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From the library of
WILLIAM ALPHA COOPER
1868-1939
Department of Germanic Languages
1901-1934
f9oH
ABRISS
DER
ALTHOCHDEUTSCHEN GRAMMATIK
MIT BERÜCKSICHTIGUNG DES ALTSÄCHSISCHEN
VON
WILH1SLM BRAUNE,
11
DRITTE AUFLAGE.
HALLE A. S.
MAX NIEMEYER.
1900.
■=^v><
X
Lautlehre.
L Abschnitt. Yocale.
A. Die vocale der Stammsilben.
§ 1. Diejenigen ahd. vocale und diphthonge, welche m
den Stammsilben der spräche des 9. jh.'s als die normalen
gelten können, sind (in klammem wichtige ältere oder jüngere
nebenformen):
(a) kürzen: i e (a) e a o u
b) längen: i ^ (ae) fi d (ao) ü
c) diphthonge: ei (ai) ou (au) in io (eo; ie) ia(^, ea; ie)
uo (5, oa; ua).
Der vocalismus des alts. im 9. jh. weicht in den längen
und diphthongen vom ahd. ab, indem alts. e ^ und 6 ^ = ahd.
e + ei und 6 + ou ist, alts. e ^ und 6 ^ aber mit den daneben
(Hei. CVP und altnfr.) herrschenden nebenformen uo und ie
dem ahd. uo und ia entspricht:
rb) längen: i €« (ie) e^ & 6» d« (uo) ü
^^^' \ c) diphthonge: in io (eo; ia, ie) [uo (=6«) ie (=§«)].
Anm. 1. Ausnahmsweise, fast nur in fremdwörtem, erscheint ahd.
das zeichen y; in deutschen Wörtern öfter bei im praef. yr- = ir- und
yüj ye vereinzelt für t^i, lie; vgl. ad Liutbertum, Ib. s. 139, z. 52 ff.
Anm. 2. Sporadisch wird in älterer zeit das zeichen f für den
(offenen) e-laut angewant.
Anm. 3. Die länge der vocale wird in den hss. meist gar nicht
bezeichnet. Doch treten zahlreiche ausätze dazu auf. Im 8. und 9. jh.
oft doppelschreibung, z. b. in B (ketctany deonoon etc.). In anderen alten
hss. wird acut oder circumflex gesetzt, aber nur hie und da. Consequente
Unterscheidung von kürze und länge erst bei N (ähnl. Will.), wo jeder
kurze stammvocal den acut, jeder lange den circumflex hat {n^en,
nämen). Auch die diphthonge sind bei N sorgfältig accentuiert (^i, du,
iu\ ÄO, iß).
1*
4 §2—4. Kurze vocale: GFerm. a; g, t.
Geschichtliche entwicklung der ahd. und alts.
stammsilbenvocale.
§ 2. Die urgermanischen vocale sind a) kürzen: a, e,
i, u; b) längen: [a], cb, e, i, 6, ü\ c) diphthonge: ai, au, eu.
a) Kurze vocale.
§ 3 (25 — 27). Germ, a (got a), ist ahd. (mhd.) und alts. a
geblieben, oder durch i, j der folgenden silbe umgelautet zu
e: gast — pl. gesti (mhd. geste); faru — ferit; hella, alts. hellia
hölle (got. ha^a)] [Jcraft — adj. Jcreftig (alts. Jcraftag)] kennen,
alts. Jcennian (got. hannjan) — praet. Jcanta (alts. kendd).
Anm. 1. Der umlaut ist während des 8. jh/s eingetreten/ die
ältesten quellen haben noch viel formen ohne umlaut, vgl. Pa, K, Yoe.
(Ib. 1); im anfang des 9. jh. verschwinden die unumgelauteten formen.
Anm. 2. Den umlaut hindern im ahd. zwischenstehende consonant-
gruppen: a) überaU ht, ha: mahtf pl. mahti, ac|j. mahtig; wahsit; femer
consonant + t/;: schw. v. I gar(a)wenf garwita; b) nur im oberd. Z -|- cons.,
ch (germ. k) und meist r + cons., sowie germ. h : bcdg, pl. fränk. belgi, obd.
palgi; zu aachan (streiten) 3. sg. fränk. aechit, obd. aachit; obd. warmen
und wermen (wärmen), obd. ahir (selten ehir) ähre.
Anm. 3. Ein i der dritten silbe wirkt in manchen werten umlaut,
nach assimilation des vocals der 2. silbe, z. b. nagal^ pl. negüi nagel,
edili edel; in vielen werten bleibt dagegen ahd. a, z,\),magad, "phnnagadi,
fravili frech. .7
Anm. 4. Seit dem 12. jh. (mhd.) dringt dei^. Umlaut meist da durch^
wo er (nach anm. 2. 3) ahd. fehlt, sog. 'secundä^|hmlaut': dieser umlaut
wird häufig ä geschrieben, also mhd.: mähteCj nmtic, obd. bät^, beige;
mägedef megede', frävdej frevele; äherj eher etc. t\
Anm. 5. Im alts. , ist der umlaut im allgemeinen durchgeführt, doch
kommen besonders in M viele unumgelautete formen vor, die z. t. auf aus-
gleichung beruhen (farid und ferid, gaatiun und geatiun). Den umlaut
hindern ^-Verbindungen (mahtig, mahlian), in M auch r- Verbindungen
(z. b. äuuardian, äuuardit M = äuiAerdian, dutierdit CY), doch steht auch
in M vor rto meist umlaut (gerewuian), Umlauts -e ist bisweilen zu i
geworden {giriuuan, gifrimid, -adpi C).
Anm. 6. Beim ausfall der nasale nach § 34 a. 2 ist im alts. an zu 6
geworden in ödar (got. anpar), aöd (wahr). Doch steht neben d auch d
(ddar, mddmundi) und uo in auod (CV),
§ 4 (28 — 31). Germ, e (e) und i (got. zusammengefallen
in i, bez. a{) sind im alts. und ahd. (mhd.) beide vorhanden;
nur ist e in gewissen fällen zu i übergegangen und mit germ.
i zusammengefallen. Dieser Übergang des e zu i ist allen
german. sprachen ausser dem gotischen gemeinsam yor un-
§4.5. Kurze vocale: Germ. Is^ i; u, o, 5
mittelbar folgendem m, n + consonant und vor einem i, j der
folgenden silbe; im ahd. und alts. auch meist vor u der
folgenden sübe. Vor a, e, o der folgenden silbe bleibt dagegen
e (ausser bei nasalverbindungen). Es ergibt sich also in vielen
Wortsippen ein Wechsel zwischen e und i; z. b. nimu, nimis,
nimit, aber n&man, conj. n≠ geban, dazu geba gäbe, gebo
geber, aber gibu, gibis; herg — gtbirgi; reht — rihten (alts.
rihtian)] er da — irdin\ st. verba III. wie Untan, rinnan gegen
helfan (§ 80). Tor u: filu viel, situ (alts. sidu) sitte, aber auch
eTmr (alts. evur) eber, ßhu und fihu (§ 52) und ahd. wirt, widar
Widder gegen alts. ward, weädr etc.
Anm. 1. ürgerm. (=:indog.) i bleibt meist erhalten vor a, c, o der
folgenden silbe, z. b. paxt. pt. der I. ablantsreihe : gigviffan (§ 78), toizzan
wissen. Eine anzahl von alten i sind aber doch ahd. zu g geworden,
z. b. Ubin leben, qiiSc yivus (alts. gute), 8t'6g, 8t'6ga (zu atigan) u. a. Im
alts. sind diese i viel seltener, z. b. ahd. alts. w'6r mann, w'^haälj Uccon C,
liccon M; 2g5o^ C, libod M.
Anm. 2. G«rm. e war im ahd. offenes e, gegenüber dem ge-
schlossenen Umlauts- e; noch mhd. werden beide e im reime guter dichter
auseinander gehalten.
Anm. 3. Im alts. steht vom ahd. abweichend auch vor einfachem
m meist i statt 'i (nimanf selten nSman)^ femer steht in C nicht selten i
unter einfluss eines g (giban, gilp),
§ 5 (32). Germ, u (got. u, aü) ist in allen übrigen germ.
sprachen, so auch im ahd. und alts. gespalten in o und u; und
zwar steht o vor a, e, o der folgenden silbe, ausser bei da-
zwischen stehender nasalverbindung, u dagegen steht vor i (j), u
der folgenden silbe, sowie stets vor nasalverbindungen. In vielen
Wortsippen wechselt demnach o und u. Beispiele: st. v. 11 (§ 79)
pl. praet. butun, part. gibotan, dazu boto böte; Jcurum, giJcorcm,
dazu korön versuchen, kuri wähl; fol, aber füllen (got. fulljan);
wolla woUe — wullin] got — gutin göttin; part. st. v. ni (§ 80)
gibuntan, girunnan, aber giholfan.
Anm. 1. Abweichend vom ahd. steht im alts. u (= ahd. o) auch
vor einfachen nasalen: gumo (ahd. gomo) mann, ginuman (ahd. ginoman)^
thtmer (bM.. donar); femer in einigen wörtem neben labialen consonanten:
füll YoU, fugal vogel, wvlf, vmüa; altndfr. wvlca neben alts. wolcan wölke;
altnfr. bw bock.
Anm. 2. Mhd. wird u zvl ü umgelautet, wo früher i, j folgte, z. b.
wüllen (ahd. wuUtn)y füllen (ahd. füllen); geburt, gen. gebürte (ahd. giburtt);
coig. praet. st, v. n büte (ahd. buti § 79), st. v. HI hülfe (ahd. hulfi § 80).
§ 6. 7. Lange vocale: Germ, db, d\ i.
Im' spätahd. begegnen einzelne spuren dieses umlants. Auch im mhd, fehlt
der Umlaut noch öfter.
Anm. 3. Umlaut des o zu ^ tritt im mhd. ein, naturgemäss in
beschränktem masse, da vor i, j ahd. der regel nach u stand, z. b. mohte,
eoi\j. möhte (ahd. mohti)j loch pl. löcher (ahd. hchir, s. § 39 a. 2).
t ■ ■ ■
b) Lange vocale.
§ 6 (33. 34). Germ. ^ (got. i, ags. ce) ist ahd. und alts. schon
vor unseren denkmälern zu ä geworden, z. b. got. sUpan, alts.
slapan^ ahd. släfan\ märi berühmt, pL praet. st. v. IV. V. namun,
gäbun conj. ,nämi, gabt. Mit diesem ä (= got. e) ist im ahd.
alts. das germ. ä (= got. ä) zusammengefallen, welches nur
vor Ä vorkommt und aus an durch verklingen des.nasals ent-
standen ist (§ 34 a. 2); z. b. got. alts. ahd. faJian (§ 85 a. 1),
hrähta (§ 89 a. 3), ahten (alts. ähtian) verfolgen.
Anm. 1. Ln alts. kommen noch einzelne fälle des alten ^ vor,
z. b. w^pwhherandj giburij birun Hei., häufiger in eigennamen in Urkunden,
wie RedtnSr u. a. Eine reihe anderer e statt ä im Hei. sind wahrscheinlich
als umlaute zu fassen, z. b. giwidi neben giwädij bidi, bicnSgan, ehtin
(coi^. pt. zu ähtian): die formen ohne umlaut sind jedoch weitaus herrschend.
In M stets ger (= iär C) durch einfluss des palatals.
Anm. 2. Im mhd. wird ä umgelautet zu langem ce (auch e ge-
schrieben), wo früher i, j folgte, so mcere; nämen, gäben, aber conj. nceme,
gcebe; coig. brcehte; cehten. Dieser umlaut zeigt sich spätahd. zuerst in
fränkischen denkmälern.
§ 7 (35. 36). Das germ. e, welches im got. nur in vier
Worten vorkommt und mit dem andern got. e (= germ. ce) zu-
sammengefallen ist, ist im alts. e (e\ s. § 1), aber in C (VP)
und im altnfr. steht dafür ie. Im ahd. war es im 8. jh. noch e,
daneben tritt bald ea auf, welches sich im 9. jh. zu ia, ie
wandelt, ie wird in der 2. hälfte des 9. ]h.'s herrschend und
bleibt bis ins mhd. Vom lO./ll. jh. ab fällt es mit dem aus
io entstehenden ie (§ 13) zusammen.
Die nicht sehr zahlreichen fälle des germ. e > ahd. ea, ia,
ie — z. b. got. as. ahd. her hier > ahd. hear, Mar, hier; got.
ahd. fera seite, ahd. feara, fiara; ahd. ^eri, zeari, ziari, zieri
schön, zier — sind im ahd. (alts.) vermehrt durch die neu-
entstandenen e > ia im praet. der red. v. I (§ 85), z. b. Uz
(alts. Uty liet), leaz, liaz, liez, sowie durch eine anzahl fremd-
wörter mit lat. e, z. b. ziagal, ziegel (tegula), hriaf, brief (breve)
Spiegel, priester etc.
§ 8. 9* Lange vocale< Genn, I» 7
Anm. 1. Alts, sind neben hi (er), tM (der), hwe (wer) in C hie,
thißj htoie die gewöhnlichen formen, thie neben ther auch ahd, in T. —
Neben hir, hier (hier) steht in Hei. M hänfig Mr,
§ 8 (37). Genn. t (got. ei) ist ahd. und alts. unverändert i\
z. b. praes. st. v. I (§ 78) grtfan, zihan\ min got. meins etc.
§ 9 (38—40). Germ. got. 6 ist im alts. d (ö\ s. § 1). Das
altnfr. hat dafiir uo, welches auch in manchen alts. quellen,
besonders Hei. OPV die regel bildet, während in Hei. M ö
herrscht — Im ahd. des 8. jh.'s galt zunächst noch 6, doch
wurde es im 8. 9. jh. diphthongiert zu uo, welches seit ende des
9. jh.'s auf dem ganzen gebiete herrscht. Im 8. und 9. jlu er-
scheinen als sehr verbreitete nebenformen oa und tm. Beispiele;
bruoder, alts. brdder, Iruoäer (got. brö^ar), fuojs, alts. föt (got.
fotus), praet. st. v. VI (§ 83) fuor, alts. för.
Die entwicklung des diphthongs tio aus 6 zeigt in den
drei ahd. hauptdialekten unterschiede:
a) im alemann. beginnt die diphthongierung nach 760 (Voc.
noch 0, Ib, i, 3), im 8. jh. tritt zunächst oa auf, im 9. jh. herrscht
die form ita durchaus vor (/kaer, hruader B, H etc.), erst gegen
ende des 9. jh.'s nimmt uo überhand und verdrängt schliesslich
das ua.
b) im bairischen hält sich 6 am längsten und ist im 9. jh.
noch ganz gewöhnlich {coot, cotan] wtstdm Wess.) Daneben
wird im 9. jh. uo zunehmend häufiger und verdrängt endlich
das 6 ganz.
c) im fränkischen dringt schon ende des 8. jh.'s uo durch:
um 800, in den ältesten fränk. quellen finden sich nur noch
vereinzelte 6 (Js.7 d, sonst uo). So ist schon im ganzen 9. jh.
uo herrschend im fränkischen, mit ausnähme des südrhein-
fränkischen (bes. Weissenburg) , wo die mehr alemann, form
ua besteht. Bei 0. ist ua die regelrechte Vertretung: hruader,
fuar (nur durch assimilation bisweilen uo, ue: bluomono, bluetes).
Anm. 1. Unmittelbar vor einem a, e, i der endung stehend wird
seit dem 9. jh. tu> meist zu ü. Dies betrifft hauptsächlich die verba pura
auf ito (s. § 88 a. 3) : blüen statt und neben blrwen,
. Anm. 2. In fränk.-mitteld. mundarten tritt seit dem 11. jh. vielfach
contraction aller teo zu t^ ein (brüder), In oberd. quellen finden sich davon
nur sporadische fälle (nicht ganz selten bei N).
Anm. 3. Im mhd. wird uo zu üe umgelautet, wo ahd. i (j) folgte,
z. b. fiMz, pl. füeze (ahd. fmzi)\ fucff coig. füere (fuori). Im ahd. sind
8 §10—12. Lange vocale; Germ. iL Diphthonge: Germ, ai, au,
seit dem lO./ll. jh. spuren dieses nmlants hemerkhar, indem öfter ue oder
ui dafür geschriehen wird.
§ 10 (41. 42). Germ. got. ü bleibt ahd. und alts. unverändert.
z. b. ahd. Irüt^ g. d. Irüti, tüba, (h)lüt laut, dühta (§ 89 a. 3). Seit
dem lO./ll. jh. wurde im ahd. dieses ü vor i, j zu einem langen
w-laute umgelautet, für welchen schon bei N. regelmässig die
Schreibung m erscheint, z. b. hriute, Muten tönen, läuten (älter
hMten, alts. hlüdian), mhd. conj. diuhte (ahd. dühti).
Anm. 1. In den tthrigen spätahd. Schriften (ausser N) wird dieser
Umlaut meist nur ausnahmsweise bezeichnet; neben iu erscheint oft auch
ui (üi Will.). Im mhd. ist iu die normale Schreibung.
c) Diphthonge.
§ 11 (43. 44). Germ.-got. ai ist im alts. durchaus zu e
contrahiert: sten, grep (e \ s. § 1). Im ahd. findet contraction
zu e statt nur vor h, r, w, z. b. praet. zeh (§ 78), leren (got.
laisjan § 93 a. 1), compar. mero (got. maüa), seo g. sewes (§ 30).
Im übrigen ist der diphthong als solcher im ahd. geblieben.
Nur ist ai schon ende des 8. jh. überall in ei übergegangen,
welches auch im mhd. die normale gestalt des diphthongs
bleibt ; z. b. praet. greif (§ 78), stein, teil, leiten etc.
Anm. 1. Die älteste form des contractionsvocals im 8. jh. ist ae,
60 z. b. in Pa (laeris, snaewac); im anfang des 9.jh.'s nur noch vereinzelt
ae (auch §), z. b. in Is. M. Die herrschende Schreibung ist dann e (ee, i).
Auch im alts. des 9. jh. begegnen noch einige es für e, z. b. hcelago Hei. C.
Anm. 2. Im auslaute ist ai zu i contrahiert in si ecce (got. sai),
wi wehe! (got. wai); dagegen ei ovum, zwei 2, praet. screi (§78), pron.
dei (ntr. pl. § 72 a. 1). Beachte auch contraction in nebensilben: d. pl. acQ.
blintem (got. blindaim)^ praet. habita got. hai)aida) etc. — Ausnahmsweise
e statt ei in zwine 2, w^nag elend (got. wainaga), bide (neben beide).
Anm. 3. In *^ immer (got. aiw), *(h)wio wie (got. haiwa) nebst
composs. ist So zu eo^ io geworden und mit dem diphthong eOy io {% 13)
zusammengefallen. Also eo, io^ später ie\ nioman; wio etc.
Anm. 4. Der diphthong ei wird sporadisch in den verschiedensten
ahd. queUen mit ungenügender Orthographie auch durch e widergegeben,
z. b. 8tin Musp., hili Exh. (Ib. 6).
Anm. 5. Die älteste form ai für den diphthong erscheint noch in
oberd. quellen des 8.jh.'s, bes. in Pa, K, Voc. (Ib. 1). — Im bairischen
(schwäb.) dialekt wird seit dem 12. jh. ei wider zu ai: atain, tail etc.
§ 12 (45. 46). Germ. got. au ist im alts. durchaus zu 6
contrahiert: öga, hobid (6 \ s. § 1). Dieses 6 ist offenes o, da
zuweilen statt dessen ä erscheint. Im ahd. findet contraction
§ 12. 13. Diphthonge : Germ, au, eu, 9
des au zu ö statt vor h und vor allen dentalen (d, t, z, s, n,
r, l)j z. b. höh (got. hduhs), otag reich (got. attdags), stozan (got
stautan), I6n (got. laun), hören (got. hausjan). — In allen
übrigen fällen (vor labialen und gutturalen ausser h) ist der
diphthong im ahd. geblieben, und zwar hat derselbe im 8. jh.
und den ersten decennien des 9. jh.'s noch die form au (z. b.
in B M Is.) ; während der ersten half te des 9. jh. geht dann
au in ou über. Bei T herrscht schon ou (nur noch 8 au), bei
ist ou ausnahmslos. Auch im mhd. ist ou noch die form
des diphthongs. Beispiele: haubit, houhit (got. haubip), hlauffan,
loufan, (got hlaupan)] ouga (got augö), praet st v. 11 loug
(gegen löt, s. § 79).
Anm. 1. Die contraction des au zu d fäUt ins 8. jh. Eine Zwischen-
stufe ist ao, welche in den alten alem. quellen nur selten erscheint, da-
gegen für die ältesten bairischen denkmäler charakteristisch ist. ao
herrscht in Pa und B. In Exh. capaot, fraonoy canaotit (Ib. 6). — Das
im auslaute aus aw entstandene ao ist im ahd. ebenfalls zu o contrahiert;
z. b. frao froh, strao stroh > gemeinahd. frö, strö,
Anm. 2. Den Übergang au'^ou machen auch die au mit, welche
vor w entstanden sind (ahd. auw aus germ. aw)j z. b. skauwön > scouwön.
Vgl. § 30 a. 6.
Anm. 3. Im mhd. wird 6 zu langem cß umgelautet, wo im ahd. i, j
folgte; z. b. mhd. hceren, stcezet (ahd. stözit), hoch, aber hosiher, hceheste
(ahd. höhiro, -isto), — Der umlaut des ou zu öu (eu) ist im mhd. noch
wenig fest, oft von umlautslosen formen begleitet; z. b. tröumen und
troumen (alts. drömian); ouge, dim. öugelin; sw. y. I. öugen und ougen
zeigen (got. augjan). Bei manchen Wörtern mangelt er mhd. ganz, z. b.
hovMt, er-, gelouben, roufen, toufen, — Im spätahd. finden sich nur erst
wenige spuren von diesen umlauten. ^
§ 13 (47 — 49), a) Genn. eu ist im got. stets tu. Im alts.
und ahd. ist der diphthong 1. zu m geworden, wenn in der
folgenden silbe ein i (j) oder u steht Dagegen 2. vor einem
a, e, der folgenden silbe ist eo eingetreten. Die form eo
herrscht im 8. jh. und im anfang des 9. jh.'s. Dann tritt io
ein, die gemeinahd. form, welche bei T schon die regel bildet
— Nach diesen regeln besteht also ein Wechsel zwischen tu
und eo, io, z. b. st v. 11 (§ 79) biutu, hiutis, aber heotan, Uotan,
conj. heote^ hiote; Höht licht, aber liuhten (alts. liuhtian) leuchten,
deota, diota volk, aber diutisJc.
b) Vorstehende regel gilt uneingeschränkt nur für das
fränkische (und alts.). Im oberd. dagegen tritt iu auch vor
10 §13. Diphthonge: Germ. eu. §14. Yocale der nehensilhen.
folgendem a, e, o ein, wenn der zwischenstehende consonant
ein labial oder guttural (excl. h) ist. Also st. v, 11 (§ 79)
biu^u — obd. piugan. fränk. biogan; fränk. flioga, obd. fliuga;
fränk. tiof (tief) und tiuß, obd. tiuf, tiußr, tiuß; fränk. Hob,
liobösto, obd. Hup, liubdsto,
c) Im späteren ahd. (lO./ll. jh.) geht io in ie über und
fällt mit dem aus ia entstandenen ie (§ 7) zusammen: so auch
noch mhd., z. b. bieten, lieht, lieb. Dagegen hält sich iu auf
seinem gebiete bis ins mhd. hinein, wenigstens in der Schreibung.
Der lautlichen geltung nach ist mhd. iu nicht mehr diphthong,
sondern .ein langer ee-laut, welcher in der Schreibung und
grossenteils auch lautlich mit iw, dem umlaut von ü (§ 10) zu-
sammengefallen ist.
Anm. 1. Wie der germ. diphthong wird auch das im praet. der
red. y. n neu entstanden eo behandelt, vgl. § 86. Wechsel innerhalb der
flexion findet jedoch nicht statt, z. b. stioz, pl. stiozwn, coig. atiozi,
Anm. 2. Neben io erscheint bei häufig ta, besonders bei den
st V. n {biatan\ auch im praet. der red. v. n (liaf § 86). Vor endungsre
bei oft assimiliert zu ie: 2iode und liebe-, Hate und biete,
Anm. 3. Oberd. beginnt seit dem 10. jh. die fränkische regel ein-
zudringen, dass io, bez. ie auch vor lab. und gutturalen steht. So bei N
lieh, tief f biegen. Doch kommen oberd. iu-tormen {biugen, tiuf) daneben
noch bis ins mhd. hinein Tor.
