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Full text of "Admiral Max Freiherr von Sterneck: Erinnerungen aus den Jahren 1847-1897"

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ADMIRAL 



MAX FREIHERR von STERNECK. 



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ADMIRAL 



MAX FREIHERR von STERNECK, 



ERINNERUNGEN AUS DEN JÄHREN 



184T-1897. 



HERAUSGEGEBEN VON SEINER WITWE. 

OeBtMr«ichischerOffiäersverb«ad 

Tirol 

BIOGRAPHlACUe SKIZZE UND EfUJLUTERUNGEX 
K. c. K. L^Sch.-Cpt. JEROLIM FREIHERRX vox BENKO. 



MIT 83 ABBILDUNGEN. 

Ausgeschie^eRe-Düblciie 

der 

Bibliothek d Kriegsarchivs 
in Wien 



WIEN. PEST. LEIPZIG. 

A. HARTLEBEXS VERLAG. 



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DüuC* VOM etitilTO^N RtiCUR'l iBuNt 
WRMAL» CM. HitM» * M. WtüTNMU. 



VORWORT. 

Während ich mich der schweren Aufgabe unterzog, den 
schriftlichen Nachlass meines Mannes zu ordnen, und es mir ver- 
gönnt war, die Familienpapiere nach einer Unterbrechung von mehr 
als 30 Jahren auf den alten Familiensitz zurückzubringen, fand 
ich manchen Brief, manchen Bruchtheil eines Tagebuches, welche 
mein Interesse fesselten. Dieselben erweckten in mir den Wunsch, 
den Verwandten, Freunden und den WaffengenOvSsen meines Mannes 
werthvolle Erinnerungen mitzutheilen, das Andenken derjenigen 
zu ehren, die vor uns im alten Krastowitz lebten, und meinen 
Söhnen das Bild jenes Mannes zu erhalten, der ihnen — für all 
zu kurze Zeit — ein liebevoller Vater war. Es liegt mir ferne, 
eine inhaltsvolle Lebensbeschreibung meines Mannes oder eine 
Darstellung seiner Thätigkeit entfalten zu wollen ; ich möchte seine 
Persönlichkeit festhalten, welche sich in seinen Worten am 
treuesten wiedergibt. Dieselbe war zeitlebens mit seinem Berufe 
als Seemann so innig verwachsen, dass sein Bild unvollständig 
wäre, wollte ich seiner Laufbahn in der Marine an dieser Stelle 
nicht eingehend gedenken. Die Durchsicht des vorhandenen Ma- 
terials etgab namhafte Lücken, die nur theilweise durch die mir 
freundlich überlassenen Briefe ausgefüllt werden konnten. Dank 
der werthvollen Hilfe eines ehemaligen Kameraden und Mitarbeiters 
meines Mannes wurde das Fehlende ergänzt, der Thätigkeit des 
Seeofficiers gedacht und der Inhalt manchen vergilbten Blattes der 
Vergessenheit entrissen. Es ist mir eine besondere Freude, dem 
bewährten Freunde meinen innigsten Dank auszusprechen für das 
pietätvolle Interesse, welches er der übernommenen Aufgabe ge- 



widmet hat. Möge es g-elingen, das Gedächtniss jenes Mannes zu 
ehren, welcher während all der wechselvollen Phasen seines Daseins, 
durch mehr als ein halbes Jahrhundert, seinen Lebenszweck in der 
Erfüllung" seiner Pflicht im Dienste seines Allerhöchsten Kriegs- 
herrn suchte und fand. Mögen diese »Erinnerungen« getreu wieder- 
geben was er war: ein guter Oesterreich er, begeisterter Seemann, 
der zärtliche Sohn einer innig verehrten Mutter, ein warmfühlender 
Mensch und Freund, und an seinem Lebensabend mein liebevoller 
Gatte; mögen sie dazu beitragen, sein Andenken in der Familie, 
deren Namen er mit Lorbeeren schmückte, auch für kommende 
Geschlechter hochzuhalten. — 

Schloss Krastowitz. October 1900. 

Lydia Sterneck-Griswold. 



INHALT. 

Seite 

Vorwort der Herausgeberin v 

Genealogisch-biographische Skizze als Einleitung 3 

Die Familie Daublebsky v. Sterneck. Besitzthümer und Standes erhöhungen. 
Filiation. Die Eltern Max v. St.*s. — Max St.'s Kinderzeit. Pflege des Familien- 
Sinnes. Marinecollegium. Subalterne Laufbahn. Flaggencapitän Tegetthoffs, 
Lissa. Thätigkeit als Militär-Hafencommandant zu Pola. Tod Tegetthoffs. Ent- 
muthigung. Nordlandsreise mit Grafen H. Wilczek. Admiral. Marschallsrath 1881. 
Marine-Commandant. Jubiläum 1897. Bilanz der Erfolge. Tod. ■ 
Max Sterneck und die Frauenwelt. — Ehestand. 

Erinnerungen aus den Jahren 1847 — 1897 33 

Zögling des Marinecollegium s zu Venedig. 

Briefe der Eltern und Schwestern. Muttersprache gefährdet. Engbegrenzte 
UebuDgsreisen, die nicht befriedigen. Vorbereitungen zum Eintritt in den activen 
Dienst. Prüfungen. Am Ziele der Wünsche. — Frei! 

Marinecadet 43 

Nach Triest. An Bord der Bellona. Definitiv ernannt. Eid. Urlaub. Venedig, 
Dienst und Privatleben. Neuerdings Bellona, Pola. Leben an Bord und am 
Lande. Pokomy. Schiffbruch 57. — Tod des Vaters. Nachruf. Auf Brigg Triest 
22./23. Mai 1848. Avancementshoffnungen. 

Subalterner Offleier 64 

Auf Goelette Sfinge. Zur deutschen Flotte? Martini, Dahlerup. Avancements- 
ungeduld. Rencontre Marianna — Vulcan beigewohnt. BranderangrifF vor 
Chioggia. Oceanische Campagne erhofft. Commandant des Messaggiere. — Pylades, 
Diana, dann mit Carolina in die Ostsee 75, 76. — Arethusa. Mit Triest in 
Kiek. Ah provisorischer Commandant des Triest in Pola. — Erzherzog Max, 
Hoffnungen auf diesen künftigen Chef 92. — Wo der Schuh drückt 93. Nach 
England, und mit Elisabeth zurück. 

Schiffscommandant 98 

Einkehr und Selbstbekenntnisse. Studium. Arbeitsprogramme. Fahrten mit Vulcan 
in Dalmatien. Erfolgreiches energisches Eingreifen mit Santa Lucia 112. Be- 
lobung. Freude an der Ernennung deä Schwagers Schluga zum Landeschef im 
Heimatslande Kärnten. Auf Friedrich als Nachfolger Gröller's. — Noch nicht 
ganz reif zum Heiraten 119. Flaggencapitän Pöck's an Bord der Donau. Trostworte 
und Abschiedsbrief der Mutter. Ihr Tod 124. Commandant der Dandolo ; Briefe 
aus Pyräeus, Malta u. s. w. Plötzliche Einberufung. 

Flaggencapitän Tegetthoffs 136 

Commandant der Schwarzenberg, nach »Helgoland« 1864. Einberufung und 
Heimfahrt nach Pola. M. St.'s heisser Wunsch, Schwarzenberg für die Expe- 
dition nach Ostasien zu behalten, erfüllt 139. Krieg in Sicht! — M. St.'s Trauer 
um die vereitelte Expedition; Pessimismus, der von Tegetthoff nicht getheilt 
wird. Tegetthoff an Baronin Lutteroih über die Lage 143; über Ancona 144, 
über Lissa und M. St., Moll, Minutillo, Petz u. A. — Max war brillant 148. 
— Max Sterneck über Ancona 146, über sich selbst bei Lissa 150. Theresien- 
Kreuz, Leopold-Orden. — Wäre glücklicher mit der grossen .Seereise als über 
den militärischen Ruhm 151. Tegetthoff und Fautz. Mexikanischer Guadeloupe- 
Orden. Tegetthoffs Eingreifen. Tegetthoff Marine-Commandant, beruft M. St. als 
Adjutant an seine Seite. Autogramm Tcgetthoff's 159. 



Seite 

Commodore und Militär-Hafencommandant zu Pola 161 

Bri-tf* a=. Schwester Mathilde. SchaiFeDsfreiide. Der Marine-Kindergarten 1G5. 
S<l:=*:^^es-Sctttl5cli;ff. Leben in Pola. Tod Teg^etthoffs. Eindruck auf 
M. St. Scrreiben an die Mutter T.'s. Unlust am Dienste. Keimender Wunsch, 
*::1 r^r R:ü;e zu setzen. 

Xordlandsfahrt 171 

Mt'nrere btsckrcibende Briefe M. St.'s. Nordrussische CiviÜsation 17(5. Briefe an 
Wilcztk. Brifrfe von Viceadmiral v. W üllerstorf. M. St. und die Expedition 
::irr. J^r, Mayer. Briefe von und an Weyp recht 188^191. Weyprecht*s Tod 
•az.'i Grif H. Wilczt-k. Ausrüstung des Dampfers Pola. Autogramm M. St.'s 193. 
triefe an Wilczek und Schwester Mathilde über den Erfolg der Expedition. 
Tc^etiboff-Möcumeni in Marburg. 

Admfral 201 

Werk über Takelung und Ankerkunde. — Richard St., Neffe desAdmirals; 
Biographische Daten über denselben. Reisebrief aus Barcelona. Arscnalscom- 
mandant. Sorgen als solcher 2U9. Mehrere Briefe an Richard St. »Geduld!« 
Gladstone, Alexandrien, Seymour. Trübe Stimmung, traurige Arbeitsbilans im 
Sommer 3883. 

Marine-Commandant 217 

Beglückwünschung durch Feldmarschall Erzherzog Albrecht (Autogramm). 
Sommerescadre 1884. Geheimer Ratb, Flottenbefehl . Hervorrufen und Ermuntern 
maritim literarischer Productioncn. Reisebeschreibungen, Biographien, Kriegs- 
geschichte. Erinnerungsblätter. Beste Hoffnungen — Ausdauer! Belobung der 
.Sommerescadre 1885. Erholungsreise 1886 an Bord des Greif nach Corfu 233. 
Tegetthüff-Monument in Witn. Erzherzog Albrecht anlässlich Radetzky-Monument 
an M. St. 242. Briefe an Frcgattencnpitän Lehnert. Allerhöchster FJottenbefehl 
und Eiserne Krone erster Classe. Sorgen des Marinc-Commandanten, seine Be- 
fürchtungen; Voraussicht TegetlhofTs. Brief des letzteren vom 21. September 
lN)t» 245. Sorge für die Arsenalarbeiter. Abenteuer mit Triton. Schweizer 
Reise. Zum Botschafter nach Athen ernannt und zugleich zum Adminil befördert. 
Bessere Hoffnungen für die Marine 253. Briefe an den Stellvertreter, Admiral 
V. Ebcran; an Richard St.; an Linien.schiffs- Lieutenant Baron Basso. Aller- 
höchster Flottenbefehl 2?^. Juni 1891 269. Tod Richards v. St. 273. Grosskreuz 
des Leopold-Ordens 274. Briefe an die verwitwete Nichte, Lydia v. St. Tod 
des Erzherzogs Albrecht. Allerhöchstes Handschreiben bei Stapellassung des 
»Monarch« 279. Marineministerium 283. Tod des Contreadmirals v. Lehnert. 
Marinekirche Madonna dal Mar — Teodo. Briefe aus Ems iJlK). Katastrophe 
auf Guadalcanar 302. Ehebewilligungs-Audienz 3l)4. Briefe an die Gattin 306 
ad fimm. Jubiläum. Allerhöchstes Handschreiben und Grosskreuz des Stephans- 
Ordens. Letzte Delcgationscrrungenschaft. — Tod. Bestattungsfeierlichkeiten. 
Schlusswort. 
Zu den Illustrationen * 330 
Alphabetisches Namensregister 331 



Genealogisch-biographische Skizze 



als Einleitung. 



Genealogisch-biographische Skizze 

als Einleitung. 

Zu den vornehmsten Familien Böhmens zählte schon im XIV. Jahr- 
hunderte jene der Herren Daudlebsky v. Daudleb; das ist das Geschlecht, 
welchem der am 5. December 1897 verstorbene Maria Theresien-Ritter, wirkliche 
Geheime Rath und Admiral, Max Freiherr v. Sterneck, am 14. Februar 1829 
als jüngstes Glied der älteren Linie entsprossen ist. 

Dieses Geschlecht nennt sich jetzt mit seinem vollen Namen: Daub- 
lebsky v. Sterneck, und zwei freiherrliche Linien desselben führen noch 
ausserdem das Prädicat »zu Ehrenstein«, während jenes »v. Daubleb« 
in Wegfall gekommen ist. Der mittlere der erwähnten drei Namen, Sterneck, 
ist jener, welchen die Daublebsky's im Jahre 1620 als Prädicat erhielten, und 
seit 1713, in welchem Jahre das bezügliche Diplom in die Landtafel ein- 
getragen wurde, als Familiennamen führen.*) 

Mit Diplom vom 1. Juni 1620 erhielt Caspar Daudlebsky, Bürger- 
meister von Budweis, mit dem Prädicate v. Sterneck auch die öster- 
reichische Adels würde. Seinem Wirken war es nämlich gelungen, Stadt 
und Umgebung von Budweis der kaiserlichen Sache treu zu erhalten. Seit 
Jahrhunderten hatte die Familie ihren adeligen Grundbesitz in der Nähe von 
Budweis in Böhmen, zu welchem, ausser Daubleby, von dem sie den Namen 
führte, Strasskowitz, Borowitz und Stemek gehörten. Daubleby (Daudleby) 
ist das heutige T ein dies bei Budweis; und Stemek wird bereits in einer 
Privilegiumsurkunde für die Stadt Hof vom Jahre 1410 genannt, in einer 
späteren Urkunde des Herzogs von Münsterberg vom Jahre 1577 aber schon 
als zerstörte Ortschaft erwähnt. 

Mit oben erwähntem Caspar Daudlebsky beginnt die ununterbrochene 
Stammreihe des Geschlechtes. 

Auf ihn folgten in gerader Linie: 

David Daudlebsky, geboren 8. Jänner 1600j 

Johann Georg I., geboren 7. Februar 1628; 

Johann Georg IL, geboren 6. April 1678 zu Budweis. 

Dieser letztere erhielt von Kaiser Carl VI. laut Diplom ddo. Wien, 9. April 
1 735, eine Wappenverbesserung, und die, auch in das Wappen aufgenommene 
goldene Gnadenkette mit dem Bildniss des Souverains. 

*) Aus dem Familienarchiv. Eigenhändiges Curriculum vitae des Freiherrn 
Josef Sterneck, des Vaters des Admirals. 

1* 



Jakob Igiiaz Dominik l.laudlebsky, hatte zwei E 

Jakob Ignaz Eusebius, welcher der Stammvater der beitien älteren, 
frei herrlichen Linien geworden ist; und 

Franz, nachmaligen Primator und Bürgermeister von Budweis. 

Der zweitgenanntc Jakob (Ignaz Eusebius), geboren 18. Juli 1741 
gestorben 3. Mai 1826, k. k. Kammerprocurator und Gubernialrath in Mähren, 1 
erhielt vom Kaiser Josef, mit Diplom ddo. Wien vom 'J'2. Mai 1786, die 
österreichische Ritlerwürde, und im Relchsvicariate des Kurfürsten 
Carl Theodor von Bayern ward derselbe mit dem Prädicate »zu Ehren- 
stein« in den Reichsfreihermstand erhoben. 

Nach Erwerbung des Lehensgutes Aujezd in Mähren wurde diesem 
Jakob Dauiilebsky durch Hofdecret vom '24. AprU 1805 das böhmische 
Incolat erlheilt, und Kaiser Franz I. nahm ihn am 7. December 1807 in 
den österreicliischen Freiherm stand auf. 



Jakobs ältester 
Schriftennachlass uns 




Sohn Josef wurde der Vater des Admirals, dessen 
hier beschäftigen wird. 

Josef, ein Mann von den hervorragendsten j 
Eigenschaften des Geistes und Gemiithes, stand ] 
volle fünfzig Jahre im Dienste des Staates, in 
welchem er die Stelle des Appellationsgerichts- 
präsidenten für das inneröslerreichisch- küsten- 
ländische Gebiet, das Amt des Landeshauptmannes ' 
in Kärnten sowie die Würde eines wirklichen 
Geheimen Rathes erreichte, Josef St er neck 
brachte die freiherrlich Kaiserstein'schen Hei 
Schäften Liemberg Wasai, Gössehof und Krastowitz 
in Kärnten an sich, und erhielt das Incolat in 
Kärnten und Krain für sich und seine Nachkommen. 
Im Jahre 1775 am 2. Mai zu Prag geboren. 
jojpi i7o.n,Tr V >i,.r„r,i. „-urdc Joscf v. Stcmeck durch seine Anlagen 

lind Neigungen den philosophischen Studien im weiteren Sinne zugeführt; 
auch in seinen juridischen Fachstudien bevorzugte er sein Lebelang die 
philosophische, rein wissenschaftliche Richtung. In einem eigenhändig ge- 
schriebenen Curriculum vitae, dem hier gefolgt wird, heisst es: 

». . . widmete sich mit ebenso regem Eifer der Philosophie 
als er mit schnöder Gl-eichg-iltigkeit jedes mathematische Wissen 
versclimälite«. Im Jahre 1790, also im Alter von fünfzehn Jahren, 
waren die philosophischen Studien begonnen worden, drei Jahre 
darauf >musste er ganz gegen seine Neigung in die juristischen 
Studien treten«. 

Der widerwillige Jurist oder Jurist wider Willen brachte es gleichwohl, 
wie schon bemerkt, zum Appellalionsgerichts- Präsidenten, in pflichttreu zurück- 
gelegter Beamtcnlaufbahn. Aber der Beschäftigung mit philosophischen Gegen- 
ständen, wenn auch vielfach mit solchen, die in das Rcchisfach einschlugen, 
bUeb seine ungeschwachte Neigung bis ins hohe Alter geweiht, E" 



I 



Kinlciiung. 5 

onlenllich umfangreicher, oft weitläufiger schriftlicher Nachlass gibt hievoa 
(las sprechendste Zeugniss.*) 

Von der Richtung des Geistes, welche Josef v. Sterneck eigen war, 
mögen einige wenige Proben aus seinen Aphorismen einen Begriff geben. 
Bei der Auswahl sollen jene bevorzugt werden, welche Josef v. Sterneck's 
Principien als Familienhaupt zu charakterisiren geeignet sind. 

»Jede Familie hat einen gewissen Familiencharaktcr. Warum 
erben die Fehler häufiger als die Tugenden?' — 

»Die Geschichte der meisten Familien: wie alt eine Familie 
sich dünken mag, so hat sie sich doch einst aus dem Stande der 
Gemeinen hervorgehoben . Ein Einzelner hat sich Verdienste — 
gleichviel welche — erworben, und seine Achtung und seine Reich- 
thümer auf seine Kinder vererbt. Noch hat der Zweite und Dritte 
vielleicht seinen Namen mit Ehren getragen, und den Rang der 
Familie unter den Grossen des Reiches festgestellt. Was sind nun 
ihre Nachkömmlinge? Die Blödigkeit der Augen verräth gleichsam 
die Blödigkeit des Verstandes, und die Impotenz des Geistes zu 
allen Staatsümtern ist der Vorbote der Impotenz des Körpers, 
Glücklich der Staat, wenn nur bald auf dem Grabe des letzten 
Weichlings Schild und Wappen zerbrochen werden. 

Oder ist die Geschichte tröstlicher, wenn ein Nachkömmling 
in seinem Üebermuth das Vermögen verprasset und die Kinder 
vernachlässigt; wenn dessen Kinder den Mangel an Bildung gar 
nicht spüren, mit dem Rest des Vermögens auf das Land flüchten, 
einige Zeit als Dorfjunker hausen, bis ihre Nachkömmlinge sich 
wieder im Bauernstande verlieren . . .« — 

»Es hat keine Bedeutung, seine Familie zu erhalten, wenn 
man darunter seine Kindeskinder und seine Nachkommen versteht. 

Ich habe nur getrachtet, dass meine Kinder sich auf der 
Stufe der Cultur und des Wohlstandes erhalten, auf die ich durch 
meinen Vater gesetzet worden. Wenn meine Kinder nur dieselbe 
Soi^e auch Tür die ihrigen tragen, und so fort, so wird sich dii- 
Familie schon erhalten.« — 



»Ich wünsche nicht, dass meine Kinder Hofämter annehmen 
oder Handelschaft treiben. Sie werden also nie vornehm und nie reich 
werden. Sie können sich begnügen, wenn sie Generale, Bischöfe, 
Präsidenten werden ; vorausgesetzt, dass sie auch Krieger. Gottes- 
gelehrte und Staatsmänner sind.« — 



•> Einleitanz, 



e»' 



>Ich habe eine Familien^uft g-estiftet. Auf den Denksteinen 
sollen nicht die Titel. Würden und Herrschaften verzeichnet werden, 
sondern die Tug-enden. 

Aber ebenso ^lit sei es den Nachkommen erlaubt. Faineant« 
auf den Grabstein eines Unwürditiren zu schreiben, t — 

ilch wünsche, dass die Dienstleute etwas mehr als bei anderen 
Familien erhalten. un«i die Pachter etwas wenig'er bezahlen als bei 
Anderen. Es wird dies r.-in j^ewis>es Zeichen Nein, dass ilie Bedürf- 
nisse de^ Hause> nicht auf da^» Höchste j^esteivrert sind, um jede 
Hilf«^quelle bis auf den letzten Tropfen auszupumpen.- — 

vW'ilit Ihr zufrieden leben, so verzichtet darauf. Reichthümer 
zu sammeln, und lasst Euch an Eurem Auskummen g'enüg'en. 

Wie viele Sjrcren li^vren dann nicht hinter Euch! und wie 
sehr werdet Ihr Euch die Pflichten der Rechtschaffenheit erleich- 
tern !t — 

-»Die erste Bedin^ning- eines fröhlichen heiteren Lebens ist: 
ausser dem Dienst und Beruf, niemals zu zürnen . . .-: — 

Im Alter von 27 Jahren verehelichte sich Josef v. Sterneck zum 
ersten, und nach fünfjähriger Witwersrhaft. im Jahre 1817. zum zweitenmale. 
Er hatte beidemale seiner innigen Neigung gefolgt, und sich die glücklichsten 
ehelichen und Familienverhältnisse geschatten. 

Josef Sternecks zweite Gemahlin Franziska, geboren 25. Octo- 
ber 171MJ ent-spross der freiherrlichen Familie Kaiserstein v. Innerstein. 
Auch (iiche Familie blickte mit Stolz auf Voreltern, welche sich durch acht 
Generationen hindurch in hohen Staatsämtcm und militärischen Chargen aus- 
gezeichnet hatten. Diese Familie zählte zu ihren Vorfahren auch das Haus 
Malentheim. Martin und Leonhardt v. Malentheim hatten im Jahre 1521^ 
bei der \'ertheidigung des Wiener Kanithnerthores gegen ilie Truppen 
Solimans den Heidentod gefunden; Hans Kaiserstein, der sich ebenfalls 
im ^zweiten Türkenkriege des XVI. Jahrhunderts ausgezeichnet hatte, i*nu-de 
als Kürcrermeister von Wiener-Neustadt zui^rleich mit seinem \'ater im Tahre 
1G*I?> in den österreichischen Adelsstan«! erhoben; endlich erhielt Tobias 
Helfried v. Kaiserstein, zugleich mit sehien Rrüdeni, im Jahre 1*)0S das 
Diplom de.>> österreichischen Freiherrnstando. 

Der Fhe jo>ei> v. .Stern eck mit seiner zweiten Gemahlin Fran- 
ziska, gebome Freiin v. Kaiserstein, von welchem Bunde Josef v. Sterneck 
schreibt: diese Khe sei womötrlich noch Lrlücklicher irewesen als seine erstem, 
entsprossen zahlreiche Kinder. Zwei Töchter und lirei Söhne aus dieser Ehe 
überlebten die Klteni;* Max, dem jüngsten unter diesen Geschwistern, war 

^■- <.>il(), ;;cl>crcn 1. Februar ls21. j^cstcilcn Iti. Dictnibt.T IM(.». 

Mathild'-. jjeborcn 1*1». Juni ls2:>, verehelichte Faror.in Schluga. gestorben 
:3. Februar l^^\*. 

Bert ha. ;:eborvn 12. Ai:ril l>'2\, verehelichte Baronin Dickmann. 

Moriz. ;:';b'ren l\. Decemhrr 1^-7. 

Max. nchoTcn 14. Fc!»ruar l>:^.^ gestorben .'). Deccmber IS'7. 



Einlti! 



es beschieden, seinen Namen während einer mehr als öOjähtigen ununter- 
brochenen Dienstzeit in der Kriegsmarine zu hohen Ehren zu bringen. 

Der Faniiliension war im elterlichen Hause ein sehr reger; derselbe 
kann nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung von Max v. Sterneck's 
Charakter und namentlich auf das Heranwachsen lebhaften Ehrgeizes 
geblieben sein. Das Bewusstsein eines höheren, eines erweiterten Pflichten- 
kreises bestimmte das Leben des jüngsten SprÖssiings, schuf seine Ambitionen, 
leitete seinen Thaten drang, 

Gar manche der Aeusserungen, welchen der Leser der nachfolgenden 
Jugendbriefe begegnen wird, spiegeln das Lebensprogramm des Jünglings und 
jungen Mannes. 

Ueber das Verhältniss des Vaters zum Sohne kann gesagt werden, 
dasa es an Liebe, Flirsorge und ernster Leitung seitens des Vaters gewiss 
nicht fehlte;"') aber ein grosser Altersunterschied machte sich immerhin 
fühlbar, und der Tod des Vaters fiel eben 
in jene kritische Lebensphase des Sohnes, 
in welcher der väterliche Einfluss sich in eine 
wohl t hat ige, mehr freundschaftliche Bevor- 
mundung zu verwandeln beginnt. — 

Ganz anders fügte es das günstige Ge- 
schick mit der Mutter. Sie blieb Max durrli 
nahe an 15 Jahre seiner jungen Mannes/eii 
erhalten, als zärtliche, besorgte Mutter. ^(I> 
Führerin und treue, verständige Hera ih er in 
und — last Hol Itast — - als seine verschwiegene, 
theilnahms- und verstand niss volle Vertraute 
für alle seiue vielfachen Herzensangelegen- 
heiten und -~- nicht zu seltenen — - finan- 
ziellen Verdri esslich keilen. 

Max Stcrneek lässt seine Mutter sein 
ganzes inneres und äusseres Leben mit- 
lebcu, Er sagt ihr Alles, er vertraut ihr 
Alles an. Von wirklichen Herzensangelegen- 

Iheiten bis zu den unbedeutendsten Liebeleien, 
die seiner Ambition entspringen, bis zu den kleinsten Sorgen 
I^bens — Alles wird brieflich mit der Mutter besprochen. 
Welch bedeutende Frau muss diese Mutier gewesen sein 1 Man bedenke, 
dass sie, in keineswegs glänzenden materiellen Verhältnissen lebend, im 
G^entheil nicht selten von allerlei derartigen Sorgen bedrückt, ihre mütter- 
m 




't AU typisch in dieser MiDMcht kann fa1j;cndes Brienhigiiicnt JoEcfs v. Slcrncck 
in Aiva in das gEtahrliclic Jängliogsnltcr b-elcndea Sohn angEHeliFn werden : 
lUcbethAupt masEl Du jelit, bei cinlrelrnder Mannbarbeil, Dich nach t3gh*ch 
prQI«n, (Üt welche Wissenschaft Du am meisten Neigang und Fähigkeit hosl. Diese 



Wahl der GeliebleE 
Da reslh.ilten. Eheden 
nalürlicb, cUs.^ man >ii 
lUtage, du ein ätudirendei i 

fiwden,- 






Forauagchen, nod diese Geliebte J 
itudicende nur drei, vier Treppelwege gali, war es 
Ensemble von Miitelmäisigkeiten begoügle; heut- 
viel Laufbahnen die Wahl bat, und sich noch immer 
dass man Auszeichnung in dem gewählten Fache 













iiiiic. ii* f>— <t* V:,rk:>:izr=iää ir. der Finüie, in *..< 

••- — ^^' .• ^ m - • * " *% C " • 

cc: T^'TiäT^r. de=i 5»:c:ze. er erfiLn Alles — -nd wizd i-f diese Weise 
T-.r E-Tfrez: 1 --r lewirr:. Dirriichen rrichüze =i-~erliche Bexner> 



l^jl. ».Vis:. D--bi5t -asrieier Prastertreier : wlre di< nichi eine 
s: kv*t.si.:eli2^e Az^^tellune. -'-^ h^ne nichts dag>?-g'en. Ich furchte 
irzrr-er. zi-rin leichisirmig-es Maxel begibt sich aberruils in kost- 
*ifi-erl:2''?r Bande: ^lan säet, dass die Leute durch Erfahrung" 
kl-g- TL-^rie-: mochtest Du mich doch von der Wahrheit 
dieser Behauptung* überzeugt", mein liebes, c-tes Kind! 
Du ha-t ^chm Manches erfahren . . .« 

I%:iT. >\Venn ich E>eine Briefe lese, so habe ich immer ein 
anjrenehm-rs Gefühl — mit ;e-iem Worte sprichst Du I Vine Zu- 
friedenheit aus. und das ist die Aufgrabe des Lebens: -^sich gre- 
nüsf'^'r. lassen«, sich in sein Schicksal txiir^n. Wenn Du in Deiner 
jeczi^en Lage, statt mit Deinem Plausch, Whist, und Deinen 
Büchern zufrieden zu sein. Dich nach Unmovr''^v:hon: sehntest, 
•»ürdest Du ein unelückücher Mensch sein . . .< 

iDas Geld spielt eben immer eine Rclle im Leben' Jedes 
von dr:r. Verheirateten. Otto. Mani. Albert. Schluvr»i- bis auf 
Carl, hat mehr als ötW fl. jährlich. Mani c^r Tl^T» unvi man bort 
nichts als Jammer. Xoth und Schulden, dass ich immer ärirerlich 
■Ä erden könnte. Das kömmt Alles von der schlechten Wirthschaft 
und dummen Bedürfnissen folvren Einzelheiten . . . Ich habe Emma 
Geld geschickt, das Ott:- mir für Dich jr^j^feben. und sie gfebeten. 
sie möiT'r zusehen, dass es nicht für Charnj-vaini^or verwendet wird, 
sie soll Dich erinnern zu sparen, vielleicht vrelinvTt ihr. was un- 
mö^iflich scheinet . . .< 

lv»7. -Ich schicke morc^^n iTt» t1. an Edwin für Deine An- 
schaffungen. Ich sah aus Deinem Rriofo, dass ich mir meine Vor- 



"Fidcilung. '^ 

Stellungen hätte ersparen können, aber Du schriebst mir. dass Du 
keinen Kreuzer erspart, nicht, dass Du eine Schuld bezahlt ha^t! 
Das ist ein Anderes, und ich freue mich, dass ich Dir Unrecht 
gethan habe; in seinen Finanzen Ordnung zu halten, ist endlich 
nothwendiff — einem Officier in unterem Rang- verzeilit man 
Schulden, aber ein Commandant darf keine mehr haben, ohne von 
der Achtung- zu verlieren. < 

1857, 31. Mai. »Ich bin froh, dass Wüllerstorf Dich nicht 
auf seine Weltreise mitgenommen hat, aber es hat mich gewundert. 
Ich habe mir gedacht, als Commandant bist Du noch zu neuge- 
backen, und einen anderen Posten konnte man Dir nicht geben.« 

-Soeben lese ich in der Zeitung, dass der Erzherzog Max*) 
nach Triest kömmt. Putz' Dich sauber zusammen, vielleicht nimmt 
er Dich doch mit. Vielleicht kannst Du ihn selber um Urlaub 
bitten, aber von Herzen würde ich mich freuen, wenn Du die 
Reise mit ihm machen würdest . . .= 

»Deine Briefe machen mir immer die grÖsste Freude, weil 
aus jedem Worte die Zufriedenheit spricht. Du erscheinst als Gott 
auf Deinem Schiffe, sei auch so barmherzig, was freilich die strenge 
Handhabung nicht ausschliesst , . .• 

Wenden wir uns nun von den Eltern zu ihrem jüngsten — aber be- 
deutendsten Sohne, zu Max Sterneck, auf dessen reichem, über ein lialbes 
Jahrhundert umfassendem privatem schriftlichem Nachlasse die vorliegende 
Veröffentlichung aufgebaut ist. 

Wenn schon die Worte, mit welchen die Herausgeberin dieser »Er- 
innerungen' sich an den Leser wendet, betonen: dass keineswegs der 
Anspruch erhoben wird, eine erschöpfende Lebensbeschreibung des 
dahingeschiedenen Admirais zu bieten, so kann umsoweniger von einer ein- 
leitenden biographischen Skizze die Lösung einer solchen Aufgabe er- 
wartet werden. Aber es sollen hier chronologisch die wichtigeren Daten, 
welche die Etappen auf Max Sterneck's Lebenswege büden, vorgeführt 
werden, um dem Leser der nachfolgenden Briefe zur Orientirung tlic nöthigen 
Anhaltspunkte zu bieten. 

Der sorgfältigen häuslichen Erziehung stand lUchtiger Schulunterricht 
zur Seite, von dessen Ergebnissen einige seh ulamt liehe Zeugnisse, in der 
schwerfälligen Form der damaligen Zeit verfasst, sich noch erhallen haben 
Max wurde von den Eltern zu dem Dienste in der Kriegsmarine bestimmt; 
eine Wahl, "welche mit einer gewissen Verwunderung aufgenommen werden 
darf, wenn man die engen, beinahe ärmlichen Verhältnisse in Belruchc zieht, 
unter welchen noch im fünften Decennium des vorigen Jahrhunderts die 
Venetianiseh- österreichische Kriegsmarine ein kümmerliches Dasein fristete, 
'ihren Adepten weder seemäimische Abenteuer und Erlebnisse, noch heson- 
•deren kriegerischen Ruhm verheissend. Alle Mühen, Entbehrungen und Ge- 

BcgrilTe, die schöne LanditiEie auzuimen, iii welrlicr 



10 Einleitung. 

fahren des Seelebens — ohne die gleichzeitige Aussicht auf dessen glänzende 
verlockende Seiten — standen denen bevor, die sich zu jener Zeit in unserem 
Vaterlande für den Seekriegsberuf entschieden. 

Immerhin erklärt sich die Wahl des Berufes, welche die Eltern für 
Max trafen, einerseits aus der Thatsache, dass zwei Söhne bereits in der 
k. k. Armee dienten, andererseits daraus, dass eben zu jener Zeit das Be- 
streben sichtbar war, junge Leute aus dem Binnenlande für den Dienst 
der Kriegsmarine zu gewinnen; ein kaiserlicher Prinz hatte sich dem See- 
dienst gewidmet, und eben etwa ein Jahr zuvor hatte er schon sich und die 
kaiserliche Flagge im syrischen Kriegszuge mit unvergänglichem Ruhm be- 
deckt. *) Man durfte somit eine schönere Entwicklung der vaterländischen See- 
macht erhoffen. 

Im k. k. Marine-CoUcgium zu Venedig absolvirte Max Sterneck 
die Studien, welche ihn befähigten, am 20. September 1847 die Ernennung 
zum provisorischen Marinecadetten zu erlangen. Er gehörte im Collegium 
während der letzten Jahre zu den besten Schülern seines Jahrganges ; anfangs 
behinderte ihn die im Collegium herrschende, ihm fremde italienische 
Unterrichtssprache. Die Studienzeugnisse des Collegiums haben sich 
nicht erhalten. Für das Gesagte bürgen aber die Erinnerungen von Kameraden 
und der Rang, welcher Max unter denselben bei der Ernennung zum Marine- 
cadetten zuerkannt wurde. 

Nach einer kurzen üebungsreise an Bord der Fregatte Bellona zum 
wirklichen Marinecadetten vorgerückt, diente M. St. noch einige Zeit auf 
diesem Schiffe, dann, während der Sturmjahre 1848 und 1849 auf der 
Canonicre Costanza, der Goelette S finge, der Brigg Vcnezia (Tri est), 
dann neuerdings an Bord der S finge, endlich vom 24. December 1848 an 
auf der Fregatte V euere (Venus), auf welcher er die strenge Blockade 
Venedigs von Anfang bis zu deren Ende mitmachte. Am 1. Mai 1848 war 
er zum officiersdicnstthuenden Marinecadetten, am 25. October desselben 
Jahres zum Fregattenfähnrich, am 20. September 1849 zum Linienschiffs- 
fähnrich ernannt worden. In erstgenannter Charge hatte er an Bord der 
Brigg Vcnezia (Triest) die Begegnung mit den feindlichen, von Albini com- 
mandirtcn Seestreitkräften miterlebt; seine und seines Schiflfsgenossen Fre- 
gattenfähnrichs Wilhelm v. Tegctthoff's Eintragungen in das Schiffstage- 
buch bilden werthvolle historische Documente**) zur Beurtheilung jener recht 
unrühmlich verlaufenen militärischen Begebenheit, welche bei M. St. einen 
nachhaltigen bitteren Eindruck hinterliess. In weit geringcrem Masse scheint 
ihn die lässige Haltung der Venus berührt zu haben [am 26. April 1849), 
welche vom commandirenden Admiral sehr streng genommen wurde;***) der 
junge Officier scheint — ein seltener Fall — seinen Commandanten durch 
die Urnstände für gerechtfertigt gehalten zu haben. An Bord der Venus war 
es ihm vergönnt, den Branderangrifl" in der Xacht vom 11. auf den 12. August 
vor C.'hiogijia und die Expedition gegen Ancona mitzumachen; er fand in 
den Berichten über diese Aüfairen lobende Erwähnung. 

Als die lilockade von Venedig ihrem Ende entgegenging, verbreitete 
sirh das Gerücht, die Venus sei für eine oceanische Campagne in Aussicht 
genommen; mit Enthusiasmus sah Max Stern eck der Theilnahme an dieser 

'■^) Erzherzog Kri^drich, 1840. bei .Saida und St. Jean d'Acrc. 
-^^. \i^\. r,eschiditc der k. k. Kriegsmarine. III. 1. Bd., S. 2^0 ft. 
^*^, hhendort, S. ')"A. 



Einleitung:. 11 



•t> 



Campagne entgegen. Doch erhielt er unerwarteterweise am 29. September 
das Commando des Lagunenbootes Messagiere, eine Auszeichnung, welche 
bis zum 7. December anhieh, und Max Stern eck in unmittelbaren Contact 
mit all den hohen Würden trägem brachte, welche zur Befahrung des wieder- 
gewonnenen Lagunengebietes sich des Messagiere bedienten — unter diesen 
auch Marschall Radetzky. 

Einer sehr kurzen dienstlichen Verwendung an Bord des Briggs Pylades 
folgte Ausschiffung in Tnest, dann am 1. April 1850 eine Einschiffung an 
Bord der Corvette Diana, welche bis in die ersten Julitage dauerte. Nun 
aber erhielt Max Sterneck eine Dienstesbestimmung, welche ihn mit Freuden 
erfüllte, und welche als zugedachter Ersatz für die ihm entgangene oceanische 
Venus - Campagne angesehen werden darf. 

Es war dies die Einschiffung an Bord der Corvette Carolina, welches 
Schiff zu einer Campagne nach der Ostsee bestimmt war. 

Leider gestaltete sich dieser Abschnitt im Diensteslcben Max Sterneck's 
gänzlich anders, als er in jugendlichem Feuereifer, voll seemännischer Passion, 
sich erhofft und erträumt haben mag. Ein überstrenger, ja harter Com- 
mandant machte das Schiiif für Stab und Mannschaft zur Hölle. — Heute 
noch, nach einem halben Jahrhundert, sind die Traditionen noch nicht sehr 
verblasst, welche sich in der Kriegsmarine an die »Ostsee -Carolina« knüpfen. 
— Sie finden leider vielfach Bestätigung — und nicht allein in Max Sterneck's 
Tagebuche; — seine Briefe aus jener Zeit haben sich leider nicht erhalten, 
oder es wurden keine geschrieben. 

Am 10. Juli 1850 verliess die Carolina Triest ; berührte kurz Deal und 
Kopenhagen und war am 5. September in Kronstadt; hier erhielt Max 
Sterneck einen achttägigen Urlaub nach Petersburg ; am 27. September wurde 
Kronstadt verlassen, dann Carlscrona und Kopenhagen besucht; nach kurzen 
Aufenthalten in Deal und Spithead segelte die Corvette ohne Berührung 
eines Zwischenhafens nach Corfu und Triest, wo am 3., beziehungsweise 
12. Jänner geankert wurde. 

Zu den schwer genug zu ertragenden dienstlichen Verhältnissen an Bord 
hatte sich während der Rückreise empfindlicher Mangel an Lebensmitteln und 
Wasser gesellt, so dass die Rationen, auch die Wasserrationen, wesentlich 
gekürzt werden mussten. 

Es wird Niemand Wunder nehmen, dass Max St er neck nicht eben 
zu Jenen gehörte, welche die — ungerechtfertigten — Beschwernisse, und 
die — gewiss ebenfalls mindestens unnöthige — besondere Härte des Dienstes 
an Bord der Carolina in ergebener Geduld ertragen hätten. Die Eintragungen 
in sein Tagebuch, meist in der Erregung des Augenblicks geschrieben, eignen 
sich wohl nicht für die Oeffentlichkeit ; jedenfalls müssten sie vorerst kritisch 
erwogen und auf zulässiges Mass reducirt werden : aber typisch für den Ver- 
lauf der Campagne erscheint uns die Stimmung, in der sich der junge, streb- 
same und eifrige Seeofficier am Schlüsse der Reise, sozusagen angesichts der 
heimischen Küste befand : 

»4. Jänner 1851. Unser Leben zu schildern, wenn es für 
Andere sein sollte, könnte ich mich nicht entschliessen ; ... so 
aber ist es nur für mich — zu meiner eij^enen Belehrunj^ 
für die Zukunft, zu meiner Erinnerung. — ... O! wo sind 
meine Ideale, vom Schiffe der Eintracht, des gemeinsamen Wirkens, 



12 Einleitung. 

der Achtung^ und Liebe g'eg^en Vorg-esetzte — wo ist das geträumte 
Glück des patriarchalischen Lebens am Schiffe — des Appelles an 
die Kraft in Gefahren, in misslichen Lagen des Seelebens I — wo 
sind all diese Schätze — geträumte Glückseligkeit, derer ich noch 
nicht würdig zu sein scheine . . .< 

Die Inspicining. welcher das Schiff nach vollendeter Campagne unter- 
zogen ward, verlief äusserlich glimpflich: berechtigte Beschwerden, welche 
Max Stern eck erwartet zu haben scheint, wurden nicht vorgebracht, und 
er klagt: 

»so ist denn Jedem der Mund geschlossen; er*) hat seinen 
Zweck erreicht, und es endet die Reise zur Zufriedenheit »von 
oben bis unten« «Max Sterneck drückt dies viel schärfer aus> — 
und ich habe das Bad ausgegossen! — Schone Reflexionen könnte 
man hier vorbringen «. 

Die bitteren Eindrücke, welche Max Sterneck von dieser seiner ersten 
grösseren Seecampagne mitbrachte, sind gewiss zu beklagen — aber sie 
möeen sich in seinem Geiste in der nutzbrinirendsten Weise verarbeitet haben. 
Wenige Jahre spater war er selbst schon Schiffscommandant. und da mag er 
wohl manche Lehre för sein eigenes Verhalten aus den Elrinnerungen an die 
Carolina - Reise geschöpft haben. 

EHe ernsten Zerwürfhisse während dieser Campagne hatten übrigens 
keine schlimmen Folgen für Max Sterneck's nächste dienstliche Zukunft. 
Schon am IS. Februar, drei Wochen nach der Ausschiffung von der Carohna. 
önden wir ihn an Bord der Goelette .\rethusa. und zwar, trotz seines sub- 
alternen Randes, als ersten Lieutenant .(.»esammt-Detailofhcier dieses 
^chl^es. 

VieV.eicht ceht man nicht fehl, wenn man in dieser auszeichnenden 
Dienstesbestimmun? eine ausbleichende Genu<:thuuns: für die l'nbill erblickt, 
welche Max Sterneck an Bord der Carolina mehrfach erfahren hatte. 

An Bord der Arethusa diente Max Stern eck unter dem Commando 
des Linienschitts-Lieutenants v. Kl int,** eines vorzüclichen Seemannes, welcher 
unter den Auspicien des Marine -Ol^rcommandanten v. Pahlerup aus der 
schwedischen Kriegsmarine in k. k. Dienste überijetreten war. Diese Ein- 
schithinc dauerte, mit einer auf Urlaub im Kltenihause zucebrachten Cnter- 
brechung von vier Wochen, nahezu zwei Jahre, nämlich bis zum ,'J. Februar 1S53. 
Die Goelette machte während dieses Zeitraumes Kreu*:ungsdienst im .\driatischen 
Meere und in der Levante v,nd besuchte, mitunter zu wiederhoiienmalen, 
die Hafen und Rhe\ien von: Venedi:; wo die Got-lene in Dienst «restellt 
worden war. Triest, Rovigno, l.issa. Kiek; viann beinahe alle bevieutenderen 
Häfen der Levante, des Aecäisohen uml Ionischen Meeres. 



• rvjL< bt-:>>: vier Coaimacdant. 
•• Erik af K!:e:. a^s k. k. l.icicnÄ'hit^'s-i'.rpjiÄn ur.d Oomn^..iüÖATi: S<:r.or Maje>iät 
Frc'^aiTc Novara, jref.illcr. ir. viir SchUohi bd l.is<,\ 1>>, luli lS"«v — Auch H. Baron 
Moll. vfe;cher as: jrlsichcr. Sch'.aohttAj:^ .Us i'o'.v.nnr.viAr.x vU^s r.»vfffr*ohi!f es Drache den 
Hclitrti^vi r.r.i*;:: SvOte. bfT-iad sich dan*.Als l.ir.j:Tr^ /.rii ur.i^T ^itm ScMi^sslahe der 
-\ri:hcsa — F>er.>o \oru 1. Tun IN»- ar. Hcr:«arin Viiö;'er. vier im Kricjr? des 
Ta>.rts IV:«^ tir.-.r trA^isjhtr. Fsvi ür.J. IVr ;crj;irc Ht.;/.:: \kT. Max S:trneck's 
Fre-r .ie -- .: C!.\s''i r.k.;merA ii s ii u s : a y v G i olIi r. 



EiuUitung. 



13 



kann Max Sterneck's Einschiflung an Boril der Carolina als 
die harte militärisch-clisciplinäre, jene auf ticr Arethusa als die lilchüge, 
erfolgreiche seemännische Schule des jungen Seeofficiers ansehen. 

Nach Beendigung der langen Arethusa -Campagne erhielt Max Sterneclc 
einen mehrwöchent liehen Urlaub, den er in Krastowiti bei der zärtlich 
geliebten Mutter und den Geschwistern verbrachte; nach Triest eingerückt, 
wurde er bald zum ersten Lieutenant an Bord der Brigg Triest bestimmt, 
welche zu Kiek stationine. Am U). Mai lÖöS ging er nach dieser Station 
ab, und zwar bis Ragusa an Bord des kleinen Dampfers Taurus, welcher 
dem Vladika von Montenegro zur Heimreise zur Verfügung gestellt worden 
war. Am 23. übernahm Max Sterneck das Detail des Triest und blieb in 
dieser Stellung bis zum (5. Juli, an welchem Tage das Schiff in Pola in Scc- 
bereilschaft versetzt wurde. 

Interessantere Fahrten machte Triest während dieses kurzen Zeitraumes 
wohl nicht — - die Kreuzungen beschränkten sich auf die nähere Umgebung 
des Stationsortes. Die Thätigkeit des Detailofficiers war vom inneren Dienst, 
der Instandhaltung des Schiffes, der Disciplinirung der Mannschaft in Anspruch 
genommen. Der Commandant, kein besonderer Seemann, liess Max Sterneck 
gerne walten. ^ Geliebt hat Max Sterneck den Triest nicht — Briefe 
und Tagebuch bezeugen dies. Brigg Triest galt als das hässlichste Schiff der 
Flotte, zudem hatte Max Sterneck das Schiff >in sehr verwahrlostem Zu- 
stande- übernommen. Die Erinnerung an die Erlebnisse an Bord desselben 
Schiffes im Mai 1848 spielten wohl auch mit, um bei dem ersten Lieutenant 
Sympathie und Anhänglichkeit für sein Schiff nicht aufkommen zu lassen. 
— Wer wollte dies dem jungen ehrgeizigen üfficier verübeln! 

In •Seebereitschafl' ^versetzt, kam Triest unter das selbständige Com- 
mando Sterneck's — und der zufriedene Ton seiner Briefe beweist, dass 
er nun, frei schallend, sich doch auch mit dem Leben auf ungeliebtem Schiffe 
zu befreunden verstand. 

Im folgenden Jahre — 1804 — traf Mas Sterneck eine sehr er- 
wünschte Bestimmung: er erhielt das Detail der schönen, starken Dampf- 
corvette, weiche in England für die k. k. Kriegsmarine erworben worden 
war, und den Namen der jungen Kaiserin — Elisabeth — ■ erhalten halte. 

Ueber Paris reiste Max Sterneck nach London, leitete die Ausrüstung 
des Dampfers, auf welchem er unter Commando des Fregattencapitäns Alfons 
Wissiak am 16. September die Indienststellung bewirkte, und nach Berührung 
von Greenhite, Plymouth, Gibraltar und Messina, am 14. Octobcr Triest 
Am lli. übergab Max Sterneck die Elisabeth dem Arsenal 



erreichte, 
in Venedig. 
Weder 
— deren t 



■ Briefe noch Jon malein trag ungen Über diese Reise liegen vor 
■ Theil, die Reise über Land nach Paris und London, gewiss 
reich an Erlebnissen und Eindrücken gewesen sein muss. Im folgenden Jahre 
— 185fi ^ machte M. St. neuerdings eine kurze, nur \6 Tage dauernde 
Dienslesperiode an Bord der Elisabeth mit, Commandant des Dampfers war 
diesmal der Corvettencapilän Anton v. Petz,*) und das Schiff war der 
grossen Uebungscscadre eingereiht, welche vom Marine- Obercommandanten 
Erzherzog Ferdinand Max persönlich commandirt wurde. Während dieser 

*) Im Jahre 136IS als Commodore. CoinniaDda.iit des Linienschiffes Kaiser imd dir 
2. FloHendivision. Erwarb bei Lissi 20. Juli lUtöti das Moria Thtiesicii-Krcöi. Ge- 
storben nls Viccadmirnl d. R. it Triesu am 7. Slii 1885. 



1 4 Einleimng. 

Uscadre führte M. Si. unmittelbar hintereinander drei sjosse Schiffsdetails : 
zuerst, wie erwähnt, jenes der Elisabeth : hierauf jenes der Cor\-ette Carolina, 
unter Commando des Fregattencapitäns Grafen Hadik, welcher am 7. Juli 
das Commando an Corvettencapitan v. Petz abgab, und sich zur Dienst- 
leistung f>eim Erzherzog - Obercommandanten an Bord des Flas^enschities 
Fregatte .Schwarzenberir überschifTte, wohin ihm bald ilarauf M. St. als 
erster Lieutenant dieser Frejratte nachfoiijte. Vom 15. Au£:ust bis zur Auf- 
lösunsr der Escadre verblieb er in dieser Diensteseisenschaft. — Mit der 
>?>zherzog.>- Escadre f halte M. St. die Häfen von Ancona. Salamis. Phaleron, 
Suda auf Candien. Alexandrien, Messina und Neapel besucht. — Nun folgten 
zwei Einschiffungen, jede in der Dauer von etwa 5^^ Monaten: die erste, 
an Bord der ersten Schrauben Dampffregatte der k. k. Kriegsmarine, der 
>Radetzky<.* führte M. St. nach Alexandrien; die zweite, wieder an 
Bord der Schwarzenberg, Hess ihn an der Levanteescadre des Commodores 
Baron Bourgouignon** theilnehmen, deren Flaggen schitt, die Schwarzen- 
berg, damals das stärkste Schin der k. k. Flotte, war. Der Phaleron und 
Smyma wurden während dieser Sommer - Uebungsescadre besucht. 

Nach Absolvirung so zahlreicher und wichtiger Details war M. St. nun 
an die Tour zum Schiffscommando gerückt, und erhielt jenes der Goclette 
Elisabeth wo Linienschiffs-Lieutenant Tegetthoff einer seiner Vorgänger 
gewesen war}, das er am 13. November auf der Rhede von Topla übernahm. 
Dieses Schiff hatte die wenig erfreuliche Bestimmung — ähnlich wie Brigg 
Triest bei Kiek — hier den unter türkischer Landeshoheit stehenden, das 
österreichische Küstengebiet durchbrechenden Streifen Landes \^dic Suttorina) 
zu überwachen. Diese Aufgabe gestaltete das Commando der Elisabeth zu 
empfindlicher Eintönigkeit; die Thatenlust des jungen Schiffscommandanten 
lag in Fesseln ; ohne auch nur einen Tag lang seinen Ankerplatz verlassen 
zu haben, durfte er endlich am 22, April 1857 die Station an die, zu seiner 
und .seines Schiffes Ablösung — vielleicht richtiger Erlösung — eingetroffene 
Goelette Artemisia abgeben, und der Einberufung nach Venedig nach- 
kommen. — Das einzige Erlebnis, das M. St. während der Dauer seiner 
Commandoführung an Bord der Goclette Elisabeth einer Eintragung in sein 
Journal für werth hält, ist das Abenteuer: dass er nach dem üblichen Diner 
in der Officiersmesse am Weihnachtstage bei stürmischem Wetter mit seinem 
Boote an Land fuhr, und dabei .sehr knapp mit dem Leben davon kam. Bei 
der Heimreise nach Venedig berührte Elisabeth Gravosa, Zara und Lussin, 
und überstand im Curzolacanal ein ernstliches schweres Wetter, ohne an 
einem Ankerplatz Zuflucht zu suchen. 

V^om HO. August bis 8. September vertrat M. St. Heinrich v. Littrow 
im Commando des Dampfers (Rad dampf fr egatte) Santa Lucia, mit welchem 
Schiffe er eine Reise von Triest nach Cattaro und zurück machte. 

Am 1. November 1857 übernahm M. St. das Commando des Dampfers 
Vulcan — ein Commando, das er ohne Unterbrechung durch nahezu zwei 
Jahre führen sollte, und während dessen Dauer es ihm auch vergönnt war,, 
an den Kriegsereignissen des Jahres 1859 bei der k. k. Escadre in den 
Gewässern Dalmatiens sehr thätigen Anthcil zu nehmen. 



*) In England gebaute Propellerfregatte von 31 Kanonen und 3CH) Pferdekräften. 
Am 20. Februar l.S<i9 verunglückte dieses Schiff in den Gewässern von Lissa durch Ex- 
plosion der Pulverkammer. 

**) Als der erste Adrairal der k. k. Kriegsmarine gestorben am 28. Mai 1879 
als Ilafenadmiral zu Pola. 



l^iiiUitung. 



15 



Zunächst führte Max Sterneck den V'ulraii nai'h Pola, im Anschlüsse 
an die aur Auflösung bestimmte Escadre tles Commodores A, Wissiak,*) 
seines ehemaligen Commandanten an Bord des Dampfers Elisabeth wahrend 
der Reise dieses Schiffes von England nach Triest und Venedig. Von Pola 
wurde eine Fahrt nach Venedig zur Ueberführung von Material für das 
dortige Arsenal gemacht, und am 17. erreichte Vulcan seinen Stationsort 
— Zara, Uer Dienst des Vulcan bestand hauptsächlich in der Vollführung 
von nicht eben häufigen bahrten zwischen den einzelnen dalmatinischen 
Gamisonsplälzen zara Zwecke des Transportes von Truppen und Kriegs- 
matertal. Von einzelnei; interessanten Begegnungen abgesehen — so zum 
Beispiel am 6. Juni zu Gravosa mit dem schon damals als Marineschrift- 
steller rühmlich bckanulen französischen Contreadmiral Jurien de la 
Graviere — verlief das Jahr 1858 an Bord des Vulcan recht eintönig. 
Willkommene Abwechslung brachte die Ankunft (in Topla) der reizenden 
kleinen Danipfyacht Phantasie, welche der Erzherzog-Marine-Obercommandant 
aus England hatte kommen lassen und mit welcher er in Begleitung seiner 
jungen Gemahlin — der nachmalig so tief unglücklich gewordenen, beklagens- 
werthen Kaiserin Charlotte — Dalmatien besuchte; auch der Besuch der 
Corvetle Friedrich in Megline unter Com mando des LinienschifTs-Lieutenants 
Baron Brück mit den Zöglingen der Marineakademie war ein kleines Ereigniss. 
Max Sterneck führte mit seinem Vulcan Personal und Zöglinge der Akademie 
am Iß. August nach Cattaro und zurück. — Als Dampfer Elisabeth auf einer 
Missionsreise nach Corfu an der albanischen Küste schwer havarirt in den 
Bocche Zuflucht suchen musste, fiel die hiedurch vereitelte Reise dem \'ulcan 
zu, der nach beinahe dreimonatlichem Aufenthalte in den recht unbeliebten 
Einfahrlsstatioiien der Bocche (Topla, Megline, Corabur) nun am 2fl. October 
durch Dampfer I^ucia abgelöst wurde und Valona und Corfu besuchen durfte. 
Das Intermezzo war nur ein kurzes; am 5. November war Vulcan vor Combur 
zurück. 

Am 27. findet sich in Max Stern eck's tagebuchattigen sehr kurzen 
Notizen eine Art f.iier piccavi: iwie sehr er und sein Stab sich nach 
Z&ra, ihrem eigentlichen Stationsort, zurücksehnen, den sie früher gar nicht 
besonders ge.schätzt hatten ! t Nur drei Tage sj^äter wird das Schicksal dieser 
bescheidenen Sehnsucht gerecht: Vulcan wurde nach Zara einberufen und 
machte dann noch im Laufe des Deceinbcr eine Fahrt bis an die äusserste 
sudgrenze der dalmatinischen Küste mit Berührung sämratlicher Garnisons- 
orte; er hatte als Passagiere die /.ahlreichen Mitglieder der Commission an 
Bord, welche die Jahresmusterung der Gamisonstruppen vorzunehmen halten. 

Die vergleichsweise Müsse, welche Max Sterneck als Commandant 
des Vulcan wahrend der Dauer des Jahres 1858 genoss, benützte er, um 
sich mannigfachen Studien zu widmen ; die Leser der nachfolgenden •Erinne- 
rungen« werden in Auszügen aus Max Sterneck's persönlichem Tagebuche 
' (das er damals neben seinem knappen, mehr dienstlich gefärbten Journal 
anlegte und »Souvenir« taufte) Belege hiefür finden — nebst Spuren ernst- 
licher Selbsiprüfung und Selbst erkenn In iss, — 

*| Es war dies die Sommeiescadre de» Jahres 1857, zur EinübuDg von daiD|if- 
tkkliichen Manövern und Fahrlea bestimmt, welche Neapel, Livomo und Ale^iandricn 
bmictit hnlte. Die jugendliche vox populi halle sie ■Cravaltencscadrei gelaufl, 
■weil der Commodore slreoge auf Einiallung der vorgeschriebenen Toilette sali, lu 
welcher damals auch tn camfiagne ein steife Halsbinde — Cravatte — gchörle. 



16 EinleituDg. 

Wie ein Blitz fuhr bekanntlich Kaiser Napoleons Neujahrsgruss 1859 
in die gemächliche, friedliche Ruhe, unter welcher das Jahr 1858 zu Ende 
gegangen war. Von den vielen Vorwürfen, welche der österreichischen Regie- 
rung nach dem unglücklichen Verlaufe des Krieges dieses Jahres gemacht 
worden sein mögen, wäre gewiss keiner ungerechtfertigter als jener, man 
hätte die drohende Kriegsgefahr nicht sofort erkannt und hätte mit den 
Vorbereitungen irgendwie gezögert. Schon im Laufe des Monates Jänner 
sehen wir selbst in dem unmittelbar kaum als bedroht anzusehenden Dal- 
matien die lebhafteste Rührigkeit : überall werden Verstärkungen und Kriegs- 
material hingebracht; zugleich werden bewährte Grenztruppen nach Italien 
überschifft — der Vulcan ist überall und nirgends, fortwährend in Thätig- 
keit, bis ihn seine alte, schadhafte Maschine und wohl auch andere Schäden 
über den ganzen Monat Februar zur Reparatur in Venedig festhalten. Im 
März und April setzt er seine angestrengte Thätigkeit fort; so anstrengend 
und verantwortungsvoll sie ist — lohnend, dankbar kann man sie nicht 
finden — und am 3. Mai verzeichnet M. St. mit Jubel, dass durch 
Zuthun des Commandanten der k. k. Flottenabtheilung in Dalmatien, 
welche aus alten Segelschiffen und nur sehr wenigen Recognoscirungs- 
dampfem bestand, auch sein Vulcan dieser in erster Linie vor dem Feinde 
stehenden, allerdings äusserst schwachen Escadre zugewiesen worden ist. 

Der aufregende, Körper und Geist gleich anstrengende Vorpostendienst 
tritt nun für den Vulcan an Stelle der bisherigen Frachtfahrten; sein junger 
Commandant gibt sich ihm mit voller Seele hin — aber in rascher Folge 
kommen die Unglücksbotschaften, welche auch den regsten Eifer zu lähmen 
geeignet waren. Max Sterneck empfindet nicht allein das Unglück des 
Vaterlandes; seine Reflexionen wenden sich auch dem bitteren Gefühle zu, 
welches aus der aufgezwungenen Unthätigkeit der Marine seinen Ursprung 
nahm — und der Hoffnungslosigkeit, in welcher ihm seine eigene, persön- 
liche Zukunft erscheinen musste. — Am 17. Juni — also noch eine Woche 
vor Solferino, heisst es schon: 

vWas hat unsere Marine für eine Zukunft! — Keine — ! Alle 
meine brillanten HofFnung'en sind zu nichts j^^eworden. Ich werde 
wahrscheinlich nie mehr als ich bin ; der erträumte Corvetten- 
capitän ist hin! -- — — « 

Angenehm berührt es, dass der Commandant bei mehreren Gelegen- 
heiten, als die geringen Eigenschaften seines Schiffes, das er nun schon 
recht lange Zeit commandirt, ihm glänzendere Leistungen auf seinen Re- 
cognoscirungen unmöglich machen, sich zu Aeusserungen des Unmuthes 
gegen den braven alten Kasten nicht hinreissen lässt : 

»5. Juni. Wir spähen und spähen, und erspähen doch immer 
nichts! — — — Guter, alter Vulcan, bist halt alt und die 
Landwehr — — — « *) 

Nirgends wird der i'gute, alte Vulcan c ob seiner geringen Leistungsfähigkeit 
ärger oder schärfer angelassen. 

*) Anklang an das österreichische Spottlicd aus der Zeit der Franzosenkriege 
»Nur immer langsam voran (bis) damit die österreichische Landwehr nachkommen kann!« 



Eiiik'itutig. 



I 



üer Krieg ging zu Ende; am 14. August übergab M. St. in Venedig 
das Commando des Vulcan und trat einen längeren Urlaub an; das ersehnte 
Avancement zum Stabsoffieier wurde ihm während der Dauer dieses bei- 
nahe ausschliesslich im mütterlichen Hause zu Krastowitz verbrachten 
Urlaubes endlich zutheil (24. November 1859 mit dem Range vom 
17. October 1859). Wenige Monate später wird in der Kriegsmarine 
die Corvettencapitäns - Charge aufgeholfen, wodurch M, St. Fregallen- 
capitän wird — ein nur nominelles Avancement, welches ihm keine 
Freude bereitet (Tagebuch 1. Mai 1861). Hingegen legte er Werth auf die 
Erlangung der Würde eines k. k. Kämmerers ; schon Jahre zuvor hatte er 
sich mit deu einschlägigen Recherchen und vorbereitenden Schritten befasst, 
und erhielt nun diese Würde am 21. Februar 1860; am 29. Jänner in Wien 
angekommen, legte er am 22. Februar den Eid als Kämmerer in die Hände 
Seiner Majestät ab. 

Eine mehrmonatliche Stationining in Triest, in angenehmen dienst- 
lichen und gesellschaftlichen Lebensverhältnissen, durch kurze Urlaube unter- 
brochen, scheint nicht allein durch einen erschütternden Todesfall in der 
Familie — sondern auch noch anderweitig Trübung erlitten zu haben ; 

»Mir geht es mit den Finanzen schlecht, diese verbittern mir 
I manche Stunde,< 
heisst es im Tagebuche (24. Juni). 

Doch bald rief neuerdings der Seedienst, Am 2. September berief ein 
Telegramm den in Krastowitz weilenden Fregattencapitän zur Leitung der 
Ausrüstung der Corveite Carolina, deren Commando er am 16. October 
übernahm. 



»Endlich von Pola befreit; 
glücklich« 

vermerkt er am 21. bei Antritt 
Doch schon am 13. November i 
Kovlgno, an Fregattencapitän des 
Dampfers Luci 



,ch fühle mich heiter, beinahe 






;iner Kreuzung an der Küste Istriens. — 
nu.ss er das Commando der Corveite (in 
Tombes) abgeben, da er für jenes des 
Am 27. Übernimmt er dieses Commando 
Lissa. Dieses Schiff mnsste zuerst nach Venedig, um im Arsenal Repara- 
turen unterzogen zu werden; während dieser Zeit fiel M. St. temporär die 
Führung des dortigen Secbezirks-Commandos zu ; auch erfolgte damals seine 
Berufung nach Triest, wo der Erzherzog Marine-Obercommandant an der 
Spitze eines von ihm zusammenberufenen Rathes auserlesener Admirale und 
Stabsofficiere *) sehr ernste Angelegenheiten des Dienstes in Erwägung 
ziehen Hess. — Am 1.8. December konnte M. St. mit Lucia Venedig ver- 
uüd fuhr über Pola nach Lissa, wo der Dampfer Station nahm und 
Reihe ausgedehnter Kreuzungen an der dalmatinischen Küste zu unter- 
nehmen begann. Die Landung bei Marsala mit ihren Folgen hatte zu er- 
höhter Aufmerksamkeit in der Bewachung unserer Küsten die Veranlassung 
bVelcher Thätigkeit während des ganzen Quinquenniums 
1860 — 1865 nur zeitweise für kurze Perioden eine Minderung eintrat. Auch 
gab es da hin und wieder an den türkischen Küstenstreifen etwas zu Ihun. 
Denn es war dies — wie sich der k. und k. Statthalter von Dalmatien, 

Earcji. BDuieuiynon und Faiili, Obetst 



J 



1« 



Einleitung. 



Fcldmarschall-I.ieutcnant v. Blaiekovics, in seinen hin (erlassenen Schriften 
ausdrückt, »die Blüthezeit des Aufstaudes in der Herzegowina, speciell in 
der Sutlorina, der Uebergriffe seitens der Insurgenten, der Türken und 
Montenegriner in Süddalmalien, endlich der beabsichtigten garibaldinischen 
Putsche nach Dalmatien oder dem Litorale«, 

M. St. hatte mit der Lucia gelegentlich eines solchen türkischen 
>Ueb ergriffest sehr energisch und geschickt die Rechte der k. k. Flagge 
durch thatsäch liebes Eingreifen zu wahren gewusst. Sein Tagebuch fertigt 
die Affaire (auf die zurückgekommeu werden soll) mit sehr kurzen Worten 
ab; doch erwähnt er (13. April 1861), dass ihm vom Kscadrecommando 
(Contreadmiral Baron Bourguignon) die vollste Anerkennung für sein er- 
folgreiches, energisches Verhalten ausgesprochen wurde.*) 

Nur ungern verliess M. St. die Lucia, als ihm am ]. Mai der Befehl 
^ukam, das Commando der gedeckten Schraubencorvette Erzherzog 
Friedrich zu übernehmen; er vermerkt über ersteres Schiff: 

»Sehr gute Mannschaft, ausgezeichneter Stab.« 
Doch findet er ebensolche befriedigende Verhältnisse an Bord der Corvette 
Erzherzog Friedrich, die er von seinem Freunde G. Gröller Übernimmt: 

>Schönes Schiff, in Ordnung', gute Mannschaft,* 
Friedrich ist im selben Escadreverbanrie, in dem Lucia stand — die dienst- 
lichen Aufgaben sind dieselben — aber es ist das erste »Hochbordschiff* 
— Schlachtschiff nach damaligem IJestande der k. k, Flotte — das unter 
M. St.'s Commando steht. Mit ganzem Herzen betheiligt er sich mit seinem 
Stabe an der Sympathie-Demonstration, welche die F^cadre am 27. Mai dem 
plötzlich von seinem Posten abberufenen Escadrecommandanten, Viceacirairal 
Baron Bourgouignon. bereitet. Doch schon am 17. Juli tritt Friedrich in 
Abrüstung, und der frei gewordene Commandant begibt sich mit Urlaub in 
die Heimat, von wo er am 2. November nach Triest einrückt, aber bald, 
auf seinen Wunsch »in Disponibilität« versetzt, wieder nach Krastowilz heim- 
kehrt. Zur neuerlichen Verwendung im Seedienst lelegraphisch am 2. März 1862 
einberufen, erhält M. St. am 16. desselben Monates das Commando des 
Flaggen Schiffes des Commodores Freiherm v, Pijck, der Fregatte Donau. 
Es war immer noch dieselbe Escadre, aus welcher M. St, mit der Friedrich 
ausgeschieden war. (Der Commodore war jener Capilän, welcher unter 
Wüllerstorfs Oberieitung die Fregatte Novara während ihrer Weltreise 
[1857 — 1869j commandirt und sich den Rufeines unübertrefflich geschicktos , 
Seemannes erworben hatte. Nach Tegetthoff's Tode [April 1871] an difc 
Spitze der Marine gestellt, zeigle Pöck trotz seiner vorzüglichen seemännischen 
und militärischen Eigenschaften nicht die erforderliche Thatkraft im Kampfe 
gegen die tausendfältigen Schwierigkeiten, welche der Entwicklung des Kriegs- 
seewesens in der Monarchie hemmend entgegenwirken. Im Jahre 1883 verfiel 
tr in Schwachsinn,**) und sein einstiger Fl aggencapitän an Bord der Donau 
im Jahre 1862, Max Sterneck, wurde sein Nachfolger als Marine- 
commandant.) 

Das Commando der Donau führte M. St. bis zum 31. Oclober 1862, 
nn welchem Tage die Fregatte ausser Dienst gestellt wurde ; er wurde nach 



*) Näheres siehe: »Erinne tun gern, Cipilel iScbiffscoinaiaiidanl«. 
■*) Ge*lorlK:ii lu Schladraing am 26. Seplembet lbS4, Ijcgraben ! 
auch regetthofT ruhl. 



St. Lct.nbaid-Fiifdl.Df. - 



EinleilunE. 



19 



Pola zugetheilt und erhielt die Oberaufsicht über die iieugebauten ersten 
Panzerschiffe der k. k. Flotte. 

Wahrend der Campagne an Bord der Donau wurde M. St Ende Mai 
nach Hause berufen — die geliebte Mutter sah ihrem nahen Ende ent- 
gegen. Am 4. Juni kam er in Kraslowitz an, fand die Mutter besser als er 
KU hoffen gewagt — aber am 12. drückten die um das Sterbebett ver- 
sammelten Geschwister die treuen, liebevollen und wachsamen Augen ihrer 
Mutter zu — die ihnen stets auch kluge Berathcrin und theilnehmende 
Vertraute gewesen war. — 

Am 29. Juni kehrte M. St. in sehr gedrückter Stimmung an Bord der 
Donau (nach Casielnuovo) zurück; ein Monat darnach erfloss der Befehl 
zur Abrüstung der Donau ; obwohl sehr bald contremandirt, hatte dieser 
Befehl doch die Folge, dass der Commodore sich auf die (wieder aus- 
gerüstete) Friedrich überschiffte. M. St. war hiedurch für den Rest der 
Dauer seines Commandos der Donau von der — selbst bei besten persön- 
lichen und dienstlichen Beziehungen — immer schwierigen, unangenehmen 
imd mit lästigen Unbequemlichkeiten verbundenen Stelle des Flaggen- 
capiläns überhoben. 

»Ich athme frei auf«, verzeichnet das Tagebuch. 

Es folgt nun eine Zeit, in welcher M. St. — in Pola wenig beschäftigt 

— auch unter dem Mangel eines ihm zusagenden Umganges zu leiden 
scheint. Das Gerücht von einer sich vorbereitenden Expedition nach Süd- 
amerika zeitigt den glühenden Wunsch, an derselben theilnehmen zu können : 

»Die Brastlianer Station fasst Wurzel in meinen Gedanken, 
ich wäre damit glücklich!' 

Wann er nur immer kann, macht er einen Abstecher nach Triest, wo 
er sich im Gespräch mit seinem treuen Freunde Fregattencapitän Baron 
Moll geistig zu erholen trachtet: 

•er i.»it ein guter, gescheiter und geistreicher lieber Freund.« 

— »Mit Moll und immer Moll — ■ konnte ich nur in Triest sein, 
wenigstens wäre da Nahrung und Stoff für Geist und Ausbildung 
vorhanden!« 

Mit gros.ser Freude musstc somit M. St. die Bestimmung zum Com- 
mandantcn des SchwesterschifFes der Friedrich, Corvette Dandolo, erfüllen, 
welche ihm ani 24. Juli zukam; am 15. August trat dieses Schiff in Pola in 
Ausrüstung. Die erträumte Expedition nach Brasilien war allerdings ein 
Phantasiegebilde geblieben, aber ilem Dandolo war immerhin eine schöne 
selbstständige Mission, wenn auch nur im Mittelmeere, zugedacht. Ja, es 
Streifte M. St. mit diesem Commando sehr nahe die Erfüllung seines Lebens- 
wunsches — die Vollfiihrung einer transoceanischen Expedition! Dandolo war, 

1 nämlich ursprünglich zur Stationirung in Ostindien bestimmt gewesen. Mit 
Dandolo besuchte M. St. zunächst Corfu und zahlreiche Häfen der Levante, 
unter Anderen Pyräeus, Syra, Rhodus, Beyruth, von wo er einen Ausflug 
nach Damascus unternahm, dann Suda und ankerte am 14. Jänner 1864 

' im Hafen von Malta. Hier wurde er mit seinem Schitfsstabe ganz ausser- 
ordentlich gefeiert, uml als das Schiff am 10. Februar den Hafen verliess, 
verzeichnet der Cnmmandaiit in seinem Tagebuche: 



20 Einleitung. 

»Officiere alle voll Katzenjammer — ich bin recht froh, 

endlich beim Tempel draussen zu sein . . .« 

Nun wurde Tunis besucht, bei meist recht schlechten Wetterverhält- 
nissen Port Mahon und Algier angelaufen, wo M. St. die interessante Be- 
kanntschaft des Marschalls Pelissier — damaligen Gouverneurs — und des 
zu Besuch anwesenden Prinzen Ludwig von Bayern machte. Am 27. Februar 
1864 berief ein Telegramm Dandolo nach Malta; bei seiner Ankunft dort, 
am 6. März, fand der Commandant seine Vermuthung bestätigt, dass die 
Kriegs Verhältnisse Ursache seiner Abberufung seien. Er findet Schwarzen- 
berg mit Seehund, beide unter Tegetthofi's Commando, in Malta, auf 
dem Wege nach der Nordsee, dem Feinde entgegeneilend; Dandolo darf 
sich ihnen nicht anschliessen, muss sich begnügen, unter TegetthofTs Ober- 
befehl zu treten und auf Dänenkreuzung in die Gewässer vor Gibraltar ge- 
sendet zu werden. 

»Lebt wohl, Ihr Glücklichen!« 

ruft er Tegetthoflf und den Seinigen nach, als diese am 9. den Dandolo in 
See überholen. Am 15. berührte Dandolo Cartagena, kam am 17. in Gibraltar 
an ; man nimmt die Kreuzungen in der Strasse auf, vielfach behindert durch 
die Dienstunfähigkeit des halben Kesselcomplexes, welcher Schaden bald 
nach Anfang der Kreuzung fühlbar geworden; schon am 7. September 1863 
heisst es im Tagebuch: 

»Steuerbordkessel versagt — meine schone Campagne pfutsch !< 

Dies wird Ursache, dass Dandolo am 25. März in die heimischen Gewässer 
einberufen werden muss. Auf der Heimreise wird nochmals das gastliche 
Malta angelaufen, und am 15. April übergibt M. St. in Pola das Commando 
des Dandolo. Er konnte nur die widrigen, zufälligen Umstände dessen an- 
klagen, dass er sich plötzlich ohne zusagende Dienstverwendung sah — zu 
einer Zeit, in der eine starke k. k. Flottenabtheilung unter Wüllerstorf 
und Tegetthoff in der Nordsee vor dem Feinde thätig warl Wie stets, 
suchte und fand er Beruhigung seines Gemüthes durch Besuche bei Freunden 
in Triest und Venedig, und endlich im Stammhause zu Krastowitz. 

Wie mag Sterneck gejubelt haben, als die Nachricht von Tegett- 
hoff's heldenmässig aufgesuchtem und am 9. Mai bestandenem feindlichem 
Zusammenstosse bei Helgoland zu ihm drang I Den Schmerz, »nicht mit 
dabei gewesen zu sein«, musste er mit dem ül>erwiegend weitaus grössten 
Theile der Marine tragen; waren ja nur zwei Fregatten an dem ehrenvollen 
Gefechte betheiligt gewesen; aber die grosse Freude, den geliebten, hoch- 
verehrten Jugendfreund, den Schiffs- und W^affengenossen von 1848, mit 
einem Schlage noch mehr als bisher in den Vordergrund einer ruhmreichen 
Zukunft gerückt zu sehen, diese edle Freude konnte kaum Kiner in der 
Kriegsmarine so voll empfinden, wie eben Max Sterneck. 

Und mitten in diesem Freudengefühl traf ihn der grösste Glücksfall 
seines Diensteslebens: am 18. Mai telegraphisch zum Marinecommando nach 
Triest berufen, wurde ihm dort eröffnet, dass er zum Commandanten 
der Schwarzenberg, zum Flaggencapitän Tegetthoffs ernannt 
worden seil 

Also neuerdings Flaggencapitän: aber unter welchen Verhältnissen! 
An die Seite des vergötterten, jungen, thatkräftigen Admirals gestellt, dem 
offenkundigerweise die Zukunft der Marine gehörte: dieser Admiral, sein 



intimer Freund, zu dem er seil jeher bewundernd emiiorblickl, und dessen 
täglichen, stündlichen Umgang er nun gemessen wird, in die Lage gesetzt, 
nahezu mühelos in des genialen Seehelden iveitgreifende Ideen und Pläne, 
einlud ringen ! 

Beinahe zu viel des Glücks. — Aber Max Siemeck zeigte sich desselben 
würdig. Er eilte über Wien, Breslau. Derhn nach Cuxhaven, Übernahm am 
28. Mai das Commando der arg zugerichteten Fregatte, die gründlich, aber 
auch schnell wieder in kampffähigem Xustand zu bringen war, während es 
zugleich galt, die sehr gelichtete, durch jungen Nachschub ergänzte Beman- 
nung nahezu gänzlich neu für den Gefechtsdiensl zu organisiren. M. St, 
zeigte sich diesen schwierigen Aufg.ibeti gewachsen, 

Der weitere Verlauf des dänischen Krieges, nach Ablauf des Waffenstill- 
standes, stellte an die Schwarzenberg bekanntlich keine besonderen Anforderungen 



mehr, Am 19. September beehi 
nover die Schwarzenberg mit eii 
die k. k. Flotte nach und nach i 
Schwarzenberg ging am 1, Üctoh 
war nach Wien berufen worden - 
Ferrol und Cadi; 
Don ]u, 



König und der Kronprinz von Han- 
m Besuche. Nach Friedensschluss wurde 
die heimischen Gewässer einberufen; die 
von Bremerhaven in See — Tegetthoff 
und legte die Heimreise über Plymonth, 
grössten Theil in Gemeinschaft mit der Panzerfregatte 
zurück. Von Cadix aus gönnte sich M, St. den inter- 
n Besuch von Sevilla und Cordova, Am 20. November ankerte Schwarzen- 
berg in Pola. 

Fregatte Schwarzenberg blieb während des ganzen Jahres 1865, und 
auch weiter noch, unter M. St's Commando das Flaggenschiff Tegetthoff's, 
dessen Escadre in der Levante und im Adriatischen Meere kreuzte, und 
sich der Erprobung von mancherlei Einführungen und Einrichtungen widmete, 
welche auf den Erfahrungen des Nordsee-Kriegszuges basirten. 

Zu Beginn des Jahres 1866 — dessen kriegerische Verwicklungen sich 
weder so bestimmt und durchaus nicht so frühzeitig ankündigten wie jene 
des Jahres 1859 — schien es endlich mit der schon seil langer Zeit pro- 
jectirten handelspolitischen Expedition nach Siam, China, Japan und den 
südamerikanischen Staaten endlich Ernst werden zu wollen. Admiral Tegett- 
hoff sollte diese schöne, in ihrem Programm einzig dastehende Expedition 
fuhren, Fregatte Schwarzenberg und Corvettc Friedrich waren für 
sie aus ersehen. 

Max Slcmeck zitterte geradezu für sein Commando! Er fiihrte es nun 
schon nahezu durch zwei Jahre — die Expedition sollte weitere drei Jahre 
währen — die Gefahr, seine geliebte Schwarzenberg, und seinen noch viel 
inniger geliebten Admiral und Freund verlassen zu müssen, war mehr als 
augenscheinlich. Wie sehr ihn diese Sorge drückte, bezeugen seine Briefe 
aus jener Zeit. 

Doch die Ereignisse sollten alldem eine ganz andere Wendung geben. 
Immer ernster und emsler drohte der Krieg. An Bord der Schwarzen- 
berg wurden zweimal die schon getroffenen materiellen Vorbereitungen für 
die Aufnahme des Personals der Expedition nach Oslasien wieder rückgängig 
gemacht, die in die Batterie eingebauten Wohnräume wieder demolirt, Vor- 
räthe wieder ausgeschilTt u. s.w.; an M. St., der zu seiner grossen Freude 
und Genugthuung endlich die Zusicherung erhallen halte, das Commando 
der Fregatte auch für die Expedttionsreise behalten zu sollen, trat nun bald 
eine andere, viel wichtigere Aufgabe heran. Admiral Tegetthoff hatte — 



«MHIvoe. 



» 



selir crbeblicheu Schwierigkeiten — es zu erreichen gen-usst, da&s 
was von der Flotte xu Kriegszwecken irgend tauglich erschien, auch 
.wirklich für die«« in Anspruch genommen werden durfte. Es ist bekannt, 
daM er ui meinem FUggenschiße eine der beiden neuesten grossen, aber 
noch »ehr tmfertigeu Fanzeifregatten wählte — den Erzherzog Ferdinand 
Uax — das Commando dieses Schiffes aber liess er seinem bewährten 
FUggeiicapitän von der Schwarzenberg übertragen. Diesem gelang es nnn 
aatA, Schiff und Bemannung in kürzester Frist derart auszurüsten und ein- 
mubcn — bicbei auf das Beste unterstützt durch die Tbätigkeit seines erstoi 
LimtenanU, Linienschiffs-Lieutenants Baron Spaun,*) — dass es ihm am ewig 
denk würdigen SchUcbttage vom 20. Juli 1866 möglich wurde, den Gefechts 
wertb »eine* Schiffet voll zur Geltung zu bringen, und den Intentionen des 
AdmiraU entupredjcnd, eines der stärksten feindlichen Panzerschiffe, den 
Ki d'Italia, in den Grund zu bohren. 

Damit hat M. St. (mittlerweile am 4. Mai zum Linicnschiffs-Capitän 
befördert) nicht allein zum Siegeserfolg der Schlacht entscheidend beigetragen, 
•Ofulem auch seinen Namen ruhmvoll in die Geschichte Oesterreichs und des 
Sedcrieges eingezeichnet. 

pie hüchnte militärische Auszeichnung, der Maria Theresien-Orden, 
lohnte die kühne, mit äusserster Bravour und seemännischer Geschick! icbkeit 
vollfülirte Thai; und nach einer noch nicht zwei Jahrzehnte umfassenden 
Dienstzeit konnte nun Max Stenieck's Jugendtraum als erfüllt gehen: durch 
bervorrafjende berufliche Leistungen seinem Namen hohe Ehre gemacht 
ia haben. — 



Welch innige Waffcnbrüdersehafl der Tag von Lissa zwischen Tegett- 
hoff und Max Slemeck begründete, bezeugen unter Anderem die Briefe, 
mil welchen Tegetthoff den letzteren an seine Seite berief, als er selbst an 
die Spitze der Kriegsmarine gestellt worden war. 

Freundschaftsbande von so liohcr und edler Art berechtigen aber auch, 
Opfer zu fordern, und verpflichten, Opfer zu bringen. 

Zweimal war Tegetthoff in dem Falle, dem Freunde, dem Vertrauten 
■einer Arbeitspläne schwere Selbstverleugnung zuzumuthen. Das erstemal, 
alt im Jahre 1868 die Expedition nach Ostasien endlich doch zustande kam, 
Bud Tegetthoff en item Freunde versagen musste, ihm das Commando eines 
der Ex peditionii schiffe zu übertragen, und damit dessen Lieblings wünsch zu 
erfüllen; Aas zweitemal, als er den Linien schiffs-Capitän und Marine- 
commandu-Adjutanten M. St. von seiner Seite weg, aus den ange- 
nehmsten dienstlichen und privaten Verhältnissen heraus, nach Pola bestimmte, 
wo eH galt, die umfassenden Neuorganisationen durchzuführen, welche sich aus 
der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und gleichzeitigen einschneidenden 
HerabgetKting der l'räsenzzeit (von acht auf drei Jahre) mit Noth wendigkeit - 
aufdrängten, un<i alle Dicnsteseinrichlungen in ihren sämmtlicheu Zweigen 
berührten und durchsetzten. 

Diesen wichtigen und weittragenden Aufgaben war M. St.'s Thätigkeit 
während des mehrjährigen Zeilraumes gewidmet, den er vom I . November 1808 
an zuerst als Commodore sämmtUcher Schulschiffe, vom 17. De- 
cembcr 1869 an aber mit dem noch erweiterten Wirkungskreise als Mil 
Hafencommandant zu Pola verbrachte. 

•) Gpgenw.tniB M. Sl.'i Nachfolger nls Admital und Mi 



J 



GinlHdinK. SS 

Wer diese Periode von M. St.'s dienstlicher Thätigkeit miterlebt und 
mit Verständniss beobachtet hat, wird nicht fürchten müssen, dem späteren 
14jährigen Wirken des Admirals, als Chef der ganzen Kriegsmarine, nahe- 
zuireten, wenn er seine Thätigkeit als Militär-Hafencommandant 
als die eingreifendste und folgenreichste seiner ganzen Dienstes- 
Uufbahn bezeichnet. In vielfacher Richtung stehen seine Schöpfungen 
während dieser zwei Perioden in bedingendem Zusammenhange, derart, dass 
M. SL als Marinecommandant Manches nicht auf die ihatsächlich erreichte 
Stufe hätte bringen können, wenn er nicht vor Jahren schon, als Militär-Hafen- 
commandant, dazu den Grund gelegt, die Keime entwickelt, und — unter 
sehr wesentlichen Schwierigkeiten — stets unentwegt an den ihm wie keinem 
Zweiten bekannten Ideen und Planen seines Vorbildes und Meisters — Tegett- 
hotf ^ zäh festgehalten hätte. 

Der Verlust Veneiiigs hatte den ganzen Betrieb des kriegsmaritiraen 
Lebens — mit nalurgemässer Ausnahme des activen Dienstes zur See — 
nach Pola concentrirt; die schon früher angedeuteten neuen VVehrgesetze 
revolutionirten geradezu alle eingelebien Dienstverhältnisse und Gewohnheiten, 
Alles musste von Grund aus neu aufgebaut werden. Die Aufgaben, welche 
dem Militär-Hafencommandanten zufielen, waren demnach von ungeheurem 
Umfange — und jede für sich von Wichtigkeit. Nur allein der technische 
Dienst — das, was die Krzeugung und Erhaltung des todtcn Flottenmaterials 
betrifft, war anderen Organen anvertraut; was aber irgendwie das lebende 
Material betraf, Ergänzung, Auswahl, Schulung, Verwendung des Personals, 
die Sorge für die Schaffung der mannigfachen Wohlfahrt seinrichtungen, deren 
ein zahhreiches und sehr verschieden abgestuftes Personal bedarf — das war 
Alles M. St.'s Händen anvertraut. Wer vermöchte es heute, das anmuthige 
Marinecasino in Pola als ständigen Erholungsort zu geniessen, wer sich an 
der humanen Thätigkeit des Marine-Kindergartens zu erfreuen, die Woh- 
nungen des höheren und des niederen Marineperson als zu besuchen, den 
schönen Kaiserwald, die Anlagen am Schiessplatz und die vielen kleineren 
Plantagen und Gärten zu bewundern — wer könnte überhaupt sich des 
gegenwärtigen civil isatori sehen Gepräges Polas bewusst werden — ohne dank- 
bar an das grundlegende Wirken Sterneck's als einstigen Militär-Hafen- 
commandanten gemahnt zu sein. Aber nicht allein be wundem, geradezu 
ungläubig staunen wird Jeder, der Pola vor 1866 oder gar vor 1859 gekannt 
hat und diesen Platz nun wiedersieht. — 

Mitten im thätigen, freudigen Arbeiten und Schaffen als Militär-Hafen- 
commandant traf M. St. ein schweres, vielleicht das schwerste, jedenfalls 
das von ihm am schwersten ertragene Unglück: der frühzeitige, plötzliche 
Tod Tegetthoff's. Wir sehen von da an M. St. pflichteifrig weiter wirken, 
trachten, das verheissungsvoU Begonnene auszugestalten, und — so viel an 
ihm gelegen — sich bemühen, dem geistigen Vermächtniss des dahingeschiedenen 
Feuergeistes zur Geltung zu verhelfen; aber mit der Freudigkeit, der Lust an 
der Arbeit ist es vorbei. Ruhebedürfniss stellt sich ein, und er stellt nicht 
seilen Calcüls über seinen Rücktritt an. Missmuth wird zur Signatur seines 
Daseins und erreicht den Gipfel, als von zwei gleichzeitig frei gewordenen 
Admiralsposlen ihm keiner verliehen wird. 

Von Allerhöchster Stelle waren nicht lange zuvor Befehle erflossen, 
dass für die Betörderungs vorschlage au und in den Generals- (Admirals-) 
Chargen fortan der Rang nur in zweiter Linie massgebend sein solle. 



st 



^htlelenng. 



Nun, M. St. hatte im Jahre 1866 das Maria Theresien-Kreu? erkämpft, 
seine Thäligkeit seither war eine hervorragend erspri essliche, durch zahl- ' 
reiche amtliche Belobungen anerkannte gewesen. Niemand wird seinem ernsten 
Missmulh zur Zeil jener ernsten Enttäuschung die Berechtigung versagen können. 
Gewiss war die k. u, k, Kriegsmarine damaJs in Gefahr, einen ihrer 
ttlchtigsten. sicherlich für den Seekriegsdienst enthusiasischesten höheren 
Officier in M. Sc. zu verlieren. Aber auch ihm selbst drohte eine weit höhere 
Gefahr. Obwohl schon seit Jahren körpcriich leidend — zum Ueberiritt in 
den Ruhestand berechtigt — wäre er doch durch freiwillige Verurtheilung 
zur Unthätigkeit ganz zweifeüos für den Rest seines Lebens tief unglücklich 
geworden; Thätigkeit war sein Lebenselement, je anstrengender sie sich ge- 
staltete, desto wohler ward ihm. Niemand war ungeeigneter als er, das 
oiium cum digmtalt zu ertragen. 

Im kritischen Momente kam Rettung von einer Seite, welcher die 
Kriegsmarine auch in der Folge noch mehr als einmal zu hohem Danke 
verpflichtet wurde. Graf Han.s VVilczek veranlasste nämlich seinen pcrsoo- 
iichen Freund M. St., an der arktischen Vorexpedition th eilzunehmen, welche 
er zu Gunsten der (bekannthch durch Graf VVilczek 's Thun möghch gewor- 
denen) damals eben bevorstehenden Weyprecht-Payer' sehen arktische^ 
Forschungsreise zu unternehmen beabsichtigte. 

Commodore Sterneck sagte freudig zu; ihm sollte die Führung des 
kleinen F-xpeditionsschiffes Isbjöro zufallen, ihm allein, ohne navigatorische 
Hilfskraft. Fachmänner werilen ohne Weiteres erfassen, welchen Aufwand an 
vorbereitenden Mühen diese selbst übernommene Aufgabe an den Commodore 
stellte, welcher vor mehr als 20 Jahren seinen letzten subalternen SchitTs- 
dicnst gethan hatte; für Nicht fach m an ncr mag dies dadurch charakterisirt 
werden, dass der Commodore jetzt monatelang, bei Tag und Nacht, jede 
Stunde, die er sich vom Dienste absparen konnte, als fleissiger Schüler an 
der Marine-Sternwarte zubrachte, emsiger in nautisch-astronomischen Formeln, 
trigonometrischen Logarithmen und ähnlichem Kram wühlend, als irgend ein 
Seecadet auf dem Wege gegen das Schreckgespenst, die Officierspriifung ; 
und namentlich bemüht, die so lange Jahre hindurch nicht mehr ausgeübte 
Fertigkeit des Auges und der Hand in der Benützung der nautisch-astro- 
nomischen Präcisionsinstrumente neu zu erwerben, 

Der Krfolg entsprach aber auch der aufgewendeten Mühe. M. St, ver- 
brachte nicht nur auf dem Isbjörn, wie er es selbst ausdrückte, »die schönste 
Zeit seines Lebens«, er kehrte gekräftigt, erfrischt, voll der schönsten Ein- 
drücke aus dem hohen Norden heim ; und gewiss schadete es seiner morali- 
schen Wie derauf rieh lung nicht, dass eine der ersten Nachrichten, die ihn er- 
reichte, als er den Bereich der civilisirten Welt wieder betrat, die Kunde von 
seiner erfolgten Ernennung zum Contreadmiral war (31. October 1872). 

Zu seiner grossen Freude erfuhr der nunmehrige Contreadmiral auch 
bald darauf die Absicht der Martneieitung, ihn ehethunlichst mit einem 
Commando im activen Seedienst zu betrauen. Es dauerte aber noch etwas 
über ein Jahr, bis er (12. December 1873) zum Commandanten der stän- 
digen k. k. Escadre ernannt, seine Commandoflagge an Bord der schönen, 
neuen Fregatte Radelzky hissen konnte. Zwei Jahre lang dauerte diese, 
den Neigungen M. St. 's so sehr congeniale Dienstesbestimmung; vom 12, Fe- 



J 



bniar bis 3. August 1874 war das Casematten schiff Kaiser,*) die ganze 
übrige Zeit die schöne Radetzky Max Sterneck's Flaggen schiff. 

Er hatte mit dieser seiner ersten und (als unmittelbarer Escadre- 
CODimandant) letitcn Escadre. nahezu alle Regionen des Mittelmeeres und 
der Adria besucht, als seine Commandoführung {2. Jänner 187H) zu Ende 
ging und er zu einem neuen Wirkungskreise, nämlich dem Commando 
des See-Arsenals zu Pola, beordert wurde. 

Beinahe acht Jahre hindurch blieb Contreadmiral Sterneck auf 
diesem Posten, auf welchem er sich — kurz gesagt — recht beengt 
fühlen musste. Die höhere Leitung der für jede Kriegsmarine so wichtigen 
technischen Angelegenheiten wurde in der Marinesection des Reichs-Kriegs- 
minisleriums ausgeübt unter Mitwirkung der technischen ComitiJs in Triest 
(für Schiffbau und Maschinenwesen) und in Pola (für Waffenwesen); das 
Arsenal hatte einfach die erhaltenen Aufträge auszuführen. Von einer frucht- 



M. St. als Militär-Hafencommandant zugestar 
n sehr geringem Maasse die Rede sein. Wo es aber 
1 gestallen galt, war M. St. auch als Arsenalcomraan- 
und so sehen wir ihn seine haupisächlichsle Fürsorge 
im Arsenale hohe Bedeutung erlangt hatte, und der 



baren Initiative, 

war, konnte hier 

zu bessern und n 

dant der Mann d 

der Arbeiterfrage, 

Malerialadministralion zuwenden. 

Politische Constellationen sehr ernster Natur brachten im Sommer 1881 
die Reichsregierung der Erkennlniss etwas näher, welche Gefahren aus der 
relativen Schwäche der vaterländischen Seewehrkraft ihren Ursprung nehmen. 
Ein Marschallsrath, aus den höchsten militärischen Würdenträgem bestehend, 
wurde vom Allerhöchsten Kriegsherrn eingesetzt, um flie plötzlich actuell 
gewordene Flotlenfrage zu studiren und mit geeigneten Vorschlägen hervor- 
zutreten. Aus der Kriegsmarine wurden in diesen hohen Rath der Marine- 
Conimandant und sein Präsidialehef, und ausser diesen nur noch ein einziger 
Flaggenofficier, der fünfte im Range unter den Admiralen, mit Sitz und 
Stimme berufen. Dieser Admiral war Max Sterneck. 

Der tapfere und umsichtige Schiffscommandant von 1866, der ver- 
traute Adjutant Tegetthoff's, der mehrjährige Militär-Hafen-, Escadre- und 
damalige Arsenalcommandant, vereinigte nun allerdings in seinen stets her- 
vorragenden un<l vielfach belobten Antecedentien alle Gewähr, in dem ernsten 
Areopag eine gewichtige, auf umfassende Erfahrung basirende Stimme führen 
zu können; aber in der Kriegsmarine und so auch ausserhalb derselben, 
unstreitig aber dort, wo man die Vorgänge im Marschallsrathe verfolgen 
konnte, sah man in Sterneck's Berufung auch noch mehr, als einfach die 
Heranziehung eines tüchtigen Ralhgebers und Volanten, Man glaubte die 
Wahl zu erkennen, welche der Oberste Kriegsherr für die künftige Leitung 
seiner Kriegsmarinezu treffen im Begriffesland. — Undman irrte damit nicht. — 

Am 17. November 1883 erkor Seine Majestät der Kaiser den Contre- 
admiral Max Sterneck, um ihn als Viceadmiral und Marinecommandanten 
an die Spitze des gesammten Seekriegswesens der Monarchie zu stellen, und als 
diese Ernennung erfolgt war, wusste Niemand den Marine commandanten so 
herzlich und eingehend zu beglückwünschen,**) als der ruhmgekrönte Erz- 
herzog-Feldmarschall, welcher den oben erwähnten Berathungen präsidirt hatte. 



^^H worden. 

L 



ief des Eriheriog! Albr«!.l, ddo. .\rco 26. November 1883. 



S6 Einleitung, 

Durch mehr als 14 Jahre — ununl erbrochen bis zu seinem am 5. De- 
cember 1897 unerwartet eingetretenen Tode — stand der Admiral diesem 
schwierigen Amte vor. 

In welchem Maasse der vom Allerhöchsten Kriegsherrn gewählte Marine- 
chef dem Vertrauen zu entsprechen wusste, welches die \Vahl begründete, 
ist in sprechender Weise durch die Allerhöchsten Handschreiben und Flotten- 
befehle documentiri, welchen die Leser der nachfolgenden Erinnerungen am 
geeigneten Orte begegnen werden. Die höchsten Auszeichnungen wurden ihm, 
in entsprechenden Zeitabständen, durch des Monarchen Gnade zu Theit: 
die Würde eines Geheimen Rathes, während der von Seiner Majestät 
mit dreitägigem Besuche beehrten Sommerescadre 1884, der ersten jener 
von Sterueck eingeführten Uebungsescadren von bahnbrechendem Plane, 
welcher nach und nach in allen Flotten Nachahmung und entsprechende 
Ausgestaltung gefunden hat ; im darauffolgenden Jahre, aus ähnlichem Anlasse, 
die Allerhöchste Anerkennung; im Jahre 1887, bei Anlass des Stapel- 
laufes des Thurmschiffes Erzherzog Kronprinz Rudolf, welches unter 
der stolzen Devise: tA'ec pturibm impart seinem Elemente übergeben 
wurde, den Orden der Eisernen Krone I. Classe; im Jahre 1888, am 
1. November, die Beförderung zum Admiral, welche Beförderung in ganz 
auss ergewöhn lieh gnädiger Form erfolgte;*) am \f). November 1893, nach 
zehnjähriger Fühnmg des Marinecommandos, das Grosskreuz des Leopold- 
Ordens, dessen Ritterkreuz mit der Kriegsdecoration M. St. als Comman- 
danl des Ferdinand Max bereits im Jahre 18(36 erhalten hatte; endlich am 
20. September 1897, dem 50. Jahrestage des Eintrittes des Admirals in den 
activen Dienst der Kriegsmarine, mittelst eines in besonders gnädiger Weise 
abgefassten Handschreibens das Grosskreuz des St. Stephans-Ordens. 
Auch Gnadenbezeigungen anderer Art waren schon früher dem Admiral von 
seinem Obersten Kriegsherrn zu Theil geworden. Als im Jahre 1886 der 
ernstlich erschütterte Gesundheitszustand M. St.'s einen längeren Aufenthalt 
im Süden räthlich machte, stellte ihm der Kaiser aus eigenster Initiative für 
die Reise nach Corfu und den Aufenthalt daselbst den Dampfer Greif zur 
persönlichen Verfügung; im Jahre 1888 ernannte er ihn zu seinem ausser- 
ordentlichen Botschafter anlässlich des Regierangsjubiläums des Königs der 
Hellenen. Einen wehmüihigen Abschluss fanden diese zahlreichen Aeusse- 
rungen der Allerhöchsten Huld in den maimigfachen Beweisen trauernder 
Theilnahme des Kaisers nach dem Ableben des Admirals. — - 

Wahrlich, der gütige Kaiser hat es an Kundgebungen seiner Zufrieden- 
heit, an Gnadenbeweisen gegen seinen treuen und eifrigen Diener nicht 
fehlen lassen ; ebenso konnte aber der Marin ecommandani der dankbar an- 
erkennenden Gefühle sich versichert halten, welche das grosse, seiner Führung 
unterstellte Personal beseelten. Mit stolzer Freude durften ihn die denk- 
würdigen Aeusseningen dieser Gefühle, bei Gelegetiheit seines 50 jährigen 
Dienstjubiläums, mit Recht erfüllen. — 

Auf welch inhaltsvolles, thätiges und an Erfolgen reiches Leben durfte 
der Marinecommandant am Tage dieses Jubiläums zurückblicken! Und 
dennoch — wenn wir sein VVesen richtig erfassen — drängt sich gerade in 
diesem Zeitpunkte seiner Wirksamkeit mit Noth wendigkeit die Frage auf: 



•) Sieht Kiheres im Briefe vom 21. Ociobcr 1888 an .M. Sfs, Scbwesler Malhildc 



J 



■ Einleitung. 27 

Wie hat der Admiral, überscbUttet mit Beweisen der Gnade und des 
Dankes seines Monarchen, erfreut durch die Aeusserungen der dankbaren 
Anhänglichkeil seiner Waffen gefiihrten, Untergebenen und Schutzbefohlenen, , 
im Besitze der Sympathien der Landboten, welchen tue Schnüre lies Staats- 
sackeis anvertraut sind — wie und inwiefern e hat er sich selbst genügt? 

Hat er die Ziele erreicht, die er seiner rastlosen Thätigkeit gesteckt 
hat — oder hat er sich ihnen doch so weit genähert, dass er mit sich selbst 
— nach seinem eigenen, strengen Masse in der Beurtheilung — zufrieden 
sein durfte? 

So unabweislich diese Frage ist — so schwierig ist es, dieselbe mit 
einiger Annäherung an Positivität ku beantworten. Als gewiss darf scheinen, 
dass Niemandem zu dieser Beantwortung volle Competenz zu- 
steht; — - und so sicherlich auch nicht dem Verfasser dieser Zeilen. 

Aber für jeden einzelnen Leser der folgenden »Erinnerungen« wird 
sich, aus den Correspondenzen des Admirals während seiner letzten lö Lebens- 
jahre, eine genügend klare — wenn auch nicht einfache — ■ Antwort von 
selbst ergeben. Der Leser wird vorerst finden, dass der Admiral die Erfolge, 
die er für die materielle, äussere Kraft der ihm anvertrauten Flotte — 
in unablässigem Ringen mit schier unüberwindlichen Schwierigkeiten — bis zu 
einem gewissen Grade dennoch errang, vor dem Areopag seines eigenen 
Unheiles zu trennen berechtigt war von jenen Erfolgen, deren er — freier 
in der Action — für die innere Erstarkung, für das Gedeihen und Wohl- 
e^ehen seiner nach Tausenden zählenden Schutzbefohlenen, als Basis ihres 
erspriesslichen Wirkens, unstreitig sich erfreuen durfte. 

In ersterer Beziehung mögen Jene, die vor Zahlen und Ziffern kein allzu- 
grosses Grauen empfinden, die knapp gefassten Flottenstand - Tabellen des 
Marine-Almanacbs (Jahrgänge 1884 und 1898) zu vergleichender Ansicht 
zur Hand nehmen. LTm aber diese kurzen tabellarischen Aufstellungen voll 
würdigen zu können, müsste eine viel umfangreichere LectÜre gleichzeitig 
Platz greifen : Die Protokolle der österreichischen Reichsraths- und der ungari- 
schen Reichstags -Delegationen 1884 — 1897. Und damit wäre das nothwendige 
Studium noch immer nicht erschöpft. Denn dasjenige, was der Chef 
der österreichisch • ungarischen Kriegsmarine von den verfassungsmässig be- 
willigenden Factoren überhaupt beanspruchen, erbitten darf — wird zuerst 
in dreierlei MinistercoUegien festgestellt. Die Protokolle der M in is terra ths- 
Sitzungen des hier in Betracht kommenden Zeitraumes werden aber wohl 
noch durch mehrere Decennien stumm bleiben müssen. 

Der Leser von M. St.'s Correspondenzen wird immerhin auch bemerken, 
dass in den ersten Jahren seiner Amtsführung ihn die erzielten, wenn 
auch nur relativen Erfolge ziemlich befriedigen; später aber, wohl auch in 
Folge des beispiellos raschen Aufschwunges der Kriegsflotten der verbündeten 
Nachbarreiche, ist oft die Bitterkeit unverkennbar, in- welche ihn seine (durch 
die finanziellen VerhSltnisse bedingte) Ohnmacht, Schritt zu halten, nach- 
gerade versetzt Doch wollte ihm ein günstiges Geschick den tröstenden Blick 
ins gelobte Land nicht versagen : wenige Tage vor seinem Tode durfte 
M. St. endlich auch die Geldmittel für das erste jener mächtigen Schlacht- 
Bchiffe*) als gesichert ansehen, welche nach seinem Flottenplane den Kern 
der Seewehrmittel der Monarchie bilden sollen. 



Einleitung;. 

Dort aber, wo des Admirals Hand freier und unbehinderter walten 
kann — spriesst auch die Quelle seiner Freude an dem Geschaffenen. Alle 
geistigen Factoren des gesanimten Personales zu beleben, zu fordern, zu heben, 
damit die grösste Leistungsfähigkeit und Leistungswilligkeit zu begründen, 
ist sein unausgesetztes Bestreben. Es lebt gleichsam der Militär-Hafen- 
commandanl 1869—1873 vor unseren Augen neu auf — aber mit 
erweilerten Befugnissen, mit grösserem Wirkungskreise, mit viel mehr Frei- 
heit der Bewegung. Er kann dem Seedienst höhere Geltung verschaffen, dafür 
sorgen, dass die Flagge der Monarchie aufhöre, ein gar so seltener Gast 
an überseeischen Küsten zu sein, und er sorgt zugleich dafür, dass die mühe- 
voll zustande kommenden Berichte der ausgesendeten Schiffscommandanten 
und Stäbe auch Nutzen bringen, statt einfach in den Archiven zu modern; 
er gibt Jenen, die Höheres in einem der vielfälligen Zweige des Seekriegs- 
wesens zu leisten versprechen, Gelegenheit zu weiterer Ausbildung; er ver- 
vollkommnet alle D ien s lein rieh tungen — verlangt von Jedem viel — 
aber er weiss auch jede Leistung ihrem Lohne zuzuführen — und ist von steter 
Fürsorge erfüllt für das materielle Wohlergehen des Personals, und da — 
zu seinem Ruhme muss es hervorgehoben werden — in erster Linie für jenes 
des unteren Personals. Unter diesem sind es zunächst die Arbeiter des See- 
Arsenals, für welche der einstige Militär - Hafencommandant nichts, später 
auch der Arsenalcommandant nur wenig hatte thun können, deren Lebens- 
verhaittiisse der Marinecommandant nun eingreifend zu saniren begann. Selb.st 
für den flüchtigsten Besucher von Pola geben die mächtigen, reinlichen 
Arbeiter-Wohnhäuser Zeugniss von dem Verständniss, das M. St. für die 
von ihm so emsig studirte »Arbeiterfrage« besass. Der Marine-Kinder- 
garten, eine Einrichtung von ausserordentlichem Segen gerade für das unterste, 
zumal das Arbeiterpersonal, war (1870) unter des Militär-Hafencomman- 
danten Sterneck Initiative auf einen, zu diesem Zwecke constituirten, recht 
ärmlich sein Dasein fristenden Wohl thätigkeits verein basirt worden; der 
eine Donation hervorzurufen, welche diese 
e Füsse stellte. Leitung, Wartung und Unter- 
n Jahre 1892 der Admira! sechs Schwestern 
; vier Jahre früher schon hatte 
i Ordens zur Krankenpflege ins 
Marinespital delegirt worden waren, wo sie sicii alsbald als wahrer Segen 
für die Wartung von Frauen und Kindera und auch bei schwerkranken Männern 
erwiesen hatten. 

Wo der Admiral einen Vortheil für die Kriegsmarine zu erkennen 
glaubte, war ihm keine Bemühung zu viel, kein Opfer zu schwer. Vielleicht 
wird mancher Leser der folgenden »Erinnerungen« erkennen, wie zielbewusst 
er in seinem gesellschaftlichen Auftreten, in der Heranziehung der vornehm- 
sten und einflussreichsten Kreise zu eigens hervorgerufenen maritimen Festen, 
ja selbst zu kricgs massigen Uebungen der Flotte vorzugchen verstand, ohne 
Rücksicht auf die ernsten Beschwerden, weiche ihm persönlich hiedurch 
erwuchsen, und unbekümmert um etwaige falsche Deutungen dieses Vor- 
gehens. Auch in diesen Kreisen wollte er Sympathien und Verständniss 
für unsere Seewehrkraft spriessen lassen — und auch die Jugend aus diesen 
Kreisen wollte er — mehr als bishin der Fall gewesen — für den Nach- 
wuchs des See- Officiers Corps gewinnen. 



Marinecommandnnt 

Anstalt für alle Zelten auf eigen 

rieht in dieser Anstalt übertrug i 

der >Congregation des göttlichen Heilar 

er es erreicht, dass fünf Schwi 



EioleitimB- 29 

Vieles und Wichtiges muss aber hier übergangen werden, was der 
Admiral theils neu schuf, theils kräftig weiter entwickelte — seinen Schutz- 
befohlenen zu Nutz und Frommen — sich selbst zu vielfältigen) unvet^äng- 
lichem Andenken. 

Nur Eines darf nicht ohne Erwähnung bleiben : eine Schöpfung, gross- 
aitig in der Anlage und berechnet auf die Dauer von Jahrhunderten — die 
Erbauung eines eigenen monumentalen Gotteshauses für die Marinegemeinde 
in Pola, dessen Votivkapeile zugleich eine Ruhmes- und Ehrenhaüe der 
k. und k. Kriegsmarine werden soll. Mit diesem schönen Werke, das seiner 
eigensten Initiative entsprang, hatte Max Sterneck eine Reihe schwerer 
Sorgen auf sich genommen; er trug sie willig und gerne. Es war ihm aber 
nicht gegönnt, die Vollendung und Einweihimg des hehren Baues ku er- 
leben, welcher jetzt — - Madonna dal Marc benannt — in freier, schöner 
Lage den grossen Hafen von Pola beherrscht und beredtes Zeugniss gibt 
von der allumfassenden Fürsorge des Dahingeschiedenen. 

In dieser Kirche hat man Max Stemeck zu Grabe bestattet; sein 
Herz aber, das zeitlebens dem El lern hause so warm enigegengeschlagen, 
ruht in der Gruft der kleinen Kirche zu Krastowitz. — - 



Neben seinen berechtigten Ambitionen, neben seiner beruflichen Thätig- 
keit, hat von Jugend auf nur Eines noch Max Sterneck's Dichten und 
Trachten erfüllt: die Frauenwelt. 

Er hat oft geliebt: vermeintUch jedesmal am glühendsten. Seine 
Tagebücher sind hierüber reich an spalten-, seilen- und bogenlangen Er- 
güssen. — Aber: sobald das leiseste Gerücht einer bevorstehenden inter- 
essanten Seecampagne oder möglicher Kriegsnähe ihn erreicht, hat's damit 
ein gründliches Endel Zuerst die See, der Krieg; dann, wenn Müsse dazu 
ist — das Weib. — 

Männer von dieser Anlage sind selten dazu 
bestimmt, das Höchste zu erreichen, was das Weib 
dem Manne bieten kann: eine glückliche, reine, 
innige Ehe auf Grundlage vollkommenen gegen- 
seitigen Verständnisses. 

Und doch: 

Max Sterneck, der immer auf sein Glück 
baute — in vertrauterem Kreise auch scherzhaft 
auf dieses zu pochen Hebte — erfuhr auch da die 
volle (Junst des Schicksals. 

