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P. PAPINII STATU
SILYAEVM LIBRI
HERAUSGEGEBEN UND ERKLÄRT
VON
FRIEDRICH VOLLMER
LEIPZIG
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER
1898
* ':'M
ALLE RECHTE,
EINSCHLIESSLICH DES ÜBERSETZUNGSRECHTS, VORBEHALTEN.
FESTSCHRIFT
FRANZ BUECHELER
ZUß FEIER
SEINER 25JÄHRIGEN LEHRTHÄTIGKEIT
AN DER
BONNER UNIVERSITÄT
1895
DARGEBRACHT VOM
KLASSISCH-PHILOLOGISCHEN VEREIN ZU BONN
Für die erklärende Ausgabe von Statin silvae, die ich Ihnen,
hochverehrter Herr Geheimrat, im Namen unseres Vereines gerade
1800 Jahre nach dem Erscheinen des letzten von Statius selbst heraus-
gegebenen Buches zur Feier des Abschlusses einer ungewöhnlich segens-
reichen 25jährigen Lehrtätigkeit zu widmen wage, wüfste ich keine
besseren Auspicien als die Ihres Namens.
Denn wenn auch zufällig diese Arbeit nicht wie die früheren auf
unmittelbare Anregung von Ihrer Seite begonnen worden ist, so darf
ich mich doch nach meiner ganzen Ausbildung mit freudigem Stolze
und tiefempfundenem Danke Ihren Schüler nennen. Und ich hege den
lebhaften Wunsch, dafs dies Buch nach der darin angewandten Kritik
und Methode der Erklärung als eines Ihrer Schüler nicht unwürdig
befunden werden möge. Sie haben durch eine in ihrer Umsicht und
Schärfe mustergiltige Behandlung unzähligen Stellen aus fast der
ganzen lateinischen Litteratur die richtige Beurteilung und Erklärung
gesichert, und Ihre Schüler dürfen auf dem von Ihnen eingeschlagenen
und geebneten Wege mit dem ruhigen Vertrauen fortschreiten, dafs er
zur Wahrheit führt.
Ich habe mich in diesem Buche bemüht, Ihre Methode auf einen
Schriftsteller anzuwenden, dessen Bedeutung für die Kenntnis des
römischen Altertums allgemein anerkannt wird, dessen Worte aber mehr
als die anderer einer kurzsichtigen, alles gleichmachenden Kritik zum
Opfer gefallen sind. Sie werden es billigen, dafs ich, wo es anging, die
recht gute alte Überlieferung gewahrt habe, ohne dabei mich mit der
Hälfte der Arbeit zu begnügen, die Barth's Worte bezeichnen: verba
carent mendi suspicione, itaque capiat quisque ut videbitur. Damit ist nie-
mandem gedient; erst die glaubwürdige Erklärung sichert das Recht
der conservativen Kritik.
Der Inhalt dieser Einleitung bedarf keiner erklärenden Worte; nur
dafs ein Abschnitt über den Versbau des Statius fehlt, mufs ich damit
entschuldigen, dafs mein Urteil über einzelne für diesen Punkt wichtige
Stellen noch nicht hinlänglich gereift erschien. Er soll seinen Platz
im Anhange finden.
VI NACHWORT.
Mit besonderer Freude spreche ich nun noch an dieser Stelle
öffentlich meinem lieben Franz Skutsch den herzlichsten Dank dafür
aus, dafs er mir Jahre hindurch in treuester und selbstlosester Weise
seine Beihülfe geliehen. Ebenso danke ich Herrn Mobitz Krohn für
manche freundliche Auskunft und den Beitrag über die handschriftliche
Tradition der silvae.
So überreiche ich denn Ihnen, hochverehrter Herr Jubilar, dieses
Buch mit dem Wunsche, dafs es Ihre Billigung finde und dem gründ-
lichen Studium eines anziehenden und nach vielen Seiten hin wichtigen
Schriftstellers eine brauchbare Grundlage liefere.
Bonn, Mai 1895.
Friedrich Vollmer.
NACHWORT.
Der lange Zeitraum, welcher zwischen dem Drucke der Einleitung
und dem Abschlüsse des ganzen Buches liegt, ist naturgemäfs nicht
ohne Übeln Einflufs auf die Geschlossenheit des Ganzen geblieben.
Man wird hier und da im Commentare angedeutet finden, worin ich
meine Meinung geändert habe, anderes verzeichnen die Addenda. An
einigen Stellen (besonders I 1. 25 I 4. G8f. II praef. 22 II 1. 71, 122
II 3. 14 II 6. 82 III 5. 15 V 3. 114) bitte ich, auch den Text ent-
sprechend den Bemerkungen des Commentars zu ändern.
Ein Wort noch zur handschriftlichen Grundlage der Gedichte.
Der Abschnitt der Einleitung über die Handschriften S. 37 ff. giebt
das, was Anfang 1895 zu geben möglich war. Seitdem hat Krohn
den Matritensis selbst collationieren können, und seine äufserst sorg-
fältige Collation hat mir einige Wochen hindurch vorgelegen. Auch
hat mir Krohn eine Anzahl Photographien von besonders lehrreichen
oder wichtigen Seiten zugesandt. Krohn wird selbst in seiner, wie
zu hoffen, bald erscheinenden Textausgabe die ganze Frage durch-
sprechen. Ich erkenne mit ihm den M(atritensis) als wichtigste hand-
schriftliche Quelle an; habe aber wo, wie das nicht selten ist, Lese-
oder Schreibfehler erster Hand in ihm vorliegen, oder wo anderwärts
selbständige Änderungen sich finden, die übrigen Handschriften heran-
gezogen, von denen der codex Bodleianus F als treuester Zeuge er-
scheint. Über die Lesarten des Poliziano kann jetzt, wo ich die
NACHWORT. TU
Heidelberger Photographien (s. S. 54) selbst aufs genaueste collationiert
habe, für mich kein Zweifel mehr bestehen: alles; was nicht ausdrück-
lich dem alten Codex Poggii zugeschrieben wird, hat keine Autorität,
es müfste denn von unseren Handschriften bestätigt werden. Poliziano
hat eben in sein Handexemplar alles eingetragen, was ihm erreichbar
war; den breitesten Raum nehmen die Lesarten der Domitiana (c) ein,
daneben scheinen auch die editio Parmensis und Conjecturen einzelner
Gelehrter verwertet zu sein. Bei der Beschaffenheit des exemplar
Corsinianum kann freilich oft Zweifel erhoben werden, ob neben einer
Lesart co. pog. oder l ant. oder pog. u. ä. da steht; ich habe dann im
Apparat A(*?) gesetzt. Im Vertrauen auf meine noch guten Augen (das
blofse Auge that mir bessere Dienste als die Lupe) glaube ich versichern
zu können, dafs keine unbezweifelbare Angabe fehlt, und dafs an den
Stellen, wo ich zweifelte, schwerlich ein anderer Sicheres lesen wird.
Ich mufs ferner gestehen, dafs ich kaum eine Stelle weifs, wo nach
dem mir zugänglichen Material noch neuer handschriftlicher Aufschlufs
zu erhoffen wäre, es müfste denn der codex Sangallensis selbst oder
ein noch älterer gefunden werden. Nur im letzteren Falle würden die
unsere jetzige Überlieferung entstellenden Lücken und offenbaren Ver-
derbnisse endgiltige Erledigung finden können. Dafs aber im übrigen
unsere Überlieferung nur an äufserlichen Entstellungen krankt, von
Interpolationen dagegen völlig frei ist (nur III 3. 114 ist eine Glosse an
erste Stelle in den Text geglitten), das wird hoffentlich meine Ausgabe
und Erklärung zur Genüge erweisen.
Zu dem Capitel der Einleitung über die Kriege Domitians (S. 44ff.)
habe ich noch zu bemerken, dafs es gedruckt worden ist, bevor mir
Gsell's nützliches Buch: Essai sur le regne de l'empereur Domitien
Paris 1894 zugänglich wurde. Ich darf wohl hoffen, dafs diese kurze
Zusammenstellung der überlieferten Thatsachen auch neben dem aus-
führlichen Werke ihren Nutzen behalten werde.
In der Passung des Commentars habe ich die Mitte zu halten
versucht zwischen zu grofser Breite und undeutlicher Kürze; völlige
Gleichmäfsigkeit zu erreichen war unmöglich, da an einer Unzahl von
Stellen die immer verworfene Überlieferung ausführlich verteidigt
werden müfste. Bisweilen haben mir die Bemerkungen der correctur-
lesenden Freunde gezeigt, dafs ich mich bei schwierigeren Stellen noch
zu kurz gefafst hatte; wo dem eben abzuhelfen war, habe ich es gethan.
Im Ganzen habe ich, um das Buch nicht zu sehr anschwellen zu lassen,
mich beschränkt wo es eben anging. Namentlich habe ich Gliederung
und Schematisierung der einzelnen Gedichte lieber durch Inhaltsangabe
und Alinea als durch breite Besprechung des Einzelnen klarlegen wollen.
VIII NACHWORT.
Die notwendigsten Winke über die rhetorischen Schemata geben die
Vorbemerkungen.
Zum Schlüsse habe ich nach vielen Seiten hin Dank zu sagen.
Aufser Skütsch und Krohn, die mir für den Druck des Textes treue
Mitarbeiter geblieben sind, danke ich vor allem Buecheler für eine
Reihe wertvollster brieflicher Mitteilungen zu schwierigeren Stellen.
Auch Vahlen hatte die Freundlichkeit , mir auf einige Fragen Rat
und Auskunft zu geben. Eine Fülle von einzelnen Notizen und an-
regenden Bemerkungen fand ich immer auf den Druckbogen , die
Sudhaus treulich für mich gelesen hat. Für die Gedichte II und II 1 — 4
hat mein Manuscript Elter vorgelegen und ist von ihm mit viel Gutem
ausgestattet worden. Zangemeister danke ich auch an dieser Stelle gerne
noch einmal für die grofse Freundlichkeit, mir die kostbaren Mappen
der vortrefflichen Photographien nach dem exemplar Corsinianum zu
bequemem Hausgebrauche nach Brüssel zu schicken. Beloch hatte die
Liebenswürdigkeit, mir den Abdruck seines Kärtchens der Villa Polli
Felicis zu II 2 zu gestatten. Für die gewissenhafte Anfertigung der
beiden Indices bin ich einem Vereinsgenossen, Hermann Saftien in
Bonn, verpflichtet.
?Sed, si videtur, hactenus. Hunc tarnen librum tu, Buechelere,
defendes; sin minus, reprehendemur. Vale.'
Brüssel, December 1897.
Friedrich Vollmer.
ADDENDA ET CORRIGENDA.
Seite
1 Zeile 12 v.u. lies: tradizione letteraria latina e bassolatina.
3 Zeile 9 v. u. vgl. Plin. Ep. II 10. 3 Enotuerunt quidam tui uersus et inuito te
claustra sua refregerunt. hos nisi retrahis in corpus, quandoque ut errones
aliquem cuius dicantur inuenient.
8 Zeile 9 v.o. füge hinzu: Aufserdem vgl. den Commentar zu v. 65.
9 Zeile 12 v.o. füge hinzu: Aufserdem vgl. den Commentar zu v. 13.
9 Anm. 10 vgl. Comm. zu V 3. 29.
11 Anm. 4 füge hinzu: Theb. X 445 quamuis mea carmina surgant inferiore lyra
als die Vergils.
11 Zeile 7 v.u. lies: aadaci fide Mantuanae.
11 Zeile 4 v.u. lies: S. 113. 62 und füge hinzu: III 3. 38 uenturosque tuus durabit
in annos me monstrante dolor.
15 Anm. 4 vgl. jetzt Comm. zu V 3. 116.
16 Zeile 5 v. o. lies: Hesiod, Epicharm, Pindar.
19 Anm. 9 füge hinzu: Bezeichnend für Statius' Hoffnung auf entsprechende Be-
lohnung ist der Ton von IV 9.
21 Zeile 4 v.o. füge hinzu: Man beachte die Verse Theb. I 171 Atque aliquis, cui
mens humili laesisse ueneno summa nee impositos umquam ceruice uolenti ferre
duceSy welche des Dichters politische Stellung deutlich verraten.
23 Anm. 1 lies: centum hos uersus.
23 Anm. 2 lies: Die Länge zweier der seinen (I 1 und 2).
24 Zeile 15 f. v.o.: silvae „Stoffe" steht doch Aetna 386.
24 Anm. 1 vgl. Plin. Ep. VIII 21. 4 Liber fuit et opusculis uarius et metrts. ita
solemus, qui ingenio parum ftdimus, satietatis periculum fugere. Das wufste
natürlich auch Statius.
26 Zeile 4 v.u. vgl. Plin. Ep. VII 9. 8 Nam saepe in orationes quoque non historica
modo sed prope poetica descriptionum necessitas ineidit.
27 Anm. 2 vgl. Hör. Sat. I 10. 12 defendente uicem modo rfretoris atque poetae.
27 Anm. 3 vgl. Plin. Ep. VII 4. 3 Mox cum e militia rediens in Icaria insula
ventis detinerer, Latinos elegos in illud ipsum mare ipsamque insulam feci.
27 Anm. 4 Goethe's Urteil über Statius s. bei Hand 1849. 7 und vgl. Comm. S. 215.
29 Zeile 4 v.o. lies: mufs gleichsam eine.
30 Zeile 10 v. o. vgl. Hör. A. P. 46 dixeris egregie, notum si callicla uerbum red-
diderit struetura nouum.
30 Anm. 9 vgl. Hör. Ep. 112.119 adsciscet noua, quae genitor produxerit usus und
für das Griechische A. P. 52 et noua fietaque nuper habebunt uerba fidem, seu
Graeco fönte cadent, parce detorta.
X ADDENDA ET CORRIGENDA.
Seite
30 Zeile 4 v. u. auch den Lucrez scheint Statius zu verwerten, vgl. I 2. 186
II 2. 129. III 5. 72.
31 Anm. 5 vgl. Manitius Rh. Mus. L 318.
32 Unter den Lesern der Silvae waren noch zu erwähnen Nemesian (vgl. Cyn. 59ff.
mit Silv. IV 4. 99 f.), Gommodian (s. zu V 1. 48), Dracontius (s. zu I 1. 94),
Butilius Namatianus (s. zu I 1. 93 und III 5. 13), Beposian (zu I 2. 19), Mero-
baudes (s. Vorbem. zu II 7), Paulinus Petricord. (zu IV 3. 29), Corippus
(zu I 1. 1) u. a. Für Boetius vgl. II 1. 7 imit.
34 Aura. 1 Über Nachahmungen des Statius bei spätem Italienern s. Bruno
Friederich Rh. Mus. XXXVIII 473.
37 Anm. 7 vgl. auch Bonnet rev. de philol. XVI (1892) 185 ff.
44 Anm. 7 Die Lesart des Frontin kann nicht zweifelhaft sein. Gsell Domitien
S. 186 verweist zwar mit Recht auf die Überschrift von Cap. II 11 de dubiorum
animis in fidc retinendis, entscheidet sich aber selbst für Cattorum. Das
handschriftliche cubiorum ist zu ändern in dubiorum „unzuverlässiger Bundes-
genossen"; welche Völkerschaften gemeint sind, ist nicht auszumachen.
45 Anm. 5 s. Dio 67. 5. 3.
45 Anm. 6 Den ersten Triumph über die Daker erwähnt auch Stat. Silv. III 3. 117 ff.
46 Anm. 7 lies: die XXI Rapax.
55 Apparat zu 13: Meine Angabe im Apparate, die Überlieferung sei quamuis
mimeone war doch gut begründet. Es haben: qua mi meone M1 qui's M2 in
marg. quamuis meone FG Qwuis mi j || meone B Qua uis mimeo ne R. Wahr-
scheinlich ist qua in M1 Schreibfehler für quis, also quamuis für überliefert
zu halten.
58 lies: 24 in aethera diuis,
discit et e uultu, u. s. w.
68 auct. zu 196 füge hinzu: Theb. II 336 peruig iles . . . questus.
71 Apparat zu 9: te conscripsisse Leo; lacunam post v. 9 statuit E. Schwartzius
71 auct. zu 18 füge hinzu Theb. IV 808 incubuere uadis.
74 Vers 83 setze man Alinea.
78 Vers 68 lies: permissaque retro nobilitas.
79 zu v. 88 auct.: Sil. It. XII 547 Jacerae umbrae aus dem 2. Punischen Kriege.
83 Vers 8 vermutet Saftien heorten.
87 Zeile 22 lies: imputari sibi uoluit.
89 Vers 32 lies: solacia.
89 Apparat lies: 41 ff. vgl. Ov. Am. III 3. 5 ff.
90 Vers 51 schlägt Saftien vor zu lesen: brachia, quo numquam domini sine
pondere ceruix. Ich halte diesen Vorschlag für vortrefflich, schwanke nur
wegen der Interpunction. Der Satzbau heu lactea colla! brachia, quo u. s. w.
(so Saftien) würde der gleiche sein wie I 1.41; lieber interpungierte ich heu
lactea colla, brachia, quo u. s.w., so dafs lactea und auch quo pondere auf die
colla wie die brachia gingen.
90 Vers 71 lies mit Elter: pectore cura.
92 Vers 122 lies: Inuidia.
95 auct. zu 219 Verg. Aen. VI 432 quaesitor Minos urnam mouet.
95 zu 221 Theb. IV 601 existis casus; bella horrida nobis und Sil. It. X 573 ff.
98 auct. zu 49 Sil. It. II 663 resplendet imagine flammae aequor et in tremulo
uibrant incendia ponto.
ADDENDA ET CORRIGENDA. XI
Seite
98 auct. zu 70 Ov. Met. X 443 toto pectore sentit.
99 auct. zu 80 Sil. It. I 472 curuatis . . . undis, Sudhaus zu Aetna 95.
102 Vers 14 lies: Caelica tecta subit.
109 Vers 50: Saftien schlägt vor carmine quo par esse queam.
110 Vers 82 lies: atros.
126 Vers 81 lies: quaeque super reliquos te, nostri pignus amoris, p. C.
130 Vers 79 lies: pariter tot templa, tot aras.
140 Vers 15 lies: rapidi.
158 Vers 77 setze man Ausführungszeichen hinter curules.
158 imit. zu 99 vgl. Nemesian Cyneg. 59 ff.
158 auct. zu Vers 84: Val. Fl. IV 507 Veseui Hesperiae letalis apex\ zu 105: Prop.
II 8. 38 fortem illum Haemoniis Hectora traxit equis.
186 Vers 144 auct. : Sil. It. XII 747 spectant Romani qua celsus de sede uocatas | affatus
fuerit turmas Hannibal.
187 Apparat streiche man zu 180 die Worte.- an casside. at uade?
191 Vers 114 lies: ora super gressus Pylii gregis u. s.w.
194 Auct. zu 194: Sil. It. XI 482 bellis durata uirorum pectora Castalio f rangebat
carmine Teuthras.
199 Vers 27 lies: ly[ra — dolor] est.
206 füge hinzu: Al. Orio de P. Papinio Statio eiusque Sylvis, Venetiae, typ.
Cordella 1894. A. Malein Stat. Silv.16 i Mart. Epigr.VIII 50 Philolog. obozrjenje
1895 VIII 2. 161—68. Th. E. Korsch, de Stat. Silv. I 1. 37—43 in Philol.
obozr. X 1. J. Ziehen Studien zu den Silven des Statius, Ber. d. fr. d. Hoch-
stifts Frankf. a/M. 1896 III. IV, 207 — 16. Diese jüngste Litteratur war mir
hier unzugänglich.
211 Zeile 3 v.o. lies: zu II 7. 74.
216 Zeile 17 v. o. lies: Einltg 45. c.
216 Zeile 7 v. u. lies V 3. 54; 4 v. u. füge zu: III 5. 92 proxima Capitolinis =
' iGolvpTtia, IV 7. 12 castior amnis (Castalia), V2.43 Bolanus agros (ßcolog),
V 3. 187 secludit Zeugmate.
220 Zeile 5 v. u. füge zu: Stricte beweisend für diesen Sinn ist Sil. It. XV 5 hinc
metus, in Tyrias ne iam Tartessia leges concedat tellus.
225 Zeile 10 v. u. füge zu hinter uno: und II 6. 22.
226 Zeile 9 v. u. Zum acc. d. Richtung vgl. jetzt Archiv f. lat. Lexicogr. X 391 ff.
230 Zeile 6 v.u. füge zu: Sil. It. VII 166 Falernus . . . senior.
241 Zeile 3 v. u. Noch kühner sagt Sil. It. VII 68 vom Reiter: frenis momorderis ora.
247 Zeile 7 v. u. s. jetzt Vahlen ind. lect. Berol. 1897/98 S. 6.
248 Zeile 8 v. o. Sil. It. IV 755 steht frontis honori vom Auge Hannibals.
249 Zeile 4 v. u. vgl. Sil. It. II 183 uero ficta pro morte . . . affecit leto.
250 Zeile 1 v. o. maerens steht auch Verg. Aen. IV 32 von der Witwe Dido.
252 Zeile 2 v. o. lies: zu I 1. 85.
252 Zeile 11 v. o. lies: ducti ut I 3. 37.
255 Zeile 21 v. o. vgl. noch Strabon 271 äyaysg ty ftaXatzr} diaa(p£cQv zb nozifiov vdtOQ.
255 Zeile 2 v. u. lies: (vgl. I 4. 17).
268 Zeile 11 v. o. vgl. noch Sil. It. VII 143 ff.
279 Zeile 23 v. o. vgl. Aetna 531 haec propala uirtus, d. h. huius lapidis.
292 Zeile 20 v. o. füge zu: Sil. It. II 343 VI 539 ff.
295 Zeile 12 v.u. füge zu: Histrum latus IV 4. 63.
XII ADDENDA ET CORRIGENDA.
Seite
322 Zeile 8 v. u. füge zu: Cic. Phil. XIV 10. 28, Sen. de Benef. III 33. 1, Heyne zu
Verg. A. VIII 515.
325 Zeile 19 v.o. füge zu: s. jetzt noch Leo Gott. gel. Anz. 1897. 964.
331 Zeile 15 v. o. lies: (zu I 6. 52).
335 Zeile 15 v.u. füge zu: ebenso das Meer III 2. 63, der Tod Sil. It. II 548 ff.,
XIII 560, der Wind Aetna 171.
336 Zeile 3 v.u. füge zu: Sil. It. II 551 f. Ianitor steht neben Orpheus, Eurydice,
Pluton [Proserpina] unter einem Wandgemälde zu Ostia CIL XIV 2027.
339 Beloch schreibt mir: „Ihre Ansicht über die Lage der Balnea habe ich zu-
erst auch geteilt; im ersten Augenblicke wird jeder so urteilen. Ich glaube
aber nicht, dafs sie haltbar ist. Denn
1) war die dulcis Nympha jedenfalls eine Wasserleitung, da alle Bäche
auf der Sorrentinischen Halbinsel im Sommer austrocknen und speziell dieser
Bach ganz unbedeutend ist.
2) Hätten die Balnea auf der Marina di Puolo gestanden, so hätte die
Gesellschaft bei dem Hecate-Feste (Silv. III 1) sich hierher flüchten können,
statt in den Tempel des Hercules.
3) Hat die Villa des Pollius sich jedenfalls über einen grofsen Teil der
Halbinsel ausgedehnt, die im Capo di Sorrento ausläuft, etwa bis zum Dorfe
Capo (vgl. haec domus ortus adspicit et Phoebi tenerum iubar); Sie nehmen
das ja auch an. Dann aber bleibt an der Punta di Sorrento kein Raum für
eine zweite so ansehnliche Villa, wie sie die Ruinen der Bagni della Regina
Giovanna voraussetzen. Diese müssen also zur Pollius-Villa gehört haben
und folglich mit den balnea bei Statius identisch sein.
Ich denke die Sache ist so: Statius giebt zuerst im allgemeinen die Lage
der Villa an (dat natura locum) und geht dann zur Beschreibung des Einzelnen
über, das er in der Reihenfolge anführt, wie er es bei der Fahrt von Sorrento
her vor sich sah: zuerst die Bäder auf der Punta di Sorrento (gratia prima
loci, wo ich prima local fasse), dann die Tempel, weiter die porticus, endlich
die eigentliche Villa auf der Höhe."
Wenn Beloch mit dieser Darlegung recht hat, so bleibt für mich nur
eins übrig: St. denkt sich v. 13 bei Beginn der Beschreibung noch im Schiffe
unmittelbar am Capo di Sorrento, so dafs sein Blick gleichzeitig zur Linken
(des Schiffes) die balnea, gerade vor sich das Utus unum, die Marina di Puolo
umfafst. Von diesem Standpunkte aus würde er alles sehen können, was er
bis v. 29, etwa auch bis 35 beschreibt. Hoffentlich ist es mir einmal ver-
gönnt, diese Dinge an Ort und Stelle zu prüfen.
350 Zeile 20 v. o. füge zu: Stat. Theb. V 631.
351 Zeile 1. Die ganze Schilderung des dichtenden Pollius stützt sich auf die
Vorstellungen von Orpheus und Daphnis; vgl. als besonders verwandt Sil. It.
XIV 469—75.
359 Zeile 18 v.o. füge zu: 64 vgl. Sil. It. VI 131 in egregio cuius sibi pectore sedem
ceperat alma Fides mentemque amplexa tenebat.
366 zu Vers 8: Die ganze folgende Stelle ist ein treffliches Beispiel für poetische
lii'lir}Cig. Immer von neuem unterbrechen Parenthesen des Unwillens den ein-
fachen, die Ursache der Klage angebenden Gedanken: famulum gemis pium.
Ahnlich sind gehalten die Stellen II 7. 100 ff., V 5. 1 ff., 27 ff., alle entsprechend
dem eigenen Ausdruck des Dichters planctus in carmina uerto discordesque
ADDENDA ET CORRIGENDA. XIII
Seite
modos et singultantia iterba (V 5. 25). Verwandt ist der Ausdruck der Ver-
zückung IV 3. 124 f. (s. d. Anm.).
367 Zeile 15 v. o. lies: diesque (vgl. II 1. 55, V 2. 88).
370 Zeile 2 v. u. s. auch Sil. lt. XIII 584 angens utraque manu sua guttura Liuor.
373 Zu II 7: Über den ysvefrXiccnog handelt jetzt Marx Neue Jahrb. f. d. class.
Alt. Gesch. Paed. I 107 ff. und weist die erste erhaltene poetische Ausführung
des rhetorischen Schemas in Vergils vierter Ecloge nach.
377 Zeile 14 vgl. Sil. It. XV 455 itte foro auditus dulci (so die codd. richtig).
381 Zeile 21 v. u. Beachte besonders CIL XIV 2793, die Weiheinschrift eines
vollständigen Tempels, den ein Kaufmann seiner verstorbenen Tochter Vera
als Vener i Verae Felici Gabinae weiht.
392 Zeile 8 v. o. Die Conjectur Sil. XIV' 410 Lucrina Dione ist doch falsch; uicina
Dione geben die Handschriften mit Recht, denn gemeint ist die Stabiae be-
nachbarte Venus von Pompeji.
394 Zeile 2 v.u. füge zu: Die Beliebtheit eines Motivs (Begleitung durch die
Nereiden und Delphine) belegt aus griech. Dichtern Vahlen ind. lect. Berol.
1896/7 S. 9 f., besonders Eurip. Electra 432 f. Soph. Oed. Col. 716 Apollon.
Arg. IV 858, 930—37 vgl. Diodor IV 48. 6. Aus den Dichtern haben die Stil-
lehrer natürlich diesen, wie so viele andere Züge entlehnt.
399 Zeile 20 v. o. Das Meer ist als Ungeheuer gedacht, s. zu II 1. 215.
400 Zeile 14 v. o. vgl. noch German. Arat. 304 munit eos breue lignum et fata in-
stantia pellit nee tantum a leto quantum rate fluetibus absunt.
402 Zeile 8 v. u. vgl. Sil. It. XI 430 ut strepet . . . Memphis, Amyclaeo pariter
{passim codd.) lasciua Canopo.
404 Zeile 22 vgl. Sil. It. VIII 494 Lycios damnant hastilibus arcus.
412 Zeile 11 v.o. füge zu: vgl. CIL XIV 3608.6 legato et comiti Claudii Caesaris
in B)°ittannia.
413 Zeile 17 v.u. füge zu: IL lat. 874 amantem Dorida fluetus.
430 Zeile 3 v.o. lies: zu I 2. 263:
430 Zeile 19 v.u. lies: (s. 111 praeuenies, vgl. auch II. lat. 134 hortanturque ducem).
435 Zeile 5 v. u. lies: Vgl. zu I 6. 52.
437 Zeile 19: proxima Capitolinis übersetzt in römischem Sinne den Beinamen der
Spiele 'iaoXvuma
441 Zeile 12 v. u. Die Vorübungen am palus erwähnt auch luv. VI 247. 267, vgl.
. Friedender S. G. II6 381. 5.
457 Zeile 2 v. o. Auch Culex 31 ff. werden die Durchstechung des Athos und die
Überbrückung des Hellespontus als Beispiele für Riesenarbeiten genannt.
459 Zeile 15 v.o. füge zu: vgl. I 2. 82. 189. Ähnlich steht II. lat. 309 der Be-
dingungssatz nisi c. c. texisset Gytherea uirum u. s. w. zwischen den beiden
fast identischen Hauptsätzen ad socios traheretque und ultimus ille dies
Paridi foret.
459 Zeile 15 v.u. füge zu: vgl. V 2. 172 dicebam, V 5.49 uerum erat.
460 Zeile 20: Zu IV 3. 157 erinnert mich Sudhaus daran, dafs eben Nili caput
(s. zu III 2. 108) als höchstes Ziel der Forschungsreisen galt, und meint, dafs
die niues Atlantis damit verbunden sein könnten, weil nach Ansicht vieler
Naturforscher, auch des Posidonius (Strabon 826 tLvhg de %al rag rov NsiXov
Ttr\yccg Tt\r\Gia&iv oiovtai zoig cengoig tfjg Mavgovoiag Plin. V 51 f. VIII 77 u. a.),
die Quellen des Nil in Mauretanien liegen sollten. Strabon erzählt aber auch
XIV ADDENDA ET CORRIGENDA.
Seite
p. 696 'AleJzccvdQOV d' iv (isv tat 'Tddonn HQOHodsiXovg ISovrcc, iv Ss reo 'Axzoivrj
nvdfiovg Alyvntiovg, evQr\%ivcci Öo^av tag tov NsiXov nrjydg. Statius könnte also
auch Indien direct durch Nili caput bezeichnen, so dafs Indien und Atlas,
Osten und Westen, chiastisch zu Hercules et Euhan stehen würden. Oder Nili
caput ist einfach, ohne Beziehung auf die vorher genannten Götternamen, für
etwas bisher Unerreichtes gesetzt, was der Kaiser erreichen wird.
464 Zeile 15 v. u. füge zu: Sil. It. IV 46 XV 165 Ausonium . . . latus.
468 Zu IV 5 Vorbern, und v. 56: Ich halte es für sicher, dafs die Inschrift
CIL XIV 3004 C] Septimio C. f. Pupiinia tribu) Severo patron(o) mun(icipii)
T. Sentidius T. f. Pal(atina tribu) Iulianus amico optimo unsern Septimius
meint, wie Gudius vermutet hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dafs der Stein
von Borgia aus dem Hernikerlande nach Praeneste verschleppt worden ist,
dafs also patrono munieipii etwa auf Capitulum Hernicorum geht.
472 Zeile 17 v. u. füge zu: vgl. Sil. It. IV 226 VIII 391 Hernica . . . saxa.
476 Zu IV 6. 6 Ich hätte mit einem Worte der von Athenaeus so fleifsig benutzten
Litteratur der gastronomischen Parodie eines Archestratos (H8vndftua), Matron
(AttiKöv delnvov) gedenken sollen, gegen die wohl Epikurs ernste Worte gerichtet
sind. Ihre Einwirkung auf Rom durch Ennius' Heduphagetica ist bekannt.
Zu v. 6 vgl. besonders Archestr. fr. 2 Brandt: yf\v näcccv TtEQiTjXfrov iyco
naüdv ts ftdXuöauv . . . &TQ8%6(og iftiXco [iiccXa] itdvt [ayogsvoca] . . . oitov 'czlv
%%a<$tov naXXioxov ßgcotov ts [nozov #'].
480 Zeile 3. Ein Wort hätte ich über Äleae lucis sagen sollen, weil es im Kohl-
mann'schen index fälschlich als Genetiv (des Feuers s. Theb. II 737 f.) gefafst
ist; es heifst: in den Hainen des templum nemorale Mineruae Theb. IV 288.
Aleae ist also Genetiv des Ortsnamens.
481 Zeile 16 v. u. : vgl. Sil. It. XII 565 clausas nunc cuspide pulsat infesta portas
(Romae Hannibal); auch XVII 196.
485 Zeile 9 lies: castior amnis (Anspielung auf Castalia s. zu I 1. 6).
489 Zu IV 8.45: deo patrio sind geweiht die Inschriften CIL X 1553. 1881 XIV 3.
499 Zu V 1.21 uincere planctus vergleicht Sudhaus passend Val. Fl. I 317 uox tarnen
Alcimedes planctus super eminet omnis: femineis tantum illa furens uhdatibus
obstat, obruat Idaeam quantum tuba Martia buxum.
500 Zu Vi. 55: Die Schulmäfsigkeit des Gedankens erweist CIL XIV 173. 6 qui
in primis annis a se petens omnia ornanienta uirtutum, nihil sibi de generis
sui nobilitate blanditus u. s. w.
505 Zeile 1 v.u. lies: betet Ab. als.
509 Zeile 6 v.o. lies: „Priscilla" statt „Etruscau.
515 Zeile 10 lies: (s. zu II 2. 83).
518 Zeile 8 v. u. vgl. Sil. It. VII 645 leuibus . . . gyris.
527 Zu Vers 38: Aeneia fata. Der Tod des Aeneas war von Sagen umsponnen;
nach dem alten Cato (Fr. Hist. Lat. ed. Pet. S. 35. 13 und 18) in ipso proelio
non comparuit, also er wurde in der Schlacht gegen Mezentius entrückt. Sein
Grab wurde am Flusse Numicius gezeigt (vgl. Sisenna Fr. Hist. Lat. S. 177. 35
Liv. I 2).
531 Zu V3.80 hätte ich etwas mehr sagen sollen. Die ganze praeteritio v. 80 — 88
ist kunstvoll disponiert, indem die gewöhnlichen, für den Vater nicht passenden
Klagelieder in wohlerwogener Folge aufgezählt werden. Was ich versäumt,
drückt Sudhaus wie folgt aus: fEs kreuzen sich verschiedene Gedankenreihen.
ADDENDA ET CORRIGENDA. XV
Seite
Der Dichter will verwenden 1) nicht das gewöhnliche Klagelied, wie es
sonst die Dichter, oft recht äufserlich, an mythologische Stoffe anknüpfen;
2) nicht die niedrige tierische Klage {ölor, uolucres, Philomela) oder gar
Zurückgreifen auf Lebewesen, die zu uipv%a erstarrt sind (Pappeln und Felsen)
und nun ihre Klagethränen (Bernstein, Quell) strömen lassen, auch nicht
Zurückgreifen auf so niedrige Wesen wie den Satyr. (Dabei bildet Philo-
mela den Übergang von den Tieren zu den iastcc[1£{jloq(P(oh4v(x, während Pallas
um Schlüsse dem weither vorbereiteten Gegensatz von Pallas facunda zu
Pallas inflatione buccarum foeda zustrebt) ; 3) nicht Weiberklage und
wilde phrygische Flötentöne, die die Trauer stacheln, sondern docta et
moderata facundia unter Beistand der Götter, die mit den niedrigen
Schmerzensergüssen nichts gemein haben. Das Ganze ist eine vielfach ver-
webte, die verschiedensten Gedankenfolgen anregende Periode, deren Meta-
phern diese sich selbst überbietende, krampfhafte Anstrengung, ganz Un-
gewöhnliches zu sagen, noch unterstützen.' Mir kommt bei dem der
Gedanke, ob nicht nata v. 85 richtig ist: das ist „zu natürlich, zu ur-
wüchsig" für einen poeta doctus. Leider fehlt mir ein Beleg für diese prägnante
Bedeutung von natus.
532 Zu V 3.95 cardua wieder ein Stilmuster: 1) hoch bis in die Wolken ragend
(vgl. die Fama Verg. A. IV 174 ff.), 2) schwer zu erringen, 3) den Himmel
einbringend' Sudhaus.
533 Zu V 3.106: Vielleicht spielt St. mit den Worten magni alumni direct auf
Tibull IV 1. 49 an paruae magnum decus arbis TJlixen; vgl. v. 115 mit Anm.
534 Zu V 3. 112 vermutet Sudhaus ille tuis totiens praestans se ad tempora sertis
im Sinne von „indem er sich durch deine Kränze für ewige Zeiten aus-
zeichnet'4 und verweist auf Gratt. Cyn. 303 illa perinde suos uteri de lade
minores ad longam praestabit opem. Mir nicht glaublich.
536 Zu V 3. 118: Die Überlieferung extensis wage ich, obgleich sie im selben
Bilde wie artior bleibt, nicht zu halten. Es verschlägt mir dabei weniger,
dafs ich die Verbindung mit fortuna sonsther nicht belegen kann, als dafs
ich nicht einsehe, welchen Zweck die ganze Bemerkung an dieser Stelle
haben sollte, wenn nicht den, die spätere, nicht mehr standesgemäfse Lehr-
thätigkeit zu entschuldigen.
542 Zu V 3.211: Durch ein Mifsverstandnis der Interpunction beim Correcturlesen
werde ich aufmerksam gemacht, dafs die adnotatio critica irre führen kann.
Das Zeichen ; hinter parenti soll nicht vorhergehende Überlieferung kenn-
zeichnen, sondern ist von Markland gesetzt, der weiter liest tu decus hoc.
Auch im Commentar hätte ich der schwierigen Stelle ein paar Worte mehr
gönnen sollen. Nee . . . tantum (so codd.) und sed stützen sich gegenseitig;
auf diesen Wörtern ruht die Gedankenverbindung. Nun wäre es ja wohl an
und für sich möglich, wenn schon singulär, eine Parenthese folgender Fassung
anzunehmen: nee enim mihi sidera tantum (est) aequoraque et terras, quam
(= quantum) uos (o Musae) debere parenti; dann aber könnte das folgende sed
(tu) . . . dedisti nur im Gegensatze zu admisere deae stehen : sie haben mich nur
zugelassen, du hast die Hauptsache gegeben, ein Gedanke, der zum Inhalt der
Parenthese schlechterdings gar nicht pafst. Darum halte ich mit Krohn quam
uos für verderbt. Bleibt die Frage, was sidera aequoraque et terras bedeutet.
Sudhaus wollte es als Kenntnis der Naturwissenschaften oder als dichterische
XVI ADDENDA ET CORMGENDA.
Seite
Darstellung naturwissenschaftlicher Stoffe (wie Aratea u. ä.) fassen im Gegen-
satze zum Heldenepos; dieser Gegensatz wird aber durch decus lyrae, non
uolgare loqui, famam sperare sepulcro mit nichts gestützt, da alles drei auch
dem naturwissenschaftlichen Dichter zukommen mufs. Ich glaube, die zu
1114.102 angeführten Stellen beweisen hinlänglich, dafs die drei Wörter
typisch sind zur Umschreibung der Welt, hier also das Dasein in dieser Welt
bedeuten, sidera ist bedacht vorangestellt; der Dichter schildert den Neu-
gebornen II 1. 79 durch die Worte prima lucida uoce astra salutantem.
543 V 3.227 versteht Sudhaus „der Boden Albas hätte dich roiovtov ovta (ovvcog
TjG&svTcc) kaum aufgenommen (svcovv{icog)u, d. h. mein Sieg in Alba hätte dein
Leben verlängert. Ich gebe zu, dafs St. daran auch gedacht haben kann, halte
aber den S. 543 angegebenen Gedanken für den die Fassung der Worte be-
stimmenden, vornehmlich wegen uix.
550 Zu V 5. 27 schlägt Sudhaus vor: [dolor] est atque ira tacendi impatiens (so
dolor et ira Val. Fl. VIII 290), was auch mir schärfer zu sein scheint als
libitum est. Vahlen's Vorschlag basierte noch auf Baehrens' falscher Angabe,
vor est bezeuge A* ü.
553 Zu V 5. 70: mit genitdli carmine könnte St. auch wohl ein solches Ammenlied
meinen, wie es Persius II 37 f. anführt.
554 Zu V 5. 86 vgl. Verg. Ecl. IV 60 incipe, parue puer , risu cognoscere matrem.
Die Statius-Stelle erweist, dafs Marx sich unnötige Mühe um den Vers giebt;
er heifst: am freundlichen Lachen die Mutter» erkennen. Daran schliefst sich
ganz natürlich an v. 64 cid non risere parentes.
Einleitung.
I. Statius' Leben und Werke.
H. Dodwell, annales Velleiani Quintilianei Statiani Oxford 1698;
Ae. Grosse, observatorurn in Statu silvis specimen Berlin 1861;
L. Friedländer, de temporibus libroruin Martialis Domitiano imperante editorum
et silvarum Statu. Progr. Univ. Königsberg 1862;
A. Imhof, Statu ecloga ad uxorem Progr. Gymn. Halle 1863;
*l)J. Danglard, sur Stace et surtout sur ses silves Clermont-Ferrand 1864;
H. F. Stobbe, die Gedichte Martials Philologus XXVI (1867) S. 44 ff.;
H. Nohl, quaestiones Statianae Diss. Berlin 1871;
*Lehanneur, de Statu vita et temporibus La Rochelle (Paris) 1878;
L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms Leipzig Bd. IIP
S. 424 ff. = III6 S. 472 ff;
P. Kerckhoff, duae quaestiones Papinianae Diss. Berlin 1884;
*U. Sailer, Stazio e la sua Tebaide Venedig 1886;
W. Ruedeger, quibuscum viris fuerit Statio «usus consuetudo familiaritas Diss.
Marburg 1888;
R. Helm, de P. Papinii Statu Thebaide Berlin 1892, S. 156—160;
L. Valmaggi la fortuna di Stazio nella tradizione letteraria e bassolatina Rivista
di Filologia XXI (1893) S. 409—462, 481—554;
G. G. Curcio, studio su P. Papinio Stazio Catania 1893.
Die silvae des Statius führen uns in die Zeit des Kaisers Donii-
tian, des letzten Vertreters eines Hauses, in dem die römische Impera-
torenwürde zum zweiten Male erblich geworden ist. Immer schwerer
legen sich die Fesseln des absoluten Imperiums auf das Volk, immer
drückender lasten sie auf den selbständig denkenden Vertretern der
alten Aristokratie. Mehr und mehr tritt die Person und der Hof des
Kaisers in den Mittelpunkt der politischen und der Privatinteressen
der Leute, die nach Ruhm und Ansehen streben. In der Hand des
Mannes, der sich zuerst dominus ac deus nennen läfst, laufen die Fäden
1) Die mit * bezeichneten Schriften habe ich nicht zu Gesichte bekommen;
Lehanneurs Resultate kenne ich aus der Rezension von Genthe, Bursians Jahres-
berichte XXII S. 186 ff.
Vollmer. Statins' silvae, 1
2 Einleitung.
zusammen, mit denen die Geschicke der Völker wie des Einzelnen ge-
lenkt werden. Und die Grofsen Roms stehen zum Teil mit schlecht-
verhehltem, nach dem Tode des Machthabers jäh hervorbrechendem
Hasse bei Seite, oder sie schwimmen mitten in dem Strome der Kaiser-
verehrung und -Vergötterung. Die Litteratur, deren Vertreter teils
selbst diesen Kreisen angehören, teils von ihnen abhängig sind, zeigt
das aufs deutlichste; alle politischen, alle patriotischen Auslassungen
bei Statius wie Martial weisen auf die Person des wohl von niemand ver-
ehrten, aber von allen gefürchteten und darum umschmeichelten Herr-
schers. Die Dichter feiern die grofsen und die kleinen Ereignisse des Hof-
lebens und übertragen diese Gewohnheit nun vom Kaiser auf die Grofsen,
deren Gunst sie geniefsen, deren Brot sie essen. So sind für uns Statius und
Martial unschätzbare Quellen für die Kenntnis des öffentlichen und privaten
Lebens ihrer Zeit; je mehr ihre Dichtkunst von den Höhen des Parnafs
absteigt und die Erinnerung an ihre Herkunft oft nur noch in den Flos-
keln der Rede, in der Einkleidung des Inhalts bewahrt, um so wichtiger
wird das genaue Verständnis dieser Werke für die Geschichtsforschung.
Die silvae des Statius geben uns die wertvollsten Bilder aus dem
Leben der Reichen und Vornehmen zu Ausgang des 1. Jahrh. n. Chr.;
sie beschreiben uns ihre Wohnungen, ihre Amtsthätigkeit, ihre Er-
holungen, ihre Kunstschätze. Der Dichter führt uns in die Villen-
landschaften Tiburs und Neapels, unter die Freuden des vom Kaiser
im Amphitheater gespeisten Volkes, in die Schule des Lehrers der vor-
nehmen Jugend, in das Kabinett des kaiserlichen Geheimsekretärs —
eine reiche Fülle von Bildern aus dem Kulturleben des noch immer
aufsteigenden Kaiserreiches. Und dabei lernen wir auch den Führer
schätzen; wenn er schon mit den anderen den Rücken bereitwillig
beugt vor dem göttliche Verehrung beanspruchenden Imperator, er ge-
winnt uns doch durch sein reines, heiteres Gemüt, seine scharfe Auf-
fassungsgabe, die Kunst seiner Beschreibung und Sprache. So lohnt
Lektüre und Studium dieser Gedichte wohl die aufgewandte, freilich
nicht ganz geringe Mühe.
Quellen. Versuchen wir nun zuerst, uns ein Bild von dem Leben und der
Person des Dichters zu machen. Was wir heute über Statius wissen,
schöpfen wir aus des Dichters eigenen Werken. In anderer schrift-
licher Überlieferung aus dem Altertum wird seiner kaum gedacht;
seine Zeitgenossen schweigen über ihn, nicht einmal Quin tili an nennt
seinen Namen1), nur Iuvenal spricht von ihm, wie es scheint nicht
1) St. gehört für den Verfasser der institutio oratoria zu den Leuten, von
denen es keifst (X. 1. 87) ceteri omnes lange sequcntur (Vergilium). Vgl. dazu Sta-
I. Statius' Leben und Werke. 3
ohne Verehrung und Anteilnahme.1) Später stellt ihn Iulius Capi-
tolinus mit Vergil zusammen.2) Aber schon dieser scheint wie die
späteren Schriftsteller ? die ihn nachahmen oder nennen z. B. Neme-
sian, Servius, Sidonius, Boetius3) den Dichter nur aus seinen
Werken zu kennen. Eine alte Vita, aus der frühere Ausgaben einige
Sätze anführen, entbehrt der Autorität, da sie nichts giebt, was nicht
ein ganz oberflächlicher Leser aus den Werken des Dichters wissen
konnte.
So bleiben für uns die Werke des Statius selbst, in erster Linie
die Bücher der silvae, die einzige Quelle für die Kenntnis seines Lebens
und Wirkens. Bevor wir aber aus ihr schöpfen können, mufs die Zeit
der Abfassung und Herausgabe der einzelnen Gedichte und Bücher,
soweit das möglich ist, festgestellt werden.
Bei dieser Untersuchung ist natürlich zu scheiden zwischen der^hron.?lo8ie
0 der silvae.
Zeit der Abfassung der einzelnen Gedichte und der Zeit ihrer Samm-
lung und Herausgabe in Büchern. Jedes der meist im Fluge ent- Aligemeines.
stau denen Gedichte führte freilich eine Art von litterarischem Leben
schon seit dem Augenblicke der Überreichung an die Person, zu deren
Ehren es verfafst war; besonders mochten die dem Kaiser überreichten
wohl ohne besonderes Zuthun des Dichters eine ziemlich weite Ver-
breitung finden4); aber Statius fühlte genau, dafs erst eine den üb-
lichen Formen entsprechende Buchausgabe, eine auctoritas editionis6)
den leicht sich verstreuenden Blättern dauernd Ansehen und Wirkung
geben werde, und hat darum vier Bücher mit Vorreden, welche die
einzelnen Nummern und die Veranlassung ihrer Entstehung kurz, aber
vollständig aufzählen, selbst herausgegeben. Das sogenannte fünfte
Buch, eingeleitet durch einen Brief, der sich nur auf das erste Gedicht
bezieht6), ist wohl erst nach des Dichters Tode aus seinem Nachlasse
herausgegeben worden. 7)
tius Th. XII. 817 nee tu divinam Aeneida tempta sed longe sequere et vestigia semper
adora. Der Ausdruck mag von Quintilian ironisch nach dem Schlüsse der Thebais
gewählt sein.
1) luv. VII 82, vgl. u. S. 15, Anm. 2.
2) Iul. Capitol. Gordiani III (II p. 27 ed. Jordan et Eyssenhardt) : (Gordianus)
scripsit praeter ea quemadmodum Vergüius Aeneidos et Statius Achilleidos et multi
dlii lliados, ita etiam ille Antoniniados.
3) Die genaueren Nachweise s. u. S. 32 ff.
4) praef. IV rnulta ex Ulis iam domino Caesari dederam et quanto hoc plus
est quam edere; die Worte sind wohl nicht blofs Schmeichelei.
5) praef. I.
(>) Das hat schon P. Scriveriits richtig bemerkt.
7) So vermutet Markland mit Recht. Für diese Annahme spricht zunächst
1*
4 Einleitung.
Über das Verhältnis der Zeit der Entstehung der einzelnen Ge-
dichte zur Zeit der Herausgabe in Büchern ist von vornherein zu be-
achten, dafs die Ordnung der einzelnen Nummern innerhalb der Bücher
nicht chronologisch ist. Diese Ordnung wurde vielmehr im allgemeinen
durch die Dedikation bestimmt; das Gedicht für den Freund, dem das
Buch gewidmet wurde, bekam die erste Stelle.1)
Ent- Über die Zeit der Abfassung der einzelnen Gedichte läfst
stehungszeit °
der ein- sich nmi m;t mehr oder weniger Sicherheit folgendes erschliefsen :
zelnen Ge- ° °
dichte. I i hat der Dichter dem Kaiser am Tage nach2) der von Domitian
als censor perpetuus vorgenommenen Dedikation des Reiterstandbildes
auf seinen Wunsch überreicht. Auf dem Sockel dieses Denkmals lag
der Rhein als Gefangener unter dem Rosse des Kaisers3); das Gedicht
enthält häufige Anspielungen auf Germanen- und Dakerkrieg4), eine
auf das civile nefas des Antonius Saturninus. 5) Das Denkmal wird also
wohl vom Senate und Volke6) gleichzeitig mit dem Doppeltriumphe
über die mit Antonius verbündeten Germanen und die Daker dekretiert
worden sein.7) Wann es vollendet wurde, wissen wir nicht. St. giebt
das Fehlen einer praefatio zu B. V, sodann der Umstand, dafs die letzten Ge-
dichte V 3. 4. 5 den Dichter persönlich betreffende Stoffe behandeln. Unsicher
ist als Grundlage der Vermutung der Hinweis Markland's auf die Unvollständig-
keit des letzten Gedichtes. Gegen ihn und Kerckhoff p. 23 haben Noiil p. 42
und LuNDSTitoEM quaest. Papin. p. 34 Anm. 1 Recht, wenn sie annehmen, die Ver-
stümmelung komme auf Rechnung der Überlieferung; dafür spricht Politians
Aufserung in der subscriptio des exemplar Corsinianum (codice) mendoso depra-
vatoque et ut arbitror etiam dimidiato und die Lücken v. 24 ff. und am Ende von
76 f. und 83, letztere insofern, als sie zeigen, dafs, wenn nicht der codex Poggianus,
so doch ein älterer am Ende beschädigt war. Die Subskriptionen der jüngeren
Handschriften finis oder die des Rehdigeranus P. Papinii Statu süv(a)rum Über
quintus et ultimus feliciter expli(ci)t sit deo laus p. t. c. s. et;, finis, die Kerckhoff
für seine Ansicht ins Feld führt, beweisen doch nicht das mindeste.
1) So in B. II u. III. In I u. IV ist derselbe Grundsatz befolgt; nur haben aus
erklärlichen Gründen die den Kaiser feiernden Gedichte I 1 u. IV 1 — 3 die erste
Stelle erhalten. Das Genauere s. u. S. 12. — Aus den Worten Martials X 70. 1
quod mihi vix unus toto Über exeat anno mit Friedländer (S. G. IIP S. 47G) auf
Publikation der Bücher des Statius in Abständen von je einem Jahre zu schliefsen,
sind wir nicht im geringsten gezwungen.
2) praef. I.
3) v. 50. Dafs der Ister auf dem Denkmal fehlt, entspricht der besonderen
Wertschätzung, die der Kaiser dem Siege über die Germanen beilegte; er hat nur
den Beinamen Germanicus, nie den Titel Dacicus und Sarmaticus geführt. Fried-
länder zu Mart. VIII praef. und IX 93. 7.
4) v. 5 ff. 27. 79. 5) v. 80. 6) v. 99.
7) Zwei Siege über die Daker (imp. XX und XXI) fallen nach 14. Sept. 89,
die Friedensverhandlungen mit Diegis also wohl Okt. oder Nov.; nach ihrer
Beendigung wird die Friedensbotschaft nach Rom gesandt und nach deren An-
I. Statius' Leben und Werke. 5
an, clafs es schnell gefertigt worden sei1); andererseits macht die An-
spielung auf Vestalinnenprozesse2) es wahrscheinlich, dafs es nach dem
Prozesse gegen Cornelia dediciert worden ist, also wohl 91. 3)
I 2 enthält nur eine historische Anspielung von Bedeutung, die
auf Stellas natürlich schon stattgehabte Ausführung von Spielen zur
Verherrlichung von Domitians Dakertriumph.4) Das Gedicht ist also
nach Dec. 89 verfafst.5)
I 3 giebt gar keinen Anhaltspunkt für die Zeit seiner Ent-
stehung.
I 4 ist verfafst vor dem Tode des Rutilius Gallicus (Ende 91
oder Auf. 92 vgl. S. 10), nach den ludi saeculares (Sept. 88) v. 17 f.,
nach einem Kriege am Rhein, der Gefangennahme der Veleda und
nach der Stadtpräfektur des Gallicus während der Niederlagen der
Daker.6)
I 5 schrieb St., während er noch an der Thebais arbeitete
(v. 8 f.), etwa gleichzeitig mit Mart. VI 42 und 83 (Buch VI ediert
Somm. 90). 7) Aus v. 65 wird wohl mit Recht geschlossen, dafs der
kunft dem Kaiser der Triumph und — wahrscheinlich doch gleichzeitig — das
Standbild dekretiert worden sein. Der Triumph hat wohl (nach dem 5. Dec?)
noch Ende 89 stattgefunden (Anm. zu I 2. 180).
1) v. 61. Für ein so gewaltiges Denkmal bleiben auch zwei Jahre eine
kurze Frist.
2) v. 35. Domitian hatte zwar schon früher (1. Okt. 83/84 Eus.) die sorores
Oculatae und Varonilla töten lassen (Suet. 8), aber der Corneliapro zel's (l.Okt. 90/91
Eus.) erregte bei weitem gröfseres Aufsehen und wird wohl von St. als aktuell
gestreift,
3) Die Nichterwähnung der diva Iulia (gestorben Ende 88, nicht wie Hirscu-
feld, Gott. gel. Anz. 1869 p. 1506 und 8 will Ende 89, weil Domitian von Jan.
bis Dec. 89 nicht in Rom war) v. 97 ff. beweist nichts darüber, ob sie tot war
oder nicht; auch des Kaisers längst gestorbene diva mater fehlt, vgl. Kerckhoff
p. 7, dessen Ausdeutung von soror = Iulia natürlich ganz verfehlt ist.
4) Vgl. die Anm. zu v. 180.
5) Martials VI 21 ist wohl nach der Hochzeit und nach dem Gedichte des
Statius verfertigt; das letztere macht die satirische Einführung der in Statius'
Versen eine so grofse Rolle spiefenden Venus wahrscheinlich.
