-,
Hütten- u. Salinenwesen 21.
2) Die betreffende Stelle findet sich in Karsren’s Archiv Bd. 6, 1823,
S. 37/38 und lautet: Dass bei Entstehung des Herzog Auguster Ganges eine sehr
beträchtliche Senkung des Nebengesteins stattgefunden habe, scheint aus der
Verschiedenheit des hangenden Nebengesteins von dem im Liegenden vorkom-
menden, hervorzugehen. Letzteres führt, bis in die bekannte grölste Teufe von
mehr als 100 Lachtern, Kalksteinlager, von welchem im Hangenden keine Spur
zu bemerken ist.
Die Senkung des Nebengesteins muss daher bei diesem ausgezeichneten
Gange, wenn man sich in dieser Beziehung auf das Profil, und wie wohl zu er-
warten ist, auf die Angabe des Herrn vos Vırerosse verlassen kann, weit über
100 Lachter betragen. (Ueber mehrere allgemeine Verhältnisse der Gänge und
über die Beziehung derselben zur Formazion des Gebirgsgesteins,)
332 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Grenze ganz willkürlich; sie liegt z. B. in dem Profile durch den
Herzog Johann Friedricher Schacht und das Ernst August Stollen-
Flügelort mitten in den Wissenbacher Schiefern. Der »Kramenzel-
kalk« ist unseren heutigen Erfahrungen entsprechend zu gliedern,
und vor Allem sind die Büdesheimer Schiefer auszuscheiden,
deren Kieselschiefer ähnliche Gesteine GRODDECK örtlich mit Culm-
Kieselschiefern verwechselt hat. Die Ausführung der zeitrauben-
den genaueren Revision war indessen für mich ausgeschlossen;
dagegen schien es zweckmässig, wenigstens das in der Litteratur
mehrfach benutzte Profil durch den Johann Friedricher Schacht
und das Ernst August Stollen-Flügelort, soweit es das Devon be-
trifft, zu berichtigen und zu vervollständigen. Die Specialunter-
suchung ist auf meinen Vorschlag und nach meiner Anleitung 1897
von dem damaligen Bergbaubeflissenen Herrn E. MAIER als Prü-
fungsarbeit für das Bergreferendar-Examen ausgeführt worden. An
der Darstellung desselben !) habe ich auf Grund meiner 1896 ausge-
führten eigenen Untersuchungen und der Prüfung der von ihm ein-
gelieferten Belagstücke noch einige Correcturen vorzunehmen gehabt,
mit deren Berücksichtigung sich das Profil so gestaltet, wie es
die Figur 10 zeigt.
Rein constructiv eingezeichnet sind nur die innerhalb des
Profils nicht aufgeschlossenen Oberdevon-Kalke und die nur am
Grumbacher Stollen beobachteten Oulm-Kieselschiefer. Zum besseren
Verständnisse des Profils ist zu bemerken, dass es die Streichrichtung
der Schichten unter einem spitzen Winkel schneidet, und dass die
verschiedenen Strecken nicht genau über einander liegen, viel-
mehr in etwas wechselndem Abstande vom Schachte angesetzt
sind und auch im Streichen z. Th. etwas von einander abweichen,
sodass ein verzerrtes Bild entsteht. Dieses hat jedoch den Vorzug,
das thatsächlich zu Beobachtende wiederzugeben, während ein
wirklicher Saigerriss nur durch Combination und Projection der
einzelnen Aufschlüsse herzustellen wäre, was in einem so gestörten
Gebiete doppelt bedenklich ist. Als Resultat von allgemeinerem
!) Die Arbeit des Herrn Mater ist in erweiterter Form als Dissertation soeben
in den Berichten der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br., Bd. 11,
Heft 2, erschienen; sie enthält auf Taf. III das unberichtigte Profil.
_ Die Grumbacher Mulde und das Bockswieser Ganggebiet. 333
Fig. 10.
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Profil durch den Herzog Johann Friedricher Schacht
und die von diesem nach dem Neue grüne Lindener Gange getriebenen
Querschläge.
tu — Kahlebergsandstein. tmı — Calceola-Schiefer. tm2 — Wissenbacher
Schiefer. tm3 — Stringocephalenkalk. t0oı — Büdesheimer Schiefer.
to2 und to3 — Adorfer Kalk und Clymenienkalk. cuı — Kieselschiefer.
cu2a — Posidonienschiefer. cu4 — Grauwacke.
Interesse haben die Untersuchungen des Herrn MAIER ergeben,
dass, wie oben S. 112 schon erwähnt, auf dem Ernst August
Stollen-Flügelorte nur Büdesheimer Schiefer mit Manticoceras- Arten
anstehen, dass demnach die von A. von GRODDECK neben Gonia-
334 Die wichtigeren. Aufschlüsse des Gebietes.
titen der Büdesheimer Schiefer von hier angegebenen Arten der
Wissenbacher Schiefer nicht vom Flügelorte stammen können.
Die Kalke des Oberdevons müssen in dem Profile zwischen
der Rasendammer Strecke und dem Grumbacher Stollen liegen;
im Liegenden des Pisthaler Ganges stehen sie auf dem Lautenthaler
Hoffnungs-Stollen zwischen dem Johann Friedricher und dem weiter
westlich gelegenen verstürzten Braune Hirscher Schachte an, und
zwar sowohl Adorfer Kalk wie Clymenienkalk; von beiden sowie
vom Stringocephalenkalke fand ich versteinerungsführende Ge-
steinsstücke auch in der Halde des letztgenannten Schachtes.
Nähere Umgebung von Hahnenklee.
Das flache, nur von sanften Thalmulden durchzogene und
zum Theil von Wiesen bedeckte Plateau nördlich von Bockswiese
und bei Hahnenklee bietet nur wenige Aufschlüsse; die Kartirung
dieses gleichfalls stark gestörten Gebietes ist daher eine sehr müh-
same Arbeit gewesen. Dagegen sind im obersten Granethale und
in seinen Nebenthälern zahlreiche natürliche und künstliche Auf-
schlüsse vorhanden, von denen einige kurz erwähnt seien.
1. Der vom Südende des Dorfes Hahnenklee am NW.-Hange
des Bocksberges entlang führende »Hahnenkleeer Weg« schliesst
zu beiden Seiten des Kleinen Todtenthales die Calceola-Schiefer
auf, und zwar westlich des Thales zunächst in Folge der über-
kippten Lagerung scheinbar im Hangenden der einige dünne
Grauwackensandstein-Bänkchen enthaltenden Wissenbacher Schiefer
die hangenden Schichten, die sich durch ihre z. Th. festeren, fein-
sandigen und geradschiefrigen, oft etwas bunt verwitternden Schiefer
von den tieferen petrographisch etwas unterscheiden, aber noch
die Fauna der echten Calceola-Schiefer enthalten. Sie führen
hier Bronteus intumescens R., Cyphaspis sp., Murchisonia sp.,
Loxonema sp., Avicula sp., Mecynodus Halfari n. sp., Cono-
cardium sp., Spürifer speciosus aut., Merista plebeia SOW.,
Glassia sp., Atrypa aspera SCHL., Rhynchonella lodanensıs
BurH., Strophomena interstrialis PHILL. und irregularis F. R.,
Orthothetes umbraculum SCHL., Bryozoen u. A. m. Nach dem
Thälchen zu folgen als scheinbares Hangendes die tieferen Schichten,
Nähere Umgebung von Hahnenklee. 335
in denen am Wege 48 Schritte W. und 30 Schritte N. des Thäl-
chens die im tieferen Theile der Calceola-Schiefer auftretende
Sandsteinbank ansteht. Der vom Thälchen ab scharf nach N.
zurückbiegende Weg schneidet dann nochmals die hangenden
Bänke der Calceola-Schiefer an und führt nun spitz zum Schichten-
streichen in das Liegende; bei 338 Schritten vom Kl. Todtenthale
steht die oben erwähnte Sandsteinbank nochmals an, und bei 416
Schritten ist im obersten Unterdevon die oben S. 38 f. beschriebene
Doppelbank mit Conocardium cuneatum und Pentamerus hereynicus
aufgeschlossen, h. 31/g streichend und mit 350 SO. fallend, von
der ab man bis zum oberen Ende der Westgabel des Langethales
bei immer noch überkippter Schichtenstellung die Schichten mit
Spirifer speciosus und Rammelsberger Schichten spitz zum Streichen
durchquert. Der in letzteren am oberen Ende der Westgabel des
Langethales angelegte Steinbruch ist oben S. 50 f. kurz erwähnt
worden. 115—130 Schritte O. der genannten Westgabel setzt
die stark zertrümerte östliche Fortsetzung der vereinigten Hahnen-
kleeer Gänge über den Weg.
2. Die Aufschlüsse am neuen Fahrwege von Hahnen-
klee in das Granethal sind, soweit sie das Unterdevon be-
treffen, schon oben S. 40 f. besprochen worden. In Bezug auf die
Calceola-Schiefer sei hier noch nachgetragen, dass man die charakte-
_ ristische, bier 1,5% mächtige Sandsteinbank bei der ersten Durch-
querung der Calceola-Schiefer von Hahnenklee her 52—60 Schritte
östlich vom Waldrande beobachtet, h. 41/, streichend und mit 300
NW. fallend. Bei 150 Schritten erreicht man die liegende Grenze
der Calceola-Schiefer; es steht hier eine knollige, kalkige Grau-
wackensandsteinbank an, einige Schritte weiter die erste feste,
eisenschüssige Sandsteinbank des Unterdevons, mit einem schon
steileren Streichen in h. 2.6 und 25° nordwestlichem Fallen. Bei
340 Schritten erreicht man hinter der Umbiegung des Weges den
Sattelkern des Unterdevons, von dem ab das oben S. 40/41 ange-
führte Profil der oberen Schichten des Unterdevons beginnt. Gegen
18” über der hangenden Grenze des Unterdevons steht da, wo ein
alter, höher am Hange entlang führender Fussweg sich vom Fahr-
wege abzweigt, 1,25” mächtig die hellgraue, kleinlöcherige Sand-
336 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
steinbank der tieferen Üalceola-Schiefer wiederum an, h. 4l/s
streichend und fast saiger, mit 85° NW. fallend. Die höheren
Bänke der Caleeola-Schiefer bis zur Mündung des Kleinen Hühner-
thales sind zur Zeit nicht mehr gut aufgeschlossen.
Wenn man von der Mündung des eben genannten Thales
den Granebach aufwärts verfolgt, so durchquert man spitz zum
Streichen nochmals die am neuen Fahrwege aufgeschlossenen
Schichten in ihrem nordöstlichen Fortstreichen. Die Calceola-
Schiefer, deren hangendste zu beobachtende Kalkeinlagerung
18 Schritte oberhalb des Kleinen Hühnerthales im Bachbette der
Grane h. 5 streichend mit 600 SO.-Fallen ansteht, fallen hier z.
Th. saiger, z. Th. steil nach SO. ein. Die sowohl unterhalb der
Mündung des Kl. Hühnerthales wie oberhalb im Bache mehrfach
zu beobachtende, z. Th. recht derbe Quarz-Durchtrümerung der
Schichten im Streichen — so 30 Schritte unterhalb der Stelle,
wo der am rechten Graneufer am Fusse des Langethalskopfes ent-
lang führende alte Weg den Bach überschreitet und 22 Schritte
oberhalb derselben — spricht für streichende Störungen, die weiter
abwärts im Granethale sicher vorhanden sind. 54 Schritte ober-
halb der Wegekreuzung liegt links (östlich) am Langethalskopfe
wenig über dem Thale ein alter Stollen, und 15 Schritte weiter
aufwärts — 192 Schritte oberhalb der Mündung des Hühnerthales
— steht im Bachbette die 1" mächtige, h. 4.3 streichende, mit 850
SO. fallende Sandsteinbank der Calceola-Schiefer an. Die Cal-
ceola-Schiefer lassen sich noch bis etwa 48 Schritte oberhalb der
Sandsteinbank verfolgen; an ihrem Liegenden steht eine derbe,
fast 1” mächtige, h. 4.3 streichende, saiger fallende Kalkbank mit
Calceola sandalina an, auf die die Schichten des oberen Unter-
devons folgen, und zwar zunächst 20 Schritte breit noch dunkle,
schiefrige Schichten mit steil NW. fallenden, z. Th. kalkigen
Sandsteinbänken. 22 Schritte oberhalb der Grenze beginnen die
Sandsteinbänke derber und zahlreicher zu werden, 60—75 Schritte
stehen plattige Sandsteine mit dünnen Schieferlagen an, 80—-82
Schritte sehr derbe, saiger fallende Sandsteine. Nun folgt eine kurze
aufschlusslose Strecke. Schon unterhalb der Mündung des (links)
von S. herablaufenden Grossen Todtenthales in die Grane und in
Nähere Umgebung von Hahnenklee. 337
ersterem aufwärts sind sehr flach S. fallende, vorwiegend plattige
Bänke aufgeschlossen, über die der Bach in Cascaden herabfällt,
und die bei einem von h. 7 nach h. 9 und weiter drehenden
Streichen die südwestliche Sattelwendung des vom neuen Fahr-
wege Hahnenklee—Granethal über den Langethalskopf und den
Töberscheköpf verlaufenden Unterdevon -Sattels kennzeichnen.
Etwa 100 Schritte oberhalb der Vereinigung mit der Grane
durchsetzt das Grosse Todtenthal der durch einen an der öst-
lichen Seite des Thales angesetzten Stollen (Lucia) untersuchte
Hahnenkleeer Gang (75° S. fallend) und schneidet das Unter-
devon ab; sein Hangendes sind, wie auf der ganzen Strecke von
Hahnenklee her, Wissenbacher Schiefer, die weiter aufwärts so-
wohl im nun östlich gewendeten Grossen wie in dem ihm von S.
her zulaufenden Kleinen Todtenthale anstehen. (Die Pingen im
oberen Theile des Grossen Todtenthales liegen auf einem mit 80°
N. einfallenden Bogentrum, welches dem Hauptgange in dem Sattel
zwischen Langethalskopf und Bocksberg wieder zuläuft.) Das
Liegende der Wissenbacher Schiefer ist die oben am »Hahnen-
kleeer Wege« zu beiden Seiten des Kleinen Todtenthales auf-
geschlossene, unter 1 besprochene Zone von Üalceola-Schiefern.
3. Vom unteren, nördlichen Theile des Dorfes Hahnen-
klee führt die sog. »Kubhtrift« in NNW.-Richtung nach dem
Hahnenkleeer Berge hinan. Verfolgt man sie aufwärts, so
stehen rechts und links am Wege fortwährend Wissenbacher
Schiefer an, die vereinzelte, meist zu ockerigem Mulm zersetzte
_Kalkeinlagerungen enthalten. 116 Schritte unterhalb der Stelle,
wo sich am Waldrande rechts ein abwärts führender Weg abzweigt,
werden die Wissenbacher Schiefer, in denen 8 Schritte weiter ab-
wärts noch die bezeichnende Buchiola digitata R. gefunden wurde,
unmittelbar und scheinbar concordant, wie ein 1897 angelegter
Schurf ergab, von Culmkieselschiefern überlagert, auf die oberhalb
Posidonienschiefer folgen, an deren unterer Grenze beim Bau der
Villa »Waldheimath« 1896 das sehr versteinerungsreiche sogen.
Lautenthaler Niveau erschlossen wurde.
Geht man den eben erwähnten, sich rechts abzweigenden Weg
am Waldrande nach dem oberen Ende des Kleinen Hühnerthales
Neue Folge. Heft 30. 22
338 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
hinab, bis man auf den zu einem Spazierwege umgewandelten elıe-
maligen Langeliether Graben gelangt, so beobachtet man,
diesem nach SO. folgend, das gleiche Profil. Zunächst über-
schreitet man Culmgrauwacken; von der kleinen südlichen Seiten-
kappe an (Verwerfung!) stehen 56 Schritte breit versteinerungs-
reiche Posidonienschiefer an, darauf 40 Schritte Kieselschiefer, bis
zu einer am Wiesenrande stehenden einzelnen Fichte. Dann folgen
unmittelbar Wissenbacher Schiefer, die verschiedentlich bezeich-
nende Versteinerungen führen, so Anarcestes lateseptatus BEYR.,
verkieste Orthoceraten, Strophomena minor R. u. A. m. Das Profil
war 1897 bei Anlage der Hahnenkleeer Wasserleitung vortrefflich
aufgeschlossen. Von einer Störung zwischen Wissenbacher Schiefer
und Kieselschiefer war hier, wie an der »Kuhtrift«, nicht das
Mindeste zu beobachten, weder Verruschelung, noch Quarzdurch-
trümerung, noch Wasserführung, Kennzeichen, die bei den strei-
chenden Störungen unseres Gebietes sonst nie fehlen, wenn sie
auch nicht immer vereint auftreten. Diese beiden Profile sind
einer der Anhaltspunkte für die Annahme transgredirender Lage-
rung der Culmschichten.
Dagegen trennt im unmittelbaren nordöstlichen Fortstreichen
der Schichten vom Langeliether Graben, im tief eingeschnittenen
Kleinen Hühnerthale, an dessen steilem Südabhange der
Graben entlang zieht, die oben erwähnte, sehr spitz zum Schichten-
streichen verlaufende Verwerfung Kieselschiefer und Wissenbacher
Schiefer. Unmittelbar am Südufer des Bächleins ist hier auf der
Scheide beider Horizonte ein Schürfstollen getrieben, aus dem
Blöcke von Adorfer Kalk mit dem Kellwasserkalke herausgefördert
sind. Der Kalk ist stark durchtrümert; und nach dem örtlichen
Befunde ist nur anzunehmen, dass er im unmittelbaren Contact
mit dem NW. fallenden Kieselschiefer anstand. Zum Ansatz des
Stollens hat jedenfalls die Durchtrümerung mit Kalkspath und
Spatheisenstein an der Verwerfung den Anlass gegeben, welch
letztere weiter unten, auf der Nordseite des Thales, sich u. A. durch
einen unvermittelt am sonst einheitlich geböschten Hange des
Hühnerthalskopfes auftretenden dreieckigen Hügel verräth, der wie
der Abhaug über und unter ihm aus Wissenbacher Schiefern besteht.
Das Profil am Hühnerthalskopfe, 339
Der Adorfer Kalk ist auf der Nordseite des Thales unter
dem Kieselschiefer nicht weiter aufgeschlossen, dagegen beobachtet
man im Fortstreichen wenige Schritte in dessen Liegendem mehr-
fach an Styliolinen reiche Bandschiefer der Büdesheimer Schiefer,
sodass also am und NO. vom Kleinen Hühnerthale im Liegenden des
Kieselschiefers jüngere Devonschichten anstehen, als SW. desselben
und N. Hahnenklee. Im nordöstlichen Theile des Hühnertbals-
kopfes schieben sich endlich im Liegenden des Kieselschiefers noch
die Cypridinenschiefer ein (siehe unten).
Verfolgt man von der Kieselschiefer-Grenze ab das enge, pfad-
lose Kleine Hühnerthal im Bächlein abwärts nach O., so bleibt man
stets im Wissenbacher Schiefer, in dem unterhalb der Mitte des
Thales, etwa 60 Schritte abwärts von einer alten Kohlstelle, an
der Kupferschlacken herumliegen, nochmals ein 750 NW. fallender,
mit Quarz durchtrümerter Lagergang in h. 4 auftritt. An der
Einmündung des Thales in das Granethal steht am Thalwege in
dünnblättrig zerfallenden Thonschiefern eine 0,75 ® mächtige,
frisch blaugraue, zu einer schmutzig braunen Masse verwitternde
Grauwackensandsten-Bank an, die den tiefsten Schichten der
Wissenbacher Schiefer dicht über den wenige Schritte oberhalb im
Bachbette der Grane und am neuen Fahrwege nach Hahnenklee
anstehenden Oalceola-Schiefern angehört, ebenso wie zwei etwas
unterhalb der Thalmündung anstehende dünnere Grauwackensand-
stein- Bänkchen.
Das Profil am Hühnerthalskopfe.
An der Mündung des Kleinen Hühnerthales in das Granethal
zweigt sich von der Granethal- Chaussee links ein neuerer Holz-
abfuhrweg ab, der in nordöstlicher Richtung am Hange des Hühner-
thalskopfes (Hühnerthaler Berg der Karte) hinan, um diesen her-
um in das Grosse Hühnerthal und weiter nach der Langen Weth
führt. Die ganze Wegstrecke bis dahin, wo der Weg oben am Nord-
ostabfalle des Hühnerthalskopfes sich aus der bisherigen NO.-Rich-
tung nach W. wendet, schliesst die im Allgemeinen NW. fallenden
Wissenbacher Schiefer auf. Aus dünnen Kalkeinlagerungen nahe
an ihrem Hangenden stammen die Versteinerungen, die HALFAR im
298
340
Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
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5.0.