Anm. 4. Der vor geminiertem w entstandene diphthong iu (s. §30
a. 6) steht ahd. stets auch vor folgendem a, e, o, z. b. triuwa, bliuwan,
Anm. 5. Für ie (sowol aus io, als nach § 7 aus ia) tritt seit dem
11./12. jh. in fränk. mitteld. quellen vielfach contraction zu i ein. Auch
in oberd. quellen begegnet vereinzelt t für ie,
Anm. 6. Für iu tritt seit dem lO./ll.jh. nicht selten die Schreibung
u (ü) ein, eine bezeichnung des monophthongs, z. b. gebüdetj lüte. Auch
ui (üi stets Will.) kommt dafür vor (vgl. § 10 a. 1).
Anm. 7. Im alts. (Hei.) ist die älteste form eo noch recht häufig,
doch ist io das normale, woneben in M ia, in C ie nicht selten auftritt;
also geotan, giotan; kiaaan M, Jdesan C, — Statt iu steht Yoi dentalen
consonanten in Hei. OPV oft io: liodi und liitdi, diorlic und diurlic.
B. Die vocale der nebensilben.
§ 14 (§ 56 — 61). Vocale der endsilben. In den end-
silben kommen im ahd. vor die vocale a, e, i, o, u und zwar
sowol kurz als lang. Ein diphthong als endsilbenvocal findet
sich nur in der oberd. adjectivendung 4u (§ 58 a. 3), die bis
ins mhd. erhalten bleibt Alle übrigen endsilbenvocale erleiden
§ 14. 15. Vocale der nebensilben. 11
seit dem anfange des 10. jh.'s immer zunehmende abschwächung,
wovon sich auch schon im 9. jh. spuren zeigen. Schliesslich
werden alle endsilbenvocale zu einförmigem e, welches schon
im 11. jh. einen breiten räum einnimmt. Genauere regeln über
den gang der abschwächung lassen sich nicht geben, da die
einzelnen denkmäler stark von einander abweichen. Im all-
gemeinen lässt sich sagen, dass die langen endvocale sich am
besten erhalten, während von den kurzen vocalen die im un-
mittelbaren auslaut sich länger halten, als die, welche noch
consonanten nach sich haben. So ist das Verhältnis bei N,
der z. b. noch hdhi, lobön, eungün, hoto, geba hat, aber stets
-m statt ahd. -mw, -in, -an, z. b. nämen (nämun), nemen
(neman) u. s. w.
Im 12. jh. ist fast überall e eingetreten, für das auch in
manchen hss. i angewant wird. Nur im alem. dialekt haben
sich noch bis ins mhd. meist volle endsilbenvocale da erhalten,
wo das ahd. lange vocale hatte.
Anm. 1. Die länge der ahd. endsilbenvocale ist hauptsächlich durch
alte doppelschreibnngen (bes. in B), sowie durch circumflexe bei N bezeugt.
Anm. 2. Die endsilben-e gehen im bairischen, besonders der spätem
iseit, vielfach in a über. Die kurzen u und i zeigen schon im 9. jh. öfters
Übergang in o und e, was vom 10. jh. ab immer allgemeiner wird. Am
festesten sind kurz a und kurz o.
Anm. 3. Im alts. des 9.jh.'s kommen ebenfalls alle vocale in den
endsilben vor, doch sind, wie es scheint, lange vocale nicht mehr vor-
handen. Die endsilbenvocale sind vielfach schwankend, so wechselt oft
-a mit -e (z. b. 3. sg. pt. lerda und lirde ; dat. sg. mdda und möde) ; -u mit
-0 {stmu und sunö); auch gedeckte endsilbenvocale zeigen schwanken,
so -as und -es (gen. sg.); -un und -on (schw. decl.), -an und -en (infin.).
Besonders ist es für Hei. M charakteristisch, dass in endsilben sehr häufig
e statt a sich findet.
§ 15 (62 — 69). a) Die vocale der mittelsilben drei- und
mehrsilbiger Wörter sind im ahd. weniger fest als die der
endsilben. Sie sind schon in der älteren zeit vielen
Schwankungen unterworfen und werden auch früher zu e als
die meisten endsilbenvocale. Nur eine anzahl schwerer mittel-
vocale, die lang oder durch position gedeckt sind und einen
nebenton tragen, halten sich besser, z. t. bis ins mhd. hinein;
z. b. 'äri, mhd. -cere (scribärt)^ -inn- (euninginna), -unga
(manungä) u. a.
b) Synkope alter kurzer mittelvocale tritt im alts. sehr
12 § 15. Vocale der nebensilben.
gewöhnlich nach langer Stammsilbe ein (z. b. hobid g. hobdes;
märifha und märtJm)] im ahd. ist dies regel nur im praet. der
schw. V. I (hdrta gegen nerita, s. § 89), sonst nur noch in ein-
zelnen fällen, wie herro herr (aus Mriro), häufig von ander g.
andres etc.
c) Neue mittelvocale sind ahd. und alts. sehr zahlreich
entstanden, indem auslautendes l, r, n, m zu. dl, ar, an, um
wurde: fogal, alts. fugal (got. fugls), hlüttar (got. hlütrs), zeichan,
alts. tekan, (got. taikns), ätum atem. Dieser neue vocal kam
eigentlich nur den unflectierten formen zu, bei antretenden
flexionen fehlte er. So noch regelmässig im alts. : fugal, fugles,
hlüttar, hlüttres] doch steht alts. oft vor r (nur selten vor
anderen consonanten) der vocal auch in der flexion, besonders
nach kurzer silbe: f agares, aJcJcaro. Im ahd. aber ist der
zwischenvocal regelmässig in die flectierten und abgeleiteten
formen gedrungen: fogales, (h)lütares, mchanes, mchanen,
zeichanunga. Nur die ältesten quellen (Pa Is.) haben nach
langer silbe den mittelvocal noch nicht; also fogales, aber
hlüttres, zeihnes, zeihnunga.
d) Assimilation unbetonter mittelvocale ist sehr häufig,
bes. bei 0. Und zwar geschieht die assimilation meist an den
vocal der endung, seltener an den stammvocal, z. b. naguUun,
(zu nagalen), wuntorön (wuntar), hruadoron (hruader); söinintaz
(st. sdnoMtaz).
e) Zwischen rh und Ih, sowie zwischen cons. + w ent-
wickeln sich ahd. (teilweise auch alts.) unfeste mittelvocale,
die beliebig fehlen können und in der späteren spräche meist
ganz aufgegeben werden. Der zwischenvocal nimmt in der
regel die form eines nebenstehenden, meist des endungsvocals
an; z. b. forhta, forahta, forohta (furcht), felhan und feldhan,
praet. pl. ful{u)hun, part. hifol(a)han, -folohan; farwa, farawa,
farowa färbe, zes(a)wa rechte hand.
Anm. 1. In oberd. quellen findet sich ähnliche yocalentfaltung auch
zwischen r und labial oder guttural. Die erscheinung ist wenig durchgehend,
am häufigsten in B: war(a)mf wtbr(u)mj p'€r(e)ge (monti), dur(u)ftigdn,
Anm. 2. Im alts. ist die yocalentfaltung am häufigsten in V, wo-
selbst nicht nur zwischen rÄ, rw (ferähty geretDian)y sondern auch zwischen
r und labial oder guttural regelmäasig zwischenvocal steht, z. b. w'^ek,
burugj acarapun^ stereban-staraf, aram. Von den sonstigen alts. hss. hat
nur C eine etwas reichlichere anzahl von fällen aufzuweisen.
§ 16. Germ.-westgerm. consonanten. § 17. Greminaten. 13
IL Abschnitt. Consonanten.
§ 16 (81. 82). Als urgermanischen consonantenbestand
nehmen wir an:
a) Sonore consonanten: w, j; r, l; m, n.
b) Geräuschlaute:
1. Harte (stimmlose) verschlusslaute: t, p, h,
2. Harte (stimmlose) Spiranten: s, p, f, %.
3. Weiche (stimmhafte) Spiranten: z, ^, 5, /.
Die gotischen laute stimmen im ganzen hiermit überein,
nur entsprechen den weichen Spiranten ö; 5, 7 im got. d, 6, g,
welche zeichen aber sowohl weiche Spiranten, als weiche ver-
schlusslaute bezeichnen, letztere hauptsächlich im anlaute.
In den westgerman. sprachen sind mit den germ. weichen
Spiranten folgende Veränderungen vorgegangen, a) z (weicher
5-laut = got. z) ist inlautend zu r geworden, auslautend da-
gegen geschwunden, z. b. alts. ahd. vmro (got. maizd)^ alts. hord,
ahd. hört (got. huzä)\ alts. ahd. sunu (germ. *sunuZj got. sunus).
b) germ. d ist westgerm. überall zum verschlusslaut d geworden.
c) germ. 5 ist westgerm. im anlaut, nach m und bei gemination
verschlusslaut h geworden, sonst in- und auslautend spirant
(alts. S) geblieben, d) germ. 7 zeigt auch neigung in ver-
schlusslaut überzugehen; die allgemeine bezeichnung g lässt
über geltung als verschlusslaut oder spirant nicht immer sichere
entscheidung zu.
§ 17 (91 — 99). Neben den einfachen consonanten kommen
auch sehr häufig geminationen vor. a) Dieselben sind z. t.
urgermanisch, d. h. in allen germ. sprachen vorhanden, z. b.
got. swimman, wissa, skatts, — b) Eine grosse zahl von gemi-
nationen ist aber für das westgerm. charakteristisch, indem in
allen westgerm. sprachen vor j, seltener vor r, ü, w, m, n vor-
angehende consonanten (ausser r) verdoppelt oder gedehnt
werden, z. b. alts. Uddian, ahd. bitten (got. bidjan)] alts. settian,
ahd. sezzen (got. satjan); alts. sibbia, ahd. sipp(e)a (got. sibja);
alts. sJceppiaUj ahd. skepfen (got. skapjan)\ ahd. alts. willio, ahd.
willo (got. wilja). Vor r besonders t, p, Je, z. b. ahd. alts. bittar
(altn. bitr), akJcar (got. aJcrs)] ahd. Jcupfar (cuprum). Vgl. noch
ahd. apful apfel, alts. appül (altn. epK)] naccot (got. naqaps)
u. a. — c) Eine dritte (jüngste) schiebt von geminationen ist
14 § 17. Geminaten. § 18. Die M. lautverschiebung.
erst im aM. entstanden aus der yerschiebung der inl. germ. t,
Py Je zu ahi 2;2;, ff, hh (s. § 19). Auch durch zusammenrückung
nach vocalausf all (z. b. herro < Mriro ; schw. praet. leitta, alts.
ledda < * leitita, alts. ledida § 89) und durch assimilation (z. b.
brettan < alts. bregdan, § 80 a. 3; ahd. stimma < stimna, alts.
stemnd) sind geminationen entstanden.
Anm. 1. Die geminationen traten ursprünglich auch nach langer
silhe ein, doch hielten sie sich dauernd nur nach vorhergehendem kurzen
yocal. a) Von den urgerm. geminaten sind im ahd. die nach langer silbe
schon durchaus vereinfacht , z. b. ahd. alts. wis weise (aus urg. ^u;i88o-),
ahd. praet. muosa (aus *md88a, vgl. wessUf § 93), red. praet. fiahm (zu
fäUan §85). b) Die westgerm. geminationen sind im alts. und &änk.
vereinfacht. Dagegen kommen im oberd., bes. älterer zeit, noch zahlreiche
geminationen durch j nach langer silbe vor, z. b. in B leittan (alts. lidiany
ahd. leiten), awikan (got. augjan); Musp. stumnarif wissant, arteillan; vor
r häufig in alten quellen hlüttar, eittar, dann lütaYf eitar. c) Noch sehr
häufig nach langem vocal ^^, /f, hh: lä^^an, släffan, zeihhan; gemeinahd.
lä^an, släfan, zeichan. In zusammenrückungen wie leittüf herro hält sich
die geminata nach langem vocal im ahd. am längsten; spätahd. öfter leita etc.
Anm. 2. Jede geminata wird ahd. vereinfacht im auslaut und vor
consonanten, z. b. fd — fisiües', S^^an — i^, brennen — branta. Im alts. haben
einige hss. (CY) oft auslautend den doppelcons. bewahrt, z. b. mann, all,
uppj gewitt. — Bei oft auch inlautend k und z statt kk, zz (z. b. akar,
itzan), doch ist dies nur graphische eigentümlichkeit.
A. Die geräuschlaute.
§ 18 (83 — 89). Die sog. hochdeutsche lautverschiebung,
welche vor eintritt unserer quellen schon vollzogen war, hat
die westgerm. geräuschlaute betroffen und zwar in den ein-
zelnen dialekten verschieden, so dass der stand der laut-
verschiebung das wichtigste hilfemittel zur Scheidung der ahd.
dialekte ist. Nach § 16. 17 hatte das ahd. vor der Ver-
schiebung (= westgerm.) folgende geräuschlaute:
a) Harte verschlusslaute: t, p, k,
b) Weiche verschlusslaute und Spiranten: 1. d, verschlusslaut;
2. b verschlusslaut im anlaut, nach m und bei gemination, dagegen
Spirant b im sonstigen in- und auslaut; 3. g sowol spirant als verschluss-
' laut, letzteres sicher in der gemination und wahrscheinlich im anlaut.
c. Harte Spiranten s, ß (th), f, % (h).
Die hd. lautverschiebung trifft am intensivsten die harten
verschlusslaute, weniger die weichen laute unter b); die harten
Spiranten unter c) sind nicht beteiligt, nur dass germ. p (th)
§19.20. Die germ. harten yerschlusslaute: L
15
in der ahd. periode zu d wird, zeitlich später als die laut-
verschiebung und auch örtlich über das hochd. gebiet hinaus-
greifeni
Es folgt zunächst eine Übersichtstabelle der ahd. laut-
verschiebung, in welcher die Verschiebung zeigenden ahd,
zeichen fett gedruckt sind. Bei Spaltung in zwei reihen
enthält die erste den anlaut nebst gleichbehandelten inlauten,
die zweite die inlautstellung.
t
I.
n.
nrgena.
t
p
k
d
b
y
got.
t
p
k
d(W
b(f)
g
alts.
t
p
k
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"^f
g
J^
^
"ff
.
d
b
vf
mittelfr.
z
zz(t)
p
r
hii
g
rheinfr.
z
zz
p(p«)
ff
k
hli
d(t)
b
b
g
ostfr.
z
zz
pf
ff
k
hh
t
b
b
g
oberd.
z zz
pf ff eh hh
p(b) bp kg g(k)
a) Die germ. harten yerschlusslaute.
§ 19 (87). Im alts. sind germ. i, p, Je unverändert geblieben.
Dagegen unterliegen sie im hochd. der Verschiebung. Diese ist
verschieden nach der Stellung im worte. Zu scheiden ist:
a) die Stellung im inlaut (bez. auslaut) nach vocalen. In
dieser werden t, p, k zu, doppelspiranten verschoben (s;^, ff,
hh), welche auslautend vereinfacht werden. Diese Verschiebung
erstreckt sich über das ganze hochd. gebiet, b) die Stellung
im anlaut, sowie inlautend nach consonanten (l, r, m, n) und
in der gemination. Hier geht die Verschiebung nur bis zur
affricata (t>^,p>pfjph; Jc> Ich, ch) und ist nicht gleich-
massig im ganzen Sprachgebiet eingetreten.
Anm. 1. Von der Verschiebung ausgenommen sind germ. t, p, k ia
der Verbindung mit 8 (steiiif spilf fisk^ t auch in den Verbindungen tr, ht,
ft (friuwa, naht, craft),
§ 20 (155 — 161). Germ, t, a) Spirantenverschiebung zu
ß0, ausl. ^, über das ganze hochd. gebiet sich erstreckend, nur
mfränk. unverschoben die neutra der pron. (that, it, wat). Das
spirantische z wird in den hss. nicht von der aiEricata z ge-
schieden, nur Is. schreibt zss, zs dafür. In neueren drucken
wird oft ;?;?, j? zur bezeichnung des Spiranten angewant,
i
t I
v' / V
>» V «-■ Cr. .• • ■ ^
16 § 20. 21. Die germ. harten yerschlnsslaute : t, p.
Beispiele: ejsjsan (alts. etan), Uzmn (alts. Mtan), daz (alts. fha£)j
fuozy pl. fuozzi (alts. fot). Nach langem vocal wird vom 9. jh.
ab meist nur ein z geschrieben {bizan, fuozi, s. § 17 a. 1), doch
kommt auch nach kurzem vocal einfaches z vor {ezan\ so
regelmässig bei und K
^ L b) Affiricatenverschiebung zu z, inl. bei gemination meist
zz, seltener tz geschrieben, im ganzen gebiete durchgeführt.
Beispiele: ziohan (alts. tiohan, got. tiuhan)] swarz (alts. swa/rt\
holz (alts. holt); sezzen, setzan (alts. settian, got. satjan), scaz,
g. scdzzes (got. sJcatts).
Anm. 1. Für affricata z (nicht für spirans z) wird vor e, i ziemlich
oft c geschrieben: ciuhit, ci, lucil, vereinzelt anch cz^ zc n. a.
Anm. 2. Im alts. erscheint z als Schreibung für ts in bezto (der
beste) nnd lazto, lezto (der letzte). Daneben anch die assimilierten formen
besto, lasto,
§ 21 (130 — 133). Germ. p. a) Spirantenverschiebung zu
ff, ausl. f, über das ganze hochd. gebiet reichend. Inlautend
nach langen vocalen tritt bald allgemein f statt ff ein (§ 17 a. 1).
Beispiele: off an (alts. opan)\ släffan, släfan (alts. släpan)] sJcif,
g. sJciffes (alts. sJcip, -es),
b) Die aüricatenverschiebung zu jp/J sehr oft jjä geschrieben,
bei geminata auch pph, ppf, ist nur oberd. und ostfränkisch
^^,, /,^. vollständig durchgeführt. Dagegen ist im mfränk. und rhein-
t"' \^(- fränk. p im anlaut stets un verschoben ; inlautend nach conso-
nanten und bei gemination ist nur das mfränk. ganz ohne Ver-
schiebung, während das rheinfränk. jj nach l und r verschiebt;
das südrheinfränkische (0) verschiebt auch p nach m und pp.
Beispiele: ostfränkisch -obd.: phlegcm (alts. plegan) pflegen;
sJcephen, skepfen, skepphen (alts. skeppiariy got. skapjan) schaffen,
schöpfen; gilimpfan (ags. ^elimpan) angemessen sein; helphan
(alts. helpan)j thorph (alts. thorp) = südrheinfr. (0) plegan,
scepphen, gilimphan, helphan, thorph = rheinfr. (mfr.) plegan,
sJceppen, gilimpan, helphan, thorph (mfr. helpan, thorp).
Anm. 1. Nach l, r wird schon im 9. jh. pf weiter verschoben zu f:
Mlfan, wUf, dorf, wi^fan^ bleibt dagegen bis ins mhd. in sarpf (scarpf),
harphttf karpho, gelpf,
Anm. 2. Li den hochalemann. denkmälem wird statt pf meist /) ff
geschrieben, z. b. B: funt, sarf, limfan, sceffan. Doch ist wenigstens in
der gemination pf in vielen quellen Ibewahrt, so N: skepfen, tropf o, aber
pigen, chemfo.
§ 22. Genn. k, § 23. Weiche yerschlusslante und Spiranten: d. 17
§ 22. Germ, k, (140 — 46). a) Spirantenverschiebung zu
hh, ausl. h, über das ganze hochd. gebiet gehend. Statt hh ver-
breitet sich seit dem 9. jh. immer mehr die Schreibung ch,
welche nach kurzem und langem vocal steht bis ins mhd. Bei-
spiele: mdhhdny machon (alts. maJcdn), eeihhan, zeichan (alts.
tekan), sprechan — sprah (alts. spreJcan), ih (alts. ik).
Anm. 1. Statt und neben hh, ch findet sich nicht selten auch ein-
faches h geschrieben: zeihan, mdhöny auch hch kommt öfter vor: mahchön,
Anm. 2. Auslautend bleibt h im ahd. die regel {sprah). Erst spätahd.
nimmt die im mhd. herrschende Schreibung ch {sprach) überhand.
b) Affricatenverschiebung zu *ä;x, geschrieben selten hh,
regelmässig ch, in der gemination oft cch, ist nur oberdeutsch
eingetreten; alle fränkischen mundarten haben anlautend, in-
lautend nach cons. und geminiert unverschobenes h, für weilches
sehr gewöhnlich auch c geschrieben wird (ausser vor e, i,
§ 20 a. 1). Beispiele: obd. chorn (Jchorn), chind, w&rch, scalch,
wechan und wecchan = fränk. corn, Tdnd, werc, sJcalk, wecken
{alts. jfcorw, werk, wekkian).
Anm. 3. Die Verbindung kw wird alts. und fränk. regelmässig durch
qu bezeichnet, oberd. durch chu, seltener qhu.
Anm. 4. In oberd. quellen des 8. u. 9.jh.'s ist auch die Schreibung
durch einfaches k {c, qu) für die affricata nicht selten, so daas äusserlich
kein unterschied vom fränk. ist. Vom 10. jh. ab ist die Schreibung ch
consequenter gebraucht.
Anm. 5. Is. setzt für k regelmässig ch im anlaut, inl. nach cons.,
in gemination, desgl. seh vor e, i {chalp, folches, wechu, fleisches), dagegen
<: im auslaut und sc vor a, o, u {folCf scuM) ; femer quh statt qu {quhMan),
Anm. 6. Im alts. wird für k sehr oft c geschrieben, meist yor a,
•o, u, doch steht c seltener auch vor e, % (z. b. rtces, micilo)\ besonders oft
in der Verbindung sc {sctnan, scip, -scepi etc). — Zu bemerken ist die
^ts. öfter erscheinende Schreibung ki, ke für palatales k (z. b. antkienda,
sprekean, t^ean).
Anm. 7. Die nach § 19 a. 1 unverschoben gebliebene gruppe sk
<ahd. meist sc geschrieben, auch vor e, i) ist im mhd. zu einem einheit-
lichen Spiranten ä (seit dem 13. jh. allgemein seh geschrieben) geworden.
Auf eine Vorstufe dieses lautwandels weisen wol im ahd. die Schreibungen
vieler hss. hin, die neben sc öfters seh oder sg haben, letzteres bei stets
im in- und auslaut (fisg, wasgan),
b) Westgerm, weiche verschlusslaute und Spiranten.
§ 23 (88*. 162—164). Westgerm.-alts. d ist ahd. zu t ge-
worden {dd > tt\ aber nur im oberd. und ostfränkischen.
Dagegen kommt im mfränt und rheinfränk. t statt d nur oft
Braune, Abrin d. ahd. gramm. 2
18 § 23. 24. Weiche verschlnsslaute und Spiranten : d, b.
im auslaut vor, während an- nnd inlautend d geblieben ist.
Doch erscheint im rheinfränk. zuweilen t neben d; sehr häufige
im südrheinfränk.: setzt nur im anlaut regelmässig d, in-
und auslautend stets t Die gemination ist im gesammten
rheinfränk. verschoben: tt (auch td geschr.). — Beispiele: ostfr.
obd. tohter^ bintan, biotan, bitten = südrheinfränk. (0) dohter,
hintan, biatan, bitten «== rheinf. dohter, bindan, biodan, bitten,
bitdan (alts. dohter, bindan, beodan, biddian).
Anm. 1. Nach mhd. quellen ist die gmppe rd im rheinfränk. nnd
südlichen mfränk. zn rt verschoben, z. b. wort, g. wortes,
Anm. 2. Spätahd. ist die gmppe nt zn nd geworden (=mhd., z.b«
N bindeUf part. n&mende; auch für mt hat N md, z. b. rümda,
Anm. 3. Das unverschobene d erscheint auslautend im alts. oft als t,,
besonders in verbalformen, z. b. gislekit, gifrödot, 3. sg. nimid und nimiL
Begelmässig wird -da des sw. praet. zu -ta nach stimmlosen lauten: alts.
döpta, cuaixL, giwarhta etc.
§ 24 (88^ 134—136). b- 1) Im altsächs. (und vorahd.) steht
verschlusslaut b im anlaut, inl. nach m und in der gemination
bb, im sonstigen inlaut dagegen weicher spirant 5 (v), der alts»
auslautend und meist vor l, n zu /"wird; also alts. beran, lamb,
sibbia aber getan, seWo, ausl. gaf, seif; eban, efno, nebal, g. nefles.
Anm. 1. Das zeichen h ist im alts. nicht die einzige Schreibung
des weichen Spiranten: es steht hauptsächlich in den Heliandhss., in den
kleineren denkmälem herrscht dafür t; (u)i gihian, gilöuian. Neben S»
nimmt im Hei. die Schreibung mit gewönlichem b grossen räum ein, in M
ist sogar b die regel, b seltene ausnähme, also g'6ban, gilöbian', auch di»
Schreibungen mit u und f kommen im HeL vor.