6) Wahrscheinlich doch wohl während Domitian die Daker zum zweitenmale
und endgültig bezwang, also 89.
7) Beide Dichter werden das Bad des Freundes kurz nach der Fertigstellung
gefeiert haben. — Eine Korrektur von Martial VI 42 in Bezug auf die verwendeten
Marmorarten kann St. kaum beabsichtigt haben. Gegen diese Hypothese Fried-
^änder's (S. G. IIP S. 95, Anm. 5) führt Kerckhoff mit Recht an, dafs vier
Marmorarten als fehlend bezeichnet werden, nicht nur die zwei bei Mart. er-
mähnten.
6 Einleitung.
Vater des Etruscus noch nicht aus der Verbannung zurückgekehrt
war. *)
I 6. Das hier gefeierte Fest (das Gedicht ist während desselben
verfafst)2), nach den Aufserlichkeiten (Zwerge, Frauen) mit einem aus
der Menge der von Domitian veranstalteten gleichartigen3) zu identi-
fizieren ist unmöglich, zumal da keine Beziehung des Festes auf irgend
einen Krieg oder ein Zeitereignis4) angedeutet wird.5)
II 1 enthält keinerlei Zeitangabe; nach der praef. ist es unmittelbar
nach dem Tode des Knaben geschrieben, dessen Zeit ungefähr dadurch
feststeht, dafs Martial seinem VI. Buche, ediert a. 90, zwei Gedichte
darüber eingereiht hat (28, 29). 6)
II 2 gestattet mit Sicherheit nur eine relative Zeitbestimmung im
Verhältnis zu III 1. Es ist ungefähr ein Jahr vor diesem geschrieben;
Statius reiste nach den Neapolitaner Augustalien7) zu dem Freunde
nach Sorrent, verlebte auf der Villa des Pollius das Fest der Trivia8)
1) Rückkehr vor Somm. 90 Mart. VI 83. Stat. s. III 3. 154.
2) praef. I Ende, I 6. 96 ff. 3) Vgl. Anm. zu I 6, 1.
4) Wenn Kerckhoff S. 13 aus v. 83 dulci „dominum" favore clamant: hoc
solum vetuit Heere Caesar den Schlufs zieht, das Fest falle vor die Einführung der
Benennung dominus ac deus, also vor Dec. 84, so ist dieser Schlufs hinfällig.
Erstens ist der Titel nie offiziell gewesen (Henzen zu CIL II 4722), zweitens steht
auf der von Imhop S. 50 not. 5 benutzten Inschrift Orelli I 521 = CIL III 36 nicht
D • N, sondern IMP \ Schmeichler und Hofleute werden den Kaiser allerdings oft
mit domine angeredet haben (vgl. Dio. 67. 13. 4) und der Kaiser hörte das nicht
ungern (Suet. 13 adclamari etiam in amphitheatro epuli die libenter audiit „do-
mino et dominae feliciter"); wenn er es an dem von St. geschilderten Feste ver-
bot, so mufste die Schmeichlersitte schon einigen Bestand haben.
5) Auch Kerckhoff's Schlufs aus dem Verse 102 dumqiie terris quod reddis
Capitolium manebit ist nicht stichhaltig. Wollte man das Tempus pressen, so
müfste man das Gedicht ins Jahr 81 setzen, da der Tempel des luppiter Capitolinus
vor 82 vollendet worden ist. Aber St. gebraucht das Präsens bei Aufzählung der
Verdienste des Kaisers auch von längst geschehenen Dingen, vgl. I. 1. 26. 79 ff.
IV 3. 9 ff. Dazu lehnt sich der ganze Schlufs des Gedichtes an Vergil an.
6) Der v. 201 als gestorben erwähnte Blaesus ist natürlich schon einige Jahre
tot, als Melior nach Mart. VIII 38 (ediert a. 93) ein Kapital stiftet ad natalicium
diem colendum.
7) v. 5 post patrii laetum quinquennia lustri. Aus dem Worte laetum auf
einen Sieg des Statius an dieser Italide zu schliefsen, wie das zuerst Markland
gethan, halte ich mit Nohl und Kerckhoff für unzulässig. Damit fällt Imhof's
Datierung von selbst.
8) III 1. 56. Ganz unbezweifelbar ist die Identifizierung des in II 2 ge-
schilderten und des III 1. 56 erwähnten Besuches bei Pollius natürlich nicht;
die Jahreszeitbestimmung — nach den Augustalien einerseits und das Fest
der Trivia andererseits — macht indessen die Gleichsetzung höchst wahr-
scheinlich.
I. Statius' Leben und Werke. 7
(13. Aug.), bei dem der Gedanke an einen Neubau des Herkulesteinpels
gefafst wurde1), und kam im Sommer des nächsten Jahres2) zum Feste
der Einweihung des in einem Jahre erbauten Tempels3) wieder4), zu
dem er III 1 als Festgedicht beisteuerte.5)
II 3 — 6 geben für die Zeit ihrer Entstehung keinerlei Anhalts-
punkte, nur ist II 3 für den Geburtstag des Pollius verfafst.6)
II 7 ist höchst wahrscheinlich auf denselben Geburtstag Lucans
verfafst, für den Martial seiner Patronin Polla Argentaria die Epigramme
VII 21 — 23 (ediert Dec. 92) dichtete. Die Witwe hat also wohl einmal
ein besonders prachtvolles Erinnerungsfest an den früh verstorbenen
Dichter veranstaltet, vielleicht am 3. Nov. 89, dem 50. Jahrestage der
Geburt des Dichters. Dazu werden dann Statius und Martial ihre Ge-
dichte verfafst haben.7)
III 1 wird (vgl. zu II 2 und Anm.) Sommer 91 verfafst sein.
III 2. Die Abreise des Maecius Celer von Neapel8) zur Übernahme
eines Legionskommandos in Syrien, vielleicht in Kriegszeiten9), können
wir nicht datieren. Zur Zeit der Abfassung des Gedichtes arbeitete
St. am letzten Buche der Thebais10), diese war also noch nicht voll-
ständig herausgegeben.
1) II 2 ist also wohl noch vor dem 13. Aug. verfafst, da der Dichter v. 23
den alten kleinen Herkulestempel ohne jede Anspielung auf den Plan des Neu-
baues erwähnt.
2) III 1. 135 vix anmis arihelat alter.
3) III 1. 2 desidis anni Anm.
4) Es ist kein Grund mit Beloch, Campanien * p. 270 anzunehmen, dafs der
Dichter das ganze Jahr bei Pollius zugebracht; eine Reise von Neapel nach Sor-
rent war nichts so Bedeutendes, dafs sie nicht in zwei Jahren zweimal hätte ge-
macht werden können , vgl. auch praef. III quotiens in ülius facundiae tuae pene-
tralia seducttis altius litteras intro. Kerckhoff p. 15.
5) Was die absolute Zeitbestimmung für die Abfassung von II 2 angeht, so
weist Kerckhoff p. 14 mit Recht die Beweisführung Beloch's und Friedländer's
zurück; doch ist ihr Ansatz a. 90 wohl richtig. Nohl hat mit Recht p. 13 darauf
aufmerksam gemacht, dafs die drei Gedichte II 2, III 1 und IV 8 der Zeit nach
nahe zusammengehören. Nach der Art der Aufführung dieses letzten Gedichtes
in der praef. IV zu schliefsen, ist es nicht lange vor der Ausgabe des IV. Buches,
also um 95 verfafst. Wir werden also kaum fehlgehen, wenn wir uns unter den
Italiden 86. 90. 94 für 90 als die von St. gemeinte entscheiden. — Über Imhof's
verfehlte Deutung von Tirynthia aula auf Herculaneum vgl. Anm. zu II 2. 109.
6) v. 62.
7) Etwa anzunehmen, dafs Martial zu drei aufeinanderfolgenden Jahres-
tagen, z. B. 89. 90. 91 die drei Gedichte gefertigt, ist unwahrscheinlich; Martial
behandelt ja öfter denselben Gegenstand mehrmals unter verschiedenen Gesichts-
punkten. •
8) v. 22. 9) v. 128 emerito . . . hello. . 10) v. 141/2.
8 Einleitung.
III 3 läfst erkennen, dafs beide Dakerkriege stattgefunden1), dafs
kürzlich der Sarmatenkrieg beendet war, nach dem Domitian den
Triumph ablehnte.2) Das Gedicht ist also nicht allzulange nach Jan. 93
verfafst. Dazu stimmt, dafs Mart. VII 40 (ediert Dec. 92) den Tod des
Claudius beklagt; er war also wohl Dec. 92 gestorben.3)
III 4 ist wohl gleichzeitig entstanden mit Mart. IX 16. 17 u. 36,
also vor der Edition dieses Buches a. 94. 4) Erwähnt wird v. 47 der
Bau der domus Domitiana, deren Vollendung Mart. VIII 36 u. 39 (ediert 93)
feiert.
III 5 ist kurz vor der Übersiedelung des Dichters nach Neapel
ziemlich gleichzeitig mit der Herausgabe des III. Buches verfafst.5) St.
erwähnt seinen Sieg im Albanischen, seine Niederlage im Capitolinischen
Agon, eine kürzlich erlittene schwere Erkrankung und Genesung von
derselben.
IV 1 ist gedichtet für den 1. Jan. 95, als Domitian sein 17. Kon-
sulat antrat.
IV 2 ist ein Dankgedicht verfertigt, nachdem St. vom Kaiser zum
erstemnale zur Tafel gezogen worden war und zwar in dem pracht-
vollen Speisesaal der neu erbauten domus Domitiana (vollendet vor 93
s. o. zu III 4).6) Es ist also entstanden zwischen 93 und Sommer 95.
IV 3 feiert die Vollendung der via Domitiana zwischen Sinuessa
1) v. 117. 2) v. 171.
3) So Kerckhoff p. 17, ihm stimmt bei Friedländer S. G. IIP p. 477.
4) Kerckhoff S. 18 meint, St.'s Gedicht sei früher als die Epigramme des
Martial entstanden, weil des St. Verse für die Dedikation selbst geschrieben
seien (praef.), Martial aber immer im Perfektuni von derselben rede (posiiit, misit).
Der Grund zieht für 16 und 17 nicht, da diese Epigramme ganz die Form der
Weihegedichte tragen, die gewöhnlich die Dedikation im Perfektum anticipieren.
Dagegen ist allerdings wohl 36 nach der Absendung der Haare verfafst.
5) v. 12 praef. III Ende, Nohl S. 18. Ein Grund mit für die Abfassung war
wohl die Absicht, Buch III der Verszahl nach den beiden ersten zu nähern. Vgl.
S. 12, Anm. 6.
6) Dafs St. v. 62 saepe coronatis iteres quinquennia lustris auch nach seiner
Niederlage im Capitolinischen Agon sagen konnte, ist nicht zu bezweifeln, vgl.
Nohl p. 18. Damit fallen Grosse's und Imhof's frühe Datierungen. — Genauer
als oben geschehen, läfst sich die Entstehungszeit des Gedichtes nicht bestimmen;
nicht einmal das kann man erschliefsen , dafs St. noch in Rom war, als er die
Einladung erhielt; diese konnte ihn ebensogut von Neapel herrufen; eine Einladung
zur kaiserlichen Tafel war wohl der Reise wert. Die Beschreibung des Speise-
saales spielt eine zu geringe Rolle in dem Gedichte, als dafs man annehmen
dürfte, St. sei etwa kurz nach Vollendung der domus Domitiana vom Kaiser ein-
geladen worden, damit er den Saal besinge. Einen solchen ehrenvollen Auftrag
würde auch St. in der praef. IV kaum unerwähnt gelassen haben, vgl. I praef.
über I 1.
I. Statius' Leben und Werke. 9
und Puteoli, die nach Dio 67. 13 in demselben Jahre erfolgte, in dem
Flavius Clemens getötet wurde1), also 95, und zwar vor dem Sommer
(zu IV 4).
IV 4 ist gleichzeitig mit der Herausgabe des Buches geschrieben2),
im Sommer3) 95. Die Thebais ist fertig und die Achilleis begonnen,
das bellum Germanicum in Aussicht genommen.4)
IV 5 geschrieben im Frühjahr, doch wohl 95. 5)
IV 6 giebt in seinen Worten keinen Anhalt für einen Schlufs auf
seine Entstehungszeit. Doch ist zu beachten, dafs Martial IX 43 und
44 (ediert Sommer 94) dieselbe Statuette preist. Beide Dichter werden
wohl das Kleinod des Freundes bald nach der Erwerbung besungen
haben. Es fällt also auch des St. Gedicht wohl noch ins Jahr 94.
IV 7 erwähnt den Beginn der Achilleis, die Vollendung der The-
bais6), ist also etwa gleichzeitig mit IV 4, d. h. Sommer 95 entstanden.
Auf dieselbe Zeit weist die Art der Anführung in der praefatio.
IV 8 erweist sich durch die Worte der praefatio ebenfalls als kurz
vor der Herausgabe des IV. Buches entstanden.
IV 9 ist an den Saturnalien selbst gedichtet und zwar an den
letzten, also 94. 7)
V I erwähnt die Vollendung des templum Flavium8), das Martial
zuerst IX 1. 3, 34 (ediert Mitte oder Ende 94), Statius zuerst IV 3. 18 f.
(geschrieben vor Sommer 95) nennt.
V 2 gedenkt einer bevorstehenden Recitation aus der Achilleis9),
wird also derselben oder einer wenig späteren Zeit angehören wie IV 4
und IV 7, d. h. Sommer oder Ende 95.
V 3 läfst sich nicht mit Sicherheit datieren; erwähnt werden des
Dichters Sieg im Neapolitaner Agon bei Lebzeiten des Vaters, der
spätere im Albanischen, die repulsa Capitolina. 10)
1) Die Ausdrücke bei Dio. 67. 13 vnatsvovra . . . Hccreccpcc&v und Suet. 15
tantum non in ipso eins consulatu interemit lassen sich dahin vereinigen, dafs
Clemens getötet wurde, als schon consules sufFecti eingetreten waren, also frühestens
14. Jan. 95.
2) Praef. IV. 3) v. 12 ff. 4) v. 94 ff. 5) S. u. S. 10, Anm. 1.
6) v. 21 ff. 7) Praef. IV quos satumalibus una risimus.
8) v. 240 f. 9) v. 160 ff.
10) v. 219 — 233. Wollten wir des Dichters Worte genau nehmen, so müfsten
wir diese beiden letzten Ereignisse in die ersten drei Monate nach dem Tode des
Vaters setzen, denn diese Zeit fingiert St. v. 29 als Zeit der Abfassung. Natür-
lich ist das ganz unwahrscheinlich. Imhof und Friedländer haben deshalb an-
genommen, die Verse 225—233 seien bei der Herausgabe hinzugefügt; nun ist
aber eine Publikation der Gedichte des V. Buches durch den Dichter selbst un-
wahrscheinlich (S. 3, Anm. 7). Darum fasse ich lieber die Zeitangabe v. 29 als
10 Einleitung.
V 4 entstand während einer Krankheit des Dichters.
V 5 ist etwa gleichzeitig mit IV 4 und IV 7, weil die fertige
Thebais und die angefangene Achilleis erwähnt werden (v. 36).
Publikation Über die Zeit der Herausgabe der Bücher steht ein Datum
der Bücher. # °
unverrückbar fest, die Publikation des IV Buches im Sommer 95 n. Chr.1)
Unzweifelhaft fällt also die Edition der drei ersten Bücher vor dieses
Datum, zumal da der Dichter sich in der praef. IV gegen Angriffe auf
die früheren Bücher verteidigt. Nun ist ferner Buch I nach dem Tode
des Rutilius Grallicus (Ende 91 oder Anfang 92 2) ediert3), also erhalten
wir für die Ansetzung der Herausgabe von Buch I — III einen Spielraum
von 92—94.
Genaueres über die Herausgabe dieser drei Bücher läfst sich bei
dem Stande unserer Überlieferung nur vermutungsweise bestimmen.
Dazu dient uns das zeitliche Verhältnis der Herausgabe der Thebais
zur Abfassung einzelner silvae.
Zunächst halte ich an der älteren Ansicht fest, dafs Statius mit
den Worten der praef. I adhuc pro Thebaide mea qiiamvis me reliqiierü
timeo auf die vollendete Edition der Thebais anspielt.4) Nun ver-
eine wohl nach rhetorischen Vorschriften gemachte Fiktion des Dichters auf, da
sich eine solche Zeitbestimmung für ein Epicedion gehörte (vgl. V 1. 17 altera cum
volucris Phoebi rota torqueat annum V 5. 24 ter dena luce peracta) und nehme, da
der Gedankenzusammenhang v. 230 ff. ganz ohne Bedenken ist (beachte nament-
lich, dafs die Stelle über die repulsa Capitolina mitten im Verse endigt) an, dafs das
Gedicht wirklich nach der vergeblichen Bewerbung um den Capitolinischen Eichen-
kranz (s. u. S. 19 Anm. 11), also jedenfalls nach der Einrichtung dieser Spiele im
Jahre 86 verfafst ist. Unzweifelhaft ist es lange gefeilt worden, denn es ist viel-
leicht das kunstvollste der ganzen Sammlung. — Die Stelle III 3. 39 neque enim
mihi flere parentem ignotum beweist nur, dafs des Dichters Vater schon gestorben
war, nicht dafs St. ein Gedicht auf seinen Tod gemacht.
1) Dies Datum wird durch folgende Angaben des Dichters festgelegt: St.
schreibt an Marcellus, dem er das IV. Buch durch die prosaische Vorrede widmet,
gleichzeitig mit der Übersendung des IV. Buches eine poetische Epistel IV 4 von
Neapel aus, die dieser wegen der Vollendung der via Domitiana (a. 95 s. o. S. 9)
früher als gewöhnlich erhält. In dem Briefe klagt der Dichter darüber, dafs er
nicht genau wisse, wo der Freund die heifse Sommerzeit verbringt; er richtet die
Sendung daher an die Wohnung des Freundes in Rom (IV 4, 1 — 9). Also fallen
Brief und Sendung d. h. Edition von Buch IV in den Sommer 95. Dazu stimmt,
dafs von den der poetischen Epistel an Marcellus im Buche vorgeordneten, den
Kaiser feiernden Gedichten IV 1 auf den 1. Jan. 95, IV 3 auf die Vollendung der
via Domitiana gehen.
2) Im Jahre 92 wird für ihn ein neuer sodalis Augustalis Claudiaiis kooptiert
CIL VI. 1 1984 p. 144. Dessau eph. ep. III p. 74 ff.
3) Defuncti testis praef. I.
4) Ich gebe Kerckhoff, der zum erstenmale diese Interpretation bezweifelt
hat, zu, dafs bei der lückenhaften Überlieferung des Vordersatzes eine sichere
I. Statius' Leben und Werke. 11
gleicht aber der Dichter, wie es wohl auch Lucan in der Vorrede zu
seinen silvae gethan *), das Verhältnis seiner kleinen Gedichte zu dem Epos
mit dem Verhältnis des Vergilischen Culex zu den gröfseren epischen
Werken dieses seines angebeteten Vorbildes. Er fafst die silvae, so wie er
auch über das Verhältnis der kleineren Werke grofser Bildhauer zu ihren
Meisterwerken denkt2), als praelusiones zur Thebais.3) Daraus folgt aber
andererseits nur; dafs die kleinen Gedichte zum Teil vor den gröfseren
verfafst, nicht dafs sie auch vor ihnen herausgegeben worden sind.
Ich glaube vielmehr, dafs eben der Gedanke, nachdem seine Thebais
mit Glück den Bahnen der Aeneis gefolgt4), es nun auch in allen
Stücken dem gefeiertsten Dichter gleichzuthun, für Statius der Haupt-
antrieb gewesen ist, nach der Vollendung der Thebais nunmehr auch
seine früher verfafsten Gelegenheitsgedichte zu publizieren, was denn
zunächst mit Buch I — III geschah. Nun war die Thebais nach praef. IV
mit einem (nicht erhaltenen) Briefe an Maximus Vibius herausgegeben
worden und St. erwähnt sie verschiedentlich in den Gedichten des IV.
und V. Buches als vollendet5), während sich in den silvae der ersten
drei Bücher Stellen finden, welche zeigen, dafs. der Dichter das Epos
noch nicht abgeschlossen hatte.6) Mir ist es daher wahrscheinlich,
Auffassung des Gedankenzusanmienhanges der Stelle unmöglich ist, mufs aber
betonen, dafs der Nachsatz in der überlieferten Form einen angemessenen, klaren
Gedanken ergiebt. Vgl. die Anm. z. d. St. Darum dürfen wir ihn zur Schlufs-
folgerung benutzen.
1) Suetons vita Lucani p. 332 Hosius . . . ut praefatione quadam aetatem et
initia sna cum Vergütet comparans aiisus sit dicere: et quantum mihi restat ad Cu-
licem. Ich vermute, dafs diese Worte nicht als Hexametertrümmer zu fassen sind,
sondern in der prosaischen Vorrede zum ersten Buch der silvae gestanden haben.
2) Anm. zu I 3. 50.
3) Praef. I nee quisquam est illustrium poetarum qui non aliquid operibus suis
stilo remissiore praeluserit.
4) Die Steigerung des dichterischen Selbstgefühles bei Statius bekundet die
Vergleichung einiger Stellen sehr deutlich: Theb. XII 810 ff. durabisne proeul do-
minoque legere super stes, o . . . Thebai? idem certe praesens tibi Fama benignum
stravit iter coepitque novain monstrare futuris. Iam te magnanimus dignatur no-
scere Caesar, Itala iam studio discit memoratque iuventus. Vive precor, nee tu
divinam Aeneida tempta sed longe sequere et vestigia semper adora. S. praef.I
adhuc pro Thebaide mea . . . timeo. IV 7. 25 nostra Thebais . . . tentat audaci
Mantuanae gaudia famae. (a. 95) Ach. I 12 seit Dircaeus ager meque inter
prisca parentum nomina cumque suo numerant Amphione Thebae. Vgl. S. 13 oben.
S. III 3. 62 haec tibi parva quidem genitali luce paramus dona sed ingenti forsan
victura sub aevo. V 1. 12 nos tibi . . . longa nee obscurum finem latura perenni
temptamus dare iusta lyra.
5) IV 4. 88. IV 7. 7, 26. V 5. 36. 6) I 5. 8 III 2. 40, 142.
12 Einleitung.
dafs nach der Vollendung des Thebais, deren Edition wir vorläufig
nicht genauer als einige Zeit vor 95 fixieren können1), Statius fast
gleichzeitig die ersten drei Bücher2) der silvae edierte, die das um-
fafsten, was er von den in einer Reihe von Jahren gelegentlich ge-
fertigten kleineren Gedichten für geeignet hielt, seinen Ruf als be-
deutender Epiker durch den eines gewandten Gelegenheitsdichters zu
erweitern.
Ich nehme also an; dafs St. zur Zeit, als er den Plan fafste, silvae
zu edieren, alle Gedichte der ersten drei Bücher fertig liegen hatte.3)
In dieser Annahme bestärkt mich der Umstand, dafs in der Anordnung
der Gedichte der drei ersten Bücher ein bestimmter Plan erkennbar
ist. Zunächst hat St. die den Kaiser betreffenden Gedichte in das
erste Buch gesetzt: I 1 und I 6; Buch II und III enthalten deren keine.4)
Ferner haben die beiden einzigen in Hendekasyllaben verfafsten Silvae
ihre Stelle am Ende der ersten beiden Bücher erhalten, endlich sind
wohl die Baum, Sittich, Löwe behandelnden Gedichte nicht ohne
Absicht als II 3. 4. 5 zusammengestellt. Dazu sind die drei Bücher
ihrem Umfange nach etwa gleich.5) Der durchschlagendste Grund steht
aber noch aus: in den Vorreden zu den ersten drei Büchern variiert
St. immer dasselbe Thema, die Bitte um Nachsicht mit diesen schnellen
Erzeugnissen seiner Muse, in der praefatio zum IV. Buche steht davon
1) Wenn Nohl p. 24 und mit ihm Helm p. 157 aus den Worten Th. I. 19
bis adactum legibus Histrum, während Mart. IX 101. 17 (ediert 94) sagt cornua
Sarmatici ter perfida contudit Histri, sudantem Getica ter nive lavit cquum,
schliefsen wollen, die Thebais sei vor dem Sarmatenkriege 92 ediert worden, so
ist dieser Schlufs nicht zwingend, weil Statius nur von seinen dichterischen Plänen,
nicht absolut von den Thaten des Kaisers redet. Von dem Plane des Dichters, den
Sarmatenkrieg zu feiern, wissen wir nichts; wohl hat er den Germanen- und Daker-
krieg im Agon Albanus besungen (IV 2. 66), und das bellum Iovis (v. 21) war ein
Plan, den schon Statius' Vater gefafst und den wohl der Sohn auszuführen vor-
hatte. — Die Thebais mag aber in der That schon vor dem Sarmatenkrieg ediert
sein; vgl. S. 13.
2) Man denke daran, dafs auch Horaz die ersten drei Bücher Oden zusammen
herausgab.
3) Mit Ausnahme von III 5, das wohl erst für die Edition von Buch III ge-
schrieben ist, s. o. S. 8, Anm. 5.
4) Der Dichter fafst für den Augenblick selbst Buch I — III als ein Ganzes
zusammen, wenn er schreibt (praef. IV) reor equidem aliter quam invocato numine
maximi imperatoris nulluni opusculum meum coepisse. Das stimmt für Thebais,
Silv. Buch I— III, Buch IV, Achilleis, aber nicht für Buch II und III allein.
5) Buch I und II enthalten je 792 Verse (resp. 793, da in I 3 und II 2 je
einer fehlt), Buch III 763, dagegen Buch IV 724 trotz der gröfseren Gedichtzahl,
Buch V abgesehen von den verlorenen 841 Verse.
I. Statius' Leben und Werke. 13
nichts mehr; im Gegenteil er weist mit einem gewissen Selbstvertrauen
die wirklich erfolgten Angriffe seiner Nörgler zurück.1)
Ist diese meine Annahme der gleichzeitigen Redaktion von Buch I
bis III richtig , so können wir auch die Zeit der Redaktion noch um
ein Jahr genauer bestimmen als oben geschehen. Das letzte nach-
weisbare Datum in den Gedichten der drei ersten Bücher ist die Ab-
lehnung des Triumphes über die Sarmaten (III 3. 169 ff.) Jan. 93; nach
diese und eine nicht zu kurze Zeit vor Sommer 95, (Edition von Buch IV)
wahrscheinlich auch vor 1. Jan. 95 (IV 1), fällt die etwa2) gleichzeitige
Edition von Buch I — III, etwa 93 — 94, einige Zeit vorher die Ausgabe
der vollständigen Thebais; also etwa 92 — 93.
Hier sei gleich angereiht , was wir über die Entstehungszeit der
anderen Werke des Dichters wissen. Die Achill eis hat St., wie schon Achnieis.
erwähnt, begonnen, nachdem er die Thebais abgeschlossen. Die Ge-
dichte des IV. und V. Buches gedenken mehrfach der Vorbereitungen .
und Anfänge dieses zweiten Epos.3) An der Vollendung hat wie an
der Fortsetzung der Silvendichtung wohl der Tod den Dichter ge-
hindert. — Den Plan, die Kriegsthaten Domitians episch4) zu be- D^eu«
singen, erwähnt St. als einstweilen zurückgeschoben zuerst Theb. I 17 ff.
und 32 ff; in den Versen Silv. IV 4. 95 ff. scheint er wieder unschlüssig,
ob er das Werk nicht doch jetzt beginnen solle, Ach. I 18 f.5) scheint
1) Über die gleiche Steigerung seines Selbstvertrauens in Bezug auf die The-
bais vgl. o. S. 11, Anm. 4.
2) Gleichzeitige Redaktion, aber Publikation in kurzen, wenn auch sehr
kurzen Zwischenräumen anzunehmen, bestimmt mich der Hinweis praef. III ha-
buerat quidem et secundus te testem, sed hie habet mictorem, wonach Buch II schon
fertig zusammengestellt, wahrscheinlich doch auch wohl ausgegangen ist. — Ein
Umstand scheint gegen meine Annahme zu sprechen, der, dafs die beiden für
Pollius Felix bestimmten Gedichte II 2 und III 1 nicht beide zusammen in das
diesem gewidmete III. Buch gesetzt worden sind, was einigermafsen natürlich
wäre, wenn beide bei der Redaktion der drei Bücher fertig gewesen wären. Aber
dieser Umstand fällt gegenüber den vorher angeführten Gründen nicht ins Ge-
wicht, da er andere Erklärungen zuläfst. St. konnte z. B. nach der Publikation
von B. II bis zum letzten Augenblicke noch schwanken, ob er Pollius Felix oder
einem andern, z. B. dem Maecius Celer das III. Buch widmen solle; er kann
auch II 2 in das II. Buch gesetzt haben, weil es ein Jahr vor III 1 verfafst worden
ist und er nicht gerne die beiden zeitlich verschiedenen Gedichte nebeneinander
stellen wollte, weil er sonst mit dem älteren, weniger aktuellen das neue Buch
hätte eröffnen müssen.
3) IV 4 93 f. IV 7. 23 f. V 2. 162f. V 5. 36.
4) Auf diese Form weist die Parallelsetzung dieses Werkes mit Thebais und
Achill eis.
ö) te longo needum fidente paratu molimur magnnsqiie tibi praeludit AchiV.es.
14 Einleitung.
auf Vorbereitungen zu diesem Stoffe zu weisen. Nun citiert bekannt-
lieh der Scholiast zu Iuvenal vier Verse aus einem Gedichte des Statius
de hello Germanico1); aber dadurch wird keineswegs bewiesen, dafs ein
Gedicht mit diesem Titel von dem Dichter vollendet und herausgegeben
war. Zwar wird wohl nach Bücheler's Erklärung dieser Verse nie-
mand mehr mit Nohl2) an ihrer Echtheit zweifeln, aber ihre Existenz
erklärt sich leicht so, dafs St. wirklich noch das grofse Epos über
Domitians Kriege begonnen, doch ebensowenig wie die Aehilleis voll-
endet hat. Nach seinem Tode wird das Vorhandene wie Achilleis und
Silv. Buch V von den Freunden herausgegeben worden sein, und da
der Anfang (vielleicht nach dem bellum Iovis a. 69) naturgemäfs den
Chattenkrieg des Jahres 83 behandelte, den Titel de hello Germanico
bekommen haben.3)
kilin!reec?e- ^on anderen Werken des Statius wissen wir nur wenig. Der
dichte. Dichter erwähnt selbst praef. IV eine epistuld, quam ad illum (Maximum
Vibium) de editione Thebaidos meac publicavi. Wahrscheinlich war diese
epistula doch wohl ein poetischer Dank für die treue Unterstützung,
die Vibius dem Dichter bei der Abfassung des Epos hatte angedeihen
lassen.4) — Ob das dignius opusculum, geplant für Plotius Grypus
1) Zu luv. IV 94 Acutus Glabrionis filius consul sub Domitiano fuit Papinii
Statu carmine de hello Germanico quoä Domitianus egit probatus:
lumina Nestorei mitis prudentia Crispi
et Fabius Veiento; potentem signat utrumque
purpura, ter memores implerunt nomine fastos
et prope Caesareae confinis Acutus aulae.
Zur Interpretation dieser Verse vgl. Bücheler, Kh. M. XXXIX S. 283 ff., Asbach,
Rheinl. Jahrb. LXXIX. 135. Die ganze vierte Satire Iuvenals ist wohl eine Ver-
höhnung der bei Statius geschilderten Staatsratsitzung auf dem Albanum vor
dem Chattenkriege, die natürlich im Anfange des Gedichtes stand. Birt's iucun-
dissima observatio (Mon. Germ. hist. scrippt. antiquiss. X p. CCII Anm.), dafs Clau-
dian III. cons. Hon. 2 und IV. cons. 155 den dritten Vers unseres Fragmentes nach-
geahmt habe, leuchtet mir nicht im mindesten ein; die erste Stelle hat nur das
durch die Sache sich ergebende Zahlwort mit Statius gemein, die zweite geht auf
die auch von Bert angeführte Lucan- Stelle II 645 zurück. Damit erledigt sich
auch Bikt's Annahme, Claudian habe mit dem bellum Gildonicum Statius in Titel
und Anlage nachgeahmt. Vgl. Lucan ed. Hosius p. XXV.
2) p. 44.
3) Das Gedicht, womit St. den Preis im agon Albanus errang (IV 2. G7
cum modo Germanas acies modo Daca sonantem proelia Palladio tua me manus
induit auro) ging wohl auf die Ereignisse des Jahres 89 (s. u. S. 46ff.), und ist, ab-
gesehen von dieser Verschiedenheit des Stoffes schon deshalb nicht mit dem Epos
zu identifizieren, weil St. von diesem später noch als von einem nur geplanten,
höchstens vorbereiteten Werke spricht.
4) IV 7. 25 ff.
T. StatmV Leben und Werke. 15
(praef. IV), vollendet worden ist, wissen wir nicht; es sollte wohl eine
silva in Hexametern werden.1)
Auf den damals schon zweifelhaften Ruhm des Dramatikers hat Agaue.
Statius wie es scheint früh verzichtet. Wir wissen von einem solchen
Versuch, der Agaue, überhaupt nur durch den gelegentlichen Ausfall
Iuvenals.2) Zeitlich bestimmt sich dieser Pantomimus dadurch, dafs er
nach dem Beginne der Thebais, etwa 80—81, und vor dem Tode des
Paris 83 verfafst sein mufs.3)
Aus den silvae erfahren wir nun über des Dichters Leben folgendes, statius'
Er stammte aus einem vornehmen Geschlechte, dessen äufsere Verhält-
nisse freilich nicht ganz gesichert waren.4) Der Vater5), den der Sohn Vater,
zeitlebens hochverehrt hat6), war geboren zu Velia in Lucanien, zog
aber früh nach Neapel7) und zeichnete sich hier bald in den dichte-
rischen Wettkämpfen der Augustalien vielfach aus. Der so erworbene
Ruhm ermutigte ihn, sich auch an den Agonen Griechenlands zu be-
teiligen, und er gewann wirklich Siegespreise in den Pythischen, Ne-
1) Mit Imhof und Nohl aus der Lesart der älteren landläufigen Ausgaben
bei Sidon. Apollinar. carm. XXII 6 cumas Flavi Sabini auf eine verloren gegangene
silva Cumae Flavii Sabini zu schliefsen, haben wir kein Recht. Die Handschriften
haben cumas flavii Farini. Die Verderbnis der ungewöhnlichen Worte liegt zu
nahe; wenn Nohl meint, Sidonius spreche nur von descriptiones , so ist entgegen-
zuhalten, dafs Sidonius diesen Ausdruck auf alle silvae bezieht. Zudem ist Fla-
vius Sabinus G9 gestorben, und wir wissen nichts von einer ihm gehörigen Villa
in Cumae.
2) VII 82 curritur ad vocem iucundam et Carmen amicae
Thebaidos, laetam cum fecit Statius urbem
promisitque diem; tanta dulcedine captos
85 afficit ille animos, tantaque libidine volgi
auditur; sed cum fregit subsellia versu,
esurit, intactam Paridi nisi vendit Agauen.
3) Dieser Schlufs bleibt indes unsicher, da Paris von Iuvenal als Pseudonym
oder Gattungsname gesetzt sein kann.
4) Sichere Thatsachen sind aus der verderbten Stelle V 3. 116 ff. non tibi
deformes obseuri sanguinis ortus nee sine luce genus — quamquam fortuna parentum
artior — extensis (so die codd. ; extentis R) etenim te divite ritu ponere purpureos
Infantia legit amictus stirpis honore datos et nobile pectoris aurum nicht zu ent-
nehmen. Doch scheint es, worauf mich Elter aufmerksam macht, als ob der
Vater zur Zeit der Anlegung der toga virilis — auf diesen Akt spielen die Verse
unzweifelhaft an — in günstigen Vermögens Verhältnissen gewesen wäre. Etwa
durch Adoption? (vielleicht ex censis?). Oder sind die Grof seitern des Statius
erst nach der Mannbarkeitserklärung des Sohnes verarmt?
5) Er mag P. Papinius geheifsen haben Curcio p. 3.
G) Der Sohn feiert sein Andenken in S. V 3; daraus die folgende Lebens-
beschreibung.
7) Wegen Verarmung der Familie?
16 Einleitung.
meischen und Isthmischen Spielen, ja er siegte, so oft er auftrat. Diese
Erfolge waren die Ursache, dafs man ihm junge Leute zur Ausbildung
übergab; nach des Solines Schilderung mufs er in Neapel1) eine aus
ganz Italien viel besuchte Schule gehabt haben. Er las mit seinen
Schülern Ilias und Odyssee, Hesiod, Theognis (?), Pindar, Ibykus, Alk-
man, Stesichorus, Sappho, erklärte ihnen die Gedichte des Kallimachos,
Lycophron, Sophron, der Korinna. Für seine Unterrichtszwecke ver-
fertigte er eine lateinische prosaische, genau dem Urtexte sich an-
schliefsende Übersetzung Homers. Neben der Schulthätigkeit setzte
der vielbeschäftigte Mann die eigene dichterische Thätigkeit fort; er
besang den Bürgerkrieg des Jahres 69 in einem schnell nach dem Er-
eignis verfertigten Gedichte und fand damit bei den Vornehmen und
dem Kaiser Beifall.2) Zehn Jahre später fafste er noch den Plan, das
grofse Unglück seiner nunmehrigen Heimat, den Ausbruch des Vesuvs
zu besingen; die Ausführung der Absicht hat wohl der Tod gehindert.3)
Der Dichter starb im Alter von 65 Jahren, wird also um 15 n. Chr.
geboren sein. — Er war nur einmal vermählt; seine Gattin4) überlebte
ihn. Der Sohn begrub ihn auf seinem Landgute bei Alba.
Sohn. Der glücklichen Ehe entstammte, wie es scheint als einziges Kind,
P. Papinius Statius.5) Er mag um 40 n. Chr. geboren sein.6) Der
1) Dafs er seine Schule später nach Rom verlegt habe, ist ein falscher Schlufs
Curcio's (p. 8. 10) aus v. 176. Die jungen Römer kamen zu ihm nach Neapel (vgl. v. 162
patria — relicta). — Eine Widerlegung der übrigen Fabeleien von Curcio, wie z. B.
dafs Kaiser Domitian bei Statius' Vater in die Schule gegangen, ist überflüssig.
2) Dasselbe Thema behandelte später auch Domitian in einem Gedichte,
Friedländer zu Mart. Y 5. 7.
3) Da St. bei dem bellum Iovis die Schnelligkeit der Abfassung preist, so
wird wohl auch der Plan, den Vesuvausbruch zu besingen, bald nach dem Natur-
ereignis gefafst worden sein. Die ganze Fassung der Worte im Epikedion weist
darauf hin, dafs der Tod die Absicht vereitelt hat; die tödliche Krankheit war
kurze, schmerzlose Lethargie V 3. 257 ff. Doch wird der Vater noch bis ins Jahr 80/81
gelebt haben, da noch unter seinen Augen der Sohn die Thebais begonnen oder
doch vorbereitet hat (V 3. 233 ff.), diese aber nach 12jähriger Arbeit (Th. XII 811)
a. 92/93 vollendet worden ist s. o. S. 13.
4) Ihren Namen kennen wir nicht. Der zuerst bei Maturantius im Com-
mentar zur Achilleis genannte: Agilina, darnach bei Lilius Gyraldus (de latin.
poetis dial. IV) Agellina, könnte aus dem von Fabricius (bibl. lat. II 16) erwähnten,
nach Barth in einem MS. nach Theb. V sich findenden Beinamen des Dichters
selbst, Aquilinus, abgeleitet sein.
5) Der in vielen jüngeren Handschriften sich findende Beiname Surculus oder
Sursulus ist entstanden durch Verwechslung des Neapolitanischen Dichters mit
dem Tolosaner Rhetor Statius Ursulus (Euseb. ad a. 2073).
6) Auf diesen Ansatz weist einmal die Lebenszeit des Vaters (s. o.), sodann
der Umstand, dafs St. um 95 vielfach von seinem Senium spricht (S. III 5. 14. 23
I. Statius' Leben und Werke. 17
Vater lebte damals schon in Neapel; der Dichter bezeichnet diese Stadt
immer als seine Heimat.1) Erziehung und Ausbildung verdankt er
seinem Vater allein, wenigstens erfahren wir keinen Namen eines
Rhetors oder Grammatikers , den er sonst gehört. Es ist wohl auch
des Vaters Vorbild und Einflufs zuzuschreiben, dafs der Sohn, wie es
scheint, nie nach einem Amte, nach einer politischen Stellung gestrebt
hat; doch mag andererseits Stolz auf eine rühmlichere Laufbahn der Vor-
fahren dem Dichter, dem durch seine Armut der Zugang zu höheren
Stellen verschlossen war, den Gedanken an eine subalterne Carriere
verleidet haben. So widmete er sich schon früh der Dichtkunst, und
der Vater hatte die Freude, seinen Sohn und Schüler bei öffentlichen
Deklamationen Beifall finden zu hören. 2) Wie der Vater öfters gethan,
so bewarb sich auch der Sohn um den Preis in den Neapolitanischen
Augustalien.3) Wahrscheinlich bald nach dem Tode des Vaters siedelte Neapo?. Au"
Statius nach Rom über, wo er bis zum Jahre 94 seinen Wohnsitz ge- gus a ien'
habt zu haben scheint.4) Hier deklamierte er Stücke aus seiner The-
bais5) und sehrieb, weil er nicht gerade in glänzenden Verhältnissen
lebte, zum Broterwerb Pantomimen für Paris6); hier fand er ferner
seine Gattin Claudia7), die ihrem Gemahle eine treue Lebensgefährtin
IV 4. 69 V 2. 158). Das Urnen primum, fatorum V 3. 73 ist durch ceu als bildlich
bezeichnet und geht überdies auf den Vater, nicht auf den Sohn.
1) I 2. 260 II 2. 6, 136 III praef. Ende. III 5. 13, 78, 108 IV praef. IV 8. 45
V 3. 134, 206, 225.
2) V 3. 215 ff. — Es ist kein Grund anzunehmen, dafs diese Deklamationen
in Rom, nicht in Neapel stattfanden. Die Latii patres V 3. 215 sind im weiteren
Sinne = Itali zu nehmen, ebenso wie V 2. 161 Eomulei patres. Zu den Rekla-
mationen mochten manche der in der Umgebung ansässigen Vornehmen in die
Stadt kommen, manchmal auch die Väter der vom alten Dichter erzogenen
Söhne. — Doch könnte die ganze Stelle auch auf die agones Augustales gehen,
s. u. Anm. 3.
3) V 3. 225. Der Ausdruck läfst nicht erkennen, ob Statius einmal oder
mehrmals sich beworben oder den Sieg davongetragen. Das Beispiel des Vaters
macht das letztere wahrscheinlich, und die Stelle v. 215 ff., kann man auch auf
die agones beziehen , dann würde das quotiens mehrmaligen Sieg beweisen. —
Eine Zeitbestimmung dieser Bewerbung bez. Bewerbungen läfst sich nur insoweit
geben, als eine oder mehrere noch bei Lebzeiten des Vaters (f wohl 80/81),
also spätestens a. 78 erfolgt sein müssen; dafs St. auch nach dieser Zeit noch
in den agones seiner Vaterstadt aufgetreten, können wir weHer beweisen noch
leugnen. Über einen angeblichen Augustaliensieg des St. im Jahre 90 vgl. S. 6,
Anm. 7.
4) Vgl. III praef. Ende. 5) luv. VII 82 ff. 6) Doch siehe o. S. 15, Anm. 3.
7) Wohl kurz nach Beginn der Thebais c. 81/82 III 5. 36. Diesem Zejt-
ansatze widerspricht nicht III 5. 24; florentibus annis konnte wohl der fünfund-
VoiiiiMER, Statius' silvae. 2
18 Einleitung.
wurde. Allmählich scheinen sich auch seine äufseren Unistände ge-
bessert zu haben; wenigstens besitzt er ein Landgut bei Alba, dem
Lieblingsaufenthalte des Kaisers , wo ihm Domitian die Wasserleitung
bauen liefs.1) Dafs Statius jemals, wie Martial zu den Annaei; in eine
wirkliche Klientel eingetreten, ist kaum anzunehmen; daran hinderte
ihn wohl der Gedanke an die eigene vornehme Abstammung.2) That-
sächlich aber wird die Art seines Verkehrs mit den vornehmen Freunden
und seines Broterwerbes der des spanischen Dichters gleich gewesen sein.
Um die Zeit der Herausgabe des III. Buches der silvae3) 93/94
siedelte der Dichter wieder in seine Vaterstadt Neapel über. Der
Grund4) hierfür war sein körperlicher Zustand, der ihm das Leben im
lauten Getriebe und lebhaften Verkehre der Hauptstadt lästig machte.
Eine schwere Krankheit hatte ihn an den Rand des Grabes geführt5)
und liefs in ihm den Wunsch entstehen patria Senium componere terra. G)
Von Neapel aus7) liefs er dann noch das IV. Buch der Gelegenheits-
gedichte erscheinen, brachte den Sommer auf seinem Albanergute zu8),
ist aber wohl nicht wieder zu völliger Gesundung gelangt. 9) Nichts weist
darauf hin, dafs er Domitian (ermordet 18. Sept. 96) überlebt habe.10)
verkehrmif ^es Statius dichterische Thätigkeit hat ihm schon bei Lebzeiten
enoasön Anerkennung von verschiedenen Seiten eingetragen. Man hörte seinen
Deklamationen aus der Thebais gerne zu; das Gedicht wie der schöne
fünfzig Jahre alte kranke Mann von seinen vierziger Jahren sagen. Die Tochter aus
erster Ehe konnte um 95 ein mannbares Mädchen sein. Claudia wird wohl eine
Römerin gewesen sein, wenigstens sicher keine Neapolitanerin, sonst würde der
Gatte ihr diese Stadt in III 5 nicht so ausführlich gepriesen haben; s. Imhof p. IG.
Sie war Witwe eines Sängers III 5. 52 und hatte aus dieser ersten Ehe eine Tochter
v. 54% Statius' eigene Ehe war kinderlos V 5. 79, der Dichter adoptierte darum
einen Knaben V 5. 10, 69, 73, 79.
1) III 1. 62 V 3. 37.
2) Nie gebraucht der Dichter den Ausdruck patronus ; er selbst und seine
Gattin (ihr Verhältnis zu Priscilla V praef.) scheint vielmehr mit den Freunden
auf dem Fufse gesellschaftlicher Gleichberechtigung zu verkehren. Der Ausdruck
regis mei III 2. 92 ist wohl durch den Zusammenhang hervorgerufen und be-
zeichnet kein wirkliches Klientelverhältnis zu Maecius.
3) praef. III und III 5.
4) Über den vermuteten Zusammenhang des Wegzugs von Rom mit der re-
pulsa Capitolina s. u. S. 19, Anm. 11.
5) III 5. 37 f. 6) III 5. 13. 7) IV praef., IV 4, 1—11. 8) IV 5. 1 f.
9) V 4 klag#über hartnäckige Schlaflosigkeit.
10) Imhof ecl. ad ux. p. 17 glaubt beweisen zu können, dafs der Dichter den
Kaiser überlebt hat; ich finde keine stichhaltigen Gründe dafür. Die Ausdrücke
III 5. 32 saevum ingratumque Iovem und V 3. 232 parentis invida Tarpei mit den
Invektiven Martials und Plinius' gegen den toten Kaiser auf eine Linie zu stellen,
geht nicht an, vgl. die Anm. z. d. St.
I. Statius' Leben und Werke. 19
Vortrag des stimmbegabten Dichters lockten die Zuhörer in hellen
Haufen an.1) Die Vornehmen in Rom nahmen lebhaften Anteil an
der Ausarbeitung des Werkes; Maecius Celer2), Vibius Maximus3),
Crispinus4), wohl auch Atedius Melior5) und Pollius Felix6) er-
mutigten ihn durch ihre Teilnahme und ihren Beirat. Auch der Kaiser
war dem Dichter wohl gewogen; er nahm nicht nur die ihm über-
reichten Gelegenheitsgedichte in Gnaden an7), sondern forderte mitunter
den allezeit versbereiten Mann selbst zur Verherrlichung irgend eines
Tagesereignisses auf.8) Von klingender Belohnung berichtet Statius
nichts, sie wird aber sicher nicht gefehlt haben9); wir hören nur von
der Gewährung einer Wasseranlage auf dem Albanum des Dichters.
Ganz unerschütterlich aber war die Gunst des Kaisers gegen Statius
nicht; während der im allgemeinen der Dichtkunst zugethane Fürst
dem Neapolitaner einmal den Preis in dem jährlich am 19. März auf
seiner Albaner Villa zu Ehren der Minerva veranstalteten Agon zu-
kommen liefs 10)7 hinderte er andererseits nicht, dafs dieser im feierlichen
agon Capitolinus unterlag11), obschon gewifs die Entscheidung über den
Sieg durchaus in der Hand des ja selber dilettierenden Kaisers lag.12)
I) luv. VII 84 ff. s. S. 15. 2) III 2. 142 f. 3) IV praef., IV 7. 25 ff.
4) V 2. 162 f. 5) II praef. 6) UI praef. 7) IV praef.
8) I praef.
9) Moderne Vorstellungen von Schriftstellerkonorar treffen natürlich für diese
Zeit nicht zu, vgl. Dziatzko, Rhein. Mus. XLIX S. 566 f. ; die Geschenke der Adres-
saten bildeten den Ertrag der Gedichte.
10) V 3. 227 ff. III 5. 28 f. IV 2. 65 ff. IV 5. 22 ff. Ich entscheide mich wie
Kerckhoff III 5. 28 für Politian's Konjektur tu statt ter (s. Anm. z. d. St.). Die
Zeit dieses Sieges können wir nur ungefähr bestimmen; St. besang, als er siegte,
Domitians Germanen- und Dakerkrieg, also doch wohl die Ereignisse des Jahres 89
(Antonius, 2. Dakerkrieg); er spricht IV 2. 64 a. 95 von dem Siege als einem lange
vorher erfochtenen. Es entspräche also wohl der Schnelligkeit seiner Art zu
dichten, wenn er a. 90 am 19. März, also vier Monate nach dem Doppeltriumphe
den zeitgemäfsen Stoff erfolgreich bearbeitet hätte.
II) III 5. 31 V 3. 231 ff. Die Ordnung an beiden Stellen beweist, dafs die
repulsa Capitolina nach der victoria Albana erfolgte. Wir haben uns also zu ent-
scheiden zwischen den Jahren 90 und 94. Mir ist es wahrscheinlich, dafs die
Bewerbung im Jahre 90 erfolgte, indem St. sie gleich nach dem Albanischen Er-
folge wagte. Anzunehmen, die repulsa sei im Jahre 94 erfolgt und St. habe ihret-
wegen wie Florus Rom verlassen, haben wir gar keinen Grund. Schwerlich würde
St., nachdem er 94 so demonstrativ sein Gekränktsein bezeugt, im folgenden Jahre
drei Gedichte zur Verherrlichung des Kaisers verfafst haben. Zudem scheint mir
seine Krankheit den Wegzug genügend zu begründen. Vgl.VALMAGGi, p.431, Anm. 4.
12; Vgl. Florus, Vergilius orator an poeta p. 106. 13 Halm tune es ... ex
Africa quem summo consensu poposcimm invito quidem Caesare et resiste?ite non
quod tibi puero invideret scd ne Africa coronam magni Iovis attingeret.
2*
20 Einleitung.
Beziehungen Recht auffällig ist das Verhältnis des Statius zu den Dichtern und
zu anderen ö
s^eu'ern Schriftstellern von Profession , deren Zeitgenosse er war. Abgesehen
von Iuvenal, der freilich unseres Wissens damals noch nicht schrift-
stellerte, scheint er mit keinem gut gestanden zu haben. Besonders
merkwürdig ist es von jeher erschienen, dafs Marti al und Statius nicht
freundlich mit einander verkehrten.1) Beide hatten in fast denselben
vornehmen Häusern Zutritt2), beide haben verschiedentlich dieselben
Vorgänge und Gegenstände dichterisch gefeiert3), und doch nennt keiner
des anderen Namen. Bis sich etwa einmal eine authentische andere Er-
klärung dafür finden sollte, bleibt uns kaum etwas anderes übrig als an-
zunehmen, dafs Brotneid die Ursache dieses Nichtachtungsverhältnisses
gewesen ist. Die Abneigung Martials4) gegen den nicht ungefährlichen
Nebenbuhler mag übrigens auch auf seines ihm befreundeten Lands-
mannes Quintilians Urteil über Statius5) von Einflufs gewesen sein.
— Auch dem Valerius Placcus scheint Statius nicht gerade gewogen
gewesen zu sein.6) — Dafür, dafs Statius in der von Martial genannten
schola poetarum7) verkehrt hätte, haben wir keinen Anhaltspunkt. Da-
gegen hatte er Zutritt im Hause der Polla Argentaria, der Witwe
des a. 65 gestorbenen, von Statius hochverehrten und vielfach nach-
geahmten Lucan, wo wohl auch noch des Verstorbenen poetische
1) Vgl. Martial erkl. von Friedländer, Einltg. S. 9 und 21, Anm. zu IV 49
und XIV 1. 11.
2) Bei Arruntius Stella, Atedius Melior, Claudius Etruscus, Novius Vindex,
Vibius Maximus, Polla Argentaria.
3) Stat.
S. 12 =
Mart.
VI 21.
I 6 =
VI 42.
II 1 =
VI 28. 29.
II 7 =
VII 21. 22. 23.
III 3 =
VII 40.
III 4 =
IX (11. 12. 13) IG. 17
IV 6 =
IX 43. 44.
30.
4) Wenn man an die Beliebtheit denkt, deren sich des Statius Thebais nach
Iuvenals Zeugnis erfreute, und an den Anteil, den viele der Vornehmen, bei denen
auch Martial verkehrte, an der Vollendung dieses Werkes nahmen, so ist es sehr
wahrscheinlich, dafs Martials häufige Ausfälle gegen lange Epen (IV 49 V 53 VIII 3
IX 50 X 4) auf Statius gemünzt waren. Natürlich bleibt Friedländer's Deutung
von Gaure IX 50. 1. 6 auf den Neapolitaner sehr problematisch. Von Statius
kennen wir keine Äufserung über den Nebenbuhler, man müfste denn Mart. IV 49. 2
qui tantum lusus ista iocosque vocat auf ihn zurückführen.
5) S. u. S. 32.
6) S. II 7. 50 puppem temerariam Minervae, trita vatibus orbita enthält
wenigstens nicht eben eine Empfehlung der Argonautica des Valerius, wenn der
Vers ja auch den Varro Atacinus (v. 77) mit trifft.
7) III 20. 8 IV 61. 3.
I. Statins1 Leben und Werke. 21
Freunde verkehrten. Doch fehlt uns jede genauere Nachricht über
diese persönlichen Beziehungen des Dichters.
Statius' Charakter ist im allgemeinen ungünstig beurteilt worden1); Charakter.
man hat ihn als den Typus der vor den Imperatoren schweifwedelnden
Dichter einer entarteten Zeit hingestellt. In dieser, wie nicht abzu-
leugnen , uns oft recht unangenehmen Schmeichelei hat man aber nur
einen recht kleinen Teil des Stoffes, der uns vorliegt, zur Beurtei-
lung herangezogen und einen Teil, der auch eine mildere Beleuchtung
zuläfst. Ich brauche kaum zu betonen, dafs die gefeiertsten Dichter
der Augusteischen Zeit zum Teil die Erfinder der Wendungen waren,
mit denen Statius fast ein Jahrhundert später nach der Gunst des
Kaisers jagt; die Formen waren allmählich abgenutzt, und ein Dichter,
welcher nicht ohne Erfolg den dominus ac deits anbeten wollte, mufste
sie in neuen zu überbieten suchen. Schwerer wiegt ein anderer, aus
des Dichters innerster Natur zu gewinnender Entschuldigungsgrund.
Statius ist ein liebenswürdiges Dichtergemüt ohne alle Härten; er ist
von selbst geneigt, allen Dingen die beste Seite abzugewinnen. Darum
mag mancher seiner Schmeicheleien eine wirkliche Überzeugung zu
Grunde liegen, die man vielleicht wegen ihrer Oberflächlichkeit tadeln
kann, ohne doch dem Dichter den schwersten Vorwurf, den der Unwahr-
haftigkeit aus unlauteren, selbstsüchtigen Motiven, machen zu müssen.