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Das Profil am Hühnerthalskopfe.
Maassstab 1: 250.
toı
Adorfer Kalk.
to 2
lschiefer.
Büdesheimer Schiefer.
Stringocephalenkalk.
tm3
iese
Culmk
cuı
t0o4 — Cypridinenschiefer.
Das Profil am Hühnerthalskopfe. 341
Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1883, S. XXXVI, als dem unteren Ober-
devon angehörig angeführt hat 1).
An der scharfen Umbiegung des Weges nach Westen, bei
der Einmündung eines schmalen Fusspfades von SW. her, beginnt
das in Figur 11 wiedergegebene schöne Profil. Der Abbildung
liegt eine Aufnahme HALFAr’s aus dem Jahre 1884 zu Grunde,
die nur einiger Aenderungen und richtiger Interpretation bedurfte.
Die Schichten des Profils streichen durchschnittlich h. 31/g
und fallen sämmtlich steil nach NW. ein. Vom Liegenden zum
Hangenden folgen über den zur Zeit sehr schlecht aufgeschlossenen,
aus dunklen, grünlichgrau und röthlichbraun verwitternden glimmer-
reichen Thonschiefern mit Knollen und Lagen völlig verwitterten
Kalkes bestehenden hangendsten Bänken der Wissenbacher Schiefer
die nachbezeichneten Schichten:
1. Stringocephalenkalk, dessen liegendste Zone nicht auf-
geschlossen ist. Die anstehend beobachtete, über 4”
mächtige Schichtenfolge setzt sich wie folgt zusammen:
a) Etwa 0,5" mächtige Bank in Knotenkalk übergehenden
zersetzten Kalkknotenschiefers, der massenhaft die kleine
Styliolina acicularis R., weniger häufig geringelte und
längsgestreifte Tentaculiten enthält.
b) Reichlich 2” mächtige, heller und dunkler blaugraue,
neben den Tentaculiten massenhaft etwas grössere
Styliolinen und häufig einen kleinen Phacops enthaltende
Knotenkalkbänke, am Hangenden mit einer 0,3 " mäch-
tigen, in Kalkknotenschiefer übergehenden Lage.
c) 1,5 ” hellblaugrauer, dickbankig abgesonderter, reinerer
feinkörniger Kalk, der nur ganz untergeordnet Thon-
schieferflasern enthält und mindestens drei je 1—2
dicke Lagen von »Brachiopodenplatten« (ß) mit » Tere-
') Dieser Irrthum HALrar’s, der überall wiederkehrt, erklärt sich dadurch,
dass er den von ihm allgemein als unteres Oberdevon angesprochenen »Kramenzel-
kalk« als Einlagerung in Schiefern ansah und demgemäss gezwungen war, die
vermeintlich noch oberdevonischen »Kramenzelschiefer« in dessen Liegendem
gegen seine »Goslarer Schiefer« abzugrenzen, d. h. er zog die Grenze zwischen
Mittel- und Oberdevon mitten in den Wissenbacher Schiefern,
342 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
bratula« pumihio R. einschliesst, deren hangendste etwa
30 bezw. 35°” unter der Oberkante liegen. Petrographisch
unterscheiden sich die Brachiopodenplatten nicht von
dem sie einschliessenden Gestein. |
In der Zone c fand ich Aphyllites evexus v. B. ın mehreren
mässig erhaltenen Exemplaren, einmal A.? ef. döscoides W ALDSCHM.,
Orthoceraten, Liorhynchus sp. und Phacops cf. breviceps BARR.
Auf den Stringocephalenkalk folgen mit scharfer Grenze die
2. Büdesheimer Schiefer, 11 " mächtig, die sich in eine
8" mächtige, kalkarme liegende und eine 3 ” mächtige,
kalkreiche hangende Zone gliedern lassen. Die letztere
bildet den Uebergang zum Adorfer Kalke.
Die Schiefer dieses Horizontes sind zarte, wegen der Spärlich-
keit von Glimmerschüppchen matt aussehende, ebenflächige und
geradschiefrige Thonschiefer, vorwiegend typische, z. Th. wetz-
schieferartige Bandschiefer mit abwechselnden frisch lauch- oder
graugrünen mergelisen, grünlichgelb verwitternden und schwarzen
Lagen, die wenige Millimeter bis 1" stark sind, z. Th. aber
auch schwarze, matte, auf dem Querbrnche sehr fein heller ge-
streift erscheinende Schiefer, die bei der Verwitterung auf der
Sebichtfläche oft violett wolkig-geflammt werden. Schwefelkies-
Concretionen, meist etwa nussgross, sind häufig; nahe am Hangen-
den der tieferen Zone treten sie lagenweise gehäuft auf. Die sie
einschliessenden Schieferlagen erhalten durch ihre Zersetzung einen
grell ockerrothen Anflug auf den Schichtflächen und den Quer-
klüften. Die spärlichen, makroskopisch fast dichten Kalkeinlage-
rungen der liegenden Zone sind graublau von Farbe, die der
hangenden Zone zu unterst noch ebenso, werden jedoch nach oben
bald dicht, rein blau, mit matt fleischfarbiger Verwitterungsrinde
und erhalten so durchaus das Ansehen des Adorfer Kalkes.
Die kalkarme liegende Zone setzt sich im Einzelnen zu-
sammen aus
a) 2,40 ® Schiefer;
b) 0,20” Kalk;
c) 1,40 ” Schiefer;
d) 0,12” Kalk, langgezogene Linsen bildend;
Das Profil am Hühnerthalskopfe. 343
e) 1,75 ® Schiefer;
f) 0,025 ® Kalk;
g) 2,10” Schiefer, 0,85 ” unter dem Hangenden mit einer
5 °® dicken, an zersetzten Schwefelkiesknollen besonders
reichen, grell ockerroth und blaugrau gefärbten, zer-
setzten Lage.
Die kalkreiche hangende Zone besteht aus
h) 0,50 = Schiefer mit hellen, kalkig-mergeligen Zwischen-
lagen;
i) 0,50 ® Kalk, durch flach SO. fallende Abschlechtungen
zerklüftet;
k) 2,00” dünnplattiger Wechsellagerung von dunklen
Schiefern und hellfarbigen Kalkbänkchen, zu oberst
Kalkknotenschiefern ähnlich.
Die Schiefer und Kalke der liegenden Zone wimmeln von
Styliolinen; Tentaculiten (7. tenuwieinetus R. und striatus GEIN.;
letzterer besonders in den Kalken und mergeligen Schieferlagen
der tieferen Zone häufig) sind seltener. Cypridinen, vorwiegend
wohl Entomis serrato-striata SANDB., finden sich vereinzelt schon in
der Mitte. der tieferen Zone und nehmen nach oben an Häufigkeit
immer mehr zu, während die Pteropoden abnehmen, sodass in der
hangenden Zone die Cypridinen beträchtlich vorwiegen. Von
anderen Versteinerungen fand ich Abdrücke von Goniatiten (Manti-
coceras und Tornoceras), Liorhynchus-Arten, Oladochonus sp. u. A. m.
Das Hangende der Büdesheimer Schiefer bildet
3. Adorfer Kalk, 2,90 ® mächtig, von unten nach oben
zusammengesetzt aus
a) 0,75 ® plattig abgesonderten Kalkbäuken, deren oberste
am Hangenden in einen lichtgrauen, dunkler gestreiften,
bräunlich anwitternden Kalkschiefer voller Cypridinen
übergeht;
b) 0,50” Kellwasserkalk, untere Bank, wie überall aus
dünnplattigen, unreinen, bituminösen dunklen bis schwar-
zen Kalken in Begleitung kohliger Schiefer bestehend;
c) 0,70 ® plattigem Kalk;
d) 0,10” Kellwasserkalk, obere Bank;
344 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
e) 1,05 ” plattigem Kalk.
Im Liegenden des Kellwasserkalkes fanden sich Entomis ser-
rato-striata SANDB., Tornoceras paueistriatum A. V., Manticoceras
intumescens BEYR. und calceuliforme BEYR., Tentaculites tenuicinctus
R. u. A. m. Der Kellwasserkalk enthält Entomis nitida R., E. sp.,
Tornoceras paueistriatum A. V., Manticoceras intumescens BEYR.,
Orthoceras sp., Tentaculites tenwieinctus R., Buchiola angulifera R.,
prumiensis STEIN., _eifeliensis BEUSH., palmata Gr. und retro-
striata v. B. In den hellen hangenden Kalkbänken kommen vor
Tentaculites tenuicinctus R., Buchiola palmata GF. und reirostriata
v. B., Liorhynchus cf. subreniformis SCHNUR, Lingula subparallela
SANDE.
Die Armuth der hellen, plattigen Kalke ist nur scheinbar;
das frisch sehr spröde und beim Schlagen scherbenförmig sprin-
gende Gestein ist in dem künstlichen Aufschlusse noch nicht hin-
reichend verwittert, in Folge dessen lösen sich die Versteinerungen
nicht vom umgebenden Gestein.
Auf den Adorfer Kalk folgt als höchstes Oberdevon
4. Cypridinenschiefer, 9,90” mächtig; zur Zeit jedoch
nur noch 4,60” mächtig gut aufgeschlossen. Von unten
nach oben folgen
a) 2,50 ” ebenschiefrige dunkle, grau- bis blauschwarze,
feinsandige, kalkhaltige Schiefer, reich an weissen
Glimmerschüppehen, auf dem Querbruche bräunlichgelb
gestreift, am Hangenden mit dünnen, dunklen Kalk-
lagen; massenhaft Cypridinen führend, ebenso wie b
und besonders c;
b) 2,350 ” zu unterst Knotenkalk, nach oben grünlichgraue,
etwas rauhe Kalkknotenschiefer mit unten grösseren
blau gefärbten, oben kleineren (bohnengrossen) blau und
lichtblaugrau gefärbten Kalkknollen, die in der Mitte
der Zone am sparsamsten sind, ausserdem mit Schwefel-
kiesknollen;
c) 2,70 ” ähnliche, stark zersetzte Bänke, zur Zeit fast
ganz unaufgeschlossen, wie auch z. Th. die folgende
Zone;
Das Profil am Hühnerthalskopfe. 345
d) 2,40 ” frisch licht graugrüne, bunt verwitternde, ziem-
lich compacte, milde Schiefer, ellipsoidisch sich abson-
dernd und kleingrifflig zerfallend.
Die Schiefer der Zone 4d bilden den Uebergang zu den ım
Hangenden. folgenden Culmschichten, zu unterst 4,50 ” mäch-
tigen, z. Th. gebleichten Alaunschiefern, die in ihren oberen
drei Metern dünne Kieselschiefer-Bänkchen aufnehmen und in den
überlagernden derben Kieselschiefer unmerklich übergehen, der
ın zahlreiche Sättel und Mulden gefaltet insgesammt etwa 68"
breit am Wege aufgeschlossen ist und von einer etwa ebenso breiten
Zone von Posidonienschiefern überlagert wird, die am Liegenden
das versteinerungsreiche »Lautenthaler Niveau« mit Glyphioceras
erenistria, Orthoceras scalare und striolatum, Posidonia Becher: u.
A. m. enthalten. An die Posidonienschiefer schliesst sich eine
geringmächtige Wechsellagerung von Thonschiefern und Grau-
wacken an, und dann folgen derbe Grauwackenbänke bis zum
Grossen Hühnerthale.
Säıinmtliche Schichten des Devons und die tiefsten Bänke des
Culms befinden sich in scheinbar concordanter Lagerung, doch
stossen die liegenden dunklen Schiefer der Cypridinenschiefer,
wie ich mich durch Aufschürfen der Grenze überzeugte, an der
Sohle des Aufschlusses an den unter ihnen anstehenden hangend-
sten Bänken des Adorfer Kalkes deutlich ab. Ich möchte dieser
Beobachtung, die eine sehr wesentliche Stütze für meine Annahme
transgredirender Lagerung der Cypridinenschiefer sein würde, je-
doch deswegen keine principielle Bedeutung beilegen, weil un-
mittelbar nebenan eine kleine Querverwerfung durchsetzt, die
neben der Seitenverschiebung auch andere Störungen der Lage-
rungsform verursacht haben könnte. Eine zweite kleine Quer-
störung verschiebt den Adorfer Kalk etwas gegen die Büdesheimer
Schiefer. Die Verschiebung beträgt in beiden Fällen weniger als
1" und ist gleichsinnig, nämlich auf der Südseite der Sprünge
nach dem Liegenden hin erfolgt. Um das Profil klarer zu ge-
stalten, sind beide Sprünge fortgelassen und die Schichten so dar-
gestellt worden, wie sie in ihrer gemessenen Mächtigkeit bei ganz
ungestörter Lagerung auf einander folgen würden.
346 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Granethal — Hessenkopf.
Von der Einmündung des Kleinen Hühnerthales den chaussir-
ten Thalweg im Granethale abwärts verfolgend, befindet man sich
bis zum Hüttenthale immer in der Grenzzone der Wissenbacher
Schiefer und der Calceola-Schiefer; der Thalweg schneidet zwischen
dem Kleinen Hühnerthale und dem Langethale, wo er auf dem
linken Ufer der Grane am Fusse des Hühnerthalskopfes entlang
führt, im Wesentlichen die ersteren, zwischen dem Langethale und
dem Hüttenthale auf dem rechten Ufer am Fusse des Töbersche-
kopfes zum Theil die letzteren an. Ungefähr in der Mitte zwischen
dem Kleinen Hühnerthale und einer den Hang des Langethals-
kopfes (rechts) herablaufenden Schneise enthalten flaserige, milde
Schiefer in der Wegeböschung ein Gemisch von Arten der Oalceola-
Schiefer und solchen (*) der Wissenbacher Schiefer: Favosites sp.,
Oyathophyllum ceratites GF., Pleurodictyum aff. problematicum GF.,"P.
aff. Petri MAUR., Chonetes cf. crenulata F.R., “ Strophomena minor R.,
Davidsonia sp., Pentamerus sp., Atrypa reticularis var. zonata SCHN.,
Merista plebeia Sow., "Orthoceras cf. planicanaliculatum SANDB., Oyph-
aspis sp., Proötus sp., während oberhalb und unterhalb echte Wissen-
bacher Schiefer anstehen. Auch von jener Schneise abwärts stehen
die letzteren an, denen wenig oberhalb der Einmündung des Lange-
thals ausser dünnen, unreinen Kalklinsen mehrere braun verwitternde
Quarzitbänke eingelagert sind. Auch unterhalb des Langethales
stehen am Wege zum Theil noch Wissenbacher Schiefer an, die bei
dem durchbrochenen oberen Teichdamme etwa 350 Schritte unter-
halb des genannten Thales in dünnen, blaugrauen, dichten Kalken
Tentaceuliten führen. Etwa von dem weiter thalabwärts gelegenen
zweiten durchröschten Teichdamme an bilden dagegen die Calceola-
Schiefer die Wegeböschung bis dicht unterhalb der Mündung des
Ilüttenthales, wo die grosse Schlackenhalde der ehemaligen Glocken-
hütte liegt. Hier werden sie durch einen Querverwurf abgeschnitten;
am Thalwege abwärts und in und an dem bei der Jagdhütte von
diesem sich rechts abzweigenden »Oberen Klippenwege« und dem
dicht über diesem gelegenen alten Hohlwege stehen nur Wissen-
bacher Schiefer an, die in dem letztgenannten Wege ausser Kalk-
Granethal — Hessenkopf. 347
einlagerungen auch Kieselgallen enthalten. Die Calceola-Schiefer
scheinen bier in Folge einer streichenden Störung ganz zu fehlen;
an die Wissenbacher Schiefer stösst nach allen Beobachtungen
unvermittelt das Unterdevon an.
Der- »Obere Klippenwegx zieht sich von der Vereinigung
des Storchthales mit demjenigen, an dem der Erzweg herabläuft,
horizontal in zunächst nordwestlicher, dann nordnordöstlicher Rich-
tung am Östlıange des Granethales entlang und liefert, wie auch
die über ihm liegenden neueren (Glockenweg, Hessenweg) und
älteren Wege gute Aufschlüsse im Mittel- und Oberdevon. An
dem nordwestlich gerichteten Wegestücke stehen bis dicht west-
lich einer Querschneise (District 170/171) Wissenbacher Schiefer
an, auf die am Beginne der Wegewendung nur wenige Meter
mächtig der Stringocephalenkalk folgt. Hinter diesem müssten
die Büdesheimer Schiefer folgen, die aber nur in Bröckchen an
einer Verwerfungs?-Quelle zu finden sind. Unmittelbar hinter
dieser Quelle stehen längs des Weges Knotenkalke und Kalk-
knotenschiefer der Cypridinenschiefer an, hinter diesen ist wieder
der Stringocephalenkalk aufgeschlossen, auf den nach N. die
Wissenbacher Schiefer folgen. Der Stringocephalenkalk enthält
die bezeichnenden »Brachiopodenplatten«.. Die Büdesheimer
Schiefer sind auch hier wieder nur in Bröckchen zu beobachten
und vermuthlich unter den Cypridinenschiefern nur ganz gering-
mächtig vorhanden. Das ganze Profil stellt eine nach NW. ge-
neigte Mulde mit gleichsinnig SO. fallenden Flügeln dar, deren
Mitte von den Gesteinen der tieferen und der höheren Zone der
Cypridinenschiefer eingenommen wird. Diese Mulde lässt sich
nach NO. im Streichen, nur durch übersetzende Querverwerfungen
gestört, bis auf die Höhe des Berges verfolgen und ist auch unter-
halb des »Öberen Klippenweges« durch den » Unteren Klippenweg«
aufgeschlossen. Es folgen an diesem vou SO. nach NW.:
Wissenbacher Schiefer bis 38 Schritte unterhalb (NW.)
der oben erwähnten Querschneise, dann
6 Schritte Stringocephalenkalk ;
4 » Büdesheimer Schiefer;
348 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
4 Schritte dünnplattige dichte Kalke in Schiefern —
? Uebergangszone der Büdesheimer chiefer zum
Adorfer Kalke;
36 > ohne Aufschluss, dann
hellbläulich gefärbte Kalkknotenschiefer der Oröriameit
schiefer;
32 Schritte ohne Aufschluss, und nun
Wissenbacher Schiefer mit dunklen Knollenkalken und
verkiesten Versteinerungen.
Nach SW. setzt die Mulde nicht über die Grane fort, son-
dern wird hier durch einen Hauptverwurf abgeschnitten.
An dem oberhalb des Oberen Klippenweges verlaufenden Fuss-
wege lässt sich besonders das Auftreten der dunklen, feinsandigen,
glimmerführenden, unreinen Schiefer der tieferen Zone der Oypri-
dinenschiefer zu beiden Seiten der die Muldenmitte einnehmenden
hellfarbigen, grünlichgrauen, höheren Zone gut beobachten; beide
führen Knotenkalkbänke mit Posidonia venusta MÜNST. und Phacops
anophthalmus FRECH; die Knotenkalke der tieferen Zone sind etwas
dunkler graublau, die der höheren hellbläulich von Farbe. In
den dunklen Schiefern der tieferen Zone finden sich neben den
zahlreichen Oypridinen vereinzelt Styliolinen.
Aehnliche Profile durch die Mulde liefern der Glockenweg
und der Hessenweg, über dem die Cypridinenschiefer einen
Klippenkamm bilden; an beiden sind auch die am Oberen
Klippenwege höchst geringmächtigen Büdesheimer Schiefer unter
der dunkelfarbigen, tieferen Zone der Cypridinenschiefer aufge-
schlossen.
Der Adorfer Kalk, der zwischen den Büdesheimer Schiefern
und den Oypridinenschiefern z. B. an den letztgenannten Wegen
wohl sicher fehlt, ist nur oben auf der Höhe des Berges wenig
westlich eines in Schiefern und Knotenkalken der Büdesheimer
Schiefer angelegten kleinen Steinbruches an der Nordwestkante
des Bergkammes als unmittelbares Liegendes der dunklen Cypri-
dinenschiefer und Hangendes der Büdesheimer Schiefer höchstens
1” mächtig zu beobachten und führt hier zahlreiche Versteine-
rungen. Der Stringocephalenkalk ist oberhalb des Hessenweges
Granethal — Hessenkopf. 349
wenig aufgeschlossen, macht sich jedoch auf beiden Muldenflügeln
im Liegenden der Büdesheimer Schiefer als Terrainkante bemerkbar.