Sein reiches Leben klingt in eine kurze, 
aber gänzlich ungetrübte Periode glücklichsten 
Ehestandes aus; diese unstreitig schönste Zeit 
seines Daseins voll zu würdigen, werden dem 
Leser die letzten Partieen der »Erinnerungen' 
ermöglichen. '■ 




Erinnerungen 1847 — 1897. 



Zögling des Marinecollegiums zu Venedig. 




[ Von der Mutter: 

Den 12. Oclober 1843 (?)■ 

Mein lieber Max! 

Nun wie gefällt es Dir in Deinem Collegium, wahrscheinlich 
nicht so gilt als in Triest, aber viel vortheilhafter iät es gewiss, 
Du würdest Dich in Triest in kurzer Zeit zum vollkommenen Spitz- 
buben ausg-ebildet haben. Moriz lässt sich schon in Wien in Uniform 
sehen, die Tante schreibt, sie stehe ihm recht g^ut. Es scheint, 
dass er sich im Theresianum g-anz wohl befindet. Den 11. ist Otto 
g^anz wohlbehalten hier angekommen; er erzählte uns noch viel 
von Dir. 

Schreibe mir. wie viele Zöglinge in Deiner Classe sind, wie 
es Dir mit der italienischen .Sprache geht, wie es mit der Regel 
de tri geht. Bei uns ist es sehr kalt, wir waren mit den Attem's 
aus Görz in Rossegg, wo sich die Mädchen sehr gut unterhielten. 

Die Mädchen wollen Dir Alle selbst schreiben. Otto hat der 
Mina einen Stieglitz mitgebracht. Kerschbaumer hat einen Hund 



34 Zögling. 

vom Eck bekommen, der sehr pfiffig ist — nun Adieu, mein Herz- 
binkerl, schreibe bald und ausführlich, was Du vom Morgen bis 
zum Abend machst. 

Deine Dich liebende Mutter. 

Nun folgen einige Neckereien von einer der älteren Schwestern: 

Lieber Max! 

Nun, Du sogenannter Herr Admiral, was ist denn das, 
dass Du mit Deinen Briefen so präcios bist, wir hören ja fast gar 
nichts von Dir und Deinen Geniestreichen, wie viel Havannacigarren 
Du schon den Herren verraucht hast, und wie vielen Frauen und 

•m 

Fräuleins Du schon die Cour gemacht hast. Nicht wahr, es ist 
Schade, dass Du keinen Frack bei Dir hattest, es wäre so ange- 
nehm gewesen! auf dem Corso in Triest im Frack herumzu- 
spazieren?*) Hast Du Deine Freunde alle schon vergessen oder 

erinnerst Du Dich noch an sie, nun lieber Max, was 

brauchst Du? Vielleicht eine Cigarrentasche, oder einen Tabaks- 
beutel, oder eine Kappe? Schreibe mir bald und sage, was Du 
brauchst, dann werde ich Dir gleich etwas sticken. Adieu, sei fleissig, 
brav, und mache allen**) . . . 

Von den Eltern: 

Mein lieber Max! 

Alle wollten Dir zum Namenstag Wünsche sagen; nun bleibt 
es mir allein über, aber obschon Du von Allen geliebt wirst, liebe 
ich Dich doch mehr als Alle, und so ist es recht, dass ich die 
Wünschende bin, mein liebes, gutes Kind. 

Der Mensch macht sich sein Schicksal selbst, bist Du brav 
und gut, so werden alle meine Wünsche in Erfüllung gehen. Du 
wirst glücklich sein und zufrieden leben; sonst, mein Herz, mag 
ich Dir alles Gute vom Himmel wünschen, mag ich meine Bitten 
für Dich noch so innig dem Allmächtigen senden — vergebens — 
Du musst Dich bestreben gut zu sein — auch, mein liebes Kind, 
musst Du nie vergessen, dass Du Schwestern hast, für die Du 
einst vielleicht sorgen musst; obschon Du der Jüngste bist, baue 
ich auf Dich. 

Fortgesetzt von der Hand des Vaters: 

*) Wahrscheinlich eine Anspielung auf einen unerfüllt gebliebenen Wunsch des 
eitlen jungen Herrn ! 

**) Hier bricht der Brief ab, dessen Fortsetzung leider fehlt. — Soll es schwester- 
lich spottend hcissen : mache allen Damen recht lebhaft die Cour? — oder vielleicht, 
mehr mütterlich... »mache allen Verwandten und Freunden Ehre und Freude«? 



ZSgling. 35 

Hier musste die Mutter abbrechen, untj icli beende in ihrem 
und meinem Xamen mit dem herzlichsten Segen ! Mulh und Frömmig- 
keit ist das Losungswort eines Seemannes, in den Stürmen des 
Lebens, wie in den Stürmen der Meere, es wird auch das Deinige 
werden. 

Hast Du Bobrik's Seefahrtkunde 2. und 3. Band erhalten? 
Ich habe sie im August schon geschickt, aber da warst Du schon 
abgereist, und ich erwarte daher noch die Bestätigung. Ein kleiner 
Beitrag (10 lt.), welchen die Mutter und ich zusammengelegt haben, 
folgt noch zum Namenstage, nebst den herzlichsten Küssen von 
DL'inen Dich liebenden, Vater und Mutter. 

KlaeeDfuit, 14. Juli 184». 
Lieber Max! 

Soeben erhalte ich einen Brief von Deinem Admiral, der mir 
verspricht, für Dich die Erlaubniss zu einer Lustreise nach Klagen- 
furt zu erwirken. 

Also erst noch gute Prüfungen, dann glückliche Reise, und 
dann tausend Küsse von Deiner Mutter, Brüdern, Schwestern 
und von 

Deinem Dich liebenden Vater. 

Schreibe gleich, wann Du fertig wirst, an uns und an Lutteroth 
damit er weiss, wann er Dich abholen soll. 

30. August 1813. 
Lieber Max! 

Wenn ich einen Briof an Deinen Commandanten einschliesse, 
so muss ich ja auch ein paar AVorte an meinen Max beilegen. 

Vor Allem freut es mich, dass Du schon grösser bist als 
Dein Papa. Strecke Dich und wachse. Die Jugend in Unschuld 
verlebt, wirst Du gesund und stark in das Alter hineinwachsen. 
Für die Entbehrung aber, dass wir Dich heuer nicht gesehen 
haben, tröstet mich der Gedanke, dass es Dir gut geht, und dass 
Du mit Deiner Bestimmung zufrieden bist. 

Sage doch, ob Du für Dein Fach Bücher brauchst, die Du 
in der Anstalt Dir nicht so leicht verschaffen kannst, oder ob Dich 
Reisebeschreibungen interessiren würden, zumal in deutscher 
Sprache, damit Du Deine Muttersprache nicht vergisst. 
Ich habe eine kleine Sammlung in Octav, ein Dutzend Bändchen, 
sie stehen Dir zur Verfügung, z. B. Geschichte der Erdumseglungen, 
Reisen der Seefahrer, Humboldt etc. 

Ich werde die Bücher küssen, wenn ich sie einpacke, und 
Du wirst den Kuss aufnehmen von 
i Deinem Dich liebenden Vater. 



Venediß, den 5. (?) 1844. 

Liebster Vater! 

Deine mir in Deinem letzten Briefe ausgedrückten Wünsche 
suche ich aufs Genaueste zu erfüllen und studire deshalb, um g^ute 
Prüfung-en zu machen. Den 15. d, M. habe ich die erste, und zwar 
jene der Mathematik, und diese lässt mir sehr wenig- Zeit übrig, 
um Briefe zu schreiben, weshalb Du nicht zürnen darfst, dass ich 
Dich so lange auf eine Antwort habe warten lassen, welche Pflicht 
ich schon längst habe erfüllen wollen, wenn ich Zeit gefunden 
hätte. 

Sei sicher, dass ich die nöthigen Bücher mir mitbringen 
werde, der Herr Director wird die Güte haben, mir sie mitzu- 
geben; ausserdem hoffe ich, wird mir Deine Bibliothek oflFen stehen, 
denn ich möchte gerne die deutsche Sprache, welche ich 
während meines dreijährigen Aufenthaltes in Italien halb 
vergessen habe, wieder erlernen. Die Zeit flieht schnell, die 
Studien verlangen viel, folgHch schliesse ich meinen Brief. Alle 
herzlichst umarmend. Dein aufrichtiger Sohn 

Max. 

Die Bemerkung Über das Vergessen der Muttersprache erfordert einige 
Erläuterungen : 

Gewiss noch mehr als bloss der »Aufenthalt« in Italien, mag die 
italienische Umgangs- und Unterrichissprache im Marin ecollegium, 
und die gänzliche Vernachlässigung der Pflege oder des Unterrichtes des 
Deutschen in dieser Anstalt bewirkt haben, dass obiger Ausspruch völlig 
begründet erscheint. 

Das Venetianer k. k, Marinecollegium war bis zur letzten Stunde seines 
Bestehens, sowie die k. k. Kriegsmarine überhaupt, eine nahezu gänzlich 
renetianische Institution; Dienst-, Commando- und Unterrrichtssprache war 
die italienische. 

Seit einer Reihe von Jahren waren allerdings schwache Anläufe gemacht 
worden, auch Jünglinge von nicht vcnetianis eher Nationalität (zu welch letzterer, 
aus historischen Gründen, im weiteren Sinne auch der italienische Theil der 
Bewohner Istriens und Dalmatiens gezählt werden durfte), also .Angehörige 
der österreichisch-ungarischen Binnenländer, in den Nachwuchs der Marine- 
Officierscorps einzureihen. Im Collegium befanden sich demnach auch, wenn 
auch nur wenige, Zöglinge mit deutscher Muttersprache. 

Erfahrungsgemäss erliegt aber die deutsche Sprache in fremder Um- 
gebung ebenso schnell als sicher der fremden Sprache. Selbst jetzt noch, 
nach mehr als vi erteljahrhundert jährigem Bestehen des inzwischen grossartig 
erstarkten Deutschen Reiches drängt sich (z. B in überseeischen Ländern) 
diese Beobachtung dem Unbefangenen geradezu auf, Im Venetianer Marine- 
collegium haben die Zöglinge deutscher Zunge gewiss bald das Italienische 
erlernt, wozu sie ja auch die Eigenschaft dieser Sprache als Unterrichts- 
sprache förmlich zwang; aber die dem Deutschen fremden Zöglinge, die 
Majorität, haben von ihren deutschen Kameraden sicherlich kaum ein Wort 






37 



der von ihnen gering geschätzten und fiir sie besonders schwierigen Sprache 
erlernt 

Für die deutschen Zöglinge blieb eigentiich nur der Briefwechsel mit 
ihren Angehörigen ein Uebungsfeld zur Pflege der Muttersprache; unter- 
einander mögen sie woh! recht bald italienisch conversirt haben — so 
wie ja noch während der Fünfziger- und zu Anfang der Sechzigerjahre in 
der Kriegsmarine, unter gänzlich geänderten Verhältnissen, Angehörige der 
verschiedensten Nationalitäten unseres polyglotten Vaterlandes mit einer ge- 
wissen Vorliebe sich auch gegenseitig im privaten Verkehre der sympathischen 
Sprache Dante's — allerditigs in ihrer venetianischen Entartung — bedienten. 
Venedig, 4. December 1844. 
Liebster Vaterl 

Vorgestern erhielt ich Deine lieben Zeilen und die verlangten 
Bücher. Tausend Dank für Deine Güte und allsogleich beobachtete 
ich Deinen guten Rath, nämlich fing; Gerhart's Lieder zu lesen 
an, und zwar jene, die Du bezeichnet hast. Doch unter den Büchern 
fand ich keinen Atlas, welchen ich so ziemlich nöthig habe. 

Liebster Vater! Meinen kindlichen Dank für Deine Güte, 
glaub' ich, werde ich Dir ain besten zeigen, wenn ich meine 
Pflichten genau erfüllen und fleissig studiren werde, und mit der 
grössten Freude künde ich Dir an, dass meine Professoren und 
Vorgesetzten jetzt viel zufriedener sind als im vorigen Jahre. 

(1848.) 
Mein lieber Max! 

Gröller war gestern hier und sagte mir, dass Du so gross 
als der Vater bist und gut aussiehst, auch fleissig bist, auch 
R.... ?..... hat geschrieben und Dich sehr gelobt. Du bist ja 
ein wahrer Schatz, unser Schatz, fahre nur so fort, uns Freude 
zu machen. Dir kommt es am besten zu statten, einen braven, 
jungen Menschen hat man überall gern. Du wirst geliebt werden 
und Dein Glück machen. 

Hier gibt es mehrere Heiraten: Paulinens Hochzeit wird 
Mitte Jänner gefeiert. Karoline Rainer wird Ende Fasching ihre 
Hochzeit mit Max Moro halten. Pauline wird in unserer Burg- 
kapelle getraut werden. 

Bei uns ist Alles wohl, der Vater sieht sehr gut aus, geht 
fleissig ins Theater, oder macht seine Partie zu Hause; die Mädchen 
haben einigcmale getanzt, allein es will nicht lustig werden, die 
Tänzer sind zu bequem, sie wollen nur Fran^aisen tanzen, wobei 
sie sich nicht anstrengen ; wenn ein Walzer getanzt wird, so sehen 
sie lieber zu, wie die Mädchen sitzen. Hermine Spinette, über die 
Du und Moriz so erbost wart, weil sie Euch keine Audienz gegeben 
hat, ist recht hübsch geworden, doch die ganz kleine Maus scheint 
sich nicht herausmausen zu wollen. 



88 ZöfllDg. 

Xun, leb' wohl, mein liebstes Kind, sei nur immer fleissigf, 
nächsten Sommer wenigstens werden wir Dich sehen und uns über 
Dich freuen. Alle grüssen Dich, der Vater küsst Dich tausendmal 
und ich noch öfter. 

Deine Dich liebende Mutter. 

Venedig, IS. Juni 1847. 
Liebste Mutter! 

Die Zeit zu meinen letzten Prüfungen naht mit Riesenschritten, 
es sind endlich die letzten, die herankommen, hab' also viel zu 
studireii, da sie besonders nothwendig gut ausfallen müssen; ich 
hoffe jedoch, das« es auch geschehen wird. Leider weiss ich noch 
nichts Bestimmtes von dem, was mit mir und meinen Kameraden 
sein wird. Dass wir die Monate August und September eingeschifft 
werden, ist gewiss. Also noch drei und einen halben Monat, bis ich 
zu Euch komme. — Unsere Fahrt wird vielleicht bis Corfu gehen, 
so werde ich wenigstens etwas Neues gesehen haben. 

Mit meiner Equipirung geht es mir recht gut, und ich bin 
recht zufrieden, da ich dabei sehr viel ersparen werde. 

Ich befinde mich wohl, das Wetter allein ärgert mich und 
uns Alle, da es so schlecht ist, dass wir bis jetzt noch nicht baden 
können, und dies ist auch ein g^rosses Unglück für uns. 

Deine letzten Zeilen im letzten Briefe sind .sehr schmeichelnd, 
aber wenn sich Alles freut, mich zu sehen, wer freut sich, wer 
sehnt sich^mehr als ich. Euch, meine besten Eltern und Geschwister, 
zu umarmen. Ja, ein heiterer Tag naht heran. Einstweilen adieu. 

Euer Max, 

Venedig, 18. Juni 1«T. 
Liebster, theuerster Vater! 

Wie freuten mich Deine letzten Zeilen, wie jubelte ich, mit 
Deinem Briefchen in der Hand, über Deine eigenhändige Bestäti- 
gung Deiner vollkommenen Genesung. Die gute Mutter wollte mir 
nie von Deiner Krankheit schreiben und nur mit erzwungener 
Lustbarkeit kündigte sie mir ein unbedeutendes Unwohlsein an, 
ich zweifelte also über Deinen Zustand, bis endlich Dein theurer 
Brief mich Deiner wieder erlangten Gesundheit versicherte. Wenn 
ich mich nicht irre, so hofft Ihr mich bald zu .sehen, leider kann 
es erst später geschehen; jedoch, liebster Vater, es ist wohl 
etwas später, aber ich werde dann als reifer Marineur nach einer 
Einschiffung in Deine Arme fliegen. 

Ich danke Dir, bester Vater, für die Anlage für zufallige 
Ausgaben, welche Du mir in Deinem letzten Briefe mitgeschickt 



ZÖElirg. 39 

hattest, jedoch g^laube ich, dass sie zu oft kommen,*} da ich mich 
ans »Haben* zu sehr gewöhnen könnte. In einem der nächsten 
Briefe werde ich Dich um ein paar Bücher recht schön bitten, 
übrigens von Bobrik's Schiffahrtskunde fehlt mir noch 
ein Band. 

Doch nun auf baldiges fröhliches Wiedersehen, adieu! Es 
küsst Dich Dein Dich aufrichtig liebender 

Sohn Max. 

Veiiedig, den 24. Juni 1847. 
Liebste Mutter! 

Gestern erhielt ich Deinen zärtlichen Brief, der mich über^ 
raschte, da ich Dir eben vor wenigen Tagen geschrieben, und 
zwar adressirte ich den Brief an den Vater mit einem für Dich 
eingeschlossenen Schreiben : der Brief kann nicht verloren gegangen 
sein, und vielleicht hast Du ihn auch schon erhalten. 

Folgt eine genaue Angabe der bishin gemachten Ankäufe und Bestel- 
lungen für die Equipining, da eben das letzte Collegiumsjahr sich dem Ende 
nähert; dann heisst es weiter: 

Im nächsten Brief will ich Dir noch den weiteren kleineren 
Theil der Auslagen schicken (soll ■wohl heißen angeben). 

Anfangs October hoffe ich, beste Mutter, auf Urlaub zu kommen, 
imd zwar nach einer kleinen Seereise; Alles schwätzt schon übar 
die Reise, will auch schon wissen, wohin sie gehen wird, es heisst 
nach Neapel oder Corfu oder nach Malta und Sicilien — aber wii;, 
die wir schon so oft in dieser Hinsicht getäuscht wurden,**) glauben 
keiner dieser Aussagen und bedauern schon im Voraus unsere 
langweilige Reise nach Dalmatien: übrigens werden wir auf einer 
Fregatte eingeschifft, weiche uns grössere Bequemlichkciicn dar- 
bietet. 

Wenn Moriz Zara verlasst, hoffe ich, wird er wohl auch auf 
Urlaub kommen — — — 

Mit dem 12. nächsten Monats fangen meine letzten Examina 
an, und da diese auch nicht allzu leicht sind, heisst es studiren! 



*) Nämlich die als lAnlagenii lieieichnelen GeldsendungcD. 
••) Die Marineleiliing dürfte während der Jnhre, die Max StGrneck als Zögling 
im VeneliancrCollegiuioiubrachte, entweder aus lachlichcn (wahrscheinlich budgetären) 
Gründea behindert gewesen sein, die jahrliclien Uebungiceiscn der CollegiumäzSgliDge 
weiter zu etslrecken und interessanter zu gtstaltcD, oder es fehltE an Vcrständniss für 
den nicht hoch genug zu veranschlagenden Wenh >olchec Reisen für die Erweckung 
mid Förderung nicht allein des seemännischen Geistes und Geschickes, sondern auch 
der Bemfsfreodigkeit im jungen Nachwuchs des Sceofficiercorps. Wie bitler diese Jagend 
die Einschränknng der Ucbnngsreisen auf die heimischen Kfislenplärze empfand, leigt 
die äbige, schon im VÖrius resitinirle Betrachtung. 



Adieu, tausend Küsse und Grüsse an den Vater und die Ver- 
wandten von 

Deinem Dich herzlich liebenden Sohne. 

Venedig, 10. Juli 1847. 
Bester Vater! 
Sehr zu meinem Vortheile gereicht mir da.s Porträt, um mich 
in Dein Herz einzuschmeicheln, so lange aber nur meine Abwesen- 
heit dauern soll, jedoch desto schlimmer wird es für mich sein, wenn 
meine Gegenwart alle diese Hoffnungen enttäuschen wird. 

Das Porträt zeigt 
Dir nur die äussere 
Hiille Deines geliebten 
Sohnes, und nurkörper- ' 
liehe Fehler sind darin 
wahrzunehmen, die die 
höfliche Malerin mit ge- 
übter Hand verminderte 
oder vielleicht gar zu 
meinem Vortheile aus- 
arbeitete, wo hingegen 
die geistigen unter dieser 
Larve verborgen liegen, 
um dann die Enttäu- 
schung desto schmerz- 
hafter zu machen. 

In einem letzten 
Hriefe versprichst Du 
mir so liebreich die er- 
betenen Bücher, dass 
ich Dir heute schon dar- 
über schreibe und Dich 
also (nach Deiner Wahl) 
um eine Weltgeschichte bitte, wie auch um eine Geographie, 
welche aber, wenn ich bitten darf, mehr physisch und politisch sei 
als topographisch. Ich kenne die Geographie von Balbi, diese ist 
zu sehr ausgedehnt und hat auch nicht die beste Ordnung: es gibt 
gute deutsche Geographien, die beste eigentlich, Richter, ist 
eine deutsche; Deine Wahl wird mir die liebste sein. Dann bitte 
ich Dich um die Anfang.sgründe der gesammten Mathematik von 
Littrow, *Un million de faits», einen deutschen Classiker und end- 
lich einen grossen deutsch-italienischen und italienisch- deutschen, 
dann deutsch- französischen Dictionnaire. 




In Hinsicht von Bobrik's SchifFalirtskunde fehlt mir noch 
die Schiffsgebäudekunde, Zurichtungskunde, Maiiovrirkuiide, Anker- 
kunde — Fragen und Antworten zur Schifferkunde — — und das 
Wörterbuch der nautischen Kunstausdrücke in den verschiedenen 
europäischen Seesprachen, 

Verzeih', mein bester Vater, wenn ich indiscret bin und Deine 
Güte missbrauche, aber ich könnte sie {die Bücher) mir selbst nicht 
leicht ankaufen, folglich muss ich wohl Deine Güte in Anspruch 
nehmen. Bald, hoffe ich, werde ich Dir selbst für diese Güte danken 
können; einstweilen küsst und umarmt Dich 

Dein Dich aufrichliy liebender Sohn 



Mit diesem Briefe übersandte M. St. den Kllem s 
die Tochter des Generals Baron Culoz gemalt halte. 



1 Port 



Max. 



Juli 1847. 
Euch so lange ohne Nachricht gelassen 



Theuerste Mu 
Deine Ermahnung, 
zu haben, kam mir ganz billig vor, doch bitte ich Dich, auch 
diesmal etwas Nachsicht zu haben, denn wenn ich Kuch auch auf 
eine Antwort warten liess, so geschah es ganz gegen meinen 
Willen. Uebermorgen habe ich meine Examen und muss mit Eifer 
Studiren, um sie recht gut zu überstehen. 

Die besten Aussichten sind für mich vorhanden; einstweilen 
muss das Joch noch zwei Monate länger geduldig getragen werden. 
Im letzten Briefe schreibst Du mir etwas von der Zulage. In der 
Marine i.st es fast unmöglich. Einem eine monatliche Zulage zu 
geben, da wir nicht immer wissen können, wo wir sein werden 
und oft monatelang auf einen Brief harren; übrigens ist die Dal- 
matiner Post allzu unsicher, und endlich brauche ich keine — und 
ich möchte sogar sagen, dass sie überflüssig ist, so lange wir keinen 
fremden Hafen berühren und auf Dalmatien beschränkt sind; ich 
habe auch in diesem Punkte keine Erfahrung, Lassen wir diesen 
Gedanken folglich ruhen, und wenn ich auf Urlaub komme, so 
werde ich mit Dir darüber sprechen; ich hoffe, dass mir diese Zu- 
, läge nicht vonnöthen ist. In Venedig allein wird sie mir unent- 
behrlich sein, da mir hier, wo ich für Wohnung und Unterhalt 
sorgen muss, 21 fl. nicht -hinreichend sind, um meinem Cha- 
I rakter getreu zu bleiben und ihn aufrecht zu erhalten; Aspirant 
' werde ich aber nie oder höchstens nur für einige Tage sein. 

Adieu, liebste, beste Mutter, in 15 Tagen bin ich mit den 
Examen fertig, und dann will ich Dir einen ordentlichen Brief 
t schreiben. Die Eile, mit der ich schreibe, lässt mir zum Nachdenken 



42 Zögling. 

keine Zeit; verzeih' mir also mit Deiner gewohnten Güte diese mir 
nicht unverzeihliche Eile. 

Venedig (10. Juli?) 1847. 

Meine Examen sind glücklich vorüber, und heute trete ich 
aus!! — Ich bin endlich am Ziele meiner Wünsche (frei zu sein). 

Wir verdanken jedoch dem Erzherzog diese Freiheit, da wir 
noch zwei Monate als Zöglinge eingeschifft werden sollten; da er 
aber selbst bei unseren Examen zugegen war und völlig zufrieden 
gestellt worden ist, erlaubte er uns die Cadettenuniform und auch 
die Freiheit. Also bis Donnerstag in Venedig lustig, an welchem 
Tage wir uns einschiffen, um nach Triest zu fahren und auf die 
Fregatte zu kommen, mit welcher man die langweilige Reise nach 
Dalmatien fortzusetzen gedenkt. Glück zu! Im October bin ich in 
Deinen theueren Armen. 

Diese Woche war ich mit Ohrenschmerzen ans Bett gebunden, 
welche mich fast toll machten, jetzt bin ich gesund, gesund im 
höchsten Grad; morgen bin ich ja frei, schüttle meine durch sechs 
Jahre getragenen Fesseln ab, nun w'as kann mir dann noch fehlen? 
Uebrigens bin ich bis auf ein klein wenig Taubsein am rechten 
Ohre ganz völlig hergestellt. 

Auf morgen bin ich zu Culoz geladen, Ida will mich noch- 
mals in ihrem Atelier porträtiren. 

Ich nehme mir die Erlaubniss, in diesen Tagen nach Vicenza 
den lieben Max Rainer besuchen zu gehen, er hat mich darum 
gebeten, und ich, in der Hoffnung, dass Du nichts dagegen hast, 
habe es versprochen. Nun Adieu, liebste Mutter, einen herzlichen 
Kuss an den besten der Väter und die Geschwister. Adieu, es 
umarmt Dich Dein glücklicher Sohn 

Max. 



Marinecadet. 

Unlet Segel, den i;. Au^usl 1847. 
Theuerste Eltern! 
Donnerstag den 29. v. M. sind wir von Venedig mit einem 
Dampfboot vom Lloyd nach Triest abgefahren. Vor der Abreise 

hatten wir einen kleinen Urlaub. Diese Zeit brachte ich in Vieeiiza 




recht angenehm zu; ich fand nämlich dort Rainer sammt allen 
anderen Officieren, die mich sehr charmant aufnahmen. Uebrigens 
machte ich auch die Bekanntschaft der Gräfin Nievo, welche eine 
der liebenswürdigsten Damen ist, die ich je gekannt habe, Abends 
ging ich in die Oper, und zwar in die Loge der Gräfin Nievo. 
Am nächsten Tage war ich zu ihr zum Speisen eingeladen, lernte 
näher ihre Tochter kennen, die ausserdem, dass sie recht hübsch 
ist, Sprachen kennt und recht angenehm ist. 

Die Reise mit dem Dampfboot war mir recht lustig, es war 
schönes und ruhiges Wetter, und die Damen waren alle am Ver- 



44 



deck. Wir ankerten g'fg'en 8 Uhr vor dem Molo S. Carlo und 
überschifften uns gleich auf die Fregatte, und gegen 9 Uhr schon 
trat ich zum erstenmale auf die Wache; ich konnte zwar garnicht 
aufs Land gehen," jedoch fehlte es mir nicht an Unterhaltung und 
Gesellschaft, da den ganzen Tag hindurch Freunde und Bekannte 
an Bord kamen, um das Schiff zu besuchen. Samstag um 9 Uhr 
übergab ich die Wache und landete um ^l^li Uhr am lieben 
Molo S. Carlo, steuerte zur Tante hinaus, musste aber umluven, 
da ich von dem Wohnungswechsel nichts wusste; als ich in ihrer 
neuen Wohnung ankam, fand ich Niemand als den Cassier, welcher 
mir Deinen theuren Brief übergab. 

Ich traf mehrere Bekannte, worunter auch WimpfFen, welcher 
sich den Schwestern empfehlen lässt. Ich ging dann zu Mani,*) 
fand ihn aber nicht, jedoch sagte man mir. er solle die Nacht an- 
kommen; er kam aber weder diese Nacht, noch die kommende 
an, und da ich Montag Früh um 4 Uhr schon von Triest segelte, 
so hatte ich nicht das Vergnügen, ihn zu sehen; wir werden aber 
noch einmal während der Reise Triest berühren, und da hoffe ich. 
einen Tag bei ihm zu verleben. Ich sah übrigens noch die B. .. .'s, 
welche immerfort älter werden. Sonntag hatte ich auch die Er- 
laubniss. aufs Land zu gehen und unterhielt mich göttlich. Den 
Nachmittag machte ein Vapor des Lloyd eine Lustfahrt, zu der 
waren sämmtliche Marineofficiere geladen; wir tanzten auch am 
Dampfboot, da sehr viele schöne Damen die Lustfahrt mitmachten. 
Triest haben alle meine Kameraden und folglich auch ich sehr 
ungern verlassen, nun sind wir immer im Meere und kreuzen mit 
regnerischem Wetter und stürmischem Meere zwischen Rovigno, 
Pola und Cap Promontore ; leider kommen wir heuer in keinen 
schonen Hafen. 

Nun will ich Euch etwas über meinen Dienst, mein Thun 
und Lassen, überhaupt meines >Ichs< an Bord, am Meere, wissen 
lassen. 

Wir sind in acht Cadetteii.**) die den Dienst der Fregatte ver- 
richten, er ist also nicht sehr beschwerlich, da wir nämlich drei 
Wachen bilden; wir sind also vier Stunden auf der Wache und 
acht Stunden frei, und dies geht Tag und Nacht, bei Sturm und 
Wetter, so lange man in See ist, fort ; wenn commandirt wird, so 
wiederholt er***) das Commando am Yordercastell und besorgt die 
Pünktlichkeit des Manövers hier, wo im GegentheÜe der wach- 



*) Bruder Hermann, Sohn 3us der 
••) »Siamo in ottoU 
***) Nämlidl d« wachhabende Cadel. 



len Ehe d«s Vat 




habende Officier am Hintercastell es thut; übrigens muss er die 
Reinlichkeit, die Ordnung eto. am Schiffe beaufsichtigen und er- 
halten; dann muss er endlich alle nautischen und astronomischen 
Berechnungen täglich machen. Dies ist in Kurzem mein Dienst; 
ich befinde mich dabei recht glücklich und zufrieden, besonders 
aber, wenn ich nach der Wache in der Batterie in Gesellschaft .... 
(Fortsetzung und Schluss fehlen.) 

Ucier Senel. 35. AuguM 1847. 

Theuerste Mutter! 

Letzten Sonntag ward ich zum Commandanten zum Essen 

\ geladen, der Director war ebenfalls hier und unter Anderem fira^e 

' er mich, ob ich um den Urlaub schon eingekommen sei; nein, 

war meine Antwort; er sagte mir alsdann, dass Ihr beim Marine- 

Obercommando in Venedig einkommen sollt, und zwar so schleunig 

I als möglich. In diesem Augenblick erzählt mir ein Kamerad, dass 

' eine Brigg der Escadre nach Pola detachirt wird, um Depeschen 

abzugeben und wieder welche zurückzubringen; ich beeilte mich, 

diesen Augenblick für diese Angelegenheit zu benützen und so 

> den wohlmeinenden Rath meines Directors so bald als möglich 

I auszuführen. Die Bittschrift wird, deutsch aufgesetzt, am besten 

f aufgenommen; übrigens ist sie ganz kurz, die Gründe können 

I meine zwei Jahre lange Abwesenheit und Familienangelegenheiten 

I M. dgl. sein. 

Letzthin erhielt ich Deinen Brief, welcher mir wieder grosse 

I Freude brachte; ich bin im besten Zustande, die See schlägt mir 

1 recht gut an, es sind schon zehn Tage, dass wir vor Pola herum- 

l.kreuzen. Ich habe sehr gute Kameraden und Freunde hier ge- 

vfunden, und die Officiere sind sehr höflich und freundlich. Meine 

PNachtwachen vergehen in Schwärmerei und lustiger Gesellschaft 

sehr schnell. Der junge Fürst Windischgrätz ist auch an Bord 

^ als Marinecadet, wir spielen hie und da eine Whistpartie zu- 

ksammen, er ist ein guter Bursche, nur etwas hochgelehrt und kein 

• Seefuss", es wird sich aber schon geben mit der Zeit, Ich 

wdanke Dir, theuerster Vater, für Deine Gute, mir den Littrow 

fechon angeschafft zu haben, jedoch bevor ich nicht auf Urlaub 

Itomme, bitte ich, ihn mir nicht zu schicken, da wir mit dem Director 

noch Vieles machen und praktischer Unterricht und der Dienst 

mnsere Zeit einstweilen ganz ausfüllen. Es ist die höchste Zeit, 

heuerste Eltern, verzeiht mir meine Eile, und wenn ich bitten darf, 

beglückt mich recht bald mit ein paar Zeilen (nach Pola) und seid 

Iversichert der innigsten Liebe Eures Sohnes Max. 



Liebste Mutter! 

Gestern in der Früh kamen wir in Triest an, nach einer nicht 
besonders angenehmen Fahrt, wir hatten fast immer Regen und 
Sturm; doch jetzt sind wir endhch mit diesen langweiligen Manövern 
am Ende und morgen Abend reisen uir auch schon mit einem 
Transportschiffe nach Venedig und in acht Tagen hoffe ich den 
Eid gethan zu haben und die angenehmste Landreise zu unter- 
nehmen. 

Ich fand Mani, Jenny*) und den Kleinen recht gesund und 
wohlauf; morgen werde ich bei ihnen speisen und den Tag am 
Land zubringen, da mich heute die Wache traf und ich nur für 
wenige Augenblicke ans Land gehen konnte. 

In Venedig erwarten uns grosse Festlichkeiten, die wir den 
Gelehrten verdanken, über 1200 sind jetzt schon dort versammelt; 
ihnen zu Ehren wird die Regatta, Beleuchtung am Markusplatz, 
ein maskirter Reveillon und Ball und wer weiss was für andere 
Erquickungen für die schweren Berathungen, die sie hatten, ge- 
geben werden. Wenn Gröller's**) auch nach Klagenfurt kommen, 
so haben wir vor wenigstens etwas zu erzählen, denn von unseren 
Kreuz- und Querzügen ist rein nichts zu sagen. Es ist Zeit, dass 
ich schliesse, ich bin furchtbar müde von der heutigen Wache 
und es ist schon Mitternacht längst vorüber und um 4 Uhr Früh 
muss ich wieder auf das Verdeck, die M'ache bis 9 Uhr fortsetzen, 
um welche Zeil mein Kamerad mich ablösen wird; also adieu! 
Auf recht baldiges Wiedersehen 

Dein aufrichtigster Max. 

Nach Ablegung lier Schlusspriifungen im Harinecollegium waren 
M. V. St. und seine Classenkameraden in provisorischer Diensteseigenschaft 
an Bord der Fregatte Bellona eingeschifft worden, wo sie Dienst als Marine- 
cadetten leisteten, ohne vorerst noch zu solchen ernannt, assentirt und be- 
eidet worden zu sein. Dieser Act erfolgte erst nach Beendigung der Uebungs- 
reise zu Venedig am 20- September 1H47. von welchem Tage an M. v. St 's 
~ ' ' t zu zählen begann, welche sich über mehr als ein halbes Jahrhundert 

erstrecken sollte. 

Die Festlichkeiten, welche in Venedig im September 1847 stattfanden, 
galten den aus allen Staaten Italiens zur Abhaltung eines »Congressesi ver- 

nie, geb. Freiin v. Dickmann, Gallin des Halbbruders Hermann (Mani). 

t die Familio des Gnstav RitlEr v. Gröller, Claüsenkiimcradcn M. t. St.'s. 

ler errvichle die Charge eines LinicnschifTs-Capitäns, comraaDdirte im 
Jahre 1867 den Daropfer Elisabeth in den mexikanischen Gewässern und im Jahre IÖ66, 
bei Lissa die Panierfregaue Kaiser Max: wurde mit der Krieg sdecoralion des Bitter» 
kreuze s des Oeslerreichi?ehen Leopnld -Ordens ausgezeichnet, f im Ruhestände n 
Ealdramsdorf in Kärnlcn am 10. Jänner 1894. 



Mnrinecndet, ^7 

sammdtL-n Gelehrten. Am 13. September war der Congreis, der neunte in 
der Reihe dieser seil 1838 abwechselnd in Italiens grossen Städten statt- 
gehabten Versammlungen, eröffnet worden. 

Feldmarschall-Lieutenant Graf Zieh y, der unglücltliche Militärgouveraeur 
Venedigs zu jener Zeit, glaubte diesem Congresse den Hauptantheil an dem 
Uebergreifen der nationalen Bewegung nach Venedig und an dem endlichen 
Abfall dieser Stadt und Provinz vom Kaisersiaate zuschreiben zu sollen. 
(Vergleiche: Geschichte der k. k. Kriegsmarine, lU, Theil, Band 1, 1848 und 
1849, S. 40—49; auch Anatole de la Fori;e, Hntoin dt la ü/publigue 
dl Vtnist sous Manm. 

Venedig, den (?) Scpicmber 1847. 
Liebste Eitern! 
Seit dem 20. 1. M. bin ich zum Marinecadetten ernannt worden 
und gestern habe ich zur Fahne 'j^eschworen, und ausser dem. dass 
ich endlich mein Ziel er- 1 


reicht habe, ist mir das 
grosse Glück eines Ur- 
laubes von zwei Monaten 
zu Theil g-eworden, also 
bald werde ich Euch um- 
armen können und nach 
zweijähriger Abwesenheit 
in mein so theures Klagen ■ 
fürt als SelbstständigiT 
zurückkehren. 

Ich bin seit vor- 


l^d ^.^^fl^T* 


ä 




1 


gestern Nachmittag in 1 
Venedig, meine Reise war nicht schön, nicht amüsant, aber den- J 
noch ist mir mein Fach immer lieber geworden. Ich wollte Euch , 
gleich nach meiner Ankunft Nachricht geben, jedoch kamen wir spät 
an. und gestern war's mir nicht gegönnt, denn von früh Morgens bis 
Abends war ich mit den Visiten bei den Stabsofficieren beschäftigt. 
Dennoch versichere ich, dass ich Euch schon sehr früh schreibe, 
nämlich es ist '/,4 Uhr und (J Minuten, eben bin ich vom Fenice 
Veglibne gekommen, und da ich meiner Schuld halber ausgesperrt 
bin. schreibe ich Euch noch von mir und von dem brillanten Venedig. 
Ich wohne bei einem anderen Kamera-den, was mir sehr lieb ist, denn die 
Quartiere sind sehr, sehr theiier. und den Pass habe ich noch nicht 
erhalten, und ich befinde mich bei einer sehr charmanten Familie. 
Da ich erst vorgestern angekommen bin. so verlor ich zwar einige 
Unterhaltungen, deren bleiben mir aber noch manche; am Abend 
meiner Ankunft ging ich ins Theater Fenice, wo die Oper Giovanna 
d'Arco recht gut aufgeführt wurde, den verflossenen Abend ging ich. 



MBTinecadet 



wie ich schon erzählte, zum Veglione undg-enoss eines dcrgrossartigsten 
Spectakel. Heute Xacht wird am Canal Grande Fresco Fahrt mit 
Musik und grossem Getümmel sein, also fehlen uns nicht im min- 
desten die Unterhaltungen, deren wir als Zöglinge und besonders 
während unserer Einschiffung gänzlich entbehrten, 

Theuerste Eltern, nun umarme ich und küsse Euch sowie die 
lieben Schwestern. Euer aufrichtiger Max. 

VcnediB. äea 28. Novrmber 1847. 
Liebste Eltern! 
Ich bin glücklich gestern nach Mitternacht hier angekommen. 
Ich machte meine Dienstvisiten, und ich bin auf die Fregatte 
Bellona bestimmt, Montag werde ich mit dem Dampfboot nach 
Triest abfahren, werde mich dort' einige Tage aufhalten, um mit 
dem Lloyd nach Pola zu 
kommen, welcher nur ein- 
mal in der Woche diese 
Fahrt in dieser Saison 
macht, vielleicht bleibe 
ich sogar bis den künfti- 
gen Sonntag in Triest, 
immer besser als Venedig, 
denn hier muss ich im 
Gasthaus wohnen und dort 
nicht. Das viele Herum- 
laufen des heutigen Tages 
hat mich sehr ermüdet, 
ich habe aber heute auch 
meine erste Gage bezogen, und zwar 49 fl. 56'/b kr. für die zwei 
Monate October und November. Ich freue mich schon recht sehr, 
Venedig im Rücken zu haben. 

Morgen werde ich noch ins Arsenal gehen, wegen mehrerer 
Visiten und Reisegeschäfte, und dann werde ich meine Auf- 
wartung bei Culoz, Haan etc. machen, wieder ein penibler Tag; 
ich besuchte heute Petrich allein, der mich mit seiner angeborenen 
Höflichkeit und Freundlichkeit empfing und auf Sonntag zum 
Speisen einlud; er versprach mir übrigens ein Empfehlungsschreiben 
an Buratovich, meinen Commandanten; er lässt Dir und dem 
Vater seine Empfehlungen ausrichten, wie auch an Mina, die bei 
ihm und in Venedig überhaupt, so sagte er. grossen Beifall ge- 
funden hat. Ebenfalls Empfehlung an Tante Herberth. 

Während der Reise hatten wir gutes Wetter, jedoch schlechte 
Wege, kamen folglich sehr spät, gegen 4 Uhr, in Udine an, wo 




J 



Marinecadet. 49 

wir Übernachteten ; bis dahin hatte ich einen Hauptmann von Haug- 
witz zum Compagnon, seinen Namen kenne ich nicht, jedoch schlecht 
und schnell ausgesprochen lautet er wie »Gewehraus«,*) ein char- 
manter Officier. Jedoch von Udine bis Venedig hatte ich recht 
dumme Italiener zu Gefährten, welchen ich aus Langweile und 
Bosheit rechte Bären anhängte, so dass sie mich für einen Welt- 
bereisten und weiss Gott für was alles noch hielten. 

Von Tarvis und noch etwas früher an bis zur Grenze war 
alles in Schnee gehüllt, kaum aber im Venezianischen Boden an- 
gelangt, schien schon die Sonne, und zwar noch sehr warm; das 
Wetter ist hier noch sehr schön und warm. Da heute Freitag ist, 
so War kein Theater, anstatt dessen sitze ich an einem Tischchen 
und erhole mich von den Strapazen des heutigen Tages, indem, 
ich Euch, meine Theuersten, einige Zeilen schreibe. Oper ist gegen- 
wärtig keine, folglich die Fenice geschlossen, jedoch sagt man mir, 
dass sehr gute Komödie ist, dies werden wir morgen sehen. Be- 
sondere Bekanntschaften habe ich keine, also ist mir Venedig etwas 
langweilig und folglich sind Pepi und ein gewisses Fräulein vom 
Casinoball die Einzigen, die mich bezaubern, und den Vater werde 
ich bitten, einen rechten, ordentlichen Kuss meiner lieben Pepi zu 
geben, ei! was sag ich! Meiner Pepi!**) Sie wird wohl jetzt den 
abwesenden Max durch den anwesenden Carl***) sich ersetzen, ja 
so geht's auf der Welt, alles verkehrt, doch was machen, et vuol 
pazienza in questo mondo . . 

Es wird schon sehr spät für mich, denn ich bin sehr müde,: 
11 Uhr hat es bereits geschlagen, darum adieu, eine recht gute 
Nacht. Tausend Küsse an die liebe Mathilde und Mina, an Carl und 
Otto, an Caroline!) meinen Handkuss und dem lieben Güntherft) 
ein leises Zwickbusserl. 

Es umarmt und küsst Euch, meine theuersten und liebsten 
Eltern, Euer Euch mit ganzem Herzen liebender Sohn 

Max. 

PS. Liebste Mutter! Ich bitte Dich recht innig, vergiss den 
»Steierischen« nicht und sende ihn an Lutteroth! Adieu. 



*) Wahrscheinlich Hauptmann Rudolf Severus, Commandant der Cadetten-Com« 
pagnie zu Mailand. 

'*'*) Josefine von Fladung, Freundin der Schwestern St. 
***) Bruder Carl, aus des Vaters erster Ehe. 

t) Caroline, geborene Freiin v. Dick mann, Gattin des Bruders Otto. 
tt) Sohn Ottos und Carolinens. 



;, den 28. November 1817. 



Liebste Mutie 



Vor meiner Abreise nach Pola muss ich Euch doch etwas 
von meinem Leben in Venedig schreiben, da ich auch erst dort 
mich wieder zum Schreibtisch werde setzen können. 

Ich befinde mich recht wohl, aber auch schon recht ennuyirt 
und wünsche mich schon recht sehr auf die Bellona, es gibt 
jedoch keine besondere Hoffnung; für mich, diesen Fasching in 
Athen oder überhaupt 
in der Levante mitzu- 
machen; auch gut, die 
Unterhaltung wird mir 
auch in Pola unter guten 
Kameraden und Freun- 
den nicht fehlen, ich 
werde also auch mehr 
Studiren und weniger 
ausgeben. 

Martini wird mit 
grosser Spannung er- 
wartet und gowÜTischt, 
da mit seiner Ankunft 
Marinovich, dereinst- 
weilen seine Stelle ver- 
tritt, wahrscheinlich und 
hoffentlich untergehen 
wird, und zwar zum 
Besten für die Marine 
und uns Alle; man sagt, 
dass die Fregatte Bel- 
lona ihn alsdann zum 
Chef bekömmt; zum 
^^ Glück ist er kein echter 

^^k Marineur (wie auch Andere!), da er sich vor Sturm und Wind 

^^M fürchtet, und so wird er am Schiff ein anderer Mensch, 

^^H Meine Kameraden erwarten mich mit Sehnsucht und ich werde 

^^H mich in ihrer Mitte recht erfreuen; ein Einziger geht mir nicht 

^^H recht zu Gesicht, sonst könnte ich mir keine bessere Einschiffung 

^^H wählen (au.sser in die Levante), Vom vortrefflichen Petrich er- 

^^M halte ich noch ein Empfehlungsschreiben an Buratovich. meinen 

^^H Commandantcn, und hoffe Ich durch gute Aufführung und Dienst 

^^m mich späterhin selbst empfehlen zu können. Heule speiste ich bei 



B^^^l' dK.'';; 


1 

1 



ihm recht angenehm und lustig', später ging ich zu Culoz. wo ich 
Alles reconvalescent antraf, besonders aber ihn; ich blieb längere 
Zeit und verplauschte bei ihm die Theaterstunde, Jetzt geht es 
ihnen schon leidlich gut, Ida sieht auch nicht schlecht aus. Carletto 
ist zum Regimente einberufen worden, was alle recht sehr schmerzt, 
obwohl er, unter uns gesagt, auch hier im Rufe eines Lumpazi- 
vagabundus steht. Alle lassen Euch schönstens grüssen, und Ida 
sagt mir, dass Mathildchen ihr schon lange ein Briefchen schuldet; 
ich entschuldigte sie, und sagte, mein Spigizchen wäre allzu sehr 
mit mir beschäftigt gewesen, worauf sie -der gute Ma:^' antwortete, 
was mich ausserordentlich schmeicheln würde, wäre es nicht ihr 
Sprichwort. Als ich wieder fort war von ihnen, ging ich auf den 
Markusplatz, fand einen guten Kameraden nach meinem .Sinn, und da 
es schon VjlÖ Uhr war, so gingen wir anstatt ins Theater zu mir 
nach Hause, nämlich alla Luna. wo wir recht herzlich von Moriz 
sprachen und dazu rauchten. Der Gute heisst Sernütz und ist in 
Zara zu Hause, wo er jetzt auf Urlaub war und den Moriz kennen 
lernte, da er in Sernütz' Haus sehr bekannt ist. '/i^ Uhr schlug es 
und er verliess mich, worauf ich mich noch zum Tisch setzte, um 
Euch noch ein paar Zeilen zu schreiben. Gestern war ich im Theaten 
wo die Oper Ildegonda aufgeführt wurde; ich unterhielt mich hier 
recht leidlich, ging nachher noch mit guten Freunden soupiren und 
dann zu Bette. Heute Vormittag bat ich den kleinen Gröller zu 
mir aus, der Kleine studirt gut, ist jedoch noch sehr »GrÖUerisch". 
Bald hätte ich eine Visite bei Stahlberg vergessen; Adelheid war 
sehr betroffen, als ich von meiner schnellen Abreise erzählte; sie 
hoffte, mich diesen Cameval in Klagenfurl zu sehen und mit mir 
zu tanzen; ich würde es auch gewünscht haben, wenn der Gedanke 
nur möglich wäre, zwar nicht wegen ihr, sondern wegen Anderen. 

Mein Schatz, die liebe Pepi, kann getröstet sein, denn sie 
besitzt noch ganz ihren Schatz, mich nämlich. Die Venetianerluft 
hat mich ihr noch ganz getreu bewahrt. 

Morgen werde ich den Vormittag ganz Dienst sein, und 
Abends 10 Uhr werde ich das langweilige Venedig verlassen und 
Mittwoch Früh werde ich von Triest aus nach Pola mit dem Dampf- 
boot abfahren. 

Nun adieu, ich glaube, einen langen Brief und dumm genug 
obendrein geschrieben zu haben. Bleibt recht wohl, theuerste, liebste 
Eltern, und beglückt mich mit einem Schreiben in Pola; einen herz- 
lichen Gruss und Kuss an Alle und gewiss nicht vergessen, auch 
; liebe Pepi. Euer Euch von Herzen liebender Sohn 



k 



Ma 



I 



PS. Ich werde wahrscheinlich das Vergnügen haben, Moriz 
diesen Fasching zu sehen. Einer oder der Andere wird nach Zara 
oder Pola auf ein paar Tage kommen, das wird eine Freude sein, 
den Bruder und Freund zu sehen I 

den 29. NoTembcr. 
Pelrich schickte mir zwei Empfehlungsschreiben, eines an 
Buratovich, das andere an Baron Bourguignon, Capitän am Bord 
der Bellona. Wenn Carl nach Venedig kömmt, so ersuche ich ihn 
innigst, den Petrich zu besuchen, er findet ihn Vormittag bis 3 oder 
4 Uhr im Bureau beim Arsenal oder Piazza di S. Maurizio zu Hause. 
Es wird Petrich sehr freuen, ihn zu sehen, und für mich auch für 
die Zukunft sehr vortheilhaft sein. Adieu, adieu! 

Linicnschiffscapitän Johann Ritter v. Marinovich, welcher in diesen 
Briefen erwähnt wird, war zu Ende des Jahres 1847, nachdem die Marine- 
Obercommandanten Erzherzog Friedrich und Viceadmiral Graf Dandolo 
schnell nacheinander gestorben waren, als rangsäitester Officicr der Kriegs- 
marine deren provisorischer Chef. In unmittelbarer Diensteseigenschaft stand 
er dem Venetianer Seearsenale als Commandant vor. Er fiel am 22. März 
1848 als Opfer des Aufstandes der Civilarbeiier dieses Arsenals. 

Marinovich galt als unbeugsam strenger, vielleicht selbst als harter Vor- 
gesetzter.*) Für sein Geschick als Seemann und seine Eigenschaften als 
Soldat spricht die Thatsache laut genug, dass er es war, welchen man für- 
wählte, um den jugendlichen Erzheraog Friedrich in den activen See- 
dienst einzuführen; bei Saida und St. Jean d'Acre stand Marinovich dem 
Erzherzog zur Seite. 

M. St. 's Ausspruch über Marinovich als Schiffscommandant ist als das 
Echo der Stimmung anzusehen, welche damals (sowie zu allen früheren und 
späteren Zeiten) das Urtheil der frischen, stürmischen Jugend über die be- 
sonnene, auf Erfahrung basirende und von schwerer Veranlworlung djctirie 
Handlungsweise der Schiffscommandanten bestimmte. 

Bemerkens wer th und von historischem Werihe ist es hingegen, dass 
dieser Brief M. St.'s zu beweisen geeignet ist, dass die Berufung eines 
k. k Generals des Landheeres zum Obercommandanten der Marine 
kenerlei Unmuth hervorrief, es also auch in den Kreisen der Jugend nicht 
an Verständniss für die bestandene Zwangslage gefehlt zu haben scheint. 

Pola, am 3. Deeember 1847. | 

Liebste Eltern! 
Der dritte Abend ist nun da, den ich am Bord der Bellona I 
zubringe, und erst heute komme ich dazu. Euch von mir Nach- 
richten zu ertheilen. Ich befinde mich wohl und zufrieden und bin 
nun ganz gemächlich auf meinem Zimmerchen, welches um kein 
Haar länger als meine Bettatätte und nicht breiter als 5V, Schuh 

*) Vgl. die Geschichte der Kriegsmarine, III., I. Bd., S. 71, wo anter AnJcrem 
(5. 73) der Ausdruck >al1gcmeiaei Haas geeen Marinovich- ic eiDcm amlK 
Schriftsiückc vorkommt. 



Msr 






ist. \och habe ich nichts in vollständig-er Ordnung, aber bald 
sollt Ihr eine vollständig:e Beschreibung von meinem Zimmerchen 
haben, es wird sehr hübsch sein, denn ich werde es auch mit 
Bildern ausstaffiren, und des Vaters Porträt soll auch in einer 
Goldrahme darinnen vorsiuen. Um 8 Uhr bin ich von der Wache 
abg'elost worden, um morgen in der Früh 4 Uhr wieder bis 9 Uhr 
aufzuziehen. Um 9 Uhr trete ich von der Wache ab und bin dann 
24 Stunden frei, um dann 24 Stunden von Corvie zu sein, dann 
wieder 24 Stunden von der Wache u. s. f. Ich ging erst Dienstag 
von Venedig ab, da das hohe Meer dem Dampfbool am Montag 
die Abfahrt unmöglich machte. Mittwoch um 6 Uhr waren wir 
schon in Triest, und um 7 Uhr war ich schon auf dem anderen 




Dampfboot, um nach Pola, meinem Bestimmungsorte, zu fahren, 
wo ich um 4 Uhr Nachmittags ankam. Ich hielt mich leider gar 
nicht in Triest auf und kann also gar nichts vom kleinen Lothar,*) 
noch von den Anderen Euch schreiben, was ich doch so sehnlichst 
wünschte. 

Mein Aufenthalt in Pola, obwohl nicht von der grössten An- 
nehmlichkeit begleitet, wird mir doch lieb sein. Ich bin unter 
guten Kameraden, etwas grantigen Officieren, aber doch guten 
Leuten, dann habe ich das Vergnügen, Musik studiren zu können, 
denn es sind drei andere Herren, welche Musik sehr gut verstehen 
und Quartette singen, dazu geht ihnen Einer ab, und den werde 

•) Erstür Sohn des Brudcr5 Hermaiin. 



54 Marineradel. 

ich ersetzen. Freilich geht mir hier eine Pepi ab, was will ich 
aber anfangen, als ihr ffetreu zu bleiben, was immer mein Wunsch 
ist, denn schwerlich findet man hierzulande eine andere Pepi. Ich 
tröste mich mit dem Gedanken, bald wieder in Klagenfurt zu sein, 

Gröller leistet mir viel, sehr viel Gesellschaft, und da er- 
zählen wir uns immer gegenseitig von Klagenfurt und unterhalten 
uns auch recht gut. Wir haben uns lieb, er kennt Euch, also ist 
es auch natürlich, dass wir immer etwas Angenehmes zusammen 
plauschen können; morgen bin ich auf sein Schiff zu Mittag ge- 
laden, ich freue mich schon darauf. Bis jetzt habe ich noch nicht 
viel gelesen noch studirt, und es wird noch ein paar Tage dauern: 
leider ist mein Zimmerchen nicht ausgemalt, der Tischler, der 
Schlosser müssen noch darinnen arbeiten, und da ist denn keine 
Möglichkeit vorhanden, aber sobald Alles in Ordnung sein wird, 
da wird das lustige Leben angehen, da ich das Jetzige das lang- 
weilige nenne; denn nichts ist mir lästiger als die gegenwärtige 
Unordnung. Doch es ist genug Unsinn zu.sammengeschwaizt, ich 
hoffe, nächstens ein paar Zeilen zu erhalten, die Adresse ist un- 
fehlbar: A Monsieur M. d. St.. Cadet au bord de la Fregatte 
Bellona ä Pola. 

Das Wohlbefinden des guten Vaters will ich nicht bezweifeln, 
und gewiss wird er, wenn es ihm die Zeit erlaubt, mich darüber 
selbst mit ein paar Zeilen versichern. Lebt wohl, theuerste Eltern, 
mein Alles, und gedenkt Eures Euch aufrichtig liebenden Sohnes 

Max. 



Pol», am a Jänner 1B48. 

Theuerste Eltern! 

Sehr erfreute mich, liebste Mutter, Dein letztes Schreiben, 
urasomehr, da ich eines schon seit mehreren Tagen erwartete. 
Deine angenehmen Neuigkeiten machten mich lustig und ersetzten 
mir dreifach mein langes Warten. 

Du willst etwas von meinem Leben wissen, ein ganzes Buch 
könnte ich davon vollschmieren (verzeih mir diesen derben 
Ausdruck), Einiges wird Euch vielleicht unterhalten, darum will 
ich auch davon erzählen, was überflüssig ist, überspringt es. wenn 
leider nur nicht Alles übersprungen wird, so bin ich schon zu- 
frieden. 

Mein Dienst verlangt, dass mein Thun und Lassen in drei 
verschiedene Tageseintheilungen getheilt wird. Ich bin nämlich 
einen Tag frei, den nächsten folgt kleiner Dienst, und den dritten 
Tag bin ich auf der Wache. 



An einem freien Tag wird in meinem oder meines Kameraden 
Pokorny") seinem Zimmer von 9 Uhr (Stunde, zu welcher ich 
von der Wache abgelöst werde) bis 10^11 Uhr geplauscht, ge- 
raucht und iustig gelebt, dann gehl Jeder zu seinem Geschäfte, 
und ich geh' oder bleib' allein auf meinem Zimmer, wo ich mich 
dann dem Studium widme bis zur Mittagszeit, das ist bis 2 Uhr; 
nach dem Essen wird fast immer, wenn ich vom kleinen Dienst 
oder frei bin, wieder auf mein Zimmer gegangen, wo ich schwarzen 
Kaffee koche, und wir da recht lustig von unseren Angebeteten 
discuriren. Diese Discurse sind sehr angenehm, denn Jeder weiss 
mehrere Abenteuer zu erzählen und herauszusch mucken. Leider 
ist Pola das kleine Pola, und so werden uns die Abenteuer bald 
ausgehen. Nachdem die Nachmittagssitzung aufgehoben ist, wird 
gewohnlich ans Land gegangen. Jedoch keine grosse Unterhaltung 
erwartet uns am Land, hier wird spazieren gegangen, und wenn 
auch die Bora droht, Einen wegzutragen, wenn's nur trocken ist. 

Gegen 6 Uhr begebe ich mich mit meinem getreuen Pokorny 
zu P . . ., wo sich noch mehrere Andere einfinden, und wo dann der 
Abend in Gesellschaftsspielen und anderen Dummheiten zugebracht 
wird, und gegen 8 oder 9 Uhr kommt ein Boot vom Schiffe, um 
uns heimzuführen. Ein längerer Aufenthalt am Lande würde uns 
vor langer Weile tÖdten. Jedoch, ä propos, eine kleine Beschrei- 
bung der Familie P . . . 

P . . . ist der Grossliändler von Pola, er hat von allem Mög- 
lichen, braucht man aber etwas, so findet er's nicht. Die Familie 
besteht aus seiner Gattin, welche nicht weniger als 19 Kinder 
hatte, wovon aber nur drei Töchter und ein Sohn am Leben 
blieben. Die älteste Tochter ist verheiratet, die Schönste, aber 
eine G . . ., die anderen zwei sind nicht übel, sehr kokett, jedoch 
haben sie keine besondere Erziehung und sind folglich auch nicht 
viel werth an geistreicher Bildung (so J peu pris sind im Allge- 
gemeinen die Fräulein von Pola geschildert). Die Mari neoffi eiere 
sammeln sich dennoch meistens hier, weil man hier seine Cigarren 
ungestört rauchen und ungenirt kommen und gehen kann. 

Fortsetzung und Schluss fehlt. 

Unter M. Sl.'s und Pokorny's -Zimmer, sind hier die Schiffscabinen 
zu verstehen, die ihnen an Bord ihrer Fregatte (Bellona) zugewiesen waren. 
Die seil den Märzereignissen des Jahres 1848 sehr reducirten Stäbe der 
k. k. Kriegsschiffe machten es möglich, auch den Cadeiien eigene Cabinen 
zum Bewohnen zu überlassen, worauf nur die (Jfficiere und im Range Gleich- 

Viceuctmirals nod starb im Ruhealande lU 



56 Marinecadet. 

gestellten Anspruch hatten, während die Cadetten gemeinschaftlich, ohne 
Rücksicht auf ihre Anzahl, einen bescheidenen Messraum innehatten, im 
Banjerdeck in Hängematten schliefen und ebendaselbst in Kisten ihre Hab- 
seligkeiten verwahren mussten. M. St. war damals, wie der Kriegsmarine 
überhaupt, eine deutsche Nomenclatur noch gänzlich fremd; er übersetzte 
einfach ^camerinon mit »Zimmer« und hätte nicht Banjerdeck, Hängematte, 
Kiste, sondern sicherlich frischweg corridor, branda und casson geschrieben, 
nämlich die damals allgemein, auch bei Gebrauch der deutschen Sprache 
üblichen Ausdrücke. 

Pola, am 17. Jänner 1848. 

Liebste Mutter! 

Mein letzter närrischer Brief wird Dich hoffentlich meines 
Wohlseins überzeugt haben, dennoch bitte ich Dich, habe Geduld 
mit Deinem närrischen Seefuss, und wenn er so lange nicht ge- 
schrieben hat, verzeih es ihm, es wird nicht zum zweitenmale 
geschehen, übrigens ist er in Pola sehr gut aufgehoben, und nicht 
leicht kann mir ein Uebel zustossen bei einem so ruhigen, wässe- 
rigen Leben. vSonntag wollen wir einen Ball geben und somit dem 
Fasching zum erstenmale huldigen, meine Kameraden versichern, 
dass es sehr lustig und angenehm werden wird und dass über 
30 Mädchen erscheinen werden, wie es aber möglich sein wird, 
so viele Tänzerinnen herauszufinden, weiss ich noch nicht, nach 
meiner Ansicht muss da ein Wunder geschehen. Glück zu, je 
mehr, desto besser! 

Vielleicht gibt es sich, dass Eine darunter wenigstens etwas 
heisst und Ernst von Spass zu unterscheiden weiss. 

Unsere politischen Nachrichten sind ganz friedlich, wir leben 
überhaupt ein ganz ruhiges und über auswärtige Angelegenheiten 
ganz unwissendes Leben fort, da weder Zeitungen noch was An- 
deres uns darüber benachrichtigen. 

Was meine Studien betrifft, so sehe ich jetzt viel lieber als 
im Collegium die Bücher und studire auch viel mehr, nur im Eng- 
lischen hinkt es noch, aber es wird hoffentlich auch in diesem 
einmal besser werden. Vor ein paar Tagen hörte ich, dass es hier 
einen Musikmeister gibt, und gleich morgen will ich mit ihm 
sprechen, um so bald als möglich von ihm im Singen Unterricht 
zu erhalten. Was macht der kleine Günther, Bertha und Alle, 
Alle meine Lieben, welche ich vom Herzen grüsse und küsse. 

Pola, den 5. Februar 1848. 

Liebste Mutter! 
Dein letzter Brief machte mir die grösste Freude. Den 
guten Moriz*) avancirt zu sehen, war immer mein einziger Wunsch, 

*) Bruder Moriz war vom k. k. Rcgimentscadetten im 22. Tnfaiiterieregimente zum 
Untcrlieutenant befördert worden. 



57 



ich erhielt auch von ihm ein kleines Schreiben, welches sein Glück 
und seine Zufriedenheit deutlich beweiset. 

Die jetzigen Unruhen werden immer grösser und bedenk- 
licher, selbst der ruhige Venezianer folgt dem Beispiele der tollen 
Mailänder. Gestern ist ein Befehl vom Obercommando an die 
Fregatte abgeschickt worden, damit die ganze Escadre sich in 
Bereitschaft halte, zu jeder Stunde unter Segel zu gehen; noch 
wissen wir aber nicht wohin, aber wahrscheinlich kommen wir 
nach Ancona oder Palermo. 

Wir sind alle sehr froh, endlich von Pola erlöst zu werden. 

Ein furchtbarer Sturm, welcher besonders am Eingange des Hafens 

wüthete, warf ein Trabakel an die Küste, wo es scheiterte. Vor- 

li^testem ging ich mit der Schaluppe der Fregatte nachsehen, ob 




noch etwas zu retten wäre; ich traf zwei Meilen längs der Küste 
das Schiff injtausend und tausend Stücken und drei Matrosen todt 
liegend; der Anblick war schauerlich. 

Mehrere Mercantilmatrosen, welche sich auch dort einfanden, 
erkannten unter den Todten Vater und Sohn und erzählten mir, 
dass sie dieses Schiff" kennen, da es ihren Landsleuten gehörte, 
und dass neun Personen darauf waren, worunter der Patron mit 
drei Söhnen. Von allen neun ist kein einziger gerettet und sechs 
Leichen nicht gefunden. Es kam von Marseille in die Heimat 
zurück, und zwei Tage vor der ersehnten Heimkehr fanden diese 
armen Matrosen, wer weiss nach wie vielen fürchterlichen Stunden, 
den Tod in den Wogen. 

Fürchterlich ist unser Los, jedoch erhaben! 



M 



MRifttecBrlet, 



Gestern erhielt ich den letzten Band von Bobrik's Schiffahrts- 
kunde. Es ist ein ausgezeichnetes Werk und mir sehr nützlich, 
viele anjjenehme Stunden werde ich mir mit diesen Wissenschaften 
verschaffen. 

Nun adieu, ich bin noch für einige Stunden frei vom Dienste 
und da will ich noch mehrere Briefe schreiben und auch etwas 
aufs Land spazieren gehen, da wir heute das schönste Frühlings- 
wetter haben und ich schon drei Tage nicht am Land war. — — 

Pol», den 10. Februar 181S. 
Theuerste Mutter! 

Eben komme ich von der Wache und, da mich der Schlaf 
nicht sehr plagt, bin ich noch einige Minuten bei Dir. 

Heute ist das Avancement von zwei meiner Vorderleute ge- 
kommen, also bin auch ich in der kurzen Zeit von vier Monaten 
um zwei Plätze vorgerückt und bin nun der zwölfte Schiffscadet 
zum Avanciren; sehr lang kann es nicht dauern, dass ich die 
Epaulettes auch aufhisse, 1 '/* Jahre noch und ich werde mich Euch 
als Marineofficier vorstellen. Die jetzigen Zeiten sind etwas kritisch 
und sie werden es von Tag zu Tag mehr. — Mehrere altadelige 
Familien aus Mailand, worunter die Gonzaga. wie auch aus Venedig 
sind wegen politischer Angelegenheiten in Verhaft verfallen, und 
wie man vermuthet. wird ihnen der Spielberg zur Behausung 
dienen. In Sizilien ist Alles in Verwirrung, Unsere Fregatte 
Guerriera ist bereits dahin abgegangen und vielleicht, wenn Du 
diesen Brief erhalten wirst, wird auch die Bellona mit der 
Escadre in hoher See sein. Niemand wünscht es mehr als ich und 
mein Pokorny, wir bauen uns schon Luftschlösser und Gott weiss, 
was Alles noch! 

Wenn ich in die See steche, werde ich Euch gewiss die Be- 
stimmung etc. (wenn sie uns noch zur Zeit mitgetheilt wird) 
schreiben. 

Mit dem letzten Dampfboot erhielt ich aus Triest den Wein, 
der ist gut, liebe Mutter, die ganze Welt ist ihn verliebt. Ich gebe 
jetzt kleine Soireen auf meinem Zimmer, wo wir uns recht gut 
unterhalten, und so ersetzt uns das Gemeinschaftsleben die kargen 
Unterhailungen des Polesaner Faschings, über den wir uns auch 
nicht sehr zu beklagen haben; wir tanzen jede Woche ein- oder 
zweimal, haben ein kleines Theater und die erste Liebhaberin ist 
eine sehr schöne junge Frau! ■ — Uebrigens ist das Wetter seil 
einigen Tagen wunderschön und so kann man reiten und auch 
spazieren gehen, um Polas Umgebung zu besehen, wir haben 
mehr Frühjahr als Winter. 



w 



Jedoch nun adieu, es ist 1 Uhr nach Mitternacht und morgen 
habe ich den Dienst. 

Die Briefe, welche sich aus jener Zeit erhalten haben, weisen hier eine, 
wohl auch durch die bewegten Zeitverhältnisse erklärbare Lücke von mehreren 
Monaten auf. Es ist schwer zu sagen, ob der nächstfolgende, von tiefem 
Schmerz getragene Brief der Mutler den Sohn gänzlich unvorbereitet traf. 

Am U. Mai (18481, 
Mein lieber Maxi 

Wo Dich die Wellen nun .schaukeln und wie spät Du auch 
die Nachricht erhältst, immer wird sie zu früh kommen — der 
beste der Väter, ja der Menschen ist nicht mehr! Er ist dahin- 
gegangen, ruhig und sanft, ohne Seufzer, umgeben von mir und 
seinen anwesenden Kindern; weh hat es mir gethan, dass er Euch 
(Abwesende) nicht mehr küssen konnte. Zwei Minuten, bevor er 
zu athmen aufhörte, hat er uns und die Enkel geküssl. aber oft 
hat er von Dir und Moriz, seinen lieben, guten Kindern, gesprochen, 
die ihm viel Freude machten — bleibt so, denket bei jeder Hand- 
lung, ob sie auch dem Vater Freude machen würde — ich habe 
Alles mit ihm verloren; meinen Freund in Kummer und Freude, 
die wir durch Sl) Jahre gethcilt haben; ich stehe auch am Ende 
meines Lebens, macht mir durch Eure Liebe und braves, recht- 
liches Betragen die Tage noch leicht ertragen, seid mein (Trost) 
in bitterstem Kummer! 

"Wir haben zwei Gypsabdrücke vom Vater machen lassen, 
und so werden wir seine edlen, sanften Gesichtszuge verewigt 
sehen. 

In St, Georgen ist er begraben. Wir sind gleich nach Krasto- 
witz gezogen; Otto kommt noch Montag zu uns heraus und bleibt 
den Sommer hier — Kerschbaumer ist auch hier, um die Geschäfte 
zu ordnen — möchte ich doch auch ein Lebenszeichen von Dir 
erhalten — Gott gebe, dass er mir durch Euch kein Unglück 
schickt!*) 

Moriz ist von Temesvar weg, um Unruhen zu hemmen — 
überall ist Krieg! — Lebe wohl, mein liebes Kind, da Du keinen 
Vater mehr hast, musst Du mich doppelt lieben. 

Deine Dich liebende Mutter. 

Den 29, April war unser Unglückstag, um 11 Uhr Morgens 
ist der beste der Menschen dahingegangen — am 1. Mai, seinem 
Geburtstag, ist er beigesetzt worden. 



■) Diese Bemerkune i 



i deulcn, dass Morif und Max 



6U Marinecadet. 

Eine Antwort M. St.'s auf diesen schmerzerfüUten Brief der Mutter hat 
sich leider nicht erhalten. Die Vermuthung, er habe anlässlich des Todes 
seines Vaters mit kurzem Urlaub das Elternhaus besucht, wäre irrig; im 
Gegentheile: sein diesfälliges Ansuchen wurde, der wirmissvoUen Zeitumstände 
wegen, abschlägig beschieden.*) Der Trost, wenigstens das erkaltete Antlitz 
des geliebten Vaters noch einmal zu sehen, der Mutter in ihrer schmerz- 
reichsten Stunde beistehen zu können, blieb ihm versagt. — Die Eindrücke, 
welche er durch diese Umstände empfing, verwischten sich nicht. In hohe 
Stellungen gelangt, äusserte der Admiral des Oefteren, dass Urlaube aus 
ähnlichen traurigen Veranlassungen — wenn nur irgend möglich — stets 
bewilligt werden sollen. 

Josef V. Sterneck hatte sein Lebensende nicht für so nahe gehalten; 
er fand sich zwar von den Beschwerden höheren Lebensalters keineswegs 
frei; aber seine geistige Frische behielt er bis zum letzten Augenblicke und 
die grossen Ereignisse des Frühjahres 1848 erregten seine vollste Auf- 
merksamkeit. 

Zeugniss hievon gibt der nachstehende Brief, welchen er an seinen 
Freund, den (ihm durch seine Ehe mit Therese Baronin Herbert ver- 
schwägerten) Geheimen Staats- und Conferenz-Rath, Kanzler des Ordens vom 
Goldenen Vliesse, Baron Pilgram, wenige Wochen vor seinem Todestage 
richtete. 

Klagenfurt, den 21. März 1848. 

Lieber Freund! 

Ich benütze die Gelegenheit, dass mein Sohn nach Wien 
kommt, um Dir doch zu sagen, dass Du von Klagenfurt ver- 
schwunden bist, ehe ich nur erfahren habe, dass Du da warst. 

Werde ich auch noch einmal die Freude haben. Dich wieder zu 
sehen ? Ich leide schon den ganzen Winter an einer Verschleimung 
der Luftröhre, verbunden mit Schlaflosigkeit, und wenn mir die 
Bäder von Gleichenberg und Gastein im Sommer nicht helfen, so 
muss ich wohl bald Abschied nehmen. Wenn ich die Zeitung jetzt 
lese, so schwindelt mir, ich weiss nicht, was davon die Wahrheit 
ist. Gebe der Himmel, dass wir den Gefahren eines Repräsen- 
tationssystems entgehen und nach deutscher Art und Sitte die 
Interessen aller Stände um uns versammeln, den hohen und den 
niederen Adel, den Bürger und den Bauer, den geistlichen und 
den gelehrten Stand, so dass jeder in der Minorität ist und nur 
durch gegenseitige Nachgiebigkeit die allgemeinen Wünsche zu 
erreichen sind. 

Noch einer anderen angenehmen Reform können wir ent- 
gegensehen, wenn die Zahl der Beamten vermindert und die Ueber- 
flüssigen im Schulfache untergebracht werden. Das Ministerium 
Martignac hat im Jahre 1829 bei 4000 neue Schulen errichtet, und 

♦) Aus der Vcrgleichung der Daten ergibt sich, dass M. St. — vielleicht durch 
den Bruder Otto oder auch durch einen (nicht mehr vorhandenen) Brief der Mutter — von 
dem nahe bevorstehenden Tode des Vaters benachrichtigt worden sein dürfte. 



Marinecadet. 61 

zwei Drittel der Kinder des Schulalters geniessen jetzt des Schul- 
unterrichtes in Frankreich. 

Auf diese Art könnt Ihr Euch auch einen Namen machen und 
den Civiletat noch um eine bedeutende Summe vermindern. Lebe 
wohl und glaube, dass ich oft an Dich denke als Dein aufrichtiger 
Freund Sterneck. 

Nicht allein in den Kreisen seiner Familie und der zahlreichen Freunde, 
auch in der ganzen Bevölkerung des Kronlandes, in welchem Josef von 
Stemeck sich durch seine Amtswirksamkeit die höchste Achtung und alle 
Sympathien erworben hatte, war die Trauer um den Dahingegangenen eine 
allgemeine. Trotz der sehr bewegten Zeitumstände ging das Ableben des 
— nicht mehr im activen Dienste stehenden — hohen Würdenträgers keines- 
wegs von der Oeffentlichkeit unbeachtet vorüber. 

Folgendes ist der Wortlaut des Nachrufes, welchen die Ferdinand 
Edl. V. Kleinmayr'sche Klagenfurter Zeitung (Intelligenzblatt Nr. 39 
vom 1. Mai) dem verstorbenen Freiherm Josef v. Stern eck widmete: 

«Am 29. April, Vormittags elf Uhr, hat Kärnten einen seiner 
edelsten Bürger, den Landeshauptmann Josef Freiherrn von 
Sterneck, verloren; er starb nach einer langwierigen Krankheit, 
deren Grund in einem organischen Leiden des Herzens gelegen 
ist. — Obwohl zu Prag geboren, gehörte er durch langjährigen 
Aufenthalt, Familienbande und vielseitiges Wirken unserer Provinz 
an ; er hing mit liebevoller Neigung an Kärnten ; Kärnten war 
die Heimat seiner schönsten Jahre, ihm widmete er seine besten 
Kräfte. Es liegt ausser der Absicht dieser Zeilen, einen Abriss 
seines reichen Lebens zu liefern ; hier möge nur angedeutet werden, 
dass ihm Kärnten manche treffliche Anstalt, zum Beispiel die 
Sparcassa, verdankt, und dass er allem Löblichen jederzeit freudig 
seine Thätigkeit widmete. Der Eifer für das, was er für erspriess- 
lich erkannte, mag in entfernteren Kreisen manchmal als Eigen- 
sinn ausgelegt worden sein, allein ohne Nachdruck und Ausdauer 
kann das Gute nur selten erreicht werden. Gerecht und höchst 
ehrenhaft in seinem Charakter, mild und liebenswürdig in seinen 
Sitten, kam die edelste Humanität bei ihm zur schönsten Blüthe. 
Man merkte seinem Umgange das lange, eifrige Studium der 
Classiker an ; seine Belesenheit in allen Zweigen des menschlichen 
Wissens war überraschend; noch in seinen letzten Lebenstagen 
sagte er, er habe sich viele Jahre dem Studium der Philosophie 
gewidmet und hoffe, daraus ruhige Fassung zum Sterben gewonnen 
zu haben. Und so trat denn sein Tod auch leise an dieses schöne 
Dasein, und friedlich, wie es gedauert, erlosch es. Am 1. Mai*) 

*) Nach Gotha-Taschenbuch 2. Mai ; ebenso auch nach Josef v. St.*s eigenhändigem 
•Datariunt vitae*.. 



62 Marlnecadet. 

wäre er 73 Jahre alt geworden — an diesem Tage wurde seine 
Leiche im Dorfkirchhofe zu St. Georgen am Sandhofe beigesetzt ; 
möge der Frühling der Ewigkeit ihm heiter beginnen! — Es war 
ihm auch noch gegönnt, vor dem Ende seines Lebens die 
neue Zeit der Freiheit für Oesterreich anbrechen zu 
sehen. Bis zu seinen letzten Lebensstunden nahm er an den Er- 
eignissen, die sich jetzt zusammendrängen,*) den lebhaftesten 
Antheil; die ehrende, dankbare Erinnerung der Wohlgesinnten 
ist ihm gewiss, uns aber bleibe der schöne Wahlspruch seines 
Lebens : 

Im Nothwendigen Einheit, Freiheit im Zweifelhaften 
Duldung und Liebe in Allem!» 

Baronin Sterneck scheint, einige Zeit nach dem Tode des Gatten, von 
Klagenfurt abwesend — vielleicht in Triest zum Besuche des Sohnes Max 
gewesen zu sein, darauf lässt der folgende Brief schliessen: 

Triest, den *29. Juni 1848. 

Theuerste Mutter! 

Recht froh bin ich. Dich wieder gesund in Klagenfurt ange- 
kommen zu wissen. 

Leider verliere ich hier in Triest die Tante;**) ich freute mich 
immer, wenn mein Dienst es mir gestattete, sie besuchen zu 
können. 

Es bleibt mir jetzt Mani allein zurück; sowohl er als Jenny 
befinden sich sehr wohl ; Lothar wird ein sehr hübscher Knabe. 

Noch bin ich immer nur functionirender Officier! Nach dem 
aber, was wir vom Obercommando erfahren haben, kann ich viel- 
leicht schon die nächste Woche Lieutenant sein; lange bleibe ich 
es aber so nicht, denn binnen einem Jahre komme ich Dich als 
Oberlieutenant besuchen. 

Einstweilen aber, liebstes, theuerstes Mütterchen, grüsst und 

küsst Dich Dein Dich aufrichtigst, innigst liebender Sohn 

Max. 

Es hat zu verschiedenen Zeiten in der k. k. Kriegsmarine die Ein- 
richtung bestanden, Seecadetten zu »Officiersdienstthuenden« (yfacendo 

*) Am 25. April 1848, vier Tage vor Josef Sterneck*s Tode, erschien die frei- 
heitliche Verfassungsurkundc, welche aus der Märzbewegung hervorgegangen war. Es ist 
sehr unwahrscheinlich, dass der dem Tode Geweihte noch die Freude geniessen konnte, 
die Verheissung einer schöneren Zukunft durch kaiserlichen Brief und Siegel bestätigt 
zu sehen. Dieser Freude hätte es wohl nur wcnijj Eintrag gethan, dass Josef Sterneck 
einer ständischen Verfassung den Vorzug vor den modernen Repräsentativ -Verfassungen 
gab. — Die Klag. Zeitg. war z. B. erst am 12. Mai in der Lage, die Verfassungsurkunde 
in deutscher und slovenischer Sprache zu veröffentlichen. 

**) Philippine Göschen, Schwester von M. St.'s Mutter. 



Marinecadet. 63 

funzioni^) ausdrücklich zu ernennen. Mit dieser Ernennung war die aus- 
schliessliche Dienstleistung auf Officiersposten , das Tragen des Officiers- 
dienstesabzeichens (der Feldbinde) und theilweise auch der Bezug der für 
Officiere normirten Gebühren verbunden. 

In dieser Eigenschaft machte M. St. auch an Bord der Brigg Trieste 
die Begegnung mit, welche die k. k. Escadre vor Pirano unter Kudriaffsky 
mit der sardinischen Flotte unter Albini hatte. — Max Stemeck war wach- 
habender Officier, als der Befehl zum Rückzug nach Triest überbracht 
wurde. Seine Eintragung in das Schiffsjournal wirft ein bedeut- 
sames Licht auf die feindliche Begegnung vom 22./23. Mai 1848. 
An Bord desselben Schiffes diente damals der Schiffsfähnrich Wilhelm von 
Tegetthoff. (Vgl. Geschichte der k. k. Kriegsmarine, IIL, I. Band, S. 230 
und 231.) 

Die Avancementshoffnungen, welche M. St in obigem Briefe aus- 
spricht, gingen zwar im Allgemeinen in Erfüllung, doch nicht rasch genug, 
um nicht auch Aeusserungen unmuthiger Ungeduld hervorzurufen. 



Subalterner Officier. 

Pola, 17. November 1848. 

Theuerste Mutter! 
Soeben ist im Tagesbefehl mir mein Avancement zum Fregatten- 
fahnrich angekündigt worden, ich beeile mich daher, auch Dir, 
meinem liebsten Wesen auf dieser Welt, es kund zu geben. 
Leicht wird Dir nun das Räthsel meines langen Stillschweigens 
aufgelost sein, da ich es schon seit langer, langer Zeit erwartete. 
Adieu, Dein Dich innigst liebender, aufrichtiger Sohn 

Max. 

Pola, am 9. Decembcr 1848. 

Theuerste Mutter! 

Lange, sehr lange habe ich Dich auf mein letztes Schreiben 
warten lassen, ich sehe es jetzt wohl selbst ein, aber was wird 
nicht der Mensch Alles, wenn er in seinen Hoffnungen getäuscht 
wnrd ! 

Schon seit vier oder fünf Monaten habe ich meine Beförde- 
rung erwartet, immer davon geschrieben, und erst jetzt kam sie; 
ich bin obstinat geworden, und leider hast Du, liebste Mutter, 
darunter gelitten; ein zweitesmal soll es aber nicht geschehen. 

Unter Anderem in Deinem letzten Briefe bedauerst Du, dass 
keiner von Deinen zwei Söhnen (Junggesellen verstehe ich, da 
Carl schon halb verheiratet ist) in Klagenfurt ist, da die drei 
Alexander Christallnigg'schen Fräuleins sehr jung, hübsch etc. sind 
— leider bin ich kein Courmacher mehr, ich bin ein ganz simpler 
»Seefuss« geworden in diesem langweiligen Pola — übrigens würde 
ich doch nicht Stand halten können . . . 

Wenn es mein Dienst und die jetzigen Umstände erlauben 
sollten, so komme ich vielleicht auf ein paar Wochen in das fried- 
lich einsame Krastowitz, und Du wirst staunen über die magische 
Kraft Polas, Leute langweilig machen zu können; zu meinem Glück 
macht mich diese Langweile nicht fett, ich bleibe, wie ich war, 
werde etwas grösser, wenn auch nicht viel, just um kein Zwerg zu 
bleiben; dass ich aber nicht fett werde, ist, glaube ich, nur der 
Brummbär (der Capitän des Schiffes) die Schuld — übrigens ein 



guter {mit Erlaubniss!) Kerl, 
zufrieden mit mir ist — — — 



niJ ich vermutlie, ilass er i 



Schlui 



fehlt. 



Max Stcmec-k befand sich zu jener Zeit an Bord der Cioetette *Sfinge.*) 
mit der k. k. Kscadre in Pola. Die Escadre kg H'ährend der Winterszeit 
unthälig in diesem Hafen; ihr L'ornmandani war (seit 1. Dccember) der aus dem 
Ruhestände am 21. Seiitember reaclivirte Contreadmirai Baron Sourdeau, 
welcher es sich sehr wenig angelegen sein Hess, die Schiffsbemannungen für 
den Kriegsdienst einzuüben nnd ihren Ceist zu heben. {Vergleiche Geschichte 
iler k. k. Kriegsmarine, III, ]. Hand, Xt. Abschnitt.) 

Der »Brummbär« — Max Siemeck's unmittelbarer Vorgesetzter — dürfte 
zu jener Zeit Kregaltenlieutenanl Peter Declich gewesen sein. 




Theuerste Mutterl 

Soeben habe ich einen Aufrenblick Zeit, um Dir kund zu geben, 
dass wir mit der Goelette -Sfinge- den l3. Morgens von Pola ab- 
gefahren sind und heute in Pirano angekommen, um uns hier durch 
längere Zeit als .Stationsschiff aufzuhalten. 

Wir haben leider einen schlechten Tausch gemacht; in Pirano 
gibt's lauter revolutionäre Gesichter und Gemüther, man scheut uns 
wie den Teufel, unser Aufenthalt wird also bei weitem sohlechter sein. 



vur ein kleines Fahizeu^ von 84 Fuss Länge, 21Vi Fuss Breile, 
iclio sechsptönrfigcn Kanonen und iwci einpfündigfti Spingnrden. 
US .'MI Mnnn. D.i5 Schiff war negcii 20 J.ihre all. 



60 Subalterner Officicr. 

Liebesg-eschichteii und Intriguen g-ibt's also hier keine. 
Adieu, theure Mutter, es küsst Dich Dein aufrichtiger Sohn 

Max. 

Pola, am 11. Jänner 1841». 

Liebe, gute Mutter! 

Ich hoffe, dass die PVegatte Venere 

nach Triest segeln wird, und zwar bald, da sie einige Reparaturen 
benöthigt, und von da aus hoffe ich, dass ich mir leichter und 
zugleich auch einen längeren Urlaub verschaffen kann. Du fragst 
mich im letzten Schreiben, was meine Panatica und Gage aus- 
machen, die letztere monatlich 29 fl., jene 1 ü. täglich; jetzt bin 
ich der Vierte zum Oberlieutenant, und dann habe ich 32 fl. Gage. 
In Pola weiss man gar nichts Neues, wir sind wie in einem ver- 
lassenen Lande. Eine neue Commission ist nach Alexandrien ge- 
schickt worden, um Schiffe anzukaufen. Vielleicht wird aus diesem 
wieder nichts, wie mit der nach England. Man will die Marine 
vergrössern, jedoch ist man zu ökonomisch (eigentlich zu geizig). 

l'ola, am 6. Februar 1^9. 

Theuerste Mutter! 

Verzeihe mir, theuerste Mutter, wenn ich wieder so lange 
Dir keine Nachrichten von mir gegeben habe; seine heiligsten 
Pflichten vergisst man hier, in dieser abgeschmackten Welt von 
Pola. 

Wir haben jedoch jetzt die Hoffnung, bald, das heisst binnen 
diesem Monate, unter vSegel zu gehen ; ich freue mich auch schon 
recht sehr, wieder in ein thätiges Leben zu kommen. Es ist zwar 
wahr, dass sich ein Mädchen zu Tode kümmern wird, insoferne 
dies in unserem Jahrhunderte noch möglich ist, aber was soll ich 
machen? Es ist mir doch viel lieber, vSeestürme mitzumachen, als in 
Pola die Zeit mit Courmachereien zuzubringen. Immer aufrichtig 
ist mein Grundsatz ! 

Du fragst, ob ich nicht Lust hätte, zur deutschen Marine zu 
kommen? Bevor ich Dir antworte, erlaube, dass ich zuerst erfahre, 
wie ich hinkommen könnte; wenn es durch Kudriaffsky wäre, so 
ginge ich nicht, denn diesem will ich nicht dankbar sein müssen,*) 
obwohl ich die grösste Neigung dazu hätte, da ich voraussehe, 
dass die österreichische Kriegsmarine immer ein Garnichts sein 
wird ; übrigens, bevor ich diesen Schritt mache, müsste ich auch 
wissen, was man dort verlangt und als was ich dort eintreten 
würde ? 

*) Vjjl. den Zusatz zum Briefe vom 21». Juni 1848. 



Subalterner Ofricier. 67 

Wenn Du mir darüber Aufschluss geben kannst, so bitte ich 
Dich recht sehr darum, denn es wäre mir sehr lieb mehr zu 
wissen, um mich darnach zu richten. 

Adieu, liebe, gute Mutter. 

Aus diesem Briefe spricht unverkennbar der Drang des jungen See- 
officiers nach seemännischer und kriegerischer Thätigkeit, in einer Flotte 
von Zukunft und weitem Wirkungskreise. Auf der einen Seite die drückenden 
Erlebnisse während der kurzen Zeit, die er activ in der österreichischen 
Flotte diente; auf der anderen Seite das enthusiastische Verlangen nach 
Schaffung einer kräftigen Flotte, welches sich in Deutschland mächtig regte. — 

Bekanntlich kam, wie beinahe stets im Leben, »Alles anders!« Nicht 
unsere Marine gab Officiere an die deutsche Flotte al), welche bald dem Ge- 
schicke verfiel, ihre Schiffe dem Hammer Hannibal Fischer's überlassen zu müssen ; 
hingegen fanden einzelne ihrer Officiere in unserer Marine Aufnahme und 
ehrenhaftes Fortkommen. Unsere Flotte wuchs und kräftigte sich, langsam 
allerdings; weit überflügelt wurde sie an Grösse und Macht von der viel 
später geschaffenen Flotte des neu erstandenen grossen Deutschen Reiches. 
Aber an militärischem Erfolge, an kriegerischem Ruhme steht bisher noch 
unsere kleine Marine voran; und eben Max Sterneck war es beschieden, 
nur ein halbes Menschenalter, nachdem er obicjen Brief geschrieben, eine 
der markantesten Thaten der neueren Seekriegsgcschichtc an seinen Xamen 
zu knüpfen. 

Pola ^Endc März oder Anfangs April) 1840. 

Liebe, gute Mutter! 

wSeit einig-en Taj^en sind wir recht lustig wieder, und hören 
einige glorreiche WafFenthaten Radetzky's. Wir bedauern leider 
noch immer Üesterreichs Schwäche zur See, ein Jahr ist vorüber, 
und immer noch ist nichts geschehen, was die Marine betrifft. Der 
Zopf regiert dieses unglückliche Corps, vielleicht wird uns jetzt 
eine Hoffnung aufthauen ; der dänische Viceadmiral Dahlerup, 
der anstatt des Viceadmirals Martini an un.sere Spitze kommt, i.st 
des Willens, die Marine zu vergrössern und zu organisiren, was 
dem Zopf Martini, Feldmarschälllieutenant, aber nur einzig und 
allein des Namens nach Admiral, unmöglich war. Dieser wollte 
Cavallerie anwenden, um Schiffe zu ersparen !*) 

Von Venedig spricht man viel, was Zwist und Unruhen an- 
betrifft, das Gericht der Zehn soll drei von der Regierung wegen 
Hochverrath zum Strange verurtheilt haben. Aus Blut blüht keine 
gute Ernte, schreibt uns ein Bekannter aus Venedig. Wir hofften, 
nach Triest zu kommen, jedoch durch den Anfang des Krieges 

♦) Uebertrcibunjjen und Wiederjjabc schlechter Witze, die unter der Jugend 
coursirt haben möjjen, aber aus dem Unmuthe leicht erklärlicli sind, welcher als Folge 
der Märzercignisse des Jahres 1848 die Gcmüiher der Thatcnlustigen bedrückte. Der 
rasche Siegeslauf der k. k. Armee im Frühjahre 1840 brnchle in der Kriegsmarine be- 
greiflicherweise die eigene Machtlosigkeit umso schmerzlicher zum erneuerten Bewusst- 

5* 



iiS Subalterner Ofücier. 

sind unsere Hoffnungen getauscht worden und wir sind in Pola 
und bleiben in Pola auf Ewigkeit gebannt, und wie es schon in 
einer kleinen Stadt zugeht, wenn zwei heiraten, so geht es auch 
hier, man darf sich nur einem Mädchen nähern, so kommt schon 
der Herr Vater und die Frau Mutter und fragt Einen, was man 
für Absichten hat, was dann Alles verdirbt; so etwas Aehnliches 
hätte mir auch fast alle Unterhaltungen in Pola verdorben, wenn 
ich nicht ein klein wenig pfiffig wäre. Doch adieu, liebe Mutter, 
du musst wohl öfters über meine Aufrichtigkeit in Hinsicht der 
Liebessachen über mich lachen. Tausend Grüsse und Küsse meinen 
lieben Schw^estern, bekannten und unbekannten Freunden, unter 
welchen letzteren ich meine Zukünftige (die Du mir wahrschein- 
lich schon gefunden haben wirst) im Vorhinein anbete. Adieu, Dein 

Dich innigst liebender Sohn 

Max. 

Liebe, gute Mutter! 

Ich hätte Dir noch eine kleine Bitte vorzulegen, ich bin nun 
seit zwei Monaten der vierte zum Oberlieutenant, und ich könnte 
es jetzt schon sein, jedoch gibt es in der Marine Auxiliar-Ober- 
lieutenants, welche im vorigen Jahre von der Mercantilmarine als 
solche zur Kriegsmarine aufgenommen wurden, da ein grosser 
Mangel an eifectiven Officieren war; uns wurde jedoch versprochen, 
dass sie uns nicht präteriren werden. Dies geschah bereits, zwei 
sind eifective Oberlieutenants geworden und folglich ich und meine 
Vormänner präterirt. Da nun einige Stellen offen sind, und bald 
wieder andere offen sein werden, so möchte ich Dich bitten, wenn 
Du nach Wien gehst, oder anderswie es thun könntest, Dich darum 
zu verwenden, von dem könnte es abhängen, dass ich binnen zwei 
oder drei Jahren Hauptmann wäre — übrigens, obwohl wir eine 
freie Constitution besitzen, regiert doch immer die Protection, diese 
wäre mir nun sehr gelegen. 

Graf Gyulai hat grossen Einfluss auf die Marine, und Gräfin 
.... wie allbekannt, auf Gyulai. Wenn Du über die einen Zauber 
winden könntest, wäre es gut, und könnte wirksam sein, jedoch in 
Wien wäre es rathsamer. 



sein. (Ueber Feldniiirschalllieutenant Martini's {gänzlich unverschuldetes bitteres Geschick 
vjjl. Geschichte der k. k. Kriegsmarine, III, I. Band, 1. und 2. Abschnitt.) 

Dass die Ernennung dieses Generals zum Obercommandanten der Marine, bald 
nach dem frühzeitigen Tode des Erzherzogs Friedrich, unter dem jungen Nachwüchse des 
Seeofilcierscorps keineswegs ungünstig aufgenommen, sondern eher als Befreiung vom 
Drucke eines als hart angeschenen provisorischen Chefs empfunden wurde, beweist unter 
Anderem Max Stemeck's Brief vom 28. Noveml)er 1847. 



- auch etwas über die deutsche Marine, wie ich 
Dirh in einem meiner letzten Briefe bat. 

Hirano, 17. .\pril IMÜ, 

-Morg-en werden wir wahrscheinlich uns unter Segel setzen, 
da yestern ViceadmiralDahlerup von Triest hier angekommen i.st, 
und sich auch schon eingeschifft hat; er äusserte sich übrigens, 
dass wir vor der Blockade Venedijfs noch einige Tage Manöver 
machen werden, um die Dampfer Custozza und Curtatone abzu- 
warten, die noch armirt werden müssen. 

Der Aufenthalt in Pirano war nicht sehr angenehm, da wir 
immer schlechtes Wetter hatten. Dessenungeachtet unterhielt ich 
mich .sehr gut an Bord selbst und habe Hoffnung, dass ich auch 
unter Segel sehr angenehme Tage, angenehmer als in Pola, zu- 
bringen werde, obwohl uns D amen gesell seh aft abgeht und ich ein 
Verehrer dieser bin ! 

Dahlerup hat sich in diesen wenigen Tagen die Liebe und 
Achtung Aller erworben. Ich glaube, ich hoffe, von ihm nicht 
zurückgesetzt zu werden, ich ahne sogar, auf sein .Schiff, die Bellona, 
anstatt eines meiner Vorderleute berufen zu werden. In Kurzem 
sollst Du davon benachrichtigt sein, ich bitte Dich auch. Dich 
nicht weiters um mein Avancement zum Oberlieutenant zu be- 
kümmern, da es bei Dahlerup mich nur in ein .schlimmes Licht 
bringen konnte. Ich bin ein kleiner Taugenichts in Vielem, aber 
in Allem nicht. Vielgeliebte Mutter, lebe recht wohl und sei getrost; 
e.s grüsst und küsst Dich tausendmal Dein Dich innigstliebender 
Sohn Max. 

Unter Segel, am 27. April ie4!'. 

In aller ImIc will ich Dir ein paar Zeilen über mein Thun 
schreiben und zugleich auch Deinen letzten Brief vom 5., den ich 
aber erst am 2i. d. M. erhielt, beantworten. 

Wir befinden uns vor Venedig; gestern haUen wir einem kleinen 
Treffen zwischen dem venetianischen Dampfer Marianna und 
unserem Vulcano beigewohnt.*) Leider war gänzliche Windstille 
und die Fregatte Venus konnte sich nicht rühren — sonst hätten 
wir der Marianne den Rückzug nach Porto Malamocco verhindert 
und sie genommen — so waren wir aber bloss träge Zuschauer. 
das gewöhnliche Unglück eines Segelschiffes bei Windstille, welche 
auch heute fortdauert und uns von Venedig entfernt. Ich befinde 
mich lustig und wohlauf und hoffe bald nach Venedig zu kommen. 

:, III., I. Bd.. 



a Ml. 



*} Uebcr diese Begeßnnng vgl. Geschichte der k. k. KtiegBii 



jj 



70 Subalterner Officier. 

Adieu, liebe Mutter, es bleibt mir keine Zeit, um Dir mehr von mir zu 
schreiben, der Dampfer geht in ein paar Minuten nach Triest. — 
Lebe wohl, grüsse die lieben Schwestern, sie möchten sich recht 
gut in Wicui unterhalten. — — — 

An CO na, den 15. Juni 1849. 

Liebe, gute Mutter! 

In diesem Augenblicke geht ein Dampfer nach Triest, mit dem 
ich endlich einen Brief an Dich senden kann; ich befinde mich 
sehr gut, leide grosse Langeweile und habe einen sehr schweren 
Dienst. 

Ecco Alles, was mir möglich ist. Dir an Neuigkeiten mitzu- 
theilen, da wir hier nichts und wieder nichts erfahren, da jede 
Communication uns verschlossen ist. 

Ich bin nicht mehr auf der Goelette Sfinge eingeschifft, 
sondern auf der Fregatte Venus, ich bitte Dich also, Deine Briefe 
auf dies l(»tztere Schiff zu adressiren, sonst gehen sie leicht ver- 
lon*n. 

Vor Venedig, den 8. Juli 1841). 

Scholl vierzehn Tage sind es, dass die Fregatte Venus, folg- 
lich auch Dein Max, von Ancona zurück, vor Chioggia die Blockade 
unterhält. Ich bin frisch und gesund, obwohl wir schon vier Monate 
keinen Fuss aufs Land setzten. In Ancona kennt man die Fregatte 
V(;nus unter dem Namen La Terribile (Furchtbare), so hat unser 
Feuer die* Anconitaner erschreckt. Mit Venedig kommen wir nicht 
vorwärts, es herrscht der Zopf, viel Geschwätz, aber kein Geschütz. 
V(in(Mlig wird den Diplomaten übergeben werden, dieses zusammen- 
g(»laufen(» Gesindel wird noch frei durchkommen, um in Ungarn 
Unruhen zu stiften. Grafen Schmidburg, Major bei Emil, sprach 
ich vor (einigen Tagen, er erzählt mir, dass Carl vor Pest und 
Of(»n ist, recht gut aussieht, nur seine Dicke genirt ihn etwas; 
von Moriz weiss ich gar nichts, und was am traurigsten für mich 
ist, ist, dass ich auch von Dir, theuerste Mutter, nichts weiss. 

()b(»rst Cerrini lässt Dir seine Empfehlungen ausrichten, ich 
lernte; ihn vor einigen Tagen bei uns am Bord kennen, er kam, 
die gerühmte Fregatte Venus besuchen. 

15. Juli (15. August) 184!». 

Wir haben am 1 1. d. M. so viel Schaden durch ein Brulotto*) 
erlitten, welches die Venetianer aus Chioggia auf uns abgeschossen 

*) Brulotto = BrandcT. Ucber den Branderangriff auf die Venus siehe Ge- 
schichte der k. k. Kriegsmarine III., I. Bd., S. (334, wo auch zu ersehen, dass obiger 
Brief das Datum 15. August — nicht 15. Juli — tragen sollte. 



Subalterner Olficii 



71 



Ilaben, unfi ausserdem fehlt es uns schon so sehr an Lebensmitteln 
und vorzüglich an Wasser, dass wir wahrscheinlich diese Woche 
noch nach Triest einberufen werden, wo die Venus nach einem 
Jahr lang ausgestandenen Drangsalen, sowohl der stürmisch-politi- 
schen Zeit als des Neptun ausgesetzt, sich eine kurze Frist in die 
Arme der Ruhe werfen wird, um nun als noch furchtbarere Geisel 
dieser niederträchtigen Rebellen, die von keinem Menschenrechte 
wissen wollen, aufzutreten. 

In Triest hoffe ich, Mani sammt Gebieterin und die Tante 
wohl anzutreffen. Diese werden Dir eine kleine Relation über mich 
geben können. 

Mina wird darüber nicht sehr erfreut sein, ich bin durch das 
Waschen mit Salzwasser vvit; ein Mulatte L'ewürden, mein 




Haar i.st ver.scliw tiiiden, ein Fiescokoijf i.sl aus dem wolligen 
Seh . . . köpf geworden! (■*) ■ — und so dergleichen; dennoch, liebes 
Minchen, gib ich doch alle Hoffnungen nicht auf, mein Glück auch 
noch im Salon zu suchen. 

Ich bin schon so oft getäuscht worden, dass ich selten Luft- 
schlösser baue auf gewisse Plauschereien, noch weniger, dass ich 
solche weiterschwatze; jedoch wird jetzt sehr viel von einer Reise 
mit den Zöglingen des Marinecollegiums nach Amerika, und zwar 
nach Brasilien, gesprochen, dass ich nicht umhin kann, Dir mit- 
zutheilen, dass die Venus die Glückliche ist, als Hauptperson'in 
dieser Sage zu erscheinen. 

Wenn es die Fregatte Venus trifft, so bin ich auch einer der 
Glücklichen ! 



Subaliemer Offtcier 



Man spricht si^lir viel von Avancement, wenn ich etwas 
Näheres hÖre, so werde ich es Dir jjleich mittheilen . . . 

Unter Segel, 23. Augusi I»l!t. 

A'enedig ist noch immer nicht unser, bald sind wir vor Anker, 
bald kreuzen wir in diesen Gewässern, das Wetter fängt auch 
schon an zu stürmen, die Venetianer verdienen rein keinen Pardon, 
Radetzky soll in Mestre vor einigen Tagen angekommen sein und 
will nun selbst einen Sturm leiten, um endlich mit Venedig fertig 
zu werden. Die venelianischen Schiffe waren unter .Segel ausser 
Malamocco, unser Admiral wollte ihnen ein Treffen liefern, zog 
sich deshalb durch mehrere Tage etliche 30 Meilen in die See, 
um sie weiter heraus zu locken, dies gelang ihm auch. Die Vene- 
tianer, denen es an Lebensmitteln fehlt, rückten mehr vor und 
zogen gegen die südliche Küste, etliche 12 Meilen von Malamocco, 
wo sie auch frische Lebensmittel hätten requiriren können. Es 
war am 10. ein sehr schöner Morgen, jedoch Windstille, das Ad- 
miralschiff machte nun das Signal, die Dampfer sollen die Segel- 
schiffe ins Schlepptau nehmen, wir wussten noch nicht, was seine 
Absicht war, jedoch gleich darauf kam das zweite Signal: "Jedes 
■Schiff bereite sich zum Angriff«. Ein allgemeines Hurrah! erscholl 
auf der Fregatte, und ein Evviva wurde dem Dahlerup aus Dank 
zugerufen. Jeder hoffte, dass es ein Knde haben werde. Die Vene- 
tianer hatten keine Absicht, sich zu schlagen, sie retirirten also- 
gleich, obwohl sie drei Schiffe mehr hatten als wir. Ein Vorsprung 
von iQ Meilen rettete sie. Die Fregatte Venus, die an der Spitze 
unserer Colonne war. ist die einzige, die sie bis 6 Kabellängen 
verfolgte, ihnen mehrere Dechargen gab, jedoch konnten wir die 
Venetianer nicht weiter verfolgen, da sie schon den Hafen ge- 
wonnen halten — still und traurig kehrten wir zurück. Wir litten 
keinen Schaden, ihre Kugeln waren zu hoch und gingen zwischen 
unser Takelwerk, übrigens waren sie zu sehr mit ihrer Flucht 
beschäftigt, als dass sie mit einem lebhaften Feuer erwidert hätten. 
Seit dieser Zeit sind wir vor Malamocco vor Anker, es gibt gar 
nichts Neues, Ein Ausfall von ihnen ist sehr zu bezweifeln. Adieu, 
liebe, gute Mutler, ich muss eilen, sonst bekommt Ihr meinen 
Brief nicht, da das Dampfbool in wenigen Minuten nach Triest 
abfahrt. 

VenediB, tic 1- Se]iletnb« 184!». 

Denselben Tag, als ich Dir die Uebergabe Venedigs ankün- 

e, wurde ich als Commandant auf einen Dampfer bestimmt; 

festem war es mir zum erstenmale möglich, etwas zu essen, ich 



t officii 



lebti^ immer nur von Dampf. Luft und Kohle. Mein Dienst ist 
äusserst beschwerlich, da ich Ta(f und Nacht mich immer in den 
Layunen herumtreibe. Radetzky war in Venedig, ich hatte das 
Vergnügen, ihn von Malghera hinein und wieder heraus zu führen. 
Die Venetianer zeichnen sich durch ihr ruhiges Benehmen aus, ich 
finde in der Population gar keine Veränderung, sie bleibt ihren 
alten Beschäftigungen, Gebräuchen und Lustbarkeiten getreu, der 
Markusplatz ist Abends, wenn die Bande spielt, voll, Alles ist ruhig, 
die Damen allein, die noch Republikanerinnen sein wollen, ziehen 
sich schwarz an, dessenungeachtet kokettiren sie fupthtbar mit den 
österreichischen Officieren. Ich hatte noch keine Zeit, meine alten 
Bekannten zu besuchen, es wird auch nicht leicht sein können, da 
ich mich gar nicht vom Bord entfernen kann und selten in Vene- 
dig bin. 

Die Venu.s ist heute nach Triest und ohne mich; mein Plan, 
Dich zu überraschen, ist nun auch für diesmal ein Luftschloss ge- 
blieben. Mehrere Schiffe von uns werden noch in diesem Jahre 
grosse Reisen unternehmen, ich bin nun auf .\lles gefasst, es ist 
das Allerbeste, blindlings die Zukunft zu erwarten.*) Adieu, liebe 
Mutter, ich erfuhr, dass Mani in Triest ist. 

Venedig. 1. OclobiT 1819. 
Eine freudige Nachricht habe ich Dir mitzutheilen, ich bin zum 
Schi ffbfahn rieh ernannt worden;**) leider ist mir eine noch schönere 
Ueberraschung 
fe hl geschlagen. 
nämlich die, diese 
Nachricht Dir 
mündlich bringen 
zu können, aber 
ich werdekommen, 
und gewiss recht 
bald. 

Ich comman- 

dire noch immer den kleinen Dampfer Messaggiere, er wird 
jetzt mit grossem Luxus verschönert, da der Kaiser und Ra- 
detzky hier erwartet werden, welche ich dann in den Lagunen 
*) Durch die sehr ehrenvolle BcIrauuBg »il dem Com man do des Laguncn-Dampf- 
b Meä ggi k m h b m die AoBsicht, an der übcroceanischcn Reise Iheil- 

uo hm h ä ß Venu» bevorstand Ivgl. Brief vom 15- Juli 1849) und 

nhh hh mShfFe noeli vor Schluss des Jahres 1849 augetrelen wurde. 

Di F g M s «um Schiffsfähnrich (Oberlicmenanil erfolgte iim 

2 S mb « E .ihie u.ich seinem Ausitiuc aus dem Marim'cnllcgium. 




74 Subalterner Officier. 

von Venedig herumfahren werde. Ich verdanke diesem Commando 
viele angenehme Stunden, so manche Damengesellschaft ver- 
sammelte sich auf meinem Dampfer, um die Umgebung von 
Venedig sehen und kennen zu lernen. Sonst aber ist Venedig für 
mich eine Pein, ich lebe für mich allein, keine Gesellschaft, kein 
Theater (gutes versteht sich), keine Promenade, gar nichts, ein 
flottes Leben und basta. 

Tri est, am 15. Dccember 1819. 

Ich muss glauben, dass Du ganz auf mich vergessen hast, da 
sich Dein Stillschweigen schon von mehreren Wochen datirt. 

Ich bin seit acht Tagen in Triest, wo ich mich recht gut 
unterhalte, und mich noch besser zu unterhalten hoffte, da mir 
Tante Göschen erzählte, dass Du Sinnes bist, hieher für diesen 
Fasching zu kommen. 

Dass ich an einen Urlaub denke, ist unmöglich, da man mir 
keineswegs einen geben würde, und dieses Frühjahr werde ich in 
den Orient kommen, von wo ich schwerlich so bald zurückkommen 
werde. 

Morgen schiffe ich mich auf die Brigg Pylades ein*) und 
komme nach Venedig in Station, jedoch halte ich mich noch einen 
Monat hier in Triest auf; würdest Du also kommen, so wäre es 
mir leicht, von Venedig weg und eine andere Einschiffung in 
Triest zu erhalten. 

Die Tante sagte mir auch noch, dass Du wünschest, dass ich 
mich grossjährig erklären lassen sollte, ich werde darüber mit den 
Auditoren sprechen. 

Die Tante befindet sich recht wohl und ist recht lustig, ich 
finde einen sehr grossen Unterschied seit dem letztenmal, als ich 
sie sah. 

Fräulein Henriette befindet sich wohl, und ich unterhalte 
mich öfters mit ihr, da sie mir von Dir, liebe Mutter, und von den 
Schwestern erzählt. Ich besuche auch den Mani und Jenny; sie 
leben sehr zurückgezogen und wie es scheint, freuen sie sich, nach 
Klagenfurt zu kommen. Lothar gefallt mir recht gut, ich freue 
mich schon recht sehr, wenn einer meiner Neffen Seefuss werden 
wird. 

XB. Gustav GröUer, der noch immer etwas leidend ist, lässt 
Euch grüssen. 

*) Max Sterneck's Einschiffung an Boid der Brigg Pylades, einem neugebauten 
Schiffe, das während der Kriegsepoche in Händen der Venetianer geblieben war, dauerte 
nur wenige Wochen (IG. December 1849 bis iK Februar 1850). Pylades ähnelte in 
Allem der Brigg Triest (vgl. S. 86). 



Suh-lllcrner Oftkic. 



Venfdig. 20. Jänner 18ö(». 
Ich war während zwei Wochen krank, nun gehl es mir wieder 
besser — ich habe mir, ich weiss nicht, auf welche Art, ein gr^stri- 
sches Fieber geholt, 
zum Glück ist es vit- 
über, ich bin noch ^t-hr 
schwach und stehe nur 
auf drei bis vier Stunden 
im Tage auf. Wir ge- 



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nicht viel largei 




Siihaltcrncr Officier. 

Kein Brief liegt vor, welclicr aus dieser Zeil 
nicht u n wall rsdi ein lieh, dnss M. St. die Monate Februar und April mit Urlaub 
I Klternhause verbrachte. 

Doch erstreckt sich diese Lücke in dem sonst so fleissig unterhaltenen 

Briefwechsel mil der Mutler leider noch viel weiter — über ein ganzes Jahr 

und in dieses Jahr fiel die interessante Seereise, welche der junge Officier 

an Bord der Corvette Carolina (einem Schwesterschiffe der eben genannten 

Diana) nach der Ostsee mitmachte (Siehe Illustration am Schlüsse der S. 75). | 

Zweierlei Supposilionen sind geeignet, diese Lücke zu erklären. Die 
interessanten Rcisebriefe mögen ausnahmsweise von der sonst so sorgsam 
sammehiden Mutter bei den zahlreichen Verwandten, die an M. St. Antheil 
nahmen, in Circulation gesetzt worden .'iein und den Rückweg nicht gefunden 
haben ; oder — beinahe wahrscheinlicher — diese Briefe waren nur wenige, 
rze Mitlheilungen, bestehend aus allz« kräftigen Aeusserungen des Miss- 
mulhes über die schier unerträglichen Verhältnisse an Bord. Hat es solche ' 
Briefe gegeben, so ist gewiss sehr zu bedauern, dass die tröstenden, er- 1 
muthigenden Antworten seitens der Mutter sich eben auch nicht erhalten 
haben. j 

Ueber die Erlebnisse M St.'s während seiner Campagne an Bord der 
Carolina bleibt man auf sein >Particu!ar Journal- angewiesen, dessen Kin- 
tragungen aber kaum geeignet sind, hier aufgenommen zu werden, Die wenig 
erfreulichen Eindrucke, welche der junge .Sceofticier von dieser seiner ersten I 
längeren Seereise mitbruchte, sind in der cinlciientien biographischen SkJKze I 
angedeutet worden. (Seite 11 und 12.) ] 

Tricsi. den 17. April lJJ5]. | 
Liebe, gute Mutter! 