Loben dürfen wir an Statius den eisernen Fleifs, mit dem er
12 Jahre hindurch an seinem Lebenswerke, der Thebais, gearbeitet hat,
die scharfe Beobachtung, welche sich in vielen seiner Vergleiche und
Schilderungen verrät, die Reinheit seiner Gesinnung, die es z. B. durch-
weg verschmäht hat, durch irgend welche Obscenitäten seine Leser zu
kitzeln, wie es doch sein Konkurrent Martial oft und gern thut.
Zu seinen Schwächen rechne ich in erster Linie seine Gefallsucht,
wie sie in den praefationes der silvae oft genug hervortritt; verzeihen
wird man ihm dagegen den selbstbewufsten Stolz, mit dem er von der
Thebais z. B. im Vergleiche mit der Aeneis spricht, zumal unser Ur-
teil über die beiden Epen doch wesentlich anders ausfällt als das
Quintilians. 2)
So finde ich im ganzen keinen Grund, dem abfälligen Urteile, das
man meist über Statius fällt, zuzustimmen.
1) Vgl. z. B. Macaulay, Essays (I p. 269 Tauchn.) Statius flattering a tyrant
and the minion of a tyrant for a morsel of bread, Teuffel, Rom. Litt. § 321.
Günstiger Ribbeck, Gesch. d. röm. Dichtg. III p. 213 ff.
2) S. S. 2, Anm. 1.
II. Würdigung und Geschichte der silvae.
Die silvae des Statius erfordern als die ersten uns erhaltenen Ver-
treter einer in der alten Litteratur bis dahin nicht bekannten Dichtungs-
art eine besondere Würdigung und die Frage nach der Entstehung
dieses neuen Genus ist für die Geschichte der Litteratur von grofser
Bedeutung. *)
Der äufsere Entstehungsgrund für diese im Vergleich zu den
Epen kleineren Gedichte ist derselbe wie für die Epigrammdichtung
Martials — der Broterwerb des Dichters. Statius war nicht reich2),
und wenn er auch — wovon nichts berichtet wird — vielleicht die
Lehrthätigkeit seines Vaters fortgesetzt hat, so sah er sich doch ge-
zwungen, seine Muse nach Brot gehen zu lassen. Diese Notlage des
Dichters hat nach zwei Seiten auf sein Schaffen eingewirkt. Die all-
gemeine Konkurrenz der Klienten trat auch bei den Leuten hervor,
welche durch dichterische Produkte eine Gegenleistung für Schutz und
Geschenke ihrer Patrone zu geben versuchten.3) Dieser Wettbewerb
drängte die Dichterklienten dazu, möglichst Originelles, Anziehendes zu
schaffen. Darum hat Martial das Epigramm zu einer eigenen Dicht-
gattung herausgebildet, darum hat Statius neue Bahnen einzuschlagen
versucht und mit Glück eingeschlagen. In der Konkurrenz liegt aber
auch der Grund für die von Statius so oft scheinbar entschuldigte, in
Wirklichkeit kokett gerühmte celeritas oder temeritas seiner Produktion.
Er fertigte seine Gedichte so schnell er eben konnte, freilich wohl
1) Das Verdienst, die silvae nach dieser Seite zuerst einer allgemeineren
und tiefer gehenden Betrachtung unterzogen zu haben, gebührt Leo ind. lect.
Gotting. 1892/93 p. 3—12. Die folgende Darstellung weicht allerdings in nicht
unwesentlichen Punkten von ihm ab; ich habe sie darum ausführlicher gestaltet.
2) luv. VII 84 ff. s. S. 17.
3) Die an und für sich selbstverständliche Thatsache wird durch manche
Epigramme Martials festgelegt und beleuchtet. Martial erkl. von Friedländer,
Einltg. S. 9.
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 23
weniger uin in kurzer Zeit möglichst viele herzustellen, als weil das
Gelegenheitsdichten von selbst schnelle Bethätigung verlangte. Die
Launen der Patrone waren oft flüchtig; wenn der Wunsch des Be-
stellers nicht schnell befriedigt wurde, erlahmte das Interesse an Stoff
und Gedicht1), und das kam der Höhe des Honorars und der Bevor-
zugung des Dichters vor einem Konkurrenten, der vielleicht schneller
bei der Hand war, sicher nicht zu statten. Darum finden wir bei Mar-
tial wie bei Statius das Streben nach schneller Produktion; wenn Martial
sich derselben weniger rühmt, so erklärt sich das aus der Kürze seiner
Gedichte.2)
Streben nach Neuem, wenn auch nur nach neuer Schale für alten
Kern, und Streben nach Schnelligkeit sind also die wichtigsten Ge-
sichtspunkte für die Beurteilung der Silvendichtung.
Das Neue hat nun aber Statius zum Teil auch nicht aus der Luft
gegriffen.3) Er nimmt zwar seine Stoffe, wie die Gelegenheit sie ihm
bietet, wie die Wünsche seiner Gönner sie ihm vorschreiben, aber er
hat auch in der Schule seines Vaters einen gründlichen Unterricht ge-
nossen, hat die griechische und lateinische Litteratur in weitem Um-
fange kennen gelernt, ist in den Vorschriften der Rhetorik wohl be-
wandert, und so steht er, was die Behandlung und Ordnung des Stoffes
angeht, vielfach auf den Schultern seiner Vorgänger. Und für manche
Gedichte in der Silvensammlung ist das einzig Neue die Form, inso-
fern Statius Stoffe, welche die Dichter vorher in anderen metra zu be-
handeln pflegten, in Hexametern verarbeitet hat. Dafs er aber dem
Hexameter ein so weites Feld eröffnet hat, hat seinen Grund darin,
dafs er durch jahrelange Übung am Epos in dessen Versmafs eine
solche Gewandtheit erlangt hatte, dafs er die Wünsche seiner Gönner
1) praef. I ceterum hos versus , . . imperatori postero die quam dedicaverat
opus tradere iussus sum. — Manilius . . . Vopiscus . . . solet nitro . . . gloriari villam
Tiburtinam suam descriptam a nobis uno die. praef. II cum paene super vacua sint
tarda solatia — frigidum erat, ni statim traderem praef. III scis, quamdiu (Earini)
desiderium moratus sim.
2) Die Länge eines der seinen (I 2) betont Statius ausdrücklich praef. I.
3) Dafs und wie weit Statius Lucans silvae nachgebildet, können wir, da
wir über diese Gedichte Lucans keine Inhalt oder Form erläuternde Nachricht
haben, nicht feststellen. Eine hierher gehörende Vermutung siehe S. 11, Anm. 1.
Vgl. auch S. 7 und 24. An sich ist es sehr wahrscheinlich, dafs Statius aus dieser
Quelle fleifsig geschöpft hat. An die gratia celeritatis gemahnt auch die Notiz in der
vita Lucans: ex tempore Orphea scriptum in experimentum adversus complures edi-
derat poetas. Wenn ich also im folgenden von Statius als dem Urheber der neuen
Gattung spreche, so geschieht das mit dem Vorbehalt, dafs manches auf Lucan
zurückzuführen sein mag.
24 Einleitung.
in dieser Form am schnellsten befriedigen konnte.1) Doch wird sich
Statius auch wohl bewufst gewesen sein, dafs dieses ungewohnte Vers-
inafs manchem Stoffe einen neuen Reiz gab.
Bevor wir nun verfolgen, wie weit Statius stofflich von früheren
Dichtern oder anderen Schriftstellern abhängig ist, mufs kurz der Titel
seiner Gelegenheitsgedichte besprochen werden.
Die Handschriften nennen die Bücher silvarum libri, und ebenso
drückt sich Statius selbst zweimal aus.2) Nicht anders Priscian.3)
Wir dürfen also diesen Titel als authentisch ansehen, zumal da Gellius
denselben auch in Genetivform als einen üblichen nennt.4) Das latei-
nische Wort hat in dieser Verwendung sein Vorbild unstreitig in dem
griechischen vl% das von lateinisch schreibenden Rhetoren und Philo-
sophen in der Bedeutung „ungeordnete Masse" zunächst übernommen,
dann mit Silva übersetzt wurde.5) Das griechische Wort scheint in
diesen; Sinne nicht pluralisch verwandt worden zu sein; den Plural
haben die Römer wohl auch nur als Buchtitel gebraucht, Analogien,
wie z. B. Äeiiicbvsg, lagen ja nahe. Ohne Zusetzung der Bucheinteilung
dürfen wir also silvae als Titel nennen, so wie auch Gellius sein Werk
einfach noctes Atticae nennt. Als Büchertitel ist uns das Wort zuerst
unter Lucans Schriften überliefert6), und es ist wahrscheinlich, dafs
Statius mit der Übernahme dieses Titels dem von ihm hochverehrten
Dichter hat eine Huldigung erweisen wollen. Da aber Lucans Werk
nicht überliefert ist, so werden wir die Erklärung für den Namen aus
der Gedichtsammlung des Statius abzuleiten haben. Es läge nun nahe,
1) Die Stelle der praef. I, die er liest sed tantum hexametros habet, zieht
Leo p. 5 ganz falsch in diesen Zusammenhang, vgl. die Anrn. z. d. St. — Waren
auch Lucans silvae in Hexametern geschrieben? Vielleicht aus demselben Grunde. —
Andere metra gebraucht Statius selten; I C und IV 9 haben Hendekasyllaben ent-
sprechend dem saturnalicischen Inhalt; für II 7 giebt der Dichter selbst den Grund
an: ego non potui maiorem tanti auctoris habere reverentiam , quam quod laudes
eins dicturus hexametros meos timui. Weshalb IV 3? — IV 5 und 7 nach Horaz.
2) III praef. tertius hie silvarum nostrarum liber IV praef. in quarto silvarum.
3) Prise. II p.. 10. H. in primo silvarum.
4) Gell. N. A. praef. I 4 commentationes hasce . . . inscripsimus noctium esse
Atticarum nihil imitati festivitates inscriptionum > quas plerique alii utriusque lin-
guae scriptores in id genus libri fecerunt. Nam quia variam et miscellam et quasi
confusaneam doctrinam conquisiverunt , eo titulos quoque ad eam sententiam ex-
quisitissimos indiderunt. namque alii Musarum inscripserunt , alii silvarum ... —
Wenn Apollinaris Sidonius und wohl nach seinem Vorbilde (vgl. S. 33, Anm. 7)
ein späterer Grammatiker das Deminutivum silvularum gebrauchen, so ist das nur
ein Zeichen besonderer Schätzung dieser Gedichte.
5) Sueton gramm. 10 Cic. de orat. III 26. 103 Sueton gramm. 24.
6) Vita Vaccae bei Hosius p. 336. 18 Silvarum X.
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 25
vom Ganzen ausgehend den Titel so zu verstehen, als ob er die Ver-
schiedenheit der in einem Buche nebeneinander und ohne inneren Zu-
sammenhang behandelten Stoffe kennzeichnen sollte. Dieser Auffassung
widerspricht aber "einmal der Ursprung des Wortes aus der Rhetoren-
schule, dann der Umstand, dafs Statius sagt in quarto silvarum, tertius
silvarum liber, wo er doch hätte sagen können in quarta Silva u. ä.
Wir dürfen also ruhig jedes einzelne Gedicht silva nennen und den
Ausdruck analog der bei Quintilian1) ganz deutlich hervortretenden
Verwendung in der rhetorischen Terminologie als schnell niederge-
schriebenen Entwurf verstehen. So weist also auch der Titel der Samm-
lung auf die gratia celeritatis, die der Dichter so oft hervorhebt.
Was nun den Stoff der silvae angeht, so ist, wie schon gesagt,
Statius vielfach von Vorgängern abhängig.2) Aber wir müssen uns
hüten, hier zu allgemeine Urteile zu fällen. Gewifs haben die silvae,
wie Leo so nachdrücklich betont, zum Teil das Erbe der in der Au-
gusteischen Zeit durch Properz und Ovid vertretenen Elegie angetreten.3)
Aber aus der Elegie allein oder auch nur in erster Linie die Silven-
dichtung abzuleiten geht nicht an, denn zu den in der Elegie ver-
tretenen kommen Stoffe, die bisher meist dem Epigramm vorbehalten
waren4), zwei lyrische Gedichte, die in Form und Sprache unmittelbar
auf Horaz als Vorbild weisen5), und Hendekasyllaben, im Stoff Martials
Gedichten gleichstehend.6) Horaz' Beispiel wirkt aber noch weiter;
abgesehen von der hexametrischen Epistel an Marcellus7) weisen Schlüsse,
1) X 3. 17.
2) Leo p. 3 occasione licet nata sit musa silvarum, natalicia eins non naturam
enarrat, qui ad occasionem rettulisse contentus est. — Eine Einschränkung dieser
im ganzen richtigen Behauptung ergiebt sich aus dem unten S. 27 Gesagten.
3) Freilich hat Statius den ursprünglichen Hauptstoff dieser Gattung , die
Liebe, ganz ungepflegt gelassen (II 3 steht dem cciziov näher als der elegia ania-
toria) und sich den Gegenständen zugewendet, die für die Elegiendichter erst in
zweiter Linie standen, vor allem der Totenklage (V 3; 5), dem Trostgedichte
(II 1; 6. III 3. Y 1), dem Glückwunschschreiben (I 4. IV 1; 8), dem Geleitgedicht
(III 2. V 2), alle bei Properz und Ovid auch vertreten. — Die Stelle silv. I 2. 7 ff.
zieht Leo falsch in diesen Zusammenhang; indem er ihr eine ganz über den Rahmen
des Gedichtes hinausgehende litterargeschichtliche Ausdeutung giebt, legt er Sta-
tius eine Absicht unter, die einen viel weiteren historischen Blick voraussetzt, als
Statius und irgend ein Zeitgenosse gehabt haben kann. Und es ist ganz und gar
unwahrscheinlich, dafs Statius in einem Gedichte an den Elegiendichter Stella
habe andeuten wollen, die Form der Elegie sei nicht mehr zeitgemäfs.
4) II 3. 4. 5 quasi epigrammatis loco scriptos (II praef.), II 4 nach Ovids Elegie
auf den psittacus (Am. II 6). Die von Persius (I 51) erwähnten elegidia haben
gewifs auch den Epigrammen nahegestanden.
5) IV 5; 7. 6) 16. II 7. IV 9. 7) IV 4.
26 Einleitung.
welche die Philosophie der Adressaten feiern, deutlich auf die Stoffe
verschiedener Episteln des Horaz zurück1) und kleiden die vorher-
gehenden Beschreibungen durch direkte Anrede in Briefform. Also —
Elegie, Epigramm, Lyrik, Epistel teilen sich in die Verwandtschaft mit
den Stoffen einer Hälfte der silvae.2)
Die andere Hälfte derselben machen die Beschreibungen aus.
Diese erscheinen hier in der uns erhaltenen lateinischen Poesie zum
erstenmal als selbständige Gedichte. Gelegentliche Beschreibungen
finden sich naturgemäfs in der früheren Dichtung, bei Epikern wie
Elegikern; den alleinigen Stoff ganzer Gedichte machen die descriptiones
zuerst in den silvae aus. Dafs Statius freilich mit bewufster Absicht
das genus descriptivum in die Poesie eingeführt habe, ist ganz unwahr-
scheinlich; er vermeidet den t. t. describere eher, als dafs er ihn betont3),
und hebt nirgend die dieser Gattung angehörenden Gedichte als etwas
besonderes hervor.4) Er sucht seinen Stolz in ganz anderen Dingen,
vor allem in einer Fähigkeit, in der er — und das wollte er sicher
auch von seinen Zeitgenossen bemerkt wissen — Vergil entschieden
übertraf, der Gewandtheit des schnellen Dichtens.
Aber — wenn auch ohne bewufste Absicht — ein neues Genus
hat Statius geschaffen. Wo er seine Vorbilder dafür gefunden, hat Leo
richtig dargelegt. In der Rhetorenschule hatte die descriptio {extpQaatg)
längst ihren Platz unter den praeexercitamenta; dort waren Ovid, Lucan
und Statius mit Prosastücken dieses Inhaltes bekannt geworden. Und
bald scheint man in den Stoffen dieser Übungen geeignetes Material
für rhetorische Kabinettstückchen gefunden zu haben; wenigstens finden
sich solche in der mit allen möglichen Mittelchen gezierten Epistolo-
1) I 3. 90 ff. II 2. 121 ff. II 3. 62 ff.
2) Dafs Statius bei irgend einem Gedichte — so wie etwa Vergil bei den
Bucolica den Theokrit — griechische Vorbilder direkt verwendet habe, läfst sich
abgesehen von der Benutzung Homers für die Thebais (Helm p. 13 ff.) nicht er-
weisen. Natürlich finden sich auch bei ihm Anklänge an die uns erhaltenen
Trümmer der alexandrinischen und älteren Dichtung, die er ja in der Schule
seines Vaters in weitem Umfange kennen gelernt hatte. (Vgl. die Anmerkungen).
Aber für Stoffßndung und Ordnung hatte die Ehetorik von Prosa wie Poesie
längst die bindenden Regeln abstrahiert. Nach ihnen hat sich Statius im wesent-
lichen gerichtet.
3) Er steht nur praef. I p. 6 lin. 32 Baehr.; dici heifst es praef. II lin. 15,
adoravi praef. III lin. 15. — Auch dafs Statius allen Gedichten dieser Art einen
persönlichen Schlufs giebt, spricht gegen die Annahme einer bewufsten Neu-
schöpfung; ebenso der Umstand, dafs I 6 und IV 3 in Hendekasyllaben ver-
fafst sind.
4) Vgl. dagegen Sidonius' Worte S. 33, Anm. 2.
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 27
graphie des ersten Jahrhunderts.1) So lag der Gedanke nahe, Ähnliches
auf poetischem Gebiete zu leisten.2)
Aber es wäre einseitig, über den litterarischen Zusammenhängen
das Persönliche zu vergessen. Gewifs ist der Einflufs der Rhetoren-
schule auf Statius nicht abzuleugnen; aber dem Manne, dem das Verse-
machen so leicht war, konnte auch wohl aus innerster Empfindung in
der wunderbar schönen Natur, die ihn umgab, der Gedanke kommen, das,
was er sah, poetisch zu verherrlichen.3) Und wo wir noch des Statius
Beschreibung mit der Wirklichkeit vergleichen können, wie in den
beiden Schilderungen des Golfes von Neapel in II 2 und III 1, da
bricht durch die in den herkömmlichen vergleichenden und mytho-
logischen Formen sich haltende Sprache des Dichters die Kraft hervor,
selbst geschaute Einzelheiten dem Leser anschaulich darzustellen.4) Da
nun gerade die descriptiones den Stoff zur späteren Nachahmung
gegeben haben5), so ist es doch im Grunde die für das Schöne
empfängliche, dichterischer Gestaltung des Geschauten fähige Natur
des Dichters gewesen, die sein litterarisches Fortleben gesichert hat.
Worin Statius selbst den Hauptreiz seiner Gedichte gesucht, die
gratia celeritatis6) wirkt dagegen auf uns nicht mehr ein. Bei den
Leuten, für welche die silvae gedichtet wurden, in erster Linie beim
Kaiser, scheint diese besondere Fähigkeit des Statius wohl die gewünschte
Anerkennung gefunden zu haben. Dafs der Ehrgeiz des Dichters nach
1) Vgl. Sen. ep. 86 Plin. epp. II 17. V 6. VIII 8; 17; 20. IX 7. Marcus Caesar
bei Fronto III 7.
2) Wie enge Statius' Dichtung überhaupt mit der Rhetorik zusammenhängt,
zeigt der Umstand, dafs fast alle Arten der Xoyov iTtideiKtinoi, soweit sie Gelegen-
heitsstoife behandeln, in den silvae vertreten sind, zum Teil mit ausdrücklicher
Beibehaltung der griechischen technischen Bezeichnungen iiti^ccXd^iov I 2, con-
solatio {7i<xQa[Lvft7\ziY.6q) II 6. III 3, Ttqo7te\LnziY.6v (III 2. III 5) £v%ccqigxiy.6v IV 2,
ysve&Uayiov II 7, £7tairjdeiov Vi. 3. 5 acorrJQicc I 4. Ferner weisen auf die Rhetoren-
schule zurück loci communes wie silv. I 3. 95 ff. Plin. epp. VIII 20. 1 und der im
ganzen nach den Vorschriften der Schule angelegte Aufbau der einzelnen Ge-
dichte. Vgl. darüber die Anmerkungen und Vorbemerkungen. Über die Rhetorik
der Sprache vgl. unten S. 31.
3) So mag z. B. die Villa Surrentina entstanden sein. Dafs Statius aber
auch mit diesem Gedichte Klientelzwecke nicht aus dem Auge liefs, wird man
ihm nicht verdenken.
4) Ich selbst habe leider den Vergleich noch nicht anstellen können; mein
Freund Sudhaus aber versichert mir, dafs in den Schilderungen des Ufers von
Sorrent und des Blickes auf die Inseln und Neapel das noch jetzt dem Beschauer
sofort ins Auge springende Charakteristische treffend wiedergegeben sei.
5) S. 32.
6) Sie bildet das Hauptthema der drei ersten Vorreden.
28 Einleitung.
dieser Seite in der Rhetorenschule, in der mit Recht das Extemporieren
als die höchste Stufe rednerischer Kunst gefeiert wurde, angeregt worden
ist, hat Leo richtig hervorgehoben.1) Wenn er damit aber beweisen
will, dafs Quintilian die Herausgabe schnell gefertigter Gedichte nicht
habe tadeln können, so ist dieser Schlufs falsch. Redenhalten und für
die Herausgabe schreiben ist etwas ganz Verschiedenes. Und wenn
Leo unzweifelhaft Recht hat mit der von ihm gegen alle früheren Er-
klärer aufgestellten Behauptung ridiculum est Statio imputare cum quic-
quam in publicum emisisse quod non perfectum ab arte habaerit, so darf
man andererseits nicht vergessen, dafs ein grofser Unterschied besteht
zwischen der subjektiven Meinung des nicht wenig selbstgefälligen
Dichters und dem Urteil des zunftmäfsigen Rhetors. Darum haben
auch wir das Recht und die Pflicht anzunehmen, dafs Statius sein Bestes
geleistet, brauchen aber doch nicht Bedenken zu tragen, auf die schnelle
Verfertigung der Gedichte Eigentümlichkeiten zurückzuführen, in denen
ein Kritiker, welcher den Mafsstab des monitmentttm aere perennias an-
legt, Schwächen erblickt.2) Wir brauchen das um so weniger, als die
im folgenden zu charakterisierenden Fehler in der Thebais und Achil-
leis, an denen der Dichter sorgfältig gefeilt hat, fast durchweg ver-
mieden sind.
Da fällt zunächst schon bei der Lektüre einzelner Gedichte ein
Stilfehler auf, die Wiederholung einzelner Worte in kurzen Zwischen-
räumen. Gerade das ist ein sicheres Kennzeichen der schnellen Arbeit;
der einmal gebrauchte Ausdruck bleibt eine. kurze Zeit lang im Geiste
des Schreibenden gegenwärtig und kommt ihm leicht wieder in die
1) p. 11. Vgl. Valmaggi Rivista di Filologia XXI 1893 S. 428 ff.'
2) Statius hat bei der Buchausgabe gröfsere Änderungen sicher nicht vor-
genommen. IV praef. multa ex Ulis iam domino Caesari dederam et qitanto hoc
plus est quam edere. — Dafs Statius sein Bestes zu leisten versucht, bedarf wohl
kaum eines Beweises; wer den echten, nicht den seit Jahrhunderten von gleich-
machender Pseudokritik hergestellten Text nur weniger silvae liest, wird finden,
wie sorgfältig die meisten Gedichte nach bestimmten Schemata aufgebaut, wia
die einzelnen Ausdrücke rhetorisch zugespitzt sind. Das Höchste leistet der
Dichter nach dieser Seite in dem gewifs sehr lange und sorgfältig gefeilten epi-
cedion patris V 3. Für Quintilian mochte trotzdem noch genug des Tadelns-
werten übrig bleiben. Und wenn Statius auch noch so kokett die Schnelligkeit
seiner Produktion rühmt: dafs eine strenge Kritik Ausstellungen machen würde,
fühlte er nur zu gut. Daher Wendungen wie praef. I stilo remissiore praef. II
villa Tiburtina . . . debuit a me vel in honorem eloquentiae eins diligentius dici,
wo direkt auf den Mafsstab der Rhetorik angespielt wird. — Auch der Versbau
der silvae weicht im ganzen nicht von der Technik der Epen ab. Darüber vgl.
unten.
II. Würdigung und Geschichte der silvae. 29
Feder.1) Überschauen wir aber nun die ganze Sammlung, so erkennen
wir leicht tiefer liegende Voraussetzungen der Schnelldichtung, die wir
bei anderen, in Mufse und Ruhe gefertigten Gedichtbüchern mit Recht als
Schwächen bezeichnen würden. Wer schnell schreibt, mufs eine gleichsam
gute Zahl geprägter Münzen in der Tasche haben, die er beliebig rasch
ausgeben kann. Jedem sind die gewöhnlichsten Wendungen und Schlag-
worte unserer heutigen politischen Leitartikelschreiber, unserer Theater-
referenten, unserer Musikkritiker bekannt; auch für den römischen
Hexameterdichter der Kaiserzeit gab es eine grofse Menge solchen Ge-
meingutes oder von ihm selbst aufgebrachter stereotyper Wendungen.
Natürlich mufste ein beinahe extemporierender Dichter in besonders
hohem Mafse über solches Material verfügen können. Für Statius
bildeten diesen eisernen Bestand zunächst eine grofse Anzahl einzelner
Wörter2), dann feste Verbindungen verschiedenster Art, zusammenge-
halten durch Inhaltsbeziehung3) oder durch metrische Flüssigkeit und
Bequemlichkeit.4) Ferner wiederholen sich in den silvae ganze Ge-
1) Natürlich sind gerade solche Wiederholungen vielfach dem Seziermesser
kurzsichtiger Konjektatoren anheimgefallen; vgl. Joh. Schrader animadvers. ad
Musaeum c. XIII p. 231 gegen Markland. Ae. Grosse p. 12. Sie alle aufzuzählen
wäre Thorheit, sie fallen dem aufmerksamen Leser von selbst in die Augen. Eine
Stichprobe möge indes folgen; II 1 151 relliquias, 152 relinquit, 157 prodiga, 163
prodigus, 181 anguiferae, 182 avidus . . . anguis, 186 avidae, II 2. 9 placidi, 13 pla-
cido, 15 locum, 16 terms, 17 loci, 18 terris, 70 cura, 71 curarum, 81 proculque,
83 procul, 131 celsa, 133 celsusque, IV 6. 36 videndum, 37 videri, 50 torva, 54 torva,
63 magnas, 67 magna, 69 magno, 71 magnos u. s. w. Nicht immer freilich sind
solche Wiederholungen Nachlässigkeit, manche sind in guter, wohlberechneter
Absicht stehen gelassen (vgl. Hand zu I 2. 147 p. 269 sqq.), wie denn auch die
alten Rhetoren hier Unterschiede zu machen wufsten. Vgl. noch Kaibel, Stil und
Text der 'Aftrivcdav itolitüa des Aristoteles S. 50 f.
2) Für das folgende vgl. besonders Kerckhoff's Kapitel de Statu facultate
extemporali p. 31 — 61. — Verba: aequare, anhelare, dare c. inf. , gaudere c. inf., le-
vare, ligare, monstrare, mulcere, nitere, stupere (mehr und Belege bei Kerckhoff
p. 50) substantiva: actus, alumnus, decor, hospita, nubila, plaga, Senium, situs, ad-
iectiva: attonitus, beatus, felix, laetus, gavisus, doctus, placidus, saevus u. a. m.
3) Kerckhoff p. 55 adi. -f- subst. : aevum tenerum, anni teneri, florentes, aurae
liquidae, ignis arduus, numine dextro, nymphae virides, Herculei labores u. a. m.,
verb. -f- subst.: pulsare Urnen, movere plectra, frenare cohortes u. a. m., subst. -f- subst.:
occasus et orlus, terra polusque, ortus obitusque u. a. m. , Formeln wie mira fides
parva loquor, quid laudem, quid revolvam, cedat, nee mirum u. a. m.
4) Kerckhoff p. 59 in limine vitae, supplice dextra, turbine nullo, omen Euploea
carinis, oecultus in umbra, silentia Lethes etc. Vgl. die Anmerkungen zu den ein-
zelnen Stellen. Dazu kommt, dafs einzelne Wörter fast immer an bestimmten
Versstellen wiederkehren, also gleichsam durch den Rhythmus dem Dichter in die
Erinnerung zurückgeführt werden. Die Belege bei Kerckhoff p. 58 f.
30 Einleitung.
dankenreihen1), die Grötteranrufungen zu Beginn der Gedichte, häufig
in Form der praeteritio2), Anrufung des Gefeierten selbst3), Wünsche
für langes Leben mit Heranziehung von Nestor, Tithonus, Priamus.4)
Besonders lassen die Gedichte gleichen Inhalts, wie die epicedia5), die
Lebensbeschreibungen6), die Schilderungen von Bauten7) und Natur-
schönheiten8) eine ganz bestimmte Manier der Anordnung und Aus-
drucksweise erkennen, die teilweise sicherlich auf die Recepte der
Rhetorenschule zurückzuführen ist. Dabei ist aber zu beachten, dafs
Statius nie wie Homer, Vergil, Ovid ganze Verse wiederholt, sondern
dieselben Worte und Wendungen absichtlich variiert.
Aus alledem ergiebt sich, dafs der Wortschatz der silvae im all-
gemeinen betrachtet ziemlich beschränkt ist. Wenn trotzdem viele
Singularitäten sich finden, so erklärt sich das daraus, dafs Statius durch
die Neuheit und den Wechsel der Stoffe stark von den gewohnten
Bahnen der Hexameterdichtung abweicht und andererseits sich der Sprache
mit grofser Souveränität gegenüberstellt und vor Neuschöpfungen und
Wiederbelebung abgekommener Bedeutungen und Verbindungen nicht
zurückscheut.9)
Im allgemeinen freilich benutzt Statius die durch die Augusteer
geschaffene und für lange Zeit festgelegte Dichtersprache. Von der
Schule her mit Vergil, Horaz, Ovid vertraut „ahmt" er diese „nach",
d. h. er gebraucht die von ihnen verwendeten Ausdrücke und Bilder,
wobei manchmal die Erinnerung an ganz bestimmte Stellen und Schilde-
rungen nicht zu verkennen ist.10j Der Dichter ist aber natürlich weit
1) Kerckhoff p. 34 sqq. 2) Zu I 6 Anf. 3) Zu I 4. 22 4) Zu I 3. 110.
5) Kerckhoff p. 37 sqq. nenia, vita, funus sind ihre festen Bestandteile, jede
mit immer wiederkehrenden Wendungen.
6) Kerckhoff p. 43 sqq. Lob der Körperschönheit, der Geistesreife, des Ge-
schlechtes, der hilares mores u. s. w.
7) Marmorarten,Lichteinlafs, Wasseranlagen, Aussichten.
8) Ruhe, Spiegelungen u. s. w.
9) Vgl. Imhof de cond. crit. p. 24 sqq.; Grosse observ. p. 31 sqq. progr. Regi-
mont. p. 11 sq.; Nauke p. 16 ff. Das einzelne siehe in den Anmerkungen und In-
dices. Hier genüge die Obersicht aus den silvae: certatus, freniger, inabrupUts,
Maudabilis, crmitur, adcanto, aderro, adfringo., inrubesco, permeruit, peramavit,
flagrare trans., fuscare intr. — Dazu führt Statius vielfach griechische Wörter ein :
gomphi, gymnas, Baccheis, Parnasis; über seine Vorliebe für griechische Formen
und Endungen vgl. die Anm. zu praef. I epithalamion.
10) Das Einzelne siehe in den Anmerkungen, wo es zum Teil nach den vor-
handenen Spezialschriften zusammengestellt ist. Ich nenne A. Zingerle, zu spätem
lat. Dichtern Innsbruck 1873. 2; G. Lühr, de Statu in silvis priorum poetarum
Romanorum imitatore Braunsberg 1880; B. Deipser, de P. Papinio Statio Vergilii
et Ovidii imitatore Strafsburg 1881; M. Kulla, quaestiones Statianae Diss. Bres-
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 31
entfernt, diese Abhängigkeit zu verdecken *), im Gegenteil, er sucht eher
einen Reiz darin, dasselbe mit ähnlichen Worten wie seine Vorgänger
und doch wieder anders, wo möglich pointierter zu sagen. Darauf
führte ihn wie Lucan, den er ebenfalls vielfach „nachahmt", die Ge-
wöhnung der Rhetorenschule.2) Überhaupt steht Statius an rhetorischer
Zuspitzung der Ausdrücke, scharfer Abwägung der Kola, Streben nach
künstlicher Steigerung der Gegensätze Lucan und Valerius Placcus
näher als den August eern.3)
Während wir wissen, dafs die Epen des Statius gleich bei und
nach ihrem Entstehen rege Anteilnahme und Verehrung fanden und
sich dauernd bewahrt haben4), wird unsere Kenntnis von der Verbrei-
tung der silvae mit den aufsteigenden Jahrhunderten immer lücken-
hafter und unsicherer. Wie ist diese im allgemeinen anerkannte
That sache5) zn erklären? Ich glaube dadurch, dafs Statius dachte
wie Horaz
non ego, ndbilium scriptorum auditor et ultor,
grammaticas ambire tribus et pulpita dignor.6)
lau 1881 (vgl. zum allgemeinen noch Helm S. 12). Mit der Angabe der Stellen
soll natürlich keineswegs in jedem einzelnen Falle behauptet werden, dafs Statius
sich gerade der angeführten Verse erinnert habe.
1) Wie mechanisch früher diese Dinge beurteilt wurden, zeigen Henke's
Worte (bei Hand p. XVI) Homeri Vergüiique quam plurima expressit semper fere
modum egressus eoque ipso inferior, quod e magnis tumentia e mirabilibus xsQoctoXoya
ei puerilia effecit. Itaque, ne qua via quibusque ducibus summas ut putabat veneres
assequutus erat appareret, vulpis instar, quod dicit de Delphinis Achill. 1 60 „delevit
pedum vestigia caudis.u
2) Vgl. Leo p. 9 sq.
3) Über die rhetorische Färbung der Sprache des Statius das Einzelne hier
zusammenzustellen, würde zu weit führen. Es sei dafür auf die Anmerkungen und
die dieselben zusammenfassenden indices verwiesen. Hervorgehoben werde hier nur
die Neigung zur Anrede, zur Apostrophierung, die oft ganz unvermittelt eintritt,
die Kühnheit der Tropen, die Personifikation der Abstrakta, die Antiphrases, die
zahlreichen Hyperbeln, Anaphern, Paronomasien, Zeugmata von der Kühnheit wie
IV 4. 102 ff. nee enim Tirynihius, almae pectus amicitiae (te super abit), cedet tibi
gloria ftdi Theseos u. a. m.
4) Über die Anteilnahme der Vornehmen an der Vollendung s. o. S. 19.
Zur Verbreitung vgl. Theb. XII 814 iam te magnanimus dignatur noscere Caesar,
Itala iam studio discit memoratque iuventus. Statius gilt dann das ganze Mittel-
alter hindurch mit Vergil und Lucan als Hauptvertreter der römischen Epik. Er-
wähnt oder nachgeahmt werden Thebais und Achilleis vom 1. Jahrh. bis zur Re-
naissance sehr oft. Vgl. Valmaggi p. 445 ff.
5) Vgl. Haupt, Mon.-Ber. Berl. Akad. 1861, p. 1075; Imhof, ecl. ad ux. p. 5;
0. Mueller, quaest. Stat. p. 4; Rhein. Mus. XVIII p. 189 f. Manitius Rh. Mus.
XLVII Suppl. p. CO.
(S) Epist. I 19. 39 i.
32 Einleitung.
Die mit Quintilian1) beginnende Feindschaft der Schulgelehrsam-
keit gegen diese, gröfsere Freiheit als die Epik beanspruchende, Dich-
tungsart scheint ihrer allgemeinen Anerkennung grofsen Abbruch ge-
than zu haben.2) Der Tadel Quintilians: manet in rebus temer e congestis
quae fuit levitas scheint allerdings nicht lange durchschlagend gewirkt
zu haben; Sidonius verteidigt ein den silvae nachgebildetes Gedicht
gegen den neuen, stark nach schematisierender Schulweisheit riechenden
Vorwurf, mit dem die Rhetoren wohl schon lange die silvae bedacht:
quod epigrammatis exeesserit paucitatem.3) Während also die Gunst der
Vornehmen und vor allem das allgemein anerkannte Vorbild Vergils
und Lucans die Epen des Statius gegen den Neid der mitlebenden
Zünftigen deckte4), mufsten die silvae seine Folgen tragen. Und sie
wären wohl auch wie ihr Vorbild, Lucans silvae, untergegangen, wenn
nicht ein christlicher Rhetor in der Provinz in einigen von den Ge-
dichten sehr nützliche Vorlagen für eigene Produktion gefunden hätte.
Ausons5) Vorstudien für seine Mosella, in welcher Stellen der silvae
vielfach nachgeahmt, fast ausgeschrieben werden, scheinen die Gelegen-
heitsgedichte des Neapolitaners vor völligem Vergessenwerden bewahrt
zu haben. Zwar nennt Auson den Namen seines Vorbildes nicht; aber
man scheint doch hinter seine Quellen gekommen zu sein. Claudian,
der den Auson kannte, hat die silvae eifrig gelesen; fast alle seine
gröfseren Gedichte geben nach Anlage und Ausdruck Kunde von dem
Nutzen, mit dem dies geschehen ist. 6) Der Vorgang dieser seiner beiden
vielbenutzten Vorbilder hat dann auch den schreibfertigen Bischof
Apollin aris Sidonius auf die silvae geführt, die er fleifsig nach-
1) Dafs Quint. X 3. 17 ein abfälliges Urteil über die ersten Bücher der silvae
des Statius ausspricht, glaube ich Rhein. Mus. XL VI 1891 S. 343 ff. nachgewiesen
zu haben. Die Einwendungen von Meister, Berl. Phil. Wochenschrift 1892 S. 782
und Leo, ind. schol. Gotting. W. 1892/3 p. 10 habe ich vorweg widerlegt. Vgl.
auch Ribbeck, Gesch. d. röm. Dichtg. III S. 250; Skutsch, Berl. Phil. Wochen-
schrift 1894 S. 841 oben S. 28.
2) Den gewaltigen Einflufs der Grammatiker auf den litterarischen Ruf von
Dichtern und Gedichten würdigt Comparetti, Vergilio nel medio evo Livorno 1872
I p. 38. Vgl. Valmaggi p. 438 ff. Dafs die silvae als eine teilweise neue Dichtungs-
art einer Aburteilung besonders ausgesetzt waren, ist oben gezeigt worden.
Vgl. S. 25 f.
3) Die Stelle unten S. 33, Anm. 2.
4) Die Schule begünstigte ja auch die Epen in erster Linie Quint. I 8. 5.
Den archaisierenden Neigungen der Grammatiker des 2. Jahrh. boten die silvae
natürlich noch weniger Anhalt als die Epen.
5) Die Nachahmungen des Statius bei Auson, Claudian und Sidonius sind
verzeichnet bei Lehanneur p. 10 ff. ; bei Auson in der PEiPER'schen Ausgabe.
6) Vgl. die Ausgaben von Jeep und Birt (Mon. Germ, script. antiquiss. Vol. X).
II. Würdigung und Geschichte der silvae. 33
ahmt1); er nennt zuerst wieder den Namen des Dichters2), und seine
Worte seheinen darauf hinzuweisen, dafs er sich bewufst ist, durch die
Vertrautheit mit StatiuV silvae vor den meisten seiner Zeitgenossen
etwas voraus zu haben. Ob andere gelegentliche Spuren von Bekannt-
schaft mit den silvae auf den Einflufs dieser drei Dichter zurückzuführen
sind, läfst sich nicht ausmachen. Drei Verse finden sich auf einem
afrikanischen Grabstein aus dem 3. oder 4. Jahrh.8); vielleicht hat auch
der afrikanische Dichter Felix (c. 500 n. Chr.) die villa Tiburtina Vo-
pisci und das balneum Etrusci gekannt.4) Merkwürdig bleibt, dafs
Servius in den Kommentaren zu Vergil kein Beispiel aus den silvae
anführt5), dafs Lactantius zur Thebais und Achilleis niemals ihrer
gedenkt, dafs Priscian nur eine metrische Ungewöhnlichkeit aus ihnen
vorzubringen weifs6) und sonst von den Grammatikern nur noch Ser-
gius(?) Dichter und Werk nennt.7) Dafs Boetius die silvae gekannt
habe, läfst sich nicht erweisen.8)
1) Vgl. die indices Mon. Germ. Script, antiquiss. Vol. VIII.
2) Carrn. IX 226 . . . quod Papinius tuus meusque
inter Labdacios sonat furores
aut cum forte pedum minore rhythmo
pingit gemmea prata silvularum.
Carm. XXII postf. 6 si quis autem Carmen prolixius eatenus duxerit esse culpandwn,
quod epigrammatis excesserit paucitatem, istum liquido patet neque balneas Etrusci
neque Herculem Surrentimim neque comas Flavii Earini neque Tibur Vopisci ne-
que omnino quicquam de Papinii nostri silvulis lectitasse: quas omnes descriptiones
vir ille praeiudicatissimus non distichorum aut tetrastichorum stringit angustiis sed
potius, ut lyricus Flaccus in artis poeticae volumine py)°aecipit, multis iisdemque
purpureis locorum communium pannis semel inchoatas materias decenter extendit
Man beachte, dafs hier in erster Linie die Gedichte aufgeführt werden, welche
Ausons Mosella nachahmt. Die Verteidigung der ästhetischen Berechtigung solcher
Gedichte, deren Ernst die Berufung auf Horaz darthut, zeigt die andere, Quin-
tilian ergänzende, Seite der absprechenden Beurteilung durch die. Grammatiker:
die silvae seien weder Fisch noch Fleisch, weder Epen noch Epigramme.
3) III 3. 128 — 30; vgl. Gskll, comptes rendus de l'academie des inscriptions XX
S. 250; ders., recherches archeologiques en Algerie (1893) p. 272. Der Stein ist
gefunden zu Ras el Ued in Mauretanien.
4) A. L. 212. 3 (Baehrens, PLM IV p. 335) nach Silv. I 3. 45?
5) Serv. Verg. G. IV 125 de Castore et Polluce ait Statius rOebalidae fratres" geht
wohl nicht auf S. III 2. 10 Oebalii fratres, sondern auf Theb. V438 Oebalidae gemini.
G) G. L. III 10. 21 hüte I. 1. 107 und I. 2. 135.
7) G. L. IV 499. 16. Statius scripsit Thebaidos, idem Acliüleidos, ipse scripsit
silvularum. Der Satz fehlt in den cocld. FS. Vielleicht weist das Deminutivum
darauf hin, dafs der Grammatiker den Dichter nur durch Sidonius' Anführungen
kennt.
8) Über diese Behauptung des N. Heinsiüs zu |Ov. Her. VII 4 vgl. Imhof,
ecl. ad ux. p. 5, Anm. 1.
Vollmer, Statins' silvae. 3
34 Einleitung.
Mit dem 6. Jahrhundert scheint nun aber die Bekanntschaft mit
den silvae des Statius ganz auszugehen.1) Nur im Kreise Karls des
Grofsen hat sie sich erhalten; ein Brief an Paulus Diaconus enthält
einen ganzen Vers2), Angelberts (f 814) Carmen de Carolo magno
eine sichere Nachahmung3), vielleicht auch die zweite Elegie des Er-
moldus Nigellius an Pipin4) und Ermenrichs versus de Sancto Gallo5)
Erinnerungen an die silvae. Sonstige Spuren kenne ich nicht.6)
Am deutlichsten zeigt sich der situs oblivionis, von dem die silvae
belastet wurden7), in dem Umstände, dafs nicht einmal die litterar-
historischen Aufzeichnungen, geschweige denn die Bibliotheksverzeich-
nisse sie erwähnen. So kannte noch Angelus Decembrius in seiner
um das Jahr 1462 geschriebenen politia litteraria8) nur Statu duplex
opus, Thebaidos malus et minus AcUlleidos, multae delectationis opusculum.
Doch waren in anderen Kreisen um dieselbe Zeit durch Poggio Brac-
CEOLiNis glückliche Entdeckung des alten codex9) die silvae schon wieder
1) Leider fehlt es an allen Vorarbeiten für die Geschichte der litterarischen
Verbreitung der silvae im Mittelalter. Ich zweifle nicht, dafs eine planmäfsige
Durchforschung der Dichter und Florilegien des 10.— 15. Jahrh. mehr Spuren von
ihnen aufweisen würde, als bis jetzt bekannt sind, und so M. Haupt's Angaben
in den Mon.-Ber. d. Berl. Akad. 1861 p. 1074 wesentlich berichtigt würden. Aber
diese ganze Arbeit liegt aufserhalb meines Planes und Gesichtskreises. Ich kann
also im folgenden nur verzeichnen, was ein kurzer Streifzug mich gelegentlich
hat finden lassen. Valmaggi a. a. 0. giebt über die silvae nichts.
2) 0. Müller, Rh. Mus. XVIII p. 189 f. — Es handelt sich um einen von
Karl oder in seinem Auftrage geschriebenen Brief in Hexametern (Storia della
badia di Monte-Cassino di D. Luigi Tosti Cassinese Napoli 1842 tom. I lib. I p. 10G),
dessen 10. Vers lautet:
curre per Ausoniae non segnis epistola ca?npos,
also fast ganz gleich silv. IV 4. 1.
3) Mon. Germ. Script. II p. 391 -—403. Die Beschreibung v. 101 — 13G nach
Stat. S. I 1, 61 ff. und III 1. 117 ff.
4) Mon. Germ. Script. II p. 467 ff. — eleg. II 151 ff. Carolus magnus qui pro-
priis manibus amplificavit avos; vgl. Silv. I 4. 68. — v. 199 non cäiunde, peto , in
genitore exempla require; vgl. Silv. V 2. 51 ff. IV 4. 74.
5) Mon. Germ. Script. II p. 31 - 33. — v. 29
quas Hister secum retinet divortia Rheni;
vgl. S. I 1. 79. CIL VI 1207.
6) Dafs der Schlufs der Alfräd (Müllenhop-Scherer, Denkmäler2 p. 40) keine
Nachahmung von Stat. S. II 6. 103 ist, erkennt auch Imhof, ecl. ad ux. p. 5,
Anm. 2 an.
7) Diese Vergessenheit ist indessen der Tradition zu gute gekommen. Sie
hat unseren Text vor der Interpolationssucht bewahrt, durch welche die Über-
lieferung anderer lateinischer Dichter so schwer geschädigt worden ist.
8) I p. 30. 9) S. u. S. 37.
II. Würdigung und Geschichte der silvae. 35
bekannt geworden, wenigstens erwähnt sie Cynthius Cenetensis in
seinem c. 1450 geschriebenen Vergilkommentar. *)
Aber erst die wiederholte Drucklegung2) konnte ihnen weitere
Verbreitung verschaffen. Genaueres wissenschaftliches Studium haben
dann der Kommentar3) des Domizio Calderino, Sekretär der Päpste
Sixtus IV. bis Leo X.? und die Vorlesungen des Angelo Poliziano4)
c. 1480 und des Antonio Amiternino 1498 5) angeregt.
Der Text der ältesten Ausgaben geht zurück auf eine uns sonst Erklärung
unbekannte Abschrift einer von Poggio Bracceolini aufgefundenen
alten Handschrift, ist aber von vornherein durch absichtliche und un-
absichtliche Änderungen so entstellt, dafs er für unsere Rezension nur
einen sehr geringen indirekten Wert hat. 6) Manches Gute zur Wieder-
herstellung des Echten hat Domizio Calderino geleistet7), mehr
Angelo Poliziano, dessen Emendationen z. T. durch seine Vorlesungen,
z. T. aber auch widerrechtlich8) verbreitet wurden.9) Weitere Beiträge
zur Kritik und Erklärung gaben Joannes Britanicus10), Janus Parr-
hasius.11) Den ersten gröfseren Fortschritt bedeuten die Ausgaben des
Jan Bernaert12), einen Rückschritt die von Fr. Lindenbruch.13) Nicht
unwichtig sind die Bemerkungen des Fed. Morell.14) Die gröfsten
Verdienste um Text und Erklärung erwarb sich dann der damals erst
1) Zu Aen. I 657 (Class. Auct. YII p. 3G0); vgl. Imhof, ecl. ad ux. p. 5.
2) Vgl. das Verzeichnis der Ausgaben in der Bipontina von 1785. — 1472
(Veneta) I, 1473 Parmensis, 1475 Romana I u. II, 1475 Veneta II u. s. w. 1502 Al-
dina. Hand, praef. p. XXIX sqq.
3) Zuerst erschienen Romae, Kalendis Sextilibus MCCCCLXXV, von mir be-
nutzt in dem von Ferd. Morell Paris 1602 veranstalteten Nachdruck.
4) Vgl. Angeli Politiani oratio super Fab. Quintiliano et Statu silvis (opp.
Lugd. ap. Seb. Gryphium 1546 tom. III p. 96 sqq.).
5) Dessen Erklärungen handschriftlich in einer, editio Veneta 1494 zu Leipzig
in der Paulinus-Bibliothek Hand, praef. p. XL VIII.
6) Für das Folgende vgl. Hand, praef. p. XXVIII sqq.
7) Im Kommentar und in der von ihm besorgten editio Romana II 1475.
8) epp. VI 1 an Phil. Beroaldus (ed. Lugd. 1546 I S. 156 f.).
9) Wir kennen sie durch den oben erwähnten Brief aus dem Jahre 1494 und
durch die Notizen im exemplar Corsinianum (s. u. S. 38); eine Erklärung steht in
dem liber miscellaneorum (I p. 587 ed. Lugd.). Die Absicht, seine Vorlesungen
herauszugeben, hat Politian nicht ausgeführt.
10) Epistola ad Dominicum Bononinum vor dem Kommentar zu Iuvenal,
Venedig 1494.
11) Liber de rebus per epistolam quaesitis, bei Stephanus 1567.
12) Antverpiae 1595 ex off. Plantiniana und ebenda 1599 mit Kommentar von
ungleichmäfsigem Werte.
13) Paris 1600 4° und öfter.
14) In Pap. Sure. Stat. Silvas Fed. M. commentationes et conieetanea Paris 1602.
3*
36 Einleitung.
23jährige Jan Gevaerts.1) Sein Auftreten hat den häfslichen Streit
zwischen Emericus Cruceus und Johann Friedrich Gronov hervor-
gerufen, der freilich für das Studium der silvae sehr förderlich gewesen
ist.2) Gronovs Arbeiten bilden noch heute die Grundlage der wissen-
schaftlichen Forschung; seine recensio3) ist die beste, die wir haben,
gegen sie gehalten erscheinen trotz der gröfseren Kenntnis der Hand-
schriften die von Markland, Hand, Queck und Baehrens als ein Rück-
schritt. Nicht unwichtig ist dann wegen der Beiträge von Franc.
Guyet und Jo. Peyraredus die Ausgabe von Mich, de Marolles.4) Den
ersten vollständigen Kommentar hat nach Domizio Calderino Caspar
Barth geliefert.5) Dem selbstbewufsten Ton dieses Mannes entspricht
die Gröfse seiner Leistungen nicht; seine Angaben über handschrift-
liche Lesarten sind teilweise unkontrollierbar, teilweise gefälscht, immer-
hin hat er zur Erklärung mancher Stellen Gutes geleistet. Nach Gronov
hat sich die gröfsten Verdienste um die silvae Jeremias Markland
erworben.6) Eine Reihe der glänzendsten Emendationen und Erklä-
rungen trägt seinen Namen; aber seine Kritik ist oft völlig grundlos
und schiefst nach der Weise der Zeit oft über das Ziel hinaus. Darum
hat der Erklärer heute öfter die Überlieferung gegen Markland zu ver-
teidigen als mit ihm zu ändern. Eine Ausgabe, die nach Art Burmanns
alles bisher geleistete umfassen sollte, hat Ferdinand Hand begonnen,
1) Ausgabe Lugd. Bat. 1616, angehängt die Papinianarum lectionum libri V.
2) Die Geschichte des Streites in Hand's Ausgabe der diatribe Leipzig 1812
praef. p. IV sqq. Die dort sämtlich abgedruckten Streitschriften sind der Reihe
nach folgende :
Statu opera, Paris 1618 Emericus Cruceus recensuit et novo commentario
Statu Silvas illustravit;
Gevartii electa III 9 u. 10 (p. 113 sqq.);
Gevartii succidanea ad notas in Stat. Theb. Paris 1620.
Gronovii in Pap. Stat. Silv. libros diatribe Hagae-Com. 1637.
Crucei frondatio sive antidiatribe Paris 1639.
Gronovii elenchus antidiatribes Mercurii Frondatoris Paris 1639.
Crucei Muscarium sive Helelenchus Paris 1640.
Über die Gegner fällt Hand praef. p. XLIII das richtige Urteil etsi igitur ille (Cru-
ceus) eritica arte parum instructus ad ineptias saepe aberraverit, tarnen negari non
potcst eum in ambiguorum locorum interpretatione id profecisse, ut simpliciori ingemo
interdum veritatem magis exploraret quam doctiores eins obtrectaiores qui subtilitate
iudicii saepe fallebantur.
3) Amsterdam, Elzevir 1653. 24°. 4) Paris III voll. 1658.
5) Cygneae 1664 Vol. I.
6) Ausgabe London 1728 mit den höchst wertvollen Noten. Neu besorgt von
Sillio, Dresden 1827.
II. Würdigung und Geschichte der silvae. 37
aber nur bis I 3 geführt.1) Hand fehlte die Schärfe des kritischen
Urteils, die das von ihm mit wahrem Bienenfleifse zusammengetragene
Material hätte sichten und so erst wirklich nutzbar machen müssen.
Wenig Gutes hat, um von der ganz unselbständigen Pariser Ausgabe
Amars und Lemaires2) zu schweigen, die Ausgabe Dübners3J geleistet.
Auch die erste Teubnerausgabe von Hands Schüler Queck4) verdient
nicht den Namen einer kritischen. Die Grundlage für eine kritische
recensio geschaffen zu haben ist das Verdienst von Imhof5) und Nohl.6)
Auf deren im ganzen richtigen Anschauungen von dem Werte der Über-
lieferung7) beruht die nicht verdienstlose8) Ausgabe von Baehrens,
als deren Fehler, abgesehen von der zu hohen Wertung der Noten Po-
litians, die bekannte Konjiziersucht des Herausgebers und die ungleich-
mäfsige Zuverlässigkeit des kritischen Apparates9) hervortreten. Eine
neue Textausgabe, die sich eng anschliefst an die im allgemeinen recht
gute, weil von vorwitziger Interpolation freie handschriftliche Tradition,
ist daher heute ein wirkliches Bedürfnis; wie schon gesagt, ist der
Gronovsche Text von allen bislang gedruckten der beste.
Unsere ganze Überlieferung geht höchstwahrscheinlich auf eine überiiefo-
einzige Quelle zurück. Nur eine einzige Handschrift scheint die Jahr- Textes.
hunderte des Mittelalters, in denen Statius' silvae fast gänzlich unbe-
kannt waren, überdauert zu haben. Sie wurde von Francesco Poggio
Bracceolini zur Zeit des Kbnstanzer Konzils aufgefunden und abge-
schrieben.10) Diese Handschrift hat also die Kritik möglichst zu re-
1) P. Papinii Statu carmina, edidit Ferdinandus Hand, Lipsiae 1817,
tomus I. — Aufserdem hat Hand veröffentlicht IV 6 Hercules Epitrapezios Progr.
Jena 1849; seinen Kommentar zu I 4 Soteria Rutilii Gallici hat Queck, Jahns
Archiv XVIII S. 121 ff. herausgegeben.
2) Paris 1830 IV Voll. 3) Paris 1835 II Voll.
4) Leipzig 1854. Vgl Imhof, cond. crit. p. 43.
5) De Statu silvarum condicione critica Halle 1859.