Im nordwestlichen Liegenden der Mulde sind an allen drei
Wegen die Wissenbacher Schiefer aufgeschlossen, die am Oberen
Klippenwege in verwitterten Kalkknollen Prnaeites Jugleri R.,
Buchiola digitata R. und sexcostata R. u. A. m. enthalten; an
diesem Wege stehen sie bis zur Vereinigung mit dem von rechts
her einmündenden Glockenwege an. Hinter dieser Vereinigung
trifft man noch vor einer kleinen Thalschlucht an einer scharfen
Wegebiegung unvermittelt auf Cypridinenschiefer. Dieser Umstand
ist die Folge einer Ueberschiebung, die sich vom Granethale längs
des ganzen Hessenkopfes bis jenseits der Raths-Schiefergrube zu
der grossen, das Oberdevon gegen die Wissenbacher Schiefer ab-
schneidenden Querverwerfung verfolgen lässt. Im unmittelbaren
Hangenden (SO.) der Ueberschiebung stehen bis auf die Höhe
des Hessenkopfes Wissenbacher Schiefer an; hier schieben sich
über ihnen allmählich Stringocephalenkalk, Büdesheimer Schiefer
und Cypridinenschiefer ein, die nach NO. wieder verschwinden,
sodass nordöstlich der Raths-Schiefergrube die Wissenbacher
Schiefer wieder das Hangende der Ueberschiebung bilden. Strin-
gocephalenkalk und Büdesheimer Schiefer sind über den Wissen-
bacher Schiefern oben in der nordwestlichen Wand der genannten
Schiefergrube anstehend zu beobachten; im nordöstlichen Theile
dieser Wand stehen im unmittelbaren Hangenden der Büdesheimer
Schiefer unmittelbar am Rande der Grube auch die dunkel blau-
grauen, sandigen, glimmerreichen Schiefer der tieferen Zone der
Cypridinenschiefer an. Eine kleine Querverwerfung verschiebt die
Schichten im nordöstlichen Theile der Grube etwas nach Osten.
Das unmittelbar Liegende (NW.) der Ueberschiebung sind
bis zu der unter dem Hessenwege aufragenden Margarethenklippe
Cypridinenschiefer, am Hessenwege stehen jedoch über diesen
noch Culmkieselschiefer an, die sich von hier, nur eine kurze
Strecke unterbrochen, am Südosthange des Hessenkopfes entlang
bis westlich der Raths-Schiefergrube als schmaler, höchstens 50
Schritte breiter Streifen verfolgen lassen. Dieser gänzlich isolirte,
auffällige Zug von Kieselschiefer ermöglichte es mir, die Ueber-
350 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
schiebung Sehritt für Schritt auch in den aufschlusslosen Theilen
ihres Verlaufes zu verfolgen.
Das Ausmaass der Ueberschiebung ist im SW., wo
Wissenbacher Schiefer sich an Culmkieselschiefer legt, offenbar
grösser als weiter im NO., wo sich zwischen beiden im Hangen-
den der Störung noch oberes Mitteldevon und Oberdevon als han-
gende Glieder der aufgeschobenen Falte einstellen, während ganz
zuletzt die jüngeren Schichten an der Störung wieder ausheben.
Hinter der Ueberschiebung bilden die Uypridinenschiefer bis
zu der oben erwähnten kleinen, vom Granethale heraufsetzenden
Schlucht zunächst eine Mulde, deren Südostflügel nach NW. fällt,
während das Fallen des Nordwestflügels nach SO. gerichtet ist.
In der Mitte stehen die Schichten auf dem Kopfe. Auch hier
beobachtet man wieder, dass die dunklen, sandigen, unreinen
Schiefer auf beiden Muldenflügeln auftreten, während die Mulden-
mitte von den hellfarbigen, harten, z. Th. roth gefärbten Schiefern
der höheren Zone eingenommen wird. Das ganze Vorkommen
ist in ausgezeichneter Weise falsch geschiefert, mit ziemlich steil
SO. fallenden Schieferungsflächen.
Hinter (N.) der kleinen Schlucht beobachtet man zunächst
noch die flach SO. fallenden dunklen Cypridinenschiefer mit dünnen
Lagen dunkelgraublauen Kalkes.. Dann folgen 1,5 * mächtige
dünnbankige, graublaue Kalke der ?Uebergangszone von den Büdes-
heimer Schiefern zum Adorfer Kalke, deren hangende Lagen noch
viele grosse Cypridinen, deren liegende dagegen massenhaft win-
zige Styliolinen enthalten, und unter diesen tauchen die nur 2,75”
mächtigen Büdesheimer Schiefer hervor, die am Wege einen 24
Schritte breit aufgeschlossenen flachen normalen Sattel bilden,
als dessen Kern am Wege 12 Schritte breit der vorwiegend
dunkler graublaue, meist deutlich körnige Stringocephalenkalk auf-
geschlossen ist. Auf die Büdesheimer Schiefer folgt weiter nach
N. wieder die liegende dunkelfarbige Zone der Cypridinenschiefer.
Der Stringocephalenkalk tritt oberhalb des Weges nicht mehr zu
Tage, steht dagegen unterhalb desselben im südwestlichen Fort-
streichen gleich nördlich der Schlucht über der Granethal-Chaussee
in einer Klippe an, die eine Schichtenmächtigkeit von 5-6” re-
Granethal — Hessenkopf. 551
präsentirt; und hier sieht man, dass der oben am Wege NW.
fallende nordwestliche Sattelflügel nach unten SO.-Fallen annimmt,
dass also eine einseitig nach NW. geneigte Sattelfalte vorliegt.
Die sich südlich in und an der kleinen Schlucht an diesen
Sattel anschliessende vorerwähnte Mulde- von Cypridinenschiefern
greift am Abhange ziemlich weit hinab, und auf sie folgt unten
am Hange nach der Ueberschiebung zu noch ein zweiter nach
NW. geneigter, kleinerer Sattel von Büdesheimer Schiefern und
Stringocephalenkalk, der nicht bis zum Klippenwege hinaufsetzt.
Das am Klippenwege aufgeschlossene Dach des grösseren
Sattels ist im Nordwestflügel in ausgezeichneter Weise falsch ge-
schiefert, im Südostflügel scheinbar nicht, weil hier das Schichten-
fallen mit der SO. fallenden Transversalschieferung übereinstimmt.
Oberhalb des am Oberen Klippenwege aufgeschlossenen Sattels
ragt am Hange zwischen diesem und dem höher liegenden Hessen-
wege die Margarethenklippe auf, die aus transversal geschie-
ferten (Fallen saiger!) NW. und SO. fallenden Kalkknotenschiefern
der hangenden Cypridinenschiefer besteht, die oben hellfarbig, unten
am SO.-Fusse der Klippe dagegen roth gefärbt sind, mit fleisch-
rothen und röthlich- violetten Kalkknoten.
Die Cypridinenschiefer sind am Oberen Klippenwege nord-
östlich des Sattels bis etwa 200 Schritte von der kleinen Schlucht
zu verfolgen, wo unter ihnen wieder die Büdesheimer Schiefer
hervortauchen. Die Gesteine dieses Horizontes stehen weiter nach
NO. am Wege ununterbrochen an, bis man auf der Nordwestseite
des Hessenkopfes die grosse Querverwerfung erreicht, die das Ober-
devon gegen die Wissenbacher Schiefer abschneidet. Sie nehmen
hier, wie die Karte es zeigt, einen sehr breiten Raum ein. Dieser
erklärt sich nun zwar grossentheils durch die Aufeinanderfolge
zahlreicher flacher Falten, und andererseits hat eine durch Quellen
und Quarzbrocken gekennzeichnete streichende Störung, die unge-
fähr einem Wege entlang läuft, der von SW. aus dem Granethale
herauf führt und nach NO. über den Klippenweg fortsetzt, offenbar
eine Schichtenwiederholung bewirkt. Trotzdem ist jedoch die
Mächtigkeit der Büdesheimer Schiefer in diesem Streifen ganz un-
verhältnissmässig grösser als in dem querschlägig nur 100 = im
352 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
SO. gelegenen vorhin besprochenen Doppelsattel, und im engsten
Zusammenhange mit dieser grösseren Mächtigkeit steht die viel
mannigfaltigere petrographische Entwicklung, die im Grossen und
Ganzen dieselbe ist, wie die der mächtigen Complexe der Büdes-
heimer Schiefer weiter westlich am Grotenberge, Wethberge und
Eichenstock; beide so nahe benachbarte Vorkommen scheinen dem-
nach doch zwei verschiedenen Entwicklungsgebieten anzugehören.
Auf eine eingehende Beschreibung des langen, z. Th. ım
Schichtenstreichen liegenden Profils in den Büdesheimer Schiefern
kann ich verzichten und bemerke nur, dass die aufgeschlossene
Schichtenfolge aus verschiedenartigen Schiefern, in denen aber
die typischen Bandschiefer überall mindestens lagenweise auftreten,
Kalkknotenschiefern, Knotenkalken und Knollen, Linsen und Bänken
reineren Kalkes besteht. Die mergeligen Lagen der Schiefer und
alle Kalke wimmeln von Styliolinen; Tentaculiten und Oypridinen
sind seltener. Transversalschieferung ist überall vorhanden, wegen
ihres SO.-Fallens aber vorzugsweise deutlich in den NW. fallen-
den Faltenflügeln.
Von der Umbiegung des Weges in südliche Richtung am
oberen Ende des kleinen nach NNO. zur Grane hinablaufenden
Thales (Mussekenthal) nach Osten sind die Aufschlüsse weniger
gut. Geht man in der südlichen Verlängerung dieses Thälchens
am Wiesenrande hinauf nach dem Hessenkopfe, so findet man
wenig unterhalb des Taubenstieges an einer Quelle und an diesem
Wege noch Büdesheimer Schiefer, weiter aufwärts im Walde trifft
man jedoch schon kleine Klippen von Cypridinenschiefer, die zu
langen, oft terrassenförmig über einander liegenden Reihen ange-
ordnet, den Kamm und die oberen Hänge des Hessenkopfes bilden
und besonders die Gesteine der hangenden Zone in ihrer mannig-
faltigen Entwicklung gut beobachten lassen. Die hellfarbigen, grün-
lich oder graugrün gefärbten Gesteine herrschen vor, rothe Schiefer
und Kalkknotenschiefer treten besonders auf dem höchsten Theile
des Kammes in der unmittelbaren Nähe des ehemaligen Aussichts-
punktes auf.
Die grosse Querverwerfung, an der das Oberdevon gegen die
Wisseubacher Schiefer absetzt, ist am nordöstlichen Abfalle des
Granethal — Hessenkopf. 353
Hessenkopf-Kammes sehr gut zu beobachten: der vordem breitere
Kamm verschmälert und erniedrigt sich plötzlich, und ebenso plötz-
lich verschwinden die ihn begleitenden Oypridinenschiefer-Klippen.
Eine von OSO. den Hang heraufziehende flache Senke kennzeichnet
den Verlauf der Störung.
Die oben beschriebene Ueberschiebung verläuft am Hessen-
kopfe zwischen dem Kammwege und dem oberhalb der beiden
Schiefergruben am Südosthange entlang führenden Wege; man
kann sie in den beiden vom Kamme nach SO. hinablaufenden
Schneisen (Distriete 154/152 und 152/151) gut beobachten. In
der erstgenannten, westlicheren Schneise trifft man 150 Schritte vom
Kamme nach Ueberschreitung einer Terrainmulde mit blaugrauen,
Culmthonschiefern ähnlichen hangendsten Oypridinenschiefern auf
eine deutliche Terrainkante, die von hellfarbisen Kalkknotenschiefern
gebildet wird. Oberhalb dieser Kante liegen Kieselschiefer-Brocken
und Gangquarze umher; 70 Schritte im Streichen nach ONO. ist
der Kieselschiefer als deutliche, 45 Schritte breite Zone entwickelt.
Die Ueberschiebung liegt zwischen dem Kieselschiefer und dem
unter ihm verlaufenden eben genannten Kamme von hellfarbigen
Kalkknotenschiefern. Im Liegenden der letzteren sind in einer
kleinen Grube in der Schneise die Büdesheimer Schiefer aufge-
schlossen als schöne Bandschiefer mit graublauen Knotenkalken
und Kalkknotenschiefern voller Styliolinen. Nach ONO. senkt
sich der Kieselschieferzug, über dem kleine Klippenzüge von an
Kalkknoten armen blaugrauen, obersten Oypridinenschiefern ver-
laufen, allmählich den Hang hinab und verschwindet schon vor
der östlicheren Schneise.. Wenig westlich dieser Schneise beob-
achtet man unterhalb, d. h. im Hangenden der Ueberschiebung,
ausser Büdesheimer Schiefern auch mehrfach den Stringocephalen-
kalk, in dem die leitenden »Brachiopodenplatten« nachgewiesen
wurden (70 Schritte W. der Schneise und 30 Schritte oberhalb
des guten Fahrweges über den Schiefergruben).
Der Stringocephalenkalk wird östlich der Schneise durch eine
kleine Querverwerfung in’s Liegende, nach O©., verworfen und
setzt in die Nordwestwand der grossen Raths-Schiefergrube hinein,
Neue Folge. Heft 30. 233
354 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
in deren Westhälfte er hoch oben über den Wissenbacher Schiefern
in gestörten Lagerungsverhältnissen, steil SO. fallend, etwa 4"
mächtig neben Büdesheimer Schiefern zu beobachten, aber schwer
zu erreichen ist. Es sind dickbankige, körnige Knotenkalke voller
Styliolinen. Die Nähe der Ueberschiebung verräth sich durch
zahlreiche Gangquarze und die verworrene Faltung der Büdes-
heimer Schiefer, die z. Th. phyllitisches Aussehen bekommen
haben. Im östlichen Theile der Nordwestwand stehen oben am
Rande der Grube in einer kleinen Klippe blaugraue, feinsandige,
glimmerreiche Oypridinenschiefer an mit Knoten und Bänken
dichten blauen Kalkes, dicht unter ihnen in der Wand blaugraue
Schiefer mit einzelnen kleinen Kalkknoten und unter diesen die
Bandschiefer der Büdesheimer Schiefer mit zahlreichen Schwefel-
kiesnieren. Starke Faltung und zahlreiche Quarzschnüre verrathen
auch hier die Nähe der Ueberschiebung. Im Liegenden der
Büdesheimer Schiefer sieht man in der Wand Blöcke des Strin-
gocephalenkalkes, die jedoch ohne besondere Hülfsmittel unzugäng-
lich sind. Das Oberdevon in der Wand der Grube fällt hier
nach NW., die Wissenbacher Schiefer unten in der Grube da-
gegen SO., ihre Sattellinien schieben nach SW. ein. Die Ueber-
schiebung verläuft dicht nördlich der Grube entlang; in einem
den guten Fahrweg kreuzenden, in westöstlicher Richtung abwärts
führenden alten Wege stehen blaugraue Uypridinenschiefer an, die
z. Th. verruschelt sind, flacheres Streichen haben als die Schichten
in der Wand der Raths-Schiefergrube und schon im Liegenden der
Ueberschiebung sich befinden. Bei einer Quelle, die an dem ge-
nannten alten Wege gegen 100 Schritte unterhalb des Waldrandes
liegt, setzt die grosse Querverwerfung durch, von der ab nach
NO. bis Goslar nur Wissenbacher Schiefer folgen.
Betrefis der Darstellung der im Hangenden der Ueberschiebung
liegenden Schichten am Südosthange des Hessenkopfes auf der
Karte sei bemerkt, dass sie im Interesse der Deutlichkeit über-
trieben worden sind und in Folge dessen scheinbar tiefer am
Hange auftreten, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Der — auf
der Karte zu hoch liegende — oberhalb der beiden Schiefergruben
entlang geführte gute Weg verläuft bis vor die Raths-Schiefergrube
Schünenthal — Grotenberg — Weidenthal. 355
immer in den Wissenbacher Schiefern, die jüngeren Schichten
treten erst über ihn am Hange auf.
Der im Süden von dem Culmplateau, im Norden von dem
eintönigen, nur durch die zahlreichen Diabase Interesse erwecken-
den Gebiete grösster oberflächlicher Verbreitung der Wissenbacher
Schiefer begrenzte Streifen zwischen dem Granethale und dem
Westrande der Karte wird mit Ausnahme der Umgebung des
Sehünenthales nur von den beiden Schiefersystemen des Ober-
devons eingenommen, zwischen denen an einer Stelle, im Ochsen-
wege am Südosthange des Grotenberges, auch noch ein ganz unter-
geordnetes Vorkommen von Adorfer Kalk beobachtet wurde. So-
wohl die Büdesheimer wie die Cypridinenschiefer erlangen hier
im Bereiche der Karte ihre grösste Mächtigkeit und damit im Zu-
sammenhange die grösste Mannigfaltigkeit ihrer oben S. 139 ff. bezw.
177 f£. geschilderten petrographischen Zusammensetzung. Aus diesem
Grunde und wegen der verhältnissmässig einfachen Lagerungs-
verhältnisse des besonders im NW. relativ schwach gefalteten,
wenn auch von streichenden und Querstörungen durchsetzten Ge-
bietes empfiehlt sich dieses besonders zum Studium der schiefrigen
Horizonte des Oberdevons, die auf Schritt und Tritt durch Wege-
böschungen, kleinere und grössere Klippenzüge, z. Th. auch durch
Bachrinnsale vortrefflich aufgeschlossen sind. Eine eingehende Be-
sprechung der zahlreichen schönen Aufschlussfolgen würde indessen
im Wesentlichen nur eine monotone Schilderung der sich vielfach
wiederholenden, oft durch @Querverwerfungen abgeschnittenen
Gresteinsfolgen beider Horizonte bieten, deren Werth nicht im
Verhältnisse stände zu dem Raume, den sie beanspruchen würde.
Ich beschränke mich daher auf die Beschreibung zweier, gute Auf-
schlüsse gewährender Routen in diesem Gebiete.
Schünenthal — Grotenberg — Weidenthal.
Man verfolge den oben bei Besprechung des Profils am
Hühnerthalskopfe erwähnten chaussirten Holzabfuhrweg von jenem
Profil ab um das Grosse Hühnerthal herum nach NO. (Culm)
Da
356 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
und gehe über der Nordgabel dieses Thales, wo von links ein
Hohlweg herabkommt, der sich nach rechts abwärts fortsetzt, auf
einem zuerst kaum kenntlichen alten Wege unterhalb des chaussir-
ten Weges, aber oberhalb der Hohlweg-Fortsetzung weiter nach
NO., am Südosthange des Berges entlang. An diesem stehen
unterhalb des Weges im Liegenden eines schmalen Streifens von
Culmkieselschiefern Klippenreihen von ziemlich steil NW. fallenden,
z. Th. Knoten- und Flaserkalke enthaltenden Kalkknotenschiefern
an, deren hangendste den Cypridinenschiefern angehört, während eine
20 Schritte im Liegenden anstehende zweite von Kalkknoten-
schiefern und Knotenkalken der Büdesheimer Schiefer gebildet
wird, die von Pteropoden wimmeln; die reineren Schiefer sind
nicht aufgeschlossen, sondern nur im Abhangsschutte zu beob-
achten. Nach NO. gabelt sich die Klippenreihe der Büdesheimer
Schiefer. Die tiefer am Hange aufragenden Klippen, meist von
Cypridinen-Kalkknotenschiefer, sind nicht fest, sondern von oben
abgestürzt. In den nahe am Hangenden, wenige Meter unter
dem Kieselschiefer liegenden dichten blauen Knotenkalken der
Cypridinenschiefer ist Phacops anophthalmus FRECH und Posidonia
venusta MÜNST. häufig; selten findet sich Kochia dispar SANDB. Die
Schichten setzen noch ein Stück über den z. Z. an einer SW.—NO.
verlaufenden Schneise endigenden hohen Buchenbestand fort, werden
dann aber von einer durch Quellen gekennzeichneten W.—O.-Ver-
werfung gegen Wissenbacher Schiefer abgeschnitten.