Das Wetter ist auch hier nicht besonders schön, ich befinde mich daher 
fast immer zu Hause, beschäftige mich ganz anR;enehm. Ich erhielt 
Deinen Brief und folgte sofort Deinem Rathe; das Leberthranöl 
befindet .sich schon in meinem Zimmer, um morgen Früh gleich 
eingenommen zu werden, Unendlich erfreute uns Alle die Besserung 
der Mathilde. Nur getrost, die schöne Witterung wird ihr bald 
von dem Bette aufstehen helfen. 

In diesem Äugenblicke habe ich sehr zu bedauern, dass ich 
noch nicht Kammerherr bin, oder wenigstens Schritte, es zu werden. ' 
gethan habe. Graf Micchieli*) ist auf sein Ansuchen, es zu werden, 
Adjutant beim Erzherzog Max geworden — diese Stelle hatte ich 
so gerne erhalten — und sie ambitionire ich — und wenn ich kann, 
muss ich es auch werden — sie ist die einflussreichste in der Marine, 
Von der Umgebung des Erzherzogs Max hängt die künftige öster- , 

't Call Conle Micchieli war Jotch eine jüngere Reihe von Jahren in persön- 
lichet Dien »ll eislang beim Kriheraog Ferdinand Max. Ob und inwiefern bei dieser Dicnst- 
beslimniuDg die KammererB würde M.'t ia Bciracbt kara, mag dahingestellt bleibea. 

M. crreichle die Hiarne eines k, li. Fiognlleneapitüns, verfiel im Jänner 1860 ali<j 

CoiBiD aDdant der Fieenllc Belliina in Insiiin und slarb bnld dnnuf, ^^^M 



Subalterner Officicr. 77 

reichische Marine ab. Es ist zwar ein hohes Ziel und Eitelkeit von 
mir — jedoch hoch streben, ist des Mannes Pflicht. 

Wenn Du also anfangen möchtest, Schritte zu thun, um Deinen 
Taufschein und jene, welche sich in Kärnten befinden, aufzufinden; 
für jenen des Vaters will ich noch gedulden, da ich immer hoffe, 
in vielleicht einigen Monaten die Reise nach Böhmen machen zu 
können. 

Du fragst mich, ob ich in finanzieller Hinsicht nichts brauche 
— nein — ist meine kurze Antwort; ich bin immer zu Hause, 
habe keine Auslagen, und stehe mich recht gut — dies ist bei- 
läufig auf 100 fl. monatlich. Noch habe ich keine Gebühr aus der 
Cassa erhoben, um am Ende dieses Monates ein nettes Sümmchen 
abholen zu können. 

Mein Herz ruht gänzlich, doch glaube ich und hoffe ich, bald 
mit vollen Segeln es in einem guten Hafen untergebracht zu haben, 
wo ich es dann abtakeln und ruhig liegen lassen werde. Mein Eng- 
länder ist ein kleiner Taugenichts, er bleibt gerne die Nächte aus, 
was nicht mein Wille ist, ich werde ihn auch deswegen einschiffen 
nach England. 

Die Tante ist immer sehr zuvorkommend, und wenn auch etwas 
leidend, so ist sie doch immer sehr lustig. 

Gestern war grosse Gesellschaft, viele schöne, junge Damen 
hier; die Cassini\s sind mir immer noch die angenehmsten — leider 
kommen sie nicht zur Tante. Doch nun lebe recht wohl, ich hoffe 
immer. Dich recht bald bei mir zu sehen. 

Ancona, 30. April 1851. 

Gestern kam Wüllerstorf mit vseiner Brigg hier an und 
brachte mir die freudige Nachricht, dass Du wohlbehalten, gesund 
und frisch in Triest bist. Hätte man uns Wort gehalten, so wäre 
ich auch in diesem Augenblicke mit Arethusa*) in Triest; hingegen, 
wie Du es schon weisst, gehe ich heute noch unter Segel, um in 
den Gewässern von Patras und Syra zu kreuzen. Ich bin immer 
gesund und zufrieden, mein Capitän ist, wie ich Dir schon gesagt 
habe, sehr tüchtig und angenehm, ich nenne mich glücklich, am 
Bord der Arethusa zu sein. 

Ich bitte Dich, mir nach Patras Deine weiteren Briefe zu 
senden, in 20 Tagen können wir dort sein und ich hoffe, Du wirst 
mir von den Schönheiten in Triest Nachrichten geben; seitdem ich 

*) Arethusa, eine Goelette, ähnlich der S finge, nur für etwas stärkeres Ge- 
schütz erbaut, lag mit ihrem Schwesterschiff Artemisia seit 1837 (und 1839) im Arsenal 
von Venedig im Bau, war aber erst im Jahre 1851 vom Stapel gegangen. (Geschichte der 
k. k. Kriegsmarine III., I. ^d., S. 26.) 



Um Dich nicht i 




Triest verliess, habe ich keine Silbe von diesen späten Göttinr 
' mehr gehört. Welche von den Dreien, Xatalie, Emma und Nina, ' 
I hat den Vorrang? Wer weiss, was Alles noch binnen meiner Ab- 
wesenheit geschehen wird. Was macht Pina? Lutteroth? Edwin? 
' Grüsse sie mir Alle recht herzlich. Lebe wohl, liebe Mutter, die 1 
Sorgen der Abfahrt machen mich ganz verstimmt. Es ist noch so ) 
viel vorzubereiten, und ich bin so ziemlich schlecht aufgelegt. Leb' 
wohl. Vergiss nicht, bei Cassini u. s. w. Empfehlungen auszu- 
richten. 

Aus Cattaro sollst Du von mir Nachricht erhalten, ich glaube, 
wir werden uns dort mit Lebensmitteln versehen. 

Palfas. am 19. Mai ISTil. 

ZU lassen, schreibe ich Dir 
noch in dem letzten ' 
Augenblick von hier. 
-Morgen gehen wir nach 
Xavarin wegen Piraten, 
kehren alsdann zurück, 
wo wir uns mehrere Tage 
aufhalten wollen. Ich bin 

immer zufrieden und 
glücklich. Das Klima ist 
herrlich. die wenigen 
Griechinnen, die ich bis 
jetzt sah. sehr schön, unter ^ 
Anderen fand ich das 
Ebenbild der schönen J 
Emma!!! Das Welter ist I 
ebenfalls herrlich und | 
günstig, unsere Reisen ( 
SU» iwimrt ■!• ;iac*t oBcttr ^5,^^] (Jäher sehr angenehm. 

M, St. brachte an Bonl tler Arethusa einen Zeitraum von nahezu znei 
I J^w m. wshreod dcssm die Goclette beinahe foriwahreiid in den Ge- | 

d« tevÄdW ktroiK. — Briefe von elori fehlen. (Vgl. die biogra- 
[ itUKtte Skiuv. ^ \3.\ 

' Wt MchsifoJgeiKk. schon v.>o. 2. April 1853 datune Brief lässt schhcsseii. 

t M. S». nach der. am S, Febnwr I}*53 m Ende gegangenen Campagnc mit ^ 
Atethusa nncn l'rUuV Athieli, den er in Kraslowitz zubrachte. 

Tricsl. den 2. AptW 1853, 
(•«item in der Kröh bin ich nach einer sehr langweiligen j 
[ Rfis*- Klöoklioh aHRvkomroon. Der Pelz »hat mir (i'^ besten Dienste, 1 
i ^\fT KbottP I.aiKichs war es durchgehonds sehr kalt. '~ 



Subalterner Oflicier. 



TO 



Triebt fand ich ebenfalls kein schönes Wetter, es regnet. Die 
Tante ist über meine Ankunft sehr erfreut, und ich vermuthe, sie 
wird auch sonst mit mir die grÖssten Freuden haben, da ich einst- 
weilen zu keinem Dienste bestimmt bin und viel zu Hause bleiben 
werde und mehrere meiner Freunde zu ihr bringen werde. Noch 
weiss ich aber nicht, ob ich wohl auch so zufrieden sein werde. 

Bei Wimpffen war ich auch gestern, er erkundigte sich 
nach meiner Gesundheit und war freundlich. 

WüUerstarf ist immer derselbe, gütig und freuntllicli. er 
lässt sich Dir empfehlen- 

Gegenwärtig bin ich ohne Dienst und weiss auch nicht, was 
mit mir geschehen soll. Die Flotte kommt den 20. nach Triest. 
Seine Majestät der Kaiser wird erwartet, er geht nach Venedig, 
um die Fregatte Schwarzenberg vom Stapel gehen zu sehen. 

Es könnte sein, dass ich zu dieser Zeit eingeschiEFt werde, 
doch werde ich mein Möglichstes thun, am Lande zu bleiben. Das 
Faulenzen fangt an, mir Honig zu sein. 

Triesl. den 4. April 1358. 

Die Tante befindet sich heute nicht ganz wohl, es macht mir 
ihr Anblick immer einen unangenehmen Kindruck. Kränklich, wie 
sie immer ist, scheint es, als wenn sie um ihr Leben kämpfte, 
welches ihr jeden Augenblick entschlüpfen wollte — unruhig, doch 
immer heiter und lustig, was aber erkünstelt scheint. .Sie erkun- 
digte sich, was mit Krastowitn sei, und möchte recht gerne dort 
Platz finden; Paul hat ihr angetragen, zu ihm zu kommen, sie hat 
es abgelehnt in der Hoffnung, nach Krastowitz zu kommen, welches. 
wie sie sagt, der schönste und angenehmste Aufenthalt für sie 
ist, Lutteroth ist ganz gesund und immer lustig, seine Verwandten, 
Alvensleben, sind recht angenehm. Ines ist sehr schön und ein 
recht freundliches angenehmes Din^f 

Ich bin heute end- 
lich dazu gekommen, 
mich in meiner Kamrrn -r 
zurecht zu finden uii'i 
mich darin zu unti r 
halten. Ich habe noch 
immer keinen bestimm- 
ten Dienst, werde nur 
hie und da zu gericht- 
lichen Verhören be- 
stimmt. Vor einer Ein- 
schiffung werde ich 






80 SnbAtteraeT Offider. 

mich hüten, da ich noch immer nicht ganz herg-estellt bin und mich 
noch etwas schonen muss. Die Tante ist sehr gütig', und ich werde 
mich bei ihr auch unterhalten. Wiillerstorf kommt auch Öfters 
zu ihr und ist immer so liebenswürdig wie früher mit mir. 

Gestern hatten wir viele vom spanischen Hofe beim Thee, 
darunter drei Fräuleins, leider drei Zwerge. 

Soeben erhalte ich Deinen Brief, der mich sehr traurig 
stimmt, doch ist das Wetter recht viel an der Verzögerung der 
Heilung unserer lieben Mathilde schuld; im nächsten Briefe hoffe 
ich. von besseren Aussichten zu hören. 

Ich habe im Sinne, einen dieser Tage Mani in Görz zu be- 
suchen, auch nach Venedig werde ich Ende dieses Monates kommen, 
und zwar wenn der Kaiser dahin geht: er kommt wahrscheinlich 
den 27, nachTriest und wird den Stapellauf der Fregatte .Schwarzen- 
berg ansehen. Unsere Flotte, dadurch vermehrt, steht jedoch 
immer noch am Nullpunkt, und leider muss man gestehen, dass 
wir eher sinken als steigen. 

Vielleicht blüht der Marine eine schönere Zeit unter dem 
Erzherzog Max; ich stellte mich ihm vor, ward von seiner Freund- 
, lichkeit überrascht. Adieu, liebe, gute Mutter. 

Triest, den 14. April 18äJ. 

Sei nicht besorgt, ich halte piich sehr, damit ich nicht wieder 
den Husten bekomme; wir haben jetzt sehr schlechtes Wetter, 
und ich gehe auch gar nicht aus, bleibe den ganzen Tag auf 
meinem Zimmer, lese und beschäftige mich sehr fleissig. Denke 
Dir, ich war schon seit vier Tagen nicht bei Cassini's, und das 
ist, ich versichere Dich, viel ge.sagt. Ich habe nur noch eine kleine 
Heiserkeit, welche aber auch hoffentlich bald zu Ende sein wird. 
Was mit mir geschieht, weiss ich noch nicht, einstweilen habe ich 
sehr kleine Dienstleistung. 

Ich höre, dass Mathilde eine neue Entzündung hatte, welche 
nun im Wege der Besserung ist; ich sprach mit einem Arzt, der 
mir die tröstliche Versicherung gab, dass diese Entzündung eine 
glückliche Krisis sei, damit die Herstellung unserer guten Ma- 
thilde vor sich gehen könne. Also sei getrost, liebes Mütterchen, 
Dir blühen noch viele Jahre in der Mitte Deiner Dich innigst 
liebenden Kinder. 

Lass uns die Stürme standhaft aushalten, um dann den heiteren 
Himmel recht würdigen zu können. Die Tante ist immer sehr be- 
sorgt um mich, ich befinde mich auch viel besser in meiner 
Kammer, seitdem ich mich in meine Bücher vergrabe. 



Subalterner Oflieier, 



Ich prhielt vom Oberconimando den Befehl, mich einzuschiffen 
und komme nach Kiek, um dort in Ruhe einige Monate das Schiffs- 
leben zu geniesseii. Das Schiff, auf welches ich komme, bleibt 
höchstens noch die paar Monate ausgerüstet; die schöne Witterung 
und das ruhige Einsiedlerleben in Kiek werden mir recht gut 
anschlagen; ich bin jetzt ganz hergestellt und könnte mich auch 
einer stürmischen Einschiffung unterziehen, bin aber recht zu- 
frieden mit jener. Sei getrost, jetzt hätte ich keinesfalls einen Ur- 
laub erhalten können ; nach dieser Einschiffung komme ich vielleicht 
auf sechs Monate ein, die man mir nicht abschlagen wird, und 
dann sollen wir gemeinschaftlich unsere Pläne ausführen. Gestern 
war ich zu gereizt, um diesen Brief fortsetzen zu können. Ich 
glaubte nämlich, schon morgen nach Kiek zu segeln, jedoch hat 
Wimpffen mir noch acht oder zehn Tage Ruhe in Triest geschenkt. 
Ich werde von Tag zu Tag dicker, ich befinde mich nun so wohl, 
dass ich mich eines Besseren nicht besinnen kann. Freue mich auf 
das Leben in Triest, wenn ich nicht die Aussicht auf ein langes 
Bleiben habe, kann ich nicht aushalten. 

Heute überraschten uns Mani und Jenny. Ich bin sehr für 
Jenny eingenommen und fühle mich immer angenehm und lustig' 
in ihrer Gesellschaft. Sie hofft. Du wirst zu ihr kommen, was ich 
auch für Dich angenehm und wohlthuend glaube, da sie immer 
lustig und freundlich ist und für Dich ein Aufenthalt in Görz sehr 
gesund sein wird; dann hoffe ich, im Juli oder August mit dem 
Schiffe in Triest zu sein, worüber ich in Kurzem etwas Näheres 
wissen werde. 

Verflossenen Sonntag war ich in Venedig, wo ich viel Spass, 
aber auch Kummer hatte — meine Herzensgeliebte hat mich nicht 
mehr angesehen. Denke Dir, ich musste mir Trost bei einer An- 
deren suchen — er fehlte auch nicht. Leider nennt man mich die 
farfalla (Schmetterling), so lange ich nicht gefangen bleibe, bin ich 
nicht böse darüber. Schmetterlinge haben das Vorrecht, in allen 
Blumenkelchen zu naschen. Bertha Welsersheimb, die auch in Triest 
ist, hat mich nach einer kleinen Unterredung einen vaurien ge- 
nannt, ich finde mich sehr geschnneichelt; den Moriz hält sie sehr 
in Ehren, doch beneide ich ihn um diese Gunst nicht. Mathildens 
Besserung machte uns Allen die grösste Freude; in Kürze wird 
sie wohl ganz hergestellt sein. 

Die Alvensleben sind recht gTite Geschöpfe. Ines ist mir recht 
lieb, jedoch zu jung und zu still, kein rechtes Leben für einen meines- 
gleichen. Ich bin meistens bei ihnen, nämlich bei Tante zu Hause, 



und vernachlässige entsetzlich die Cassini; es ist doch nur ein 
Traum mit dieser. Gegenwärtig" bin ich von Niemand gefesselt und 
erwarte die Zeit, wo Du mir eine holde Braut entgegenführst. Ich 
glaube, die Heiratswuth hat mich auch ergriffen. Mit Lutteroth habe 
ich gesprochen, der Vogel ist aus dem Neste; darum Geduld und 
keine Sorge. 

Ich komme recht g"ut aus und stehe mich recht gut; wenn ich 
von der Einschiffung zurückkomme und auf Urlaub gehen sollte, 
wird mir das Ersparte recht gute Dienste leisten — ich werde 
dann ein Krösus sein. 

Mir scheint, ich habe Dir mein volles Herz ausgeschüttet, es 
bleibt nichts als Liebe für Dich, mein liebstes Mütterchen, zurück. 

Triesl, den 13. M.ii 1853. 
Liebe, gute Mutter! 

Ich bin noch immer hier in 'Priest und mache allen Damen 
die Cour, bin auch meines Theiles verliebt, leider nur in zu viele, 
um Zeit genug zu haben, Jeder gehorigermassen zu huldigen. 

Die Cassini's, besonders Natalie, die ist doch noch immer die 
Erste, sie ist so schön, dass ich rein alle meine Kunst in Anspruch 
nehmen muss, ihr keine Liebeserklärung oder Heiratsantrag zu 
machen. Das Welt regierende quandam fehlt, sonst hättest Du 
sicher eine neue Schwiegertochter. Letzthin machte ich Jenny 
einen Besuch in Görz und unterhielt mich recht gut, hatte jedoch 
zwei andere Seebären mit mir, welche Jenny nicht besuchten, und 
dies wurde sehr übel genommen. Sonntag, glaube ich, heisst's 
absegeln. Prinz Danito von Montenegro wird nach Hause fahren, 
und ich werde wahrscheinlich mit dieser Gelegenheit zu meinem 
schonen Bestimmungsort kommen — Kiek, das Ende der Weltl 

Ich erhielt Deinen lieben Brief und wundere mich sehr über 
die Anfrage, ob ich Geld benöthige. Baares Geld will ich nicht 
mehr, ein Held, gleich mir, will seinen Vor.sätzen treu bleiben und 
Deine allzu grosse Güte nicht missbrauchen. 

Dass Tante Herberth hier ist und alle Abende bei Göschen 
ist, wirst Du wohl schon wissen; leider muss ich gestehen, ist es 
mir nicht besonders angenehm, da ich auch da zu sein halb ver- 
pflichtet bin, 

Triest, den 15. Mai 1853. 

Wie ich Dir versprochen, so schreibe ich Dir noch vor 
meiner Abreise, theuerste Mutter, ein paar Zeilen. Gestern Abends 
erhielt ich den Befehl, heute zu segeln. Ich bin sehr mit allen 
möglichen Visiten, Einpacken, Commissionen in Anspruch ge- 




J 



83 



nommen. Gestern Abend unterhielt ich mich recht gut bei der 

Tante: Anna Trapp ist ein charmantes Wesen. Obwohl ich recht 

gern von Triest scheide, weil es die höchste Zeit ist, um keine 

, Narrenstreiche zu thun, thut es mir doch diesmal recht leid, ich 

I scheide mit ganz wundem Herzen. Auch die Tante verlasse ich 

, ungern, sie war immer sehr gütig- und trug sehr viel Sorge um 

mich — ich schulde ihr viel Dank. 

Lutteroth ist ein Engel, auch seine Verwandten habe ich sehr 
lieb gewonnen. Leider ist das Scheiden bei meiner Laufbahn 
Tagesordnung und der Mensch muss sich in sein Schicksal fügen, 
keine Rosen ohne Dornen. — Ein gefühlloser Mensch, obwohl ab- 
schreckend, ist zu beneiden, der Gefühlvolle muss sich mit Philo- 
sophie zu trösten suchen, so gut es geht. 

Am meisten bedaure ich, dass ich von Dir nicht mehr so oft 
Nachrichten erhalten werde, damit jedoch unsere Corresgondenz 
so wenig als möglich gestört sei, schicke ich Dir das beigeschlossene 
Programm der Lloyddampfer, damit Deine Briefe direct von Triest 
weiter kommen. 

Doch nun adieu, mein Aufenthalt in Kiek, so wie mich Alle 
versichern, wird höchstens zwei bis drei Monate dauern, dann 
konmie ich nach Venedig. 

Triesl, den IB. Mu 1853. 
Nun endlich, glaube ich, ist es mit meiner Abreise Ernst. 
Prinz Danilo*) geht Mittwoch fort und ich auch; seit einem Monate 
\ habe ich Marschbefehl und komme nicht fort. 

18. Mai 1853. 
Heute Nachmittags reise ich ab, um mich eine kurze Zeit in 
Dalmatien aufzuhalten. 

Leb' wohl, liebe, gute Mutter, ich bin so zerstreut von den 
vielen Geschäften, dass ich aufhören muss. 

Ktek, den 3. Juni 1^3. 

Wenn man ohne guten Koch und schönen Tisch glücklich 

sein kann, so ist es Dein Max, Ich bin seit zwei Wochen am Bord 

der Brigg Triest und finde mich ganz in meinem Elemente 

I wieder, von Früh bis Abends zu thun, dann ein paar Erholungs- 

I stunden, welche ich mit russisch firiference zubringe; die Brigg 

I ist unter allen unseren Schiffen bekanntlich das hässlichste — kein 

L schöner Trost für den Ersten Lieutenant, doch für mich sehr 

I angenehm — da unser Einberufungsbefehl bereits ergangen ist, 

pich kann höchstens noch ein paar Wochen mich hier aufhalten. 

•) Vladika von Munleaegru. 



Snbaltemer Of&cier. 



•5^ ^ 



f%p^ 



dann ^ü\w ich nach Pola, wo ich wieder alte Liebst hatten utir] 
alte Langeweile finde. 

Genug für mich — wenigstens für jetzt. Ich bin mit Allem 
zufrieden, jetzt nämlich, wo ich mit gefülltem Beutel und einem 
tüchtigen Stück Arbeit zurückkehren kann. Was mit mir geschehen 
wird, habe ich noch keine Ahnung. Vielleicht bleibe ich noch einige 
Zeit in Pola, die Bauten des Arsenals werden mich dort interessiren. 
Wo ich Beschäftigung habe, vergeht mir auch die Zeit schnell. 
Du wirst Dich sehr verwundert haben und mir auch ein klein 
wenig grollen, so lange nicht geschrieben zu haben, aber ich bin 
ein unverbesserlicher Mon.sch — und Nachsicht hoffe ich bei Dir, 
bestes Mütterchen, zu finden. Höre! Ich hatte viel zu thun, um 
mich in meine neuen Dienst- und Lebensverhältnisse so einiger- 
massen hineinzufinden, da ich auch ganz fremd den Ofßcieren bin; 
dies machte mich denn auch nicht lustiger Laune gestimmt, und 
ich hätte nur einen ausstudirten Brief schreiben können, der Dir 
nicht viel Freude gemacht hätte; ich unterliess es also lieber und 
schreibe Dir lustig und fröhlicli, wie es mir gebührt und wie ich 
such immer bin. Ich bin auch ganz \on Husten und Heiserkeit 
I hergestellt und sehe aus wie ein boccoio — und wie soll einer 
l nicht frischen Muthes sein, wenn er Geld und Gesundheit hat, 
\,pardan! Schulden gehören auch dazu — . Wenn ich nach Pola 
jfcommen und da bleiben sollte, so hoffe ich die paar Bücher dahin 
l bekommen. 



^uballer 



r OfTidi 



85 



Du wirst Dich wundern, dass ich nichts von meiner Fahrt 
mit dem Fürsten Danilo, nicht zu vergessen, aus Montenegro, 
machte. Leider ist so wenig darüber zu berichten, dass ich selbst 
nicht weiss, was ich sagen soll. Danilo ist ungebildet, nicht roh, 
hat Anstand die ersten Minuten und wird langweilig und fade, 
sobald er von seinen Heldenthaten anfangt zu sprechen, kann 
jedoch sehr gut serbisch, in welcher .Sprache er auch Verse macht, 
um sie dann der ganzen Welt zu lesen und zu übersetzen, was 
ich natürlich nicht verstand, da er sehr wenig italienisch weiss. 
Ihm zu Ehren wurde jedoch eine kleine soirie dansante gegeben, 
und zwar in Ragusa. er tanzte auch und unterhielt sich auch recht 
gut dabei, indem wir ihn mit Lobsprüchen seiner Eleganz wegen 
überhäuften. Ich glaube, er hätte auch ein Menuet uns vortanzen 
wollen, wir bezweifelten seine Kunst nicht, um vor Lachen nicht 
zu platzen. 

Kiek, den U». Juni 1853. 

Ich bin heute eben von einer kleinen Kreuzung in diesen, 
Canälen zurückgekehrt. Dass ich zufrieden bin, glaube ich schon 
geschrieben zu haben, dass jedoch viel fehlt zum «Glücklichsein". 
da das Schiff ein Scheusal der Xatur ist und mir keine Freude 
macht. Ich Hess die schöne Nymphe, die 'Arethusa«, laufen, um 
den Juden Triest am Hals zu bekommen. Lange dauert es auch 
nicht, ich erwarte von Tag zu Tag die Ablösung, um nach Pola 
zurückzukehren. Von Eroberungen u. dgl. ist hier nicht die Rede, 
liebe, gute Mutter; es gibt nichts als Stein und Fels, keine Menschen- 




86 SaballeTDEi OfSCier. 

Seele als unser Türke mit frischem Fleisch, und dies auch nur 
jeden dritten Tag-, ich verwöhnter Mensch (oder Magen) fiihle dies 
ziemlich. Auf der Kreuzung nach Spalato verschaffte ich mir 
einen lustigen Tag; ich besuchte nämlich die alte Stadt Salona. 
Dalmatiens alte Hauptstadt, nun nur mehr eine Ruine, ermüdete 
mich noch mehr bei der Besichtigung des Palastes des Diocletian, 
der Kirche, welche sehr interessant ist. ging dann an Bord, wo 
ich endlich wieder einmal ein gutes Diner fand, und Hess endlich 
einige Bouteillen Champagner fliessen, um dann schlafen zu gehen, 
um so einen Tag gut angefangen, besser verfolgt, am besten aber 
geendet zu haben — und nun denke ich wieder, wann wird so ein 
glücklicher Tag (für Kiek) wieder kommen, um erst noch auf das 
Wohl der Nachkommenschaft Mehreres fliessen lassen zu können. 

Ich bin immer recht munter; besonders wenn mich das Ge- 
sindel an Bord recht ärgert, da versuche ich immer meine Knochen 
auf ihren Kürbissen und denke mir dabei, dass die Seeluft und 
Leben mir recht gut anschlägt, denn ich schlug curiose Beulen, 
bin auch dick und fett dabei geworden. Der arme Moriz ist wieder 
auf Grenzwache; der arme Teufel schreibt mir nicht sehr heitere 
Briefe, vielleicht bringt ihm die Türkengeschichte eine kleine 
Aenderung, ich wollte ihm gerne einen Theil von meinem leichten 
Sinn (ja nicht zu glauben, Leichtsinn! einem Hauptmann ist das 
nicht mehr erlaubt) geben, er würde viel glücklicher sein. 

Doch nun adieu, liebes, gutes Mutterl! 

A bord r L R. Brick »Trieslet a Kiek, 
wo die Welt mit Brettern verschlagen ist und die Menschen 
Kobolde werden. 

Sowohl in diesem Briefe ab in jenem vom 3. Juni äussert sich die 
verletzte Eitelkeit des jungen lErsten Lieutenants«, dessen Schiff sein see- 
männisches Schänheilsgefiihl so arg beleidigt Die Thatsache, dass sich für 
M. St. an dieses Schiff die Erinnerung an die feindliche Begegnung vor Salvare 
knüpft, scheint nicht mildernd, sondern eher verschärfend gewirkt zu haben. 

Brigg >Triesl« war als «Venezia« am 16. October 183S vom Stapel 
gegangen; sie trug vier ilpfundige Kanonen, zwölf 24pründigc Carronadeu, 
einen Vierpfünder und einen Einplünder, und hatte 95 Köpfe Bemannung. 
Das Schiff war 99 Schuh 8 Zoll lang, 30 Schuh breit, 12 Schuh 10 Zoll 
tief gehend. Nach Bestückung und Bemannung zu schliessen, gehörte Triest 
zu den grösseren Briggs. 

PoU, den 24. Juni 1853. 

Endlich erhielt ich ein Schreiben von Dir, theuerstes Mütter- 
chen, und wenn Du auch darin sehr viel Wahres sagst, so sei 
doch unbesorgt, närrisch hat mich die schöne N . . . noch nicht 
gemacht. Aber Du erzählst von einer baldigen Reise nach Wien, 



Subalterner Gfficier. 87 

wie gerne möchte ich das hiesige Fieber zum Prätext nehmen für 
eine Luftveränderung nach Wi en ■ — dort blüht mir mein 
Stern — wenigstens wenn ich als abergläubischer Matrose 
meinen Ahnungen und Träumen Gehör schenke. 

Einstweilen wird aber nichts daraus, ich bin wieder dick und 
fett — ■ und habe meine schöne Gesichtsfarbe - — einem Mulatten 
gleich, wieder — bin enfin nicht mehr derselbe Stutzer wie auf 
den beiden Abbildungen , . , 

Was den Kammerherrnschlüssel anbelangt, hoffe ich, wirst Du 
auch etwas durchsetzen. Hast Du von Lattermann das Buch und 
von Pepi den Tabaksbeutel erhalten ? 

An M . . . schreibe ich nun, da er auch vergnügter ist, viel 
lieber, ich fürchte immer, dass ihm, in seiner üblen Laune, mein 
Glück noch übler stimmt. 

Leb' recht wohl, liebe gute Mutter, glückliche Reise! 

Kiek, den 26. Jnoi 1853. 

Heute erhielt die Brigg Befehl, unter Segel zu gehen, um in 
dem gelobten Land der schönen Jungfrauen, die abgematteten 
Lebensgeister zu erfrischen. Pola, der Stapelplatz für alle Marine- 
herzen, soll auch das Asyl des meinigen für einige Zeit werden. 

Ich glaube 3. bis 4. Juli dort einzutreffen, wo ich dann das 
provisorische Commando der Brigg übernehme. Ich werde also für 
einige Zeit selbstständig am Bord eines Schiffes schalten und 
walten. Doch nur in Pola; bis ich effectiver Commandant werde, 
braucht es noch eine geraume Zeit. Würde die Brigg nach Venedig 
in Seebereitschaft beordert worden sein, so wäre meine schönste 
Hoffnmig, Dich, theuerste Mutter, bei mir zu sehen, in Erfüllung 
gegangen: Zeit wird auch diesen Wunsch mir gewähren. Deine 
Nachrichten sind immer noch auf der Reise hieher. Letzthin er- 
hielt ich ein Schreiben, worin mir Mathildens Besserung die grÖsste 
Freude machte. In Pola wird unsere Correspondenz etwas pünkt- 
licher und von meiner Seite etwas lustiger werden. Obwohl ich 
mich auch hier ganz lustig befinde, da ich nie an »nichts Thun 
wissen« leide und somit die Zeit auch schnell verstreicht, so bleibt 
Kiek doch immer Kiek, wo man sich beschäftigt, isst und trinkt, 
seine Galle im Dienste auslässt, um gut verdauen zu können, und 
schliesslich schlafen geht. 

In Pola also hoffe ich. von Dir mit Nachrichten, vielleicht 
schon bei meiner Ankunft einen Brief zu erhalten, vielleicht auch 
schon über die Documente unserer Ahnen, was nicht nur nützlich, 
sondern auch sehr erfreulich wäre. Auf dieser lieben Welt darf 



Subalterner Offieier. 



man nichts unterlassen, um seine Stellung zu verbessern, besonders 
als armer Schlucker, der gern sein polizeiwidriges Gesicht durch 
ein schönes Kleid verdunkeln möchte. Doch, ä propos, genug 
dummes Zeug für diesmal — aus Pola mehr — jenes hat mich dick 
und stark gemacht, dieses wird mich abmagern, damit ich wieder 
Platz in meinen Röcken finde. 

Pola, den !l. Jali 1853- 

Ich bin hier angelangt und fand nebst allen meinen anderen 
Freuden Deinen lieben Brief, welcher mir nichts als angenehme 
Nachrichten von meinen Theuren aus der Heimat bringt. 

Seit 6, bin ich provisorischer Commandant, und obwohl ich 
noch gar nicht nahe zum Capitän bin, so wird es doch nicht lange 
dauern, binnen Kurzem werden grosse Reformen in dem Marine- 
stabe vor sich gehen — einstweilen arbeite ich sehr fleissig am 
Bord meiner Brigg Triest, wo ich sehr beschäftigt bin. 

Deine Ermahnung ist im Sinne meines Principes : «Behandle 
gerecht undgutDeine Mannschaft, dass sie für Dich ins Feuer geht.« 

Doch höre etwas von meinem gemächlichen Leben ^ ich be- 
wohne allein die Commandantenkajüte, welche ich mir ganz gefällig 
eingerichtet habe, mit unseres lieben Vaters Gemälde in der Mitte 
und anderen theuren Bildern rund um. Hier ein Sofa, dort ein 
Ruhebett und endlich mein Lehnstuhl und einige Sessel, ein 
Secretär, ein Tisch, — ecco meine Meubles. Des Morgens stehe ich 
nicht mehr um vier Uhr auf, sondern nach Belieben, mache keine 
Rapporte mehr, sondern empfange meine Officiere — nehme ein 
frugales Frühstück allein und denke dabei, heute Abend sollst du 
mit einer schönen Dame soupiren. Arbeite dann bald mit dem 
oder jenem bis fünf Uhr. esse dann und gehe ans Land und ver- 
geude meine Zeit mit Courraachen. Auch haben wir ein Theater, 
jedoch nur ein für schönes Wetter eingerichtetes, ich lache auch 
über die aufgeputzten Damen, welche ich in den verflossenen Jahren 
ohne Hut, mit Schürze, kennen lernte und mit ihnen herumtändelte, 
nun aber mit Hut, seidenem Kleid und leerem Magen, ganz preciös 
würdigen sie mich kaum eines Blickes ; ^ leider wissen diese 
Damen nicht, dass ich P. de Kock besser kenne als sie und einer 
Dame schmeicheln, mir sehr leicht ist, meine Rolle gewiss leichter 
zu spielen ist als ihre. 

Leb' recht wohl, liebe, gute Mutter, falls Du das Buch von 
Lattermann bekommen hast, so bitte ich Dich, mir es sammt 
Tabaksbeutel, welchen Pepi hat, zu schicken. Dieser ist ein An- 
denken von einer gewesenen Liebe, die ein Marinenr nicht ver- 
lieren darf, dergleichen Trophäen bringen Glück. 



Bubaliem« Offiti. 



l'olo, den 1:1. S.:|)lembcr 1853. 

Wie Du wohl aus meinem letzten Schreiben ersehen haben 
wirst, fehlt mir eigentlich nichts, ich habe mich so treu als mög- 
lich selbst dargestellt, Ernst und Leichtsinn sind bei mir zusammen- 
gekuppelt, wie die Seeleam Körper lind eine glückliche Anschauungs- 
gabe auch in den misslichsten Verhältnissen, indem ich mir immer 
damit schmeichle, mir nichts Arges vorwerfen zu können, machen 
mich zufrieden. Untugend ist bei mir ein bis jetzt unterdrückter, 
jedoch überspannter Ehrgeiz. 

Gegenwärtig lebe ich in Liebe, was meine Existenz in Pola 
versüsst. Neues ist gar nichts, hie und da eine Visite einer unserer 
Generäle oder Divisionäre bringt etwas Unordnung in unser All- 
tagsleben. So z, B. kommt Samstag l'orso marino Contreadmiral 
Bujacovich — da habe ich nun kleine Arbeiten, welche mich wieder 
für ein paar Tage beschäftigen, was mich auch sehr langweilig 
stimmt. Dein Brief ist aber auch nicht in der Fassung, mich lustig 
zu machen. Du schreibst so wehmüthig und dabei doch unrichtig. 
Als Ruine aus alten Zeiten! 

Du gehst einsam und trauernd herum, sagst Du: Alles blüht 
und prangt für die Jugend! nein, liebe Mutter, Alles dies ist für 
Dich, um uns Dir bildlich darzustellen, dass wir Dich nicht ver- 
lassen, dass Du von der Jugend für die Jugend Stärke behältst, 
um uns lange durch eine lächelnde Miene zu erheitern und zu 
Unternehmen aufzumuntern und zu unterstützen. 



Pola, den IB. Oclober 1H59. 
Nicht Ueberraschung war's, als ich Deinen letzten Brief las, 
nein, herzliche Thränen weinte ich aus Dankbarkeit für das, was 
Du, liebste Mutter, mir so in Hülle und Fülle spendest. Meine 
schlechte Wirthschafi machte mich wieder unzufrieden mit mir 
selbst, und das ist wohl der Grund, warum ich Dir nicht schrieb. 
Ich befinde mich wohl, doch schone ich mich recht sehr, denn es 
wäre sehr leicht, bei diesem Wetter krank zu werden, und so 
brachte ich es auch zu Wege, frei von dem hiesigen Fieber, welches 
(ausser mir) nur Drei oder Vier verschonte, — Alle sehr stark 
angegriffen hat. Zuviel zu thun habe ich auch nicht, mein Schiff 
ist so ziemlich in Ordnung, und der gewöhnliche Dienst ist sehr 
leicht. Unzufriedenheit mit mir selbst, vielleicht auch etwas Liebe 
allein, sind die Ursachen, welche mich abhielten. Dir schon früher 
zu schreiben — da mich diese als jene keinen lustigen Brief zu- 
sammenbringen Hessen. Einmal muss jedoch das Eis gebrochen 
sein — und ich muss Dich doch um eine bestimmte Zulage bitten. 
Bei der jetzigen Theuerung ist es mir nicht möglich, auszukomm^ 



J 



Subalterner Officler. 



ich brauche eine Menge kostspieliger Sachen, die ich nicht er- 
schwingen kann; in meiner jetzigen Lage schon gar, und ich 
glaube den ganzen Winter in Pola als Commandant zu bleiben — 
und muss es wohl hoffen, da ich leider befürchte, unter Segel 
das schlechte Wetter nicht ertragen zu können. Uebrigens brauchst 
Du keine Furcht wegen Krieg für mich zu haben; wir sind noch 
so arme Schlucker zur See, dass wir uns nicht aus dem Hafen 
zeigen können. Ich denke daran. Dich besuchen zu können. Alle 
unsere Schiffe werden abgetakelt für diesen Winter, man will sehr 
sparen und zwickt uns überall etwas ab — lässt uns auch sehr 
gerne weg; man braucht uns nicht sehr, und wenn es die Ver- 
bältnisse erlauben, warum soll ich Dich nicht besuchen kommen, 
es ist doch nur mein einziger Wunsch! 

Pola. den Sl. Odober 1853. 

Den 17. erhielt ich Deinen theuren Brief und danke Dir recht 
sehr für die 5 fl., die ich auch nach Deinem guten Rath sehr gut 
anbrachte. Die 100 fl. habe ich ebenfalls schon längstens erhalten, 
so zwar, dass es mir fast nicht mehr wahr erscheint. 

Ich bin voller Geschäfte ; das Militärjahr endet, da gibt's eine 
Menge Sachen zu thun. unter Anderem Conduitelisten zu ver- 
fertigen — eine schwere Sache — die Leute haben weder ge- 
stohlen noch gemordet, sind, weder gescheit noch dumm — 
gescheit kann man ja heutzutage nur noch mit einem Goldkragen 
sein — dumm sind's auch nicht, denn sie geniessen nach Leibes- 
kräften das Leben — tind da soll ich armer Teufel sie -conduite- 
lislisiren«! Ich finde dies gar extrafein! Die Kerls prellen nie 
einen Juden, und da soll ich sie nicht loben ? .Sie lieben einen 
Schluck guten Wein — das bringt Witz — sie lieben die schönen 
Mädchen und Frauen — ja, das ist ja die Würze des Lebens — 
sie machen Schulden — ja, ohne diese müsste man ja Holzhacker 
werden — und da wären wir ja Alle recht dumm, und das wollen 
die goldenen Kragen nicht verstehen — diese tollen alten Schippel 
verdammen uns! — — — Ach, ihr Conduitelisten, ihr macht mir 
viel Plage und Kummer! Ja, ja, liebe Mutter, ich muss Andere 
richten und bin selbst nicht besser als sie; da sind zum Beispiel 
zwei Rubriken, die besonders schön sind: »Fehlern unter- 
worfen?« und «Guter Wirth?-. Welches vernünftige Menschen- 
kind vermag da etwas Gutes hineinzusetzen? 



Doch genug des Spasses, ich bin recht gut aufgelegt, ich 
habe viel gearbeitet und da habe ich an Dich gedacht und er- 
zähle Dir da einen Unsinn, der doch viel Wahres hat. 



ni 



Ich höre, dass Moriz recht lustig in einer Festung sitzt, doch 
wo, in welcher möchte sein theilnehmender Bruder Max doch 
auch wissen, — Ich habe einen Brief für ihn bereit ^ Geständ- 
nisse eines unglücklichen Petrarca! 

Pola, den 31. Oclober 1853. 
Theuerste Mutter! 

Vor Allem danke ich Dir recht sehr für Deine immer- 
währende Güte, ich erhielt gestern die 20 fl-, welche Du mir ge- 
schickt hast, und nun will ich Dir eine Aufklärung über meine 
schlechte Laune in Hinsicht meines Finanzwesens geben. Du musst 
wissen, dass seit einem Jahre in der Marine ein Uniformirungs- 
verein errichtet wurde, für welchen man uns Allen Geld von der 
Gage abzieht, damit wir uns kleiden können und damit unsere 
Schneider davon gezahlt werden; nun habe ich noch gar nichts 
erbalten, jedoch schon 100 fl. hineingezahlt, aber meinem Schneider 
eine Anweisung für den Verein gegeben. Aus Missverständniss, 
wie es sich jetzt gezeigt, wurde diesem Schneider nichts gezahlt, 
weshalb er mich klagen wollte; dies ärgerte mich, darum ereiferte 
ich mich gegen die Goldkragen, das sind diejenigen, welche diesen 
Unsinn bei uns einführten. Sei versichert, dass ich mich gar nicht 
für meine Conduiteliste zu fürchten brauche, welche nur gut aus- 
fallen kann, da man mein Schiff nur lobt. 

Ich habe Niemand als Dich, liebe, gute Mutter, um das, was 
in meinem Herzen lebt, anzuvertrauen. Bin ich lustig, bo sehe ich 
Alles als Paradies; bin ich traurig, so bin ich auch excessiv; also, 
wenn ich mich dann hinsetze imd Dir sofort schreibe, so fallen 
oft meine Briefe übertrieben aus, und daher kommt es, dass ich 
Dir vielleicht unwillkürlich hie und da unnützen Kummer mache. 
Die Zulage ersetzt mir nun meinen Gageabzug, und lebe ich 
ganz verständig — es bleibt mir nichts über, jedoch gebe ich auch 
nicht mehr aus. 

Unser Erzherzog Max*) ist mit seiner Corvette hier ein- 
gelaufen ; man muss wirklich der Marine gratuliren zu ihrem 
künftigen Chef; ich versichere Dich, dass es uns Allen unbegreif- 
lich ist, wie er in so kurzer Zeit so viele maritime Kenntnisse und 
Takt sich erworben hat; jedenfalls ist sein Schiff ein Musterschiff. 
Er befehligt die Corvette Minerva. Was doch Wille und Vorliebe 



") Etztienog Ferdina 

von Slapel gcgaagen, lS4fi/41l 
4SG Tonnen; lOG' lang. 2i>' !> 
4 IKpfQndigc Kanonen, Bemni 



nd Mai bekleideie damals die Charge eines k. k. Coi- 
die kleine Seeelcorrelle Minerva {1838 als .Clemenia« 
im Besitze Venedigs •Civica< genannt, 184» Minerva. 
eil, 13'/,' mittlerer Tiefgang. 16 36pfündige Cuionaden, 
nunessl-ind circa 160 Mannt. 



Sutraliepner Offlet«r. 



zu Stande bringen — wenn sie mit Vernunft verbunden sind. Er 
hat uns zwar nicht mit einem Besuche an Bord beehrt, wie es 
sein Wille war — da Wimpffen*) morgen hieherkommt, so segelt 
er heute Nacht nach Triest, um allsogleich auf drei Wochen nach 
Wien zu gehen, Wimpffen hoffe ich aber bei mir an Bord zu 
sehen. Nächstens sollst Du wieder etwas Lustiges vou mir hören. 

Pola. den 11. November lö53. 

Du wirst vielleicht schon aus der Zeitung die neuen Avance- 
ments gelesen haben; obwohl noch nichts Officielles herausge- 
kommen ist, so bestätigen sie sich doch nach den Aussagen unserer 

Stabsofiiciere — es 
könnte sehr leicht 
sein, dass auch ich 
wirklicher Haupt- 
mann, oder eigent- 
lich Schiffslieute- 
nant werde — in- 
dem ich nun schon 
seit einem halben 
Jahre den Dienst 
eines solchen ver- 
sehe, Hoffnungen 
mache ich mir je- 
iloch keine, da es 
doch ein und das- 
selbe ist. 

Man erwartet 
sehr gro.sse Neuig- 
keiten für die Ma- 
rine aus Wien, in- 
dem der Erzherzog 
und sämmtliche 
Referenten nach 
Wien berufen wor- 
den sind. Alles ist 
sehr gespannt, be- 
sonders aber 
wegen Dahlrup, 
der ebenfalls dahin 




beschieden wurde, ich fürchte sehr, man täuscht sich wieder. Unsere 
Existenz ist nicht die angenehmste hier in Pola; ich spreche im 
Allgemeinen, obwohl ich mich eigentlich ausnehmen sollte; es 
kömmt daher, weil hier bei der Masse von Officieren sowohl als 
Stabsofficieren, Subalternen, Niemand eine Beschäftigung hat, und 
aus Langeweile belästigen die Höheren die Niederen mit tausend 
Kleinigkeiten — jedoch in oft sehr ungerechter Weise, wodurch 
Krieg und Feindschaften entstehen. Am meisten leiden diejenigen, 
die sich ängstlich benehmen, die armen Teufel haben immer Un- 
recht, es geschieht ihnen wohl recht, warum fehlt es ihnen an 
Energie und Thatkraft — solche, obwohl schlechter angesehen als 
jene, leben ruhig nnd unbelästigt; man fürchtet sie. — 

Den U. Novemb« 1853. 

Soeben erhalte ich Deinen lieben Brief, aus dem jedes Wort 
Liebe, Güte und Milde spricht. Mein ganzes Vertrauen hast Du, 
liebe Mutter, und ich wüsste wohl nicht, wem ich es sonst schenken 
sollte. Wie ich Dir schon geschrieben habe, stammen meine Monat- 
abzüge allein von da her, dass ein Uniformirungsverein oder, wie 
bei der Truppe, eine Massa gegründet wurde, von der natürlich 
alle Schulden von Schneidern, welche noch vor der Gründung 
herstammen, übernommen wurden. Diesen Abzug hat jeder Officier, 
nicht nur ich allein. 

Um aber Deine Frage zu beantworten, wo mich der Schuh 
drückt, «ob im Beutel oder im Herzen», oder in dem Wunsche, 
weiterzukommen, da dazu gehört eine reifere Ueberiegung — den 
Beutel drückt er öfters, aber da hilft kein Schuster! Das Herz 
zwickt er immer, aber der Wunsch, mich auszuzeichnen, da 
drückt er, und da muss ich selbst abhelfen! — Aber auch 
da wird die Zeit helfen; ich erwarte mit Sehnsucht die Zeit, 
unter die Befehle eines tüchtigen Commandanten, der Namen und 
Einfluss hat, zu kommen — oder selbstständig zu sein, um diesem 
Drucke abzuhelfen. 

Aus dem Herkommen WimpfFen's ist durch seine Reise nach 
Wien nichts geworden, wenigstens einstweilen. Jedoch hat der 
Erzherzog, nach dem was mir zu Ohren gekommen ist. seemännisch 
vortheilhaft von der Brigg Triest gesprochen. 

Hola, den -2i;. Rpccrob« I8&3. 

Dein letzter Brief erheiterte mich sehr, und verursachte mir 

einen der heitersten Abende, Ich hatte für die schöne O . . . einen 

Christbaum selbst verfertigt, und sie damit nicht nur überrascht, 

ndern auch sehr erfreut. Und denselben Tag. an dem ich sie so 



94 SaballenieT Officier. 

Überraschte, machtest Du mich glücklich mit Deinem lang ersehnten 
Schreiben. 

Denke Dir, liebe Mutter, dies ist der erste Chnstbaum, den 
ich seit meinem Eintritt in die Carri^re wieder sehe! Leicht sind 
die Gefühle zu errathen, die mich bei der Arbeit erfüllten. 

Mehrere Officiere der Marine waren bei ihr eingeladen, und 
wir waren Alle sehr lustig, besonders ihr Gemahl, den Du später 
besser kennen lernen wirst, war sehr heiter und lustig; er besitzt 
das Talent, allein durch seinen Gesang und seine Heiterkeit eine 
ganze Gesellschaft den Abend hindurch zu amüsiren. 

Dass R . , . sehr unter dem Pantoffel steht, war vorauszusehen; 
der arme Teufel ist sehr zu bedauern; doch muss ich aufrichtig 
gestehen, dass ich auch noch immer unter dem Pantoffel meiner 
jeweiligen Angebeteten gestanden bin . . . Wenn Du L . . . siehst, 
so bitte ihn, er möge Dir den ersten Band von Bobrick's Nautik 
geben, den ich ihm in Ancona geliehen habe. Ebenso hat Pepi 
einen sehr schönen Tabaksbeutel von mir, den ich nur sehr ungern 
verlieren möchte. 

Noch etwas möchte ich gerne wissen: nämtich. wie man am 
Besten einen Boden mit Wachs einlässt; ich möchte gerne den 
Boden der Officiersmesse und den meiner Kajüte so einlassen. 

Die Fregatte Radetzky ist noch nicht aus England da, jedoch 
im Frühjahr wird sie wahrscheinlich abgeholt werden; wie ange- 
nehm wäre es mir, diese Reise zu machen, und wie nützlich noch 
da2u! Ich würde mich in der Sprache sehr üben können, und ein 
günstiges Resultat für mein Studium haben. Ich beschäftige mich 
jetzt ohnehin mit nichts, als mit O . . . und Englisch. 

Nun adieu, liebe, gute Mutter; lebe recht wohl; ich bin gesund 
und frisch, doch nicht sehr lustig; O . . . macht mir viel Kummer 
und ich habe oft recht langweilige*) Gedanken übers Heiraten, 
und möchte doch nicht bald schon unter dem Pantoffel stecken. 

Grusse mir Alle recht herzlich, und vergiss nicht Deinen Dich 
innigstliebenden Sohn Max, 

Bruchstück. — 1853. 

Wir haben eine l^rimmige Kalte, die Bora wüthet, besonders 
am Bord. Dies ist auch die Ursache, warum ich nicht früher 

*] So wie hin. gebrauchl M. St. Öficn da Worl ilingwciligi im Siooe von 
■läsligi, nach dem franiösischen {auch ilaliemschcn) Sylion)in: — ennuy/r, amiojMrr, — 
beissi wohl auch ■Ungweilem, aber, besonJen im Fcatiiäsischen, noch häufiger tliitiB 
falleDa. Vgl. auch d«a Bricr aas dem Jahre 1896. üb«t Verfassung der Qnalificaliant- 
listen. 



Suballerner Orficier, 35 

schrieb. Häude und Füsse waren immer erfroren. Seit heute erst 
habe ich mir einen Ofen nach orientalischem Muster eingerichtet 
und befinde mich recht behaglich. Bei uns geht's ziemlich commiss 
zu! es will aber keine rechte Wurzel fassen. Erzherzog Max. ist 
fürs Commiss ein kahler Felsenboden, und gutem Beispiel folgen Alle. 

Letzthin ist der Stand der Marine nach den jetzt bestehenden 
Schiffen dienstlich erschienen, wird jedoch wegen Unmöglichkeit 
nicht ausgeführt werden. Dein Max käme der Fünfzehnte zum 
Stabsofficier zu stehen, mit einigen 40 Hintermännern. 

Würde es möglich sein, einen Mariiieofficier durch Cravatte 
und Halsstreif tragen, schön zugeknöpft und geschnürt durch ein 
halb rechts und halb links und ein goldenes Porte-öpee bilden zu 
können, dann würde es leicht sein, auch Tausende derlei Pflaster- 
treter herzuhexen, so aber braucht es Geduld, und Dein Maxi 
kann leicht Geduld haben. 

Aus der Conferenz der Marineadmiralität in Wien wissen wir 
noch nichts. Einige Schiffe gehen wieder nach Smyma ab, leider 
ich nicht mit, und muss auch befürchten, nach Triest beordert zu 
werden, was mir gegenwärtig nicht angenehm wäre. 

Ohne Datum. Dem Inhalte nacli circa August I6bi. 

Triest! ich schreibe Triest und bin in Pola, liebe Mutter, 
reine Zerstreuung, doch in diesem Augenblicke ist mir doch dies 
viel angenehmer als jenes. Ich liebe aus ganzem Herzen die Zer- 
streutheit, sie ist bei mir nur dann zu finden, wenn eine schöne 
Dame mein Herz erobert hat, welches ich auch schon verschcqkt 
und gut angebracht habe. Mir geht es sehr gut, ich bin dick und 
fett, esse schlecht, trinke gar nichts, werde von Fliegen aufge- 
fressen, von der Hitze zergehe ich wie Butter, schlafe genug und 
arbeite lustig nach meinem Willen — ich bin auch endlich eigener 
Herr — Ecca, alle diese verschiedenen Annehmlichkeiten des 
menschlichen Lebens erhalten Deinen werthen Herrn Max in guter 
Laune. Auch die Kleinen, welche mich bei meiner Dulcinea um- 
schwärmen, machen mir Freude .— ich bin ganz glücklich, provi- 
sorischer Papa zu .sein und bedauere die wirklichen Herren Papas 
in Klagenfurt. 

Provisorisch, etwas provisorisch sein zu können — das ist etwas 
Göttliches. Ausser Ailem dem füge ich, liebe, theure Mutter, hinzu, 
dass ich nun auch ein grosseres Thier geworden. Man beförderte 
eine Unzahl meiner Vorderleute und ich bin an der Tour der 
70 fl. angekommen, dann werde ich zwar einige Zeit warten können, 
denn es sind lauter junge Grasteufeln wie ich, vor mir, aber dann 



I 



Sobaltenier Offtcter. 



werde ich mich schon mit meiner allen Geduld ausrüsten und 
mit der die Welt unterg:raben, um den goldenen Kragen zu suchen. 
Venedig enthält nun die schönsten weiblichen Schätze — 
Cassinis sind dort — Paskof — die russischen Pinanzministers- 
tächter sind auch da — ■ in deren gutem Gedächtniss ich auch stehe; 
ich sah Sie! verliebte mich bis über die Ohren, erklärte ihr meine 
Liebe und segelte eine Stunde später ab, indem ich ein trauerndes 
Herz zurückliess, wie gerne möchte ich einen provisorischen 
Rutscher nach Venedig machen. Doch genug von all diesem 
albernen Zeug. Du siehst, liebes Mütterchen, ich bin zufrieden. 
Griessbach vermehrte meine Freude, schrieb mir, dass Du Dich 




wohlbefindest, das setzt 
wohl und glücklich. 



Subalterner Officier. 97 

holen war. Die Landreise über Paris bot sicherlich, ebenso wie der längere 
Aufenthalt in London bis zur Beendigung der Zurüstung und endlichen Ab- 
reise eine Fülle inhaltsreicher Anregungen! Das Detail der Schwarzenberg, 
unter den Augen des Erzherzogs Marine-Obercommandanten, ebenso jenes 
der Radetzky — der ersten Schraubenfregatte, in deren Besitz die k. k. Flotte 
gelangte — müssen zu den belehrendsten Beobachtungen Anlass gegeben haben. 
So wie die Sachen aber stehen, bleibt man für diese Zeit auf die — 
äusserst knappen — Eintragungen in M. St.'s Tagebuch angewiesen. Diese 
sind in der einleitenden biographischen Skizze benützt, auf welche der Leser 
hier hingewiesen werden muss. 



Schiffscommandant. 

»Es wächst der Mensch mit seinen höhereo Zwecken.» — Zum 
Schiffscomraandanten geworden, erfüllt von der Würde des •matlre aprit 
Dieu* au Bord seines Vulcan, sieht sich der leichtlebige, noch nicht dreissig- 
jährige M. St. zu ernsten Selbstbe trachtungen gedrängt. Er legt am 26. Jänner 
1858 eine Art von intimem Tagebuch an — sehr verschieden von dem 
officiell vorgeschriebenen, sogenannten Privat- oder Particularjouma! der See- 
officiere — und beschäftigt sich in demselben vornehmlich mit sich selbst; 
wahrhafte Einkehr wechselt da oft mit ziemlich weitläufigen Uekenninissen 
meist recht galanter Natur, welche beweisen, dass der alte Adam nicht so 
leicht und schnell abzustreifen war. 

Diesem Tagebtiche, von welchem sich entweder nur ein geringer Theil 
erhalten h^t, oder welches vielleicht nur kurze Zeit fortgeführt wurde, seien 
die folgenden Partien entnommen. 

26. Jänner 1858. 

Aller Anfang ist schwer — ist ein altes, doch gutes Sprich- 
wort, wie viel habe ich nicht bereits angefangen und wie wenig 
oder eigentlich gar nichts habe ich zu Ende gebracht. Warum? 
ist wohl die natürliche Frage, die sich mir hier aufwirft. Leicht zu 
beantworten, wenn ich mich nicht durch Eitelkeit selbst hinters 
Licht führen will. 

Weil ich fühle. Alles nur oberflächlich zu kennen, selbst ober- 
flächlich, effectmachend bin; trauriges Geständniss; doch hoffent- 
lich theilweise noch gut zu machen. Was sind die ferneren Ur- 
sachen ? 

Zu wenig nachdenkend und überlegend, dabei mein Hitzkopf, 
der Alles auf einmal gleich zu Ende bringen will, und sich nie die 
nothwendige Zeit gönnt, darum kommt das Verwerfen, darum die 
Langeweile und der Aerger über das Nichtgelingen und der Ver- 
such zu etwas Neuem, Diesem muss abgeholfen werden. Wie? 

Mein .Styl ist schlecht und gibt bereits meinem Ich wieder 
Recht, doch glaube ich, mich diesmal zu überwinden und dieser 
Arbeit nicht überdrüssig zu werden, mich nämlich zu beherrschen. 
Schönes Wort, wenn ich es ausführe, im ganzen vollen Sinne aus- 
führe, so bin ich ein gemachter Mann. 



Schi fTac omman d nn t , 



Doch kehren wir zurück und analysireii wir Dich ganz, mein 
liebes Ich. 

Warum bist Du oberflächlich? und warum die nachtheiligen 
Folgten ? 

So Manches erklärt die zweite Frage. Wie sollst Du es ab- 
ändern? Dies ist es eben, was ich zu suchen habe, und dies ist 
eben die Ursache, welche mich zu diesem Schritte bringt, nämlich 
das Thun und Lassen kritisirend und wiederholend in der Stille zu 
Papier zu bringen, darum sollst Du, mein Tagebuch, auch Souvenir 
gelauft bleiben, und wenn ich dadurch mich ausbilden kann, mir 
theuer und werthvoll für immer bleiben. 

Dabei sollst Du doch ein Tagebuch bilden, um dies zu er- 
zielen, will ich bei günstiger Laune auch die Vergangenheit in 
Erinnerung bringen. 

Also. Souvenir soll für mich die Kritik. Erforschung, das 
Nachdenken über Alles, was ich anfange, bedeuten, ich fange auch 
heute an um gleich über meinen ersten Versuch zu relationiren. 

Ich habe heute angefangen, die mich .schon vor so vieler Zeit 
interessirende Naturlehre tlieilweise zu studiren und mir eine 
Nebenbeschäftigung zu schaffen, um meine Reisen interessant, be- 
lehrend und angenehm zu machen. 

Wie, wenn ich als ganz einfacher Matrose nicht auch etwas 
Botanik und Zoologie kennen sollte. Gewiss ist es auch zu meinem 
Fache die zweckentsprechendste Wissenschaft. 

Mit Dr. Slamal ßng ich an, die erste Excursion zu einer 
Sammlung von Muscheln zu machen. Der Fund war nicht gross, 
doch immer hinreichend für die Jahreszeit und die Oertlichkeit. Die 
Muscheln zu bestimmen, überlasse ich auf bessere Zeit, nämlich 
nachdem ich mir nicht nur mehr Kenntniss erworben, sondern auch 
das Museum hier mich etwas mehr belehrt haben wird. 

Doch nun von meinem weiteren Studium, der Geschichte. 
Wie soll ich es anfangen, mich in dieser so unumgänglich noth- 
wendigen Wissenschaft auszubilden? Lesen, ist schon lange meine 
Antwort. Cesare Cantü interessirt mich auch besonders, sein 
freies, so ziemlich unparteiisches Urtheil hat mich angezogen, und 
in seiner Geschichte der hundert Jahre fand ich, zu meiner Schande 
g^esagt, alles neu. 

Welcher Vorwurf ist hier nicht unseren Lehranstalten 
zu machen, dass man die Jugend so vernachlässiget! 

Ja, ja. Freigeisterei ist mit traurigen Folgen verbunden, doch 
Dummheit der Bürger in einem Staate mit noch viel grösseren . . . 
Achtung, dem Achtung gebührt; und habt Ihr Euch nichts vorzu- 



100 Schiff scommandant. 

werfen, Ihr Grossen, so schaden Euch auch weder Kenntniss noch 
Freigeisterei nicht. 

Welch einen traurigen Eindruck machte mir gestern Klapka s 
Erzählung im Xachhang zu seinen Memoiren! Eine Thräne rollte 
über meine Wange — und mein Stolz als Oesterreicher hat ge- 
litten — doch kehren wir zurück zu meinen Studien. 

Maury muss ich studiren, dies gehört zu meinem Fache, 
welches ich nicht vernachlässigen darf; für dieses, überhaupt für 
alle Studien muss ich zum Reüssiren meiner Enterprise Noten 
machen, um meinem Gedächtnisse zu Hilfe zu kommen, darum werde 
ich hier es im Allgemeinen behandeln, um dann diese Noten aus- 
zuarbeiten, besonders was mein Fach anbelangt. 

O Marine, Marine, in welchen Händen bist du in diesem 
Augenblick! Warum hat Erzherzog Max*) nicht länger das Ruder 
in der Hand und warum wird ihm immer nur mit Ja geantwortet. 

In was bestehst du, Marine? Was ist deine Lebensfrage? Wie 
wird sie geführt? Aus Schiffen, Arsenalen und Kasernen . . . 

Administration — durch C... — 

Soll ich ins Detail gehen? Nein — ich muss noch überlegen. 

An Mutter und M . . . geschrieben, sehr in Eile und Un- 
geduld, nur Dank an jene — diesem Energie empfehlend — »un- 
möglich« steht ja nicht in unserem Dictionär ! 

27.- Jänner. 

Die Rivista Euganea aus Mailand bringt einen Artikel gegen 
Dalmatien und hauptsächlich gegen Zara. Der Autor als wahrer 
errante cristiano — jedoch der italienischen Nation angehörend, 
greift die hiesigen Verhältnisse an — und (obwohl mit viel Finesse 
geschrieben) arbeitet er gegen das slavische, um das italienische 
Nationalthum zu heben — ist geschichtlich deswegen auch nicht 
correct, Rivista Dalmaia antwortet trivial, jedoch nicht ohne Kennt- 
niss und Gewissenhaftigkeit, vergisst jedoch gänzlich, dass sie im 
Sinne der Regierung schreibt — die Dalmatien slavisch bilden 
will — und die italienischen Ideen und Erinnerungen ausrotten 
möchte. 

Sturmvoller bewegter Tag. Nichts gearbeitet — gar nichts — 
verlorener Tag — diese Anmerkung muss ich gewissenhaft ein- 
tragen — um mich endlich des Vorwurfes der Schuld bewusst 
zu sein. 



*) Erzherzog Ferdinand Max residirte zu jener Zeit als Vicekönig der Lombardei ia 
Mailand und war dadurch der unmittelbaren Einfiussnahme auf die Kriegsmarine etwas 
entrückt. 



Afvj 



Der Casinoball ist nicht uuangeiiehm gewesen, wenn nur 
mein Kopfweh mich nicht genirt hätte. Ich glaube, hier als guter 
Tänzer gelten zu dürfen, was ich von den Damen nicht sagen kann 
— wie lange wird es noch dauern??? Eigentlich fangt es jetzt 
schon an, mich nicht mehr zu unterhalten. 

Junge Officiere glauben, das», um Zeit zu gewinnen, die Mann- 
schaft unverhältnissmässig frühzeitig zu einer Arbeit gerufen, aus- 
gepurrt etc. werden solle. Die Mannschaft leidet dadurch — der 
Dienst leidet dadurch — sogar die Sicherheit des Schiffes kann 
dadurch gefährdet werden — z. B. heute gab ich Befehle, um 
2 Uhr a. m. soll das Schiff segelklar sein, Alles war bei Sonnen- 
untergang vorbereitet, nur die Maschine nicht. Um 1 Uhr, eine 
Stunde vor der bestimmten Zeit, wurden alle Mann auf Deck ge- 
rufen — damit die Mannschaft um 2 Uhr bereit sei — falsch — 
ö Minuten vor 2 Uhr ausgepurrt, um 2 Uhr alles klar! 



25. Sepiembcr 1858. 
Lächerlich, lauter Hoffnungen und lauter Enttäuschungen — 
Beförderung, Reise nach Brasilien - Geld ersparen — nach Venedig 
und Pola segeln, um der Stapellassung beizuwohnen, voi/ä tausend 
Hoffnungen, die doch keine in Erfüllung gegangen. — Vom Kammer- 
hermschlüssel spreche ich nicht mehr, da dies nur mehr dummes 
Zeug ist. 



102 Schiifscommandant. 

Eines kann ich nun wieder Enttäuschung nennen, was mir 
jedoch zu Gute kommt — nämlich das Xichtswissen und -Ver- 
stehen meiner Leute — die die einfachsten Bewegungen mit einem 
Dampfer wie Vulcan, als Mirakel verschreien. — Nun es freut mich, 
dass es mir gelingt alle zum Narren zu halten, wenigstens ernte 
ich, wenn auch unverdient den Namen als Seemann — bald wird 
es keinen Zweiten wie ich geben, wenn es so fort geht — und 
warum? weil Furcht und Selbstvertrauen der Unterschied zwischen 
den Anderen und mir ist. 

Vor noch nicht 14 Tagen glaubte ich, den goldenen Kragen 
und die Diana zu erhalten — und machte meine Luftschlosser, 
heute ist mir das Luftschlösserbauen ekelig — da ich es als Un- 
gerechtigkeit ansehen möchte, wenn Brück und Barry befordert 
würden und ich nicht. Leider geschieht es — nun, verzweifeln 
werde ich nicht I Mit Zeit und Geduld wird doch der Tag kommen, 
wo mir Anerkennung zu Theil werden wird. Auf den Tag freue 
ich mich — dann will ich jedoch Conditionen setzen — einstweilen 
werde ich fortarbeiten und Vulcan, mein gutes, und getreues Ross, 
wird mir diesen Winter über bleiben — und mir Zeit schaflFen, um 
mich gegen jeden Krieg zu rüsten und vorzubereiten. 

Einstweilen ist auch Sc op in ich mein Lobredner geworden, 
von den Uebrigen rede ich nicht, sind nicht der Mühe werth. 

Wenn ich nur diesen Winter in Zara zubringen könnte — da 
könnte ich Fortschritte machen. 

Wenn ich nur einen tiefen Blick in die Verhältnisse der Marine 
machen könnte — so ist Alles gewonnen, da doch so viele Vor- 
urtheile und so viel verschiedene Ansichten, die alle mir fast leere 
Köpfe bringen, zu überwinden sind. 

Keiner hat ein bestimmtes Ziel im Auge, keiner denkt an was 
Anderes als an sich und immer an sich selbst. Alles soll gross und 
tüchtig da stehen. Jeder will beim Z anfangen, wo noch das Abc 
zu erlernen ist. Ja, es sollte, es könnte sein, doch bis dato hat 
es Keiner der Mühe werth gefunden anzufangen. Wenn ich nur 
die Ausdauer haben werde, und mir die besseren Gedanken 
nicht fehlen, so werde ich beenden, was ich einstweilen 
im Geiste gearbeitet habe: komme ich jetzt zu spät, so 
wird vielleicht später die Zeit kommen, wo ich es dann 
doch durchsetzen werde. 

Geduld, Ruhe werden mit der Zeit die Eifersüchteleien über- 
winden. 



Sf hiffBcom mandvct . 



lOS 



20. April. 

Gestern erhalte ich die Nachricht durch Zencovich über den 
Erhalt der grossen päpstlichen goldenen Medaille (er dieselbe 
kleine und der Kalfaterer Cabrin die silberne kleine) für die Rettung- 
des VollschifFes Progresso. Ein Orden hätte mich erfreut; eine 
Medaille, sage ich, ist besser als nichts — Toilettestück ist es, doch 
kein übermässig zierendes — Vanitas\ Es freut mich als Erinne- 
rung meines ersten Commandos. Was wird mir Vulcan bringen? 

Jedenfalls finde ich mein jetziges Commando besser, auch die 
Führung ist besser; wenn ich nicht irre, so sind meine Leute zu- 
frieden und werden eine tüchtige Mannschaft bilden ; schade, dass 
noch keine Corvette oder gar Fregatte unter meinen jugendlichen 
Händen ist, doch bilde ich mich einstweilen aus, und beim An- 
tritte des Commandos eines jener Schiffe werde ich energisch und 
tüchtig am Platze stehen. 

Meine Muschelsammlung ist ins Stocken gerathen, doch nun 
hoffe ich, wieder anfangen zu können, da meine Cabine in Ord- 
nung ist und ich wieder ruhig werde arbeiten können. 

M. . ., Oberstlieutenant, Anekdoten auf Anekdoten über sein 
Abschiednehmen von dem schönen Morlaken- und Zaratiner Volke. 
O! Menschen, ihr Narren, so um Volksliebe buhlen. Wenn's Dich 
zum Ziele führt, Glück zul Denn kannst Du Dich ums Mittel 
nicht bekümmern, Scham, Ehrgefühl ist bei der Frage ohnehin 
nicht im Spiel. 

Zastavnicovich heute besucht, finde ihn artig, gebildet, wünsche, 
mit ihm eine Fahrt zu machen, 

B Narr, so eine Frau zu heiraten. Fumo\ Fum<i\ Gross- 

thun und ein Tschaperl sein, hochdeutsch sprechen und jo und 
na sagen. 

27. April 1858. 

Reise nach Fiume, Umzogener Himmel, Mondhelle durch- 
brechend. 

Compass ist nicht mit den Coursen übereinstimmend, somit 
die Nacht wach geblieben. Diese meine Zeilen entschädigen mich 
des Schlafes. Werde ich schreiben können? Eifersucht quält Dich! 
Armer Max, solch ein Thor! da wohl nicht Eifersucht, sondern 
mehr Neid Dich quält. 

Gestern erhielt ich das Porträt meiner lieben Mutler von 
Krastowitz, wenn ich mir nur Geld sammeln könnte, mir die 
Keusche aufbauen zu können; dort will ich meine alten Tage 
verleben. Wirst Du allein sein oder mit einer Gefährtin??! 



Werde ich Jemanden finden, der mich versteht und mich 
glücklich zu machen im Stande sein wird? Werde ich mich von der 
eitlen Well zurückziehen können? Wenn sie mich liebt und ver- 
steht, dann werde ich glücklich sein. Wenn ich Kammerherr 
werde, werde ich dann auch Malteserritter? 

Wenn ich es werde, geschieht's aus Eitelkeit? The il weise ja, 
theilweise, weil ich Vertrauen und den Glauben an die Weiber 
verloren habe, ich, der ich das schöne Geschlecht doch so lieben 
kann und mich ihm ganz opfere. Mutter — ein Wesen wie Dich 
finden, und ich bin der glücklichste aller Menschen, so lange Du 
mir bleibst, bleibe ich Dirauch allein. Gott wolle, dass ich alt, recht 
alt werde und immer allein bleibe. 



15. Jum. 

Den 27. Mai sass ich eben sehr gemüthlich bei J - -, E. an 
meiner Seite; wir soupirten, als ein Cadet mich eiligt aufsuchte, 
und mir die Nachricht brachte, Mamula*) wünschte mich dringend 
und augenblicklich. Ich sagte meinen Heben Wirthen adieu, wirsehen 
uns wahrscheinlich nicht die nächsten Tage, da ich wahrscheinlich 
noch dieselbe Nacht unter Segel setzen werde. Lächelnd und fröh- 
lich nahm ich Abschied, ohne mein Schicksal zu kennen, noch 
vorauszusehen. Mamula sagt mir, den Morgen müsse ich noch 
mit einer Compagnie Artillerie und einer Compagnie S aus- Infanterie 
nach Castelnuovo. Emil Jablonsky war unter anderen Officieren 
der Infanterie hau ptmann. 

Ursache dieser plötzlichen Dislocirung war die Erklärung 
des französischen Conte-Admiralen Juriendela Graviore am Bord 
des Linienschiffes Algesiras mit Eylau in Division, welcher, bei 
Gravosa vor Anker, dem General und Brigadier Desimon an- 
kündigte, nach Castelnuovo und Cattaro gehen zu wollen, welche-s 
ihm jedoch von Seite unserer Regierung nicht gestattet wurde, 
und Mamula solle im Auftrage des Kaisers sorgen, dass mit jeder 
militärischen Macht das Einlaufen der Franzosen verhindert werde. 

O! wo sind wir mit unserer Voraussicht, welche Mittel sind 
da, was ist vorhanden, um einen Kriegshafen zu vertheidigen! 

Sollte uns, was Gott verhüte, morgen ein Krieg mit was immer 
für einer Kriegsmacht überraschen, nicht nur allein ganz Dalmatien 
sammt den Inseln, sondern ganz Istrien, Pola, Triest, Alles wäre 
verloren, vernichtet: wenn auch letztere Städte nicht unter fremder 
Herrschaft kommen sollten, so geht doch Dalmatien sicher verloren. 



ula, 



der damaliEe Goaven 



Scblfiscam mandint. 



Das Wetter begünstigte meine Fahrt nach Castelnuovo. wo ich 
die Ausschiffung der Truppen auf Rondoni und Punta d'Ostro 
veranlasste. 

Ich war jedoch die ganze Fahrt vom Pech verfolgt. 

GröUer, den ich bei Curzola mit der Lucia fand, ging nach 
Zara. Warum? ich wusste es nicht. 

Kaum hatte ich die Truppen ausgeschifft, so wurden in 
Meligne Kohlen eingeschifft und auf Befehl complelirt; leider 
schifften meine Leute 68 Tonnen über die Nacht ein. so dass ich 
des Morgens wieder absegeln konnte. Ich fand meinen alten 
Freund Moll mit Curtatone, den ich besuchte, und mit ihm 
verlebte ich den Tag und die Nacht recht angenehm und fröhlich. 

Aus dem Hafen von Castelnuovo fand ich Lucia hersteuem. 
Wir wechselten Präsignal und steuerten unseren Cours fort. 

In Gravosa fand ich Donau, Bellona. Hentzi; Algesiras 
und Eylau begegnete ich auf der Hohe von Ragusa Südost 
steuernd; endlich meinen Freund Glyn milder Coquette. Leider 
erfuhr ich nun mein Schicksal: Mamula wollte mit mir nach 
Castelnuovo, der Befehl war jedoch so dumm geschrieben, wegen 
Mamula's Geheimnisskrämerei wusste wohl die ganze Stadt, nur 
ich nicht seine Absicht, somit musste Lucia ihn erst abholen, 
und Moll brachte ihn zurück nach Zara, ich verblieb in Gravosa. 
Man weiss zwar nie, was zum Guten führt, doch einstweilen ist es 
mir unerträglich und höchst unangenehm. 

Ich sah die Türken am Wege nach Ragusa lagern, sah die 
Franzosen bei der Rückkunft von Budua, lernte Rumbold 
kennen, endlich hatte ich das Vergnügen, mit Bombelles zu 
sprechen, ihn zu bewirthen und gut Freund zu werden ; wer weiss, 
ob mir dieses zu nichts helfen soll. Nun bin ich allein hier und 
blase Trübsal. 

E. . ,, hat sie mich 
lieb und wie lange? Sie 
schrieb mir wohl, doch 
nur einige Zeilen — 
godcremmo poi di piii — 
schöne, hoffnungsvolle 
Worte, doch keine Ge- 
genwart. 

Zukunft ist so un- 
sicher, so unbestimmt. 
Hier kenne und sehe ich 
auch keine Hoffnung, 




IvS SchifbcommaiidaDt. 

mrineij Geschmack zu befriedigen. E. . ., Du gehst mir ab — 
gute, liebe Seele. 

Doch auch ein paar Worte dem Vulcan: der Dienst geht 
noch nicht ganz nach Wunsch, doch nicht schlecht; er könnte 
und wird nun, da ich keine weiteren Gedanken habe, gut gehen. 

Schiff rein, und an Tischlerarbeiten fehlt es nicht. Leute, die 
vor Monaten hier eingeschifft waren, werden die Decke nicht er- 
kennen. Zencovich kränklich und misslaunig, die Uebrigen weichen 
meinen Beweggründen. 

Ich kann noch immer zufrieden sein. 

Schulden drücken mich nicht besonders, ich habe endlich 
Geld noch in der Mitte des Monates; hoffe, noch sechs Monate 
wenigstens an Bord zu bleiben, und dann bin ich auch klar mit 
Allem. 

Die russische Propellerfregatte Balcan ist hier, macht 
grosse Sensation unter den Griechen. Mamula, Mamula, wenn 
gleich Du Dalmalien hilfst, wie schadest Du Oesterreich! 

Die Conferenzen in Paris haben den Streit zwischen Pforte 
und Montenegro geschlichtet, die Demonstration der Franzosen, 
was auch die Blätter und Diplomaten sprechen mögen, ist und 
bleibt doch sehr handgreiflich, und Oesterreich zieht den Kürzeren. 

a Juli 1858. 

.So ändert sich das Schicksal, kaum war ich in Gravosa, 
musste ich auch diesen Ort verlassen, um wieder nach Castelnuovo 
zu kommen. 

Man weiss nie, was zum Besten führen soll, dies tröstet 
mich; leider vergehen die Jahre, die Jugendkräfte schwinden und 
man ist vor der Zeit ein Greis, vielleicht ohne Genuss, vielleicht 
ohne die Ursache zu kennen, warum man es geworden ist. Immer 
trägt man die Hoffnung des Vorwärtsschreitens mit sich, immer 
ist der Ehrgeiz, der die Gegenwart, sei sie noch so schlimm, ver- 
schönert. So geht es mir in diesem Augenblicke. Ich bin selbst 
in Castelnuovo, wenn auch gelangweilt, doch zufrieden. 

Ich bilde mir ein, mein Schiff sei besser in Ordnung als die 
übrigen, schöner, reiner, seemännischer, meine Officiere sind 
glücklicher als die anderen, besser als die anderen, und 
Gott weiss was Alles, Nun komm noch die Wuth, mit der 
ich die Verfassung eines Reglements angefangen habe, dazu, 
um mich zu beschäftigen und meine Ideen zy steigern. Armer 
Tropf, zu was dies Alles, zu nichts? Anerkennung?? Woher? 
Jeder nennt Dich nur Xarr, bringst Du etwas zustande. 



Schifisc 



induu' 



107 



werden Alle gegen Dich sein, und »o, der Schmarn« ist 
das Ende. Armer Tropf! Doch fahre fort und sei aufrichtig 
mit Dir. und am Ende lass Dich nicht abhalten, denn, wenn 
Du auch nicht nützest, schaden kannst Du nie. Du verfolgst 
Dein Ziel (immer ehrgeizig); doch der Beweggrund jedes mensch- 
lichen Thuns ist ein menschlicher, also gemein! Erhaben ist nach 
eben dieser Natur des Menschen Jeder, denn Jeder schützt einen 
solchen Grund vor und verbirgt den eigentlichen, den wahren, den 
gemeinen ; so ist's bei mir aus Ehrgeiz, ich sage und behaupte aus 
Pflichtgefühl, um einem Ziele entgjegen zu arbeiten, ein nützlicher 
Staatsbürger, guter Patriot, endlich ein der Marine nützlicher 
Officier zu sein, wenn auch ohne Gelingen, doch ist das Trachten 
schon viel, Andere thun lieber nichts. 

Ich mache Witze über die goldene Medaille des Papstes, 
bin aber doch eitel darauf und froh obendrein; es schmeichelt 
mir, es wird gefallen, und obwohl ich um das Tragen derselben 
mich sehr gleichgiltig stelle, so kann ich doch nicht die Zeit er- 
warten, wenn die Erlaubniss kommen wird, und dennoch liegt das 
Bittgesuch noch bei mir. 

Ebenso geht es mit dem Kammerherrwerden, ich träume 
schon, es zu sein, sage doch kein Wort, da ich nur die Aiihoff- 
nung habe. 

Genug des Philosophirens, und kehren wir zurück zum Be- 
arbeiten eines Reglements; ich hoffe also, wenn diess auch keine 
allgemeine Anerkennung geniessen wird, doch für mein nächstes 
Commando, welches eine Corvette sein wird, wird es doch seine 
gute Verwendung haben, freilich schmeichle ich mir, es am Linien- 
schiff zum erstenmal zu gebrauchen. 

Obwohl mir das französische ' RigUmeni sur Ic Service Intirieur* 
r Basis dient, so ist es doch mehr ein Nachschlagebuch, da 
Vieles nach unserem Systeme nicht möglich ist durchzuführen, 
übrigens auch nicht sehr praktisch ist, mir, der ich an die eng- 
lischen Systeme gewohnt, auch nicht gefallt, endlich habe ich 
unser Armee- Dienstreglement noch zu befragen, somit die Arbeit 
nach und nach dem Fortschreiten immer schwieriger und corapli- 
cirter wird. Vieles ist zu definiren, um auch nach dem Sinne 
Seiner k. k. Hoheit zu gehen. 

Ich bin neugierig, wie lange ich so fleissig daran arbeiten 
werde; ich glaube, so lange bloss, bis ich wieder in den Armen 
einer schönen Dulcinea schmachten werde. 

Liebe, gute E. , ., Du bleibst mir bis jetzt noch immer herzlich 
lieb, auch bin ich Dir sehr treu geblieben und bin doch so lange 



108 



Scb !<fscoiTimandinI. 



bereits fort ! das ist viel gesagt, doch wäre Ragusa bald sehr gcfahr-J 
lieh geworden, zum Glück für Dich und zu meinem Schaden i 
'die Bootsgeschichte mit meinem Freunde D... dazwischen go* 
kommen, und ich bin Dir treu geblieben. 

Gröller mit Lucia hat mich abgelöst, und seit 1. dieses biafl 
ich hier, wo ich B... mit Friedrich fand, gescheit, ehrgeizigvl 
hochtrabend in Ideen, dabei überspannt und versteckt, Eigendünkel 
faul nach Möglichkeit; sucht einen Zweck, kann ihn nicht findei 
geht dabei in die hohen Regionen schwärmen und vergisst seineJ 
Aufgabe, will nämlich Staatsmann sein und hat nur Staatsvortheilq 
im Auge, vergisst dabei, dass sein Ich die Hauptrolle spielt^ 
welches nicht befriedigt, sondern blasirt ist. Noch fand ichKlinn 
mit Bellona, fast taub, nur an Etikette denkend, glücklich, ei 
Fregatte zu commandiren, welche leider sehr in Unordnung i 
was er jedoch nicht zu bemerken scheint. 

Komisch sind die Menschen ! Am Bord Seiner Majestät " 
Goelette Arethusa fand er das Schiff klein, und sagte, sie sei 
kein Schiff, heute findet er es angenehm, ein kleines Schiff, wie 
meinen Vulcan, zu commandiren, weil Ordnung halten leicht istj 
Stille und Ruhe bei mir herrscht. 

Armer Klint, ich glaube und bin fest überzeugt, dass ai^ 
einer Fregatte Ordnung, Stille, Ruhe, ja Alles leichter und be: 
sein kann. Ich werde mich mit der Zeit davon überzeugen. 

Dein Schiff wird mir schwerlich als Musler dienen. EndliclJ 
fand ich auch Dufvva mit Donau, welche nach allgemeinem Am 
Spruch eine caravdla turca ist. 

Ihr Beide scheint Euch nach und nach von Euerem Glaiu 
punkte bedeutend zu entfernen, letzterer hat wenigstens Glüctn 
mit dem hält er sich noch welche Zeit, lange schwerlich. 

Dufwa's Schiffe können nicht anders sein. 

Nun kommt endlich die Reihe an meinen guten S , . 
la volpe lascia tl pelo, ma. iL vizto mai, tioch ist er dabei sehr pfifG 

er ist ganz volpe. Armer, guter B ! Aufrichtige, gutmüthige Seelöj 

leider faul an Geist und Körper, obwohl beide von sehr 
und feiner Bildung sind und Kräfte hätten, wenn sie gebrauchlij 
■werden würden; Dich führt er bei der Nase nach Belieben, ohneq 
Von Dir erkannt zu werden. 



Vulcan, Casttlnnovo. Jen L'ti. November IS 

Meiwe liebe Jenny! 
Soeben lese ich im Dienstblatte von Venedig, 20., die Er-^ 
des Mani zum Hofrathe mit der Transferirung nach« 



Scliiir-iet 



nuudaat. 



109 



i 



Trient. Ich beeile mich, Euch Beiden meine herzlichsten Glück- 
wünsche zu erstatten, Mani's Verdienste haben endlich ihren Lohn 
gefunden und die Statth^lterei wird nun wohl auch bald folf^en. 

Welche Freude, welches Vergnügen aber für Dich, meine 
liebe Jenny, von Temesvar erlöst, welch ein Feld für die natür- 
liche Eitelkeit der jungen Eccellenza. wie sie Dich, und mit Recht, 
nennen werden. 

Weg von diesem Schmutznest in eine wunderschöne Stadt, in 
einem lieblichen Thal gelegen, mit italienischem Klima und Pro- 
ducten, wunderschönen Palästen und Kirchen, wo die Meisterhand 
eines Vincenzo Vicentini und jene eines Moreto, und wieder 
jene eines Giorgione und Cignaroli. und die Werke von noch 
vielen Anderen unsere Bewunderung erregen. Endlich wieder ein 




italienisches Opernhaus, Promenaden, Gärten, Berge und, was nicht 
zu vergessen ist, doch auch zum Comfort des Lebens gehört: 
brillante Salami! — Wie prosaisch! höre ich Dich murren, — ver- 
gisst dabei die langen Zähne, die sie auch Dir macht! 

Aber vor Allem ist nicht zu vergessen, so nahe an Mailand 
und Venedig zu sein; und da der Mensch immer Egoist ist und 
bleibt, freue ich mich so sehr an dieser Ernennung, weil ich, bei 
einer Stationirung in Venedig, Euch werde besuchen können. 

Die Unannehmlichkeiten der Reise wirst Du, hoffe ich, über 
die angenehmen Aussichten in die Zukunft leicht verschmerzen. 

Grüsse mir Mani recht herzlich und die Kinder; lebe recht 
wohl, und auf ein baldiges fröhliches Wiedersehen, Dein aufrichtig 
ergebener Max. 



Sctoct JbjoUt Dmpla Vnloo. Zar*. 29. Deccnbn 1698. 
Liebes Schwesterchen! 
Ich kann doch nicht ein Jahr mit einer Schuld schliessen. 
Seit meinem Urlaub nehme ich mir immer vor. Dir zu antworten 
und komme nie dazu. Nun denn, so sei das neue Jahr mit einem 
herzlichen Gruss und Glückwunsch an Euch Beide auch der An- 
fang unserer gegenseitigen Mittheilungen. Ich stehe so vereinzelt 
und allein in der Welt, dass es von mir wirklich Unrecht wäre, 
wenn ich mich nicht an meine Geschwister anschlösse; bis jetzt 
war die Mutter das einzige Bündniss zwischen mir und Euch und 
auch diese Nachrichten waren sehen. Was meine Briefe betrifft, 
so musst Du wohi verzeihen, wenn sie viel von meinem Seeleben 
handeln sollten und wenig oder vielleicht gar kein Interesse bieten. 
je nach dem Aufenthalt auch mein Leben — leider bin ich auch 
weder Witzkopf noch Gelehrter, noch Poet, um aus dem gewöhn-, 
liehen alltäglichen Leben eine Satyre. Abhandlung oder Ode zu 
schreiben — Du musst mich also nehmen wie ich bin und Deine 
schwesterliche Xachsicht zu Hilfe nehmen. Du kennst wahrschein- 
lich aus Marryat's Seeromanen und Deinen eigenen Erfahrungen, was 
ein Capitän ist. AUeinherrscIier und Gott am Bord seines Schiffes, 
führt er seinen Scepter, ist dabei je nach seiner politischen Mei- 
nung Girondist, Jacobiner, Sansculotte, Terrorist oder Dictator. 
Ich bin keines %"on Allen, sondern schlechtweg ein kleiner Gott; 
geselle dazu ein klein wenig Stolz, Strenge und Gerechtigkeit, 
Liebe, Freundschaft und auch Geselligkeit, und Du hast mein 
Porträt. Eitelkeit schäme ich mich hinzusetzen, doch auch die ist 
vorhanden. Nun. so bin ich beschaffen, gegenwärtig in Zara sta- 
tionirt, wo mich der spieen oft diensteifrig macht, nämlich in 
Kreuzung des schönen Dalmatiens versetzt. Ich bin immer zufrieden, 
Sorgen habe ich keine, ich bin ja nicht gebunden, jung bin ich 
auch, einen schönen \amen, eine angenehme Stellung — und vom 
Geldmangel las,se ich mich nicht plagen, so lange nur Andere es 
haben und ich nicht verheiratet bin. 

Grüsse mir herzlich Deine Schluga, stelle mir nächstens Deinen 
Kleinen vor, und falls ein Photograph bei Euch existirt, so komme 
Du mit Schluga und Deinem Kleinen (ich schäme mich, den Namen 
nicht zu w*issen, ich frug einmal Mama, erhielt keine Antwort) zu 
mir, Deinem Dich innig liebenden Bruder Max. 

SelDcr Majestät Damprer Vnloii, Castclnuovo, IT. Jani 1859. 
Lieber, guter E . , . 
Mir fehlt das Herz .... zu schreiben, tief hat mich sein Un- 
glück berührt, ich wollte es der Zeitung nicht glauben, bis Du mir 



SdiitTict 



n.l!ii. 



in 



die trostlosen Zeilen sandtest. Ich konnte es nicht verstehen, meine 
Wünsche und Gefühle für .... sträubten sich dagegen ; doch leider 
hat das Unglück unsere besten Freunde getroffen. Die Ohnmacht 
ihnen zu helfen ist mir der peinlichste Gedanke während der 
vielen, lang-en einsamen Stunden, während meiner schlaflosen 
Nächte in See auf Vorpostendienst quält mich der immerwährende 
Gedanke meiner Ohnmacht, ihm, dem ich so viel Dank und Er- 
g'ebenheit für seine mir, der theueren Mutter, uns Allen erwiesene 
und erprobte Freundschaft schulde, nun, wo endlich die traurige 
Gelegenheit wäre, ihnen meine tiefgefühlte Freundschaft zu be- 
weisen, es nicht im Stande zu .sein — umsomehr quält mich der 
Gedanke, da ich mir Vorwürfe mache, vielleicht selbst Schuld zu 
tragen, dass das Unglück durch den Missbrauch oder Indiscretion 
unsererseits gegen die Güte und Grossmuth ... .'s vergrössert und 
verschlimmert sei. 

Du sagst, ich soll nichts für die Obligationen fürchten — dies 
musst Du wohl in Deinem Schmerz, ohne auf mich zu denken, 
den grossmuth igen Einflüsterungen L zu folgen, nieder- 
geschrieben haben. Du dachtest nicht an den beissenden Egoismus, 
der in Deinen Worten lag. Nein, E . ., Du weisst es wohl selbst, 
dass ich nicht an mich denke, zum Beweise dessen, wenn Du mich 
liebst, veräussere getrost dieselben, ich hoffe, die Mutter hat Dir 
bereits, wie ich sie bat, eine zweite Obligation gesendet, um die 
auf meinen Namen geschriebene Schuld wenigstens theilwei*ie zu 
tilgen. Was brauche ich sie. Mein Los ist in diesem Moment be- 
stimmt, entweder, oder — in keinem Falle brauche ich dieselben. 
Ich spiele jetzt das grosse Ha;!ardspie], ruhig und hoffnungsvoll 
sehe ich der nahen Entscheidung entgegen; bin ich glücklich, so 
habe ich ja Alles gewonnen, und bin ich unglücklich, so ende ich 
wenigstens mit dem tröstenden Gefühle: schuldenfrei und pflicht- 
erfiillend gegen Vaterland und Freundschaft. 

Leb' wohl, E . . ., vergiss nicht, in Deinen Briefen an meine 
arme Mutter nichts von der Lage der Marine zu schreiben; sie ist 
keine .Spartanerin, sie ist alt, liebevoll und sorgenvoll — ich habe 
ihr jede Sorge um mich zu nehmen getrachtet. 

Leb' wohl, lieber E . . ., mir fehlen die Worte, an ... . Trost 
zu sprechen, ich fühle zu viel für ihn, grQsse ihn, es sind herz- 
liche Grüsse an Sie und an Dich. Dein Max. 

VVährend der Führung des Commandos Seiner Majestät Dampfer Santa 
Lucia halte M. St. Gelegenheit, durch energisches und zweckmässiges Vor- 
gehen im türkischen Hafen von Kiek die Rechte zu wahren, welche der 
k. k. Monarchie dort Vertrags massig zustanden. 



Der Dachmalige Sunbalier von Datmaden, Feldmuschall-Lieatenutt 
V. Blaiekorif, hat diese für den SchifTsconunandanten sehr direnvoQe Be- 
gebenheil wie folgt beschrieben-*) 

Generalmajor Br. Rodich, Commandant der Brigade in Süddal- 
matien, hatte im Jahre 186t alle Hände voll eu thun, um mit Hilfe 
der ihm unterstellten und auf dem Kriegsstand befindlichen Truppen, 
sowie mit der söddalmatinischen Landesmiliz, die sich 1859 aufs 
Beste bewährt hatte, das Ansehen der Monarchie zu wahren, die 
österreichischen Grenzgebiete vor Gewaltacten der Insurgenten und 
der Türken zu schützen und die Küste gegen türkische Landungs- 
versuche und garibaldinische Hinfalle zu bewachen. 

In letzterer Beziehung wurde er durch die mobile Escadre 
unter Contreadrairal Freiherm V. Bourguiguon. deren Concentrirungs- 
puukt die Bocche di Cattaro war und deren Sicherußgsrayon von 
Antivari bis inclusive Ragusa reächte, sowie durch einzelne, ausser- 
halb der Escadre stehende kleinere Kriegsschiffe, denen die Be- 
wachung der nördlicher gelegenen Häfen oblag, auf das Kräftigste 
unterstützt. Besonders waren es die Küsten der türkischen Enclaven 
Sutorina und Kiek, deren seepolizeiliche Ueberwachung durch be- 
stehende und von allen Seemächten anerkannten Verträge Oester- 
reich übertragen war. welche in Folge der politischen Wirren eine 
erhÖhtere Aufmerksamkeit erforderten. 

Nebst den wiederholt signalisirten und von dem italienischen 
Actions- (Revolutions-) Comit^ auch beabsichtigten Einlaufen gari- 
baldinischer -Schiffe, von denen man glaubte, dass sie sich als 
wahrscheinliches Ziel Kiek ausersehen werden, waren bei beiden 
Enclaven die türkischen Versuche, mit Umgehung der durch die 
Verträge bedingten österreichischen Bewilligung, daselbst Truppen 
und Kriegsmaterial ans Land zu werfen, umsomehr abzuwehren, 
da sich Oesterreich gegenüber der dort und in der Nähe zwischen 
Türken und Insurgenten abspielenden Kämpfe eine gegen beide 
Parteien wohlwollende Neutralität auferlegt hatte. Die seepolizei- 
liche Aufsicht über den Hafen von Xeum in der Enclave Kiek 
oblag vorzugsweise dem K riegsraddaropfer Santa Lucia, dessen 
Commandant der damalige Fregattencapitän Max Freiherr von 
Sterneck war. Demselben waren noch Seiner Alajestät Kriegs- 
dampfer Hentzi und Seiner Majestät Kanonenboot Auslugger, letz- 
teres unter Seh iffsfahn rieh Hinke"*), zeitweilig beigegeben, bft- 
ziehungsweise unterstellt. 

*) «Freie Stimmen*. KUgcDfcn, 25. September 1897, Nr. 115. gefcichoet 
mU der ChilTt« Sek. 

••) Gegenwärtig k. o. k, Vice-Admiial. 



Während Seiner Majestät Kriegsdampfer Santa Lucia zwischen 
den Inseln Curzola, Lesina. Lissa kreuzte, lag Seiner Majestät 
Kriegsdampfer Hentzi im Hafen von Visnica (nördlich von der 
Narentamündung) und Seiner Majestät Kanonenboot Auslugger 
als k. k. Stalionsschiff gegenüber Kiek an der Einfahrt zum Hafen 
von Neum vor Anker. In der Nahe des letzteren ankerte ausserdem 
noch die kaiserlich ottomanische Kriegsdampfcorvette Edine. Am 
7. April erschien nun an der Einfahrt in die Bucht von Kiek der 
türkische Dampfer Ylbis, ein Kauffahrer, der jedoch Kriegsmaterial 
für die türkischen Truppen führte. Da er die von der k. k. Re- 
gierung Vertrags massig zu gebende Erlaubniss zur Einfahrt in den 




Hafen von Neum nicht hatte, wurde er vom Seh iffsfähn rieh Hinke 
angewiesen, bis zur Einlangung dieser Erlaubniss vor der Einfahrt 
in die Bucht vor Anker zu gehen. Der Capitän des Ylbis wollte 
gutwillig dieser Weisung folgen. Er wurde jedoch vom Comman- 
danten der türkischen Dampfcorvette aufgefordert, dem Befehle 
Hinke's keine Folge zu leisten, sondern einzufahren, ohne auf 
Seiner Majestät Kanonenboot Auslugger Rücksicht zu nehmen. 
Als der Commandant des Ylbis zögerte und seine Besorgrniss vor 
den Geschützen des Österreichischen Kanonenbootes zu erkennen 
, liess der Commandant des Edine alle Boote an Bord rufen 
und dampfklar und klar zum Gefechte machen. Nachdem dies ge- 



^tecv iS Aw c he s KrieB —ut et ia l an Bord babe, da» in I 



EnvcadaaMa Häke'it diSB das Ft»ijMfrM last dm 1 
vm aDeii Seenäctees. also aiidi ron der Tärkei. 
Vertz^va e<s< nacli Emlai^en der Berüligui^ 
rekfaiscbeB R xgkjm g vor sid g^en dürfe, dq< 
KaBoocaboM Aiisiog]ger zur T'rfui ■ m4ww^ der genaacii ] 



kisclK Seeofficaer erklärte Tidmehr. dass er den Yltris ] 



(Ses zu Terfaiodero sodiefi aoOte. die Uar zum Gefecht ; 

Dampficcwrette dem österreiciüscjiai Kanonenboot i 

»üi dc Der Tn^e setzte noch hmzu. öas& er durch 

gf^ken mir den 3im ron seiner Regiemog ertbeilteii Instmctjonea 

nacbkommen «rnrde. 

Sc-hrfftfilmricA Hinke rerlangte diese ErUäiung' »ciiriftlif^ 
und der törkiscbe SchiSscoannaodant gab ifani dieselbe sofcnt nocb 
an Bord des Aaaingger. Von dort fuhr der Seeo£Bc>er wirklich ma 
Dampfer Ylbis und leitete dieses Schiff persönlich an dem österreidn- 
si^ien Kaooaenboot, welches angesichts der übermäcfatigeii Cbr v e ltc 
EtUne aII«D an «änen "Widerstand nicfat denken konnte, vorbei zur 
Landangsstetle ron Xeum, wo er es unter dein Schutze der Danqif- 
corvette vor Anker geben liess. Schiffsfahnrich Hinke sendete auf 
das bin sofort eine Estafette mit der Meldung von diesem Vor^U 
über die Halbinsel Sabioncello nach Curzola, wo er um diese Zeit 
Seiner Majestät Kriegsdampfer Santa Lucia vor Anker wähate^ 

Als Fregattencapitän Baroo Stemeck am Morgen des 8. April 
die Depesche erhielt, war er eben im Begriffe, gegen Lissa zn 
kreuzen. Er änderte sofort den Cours und erschien um 1 Uhr 
äO Minuten Xachmittags vor Kiek. Dort informtrte sich Baron 
Stemeck beim Scfaiffstahnricb Hinke genau über alle Details und 
gab dann letzterem den Befehl, sich mit dem Kanonenboot bereit 
zn halten, um, wenn die türkische Corvette gegen den Kxiegs- 
dampfer Santa Lucia eine feindliche Action unternehme, im V 
mit diesem dagegen auftreten zu können. Sodann liess Freiherr 
V. Stemeck die Santa Lucia, einen kleinen Kriegsraddampfer, ohne 
Rücksicht auf die bedeutende Ueberlegenheit der türkischen Cor- 
vette, weiters ohne auf die Mithilfe des bei Punta Visnica vor 
.\nker liegenden Krieg^dampfers Hentzi zu reSectiren und end- 



SchilTscommBtidaQl 



115 



lieh ohne den türkischen Commaudanten der Corvette einer Er- 
klärung zu würdigen, den Dampfer Ylbis anlaufen, die Anker 
desselben durch ausgesetzte Boote des österreichischen Kriegs- 
dampfers lichten und das türkische Schiff in Schlepp nehmen. 
Dann bugsirte er dasselbe unter den Kanonen des abermals klar 
zum Gefecht dastehenden Edinö, sowie vor den Augen der alar- 
mirten türkischen Besatzung aus dem Hafen bis zur Punta Visnica, 
wo er es unter Aufsicht des Kriegsdampfers Hentzi stellte. Frei- 
herr V. Sterneck kehrte dann mit der Santa Lucia sofort nach 
Kiek zurück und ging neben dem Kanonenboot Auslugger vor 
Anker, 

Durch dieses rasche entschlossene und selbständige Vorgehen 
bewahrte Freiherr v. Sterneck die kaiserliche Flagge sowie die 
unter ihren Schutz gestellten Verträge vor der versuchten Miss- 
achtung seitens der zu Uebergriffen geneigten Türken, Die tür- 
kische Regierung, welche nach diesem Vorfall einsah, dass bei der 
auch den Kampf gegen eine Uebermacht nicht scheuenden Ent- 
schlossenheit der österreichischen Seeofficiere Versuche, die Ver- 
träge zu umgehen, eventuell deren Beseitigung durch Gewalt- 
massregeln zu erzwingen, nicht gut möglich seien, fühlte sich 
veranlasst, auch sofort an die österreichische Regierung das Er- 
suchen zu stellen, ihr die Einfahrt in den Hafen von Kiek bis auf 
Weiteres frei zu geben. Wenige Tage darnach wurde diesem An- 
suchen auch willfahrt. 

Auf die telegraphische Meldung Über diesen Vorfall erhielt M. Si. 
folgende anerkennende Zuschrift des Escadre-Commandos : 

Ihre telegraphische Depesche vom it. I. M. zur Kenntniss 
nehmend, gereicht es dem Escadrecommando zur Freude, Ihnen 
seinerseits für Ihr taktvolles Benehmen seine vollste Anerkennung 
hiemit auszusprechen. 

Meli g DE. den 10. April 1861. 

Baron Bourguignon 
Coatreadmiral. 
An die Schwester Mathilde: 

Seiner Majestät Dnmpfcorvelte SaDta. Lucia. 

Auf KreaiuDg. 19, April 1861. 
Wie soll ich es wagen — welchen Titel darf ich Euer 
Gnaden geben, ist's hinreichend! 

Gnädigste, huldvollste, hochverehrte 
Landeschef-in! 
Hast mich glücklich gemacht mit Deinem lieben, lieben 
Schreiben, umsomehr, da nebst der Freude selbst. Du auch noch 



Scbf f^omtnan d ant. 



Zeit fandest, mir die Freude mitzuth eilen. Auf diese Deine Er- 
nennung; baue ich auch schon eg-oistisclie Luftschlösser — deren 
Verwirklichung' jedoch eine ferne Zukunft erwartet; never mindt 
Doch welch freudenreiches Jahr für Mama — wie froh bin ich 
für sie, die Hebe, gute Mutter, wenn nur auch das Ende so freund- 
lich wie der Anfanjf ist! 

Du bedauerst Deine göttliche Ruhe, doch heutzutag wundert 
mich's, wenn man noch an Ruhe denken kann, so bewegte Zeiten, 
dass Ruhe Niemanden gegönnt ist, um so beneidenswerther bist Du 
in Deinem glücklichen Leben, welches Dir überall Freude bringen 
wird. Die Aussichten, einen Abstecher nach Krastowitz zu machen, 
sind theilweise geschwunden, doch immer noch nichts Positives, 
einstweilen kreuze ich hier in Erwartung grosser Dinge. 

Garibaldi's Scbaaren, oder vielmehr die sich unter diesem 
Namen sammelnden und ihn benützenden Schaaren, werden nicht 
die Tollheit haben, sich dem Löwen in den Rachen zu werfen. Sie 
wissen vollkommen gut, dass wir nicht mit der neapolitanischen 
Marine in Eidbrüchigkeit wetteifern und dass wir das in uns ge- 
setzte Vertrauen auch gegen eine Uebermacht zu rechtfertigen 
wissen werden. Tollheit wäre übrigens auch eine Ausschiffung 
in diesen Gegenden, welche jedem Weiterkommen einer Truppe 
oder nur dem Bestehen einer Truppe so feindlich sind. Doch ist 
mir dies nun alles Nebensache, meine Gedanken streifen immer um 
Krastowitz herum und um Euch — ich leide an Heimweh! wenn 
ich so lange, lange Stunden, oft die ganze Nacht durchwache — 
ich hoffe, wenn Du einmal In Klagenfurt residiren wirst und Zeit 
hast, auf mich zu denken, vielleicht Zeit hast, an mich zu schreiben, 
ich erfahren werde, wo Du eine Wohnung gefunden hast — wie 
Du Dich einzurichten gedenkst, was Du als Landeschef-in zu thun 
gedenkst: ist Schluga's Gehalt erhöht? Habt Ihr zu repräsentiren? 
Ich hoffe, Dein Haus wird allen schönen Mädchen geöffnet sein. 

Besonders interessiren würde mich Schluga's Stellung in poli- 
tischer Hinsicht zu kennen, dies Alles auf später. Und nun be- 
merke ich erst, dass ich schon zu lange die mit Haussachen, Ein- 
richten und Ordnen der neuen Wirthschaft und damit tausenderlei 
Beschäftigungen verbundenen hochverehrten Gnaden, die Landes- 
chef-in beschäftigt habe, in aller Demuth bitte ich den strengen 
Herrn Gemahl zu grüssen. Halt - — was macht meine liebe Luigia? 
über Euer Gnaden Ehren haben Euer Gnaden ganz vergessen, 
mir von Luigia eine Erwähnung zu machen ! 

Leb' recht wohl, liebe Mathilde, Dein Dich herzlichst liebender 
Bruder Max 



SchtlTacoinmanJaDL 



Die scherzhaften Apostrophen 
eben zuvor geschehene Kniennutig \ 
Landeschef von Kärnten. 



1 die Schwester bezogen sich auf die 
deren Gatten, Baron Schhiga, zum 



cIpd 11. Mai 1861. 



Liebe Mutterl 
Ich bin endlich hier ang:ekommen und habe 



; Commando 

übernommen. Noch bin ich nicht häuslich eingerichtet. Der Dienst 
und die kurze Zeit machen mich noch zum Zigeuner. Mein SchiEF 
ist prachtvoll, und ich kann Gröller nur bedauern, krank ge- 
worden zu sein, er hat sich durch Monate und Monate geplagt, 
um einem Anderen die Früchte seiner Mühe ernten zu lassen. 




der arme Teufel ist, wenn nicht gefährlich, doch seTir schwer 
krank gewesen, er wird vermuthlich einen Urlaub nehmen müssen, 
um ein Bad zu besuchen. Und ich bin wieder in Dalmatien, in 
meinem alten Castelnuovo ! Seitdem ich auf der Friedrich bin, 
habe ich mich etwas getröstet, -diese zweifelhafte Lage Oester- 
reichs wird sich nun doch bald lösen und dann habe ich die HofiF- 
nung auf einen Urlaub; einstweilen benütze ich die Zeit zum 
Sparen. 

Wie ich Dir in meinem letzten Briefe andeutete, war ich 
schon in Pola mit Lucia — hatte diese bereits übergeben und 
wollte eben mit Lloyddampfer nach Triest, als mich der Telegraph 
— dieses unsinnige Meube! kommt immer mal-a-fropos — auf die 



119 



Schif&conmiaildiult 



Friedrich befiehlt. Alle meine Luftschlösser zu Wasser — Alles 
hat sein bene und sein male — Dalmatien hat wenig bcne und viel 
male. Ich danke Dir. ich habe die Klagenfurter Zeitung erhalten 
— bitte, dem Redacteur meine neue Adresse mitzuiheilen. 

Also, mein Spigitz*) ist schon bei Dir, grüss' sie recht herzlich. 
Ich kann Dir nichts Neues, noch weniger Interessantes schreiben, 
ich bin hier und dies sagt Alles — somit viele herzliche Grüsse 
an Mani, Moriz und meinem lieben Krastowitz, bei den jours fixes 
bitte ich eine Sitzung zu organisiren, damit die P. T, Theilnehmer 
ein klein wenig den Verschönerungen und dringenden Arbeiten 
in Krastowitz ihre Aufmerksamkeit schenken möchten — das 
Schloss, wo Landeschefinnen, Hofräthe, Parlaments- 
mitglieder, Officiere etc. — Gott weiss, was noch kommen 
wird — hervorgegangen . . . 

Schluss fehlt. 

Pola, dcD 21. Februar 1862. 
Meine liebe Mathilde! 

Da bin ich, um Dein liebes Schreiben zu beantworten, das 
mit all seinen bunten Neuigkeiten mir ein ziemlich vollständiges 
Bild von Klagenfurt macht. Um nicht abermals zu vergessen, will 
ich Dir vor Allem erzählen, dass ich hier eine Frau v, S . . . kennen 
lernte. Du kennst sie aus Linz, so erzählte sie mir mit den Aus- 
drücken der grössten Freundlichkeit und Freundschaft, indem sie 
sich nach Dir und Deinem Befinden erkundigte. Ich vergass bis- 
her immer, Dir davon zu sprechen, was ich nun hiemit thue. Ich 
trage nicht grosse Schuld, denn das Uninteressante vergisst man 
leicht, doch hätte ich mich der lächerlichen Menage, wenn Du 
willst, Musterman^ge erinnern sollen. Er, der jugendspiolende Herr 
Gemahl ist in seiner Hauslyrannei zu komisch und sie, ich nenne 
sie den abgezirkelten Luftballon, so gestrichen, gestriegelt und 
rund von aussen (darunter aber "nix-) sieht sie aus, ist mit Allem, 
nur nicht mit ihrer Tugend und Resignation zufrieden — und 
sammt ihrer Zimpferlichkcit sticht sie der Hafer, da sie, die Arme, 
schon lange nichts mehr vom Glück irdischen Himmelbettes zu 
erzählen weiss — dolce rimcnhranze — denn siehe da, sie spitzt 
die Ohren, gleich einem alten Ausmusterer, wenn er das Hern, 
sie die Glocke hört . . . 

Also, Mani Consulent! ein schönes Denkmal für die Familie, 
mehr als jede Statue imd sonstige Erinnerung werth — wann wird 
einer von uns Brüdern im Stande sein, solch Denkmal dem Glanz 



•) Aus der Kioderz' 



eader petit nam der Scbwi 



SchiffscommandBot. 



der Familie zu setzen! — Kriegt*! — noch ist Polen nicht ver- 
loren! Ich erwarte einen dieser Tage Gustav GrÖller, der mich 
besuchen kommt und freue mich auf ihn und auf Nachrichten von 
Klagenfurt. Eine grosse Zerstreuung für mich. Pola, obschon ich 
mich auch hier hineinfinde, ist alquanto monoton und ich bin auch 
schon über die Jahre, um durch tolle Spässe oder dgl. meine Zeit 
zu füllen. Jedenfalls hat auch mich Pola um Einiges weitergebracht, 
ich habe unter Anderem B . . .'s Lehren mir zu Herzen genommen 
und trachte darnach zu handeln — das heisst, ich habe all die 
frühere Begeisterung und Idealismus über Bord geworfen — und 
vom Topp des Grossmastes sehe ich sie, im Wrak mit dem neuen 
Wrak, dem Egoisten — ■ untergehen. Im Luv mochte gerne der 
neue Mensch auftauchen, doch sind ihm noch die Bleischuhe zu 
fest geschnürt, es geht schwer, ich möchte gerne — doch bin ich 
noch nicht ganz reif zum Heiraten! — Nur wäre hier auch 
keine sposa. — 

Du kannst Dir unmöglich das schöne herrliche Wetter hier 
vorstellen, mir ist es selbst ganz neu und fremd, wie schön, wie 
prachtvoll könnte das Land hier sein, wenn deren Bewohner es 
bebauen und bearbeiten wollten. Man spricht von Armuth in Istrien ! 
Welch herrlichen, zu jeder Agricultur günstigen Boden findet man 
hier — doch so ursprünglich wie die Bewohner in ihrer Trägheit 
und Faulheit sind, sind auch ihre Kenntnisse. 