6) Quaestiones Statianae diss. Berlin 1871 p. 27 ff.
7) Falsch ist die gleichmäfsige Wertschätzung aller Notizen Politians im
exemplar Corsinianum. Das hat zuerst Goetz, ind. lect. Jen. W. 1884/5 und aus-
führlicher Skutsch, Fleckeis. Jahrb. 1893 p. 470 ff. dargethan.
8) Sie hat zum ersten Mal ein übersichtliches Bild der Tradition gegeben.
Ferner hat Baehrens den nicht unwichtigen codex Laurentianus 29, 32 (II 7) ent-
deckt und verwertet. — Über einige dunkle Punkte in der Geschichte dieser Aus-
gabe vgl. Wilamovitz, Hermes XII S. 255 f.; Müller, Electa Stat. p. 5 f.; Imhof,
Lied v. Theben p. 101 u. 325.
9) Müller, electa Stat. p. 1 f.
10) Vgl. die subscriptio im codex FJorentinus des Asconius Pedianus: hoc
fragmentum Q. asconii pediani repertum est in monasterio sancti galli prope con-
stantiam »XX- milibus passuum a Poggio Florentino una cum parte. -C- ualerii
38 Einleitung.
konstruieren und als Grundlage der Textfestsetzung zu verwerten. Das
Material dazu bieten einmal die uns erhaltenen Handschriften, alle aus
dem 15. Jahrhundert1), sodann die leider nicht sehr zahlreichen Ein-
tragungen von Lesarten des alten codex, welche Angelo Poliziano in
ein Exemplar der editio princeps (jetzt zu Rom in der bibliotheca
Corsiniana) gemacht hat. Von diesen Eintragungen Politians sind aber
nur diejenigen als Reste alter echter Überlieferung anzusehen, welche
Politian selbst ausdrücklich als * Lesarten der alten Handschrift be-
zeichnet hat.2)
Das Genauere über den Stand unserer Überlieferung hat auf meine
Bitte Herr Dr. Moritz Kroiin, von dem wir eine neue kritische Aus-
gabe der silvae erwarten dürfen, kurz zusammengestellt.
„Mit Vergnügen komme ich der Aufforderung des Herrn Dr. Vollmer
nach, kurz über die handschriftliche Überlieferung der silvae des Sta-
tius zu berichten. Es ist mir eine besondere Ehre, mich hierdurch
denen anschliefsen zu dürfen, welche dem berühmten Gelehrten glück-
wünschend huldigen, dem diese Blätter gewidmet sind.
Ich habe hier freilich nur Ergebnisse zu bieten; ihre Begründung
kann in Rücksicht der Zwecke dieses Buches kaum angedeutet werden;
sie soll vollständig in der Vorrede zu meiner Ausgabe (Bibliotheca
Teubneriana) und vielleicht noch an einem dritten Orte gegeben werden.
Ein anderer Umstand mufs auch gleich im Eingang Erwähnung
finden: wenn ich über das Verhältnis der Handschriften hier und da
kein ganz bestimmtes Urteil habe, so liegt dies vor allem daran, clafs
ich bis jetzt (Mitte März 1895) nicht in die Lage gesetzt worden bin,
die Madrider Handschrift selbst zu untersuchen, wozu doch sehr be-
gründete Hoffnung vorhanden ist.
Da ich völlig wertlose Handschriften, wie Vatic. 3595, Leid. 0,62 u. a.
aufser Betracht lasse, so habe ich folgende Handschriften und alte Aus-
gaben, von denen ich vollständige Vergleichungen besitze, zu nennen
(bei jeder steht der Name des Vergleichers):
flacci & balbi setini argonauticon -&- M> manilii astronomicon- et statu silvarum
libri. Dazu Politians Randbemerkung zu einem hinter I 4. 86 interpolierten Verse:
hie versus deest in libro vetustissimo poggi qui e germania in Italiam est relatus.
1) Nur der codex Laurentianus 29. 32, der das genethliacon Lucani II 7 ent-
hält, ist älter (X. Jahrh. nach Baehrens) ; das Gedicht scheint allein tradiert worden
zu sein, doch deckt sich diese Tradition im ganzen mit der unseren, ebenso wie
die afrikanische Inschrift (s. S. 33, Anm. 3) für zwei Verse die Echtheit unserer
Tradition bestätigt.
2) Vgl. oben S. 37, Anm. 7. Sie werden nach Baehrens1 Vorgang mit A* be-
zeichnet. Alle übrigen Noten Politians (A) sind teils eigene Konjekturen, teils
andere jeder Autorität entbehrende Lesarten.
IL Würdigung und Geschichte der silvae. ß9
M = Matritensis bibl. nat. M 31 : Gustav Löwe.
F = Bodleianus auct. F. 5. 5: F. A. Hirtzel, Oxford.
B = Budensis (Vindob. 140): Krohn.
U = Urbinas 649: J. Försternann.
S = Salisburgensis (Vindob. 76): Krohn.
r = Rehdigeranus 125: Krohn.
G- = Vallicellanus C 951
H = Reginensis 1976
I = Vaticanus 3875
K = Vaticanus 3282
q = Vaticanus 3283
> J. Förstern ann.
a = Ed. princeps 1472: Krohn.
c = Ed. Domitii 1475: Krohn.
Nur teilweise sind mir bekannt Oxoniensis D'Orv. X 1, 5, 34 und
Neapolitanus IUI E 43. x) — Q ist beendigt 20. Dez. 1463. Über das
Alter der übrigen Handschriften stehen mir nur folgende Angaben zu
Gebote: alle sind aus dem 15. Jahrhundert, M aus dem Anfang, H aus
der ersten Hälfte, I und K aus der Mitte, U ungefähr 1450 — 70, F,
B, S und R aus der zweiten Hälfte, Neap. aus dem Ende; von G liegt
mir keine Altersbestimmung vor. Von F sind zwei Seiten photographiert
in Rob. Ellis' new Series of Photographs from Bodleian MSS. 1891.
Die genannten Handschriften scheiden sich deutlich in zwei Gruppen:
MFBUSE und GHIKQ, Oxon. Neap. Die G- Gruppe, im allgemeinen
verderbter als die M- Gruppe, ist z. B. durch das Fehlen einiger Verse
und Wörter gekennzeichnet.
Oft bewahrt die eine oder andere Handschrift der G- Gruppe mit
der M- Gruppe (ja sogar mit M m. 1 allein) das Echte, meist ist dies
G, in dessen zahlreichen Varianten von verschiedenen Händen man fast
stets einen Fingerzeig findet, wie die Lesart der G- Gruppe enstanden
sein mag. Auf die verwandtschaftliche Gliederung der letzteren näher
einzugehen, ist überflüssig.
Es ist möglich, dafs die G- Gruppe aus M geflossen ist. Doch
läfst sich dies Verhältnis noch nicht unwiderleglich beweisen, ebenso-
wenig, wie das Verhältnis von M zu einigen seiner Gruppe.
1) Wertlos für die Textkritik sind zwei andere codd. : codex Musei Brittanici
Additionel Manuscripts 6056, den ich selbst teilweise kollationiert habe, und
Parisinus 8082 olim Mentellianus , den ich durch eine von Wünsch und Ihm für
Skutsch gefertigte Teil-Collation kenne. Vollmer.
40 Einleitung.
B scheint mir sicher aus M unmittelbar abgeschrieben und zwar
so, dafs, wo M von anderer Hand korrigiert ist, der Schreiber des B
meist diese Korrektur übernahm. Oft konnte er ein Wort in M nicht
lesen, dann liefs er (fast stets zu viel) Raum, den eine sehr ähnliche
Hand nachträglich ausgefüllt hat.
U und S, die aufs engste zusammenhalten, hängen ebenfalls von
M m. 2 ab. Sie stammen aus einer gemeinsamen Vorlage, können also
nur mittelbar aus M abgeleitet sein.
F weist die merkwürdigsten Übereinstimmungen mit M m. 1
(seltener mit m. 2) auf. Zugleich findet man in F eine Reihe von
Lesarten, welche die Mittelglieder darstellen zwischen der M- und
G-Gruppe. Doch glaube ich vor der Hand noch nicht, dafs F aus M
stammt.
B, hat neuere willkürliche Änderungen aufgenommen, von denen
die M-Gruppe frei ist. Durch ein oder mehrere Mittelglieder hängt B
von M m. 2 ab; doch nicht selten ist auch M m. 1 = B.1)
Dafs M aus einer Vorlage abgeschrieben ist, deren r der Schreiber
anfangs häufig als s auffafste, dürfte von vornherein dieser Handschrift
als Empfehlung dienen. Die Schrift von M ist so, dafs sich eine Menge
Versehen anderer Handschriften leicht erklären lassen, wenn man auf
M zurückgeht. Ich lasse Gustav Löwe reden: „xiimn und ihre Ver-
bindungen nicht zu unterscheiden (also u und n nicht, was Hauptsache).
r und y oft fast gleich. Anfangs -i und l desgleichen, t und c oft
nicht zu unterscheiden, e ist oft fast, bisweilen ganz o geworden, cl
und d bisweilen gar nicht zu unterscheiden."
Es würde die gröfste Undankbarkeit gegen Löwe sein, wenn man
ihm z. B. einen Vorwurf daraus machen wollte, dafs er unter m. 2 alle
Hände zusammenfafst, die nicht m. 1 sind. Schon auf Grund seiner
Vergleichung läfst sich feststellen, dafs M von keiner der vorhandenen
Handschriften übertroffen wird. Um dies zu behaupten, braucht man
nicht einmal A* d. h. die Lesarten, welche Poliziano ausdrücklich
dem codex Poggii zuweist, heranzuziehen. Thut man dies, so ergeben
sich sehr bemerkenswerte Zahlen. An ungefähr 80 Stellen ist A* ver-
zeichnet. Mit A* stimmt
MBUSF2)BGKHIQ
an 74 66 59 58 53 51 43 34 32 31 16 Stellen.
Danach ist also M als das getreueste Abbild der uns verlorenen Hand-
schrift zu betrachten.
1) R stimmt sehr oft auch mit B m. 2; vgl. Skutsch, Fleckeis. Jahrb. 1893,
S. 478, Anm. 26. Vollmer.
2) F m. 1 endet mit V 5. 21, so dafs von obigen 80 Stellen 10 in Wegfall kommen.
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 41
Über den codex Poggii mufs ich etwas ausführlicher sein. Für
die Auffindung der silvae durch Poggio haben wir die Zeugnisse des
Vespasiano da Bisticci und des Poliziano. Vielleicht schöpfen beide
aus einer der Subskription des florentinischen Asconius1) ähn-
lichen Quelle. Hier erscheinen die Worte & • M • manilii astronomicon
• et statu siluarum libri wie ein ungeschicktes Einschiebsel. Man sollte
erwarten, dafs sie im Ablativ von cum abhängig gemacht wären.
Ziehen wir zur Vergleichung die Subskription des Matr. X 81
saec. XV in. heran, der (aufser Sigisbert von jüngerer Hand) Asconius
und Valerius Flaccus enthält, beide von einer und derselben Hand.
Am Schlufs des Val. Fl. steht: • C • ualeri flacci argonauticon. Hoc frag-
mentum repertum est in monasterio saneti galli prope constantiam • XX •
milibus passuum • una cum parte • Q • asconii pedianL Deus concedat
alter i ut utriimque opus reperiat perfeetam: Nos quod potiiimus egimus . .
Poggius Florentinas . .
Das sieht doch wie die Vorlage der Subskription des florenti-
nischen Asconius aus (mit & balbi setini glaubte der Schreiber eine
Verbesserung anzubringen, er fand im Matr. X 81 den Val. Fl. beginnend:
Gagi valerii flaut balbi setini argonauticon).
Matr. X 81 hat den zweiten Teil eines Bandes gebildet, dessen
erster Teil aus Matr. M 31 (Manilius und Statu silvae) bestand; dieser
ist von anderer Hand geschrieben, als der zweite Teil, aber Format
und Zeilenzahl der Seiten (40) sind bei beiden Teilen gleich, ungefähr
auch die Zeit der Schrift.
Es ist möglich, dafs der Zusatz im Florentiner Asconius & • M •
manilii astronomicon ■ et statu siluarum libri • nur so entstanden ist, dafs
der Schreiber dieser Handschrift den Codex M 31+X 81 vor sich hatte
und die Fundnotiz zu Asc. u. Val. Fl. auch auf Man. u. St. Silvae er-
strecken zu müssen glaubte, was um so näher lag, als Manilius schon
von Franc. Barbarus unter Poggios Funden aufgeführt wird (in col-
laudatione ad Poggium data Venet. 1417. 7. Jul.: Tu Tertidlianum , tu
M. Fabium Quintilianum, tu Q. Asconium Pediamim, tu .... Manilium
Astronomum, .... Valerium Flaccum, tu .... complures alios Bartholo-
maeo, collega tuo, adiutore .... in Latium reduxisti. Fabricius bibl.
Lat. vol. II p. 680).
Wer so rasch bei der Hand war, durch Einfügung des & einen
zweiten Verfasser von Argonautica zu schaffen, konnte auch, nicht einem
Gewährsmann, sondern nur einer Vermutung folgend, Poggio mit Sicher-
heit die Entdeckung der silvae zuschreiben. Er verrät auch seine gute
1) S. oben S. 37, Anni. 10.
42 Einleitung.
Bildung, indem er an & balbi setini argonauticon das gleichgeformte
& M • manilii astronomicon anreihend die Konstruktion verliert.
Es versteht sich von selbst, dafs ich nicht die Wahrscheinlichkeit
leugne, dafs Poggio oder einer seiner Gefährten die silvae um die Zeit
des Kostnitzer Konzils entdeckt habe. Sichere Zeugnisse aber fehlen;
den Grund könnte man darin suchen, dafs die neuaufgefundenen silvae
gar nicht sonderlich geschätzt wurden. Der Buchhändler Vespasiano
schreibt: (Messer Poggio) trovo le sehe di Stazio in versi, ohne hinzu-
zufügen: opera degna oder degnissima. Bei den meisten andern Klas-
sikern, deren Auffindung durch Poggio er erwähnt, macht er einen
solchen Zusatz, z. B. trovo Marco Manilio astronomico in versi, opera
degnissima.
Was für eine Handschrift war nun der von Poliziano so genannte
codex Poggii? Es war höchst wahrscheinlich keine alte Handschrift,
sondern eine Abschrift [denn Poliziano sagt: (ut arbitror) etiam
dimidiato: er hatte nicht die durch Abreifsen oder sonstwie vom Zahn
der Zeit „verstümmelte" Urschrift selbst vor sich] aus der Zeit des
Kostnitzer Konzils, die aber nach Polizianos Urteil die Mutter
aller ihm bekannten Silvenhandschriften, in diesem Sinne
also die älteste, war. Die Angabe: Gallica scriptum manu läfst sich
wohl damit vereinigen (cff. Cato et Varro ex rec. Keilii, vol. I pag. IV — XI).
Ob nicht auch der Gallica manus zuliebe Poliziano den cod. Poggii
ex Gallia stammen läfst, während er zu I, 4, 86 e germania gesagt hatte?
Der liber Poggii steht offenbar M sehr nahe, deckt sich aber
weder mit diesem, noch mit einer anderen uns zugänglichen Hand-
schrift. An sechs Stellen weicht die Lesart des A* von der des M ab.
Die Abweichungen stellen sich als Verbesserungen (wenigstens gewollte)
dar, in denen A* mit einer oder mehreren der schlechteren Handschriften
übereinstimmt (nur IV, 3, 81 seruitusque steht in keiner anderen Hand-
schrift; hier ist aber ein Versehen des Poliziano recht wahrscheinlich).
Ich meine an diesen fünf oder sechs Stellen von A* eine manus
correctrix zu spüren, die dann erst recht in den mit A bezeichneten
Lesarten zu Tage treten würde. Einmal scheint Poliziano aus dem
liber Poggii die ursprüngliche Lesart und die Korrektur zugleich an-
zuführen: II, 3, 10 (es ist das eine von jenen sechs Stellen). In der
Ed. princ. steht gedruckt et, dies ist von Poliziano nicht durch- oder
unterstrichen. Darüber hat er ät hec geschrieben. Es ist wenigstens
möglich (in) ant(iquo) auch auf et mit zu beziehen, [et MFSRG-HIa
haec M m. 2 i. mg. BUc etiam K ea Q.] Wie erklären wir folgende
zwei Fälle, wo Poliziano den cod. Poggii nicht ausdrücklich erwähnt
(A)? IV, 6, 65 hat der Druck acies, das s ist von Poliziano durch-
IL Würdigung und Geschichte der silvae. 43
strichen und gleichzeitig ein neues s darübergeschrieben, sonst nichts
geändert oder hinzugefügt. V, 1; 164 hat der Druck Lumina, das u
ist von Poliziano in i verwandelt und gleichzeitig ein neues %i darüber-
geschrieben, sonst nichts geändert oder hinzugefügt.1)
Unter den möglichen Erklärungen finde ich nur eine wahrschein-
lich: Poliziano giebt mit acte und Limina die man. 1? mit dem über-
geschriebenen s und ti die man. 2 des cod. Poggii wieder, acie und
Limina haben MF BUS, acies und Lumina die übrigen, sowie a und c.
Wir können aber noch einen Schritt weiter in die Überlieferung
zurück thun. Durch sicheren Schlufs gelangen, wir zu einem Arche-
typus x mit zwei Kolumnen von je 44 (etwas mehr oder weniger) Zeilen
auf jeder Seite. In M findet sich nämlich eine Randbemerkung von
man. 1 zu IV, 3, 79: repit. Dies ist durch ein Mifsverständnis dorthin
geraten, es gehört zu 35, wo fälschlich Itqpit steht.
Daraus schliefsen wir das oben Angeführte. Ungefähr ein Dutzend
weiterer Belege (ohne die mir zweifelhaften zu rechnen) habe ich zur
Hand; ich greife einen heraus. V, 1, 81 ist statt auster in den Text
gedrungen arctos, was in x an den linken Rand von 127 geschrieben
war als Verbesserung für arctus (so MB m. 1) in 127: demnach ent-
hielt die Kolumne von x hier etwa 46 Zeilen.
Ich verzichte darauf, die Folgerungen anzuführen, welche sich aus
der Annahme eines von Randbemerkungen durchsetzten Archetypus er-
geben; diese Folgerungen praktisch werden zu lassen für die allgemeine
Textgestaltung der silvae wird wohl nicht leicht jemandem beikommen."2)
Zittau. Moritz Kkohn.
1) Diese genauen Angaben, durch welche die von Kiessling- Köhler und
Kruse bestätigt und vervollständigt werden, verdanke ich Hosius.
2) Während des Druckes geht mir eine Teil-Collation des codex Ravennas 312
saec. XV von Skutsch aus Italien zu. Diese Handschrift scheint zur M- Gruppe
zu gehören, bietet indessen für unsere Kenntnis der Überlieferung nichts Neues.
Vollmer.
Chatten-
krieg.
Anhang.
Die Kriege Kaiser Domitians. *)
Den Zug gegen die Chatten unternahm Domitian im Jahre 83. 2)
Die Veranlassung zu dem Unternehmen kennen wir nicht.3) Unter dem
Vorwande einer Schätzung in den beiden Gallien zog der Kaiser nach
Norden4) und wandte sich dann gegen die Feinde. Der Kampf war bei der
eigentümlichen Kriegführung der Germanen nicht leicht; Domitian ge-
brauchte das gewöhnliche Mittel, die angrenzenden Gebiete zu ver-
wüsten 5); gewöhnte seine Reiterei daran, im Notfalle gegen die in die
Wälder flüchtenden Feinde auch zu Fufs zu fechten6), und legte in
bedrohten Gegenden Kastelle an.7) Doch kam es wohl auch zu einigen
1) Ich gebe diese kurze Darstellung hier, weil Statius die Ereignisse oft
streift und darum eine zusammenhängende Darstellung, wie sie nach Schiller,
Gesch. d. röm. Kaiserzeit I S. 520 ff., so viel ich weifs , nirgends versucht worden
ist, vom Leser des Dichters vermifst werden würde.
2) Domitian ist am 9. Juni 83 noch imp. III (Eph. ep. V 612), am 3. Sept. 84
aber schon imp. VII und hat den Beinamen Germanicus (Eph. ep. V 93) As-
bach, Westd. Zeitschr. 1884. 17. Den Beginn und einen Sieg setzt ins Jahr 82
Henzen, bull, del inst. 1883. 100.
3) Allgemein Frontin 11.8 Germanos qui in armis erant Stat. s. 1 4. 89 Bhenum-
que rebellem. Schiller p. 527, Anm. 8 vermutet, dafs ein Hilfegesuch des Cha-
riomer, Fürsten der Cherusker, die mit den Chatten in fortwährendem Hader
lagen (Tac. Germ. 36), den Kaiser bewog, seinen Bundesgenossen (vgl. Dio. 67. 5. 1)
zu Hilfe zu kommen.
4) Wie Frontin I 1. 8 schmeichelt, um nicht durch die Kunde von seinem
Kommen die Germanen zu einem gröfseren Unternehmen zu reizen. — Den Krieg
hat Statius in einem Epos gefeiert; vgl. S. 13.
5) CIL VI 1207. Dabei mögen auch die Landschaften verbündeter Stämme
(Cherusker?) betroffen worden sein: Zonar. XI 19 elg Talatiav £i~OQ[irjoag %ai XsrjXcc-
tricag xivk tä>v nsQccv ^Prjvov tä>v ivonovöcov, Plin. pan. 20 bauscht das für seinen
Zweck auf.
6) Frontin II 3. 23.
7) Frontin II 11. 7 in finibus Cubiorum (Ubiorum Modius, Usipiorum Ouden-
dorp Cattorum Dederich); der Kaiser vergütete das für diesen Zweck benutzte
Land; also lag es wohl im Gebiete befreundeter Stämme.
Anhang. Die Kriege Kaiser Domitians. 45
bedeutenderen Zusammenstöfsen. *) Eine Art Vertrag scheint den Kampf
beendet zu haben.2) — Wahrscheinlich fallt in diesen Krieg die Thätig-
keit des C. Rutilius Gallicus in Germanien, der die Priesterin Ve-
leda, welche unter Vespasian einmal als Gesandtin ihres Volkes in
Rom war3), gefangen nahm.4) Ihre Nachfolgerin wurde Ganna; die
mit Masyos, dem Könige der Semnonen, zusammen nach Rom kam
und von Domitian freundlich aufgenommen wurde.5)
Trotz dieser verhältnismäfsigen Unbedeutendheit seiner Erfolge
feierte Domitian in Rom einen Triumph.6) Er gab sich den Beinamen
Germanicus, liefs sich auf zehn Jahre hintereinander das Konsulat de-
kretieren7), zum censor auf Lebenszeit ernennen8), umgab sich mit
1) Darauf weisen die Imperator- Akklamationen (Anm. 2). Dio. 67. 4. 1 inctQcc-
tsvaag Sh ig xi\v TsQ^aviav ncci firid' toganays 7tov nols^ov i7tavfj%s ist Über-
treibung. Eine Schlacht wohl schon 83 (imp. V; Chambalu, de magistrat. Flaviorum
Bonn 1881 p. 25).
2)^Stat. s. III 3. 168 victis parcentia foedera Chattis.
3) Tac. Germ. 8.
4) Stat. s. I 4. 89 f. Die chronologische Ordnung bei St. weist auf diese Zeit.
5) Dieser Besuch ist möglicherweise als eine Art Vorstellung nach Über-
nahme des Amtes aufzufassen; Veleda hatte verschiedentlich ihren Einflufs zur
Hetze gegen die Römer gebraucht (Tac. Hist. V 24), so dafs Domitian wohl als
ihre Nachfolgerin eine ihm genehme Persönlichkeit verlangte.
6) Tac. Agr. 39 Mart. I 4. 3 II 2. 3 sichern diesen Triumph. Es kann also
Suetons Aufzählung der Triumphe Domitians c. 6 nicht vollzählig sein; er erwähnt
nur das Ungewöhnliche: den Doppeltriumph über Antonius und die Daker, die
Beschränkung auf die Lorberüberreichung nach dem Sarmatenkriege. Darum
haben wir auch keinen Grund, einen vierten Triumph, den ersten über die Daker 80
zu bezweifeln, der an sich wahrscheinlich ist und durch Sueton 13 gesichert wird:
post autem duos triumphos, Germanico cognomine assumpto, Septembrem mensem et
Octöbrem ex appellationibus suis Germanicum Domitianumque transnominavit , was
nach Euseb. zwischen 1. Oktober 86 und 87 geschah. Die Zufügung Germanico
cognomine assumpto erklärt natürlich nur die Benennung des Monats, datiert nicht
die Annahme des cognomen post duos triumphos (sie erfolgte nach 9. Juni 83
(Eph. ep. V 612) vor 3. Sept. 84 (Eph. ep. V 93). Nach dem Gesagten ist zu
berichtigen Gsell, Mel. d'archeol. et d'hist. IX 1889 p. 3. — Die Vornehmen in
Rom glaubten nicht an die Echtheit der Siege und der im Triumphe aufgeführten
Gefangenen, Tac. Agr. 39, Plin. pan. 16. Tac. Germ. 37. — Triumph und Annahme
des cognomen Germanicus (wohl gleichzeitig) nach 9. Juni 83 (s. o.).
7) Darum hört mit dem cos. des. Villi die Designationsbezeichnung bei Do-
mitian auf. Der Kaiser hatte vor, das Konsulat X — XX hintereinander zu führen;
er unterbrach die Reihe a. 89, wohl weil er vor dem 1. Jan. schon nach Ger-
manien abgezogen war. Wie er die Konsulate führte, bezeugt Suet. 13 omnes
paene titulo tenus gessit nee quemquam ultra Kai. Maias plerosque ad Idus usque
Ian. Plin. pan. 65.
8) Vgl. Mommsen, St. R. IP 1043 Anm. 3; Dessau, inscr. lat. sei. I 269 Anm. ö.
Noch nicht censor 3. Sept. 84 (eph. ep. V 93) cens. pot. 5. Sept. 85 (CIL III p. 855)
46 Einleitung.
24 Liktoren und legte, so oft er in den Senat ging, die toga trium-
phalis an. Er vermehrte nach dem Chattenkriege *) auch den Sold des
Militärs von 9 auf 12 aurei.2)
bellum ci- j)er Aufstand des L. Antonius Saturninus brach im Winter3)
vile. ^ ^ '
88 4) aus. Dieser Statthalter Obergermaniens war wie andere Patrizier
erbost über des Kaisers Grausamkeiten gegen seine Standesgenossen
und noch dazu von ihm persönlich beleidigt worden.5) Er versuchte
die beiden Legionen, welche am Oberrhein6) in den Winterquartieren
lagen7), zum Abfall zu bewegen und wurde auch wirklich zum impe-
rator ausgerufen.8) Um seinem Unternehmen einen sicheren Rückhalt
zu geben, knüpfte er Verbindungen mit den Deutschen jenseits des
Rheines an und gewann an ihnen Bundesgenossen.9) ,
censor perpetuus 17. Febr. 86 (CIL III p. 856). Dio stellt also 67. 4. 3 die aufser-
ord entliehen Ehren als Aufserungen der avoia zusammen, ohne zu meinen, dafs
sie alle unmittelbar nach dem Chattenkrieg erfolgten. Es ist demnach auch in der
Angabe über die Umnennung des Oktober kein Widerspruch gegen den Ansatz
bei Euseb. (1. Okt. 86—87) zu finden. Auffällig ist, dafs der Epitomator den Bei-
namen Germanicus und die Umnennung des September verschweigt. Es erklärt sich
das daraus, dafs Caracalla im Jahre 213 auch den Titel Germanicus annahm; der
unter ihm und seinen verwandten Nachfolgern lebende Dio konnte also unmög-
lich die Annahme dieses Namens als Zeichen von ccvolcc aufführen, darum ver-
schwieg er sie ganz.
1) Die Zeit bezeugt ausdrücklich Zonaras XI 19.
2) Sueton 7.
3) Suet. 7 apud duarum legionum hiberna.
4) Die von Hirschfeld Götting. Gel. Anz. 1869 p. 1608 und Henzen behauptete
Beziehung des Arvalopfers am 22. Sept. 87 ob deteeta scelera nefariorum auf den
Aufstand des Antonius weist mit Recht ab Bergk zur Gesch. und Top. der Rheinl.
p. 61.
5) Aur. Vict. epit. 11 Ms eins saevitiis ac maxime 'iniuria verborum qua se
scortum vocari dolebat accensus Antonius curans Germaniam superiorem imperium
corripuit.
6) Ich glaube mit Mommsek (Hermes III p. 119), dafs Vindonissa der Sitz des
Aufstandes war; ob es damals auch dauernder Aufenthalt des Statthalters, also
Hauptstadt von Obergermanien war, oder ob Antonius sich nur zur Inszenierung
des Aufstandes dahin begeben, ist nicht auszumachen. Jedenfalls zieht Trajan
nach Vindonissa, wo also der Aufstand ausgebrochen war. Das berücksichtigt
Bergk p. 82 nicht genügend.
7) Nach Renier, acad. des inscr. 1872 p. 424 du XXI Rapax und XI Claudia.
Bergk p. 67 meint, Antonius habe kaum bedeutende Streitkräfte gehabt; es sei
ihm nur gelungen, die auch früher schon (Tac. ann. I 31 I 45) zu Meutereien ge-
neigte XXI Rap. zu gewinnen, dazu vielleicht einige Auxiliarkohorton. Die Ver-
mutung ist sehr glaubwürdig.
8) Spartian Pesc. Nig. 9 Aur. Vict. ep. 1. 1. Vopisc. Firm. 1.
9) Suet. 6.
Anhang. Die Kriege Kaiser Domitians. 47
In Rom erweckten diese Nachrichten grofse Besorgnisse.1) Aber
von drei Seiten zogen bald Heere heran, die das Unternehmen des
Antonius vereitelten. Am raschesten war L. Appius Norbanus
Maximus zur Stelle, wohl weil er in Raetien stand.2) Mit nur ge-
ringen Streitkräften3) zog Appius gegen die Empörer und unterdrückte
in kurzer Zeit, wohl in einer siegreichen Schlacht, die Erhebung. Der
Kampf fand auf der linken Rheinseite4) statt und wurde zu Ungunsten
des Antonius hauptsächlich dadurch entschieden, dafs die mit ihm ver-
bündeten Germanen am Tage der Schlacht nicht über den Rhein setzen
konnten, weil dessen Eisdecke sich plötzlich gelöst hatte.5) Antonius
selbst fand seinen Tod, wohl in der Schlacht. — Ebenso wie Appius
war auf Domitians Befehl6) von Spanien aus Trajan, damals leg. Aug.
pro praet.7), aufgebrochen, kam aber zum Eingreifen wohl zu spät.8)
— Der Kaiser hielt aber die Gefahr für so grofs, dafs er sich entschlofs,
selbst zum Kriegsschauplatze abzugehen. 9) Auf dem Marsche, auf dem
1) Plut. Aem. Paul. 25 TtoXvg nolspog dbro TsQ^aviag 7tQ06sdo>iäzo.
2) Mart. IX 84. 5. Vgl. Bergk p. 65; Mommsen, R. G. V 137. 1. An ein
Kommando des Norbanus in Aquitanien (Renier, acad. des inscr. 1872 p. 423,
Revue areheol. 1872 p. 386) oder Germania inferior (Roulez, acad. de Bruxelles
1875 XLI) ist nicht zu denken; die in diesen Provinzen gefundenen Ziegel des
Appius stammen aus der Zeit nach dem Aufstande Mommsen, Herrn. XIX 438;
Mowat, Bull, epigraphique III (1883) 224. Norbanus wurde wohl nach dem Siege
der Nachfolger des Antonius. Vorher war er leg. Aug. pr. pr. Pannoniae. Nach
Asbach, Rheinl. Jahrb. 79 (1885) war Appius leg. Lugudunensis.
3) In Raetien standen nur einige Kohorten und Reitergeschwader. Bergk
S. (jG^ Anm. 1. Appius verstärkte sie vielleicht durch Aushebungen unter den
kriegstüchtigen Einwohnern.
4) Sueton 6.
5) Nach Mommsen zwischen Bregenz und Chur Hermes III 119.
6) Plin. paneg. 14 ille qui te inter illa Germaniae bella ab Hispania usque ut
validissimwm praesidium exciverat.
7) Mommsen, Hermes III 120.
8) Sonst würde Plinius von seinen Thaten reden, nicht nur von seinem Ge-
schwindmarsche. Trajan führte wohl die VII. Gemina und I. Adiutrix. Für den
ersteren Aufenthalt in Germanien beweisen freilich CIRh. 896 und 1512 nichts,
wohl aber Fabretti 140 n. 149.
9) Domitian verliefs Rom wohl noch vor dem 1. Jan., denn er nahm für das
Jahr 89 das Konsulat trotz der Dekretierung auf 10 Jahre nicht an; die acta
arvalia, welche zum 3. Jan. nur die üblichen vota pro salute enthalten, sind ver-
stümmelt. Dafs er am 12. Jan. auf dem Marsche war, zeigen die vota pro salute
et victofria et redituj ; am 17. Jan.- werden neue Gelübde abgelegt (ad vota ad-
suscipienda) , am 22. die gewöhnlichen vota erneuert, am 24. aber hält der Senat
ein feierliches Dankfest auf dem Kapitol und am 25. herrscht laetitia publica, also
war an diesem Tage die Niederwerfung des Aufstandes bekannt. Am 29. bringen
die Arvulon neue Gelübde pro salute et refdituj imp.; der Kaiser war also wohl
48 Einleitung.
ihn die Garden begleiteten1), erhielt er die Nachricht von der Besiegung
und dem Tode des Antonius. Gleichwohl kehrte er nicht uru; sondern
hielt in der germanischen Provinz ein grausames Strafgericht ? dem
viele angesehene Männer zum Opfer fielen, obwohl Norbanus die er-
beutete Geheimkorrespondenz des Antonius verbrannt hatte.2) Über
ihre Namen berichtete Domitian nicht an den Senat, wohl aber sandte
er die Köpfe des Antonius und anderer Vornehmen nach Rom und
liefs sie dort auf dem Forum zur Warnung ausstellen.3) Ferner kas-
sierte der Kaiser die hauptsächlich am Aufstande beteiligte XXL Legion4),
verbot, dafs fernerhin zwei Legionen an demselben Orte Winterlager
hielten, und setzte für die Einlagen der Soldaten in die Fahnenkassen
ein Maximum von 1000 HS fest, damit nicht fernerhin ein zum Auf-
stand geneigter Befehlshaber in diesen Kassen allzu grofse Summen
vorfände. 5)
Kriege Siege Domitians gegen die Daker setzt Eusebius ins Jahr 2102
Daker. = 1. Okt. 85 — 86. 6) Die Kämpfe begannen also wohl im Jahre 85.
Veranlassung war der Einbruch der Daker unter ihrem neuen that-
kräftigen und umsichtigen Könige Diurpaneus7) in das römische
Gebiet.8) Dem Dakerkönige gelang es, den Legaten von Moesien9)
auf dem Rückwege. — Wenn an der Praesagiengeschichte bei Sueton G etwas
richtig ist, so war der Kaiser am Tage, wo Appius siegte, noch in Rom; es fiele
dann die Schlacht vor den 1. Jan. 89. Für diese Annahme scheint auch die Dar-
stellung bei Plutarch (Aemil. Pauli. 25) zu sprechen, als deren Weiterentwickelung
die Erzählung Suetons sich deutlich zu erkennen giebt.
1) CIL VIII 1026 bezeugt die Dekorierung eines Centurionen der coli. XIII
urbana ob bellum Germanicum; eine andere Inschrift CIL V 3356 die eines Praef.
coh. II praet. Über die Benennung des Krieges als bellum Germanicum (so in den
beiden eben genannten Inschriften und CIL VI 1347) und bellum civüe Bergk p. 60,
Anm. 4. Archaeolog.-epigraphische Mitteilungen aus Österreich VIII 1884 p. 219.
2) Cass. Dio 67. 11. 2 Sueton 10. 3) Cass. Dio 67. 11. 3.
4) Daher ist ihre Zahl auf dem Steine (Mommsen, Inscr. Helv. 248) aus-
gemeifselt; Bergk p. 70. Diese Vermutung erscheint gesicherter als die Borghesi's
oeuvr. IV 49, die leg. XXI Rap. sei die im Kampfe gegen die Daker nach Suet. 6
untergegangene. Dafs der Heeresteil, den Antonius führte, gänzlich vernichtet
worden, geht übrigens auch aus der Darstellung Plutarchs (Aem. Pauli. 25) hervor.
6) Suet. 7.
6) Dem entsprechen die salut. imperatoriae 3. Sept. 84 imp. V, 5. Sept. 85
imp. IX, vor Ende 85 imp. XI, 17. Febr. 86 noch imp. XI, 13. Mai imp. XII, 14. Sept.
imp. XIII, vor Ende 86 imp. XIV, 88 noch imp. XIV.
7) So Oros. VII 10. 3, Dorpaneus Iordan. 13 ; die übrigen Schriftsteller nennen
ihn Dekebalus.
8) Den Grund des Einfalls bezeichnet lordanes 13 undeutlich mit avaritiam
eius (Domit.) metuentes.
9) In Pannonien war Legat a. 85 L. Funisulanus Vettonianus CIL III p. 855.
Anhang. Die Kriege Kaiser Domitians. 49
C. Oppius Sabinus (cos. 84) völlig zu besiegen, den Führer zu töten,
ganze Abteilungen mit den Offizieren zu vernichten, viele Kastelle zu
nehmen.1) Der Kaiser zog darauf wohl noch im Jahre 85 (siehe die
iinp. IX — XI) ins Feld2) nur bis Illyricum, kehrte aber nach unbe-
deutenden Kämpfen wieder um; er feierte trotzdem einen Triumph
über die Daker und veranstaltete Festspiele aller Art in Rom3), wütete
aber auch gegen die Vornehmen in der ausgesuchtesten Weise.4) Im
folgenden Jahre überliefs er dem praef. praet. Cornelius Fuscus den
Oberbefehl5), der die besten Truppen und den gröfsten Teil der kaiser-
lichen Legionen6) führte. Fuscus schlug die Feinde in mehreren Treffen
(imp.XII — XIV) bis zur Donau zurück, liefs sich dann aber verlocken7),
auf Pontons den Flufs zu überschreiten. Da rafften sich die Daker
gewaltig zusammen, schlugen und töteten den Fuscus8) beim ersten
Angriffe, nahmen das Lager ein und gewannen so den ganzen Kriegs-
schauplatz wieder zurück. Im folgenden Jahre 87 und auch an-
fangs 88 scheint der Kampf in Moesien ohne hervorragende Ereig-
nisse verlaufen zu sein.9) Den Oberbefehl hatte Iulianus10), der durch
allerlei Mittel den nach den grofsen Niederlagen tief gesunkenen Mut
der Soldaten zu heben wufste.11) Endlich vernichtete er einen grofsen
Wenn Schiller p. 530 aus CIL III 4013 ein gröfseres Kommando über drei Pro-
vinzen (darunter gar Moesia sup.!) für diesen Mann erschliefst, so interpretiert er
die Inschrift falsch; item bezeichnet die zeitliche Aufeinanderfolge der Ämter.
I) Iordan. 13, Suet. 6. 2) Mart. I 22. 6.
ß) Dio 67. 8 über den Triumph s. S. 45 Anm. 6. Vgl. auch Stat. s. III 3. 118
cum prima truces amentia Dacos impulit et magno gens est damnata triumpho.
4) Dio 67. 9. Oros. 5) Suet. 6. 6) Iordan. 13.
7) Durch die höhnische Tributforderung des Dekebalus von zwei Obolen für
jeden Kopf im römischen Reiche. Petr. Patricius excerpta de legationibus gen-
tium ad Romanos c. 4 (Hist. Gr. min. ed. Dindorf I 426 sq.).
8) Aufser Suet. Iord. vgl. luv. IV 112 mit schol. Mart. VI 76 bezeugt (Fried-
ländek's Anm.), dais ihm nach dem dacischen Triumphe ein Grabstein nahe an
der feindlichen Grenze gesetzt wurde.
9) Erst mit dem 14. Sept. 88 erscheint auf Münzen imp. XV; Martial er-
wähnt zwischen I 22. 6 und Y 3 nur einmal IV 3. 5 Kämpfe des Kaisers im
Norden mit einem vorsichtigen Ausdruck, wohl nicht ohne Grund.
10) Dio 67. 10. Borghesi's Vermutung, er sei identisch mit dem in der (un-
sicher überlieferten) Inschrift CIL III 1566 leg. leg. V Mac. leg. aug. pr. pr. [prov.J
Moesfijae '. . . s genannten Calpurnius Iulianus weist Mommsen zurück (z. cl.
Tnschr.), weil von der (unter Domitian erfolgten) Zweiteilung Moesiens die Rede
sei; er ergänzt sup- od. inferior i]s. Die Ergänzung ist durchaus nicht sicher; es
kann z. ß. gestanden haben [morbo solutujs. — Imhop und Schiller denken an
Tettius Iulianus (Tac. Hist. I 79 II 85 IV 39. 40).
II) Dio 67. 10. Er liefs die Soldaten ihre eigenen und der Centurionen
Namen auf die Schilde schreiben, damit man ihre Kühnheit oder Feigheit gleich
Vollmer, Statius' silvae. 4
50 Einleitung.
Teil des dakischen Heeres bei Tapae1) und zog bis gegen die ßaaClsia
des Dekebalus (wohl Sarmicegetusa), ging aber wieder zurück, als der
Dakerkönig ihn durch allerlei Kriegslisten über die Stärke seines Heeres
täuschte.2)
Um diese Zeit3) hatte Domitian in Obergermanien mit dem Auf-
stande des Antonius zu thun; er kehrte wohl vom Rheine nicht nach
Rom zurück4), sondern zog nach Pannonien, um die Quaden und Marko-
mannen dafür zu bestrafen, dafs sie ihm im Kampfe gegen die Daker
nicht Heeresfolge geleistet.5) Die Markomannen besiegten aber den
Kaiser, und dieser machte nun eiligst mit Dekebalus Frieden, um den
der Dakerkönig (nach den Erfolgen des Iulianus) wiederholen tlich
gebeten, da er in starker- Bedrängnis war. Er sandte den Diegis6)
zum Kaiser nach Pannonien, um Waffen und Gefangene auszuliefern.
Domitian empfing den Gesandten freundlich, setzte ihm, wie Dio be-
richtet, ein Diadem auf7), als ob er wirklich gesiegt habe und nun
den Dakern einen König geben könnte, ehrte und beschenkte die Le-
gionäre auf mannigfache Art8) und sandte als Siegeszeichen Gesandte
des Dekabalus und einen, wie man sagte, gefälschten Brief desselben
erkennen könnte. Er erfocht wohl auch die Siege, für die Domitian bis Ende 89
die Imperatorenzurufe XVI — XXI annahm; nur XVI oder XVII geht auf den Sieg
des Norbanus.
1) iv talg Tdncug, wo auch Traian a. 100 einen Sieg erfocht (Dio 68. 8). —
Dio: Ovs&vccg tu ösvtsqcc {istcc dsyteßcdov %%(ov iitsidi] ovv. j]8vvri%"ri diuyvyztv t,wv
itzittamsv i^B7ilx7\8sg ag >«u TSTsXevtriKoog k&% tovtov Xccftcov tfjg vvutög ^cpvysv.
2) xd ts d£v8ga...^'iiOips %al ÖTtXa xoig 6tsXs%£Cl TtsgiiftriKS.
3) natu rovtov %bv %qovov Dio. 67. 11.
4) Deshalb später der Doppeltriumph über Germanen und Daker. Domitian
ist also im Laufe des Sommers 89 nicht in Rom; mithin wird der Tod der Iulia, bei
der causa mortis extiterit coactae conceptum a se obigere Suet. 22 Ende 88 erfolgt
sein, nicht Ende 89, wie Hirschfeld p. 1506 und 8 will, dessen Argumentation aus
Mart. VI 13 nicht zwingend ist.
5) Dio 67. 7. 1. Die Excerpte weisen der Ordnung nach auf diese Reihen-
folge der Thatsachen.
6) Martials Ausdruck V 3. 5 frater ist wohl kaum von leiblicher Verwandt-
schaft zu verstehen.
7) Vgl. auch Mart. VI 10. 7.
8) Vgl. CIL VIII 1026 Q. Vilanius .... 7 coh. XIII urb. donis donatus a
Domitiamo ob bellum Dacicum (86) item ab eodem ob bellum Germanicum (Antonius 89),
item torquibus armillis ob bellum Dacicum (86 od. 89 die torques brauchen nicht
in chronologischer Reihenfolge der dona zu stehen). CIL III 4013 L. Funisu-
lano . . . Vettoniano leg. pr, pr. prov. Dalmatiae item provinc. Pannoniae
(a. 85 cf. CIL III p. 855), item Moesiae superioris donatöfa Domitiano] bello Bacico
coronis IV murali vallari classica aurea hastis puris IUI vexlis IUI
Anhang. Die Kriege Kaiser Domitians. 51
nach Rom.1) Gegen Ende des Jahres 89 kehrte er selbst in seine
Hauptstadt zurück und feierte den Doppeltriumph über Germanen
(Antonius) und Daker.2) — Über den Weitergang des vom Kaiser
selbst mit Unglück in Pannonien geführten Krieges gegen die Marko-
mannen wissen wir nichts.3)
Auch über den späteren Sarmatenkrieg Domitians sind wir sehr San?aten-
r " krieg.
unvollkommen unterrichtet. Die Zeit bestimmt sich durch die Accla-
mation imp. XXII4) auf die Jahre 92/93. Der Kaiser zog, nachdem
eine Legion mitsamt ihrem Legaten getötet war5), selbst ins Feld
(Juni 92). 6) In der Hauptstadt wartete man ungeduldig auf Nach-
richten vom Kriegsschauplatze7); im Dec. erhofft man den Kaiser selbst
1) Domitian soll nach Dio 67. 7. 4 noch Geld für den Frieden bezahlt haben
und dem Dakerkönig allerhand Leute tüchtig in Friedens- und Kriegskunst über-
lassen und sogar regelmäfsig zu stellen verheilsen haben. Doch hat wohl
Schiller p. 531 Recht, wenn er darin keine Schande, sondern weise Politik des
Kaisers sieht.
2) Wohl noch Ende 89, da die vom 3. Jan. bis 28. Mai 90 vollständigen
Arvaltafeln den Triumph nicht erwähnen. Nach Eusebius i. J. * Abrahams 210G
= 1. Okt. 89 bis 1. Okt. 90. Suet. 6, Eutrop. VII 23. 4. — Auch von diesem Triumphe
berichten die Schriftsteller wie von dem ersten germanischen (S. 45 Anm. G),
dafs der Kaiser Geld aufgewendet, wohl zum Ankaufe von Sklaven, die als Ge-
fangene auftraten u. a. Dio G7. 7. 4, Plin. pan. 17. — Die Veranstaltung der
Triumphalspiele hatte L. Ammtius Stella zu überwachen Stat. s. I 2. 180 ff. Er
war wohl für die Zeit vom 5. Dec. 89 an zum quaestor bestimmt, und die Aus-
richtung des Triumphes gehörte zu seinen ersten Amtshandlungen (falsch Gskll
p. G/7). So würde sich der Triumph nach dem 5. Dec. 89 datieren. Dieser Schluls
bleibt indes unsicher, da der Kaiser dem Stella wie Nero seinem Vorfahren (Tac.
tum. XIII 22) für diesen wie den Sarmatensieg (Mart. VIII 78) eine cura ludorum
ohne Amt übertragen konnte. — Das Genauere siehe zu I 2. 180. — Der Beiname
Dacicus findet sich nur in der Briefadresse Mart. VIII praef. Er ist wohl eine
Privatschmeichelei des Dichters und nie offiziell gewesen. Friedländer z. d. St.
3) In welchen Zusammenhang die verstreute Notiz des Epitomators bei
Dio G7. 5. 2 über eine Hilfstruppensendung von 100 Reitern an die Lygier in
Moesien für ihren Kampf gegen die Sueben gehört, ist nicht sicher; vielleicht erst
ins Jahr 92.
4) Zwischen 14. Juni 92 und 13. Juli 93 Stobbe Philol. XXVI 50.
5) Suet. 6. Vielleicht enthält das Wort des Tydeus Stat. Th. III 351 melius
legatus adissem Saaromatas rabidos eine Anspielung auf einen Verrat der Bar-
baren.
G) Er war acht Monate abwesend (Mart. IX 31) und kehrte Jan. 93 heim
(Mart. VIII 8). — Einen sarmatischen Brustharnisch, mit Eberklauen besetzt, liefs
or sich ins Feld nachschicken Mart. VII 1. 2. Bei ihm war Crispinus Mart. VII 99.
Andere Personen, die den Krieg mitmachten, sind Caecilius Secundus Mart. Vit 84;
Velius Paulus IX 31 ; Marcellinus X 45.
7) Mart. VII G. 7 ff.
52 Einleitung.
zurück.1) Der Erfolg des Zuges war wohl ein günstiger2) 5 doch hielt
der Kaiser keinen Triumph, sondern begnügte sich dem Iuppiter Capi-
tolinus eine laurea darzubringen3) und gab dem Volke eine Menge
Spiele und Schmause.4)
1) Mart. VII 8.
2) Stat. s. III 3. 172 IV 3. 153 IV 7. 50. Friedländer zu Mart. VII 80. 1.
Bellicius Sollers erhält als leg. leg. XIII gem. Auszeichnungen expeditione Suebica
et Sarmatica CIL III 291. Es sind also auch wohl die Rheingegenden wieder in
den Kampf hineingezogen worden; darauf spielt vielleicht Mart. VII 7. 3 an fractus-
que cornu iam ter improbus Rhenus (also 84. 88. 92).
3) Suet. 6; Stat. s. III 3. 171 IV 1. 39; Mart. VIII 15 IX 101. 19.
4) Mart. VIII 11. 30. 50. 55. 80. Nach Mart. VIII 78 hat Stella auch die
Veranstaltung dieses Siegesfestes geleitet. — Die Schmeichelei gab dem Kaiser
wohl auch den Beinamen Sarmaticus. Friedländer zu Mart. IX 101. 20 und IX 93. 7.
P PAPINII STATU
SILVARVM • LIBRI
Inter LECTIONES VARIAS noli quaerere plenum commentarium criticum,
quem dabit editio MAURICE KROHNII. Ego pro ratione huius editionis conten-
tus fui ex KROHNII copiis mihi summa cum liberalitate permissis, imprimis ex
collatione codicis Matritensis ab ipso diligentissime facta haurire quicquid derecto
limite necessarium erat ad uerba constituenda. Omnes tarnen lectiones e codice
Poggii secundum collationem libri Corsiniani ab HOSIO in usum SKUTSCHII
factam, a KROLLIO examinatam et suppletam afferre meum esse duxi. (Dum
haec folia imprimuntur, ZANGEMEISTERI liberalitate factum est, ut mihi trans-
mitterentur tabellae photographicae, quas bibliotheca Heidelbergensis ex exemplari
Corsiniano faciendas curauit. Ad has tabellas ipse denuo contuli notas Politiani,
qua conlatione quid lucratus sim propediem exponam in Museo Rhenano.) Ceterum
discrepantias contextus mei a codicibus (omissis tarnen- rebus orthographicis, men-
dis apertis, praesertim commutationibus litterarum ut w et w, y et r, c et i, cl
et d, un et im et mi^ e et o aliis) adnotaui ita ut lectiones quae pro traditione
primaria habenda sunt nullo siglo addito proferrem singulis codicibus non nomi-
natis nisi ubi dubitatio esse posset, et ut generaliter correcturas a manibus recen-
tioribus in codicum siue contextu siue margine factas S siglo comprehenderem.
— In adscribendis uirorum doctorum coniecturis etiam aperte falsis ne cui uidear
nimis largus, adscripsi tarn ut intellegatur historia interpretationis et difficultas
enucleandi ueri quam ut dubitationes de lectionibus Statu in lexica et commen-
tarios uolgo receptis a limine tollantur perspectis auctoribus.
De indice AVCTORVM IMITATORVM quem plenum esse non posse res ipsa
clamat uide praef. p. 30 not. 10.
P. PAPINII STATU SILVARVM I praef. 55
LIBER I
STATIVS STELLAE SVO SALVTEM
Diu ruultumque dubitaui, Stella, iuuenis optime et in studiis nostris
eminentissime, qua parte uoluisti, an hos libellos7 qui mihi subito ca-
lore et quadam festinandi uoluptate fluxerunt, cum singuli de sinu
meo pro , congregatos ipse dimitterem. quid enim
quoque auctoritate editionis onerari, quo adhuc pro Thebaide mea, 5
quamuis me reliquerit, timeo? sed et Culicem legimus et Batracho-
machiam etiam agnoscimus nee quisquam est illustrium poetarum qui
non aliquid operibus suis stilo remissiore praeluserit. quid quod haec
serum erat continere, cum illa uos certe, quorum honori data sunt,
haberetis? sed apud ceteros necesse est multum illis pereat ex uenia, 10
cum amiserint quam solam habuerunt gratiam celeritatis. nullum enim
ex illis biduo longius tractum, quaedam et in singulis diebus effusa;
quamuis timeo ne uerum istuc uersus quoque ipsi de se probent.
primus libellus [1] sacrosanetum habet testem, sumendum enim erat
ca Ioue prineipium7. centum hos uersus, quos in equum maximum feci, 15
indulgentissimo imperatori postero die quam dedicauerat opus tradere
iussus sum. cpotuisti illud' dicet aliquis cet ante uidisse'. respondebis
illi tu, Stella carissime, qui epithalamion tuum [2], quod mihi iniunxeras,
scis biduo scriptum, audacter mehercles, sed ter centum tarnen hexa-
lectiones variae Titulum testatur A* — 2 qua peste et M1 quaqua parte
Heinsius — 4 prodierint suppleuit A prodiissent c — oportet huius inseruit c lacunam
totam (fortasse ex A* testatam) suppleuit etiam A; certo legi potest op, cetera conicias
fuisse opxer huius aut opis huius — 5 quom adhuc MarMandus — 8 quod et serum
Heinsius — 13 quamuis mimeone; corr. S — 15 centum M1 ceterum M2 cett. a non
corr. — 17 iussum; iussus sum S — 19 sed tantum tarnen; corr. Elter —
avctores imitatores Cic. orat. I 1 diu multumque, Brüte, dubitaui Sidon.
ep. VII 3. l diu multumque deliberaui ... an destinarem, sicuti iniungis, con-
testatiunculas , quas ipse dietaui — 13 Auson. epist. XII p. 238 u P quod sane
ipsi per se probabunt XXV p. 270 si quamquam hoc ipsi de se probabunt Sidon.
ep. VII 9. 4 quae hoc de se probat —
56 P. PAPINII STATU
metros habet, at fortasse tu pro collega mentieris. Manilius certe 20
Vopiscus, uir eruditissimus et qui praecipue uindicat a situ litteras
iam paene fugientes, solet ultro quoque nomine raeo gloriari uillam
Tiburtinam suam [3] descriptam a nobis uno die. sequitur [4] libellus
Rutilio Gallico conualescenti dedicatus, de quo nihil dico, ne uidear
defuncti testis occasione mentiri. nam [5] Claudi Etrusci testimonium 25
est, qui balneolum a me suum intra moram cenae recepit. in fine sunt
[6] Kalendae Decembres, quibus utique creditur: noctem enim illam
felicissimam et uoluptatibus publicis inexpertam ....
20 et fortasse; corr. Bemartius — manlius; corr. Friedlacnder — 24 gallico
sce,
est ualenti M1 litteras suprascriptas deleuit et in margine pinxit ualenti M2. In
a post Gallico, ultimum uersus uerhum, esc addidit Folitianus cum testimonio ex
A.*, ut uidetur. Gallico est ualenti cctt. codd.