Man gehe in der Schneise am Rande des Hochwaldes abwärts
bis zu dem aus dem Granethale zum Schünenthale nordwärts an-
steigenden guten Forstwege und verfolge diesen aufwärts. Etwa
120 Schritte hinter seiner Umbiegung nach W. trifft man an und
hinter einer Quelle (Verwerfung!) an Stelle der bis dahin an-
stehenden Wissenbacher Schiefer SO. fallende Knotenkalke und
Kalkknotenschieferr der Cypridinenschiefer. Weiter westlich
schliesst der von der Südgabel des Schünenthales gebildete
Wasserriss einen normalen Sattel auf, dessen Kern aus trans-
versal geschieferten, im Wasserrisse anstehenden Wissenbacher
Schiefern besteht, über denen beiderseits Stringocephalenkalk,
Büdesheimer Schiefer und Cypridinenschiefer folgen. Vor Er-
Schünenthal — Grotenberg — Weidenthal. 357
reichung der Nordgabel des Thales überschreitet man einen Eisenerz
führenden Gang des Schleifsteinsthaler Gangzuges, der weiter im W.,
zu beiden Seiten des Weidenthales, Culm und Devon gegen ein-
ander verwirft. An der Nordgabel des Thales stehen in einem alten
Hohlwege und einem kleinen Steinbruche SO. fallende Cypridinen-
schiefer an, deren Knotenkalke auch hier Posidonia venusta MÜNST.
zahlreich enthalten. Ueber ihnen folgen am Forstwege mit gleichem
Fallen Culmkieselschiefer, hinter diesen, durch eine Verwer-
fung getrennt, flach SO. fallende Gesteine der unteren Cypri-
- dinenschiefer mit Cypridinen und Pteropoden und dann Büdes-
heimer Schiefer auf eine längere Erstreckung, bis zu der in dem
jungen Fichtenbestande vom Gipfel des Berges nach OSO. herab-
laufenden Schneise, wo man wieder die unteren Cypridinenschiefer
antrifit, in die Büdesheimer Schiefer eingemuldet. Hinter einer
N.— S.-Verwerfung folgt eine schlecht aufgeschlossene schmale
Mulde, deren Innerstes von Culmkieselschiefer eingenommen wird,
der an einem südwärts zum Granethale hinab führenden Fusswege
mit NW.-Fallen ansteht. Vor dem nächst nördlicheren Thälchen steht
von diesem ab gerechnet 130 Schritte längs des Weges Culmkiesel-
schiefer an; in seinem wahren Liegenden sind oberhalb des Forst-
weges hinter einer Verwerfung verkehrt (SO.) fallende Uypridinen-
schiefer zu beobachten, zunächst grünlichgraue und rothe knoten-
arme Schiefer der hangenden Zone; weiter nach dem Liegenden
(scheinbaren Hangenden) hin stellen sich hellfarbige Kalkknoten-
schiefer mit plattigen, hellgraublauen Flaserkalk-Bänken ein. Im
Fortstreichen dieser Zone nach SW. tritt an Stelle des verkehrten,
überkippten SO.-Fallens bald normales NW.-Fallen. Als wahres
Hangendes der Kieselschiefer folgt an dem steilen Thälchen
Posidonienschiefer, und gleich darauf überschreitet man die Quer-
verwerfung, die diese nördlichste Culmpartie abschneidet.
Nördlich dieser Verwerfung ist an dem Forstwege bis zu dem
vom Kamme der Langen Weth nach NNO. zum Granethale hinab
führenden alten Hohlwege des Ochsenweges ein zweimaliger
Wechsel SO. fallender Schichten der unteren Cypridinenschiefer
und der Büdesheimer Schiefer aufgeschlossen. Verfolgt man vom
- Wegekreuz ab den Ochsenweg abwärts, so trifft man in den
358 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Büdesheimer Schiefern die oben S. 143 beschriebenen kalkigen
Sandsteine. Die sie einschliessenden sehr dickschiefrigen Schiefer
enthalten zahlreiche Exemplare von Liorhynchus-Arten. Etwa 240
Schritte unterhalb des Wegekreuzes folgen auf die Büdesheimer
Schiefer wieder die unteren Schichten der Cypridinenschiefer, 35
Schritte weiter die grünen und rothen Schiefer ihrer hangenderen
Zone. Bei 290 Schritten erreicht man einen kleinen Thalein-
schnitt, in dem von links ein alter Weg herabkommt. An der
Ecke dieses Weges mit dem Öchsenwege stehen noch rothe
Cypridinenschiefer an, dicht nördlich davon, durch eine spiess-
eckige Verwerfung getrennt, Büdesheimer Schiefer; ebenso an
einem dicht oberhalb abgehenden Liethwege.
Nördlich dieses Thaleinschnittes stehen 68 Schritte weit im
weiter abwärts führenden Ochsenwege bis zu einem im Wege
aufgeschlossenen Quarzgange hin typische, grün-dunkel gebänderte
Bandschiefer der Büdesheimer Schiefer mehrfach in schwer deut-
barem, scheinbar innigem Zusammenhange mit grünlichen, grün-
lichgrauen, graublauen und dunkelfarbigen Cypridinenschiefern an.
Zum Theil erklärt sich dieses auffällige Vorkommen jedenfalls
durch streichende bezw. spiesseckige Störungen, wofür auch der
im Wege zu beobachtende, sehr spitz zum Schichtenstreichen ver-
laufende Gang spricht, z. Th. dürften es sehr schmale Sättel sein,
die von den Cypridinenschiefern überlagert werden und vom Wege
eben angeschnitten sind. Weiter abwärts stehen auf 54 Schritte
erst grüne, dann rothe, ferner gelb verwitternde kalkige und end-
lich dunkelfarbige, glımmerreiche Cypridinenschiefer an, und unter
diesen auf weitere 34 Schritte Büdesheimer Schiefer, auf die wie-
der blaugraue und dunkelfarbige Schichten der unteren Cypridinen-
schiefer 52 Schritte weit folgen. In ihrem unmittelbaren Liegen-
den (Fallen flach SO.) steht eine kleine Partie Adorfer Kalkes
an, von der aber nur etwa 30 °® Schichtenmächtigkeit aufgeschlossen
sind. Die tiefsten Schichten der Cypridinenschiefer sind unreine,
dunkelblaugraue, grünlichgrau verwitternde Kalkknotenschiefer
mit einer aus Cypridinen und Pteropoden gemischten Fauna; in
ihrem Hangenden folgen dunkelblaugraue, stumpfe, an Culmthon-
schiefer erinnernde, z. Th. Mergellagen enthaltende Schiefer mit
Schünenthal — Grotenberg — Weidenthal. 359
gleicher Fauna. Der Adorfer Kalk enthält Manticoceras intumescens
Beyr., Beloceras multilobatum BEYR., glattschalige Brachiopoden
u. A. m. Wenige Schritte abwärts im Wege wurden lose Stücke
des anstehend nicht beobachteten Kellwasserkalkes gefunden.
Kleine lose Blöcke des Adorfer Kalkes mit Versteinerungen finden
sich auch am Fusse des Abhanges. Im Liesenden des Adorfer
Kalkes folgen die Büdesheimer Schiefer, die 210 Schritte weit in
fast ununterbrochenem Aufschlusse bis zum Fusse des Berges bei
der grossen Schlackenhalde der ehemaligen Ochsenhütte anstehend
. zu beobachten sind und sich mehrfach durch scheitförmiges Zer-
fallen auszeichnen.
Wenig unterhalb der Stelle, wo der Ochsenweg die Grane
überschreitet, setzt die das Oberdevon gegen das weite Gebiet
der Wissenbacher Schiefer und Diabase abschneidende Verwerfung
durch, die mit einem vor Jahren von einem Goslarer Privat-
manne am linken Grane-Ufer angesetzten Schurfstollen als nicht
höfflicher Gang angefahren wurde.
Geht man von .hier am linken Grane-Ufer am Fusse des Ab-
hanges thalaufwärts, so beobachtet man besonders gut südlich des
oben erwähnten kleinen Thaleinschnittes bis zu dem nächst oberen
grösseren, an dem oben am Forstwege die Culmkieselschiefer und
Posidonienschiefer anstehen, die verschiedenartigen Gesteine der
Büdesheimer Schiefer, besonders ihre von Pteropoden wimmelnden,
auch Brachiopoden führenden Kalkknoten- und Kalklagenschiefer;
auch die Sandsteine oben am Ochsenwege treten im nordöstlichen
Fortstreichen unten am Thale wieder auf. Das Schichtenfallen ist
anscheinend durchgängig nach SO. gerichtet.
Den vom rechten Ufer der Grane auf das linke übergeführten
Fahrweg verfolge man an diesem zweiten Thaleinschnitte aufwärts
und steige wieder zu dem guten Forstwege empor, folge diesem
wieder bis zur Kreuzung des Ochsenweges und über diesen fort
(bis 180 Schritte vom Wegekreuz Büdesheimer Schiefer, dann
rostfarbig verwitternde Oypridinenschiefer mit rothbraun verwittern-
den bläulichen Kalkknollen und -Lagen). In den Cypridinen-
schiefern bleibt man bis zum Sattel S. der Südkuppe des Groten-
berges, wo nach rechts der kleine Thaleinschnitt sich zum Ochsen-
360 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
wege hinabsenkt, während zur Linken der Kammweg von der
Langen Weth nach dem Grotenberge verläuft. Links (westlich)
dieses Weges erhebt sich ein Klippenzug von rothen Oypridinen-
schiefern, der sein N.-Ende erreicht, wo wenige Schritte weiter
nördlich ein alter Weg nach links von dem Kammwege sich abzweigt
und in einer Senke zunächst nachSSW. zur Grotenbergskappe, dann
an dieser entlang zum Weidenthale führt. An seinem oberen Ende
zweigt sich rechts von diesem alten Wege ein neuer guter Holz-
abfuhrweg ab, der in erst südwestlicher, dann NW., N. und NO.
gewendeter Richtung die südliche Kuppe des Grotenberges (Höhen-
punkt 473 der Karte) umgeht. Diese Kuppe oder richtiger dieser
Rücken besteht aus einem nach NW. steil abstürzenden Klippen-
kamme von SO. fallenden Gesteinen der unteren Cypridinenschiefer,
in deren Hangendem rothe Schiefer folgen; weiter im Hangenden,
nach dem Sattel zu, tritt ein zweiter niedrigerer Kamm auf. Die
Büdesheimer Schiefer setzen im Liegenden der den Hauptkamm
bildenden tieferen Uypridinenschiefer den ganzen NW.-Abfall des
Berges zusammen.
Man gehe auf dem erwähnten neuen guten Forstwege südlich
um den Rücken herum. Wo der Weg aus SW.- in NNW.-Richtung
umbiegt, stehen in schönem Aufschlusse etwa 25° SO. fallende,
ganz vorwiegend roth gefärbte Schichten der oberen Oypridinen-
schiefer an, dicke Bänke meist kleinknolliger Kalkknotenschiefer,
deren Transversalschieferung etwa 700% SO. fällt. Die obersten
Bänke sind durch Gehängedruck aufgeblättert und bergabwärts
umgebogen. Die Schichten des Aufschlusses schieben nach SW.
ein. Nach N. tritt der Weg bald in die tieferen dunkelfarbigen
Cypridinenschiefer ein, deren Grenze gegen die Büdesheimer
Schiefer indess nicht aufgeschlossen ist; sie liegt etwa 200 Schritte
von der Umbiegung des Weges entfernt. Von hier ab bleibt man
stets in den vielfach aufgeschlossenen Büdesheimer Schiefern, ın
denen 600 Schritte von der Umbiegung rechter Hand ein kleiner
Steinbruch angelegt ist. Hier stehen söhlig gelagerte, z. Th. sehr
dickbankig abgesonderte Schiefer an — z. Th. sehr schöne Band-
schiefer, z. Th. Schiefer mit kalkigen, mergelig (Backsteinkalk
ähnlich) verwitternden Lagen —, in denen zwei Kalkbänke auf-
Schünenthal — Grotenberg — Weidenthal. 361
treten. Durch die etwa 75° SO. fallende Transversalschieferung im
Verein mit der Schichtung, einer unregelmässig treppenförmigen
horizontalen Absonderung und einer saigeren Zerklüftung zer-
fallen die Bänke in riesige Griffel oder Scheite bis zu fast 2 ”
Länge. In den Schiefern fanden sich neben den nie fehlenden
Pteropoden und Brachiopoden Phacops sp., Harpes gracilis SANDE.,
Hyolithes sp. u. A. m. Nach NO. hin werden die Aufschlüsse
am NW.-Hange des Berges schlechter, und die Grenzverwerfung
gegen die Wissenbacher Schiefer lässt sich nur aus der Verbreitung
. des Schuttes beider Gesteine in Verbindung mit linear angeord-
neten sumpfigen Stellen und Quarzbrocken feststellen.
Man gehe daher den Weg zurück bis zu seiner Abzweigung
von dem alten, SSW. abwärts führenden Wege. Dieser bildet ın
seinem tieferen hohlen Theile einen schönen Aufschluss in den
roth und grün gefärbten hangenderen Oypridinenschiefern. Unter-
halb seiner Umbiegung nach W. führt ein zweiter neuer Forstweg
am NW.-Hange des Berges entlang, der zunächst noch hangen-
dere Schichten der Oypridinenschiefer aufschliesst, von 90 bis 160
Schritten ihre dunkelfarbige liegende Zone, in der hier die gleichen
dünnplattigen dunklen Kalke zu beobachten sind, wie in dem Pro-
file am Hühnerthalskopfe. Unter ihnen folgen direct die flach SO.
fallenden, z. Th. fast söhlig gelagerten, meist sehr dickbankig ab-
gesonderten Büdesheimer Schiefer, in denen sehr viel dunkle
Schiefer auftreten, die örtlich Kieselschiefern ähnlich werden.
60 Schritte unterhalb der Abzweigung dieses unteren neuen Weges
gelangt man auch in der Grotenbergskappe in die SO. fallenden
Büdesheimer Schiefer, an deren oberer Grenze im Bächlein eine
löcherig verwitternde, sehr feste, splittrige graublaue Kalkbank
ansteht.
Nachdem man das Weidenthal erreicht hat, gehe man auf
seiner Westseite aufwärts, wo im Wege zunächst gleichfalls noch
Büdesheimer Schiefer anstehen, bis man die Verwerfung über-
schreitet, die sie von den südwärts folgenden, aber im Thalwege
nicht aufgeschlossenen Cypridinenschiefern trennt. Wo auf der
Ostseite des Baches zu diesem eine Chaussee herab führt, überschreite
'man ihn und folge dieser zunächst nach ONO. aufwärts. Ihre
362 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Böschungen schliessen meist Culmthonschiefern ähnliche blaugraue,
grünlichgrau verwitternde Gesteine der tieferen Cypridinenschiefer
auf. Bevor man die Umbiegung nach SW. erreicht, deutet ein
unterhalb der Chaussee angesetzter Stollen und dicht östlich der
Umbiegung eine Pinge den Verlauf der hier als tauber Quarzgang
entwickelten Verwerfung an, welche das nördlichste Culmvorkommen
N. der Langen Weth abschneidet und am Osthange des Berges
an dem vom Schünenthale herkommenden guten Forstwege an dem
ersten Thälchen N. dieses Thales bereits zu beobachten war. Ober-
halb der Umbiegung beobachtet man in der Chausseeböschung eine
deutliche Ueberschiebung. Ueber einem in der Böschung auf-
geschlossenen streichenden Quarzgange liegen söhlig gelagerte
zeringmächtige Büdesheimer Schiefer (120—168 Schritte von der
Umbiegung aufgeschlossen), die von gleichfalls horizontal liegen-
den Oypridinenschiefern überlagert werden; im Liegenden der
Störung stehen steil SO. fallende Cypridinenschiefer an. Die
Fortsetzung der Chaussee nach SW. aufwärts schliesst überall flach
bis söhlig gelagerte Cypridinenschiefer auf; besonders die rothen
Kalkknotenschiefer der hangenden Zone sind in mehreren Auf-
schlüssen sehr gut zu beobachten, u. A. in einem kleinen Bruche
dicht östlich an der Grünen Kappe. Etwa 180 Schritte SW. der-
selben dicht N. eines von links (NO.) herabkommenden schmalen
Waldweges überschreitet man die Hauptverwerfung, welche das
Devon gegen das Culmplateau abschneidet, und befindet sich un-
vermittelt in Culmgrauwacken. Verfolgt man den eben genannten
Waldweg aufwärts, so beobachtet man die Ueberlagerung der Cypri-
dinenschiefer durch den Culmkieselschiefer, dessen Gesteine schon
vorher, besonders an der Grünen Kappe, den Hang herabschottern.
Wethberg — Varleythal — Altarköpfe.
Von Hahnenklee verfolge man nach N. den über den Hahnen-
kleeer Berg und die Lange Lieth zum Wethberge führenden Wee.
Wo dieser sich zu dem Sattel zwischen den letztgenannten beiden
Bergen hinabsenkt, überschreitet man die Culm- (hier Grauwacken)
und Devonschichten trennende, durch eine Quelle in der Wege-
böschung in ihrer Lage gekennzeichnete Hauptverwerfung. Hinter
Wethberg — Varleythal — Altarköpfe. 363
dieser stehen zunächst geradschiefrige gelb verwitterte, daun rothe
Cypridinenschiefer an, unter denen 23 Schritte unterhalb der Ein-
mündung eines von links (W.) kommenden Weges die Büdes-
heimer Schiefer auftauchen. (Streichende Verwerfung?) Alle
Schichten fallen flach SO. Abwärts folgt nach einer zweiten Ver-
werfung, hinter der Theilung des Weges, das isolirte Band von
Culmkieselschiefern mitten in den Cypridinenschiefern. Der un-
gestörte unmerkliche Uebergang der hangenden Schichten der
letzteren zum Kieselschiefer ist auf der: Nordseite des kleinen
- Vorkommens besonders im westlicheren Wege zu beobachten.
Diesen verfolge man nach links, W., abwärts. Man beobachtet
hier den Zusammenhang der blaugrauen und grünlichgrauen mit
den grünen und rothen Cypridinenschiefern. Wo der Weg das
‚Kleine Spükethal schneidet, folge man dem neueren rechts ab
nach N. führenden, auf der Karte in seinem südlichsten Theile
nicht angegebenen Wege um den Wethberg herum, der zunächst
ganz flach gelagerte rothe und grüne Schiefer der hangenden,
später die Schichten der tieferen Cypridinenschiefer anschneidet.
Vor der Südgabel des Gr. Spükethales stehen in der hohen Wege-
böschung flach SO. fallende, nach SW. einschiebende dickschiefrige,
braun- und blaugraue Schiefer mit frisch ebenso gefärbten Kalken
an, die sehr viele Cypridinen enthalten und dem tieferen Theile
der Cypridinenschiefer angehören. |
Zwischen den beiden Gabeln des Gr. Spükethales schliesst
der Weg Büdesheimer Schiefer, z. Th. mit Kieselschiefer-artigen
Bänken!) auf, in deren Hangendem die tiefsten Schichten der
Cypridinenschiefer zwei kleine, topographisch als Kuppen hervor-
tretende flache, durch Verwerfungen im Fortstreichen abgeschnittene
Mulden bilden. Wo der Horizontalweg die Nordgabel des Gr.
Spükethales schneidet, gehe man in einer Schneise in nördlicher
Richtung bis zu dem Sattel zwischen den beiden Kuppen des
Wethberges hinauf, wo vier Schneisen zusammentrefien. Man ver-
folge die nach SO. verlaufende Schneise, in der man den An-
1) Die Kieselschiefer-artigen Gesteine sind am besten auf der Ostseite des
Wethberges zu beobachten,
364 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
schluss der tiefsten Schichten der Cypridinenschiefer an die Büdes-
heimer Schiefer beobachten kann. Zunächst beobachtet man
typische Gesteine der letzteren, dann folgen die braun verwitterten
und durch kalkige Lagen im verwitterten Zustande grob gebändert
erscheinenden blaugrauen, an Culmthonschiefer erinnernden, mehr-
fach von dunklen Bändern durchzogenen unteren Cypridinen-
schiefer, z. Th. Kalkknotenschiefer mit dunkelbraun verwitternden
Knoten hellen bläulichen Kalkes. Diese Schichten bilden zwei
nach SW. einschiebende Felskämme und enthalten z. Th. nur
massenhaft Cypridinen, z. Th. daneben auch Pteropoden. Gleich
östlich des östlicheren, auf dem Gipfel gelegenen Felskammes macht
die Schneise einen Knick nach SO.; auf 26 Schritte von diesem ab
stehen noch dieselben Schichten an, abwärts folgen wieder Büdes-
heimer Schiefer, vorwiegend hellfarbige, harte, frisch bläuliche, weiss-
lich verwitternde Wetzschiefer- und Adinole-ähnliche Gesteine mit
mehr zurücktretenden dunklen Schieferlagen. Einen die Schneise
kreuzenden alten Weg verfolge man nach rechts (SSW.) abwärts
über einen Liethweg fort bis zum Horizontalwege, den man S. der
Nordgabel des Gr. Spükethales wieder erreicht.