Bei diesem herrlichen Wetter mahnt mich Heimweh! Ich 
möchte gerne einige Tage bei Euch sein. Wenn ich mir die Reise 
erspart habe — komme ich. 

Leb' wohl, liebes Schwesterchen, es umarmt Dich Dein 

Max. 

Nach mcbnnonatlicher iDispoDibilität', einer Art von Urlaub mit 
massig vermindertem Gebührenbezug, rückte M. St. am 12. März 1862 wieder 
zum Dienste ein, und übernahm drei Tage darauf das Commando der Fre- 
gatte Donau, als Flaggencapitan des Commodores Baron Pöck. Sein empfäng- 
liches Herz lag — wie so oft schon früher und auch später — in zarten 
Fesseln; und der in mehrfacher Beziehung beschränktere Dienstesposten als 
Flaggen capitän sagte ihm, der schon mehrere Schiffe als maiirc apris Ditti 
commandirt hatte, anfangs nicht eben zu. Dies spiegelt sich in Briefen ab, 
die seine liebevolle, verständniss reiche Mutter in jenen Zeiten an ihn richtete 
— wohl die letzten Briefe, welche ihrem jüngsten und Lieblingssohnc von ihr 
zu erhalten beschieden waren. 

Von diesen Briefen einige Bruchstücke: 

16. März. Es mag ehrenvoll sein, den Commodore am Schiff 
zu haben, aber angenehm ist es gewiss nicht. Sorge und Mühe 




bleiben Dir. und alle Bequemlichkeit raubt er Dir.*) so kann ich 
Dich nur bedauern. Vielleicht, da der Commodore die Honneurs 
macht, dass Du Dir etwas Geld ersparst? 

Ich habe Mathilde gesagt, dass Du ihr für ihre Liebe dankbar 
bist, es hat mich erfreut, dass Du nicht ohne ein liebendes Wesen 
zu sehen, in den Wag;en gestiegen bist. Du sehnst Dich nach 
Kärnten, möchte Deine Sehnsucht bald Befriedigung finden; wie 
glücklich wäre ich, konnte ich Dich bald wieder sehen. 

Beschäftigung ist wohlthätig, sie macht das Leben erträglicher, 
wendet das Gemüth von traurigen Gedanken ab, macht in der 
Gegenwart Leben, und die Vergangenheit vergessen, auch die 
Seligkeit, die man begraben hat . . . weg mit den melancholischen 
Ideen ! 



Nun, mein Kind, lebe wohl und schreibe mir, was Dein Herz 
bewegt, was Dich ärgert, und vor Allem, was Dich freut! 

7. April. Ich freue mich, dass Du wieder zu Deinem Ich zu- 
rückgekehrt und Deinem Schmerz entsagst; es ist manchmal ein 
Mädchen etwas werth, aber nie eine Frau, die heute den Mann 
und morgen den Geliebten liebt . . . 

*) Auf Fregatten vom Typ der Donau bewobnie via daselbxt eiageschiffter com- 
maadircnder Admiral die geräumige Commandantenvobnung. Der Klaggen-Capiläa sbet 



r Cabine begnügen. 



SchifFticommaiidiiiit . 

Liebes Kind, Deine Schrift zu sehen, macht mir schon die 
grösste Freude, welche Neuigkeiten der Welt könnten mein Herz 
so freudig schlagen machen, als nur zu hören; «ich bin gesund. 
sehne mich nach Krastowitz (wenn auch noch nach anderen Geg-en- 
ständen)" lebe wohl. 

17. April. Du dauerst mieh, dass Du um allen Comfort ge- 
kommen; aber, liebes Kind, wenn Du in 3 — 4 Monaten alle Schulden 
bezahlt und noch einen Ueberschuss in der Tasche haben wirst, 
dann wirst Du Dich doch trösten über das Opfer, das es Dir 
gekostet. 

Die schlechte Leitung der Marine*) hat ihr doppelt geschadet ; 
man hat das Interesse für sie verloren. Ich hoffe, diese Missstim- 
mung wird nicht lange dauern, es wird wieder Jemand kommen. 
der die Nothwendigkeit der Marine wieder befürworten wird. 

Die Engländer und Franzosen scheinen die Eisenschiffe her- 
vorzaubern zu wollen — die Wirkung ist wirklich entsetzlich; nun 
sollen 1000p fündige Kugeln gemacht werden — schon diese Rüstungen 
müssen die Staaten arm machen. Ich hoffe, es wird eine Zeit kommen, 
in der die Kriege wegen Unerschwinglichkeit der Kosten auf- 
hören werden. 

Etwa drei Jahre vor dieser Zeit, von Ahnungen eines nahen Endes 
bedrückt — vielleicht aus Ursache körperlicher Leiden oder zunehmender 
Schwäche — schrieb Baronin Sterneck am yO. Juni 1859 an ihren Sohn 
Max, welcher damals als Commandant des Dampfers Vulcan bei der k. fc. 
Escadre in Süd dal m allen vor dem Feinde in exponirtester Lage diente, unter 
Trauersiegel folgenden Abschiedsbrief: 

Könnte ich nur die Worte finden. Dir meine Liebe auszu- 
drücken! Aber endlich muss geschieden sein; bei jedem Abschied 
sagt man -Auf Wiedersehen- und tröstet sich damit, und so sage 
ich auch auf Wiedersehen, mein liebes, liebes Kind. Du und Moriz 
machen mir den Abschied schwer; aber auf Wiedersehen, wenn 
auch die Zeit hinausgeschoben, so vereinigen wir uns doch dort, 
wo wir alle Lieben finden und keine Trennung mehr ist . . . Gott 
ist barmherzig, dass er mich gerade zu einer Zeit ruft, wo so viel 
Sorge und Schmerz um Euch auf meinem Herzen lastet. 

Wie hast Du mir das Leben froh gemacht, ich kann nur sagen: 
Bleib, wie Du bist! Wenn es auch jetzt trüb aussieht. Dir wird 

*) Der WirkuDgskreis des Marine-Obercommandanteii war durcli die Schaffung 
eines Marine mini st eii ums sehr eingcscliränkt worden ; die beiden Marine min isler — dem 
See- ikod Kriegswesen gänriich fremd — kitmpflen mit allen erdenklichen Sfhwierig- 
kcileo und ernleteo danit in der Marine nur das allgemeine Mi5slr.iuen und oMälligsle Urtlieil. 



eine Zukunft nicht fehlen, dieser Gedanke beruhigt mich beim 
Scheiden! Eine Bitte, eine grosse Bitte, habe ich an Dich und an 
alle Deine Geschwister: Vertraget Euch in Liebe! Krastowitz 
soll wie immer der Vereinigungsort sein, wo sich die Geschwister 
finden und zusammen froh sein sollen, darum habe ich es Euch 
Allen g'eg'eben. Ich habe das Glück gehabt, so lang^e zu leben, 
meine Kinder durch eigenen Fleiss versorgt zu sehen; wenige 
Mütter verlassen die Welt so beruhigt als ich. 

Ach, mein Kind, wie ich Dich liebe! Du und Moriz seid noch 
ganz meine Kinder. Die Verheirateten gehören ihren Familien und 
denken nicht an die Mutter , . . 

Wie froh bin ich, dass ich Dir keine Lehre zu geben habe. 
Du bist selbständig, weisst, was recht ist und thusl es — lebe 
wohl, mein Kind! Auf Wiedersehen! 

Meine Heiare bekommst Du zum Andenken — ich kann nicht 
aufhören, Dich zu grüssen. Dich zu küssen; wir werden uns finden, 
lieber dort als hier , . . 

Deine Dich innig liebende Mutter, lebe wohl, sei glücklich, 
auf Wiedersehen ! — — — 

Seiner Majestät Piopcllerfregatle Donau. 

CaäielcuoTo, 21. April 1862. 
Liebe Mathildel 
Nun, glaube ich, ist Euch auch durch den Erhalt meiner Briefe 
die Ursache meiner Ungeduld, von Dir und Mama Briefe zu er- 
halten bekannt, sei versichert, ich bin Dir nicht böse, sondern 
dankbar und werde es Dir immer sein, für Deine so liebevoll 
gemeinten Worte, wenn sie auch etwas hart klingen. Du hast viel- 
leicht Recht, mich Schwärmer zu nennen, doch was hätte ich, wenn 
ich Alles mit dem trockenen, grübelnden Aufi-e der Vernunft an- 
sehen würde, was ist auf Erden so reell gut und makellos, dass man 
es mit Vernunft und Herz gleich lieb finden kann? Es ist Sophis- 
mus, doch Lug und Trug ist überall, wer geniessen will, glaube 
zeitweise dem Schönen, kömmt die Stunde der Enttäuschung, so 
sucht man anderes Licht — oder Schein — sich selbst die Täuschung 
nehmen wollen, ist Unsinn, Wahnwitz; in diesem Falle lebt nur 
der thierische Mensch; darum erwarte ich immer Factas, um ent- 
täuscht zu werden, ich selbst werde nie untreu werden meinem 
Worte, nie täuschen. Doch genug der Philosophie, sei versichert, 
dass mir zu jeder Stunde Dein Rath angenehm sein wird, dass ich 
jedoch nur Factas folgen kann und darf. Berti ist nun wohl und 
Schluga stört den Schlaf eines Hasen — nun, das sind beruhigende 
Nachrichten, — Du hast keine Sehnsucht, Landpartien zu machen, 



SthiffBCOmmandant. 123 

wenn ich diesen Herbst komme, so wollen wir Dich mit im Schlepp 
nehmen, einstweilen unterhalte ich mich mit meinem täg'lichen Brot; 
die Plage, mein Schiff zu ordnen, um Seine Majestät den Kaiser zu 
empfangen, der nächster Tage ankommen soll — eine grosse Ehre, 
die aber auch viel Aerger bringt. 

Castelnuovo oder wie immer der Aufenthalt in Dalmatien 
heisst. ist kein Geist erhebender, ich langweile mich auch nach 
Herzenslust. 

Leb' wohl, liebe, gute Mathilde, schreibe mir recht bald wieder 
und erstaune nicht über meine Extravaganz, ebensowenig als über 
meine Ruhe — les extremes sind in mir vereint. 

Grüsse Schluga, er soll mich nicht auslachen, sage Otto, er 
möge mir Neuigkeiten schreiben, er schreibt so pikant, dass seine 
Hiebe dabei gerne gelesen werden. 

Dein Dich innig liebender Bruder Max, 

Seiner Majestät Fregallc Doaau. 

Caslclnuovo, %. Juü ItWS. 

Seitdem ich wieder hier bin, und es sind schon fünf volle 
Tage, ist's mir nicht so peinlich zu Muthe, auch bin ich zufriedener 
mit Donau, Castelnuovo etc. Ich werde mich künftig hin hüten, 
das Wort langweilig*} zu gebrauchen — es ist doch nur ein 
lapsus penne. 

Die Donau ist mir nun angenehmer als ich es je dachte, frei- 
lich spreche ich nur von meiner Cabine, die mir nun freundlich 
und lieb ist. wegen der Einsamkeit und Stille, die da herrscht, ich 
kann hier so ungestört «dort leben-, wo mich meine Gedanken, 
meine Wünsche, meine Erinnerungen fesseln. 

In sehr trauriger Stimmung verliess ich mein liebes Kärntner 
Landl und doch liegt der Gedanke des Wiedersehens so nahe, 
hier erst ist's mir heiterer. 

Ich hielt mich in Triest nur Stunden auf, um dem Erzherzog 
meinen ergebensten Dank auszusprechen, und war bereits Mittags 
mit dem Lloydboot auf der Reise ins dalmatinische Eldorado. Seit 
der Zeit beschäftige ich mich mit Träumen, so oft und so lange 
der Dienst es erlaubt. Von einer Rundreise in den Orient ist gegen- 
wärtig nicht die Rede, fazienza, der Reichsrath hat in die Marine- 
verwaltung einen zu tiefen Blick gemacht, um uns mehr Geld zu 
lassen, als wir nothwendig zum Leben brauchen. 

•) Vgl, die Bemerkung /um Briefe vom 20. Dtcember 1853; die Gewohnheit 
r übrigens slarker als die guten Absichten; noch in einem Briefe voni Jahre 1896 
beieichnet M. St. eine sehr »■ichtige, die gröss-te Gewissenbafligkeit erfordernde Thätig- 
, die über ttllcrdinga höcbtl unangenehm und lästig ist, als slangweilig'. 




I 



Ich bin erst so kurze Zeit von Euch geschieden, und doch 
scheint's mir eine Ewigkeit, ich bilde mir ein, dass Alles schon 
anders bei Euch aussehen muss. Dich sehe ich im Bad, Schluga 
auf der Jagd, Mani als angenehmster Hausherr auf seiner lieben 
Villa, Otto perorirt in Loretto, Lina thut desgleichen mit sich 
selbst. Moriz baut, schwitzt {o, wie unästhetisch!} und will vielleicht 
gar Max ersetzen, schauderhaft! ich glaube, wachend zu träumen. 
Schreibe mir recht bald. 

Viel Schönes mit meinem herzlich.'iten Gruss an Dich und 
Schluga, Dein Max. 

Obigen Brief schrieb M. St. offenbar nacb der Rückltehr von einem 
kurzen Urlaub, welchen er aus der schmerzlichen Veranlassung des Todes seiner 
so zärtlich geliebten Mut I er (gestorben 12. Juni 1862) in Kärnten zugebracht 
hatte. Nach grundbUc her liehen Aufzeichnungen erscheint M. St.'s Einschiffung 
auf der Donau vom 1. bis 28. Juni 1862 unterbrochen. 

Seiner Majesläl Fiegalte Donau. 

Caatelnuovo. 26. AugusI 1862. 
Meine liebe Mathilde! 
Mein letztes Schreiben wird Dich überzeugt haben, dass ich 
nicht verstummt bin und zugleich mein ganz beruhigtes Gemüth 
dargethan habe. Mein Schwesterchen, man wird mit der Zeit an 
alle Schicksalstücken gewöhnt, bis man endlich jeden Bruch ganz 
glcichgiltig hinnimmt. Komödie — eine grosse Bühne unser 



Scliiffsconi majid3.iit . 



125 



Gesellschaftsleben — Jeder hat seine Reihe — tritt auf. tritt ab, 
ob applaudirt oder ausgezischt, die Rolle nach Umständen — bald 
tragisch, bald komisch, als Held oder Spitzbub. um sie nach ge- 
machter Erfahrung' beliebig zu wechseln. Meine Rolle hier ist 
natürlich >Weiberfeind* und ein completes Fiasco krönt das Werk. 
Kannst Du Dir Deinen Maxelpfutsch als Weiberfeind denken? 
Wenn man nur das Ziel trifft 1 

Wenn ich wiederkomme, bin ich ganz der Alte. Ich hätte 
sollen {und hatte bereits den Befehl) nach Pola einrücken, um 
abgerüstet zu werden, natürlich hätte mir die Disponibilität nicht 
gefehlt. Nun haben üaribaldi's und Italiens Rüstungen einen 
Contrebefehl zur Folge. Doch dürfte es nicht lange währen. Es 
wird mir sehr leid sein, meine Fregatte zu verlassen, sie macht 
mir nun erst Freude, da ich in Ordnung bin und eine sehr gut 
gedrillte Mannschaft habe. Dit! Sorgen sind vorüber und ich ernte 
nun. was sie an Mühen mich gekostet haben. Du sollst sehen, wie 
hübsch es bei mir ist. 

Was macht Mani mit seiner Villa, ist er schon fertig? Wie 
konnte er sich von Richard*) trennen? Griisse mir die Buben! 
An Schluga viel Schönes! 

Es umarmt Dich 

Dein Dich innig liebender Max. 

Im August 1863 wurde Fregatte ncapitän M. St. Comniandant der Pro- 
pell ercorvette von 22 Kanonen, Dandolo. 

So freudig der junge Fregatten capitän dieses SchifTscommando angetreten 
halte, so wenig ahnte er, wie nahe er mit dem Erhalt desselben die Kr- 
füllung seines heissen Wunsches gestreift halte — eine Reise über weite 
Oceanc nach entfernten landergebieten unternehmen zu dürfen. Seit dem 
Frühjahre lief nämhch eine Correspondenn zwischen den höchsten Factoren 
der damaligen Marineleitung — Marinecommando, Erzherzog-Marine- Ober- 
commandant, Marinem in isteriutn — welche die Entsendung eben dieser Dan- 
dolo nach Osdndien mit Berührung südamerikanischer Häfen zum Gegenstande 
hatle. Ihren Ursprung verdankte diese Absicht einem sehr gründlich 
motivirten Expose des Statthalters im Küstenlande, Freiherrn v. Kellers- 
perg; von den betheiligten Factoren — Erzherzog Ferdinand Max Allen 
voran — mit wahrem Feuereifer aufgegriffen, scheiterte das Project doch in 
höchster Instanz mit Rücksicht auf die precäre politische Lage. Es wurde 
Allerhöchsten Orles angeordnet, die Expedition der Dandolo auf eine Kreuzung 
im Mitlelmecre zu beschränken. 

Die dem Schiffscoramandanten unter dem 13. August vom Marine- 
commando ertheilte Instruction lautete somit dahin, dass er mit seinem Schiffe 
eine solche Kreuzung anzutreten und vorerst die Häfen von Beyruth, 
Alexandrien, Tunis, Algier und Gibraltar zu berühren habe. Die Dauer 



ichard, Sohn von M, St. 
a als Zögling eingetielen. 



iheGkm Stiefbruder He. 



der Kreuzung sollte sich über vier Monate erstrecken und, falls btshin kein 
anderer Befehl erfliessen sollte, so hatte die Corvette nach Ablauf dieser 
Zeitdauer in Pola einzurücken. Ueber den Zweck der Expedition wurde 
Folgendes gesagt: Nächst der in erster Linie gestellten Fürsorge für die 
allseitige Ausbildung der Mannschaft und des Stabes sollte die österreichische 
Flagge im Miltelmeere repräsentirt werden, wo >der durch Entfaltung grosser 
Thäligkeit von Seite der italienischen Flagge, andererseits durch das Aus- 
bleiben unserer Kriegsschiffe in jenen Gewässern allenthalben beeinträch- 
tigte Einfluss der eigenen Flagge« wieder anzubahnen war. 

Den österreichischen Hand eisschiffen sollte in Bedarfsfallen und auf 
Verlangen der erforderliche Schutz und Beistand geleistet, den österreichischen 
Consulateo und Unterthanen in allen Fällen hilfreich an die Hand gegangen 
werden, wo es die Förderung nationaler Interessen und jener der Handels- 
schiffahrt betreffen mochte. Die Kreuzung sollte im Allgemeinen unter Benützung 




der Segel und mit ökonomischem Betriebe der Maschine durchgeführt werden. In 
politischer Beziehung war kein Anlass zur Ertheilung besonderer Instructionen 
gegeben; »nachdem laut Eröffnung des k. k. Ministeriums der auswärtigen 
Angelegenheiten an allen Punkten, welche die Corvette zu berühren halte, 
vollkommene Ruhe und Ordnung herrschte, und die österreichischen Interessen 
dorlselbst von Seile der respectiven Regierungen die trac tat massige Behandlung 
fandenc. Demnach sollten auch die bestehenden Formen der maritimen 
Courtoisie gegenüber allen Flaggen ausnahmslos im vollsten Umfange zur 
Anwendung kommen. 

Sehr bald nach Antritt der Mission wurde der eine der drei Dampf- 
kessel der Corvette in beachtenswerthem Maasse schadhaft, was die Ab- 
änderung der Instruction dahin zur Folge hatte: »es solle aus dieser Ursache 
die aufgetragene Kreuzung unter Segel, mit der möglichst geringen Inanspruch- 
nahme der dürftigen Maschinen kraft, geschehen; nach eigenem Ermessen 
des Schiffscommandanten sollten diejenigen Küsten und Häfen, wo das Schiff 



Schi ffscoiD maad a Q t . 



127 



rnden minder günstigen Jahreszeit Gefahr laufen könnte, 
namentlich die Berührung der afrikanischen Hafen, mit Ausnahme von Algier, 
vermieden, jene von Gibraltar ganz unterlassen und im Allgemeinen nur 
solche Küstenpuiikte angelaufen werden, bei welchen darauf ku rechnen sei, 
dass beim Ein- und Auslaufen die Maschine entbehrt werden könnet. 

Am 2^. Februar 1864 ergeht eine neue Instruction an den Comman- 
danten der Dandolo; es wird ihm der gegen Dänemark eingetretene 
Kriegszustand amtlich bekanntgegeben; sein Schiff wird der Flotlenabtheilung 
des Commodores v. Tegetthoff einverleibt und bekömmt den Befehl, auf hoher 
See dänische — mit Ausnalime der schleswig-holsteinischen — Kauifahrer 
aufzubringen und selbe als Prisen nach Pola zu senden, dänische Kriegsschiffe 
aber ohne Bedenken anzugreifen, es wäre denn, dass wegen augenscheinlicher 
Uebermacht die Hoffnung auf Erfolg gänzlich ausgeschlossen wäre. Oester- 
reichi sehen, preussischen und überhaupt deutschen Schiffen sollte gegen 
dänische Angriffe mit allen Mitteln Schutz geleistet werden. 

Coramodore v. Tegetthoff wies mittelst Befehles, ddo, Malta, 6. März 
1864, den Commandanten des Dandolo an, die Kreuzung in der Meerenge 
von Gibraltar zu übernehmen. Dieser Befehl recapitulirte die Verhaltungs- 
massregeln gegen dänische Kriegs- und Handelsschiffe, gab dem SchifFs- 
comraandanten nähere Anleitungen bezüglich des Rechtes zur Durchsuchung 
fremder Schiffe an die Hand und mahnte zur Vorsicht gegenüber der That- 
sache, dass von England, wenn auch wahrscheinlich nicht offenkundige, so 
doch geheime Unterstützung der Dänen erwartet werden dürfte. 

Pyräeus, den 17. September 1963. 
Meine liebe, gute Mathilde! 

Eccoci qua, auf meinen einstweiligen Bestimmungsort, zwischen 
Engländern, Franzosen, im Lande der Wunder, und Wunder sind's, 
doch nicht mehr der Weisheit und des Reichthums, sondern des 
Schmutzes und der Zerfahrenheit. Doch was geht mich dies an! 
Genug, ich bin zufrieden, und wenn auch nicht viel zu erwarten 
ist, 3o ist mir das neue Leben sehr angenehm. 

Dein Brief ist mir wie Manna gekommen und erfreute mich 
mit den Nachrichten. Vor Allem will ich ihn beantworten, dann 
über mein Leben hier etwas schreiben. Den Klostergeist habe ich 
erhalten, e fa furore. Jeden Augenblick bin ich im Schreiben 
gestört, noch sind die Ankunftsbesuche nicht vorüber, auchVisiten 
meinerseits kommen täglich mehr und mehr aufs Tapet. Heute 
Früh verliess uns der Commodore, das ist der Commandirende, *) 
und da habe ich nun all die Bescherung am Halse, nota hene 
kaum angekommen, bald ein Admiral, bald ein Minister oder wieder 
eine Wäscherin, lächerlich und drollig, doch wahr — Alles kommt 
und geht, doch mit dem Unterschiede, dass der Eine mit freund- 

') LinienschllTscapitäti Wilhelm v. TegeLthoff. welcher Eich bald darauf mit 
seinezn Flaggeaschiff. von zwei anderen Schiflen gefolgt, als Avantgarde der k. k. gegen 
Dänemark ansgesendelen Escadre des k, k, Viceadmirals v. WSllerstorf in die Nordsee 
begebcD sotlle. 



dil 
m 

I nii 



licliem Gesicht, Alles mit einem stillen Wunsche, expedirt wird. 
Jedenfalls ist's sehr bewegt und im Anfange durch das Neue auch 
interessant, in die Länge dürfte es ermüden. Gesellschaftliches 
Leben ist sehr wenig, und nach Athen zu den Soireen ist der 
Weg sehr weit. 

Die Griechen empfangen wenig, man behauptet, dass die 
Europäer demoralisiren und nicht heiraten. Doch für heute genug, 
es umarmt Dich herzlichst 

Dein Dich innig liebender Bruder Max. 

Pyi&eua, den 24. Oclaber (1868). 

A schön's Busserl für Deinen lieben Brief; hierzulande und 
überhaupt in der Ferne gibt es keinen schöneren Moment als die 
Poststunde — freilich nur, wenn man nicht leer ausgeht. 

Deine Nachrichten aus Kärnten bringen mich au courant mit 
dort und erfreuen mich sehr. — Du fragst mich, wie es kommt, 
dass ich noch hier bin? Die hiesigen politischen Ereignisse und 
Verhältnisse haben mein Herkommen bedungen — ich glaube aber, 
dass ich nächstens das classische Alterthum verlassen werde; ich 
habe bereits genug gesehen und der Aufenthalt ist kein brillanter 
zu nennen. Ich glaube, ich kehre auf einige Zeit nach Pola 
zurÜ£k, da die Kessel des Schiffes reparaturdürftig sind, und 
setze dann meine Tour fort, auf die ich mich noch immer freue; 
ich hoffe, sie fällt nicht ins Wasser. Wir erwarten nun den neuen 
König; ein .Schachspieler sagt: ein König und ein Bub', und doch 
Beide zu nichts. "Wenn man das hiesige Gesindel in seinem nieder- 
trächtigen Schmutz gesehen hat. muss man den jungen Mann be- 
wundern, der sich's zur Aufgabe stellt, an deren Spitze zu kommen. 
Sein Einzug dürfte recht hübsch sein, er kommt mit der griechischen 
Fregatte Hellas, begleitet von vier Linienschiffen; hier sind mehr 
als zwanzig grosse Schiffe, die ihn alle mit Kanonendonner und 
im Flaggenscbmuck mit Hurrahs empfangen werden ; am Lande 
findet er Triumphbogen und sein Gesindel — ausserdem werden 
ihm viele andere Spässe gemacht, zum Beispiel salutirt jeder 
Grieche mit seiner Flinte, die mit Kugel geladen ist. dabei kommen 
gewöhnlich 'ZuKllige« Ermordungen vor. Wir sind im Orient und 
nicht in Europa — der Grieche rechnet sich nicht zum Exiropäer, 
äfft ihn aber in Allem nach. 

Die Gesellschaft ist sehr klein, sie besteht nur aus dem 
diplomatischen Corps, und da sind nur zwei Frauen und zwei 
Mädchen vorhanden — man sollte glauben, wo so wenige sind, 
müssten sie wählerisch sein — doch dies ist auch nicht der Fall; 



3 chiffscom m andan ) . 



129 



Niemand bekümmert sich, sich ihnen zu nähern — der Mang-el an 
Frauen ist unser Aller Klage, doch ganz natürlich, wo dieses Ele- 
ment fehlt, fehlt Alles. — Die Griechinnen sind im Orient, wenn 
nicht unsichtbar, so doch ungcniessbar, und der Luxus ist hier 
so gross, dass die Frauen im Hause nie sichtbar sind, vielmehr 
nie empfangen, auch ist grosses Elend und Armuth daran Schuld. 
Die Europäer sind verrufen, da man uns unmoralisch nennt; sie 
sagen, wir machen die Cour und heiraten nicht. 

Unser Gesandter hat Frau und Tochter — ■ doch die eine zu 
alt, die andere zu jung, und, was das Unangenehme, um ihnen 
— wie allen Perottinen — zu gefallen, müsste man Diners, Balle, 
Unterhaltungen geben — wobei man selbst Sclave ist und sich 
langweilt — da, wie gesagt, keine Aussicht zu einer reussite vor- 
handen sein kann. 

Ich habe während meines kurzen Aufenthaltes Alles mit- 
gemacht, und nun ruhe ich aus, die Trümmer der alten Herrlich- 
keiten bewundernd. Des Königs Ankunft wird etwas Leben mit- 
bringen und eine neue Aera eröffnen, wir sind Alle sehr neu- 
gierig auf seinen Anhang. 

Es interessirte mich zu hören, dass Dein Berti Musik lernt; 
ich versichere Dich, heutzutage, wenn ein junger Mann Sprachen 
und Musik kann, so ist er ein gemachter Mann. Oft bedauere ich, 
nichts gelernt zu haben; wie angenehm für sich und Andere ist 
doch die Musik — doch soll er deshalb auch die Sprachen nicht 
vernachlässigen. Wenn es wirklich wahr ist, dass ich einberufen 
werde, so komme ich auf ein paar Tage zu Dir — ich würde gar 
nichts dagegen haben, vor einer längeren Seereise noch nach 
Kl^enfurt kommen zu können. Auch wird es mir jetzt nicht an 
Geld fehlen (da ich sehr sparsam lebe), um mir eine Reise irgendwo 
hin zu ermöglichen. Ich bin endlich auf einen grünen Zweig ge- 
kommen, und dauert mein Hiersein länger, oder überhaupt meine 
Einschiffung lange, so bin ich ein gemachter Mann. 

Und nun, leb' wohl, grüsse freundlichst Schluga. Dich umarmt 
Dein Dich innig liebender Max. 

Nnchtnitfag. 

Soeben höre ich eine das hiesige Volk charakterisirende Ge- 
schichte. Noch ist Georgios I. nicht da und schon sind Demonstra- 
tionen gemeinster Art an der Tagesordnung; so fand man vor ein 
paar Tagen einen Zettel angeschlagen: -Den König Otto haben 
wir gejagt, den Georgios werden wir ermorden.« Doch in den ge- 
meinsten Ausdrücken, die wiederzugeben ich mich schäme. 



ISO Rchiffaconiiaandiiit. 

Du hast bereits g'eheizt, wir haben heute zum erstenmale die 
Sommerkleider gegen Herbstkleider gewechselt, da gestern Nachts 
nach sieben Monaten der erste Regen 6el — welcher Unterschied! 
Pyräein, den 20. Novcinlicr !8G3. 
Meine theuerste Mathilde! 

Eccomi endlich mit einer einstweilen bestimmten und mir 
bekannten Nachricht. In zwei Tagen verlasse ich Pyräeus, um 
meine Reise an der syrischen Küste anzutreten; es ist in der 
letzten Zeit bestimmt und nicht widerrufen worden. Ich bin recht 
zufrieden, obschon das Wetter nicht einladend ist. Jedermann sitzt 
gerne hinterm Ofen und geniesst mit grosser Lust und Liebe die 
woblthuende Wärme am heimlichen Herd, wenn es draussen recht 
tobt und brau.st. Dies ist mir nun nur Freude, daran zu denken, 
doch die nächsten zwei Monate dürfte ich mehr Wind und Stürme 
und Kälte geniessen, als es angenehm sein kann. Unser Winter 
hat erst vor zwei Tagen angefangen. Meine erste Station ist 
Beyruth, beiläufig 1000 Seemeilen von hier, wann ich dort sein 
werde, wissen die Götter — — jedenfalls hast Du noch Zeit, mir 
dahin zu schreiben. 

Von hier scheide ich recht gerne, der Faden zu jeder Unter- 
haltung ist mir ausgegangen, nur im Vorgefühl der 14 Stunden 
langen stürmischen Nächte im griechischen Archipel finde ich 
den hiesigen ruhigen Aufenthalt erträglich, wundere Dich also 
nicht, wenn ich Dir nichts als meine herzHch.sten Grüsse und Küsse 
sende. An Alle meinen Abschiedskuss. Dein Dich innig liebender 
Bruder Max. 

31). November (1363|. 
Mein theuerster Bruder! 

Nur ein paar Zeilen vor meijier Abreise nach Beyruth. Ich 
konnte nicht glauben, dass ich meine Reise unternehmen könne, 
und doch ist's wahr geworden. Es ist Winter und ich gehe den 
hiesigen schweren Weltern entgegen — mit einem nicht ganz 
seetüchtigen Schiffe, Es fehlen mir die Kessel, — die Du mir nach- 
senden wolltest! — Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, drum 
den Anhang zu diesen Zeilen. 

Falls ich während meiner gegenwärtigen Kreuzung auf der 
syrischen Küste mein Ende finden sollte, so haben diese Zeilen 
als mein letzter Wille zu dienen. — Ich setze Dich hiemit als 
meinen einzigen und unbedingten Erben ein. und bitte Dich, 
folgende Rechnungen zu begleichen: An Schneider G. (Triest) 
193 fl. ö, W., an Schneider B, (Dignano) 130 fl. Ö. W., an Valerie 



(Triest) zwischen .'»0 und 60 fl.. 
wohl, Moriz, Dein 



endlich an Lutteroth 100 fl. — Leb' 
Max Sterneck. 
k, k. Freenllcneapitän, 
Seiner Majeslnt Cor 



;l(c Dandolo. 
Malta, Jänner 1561. 
Meine theure Mathilde! 
Eccomi in Malta, vollkommen Engländer und recht zufrieden, 
die Leute sind höchst komisch, mit Oesterreichern seit immer, 
wenn es die Politik erlaubt, höchst freundlich, habe ich nun noch 
den Vorlheil. mit ihnen ihre .Sprache zu reden und höre manches 
Compliment, doch glaube ich, dass der Kämmererschlüssel a spell 
ist. Einladung-en auf Einladungen, Visiten auf Visiten, so dass ich 
fast zu viel habe. Ich hatte eine .sehr schlechte Weihnachtsnacht 
und Sylvesterabend, .schwere Stürme, seitdem ich Heyruth ver- 
lassen habe, begleiteten mich bis hieher, und ich muss gestehen, 
es ist ein herbes Ding, unter diesen Verhältni.ssen diese meine 
Mission zu erfüllen. Der Aufenthalt in den Häfen ist nicht hin- 
reichend für die Sorgen und Mühen der Seereise. Dein freund- 
liches Schreiben mit noch einigen anderen ist hieher gekommen, 
um mich etwas aufzuheitern und mich heimisch ku machen. Wer 
nicht in der Fremde war, versteht nicht den hohen Werth eines 
Briefes. Ich glaube, ich habe Dir von Beyruth meine Reise nach 
Damaskus angezeigt, es ist das schönste, was ich je gesehen, wahr- 
haftes Feenreich, und jetzt ist Winter, wie muss es im Herbst 
oder Frühjahre sein! 

Ich glaubte, in die Erzählungen von Tausend und einer Nacht 
versetzt zu sein, als ich die Häuser dort besuchte, es fehlte nichts 
als Selbstherrscher in einem davon zu sein, um mich im türki- 
schen Paradies zu wähnen. Unsere europäischen Frauen, die unsere 
Mode einführen,' wo Crinoline und Watta so grosse Rolle spielen, 
wären nicht für die dortigen reizenden Costüme geeignet. 

Noch steht mir einiges sehr Interessantes bevor. Algier und 
die Beduinen, dann Spanien; endlich komme ich nach Granada 
und Madrid, vielleicht auch nach Sevilla. 

Schade, dass ich von Bertha und Albert keinen Credit er- 
halten habe, wie viele schöne Sachen, und in Europa unerschwing- 
lich, hätte ich mitbringen können. In Damaskus ärgerte ich mich 
öfters über die Leute, ich bin ein armer Teufel; doch ist wahr- 
scheinlich dies die Ursache, dass ich den Werth des Geldes nicht 
kenne, auch danke ich dem lieben Gott dafür, A profers, unter 
einem schreibe ich Lutteroth, dass er an A , , . die 200 fl. sende, 
ich danke Dir für Deine Bemühungen herzlirl Rath 



SchiflscomiiiaiKhiDt. 



ist g'ewiss sehr gnt und richtig, ich hoffte, dass ich diese Schuld nicht 
werde von meiner sauer erworbenen Gage bestreiten müssen, beson- 
ders jetzt, wo ich Geld zu meiner Reise brauche. Doch lieber so. 
und selbst besser darben, als noch länger ausstehen. Eines weiss 
ich, dass mein erstes Geschäft nach meinem Heimkommen der Ver- 
kauf Lienbergs sein wird, ich will mich von einer solchen trau- 
rigen (um mich keines schlimmeren Ausdruckes zu bedienen) 
Wirthschaft los, ein- für allemal von diesen Geldsachen befreit 
wissen. Bitte Mani, wenn er kann, möchte er sich vorderhand um 
den Verkauf bekümmern, wenn er Zeit hat, so glaube ich. sind 
meine Interessen jedenfalls in seinen Händen am Besten vertreten. 
Was die .Schuld an G . . . anbelangt, so habe ich in diesem Augen- 
blick kein disponibles Geld, auch will ich kein Loch stopfen, um 
ein anderes zu öffnen, ich will trachten und hoffen, in ein paar 
Monaten Geld zu haben, meine Reise dürfte um Einiges leiden, 
doch es -soll sein, wenn möglich. Ich sage, wenn möglich, da diese 
Reise oder vielmehr diese Mission mir gegeben wurde, nicht damit 
ich Geld sammle, sondern um die Flagge zu vertreten — man hat 
mich vielleicht auch ausgewählt, da ich ledig und unabhängig 
bin; auch kann ich mich nicht am Bord verkriechen, da ich meinen 
dienstlichen Aufträgen nachkommen muss, und vom »grünen Zweig» 
unter diesen Verhältnissen dürfte nicht mehr die Rede sein. 

Ich hoffe, wenn ich heimkehre, nicht schlechter Laune zu sein, 
sonst dürfte der Pächter exequirt werden, wenn ich auch Alles 
verlieren sollte. Wenn ich einmal wieder komme, so werde ich 
Dir und Schluga meine Reiseerlebnisse zum Besten geben. Nicht 
der Mühe werth zu schreiben, aber zu einem heiteren Abend- 
plausch tauglich. 

Leb' wohl, liebe, theure Mathilde, grüsse Schluga und Berti, 
grüsse, die sich meiner erinnern. Es umarmt Dich Dein Dich 
innigst liebender Bruder Max. 

Wenn Du diese Zeilen erhalten hast, schreibe mir gleich ein 
paar Zeilen nach Alicante in Spanien. Am 25. erfuhr ich. dass 
Mani als Hofrath nach Triest übersetzt ist, ich hoffe, es ist wahr, 
ich würde mich sehr freuen. 

In See. ;i. Februar 18ti4. 

Ich würde mir Vorwürfe machen, an einer Station vorüber- 
zusegeln, ohne Dir ein paar Zeilen zu senden, wenn auch nichts 
Merkwürdiges in meinen Kreuzzügen vorfallt, so interessirt es Dich 
doch, wo Dein Maxlpfutsch ist. 

Ich habe Malta nach beiläufig einem Monat Aufenthalt, Mitt- 
woch, Aschermittwoch noch dazu, verlassen. Die Engländer sind 



classische Kerle und ihre Frauen nicht weniger, Ich unterhielt 
niich ganz gut, und glaube, meinem Namen und dem Kammerherrn- 
schlÜBsel, hauptsächlich und einzig', meinen, ich möchte safjen glän- 
zenden Erfolg- zu verdanken. Es versteht sich, dass ich Alles, be- 
sonders von den Damen, als mir g'ebührend annr.hm. Unter Anderm 
hätte ich auch heiraten sollen, da ward es mir zu arg und ich setzte 
alle Segel bei, um mich aus dem Staub, von dem es viel gibt, 
wenn die Sonne scheint, zu machen. Weisst Du. es ist mein un- 
bekanntes Geheimniss, doch es ist so, nämlich, ich bin gar so bald 
bekannt, wie man zu sagen pflegt, -fresse aus der Hand-, wenn 
man nur im Mindesten sie mir reicht. Die Engländer schworen mir 
alle, mich in Malta als Herrgott zu behandeln, ich solle doch 
noch dableiben, wahrlich, verführerischer als nach Pola zu gehen, 
doch dürfte mich dieses Nest nicht sobald wieder sehen, sonst 
wüsste ich nicht, ob ich nicht lieber die Dandolo verschachere. 
Ein wahres Glück ist, dass ich von einem Ort zum anderen zur 
See bin, so hoffe ich doch nächstens in Algier wieder bei -Maxen« 
zu sein. Der liebe Herrgott thut sein Möglichstes dazu, kaum bin 
ich in See, so ist Sturm und Gegenwind da, meine Reisen dauern 
auch immer lange. Doch es ist Winter und ich kann Dich ver- 
sichern, öfters ist's mir bange, und da wünsche ich mich auch 
lieber nach Pola als auf die See. 

Zum Seemann muss man geboren sein, das heisst genug 
leichten Sinn haben, um die vielen mühseligen Stunden in einigen 
fröhlichen zu vergessen. 

Malta hat mich, als Oesterreicher, sehr gekränkt, zum Glück 
war ich nicht in Uniform, und man kannte mich nicht. Du weisst 
aus der Geschichte, dass ein Graf Hompesch der letzte Gross- 
meister war und schmählich Malta verlor. Seine Fratze ist auch 
unter den Grossmeisterporträts zum ewigen Andenken. Von der 
Pracht der inneren Einrichtung der verschiedenen Ritter Hotels, 
wie diese Paläste genannt werden, lässt sich auf das angenehme 
Leben, welches die keuschen Ritter sonst führten, schlicssen. Der 
gegenwärtige Gouverneur hat viel Verdienst, er hat das Palais 
der Grossmeister prachtvoll restaurirl. Ich werde Dich nicht mit 
Beschreibungen der Johanniter -Kirche, wo sämmtliche römisch- 
katholische Staaten ihre Kapelle haben, der Katakomben, wo sich 
gedörrte Priester verewigen, oder Maltas selbst, ein Steinhaufen 
mit hässlichen Arabern bewohnt, langweilen; ich war da, und es 
interessirte mich, die Details zu sehen, doch Murray's Reisebuch 
gibt eine bedeutend bessere Beschreibung. Ich bin auf dem Weg 
nach Algier, drei Tage sind's, dass ich Malta verlassen habe, heute 




lU 



5irli i fTscnnmaii dao t. 



die erste ruhige Nacht, der ich entgeg-ensehe, und deshalb bin ich 
auch guter Laune — in Algier werde ich den Schluss dazu 
machen. Bis dahin lebe wohl! 

16. Februar. Oefters verdankt man einer ungünstigen Sache 
viel, so ist's heute mit mir der Fall ; ich ankerte vor einigen Tagen 
in Tunis, da mich ungünstiges Wetter nicht vorwärts kommen 
liess. Mein Besuch von Carthago und Tunis war höchst interessant, 
ich hätte mir so grossartige Bauten, nach Jahrtausenden noch so 
gut erhalten, nicht vorstellen können. Ich bin nun wieder unter 
.Segel, in Erwartung: »Was kommt nächstens?- In Beinen Briefen 
machst Du keine Erwähnung von Carl und Angiolina"), das ist nicht 
recht, liebe Mathilde, ich kann nicht an Alle schreiben, und nur 
eine Gelegenheitscorrespondenz zu führen, bin ich nicht im Stande. 
Du, mein schöner Spitz, bist mein Mittelpunkt, und da muss ich 
Dich heute etwas ausgreinen, dass Du mir nichts von Carl und 
Angiolina schreibst, vergessen haben sie mich wohl nicht, so wenig 
ich sie vergessen habe. Wenn man so weit ist von allen seinen 
Lieben, so denkt man doppelt so freundlich an Alle, der Gedanke 
erheitert so manche liebe Stunde. Grüsse Beide herzlichst. Emma, 
die immer meine gute, liebe Freundin ist, schreibt mir, dass Du 
mit Schluga auf 14 Tage nach Triest gehen willst, und zwar im 
Monat April, Zu Ende desselben Monates dürfte ich auch heimge- 
kehrt oder wenigstens auf der Heimreise sein, wie würde es mich 
freuen, Euch auf der Dandolo zu sehen. Ihr habt doch keine 
Idee eines Schiffes und so könntest Du Dir meine Herrlichkeit 
ansehen. 

Dem ungünstigen Wetter verdanke ich einen Besuch auf 
Minorca. ich ankerte in Port Mahon für zwei Tage und erhielt 
hier einen kleinen Vorgeschmack von spanischen Mantillas, fun- 
kelnden Augen und schönen Füssen, diese bewundere ich beson- 
ders, da in diesem Falle kein Trug dahinter sein kann, die Augen, 
die lügen immer. 

Ich bin noch immer nicht in Algier und immer noch am 
Wege dahin, so ist unser See mannsieben, ein ewiges .Sehnen, Er- 
warten, Hoffen mit Täuschung jeder Art verbunden, so ist zwar 
auch unser Menschenleben im Allgemeinen, doch mit uns Seeleuten 
mehr als je. Wundere Dich somit auch nicht, wenn ich so oft 
in Absatzen schreibe, es ist meine Zerstreuung, der meine Corre- 
»ipondenten zum Opfer fallen. 

Xun aber etwas Geschäft. Du schreibst mir. dass die Schuld 
an G.., gezahlt werden soll, gib mir doch einen guten Rath, wie 

•) AoEiolina, Ecb. Baronin Schloissuic. Gatlin des Bruders Carl. 



1 



Stbiffäcommandant, 



i;a 



ich dies thun kann oder welche Hilfe ich von Seite meines privaten 
Einkommens haben kann. Seit geraumer Zeit ist mir keine Rente 
zugekommen oder eingegangen, es wäre mir ein harter Spass, über 
3Ü0 fi. auf einmal von meiner Gage auszulegen, Du hast keine 
Idee, was mich die Reise kostet, wie ich mich auf allen Seiten 
einschränken muss, um dem IJecorum gemäss zu erscheinen, und 
wenn ich nicht so viel unter Segel wäre, so könnte ich nur Ban- 
kerott machen. Der Gedanke an Schulden macht mich immer un- 
zufrieden, unglücklich; bei Lebzeiten unserer guten Mutter gelang 
es mir nicht, frei zu sein, jetzt machen mir Schulden traurige Ge- 
danken; trachte, etwas von Otto herauszubekommen und lege Alles 
bei Seite, ich kann in diesem Augenblicke nichts, doch wenn 
meine Heimreise längere Zeit in Anspruch nimmt, so hoffe ich, 
etwas ersparen zu können. Kannst Otto sagen, dass ich ihm die 
Interessen des Geschenkes an B . . . nicht schenke, ich erwarte 
auch, dass es keine Schwierigkeiten haben wird. 

Und nun, liebe Mathilde, lebe wohl, bevor ich diese Zeilen 
absende, werde ich noch meine Ankunft in Algier beifügen, da 
hoffe ich, auch einige Zeilen von Dir bei meiner Ankunft in Algier 
zu finden. Ich weiss nichts von Allem, was im Norden vorgeht, 
horte nur von Italiens Rüstungen in Port Mahon. Du kannst Dir 
denken, dass ich in sehr gespannter Stimmung bin. 

Lebe wohl, grüsse Schluga. Dich umarmt Dein Dich innig 
liebender Max. 

Den 27. in Algier angekommen, erhielt zugleich telegraphi- 
schen Befehl, nach Malta zurück — weiss sonst nichts — weder 
warum? noch wohin? 




Flaggencapitän Tegetlhoffs. 

Es wird angezeigt sein, um Wiederholungen zu vermcideu, den Leser 
hier auf die einleitende, bioErraphisclie Skizze, Seite 20, bezüglich der Um- 
stände zu verweisen, unter welchen M. St.'s Commandoführung des Dandolo 
zu Ende ging. 

Der Briefwechsel bricht jäh ab, was ja erklärlich ist, da M, St die 
nächste Zeit in der Heimat verbrachte. 

Dort traf ihn die Einberufung nach Triest, als Commodore Tegetihoff, 
nach dem höchst ehrenvoll bestandenen Gefecht bei Helgoland, zum Contre- 



admiral befärdi 



[1 M. 




als Flaggen- 
capitän Tegel tholFs 
das Com man do der 
Fregatte Schwarzen- 
berg zu führen, 

Welche Bedeu- 
tung diese Dienstes- 
hestimmung für M, St 
gewann, braucht hier 
nicht erst erörtert zu 

Gleich von allem 
-Anfang bot sich ihm 
die Gelegenheit, unter 
ilen Augen des Ad- 
niirals die Aufgaben 
/ii lösen, weiche der 
Zusiaiid der schwer 



beschädigtet 



ilarbo 



der. 



Fregatte 

n arg ge- 
nnuug KU 



Iichtet(?(ieni 
gleicher Zei 

das Schleunigste zu 
neuen kriegerischen 
Leistungen fähig ge- 
macht werden musste. 
Nur zwei Briefe, 
beidean die Schwester 
Malhilde gerichtet, 



r und auf 



der Zeit 



vor, welche M. St. 



Fl.ijiKeDCapiläu Tegel tholTs. 



fl 


^^^^Lr_ 



als Commandanl der : 
verbraclne. 



rhwarzenherg fem 



hciniisrheii Gewäi 



Stinir Majcsint Ficgalte Seh w.irxtn lic rg. 

CuxbavcD, Ö. August IHHi. 
Meine liebe Mathilde! 
Dein Brief mit Otto's patriarchalisclicn Gründungsideen, Er- 
staunen und dergleichen mehr Gemüthsbewegungen ist sehr komisch 
und unterhaltend. Uebrigens dürfte Otto nicht viel Schwierigkeiten 
machen, wenn er die Ueberzeugung- gewinnt, dass es recht ist und 
ihm keine Wahl übrig bleibt. Dies ist zu beachten und in dieser 
Hinsicht wollte ich Aufklärungen ; übrigens sollen Dich meine 
Fragen und Ansichten im Abschluss nicht beirren — noch Dir 
die Hände binden. In Deine Hände, mit Schluga's Rath zur Seite, 
lege ich vertrauensvoll und blindlings alle meine persön- 
lichen Interessen — dies zu Deiner Richtschnur! Schade, wenn 
Krastowitz aus der Familie kommt, wenn ich reich wäre, müsste 
es mein sein — doch was avÜI man machen! Trauerreden und 
Klagen finde ich immer überflüssig. — Ich gehe heute noch nach 
Hamburg — das ich noch sehen möchte; ich fürchte, dass der 
Friedensschluss einen Strich durch meine Reiseprojecte machen 
wird. Wir vermuthen nämlich, einberufen zu werden. Ich kann Dir 
nicht sagen, wie mich dies ärgert. Die Hoffnung, durch eine längere 
Abwesenheit von Oesterreich all diq unangenehmen Verhältnisse 
auf eine gute und ruhige Weise zu brechen, schwindet — und 
tausend unangenehme .Scenen und Geschichten vor Augen zu haben, 
vielleicht durchmachen zu müssen, ist hart — widerwärtig. Ausser- 
dem thut es mir sehr leid um meine Reise, wann komme ich wieder 
zu einer so guten Gelegenheit. Pazienza ! firiisse freundlichst Schluga, 
wenn Du Carl siehst, frage ilm, ob er die Conchihen erhalten hat, 




13fi 



FlaeEencopiiSo Tegetlliotr^. 



wenn nicht, so möge er Erkundigunjj^en mittelst beiliegendem 
Frachtschein machen — alle entstehenden Auslagen will ich tragen. 

Leb' recht wohl, liebe Mathilde, es umarmt Dich Dein 

Max. 
Bremerhaven, 23. September 1864. 

Heute erhielt ich den Befehl, jeden Moment bereit zu sein, 
in See zu gehen, doch ist mir nicht bekannt, wohin. — Ich schreibe 
Dir, damit Du über ein längeres Stillschweigen nicht besorgt bist. 
Man spricht, dass Schwarzenberg nach Pola berufen wird — ich 
hätte .somit 3000 Meilen Weg — beiläufig sechs bis acht Wochen 
Fahrt unter Segel. — Einen Brief von Dir dürfte ich schwer vor 
Pola erhalten können, ich hoffe, dass keinerlei Schwierigkeiten ent- 
stehen können. Schluga hat ja meine Vollmacht und kennt meinen 
Sinn. Was er thut, ist recht. — Ich habe an Lutteroih geschrieben 
und erhielt Antwort, dass er gerne mein Geld nimmt und für mich 
sorgen will. 

Seit einigen Wochen bin ich unwohl, so dass ich mein Schiff 
nicht verlassen habe — ich glaube, das Wetter ist Schuld daran 
— wenn ich also kurz und langweilig bin. so sei nicht böse auf 
Deinen Dich innig liehenden ßruder 

Max, 

Während der ganzen Dauer des Jahres 18ti5 war Schwarzenberg durch 
Kreuzungen im Adriatischeu Meere und den levantinischen Gewässern in 
Anspruch genommen. Der vielbeschäftigte Flaggen capitän, welcher nebstdem 
auch seine ganzen freien Stunden dem Umgange mit seinem geliebten Freunde 
und Adnniral widmete, fand, wie es scheint, wenig Zeit für seine CQrresjiondenzeti ; 
wenigstens finden sich aus dem Jahre IRfiä keinerlei Briefe vor 




Fl^^EEencapiläo TegeüholTs. 



139 



Seine Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen coiicentrirtcn sich damals 
auf die schwankenden Aussichten für das Zustandekommen einer langjährigen, 
handelspolitischen Expedition, welche au Anfang des Jahres 186t) endlich 
festere Gestall gewannen, und vornehmlich beschäftigten M. St. die nicht 
grundlosen Zweifel, ob es ihm vergönnt sein werde, an dieser Expedition 
persönhch theil zu nehmen. 

. 7. Februar 1866. — (Aus .M. -Sl.'s Tngebuchcl 
Die Expedition nach Japan — was ist mit mir, wenn ich diese 
nicht mitmache? Nun, wo ich mir durch Mühe und Eifer einen guten 
Xamen machte, wo in diesem Augenblick Jedermann überzeugt ist, 
dass TegetthoEF mich, nur mich nehmen wird, wo ich als der Be- 
vorzugte designirt bin — wo Marine, Freunde und Feinde auf den 
N'amen, der da ausgesprochen werden soll, mit Erwartung harren! 

— Wenn ich es nicht bin? Was bin ich dann? Ein Anderer wird's 

— und ich bin dann zu Staub herabgesunken. Mein Trachten, 
meine Gesundheit — meine Mühen, Alles ist dahin — um nicht 
wiederzukehren — und was war' es denn auch, wenn mem Körper 
in den zwei oder drei Jahren, vielleicht im Angesicht der Heimat 
zusammenbricht? "Er war der Gewählte, schade um ihn!« Wenig- 
stens ein Nachruf und aus der Erinnerung nicht verschwunden. — 
Schwer verlasse ich mein liebes Bergland — es lächelte mir so 
freundlich, so lieb entgegen — eben jetzt wie noch nie — und soll 
es ein Abschied auf Niewiedersehen sein — es wird sich seines 
aufstrebenden Kindes nicht zu schämen, nein, zu erfreuen haben. 

,17. Februar. Den 10. nach Wien zurück, um dort Admiral 
tthoff und Erzherzog Leopold zu sehen, reiste ich den 11. Abends 
En mit Ersterem m high sptrüs wieder ab. Erzherzog Leopold 
empfing mich aufs Zuvorkommendste und gratulirte mir zur Reise. 

— Seither kein Wort mehr gehört. — Habe ich erreicht, was ich 
wollte, oder nicht? Diese Tage vergehen in peinlicher Aufregung, 
ich habe fast die Hoffnung aufgegeben und mochte gerne Pläne 
für den .Sommer .schmieden, was aber doch nicht gelingt. 

28. Februar, Pola. — Ich habe erreicht, was mein Ehrgeiz 
verlangte, bin ich glücklich? Nein — und doch wäre ich gekränkt, 
wenn ich das Commando nicht erreicht hätte. — H . . ., wenn ich 
Liebe und Freund.schaft bei Dir finden würde, die ich träume, 
nach dem sich mein müdes, ödes Herz sehnt, ich wurde die Auf- 
gabe fortsetzen bis zum Tage der Abreise und dann die lang- 
ersehnte Ruhe suchen. Würde ich sie finden? Nein! Ich bin zu 
leer, zu wenig für mich und Andere, um ein Leben auszufüllen. — 
Ehrgeiz und .Schein — £cco Alles, was ich bieten kann, — Soll dies 
der Wendepunkt meine.s Lebens werden? Ach, wie hoffe ich, dass 




FlaegencapliSn TsBettliofTs. 

ich endlich in meinem Innern das Gleichgewicht hiide, mich mit 
mir selbst aussöhne und wenn nicht j^flücklich oder zufrieden - — 
doch ruhig werde. — Werde ich in Büchern und zur See um die 
Welt das finden, was ich noch nicht gefunden ? 



l-ola, den 29. Man lJ«e. 

Meine liebe gute Mathilde! 

Man spricht viel von Aufschub der Expedition, von Krieg; 
den Anfang der Feindseligkeiten will man auch schon bestimmen, 
ich kann darüber kein Urtheil abgeben ; doch wenn ich auch einen 
Aufschub der Expedition, vielleicht von ein paar Monaten, zugebe, 
so glaube ich doch an keinen Krieg ; die Concentrirung einer Armee 
an unserer böhmischen Grenze, die feste Haltung — wenigstens 
nach aussen — wird Preussen zum Einhalten bewegen und es zu 
nichts Ernsthchem kommen lassen. 

Uns dürfte es bei einer Rüstung, wie immer, schlecht gehen ; 
bei der heillosen Wirthschaft kommen wir nicht aus den Blamagen 
heraus. 

Ein Krieg brächte der Marine wohl schöne Prisengelder und 
mir wäre es vom Glücke geg^önnt, bald am Kampfplatze zu er- 
scheinen, Jedenfalls schöne Aussichten in allen Fällen, umsomehr. 
als die Expedition keinesfalls unterbleiben wird — früher oder 
später werde ich Chinese — de facto — was ich einstweilen nur 
de nome bin. 

Am 24. März schrieb Tegetthoff, der sich in dienstlichen Ant;elegen 
heilen in Wien befand, Folgendes an seinen Flaggcncapitän : 

Lieber Freund! 

Du wirst durch das gestern nach Pola abgegangene Tele- 
gramm sehr unangenehm berührt worden sein, ich nicht minder. 
da ich es für zweckmässig erachtet hätte. Schwarzenberg zu lassen, 
wie sie ist. so lange keine allgemeine Ausrüstung vorgenommen 
wird, wozu, nebenbei bemerkt, wohl die höchste Zeit wäre. 

Die Frage ob Krieg, ob Friede, ist zwar noch immer eine 
schwankende und kein Mensch weiss ihr eine positive Antwort zu 
ertheilen, aber die Möglichkeit, binnen Kurzem die Italiener als 
Gegner zu sehen, sollte genügen, um die für die Armirung der 
Flotte nöthigen Summen nicht zu scheuen. Es heisst übrigens, dass 
dieser Tage ein Ministerrath stattfinden wird, in dem bezüglich der 
Marine Beschlüsse gefasst werden sollen; — dass ich hier gleich 
bei meiner Ankunft die Angelegenheiten der ostasiatischen Ex- 
pedition ins Stocken gerathen fand, schrieb ich Dir bereits, man 



Flagg cncapilän TeEettböfTä. 141 

verschob Alles, von Tag zu Tajr, bis endlich die Sache die gegen- 
wärtige Tournure nahm. 

Wegen des Ankaufes der Bücher für die Expedition erhielt 
ich bereits in Pola die Genehmigung der Ausgabe von 600 fl., ob 
dieses Schriftstück bei Lindner") ist, oder sich unter meine Pape- 
rassen verirrt hat. weiss ich nicht zu sagen. Der Erlass war übrigens 
an die Hydrographische Anstalt in Triest gerichtet und dem 
Escadrecommando nur eine Abschrift zugemittelt worden. 

Dass ich hier auf Nadeln sitze und schon gerne über alle 
Berge wäre, wirst Du begreifen. Entweder die Expedition, oder 
Alles armiren und bereit halten; vorläufig geschieht nichts, 
keines von Beiden. 

Die arme Schwarzenberg ist leider durch ihren langen Auf- 
enthalt in Pola und durch die jetzt noch fortdauernden Arbeiten 
auch nicht mehr in ihrem tüchtigsten Zustande, verliere nicht die 
Geduld und drille sobald und so viel als möglich. 

Ich denke mir, dass ich demnächst nach Pola abgehen werde, 
ich meldete bereits gestern die Beendigung der Berathungen über 
die Taktik- Lutteroth hat den Koch vom 1. April an aufgenommen. 
Wir werden ihn wohl behalten müssen, Grüsse Dufwa, Faber, 
Lindner etc.. empfehle mich dem Viceadmiral. 

Leb' wohl, es grüsst Dich herzlichst Dein aufrichtiger 

Tegetthoff. 

Aus M, Si.'s Tagebuche: 

»t Gestorben, retour Triest.« MitdiesenWortenaufderAdres.se 
erhielt ich heute einen Brief des Kielmansegg. Seit fünf Tagen 
hier, glaubt man noch mich gestorben. Es machte mir einen pein- 
lichen Eindruck das Wort "gestorben« — soll es ein Omen sein? 

19. April, Pola. Nachdem ich mich durch so lange Zeit wegen 
der Expedition abgeplagt, in Pola entsetzlich gedrückt fühlte, wurde 
diese vertagt und Kriegsrüstungen angefangen, um nur halbwegs 
ausgeführt zu werden. 

Fasana, :J3. April. Die Beförderung meiner vier Vorder- 
männer ist angekommen, ich bin nun der Erste mit der Aussicht, 
auch nächstens Schiffscapitän zu werden, doch wird es mir nur 
hinsichtlich der Gebühren eine Freude machen, das zu lange Warten 
und dann noch das noch immer nicht vergessene Uebergehen hat 
den Ehrgeiz, ich glaube immer auch jeden andern, in mir ausgelöscht 
— Japan wäre Ersatz für Alles gewesen und nun ist meine einzige, 
schönste Hoffnung zunichte geworden. — Ich fühle mich .sehr ge- 
L *) Freitalle[iea|]ilän Carl l.indncr, Escadieadjulanl. 




M2 Fla^gencapitän TegrtthofPs. 

drückt — und bin auch zu schwafli, um all meine Verstimmung- 
zu unterdrücken, mich heiter und freudig; zu zeigen. — Der Krieg 
bricht heran, welche traurige A ussicht für die Zukunft! und wenn 
ich auch noch heute nicht an den Krieg glaube, vielmehr die Ueber- 
zeugung hege, dass Friede bleibt — armes Oesterreich! Auf der 
einen Seite ein Kampf auf Sein und Nichtsein, auf der anderen 
Schmach. — Welche Aussichten für uns, Stiefkind Oesterreichs — 
vom Glück verlassenes Corps — dem Spott und Hohn ausg'esetzt! 
— Und wo ist endlich mein Traum, Japan? 

ii, Mai 1866. Der Krieg ist in wenigen Tagen vielleicht 
erklärt, in wenigen Tagen ist es an uns zu zeigen, dass wir unsere 
Pflichten kennen. — Heute trifft uns ein schwerer Schlag, -Novara 
brennt", zeigt uns der Telegraph — das beste unserer Schiffe, wo 
wir jedes für zwei zählen müssen. -Man hofft, das Feuer zu über- 
wältigen«, signalisirte da.i Fort Mussil wieder, doch nun ist es 
Mitternacht und noch sind unsere Mannschaften nicht zurück, noch 
haben wir nur traurige Ahnungen eines schweren Verlustes, wenn 
auch die kleine Hoffnung, dass sie wenigstens theilweise gerettet, 
um in Monatsfrist ihren Posten einnehmen zu können.*) 

Fregatte Seh warionlirrg, Fasana, 17. Mai 18Gfi. 

Meine liebe Mathilde! 

Wir leben hier vollkommen ferne von aller Welt, fast au.sser 
der Welt, nur Zeitungen, die uns oft vier Tage später zukommen, 
halten uns in Verbindung; wie sehr jeden von uns der Erhalt von 
Briefen erfreut, brauche ich nicht erst zu sagen, und dankbarst 
begrüsse ich immer Deine lieben Zeilen. Mit Freude vernehme ich, 
dass Berti wieder in die Schule geht, sage ihm, ich danke ihm 
herzlichst für seine Wünsche, um mir aber zu beweisen, dass sie 
auch so gemeint sind, hoffe ich ihn als Eminenten wieder zu sehen. 
Sein Unwohlsein hatte gewiss nur das veränderliche Wetter zur 
Ursache, wenn ich nach dem hiesigen urtheilen soll, hier ist voll- 
kommenes Märzwetter, wie noch nie dagewesen, eine Kälte, die 
geradezu empfindlich ist. 

Was soll ich über Dein liebes und freundliches Verfahren 
gegen mich sagen, ich finde keine Worte, um Dir meinen innigsten 
Dank auszusprechen, es thut mir so wohl, in diesen ernsten Augen- 
blicken einen Ersatz für unsere theure, unvergessliche Mutter und 
Krastowitz gefunden zu haben. Von hier kann ich nicht viel er 

*) Ein vcrheereuder Brand war auf der im Arsenale liegenden Fregalle •Novaraa 
aulgebrochen 1 nach m ehrst üodiger harter und gefahiToller Arbeit gelang es. unter dor 
umsichligcn Leiluo;; des Arsen als- Aufrüttuugs-Ditedors, FregallcncapUän ' 
des Feuers Herr lu werden. 



Plapgeneapitäo TegeltholF». 



14S 



zählen; wir Alle leben nur dem Dienste, und verlassen unsere Schiffe 
nur, um bei unserem verehrten Adiniral des Abends ein Jarolasch 
zu spielen. Viel Heiterkeit ist nicht an der Tag^esordnung, wir er- 
warten in banger Aufregung die Ausrüstung unserer Schiffe, um 
wenigstens die halbe Stärke der italienischen Marine zu erreichen — 
dabei werden wir von unserem hochweisen Ministerium vernach- 
lässigt. Ich sende Dir heute den Rest meiner Schuld an U 

der arme Teufe! dürfte sich sehr nach Geld sehnen, und da ich 
eben welches bekam, will ich ihn nicht einen Tag länger warten lassen. 

Also, die Gesellschaft in alle Winde, und unwillkürlich frage 
ich, was macht die D . . .? — ich sehe schon, ich werde den nächsten 
Carneval mir sie abermals erobern müssen, vielleicht für Abtrünnige 
Ersatz sichern; jedenfalls wird es nicht vnn mir abhängen, mir 
diese Gelegenheit zu verschaffen. 

Leb' wohl, viel Herzliches an Schluga, mit Gruss und Kuss Dein' 

Max. 

Die mehr zum Pessimismus neigende Auffassung des Flaggencapitäns, 
welche aus diesen Zeilen spricht, wurde von seinem Admiral — ~ Tegetlhoff 
^ nicht getheilt. 

Dafür zeugt des Letzteren Correspondcnz mil seiner und Max Stemeck's 
eilelsinnigen und bewährten Freundin, Baronin Emma v. Lutleroth, aus 
welcher einige charakteristische Briefe hier mit7.uthcüeii, wohl als statthaft 
erseheinen mag. 

Admiral Tegeithoff an Baronin Lutteroth: 

Kaflana, Sonntag Abends. 

Verehrte Baronin! 
Es ist sehr spät und der Hahn kräht zeitlich Morgens — und 
doch könnte ich keine Ruhe finden, ohne Ihnen verehrte Freundin 
für Ihre herzlichen Zeilen — die mir soeben zugekommen — meinen 
innigsten Dank zu sagen. Sie sind wahrlich der Marine und mein 
guter Engel. Ihre theilnahms vollen, von aufrichtiger Anhänglichkeit 
zeugenden Worte rufen bei mir immer Begeisterung wach. Fahren 
Sie daher fort mit Ihrem freundschaftlichen Wohlwollen, sie fallen 
nicht auf sterilen Boden. Ich bitte jedoch keine übertriebene Be- 
sorgnisse zu hegen. Wir sind nicht so schwach, wie Sie zu glauben 
scheinen. Wir liegen heute '2-1 Schiffe hier, darunter sechs ge- 
panzerte, doch auch hinter hölzernen Wänden pochen Herzen von 
Eisen. Wir wären ganz in der Lage, unsere Feinde in Taranto oder 
sonst wo aufzusuchen, wenn sich dies mit unserer Offensivpolitik 
vertragen würde, doch hierin muss die nächste Zeit wohl eine 
Aenderung bringen. Wie dem aber immer sei, Sie werden sich 
Ihrer Kinder — wenn Sie uns alte Esel schon so nennen wollen 
— nicht zu schämen brauchen: hiefür bürge ich Ihnen. 



Fla«Krnrsjiiläs TFgFlAfrfT-i. 




Ich wohne seit heute Morgens auf Erzherzog Max; Habs- 
burg und Kaiser kommen morgen oder übermorgen auch heraus, 
Novara in 8 — 10 Tagen fix und fertig. Jenen zum Trotz, die 
sie vernichten wollten. Von einem Rückzug nach Pola ist aber 
schon seit Langem nicht die Rede; unser Element ist die See, und 
auf der See wollen wir den Streit ausfechten. 

Meine Kisten enthalten gar keine w*erthvollen Sachen, ein 
Plunder, dessen ich mich entledigen wollte, um mobiler zu sein. 
Das wenige Silber, das ich besitze, ist noch am Bord. Im Vertrauen 
auf Ihre Güte, werde ich wahrscheinlich einige Kisten noch nach- 
folgen lassen. Moll, Gröller und Max sind wohlauf, wir ver- 
brachten eine Stunde zusammen und sehen uns täglich, und nun. 
verehrte Baronin, und liebenswürdigste aller Freundinnen — noch- 
mals meinen Dank für Ihre aufrichtige Theilnahme. 

Dass Triest bombardirt werde, möchte ich verneinen. 

Gott schütze und erhalte Sie, dies der Wunsch Ihrer zahl- 
reichen Verehrer in der Marine, unter denen ich auch zu den 
Ersten zähle. Ihr Ehrfurchtsvoll ergebener 

LTegetthoff. 
Fajana, 4. Juli ISÜÖ. Abends. 
Verehrte Baronin! 
Ihren Brief vom 30. v. M. erhielt ich gestern Abends und ich 
kann Ihnen nur für die erneuerten Beweise unerschöpflichen, freund- 
schaftlichen und theilnahmsvollen Wohlwollens meinen innigsten 



' FlapgencapitSo Tegettlioff's. 145 

und herzlichsten Dank sagen. Dass diese meine Worte «irklich 
gefühlte und aufrichtige sind, werden Sie, verehrte Freundin, mir 
um so eher glauben, wenn ich beifüge, dass mir beide Briefe die 
grosste Freude machten. Ich bin durchaus nicht gleichgültig gegen 
das Urtheil der Menschen — ich glaube aber, dass die Welt Un- 
recht hat, speciell in diesem Falle, nachträglich mit ihrem »Wenn 
und Aber« ins Feld zu rücken. Diese beiden Worte spielen ohnehin 
eine grosse Rolle im Leben, so auch an jenem Morgen vor Ancona. 
als sie mich zum Entschlüsse brachten, nicht auf die Rhede hin- 
einzurennen, was eine Zeit lange meine Absicht war. So aber wie 
die Sachen jetzt stehen, ist Niemanden von uns ein Haar gekrümmt 
worden, und hat höchstens der gegnerische Auslugger ■ — sofeme 
Elisabeth nicht an optischen Täuschungen litt — einen .Schuss 
davongetragen, und doch ist ein Erfolg erzielt worden, wie mir 
dies Ihr liebenswürdiges Schreiben bestätigt; zwar kein materieller 
und greifbarer, aber ein moralischer, der auch nicht zu unter- 
schätzen ist. Auf unsere Mannschaften machte es einen sehr guten 
Eindruck, beinahe auf Schiessdistanz elf feindliche Panzerschiffe — 
? den Rest zu zählen — zu sehen, von denen mindestens die 
Hälfte dampfklar war. und die dennoch die Nähe ihrer Land- 
batterien nicht verliessen. Was unsere transad riatischen Nachbaren 
insgesammt zu unserem plötzlichen Erscheinen sagten, weiss ich 
nicht; Freund Persano aber war verblüfft; dies ist ein positives 
Factum und geht unwiderleglich aus seinem nicht stichhaltigen 
Geschwalbel hervor. Er »hätte uns ecrasiren können« — zu dieser 
Operation gehören offenbar zwei; — warum hat er es nicht ver- 
sucht? — Entweder hatte er gute Gründe, es zu unterlassen, oder 
er verdiente heute noch, als Lohn für sein nachträgliches Re- 
nommiren vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Glaubt Persano 
aber einer österreichischen Escadre eine Schiacht zu liefern, ohne 
Schiffe und Leute zu verlieren, wie er — nach seinem eigenen 
officiellen Berichte — mit seinen vier bis fünf Fregatten auf Pistolen- 
schussweite gegen ^ÜO Feuerschlünde der Befestigungen 
Anconas 12 Stunden lang kämpfte und am Schlüsse seiner 
, Relation nicht in der Lage war, einen Verwundeten oder irgend 
einen Schaden aufzuweisen? Dann wird ihn die Zukunft eines 
Anderen belehren. Obiges scheint jedoch halb und halb die Ansicht 
unseres Gegners gewesen zu sein; in jedem Blatte des Giortiale 
dtlia Marina steht es schwarz auf weiss, dass nur das Erscheinen 
der Armada Persano's im Golfe genügen würde, um die Oester- 
eicher zu veranlassen, sich wie Maulwürfe hinter der Arena von 
'ola zu verkriechen. Nun, ich denke mir, dass die BL'ricliterstatter 



M 



146 FlagecncipiläB TeE««l>off''- 

des genannten Blattes nach unserer Spazierfahrt nach Ancona mit 
ihren Prophezeiungen etwas bescheidener auftreten werden. 

5. Juli. Dass ich erst heute diesen Brief fortsetze, daransind 
die unheilschwangeren, niederschmetternden Gerüchte Ursache, die 
gestern aus Pola hieher gebracht wurden. Ich wage kaum zu 
hoffen, dass sie dementirt werden; man erzählt bereits zu viele 
Details. Worauf ich hier hindeute, haben Sie, verehrte Baronin, 
wohl schon längst errathen. Unter solchen Umständen tritt hier im 
Süden wohl Alle.s weit in den Hintergrund. Ich verschone Sie 
daher mit weiteren Abhandlungen über Persano und besorge nur, 
Ihre himmlische Nachsicht gestern bereits zu sehr in Anspruch 
genommen zu haben. Wenn ich aber hiermit die ganze Flotten- 
spazierfahrt kurz zum Abschlüsse bringe, so muss ich .Sie doch 
nochmals meiner unvergänglichen Dankbarkeit versichern, für den 
neuen Beweis Ihrer mir so werthen Freundschaft, den Sie mir mit 
Ihrem letzten Briefe gegeben. 

Ich gehe morgen in See — manövriren — nicht nach Ancona 
— ich gebe hievon auch keine Avisos, dank Ihrer freundlichen 
Winke. 

Mit der Bitte, mich Baron Lutteroth zu empfehlen, bin und 
bleibe ich, verehrte Baronin, Ihr dankbar ergebener 

Tegetthoff. 

Ueber den Vorstoss gegen Ancona, welchen Admiral TegetthofiF ia 
vorstehendem Briefe bespricht, findet sich in M. St.'s Papieren folgende eigen- 
händig geschriebene Notiz: 

Recognoscirung vor Ancüna. 
Am 26. Juni 1866 verliess Tegetthoff die Rhede von Fasana, 
doch leider anstatt zur festgesetzten Stunde zwischen 4 — 5 Uhr p. m., 
erst gegen 8 Uhr, um Ancona zu recognosciren ; weshalb die Ab- 
thetlung. bestehend aus den Panzerschiffen Erzherzog Ferdinand 
Max, Prinz Eugen, Kaiser Max, Don Juan. Drache, 
Salamander, Fregatte .Schwarzenberg, Kanonenbooten Hum 
Streiter, Reka,Velebich, Raddampfern Elisabeth und Stadium, 
anstatt beim Grauen des Tages, erst gegen 7 Uhr Morgens vor 
Ancona ankam. Tegetthoff bedauerte diese Verspätung sehr, unser 
Koramen war stundenlang früher in Ancona .signalisirt, also jede 
Ueberraschung vorüber, ein coup de main nicht mehr möglich. 
Dies einsehend, verlangte er doch meine Meinung; ich konnte nur 
beistimmen, umsomehr, da grosse Rührigkeit im Hafen und den 
Festungswerken zu bemerken war und die gegenüber stehetide 
Macht eine mehr als dreifache war. W^ir formirten uns zum Rück- 



i. 



U7 



zuge, verliessen jene Gewässer, ohne verfolgt Zü werden- Der 
Eindruck, den diese Recognoscirung auf die Italiener gemacht, 
war ein grosser, ein bleibender — Bestürzung soll dort überhand 
genommen haben. Spätere Nachrichten zeigten jedoch, wie traurig 
für uns es gewesen ist, gar keine Xachrichten über den Stand der 
italienischen Flotte gehabt zu haben. Sie war fast desarmirt, mit 
der Einschiffung von Kohlen und Kanonen beschäftigt, unter den 
Festungswerken sich sicher vor einem Angriffe wähnend. 

Oft und schwere Vorwürfe mache ich mir, Tegetthoff nicht zum 
Angriffe beredet zu haben, was mir leicht gewesen wäre, da er nur 
mit Widerwillen den Plan aufgab. Mein Instinct sprach dafür, 
sein Genie Hess ihn das Rechte wünschen. Meine Vorsicht war 
die einer kleinen Seele, und leider gereicht es mir nicht zum 
Tröste, dass alle Capitäne, Moll nicht ausgenommen, damals das 
Versehen Tegetthoff's billigten. Wir waren alle Stümper — — 

Fasaaa, am 15. Juli 1861:1. 

Gnade, liebste Baronin, wenn ich erst heute dazu komme, Ihnen 
für Ihre letzten liebenswürdigen Briefe zu danken. Sie verschaffen 
mir die einzigen hellen Momente in dieser trüben, trüben Zeit, 
die, wenn die letzten Nachrichten wahr sind, noch düsterer werden 
sollen. Das ging un.s wahrlich noch ab, dass wir dem schlauen 
Staatskünstler an der Seine aufsitzen und ihm einen vielleicht 
nicht unerwünschten Anlass bieten, sich mit uns zu brouilliren. 
Dass die Abtretung Venetiens, besonders in dieser Weise, das 
dümmste Zeug, was wir je noch zu Tage gefordert, — hievon stieg 
mir eine leise Ahnung auf, als ich mit verblüfften Augen die 
Nachricht las. Dieses Geschäft wird uns nicht den geringsten 
Vortheil, wohl aber unermesslichen Nachtheil bringen. 

Die nächsten Tage werden auf Jahrzehnte und Jahrzehnte 
für Oesterreich bedeutungsvolle sein. Gott gebe, dass der Telegraph 
einmal wieder etwas Erfreuliches zu melden hat. 

Hier Alles beim Alten. Drückende Hitze, monotones Leben 
u. dgl. mehr. Gestern Abends ergötzten uns die Tiraden des 
Giornale della Marina und der Italia tnilitare, die in den bittersten 
Invectiven gegen uns sich Luft und der kaiserlichen Flotte Vor- 
würfe machen, sie gebe den Gegnern keine Gelegenheit, ihre 
unbezähmbare Kampflust zu befriedigen. Wohl mehr als kindisch! 
Vielen Dank für Ihre Nachrichten, die für mich immer höchst inter- 
essant sind. Dass dies wahr, bedarf keiner langen Beweisführung. 
Ich erfahre sonst nichts — von keiner Seite eine Silbe. Auch die 
Kreuzzeitungen habe ich mit grossem Interesse gelesen und über 



148 Tiiggtaeafiiiiii TtgtlfhotTi. 

gar Manches Aofschlüsse gefunden- Die Sprache ist jedenfalls 
eine sehr würdige. Ich danke Ihnen auch sehr für Ihre liebens- 
würdige Theilnahme für meinen Bruder. Er ist mit heiler Haut 
durchgekommen; er war in Benedek's Xähe, als dessen Haupt- 
quartier so arg hergenommen war. Gröller ist noch immer ohne 
Nachricht von seinem Bruder Hermann*) im Regiment Preussen 
Xr. 30. Sind Sie vielleicht in der Lage, über ihn etwas zu er- 
fahren? Eine gute Xachricht würde Gröller von drückender Be- 
sorgni.ss befreien. Sie waren einmal so gnädig, mir den Ankauf 
einer Eiskiste anzurathen. ich vergass bisher, Sie, verehrte Baronin, 
um Besorgung dieser Commission zu bitten, thue dies aber heute, 
möchte jedoch nur wünschen, dass gleich eine gute Quantität Eis 
mitkäme. Eismaschinen für die Mehrzahl der Schiffe sind von 
Paris unterwegs, treffen diese endlich ein, so sind die Eiskisten 
nur um so nothwendiger. 

Ich bin neugierig, wann und wohin unsere Gegner ihren 
grossen Coup ausführen werden, wahrlich, er muss grosse Vor- 
bereitungen erheischen, nach der verstrichenen Zeit zu urtheüen. 
Minder erfreulich, dass sie sich noch mit neueren Schiffen ver- 
stärken, so z. B. mit dem vor Kurzem in Ancona eingetroffenen 
Affondatore; angenehm jedoch zu wissen, dass sie mit ihrer 
Uebermacht noch nicht zufrieden. 

Meine besten Empfehlungen an Baron Lutteroih. Ihre protigei 
alle wohlauf und empfehlen sich bestens Ihrer ferneren Gewogen- 
heit und Theilnahme, gewiss aber keiner dringender und herz- 
licher als Ihr 

Ehrfurchtsvoll ergebener Tegetthoff. 

Am ^0. Juli fand bekanntlich die denkwürdige Schlacht von 1_.issa 
statt ; zwei Tage darnach berichtet der Admital der Freundin das Folgende : 



In See. 32. Jali VA\%, 

Liebste Baronin! 
Ihnen den traurigen Verlust bekanntzugeben, der uns ge- 
troffen, hatte ich keinen Muth, wohl aber fühle ich selbst das 
Bedürfniss, Ihnen gegenüber meinem Schmerze Luft zu machen, 
da Sie ja meinem besten Freunde seit Langem ^ehr gewogen 

*) HermanD Killer v. GrÖUer (rgl. S. 12) haUe im Jahic ltS59 <lie Ctiaige Pinea 
Linienschiffs- Li enten an u cneichL Tief gekrinkl aber die währead des Kriei;es der 
Marine zugefallene passiie Rolle, (rat ei als Hauptmann in die Armee über. Er wurde 
eines jener zahlreichen Opfer des NordfcldiUECS IBÖti, über deren Tod um Felde der 

Ehrt g»r Wein Augenicngc in bcrichlcn wusslel 




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21). Jl'1.1 llWi. 

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FliigeencapitSn Tt^tUholTi. Hit 

waren und, wie wir Alle, seine ausgfezeichneten Eigenschaften zu 

schätzen wussten. Dass Moll den Heldentod gefunden, erfuhr ich 

erst in Lissa; man hatte bei mir an Bord Drache mit Salamander 

verwechseltj als die Verluste signalisirt 

wurden, und das Telegramm an Sie war 

schon bereit, ■ das.s alle Ihre Kinder 

wohlauf seien«. Es war ein harter Schlag, 

den ich nun täglich mehr fühle. Doch ich 

wollte Ihnen Worte des Trostes sprechen, 

was mir nicht gelingen will. Sie «erden 

aber mit gt;wohnter Güte und Nachsicht 

ich diese Zeilen aufnehmen. 

Max war brillant; er muss das 
Theresien-Kreuz bekommen; er hat eine 
kleine Contusion am Fuss und hinkt einst- 
weilen. Gröller ist wohlauf. Alle Ofßciere 
und Mannschaften waren brav. Dass die 
Italiener prachtvolle Geschütze haben, sahen wir an den Projectilen; 
aber sie .schiessen schlecht; wir haben der Zahl nach äusserst 
geringe Verlu-ste. 

Mein Adjutant Minutillo*) ist durch zwei Flintenkugeln 
und einen Granatensplitter am rechten Armgelenke verwundet; 
es ist noch nicht positiv, ob er nicht wird amputirt werden 
müssen. Er liegt in Zara. Armer, junger Mann! Ein brillanter 
Officier geht uns vielleicht an ihm verloren. Das Linienschiff 
hat sehr stark gelitten und Petz**) bewiesen, dass er ein 
ganzer Mann ist; von fünf Panzerschiffen umringt, hat er aus 
einer verzweifelten Lage sein Schiff gerettet. Das Ganze war ein 
Chaos, eine mcUe im vollsten Sinne des Wortes, ein Hin und 
Her und Durcheinander wie ein Schock Bienen um den Korb. 
V.'m wahres Wunder, dass wir kein Schiff verloren. 

Dass ich wieder eine Stufe auf der Leiter emporstieg, werden 
Sie wohl schon wissen. Der Kaiser war zu gnädig, ich verdiente 
dies nicht, behaupte aber, dass die Marine nunmehr ver- 

*) Krjci Freiherr voq Minulülo, gegenwärtig k. und k. Vicendmitil. 
•'*) In dem Eseadre-Bc fehle, mit welchem Tegellhoff am Tilge nach der Schlacht 
des Lobes und ^er AntrkeniiuQg an seiac Untergebenen richletc, hiess es u. A.: 
h ich die Rclatianen der einielnen .SchitTe abwarten muss, nm &Lle betvor- 
idiensüichen Leislun{;en ia würdigen und tai bohta Kenatnis lu bringea. 
h doch einer PHichl nachzakommcn uod dem iunetslea Uednnken der Flotte 
1 Beben, weao ich heule schon Cororoodore v. Pel« und L.-S.-C. Frhr. 
k als solche namhafi mache, die jcdenfnlls m den Ta|>tcr!teii unter 



Worte de- 

-Wennfile 
ragenden ' 

Ausdiuck 



den Tapfe. 



iclcg-nheit Ecfttoden habei 



1 leisten 



150 



mcttpiian Tegetthoff's- 



dieren würde, von der Vormundschaft seitens der Armee"! 
befreit zu werden. Wir werden sehen. Habe seit drei Tagen 
nichts von Politik und vom Gange des Krieges p£r terra gehört und 
auch kaum daran gedacht. Gott gebe, dass eine Besserung einge 
treten. VerzeihenSie mir dieses confuse Gekritzel. Besseres zu liefern. 
bin ich heute nicht im Stande; habe auch tausend Dienstsachen 
zu besorgen. Ich wollte Ihnen nur den Beweis liefern, dass im 
Momente des Leides und der Freude meine Gedanken sich an die 
verehrte Freundin richten, die mich mit unzähligen Beweisen 
gütiger Theilnahme überschüttet hat. Ihr dankbarer 

Tegetthoff. 

Die Worte; »Max war brillant», welche Viceadmiral Tegetthoff üb< 
die Leistungen seines Flaggen capitäns hier brauchte, resumiren am Besten 
dessen kühne und erfolgreiche Leistuageo, die im tödtlichen Rammstosse gegen 
das feindliche Panzerschiff R& d'Italia gipfelten. »Er muss das Theresien- 
Kreuz bekommen«, schrieb Tegetthoff im selben Federzuge, — und so 
geschah es auch. 

Für diese selir seltene und höchste aller militärischen Auszeichnungen 
besteht bekanntlich im Ordensslatut die Vorschrift, dass eine persönliche 
Bewerbung um den Orden stattzufinden hat, und diese durch ein »Tapfer- 
keiiszeugniss' seitens der Thatzeugen zu stützen ist. Als das bezügliche 
Zeugniss, von den Schiffsofficieren des Ferdinand Max ausgestellt, Tegetthoff's 
Hände passirle, bekräftigte er es durch den Beisats, dass die Aussteller des- 
selben ihm »aus dem Grunde seiner Seele gesprochen haben*. 

Das Tapferkeitazeugniss selbst, am Tage nach der Schlacht ausgestellt, 
und von sämmtlichen Officieren des Flaggen- und des Schiffsstabes, sowift ^ 
den beiden Seecadeten des Signaldienstes gefertigt, hatte den folgendi ' 
Wortlaut : 

•Wir Gefertigte halten es für unsere Pflicht als Augenzeug^en^S 
hiemit schriftHch und aus eigenem Antriebe zu constatiren, dai 
der Erfolg des gestrigen vor Lissa stattgehabten Kampfes vor4 
nehmlich der durch Kaltblütigkeit, treffliche Benützung des Mal 
mentes und Energie ausgezeichneten Führung der Panzerfregattfl 
Erzherzog Ferdinand Max von Seite ihres Commandanten LiQieit< 
schiffs-Capitän Max Freiherrn v. Sterneck zu danken ist. und zw 
in dem Maasse, dass die Gefertigten ihn als vollkommen würdig 
erkennen, ihm das Tapferkeitszeugniss für das Ritterkreuz de* 
Maria Theresien-Ordens hiemit auszustellen. 

Denn das Geschick und die Ruhe, mit welcher der genannt^'] 
See-Stabsofficier den Befehl des Commandirenden an die Panze] 
division; «Den Feind anlaufen um ihn zum Sinken zu bringen« 
mitten im feindlichen Geschütz- und Kleingcwehrfeuer in Am 
führung brachte, ist Ursache, dass eine grosse sardinische Panzei 




Flaggeiicapiiaa TceMthofT«. 

fregatte mit Mann und Maus versank, zwei andere Panzerfreg:atten 
aber schwere Havarien erlitten.« 

Von Interesse ist es, wie M. St.'s erfolgreiche Heldenthat und das 
reiche Lob, das man ihm von allen Seiten zollte, auf ihn selbst reflectirte. 
Nicht unter dem ersten Eindruck des Sieges, erst nach Wochen, also schon 
mit sich ganz im Reinen, schrieb er Folgendes in sein Tagebuch: 

Aus M. yt.'s Tagebuche: 

14. August 1860. Endlich habe ich mich kennen gelernt und 
meine Ueberzeugung bat sieb nicht getäuscht — die Schlacht von 
Lissa ist vorüber, ich glaube, man könnte keine grossere Todes- 
verachtung haben als ich hatte. Es war nicht einmal dies, ich 
dachte gar nicht an die Gefahr, die rings um mich war — einzig 
der Aufgabe des Commandanten hingegeben, wusste ich nicht, 
dass mich eine Kugel treffen konnte oder sonstiges Unglück. Ein 
einzigesmal dachte ich mir bei einer Kugel, die neben mir ein- 
schlug: Und wenn Du getroffen worden wärest? Dieser Gedanke 
erweckte nur Gleichgiltigkeit, Ich habe gut nianövinrt, doch ver- 
diene ich nicht, was die Leute alte sagen, da die anderen Schiffe 
schlecht manövrirt haben ; durch das Lob. welches mir gespendet 
wird, wird ihr schlechtes Manöver bemäntelt. Lächerlich all die 
Heldenthaten, die vollführt wurden — und Keiner hatte Erfolge 
aufzuweisen. Nun geht die Jagd nach Orden los — der Neid ist 
in hellen Flammen ausgebrochen, was wird binnen Jahr und Tag 
von mir gesagt werden? Arme,bedauernswürdigeCreaturen! Wenn 
ihr wüsstet, wie mir all der Plunder gleichgiltig ist — wenn ihr 
wüsstet. wie öde. leer und missmuthig ich mich fühle, wenn ihr 
wüsstet, wie gerne ich all die Ehre hergeben würde, um ein wenig 
Hoffnung, Glaube für die Zukunft zu erwerben, wenn ich ein klein 
wenig glücklicher sein könnte — wenn mir noch Illusionen mög- 
lich wären! 

Ich habe Alles erreicht, was ich erreichen konnte, was ich 
nie geträumt zu erreichen. Nach Tegetthoff — der wahrlich hoch 
und erhaben über uns Allen steht — komme ich, dem man das 
grosste Vertrauen (jetzt wenigstens noch) schenkt — die Jungen 
. Officiere wenigsten.s, einige Kameraden und die, denen mein Ruf 
nicht mehr schaden kann — das Leopold-Kreuz schmückt meine 
Brust — vielleicht das Theresien-Kreuz — mein Name ist im 
Lande bekannt geworden, ich werde vielleicht auch zu Geld*) 
kommen, und doch bin ich so arm und unzufrieden. 

*l M. St. scheint hier auf seinen gesetzlichen Antheil an den Priaengeldcrn anzu- 
spielen, welche für die zwei xecatöricn feindlichen Schiffe erwartet werden durfien. Es 
heiut, data Admiral TegetlhalT und die Släbe der E^cadre später ans eigener iDiliative 
aaf diese (.leider veriichleten. um den arg mit genommenen Staal^ichali za entiaslen. 



1^ FlifgtacMpiün TtgtahtdT*. 

Kinsten«^ noch vor Kurzem, g^laubte ich, Harmonie erfüllte 
mich, (hßf:h auch dieses Gefühl Ist nicht vorhanden — es ist AHes 
hu:r leer. Was fehlt mir, um Gotteswillen? Ich frag-e mich 
umv>nst ich weiss es nicht — Ruhe — die ich nicht finden 
kann 

Bin ich di-nn so ehrg-eizig^, dass ich nie und nimmer befriedigt 
werden s^jll? Ist es wirklich wahr, dass Dich Deine Schwäche in 
Kenntniss^rn a^j drückt — kann das sein? Und dass Du zur 
weiteren Ausbildung* so wenig- gründliche Bildung- hast — trauriges 
(iestandnissü Und was sind bei diesem Vorwurf all die Ehren, 
die Dir zu Theil werden, anders als leeres, tolles Zeug! Und 
ich HfA\ glücklich sein? — Ja, ja, ich wäre es, jetzt, mehr durch 
die Reise nach Japan als durch den Krieg — warum musste 
die Reise aufgegeben werden? 

Tricst, am 27. October (1866). 

Meine liebe Mathilde! 

Da bin ich denn wieder in meiner freundlichen Wohnung 
bereits in (^)rdnung, aber ziemlich einsam, doch zufrieden — auch 
Deine lieben, herzlichen Zeilen thaten ihr Bestes, um mich über 
meine Abreise zu beruhigen und um mir keine Vorwürfe zu machen 
--- ich möchte gerne immer das Unangenehme eines Abschiedes 
umgeh(m, hnder sieht es dann meistens unfreundlich aus, was doch 
nicht gemeint war. 

Hier das schönste Wetter, sehr angenehm, kein Heizen im 
Of(?n u. (Igl. nothwendig, dabei freilich kein Grün, noch angenehme 
Spaziergänge. Die Leute hier kommen mir auf ihren Villen den 
Orientahm ähnlich vor — alle Wege und Stege gehen zwischen 
hohen Mauern, die obendrein weiss getüncht sind, alles Freundliche 
des Spazierganges nehmen, doch auf den Strassen der Stadt ge- 
s(iiät'tig(»s, (»iliges Leben ; in der campagna hie und da ein burico 
mit seinem Treiber, und in den Morgenstunden all die Milchmädchen 
mit (h;ni schweren Korb auf dem Kopf, in ihrer eigenen Tracht 
angenehm zu begegnen — wegen der frohen, intelligenten Gesichter, 
der allertcMi Bewegungen — ein grosser Contrastmit unseren lieben, 
b(»haglichen aber schwerfälligen, und nicht sehr appetitlichen 
Hauern; auch di(^ Aussicht auf allen erhöhten Punkten ist schön 
inim<T das prachtvolle Meer und oft an einem Horizonte die 
siiint»(»bedeckt(Mi Alpen. Ich glaube, immer Alles zum erstenmale zu 
seluMi, t*s ist, als ob Alles mir ganz neu wäre. — Lutteroth fand 
irh sehr wohl. 



FlaggencapilHn Tejjellhoff's. 153 

Leb' wohl, Herzensschwester, mit unverg^esslichcm Dank für 
alle Deine Liebe und Theilnahme und herzlichen Gruss und Kurs 
Dein aufrichtiger 

Max. 

Aus dein Tagebuche: 

December, Das Jahr 1860 istnaheamSchluss — sammt allen Er- 
folgen der Marine bleibt es doch beim Alten — man glaubt in ministe- 
riellen Kreisen Hinreichendes gethan zu haben, wenn man Schiffe 
baut, Kanonen anschafft — es ist jedenfalls eine Vermehrung, doch 
bei dem alten System verharrend, auf derselben Stufe bleibend, 
bleibt auch das Corps am selben Punkte, wenn es schon nicht de- 
teriorirt. — Auf den Geist, auf die Ausbildung wird nicht gesehen, 
der alte Schlendrian und das kopflose Vorgehen werden nicht ge- 
hoben —die bedeutenden Uebelstände, die sich in verflossenen Kriegs- 
zeiten gezeigt, werden nur noch greller hervortreten, da heute Jeder 
sich als einen zurückgesetzten Nelson fühlt! Die Schmach hat sich 
wirklich ereignet, man hat Tegetthoff spazieren geschickt*) und 
Fautz") glaubt sich wahrlich ein Herrgott! Povera Marina! 




•) Adiniial Tegetthoff nur zu Ende JfS Jahres IMIkJ des Commandos der aut 
Friedcnsfuss icducirlen Escüdre enthoben, und zu einer Stadienreiic nach England und 
Amerika beordcft worden. Man deutete dies ia weileslen Kreisen — aber sehr wahr- 
scheinlich mit Unrecht — ils eine Art »oa Ungnade. 

**) Viceadmiral v. Fanlz, damaliRer Chef der Mnrinvieilunt,'. 



... Unsere Panzerschiffe sind hier zum Aus- und Umbau 

— arme Schiffe, sie bleiben, was sie waren sammt all den von 
Teg-eilhoff und den Capitänen g-emachten Vorschlägen ; wer leitet 
die Marine? Keinesfalls die Seeofficiere ^ deren Worte nie und 
nicht gehört, in der Wüste verhallen. — Somit pace zum Jahres- 
schluss — es wäre zu viel zu sagen. 

Eine combinirte Flotte, bestehend aus Panzerschiffen, mit 
Breitseitgeschützen schweren Calibers und Rammvorrichtung-, 
unterstützt durch besonders dazu gebaute Rammpanzerschitfe 
ä l'Affondatore der Italiener, unter der Leitung eines Tegett- 
hoff würde fürchterlich sein. 



Liebe Mathilde! 



. Man iXmi\. 



Es ist eigentlich nur. um ein Lebenszeichen von mir zu g'eben, 
um Dich und Schluga recht herzlich zu grüssen und endlich um 
Dich wieder einmal zum Schreibtisch zu kriegen — dass ich schreibe 
— von mir oder Triest weiss ich ohnedies nichts zu erzählen, von 
der Marine schweige ich gerne, da Dich's nicht interessirt und mich 
immer in Aufregung bringt, wenn ich an den alten Schlendrian — 
die Kopflosigkeit und Schwindelei denke. 

Also, wie geht es Dir und Schluga? Wie gefallt e.s Euch und 
wie gestaltet sich Euer Leben ? Noch immer Schnee und schlechtes 
Wetter, somit viel oder immer in der Stube. Deiner Malerei Dich 
widmend, oder hast Du noch immer Pinsel und Palette im Koffer? 
Was macht der Bub? Ist ihm das Studiren unter neuen Professoren 
nicht schwer? Ist er eingedenk, ein Kärntner zu sein, der unter 
den Steiern seinen guten Namen hoch tragen muss, dass er sich 
durch Fleiss und Studium auszeichnen und seinem Namen Ehre 
machen muss? Ich sende Berti einen herzlichen Gruss, und hoffe 
mich in ihm nicht getäuscht zu haben. 

Wie ich Dir in einem früheren Schreiben erzählt habe, ge- 
denke ich, Mitte Mai eine kleine Wanderung anzutreten, vorerst 
Euch zu besuchen, dann eine Badecur von einigen Wochen, end- 
lich die Ausstellung in Paris anzusehen, wo ich mit Viceadmiral 
Tegetthoff zusammentreffen will. Ich weiss nicht, ob die japanische 
Expedition zu Stande kommt, ich zweifle sehr, da es mich dahin 
zieht und leider wenig Hoffnung vorhanden ist. Vor Allem wird 
das Geld fehlen und die politische Constellation lässt mich auch 
nicht das Beste hoffen. — Luftschlösser! einstweilen begnüge ich 
mich mit Reellem, das ist ein sehr angenehmes ruhiges Leben, das 



A 



FlagEencapitän Tegetthoff's. 1S5 

nur zeitweilig durch Gewitter g^estört. um bald wieder ang^enehmer 
als früher sich zu gestalten. 

Mit herzlichem K.uss und Gruss Dein aufrichtiger Bruder 

Max. 



Triesl. ;«). November 18(i7 (Abend]. 
Liebe Mathilde! 

Eine Ewigkeit schulde ich Dir die Antwort, und da ich nicht 
schuldbelastet den Monat beschliessen will, me voüa unter An- 
schluBs von 20 fl. 5 kr. und meinem herzlichsten Dank. 

Vor einigen Tagen wohnte ich einem Concert bei, was hätte 
Theklagegeben, anstatt mir Rubinsteiii zu hören — doch welch 
Musikunverständiger ich bin, dass ich ihr von Herzen gerne meinen 
Platz abgetreten hätte. Ich kann mich nicht, selbst durch die mäch- 
tigste Ciaviertechnik begeistern la.ssen, all diese Läufer, Triller 
lassen mich kalt, ich verstehe sie nicht zu würdigen. Das Genie 
des Menschen kann heutzutag eine Maschine bauen, die da,sselbe 
und noch mehr als Rubinstein am Ciavier leistet — was aber die 
Technik nicht leisten kann, das ist das herzergreifende, dasgemüth- 
erregende Spiel am Ciavier hervorzubringen — dies weiss ich zu 
würdigen, verstehe ich und liebe ich. Rubinstein erntete hier nur 
durch Beethoven's -Ruinen von Athen- allgemeinen enthusiastischen 
Beifall. «Dinorah« und ■Afrikanerin- werden hier sehr gut gegeben, 
erstere gefallt mir, da ich diese Musik verstehe, besonders. Wie 
Du siehst, besuche ich hier das Theater oft, sonst lebe ich sehr 
viel in meinen Mauern und in der freien Luft ausser der Stadt, 
und befinde mich sehr wohl. Aus den Zeitungen werden Dir die 
letzten Nachrichten über Tegetthoff bekannt sein, ich freue mich 
unendlich, ihn wieder zu sehen, umsomehr, da .seine Mission glücklich 
ausfiel. Sein Kommen dürfte für mich Neues bringen. — Es ist 
mir leid, dass ich bei der Marinedeputation, welche die Leiche 
des unglücklichen Erzherzogs nach Wien begleitet, nicht mitinbe- 
griffen sein werde. Ich glaube, man kann doch nicht einen der 
Einzigen der Marine, die keinen mexikanischen Orden haben, dazu 
bestimmen; bei dieser Gelegenheit werde ich erfahren, warum mich 
der verstorbene Kaiser nicht dieser Ehre würdigte. 



, 13. JHn 



t (IWIS). 



Meine liebe Mathilde! 
Novara ist heute in Pola angekommen, ankert den 15. in 
Triest, den HI. Morgens ist die Ausschiffungsfeierlichkeit und um 
1 Uhr fängt die angenehme Winterreise an. Zum Glück dauert 



FloggencapilSn TegetlholTs. 

die ganze Geschichte in Wien nicht lange unil wenn nicht in Folg-e 
von Tegetthoffs Ankunft in der Marinesection Sitzungen gehalten 
werden, so hoffe ich, sehr bald in Graz zu sein. Wien ist kein Pflaster 
für mich. 

Noch bin ich Dir Antwort auf Dein letztes Schreiben schuldig, 
ich bleibe Schuldner, bis ich komme — und dann wollen wir zu- 
sammen ein »/*i;fta/ Concordat. Clerisei und Gleissnerei-, so 
wie »Chassepot« für Rom anstimmen und ein Te Deum für eine 
bessere, hoffnungsvollere Zukunft singen. Eines ist gewonnen, ausser 
dem Militär haben Oesterreich's Kinder Menschen rechte erworben, 
wenn auch die Pflichten gross sind. 

Also, auf recht frohes, fröhliches Wiedersehen! 

M. Sl war, wie aus diesem Briefe ersichtlich, gegen seine Voraussicht 
(siehe Brief vom 30. November 18Ö7) doch auch zum Mitgliede jener Ehren- 
deputation bestimmt worden, welche die Leiche des ungliicl liehen Kaisers 
Max von Trieat nach Wien zu begleiten hatte. — 

Man war in leitenden Kreisen offenbar vom richtigen Gefühle geleitet, 
dass die auffallende 'l'hatsache der unterbliebenen Verleihung des mexikani- 
schen Guadeloupe-Ordens an M. St. auf einem bishin unaufgeklärten 
bureaukrntischen Missgriff, oder auch nur auf einem, in den Kanzleien unter- 
laufenen Expeditionsmalheur beruhen müsse. 

Der verstorbene Kaiser hatte im Verlaufe der Dekade 1854 — 1S(34, 
während welcher er, im Sinne seines kaiserlichen Bruders handelnd, eine 
militärisch lebensfähige Kriegsmarine für Oesterreich schuf, es nie an der 
Werthschätzung fehlen lassen, auf welche M. St. seinen dienstlichen und per- 
sönlichen Eigenschaften nach Anspruch hatte. 

Wie sollte nun Kaiser Max, von dessen freudigem Hochgefühl anläss- 
lich der Erfolge von Helgoland und Lissa unwiderlegliche Zeugnisse bestehen,*) 
es Über sich gebracht haben, gerade jenem Capilän ein Zeichen seiner vollen 
Anerkennung zu versagen, welcher mit seinem — (Ferdinand Max be- 
nannten !) — Schiffe, die markanteste und erfolgreichste Waffenthat der ewig 
denkwürdigen Schlacht von Lissa vollführt hatle! 

Tegcithoff, gleicherweise von Gerechtigkeit gegen seineu ehemaligen 
Flaggencapitän, als von Freundschaft für M. St. geleitet, ist dieser Angelegen- 
heit eifrig nachgegangen und hat (offenbar während seiner Mission in Mexiko) 
zu seiner Genugthuung dieselbe in befriedigender Weise aufgeklärt und zu 
gutem Ende geführt. 

Am 12. Februar 1868 erfloss die Allerhöchste Entschhessung, mit 
welcher Seine Majestät der Kaiser 

»dem k. k. Linienschiffs-Capitän Maximilian Daublebsky Frei- 
herrn V. Sterneck die Allerhöchste Bewilligung zur Annahme 
und zum Tragen des ihm von Weiland .Seiner Majestät dem Kaiser 
von Mexiko Maximilian I. verliehenen Gross-Officierskreuz 

Teuffciiliurh. Neues niustrirles ValerlHndiiches Ehrenbuch, 




nnggcocapilän Tegel thoff's. ]37 

des Guadeloupe-Ordens und der bronzenen Militär- Ver- 
dienstmedaille ertheilte«. 

Von dieser Bewilligung verständigte Viceadmiral TegetthofT seinen Freund 
und Kampfgenossen telegraphisch in folgendem Wortlaut; 

■ Linienschiffs-Capitän Baron Sterneck, Triest.« 
• Was Recht ist, hat Gott lieb — und so freut es mich sehr, 
dass Dir die Erlaubniss ertheilt wurde, das Gross- Officierskreuz des 
Guadeloupe-Ordens anzunehmen und zu trag;en. Erlaube, dass ich 
Dir Meines zu Füssen lej^e, und empfanj^e einstweilen meine 
Glückwünsche, v. Tegetthoff.« 

Diesem Telegramm folgte alsbald das nachstehende Schreiben: 



Lieber Freund! 

Ich schrieb eben an meine Mutter und ersuchte sie, meinen 
mexikanischen Stern ehethunlichst an Dich abzuschicken. 

Ich komme nun mit der Bitte an Dich, diesen von mir an- 
nehmen zu wollen, und zwar als Erinnerung an Helgoland — das 
mir ihn einbrachte — zugleich an eine Zeit, um die wir zuerst in 
enge dienstliche Beziehungen traten ^ und auch in diesen, den 
seit früher Jugend g-eptJogenen freundschaftlichen Verkehr, wie ich 
mir schmeichle, ungestört fortsetzten. 

Ich weiss, dass Du keinen sonderlichen Werth auf Orden legst, 
und bin auch vollkommen überzeugt, dass Du meine Anschauungen 
in dieser Richtung kennst; trotzdem muss ich Dir sagen, dass es 
mich heute herzlich freute, als ich erfuhr, dass der Kaiser sich 
entschloss, dem Ehre widerfahren zu lassen, dem sie gebührt, und 
dass mir hiedurch Gelegenheit geboten wird, ein für mich unbrauch- 
bar gewordenes*) Anhängsel in möglichst würdigster Weise an den 
Mann zu bringen — und dem unter allen Umständen und Ver- 
hältnissen bewährten treuen Freunde, dem meinem Ideal ent- 
sprechenden, tapferen Flaggencapitän, aufzudrängen. — Fassest Du 
die ganze Sache anders auf, so bitte ich Dich, meine Absichten 
und den Sinn, den ich hineinlegen wollte, nicht irrig zu deuten. 

Ich bin hier fürchterlich gehetzt; die socialen Verpflichtungen 
wachsen zu kolossalen Massen heran, dazu .Schreibereien der ver- 
schiedensten Art. 

Ich speiste eben beim König von Hannover, der sich an- 
gelegentlichst um Dich erkundigte. Er wusste genau, dass er am 



•) Materiell tu Terstchcn. — Admiral Tegellhoff hall 
äkrt^uz des Guadaloupe-Ordcni trhaUcn. 



nämlich oftdi litia das 



158 Flnggrucapitän Tegel thoff's. 

11. September auf der Schwarzenberg- gewesen ; ich hatte es r 
seits ehrlich vergessen — Du wahrscheinlich auch! 

Was mit mir geschieht, ist noch immer nicht ganz bestimmt; 
nach Japan gehe ich leider nicht!*) 

Pardon, dass ich Deinen letzten Brief nicht beantwortet habe; 
Gott ist mein Zeugte, dass ich an Zeit keinen Ueberfluss habe. 

Adieu, und bleibe immer der Alte, Deinem Tegetthoff. 



ViceadmiraJ Tegetlhoff, nach seiner Ernennung i 
ten, an M. St.: 



1 Ma 



Lieber Freund! 
Seit Langem schon gehe ich mit dem Vorsätze um. Dir für 
Dein letztes freundliches Schreiben zu danken, aber Gott weiss, 
dass ich aus der Hetze nie herauskomme und mir selten ein Viertel- 
stiindchen für mich erübrige» kann. Ich wollte Dir jedoch nicht 
bloss ein Lebenszeichen geben, sondern auch mit einem Antrag 
meinerseits herausrücken und Dich um eine offene, aufrichtige Ant- 
wort ersuchen. Die Sache wäre folgende ; Du weisst, dass ich 
Sectionschef und Marinecommandant bin; in meiner letzteren Eigen- 
schaft hätte ich mit dem ganzen activen Seedienst derart in Be- 
rührung zu bleiben, um im Kriegsfalle das Commando der Flotte 
übernehmen zu können. Der Kaiser wünscht daher, dass ich mir 
sehr oft un.sere Seestationen anschaue, hin und wieder den Manövers 
bei der F.scadre beiwohne etc. etc. Da die Marinesection auch 
während meiner Abwesenheit von Wien — in meinem Namen und 
unter meiner Verantwortung ihre Geschäfte fortzuführen hat, ilire 
Organe daher nicht entbehren kann, so brauche ich einen höheren 
See - Stabsofficier als Marinecommando- Adjutanten, der nicht 
nur Alles das evident zu halten hätte, was für den Marinecomman- 
danten nothwendig, .sondern auch den Verkehr zwischen mir und 
der Marinesection vermitteln müsste. — Der Marinecommando- Ad- 
jutant wäre daher mein ständiger Begleiter zu Wasser und zu 

") Der innigste Wunäch TejjelthofPs war ta jener Zeit, die Führung der schon 
längere Zeil in Vorbereitung siehenden (I86S endlich zustande gekommenen) handels- 
politischen Expedition nach Oataiien und Südnmeril» su erbalten, zu deren Commando 
im Laufe de» Sommer» 18t)7 Viceadmiral Baron WüUerstorf, der einälige Fühler der 
Novara-Expedilion, bestiraml worden war, aber diese Bestimmung (leider!) ablehnen »o 
sollen geglaubt hatte. In gleicher Weise ging das Sinnen und Trachten M. St.'s noch immer 
dahin, das Commando eines der BchifTc 2U erhalten, welche lu dieser schönen nnd wichtigen 
Expedition auserseheo waren. Beiden blicbderhcisseWunschuner(üllt;Tegelt hoffwnrde 
bald an die Spiwe der Marioc gcstcUl, und er »elbst war es, der dem Freunde das ge- 
wünschte Seh ilTscommando versagen musste; denn er. hatte ihm wichtigere, umfassendere 
.\uf8abcn tu siellcn. 



Flag^ocapilin TegettliolF's. 



159 



Lande und würde in sein Ressort Alles aufnehmen müssen, was 
auf die maritime Ausbildung der Officiere und Mannschaften, auf 
die taktische Einexercirung- der Escadre. auf die Evidenzhaltung 
fremder Flotten etc. etc. Bezug nimmt. 

Du wirst bereits aus dieser langgedehnten Einleitung ent- 
nommen haben, dass ich für diesen Posten auf Dich speculire; 
bevor ich jedoch einen dienstlichen Schritt in dieser Richtung thue. 
möchte ich gerne wissen, was Du dazu sagst. — Nimmst Du diesen 
Posten an, so wird es mich sehr freuen, lehnst Du ihn ab, so würde 
ich es zwar sehr bedauern, immer aber überzeugt sein, dass Du 
gute Gründe hiefür hast. 

Antworte mir daher möglichst schnell, die neue Geschäfts- 
ordnung für die Section ist zwar leider noch nicht im Gange, aber 
beinahe halb und halb in Fluss gebracht. Ich möchte daher diesen 
noch übrigen Rest der Organisirung baldigst anbahnen ; nach dem 
was P . . . mir sagte, trifft Dich diese Frage nicht gänzlich un- 
vorbereitet. 