SILVARVM I 1 57
1
Uuae superimposito moles geminata colosso
stat Latium complexa forum? caelone iperädum
fluxit opus? Siculis an conformata caininis
effigies lassuni Steropem Brontemque reliquit?
an te Palladiae talem, Germanice, nobis 5
effinxere manus, qualem modo frena tenentem
Rhenus et attoniti uidit domus ardua Daci?
nunc age Fama prior notum per saecula nomen
Dardanii miretur equi, cui uertice sacro
Dindymon et caesis decreuit frondibus Ide: 10
nunc neque discissis cepissent Pergama muris
nee grege permixto pueri innuptaeque puellae
ipse nee Aeneas nee magnus duceret Hector.
adde quod ille nocens saeuosque amplexus Achiuos,
nunc mitis commendat eques — iuuat ora tueri 15
mixta notis belli placidamque gerentia pacem.
nee ueris maiora putes: par forma decorque,
par honor. exhaustis Martern non altius armis
Bistonius portat sonipes magnoque superbit
pondere nee tardo raptus prope flumina cursu 20
fumat et ingenti propellit Strymona flatu.
par operi sedes. hinc obuia limina pandit,
qui fessus bellis adsertae munere prolis
1 Equs maximus Domitiani imperatoris — 2 pera . . . .; suppleuerunt
Codices partim peractum partim per auras — 6 effigere; corr. S — 10 iden;
ide A ida ac — 18 altior R — 23 adseetae; assertae nel adscitae S —
1. 1 Coripp. Laud. Iust. III 10 quae superimpositis — 8 Theb. IV 32 nunc
mihi Fama prior . . . pande Lucan. VII 689 per saecula nomen Theb. II 486
V 747 Anth. epigr. 659. 2 749. 2 858. 2—10 Sidon. C. IX 118 decrescens cui
Dindymon reciso fertur uertice texuisse classem — 15 Verg. A. VI 688 datur
ora tueri —
58 P. PAPINII STATU
primus iter nostris ostendit in aethera diuis.
discitur e uultu, quantum tu mitior armis, 25
qui nee in externos facilis saeuire furores
das Cattis Dacisque fidem. te signa ferente
et minor in leges iret gener et Cato castris.
at laterum passus hinc Iulia teeta tuentur,
illiric belligeri sublimis regia Pauli, 30
terga pater blandoque uidet Concordia uultu.
ipse autem puro celsum caput aere saeptus
templa super fulges et prospeetare uideris,
an noua contemptis surgant palatia flammis
pulchrius, an tacita uigilet face Troicus ignis 35
atque exploratas iam laudet Vesta ministras.
dextra uetat pugnes, laeuam Tritonia uirgo
non grauat et — seetae praetendit colla Medusae —
ceu stimulis accendit equum; nee dulcior usquam
leeta deae sedes nee si, pater, ipse teneres. 40
pectora, quae mundi ualeant euoluere curas
et quis se totis Temese dedit hausta metallis.
it tergo demissa chlamys. latus ense quieto
securum, magnus quanto mucrone minatur
noctibus hibernis et sidera terret Orion. 45
at sonipes habitus aniniosque imitatus equestris
acrius attollit uultus cursuinque minatur.
cui rigidis stant colla iubis uiuusque per armos
impetus et tantis calcaribus ilia late
suffectura patent, uacuae pro caespite terrae 50
aerea captiui crinem tegit ungula Rheni,
hunc et Adrasteus uisum extimuisset Arion
25 discit et e; corr. S — 27 das captis; corr. S — 37 uestigia turbati
fortasse iam in archetypo ordinis uersuum 37 et 38 exstant in M et K — pugnes
lauium; pugnas latium uel leuam S pugnis Latium Baehrensius — Tritonia
uulgo; corr. s — 38 praetendens Politianus S — 42 et qui; corr. S et cui Gro-
nouius — themes edidit; corr. Z — 43 et tergo; corr. ^ — 51 aenea; corr. Mark-
landus — terit Bemartius —
32 Verg. A. I 439 saeptus nebula — 35 Silu. IV 3. 160 Troicus ignis — 40 Theb.
IV 825 leeta Ioui sedes II 498 leeta dolis sedes Silu. I 2. 147 digna deae
sedes Theb. V 59 nulla deae sedes — 41 Theb. II 150 euoluere curas — 42 Verg.
A. X 174 inexhaustis . . . metallis Silu. IV 3. 99 totis . . . metallis — 47 Silu.
IV 1. 12 attollit uultus . . . lanus —
SILVARVM I 1 59
et pauet aspiciens Ledaeus ab aede propinqua
Cyllarus. hie doinini numquam mutabit habenas
perpetuus frenis atque uni seruiet astro. — 55
uix sola sufficiunt insessaque pondere tanto
subter anhelat humus, nee ferro aut aere, laborant
sub genio, teneat quamuis aeterna crepido,
quae superingesti portaret eulmina montis
caeliferique attrita genu durasset Atlantis. 60
nee longae traxere morae. iuuat ipsa labores
forma dei praesens operique intenta iuuentus
miratur plus posse manus. strepit ardua pulsu
machina; continuus Septem per eulmina montes
it fragor et magnae linquit uaga murmura Romae. 65
ipse loci custos, cuius sacrata uorago
famosique lacus nomen memorabile seruant,
innumeros aeris sonitus et uerbere crudo
ut sensit mugire forum, mouet horrida saneto
ora situ meritaque caput uenerabile quercu. 70
ac primum ingentes habitus lucemque coruscam
expauit maioris equi terque ardua mersit
colla lacu trepidans, laetus mox praeside uiso:
csalue7 magnorum proles genitorque deorum,
auditum longe numen mihi! nunc mea felix, 75
nunc ueneranda palus, cum te prope nosse tuumque
immortale iubar uicina sede tueri
concessum. semel auetor ego inuentorque salutis
Romuleae: tu bella Iouis, tu proelia Rheni,
tu ciuile nefas, tu tardum in foedera montem 80
longo Marte domas. quod si te nostra tulissent
54 imitauit; corr. S — 56 pondere toto; corr.% — 57 laborat S — 64 mon-
tis — 65 fingit; corr. Vollmer uincit Heinsius — 73 trepidas M1 trepidäs A(A*?)
— 81 quod si nostra; te uel modo suppl. S —
54 Silu. III 5. 27 semel insertas non mutaturus habenas — 59 Val. Fl. IV
260 eulmina montis Damas. IV 6 — 63 Claud. IV cons. Hon. 329 machina pulsu
— 65 Silu. IV 3. 62 it longus medias fragor per urbes — 71 Verg. A. II 470
luce coruscus cf. Sil. It. XIII 640 Anth. epigr. 787. 40 — 73 Mart. V 3. 3 laetus
et attonitus uiso modo praeside mundi — 74 Verg. A. IX 642 dis genite et ge-
niture deos cf. Sil. It. III 625 Claud. Nupt. Hon. 253 — 76 Calpurn. Ecl. VII 76
nunc tibi si propius uenerandum cernere numen sors dedit et praesens uultum-
que habitumque notasti Mart. V 3. 5 cui tarn prope fas est cernere, tarn longe
quem colit ille deum — 79 Theb. I 22 bella Iouis —
60 P. PAPINII STATU
saecula, temptasses nie non audente profundo
ire lacu, sed Roma tuas tenuisset habenas'.
cedat equus, Latiae qui contra templa Diones
Caesarei stat sede fori; quem traderis ausus 85
Pellaeo; Lysippe, duci; mox Caesaris ora
mirata ceruice tulit: uix lumine fesso
explores, quam longus in nunc despectus ab illo.
quis rudis usque adeo, qui non, ut uiderit ambos,
tantum dicat equos quantum distare regentes? 90
non hoc imbriferas hiemes opus aut Iouis ignem
tergeminum, Aeolii non agmina carceris horret
annorumue moras: stabit, dum terra polusque,
dum Romana dies, hoc et sub nocte silenti,
cum superis terrena placent, tua turba relicto 95
labetur caelo miscebitque oscula; iuxta
ibit in amplexus natus fraterque paterque
et soror: una locum ceruix dabit omnibus astris.
utere perpetuum populi magnique senatus
munere. Apelleae cuperent te scribere cerae loo
optassetque nouo similem te ponere templo
Atticus Elei senior Iouis y et tua mitis
ora Taras, tua sidereas imitantia flammas
lumina contempto mallet Rhodos aspera Phoebo.
certus ames terras et quae tibi templa dicamus, 105
ipse colas; nee te caeli iuuet aula, tuosque
laetus huic dono uideas dare tura nepotes.
82 profundus M2B — 83 lacus et; corr. Marklandus — 85 tradere es Aldus
— 91 nubiferas R — 94 huc S — 100 pelleae; corr. S — 102 Elei fictor Iovis
Lafayius — 103 Taras A*(?) tarans codd. — 107 iura; corr c —
107 Priscianus II p. 10 H. Statius quoque huic uidetur protulisse per diae-
resin in primo siluarum: Laetus — nepotes; idem in eodem (I 2. 135): Falsus
— aethrae —
87 Silu. IV 2. 30 fessis uix eulmina prendas uisibus — 91 Hör. C. III 30
monumentum aere perennius . . . quod non imber edax, non Aquilo inpotens
possit diruere aut innumerabilis annorum series et fuga temporum cf. Kiessling —
93 Rut. Nam. I 138 dum stabunt terrae, dum polus astra feret — 94 Dracont. V
193 X 360 sub nocte silenti —
SILVARVM I 1. I 2 61
2
Vnde sacro Latii sonuerunt carmine inontes?
cui, Paean; noua plectra moues humeroque comanti
facundura suspendis ebur? procul ecce eanoro
demigrant Helicone deae quatiuntque nouena
lampade sollemnem thalamis coeuntibus ignem 5
et de Pieriis uocalem fontibus undam.
quas inter uultu petulans Elegea propinquat
celsior adsueto diuasque hortatur et ambit
alternuni fultura pedem decimamque uideri
se cupit et medias fallit permixta sorores. 10
ipsa manu nuptani genetrix Aeneia duxit
luinina demissam et dulci probitate rubenteni,
ipsa toros et sacra parat coetuque Latino
dissimulata deam crinem uultusque genasque
temperat atque noua gestit minor ire marita. 15
nosco diem causasque sacri: te concinit iste
(pande fores!) te; Stella; chorus; tibi Phoebus et Euhan
et de Maenalia uolucer Tegeaticus umbra
serta ferunt. nee blandus Amor nee Grratia cessat
amplexum niueos optatae coniugis artus 20
floribus innumeris et olenti spargere nimbo.
tu modo fronte rosas, uiolis modo lilia mixta
excipis et dominae niueis a uultibus obstas.
ergo dies aderat Parearum conditus albo
uellere, quo Stellae Violentillaeque professus 25
clamaretur hymen. cedant curaeque metusque;
cessent mendaces obliqui carminis astus;
Fama tace: subiit leges et frena momordit
ille solutus amor. consumpta est fabula uulgi
2 Epithalamion (-ium A*) in Stellam et Violentillam etiam A* —
9 futura; factura uel fultura S — 11 ducit S — 12 lumine; corr. £ — 22 fronde
Gronouius — 23 dominis niueis; corr. S —
2. 6 Silu. V 5. 2 uocalibus undis — 10 Theb. V 157 sed fallit ubique mixta
Venus Verg. A. XII 634 nequiquam fallis dea — 14 Ou. Fast. VI 507 dissimulata
deam — 18 Silu. I 5. 4 uolucer Tegeaee V 1. 102 ales Tegeaticus Sidon. C. VII 20
Tegeaticus ales (Areas codd.) — 19 Reposian. (PLM IV p. 350 B) u. 51 quid
Gratia cessat — 20 Catull. 64. 364 excipiet niueos percussae uirginis artus cf. Dra-
cont. VII 22 — 28 Lucan. VI 398 frenosque momordit —
62 P. PAPINII STATU
et narrata diu uiderunt oscula ciues. 30
tu tarnen attonitus, quamuis data copia tantae
noctis, adhuc optas promissaque numine dextro
uota paues. pone, o dulcis, suspiria, uates,
pone: tua est. licet expositum per limen aperto
ire? redire gradu: iam nusquani ianitor aut lex 35
aut pudor. amplexu tandem satiare petito
(contigit!) et duras pariter reminiscere noctes.
digna quidem merces, et si tibi Iuno labores
Herculeos Stygiis et si concurrere monstris
Fata darent, si Cyaneos raperere per aestus. 40
hanc propter tanti Pisaea lege trementem
currere et Oenomai fremitus audire sequentis.
nee si Dardania pastor temerarius Ida
sedisses, haec dona forent, nee si ahna per auras
te potius pensa ueheret Tithonia biga. 45
sed quae causa toros inopinaque gaudia uatis
attulit, hie mecuin, dum feruent agruine postes
atriaque et naulta pulsantur limina uirga,
hie, Erato iueunda, doce. uacat apta mouere
colloquia et docti norunt audire penates. 50
forte, serenati qua stat plaga lactea caeli,
alma Venus thalanio pulsa modo nocte iacebat
amplexu duro Getici resoluta mariti,
fulcra torosque deae tenerum premit agmeii Amorum;
signa petunt quas ferre faces, quae pectora figi 55
imperet: an terris saeuire an malit in undis,
an miscere deos an adhuc uexare Tonantem.
ipsi animus nondum nee cordi fixa uoluntas.
32 de premissaque; corr. S permissaque Heinsius — 44 sedisses etiam A*
— 45 prensa; corr. Guyetus prensum ueheret Parrhasius prensum aueheret Baeh-
rensius — 46 uati c — 48 lumina; corr. £ — 55 qua ferre SJcutschius —
30 Ach. I 241 et sperata diu plorant conubia Nymphae — 31 Ach. I 792
tantae data copia famae — 32 Claud. Bell. Gtild. 7 horret adhuc animus manife-
staque gaudia differt, dum stupet et tanto eunetatur credere uoto — 35 Verg.
A. VI 122 itque reditque uiam cf. Hör. Epist. I 7. 55 et saepius — 38 Prop. II 3. 39
digna quidem facies, pro qua uel obiret Achilles — Silu. II 1. 124 Herculeos ... la-
bores Nemes. Cyn. 32 — 39 Val. Fl. III 512 Phrygiis ultro concurrere monstris Dra-
cont. IV 17 — 41 Nemesian. Cyneg. 23 Pisaeique tori legem — 51 Theb. I 25
plaga lucida caeli Auson. Pasch, (p. 18 P.) 7 seruit plaga lactea caeli Eutil. Nam.
Red. I 197 — 54 Sidon. C. XI 42 agmen Amorum —
SILVARUM 12. 63
fessa iacet stratis, ubi quondam conscia culpae
Lemnia deprenso repserunt uincula lecto. . 60
hie puer e turba uolucrum, cui plurimus ignis
ore manuque leui numquam frustrata sagitta,
agruine de niedio %tenera sie dulce profatur
uoee, pharetrati pressere silentia fratres:
cscis ut; mater', ait cnulla mihi dextera segnis 65
militia; quemcunique hominum diuumque dedisti,
uritur. at quondam lacrimis et supplice dextra
et uotis preeibusque uirum concede moueri,
o genetrix: duro nee enim ex adamante creati,
sed tua turba sumus. clarus de gente Latina 70
est iuuenis, quem patrieiis maioribus ortum
Nobilitas gauisa tulit praesagaque formae
protinus e nostro posuit cognomina caelo.
hunc egomet tota quondam (tibi dulce) pharetra
improbus et densa trepidantem cuspide fixi. 75
quamuis Ausoniis multum gener ille petitus
matribus; edomui uictum dominaeque potentis
ferre iugum et longos iussi sperare per annos.
ast illam summa leuiter, sie namque iubebas,
lampade parcentes et inerti strinximus arcu. 80
ex illo quantos iuuenis premat anxius ignes,
testis ego attonito, quantum me nocte dieque
urgentem ferat. haud ulli uehementior umquam
ineubui, genetrix, iterataque uulnera fo'di.
uidi ego et immiti cupidum decurrere eampo 85
60 deprensae Handius — 62 manusque leuis Cruceas manusque leui Morel -
lins — 68 uiri Bernartius — 74 quoniaui tibi Parrhasius — 80 inerti etiam A*
— 82 attonitus S — 84 fodi etiam A* —
60 Claud. R. Pros. III 275 Lemnia uincula Stat. Theb. III 274 Lemniacae
. . . catenae cf. Mart. V 7. 7 Sidon. C. XI 33 XXIII 289 — 61 Moschus II 7
( Eqcog ÖQa7t8xr}g) %Q(bxct phv ov Xzvnog, tcvql d' sineXog* ö(ificcxa ö' cebtep dgi^vla
Kcci cpXoyosvzcc cf. Stat. Ach. I 161 Dracont. II 67 — 64 Sil. It. XII 646 orantes
pressere silentia — Claud. Nupt. Hon. 72 pharetrati . . . fratres — 66 Dracont. II
16 sq. o genetrix. quo tela uocas aut quem petis uri, quem diuum modo fronte
iubens hominumue de[disti]? exprime: flammetur e. q. s. — 69 Theb. III 16 soli-
doque satos adamante lacertos — 70 Ou. Am. I 1. 6 Pieridum uates, non tua
turba sumus — 71 Hör. Sat. I 5. 55 ab his maioribus orti. cf. ib. I 6. 10 — 80 Ou.
Her. XV 171 non mea sunt summa leuiter destrieta sagitta pectora: descendit uol-
mis ad ossa meum —
64 P. PAPINII STATU
Hippomenen nee sie meta pallebat in ipsa;
uidi et Abydeni iuuenis certantia remis
bracchia laudauique manus et saepe natanti
praeluxi: minor ille calor, quo saeua tepebant
aequora; tu ueteres, iuuenis, transgressus amores. 90
ipse ego te tantos stupui durasse per aestus
firmauique animos blandisque madentia plumis
lumina detersi. quotiens mihi questus Apollo,
sie uatem maerere suum! — iam; ruater, amatos
indulge thalamos, noster comes ille piusque 95
signifer; armiferos poterat memorare labores
claraque facta uirum et torrentes sanguine campos?
sed tibi plectra dedit mitisque incedere uates
maluit et nostra laurum subtexere myrto.
hie iuuenum lapsus suaque aut externa reuoluit 100
uulnera, (pro! quanta est Pap hü reuerentia, mater,
numinis!) hie nostrae defleuit fata columbae/
finierat. tenera matris ceruice pependit
blandus et admotis tepefecit peetora pennis.
illa refert uultum, non aspernata rogari: 105
cgrande quidem rarumque uiris, quos ipsa probaui,
Pierius uotum iuuenis cupit. haue ego formae
egregium mirata decus, cui gloria patrum
et generis certabat honos, tellure cadentem
excepi fouique sinu nee colla genasque lio
comere nee pingui crinem deducere amomo
cessauit mea; nate; manus. mihi dulcis imago
89 praeluxi; praelusi S praefulsi Passouius — 95 indulget; corr. £ — 98 sie;
corr. Politianus hie Domitius — 100 aut extreina a — 103 Emiserat; Unis erat (A)
uel finierat (R) uel dixit et a uel dixerat et <S — 105 uultu a — 107 iuuenis capit
MarMandus —
86 Sidon. C. XIV 14 pallens Hippomenes"ad ima metae — 87 cf. ad I 3. 38 —
Verg. A. III 668 certantibus aequora remis — 89 Theb. VI 117 minor ille fragor, quo
bella gerebant — 91 Silu. V 1. 129 durata per aestus — 105 Claud. Manl. Theod. 292
non aspernata rogantem — 107 Verg. A. VII 473 decus egregium formae —
109 Theb. I 60 si me de matre cadentem fouisti gremio Silu. V 5. 69 tellure ca-
dentem excepi Claud. Ruf. I 92 quem prima meo de matre cadentem suseepi
gremio Sidon. C, XXIII 204 iam primo tenero calentem ab ortu excepere sinu
novem sorores cf, Silu. II 7. 37 V 3. 121 Val. Fl. I 355 — 110 Silu. II 1. 122
genas et adultum comere crinem — 112 Luxor. Epith. 35 noua mi facies inopi-
naque surgit. nonne uides quantum egregio decus enitet ore? —
SILVARVM I 2 65
prosiluit. celsae procul aspice frontis honores
suggestumque comae. Latias metire quid ultra
eraineat matres: quantum Latonia nymphas 115
uirgo prerait quantunique egomet Nereidas exto.
haec et caeruleis mecum consurgere digna
flucti bus et nostra potuit considere concha
et, si flammigeras potuisset scandere sedes
hasque intrare doruos, ipsi erraretis, Amores. 120
huic quamuis census dederim largita beatos,
uincit opes animo. queritor iam Seräs auaros
augustum spoliare neinus Clymeneaque deesse
germina nee uirides satis inlacrirnare sorores,
uellera Sidonio iam pauca rubescere tabo 125
raraque longaeuis niuibus crystalla gelari.
huic Hermuni fuluoque Tagum decurrere limo,
nee satis ad eultus — huic Inda monilia Glaucum
Proteaque atque omnem Nereida quaerere iussi.
lianc si Thessalicos uidisses, Phoebe, per agros 130
erraret secura Daphne. si in litore Naxi
Theseum iuxta foret haee conspeeta cubile,
Gnosida desertam profugus liquisset et Euhan.
quod nisi me longis placasset Iuno querelis,
falsus huic pennas et cornua sumeret aethrae 135
rector, in hanc uero cecidisset Iuppiter auro.
113 honorem S — 119 uoluisset scandere Otto — 122 queritur; corr. Vollmer
querimur Peyraredus — 123 angustum S — 127 hinc Hermum; corr. c — 128 uda
monilia £ — 131 secura daphnes in litore; si agnouit Tollius — 136 uerso ceci-
disset Herzogius —
135 laudat Priscianus II p. 104 cf. ad I 1. 107 —
115 Ach. I 293 sed quantum uirides pelagi Venus addita Nymphas obruit
aut umeris quantum Diana relinquit Naidas, effulget tantum regina decori Dei-
damea chori pulchrisque sororibus obstat cf. Val. Fl. V 343 sqq. — 122 Tibull.
III 8. 15 sola puellarum digna est, cui mollia caris uellera det sucis bis made-
faeta Tyros, possideatque, metit quidquid bene olentibus aruis eultor odoratae
diues Arabs segetis et quascumque niger rubro de litore gemmas proximus eois
colligit Indus aquis Petron. Bell. ciu. 11 hinc Numidae aecusant illinc noua uellera
Seres atque Arabum populus sua despoliauerat arua Verg. Georg. IV 132 regum
aequabat opes animis — 124 Theb. II 280 flebile germen Hesperidum Silu. V 3. 86
lacrimosaque germina — 135 cf. Sidon. C. XI 89 sqq. —
Vollmer, Statiua' silvae. 5
66 P. PAPINII STATU
sed dabitur iuueni, cui tu, mea summa potestas,
nate, cupis, thalami quamuis iuga ferre secundi
saepe neget maerens. ipsain iam cedere sensi
inque uicem tepuisse uiro.'
sie fata leuauit 140
sidereos artus thalamique egressa superbum
limen Amyclaeos ad frena citauit olores.
iungit Amor laetamque uehens per nubila matrem
gemmato temone sedet. iam Thybridis arces
Iliacae: pandit nitidos domus alta penates 145
claraque gaudentes plauserunt limina cygni.
digna deae sedes nitidis nee sordet ab astris.
hie Libycus Phrygiusque silex, hie dura Laconum
saxa uirent, hie flexus onyx et concolor alto
uena mari rupesque nitent, quis purpura saepe 150
Oebalis et Tyrii moderator liuet aeni.
pendent innumeris fastigia nixa columnis;
robora Dalmatico lucent satiata metallo.
exeludunt radios siluis demissa uetustis
frigora, perspicui uiuunt in marmore fontes. 155
nee seruat natura uices: hie Sirius alget,
bruma tepet uersumque domus sibi temperat annum.
exultat uisu tectisque potentis alumnae
non secus alma Venus quam si Paphon aequore ab alto
Idaliasque domos Erycinaque templa subiret. ico
tunc ipsam solo reclinem adfata cubili:
147 uiridis; etiam a, in qua adnotat Politianus super uiridis l ät ut nitidis, at
in margine ant. viridis — 149 flauus onyx Herzogius — 154 deuissa; decussa uel
demissa S —
137 Verg. A. I 664 (uerba Veneris) nate, meae uires, mea magna potentia
solus cf. Ou. Met. V 365 Stat. Theb. III 154 Luxor. Epith. 28 — 141 Claud.
Epith. Pall. 3 sidereos . . . artus {Veneris) cf. Theb. V 163 — 147 cf. ad I 1. 40
— 148 Sidon. C. V 38 post caute Laconum marmoris herbosi radians interuiret
ordo cf. Silu. II 2. 90 sqq. I 5. 35 sqq. IV 2. 26 sqq. IV 3. 99 Sidon. C. XXII
137 sqq. — 149 Mart. Cap. VI 659 Carystos marmore fluetibus concolore Silu.
IV 2. 28 glaucae certantia Doridi saxa ad II 2. 93 — 152 Mart. II 14. 9 centum
pendentia teeta columnis cf. Prud. Apoth. 522 sq. Psych. 870 Auson. Mos. 336
innumerisque super nitentia teeta columnis cf. Silu. IV 2. 18 — 155 Silu. I 5. 51
niueo qui margine caerulus amnis uiuit — 157 Hör. Ep. I 12. 16 quid temperet
annum —
SILVARVM I 2 67
cquonam hie usque sopor uaeuique modestia lecti,
o mihi Laurentes inter dileeta puellas?
quis morum fideique modus? numquamne uirili
summittere iugo? ueniet iam tristior aetas. 165
exerce formam et fugientibus utere donis.
non ideo tibi tale decus uultusque superbos
meque dedi, uiduos ut transmittare per annos
ceu non cara mihi, satis o nimiumque priores
despexisse procos. at enim hie tibi sanguine toto 170
deditus unam omnes inter miratur amatque
nee formae nee stirpis egeus. nam doeta per urbem
carmina qui iuuenes, quae non didicere puellae?
hunc et bis senos (sie indulgentia pergat
praesidis Ausonii!) cernes attollere fasces 175
ante diem; certe iam nunc Cybeleia mouit
limina et Euboicae Carmen legit ille Sibyllae.
iamque parens Latius, cuius praenoscere mentem
fas mihi, purpureos habitus iuuenique curule .
indulgebit ebur Dacasque et? gloria rnaior, 180
exuuias laurosque dabit celebrare recentes.
ergo age hinge toros atque otia deme iuuentae.
quas ego non gentes, quae non face corda iugaui?
alituum peeudumque mihi durique ferarum
non renuere greges, ipsum in conubia terrae 185
aethera, cum pluuiis rareseunt nubila, soluo:
sie rerum series mundique reuertitur aetas.
unde nouum Troiae decus ardentumque deorum
raptorein, Phrygio si non ego iuneta marito,
169 non clara; corr. c — 176 nouit <S — 180 ea gloria Baehrensius haec
gloria Otto — 183 iugali; corr. c —
165 Lucan. VIII 869 ueniet felicior aetas Theb. IV 253 ueniat modo fortior
aetas cf Ou. Her. I 109 — 166 Catull. LXI 234 ualentem exercete iuuentain cf.
Ou. Am. I 8. 53 — 170 Theb. II 561 toto sanguine nixus cf. VI 680 — 174 Silu.
IV 4. 57 Latiique ducis sie numina pergant — 180 Silu. I 4. 90 quae maxima
nuper gloria — 182 Silu. III 5. 61 otia . . . infeeunda iuuentae cf. Theb. V 106
— 185 Verg. Gr. II 325 tum pater omnipotens feeundis imbribus Aether coniugis
in gremium laetae descendit et omnis magnus alit magno commixtus corpore
fetus cf Peruigil. Ven. 59 sqq. Colum. X 197—210 — 186 Lucr. VI 214 rareseunt
quoque nubila caeli — 187 Boet. Cons. phil. II 8. 13 hanc rerum seriem ligat
terras ac pelagus regens et caelo imperitans Amor — 189 Lucan. II 329 iuneta
mariti, saepe in titulis cf Hosivs M. Rhen. L 287 Damas. 53. 3 Ihm —
68 P. PAPINII STATU
Ljdius imde nieos iterasset Thybris Iulos? 190
quis septenigeminae posuisset lnoenia Romae
imperii Latiale caput, nisi Dardana furto
cepisset Martern nee nie prohibente sacerdos?'
his muleet dictis tacitaeque inspirat honorem
conubii. redeunt animo iam dona precesque 195
et lacrimae uigilesque uiri prope limina questus
Asteris et uatis totarn cantata per urbem,
Asteris ante dapes, nocte Asteris, Asteris ortu,
quantum non elamatus Hylas. iamque aspera coepit
flectere corda libens et iam sibi dura uideri. 200
macte toris, Latios inter placidissime uates,
quod durum permensus iter coeptique Labores
prendisti portus. nitidae sie transfuga Pisae
amnis in externos longe flamniatus amores
flumina demerso trahit intemerata canali, 205
donec Sicanios tandern prolatus anhelo
ore bibat fontes; miratur dulcia Nais
oscula nee credit pelago uenisse maritum.
quis tibi tunc alacri caelestum in munere claro,
Stella, dies, quanto saUerunt pectora uoto, 21 0
dulcia cum dominae dexter conubia uultus
adnuit! ire polo nitidosque errare per axes
uisus. Amyclaeis minus exultauit harenis
pastor ad Idaeas Helena ueniente carinas
Thessala nee talem uiderunt Pelea Teinpe, 215
cum Thetin Haemoniis Chiron accedere terris
erecto prospexit equo. quam longa morantur
sidera! quam segnis uotis Aurora mariti!
191 qui; corr. £ — 192 caput si; corr. a ni Baehrensius — 194 tacitoque;
corr. Vollmer', tacitumque Domitius taciteque Otto — 19G lumina; corr. S — 202 la-
boris; corr. Otto — 203 nitid^ A*R; mtiade MB, tuciacle F(G?) — 209 caelestum
munere c — 218 mariti s Ileinsius —
191 Silu. IV 1. 6 Roma . . . septemgemino iugo Verg. A. I 7 altae moenia
Romae — 192 Lucan. I 535 percussit Latiare caput — 205 Auien. 570 hinc
sacer Alpheus flumen trahit — 206 Auson. Vrb. 94 (p. 149 P.) miracula fontis et
amnis, qua maris Ionii subter uada salsa meantes consociant dulces placita
sibi sede liquores incorruptarum miscentes oscula aquarum — 209 Lucan. II 99
quis fuit ille dies cf. Ou. Am. III 12. 1 Theb. I 166 XII 698 Auson. Epist. XX
(p. 257 P) 11 — 217 Ach. I 235 Chiron . . . erecto prospeetat equo —
SILVARVM I 2 69
at procul ut Stellae thalamos sensere parari
Letous uatum pater et Semeleius Euhan, 220
hie mouet Ortygia, mouet hie rabida agmina Nysa
(huic Lycii rnontes gelidaeque umbracula Thymbrae
et Parnasis honos, illi Pangaea resultant
Ismaraque et quondam genialis litora Naxi).
tunc caras iniere fores comitique canoro 225
hie chelyn, hie flauam maculoso nebrida tergo,
hie thyrsos, hie plectra ferunt; hie enthea lauro
tempora, Minoa crinem premit ille Corona.
uixdum emissa dies, et iam socialia praesto
oraina, iam festa feruet domus utraque pompa. 230
fronde uirent postes; effulgent compita flammis
et pars immensae gaudet celeberrima Romae.
omnis honos, euneti ueniunt ad limina fasces,
omnis plebeio teritur praetexta tumultu:
hinc eques, hinc iuueimm questus, stola mixta laborat. 235
felices utrosque uocant, sed in agmine plures
inuidere uiro. iamdudum poste reclinis
quaerit Hymen thalamis intactum dicere Carmen,
quo uatem muleere queat. dat Iuno uerenda
uineula et insigni geminat Concordia taeda. 240
hie fuit ille dies: noctem canat ipse maritus!
quantum nosse licet, sie uieta sopore doloso
Martia fluminea posuit latus Ilia ripa,
non talis niueos tinxit Lauinia uultus,
cum Turno speetante rubet, non Claudia talis 245
respexit populos mota iam uirgo carina.
nunc opus, Aonidum comites tripodumque ministri,
diuersis certare modis: eat enthea uittis
219 ac procul M — 221 rapida; corr. Henr. Mueller — 231 et fulgent; corr.
MarJclandus — 235 iuuenumque aestu stola Otto iuuenumque aestus stola Bar-
thius — 240 insignis gemina (gemina A) Parrhasius insignes geminat C. taedas
Boxhornius — 242 nosce licet; corr. a — 244 strinxit; corr. Guyetus —
233 Lucan. II 18 latuit plebeio tectus amictu omnis honos, nullos comitata
est purpura fasces cf. Silu. IV 1. 27 Ach. I 798 Mart. VIII 8. 4 Friedlaender ad
Iuu. I 117 — 235 Prudent. Perist. XI 227 plena laborantes aegre domus aeeipit
undas artaque confertis aestuat in foribus ~ 238 Hör. Sat. I 10. 66 intacti carminis
cf. Silu. III 1. 67 Iuu. VII 87 — 239 Silu. III 4. 53 ipsaque taedas iunxerat et
plena dederat conubia dextra — 241 Enn. Ann. fr. 262 nunc est ille dies cf. ad
u. 209 —
70 P. PAPINII STATU
atque hederis redimita cohors, ut pollet ouanti
quisque lyra. sed praecipui, qui nobile gressu 250
extremo fraudatis opus, date carmina festis
digna toris. hunc ipse Coo plaudente Philetas
Callimachusque senex Umbroque Propertius antro
ambissent laudare diem nee tristis in ipsis
Naso Tomis diuesque foco lucente Tibullus. 255
me certe non unus amor simplexque canendi
causa trahit: tecum similes iunetaeque Camenae,
Stella, mihi multumque pares bacchamur ad aras
et sociam doetis haurimus ab amnibus undam,
at te nascentem gremio mea prima reeepit 260
Parthenope dulcisque solo tu gloria nostro
reptasti. nitidum consurgat ad aethera tellus
Eubois et pulera tumeat Sebethos alumna
nee sibi sulpureis Lucrinae Naides antris
nee Pompeiani placeant magis otia Sarni. 265
heia age praeclaros Latio properate nepotes,
qui leges, qui castra legant, qui carmina ludant.
acceleret partu deeimum bona Cjnthia mensem,
sed parcat Lucina precor tuque ipse parenti
parce, puer, ne möllern uterum, ne stantia laedas 270
pectora, cumque tuos tacito natura recessu
formarit uultus, multum de patre decoris,
plus de matre feras. at tu, pulcherrima forma
Italidum, tandem merito possessa marito,
uincla diu quaesita foue: sie damna decoris 275
nulla tibi, longe uiridis sie flore iuuentae
perdurent uultus tardeque haec forma senescat.
250 pvaeeipue S — • 267 regant Politianus — 273 ac tu; corr. S — 276 uirides A
259 Silu. II 7. 12 docti . . . amnes atlnot. — Hör. Ep. I 3. 10 Pindarici fontis
qui non expalluit haustus — 270 Auiti All. spons. PLM IV 218. 2 ne Candida
laedas unguibus ora uide — 276 Verg. A. VII 162 Theb. VII 301 Silu. V 5. 18
flore iuuentae cf. Hosivs Mus. Rh. L 294 —
SILVARVM I 2 I 3 71
3
(jernere facundi Tibur glaciale Vopisci
si quis et inserto geminos Aniene penates
aufc potuit sociae commercia noscere ripae
certantisque sibi dominum defendere uillas,
illum nee calido latrauit Sirius astro 5
nee grauis aspexit Nemeae frondentis alumnus:
talis hiems tectis, frangunt sie improba solem
frigora Pisaeumque domus non aestuat annum.
ipsa manu tenera tecum scripsisse Voluptas
tunc Venus Idaliis unxit fastigia sucis 10
permulsitque comis blandumque reliquit honorem
sedibus et uolucres uetuit discedere natos.
o longum memoranda dies! quae mente reporto
gaudia, quam lassos per tot miracula uisus!
ingenium quam mite solo! quae forma beatis 15
ante manus artemque locis! non largius usquam
indulsit Natura sibi. nemora alta citatis
ineubuere uadis7 fallax responsat imago
frondibus et longas eadem fugit umbra per undas.
ipse Anien — miranda fides — infraque superque 20
3 Villa Tiburtina Manilii Vopisci — 2 insertos; corr. aS — 9 te
conscripsisse E. Schwartzius , qui etiam lacunam statuit — 11 reliquit odorem
Scriuerius — 12 decedere a — 16 arte manus; corr. Bursianus — 20 ipsa autem;
corr. c (anien A*?) —
3. 2 Auien. Descr. orb. 1161 inserto mediam Babylona fluento —3 Ouid. Trist.
V 10. 35 sociae commercia linguae cf. III 11. 9 V 7. 61 Lucan. VI 701 VIII
348 Stat. Theb. II 612 commercia iungere linguae V 668 sociae commercia
uitae cf. Ach. 1 404 Auson. Mos. 293 commercia linguae Claud. Eutr. I 58 com-
mercia ripae Sidon. C. XXIII 231 commercia duplicis loquelae — 5 Hör. Carm.
IV 3. 3 illum non labor Isthmius clarabit pugilem Stat. Silu. II 1. 184 illum
nee terno latrabit Cerberus ore Claud. Stil. II 466 allatret Sirius uuis — 6 Mart.
Sp. 27. 3 Nemee frondosa leonem — 7 Claud. R. Pros. II 105 siluaque torrentes
ramorum frigore soles temperat et medio brumam sibi uindicat aestu — 11 Silu.
II 3. 65 blandus Honos — 16 Ou. Fast. I 406 arte manuque — 17 Auson. Mos. 40
uada concita Lucan. I 453 nemora alta remotis . . . lucis — 18 Auson. Mos. 189
glaueus opaco respondet colli fluuius, frondere uidentur fluminei latices et palmite
consitus amnis. quis color ille uadis, seras cum propulit umbras Hesperus et ui-
ridi perfundit monte Mosellam! tota natant crispis iuga motibus et tremit absens
pampinus et uitreis uindemia turget in undis cf. Silu. II 2. 48 sq. —
72 P. PAPINII STATU
saxeus hie turnidam rabiem spumosaque ponit
murmura ceu placidi ueritus turbare Vopisci
Pieriosque dies et habentes carmina somnos.
litus utrunique domi nee te rnitissimus amnis
diuidit. alternas seruant praetoria ripas, 25
non externa sibi fluuiorum obstare queruntur.
Sestiacos nunc Fama sinus pelagusque natatum
iactet et audaci uictos delphinas ephebo!
hie aeterna quies, nullis hie iura procellis,
numquam feruor aquis. datur hie transmittere uisus 30
et uoces et paene manus. sie Chalcida fluetus
expellunt fluuii, sie dissociata profundo
Bruttia Sicanium circumspicit ora Pelorum.
quid primum mediumue canani, quo fine quiescam?
auratasne trabes an Mauros undique postis 35
an picturata lucentia marmora uena
rnirer, an emissas per euneta cubilia nyinphas?
huc oculis, huc mente trahor. uenerabile dicani
lucorum Senium? te; quae uada fluminis infra
cernis, an ad siluas quae respicis, aula, tacentis, 40
qua tibi tota quies offensaque turbine nullo
nox silet et nigros imitantia murmura somnos?
23 alentes carmina Heinsius — 25 ornant Marklandus — 26 optare; corr. c
— 32 expellunt reflui Heinsius et pellunt Aulim Vahlenus (cf. Lucan. V 236) ex-
pellunt dubii BitschofsJcyus — 41 tibi tuta A — 42 mox silet; corr. a — in M in-
certum utrum imitantia an mutantia; mutantia FBK imitantia acGr — pigros
inuitant Peyraredus pigros imitantia S pigros simulantia Polster —
24 Auson. Mos. 284 uillae, quas medius dirimit sinuosis flexibus errans amnis
et alternas comunt praetoria ripas sententia a Statiana diversa — 27 Lucan. IX 955
amore natatum aequor et Heroas lacrimoso litore turres — Auson. Mos. 287 quis
modo Sestiacum pelagus, Nepheleidos Helles aequor, Abydeni freta quis miretur
ephebi? — 29 Auson. Mos. 292 non hie dira freti rabies, non saeua furentum
proelia caurorum; licet hie commercia linguae (cf. ad ti. 3) iungere et alterno ser-
monem texere pulsu. blanda salutiferas permiscent litora uoces, et uoces et paene
manus — 30 Lucan. V 471 nam cernere uultus et uoces audire datur — Ou. Her.
XVII 179 paene manu quod amo (tanta est uicinia) tango Mart. I 86. 1 — 32 Hör.
C. I 3. 21 nequiquam deus abseidit prudens Oceano dissociabili terras Rut. Nam.
Red. I 330 (insula) tamquam longinquo dissociata mari — 33 Auson. Mos. 218 Siculo
qualis speetata Peloro — 35 Lygdam. in 3. 16 aurataeque trabes marmoreumque
solum — 38 Catull. LXII 15 nos alio mentes, alio diuisimus aures — 41 Silu. III
2. 48 turbine nullo —
SILVARVM I 3 73
an quae grarninea suscepta crepidine fumant
balnea et inipositum ripis algentibus ignem
quaque uaporiferis iunctus fornacibus Amnis 45
ridet anhelantes uicino flumine Nyinphas?
uidi artes ueterumque manus uariisque metalla
uiua modis. labor est auri memorare figuras
aut ebur aut dignas digitis contingere gemmas
quicquid et argento primum uel in aere minori 50
lusit et enormes manus est experta colossos.
dum uagor aspectu uisusque per omnia duco?
calcabam necopinus opes. nam splendor ab alto
defluus et nitidum referentes aera testae
monstrauere solum? uarias ubi picta per artes 55
gaudet humus superatque nouis asarota figuris.
expauere gradus.
quid nunc iungentia mirer
aut quid partitis distantia tecta tricboris?
quid te; quae mediis seruata penatibus arbor
tecta per et postes liquidas emergis in auras, 60
quo non sub domino saeuas passura bipennes?
et nunc, ignoro, forsan uel lubrica Nais
uel non abruptos tibi demet Hamadryas annos.
quid referam alternas gemino super aggere mensas
albentesque lacus altosque in gurgite fontes 65
44 riuis Baehrensius — 57 ingentia; corr. c — 62 at nunc Gronou'ms —
ignaro; corr. Politianus ignarae Heinsius ignaros Kaibelius — 63 ubi demet
ctiam A*; debet Heinsius —
43 Theb. IX 492 grainineae producta crepidine ripae Silu. II 2. 17 gemina
testudine fumant balnea Auson. Mos. 322 fundata crepidine ripae — 337 quid
quae fiuminea substructa crepidine fumant balnea, feruenti cum Mulciber baustus
operto uoluit anhelatas tectoria per caua flammas inclusum glomerans aestu spi-
rante uaporem. uidi ego defessos multo sudore lauacri fastidisse lacus et frigora
piscinarum, ut uiuis fruerentur aquis, mox amne refotos plaudenti gelidum flumen
pepulisse natatu — 45 Silu.' V 3. 169 Baiana litora, qua mediis alte permissus
anhelat ignis aquis — Felix (Baehrens. PLM IV p. 335) AL 212. 3 inclusus Vul-
canus aquis algentibus hie est et pacem liquidis fontibus ignis habet, cum lym-
phis gelidis constat concordia flammae ac stupet ardentes frigida Nympha lacus —
Petron. fr. XXXV 5 flumine uicino stultus sitit — 47 Auson. Mos. 307 Menecratis
artes atque Ephesi speetata manus — 52 Silu. IV 6. 40 si uisus per membra
feres — 56 Silu. II 2. 58 gaudet humus — 64 Silu. I 5. 57 quid . . . referam
Mayor ad Iuu. I 45 Aus. Mos. 335 — Theb. V 516 geminae iacet aggere ripae
Val. Fl. VI 149 —
74 P. PAPINII STATU
teque, per obliquum penitus quae laberis amnein,
Marcia, et audaci transcurris fiumina plumbo?
an soluin Ioniis sub fluctibus Elidis amnem
dulcis ad Aetnaeos deducat semita portus?
illis ipse antris Anienus fönte relicto 70
nocte sub arcana glaucos exutus amictus
huc illuc fragili prosternit pectora musco
aut ingens in stagna cadit uitreasque natafcu
plaudit aquas7 illa recubat Tiburnus in umbra.
illic sulpureos cupit Albula mergere crines, 75
haec domus Egeriae nemoralem abiungere Phoeben
et Dryadum uiduare choris algentia possit
Taygeta et siluis accersere Pana Lycaeis.
quod ni templa darent alias Tirynthia sortes;
et Praenestinae poterant migrare sorores. 80
quid bifera Alcinoi laudem pomaria uosque,
qui numquam uacui prodistis in aethera, rami?
cedant Telegoni, cedant Laurentia Turni
iugera Lucrinaeque domus litusque cruenti
Antiphatae, cedant uitreae iuga perfida Circes 85
Dulichiis ululata lupis arcesque superbae
Anxuris et sedes, Phrygio quas mitis alumno
debet anus, cedant, quae te iam solibus artis
auia nimbosa reuocabunt litora bruma.
scilicet hie illi meditantur pondera mores, 90
hie premitur feeunda quies uirtusque serena
fronte grauis sanusque nitor luxuque carentes
deliciae, quas ipse' suis digressus Athenis
70 anienem; corr. S — 71 arcano (A*?); corr. a — 74 reeubet Baehrensius —
tiberinus A — 76 Egeria Handius — adiungere; corr. A — 84 lucrine^ etiam A* —
89 Antia Marklandus Alsia Kröhnins Daunia Polster — 92 sanusque genitor;
corr. ? —
68 Verg. A. III 694 Alpheum fama est huc Elidis amnem oecultas egisse
uias subter mare — 70 deos fluuiales hie inducit Statins ut I 1. 66 et IV 3. 67
secutus Verg. A. VIII 31 huic deus ipse loci fluuio Tiberinus amoeno populeas
inter senior se attollere frondes uisus — eum tenuis glaueo uelabat amictu car-
basuß et crinis umbrosa tegebat arundo — tum sie adfari e. q. s. Imitatur h. I.
Aus. Mos. 170—185 — 71 Silu. I 1. 94 sub nocte silenti — 73 Aus. Mos. 344
cf. ad u. 43 — 75 Mart. I 12. 2 canaque sulpureis Albula fumat aquis — 85 Hör.
C. I 17. 20 uitreamque Circen — 86 Lucan. III 84 praeeipitis . . . Anxuris arces —
SILVARVM I 3 I 4 75
mallet deserto senior Gargettius horto;
haec per et Aegeas hiemes Pliadumque niuosum 95
sidus et Oleniis dignum petiisse sub astris.
si Maleae credenda ratis Siculosque per aestus
sit uia — cur oculis sordet uieina uoluptas?
hie tua Tiburtes Faunos ehelys et iuuat ipsum
Aleiden dicturuque lyra maiore Catilluin, 100
seu tibi Pindaricis animus contendere plectris
siue chelyn tollas heroa ad robora siue
liuentem satiram nigra rubigine turbes
seu tua non alia splendescat epistola cura.
digne Midae Croesique bonis et Perside gaza? 105
macte bonis animi! cuius stagnantia rura
debuit et flauis Hermus transcurrere ripis
et limo splendente Tagus: sie doeta frequentes
otia, sie omni detectus pectora nube
finem Nestoreae precor egrediare seneetae. 110
4
rjstis, io, superi nee inexorabile Clotho
uoluit opus! uidet alma pios Astraea Iouique
coneiliata redit dubitataque sidera cernit
Gallicus. es caelo, diues Germanice, cordi
— quis neget? — : erubuit tanto spoliare ministro
94 gargeticus; corr. c — 95 Hyadumque Heinsius — 102 tollis; corr. Poli-
tianus — 103 uibres Scriuerius — 107 riuis Büschofskyus — 109 detersus Heinsius —
4 Soteria Rutuli (Rvtilii A) Gallici — 3 coneiliata radit M*F redit
M3BlUS cadit B2KGac conciliat, uiuit Hopfius conciliat, uadit Buecheler —
4 et caelo diue es Politianus es caelo, dis es Bomitius —
99 cf. Silu. II 2. 112 sqq. — 101 Auson. Profess. I 13 (p. 49 P) siue pane-
gyricis plaeeat contendere libris e. q. s. — 103 Lucan. I 243 nigrae . . . rubiginis
— 107 Boet. Cons. III 10. 7 non quidquid Tagus aureis harenis donat aut Her-
mus rutilante ripa — 108 Silu. III 3. 62 aurato . . . limo Sil. It. XII 219 doetaeque
silentia uitae —
4. 1 Ou. Am. III 3. 1 esse deos Prop. I 8. 41 sunt igitur Musae et sim. Sil.
VI 87 estis ubi? en! iterum, superi — Verg. G. II 491 inexorabile fatum Stat.
Theb. VI 48 Silu. III 3. 172 inexorabile pensum — 2 Verg. A. I 603 si qua pios
respeetant numina — 3 Auson. Epist. XXI 14 (p. 258 P.) dubitataque cernam sidera
— 4 Hör. C. I 17. 13 dis pietas mea et Musa cordi est Silu. IV 2. 15 te, cura
deorum cf. Lucan. V 351 —
76 P. PAPINH STATU
imperium Fortuna tuum. stat proxima ceruix
ponderis immensi damnosaque fila senectae
exuit atque alios melior reuirescit in annos.
ergo alacres, quae signa colunt urbana, coliortes
inque sinurn quae saepe tuum fora turbida questum 10
confugiunt leges urbesque ubicumque togatae,
quae tua longinquis implorant iura querelis,
certent laetitia nosterque ex ordine collis
confreniat et sileant peioris murmura Faruae!
quippe inanet longumque aeuo redeunte manebit, 15
quem penes intrepidae mitis custodia Romae,
nee tantum induerint fatis noua saecula crimen
aut instaurati peccauerit ara Tarenti.
ast ego nee Phoebum, quamquam mihi surda sine illo
plectra, nee Aonias deeima cum Pallade diuas 20
aut mitem Tegeae Dircesue hortabor alumnum:
ipse ueni uiresque nouas animumque ministra;
quis caneris; docto nee enim sine numine tantus
Ausoniae decora ampla togae centumque dedisti
iudicium mentemque uiris. licet enthea uatis 25
exeludat Pimplea sitim nee conscia detur
Pirene: largos potius mihi gurges in haustus,
qui rapitur de fönte tuo, seu plana solutis
quom struis orsa modis seu quom tibi dulcis in artem
6 tuä M1 — 10 questu; corr. Marklandus — 11 rogatae (etiam A*); corr. a —
13 cerfcant; corr. S — nosterque cAS nosteque (MG) uel nocteque (F); uosterque
Nohlius uos aeque . . . confremite Imhofius — 15 rnanent; corr. c — 17 indiderint
fastis Morellius intulerint fatis Politianus — 23 quis caneris (etiam A*); qui
caneris c — numine A*S et uidetur sie uoluisse M, in quo potest tarnen legi car-
mine; carmine FGB*ac — 24 certumque Hirschfeldius — 27 potior N. Faber —
29 cui struis . . . quam (A*) tibi MF qui . . . quam GRa construis . . . quam B quom
. . . quom c quo . . . quo olim Vollmer — in artum Barthius —
6 Silu. V 5. 60 imperii, Fortuna, tui — 7 Ou. Trist. III 7. 35 damnosa se-
nectus — 10 Lucr. I 33 in gremium qui saepe tuum se reicit — Plin. Paneg. 6
confugit in sinum tuum coneussa respublica — 13 Theb. II 244 certant laetitia
— 20 Sidon. C. XVI 1 Phoebum et ter ternas deeima cum Pallade Musas —
22 Manil. I 10 (Caesar tu) das animum uiresque facis ad tanta canenda — 23 Verg.
A. II 777 non haee sine numine diuum cf. Theb. II 152 Silu. I 4. 66 — 24 Verg.
A. I 429 decora alta Theb. V 424; Theb. VI 391 decora ampla — 26 Silu. II 2. 37
et superet Pimplea sitim — Theb. IV 60 uatum . . . conscius amnis — 28 Auson.
Prof. III 4 (p. 51 P) seu lege metrorum condita seu prosis solueret orsa modis cf.
ad IV 5. 57 —
SILVARVM T 4 77
IVangitur et nostras curat facundia leges. 30
quare age, si Cereri sua dona inerumque Lyaeo
reddimus et diues praedae tarnen aceipit omni
exuuias Diana tholo captiuaque tela
Bellipotens: nee tu, quando tibi, Gallice , maius
eloquium fandique opibus sublimis abundas, 35
sperne coli tenuiore lyra. uaga cingitur astris
luna et in oceanum riui cecidere minores.
quae tibi sollicitus persoluit praemia morum
Vrbis amor! quae tum patrumque equitumque notaui
lumina et ignarae plebis lugere potentes! 40
non labente Numa timuit sie Curia felix
Pompeio nee celsus eques nee femina Bruto.
hoc illud: tristis inuitum audire catenas,
parcere uerberibus nee qua iubet alta potestas
ire; sed armatas multum sibi demere uires 45
dignarique manus humilis et uerba precantum,
reddere iura foro nee proturbare curules
et ferrum muleere toga. sie itur in alta
pectora, sie mixto reuerentia fidit amori. —
ipsa etiam eunetos grauis inclementia fati 50
terruit et subiti praeeeps iuuenile perieli
nil eunetante malo. non illud culpa seneetae,
quippe ea bis senis uixdum orsa excedere lustris;
sed labor intendens animique in membra uigentis
imperium uigilesque suo pro Caesare curae, 55
dulce opus — liinc lessos penitus subrepsit in artus
insidiosa quies et pigra obliuio uitae.
34 quamquani tibi Bentleius — 40 potentes etiam A* — 49 sidit amore
Bentleius — 55 uigilisque s. p. C. curae dulce opus Gronouius —
31 sqq. cf. Tib. pan. in Mess. III 7. 7 sqq. — 33 Verg. A. IX 407 si qua
(dona) ipse meis uenatibus auxi suspendiue tholo cf. Theb. IV 333 II 734 —
36 Sappho fr. 3 a6z£Qtg phv apepi ndluv csldvvuv ccity' ccnonQvmoioi (pdsvvov
tidog onnoxa nlrj&oioa \idli6zcc Xd^inj] Hör. c. I 12. 47 uelut inter ignes luna
minores cf. ad II 6. 36 — Silu. III 3. 54 uaga . . . luna — 41 Silu. IV 4. 76 Curia
felix — 42 Lucan. VII 37 te raixto flesset luctu iuuenisque senexque iniussusque
puer, lacerasset crine soluto pectora femineum ceu Bruti funere uolgus — 43 Ter.
Andr. 125 hoc illud est cf. Spengel ad h. I. Verg. Aen. IV 675 hoc illud, ger-
mana, fuit — 47 Manil. II 816 reddere iura foro — 48 Silu. V 2. 58 imperium
muleente toga — Verg. A. Villi 641 sie itur ad astra — 56 Catull. LXXVI 21
subrepens imos ut torpor in artus Lucan. II 390 nullosque Catonis in actus sub-
repsit . . . Voluptas CIL V 5737. 12 nullos subrepsit in actus ambitio — 57 Hör.
78 P. PAPINII STATU
tunc deus, Alpini qui iuxta culmina dorsi
signat Apollineos sancto cognomine lucos,
respicit, heu tanti pridem securus alumni, 60
praegressusque moras: chunc mecuru, Epidauria proles,
hunc' ait *i gaudens (datur aggredienda facultas)
ingentem recreare uiruni. teiiearuus adorti
(tendatis iam fila!) colos; ne fulminis atri
sit metus: has ultro laudabit Iuppiter artes. 65
nam neque plebeiarn aut dextro sine numine cretam
seruo animam. atque adeo breuiter, dum tecta subimus,
expediam. genus ipse suis praemissaque retro
nobilitat nee origo latet, sed luce sequente
uineitur et magno gaudet cessisse nepoti. 70
prima togae uirtus illi quoque, clarus et ingens
eloquio; mox innumeris exercita castris
oeeiduas primasque domos et sole sub omni
permeruit iurata manus nee in otia pacis
permissum laxare animos ferrumque reeingi. 75
hunc Galatea uigens ausa est incessere bello
— me quoque — perque nouem timuit Pamphylia messes
Pannoniusque ferox arcuque horrenda fugaci
Armenia et patiens Latii iam pontis Araxes.
quid geminos fasces magnaeque iterata reuoluam 80
iura Asiae? uelit illa quidem ter habere quaterque
hunc sibi? sed reuocant fasti maiorque curulis
nee promissa semel. Libyci quid mira tributi
obsequia et missum media de pace triumphum
59 Apollineo sanetos MarMandus — 60 preciclem (A*); pridem uel pretium S —
61 progressusque; corr. £ progressusque morans c — 62 hinc alti; ait en Hein-
sius ait i Bursianus — hunc scripsi et parenthesin statui Vollmer — 64 tendatis
iam, fila, colos Gronouius tendentes Marklandus — nee fulminis S — 65 lauda-
uit; corr. <Z — 66 phebeam (sie etiam A*) corr. a — 67 adeo breuiter atque M1 —
68 permissaque; corr. $ — 69 nobilitas; corr. Sandstroemius — 71 qua A —
74 prorneruit Marklandus — durata Lipsius — 76 Galatea rigens Morellius —
77 mox quoque Krohnius — per nouem; corr. S. — 83 permissa Nohlius —
Sat. II 6. 62 iueunda obliuia uitae Theb. I 341 grata . . . obliuia uitae X 89 pigra
Obliuio — 69 Sidon. C. VII 162 nobilitas tu solus auos — 73 Theb. I 200 primae-
que oeeiduaeque domus et fusa sub omni terra atque unda die — Verg. Georg.