Westlich dieser Gabel trifft man am Wege bald Cypridinen-
schiefer; vor der grossen Klippe, an deren Südfusse an der Um-
biegung nach N. ein kleiner Steinbruch angelegt ist, zuletzt grüne,
braun verwitternde Schiefer der hangenden Schichten mit zahllosen
Cypridinen und Posidonia venusta MÜNST. Der Steinbruch schliesst
zunächst vorwiegend grüngraue, rostbraun verwitternde blaue
Kalkknollen führende Cypridinenschiefer auf, in denen dünne,
dunkel gebänderte Lagen massenhaft Oypridinen neben Posidonia
venusta MÜNST. enthalten. Auf diese folgen hinter einer Verwer-
fung auf der Westseite in der Sohle des Steinbruches dunkel-
farbige Schiefer mit den dunklen körnigen Kalken der tiefsten
Cypridinenschiefer - Bänke am Hühnerthalskopfe, hinter diesen
weiter blaugraue und endlich rothe Schiefer. Alle Schichten
fallen flach SO. Die über dem Wege aufragende hohe Klippe
besteht unten aus blau- und grüngrau, oben aus roth und grün
gefärbten, tiefer reichlich sehr dünne Bänke graublauen, z. Th.
körnigen Kalkes, oben Knoten dichten fleischfarbigen Kalkes ent-
Wethberg — Varleythal — Altarköpfe. 365
haltenden Schiefern, deren wahres Schichtenfallen unten horizontal
oder sehr schwach SO., auf der höchsten Kuppe steiler NW.
geneigt ist. Die ganze Schichtenfolge der Klippe dürfte längs
einer streichenden Verwerfung von SO. her auf die rothen Schiefer
unten am Horizontalwege aufgeschoben sein. An diesem folgen
weiter nach N. in lückenhaftem Aufschlusse noch Oypridinen-
schiefer; dann überschreitet man eine durch einen Quellen führen-
den schluchtartigen Einschnitt gekennzeichnete Verwerfung und
gelangt hinter dieser in Büdesheimer Schiefer, die am Wege schlecht
aufgeschlossen sind, unterhalb desselben aber unmittelbar nördlich
der Verwerfung in einer bedeutenden Klippe anstehen, deren
Schichten im S. flach SO. fallen, im N. horizontal bis ganz
schwach NW. geneigt sind. Die stark vorwiegende Transversal-
schieferung fällt steil SO. Die Klippe besteht z. Th. aus blau-
grauen Schiefern, z. Th. aus Bandschiefern mit massenhaft an-
gehäuften Pteropoden und Lagen von Kalkknöllchen; auch eine
25°" mächtige transversal geschieferte Bank von graublauem flase-
rigem Kalke mit Phacops sp. wurde beobachtet.
Man gehe hinter dieser Klippe den Abhang eines zweiten
Thälchens hinunter zu dem am Westfusse des Berges nach N.
führenden neuen Falırwege, dessen Böschung nach N. zu ein schöner,
fast ununterbrochener Aufschluss in zunächst flach SO. fallenden
bis schwebenden, hinter einem kleinen flachen Sattel aber NW.,
z. Th. fast saiger fallenden Schichten der Büdesheimer Schiefer
ist. In der südlichen Strecke herrschen dunkle, Alaunschiefern
ähnliche Schiefer vorre. Am Hange des Wethberges über dem
Wege ragen Klippen empor, die gleichfalls aus Gesteinen der
Büdesheimer Schiefer bestehen, deren Schichten mehr oder minder
flach, örtlich aber auch unter 50—60°, nach NW. einfallen, wäh-
rend die Transversalschieferung steil SO. fällt. Die Schiefer dieser
Klippen sind frisch vielfach kalkig, graublau von Farbe, ver-
wittern erst braun, dann gelb und wimmeln von Pteropoden; auch
Liorhynchus-Arten sind, wie überall, häufig. Die zu beobachten-
den Löcherreihen rühren von ausgewitterten Kalkknollen und Kalk-
lagen her. | | |
Den ersten von links (W.) her in den neuen Weg ein-
366 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
mündenden alten Weg verfolge man über den Varleybach und über
den auf dessen Westseite entlang führenden chaussirten Forstweg fort
auf einem flachen Rücken aufwärts, bis zu dem ıhn kreuzenden
Fusswege von Hahnenklee nach Wolfshagen (der rechter Hand in
eine zweite Chaussee einmündet, die sich thalabwärts mit der eben
erwähnten vereinigt). Hier theilt sich der Weg; man folge dem
links immer auf dem Bergrücken hinan führenden und halte sich
bei einer abermaligen Theilung rechts, bis man den am Hange der
Altarköpfe entlang führenden neueren guten Forstweg erreicht,
wo er aus nördlicher in westliche Richtung umbiegt. Bis
dicht unterhalb dieses Weges überschreitet man meist transver-
sal geschieferte Büdesheimer Schiefer, die vielfach z. Th. Back-
steinkalk ähnlich verwitternde Kalke enthalten und an mehreren
Punkten im Wege eine relativ reiche Fauna führen.
Dicht unter dem fast horizontalen Forstwege verläuft eine
Querverwerfung, die die Büdesheimer Schiefer gegen die unteren
Schichten der Cypridinenschiefer abschneidet, die längs des Forst-
weges nach W. wie auch nach S. zum Saukothenthale hin zu
verfolgen sind. An der Kreuzung des Forstweges mit diesem
Thälchen stehen ganz flach SO. fallend die für den ganzen NW.
charakteristischen blaugrauen, zuerst grünlichgrau, dann rostbraun
verwitternden dickschiefrigen Schiefer dieses Horizontes an, die durch
kalkreiche, frisch gar nicht bemerkbare, mergelig verwitternde
Lagen grob gebändert erscheinen (vgl. Schünenthal, O.-Gipfel
des Wethberges) und durch dunkelblaugraue, z. Th. schlieren-
artige Lagen bis herab zu feiner Streifung heller und dunkler ge-
bändert erscheinen, eine Bänderung, die aber mit derjenigen der
Büdesheimer Schiefer nicht zu verwechseln ist. Sie enthalten hier
Cypridinen, darunter, wie überall, E. serrato-striata SAnDB., aber
auch eine bis gegen 3” Jange, unter der Lupe auch in scharfen Hohl-
drücken glatt erscheinende Art, sowie vereinzelte Styliolinen und
? Tentaeuliten. Lagenweise finden sich winzige Styliolinen neben
den Oypridinen in einem kleinen Steinbruche wenig N. des Sau-
kothenthales. Im letzteren stehen unterhalb des Forstweges zunächst
noch dieselben Schichten an, aber schon oberhalb eines kleinen
Wasserfalles trifft man in ihrem Liegenden die Büdesheimer Schiefer,
Wethberg — Varleythal — Altarköpfe. 367
in deren hangendsten Schichten derbe Bänke hellblauen splittrigen
Kalkes auftreten. Wo auf der SO.-Seite des Saukothenthales der
jetzt westlich gewendete Forstweg wieder südliche Richtung an-
nimmt, bilden die oben beschriebenen unteren Cypridinenschiefer
einen normalen, nach SW. unter etwa 30° einschiebenden Sattel,
dessen flach fallender (Transversalschieferung steil SO. fallend!)
SO.-Flügel am Wege noch weiter nach S. aufgeschlossen ist. Bis
120 Schritte von der Wegebiegung bleibt man noch in den tieferen
Schichten, dann legen sich normal die hangenden rothen und
grünen Schiefer auf, die auch in dem südlich folgenden schlucht-
artigen Thale der Hirschbocksgrund im Bachbette gut aufgeschlossen
sind.
Hier wie am Forstwege enthalten die grünen Schiefer mehr-
fach dünne dunkle Lagen, die bei oberflächlicher Betrachtung im
Aufschlusse Bandschiefer der Büdesheimer Schiefer vortäuschen
können. Im Hangenden der rothen und dann grünen Schiefer
treten die hangendsten Schichten der Cypridinenschiefer auf, die
bier dunkel verwitternde unreine Sandsteine enthalten; unmittelbar
auf diese folgt hinter einer weit verfolgbaren Verwerfung der Culm-
kieselschiefer und hinter diesem bald Posidonienschiefer. Der Forst-
weg wendet sich nun nach N., durchquert ansteigend abermals
den hier breiten, auch im S. durch eine Verwerfung abgeschnitte-
nen Streifen von Kieselschiefern und tritt wieder in die Cypri-
dinenschiefer ein, deren rothe und grüne hangende Schichten
nördlich vom obersten Ende des Saukothenthales die malerischen
Felskämme der höher gelegenen Grossen und der weiter.nordwest-
lich tiefer am Hange liegenden Kleinen Altarklippe bilden. Der
Forstweg umgeht die Grosse Altarklippe (Streichen rd. h. 5,
Schichtenfallen 15—45° NW., an der Kl. Altarklippe flach SO.)
in einer nach SW. geöffneten Schleife; durch den Sattel südlich
der Klippe, wo mehrere Wege zusammentreffen, verläuft die Ver-
werfung, welche den Culmkieselschiefer auch hier in das süd-
westliche Fortstreichen der Oypridinenschiefer legt. Indess ist
diese Verwerfung nicht ident mit derjenigen oberhalb der Hirsch-
bocksgrund, vielmehr eine nördliche Parallelspalte derselben. Steigt
man von hier nach SW. die Borbergskappe hinan, um über die
368 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
»Rolle« nach Hahnenklee zurückzukehren, so überschreitet man
nur Culmschichten; folgt man dagegen dem nach NW. abwärts
führenden, die Kleine Altarklippe östlich umgehenden chaussirten
Forstwege, so gelangt man unterhalb der letzteren am Mauserücken
bald wieder in die Büdesheimer Schiefer, überschreitet weiter
unterhalb, da wo er von einer aus dem Varleythale nach NW.
durch den Eichenstock führenden neuen Chaussee gekreuzt wird,
die hier das Oberdevon gegen die Wissenbacher Schiefer ab-
schneidende Verwerfung und bleibt nun, dem Fusswege nach
Wolfshagen folgend, stets in den mehrfach gut aufgeschlossenen
Gesteinen der letzteren.
Bielstein — Dölbethal — Riesbach.
Aus dem westlichen, sonst nicht speciell berücksichtigten
Theile des Devongebietes sei im Nachfolgenden ein Profil kurz
beschrieben, welches am rechten Innerste- Ufer unterhalb Lauten-
thal gelegen und seiner bequemen Zugänglichkeit und guten Auf-
schlüsse halber erwähnenswerth ist.
Am unteren Ende der Bergstadt Lautenthal gehe man am
rechten Ufer der Innerste abwärts und ersteige den Fuss der
westlichen klippenreichen Steilwand des Bielsteins, an dem ein
etwa horizontaler Fussweg nördlich zum Dölbethale verläuft und
einen fast ununterbrochenen Aufschluss bildet.
Den südlichsten Theil des Bielsteins bildet hier ın viel-
fache Falten gelegter Oalmkieselschiefer, der gleich rechter Hand
gut aufgeschlossen ist!). Nachdem man den horizontalen Fussweg
erreicht hat, findet man den Kieselschiefer mit Alaun- und Wetz-
schiefern und einigen bank- und gross-linsenförmigen Einlage-
rungen einer dunkelfarbigen, im Bruche glasglänzenden Grauwacke
SO. fallend auf 52 Schritte bis 24 Schritte südlich eines durch
!) Dieser Aufschluss ist nicht, wie F. KLockmann (Jahrb. d. Geol. L.-A.
f. 1895, S. XLVIII) meint und auch ich früher glaubte, ident mit dem bekannten,
aus Hausmann’s Bildung des Harzgebirges S. 80 in mehrere geologische Lehr-
bücher übergegangenen Profile; dieses liegt vielmehr gegenüber am westlichen
Ufer der Innerste, dicht unter der Chaussee-Brücke am Nordausgange von Lauten-
thal, ist jetzt aber stark verfallen.
Bielstein — Dölbethal — Riesbach. 369
einen Steg überbrückten Wässerchenss Am Liegenden tritt eine
schmale Alaunschieferpartie auf, und an diese schliessen sich in
unmerklichem Uebergange dunkelfarbige, meist geradschiefrige und
griffelig zerfallende Cypridinenschiefer, z. Th. mit zahlreichen
Exemplaren von Entomis serrato-striata SANDB. an, die nach dem
Liegenden zu bald Knollen eines blauen oder graublauen dichten
Kalkes enthalten, in denen die genannte Art gleichfalls nicht selten
ist. Diese hangendsten Schichten der Cypridinenschiefer stehen
immer SO. fallend von dem Wässerchen nach N. noch 26 Schritte
‚weit an bis zu einem sich abzweigenden, aufwärts führenden Fuss-
pfade. 8—10 Schritte weiter nördlich bilden knauerige bläuliche
und dunkle körnige unreine, stark durchtrümerte Kalke eine
kleine Mulde. Unterhalb des Weges ist an diesem Punkte der
unter dem bezeichnenden Namen »Spar die Müh’« bekannte alte
Stollen angesetzt. Von hier ab folgt eine sehr flach, fast söhlig ge-
lagerte Partie von vorwiegend blau- und grünlichgrauen, bräunlich
und rostfarben verwitternden Oypridinenschiefern mit zahlreich
eingelagerten gelb verwitternden Knoten und auch Bänken von
Kalk. Eine 30 °® mächtige Bank hellblauen Kalkes enthält
70 Schritte von dem Wässerchen zahlreich Posidonia venusta
MüÜnsT. und Entomis serrato-striata SANDB. 4 Schritte weiter zieht
sich eine Schlucht den steilen Hang herab, hinter der z. Th. fein-
sandige und glimmerreiche blaugraue, auch grünlichgraue und
grüne — untergeordnet auch rothe — flach SO. fallende Schiefer
anstehen, die nur vereinzelt Bänke von Kalkknotenschiefern ent-
halten. 34 Schritte nördlich der Schlucht ist eine kleine Verwer-
fung aufgeschlossen, hinter der dunkle sandige, etwas rauhe Oy-
pridinenschiefer mit Kalkknoten-Lagen und blauen Knotenkalk-
Bänken anstehen. Im verwitterten Zustande erscheinen die Schiefer
auf dem Querbruche hell gestreift. Diese Schichten schliessen
nach unten mit einer etwa 1,25 ” mächtigen derben groben Kalk-
knotenschiefer- und Knotenkalk-Masse ab, die die liegendste Bank
der Cypridinenschiefer bildet. Das auflällige Fehlen der mäch-
tigen rothen und grünen Cypridinenschiefer in dem Profile am Fuss-
wege erklärt sich durch eine in der oben erwähnten Schlucht ver-
laufende Verwerfung, die sie auf deren Südseite in die Tiefe ver-
Neue Folge. Heft 30. 24
370 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
senkt hat; nördlich der Schlucht dagegen stehen sie über dem
Fusswege in mächtigen Klippen mit sehr flachem SO.-Fallen an.
Unter der liegenden Knotenkalkbank der Cypridinenschiefer
tauchen 68 Schritte N. der Schlucht die hangendsten, kalkreichen,
z. Th. deutlich gebänderten Schichten der Büdesheimer Schiefer
auf, die an der oberen Grenze Buchiola palmata Gr. u. A. m.
enthalten. Zwischen ihnen und der liegenden Knotenkalkbank der
Cypridinenschiefer liegt eine sehr dünne, verquetschte Schieferlage,
in der ich einzelne kleine, ganz den Eindruck von Geröllen machende
Knauern einesschwarzen Kalkes fand, der nach seiner petrographischen
Beschaffenheit nur Kellwasserkalk sein kann. Von Adorfer Kalk ist
sonst keine Spur zwischen Oypridinenschiefern und Büdesheimer
Schiefern zu beobachten. In den hangenden Schichten der letzteren
liegt, zuerst unterhalb des Weges, eine blaue, 30 °” mächtige Kalk-
bank, die 26 Schritte von dem ersten Auftauchen der Büdesheimer
Schiefer am Wege in Folge einer S. fallenden kleinen Verwerfung
jetzt im Wegprofile, flach SO. fallend, ansteht. Wenig unter ihr
folgt eine ähnliche, dünnere Bank und ausserdem Lagen von Kalk-
knollen. 14 Schritte weiter nach N., hinter zwei ganz kleinen
Verwerfungen, bildet die hier 1,5 ” über dem Wege liegende er-
wähnte Kalkbank mit den über und unter ihr liegenden dunklen,
Cypridinen enthaltenden, besonders durch mergelige Lagen ge-
bänderten Schiefern einen kleinen normalen Sattel. Nach weiteren
16 Schritten erreicht man einen zu einer Bank aufwärts führenden
Zickzackpfad, an dem dieselbe Kalkbank mit den begleitenden
Schiefern flach SO. fallend noch dicht über dem Wege ansteht.
Von hier ab treten die liegenderen Schichten stets mit gleichem
Fallen zu Tage, die immer mehr die typische Beschaffenheit der
Büdesheimer Schiefer annehmen und 20 Schritte von dem Zick-
zackpfade im Liegenden grün und schwarz gebänderter Schiefer
zwei durch mergelige Lagen getrennte dünnere Bänke, 2 Schritte
weiter eine dickere, 30 °® mächtige Bank blauen Kalkes ein-
schliessen. Kalkige Lagen der Schiefer im Liegenden dieser Kalk-
bänke wimmeln von Pteropoden. 14 Schritte nördlich der liegen-
deren Kalkbank endet das zusammenhängende Profil; die von hier
nach N. bis zur Dölbe in lückenhaftem Aufschlusse folgenden
Bielstein — Dölbethal — Riesbach. 371
Schichten gehören sämmtlich noch zu den Büdesheimer Schiefern )).
38 Schritte vom Ende des grossen Profils steht eine 15 °“ mäch-
tige blaue, massenhaft Pteropoden enthaltende Kalkbank in Schie-
fern an, die ausserdem flache Kalklinsen einschliessen; nach wei-
teren 34 Schritten beobachtet man eine Falte im Schiefer und eine
? kleine streichende Störung, weiter folgt bis zu einer 54 Schritte
nördlicher angebrachten Sperrvorrichtung des Weges in den Schie-
fern ein normaler Sattel mit flach fallendem SO.-Flügel und stei-
lerem NW.-Flügel. Die Transversalschieferung fällt steil SO.
Auf weitere 40 Schritte sind steil fallende Schiefer aufgeschlossen.
Von hier ab werden die Aufschlüsse in der jetzt niedrigen Wege-
böschung sehr mangelhaft; im Schutte beobachtet man unter den
typischen Gesteinen der Büdesheimer Schiefer auch die den Culm-
kieselschiefern ähnlichen. 14 Schritte vor dem Dölbethale stehen noch
einmal in den S. fallenden Schiefern Kalklagen voller Pteropoden
an. Schlecht erhaltene, verkiest gewesene Restefinden sich in den
Büdesheimer Schiefern mehrfach.
Clymenienkalk ist in diesem Profile demnach ebenso wenig
vorhanden wie Adorfer Kalk; die in den Oypridinenschiefern auf-
tretenden Kalke gleichen ihm noch nicht einmal petrographisch
(der an der Basis der Cypridinenschiefer liegende, 1,25 ” mächtige
Knotenkalk erinnert noch am ersten etwas an die hangende Zone
des Clymenienkalkes), und Anzeichen für das Auftreten der Fauna
des Clymenienkalkes in ihnen habe ich bei wiederholtem Besuche
nicht zu entdecken vermocht. Die hangenden Schichten der
Büdesheimer Schiefer des Profils dürften der Uebergangszone
zum Adorfer Kalke entsprechen, und die Schichtfuge zwischen ihnen
und der eben erwähnten derben Knotenkalkbank dürfte nach
Analogie des unten zu besprechenden Vorkommens am Innerste-Ufer
die Abrasionsfläche darstellen. Die vereinzelt in ihr auftretenden,
z. Th. in die Oberfläche der liegenden Schicht secundär einge-
quetschten kleinen Knauern von Kellwasserkalk würden diese Aut-
fassung wesentlich unterstützen.