2) Von den fränkischen dialekten hat das mfränk. den
alts. lautstand bewahrt, also mfr. beran, aber selvo, gevan —
gaf. Im oberf rank, (rheinfr. und ostfränk.) steht in- und aus-
lautend wie im anlaute 6, in der gemination bb (daneben pp,
bes. später); also z. b. bei beran, lamb, sibba (Is. sipbea,
spätahd, sippä); geban — gab, seJho — seih. Auslautend und
vor t bisweilen p {gap, giloupta).
3) Für das oberd. ist p statt fränk. b charakteristisclu
Und zwar haben die bairischen quellen überall jj: hsiir. peran,
lamp, sippa, g&pan, selpo. Im alemann, dagegen steht p regel*
massig nur anlautend und in gemination, während sonst inl. fr
herrscht, also alem. p&ran, sippa, aber gSban, gab {gap), selbo^
Vom 9. jh. ab nimmt aber auch im obi die Schreibung h
§ 25 — 27. Weiche yerschlnsslante: g. Harte Spiranten: 8, th, 19
Überhand und wird schliesslich im inlaut überall herrschend^
während p im anlaut nie ganz verdrängt wird. Nur die
gemination bleibt immer pp. Also im 11. jh. auch bair. stets
gSben, aber heren und peren,
§ 25 (88«. 147—149). g. Das gesammtfränkische hat in
genauer Übereinstimmung mit dem alts. das zeichen g, also
fränk. geban, ouga, liggen, (h)ruggi (alts. gedan, dga, liggian).
Im älteren oberd. tritt dagegen statt des g häufig Je (c) ein,
und zwar stets in der gemination: likkan, ruckt; sonst ist k
im anlaut häufiger als im inlaut, also keban (bair. kepan), kost,
daneben oft geban igepan), gast; ouga, sttgan, seltener ouca,
stican. Im späteren oberd. weicht das k wider dem g^ also
11. jh. (mhd.) geban, gast, dagegen in der gemination stets ck
(mcki, noch mhd. rücke).
Anm. 1. In einigen fränk. qneUen wird statt der gemin. gg öfters
auch cÄ, cc geschrieben. — Anslantend fränk. öfter c statt g (tac) etc. —
Bei Is. steht g vor a, o, u, r, dagegen gh vor e, i (gMban, aber gab)^ im
ansl. c (mac), im praef. chi- (statt ghi-, gl-).
Anm. 2. Im ansl. oberd. meist c (tac, tage»), im bair. anslantend
sehr oft ch (tachf mach etc.).
c) Die harten Spiranten.
§ 26 (168 — 170). Germ, s ist im ahd. und alts. unversehrt
erhalten, z. b. ahd. sun, kiosan, snidan, wahsan, hals; geminiert
ahd. gitms — giwisser (alts. wis — wisses\ praet. wissa^ wessa.
§ 27 (165—167). Alts, th (got.^) ist im hochd. zu d ver-
schoben worden, und zwar zuerst in Oberdeutschland im 8. jL
Die ältesten bair. quellen haben noch wenige, die alemannischcA
zahlreiche beispiele des th erhalten« Im oberfränkischen
geht die Verschiebung während des 9. jh.'s vor sich. Der ost-^
fränk. T hat nur im anlaute thj in- und auslautend schon d;
den gleichen stand zeigt 0. Im rheinfränk. ist erst um 900
das d völlig durchgedrungen. Im lO./ll. jh. ging th in d
über im mittelfränk. und in den nördlich mitteld. dialekten,
denen dann auch das sächsische und niederfi*änkische folgten.
Neben th wird im ahd. vielfach dh geschrieben (so stets Is).
Beispiele: oberd. (9. jh.) ding, daz, chuedan, werdan; fränk. Is.
dhing, dhazs, quhedhan, werdha/n; TO: üving, thaz, quedan,
werdan.
Im alts. wird der spirant anlautend regelmässig th ge-
2*
20 § 27. 28. Harte Spiranten : thy f.
schrieben (thing, that, tMhan)\ in- und auslautend ist th ausser
in kleineren denkmälem besonders in Hei. C häufig (quethan,
nith)j in den Heliandhss. ist aber als normale Schreibung das dT
zu betrachten (quectan^ ntä), zum zeichen der erweichten aus-
spräche des lautes. Neben S tritt öfters d auf, welches in M
die überwiegende Schreibung ist.
Anm. 1. Nur vereinzelt erscheint ahd. statt th^ dh das zeichen dj
z. b. Ib. 14, auch einigemal im T.
Anm. 2. Die Verbindung thw'^dw, ahd. z. b. thtoingarif dwingan^
thwahan, dwahan verschiebt spätahd. und mhd. das dw zu tw (mhd.
twingen, twähen).
Anm. 3. Im alts. (und ags.) ist got. Ip zu Id geworden und mit
got. Id zusammengefaUen: alts. goldj wildi (got. gulß, wilpeis) und haldan
(got. haldan)f aber ahd. gold, wüdi und haltan.
Anm. 4. Die nicht sehr häufige gemination thth ist im ahd. zunächst
ddf aber bald tt geworden, z. b. ßttach fittich (älter fedddh, Is. fühdhah),
amitta schmiede (älter smidda, sfniththa). Dem got. aipßau (oder) ent-
spricht ahd. vereinfacht HhOj '6do, odo (nur vereinzelt noch eddo)^ daneben
auch öfter MhOf (^do\ vgl. alts. <iftho (Htho, ohtho).
§ 28 (137—139). Germ. got. f ist im ahd. wesentlich be-
stehen geblieben. Es ist sehr häufig im anlaut, weniger häufig
inlautend zwischen vocalen, da die meisten dieser f schon
urgerm. erweicht waren und so im got. ahd. als b erscheinen.
Im alts. sind nur die an- und auslautenden f erhalten, für
welche vereinzelt u (v) geschrieben wird, dagegen sind alle
intervocalischen f erweicht zu S (w), welche mit den 5 = got. b
(s. § 24, 1) zusammenfallen. Für germ. /, (nicht für das aus
germ. p verschobene, § 21) wird im ahd. sehr oft u (in neueren
drucken v) geschrieben, hauptsächlich fast immer im inlaut,
wo / nur in alten quellen häufiger ist; im anlaut ist die
Schreibung v in der älteren zeit seltener und nimmt erst
spätahd. mehr überhand. Im auslaut und in den gruppen ft, fs
wird stets f geschrieben. Beispiele ahd. fuojs (alts. fot), filu,
vilm (got. filu)\ hofy g. hoves (alts. Äo^ hobes), avur, avar wider
(got. afar)j durfan § 93 (alts. thurban)\ Jcraft, lefs lippe. —
Fremdwörter z. b. tiufal, diuval (alts. diubuT), brief, g. brieves.
Anm. 1. Gemination in heffen (alts. hebbian) heben s. §83.
Anm. 2. Im praefix int-^f- wird ahd. tf zur affricata pf(ph) assi-
miliert und besonders später auch häufig mit ph geschrieben, z. b. int-fähan,
infdhan und inphdhan^ intfallan und inphallan (alts. ant-fähan, ant-fallan),
Anm. 3. Für ft erscheint alts. und mfränk. auch ht: z. b. ahter für
afteir, craht für craft.
§ 29. Harte Spiranten : h. § 30. Sonore consonanten : w, 21
§ 29 (150 — 154). h (germ. gutturalspirant x, got. h) ist ahd.
und alts. im allgemeinen unverselirt als h erhalten. Nur in
den anlautsverbindungen hl, hn, hr, hw schwindet im ahd, das
Ä: durchgängig jedoch erst vom 9. jh. ab, während die ältesten
quellen das h noch meist richtig setzen; das alts. des 9. jh.'s
bewahrt das h in anlautsverbindungen im ganzen correct, be-
sonders in Hei. M C, während es später ebenfalls schwindet
Beispiele: hano] Mut (alts. hlüä) > lüt, hnigan > nigan, hring
> ring, hwU (alts. hwit) > v^\ sehan, sah] Höht, wahsa/n.
Anm. 1. Das zeichen h bezeichnet im ahd. und alts. einen harten
Spiranten nur noch, wenn es am silbenschlnsse steht, also auslautend und
vor cons.: sdh^ Höht, wahsan, wofür ahd. erst selten, bes. später die
Schreibungen sack, liochtf wachaan auftreten. Dagegen war h im silben*
anlaut, also anlautend und inl. zwischen vocalen, im ahd. und alts. schon
zum hauchlaut geworden.
Anm. 2. In ahd. und alts. hss. wird bisweilen überschüssiges h
geschrieben, sowol im wortanlaut (z. b. huna für wia, hira für era), als
auch im wortinnem (z. b. ahd. sähan säen, bluohan blühen, stehle = steic).
— Andererseits wird auch einzeln h weggelassen, z. b. anlautend irro für
hirro, andum für handum und inlautend z. b. sMn für sehan, näisto für
ndhisto. Letzteres ist besonders im alts. nicht selten, wo später alle
intervocalischen h schwinden (mnd. sin aus alts. s'ean, 8'6han; slän aus
slahan etc.).
Anm. 3. Vor «H-cons. ist h geschwunden, z. b. ahd. mist (got,
maihstus), ahd. zSswa (got. ta{hsw6); alts. niusian, ahd. niusen (got.
niuhftjan); alts. w'^skan neben w'dhslean, ahd. wihslen, wislen.
B. Die sonoren consonanten.
a) Die halbvocale.
§ 30 (104 — 14). Der halbvocal w wird in den hss. meist
durch uu (uv, vu, vv) gegeben, selten durch einfaches u, welches
nur nach consonanten {suarz schwarz) oder vor u (uuntar
wunder) vorwiegend steht. Das zeichen w wird erst seit dem
12. jh. üblicher. Germ, w ist im allgemeinen erhalten, nur in
den anlautverbindungen wr, wl ist ahd. w geschwunden; im
auslaut eines wortes oder einer silbe wird es zum vocal o (w).
Beispiele: uuer mann (got. wair\ huer, uuer, alts. hue (got. has),
duahan, alts. thudhan waschen (got^aÄaw); ahd. rehhan ver-
folgen (got. wriJcan, alts. uureJcan), ant-luzzi (got. wlits, altsi.
uuliti antlitz); seo, seu, g. seuues see, sp^u^uln speien, garo
bereit, fl. gar(a)uues, dazu garuuen, alts. ger(e)uuian bereiten,
22 §30.31. Sonore consonanten: w^ j, .
praet. garota, alts. ger(e)uuida; meto mehl, g. meluues, ises{a)uua
die rechte, scato g. scat(a)uues (alts. skadd) schatten.
Anm. 1. Das mfr. hat anl. wr, wl (wie das niederd.) bewahrt, mfr.
(mhd.) wr'dchen = nmd. wrEken.
Anm. 2. Die Verbindung /ni; (qü) verliert spätahd. im alemann, ihr w :
qiti^nj N chBden ; queUen, N chelen. Allgemein spätahd. ist coman, s. § 81 a. 1.
Anm. 3. Auslautend o für u; nach langem vocal fällt mitte des
0. jh.'s ab : 8Ä) > 8i, gräo > grä.
Anm. 4. Inl. nach consonanten ausser r, Hst u; im westgerm. meist
geschwunden, z. b. ahd. alts. sShan (got. safhan), singan (got. siggwan),
ühta (got. ühtwö).
Anm. 5. Inl. w nach langen vocalen fällt bisweilen aus, z. b. sptan
statt spiwan, HnMun statt -^itimn. Nach ausfall des w tritt öfter ^ als
zwischenlaut ein: ahd. Mhun, Sha, besonders alts., z. b. d. pl. kneohon (zu
kneo% bräwa und bräha braue. — Umgekehrt tritt w öfter als übergangs-
laut zwischen vocalen ein, z. b. ahd. büwan, trüw^ statt büanj trüin.
Anm. 6. Geminiertes w, das sowol germ. ist (= got. ggw)j als west-
germanisch vor j (§ 17), bildet im ahd. mit dem kurzen vocal der ersten
silbe einen diphthong, z. b. hlimvan schlagen, geschr. hliuuuanf hlmuan
(got. bliggwan), scouwdn schauen, geschr. scouuvdUj scouuön (seltner scotidn);
frauwenf frouwen (d. i. westgerm. fraw-wjan) sich freuen, daneben mit
einfachem w und umlaut des a: frewen, frewita, subst. frewida freude;
goutoi und gewi (g. gouwes, gewes) gau. — Ahnlich im alts., wo jedoch
ein im ahd. fast ganz verwischter Wechsel zwischen euu und iuu (vor i)
besteht: alts. hr'&uuan (ahd. Huwan) traurig sein, dazu adj. hr'6utuig und
hriuuig; trihimui treue, trituhaft, aber ^ritcuui getreu; pron. ^, ^iuz neben
m, iuua. Nach a im alts. akauwon^ glau, pl. glauuue klug (got. glaggtous)
mit bewahrung des au-diphthongs ; dagegen mit contraction zu 6 und da-
neben stehendem umlaut zu i vor J: ströidun C, strHdun M zu *8tr^'an
(ahd. stroutoen streuen); thregian neben throon drohen (ahd. drouwen).
§ 31 (115 — 119). Der halbvocal j wird in den hss. durch
i gegeben, inl. nach consonant auch durch e (bes. vor a, o);
vor i, e wird ahd. meist g geschrieben. Im alts. ist g für ;
noch weiter verbreitet; vor a, o, u steht oft gi {ge) für j: alts.
ger und iär, giämar, giung, fhologean. Das germ. j ist ahd.
(alts.) anlautend erhalten, z. b. ahd. ioÄ (got juJc); g'ehan, gihu
U^^Uv. (seltener iehan, tihu), praet. iah, iähun bekennen. — In-
lautendes j war sehr häufig in j- Suffixen nach consonanten,
doch ist es im ahd. vor folgendem vocal schon seit dem 8. jh.
im schwinden und verliert sich im 9. jh. ganz; im auslaut wird
-es zu vocal i, z. b. mdri (§ 59), aber märeo, märo; Jcunni
geschlecht, g. pL mnneo, cunno (got. Jcuni, Jcunjis); minnia, d.
minniu > minna, -u.
§31 — 34. Sonore consonanten : j, liqtddae, nasale.. 23
Anm. 1. Inl. nach langem vocal oder diphthong steht j ahd. nicht
selten, doch stehen danehen häufiger formen ohne j, z. h. fiant und ftiant
feind, ei, g. eies nnd eiies, pl. eigir; ohd. co^j. salböie, -^ge § 76 a. 1^)
nehen salböe,
Anm. 2. Im alts. ist im 9.jh. inl.j' nach cons. noch ziemlich regel-
mässig vorhanden (z. h. sundea, ledian, toiUio, d. pl. gestiun), im ahd. steht
es nur noch in den ältesten quellen etwas häufiger. Nur hinter r nach
kurzem vocal hat es sich erhalten. Noch im lO./ll. jh. nerien (nergen,
nerigen), stoerien. Im alem. und fränk. gehen danehen her formen ohne j
mit tr (nerrenf awerren), das speciell ahd. ist, da westgerm. dieses r nicht
geminiert war (§ 17). Auch in toinia (winigä) freundin hat sich j gehalten;
seltner in brunia (nehen brunna hrünne); vgl. auch redia hei (nehen
i^eda, got. raßjd, ohne gemination).
Anm. 3. Im ältesten ahd. (8. jh.) ist ja in nehensilhen zu e ge-
worden, z. h. inf. schw. y. I füllen (got. fulljan), n. sg. helle (got. h(Hja),
Im 8./9. jh. wird durch ausgleichung zum teil 'ia, -a widerhergestellt:
heliia, heUa.
h) Liquidae und nasale.
§ 32 (120—122). Germ.-got. 1 und r sind im ahd. und alts.
unverändert erhalten, z. b. leren, alts. lerian (got. laisjan), fällan
(got. fallan)] reht (got. raihts), heran, (got. hairan). Die zahl
der westg. r ist sehr vermehrt durch Übergang des germ.-got.
IS > r (ahd. alts. mero, got, maiisa^ s. § 16).
§ 33 (123 — 125). Germ.-got. m ist ahd. alts. geblieben, z. b.
miÄ, alts. mik^ (got. miÄ), gomo^ alts. gumo (got. guma), ahd. got.
sunmman. — Auslautendes m geht ahd. anfang des 9. jh.'s zu
n über, aber nur wo es flexionselement ist: ahd. d. pl. tagum
> tagun; 1. pl. nämum > nämun, 1. sg. salböm > salbdvh\ da-
gegen tuom (g. tuomes\ nim (imper. zu n&nan). Ebenso alts.,
doch sind in den hss. des Hei. MVP noch ziemlich viele ausl.
m bewahrt: d. pl. wordum neben wordun, 1. sg. Uum neben biun.
Anm. 1. Vor f wird statt älterem m seit dem 9. jh. n geschriehen,
bes. fränkisch, obd. bleibt m länger, z. b. fimf und finf, kumft und hmft.
— Über alts. ausfall des m vor /'s. § 34 a. 2.
§ 34 (126—128). Genn.-got. n bleibt ahd. und alts. un-
verändert. Vor gutturalen bezeichnet es gutturalen nasal;
z. b. ahd. n&man, alts. niman (got. niman), singan (got. siggwan).
Anm. 1. Vor labial wird öfter m statt n geschrieben, z. b. ahd.
ummaht, imbizan für unmäht, inbtzan; alts. wmbitharbi.
Anm. 2. Schon in germanischer zeit ist n geschwunden vor h unter
dehnung des vorhergehenden vocals, z. b. ahd^ alts. fähan (^fanhan\ praet.
liang, alts. feng (§ 85 a. 1); dühta, alts. thühta, praet. zu dtmken, alts.
thunkian (§ 89 a. 3).
24 § 35. Grammatischer Wechsel. § 36. Notkers anlautgesetz.
Im alts. (ags.^ schwinden die nasale auch vor /) d^ 8 nnter dehnnng^
des vorhergehenden vocals (üher an'^öf ä s. § 3 a. 6) : z. h. fif (got. fimf),
häf (got. hamfs); öder (got. anpar), ftdan (got. finpan), MMan (got.
hmpian)) üs (got. uns)^ füs hereit (ahd. funs). Vor secundärem s bleiht
n (alts. kunstf anst etc.). Das altnfr. hat wie das ahd. die nasale bewahrt
(altnfr. cunden, findan, uns etc.).
Anhang.
§ 35 (100 — 102). Grammatischer Wechsel. Durch die
urgerm. zahlreichen erweichungen inlautender harter Spiranten
^> h Zj f zu 0^ ^, 7, S erklärt sich, dass im ahd. in zusammen-
gehörigen Worten vielfach 5, d, ä, f mit r, ^, jf, h wechseln.
Z. b. Jciosan wählen, Jcuri wähl, Äorow prüfen; — snidan schneiden,
snita schnitte, snitäri\ — ziohan ziehen, zuht^ zug, zogen
ziehen; — durfän (§ 93), dürft, darben darben, biderU brauch-
bar. Innerhalb der flexion ist der Wechsel nur noch beim
st. V. vorhanden: Jciosan — hurum, gikoran\ snidan — snitum,
gisnitan; ziohan — zugum, gizogan; heffen — huobunij gihaban.
Doch machen sich hier schon ahd. vielfach ausgleichungen
bemerkbar. Vgl. § 77 a. 2.
Anm. 1. Nehen h — g steht ein Wechsel h — w, der auf altes
hw — yw'^w zurückgeht, z. h. aha (got. aha) fluss — auwlay ouwa aue;
Ithan (got. leihan) — liwum § 78 a. 2.
Anm. 2. Im alts. ist der gramm. Wechsel in der lahialreihe durch
die allgemeine erweichung des germ. f (§ 28) verwischt (vgl. thurban und
tharbon). Dagegen wechseln 8, rf, h mitr, d^ 9(w): z.h. Jciosan — gikoran;
fidan — fundun f gifundan, sw. v. fundon; Itdan gehen — Udian führen;
slahan — gislagan, slegi m. der schlag; s'ihan — säwun^ gis^an^ siun f.
gesicht. Doch ist der Wechsel in der verhalflexion schon vielfach durch
ausgleichung verwischt, besonders in der dentalreihe : z. b. zu wefdan, ward
auch wiwdun und daneben werdan, ward, wwrdun,
§ 36 (103). Notkers anlautgesetz. Bei N steht an-
lautend % p, Je nach stimmlosen consonanten und im satz-
anfange, dagegen d, 6, g nach sonoren (vocal und l, m, w, r);
also Ter brüoder — ünde des prüoder; Tes Jodides — ünde demo
gölde] Jiimübüwb — erdpüwo.
Anm. 1. Anlautend v steht (neben f) bei N nur nach sonoren, im
übrigen muss f stehen : ih finde, aber tu vindest und tu findest.
Anm. 2. Auf ahd. t (= westg. d) erstreckt sich der Wechsel nicht:
also ih tüon und tu tüost (nicht düost). Nur nach n steht nicht selten
d statt t, also der tag, aber den tag oder den däg, vgl. § 23 a. 2.
Flexionslehre.
I. Abschnitt. Declination.
Cap. I. Declination der substantiva.
A. Starke (vocalische) declination. ;
1. Die a- declination.
§ 37 (192). Die a-declination enthält nur masculina und
neutra. Man unterscheidet reine a-stämme, ^a-stämme und
«c^a-stämme.
a) Keine a-stämme (193—197).
§ 38. Masculina: Paradigma tag tag.
ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg.N. tag
tac
dag
dags
< ai
G. tages (-as)
tages
dages, -as
dagis
< Jt5C»
D. tage (-a)
tage
dage, -a
daga
<cui
A. tag
tac
dag
dag
<^
L tagu, -0
dagu (-0)
V. dag
•
PL N. taga (-&)
tage
dagos (-as)
dagös
< H/^
G. tago
tage
dago
dagg
D. tagum, -om; -un, -on
tagen
dagiin, -on
dagam
< -vw\3L
A. taga (-ä)
tage
dagos (-as)
dagans
< >vX
Wie tag gehen die meisten masculina, z. b. ahd. h'erg^ weg^
fish fisch, geist, (h)leib brot, stein; mehrsilbige, z. b. fingar flnger,
^ fogal vogel , degan krieger, himil himmel, truhün herr, Jcuning
könig.
Anm. 1 (195). Die auf consonant endigenden männlichen eigennamen
flectieren wie tag, nur haben sie im sing, die endnng -an, z. b. Hartmuotan,
Werinbrahtan; auch in fremden namen, Petrusan (und Petrum). Auch zu
truhttn herr (als name gottes) a. truhtinan (neben truhttn).
Anm. 2. Im alts. ist im d. pl. hier und in den übrigen declinations*
arten noch öfter die ältere form auf m bewahrt (dagumj wordum etc.);
vgl. § 33.
alts.
got.
Word
watrd
wordes, -as
waürdis
worde, -a
waürda
wordu (-0)
Word fatu
waürda
wordo fato
waürd§
wordun fatnn, -on waürdam
26 § 39. Beine a-stämme. § 40. ya-stämme.
§ 39. Neutra: Paradigma wort wort (alts. langsilb. wordj
kurzsilb. fat fass).
ahd. mild.
Sg. NA. wort wort
G. Wortes (-as) wertes
D. werte (-a) werte
I. wortu, -0 —
PL NA. wort wort
G. werte werte
D. wortum, -em; -un, -en werten
Nach wort gehen sehr viele ahd. neutra, z. b. ham kind,
ßl (g. fSlUs) feil, jar, ser schmerz; mehrsilbige, z. b. ^eichan,
zeichen, zuivcd zweifei, Jiovbit haupt; im fränkischen die
diminutiva auf -Unj 4n, z. b. Mndilin kmdlein, magattn mägdlein.
Anm. 1 (196 a. 3). Im eberdeutschen haben die diminnüya in
endungslosen casus meist das n verloren; ausserdem endet im alem. der
n. a. pl. meist auf -tu; also oberd.:
Sg. NA. chindül (-lin) PI. NA. chindül (-lin), alem. chindiHu
G. chindilines G. chindilino
D. chindiline D. chindiHni&l, -un, -on.
So oberd. auch chusst (Mnk. kmstn) kissen, peccht (0 bektn) becken,
endt stim.
t'X^^^' Anm. 2 (197). Einige neutra, die im sing, wie wort gehen, bilden
'^y^ ^, im ahd. den plur. durch zusetzung von -ir; z. b. von lamb (lamm):
(l^irf*^ ahd. mhd.
.yv***^ PI. NA. lembir lember
G. lembiro lember(e)
D. lembirum, -un, -on lember(e)n
Wie lamb gehen stets kalb, huon huhn, QC^nd rind, ei (pl. eigir), (h)rt8
reis, blat (pl. bldir), farh ferkel. Andere haben den -ir-plural neben dem
einfachen, z. b. hol höhle, lovb laub, br'it, fM, hüs (also pl. n. a. hüa und
hüsir), doch ist im ahd. und mhd. der -ir-, -er-plural bei weitem noch
nicht so verbreitet wie im nhd.