II 115 eoasque domos Theb. IV 388 — 79 Verg. A. VIII 728 pontem indignatus
Araxes — 82 Silu. III 3. 115 fasces summamque curulem — 84 Iuuen. VIII 107
plures de pace triumphos —
SILVARVM I 4 79
laudem et opes? tantas nee qui mandauerat ausus 85
expeetare fuit! gaudet Trasimenus et Alpes
Cannensesque animae primusque insigne tributum
ipse palam lacera poscebat Regulus urabra.
non uacat Arctoas acies Rhenumque rebellem
captiuaeque preces Veledae et, quae maxima nuper 90
gloria, depositam Dacis pereuntibus urbem
pandere, cum tanti lectus rectoris habenas,
Gallice , Fortuna non admirante subisti. —
hunc igitur, si digna loquor, rapiemus iniquo,
nate, Ioui. rogat hoc Latiae pater inclitus Vrbis 95
et meruit, neque enim frustra mihi nuper honora
carmina patricio pueri sonuistis in ostro.
si qua salutifero gemini Chironis in antro
herba, tholo quodeumque tibi Troiana recondit
Pergamus aut medicis felix Epidaurus harenis 100
educat, Idaea profert quam Creta sub umbra
dietamni florentis opem quoque anguis abundat
spumatu: iungam ipse manus atque omne benigne
uirus; odoriferis Arabum quod doctus in aruis
aut Amphrysiaco pastor de gramine carpsi/ 105
dixerat. inueniunt positos iam segniter artus
pugnantemque animam. ritu se cingit uterque
Paeonio monstrantque simul parentque uolentes,
donec letiferas uario medicamine pestes
et suspeeta mali ruperunt nubila somni. 110
adiuuat ipse deos morboque ualentior omni
85 sie distinxit Adrianus — post uersum86 exstatin MFBRac: attollam cantu
gaudet thrasymennus et alpes, ad quem in B adscriptum est va — cat, in a ad-
notauit Politianus: hie uersus deest in libro vetustissimo poggii qui e gerniania in
italiam est relatus — 88 lacera etiam A* — 90 uel dae et quae (ueldae A*);
corr. S — 92 lectu Lipsius — 94 nunc; corr. c — rapiamus S — 97 sonuisti M1
sonuere ministro R — 99 herba et holus quodeunque Lipsius — quameunque
Barthius — 103 benignum Lindenbrogius — 105 carpsit; corr. c — 110 rupue-
runt; corr. S —
90 Silu. I 2. 180 gloria rnaior — 92 Silu. V 1. 39 lecti . . . rninistri Claud.
Laud. Ser. 111 cum rerum summas delectus habenas suseiperet — 93 Prop. II 17. 11
Inuidia admirante — 95 Silu. IV 8. 20 Ausoniae pater augustissimus urbis cf. ad
I 2. 178 — 98 Ou. Met. II 630 gemini . . . Chironis VI 120 — 103 Stat. Ach. I 902
iunge ergo manus — 107 Lucan. III 578 luctantem animam lenta cum morte
— Lucan. I 596 turba . . . ritu . . . succineta Gabino —
80 P. PAPINH STATU
occupat auxiliuin. citius non arte refectus
Telephus Haemonia nee quae inetuentis Atridae
saeua Machaonio coierunt uulnera sueo.
quis mihi tot coetus inter populique patrumque 115
sit curae uotique locus? tarnen ardua testor
sidera teque; pater uatum Thymbraee, quis omni
luce mihi, quis nocte timor; dum postibus haerens
assiduus nunc aure uigil nunc lumine euneta
auguror; immensae ueluti conexa carinae 120
cymba minor, cum saeuit hiems, pro parte furentis
parua reeeptat aquas et eodem uoluitur austro.
nectite nunc laetae candentia fila; sorores,
nectite! nemo modum transmissi computet aeui:
hie uitae natalis erit. tu Troica dignus 125
saecula et Euboici transcendere pulueris annos
Nestoreosque situs! — qua nunc tibi pauper acerra
digna litem? nee si uacuet Meuania ualles
aut praestent niueos Clitumna noualia tauros7
sufficiam: sed saepe deis hos inter honores 130
caespes et exiguo placuerunt farra salino.
5
INon Helicona graui pulsat chelys enthea plectro
nee lassata uoco totiens mihi minima, Musas;
et te? Phoebe, choris et te dimittimus, Euham
tu quoque muta ferae, uolucer Tegeaee; sonorae
terga premas: alios poseunt mea carmina coetus.
Naidas, undarum dominas, regemque corusci
ignis adhuc fessum Siculaque ineude rubentem
elieuisse satis. paulum arma nocentia, Thebae,
112 non aste; corr. S, non aere . . . Haemonio Bernartius (== hasta) —
113 nequae; corr. SB1 — 115 tot questus Marläandus — 11G sie curae; corr. S
— 117 omnis; corr. Z — 118 haeret; corr. $ — 120 aueupor Heinsius —
5 Balneum Claudii Etrusci — 4 tegees honore; corr. PoUtianus —
120 cf. commentar. — 125 Silu. IV 2.13 haec aeui mihi prima dies, haec
limina uitae — 127 Verg. A. V 745 farre pio et plena supplex ueneratur acerra
Ouid. Pont. IV 8. 39 quae de parua pauper dis libat acerra —
5. 2 Silu. V 3. 144 totiens lassata . . . Victoria — 7 Theb. II 278 Siculaque
ineude — Iuuen. VII 196 adhuc a matre rubentem —
SILVARVM I 4 I 5 81
ponite: dilecto uolo lasciuire sodali.
iunge, puer, cyathos! heia enumerare labora 10
cunctantemque.intende chelyn; discede Laborque
Curaque, dum nitidis canimus gemmantia saxis
balnea dumque procax uittis hederisque, soluta
fronde uerecunda, Clio mea ludit Etrusco.
ite7 deae uirides, liquidosque aduertite uultus 15
et uitreum teneris crineni redimite corymbis
ueste nihil tectae, quales emergitis altis
fontibus et uisu Satyros torquetis amantes.
non uos; quae culpa decus infamastis aquarum;
sollicitare iuuat — procul hinc et fönte doloso 20
Salmacis et uiduae Cebrenidos arida luctu
flumina et Herculei praedatrix cedat alumni —
uos mihi, quae Latium septenaque culmina, Nymphae,
incolitis Thybrimque nouis attollitis undis,
quas praeceps Anien atque exceptura natatus 25
Virgo iuuat Marsasque niues et frigora ducens •
Marcia, praecelsis quarum uaga molibus unda
crescit et innumero pendens transmittitur areu:
uestrum opus aggredimur, uestra est, quam carmine molli
pando, domus.
non umquam aliis habitastis in antris 30
ditius. ipsa manus tenuit Cytherea mariti
monstrauitque artes neu uilis flamma caminos
ureret, ipsa faces uolucrum suceendit Amorum.
non huc admissae Thasos aut undosa Carystos,
maeret onyx longe queriturque exclusus ophites; 35
sola nitet flauis Nomadum decisa metallis
purpura, sola, cauo Phrygiae quam Synnados antro
ipse cruentauit maculis lucentibus Attis;
10 et enumerare; atque enumerare S heia en. Vollmer sed ne numerare
Scriuerius — 13 mitis; uittis uel myrtis S — 14 uerecundo; corr. Baehrensius —
post hederisque distinxi Vollmer — 15 auertite; corr. Politianus — 29 carmine
nulli; corr. Domitius (nulli in M ita pictum est, ut facile interpreteris molli) —
38 liuentibus Politianus —
25 Hör. C. I 7. 13 praeceps Anio — 30 Verg. A. I 168 Nympharum domus
Hand ad I 3. 76 — 35 Auson. Mos. 15 quaeritur exclusum uiridi caligine caelum
— 36 Silu. II 2. 92 Nomadum üauentia saxa — 37 cf. Silu. II 2. 87 sq. ad I 2. 148 sqq.
Prudent. Symm. II 246 et quae saxa Paros secat et quae Punica rupes, quae uiridis
Lacedaemon habet maculosaque Synnas —
Vollmer, Statius' silvae. 6
82 P. PAPINII STATU
cumque Tyri niueas secat et Sidonia rupes.
uix locus Eurotae, uiridis cum regula longo 40
Synnada distinctu uariat. non liinina cessaut;
effulgent camerae, uario fastigia uitro
in species animoque nitent. stupet ipse beatas
circumplexus opes et parcius iruperat ignis.
multus ubique dies, radiis ubi culmina totis 45
perforat atque alio sol improbus uritur aestu.
nil ibi plebeium; nusquain Temesaea notabis
aera; sed argento felix propellitur unda
argentoque cadit labrisque nitentibus instat
delicias mirata suas et abire recusat. 50
extra autem niueo qui margine caerulus ainnis
uiuit et in suniinum fundo patet omnis ab irao —
cui non ire lacu pigrosque exsoluere amictus
suadeat? hoc niallet nasci Cytherea profundo;
hie te perspieuum melius, Narcisse, uideres, 55
hie uelox Hecate uelit et deprensa lauari.
quid nunc strata solo referam tabulata crepantis
auditura pilas, ubi languidus ignis inerrat
sedibus et tenuem uoluunt hypocausta uaporemV
nee si Baianis ueniat nouus hospes ab oris, 60
talia despiciet — fas sit componere magnis
parua — Neronea nee qui modo lotus in unda;
hie iterum sudare neget.
macte, oro, nitenti
ingenio curaque puer! tecum ista senescant
et tua iam melius discat fortuna renasci! 65
39 quoque ; corr. Vollmer que, que S c — quasque Tyros uena secat e Sidonide
rupes Heinsius — 41 distinetum; corr. Politianus — limina; lumina S — 43 ani-
mosque Domitius animosa Heinsius animata Marklandus — 47 teumessa; corr. a
— 52 in fundum summo; corr. <5 — 61 dispiciet; despiciat ^ — 65 iam melior
Auantius iam in melius Marklandus —
44 Theb. VE 202 rarus . . . imperet ignis — 52 cf. ad I 2. 155 — 57 quid
. . . referam cf. ad I 3. 65 — 59 Auson. Mos. 339 Mulciber . . . uoluit . . . tecto-
ria per caua flammas Sidon. C. XXII 191 spargit lentatum per culmina tota uapo-
rem — 60 Auson. Mos. 345 quod si Cumanis huc adforet hospes ab oris — 61 Verg.
G. IV 176 si parua licet componere magnis Ecl. I 23 sie paruis componere magna
solebain —
SILVARVM I 5 I 6 Ä 83
6
Et PHoebus pater et seuera Pallas
et Musae procul ite feriatae,
Iani uos reuocabimus Kalendis.
Saturnus mihi cornpede exsoluta
et multo grauidus mero Deceniber 5
et ridens locus et Sales proterui
adsint, dum refero diem beatum
laeti Caesaris ebriamque *parten.
uix Aurora nouos mouebat ortus;
iam bellaria linea pluebant 10
(hunc rorem ueniens profudit Eurus):
quicquid nobile Ponticis nucetis
fecundis cadit aut iugis Idumes,
quod ramis pia germinat Damascos
et quo percoquit *aebosia cannos; 15
largis gratuitum cadit rapinis;
molles gaioli lucuntulique
et massis Amerina non perustis
et mustaceus et latente palma
praegnantes carjotides cadebant. 20
non tantis Hyas inserena nimbis
terras obruit aut soluta Plias,
qualis per cuneos hiems Latinos
plebem grandine contudit serena.
ducat nubila Iuppiter per orbem 25
et latis pluuias minetur agris,
dum nostri Iouis hie ferantur imbres.
ecce autem caueas subit per omnis
insignis specie, decora eultu
plebes altera non minor sedente. 30
6 Kalendae Decembres — 7 beatam uolgo — 8 parten; parthen a par-
tein R — 10 iam uellaria linea (iam uelaria linea A*); linea in M ita scriptum
est ut pro borea facile legatur; borea a — 11 profudi M1; an profundit? — 15 et
quod a, et quae Krohnius — aestuosa Caunos Imhofius ebriosa Caunos Waller
Ebosita cannis Gevartius — 16 cadet; corr. c — 17 caioli uel caseoli S — lugun-
tulique (laguneulique S); lucunculique Turnebus — 18 perustus (A*); corr. a — 20 pre-
gnätes A* pregnates M praegrandes Z — 23 quali Marklandus — 24 coneudit;
corr. Krohnius coneutit ? — serenam; corr. Heinsius — 26 laetis Morellius —
27 hi ferantur; corr. Wachsmuthius — 29 species; corr. S —
6*
84 0 P. PAPINII STATU
hi panaria candidasque mappas
subuectant epulasque lautiores,
illi marcida uina largiuntur:
Idaeos totidem putes ministros.
orbern? qua nielior seueriorque est, 35
et gentes alis insemel togatas
et cum tot populos beata pascas,
hunc Annona diem superba nescit.
i nunc saecula compara, Vetustas,
antiqui Iouis aureumque tenipus: 40
non sie libera uina tunc fluebant
nee tardum seges oecupabat annum.
una uescitur omnis ordo mensa:
parui? femina, plebs eques senatus;
libertas reuerentiam remisit. 45
et tu quin etiam — quis hoc uocare,
quis promittere possit hoc deoruin? —
nobiscum socias dapes inisti.
iam se; quisquis is est, inops beatus
conuiuam ducis esse gloriatur. . 50
hos inter fremitus nouosque luxus
speetandi leuis effugit uoluptas:
stat sexus rudis insciusque ferri;
ut pugnas capit improbus uiriles!
credas ad Tanaim ferumque Phasim 55
Thermodontiacas calere turmas.
hie audax subit ordo pumilorum,
quos natura breuis statim peraeta
nodosum semel in globum ligauit.
edunt uulnera conseruntque dextras 60
et mortem sibi — qua manu! — minantur.
ridet Mars pater et cruenta Virtus
36 insimul S — 37 beate Hessius — pascat, hanc olim Vollmer aeeepta
coniectura Domitii v. 38 nescis — 43 ueseimur S — 44 par uir Otto — 45 Liber-
tus ac — 46 hoc rogare S hoc uocari Ettigius — 54 et pugnas S — 57 his
audax Bernartius — 61 quam manu; corr. Auantius —
41 Hör. A. P. 85 libera uina — 47 Verg. A. IX 6 quod optanti diuum pro-
mittere nemo auderet — 49 quisquis is est Ou. Met. XIII 468 Her. XIX 217 Silu. Y
5. 65 cf. Pers. IIF 95 Luehr p. 31 — 51 Sil. It. XYII 23 hos inter fremitus Claud.
Eutr. n 474 hos inter strepitus — 54 Yal. Fl. YI 108 pugnasque capessit eriles
— 62 Stat. Theb. Y 356 de pugnantibus Lesbiacis feminis audaces rubuit mirata
SILVARVM 16 85
casuraeque uagis grues rapinis
mirantur pugiles ferociores.
iam noctis propioribus sub umbris 65
diues sparsio quos agit tumultus!
hie intrant faciles emi puellae,
hie agnoscitur omne, quod theatris
aut forma placet aut probatur arte,
hoc plaudunt grege Lydiae tumentes, 70
illic cymbala tinnulaeque Gades;
illic agmina confremunt Syrorum,
hie plebs scaenica quique comminutis
permutant uitreis gregale sulpur.
inter quae subito cadunt uolatu 75
immensae uoluerum per astra nubes,
quas Nilus sacer horridusque Phasis,
quas udo Numidae legunt sub austro.
desunt qui rapiant sinusque pleni
gaudent, dum noua lucra comparantur. 80
tollunt innumeras ad astra uoces
*Saturnalia prineipis' sonantes
et dulei ^dominum' fauore clamant:
hoc solum uetuit licere Caesar.
uixdum caerula nox subibat orbem, 85
descendit media nitens harena
densas flammeus orbis inter umbras
uincens Gnosiacae facem coronae.
conlucet polus ignibus nihilque
obscurae patitur licere nocti. 90
fugit pigra Quies inersque Somnus
haec cernens alias abit in urbes.
quis speetacula, quis iocos licentes,
quis conuiuia, quis dapes inemptas,
64 pumilos ; corr. Friederichius — 70 sq. hoc . . . illo MarJclandus hie
illic Otto — timentes; corr. c — 75 inter quos Stangius —
cateruas Pallas et auerso risit Gradiuus in Haemo Claud. Eutr. I 238 erubuit Mauors
auersaque risit Enyo dedecus Eoum, quotiens intenta sagittis et pharetra fulgens
anus exercetur Amazon — 68 Lucan. II 161 cognoscitur illic quidquid ubique
latet — 81 Lucan. III 540 innumerae uasto miscentur in aethere uoces cf. Theb.
VII 111 X 147 — 91 Silu. II 2. 7 pigra quies II 3. 66 Ach. I 438 — 94 Verg.
Gr. IV 133 dapibus inemptis Hör. Epod. II 48 et saepius —
86 P. PAPINII STATU
largi flumina quis canat Lyaei? 95
iam iam deficio tuoque Baccho
in serum trahor ebrius soporem.
quos ibit procul hie dies per annos,
quam nullo sacer exoleseet aeuo!
dum montes Latii paterque Thybris, 100
dum stabit tua Roma dumque terris
quod reddis Capitolium manebit.
96 tuaque; corr. a tuaque, Bacche, speetandi leuis effugit uoluptas (w. 52)
Kröhnius —
101 Silu. IV 3. 16 qui reddit Capitolio Tonantem
SILVARVM I 6. II praef. 87
- LIBER II
STATIVS MELIORI SVO SALVTEM
hit familiaritas nostra qua gaudeo, Melior, uir optime nee minus
in iudicio litterarum quam in omni uitae colore tersissime, et ipsa
opusculorum quae tibi trado condicio sie posita est, ut totus hie ad
te liber meus etiam sine epistola spectet. primum enim habet [1]
Glauciam nostrum, cuius gratissima infantia et qualem plerumque in- 5
felices sortiuntur — apud te complexus amabam — iam non tibi,
huius amissi recens uulnus, ut scis, epicedio prosecutus sum adeo festi-
nanter, ut excusandam habuerim affectibus tuis celeritatem. nee nunc
eam apud te iacto, qui nosti, sed et ceteris indico, ne quis asperiore
lima Carmen examinet et a confuso scriptum et dolenti datum, cum 10
paene superuacua sint tarda solacia. Polli mei [2] uilla Surrentina,
quae sequitur, debuit a me uel in honorem eloquentiae eius diligentius
dici, sed amicus ignouit. in arborem [3] certe tuam, Melior, et psitta-
cum [4] scis a me leues libellos quasi epigrammatis loco scriptos.
eandem exigebat stili facilitatem [5] leo mansuetus, quem in amphi- 15
theatro prostratum frigidum erat sacratissimo Imperatori ni statim
traderem. ad Vrsum quoque nostrum, iuuenem candidissimum et sine
iactura desidiae doctissimum, scriptam de amisso puero consolationem
[6] super ea quae ipsi debeo huic libro libenter inserui, quia honorem
eius tibi laturus aeeepto. exeludit uolumen [7] genethliacon Lucani, 20
quod Polla Argentaria, rarissima uxorum, cum hunc diem forte con-
suleremus, imputari tibi uoluit. ego non potui maiorem tanti auctoris
habere reuerentiam quam quod laudes eius dicturus hexametros meos
timui. haec qualiacumque sunt, Melior carissime, si tibi non displi-
cuerint, a te publicum aeeipiant, si minus, ad me reuertantur. 25
1 Praescriptionem, quae deest in a , ex codice Poggii testari uidetur Politianus
— 3 ad te Vollmer altae MF alte B1 alter GB2Rac — 4 expectet; corr. Baehren-
sius, qui scripsit alter . . . epistola ad te spectet — 5 sqq. gratissimam infantiam
. . . sortiuntur, . . . amabam. iam uero tibi huius ... c, ut supra distinxi
Vollmer, punctum post tibi cemitur in M — 12 honore; corr. S — 16 ni statim,
tradere. Barthius — 20 est. cludit Maduigius — 21 consuleremus (etiam A*); con-
sideremus a consyderaremus c consecraremus Auantius coleremus Skutschius —
22 sibi uoluit; corr. Vollmer —
2 Hör. Sat. II 1. 60 quisquis erit uitae, scribam, color
88 P. PAPINII STATU
1
Uuod tibi praerepti, Melior, solamen alumni
improbus ante rogos et adhuc uiuente fauilla
ordiar? abruptis etiam nunc flebile uenis
uulnus hiat magnaeque patet uia lubrica plagae,
cum iam egomet cantus et uerba medentia saeuus 5
confero: tu planctus lamentaque fortia mauis
odistique chelyn surdaque auerteris aure.
intempesta cano: citius me tigris abactis
fetibus orbatique uelint audire leones.
nee si tergeminum Sicula de uirgine carmen 10
affluat aut siluis chelys intellecta ferisque,
muleeat insanos gemitus. stat pectore demens
luctus et admoto latrant praecordia tactu.
nemo uetat: satiare malis aegrumque dolorem
libertate doma. — iam flendi expleta uoluptas 15
iamque preces fessus non indignaris amicas?
iamne canam? lacrimis en et mea carmine in ipso
ora natant tristesque cadunt in uerba liturae.
ipse etenim tecum nigrae sollemnia pompae
speetatumque Vrbi scelus et puerile feretrum 20
produxi, saeuos damnati turis aceruos
plorantemque animam supra sua funera uidi
teque patrum gemitus superantem et brachia matrum
complexumque rogos ignemque haurire parantem
1 Glaucias Atedii Melioris delicatus (sie, sed dedicatus A*) — 6 con-
sero; corr. a — 11 ut siluis; corr. Bc — 16 iamne c — 17 sq. carmina . . . ore;
corr. Friederichius —
1. 2 St. Theb. XII 43 uiuant per membra fauillae — 4 Silu. II 6. 7 uulnera
. . . plaga V 1. 18 — 7 Boet. consol. philos. I 1. 15 eheu quam surda miseras
auertitur aure — 21 Verg. A. IX 486 nee te tua funere mater produxi — 24 Silu.
III 3. 9 complexumque rogos cf. V 5. 55 — Verg. A. IV 661 hauriat hunc oculis
ignem cf. Ou. Met. X 252 VIII 325 Ciris 163 Lucan. X 71 Stat. Theb. V 6 —
SILVARVM II 1 89
uix tenui similis comes offendique tenendo. 25
et nunc, heu, uittis et frondis honore soluto
infaustus uates uersa mea pectora tecum
plango lyra, sed tu comitem sociumque doloris,
si merui luctusque tui consortia sensi,
iain lenis patiare precor. me fulmine in ipso 30
audiuere patres, ego iuxta busta profusis
matribus atque piis cecini solatia natis
et mihi, cum proprios gemerem defectus ad ignes
(quem, Natura!) patrem. nee te lugere seuerus-
arceo, sed confer gemitus pariterque fleamus. 35
iamdudum dignos aditus laudumque tuarum,
o merito dilecte puer, primordia quaerens
distrahor. hinc anni stantes in limine uitae,
hinc me forma rapit, rapit inde modestia praecox
et pudor et tenero probitas maturior aeuo. 40
o ubi purpureo suffusus sanguine candor
sidereique orbes radiataque lumina caelo
et castigatae collecta modestia frontis
ingenuique super crines mollisque decorae
margo comae? blandis ubinam ora arguta querelis 45
osculaque impliciti uernos redolentia flores
et mixtae risu lacrimae penitusque loquentis
Hyblaeis uox mixta fauis, cui sibila serpens
poneret et saeuae uellent seruire nouercae.
nil ueris adfingo bonis. heu lactea colla 50
26 frontis honore; corr. Cruceus — 28 lyra et diu; corr. Vollmer at diri c
en duri Marklandus — 30 Iä (A*?) — iam fulmine; corr. c — 32 at piis; corr. Sac
— 33 deiectus Waller — 34 nee tu; corr. Sac — 38 lumine; corr. <5 — 39 hie
me M1 — 48 uox tineta Marklandus —
25 Silu. III 3. 178 uix famuli comitesque tenent cf. V 1. 200 V 3. 67,262
Theb. IX 77 III 177 VI 203 XI 628 — 26 Silu. I 2. 113 frontis honores cf. Claud.
c. min. app. XII 12 — 27 Ou. Pont. III 4. 46 ad laetum Carmen uix mea uersa
lyra est — 30 sq. cf. Silu. V 5. 38 sqq. — 33 Silu. III 3. 39 neque enim mihi flere pa-
rentem ignotum; similis gemui proiectus ad ignem — 38 Lucan. II 106 in limine
uitae Anth. Epigr. 567. 4 569. 3 — 40 Silu. II 6. 49 teneroque animus maturior
aeuo Theb. VI 756 maturius aeuo robur cf. comment. — 41 Damas. Ep. 49. 4 58. 3
sanguine purpureo — 42 Ou. Met. IV 193 radiataque lumina — 46 Val. FL I 264
impliciti Peleus rapit oscula nati — 48 sq. Silu. V 2. 79 qui uoce potes praeuer-
tere morsus serpentum atque omnis uultu placare nouercas Ennod. Carm. I 2. 16
melle tuo serpens gutturis arma premit — Auson. Ep. XXIX 18 (p. 285 P) habet
et sua sibila serpens — 50 cf. ad Silu. 1 1. 17 — Verg. A. VIII 660 tum lactea colla —
90 P. PAPINII STATU
brachiaque et numquam domini sine pondere ceruix!
o ubi uenturae spes non longinqua iuuentae
atque genis optatus honos iurataque multum
barba tibi? cuncta in cineres grauis intulit hora
hostilisque dies, nobis meminisse relictum. 55
quis tua colloquiis hilaris mulcebit amatis
pectora? quis curas mentisque arcana remittet?
accensuin quis bile fera famulisque tumentem
leniet ardentique in se deflectet ab ira?
inceptas quis ab ore dapes libataque uina 60
auferet et dulci turbabit cuncta rapina?
quis matutinos abrumpet murmure soinnos
impositus stratis abitusque morabitur artis
nexibus atque ipsos reuocabit ad oscula postes?
obuius intranti rursus quis in ora manusque 65
prosiliet breuibusque humeros circumdabit ulnis?
muta domus, fateor, desolatique penates
et situs in thalamis et maesta silentia mensis.
quid mirum, tanto si te pius altor honorat
funere? tu domino requies portusque senectae, 70
tu modo deliciae, dulcis modo pectore curae.
non te barbaricae uersabat turbo catastae
nee mixtus Phariis uenalis mereibus infans
compositosque sales meditataque uerba locutus
quaesisti lasciuus erum tardeque parasti. 75
hie domus; hinc ortus dominique penatibus olim
carus uterque parens atque in tua gaudia liber,
ne quererere genus. raptum sed protinus aluo
sustulit exultans ac prima lucida uoce
astra salutantem dominus sibi mente dicauit 80
51 brachiaq3 nunquam; corr. S — 58 ferat; corr. Marlclandus — timentem;
corr. c timendum S — 63 habitusque; corr. S — 64 adque ipsos Polüianus aque
ipso poste S — 69 plus alter; corr. c — 72 turbo etiam A* — 76 hinc domus;
corr. Krohnius — 78 raptuin te S edd —
54 Auson. Epigr. LXII 4 (p. 335 P) cum properata dies abstulit omne decus —
58 Hör. Carm. I 13. 3 uae meum feruens difficili bile turnet iecur — 62 sq. Theb.
IX 385 heu ubinam ille frequens modo circa limina matris ambitus — Verg. G.
III 530 8omnos abrumpit — 67 Auson. Parent. IX 15 (p. 35 P) uulnus alit quod
muta domus silet et torus alget — 72 Tib. II 3. 60 barbara . . . catasta cf. Silu. III
3. 59 sqq. V 5. 66 sqq. — 74 Silu. II 4. 7 meditataque uerba -
SILVARVM II 1 Dl
amplexusque sinu tulit et genuisse putauit. — ■
fas mihi sanctoruin uenia dixisse parentum
tuque, oro? Natura, sinas, cui prima per orbem
iura animis sancire datum: non omnia sanguis
proximus aut serie generis demissa propago 85
alligat, interius noua saepe adscitaque serpunt
pignora conexis. natos genuisse necesse est,
elegisse iuuat. tenero sie blandus Achilli
semifer Haemonium uincebat Pelea Chiron.
nee senior Peleus natum comitatus in arma 90
Troica, sed claro Phoenix haerebat alumno.
optabat longe reditus Pallantis ouantis
Euander, fidus pugnas speetabat Acoetes,
eumque proeul nitidis genitor cessaret ab astris,
fluetiuagus uolucrem comebat Persea Dictys. 95
quid referam altricum uietas pietate parentes?
quid te post eineres deeeptaque funera matris
tutius Inoo reptantem pectore, Bacche?
iam secura patris Tuscis regnabat in undis
Ilia, portantem lassabat Romulus Aceam. 100
uidi ego transertos alieno in robore ramos
altius ire suis, et te iam fecerat illi
mens animusque patrem needum moresue decorue,
tu tarnen et iunetas etiamnunc murmure uoces
uagitumque rudern fletusque infantis amabas. 105
83 cui priua Baehrensius — 84 animus; corr. Bac — sanare; corr. Heinsius
sociare c — 88 elegisse etiam A* — 91 caro Rac — 99 secura parens Sc —
104 et uinetas M1 et iunetas M2B! et imittas F et mutas GB2Ra non corr. c
et truncas etiam nunc Baehrensius —
82 Verg. A. II 157 fas mihi cf. Lucan. X 194 — 84 sqq. cf. Silu. II 6. 2 sqq. —
85 Silu. III 3. 44 proauis demissum stemma Hör. Sat. II 5. 62 ab alto demissum
genus Aenea cf. Verg. A. I 288 Theb. II 613 — 87 Auson. Caes. XIII 3 (p. 191 P)
imitatur adoptio prolem quam legisse iuuat, quam genuisse uelit cf. comment. —
88 Auson. Protrept. ad nep. 20 (p. 262 P) sie neque Peliaden terrebat Chiron Achil-
lem . . . nee . . . Atlas Amphitryoniaden puerum, sed blandus uterque mitibus
adloquiis teneros muleebat alumnos — 89 Ach. I 868 tu semiferi Chironis alum-
nus — 90 Ach. I 440 senior Peleus — 91 Verg. A. XI 33 comes . . . caro datus
ibat alumno — 94 Silu. I 2. 147 nitidis nee sordet ab astris — 95 Theb. X 892
uolucer Danaeius — 97 Ou. Pont. IV 16. 3 Damas. 9. 6 post eineres — 101 Verg.
G. II 32 et saepe alterius ramos impune uidemus uertere in alterius — 104 Lucan.
IX 1008 incerto turbatas murmure uoces cf. Auson. Genethl. ad nep. 4 (p. 258 P) —
92 P. PAPINII STATU
ille, uelut primos expiraturus ad austros
mollibus in pratis alte flos improbus extat,
sie tener ante diem uultu gressuque superbo
uicerat aequales multumque reliquerat annos.
siue catenatis curuatus membra palaestris 110
staret: Amyclaea coneeptum matre putares,
Oebaliden illo praeeeps mutaret Apollo ;
Aleides pensaret Hylan; seu gratus ainictu
Attica faeundi decurreret orsa Menandri:
laudaret gauisa sonum crinemque decorum 115
fregisset rosea lasciua Thalia Corona;
Maeonium siue ille senem Troiaeque labores
diceret aut casus tarde remeantis Vlixis:
ipse pater sensus, ipsi stupuere magistri.
scilicet infausta Lachesis eunabula dextra 120
attigit et gremio puerum complexa fouebat
inuidia: illa genas et adultum comere crinem,
et monstrare artes et uerba infigere, quae nunc
plangimus. Herculeos annis aequare labores
coeperat adsurgens, sed adhuc infantia inixta; 125
iain tarnen et ualidi gressus mensuraque maior
eultibus et uisae puero deerescere uestes,
cum tibi quas uestes, quae non gestamina mitis
festinabat erus? breuibus constringere laenis
pectora et angusta telas artare lacerna, 130
enormes non ille sinus, sed semper ad annos
texta legens. modo Puniceo uelabat amictu,
nunc herbas imitante sinu, nunc dulce rubenti
murice, nunc uiuis digitos incendere gemmis
gaudebat. non turba comes, non munera cessant, 135
sola uereeundo deerat praetexta decori.
113 Graius amictu S — 116 fregisset; pressisset M2B1 -— 123 haec monstrare
Baehrensius — 125 et adhuc Marklandus — infantia iuxta idem — 130 artare
etiam A(*?) — 132 leges; corr. c —
106 Theb. VI 58 morituris floribus — 114 Auson. Protr. ad nep. 46 (p. 263 P)
orsa Menandri — 116 Silu. V 3. 98 lasciua . . . Thalia — 121 Lucan. VIII 67 astrictos
refouet complexibus artus — 129 Ou. Met. XI 575 festinat uestes — 132 Ach. II 35
uelauit (uiolauit P) amictu Auson. Epist. XXVII 65 (p. 279 P) uelauit amictus —
133 Silu. II 2. 91 molles imitatur rupibus herbas —
SILVARVM II 1 93
haec fortuna domus. subitas inimica leuauit
Parca manus. quo, diua; feros grauis exeris ungues?
non te forma inouet, non te lacrimabilis aetas?
hunc nee saeua uiro potuisset carpere Progne, 140
nee fera crudeles Colchis durasset in iras,
editus Aeolia nee si foret iste Creusa;
toruus ab hoc Athamas insanos flecteret arcus;
hunc quamquam Hectoreos cineres Troiamque perosus
turribus e Phrygiis flesset missurus Vlixes. 145
septima lux, et iam frigentia lumina torpent,
iam complexa manu crinem tenet infera Iuno.
ille tarnen Parcis fragiles urgentibus annos
te uultu moriente uidet linguaque cadente
murmurat; in te omnes uaeui iam pectoris efflat 150
reliquias, solum meminit solumque uocantem
exaudit tibique ora mouet, tibi uerba relinquit
et prohibet gemitus consolaturque dolentem.
gratum est, Fata; tarnen, quod non mors lenta iacentis
exedit puerile decus manesque subiuit 155
integer et nullo temerätus corpora damno,
qualis erat.
quid ego exequias et prodiga flammis
dona loquor maestoque ardentia funera luxu?
quod tibi purpureo tristis rogus aggere creuit,
quod Cilicum flores, quod munera graminis Indi 160
quodque Arabes Phariique Palaestinique Liquores
arsuram lauere comam? cupit omnia ferre
prodigus et totos Melior succendere census
138 exeris angues; corr. S — 143 ad hoc MXKF ad hunc BM2 adhuc acG2
ab hoc MarMandus — 145 turribus et; corr. Sc — fleret B1 — 158 loquar c —
161 palam est uidique; corr. Seldenus — 162 arsuram . . . comas M1 (comam M2)
arsuram . . . tomans F arsuram . . . comam GB*a non corr. c arsuras . . . co-
mas B2R —
137 Verg. G. IV 209 stat fortuna domus Ou. Met. XIII 525 non haec est
fortuna domus cf. Silu. V 2. 77 — Theb. IV 595 leuatas . . . manus cf. Silu. IV 1. 15
— 138 Theb. II 513 exertos . . . ungues — 143 Theb. I 12 cui sumpserit arcus in-
felix Athamas — 145 Ou. Met. XIII 415 mittitur Astyanax illis de turribus —
146 Ou. Am. II 6. 45 septima lux uenit . . . et . . . iam — Sidon. C. VII 134 tor-
pentia . . . lumina — 148 Ou. Trist. IV 8. 3 anni fragiles — 157 Verg. A. II 274
Theb. IV 314 qualis erat X 204 cf. Silu. II 6. 34 V 3. 215 Theb. III 336 — 162 Silu.
V 1. 212 arsura seges —
94 P. PAPINII STATE
desertas exosus opes, sed non capit ignis
inuidus atque artae desunt in inunera flainmae. 165
horror habet sensus. qualem te funere summo
atque rogum iuxta, Melior placidissime quondam,
extimui! tune ille hilaris comisque uideri?
unde aniuii saeuaeque manus et barbarus horror,
dum modo fusus humi lucem auersaris iniquam; 170
nunc toruus pariter uestes et pectora rumpis
dilectosque premis uisus et frigida lambis
oscula? erant illic genitor materque iacentis
maesta, sed attoniti te spectauere parentes.
quid mirum? plebs cuncta nefas et praeuia flerunt 175
agmina, Plaminio quae limite Muluius agger
transuehit; immeritus flammis dum tristibus infans
traditur. et gemitum formaque aeuoque meretur:
talis in Isthmiacos prolatus ab aequore portus
naufragus imposita iacuit sub matre Palaemon 180
sie et in anguiferae ludentem gramine Lernae
rescissum squamis auidus bibit ignis Ophelten.
pone metus letique minas desiste uereri:
illum nee terno latrabit Cerberus ore,
nulla soror flammis; nulla adsurgentibus hydris 185
terrebit, quin ipse auidae trux nauita cymbae
interius steriles ripas et adusta subibit
litora, ne puero dura ascendisse facultas.
quid mihi gaudenti proles Cyllenia uirga
nuntiat? estne aliquid tarn saeuo in tempore laetum? 190
nouerat effigies generosique ardua Blaesi
ora puer, dum saepe domi noua serta ligantem
te uidet et similes tergentem pectore ceras.
hunc ubi Lethaei lustrantem gurgitis oras
172 frigida libas Bentleius frigida labris Otto — 176 moluius MFG miluius
B2Rac — 178 ac uoce meretur; corr. Gulielmius — 179 prolutus Polster — 182 bibit
anguis; corr. Koestlinius dedit anguis Polster — 188 accendisse M^FG assen-
disse E — 189 uirgo; corr. S — 191 effigiein c — blessi (fortasse etiam A*); ut 201
— 193 curas; corr. Sandstroemius —
172 Ou. Her. XI 117 oscula frigida carpsi Cons. ad Liv. 93 oscula legit fri-
gida — 180 Ciris 396 dea cum matre Palaemon cf. Ou. Met. IV 542 Silu. III 2. 39
Claud. IV cons. Hon. 465 — 184 cf. ad Silu. I 3. 5 — 193 Silu. V 1. 1 similes . . .
ceras cf. comment. — Silu. V 1. 163 pectore terget limina —
STLVARVM II 1 95
Ausonios inter proceres seriemque Quirini 195
agnouit, tiinide primum uestigia iungit
accessu tacito sumruosque lacessit amictus,
in de magis sequitur, neque enim inagis ille trahentein
speniit et ignota credit de stirpe nepotum.
mox ubi delicias et rari pignus amici 200
sensit et amissi pueruin solacia Blaesi,
tollit humo magnaque ligat ceruice diuque
ipse manu gaudens uehit et; quae munera mollis
Elysii, steriles ramos mutasque uolucres
porgit et optunso pallentes germine flores. 205
nee prohibet nieminisse tui; sed pectora blandus
miscet et alternum pueri partitur amorem.
hie finis rapto. quin tu iarn uulnera sedas
et tollis niersum luctu caput? omnia funeta
aut moritura uides: obeunt noctesque diesque 210
astraque nee solidis prodest sua machina terris.
nam populus mortale genus plebisque caducae
quis fleat interitus? hos bella, hos aequora poseunt,
his amor exitio, furor his et saeua cupido,
ut sileam morbos; hos ora rigentia Brumae; 215
illos implacido letalis Sirius igni,
hos manet imbrifero pallens Autumnus hiatu.
quiequid init ortus; finem timet. ibimus omnes;
ibimus: immensis urnam quatit Aeacus umbris,
ast hie, quem gemiraus, felix hominesque deosque 220
et dubios casus et caecae lubrica uitae
effugit, immunis Fatis. non ille rogauit,
non timuit meruitue mori; nos anxia plebes,
nos miseri, quibus unde dies suprema, quis aeui
exitus, incertum, quibus instet fulmen ab astris, 225
204 multasque; corr. c — 205 porsit MF (Ja prosit BRc pronisit Baehren-
sius porgit Bentleius porxit S — obtuso c — 212 populos, mortale genus, edd. —
218 init etiam A* — 219 Aeacus ulnis £ innumeris . . . umbris Lundstroemius —
222 immunis fati S — 223 timuit renuitue Heinsius —
202 Silu. III 2. 132 magna ceruice ligatum III 3. 188 magna . . . ceruice —
214 Iuu. XIV 175 saeua cupido — 215 Lucan. I 17 bruma rigens — 218 Hör. C.
II 17. 10 ibimus, ibimus . . . supremum carpere iter Pers. III 41 imus, imus prae-
cipites Menander fr. 281 (Com. IV 293 M.) inl zovz' iyhovzo ndvzeg, iv&dd' ??£o-
(isv — 223 Theb. III 563 nos prauum et flebile uulgus; alia ad Silu. II 2. 129 sqq. •—
96 P. PAPINII STATU
quae nubes fatale sonet. nil flecteris istis ?
sed flectere libens. ades huc emissus ab atro
limine, cui soli cuneta impetrare facultas,
Glaucia (insontes animas nee portitor arcet
nee durae comes ille ferae): tu pectora mulee, 230
tu prohibe manare genas noctesque beatas
dulcibus alloquiis et uiuis uultibus imple
et periisse nega desolatamque sororem,
qui potes, et miseros perge insinuare parentes.
iL st inter notos Sirenum nomine muros
saxaque Tyrrhenae templis onerata Mineruae
eelsa Dicarchei speculatrix uilla profundi,
qua Bromio dilectus ager collesque per altos
uritur et prelis non inuidet uua Falernis. 5
huc me post patrii laetum quinquennia lustri,
cum stadio iam pigra quies canusque sederet
puluis ad Ambracias conuersa gymnade fremdes,
trans gentile fretum placidi faeundia Polli
detulit et nitidae iuuenilis gratia Pollae 10
flectere iam cupidum gressus, qua limite noto
Appia longarum teritur regina uiarum.
sed iuuere morae. placido lunata recessu
hinc atque hinc curuas perrumpunt aequora rupes.
dat Natura locum montique interuenit unum 15
229 Glaucias insontes a (adscripsü Politianus in margine Do. addit nil. In li°
poggii deest) Glaucia insontes codd.\ si inseruit Macnagthenius —
2. Villa Surrentina Pollii Felicis — 15 udum Heinsius uneurn uel
imum Gronouius —
229 Verg. A. VI 326 portitor ille Charon — 232 Hör. Ep. 13. 18 dulcibus
alloquiis —
2. 1 Silu. III 1. 64 notas Sirenum nomine rupes — 2 Silu. III 2. 23 Tyrrhe-
nae . . . Mineruae — 3 Silu. V 3. 166 Tyrrheni speculatrix uirgo profundi III 2. 86
Siculi populatrix uirgo profundi Auson. Mos. 241 scrutatur toto populatrix turba
profundo Val. Max. IX 8 ext. 1 angusti atque aestuosi maris alto e tumulo spe-
culatrix statua « — 4 Hör. Carm. II 6. 17 amicus Aulon fertili Baccho minimum
Falernis inuidet uuis — Prop. IV 6. 73 prelis elisa Falernis — 6 Silu. IV 2. 62
V 3. 253 quinquennia lustris cf. Mart. IV 45. 3 Anth. ep. 1248. 3-7 Silu. II 3. 66
pigra quies cf. ad I 6. 91 — 10 Silu. III 1. 87 nitidae . . . Pollae — 12 Theb. IV 824 silua-
rum Nemea longe regina uirentum — 14 Verg. A. 1 162 hinc atque hinc uastae rupes —
SILVARVM II 1 II 2 97
litus et in terras scopulis pendentibus exit.
gratia prima loci, gemina testudine fumant
balnea et e terris occurrit dulcis amaro
Nympha mari. leuis hie Phorci chorus udaque crines
Cymodoce uiridisque cupit Galatea lauari. 20
ante domum tumidae moderator caerulus undae
exeubat, innocui custos laris, huius amico
spumant templa salo; felicia rura tuetur
Aleides, gaudet gemino sub numine portus:
hie seruat terras, hie saeuis fluetibus obstat. 25
mira quies pelagi: ponunt hie lassa furorem
aequora et insani spirant elementius austri,
hie praeeeps minus audet hiems nulloque tumultu
stagna modesta iacent dominique imitantia mores.
inde per obliquas erepit porticus arces, 30
urbis opus, longoque domat saxa aspera dorso.
qua prius obscuro permixti puluere soles
et feritas inamoena uiae, nunc ire uoluptas:
qualis, si subeas Ephyres Baccheidos altum
eulmen, ab Inoo fert semita teeta Lyaeo. 35
non, mihi si eunetos Helicon indulgeat amnes
et superet Pimplea sitim largeque uolantis
ungula sedet equi reseretque arcana pudicos
Phemonoe fontes uel quos meus auspice Phoebo
altius immersa turbauit Pollius urna, 40
innumeras ualeam species eultusque locorum
18 e thermis Polster — 23 solo; corr. c — 30 porticus artes Krohnius -
35 lyceo ; lieo B. Lechaeo Domitius — 36 amnes etiam A* — 38 se det Gronouius -
16 Verg. A. 1 166 fronte sub aduersa scopulis pendentibus antrum — 17 Silu.
I 3. 43 fumant balnea III 1. 101 clausisti calidas gemina testudine Nymphas —
19 Verg. A. V 822 sqq. immania cete et senior Glauci chorus Inousque Palaemon
Tritonesque citi Phorcique exercitus omnis; laeua tenet Tbetis et Melite Pano-
peaque uirgo Nisaee Spioque Thaliaque Cymodoceque cf. Stat. Ach. I 55 sq. et ad
Silu. I 3. 70 sqq. — 24 Lucan. I 405 sub Herculeo sacratus numine portus —
26Lucan. V442 saeua quies pelagi Rut. Nam. 1533 mira loci facies; pelago Anth.
epigr. 304. 4 mira fides rerum: subito posuere furorem — 27 Ou. Met. XII 510
insani . . . austri — 31 Verg. A. V 118 Chimaeram (nauem), urbis opus Ou. Fast.
VI 641 urbis opus domus una fuit — 36 Ou. Met. VIII 533 non, mihi si centum
deus ora . . . totumque Helicona dedisset — 37 Silu. I 4. 26 uatis exeludat Pimplea
sitim — 41 Verg. G. I 52 eultusque habitusque locorum Ou. Met. VII 58 eultusque
artesque locorum cf. Met. IV 766 Silu. III 5. 89 species eultusque locorum —
Vollmer, Statius' bilvae. 7
98 P. PAPINII STATU
Pieriis aequare modis. uix ordine longo
suffecere oculi, uix, dum per singula ducor,
suffecere gradus.
quae rerum turba! locine
ingenium an domini mirer prius? haec domus ortus 45
aspieit et Phoebi tenerum iubar, illa cadentem
detinet exactamque negat dimittere lucem,
cum iam fessa dies et in aequora montis opaci
umbra cadit uitreoque natant praetoria ponto.
haec pelagi clamore fremunt, haec tecta sonor os 50
ignorant fluctus terraeque silentia malunt.
his fauit Natura locis; hie uieta colenti
cessit et ignotos docilis mansueuit in usus,
mons erat hie, ubi plana uides, et lustra fuerunt,
quae nunc tecta subis; ubi nunc nemora ardua cernis, 55
hie nee terra fuit. domuit possessor et illum
formantem rupes expugnantemque secuta
gaudet humus. nunc cerne iugum discentia saxa
intrantesque domos iussumque recedere montem.
iam Methymnaei uatis manus et chelys una 60
Thebais et Getici cedat tibi gloria plectri:
et tu saxa moues, et te nemora alta seeuntur.
quid referam ueteres ceraeque aerisque figuras:
si quid Apellei gaudent animasse colores,
si quid adhuc uacua tarnen admirabile Pisa 65
Phidiacae rasere manus, quod ab arte Myronis
aut Polycliteo iussum est quod uiuere caelo
aeraque ab Isthmiacis auro potiora fauillis,
ora dueum ac uatum sapientumque ora priorum,
quos tibi cura sequi, quos toto pectore sentis, 70
52 hie uieta FUS hie an his incertum in M his cett. — 55 qua nunc
Klotzius —
42 Sil. It. XIV 645 ordine longo — Silu. III 1. 8 uix oculis animoque fides
cf. Mart. VIII 2. 3 Sil. It. XV 213 — 45 ingenium cf commentar. ad I 3. 15 — Sidon.
Carm. XXII 154 porticus . . . ipsa diem natum cernit — 48 Verg. Ecl. I 83 maio-
resque cadunt altis de montibus umbrae — cf. ad Silu. I 3. 18 sq. Theb. II 42
medio natat umbra profundo Claud. R. Pros. III 443 fuluis adnatat umbra fretis
— 54 Prop. IV 4. 13 murus erant montes; ubi nunc est . . . Silu. III 1. 168 uertis
in usum lustra habitata feris — 58 Silu. I 3. 55 pieta . . . gaudet humus —
64 sqq. cf. Silu. IV 6. 25 sqq. Mart. IV 39 — Silu. V 1. 5 Apelleo . . . colore —
69 Silu. V 3. 114 ora supergressus Pylii * gregis oraque regis Dulichii —
SILVARVM II 2 99
expers curarum atque animuin uirtute quieta
compositus semperque tuus?
quid mille reuoluam
culmina uisendfque uices? sua cuique uoluptas
atque omni proprium thalamo mare transque iacentem
Nerea dmersis seruit sua terra fenestris: 75
haec uidet Inarimen, illinc Prochyta aspera paret,
armiger hac magni patet Hectoris, inde malignum
aera respirat pelago circumflua Nesis,
inde uagis omen felix Euploea carinis
quaeque ferit euruos exerta Megalia fluctus; 80
angitur et domino contra recubante proculque
Surrentina tuus spectat praetoria Limon.
una tarnen cunctis, procul eminet una diaetis,
quae tibi Parthenopen derecto limite ponti
ingerit. hie Grais penitus delecta metallis 85
saxa: quod Eoae respergit uena Syenes,
Synnade quod maesta Phrygiae fodere secures
per Cybeles lugentis agros, ubi marmore picto
Candida purpureo distinguitur area gyro,
hie et Amyclaei caesum de monte Lycurgi 90
quod uiret et molles imitatur rupibus herbas,
hie Nomadum lucent flauentia saxa Thasosque
et Chios et gaudens fluctus speetare Carystos:
omnia Chalcidicas turres obuersa salutant.
macte aniino, quod Graia probas, quod Grraia frequentas 95
arua, nee inuideant quae te genuere Dicarchi
moenia! nos docto melius potiemur alumno.
quid nunc ruris opes pontoque noualia dicam
inieeta et madidas Baccheo neetare rupes?
saepe per autumnum iam pubescente Lyaeo 100
76 proelyta — 78 nessis — 79 euboea; corr. c cf. III 1. 149 — 80 terit
Heinsius — 82 limau A*MB1 liman FG limam B2R limen ac; corr. Domitius
cf. III 1. 149 — 85 penitus deseeta Auantius — 86/7 quot . . . quot; corr. S —
95 grata bis; corr. Geuartius —
76 sqq. cf Silu. III 1. 147 sqq. — Sil. It. XII 147 apparet Prochyte . . . appa-
ret procul Inarime — 79 Silu. III 1. 149 omenque Euploea carinis — 84 Ou. Met.
VII 782 limite . . . recto — 85 cf. ad I 2. 148 sqq. — 90 Sidon. Carm. V 34 saxis
quae caesa ... de monte cadunt — 91 Silu. II 1. 133 herbas imitante sinu —
100 Lucr. IV 578 — 587 Auson. Mos. 175 sqq. saepe etiam mediis furata e collibus
uuas inter Oreiadas Panope fluuialis amicas fugit lasciuos paganica numina Fau-
nos cf. Nemesian. Ecl. III 37—65 —
100 P. PAPINII STATU
conscendit scopulos noctisque occulta sub umbra
palmite niaturo rorantia lumina tersit
Nereis et dulces rapuit de collibus uuas.
saepe et uicino sparsa est uindemia fluctu
et Satyri cecidere uadis nudamque per undas 105
Dorida montani cupierunt prendere Panes.
sis felix, tellus, dominis ambobus in annos
Mygdonii Pyliique senis nee nobile mutes
seruitium: nee te eultu Tirynthia* uincat
aula Dicarcheique sinus nee saepius isti HO
blanda Therapnaei placent uineta Galaesi.
hie ubi Pierias exercet Pollius artes,
seu uoluit monitus, quos dat Gargettius auetor,
seu nostram quatit ille chelyn seu dissona nectit
carmina siue minax ultorem stringit iambon, 115
hinc leuis e scopulis meliora ad carmina Siren
aduolat, hinc motis audit Tritonia cristis;
tunc rapidi ponunt flatus, maria ipsa uetantur
obstrepere, eniergunt pelago doetamque trahuntur
ad chelyn et blandi scopulis delphines aderrant. 120
uiue Midae gazis et Lydo ditior auro,
Troica et Euphratae supra diademata felix,
quem non ambigui fasces, non mobile uulgus,
non leges, non castra terent, qui pectore magno
spemque metumque domas, uoto sublimior omni, 125
exemptus fatis indignantemque refellens
Portunam, dubio quem non in turbine rerum
deprendet suprema dies, sed abire paratum
ac plenum uita. nos, uilis turba, caducis
deseruire bonis semperque optare parati 130
105 udamque Marklandus — 109 uincant (R) arua Nohlius uincat ora Baeh-
rensius — HO istis Auantius aeeepto quod exstat 111 in £c placeant (placeat B)
— 113 Gargeticus — 116 hinc etiarri A* — 118 rabidi S — 122 diademate;
corr. c — 124 tenent a — 125 tuto; corr. Waller, cura Krohnius titulo Gras-
berger uitio c — 126 refeiles ; corr. Marklandus — 127 dubium Marklandus —
109 Silu. IV 6. 90 aula Tirynthia — 111 Silu. III 3. 93 Lacedaemonii . . . Ga-
lesi — 112 cf. I 3. 99 sqq. — 115 Ou. Rem. Am. 377 stringatur iambus — 123 Hör.
C. I 1. 7 mobilium turba Quiritium — 125 Verg. A. I 218 spemque metumque
inter dubii — 129 Lucr. III 936 cur non ut plenus uitae conuiua recedis cf. comm. —
Verg. A. XI 372 nos animae uiles cf. Sen. Troad. 80 Cons. ad Liu. 64 Lucan. V 683
Stat. Theb. I 191 Silu. II 1. 223 ff. Iuuenal. XIII 142 —
SILVARVM II 2 101
spargimur in casus: celsa tu mentis ab arce
despicis errantes humanaque gaudia rides.
tempus erat, cum te geininae suffragia terrae
diriperent celsusque duas ueherere per urbes,
inde Dicarcheis multum uenerande colonis, 135
hinc adscite nieis pariterque his largus et illis
ac iuuenile calens plectrique errore superbus.
at nunc discussa rerum caligine uerum
aspicis — illo alii rursus iactantur in alto —
et tua securos portus placidamque quietem 140
intrauit non quassa ratis. sie perge nee umquam
emeritam in nostras puppern dirnitte procellas. 142
tuque, nurus inter 147
longe praecordia curae,
non frontern uertere minae, sed Candida semper
gaudia et in uultu curarurn ignara uoluptas.
non tibi sepositas infelix strangulat arca 150
diuitias auidique anirnum dispendia torquent
fenoris: expositi census et doeta fruendi
temperies. non ulla deo rneliore cohaerent
pectora, non alias doeuit Concordia rnentes. 154
discite securi, quorum de pectore mixtae 143
in longum coiere faces sanetusque pudicae
seruat amicitiae leges amor. ite per annos
saeculaque et priscae titulos praecedite famae. 146
138 ac nunc MR. — 139 iactentur Barthius iaetamur S — 140 placidara
etiam A* — 142 demitte c — uersus 143 — 146 in fine transposuit Gronouius —
143 uiuite securi S degite Polster — 147 lacunam statuit Domitius; tuque nurus
inter longe [pulcerrirna, cuius non trepido motu ualeant] praecordia curae, non
frontem miscere minae BuecJieler tuque nurus inter longe [nitidissima Polla, non
subiere atrae penitus] praecordia curae, non frontem insedere minae Sudhausius
ex gr. — 148 uescere; corr. c — 151 auidiue £ — 154 deeuit S —
131 Lucr. II 7 sqq. sed nil dulcius est bene quam munita tenere edita
doctrina sapientum templa serena, despicere unde queas alios passimque uidere
errare atque uiam palantis quaerere uitae, certare ingenio, contendere nobilitate
noctes atque dies niti praestante labore ad summas emergere opes rerumque
potiri — 133 Silu. III 1. 52 tempus erat Theb. IV 680 VIII 271 — Kaibel Epigr.