1) F. Krockmanw’s Angabe (Jahrb. d. Geol. L.-A. f. 1898, S. XLVII), dass
die letzten 200 ® des Fussweges von Cypridinenschiefern begleitet werden, be-
ruht wohl nur auf einem Schreibfehler. -
24*
372 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Nördlich vom Dölbethale, im Anstiege zu dem mit Aeckern
bedeckten, eine Hochterrasse bildenden Westfusse des Sparenberges,
stehen derbe Bänke weisslich verwitternden graublauen Kalkes an,
die in der Verwitterungsrinde sehr zahlreiche Pteropoden erkennen
lassen, und in denen von Herrn Lehrer OLZHAUSEN in Clausthal
ein deutliches Exemplar von Siringocephalus Burtini gefunden
wurde, wodurch ihre Deutung als Stringocephalenkalk sicher ge-
stellt ist. Nach oben schieben sich zwischen die Kalkbänke
Schieferpackete vom petrographischen Habitus der Büdesheimer
Schiefer ein, und weiter oberhalb sind am Wege längs des Wald-
randes die letzteren deutlich mehrfach zu beobachten. Die zur
Linken, westlich am Abfalle der Terrasse zur Innerste anstehenden,
früher als Dachschiefer gewonnenen Schiefer sind Wissenbacher
Schiefer, die in dem grossen Schieferbruche etwa h. 4 streichen,
einen flachen normalen Sattel bilden (Transversalschieferung fällt
60° SO.) und im O. von den Büdesheimer Schiefern und dem
Stringocephalenkalke durch eine steil streichende Verwerfung ge-
trennt werden. Auch nach N. scheint eine Verwerfung die Wissen-
bacher Schiefer abzuschneiden; man sucht zwischen ihnen und den
nur durch eine kleine, zur Innerste herablaufende Schlucht von
ihnen getrennten, am Uferhange der Innerste 'vortrefflich aufge-
schlossenen Büdesheimer Schiefern vergebens nach Anzeichen für
das Auftreten des Stringocephalenkalkes.
Im wahren Hangenden der SO. fallenden, in überkippter Lage-
rung befindlichen oberen Schichten der Büdesheimer Schiefer liegt
weiter nördlich am Innerste-Ufer (324—330 Schritte S. des Ries-
baches) das schon oben S. 158 und 183 kurz erwähnte Vorkommen
Adorfer Kalkes im unmittelbaren Liegenden der Cypridinenschiefer.
Die liegendsten, örtlich hangendsten, plattigen Bänke des Adorfer
Kalkes sind etwa 2” mächtig; dann folgen etwa 1 ” mächtige,
kalkige, bräunlichgelb verwitternde Schiefer mit zahllosen Ptcro-
poden und einzelnen grossen Cypridinen, auf diese die untere, ört-
lich hangende Lage des Kellwasserkalkes, weiter 1/;” Schiefer,
dann die obere Lage des Kellwasserkalkes, etwa 25 ® plattiger
Adorfer Kalk und unmittelbar darüber (im Aufschlusse darunter)
eine sehr auffällige, 0,5 * mächtige Bank groben Knotenkalkes, die
Bielstein — Dölbethal — Riesbach. 373
bis auf die geringere Mächtigkeit durchaus mit der liegendsten
Knotenkalkbank der COypridinenschieferr am Füsse des Bielsteins
übereinstimmt. Die im wahren Hangenden des Knotenkalkes fol-
genden tiefsten Schichten der Cypridinenschiefer sind ebenso wie
am Bielstein frisch dunkelfarbig, rauh, enthalten zahlreiche Glim-
merfünkchen und führen häufig Entomis serrato-striata SAnDB. Als
Einlagerungen treten in ihnen Bänke und Platten eines frisch
blauen, gelb oder fleischfarbig verwitternden Kalkes auf.
An der Identität dieser Schichten mit den liegendsten Schich-
ten der Cypridinenschiefer am Fusse des Bielsteins ist danach
kaum ein Zweifel möglich. Die Cypridinenschiefer lagern so-
mit im ersteren Aufschlusse unmittelbar auf den tieferen Bänken
des Adorfer Kalkes — von dessen unter normalen Verhältnissen
mehrere Meter mächtigen hangenden Plattenkalken über dem Kell-
wasserkalke hier nur etwa 25°% erhalten geblieben sind — im Biel-
steinprofle direct auf den oberen Schichten der Büdesheimer
Schiefer, und zwar in beiden Fällen mit derselben charakteristischen
petrographischen Ausbildung einsetzend; ein Umstand, der meines
Erachtens bei Annahme einer Vertretung der fehlenden Schichten
durch die Oypridinenschiefer sehr schwer zu erklären sein dürfte,
Auf die tieferen, dunkelfarbigen Schichten der Oypridinenschiefer
folgen na@h N. zum Riesbache hin die hangenderen, roth und grün
gefärbten Schiefer. — Leider sind die Aufschlussverhältnisse an
dieser interessanten Stelle im Laufe der letzten Jahre durch Ab-
-rutsch wesentlich ungünstiger geworden. Die im Innerstebette
gleich südlich davon anstehenden Schichten sind durch Verwer-
fungen getrennt und ausserdem, wie deutlich sichtbar ist, in sich
gestört.
Betreffs des oben S. 172, Anm. erwähnten Vorkommens von
Clymenien am Bielstein, deren Wiederauffindung mir noch nicht
gelungen ist, möchte ich annehmen, dass im Fortstreichen örtlich im
Liegenden der Cypridinenschiefer auch noch Olymenienkalk auf-
tritt, oder dass es sich um Gerölle von Clymenienkalk an der
Basis der Cypridinenschiefer handelt. Zu der Annahme, dass
Clymenien führende Kalkbänke am Bielstein in die Cypridinen-
schiefer eingelagert seien, liegt einstweilen keinerlei Grund yor.
374 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
Gosethal — Herzberg — Rammelsberz.
Von Goslar ab durchschneidet die dem Gosethale folgende
Chaussee nach Zellerfeld zunächst auf eine grosse Strecke das
Gebiet der Wissenbacher Schiefer, die auf der Westseite des
Thales (Rabenkopf, Thälchen zwischen diesem und dem Weinberge
u. a. OÖ.) durch eine Anzahl älterer und neuerer Schieferbrüche
aufgeschlossen sind, in denen man besonders das Verhältniss der
Schichtung zur Druckschieferung öfters gut beobachten kann. Da-
gegen sind Versteinerungen in den Wissenbacher Schiefern, ab-
gesehen von Pteropoden, hier selten; verkieste Goniatiten und
Orthoceraten finden sich z. Z. am häufigsten in zwei am oberen
Ende des den Glockenberg im N. begrenzenden Thales, westlich
unterhalb der alten Chaussee gelegenen Brüchen. Oberhalb der
früheren FAHRENHOLD’schen Oelmühle, des jetzigen Restaurants
zum Gosewasserfall, bei der vom verstorbenen Oberbergamtsmark-
scheider, Bergrath BORCHERS in Clausthal im Gosebette ein zum
Weisse Hirscher Gangzuge gehöriger Gang erzführend erschürft
wurde, überschreitet die Chaussee die Gose und bleibt nun bis
dicht unterhalb des Schnackenthales auf deren rechtem Ufer.
Etwa 400 Schritte oberhalb der Brücke läuft auf der westlichen
Thalseite den Abhang der Hohen Kehle eine die Distriete 130 und
132 trennende, WSW.—ONO. gerichtete Schneise herab, unter
und über der im Bachbette der Gose die sehr steil stehenden
Ualceola-Schiefer versteinerungsführend aufgeschlossen sind. Dicht
an der Schneise beschreibt die Gose eine scharfe Biegung aus W.
nach N.; 32 Schritte N. derselben steht im Bache schon die tiefste,
etwa 0,3" mächtige quarzitische Einlagerung der Wissenbacher
Schiefer an. Die nach S. im Liegenden der Calceola-Schiefer folgen-
den obersten Unterdevon-Schichten stehen steil SO. fallend im
Rinnsal eines meist wasserleeren Thälchens an, welches eine kurze
Strecke oberhalb der Schneise von der Hohen Kehle in NO.-Rich-
tung herabläuft.
Verfolgt man die Chaussee weiter nach $., so durchquert man
die jetzt nicht mehr gut aufgeschlossenen Rammelsberger Schich-
ten, in denen mehrfach die bezeichnenden Kalksandstein-Einlage-
Gosethal — Herzberg — Rammelsberg. 375
rungen auftreten, die oben in dem grossen Steinbruche an der Mün-
dung des Schnackenthales gut zu beobachten sind (vgl. S. 54) und
auch in einem kleinen, verwachsenen Bruche gleich oberhalb der
Brücke auf der anderen Seite des Gosethales anstehen.
Vom Schnackenthale ab gehe man zurück bis zu der zwischen
Kilometerstein 3,8 und 3,6 liegenden Abzweigung des Kükenkorbs-
weges, auf dem ansteigend man die oben S. 42 und S. 52 be-
schriebenen Aufschlüsse in den Rammelsberger Schichten und den
Schichten mit Spirifer speciosus beobachtet. Die nördlich der
durch eine Quelle gekennzeichneten Wegebiegung auf das Unter-
devon folgenden Calceola-Schiefer befinden sich nicht im Zusammen-
hange mit ersterem, sondern sind durch eine Querverwerfung ge-
trennt, die am höher gelegenen Schleifwege zu beobachten ist
(vgl. oben S. 53), während am Kükenkorbswege N. der erwähnten
Biegung 26 Schritte weit kein Aufschluss vorhanden ist. Erst
hinter dieser aufschlusslosen Strecke stehen die Oalceola- Schiefer
an, in denen 58—62 Schritte von der Biegung die charakteristische,
hier allgemein verbreitete Sandsteinbank zu beobachten ist. Die
Calceola-Schiefer sind noch gegen 40 Schritte weit N. der Kreu-
zung des Kükenkorbsweges mit dem Schleifwege an ersterem zu
beobachten, dann werden sie durch eine abermalige, durch Gang-
quarze gekennzeichnete Verwerfung gegen Wissenbacher Schiefer
abgeschnitten. Ihre in’s Liegende verworfene Fortsetzung steht
nördlich der Verwerfung etwa 70 ® höher am Berge am Herz-
berger Wege gleich N. der die Districte 99 und 100 trennenden
SO.—NW. gerichteten Schneise an.
Verfolgt man den Kükenkorbsweg weiter am Nordhange des
Herzberges, so bleibt man bis zu der auffälligen, diesen theilenden
schluchtartigen Einsenkung in den Wissenbacher Schiefern. Ehe
man die Waldecke am Nordhange des Berges erreicht, verrathen
Quellen, sumpfige Stellen und einzelne alte Baue die hier über-
setzenden Gänge des Weisse Hirscher Gangzuges. Hinter (O.)
der Waldecke folge man nicht dem abwärts führenden Herzberger
Wege, sondern dem weiter ansteigenden Kükenkorbswege. O. der
erwähnten Einsenkung stehen in der Wegeböschung wieder die
Calceola-Schiefer mit der oben S. 81 kurz beschriebenen, etwa
376 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
160 Schritte von jener entfernt auftretenden Einlagerung eines
kieselschieferartigen Gesteins an. Die im wahren Liegenden
der SO. fallenden, überkippten Calceola-Schiefer sich anschliessen-
den Unterdevon-Schichten sind schlecht aufgeschlossen. Man ver-
folge den Kükenkorbsweg nach SO. etwa bis zur Höhe des Herz-
berger Teichdammes und gehe nun einen nach S. ansteigenden, den
Fahrweg kreuzenden alten Weg nach N. abwärts, in dem man etwa
in der Mitte zwischen Kükenkorbsweg und Herzberger Weg einen
sehr derben, als kleine Klippe aufragenden grauen glimmerreichen
Sandstein der Wissenbacher Schiefer beobachtet. Dem Herzberger
Wege folge man dann nach S. um den Herzberger Teich herum.
Am oberen Ende desselben liest N. des Kinderthales der Stein-
bruch in den Schichten mit Spirifer speciosus, dessen oben S. 43
Erwähnung gethan wurde, und dessen ziemlich flach SO. fallende
überkippte Schichten in einzelnen dünnen Lagen die bezeichnenden
Versteinerungen führen. Den Anschluss des Unterdevons an die
Calceola-Schiefer kann man, am Ostufer des Herzberger Teiches
auf dem Fahrwege abwärts schreitend, nicht beobachten, da die
letzteren hier in Folge einer streichenden Störung unterdrückt sind
und das Unterdevon unmittelbar an Wissenbacher Schiefer an-
stösst. Erst ein Stück den Hang hinauf treten sie als kleine Fels-
höcker aus der Böschung heraus und sind durch einen vom Süd-
ende der Halde des Kanekuhler Schachtes (s. u.) am Westhange
des Rammelsberges entlang ziehenden Fussweg in der oben S. 82
geschilderten Beschaffenheit leidlich aufgeschlossen etwa von 140
bis zu 220 Schritten, vom Ende der Schachthalde ab gerechnet.
Bei 126 Schritten von der Schachthalde ist die tiefste zu beob-
achtende quarzitische Einlagerung der Wissenbacher Schiefer auf-
geschlossen, der nach N. mehrere weitere folgen. Diese tiefste
quarzitische Bank liegt übrigens nicht im unmittelbaren Hangen-
den der Calceola-Schiefer, in ihrem wahren Liegenden folgen vielmehr
noch mehrere Schritte weit Wissenbacher Schiefer mit Styliolinen.
An dem vom Ostufer des Herzberger Teiches zum Kanekuhler
Schachte aufwärts führenden Fusswege beobachtet man mehrfach
Einlagerungen plattigen blaugrauen, versteinerungsarmen Kalkes in
den Wissenbacher Schiefern und ausserdem die bis in die Gegend
Gosethal — Herzberg — Rammelsberg. 377
von Rennenbergs Bleiche verfolgbare Quarz-Durchtrümerung der
Schichten im Streichen. Vom Kanekuhler Schachte gehe man
nach NO. zum Maltermeisterthurme und steige diesem gegenüber
den im Zickzack zum grossen Oommunion-Steinbruche und weiter
bergaufwärts führenden Pfad hinan, an dem man zuunterst wie-
derum die Wissenbacher Schiefer mit mehreren quarzitischen Ein-
lagerungen beobachtet, ehe man beim weiteren Ansteigen in die
Calceola-Schiefer gelangt. Die Aufschlüsse im Unterdevon sind
oben S. 44 und 55 f. beschrieben.
Von dem dort erwähnten, die hangenden Bänke der Rammels-
berger Schichten mit der»Paradoxus-Bank« aufschliessenden, NO. des
Communion-Bruches gelegenen alten Bruche, und zwar von dem
dicht unter ihm befindlichen Aufschlusse der Schichten mit Spörifer
speciosus!) geht ein Fahrweg nach NO. abwärts, der die in’s Liegende
verworfene Fortsetzung der Calceola-Schiefer vom Zickzackpfade sehr
spitz zum Streichen anschneidet und vielfach aufschliesst. Unter ihnen
folgen an diesem Wege und am alten, oberen Windewege, in den
er einmündet, wieder die Wissenbacher Schiefer mit ihren quar-
zitischen Einlagerungen; die Calceola-Schiefer stehen am Winde-
wege erst eine kurze Strecke östlich oberhalb der Einmündung
des genannten Weges, h. 10—12 streichend, ©. fallend, in jetzt
fast vollständig überrolltem Aufschlusse an. Verfolgt man den
Windeweg nach SW. abwärts, so bemerkt man noch mehrfach
quarzitische Einlagerungen in den Wissenbacher Schiefern, und
- dicht oberhalb seiner Einmündung in die zum Maltermeisterthurme
und dem Kanekuhler Schachte führende Chaussee beobachtet man
das etwa 20 Schritte breite unverkennbare Ausgehende des Rammels-
berger Erzlagers. Eine streichende bezw. örtlich spiesseckige Stö-
rung schneidet die Calceola-Schiefer gleich unterhalb des Winde-
weges im Fortstreichen ab und: verschiebt das verworfene Stück
gegen NO. Seine Schichten, die sich bei dunkelfarbiger, rauher
Beschaffenheit durch die Armuth an Kalken auszeichnen, sind an
dem zum NOTHDURFT'schen Steinbruche führenden Fahrwege
!) deren Versteinerungen zusammen mit denen der im Bruche anstehenden
Bänke der Rammelsberger Schichten man am besten in der unterhalb, im
Fichtenbestande liegenden Aussturzhalde sammelt,
378 Die wichtigeren Aufschlüsse des Gebietes.
zwischen der die Distriete 59 und 60 trennenden SSO.—NNW.
verlaufenden Schneise und dem östlich von ihr aufwärts führenden
Fusspfade anstehend zu beobachten. Wenig östlich von ihnen, bei
Kilometerstein 0,7, stehen in einem Aufschlusse schiefrige und
dünnplattige Sandsteine des obersten Unterdevons an. Diese trifft
man auch an dem über dem Steinbruchswege belegenen neuen,
ebenfalls Windeweg genannten Forstwege gleich östlich der genann-
ten Schneise, während die nach W. folgenden jüngeren Schichten
an diesem jetzt nicht mehr aufgeschlossen sind.
Das nordöstlichste, letzte Vorkommen von Calceola-Schiefern,
wegen seines Reichthums an leidlich erhaltenen Petrefaeten, be-
sonders in den verwitterten Kalkeinlagerungen, seit Langem bekannt,
ist die wiederum verworfene Fortsetzung des oben besprochenen
Stückes und ist durch den Forst-Grenzweg auf der Westseite des
Dörpkethales, gegenüber Rennenbergs Bleiche, zwischen den Grenz-
steinen da und 5b aufgeschlossen. Da genau in seinem nordöst-
lichen Fortstreichen unter der Schotterdecke eine kleine Partie
Wissenbacher Schiefer an dem thalwärts führenden Wege zum
Vorschein kommt, so ist auch dieses letzte Vorkommen der Cal-
ceola-Schiefer zweifellos nochmals durch eine Verwerfung im
Streichen abgeschnitten.
Die im wirklichen Hangenden (scheinbaren Liegenden) der
Calceola - Schiefer auftretenden, meist blaugrauen, zuweilen
buntfarbig verwitternden, zum Theil glimmerreichen und fein-
sandigen Schiefer mit Einlagerungen quarzitischen Grauwacken-
sandsteins in dünnen Platten bis zu derben Bänken, die die
von HALFAR bei Bockswiese als Grumbacher Teich-Schichten be-
zeichnete untere Abtheilung der Wissenbacher Schiefer bilden,
sind sowohl am Grenzwege westlich von Stein ö5ce ab wie auch in
den Wasserrissen und alten Hohlwegen des »Schorf« unterhalb
des Maltermeisterthurmes vielfach gut aufgeschlossen. Sie ent-
halten am Rammelsberge und Herzberge neben den Pteropoden
mehrfach noch Bryozoen, was Veranlassung zu ihrer irrigen Ver-
einigung mit den Calceola-Schiefern gegeben hat. Die im wahren
Liegenden der Calceola-Schiefer folgenden obersten Schichten des
Unterdevons sind im Nordosttheile des Rammelsberges nirgends
Gosethal — Herzberg — Rammelsberg. 379
im Zusammenhange aufgeschlossen. Ein summarisches, heute
nicht mehr sichtbares Profil derselben vom alten (oberen) Winde-
wege ist oben S. 45 mitgetheilt worden.
Eine kurze zusammenfassende Uebersicht über den nordwest-
lichen Theil des Devongebietes, auf den Messtischblättern Seesen
und Hahausen, nebst einer Schilderung seiner wichtigsten Auf-
schlüsse, behalte ich mir für später vor, nachdem die Gründe,
welche mich von der speciellen Berücksichtigung in der vorliegen-
den Arbeit absehen liessen, inzwischen in Wegfall gekommen sind.
)
lichen
Litteratur').
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Auf andere Gebiete bezügliche Arbeiten, in denen das Devon des nörd-
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Stellen im Texte angezogen. Populäre Darstellungen sind nicht berücksichtigt.
1856.
1876.
1877.
-
1885.
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Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XXVII, S. 465.
—, Ueber den allgemeinen petrographischen und palaeontologischen
Charakter der metamorphosirten Devon- und Culmschichten des
Okerthales.. Ebenda, S. 483.
— , Notiz über ein neues Vorkommen jüngerer Devonpetrefacten in an-
scheinend zweifellosem Spiriferensandstein am Oberen Grumbacher
Teiche nördlich von Zellerfeld. Ebenda, Bd. XX VII, S. 448.