Das 'ir wirkt umlaut, wo es möglich ist (mhd. huon — hüener),
dagegen wird ein g, der Stammsilbe vor -ir nicht zu i, u: füdir^ holir
(doch findet sich pritir neben brUir zu brU und luchir neben lochir zu
loh loch). Bemerkenswert ist in Bb d. sg. chalbire, g. sg. rindares mit
ir auch im sg.
Im alts. ist diese pluralbildung selten, sie begegnet im Hei. gar nicht
(n. a. pl. lamb)] nur g. pl. eiero, hönero in der Freck. heberoUe.
b) ja- Stämme (198—202).
§ 40. Masculina. Paradigma hirti hirt (got. hairdeis, kurz*
silbig harjis beer).
§ 40. 41. ja- Stämme.
27
fthd.
mhd.
alts^
got.
Sg.N. hirti
hirte
hirdi
hairdeis, haijis
G. Mrtes
hirtes
hirdies, -eas
hairdeis, haijis
D. (hirtie); hirte
hirte
hirdie, -ea
hairc^a
A. hirti
hirt»
hirdi
hairdi
L hirtiu; hirtu, -o
hirdiu
V. hairdi
PL N. hirte; hirta (-ä)
hirte
hirdios
ha1rc|j5s
G. hirteo; -io; hirto
hirt»
hirdio, -eo
hairdjd
D. hirtüun, -un; -im, -in
hirten
hirdiun; -ion,
-eon haircljam
A. hirte; hirta (-&)
hirte
hirdios
hair^'ans
Nach hirti gehen ahd. nur wenig einfache Wörter, wie
(h)rucki rücken, hueizzi, weizi weizen, hirsi hirse, das fremdwort
Tcäsi käse; die hauptmasse bilden die abgeleiteten auf -äri (bes.
fränkisch auch -ari, -eri, -in), mhd. -cerey z. b. wdhtäri, mhd.
wahtcere Wächter; luochäri, buoheri (T) schriftgelehrter; Uitäri,
Idtiri (0) führer, helfäri helf er.
Anm. 1. Die gesperrt gedrnckten formen sind die im ahd. des
9. jh.'s herrschenden; die ihnen voranstehenden gehören nur den ältesten
quellen an. Zu n. a. pl. hirte vgl. § 31 a. 3.
Anm. 2. Im alts. gehen wie hirdi noch einige weitere einfache
Worte: so heri (got. harjis) heer, endi (got. andeia) ende, die im ahd.
neutra geworden sind.
§ 41. Neutra. Paradigma: hunni geschlecht, got. huni,
alts. Tcunniy daneben led bett.
ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg. NA.
kunni
künue
kunni, hed
kuni
G.
kunnes
künues
kunnies, -eas
kunjis
D.
(kunnie); kunne
künne
kunnie, -ea
kuiga
I.
kunniu; kunnu, -o
—
kunniu
PI. NA.
kunni (knnmu)
kfinne
kunni
kunja
G.
kunneo, -io; kunno
künne
kunnio, -eo
kunj§
D.
kunnim, -in (-um, -on)
klinnen
kunniun, -eon
kunjam
Nach Tsunni gehen im ahd. sehr viele neutra, z. b. r^ezzi
(got. r^atij alts. net) netz, letti (alts. led) bett, richi (alts. rild)
reich, wizi (alts. witi) strafe; mehrsilbige wie ärunti botschaft,
MtoisM familie; besonders viele auf -nissi (wärnissi Wahrheit etc.)
und collectiva mit praet gi- (gibirgi gebirge, giwäti kleidung,
gisindi gefolgschaft etc.).
Anm. 1 (202). VTährend im ahd. schon im 9. jh. die (im paradigma
gesperrt gedruckten) formen ohne j die herrschenden sind, so hahen die
neutra heri heer (got. hofjia masc.) und beri heere (got. baai) noch im
9./ 10. jh. regelmässig j- formen (vgl. § 31 a. 2), also sg. g. heries, peries,
d. herie, herige; pl. g. herio. Dagegen kommen von meri meer nur formen
ohne j (g. d. sg. merea, mere) vor.
\>
t
H
V
masc.
Sg. NA. hl§o, l§o, lg
G. hlßwes
D. hlßwe
PI. NA. hlßwa (-ä)
G. hlSwo
D. hlßwum, -un, on
28 §42. t^a- Stämme. §43. 6 -stamme.
Anm. 2. Im alts. haben einige wenige ursprünglich kurzsilbige neutra
im n. a. sg. kurze formen, wie bed (pedd), net, flet (ahd. flezzi) haus, giwit
(ahd. giwizzi). In allen übrigen casus gehen sie aber wie hmni: z. b.
g. giwitteaSj d. fiettie, instr. beddiu; n. a. pl. netti, g. giwitteo, d. beddion.
Auch im n. a. sg. ist bei manchen daneben die regelmässige form (beddi,
nettif giwitti) belegt.
c) M;a- Stämme (203 — 205).
§ 42. Paradigma: masc. (h)leo grabhügel; neutr. horo
schmutz (mhd. le, Uwes; hör, horwes). Vgl. § 15®, § 30.
neutr.
horo
horwes; horawes (horowes, horewes)
horwe; horawe (horowe, horewe)
horo
horwo; horawo
horwum; horawum; -un, -on
Weitere beispiele dieser wenig zahlreichen klasse: a) masc.
sneo, sne schnee, seo, se see, bü, g. büwes bau, wohnung; bah,
g. balwes, balawes bosheit, scato schatten. — b) neutra (h)reo,
re leichnam, kneo, knio g. knewes, kniwes (got. kniu, g. kniwis)
knie, tou g. touwes tau, melo, g. melwes, melawes mehl, smero
schmeer, treso schätz, jge*so rechte seite.
Anm. 1. Im alts. flectieren diese Wörter entsprechend: z. b. masc.
n. a. 860, seu (8^), g. sewes, -as etc., neutr. n. a. balu, g. balowes,
2. Die ö-declination (206—211).
§ 43. Diese klasse enhält nur feminina. Neben den
'^^ reinen o-stämmen gibt es auch jö- und t€?o-stämme. Letztere
J flectieren jedoch gerade wie die reinen ö-stämme, mit denen
^ auch die flexion der jo- stamme gemeinahd. übereinstinmit.
*^ Paradigma: geba die gäbe, got. giba. %^ ^'A*^
Ny ahd. mhd.
X Sg. NA. geba ^^>-'^ ^cr ggbe
G. geba (gebu, -o)<^^- g'ebe
"%; D. gebu, -o gebe
^ PI. NA. ggbä gebe
G. ggböno (gebön ^) geben
D. geb6m, -on, on ) geben
/
alts. got.
ggba, -e; sundia, -ea giba
geba gibös
gebu (-0, -a) gibai
ggba gibös
gebono gibö
g^un, -on giböm
Nach geba gehen sehr viele feminina, z. b. lera lehre, mla
zahl, mla gefahr, wamj/a leib, slahta gattung; M;d-stämme: triuwa
treue, farawa färbe'; die Wörter auf -unga, z. b. manunga,
mahnung, adjectivabstracta auf -ida (gleichwertig mit denen
^XuUi.... .. f. ^^. -^^-'- ^^-'^* •■-"'' •* ' *^^ '
§43. d- Stämme. §44. t-declination. 29
auf 4 § 49), z. b. (h)reinida reinheit, heldida, obd. päldida
l^ühnheit, gimeinida gemeinsamkeit etc.
Anm. 1. Die Jö- stamme gehen nach verlast des j seit dem 9. jh. im
ahd. grade wie g'^ha; nur am nmlaut, wo dieser eintreten kann, oder an
consonantenverdoppelnngen sind noch die Wirkungen des früher yorhandenen
j zu erkennen; im alts. des 9. jh. ist dagegen das i (e) noch stets erhalten.
Beispiele: reda §31 a. 2 (alts. reäia) rede, hella (alts. hdlea, got. hcdjä)
hölle, brucca (mhd. brücke) hrücke, sunta (mhd. aündef alts. sundia) Sünde,
unda (mhd. ünde) welle, sippa (alts. aibbia, got. sibja) sippe, minna
(alts. minnea) liehe, ahstracta auf -nissa (z. b. drtniasä). — In alten quellen
des 8. und 9. jh.'s finden sich jedoch hei diesen werten noch häufig formen
mit j (e, i), z. h. n. sg. radia, redia, sipbea (Is.), d. sg. helliUf minniu,
g. pl. sunteönOf d. pl. aunteom; in den ältesten quellen steht statt ia^ ea
noch die endung e (s. § 31 a. 3), z. h. prucge Yoc, unde Fa.; so dass also
im n. a. g. sing, sunte; suntea, -ia; sunta, im n. a. pl. sunte; sunteäf -i^;
suntä die zeitlich auf einander folgenden formen sind.
Anm. 2. Im n. sg. kommen ahd. in alten quellen vereinzelt formen
ohne endung vor: chimeinidh (Is.) gemeinschaft, scautounc, samanunc B;
gehliehen ist dieser kurze nom. in buoz, stuntf wtSf (h)wUf halbf aher nur
in formelhaftem oder adverhialem gehrauch für alle casus, nehen regel-
recht flectiertem buozza, stimta, wisa, (h)wtlaf halba, — Bei jd- stammen
ist der kurze nom. fest geworden in thiu, diu magd {go%, piwi, piujös),
g. sg. diuwüf danehen nach der i-decl. g. d. sg. thiuwi. Femer hahen die
hierhergehörigen frauennamen stets den endungslosen nom., z. h. BnmihiUf
Hütigund, g. sg. *Brunihilt{i)af mhd. Brünhilde, Endlich hahen die sog.
BE^ovierten feminina wie kuningin königin, gutin göttin, esilin eselin im
ahd. nur den kurzen nom., dazu g. sg. kuninginna, d. sg. kuninginnu u. s. w.
wie g'd>a. Spätahd. kommt auch der n. sg. kuninginna auf, wie andererseits
der n. hmingin später in andere casus dringt.
Anm. 3. Im alts. kommen auch einige formen des n. (a.) sg. ohne
endung vor. Bei den reinen d- stammen häufiger nur n. a. thiod (volk)
nehen thioda: nach thiod hahen sich in einigen casus formen der i-clecl.
eingestellt (d. sg. thiod, thiedi nehen thiodu, -o, g. pl. stets thiodo). Ausser-
dem muwf . half. — Bei den jd-stämmen sind ausser den seltenen movierten
fem. auf -in noch zu nennen: thiu (magd) und hell (hölle) nehen heUia,
Letzteres auch nach der i-decl. d. sg. helli und heU, und masc. thena heUJ),
8. Die i-declination (214—220).
§ 44. Die i-decl. enthält masculina und feminina. Die
im ags. und alts. vorhandene besondere flexion der kurzsilbigen
Stämme, welche die endung -i (ags. -e) im n. a. sg. bewahren
(masc. alts. seli, ags. sele saal, wini freund; fem. alts. stedi ort,
gegenüber m. alts. gast, ags. ^iest gast, t alts. anst gunst) ist im
ahd. nur noch in wenigen resten erhalten. Die normale ahd. i-decL
ist die ursprüngliche flexion der langsilbigen stamme; s. § 45 a. 2.
30
§45. i-declinatioiu
§ 45. Paradigma für das masc. gast gast; für das fem.
anst gunst, hraft kraft; alts. däd (ahd. tat) tat, w'erold weit.
Jdasc.
ahd.
mhd.
alts. (langsilbig).
got.
Sg.N.
gast
gast
gast
gasts
G.
gastes
gastes
gastes, -as
gastis
D.
gaste
gaste
gaste, -a
gasta
A.
gast
gast
gast
gast
L
gestiu; gas
tu
—
(kraftu)
V. gast
PI. N.
gesti
geste
gesti
gasteis
G.
gesteo, -io;
gesto
geste
gestio, -eo
gastg
D.
gestim, -in;
-en
gesten
gestinn; -ion, -eon
gastim
A.
gesti
geste
gesti
gastins
Fem.
ahd.
mhd.
alta.
got.
Sg. N.
anst
kraft
däd
anst<s
G.
ensü
krefte;
kraft
dädi; weroldes
anstais Ccf-^^^'o
D.
ensti
krefte;
kraft
dädi; werold
anstai
A.
anst
kraft
däd
AV. anst
PL N.
ensti
krefte
dädi
ansteis
G.
ensteo, -io;
ensto
krefte
dädio, -eo
anst§
D.
enstim, -in;
-en
kreften
dädiun; -ion, -eon
anstim
A.
ensti
krefte
dä4i
anstins
Wie gast gehen im ahd. ziemlich viele masculina, z. b.
Hut Volk, pl. liuti leute, 6aÄ, pl. hechi bach, slag^ pl, slegi schlag,
a^Tml, pl. eplfAli apfel u. a. — Die zahl der im ahd. wie anst
gehenden feminina ist sehr gross, z. b. huf^ g. Tmffi hüfte, Mt
haut, stat ort, jugund Jugend; zahlreiche abstracta mit -scaf,
(spätahd. -scaft): lantscaf, g. lantskeffi (lantscaft N), hotascaf etc.;
besonders aber viele verbalabstracta auf -t: gift gäbe, fartj
täty Uuot blute, fluht, giburt u. a.
Anm. 1. Der nmlaut des a^e (§3) ist im ahd. durchgefülirt. Bei
N nach § 10 anch schon Mf, g. d. hiute,
Anm. 2. Die t-stämme mit kurzer stammsilhe, die im n. a. sg. das
end-t bewahren soUten, haben dasselbe im ahd. meist nach analogie der
langsilbigen eingebüsst, also m. ahd. hiz^ slag, aal = alts. bitif slegi, 8eli\
f. ahd. etat = alts. stedi. — Doch sind auch im ahd. noch die echten formen
des n. a. sg. vorhanden bei den masc. wini freund, rm (alts. wrisi) riese,
quiti (alts. quidi) ansspruch, kumi ankunft, bei den fem. titri tttr und kwri
wähl. Alle übrigen casus bilden sie wie gast, bez. anst.
Anm. 3. Paradigma der alts. kurzsilbigen masculina: Au^isinn:
Sg. NA. hugi
G. huges (-ies)
D. hugi (-ie, -ea)
L hugi, hugiu
PI. NA. hugi (-ios)
G. hugio, -eo
D. hugiun; -ion,. -eon
§ 46. Schwache declination: mascnlina.
31
Als knrzsilbiges fem. kommt nnr stedi (ahd. etat ort) häufiger vor:
Sg. NA. G. D. PL NA.: stedi, — Eurzsilbige neutra sind: meni schmuck^
i4rlagi Schicksal und einige composlta auf skejn, -^kipi (z. b. heriscepi
Volk), die wie hugi gehen.
B. Schwache (w-)declination (221—227).
§ 46. Masculina. Paradigma: hano hahn.
ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg. N.
hano
han(e)
hano (-a)
hana (aba)
G.
hanen, hanin
hanen
hanon, -an;
-en
hanins
D.
hanen, hanin
hanen
hanon, -an;
-en
hanin
A.
hanon, hannn
hanen
hanon, -an
hanan
PL NA.
hanon, hannn
hanen
hanon (-un)
hanans (abans)
G.
hanöno (-6n N)
hanen
hanono
hanan^ (ahne)
D.
hanöm, *6n
hanen
hanon (-un)
hanam (abnam)
Wie hano gehen sehr viele masc, z. b. haso hase, scado
ischaden, hero bär, sämo samen, namo name, gomo mann^
bes(d)mo besen; nomina agentis wie gebo geber, sprehho
Sprecher, boto böte, heri-eoho -zogo herzog u. a.
Anm. 1. Bildungen mit j-suffix weichen in der flexion nicht ab. Sie
haben im alts. das j (t, e) meist bewahrt (alts. willeo, -io). Im ahd. ist
dies nur in den alten quellen der fall, z. b. wüUOf -io^ g. d. wiUenf -in^,
a. sg. n. a. pl. willeotif -ion, -iun wille, arbeo, erbio der erbe, acephio Schöpfer,
burgeo bürge; vom 9. jh. ab geht das j verloren, so dass man nur noch am
Umlaut, oder an der consonantenverdoppelung seine spur erkennen kann:
wülo, erbOf acepho, hwrgo (mhd. bürge). Nur bei kurzsilbigen auf r (feriOf
ferigo ferge . scerio scherge'^ hält sich das j (vgl. § 31 a. 2).
Anm. 2. Im g. d. sg. ist ahd. -en die fränkische, -in die oberdeutsche
endung. Letztere wirkte ursprünglich lunlaut, vereinzelt in sehr alten
quellen noch henin, nemtn, scedin etc.; doch wurde gemeinahd. der umlaut
wider beseitigt. Vom 10. jh. ab (N) ist auch oberd. -in zu -en geworden. —
Im alts. ist neben den überwiegenden -on die form -an in Hei. M, die
form -en in C >herrschend. ""'' ^
Anm. 3. Im ahd. a. sg., n. a. pl. ist -un die im oberd., -on die im
Mnkischen vorherrschende endung. — Im alts. ist -on die normalform des
a. sg., -an findet sich häufiger im schw. a^j.; im n. a. pL ist neben -on
nur bei den a^j. die endung -un nicht selten.
§ 47. Neutra. Paradigma: h^m herz.
fthd. mhd.
Sg. NA. hgrza herze
G. hgrzen, hgrzin hgrzen
D. hSrzen, hSrzin herzen
PL NA. h^rzun hgrzen
G. hgrzöno (-6n N) hörzen
D. hSrzdm, -ön hgrzen
alta. got.
herta, -e hairtö (namd)
hgrton, -an; -en hairtins
hgrton, -an; -en hairtin
hgrtun, -on hairtdna (namna)
hgrtono hairtan^ (namn§)
hgrton, -un hairtam (namnam)
32 §47 — 49. Schwache declination: neutra, fem., abstr. auf -i.
Wie herza gehen ahd. nur noch ouga äuge, 6ra ohr, wanga
wange, fhiu, Mwun Qiiun) pl. ehegatten. Dazu die neutra des
schwachen adjectivs (§ 61).
Anm. 1. Bezüglich der formen des g. d. sg. im ahd. und alts. gilt
das § 46 a. 2 bemerkte.
Anm. 2. Von Mrza lautet im ahd. der n. a. pl. öfter (= dem sg.)
ha^za. Auch ouga kommt vereinzelt als n. a. pl. vor. Die regelmässige
form des n. a. pl. auf -un wird nur selten durch -on ersetzt , auch fränk.
(vgl. § 46 a. 3) ist hSrzun die normalform des 9. jh.'s. — Im alts. n. a. pl.
ist 'Un häufiger als -on (auch in C).
§ 48. Feminina. Paradigma: mnga zunge.
ahd.
mhd.
alt«.
got.
Sg. N.
znnga
zunge
tunga, -e
tuggö
G.
zungün
Zungen
tungun, -on
tuggöns
D.
zungün
Zungen
tungun, -on
tuggön
A.
zungün
Zungen
tungun, -on
tuggön
PI. NA.
zungün
Zungen
tungun, -on
tuggöns
G.
zungdno
(-6n
N)
Zungen
tungono
tuggönö
D.
znngöm,
-6n
Zungen
tungon, -un
tuggöm
Wie 0unga gehen ahd. sehr viele feminina, z. b. sunna
sonne, quena frau, diorna mädchen, wituwa wittwe etc.
Anm. 1. Bildungen mit j-suffix haben im alts. das j noch regel-
mässig (z. b. muggia)] im ahd. zeigen sie es in alten queUen vereinzelt, meist
fiind sie nur durch consonantengemination oder umlaut zu erkennen, z.b.
mucca mticke, zeinna (got. tainjö) korb, frouwa frau. In winia (winiga)
freundin und kevia (cavea, käfig) bleibt das i erhalten (§ 31 a. 2). — In
den ältesten ahd. quellen haben diese Wörter den n. sg. auf -e (§ 31 a. 3),
z. b. frauuuej mucke.
§ 49. Feminina abstracta auf -i (213). Paradigma:
hoM höhe, alts. huMi gnade.
alts.
huldi (-ia)
huldi
huldi (-iu, -o)
huldi
huldi
huldeo, -io
huldiun, -ion
Diese declination hat im ahd. und alts. das n der schwachen
declination verloren und tritt ihrem ganzen Charakter nach der
^-decl. (geba § 43) näher, mit welcher sie im mhd. völlig zu-
sammenfällt. Sie hat schon im ahd. (alts.) fast nur eine form,
da die pluralformen sehr selten vorkommen. In einigen alten
ahd.
mhd.
Sg. N.
hÖM
hoehe
G.
höhi
hoehe
D.
höhi
hoehe
A.
höhi
hoehe
PI. NA.
höbt
hoehe
G.
höhino
hoehen
D.
höhtm
hoehen
got.
hauhei
häuheins
häuhein
häuhein
häuheins
häuheinö
hauheim
§ 49 — 51. t*-declination. 33
ahd. quellen (bes. Is. und M) steht statt 4 in allen betr. casus
'in, z. b. hoMn.
Die hauptmasse dieser feminina sind abstracta zu adjec-
tiven, die neben denen auf -ida (§ 43) von jedem adj. bildbar
sind, also ahd. tiuß tiefe, finstri finsternis, wiM heiligkeit, seti
Sattheit, wiolicM qualitas. Eine geringere zahl sind nomina
actionis zu sw. v. L, die im got. auf -eins (i-decl., s. got. gr.
§ 103 a. 1) ausgingen und im ahd. ganz in die form der adjectiv-
abstracta übergetreten sind, z. b. toufi taufe (alts. dopi, got.
daupeins), mendi freude, ur-losi erlösung, wert wehr.
Anm. 1. Bei N flectieren diese abstracta im plnr. n. a. hoMnä,
g. höMnOj d. höhtnön; schon altalem. finden sich für den d. pl. erweiterte
formen auf -tnum, -tnöm^ z. b. höhtnvm H.
C. Reste anderer declinationsklassen.
1. Die i^-deolination (228—232).
§ 50. Die w-declination ist im ahd. (und alts.) nur in
wenigen trümmem erhalten: einige kurzsilbige masculina und
ein neutrum zeigen in einzelnen casus noch w-formen. Alle
langsilbigen, die lautgesetzlich im n. a. sg. das -u verloren, sind
in die i-declination übergetreten; z. b. die masc. shilt schild,
am, pl. erni adler, wirt (alts. werd^ pl. werdos, s. § 4), lid glied,
heit wesen, weise; die fem. fluot flut, lust; nur wenige wie
dorn (got. paümus) folgen der a-declination.
Anm. 1. Das fem. hant (got. handus)^ welches sonst ganz nach der
i-decl. geht, hat im d. pl. noch regelmässig hantum, -un, -on (alts. n. a. pl.
hendi, g. pl. hando, d. handun)^ nur selten erst hentin; noch mhd. handen
(neben henden),
Anm. 2. Das masc. fuoz (got. fötiM, alts. föt) geht ahd. nach der
i-decL, doch hat es neben d. pl. fuozim, -in auch noch fuozumf -un, -on
(alts. g. pl. fötOj d. föttm). Das wort gehörte aber wol früher der con-
sonantischen, nicht der te-decl. zu (s. § 55).
§ 51. Die kurzsilb. masculina situ sitte (alts. sidu), fridu
friede (alts. fridu), hugu sinn, sigu sieg, witu holz, metu met,
sunu söhn (alts. sunu, suno), wozu im alts. noch magu (knabe)
kommt, haben im n. a. sg. noch die w-formen erhalten. In den
übrigen casus herrscht im ahd. durchaus die i-decl., also von
sitUj g. Sites, d. site, pl. n. a. siti, g. siteo, sito, d. sitim, -in. Bei
sunu ist das u nur in einigen alten fränk. quellen vorhanden,
gemeinahd. geht sun völlig nach der i-decl. — Doch kommen
Braun«, Aluias d. ahd. gnunra. 3
34
§ 51. 52. M-declination. § 53. Verwantschaftsnamen.
in den ältesten quellen noch weitere w-casus vor, aus denen
folgendes paradigma der ältesten ahd. w-decl. sich zusammen-
stellen lässt:
ahd.
alts.
got.
Sg.N.
sunn, -0
sunu, -0
sunus
G.
STino
sunies, -eas
sunaus
D.
snnin (suni)
sunu, -o;
sunie
(-i)
sunau
A.
sunu, -0
sunu, -0
AV. sunu
PI. N.
•
—
megi
sunjus < «^^^^
G.
hando
suniwß
D.
hantun
handun
sunum
A.
situ (0. IV, 5, 59)
megi
sununs
alts.
got.
fehu, -0
faihu
fehes, -as
faihaus
fghe, -0
faihau
feho
Anm. 1. Im mhd. sind sitej mUe, fride, sige mit der flexion von
hirte (§ 40) zusammengefaUen.