Herrenhaus-Sitzungen u. dgl. amüsante Dinge haben mich 
verhindert, diesen Gegenstand früher bei Dir zur Sprache zu bringen ; 
ich bedauere diese Verzögerung umsomehr, als es mir angenehm 
gewesen wäre, wie es meine Absicht war — der Erste zu sein, der 
Dir über diesen Gegenstand spricht. 

Was macht Baronin Lutteroth, empfehle mich ihr bestens und 
entschuldige mich, dass ich so lange Zeit vergehen Hess, ohne ihr 
zu schreiben, ich habe aber wahrlich keine Zeit und freue mich 
auf die Charwoche, die mir etwas mehr Ruhe lassen wird. Grüsse 
Dufwa und wer sonst noch in Triest ist. 

Leb' wohl, schreibe bald und glaube fest, dass ich unter allen 
Umständen mit alter Anhänglichkeit bleiben werde Dein Dir auf- 
richtigst ergebener 

Tegetthoff. 

M. St. nahm ohne Bedenken und freudig den angebotenen Dienstes- 
posten an. — Auf der nächsten Seite bringen wir die Antwort TegetthofTs 
auf Siemeck's Zusage in des AdmJrals eigenen Schriftzügen. — 

Nur wenige Monate blieb M. St. als Marine co mm an do- Adjutant an 
TegetthofTs Seite ; doch genügte dieser Zeitraum, ihn mit des Admirals um 
fassenden Refomiplänen vollkommen vertraut werden zu lassen. An der Aus- 
führung dieser Pläne sollte er nun, als Inspector sämmtlicher Schulschiffe, 
und später als M ihtär- Hafen comm an dant, in erster Linie thätig mitwirken. 
(Vgl. Biographische Skizze, S. 22 und 23). 



160 



FUggencapitän Tcgclthoff's. 



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Commodore und Militär-Hafencommandant zu 
Pola. 



Pols, 13. iNovembtr 1868). 
Liebe, theure Mathilde! 
T)a bin ich denn wieder, nach zwei Jahrt-ii L'nu.'rtirt'i-hung-, 
I am Bord einer Frefi^aHe iiistallirter Commandant, r-. isi. wenn ich 




k aufrichtig sein soll, ein angenehmeres Gefühl als jenes, welches 
f ich in der Kanzlei hatte, und wenn es auch die Annehmlichkeiten 
I Wiens nicht aufwiegt — ich bin ja im von Gott verlassenen Pola 
so kann ich doch sagen, dass die Sehnsucht dahin sammt 
Lalledem noch nicht rege geworden ist. Vor Allem bin ich recht 
Icomfortable und hauptsächlich noch sehr mit einem Gegenstande 
f von bedeutendem Interesse beschäftigt; mir wird der Tag zu kurz, 
I factisch habe ich nur die Abendstunden, und die nicht immer, zu 
[ meiner freien Verfügung. Unberufen, ich bin eine glückliche, zu- 



Hiti Commodore. 

fri<M|<«fin Natur ich nonne es leichten Sinn, Viele nennen's 

(ihM<'h^»'ilti^k<»it das macht mich, mit Ehrgeiz verbunden, in allen 
La^Tfi Iricht sicj^rcn. Pola ist ein Nest, was mir viele Sorgen 
macht, nicht für j(*tzt, ich bin zu beschäftigt, aber für später, es 
fehlt jcchr h'raucngcscllschaft, ein Mangel, dem nicht abzuhelfen 
iht, ein/igt» Schattenseite; (Mn weiteres Pech, das aber meine Gäste 
nic»hr als mich trifft, ist der Mangel eines Koches. Denke Dir, 
Madame St. verschafft mir einen, der Kerl kommt an, besichtigt 
die Kücht» und seine Cabine und geht mir Tags darauf unter 
tausend luitschuldigungcMi wieder fort. »Für einen ehrlichen Bürger 
i.st tias wedcM* LebcMi noch Küche!« meint er. 

/V>/A//\vei Uel)(*lstänth\ denen ich vorderhand nicht abhelfen 
kann, mit (ieduld »Ttragt^n muss. Kinem weiteren Mangel in meinem 
llauslialtt\ iU'V dtMi (\)mfort sehr beeinträchtigt, will ich Dich 
iM'suchiMv, ab/uht^lftMv. Ms fehlt mir ein Theekessel und ein Eisieder. 
lUtti», lii^bt^ Matliilde, mir Hoides, und zwar so bald als möglich 
durclv Ki^clv stM\den zu lassen, Beides, wie Du sie hast; etwas 
Ihet^brvU da/u würde nicht schaden. 

I.t^b' Wi>hl. sclireibe mir nächstens und lass mir von Schluga 
und lUMti hören. Hier praclu volles \Vetter. etwas Bora, doch 
schön. 

Mit her/lichtMU iiruss und Kuss Dein Dich liebender 

Max. 

Seiner Majestät Kredite Adria. 

Pola. 21. Februar 18^9. 

Meine theuro Mathilde! 

Hsib* ivh Dir einmal wieder einen Schrecken verursacht! Für 
vlU^nul war es ein Namensvetter, ein braver Junge, Baron Stemegg, 
vier bei der enisot/Uohen Katast rv^phe*^ ixx li runde ging. Anne, im- 
^Uu'kliv^he l eule! 

Mir \:eht es rtvht gut hier in Pola. ich habe einen ausge- 
zeichnet v*i\ Kvvh. Annehmliv^hkoireu muss man sich selbst schaffen, 
uv.vl bei eit\ bischen bo>cheiceueu Ar.srrüchen fehlt auch das 
A^i>:ev.ehiv.o r.icht. Uis K^h eilest \\ laxier nach Wien komme, hab* 
vh's \e^vvN^en unvl versoV.tv.errt. loh war bis c^^^tem in Triest 
Nnu\ Sts\|H"llaut vier l issa: rraoh:\ ^Iles Svh.t^^ und wunderbarer 
AnbUv^k, Du^N d'e l rs^vohe, \\aru:v. lv"^ IVinen Brief so spat er- 
hst*:v- ^a^o v.*^si \on IV^.c'.v. :he "nt^h^v-j^'^vie!: rcUvramrc so spat 



* Vit ^y 


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erfuhr. Grüsse herzlichst Schluga. Deine Nachrichten über sein 
Befinden machen mich glücklich. Ich hoffe, Euch im Laufe des 
Frühjahres zu sehen. 

Nächsten Monat kommt der Kaiser hieher, um 48 Stunden 
die Marine en detail zu inspiciren; seine Ankunft freut mich, er 
wird über Tegetthoff's Wirken, seinen schaffenden Geist auch im 
Frieden endlich Einsicht nehmen. Die Marine wird in ein paar 
Jahren nicht mehr zu kennen sein, — und dies das Werk eines 
Menschen! 

Leb wohl, theuere Mathilde! Mit herzlichem Gruss und Kuss 
in aufrichtiger Liebe Dein Bruder 

Max. 
Seiner M.ijeslal Ftegalle Adria. 

S. Decerobtr (18Ö9). 
Meine liebe Mathilde! 

Eben Deinen Brief erhalten, ein anderer wartet auf Antwort 
seit ein paar Tagen. Ich bin erst seit letzten Samstag hier zurück, 
und nach längerer Abwesenheit häufen sich die Arbeiten so sehr, 
dass ich nicht zum Schreiben kam. Ich erinnere mich sehr gut an 
Marie M . . .. nun Madame PI . . ., als Zögling und später als See- 
cadet flammte mein Herz fiir die freundliche, liebe Marie, die, 
wenn auch mit vielen Sommersprossen beglückt, doch eine pracht- 
volle Gestalt, ein sehr freundliches, schönes Auge und anmuthiges 
Lächeln hatte. Wundert Dich nicht mein gutes Gedachtniss? Es 
sind 22 Jahre seither, doch die Eindrücke der Jugend, besonders 
wenn das Herz gesprochen und geklopft hat, sind unvergesslich; 
ich habe noch ein welkes Blumensträusschen, welches Marie mir, 
wahrscheinlich ohne zu wissen, welche Bedeutung es für mich 
hatte, in Krastowitz gegeben, aufbewahrt. Du kannst mir glauben, 
dass diese Erinnerungen für ihr Anliegen sprechen, und indem 
ich an jene schönen Zeiten, wo nur Hoffnung und Illusion mich 
belebten, zurückdenke, en.vachen Erinnerungen an viele andere 
kleine Vorfälle, die mich freuen. Auch an ihren Vater mit dem 
schneeweissen Haupte, der mir immer Ehrfurcht einflösste, erinnere 
ich mich ganz gut; weniger an ihren Bruder, der mir ganz gleich- 
giltig oder wenig beachtungswerth gewesen .sein muss, auch war 
er bedeutend älter als ich. Dies Alles muss Dir wohl kindisch 
vorkommen, doch es sind Herzenserinnerungen, die Kichtbethei- 
ligten lächerlich erscheinen. Du kannst Dir aber vorstellen, wie 
schmerzlich es mir ist, wenn ich mich in der traurigen Lage be- 
finde, ein empfohlenes Ansuchen nicht mit aller Energie sofort 
unterstützen zu können. 



^ 



Dif Marine braucht gewalzte Platten, und Store erzeugt nur 
gehämmerte ; ich verwarf vor 14 Tagen in Felixdorf die ge- 
hämmerten Platten, nicht nur nach den dort angestellten Versuchen 
der Landartillerie, sondern auch weil es längst bewiesen ist, dass 
kein Hammer homogenes Eisen in diesen Dimensionen schweissen 
kann. Sollte ich mich in meiner Voraussetzung über Stor6 irren 
und dieses Werk gewalzte Platten erzeugen, so kannst Du ver- 
sichert sein, dass ich all meinen Einfluss anwenden werde, um 
Maries Wunsche zu entsprechen. 

Von Wien konnte ich nicht mehr nach Kärnten, ich musste 
in Triest zu rechter Zeit wegen Tegetthoffs Ankunft sein ; es 
that und thut mir sehr leid, doch auf einen Tag, eigentlich Stunden; 
konnte ich mich nicht entschliessen. Das Wetter war auch zu 
schlecht, ich hatte keinen Pelz, wenn ich dahin gegangen wäre, 
so hätte ich das Los der Kaiserin getheilt, verschneit zu werden 
und zu spät zu kommen. Sobald ich kann, gehe ich auf 14 Tage 
dahin. Ich kann Dir nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass 
diese Landratten, die Umgebung des Kaisers, auf dieser 
Reise erfahren haben, was unser Leben am Bord ist; schade, 
dass nicht der Reichsrath mit war, man würde uns dreifache 
Gage geben und extra bitten fortzudienen. Und wohlverstanden, 
das waren Passagierdampfer, auf denen sie sich beklagten, und 
die wir unsere Eisenbahn-Salonwagen nennen; ich halte gewünscht, 
dass sie am Bord der Panzerschiffe gewesen wären.*) 

Für Weihnachten werde ich Dich wahrscheinlich um Besor- 
gung einiger Comraissionen bitten. In Wien fand ich Mani wohlauf 
— immer der rosafarbige Herr. 

Pola, den lö. November ISTa .fl 
Meine liebe Mathilde! ^| 

Also, Dein Schluga ist wieder zusammengeklaubt, gesund und 
wohlauf, das freut mich recht sehr. 

Mein Project, heuer noch einen Kindergarten hier zu errichten, 
musste ich leider aufgeben, ich konnte, um einerseits Gutes zu 
stiften, nicht arme Leute auf die Strasse werfen; im Frühjahre 
werden zwei neue Wohnhäuser für unsere Arbeiter- und Unter- 
officiersfamilien gebaut sein, und dann erst kann ich die Räum- 
lichkeiten für die Kinder finden, vorderhand kann ich Dir sagen, 
ist Alles eingeleitet, und die Idee unter den Leuten hat dankbare 
Freude, selbst Opferwilligkeit gezeigt. Viele wollen nämlich zahlen, 

I. St. bezieht sich hier auf die stürmische Wiriterrei!e, lur EröfTaung de» 



icr. 



i 



um ihre Kleinen gut untergebracht zu wissen; jedenfalls hoffe ich. 
wird es gelingen, und zwar gut. 

Ich werde Dir seinerzeit darüber schreiben, und fehlen mir 
Daten und Anhaltspunkte, so gibst Du mir sie. Denke Dir, die 
Idee hat solchen Anklang gefunden, dass selbst die hiesige Commune 
einen Anlauf nimmt, um eine ähnliche Anstalt ins Leben zu rufen. 

Danke Dir für Deine liebe Erinnerung zum Schlüsse des 
Jahres; ich hoffe, unser Schicksal wird uns künftiges Jahr gleich 
hold sein. Doch kann ich nicht umhin, mir gestehen zu müssen, 
dass ein Jahr mehr an Enttäuschungen und getäuschtem Streben 
nahezu vorüber ist und ich um einige der wenig übergebliebenen 
Illusionen ärmer geworden bin. 

Zu den segensreichsten der zahlreichen Wohl fahrtse in rieh lungen, welche 
ihr Entstehen der Initiative des Militär-Hafencommandanten, später 
der Fürsorge des Marine-Commandanten M. St. verdanken, gehört un- 
streitig der in Pola seil dem Jahre 1871 wirkende »Marine-Kinder- 
garten.. 

Zur Schaffung einer solchen Anstalt, welche für die zahlreichen Kinder 
der Unterofficiere, Uni erparte ien und der Arbeiter des Arsenals bestimmt 
sein sollte, fehlten vor Allem jedwede Geldmittel. Es war keine Aussicht 
vorhanden, für eine so weitgehende Gründung, deren Ansprüche nalurgemäss 
immer wachsende werden mussten, irgendwelche Fonds aus dem Marine- 
budget zugewiesen zu bekommen. M. Sl, in seiner Eigenschaft als Militär- 
Hafencommandant, wählte den Weg. einen auf private Beiträge gegründeten 
Marine-Wohlthätigkeitsverein ins Leben zu rufen, welcher die Geld- 
mittel aufbringen sollte; für die Unterkunft der Anstah stellte der Marine- 
commandant, Viceadmiral v. Tegetthoff, die kostenfreie Benützung eines 
.passenden disponiblen marine-ärarischen Locals anheim und trat für seine 
Person, auch in dieser Sache, wie stets, mit dem Beisi>iel vorangehend, dem 
Weh Ithätigkeitsv ereine mit dem Grün derb ei (rage von 50 ll. bei. 

Im Jahre 1871 hatte M. St. die Freude, die ganz nach Fröhel'schen 
Principien eingerichtete Anslalt ins Leben treten zu sehen. 

Die wohllhätigen Wirkungen des Kindergartens traten in auflfölligster 
Weise zu Tage; der Zudrang wuchs stetig, aber wie dies bei Vereinen, die 
keine andere Basis als die freiwillig geleisteten Beiträge der Mitglieder 
haben, meistens geschieht, die Mittel des Vereines, statt den gesteigerten 
' Bedürfnissen entsprechend zu wachsen, fingen an abzunehmen, und wenige 
I Jahre nach Tegetlhoff's Tode mussle der Marine-Kindergarten ein Dasein 
fristen, das man als Zustand zwischen Leben und Sterben bezeichnen kann. 

Da gelang es nach langem Bemühen einem der jüngeren Officiere 
I der damaligen Marineleitung, seiner Anregung zum Durchbnich zu ver- 
I helfen: dass dem Kindergarten als regelmässige Einnahme alljährlich 
nach Bedarf einige der budgetmässig verfügbaren, aber nicht in Anspruch 
genommenen sogenannten ■niederen Marinestipendien« zugewiesen werden 
sollten, da diese Stipendien unter anderen Zwecken auch jenen verfolgten, 
den zum niederen I'ersonale der Marine wählenden Familienvätern die Sorge 
für ihre Nachkommenschaft zum Theile abzunehmen, ein Zweck, der sich 
mit jenem des Kindergartens deckte. 



J 



166 Commodore. 

Damit war die Institution für eine Reihe von Jahren gerettet, ihr 
Bestand gesichert; als M. St. an die Spitze der Marineleitung berufen worden 
war, war es seiner Einflussnahme zu danken, dass sich bald ein den reichen 
Handelskreisen angehörender Wohlthäter fand, welcher dem Kindergarten 
durch Widmung eines Capitals von 40.000 fl. eine dauernde finanzielle 
Basis schuf. 

Die ausserordentlichen Wohlthaten, welche diese Anstalt bisher und 
so auch jetzt und in aller Zukunft den Familien des meist mit reicher Nach- 
kommenschaft belasteten niederen Personals der Kriegsmarine erwies und 
erweist, sind aufs Innigste mit dem Andenken an M. St. verbunden.*) 

Pola, 26. März (1871). 

Liebe Mathilde! 

Mir ist also die Errichtung eines Kindergartens bewilligt 
worden, ich bin eben im Begriffe, das Schulzimmer, die Wohnung 
für die Lehrerin und einen schattigen Garten herzurichten, vorder- 
hand habe ich auch eine Lehrerin, doch wenn die Mittel ausreichen, 
so werde ich noch eine nach System Fröbel ausgebildete engagiren, 
und Mitte künftigen Monates wird der Kindergarten eröffnet. 

Meine Aussichten sind, noch ein Jahr hier in Pola zu bleiben; 
obwohl ich mir am liebsten eine Reise um die Welt wünschen 
würde, so vergeht die Zeit doch hier auch, ich möchte sagen, leider 
sehr schnell; man geniesst wenig oder nichts, arbeitet viel, ohne 
für sich selbst sich beschäftigen zu können, es bleibt mir kaum 
die Zeit, eine Zeitung zu lesen. Weder Gesellschaft noch Unter- 
haltungen zerstreuen uns von der täglichen Tretmühle, Facanapa^ 
arlecchmoy pantalon c Cornpagnia unterhalten in diesem Augen- 
blicke die hiesige Welt, hoch und nieder. Du siehst, man ist be- 
scheiden in den Ansprüchen, ich freue mich auf den Herbst, um 
ein paar Wochen frische Luft zu schöpfen, ich werde hoffentlich 
bei der Vermählung Minerls**) zugegen sein können. 

Leb' wohl, herzliche Grüsse und Küsse, Dein Max. 

An Viceadmiral Tegetthoff: 

Pola, 26. März 1871. 

Mein lieber, verehrter Freund! 

Ich muss Dich wohl selbst mahnen, um Dein versprochenes 
Bild zu bekommen. 

Ich wollte Dich nicht erinnern, aber: »67/r' tardi arriva mal 
alloggia* ich befürchte, zu spät zu kommen und das würde mir 
recht leid thun, darum vergib, dass ich anklopfe und frage, was die 
versprochene Photographie macht. 

*) Yg\. Jahrbuch der k. k. Kriepsmariac, 1873. 
**) Tochter von M. St.'s Schwester Bertha Baronin Dickmann; der Bräutigam 
war Gundacker Graf Wurmbrand, nachmiliger Landeshauptmann von Steiermark, und 
Handelsminister im Coalitionsministerium Windischgrätz, 



Ich habe von Deiner Grossmuth vielleicht indiscreten Gebrauch 
gemacht. Ich habe nämlich in Deinem Namen für den Kinder- 
garten 50 fl. als Gründer unterschrieben, da Du Dich doch nicht 
als Mitglied betheitigen kannst, eine monatliche Einzahlung ist mit 
zu viel Schreiberei und Plagerei verbunden. Auf Dein nächstes 
Herkommen freue ich mich unendlich, erstens mochte ich mich 
wieder einmal ausquetschen, dann hoffe ich, dass Du manchen 
Fortschritt finden wirtit, auch das Werk im Gang, hie und da ein 
wohl ein wenig — — — 

Schluss fehlt. 

Aller Wahrscheinlichkeit nach waren dies die letzten Zeilen, welche 
M, St. an seinen geliebten Freund und Admiral richten konnte. Am 7. April, 
nach einer Krankheit von wenigen Tagen, raffte der Tod unerbittlich den 
ruhmgekrönten Helden dahin. Die Erschüitening über diesen schmerzlichen 
Fall war gross und allgemein; unter die am schmerzlichsten Betroffenen dürfte 
sich wohl mit Recht M.- St. zählen. 

Die aufrichtigsten Aeusserungen des Beileides wurden an M. St. aus 
den Kreisen der Kameradeu gerichtet, welche zu ermessen verstanden, was 
M. St. an dem Uahingegargenen verlor. Der folgende Brief ist eine Beant- 
wortung auf eines dieser Condolenzschreiben: 

PöU. 2-2. Aptil 1871, 
Lieber Freund! 

Meinen besten Dank für Deine freundlichen Zeilen — für 
die lieben Worte, die mir so unerwartet kamen — aber desto 
theurer und werthvoller sind. Trost findet weder der Freund 
noch der Seeofficier; der Verlust ist unersetzlich, unermesslich ! 

Mit Dank ergreife ich die mir dargebotene Hand; lass unser 
Losungswort »Tegetthoff« sein, den Inbegriff alles Edlen, den 
Schutzgeist der Marine — arbeiten wir mit ihm als Vorbild — 
um ihn auch im Grabe zu ehren, und seine treuen Freunde bis zu 
unserem Ende zu sein. Dein .Sterneck. 

An die greise Mutter des Admirals schrieb M. St. da-s Folgende: 

Pola, den 20. April. 
Gnädige Frau! 

Ich ringe noch immer nach F'assung, um mich aus dem 
dumpfen Dahinbrüten herauszureissen, in welches mich der härteste 
Schlag, der mich hätte treffen können, geworfen hat. 

Ich habe mein Vorbild, meinen Meister, meinen theuersten 
Freund, dem ich Alles verdanke — verloren. In diese wenigen 
Zeilen fasse ich all die Wehmuth, all die "Trauer, die ich um 
ihn empfinde, und richte sie an Sie, gnädige Frau, die Mutter, 
die meinen Schmerz begreift und ermessen kann. Ich suche 
darin Trost, indem ich trösten möchte — doch vergebens — das 



Leid wird uns immer und lief im Herzen bleiben. Sagen Sie j 
Ihren Söhnen mein tiefstes Beileid und Sie. gnädige Frau, xsa.'ä 
immer gut und freundlich gegen mich, bleiben Sie es mir, in j 
innerung des Unvergesslichen. auch fernerhin. — 

Pola, den 14. Juni 

Liebe, gute Mathilde! 

Der Tod unseres lieben Tegetthoff macht mir das Fort- 
dienen zur beschwerlichsten Aufgabe. Obgleich der Wunsch und 
Wille vorhanden ist, die Leitung der Marine im Sinne des Ver- 
storbenen fortzuführen, so fehlt es doch an Kraft, Geist und Ver- 
ständniss, das Ziel, welches er sich vorgestreckt hat, der Aufschwung 
der Marine, wird schon zur Seite geschoben und das Interesse des 
Einzelnen tritt in den Vordergrund. In ein paar Jahren erkennt i 
die Marine nicht mehr! 

Deine freundlichen Wünsche zum Commando der Lissa kaj 
ich nicht annehmen, es ist eine Zeitungsnachricht, ich weiss nichts 
davon, und glaube auch nicht daran, mir ist's auch ganz gleich- 
gillig unter den bewandten Umständen. 

Ich werde trachten, zur Vermählung Minas nach Töscl 
dorf zu kommen, und werde mich freuen, die Beiden glückll 
zu sehen. 

Geht Schluga in ein Bad? grüsse ihn herzlichst von mir. Pola 
ist sich immer gleich, ich habe viel zu thun, und so vergeht mir 
die Zeit sehr schnell, leider bin ich nicht zufrieden und wäre am 
liebsten in Disponibilitat, um mir eine reiche Frau zu suchen und 
sodann aus der Ferne die schöne Zukunft Polas sammt der Marine 
anzusehen. 

Hiemit schliesse ich, es ginge zu weit, wenn ich alle meine ] 
fürchtungen für die Zukunft niederschreiben wollte. Leb" wohl, ' 
leicht kann ich heuer ein paar Wochen Urlaub bekommen, in « 
Falle auf recht freundliches Wiedersehen, Dein Mai^ 

Pola, 32. Joli 181 



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Eben habe ich an .., geschrieben; sie möchte, dass der 
,,. die Nordpolexpedition mitmacht; es scheint, sie hat nicht 
recht überdacht, dass dieselbe kein Correctionsinstitut ist, ich 
wüsste nicht, als was ... mitgehen könnte! 

Wir haben hier ein Schiffsjungen-Schulschiff; in erster 
Zeit lieferte uns die Aristokratie, Officier.s- und Beamtenwelt das 
grÖRHte Contingent an nichtsnutzigen Jungen, in der Meinung, dasä 
Wenn schon gar nichts hilft, das Jungenschiff helfen wird; i 



nung, uasta ■ 
d ; es hjaMH 

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nichts, Alle wurden gejagt, und heutzutage wird aucli kein 
solcher Sprössling mehr aufgenommen. 



GroKse Freude erlebe ich an meinen Pflanzungen. Wir haben 
noch keinen ähnlichen Winter wie den heurigen gehabt. Ich hoffe, 
dass mir kein Baum noch Gesträuch, das ich gesetzt, versagen wird. 

Du wirst staunen, was ich Seefuss mit Bäumen u. s. w. zu 
thun habe, ja, ich bin theilweise Bürgermeister der Marinecolonie, 
sowie auch deren Gärtner, überhaupt von Allem ein bischen, nebst 
dem Hafengeschäft. Ich habe bei 20.000 Bäume gesetzt und drei 
Anlagen angelegt, in 10 Jahren werden sie prachtvoll sein; das 
Klima ist wohl sehr günstig; ich hoffe, dass die Camelien im Freien 
blühen werden. Der Versuch wenigstens ist gelungen. Nun bin ich 
dabei, einen Eichenwald zu unserem Prater herzustellen, freilich 
werde ich das nicht ganz durchführen, doch anfangen, meinen 
Nachfolgern wird es dann leicht sein, es zu vollenden. 



1871 
Ich bin mit Geschäften überhäuft und habe viele Sorgen; 
leider muss ich sagen, dass Einsicht, Umsicht und Ernst aus der 
Marine gewichen sind; von der Hand in den Mund leben, sich 
selbst täuschen und die Hilfe vom lieben Herrgott erwarten, ist 
leider die Devise der gegenwärtigen Marineverwaltung. Es ist mir 



170 Commodere. 

sehr leid, Dir sagen zu müssen, dass es anders sein konnte, auch 
furchte ich, dass nicht nur der Ministerrath, aber gewiss die Dele- 
gationen den Unterschied (gegen früher) erkennen und in Folge 
des wenigen Vertrauens auch nicht die Mittel geben werden, fort- 
zuschreiten. 

Pola, 20. Dcccmbcr 1871. 

Meine liebe, theure Mathilde! 

Glück auf zum Neuen Jahr und meine besten Wünsche. 

Ich kann Dir nicht sagen, wie froh ich bin, dass das Unglücks- 
jahr 1871 vorüber ist, mit ihm begrabe ich auch alle schönen 
Hoffnungen für die Marine! 

1872 fange ich mit dem vernünftigen Entschluss an, mein Ich 
vor Alles zu setzen — und wenn's gelingt, mich zurückzu- 
ziehen — mit Ende desselben habe ich 30 Dienstjahre hinter mir ! 



Nordlandsfahrt. 



Der Zusa.minenhang ist bekannt, welcher zwischen der Nordlundsfahrt 
des Grafen Hans Wilczek mit M, St., an Bord des Isbjöm, und der welt- 
berühmt gewordenen Weyprecht-Payer'schen Expedition besteht, die zur 
Entdeckung des Franz Josefs-Landes führte. Der Verlauf der ersteren Reise 
wurde nachmals, unter M. St. 's Leitung, nach dessen Aufzeichnungen, aus- 
führlich lic-;rhric!icn, iiinl in den Miith. a. d Gebiete des Seewesens veröffentlicht. 




Die ThcihLiiliLae a.i dieser NrjrdUridsfahrt liai für iM. Öt, die weil- 
tragendsten Folgen gehabt. Aus tiefster Miss Stimmung und Verdrossenheit 
aufgerüttelt, hat er in (icr strengen Polarwelt unter allerlei Anstrengungen 
sich wiedergefunden, neue Kraft zur Ausdauer erworben. 

Es erscheint deshalb vielleicht gerechtfertigt, nebst seinen wenigen eigenen 
Briefen aus jener Zeit, auch andere hier einzureihen, welche auf jene Nordlands- 
fahrt Bezug nehmen, die eine wichtige Etappe in M. St. 's Lebenslauf darstellt; 
ebenso einige andere Briefe, welche die engen und thätigen Begehungen bc- 



n7 XonlLwdtfjIut. 

tcDcbWn »otleii, in welchen M St seit semer eigenen NorrDands^hit i 
orktivchm Fortchnng geUieben ist. 

'J. Angiut 1871. Ad Botd dn IsbjörM 
Lieber Schlugal 

Mein« herzlichsten Grüsse an Euch und Alle zu Hause. Ein 
(fl6rklirh«r Zufall will es, dass wir heute auf der Höhe der Ad- 
miralitäiftinnel — 75 Grad Nordbreite — ein Fangschiff begegnen, 
welch«» mit voller Ladung nach Tromsö geht, wodurch ich tm 
■Stjuidß bin, Dir meine herzlichsten innigsten Grüsse zu senden. 

Von Tromsö weisst Du meine Abfahrt; wir kamen nach Spitz- 
bergen und ankerten im Hornsund, von dort ging's längs der 
EwkiUite, bald schön, bald schlechtes Wetter, nach Xowaja Semlja, 
welches wir jedoch erst am 21'. Juli, und zwar am Matoschkia- 
Schsr erreichten. Seit 5. August sind wir wieder unter Segel, und 
immer wieder längs des Eises oder durch dasselbe, heute den 
'J. August auf dieser Höhe. 

Unsere Fahrt hat viel, viel Interessantes! wenn auch ver- 
bunden mit vielen Beschwerden. Die Xaturschönheit müsste ich 
vor .Mlem her\'orheben, die Jagd zu Wasser und zu Land, die 
.Schiffahrt selbst, Alles bietet mir Tausenderlei zur Erholung und 
2um Studium. 

-Schweres Wetter haben wir keines durchgemacht, und ge- 
fährlich scheint mir auch das nächste Stückchen absolut nicht; 
etwa» Geduld ist Alles, was uns nicht verlassen darf. Die Eisver- 
hältnissc sind heuer nicht so günstige wie sonst; unsere Fahrt 




Nordtandsfahii, 



173 



wird sich deshalb auch nicht so sehr ausdehnen, als ich es zuerst 
gehofift und so sehr gewünscht habe; ich glaube, dass wir Ende 
dieses Monates die Rückreise antreten werden. Sie geht, wie Du 
weisst, über die Petschora nach Petersburg, wo ich Ende Sep- 
tember zu sein glaube. 

Und nun. nachdem Ich Dir Alles gesagt habe, was in diesem 
Augenblicke gesagt werden kann, lebe wohl, viele Kusse an 
Mathilde, Hertha, Mina, viele Grüsse an Alle; Dich herzlich um- 
armend. Dein 

Max. 



Ich bin ganz 
gesellschaft. 



und gesund — ebenso die ganze Reise- 



mf der Fahrt vua Peru 



Liebe 



Mo 



Nun bin ich wieder in civilisirten Gegenden, wohlverstanden 
russischen, und in der Lage, Dir ein Leben'szeichen zu geben. 

Vor Allem wisse, dass ich nie so gesund und wohl mich be- 
funden habe, als seitdem ich Tromsö verlassen, und nichts Inter- 
essanteres in meinem Leben durchgemacht habe, als diesen Zeit- 
abschnitt. Es ist nicht möglich, ein Bild der gros.sartigen vielseitigen 
Eindrücke zu geben, welche ich in mich aufgenommen habe; — es 
gehört Muse und Ruhe dazu, um sie nur theilweise anführen zu 
können, ich werde mich vorderhand nur darauf beschränken. Dir 
eine kleine Reiseskizze zu geben — das Weitere wollen wir der 
f Zukunft überlassen. 

Tromsö. von wo ich Dir geschrieben, war der Ausgangs- 
punkt meiner Nordfahrt, Spitzbergen, und speciell der Hornsund 
mit seinen Gletschern, von denen wir uns keine Vorstellung zu 
machen im Stande sind, war der erste Punkt, den wir berührten, 
von da ab ging es nach Nordosten, ins Eis und durchs Eis, in 
allen seinen grossartigen, mächtigen Formen, welches uns einen 
I südöstlichen Cours einzuschlagen bemüssigte, bis wirNowaja Seml ja, 
I nächst Cap Britwin, anliefen. Matoschkin-Schar war unsere 
} zweite Station, und von da ging's nach dem Norden, wo wir das 
I Expeditionsschiff «Tegetthoff« fanden, und mit ihm Cap Nassau 
I anliefen. Eis hielt uns bei den Barentsinseln durch acht Tage 
[' auf, ungünstige Verhältnisse zwangen un.**, jeden weiteren Verstoss 
I nach dem Norden aufzugeben und zurückzugehen, was auch mit 
Rücksicht auf einige an schwerer Seekrankheit Leidende und auf 
I die bevorstehende Rückreise zu Lande geboten war. Im Sturme 
I kamen wir nach einem kurzen Aufenthalte im Gänselande nach 



der Petschoramündung, und traten nun unsere abenteuerliche I 
Landreise durch die russischen Urwälder auf den Flüssen an, bis 
wir Perm erreichten. Von da an war die Reise g^leich jeder anderen 
in unseren Gegenden. Kasan, Nischnij-Nowg-orod, Moskau, 
endlich Petersburg die Orte, die wir noch besuchten, um dann 
im Fluge in die Heimat zurückzukehren. 

Wie sehr ich mich nach Nachrichten sehne, kannst Du Dir 
leicht denken; nun erwarte ich von Dir einen Brief in Petersburg. 
Schreibe womöglich umgehend an die Adresse der österreichischen 
Gesandtschaft. Gehe auch zum SciiifFscapitän Pitner,*) Chef der 
Centralkanzlei der Marin esection, bringe ihm meine Grüsse, und 
ersuche ihn, mir umgehend Nachricht zu geben. Mich würde es 
sehr interessiren zu erfahren, was mit mir nach dem Urlaub | 
schiebt, um danach meine Reiseprojecte einzurichten. 

Ich gedenke nämlich, mich sehr kurz oder selbst gar ncfl 
in Wien aufzuhalten. Meine Durchreise werde ich Dir bekaiiS 
geben, damit Du zur Station kommst; theile Mani diesen Brief 
mit, vielleicht sehe ich ihn auf der Durchreise. 

Und nun. seid herzlich gegrüsst, auf Wiedersehen. 

MaxJ 



Dieser Brief trägt i 
■ Soeben komme ich von 
Tage ab: ersterer (heilte 



arg,, 



f die Bemerkung von der Hand Moriz St.'s; 
Max schon in Petersburg, reist nächster 
[iass Max zum Contreadmiral ernannt 



An Har 



I Lutteroth : 



Auf dir Fahrl nnth Nischnij -Nowgorod. 24. Oclobc 
Meine liebe Baronin! 
Auf einem kleinen Umweg und nach einer kurzen Pause sende 
ich Ihnen meine herzlichsten Grüsse, und ohne Abschied genommen 
zu haben, sage ich auf recht freundliches Wiedersehen. Sie werden 
nun wohl erfahren haben, wie es gekommen ist, dass ich diese 
höchst interessante Reise unternommen habe. Ich erspare mir das 
Nähere darüber — jedenfalls aber bedauerte ich sehr, Sie und 
Hermann, als es bestimmt war, nicht mehr gesehen zu haben. Im 
Fluge besuche ich mit den Reisegefährten, von denen Sie Wilczek 
kennen, der als echtes Wienerkind, auch die hervorragende Stel- 
lung, die er in unseren aristokratischen Kreisen einnimmt, verdient, 
sich neue Lorbeern gesammelt hat und dessen guten Willen und 



I Frhr. V 



J 



Xoidl.iads fahrt. 



17S 




Wissen ich zu achten und 
dessen gute Eigenschaften 
ich hoch zu schätzen gelernt 
habe, Nischnij, Moskau und 
Petersburg, um endlich auf 
einige Zeit nach Triest zu 
kommen. Nach so langer 
Zeit Entsagung und Ent- 
behrungen sehne ich mich 
nach der südlichen Sonne mit 
ihrem schönen, freundlichen 
Himmel und deshalb auf recht 
baldiges freundliches, fröh- 
liches Wiedersehen. Unsere 
Reise zeichnete sich durch 
das GliJck, das uns begleitete, 
besonders aus. Wir konnten 
unser Hauptprogramm durch- 
führen und bei den schlech- 
üuf wiicifk und M si. aiT Hord d« hi.ii.m. testen Eisverhältnissen ge- 
lang es uns auch, das Expeditionsschiff »Tegetthoff« zu be- 
gegnen und mit ihm recht heitere Tage zu verleben. Mit dem 
Abschied vom •Tegetthoff« nahmen wir auch Abschied vom 
Eismeer mit seinen Wundern und Stürmen, wir kehrten nach 
dem Süden, um die Petschora mit dem geliebten Lande und der 
ersehnten Erlösung von der Seekrankheit zu erreichen. Ich wusste 
noch nicht was diese Krankheit ist! — - Hier halte ich erst Ge- 
legenheit sie zu Studiren und kennen zu lernen,*) Wilczek und 
einer der Bergsteiger litten sehr, und erholten .sich erst nach Tagen 
und Wochen am festen Boden. In der Petschora erfuhren wir, dass 
uns der Weg nach Archangel gesperrt sei — wir mussten also den 
nunmehr eingeschlagenen Weg über Tschudin Pum antreten. Ich 
werde diesen Theil der Rei.se, obwohl um einige Wochen zu lang 
im Boote, nie vergessen — es waren nahezu sechs Wochen Reise 
in den uns Westeuropäern unbekannten Gegenden, mit dem Reize 
der Urwüchsigkeit im Menschen und der Natur. Urwälder mit 
ihrer Pracht und mit ihrem Moder waren unsere Herberge, bald 
darbten wir, bald lebten wir im Ueberfluss von Wild und 
Beeren. 

") Nänilicli durch da» enge Zusaromenlebcn mit der See Ungewülinic 
Kriegs 9 chifTea, dea Neulingen im Sceleben räumlich sehr entrückt, lernen 
die wnhrtn Schrecken der SerkriLnkhcil meistens nur wi;n!g kennen. 



1 



176 



NoriUandsf/ihtt. 



Ich habe mich nie so wohl befunden als im Eismeer und i 
Urwalde; ich verliess Tromsö mit Schnupfen und seitdem 
wieder in civilisirten Gegenden bin, ereilte er mich wieder, na 
dem ich in der Zwischenzeit, obwohl in Eis und Sturm, im Fr 
und Regen ohne Dach und Fach nie eine Mahnung von all dem 
Plunder hatte. Nichtsdestoweniger bin ich stärker und gesünder, 
ich erlaube mir selbst zu sagen, frischer als Je — un boccolo\ 

Das bis nun bereiste Russland hat mir einen ganz eigenthü: 
liehen Eindruck gemacht - — es ist nicht das uns bekannte Ru! 
land — und ich dachte mir oft, wenn es bei uns so wäre. Da s 
Gegenden, die wir durchkreuzt, wo der Bauer mit offener mä 
lieber Miene entgegentritt, und mit dem Anstand eines selbstb|| 
wussten Mannes Gastfreundschaft anbietet, eine Gastfreundsch, 
wie wir sie nicht kennen; es ist kein Schlemmen, wie es einst i 
Ungarn, die theils aus Eitelkeit, theils aus Langweile selb; 
schlemmen wollen, thaten, nein — es ist gut gemeinte Gastfreuna 
Schaft- Von der Reinlichkeit und Nettigkeit der Häuser haben \ 
auch keinen Begriff — wenige Ausnahmen bei deutschen Coloni^ 
wo sich unsere Bauernhäuser mit diesen messen können. 
wundert war ich und bewundert habe ich die russische Regieriu 
über die angetroffene Gemeindeautonomie und Freiheit der 1 
wegung. Wir haben noch keinen Pass aufzuweisen gehabt. Niera 
fragte uns, wer wir sind, wohin wir gehen und was wir W0II4; 
mit einem Worte, Niemand, selbst kein Fremdenbuch hat unsj 
Kasan behelligt. Im ganzen Sirianenland und allen sonstigen Dörfeg 
haben wir nur drei Beamte gefunden, und selbst am Sitz diesd 
■Juhma« ist die Gemeindevertretung berufen, Ordnung zu erhalte 
und sich selbst zu verwalten — wir fanden Kirche und Amd 
Sprache russisch, alles Uebrige national (würden unsere Czechfl 
sagen) — doch alle diese .Stämme fühlen russisch, ob Sirianoi 
Wozulen, Uwali oder Tartaren, — Wir bringen von Spitzberj 
angefangen, Novaja und den sonstigen Gegenden Schätze mit; ein 
entgeht uns, obwohl photo graphische Schätze nicht fehlen, so 1 
uns doch ein Croquis- oder Cartcaturenzeichner. Wir g, 
schönsten und besten Motive hinzu — ich fürchte, der schönq 
Theil geht verloren. Wenn nicht Alles gar so unschuldig und 1 
wäre, möchte ich mich versuchen, doch so muss ich wohl vq 
ziehten. Ueber die besuchten und noch zu besuchenden Stä« 
und ihre Einförmigkeit werde ich Ihnen mündlich berichten ■ 
ich fürchte Ihre Geduld schon zu sehr in Anspruch genommen ( 
haben — umsomehr, da ich bei einer anderen Ihrer Tugenden i 
klopfen möchte — die ist — Sie errathen gewiss — Ihrer Liebei 



Xi'rdlandsfahrl, 




Würdigkeit und Ihrer immer bewährten Freundschaft. Schreiben 
Sie mir — aber umgehend nach Petersburg poste restante; ob- 
wohl ich mich dort nicht lange aufhalte, so erhalte ich doch Ihre 
Nachrichten, die mich recht glücklich machen würden. Haben Sie 
Commissionen für Petersburg:? Bitte mich damit zu beauftragen. 
In dieser schönen Hoffnung sage ich Ihnen und Hermann ein herz- 
I liches »Auf Wiedersehen«. Mit einem Handkuss Ihr stets ergebener 

Max, 
M. St. an Hans Graf Wilczek : 

Pola, den 11. December 1872. 

Mein lieber, guter Freund! 
Es ist fast ein Monat her, dass Du, obwohl von Tausenderlei 
1 Anspruch genommen, dennoch Zeit fandest, mir ein paar liebe 
äliche Zeilen zu schreiben, und ich, ich hab' Dir bis heute 
noch nicht geantwortet, obwohl ich alle 
Tage Deiner mit warmer, inniger Freund- 
schaft und Dankbarkeit dachte. Frage 
mich nicht, warum ich es unterliess, 
warum es mir auch heute so schwer 
wird, ich könnte Dir keine plausible 
Ursache angeben, ich weis.s es selbst 
nicht; oft glaube ich, dass es Geistes- 
abwesenheit, Gemüthsstörung ist, jeden- 
falls hat sich meiner eine unbeschreib- 
liche Lethargie bemächtigt, aus der 
ich mich mit aller Kräfteanstrengung 
nicht herausreissen kann, 

Ich kann aus dem schönen, sechs- 
nf iud, Wiicnk. monatlichen Traume mit seinen gross- 

artigen, mannigfaltigen, mächtigen Eindrücken, der genossenen 
»Freiheit, bar von allen gesellschaftlichen Miseren und Intriguen, 
I nicht erwachen, es ist Alles so kleinlich, so erbärmlich rund herum, 
I und die arme Marine, wo ist der Geist, die Thatkraft meines ver- 
I storbenen Tegetthoff? Doch lassen wir das. ich darf nicht daran 
[denken, ich lege sonst die Feder aus der Hand und brüte über 
■ das Einst und Jetzt. 

Spaun habe ich Deine freundlichen Grüsse, die er bestens 
* erwidert, überbracht, er ist noch immer untröstlich, die Reise mit 
Dir nicht gemacht zu haben. Auch sonst habe ich Alles in Ord- 
nung gefunden und bin recht glücklich und zufrieden; leider kann 
man in meinem Alter nicht mehr durch das Herz allein zufrieden 

I gestellt sein, in welchem Falle ich mir nichts mehr zu wünschen 
i 



I:- 




1» 

hatte, so aber sind es andere Aufgaben noch, die Befriedigung 
geben. 

Gestern erhielt ich durch Burger*) das Kistchen mit meinen 
Logg- Notizbüchern, Diese schweigsamen Gefährten haben mir viel 
Freude gemacht, auch werden sie mir helfen, die mich hier Über- 
fallene Stimmung abzuschütteln. Es ist bereits Alles eingeleitei. 
und von morgen an wird angefangen, das Ganze durchzusehen und 
auszuarbeiten. 

Der Kriegsminister und Viceadmiral Pöck kommen morgen, 
nach ihrer Abreise gedenkeich nachWien zu reisen, um Dich herzlich 
zu begrüssen und mit Dir Mchreres mit Bezug auf die Aus- 
arbeitung zu besprechen. Man hat mich hier oftmals gebeten, kleine 
Vorlesungen zu halten, was ich jedoch vor einer Besprechung mit 
Dir nicht gern thun möchte. Unter Einem schreibe ich Burger, 
damit er mir ehethunlichst noch die Mappe mit den Karten, die 
ich zur raschen Ausarbeitung benöthige, zusende. Dein Aufsatz, 
den ich in der Deutschen Zeitung gelesen, hat mir ganz gut ge- 
fallen, gern möchte ich Dich ersuchen, mir alle jene Artikel, die 
Du veröffentlichst, zuzusenden, wir sind hier so von der Welt ab- 
gelegen und einseitig, dass es nur vom Zufalle abhängt, ob ich 
etwas von der Aussenwelt erfahre oder nicht; so ist mir nur sehr 
Dürftiges über die heurigen Nordpolfahrten zugekommen, die Buch- 
händler sind hier so arm. 

Und nun zum Schlüsse noch eine kleine Bitte, die Du mir 
gewiss gewähren wirst, sende mir Deine Photographie und jene 
Deiner vier Kinder. Ihr seid mir wohl tief eingeprägt, doch fehlt 
Ihr mir des Morgens und des Abends, es sind ja die lieben Ge- 
sichter, die mir eine schöne, ungetrübte Erinnerung wachzuhalten 
haben. Grüsse sie Alle. 

Ich brauche mich wohl nicht erst zu entschuldigen, dass ich 
Dich so lange mit einer Antwort habe warten lassen, wenn Öu 
auch mit Recht ungehalten warst, so hoffe ich, dass Du es nicbt 
mehr bist und somit sei herzlichst gegrüsst in aufrichtiger, wahrer 
l'reundschaft von Deinem ergebenen Sterneck. 

Viceadmiral Baron Wullerstorf an M, St.: 

Hölcl Je Ftaiire, Pnlefmo, 2.<. Decembor 1M72, 

Lieber Freund! 
Ich verbinde meinen Neujahrswunsch mit dem etwas ver- 
späteten Glückwunsch zu Ihrer Beförderung und zur Rückkehr 
*| Dm bckamile Wiener PhofogiapL. — Biglpüeie Wilciek und M. Si. auf de» 

t>bji>rn-Gxprtlilioii, 



Nordlandffshrl, 



n!> 



aus den Polargegenden. Wenigstens haben diese Glückwünsche 
zusammengenommen eine nicht gewöhnhche Bedeutung und kommen 
Ihnen von einem alten Freunde zu, über dessen Anhänglichkeit 
Sie nicht in Zweifel sein können, Wäre es mir gegeben, Ihnen 
persönlich die Hand drücken zu können, so wäxe nicht nur meine 
Freude vollständiger, sondern auch meine Neugierde. Neues aus 
dem hohen Norden zu hören, befriedigt, und ich würde fragen 
und wieder fragen, vielleicht zu ihrem Ueberdrusse. Das muss ich 
indess auf bessere Zeiten lassen und vorbehalten. 

Ich musste mein altes Knochengerüste in ein milderes Klima 
tragen und kam hieher in der nun gerechtfertigten Hoffnung, ge- 
sund zu werden und mich für die noch kommenden Jahre zu kräftigen. 
Langweilig ist es jedoch, seine Zeit in einem Lande zubringen 
zu müssen, in welchem keine Interessen ernsterer Gattung für den 
Fremden vorhanden, und wo man, wie hier, von dem Festlande 
abgeschnitten, zumal im Winter, tagelang keine Po.st erhält und 
die Communicationen durch den Mangel an Eisenbahnen einerseits 
und durch die Unsicherheit des Lebens und Eigenthums auf den 
gewöhnlichen Strassen sehr erschwert sind. Während bei uns 
P" ragen, die mich seit langer Zeit beschäftigten, verhandelt werden, 
und deren Lösung den Anfang einer neuen Aera in Oesterreich 
bezeichnet, sitze ich da, freilich angesichts von Palmen und Orangen, 
' und schaue ins Blaue. 

Schön ist das Land, interessant seine Erinnerungen an alte 
Zeiten, das Treiben und Werden der neuen, aber es zieht mich doch 
der Gedanke an die Heimat ab, der ich .so viele Jahre meines 
Lebens gewidmet und die vielleicht trotz Börsenschwinde! und 
sonstigen Untugenden in ein besseres Fahrwasser geräth, nichts- 
destoweniger der activen und stillwirkenden Kräfte nach allen 
Seilen hin bedarf, um wieder aufzuleben und zu gesunden. 

Endlich werden auch die Küstencisenbahnen, für die ich seit 

so vielen Jahren gearbeitet, zur Wahrheit, mindestens die dalma- 

, tinische Linie nach Spalalo. die ich noch im Jahre 1866 und 1867 

[ traciren liess und dadurch die Möglichkeit ihrer Ausführung 

1 bewies. Von der istrischen Eisenbahn ist zwar noch keine Rede, 

' aber sie wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, und Pola 

■ wird endlich das werden, was es sein soll. Sie könnte übrigens 

schon längst zustande gekommen sein, wenn die maritimen Organe 

I sich mit mehr Ausdauer und Wärme ihrer angenommen hätten. In 

Wien unterschätzt man zu sehr die Wichtigkeit des Meeres oder 

■ erkennt sie nicht, da müssen denn die Berufsleute dafür Sorge 

tragen, dass man mit diesem Gedanken vertrauter werde. 



180 Nordlandsfahrt. 

In dieser Zeit wird von mir eine Broschüre über die Predil- 
bahn erscheinen, ich empfehle hiemit diese Ihrer Aufmerksamkeit. 
Ich habe dieselbe schon im vergangenen Spätsommer geschrieben, 
musste aber die Veröffentlichung verschieben und Anderen über- 
lassen. Wie diese ausfallen wird, wissen die Gotter. Manches wäre 
daran zu verbessern und zu vervollständigen gewesen, ich konnte 
es aber nicht mehr, denn ich fuhr schon am 13. October von Graz 
ab, um hieher zu kommen, wo ich übrigens erst am 2. November 
anlangte, weil das schlechte Wetter in Triest mich davon abhielt, 
meine Frau übers Meer nach Ancona zu führen. 

In Neapel sah ich noch die Revue des Königs über die Flotte 
mit an, eine Pufferei und Contredanse gewöhnlicher Art, ohne 
Interesse. 

Sorgen Sie für unsere Marine, Sie haben das Zeug dazu und 
werden allmälig auch in die Lage kommen, es immer nachdrück- 
licher thun zu können. Adieu, erinnern Sie sich zuweilen eines 
alten Freundes. Ihr Wüllerstorf. 

M. St. an Grafen H. Wilczek : 

Pola, 29. Jänner 1873. 

Von verschiedenen Seiten hörte ich, dass Du doch endlich her- 
kommst. Deine freundlichen Zeilen bestätigen diese angenehme Nach- 
richt, jedenfalls werde ich hier sein und hoffe, dass Du Dein hartes 
Bett bei mir aufschlagen wirst, ich will es Dir bestens herrichten und 
freue mich. Dich beherbergen und Dir den Cicerone abgeben zu 
können. — Ich bin so von der Welt abgeschlossen, dass ich nichts 
höre, selbst vom Norden erfahre ich nichts. 

Das Telegramm des Aagau ist wirklich interessant, nicht weil 
es unsere Navigation rechtfertigt — ich wüsste nicht, wer sie 
kritisiren könnte — auch setze ich mich gerne — vielleicht allzu 
leicht — über Gerede hinaus, wenn es mein Handeln betrifft — 
nein, sondern das Telegramm gibt Anhaltspunkte für die Navigation 
des Tegetthoff, welche leider nicht begünstiget scheint, und kein 
weiteres Vordringen nach Ost erwarten lässt.*) 

Die Pläne und Karten unserer Fahrt sind in Arbeit, für die 
meteorologischen Beobachtungen wäre es sehr wünschenswerth, 
sogar nothwendig, dass Dein Aneroid »Neuhöfer« nachträglich 
ebenfalls verglichen werde. 

Es gibt viele Fragen, die mir zur Hebung unserer Marine 
am Herzen liegen. Dein Kommen wird mir Gelegenheit bieten, 
mehreres zu besprechen, damit Du unser Anwalt bei den Dele- 

*) Diese Voraussicht ist bekanntlich vollständig zur Wahrheit geworden. 



Nordbodsfah». 



' gationen einerseits sein kannst, anderseits datnit Du selbst thätig 
eingreifen kannst, um durch Dein Mitwirken Oesterreichs Dampf- 
schiffs-Rhederei zu heben und populär zu machen. 

Es wäre dies ein grosses Feld bedeutender Thätigkeit, die 
des unternehmenden, vom Nationalgeist durchglühten Mannes 
', würdig wäre. 

Es ist dies ein Feld, welches wegen Mangel an tüchtigen 
■ Männern brach liegt. Unsere Küste, durch ein Jahrhundert in jeder 
Hinsicht vernachlässigt und in den letzten Jahren nicht im Stande 
I sich emporzuschwingen, braucht die Unterstützung des Hinter- 
I landes. welches mit sich selbst zu sehr beschäftigt, das entfernte 
Meer und seine reichen Erwerbsquellen nicht kennt, auch keine 
I Gelegenheit hat es kennen zu lernen. 

Die Vortheile eines überseeischen Handels sind ja zu oft 
I besprochen, als dass ich es wagen sollte, Dir darüber zu schreiben, 
t doch hängt damit unsere Kriegsmarine zu sehr zusammen, als dass 
I es mich nicht interessiren sollte und Dir die Sache ans Herz zu 
f legen. — 

Komme also nun bestimmt, geniesse das Leben mit vollen 
' Zügen — doch stähie Deine Kraft — es gibt oft bittere, herbe 
I Momente im Leben, wo dies Noth thut. 

PoU, 2. Juni 1873. 
Wieder sind Monate vorüber, ohne dass ich ein Lebenszeichen 
von mir gegeben habe, ohne dass ich Dir meinen verbindlichsten 
Dank für die prachtvollen Photographien gesagt habe. Du kannst 
zu all dem Andern stolz sein, solche Photographien zustande ge- 
bracht zu haben. Mir bilden sie einen Schatz, reich an angenehmen, 
r grossen, nie zu vergessenden Erinnerungen, die schönsten und 
Itheuersten meiner rein seemännischen Laufbahn, umso- 
tmehr, als mein Glücksstern mich nicht wieder in jene Gegenden 
I fuhren dürfte. 

Endlich ist es mir gelungen, die Karte mit dem von uns durch- 
segelten Course fertig zu bekommen; in der Hoffnung, Dir eine 
kleine Freude zu machen, sende ich sie Dir. Auch meine Zusammen- 
stellungen sind nahezu fertig und bin ich nun mit Höfer*) in Cor- 
Irespondenz getreten, um das Nähere darüber zu vereinbaren, damit 
wenn ich nächstens nach Wien komme, ich Deine Ansichten und 
Deine Wünsche hören und ihnen entsprechen könne. 
Ich kann Dir nur von Herzen zu Deinem Amte während der 
A. 



z 



Ausstellungszeit, f 

■) Professor Hani 
iSeologischcT Farlimana 



i zur Zutheilung beim russischen Kaiser, be- 



i Höler, vou 
aa der IsbjÖr 



jei k. k. Btig- Akademie 
-Expedition theilfcnommi 



len Kaiser, be- 

,eobcr. welcher als ^^^^^^H 



182 Nonllandsfabrt. 

sonders aber zu jener beim Schah von Persien und der in Aus- 
sicht gestellten Reise gratuliren. Dir wäre es freilich auch ohne 
die Zutheilung möglich gewesen, vielmehr frei gestanden, Dich 
all den Persönlichkeiten zu nähern, so aber hast Du Gelegenheit, 
sie kennen zu lernen. Ich bin auch kein Hofmann, doch schätze 
ich mich glücklich, dass mir die Ehre zutheil wurde, dem Gross- 
fürsten Constantin (Grossadmiral) zugetheilt w^orden zu sein; bei 
ausgezeichneter Liebenswürdigkeit ist er in der russischen Marine 
eine hervorragende Capacität. 

Wenn ich nach Wien komme, werde ich an unsere Freund- 
schaft appelliren, damit mich der Ceremonienmeister in Protection 
nehme, bis dahin leb' wohl. Vorwürfe, nicht nach Pola gekommen 
zu sein, kann ich Dir wohl nicht machen — aber leid hat es mir 
gethan und so dem Spaun und allen meinen Freunden, die Dich 
hochachten und Dich gerne persönlich kennen gelernt hätten. 

Pola, 28. Juli 1873. 

Es ist immer wohlthuend, begeisternden Ideen zu folgen. In 
kurzen Worten hast Du mir in Deinem lieben, letzten Brief — 
eine Welt von Gedanken geschaffen. Nicht nur will ich mit Freuden 
mein Bestes thun, um mit meinen schwachen Kräften zu rathen 
und zu helfen — es wird mir aber auch grosse Genugthuung ge- 
währen, falls ich zum Glücken der Unternehmung im Mindesten 
beitragen kann. Doch lass uns vorderhand hoffen, dass Deine pro- 
jectirten Expeditionen nicht in Folge des Nichtzurückkehrens unserer 
unerschrockenen, lieben Freunde des »Tegetthoff«, sondern in 
Folge der Erfolge, die sie erreichten, geschehen wird; in diesem 
Falle dürften alle von Dir gekirrten hohen und Allerhöchsten 
Herren sich wahrscheinlich für eine weitere Erforschungsexpedition 
noch mehr interessiren. 

Deine Zutheilung beim Grossfürsten Constantin ist wohl die 
angenehmst(* Nachricht, die ich erwarten konnte — in Deiner lieben 
Gesellschaft wird mir das mich ehrende Corv^e erst recht ange- 
nehm sein — wenn es Dir möglich sein sollte, so trachte, dass mich 
das Obersthofmeister- Amt einige Tage vor der Ankunft des Gross- 
fürsten nach Wien beruft. 

Viceadmiral Baron Wüllerstorf au M. St. : 

Hotel de France, Palermo, 3. März 1873. 

Lieber Freund! 
Ich danke Ihnen herzlichst für die mir zugesendete warme 
und anziehende Beschreibung Ihrer Polarfahrt, die mich ausser- 



Noidlandsf^ihrt. 



!83 



^H ordentlich interessirte. Ich ItofFe, dass wir einmal in Graz darüber 
^B plaudern können, und dass es mir gegeben sein mag, wenn ich 
^H auch zu nichts Besserem mehr zu brauchen bin, wenigstens zuzu- 
^B hören, was Ihnen zu sehen, zu erfahren und zu würdigen gelang. 
^B ich habe es oft in diesen letzten Jahren empfunden, was es heisst, 
^H nicht mehr tüchtig zu sein für das thätige Opfer in Anspruch 
^1 nehmende Leben, wenn auf der anderen Seite mindestens die 
^H geistige Energie noch vorhanden, der Trieb noch vorhanden nach 
^H Erwerbung von Kenntnissen, Eindrücken und Erfahrungen und 
^1 nebst dem die Liebe zur Natur und der Drang noch da, die 
^H eigene kleine geistige Kraft daran zu setzen, um in dieser Natur 
^H und ihren Geheimnissen vorzudringen. Das ist Alles umsonst; der 
^B Körper ist alt geworden und vor der Zeit vielleicht gebrechlich, 
^B und Anderen bleibt es überlassen, den Genüssen zu leben, welche 
^H aus der Anspannung der eigenen Kräfte, aus den Anregungen, 
^B die in den schwierigsten Momenten unserer Seele, unserem Geiste 
^^a. zutheil werden, hervorgehen. 

^B Ich habe indess die Freude, dass eben auch unsere Marine, 

^^K die ich noch immer zu meinem Ich zähle, solche Menschen auf- 
^B weist, die gerne hinausgehen ins Leben, nicht um zu reden, 
^B sondern um zu handeln, wo der Mann seiner ganzen, vollen Kraft 
^^k bedarf, um sich zu erhalten, und für sich und Andere etwas zu 
^^V leisten. 

^H Ich glaube, dass, solange solche einzelne Kräfte der Marine 

^Hnicht fehlen, in ihr ein Kern verbleibt, der sie nöthigenfalls zu 
^B .höheren Leistungen mitreissen wird. Und weil ich diese Marine 
^H'lhrer unbewusst noch liebe, bin ich erfreut, dass die Kräfte sich 
^B^finden, die einmal auch zur eigenen Befriedigung etwas wagen 
^^B und daran setzen, ohne dass Pflicht, Disciplin oder sonstiges 
^^B dienstliches >Muss« sie dazu zwingen. 

^^B Bleiben Sie so, lieber Freund, so lange Sie können, steuern Sie 

^^B hinaus, ob eigener Antrieb, ob Anderes Sie bestimmt, mit offenem 

^^BiBlick, mit freudiger Sehnsucht nach erweitertem Gesichtskreise, 

^^Blösen Sie sich los, wo nur immer möglich von der ekligen Menge, 

^^Bwelche nach dem beliebten, leider viel zu sehr aus Venedig 

übertragenen Princip; salvar la pancia per i fighi, lebt und denkt 

und handelt, oder mindestens apathisch ohne höheres Interesse, 

ohne Drang, sich mästet und lieber in Lissa vor .'Vnker bleibt, 

kals einen Himme! bei der Mitternachtssonne anzustaunen, in Mitte 
von Eisbergen wunderbare Formen und Lichteffecte zu be- 
wundern. Bleiben Sie so, so lange Sie können, es werden sich 
Ihnen im Geiste jüngere Kräfte anschliessen und bei Gelegenheit 



1H4 Nordlandsfahrt. 

nacjh Dem streben, was ihr Admiral seiner selber würdig* be- 
funden. Das gute Beispiel geht nicht verloren, und auf diese 
Weise wird der Marine geholfen sein für die Gegenwart, und sie 
wird in glücklichen Zeiten günstige Resultate liefern. 

Ich bedauere, dieses Jahr wieder nicht zu den Deleg'ationen 
zu kommen, obschon ich ungern das Referat der Marine über- 
nehmen würde. Ich könnte ihr mehr helfen als einfacher Dele- 
girti*r, und würde nicht gezwungen sein, ihr selbst und ihrem 
liud^(»t entgegen zu treten, wo ich zur Einsicht gelange, dass bei 
gutcT Verwaltung oder bei Anstrebung möglicher Zwecke, die- 
s«^lben Resultate mit weniger Geld zu erreichen wären. Die 
Herren werden aber in diesem Falle verdriesslich und meinen, dass 
man abgefallen sei, um anderen Götzen zu dienen u. dgl. m., und 
(his ist langweilig. Auf der anderen Seite glauben aber manche 
Delegirte. dass ich unter einem Hute mit der Marine stecken 
müsste, und dass die Würdigung der finanziellen Verhältnisse des 
Staates nur ihnen möglich sei. 

So kommt es, dass ich gerne die Delegationen meide, wo 
ich (lic»sem Marinereferate kaum entgehen kann. 

Indess die Marine verliert nicht viel dabei, und am Gelde 
liegt endlich, ob es auch ein wenig karger zugemessen, nicht viel 
daran, wenn nur die gezahlten Leute, und ich meine dabei auch die 
mit l'lpauletten, ihre Pflicht thun und nicht nach dem parodirten 
Satze handeln: »Ich erwarte, dass meine Nächsten ihre Pflicht 
thun.' 

Nun. das ist I\ure Sache, und ich bin ein alter Plauscher, 
der sein Professorenthum nicht vergessen kann und immer wieder 
X'orträge hält, wo er längst das Maul halten könnte und sollte. 

Wenn ich aber mich diesmal dazu entschliesse und mir 
meinen ThiMl liabei denke, so geschieht es, weil ich Ihnen wohl 
will und Sie mit derlei Dingen nicht plagen möchte. Mir genügt 
es schon, dass Sie einen guten Weg traben und so weit g'e- 
kommtMi. um. wenn Sie es wollen, sich bemerkbar zu machen. 

KMi weiss. Manches im Leben kommt Kinem nach der Quere 
und nuu\v*hes Tepel tritt herein, woher man am wenigsten sich's 
verhv^tVte. uuvl wenn auch, so schmer/t das und benimmt Einem 
mvnv.entan einen Theil der eivjenen Kraft. 

Aber dai^econ ist nicht an/ukämpten. und der Mensch muss 
v;eviuLvi:c auch J.as Uinere ira l.ehen hinnehmen, das ihm Andere 
Vt':t*i:e:\. o> verwirivien. w ora\ er's nicht /um Besseren zu wenden 
\ ev:r,.-.k:. \"i*ra!\:\\ ov/.iv'li kar.Vi :v.an tu lerjter Autlösung- nur für 

'o'Vcv sei'.*, uuvi tür xlas eic^'v^c r:u:n und Lassen. 






NordlmdsfaTirl. 



^H Es wäre sehr schade und geradezu sündhaft, wenn Sie das, 

^H was Sie zu Land und See erlebt, nicht noch zur Zeit zu Papier 
^H brächten, in welcher die Eindrücke noch frisch und durch andere 
^H und die Zeit nicht verwischt oder abgeschwächt worden. 
^H Machen Sie sich daran, nach allen Richtungen Ihr Material 

^H zu sichten und zu ordnen und mindestens Schlagworte hinzuzu- 
^H schreiben, welche Ihnen als Anhaltspunkte in der Zukunft sein 
^H können, um die alten Empfindungen, den Enthusiasmus der ver- 
^H lebten Zeit wieder herzustellen, ohne welchen den schönsten Be- 
^H Schreibungen das eigentliche Leben fehlt. Zeichnen Sie eine kleine 
^H Karte dazu mit Ihren Coursen, Windrichtungen, Strömungen, 
^H Temperaturen des Wassers und der Luft, deren Druck u. s. w., 
^H was Sie haben und vereinigen können, was sich auf dem Papier 
^H darstellen lässt und für das Verständniss des Lesers erforderlich, 
^H Machen Sie das Ganze bereit, einen Verleger findet man bald 
^B dafür, wenn man kein Honorar anspricht. 

^H Aber machen Sie es sich zur Pflicht, das auch Anderen 

^H mindestens in einem Buche zugänglich zu machen, was Sie mit 
^H eigenen Augen gesehen und durch eigene Thätigkeit erzielt. Viel- 
^V leicht kriegt ein Anderer dadurch Lust, so was mitzumachen und 
^^ft kann sich vorkommendenfalls auch an Ihre Erfahrungen halten. 
^H Also nun heraus damit und nicht viel daran studirt, suchen 

^H Sie nur Ordnung in Ihrem Material und in den Ideen zu machen, 
^^M das ist vor Allem nothwendig; das Uebrige ergibt sich von selbst, 
^^1 Kann ich Ihnen irgendwie von Nutzen sein, so wissen Sie, wo 
^^u Sie mich finden, und zwar immer bereit finden können. 
^^M Ich denke, Ende Mai in Graz zu sein, wo ich mich durch 

^^P einige Monate, das heisst bis Anfang September, ruhig verhalte, 
^^B dann erst Wiener Ausstellung und was drum und dran hängt 
^^K anschauen will. Ich habe auch in Paris gefunden, dass es ange- 
^^■measener ist, erst nach der grossen Hitze sich mit derlei Dingen 
^B abzugeben, wenn man dies überhaupt mit einigem Gewinn thun 
^* will, auch ist da die Menge der Neugierigen abgethan und 

bleiben diejenigen, welche eingehend sehen wollen, in der 

Mehrzahl. 

IVon hier werde ich wahrscheinlich in 10 — 14 Tagen fort- 
gehen. Das Wetter ist schlecht und kühl, und ich habe keine 
Lust, unter solchen Verhältnissen zu reisen. Meine Absicht ist es, 
die Ostküsle bis Syracus anzusehen und nach Neapel, nach ge- 
thaner Arbeit in Sicilien, abzufahren. Und gearbeitet habe ich in 
der That: ich habe so viel gelesen, gesehen, studirt, dass ich 



IS6 Sordl-iDdsfahrt. 

Die Leute bringen sich weiter lustig um, fast jeden Tag- 
hört man von Morden, vielleicht wird's jetzt in der Fasten besser. 
Was die Regierung zu solchen Dingen und Zuständen hier sagt, 
wissen die Götter, die Menschen erfahren es nicht, dass es aber 
geradezu verbrecherisch ist, ein Land, besonders ein solches wie 
SiciÜen, dem Räuberwesen auszuliefern, das ist gewiss. Und 
wenn man sich denkt, dass dabei keine Strasse im Innern existirt, 
welche diesen Namen verdienen mochte, dass die nun seit zehn 
Jahren im Bau stehende Eisenbahn noch lange nicht beendet und 
im günstigsten Falle erst in zwei Jahren fertig sein wird, so fragt 
man sich in der That, ob dieses Land von der italienischen Ein- 
heitsregierung viel Vortheile aufzuzählen habe, und was dieses 
römische Parlament geleistet hat. 

Diese Insel könnte eine Goldgrube sein für die Finanzen 
Italiens, und weiss Gott, sie hätten's Noth. Statt dessen wachst 
das Räubergesinde!, Leben und Eigenthum sind nicht sicher und 
jedem Angriffe schutzlos blossge stellt. Es ist ein Wunder, dass 
der Handel noch so weit blüht. Aber diese Lateiner haben das 
Rechnen und Denken verlernt, und die es noch treiben, schreiben 
ihre Ideen in einer dem Volke und dem Gebildeten zugleich un- 
verständlichen Sprache, die man das ibello scrivere< nennt und die für 
die Zeit Dante's recht anständig gewesen sein mag, für uns aber 
einmal nicht passt. 

Also, schreiben .Sie was und nun adieu, mir geht's passabel. 
Mit einem warmen Händedruck Ihr alter, ergebener 

Wüllerstorf, 

Als im September 1874 die Ankunft der Bemannung des Tegett- 
hoff unter Führung Weyprecht's vom hohen Norden in Hamburg erwarte 
wurde, richtete die dortige Geographische Gesellschaft am 14. Seplemlier 
folgendes Schreiben nach Wien an M. St., welcher aber damals die k. k. Es- 
eadre in der Adria commandirte: 



>Nachdem der Vorstand der hiesigen Geographischen Gesell- 
schaft beschlossen hat, die mit Ruhm gekrönte, heimkehrende 
österreichische Nordpol-Expedätion unter Führung der Herren 
Weyprecht und Payer festlich in Hamburg zu empfangen, gibt er 
sich die Ehre. Sie zu der am 22. September anberaumten, ausser- 
ordentlichen .Sitzung der Gesellschaft hiedurch einzuladen. Da es 
im Uebrigen in der Absicht des Vorstandes liegt, die Herren 
Weyprecht und Payer per Staatsdarapfer auf der Elbe am 22. Sep- 
tember Vormittags einzuholen, so würde es dem Vorstande ein 
besonderes Vergnügen sein, Sie auch dann schon in ihrer Mitte 
zu sehen.« 



Nordlandsfaliil. 



M. St. erhielt dieses Schreiben zu spät, um noch ilen erfonlerlichen 
Urlaub zur Reise nach Hamburg erhalten zu könTien, Er antwortete lelc- 
graphisch : 

»Warmen Dank für den mir zutheil gewordenen so ehrenvollen 
Ruf in ihre Mitte, Von See kommend, erhielt ich denselben erst 
heute und kann ihm zu meinem eigenen Leidwesen nicht mehr 
folgen. Ich muss im Kreise der Männer fehlen, die glücklich 
wiederkehrende Freunde mit warmem Handschlag willkommen 
heissen. Wollen Sie aber meine freudigsten Grüsse überbringen 
und der Dolmetsch der Bewunderung sein, die gleich mir die 
ganze Escadre fühlt, für die ruhmvollen Sieger im tausendfachen 
Kampfe, den sie Schritt für Schritt gekämpft mit der Natur im 
Interesse menschlichen Wissens.« — 

Es ist bekannt, dass Weyprecht sich mit dem glänzenden Erfolge 
der von ihm geführten »Tegetth otf«- Expedition keineswegs zufrieden gab; im 
Gegentheile leitete er aus dem von unberechenbaren Zufällen beherrschten 
Verlaufe dieser Expedition gänzlich neue Ziele und Wege für die arktische 
Forschung ab. Die Zeit bis zu seinem Tode (29. März 18Ö1) benützte er 
neben wissenschaftlicher Bearbeitung der >Tegetl ho ff« -Beobachtungen zu einer 
emsigen Propaganda für die Verbreitung und Annahme seiner Ideen, deren 
Durchführung die Theilnahme sämmtlicher Seestaaten erforderte, in welchen 
der Pflege wissenschaftlicher Forschung der gebührende Platz eingeräumt 
wird. Er halte seinen Plänen so weit zur Anerkennung verholfen, dass schon 
kurze Zeit nach seinem Tode- beinahe aUe Seestaaten *) sich zur Eiablirung 
von Polar- Beobachtungsstationen vereinigen konnten, welche nach genau 
fixirtem, gemeinschaftlichem Plane auf die Dauer eines Jahres thätig sein 
sollten. 

Oesterreich-Ungarn fiel die Stution auf der arktischen Insel Jan 
Mayen zu — wieder war es Graf Hans Wilciek, welcher durch Ueber- 
nahme des Haupttheües der erforderhchen Auslagen die Aussendung der 
Expedition ermöglichte, 

M. St., zu jener Zeit Contreadmiral und Arsenalcommandant, nahm 
sich mit Feuereifer dieses Unternehmens an. Er wählte mit kundigem Blick 
das Personal, und er leitete die Ausrüstung des von der Marineleitung zur 
Reise desselben bewilligten Schiffes, des Tran Sportdampfers Pola. 

In Nachstehendem folgen nun einige auf diese Expedition Bezug 
nehmende Briefe. Wenn auch der Zeit nach wesentlich vorgreifend, dürften 
sie am besten hier eingereiht sein, wo überhaupt von M. St.'s Beziehungen 
zur arktischen Forschung die Rede ist. 

Zu besserem Versländnisse mag noch erwähnt sein, dass Weyprecht 
beabsichtigte, die Führung der österreichisch-ungarischen Expedition und die 
Leitung der arktischen Beobachtungsstation persönlich zu übernehmen. Doch 
war es ihm nicht beschieden, die Verwirklichung seiner, mühsam zur all- 
seitigen Annahme gebrachten Pläne, zu erleben. 



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Sctiwcden, Notwcgr 


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arktische und eine i 


iLirklische SlM 



188 Nordlandsfahrt. 

Admiral Stemeck war ein begeisterter Anhänger dieser Pläne, die er 
auch, wie schon erwähnt, später werkthätig zu fördern in die Lage kam; 
aber zugleich besorgte er, Weyprecht's volle Hingabe an die arktische Forschung 
könne den Verlust der werthvoUen Thätigkeit dieses hervorragenden See- 
officiers für den Dienst der k. und k. Kriegsmarine nach sich ziehen. Als 
Polar fahrer war M. St. voll des Interesses und der Theilnahme fiir Wey- 
precht's Thätigkeit; als Admiral aber sah er es für seine Pflicht an. diesen 
Officier, der sich bei Lissa in ganz besonderer Weise hervorgethan hatte, 
auch für fernere, voraussichtlich glänzende Dienste seinem kriegerischen 
Berufe zu erhalten, ein Conflict, den gerade M. St. zu jener Zeit recht 
schwer ertragen haben mag. 

Die nächstfolgenden Briefauszüge mögen dies beleuchten. 

Linienschiffs-Lieutenant Carl Weyprecht an M. St.: 

Triest, 9. April 1878. 

. . . Sie sprechen den Wunsch aus, etwas von meinem Thun 
und Lassen zu hören. Mit meinem Theile der wissenschaftlichen 
Arbeiten*) bin ich jetzt fertig. (Folgen Details, so auch über das 
damals von W. vorbereitete Buch: »Die Metamorphosen des Eises«, 
und den Plan zu einer ähnlichen, mehr populären Veröffentlichung-.) 
Jetzt möchte ich noch die erwähnte populäre Arbeit beendigen, 
allein ich glaube nicht, dass mir die Zeit dazu bleibt, denn ich bin 
nun vier Jahre am Lande, und man wird mich kaum noch lange 
in Ruhe lassen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit gethan und kann 
jetzt gehen; es geschieht ihm Recht, warum ist er als Mohr ge- 
boren. 

Ich stehe auf dem Sprunge, mir eine andere Laufbahn zu 
suchen, denn meine Carri^re in der Marine ist abgeschlossen. Bis 
ich avancire. brauche ich noch mindestens 15 — 20 Jahre, bis dahin 
müsste ich als Subaltern-Officier mich an Bord herumdrücken, und 
hiezu fehlt mir offen gestanden die Courage! 

Ich müsste ein Engel oder ein Schaf sein, wenn ich nach der 
schweren Verantwortlichkeit, die ich zwei Jahre mit Ehren getragen 
habe, nach der schrankenlosen Selbständigkeit und nach den 
Vorgängen nach unserer Rückkehr, die man mir trotz meines 
Sträubons aufgedrungen hat, wenn ich mich nach solchen Ereig- 
nissen, die den Charakter eines Menschen umwandeln müssen, 
wieder in die Stellung als zweiter oder dritter Officier an Bord 
eines kleinen Schiffes finden könnte. 

Ich war ein recht dummer Mohr, als ich nach der Heimkehr 
ein^- mir in Xorddeutschland angebotene, sehr schöne und lucrative 
.Stellun;^ ausschlug, weil ich es nicht für recht hielt, die Re- 

=' Von 'l'.-r »Tepetthoff« -Expedition l«S7l* 74. 



Nordlandäfahn, 189 

sultate der Expedition ausser Landes zu tragen. Idi habe 
mein Möglichstes gethan, um aus der Stufenleiter herauszukommen, 
in die Jeder von uns gezwängt ist, aber ich sehe, dass es absolut 

unmöglich ist. 



Admiral Slemeck antwortete: 



. 1. Mai 1878. 



Mein lieber Weyprechtl 

Niemand wird Ihre Empfindungen besser zu beurtheilen, zu 
würdigen wissen als ich; darum möchte ich aber Sie zur Geduld 
mahnen, und ausserdem, weiss man denn, was uns der morgige 
Tag bringt und bringen kann? Die politischen Wirren dürften 
endlich den seit Jahren die Marine drückenden Stillstand brechen, 
neues Leben bringen, wo nun nur die Jakobsleiter massgebend 
ist, verlässliche thatendurstige Kräfte aus verschollenen Winkeln 
hervorholen und zum Handeln berufen. 

Haben Sie also Geduld, lieber Weyprecht, es kann nicht 
mehr lange dauern, dass auch Ihren berechtigten Ansprüchen 
Rechnung getragen wird. 

Zugleich aber möchte ich diesem wohlgemeinten Rathe auch 
eine Bitte beifügen. Sie sind seit Jahren durch Ihre Arbeiten dem 
activen Dienste entzogen; ich weiss, dass Sie den Fortschritt, den 
unsere gegenwärtigen Marine Verhältnisse gemacht, nicht vernach- 
lässigt haben; doch dürften Sie sich wenig mit unserer Taktik, 
Torpedo- und Artilleriewesen beschäftigt haben. Nun, meine Bitte 
geht dahin, sich diesen Gegenständen zu widmen, ferners sich den 
unserer Marine zukommenden Theil bei einer Action, soweit dies 
' durch Conjuncturen möglich ist, zu vergegenwärtigen und supponirte 
Kriegsfälle zu studiren. (Folgen nähere diesfallige Andeutungen.) 



Hierauf Weyprecht; 

Tricsl, ti, Mai 1«78. 
Hochgeehrter Herr Contreadmiral! 
Ich erstatte Ihnen meinen aufrichtigsten Dank für das Inter- 
f esse an mir und meiner Zukunft, welches aus Ihrem geehrten 
i Schreiben hervorgeht. Dass ich die Marine nicht verlasse, wenn 
ein Krieg ausbricht, ist selbstverständlich, und in diesem Falle 
I würde es mir eine Ehre sein, wenn Sie mich in Ihrer näheren Um- 
I gebung zur Verwendung brächten. Ich habe in der Schlacht von 
I Lissa die Augen sehr offen gehalten, und aus meinen Erfahrungen 
von damals mir ganz bestimmte Ansichten gebildet. 



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.*-.->- - ■■ >: , - c ^-i TTiII nicht mehr 

■ . ^ N /..- . :: N.:r- xljesn ich mag' 



Nordlandsfahrt. 191 

mich nicht dazu entschliessen und habe auch offen gesagt weder 
Zeit noch Mittel dazu. 

Uebermorgen gehe ich auf 14 Tage nach Graz zu Admiral Wül- 
lerstorf, um etwas frische Luft zu schnappen und mit ihm über die 
meteorologischen Beobachtungen, deren Analyse er übernahm, zu 
conferiren. 

Mit ausgezeichneter Hochachtung und wiederholtem Danke, 
bleibe ich, hochgeehrter Herr Contreadmiral, Ihr ganz ergebenster 

Weyprecht. 

Triest, 1. März 1879. 

. . . Ich ziehe es selbstverständlich vor, die neue Expedition 
als Angehöriger der Kriegsmarine und mit Unterstützung 
derselben auszuführen, obwohl ich nicht anstehen würde, den 
Dienst zu verlassen, wenn ich auf allzugrosse Schwierigkeiten 
stossen würde. Ich habe deshalb bei der Marinesection ange- 
fragt und habe umgehend die nothigen Bewilligungen er- 
halten. 

. . . Meine weiteren Schritte werde ich nun nach den Be- 
schlüssen des Congresses zu Rom richten. Stellt es sich heraus, 
dass wir dort keine definitiven Zusicherungen der Theilnahme er- 
reichen — so gehen wir im nächsten Jahre allein. 

Triest, 29. März 1879. 

. . . Die Expedition ist beschlossene Sache zwischen Wilczek 
und mir; sie wird im nächsten Jahre zur Ausführung kommen. 
Nächste Woche will ich nach Rom, dort wird es sich zeigen, ob 
wir allein gehen, oder ob sich Jemand findet, der sich mit uns zu 
gemeinsamer Action verbindet! 

Es dauerte wohl noch zwei Jahre, bis es zur thatsächlichen Aussendung 
der Expeditionen kam; aber Weyprecht, der geniale und kühne Forscher, 
auf dessen Anregung sich endlich alle Culturstaaten zu gemeinsamer wissen- 
schaftlicher Arbeit rüsteten, ruhte im Grabe, zu tiefstem Schmerz seiner zahl- 
reichen Freunde und Anhänger! 

Graf Hans Wilczek an M. St.: 

San Remo, 4. April 1881. 

Lieber Freund! 
Es drängt mich. Dir in erster Linie meine Verzweiflung zu 
klagen — das sind schwere Tage — jetzt allein mit den Kindern, 
denen ich nicht zeigen darf, was in mir vorgeht. Marie muss vor 
jeder Aufregung geschützt werden, sie sieht mich misstrauisch an, 
wenn ich ein fröhliches Gesicht schneide, ich möchte ja lieber 



IfO 



Nordlandsfebrt. 



um den lieben, edlen Freund, um das unerreichte Ziel. 
Ich war ja so stolz, ihm die Hand bieten zu können, so dankbar, 
dass er mir die Gelegenheit gab, aus meiner Mittelmässigkeit 
herauszutreten, in der so Viele vegetiren und — Hasen schiessen. 
Ich weiss es, nun wäre es an mir, die Männer zu finden, sie anzu- 
eifern, ihnen beizustehen, das Unternehmen zu vollführen, welches 
Weyprecht in grossen Zügen vorgezeichnet hat. Doch, nicht allein 
die Energie des Wissens, das Können Weyprecht's fehlt ihnen, 
und mir, mir selbst fehlt der Freund, fehlt Weyprecht. 

Kalt und farblos scheinen mir nun die Wege, welche ich 
im Geiste so oft mit ihm gewandelt habe. Mir hat sich das Grab 
über Alles geschlossen. 

Florcni, 10. April 188i. 

Du kannst aus meinem letzten Brief entnehmen, wie nah mir 
der Tod des lieben Weyprecht ging. In San Remo war ich ganz 
weg! In Florenz, unter gesunden Menschen, fand ich wieder die 
Kraft, das zu thun, was ich soll. 

Habe auch entschieden, und telegraphirt, dass ich fort- 
setze . , . 

Heute sehe ich es als meine Pflicht an, die Faden, die ich 
noch in der Hand habe, nicht auszulassen: erstens um Intentionen 
Weyprecht's zu verwirklichen, zweitens um Oesterreich und unserer 
Marine den Ehrenplatz zu erhalten, den sie vom Anfange zu be- 
haupten das Recht hatten. 

Ich beschwöre Dich im Namen des unvergesslichen Wey- 
precht, im Namen der Wissenschaft: Gib mir einen Rath! 

Nenne mir Menschen, Oesterreicher, Marineofficiere, welche 
befähigt sind, sich in der kurzen Spanne Zeit so einzuarbeiten, 
dass sie ihren Platz in der Conferenz ausfüllen, und die Expe- 
dition, welche ich allein subventionire, auszurüsten und durchzu- 
führen im Stande sind! 

. . . Du kennst alle tüchtigen Menschen, bist ein gar gewandter, 
energischer, rechter Mann, daher wende ich mich an Dich, und 
an Deine unterstützende Hand, in diesem Moment der Krise . . . 



Graf Hans Wilczek, der edle und opferwillige Förderer der vater- 
ländischen Nordlandsforschung, wendete sich mit diesem Nolhschrei an den 
richtigen Mann! M. St, wusste zu erreichen, dass die oberste Marineleitung 
sich für die Jan Mayen-Expedilion zu intere.ssiren begann, das Transport- 
schiff »Pola« für dieselbe zur Verfügung stellte und dem Personale der 
Beobachlungsstalion Urlaube ertheilte. Am 18, August konnte M. St an 
Wilczek berichten: 




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193 



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PoK 2. Fcbntu 1882. 
Lieber Freund! 
F.» freut micli. Dir heute eine angenehme Nachricht geben 
KU können. Durch das herrlichste Wetter begünstigt, werden in 
jirht Tagen Wohnhaus und Observationshütten fertig sein. Bis nun 
hnl f» nicht geregnet, auch nicht geschneit, der Bau ist somit ganz 
lri>rk«n, ihn so bis zum Wegstauen auf Pola zu erhallen, wäre 
»ii'hr wünschenswerth, wir beabsichtigen deshalb. sämmtlicheHäuser, 
ar^bald Du sie gesehen ha.st, zu zerlegen, zur Einschiffung zu be- 
rvilun und unter Dach zu bringen; auch das übrige Material ist 
HU ziemlich beisammen, die Arbeiten auf Pola endlich im Gange, 
Allen geht gut. Komme also, um die Häuser einzuweihen und um 
mir eine unendliche Freude zu bereiten! Lass mich wissen, wann 
Du kommst und mit wem Du kommst, damit ich das Nothwen- 
digHte vorbereiten kann. 

Beiliegend findest Du ein Promemoria zur Errichtung eines 
Gymnasiums in Pola. Da es schon der Weltlauf will, dass ohne 
jaw/ö/i auch keine bussolai, so ersuche ich Dich, für uns stiefmütter- 
lich bedachte Polesaner Dein gewichtiges Wort einzulegen, damit 
, pola diese dringend nothwendige Anstalt zum Heile seiner Be- 
llet und der Marine erhalte. Ich unterlasse jede weitere 1 



Nordlandsfnhtl. 



197 



gründung, da die Nützlichkeit, die Noth wendigkeit einleuchten, 
unser Streben von Dir gewiss thatkräftigst unterstützt werden wird. 
Wahlgemuth ist auf Suche von einem Matrosenschuster 
und einem Bootsmann, er kommt nächster Tage zurück, um seine 
Arbeiten, denen er mit staunen swerthem Eifer obliegt, fortzusetzen, 
aber auch die Wahl der anderen Herren war eine gelungene.*) 



Hie 



die Antwort des Grafen Wilczek : 



IVitD. i). Februar 1882. 
Lieber Freund! 

Ich kann Dir nicht sagen, wie es mich immer anheimelt, 
einen Brief mit der schönen, feinen Schrift zu sehen von Dir! 
Deine Briefe brachten mir immer Gute.s, auch diesmal! Leider 
kann ich meinem Wunsche und dem Deinigen nicht folgen. Ich war 
diesen Winter derartig in Anspruch genommen, dassich es von Woche 
zu Woche verschieben musste, nach Pola zu kommen, und jetzt, wo 
es am wichtigsten oder wenigstens am interessantesten für mich 
wäre, liegt die Möglichkeit ferner denn je. Morgen muss ich nach 
Turin, von da nach Bologna und schliesslich via Brindisi nach 
Corfu. Anfangs März erst wird es mir möglich sein, an Pola zu 
denken, und da werde ich Dich eines schönen Tages telegraphisch 
überfallen und meine Ankunft Dir melden. Ich bitte Dich daher 
zu veranlassen, dass die Baracken abgebrochen und verladen werden ; 
bis in den März können sie nicht stehen bleiben. Auch zur Ab- 
fahrt der Pola komme ich dann gewiss mit Meran und einigen 
Familienmitgliedern. Nun aber möchte ich die richtigen Worte 
finden können, um Dir zu danken für Deinen edlen Feuereifer an 
der guten Sache und dasa Du die Expedition, welche Oesterreich 
hoch ehren wird, ermöglicht hast. Ohne Dich stünde es schlecht 
darum. Ich umarme Dich, Dein altergebener Freund 

Hans. 

Während meiner Abwesenheit lasse ich über die richtigen 
Mittel und Wege, das im Gesuch Gewünschte erreichbar zu 
machen, Erkundigungen einziehen. 

Pola, Aprü 1883. 
Liebe Mathilde! 
Das w*aren bewegte Tage, die ich nun hinter mir habe! Zum 
Glück hatten meine Gäste rechtzeitig die Flucht ergriffen, so dass 

") Der Stab der Eipedition bestand endgiltig ausser LinienschiHs-I-ieatcoanl Wohl- 
gemutb BUS den k, und k. SceolÜcicien: Basso, Bobrik. Sobicczky, GraUl und dem MariDearat 
Doctor F. Fischer. Wohlgemulh, als CorveHeo-Capitän Flügel-Adjutanl des KrunpriiiMn. 
starb am 28. Jänner ISSHi zu Wien als Linienschiffs-Capitän d. R. 



Nordlandsrahrt, 



irh ungfithiMlt und heiteren Sinnes den Festen zu Ehren der arktd>9 
schün Expedition beiwohnen konnte. fl 

Es ist ein neues Blatt, welches die österreichische Marine deafl 
Zukunft öffnet; wenn wir auch durch die traurigen Verhältnisse^ 
in die wir hineingedrängt worden, und durch namenlose Apathie, diefl 
wir über uns ergehen lassen müssen, verstimmt und zur UnthätigkcUfl 
verurtheilt sind, so bleibt es doch erfreulich, dass trotz alledemfl 
der Geist, der die Marine ausgezeichnet hat, sich bewährt. undH 
sobald die Gelegenheit sich bietet, die Marine leistungsfähiges« 
Männer zur That bereit hat. M 

Eines bedaure ich, dass Wilczek nur Gundacker, und nich^ 
mehr seiner Freunde, einflussreiche Persönlichkeiten, mitgebracht 
hat. Heklagenswerth ist es aber, dass die Presse so gar keineijH 
Antheil nimmt und diese Expedition todtschweigt. Für jede Börsenr» 
notir, für nichtsnutzige Gemeinderaths- und Stadtrat h-Verhand-^ 
lungcn bringt sie spaltenlange Artikel, für die Expedition, wahr^ 
scheinlich, weil sie hiefür nicht gekauft wurde, für eine wissen-^ 
schaftlichc Expedition, die von einem Manne ausgeht, desseiM 
Beispiel und Anregung sämmtliche Nationen folgten, fti|H 
diese Expedition, für diesen Mann hat sie kein Wort — erbärmlichH 

An Grafen Hans Wilczek: I 

PoU, le. April 1883. ■ 

Ueberbringer dieser Zeilen ist der neue Commandanl de^| 
Pola, in dessen Händen die glückliche Losung der Aufgaba,9 
unsere Freunde in Jan Mayen abzuholen, sichergestellt ist. I 

Corvettencapitän Albrecht*) ist im vollen Sinne des Worte« 
»Seemann-, Er kommt, sich Dir vorstellen, um Deine Wünsche undB 
Befehle einzuhoSen, ich empfehle ihn Dir wärmstens. Beim Ge<9 
danken seiner Mission kann ich das Gefühl des Neides nicht unter^ 
drücken, wie glücklich wäre ich, ihn begleiten zu können. ■ 

Pola. 21. Juli 18S3. M 

Ich war bei der Enthüllung des Tegetlhoff-Monumente« 
in Marburg. Es hat mir wohlgethan, Menschen zu finden, die denfl 
Unvergesslichen gebührende Anerkennung zollen, Hochachtung^^ 
Verehrung, Liebe enthusiastisch seinen Manen darbrachten. Wie Dufl 
weisst, ist das Monument sehr gut ausgefallen, die AehnlichkeitS 
, derAusdruck ausgezeichnet. Auf einer Deiner Irrfahrten solltest Qifl 
I ansehen, es würde Dich gewiss freuen. H 

Was mögen unsere Freunde auf Jan Mayen machen M 
Pochenden Herzens jedenfalls erwarten sie Pola, die in Islan^f 

*l GcBtarbcD 20. AuguM 1884 zu Pola. ^M 



KordlandsCahrt. 

einen günstigen Augenblick zur Ueberfahrt erwartet. Ks sprechen 
viele Gründe für diese Navigation, ich hätte lieber die alte Route 
gewählt. 

Eben erhalte ich Nachricht, dass Du i» Wien bist, ich kann 
mir vorstellen, wie Du, mit der Ausstellung viel beschäftigt, Dich 
abhetzest. Wie Dir Alles gelingt, wird auch dies gelingen, jedenfalls 
begleiten Dich meine besten Wünsche, vielleicht habe ich das 
Glück, Dich zu sehen, denn wenn mir raÖglich, komme ich nach 
Wien. 

Pola. 24. Aue»« 1883. 

Lass Dir nochmals Glück wünschen zu dem ausgezeichneten 
Erfolg, den die von Dir ins Leben gerufene und mit Kämpfen 
und Sorgen durchgeführte Expedition Dir zum Triumphe erreicht 
hat. Ich begreife die Genugthuung, die Dich erfüllen muss, auf 
allen Wegen und Bahnen, überall siegreich durchzudringen. Gott 
erhalte Dir das rege Interesse an allem Schönen der Wissenschaft 
und der Kunst, und möge Deine Thatkraft, Deine Opferwilligkeit 
wie bisher mit Erfolg und der Anerkennung aller Oesterreicher 
gekrönt werden. 

Ich komme, Dir auch endlich für die Mittheilung der gnädigen 
Worte des Kronprinzen, welche Du mir in Deinem lieben Schreiben 
mitgetheilt hast, meinen Dank sagen. Wie jeder Mann, so habe 
ich auch hie und da ein freundliches Wort nothwcndig, umsomehr 
aber ich, um die mich immer noch kränkende Zurücksetzung,*) 
die ich im Anfange meiner Carri^re erfahren habe, zu überwinden 
und um mich zum Ausharren für einige Jahre wenigstens noch 
anzuspornen. Ich hatte eine Mutter, die mich damals vom Aus- 
tritte aus der Marine zurückhielt, ihr gelobte ich, die Schmach, 
die mir zutheil wurde, gut zu machen. Ich habe mein Wort meiner 
guten Mutter gehalten, aber geheilt ist die einmal geschlagene 
Wunde noch immer nicht. Das ist das Geheimniss meiner langen 
Laufbahn und dazu die Ohnmacht, der Marine bei ihrem merk- 
lichen Rückschritt nützen zu können, macht das thätige Fortdienen 
sauer, darum nochmals schönen Dank für die freundlichen Worte, 
die Du mir mitgetheilt hast. 

Gestern habe ich meinen Urlaub erhalten und heute reise 
ich ab, um in den Bergen Kärntens und vielleicht auch auf der 
Jagd in der LÖlling Zerstreuung zu suchen. Ende September komme 

•) Während der wirraisivoUen DienslverbühnisBC, welche in der Krießstnarinc 
im Jtthre 1S4S längere Zeit andanerten, waren zwei jüngere Kameraden M. Sl.'s einige 
Wochen früher als er lu Officieten tmannt worden. Vgl. Geschichte der k. k. Knegs- 
marine, III., 1. B.ind, Anhang, S. 24. 



200 Nordlandsiahrt. 

ich dann nach Wien, um Dich aufzusuchen, die Ausstellung* zu 
sehen, endlich auch, um Wohlgemuth zu begrüssen; einstweilen 
leb' wohl und erhalte mir Deine Freundschaft. 

Pola, 16. August 1883. 
Liebe Mathilde! 

Wie Du gelesen haben wirst, ist die arktische Expedition von 
Jan Mayen glücklich un(} zu aller Welt Ueberraschung schnell in 
Drontheim angekommen. 

Nach Briefen und Berichten, die ich seither erhalten, sind 
die Erfolge in jeder Hinsicht ausserordentliche. 

Du kannst Dir denken, wie mein Marineherz darüber stolz 
und glücklich ist; es ist wieder ein Beweis, welche aus- 
gezeichneten geistigen Kräfte, welche unverwüstliche 
Ausdauer unsere Officiere auszeichnet! Die Begegnung mit den 
Heimkehrenden, die ich mir möglich machen möchte, könnte ein 
Verspäten der Ankunft in der LöUing und Silberegg verursachen ; 
in dem Falle sehe ich Dich freilich nur im Fluge. 




Admiral. 



Bei der Ernennung zum Flaggen offici er war M. St, die baldige Ver- 
wendung im activen Seediensie in Aussicht gestellt worden. Diese Zusage 
verwirklichte sich nach etwa einem Jahre; am 21. December 1873 hisste 
der Contreadmiral seine Commandoflagge an Bord der schönec, neuen Fregatte 
Radetzky. M. St. 's Escadrecommando dauerte bis zum 2. Jänner 1876 ; vom 
12, Februar bis 3. August 1874 wftr das CasemattschifT Kaiser sein 
FlaggenschifE 

Nur wenige Briefe aus jener Periode liegen vor; von diesen mögen 
die folgenden hier PlaU finden, (Die beiden ersten beziehen sich auf die 
Uebersendung des eben fertig gewordenen Handbuches über Takelung und 
Ankerkunde — eines Buches, welches zu den verschiedenen werthvoUen 
Unterrichtsbehelfen zahlt, die unter Leitung des Militär-Hafencommandanten 
M. St. geschaffen worden waren.) — 



An Generalmajor 

Rudolf: 



Latour, Erzieher des Kronprinzen Erzherzog 



Janncr lö74. 
Verehrter, Heber Freund! 
Ermuntert durch die Kenntniss des warmen, das Bewusslsein 
jedes Seemannes so erhebenden Interesses, das Seine k. Hoheit 
unser Kronprinz den maritimen Studien zu widmen geruht, um 
diesen Theil der Wehrkraft der Monarchie nicht nur im Grossen 
und Ganzen, sondern auch in seinen speciellen Eigenthümlichkeiten 
vollkommen zu kennen, erlaube ich mir. Dir ein Exemplar der 
Takelung und Ankerkunde mit der Bitte zu übersenden, dieses 
— falls Du es dem Zweck entsprechend und werth findest — Seiner 
k. Hoheit dem Kronprinzen als bescheidenes Zeichen meiner ehr- 
furchtsvollsten Ergebenheil gütigst zu Füssen legen zu wollen. 
Erlaube mir noch, dieser Bitte einige kurze, durch die Wesenheit 
des Werkes selbst bedingte Worte folgen zu lassen. Die Fort- 
schritte und Erfahrungen auf dem Gebiete der Mechanik, die 
mannigfache Verwendung von Draht statt Hanftau und die wesent- 
lichen Verbesserungen im Bereiche der Ankerkunde bedingten 
eine zeitgemässe, diesen Umstanden Rechnung tragende Verände- 
rung aller hierüber für den Seeofficier bestehenden Lehrbücher, 



203 



und rt'gften mich an, dieses Werk mit Zuhilfenahme einigfi 
tüchtiger Seeofficiere *) zustande zu bring:en, welches alles Wissens- 
werOiP auf dem Gebiete der maritimen Ausrüstung und Auftakelung 
i>nthUlt und somit ein vollkommenes Bild des in See zu stechen 
l)«rt'iton .Schiffes geben soll. 

Die technisehen Ausdrücke sowie die Terminologie der 
Takelung und Ankerkunde sind nicht selten abweichend von den 
suiiat im Norddeutschen in Anwendung stehenden Bezeichnungen. 
rlmii hielt ich an ihrer Anwendung, weil sie sich speciell in unserer 
Marini^ durch den steten Gebrauch eingebürgert haben und als 
»pocifixch österreichisch betrachtet werden müssen, umsomehr fest. 

Um dem Seeofficierscorps, welches fast ausnahmslos dem 
Binnenland der Monarchie angehört, die Möglichkeil zu bieten. 
auch die üblichen Benennungen an Bord von Seiner Majestät 
Krieg.sschiff kennen lernen zu lassen, wurde jedem technisch see- 
männischen Ausdrucke in Klammern jene Uebersetzung beigefügt, 
die, obwohl der italienischen im Allgemeinen gleichlautend, doch 
von dieser mannigfach abweicht und als unserer Küstenbevölkerung 
eigenes, eigenthümliches Idiom anzusehen ist. 

Ich schliesse, die Bitte wagend, im Sinne dieser meiner vor- 
stehenden Zeilen dem Werk, welches durch die Munificenz der 
k. und k. Marinesection in Druck gelegt und als Lehrbuch ; 
niimmen wurde, eine gütige Beurtheilung angedeihen zu lasse 
und zeichne mich mit dem Ausdrucke meiner besonderer 
achtung und Verehrung dcro ergebener Sterneck. 

Generalmajor v. Latour, Erzieher Seiner k. und k. Hoheit des Kron- 
prinzen, übermittelte im Auftrage desselben freundliehen Dank mit dem E 
(Hgea, >d^s Seine k. u. k. Hoheit die Absicht habe, seinerzeit bei Höcl; 
dessen maritimen Studien dieses Werk fleissig zu benutzen«. 



An Grafen Hans Wilczek : 



. 16. Jan 



r 1874. 1 



Unter den Tausend Dir gewidmeten und verehrten Schriftei 
Büchern. Kleinigkeiten wird es viele geben, die den Werth diese^ 
Werkes nicht viel überragen, Dir dessenungeachtet von Zeit zu 
Zeit, wenn eben Dein Blick auf dieselben fällt, eine angenehme 
Erinnerung bieten; dies ebenfalls zu erreichen, ist meine Absicht, 
indem ich Dir die Takelungskunde übersende; möge Dich dieses 
Buch unter den vielen anderen schönen Andenken hie und da an 
die glücklichen, zusammen verlebten Stunden erinnern und i 
in Dein Gedächtniss zurückrufen. 



. Jcdi. 



•) Es ■ 



vornehmlich die Liniünschiffs-LieutemiDte : Letqrald ! 



Beim Jatireswechsel wurde Deiner, dem Freunde und Ge- 
fährten des Isbjöm, an Bord des Flaggen seh iffes durch ein drei- 
maliges begeistertes Hurrah gedacht; möge Dir Glück bei allen 
Deinen Unternehmungen lächeln, Du zufrieden und fröhlich das 
Leben geniessen und das Schicksal Dir und Deinen lieben Kindern 
günstig sein — und Deine verehrte Mutter und Gemahlin Gott 
erhalten. 

Leb' wohl, nächstens soll ich nach Spanien und ich dürfte 
Dich längere Zeit, vielleicht Jahre nicht sehen, wenn nicht das 
gütige Geschick es so fügt, dass Du zu mir kommst. — 

Die nächstfolgenden Briefe an M. St.'s Bruder Hermann (Mani) und 
des letzteren Sohn Richard lassen es angezeigt erscheinen, zu besserer 
Orientirung des Lesers die nachfolgende Einschaltung Platz greifen zu lassen. 

Der Vater des Admirals Max Stemeck war (wie dies schon in der 
einleitenden genealogisch-biographischen Skizze angedeutet erscheint, S. 6), 
zweimal vermählt gewesen. Seine erste Gemahlin Anna, Tochter des Ge- 
heimen Rathes und AppeUations-Gerichts-Vicepräsidenten Albert Ritter von 
Lewin-Lewinski, hinlerliess ihm bei ihrem am 31. Juli 1812 erfolgten Tode 
drei Söhne: Albert, welcher im Jünglingsalter starb; Carl, im Jahre 184S 
schon »wirklicher! Hauptmann, für Verdienste in den Kriegen 1848/49 
mit dem Militär-Verdienstkreuz und dem Orden der Eisernen Krone ausge- 
zeichnet, starb er als k, k. Major im Ruhestande am 28. October 1871; 
und Hermann (Mani), welcher sich der politischen Beamtenlaufbahn widmete, 
_und hochbetagt am 26. December 1890 als k. k. Hofrath. i. R. starb. 

Dieser Sohn Hermann, M. St.'s ältester Stief- oder Halbbruder, war 
der einzige, welcher einen Sohn, Richard, hinterliess. 

Richard, M. St.'s einziger Stiefneffe, war am 27. Juni 1853 zu Görz 
zur Welt gekommen; seine Mutter, Eugenie, war eine geborene FreÜn Dick- 
mann V. Seherau. 

Richard wurde im k. k. Theresianum zu Wien erzogen, erwarb die 
juridische Doctorswürde und widmete sich der diplomatischen Laufbahn, 

Sein Oheim Max, der Admiral, nahm immer mehr wachsenden Antheil 
an dem jungen, vielversprechenden Manne; es erheUt dies unter Anderem, auch 
aus der eingehenden Correspondenz, die er zeitweise mit ihm unterhielt. 

Als k. u. k. Legat ionssecretär in Dresden ehelichte Richard im Jahre 

1892 die Witwe des königlich sächsischen Hauptmannes v. Dziembowski, 
Tochter des George Griswold aus New-York, starb aber bereits am 4. October 

1893 in Wien als Legationsralh der k, u. k. Gesandtschaft in Rumänien. Ein 
posthumer Sohn entstammte dieser Ehe am 26. December 1893, welcher 
nach seinem Vater ebenfaUs Richard getauft wurde. Dieses Kind ist es, 
welches drei Jahre später, durch Wiederverehelichung der Mutler, den Ad- 

' miral Max Stemeck zum zweiten Vater erhielt, 

Angesichts der etwas verwickelten Verwandtschafls Verhältnisse in der 
Familie Stemeck dürfte es zulassig erscheinen, obiges schon jetzt anzuführen, 
um dem ferner stehenden Leser das Verständniss der noch folgenden Partien 
dieser »Erinnerungen« zu erleichtem. 






20t 



Bnrcellona, 18. Juni 
Mein lieber Mani! 

Deine Nachrichten und die Aussicht, dass Richard zu mir 
kommen will, hat mich sehr erfreut. Seiner Einschiffung steht 
nichts im Wege, und wo er mich im August trifft, werde ich Dir 
zur rechten Zeit wissen lassen — ich erwarte eben meine Ab- 
berufung von Spanien — wenigstens habe ich diese beantragt. 
weil ich mein weiteres Verweilen hier nicht mehr nothwendig 
finde; kenne vorderhand meine nächste Bestimmung noch nicht. 

Wie schade, dass er diese Monate nicht mit mir in Sfianien 
war, er hätte das ganze Land kenneu gelernt. Vor Allem Bar- 
cellona, den Haupt handelsplatz des Landes — aufstrebend und 
reich in Jeder Beziehung -^ Cartagena, die zerschossene Cantonal- 
stadt; Cadix, die Perle des Oceans; Cordova, berühmt als 
maurisches Ueberbleibsel ; Gibraltar, Tanger, dann Malaga mit 
Granada und der Alhambra — den reizendsten Aufenthalt, dqp 
ich kennen gelernt habe, endlich Valencia und Madrid mit Toledo, 
Aranjuez und den Escurial, wohin ich morgen noch reise — 
schade, es wären ihm Land und Leute aller Provinzen bekannt 
geworden, nebstbei hätte es ihm an Unterhaltungen auch nicht 
gefehlt. 

Leb' wohl, lieber Bruder, meine Abreise und nächste Be- 
stimmung werde ich Dir bekanntgeben, und im August rechne 
ich auf Richards Gesellschaft. Mit herzlichem Gruss, Dein auf- 
richtiger Max, 

Im Frühjahr 1875 fand die Reise Seiner Majestät des Kaisers nach 
Dalmatien statt, welche in Professor CoHevina's Buch*) ausführliche Beschreibung 
gefunden hat. Gelegentlich dieser Reise wurde auch die von M. St. commajidirte 
Escadre von Seiner Majestät im Canal von Fasana eingehend inspicirt. 

2. ApriL 

Nächster Tage kommt der Kaiser; Alles ist in Bewegung, 

ihn kaiserlich zu empfangen, ich hoffe, er wird mit der Marine 
im Allgemeinen und im Detail zufrieden sein, so auch mit den 
Leistungen der Escadre und mit mir selbst. 

13. April 187Ö. 

Der Kaiser ist bei allen Gelegenheiten sehr gnädig mit mir, 
dies wohl Ersatz fiir die vielen Sorgen und Mühen, welche die 
Reise für mich hat. In einigen Tagen erwarte ich bestimmte Be- 
fehle, und gehe ich nach Ragusa ab, wo die Escadre ihn erwarten 
wird. Der Enthusiasmus der Bevölkerung hier ist ein ausser- 

•) Allcrhöchsle Reise Sr. M. Kiisers Frani Joseph I. durch Triesl, G5n nach 
Venedig, Isiriea. Dalmalicn und Fiuroe 1875. Maouscript, im Selbslvctlag, Wien 1875. 




ordentlicher und wahrlich ergreifend. Zara hat das Unmögliche 
geleistet, um den Kaiser zu empfangen — die Stadt ist sauber 
und glänzend hergerichtet. Nur bin ich mit der Kreuz- und Quer- 
tour, die man den Kaiser durch Dalmatien machen lasst, nicht 
einverstanden, sie ist zu beschwerlich und kostspielig, auch ist die 
Jahreszeit schlecht gewählt, wir werden vom Regen viel zu leiden 
haben, und der Kaiser, der nur Wasser trinkt, scheint das Wetter 
nicht gut zu vertragen. 



An den Neffen Richard: 
Lieber Richard! 



I. Decembcr 1874 



Gestern erhielt ich den Befeh!, nach dem Orient abzugehen, 
und so gedenke ich gleich nach Neujahr die Anker zu lichten. 
Wenn Du den 2. Morgens von Wien abreist, so bist Du den 
3. Morgens hier und den 4. Tag, den ich zur Abfahrt bestimmt 
habe, gehen wir in See. In Triest angekommen, nimmst Du am 
Bahnhof einen Cab und fährst zu mir in die Wohnung Via Annun- 
ziata Nr. 1, 1. Stock. Deine Ungeduld freut mich, auch freut es 
mich, dass Du nicht mehr lange warten musst und diese letzten 
Tage ohne Ungeduld Deinem Vater widmen kannst. 

PS. Vergiss ja nicht Deine Uniform, in Athen musst Du zu 
Hof gehen. 



i 



«K 



Admüvl. 



Seinet Majestät Fregatte RaJetiky. , 

PoU, 1. Jänner 1876. 
Meine liebe, theure Mathilde! 

Wenn Du meine Zeilen erhallen haben wirst , wird auch 
meine Herrlichkeit als Escadrecommandant zu Ende sein. 

Es kostet mich einen tiefen Seufzer, das Schiffsleben zu ver- 
lassen, um mich nach Pola zu vergraben, und ich fühle mich recht 
trübe gestimmt. Wer unser Leben zur See einmal genossen, dem 
ist's schwer ums Herz, es zu verlassen. 

Der Gedanke aber, der mich in diesem Augenblick besonders 
betrübt, ist der Abschied auf vielleicht viele, viele Jahre — und 
wird es mir dann noch denselben Reiz bieten? Ich vergleiche 
es mit einer Geliebten; werde ich sie als alter Herr, vielleicht 
kränklich, jedenfalls nicht so thatkräftig wie in diesem Augenblick, 
noch so lieben können wie heute? Wir sind wandelbar! 




Nach Uebergabe des Escadrecommandos fiel dem Admiral die Leitung 
des k. k. Seearsenals KU Pola zu. Diesen Posten bekleidete er durch nahezu 
acht Jahre bis zu seiner Ernennung zum Vicoadmiral, Chef der Marine- 
section des k. und k. Reichs-Kriegsministeriums und Marine-Commandanten. 

Dieses Commando des k. k. Seearseiials war fiir ihn ein gänzlich neuer 
Wirkungskreis, welcher ihm angesichts des nur langsamen Fortschrittes in 
der Vergrösserung und technischen Entwicklung der Flotte wenig Freude 
bereitete. 



Adbfisl. 



207 



Pols, 8. Mira 1876. 
Meine liebe Mathilde! 

Zwischen Dienst, der mir den ganzen Tag ausfüllt, und häus- 
lichem Leben vergeht mir die Zeit, ohne recht zu wissen wie; oft 
ist mir der Tag zu kurz, und nur ein Bedauern stört meinen Auf- 
enthalt hier, das ist, dass Tegetthoff nicht mehr existirt und wir 
jedenfalls nicht vorwärts schreiten. 

Merkwürdig sind die hohen Herren I Sie sind ihm jetzt noch 
gram, dass er immer noch so gross und unersetzt dasteht; ich 
muss oft über diese Würmer lächeln. Das.s ich mir dabei keine 
Freunde mache, kannst Du Dir denken. 