K. von Sersacn, Ueber Cardiola retrostriata«a aus dem Wissenbacher
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auf Blatt Zellerfeld.e Ebenda, S. XXXVIII.
—, Ueber Homalonotenreste vom Mittleren Grumbacher Teiche nördlich
Zellerfeld. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XXXIX, S. 842.
M. Kocu, Mittheilung über Aufnahmen in dem nordöstlichen Theile des
Blattes Zellerfeld. Ebenda, S. XLIH.
A. Harrar, Mittheilungen über Aufnahmen im Gebiete der Blätter Goslar
und Zellerfeld.e Ebenda, S. LIV.
— , Ueber mehrere interessante Petrefacten aus dem Devon des Messtisch-
blattes Zellerfeld. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XLI, S. 807.
—, Die erste Asteride aus den palaeozoischen Schichten des Harzes.
Jahrb. d. Geol. L.-A., S. 186.
F. Krockmans, Uebersicht über die Geologie des nordwestlichen Ober-
harzes. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XLV, S. 253.
A. Haurar, Ueber das Alter des Kramenzelkalkes von Rohmkerhalle im
Okerthale.. Ebenda, S. 498.
L. Beusuausen, Ueber Alter und Gliederung des sogenannten Kramenzel-
kalkes im Oberharze. Jahrb. d. Geol. L.-A., S. 83.
L. Bzusuausen u. A. Dexckmann, Ergebnisse eines Ausflugs in den Ober-
harz zu Pfingsten 1894. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XLVI,
S. 480.
L. Brusnausen, Vorläufige Mittheilung über Aufnahmen auf dem Blatte
Zellerfeld. Jahrb. d. Geol. L.-A., S.XXV.
F. Krockmann, Die Geologie des Oberharzes. In: Das Berg- und Hütten-
wesen des Oberharzes, S. 9.
F. Rıyse, Ueber Diabasgesteine in mitteldevonischen Schiefern aus der
Umgebung von Goslar am Harz. N. Jahrb. f. Min., Beil. Bd. X,
S. 363.
L. Beusuausen, Ueber einige Ergebnisse seiner vorjährigen Aufnahmen
im Oberharze. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. XLVIII, S. 223.
F. Krockmans, Bericht über die Ergebnisse seiner letztjährigen Aufnahme-
thätigkeit im Oberharz. Jahrb. d. Geol. L.-A., S. XLVI.
E. Maıer, Beiträge zur Geologie des Bockswieser Ganggebietes. Berichte
der naturf. Gesellsch. zu Freiburg i. Br., Bd. XI, Heft 2.
Nachträge und Berichtigungen. — Bemerkungen zur Karte. 383
Nachträge und Berichtigungen.
S9 So ZeilewAny2703,721006 920.5 3, 18,.9:7.0:;038, 18.900.859, und vu:
41, 8 v. u.; 50, 9 v. u. lies: Hahnenkleeer.
. 39, Zeile 4 v. o. lies: St. rhomboidalis Wıuck.
. 57, Zeile 9 v. o. lies: blossgelegt.
. 63, Zeile 16 v. o. und 76, Zeile 2 v. u.: Ich glaube, dass man die in den
höheren Schichten am Rammelsberge u. a. OÖ. vorkommenden Stücke mit
verdickten Zahnstützen, die Scurın zu der var. lateincisa gezogen hat, von
der charakteristischen Form der Schalker Schichten trennen muss; die
ersteren weichen auch unter einander z. Th. nicht unbeträchtlich ab und
können meines Erachtens nicht unter einer Varietät zusammengefasst werden.
Eine befriedigende Abgrenzung der jetzt gemeinhin als Sp. subcuspidatus
bezeichneten Formen des Kahlebergsandsteins wird voraussichtlich an der
Hand des reichen Materials der Dexcxmanw’schen Sammlung möglich sein.
S. 76 wäre in der Tabelle unter Allerisma sp. noch einzuschalten Zeptodomus cf.
acutirostris Sanpe. aus den Schalker Schichten (wurde zu Pfingsten d. J.
auf einer Excursion des Herrn Geheimraths vos Korxen im grossen Schalker
Wasserrisse aufgefunden).
S. 77 fehlt ebenda unter Retepora sp. Aspidosoma petaloides Sım. var. goslariensis
(Rammelsberger Schichten).
S. 118, Zeile 10 v. u. fehlt bei Posidonia ? artecostata das Kreuz in der Spalte
»Ballersbacher bezw. Greifensteiner Kalk«.
. 156, Anm. Zeile 3 v. u. lies: Sophier.
. 261, Zeile 17 v. o. ist das ! hinter 1713 zu tilgen.
. 333 in der Textfigur rechts unten lies: Ernst August-Stollen-Umbruchsort.
AN
n nun
Bemerkungen
zu der beigegebenen Uebersichtskarte.
Bei Benutzung der Karte ist zu berücksichtigen, dass die Reuss’sche Karte
des nordwestlichen Harzes, welche als topographische Grundlage gedient hat
und für das Gebiet der Goslarer Stadtforst auf eigenen Vermessungen beruht,
von der Darstellung auf den Messtischblättern. in welche die geologischen
Aufnahmen eingetragen sind, z. Th. nicht unerheblich abweicht. In solchen
Fällen wurde das geologische Bild der veränderten Topographie nach Möglich-
keit angepasst, wobei kleine Ungenauigkeiten nicht immer zu vermeiden waren.
Nur dann, wenn die Darstellung der Rruss’sehen Karte direct als fehlerhaft zu
erkennen war, wie z. B. am Steinberge bei Goslar, ist von einer Anpassung
Abstand genommen und sind die geologischen Grenzen so eingetragen worden,
wie sie der Wirklichkeit entsprechen.
—
| ver
hl Ars Inka In
Ra Be weil
Ba al Dr
Geologische Uebersichtskarte
der Gedend zwischen Goslar u.Zellerfeld,
nach dem Kartenmaterial der Königl $eolosischen Dandesanstalt
zusammengestellt von
L.Beushausen.
nstitut
Maafsstab 1:40 000.
Unterdevon. Mitteldovon. Oberdevon.
toz
Adorftrkulk. Uymenienkalk. Gypridisenschiefer. Derbe Eraurvack
2 2 Z JacherSchlefer. Strüt alen- Büdesheim hleselschieltrund Thonschieftr Wech. gu. Thon-
andern. er segeln) Adinolen. (Bosidonienschietor). schief Hlattiger Conglomerate
EEE Zn tivgesteine. Deren er atıjom.
et a a Fa IE Er SE rel ae au Me rn
[ rg
Reuper. > 3 Neocom. (His), 3 Groman
h S
KörnigerDiabas. Dichter Diabas Granit. Buntsandstein. Ituschelka
(D.-Mandelstein,
D-Porphyp)
Formation Diluvium. Alluvium.
a ee
‚Schotter. Lehm und. Ebener‘ Thalboden.
ältere Fluissterrassen, NÜSSEN,
Schuttthegelu.s.r.
Veröffentlichungen der Königl. Preussischen geologischen
Landesanstalt.
Die mit + bezeichneten Karten und Schriften sind in Vertrieb bei Paul Parey hier,
alle übrigen bei der Simon Schropp schen Hof-Landkartenhandlung (J. H. Neumann)
hier erschienen.
I. Geologische Specialkarte von Preussen u. den Thüringischen Staaten.
(Preis
„ Lieferung 1.
für das einzelne Blatt nebst i Heft Erläuterungen .. . 2 Mark
» » Doppelblatt der mit obigem 7 bez. Lieferungen 3 »
u ) » » übrigen Lieferungen ...... 4»
Im Maafsstabe von 1: 25000.
Blatt Zorget), Benneckenstein?), Hasselfelde!), Ellrich!), Nord-
» DR »
» 3% »
» 4, »
» 3. »
» 6. »
» »
» 8 »
» 9, »
» 10. »
» 11. -»
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» 15% »
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DES. >
N. F. H. 30.
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7
T
7
hausen !), Stolberg !) :
Buttstedt, Eekartsberga, Rosla, Apolda, Magdala, Jena)
Worbis, Bleicherode, Hayn, Ndr.-Orschla, Gr.-Keula,
Immenrode
Sömmerda, Cölleda, Stotternheim, "Neumark, Erfurt,
Weimar Ye:
Gröbzig, Zörbig, Petersberg ;
Ittersdorf, *Bouss, *Saarbrücken, *Dudweiler, Danler-
bach, Emmersweiler, Hanweiler (darunter 3 * Doppel-
blätter)
Gr.-Hemmersdorf, *Saarlouis, *Heusweiler, *Friedrichs-
thal, *Neunkirchen (darunter 4 * Doppelblätter) .
Waldkappel, Eschwege, Sontra, Netra, Hönebach,
Gerstungen . .
Heringen, Kelbra ner Blatt mit 2 Profilen durch das
Kyffhäusergebirge sowie einem geogn. Kärtchen im
Anhange), Sangerhausen, Sondershausen, Franken-
hausen, Artern, Greussen, Kindelbrück, Schillingstedt
Wincheringen, Saarburg, Beuren, Freudenburg, Perl,
Merzig . ©
Linum, Cremmen, Near, Marwitz, Markau, IBerrbeck
Naumburg, Stössen, Camburg, Osterfeld, uch
Eisenberg i
Langenberg, Grossenstein, Gera), Ronneburg ®
Oranienburg, Hennigsdorf, Spandow .
Langenschwalbach, Platte, Königstein, Eltville, "Wies-
baden, Hochheim 5
Harzgerode, Pansfelde, Leimbach, Schwenda, Wippra,
Mansfeld ER
Roda, Gangloff, Neustadt, Triptis, Pörmitz, Zeulenroda
Gerbstedt, Cönnern, Eisleben, Wettin . ©
Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Quer-
furt, Schafstädt, Wiehe, Bibra, Freiburg B
Teltow, Tempelhof, *Gr.-Beeren, *Lichtenrade, Trebbin,
Zossen (darunter 2* mit Bohrkarte u. Bohrregister)
Rödelheim, Frankfurt a.M., Schwanheim, Sachsenhausen
Ketzin, Fahrland, Werder, Potsdam, Beelitz, Wildenbruch
Ermschwerd, Witzenhausen, Grossalmerode, Allendorf
(die beid. letzteren m. je 1 Profiltaf. u.1 geogn. Kärtch.)
Tennstedt, Gebesee, Gräfen-Tonna, Andisleben
Mühlhausen, Körner, Ebeleben i
Cöpenick, Rüdersdorf, Königs- -Wusterhausen, "Alt-Hart-
mannsdorf, Mittenwalde, Friedersdorf :
Gieboldehausen, Lauterberg, Duderstadt, Gerode
Osthausen, Kranichfeld, Blankenhain, Ei Rudol-
stadt, Orlamünde . .
1) Zweite Alena
)
Mark
=
12 —
Re
Lieferung 29. Blatt F Wandlitz, Biesenthal, Grünthal, Schönerlinde, Bernau,
Werneuchen, Berlin, Friedrichsfelde, Alt - Lands-
berg. (Sämmtlich mit Bohrkarte und Bohrregister).
» Eisfeld, Steinheid, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt
an der Heide, Sonneberg B
» Limburg, Eisenbach (nebst1Lagerstättenkarte), Feldberg,
Kettenbach {nebst 1 Lagerstättenkärtehen), Idstein
» r Calbe a.M., Bismark, Schinne, Gardelegen, Klinke,
Lüderitz. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) .
» Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Wahlen,
Lebache Mrs Re I NER RI RAR Er
» 7 Lindow, Gr.-Mutz, Kl.-Mutz, Wustrau, 'Beetz,
Nassenheide. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) .
» T Rhinow, Friesack, Brunne, Rathenow, Haage, Ribbeck,
3amme, Garlitz, Tremmen. (Mit Bohrkarte und
Bohrregister) . .
» Hersfeld, Friedewald, Vacha, Biterfeld, Geisa, Lengsfeld
» Altenbreitungen , Wasungen, Oberkatz (nebst 1 Profil-
tafel), Meiningen, Helmershausen (nebst 1 Profiltafel )
» f Hindenburg, Sandau, Strodehne, Stendal, Arneburg,
Schollene. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) .
» Gotha, Neudietendorf, Ohrdruf, Arnstadt.
» Saalfeld, Ziegenrück, Probstzella, Liebengrün ö
» Marienberg, Rennerod, Selters, Westerburg, Men-
gerskirchen, Montabaur, Girod, Hadamar (nebst
1 Lagerstättenkarte) . :
» f Tangermünde, Jerichow, Vieritz, Schernebeck,
Weissewarthe, Genthin, Schlagenthin. (Mit Bohr-
kantenundeBohrgeonsten)r ee
» f Rehhof, Mewe, Münsterwalde, Marienwerder. (Mit
Bohrkarte und Bohrregister) .
» Coblenz, Ems (mit 2 Lichtdrucktafeln), Schaumburg,
Dachsenhausen, Rettert .
» Melsungen, Lichtenau, Altmorschen, Seifertshausen ,
Ludwigseck, Rotenburg .
» Birkenfeld, Nohfelden, Freisen, Öttweiler, St. Wendel
» Tr Heilsberg, Gallingen, Wernegitten, Siegfriedswalde.
(Mit Bohrkarte und Bohrregister)
» 1 Parey, Parchen, Karow, Burg, Theessen, Ziesar.
(Mit Bohrkarte und Bohrregister)
» Gelnhausen, Langenselbold, Bieber (hierzu eine
Profiltafel), Lohrhaupten. . .
» Bitburg, Landscheid ‚Welschbillig, Schweich, Trier,Pfalzel
» Gmünd-Mettendorf, Oberweis, Wallendorf, Bollendorf .
» Landsberg, Halle a./S., Gröbers, Merseburg, Kötzschau,
Weissenfels, Ttzen‘ (In Vorbereitung)
» t Zehdenick, Gr. Schönebeck, Joachimsthal, Liebenwalde,
Ruhlsdorf, Eberswalde. (Mit Bohrkarte und Bohr-
register).
» tr Plaue, Brandenburg, Gross- Krentz; Gross "Wusterwitz,
Göttin, Lehnin, Glienecke, Golzow, Damelang.
(Mit Bohrkarte und Bohrregister) . r
» Stadt Im, Stadt Remda, Königsee, Schwarzburg,
Gross- Breitenbach, Gräfenthal.
» Themar, Rentwertshausen, Dingsleben, Hildburghausen
» Weida, Waltersdorf (Langenbernsdorf), Naitschau
(Elsterberg), Greiz (Reichenbach). s
» + Fürstenwerder, Dedelow, Boitzenburg, Hindenburg,
Templin, Gerswalde, Gollin, Ringenwalde (Mit
Bohrkarte und Bohrregister) - .,. . „ 2
» Gr. Voldekow, Bublitz, Gr. Carzenburg, Gramenz,
Wurchow, Kasimirshof, Bärwalde, Persanzig, Neu-
stettin. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) Br,
» Mendhausen-Römhild, Rodach, Rieth, Heldburg .
Mark
10 —
10 —
12 —
12 —
27 —
ET ee
Lieferung 61. NT Peisten, Bartenstein, Landskron, Gr.- Schwansfeld,
62.
63.
64.
69.
66.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
73.
74.
75.
76.
de
78.
19.
80.
1.
82.
83.
34.
8.
6.
87.
88.
89.
90.
91:
92.
93.
Bischofstein. (Mit Bohrkarte und Bohrregister)
Göttingen, Waake, Reinhausen, Gelliehausen .
Schönberg, Morscheid, Oberstein, Buhlenberg
Crawinkel, Plaue, Suhl, Ilmenau, Schleusingen,
Masserberg. (In Vorbereitung) ; a*
7 Pestlin, Gross-Rohdau, Gross-Krebs, Riesenburg. (Mit
Bohrkarte und Bohrregister) a A
T Nechlin, Brüssow, Löcknitz, Prenzlau, Wallmow,
Hohenholz, Bietikow, Gramzow, Pencun. (Mit Bohr-
karte und Bohrregister) . . Fe
f Kreckow, Stettin, Gross- Christinenberg, Colbitzow,
Podejuch, Alt-Damm. (Mit Bohrkarte u. Bohrregister.)
T Wilsnack, Glöwen, Demertin, Werben, Havelberg,
Lohm. (Mit Bokrkarte und Bohrregister) -
f Wittstock, Wuticke, Kyritz, Tramnitz, Neu- -Ruppin,
Wusterhausen, Wildberg, Fehrbellin. (Mit Bohrkarte
u. Bohrregister) . .
Wernigerode, Derenburg, Elbingerode, Blankenburg.
(In Vorbereitung) .
Gandersheim, Moringen, Westerhof, Nörten, Lindau
Coburg, Oeslau, SteinachwBossache sr
7 Prötzel, Möglin, Strausberg, Müncheberg, (Mit Bohr-
karte und Bohrregister) . EU
T Kösternitz, Alt-Zowen, Pollnow, Rlemain, Kurow,
Sydow. (Mit Bohrkarte und Bohrregister)
T Schippenbeil, Dönhoffstedt, Langheim, Lamgarben,
Rössel, Heiligelinde. (Mit Bohrkarte und Bohrregister)
T Woldegk, Fahrenholz, Polssen, Passow, Cunow, Greiffen-
berg, Angermünde, Schwedt. (Mit Bohrkarte u. Bohr-
register) e .
Windecken, Hüttengesäss, Bean, Er Krotzenburg
Reuland, Habscheid, Schönecken, Mürlenbach, Dasburg,
Neuenburg, Wazweiler, Malberg. (In Vorbereitung)
Wittlich, Bernkastel, Sohren, Neumagen, Morbach,
Hottenbach. (In Vorbereitung)
1 Gr. Ziethen, Stolpe, Zachow, ehem kam, Oderberg.
(Mit Bohrkarte und Bohrregister). . .
f Wölsiekendorf, Freienwalde, Zehden, Neu- Lewin, Neu-
Trebbin, Trebnitz. (Mit Bohrkarte u. Bohrregister.)
(In Vorbereitung) EN RIESE N
T Altenhagen, Karwitz, Schlawe, Damerow, Zirchow,
Wussow. (Mit Eohrkarte und Bohtreeister)"
f Lanzig mit Vitte, Saleske, Rügenwalde, Grupenhagen,
Peest. (Mit Bohrkarte und Bohrregister) . 5
f Gr. Schöndamerau, Theerwisch, Babienten, Ortelsburg,
Olschienen, Schwentainen. (Mit Bohrkarte und Bohr-
register.) (In Vorbereitung) i Ne
7 Niederzehren, Freistadt, Lessen, Schwenten.. (Mit
Bohrkarte und Bohrregister)
T Neuenburg, Garnsee, Feste Courbiere, "Roggenhausen.
(Mit Bohrkarte und Bohrregister.).. .
T Thomsdorf, Gandenitz, Hammelspring. (Mit Bohrkarte
und Bohrregister.) (In Vorbereitung) :
T Wargowo, Owinsk, Sady, Posen. (Mit Bohrkarte und
Bohrregister). .
T Greifenhagen, Woltin, Fiddichow, Bahn. “ Mit‘ Bohr-
karte und Bohrregister) . .
T Neumark, Schwochow, Uchtdorf, Wildenbruch, Beyers-
dorf. (Mit Bohrkarte u. Bohrregister) e
Gross-Freden, Einbeck, Dransfeld, Jühnde . .
Wilhelmshöhe, Cassel, Besse, Oberkaufungen (In Vor-
bereitung). .
7 Paulsdorf, Pribbernow, Gr. Stepenitz, Münchendorf, Pölitz,
Gollnow. (Mit Bohrkarte u, Bohrregister) . Fr
Mark
12 —
19 —
18
Be EN
Lieferung 94. Blatt 7 Königsberg i.d. Nm., Schönfliess, Schildberg, Mohrin,
Wartenberg, Rosenthal. (Mit Bohrkarte ünd Bohr-
register.) (In Vorbereitung)
» 95, » 7 Bärwalde, Fürstenfelde, Neudamm, Letschin, "Quartschem,
Tamsel. (Mit Bohrkarte nd Bohrregister.) (In
Vorbereitung)
9%. » 7 Gülzow, Schwessow, Plathe, Moratz, Tiekerke, Gr: "Sabow.