§ 52. Das einzige neutrum fihu, feho (§ 4), alts. fehu
vieh flectiert im sing:
ahd.
NA. fihu, -0, feho
G. föhes
D. fehe
I. —
Anm. 1. Vom pl. findet sich bei N n. a. feho, in Rb fihiu; alts. und
got. fehlen pluralfonnen.
Anm. 2. Unflectiertes neutrum ist ahd. alts. filu ' Vielheit, das viele'.
^ 2. Verwantschaftsnamen (r- stamme).
§ 53 (233 — 235). Paradigma: Iruoder bruder.
ahd. mhd.
Sg.N. bruoder bruoder
G. bruoder bruoder (bruoders)
D. bruoder bruoder
A. bruoder bruoder
PI. N. bruoder bruoder; brüeder
G. bruodero bruoder etc,
D. bruoderum, -un; -on bruodem
A. bruoder bruoder
Wie Iruoder gehen im ahd. die femin. muoter, tohter,
swester. Das masc. fater hat im g. d. sg. neben fater schon
häufig fateres, fatere nach der a-decL, im n. a. pl. gilt ahd. nur
fatera, im mhd. vatere^ vetere, veter, — Im alts. gehen fader
mdder, dohter, swester wie broder.
Anm. 1. Von swister, tohter, bruoder spätahd. (N) auch n. a. pl.
tohter d, sw'iaterd, bruodera, g. d. tohterön; auch der schwache n. a. pl.
tohterUn kommt bei N vor. — In älterer zeit nur in B n. a. pl. pruadra.
alts.
bröder, -ar
bröder, -ar
bröder, -ar
bröder, -ar
bröder, -ar
got.
bröpar
bröprs
bröpr
bröfar
bröpqus
— br6pr§
bröd(a)run, -on bröfrum
bröder, -ar bröpruns
§ 54. Participialstämme. § 55. Vereinzelte conson. stamme. 35
8. Stämme auf -nt- (participialstämme).
§ 54 (236. 237). Die substantivierten participia consonan-
tischer flexion sind im ahd. auf die zwei worte friunt (freund)
und fiant (feind) zurückgegangen, die jedoch auch schon zur
a-decl. neigen und nicht mehr als participia gefühlt werden.
Im got. und auch im alts. sind sie noch zahlreicher vertreten.
Paradigma friunt, got. frijonds, alts. friund, leriand lehrer.
ahd.
8g. N. Munt
G. frinntes
D. Munte, (Munt)
A. Munt
PI. NA. Munt; Munta
G. Munto
D. Muntum, -un, -on
alts.
Mund
Mundes
Munde
Mund
Mund
Munjdo
•
got.
Ißriand
fryonds
l^riandes
frijöndis
l^riande
frijönd
l§riand
MjÖnd
l§riand
frijönds
Ißriandero
fry6nd§
Ißriandun
Mjdndam
Mundun
Anm. 1. Bei ßant ist ahd. im n. a. pl. die kurze form ßant sehr
selten, im d. sg. konmit sie gar nicht vor. Im mhd. ist nur noch hei
vriunt der kurze pl. vriunt nehen vriunde vorhanden.
Anm. 2. Die ursprünglich hierhergehörigen heilant (salvator), Mlfant
(helfer), wtgant (kämpfer) sind im ahd. schon volle subst. der a-decl. (auch
alts. schon wtgandos neben wtgand n. a. pL). — Alte nom. sg. noch in
waltant herrscher (Hild.), scepfant Schöpfer (H, Kb); ein alter n. a.pl. wol noch
in lantpüant indegenos (Voc); g. pl. aceotantero (Bild.) zu sceozzant schütze.
4. Vereinzelte consonantisclie stamme.
§ 55 (238. 239). Die früher vorhandenen consonantisch
flectierenden masculina sind im ahd. meist in die «-decl. über-
gegangen, so fuoz fuss (vgl. § 50 a. 2), rnnd, zan zahn. Spuren
consonantischer flexion zeigt im ahd. das nach der a-decl.
flectierende gindz genösse, bei dem im d. sg. und n. a. pl. auch
ginoz neben gewöhnlichem ginöze, ginoza vorkommt. Nur man
(mensch) zeigt im ahd. und alts. die consonantische flexion noch
ziemlich unversehrt.
mhd.
man
man; mannes
man; manne
man
man; manne
manne; man
D. mannum, -un; -om, -on mannen; man
Anm. 1. Im ahd. ist der kurze g. sg. man nur zweimal bei
belegt, im mhd. ist er häufiger. Im n. a. pl. kommt die form der a-decL
3*
ahd.
Sg. N. man
G. (man); mannes
D. man; manne
A. man
PI. NA. man
G. manno
alts.
man(n)
got.
manna
mannes, -as maus
man; manne mann
man(n) mannan
man(n), (men) maus, mannans
manno mann§
mannun, -on mannam
36 § 56. Vereinzelte consön. stamme. § 57. A^'ectiva.
•manna nur bei compositis vor und zwar wesentlich spätahd. — Die um-
gelautete form des^n. a. pl. men steht im alts. nur sehr vereinzelt.
Anm. 2. Für den a. sg. erscheint in Is. H die pronominale form
mannanj die bei den pronominalen compositis ioman jemand, nioman nie-
mand die allein vorkommende ist; im d. sg. haben diese worte — wie alle
composita mit -man — nur die längere form -manne.
§ 56 (240 — 243). Die grössere zahl der früher hierher ge-
hörigen^feminina ist ahd. (alts.) in die i-decl. übergetreten,
z. b. ahd. gans, lüs, müs, miluh milch, magad Jungfrau, Tcuo kuh,
sü sau. Nur wenige sind erhalten, am besten naht nacht.
ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg.N. naht
naht
naht
nahts
G. naht
naht 1 nahte,
nahtj nehte
nahtes
nahts
D. naht
naht
naht
A. naht
naht
naht
naht
PI. NA. naht
naht(e), nehte
naht
nahts
G. nahto
nahte, nehte
nahto
naht§
D. nahtum,-un,-on nahten, nehten nahtun, -on nahtam (baürgim)
Anm. 1. Zu naht erscheinen im ahd. erst sehr vereinzelt g. d. sg.
nahtij nahte (N), d. pl. nahtim nach der i-decl. — Der g. sg. nahtes hat
im ahd. nur adverbiale function ^zur nachtzeit', schon bei erscheint dabei
der artikel masc: thes nahtes,
Anm. 2. Das wort huoh^ alts. hÖk (buch) ist im sg. meist neutr. (auch
masc); der pl. dagegen ist im 8. 9. jh. fem. und geht wie naht: thio buoh,
g. buochOf d. buochum, -un^ -on^ (alts. n. a. pl. hök^ d. höhm^ -on). Später
wird auch der pl. zum neutrum: diu buoh (N). — Ebenso geht der pl. bruoh
fem. (hose).
Anm. 3. bürg (stadt) und brüst, alts. briost (brüst) werden im ahd. schon
regelmässig wie anst (§ 45) flectiert. Doch ist bei bürg im g. d. sg. bürg neben
burgi noch häufig. Im alts. sg. g. bwgeSj d. bv/rg (burgi)-, pl. n. a. bv/rgi, g. d.
burgo, burgun und burgio, bwrgiun. — Von brüst, das meist pluralisch ge-
braucht wird, sind neben n. a. pl. brusti (mhd. brüste), d. pl. brustin (mhd.
brüsten) noch bis ins mhd. hinein n. a. pl. brüst, d. pl. brustum, -on, mhd.
brüsten vorhanden. Im alts. n. a. pl. briost, d. briostun,
Anm. 4. Im alts. hat magad noch regelmässig d. sg. ma^a^ und den
n. a. pl. magad,
Anm. 5. Vereinzelte spuren consonantischer flexion finden sich bei
den sonst nach der i-decl. gehenden fem. turi (§ 45. a. 2) tür (d. pl. turun,
dwrun T, 0); itis frau (d. sg. itis 0, alts. idis), huo kuh (n. a. pl. chtui Ib). —
Consonantisch auch fem. düsunt 1000 n. a. pl., daneben düsuntä,
Cap. II. Declination der adjectiva.
A. Starkes adjectivum.
§ 57 (245 — 247). Die starke adjectivdeclination schliesst
sich an die a-o-decl. an; auch hier unterscheiden wir reine
§ 58. Starke adjectiva : a-ö- stamme.
37
a-o -Stämme und solche, die j oder w vor dem stammauslaut
haben, also ja-, jö- stamme und wa-, w;o- stamme.
Das ahd. st. adj. hat im n. sg. aller geschlechter und im
a. sg. neutr. doppelte formen, eine kürzere und eine längere,
sog. unflectierte und flectierte form; beide sind im gebrauche
gleichwertig, nur dass im praedicativen gebrauche die unflec-
tierte form vorherrscht. Nur in letzterem falle kommen die
unflectierten formen auch für den n. pl. vor. Im alts. sind diese
doppelformen nicht vorhanden.
§ 58 (248. 249). Paradigma für die reinen a-o -stamme lilint
blind. Für das neutr. gelten ausser dem n. a. die formen des masc.
MaSC. ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg. N. l.blint 2.bUntgr 1. blint 1. blmder
blind
blinds
G. blintes
blindes
blindes, -as
blindis
D. bliDtemu, -emo
blindem(e)
bliiidum(u), -un; -on
blindamma
{ blindan(a)
\ h^lagna
blindana
A. blintan
blinden
I. blintu, -0
blindu, (-0)
PI. N. blinte
blinde
blinda, -e
blindai
G. blintero
blinder(e)
blindaro, -oro, -ero
blindaiz§
D. blint^m, -ßn
blinden
blindun, -on
blindaim
A. blinte
blinde
blinda, -e
blindans
Neutr.
Sg. NA. 1. blint 2. blintaz 1. blint 2. blindez
bUnd
ri. blind
I2.bündata
PI. NA. blintiu ; bliiit(i)u blindiu
blind; (blinda);
blinda
Fem.
[(managu)
N. l.bUnt2.blintiu
;1. blint 2. blindiu
bünd
blinda
[blint<i)u
G. blintera
blinder(e)
blindaro, -ara
blindaizos
D. blintera, -ero
blinder(e)
blindaro, ara
blindai
A. blinta
blinde
blinda
blinda
Pl.NA.bünto
blinde
blinda
blindös
G. blintero
blinder(e)
blindaro, -oro, -ero
blindaizd
D. blint§m, -§n
blinden
blindun, -on
blindaim
Wie llint flectieren alle die zahlreichen adjectiva, welche
in der unflectierten form auf consonant ausgehen; z. b. dlty guot,
siuh, fränk. sioh krank (flect. siuhher, siocher), snel (fl. sneller).
stum (fl. stummer)] auf -ag und 4g, z. b. otag reich, heilag, en-
stig günstig, mahtig mächtig; auf -in, z. b. steinin steinern, guldin
golden; auf -oht, -aht, z. b. hornoht gehörnt, steindht steinicht;
auf -isc, z. b. diutisc vulgaris, volksmässig; — composita auf
-KÄ, -Äa/? {'haftig), -sam, -fdlt (-faltig) u. a, — Auch die parti-
38 § 58. 59. Starke adjectiva.
cipia praeteriti gehören hierher, z. b. gi-noman, gi-salböt, flect.
ginomaner, gisalboter etc.
Anm. 1. Die e-e-haltigen endungen des st. adj. zeigen ahd. verein-
zelt, häufiger im späteren bairisch (§14 a. 2) statt des -e, -S ein -a, so n.
sg. masc. -aTj g. sg. -as, n. a. pl. masc. -a, d. pl. -an (atnan Lndw.).
Anm. 2. Im d. sg. masc. neutr. ist die älteste, noch vereinzelt in altalem.
quellen belegte endung -amu, (apansttgamu H); die gewöhnliche endung der
ältesten ahd. denkmäler ist -emuj welche aber von anfang des 9. jh.'s an dem
gemeinahd. -emo weicht. — Im alts. ist die längere form auf -umu nur in M
und (meist als -amo) in den kleineren denkmälem; dagegen steht in V und
im anfang von M -um, -un; in G ist -on als dativform herrschend.
Anm. 3. Im n. sg. fem. und n. a. pl. neutr. ist die flectierte form
oberd. plintiu mit diphthong iu; im ältesten fränkischen dagegen blinijju
(geschr. blintUi) und nach ausfall des j im 9. jh. fränk. blintu. Noch zur
mhd. zeit gilt oberd. blindiu gegenüber mitteld. blinde, — Die endung
wirkt der regel nach keinen umlaut; nur bei aHstMnk. eUiu, eZ^t« üblich
gegen obd. alliu (selten eUiu)^ ausserdem selten endriu (zu ander), ganz
vereinzelt noch sonstige beispiele.
§ 59 (250. 251). Die ja-, jö- stamme unterscheiden sich im
ahd. von den reinen «-o-stämmen nur in der unflectierten form,
welche auf 4 ausgeht, z. b, märi berühmt; die flectierten formen
gehen ganz nach hlintj also ahd. n. sg. m. märer, neutr. marcuz,
fem. mariu, fränk. mar{%yii\ g. sg. m. n. t(mres\ d. maremu, -emo
etc. = mhd. mcere, fl. meerer, mosrez, moeriu etc.
Hierher gehören alle adjectiva, deren unflectierte form auf
4 ausgeht, z. b. engl eng, festi fest, semfti sanft, mitti medius,
tiuri teuer, dur^ni (mhd. dünne) dünn, sconi (mhd. schcene) schön,
JcüsJci (mhd. kiusche) keusch, kuoni (mhd. hüene) kühn; viele mit
praefixen, besonders gi-, gebildete, z. b. gifuori passend, gimuoti
angenehm; urougi unsichtbar; composita, z. b. einmuoti einmütig,
mit 'bäri {sdnbäri glänzend etc.).
Auch sämmtliche participia praes. gehören hierher, z, b.
nemanti, salbönti] flect. nemanter, sälhönter etc.
Anm. 1. Das auch in den flectierten formen vor den endungen
früher vorhandene j ist im ahd. nur noch sehr vereinzelt in den ältesten
queUen belegt (§ 31 a. 2), z. b. a. sg. masc. farlihantian Ea, a. sg. fem.
festea M, n. pl. fem. quv^danteo M. — Sonst ist seine frühere anwesenheit
in den flectierten formen nur noch durch den steten umlaut (ahd. featiTf
mhd. dünner, müeder) oder durch consonantengemination zu erkennen, z. b.
mitter (zu mitti) medius, liicker (zu Ittcki) lügnerisch, altobd. auch oft nach
langer silbe (§ 17 a. 1), z. b. märr^ (zu märi), scönniu (zu «com).
Im alts. dagegen ist (wie im got.) das j noch erhalten, also sg. n.
middi; g. middies, -eaSj middearo; d. middium(u) etc.; part. praes. gan-
§59.60. Starke ac^ectiva. §61. Schw. adjectivum. §62. Comparation. 39
gandi, g. gangandes, -ie», d. gangandium etc. Vgl. got. sg. n. midjiSj
nentr. midi, midjataj fem. midjaj g. midjiSj tniäjaizos etc. ganz wie bei hlind.
Anm. 2. Die adverbia dieser adjectiva nehmen am umlaut keinen
teil, z. b. ahd. festig adv. fasto, engt adv. ango\ mhd. sciußne, adv. schöne,
küene adv. hwne] alts. elemi, adv. damo.
§ 60 (252—254). Die ahd. M;a-M;ö- stamme (vgl. § 15^ § 30)
sind nur gering an zahl; sie gehen in der unflectierten form
auf -0 aus, in den übrigen formen sind sie von der flexion von
hlint nicht verschieden, nur dass ein w den endungen voraus-
geht, z. b. garo bereit; flect. sg. n. gar(a)wer, ga/r{a)waz, gar(ay
wiu, fränk. gaAr{d)wu\ g. gar(a)wes etc. Ebenso falo fahl, ge^o
gelb, maro mürbe, faro von einem aussehen, farbig; jseso dexter.
Worte mit vocal vor ,dem w: a) gräo grau, Udo blau, läo
lau, sleo stumpf, mit abfall des o (§ 30 a. 3): grä, IIa, lä, sie.
Flectiert gräwer, gräwaz, gräwiu etc. — b) frao, frö froh,
(h)rao, rö roh, fao, fö wenig, vgl. § 12 a. 1 ; flectiert frawer, frouwer
und fröer etc. — c) glau glou klug, flect. glauwer, glouwer etc.
Anm. 1. Mhd. entspricht nnfl. gar, val, flect. gartoer, valwer etc.
(wie blinder)', grä, vrd, flect. grdwer, vrder (vrouwer).
Anm. 2. Alts. garu,garo, g. garowes et(;.; glau, g. glau%ie8 etc. (wie
hlind),
B. Schwaches adjectivum.
§ 61 (255. 256). Die schwache declination der adj. ist im
ahd. (wie im mhd., alts., got.) genau die der substantiva der
schwachen decl.; also von llint n. sg. hlinto, blinta, hlinta u. s. w.
wie hano (§ 46), herza (§ 47), zunga (§ 48). — Ebenso von den
j' und w?- Stämmen n. sg. märo, mära, mära\ gar{d)wo, gar{(i)wa,
gar(a)wa u. s. w.
Anm. 1. Einzelne ansgleichnngen finden sich in manchen queUen.
So bei 0, der im n. pl. masc. beim snbst. die endnng ^on hat (hanon), da-
gegen beim adj. -un, in Übereinstimmung mit dem nentrom und fem. —
Bei N ist umgekehrt die form des masc. im n. pl. (blinden) auch auf das
fem. (statt *blindiln) übertragen; im d. pl. hat N beim sw. adj. die endung
'in (statt -dn) vom st. adj. übernommen. — Im g. pl. hat meist -un statt
'dno für aUe geschlechter.
Anm. 2. Bei den J- stammen treten in älteren quellen die i, e hie
und da noch auf, z. b. märeo Wess., nimoiün R. — Im alts. stets vndreo,
märia etc. (vgl. § 31 a. 2). ^
Anhang. Comparation (260 — 266).
§ 62. Comparativ und Superlativ werden im ahd. auf
zweierlei weise gebildet: 1. auf -iro, -isto (got. im, -ists); 2. auf
40 §62—64. Comparation.
'oroy 'östo (got. -ojsa, osts). Und zwar haben die ja-jö-stämme
immer die i-bildung, also engt, engiro, engisto\ die einsilbigen
a-o-stämme dagegen können beide bildungen anwenden, z. b.
hohy höhiro, höhisto und hohörOj höhösto, während die mehr-
silbigen oder zusammengesetzten durchweg die o-bildung haben,
z. b. sälig, säUgoro, säligösto; manag f alt, managfaltöro,
Anm. 1. Die i-bildung wirkte, wo es angeht, umlaut, z. b. langy lengirOj
Icfigisto; mhd. gro^, grce^eTf grcß^este. Im mhd., wo die i- und ^-bildnng
zusanimenfaUen mussten, kann man die letztere nur noch am fehlenden Um-
laut erkennen, also lang^ langer , langeste (neben Unger, lengeste),
Anm. 2. Im alts. sind die Superlative auf -ost sehr in dermehrzahl
(rikioato, skdniosto)^ die auf -ist nur noch bei wenigen adjectiven (z. b.
nähisto). Im comparativ ist alts. neben -ir-, -or- die form -ar- sehr häufig,
z. b. wtsaro, armlicara. Im -tr-comparatir steht statt des i häufige, was
auch ahd. in fränkischen denkmälem, bes. bei 0, sich oft findet, z. b.
aUerOf jungero. Bei mehreren comparativen begegnen im alts. auch formen
mit Synkope des i, e (§ 15^), z. b. stilrOj langro und in subst. gebrauch
hirrOf jungro, aldro; im ahd., vom subst. h^ro (dominus) abgesehen, nur
wenige spuren dieser synkope.
§ 63. Die flexion des comparativs und Superlativs ist im
ahd. und alts. die des schwachen adjectivs. Starke flexion
ist im ahd. nur in ganz vereinzelten beispielen vorhanden, z. b.
bei bejsiremOj jungistemo ; erst im mhd. wird die starke flexion
neben der schwachen üblich.
Anm. 1. Im got.-nord. hat der compar. ebenfalls nur schwache
flexion, dagegen der superl. starke und schwache; die alten westg. dialekte
haben dagegen die starke flexion des superl. eingebüsst. Nur im (un-
flectierten) n. sg. aller genera und a. sg. ntr. ist im alts. (und ags.) noch
die starke superlatiyform häufig; im ahd. ist dies seltene ausnähme (Satanas
altist Musp.). — Doch erscheint die unflectierte starke neutralform des
compar. und superl. im ahd. regelmässig als adverbium, z. b. langor, fastör;
langöst, fastöst, ndhist,
Anm. 2. Im alts. hat der n. sg. masc. des compar. überwiegend die
endung -a statt -o, also liobera (= neutr. fem.) , und auch im superl. ist
dies sehr häuflg, z. b. liobosta. Im ahd. finden sich vereinzelte beispiele
dieser endung, z. b. fwira^ furista (masc.) mehrmals bei 0.
§ 64. Unregelmässige comparation findet sich im
ahd. (alts.) bei guot gut, comp, beggiro, adv. bag, superl. beggisto
(alts. gföd, betara, adv. bet, bat, superl. be^t §20a. 2, best); —
ubil böse, wirsiro, adv. wirs, wirsisto (alts. ubil, wirsa, wirsist);
— michil gross, mero, alem. auch meriro, meröro, adv. mer,
meisto (alts. mikil, mera, mest); — lu^ml klein, minniro, adv.
min, minnisto (alts. luttil, minnera, minnist).
§64. Comparation. §65—67. Zahlwörter. 41
Ferner im ahd. zu zeit- und ortsadverbien gehörige stei-
gerungsgrade: a) er vorher, eriro prior, eristo primus; fora vor,
furiro, furisto; — b) furdir vorwärts, ford(a)ro, fordarösto; oba
oben, dbaro, -oro, ohardsto\ inne intus, innaro, innarosto u. a.
Zu den comparativen unter b) gibt es oberd. nebenformen for-
daröro, oharöro, innaroro,
Cap. III. Die Zahlwörter.
1. Cardinalzahlen (270—276).
§ 65. 1. ein flect. einer, einaz, einiu (einu) mit starker
adjectivflexion, schwach flectiert eino, eina 'allein' (alts. en, got.
ains st. adj.). — 2. NA. masc. zwene (alts. twena, -e, -ie, got. n. twai,
a. twans), neutr. jswd (alts. twe, got. twa), fem. jswä, daneben
ahd. seltener, mhd. überwiegend jswo (alts. twä, two, got. twos);
G. zweio, selten zweier o, mhd. zweier, zweiger (alts. tweio, got.
twadc^i); D. zweim, zwein, selten zwem, zwen, mhd. zwein,
zweien (alts. ^w;em, got. ^w^aim). — 3. NA. masc. dH, fem. dno,
mhd. m. f. dri, drie (alts. m. f. fhrie, threa, fhria, got. m. f.
*Prets, a. ^rins)\ neutr. drm (alts. ^Ärm, got. prija); G. dno,
spätahd. driero, mhd. dHar (alts. — , got.^n;e); drim, drin, mhd.
dnw, dri(e)n (alts. ^Änm, got. prim),
Anm. 1. Die bestimmte zweizahl ahd. bide oder &et{2e § 11 a. 2
(vgl. got. bai and bajöps) wird als st. adj. flectiert: n. a. b^e, bediuj bMo,
g. bedero, d. b^dim, -in, Alts. 5e(^ie, -ca, -c ist adj. Ja -stamm.
§ 66. Die zahlen 4 — 12 (ahd. fior, finf, sehs, sibun, ähto,
niun, zehan, einlif, zwelif; alts. fiwar u. fior, fif, sehs, siiun,
ahto, nigun, tehan, ellevan, twelif) werden adjectivisch meist
unflectiert gebraucht; nur nachgestellt und substantivisch haben
sie die flexion eines pl. der i-decl. (masc. und fem.), z. b. n. a.
fiori, g. fioreo, fioro, d. fiorim, -in (alts. fiwariun); neutr. n. a.
fioriu, fränk. fioru. Im mhd. adjectivisch: n. a. viere, vieriu.
g. vierer, d. vieren, — Ebenso die mit zehan componierten
13—19 [dHzehan etc.).
§ 67. Die zehner von 20 — 60 (zweinzug, drizug, fiorzug,
finfzug, seh(s)zug) und von 70—100 (älteste quellen: sibunzo,
ahtozo, niunzo, zehanzo, gemeinahd. sibunzug, ahtozug, niunzug,
zehcmzug) sind indeclinabel und werden der regel nach als
substantiva mit dem gen, verbunden.
42
§67—69. Zahlwörter. §70. Pronomina.