Mein lieber Richard! 

Du mahnst mich, indiscret zu sein, ich folge Dir gerne, weiss 
ich doch, dass es Dir eine Freude ist, mir eine Freude zu machen. 
Die Bilder haben 49'/j Centimeter Breite bei 427s Centimeter 
Höhe und bilden ein Buch von 10 Centimeter Dicke. Es sind 
nämlich über 130 Photographien, die das Album bilden. Mit dem 
Album sende mir aber auch Deine Photographie sowie jene von 
Deinem Vater. 

Hier fand ich bei meiner Rückkehr die Hände voll Arbeit; 
während meiner Abwesenheit erinnerte ich mich an viele Sachen, 
die nUr entgangen waren, und nun geht's wieder mit Dampf vor- 
wärts. Auch freue ich mich des sichtlichen Fortschrittes; wenn'.s 
noch einige Zeit dauert, habe ich keine Arbeit mehr, und die 
Marine ist bis auf das letzte Stückerl (insofeme es das Arsenal 
betrifft) fertig. Dir getraue ich mir's zu sagen: so bekümmerten 
Herzens ich vor l(j Monaten das Arsenal übernahm, so freudig 
bin ich heute über das Resultat dieser Arbeit, dabei habe ich 
mein altes Princip verfolgt: Wissen, was ich will, und Wollen; 
hiezu die ausgezeichneten Kräfte so gut wie die schwachen aus- 
zunützen, ist das Geheimniss des Erfolges. 

Baron Kübeck, •} Dein Nachbar, war vor ein paar Tagen hier 
und sprach von Dir mit grosser Freundschaft, er wird Dich be- 
suchen und Dir meine Grüsse bring-en; ich kenne ihn nur ober- 
flächlich und weiss nicht, ihn als Farlamentsmann zu beurtheilen; 
er gefallt mir aber besser als manche Herrenhausmitglieder, die 
ich kennen gelernt habe, die aber bei dem besten Willen alle 
Fünfe grad' sein lassen und von der Vorsehung Alles erwarten. 

•) Max Baton Kübeck, HekliBralhsabeeordQeter, von Jugend auf durch mehr- 
jährigea Dienst in Vtnedig und Fiume mit den Angelegenheiten der Marine innig »er- 
Iraut und ihrer EDtwicklong lebhaft lugelhan. 



308 



Kübeck ist Marineenthusiast und hilft uns über Budg-etklippej^| 
wofür wir ihni zu Dank verpflichtet sind. 

Noch habe ich keine Ahnung", was mit mir im Falle einer 
Ausrüstung: geschieht. Wenn je, so bedauere ich, dass Tegettho ff 
nicht mehr ist. Ich wüsste, dass ich ihm zur Seite stehen und ibi^H 
unbedingtes Vertrauen entgegenbringen würde. Wer wird ihn aU^H 

ersetzen können? '^H 

PoU, 5. Man 181^H 

Du bist ein prachtvoller Kerl! Das war mein Gedanke, ^H 
ich heute Deine Zeilen erhielt; ich danke Dir auch recht sehr für 
den lieben Beweis, mich im Zauber von Paris nicht vergessen zu 
haben, Ich bin Dir noch für Deinen letzten, vom 27. datirten Brief 
Antwort schuldig. Deine Beschreibungen und Auseinandersetzungen 
haben mich sehr interessirt, und ich gestehe es Dir, sie haben 
mich über die gegenwärtigen Verhältnisse Frankreichs mehr ein- 
geweiht und aufgeklärt, als alle mir sonst untergekommenen Be- 
richte; mich interessiren auch seither Zeitungsnachrichten über 
Frankreich viel mehr. Nun wünsche ich Dir von Herzen, dass Du 
Dich recht gut in Paris unterhältst und viele Leute kennen lernst; 
bei Deiner Auffassungsgabe wird es Dir gelingen, nebstbei Schätze 
von Erfahrungen und Kenntnisse über Land und Leute sowie 
sociale Zustände zu sammeln, Paris ist doch immer noch das Herz 
Frankreichs. Auch freue ich mich, Dich seinerzeit wiederzusehen, 
um Dich zu umarmen und auszuquetschen. 

Von hierzulande nicht viel Tröstliches; der nächstens aus- 
brechende russisch-türkische Krieg, die traurigen vaterländischen 
finanziellen Verhältnisse, das nach Hegemonie lechzende und strei- 
tende Ungarn, endlich das lauernde Slaventhum bei dem wenig 
entwickelten und sich fühlenden Oesterreicherthum sind lauter 
Verwicklungen, die unser Staatswesen im Innern wenigstens zu 
erschüttern drohen. 

Wir rüsten nicht, doch werden Massregeln getroffen, die 
jedenfalls Vorbereitungen zum Rüsten sind. 

Pola. I. JnU Iffi 

Das mir eingesandte Torpedoproject habe ich dem betreffe! 
den technischen Referenten zur Begutachtung übergeben — er 
soll nämlich seine Ansicht über die theoretische Seite der Idee 
geben. Von der praktischen Seite beurtheilt, muss ich leider ein 
ungünstiges Unheil abgeben. Sowohl das Kautschukrohr als die 
Drähte können nur eine sehr begrenzte Länge haben, das Boot, 
welches den Torpedo lancirt. ist somit gezwungen, in das i 



samste Feuer des angegriffenen Objcctes zu gehen, wodurch 
yO'/s Procent Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass es unverrich- 
teter Dinge zu Grunde geht. Der gegenwärtige Seekrieg ist wohl 
hauptsächlich auf persönliche Tapferkeit und Todesverachtung 
basirt — es wird viel auf gut Glück riskirt werden müssen, und 
anstatt jenem Torpedo werden einfachere und wuchtigere Zer- 
störungsmittel gebraucht werden müssen. Dies vorderhand meine 
Ansicht, nächstens das Weitere. 

Pola. *J, AuEUsf ]S7f<. 

Meine liebe, tlieuere Mathilde! 
Wieder sind Wochen verstrichen, ohne dass ich ein Lebens- 
zeichen gegeben hätte — verzeih'! ich komme so schwer zum Schreiben 
— von dem vielen Schreiben und den Acten wird mir das Schreiben 
schwer. — Ausserdem habe ich viele, viele Sorgen. — Die gegen- 
wärtige Epoche ladet mir tausend Arbeiten auf, und rücksichtslos 
wird mit den kargen Mitteln disponirt, so dass ich nicht weiss, 
wie ich den Anforderungen genügen und das Auskommen werde 
finden können. — Ich weiss nicht, ob ich dies Gebahren ein kindisches 
In-den-Tag-hinein-leben oder ein kopfloses nennen soll — ich 
fürchte, Beides ist der Fall. — Wer weiss, was uns das künftige 
Jahr bringt und es wird nur auf heute gedacht. — Ja, liebe Ma- 
thilde, mit Sorgen sehe ich in die Zukunft und kann mich des 
Gedankens nicht erwehren — wo bist Du. mein Tegetthoff — 
wo ist Dein schaffender Geist, Deine Thatkraft? Wir gehen seit 
seinem Tode zurück, es ist nicht mehr Stillstand, es ist Rückgang, 
I den wir nun zu verzeichnen haben. Doch lassen wir dies Thema, 
I das mich unwillkürlich fort und fort beschäftigt. 

Pola, ai. Augusl lf)7S. 
Lieber Richard! 
Ich habe heute an Schönfeld*) geschrieben und Dich und Deine 
( Sache wärmstens empfohlen — ich hoffe, dass Dein Wunsch in 
I Erfüllung gehen wird. Ich schrieb ihm auch, dass Du in seiner 
Aratskanzlei um eine Audienz ansuchen wirst, damit er Dich per- 
' sönlich kennen lerne; ich bin überzeugt, dass dies meine Bitte 
bestens unterstützen wird. 

Werfe Dich also in Deine Uniform und stelle Dich vor Allem 
I dem Adjutanten vor. damit Du ja den richtigen Moment nicht ver- 
, säumst — erkundige Dich aber auch über die Zeiteintheilung des 
[ Schönfeld, der in diesem Augenblick gewiss mit Arbeiten über- 
I häuft ist. Ich habe von Deinem Wunsche, gegenwärtig unten in 



•) FMi.. Baron SchSnWd, der damalige Chef .1 



. k, GencraUubes. 



Bosnien zu sein, nichts erwähnt, Du kannst aber die Bitte seln| 
vorbringen, sie dürfte nur einen guten Eindruck machen. 

Unsere überlieferte conservative Politik steckt uns so in den 
Gliedern, dass ein Heraustreten immer mit Halbheiten zu kämpfen 
hat — Mangel an Initiative, Energie, Willenskraft werden uns auch 
nach sowie während der Besetzung manche Enttäuschung bereiten. 
Unter den unzähligen Fällen will ich zur Illustration des Gesagt en 
nur ein Beispiel anführen, Pola ist doch österreichischer Grit 
und Boden, nebstbei Festung und erster österreichisch-ungariscH 
Seehafen — und wird von einer italienisch gesinnten, zur //«i 
irridenta neigenden Municipalität verwaltet. Darum zweifle ich, dass 
wir über Belgrad und Cettinj'e nach Salonich kommen werden, 
und wenn, fragt sich's wie! 

Und nun leb' wohl und sei herzlichst gegrüsst. Schreibe 1 
und lass mich wissen, was Deine Beschäftigung im Ministerium i 

Poli. IG. Mai ISTSQ 
Mein herzenslieber Richard! 

Ich gratulire Dir vom Herzen zur glücklich überstanden^ 
Diplomaten-Prüfung — ich wusste immer, dass sie gut ausfallen 
würde und gratulire Dir auch hauptsächlich nur, weil ich Dich 
nicht mehr am Studirtisch angenagelt wissen will. — Es i.st end- 
lich die Zeit gekommen, dass Du Dir selbst und Deiner Gesund- 
heit wirst leben können. Ich weiss wohl, dass Du nie aulhören 
wirst zu Studiren, doch wird dieses Studium nicht mehr mit einem 
herben Muss verbunden sein ~~ und da wird auch Deine Gesund- 
heit geschont werden — also nochmals — Glück auf! 

Deine Frage, wann und ob ich nach Wien komme, muss ich 
leider verneinend beantworten ; dermalen ist davon keine Rede, 
Wir erwarten das Ableben des Admirals Bourguignon, der seit 
geraumer Zeit sterbend ist. Durch dieses Erelgniss dürften einige 
Veränderungen in der Marine eintreten, die auch für mich be- 
stimmend für die Zukunft sein werden — ich erwarte nichts Be- 
sonderes, aber der Marine Zukunft ist auch für mich massgebend. 

Pola. 10. Juli 187tl. 
Mir geht es recht gut, ich lebe so ruhig und einfach, voll- 
kommen zurückgezogen, dass ich fast vergesse in Pola zu sein — 
das Ableben des Admirals Bourguignon hat uns Alle in grosse Auf- 
regung gebracht. Es hiess sogar, dass ich als Hafenadmiral hier 
sein Nachfolger sein soll — ich machte mir keine Hoffnungen, noch 
die mindesten Illusionen darüber, nichtsdestoweniger theilte ich die 
Aufregung der Ungewissheit wegen, in die ich versetzt wurde. 



I 




hätte leicht mögflich sein können, dass ich eine andere Bestimmung 
erhalte, die mir nicht angenehm gewesen wäre. Nun ist es entschieden, 
dass ich auf meinem Posten als Arsenalcommandanl verbleibe, was 
ich auch nur anstrebe, es gibt hier so viel zu thun, zu denken und zu 
schaffen, dass ich mir nichts Besseres wünsche. Wenn wir dann 
nach Salonich gehen, so möchte ich wieder die Escadre comman- 
diren, das wäre allein ein kleiner Wunsch von mir. 

Doch nun leb' wohl — ich grüsse und umarme Dich innig 
und herzlich — lass' mich bald von Dir hören, erzähle mir über 
Dein Leben, Thun und Lassen, Deinen Gesandten — die Gesell- 
schaft von Dresden überhaupt und hauptsächlich, wie es Dir geht 
und gefällt — welche Aussichten Du hast, und welche HofFnuogen 
Du liegst. 

Pola. 5. Jänner 1880. 

Das alte Jahr ist mit all den zum Schlüsse unausweichlichen 
Lasten, sowie der \eujahrstag mit allen Gratulationen u. dgl. Zeit 
und Laune raubenden Pflichten, die Vergnügungen sein sollen, 
vorüber. Ich athme auf, um endlich Dir, lieber Richard, einige 
Momente zu widmen. Dir für Deine lieben Zeilen zu danken. Dir 
das Beste für die Zukunft aus tiefem Herzen zu wünschen — Dir 
mein seit der Jugend bewährtes Wort »Geduld«, das mich zur 
Ausdauer stählte und mir heute noch Trost bietet, als Talisman 
darzubringen, Du schreibst so ruhig, so gefasst, so überlegt, dass 
phantastische Hoffnungen ausgeschlossen sind, und dass ich wohl 
sehe, dass Du selbst schon in Geduld gepanzert bist — leider ist 



Sl3 Admiral. 

dies eine bei uns in Uesterreich nothwendige Tugend — die frei- 
lich bei einem anstrebenden, vorwärts blickenden Charakter wie 
der Deine eine schwere Aufgabe ist; ich begreife auch, wie unbe- 
friedigt Du durch Dein, wie soll ich sagen — thatenloses Leben 
sein musst — das kann sich von einem Moment zum anderen 
ändern; einstweilen unterhalte Dich, lerne Menschen und Verhält- 
nisse kennen — ein schweres, doch interessantes und für Dich notli- 
wendiges Studium; — endlich glaube ich, dass es für Dich sehr 
erspriesslich ist, in Dresden bei einem kleinen Hofe, wo Du doch 
eine Violine spielst, angefangen zu haben; und frage ich mich, 
warum soll mein Richard nicht auch die erste Violine spielen, es 
wäre ein guter Anfang! Ich bin froh, dass Du nicht in Paris bist. 
Dein .... gefallt mir nicht, ich fürchte, dass er seine Freunde 
nur zu persönlichen Zwecken ausnützt oder nur Freunde sucht, 
um sie auszunützen und zu missbrauchen. 

Wohin zieht es Dich? Du hoffst im Frühjahre auf eine Ver- 
setzung, von wem hängt diese ab? Es wäre möglich, dass ich im 
nächsten Monate nach Wien berufen werde, vielleicht kann ich 
durcii eine Aufwartung bei der massgebenden Persönlichkeit Dir 
nützen. Wie mir Dein Vater schreibt, hofft er. Dich im Mai bei 
der Waifenübung zu sehen, lasse mich Dein Kommen nach Wien 
bestimmt wissen, damit ich, wenn möglich. Dich auch sehe. Von mir 
selbst weiss ich Dir nichts zu erzählen, ich lebe hier in Pola von 
Allem zurückgezogen. 

Hol-i. 2ii. M»i 1880. 
Meine liebe Mathilde! 
Vielen schönen Dank für den Sprossensamen. ich habe ihn 
einigen Gärtnern gegeben. 

Du hast Recht; mein Ehrgeiz ist nicht befriedigt; ich arbeite 
noch immer, um etwas zu leisten, und strebe weiter, so lange eben 
nur Gelegenheit geboten ist — und sollte ich morgen in Pension 
sein, so hoffe ich, dass mir dies Streben erhalten bleibe — ich 
glaube, dass ich selbst in veränderter Lage immer Arbeit finden 
werde — darum hat das Heiraten nicht jenen Reiz für micli, den 
Du darin findest. 

Jedes Mädchen nimmt mich gewiss lieber als activen Admiral^ 
das heisst heiratet lieber den Admiral als mich, und wäre dann 
mit dem Pensionisten steinunglücklich — oder ich wäre gezwungen, 
um sie nicht unglücklich zu machen, meine gegenwärtige Selbst- 
ständigkeit aufzugeben; mit diesem Gefühl ist mir das Dienen eine 
Freude, ohne demselben wäre es moralische Tortur, 



cheiTit des C.'efteren dem Bruder 
, mitunter ist die Ablehnung 



Max mit Heirats- 
mehr humoristi- 



Schwester Mathilde 
planet! gekommen zu seit 
sches Gewand gekleidet: 

Ohae Jihtcszahl. 
Hast Du vielleicht auch schon das Fräulein in Sicht, welches 
den alten Admiral heiraten wollte? Dann muss sie sich noch ein 
paar Jahre gedulden; vor meinem 00, Jahre — das habe ich 
schon vor Jahren gesagt — dürfte ich nicht zum Entschluss kommen, 
meine Freiheit aufzugeben. Für meine Zukünftige dürfte es auch 
gleichgiltig sein, ob ich die paar Jahr älter bin oder nicht. 



Lieber Richard! 



Pola, 11. Angusi 1881 



Es ist recht schön, dass wir gegenseitig wissen, noch am 
Leben zu sein und Beide nach Alter, Ansichten und Erfahrungen 
zufrieden sind. Bei Dir ist noch Hoffnung, Drang nach vorwärts 
und zu thätigem Schaffen vorhanden, von dem möchte ich mit 
einem Lebenszeichen von Dir hören. 

Nun old Albion mit seinem Gladstone, den ich hasse, scheint 
Schlappe auf Schlappe zu ernten — vielleicht nützt es uns. — Von 
mir kann ich Dir nicht viel erzählen, immer in denselben dienst- 
lichen und privaten Verhältnissen lebe ich recht ruhig. Die Czechen 
sind mit Taaffe ä la tete, mein einziger Aerger, das Zurückgehen 
der Marine mein täglicher Kummer, endlich die abnorme Hitze 
eine Plage. Aerger, Kummer und Plage werden hoffentlich auch 
wieder besseren Zeiten weichen, dies mein einziger Trost. 



Liebe Mathilde! 



. Ü3. Jm 



In meinem Leben habe ich zu allem Widerwärtigen einen 
Trost bei der Hand gehabt — diesmal sind es die vielen Ar- 
beiten, die zu bewältigen sind, welche mich zufrieden und 
munter erhalten. 

Ich schmeichle mir, endlich den Weg gebahnt zu haben, wo 
man nicht mehr zurück, sondern nur vorwärts kann — 

Bei unseren krebsartigen Verhältnissen sind mir Dornen 
nicht erspart — auch (keine) Anerkennung in Aussicht gestellt, 
aber noch ein paar Jahre und ich selbst werde mit Befriedigung 
zurücksehen können — — — 

Doch kallc-Ut! Ich bin 
kommen . . . 



leder einmal ins Plauschen ge 




au 



p<.hi. 1». Juli i»8a. ■ 

Lass' Dir herzlich gratuüren zur Beförderung und gleich- 
zeitigen Bestimmung Bertis*) nach Graz. Wieder ein Schritt 
vorwärts — nun, das ermuthigt und frischt auf. Er wird wohl 
glücklich sein, und dies wird auch zur Herstellung seiner Gesund- 
heit besonders bettragen. 

Richard musste seine mit günstigen Anzeichen begonnene 
Cur in Karlsbad unterbrechen, da er plötzlich nach Brüssel trans- 
ferirt wurde, Mani dürftest Du auf der Durchreise nach Silbereg^ 
gestern in Graz gesehen haben, von dem Du auch Näheres er- 
fahren haben wirst. 

Meine Pläne, im September auf ein paar Wochen nach 
Silberegg**) frische Luft schöpfen zu gehen, haben sich zerschlagen, 
obwohl Richard mir Haus und Hof zur Verfügung stellte — einst- 
weilen arbeite ich für zwei, indem ich den Hafenadmiral, der auf 
Urlaub ist, vertrete, ein Vergnügen, welches mich bis Ende August, 
den heissesten Monat, hier festhält. Pola ist aber auch wie aus- 
gestorben, wer nur immer kann, sucht das Weite, so dass fast 
jeder Verkehr aufgehört hat, und wir uns mit Dienst und den 
englischen Greuelthaten vor Alexandrien beschäftigen können. 

Ich bedaure Lord Seymour, der, wie immer man urtheilen 
mag, nur dem englischen odiosen Egoismus durch die Beschiessung 
und Inbrandlegung eines grossen reichen Emporiums diente — 
dabei jeden Anspruch auf Feldherrntalent verloren hat. Unglaub- 
lich mus3 dies Vorgehen der Engländer in diesem Jahrhundert 
Jedermann vorkommen; ich bin sehr gespannt, eingehende Berichte 
7.U lesen, fürchte, dass über die Thatsachen keine Aufklärung 
kommen kann. Heute ist ein zweites Schiff von hier nach Alexan- 
drien abgegangen — sind nicht zu beneiden; die Saharagluth ist 
doch stärker als unsere Sonne. 

Die vielen schönen Bilder aus Kärnten erfrischen mich, auch 
knüpfe ich manch schöne Luftschlösser daran — freilich sind es 
nur Luftschlösser! 

Pol;i. 22. Mi« 1893. 
Lieber Richard! 

Nun bin ich wieder in Pola, wo mir die Arbeit fast über den 
Kopf wächst. Vier Wochen Abwesenheit ist viel, doch ohne Arbeit 
wäre Pola unmöglich. Der Unterschied zwischen draussen und hier 
ist kolossal — und wir marins wohl zu bedauern. In der Marine 
kann man sagen, dass die trägen Pagodeln die beste Aussicht haben 

*l Alherl Baron Schlugt, Sohn der »..ihwestcr M.ilhilde. 
"•) RichanI Sl.-s Bfäll'Ung in'Kärnlen. 



und sicher die Eselsleiter ohne Anstand hinaufklettern; etwas 
savoir faire, Geschmeidigkeit oder wie man es nennen will, ist Alles 
was nothwendig ist; übrigens, wo ist es bei uns anders? Unsere 
Verhältnisse gestalten sich so confus, dass man sich eigentlich nicht 
mehr auskennt, wohin wir steuern wollen. Man sollte glauben, dass 
der Einheitsstaat aufgegeben und der Föderalismus unsere Zukunft 
ist. Durch slavischen Hintergrund Ausdehnung nach dem Süden. 
Conföderation slavischer Staaten mit Oesterreich an der Spitze. 
Seitdem wir in Deutschland nicht mehr mitthun, ist es gross und 
mächtig geworden; nun, wir werden vielleicht auch dem Süden 
zur Einigung und Macht verhelfen — aber wahrscheinlich ohne 
es zu wissen, noch zu wollen, geschoben werden, aber nicht schieben. 

Du bist gegenwärtig im interessantesten Lande — es war es 
wohl immer mit geringen Unterbrechungen. Kein Franzose glaubt 
an den Bestand der Republik — in Wien hatte ich noch Gelegen- 
heit, solche Aeusserungen zu hören — und doch erhält sie sich zum 
Trotz aller Prätendenten, — vielleicht weil jeder Franzose Prä- 
tendent ist. 

Wie geht es Dir mit Deinen tausend Visiten? Bist Du mit 
Deiner Gesundheit zufrieden und geniessest Du das Leben? Leb' 
wohl, lieber Richard, schreibe mir über Deine Hoffnungen und 
Aussichten und über Deine nächsten Proj'ecte. 

Pola. 4. Augast ISS-f. 

Die Nachricht, dass Du erst im October nach Silberegg kommst, 
hat mir sehr leid gethan zu erfahren, da es mir dann zu einem 
längeren Ausfluge doch zu spät ist. Am liebsten bliebe ich zu 
Hause — ich habe jedoch Bertha versprochen, sie zu besuchen, und 
so denke ich, Ende des Monates mir die Ausstellung in Wien an- 
zusehen und dann in die Lölling zu wandern. .Schönen Dank für 
das freundliche Anerbieten, nach Silberegg zu gehen — es geht 
aber nicht. Bertha würde gekränkt sein; auf ein anderesmal. 

Es sind nun 7'/, Jahre vorüber, dass ich Arsenal sc ommandant 
und in Pola bin. Manchmal überkommt mich das Gefühl der 
Sattheit — noch nimmt es keine bestimmte Form an, denn ich bin 
noch nicht am Ziele der mir vorgesteckten Arbeit, doch dieser 
Zeitpunkt dürfte längstens nächstes Jahr eintreten — was dann? 
Noch kann ich diese Frage nicht beantworten, aber ich fürchte, 
eine Aenderung wird eintreten, da der Rückschritt der Marine 
mit jedem Jahre grösser wird und ich schwerlich den Verfall 
werde mitmachen wollen. So endet ein thätiges Leben, eine 



21B Admiral. 

glänzend begonnene Carri^re im Nichtsthun und in dem traurigen 
Rückblick, für nichts gearbeitet zu haben. 

I.eb' wohl, lieber Richard! Ein Wunsch lebt in meiner Seele 
— das 8 es Dir besser ergehe als Deinem 

Dich liebenden Onkel Max. 

Der Wendepunkt im Leben des Admirals stand näher bevor, 
als dieser ahnen mochte. Wenige Monate nach Abfassung obiger, wirklich 
wehmüthig stimmender Zeilen, sah er sich an die Spitze des Seekriegswesens 
der Monarchie gestellt. Damit nahm des Admirals letzte und bedeutendste 
Lebensphase ihren Anfang. 



Marine-Commandant. 

\V \ c n. 13. November 1883. 
Lieber Richard! 
Dein Herz wird heute freudig erregt sein — heute Morgens 
war ich bei Seiner Majestät dem Kaiser, der mir in seiner Gnade 
eröffnete, dass er mich zum Chef der Marinesection, Marine-Com- 
mandanten und zum Vtceadmiral ernannt habe. Pöck*) .scheint irr- 
sinnige geworden zu sein. Mit dem Vertrauen des Kaisers über- 
nehme ich eine grosse, schwere Verantwortung. Ich hoffe, die mir 
gestellte Aufgabe zu lösen. 

An den Vetter Carl Baron .SternCL-k in Salzburg. 

Wien, S5. November 1883. Abend». 
, . . Zugleich danke ich Dir für die lieben Worte, die Du 
mir zu meiner Ernennung widmest. Ich habe das Höchste erreicht, 
was ein Seemann erreichen kann und hoffe, auch fernerhin unserem 
Namen Ehre zu machen. Wenn dies auch nicht das einzige Ziel 
meines Strebens war — so ist die Ehre unseres Namens doch so 
eng mit allem ehrlichen und männlichen Streben verbunden, dass 
ich mich glücklich schätze, auch etwas für die Familie geleistet zu 
haben. 

Von hervorragendem Interesse ist die Bedeutung, welche der ruhm- 
gekrönte Feldmarschall Erzherzog Albrecht, — dessen Fürsorge allen 
Theilen der bewaffneten Macht zugewendet war — der Ernennung des 
Contreadmirals Max v. Stemeck zum Viceadmiral und Marine- Commandanten, 
sowie Chef der Marinesection des Reichs- Kriegsministeriums beimass. 

Von dieser Bedeutung zeugt des Erzherzogs BegliickwUnschungsschreiben, 
welchem, seinem sonstigeii Inhalte nach, wohl die Eigenschaft eines werth- 
voUen historischen Documentes zugesprochen werden darf. 

F.s möge dem Leser in des unsterblichen Siegers von Custozza eigenen 
Schriftzügen vorgeführt werden. 

•) Admiral Friedrich Fieiherr V. PÖck, der d.tmalige MariQC-Commandant (s. S. IN). 



Ma rioc- CommuidaDt . 






^^ J 



5**/ *W^'*^ *«*^ -Ä^«Ä.4k.^ ^'*^^^L4^ ^*^^^C<^ 




Liebe Mathilde! 

Du bist ehrgeizig, ich möchte sag-en: unersättlich. Mir kam 
es noch gar nicht in den Sinn, dass es einen Geheimen Rath gäbe 
— ich muss wohl vor Allem meine gegenwärtige Stellung dazu 
benützen, um das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und 
mich desselben durch Hpbung der Marine würdig zu zeigen. 

Mein persönliches Ich hat bei allen meinen Handlungen bis- 
her immer noch geschwiegen — vielleicht verdanke ich die er- 
zielten Erfolge nur dem, weil ich dem Zwecke, dem ich diene, 
mich ganz hingebe. 



Wien, 23. Jänner 1884. 
Durch, meine gegenwärtigen Würden bereits erdrückt, er- 
warte ich mir auch, sobald wenigstens, keine weiteren. Die Zeitungen 
sprechen dummes Zeug; von der Verleihung der Geheimen Raths- 
würde ist kein Wort wahr, sie wäre w-ohl auch verfrüht. 



Die von schwesterlicher Lielie genährte Ungeduld sollte bald befriedigt 
werden : Im Sommer 1884 führte der Marin e-Comm an dant Seiner Majestät die 
erste jener grösseren Uebungsescadren vor, welche seither zu einer ständigen 
Einrichtung der Kriegsmarine geworden sind. Die Personalbeslände aller 
Truppen, Aemtcr und Anstalten, sowi« aller Schulschiffe werden auf die Dauer 
dieser kriegsniässigen Uebungen auf das knappste Minimum teduciri, um die. 
mitunter reducirten Bemannungen für die Schiffe im Rahmen des Friedens- 
Fräsen zstan des zu gewinnen. 

Seine Majestät der Kaiser wohnte im Jahre 18H4 den Uelningen der 
ersten, derart gestalteten kriegsmässigen Sommerescadre durch volle drei Tage 
bei, führte die Allerhöchste Standarie an Bord der Yacht Miramar, und 
während der Manöverzeiten an Bord des Flaggcnschiffes, Casemattschiffes 
Lissa. Vor dem Verlassen der Escadre händigte Sebe Majestät dem Marine- 
Commandanten das Allerhöchste Handschreiben ein, welches die Verleihung 
der Geheimen Rathswürcle aussprach. 




Der Marine-Commandant hatte während der längeren Dauer seiner An- 
wesenheit bei dieser Escadre seine Commandoflagge, in Ermanglung eines 
geeigneteren Schiffes, auf dem Transport- Raddampfer Triest geführt — welcher 
auch auf dem hier beigegebenen kleinen Escadrehilde im linken Hintergrunde, 
wenn auch nur mit einiger Schwierigkeit, m entdecken ist. 

Zugleich mit der Verleihung der Geheimen Kathswiirde an M. St, 
folgender Allerhöchste Flottenbefehl ergangen: 

An Meine Kriegsmarine! 
Die angenehmen Eindrücke, welche Ich in früheren Jahren 
bei Iiispicirung Meiner Marine empfangen. Hessen in Mir den 
Wunsch reg'e werden, den heurigen Uebungen der verstärkten Es- 
cadre beizuwohnen. 




Marine-Cotnnian dan t. 



921 



Mit besonderer Befriedig;iing' spreche Ich es aus, dass Meinen 
Erwartungen im vollsten Umfangfe entsprochen worden ist. Die 
während der letzten Jahre auf allen Gebieten seemännischen Wesens 
gemachten Fortschritte, die achtunggebietende Manöverfahigkeit 
der Escadrc, der musterhafte Dienstbetrieb und die Ordnung an 
Bord aller Fahrzeuge, die vollendete Detailausbildung der Mann- 
schaft, die gewandte und verständnissvolle Führung der einzelnen 
Schiffe und Schiffsdivisionen, endlich die zielbewusste und energische 
oberste Befehlsgebung, welche in allen Phasen der Manöver in 
entschiedenster Weise an den Tag trat, sind Wahrnehmungen, 
welche Mich für die Zukunft mit vollster Beruhigung erfüllen und 
den Beweis liefern, mit welch ausdauerndem und hingebungsvollem 
Eifer die verschiedenen Organe Meiner Kriegsmarine ihren viel- 
seitigen Berufspflichten stets nachkommen. 

Freudig bewegt und mit besonderer Genugthuung spreche Ich 
hiefür den Adrairalen und Seeofficieren aller Chargengrade, den 
Mannschaften, sowie dem technischen und Verwaltungs personale 
Meiner Kriegsmarine Meine vollste Anerkennung und Zufrieden- 
heit aus. 

Die jüngsten im Kreise Meiner wackeren Kriegsmarine ver- 
brachten Tage, in welcher der Geist TegetthofTs ungeschwächt 
fortlebt, haben Mir zur wahren Herzensfreude gereicht. 

Pol.!, am y. Juli 18K4. 

Franz Joseph m. p, 




HaTiae-CMnmiDdarttt 



Nach SchlusB der Sommermanöver gönnte sich der Marine-Commanilaul 
nur wenige Tage Ruhe, die er Eum Besuche seiner Verwandten in Kämien 
t)cnUl£te, Die dringenden Vorarbeiten für die Delegationssession riefen ihn 
schon in den ersten Tagen des August an seinen Amtssitz zurück. 

An die Schwester Mathilde; 

Vi. August 1881. 

Ich bia mit Budgetarbeiten sehr beschäftigt, und sehe, dass 
ich Neuling in der Arbeit bin — sie macht mir viel zu schaffen; 
zum Glück bin ich bis auf meine constante Verkühlung ziemlich 
wohlauf. 



\ 



Nächstens gehen unsere Schiffe hinaus in die weite Welt — 
beneidenswerthe Jugend! Ich erwarte mir die besten Erfolgfe. 
Mit der Zeit wird man doch auch einsehen lernen, dass unser Handel 
nur nach aussen sich entwickeln kann, und unser Handelsstand 
wird endlich von der erbgesessenen Träffheii ablassen und die ge- 
bahnten Wege aufsuchen. Doch meine Gedanken schweifen in die 
Zukunft. 

21 August l^M. 



E.s ist unendlich viel für die Delegationen vorzubereiten, und 
es hängt da viel von der Form ab ; aber nicht nur die Delegationen 
sind es. die mir Arbeit machen; es ist der Ministerrath derjenige, 
der mir den ernstesten Strauss bereitet, — — — 

Wegen der Bestimmungen der Schiffe, die kein Geheinini5>s 
sind, kann ich Dir sagen, dass Frundsberg nach den La Plata- 
-staaten, Helgoland, nach der Westküste von Afrika, bis zumCongo- 
gebiete, Aurora nach der Ostküste Afrikas bis \atal gehen*). 
Nautilus löst Albatros in China ab, endlich Saida geht über das 
Cap der guten Hoffnung nach Australien, Borneo, Manila, Süd- 
china, zurück durch das Rothe Meer. 

Morgen lege ich in die Hände des Kaisers den Eid als Ge- 
beimer Rath ab. 



Von dem hohen Wcrthc durchdrungen, welchen transoceanische Reisen, 
der Besuch entfernter Schiffahrtsregionen für die seemännische Ausbildung 
des Flottenpersonals haben, verwendete M. Sl als Marine-Commandant so 
viel von den Geldmitteln des knappen Marinebudgets, als nur immer thunlich, 
um derartige Missionen zur Ausführung zu bringen. Ein kleines Stationsschiff, 
welches sich zur Zeit des .Amtsantrittes M. St.'s als Marine-Commanda.nt im 
Rothcn Meere befand, sandte er nach und nach bis in die entferntesten 
Häfen Üstasiens; und ein ebenso kleines Schiff wurde nicht lange darauf 



*) Diese Reisepiogran 



hrfach -Abänderungen oder Aufschub. 



Mkri De-Commapdaii 



nach Südamerika, dem Cap und Weslafrika beordert, während eine kleinere 
Corvetle nach Westindieo, eine andere nach dem Rothen Meere, Ostafrika 
und Ostin dieu beordert worden waren. Die umfassende Berichterstattung, 
welche den Commaudanlen dieser Missionsschiffe aufgetragen war, brachte 
eine Fülle von Wissenswert hem zu Tage, und M. St. beschloss, dieses den 
weitesten Kreisen zugänglich zu machen, zu welchem Zwecke er die Ver- 
fassung von populären Beschreibungen dieser Reisen anordnete. Mit begreif- 
lichem Zagen ging der vom Marine-Commandanten fürgewühlte Verfasser an 
diese Arbeit, welche als Beurtheiler nicht wohlwollende Vorgesetzte und 
nachsichtige Kameraden, sondern das grosse lesende Publicum, und fachliche, 
vielleicht strenge Kritiker zu erwarten hatte. M. St. mag dies gefühlt haben, 
als er nach Erscheinen der zweiten derartigen Reiseschilderung an den zur 
Scbriftstellerei »commandirien« Officier nachstehende ermunternde Zeilen 
richtete : 

Lieber Benko! 
Meinen besten Dank für das mir zugewendete Exemplar der 
Reise der Frundsberg'. 

Ihre Beschreibung bietet abermals höchst Interessantes und 
Anregendes für jeden Leser; ich kann Ihnen nur gratuliren. 

Mit freundlichem Gruss, Ihr ergebener Sterneck. 



1 Jahren nachher, nach der letüten derart 



Und ähnlich, eine Reihe i 
erschienenen Reiseschilderung : 

Seine Excellenz Admiral Sterneck beauftragt mich, für die 
freundliche Ueber.senduug des Buches ■Zrinyi» seinen besonderen 
Dank auszusprechen. Grosse Freude bereitete es Seiner Excellenz, 
in der sehr günstigen Recensirung^ des Werkes die richtige Wür- 
digung dieser interessanten Arbeit gesehen zu haben, und sagt 
hiezu seine besten Wünsche. 

Herrn Fregattencapitän ganz gehorsamer 

Baron Meyern-Hohenherg, 
Linitnachitfs-Lieutenaal, Ordanaaiiiodiciei. 

Von lebhafter Werthschätzung für public istische Arbeiten, welche in 
directer oder indirecter Weise das Interesse der Kriegsmarine berührten, 
zeugen auch folgende Zeilen an denselben Officier: 
Lieber Benko! 

Beiliegend noch ein Beitrag zur Einleitung — es sind Ideen, 
denen Ihre beredte Feder Ausdruck und Kraft geben soll — dabei 
aber unangenehme Angriffe*) vermelden, wäre sehr erwünscht. 

Ihr aufrichtiger Sterneck. 

Es möge gestaltet sein, wenn auch der Zeit weit vorgreifend, hier noch 
einige weitere Beweise der Werthschätzung einzuschalten, welche der Marine- 

e NeiguDg Beolto's lu polemischer Schilfe am 



Commandant für Vertiffentlichwnger bewies, die auf den Geist des Marine- 
personals einzuwirken geeignet waren. 

Als das grosse deutsche biographische Sammelwerk (Deutsche Bio- 
graphie* seine Spalten auch Oesterreichern deutscher Nationalität zu 
öffnen begann, zeigte sich M. Sl hocherfreut, dass eine auf Veranlassung des 
Präsidenten der k. k. Akademie der Wissenschaften, A. v. Arneth, vom Fre- 
gattencapitän v. Benko verfasste Lebenskizze Tegetthoffs, trotz des ihr 
sehr karg zubemessenen Raumes, beifällige Aufnahme fand. Er richtete an 
den Verfasser die folgenden Worte : 

Budapest, 5. OclobiT 1894. 

Mit grosser Freude und Genug-thuung begrüsse ich die Lebens- 
skizze unseres unvergesslichen Helden Wilhelm v. Tegetthoff, 
Gleichzeitig sage ich Ihnen verbindlichen Dank für die Ueber- 
sendung des Separatabdruckes, und zolle Ihrer Arbeit in ihrer 
gedrängten Form volle Anerkennung. 

Mit recht freundlichen Grüssen Sterneck, 

Sowie M. Sl dafür Sorge trug, dass die belehrenden seemännischen 
Erlebnisse, die Beobachtungen und Erfahrungen der Commandanten und Stäbe 
der Mission sschiffe Gemeingut des Marinepersonals werden konnten, indem 
er die Bearbeitung und Vervollständigung der eingesendeten Berichte ver- 
anlasste, und diese dann in Form von Reisebeschreibungen veröffentlichen 
Hess, so war sein Sinnen auch dahin gerichtet, durch Publicationen geeigneter 
Art auf den patriotischen und militärischen Geist der Kriegsmarine einzuwirken. 
Diesem Bestreben verdankt die von M. St. angeordnete Verfassung des 
schönen Werkes über den Seekrieg des Jahres 1866 ihr Entstehen*) 

Eine hervorragende Stelle unter dem, was zu gleichem Zwecke, mehr 
für das untere Personal berechnet, geschah, gebührt einer .Anordnung, welche 
der Admiral, nicht ganz zwei Monate vor seinem Hinscheiden, zur Herausgabe 
periodischer »Gedenkblätter' getroffen hat. 

Der .Officiers-Admiralsbefehl Nr. a vom 11. October 1897c bestimmte 
hierübet das Folgende: 

•Damit dieTraditionen der k. und k. Kriegsmarine die wünschens- 
werthe Pflege finden und den späteren Generationen als werthvoUes 
Vermächtniss vergangener Zeiten in ihrem vollen Umfange erhalten 
bleiben, beabsichtigt das k, und k. Reichs -Kriegsministerium, 
Marinesection, an die historisch möglichst getreue Wiedergabe 
jener denkwürdigen Begebenheiten zu schreiten, welche der k. und k. 
Flotte angehören und als besonders - hervorragende pflichtvolle 
Thalen und Leistungen des Einzelnen, wie ganzer Schiffs- oder 
Bootsbemannungen, in pietätvoller Würdigung des von selben 
bekundeten rühmenswerthen Verhaltens, zum nachahmenswerthen 
Beispiele hervorgehoben zu werden verdienen. 



l 



Vor Allem soll bei der Mannschaft auf dieaem Wege der 
wahrhaft seemännische und militärische Geist und mit ihm 
das Pflichtgefühl, als die wirksamste und unerlassliche Trieb- 
feder des Einzelnen, nachhaltige Förderung finden. 

In dieser Absicht wird daher die Hinausgabe einer periodischen 
Denkschrift historischen Inhaltes unter dem Titel iGedenkblätter 
für die k. und k. Kriegsmarine- in Aussicht genommen, deren 
einzelne Hefte jahrgangsweise erscheinen sollen. 

Dem angestrebten Zwecke entsprechend, wird diese Marine- 
chronik bei dem Unterrichte der Mannschaft als Lesebuch Ver- 
wendung zu finden haben und auch den Unterofliciers-Bibliotheken 
zu verabfolgen sein. 

Für die Vervollständigung des venverthbaren geschichtlichen 
Materials wäre die Mitwirkung des gesammten Personals, nament- 
lich aber jener Personen von besonderer Förderung, welche solche 
Ereignisse selbst erlebt haben, hieran direct betheiligt waren oder 
über genauere verlässliche Aufzeichnungen verfügen, erwünscht. 

Jene Jlarineangehörigen, welche somit in der Lage sind, die 
Zusammenstellung der Gedenkblätter zu unterstützen, wollen daher 
solche Miltheilungen und Aufzeichnungen der Redactionsstelle. 
das ist der Redaction der »Mitlh eilungen auf dem Gebiete des 
Seewesens- einsenden, und wird letztere hiemit auch ermächtigt, 
sich aus dem gleichen Anlasse im Bedarfsfalle an die einzelnen 
Marinepersonen zu wenden. 

Die Marinecent rals teile gibt sich der zuversichtlichen Erwar- 
tung hin, dass im Hinblick auf den gemeinnützigen schönen Zweck, 
diesem L'nternehmen in allen Marinekreisen lebhaft förderndes 
Interesse entgegengebracht und auch der Redaction bei Lösung 
dieser Aufgabe wirksame Unterstützung zugewendet werden wird.« 

M, St. hat das Erscheinen dieser von ihm angeordneten Pubücation 
leider nicht mehr erleben sollen ; sie steht nun in ihrem dritten Jahrgange 
und erfreut sich des höchsten Beifalles bei allen Jenen, welche der — leider 
vielfach als ganz veraltet angesehenen — Anschauung huldigen, dass fUr den 
Kriegswerth einer Flotte, für die Kriegstüchligkeit ihrer Bemannungen, 
geistige Imponderabilien vielleicht noch grössere Wichtigkeit haben, als alle 
hypermodernsten technischen — sogenannten — Forlschritte. 

n artiger Zufall fügte es, dass in M. St. 's Schriftennachlass sich eine 
gedrängte Lebensskizze Tegetthoff's vorfand, offenbar zur Zeit, als M. St. 
Militär-Hafencommandant war, von ihm für den Gebrauch in den Mann- 
schafts-, Schiffsjungen- etc. Schulen zusammengestellt. Den von M. St ins Leben 
gerufenen »Gedenkblättern* wurde es dadurch möglich, in ihrem dritten 
Jahrgange (1900) eine Lebensskiwe des Viceadmirals v. Tegetthoff, ge- 
'hrieben vom Linienschiffs-Capitän Baron Sterneck, zu bringen. 

16 



Muine-Commruidant. 



Kehren wir nun, nach diesen — zeillich vorgreife! 
fun«eii, zu deii CorrespoiKienzeti M. St. 's aus ilem Jahre 



.den — Abschwei- 
1884 zurück, 



Wien. 17. März 1884. 

Lieber Richard! 

Die Nachricht, dass Du unwohl bist und Deine Enthebung' 
ansuchen willst, hat mich überrascht und thul mir sehr leid, gerne 
hätte ich Dich gesund und wohlauf gewusst. Ich hoffe, dass es 
Dir möglich sei» wird, einen Urlaub zu erhalten, damit Du Dich 
vor Allem vollkommen herstellen kannst. Gesundheit ist wohl das 
Erste im Leben. Wenn Du hieherkommst und die politischen Ver- 
hältnisse selbst beurlheilen wirst, dürftest Du zum Schlüsse kommen, 
dass der gegenwärtige Augenblick kein günstiger ist, um die par- 
lamentarische Carri^re anzutreten*) — und die Diplomatie der einzig 
günstige Standpunkt ist, um zuwartend der Zukunft entgegenzu- 
gehen. 

Wie Du richtig geschlossen, besuchte ich viele öffentliche 
Bälle, machte viele Bekanntschaften, doch immer noch nicht genug, 
um den Delegationen vorzuarbeiten. Ein mühsames aber noth- 
wendiges Geschäft, — zum Glücke war der heurige Winter sehr 
milde, so dass ich ohne Unwohlsein davonkam. 

Deinem Vater geht es gut, gestern waren Alle zu Tische bei 
mir versammelt, »neune' hoch, er ass zwar nichts, da er nicht von 
seiner Regel abweicht, aber er war lustig. 

Wien, 20. Mätz 1884. 

Du wirst Deinem Onkel. Deinem alten Freunde nicht ver- 
übeln, wenn er sich in Deine persönlichen Verhältnisse mengt. 
Ich konnte mich mit dem Gedanken, dass Du gegenwärtig schon 
den Dienst verlasst, nicht befreunden. Der gegenwärtige Moment 
ist auch so ungünstig für jede politische ("arriere, dass Dir höchstens 
die Verwaltung Silbereggs übrig bliebe — nun dazu, glaube ich. 
hast Du noch immer Zeit; ich konnte es deshalb nicht unterlassen. 
üu S . . ■ zu gehen und ihn zu fragen, wann er Dich von Kopen- 
hagen erlösen will, sagte ihm zugleich, dass Dein Magenleiden, 
welches Dir den Aufenthalt in London unmöglich macht, sich 
wieder zeigt und mit jedem Tag zunimmt. Nun, lieber Richard, 
ich erhielt die bindende Versicherung, dass Du noch im Laufe des 
April abberufen wirst, und da Du das Londoner Klima, wohin Du 
bestimmt warst, nicht verträgst, nach Paris zurücktransferirt wirst. 
Ich hoffe. Deine M'ünsche gehen hiemit in Erfüllung. 

*) Vier Jahre später wurde Richard Sicrofck als Verirei« des kirnt nerischea 
GrougruiidbciXiies in den Rcichsraih gcwälili, trat aber nach nur lu'cijahriger Thäligkeit 
in dcp anivcn diploniatLscI.^n Dienst lurütk. 



H«i&e'C(Mun«niUDt. 327 

Beiliegend eine Zeitungsnotiz; dieselbe bringt eine höchst 
wichtige Nachricht, ich ersuche Dich, darüber Erkundigungen ein- 
zuziehen und zu berichten. 

Wenn Du Dich mit meinen Marineangelegenheiten beschäftigen 
willst und mir darüber berichten> wäre ich sehr glücklich, in 
diesem Falle würde ich Dir einige Fragen schreiben. Der Brief 
muss abgehen, somit schliesse ich mit einem herzlichen Gruss. 

Wien, fl, September 1884. 
Lieber Almstein!*) 

Ihre höchst interessante Reise dürfte Ihnen manche Gelegen- 
heit zu Bemerkungen bieten, die man einem, wenn auch reservirten, 
Berichte nicht gerne anvertraut. Die Zeitungen sind voll Dementis, 
nämlich, dass es Oesterreich gar nicht beifällt, auswärtige Coionien, 
Factoreien etc. zu gründen, jedenfalls wäre es dermalen viel zu 
früh, daran zu denken, nichtsdestoweniger aber ist es keine Un- 
möglichkeit; wer weiss, was uns die Zukunft bringt. Warum sollen 
unsere Schiffe nicht in dieser Hinsicht Pionniere sein, was die 
anderen Nationen seit Jahrhunderten durchführen, was Deutsch- 
land nun mit Staatsmann i sc her Weisheit und Energie anstrebt. 
warum soll Oesterreich davor zurückschrecken? 

Ihrem Scharfsinn, Ihrer Auffassung, Ihrer Beobachtungsgabe 
stelle ich es anheim, in diesem Sinne Studien zu machen. Ihre 
erste Reise wird schwerlich dahin führen, sofort solches anzu- 
streben oder gar durchzuführen. Sie werden uns jedoch die Mög- 
lichkeit bieten, künftiges Jahr den Commandanten einschlägige 
Instructionen geben zu können, vielleicht eine Action einzuleiten. 
Männer der Wi.ssenschaft , Forscher, Handelsleute könnten ja 
künftiges Jahr das Schiff begleiten und eine unauffällige Expedi 
tion mit bestimmten Zwecken, wenn auch nicht ausgesprochen, 
daraus entstehen. Eine Ansiedlung unserer Auswanderer könnte 
vielleicht inscenirt werden — doch ich gehe zu weit — a duon inten- 
dÜore poche parole bastino — — — 

Für solche Berichte ermächtige ich Sie, mir ad personam zu 
schreiben, 

Ihnen, Ihrem galanten Stab und der braven Mannschaft einen 
herzlichen Gruss sendend, verbleibe ich Ihr St. 

Wien. 27. November 18S4. 
Liebe Mathilde! 

Es mag meine .Schuld sein, nichtsdestoweniger finde ich, da.ss 
Du mich vernachlässigst, es ist eine Ewigkeit, dass Du kein Lebens- 
zeichen gibst. 



'Im 



288 Mario e-ComiiiHidaot. 

Von mir brauche ich Dir nicht erst zu schreiben. Dass die 
Marine viel Sympathie in Pest fand, und man sie nicht mehr als 
Stiefkind behandeln will, hast Du durch die Zeituncfen erfahren; 
dass wir Alle über die Erfolgte glücklich sind, und dass alle Welt 
mit Freude arbeitet, ist selbst\'er5tändlich; dass man mein Thun 
und Wirken sehr freundlich beurtheilt, macht mir grosse Freude; 
ich kann aber nicht umhin, aufrichtig zu gestehen, dass Vieles über- 
trieben wird. Viel Verdienst, welches mir zugeschrieben wird, ist 
das Verdienst der ganzen Marine; ohne die bewährten Kräfte, 
die da mitwirken, wären die Erfolge nicht möglich, und als Parla- 
mentarier habe ich noch das Lampenfieber zu überwinden. 

Wien, 19, December 18H1. 

Alles geht vorwärts, und die Arbeit wird, mochte ich sagen, 
täglich angenehmer, da die Kleinlichkeiten abnehmen und ich mich 
auf interessantere Ausarbeitungen, Entwürfe und damit auf an- 
regende Studien verlegen kann. Ich wundere mich oft. in meinen 
alten Tagen Neues anfangen zu müssen, und freue mich, noch hin- 
reichend Elasticität hiefür zu besitzen; verstehe aber auch, dass 
man sich endlich abnützt und abtreten muss, wenn man nicht ab- 
getreten werden will. 

Wien, 3. Jlnner 18fö. 
Mein lieber Richard! 
Schönen herzlichen Dank für die Glückwünsche, die ich aus 
vollem Herzen erwidere. Das verflossene Jahr war mir von aussen 
urtheilend günstig — wenn Du willst — ich habe einige Er- 
folge zu verzeichnen, dies vielleicht nur dem Unterschiede, der 
zwischen meinem verschlossenen Vorgänger und mir obwaltet, zu 
verdanken. Noch bin ich nicht überzeugt, dass die Ueber- 
zeugung der Nothwendigkeit einer Marine für Oesterreich 
Wurzeln gefasst hat. und so lange dies nicht der Fall, .sind 
momentane Erfolge nicht die Ziele, die ich anstrebe. Wollte Gott, 
dass der Karren nur zu lenken wäre, es bliebe mir eine leichte 
Arbeit zu thun. so muss ich Alles aufbieten, um das Ver- 
ständniss für die Marine zu verallgemeinern, indem ich im 
Frieden die Marine im Dienste des Staates verwerthe, und diese 
Aufgabe ist bei den geringen Mitteln, die mir zur Verfügung 
stehen, und bei dem Umstände, als diese Aufgabe meinen Com- 
mandanten noch so ferne liegt, selbst bei dem besten Willen dieser, 
eine höchst schwierige, um so schwieriger, als Wenige die Friedens- 
aufgabe der Marine kennen, noch derselben Werth beilegen. Es 



M.irint-CnmniaadjE 

wird mich sehr freuen, wenn Du mich in meinen Arbeiten unter- 
stützest, ich hoffe nämlich, dass es Dir gelingen wird, in Stlberegg 
ein gutes Exportbier zu schaffen, welches in den fernen Küsten 
als österreichisches Product das ausländische verdrängt und 
eine österreichische Marke mehr im Welthandel erscheinen 
macht, 

Wien hat seine Wintertoilette angezogen, keine Sonne mehr 
am Himmel, Visiten, Soireen. Bälle, Diners an der Tagesordnung, 
und ich armer Teufel muss mithalten, um Delegirte zu gewinnen. 
Dein Papa i.st wohlauf, letzthin nahm er an einem kleinen Familien- 
diner theil, war heiter und fröhlich. 

TrLpit. ISI. Mail 1885. 



Ich bin seit ein paar Tagen hier in einem wirklichen Eldorado. 
Prachtvolles Wetter, die Schiffe in solcher Ordnung, dass wir 
stolz darauf sein können, und unter Menschen, die sich durch 
Liebenswürdigkeit und freundlichste Zuvorkommenheit über die 
Massen auszeichnen. 

Meine Freunde aus Wien ivaren ganz entzückt von ihrem 
zweitägigen Aufenthalt an Bord; es wurde exerciert und ma- 
növrirt, gedampft und gesegelt, dass es eine wahre Hcrzen.';- 
freude war. 

So klein auch der Erfolg aussieht, hoffe ich doch das Beste 
für unsere Marine; es wird mir gelingen, das regste Inter- 
esse für sie zu erwecken, und dann ist ihre Zukunft auch ge- 
sichert. 

Dies erreichen, ist meine Hoffnung, mein Ziel und mein Glück. 

Auch von Pola habe ich gute Nachrichten. Die Gemeinde 
rafft sich auf und wirkt nun zur Verbesserung der dortigen Zustande. 
In etlichen Jahren wird Pola, die Küste, gekannt und geschätzt 
sein, man wird wissen, welche Perle üesterreich an seiner Küste 
be.sitzt — Ausdauer, das ist das Losungswort! 

Wien, l. Aijril 1385. 



Mein vierzehntägiger Aufenthalt auf den Schiffen in Triesi. 
Pola, Fiurae war genussvoll; so eine Abwechslung thut dem Geiste 
und Körper wohl, ich versichere Dich, dieses Leben ist eine 
wahre Freude. Den Fortschritt an Bord unserer Schiffe zu ver- 
folgen (gottlob, es war immer so), aber es constatiren zu können 
und womöglich mitzuwirken, dass es immer be,sser werde, macht 
mir Freude. 



i 



230 Marioe-Commandanl 

Das Kronprinzenpaar und der ganze Hof war von der Reise 
und der Miramar ganz entzückt. Unsere Officiere an Bord ernteten 
ungetheiltes Lob und Anerkennung; es muss doch etwas Beson* 
deres unser Officierscorps auszeichnen, da es überall Werth- 
schätzung findet; wir selbst sind vielleicht zu streng in der Beur- 
theilung, desto mehr erfreut die Anerkennung Anderer. 




Die Zeil geht rasend schnell vorüber, und nächsten Monat 
tritt wieder die Panzerescadre in Action. und dann sind die Dele- 
gationen zu erwarten. Diese bilden meine Sorge, jene meine 
Freude; wenn ein Krieg kommen würde, wäre ich der Sorge ent- 
hoben. Freilich wäre es heuer noch zu früh, da mir noch Schiffe 
und Torpedoboote fehlen, zu denen mir die Delegationen kein 
Geld bewilligen; wenn ich damit nur nicht zu spät komme: es 
wäre zum Verzweifeln! 



Die sommerliche Uebungsescadre, von der im vorstehenden Briefe als 
bevorstehend die Rede ist, verlief unter perstittüeher Oberleitung des Marine- 
Commandanten in der befriedigendsten Weise. 

Die Relation, welche derselbe über den Verlauf der Uebungen er- 
stattete, wurde Allerhöchsten Ortes mit nachstehenden gnädigen Worten rar 
Renntniss genommen: 

■Ich habe die Ausführungen Ihres Vortrages über die dies- 
jährige Sommercampagne der Panzer-Uebung.sescadre zur Kennt- 
niss genommen und finde mich veranlasst, Ihnen für die unter Ihrer 
umsichtigen Leitung und fordernden Einflussnahme dabei erzielten 
günstigen Ergebnisse in der kriegsmässigen Ausbildung des Flotten- 
personals Meine volle Anerkeimung auszusprechen.- 



M:irine-Cömmandnnl. 



231 



Wien, 21. Oclober 1880, 

Lieber Richard! 

IJeinen lieben Brief vom ß. habe ich erst nach meiner Rück- 
kehr vom Urlaub erhalten; als ich dann (16.) bei Kalnoky vor- 
sprach, war's schon zu spät, da der Ersatz in Constanlinopel schon 
bestimmt war. Kalnoky schien ang^enehm durch meine Mittheilung 
überrascht zu sein. 

Morgen ist der Zusammentritt der Delegationen, die öster- 
reichische um 12 Uhr, die ungarische um 5 Uhr p. m.; sie 
bringen viel Arbeit und noch mehr Sorgen, mit jedem Jahre 
wächst meine Verantwortung, und obwohl Manches ge.schieht, so 
brauche ich doch noch Jahre, um nur theilweise mein Ziel zu er- 
reichen und nur einigermassen meiner Aufgabe gerecht zu werden, 
Und wer kennt die Zukunft auch nur auf Monate hinaus? Ich 
hoffe, keine zu lebhafte Opposition zu finden, obwohl ich eine 
Mehrforderung von anderthalb Millionen einbringe. Interessant 
werden aber die Verhandlungen wegen der innersten Politik und 
der Fortsetzung der Interpellationen des Abgeordnetenhauses sein; 
jedenfalls gehören gute Nerven dazu. 

Meine Reise, die ich bis Lindau ausdehnte und über Prag- 
Jitschin fortsetzte, um nach Hause zu kommen, war ein höchst 
interessanter Flug. 

Ich erholte mich sehr gut, sah und lernte eine Menge Leute 
kennen, die mir die Zeit, welche ich nicht den Naturschönheiten 
• widmen konnte, angenehm vertrieben. Meine Erholung geht wahr- 
scheinlich durch das viele Sitzen wieder pfutsch. doch weiss ich 
nun, wie ich es anstellen soll, um mich wieder herzustellen, wenn 
es nothwendig wird. Luft und kein grüner Tisch ist das Rälhsel. 

Danke für die gesendete Zeitschrift, die im technischen De- 
partement gute Dienste leistet; ein weiterer Beleg, das« die Sub- 
marin eschi ff ah rt noch keine praktische Lösung erhalten hat; bis 
dahin hoffe ich auch, mit meinem Floltenplan so weit zu sein, um 
mich damit auszurichten; ich habe kein Geld zu Experimenten, 
diese müssen mir als gebratene Vögel servirt werden. 



Lieber Richard! 
Beiliegend sende ich einen Brief des Ministers JireOek über 
Autographe, die er mir zeigte und die im Besitze des Baurathes 
Hlävka sind. Sie dürften für die Geschichte unserer Familie 
Interesse bieten und auch beweisen, dass unser Name mit d und 
nicht mit f> geschrieben wird. Es wäre mir erwünscht, wenn ^^i^ 




a:l3 



die Correctur vornehmen würden und über unser Geschlecht eini- 
historische Abhandlung^ verfassen lassen würden. — 

Die Nachwehen der Delegation machen sich fühlbar; ich 
habe gegeuwärrig mehr als je zm thun und glaube behaupten zu 
können, dass Geld erlangen leichter ist als es gut ausgeben. 

Die verschmähten Bulgaren scheinen Haare auf den Zähnen 
zu haben, und unsere tapferen Serben (?) haben schwere Arbeit, 
Man hofft auf eine Lösung ohne allgemeinen Krieg und gönnt 
den Brüdern das Haarelassen. Die Ungarn sind wüthend, dass 
wir so matte Politik machen, allgemein ist aber das Urtheil über 
unsere Diplomatie nicht ganz liebenswürdig, 

Wien. a. Mära 18Ö6. 

Theilweise meine Verstimmung, theilweise aber auch die vielen 
Unterhaltungen oder vielmehr Einladungen, denen ich nachkommen 
muss, verschulden mein verspätetes Schreiben an Dich. Vor Allem 
danke ich Dir bestens für Gabriel Charmes, Re/orme de la Marine, 
ein höchst interessantes und iür sämmtliche Marinen wichtiges und 
belehrendes Buch, Es scheint, als wenn wir gleichzeitig die gleichen 
Ideen gehabt hätten, mit dem Unterschiede, dass ich sie sofort 
verwirklichen konnte, er, der hochbegabte Admiral Aube, rausste 
warten, der nun freilich mit seiner Energie und den ihm zu Gebote 
stehenden Mitteln mich bald weit überflügeln wird, und nicht nur 
überflügeln wird mit den gegenwärtig massgebenden Leuten, 
sondern auch mit jenen Erweiterungen, die das einmal adoptirte 
System iiothwendig mit sich bringen wird; ich bleibe wenigstens 
nicht bei den gegenwärtigen Torpedobooten und Schiffen stehen 
und erhoffe von der Zukunft, dass unsere kleine österreichische 
Flotte den ihr zu stellenden Aufgaben gerecht werden wird. 

Mit Bangen erwartete ich den in England gebauten Panther; 
er entspricht aber vollkommen meinen Erwartungen und ist ein 
Triumph der Marinetechnik, 

Die Entwicklung und Neugestaltui 
wird von der maritimen Welt mit u 
verfolgt und wird Xachahmer finden; 
Parallele zwischen Frankreich und Oesterrcich ziehen, deshalb 
auch dies hochgespannte Interesse für die Lösung der Frage in 
Frankreich; einstweilen geht eine grosse Agitation auch durch 
Italien, welche die mächtigen Panzerschiffe perhorrescirt. 

Wenn Du Gabriel Charmes siehst, so bitte ich Dich, ihm 
meine besondere Hochachtung auszudrücken und ihm mitzutheilen, 
dass seine Schriften eine An vad( vitcum für mich sind. 



ng der französischen Marine 

nbeschreiblichem Interesse 

freilich kann man keine 



Murlncrümmandarl. S33 

Wien ist dermalen nur dazu da, um die Zeit auf Bällen u. dgl. 
mit Hofmachen zu vertreiben; oft wundere ich mich über meine 
Elasticität, da ich mich am Ende doch unterhalte und angeregt 
werde, freilich arbeite ich dabei nicht viel mit dem Kopfe; 
nächstens hat der Carneval sein Ende und das Iram-frain fangt 
■wieder an. 

Die Griechen {diese ) kosten mich mehr Geld als sie 

werth sind und wenn auch die Beschwichtigungsmeierei für heuer 
noch möglich ist, so sammelt sich doch so viel Zündstoff, dass auf 
einmal der Vulcan losbrechen wird, ein grossartiges Schauspiel, 

— möge es kein Trauerspiel werden. 

Im Frühjahre ly8(5 wurde M. St. von einer schweren Erkrankung, an 
Lungen- und Rippenfell-EntKÜndung heimgesucht. Zur Reconvaksctnz wurde 
ein Aufenthalt im Süden als nölhig erachtet. 

Seiner Majestät Yichl Greif, 17. Mai IfiSÜ. 

Liebe, theure Mathilde! 

Ich habe das himmellose, stürmische und regnerische kalte 
Wiener Wetter gegen das vollkomroen entgegengesetzte umge- 
tauscht. Ich brauche Dir nicht erst zu .sagen, welches innere Wohl- 
behagen, welche Zufriedenheit, welche Ruhe ich geniesse. Mein 
Befinden wird stündlich zusehends besser, und bis auf die Müdig- 
keit bei länger andauerndem Gehen oder Stehen, kann ich mich 
eigentlich als gesund betrachten. 

Wir haben ganz gute Kost an Bord, und zu meiner grossen 
Freude nahm Dr. Juri^*) die Einladung an, mich bis Corfu zu be- 
gleiten. Da Du ihn kennst, weisst Du auch seine gesellschaftlichen 
Talente zu schätzen ■ — er ist das belebende Element. — Linienschiffs- 
arzt Dr. Lederer und Basso, dann ein kleiner, aber ausgesuchter 
Stab, bilden meine Gesellschaft; dass Greif .sehr comfortable und 
ein ausgezeichnetes Schiff ist, brauche ich Dir nicht erst zu .sagen 

— mit einem Wort, ich bin ganz zufrieden, und hoffe gesund und 
gestärkt, mit neuen frischen Kräften zur Arbeit gehen zu können. 



Und nun, leb' wohl, theure, gute Mathilde I Sei versichert. 
Deiner Gesellschaft und Pflege während meiner Krankheit ver- 
danke ich vor Allem mein Besserwerden 1 

Verlassenheit drückt — dieses Gefühl trage ich ja mein 
Leben larig mit! — und nur die Thatigkeit und Erfolge für die 
Marine bringen — Vergessenheit! 



234 MariDC-Coniinaiidant. 

Sdnei Majeslät Yacht GieiC, Corfu, 20. Mai WXH- 

I.ieber Eberan!*) 

-Mt'inem V i? r sprechen gemäss schreibe ich Dir heute, sofort 
nach meiner Ankunft auf homerischem Boden. Ich kam nicht als 
nattfrago an, brauchte auch kein buschiges Laub, da mich ja keine 
Xausicaa erwartete — aber ich traf Licht, Luft und Sonne, wa,s 
mir dermalen werthvoller als die reizendste Königstochter war. 
Aengstlich war ich auf der Fahrt nach Fiume; die Temperatur fiel 
langsam von 15"auf 12— ll"und endlich in St. Peter auf H". Vor Auf- 
regung zur See zu kommen, .schlief ich die ganze Xacht nicht, dem 
verdanke ich wahrscheinlich das glückliche Doubiiren der niederen 
Temperatur im Waggon. In Abbazia sonnte ich mich im schönen 
Park, mit Wollust schlürfte ich die erquickende Seeluft ein, und 
verschlang mit den Augen die mir wiedergügebene See — von 
der ich zu neuem thätigem Leben erweckt werden -soll. In Lacroma 
duftete bereits die südliche Vegetation, von der ich mich kaum 
trennen wollte, die Aussicht auf noch üppigere Landschaft tröstete 
mich beim Abschied von dieser lieben Scholle, Die Bocche waren 
herrlich beleuchtet und gaben mir einen Vorgeschmack der präch- 
tigen albanischen Gebirge, die ich heute im Glänze des Sonnen- 
unterganges bewunderte. Leichte Nordwestbrisen mit Calmen ab- 
wechselnd, gestalteten unsere Fahrt zur angenehmsten, die ich mir 
denken konnte. Meine Schiffsgesellschaft ist die charmanteste und 
wir trachten uns das Leben so heiter als möglich zu machen. Ruhe 
und Zufriedenheit umgibt mich — und baldige Genesung erwartend, 
finde ich keine Worte, um die von Dank überströmenden 
Gefühle für unsern allergnädigsten Kaiser**} zu bezeichnen 
— ich hoffe, die Zukunft wird mir Gelegenheit und Kraft geben, 
um mich Seiner Gnade würdig zu zeigen. 

In meinem Befinden ist schon jetzt eine bedeutendere Besserung' 
eingetreten. 

Scinei Majestäl Yacht Gicif, Coifu, 39. Miii l>>8li. 

Liebe Malhilde! 
Die sympathischen Kundgebungen, die mir so vielseitig ge- 
spendete Theilnahme, nehme ich dankbar an. Tief in meinem Herzen 
sind all die Freundschaftsbezeugnjngen und unauslöschlich da nieder- 
gelegt. Das Lob, welches mir gespendet wurde, weiss ich nicht, wie 
ich es überhaupt verdienen konnte, noch verdiene. Nur nach dem 
Trachten und Sinnen zu urtheilen, kleine Erfolge, die ja nicht von 
•) Admitil Alexander Eheraa v. Eberhorsl, M. St.'s SleHvertreler in Wien. 
••) Aus eigener Inilialiv-e halle der Kaiser dem Admiral den Dampfet Greif (ur 
diese F,rholuiig»rei!e mr VeifÜBunj; geslellt. 




der Person, sondern von der Tüchtigkeit und dem Zusa 
eines seit Jahren ausgezeichneten Corps abhängen. Diese Erfolge 
auch zuzumuthen und selbst für die Zukunft Grosses vorauszusetzen, 
ist nicht Weisheit, sondern menschliche Schwäche, die eben in 
einer dürren Zeil sich aus Zeitvertreib ein Idol schafft. Sei ver- 
sichert, liebe Schwester, dass ich nicht aus Bescheidenheit so spreche, 
ich weiss zu wägen und zu schätzen. Wirklich erstaunt von der grossen 
Theilnahme, die mir während meiner Krankheit ward, dachte ich 
oft und viel nach den Ursachen. Ich hatte hiezu genügend Zeit 
und Müsse. Chf.rckez les femmes — kann ich sagen. In der Wiener 
Gesellschaft wusste ich mir einige Damen zu Freundinnen zu machen. 
Ich bin ein Verehrer der Frauen, ein aufrichtiger Verehrer im 
guten Sinne des Wortes, deshalb sticht meine Artigkeit und Zu- 
vorkommenheit von der Nonchalance, die jetzt unter der Herren- 
welt Mode ist, ab, dies und die Neugier, mit dem Seewesen bekannt 
zu werden, hat mir die Frauen gewonnen, denen die Herren mit 
ihrer Theilnahme folgten . . . Nun kommt noch ein anderes Moment, 
ein wichtiges, in die Wagschale: Der Kaiser. Wenn ich auch zu- 
geben will, dass er mich und meine Thätigkeit schätzt, wäre, wenn 
meine Krankheit ein letales Ende genommen hätte — in diesem 
Augenblicke es vielleicht eine Verlegenheit gewesen, einen Nach- 
folger für mich zu finden. Seine Majestät kennt die ausgezeich- 
neten Eigenschaften der übrigen Admirale zu wenig, um Einem von 
ihnen das gleiche Vertrauen zu schenken- Die Folge seiner gnädigen 
Nachfragen war. die Theilnahme der übrigen Erzherzoge, der 
Generalität und anderer Würdenträger, und Viele folgten dem 
Beispiele ohne vorher geahnt zu haben, dass ich etwas anderes als 
der jeweilige Marinecommandant sei; dies ersehe ich aus manchen 
Briefen, die mir in wahrer Aufrichtigkeit Theilnahme bewiesen. Bei 
ruhiger Ueberlegung und Prüfung dieses Factors — wenn es auch 
Dein Schwesterherz unangenehm berühren sollte, wird mir Dein ge- 
sunder Sinn Recht geben, dass all das Lob übertrieben ist und da.ss 
die Zukunftshoffnungen Phantasiebilder lieber guter Freunde sind, 
nichtsdestoweniger kannst Du versichert sein, dass mir die sym- 
pathischen Kundgebungen grosser und neuer Sporn sind, um die 
Erwartungen nach meinen Kräften zu rechtfertigen; vergessen 
wollen wir aber auch nicht, da.ss Vieles von Zufällen und Glück 
abhängt. 



Aber s 
spruchen, 



icht so vermessen, sie ; 



erdient zu bean- 



An tlrafen Hans Wjlczek: 



MsTine-Conmindiiiil. 



Seiner Majcslll YacM Greif. C urf u. 7. Jiini 1H86. 

Lieber, theurer Freund! 

Bei der mir immer bewiesenen Freundschaft und Theilnahroe 
wäre es Undank, Dir heute nicht mitzutheilen, dass alle Spuren 
meiner überstandenen Krankheit verschwunden sind — freilich sind 
die Kräfte noch nicht zurückgekehrt und in Folge der Schwäche 
leide ich in erhöhtem Masse oft ohne ergründbare Ursache an 
Schwindel, der nunmehr auch mit aller Macht bekämpft werden 
muss. Dies sorgenvolle oder doch nicht sorgenlose dolce far nteiite ist 
drückend. 

Ich verlasise Mittwoch das schöne, mir heilbringende Corfu 
— und reise über Pola und Triest — wo ich meinen Freunden für 
die Theilnahme danken will, nach Wien. Die Aerzte, die jedenfalls 
über den Erfolg staunen werden, sollen meine weiteren Schritte 
bestimmen — jedenfalls — auf baldiges Wiedersehen. 

Mit Freuden las ich das Lob über Deine Thätigkeit während 
des Praterfestes in den Zeitungen — ich war nicht erstaunt darüber, 
denn überall wo es zu handeln gibt, ob in der einen oder anderen 
Weise — bist Du als leuchtendes Beispiel h lu tile. 

SeiD« Majesläl Yachl Greif, Corfu, 9. Juoi 18»6. 
Lfeber Richard! 
Deine lieben Zeilen vom 25. Mai habe ich erhalten und danke 
Dir für Deine herzliche Theilnahme. Mir soll es recht schlecht 
gegangen sein — ich wusste nicht viel davon und wenn ich auf 
ewig eingeschlafen wäre, hätte ich es auch nicht gewusst; man 
musste es mir erst sagen, dass ich einige schwere Tage verlebt 
halte, doch waren es nur einige Tage und bedaure ich Moriz, 
der in seiner Theilnahme schwärzer sah als nothwendig, und Dich, 
lieber Richard, in Aufregung brachte. Mir ist heute noch die 
Ursache meiner Krankheit ein Räthscl, denn des Morgens noch 
gesund, machte ich in den Nachmittagsstunden meine gewöhnliche 
Promenade im Prater, notabene bei wunderschönem und warmem 
Welter. verliess den Prater erfris.cht und wohlgemuth, um im 
Hotel Frankfurt zu soupiren. Hier hatte ich wenig Appetit und, 
gegen 8 Uhr zu Hause angekommen, sagte ich Mathias, dass ich 
mich nicht ganz wohl befinde und Hess eine zu mir eingeladene 
Partie Whist absagen; 8 Uhr legte ich mich matt, müde und 
Unbehagen fühlend ins Bett, dann hatte ich Schüttelfrost mit 
Reissen in den Gliedern und Kältegefühl in der rechten Brust; 
in den nächsten 3G Stunden war Schüttelfrost und Ischias, wie 
wenn man es gebannt, vorüber, die Rippenfellentzündung aber 



Mari n e-Comm anda nt. 



ausgesprochen. Der Aufmerksamkeit der Aerztc, der liebevollen 
Fürsorge Bertlias und Mathildens, welche an meinem Krankenlager 
sich abgewechselt hatten, und der ausgezeichneten, hingebenden 
Pflege der barmherzigen Schwestern, die Tag und Nacht mich 
bewachten, verdanke ich meine baldige Reconvalescenz. 

Wie Du weisst, verfügte Seine Majestät, dass mir Greif zur 
Reise nach Corfu zur Verfügung gestellt werde — dieser Aller- 
höchsten Gnade verdanke ich meine Herstellung. In dem pracht- 
vollen Klima, dessen Hitze an Bord nicht gefühlt wurde, da eine 
stete leichte Brise Kühlung brachte, dem Einathmen der Seeluft, 
der vollkommenen Ruhe und Abgeschlossenheit von der lästigen 



I 




• 



Aussenwelt, der freundschaftlichen Umgebung, meinem Stab, der 
mir die grösste Aufmerksamkeit widmete und mich vor jeder 
Aufregung bewahrte, verdanke ich endlich, dass ich Donnerstag 
den 10. nach 29 Tagen an Bord, wovon ich 22 Tage in Fahrt zu- 
brachte, von den Folgen der Rippen- und Lungenentzündung ge- 
heilt, Corfu verlassen konnte. Meine Herreise war der Vorbote 
meiner Genesung. 

Ich kann Dir das Gefühl des Glückes, doch wieder einmal 
zur See zu sein, nicht beschreiben, Nach einem langen, düsteren, 
sonnenlosen Winter in Wien, der wochenlangen Krankheil, komme 
ich mit einemmale nach Fiume, Sonnenheller, wolkenloser Himmel, 




Mariat^ommalidant, 



wohlthuende, erquickende Wärme, die prachtvolle See vor Augen 
und mein lieber Greif mit allen seinen schönen Erinnerungen — 
umgeben von lieben, ergebenen Freunden — dies bewirkte mit 
einem Zauberschlage meine Genesung, denn von dem Augenblick 
an war sie sichergestellt. 

Von Abbazia steuerten \\\r längs der Küste, zwischen den 
Inseln Dalmatiens nach Lacroraa. wo ich einige Stunden, angeregt 
durch dieses kleine Kden, in Rinsanikeit mich Träumereien hingab. 
Von hit-r ging mein Cours nach Cattaro und, ohne hier länger als 
eine Stunde Aufenthalt ^u nehmen, nach Corfu. Auf dieser Fahrt 
glaubte ich wieder meinem Elemente zurückgegeben zu sein, ich 
wähnte mich auf hoher, unermessücher See, um mein stürmisches 
Leben wieder anzufangen. Du siehst, Dein alter Onkel ist noch 
immer ein Schwärmer, welcher Seemann ist es nicht? Mit der 
Beschreibung von Corfu und der reizenden Landschaft will ich 
Dich verschonen und für heute gute Nacht sagen. 

Dieser Brief dürfte lang werden, wundere Dich nicht darüber! 
Du bist das Opfer meiner sonst beschäftigungslosen Zeit. Arbeiten 
kann ich noch nicht, es strengt mich zu sehr an, lesen kann ich 
auch nicht, die ganze, der leichten Beschäftigung gewidmete Zeit: 
alle sonstigen Briefe habe ich geschrieben, Deiner allein ist noch 
unerledigt. 

Die Verhältnisse in Corfu sind ganz eigenthümliche, der 
Corfiote sagt immer nur, vom Königreiche sprechend: Griechen- 
land, als ^venn er nicht dazu gehören würde, ist dabei ein ruhig 
zahlender, freundlicher, dem äolce /ar nieHte ergebener Bürger. 
Wie alle Südländer ist er sehr genügsam und mit dem Wenigen. 
was seine träge Hand erwirbt, zufrieden; dazu hilft ihm die 
Mutter Natur — ein so ergiebiger und reicher Boden ist nicht 
leicht wiederzufinden; dies ein Vermächtniss der venetiani sehen 
Herrschaft, die einen Preis für jeden neu gesetzten Olivenbaum 
auszahlte, daher die dem Fremden sonderbar scheinende Nume- 
rirung dieses edlen, hier auch prachtvollen Baumes, der jedem 
Maler als Vorwurf dienen könnte. Aber selbst da sieht man die 
Trägheit des Bc-iitzers — der Baum wachst wild, ihm wird gar 
keine Pflege zu Theil, Grund und Boden wird nach der Anzahl 
des Bestandes an Olivenbäutnen taxirt und ist sehr billig. Die 
gegenwärtige Krise hat die Insel ganz gleichgiltig gelassen, Man 
folgte willig und gehorsam der Militärstellung — Eigenschaften, 
die der Corfiote unter dem kurzen Regimente der Engländer ge- 
lernt hat, echauffirt .sich aber für den griechischen Chauvinismus 
nicht. Als sehr genügsam, schwere Arbeit nicht liebend, sind die 



Marine-ComniBDdaTi I . 



Corfioten (jute Rechenmeister geworden und finden, dass es ihnen 
Mühe kosten wird, die höheren Steuent zu erarbeiten, (iegen uns 
ist die ganze Bevölkerung, auf dem Lande wie in der Stadt, sehr 
zuvorkommend, artig und freundlich. Durch die vielen Lloydschiffe, 
die sich hier auf den Reisen nach und vom Oriente Rendez-vous 
geben, bleibt manches Goldstück im Lande und gibt vielen 
Hunderten Unterhalt; die zeitweilige Anwesenheit der Escadre 
und sonstiger österreichischer Kriegsschiffe, die Erinnerung an 
unsere Kaiserin und an das Kronprinzenpaar, endlich die Nähe 
von Triest macht ihre Haltung erklärlich und war in manch intelli- 
gentem Auge mit mitleidigem Ausdrucke die Frage zu lesen; 
• Wie konntet Ihr auch so scharf in die Action treten?» Natürlich 
muss man die Frage schuldig bleiben, doch scheint T... hiefür 
den .Schlüssel zu haben, da es gewiss nicht Kalnoky's Intentionen 
sein konnten. 

Wie Du weisst, haben wir gar keine Handelsverträge mit 
Griechenland. Nach unserer thätigen Action. die überdies von 
Delyanis und Genossen noch übertrieben wurde, wird es uns 
schwer fallen, die Verträge, die jedoch schon angebahnt waren, 
perfect zu machen und das verlassene Terrain wieder zu gewinnen. 

Corfu und Umgebung ist so reizend, besonders wenn man, 
durch Warsberg's -Odyseiische Landschaften» angeregt, es be- 
trachtet. Mit Warsberg verkehrte ich nicht viel, da ich wenig 
Zeit am Lande zubrachte, doch fand ich ihn sehr angenehm und 
anregend, seine Conversation ist interessant und, mit Homer aufs 
Innigste vertraut, unternahm ich es. Bruchstücke aus demselben, 
der Mythologie und den Metamorphosen üvid's zu lesen ; ich ver- 
brachte oft Stunden damit in der angenehmsten Weise und bedauere, 
dass mir bald die Zeit dazu fehlen wird. Zum Glücke ist meine 
Thätigkeit so vielseitig verzweigt, dass diese angenehme Beschäf- 
tigung bald wieder vergessen sein wird. 

Ich lebe gegenwärtig, wie ich glaube schon gesagt zu haben, 
nur dem dolce far nienU. Von meinen künftigen Projecten kenne ich 
nur eines — ich werde den 20. Juli in Wien der feierlichen Ent- 
hüllung des Tegetthoff-Monumentes beiwohnen. Aufrichtige 
Genugthuung fühle ich bei dem Gedanken, dass Ihm, dem aus- 
gezeichneten Manne, dem Helden von Helgoland und Lissa, die 
allgemeine Anerkennung zu Theil wurde, dass er aus der Ver- 
gessenheit undankbarer Menschen gerissen und sein Thun und 
Wirken im vollen Glänze leuchten wird. Wenn man an die Tage 
von KÖniggrätz zurückdenkt und sich des Jubels erinnert, welcher 
alle Völker Oesterreichs bei der Nachricht des Sieges von Lissa 




y40 Marine-CommandaDt. 

iTfiiMHtr, sich «jriniKsrt, wie Teßfetthoff damals der Held des Tag^es 
war und houtü wissen die Wenigsten mehr, dass er die Ehre 
( )(j.Htfrrcirhs jf (!rctt(^t hat, erinnern sich kaum seines Namens, und 
fei<*rn Pyj^niiUMil l^em dürfte nun durch das imposante Monument 
abgehoHen w<»r(len und durch eine feierliche Enthüllung in Gegen- 
wart (l(»s Kais(»rs und der jubehidcn Menge der alten Kaiserstadt 
MCMn Nanu^ in Licht und (Hanz erstrahlen. Diese Feier trifft in die 
Mitte meines noch zu v(*rhrauchenden Urlaubes. Den 15. August 
inuss ich \viedf»r in Wi(»n sein und die Geschäfte übernehmen — 
ich nuiss also tracht(*n. Alles zu thun, um mich vollkommen her- 
zustelltMi. Oft schon überflUlt mich bitterer Vorwurf, so lange 
nichts /u thun. Ich hoffe, mich bis zur Tegetthoflf-Feier vollkommen 
h«T/.ust(»llen und wünscht» die Zeit zum Besuche meiner Lieben 
ver\V(M\den /u könntMi, jedenfalls ist Kärnten als erstes Reiseziel 
in meinen IVojecten. Ich will Dich und Robert Walterskirchen, 
d«T mir treue, aufrichtige Freundschaft bewahrt, besuchen. Ich 
n\öchte nach I*>iedland. um C'lam und Vrints, endlich in Mähren 
die llaugwit/. Oubsky und (lundaker und viele Andere aufzusuchen 
Du siehst, ein reichhaltiges Programm, welches in der kurzen 
Zeit nicht auszuführen ist. und noch dazu spielt die Voraussetzung^ 
mit, dass ich weiterer Schonung und Ruhe nicht bedarf. Das 
ganze lVv\gramm fällt in den Brunnen, wenn ich nicht bis zum 
LHK Juli vollkon\n\en gesund bin. denn dann heisst es. die übrig-e 
Zeit zu benutzen, um den lö. August einhalten zu können. Jedenfalls 
werdt^ ich Dich noch über meine künftigen Schritte in Kenntniss 
setzen. Vorderhand fahre ich nach Pola. um hier allen meinen 
l'^r^nnuien für die grosse rheilnahme dankend die Hand zu drücken 
und um einige wichtige Dienstesgeschäfte personlich abzuwickeln, 
hn Anne muss das Bud^xn verfasst werden, dann gehe ich nach 
Vriest aus denselben 1'rs.ichen und will heute über acht Tage in 
Wien sein, um meine Aerrte Sv^fort zu consultiren. Mein Aufenthalt 
in Wien wird hrvh>tens drei Ta*re viauem — ich muss Prpt>, 
Uvlandt. Kainok Y sehen. 

Mei:; lieber, c'^^ter Rass.^!* 

S^^lbst :n oer Fertie tuhle ich Ihre sorgtahige Har.d — vielen 
so)uV.er, Dar.k t\;r ar. IV.rt^ treur.visvhaftlicheri Be-Rrise — er«en>o 

Nv t.O.»l «t I '«4«.K . v.« %«>v • Tv %..*C»..v ..V .« VI. «iL»C X.«. C^. . x..«^ ^ «.^ ~ *r*^ ^ — "* ■>_ 



Marine-CommaBdsnt. 34! 

Falls Sie Kriephammer und Taxis sehen, richten Sie auch 
meine Grüsse aus — und meinen Dank für die freundliche Theil- 
nahme. 

Und nun, lieber Freund, mnss ich Ihnen gestehen, dass ich 
Sie stündlich vermisse — oft wollte ich Matthias fragen, wo ist 
Basse? Sie haben mich verwöhnt — durch Ihre Nachsicht und 
Opferwilligkeit, meine Launen und Schnurren mich nicht fühlen 
lassen — zum Glück brauche ich dermalen nicht indiscret zu sein 
— mir geht es recht gut und nachdem ich nun auch theilweise 
wenigstens die Ursache meines Schwindels kenne, kann ich ihm 
vorbeugen. Ich darf mich mit Nichts zu sehr ermüden — das 
Gehen in der Ebene, doch auch nicht zu lange, thut mir wohl — 
Bergsteigen hingegen darf ich nicht, deshalb verlasse ich aber auch 
morgen Aussee und übersiedle nach Alt-Aussee, Hotel am See — 
wo ich von meinem Zimmer die prachtvolle Aussicht auf den See 
und das herrliche Panorama der umliegenden Berge und Alpen, 
Dachstein-Gruppe, geniessen kann. F.ine grosse Veranda ebenfalls 
am See ist der Speisesaal und längs dem See eine, ebene, schöne 
Promenade, was hier im Markte, der in einer Thalschlucht liegt, 
nicht zu haben ist. Es ist auch hier sehr schön — doch muss man 
steigen, um freie Luft und Aussicht zu geniessen, was bei dem 
NichtSteigen dürfen und dem regnerischen Wetter ausgeschlossen 
bleibt. 

Ich beschäftige mich mit — Nichts — hoffe dadurch zu 
meinen Kräften zu kommen und schäme mich deshalb auch nicht, 
es einzugestehen. Eines »thut mir leid — meine Augen nehmen 
ab — und das stört mich besonders beim Lesen und Schreiben. 
Sie müssen sich nichts daraus machen, dass ich so schlecht 
schreibe. 

Ich war drei Tage in Ischl, das mir jedoch zu lebhaft ge- 
worden ist — auch hätte ich zu viel Visiten machen müssen, dem 
ich bei meinem Zustande — in einem geschlossenen Räume leicht 
Schwindel zu bekommen — ausweichen wollte. 

Wie lange ich in Aussee bleibe, ist noch unbestimmt, wahr- 
scheinlich 15 Tage, um dann 15 Tage am Grundelsee zuzubringen, 
wo viele gute Bekannte sich sammeln werden — einstweiten sah 
ich nur Chlumetzky, der sich ein charmantes Heim hier geschaffen 
hat, dann sah ich Dr. Juriö und lernte seine liebenswürdige Ge- 
mahlin und liebe Kinder kennen. 

Ich bin viel allein und pflege meinen Körper — heute be- 
suchte mich Graf Dubsky auf fünf Stunden, was mir eine grosse, 
freudige Ueberraschung war, 



I 



242 Marine-Commandant. 

Nun wissen Sie alles, was ich weiss, wenn Sie mir schreiben, 
so wird es mich sehr freuen. Unterhalten Sie sich, seien Sie glück- 
lich, dies mein Wunsch. 

Mit meinen herzlichsten Grüssen Ihr 

Sterneck. 

Feldmarschall Erzherzog Albrecht an Viceadmiral Sterneck: 

Weil bürg, 13. Juli 1886. 
Mein lieber Sterneck! 

Kurz nach Ihrer Abreise nach Aussee war ich bei Ihnen 
vorgefahren, um Sie zu sprechen, einerseits Ihnen meine Freude 
über Ihre Wiedergenesung auszudrücken, andererseits, um Sie 
einzuladen, als Chef der Marine, die einen bewährten Theil unserer 
Gesammtwehrkraft bildet und bei Radetzky's Unternehmungen 
gegen Venedig und Ancona mitwirkte, sowie als Theresien-Ritter, 
zum Comite für Errichtung des Radetzky-Monumentes beizutreten. 
Leider waren Sie schon abgereist, und bald darauf erfuhr ich von 
Ihrer erneuten PIrkrankung in AuSvSee, und so komme ich erst 
jetzt, wo ich über Ihre Gesundheit beruhigt bin, dazu, Sie um 
Ihren Beitritt zu ersuchen. Besser als durch Sie konnte die 
k. k. KriegvSmarine in diesem Comite nicht vertreten sein. Ohnehin 
wird vor October keine Plenarsitzung des Comites stattfinden, Sie 
also dadurch in keiner Weise incommodirt werden. Eines habe 
ich noch beizufügen, einen Verweis, dass Sie so unvorsichtig waren,* 
vom warmen Corfu ins hundskalte Aussee zu übersiedeln und 
sich wahrscheinlich dort auch nicht genug schonten. Hoffent- 
lich sind Sie von nun an vorsichtiger. 

Mit den besten Wünschen für Ihre baldige vollständige Her- 
stellung in den status quo a^ite Ihr aufrichtig wohlgeneigter 

Erzherzog Albrecht. 
M. St. an Fregattencapitän v. Lehnert:*) 

Silberegg, 26. Juli 1886. 

Ihre interessanten Nachrichten haben mich angeregt und sehr 
erfreut. Nehmen Sie meinen verbindlichsten Dank freundlich auf 
und seien Sie versichert, dass Sie mir mit jeder Ihrer Mittheilungen 
grosse Freude bereiten. In meiner Einsiedelei ist es eine wahre 
Wohlthat, x\nsichten von geistreichen Menschen zu erhalten, be- 
sonders interessant und anregend sind Ihre Bemerkungen über die 



•) Fregattencapitän Josef Ritter v. Lehnert, Vorstand der Präsidialkanzlei der 
Marinesection in Wien. 



Msrioe-CoBimmidant. S43 

politischen Verhältnisse im Süden — es dürften seinerzeit auch an 
die Marine Aufgaben herantreten, die uns nicht überraschen dürfen. 
Eingehend will ich mich damit beschäftigen, und wenn es Ihnen 
möglich ist, über die Verhältnisse Neues zu erfahren, so werden 
Sie mich durch Ihre Mittheilung sehr verpflichten. 



Die Beschäftigungslosigkeit i&t unerträglich und bei den 
vielen wichtigen Fragen, die sich anhäufen und erledigt werden 
sollen und müssen, ist das dolce far niente. erdrückend. 

Mit recht freundlichem Gruss und der Bitte um weitere Mit- 
theilungen, ob politische, maritime oder über sonstige Marine- 
angelegenheiten. 

SilbcregK, '21. August 188«. 

Recht herzlichen Dank für das interessante Schreiben — wir 
g^ehen ernsten Ereignissen entgegen. Mich drangt es schon, an der 
Quelle der Nachrichten zu sein und werde täglich ungeduldiger, 
will jedoch ausharren, um mir den Vorwurf nicht machen zu mü.ssen. 
nicht Alles gethan zu haben, was meine Gesundheit kräftiget. Wie 
Alles, was von Ihnen kommt, mein reges Interesse erweckt, werden 
mich auch Ihre Betrachtungen über den Kriegsfall mit Italien sehr 
erfreuen. Nur durch die Ansichten Anderer läutert sich die eigene. 

Ihrer guten Feder möchte ich gerne eine Arbeit anvertrauen 

— es handelt sich eine Ansprache an den Kaiser zu verfassen, 
jvelche ich bei der Enthüllung des Tegetth off- Monumentes halten 
soll, kurz — bündig — schneidig. Nächstens komme ich durch 
Wien, wo Sie mir dieselbe werden übergeben können, übrigens 
wird Viceadmiral Eberan immer meinen jeweiligen Aufenthalt 
wissen und mir Briefe zukommen lassen, die sich in Wien für 
mich sammeln, ich verlasse morgen das mir lieb gewordene 
Silberegg. 

Viceadmiral v. Stemeck war Präsident des ComiliSs für die Errichtung 
des grossartigen Tegeithoff-Denkmaies am Praterstem in Wien. In dieser 
Eigenschaft oblag es ihm, bei der Enthüllung des Denkmales, im September 
1886, eine öfTent liehe Ansprache an Seine Majestät den Kaiser zu richten. 

PesI, 23. September 1886. 
Lieber Richard! 
Morgen ist die erste Ministerversammlung, bei derich mein 
Budget zu vertheidigen habe. Die Minister sind selbstverständlich 
sehr gegen jede Erhöhung — ich würde es begreifen, wenn sie 
für die Sicherstellung und Vertheidigung der Küsten Dalmatiens 
und der Herzegowina sowie Bosnien nicht verantwortlich wären 

— was natürlich mein Fall nicht ist — wir werden ja sehen. 



Miriae-CoTHRiEm dan t. 



All Viceadmiral Eberan: 

Pest, 12. October 1886. 
Lieber, guter Freund! 

Bis nun keine Sitzung — Nichtsthuu und die Leute anhören 
an der Tagesordnung. Unglaublich, wie viel sich die Menschen zu 
erzählen haben — und was da Alles aufs Tapet kommt, und wie 
gescheit sie sind. Aus Pola noch keine Antwort — nun, es braucht 
wohl Zeit, bis aus M .. . etwas herauszudrücken ist. St... ist ein braver 
Herr, schade, daKs ich kein Geld zur Verfügung habe, es wäre 
ein gutes und sicheres Geschäft zu machen. Das Resultat des 
Bootes 31 hat mich sehr befriedigt, freut mich unendlich, wenn 
nur nicht der Arsenalsfonds dahinter wäre. Optimismus ist in Ge- 
schäften sehr fatal. 

Es scheint sich zum Frieden zu wenden, doch kann ich mich 
mit diesem Gedanken nicht befreunden, zu viel Zündstoff. — 

Der grosse Peiisionsetat wird unliebsam bemerkt — wegen 
Torpedofahrzeugen werde ich wahrscheinlich einen schweren Stand 
haben — doch werden uns die Gelder bewilligt, soweit ich es 
aus der günstigen Stimmung entnehmen kann. 

Habe die Güte, das vorjährige Programm für die Sommer- 
escadre durchsehen und die Berechnungen der Kosten machen zu 
lassen — natürlich müssen auch die Ausrüstungen des Frühjahres 
und Herbstes in Betracht gezogen werden — Kohlen — Kohlen 
und immer wieder Kohlen — es ist um die Geduld zu verlieren. 
Die Ordre de bataüle geht mir auch nicht aus dem Kopf, sie muss 
mit Rücksicht auf die im Juli bereiten Torpedoboote angelegt 
werden — damit nicht alle Bestimmungen der Flaggenofficiere und 
Commandanten über'n Haufen geworfen werden. Die Erfahrungen 
mit den Seeminen machen mir viel Sorge — Donau hat auch An- 
stände mit der Lichtmaschine gehabt, wie wird es bei einer allge- 
meinen Ausrüstung mit dieser und mit den Torpedos gehen? Wie 
werden die Panzerschiffe manövrirt werden, wenn keine Uebung^ 
vorangeht ? 

Das hiesige unthätige Leben macht mich nervös, stimmt mich 
herab, und wozu bin ich da? Um einen Bettel zu erhalten, der 
unseren Bedürfnissen nicht entspricht — dazu noch das Ge- 
flunker der Thoren, die da glauben, dass die Marine, wie 
sie ist, die Hölle bekämpfen kann! — Namenlose Thoren! 



Der Marine -Comraandant drückt hier in eii 
von Gedanken aus! Er darf und kann sich ja 
richtet das Wort an seinen RameradeLi, Freunc 



i Stossseufzer eine Welt 

kurz fassen, denn er 

treuen Mitarbeiter und 



I 



I 



dienstlichen Stellvertreter, welcher die Sorgen genau kennt, die den 
Chef bedrücken. 

Unter diesen Sorgen der schwersten eine ist die Ueberzeugung, dass 
gerade in den Kreisen der wärmsten Freunde und Anhänger der kaiser- 
lichen Seewehrkraft, und innerhalb dieser Kreise bei höchst massgebenden Per- 
sonen, die Anschauung Wurzel gefasst habe: dass jene Kriegsmarine, 
welche im Jahre Hill)6 einen sehr bedeutend überlegenen Gegner 
niedergerungen hat, unter ebensolchem Missverhällniss der 
Kräfte wohl auch in Zukunft es verstehen werde, siegreich zu 
bleiben — und den einmal erworbenen Ruhm dauernd lu be- 

Diese Besorgniss, welcher M. St. im Jahre 1886 Ausdruck gibt, deckt 
sich in ganz schlagender Weise mit Gedanken, welche sozusagen unmittelbar 
nach dem folgenreichen, vielleicht von gar Niemandem mit irgend einer 
Zuversicht erhofften Sieg von Lissa auf den heldenmüthigen Führer der 
k. k. Flotte einstürmten. 

Zwei Monate nach dem Schlachtlage, am 21. September 1866, fand 
sich Tegetlhoff in der Lage, auf freund schafiliche Vorwürfe reagiren zu 
müssen, welche, von seiner langjährigen Freundin Baronin Lutteroth er- 
hoben,, dahin zielten: dass der Admiral aus lauier Bescheidenheit nicht 
genügend energisch für die sehr nothwendigen Massregeln zur Kräftigung 
der k. k, Flotte, für Reformen innerhalb derseHjen u. s. w. eintrete. Der Brief, 
mit welchem Tegetlhoff sich gegen diese Vorwürfe verlheidigte, ist zu inhalts- 
voll und charakteristisch, er steht in zu naher Beziehung zu den F.mptin- 
dungen und Befürchtungen, welche M. St. so viele Jahre später als Marine- 
Commandant hegen musste — als dass er den Lesern dieser Blätter vor- 
enthalten bleiben könnte. 

Immerhin sei gleich hier bemerkt, dass Admiral TegetthofF zu Jener Zeit 
jener genügend engen Beziehungen zu den höchsten politisch leitenden Kreisen 
und Personen der Monarchie entbehrte, um die grossen Fragen vollauf 
würdigen zu können, weiche eben damals in allererster Linie Kur 
Losung standen, Fragen von so weiltragender Bedeutung und solch dring- 
licher Beschaffenheit — dass es bis zu einem gewissen Grade wohl als 
erklärlich und entschuldbar gelten durfte, wenn andere Fragen vorerst zurück- 
gestellt wurden, die zwar gewiss auch an sich wichtig, aber wenigstens für 

Augenblick nicht von vitaler Natur für den Bestand des Kaiser- 
reiches waren. 

Nun zum Briefe Tcgetlhoffs: 

RbetU von Fasana, 21. Sepiember 1866. 
Liebste Baronin! 
Dass ich Ihnen heute gleich antworte, sei Ihnen der Ueweis, 
dass mich Ihr gewiss von herzlicher Theilnahme und liebens- 
würdigem Wohlwollen diclirter Brief sehr erfreute — in seinem 
Ganzen nämlich, wenn ich auch — um aufrichtig zu sein gestehen 
muss, dass mich einige Stellen desselben schmerzlich berührten. 
Machen Sie sich daher auf eine lange Wiederlegung und Recht- 
fertigung gefasst, ich fühle mich gedrängt, mich vnr Ihren Augen 
reinzuwaschen und möchte um nichts in der Welt von der freund- 



•2i6 



schaftlichen Achtung einbüssen, von der Sic mir so viele Beweise 
Efegeben haben. Nun zur Sache! 

Nach Ihrem Briefe zu urtheilen, scheinen Sie, liebe Baronin, 
die Meinung zu hegen, dass ich aus »übertriebener Bescheidenheit« 
nicht nur meine, sondern auch die Interessen der Marine vernach- 
lässige; den letzten Theil dieses Vorwurfes kann ich nicht auf mir 
lasten lassen. Ich weiss, wie ich in Wien stehe, weiss auch, dass 
allen massgebenden militärischen Persönlichkeiten, Seine Majestät 
der Kaiser miteinbegriffen, genau meine Absichten bekannt sind, 
die ich zur Geltung bringen möchte, meine Ideen, nach welchen 
die Marine reformirt zu werden hätte. 

Ich bin — wenn man mich mit einer Reorganisirung- der 
österreichischen Seemacht in Verbindung bringen wollte — kein 
/lomo tiovus, dessen Programm unbekannt ist. Dieses dürfte 
kaum schon in irgend eine Käseboutique gewandert sein, liegt 
daher in den Acten in Wien, und hat mir viele Stunden Arbeit 
gekostet während der Dauer meines Aufenthaltes in der Residenz 
— als ich, nach Helgoland, berufen wurde, um an Berathungen, 
(welchen der Kaiser präsidirte} über die Marine theilzunehmen. 

Einem halben Dutzend Weissröcken gegenüber wetzte ich 
meinen Schnabel — unbekümmert um die Gunst von hohen 
und höchsten, — um den Grundsatz zu verfechten, dass die 
Bevormundung der Marine seitens der Armee der ersteren nur 
nachtheilig und verderblich sein könne; dass ein Flotteninspector. 
der von der Marine nichts wisse und kein Interesse an ihr habe. 
nichts lauge etc. etc. Dies Alles in Gegenwart der Erzherzog-e 
AJbrecht und Leopold, der Generale Frank, Creneville etc. am 
selben Tische mit diesen erlauchten Herren. 

Was war das Resultat von Alledem — dass das Gegentheil 
geschah von dem, was ich wollte, dass man mich eiligst nach 
Triest und per Waarendampfer nach Pola expedirte. Ich zog zu- 
frieden aus der Hauptstadt, weil mein Gewissen rein war, und e» 
ist so auch heutigen Tages noch. 

Am Tag nach Lissa sagte ich zu meinen intimsten Freunden 
(Sterneck und Andere müssen sich daran erinnern}, »dass die 
Schlacht uns Einzelnen Auszeichnungen und Vortheile, der Marine 
aber nur Schaden bringen werde-- Nur tüchtige Schläge, nur das 
Aufheben einer kolossalen . . . (den Namen des Thierchens bitte 
ich, sich dazu zu denken) hätten die Leute in Wien bewogen, Re- 
formen vorzunehmen, die nun gewiss ausbleiben würden«. Habe 
ich mich getäuscht? Nein! Bin ich in der Lage, nach Wien zu 
rennen, um mir dort das Vertrauen, das man dem Seemann und 



Flotlenführer zollen mag, meinen nicht unbekannten Reorganisations- 
plänen aber gewiss vorenthält — im Sturme zu erobern? Xeinl 
Soll ich nach Wien gehen, um mir durch Buckerln und Reverenzen, 
durch Phrasen, die ich als das Gegentheil meiner inneren Gefühle 
nur mit schwerer Mühe über meine Lippen bringen könnte, das 
mir als Kanzleimensch vorenthaltene Vertrauen zu erschleichen 
und zu erschwindeln ? Diesen Rath würden Sie, verehrte Baronin, 
mir gewiss am allerwenigsten geben. Was bleibt mir daher zu thun? 
Nichts als zu warten, bis man aufhören wird, den weissen Rock 
als den tripie-Extract aller Weisheit, als das allein seligmachende 
Agens anzuerkennen. Unbekümmert darum, ob ich mir Feinde 
mache oder nicht, will ich aber diese meine An- und Absichten 
dem Kaiser und wer sie sonst noch hören will, vortragen, und so 
oft ich nur Gelegenheit habe, betonen, dass ich durchaus keine I-ust 
ver.spüre (nochmals) einen .Sommeraufenthalt vor Fasana mit all 
seinen kummer- und sorgenvollen Tagen, wie ich sie heuer ver- 
lebte, durchzumachen, und nicht die Absicht habe, ein zweitesmal 
die Ehre der Flagge, den Ruf des Corps und meinen eigenen 
aufs Spiel zu setzen. Mein Wunsch wäre es allerdings gewesen, 
mich in Triest bei einer Flottenrevue aufrichtig und ehrlich dem 
Kaiser gegenüber aussprechen zu können, eine solche hätte mir 
Anlass geboten, alle möglichen Details zur Sprache zu bringen. 

Dank der Kaiserin von Mexiko unterblieb die Kaiserreise, 
und so muss ich mein Glück bei einer Audienz versuchen ; hat 
diese Erfolg, was ich bezweifle, so mag dies — wenn ich mich 
nicht überschätze — zum Nutzen der Marine gereichen. Mache 
ich — was höchst wahrscheinlich ist. ein kolossales fiasco — so 
wird mir doch Niemand das Zeugniss versagen, dass ich un- 
bekümmert um mein eigenes Interesse mein Möglichstes 
that, um den blauen Rock zur Geltung zu bringen und meinem 
Corps aus seiner jetzigen Stagnation herauszuhelfen. Sie aber, ver- 
ehrte Baronin, müssen zugeben, dass in diesem Vorgehen sehr 
wenig Bescheidenheit zu finden ist. Ich lege mir allerdings einen 
gewissen Werth bei; ist das Vertrauen der Marine, das sie mir 
jetzt entgegenbringt, mehr als eine leere, schnell vergessene Phrase, 
so wird es sich früher oder später Bahn brechen; dann aber wird 
man einsehen, dass man mir Concessionen entgegenbringen müsse, 
und keine solchen zu erwarten habe. Steht es jedoch in den Sternen 
geschrieben, dass Oesterreich auch in der Folge nur ein Tummel' 
platz für eine Militärcamarilla bleiben soll, so kann sich der Ein^ 
zelne diesem Fatum nur beugen und höchstens Widerstand leisten, 
sich einer solchen als Werkzeug herzugeben. 



■'** 



J 



le-C Onunandan I . 



Dies ist mein Plan — ich hoffe, er wird Ihre Billigung finden. 

Auf W , . .'s Bemerkungen über Bourguignon gebe ich 
zu erwägen, dass er diesmal eine Energie entwickelte, die ich 
ihm kaum zugemuthet hätte. Er hat nämlich anstatt 120 vom 
Ministerium für die ausserordentlichen Anforderungen bewilligten 
Arbeiter, auf eigene Faust circa 1300 aufgenommen, ich 
muss mithin zur Ehre der Wahrheit sagen, dass ohne Bourguignon 
und bei stricter Befolgung der ministeriellen Befehle die Schiffe 
wahrscheinlich gar nie fertig geworden wären. 

Sie sehen, verehrte Freundin, dass die Sachen nicht so arg- 
sind als Sie glaubten, und werden begreifen, dass ich mir zur 
Stunde noch keine Vorwürfe mache, mich an der Zukunft der 
Marine irgend wie versündigt zu haben. Es lässt sich eben nicht 
gegen den Strom schwimmen, auch kann ich mir nicht i 
der bureaukratischen Wirthschaft, der Caraarillaregierung in n 
grossen Valerlande das letzte I.icht auszublasen. Vor einer ent- 
schiedenen Umkehr in allen Regierungszweigen wird es überall 
schlecht gehen, daher auch in der Marine. 

Diese langathmige, langweilige, schlecht geschriebene und 
schwer leserliche Abhandlung durchzulesen, diene Ihnen, verehrte 
Frau Baronin, als Busse für einige Bitterkeiten, die sich in Ihrem 
Briefe eingeschlichen hatten. Im Ganzen bin ich Ihnen aber auch 
für diese dankbar, da sie mir ein deutlicher Beweis Ihrer wahr- 
haften und aufrichtigen Theilnahme für mich sind. 

Privatbriefe stellen die Abrüstungsordre (für die Escadre) in 
sehr nahe Aussicht. Gröller ging auf acht Tage nach Klagenfurt, 
Sterneck rückte von seinem Urlaube ein, sah sich aber Görz 
von Triest aus an. .Seit acht Tagen keine CholerafiUe mehr bei 
der Escadre, dafür taucht diese in Pola auf. Meinen besten Dank 
für Ihren freundlichen Besuch bei meiner Mutter, viele Empfehlung-en 
an Baron Lutteroth und die Bitte, Ihre Freundschaft zu erhalten 
Ihrem aufrichtig und dankbar ergebenen 

Tegetthoff, 



\Ven(ien wir uns nunmehr wieder ; 
M. St. an Viceadmiral v. Eberan: 



M. Sl.'s Correspondenzen : 



.. 21. Nov 



Lieber Freund! 

Heftiger Husten und allgemeines Unbehagen veranlassten 
mich, die Wiener Fahrt nicht mitzumachen; ich bin den Tag über 
zu Hause und arbeite Rückstände auf. 

Dein Wahrnehmungsbericht hat mich sehr interessirt, ich 
kann Dir ganz beistimmen, nur glaub' ich, dass die Lafetten nicht 



^fari^c-CommandaDl. 



219 



Platz haben werden; liiefür wird das anstossende Holzmagazin 
der Artilleriedireclion wahrscheinlich ganz gut entsprechen; es 
freute mich, Deine Bemerkungen über die Ausdehnungssucht der 
Directionen, die mir aus dem Herzen geschrieben sind, zu lesen. 

Wir werden hier nicht fertig, die Ungarn verzetteln die Zeit, 
um für die Entwicklung der bulgarischen Angelegenheit Zeit zur 
Verwirklichung zu lassen. 

Andrässy glaubte Kalnoky zu stürzen und hat ihn nur in 
seiner Stellung befestigt. Tlie österreichische Delegation hat aus- 
geredet. Das ist Alles, was ich sagen kann. Nur reden ; ob ziel- 
bewusste Auffassung leitet, das ist Nebensache; überall ziellos 
herumlavirt und vor jeder Klippe auf hundert Meilen das Weite 



I 




gesucht — traurige Gesellschaft — kein Staatsmann isches Talent 
zu bemerken. 

Uns Militärs gibt man über unsere Auffassung wohl Recht, 
aber wehe dem Civilisten. der einer solchen Auffassung, einem 
logischen Gedanken Worte leiht — Enttäuschung auf der 
ganzen Linie ist der Eindruck, den ich mitnehme. Doch, was 
wollte ich Dir sagen, diese Politik macht mich ganz confus, die 
Affairc St . . . Arbeiterwohnhäuser hoffe ich in ein besseres und 
billigeres Geleise bringen zu können, indem ich die Garantie des 
Staates (Österreichischen) doch brauche. Die Marinesection hat 
nicht das Recht, noch ist sie dazu ermächtigt, solche Contracte 
abzuschliessen. Wir müssen also das Ministerium hiezu heran- 



250 Marine-Commandant. 

ziehen, in dem Falle glaube ich das Geld um 4V4» höchstens 
4V2 Percent und 1 Percent Amortisation zu erhalten. Dies sag"e 
ich Dir ganz vertraulich, St . . . soll nur sein Project ausarbeiten, 
er erspart uns dadurch viel Arbeit. Nach den Delegationen, den 
2. bis 4. December komme ich auf ein paar Tage nach Wien 
und gehe dann inspiciren, wir werden viel zu besprechen 
haben. Ich glaube auch, die Plenarsitzungen anstandslos zu über- 
tauchen, obwohl ich nicht sicher bin, ob nicht in der General- 
debatte noch viel gesprochen wird. — Fasso calo, Geduld muss man 
haben ! 

Leb' wohl, meine Empfehlungen bei Dir zu Hause. Mit freund- 
lichem Gruss Dein Sterneck. 

Pola, 20. December 1886. 

Liebe Mathilde! 

Ich bin bummelwitzig — wie soll ich es nicht sein — ich 
schreibe diese Zeilen bei offenem Fenster, kein Ofen wird geheizt, 
vor mir ein grünender Park, in dem ich spazieren gehen kann 
und dessen exotische Düfte ich einathme; Sonnenschein, sternhelle 
Nächte, die See und Fahrten, die entzücken, umgeben von freund- 
lichen Gesichtern, angenehmen Leuten, keine Unannehmlichkeiten, 
Alles in Ordnung und in ausgezeichnetstem Gange, vergesse ich 
alle Sorgen, die meine Stellung mit sich bringt. Mein Aufenthalt 
hat sich bedeutend verlängert, da ich mich nicht trennen konnte; 
auch ist mein Husten vorüber, und befinde ich mich so w^ohl wie 
ein Walfisch, wenn er seinen Springbrunnen loslässt, oder der 
Delphin, w^enn er Purzelbäume schlägt. 