(Mit Bohrkane u. Bohrregister.) (In Vorbereitung)
» 97. » T Graudenz, Okonin, Linowo, Gr.-Plowenz. (Mit Bohr-
karte und Bohrregister.) (In Vorbereitung) :
» 98. >» 7 Gr.-Schiemanen, Lipowietz, Liebenberg, Willenberg-
Opalenietz, Gr. - Leschienen. (Mit Bohrkarte und
Bohrregister.) (In Vorbereitung) 5
» 99. >» 7 Obornik, Lukowo, Schocken, Murowana - Goslin, Dom-
browka, Gurtschin. (Mit Bohrkarte u. Bohrregister)
» 100. » Seesen, Zellerfeld, Osterode, Riefensbeck. (In Vorber.)
Mark
II. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und
den Thüringischen Staaten.
Bd. I, Heft1. Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische Mono-
graphie, nebst 1 Taf. Abbild. von Verstein., 1 geogn.
Karte und Profilen; von Dr. H. Eck .
» 2. Ueber den Unteren Keuper des östlichen Thüringens,
nebst Holzschn. und 1 Taf. Abbild. von Verstein.; von
Prof. Dr. E.E. Schmid . .
» 3. Geogn. Darstellung des Steinkohlengebirges und Roth-
liegenden in der Gegend nördlich von Halle a. S.,
nebst 1 gr. geogn. Karte, 1 geogn. Uebersichtsblättehen,
1 Taf. Profile und 16 Holzschn.; von Dr. H. Laspeyres
» 4. Geogn. Beschreibung der Insel Sylt, nebst 1 geogn. Karte,
2 Taf. Profile, 1 Titelbilde u.1 Holzschn.; von Dr. L.Meyn
Bd. II, Heft 1. Beiträge zur fossilen Flora. Steinkohlen-Calamarien, mit
besond. Berücksichtigung ihrer Fructificationen, nebst
1Atlas von 19Taf. u.2 Holzschn.; von Prof.Dr.Ch.E.Weiss
» 2. rt Rüdersdorf und Umgegend. Auf geogn. Grundlage agro-
nomisch bearbeitet, nebst 1 geogn. Bern nn
von Prof. Dr. A. Orth
» 8. TDie Umgegend von Berlin. Ällgem. Erläuter. Ze geogn.-
agronomischen Karte derselben. I. Der Nordwesten
als nebst 12 Abbildungen und 1 Kärtchen; von Prof.
G. Berendt. Zweite Auflage
DAR Die en der ältesten Devon-Ablagerungen des Harzes,
nebst 1 Atlas von 36 Taf.; von Dr. E. Kayser. . .
Bd. Ill, Heft1. Beiträge zur fossilen Flora. Il. Die Flora des Roth-
liegenden von Wünschendorf bei Lauban in Schlesien,
nebst 3 Taf. Abbild.; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss
» 2. 7 Mittheilungen aus dem Laboratorium f. Bodenkunde d.
Kgl. Preuss. geolog. Landesanstalt. Untersuchungen
des Bodens der Umgegend von Berlin; von Dr.
E. Laufer und Dr. F. Wahnschaffe. .
» 3. Die Bodenverhältnisse der Prov. Sehleswig-Holstein als
Erläut. zu der dazu gehörigen Geolog. Uebersiehtskarte
von Schleswig-Holstein; von Dr. ie Meyn. Mit An-
merkungen, einem Schriftenverzeichniss und Lebens-
abriss des Verf.; von Prof. Dr. G. Berendt .
» 4. Geogn.Darstellung des Niederschlesisch-Böhmischen Stein-
kohlenbeckens, nebst 1 Uebersichtskarte, 4 Taf. Profile
ete.; von Bergrath A. Schütze . .
Bd. IV, Heft1. Die regulären Ecehiniden der norddeutschen Kreide, I. Gly-
phostoma (Latistellata), nebst 7 Tafeln; von Prof. Dr.
Clemens Schlüter... .
» 2. Apntsranki der Homalonotus-Arten des Rheinischen
Mark
24 —
Bd. IV, Heft 3.
BdoV, Heft].
Bd. VI, Heft 1.
Bd. VH, Heft 1.
Bqa.VIll, Heft 1.
DR
N
Unterdevon, mit Atlas von S Taf.; von Dr. Carl Koch.
Nebst einem Bildniss von C. Koch und einem Lebens-
abriss desselben von Dr. H.v. Dechen :
Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora der Provinz
Sachsen, mit 2 Holzschn., 1 Uebersichtskarte und einem
Atlas mit 31 iehimeheen: von Dr. P. Friedrich
Abbildungen der Bivalven der Casseler Tertiärbildungen
von Dr. OÖ. Speyer. Nebst dem Bildniss des Verfassers,
und mit einem Vorwort von Prof. Dr. A. v. Koenen
Die geologischen Verhältnisse der Stadt Hildesheim,
nebst einer geogn. Karte; von Dr. Herm. Roemer
Beiträge zur fossilen Flora. III. Steinkohlen-Calamarien II,
nebst 1 Atlas von 28 Tafeln; von Prof. Dr. Ch. E. Weiss
. + Die Werder’schen Weinberge. Eine Studie zur Kenntniss
des märkischen Bodens. Mit 1 Titelbilde, I Zinkographie,
2 Holzschnitten und einer Bodenkarte; von Dr. E.l,aufer
Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens,
nebst 2 vorläufigen geogn. Uebersichtskarten von Ost-
thüringen; von Prof. Dr. K. Th. Liebe
Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensand-
steins und seiner Fauna, nebst 1 Atlas mit 6 lithogr.
Tafeln; von Dr. L. Beushausen .
Die Trias am Nordrande der Eifel en Sommen,
Zülpich und dem Roerthale. Mit 1 geognostischen Karte,
1 Profil-u. 1 Petrefacten-Tafel; vonMax Blarcken horn
Die Fauna des samländischen Tertiärs. Von Dr.
Fritz Noetling. I. Theil. Lieferung 1: Vertebrata.
Lieferung Il: Crustacea und Vermes. Lieferung VI:
Echinodermata. Nebst Tafelerklärungen und zwei Text-
tafeln. Hierzu ein Atlas mit 27 Tafeln ee
Die Fauna des samländischen Tertiärs.. Von Dr.
Fritz Noetling. II. Theil. Lieferung III: Gastropoda.
Lieferung IV: Pelecypoda. Lieferung V: Bryozoa.
Schluss: Geologischer Theil. Hierzu ein Atlas mit 12 Taf.
Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg,
mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Mit
einer Karte in Buntdruck und 3 Zinkographien im
Text; von Dr. Felix Wahnschaffe
Die bisherigen Aufschlüsse des märkisch - pommerschen
Tertiärs und ihre Uebereinstimmung mit den Tiefbohr-
ergebnissen dieser Gegend. Mit 2 Tafeln und 2 Profilen
im Text; von Prof. Dr. G. Berendt .
Untersuchnngen über den inneren Bau westfälischer
Carbon-Pilanzen. Von Dr. Johannes Felix. Hierzu
Tafel I-VI. — Beiträge zur fossilen Flora. IV. Die
Sigillarien der preussischen Steinkohlengebiete. I. Die
Gruppe der Favularien, übersichtlich zusammengestellt
von Prof. Dr. Ch. E.Weiss. Hierzu Taf. VII-XV (1—9).—
Aus der Anatomie lebender Pteridophyten und von Cy-
cas revoluta. Vergleichsmaterial für das phytopalaeonto-
logische Studium der Pflanzen-Arten älterer Formationen.
Von Dr. H. Potonie. Hierzu Taf. XVI—-XXI (1—6)
Beiträge zur Kenntniss der Gattung Lepidotus. Von
Prof. Dr. W. .Branco in zes ur Hierzu
ein Atlas mit Tafel I-VIl . . Et
T (Siehe unter IV. No. S.)
Ueber die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von
Dörnten nördlich Goslar, mit besonderer Berücksichti-
gung der Fauna des oberen Lias. Von Dr. August
Denekmann inMarburg. Hierzu ein Atlas mit Taf. I—X
. Geologie derUmgegend von Haiger bei Dillenburg (Nassan).
Nebst einem palaeontologischen Anhang. Von Dr. Fritz
Frech. Hierzu 1 geognost. Karte u. 2 Petrefacten-Tafeln
. Anthozoen des rheinischen Mittel-Devon. Mit 16 litho-
graphirten Tafeln; von Prof. Dr. Clemens Schlüter
Mark
20 —
10 —
Su
12 —
DE
Bd. IX, Heft 1. Die Echiniden des Nord- und Mitteldeutschen Oligoeäns.
Von Dr. Theodor Ebert in Berlin. Hierzu ein Atlas
mit 10 Tafeln und eine Texttafel ar:
» 2. R. Caspary: Einige fossile Hölzer Preussens. Nach
dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers be-
arbeitet von R. Triebel. Hierzu ein Atlas mit 15 Taf.
» 3. Die devonischen Avienliden Deutschlands. Ein Beitrag
zur Systematik und Stammesgeschichte der Zweischaler.
Von Dr. Fritz Frech. Hierzu 5 Tabellen, 23 Text-
bilder und ein Atlas mit 18 lithographirten Tafeln‘.
» 4. Die Tertiär- und Diluvial-Bildungen des Untermain-
thales, der Wetterau und des Siidabhanges des
Taunus. Mit zwei geologischen Uebersichtskärtehen
und 13 Abbildungen im Text: Von Dr. Friedrich
Kinkelin in Frankfurt a/M. .
Bd. X, Heft 1. Das Norddeutsche Unter-0ligocän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung I: Strombidae — Murieidae — Buceinidae.
Nebst Vorwort und 23 Tafeln ;
2. Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. vor Koenen in Göttingen.
Lieferung II: Conidae — Volutidae — Cypraeidae.
Nebst 16 Tafeln
» 8. Das Norddeutsche Unter- -Oligoeän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung III: Natieidae — Pyramidellidaae — Euli-
midae — Cerithidae — Turritellidae. Nebst 13 Tafeln
» 4. Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung IV: Rissoidae — Littorinidae — Turbinidae
— Haliotidae — Fissurellidae — Calyptraeidae —
Patellidae. II. Gastropoda Opisthobranchiata. III. Gas-
tropoda Polyplacophora. 2. Scaphopoda — 3. Pteropoda
4. Cephalopoda. Nebst 10 Tafeln. .
Das Norddeutsche Unter-Oligocän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung V: 5. Pelecypoda. — I. Asiphonida — A. Mo-
nomyaria. B. Heteromyaria. C. Homomyaria. — Il. Sipho-
nida. A. Integropalliala. Nebst 24 Tafeln -
» 6. Das Norddeutsche Unter-Oligoeän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung VI: 5. Pelecypoda. II. Siphonida. B. Sinu-
palliata. 6. Brachiopoda. Revision der Mollusken-Fauna
des Samländischen Tertiärs. Nebst 13 Tafeln ;
Das Norddeutsche Unter-Oligoeän und seine Mollusken-
Fauna. Von Prof. Dr. A. von Koenen in Göttingen.
Lieferung VII: Nachtrag, Schlussbemerkungen und
Register. Nebst 2 Tafeln
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Neue Folge.
(Fortsetzung dieser Abhandlungen in einzelnen Heften.)
left 1. Die Fauna des Hanptquarzits und der Zorger Schiefer des
Unterharzes. Mit 13 Steindruck- und 11 Lichtdrucktafeln; von
Prof. Dr. E.Kayser.
Heft 2. Die Sigillarien 1 preussischen Steinkohlen- und Rothliegenden-
Gebiete. Beiträge zur fossilen Flora, V. II. Die Gruppe der
Subsigillarien; von Dr. E. Weiss. Nach dem handschriftlichen
Nachlasse des Verfassers vollendet von Dr. J. T. Sterzel.
Hierzu ein Atlas mit 28 Tafeln und 13 Textfiguren 5
Die Foraminiferen der Aachener Kreide; von Ignaz Beissel.
Hierzu ein Atlas mit 16 Tafeln
Heft 4. Die Flora des Bernsteins und anderer tertiärer Harze Ost-
preussens. Nach dem Nachlasse des Prof. Dr. Caspary be-
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arbeitet von R. Klebs. Hierzu ein Atlas mit 30 Tafeln.
(In Vorbereitung.)
Heft 5. Die regulären Echiniden der norddeutschen Kreide. II. Ci-
daridae. Salenidae. Mit 14 Tafeln; von Prof. Dr. Clemens
Schlüter
Heft 6. Geognostische Beschreibung “der Gegend von Baden- Baden,
Rothenfels, Gernsbach und Herrenalb. Mit einer geognostischen
KantessaVonsHBickrar:
Heft 7. Die Braunkohlen-Lagerstätten am Meissner, am Hirschbers und
am Stellberg. Mit 3 Tafeln und 10 Textfiguren; von Berg-
assessor A. Uthemann 2
Heft S. Das Rothliegende in der Weiterau und sein Anschluss an das
Saar-Nahegebiet; von A. v. Reinach .
Heft 9. Ueber das Rothliegende des Thüringer Waldes; von Franz
Beyschlag urd Henry Potonie. I. Theil: Zur Geologie
des Thüringischen Rothliegenden; von F. Beyschlag. (In
Vorbereitung.)
II. Theil: Die Flora des Rothliegenden von Thainsen Mit
35 Tafeln; von H. Potonie . .
Heft 10. Das jüngere Steinkohlengebirge und das Rothliesende in der
Provinz Sachsen und den angrenzenden Gebieten; von Karl
_ von Fritsch und Franz Beyschlag un
Heft 11.7 Die geologische Specialkarte und die landwirthschaftliche
Bodeneinschätzung in ihrer Bedeutung und Verwerthung für Land-
und Staatswirthschaft. Mit 2 Taf.; von Dr. Theodor Woelfer
Heft 12. Der nordwestliche Spessart. Mit eiuer geologischen Karte und
3 Tafeln; von Prof. Dr. H. Bücking. .
Heft 13. Geologische Beschreibung der Umgegend von Salzbrunn. Mit einer
geologischen Specialkarte der Umgegend von Salzbrunn, sowie
2 Kartentafeln und 4 Profilen im Text; von Dr. phil. E. Dathe
Heft 14. Zusammenstellung der geologischen Schriften und Karten über
den ostelbischen Theil des Königreiches Preussen mit Aus-
schluss der Provinzen Schlesien und Mn 5
° von Dr. phil. Konrad Keilhack . . EUR
Heft15. Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. Mit 1 geolo-
gischen Uebersichtskarte, 16 Ansichten aus dem Rheinthale und
5 Abbildungen im Text; von Prof. Dr. E. Holzapfel B
Heft 16. Das Obere Mitteldevon (Schichten mit Stringocephalus Burtini
und Maeneceras terebratum) im Rheinischen Gebirge. Von
Prof. Dr. E. Holzapfel. Hierzu ein Atlas mit 19 Tafeln
Heft 17. Die Lamellibranchiaten des rheinischen Devon. Von Dr.L. Beus-
hausen. Hierzu 34 Abbildungen im Text und ein Atlas mit
33 Täfeln . :
Heft 18. Säugethier-Fauna des Mosbacher Sandes. I. Von H. Schröder.
(In Vorbereitung.)
Heft 19. Die stratigraphischen Ergebnisse der neueren Tiefbohrungen im
Obersehlesischen Steinkohlengebirge. Von Prof. Dr. Th. Ebert.
Hierzu ein Atlas mit 1 Uebersichtskarte und 7 Tafeln
Heft 20. Die Lagerungsverhältnisse des Tertiärs und Quartärs der Gegend
von Buckow. Mit 4 Tafeln. (Separatabdruck a. d. Jahrb. d. Königl,
Preuss. geol. Landesanst. f.1893.) Von Prof. Dr. F.Wahnschaffe
Heft 21. Die floristische Gliederung des deuischen Carbon und Perm.
Von H. Potonie. Mit as Abbildungen im Text . . 00
Heft 22. Das Schlesisch-sudetische Erdbeben vom 11. Juni 1895. Mit
1 Karte. Von Dr. E. Dathe, Landesgeologe . .
Heft23. Ueber die seiner Zeit vou Unger beschriebenen struktur-
bietenden Pflanzenreste des Untereulm von Saalfeld in
Thüringen. Mit 5 Tafeln. Von H. Grafen zu Solms-Laubach
Heft24. Die Mollusken des Norddeutschen Neocom. Von A. v. Koenen.
(In Vorbereitung.)
Heft 25. Die Molluskenfauna des Untersenon von Braunschweig und
Ilsede. 1. Lamellibranchiaten und Glossophoren. Von Dr. G.
Müller. Hierzu ein Atlas mit 13 Tafeln
. Heft 26. Verzeichnis von auf Deutschland bezüglichen geologisehen
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Schriften und Karten-Verzeichnissen. Von Dr. K. Keilhack,
Dr. E. Zimmermann u. Dr. R. Michael .
Heft 27. Beitrag zur genaueren Kenntniss des Muschelkalks von Jena.
VonR. Wagner {
Heft 28. Der tiefere Untergrund Berlins. Von Prof. Dr. G. Berendt
unter Mitwirkung von Dr. F. Kaunhoven. (Mit 7 Tafeln
Profile und einer geognost. Uebersichtskarte)
Heft 29. Beitrag zur Kenntniss der Fauna der Tentaeulitenschiefer im
Lahngebiet mit besonderer Berücksichtigung der Schiefer von
Leun unweit Braunfels. Mit 5 Tafeln. Von H. Burhenne.
Heft 30. Das Devon des nördlichen Oberharzes mit besonderer Berück-
sichtigung der Gegend zwischen Zellerfeld und Goslar. Von
L. Beushausen. Mit 11 Abbildungen im Text und einer Karte
Heft 31. Die Bivalven und Gastropoden des deutschen und holländischen
Neocoms. Von Dr. A. Wollemann . .
Heft 32. Geologisch-hydrographische Beschreibung des 'Niederschlags-
Gebietes der Glatzer Neisse, oberhalb der Steinemündung. Von
Dr. A.Leppla. Mit 7 Tafeln und 3 Textfiguren
Heft 33. Beiträge zur Kenntniss der Goldlagerstätten des Sieben-
bürgischen Erzgebirges. Mit 36 Abbild. im Text. Von Berg-
assessor Semper . A 5
Ill. Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt
und Bergakademie.
Jahrbuch der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie für
das Jahr 1550. Mit geogn. Karten, Profilen etc. .
Dasselbe für die Jahre 1881—1891, 1894, 1895 u. 1899. Mit del. Karten,
Profilen ete., ä Bd. . . ;
Dasselbe für die Jahre 1892, 1893, 1895, "1896 u. 1897 & Ba.
IV. Sonstige Karten und Schriften.
Höhenschichtenkarte des Harzgebirges, im Maassstabe 1:100000. .
2. Geologische Uebersichtskarte des Harzgebirges, im Maassstabe
1:100000; zusammengestellt von Dr. K. A. Lossen . .
3. Aus der Flora der Steinkohlenformation (20 Taf. Abbild. d. wichtigsten
Steinkohlenpflanzen m. kurzer Beschreibung); von Prof. Dr. Ch.E.Weiss
4. Dr. Ludewig Meyn. Lebensabriss und Schriftenverzeichniss desselben;
von Prof. Dr.G.Berendt. Mit einem Lichtdruckbildniss von L. Meyn
5. Geologische Karte der Umgegend von Thale, bearb. von K. A. Lossen
und W.Dames. Maassstab 1:25000 . .
6. Geologische Karte der Stadt Berlin im Maassstabe 1: 15000, geolog.
aufgenommen unter Benutzung der K. A. Lossen’schen geol. Karte
der Stadt Berlin durch G. Berendt .. .
7.7 eognostisch-agronomische Farben-Erklärung für die Kartenblätter
der Umgegend von Berlin, von Prof. Dr. G. Berendt :
. T Geologische Uebersiehtskarte der Umgegend von Berlin im Maass-
stabe 1:100000, in 2 Blättern. Herausgegeben von der Königl.
Preuss. geolog. Landesanstalt. Hierzu als »Bd. VIII, Heft 1« der
vorstehend genannten Abhandlungen: Geognostische Beschreibung
der Umgegend von Berlin, von G. Berendt und W. Dames unter
Mitwirkung von F. Klockmann
9. Geologische Uebersichtskarte der Gegend von Halle a. 8; \ von
F. Beyschlag o
10. Hühbnschichtenlarte des Thüringer Waldes, i im n Maassstabe 1: 100 000;
von F. Beyschlag.
11. Geologische Uebersiehtskarte des Thüringer Waldes im Maafsstabe
1:100000; zusammengestellt von F. Beyschlag E
12. Einführung in die Benutzung der Messtischblätter von Prof. A.
Schneider in Berlin . era be 2 Als
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Buchdruckerei A. W.Schade, Berlin N., Schulzendorferstr. 26.
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