Anm. 1. Im alts. gilt für 20— 6Ö ebenfalls -tig: txoentig, thritig,
fiwartigj ßftig = got. twai tigjua, fimf tigjiis etc. Dagegen sind die zehner
von 70 ab, welche got. mit tehund gebildet werden (sibuntehund Qtc.)j im
alts. antsibunda, antahtoda, (*ant)nigonda, daneben aber auch sibuntig etc.
(vgl. ags. hundseofontig, htmdeahtatigj hundnigontig etc.).
§ 68. 100 ist zehanzug\ die mehrfachen hunderte werden durch
das subst. hunt (z. b. finf hunt) c. gen. gegeben, nicht selten auch
durch zahladverbia mit zehan^ug (z. b. finfstunt ^ehanzug). Das
einfache hundert spätahd. auch ein hunt; erst mhd. ist hundert
Anm. 1. Auch alts. werden die mehrfachen hunderte durch hund
(=got. hunda) gebildet (twe hund); 100 ist nicht belegt, nur öther half
hunderod (150) in der Freckenhorster heberoUe.
1000 thüsunt, düsunt, spätahd. mhd. tüsent (alts. thüsundig,
got ])üsundi) , ist subst. und im ahd. gewöhnlich fem. (s. § 56
a. 4), mhd. und seltener ahd. neutrum.
2. Ordinalzahlen (277. 278).
§ 69. 1. eristo, auch furisto (superl. § 64), mhd. nur erste
(alts. eristo, formo, furisto, got. fruma), — 2. ander, st. adj.,
fl. anderer etc. (as. öäar, -er, got. an^ar).
Die übrigen ordinalia werden von den stammen der car-
dinalzahlen gebildet und durchaus als schwache adj. flectiert,
z. b. ahd. dritto (älter drittio, alts. thriddio), ahtodo, drittoze-
hanto (mhd. drizehende), zweinzugosto.
Cap. IV. Declination der pronomina.
§ 70 (282). Ungeschlechtige pronomina.
1. person.
n. person.
Sg. ahd.
mhd.
alts.
got.
ahd.
mhd.
alts.
got.
N. ih
ich
ic
ik
dü, du
dü, du
thü
pu
G. min
min
mtn
meina
diu
dm
thin
l'eina
D. mir
mir
mi
miR
dir
dir
thi
J?!»)
A. mih
mich
m!, (mic)
mik
dih
dih
tM,(thil?
.)}>uk
Dual.
N. —
wit
wit
—
(ez)
git
G. unV^r
unkaro
ugkara
—
(enker)
—
igqara
D. -
—
unk
ugkis
—
(enk)
ine
igqis
A. —
—
unk
ugk(is)
(enk)
ine
igqis
PL
N. wir
wir
wi, (wg)
weis
ir
ir
gJ, (gß)
jus
G. unsßr
unser
User
unsara
iuw§r
iuwer
iuwar
izwara
D. uns
uns
üs
uns(is)
iu
iu
iu, eu
izwis
A. unsih
uns(ich)
üs
uns(is)
iuwih
iuch
iu, eu
izwis
§ 7Ö— 72. Pronomina.
iS
Sg.
N.
er, (her) W.
G.
[sin] is, es
D.
imu, imo
A.
inan, in iz
PI.
N.
sie siu s
G.
iro
D.
im, in
A.
sie siu sj
Sg.
N.
siu; si, si
G.
ira, (iru, -o)
»
D.
im, -0
A.
sia, (sie)
PI. NA.
sio
G.
iro
D.
im, in
IS
im; imu, (imo)
ina I it
got.
is I ita
is
imma
ina I ita
Analog sind die formen des reflexivpronomens, welches
im ahd. und mhd. nur den g. sg. masc. neutr. sin und den für
sg. und pl. aller genera gebrauchten acc. sih, sich besitzt. Die
übrigen formen werden . durch das pron. der 3. person (z. b.
d. sg. imu, iru, d. pl. im) ergänzt. Im got. steht g. seina, d. sis,
a. siJc für alle genera und numeri; im alts. fehlt das pron. refl.
(nur das possess. sin ist vorhanden, § 75 a. 2).
Anm. 1. Dual. 1. p. g. ahd. unkir nur m, 22, 32; — mhd. du.
2. p. kommt mit pluralhedeutung nur im hair. dialekt seit ende des
13. jh.'s vor.
Anm. 2. Im ahd. steht uns erst vereinzelt für den a. pl.; mit dem
12. jh. nimmt dies überhand und vom 13. jh. ab ist im mhd. umich aus-
gestorben. In der 2. p. pl. kommen im ahd. ganz vereinzelte vertauschungen
des d. und a. pl. vor, im mhd. etwas häufiger.
§71(283). Geschlechtiges pronomen der 3. person.
a) Masc. neutr.
mhd. alts.
er I ez h§, hie | it
[8tn] I gs
im(e)
in I es;
sie, st, si I siu, si(e)
ir(e)
in
sie, si, si | siu, si(e)
b) Femin.
si, si, siu
ir(e)
ir(e)
sie, si, si
V sie, si, si
ir(e)
in
Anm. 1. Statt des n. sg. m. gr bei Is. stets ir; in fränkischen quellen
oft hBTy seltener M — n. a. sg. n. iz, mfränk. it.
Anm. 2. In der enklisis kommen oft gekürzte formen vor: a) nanj
»wo, ro für inan, imo, iro (meist nach vocal), z. b. santa-nan; b) gr, iz,
'i8, in verlieren den vocal, z. b. wior (= wio gr), tiwz (= tuo iz), dümos
(=^dü imo es); c) sia, sie, sio werden zu sa, se, so, z. b. qv4dun se,
ih so; seltener tritt si für aUe drei ein, meist vor vocal, z. b. sies, ses
(= sia Bs).
§ 72 (287). Einfaches demonstrativum der (auch als
bestimmter artikel und als relativpron. gebraucht).
sia, sea, sie | siu eis | \)a
iro izS
im im
sia, sea, sie { siu ins | ^a
SIU
iro, -u; -a
iru, -0
sia, sea, sie
sia, sea, sie
iro
im
si
izos
izai
ija
«öS
IZO
im
44
§ 72. 73. Pronomina.
a) Masc. neutr.
ahd.
Sg. N. der | daz
G. d6s
D. demu, demo
A. den | daz
I. — I diu
PI. NA. dg, dea | diu, (dei) die | diu
dia, die
G. dgro
D. d§m, d§n
mhd.
d6r I daz
des
dem(e)
dSn I daz
diu
dgr(e)
den
altB. got.
th§, thie, (se) | that sa | ]7ata
thes, (thas) pis
thSm; themu, (-o) ]7amma
thena, thana { that ]7ana | ]7ata
— I thiu — I H
thea, thia | thiu N. pBJ \ p6
thie, (th§) A. paus | p6
th^ro pizß
th^m
Sg. N. diu diu
G. dera, (deru, -o) der(e)
D. d6ru, -0 der(e)
A. dea, dia, (die) die
PL NA. deo, dio die
G. dero, d6r(e)
D. d6m, d§n den
b) Femin.
thiu
thSra, -0
theru, -0, (-a)
thea, thia, thie
thea, thia, thie
thgro
th6m
paim
so
]7iz6s
]7izai
P6
]70S
J?iz6
paim
^
Anm. 1. Im n. a. sg. neutr. mMnk. that; n. a. plur. neutr. hat im
oherd. die nehenform det, die schon in sehr alten quellen vorkommt und
im hair. noch im 11./12. jh. sich findet. — Im d. pl. hat das alem. meist
diphthongierte formen deam^ diem, dien (dien N).
Anm. 2. In unhetonter Stellung als artikel und hesonders auch als
relativpronomen unterliegen die formen des pron. eför oft ahschwächungen
und Verkürzungen; für viele casus kann einfach the^ de oder thij di ein-
treten; statt tMra^ th'&ru tritt thUr ein. — Bemerke die zusammenziehungen
der dative mit zi: zäno (zgm), zdru (zBr), zen; femer theiz, theiat, theik
für tfiaz-iz, -ist, -ih,
§ 73 (288). Zusammengesetztes demonstrativpron. dieser.
Im got. nicht vorhanden.
a) Masc. neutr.
Sg. ahd. mhd.
N. masc. dgse, dgs^r, ther§r (0), diser (N), dirro (Nps.);
mhd, dirre
NA. netter, diz; dezzi, thizi; mfränk.'md. thit; mhd.
ditze, diz
G. desse, desses, deses; disses(N); m/k2. dises;disse(s)
D. desemu, d6semo; disemo (N); wÄd. di8em(e)
A.ma8c. dg San, disen (N); mhd. disen
1. neutr. dgsiu, d^u; disiu; disu (fehlt nach dem 9.jh.)
PI.
NA. masc. dese; dise (N); mhd. dise
neutr. de'siu, disiu, thisu (0); disiu (N); altobd.
auch deisu; mhd. disiu
alts.
♦th§se
thit, thitt
th^ses, -as
thesum(u),-un;-on
thesan
thius
thesa, -e
thius
§ 78—75. Pronomina.
45
G. des er o; therero, therro (OT), dirro (N); wiÄd. dirre
D. des^m, -§n; disßn (N); mM disen
thesaro
thgsnn, -on
Sg.
b) Femin.
N. d^'siu, disiu, thisu (0) ; disiu (N) ; mhd. disiu
G. dßsera; therera, therra, -o (OT); dirro (N); mhd.
dirre
D. deseru thereru, therm, -a (OT); dirro (N); mhd,
dirre
A. desa; (dheasa Is.), disa (N); mhd. dise
PL
NA. deso; dise (N); mhd, dise
G. und D. t(ne moac. neufr.
§ 74 (291). Interrogativpron. wer. Das substantivische
pron. hwer, vom 9. jh. ab wer, hat im westg. für masc. und
fem. dieselbe form und bildet keinen plural.
thins
thösaro, (-a)
thesaro, -u
thesa
thgsa
ahd.
mhd.
alts.
got.
m. n. fem.
hw§, hwie
hjas hjö
hwat
hja
hwes
hjis *hjiz6s
hwgm(n)
h)amma hiizai
hwena, (hwane) kana h)ö
hwi, hwin
M
N. (m.f.) hwer, wer wer
NA. (neutr.) hwaz, waz wa«
G. hwes, wes w&
D. hwemn, wemo wem(e)
A. (m. /".) hwgnan, wgnan, wen wen
I. (neutr.) hwiu, wiu, hin (T) wiu
Anm. 1. Bei einigemale weih {=waz ih)j einmal weist {=waz ist).
Anm. 2. Bei T zwei plnralformen: ivie qui (59,3), fon wen quibns
(93, 2).
Anm. 3. Wie hw'^r gehen auch composita : ahd. '^ddesw^r^ sihw'^r irgend
ein; alts. gihwi jeder.
§ 75. Pronominaladjectiva.
a) (284 — 286). Possessiva (wie starke adjectiva flectiert
ohne schwache flexion): min, dtn, stn\ unser, iuwer; flectiert
mtnir, diner, siner; unserer, iuwerer etc., doch werden im n. sg.
meist die unflectierten. formen gebraucht.
Anm. 1. In den flectierten formen von unsir, iuwir steht nicht ganz
selten a statt e, z. b. vmsarer, iuwarim; selten ist in alter zeit synkope
des e von unser^ z. b. unsriu (vgl. § 15^), häufiger spätahd.
Anm. 2. Alts, mtn^ tMn, sin-, von den dualen und pluralen unca,
inca; üsa, iuwa flect. g. üses, üsaro etc. — Das fränkische hat neben
den längeren auch die kürzeren formen, welchen uns^y iuwer als flect.
n. sg. masc. zu gründe liegt, also uns^, unsaz, unsu, g. unses, wnsera etc. ;
g. pl. iuwero (neben iuwerero) etc.; im obd. nur die längeren formen.
b) (289 — 300). Auch die übrigen pronominaladjectiva
weichen von der adjectivflexion meist nur dadurch ab, dass
46 §. 75. Pronomina. § 76. Verbalflexion.
von ihnen keine schwachen formen gebildet werden; so bei
(h)wedar wer von beiden (nebst composs. giwedar, iogiweäar,
deweder), Qi)welth (vgl. alts. hwilik, got. hileiks) welcher (nebst
composs. eddeswelth, iogiwelth u. a.), solih solcher, hweoUh, wio-
Uh qualis, ander der andere, zweite (bei N auch schwach),
mm irgend ein, ein und composs. einig, dihein (dehhein, thoh-
kein; dechein) irgend einer, nihein, nihhein, nohhein keiner,
composs. mit -Uh: eddes-, eti-lih irgend einer, iogilih jeder. —
Von jener, genSr (obd. ener) 'jener' kommen unflectierte formen
nicht vor. — selb (ipse) flectiert stark und schwach.
II. Abschnitt. Coigngation.
Cap. 1. Die flexion der starken und schwachen verba (303 — 323).
§ 76. Die paradigmentafel links enthält die ahd. verbal-
flexion und zwar A. für die starken verba: 1. neman nehmen
(IV. abl.) gibt die formen der ältesten quellen bis anfang des
9. jh's. 2. ziohan ziehen (11. abl.; mit grammat. Wechsel) gibt
den stand der flexion bei Tatian (c. 825). 3. faran fahren
ÖV! abl.) die flexion Otfrids (c. 865), während 4. ratan (red. I)
die verbalformen Notkers vorführt. — B. für die schwachen
verba: I. schw. conj. a) suochen (got. sökjan) suchen (mit langer
Stammsilbe); ß) zellen (got. Haijan) zählen, sagen, (mit umlaut
in der kurzen Stammsilbe und teilweiser gemination des l
durch j\ y) nerien (got. nasjan) retten (mit kurzer Stammsilbe
und länger erhaltenem j nach r); ü. schw. conj. salbon salben;
m. schw. conj. haben haben, halten. Die paradigmen der
schwachen verba enthalten nur die normalformen des 9. jh's.,
unter voranstellung der älteren, aber ohne trennung nach
quellen: doch lassen sich die bei den st. v. gegebenen einzel-
heiten (mutatis mutandis) auch auf die schw. verba anwenden.
Die tafel rechts gibt zuerst die mhd. flexion: st. v. helfen
(ni abl.); schw. v. ^eln (ahd. zellen), salben (ahd. salbon). —
Die zweite abteilung gibt die alts. flexion, und zwar st. v.
helpan (III. abl., mhd. helfen, ahd. helfan)\ schw. v. I sohian (ahd.
suochen), ergänzt durch tellian (ahd. seilen), nerian (ahd. nerien);
schw. V. n tholon dulden (ahd. dolen, tholön). — Die dritte,
gotische abteilung bietet die paradigmen: st. v. niman IV. abl.,
(ahd. nSman) ; schw. v. I nasjan (ahd. nerien) ergänzt durch sdh-
r
Zu § 76.
A. Starke verba.
(älteste form)
(Tatia,Ti)
, (Otfrid)
1. Praesens.
Indicativ.
Sg.l.
nimu
zinhu
fani
2.
nimis
ziuhis, (-ist)
ferist, (-is)
3.
nimit
ziuMt
ferit
PI. 1.
nemamßs,
-em§s;
(-em)
ziohem§s, (-^n)
far§n
2.
nemet, (nemat)
ziohet
faret
3.
nemant
ziohent
Conjunctiv.
farent
i
Sg. 1. 3.
neme
ziohe
fare
2.
nem§s
ziohßs, (-§st)
far^s
1
PI. 1.
nemßm; (
-ames,
-em§s)
ziohemes, (-en)
farßn
2.
nem^t
ziohßt
faret
3.
nemßn
zioh^n
Imperativ.
fa,r§n
Sg.2.
nim
ziuh
far
PI. 1.
nemamßs,
-em^s ;
nemßm
ziohemes, (-ßn)
faremßs, (-ames)
2.
nemet, (nemat)
ziohet
faret
Infinitiv.
■
neman
zioha;n, (-en)
Participium.
faran
nemanti,
(-enti)
ziohenti, (-anti)
2. Praeteritum.
farenti, (-anti)
Sg. 1. 3. nam
2. nämi
PI. 1. nämum; (-um§s)
2. nämut
3. nämnn
Sg. 1. 3. nämi
2. nämis
PI. 1. nämim; (-imes)
2. nämit
3. nämin
Indicativ.
zoh
fuar
ZUgl
fuari
zugumes, (-un)
fuarun
zugut
fuarut
zugun
fuarun
Conjunctiv.
zugi
fuari
zugis, (-ist)
fuaris
zugiTTißs, (-in)
fuarin
zugit
fuarit
zugin
fuarin
ginoman
3. Participium praet.
gizogan gifaran
\
Zu § 76.
(sohw. V. I)
(sohw. V. n)
Praesens.
Indicativ.
(schw. V. iil)
(schw. V. iV)
nasja
salbd
haba
fuUna
nasjis; sökeis
salbös
habais
fullnis
naqip; sökeip
nasjos
salbop
salbös
habaip
habös
fullnip
fuUnös
nasjats
salbots
habats
lullnats
nasjam
salboTTi
habam
fuUnam
nasjip; sokeij?
na^'and
salböp
salbönd
Conjunctiv.
habaip
haband
fullnip
fullnand
nasjau
salbö
habau
fullnau
nasjais
salbös
habais
fullnais
nasjai
salbö
habai
fiillnai
nasjaiwa
salböwa
habaiwa
fullnaiwa
nasjaits
salböts
habaits
fullnaits
nasjaima
salböma
habaima
fullnaima
nasjaip
nasjaina
salböp
salböna
Imperativ.
habaip
habaina
fullnaip
fuUnaina
nasei
salbö
habai
fulln
nasjadau
salbödau
habadau
fuUnadau
nasjats
salböts
habats
fullnats
nasjam
salböm
habam
fullnam
nasjip; sokeip
nasjandau
salböp
salböndau
habaip
habandau
fuUnip
fullnandau
s
Praeteritum.
Indicativ.
nasida; sokida;
salböda; habaida; fullnöda
nasid^s
nasid^du
nasid§duts
nasidMum
nasid^dup
nasid^dnn
naside^'au
nasidßdeis
Conjunctiv.
nasid^di
nasidßdeiwa
nasid^deits
nasid^deima
nasidedeip
nasid§deina
§ 76. Flexion der st. und schw. verba. 47
jan^ schw. v. 11 salbön (ahd. salhdn)\ schw. v. III hahan (ahd.
haben); schw. v. IV. (inchoativa) fullnan voll werden, sich füllen.
Anmerkungen zur ahd. verbalflexion.
1. Praesens.
a) Indicativ (und allgemeines).
1. sg. Die endung -u (früh auch -o ; bei schw. v. I. in alten queUen
noch -iw, z. b. wäniu) wird vor ih und andern enkliticis öfter elidiert:
haldih. Bei den schw. v. ü. m ist -öw, -en bis ins 11. jh. festgeblieben;
im westlichen teile des Sprachgebiets wird das -n auch auf andere verba
übertragen, z. b. gihun, wirdon (st. gihuj wirdo). Im mhd. hat dagegen
das e der übrigen das -en der schw. v. verdrängt: mhd. salbe; doch tritt
daneben auch -en (besonders rheinisch) bei aUen verben auf.
2. sg. Seit dem 9. jh. treten die mit t erweiterten formen auf: zuerst
im fränk., seit dem 10. jh. auch oberd. Das t ist bei nur im ind. praes.
vorhanden, dringt aber anderwärts auch in alle andern auf 8 endenden
2. p. sg. (conj. praes. und praet. n^mM, nämtsty schw. praet. ind. suohtöst)
ein und wird besonders im oberd. ganz fest (N), während im fränk.-mitteld.
daneben die s-form bis ins mhd. sich hält.
1. pl. Die endung -mis kommt nur dem indic. praes. (und imperativ)
zu; doch ist sie im 8./9. jh. vielfach auch in den conj. und ins praet.
gedrungen, die -m, -n als endung haben. Andererseits geht aber seit
dem 9. jh. die endung -w& dadurch auch dem praes. ind. ganz verloren,
dass an ihrer steUe die conjunctivische endung auf m, n (-ew, bez. -ön) ein-
tritt, während conj. und praet. ihre alte endung festhalten. — Der flexions-
vocal vor -m^s im indic. praes. ist bei den st. v. und schw. v. I schwan-
kend: im aUgemeinen überwiegt Mnk. -emes, oberd. -am^. In K meist
'Um^ (z. b. w'&rfum^y frummiumis).
2. pl. Bei den st. v. und schw. v. I ist -et die regelmässige endung,
nur im altalem. daneben häufig -at. In M begegnet öfter -it (mit Wirkung
auf den stammvocal, z. b. quidit, ferit = qtci^detj faret).
Im alemannischen von N an bis ins mhd. hinein ist nt statt t die
endung der 2. pl., und zwar auch im conj. und praet. Im 8. und 9. jh.
sind erst wenige spuren dieser endung vorhanden. Im fränk. tritt -nt
nur spärlich, im bairischen fast gar nicht auf.
3. pl. In den ältesten quellen kommt -ant den st. v., -ent (§31a.3)
den schw. v. I zu. Doch erfolgte bald ausgleich, so dass im 9. jh. oberd.
-antf fränk. -ent bei beiden klassen vorherrscht.
h) Conjunctiv (praes.).
Der conjunctiwocal e wird bairisch (besonders später) öfter zu aj
am häufigsten das kurze e der 1. 3. sg., z. b. w'drda, wlaa^ rtchisöia Freis.
pn. In anderen dialecten ist dies selten. Vgl. § 14 a. 2.
Bei den schw. v. n. m. sind die längeren conjunctivformen nur ober-
deutsch; der alem. dialekt hat fast ausschliesslich die längeren formen,
während dieselben im bair. nur bei den schw. v. 11 häufig, bei den schw.
48 § 76. Flexion der st. und schw. verba.
Y. JU dagegen sehr selten sind. Die längeren formen haben besonders im
bairischen und späteren alem. oft einj(geschr. i, g) vor dem flexionsyocale :
scUböief scUbögis; habHe; noch mhd. im alemann, salbege, sälbei etc.
c) Imperativ (praes.).
2. sg. Das -i (mhd. -e), welches diese form bei den schw. v. T von
der starken form scheidet {stwchi — nim) ist auch bei den j'-praesentien
der st. V. (§ 77 a. 1) vorhanden, z. b. biti, sweri, mhd. bite, swer.
1. pl. Die mit der 1. pl. ind. gleichlautende adhortativform wird schon
frühe durch die 1. pl. conj. (opt.) vertreten und bald ganz verdrängt, wie
die indicativform. Bemerkenswert ist, dass bei im adhortat. die formen
auf -mes sich regelmässig erhalten haben, während sie im indic. schon
bis auf wenige reste durch die conjunctivform ersetzt sind.
d) Infinitiv.
Die endung des inf. ist in den ältesten quellen und noch bei T
bei den st. v. -an, bei den schw. v. I dagegen -en (§ 31 a. 3). Einzelne
ausgleichungen nach beiden richtungen zeigen sich von früh an, besonders
aber ist im oberd. des 9. jh.'s ziemlich durchgehend das -an der st. v.
auch in die schw. v. I eingedrungen.
Zum infin., der als nom. acc. fungiert, haben die westgerm. sprachen
einen gen. dat. Cgerundium*), der von einem suffix -anja, westgerm.
-anr^a- gebildet ist. Ahd. st. v. g. nümanneSj d. nSmanne; sw. v. I zel-
lenneSj -enne (obd. häufig -annes, -anne); sw. v. II salbönnes, -önne; sw.
V. m habenneSf -inne; mhd. n^nennes, enne; salbenne^ mhd. oft auch mit
Vereinfachung des nn: nSmene, sälhene, ahd. selten, z. b. weinönes. —
Altsächs. beispiele: g. citssiannias, d. te gifulleanne,
e) Participium praesentis.
üeber die flexion des part. praes. als ja-j6-9Ay s. § 59. Der suffix-
vocal ist bei den st. v. a (vi&manti)y bei den schw. v. I e (zellenti,) s. § 31
a. 3), doch lässt die umlautswirkung des end-i auch beim st. v. häufig
-enti erscheinen. Oberd. auch bei den schw. v. I oft -anti,
2. Praeteritum.
a) Indicativ.
2. sg. schw. V. Das o in d8(t) ist im wesentlichen fest. Bei T mehr-
fach a, u (gilotibtas, gilotLbttis)^ bei Is. einmal -es (chiminnerodes).
1. pl. Die alte endung -wm, -un hat im 9. jh. (aus dem ind. praes.)
-umis neben sich. Bei T mehrere fälle, in denen -mis an -im gefügt ist
(z. b. gäbunmeSj gihalotunmis)^ daneben auch zwei gleich gebildete praesens-
formen caminme», sUzenmis,
Die alemannische Unterscheidung des pl. schw. praet. vom st. praet.
ist noch bei N scharf durchgeführt: N st. v. rieten y rietent, rieten, aber
schw. V. suohtön, -önt, 6n. — Von ausseralem. quellen hat allein Is. das
6 im pl. schw. praet. (sendidön, aber wärun),
b) Conjunctiv (praet).