Ich werde über Weihnachten hier bleiben, gehe Samstag- nach 
Triest und hoffe, den Sylvesterabend bei Euch zu sein. 



Der Jahresschluss wird mich für mein Kranksein entschädig-en, 
dann gehe ich freudig nach Wien ins Joch — der gesellschaft- 
lichen Pflichten mit der Zuthat des schlechten Wetters, um mit 
Sehnsucht die (Summer-) Escadre oder selbst den Krieg zu er- 
warten. 

Wien, December 1886. 

Liebe, theure Mathilde! 

Ich bin wieder in eine Zeit ununterbrochener Arbeit hinein- 
geplumpst; schone, lustige Feiertage sind es wohl nicht, desto 
schöner waren die Tage, die ich da unten im unbekannten, pracht- 
vollen Süden zugebracht habe. Es war sehr schön, damit ist Alles 
gesagt. Selbst ein Fussbad gehört zu den schönen Erinnerungen. 



I 



Miiriiir-Cummanilaiil. SJjI 

Eine Inspicirung- mit Hindernissen, wieder einmal eine prachtvolle 
hohe See mit Abenteuer, das ich der Ungeschicklichkeit eines 
Steuermannes verdanke; ich kann nur sagen, dass ich ihm Dank 
schulde, weil es recht interessant war und das Fussbad nicht ge- 
schadet hat; ich bin so wohlauf, wie ich mich seit Langem nicht 
mehr fühlte und sehe sehr beruhigend aus. 

Doch }iilas\ Ich will Deine Neugierde nicht allzu sehr auf 
die Probe stellen. Du fragst: Was war das Abenteuer? Nun, ich 
verliess die Fregatte Radetzky aiif circa 15 Meilen vom Lande 
in einem Boote der Fregatte; es fing zu stürmen an, die See ging 
hoch, wir schwammen wie eine Möve so leicht durch die aufge- 
ihürmten Wellen, bald hoch oben, bald tief im Thale, Himmel 



I 




und See, die Silhouette der Fregatte, Alles ein Schauspiel für 
Götter; wir sollten eben am Triton*) anlegen; in dem Augen- 
blicke macht der Steuermann eine schlechte Wendung mit dem 
Steuer, und der Bug des Bootes kam unter den Radkasten, einige 
Schläge und das Boot sank ganz gemüthlich. 

Hier folgen eingeschaltet die Worte: »Es war keine Gefahr!- welche 
wohl der brüderlichen Besorgniss, die Leserin zu sehr zu erschrecken, zu- 
geschrieben werden müssen; denn vor dem seemännischen Urlheil hält diese 
Bemerkung keineswegs Stand.**) 

*) Trilon, der Hafenlender toh Pola, ein kleiner Ruddimpfer, weichet ge- 
kommen war, den Murinc-Conimandanteii von der Escadre abzuholen. 

**) Dais die Situation, in die Ädmirsl Siemeck hier geiallien var, ernst genog 
und eeHihrTOU war, beal3ti)[en alle Augenzeugen und TheilDehroer des VorFallcs; eo 
D. A. Linien seh ifTi- Lieutenant Baron Basso, zur Zeil Ordonnantoriicier M. Si.'s. 



252 



Marin e-Com tnandant. 



Die Mannschaften verliessen das Boot, weil es nicht frei zu 
machen war, und da freute mich wieder, die Anhänglichkeit der 
Matrosen zu erfahren; sie riefen: *AjuU U ammiragUoXt 'Fd attcn- 
zionU und dergleichen Ausrufe, weil ich zurückgeblieben war — 
ein Fussbad, sonst nichts. 



Ob ich zu Sylvester bei Euch feiere, kann ich heute nicht 
sagen. Vom grünen Park, dem Blühen der Rosen, offenen Fenstern, 
blauen Himmel und sternhellen Nächten habe ich Dir geschrieben, 
ich kann nur hinzufügen, dass ich mit Wonne an die schönen 
Tage von Aranjuez denke. Morgen Früh heisst es frisch zur Arbeit, 
ich bin glücklich darüber, mich vollkommen gesund der Arbeit 
widmen zu können. 

Triesi, 23. Man 1S87. 
Lieber Eberan! 

Es thut mir wirklich leid, wenn ich nervös und dadurch un- 
ausstehlich werde; oft ist es nicht meine Schuld und meistens 
durch, ich weiss nicht was, ich glaube durch das Gefühl des nicht 
offenen Entgegenkommens, verursacht: ich tappe oft im Finstern 
und finde darin zufällig Aufklärung, anstatt dass meine unrichtig-en 
Ansichten frei und offen besprochen werden. Aus dieser Ursache 
wird Zeit und Arbeit vergeudet und wir kommen nicht vorwärts. 
Erlaube mir einige Beispiele: Wie nöth ig wäre wegen des Standes 
unserer Specialitäten eine sichere Basis; wie dringend ist es 
unserem Budget Titel IV durch die Richtigstellung der Artillerie- 
mannschaft der Novara zu entlasten , um Schiffe während der 
Wintermonate zu Missionen auszurüsten; noch immer hat das 
Arsenal keine Weisungen wegen der verschiedenen Materialvor- 
räthe. Mit Anfang des künftigen Jahres soll die neue Verrechnung 
ins Leben treten, das neue Gebäude bezogen werden, um die 
VIII. Abtheilung unterbringen zu können, und wie vorauszusetzen, 
dass dies möglich sein soll? Die Standes Verhältnisse des Officiers- 
Corps sollen heuer geregelt werden. Das Arsenal wird mit Rudolf 
und mit Kronprinzessin nicht fertig; ä propos, wird es nicht noth- 
wendig werden, bei diesen Schiffen wie bei Tegetthoff Lagerungen 
vorzunehmen? Hier glaubt Niemand eine Verantwortung deshalb 
tragen zu sollen! 

Wegen des Arbeiterhäuserbaues möchte ich Dich ersuchen, 
falls . . . mit Dir darüber sprechen sollte, ihm auf das Höflichste 
aber entschieden zu bedeuten, dass die Marinesection seine Inter- 
vention ablehnt. 



Marine-ComtaandiBt. 253 

Wien, 24, April 1Ö87. 
Mein lieber Richard! 

Deinen Erwägungen muss ich wohl beisrimmen, obgleich mir 
der daraus entsprungene Entschluss, auf die Stelle in Athen zu 
verzichten, sehr, sehr leid thut. Den Abend, bevor ich Deinen Brief 
erhielt, erfuhr ich die Dich auszeichnende Bestimmung und knüpfte 
tausend schöne Hoffnungen daran. Du kannst Dir meine Ent- 
täuschung nach Erhalt Deines Briefes denken. Der erste Schritt 
zur Selbstständigkeit ist somit aufgegeben, nicht nur der inter- 
essante und gewiss wichtige Posten von Athen — nun, es ist vor- 
über und jedes Wort mehr unnothig — nur Eines möchte ich sehr 
bezweifeln, ob da,s Klima Athens mit der Seeluft, da Du ja den 
Sommer über in Phalera hättest zubringen können, nicht besser 
und gesünder ist als jenes von Bukarest. Deinen Vater werde ich 
heute sehen und ihm die Sache in Deinem Sinne klar stellen, 
damit er sich zufrieden gibt — jedenfalls aber, ob so oder so, 
freut es mich, dass Du endlich von Paris Abschied nimmst; es 
wird Dir schwer fallen, aber es ist ein nothwendiger Schritt nach 
vorwärts. Bukarest hat viel für sich und schöne Frauen, die nicht 
zu verschmähen sind, endlich die Nähe von Wien ist auch ein 
grosser Vortheil. 

Mir geht es ziemlich gut — der Stapellauf wird meinen 
Zwecken viel nützen. Man fängt an zu wissen, dass Oesterreich 
eine prachtvolle Küste hat und dass eine Kriegsmarine vorhanden 
ist — man bringt Beiden grosses Interesse entgegen, mit der Zeit 
wird auch das Verständnis» für den Seehandel, die Wichtigkeit 
des Meeres als Verbindungsstrasse verallgemeinert werden. So 
klein die Mittel — ich möchte sagen, so kleinlich diese auch sind, 
so haben sie doch Erfolge — vielleicht wachsen langsam auch 
die Mittel, und mir bleibt die Genugthuung, doch auch 
etwas, wenn nicht geleistet, so doch angebahnt zu haben. 

Im nächsten Monate tritt die Evolutionsescadre zusammen 
und ich werde wieder einige Wochen zur See sein können — lasse 
mich wissen, was mit Dir geschieht, damit ich mich darnach 
richten kann. 



Liebe, gute Mathilde! 
Sonntag den 15. verlasse ich Wien, um mich zur Escadre zu 
begeben — wenn möglich, reise ich über Venedig, wo die Aus- 
stellung die herrliche Stadt belebt — um mir alte Erinnerungen 
aufzufrischen und um Gundaker aufzusuchen, dem es wieder gut 
geht. 



SM 



Marine-CfimDuuidant. 



Die grosse, und irh möchte sagen einer MobiÜsirung ähnliche 
Ausrüstung der Escadre, der gute Fortschritt derselben und hoffent- 
lich die günstigen Krfolge beschäftigen mich ausschliesslich: g^e- 
lingt dies, sowie die nachträglichen Manöver, dann haben wir wohl 
Ursache, zufrieden zu sein — denn meine Voraussetzungen und 
Erwartungen waren auf richtiger Basis aufgebaut. 

Ich zweifle nicht daran und freue mich im Vorhinein auf die 
angenehmen Wochen, die ich bei der Escadre zubringen werde. 
Ich gehe vor Allem nach Dalmatien, sodann manövrire ich längs 
der Küste Istriens; den 4. Juli dürfte Seine Majestät nach Pola 
kommen und nach ein paar Manövertagen den Stapellauf des 
Kronprinz vornehmen. 

Dies wird wieder Besuche zu Festlichkeiten geben, wo viele 
Leute, die noch nie Triest gesehen haben, hinabkommen werden. 
Ich werde Euch wieder Einladungen schicken — leider ohne 
Hoffnung, Euch zu sehen. Schade, jammerschade, 

Polii. 7. Juni 1887. 
Lieber Eberan! 

Du hast Recht, ungehalten zu sein, doch kann ich Dich ver- 
sichern, dass ich keinen freien Augenblick bis nun hatte, um Dir 
eine interessante Mittheilung machen zu können — auch heute 
bleibe ich Dir diese schuldig — da ich zu weit ausholen müsste 
und zu viel zu erzählen hätte, um Dir ein gutes Bild der Manöver 
geben zu können. 

Wir sind sehr fleissig, und die Manöver sind als gelungen zu 
betrachten, Auch haben Alle im Allgemeinen entsprochen — selbst- 
verständlich sind die Auffassungen bei den verschiedenen Herren 
verschieden, und wenn auch bei Manchem Manches zu wünschen 
übrig bleibt, so kann ich doch im Allgemeinen zufrieden sein. 

Die Torpedomanöver sind theilweise der eigenen Anschauung 
entgangen. Ich war einen Tag mit Ischias im Bette, Die Erfah- 
rungen, die wir gemacht haben, sind weitreichend und massgebend, 
u, A. ist bei Tag ein Angriff tollkühn und wahrscheinlich selten 
von Erfolg. Bei Nacht, wenn gut geleitet und inscenirt. für den 
Gegner verhängnissvoll. Unsere Minen, Barricaden u. s. w, haben 
sich bewährt, für unsere Tiefen müssen längere Taue normirt 
werden. Elektrisches Licht gut, SÖllner nicht immer verlässlich, 
mattes Licht, schwach, besonders bei Regen und feuchtem Wetter. 
Boullivan's Netze haben sich bis fünf Meilen Fahrgeschwindigkeit 
bewährt, Schiffe sind gut ausgerüstet, Custozza, t-rzherzog Albrecht, 
Don Juan müssen Drehkrahne erhalten; ersuche nöthige Befehle 




ans technische Comite wegen Ausarbeitung von Plänen sofort zu 
geben. 

Programme für Kaiserwoche und Stapellauf gehen morgen 
für die Militärkanzlei ab. Abschriften werden für Ministerien ge- 
macht werden. Diese Arbeit verursachte viele Mühe und meine 
Kanzlei ist nicht a la haufeur, somit viel Schwierigkeiten; zum 
Glück konnte ich Lehnert damit betrauen. 

Ich bin nun wohlauf und werde übermorgen takticiren. was 
mit drei Schiffen gut geht, doch noch Uebung verlangt. Montag 
wird dann grossartig gearbeitet, ich gedenke, in Fasana und Triest 
abwechselnd zu ankern, um Pola nicht zu sehr zu stören. 

Wetter und Luft herrlich, guter Geist und Opferwilligkeit. 
somit alles in Ordnung. Leb' wohl, herzliche Grüsse Deiner lieben 
Familie und Dir Sterneck. 

PoU. .•^. Juni 1387. 
Lieber Eberan ! 
Gestern verga.ss ich, Dir zwei höchst wichtige Angelegen- 
heiten zu schreiben und ergänze hiemit meinen gestrigen Brief. 
Vor Allem muss ich Deine Aufmerksamkeit auf unsere Boots- 
Ladebäume lenken. Im Kriegsfall werden an uns hauptsächlichst 
coups de main herantreten, zu dieser sind Ausschiffungen in erster 
Linie in Aussicht zu nehmen. Nicht so sehr von der Ausschiffung, 
sondern bei der Einschiffung hängt das Gelingen von der Schnellig- 
keit, mit welcher die Arbeit geschieht, ab. Hiefür sind Ladebäume 
nicht entsprechend. Ich möchte Dich ersuchen, geeignete Befehle 






zum Studium der Fragte an das technische Comitt- zu geben. Mit 
Spaun habe ich bereits die Frage besprochen, und erfahren, dass 
grosse Schwierigkeiten vorhanden sind, nun heisst es, diese über- 
winden. Die zweite, ebenso wichtige Frage ist das Ankerlichten, 
wofür keine Dampfwinden existiren und die alte der Lissa auf 
Custozza nicht ausreicht. 

Ich brauche wohl nicht die Wichtigkeit einer Verbesserung' 
in der Hinsicht zu begründen, und möchte Dich ersuchen, auch in 
dieser Hinsicht die nöthigen Verfügungen treffen zu wollen. lieber 
die Verwendung der Drahttaue anstatt der Hanlleinen {gherlim, 
alzane) etc. kommen auch Bedenken vor, was aber hauptsächlich in 
der Unkenntniss der Behandlung liegt. 

Triest. n. Juni 1887. 
Mein lieber RichardI 

Wenn ich auch der schlechteste Correspondent der Welt bin 
und vernachlässigt zu werden verdiene, so bin ich meiner Schuld 
bewusst und mache mir trotz Arbeit und Geschäften, die mich 
entschuldigen, Vorwürfe. Heute endlich ist ein Tag der Reue ein- 
getreten, und seit heute Morgens bin ich für Niemanden sichtbar, 
um alle meine Sünden gut zu machen. Einer der Ersten, denen 
ich schreibe, bist Du, mein lieber Richard, um Dich freundlich zu 
begrüssen und um Deine Projecte für diesen Sommer zu erfahren. 
damit ich Dich vor Deiner Reise nach Bukarest sehen kann. Seit 
Wochen habe ich Wien verlassen — Dein Vater befand sich damals 
ganz wohl, bis auf die Füsse, die ihm öfters versagen. 

Meine Manöver waren sehr interessant und lehrreich. — Sie 
überzeugten mich von der Richtigkeit meiner Vorau-sselzungen bei 
der Verwendung der Torpedoflottillen und von der Unhaltbarkeit 
der Anforderungen, welche Admiral Aube an dieselben stellte. Heute 
lese ich in deutschen Zeitungen die Nachricht, dass man in Krank- 
reich die zu weit gehenden Manöver der Torpedoboote eingestellt 
hat; dieselben sind keine Schlachtschiffe und dürfen zum grossen 
Seekrieg nicht, oder wenigstens nur in einzelnen bestimmten Fällen 
verwendet werden. Sie dienen hauptsächlich zur Küstcnvertheidi- 
gung, und auch in diesem Falle braucht das Torpedoboot Unter- 
stützung. Eine Torpedoflottille darf nicht aus Torpedobooten allein 
bestehen, sondern muss aus verschiedenen, dem Torpedowesen ent- 
sprechenden Factoren zusammengesetzt sein — ohne diese sind 
auch die Torpedoboote zur Küstenvertheidigung zu schwach und 
nur bedingungsweise zu verwenden. 

Ich fVeue mich, diese nunmehr durch .die Erfahrung erhärteten 
Sätze in meinem Exposö vor drei Jahren festgestellt zu haben. 



Marin e- Comtoan dant. 



257 



Die Inseln und Häfen Dalmatiens boten mir die schönste 
Gelegenheit, um Versuche zu machen — aber grossartig war der 
Contrast, welchen das bewegte Leben des Flott enlagers mit den 
menschenleeren, steilen Steininseln und Felsengruppen bot, und 




doch sind diese von der Natur stiefmütterlich behandelten, öden, 
an Wasser und Vegetation armen Inseln bewohnt — und diese 
nach unserer Ansicht unglücklichen Leute sind glücklich und zu- 
frieden, lieben ihre felsige Heimat, in dem Wahne, frei zu sein — 

17 



258 



Marfne-Conitnandniit. 



k 



freilich erwachen sie beim Anblick des Steuereinnehmers, der 
ihnen oft das letzte Schaf wegführt — arme Leute! — sie ahnen 
Besseres und hegen unerfüllte Wünsche — ihre melancholischen 
Lieder erzählen davon. 

Von Politik und Zeitungen, überhaupt was in der Welt vor- 
geht, weiss ich gar nichts oder soviel als nichts. Vom frühen 
Morgen bis spät in die Nacht, und oft während dieser selbst wird 
manövrirt, so dass ich müde, oft ganz erschöpft, kaum meinen 
sonstigen vielen .arbeiten nachkommen kann — einzige Erholung 
ist eine Partie Tarock. 

Gegenwärtig fängt die zweite Abtheilung der Manöver an, 
das Manövriren der Escadre ist auch mühsam, weil ich keine 
geübten Kräfte um mich habe, und Vieles selbst machen muss. 

Am 4. Juli erwarte ich Seine Majestät bei der Flotte, und 
nachdem zwei Tage in seiner Anwesenheit manÖvrirt wird, folgt 
die Stapellassung des Kronprinz Rudolf, bei welcher die Erz- 
herzogin Maria Theresia (Gemahlin des Erzherzogs Carl Ludwige) 
als Vertreterin der Kaiserin die Taufe vornehmen wird. 

Die Manöver vor dem Kaiser, die Festlichkeiten, Ceremonien, 
die Sorge für die Abgeordneten beider Reichshälften, dann die 
für die vielen Gäste gibt mir viel Arbeit und raubt mir viel Zeit, 
Jedenfalls thue ich es gerne, es bedeutet einen weiteren Schritt 
vorwärts für die Marine — der ich mich gewidmet und der ich 
so Vieles zu verdanken habe; auch i."*! das Interesse, welches Seine 
Majestät für die Marine hat und zeigt, eine grosse Genugthuung. 
Er ist der einzige Monarch, der keine schalen Flottenrevuen ab- 
hält, sondern taktische und torpedistische Manöver ausfuhren liess. 
Ich glaube, dass es keinen pflichttreueren Menschen auf der 
ganzen Welt gibt. — 

So, jetzt habe ich Dich des Langen und Breiten mit meinem 
Ich unterhalten ; wenn ich noch hinzufüge, dass ich mich wohl 
befinde, dass ich zu meinem grossen Aerger dick und schwerfalligf 
werde (über 82 Kilogramm), dass ich mit gutem Appetit esse, wie 
ein Sack schlafe, so habe ich nur mehr die Bitte auszusprechen, 
mir baldigst nach Pola zu antworten. 

Vilhich, 13, Juli 1887. 
Es soll Dich nicht wundern, Villach zu lesen. Nach den 
Manövern, welche den 7. mit einer Fahrt nach Triest, an welcher 
viele Gäste iheilnahmen, endeten, begab ich mich nach (iraz, von 
da nach Venedig und ankerte heute in Villach. um nicht einen 
vollen Tag auf der Bahn zuzubringen. Morgen gehe ich nach Wien, 



Mari Q e - Com m S n (1.1 n 



um contre caur mein Amt zu übernehmen. Diese wenig-en Tage 
der Ruhe g'enoss ich ungemein — endlich einmal nur Mensch zu 
sein, war meine Wollust. 

Mit Befriedigung sehe ich auf die vergangenen Wochen, — 
Unsere Officiere sowohl als auch unsere Mannschaft sind ausge- 
zeichnet — ich erreichte das scheinbar Unerreichbare, auch gab 
Seine Majestät der vollen Zufriedenheit Ausdruck — auch mir 
ward seine Anerkennung durch Verleihung der Eisernen Krone 
1. Classe zutheil — leider bringt uns dies nicht weiter, es fehlt 
uns an Schiffen und Torpedobooten, falls eniste Aufgaben an 
uns herantreten sollten. 

Leider aber blieb die Enttäuschung nicht aus — ich hoffte, 
viele Abgeordnete, massgebende Persönlichkeiten bei den Manövern 
zu sehen — und wenn auch die Zahl gross, so war die Qualität 
sehr minder — Geduld und Ausdauer, vielleicht gelingt 
CS mir doch noch, das allgemeine Interesse für das See- 
wesen und das damit verbundene Personal zu wecken. 

Von Deinem Vater weiss ich nichts, ebenso nichts von allen 
anderen Geschwistern — die Zeit war nicht zum Briefschreiben 
angethan. Max. 

Anlässlich des Stapcllaufes des Kronprinz Rudolf erging das nach- 
stehende Allerhöchste Handschreiben an den Marine-Commandanten: 

Lieber Viceadmiral Freiherr v. Sterneck! 
Der Stapellauf des Meiner Flotte einen so namhaften Kraft- 
zuwachs zuführenden ThurmschifFes Kronprinz Rudolf bot Mir 




980 Marine-Commuidsct. 

(Jen willkommenen Anlass, wieder einige Tage inmitten Meiner 
Marine weilen zu können. 

Ich habe während dieses Aufenthaltes erneuert die beruhi- 
gende Ueberzeugung gewonnen, wie sehr Meine Marine von dem 
pflichtgetreuen, ernsten Streben erfüllt ist. ihre kriegstüchtige 
Ausbildung und Schlagfertigkeit zu fordern, und es gereicht Mir 
zur Genugthuung, aussprechen zu können, dass den auf maritimem 
Gebiete in letzterer Zeit erfolgten bedeutenden Fortschritten und 
der damit in Verbindung stehenden Wahl und Verwerthung' der 
Kampfmittel vollauf Rechnung getragen wird. 

Die rasche Indienststellung der Schiflfe, die vollkommene 
Bereitschaft derselben nach so kurzer Zeit, die gute Detailaus- 
bildung der Mannschaften, die günstigen Resultate beim Scheiben- 
schiessen mit Geschützen, sowie die exacte und sichere Aus- 
führung der Manöver seitens der Escadre und der Torpedoflottille 
geben beredtes Zeugniss von dem hingebungsvollen Eifer, mit 
welchem sich alle Organe Meiner Kriegsmarine den vielseitigen 
und schwierigen Berufspflichten unter Ihrer zielbewussten Befehls- 
gebung unausgesetzt weihen. In voller Würdigung der erzielten 
Leistungen finde Ich Mich angenehm veranlasst, Ihnen, den 
Flaggen- und Seeofficieren aller Chargengrade, den Mannschaften 
sowie dem technischen und Verwaltungspersonale Meiner Kriegs- 
marine hiemit Meine wärmste Anerkennung und Zufriedenheit aus- 
zusprechen, und beauftrage Sie, dies in geeigneter Weise zu 
verlautbaren. 

Pola, am 6. Juli 18B7. Franz Joseph m, p. 

An Viceadmiral v. Eberan: 

Draäing bei Krümpsndotf, 7. October 1887. 

Lieber Freund! 

Ich habe Deine freundlichen Zeilen erhalten und komme erst 
heute dazu, sie zu beantworten. Ich bin täglich viele Stunden am 
Weg, geniesse Sonne und Luft und bin dann meistens so müde, 
dass ich nicht mehr schreiben kann. Heute ist das Wetter un- 
freundlich, hie und da regnet es, mein Spaziergang ist kurz ge- 
wesen und der Abend so recht dazu geeignet, um die Corresponden^ 
aufzuarbeiten. 

Also wieder Einer der alten Garde, der uns verlässtl Den 
Verlust C. Adm. Schaffer's muss ich aufrichtig bedauern. Rohr- 
scheidt wird sich darüber freuen, er soll ihn auch beim Militär- 
Hafencommando ersetzen und der Posten der Operationskanzlei soll 
einstweilen unbesetzt bleiben, wenn mir kein anderer annehmbarer 



I 



Marin L'-Commaadant. 



I 
I 



Vorschlag gemacht wird, will ich Lehnert damit provisorisch 
betrauen. 

Die Abstriche im Budget sind sämmtlich sehr zu bedauern 
und leider sehe ich, dass wir in dem einen Punkte nicht derselben 
Ansicht sind, da ich um Corvette Helgoland — dermalen, wo wir 
Kriegsschiffe brauchen — um den Kreuzer keine Thräne zu 
verlieren im Stande bin. Die Summe für die Kessel des Ferdinand 
Max soll für Ersatzkessel der Ersatz-Torpedoboots-Maschinen dienen, 
da ja von der beantragten Summe eine gute Zahl G-ulden fallen 
dürfte. 

Eine Vermehrung der Viceadmirale scheint mir in diesem 
Falle gerecht, und ich gehe weiter; Es ist für unsere Kameraden 
sehr traurig, wenn sie jenen der Armee so weit zurückgestellt 
werden sollen. Die Honvedgenerale avanciren in der Tour mit 
jenen der Armee — warum soll eine Ausnahme bei uns nicht 
möglich sein — es wäre unbillig. 

C.'s Fall ist mir aus dem Gedächtniss entschwunden — 
ich möchte nicht ehrenräthlich behandelte Officiere im Corps be- 
halten, wenn der Fall nicht vollkommen, ohne Wenn und Aber 
gelöst ist. Ich habe deshalb heute telegraphirt, nachdem ich gestern 
Abend die Beförderungsvorschläge erhalten habe. 

Erschrecke nicht über die beiliegenden Briefe, die ich Dich 
bitte, der Erledigung zuzuführen. Ich denke, den 12, — 14, in Wien 
zu sein, um alles Pendente in Ordnung zu bringen, um dann 
abermals von Wien zu verschwinden. In Pest erfuhr ich, dass 
heuer in Pola ein Eisenbahn congress von Seite österreichischer 
und ungarischer Directorcn abgehalten werden wird. Ivänka und 
Czedik werden die Zahl und Namen derselben, sowie den Tag, 
wann dieselben eintreffen werden, bekanntgeben; so wird es noth- 
T#endig sein, dass das Hafenadmiralat davon verständigt werde, 
um einen kleinen Empfang im Casino, wenn dies den Herren des 
Casinos nicht unangenehm sein sollte, zu veranstalten. Ich sehe 
aber in dem fast unleserlichen Brief, dass der 13, October fest- 
gesetzt ist, an welchem die Conferenz in Pola stattfindet. Es wäre 
vielleicht entsprechend, dem Hafenadmiralat davon schon jetzt 
Mittheilung zu machen. 

Indem ich mich nun gänzlich ausgequetscht habe, grüsse ich 
Dich bestens, empfehle mich Deiner Gattin und den lieben Kindern. 
Dein aufrichtiger Freund 

Stefpecfc. 



2R2 Manne -Cumm.irdnnl. 

Wien, 11. April lS8ß 
Lieber Lehnen!*) 

Es ist nahezu ein Monat her, seitdem ich Ihren lieben Brief 
vom 13. März erhalten habe. Sie verzeihen die Versäumniss, die 
in den Geschäften, den gesellschaftlichen Verpflichtungen, dem 
Umziehen in das neue Haus .**) endlich und nicht im Mindesten von 
den traurigen Vorkommnissen in der Marine ihre Ursache und 
Entschuldigung finden. Mein Glück finde ich in der Thätigkeit der 
Schi tfsdi Vision, und in der Hoffnung der Erfolge der Escadre eine 
Entschädigung für all die Trauer, die mir und der Marine der 
Greif, der Tiger und selbst der kleine Arsenalstender brachte. 

Mir haben Ihre Nachrichten über die Zriny viel Freude ge- 
macht und hoffe, dass Sie mir bald wieder schreiben und es auch 
nicht unterlassen werden, aus Barcelona, wohin Euch ein glück- 
licher Stern fuhren und begleiten möge, Schönes Wetter ist auch 
anzuhoffen, alle Bedingungen vorhanden, damit Oesterreichs Flagge, 
trotz lO.UOO und 13.000 Tonnen Schiffe der fremden Mächte, hoch 
gehalten werde. 

Jedenfalls sehe ich Sie nächstens, noch vor dem Verlassen 
von Pola, darum kann ich meinen freundlichen Grüssen ein fröh- 
liches «Auf Wiedersehen!" beifügen. 

Pesi. 17. Juni 1888. 

Nur wenige Worte des Dankes für die sehr interessanten 
Briefe, die mir mehr Aufschluss bieten als alle Berichte, die ein- 
gesendet werden können, die mir auch deshalb von grosstem 
Interesse sind. 

Nicht nur Ihre Bemerkungen, sondern auch jene der anderen 
commandirenden Officiere werden uns Ursache von reiflichen Er- 
wägungen sein und dort, wo Verbesserungen möglich, diese unter- 
nommen werden. Nur Einiges ist wohl unmöglich, nicht wege'h 
Sparsamkeit, aber wegen der Verhältnisse. Man kann doch nicht 
alle Schiffe mit neuen vergleichen, für jene auch nur wünschen, 
was auf diesen .selbstverständlich gemacht wird. 

Gestern hatte ich einen glücklichen Tag bei den Ungarn, die 
mir den Voranschlag ohne Kampf bewilligten. 

Nächste Woche folgt der zweite Theil und so hoffe ich, die 
erste Woche Juli bei der Escadre zu sein. 

') Zu jenet Zeil cummanditte FregaUeocapiläa Lehnerl eine Corvclle bei der 
k. k. SrbilTEdivision. 

*•) Das Amtsgcbäude der Maiine-Scction nebst der WühDurg des Marine-Com- 
mandanlcn wurde ebeo in ein anderes, neues Gebäude verlegt. 




Auf ang-enehmes Wiedersehen! Wenn Sie Zeit haben, so 
schreiben Sie nochmals. 

Bisel. (1. August 188S. 
Meine liebe Mathilde! 

Um Dir ein Wenig die Zeil zu vertreiben, schreibe ich Dir 
die Eindrücke eines Individuums, das sein Kleid abgelegt und in 
nirntUe spoglie (das heisst; »im trügerischen Aufzug«) erster 
Classe reist. 

Die Leute sind aufs Trinkgeld erpicht, und wo ich noch hin- 
gekommen bin, fand ich zum Empfang bereite Hände, doch bis 
jetzt noch nirgends so wie bei unseren Kellnern und Kellnerinnen. 
Auch will ich mich nie mehr über diese böse Sitte ärgern, be- 
sonders wenn Einem das Geld mit Anmuth und Freundlichkeit 
herausgeschwindelt wird. Eine weitere BemerkuTig, die mich leider 
bisnun auf Schritt und Tritt verfolgt, ist die ungeschlachte 
Schwerfälligkeit, ich möchte sagen die Hässlichkeit der Frauen. 
Dem armen Geschlechte fehlt nicht (nur) Eleganz, Schönheit, nein, 
das Alltägliche, um nur -a bisscrl- zu gefallen. Es wäre fast zu 
begreifen, dass der ideale, hochpoetische Ludwig IL Weiberfeind 
wurde, und seit seiner Zeit her dürfte die Züchtigkeit in Bayern 
eingezogen sein. Diese Bemerkungen sind die ersten, die ich auf 
meiner Reise zu machen Gelegenheit hatte. 

Herren-Chiemsee machte mir einen traurigen Eindruck — ist 
für die Geistesrichtung Ludwigs ein sprechendes Zeugniss. Wahn- 
witzige, krankhafte Herrschsucht, nach Gottähnlichkeit strebend. 
schuf dieses Monument überladener Pracht: der Schöpfer träumte 
von Tausend und einer Xacht, von Feen im Feenschloss — doch 
/lelas! — die Fee fehlte und selbst die Seele, der belebende Ge- 
danke, ist nichts weiter als ein schlechter Abklatsch von Versailles. 
Die Insel, einsam auf weitem See gelegen, kann ein Feenschloss, 
aber nicht ein Versailles vertragen. In den Details habe ich nichts 
Aehnliches gesehen. 

München Hess mich bedauern, dass unsere Architekten nur 
mit Gschnas arbeiten, um Effecte hervorzubringen — ich dachte 
an Dich und hätte Dich gerne an meiner Seile gehabt, um mit 
Dir die Ausstellungen und Galerien zu besuchen. Erstere ist viel 
reichhaltiger als die unserige gewesen ist; hier fand ich auch 
viele liebe Bekannte, In der Pinakothek aber, da that sich mein 
Herz auf, ich hatte nur mehr Augen, um die prachtvollen Gemälde 
anzustaunen. Durch Dich auf cht, habe ich Ruys dael' 

Bilder zu bewundern ( 




2ß4 



nandant. 



München war von Ausländern überschwemmt, doch was i 
sah, war leider unelegant, und die Engländer, welche das grosse 
Contingent stellten, sind lauter Dodifs famüy abroad. Dazu kommen 
noch die reisenden Pensionate — ein Musterbild der Lächerlichkeit. 

Nach langer Fahrt und plötzlichem Courswechsel plötzlich 
links den Bodensee gesichtet — ein schöner Anblick! Um nach 
Rohrschach zu kommen, schiffte ich mich auf einem kleinen 
Schweizer Seeboote ein und treffe hier einen alten Süsswasser- 
Seebären, beinahe hätten wir Brüderschaft getrunken. Die Bahn 
von Rohrschach nach Constanz fahrt längs des Ufers, ich g^Iaubte 
damit eine gute Aussicht zu gewinnen, leider war das nicht der 
Fall. Man muss die Fahrt mit dem Dampfer machen, auf welchem 
beide Ufer in .Sicht sind und das sonst langweilige Land sich recht 
hübsch ausnimmt. 

Von Constanz will ich nicht viel erzählen. Baedeker schneidet 
auf; ich war auch nur wenige Stunden hier, um mich umzusehen, 
und fuhr dann gleich weiter. Gegen Abend hatte zum Glück 
schönes Wetter eingesetzt. Der Rheinfall?! Meine Erwartung^en 
waren auf das Höchste gespannt, da ich bisnun nur die Klerke- 
falle kenne, wo Himmel und Erde sich vereinen, um dem Aug'e 
eine grossartige und zugleich poetische Naturerscheinung- vorzu- 
führen. Und nun der Rheinfall, umgeben von sehr lobensw erthem 
Menschenfleiss, ausgedrückt in der prosaischen Weincultur, einer 
Eisenbahnbrücke und einem gekünstelten Parapluie in Mitte des 
Falles; dazu der Schweizer, man begreift, was das Bild ist und 
was es sein sollte oder war, als der Rhein mächtig durch den 
Wald allein dahinbrauste. 

Wie Du Dir denken kannst, mache ich nie wieder die Reise. 
um den Rheinfall zu sehen, und werde Jedem rathen, lieber die 
Kerkafalle zu besuchen. 

Heute Morgens verliess ich Schaffhausen und bin nun hier. 
um morgen das Museum anzusehen. Es wird mir auch ein Ruhetag 
sein, denn ich hetze ein bischen zu viel. So ist es heute das 
erstemal . dass ich zum Schreiben komme , werde auch keine 
weiteren Briefe vom Stapel lassen, sondern schliessen und »Gute 
Nacht!« sagen — — 



r bishe 



Es scheint, dass ich wirklich ein Glücksvogel ohne Gleichen 
bin; zu all den Gnadenbezeugungen des Kaisers, welche mich 
bisher ausgezeichnet haben, gesellt sich nun in diesem Augfen- 




Mari ne-Coni man dant. 265 

blicke meine Sendung nach Athen;*) und denke Dir, als ich micli 
heute von Seiner Majestät abmeldete, meinte er, dass ich mir die 
dritten Sterne und Auszeichnunjjren mit auf die Reise nehmen soll, 
nachdem er mich zum Admiral befordert hat (das ist in der Armee 
General der Cavallerie oder Feldzeugmeister). 

Ich war stumm vor Erstaunen, und fand wahrlich keine 
höfischen Worte, um meinen Dank auszusprechen — doch kam er 
vom Herzen. 

So häufen sich die Gnaden — warum erlebt das nicht unsere 
Mutter I 

Prinz Heinrich von Preussen ist ein hochin telligenter und 
angenehmer Seeofticier; man kann der Marine zu diesem zukünf- 
tigen Führer gratuliren. 

Morgen Abends reise ich nach Triest, wo ich Dienstag an- 
komme, um in der folgenden Nacht mit Greif abzureisen. 

Pola, 10. November 1888. 

Schönen Dank für die Besorgnisse über mein leibliches Ich 
— nun, mir geht es ziemlich gut. 

Von Corfu weiss ich Dir zu sagen, dass es prachtvoll ist; 
obwohl durch den Abgang der englischen Escadre Manches grie- 
chisch wurde, so bleibt Corfu noch wunderschön und ist auch 
billiger als ehedem. Die Hotels sind gut und comfortable, auch 
nicht theuer; der Aufenthalt ist durch das schöne milde Wetter, 
die schönen Partien, die Jagden auf der Festlandsküste -sehr an- 
genehm. 

Die Delegationen waren heuer wieder sehr gnädig; bedauern 
müssen wir aber doch, dass die Marine nicht mehr verlangt und 
durchgesetzt hat — wir kommen auf diese Weise auf keinen 
grünen Zweig — wenn die Einsicht nur nicht zu spät kommt, und 
wir wieder erst in der Noth die Unterlassungen erkennen. Seit 
18(50 haben wir Frieden gehabt — wenn man bedenkt, was hätte ge- 
schehen können — und wie heute die Marine ist ! es überläuft Einem 
der Schauder! 

Auch in M. St.'s Tagebuche — das allerdings nun weder so regel- 
mässig, noch so weitläufig geführt wurde, wie es einstens wenigstens zeil- 
weise der Fall war — finden sich beiläufig zu jener Zeit Spuren recht 
gedrückter Stimmung. 

*) Als uusserordeatlicher BotsciuLfter anläislich des 25iähriecD Jubiläums des 
Königs der Hellea^n. 



Miirine-ComliMiildaiit. 



Einige Stunden Illusion 1 Trostlos ist das Erwachen! 

Jahre sind verstrichen — ich glaubte mich glücklich — hab' 
ich doch Alles erreicht, was einen Mann zufriedenstellen kann — 
Macht — Ehre — Gunst der Frauen! — Ueber den Ehrgeiz, das 
leichte Leben, vergass ich, ein Herz zu haben — es schwieg ja. 

Augenblicke der Leere waren übertäubt durch Arbeit — 
durch Vergessen meiner selbst — in Erinnerung an mein Ver- 
sprechen, welches ich TegetthofF gab — in Erinnerung- seines 
leuchtenden Beispieles — in Erinnerung an seine Freundschaft. 

Noch vor Kurzem wähnte ich mich glücklich — und heute 
— welch gähnender Abgrund steht vor mir ! 

Traurige Vergangenheit — ein Leben hinler sich zu haben 
und allein steh'n — allein — ohne Hoffnung, ein theilnehmendes 
Herz zu gewinnen! 

Ich bin müde — die Erlösung, wann kann ich auf sie hoffen! 

Und einige Zeit darnach — die folgenden wenigen Zeilen an Schwester 
Malhilde — vielleicht die letzten Worte, welche Max Stemeck an diese 
bewährte Vertraute seiner innersten Gedanken richtete, die ihm am 3. Fe- 
bruar 1889 durch den Tod entrissen wurde: 




Wie lange ich noch fortthue, weiss ich nicht. Xach Teg'elt- 
hoff's Tod trat der Stillstand ein, nun macht sich der Rück- 
stand bereits bemerkbar, noch ein Schritt weiter und der Ver- 
fall ist nicht zu vermeiden, diesen will ich nicht mitmachen. 
Glaube nicht, dass ich übertreibe, leider ist es so und nicht 
anders. — 

Ynchl Greif. Bucht vod Saldon. 18. Juni 18!>1. 

Lieber Richard! 
Nur wenige Zeilen, um Dir den Empfang Deines Schreibens 
zu bestätigen und um Dir zu sagen, dass ich trotz Kürze des- 
selben bis auf Eines ganz einverstanden bin. nämlich wann kannst 
Du wieder Urlaub nehmen? Ich bin am 2. oder 3. in Wien und 
hoffe den 10. auf drei Wochen Urlaub nehmen zu können, den 
ich theilweise in Kärnten zubringen möchte — nach der geg^en- 
wärtigen anstrengenden Arbeit und nach den Tagen der Kaiser- 
manöver, welche für mich bereits Sonntag den 21. in Fiurae an- 
fangen und bis zum 28. dauern, brauche ich Erholung — um mich 
wieder zum Schreibtisch setzen zu können — das Budget wird 
bei den Ministern Anfechtungen erfahren, und da muss ich so 
viel als möglich vorarbeiten — vor Allem aber den Kaiser dafür 
gewinnen, und dann die Form ausfindig machen. Es ist so traurig, 
egen eines Formfehlers so Gutes nicht gelingt. Die 



dass oft 



Mariae-Commandant. 



2157 



heurigen Manöver haben manch Gutes zur Folge gehabt, haupt- 
sächlich aber meinen Herren die Ueberzeugung gebracht, dass 
wir den rechten und für unsere Verhältnisse den einzig möglichen 
Weg zum Ausbau der Flotte eingeschlagen haben. Viele Saulusse 
bekehrt. Es wird mich freuen, Dich endlich als Legationsrath 
beglückwünschen zu können, aber noch mehr, wenn Du mir Deine 
Verlobung ankündigen wirst — Chi troppo abbraccia, nulla stringe. 
Schau, Deine Zeit noch auszunützen. 



Budii voD Salden, 18. Juni 18'Jl. 

Mein lieber Basso! 

Ihr letzter Rath war noch ein Freundesdienst, den Sie mir 
n haben. Benigni*) mit seiner heiteren Laune, seiner Freudig- 
keit, mit der er meinen Ansprüchen zu entsprechen sucht und dem 
Geschick, mit dem er sich in seine neue Stellung hineinfindet, wird 

zwar nie ein Ersatz für 

Sie, mein lieber Freund, 
aber Alles das sein, was 
ich fordern darf, darum | 
nochmals Dank für < 
gute Wahl. Die Manü\ 
wickeln sich sehr gut ab 1 
— auch komme ich endlich 
dazu, die Herren zu über- 
zeugen, dass wir — für | 
unsere Verhältnisse — das 
Richtige getroffen haben, 
ich muss wohl allzu ehr- 
geizige Gemüther, die nur 

in einer Panzerflotte von mindestens lO.UOCI Tonnen Schiffen das 
Heil der Marine finden, ausschliessen. Wir können dermalen (Ende 
des Jahres) ein vollkommenes Geschwader mit neuen Schiffen bis 
auf ein Torpedoschiff aufstellen, ein zweites ist mit alten Schiffen 
möglich aufzustellen, und, wenn mein Programm durchgeht, wird 
das zweite Geschwader in den nächsten Jahren aufgestellt sein, 
und das gegenwärtig zweite, wird das dritte bilden, bis es nicht 
aus neuen .Schiffen hergestellt sein wird, oder neue Umwälzungen 
nochmals Neubauten erfordern. 

Wir haben sehr viel gearbeitet und sind nun nahezu am 
Schlüsse und andererseits am Anfange der Kaisertage angelangt. 

•I Liniciiscbiffs-Licultnant Rndolf Rjltpr ' 




bei M. Sl. 



li^ni, der N'achfolger Basso'i 



308 Marine- Commandint. 

Samstag' fahre ich nach Fiume, wo ich Sonntag die Engländer 
finde; den 23. und 24. in Fiume, dann mit Miramar nach Saldon. 

Ich bin ganz desperat über das von der M, S. verpfuschte 
Programm, wir werden schwere und nicht interessante Tage haben. 
Zu Allem ist Zeil gefunden, nur nicht zu den Manövern selbst. In 
Pola 28. letzte Hetze — Parforcejagd. — Einstweilen habe ich 
5 Kilo abgenommen, bin unter die ominösen 80 gekommen — bin 
neugierig auf mein Gewicht am 29, Juni. Von Pola gehe ich nach 
Triest — 2 Tage Graz — dann Wien — hoffe aber am 10. Urlaub 
nehmen zu können. Wohin? Wenn nicht nach Kärnten, wissen es 
nur die Götter — jedenfalls aber sehe ich .Sie, so ist's meine 
Absicht. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer ganzen Familie, viel- 
leicht schreiben Sie mir ein paar Zeilen nach Fiume über Befinden 
und Ihre A'illa. 

Grübs Gott, lieber Ba&so, stets Ihr aufrichtiger 

Sterneck. 

Wien, 6. Jnli 1891. 

Nach schwerer aber glücklicher und für uns mit Erfolg- ge- 
krönter Arbeit bin ich gesund und wohlbehalten in Wien eingerückt, 
um von Neuem zu arbeiten, und künftige Woche Sitzung- über 
Sitzung zu halten. 

Den 17, und 18. gehe ich zur Audienz zum Kaiser nach Ischl, 
um vor Allem für den Flottenbefehl, der die Basis zum Aufbau 




Marin e-Coramo ndnnt. 



der Flotte bildet, zu danken, und um Ihra ein Flottenprogramm 
vorzuleg^en, Sie können sich denken, welche Arbeit uns obliegt. 

Die Manöver, die uns eine endliche Eintheilung der Schiffe 
in Geschwadern ermöglichte, waren höchst interessant und um so 
interessanter, als das Verständniss ein leichtes, die Verwendung 
der Torpedoboote zum Ausdruck kommen, und viele Erfahrungen 
über Flottenlager, Angriff und Vertheidigung sowie dem Vedetten-, 
Telegraphen- und Observatinnsdienst machen liess. Es waren die 
interessantesten Manöver, die wir noch gemacht. Nach Ischl hoffe 
ich, einen kleinen Urlaub nehmen zu können, und so sage ich mit 
den herzlichsten Grüssen an Sie und Ihre werthe Familie, auf 
fröhliches Wiedersehen, 

Ihr alter Freund Sterneck. 

Sie gingen mir bei jedem Schritt und Tritt ab, Manches wäre 
besser gewesen, wenn ich Ihre bewährte Hilfe gehabt hätte. 



Lieber Richard 



G. Juli 1891. 



Die Manöver sind glücklich vorüber, der Flottenbefehl ist 
ein schöner Erfolg. Den grössten Werth setze ich auf den ersten 
Absatz, der uns endlich erlaubt, mit einem Flottenprogramm 
hervorzutreten. Dieses ist seit Langem vorbereitet, es 
bleiben nur die Durchberathungen übrig. Diese nehmen meine 
ganze Zeit in Anspruch, ich muss bis zum 18, zum Kaiser nach 
Ischl zum Vortrag. 



Der Allerhöchste Floitenbefehl, 
stehenden Wortlaut: 



1 dem hier die Rede 



» 



i 



Flottenbefehl. 

Die nunmehr beendigten grosseren und mannigfachen Uebungen 
Meiner Kriegsmarine boten Mir den erwünschten Anlass, die 
Meeresküste zu besuchen, deren Wohlfahrt im Frieden nach aussen 
hin zu fördern, deren Schutz in den Tagen der Gefahr zu gewähr- 
leisten. Meiner Kriegsmarine obliegt; beiden hochwichtigen Auf- 
gaben gerecht zu werden, ist das Ziel aller seemännischen und 
militärischen Ausbildung der Kriegsmarine. 

Es gereicht Mir zur besonderen Befriedigung anzuerkennen, 
dass Ich die bei den Uebungen in Verwendung gestandenen 
Schiffe und Torpedoboote aller Gattungen in Bezug auf Haltung 
und Leistungsfähigkeit ihrer Stäbe und Mann.schaften in vorzüg- 
licher Verfassung fand. Ein frischer Seemannsgeist belebte alle 



«70 



Unrinc-CmnniBndaiit. 



auch die schwierigsten Thätig-keiten. Die correcte und verstand- 
nissvolle Durchführung aller einzelnen und Gesammtmanöver, 
deren lehrreiche Anlage und Leitung, lassen mich jenes Vertrauen 
in Meine Kriegsmarine, welches dieselbe einst im Kampfe so 
g;länzend bewährt hat, mit Zuversicht festhallen. 

Ich spreche Meiner gesammten Kriegsmarine, deren Seeoffi- 
ciers-Corps durch die Marineakademie ein fachmässig trefflich unter- 
richteter, im besten Geiste erzogener Nachwuchs herangebildet 
wird, für ihre hingebungsvolle Berufstreue Meinen vollsten Dank 
und Meine besondere Anerkennung aus. 

Pola, am 28. Juni 1891. 

Franz Joseph m. p. 



, 22. Augn« 1891. 



Mein lieber, theurer Basso! 



Da bin ich, um Sie an die Zeiten zu erinnern, wo Sie mir als 
treuer Freund zur Seite standen. 

Ich möchte dem Bilde die Worte in den Mund legen: Ver- 
gelt's Gott! und bitte, vergessen Sic mich nicht. 

Mit dem habe ich Alles in schlichter, aufrichtiger Weise ge- 
sagt, was mein Herz fühlt, ich kann nur beifügen, einen Basso 
finde ich nicht mehr! Die Sorge meiner Schwester, ein Heim für 
den Winter zu suchen, das ich so glücklich war, in Pitzelstetten 
zur Zufriedenheit zu finden, und die damit verbundenen Fahrten 
nach Villach, Velden mit einigen Excursionen in der Umgfebung 
und auf dem Wörther See beanspruchten meine letzten Tage so 
ganz, dass ich, am frühen Morgen das Haus verlassend und spät 
heimkehrend, nicht mehr Gelegenheit hatte, Sie aufzusuchen, um 
von Ihnen und Ihrer verehrten Familie Abschied zu nehmen. Die 
Zeit war so kurz und so vielfältig ausgefüllt, dass sie immer zu 
kurz wurde und nie ausreichte. Nun, in Wien kommt es mir vor. 
als wenn all das Liebe, Gute, Freundliche, das ich während meiner 
Abwesenheit fand, nur ein schöner Traum wäre, und es ist nicht 
verwunderlich, da wir seither das ganze Budget fertiggestellt und 
zur Vorlage bereit haben. Es werden harte Tage der Enttäuschung 
für die Marine kommen. Den 17. October werden die Minister- 
rathssitzungen stattfinden, was die uns bringen? Meine Anforde- 
rungen sind über zwei Millionen mehr als im Vorjahre, die 
Losung ist Vorwärts oder .Stillsland! Dabei wenig Aussicht 
auf Erhaltung des Friedens, der nur für heuer durch die Missernte, 
dem damit verbundenen Brotraangel und Hungertyphus in Russland 
gesichert scheint. 



Maiiue-CtnnmondnDt. 



«71 



I 



Sie wollen nach Deutschland, da hoffe ich Sie auf der Durch- 
reise zu sehen, somit auf Wiedersehen, Schreiben Sie bald und 
ausführlich. Grüssen Sie Alle und jeden Einzelnen Ihrer werthen, 
lieben Familie und vergessen Sie nicht Ihren Freund 

Sterneck. 
Lieber Hühnel!*) 

So oft ich in meinem Gange die prachtvollen Jagdtrophäen 
ansehe und bewundere, denke ich an Sie und an meinen schnöden 
Undank gegen Sie. Ich bin so vielseitig beschäftigt, dass Sie mir 
verzeihen werden, er.st heute Ihnen meine grosse Freude und meinen 
Dank auszusprechen. Seinerzeit müssen wir die iable.tte mit den 
betreffenden Daten und Namen zur Vervollständigung ausfüllen. 
Mit freundlichen Grüssen Ihr Bewunderer Sterneck, 

Yachl Greif. Sjialalo, 2C. MSti 1892. 
Lieber Eberan! 
Meine Inspicirung hat manchen Erfolg aufzuweisen. Wie man 
es nehmen will, angenehme und missliche, jedenfalls der Marine 
erspriessliche Resultate, welche ich Dir des Längeren nächstens 




mittheilen werde. Ich habe Radetzky und Friedrich nach Fiume 
beordert, um besonders erstere noch einmal zu sehen und cnd- 
giltige Beschlüsse zu fassen. Meine Ankunft wird sich deshalb um 
einige Tage hinausschieben, doch scheint es mir nothwendig. 

. Hölinil (gegenwärtig CorvettencapilBn und Flügcl- 
itra), EnlJeckcr der Rudolf- und Slephnnie-Setn io 







.idja 
Ccn 


IQl Sein 

ralaftilia. 


r llajpiläl .1 



S73 



Mirine-Com m rihIaiiI. 



Höchst interessant und lehrreich war das Gefecht der Gegen- 
seitig-keit des Albatros und Nautilus, eine nicht zu unter- 
schätzende Neuigkeit, um aller Welt von oben herab Zw^eck, 
Ziel und Verwerthung der Mittel klar zu stellen, sowie Aufschluss 
über Geistesgaben der Commandanten, Officiere und Mannschaften 
zu geben. In Teodo bitte ich ehethunlichst die Arbeiten in An- 
griff nehmen zu lassen, eine Arbeitseintheilung ist vorzubereiten. 
Dich herzlichst grüssend Dein alter Freund Sterneck. 

Wien, 30. Mai 1893. 
Mein lieber Richard! 

Es ist eine Ewigkeit, seitdem ich Deine lieben Nachrichten 
erhalten habe. Tausendmal wollte ich antworten und mache mir 
nun Vorwürfe über mein Stillschweigen. 

Geg'enwärtig tagen die Delegationen, nicht intensiv, aber viel 
bin ich dadurch beschäftigt, umsomehr, als Eberan auf Urlaub 
ging. Dieselben dürften durch die Jungezechen, die vom Budg^et- 
ausschuss ausgeschlossen wurden, sehr verlängert werden, indem 
sie in den öffentlichen Sitzungen die Berathungen durch endlose 
Reden, Interpellationen in der schärferen Tonart etc. etc. hemmen 
werden. 

Wie Du aus den Zeitungen erfahren haben wirst, sind der 
Stapellauf und die Feste in Triest sehr gelungen und haben ihre 
Wirkung nicht verfehlt — Stimmung gemacht. Schönen Dank für 
die Einladung nach Sinaja, gerne würde ich kommen, aber 
die Delegationen tagen in Wien, und Eberan ist fort, ich bin also 
festgenagelt, und im Juli muss ich zur Escadre. 

Grüsse herzlichst Lily, der ich alles Schöne und Liebe sagen 
lasse. Ich hoffe, dass Ihr recht vergnügt in der schönen Gegend 
Sinaja seid und Euch gesund und wohl befindet. Auf baldige 
Nachrichten hoffend, umarmt Dich herzlichst Onkel Max. 

Die Einladung nach Sinaja (Richard St war Legationsralh und Ge- 
schäftsträger an der k. und k. Gesandtschaft in Rumänien) wurde in drin- 
genderer Form wiederhoh; hierauf kam die folgende, eingehender motivirle 
bedauernde Ablehnung: • 

Wien, 7. Jnli 1893. 

Mein theurer Richard — und meine liebe Lily — die Nach- 
richt über unsere zukünftigen Hoffnungen hat mich glück- 
lich gemacht und la.sRt Euch herzlichst und innigst beglück- 
wünschen. Mir stand immer das Glück zur Seite, nun erfahre ich 
es auch durch Euch. Dankbar muss ich dem gütigen Schicksal, 
das über mich waltet, sein, und dankbar bin ich und will auch 
nichts mehr, als Euer Glück wünschen. 



Marine-CamniandoDI. 273 

Durch die Delegationen haben sich alle meine Pläne ver- 
schoben, erst die künftige Woche komme ich zur Escadre und muss 
dann eine Erholung durch Urlaub suchen. Es geht mir recht gut, 
aber ich bin müde. Die Thalfahrt der Donau im August, anstatt 
auf Urlaub zugehen, der Besuch von Sinaja, der mit Aufwartungen 
bei Hof verbunden wird, und die ich nicht als Dienstesreise 
machen kann, ist nicht leicht auszuführen. Ich beabsichtige, nach 
den Manövern der Escadre einige Wochen auf Urlaub zuzubringen. 
Hauptquartier Kärnten, und von da einige Rundfahrten in nicht 
bekannte Gegenden und zu Bekannten; dann aber nach Wien zur 
Arbeit, die immer wächst, zurückzukehren. 

Und nun, lieber Richard und Lily, nochmals meine herz- 
lichsten Glückwünsche. Gruss und Kuss, Euer glücklicher Onkel 

Max. 



I 



L 



»Zwischen Lipp' und KelchesrandN Drei Monate, nachdem der Oheim 
Max diesen gcmathvollen, von inniger Anhänglichkeit an den Neffen Richard 
zeugenden, vom wärmsten Anthcil an dessen Gluck dictirlen Brief ge- 
schrieben — lag dieser junge, vielversprechende Mann auf der Bahre. M. St. 
hatte diesen Neffen nicht nur geliebt, sondern bezeugte ihm auch die höchste 
Werthschätzung. Als es etwa um das Jahr ia9U eine intimere Angelegenheit 
der Familie zwischen ihnen zu besprechen gab, apostrophirte der Oheim den 
Neffen wie folgt: 

Du kennst die innigen Gefühle, die ich für Dich hege. Du 
weisst, dass ich Dich werthschätze und hochachte, dass ich 
Dich nicht nur als Blutsverwandten, sondern auch als meinen 
Freund betrachte ^ darum spreche ich offen und frei meine An- 
sichten aus und weiss, dass ich nicht missverstanden werde. — 

{XprW 1893.) 
Lieber Basse! 

Tausend schönen Dank Ihnen und allen Ihren lieben und 
freundlichen Angehörigen für die mir bewahrte Erinnerung und 
Freundschaft, zugleich sende ich mein herzlichstes buoni: feste. 
Ich war drei Tage in Kärnten und fühlte mich ganz umgestaltet, 
so schön und angenehm war es dort. 

Hier viel Angenehme.'*, unser Budget ist auf Jahre hinaus 
gesichert mit einer jährlichen Erhöhung, so dass alle Sorgen für 
die Zukunft gewichen sind. Wohlgemuth ist in keiner guten 
Haut, ich glaube auch nicht, dass er activ fortdienen wird, seine 
Nerven sind zu angegriffen. 

Den 29. April ist der Stapellauf der Maria Theresia, ich lade 
Sie und Gemahlin dazu ein, es wird ein schönes Fest werden. 



18 



274 Marine-CommiinJanl. 

Mir geht's gut. mehr brauche ich nicht zu sagen, da 
auch Alles gesagt ist. 

So, nuQ noch herzliche Grüsse an Sie und die Ihrigen. Dir] 

Sternec 




Nach zfhnjähriger Führung des Marine-Commandos erhielt 
Siemeck das Grosskreuz des Leopold-Ordens >in erneuerter .^nerkennm^V 
seiner vorzüglichen Dienstleistung in dieser Verwendung«. 

Er gab dem Personale der Kriegsmarine diese Auszeichnung iqjl fol- 
genden Worten kund: 

»Mit dem Gefühle der Freude und Genugthuung begehe ich 
heule den Gedenktag meiner zehnjährigen Commandoführung-, 
welchen die ausserordentliche .allerhöchste Huld und Gnade Seiner ( 



l 



Majestät unseres allergnädigsten Kriegsherrn zu einem Festtag 
gestaltete.« 

•Innig erfreuten mich die von den Marinebehorden, Com- 
manden, Aemtern und Anstalten sowie corporativ von allen Marine- 
angehörigen selbst mir kundgegebenen Zeichen freudiger Antheil- 
nahme, Anhänglichkeit und treuer Hingebung, und spreche ich 
Allen und jedem Einzelnen hiefür meinen wärmsten Dank aus.« 

»Wenn es gelungen ist, die k. und k. Kriegsmarine, ihren 
Traditionen folgend, auch während des verflossenen Jahrzehntes 
auf allen Gebieten des raiUtär-maritimen, technischen und admini- 
strativen Dienstes den Anforderungen der Zeit gemäss zu heben, 
sie zu einem geschätzten Theile der Wehrmacht zu organisiren 
und den höchsten .Staatszwecken nutzbar zu machen, so erblicke 
ich in diesen Leistungen nicht allein mein Verdienst, sondern das 
schöne Resultat pflichtgetreuen Zusammenwirkens, unverdrossener 
und ausdauernder Arbeit aller Angehörigen unseres Corps.« 

»In diesem Sinne wolle jeder Einzelne in der Allerhöchsten 
mich so überaus beglückenden Auszeichnung auch die Würdigung 
der Gesammtleistung der k. und k. Kriegsmarine erkennen.* 

■ Treu und unentwegt werden wir auch künftighin die einge- 
sclüagene Bahn verfolgen, die unseres erhabenen Monarchen hehrer 
Wahlspruch ,Viribus unitis' uns vorgezeichnet hat,« 

An Viceadmiral Eberan : 

Rovigno, ai. December 1894. 
Lieber Freund! 

Aus Deinen Zeilen ersehe ich. dass wir in Beurthcilung der 
Petroleumboote, über ihren Werth sowohl im Frieden als Krieg 
verschiedener Ansicht sind, Kohlenstaub verwerthen, ganz richtig; 
aber nicht auf Kosten aller sonstigen Factoren. Ich habe dem 
Seebezirk scommando den Befehl gegeben, das Boot bis zum 26. 
nach Pola zu schaffen, um es dort mit anderen Booten gleicher 
Kategorie zu vergleichen, zu erproben, und auf Basis dieser Wahr- 
nehmungen definitiven Beschluss zu fassen. Wir sind, was Wasser- 
rohrkessel etc. anbelangt, so viel zurück, dass ich nur über eigene 
Ueberzeugung mich von der Einführung der Petroleumboote werde 
abhalten la-ssen, eine Einführung, die grosse Erfolge aufzuweisen 
hätte. 

Pelikan ist sehr gelungen. 

Fröhliche Weihnachten Dir und den Deinen, ich dürfte meinen 
Christbaum und -Abend sehr heiter am Bord mit meinen Officieren 
zubringen. Herzliche Grüsse, Dein alter Freund Sterneck. 

18» 



27ß 



Marine- Cum m. 



•27. Dccembcr 1894. 
Mein lieber Basso! 

Wie immer denken Sie meiner, es thut mir so wohl. Ihnen 
danken zu können, zugleich aber alles Herzliche und Gute Ihnen, 
Ihrer Frau und Mutter. Seien Sie glücklich und gemessen Sie mit 
vollen Zügen Ihre schöne Häuslichkeit. 

Meinen Weihnachtsabend habeich an Bord des Pelikan auf der 
Fahrt von Teodo nach Pola recht heiter zugebracht. Wir hatten 
einen kolossalen Baum und für jeden brachte das Glück der Tom- 
bola eine kleine Bescheerung. Die Marine ist mein Heim geworden 
und ich fühle mich glücklich und zufrieden in der Mitte meiner 
Officieri?, Sie sind so gut und brav und so nachsichtig mit mir. 




Neujahr muss ich in Wien zubringen; ich wäre gerne nach 
Kärnten, doch furchte ich Kälte und schlechtes Wetter. Die Jahre, 
lieber Freund, machen sich bemerkbar, ich klage doch nicht, lebe 
ich denn nicht schon lange glücklich und zufrieden, ohneSorg-en? 

Grüss Gott, lieber Basso, nochmals alles Herzliche Ihnen und 
den Ihrigen. Ihr Freund Stern eck. 

Zu jener Zeit begann die gegenseitige Neigung des Oheims und der 
Witwe seines Neffen Richard — der ihm stets so nahe gestanden war — 
in liahncn r.u lenken, welche bald dazu führten, dass M. St., der bereits Vor- 
mund des vaterlosen Sohnes seines Neffen war, diesem Kinde durch Ver^ 
ehelichung mit seiner Mutter zum zweiten Vater wurde — und auch vor 



I 



Marine-CommanMaol. 277 

dem Gesetze die Aufgabe übernahm, ivelcher er sich in liebevollster Weise 
schon durch längere Zeit gewidmet hatte. 

Die Trauung fand ain 7. November 18% in Kärnten auf dem kleinen 
Schlosse Sandhof bei Klagenfurt statt. 

Lassen wir nun Briefe U. St. 's an seine Nichte Lydia folgen, die Witwe 
seines Neffen Richard Baron Sterneck, welche, wie eben hier ange- 
deutet worden, bald M. St's Braut und Gattin werden sollte. 

Wien, r». JäDtier 1S95. 
Liebe Lily! 
Erst heute komme ich dazu, Dir für die lieben Wün.sche — 
zu denen Du in der Sylveslernacht Zeit fandest zu schreiben, zu 
danken — Du bist wirklich gut und lieb mit dem alten Brumm- 
bären, der Dich deshalb aber in sein Herz geschlossen hat. Möge 
ein gütiges Geschick Dich dieses angefangene Jahr und später hin 
begleiten — möge Dir endlich Glück und Segen beschieden sein 

— ist mein Herzenswunsch — und wenn ich zu Deiner Ruhe, 
Deiner Zufriedenheit beitragen kann, so soll es herzlich gerne 
geschehen. 

Max*) hat mir auch geschrieben, sag' ihm, dass ich ihm danke. 
ihn liebe, und dass er vertrauensvoll zu mir aufblicken kann. 

Ich bin erst seit Kurzem hier, und da kannst Du Dir denken, 
wie Alles — Dienst, Freunde und Gesellschaft mich belagert und 
die Freuden meiner Fahrt zur See, Aufenthalt in Trie.st, Pola, wenn 
auch nicht in Vergessenheit, doch in Schatten stellen. Leider konnte 
ich wegen des kalten Wetters, mit Rücksicht meines Katarrhes, 

— nicht nach Silberegg — doch war ich in steter Verbindung mit 
Professor Höfer, der wegen des Kohlenabbaues Geduld verlangt. 
. , , Wenn ich nur mehr Zeit hätte, es wäre für mich eine schöne 
und angenehme Arbeit, voll Interesse und vielleicht auch von 
Erfolg. Leb' wohl, Lily, sei glücklich, sei zufrieden, dies mein 
Herzenswunsch, den ich Dir mit den herzlichsten Grüssen sende, 

Onkel Max. 

Wien, 17. Februnr 1895. 
.. . Wir sind in grosser Aufregung, unser vielgeliebter und 
hochverehrter Erzherzog Albrecht ist schwer krank und leider, 

— ein Wunder der Natur ausgenommen — ist, wenig, vielleicht 
keine Hoffnung mehr, dass er gesund werden könnte. Er war ein 
Wohlthäter der Armee — und für ihn gibt es keinen Ersatz. Sein 
Hinscheiden wird die Monarchie in Trauer versetzen, und wird 
allgemein beklagt werden. 

*) Max V. Diiembowski, der damiils im elftrn LcbcD^jatiic sltheode Sohn 
nua erster Ehe der Hmusgcbetia di««et •Eiitincrungeni 



°™ Mariae-Commandanl. 

Eben komme ich von Seiner Majestät, dem Krieg-sminisier 
und der Militärkanzlei des Kaisers. Seine Majestät war sehr giiädi)?. 
Er scheint mit meinen Arbeiten der letzten Zeit zufrieden zu sein 
und wünschte mir eine sehr g-lückliche Reise, »Ich hoffe, Sie bei 
meiner Rückkehr zu sehen.» Er will morgen zur Kaiserin, wenn 
bis dahin Erzherzog Albrecht nicht stirbt. Mit dem Kriegsminister 
haben wir eine grosse Arbeit, das ist, die Küstenbefestigungen 
von der Marine übernehmen zu lassen. Eine Vergrösserung. die ihm 
viel Arbeit und Kopfzerbrechen machen wird; will gar nicht von 
der Verantwortung, die damit verbunden ist, sprechen. 

ISlfö. 

Heute Morgens etwas nach 8 Uhr bringt mir ein Hofgendarm 
einen Befehl, um '/«lO Uhr bei Seiner Majestät zu erscheinen, diese 
Botschaft überraschte mich, da ich ja gestern Audienz hatte. Der 
Kaiser erapfijig mich auch mit den Worten: -Obwohl ich Sie gestern 
gesehen, musste ich Sie doch auch heute herbemühen.« Die herab- 
lassende Güte des Kaisers ist immer bewunderungswürdig. — Nun, 
es gehen wichtige Dinge in der Türkei und besonders in Con- 
stantinopel vor. 

, . , Wir erwarten von Stunde zu Stunde, dass die Mächte 
bereit sein sollen, um einzuschreiten und die Flotten vor Con- 
slantinopel zu legen. Dies war die Ursache der Berufung und im 
Verein mit Goluchowski musste ich die nÖthigen Verfügungen 
treffen. Von uns dürften vorderhand nur vier Schiffe hinbeordert 
werden, bin aber bereit, mehr zu leisten. Tegetthoff, Elisabeth. 




MBrinc-CiJininandimi. 



Meteor und Donau, diese hauptsächlichst darum, weil sie grosse 
Räumlichkeiten haben, um unsere Unterthanen einzuschiffen, was 
in solchen Fällen immer nolhwendig wird. 

Der Besuch Polas durch den Allerhöchsten Kriegsherrn und der Stapel- 
lauf des neuen Küsten- Vertheidigungsschiffes Monarch gaben die Veranlassung 
zu nachstehendem gnädigem Handschreiben an den Marin e-Comm an dan I en ; 

Lieber Admiral Freiherr v. Sterneck! 

Wenige aber inhaltsvolle Tage habe Ich jetzt in Ihrem Com- 
mandobereiche zugebracht. 

Indem Ich Zeuge war des glücklichen Stapellaufes Meines 
Küsten-VertheidigungsschifTes Monarch, gewann Ich erneuert Ein- 




: 



blick in die sehr i^rspriL-ssliche Leitung und die gediegene Arbeits- 
leistungen des Seearsenals, Zu Lande und zur See konnte Ich mit 
hoher Befriedigung die vortreffliche militärische Haltung der Stabe 
und Mannschaften Meiner Kriegsmarine, deren zweckmässige und 
nachhaltige Ausbildung für ihre verschiedenartigsten Dienstes- 
zweige wahrnehmen. 

Die von der Sommer- Uebungsescadre ausgeführten lehrreichen 
Uebungen Hessen Mich abermals erkennen, wie verständnissvoll, 
gründlich und einheitlich Meine Kriegsmarine — nunmehr im Be- 
e von, den Anforderungen der Gegenwart entsprechenden 
Kampf- und Schutzmitteln — unter Ihrem langbewährten Com- 
mando bestrebt ist, den wichtigen Aufgaben, welche ihr zukommen, 
gerecht zu werden. 




Je enger die Grenzen der Ausj^estaltung Unserer Seestreit- 
macht naturgemäss gezogen sind, desto eifriger bemüht sich Meine 
Kriegsmarine in der Steigerung aller ihrer Leistungen den Kraft- 
zuschuss zu finden, dessen sie bedarf, um auch unter den schwierig- 
sten Umständen ihrer Flagge Ruhm zu bewahren. 

Solch ausgezeichneten Geistes Meine Kriegsmarine beseelt 
wissend, spreche Ich Ihnen und Meiner gesammten Kriegsmarine 
Meine dankbare Anerkennung aus und beauftrage Sie, dies zu 
verlautbaren. 



1 H. M»i 1895. 



Franz Joseph m. p. 




Marme-Comni andan I . 



-2ÖI 



Deccmber 1895. 
Mein lieber Basso — 

Weihnachten! 

Welch Zauber in dem einen Wort, Man möchte alle Freunde 
um sich versammelt haben, um dieses schone Fest vereint zu feiern. 

Wo die-s nicht mög-lich. .geschieht es wenigstens im Gedanken 
und findet seinen Ausdruck in dem innigen, herzlichen Wunsch: 
• Fröhliche Weihnachten.« Wenn Sie diesen schonen, geheiligten 
Abend im Kreise Ihrer Lieben feiern, grüssen Sie alle Theilnehmer 
und denken Sie an ihren guten, alten Freund 

Sterneck, 
Februar 1896. 
Liebe Lily! 

Alles fürchtet den Krieg und da ist es recht langweilig, nein 
zu sagen, die Ach und Weh! sind viel heiterer zu hören, als das 
Gegentheil. Soll die türkische Frage wirklich ins Rollen kommen, 
sollte die Türkei wirklich vertheilt werden, so hat der Krieg mit 
Russland keine Aussicht zu entstehen. Wir werden nichts ge- 
winnen, denn die barbarischen Lander da unten können nicht nutz- 
bringend sein — im Gegentheil würde uns eine Annexion nur 
Verlegenheiten bringen — und schliesslich, den Krieg. Eines jedoch 
werde ich noch erleben, man wird eine stärkere Marine brauchen 
und die Kurzsichtigkeit der Verwaltung, die der Marine nicht das 
nöthige Geld zur Stärkung gab, bedauern, und wenn ich mir auch 
keine Vorwürfe werde machen müssen, so werde ich doch be- 
dauern, unthätig sein zu sollen. 

- lö9G, 

. . . Nach einem sehr mühsamen Tag nehme ich Zuflucht zu 
Dir, und da verschwindet Alles, was mich unangenehm berührte, 
auch finde ich, dass es nicht werth war, mich aufzuregen, und dass 
es recht kleinlich ist, Versehen strenger aufzufassen als nothvvendig. 
Da hast Du ein Bekenntniss und kannst crmessen, was Du mir 
bist. Gestern Abend war ich im Casino und verspielte mein Geld 
beim Whist, doch war es recht interessant, denn ich hörte Manches 
über unsere Zustände, die, wenn auch in dem Augenblicke nicht 
erfreulich, doch für die Zukunft ein Läuterungsprocess sind. 

. . . Goluchowski scheint sich hervorzuthun — vorderhand ist 
er der Führer der diplomati.schen Aclion im Orient — es wäre 
ein Segen für Oesterreich, wenn er reussiren würde — immer nur 
Handlangerdienste verrichten, ist unwürdig. 

Heute Abend hält ein General einen Vortrag im Militärcasino 
über das Leben und die Thaten des Erzherzogs Albrecht, zu dem 



Mü rioe-CammandaDl. 



der Kaiser kommen wird. Es ist doch schön, nach einem Leben 
voll Thätigkeit und Erfolg nicht vergessen zu werden ; wie Wenigen 
ist es gegönnt, Erfolge über die Gegenwart hinaus zu erringen. 
Dieser Gedanke macht mich oft traurig, denn mir wird der Vor- 
wurf nicht erspart hieiben, die Marine nicht zu einer grossen See- 
macht erhoben zu haben : wenn 
mich dieser Gedanke überkommt 
und quält, möchte ich am liebsten 
mich zurückziehen und verschwin- 

Wie vieler Lobhudelei bin ich 
nicht ausgesetzt — wie viel lar- 
tufierie ist aber dahinter — doch 
Dein Brief ist da, weg mit den 
trostlosen Gedanken. Deine Briefe 
haben immer einen wohlthuenden 
Rinfluss. Ganz einverstanden mit 
der Weihnachtsbescherung — nur 
möchte ich die Kinder nicht stief- 
onkelich behandeln, also lieb sein 
und etwas noch dazugeben. 

Einverstanden mit Deiner An- 
sicht wegen der Hüben — mit 
n — einstweilen Krastowitz — 




Faaffe ist nicht mehr — er war ein Unglück für Oesterreich 
— und wie viel Ehren wurden ihm zu Theil, wie viel Lobhudelei, 
und wie gross wähnte er sich — gnbt zum Nachdenken und zum 
Selbststudium Gelegenheit. Leb' wohl, ich hoffe, dass Dich meine 
Briefe, mit denen ich Dich überschütte und die nie Heiteres bringen, 
wenigstens in guten, gesunden Schlaf hüllen. 

Dtcasiflg Abend, 1896, 

Das sind lange Tage, so allein und am Schreibtisch, kann 
viel aufgearbeitet werden, aber endlich wirft man Alles weg, um 
seinen Gedanken nachzugehen, um glückliche Augenblicke wieder 
zu leben und die Misere des Tages zu vergessen. Leider ist das 
schön gesagt und leicht gethan, wenn die Gedanken nicht an die 
Misere des Verlustes zu lebhaft erinnern würden. Du gehst mir 
ab, und darüber kann ich mir nicht helfen. 

. . . 1896 . . . 

Heute habe ich Dir eine Neuigkeit zu bringen. Seit Jahren 
wollen die Kriegsminister ein Marineministerium an Stelle der 
Marinesection des Reichs-Kriegsminisleriiuns schaffen. Ich verhielt 
mich bisnun ganz gleichgiltig dieser Frage gegenüber, denn sie 
bringt der Marine eigentlich keinen Nutzen und belastet das Bud- 
get — auch geht mein Ehrgeiz nicht soweit, um den Titel Minister 
anzustreben — ich bin stolz auf das, was ich bin — der Admiral. 
Die Mehreinkünfte gehen durch die höheren Anforderungen wieder 
pfutsch, umsomehr, als die Räume durch Empfangsräumlichkeiten 
vermehrt werden müssten, doch das ist Nebensache. 

18%. 

Um acht Uhr Abend erhielt ich Deinen Brief und nehme 
alle schlimmen Worte, wenn ich welche niederschrieb, zurück, 
Dein Herkommen wäre eine herrliche, freudige Ueberraschung 
gewesen, doch so schlimm ist es nicht um mich, 

, . . Missmuth überÄllt mich öfters, wenn ich auf die grossen 
Erfolge der Marine blicke, wenn ich des Fortschrittes gedenke, 
der in allen Fächern zu verzeichnen ist, wenn ich das ausgezeichnete 
OFficierscorps, die braven Mannschaften sehe, die der Stolz jeder 
Kriegsmarine sein könnten und, trotz alledem, keine Aussicht vor- 
handen ist, eine der Monarchie entsprechende Marine zu schaffen. 
Du kennst die inneren Kämpfe nicht, die ich mit mir ausfechten 
muss, da mir die Hände gebunden, der Mund geschlossen ist. Ich 
bin vollkommen überzeugt, dass wenn ich in den Delegationen die 
trostlose numerische Zahl unserer Schiffe darstellen dürfte, der 
Marine die Mittel zur Vermehrung der Schiffe gegeben werden 
würde. Mit dieser Ueberzeugung, die Pflicht, schweigen zu müssen. 



284 Marine-Commandaot. 

ZU ertragen, ist — ist Verrath für die gute Sache — dagegen gibt 
es keine beschönigenden Worte — es konnte nur ein Handeln 
helfen — ein aut auf. Nicht die angenehme Stellung ist Ursache, 
dass ich das auf aut nicht anwende. Kann es nützen? frage ich 
mich — leider sehe ich, dass es nur schlechter werden würde — 
dem Kaiser, dem Staate nicht gedient wäre. 

Morgen ist eine Seelenmesse für TaafFe, ich werde auch hin- 
gehen, er war ein treuer Diener des Kaisers, »der Kaiser« war 
sein Wahlspruch, er glaubte, das Beste für Ihn zu thun; wenn er 
bei seinem guten Willen, bei seinem unermüdlichen Fleiss nicht 
die für den Staat gewünschten Erfolge erzielte, so kann man nur 
sagen, wir Menschen sind nicht unfehlbar. Der Tod gleicht Alles 
aus, die Beurtheilung wird ruhiger, objectiver, milder. Die »Neue 
Freie PrCvSse« ist wegen ihres Artikels und besonders wegen des 
einen Passus — über die Ehrlichkeit — zu verdammen. 

Und nun gute Nacht, ich nehme Deinen verdienten Putzer 
in Demuth an, bessere mich, obwohl ich glaube, dass seitdem Du 
meine ausschliessliche Herrin selbst meiner Gedanken bist — ich 
— ein braver Kerl geworden bin. 

Wien, wie ich Dir schon geschrieben, ist in grosser Auf- 
regung, es ist ein revolutionärer Zug bemerkbar, und werden morg-en 
bei der Bürgermeister - Wahl grosse Ausschreitungen erwartet. 
Lueger kündigt den Kampf gegen die Regierung offen und in 
Conventikeln an. 

1896. 

Vor einem Jahrhundert wurden die Menschenrechte proclamirt, 
und heute will man vsie bekämpfen und unterdrücken. Es ist der 
Zug der Zeit, sagen die Leute und erschrecken nicht vor den anti- 
semitischen Lehren der hässlichsten Form, doch dem Zug der Zeit 
folgt ein anderer Zug, die Verfolgung der besitzenden Classe, des 
Adels. Und so ist's immer auf der Welt, jeder Anfang hat seine 
Fortsetzung. 

Sonntag sprach ich Fritz, der H.'s Ansicht über die Be- 
wirthschaftung des Waldes in Silberegg widerspricht. Er will den 
Forst heben und werthvoU machen, doch immer ein Erträg-niss 
daraus ziehen, nicht durch Verwüstung einen einmaligen Erlös 
erreichen. 

Nun mochte ich Dich bitten, mir umgehend zu schreiben 
oder besser noch zu telegraphiren, ob ich Dich noch im Laufe 
dieser Woche besuchen kann, damit ich die entsprechenden Ver- 
fügungen treffen könne. In der Hoffnung, Dich bald zu sehen 

Max. 



c-Comro an danl. 



Donnerstag. — Die lang^veiligste*) Arbeit des g^anzen Jahres, 

die ich so lange als möglich jährlich hinausschiebe, tritt nun an 
mich heran. Die Qualificationsbeschreibung der Adniirale und die 
Begutachtung der SchifFscapitäne, Man sollte eigentlich viel und 
nichts sagen, denn jenes brächte den Meisten den blauen Bogen und 
dieses muss so gehalten sein, dass es den blauen Bogen nicht aus- 
schliesst. In unserem Fache muss man zu Vielem genügen, um 
überhaupt genügen zu können. 

Bin wiederholt durch Besuche unterbrochen worden, so dass 
ich den Faden zum Fortspinnen verloren habe. Ein Geschichts- 




schreiber des Jahres 18(56 wollte Daten und Graf Hohenwart und 
Pdlffy Begünstigungen für Sohn und Bekannte. Ersterem konnte 
ich einige Irrthümer aufklären. Hohenwart wieder sieht das Jahr 
als Kriegsjahr an und tadelt die wenige Voraussicht, die man für 
die Marine hat. spricht mir aus dem Herzen. Im Kriegsfall werden 
die traurige Erfahrung machen, dass seit Jahren nicht die 
nothwendigen Mittel gegeben wurden, um die Marine zu ver- 
grö.ssern, zudem habe ich aber noch andere Schmerzen mit dem 
Arsenal, welches mir die Schiffe nicht in Ordnung bringt, ich werde 
strenge Massregeln ergreifen müssen. 



•) Vgl. Bemerkung t 



'. Juli IMä. 




286 Marine-Commandant. 

1896. 

Wie Du weisst, bin ich mit dem Fortschritt des Ausbaues der 
Flotte, der Stärkung und Vergrösserung der Marine nicht zufrieden, 
wir sind der uns gestellten Aufgabe nicht gewachsen. Es ist nicht 
genug, seinen Pflichten nachzukommen und Alles zu thun, um sein 
Amt mit Erfolg zu verwalten, ich finde, dass Jeder für den end- 
lichen Zweck den Erfolg sichern muss, und dem kann ich nicht 
gerecht werden, meiner moralischen Verantwortung kann ich nicht 
nachkommen und dies drückt mich. Der parlamentarische Minister 
kann abdanken, anders verhält es sich bei mir. Wenn wir morgen 
Krieg haben und die Marine ihrer Aufgabe nicht wird gerecht 
werden können, so wird mich der Vorwurf treffen, ich bin von 
meinem Posten nicht zurückgetreten, wird mir zur Last, als Schuld 
angerechnet werden. 

1896. 

Ich hatte heute viel zu thun und war den Nachmittag auch 
beim Schreibtisch; morgen Früh werde ich in einer Sitzung beim 
Kriegsminister eine Brandfackel werfen; sie wird keinen Schaden 
anstellen, aber der Marine gewiss nützen; es ist das Präliminare, 
zum weiteren Schritt zum Vorwärts. Die Herren sollen endlich zum 
Einsehen kommen, Vernunft annehmen, die Marine kann auf diese 
Weise mit den zu Gebote stehenden Mitteln ihrer Aufgabe nicht 
gerecht werden; wir brauchen einen ausserordentlichen Credit, um 
Schiffe zu bauen. Die Herren werden die Köpfe zusammenstecken, 
da ich sie auf ihre Verantwortung wegen unserer so langgestreckten 
Küste aufmerksam mache. 

Die Audienz ist vorüber, und Seine Majestät scheint mit dem 
Ergebnisse der commissionellen Verhandlungen beim Kriegs- 
minister sehr zufrieden zu sein; über die weitere Ausdehnung* der 
Machtsphäre der Marine, das Küstenland der Marine zu übergeben, 
darüber scheint er nicht einverstanden zu sein. Jedenfalls aber 
habe ich Ursache, zu vermuthen, dass der einmal aufgeworfene 
Gedanke nicht nur Ihn, aber auch die anderen hohen Militärs be- 
schäftigen wird. Die Sache ist noch nicht ins Rollen gekommen, 
doch ins Stadium des Studiums und der Erw^ägung getreten. 

Bei mir geht es wie im ewigen Leben zu, von allen Seiten 
bestürmt um Anordnungen, Auskünfte, dann unabweisliche Besuche, 
bin ich ein armer, gehetzter Admiral, so dass der Mensch nicht 
zum Worte kommt. 



Waiiiir-roinmsnd.im. 2&7 

Mit grossen Hoffnungen fuhr ich Iieute Morgens in eine Ma 
schinenfabrik, um eine neue Maschine mit Naphthaheizung zu be 
sichtigen. Nachdem ich die Anregung gegeben und mir seither 
das Gelingen des Versuches bestätigt wurde, fand ich mich heute 
stark enttäuscht. Die Maschine ist sehr hübsch und gelungen 
jedoch nicht für Seebootszwecke. Ich muss von vorne anfangen 
und einstweilen auf einen grossen Fortschritt verzichten. Zeit, Geld 
und sowohl geistige als materielle Arbeit sind, wenn nicht ver 
schwendet, doch vorderhand nur Versuchsauslage. 

wieo. - i&lti;. 

Heute kann ich Dir nur wenige Zeilen senden, ob 

■wohl ich viel zu erzählen halte. Gestern Abend habe ich mich zi 
meinen Büchern gesetzt und ver- 




muthete nicht, dass mich heute Be- 
suche so in Anspruch nehmen würdi-n. 
Du bist so lieb und gut, dass mir 
das Herz ganz aufkeimt. Die Heimat 
ist dort, wo man sein Herz li.at; 
dieser Ausspruch macht mich glück- 
lich und froh, das Geschiedensein 
soll ja nicht immer währen; auch 
das Bindeglied Richard bedarf 
einer Heimat, und ich brauche Dicli. 
Gibst Du mir denn nicht die grö-^t. 
Freude, verdanke ich Dir denn nli In 
das Glück, für Dich arbeiten /u 
können, um nur theilweise die Schuld, 
die ich eingegangen, abzutragen? 
Habe ich denn je mich so glücklich 


4 


■ 


und zufrieden befunden? Ich ver- i!,.h:L.,i -.,,™<i< 
danke Dir Seelenruhe und Zufriedenheit. 

Wie ich Dir heute Nachmittags schrieb, kam ich von der 
Audienz und hatte Calice oder Goluch. aufzusuchen, um Ersteren 
zu fragen, ob der zweite Stationär in Constantinopel noch nothwendij 
sei und wegen der Beförderungen Nachschau zu hallen, um Fberan 
am 1. Mai zum Admiral zu machen. Ich fand Calice erst Abends 
Goluch. werde ich morgen sehen, und Eberan wird beförder 
werden, £cco die dringenden Arbeiten, die immerhin noch Zei 
hätten, wenn der Auftrag nicht vom Kaiser gewesen wäre. Ich 
hatte letzthin einen Wochenbericht nicht aufmerksam gelesen, und 
da kam ein Passus vor. der mir von der Militärkanzlei, wie icl 





288 Marine-Commandant. 

meinte, vom KaivSer, beanständet wurde. In solchen Fällen gcehe 
ich immer gradaus und entschuldigte mich bei der Audienz, was 
dem Kaiser gefallen haben mussf denn er meinte: »Ja, da 'wäre 
ich ja selbst zu tadeln, denn es geschieht doch nur auf meinen 
Befehl.« Mit dieser ausserordentlich gnädigen Antwort kannst Du 
Dir denken, dass ich sehr zufrieden war, umsomehr als im Laufe 
der Audienz Seine Majestät sehr heiter und gut gelaunt war. Das 
Wetter ist prachtvoll, ich befinde mich auch immer sehr wohl. Es 
ist ganz gut und richtig, wenn K . . . . Dir die Berichte über 
Silberegg einsendet, denn so erfahre ich gleich Deine Ansichten, 
und ich kann leichter EntSchliessungen fassen; auch soll K. 
wissen, dass Du Dich um die Geschäfte annimmst, und dass ich 
in Deinem Sinne handle. 

März (?) 1896. 

Nächstens wird im ungarischen Abgeordnetenhause ein Sturm 
im Glase Wasser über die Marine, über mich w^ahrscheinlich los- 
brechen. Ich habe das Verbrechen begangen, eine deutsche Liefe- 
rungsausschreibung als vom Reichs-Kriegsministerium (Marine- 
section) anstatt vom Gemeinsamen Kriegsministerium (Marine- 
section) einem ungarischen Oppositionsblatt gesendet zu haben. — 
Sonst geht es mir gut. — 

Unsere eigenen Rechnungen schliessen so gut ab, dass kein 
Zweifel obwaltet und Du auf die 6000 fl. sicher wirst rechnen 
können. Arme Lily, jetzt erst bemerke ich, dass ich endlos schreibe, 
wirst Du auch all das Gekritzel entziffern können, wirst Du dabei 
nicht einschlafen? Ich werde es Dir nicht für Uebel nehmen, mich 
hat es unterhalten. 

Freitag. 

Irgend ein weiser Mann sagte — thöricht, das Leben ernst zu 
nehmen, und doch kommt es im Leben vor, dass man diesem Spruch, 
den man sein Leben lang befolgt hat — untreu wird. Selbst ist man 
mit dem Wechsel zufrieden — lebt man doch nur einem Zwecke, 
einem Ziele — doch man wird den Mitmenschen, auch jenen, die 
man am liebsten hat, zur Last — man wird pedantisch und lang- 
w^eilig — Heiterkeit und Frohsinn zeigen sich nur in der Nähe 
seiner Wünsche. 

Morgen sende ich Dir das Modell für Deinen Bücherkatalog, 
wie ich ihn mir als praktisch vorstelle. Dabei findest Du auch die 
von Dir gewünschten Thonmodelle: ein geformtes Bauornament, 
eine gegossene Platte, einen geformten Mauerziegel und einen ge- 
pressten Falzziegel — eine gegossene und eine gedrehte Vase 



Marinc-Commanilan 



bringe icli selbst mit. Ich habe H . , . die anderen Modelle zur 
Einsicht f;re5endet und wünsche zu erfahren, ob es bei dem aus- 
gezeichneten Thone nicht angezeigt wäre, die für das Gut (Silber- 
egg) nothwendigen Ziegel selbst zu erzeugen. 

Im politischen Leben zeigt es sich, dass Baden! immer mehr 
Terrain gewinnt — es bleibt nicht ausgeschlossen, dass er die 
Jungezechen zu einer verständigen Opposition bringt — eine Voraus- 
setzung, die mit der Abdankung Thun's vom Statthaherposten von 
Böhmen zusammengehen müsste. Man glaubt, dass es Baden! 
gelingen wird, sich eine grosse Majorität und eine verständige 
Opposition im Parlament — nicht, wie gegenwärtig, eine Oppo- 
sition ä outrance — zu schaffen. Man zeigt sich ihm gegenwärtig 
gefügig — das Budget ist im Ausschusse fertiggestellt und kommt 
nächstens ins Parlament — auch die überraschende Wahlreform, 
die so viel Sensation erregt und den Sturz des Ministeriums Taaffe 
und Windischgraetz herbeiführte, soll fertiggebracht werden, worauf 
Niemand gefasst war. Montag soll die Vorlage dem Parlament über- 
geben werden. — Goluchowski arbeitet in der Orientfrage nunmehr 
still, aber stetig — um den Frieden zu erhalten. — Noch ist unser 
zweites Stationsschiff nicht in Constantinopel. Von unseren Schiffen 
im Pyräeus höre ich viel Vortheilhaftes und glaube, dass da eine 
ganz glückliche — wenn auch nicht vorhergesehene Wahl getroffen 
worden ist. 

Ah! Das war heute Abends wieder eine erfolgreiche Arbeit. 
Mein Schreibtisch ist ganz leer — ich bin endlich soweit in Ord- 
nung, dass ich morgen nur mehr meine alten Paperassen durch- 
zusehen und zu ordnen habe, um alle Fragen für die Delegation 
und mein Budget zu ordnen. Es freut mich, heute nicht, wie 
gestern, im Caäno gewesen zu sein. 

- 189G. 

Spät Abends von Pressburg, wo ich Nobel's Pulver- und 
Dynamitfabrik und Klinger's Leinweberei besuchte, nach Hause 
gekommen, fand ich Deine lieben Zeilen. Du wunderst Dich, dass 
ich Dir so oft schreibe. Nach der Tagesarbeit ist's mein einziges 
Vergnügen. Kann ich Dich nicht sehen, nicht sprechen, so sind 
diese Augenblicke doch meine Freude; ich bin im Geiste bei Dir. 
Meine Fahrt und dann die Besichtigung waren ziemlich anstren- 
gend, doch lohnte es die Mühe. Von der gewöhnlichen Baumwolle 
sahen wir Schritt für Schritt ihre Umwandlung in unser neues, 
höchst wirkungsvolles Röhrenpulver. Das Einathmen von Schwefel- 
und Salpetersäure war nicht angenehm, ich spüre noch den Geruch 
in meinen Kleidern. Ein sehr gutes Diner entschädigte uns und 



■J90 



Marine- Com mandant. 



yab uns neue Kräfte, um die Leinenfabrik zu besichtigen. Diese 
Besichtig^ung war sehr eingehend und ermüdend. 

Zu Hause angekommen, rechnete ich: doch leider ist, trotz dem 
Hin- und Herrechnen. Combiniren und Abstreichen, die Herstellung 
der Brauerei*) mit dem Ankauf neuer Kessel nicht unter 25.000 fl, 
ZM bewerkstelligen. Morgen werde ich mit H. eine Besprechung 
haben und Dir dann davon und allen sonstigen Fragen schreiben. 
Für heute gute Nacht. 

l«flG. 

Eben komme ich von Lehnert,**) mich hat der Besuch tief er- 
schüttert, der Arme war so erfreut, mich zu sehen, dass mir die 
Thränen in die Augen kamen. Ich verliere einen aufrichtigen 
Freund — ■ wenn, auch Alles möglich ist — ich selbst hoffen wollte, 
so scheint mir es doch unwahrscheinlich. Ich reise heute Abend 
mit schwerem, traurigem Herzen ab. 



■^ 




•) In SilbercfjC; — Jiese scho 
HeiTsebaft dn Kärnten), »er wallet c M. ! 
für deren Sohn Richard. 

*•) Contreadmitil Josef Riller v. Lehnert, Chef der Präsidialkanzlei der Marine- 
secticHi. war plölzlich in hoffnungsloser Weise erkrankt. 



SFiner Mnji-släL Schiff Pelikan, Tiiesl. 

Lehnen ist gestern Abend gestorben. Die Marine verliert 
einen der besten Führer. Ich beabsichtigte, ihn an Eberan's Stelle 
zu geben: mir ist er ein unersetzlicher Verlust. Wenn mein Zu- 
stand es erlauben würde, würde ich morgen zum Leichenbegäng- 
nisse nach Wien fahren, so kann ich nicht. 

. . . Heute Morgens war ein so starker Nebel, dass ich Pelikan 
nicht verliess, wahrscheinlich den ganzen Tag an Bord bleibe; 
fahre in der Nacht nach Pola, wo ich morgen um 10 Uhr .sein 
will. Habe keine P"reude diesmal, möchte am liebsten zurück nach 
Wien. 



Seiner Majeslal Schiff Pelikan, Pola. 

Für morgen ordnete ich eine Seelenmesse für meinen Lehnen 
an, bei der alle Officiere zugegen sein sollen. Von seiner Beliebt- 
heit und der Achtung, die er genoss. erfahre ich täglich durch 
Beileidsschreiben und Telegramme. Wegen seines Nachfolgers weiss 
ich mir keinen Rath, einen Ersatz finde ich nicht. 

Und nun ist ein weiterer Officier gestorben, ein Viceadmiral 
in Pension, seinerzeit Führer junger Officiere, die ihm beim Bier 
Gesellschaft leisteten — Oppositionsmann. Er starb ohne Freunde, 
^llein und verlassen. Welch Unterschied zwischen Anfang und 
Ende. 



;{. März l^üü. 
Der Verlust Lehnert's drückt auf mich; ich werde keinen 
Ersatz finden, und so viele angefangene Arbeiten, deren Programme 
wir zusammen entwarfen, werden mir zu vollenden schwer fallen. 
Jedenfalls werde ich viel mehr zu thun haben. Jetzt kommt der 
Stapellauf, dann die Millenniumsausstellung, bei denen, Formali- 
täten, die Lehnert kannte, vorkommen. Aber nicht did Arbeit, 
sondern der Verlust eines wahren, aufrichtigen Freundes ist, was 
mich betrübt. 



ütavosa, Sonnlng. 
Das Wetter war recht günstig, eine kleine RoUbewegung 
machte sich nach Mittag bemerkbar, doch nur kurz; leider aber 
kein klarer Himmel, sondern trüb und umwölkt; über den Bocche 
stand Regen und da ankerte ich hier; auch möchte ich das Hotel 
besichtigen. In Teodo wird die Erinnerung an meinen lieben 
Lehnert wachgerufen werden. Nun soll ich ihn nicht mehr sehen, 
nicht in sein aufrichtiges Auge mehr schauen. Gute Nacht, wenn 
ich traurig oder heiter bin, denke ich an Dich. 



3 



292 Marine-Coromantlünl. 

Wien. 15. Mlre. 

Heute nach meiner vier zehntägigen Abwesenheit fühle ich 
so recht sehr den Abgang Lehnert'sl 

Frühjahr 1896. 

Ich bin mit meinen Geschäften fertig geworden, habe Alles 
geordnet, für Deine Ankunft vorgesorgt und bin nun auch be- 
ruhigt und zufrieden. Selbst der Escadre habe ich Befehl gegeben, 
mich Donnerstag dampfklar zu erwarten, denn ich möchte vor 
den langweiligen Stapellauffesten recht fleissig sein und die Zeit 
für den Dienst voll ausnützen. 

Die rumänischen Majestäten scheinen von Pola entzückt ge- 
wesen zu sein; beim Abschied sprachen Sie die Hoffnung aus, 
noch öfters Pola zu besuchen. Dem Tommasi*) ist das Lob der 
Majestäten wegen der Kirche in den Kopf gestiegen, leider muss 
ich ihm sofort eine Douche verabfolgen. Ich liabe kein Geld 
mehr. Arbeiter müssen entlassen werden und die Auslagen auf das 
Geringste beschränkt werden. Anstatt Ende des Jahres die Kirche 
gedeckt zu wissen, wird noch ein Jahr dazu nöthig sein. Anstatt 
44.000 werde ich kaum 10.000 in den nächsten acht Monaten aus- 
geben können. Eine vorderhand schw*ere Lösung, bei der mir 
Lehnert fehlt, der so ausgezeichnet die Leute über den Finger zu 
wickeln und anzubettebi verstand! 

Das BedUrfniss nach einer eigenen Kirche für das sich stark eoi- 
wickelnde Marine viertel in Pola machte sich von Jahr zu Jahr mehr gellend, 
M. St. gründete aus eigener Initiative zur Beschaffung der hie/u nöthiges 
bedeutenden Geldmittel ein Comitö, und durch eifriges Sammeln In allen 
Kreisen war es den vereinten Kräften gegönnt, im Mai 1891 in Anwesen- 
heit Seiner Majestät anlässlich der Kaisermanover in Pola den Grundstein zum 
Bau der Kirche legen zu können. — M. St. hatte seit seiner frühesten 
Jugend, von der Streifzügen in Dalmatien her, Bewunderung und Interesse 
für die allbyzantinisch ■ romanischen Denkmäler behalten und fasste den 
Wunsch, nicht nur ein Gotteshaus für die Marineangehörigen zu schaffen, 
sondern gleichzeitig ein Baudenkmal, welches den Traditionen des Bodens, 
auf dem es zu stehen kommen sollte, sich würdig erweise. Der verstorbene 
Donibaumeister Schmidt und Professor I.untz lieferten die ersten PUne, 
doch wurde bald die Leitung des llaues dem k. k. Ingenieur Tommasi 
anvertraut, nach dessen Detailplänen die Kirche, wie sie heute steht, aus- 
geführt wurde und noch weiter zu Ende gefuhrt wird. Denn trotz der ge- 
schenkten und erbettelten Beiträge*) ist noch gar Manches an dem Bau 
zu vollenden, bis er den Wünschen des vetslorbenen Initiators und des 
Architekten Tommasi entsprechen wird. 

Sterneck war der Bauleiter im höheren Sinne des Wortes, denn 
jedes Detail des Baues wurde von ihm mit dem .Architekten und Baumeister 

*) Architekt Totrnnaai, der Erbauer der MaHnckirche Madonna dal M«r 



Mirioe-CummatiiJanl. 



I 




besprochen, und seinKuiisIsinn und Interesse verleitete ihn, Pläne m gcni^hmigen, 
deren Ausführung, wie sich immer mehr zeigte, die zu Gebote stehenden Mitte! 
überschritt. Obgleich der Tod ihn im Dienste, in voller Thätigkeit überraschte, 
so war er doch selbst von Todesahnungen während der letzten Monate 
heimgesucht, und die Befürchtung, den Bau der Kirche unvollendet, ohne 
genügende Mittel zur Deckung desselben hinterlassen zu müssen, quälte ihn 
gar sehr. 

Es sei hier noch der eifrigsten Helfer und Beförderer des Kirchen- 
baues gedacht: des jetzigen Marine-Commandanten Admiral Baron Spaun, 
des verstorbenen Conlreadmirals Lehnen — dessen Verlust M. Si. in 
seinen Briefen so tief beklagt — dessen Nachfolger im Amte Linienschiffs- 
Capitans v. Beck, sowie des Fregattencapitäns v. Teufl — durch deren 
Mühen, unterstützt durch eine grossmüthige Spende Seiner Majestät, nach dem 
Tode des Admirals, die Forlsetzung des Baues und die Einweihung der Kirche 
zum Regierungsjubiläum ^ des Kaisers - — 2. December 1698 — lu ver- 
danken sind. 

Seinet MajeslSl Schiff Pelikan, Teodo (Frühjahr 1800). 

Ich fand die Escadre in schönster Ordnung, die Anlagen ge- 
deihen, Einiges ist schon ziemlich hoch und belaubt — doch immer 
nur der erste Anfang — Kinderjahre — dazu meine begreifliche 
Ungeduld und die fortwährenden Anträge auf Verbesserungen, 

■k Gaat beioiideni rouss die rouQificeate Spende ' 
der Baronin Reinelt in Trie*t hervorgehoben werden, w 
Marilie-CominaadsDlen aus arger Bedrängnis; rettelc und 
nöglichle, der iOn« aui Mangel an Millcln cingestclll liS 




1 30.000 tl, Ihrer Eiceüeni 
he im Frühjahre 18iM5 den 
: Fortsei lung des Baue» e 



SM 



Mjrtnp-Coimnnndnnt. 



die Geld kosten — ohne dass welches im Beutel ist — machen 
mir den ersten Tag Alles ungünstiger aussehen als es wirklich ist. 

Sonntag. — Heute grosse Parade an Bord der Maria 
Theresia — sah Sachs*), dem ich Deine Grüsse überbrachte. 
Leider ist heute ein regnerischer Tag — ich werde nicht viel vom 
Lande geniessen können, hingegen beim Frühstück alle Comman- 
danlen sehen. 

Tcodo. nn Bord Seiner Majestäl SdiilT Pelikan. 

Ich bin recht zufrieden an Bord, und in der Mitte meiner 
Officiere überkommt mich immer das Gefühl des Familienlebens 
— ich glaube, sie hängen an mir und nehmen lebhaften Anthcil 




an Allem. \va.s mich angeht. Hier ist kein Neid zu bemerken — 
Jeder strebt darnach, das Beste zu thun, um dem Dienste zu ge- 
nügen, mich zufriedenzustellen und den höheren Zielen und Zwecken 

— den Aufgaben der Marine — zu dienen. Sie erkennen wohl 
auch, dass ich für die Aufgaben seit jeher lebe und ihre Interessen 
nie vergessen habe. — Alle trauern mit mir um den Verlust 
meines Freundes Lehnert. Dieses schöne Gefühl krönt nun 
auch das persönliche Glück, das ich Dir verdanke — und 
dem kleinen Richard. Oft übermannt mich der Gedanke 

— ist es nicht zu viel Glück für einen Menschen? — 
.Sachs ist unter den Commandanten und ist immer der liebe, gute 

•) Morili V. S.ichs. ssEtn« äilig k. u. b. C.mliemimital. 




Marinc-CammuKlaiit. 



S9b 



Sachs. — \'on 8 . . . erhielt ich zwei alte, tausendjährige Urnen 
aus Thon, die meine CoUeclion ergänzen und heben. — Teodo ist 
mit der Urbarmachung: nahezu fertig, und wenn auch die An- 
pflanzung noch Jung, ist der Eindruck doch ein angenehmer und 
günstiger. Der Lovren und die Berge von Montenegro sind im 
Schnee und hier blüht das Veilchen in solchen Massen, dass ein 
enormer Strauss meine Tafel schmückt — Alles gedeiht und geht 
vorwärts — es wird mir leid thun, die Gegend und die Escadre 
zu verlassen — es ist so ruhig hier. — Der gegenwärtige Com- 
mandant der Narenta*) ist, wenn möglich, noch tüchtiger als der 
frühere und arbeitet mit ausserordentlichem Verstandniss und 
Energie — auch habe ich zufällig einen tüchtigen Gärtner ge- 
funden. 

Es ist so schön, so ruhig in diesem einsamen Erdenwinkel, 
dass ich am liebsten die Zeit bis Ostern hier verbringen möchte. 

Seiner Majeslät SMIf Peliknn, Gtavosa (Frühjahr JS96). 
Als getreuer Berichterstatter habe ich Dir vor Allem zu 
melden, dass wir schönes Wetter haben, die Mandelbäume in 
Blüthe stehen und die Sonne freundlich auf uns scheint. Vor- 
mittags besuchte ich Ragusa, machte den Weg theilweise zu Fiflss, 
besichtigte das neue Hotel, das eine hübsche Fa^ade hat, einige 
ziemlich grosse Räume, die Wohnzimmer nicht zu geräumig, aber 
so eingerichtet, dass zwei zusammen ein Appartement bilden 
können. Mit Bädern sieht es schlecht aus, man hat sie in den 
Souterrain verbannt. Doch — Aussicht aufs Meer erst vom ersten 
Stock! Wenn auch vorn ein Garten mit hohen Pinien steht, so 
ist doch die nächste Umgebung nur Chaluppen. Trotz all den 
Mängeln ist es ein Glück, dass man in Dalmatien endlich ein — 
das erste — Hotel verzeichnen kann! Nachmittags machte ich 
einen Spaziergang nach Lapad und besichtigte eine Strasse, die 
den Ankerplatz von Gravosa mit dem Strande auf der entgegen- 
gesetzten Seite verbinden soll. Eine Strasse, die sehr gut angelegt, 
einige hübsche Aussichtspunkte hat, und durch einen Olivenhain 
führt. Wenn dieser durch exotische Pflanzen ergänzt wird, kann 
er ein Bijou werden. Man beabsichtigt, hier eine Villenstadt und 
am Meeresufer ein Bad anzulegen — kann reizend werden 1 Unser 
Freund Gondola**) schwimmt in lauter Zukunftsträumen, vergass 
aber nicht, sich Dir zu Füssen legen zu lassen. Beiliegend die 
ersten Veilchen, die ich hier sah und Dir sende. Du hast Heimweh 



*} I-inieoschilTs-LicuIfr 
**) Baron Frant Gond 



t IjcUt Cor Teilen capil an) Otrl Graf Lanjus. 



für den Pelikan, was soll ich sagen — man erkennt and lernt erst 
das Glück schätzen, wenn es in der Erinnerung auftaucht, und die 
G-5tter strafen den Sterblichen oft durch Glück, Glück war's. 
Dich an Bord zu haben, und heute muss ich mich trösten, weil es 
wieder kommen wird. Du würdest noch mehr auf den Händen 
getragen werden und ich glaube, eine glückliche Wahl an 
Officieren getroffen zu haben; besonders der eine, dem Stab zu- 
getheilt, den ich bei der Wahl eines Ordonnanzofficiers auch ios 
Auge gefasst hatte, gefallt mir immer besser — er heisst Winte r- 
halder.*) 

Seiner Majeslül Schiff Pelikan. Mai 189G. 

Ich bin eigentlich mit dem Fortschritte meiner Reconvalescenz 
nicht zufrieden. Ich bin so matt und abgeschlagen, dass mich 
jeder Spaziergang sehr ermüdet; ich gehe auch nur von der 
Landungsbrücke zu einer Bank, um dort Landluft einzuathmen. 
Ich glaube — ich möchte sagen, ich bin überzeugt, dass, wenn 
Du hier wärest, ginge es mir besser. Mir fehlt Dein liebes Auge, 
Deine Fürsorge, Deine Theilnahme, mit einem Worte, Du fehlst 
mir. Heute erreichte mich die Nachricht des Hinscheidens des 
Erzherzogs Carl Ludwig, Ich kürze meinen Aufenthalt hier um 
einen Tag, und wenn ich nicht morgen die Mittwochspost erwarten 
würde, so würde ich bereits morgen Früh nach Trlest fahren und 
Donnerstag Abend in Wien sein. 

Deinen Rath, noch länger hier zu bleiben, kann Ich leider 
nicht befolgen — der Tod des Erzherzogs und dann einige wichtige 
Befehle bedingen meine Rückkehr nach Wien. Man macht mir 
einige unverantwortliche .Sachen und gegen meinen Willen. 

M. St. war zur Zeit des Stapellaufes von Seiner Majestät Schiff 
»Budapest< in Triest schwer erkrankt — Daher der Wunsch der Nichte, 
er möge noch einige Zeit zur Reconvalescenz Iti TriesE verweilen. 

Mittwoch. Für heute habe ich den Bischof mit einigen 
anderen Herren zum Frühstück geladen. Der Bischof Ist, was 
man sagt, ein schöner Mann mit einem milden Ausdruck; dahinter 
scheint jedoch fester Wille zu stecken. Der griechisch-orientalische 
Bischof hat mir fiar carte einen Besuch gemacht und sein persön- 
liches Erscheinen wegen Unwohlsein entschuldigt. Rivalität spielt 
da mit. 

Donnerstag. Es wird Dich mein heutiges Telegramm aus 
Triest in Erstaunen gesetzt haben, doch konnte ich nicht anders, 
als gestern von Teodo Abschied nehmen, um morgen Nachmittag- 

•) UnicDE'chiffs-l-icuteiinnt Theodor Rillcr v. Wiu lerh ald er. 



Marine-CommBndnnt. 397 

2 Ulir beim Leichenbegangniss zug^egen sein zu können. Ich be- 
finde mich übrigens seit gestern so wohl, dass ich selbst die 
Eisen bahn fahrt nicht scheue. Eberan schreibt mir, ich soll den 28. 
nach Wien kommen (vor Kenntniss des Todes des Erzherzogs), 
zugleich aber regt er manche wichtige Fragen an, die mich nach 
Wien rufen. Uebrigens kann ich Dir sagen, dass mir etwas 
Thätigkeit nur wohlthun kann. Hievon eine Probe von gestern. 
Ich musste den Franz Josef ansehen, dann Elisabeth und 
Tegetthoff. Es war etwas ermüdend, doch der Erfolg war aus- 
gezeichnet, da ich mich heute besser denn alle vorhergehenden 
Tage befinde. In Watte einhüllen taugt nichts. 




lli Uhr. Wir sind eben vor Pola. Ich werde einlaufen, um 
zu sehen, was Aurora mitgebracht hat, und um die Polesaner zu 
überzeugen, dass ich die alte Eiche geblieben bin. Es ist sehr 
schwer, ordentlich zu schreiben, wir fahren mit grosser Geschwindig- 
keit, und da stösst mein lieber Pelikan in meinen Räumen so 
unverschämt, dass die Schrift jener einer alten Köchin ähnelt. 
Dies erinnert mich, dass ich mir fiir Sandhof und für die Zeit, 
als die Buben bei mir hausen sollen, eine solche finden muss! 

'/aSUhr. Nachdem Pelikan die Siebenmeilenstiefel angezogen 
hat. lief ich in Pola ein. Hier besuchte ich die Kirche und den 



298 Marine-Commandant. 

Kindergarten; beide befriedigten mich, besonders der Fortschritt 
des Baues der Kirche. Ich hoffe, sie kommt heuer unter Dach. 
Leider sah ich Cassini*) nicht, um über die Dachconstruction Auf- 
schluss zu erhalten. Um Vs^ ^^^ ^^^ ^^ Triest, werde, wahr- 
scheinlich vor der Abfahrt, Baronin Lutteroth sehen. Morgen 
Früh bin ich in Wien. Leb' wohl! Das Stossen und Zittern des 
Pelikan wird immer stärker, das Schreiben fast unmöglich. Wir 
haben schönes, prachtvolles Wetter. Mir geht es sehr gut. 

Frühjahr 1896. 