Gr. 35. 9 dtaöcci d' ai) naxqiSsg a' ij {iev cpvast r\ de vofioiaiv eateg^av noXXfjg blvsy.cc
caxpQOGvvrjg — 136 Silu. III 1. 91 tune, inquit, largitor opum, qui mente profusa
teeta Diearchei pariter iuuenemque replesti Parthenopen — 153 Silu. V 1. 43 uos
collato pectore mixtos iunxit inabrupta concordia longa catena —
102 P. PAPINII STATE
3
IS tat, quae perspicuas nitidi Melioris opacet
arbor aquas complexa lacus, quae robore ab imo
incuruata uadis redit inde cacumine recto
ardua, ceu mediis iterum nascatur ab undis
atque habitet uitreum tacitis radicibus amnem. 5
quid Phoebum tani parua rogem? uos dicite causas,
Naides, et faciles, satis est, date carniina Fauni.
Nympharuin tenerae fugiebant Pana cateruae.
ille quidem it, cunctas tamquam uelit, et tarnen unam
in Pholoen. siluis haec fluminibusque sequentis 10
nunc hirtos gressus, nunc improba cornua uitat.
iamque et belligerum Iani nemus atraque Caci
rura Quirinalesque fuga suspensa per agros
Caelica tesca subit; ibi demum uicta labore,
fessa metu, qua nunc placidi Melioris aperti 15
stant sine fraude lares, flauos collegit amictus
artius et niueae posuit se margine ripae.
insequitur uelox pecorum deus et sua credit
conubia; ardenti iamiam suspiria librat
pectore, iam praedae leuis imniinet. ecce citatos 20
aduertit Diana gradus, dum per iuga Septem
errat Auentinaeque legit uestigia ceruae.
paenituit uidisse deam conuersaque fidas
ad comites: rnumquamne auidis arcebo rapinis
hoc petulans foedumque pecus semperque pudici 25
decrescet mihi turba chori?' sie deinde locuta
3. Arbor Atedii Melioris — 1 opacat S — 3 curuata in nodis a in
margine adnotauit Politianus: Do In nodos Ant vadis ce aecuruata uadis; Curuata
uadis M in marg. nodis man. 2; Curuata nodis FG Curuata nadis B1 quod man. 2
correxit in Incuruata et in margine adnotauit nodis; Incuruata nodis E — 9 it
tarnen S — 10 hec A*cMaB et M^GEa cf. V 2. 157; sed Krohnius — 14 teeta
subit; corr. Marklandus — ibi etiam A* (?) — 16 flauos ; in a adscripsit Poli-
tianus al fluidos — 17 uiridi posuit Marklandus curuae Grasberger nitidae
Schaefer — 26 decrescit M^Ra —
3. 1 Mart. IV 54. 8 nitido . . . Meliore — 1—5 cf. Theb. IX 492 sqq. — 3 sq. cf.
Theb. VI 854 sqq. — 6 cf. I 5. 1—8 — 9 Ou. Fast. I 417 hanc cupit, hanc optat,
sola suspirat in illa cf Val. Fl. VI 371 — 17 Ou. Her. V 25 Met. V 598 Theb.
IV 702 margine ripae — 26 Verg. A. V 14. 303. 400 sie deinde locutus —
SILVARVM II 3 103
depromit pharetra telum breue, quod neque flexis
cornibus aut solito torquet Stridore, sed una
emisit contenta manu laeuamque soporae
Naidos auersa fertur tetigisse sagitta. 30
illa diem pariter surgens hostemque proteruum
uidit et in fontem, niueos ne panderet artus,
sie tota cum ueste ruit stagnisque sub altis
Pana sequi credens ima latus implicat alga.
quid faceret subito deeeptus praedo? nee altis 35
credere corpus aquis hirtae sibi conscius audet
pellis et a tenero nandi rudis. omnia questus,
immitem Brornium, stagna inuida et inuida tela,
primaeuam uisu platanum, cui longa propago
innumeraeque manus et iturus in aethera uertex, 40
deposuit iuxta uiuamque adgessit harenam
optatisque aspergit aquis et talia mandat:
cuiue diu nostri pignus memorabile uoti,
arbor, et haec durae latebrosa cubilia nymphae
tu saltem declinis ama, preme frondibus undam. 45
illa quidem meruit, sed ne; precor, igne superno
aestuet aut dura feriatur grandine, tantum
spargere tu laticem et foliis turbare memento.
tunc ego teque diu recolam dominamque benignae
sedis et inlaesa tutabor utramque seneeta, 50
ut Iouis, ut Phoebi frondes, ut discolor umbra
populus et nostrae stupeant tua germina pinus.'
sie ait. illa dei ueteres animata calores
uberibus stagnis obliquo pendula trunco
ineubat atque umbris scrutatur amantibus undas. 55
sperat et amplexus, sed aquarum spiritus arcet
nee patitur tactus. tandem eluetata sub auras
29 leuamque M*G2 leuaque M2FBR leuumque Cfac — soporem; corr.
Krohnius — 31 deam pariter c — 38 Bromiam Lundstroemius Brimo Scaliger
— 39 nisu Krohnius -- 45 aiua et preme Marklandus — 47 dira feriatur
Schrader — 53 imitata calores Marklandus — 55 umbris a in qua adnotauit
Politianus vi humeris vtq -r- 1 h° poggii; umbris M in margine 1 umeris man. 1 —
34 Ou. Met. V 601 sicut eram fugio sine uestibus — 37 Auson. Mos. 183
rudibusque natandi Satyris -~ 43 Ou. Her. V 25 popule, uiue precor — Lucan.
IX 994 pignus memorabile — 51 Verg. A. VIII 276 Herculea bicolor cum populus
umbra —
104 r. PAPINII STATU
libratur fundo rursusque enode cacumen
ingeniosa leuat, ueluti descendat in imos
stirpe lacus alia. iam nee Phoebeia Nais 60
odit et exclusos inuitat gurgite ramos.
haec tibi parua quidem genitali luce paranms
dona, sed ingenti forsan uictura sub aeuo.
tu, cuius placido posuere in pectore sedem
blandus Honos hilarisque tarnen cum pondere Virtus, 05
cui nee pigra quies nee iniqua potentia nee spes
improba, sed medius per honesta et duleia limes,
ineorrupte fidem nullosque experte tumultus
et secrete, palam quom digeris ordine uitam,
idem auri faeilis conteniptor et optimus idem 70
comere diuitias opibusque immittere lucem:
bac longum florens animi morumque iuuenta
Iliacos aequare senes et uincere persta,
quos pater Elysio, genetrix quos detulit annos:
hoc illi duras exorauere sorores, 75
hoc, quae te sub teste situm fugitura tacentem
ardua magnanimi reuirescit gloria Blaesi.
4
P sittace, dux uolucrum, doinini faeunda uoluptas,
humanae sollers imitator, psittace, linguae,
quis tua tarn subito praeclusit murmura fato?
hesternas, iniserande, dapes moriturus inisti
nobiscum et gratae carp entern munera mensae
errantemque toris mediae plus tempore noctis
uidimus. adfatus etiam meditataque uerba
69 et secure Marklandus — palam quod; quo S qui c quom degeris
Adrianus — 74 elysia; corr. c. an Elysium? — 77 reuiresset MB reuirescet FGA;
corr. Rac — blessi cf II 1. 191 —
4 Psittacus eiuedem — 4 externas; hesternas R extremas Marklandus —
64 Claud. Stil. II 13 dementia te fruitur posuitque suas hoc pectore sedes
— 65 Silu. I 3. 11 blandum . . . honorem — 66 Silu. II 2. 7 pigra quies cf. adnot.
— 76 Silu. V 3. 227 te sub teste Val. Fl. VII 418 Iuu. XV 26 —
4. 1 Ou. Am. II 6. 1 psittacus . . . imitatrix ales — 4 Anth. P. VII 198
n&xfrsg £& vavi,di<p %r\QC(^evr]v ncctdyco cf. Kaibel comment. Momms. 331 — Silu.
I 6. 48 dapes inisti —
SILVARVM II 3 II 4 105
reddideras. at nunc aeterna silentia Lethes
ille canorus habes. cedat Phaethontia uulgi
fabula: non soli celebrant sua funera cygni. 10
at tibi quanta domus rutila testudine fulgens
conexusque ebori uirgarum argenteus ordo
argutumque tuo stridentia limina cornu
et, querulae iain sponte, fores! uacat ille beatus
carcer et augusti nusquam conuicia tecti! 15
huc doctae stipentur aues, quis nobile fandi
ius Natura dedit: plangat Phoebeius ales
auditasque inemor penitus dimittere uoces
sturnus et Aonio uersae certamine picae
quique refert iungens iterata uoeabula perdix 20
et quae Bistonio queritur soror orba cubili:
ferte simul gemitus cognataque ducite flammis
funera et hoc cunctae miserandum addiscite carmen:
'occidit aeriae celeberrima gloria gentis
psittacus, ille plagae uiridis regnator Eoae, 25
quem non gemmata uolucris Iunonia cauda
uinceret aspectu, gelidi non Phasidis ales
nee quas humenti Numidae rapuere sub austro,
ille salutator regum nomenque locutus
Caesareum et queruli quondam uice funetus amici, 30
nunc conuiua leuis monstrataque reddere uerba
tarn facilis, quo tu, Melior dilecte, recluso
nuniquam solus eras. at non inglorius umbris
mittitur: Assyrio cineres adolentur amomo
et tenues Arabum respirant gramine plumae 35
Sicaniisque crocis. senio nee fessus inerti
scandet odoratos Phoenix felicior ignes.'
15 angusti S — conuicia etiam A* — 20 cornix Dalechampius — 33 ac non
MJR — 35 gramina . . . Sicaniosque crocos MarMandus — 37 scandit S gaudetR —
8 Ou. Am. II 6. 24 reddebas blaeso tarn bene uerba sono Silu. II 1. 74
meditataque uerba — Silu. II 6.100 silentia Lethes — 10 Mart. XIII 77.2 cantator
eyenus funeris ipse sui — 12 Ou. Met. II 108 radiorum argenteus ordo — 14 Ou.
Fast. III 642 querulas . . . fores — 18 Ou. Met. II 544 ales . . . Phoebeius —
19 Ou. Met. V 301 auxerunt uolucrum uietae certamine turbam — 24 Ou. Am.
II 6. 20 infelix auium gloria cf. Mart. Sp. XVIII 2 — Verg. A. VI 767 Troianae
gloria gentis — 25 Ou. Am. II 6. 1 psittacus Eois imitatrix ales ab Indis —
28 Silu. I 6. 78 quas udo Numidae legunt sub austro —
106 P. PAPINE STATU
(Juid tibi monstrata mansuescere profuit ira?
quid scelus humanasque animo dediscere caedes
imperiumque pati et domino parere minori?
quid, quod abire domo rursusque in claustra reuerti
suetus et a capta iam sponte recedere praeda 5
insertasque manus laxo dimittere morsu?
occidis, altarum uastator docte ferarum,
non grege Massylo curuaque indagine clausus,
non formidato supra uenabula saltu
incitus aut caeeo foueae deceptus hiatu, 10
sed uictus fugiente fera. stat cardine aperto
infelix cauea et clausas circum undique portas
hoc licuisse nefas placidi tuniuere leones.
tum cunctis cecidere iubae puduitque relatum
aspicere et totas duxere in lumina frontes. 15
at non te primo fusum nouus obruit ictu
ille pudor: mansere animi uirtusque cadenti
a media iam morte redit nee protinus omnes
terga dedere minae. sicut sibi conscius alti
uulneris aduersum moriens it miles in hostem 20
attollitque manum et ferro labente minatur:
sie piger ille gradu solitoque exutus honore
firmat hians oculos animamque hostemque reqüirit.
magna tarnen subiti tecum solacia leti,
uicte, feres, quod te maesti populusque patresque, 25
ceu notus caderes tristi gladiator harena;
5 Leo mansuetus — 1 constrata c — 6 incertasque; corr. S — 12 clau-
sis . . . portis Guyetus — 13 timuere; corr. S — 16 ac non (etiam A*?); corr. c
— 23 animumque Marklandus —
5. 5 Mart. I 14. 5 captae leo parcere praedae cf. I 104. 16 Silu. III 3. 75
reddere ab ore manus et nulla uiuere praeda — 6 Mart. II 75. 2 leo . . . ins er-
tamque pati blandus in ora manum Mart. I 104. 17 laxos cui dare peruiosque
rictus gaudent — 7 Verg. A. IX 771 ferarum uastatorem — 8 Tib. III 9. 7 densos
indagine colles claudentem Lucan. VI 42 feras indagine claudit — Sil. It. IV 451
cecidere iubae — 18 Silu. V 1. 172 media de morte reuersa mens — 23 Theb.
V 595 animaeque fugam per membra tepentem quaerit hians — 24 Ou. M. V 191
magna feres tacitas solacia mortis ad umbras a tanto cecidisse uiro —
SILVARVM II 5 II 6 107
ingemuere mori, magni quod Caesaris ora
inter tot Scythicas Libycasque, in litore Rheni
et Pharia de gente feris, quas perdere uile est,
unius amissi tetigit iactura leonis. 30
6
ioaeue nimis, lacrimis quisquis discrimina ponis
lugendique modos! iniserum est primaeua parenti
pignera surgentesque (nefas!) accendere natos,
durum et deserti praerepta coniuge partein
conclainare tori, maesta et lamenta sororum 5
et fratruni gemitus: alte et tarnen, at procul intrat
altius in sensus maioraque uulnera uincit
plaga minor, famulum (quia rerum nomina caeca
sie miscet Fortuna manu nee peetora nouit)
sed famulum gemis, Vrse, pium, sed amore fideque 10
has meritum lacrimas, cui maior stemmate iuneto
libertas ex mente fuit (ne comprime fletus,
ne pudeat; rumpat frenos dolor iste diesque,
si tarn dura placent) hominem gemis (heu mihi! subdo
ipse faces) hominem, Vrse, tuum, cui dulce uolenti 15
seruitium, cui triste nihil, qui sponte sibique
imperiosus erat, quisnam haec in funera missos
castiget luctus? gemit inter bella peremptum
Parthus equum fidosque canes Heuere Molossi,
et uolucres habuere rogum ceruusque Maronem. 20
28 librasque; corr. £ — et litore c — 29 feras; corr. Vollmer —
6 Consolatio ad Flauium Vrsum de amissione pueri delicati —
2 lugendoque, Peerlcampius — 3 aaedere A* (sie! consensus ceterorum codicum
probat Politianum aut uohiisse aut debuisse referre: accedere) accedere MFGBR;
corr. ac — 6 ad te tarnen; corr. Vollmer alte tarnen et Marklandus cf. Leo p. 16 —
8 rerum omnia; corr. Leo — 10 genus; corr. c (gemis Vrse A* ?) — 11 stemmate
euneto Lindenbrogius — 13 deisque c decusque Naukius deosque Geuartius — 14 hei
mihi a — 20 rogos R — marone; corr. Peerlcampius cirisque Maronem Hahnius —
6. 1 Silu. V 5. 59 nimium crudelis . . . qui dicere legem fletibus . . . audet
Cons. ad Liv. 7 et quisquam leges audet tibi dicere flendi et quisquam lacrimas tempe-
rat ore tuas — 6 Silu. III 5. 16 intrat sensus cf. Cic. de orat. II 25. 109 — 9 Silu.
IV 6. 89 mores humanaque peetora curae nosse deis cf. etiam V 2. 85 — 13 Clau-
dian. R. Pros. III 179 suspiria tandem laxauit frenosque dolor — 16 Hör. Sat. II
7. 83 sapiens sibi qui imperiosus —
108 P. PAPINII STATU
quid, si nee famulus? uidi ipse habitusque notaui
te tantum cupientis erum; sed maior in ore
Spiritus et tenero manifesti in sanguine mores.
optarent multuin Graiae cuperentque Latinae
sie peperisse nurus. non talem Cressa superbum 25
eallida sollicito reuocauit Thesea filo,
nee Paris Oebalios talis uisurus amores
rusticus inuitas deiecit in aequora pinus.
non fallo aut cantus adsueta licentia ducit:
uidi et adhuc uideo, qualem nee bella canentem 30
litore uirgineo Thetis oecultauit Achillem
nee circum saeui fugientem moenia Phoebi
Troilon Haemoniae deprendit lancea dextrae.
qualis eras! proeul, en, eunetis puerisque uirisque
pulchrior et tantum domino minor! illius unus 35
ante decor, quantum praecedit clara minores
Luna faces quantumque alios premit Hesperos ignes.
non tibi femineum uultu decus oraque supra
mollis honos, qualis dubiae post crimina formae
de sexu transire iubent, toruoque uirilis 40
gratia nee petulans acies blandique seuero
igne oculi? qualis bellis in casside uisu
Parthenopaeus erat, simplexque errore decoro
crinis et obsessae nondum primoque micantes
flore genae. talem Ledaeo gurgite pubem 45
educat Eurotas, teneri sie integer aeui
Elin adit primosque Ioui puer adprobat annos.
30 cauentem; corr. BRa — 38 uultus R — toruaque (etiam A*?); corr. c
torua atque Schwartzius — 42 bellis iam ; corr. Vollmer cum Otto sine Adrianus —
uisus R uisa cA missa Politianus — 43 herroreM1 (in marg. man.3 horrore) errore
BBS horrore a —
29 Silu. II 1. 50 nil ueris adfingo bonis — 34 qualis eras cf. ad II 1. 157 —
35 Silu. IV 2.25 et tantum domino minor — 36 cf. ad I 4. 36 Hör. Carm. 1 12. 47
uelut inter ignes luna minores Epod. 15. 1 caelo fulgebat luna sereno inter mi-
nora sidera cf. Ou. Her. XVH 71 sq. Manil. I 470 Sen. Phaedr. 743 sqq. quanto
micat orbe pleno . . . Phoebe nee tenent stellae faciem minores, talis est . . . Hcs-
perus cf Med. 93 sqq. Stat. Theb. VI 578 sqq. Sil. It. VII 639 sq. XVI 35 Claud.
Prob. Ol. 22 ff. Boet. Cons. philos. I carm. u. 5 ut nunc pleno lucida cornu totis
fratris et obuia flammis condet Stellas luna minores — 40 Silu. III 4. 71 de sexu
transire iubet — Hör. Carm. III 5. 43 uirilem toruus humi posuisse uultum —
43 Theb. II 716 cui torua genis horrore decoro cassis — 45 Lucan. VI 562 genae
florem — 46 Verg. A. H 638 integer aeui —
SILVARVM II 6 109
nam pudor (unde notae?) mentis tranquillaque morum
• temperies teneroque animus maturior aeuo —
carmine quo *potasse queam? saepe ille uolenfcem 50
castigabat erum studio que altisque iuuabat
consiliis; tecum tristisque hilarisque nee umquain
ille suus uultumque tuo sumebat ab ore.
dignus et Haemonium Pyladen praecedere fama
Cecropiamque fideni, sed laudum terininus esto, 55
quem fortuna sinit: non mente fidelior aegra
sperauit tardi reditus Eumaeus Vlixis.
quis deus aut quisnam tarn tristia uulnera casus
eligit? unde manus Fatis tarn certa nocendi?
o quam diuitiis censuque exutus opimo 60
fortior, Vrse, fores! si uel fumante ruina
ruetassent dites Vesuina incendia Locroe
seu Pollentinos mersissent fiumina saltus
seu Lucanus Acir seu Thybridis impetus altas
in dextrum torsisset aquas, paterere serena 65
fronte deos, siue alma fidem messisque negasset
Cretaque Cyreneque et qua tibi cumque beato
larga redit Fortuna sinu. sed gnara dolorum
Inuidia infelix animi uitalia uidit
laedendique uias.
uitae modo cardine adultae 70
nectere temptabat iuuenum pulcherrimus ille
48 Nam puer inde not§ menti a in qua suprascripsit Pol. pudor unde
1 1° pog et supra menti addidit s sine testimonio (ex c) nam pudor undae (a del.
man.1) notae mentis (s del. man.2) M et sie f er e ceteri, sed menti FGB1; ingenuae
mentis Heinsius innocuae anonym. Gottingensis unde nouae Skutschius — 50 car-
mine quo potasse queam; donasse queam c dotasse queam Heinsius patuisse
queant Polster nota esse queant Marklandus — nam pudor (unde notem?) mentis . . .
carmine quoue notasse queam Buecheler nam pudor inde uocat mentis . . . carmine
quo nota assequerer olim temptaui Vollmer — 53 suus etiam A* — 54 Haemonium et
Pyladen Baehrensius Haemoniam et Pyladis Schwartzius Aonium Pyladen Mark-
landus — 57 eumelus — 58 creas a in qua Politianus pog. causas adnotauit,
causas MFGBR casus c — 62 locros; corr. Buecheler — 64 Lucanus ager; corr.
Maduigius — 70 Carmen adultae; corr. Gronouius — 71 nectere tendebat a —
49 cf. ad II 1. 40 — 50 Mart. IV 42. 11 saepe et nolentem cogat nolitque
uolentem liberior domino saepe sit ille suo — 52 Silu. II 2. 72 semperque tuus
— 53 Silu. V 5. 87 a nostro ueniebant gaudia uultu Ou. A. A. II 202 imponat le-
ges uultibus illa tuis Iuuenal. III 104 qui semper et omni nocte dieque potest
aliena sumere uultum a facie cf. IX 19 — 62 Silu. V 3. 205 Vesuina incendia —
69 Verg. G. IIL 37 Inuidia infelix —
HO P. PAPINII STATU
cum tribus Eleis unam trieterida lustris:
attendit toruo tristis Rhamnusia uultu
ae primum impleuitque toros oculisque nitorein
addidit ac solito sublimius ora leuauit 75
(heu! misero letale fauens) seseque uidendo
torsit et inuidia mortemque amplexa iacenti
iniecit nexu carpsitque immitis adunca
ora uerenda manu, quinta uix Phosphoros ora
rorantem sternebat equum: iam litora duri 80
saeua, Philete; senis durumque Acheronta uidebas,
quo domini clamate sono! non saeuius atro
nigrasset planctu genetrix tibi salua lacertos
nee pater; et certe qui uidit funera frater
erubuit uinei. — sed nee seruilis adempto 85
ignis: odoriferos exhausit flamma Sabaeos
et Cilicum messes Phariaeque exempta uolucri
cinnama et Assyrio manantes gramine sueos
et domini fletus: hos tantum hausere fauillae,
hos bibit usque rogus; nee quod tibi Setia canos 90
restinxit cineres gremio nee lubricus ossa
quod uallauit onyx? miseris aeeeptius umbris
quam gemitus.
sed (et ipse iuuat) quid terga dolori,
Vrse, damus? quid damna foues et pectore iniquo
uulnus amas? ubi nota reis faeundia raptis? 95
quid caram crucias tarn saeuis luctibus umbram?
eximius licet ille animi meritusque doleri:
soluisti. subit ille pios carpitque quietem
Elysiam clarosque illic fortasse parentes
77 torsit ad inuidiam Schwartzius — 78 nexus; corr. Schwartzius — 79 hora;
corr. Vollmer quinto ortu Schrader — 82 atros; corr. Vollmer — 83 tibi saeua;
corr. Polster — 90 quo tibi sestia; quod c setia a — 93 nee et ipse iuuat
Schwartzius sed et ipse uetat (gemitum) Lundstroemius — quin terga M2S —
99 carosque Baehrensius —
73 Silu. III 5. 5 infesto . . . Rhamnusia uultu — 75 Lucan. VI 719 ora leua-
uit — 76 Ouid. Met. II 780 (Inuidia) uidet ingratos intabescitque uidendo successus
hominum carpitque et carpitur una suppliciumque suum est — 80 Sen. Oed. 167
durus senio nauita crudo — 82 sq. cf. Silu. II 1. 23 sqq. 173 sqq. — Theb. V 261
X 76 non saeuius — 85 Silu. II 4. 33 at non inglorius umbris mittitur — 86 sqq.
cf. ad II 1. 159 sqq. — 89 sqq. cf. Silu. III 3. 213 sqq. V 3. 41 sqq. — 96 Silu. V 1. 180
nee crucia fugientem coniugis umbram —
SILVARVM II 6 II 7 111
inuenit; aut illi per amoena silentia Lethes 100
forsan Auernales adludunt undique mixtae
Naides obliquoque notat Proserpina uultu.
pone, precor, questus; alium tibi Pata Phileton,
forsan et ipse dabit moresque habitusque decoros
raonstrabit gaudens similernque docebit amori. 105
7
Jbucani proprium diem frequentet,
quisquis collibus Isthmiae Diones
docto pectora concitatus Oestro
pendentis bibit ungulae liquorem.
ipsi, quos penes est honor canendi, 5
uocalis citharae repertor Areas
et tu, Bassaridum rotator Euhan,
et Paean et Hyantiae sorores
laetae purpureas nouate uittas,
crinem comite candidamque uesteni 10
perfundant hederae recentiores.
docti largius euagentur amnes
et plus Aoniae uirete siluae
et, si qua patet aut diem reeepit,
sertis mollibus expleatur umbra. 15
centum Thespiacis odora lucis
100 aut illic; corr. S — 101 forsan uernales; corr. Sc — 104 habiture A*
codd.; habitumque c habitusque Marklandus cf. IV 6. 19 — 105 amori A* codd.;
amari c amorem a —
7 Genethliacon Lucani ad Oppiam (ad Pollam A) — Quae ex codice
L(aurentiano plut. 29. 32) attuli, nituntur fide tabellarum photographicarum byblio-
thecae Heidelbergensis — 3 concitauit; corr. c — 8 euhantiae (A*?); corr. S —
14 pater aut; corr. S patulam diem Marklandus —
100 Silu. II 4. 8 silentia Lethes — 103 Sil. It. IX 350 pone precor lacrimas
— Prop. IV 9. 59 di tibi dent alios fontes —
7. 4 Silu. II 2. 37 largeque uolantis * ungula . . . equi — 6 Lucan. IX 661
Arcados auctoris citharae — 8 Sidon. Ep. VIII 9.5 v. 1 Hyantias Camenas C. IX 284
Hyantias puellas — 9 sqq. Sidon. Ep. VIII 11. 4 sparsam stringe comam uirente
uitta et rugas tibi syrmatis profundi succingant hederae expeditiores Merobaud.
C. IV 8 inserpant hederae uagante nexu, exultet placido tumore Thybris —
12 Claud. Manl. Theod. 272 fluxitque Aganippe largior et docti riserunt floribus
amnes cf. ad I 2. 259 — 13 Merobaud. C. IV 6 omnes nunc Latiae uirete siluae —
112 P. PAPINII STATU
stent altaria uictimaeque centum,
quas Dirce lauat aut alit Cithaeron.
Lucanum canimus, fauete Unguis!
uestra est ista dies — fauete — Musae, 20
dum qui uos geminas tulit per artes,
et uinctae pede uocis et solutae,
Romani colitur chori sacerdos.
felix (heu nimis) et beata tellus,
quae pronos Hyperionis meatus 25
summis Oceani uides in undis
stridoremque rotae cadentis audis,
quae Tritonide fertiles Athenas
unctis, Baetica, prouocas trapetis:
Lucanum potes imputare terris! 30
hoc plus quam Senecam dedisse mundo
aut dulcem generasse Grallionem.
attollat refluos in astra fontes
Graio nobilior Melete Baetis;
Baetim, Mantua, prouocare noli. — 35
natum protinus atque humum per ipsam
primo murraure dulce uagientem
blando Calliope sinu recepit.
tum primum posito remissa luctu
longos Orpheos exuit dolores 40
et dixit: cpuer o dicate Musis,
longaeuos cito transiture uates,
non tu flumina nee greges ferarum
nee plectro Geticas mouebis ornos,
sed septem iuga Martiumque Thybrim 45
et doctos equites et eloquente
cantu purpureum trahes senatum.
21 per arces Barthius — 36 aque . . . ipsum L — 37 primum L primo A* (?) —
19 sqq. Hör. Carm. III 1. 2 fauete unguis; carmina non prius audita Musa-
rum sacerdos . . . canto — 20 Merobaud. C. IV 5 omnes nunc Latiae fauete Musae
— 24 de formula o nimium felix cf. Hosivs Mus. Rhen. 1892 p. 464 et Verg. A.
IV 657 Silu. III 3. 25 — 25 Stat. Theb. III 408 sol pronus — 27 cadentis cf. comm. ad
II 2. 46 — Iuu. XIV 280 Herculeo stridentem gurgite Solem Auson. Epist. XXIII 2
stridebatque freto Titan iam segnis Hibero — 38 Silu. V 5. 84 Ach. I 767 blando
. . . sinu — Sidon. Carm. XXIII 204 iam primo tenero calentem ab ortu excepere
sinu nouem sorores cf. ad I 2. 109 —
SILVARVM II 7 113
nocturnas alii Phrygum ruinas
et tardi reducis uias Vlixis
et puppern temerariam Mineruae 50
trita uatibus orbita sequantur:
tu carus Latio memorque gentis
Carmen fortior exeris togatum.
ac primum teneris adhuc in annis
ludes Hectora Thessalosque currus 55
et supplex Priami potentis aurum
et sedes reserabis inferorum,
ingratus Nero dulcibus theatris
et noster tibi proferetur Orpheus,
dices culminibus Remi uagantis 60
infandos domini nocentis ignes.
hinc castae titulum decusque Pollae
iucunda dabis allocutione.
mox coepta generosior iuuenta
albos ossibus Italis Philippos 65
et Pharsalica bella detonabis:
quo fulmen ducis inter arma diui,
libertate grauem pia Catonem
et gratum popularitate Magnum;
tu Pelusiaci scelus Canopi 70
deflebis pius et Pharo cruenta
Pompeio dabis altius sepulcrum.
haec primo iuuenis canes sub aeuo,
ante annos culicis Maroniani.
eedet Musa rudis ferocis Enni 75
et docti furor arduus Lucreti
et qui per freta duxit Argonautas
et qui corpora prima transfigurat.
49 tardi reducis (reducas corr. in -eis L) ; tarde reducis Barthius — 53 exeres
Marklandus — 55 ludes Lc laudes M1(?)FGR laudas BM2 — 60 fulminibus (ful-
ex flu- corr. L); corr, Sac — 62 huc; corr. S nunc Krohnius — 67 quod Marklandus
— 69 et grauum L —
59 Sidon. Ep. VIII 11 v. 18 meum Orpheum (uerba Apollinis) — 69 Sidon.
Ep. II 3. 2 Cn. Pompeium super aemulos extulit nunquam fastidita popularitas
C. IX 300 et carus popularitate prineeps — 70 Lucan. VIII 543 Pelusiaci . . . Ca-
nopi Sidon. C. IX 274 — 75 Ou. Trist. II 424 Ennius . . . arte rudis — 76 Ou.
Am. I 15. 23 carmina sublimis . . . Lucreti —
YüiiiiMEß, Statius' ailvae. 8
114 P. PAPINII STATU
quid? maius loquor: ipsa te Latinis
Aeneis uenerabitur canentem. — 80
nee solum dabo carminum nitorem,
sed taedis genialibus dicabo
doetam atque ingenio tuo decoram,
qualeni blanda Venus daretque luno
forma, simplicitate, comitate, 85
censu sanguine, gratia decore,
et uestros hymenaeon ante postes
festis cantibus ipsa personabo. —
o saeuae niinium grauesque Parcae!
o numquam data longa fata summis! 90
cur plus, ardua, casibus patetis?
cur saeua uice magna non seneseunt?
sie natum Nasamonii Tonantis
post ortus obitusque fulminatos
angusto Babylon premit sepulcro. 96
sie fixum Paridis manu trementis
Peliden Thetis horruit cadentem.
sie ripis ego murmurantis Hebri
non mutum caput Orpheos sequebar.
sie et tu (rabidi nefas tyranni!) 100
iussus praeeipitem subire Lethen,
dum pugnas canis arduaque uoce
das solacia grandibus sepulcris,
(o dirum scelus! o scelus!) tacebis/
sie fata est leuiterque deeidentes 105
abrasit lacrimas nitente plectro.
at tu, seu rapidum poli per axem
Famae curribus arduis leuatus,
79 quin maius loquar S (quin M2 — loquar L) — 82 genitalibus; corr. S —
90 festa summis; corr. K — 93 signatum; corr. a — 96 prementis; corr. S po-
tentis cS — 106 abstersit Skutschius — 107 ac tu AL — 108 leuatum (leuatu L);
corr. c —
82 Verg. A. I 73 conubio iungam stabili propriamque dicabo — 89 Mart.
VI 62. 3 heu crudele nefas malaeque Parcae — 93 Sidon. C. IX 50 non prolem
Garamantici Tonantis . . . loquar paterno actum fulmine peruolasse terras . . . mox
... in casus hominis redire iussum — 94 Lucan. X 34 terrarum fatale malum
fulmenque — Silu. V 1. 81 ortus obitusque cf. V 3. 243 III 3. 47 IV 6. 61 Ou. Met.
I 354 — 107 Silu. V 3. 19 At tu seu membris emissus in ardua tendens eqs. —
Theb. VI 321 rapido . . . axi cf. Silu. III 1. 52 —
SILVARVM II 7 115
qua surgunt animae potentiores,
terras despicis et sepulcra rides; 110
seu pacis merito nemus reclusi
felix Elysii tenes in oris,
quo Pharsalica turba congregatur,
et te nobile Carmen insonantem
Pompei comitantur et Catones: 115
tu magna sacer et superbus umbra
nescis Tartaron et procul nocentum
audis uerbera pallidumque uisa
matris lampade respicis Neronem.
adsis lucidus et uocante Polla 120
unum, quaeso, diem deos silentum
exores: solet hoc patere limen
ad nuptas redeuntibus maritis.
haec te non thyasis procax dolosis
falsi numinis induit figura, 125
ipsum sed colit et frequentat ipsum
imis altius insitum medullis
ac solacia uana subministrat
uultus, qui simili notatus auro
stratis praenitet incubatque somno 130
securae. procul hinc abite, Mortes:
haec uitae genialis est origo.
cedat luctus atrox genisque manent
iam dulces lacrimae dolorque festus,
quicquid fleuerat ante, nunc adoret. 135
114 intonantem Skutschius — 116 dum magna Bursianus — 117 noscis
Hauptius — 128 ad solatia L nee solacia Schwartzius ac s. uera Baehrensius —
130 stratus; corr. Rc — 132 genitalis; corr. S — 134 festus etiam A* —
110 Lucan. IX 13 Pompei anima uidit quanta sub nocte iaceret nostra dies
risitque sui ludibria trunci Dracont. C. IX 23 rident sua membra uidentes funeris
— 117 Anth epigr. 1109. 27 nam me saneta Venus sedes non nosse silentum iussit
et in caeli lucida templa tulit — 121 Prop. IV 7. 24 unum impetrassem te reuo-
cante diem — 134 Sidon. C. IX 208 furore festo — 135 Lucan. VII 707 flere ueta
populos lacrimas luctusque remitte. tarn mala Pompei quam prospera mundus
adoret cf. Sil. It. IX 350 sq. Anth. epigr. 1389. 22 non placeat gemere, quod
celebrare decet —
116 P. PAPINII STATU
LIBER III
STATIVS POLLIO SVO SALVTEM
libi certe, Polli dulcissime et hac cui tarn fideliter inhaeres quiete
dignissime, non habeo diu probandam libellorum istorum temeritatem,
cum scias multos ex illis in sinu tuo subito natos et haue audaciam 5
stili nostri frequenter expaueris, quotiens in illius faeundiae tuae pene-
trali seduetus altius litteras intro et in omnis a te studiorum sinus
dueor. securus itaque tertius hie siluarum nostrarum liber ad te mit-
titur. habuerat quidem et seeundus te testem, sed hie habet auetorem,
nam primum limen eius [1] Hercules Surrentinus aperit, quem in litore 10
tuo consecratum statim ut uideram his uersibus adoraui. sequitur [2]
libellus, quo splendidissimum et mihi iueundissimum iuuenem, Maecium
Celerem, a sacratissimo imperatore missum ad legionem Syriacam, quia
sequi non poteram, sie prosecutus sum. merebatur et [3] Claudi
Etrusci mei pietas aliquod ex studiis nostris solacium, cum lugeret 15
ueris, quod iam rarissimum est, lacrimis senem patrem. Earinus [4]
praeterea, Grermanici nostri libertus, scis quamdiu desiderium eius mo-
ratus sim, cum petisset ut capillos suos, quos cum gemmata pyxide
et speculo ad Pergamenum Asclepium mittebat, uersibus dedicarem.
summa est [5] ecloga, qua mecum secedere Neapolim Claudiam meam 20
exhortor. hie, si uerum dieimus, sermo est et quidem securus ut cum
uxore et qui persuadere malit quam placere. huic praeeipue libello
fauebis, cum scias hanc destinationem quietis meae tibi maxime in-
tendere meque non tarn in patriam quam ad te secedere. uale.
6 frequenter exposcas Maduigius — penetralia ed. Parm. — 9 te addidit
Baehrensius — 12 mecium codd., etiam A* — 16 quod amarissimum est; corr.
Barthius (rarissimum S) — ierinus; corr. c — 17 Germanici dei nostri c —
seit; corr. Vollmer — 18 quoscumque gemmata M1 — 21 est equidem; corr.
Marklandus —
9 Praef. I 14 sacrosanetum habet testem — 16 Iuuenal. XIII 134 ploratur
lacrimis amissa peeunia ueris —
SILVARVM III 1 117
1
lntermissa tibi renouat, Tirynthie, sacra
Pollius et causas designat desidis anni,
quod coleris maiore tholo nee litora pauper
nuda tenes tectumque uagis habitabile~nautis,
sed nitidos postes Graisque effulta metallis 5
culruina, ceu taedis iteruni lustratus honesti
ignis ab Oetaea conscenderis aethera flamma.
uix oculis animoque fides. tune ille reclusi
liminis et paruae custos inglorius arae?
unde haec aula recens fulgorque inopinus agresti 10
Alcidae? sunt fata deum, sunt fata locorum!
o uelox pietas! steriles hie nuper harenas,
adsparsum pelago montis latus hirtaque dumis
saxa nee ulla pati faciles uestigia terras
eernere erat, quaenain subito fortuna rigentes 16
ditauit scopulos? Tyrione haec moenia plectro
an Getica uenere lyra? stupet ipse labores
annus et angusti bis seno limite menses
longaeuum mirantur opus, deus attulit arces
erexitque suas atque obluctantia saxa 20
summouit nitens et magno peetore montem
reppulit; immitem eredas iussisse nouercam.
ergo age, seu patrios liber iam legibus Argos
incolis et mersum tumulis Eurysthea calcas,
siue tui solium Iouis et uirtute parata 25
1 Hercules Surrentinus Pollii Felicia — 9 luminis; corr. c — 12 o
felix RB2 — 13 asper sum a ac sparsum Baehrensius — 18 angusto bis seni a —
19 deus adfuit Meursius —
1. 1 Hör. C. IV 1. 1 intermissa, Venus, diu rursus bella moues — 4 Tib. 1 3. 39
uagus . . . nauita (cf. Dissen) Silu. III 1. 84 fluetiuagos nautas — 5 Theb. 1 145
montibus aut alte Grais effulta nitebant atria Prop. III 2. 9 et sim. — 8 cf. Silu. II 2. 42
— 11 Ou. Met. IV 566 fortuna locorum Fast. IV 507 fors sua cuique loco est —
16 sq. cf. Silu. II 2. 60 sq. —
118 P. PAPINII STATU
astra tenes haustumque tibi succincta beati
nectaris excluso melior Phryge porrigit Hebe:
huc ades et genium templis nascentibus infer.
non te Lerna nocens nee pauperis arua Molorchi
nee formidatus Nemees ager antraque poseunt 30
Thracia nee Pharii polluta altaria regis,
sed felix simplexque domus fraudumque malarum
inscia et hospitibus superis dignissima sedes.
pone truces arcus agmenque immite pharetrae
et regum multo perfusum sanguine robur 35
instratumque humeris dimitte gerentibus hostem.
hie tibi Sidonio eelsum puluinar acantho
texitur et signis crescit torus asper eburnis.
pacatus mitisque ueni nee turbidus ira
nee famulare timens, sed quem te Maenalis Auge 40
confectum thyasis et multo fratre madentem
detinuit qualemque uagae post crimina noctis
Thespius obstupuit totiens socer. hie tibi festa
gymnas et insontes iuuenum sine caestibus irae
annua ueloci peragunt certamina lustro; 45
hie templis inscriptus auo gaudente sacerdos
paruus adhuc similisque tui? cum prima nouercae
monstra manu premeres atque exanimata doleres.
sed quaenam subiti ueneranda exordia templi,
die age? Calliope; socius tibi grande sonabit 50
Aleides tensoque modos imitabitur arcu.
tempus erat, caeli cum torrentissimus axis
ineumbit terris ictusque Hyperione multo
36 rigentibus Gevartius ingentibus Marklandus — 44 sine testibus B1 a sine
caedibus Marklandus — 48 dolores (etiam A*?); corr. a — 53 terris auetusque
Marklandus —
28 Mart. VI 4. 3 tot nascentia templa, tot renata — 29 Silu. IV 6. 51 parci . . .
Molorchi — Theb. IV 710 Lerna nocens — 36 Verg. A. II 721 latos humeros . . .
fului . . . insternor pelle leonis — 37 Ou. Met. XIII 701 summus inaurato crater
erat asper acantho — 44 Theb. VI 249 VII 90 pugnas . . . inermes — 47 Theoer.
Heraclisc. 55 6 S' ig natsg 'A^KpLtgvcovcc hg-nsta dewccvdccöxsv, iTtdXXeto d' vtpofti
%ccLqcov nwgoovva, ysXdcccg ds ndgog xaTf'thjKf nodouv ncctgbg sov ftccvdtcp Hfxa-
Qoaiisvu dsivcc iteXooQcc Verg. A. VIII 288 ut prima nouercae monstra manu geminos-
que premens eliserit anguis cf. Sidon. C. XV 135 sqq. Claud. R. Pros. II praef. 30 sqq.
C. min. app. II (= AL 881) 54 sqq. — 52 Verg. A. II 268 et saepius tempus erat
cf. Silu. II 2. 133 —
SILVARVM III 1 119
acer anhelantis incendit Sirius agros.
iamque dies aderat ; profugis cum regibus aptum 55
fumat Aricinum Triuiae nemus et face multa
conscius Hippolyti splendet lacus; ipsa coronat
emeritos Diana canes et spicula terget
et tutas sinit ire feras omnisque pudicis
Itala terra focis Hecateidas excolit idus. 60
ast ego, Dardaniae quamuis sub collibus Albae
rus proprium magnique ducis mihi munere currens
unda domi curas mulcere aestusque leuare
sufficerent, notas Sirenum nomine rupes
facundique larem Polli non hospes habebam, 65
assidue moresque uiri pacemque nouosque
Pieridum flores intactaque carmina discens.
forte diem Triuiae dum litore ducimus udo
angustasque fores adsuetaque tecta grauati
frondibus et patula defendimus arbore soles, 70
delituit caelum et subitis lux Candida cessit
nubibus ac tenuis grauiore Fauonius Austro
immaduit; qualem Libyae Saturnia nimbum
attulit, Iliaco dum diues Elissa marito
donatur testesque ululant per deuia nymphae. 75
diffugimus festasque dapes redimitaque uina
abripiunt famuli — nee quo conuiuia migrent,
quamuis innumerae gaudentia rura superne
insedere domus et multo eulmine diues
mons nitet. instantes sed proxima quaerere nimbi 80
suadebant laesique fides reditura sereni.
stabat dieta sacri tenuis casa nomine templi
et magnum Aleiden humili lare parua premebat,
fluetiuagos nautas scrutatoresque profundi
uix operire capax. huc omnis turba coimus, 85
58 terget etiam A*(?) — 60 hecateidas etiam A* — 69 grauatis (etiam A*);
corr. a — 82 dieta sacris Marklandus —
61 Silu. V 3. 227 Dardanus Albae . . . ager — Silu. IV 2. 65 V 2. 168 collibus
A.ibae — 64 Silu. II 2 1 notos Sirenum nomine muros — 70 Nemes. Ecl. III 2
torrentem patula uitabant ilice solem — 74 Verg. A. IV 263 diues . . . Dido —
75 Verg. A. IV 168 summoque ulularunt uertice Nymphae — 78 Auson. Vrb. VII 2
(p. 146 P) innumerae eultaeque domus — 83 Ou. Fast. I 201 Iuppiter angusta uix
totus stabat in aede — 84 Silu. III 3 92 pelagi scrutator Eoi —
120 P. PAPINE STATU
huc epulae ditesque tori coetusque ministrum
stipantur nitidaeque cohors gratissima Pollae.
non cepere fores angustaque deficit aedes.
erubuit risitque deus dilectaque Polli
corda subit blandisque uirum complectitur ulnis. 90
ctune'? inquit, clargitor opum, qui mente profusa
tecta Dicarchei pariter iuuenemque replesti
Parthenopen? nostro qui tot fastigia monti,
tot uirides lucos, tot saxa imitantia uultus
aeraque, tot scripto uiuentes lumine ceras 95
fixisti? quid enim ista domus, quid terra, priusquam
te gauderet, erant? longo tu tramite nudos
texisti scopulos, fueratque ubi semita tantum,
nunc tibi distinctis stat porticus alta columnis,
ne sorderet iter. curui tu litoris ora 100
clausisti calidas gemina testudine Nymphas.
uix opera enumerem — mihi pauper et indigus uni
Pollius? et talis hilaris tarnen intro penates
et litus; quod pandis, amo, sed proxima sedem
despicit et tacite ridet mea limina Iuno. 105
da templum dignasque tuis conatibus aras,
quas puppes uelis nolint transire secundis,
quo pater aetherius mensisque accita deorum
turba et ab excelso ueniat soror hospita templo.
nee te, quod solidus contra riget umbo maligni 110
montis et immenso non umquam exesus ab aeuo,
terreat; ipse adero et conamina tanta iuuabo
asperaque inuitae perfringam uiscera terrae.
ineipe et Herculeis fidens hortatibus aude:
non Amphioniae steterint uelocius arces 115
Pergameusue labor.' dixit mentemque reliquit.
nee mora: cum scripta formatur imagine tela,
86 coitusque A*MFBR — 92 mitemque replesti Marklandus — 94 nutantia;
corr. Sc — 97 gauderet ero Baehrensius — 100 oras; corr. Sc — 111 usquam
Baehrensius — 117 conscripta (Sc) formantur imagine templa Marklandus —
87 Silu. II 2. 10 nitidae . . . Pollae — 101 Silu. II 2. 17 gemina testudine
fumant balnea — 104 Ou. A. A. I 87 hunc Venus e templis, quae sunt confinia,
ridet — 107 Prop. III 17. 2 uela seeunda et saepius cf. Silu. V 1. 149 uelis . . .
seeundis — 110 Prop. IV 6. 47 nee te, quod . . ., terreat — 113 Ou. M. I 138
uiscera terrae Damas. 4. 7 — 116 sqq. cf Silu. I 1. 61 sqq. —
SILVARVM III 1 121
innumerae coiere manus. his caedere siluas
et leuare trabes, illis immergere curae
fundamenta solo, coquitur pars humida terrae 120
protectura hiemes atque exclusura pruinas
indomitusque silex curua fornace liquescit.
praecipuus sed enim labor est excindere dextra
oppositas rupes et saxa negantia ferro;
hie pater ipse loci positis Tirynthius armis 125
insudat ualidaque solum deforme bipenni,
cum graue nocturna caelum subtexitur umbra,
ipse fodit. ditesque Caprae uiridesque resultant
Taurubulae et terris ingens redit aequoris echo.
non tarn grande sonat motis ineudibus Aetne, 130
cum Brontes Steropesque ferit, nee maior ab antris
Lemniacis fragor est, ubi flamm eus aegida caelat
Mulciber et castis exornat Pallada donis.
decreseunt scopuli et rosea sub luce reuersi
artifices mirantur opus, uix annus anhelat 135
alter, et ingenti diues Tirynthius arce
despeetat fluetus et iunetae teeta nouercae
prouocat et dignis inuitat Pallada templis.
iam placidae dant signa tubae, iam fortibus ardens
fumat harena sacris: hos nee Pisaeus honores 140
Iuppiter aut Cirrhae pater aspernetur opacae.
nil his triste locis: cedat lacrimabilis Isthmos,
cedat atrox Nemee, litat hie felicior infans.
ipsae pumieeis uirides Nereides antris
exiliunt ultro: scopulis umentibus haerent 145
nee pudet oeculte nudas speetare palaestras.
spectat et Icario nemorosus palmite Gaurus
siluaque, quae fixam pelago Nesida coronat,
et placidus Limon omenque Euploea carinis
128 ditesque capre; dites Capreae c — 139 iam sortibus Lipsius iam insonti-
bus Marklandus — 143 nemees; corr. S — 144 punieeis A* codd.; corr. a —
149 limo numenque; limon A omenque Guyetus —
118 Silu. IV 3. 49 o quantae pariter manus laborant! hi caedunt nemus
exuuntque montes, hi ferro scopulos trabesque leuant — 120 Anth. epigr. 893.4
fundamenta solo — 122 Verg. A. VIII 446 fornace liquescit — 127 Theb. I 346
subtexit nox atra polos Theb. II 527 coeperat umenti Phoebum subtexere palla Nox
cf. III 416 — 130 Verg. G. IV 173 gemit impositis ineudibus Aetna — 131 Silu.
I 1. 4 Steropem Brontemque — 149 Silu. II 2. 79 omen felix Euploea carinis —
122 P. PAPINII STATU
et Lucrina Venus Phrygioque e uertice Graias 150
addisces, Misene, tubas ridetque benigna
Parthenope gentile sacrum nudosque uirorum
certatus et parua suae simulacra coronae.
quin age et ipse libens proprii certaminis actus
inuicta dignare manu, seu nubila disco 155
Andere seu uolucres Zephyros praecedere telo
seu tibi dulce manu Libycas nodare palaestras,
indulge sacris et, si tibi poma supersunt
Hesperidum, gremio uenerabilis ingere Pollae,
nam capit et tantum non degenerabit honorem. 160
quod si dulce decus uiridesque resumeret annos,
da ueniam, Aleide , fors huic et pensa tulisses.
haec ego nascentes laetus bacchatus ad aras
libamenta tuli. nunc ipse — in limine cerno
soluentem uoces et talia dieta ferentem: 165
cmacte animis opibusque meos imitate labores,
qui rigidas rupes infeeundaeque pudenda
naturae deserta domas et uertis in usum
lustra habitata feris foedeque latentia profers
numina. quae tibi nunc meritorum praemia soluam? 170
quas referam grates? Parcarum fila tenebo
extendamque colus (duram scio uincere Mortem);
auertam luctus et tristia damna uetabo
teque nihil laesum uiridi renouabo seneeta
concedamque diu iuuenes speetare nepotes, 175
donec et hie sponsae maturus et illa marito,
rursus et ex illis suboles noua grexque proteruus
nunc humeris inreptet aui nunc agmine blando
certatim placidae coneurrat ad oscula Pollae.
nam templis numquam statuetur terminus aeui, 180
dum me flammigeri portabit machina caeli,
nee mihi plus Nemee priscumque habitabitur Argos
151 adsciscis Marhlandus — 155 digna manu M1 dignata manu R —
157 liquidas nodare Marhlandus nudare a — 162 fors hie; corr. S — 164 nunc
ipsum c — 165 dieta serentem Heinsius — 182 argus; corr. AR —
155 Silu. V 3. 53 non finderet aera disco Ach. II 154 in nubila condere
discos — 156 Verg. A. XII 345 equo praeuertere uentos — 166 Hör. 0. IV 4. 59
ab ipso ducit opes animumque ferro — 171 Verg. A. XI 508 quas dicere grates
quaeue referre parem cf. Silu. IV 2. 7 sq. —
SILVARVM III 2 123
nee Tiburna domus solisque cubilia Gades.' —
sie ait et tangens surgentem altaribus ignem
populeaque mouens albentia tempora silua 185
et Styga et aetherii iurauit fulmina patris.
Di, quibus audaces ainor est seruare carinas
saeuaque uentosi muleere pericula ponti,
sternite molle fretum placidumque aduertite uotis
concilium et lenis non obstrepat unda precanti:
cgrande tuo rarumque dainus, Neptune, profundo 5
depositum. iuuenis dubio committitur alto
Maecius atque animae partern super aequora nostrae
maiorem transferre parat, proferte benigna
sidera et antemnae gemino considite cornu,
Oebalii fratres; uobis pontusque polusque 10
luceat, Iliacae longe nimbosa sororis
astra fugate, precor, totoque exeludite caelo.
uos quoque caeruleum ponti, Nereides, agraen,
quis honor et regni cessit fortuna seeundi
(dicere quae magni fas sit mihi sidera ponti), 15
surgite de uitreis spumosae Doridos antris
Baianosque sinus et feta tepentibus undis
litora tranquillo certatim ambite natatu,
quaerentes ubi celsa ratis, quam scandere gaudet
nobilis Ausoniae Celer armipotentis alumnus. 20
nee quaerenda diu, modo nam trans aequora terris
2 Propempticon Maecio Celeri — 15 dicere quas Heinsius — 17 fota
Wakefieldus — 19 qua scandere; corr. Heinsius —
2. 10 Seru. ad Verg. G. IV 125 de Castore et Polluce ait Statius Oebalidae
fratres cf. tarnen Theb. V 438 Oebalidae gemini —
2. 1 Val. Fl. I 667 di, quibus undarum tempestatisque sonorae imperium —
3 Theoer. VII 57 %äX%vov£g atOQsasvvn xh Tiv^icctcc teev ts %aXu66ctv tov te votov
tov t' svqov — 6 Hör. Carm. I 3. 5 nauis, quae tibi creditum debes Vergilium —
Lucan. II 72 depositum, Fortuna, tuum Claud. R. Pr III 120 Barth — 7 cf. comment.
— 8 Hör. C. I 3. 2 fratre's Helenae lucida sidera — 14 Auson. Mos. 80 ille cui
cura seeundae sortis et aequorei cessit tutela tridentis —
124 P. PAPINII STATU
prima Dicarcheis Pharium grauis intulit annum,
prima salutauit Capreas et margine dextro
sparsit Tyrrhenae Mareotica uina Mineruae.
huius utrumque latus molli praecingite gyro 25
partitaeque uices uos stuppea tendite mali
uincula, uos summis adnectite sipara uelis,
uos Zephyris aperite sinus; pars transtra reponat,
pars demittat aquis euruae moderamina puppis;
sint quibus exploret primos grauis artemo lembos 30
quaeque secuturam religent post terga phaselon
uncaque summersae penitus retinacula uellant;
temperet haec aestus pelagusque inclinet ad ortus:
officio careat glaucarum nulla sororum.
hinc multo Proteus geminoque hinc corpore Triton 35
praenatet et subitis qui perdidit inguina monstris
Glaucus adhuc patriis quotiens adlabitur oris
litoream blanda feriens Anthedona cauda.
tu tarnen ante omnes, diua cum matre Palaemon,
annue, si uestras amor est mihi pandere Thebas 40
nee cano degeneri Phoebeum Amphiona plectro.
et pater, Aeolio frangit qui carcere uentos,
cui uarii flatus omnisque per aequora mundi
spiritus atque hiemes nimbosaque nubila parent,
artius obiecto Borean Eurumque Notumque 45
monte premat: soli Zephyro sit copia caeli,
solus agat puppes summasque super natet undas
assiduus pelago, donec tua turbine nullo
laeta Paretoniis adsignet carbasa ripis/
30 quibus explorent primos grauis arte molorchos (primos etiam A*?); corr.