1. 3. sing. Die alemannische Unterscheidung der endung des st. v..
§ 76. Verbalflexion. § 77. Stammbildung der starken verba. 49
(-i) von den schw. v. mit langem t (-tt} ist noch bei N erhalten: nämCf
aber atwhtt. Auch hier teilt der fränk. Is. die alemann, regel (scoldii Ib.).
In den imperativischen formein ni cvH noli (Eb ni chvrts), ni
cufit nolite (T auch ni cwret) liegen erstarrte conj. praet. von Mosan
(wählen) vor,
3. Participium praet.
Die part. praet. der st. und schw. verba werden als regelmässige
a^'ectiva flectiert, s. § 58. — Das part. praet. wird im ahd. bei einfachen,
nicht mit untrennbarem praefix zusammengesetzten verben stets mit praefix
gi' gebildet: ginoman, aber fimoman', dagegen abaginoman. Regelmässig
ohne gi- erscheinen im ahd. die part. praet. quSmanj quoman (mhd. komenf
alts. human) gekommen; ftmtan (mhd. vunden, alts. fundan) gefanden;
hrungan und hräht (mhd. hrdht) gebracht; wortan^ selten giwortan (mhd.
worden, alts. wordan) geworden; troff an und gitroffan (mhd. troffen) ge-
troffen ; mhd. noch gewöhnlich giShenj Idzen {Jidn), M alts. stets hetan ge-
heissen. Bei anderen verben fehlt im ahd. alts. das gi nur ganz vereinzelt.
Cap. IL Die bildung der tempusstämme der starken und
schwachen veraa.
B. Starke verba.
§ 77 (324 — 326). Die Unterscheidung der tempusstämme
geschieht bei den st. v. nur durch vocalwechsel, da auch die im
got noch redupKcierenden verba in den übrigen german. sprachen
blossen vocalwechsel haben, also ablautend geworden sind.
Die zahl der vocale, welche innerhalb eines st. verbums
wechseln können, bewegt sich zwischen 2 und 5. Wir führen
daher von jedem verbum fünf formen an, aus welchen die art
des in demselben vorliegenden vocalwechsels zu erkennen ist.
Diese sind: 1) Infinitiv, dessen vocal für alle praesensformen
gilt, ausser dem sing, indic. und imperat.; 2) 1. sing, indic.
praes. (für sing, praes. indic. und 2. sing, imperat; 3) 1. 3. sing,
ind. praet. (im westgerm. nur für diese formen); 4) 1. plur. ind.
praet. (für alle übrigen formen des praet.); 5) part. praet. (nur
für diese form).
Im gotischen gilt 1) auch für 2) mit, so dass also der
infin. das ganze praesens kennzeichnet. — Im ahd. (mhd.) und
alts. kommt bei den abl. v. VI und teilweise den red. verben
noch der erst in historischer zeit eintretende umlaut hinzu, der
in der 2. 3. sing. ind. praes. wirkt und damit eigentlich eine
sechste stelle des vocalwechsels schafft. — Mhd. tritt auch im
conj. praet. der abl. v* n — VI umlaut ein.
B ranne. Abritt d. ahd. gramm. ^
50 § 7t. Stammbildung der st. v. § 78. Ablautende verba L IL
Anm. 1 (327). Abgesehen vom vocalwechsel sind bei einigen st. v.
ans alter zeit einige andere unterschiede zwischen den stammen des praes.
und praet. erhalten. Das sind besonders die praesensbildungen mit j
(suffix -JO'), welche im praes. ganz wie die sw. v. I flectieren und in
Yocalen und consonanten der Stammsilbe alle Wirkungen eines folgenden
j der endsilbe zeigen, • während sie das praet. und part. pt. stark bilden.
Von solchen- verben sind im ahd. (meist ebenso alts.) lebendig noch : abl.
V bitten, liggen, sitzen (§ 82 a. 4), abl. VI swerien, skephen, heffen, Hräi-
seffen (§ 83 a. 2), red. I erien (§ 85 a. 4). -— Reste anderer praesensbildungen
bei backan, giwahan&n, stantan (§ 83 a. 3. 4).
Anm. 2 (328). Grammatischen Wechsel (s. § 35) zeigt die mehrzahl
der verba, deren stamm im praes. und 1. 3. ind. praet. auf die consonanten
8f d (th), h, f ausgeht, statt deren in den übrigen formen des praet. und
im part. pt. r, t, g (w), b eintritt, z. b. kiosan, kos — kurumf gikoran.
Manche hierhergehörige verba haben den Wechsel schon vorahd. aufgegeben
(im got. ist der Wechsel gar nicht mehr, im alts. in der dentalreihe nur in
resten, etwas mehr bei 8, h erhalten, s. §35a. 2); der Wechsel /"— ft ist
im ahd. nur bei heffen (§ 83) klar erkennbar. Im laufe des ahd. und
mhd. geben dann noch mehrere verba den Wechsel auf, meist indem sie
den praesensconsonanten durchführen, z. b. statt Idrum, gil'iran (zu l^an
abl. Y) ahd. häufiger läsum, giUaan, dagegen ahd. heffen, heven — huobum,
gihaban >• mhd. heben, huoben, gehaben.
1. Die ablautenden verba.
§ 78. Klasse I (329—331).
Got. eij aiy i: greipan, greipa; graip, gripum; gripans,
Alts.: gripan, gripu; grip, gripun; gigripan; — ththan,
ththu; tMh, thigun; githigcm.
Im ahd. mhd. zwei abteilungen: a) die mehrzahl mit ei
im sg. praet., b) die minderzahl mit i, vor folgendem h, w.
Vgl. § 11. Beispiele:
a) grifan, grifu; greif, griffum; gigriffan greifen; mhd.
grifen, grife; greif, griffen; gegriffen; — ahd. risan, rtsu; reis,
rirum; giriran fallen; mhd. risen, rise; reis, rirn^u. risen; gerirn
u. gerisen.
a) dihcm, dihu; deh, digum; gidigan gedeihen; mhd. dihen,
dihe; deck, digen; gedigen.
Anm. 1. Ahd. scrtan, scnw, screi, scrirun; giscriran schreien; spt-
wan (apian, sptgan), spitou; spi{o), spüumn xmö. spiun; ge8pil(w)an. Beide
verba beeinflussen sich mhd.: schrien, spiwen, praet. sg. schrei und schre,
spe und spei; pL praet. schrim und schriuwen (schrüwen), spiuwen (spü-
wen) und spim; part. geschrirn und geschriuwen {-schrüwen), gespiuwen
{'Spüwen) und ^espvm, Spuren dieser yermischung auch schon ahd.
Anm. 2. ahd.: Ivhan, Uhu; Uh, lituvm:; giliwan (alts. liwun und
§ 79. 80. Ablautende yerba II. m. 51
lihun; giliwan) leihen (§ 35 a. 1); mhd. meist pl. praet. lihen (auch liuwen),
part. gelihen (auch geHuwen, gdigen),
Anm. 3. Alts, githungan (gediegen) altes part. pt. zu ththan.
§ 79. Klasse TL (332—334).
GrOt. iu, au, u: biudan, biuda; baup, budum; budans; —
tiuhan, tiuha; tduh, taühum, taühans,
Alts.: biodan, biudu; bdd, budun; gibodan; — tiohan, tiuhu;
töh, tuhun (tugun); gitogan.
Im ahd. mhd. zwei abteilungen mit ou oder 6 im sg. praet.
je nach den folgenden consonanten. Vgl. § 12. Beispiele:
a) ahd. biotan, biutu; bot, butwm; gibotan bieten; mhd.
Muten, biute; bot, buten; geboten; — ahd. siodan, siudu; söd,
sutum; gisotan sieden; mhd. sieden, siude; s6t, suten; gesoten;
— ahd. jsnohan, eiuhu; jsöh, zugum; gieogan ziehen.
Anm. 1. fliohan (fliehen) schon ahd. stets fluhunif gifiohan.
b) ahd. biogan (oberd. biugan), biugu; boug, bugum; gtbogcm
biegen; mhd. biegen, biuge; bouc, bugen; gebogen,
Anm. 2. Die verba ai^ w behalten auch fränk. das iu im ganzen
praes. (§ 13a. 3), im pl. praet. und part. haben sie ü^ z. b. hUuwatif hliwiou]
hloUf hlüwun (plüun)\ gihlüwan {gihlüan) schlagen (got bliggtoan nach
kl. ni). Mhd. bUuwen, bliuwe; blouj blüwen und bliuwen, blotnoen; ge-
blowwen und gebliuwen\ ebenso ahd. {hyriuwan schmerzen, mhd. rimoen
(alts. hreuwan, praet. hrau^ § 30 a. 6).
Anm. 3. Verba mit ü im praesens : ahd. lühhant mhd. lüchm schliessen
(got. alts. iQkan)^ ahd. alts. sügan, mhd. sügen saugen, ahd. süfan, mhd.
süfen saufen, ahd. tühhan tauchen (mhd. tüchen schw. v., aber betochen);
ahd. brüchan (alts. brükan) brauchen, part. giMichit und kiprohan, mhd.
brüchefif praet. brückte.
§ 80. Klasse m (335—338).
Got. i, a, u: bindan, binda; band, bundum; bundans.
Ahd. und alts. zwei abteilungen: a) verba auf mm, nn oder
m, n + cons. mit i im ganzen praes. b) verba auf andere
zweifache consonanz (meist Z- und r- Verbindungen). Beispiele:
Alts.: a) bindany bindu; band, bundun; gibundan; — ßäan
XL findan; fand, fundun; fundan; b) heTpan, hilpu; halp, hulpun;
gtholpan.
Ahd. a) rinnan, rinnu; ran, runnum; girunnan laufen; mhd.
rinnen, rinne; ran, runnen; gerunnen; — findan, findu; fand,
funtum; funtan finden; mhd. vinden, vinde; vant,vunden; vunden.
Anm. 1. Von biginnan mhd. beginnen erscheint neben st. praet.
' bigan, bigunman ahd. sehr häufig auch das schw. praet. bigonda (seltener
bigunda, Is. bigunstd) mhd. begtmde, -gonde (md. begumte, gonste), — ahd.
4*
52 § 80—82. Ablautende verba m. IV. V.
alts. bringan (bringen) bildet schw. praet. (vgl. § 89 a. 3) brähta, mhd. brähte
(nur yereinzelt ahd. mhd. das st. praet. hrang), part. pt. ahd. hrungan
und hrdhtf mhd. hräht. — Von dwingan (zwingen) das part. pt. in alten
quellen noch gidungan, gewöhnlich gidwungan, (|33t-Ä--^)
b) Mlfan, hilfu; half, hulfum; giholfan helfen; mhd. helfen,
hilfe] half, hülfen, geholfen; — ahd. wer da/n, wirdu; ward, wur-
tum; (gi)wortan; mhd. werden, wirde; wart, wurden; worden;
— ahd. flehtan, flihtu; flaht, fluhtum; giflohtan flechten.
Anm. 2. Ahd. alts. apvman (treten) hat u als praesensvocal : ahd.
apwmu; apam,, spumum; gi8p\Mman, Nur selten (0) praes. spiman.
Anm. 3. Die verba, deren zweifache consonanz nicht mit r, l beginnt
' (föhtanj fiktarif br'istan bersten, irl'iskan erlöschen, dr'^skan dreschen, brätan,
alts. brligdan schwingen) treten im mhd. nach kl. IV über, also mhd. pl.
praft. vlähteHf bräaten etc. Von brSstan kommt auch ahd. neben häufigerem
brustum schon brästum vor, bes. spätahd. N stets brästen. — Im alts. hier-
her noch fr'ignan fragen (got. fraihnan)^ praet. gifragn u. gif rang, frugnun;
dazu gafregin ih Wess.
§ 81. Klasse IV (339—341).
Got. i, a, S, u: stilan, stila; stal, stelum; stulans.
Alts.: stSlan, stilu; stal, stahm; gistolan; — irekan, hriku*^
hraJc, bräkun; gibroTcan,
Ahd.: Die anzahl der hierher gehörigen verba ist nicht sehr
gross: a) verba auf einfaches l, m, n, r, z. b. ahd. stelan, stilu;
stal, stälum; gistolan stehlen; mhd. stein, stil; stal, stälen; ge-
stoln. b) verba auf hh, ch (germ. h) und ff (germ. p), z. b.
brehhan, brihhu; bräh, brähhum; gibrohhan; mhd. brechen, briche;
brach, brächen; gebrochen.
Anm. 1. Das part. praet. ist von qv^ihnan kommen (quimu; quam,
qxi^mum) im ahd. qv^tan, nur selten quoman. In den praesensformen
herrscht seit dem 10. jh. Tzo statt qv^, hu statt qui, also inf. komen, 1. sg.
praes. Anttm«, -o etc. In älterer zeit sind diese formen vereinzelt, nur bei
T häufig. Alts, im praes. und part. nur hvman (praet. quam, quämwn).
— Mhd. komen, kvme; quam, quämen\ komen; das praet. seit dem 11. jh.
(bes. obd.) auch kom, körnen und kam, kämen.
Anm. 2. Statt des praes. niiman im alts. meist niman (§ 4 a. 3), part.
meist ginuman (§ 5 a. 1).
§ 82. Klasse V (342—344).
Got. iy a, e: giban, giba; gaf gehum; gibans.
Alts.: gedan (giSan § 4 a. 3), g^Sbu; gaf gäöun; gigeban.
Ahd.: Hierher gehören die verba auf alle consonanten
ausser l, m, n, r; ch, ff: gSban, gibu; gab, gäbum; gigSban; mhd.
geben, gibe; gap, gaben] {ge)geT>en\ — ahd. quedan, quidu; quad^
§ 82. 83. Ablautende verba V. VI. 53
quätum; giquetan sprechen; — ahd. sitzen (alts. sittian), sitau;
sag, säß;um\ giseggan sitzen.
Anm. 1. Zu qvMan häufig bes. spätahd. 2. 3. sg. ind. praes.
guUf quU,
Anm. 2. Zu s'ihan sehen {9%hu\ sah^ sdhwn) kommt neben part. pt.
gia'ihan seltener noch gisi&wan vor; vgl. alts. «({umn, gisihjoan nehen sdhimf
gia'ihan (s. § 35 a. 1).
Anm. 3. Von ezzen (essen) 1. 3. sg. praet. dz (compos. fräz, got. frei),
Anm. 4. Die verba mit ^-praesens (vgl. § 77 a. 1) ahd. bitten, liggen,
sitzen f mhd. biteUj ligen, sitzen (alts. biddianj liggian, sittian) haben im
ganzen praesens i. Bei bitten und liggen ahd. (alts. auch bei sittian
Wechsel zwischen geminata und einfachem cons. wie bei den schw. v. I
(vgl. § 88) ; daher mhd. (und teilweise schon ahd. : T, N) durchführung des
einfachen consonanten.
§ 83. Klasse VI (345—347).
(Jot. a, 6: faran, fara; för, fdrum; farans] — haßcm^ hafja;
höf, höfum; hafans.
Alts.: faran, faru; för, forun; gi faran; — slahan, slahu; slog,
sl6gun\ gislagan; — hebbian, hebbiu] höf, MZun; gihc^an.
AM.: faran, faru; fuor, fuorum; gifa/ran fahren; mhd. varn^
var\ vuor, vuoren\ gevarn\ — ahd. slahan, slahw^ shiog, sluogum;
gislagan schlagen; mhd. slahen, slahe; sluoc, sluogen; geslagen;
— ahd. heffen, heffu; huob, lmobum\ gihaban heben; mhd. liehen,
hebe; huop, huoben; gehaben,
Anm. 1. In dieser klasse ist der grammat. Wechsel schon ahd. (alts.)
auch in den sg. praet. (slu^og, htu)b) eingedrungen.
Anm. 2. Wie heffen sind^-praesentia (vgl. § 77 a. 1) auch skephen
(alts. skeppian) schaffen, schöpfen, praet. skuof; swerien (alts. swerian)
schwören, praet. stoiuir, aber part. gisworan; nur bei Hntseffen, praet.
intsiuib merken (alts. *af8€bbian, afsöf, mhd. entseben, entsuop). Veraltet
und durch lachin, sw. v. verdrängt ist ahd. hlahhen, Muog (nur noch hlöc B)
lachen, vgl. alts. hlögun, bihlagan und got. hlähjan (ags. Miehhan), Im
alts. noch *steppian, (ags. stceppan), stöp, stöptm schreiten (ahd. sw. v.
Stephen, stafta), — Diese verba haben im ganzen praes. umlaut. Zu
heffen 2. 3. sg. hevis, hevit, (vgl. § 88), daher schon ahd. auch heven, das
noch mhd. selten neben heben vorkommt.
Anm. 3. Abweichende praesensbildungen in ahd. giwahanen (wie
ein schw. v. I), praet. giwuog, part giwagan erwähnen; mhd. gewehenen,
gewuoc, gewagen; — backan und bachan, buoh, gibachan backen; mhd.
backen und bachen, buoch, gebachen,
Anm. 4. Got. standan, praet. stöp (stehen); alts. standan; stdd,
stödtm; gistandan. Im ahd. ist das n auch ins praet gedrungen: stantan,
stti>ontj gistantan-, jedoch fränkisch vereinzelt noch stuot, sttutt. Vgl. §96.
54 § 84—86. Bednplicierende verba.
2. Die reduplioierenden verba.
§ 84. Im gotischen gibt es a) reduplicierende verba ohne
yocalwechsel, z. b. haitan heissen, praet. haihait, haihaitum, hai-
tans; aukan vermehren, aiauJc, aukans, b) ablautend -redupli-
cierende verba^ z. b. letan lassen, laüoty Utans; saian säen, saisö,
saians. Im ahd. und alts. ist von dieser Unterscheidung nichts
geblieben; die verba haben sämmtlich vocalwechsel erhalten
unter verlust der reduplication.
§ 85 (349 — 352). Klasse I. Verba mit stammvocal: a) ahd,
a (bei nachfolgender gemination II, nn oder l, n + cons.) b) a
(got. S) und c) ei (got. ai, alts. e). Diese haben sämmtlich im
et/ praet. den vocal e, der im ahd. zu ^, ta, ie wird (s. § 7); im
alts. gilt in den abteilungen b) c) e, das in Hei. C und in V
zu ie geworden ist, in der abteilung a) dagegen kurzes e, wo-
neben nur selten in Hei. C ie erscheint.
Alts.: a) häldan, haldu; held, helcktn; gihäldan] — fdllan,
fällu; fel(l), fellun; gifällan. b) lätan, lätu; let, letun (liet, -un);
gilätan; c) Mtan, Mtu] het, hetun (Met, -un); hetan,
Ahd.: a) haitan, haltu\ hialt, lvialtum\ gihaltan halten; mhd.
halten, halte; hielt, hielten] gehalten; — ahd. fallan, fall/u; fial,
fialun; gifallan fallen; mhd. vollen, valle; viel, vielen; gevallen.
b) ahd. lä^an, lazu; liaz, liazum; giläzan lassen; mhd. läzen
(J,än), läse (Jan); liez (lie), liezen; (ge)lazen {län), c) heizan,
heizu; hiaz, hiazum; giheizan heissen; mhd. heizen^ heize; hiez,
hiezen; geheizen,
Anm. 1. fdhan fangen, fiang, gifangan (alts. feng, fengun) mhd.
vdhen (vän); vienc und vie^ viengen; gevangen; — und das ebenso flectierte
hdhan (hängen) haben das ä im praes. aus an vor h (§ 34 a. 2).
Anm. 2. Von gangan, fdhan, hdhan sind in Is. M. praet. mit kurzem
e im gebrauch: geng, feng, heng,
Anm. 3. Die verba pura auf ä, wie säan, säen (got. saian, praet.
saisö) sind im ahd. schw. y. I. geworden. — Alts, zu säian neben säida
einmal praet seu (ags. seow) und zu grätan weinen (got. gretan, gaigröt)
das praet. griot
Anm. 4. Ein y- praes. (§77a. 1) ist ahd. erien, erren pflügen, pt.
iar, part. pt. giaran,
§ 86 (353. 354). Klasse ü. Verba mit dunkelem stamm-
vocal: ahd. au > ou (got. au, alts. ö), 6 (got. au, alts. d), ou (got.
alts. 6), Diese haben ahd. und alts. im praet. den diphthong eo,
io, spätahd. mhd. ie. Beispiele:
§ 86. Rednpl. yerba. § 87. 88. Schwache yerba. 55
Alts.: hUpan^ hldpu; hUop, lüiopun\ giMdpan; — hauwan,
heu, gihauwcm.
Ahi: (h)loufan, loufu\ liof (oberd. liuf), liofum; güoufan
laufen; mlid. loufen, loufe\ liefy liefen] gehufen; — ahd. houwan,
houwu\ Mo, hiowum (obd. hiu, Muwum); gihouwan hauen; mhd.
houwen, houwe; hie u. hiu, hiewen u. hiuwen; gehouwen; — ahd.
stosan, stioz, gistozan stossen; mhd. stöben, stiez, gestoben,
Anm. 1. Man (büwan) bauen ist im ahd. und alts. schw. v. I ge-
worden. Doch ist noch mhd. das st. part. praet. gebüwen vorhanden und
bei z^ei starke praet. mit innerem r: biruun (3. pl. ind.), biruwta (2. sg.
coig.). — Aehnliche r- formen vereinzelt in altalem. glossen: steroz, -un
und screrot zu atözan, scrötan-, pleruzzun, -i zu bluozan,
A.nm. 2. Alts, wöpian, wiop mit^-praes. (§77a. 1); ahd. daraus zwei
verba: sw. v. I wuofen^ wuofta und red. v. ww>fan, wiof. Ebenso ahd.
(h)niofen (got. hropjan), ruofta und ruofan, riof (alts. hröpan, hriop),
B. Schwache verba.
§ 87 (355). Bei den schwachen verben ist zu unterscheiden:
1. der stamm des praesens, 2. der stamm des praeteritums,
3. der stamm des part. praet, welcher mit dem stamme des
praet. im wesentlichen übereinstimmt. Von den vier got. klassen
der schw. v. ist die vierte (inchoativa auf -nan) im westgerm.
verloren; das ahd. hat die drei ersten klassen des got., die
aber im mhd. im wesentlichen in eine zusammen fallen. Im
alts. ist auch die 3. got. -ahd. Masse bis auf wenige trümmer
verschwunden. Zum folgenden vgl. die tabellen bei § 76.
1. Erste schwache oozijugation«
§ 88 (§ 357 — 359). Das praesens dieser klasse ist mit
einem j-suMx gebildet, welches im got. und alts. (soiian, tellian,
nerian) noch klar vorliegt. Im ahd. ist das j, bis auf wenige
reste in alten quellen, geschwunden; gehalten hat es sich nach
§ 31 a. 2 nur in den kurzsilbigen auf r (nerien, noch mhd. neben
nem bisweilen nerigen, nergen), seine spuren hinterlässt es:
1. Im Umlaut des praes., wo er möglich ist, z. b. jsfellen, wehen
(oberd. walzen) wälzen; wänen, mhd. womdn, fuoren, mhd. füeren.
2. ii der (westgeim.) gemination des vorhergehenden conso-
nanten (§ 17^). Die 2. 3. sg. ind. -is, it und 2. sg. imp. -i, welche
auf älteres westgerm. *-i5, *'iS, *-i zurückgehen und kein j
hatten, geminieren nicht. Also zelis, zelit, zeli zu zellen^ frmnit
zu fmmmen (fördern), legit zu leggen, obd. leckan (legen). Von
56 § 88. 89. Schwache verha. I. klasse.
diesen formen aus drangen spätaM. (auch schon bei T) die
einfachen consonanten in die übrigen praesensformen, also
spätahd. (N) und mhd. 0el{e)n, frumen, legen neben seltnerem
Zellen, frummen, lechen. Nur die auf ajs (tz), cJc und pf aus-
gehenden haben ahd. schon im 8. jh. die gemination auch in die
2. 3. sg. ind. (imper.) übertragen und dieselbe so für inmier fest-
gehalten; z. b. setmt (alts. setid) zu set/sen (alts. settian), wecMt
wecchit (alts. wehid) zu wecken, wecchan (alts. weJcJdan) wecken.
Anm. 1. Nach langen vocalen findet sich nur im oberd., \)esonders
der älteren zeit, nicht selten geminierter consonant, im allgemeuien ist
hier einfacher consonant regel (s. § 17 a. 1 ^). Also altobd. horrarif toännarij
wtssan n. a. statt hören (hören), wänen (wähnen), wtsen (weisen).