Mit der Politik steht es im Argen — kein Mensch weiss 
etwas — ich am wenigsten — Alles fürchtet Russland, und wir 
scheinen, von England geblendet, diesem die Kastanien aus dem 
Feuer holen zu sollen. — Der Zollkrieg mit Rumänien scheint uns 
dieses Land zu entfremden, und auf Bulgarien ist kein Verlass, 
da es die Augen auf Macedonien wirft. 

Im Land ist L mächtiger denn je und frozzelt Bürger 

und Regierung. 

Budapest 1896. 

Von 8 Uhr Morgens bis jetzt 8 Uhr Abends mit der Unter- 
brechung von 1 '/g Stunden, Sitzungen in der österreichischen und 
ungarischen Delegation. In der österreichischen, wo mein Budget 
verhandelt wurde, kam es zu einem Missverständniss zwischen mir 
und dem Referenten. Ich glaube — nein, man sagt mir, dass ich 
zu scharf geantwortet habe — ich glaube, aufgeregt gewesen zu 
sein — kann nicht helfen! Man kann nicht immer ein Lamperl sein! 



Im Augenblicke, Pest zu verlassen, muss ich sagen, dass der 
Aufenthalt ein recht angenehmer war. Nach den Festtagen trat 
eine verhältnissmässig grosse Ruhe ein, die nur in der dritten 
Woche durch die öffentlichen Sitzungen etwas gestört wurde. Die 
natürliche Gastfreundschaft der Ungarn äussert sich im täglichen 
Leben und macht dieses ungebunden und angenehm. Der Park- 
Club entstand, wenn auch Eigen- und Prachtliebe mitspielten, aus 
dem Gefühle der Gastfreundschaft. Es ist viel Gemeinsamkeit und 
Gemeinsinn vorhanden, was die Ungarn stark macht, aber auch 
das Leben erleichtert und comfortabel gestaltet. Ich habe recht 
angenehme Abende im Park-Club verbracht und fand, dass man 
mir, dem Fremden, nirgends freundlicher und zuvorkommender 
entgegengekommen ist als eben hier. 

*) O. Conte Cassini, damals Contrcadmiral und Commandant des Arsenals 
zu Pola. 



Marine-Commandant. 299 

In Wien habe ich noch einige Sitzungen, um den Herren 
Arbeit während meiner Abwesenheit zu geben. Die Zeit wird 
voll in Anspruch genommen werden. Auch der Kirchenbau wird 
nun flotter gehen. Ich habe bereits den Befehl gegeben, dass der 
Thurmbau in Angriff genommen werde. 33.000 Gulden sind ein- 
gegangen ; ausserdem habe ich 6000 Gulden, über die ich verfügen 
kann, und 10.000 Gulden dürfte das Mosaikbild der Apsis kosten, 
welches mir geschenkt wird. Bin ich nicht ein reicher Mann? 
Künftiges Jahr den 18. August hoffe ich die Kirche einweihen 
und die erste Messe lesen lassen zu können. Es fallt mit meiner 
50jährigen Dienstzeit zusammen. Wir wollen es festlich begehen. 
Du wirst mit mir in Pola sein, und die Buben nehmen wir auch 
mit. Das Herz schw^ellt in mir bei dem Glücke, das ich Dir 
verdaute. 

Gestern und heute ist mein Budget in den beiden Delega- 
tionen erledigt worden, so dass alle Sorgen vorüber sind, ich nur 
mehr per onor dt firm a die öffentlichen Sitzungen bei den Ungarn 
zu besuchen habe. Heute dauerte meine Sitzung fünf Minuten, 
was ich trotz Allem sehr bedaure. In der Abstimmung allein zeigt 
sich nicht grosses Interesse für die Marine. Es kommt mir eigent- 
lich vor, als wenn sie doch nur als etwas ganz Nebensächliches 
behandelt würde. 

Juli 189C. 

Eben komme ich vom Kaiser, wie immer hatte ich vor der 
Audienz Lampenfieber, das aber in seiner Gegenwart sogleich 
schwindet. Er ist immer so gnädig und herablassend, freundlich 
und selbst gesprächig, dass ich mich immer bei Ihm wohlfühle. 
Ich wusste heute gar nichts zu melden, doch Eines gab das Andere 
und zuletzt sprach ich vom Budget, klagte für die Zukunft und 
bat Seine Majestät um Unterstützung, was Er mir auch versprach. 
Er verabschiedete mich mit freundlichem Händedruck und Wünschen 
zum Badeerfolg. 

So, nun habe ich Dir nur noch zu sagen, dass ich morgen 
Abend abreise, um zu erproben, ob ich in der Nacht fahren kann, 
doch bitte ich, mir zu folgen. Du sagst immer (meistens nur, wo 
es Dir recht ist!), dass Du blindlings gehorchst, nun heisst es 
wirklich folgen und nicht aufstehen und mich nicht erwarten. Ich 
packe und habe die Civilkleider probirt, Cravatten wirst Du mir 
kaufen, damit ich keine Ausstellungen erhalte. 

Soeben ein Telegramm aus Pillau, das neue Torpedofahrzeug 
macht über 25 V2 Seemeilen, gute Nachricht. Ich soll nicht auf 
Urlaub gehen, ohne dass alte Sorgen zurückbleiben. 



300 Marine-Commandant. 

Den SÜjährigen Gedenktag der Schlacht von Lissa, in welcher M. St. 
eine so hervorragende Rolle gespielt hatte, beging der Admiral im Bad 
Ems und wurde erst durch Glückwünsche und Huldigungstelegramme an 
das Tagesdatum und dessen Bedeutung erinnert. Er schrieb hierüber an seine 
Braut Baronin Lydia Sterneck: 

Bad Ems, 1896. 



Ich war überrascht durch Deine Zeilen von Samstag Abend, 
die mich an den 20. Juli erinnerten — 30 Jahre ! — von dem Tage 
an ebneten sich die Wege für mich — ich ward etwas — und 
heute lese ich Deine lieben Worte und die Glückwünsche von 
unserem lieben Richard, und kann sagen, ich bin zu neuem 
Leben, zum Glück erwacht. Nur Eines habe ich den Wünschen 
beizufügen — bleib mir gut ! 

Ems, 20. Juli 1896. 

Ich komme vom Souper und habe einen kleinen Schwips, ich 
wollte den 30. Jahrestag feiern und trank für mich ein Glas auf 
Dich, dann eines der Erinnerung an den heutigen Tag. Du und 
die Erinnerung, bin ich nicht ein glücklicher Mensch? Ich habe 
der Escadre, die in Lissa den Tag feiert, ein Telegramm gesendet : 
»Den 30. Jahrestag wollen wir nicht vorübergehen lassen, ohne an 
den Markstein des Tages, an unseren glorreichen, unvergesslichen 
Tegetthoff zu denken.« 

»Niemals vibriren reiner die Saiten unserer Herzen als an 
diesem Tage, weshalb ich lebhaft bedauere, ihn nicht mit der 
Escadre feiern zu können. Was die Zukunft bringen wird, wissen 
wir nicht. Eines aber wissen wir, dass wir mit Zuversicht — Hoch 
unsere Flagge — in dieselbe blicken.« — 

Warum bist Du nicht bei mir, um mit mir diesen Tag zu 
feiern! Ich w411 nicht klagen, es wäre eine Versündigung gegen 
das gütige Geschick. Deine Zuneigung verherrlicht die Erinnerung, 
verherrlicht die Abendröthc meines Lebens. 

Das hier im Wortlaute erwähnte Telegramm an die im Hafen von 
Gravosa geankerte Escadre wurde von deren Commandanten, Viceadmiral 
Baron Spaun, wie folgt erwidert: 

Empfangen Euer Excellenz den gehorsamsten Dank für die huldvollen 
Worte, die in der Escadre den dankbarsten Widerhall finden werden. 
Gleichzeitig aber gestatten mir Euer Excellenz, im Namen der Escadre ein 
begeistertes Hoch auszubringen auf den einstigen Schlachtgenossen Tegett- 
hoft*'s, auf unseren allverehrten Commandanten, den Gott erhalten möge zum 
Wohle des Vaterlandes und der Marine für viele, viele Jahre. Soeben zu 
Ehren des Lissatages glänzende Bootsregatta beendet, wobei Gräfin Caboga 
die Güte hatte, die Preise zu vertheilen. 

Spaun, Viceadmiral. 



Eniä, Ende JuU IHM. 

Ich kann nicht zur Ruhe gehen, ohne Dir noch gute Nacht 
zu sagen. Heute Nachmittag plagte mich die Curwelt, und da nahm 
ich Reissaus, d. h. so, wie es ein hiesiger Einspänner im Stande 
ist. Mein Fremdenführer spricht über Alles im Superlativ, und so 
kam ich von Dausenau nach Nassau, immer die schönsten und 
prächtigsten Aussichten gewärtigend, bis nach Arnstein. dessen 
Anblick nicht nur gross und mächtig ist, sondern weil es mich an 
Hochosterwitz erinnerte, mich erfreute. In Dausenau ist eine alte 
romanische Kirche und hochinteressante Wandmalereien , die 
Jahrhunderte übertüncht waren, schade, dass nur ein Theil der- 
selben erhalten ist. Nassau, die einstige Residenzstadt des ehe- 
maligen Herzogs von Nassau, ist ein kleines, unansehnliches Nest 
mit Häusern, die in den Dorfern nicht schlechter aufgebaut sein 
könnten. Ueberall wimmelt e.s von Kindern, lauter blonde Köpfe, 
die jedoch nicht an Richard erinnern. Das Schloss Stein, welches 
einige bemerkenswerthe Kunst gegenstände und Erinnerungen ent- 
halten soll, ist für den Fremden geschlossen. Die Ruine des 
.Schlosses Nassau mit seiner allerschönsten Aussicht besuchte ich 
nicht, diese Aussichten kenne ich schon, auch ist der Weg hinan 
zu steil. Ich werde nur eine solche nie dagewesene Aussicht an- 
sehen, das istKamenau. Arnstein ist im XL Jahrhundert als Raub- 
schloss gebaut und muss von Ludwig HI. als solches weidlich aus- 
genützt worden sein, bis er, des wüsten Lebens satt, im Jahre 1139 
es in eine Prämonstratenser- Abtei umwandelte, selbst sich in eine 
Kutte steckte und seine Gemahlin in eine Zelle sperrte. Nun ist 
das reiche Kloster auch aufgehoben und Arnstein eine katholische 
Pfarre geworden. In den Jahren 1795—1797 sollen Oesterreicher 
dort ein Lazareth gehabt haben und bei 200 österreichische Sol- 
daten im Thale begraben worden sein. Sollte das richtig sein, so 
wollen wir ihnen ein Kreuz an der Begrab nissstätte errichten. Die 
Kirche ist hochinteressant, byzantinisch-romanisch, leider werden 
hier überall der schone Steinbau und Monumente übertüncht, wo- 
von wir in Oesterreich, es als Barbarismus erklärend, abgekommen 
sind. Ich erwartete hier eine grossartige Rundschau, doch kann 
man keinen der vier Thürme besteigen, und vom Plateau aus ist 
keine Aussicht. Ich habe einen angenehmen Nachmittag zugebracht, 
dachte an Dich und sage nun gute Nacht. Deinen lieben Brief 
werde ich morgen beantworten. 

Aueiiit 189Ö. 

Beim Cercle hatte ich eine längere Unterhaltung mit dem 
russischen Kaiser, dann sprach mich unser Kaiser an und in freund- 



30ti Marine-Commandant. 

lichem Tone erkundigte er sich um mein Befinden und bemerkte, 
dass ich meinen Urlaub unterbrochen hätte — »erst künftiges 
Monat endet der Urlaub ?« Das Gedächtniss des Kaisers ist staunens- 

werth. Der russische Kaiser machte mir einen besonderen 

Eindruck, endlich fand ich, dass er eine grosse Aehnlichkeit mit 
Johann Orth hätte — was mir von Vielen bestätigt wurde. 

Das gestrige Diner war grossartig und sehr interessant, ich 
sah einige preussische Bekannte — Hess mich Fürsten Hohenlohe 
vorstellen — endlich würdigte mich Kaiser Wilhelm einer An- 
sprache, die durch das maritime Thema sehr anregend war. 

Wien, September 1896. 

Dich, die mit mir Freud* und Leid theilst, wird die heute ein- 
gelangte Nachricht Albatros' eben so ergreifen wie mich. Foulon, 
Seecadet Beaufort, zwei Matrosen sind bei einem Ueberfall auf 
Guadalcanar getödtet, weitere vier Matrosen schwer verwundet 
worden. Albatros musste nach Cooktown, um uns diese traurige 
Botschaft in kurzen Worten telegraphiren zu können. Ich ver- 
brachte den Nachmittag zu Hause in Erwartung, um die traurige 
Nachricht der Familie Foulon's, der mit so viel Hoffnungen und 
frohen Muthes hinauszog, mitzutheilen. Vor fünf Wochen können 
wir keine weiteren Nachrichten erhalten — eine lange Zeit von 
Ungewissheit und Zweifel. Vor Erhalt von positiven Nachrichten 
kann ich heute wohl nicht einen Entschluss fassen, ich hoffe, d ie 
Expedition nicht aufgeben zu müssen, noch zu sollen. Die armen 
Familien! Man darf sich keinen Vorwurf machen, da vSolche Ex- 
peditionen doch nie glatt ablaufen, aber immer ist's trostlos für 
sie und jene, die die Expedition ins Leben gerufen haben. 

Jene Leser, welche sich für den Verlauf der Expedition Seiner Majestät 
Schiff Albatros interessiren, während welcher der eben besprochene tragi- 
sche Tod des Geologen Baron Foulon und Genossen statthatte, mögen hier 
auf die »Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft«, 
1899, hingewiesen werden, wo der traurige Vorfall vom Commandanten der 
Albatros, Fregattencapitän v. Mau 1er, beschrieben wird. 

Bazias, September 1896. 

Nur wenige Zeilen, um Dir zu sagen, dass ich an Dich denke. 
Ich brauche Dir den Weg hieher nicht zu beschreiben, Du kennst 
die weite, endlose Ebene, die Maisfelder, die Weide mit wenig 
Gethier und seltenen, einsamen Hütten. Man fragt sich, wo sind 
die Menschen, die den grossen Segen der Natur einheimsen sollen ? 
Trotz dem Reichthum der Ernte ist das Volk arm, kaum dass es 
seine Bedürfnisse decken kann. Von Temesvdr und Szegedin sah 



303 



ich nur die ICirchthürme, die Ausdehnun)^ beider .scheint jedoch 
gross und, nach den Stationen zu urtheilen, vernachlässigt zu sein. 
Trotz dem Drucke Ungarnfi ist ausser den Landessprachen 
das Deutsche noch vorherrschend. Die alten Grenzercolonien sind 
noch nicht ausgerottet. Freund Pichl*) ist sehr aufmerksam uod 
voll Sorge um mich. Das warme Wetter, das uns begleitet, thut 
mir wohl: des Abends eingesetzter Regen kühlte die Luft etwas 
ab, ohne Kühle zurückzulassen, das Essen war gut und mein 
Zimmer hier geräumig und rein. Die Ofiiciere der Szamos sou- 
pirten mit mir und erzählten so Manches, was mich hinsichtlich der 
Donau und des Eisernen Thores interessirte. Ich freue mich auf 
die morgige Fahrt durch die Trajanstrasse und aiifOrsova, wo ich 
Deine Nachrichten erwarte. 



Mein Telegramm hat Dich über meine Fahrt orientirt, sie 
war sehr gelungen und konnte nicht schöner sein. Auf diesen be- 
waldeten Spitzen die Rheinschlösser gedacht, gäbe das malerischeste 
Bild. Hier fand ich eine grossartige Wohnung umsonst; ein Bürger 
macht sich eine Ehre daraus, mich zu beherbergen. Alles ist schön 
und gut, nur Tinte und Feder bringen mich in Verzweiflung. 
Gestern Abend durchfuhr ich noch das Eiserne Thor. Wenn wir 
einmal gemüthlich beim Kamin sitzen werden, will ich Dir davon 
erzählen, beschreiben ist unmöglich und konnte einschläfernd 
wirken. Orsova ist ein kleiner Ort, der wahrscheinlich ein Nest 
genannt würde, wenn nicht so viel für die Ausschmückung ge- 
schehen wäre. In wenigen Stunden kommt der Kaiser, und das 
Leben fängt an. Ich habe mich heute Morgens von den gestrigen 
Strapazen au.sgeruht, habe mich aber gefreut, constatiren zu 
können, dass ich wieder fest beisammen bin — von 6 Uhr Morgei 
bis Abends 5 Uhr auf den Füssen. 

Regen und den ganzen Tag Regen. Regen am Bahnhof, beim 
Empfang, bei der Aufwartung, zudem eine unbeschreibliche Con- 
fusion. Kein Wagen zu finden, keine Ordnung, überall Aufenthalt 
und Verzögerung. Nun ist der erste Tag vorüber, nachdem wir 
auch recht schlecht gegessen haben. Morgen 7 Uhr Bahnhof und 
von da ab in Gala bis um 2 Uhr, wahrscheinlich wieder Regen. 
mit dem die Fahrt nach Herculesbad zu machen sein wird, um 
das Galadiner mitzumachen. Wir werden Alle aufathmen, wenn 
wir morgen Abends ins Bett kommen werden. 

*) LiHicDschrfFs-Ueiileiiant, jetzt Currelleacapitün Lconidas Pichl, der damalige 



304 Marine-Commandant. 

Hercules bad. 

Gestern Abend schlössen die Feierlichkeiten mit einem Diner 
von 114 Personen ab. Der Tag war von herrlichstem Wetter be- 
günstigt, ohne das Wetter wäre das grosse Jubelfest zu einem 
Verstimmungsfest herabgesunken, denn von Früh Morgens bis 
in die Nacht hinein angeregnet zu werden, sich verkühlen und 
ermüden, wäre wohl traurig gewesen. Wie ich voraussah, kam ich 
nicht dazu, um Dir zu schreiben, denn in Herculesbad angekommen, 
traf ich mit Dubsky und Chlumetzky, den Ministern, zusammen. 
Wir machten eine kleine Promenade längs des Flusses, der das 
Bad in zwei Theile schneidet. Es ist grossartig angelegt und die 
Natur hat es begünstigt, denn beiderseits erheben sich bis zu 
300 Meter hohe Berge, die bis herab dicht bewaldet sind. Die Ge- 
bäude sind grossartig, ich möchte sagen prachtvoll, selbst für ein 
europäisches Bad, angelegt. Ich glaube, man könnte hier einige 
Wochen sehr angenehm zubringen, wenn die Badegäste nicht aus 
der hiesigen Gegend und die Spaziergänge nicht allzu steil wären. 

Nach dem gestrigen prachtvollen Wetter während des Tag'es 
regnete es des Nachts, und heute blickte nur zeitweise die Sonne 
zwischen Nebelwolken heraus, es war recht angenehm zum Spa- 
zierengehen, ein Tag voller Ruhe. Den Nachmittag verbrachte ich 
zu Hause ; die Curmusik spielte vor meinen Fenstern, ich fühle so 
viel Ruhe und Behaglichkeit, dass ich mit Freude an die ver- 
gangenen Tage zurückdenke. Morgen Abends bin ich in Pest und 
übermorgen in Wien. 

Die unerlässliche Badereise nach Ems, sowie die Theilnahme an den 
Eröffnungsfeierlichkeiten an dem Eisernen Thore waren vorüber, und Admiral 
Sterneck konnte nun einiger, vergleichsweise ruhigerer Zeit entgegensehen. 
Der Zeitpunkt schien endlich da, an die Verwirklichung des schon vor beinahe 
Jahresfrist beschlossenen Ehebundes zu schreiten. 

Wien, October 18%. 

Heute habe ich das Concept meines Majestätsgesuches ge- 
macht, — wenn nur die Audienz vorüber wäre! Gewiss wird Seine 
Majestät gnädig sein, nichtsdestoweniger möchte ich aber schon 
von der Audienz zurück sein. — 

(Einige Tage später.) 

Guten Morgen, mein Frauerl. Der Kaiser hat unsere Ab- 
sichten und Wünsche sanctionirt, somit ist auch Alles ge- 
schehen und überwunden. Er lachte sehr freundlich bei der Bitte, 
die ich Ihm vorbrachte, Hess sich die Beweggründe erzählen und 
gratulirte mir zu dem Sprung in die Ehesclaverei. — 



Mürine-Coinmanclant. 



Der prachtvolle Sonnenschein harmonirte mit meiner zufrie- 
denen Stimmung, wie ich Dir heute Mittag in aller Eile mittheilte, 
ich wollte, dass Du morgen nicht ohne eine Zeile von mir bleibst, 
— durchdringt mich ja das glückliche Gefühl, dass Du mein Frauerl 
bist, Die Würfel sind gefallen, Du kannst nicht mehr zurück. Du 
gehörst mir. Gestern Abend, vor dem entscheidenden Augenblick 
der Audienz beschlich mich ein unsagbares Gefühl, ein Bangen. 
werde ich Dich glücklich und zufrieden machen können, werde 
ich Dir Ersatz für Deine Freiheit, Dein Selbstbestimmungsrccht, 
Deine Seelenruhe bieten? Aus der Tiefe meines Herzens kam ein 
volltöniges -Ja' und freudig und gefasst trat ich vor meinem gütigen 
Kaiser, Er lächelte und Alle, die Dich nicht kennen, werden lächeln, 
aber Alle werden uns Glück wünschen und die Zeit wird uns Recht 
geben und im Glücke der Kinder wird sich unser Glück wieder- 
spiegeln. 

Wie schon früher vorgreifend erwähnt wurde (Seite 277), fand die Ver- 
eheüchung des Admirals mit der Witwe seines Neffen Richard am 7, No- 

vemher ItiÜli zu Sandhof liei Klayunfurt stall. 




Die noch folgenden Briefe M. St. 's sind an die Gattin gerichtet. 

Seiner MajeMnt SchilT Pelikan, Dccember, S:im9tag Abend. 

Gestern Abend Hess ich mich verleiten, Tarok zu spielen, 
ward dann so müde, dass ich mich zu Bett legte, ich glaubte heule 
Zeit zu haben zu schreiben, was jedoch nicht dvr Kali war. Vor- 



Marine-CcrmiTisndan 




mittajj bis zum Frühstück war ich im Arsenal, dann, gleich wieder 
dort, um zu inspiciren. kam dann mit den Directoren und Admiralen 
an Bord, um eine Reorganisation der Lehrlingsschule zu besprechen, 
so dass ich nur mehr Zeit hatte. Dir meine (irüsse zu senden. Dein 
heutiger Brief spricht die Besorgniss über mein Befinden aus. Nun 
wirst Du aus meinen letzten Zeilen erfahren haben, dass ich mich 
wohl befinde und zum Erstaunen rüstig, denn meine heutige Leistung^ 
war eine grosse. Gewiss bin ich müde, werde auch früh schlafen 
gehen, aber morgen da capo, das Beste leisten, ich freue mich 
unendlich über meine Leistungsfähigkeit, umsomehr, als ich mir 
nicht so viel zutraute. Morgen soll ich die Truppen inspiciren und 
Bauten besichtigen. 

. . . Sonntag. Heute Morgens überraschte mich ein sonnen- 
heller Tag, ich dachte an Dich und wünschte Dich hieher, um 
mit Dir einen hellen Tag zu verleben. Die Parade war la la aus- 
gefallen, dann besuchte ich die neu eingerichtete Matrosenwirth- 
schaft, die Dich gewis,s auch interessirt hätte, dann einige Neubauten, 
endlich die Kirche, die gute Fortschritte macht. Leider fehlt noch 
viel für das zu (lebot stehende Geld. Etwas müde und hungrig 
an Bord gekommen, freute ich mich auf das Frühstück, doch hatte 
ich die Rechnung ohne Wirth gemacht. Ich fand einen Tross von 
Officieren und Beamten, die sich mit Bitten und Vorstellungen an 
Bord eingefunden hatten. Viel Freude erlebte ich dabei nicht. 
Mancher ging sehr enttäuscht von dannen. Nun rüste ich mich, 
um mit der Dampfbarkasse eine Excursion zu machen. 



Sfiner MnjestSI Schiff Pelikan, Sonnlae. 
Das ist ein Hundewetter, Scirocca cot ßocchi, wie wir Seeleute 
sagen. Der Commandant auf der Brücke hat Iteinen ang-enehmen 
Nachmittag und jetzt einige schwere Nachtstunden zu überstehen. 
"Wir sind nahezu bei der Einfahrt nach Gravosa und kommen nur 
sehr langsam vorwärts, da die hohe See den Gebrauch der vollen 
Maschinenkraft nicht erlaubt. Ich freue mich, dass Du nicht an 
Bord bist, denn Du würdest leiden und ich könnte nicht helfen. 
Heute Morgens hatten wir noch ziemlich gutes Wetter in Kiek, 
ich konnte einen kleinen Spaziergang machen, ohne sehr nass zu 
werden, und befinde mich darüber sehr wohl. Von Kalte leiden 
wir gar nicht, 12" selbst 14° in der Luft. Wenn wir heute Nacht 
nicht in Gravosa einlaufen können, ziehen wir weiter und kommen 
dann morgen soviel früher nach Cattaro. Eben meldet mir der 
Commandant. dass er abl^Ut, ich gehe auf Deck. Gute Nacht, wir 
konnten im Hafen von Gravosa einlaufen. Ripper*) hat sehr schön 
manövrirt. Müde, etwas feucht haben wir noch Wein zur Stärkung 
genommen und hiermit das Tagewerk glücklich beendet. — Gute 
Nacht. 

Montag. Frühlings Wetter, fahre nach Ragusa, um mir das 
Hotel anzusehen, und denke, um 11 Uhr auszulaufen, um frühzeitig 
in Teodo anzukommen. 

Monlag 
Da bin ich im schönen Teodo angelangt, schwere Wolken 
hängen über den Bergen, doch ist die Luft rein und balsamisch, 
ein Genuss, sie einzuathmen. In unseren nördlicheren Gegenden 
macht man sich keine Vorstellung, welch Juwel die Küste der 
Adria ist. Leider ist keine Eisenbahnverbindung vorhanden und 
ohne diese wird der Besuch im Herbst und Winter immer sehr 
beschwerlich bleiben, denn, trotz- schnellen Dampfern ist die Zeit 
der Ueberfahrt doch für die Mehrzahl der Reisenden eine Zeit 
von Unwohlsein. Unsere Fahrt heute war auch von hoher See be- 
gleitet und manch junger Seemann fühlte sich nicht behaglich, 
ich durfte nicht wagen, die Herren zum Tarok einzuladen. 

Ich habe nichts als Acten zum Lesen, suche daher Zerstreuung 
im Conversations-Lexikon, furchte furchtbar gescheit zu werden. 
Die Anlagen hier in Teodo, die ich sofort nach meiner Ankunft 
besichtigte, gedeihen. Der Schaden, den das Unwetter vom 9. No- 
vember angerichtet, ist hergestellt, doch sieht man noch immer 
die Spuren des Wassers. Die Bäume sind gross geworden und 
Freude bereiteten mir die Orangenbäume, von denen einer Dir 

*) LinienschifTs-Capilän v. Ripper. Comniaiiilaul d» Pelikan 



i 



seine ersten Blüthen zu Füssen legt. Wenn Du im Frühjahr herab- 
kommen wirst, wirst Du Dich mit mir über den Fortschritt freuen. 
Weder die Escadre noch die Torpedodivision sind hier, ich denke 
mit Theilnahme an die Herren, die bei dem vorgestrigen Wetter 
in See waren, es war aber eine gute Schule, die ich ja auch durch- 
gemacht habe. 

Diese Briefe wunlen während des Admirals winterlicher Inspicimngs- 
reise geschrieben. Es folgen nun solche, zu welchen im April 1897 eine 
Reise der Oattin nach Dresden in .Angelegenheiten ihres älteren Sohnes Max 
die Veranlassung bot An diese Reise schloss sich ein mehr wöchentlicher 
Badeaufenlhalt, und M. Sl. fand sich, nach wenigen Monaten familiären 
Lebens, neuerdings recht vereinsamt. 

April l«;i7. MonlnE Abend. 

Meine Lüy! 

Bevor ich meinen ersten einsamen Abend beschliesse, muss 
ich Dir sagen, dass ich an Dich denke, und fühle, dass Du mir ab- 
gehst. Manche würden sagen, e.s sei kindisch — sie wissen das Ge- 
fühl nicht zu schätzen und begreifen nicht, dass in der Brust eines 
Mannes zur geliebten Frau das Schönste — kindliche Liebe auch 
walten kann. Ich hoffe, morgen Früh lelegraphische Nachricht zu 
erhalten, die mir sagt, dass Du die Reise bei Nacht nicht zu 
schlecht verbrachtest — nicht zu müde bist. 

Dienstag. Das war ein sehr mühsamer Tag — kaum, dass 
ich mich so weit frei machen konnte, um Dir noch rechtzeitig zu 



schreiben. Richard ist ivohlauf - sendet Dir einen Kuss. Dein 
Telegramm hat mich sehr erfreut, ich fürchtete, dass Dich die 
Reise sehr anstrengten würde. Dienstlich nichts Neues — ich sehne 
mich fort und fürchte, noch länger hier festg-ehalten zu werden. 
Trotz erklärtem Krieg' tritt keine Neutralität ein. Die Mächte 
wollten Frieden — durch das lahme Vorgehen der Diplomaten 
sind wir zum Krieg' zwischen Griechenland und der Türkei ge- 
kommen — siegen die Türken — nun — dann mag Frieden 
werden, siegen die Griechen, dann dürften alle Balkanstaaten los- 
schlagen und der Brand ist nicht aufzuhalten — die Türkei wird 
zerstückelt — das europäische Concert verwandelt sich in einen 
allgemeinen Krieg. Das Gleichgewicht könnte erhalten werden, 
wenn die Türken in Thessalien, die Griechen im Epirus siegen — 
hier scheinen diese bessere Positionen einzunehmen. Doch genug 
für jetzt — ich gehe spazieren, um Dir zu gehorchen. 

DipnstflB Abend. 
Richard ist sehr brav, auch ich thue mein Bestes, um Deinen 
Befehlen nachzufolgen, Ich war heute im Thiergarten des Praters, 
der jedoch noch nicht bevölkert ist — es fehlt noch überall etwas 

— auch das Lager der zahmen Wilden sieht verzweifelt einer 
Wildniss ähnlich — nichtsdestoweniger war ich befriedigt, da ich 
bessere als Kanzleiluft athmete. Im Haus nichts Xeues. Von 
Candien nichts Neues — wir sind über Vasso's weiteres Verfahren 
sehr gespannt, greift er unsere Truppen an — so wird ein Zeter- 
geschrei erhoben werden, aber handeln wird man doch nicht. In 
Thessalien scheint es blutig herzugehen — jede Armee spricht von 
Siegen, besonders erfindungsreich ist man in Athen. Was Niemand 
voraussetzte, ist die .Meldung Ehdem Paschas, dass sich die Griechen 
gut halten, darum kann man heute wohl keine — höchstens Trug- 
schlüsse sich erlauben. Die Türken fürchten den Guerillakrieg im 
Rücken, was sie zum schnellen Vordringen aneifert, ob's ihnen 
gelingt ! 

Fieilaß Abend. 
Mir ist 's, als wenn Du schon lange, lange Zeit abwesend wärest 

— die Tage nehmen kein Ende, trotzdem ich mich fortwährend 
beschäftige. Wahrlich, die Junggesellen- Wirt hschaft laugt nicht ^ 
wenn man von seinem lieben Weiberl verhätschelt wird. In der 
Politik die widersprechendsten Neuigkeiten. Golu scheint mit dem 
Gange der Dinge nicht zufrieden zu sein, besonders da die Nach- 
richten vom Kriegsschauplatze ftir die Türken nicht so günstig 
lauten als erhofft. 



310 



MaHne-ConiTnanda nt . 



Wegen der Befürchtungen des Generalconsuls in Salonik geht 
• Stephanie- dahin, Fregatten-Capitän Adami mit «Leopard« nach 
Candien, Es freut mich, da^s ich Voraussicht hatte und nicht nach- 
humpele. Die Beförderungen sind heute ganz unerwartet erschienen 
— sonst kommen sie erst den 28. zur Veröffentlichung- Jubel der 
Einzelnen — Missstimmung der Meisten, weil ich die Guillotine nicht 
nach Robespierre walten lasse, Beck ist Schiffscapitän geworden. 

Was für einen Eindruck macht Dresden auf Maxi — seine 
Stimmung interessirt mich. Richard ist ein Spitzbub und leichter 
Charakter, glücklich und zufrieden. Ich hoffe, morgen Früh gute 
Nachrichten von Dir zu erhalten — für heute gute Nacht. 

— April 1897. 

Wie gerne möchte ich, anstatt dieser Zeilen bei Dir sein. Ich 
möchte Dir die schweren Stunden, die Dir die Pflicht auferlegt, 
so gerne erleichtern. Du hast für einige Zeit vom lieben Maxi 
Abschied genommen — und lässt ihn in der Fremde. Eines tröstet 
mich, die Hoffnung, dass für seine Zukunft gesorgt ist, er in guten 
Händen zu etwas Brauchbarem heranreifen wird. Familie und Mittel 
machen nicht den Mann, der heutzutage einen ehrenvollen Platz 
einnehmen könnte. Ich bin begierig zu hören, wie sich Maxi be- 
nommen hat — ob er Ernst und Muth gezeigt hat — welche Ein- 
drücke Du mitgenommen hast. 

Ueber Politik und Krieg zu sprechen ist gegenwärtig nicht 
der Augenblick. Dass die Türken siegreich vorgedrungen sind, 
wirst Du wissen — dadurch werden schwierige CompUcationen 
verhindert und der Friede, für jetzt, nicht gestört werden. Nichts- 
destoweniger kann der Krieg zwischen Türken und Griechen 
einem noch weit entfernten Gewitter verglichen werden, das lang- 
sam über Europa heraufzieht, um endlich zum Ausbruche zu 
kommen. Candien dürfte als erster Zankapfel sich erweisen. Russ- 
land braucht einen Stützpunkt im MitCelmeere, wozu Kreta sich 
besonders eignet. England sieht lüstern nach Kreta, um sich ein 
Bollwerk für Egypten zu schaffen — Italien ist der Nimmersatt, 
der überall Erweiterung sucht, und Frankreich fürchtet seinen Ein- 
fluss in Kleinasien und der syrischen Küste, sowie seine Macht- 
stellung im Mittelmeere zu verlieren. Lauter elektrische Funken, 
die noch herumschwirren — endlich sich entladen werden — 
Oesterreich! helasl ist Spielball. — Doch genug, ich wollte nicht 
über Politik sprechen. 

. . . Die unverschämten Griechen haben ihre verdienten Schläge 
erhalten — und bramarbasiren mehr denn je — ich fürchte nur. 



dass sie uns — unsere Truppen nämlich — angreifen werden — 
was zu Complicationen führen könnte. »Stephanie" ist am Weg nach 
Salonik — mir ist's unbegreiflich, noch keine Nachrichten von ihrer 
Ankunft erhalten zu haben. Ein cöw/ de IHe der Griechen ist nicht 
ausgeschlossen — ich bin besorgt und erwarte ungeduldig ein 
Telegramm. Ich werde einige Artikel in die Zeitungen einschalten 
lassen, um die Wichtigkeit einer Kriegsflotte darzulegen — der 
Türkei Schwäche und die A'ernachlässigung ihrer Flotte soll den 
Untergrund der Artikel bilden. Was wäre mit den Griechen 
heute, wenn die Türkei eine schlagfertige Flotte hätte! 

Juni 1BS)7. Donnefsiag. 
Meine LÜy! 

Noch bin ich nicht zum Bewusstsein gekommen, allein zu sein 
— da ich im Amte bin. und doch fehlst Du mir. Meine Gedanken 
finden Dich nicht drüben in Deinen Zimmern — sie müssen Dich 
weit verfolgen. 

Nichts Angenehmes höre ich von Seite der Armee und des 
Generalstabes; dass die Marine den beiden ein Dom im Auge ist, 
weiss ich seit Langem, bin ich doch der Einzige einer ruhmreichen 
Vergangenheit, der beneidete Marine-Commandant. Man beabsichtigt, 
die Marinesection vom Marine-Commando zu trennen, jene unter 
das Kriegsministerium zu stellen und dem Marlne-Commandanten 
eine eigene, nichtssagende einflusslose Stellung zu geben. Die 
Gedanken, die sich daran knüpfen^ gipfeln in dem einen Ausspruch : 
arme Marine! 

Ich konnte nicht weiter schreiben, sondern fuhr spazieren — 
umzogener Himmel, schwere Luft. In Dornbach ging ich unseren 
Spazierweg hinauf, unter Blitz und Donner mit starkem Regen kam 
ich zur bekannten Brücke, stieg in den Wagen, und bin nun wieder 
zu Hause, um Dir meine Grüsse zu senden. War Richard brav? 
Die Blumen, die ich Dir sende, mögen Dein Zimmer schmücken, 
jede bringt Dir einen Gruss. 

Donnerstag Abend. 

Jetzt ist's hart ohne Dir. keinen Abend mit Dir. Es ist recht 
zeitlich und ich bin im Bett, der Abend war lang. Dank lür daa 
Telegramm, ich war in Sorgen, ob Dir die Fahrt nicht geschadet, 
ob Richard brav war; beruhiget sage ich gute Nacht. 

Freitag. Eine Regenböe hielt mich bis spat zu Hause. Um 
Dir ja zu folgen, fuhr ich in den Prater und machte vom Thier- 
garten aus eine lange einstündjge Promenade. Ich kann nicht sagen, 
dass sie heiter war, denn ausser einigen Kindern mit .Stuben- 



njädchen war nichts zu sehen. Meine gestrige allarmirende Nach- 
richt bezüglich der Marine wird wohl leerer Wunsch einiger 
Herren der Armee bleiben, bei ruhiger Ueberlegung kann eine 
Reorganisation und Unterstellung unter das Kriegsministerium 
nicht so leicht durchgeführt werden. Es würde eine abfällige 
Kritik in der ganzen Welt heraufbeschwören, und dann, — ich 
hätte doch auch mitzusprechen. 

Was machen die Kinder, wie sieht Maxi aus. Wie geht es 
Dir, bist Du corafortable untergebracht, hast Du den Arzt ge- 
sprochen und die Bäder angefangen zu nehmen, vielleicht ist diese 
Frage verfrüht, doch scheint die Zeit so lange, dass Du Dich 
nicht verwundern darfst. Den Kindern einen Kuss, Dir, meine 
einzige Lily, tausend Grüsse, Dein Max. 




Da bin ich wieder auf meinem Observationsplatz, dem Balkon, 
um nichts zu observiren, meine Cigarre und Kaffee geniessend, 
währenddem da unten das Wagengerassel nervöse Leute nervös 
machen könnte, ich lass' .\Iles mit Stoicismus über mich ergehen, 
weil die Luft nach einem hetssera Tage, den ich auf meinem Spazier- 
gang erduldet, gut und angenehm ist. 

Heute Morgens, als ich den Bericht Hinke's*) aus Candien 
las, glaubte ich nichts Eiligeres thun zu haben, als an den Kaiser 
zu melden, dass ich noch im Laufe des Tages Instructionen für 
Hinke vereinbaren würde, lasciate ogni speranza, wenn Diplomatie 



■) K. und k. CDOlrtfldmiral Johann v. Hinke, dnioals Comraan 
Escadre lon Krel:i (5. S, 112, Fussnole). 



t d«r k. nnd k. 



Marme-Commandiinl. 313 

im Spiele ist. Zum Verstäudniss muss ich ergänzen, dass Hinke 
meldet, dass die Unterhandlungen wegen Pacification der Insel 
lind Feststellen der Normen um eine geregelte Autonomie und 
Autorität auf der Insel mit den Insurgenten angebahnt und im 
Zuge sind. Da Hinke gar keine Instructionen hat, glaubte ich es 
nothwendtg, ihm solche für die Verhandlungen im Admiralsrathe 
zu geben, ihm den Cours, den er einzuschlagen hat, um nicht als 
Chinese mit Kopfnicken den Verhandlungen beizuwohnen, anzu- 
deuten. »Trop de zile, es hat Zeit, wenn das oder jenes geschehen 
sein wird, so wollen wir daran denken. < 



Seilher bin ich zu Hause, um auszuruhen und um zu einer 
Stellwagenpartie den Entschluss zu fassen. 

Ich bin wirklich mit der Tram gefahren, habe mich mit einem 
liebenswürdigen Bürger unterhalten, der aus mir nicht klug werden 
konnte; beim Scheiden am Praterstern hielt er mir die Hand und 
wollte mich fragen, wer ich bin, die Frage war auf seinen Lippen, 
durch ein freundliches Gute Nacht und danke, schnitt ich die Frage 
ab. Ich ging nun den Prater hinauf, gegen den tausendköpfigen 
Strom von Menschen. Alles so ruhig und gemes.sen, dass ein 
Fremder wirklich die Gutmüthigkeit und Artigkeit des Volkes 
loben muss. Ich ging nach »Venedig in Wien-, machte dort eine lange 
Promenade, ohne irgendwo Platz zu nehmen, fand alle Restaurants, 
Caf^s voll, nicht minder die Wege und ponti. hatte wieder Gelegen- 
heit, das Gemessene des Publicums zu bemerken und schied mit 
gedrücktem Gefühl, denn Heiterkeit, fröhliches Geplauder fehlte 
ganz, die Unterhaltung scheint sich im Glase Bier und Essen, 
vielleicht im Mustern der Frauen zu concentriren. Bis zum Carl- 
Theater ging ich zu Fuss, wollte mich aber nicht übermüden und 
da kein Plätzchen in den Stellwagen frei war, nahm ich, orribile 
diila, einen Einspänner. Nun ist's spät geworden und so sag' ich 
Dir bei hellem Mondenschein, in freier Luft, gute Nacht. Es ist 
eigentlich betrübend, zur Ruhe zu gehen, doch es muss sein, gute 
Nacht, einen Kuss in Liebe und Einsamkeit! 

-Moiilag. ... Juni 1Ö97. 

Meine Briefe sind eigentlich nur meine Tagesberichte, ein fort- 
währendes Erzählen von mir. ohne Witz und Halt, was kann ich 
aber dafür, es ist so einerlei, ein Tag wie der andere, ohne Auf- 
regungen, ohne interessante Zwischenfälle, und leider bin ich kein 
Dichter, um das, was mich beherrscht und beseelt, meine Ge- 
danken, meine Gefühle, mein Sinn" '" Worte zu kleiden, auch 
geziemt sich's nicht, dasF 'lem vergötterten 



314 Murine- Coraroandaot. 

Drachen die eine Melodie immer wieder vorbrumme. Ich habe 
heute einen grossen Spaziergang gemacht, kam auch recht müde 
nach Hause, ward dem Balkon, Mond und Sternen untreu, und 
schliesse nun mein Tageswerk mit dem Gedanken an Dich. 

Dienstag. Es ist peinlich, wenn man sich auf seine Leute 
nicht verlassen kann. Du hast nicht viel verloren, wenn Du gestern 
keinen Brief erhalten hast, doch kränkt es mich, dass er nicht 
rechtzeitig auf die Post kam. Ich kenne Plan, man rühmt in der 
ganzen Gegend die schönen Berge, Liliputaner, welche Bewunde- 
rung ich zum Schrecken der Ge,sellschaft nicht theilen konnte. 
Mein gestriger Spaziergang scheint mich ermüdet zu haben, des- 
halb begnügte ich mich heute mit Schönbrunn, wo ich mit Pichl 
die Menagerie besuchte, — ä propos von Menagerie. Eines unserer 
Pferde ist am rechten Hinterfuss hinkend, ich fürchte, dass unser 
Kutscher ein guter Kerl, aber ein schlechter Kutscher ist. — 
Leb' wohl. 

1S07. Vorabend des Froh nie ichn am tage«. 

Der Tag ist zu Ende, wie? nun, mit Regen und Wind, un- 
freundlich und deprimirend, doch Ende gut. Alles gut wird durch 
den Gedanken an Dich, Du hast mich verhext. Deine Abwesen- 
heit ist, wie soll ich sagen, unerträglich, dazu kann ich nichts thun, 
um Dir eine E'reude zu machen, ich muss hoffen, Samstag zu Dir 
zu können, morgen über Frohnleichnam ist's nicht möglich. 

Hinsichtlich der Fahrt nach Ischl hat es gar keinen Anstand, 
dass wir zusammen hinfahren und uns einige Tage im Salzkammer- 
gut und an den steirischen Seen aufhalten. Es ist dort sehr schön. 
Ischl wollen wir so bald als möglich verlassen, es ist für mich 
entsetzlich, ein Markt mit allen Unarten eines jüdischen Bades, 
auch Gmunden ist nicht nach meinem Geschmack, doch Aussee, 
Hallstatt und alle anderen Orte der Umgebung sind reizend. Was 
macht Bubi? Ich schicke ihm kein Obst, da Mama Brunnen trinkt, 
vielleicht möchte sie davon naschen. Gute Nacht, die Welt ist 
recht hässHch eingerichtet, man gehört zusammen und ist nicht 
beisammen. 

Mittwoch. Heute Nachmittag war ich bei Fürstin Montenuovo, 
welche bereits am Lande wohnt, um Rücksprache wegen der Erz- 
herzogin zu pflegen; nach dem, was sie mir sagt, wird die Erz- 
herzogin gewiss einwilligen und somit wäre diese Frage im Zuge, 

Die Nachrichten der Delegationen haben einen Hintergrund, 
man möchte, kann aber nicht. Die politischen Verhältnisse sind 
dermalen so zugespitzt, dass die Zeit nicht absehbar ist, wann der 



Marin e-Commaailnn 



315 



Reichsrath wird einberufen werden können. Jedenfalls verliere ich 
meinen zuyethcilten Urlaub nicht. 

Wenn Du morgen diese Zeilen liest, bin ich bei glühender 
Sonne mit einer brennenden Kerze beim Umgang. Ich bin oder 
fang' an, nervös zu werden, so lange weg von Dir sein, ist ein 
Unding. Meine Zeit vergeht in Projecte machen, der ICalender 
wird nach allen St?iten R-fdn-ht, die ZHt lässt sich nicht befehlen. 




Der liebe Himmel hat ein Einsehen gehabt und erlaubte mir, 
auf Deinem Balkon den Kaffee zu nehmen und mich Träumereien 
hinzugeben. — Wohin mich meine Träume lenkten, ist nicht 
schwer zu errathen. — Hab' doch nur einen Gedanken, einen Sinn 
— einen Wunsch ^ Dich glücklich zu wissen, da ich glücklich 
bin — ob ich's verdiene? 

Der havarirte Habicht wird mit Elster*) einberufen, König 
und Königin von Portugal besuchten die Wien. Die Griechen 
sind unverlässlich und die Diplomaten foppen einander durt' 
allerhand unmögliche Vorschläge, so dass die Situation imme- 

•) Toqiedorahneuge, 




318 



Mnilae-Cma m andani . 



worrener wird — unsere Schiffe bleiben ad infinilum in Kreta — 

ohne die schöne Helena doch in Contact mit den st 

Hellenen — das ist die Sijfnalur von heute. — 

Ein Regenguss verscheucht mich vom Balkon, ich gehe in 
meine Kanzlei arbeiten und sag-e Dir gute Nacht. 

Ein herrlicher Abend. — Deine lieben Worte, die so innig 
und wohlthuend zum Herzen sprechen — sie begleiteten mich 
am Weg zu Dir und mit Dir. Ich wollte nicht den Abend schliessen 
und zur Ruhe gehen, ohne Dir einen Gruss zu senden, ohne Dir 
gute Nacht zu sagen — bleib' mir mein guter Engel, ist mein 
Gebet. 

Sonntag. Es war ein schöner, mondheller Abend gestern, 
nach und nach verminderte sich der Lärm des Wagen gerasseis 
und des Hufschlages — die Votivkirche hob sich so mächtig ab 
und des Mondes Licht beleuchtete magisch die hinaufstrebenden 
Thürme. Ein schöner Abend. Ich schmiedete auch Pläne — wenn 
ich nächstens Dich besuche, so geben wir uns Rendez-vous in 
Eger und sehen uns das alte Xest zusammen an — Deine Aus- 
lagen sind im Verhältniss zu den vielen Personen nicht viel — 
meine kurze Excursion hat 117 fl. gekostet. Es geht nicht anders, 
wenn man das Geld nur nicht unnütz ausgibt. Heute werde ich 
in Civil eine lange Promenade machen und mir dann einen Platz 
im Stellwagen spendiren. — Leb' wohl — an Maxi einen herz- 
lichen Kuss und glückliche Reise. 



Juni 



. Mtl 



Meine Lily ! 

Der Tag war kein heiterer. Stimmungen, von denen man 
nicht weiss, woher — warum — sie sind da und man kann nichts 
dagegen — vielleicht übermüdet, obwohl ich heute nicht viel 
zuwege brachte. Wenn ich Dich, auch nur für Augenblicke, bei 
mir haben könnte — dann, glaube ich, wäre Alles gut. Was hast 
Du aus mir gemacht, dass ich nur an Dich denken kann. Dich 
herbeiwünsche und nur durch Dich glücklich sein kann? — Gute 
Nacht. 

Donnerstag. Die heitere Früh Stücksgesellschaft ist ver- 
duftet — ich soll Dir Grüsse ausrichten ^ auch die feierliche 
Unterhaltung der Frohnleichnamsprocessicn ist vorüber, doch 
nichtvergessen — vier volle Stunden auf den Füssen, davon 
anderthalb Stunden in sengender Sonne — die Nachwirkung macht 
sich geltend, ich bin müde. Doch will ich Dir, bevor ich mich dem 
Nichtsthun überlasse, mittheilen, dass ich morgen zum Kaiser zu 



SIT 







gehen beabsichtige, um die 
Meldung zu erstatten, dass 
Erzherzogin Josefa geneigt 
ist, Taufpathin*) zu sein. 
Wenn da nichts Besonderes 
vorteilt, so fahre ich morgen 
Abends nach Kger, wo ich 
Dich erwarte, oder Samstag 
zu Dir nach Marienbad — ob 
so oder so, ich werde Dich 
sehen. ^ Leb' wohl, und nun 
kann ich endlich auch auf 
Wiedersehen, fröhliches Wie- 
dersehen sagen — sei «frivol« 
und unterhalte Dich — das Kr™«> ^fitiu 

meine einzige Freude und Sorge, und wenn meine leichtsinnige 
l-'rau mich allein lieb hat, dann ist Alles gut. 

Donacrslag. 
Deine letzten Briefe haben mich sehr erfreut — es weht ein 
Zug von Heiterkeil darin, eine Lebhaftigkeit, die wohlthuend ist. 
^ Heute Nachmittags Regen, der mich einschläferte — so eine 
Frohnleichnamsprocession ist wahrlich nicht erfreulich. Ich kam 
auch nicht hinaus, was mir nicht unangenehm ist — ich arbeite 
für Samstag und Sonntag — Juchhe! -Stimmung — ich bin so 
glücklich, nachdem ich Dich zu sehen hoffe. Beiliegend ein 
Feuilleton über Charlotte Wolter — es ist so bezeichnend, dasa 
ich es Dir sende. — Gute Nacht. 



Juni 1S1)7. 

Nur wenige Zeilen — ich war bis nun mit Einladungs- 
geschäften für den Stapellauf (nahezu 8U0 Namen} beschäftigt. 
Nun, es entgeht Dir nichts, da es hier ausser PoUticis nichts 
Neues gibt. 

Der Regierung schwankt der Boden unter den Füssen und 
seit zwanzig Jahren haben wir in Oesterreich keine ähnliche Krisis 
durchgemacht. Niemand weiss einen Ausweg, um die aufgeregten und 
erregten Gemüther zu beruhigen — zur Besonnenheit zu bringen. Jeder- 
mann fragt, wohin das führen wird — und fürchtet das Wort »mit 
Macht unterdrücken- auszusprechen, in dem Viele Heil zu finden 
glauben — während Andere darin nur Unheil sehen. Und 

*} Es handcUe sich um den Tbu< 
18. .'Vugutl bevoisund und welches den M 



1 



318 



Ilarla e-Commaadant. 



wenn man bedenkt, dass all das Unglück — so glaube ich es 
nennen zu sollen — auR der Sprachenverordnung' herstammt! 
Freilich liegt der Grund tiefer — Badeni kannte unsere Verhält- 
nisse 2U wenig — und strauchelte zuerst, um nun zu stürzen. 

Ob wir, die arme Marine, dadurch benachtheiligt werden, 
ist jetzt noch nicht klar — vielleicht kann uns ein unparlamenta- 
risches Regiment einiges Geld einbringen. Ob aber dasselbe den 
Geist der Armee — Volksarmee — nicht schädigt, bleibt dahin- 
gestellt. — Pichl ist gekommen, mich zum Essen abzuholen — der 
Gedankengang ist auf ein anderes Feld gezogen — er hat Hunger. 



Juli 1897. 

Die politischen Verhältnisse sind so zugespitzt, dass die Stim- 
mung eine gedrückte ist — man weiss nicht, wohin noch wo hinaus 
— abdanken ist meine Auffassung der Situation. Man möchte aus- 
gleichen und verschlimmert die Lage immer mehr und mehr. — 
Ein Kampf, den Badeni verlieren muss. 

Sonnlag. 

Sieben Uhr hatte geschlagen, ich fuhr nach dem Prater, be- 
gegnete Chlumecky mit seinem Sohne, die, über die Begegnung 
sehr erstaunt, in laute Acciamationen ausbrachen. Wir gingen in 
den Sacher- Garten, die Couversation war sehr animirt und inter- 
essant, als plötzlich ein Unwetter über unsere Häupter losbrach. 
Wir flüchteten in unsere Wagen, doch, ht'las\ dem Sturm war 
kein Dach genügend, ich kam durchnässt, mit einer Erfahrung 
reicher nach Hause : ich lernte im Hausthor das Schutzdach am 
Wagen zu gebrauchen, um bei gegebener Gelegenheit Dich zu 
schützen. — Das sind die grossen Ereignisse des heutigen Tages. 

Montag. 



Den heutigen Morgen verbrachte ich mit Besuchen. In der 
letzten Zeit sind mir die kläglichen Verhältnisse der Marine hin- 
sichtlich Vermehrung der Schiffe immer lebhafter vor die Augen 
getreten. Es muss Abhilfe geschaffen werden, und so kam ich auf 
die Idee, die Meinung der Minister einzuholen. — Ich fand viel 
Entgegenkommen, alle beklagen, dass die Marine nicht vergrössert 
wird ^ von meinen Absichten habe ich keine Mittheilung ge- 
macht, aber der Entschluss, mein Budget zu erhöhen, ist gereift, 
auch das Wie schwebt mir vor, doch bin ich dessen noch nicht 
zum Entschlüsse gekommen — all diese Fragen und die damit 
verbundenen Erhebungen und Vorstudien nehmen meine Zeit sehr 
in Anspruch. Die Arbeit wird mir durch den Umstand erschwert. 



Marine-Coimnandanl. 



319 



dass ich Xiemanden habe, mit dem ich einen Ideenaustausch hätte 
— die Herren sind 2u sehr an die Acten gewöhnt — was ausser- 
halb liegt, ist für sie nicht vorhanden. Es ist traurig, aber leider 
muss ich sagen, dass sie den Stillstand — der immer Rückschritt 
ist — nicht bemerken, nicht fühlen. In der Marine aber, wo die 
Uebrigen, selbst die Kleinsten nach vorwärts streben, ist .Stillstand 
-- gewiss Rückschritt, Da^u kommt, dass die Armee wieder 
abnorme Summen braucht — da wird auf ein neues Gewehr, 
neue Feldkanonen hingewiesen, welche unzählige Millionen ver- 
schlingen werden, so dass der Marine das Nachsehen bleibt — 
Kurzsichtigkeit, denn ohne Marine ist ein Grossstaat nicht zu 
denken. — Der Gedanke ist reif — nun geht's an die Ausführung, 
die auch massgebend ist. Vielleicht gelingen meine Mühen. — Von 
Maxi habe ich einen Brief bekommen, in dem er über leere 
Taschen klagt — er hatte meinen mit 5 fl. für die gute 
Classification noch nicht erhalten, die Briefe haben sich gekreuzt. 
Dein Hutkoffer ist heute abgegangfen, ich habe ihn selbst heute 
Morgens gekauft — möge er Dir so nützlich sein, als es mir 
Freude machte, Dir ihn zu Füssen zu legen. — Ueber Wohnung 
und Einrichtung schreibe ich heute nichts, da wir es zusammen 
besprechen wollen. 

Juli 1897. 

Die Arbeiten gehen ziemlich rasch vorwärts — unsere 
Wohnung diesen Winter wird schön und comfortable für uns und 
die Leute ausfallen. Manches wird nach Sandhof oder in Abrahams 
Wurstkessel wandern. Hast Du wegen der Bilder schon etwas 
bestimmt, welche soll ich bei Seite legen, um sie nach Sandhof zu 
senden? — So, nun basta über die Wohnungsangelegenheiten. 

Heute Abends nach meiner Nachmittagssitzung bin ich mit 
Pichl im Sacher-Garten soupiren gefahren — fand später Dubsky 
und Graf Ossi Thun. Nach manchem nichtssagendem Plausch lenkte' 
ich das Gespräch auf die gegenwärtigen politischen Verhältnisse 
in Böhmen. Es sieht traurig aus, viel trauriger als ich mir vor- 
stellte. — Resumi: Keine Delegationen, keine Verständigung, kein 
Ausgleich, so lange Badeni — oder die polnische Wirthschaft, wie 
man sie nennt — am Ruder bleiben. Noch nie war der Staats- 
karren so verrannt, so in eine Sackgasse gerathen, wie jetzt. Man 
sieht keinen Ausweg — aus.ser wenn Badeni abdankt — und dazu 
ist vorläufig keine Aussicht. 

Wir gehen schweren Zeiten entgegen — steuern mit vollen 
Segeln dem Föderalismus entgegen. — Annes Reich 1 — Ich 
schliesse und sage Dir gute Nacht. 




SSO 



Marin e-Comin andant . 



Freitag:- Ich habe jeden Tag geschrieben unri Nachmittags 
frühzeitigr die Briefe auf die Post gegeben, so dass sie des Morgens 
in Klagenfurt ankommen müssen. Mir geht es recht gut, an Hitze 
leiden wir nicht, bisnun erfrischte kurzer Regen oder Wind die 
Luft. Deine Nachrichten freuen mich, da das Haus Dir gefallt; 
dass der Garten nicht das ist. was ein Garten sein soll, ist wohl 
eng mit dessen Verwendung als Obstgarten verbunden. Es wird 
sich nie viel daraus machen lassen, doch wegen Blumen hätte 
etwas geschehen können. So bitte, sage mir, hast Du welche in 
den Zimmern und sind welche vorräthig, um einen Wechsel zu 
ermöglichen? Da könnte noch vorgesorgt werden. Leb' wohl, mein 
Schatz, Deine Commission wird pünktlich ausgeführt werden. 

Juli 1897. 

Die Audienz beim Kaiser beschäftigt mich und gibt mir so 
viele Hoffnungen für die Marine, dass mir wohl ums Herz ist. 
Dir sind die missHchen Verhältnisse unseres Corps mehr oder 
weniger bekannt: wenn nun denselben durch Erhöhung der Gagen 
und der EinschifFungsgebühren abgeholfen würde! Freilich sagt 
der Pessimist, der Mensch ist mit dem, was er hat. nie zufrieden; 
nun, wenigstens werden im ersten Augenblicke drückende Schulden 
gezahlt sein, und bei den Meisten wird der Alp eine Cur fiir die 
Zukunft sein. Dann sind die Arbeiter des Arsenals, denen auch 
geholfen werden soll, damit sie nicht, von den Agitatoren auf- 
gehetzt, ungestüme Verlangen stellen; dem vorzubeugen, ist auch 
einer der Anträge gewesen. In demselben Fall sind unsere Unter- 
officiere und das niedere Personal. Wenn ich all dies erreiche und 
nur noch drei Torpedoboote bewilligt werden, dann wollen wir 
uns freuen und glücklich sein über einen neuen Merkstein in 
meinem Leben, Ich habe heute noch viel arbeiten wollen, doch 
lasse ich die Arbeit bei Seite, um mit Dir zu plauschen, habe doch 
Niemand als Dich, um mich auszusprechen. Wenn Du mich jetzt 
am Speisetisch mit einem Humpen Bier nebenan sitzen sehen 
würdest. Du würdest lachen und mir das Bier nicht erlauben! 

Guten Morgen! Ich habe seit Mitternacht nicht viel erlebt. 
auch nicht viel gethan, am wenigsten gedacht. Armer Fehr,*) ist 
aufgegeben, seine Frau weiss es. Er will den 17, d. M. sich bei 
mir als auf Urlaub abmelden und ahnt nicht, dass er von einem 
Augenblick zum andern auslöschen wird. Ich verliere eine tüchtige 
Arbeitskraft und einen anhänglichen Freund. 

,r in seinen juDBcn Jahren 



Seeoßicii 



'] Generalcommissir der k. and k, Kriegamarine ; 



Marinc-Commandant. 321 

Sonntag. 

Meine Lily! 

Heute habe ich einen g^uten Tag gehabt, vor Allem eine 
Commission von Dir, die ich morgen, so gut als ich's verstehe, 
besorgen werde. 

Nun aber zur Audienz. Der Kaiser war noch gnädiger als 
sonst — hatte Zeit — war guter, heiterer Laune, und ich hatte 
meinen Vortrag gut gelernt gehabt und gut herplappern können. 
Wenn ich Alles, was ich heute vorgetragen habe, erreiche, so 
feiert die Marine einen Festtag und Seine Majestät macht mir die 
grösste Jubiläumsfreude und Auszeichnung. Er ist über die drei 
Alillionen nicht erschrocken, fand die Anforderung gerechtfertigt 
und hofft, dass ich es durchsetze! - Ich war gestern Abend beim 
Sacher, schlief erbärmlich, stand aber wohl auf, repetirte mein 
Latein mit den vielen Ziffern und kehrte vom Kaiser beglückt 
zurück, um die Vormittagsarbeit, zum Schrecken meiner Herren, 
noch fertig zu kriegen. Ich esse heule zu Hause und werde später 
nur etwas bummeln gehen. Ich hätte Dir gerne die Nachricht 
g"eben wollen, dass ich morgen mein Schlafzimmer beziehe, leider 
ist es nicht fertig, trotzdem gleich nach Deiner Abreise in allen 
Zimmern zu arbeiten angefangen wurde. Wenn nur die Stoffe noch 
rechtzeitig ankommen würden, so hätte ich die Freude, dass bei 
Deinem Kommen nur mehr die Hand des Meisters noch zu thun 
hätte. 

Nächstens kommen zwei rusvsische Schiffe nach Pola, um da 
g'edockt zu werden. Das eine oder das andere dürfte jedenfalls 
während des Stapellaufes zugegen sein, eine Bescheerung, die ich 
nicht erwartete. 

Kühl ist es hier nicht, aber mir ist die Wärme lieber als die 
Kälte. Wann kommt Maxi, ich habe ein Rad in Aussicht ge- 
nommen ; ich hoffe nur, dass er gute Noten mitbringt. 

Von Politik weiss ich nicht viel zu erzählen; um genau und 
gerecht urtheilen zu können, muss man beide Theile hören. Eines 
ist sicher, die Mache war schlecht. Der Superoptimismus Badeni's 
und dessen volle Unkenntniss des Charakters der Deutschen Nord- 
böhmens haben ihn zu einem nicht mehr gut^u machenden Schritte 
geführt. Er persönlich ist nun der Stein des Anstosses, und da 
habe ich die Frage aufgeworfen, was macht ein Feldherr, wenn 
-er geschlagen und seine Truppen nicht mehr ralliiren kann? T^^^3^ ' 
kommt nicht mehr aus der Hohlgasse und fuhrt f 
Föderalismus — traurige Perspective. Leider hat ^ 
Partei keinen genügend hervorragenden ManUi 



322 Marine-Commandant. 

treten konnte. Wir werden zuwarten müssen und sehen, ob es 
möglich sein wird, die Delegationen zusammenbringen zu können, 
wenn nicht, werden wir ohne Parlament das Geld nehmen müssen. 
Geld wird da sein, denn die Steuern werden so wie so einfliessen, 
und die Steuerzahler, wie Du in Erfahrung bringen wirst, werden 
viel leisten müssen. 

Meinen Urlaub habe ich bereits im Sack, Hoffnung auf drei 
Millionen fehlt auch nicht, so schliesse ich denn für heute glücklich. 

Juli 1897. 

Wenn Du diese Zeilen erhältst, feierst Du Deinen Geburts- 
tag; ich möchte Dir ein Lied singen, das all, was mein Herz, 
meine Seele erfüllt. Dir sagen und ausklingen würde im innigsten, 
heissesten Wunsche: Bleibe glücklich viele, viele Jahre, Dein 
Leben lang. Bin wohl im Geiste bei Dir. Ich habe Dir eine kleine 
Ueberraschung bereitet, auch Blumen sollen heute Deine Zimmer 
schmücken, Dir von meiner Liebe erzählen. Ich gehe nun. Dir 
gute Nacht sagen ; im wSalon brennt das eine Licht, das Dein Bild 
beleuchtet, dort mache ich alle Abend halt und freue mich an dem 
Ausdruck, der alle Sorgen des Tages verwischt und so freundlich, 
lieb mir entgegenblickt. Gute Nacht ist mein letzter Gedanke^ 
sei glücklich, mein einziger Wunsch. 

Silberegg, August 1897. 

Ich war heute sehr fleissig und bin mit mir so so zufrieden; ich 
habe für unsere Officiere ein Langes und Breites fertiggestellt. 
Ich wahrte ihr Interesse, doch unter meiner Controle, was sie 
aber nicht gerne sehen. Der Zug frei nach oben ist vso gross, dass 
sie das Oben perhorresciren ; nun, ich werde doch im Rechte 
bleiben. 

Wien, 14. September 1897. 

Ein Tag ist glücklich vorüber, er verging mit allerhand Ar- 
beiten, die endlich gemacht werden müssen. Das Opfer, welches 
ich brachte (den Urlaub zu unterbrechen), ist mit der Genugthuung' 
belohnt, nicht unnütz hier zu sein; meine kurze Gegenwart war 
nothwendig, um Manches ins Geleise zu bringen. Zu Mittag fuhr 
ich zu Meissl, ich hoffte, Herren zu finden, ward aber enttäuscht,, 
speiste allein und kehrte bald zur Arbeit zurück. 

15. September 1897, Früh. 

Du fehlst mir auf Schritt und Tritt, ich komme mir wie ein 
verlorenes Wesen vor, ich könnte jammern, wenn ich mich nicht 
schämen würde. Es ging mir recht schlecht mit der Arbeit heute 
Morgens. Ich sah Niemanden, um meine Grillen allein auszukrieg-en. 
Wie es scheint, (ich konnte Goluchowski noch nicht besuchen) 



Marine-Commandant. 323 

werden die Sitzungen sich auf eine und sehr kurze beschränken. 
Es kömmt mir vor, als wenn unsere Anforderungen schon fest- 
gesetzt wären und die Sitzung nur eine Formalität sei, vermuthe 
deshalb, dass mir die Anforderung des Panzerschiffes ge- 
strichen wird und dass die Gageregulirung noch ein weiteres 
Jahr hinausverschoben wird. Mein Herkommen ist somit ganz un- 
nütz gewesen. 

15. September 1897. 

Donnerstag. Eben komme ich von Goluchowski zurück, der 
mir eine nicht ganz erfreuliche Mittheilung machte. Die politischen 
Verhältnisse stehen so, dass man nicht weiss, ob die Delegationen 
gewählt werden oder nicht. Ich glaubte, dass die Regierung ihrer 
Sache doch gewisser sei als sie es wirklich ist; deshalb ist die 
morgige Conferenz nur die Vorbesprechung der gemeinsamen, 
d. h. ohne den Ministerpräsidenten und Finanzminister, um das 
vorzulegende Budget zur Vorlage zu bereiten. Die Gageerhöhung 
ist als im Vorhinein gefallen zu betrachten, der Bau eines Panzer- 
schiffes hat keine Aussicht auf Genehmigung, da die beiden 
Regierungen dafür nicht zu gewinnen sein werden. Mein Jubiläums- 
geschenk für die Marine fällt somit in den Brunnen. — 

Für heute Abend habe ich mir einen Sitz in der Burg ge- 
nommen, vielleicht vergesse ich einige Stunden meine Einsamkeit. 
Wie ich Dir bereits geschrieben, geht es mir recht gut: Herz, 
Lunge, Füsse ganz in Ordnung, — Gemüth sehnsüchtig. 

Donnerstag Abends. 

Da komme ich aus dem Burgtheater von den »Wilddieben«, 
die mich, trotzdem ich sie schon gekannt, recht gut unterhielten. 
Als Premiere hätte ein anderes Stück besser gepasst. Das Haus 
selbst machte mir einen sehr guten Eindruck. Die Lyra ist mit 
ihren augenstörenden Linien verschwunden, das Excentrische hat 
der natürlichen Theaterform Platz gemacht. Hier regnet es. Wenn 
nur Du schönes Wetter hast, so bin ich zufrieden. 

Mit Spannung erwarte ich die morgige Sitzung. Ich werde 
die alte Erfahrung machen müssen, dass man der Marine kein 
besonderes Interesse entgegenbringt. Theoretisch findet Jeder- 
mann, dass ein Grossstaat eine entsprechende Marine besitzen soll 
— dafür zu sorgen, überlässt man dem lieben Herrgott — ein 
Possenspiel, zu dem ich den Namen hergebe! Für den Krieg sind 
wir zu schwach, für den Frieden reichen wir nicht aus. Doch 
genug der traurigen Reflexionen, habe ich doch Dich und die 
lieben Kinder, die mir Freude machen. 



324 ^larine-Commandant. 

Den 17. 

Zwei Stunden Sitzung und nachher Bericht an Seine Majestät, 
so dass ich sehr spät dazu komme, Dir zu schreiben. Ich habe 
die Minister für das Panzerschiff gewonnen, musste aber sonst 
Haare lassen. Nun, Alles dem Bau der Schiffe opfern, ist 
der erste Grundsatz, der mich immer leitete. Ich hoffte, 
morgen zu Dir zu können, leider kann ich es nicht, da mich die 
administrative Durchführung hier hält. Den 30. sollen die Minister- 
raths-Sitzungen in Pest abgehalten werden und bis dahin müssen 
die Vorlagen fertig gedruckt sein. Ich muss schliessen, denn die 
Herren erwarten mich, um weiter zu arbeiten. 

Am 20. September 1897 wurden es 50 volle Jahre seit dem Eintritte 
Max Sterneck's in den Dienst der k. und k. Kriegsmarine. 

Der Admiral zog sich für diesen Jubiläumstag nach dem Sandhof 
zurück, wo er auch die Deputationen des Marinepersonals empfing, die ihre 
Glückwünsche zu dieser so seltenen Feier darbrachten. 

Da wurde der Admiral durch ein überaus gnädigstes Handschreiben 
seines Allerhöchsten Kriegsherrn beglückt, welches ihm von dem in der 
Militärkanzlei Seiner Majestät dienstthuenden k. und k. Linienschiffs-Lieutenant 
Moriz Hub er auf Allerhöchsten Befehl nebst den Ordensinsignien des 
St. Stephans-Ordens persönlich überbracht wurde. 

Hier der Wortlaut des Allerhöchsten Handschreibens: 

Lieber Admiral Freiherr v. Sterneck! 

In den nächsten Tagen begehen Sie und mit Ihnen Meine 
Kriegsmarine die Feier Ihres r)Ojährigen Dienstjubiläums. Alle Er- 
innerungen, welche Sie beim Rückblicke auf ein an Schaffensdrang 
und Arbeit, an Mühen und Gefahren reiches, halbhundertjähriges 
Seemannsleben bewegen müssen, werden in dem erhebenden Be- 
wusstsein gipfeln, dass es Ihrer Thatkraft gegönnt war, an dem 
unvergesslichen Tage von Lissa eine besondere Waffenthat, die 
zum Ruhme Unserer Flagge hervorragend beitrug, zu vollbringen. 

Seither, und namentlich während der 14 Jahre Ihrer Wirksam- 
keit an der Spitze Meiner Kriegsmarine, hat diese durch ihre 
Leistungen auf dem Gebiete aller ihr gestellten Aufgaben sowohl 
in den heimischen wie in den fernsten Gewässern sich die Achtung 
und Werthschätzung des Vaterlandes bewahrt und gesichert. 

Indem ich Sie für alle Zukunft wärmstens beglückwünsche 
und dankbarst Ihrer vielfachen Verdienste gedenke, verleihe Ich 
Ihnen in deren erneuter Anerkennung und als Beweis Meiner Zu- 
friedenheit mit Meiner gesammten Kriegsmarine das Grosskreuz 
Meines St. Stephans-Ordens. 

Totis, am 15. September 1897. 

Franz Joseph m. p. 



Marine-Commandant. 325 

Für ein neues, grosses Panzerschiff die erforderlichen Mittel be- 
willigt zu bekommen, war zu jener Zeit die Angelegenheit, welche des Marine- 
Commandanten Streben vor Allem beherrschte. Dieses Panzerschiff sollte das 
erste einer Kategorie von Schiffen werden, deren die k. und k. Kriegs- 
marine bishin der bedeutenden Kosten wegen hatte entbehren müssen. 

Diesem Schiffe, der Bewilligung der Mittel für dasselbe, wohnte aber 
auch eine ganz besondere Wichtigkeit inne; denn mit dieser Bewilligung 
stand oder fiel für Admiral Sterneck die Hoffnung, seinem von den höchsten 
maassgebenden Factoren gebilligten Flottenplane zur entscheidenden Annahme 
und successiven Verwirklichung verholfen zu sehen. 

Im intimen Kreise erklärte der Admiral, dass er von der Bewilligung 
zum Baubeginn dieses Schiffes sein ferneres Verbleiben im Amte abhängig 
mache. Er wolle unter keiner Bedingung weiter den Stillstand in der Macht- 
entfaltung der k. und k. Flotte gewissermassen mit seinem Namen decken. 

Man kann es wohl mit Genugthuung verzeichnen, dass es dem Admiral 
vergönnt war — am letzten Tage vor seinem Tode noch — die 
Sicherung der Bewilligung jener Gehlsummen zu erleben, auf welche er mit 
vollem Rechte so hohen Werth legte.*) In den Ausschüssen der Delega- 
tionen, und zwar am 23. November in jener der ungarischen, am 29. No- 
vember in jener der reichsräthlichen Delegation, war nicht allein der vom 
Admiral angeforderte Baucredit für das grosse Panzerschiff bewilligt 
worden, sondern auch von Seite der Referenten für das Marinebudget dem 
Chef der Marineleitung einhellig Lob und Dank ausgesprochen worden, 
unter Ausdruck der allgemeinen Sympathien für den Jubilar, den Seine 
Majestät vor Kurzem so hoch geehrt hatte; am 4. December aber fand 
ein grosses Hofdiner statt, bei dem Admiral Stern eck aus den Aeusse- 
rungen und der Stimmung von Delegirtcn beider Reichshälften mit Sicher- 
heit entnehmen konnte, dass die Beschlüsse der Delegationsausschüsse auch 
zur Ausführung kommen würden. 

Am Tage darnach, am 5. December 1897, verschied Admiral 
V. Sterneck, — nach kurzem Leiden. — 

Wir haben hier nur noch drei sehr bezeichnende Briefe von seiner 
Hand sozusagen nachzutragen, bevor wir diese »Erinnerungen« an ein inhalt- 
reiches Leben zu Ende bringen. 

24. October 1897. Sonntag. 

Meine Lily! 

Das war ein schöner, warmer, sonnenheller Tag*. Nachdem 
die Neffen fort waren, fuhr ich mit Berti nach Dornbach und 
machte mit ihm eine einstündig^e Promenade. Ich ging sehr leicht 
und hätte noch länger gehen können, doch wollte ich nicht über- 
müthig sein und von Dir einen Putzer verdienen. Wir fuhren dann 
den schönen Weg über Pötzleinsdorf nach Hause. Zu Hause an- 
gekommen, war ich sehr fleissig, machte viel Ordnung und schrieb 
sogar meinen letzten Willen, den ich zu dem Deinen legte. Bin 
ich nicht brav? Müde geworden, im Arbeitszimmer zu sitzen. 



*) Vgl. Biographische Skizze. S. 27, Zeile 1 — 5 ▼. a. 



Msrine ■ Comraandin t . 



schloss ich die bofcga und legte mich zu Bett. Ohne Dir »Gute 
Nacht!" zu sagen, kann ich nicht schlafen, und so schreibe ich 
mit Bleistift. Bist Du nicht choquirt? Wie geht es Dir? Richardl 
mit seinen lieben, treuen Augen, seinen Einfällen und Eigenwillen 
wird Dir freudige Zerstreuung bieten, das Herz erwärmen. Nur 
möchte ich, dass es ihm leichter falle, dem Wunsche Anderer 
nachzukommen; Je später dies der Fall sein soll, desto schwieriger 
wird die Aufgabe. Ich habe alle Welt zu.sammen getrommelt, 
um die Wohnung, Deiner Staubwuth entsprechend, zu reinigen, 
was jedoch ein unmögliches Unternehmen sein dürfte. 

Montag Abend. 

Zwar kommen diese Zeilen erst Mittwoch nach Sandhof. aber 
ich glaube doch, dass Du sie noch er- 
hältst. Sie bringen nichts Interessantes, 
nichts Heiteres, doch meine Grüs.se. Im 
Zimmer des Buben habe ich das Bild 
Tegetthoff's hangen lassen, damit er 
ihn fürs Leben in Erinnerung behalte. 
Ich werde noch ein Bild des Kaisers 
hineingeben, sonst ist die Wohnung 
unten und oben in Ordnung. Es wird 
recht comfortable werden, noch ist's 
wohl, als wenn die Leere Einem ent- 
gegengähiien würde. Ich werde morgen 
in Schönbrunn Luftcur und Spaziergang 
machen. In Neuwaldegg ist um '/s-4 Uhr 
keine Sonne mehr, die ich gern aufsuche, 
weil sie mir gut thut. So, nun ist mein Tageswerk zu Ende — 
grüss' Gott, mein Schatz! 

Dienstag. 
Ich habe Dich erst Donnerstag erwartet, nun aber, da Du 
morgen kommst, so freue ich mich umsomehr. Ich wollte es 
nicht sagen, um Dir die Freude nicht zu nehmen, aber meine Abende 
waren schon sehr, sehr lang. Ich sende Dir heute mehrere Briefe 
zur Unterhaltung — hoffe, dass sie rechtzeitig in Deine Hände 
kommen. Noch 36 Stunden und dann habe ich Weiberl und Kind 
bei mir. Ah — das thut wohl! 

Dein Max, 
Am 24. Ocloher 1 897 (s. v. S. Z. 2 v. u.) hatte Admiral Siemeck 
doch von Ahnungen eines baldigen Todes erfasst — sein Testament 

Von diesem, an die Gattin gerichteten letzten Willen, 
folgenden Stellen hier ihren gebührenden Platz finden. 




— vielleicht ^| 

geschrieben. ^| 

sollen die ^| 



Murin e- Com mandant . 



S2T 



— Mein I.eichenbegängniss soll würdig-, aber einfach 

sein. Unter der Kriegsfiagge diente ich ein langes Leben — mit 
Ehreii — meine Bitte geht dahin, daas die Kriegsflagge meine 
Bahre zum letzten Gange schmücke. 

Es ist mein Wille, dass mein Herz nach meinem Tode in 
einer Urne in der Gruft der Kirche von Krastowitz bei Klager- 
furt, mein Leichnam in Pola beigesetzt werde. 

Dir gilt mein letzter Gruss. Dir vermache ich die Hoff- 
nung meines Stammes, den kleinen Richard; sorge, dass er ein 
guter Oesterreicher, ein treuer Diener meines Allergnä- 
digsten Kaisers werde, und dass er sich um seinen Namen 
verdient mache. 

Gottes Segen ruhe auf Deinem Haupte! 

Unter grosser Theilnahme aus allen Kreisen und mit dem Üblichen 
militärischen und kirchlichen Gepränge fand die Einsegnung in der Voliv- 
kirche zu Wien — in deren nächsler Nähe das Amis- und Wohngebäude 
des Marine- Com man danten liegt — und darauf die Bestattungsc« 
Pola und Kl 




\'uiivlsircbfi und Matioc^ltäude- 

Seine Majesiät der Kaiser, in altgewohnter und allbekannter Grossheriig- 
keit, ehrte seinen tapferen und treuen Diener auch noch im Tode. Er nahm an 
dem Trauercereraoniell in der Votivkirche persönlich theil ; stattete der Witwe 
einen Condoknzbesuch in deren Wohnung ab, widmete dem .\ust)au der Kirche 
Madonna dal Marc einen namhaften Beitrag, als er von der Sorge erfuhr, 
welche diese finan?iell elwas beengte Schöpfung dem Admiral noch in seinen 
letzten Stunden bereitet hatte. Ein von der Meisterhand Stauffer's geschaffenes 
Icbensgrosses Bild Max Stemeck's — dessen Wiedergabe unseren Lesern als 
Titelbild entgegensieht — ■ verehrte der gnädige Monarch, das unerreichte 
Vorbild aller Rinerlichkeit, der trauernden Witwe als Andenken. 

Eine besondere Ehrung ordnete der Allerhöchste Kriegsherr mittelst 
eigenen kaiscrüchcn UKehlschreibciis an r Die A'.thrilüint; kirchlicher und 



^ 3W MBrine-Commandoni - 


1 


^^M militärischer Trauerfeiem in allen Marinestationen und auf allen in Dienst T 
^H gestelllen Schiffen, Bei diesen Feiern hatten alle salulfähigen Schiffe die J 
^^M Todten- und die Grahes-Geschutzsolven abzugeben. 

^^M Das Tlonnern und Grollen der Kanonen ziemt der feierlichen 
^H Bestattung des verdienten Kriegers; die Jugend ahnt kommende 
^H Thaten. das Alter wird an Vergangenes,— doch an bleibend Ruhm 
^H und Ehr erinnert. 

^H Wie Wenige waren es aber doch, welche unter den zahl- 
^H reichen, um ihren dahingeschiedenen Marine-Commandanten Trau- 
^H ernden. durch die dröhnenden Traiiersalven sich an jenen Geschütz- 
^^m donner erinnern lassen durften, der sie an dem Tage umgab, an 
^^M welchem es ihnen vergönnt war zu kämpfen und zu siegen unter 
^^M der Führung der Unvergesslichen: 

^1 Tegetthoff und Sterneck! ^^ 




1 



SSO 



Zu den Illustrationen des vorliegenden Werkes. 

Es steht zu hoffen, dass die Leser in den 83 Illustrationen dieses Buches eine willkommene Bei- 
gabe erblicken werden. Den Vorlagen, nach welchen sie hergestellt sind, kommt recht verschiedener 
künstlerischer Werth xu, auch dann noch, wenn man das lebensgrosse und lebensvolle Bild des Admirals, 
von Statnffer's Meisterhand geschaffen (Titelbild), ausser jeden Vergleich stellt. 

Dem Frcgattencapitän G. Zöbl, welcher als Porträtist von Schiffen nahezu unerreicht 
dasteht, »ind ad hoc hergestellte, aus dem Gedachtniss gemalte Oelskizzen zu verdanken, deren 
Verkleinerungen dem Leser auf S. 75 (Carolina), S. 96 (£Iisabeth), S. 118 (Santa Lucia), S. 124 (Donau) 
begegnen, dann eine Sepiazeichnung als Vorlage zum Bild auf S. 71 (Branderangriff auf Fregatte »Venus« 
IS. August 18i9). Von demselben Kunstler stammt auch das seinerzeit für Admiral Stemeck (nach einer 
Composition Bulonachi's) gemalte Erinnerungsbild an den Rammstoss des »Ferdinand Max« bei Lissa 
80. Juli 1866 (S. 148); dieses Bild ist auch in »Oesterreichs Kämpfe in der Adria im Jahre 1866t (S. 158), 
doch nur in Schwarzdruck nachgebildet worden. 

Ebenfalls nach Erinnerung wurde von Seiner Excellenz Admiral v. Eber an die Bleiskizze des 
Lagunenbootes »Messaggiere« (S. 73) entworfen. Die Porträts Josefs v. St., und Max' St. als 
junger Seeofflcier (S. 4 und 78^ sind auf Prinzhofer zuriickzufUhren. 

Das Porträt M. St.'s als Zögling des Collegiimis (S. 40) hat das auf derselben Seite erwähnte, 
von Ida Baronin Culoz gemalte Bild zur Vorlage. — Viceadmiral Tegetthoff (S. 136) ist nach dem be- 
kannten Stich aus dem "Wiener »Verlag für vervielfältigende Kunsta reproducirt, welcher Stich als das 
bestgetroffene und charakt«;ristischeste Ebenbild des unsterblichen Admirals anerkannt ist. 

Dem bekannten Marinemaler A. Perko verdanken wir die Vorlagen zum Escadrebild auf 
S. 205 (Aquarell) und S. 220 (?), letzteres unmittelbar nach einer Photographie Circovich's reproducirt, 
dann Vulcan, S. 109. Das Stammschloss Krastowitz, S. 38, hat ein Oelbild zur Vorlage gehabt, welches 
von M. St. 's Schwester Wilhelm ine (Mina) gemalt worden war. Die Personenbilder im Abschnitte 
Nordlandsfahrt sind Copicn der Aufnahmen des Photographen Burger, welcher die Isbjörn-Expedition 
mitmachte. 

Nach Oelbildcrn sind noch hergestellt: BcUona, S. 58; Sfinge, S. 65; Triest, S. 84; Dandolo, 
S. 126; Schwarzenberg 1865, S, 188; Isbjörn, S. 171; Hornsund, S. 172; Radetzky, S. 206. Zahlreiche 
Photographien wurden als Vorlagen für die übrigen Illustrationen verwendet. Aus dem Atelier 
Pietzner stammt jene für das Kaisermedaillon, S. 826, von Anger er jene für Erzherzog Ferdinand Max, 
S. 92. Ein guter Theil entstammt den Ateliers der Marinephotographen Rottmayer in Triest, Beer in 
Klagenfurt. Hie und da mussten alte, verblasste Exemplare benutzt werden. So z. ß. standen keine 
anderen Vorlagen zur Verfügung für die Bildnisse von M. St.'s Mutter, S. 7, und von Max Stemeck 
selbst, als Linienschiffs-Capitän, im Jahre 1866 ; Seite 149. Auch Amateurarbeiten mussten zur Verwendung 
kommen ; darunter allerdings solche von fachlich geschulten Kräften, wie z. B. die Vorlagen für die 
Kaisergruppe, S. 280 (Linienscbiffs-Lieutenant Linz er), und Maria Theresia, S. 274 (Linienschiffs- 
Lieutenant Faidiga). Die besonders schöne Vorlage zum Bilde auf S. 328 (Inneres der Kirche 
Madonnadal Mare)*) stammt von L. S. Ltt. Grf . B i s s i n g e n. Die Signatur auf der Vorlage für Zenta , 
S. 817, weist auf Linienschiffs-Lieutenant Baron K amber g's genialen Stift hin. 

Die Verschiedenheit der Grösse, des Formats, der Ausführung, des Alters u. s. w. der Vor- 
lagen erhöhten wesentlich die technischen Schwierigkeiten der Wiedergabe, und wiesen derselben in 
mancher Richtung bestimmte engere Grenzen zu. 



*) Auf S. 293 fehlt unter den Namen derjenigen, die sich um den 
Bau der Marinekirche in Pola ganz besonders verdient gemacht haben, jener 
des k. und k. Marine- Pfarrers, Sr. Hochwürden Msgr. Paul Ufedniöek. 
Derselbe wird hierdurch nachgeholt. 



B— o. 



331 



Alphabetisches Namensverzeichniss. 



Scnte 

Stemeck, Daublebsky v., und 
Ehrenstein, Freiherr Max. 
^Familiengeschichte ... 3, 4 
Besitzthümer und Standes- 
erhöhungen, W appenv er- 
be s ser un g u. s. f. . . . . 3, 4 
Tagebuch-Auszüge 11, 12, 16, 

17-20,98-108,139-142,146,151-154 
Briefe und Briefauszüge: 

An den Vater . . . 36—40, 43, 47 
An die Mutter 38, 39, 41—43, 

45__47, 62, 64-96, 117, 121 
An Schwester Mathilde (Baronin 
Schluga) 115, 118, 122-125, 
127—135, 152, 154, 155, 161, 
162-166, 168—170, 197, 200, 
206, 207, 209—212, 213, 214, 
219—220, 222, 227, 228, 233, 
234—240, 250—252, 253, 263-266 
An Neffen Richard 205, 207—209, 
213-217, 226,228-233, 236, 
243, 253, 256, 257—259, 266, 

269, 272, 273 
Von Erzherzog Albrcchl 218 

(Autograph) 242 

An Admiral Ebcran 234, 244, 
245, 248—250, 252, 254—256, 

260, 261, 272, 275 
VonTegetthoffl57-159u.Autogr.160 

An Tegctthoff 166, 167 

An Tegetthoff's Mutter . . .167 
Von Wüllcrstorf .... 178,182 
Von Wilczek . . . 191, 192, 197 
An Graf Hans Wilczek 177, 178, 
179—182, 193-195 (Autogr.), 

196, 198—200, 202, 236 

An Bruder Hermann 204 

An Bruder Moriz .... 130, 173 
An Schwager Schluga. . .172 

Von Weyprecht 188, 189, 190, 191 

An Weyprecht 189 

An Generalmajor Latour. . . .^02 

An Vetter Carl 217 

An Fregattencapitän Almstein 227 
Von der Geographischen Gesell- 
schaft in Hamburg 186 

An die Geographische Gesellschaft 
in Hamburg 187 



Seite 
Briefe und Briefauszüge: 

An Baronin Lutteroth 174 

An Schwägerin Jenny 108 

An E 110 

An Fregattencapitän Lehncrt242, 

243, 262 
An Linienschiffs-Lieutenant Basso 
240—242, 267—269, 270, 273, 

276, 281 
An Linienschiffs - Lieutenant 

Hohnel 271 

An Fregatten-Capitän Benko 223, 224 
Bildnisse: Titelbild, 40, 78, 

149, 175, 280, 330 

Sterneck Josef, Vater des Admirals 3, 
4, 5; Besitzthümer 4; Lebenslauf 4, 6; 
Aphorismen 5, 6; Verhältniss zum Sohne 
7; Bildniss 4, 330; Briefe 7, 60; Briefe 
an den Sohn Max 34, 35 ; Tod 59, 60 ; 
Nachruf 61, 62; Nachkommen aus 
erster Ehe 203. 

— Franziska, zweite Gemahlin Josefs, 
geb. Kaiserstein, Mutter d. Adm. 7, 62; 
Verhältniss z. Sohne 7,330; Bildnis 7; 
Rrieffragmente 8, 9; Briefe an den 
Sohn Max 33, 34. 35, 38, 119—122. 

— Hermann (Mani), Sohn aus des 
Vaters erster Ehe 8, 44,46,62,71, 
74, 80, 81, 108, 109, 124, 132, 164, 
174, 203. 

— Lothar, Hermanns Sohn 53, 62, 74. 

— Richard (L), Hermanns Sohn 125, 
203, 276. 

— Richard (TL), Sohn Richards, Gross- 
neffe, später .Stiefsohn des Admirals 
M. St. 203, 287, 290, 294, 305, 309, 
310, 311, 312, 316, 321, 326, 327. 

— Eugenie, geb. Dickmann, Gattin Her- 
manns, Mutter Richards 46, 62, 74, 81, 
82, 108, 109, 125, 203. 

— Lvdia, geb. Griswold, Gattin 
Richards 203, 272, 273; Witwe Richards 
203. 276, 290, 294; Max v. Dziem- 
bowski, ihr Sohn erster Ehe, später 
Stiefsohn des Admirals M. St. 277, 282, 
305, 310, 312. 

— Carl, Bruder Hermanits 8, 49, 52, 64, 
70, 134, 203. 



;öä 



Alphabetisches Namensverzeichniss. 



Stemeck Angiolina, Gattin Carls 134. 

— Albert, Bruder Hermanns i?03. 

— Otto, vollbürtiger Bruder M. St.'s 
t;. 8, 3J). 49, 59, 6Ü, 124, 135. 

— Caroline (Lina), Gattin Ottos 49. 

— Günther, Sohn der Obigen 49, 56. 

— Mathilde, vollbürtige Schwester M. 
St.*s, verehel. Baronin Schluga Ü, 26, 49, 
51, 80, 81, 87, 134; Baron Schluga, 
Gatte Mathildens 133, 154, 214; Albert 
iBerti), deren Sohn 13^3, 3*25. 

— Bertha, vollbürtige Schwester M. St.'s, 
verehel. Baronin Dickmann 6, 56, 215; 
Mina. Tochter Berthas 166. 



Sterneck Wilhelmine (Mina), vollbür- 
tige Schwester M. St.'s 33, 34, 49, 330. 

— Moriz, vollbürtiger Bruder M. St.'s, 
6, 33, 37, 39, 51, 56, 59, 70, 81, 86, 
91, 124, 130, 131, 236. 

— Lydia, verwitwete Baronin v. 203, 276, 
277; Braut Max's V. St., Briefe an die- 
selbe 272—305; Gattin Max's v. St., 
Briefe an dieselbe 305—327 ; Bildniss "29. 

— Anna, geb. Lewin v. Lewinski, erste 
Gemalin Josefs v. St., Vaters des 
Admirals; Mutter von Hermann, Carl 
und Albert 203. 



Seite 

AAgau IKO 

.Abhaxia 231, 23H 

Abraham 31i> 

Adami 810 

Addheitl . öl 

.AdniiralitUtsinsel ... 17:i 

Adria ICl, 330 

Adriatt!>ches Meer 188 

AflFtmaatorc 148, UA 

Afrika 222 

A1batro5, Kanonenboot ... . 222, 272, 302 

Albini 10, ß3 

Albiecht, Corvcttencapitän 198 

Albrocht, Erzherzog, Feldmarschall . 25, 218, 

212, 24ß, 277, 278, 281 

Albrecht. Tanzerschifif 254 

Alexandricn 14, 15, «G, I2.=i, 214 

Alpesiras, Linienschiff 104, 10.') 

Aljficr 20, 125, 131, 13.1, 13.5 

Alhambra . 204 

Alicante 132 

Almstein 227 

Alt-Ausseo 241 

Alvenslehen 79, 81 

Amerika .71, 153 

Antona 10, 14, 57, 70, 94, 146, 146, 143, 180, 242 

Andrässy 24y 

Angercr 330 

Antivari 112 

Aranjuez 204 

Archangel 175 

Arcü 218 

Arethusa 12, 18, 77, 78, 85, 108 

Arneth 224 

Arnstein 301 

Artemisia 14, 1(59 

Apsis 299 

Athen 50, 128, 205, 253, 205, 809 

Attlmayr 224 

Aube, Admiral 2.>6 

Aurora 222 

Auslugger, Kanonenboot 11.1, 115 

Aussee 241, 242, 314 

Australien 222 

Badeni 298. 817. 221 

Baedeker 264 

Balbi -...19 

Baidramsdorf 46 

Balkan. Propellerfregatte . lüt> 

Bare ellona 204, 262 

Barent-Inseln 173 

Barrv 17, 102 

Basel 262 

Basso 197, 283, 240. 241, 251, 267. 268, 270, 

273, 275, 281 

Bayern. Land 263 

Bavern, Ludwig Prinz von 20 

Ba/ias 302 

Beaut<»rt • 302 

Berk 293, 310 



Seite 

Beduinen < 131 

Beer 380 

Beethoven l55 

Belgrad 210 

Bellona . 10. 46, 48, 50, 52, 54, 58, 69, 105, SSO 

Benedek 14« 

Benigni 267 

Benko 22.'l, 2S4, 330 

Berlin . 20 

Beyruth 19. 125, 129 

Bissingen S8ü 

Bla*ekoviö 18. 112 

Bobrik 39, 41, 58, »4, 197 

Borchc (di Cattaro) 15, 112. 234 

Bodeniee 264 

Böhmen 289, 319 

Bologna 197 

Bolonachi 830 

Bombclles • . . . 105 

Borneo 222 

Bosnien 243 

Bouliivan 254 

Bourguignon . . 14, 17, 18, 52. 112, 115, 218, 247 

Brasilien 19, 71, 101 

Bremerhaven 138 

Breslau 21 

Brindisi 197 

Britwin, Cap 173 

Brück 15, 102 

Brüssel 814 

Budapest, Thurmschiff 296 

Budua 105 

Bujacovich 89 

Bukarest 253, 256 

Bulgarien . . • 29K 

Buratovich 48, 50, .52 

Burger 177, 330 

Bylandt 240 

Cabrin 103 

Caboga 300 

Cadix 21, 204 

Calite ... 287 

Candien 806, 309, 810, 812, 816 

Cap der guten Hoffnung 222 

Carletto 51 

Carl Ludwig, Erzherzog 258, 29C 

Carlskrona 11 

Carolina, Corvette ... 11, 18, 14, 17 75, 76, 330 

Cartagena 20, 204 

Carthago 134 

Cassini 77, 78. 80, 82. 9«, 298 

Castelnuovo 19, 104-106, 108. 110, 117. 122-124 

Cattaro 14, 16, 78, 104, 238, 307 

Centralafrika 270 

Cerrini 70 

Cesare Cantü 99 

Cettinje . 210 

Charlotte, Kaiserin 51, 247 

Charmes 282 

China, SiJd- 21, 222 



Alphabetisch es Xan 



Cblumrlifcy 


.... *41, »IM. .1 




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anoeDca, Srgrlcorvellr 

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Coutanlin, r.t.«ifil«t . . 


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44, 14S, 147, IM, 24'.. f^. 



334 



Alphabetisches Namensverzeichniss. 



Seite 

Hohenwart . . 28ß 

Höhnel • 171 

Holland 187 

Hompesch .... 1S3 

Hurnsund 172, 178, 380 

Huber »24 

Hum. Kanunenbuot 14rt 

Humbuldt 86 

Ida 59 

Ine« 81 

Isbi«rn 24, 171, 880 

Iscbl 241, 814 

Island 198 

Iwtrien 17, 104, 119, 254 

Italia irridrnta 21U 

Italia, militare, GiornaJe 147 

Italien ... 16, 36, 4G, 47, 125, 146, 18ß, 810, 8iO 

ablonsky 104 

; an Mayen 187, 192, 198, 198, 20« 

. apan 21, 189, 141, 142, 152, 154, J68 

] o<lina 202 

Jirf^^ok 281 

Jitichin 281 

oscfa, Errhcriogin 317 

; uri^, Dr 288, 241 

Jurien de la Gravitre 15, 104 



Kaiser, .Seine Majestät der 73. 79, 80, 
114, 123, 149, i.'>7, 158, 1«2, 202, 204 
217, 220-222, 234, 235, 237. 243, 244, 
254, 257, 2.59, 264, i;66, 268-270, 276 
280, 2H1, 284, 286-288, 293. 299, 301 

8^0, 321, 824 

Kaiser, CasemattschifiF . 25 

Kaiserin, Ihre Majestät die .... 164 

Kaiser Max, Panzerfregatte 

Kalnoky 231 

Kama 



104. 
2a'>, 
246, 
278, 
303, 

-327, 880 
144, 205 

239, 278 
46, 146 

240, 249 
173 



Kamenau 801 

KarUlMid 214 

KUrnten 61, 124, 128, 164, 199, 214, 222, 240, 

266, 278 

Kasan 178, 174. 176 

Kellersperg 125 

Kerkafälle 26-1 

Kersehhauraer 83, 69 

Klagenfurt 36, 47, 61, 54, 60, 6». 74, 96, 116, 

118-120, 248, 277, 305, 330 

Klapka 100 

Kleinasien 810 

Kleinmayr'sche Zeitung 61 

Kiek ... 12-14, 81, 88, 85-87, 111-115, 307 

Klinger 289 

Klint 12, lOS 

K«niggrutz, Schlacht 239 

Kopenhagen «... 11 

Krastowitz 4. 13, 17, 18, 20, 29, 88, .'>9. 78, 
79, 103. 116. 118, 121,122, 137,142. 282,827, 328, 880 

Krieghainnier 241 

Kr«>nprinzenpaar 280. 239 

Kronprinzessin Stephanie, ThurmschifF 252, 

278, 810, 811 
Kronprinz Erzherzog Rudolf, ThurmschifF 26, 

199, 201, 252, 254, 258, 269 

Kübeck 207 

Kudriaffsky 68, 66 

La IMatastaaten 222 

I.acnima 284, 288 

I «flilwAi'n •■»••••«•••• ••••■• i«7 

Lanjus 295 

Lap.ul 296 

L.itour 201, 202 

I^.itterinann 87, 88 

I.e.b.rer 283 

I.ehnert •.,..• 212. 260, 262, 280, 290-293, 296 

Leopard, 'ror]u*do?»chifF 310 

I.eopolil, KrzhtMzog 189, 246 

l,.-sin.i .^ . 113 

1,1'v.mte 50, 78, 138 

Lindau 141, 231 



Seite 

Linz 118 

Linzer 580 

Lissa, Insel, Gewässer 12, 14, 17, 118, 114, 

162. 18S 

Lissa, Panzerschiff 168, 26tf 

Lissa, Schlacht 18, 28, 148, 150, 156, 188. 1K9, 

220, 289, .846, 246, 800, 824, 830 

Litorale IM 

Littrow 14, 40, 46 

Livomo . 16 

LölUng 199, 200. 215 

London 13, 97, 226 

Loretto 124 

Lovren 2^5 

Lucia 14, 15, 17, 104, 10» 

Ludwig, König von Bayern 268 

Lueger 284 

Luigia 116 

Luntz 293 

Lussin 14 

Lutteroth 49, 78, 79, 82, 187, 141, 142, 148, 

152, 174, 245. 898 

Macedonien 298 

Madonna dal Mar 29, 292, 880 

Madrid 181,204 

Mahon, Port 20 

Mähren 240 

Mailand 58, 100 

Malaga 2t>4 

Malamocco 72 

Malghera 73 

Malta 19, 20, 89, 127, 182, 138. 135 

Mamula 104, 106 

Manila • . . . 222 

Marburg 198 

Maria Theresia, Erzherzogin 258 

Maria Theresia, Kamraschiff . . 278, 274, 294, 312 

Marianna 6» 

Marie 168, 164 

Marienbad Sl7 

Marinovich 60, 58 

Marryat HO 

Marseille 57 

Martignao 60 

Martini 60, 67, 68 

Mathias 286 241 

Mathilde 233, 234 

Matoschkin Schar 172, 173 

Mauler 302 

Maury 100 

Max, Kaiser von Mexiko 156 

Megline, Meligne 15, 115 

Messaggiere H, 78, 380 

Messina 18, 14 

Mestre 72 

Meteor 279 

Mexiko 156 

Meyern-Hohenberg .... • fü 

Miochieli ••.... 76 

Minerva 91 

Minutillo 149 

Miramar, Yacht 280, 830, 268 

Mittelraeer 19, 125 

Moll 18, 19, 104, 144, 147, 14H 

Monarch, Küsten-Vertheidigungsschiff .... 879 

Montenegro, Land . 295 

Montenegro, Vladika von .... 18, 88, 85, 106 

Montenuovo • 814 

Moreto 10» 

Moro 87 

Moskau 174, 175 

München 863, 264 

Murray 1S.S 

Musil 14jr 

Napoleon 16 

Narenta, Kanonenboot 896 

Nassau, Cap 173 

Nassau 8Ü1 

Natal tu 

Natalie . . . 78, 82 

Nausicaa SM 



Alphabetisches Nameosverzeichniss. 



335 



Seite 

Nautilus, Kanonenboot 205, 2S2, 272 

Neapel 14, 1&, IbO, 185 

Nelson 153 

Neptun 71 

Neuhöfcr 180 

Nievo 48 

Nina 7rt 

Nischnij-Nowgorod 174, 175 

Nobel 2H9 

Nordamerika, Vereinigte Staaten von .... 187 

Nordsee 20, 127 

Norwegen 187 

Novaja Semlja 172. 173, 176 

Novara, Fregatte . 12, 18, 142, 144, 165, 158, 252 

Oesterreich 62, 67, 106, 112, 137. 142, 145, 146. 
179, 181, 187, 192. 194. 197, 208, 210, 212, 2l5, 
284, 289, 247, 253, 2C2, i!81, 298, 301, 310. 317 

Ofen 70 

Old Albion 213 

Orient 74, 123, 128, 129, 162. 205, 281 

Orsova 803 

Orth, Jobann 802 

Ostafrika 223 

Ostasien 21, 22, 140, 158. 222 

Ostindien 19, 125, «23 

Ostsee 11, 76 

Otto König 129 

PalfFv 286 

Palermo 57, 179, 1»2 

Panther 282 

Paris 13, 97, 106, 208, 2:)3 

Paskof 96 

Patras 77, 78 

Payer 24. 171, 18« 

Pelikan . . . 276, 276, 290, 291, 293-297. 30:i, 307 

Pclissier . . 20 

Pepi 49. 51, 54, 87, 94 

Perko 880 

Perm 173, 174 

Persano 145, 14»; 

Pest 70. 244, 248, 2C0. 298, 304 

Petersburg 173—175, 177 

Petrich 4», .W, 52 

Petschora 173-175 

Petr 18, 14, 149 

Ph.ilcM-a 2:)3 

l'haleron 14 

Fichl C0:\, 319 

Pict/.n«'r 330 

Pilgrara CO 

Wllau 29H 

Pina 78 

Pinakothek 2»!3 

Pirano iV.i, Tm, 09 

Pitner 174 

Pitzelstetten 270 

man 314 

Plvmouth 13. 21 

Pörk 18, 119, 177. 2l7 

I'okorny 55. 58 

Pola 13, 15, 17, 19, 22-24. 44, 48, 60-56, 58, 
65—69, 84-93. 95, 101. 104, 117—119, 125 bis 
128, 133, 138-141, 144-146, 155, 161, 1H2, 
1K4-168, 170, 177, 181, 182. 193. 196, 197. 
199. 200, 202, 206-212, 214, 215, 220. 221. 224. 
229, 236, 240. 244, 24*;, 250, 251, 254, 255, 258. 
21-0-262, 265, 2C8, 270, 275, 277, 291—293, 

297, 299. 306, 321, 327 

Pola. Dampfer 187, 192, 193, 196, 198 

P«»pp 240 

l'ort Mahon 134, 135 

Porti> ^lahimrtcco 69 

I*«)rtu>fal, Küni^ und Königin 315 

Pott. Paul 202 

Pötzleinsdorf 3X6 

Prag 231 

Prator 23«), 311, 313 

Predilbahn 180 

Prcssbiirg if»9 

Prous&on 140, 302 

Preussrn, Prinz Heinrich 265 



Seite 

Prinrhofer SSO 

Progresso 103 

Promontore 44 

Punta d'Ostro 105 

Punta Visnica 114 

Pylades, Brigg 11, 74. 75 

Pyräeus 19, 127—129, 189 

Radetzky, Fregatte 14, 24, 94, 97. 162, 201, 

204, 206, 251, 271, 880 
Radetzky, Alarschall .... 11, 67, 72, 78. 248 

Kagusa 13, 85, 105, 112, 204, 295, 807 

Rainer 87, 42 

Ramberg SSO 

Reinelt 293 

Re d'Italia 22, SSO 

Reka. Kanonenboot 146 

Rheinfall 264 

Khodus . 19 

Richard 228, 231, 2S6 

Richter 40 

Ripper S07 

Rivista DalmaU 100 

Rivista Euganea 100 

Rodich 112 

Rohrschach 264 

Rom 191 

Rondoni 105 

Rothes Meer 22« 

Rottmayer 830 

Rovigno 12, 17i 276 

Rubinstein 166 

Rudolf- und Stephanie-See 271 

Rumänien 298 

Rumbold 105 

Russland 176, 187, 270, 281, 298, SOI 

Russland. Kaiser 181, 302, 810, S21 

Ruyidacl 268 



Sabioncello 114 

Sacher * 819 

Sachs 294 

SaVda • 62, 222 

Salamander, Kanonenboot 146, 148 

Salamis 14 

Saldon, Bucht 266-268 

Sali» 104 

Salona 86 

Salonich 210, 211, 810, Sil 

Salzburg 217 

Sandhi)f 61, 277, 297, 305, 319, 824, 826 

San Kerao 191 

Santa Lucia, Dampfcorvettc 14, 111—115, 117, 880 

SchufFtT 260 

Scbaflfhausen 264 

Schluga 110, 116, 123, 124, 129, 135, 137, 138, 

154, 168, 172 

Schmidburg 70 

Schmidt 293 

Schönbrunn 814, 32« 

Schönfeld 209 

Schwarzenberg, Fregatte 14, 20, 21, 79, 80, 97, 

136-138, 140, 141, 146, 158, 880 

Schweden 187 

Scopinich 102 

Seehund 20 

Serben 282 

SernQtz 61 

Severus 49 

Sevilla 181 

Seymour, Lord 214 

Sfinge 10, 65, 70, SSO 

Siam 21 

Sicilien S9, 68, 185 

Silberegg 200, 214, 215, 242, 243, 277, 284, 289, 

290, S22 

Sinaja 272, 278 

Siriancnland 176 

Slamal 99 

Slaven 208, 215 

Smyrna 14 

Sobiesky . 197 

Sulferino l6 



336 



Alphabetisches Namensverzeichniss. 



Seite 

Söllner 254 

Sourdeau, Contreadmiral d5 

Spalato 85, 86, 179 

Spanien ISl, Wtj 204 

Spaun 22, 177, 182, 256, 298, 800 

Spielberg 5^ 

Spinette 37 

Spithead 11 

Spitzbergen 172, 173, 17« 

Stadium, Raddampfer 46 

Stahlberg 51 

Star6 164 

St. Georgen 59, 61 

St. Tean d'Acre 52 

St. Leonhardt 18 

St. Peter .234 

Stauffer 328, 380 

Stein 801 

Streiter, Kanonenboot 146 

Suda 14 

Südamerika 19, 15«, 223 

Suttorina 14, 18, 112 

Syra 19, 77 

Syracus . 185 

Syrische Küste 129, 180 

Siaroos 303 

Sxegedin 302 



Taaffo 213, 289 

Tanger 204 

Tartaren , 176 

Tarvis 49 

Taurus 13 

Taxis 241 

TegetthoflF 10. 14. 17, 18, 20-23, 25, «3, 127. 
136—159, HK) (Autograph), 164- H?6. ICH, 
177, 207-209, 220, 224. 225. 239, 240, 242. 

243. 2(;ti. 300, 32>). 328, 880 
legettboff (Expeditionsschiff) 173, 17.5, 182. 

187, 188, 252, 278, 297 

Tcmesvar 59, lO'J, 802 

Teod« 270, 291, 293, 294, 296, U07, 808 

Teufl 21*3 

Theresianum 33 

Thessalien 809 

Thun 289, 319 

Tiger (Schiff) 262 

Toledo 204 

Tommasi 292, 293 

Topla 14, 15 

Töschelsdorf 168 

Totis 825 

Trajanstrasse 803 

Trapp 88 

Trient 108 

Triest 11—15, 17- 19, 24. 25, SS. 43, 40, 48. 51, 
.58, 58. 62, 68, 66, 67, 69-74, 76-83, 88, 95, 
104, 123, 130-132, 134. 186, 141, 144, 1.52. 
154, L55, 1.57, 159, 162, 167, 174, 180, 191, 
198, 205. 229. 236. 245, 246, 248. 250. 2.'>2. 

254—256, 265, 272, 291, 293, 296. 298, 880 
Triest (Brigg) 10. 13, 63, 83-86, 93, 117, 220, 221, 330 

Triton (Hafentender) 251 

TromsÖ 172, 173, 176 



Seite 

Tschudin Pum 17.'> 

Tunis 20, 12'», 134 

Turin it»7 

Türkei, Türken . 18, 114, 115, 278, 281, SOJ— Sil 

Udine 4'i 

Uijesky 17 

l'ngam 208, 232, 249, 2Ö2, 298, 299 

Ufednif ek 380 

Uwali 17(; 

Valenzia 201 

Valerie» isi 

Valona j5 

Vassos 809 

Velden . 270 

Velebich, Kanonenboot 14»? 

Venedig 10, 12—17, 23, 33, 36-40, 42, 43, 
45-60, öS, Ö8, 67, 69, 70, 72-75, 79-81, 83, 

91. 96. 101, 108, 109, 146, 183, 242, 253 
Venere, Venus (Fregatte) . 10, W, 70, 71, 73, SSO 

Venezia 10, 86 

Versailles 268 

Villach . 258, 270 

Vincenzo VIcentini 109 

Vrints . 240 

Vulcan, Daropfer 14-17, 09, 97, 102, 10«, 108, 

110, 121, SSO 

Walterskirchen 240 

Warsherg 289 

Weilburg 242 

Welaersheimb 81 

Westafrika 223 

Westindien 223 

Weyprecht 24, 171, 186, 187, 188-192 

Wien 21, 88, 86, 87, 155-158, 161, 164, 177, 
179, 182, 18.5, 196, 198-200, 205, 212, 215, 
217, 219, 237, 240, 242, 244, 246, 250, 253, 
258, 260, 262, 26i, 268, 272, 273, 277, 287. 

291, 292, 296, 899, 304, 822 

Wien, Thurmschiff 315 

Wilczek 24, 171, 174, 175, 177. 180, 187, 191. 

192, 196, 198, 202, 235 

Wllhelro, Kaiser 80i 

Wimpffen 44, 79, 91, 98 

Windischgrätz ... • 45, 281) 

Winterhaider 2516 

Wissiak, Alfons 13, 15 

Wohlgemuth 194, 196, 197, 200, 273 

Wolter 317 

Wörthcr See 270 

Wozulen 176 

WüUerstorf 9, 18, 20, 77, 79, 80, 127, 158, 177, 

180, 182, 186, 187, 191 
Wurmbrand 166, 198, 258, 210 

Ylbis, Dampfer 113-115 

Zara ..... 14, 15, 39, 52, 100, 101, 105, 110, 140 

Zastnvnicovich 103 

Zencovich 103 

Zenta, Torpedoschiff 317, S.W 

Zöbl 330 

Zrinyi, Corvctte 223 




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