Anm. 2. Bei den verbis anf nrspr. -aw- gehen im ahd. zwei formen
(mit oder ohne umlaut) im praes. neben einander her (s. § 30 a. 6) : frewen
und frauwenj frouwen, mhd. vröuwen (sich freuen) ; streunen und s^roieuen,
mhd. ströuwen (streuen) u. a.
Anm. 3. Die verba pura auf d und uo (germ. 6) wie säen (säen),
bluoen (blühen) zeigen in alter spräche seltener, häufiger spätahd. formen
mit j: säjen, bluojen (pltwgen); mhd. regelmässig scejen, blüejen. Statt
des j tritt auch oft ^ ein : sähen , bluohen. Ostfränkisch begegnet aush
w zwischen den vocalen : bluowen und säwen (letzteres oft T) ; vgl. ags.
säwan^ blöwan (red. verba). Alts, säian (einmal sihan M.), blöian. Vgl. § 85
a. 3. — Die auf uo reducieren im ahd. vor folgendem vocal das tio meist
zu ü ; also inf. blüenf 3. sg. pl. ind. blüitf blüent (s. § 9 a. 1).
§ 89 (360 — 364). Das praeteritum der schw. v. I. wird in
got. durchaus auf -ida gebildet. Im ahd. ist (wie im alts. und aga)
bei den langsilbigen und mehrsilbigen verben das i sehen
zeitig synkopiert (§ 15^), z. b. fuorta zu fuoren (alts. ßrian,
förda), wänta zu wänen (alts. wänian, wändä), leitta zu leiten
(alts. ledian, ledda), Jcusta zu "küssen (alts. kussian, kusta § 23 a. S).
Einem umgelauteten praes. steht daher das praet. ohne umlaut
gegenüber (sog. rückumlaut), z. b. hranta zu brennen, stdtta
zu stellen] mhd. auch bei den übrigen umlautfähigen vocalm,
z. b. fuorte zu füeren, wände zu wcenen, horte zu hoeren, kuste
zu küssen. Auch der conj. dieser praet. hat ahd. mhd. keinen
umlaut, z. b. ahd. hranti, stallt, mhd. fuorte. Im alts. dagegen
ist der umlaut auch in das praet. gedrungen: felda zu felUan,
kenda zu kennian. Doch haben im alts. viele verba das praet.
auf 'ida, besonders solche, die auf zweifache consonanz aus-
gehen, z. b. lögnian, lögnida; gerwian, gerwida, aber auch ardere,
z. b. nähian, nähida, Mumn, Mwida. — Die kurzsilfcigen
§ 89. 90. Schwache verba : I. klasse. 57
verba synkopieren das i im ahd. und alts. nicht, so nerita zu
nerien (alts. nerian, nerida), frumita zu frummen (alts. frum-
mian, frumida), denita zu dennen dehnen (alts. thennian, fhe-
nida) etc. Jedoch bilden gewisse kategorien kurzsilbiger verba
ihr praet. ohne i : nämlich a) die verba auf germ. t, Je, p (= ahd.
praes. t/s, cJc, pf), z. b. sezsen^ sa^da (alts. settian, setta) ; wecken^
wdhta u. wacta (alts. wekMan, wahta u. wekida) ; knüpfen, knufta
(knüpfen) ; b) die verba auf germ. d und l (ahd. praes. tt und
II); doch haben diese häufig nebenfoimen mit i. z. b. isellen,
jsfälta u. jsfelita (alts. tellian, tälda); retten, ratta u. retita; quetten,
quatta begrttssen (alts. queddian^ quedda u. quadda). c) Alts,
auch leggicm, legda (lagda C) = ahd. hggen, (obd. leckan^ spätahd.
legen), legita.
Anm. 1. Nebenformen mit t bei den langsilbigen verben und den
ursprünglich knrzsilbigen auf ^2r, cky pf^JoA&o. sich oberd. nur höchst selten ;
häufiger dagegen im fränkischen, besonders regelmässig in Is. (M), z. b.
setzidttf sendida, Is., aöhhita M, oMita T.
Anm. 2. Beispiele der im ahd. bei synkope des i eintretenden Ver-
änderung stammauslautender consonanten: a) brennen, hranta, § 17 a. 2.
b) gilouben, giloubta xmA-loupta; ou^en (zeigen), ougtaxmAoucta; kunderif
kundta und hmta, c) ähten (verfolgen), d/ito; leiten, leitta und leita, § 17 a. 1 o.
d) gar(a)wen (bereiten), garota, § 30. — Im alts. wird -da hinter stimm-
losen consonanten zu -ta (döpta, kustä).
Anm. 3. Verba, die schon urgerm. das praet. ohne i bildeten, sind
a) denken, dähta (got. pagkjan, pähta, alts. thenkian, thähtä)', dünken,
dühta (got. puhta, alts. thühta) ; ahd. (got. alts.) brähta zu bringan (alts.
praes. meist brengian; §80a. 1); vgl. §34 a. 2; — b) furhten, fwnhtan
(fränk. auch for(ä)hten), pt. forhta, forahta fürchten; wwrken, wurchen
(fränk. wirken), pt. worhta, worahta (alts. wirldan, warahta, got. waürkjan,
waürhta) wirken, vgl. § 15 e. Auch die praet. suohta (alts. söhtä) und
ruohta zu suochen (alts. sökian) und ruochen gehören hierher ; desgl. mhd.
brühte, z. st. v. brücken (§ 79 a. 3. ; vgl. got. brükjan, brühta), Alts, buggian
kaufen, bohta, part. pt. giboht (got. bugjan, baühtä), — Im mhd. hat bei
den verben unter a) der coi\j praet. umlaut: mhd. doehte, diuhte, brashte.
§ 90 (365). Das part. praet. hat in allen formen i, wenn
auch das praet. i hat, also ginerit, flect. gineriter etc. Wo da-
gegen das praet. kein i hat gilt im ahd. (und alts.) die regel,
dass die unflectierte form das i hat, die flectierte dagegen nicht,
Also ahd. gise^mt, fl. gisaater etc.; gisteUit, gistalter; gigar(ä)wit.
gigaroter; alts. gihöridj n. pl. gihörda.
Anm. 1. In der unflectierten form fehlt das i nur sehr vereinzelt;
etwas häufiger bei den kurzsilbigen auf l wie gizcUt (alts. gitald) zu Zeilen
(neben gizelit), immer bei bräht zu bringan, gidüht zu dünken. Neben
58 § 91. 92. Schwache verba: ü. HL Masse.
giwor(ä)ht zu wwrken ohd. auch giwurchit, neben gidciM häufiger gidenkiL
Alts, giboht zu buggian (§ 89 a. 3).
2. Zweite schwaclie ooiijugation.
§ 91 (366. 367). Das ö ist hier in allen formen feststehend.
salbo- liegt allen drei hauptstämmen zu gründe. Die zahl dieser
verba ist sehr gross, z. b. dionön (alts. thionon u. thionoian)
dienen, machon (alts. maJcon), korön prüfen, Hchisdn herrschen;
enteon, entdn (alts. endion) endigen, sunteon, suntdn (alts. sun-
dion, mhd. Sünden) sündigen etc.
Anm. 1. Im alts. sind die längeren formen auf 'Oia- nur bei dem
kleineren teile der hierhergehörigen verba neben o vorhanden, z. b. töakoian
(toakogean) u. waJcon wachen, acauwoian u. scauwon; bei einigen dieser
verba kommt dann auch ausfall des o vor; z. b. tholian neben tholoian,
wonian neben wonon, — Statt des o erscheint alts. nicht ganz selten a in
den verschiedensten flexionsformen, z. b. inf. cöpan, 3. sg. ps. endiat, 3 sg.
pt. tharikade,
3. Dritte schwache conjugation.
§ 92 (368. 369). Das i ist (abweichend von entspr. got. ai)
im ahd. durchgeführt, also habe- der allen formen zu gründe
liegende stamm. Nur ist das e weniger fest als das d der
schw. V. II, indem nicht ganz selten a (d?) dafür eintritt, auch
schon im 9. jh., z. b. sagata 0. — So gehen z. b. sagen, UMn,
folgen, dagen schweigen, dolen dulden, darMn darben, kleT>en
festhalten; besonders viele von adj. abgeleitete inchoativa, z. b.
Hßn reif werden, alten alt werden, trunkanen trunken werden.
Anm. 1. Im alts. sind diese verba zu den schw. v. n übergetreten,
z. b. folgon, thagon, tholon^ tharhonf klibon\ rtpon (reif werden). Auch
im ahd. findet zwischen den schw. v. n und m vielfach schwanken statt,
z. b. tholen und tholön bei 0.
Anm. 2. Zu den schw. v. I sind im alts. übergetreten die verba
hebbiathj habda, gihabd haben, seggian, aagda sagen, libbianj libda {Ubda),
gilibd leben, huggian, hogda und hugda, gihugid denken. Zu hebbian und
seggian noch (ohne umlaut) 2. 3. sg. ind. hahas, -es, -is, habad, -ed, -it;
aagiSf sagad, -it; 2. sg. imp. habüf -e; saga, -i; zu libbian 3 sg. l&bod,
iibod. — Im ahd. findet sich bei diesen verben ebenfalls schwanken nach
den schw. v. I: praes. huggen ganz übergetreten; doch praet (neben hur-
gitä) häufig hogta, hocta, (hogita 0); zu hahinj sagSfif Ubin oberd. öfter
praet. hebita (hapta Is. M), aegita, libita und 2. 3. sg. praes. hebi8f segis,
libis; 'it.
Anm. 3. Die im mhd. übliche form hän neben haben (nach gän,
atcm § 96, vgl. Zdn § 85) tritt erst seit dem 11. jL auf (früher nur spureu-
weise: hat Ib. 33).
§93. Praeteritopraesentia.
Cap. III. Unregelmässige verba.
A. Praeteritopraesentia.
§ 93 (370—377).
a) Gtotiscli'dltsä(^hsisch.
59
Ablauts*
reihe.
1. 3. sg. praes.
2. sg. praes.
pl. praes.
sg. praet.
I.
1. wait, wit
waist, wist
witnm, witun
wissa, wissa
2. äih (aig), —
aigum, aihnm, igun
äihta, ehta
3. lais, —
—
n.
4. dang, dög
—
— , dugun
III.
5. —
—
— , onsta
6. kann, can
kan(n)t, canst
knnnnm, cunnun
knnpa, conata
7. parf, tharf
parft, tharft
paürbnm, thmbun
paürfta, thorfta
8. gsÄ9,Ys,gidar
—
-danrsnm, —
-danrsta, -dorata
IV.
9. skal, 8cal
skalt, sccdi
sknlnm, sctUun
skulda, acolda
10. man, farman
— , -manat
mnnnm, —
mnnda-, -munata,
-monata
V.
11. mag, mag
magt, mäht
magum, mugun
mahta, niahta,
mohta
12. ga-,bi-nah,--
—
—
—
VI.
13. gamöt, möt
— , möst
-m6tnm, mdtun
-m6sta, möata
14. 6g, -
—
ögnm, —
6hta, —
b) Althochdeutsch (-mhd.).
1. 1. Praes. 1. 3. sg. wei^ ich weiss, 2. sg. weist; 1. pl.
wwzwm -un (toieisen); conj. wiaai (wüae); infin. wizzan (wizzen);
— praet. obd. wissa^ fränk. wessa, westa, selten wista (wisse,
wessey wiste, weste); part. praet. giwizzan (gewist y gewest —
gewij8J8en).
2. Zu got. dih *ich habe' ahd. nur praes. pl. eigum, -ut,
•un, conj. eigi etc. Part. pt. adject. eigan (eigen).
Anm. 1. 3. got. laia 'ich weiss' fehlt. Dazu cans. leren (got. Una-
Jan, alts. Urian) lehren.
n. 4. Praes. 3 sg. taug (touc) es hilft, taugt ; 3. pl. tugun
(tugen, tilgen); infln. (tugen^ tagen); — praet. tohta (tohte^
conj. toht^.
m. 5. Praes. 1. 3. sg. an, gi-an ich gönne {gan\ 2. sg.
(ganst); pl. unnum (gunnen, günnen); conj. unni (günne); infln.
unnan {gunnen^ günnen); — praet. onda, auch gionsta (gunde),
part. praet. (gegunnen, gegunnet, gegunst).
6. Praes. 1. 3. sg;. Tcan ich weiss, kann, 2. sg. Mnst; pL
60 §93. Praeteritopraes. §94. Das verbnm sein.
Jcunnum (Jcunnen, Mnnen), conj. Jcunni (Jcünne); infln. Jcunnan
(Jcunnen) ; — praet. honda, bair. einzeln Jcunda, auch Tconsta
{künde, seltener Jconde, Jcunste),
7. Praes. 1. 3. sg. darf ich bedarf, 2. sg. darft; pl. durfum
{dürfen^ dürfen), conj. durfi (dürfe); — praet. dorfta [dorftCj
conj. dörfte).
8. Praes. 1. 3. sg. gita/r ich wage (tar), 2. sg. gitarst (tarst);
pl. giturrum (turren, türren), conj. giturri (türre); inf. (turreny
türren); — praet. gitorsta (forste, conj. forste),
TV. 9. Praes. 1. 3. sg. scalj 2. sg. scalt, pl. sculum, conj.
5CwK, inf. scolan; — praet. scolta,
Anm. 2. Seit dem lO./ll. jh. nehmen die formen ohne c überhand:
sg. praes. aolf 80% bes. fränk.-md. auch aal^ saltf pl. sulen (suln, süln), inf.
sulen (8%dn)y praet. 8o2fa (soldCf solte). Die formen mit c halten sich spät-
ahd. und mhd. fast nur im bair. scolf acuten (scholf schulen) etc. — Vor
dem 10. jh. begegnen formen ohne k nur vereinzelt, bes. in T.
Anm. 3. 10. got. man, ich habe im sinn (alts. far-man) fehlt ahd.
V. 11. Praes. 1. 3. sg. mag ich vermag, kann (mac), 2. sg.
mäht; pl. magum u. mugum (mugen, mügen); conj. msgi u. mt^
(müge); inf. magan u. mugan (mugen, mügen); — praet. mahta
u. fränk. mohta {mähte, mohte, conj. mehte, möhte).
Anm. 4. Im pl. praes. etc. halten sich die alten formen mit a bis
ins mhd. im bair. dialekt (pl. magen, megen, conj. mege),
12. gi-nah 'es genügt' nur in dieser form ahd. belegt.
VI. 13. Praes. 1. 3. sg. muo/s ich mag, 2. sg. muost; pL
muo0um (müe^en), conj. muo0i (müeze) ; — praet. muosa (nmose,
conj. müese, bes. später muoste, müeste).
Anm. 5. 14. got. 6g (ich fürchte) fehlt in den übrigen germ. sprachen.
B. Reste der indogerm. verba auf -m
§ 94 (378. 379).
Das verbum 'sein'.
Praes. Indic.
ahd.
mhd.
alts.
got.
Sg. 1.
bim, bin
bin
bium, -n
im
2.
bist (bis)
bist
bist
is
3.
ist
ist (md. is)
is, ist
ist
PI. 1.
bimm(§s),
-un
bim, sin
sind
sijum
2.
birut (bimt)
birt, Sit
sind
sijup
3.
sint
sint
sind, sindun
sind
Conjunct.
Sg. 1.
si
si (sige, sie)
si
sijau
2.
sis, sist
sist etc.
sis
s^'ais
3.
si
si
si
s\jai
§ 94. Das yerbnm sein. § 95. Das yerbnm tuon.
61
PI. 1. sim, sin
2. Sit (sint)
3. sin
sin
Sit
sin
sin
sjjaiTna
sin
syalp
sin
s\jaina
Alle übrigen fonnen werden von dem st. v. abl. V aM. alts.
wesan, got. wtsan in regelmässiger weise gebildet; also aM.
mhd. imper. 2. sg. wis, pl. weset (alts. wis, wesad), inf. wesan
Wesen, part. praes. wesanti, weisende; praet. was, pl. warum,
wären (alts. wärun\ part. praet. fehlt ahd. u. alts., mhd. gewesen
(gewest).
Anm. 1. Statt des inf. w'iisan tritt aM. seit dem 9. jh. häufig sin
auf, für die 2. plur. imper. wieset vereinzelt auch stt Statt der 2. sg.
imperat. wis kommt erst mhd. öfter bis vor, ahd. nur einmal in Eb. —
Im alem. erscheint mhd. das part. praet. gesm.
Anm. 2. Neben sint in Is. M auch sindun, sintun,
§ 95 (380. 381). Das verbum tuon.
a) Praesens. (Die erste reihe gibt die ältesten ahd. formen.)
Indic. T. 0. mhd.
Sg. 1. töm tuon duan tuon
2. tös tuos(t),(tüis) dua(s)t, duis(t) tuost
3. tot tuot duat, duit tuot
PI. 1. tdm§s tuom^Sytnon du§n tuon
2. tot tuot
3. tönt tuont
Oonjunctiv.
Sg. 1.3. tö
2. tös
PI. 1. töm
2. tot
3. tön
Imperativ.
Sg. 2. tö
PI. 1. töm§s tuomgs
2. tot tuot
Infinit, tön tuon
Partie, tönti tuonti
b) Praeteritum.
ahd.
Indic. Sg. 1. 3. teta
2. t&ti
duet tuot
duent, (duant) tuont
tuo(e) tue
tüös
tuot
tiion
tuo
due
duöst
du§n
dua
duemgs
duet, (duat)
duan
tuo
tuost
tuon
tuot
tuon
tuo
tuon
tuot
tuon
tuonde
alts.
döm, duom, -n
dös, duos
dö(i)d, duod, -t
död, duod,
duot, duad
I
dua, due, döe
duoas 00
Iduon, duan,
döen, duoian
dö, duo
död, duot, duat
dön, duon, duan, döan
mhd.
tSte
tsete
PI. 1. tätum, -un täten (tseten, tgten)
2. t&tut
3. täton
-et
-en
alts.
deda
dgdos, dädi
}
dSdun, dädun
62 § 95. tuonf § 96. gdn und stän, § 97. Das yerbtun wollen.
ahd.
Gonj. Sg. 1. 3. t&ti
2. taust
etc,
Part, praet. gitän
mhd.
tsete (tgte)
tsetest
etc,
getan (mfränk, geddn)
alts.
dedi, dfidi
PL dgdin
gidön, -döen, -dnan.
Anm. 1. Zu bemerken sind im ahd. praesensformen nach analogie
der st y. wie 2. sg. ind. töis, ttu)i8] 3. sg. töitj tuoit; inf.- (gerund.)
tuoanne u. a.
Anm. 2. Der coig. praes. lautet bei N neben regelmässigem tue,
tüesft; tuen, tüent, tüin auch tvoe, tiLoist etc. und in Nps. auch mit j:
tuoie (tuoge)y tuoiest etc., welche form im alem. auch zur mhd. zeit häufig
ist: mhd. tüeje, tüqjest etc.
Anm. 3. Mhd. im mfränk. 2. 3. sg. praes. ind. deistj deit.
§ 96 (382. 383). Die verba gän und stän.
Nur praesensformen. Das praet. und part. praet. liefern
die auch im praes. danebenstehenden stamme gangan (red. I,
§ 85) und stantan (abl. VI, § 83 a. 4), von welchen auch stets
die 2. sg. imper. und meist der ganze conj. praes. gange, staute
genommen wird. Paradigma ahd. gän:
U.
Conj. Sg. 1.3. g§
2. ggs(t)
PI. 1. g§n
2. gßt
3. g§n
Part, gänti; g^nti
Inf. gän; g§n
„ D. gänne.
In die. Sg. 1. gäm, gän; g§m, g§n
2. gäs(t); g§s(t)
3. gät; g§t
PL 1. gäm§s, gän; ggm§s, g§n
2. gät (gänt); gH
3. gänt; g€nt
Imper. PL 1. gäm§s; ggm§s, g^n
2. gät; g^t
Anm. 1. Bei 2. sg. ind. geist, steiat, 3. sg. meist geit, steit. Auch
in mhd. zeit sind diese formen md. vorhanden.
Anm. 2. Mhd. sind die formen von gdn und stdn im wesentlichen
dieselben, nur kommt auch ein coig. mit d (gd, std etc.) und ein kurzer
imper. gd, ge, std, sti, sowie ein part. pt. gegdn, gestdn vor.
Anm. 3. Alts, herrschen auch im praes. gangan und standan. Nur
ganz vereinzelt 3. sg. ged, inf. gän; etwas öfter inf. stdn, dazu 2. sg. stis,
3. sg. stid, stdd, steid, pl. städ.
§97 (384. 385). Das verbum 'wollen'.
Praesens. ahd.
Ind. Sg. 1. wiUu; will, wile
2. will, wile; wilis
3. will, wile; wilit
PI. 1. wellem§s, wellen
2. weUet
3. wellent
Conjunct. welle etc.
mhd.
wil
wil, wilt
wil
wellen, wein
wellet, weit
weUent,welnt
weUe etc.
alta. got.
williu, welliu, Willi wiyau
wiU, (wiüs, wüt) wüeis
wili, (wilit, wil) will
1 „. , wileima
I welliad, wileil>
j wiUiad, -ead ^^^^^^
wellie, willie fehlt
§ 97. Das verbum wollen. 63
ahd.
mild.
alts.
got.
Inf. wellen
wellende
wellean, willian
wiyan
Partie, wellenti
wellen
welleandi etc.
wiljands
Praeter, wolta (welta)
wolde, wolte
welda, wolda
wllda
Anm. 1. Im fränkischen (0, T) tritt statt des e im praes. o ein, also
inf. ioollenf coi]j. wolle, ind. pl. woUemiSy wollen etc. Auch zur mhd. zeit
herrschen die o-formen auf md. gebiete.
Anm. 2. Die 2. 3. sg. ind. wilüf wilit ist fränkisch; mhd. gilt bes.
mfränk. wiüen als regelmässig flectiertes praes. eines schw. v. I, z. b. 3. sg.
willetf 2. pl. wület, coig. wüle eta
64
Abkürzungen. Nachwort.
Abkürzungen.
alem. = alemannisch.
altn&änk. = altniederfränkisch.
alts. = altsächsisch.
B. = Benedictinerregel (Ib. 3).
bair. = bairisch.
Exh. = Exhortatio (Ib. 6).
Freis. pn. = Freisinger patemoster
ab. 8).
Gen. = alts. Genesis.
H = Hymnen (Ib. 7).
Hei. = HeUand (Ib. 44); Hei. M C
P V: die hss. des Hei. in München,
London, Prag und im Yatican.
Hüd. = Hüdebrandslied Qh. 28).
Ib. = Zweites glossar des Junius
(s. Steinmeyer -Sievers, ahd. Glos-
sen I, 271 ff.).
Is. = Isidor (Ib. 4).
K = Keronisches glossar (Ib. 1, 1).
Ib. = Braune, ahd. lesebuch*.
Ludw. == Ludwigslied (Ib. 36).
M = Monseer fragmente (Ib. 5).
md., mitteld. = mitteldeutsch.
m£r., mfränk. = mittelfränkisch.
Musp. = Muspilli (Ib. 30).
N = Notker ^b. 23).
Nps. = Notkers psalmen (Ib. 23).
= Otfrid (Ib. 32).
obd., oberd. = oberdeutsch.
ostfr. = ostfränkisch.
Pa = Pariser glossar (Ib. 1, 1).
R = Hrabanisches glossar (Ib. 1, 1).
Ea = Erstes Beichenauer glossar
ab. 1, 1).
Rb = Zweites Beichenauer glossar
ab. 1, 4).
rheinfr. = rheinfränkisch.
Y = Yaticanische hs. des Hei. und
der alts. Qen.
T = Tatian (Ih. 16).
Yoc. = Yocabularius St. Galli Qh»
1,2).
Wess. = Wessobrunner gebet ab. 29),
Will. = Williram ab. 24).
Nachwort.
Dieses buch ist in erster linie bestimmt, als grundlage für Vorlesungen
über historische altdeutsche grammatik zu dienen. Deshalb sind gotische
und altsächsische paradigmen beigefügt, und auch die entwicklung des ahd.
zum mhd. ist durch mhd. paradigmen und sonstige hinweise berücksichtigt
worden. Zugleich soll dem anfänger für die lektüre von ahd. texten der
notwendigste grammatische stofi dargeboten werden: auf die ausführlichere
darstellung in meiner ahd. grammatik ist durch die eingeklammerten
§§ -zahlen stetig hingewiesen. Das altsächsische ist neben den paradigmen
auch im texte so weit berücksichtigt, dass für das erste einlesen in den
Heliand damit ein grammatisches hil&mittel geboten wird.
HftlU % &., Dmok von Ehxhardt Karraa.
/«-^. X7W% C4A.J,
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Stanford Univereity Ubrariee
3 6105 124 416 418
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3835
BT
1900
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Stanford, California
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JAN 2 5 19|82
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