Vollmer exploret (sie iam c) rupes maris artemo tortus Ianus Butgersius exploret
plenos grauis artemo Untres Schwartzius — 37 Grlaucas MB — 44 spiritus at
hiemes; corr. Politianus — 45 obiecto fortasse etiam A* — 49 turbine nullo laesa
Heinsius —
22 Claud. Bell. Gild. 57 Pharium . . . annum — 25 Hör. Epod. 10. 3 utrum-
que . . . latus nauis — 33 Ou. A. II 11. 39 mare . . . proclinet . . . Nereus Met. XI 207
rector maris . . . omnes inclinauit aquas ad auarae litora Troiae — 34 Theb. IX 351
at genetrix eoetu glaucarum cineta sororum — 36 Ou. Met. XIV 60 inguina
monstris cf. Auson. Mos. 276 sqq. — 37 Verg. A. VI 2 allabitur oris — 39 cf. ad
Silu. II 1. 180 — 40 Silu. IV 7. 7 si tuas cantu Latio sacraui, Pindare, Thebas —
42 Hör. C. I 3. 3 uentorumque regat pater obstrictis aliis praeter Iapyga —
48 Silu. I 3. 41 turbine nullo —
SILVARVM III 2 125
audimur. uocat ipse ratem nautasque morantes 50
increpat. ecce meum timido iam frigore pectus
labitur et nequeo^ quamuis mouet ominis horror,
claudere suspensos oculorum in margine fletus.
iamque ratem terris diuisit fune soluto
nauita et angustum deiecit in aequora pontem, 55
saeuus et e puppi longo clamore magister
dissipat amplexus atque oscula fida reuellit,
nee longum cara licet in ceruice morari.
attamen in terras e plebe nouissimus omni
ibo nee egrediar nisi iam currente carina. 60
quis rüde et abscissum miseris animantibus aequor
fecit iter solidaeque pios telluris alumnos
expulit in fluetus pelagoque immisit hianti
audax ingenii? nee enim temeraria uirtus
illa magis, summae gelidum quae Pelion Ossae 65
iunxit anhelantemque iugis bis pressit Olympum.
usque adeone parum lentas transire paludes
stagnaque et angustos summittere pontibus amnes?
imus in abruptum gentilesque undique terras
fugimus exigua clausi trabe et aere nudo. 70
inde furor uentis indignataeque procellae
et caeli fremitus et fulmina plura Tonanti.
ante rates pigro torpebant aequora somno
nee spumare Thetis nee spargere nubila fluetus
audebant: uisis tumuerunt puppibus undae 75
56 Serius e puppi aG Seuus et (videtur linea addita a Politiano, ut appareret
e non esse in antiquo codice) A* Saeuus e puppi MF Seuus et e B Seuus ubi
e R — 60 nisi . . . carinae R spatio uaeuo, nisi iam carina MB nullo spatio relicto;
in a lacuna inter iam et carina, in margine Do. cedente t currente adnotauit
Politianus, fortasse etiam supra Jacunam adscripsit tale quid deest verbum in
antiquo — 61 abscisum; corr. GRac — 63 hiantes; corr. S — 66 ter pressit
Waller — 75 gaudebant Marklandus —
56 Theb. IV 495 V 553 longo clamore — Sil. It. III 153 celsa de puppe magister
eunetantem ciet — 59 Ou. Her. XIII 97 de naue nouissimus exi — 60 Dracont. X 42
currente carina — 61 sqq. cf. eomment. — Theb. III 552 miseris animantibus —
63 Val. Fl. I 815 misit in aequora gentes — 64 Silu. V 3. 135 audax | ingenii —
95 Ou. Met. I 155 excussit subiecto Pelion Ossae cf. Hör. c. III 4. 52 Verg. G. I 281
— 67 Pers. I 26 usque adeone . . . nihil est cf. Iahn; Theb. IV 673 usque adeone
parum — 69 Lucan. V 272 imus in omne nefas Verg. A. XH 687 Claud. Eutr. H 424
fertur in abruptum . . . nauis —
126 P. PAPINII STATU
inque hominem surrexit hiems. tunc nubila Plias
Oleniumque pecus, solito tunc peior Orion.
iusta queror; fugit ecce uagas ratis acta per undas
paulatim minor et longe seruantia uincit
lumina tot gracili ligno complexa timores, 80
quaeque super reliquos, te? nostri pignus amoris
portatura, Celer. — quo nunc ego pectore somnos
quoue queam perferre dies? quis cuncta pauenti
nuntius, an facili te praetermiserit unda
Lucani rabida ora maris, num torta Charybdis 85
fluctuet aut Siculi populatrix uirgo profundi,
quos tibi currenti praeceps gerat Hadria mores ?
quae pax Carpathio, quali te subuehat aura
Doris Agenorei furtis blandita iuuenci? —
sed merui questus. quid enim te castra petente 90
non uel ad ignotos ibam comes impiger Indos
Cimmeriumque chaos? starem prope bellica regis
signa mei? seu tela manu seu frena teneres,
armatis seu iura dares, operumque tuorum
etsi non socius, certe mirator adessem. 95
si quondam magno Phoenix reuerendus Achilli
litus ad Iliacum Thymbraeaque Pergama uenit
imbellis tumidoque nihil iuratus Atridae,
cur nobis ignauus amor? sed pectore fido
numquam abero longisque sequar tua carbasa uotis: 100
cIsi? Phoroneis olim stabulata sub antris,
nunc regina Phari numenque orientis anheli,
excipe multisono puppern Mareotida sistro
ac iuuenem egregium, Latius cui ductor Eoa
signa Palaestinasque dedit frenare cohortes, 105
ipsa manu placida per limina festa sacrosque
81 quaque; corr. c teque Marklandus — 82 quos nunc . . . quosue; corr.
Skutschius — 84 facilis; corr. c — 100 nusquam S —
78 Ou. A. II 11. 7 ecce fugit — Theb. IV 29 fugientia carbasa uisu dulce
sequi — 79 Silu. V 2. 7 atque oculos longo queror aere uinci Theb. V 483 illos . .
prosequimur uisu, donec lassauit euntes lux oculos — 81 Verg. A. V 572 pignus
amoris cf. Sidon. C. VII 484 — 82 Hör. Epod. 1. 5 quid nos, quibus te uita si
superstite iucunda, si contra grauis — 86 cf. ad II 2. 3 — Auson. Vrb. 125 (p. 151 P)
Siculique profundi — 90 cf. Hör. Epod. 1. 9 ff. — 105 Silu. IV 4. 61 frenare
cohortes —
SILVARVM IE 2 127
duc portus urbesque tuas. te praeside noscat,
unde paludosi fecunda licentia Nili,
cur uada desidant et ripa coerceat undas
Cecropio stagnata luto, cur inuida Memphis 110
curue Therapnaei lasciuiat ora Canopi,
cur seruet Pharias Lethaeus ianitor aras,
uilia cur magnos aequent anirualia diuos;
quae sibi praesternat uiuax altaria Phoenix,
quos dignetur agros aut quo se gurgite Nili 115
mergat adoratus trepidis pastoribus Apis.
duc et ad Emathios manes, ubi belliger urbis
conditor Hyblaeo perfusus nectare durat,
anguiferamque domum, blando qua mersa ueneno
Actias Ausonias fugit Cleopatra catenas. 120
usque et in Assyrias sedes mandataque castra
prosequere et Marti iuuenem, dea, trade Latino.
nee nouus hospes erit: puer his sudauit in aruis
notus adhuc tantum niaioris lumine claui,
iam tarnen et turmas facili praeuertere gyro 125
fortis et Eoas iaculo damnare sagittas.'
ergo erit illa dies, qua te maiora daturus
Caesar ab emerito iubeat discedere bello
ac nos hoc iterum stantes in litore uastos
cernemus fluetus aliasque rogabimus auras! 130
o tum quantus ego aut quanta uotiua mouebo
plectra lyra, cum me magna ceruice ligatum
attolles humeris atque in mea pectora primum
ineumbes e puppe nouus seruataque reddes
colloquia inque uicem medios narrabimus annos: 135
tu rapidum Euphraten et regia Bactra sacrasque
antiquae Babylonis opes et Zeugma, Latinae
pacis iter, qua dulce nemus florentis Idumes,
qua pretiosa Tyros rubeat, qua purpura sueo
110 stagnante luto R — 119 morsa ueneno Heinsius mersa ueterno Mark-
landus — 123 his (hie a) sudauit in armis; corr. 5 — 124 numine (etiam A*)
claui; corr. Nolilius niunere S — 125 facilis praeuertere Otto — 129 at nos AB
— 134 ineumbens; corr. c — 137 zeuma; corr. c — 138 quam dulce Baehrensius
— 139 quo . . . quo . . . fueo Gronouius —
123 Silu. V 2. 134 sudabis in aruis — 129 Verg. A. I 118 nantes in gurgite
uasto — 132 Silu. II 1. 202 magnaque ligat ceruice —
128 P. PAPINII STATU
Sidoniis iterata cadis, ubi germine primum 140
Candida felices sudent opobalsama uirgae;
ast ego; deuictis dederim quae busta Pelasgis
quaeue laboratas claudat mihi pagina Thebas.
3
ISumma deum, Pietas, cuius gratissima caelo
rara profanatas inspectant numina terras;
huc uittata comam niueoque insignis amictu,
qualis adhuc praesens nullaque expulsa nocentum
fraude rüdes populos atque aurea regna colebas, 5
mitibus exequiis ades et lugentis Etrusci
cerne pios fletus laudataque lumina terge.
nam quis inexpleto rump entern pectora questu
complexumque rogos incumbentemque fauillis
aspiciens non aut primaeuae funera plangi 10
coniugis aut nati modo pubescentia credat
ora rapi flammis? pater est, qui fletur. adeste
dique hominesque sacris! procul hinc, procul ite nocentes,
si cui corde nefas tacitum fessique senectus
longa patris, si quis pulsatae conscius umquam 15
matris et inferna rigidum timet Aeacon urna:
insontes castosque uoco. tenet ecce seniles
leniter implicitos uultus sanctamque parentis
canitiem spargit lacrimis animaeque supremum
frigus amat; celeres genitoris filius annos7 20
140 iterata uadis; corr. S — germine primo Peyraredus — 143 quaeque a —
3 Consolatio ad Claudium Etruscum (Claudii Etrusci pietas a et sie
quater Politianus in capitibus foliorum) — 15 conscius umbram MarMandus —
18 implicitor (iplicitor etiam A*); corr. 02B2Bac irnplicitus £ —
140 Hör. Epod. 12. 21 murieibus Tyriis iterata uellera lanae — 141 Verg. G.
II 118 odorato . . . sudantia ligno balsama —
3. 8 sqq. cf. Silu. V 1. 218 sq. — Verg. A. VIII 559 inexpletum lacrimans —
9 Silu. II 1. 24 complexumque rogos not. — 10 Silu. V 3. 65 nati . . . vel primaeui
coniugis — 13 Verg. A. VI 258 procul ah procul este profani Bentley ad
Hör. Ep. H 2. 199 Iuu. XIV 45 — 14 Ou. Fast. II 625 cui pater est uiuax, qui
matris digerit annos — 15 Verg. A. VI 608 hie, quibus inuisi fratres, dum uita
manebat, pulsatusue parens — 19 Theb. VÜI 734 ingentesque animos extremo
frigore labi sensit — 20 Mart. VH 40. 7 festinatis . . . annis —
SILVARVM III 3 129
mira fides!7 nigrasque putat properasse sorores. —
exultent placidi Lethaea ad flumina manes,
Elysiae gaudete domus; date serta per aras
festaque pallentes hilarent altaria lucos:
felix, a nimium felix, plorataque nato 25
umbra uenit. longe Furiarum sibila? longe
tergeminus custos, penitus uia longa patescat
nianibus egregiis! eat horrendumque silentis
accedat domini solium gratesque supremas
perferat et totidem iuueni roget anxius annos! 30
macte pio gemitu! dabimus solacia dignis
luctibus Aoniasque tuo sacrabimus ultro
inferias, Etrusce, seni. tu largus Eoa
germina, tu messes Cilicumque Arabumque superbas
merge rogis, ferat ignis opes heredis et alto 35
aggere missuri nitido pia nubila caelo
stipentur cineres: nos non arsura feremus
munera uenturosque tuus durabit in annos
me monstrante dolor, neque enim mihi flere parentem
ignotum: similis gemui proiectus ad ignem. 40
ille mihi tua damna dies compescere cantu
suadet: et ipse tuli quos nunc tibi confero questus.
non tibi clara quidem, senior placidissime, gentis
linea nee proauis demissum stemma, sed ingens
suppleuit Fortuna genus eulpamque parentum 45
oeculuit. nee enim dominos de plebe tulisti,
sed quibus occasus pariter famulantur et ortus.
nee pudor iste tibi: quid enim terrisque poloque
parendi sine lege manet? uice euneta reguntur
alternisque premunt. propriis sub regibus omnis 50
21 pigrasque Heinsius — 25 felix et nimium; corr. Baehrensius (cf. III 3. 124)
heu c o Bentleius en Polster — 32 aoniasq; A* — 40 et similes . . . ignes vel
similem . . . ignem Marklandus — gemini; corr. A(*?) — 47 famulatur A edd. —
49 euneta geruntur (feruntur B); corr. Geuartius —
21 Silu. IV 4. 81 V 1. 33 mira fides Anth. ep. 304. 4 = Damas. 8. 4 Ihm —
Theb. VI 376 nigrae . . . sorores cf. III 241 — 25 cf. ad II 7. 24 — 28 Silu. II 7. 121
deos silentum — 33 sqq. cf. ad II 1. 159 — 34 Sidon. Ep. IX 13 c. 2 u. 44 Arabum-
que messe cf. Claud. Stil. I 58 — 39 cf. II 1. 33 sq. — 43 sqq. cf. ad 1 4. 68 — 47 cf. ad
II 7. 94 — 48 Auson. Vrb. 133 (p. 152 P) non pudor hinc nobis — 49 Manil. I 27
mundum, quo euneta reguntur cf. IV 871 et Sidon. Apoll. C. VII 123 —
Vollmer , Statius' silvae. 9
130 P. PAPINII STATU
terra, premit felix regum diademata Roma,
hanc ducibus frenare datum, mox crescit in illos
imperium superis, sed habent et numina legem:
seruit et astrorum uelox chorus et uaga seruit
luna nee iniussae totiens redit orbita lucis 55
et — modo si fas est aequare iacentia summis —
pertulit et saeui Tirynthius horrida regis
pacta nee erubuit famulantis fistula Phoebi.
sed neque barbaricis Latio transmissus ab oris:
Smyrna tibi gentile solum potusque uerendo GO
fönte Meles Hermique uadum, quo Lydius intrat
Bacchus et aurato reficit sua cornua limo.
laeta dehinc series uariisque ex ordine curis
auetus honos semperque gradu prope numina: semper
Caesareum coluisse latus sacrisque deorum 65
arcanis haerere datum. Tibereia primum
aula tibi uixdum ora noua mutante iuuenta
panditur — hie annis multa super indole uictis
libertas oblata uenit — nee proximus heres,
immitis quamquam et Furiis agitatus, abegit. 70
hinc et in Arctoas tenuis comes usque pruinas
terribilem adfatu passus uisuque tyrannum
immanemque suis, ut qui metuenda ferarum
corda domant mersasque iubent iam sanguine tacto
reddere ab ore manus et nulla uiuere praeda. 75
praeeipuos sed enim merito surrexit in actus
nondum stelligerum senior dimissus in axem
Claudius et longo transmittit habere nepoti. —
quis superos metuens pariter tot templa, tot aras
61 lilius intrat; corr. B8KG marg. c — 64 gradus Peyraredus gradi Meursius
— 65 Caesarium; corr. a — 69 libertas optata Hirschfeldius — 73 immanemque
subis idem — 76 subuexit Politianus(?) Heinsius — in artus; corr. Politianus —
77 demissus ; corr. Peyraredus — 78 longum Geuartius — transmisit Marklandus —
79 superum metuens Guyetus —
54 Ach. I 643 chorus . . . astrorum — Silu. 1 4. 36 uaga . . . luna — 55 Lucan.
IX 691 orbita solis Val. Fl. VI 442 Auien. Arat. 650 Claucl. in Ruf. II 155 —
57 Silu. IV 2. 50 horrida iussa — 58 Lucan. VI 368 famulantis pascua Phoebi — 60Theb.
XII 395 gentile solum Tac. Ann. III 59 cf. ad III 5. 82 — 69 Anth. epigr. 1387. 5
proximus heres — 73 Claud. Bell. Got. 354 spelaea subit metuenda ferarum —
78 Verg. A. III 329 famulamque Heleno transmisit habendam —
SILYARVM ms 131
promeruisse datur? sumnii Iouis aliger Areas 80
nuntius, imbrifera potitur Thaumantide Iuno,
stat celer obsequio iussa ad Neptunia Triton:
tu totiens mutata dueum iuga rite tulisti
integer inque omni felix tua cumba profundo. —
iamque piam lux alta domum praecelsaque toto 85
intrauit Fortuna gradu: iam creditur uni
sarietarum digestus opum partaeque per omnis
diuitiae populos magnique impendia mundi:
quiequid ab auriferis eieetat Hiberia fossis,
Dalmatieo quod monte nitet, quod messibus Afris 90
uerritur, aestiferi quiequid terit area Nili,
quodque legit mersus pelagi serutator Eoi,
et Lacedaemonii pecuaria eulta Galaesi
perspicuaeque niues Massylaque robora et Indi
dentis honos: uni parent commissa ministro, 95
quae Boreas quaeque Eurus atrox, quae nubilus Auster
inuehit — hibernos citius numeraueris imbres
siluarumque comas. — uigil iste animique sagacis
et citus euoluit, quantum Romana sub omni
pila die quantumque tribus, quid templa, quid alti 100
undarum eursus, quid propugnacula poscant
aequoris aut longe series porreeta uiarum,
quod domini celsis niteat laquearibus aurum,
quae diuum in uultus igni formanda liquescat
massa; quid Ausoniae scriptum crepet igne Monetae. — 105
hinc tibi rara quies animoque exclusa uoluptas,
exiguaeque dapes et numquam laesa profundo
cura mero; sed iura tarnen genialia cordi
82 nat celer Heinsius — 87 paetaeque Otto — 96 nubibus; corr. S —
98 uigil ite animaeq; sagacis exitus (excitus a); corr. Salmasius animoque sagaci
excitus Marklandus uigilis tu animique sagacis excutis et uoluis Imhofius —
85 Claud. IV cons. Hon. 273 lux altissima Fati oecultum nihil esse sinit
latebrasque per omnes intrat et abstrusos explorat Fama recessus — 86 Silu. V 1. 75
uenitque gradu Fortuna benigno — 91 Hör. C. I 1. 10 quiequid de Libycis uerritur
areis — Hör. S. I 1. 45 triuerit area cf Tib. I 5. 22 Verg. G. I 192 Sen. Thy. 356
— 92 cf. ad III 1. 84 — 93 Silu. IY 2. 39 robora Maurorum — 95 Claud. Pan.
Theod. 56 unius fit cura uiri, quodeunque rubescit occasu, quodeunque dies de-
uexior ambit — 99 Theb. I 200 fusa sub omni terra atque unda die cf. Lucan. VII 189
sub quoeunque die — 107 Theb. V 262 profundo . . . mero — 108 Theb. HI 689
iura . . . genialia —
9*
132 P. PAPINII STATU
et mentem uincire toris ac iimgere festa
conubia et fidos domino genuisse clientes. 110
quis sublime genus formamque insignis Etruscae
nesciat? haud quamquam proprio mihi cognita uisu;
sed decus eximium famae par reddit imago
et sibimet similis natorum gratia monstrat.
nee uulgare genus: fasces summamque curulem 115
frater et Ausonios enses mandataque fidus
signa tulit, cum prima truces amentia Dacos
impulit et magno gens est damnata triumpho.
sie quiequid patrio cessatum a sanguine, mater
reddidit obscurumque latus clarescere uidit 120
conubio gauisa domus. nee pignera longe,
quippe bis ad partus uenit Lucina manuque
ipsa leui grauidos tetigit feeunda labores.
felix a!? si longa dies; si cernere uultus
natorum uiridisque genas tibi iusta dedissent 125
stamina! sed media cecidere abrupta iuuenta
gaudia florentesque manu seidit Atropos annos,
qualia pallentes declinant lilia eulmos
pubentesque rosae primos moriuntur ad austros,
aut ubi uerna nouis expirat purpura pratis. 130
illa, sagittiferi, circumuolitastis, Amores,
funera maternoque rogos unxistis amomo,
nee modus aut pennis laceris aut crinibus ignem
111 sublime decus MarMandus — 112 haud quaquam (etiam A*?) corr. S —
113 formae par S — 114 uultibus et sibimet similis (etiam A*); sibimet om. B
uultibus ut glossema eiecerunt Skutschius et Krohnius — 124 felix o R — 130 aut
tibi; corr. S — 132 maternosque; corr. S —
109 Prop. III 5. 21 multo mentem uincire Lyaeo — 115 Silu. V 3. 117 nee
sine luce genus — Silu. I 4. 82 maiorque curulis — 119 Silu. IV" 4. 75 stemmate
materno felix uirtute paterna — 122 Silu. IV 8. 22 uenit totiens Lucina —
125 Theb. VI 199 uirides . . . genas — 127 Silu. III 5. 23 florentibus annis Neme-
sian. Ecl.147 florentes mors inuida carperet annos — 128 sqq. Lapis Africanus cf.p.33
not. 3 (Bvecheler anth. epigr. II 1787) . . . en . . . nosq . . . iec . . . [qualia p]allentes
declinant l(i)lia culm[os pubent]esq. rosae primos moriuntur ad [austros aut ubi]
ver(na) novis expirat purpura pra[tis, talis m]ortis erat pallentis imago o . . . ljibante
pietatis . . . magnum . . . da . . . paren ... — Nemes. Ecl. II 44 te sine uae misero
mihi lilia nigra uidentur pallentesque rosae — 129 Silu. II 1. 106 uelut primos
expiraturus ad austros mollibus in pratis flos —
SILVARVM III 3 133
spargere collectaeque pyram struxere pharetrae.
quas timc inferias aut quae lamenta dedisses 135
maternis, Etrusce, rogis, qui funera patris
haud matura putas atque hos pius ingemis annos!
illum et qui nutu superas nunc temperat arces,
progeniem claram terris partitus et astris,
laetus Idumaei donauit honore triumphi 140
dignatusque loco uictricis et ordine pompae
non uetuit tenuesque nihil minuere parentes.
atque idein in cuneos populo deduxit equestres
niutauitque genus laeuaeque ignobile ferrum
exuit et celso natorum aequauit honori. 145
dextra bis octonis fluxerunt saecula lustris,
atque aeui sine mibe tenor. quam diues in usus
natorum totoque uolens excedere censu!
testis adhuc largi nitor inde adsuetus Etrusci,
cui tua non humilis dedit indulgentia mores, 150
hunc siquidem amplexu semper reuocante tenebas
blandus et imperio numquam pater, huius honori
pronior ipse etiam gaudebat cedere frater.
quas tibi deuoti iuuenes pro patre renato,
summe ducuni, grates aut quae pia uota rependunt? 155
tu — seu tarda situ rebusque exhausta senectus
errauit seu blanda diu Fortuna regressum
maluit — attpnitum et uenturi fulminis ictus
horrentem tonitru tantum lenique procella
contentus monuisse senem, cumque horrida supra 160
aequora curarum socius procul Itala rura
linqueret, hie molles Campani litoris oras
et Diomedeas concedere iussus in arces
134 collataeque Gronouius conieetaeque Heinsius — 136 Etrusca; corr. a —
138 temperet; corr. c — 141 dignatumque Koestlinius — in ordine Baehrensius —
143 populos deduxit; corr. Otto populo seduxit Baehrensius populo te eduxit
Burmannus — 145 celso . . . honore; celse . . . honori Salmasius celso . . . honorem
Krohnius — 155 rependant c — 157 errabit; corr. c —
147 Ou. Her. XVI 14 tenor uitae sit sine labe meae Silu. V 2. 63 tenor
integer aeui — 153 Silu. V 2. 75 aequaeuo cedere fratri — 157 Verg. A. XI 413
neque habet Fortuna regressum Anth. Lat. 1 15. 106 1 17. 239 — 160 Hör. C. III 24. 40
horrida . . . aequora — 161 Mart. VI 68. 5 curarum socius —
134 • P. PAPINÜ STATE
atque hospes, non exul erat, nee longa moratus
Romuleum reseras iterum, Germanice, limen 165
maerentemque foues inclinatosque penates
erigis — haud mirum, duetor placidissime, quando
haec est quae uictis parcentia foedera Cattis
quaeque suum Dacis donat dementia montem,
quae modo Marcomanos post horrida bella uagosque 170
Sauromatas Latio non est dignata triumpho.
iamque in fine dies et inexorabile pensum
deficit, hie maesti pietas me poscit Etrusci,
qualia nee Siculae moderantur carmina rupes
nee fati iam certus olor saeuique marita 175
Tereos. heu quantis lassantem brachia uidi
planctibus et prono fusum super oscula uultu!
uix famuli comitesque tenent, uix arduus ignis
summouet. haud aliter gemuit periuria Theseus,
litore qui falsis deeeperat Aegea uelis. 180
tunc immane gemens foedatusque ora tepentes
adfatur cineres:
ccur nos? fidissime, linquis
Fortuna redeunte, pater? modo numina magni
praesidis atque breues superum placauimus iras,
nee frueris tantique orbatus muneris usu 185
ad manes, ingrate, fugis. nee flectere Parcas
aut placare malae datur aspera numina Lethes!
felix, cui magna patrem ceruice uehenti
sacra Mycenaeae patuit reuerentia flammae,
quique tener saeuis genitorem Scipio Poenis 190
abstulit et Lydi pietas temeraria Lausi!
ergo et Thessalici coniunx pensare mariti
168 captis (etiam A*?); corr. c — 174 modulantur Bentleius — 180 litora;
corr. SA lintea Politianus per inania . . . litora Bursianus per Sunia . . . litora
Friederichius — 182 cui nos; corr. 5 —
164 cf. ad I 2. 217 (Theb. VII 81 nee longa moratus) — 165 Silu. V 2. 173
reserat . . . limen — 168 Claud. Stil. III 150 haec est in gremium uictos quae
sola reeepit — 172 Theb. VI 48 inexorabile pensum — 175 Lucan. VII 31 fati
certus uterque Silu. V 3. 80 fati . . . certus . . . olor — 178 cf. ad II 1. 25 —
188 Silu. V 3. 266 felix ille patrem uaeuis circumdedit ulnis eqs. cf.Verg. A. VI 119 sqq.
Theb. VIII 52 sqq. — Silu. II 1. 202 magna . . . ceruice — 191 Verg. A. X 812
pietas —
SILVARVM III 3 135
funus et immitem potuit Styga uincere supplex
Thracius: hoc quanto melius pro patre liceret!
non totus rapiere tarnen nee funera mittam 195
longius; hie manes, hie intra teeta tenebo:
tu custos dominusque laris, tibi euneta tuorum
parebunt; ego rite minor semperque seeundus
assiduas libabo dapes et pocula sacris
manibus effigiesque colam: te lucida saxa, 200
te similem doetae referet mihi linea cerae,
nunc ebur et fuluum uultus imitabitur aurum.
inde uiam morum longaeque examina uitae
adfatusque pios monituraque somnia poscam/
talia dicentem genitor dulcedine laeta 205
audit et inmites lente descendit ad umbras
uerbaque dileetae fert narraturus Etruscae.
salue supremum, senior mitissime patrum,
supremumque uale, qui numquam sospite nato
triste chaos maestique situs patiere sepulcri. 210
semper odoratis spirabunt floribus arae7
semper et Assyrios felix bibet urna liquores
et lacrimas, qui maior honos. hie sacra litabit
manibus eque tua tumulum tellure leuabit.
nostra quoque exemplo meritus tibi carmina sancit 215
hoc etiam gaudens cinerem donasse sepulcro.
194 hoc etiam A(*?) — 198 minor etiam A(*?) — 204 morituraque ; corr. c
214 eq; A* — 215 sanxit ed. Parm. —
195 Hör. C. III 30. 6 non omnis moriar — 199 Silu. V 1. 236 mensae . . .
assiduae — 208 Verg. A. XI 97 salue aetemum . . . aeternumque uale Mart. V 66. 2
Hosivs M. Rh. L 291 —
136 P. PAPINH STATU
4
Ite, comae, facilemque precor transcurrite pontum,
ite coronato recubantes molliter auro!
ite; dabit cursus mitis Cytherea secundos
placabitque notos; fors et de puppe timenda
transferet inque sua ducet super aequora eoncha. 5
accipe laudatos, iuuenis Phoebeie, crines,
quos tibi Caesareus doriat puer, accipe laetus
intonsoque ostende patri. sine dulce nitentes
comparet atque diu fratris putet esse Lyaei.
forsan et ipse comae numquam laben tis honorem 10
praemetet atque alio clusum tibi ponet in auro.
Pergame, pinifera multum felicior Ida!
illa licet sacrae placeat sibi nube rapinae
— nempe dedit superis illum, quem turbida semper
Iuno uidet refugitque manum nectarque recusat — , 15
at tu grata deis pulchroque insignis alumno
misisti Latio, placida quem fronte ministrum
Iuppiter Ausonius pariter Romanaque Iuno
aspiciunt et uterque probant. — nee tanta potenti
terrarum domino diuum sine mente uoluptas. 20
dicitur Idalios Erycis de uertice lucos
dum petit et molles agitat Venus aurea cygnos,
Pergameas intrasse domos, ubi maximus aegris
auxiliator adest et festinantia sistens
Fata salutifero mitis deus ineubat angui. 26
hie puerum egregiae praeclarum sidere formae
ipsius ante dei ludentem conspicit aras.
ac primum subita paulum deeepta figura
natorum de plebe putat; sed non erat Uli
4 Capilli Flaui Earini (sie etiam A* Comae Flaui Earini Sidon. Apoll,
c. XXII epist. §6 ex u. 1) — 9 fratres; corr. c — 11 praemetet A*MF premeret
GBRa — 13 laude rapinae Marklandus — 26 egregie; corr. c —
4. 6 Mart. IX 17. 3 hos tibi laudatos, domino rata uota, capillos ille tuus
Latia misit ab urbe puer — Silu. III 4 69 iuuenis Phoebeius — 20 Hör. C. I 1. 6
terrarum dominos Ou. Pont. 1 9. 36 II 8. 26 Lucan. VIII 208 Mart. 1 4. 2 — Verg. A.
II 777 non haec sine numine diuum — 22 %Qv<S£r] 'JcpQodLtr] Verg A. X 16 Ou. Her.
XV 185 Venus aurea — 24 Anth. ep. 614. 6 clausit properantia fata — 26 Ennod.
Epith. 31 micantis sidere formae —
SILVARVM III 4 137
arcus et ex humeris nullae fulgentibus umbrae. 30
miratur puerile decus uultuuique comasque
aspiciens ctune Ausonias" ait 'ibis ad arces
neglectus Veneri? tu sordida tecta iugumque
seruitii uulgare feres? procul absit: ego isti,
quem meruit, formae dominum dabo, uade age mecum, 35
uade, puer: ducam uolucri per sidera curru
donum immane duci nee te plebeia manebunt
iura: Palatino famulus deberis amori.
nil ego, nil, fateor, toto tarn dulce sub orbe
aut uidi aut genui. cedet tibi Latmius ultro 40
Sangariusque puer quemque irrita fontis imago
et sterilis consumpsit amor; te caerula Nais
mallet et adprensa traxisset fortius urna:
tu, puer, ante omnis; solus formosior ille,
cui daberis.' sie orsa leues secum ipsa per auras 45
tollit olorinaque iubet considere biga.
nee mora — iam Latii montes ueterisque penates
Euandri, quos mole noua pater inclitus orbis
exeolit et summis aequat Germanicus astris.
tunc propior iam cura deae, quae forma capillis 50
optima, quae uestis roseos accendere uultus
apta, quod in digitis, collo quod dignius aurum.
norat caelestis oculos ducis ipsaque taedas
iunxerat et plena dederat conubia dextra:
sie ornat crines, Tyrios sie fundit amictus, 55
dat radios ignemque suum. cessere priores
deliciae famulumque greges; hie pocula magno
prima duci murrasque graues crystallaque portat
candidiore manu: crescit noua gratia Baccho.
care puer superis, qui praelibare uerendum 60
neetar et ingentem totiens contingere dextram
electus, quam nosse Gretae, quam tangere Persae
34 egoisti fortasse etiam A* — 39 iam dulce; corr. Politianus — 47 ueteresque ;
corr. Barthius — 48 inclitus urbis a —
31 Merobaud. C. V 136 miratus pueri decus — 34 Hör. Epp. II 2. 199 paupe-
ries immunda tarnen procul absit; ego ... — 36 Silu. V 2. 175 uade puer —
Verg. A. X 440 uolucri . . . curru cf. Hör. C. I 34. 8 Silu. V 1. 105 Claud. R. Pros.
II 247 — 42 sq. cf. Theb. IV 255 IX 709 sqq. Ach I 241 — 48 Silu. I 4. 95 pater
inclitus Vrbis — 57 Silu. V 1. 21 famulos . . . greges —
138 P. PAPINII STATU
Armeniique Indique petunt! o sidere dextro
edite, multa tibi diuum indulgentia fauit!
olim etiam, ne prima genas lanugo nitentes 65
carperet et pulchrae fuscaret gratia formae,
ipse deus patriae celsam trans aequora liquit
Pergamon. haud ulli puerum mollire potestas
credita, sed tacita iuuenis Phoebeius arte
leniter haud ullo concussum uulnere corpus 70
de sexu transire iubet. tarnen anxia curis
mordetur puerique timet Cytherea dolores.
nondum pulchra ducis dementia coeperat ortu
intaetos seruare mares; nunc frangere sexum
atque hominem mutare nefas gauisaque solos 75
quos genuit natura uidet, nee lege sinistra
ferre timent famulae natorum pondera matres.
tu quoque nunc iuuenis ? genitus si tardius esses,
umbratusque genas et adultos fortior artus
non unum gaudens Phoebea ad limina munus 80
misisses; patrias nunc solus crinis ad oras
nauiget. — hunc multo Paphie saturabat amomo,
hunc noua tergemina pectebat Gratia dextra.
huie et purpurei cedet coma saucia Nisi
et quam Sperchio tumidus seruabat Achilles. 85
ipsi, cum primum niueam praecerpere frontem
decretum est humerosque manu nudare nitentes,
adeurrunt teneri Paphia cum matre uolucres
expediuntque comas et serica pectore ponunt
pallia. tunc iunetis crinem ineidere sagittis 90
atque auro gemmisque locant, rapit ipsa cadentem
mater et arcanos iterat Cytherea liquores.
tunc puer e turba, manibus qui forte supinis
nobile gemmato speculum portauerat auro:
68 haud Uli; corr. c — puerum lenire K — 70 torpens a; adnotauit Poli-
tianus I antiq0 sie e corpeus cc corpus; corpeus MF corpus cett — 81 crinis
etiam A* — 83 nunc; corr. S — repetebat a — 84 Paucia A* (commutauit Pöli-
tianus f et P) faucia MB1 — 91 cadentes; corr. Schraderus — 92 arcano satu-
rat C. liquore Schraderus —
65 Mart. I 31. 5 dum nulla teneri sordent lanugine uultus — 71 Silu. 116. 40
de sexu transire iubent — Silu. V 1. 119 anxia curas — 86 Sil. It. VII 446 ast
alius (Cupido) niuea comebat fronte capillos, purpureos alius uestis religabat
amictus — 93 Silu. I 2. 61 hie puer e turba uolucrum —
SILVARVM IE 4. 5 139
choc quoque dermis', ait, 'patriis nee gratius ullum 95
munus erit templis ipsoque potentius auro,
tu modo fige aciem et uultus hie usque relinque/
sie ait et speculum reclusit imagine rapta.
at puer egregius tendens ad sidera palmas:
chis mihi pro donis, hominum mitissime custos, 100
si merui, longa dominum renouare iuuenta
atque orbi seruare uelis! hoc sidera mecum,
hoc undae terraeque rogant. eat, oro, per annos
Iliacos Pyliosque simul propriosque penates
gaudeat et secum Tarpeia senescere templa/ 105
sie ait et motas miratur Pergamos aras.
5
Uuid mihi maesta die, soeiis quid noctibus, uxor,
anxia peruigili ducis suspiria cura?
non metuo ne laesa fides aut pectore in isto
alter amor; nullis in te datur ire sagittis
— audiat infesto licet hoc Rhamnusia uultu — , 5
non datur. et si egomet patrio de litore raptus
quattuor emeritis per bella, per aequora lustris
errarem, tu mille procos intaeta fugares;
non interseetas commenta retexere telas,
sed sine fraude palam thalamosque armata negasses. 10
die tarnen, unde alta mihi fronte et nubila uultus?
anne quod Euboicos fessus remeare penates
auguror et patria senium componere terra?
cur hoc triste tibi? certe lasciuia corde
97 hue usque; corr. Barthius — 98 seclusit Krohnius — 99 ac; corr. c —
103 ore; corr. c — annus; corr. Ra —
5 Ecloga ad uxorem (in M errore uia Domitiana; in a non correeta Ad
Claudiam et sie quater Politianus in capitibus föliorum) — 1 quis mihi; corr. B2c
— 9 interfeetas; corr. Neap. Qac imperfeetas Barthius —
99 Verg. A. I 93 saep. tendens ad sidera palmas — 100 Hör. C. 1 12. 49 gentis
humanae pater atque custos —
5. 2 Sil. It. VIII 209 anxia ducebat uigili suspiria uoce Theb. VII 711 tacito
dueunt suspiria uoto Phoc. uit. Verg. 39 in somnis . . . anxius et uigili praesumere
gaudia cura — 5 Silu. II 6. 73 attendit toruo tristis Rhamnusia uultu — 8 Ou. A.
III 4. 23 Penelope . . . inter tot iuuenes intemerata procos — 9 Sidon. C. XV 161
Penelopen tardas texit distexere telas — 13 Rut. Nam. Red. I 161 patriis uitam
componere terris —
140 P. PAPINII STATU
nulla nee aut rabidi muleent te proelia Circi 15
aut intrat sensus clamosi turba theatri,
sed probitas et opaca quies et sordida numquam
gaudia.
quas autem comitem te rapto per undas?
quamquam et si gelidas irem mansurus ad Arctos
uel super Hesperiae uada caligantia Thyles 20
aut septemgemini caput impenetrabile Nili,
hortarere uias. etenim tua, nempe benigna
quam mihi sorte Venus iunetam florentibus annis
seruat et in Senium, tua, quae me uulnere primo
intactum thalamis et adhuc iuuenile uagantem 25
fixisti, tua frena libens docilisque reeepi
et semel insertas non mutaturus habenas
usque premo. tu me nitidis Albana ferentem
dona comis sanetoque indutum Caesaris auro
uisceribus complexa tuis sertisque dedisti 30
oscula anhela meis; tu, cum Capitolia nostrae
infitiata lyrae? saeuum ingratumque dolebas
mecum uieta Iouem; tu procurrentia primis
carmina nostra sonis totasque in murmure noctes
aure rapis uigili; longi tu sola laboris 35
conscia cumque tuis creuit mea Thebais annis.
qualem te nuper Stygias prope raptus ad umbras,
cum iam Lethaeos audirem comminus amnes,
aspexi tenuique oculos iam morte cadentes!
scilicet exhausti Lachesis mihi tempora fati 40
te tantum miserata dedit superique potentes
inuidiam timuere tuam. post ista propinquum
nunc iter optandosque sinus comes ire moraris?
16 rapidi; corr. Wakefieldius — muleem; corr. Ra — 21 ut penetrabile;
corr. A — 24 seruet et edd. — 25 in tantum thalamis; corr. Ra — 28 ter me;
corr. Politianus — 29 comes ; corr. c — 32 doleres; corr. c —
16 cf. ad II 6. 6 — 19 Verg. A. VI 16 gelidas enauit ad Arctos cf. Silu.
V 1. 127 — 21 Verg. A. VI 800 septemgemini . . . Nili cf. Catull. XI 7 — 22 Theb.
II 309 sorte benigna — 23 Ou. Met. VIII 632 illa sunt annis iuneti iuuenalibus,
illa consenuere casa Auson. Parent. VII 5 (p. 34 P) laetis et adhuc florentibus annis
— 35 Ach. I 794 uigili . . . aure — 37 Ach. I 630 Stygiasque proeul iam raptus
ad umbras cf. Theb. XI 85 Friedlaender ad Mart. I 78. 4 — 39 Lucan. II 26
oculosque in morte micantes cf. Sil. It. II 122 Rvperti — 43 Ou. A. A. III 17
comes isse marito Silu. IV 6. 81 et saep. —
SILVARVM in 5 141
heu ubi nota fides totque explorata per usus,
qua ueteres, Latias Graias, neroidas aequas? 45
isset ad Iliacas — quid enim deterret amantes? —
Penelope gauisa domos, si passus Ulixes;
questa est Aegiale, questa est Meliboea relinqui,
et quam — quam saeui! — fecerunt maenada planctus.
nee minor his tu nosse fidem uitamque maritis 50
dedere: sie certe cineres umbramque priorem
quaeris adhuc, sie exequias amplexa canori
coniugis ingentes iterasti pectore planctus
iam mea. nee pietas alia est tibi curaque natae;
sie et mater amas, sie numquam corde recedit 55
nata tuo fixamque animi penetralibus imis
nocte dieque tenes. non sie Trachinia nidos
Alcyone, uernos non sie Philomela penates
cireuit amplectens animamque in pignora transfert.
et nunc illa tenet, uiduo quod sola cubili 60
otia iam pulchrae terit infeeunda iuuentae.
sed uenient, plenis uenient conubia taedis:
sie certe formaeque bonis animique meretur,
siue chelyn complexa petit seu uoce paterna
discendum Musis sonat et mea carmina flectit 65
Candida seu molli diducit brachia motu:
ingenium probitas artemque modestia uincit.
nonne leues pueros, non te? Cytherea, pudebit
hoc cessare decus? nee tantum Roma iugales
conciliare toros festasque accendere taedas 70
45 Graiasque Heroidas c — 46 iliacos; corr. Sa — 49 quamquam ante
Geuartium pro uno cepere uerbo, sed tarn A separauit uocabula et fortasse duo
uerba ex A* testatur Politianus — 50 uictamque; corr.H — 57 intracia (etiamA*);
corr. Qc — 58 neruos non; corr. Ra — 60 tepet Baehrensius tenet uiduum q. s.
cubile Geuartius — 63 animaeque; corr. £e — 64 ferit seu Peyraredus quatit
seu Waller — 70 toro; corr. Ec —
44 Ou. Fast. III 485 heu ubi pacta fides — 45 Prop. II 32. 61 quod si tu
Graias es tuque imitata Latinas Ou. A. II 4. 33 ueteres heroidas aequas Silu. V 1 . 255
ueteres heroidas Auson. ep. XIV 38 (p. 246 P) priscis heroibus aequans — 49 Silu.
V 1 179 saeuo . . . planctu — 50 Prop. II 34. 83 nee minor his animis — 61 Verg. A.
IV 271 teris otia et saepius, etiam Silu. IV 6. 2 — Silu. 1 2. 182 otia deme iuuentae
— 63 Silu. IV 4. 8 egregium formaque animisque — 64 Hör. A. P. 366 uoce paterna
— 66 Prop. II 22. 5 siue aliquis molli diducit Candida gestu brachia seu uarios
incinit ore modos —
142 P. PAPINII STATU
fertilis: et nostra generi tellure dabuntur.
non adeo Vesuinus apex et flammea diri
montis hiems trepidas exhausit ciuibus urbes:
stant populisque uigent hinc auspice condita Phoebo
tecta Dicarchei portusque et litora mundi 75
hospita, at hinc magnae tractus imitantia Romae
quae Capjs aduectis impleuit moenia Teucris.
nostra quoque et propriis tenuis nee rara colonis
Parthenope, cui mite solum trans aequora ueetae
ipse Dionaea monstrauit Apollo eolumba. 80
has ego te sedes — nam nee mihi barbara Thrace
nee Libye natale solum — transferre laboro,
quas et mollis hiems et frigida temperat aestas,
quas imbelle fretum torpentibus adluit undis.
pax secura locis et desidis otia uitae 85
et numquam turbata quies somnique peracti.
nulla foro rabies aut strietae in iurgia leges:
morum iura uiris solum et sine faseibus aequum.
quid nunc magnificas species eultusque locorum
templaque et innumeris spatia interstineta columnis 90
et geminam molem nudi tectique theatri
et Capitolinis quinquennia proxima lustris,
quid laudem litus libertatemque Menandri,
quam Romanus honos et Graia licentia miscent?
nee desunt uariae circa oblectamina uitae: 95
siue uaporiferas, blandissima litora, Baias,
enthea fatidicae seu uisere tecta Sibyllae
dulce sit Iliacoque iugum memorabile reino,
seu tibi Bacchei uineta madentia Gauri
74 hie auspice; corr. Heinsius — 75 mundo Marklandus — 78 nostra quoque
haud Marklandus nostraque nee Otto — 80 dioneae . . . columbae; corr. A —
90 et addidit c omiserunt codd. — 93 lusus Baehrensius lites Lundstroemius risus
Linderibrogius ritus Heinsius — 94 grata; corr. 5 —
73 Lucr. VI 1138 exhausit ciuibus urbem Orest. trag. 389 Sidon. C. V 681
ciuibus exhausta est (terra) — 74 Silu. II 2. 39 auspice Phoebo — 79 Hör. C.
I 18. 2 circa mite solum Tiburis — 80 Theb. VII 664 moenia Cirrhaea monstrauit
Apollo iuuenca — 82 Ou. Met. VII 52 natale solum Sen. Med. 334 Suet. Cal. 8 extr.
Auson. Vrb. 135 (p. 152 P) cf. ad III 3. 60 — 87 Silu. IV 4. 39 miscent iurgia
leges — 89 Silu. II 2. 41 species eultusque locorum — 96 sqq. cf. V 3. 164 sqq. —
97 Auson. Gryph. 85 (p. 204 P) fatidicae . . . Sibyllae —
SILVARVM III 6 143
Teleboumque domos, trepidis ubi dulcia nautis 100
lumina noctiuagae tollit Pharus aemula lunae,
caraque non molli iuga Surrentina Lyaeo,
quae meus ante alios habitator Pollius äuget ,
Aenarumque lacus medicos Stabiasque renatas. —
mille tibi nostrae referam telluris amores? 105
sed satis hoc, coniunx, satis est dixisse: creauit
me tibi, me socium longos adstrinxit in annos.
nonne haec amborum genetrix altrixque uideri
digna? sed ingratus qui plura adnecto tuisque
moribus indubito: uenies, carissima coniunx, HO
praeueniesque etiam; sine me tibi ductor aquarum
Thybris et armiferi sordebunt tecta Quirini.
104 denarumque; corr. Vollmer Aenariaeque c — stauiasque; corr. Heinsius-
110 Silu. Vi. 11 rarissima coniunx Hosivs Rh. M. L p. 287 not. 4 — 111 Verg. A.
VIII 77 regnator aquarum (Thybris) —
144 P. PAPINII STATU
LIBER IV
STATIVS MARCELLO SVO SALVTEM
lnueni librum, Marcelle carissime, quem pietati tuae dedicarem.
reor equidem aliter quam inuocato numine maximi imperatoris nullum
opusculum meum coepisse, sed hie über tres habet 5
se quam quod quarta ad honorem tuum pertinet. primo autem [1] septi-
mum deeimum Germanici nostri consulatum adoraui, seeundo gratias egi
saeratissimis eius [2] epulis honoratus, tertio [3] uiam Domitianam miratus
sum7 qua grauissimam harenarum moram exemit. cuius beneficio tu
quoque maturius [4] epistolam meam aeeipies, quam tibi in hoc libro a 10
Neapoli scribo. proximum est [5] lyricum Carmen ad Septimium Seuerum,
iuuenem, uti scis, inter ornatissimos seeundi ordinis, tuum quidem et d
condiseipuluru, sed mihi citra hoc quoque ius artissime carum. nam
Vindicis nostri [6] Herculem Epitrapezion seeundum honorem, quem de
me et de ipsis studiis meretur, imputare etiam tibi possum. Maximum 15
Vibium et dignitatis et eloquentiae nomine a nobis diligi satis eram
testatus epistola, quam ad illum de editione Thebaidos meae publicaui,
sed nunc quoque [7] eum reuerti maturius ex Dalmatia rogo. iuneta est
[8] ecloga ad munieipem meum Iulium Menecratem, splendidum iuuenem
et Pollii mei generum, cui gratulor quod Neapolim nostram numero 20
liberorum honestauerit. Plotio Grypo, maioris gradus iuueni, dignius
opusculum reddam, sed interim [9] hendecasyllabos, quos Saturnalibus
una risimus, huic uolumini inserui.
quare ergo plura in quarto siluarum quam in prioribus? ne se
putent aliquid egisse, qui reprehenderunt, ut audio, quod hoc stili 25
Praescriptionem testatur A* — 5 sie, lacuna tarnen non indicata, habent A*
(tacente Politiano non tarnen est dubium quin que defuerü in cod. Poggii) MFB1
tres habet sequitur quarta quae ad h. t. p. Gac tres habet nisi quod quarta ad
h. t. p. B2B; supple ex. gr. sed hie liber tres habet [libellos in honorem eius.
tum demum seeuntur eclogae ad amicos; uides igitur te magis honorari non
potuis]se quam quod quarta ad honorem tuum pertinet — 8 eius epistolis (A* ?) ;
corr. S — 10 eam aeeipies Marklandus — 13 contra hoc; corr. Nohlius —
16 uiuium (etiam A); iuuenem B2R —
SILVARVM IV praef. 145
genus edidissem. primum superuacuum est dissuadere rem factain;
deinde multa ex illis iam domino Caesari dederam, et quanto hoc plus
est quam edere! exercere autem ioco non licet? ?secreto' inquit.
sed et sphaeromachias spectamus et palaris lusio admittit. nouissime:
quisquis ex meis inuitus aliquid legit, statim se profitetur aduersum. 30
ita quare consilio eius accedam? in summam: nempe ego sum qui
traducor, taceat et gaudeat. sed; si uidetur, hactenus. hunc tarnen
librum tu, Marcelle, defendes; sin minus, reprehendemur. uale.
28 iocos c — 29 pilaris admittitur lusio c — 30 profiteatur; corr. Vahlenus
— 31 in summam (A*?); in summa ac — 32 gaudeat. hunc t. 1. t. M. defendes et
si uidetur hactenus sin minus r. u.; transposui et sed scripsi Vollmer praeeunte
Maduigio, qui legit gaudeat. t. 1. t. m. defende, sed si uidetur, hactenus, si
nimis reprehendemur —
VoLliMEn, Statius' silvae. 10
146 P. PAPINII STATU
1
Jjaeta bis octonis accedit purpura fastis
Caesaris insignemque aperit Germanicus annum
atque oritur cum sole nouo, cum grandibus astris,
clarius ipse nitens et primo maior Eoo.
exultent leges Latiae gaudete curules 5
et septemgemino iactantior aethera pulset
Roma iugo plusque ante alias Euandrius arces
collis ouet: subiere noui palatia fasces
et requiem bis sextus honos precibusque receptis
Curia Caesareum gaudet uicisse pudorem. 10
ipse etiam immensi reparator maximus aeui
attollit uultus et utroque a limine grates
Ianus agit? quem tu uicina Pace ligatum
omnia iussisti componere bella nouique
in leges iurare fori, leuat ecce supinas 15
hinc atque inde manus geminaque haec uoce profatur:
fsalue; magne parens mundi, qui saecula mecum
instaurare paras; talem te cernere semper
mense meo tua Roma cupit, sie tempora nasci;
sie annos intrare decet. da gaudia fastis 20
continua; hos umeros multo sinus ambiat ostro
et properata tuae manibus praetexta Mineruae.
aspicis ut templis alius nitor; altior aris
1 Septimus deeimus consulatus iinp. aug. Germanici — 23 aris (sed
u r^J
in marg. astris M1); futrq; hx codex poggii aris ut astris1 A* —
1. 1 Auson. Ep. LXII 1 (p. 335 P) laeta bis octono tibi iam sub consule pubes
— 2 Verg. G. I 217 candidus auratis aperit cum cornibus annum Taurus Claud.
VI cons. Hon. 640 iamque nouum fastis aperit felicibus annum Carm. ad Theodos.
11 7 (PLM V p. 84) ter quinis aperit cum faseibus annum — 3 Verg. G. I 288 A. VII 720
cum sole nouo — 6 Lucan. VI 225 fragor aethera pulsat Anth. epigr 709. 14 —
12 Silu. I 1. 47 acrius attollit uultus — 13 Claud. Stil. II 287 Ianum pax alta
ligat — 17 Lucan. IV 110 sie, 0 summe parens mundi — 23 Paneg. Mess. 134
additus aris laetior . . . ignis —
SILVARVM IV 1 IV 2 147
ignis et ipsa meae tepeant tibi sidera brumae?
moribus atque tuis gaudent turmaeque tribusque 25
purpureique patres lucemque a consule ducit
omnis bonos, quid tale; preeor, prior annus habebat?
die age; Roma potens, et mecum, longa Vetustas,
dinumera fastos nee parua exempla recense,
sed quae sola meus dignetur uincere Caesar: 30
ter Latio deciesque tulit labentibus annis
Augustus fasces, sed coepit sero mereri;
tu; iuuenis, praegressus auos. et quanta recusas,
quanta uetas! flectere tarnen preeibusque senatus
promittes hunc saepe diem: manet insuper ordo 35
longior et totidem felix tibi Roma curules
terque quaterque dabit. mecum altera saecula condes
et tibi longaeui renouabitur ara parentis.
mille trophaea feres, tantum permitte triumphos:
restat Bactra nouis, restat Babylona tributis 40
frenari, nondum gremio Iouis Indica laurus,
nondum Arabes Seresque rogant, nondum omnis honorem
annus habet cupiuntque deeem tua nomina menses.'
sie Ianus clausoque libens se poste reeepit.
tunc omnes patuere dei laetoque dederunt 45
signa polo longamque tibi rex, magne, iuuentam
annuit atque suos promisit Iuppiter annos.
2
Xiegia Sidoniae conuiuia laudat Elissae,
qui magnum Aenean Lauren tibus intulit aruis,
Alcinoique dapes mansuro carmine monstrat,
aequore qui multo reducem consumpsit Ulixem:
ast ego? cui sacrae Caesar noua gaudia cenae 5
29 fastos etiam A(*?) — 31 Latios Gronouius — 35 promittitis (promittis Ba);
corr. S. in a legitur marginale at permittes (sine dubio ex c) — 38 ara Tarenti
Turnebus — 39 proraitte; corr. c — 41 nondum in gremio Liuineius — 45 dei
etiam A*; omen plausere fores (fores ac) Marklandus — 46 dux magne idem —
2 Eucharisticon ad Iülp. Aug. Germanicum Domitianum (A*?) —
27 cf. ad I 2. 233 — 31 Lucan. III 87 VII 428 Latios . . . fasces — Auson. Protrept.
nep 35 (p. 263 P) superlabentibus annis — 33 Sidon. C. II 26 facta priorum
exsuperas, Auguste Leo Theb. III 601 praegressus auorum facta — 46 Theb.
V 729 addita signa polo laetoque eqs. —
10*
148 P. PAPINII STATU
nunc primum dominaque dedit consurgere mensa,
qua celebrem mea uota lyra, qua soluere grates
sufficiam? non, si pariter mihi uertice laeto
nectat odoratas et Smyrna et Mantua lauros;
digna loquar. — mediis uideor discumbere in astris 10
cum Ioue et Iliaca porrectum sumere dextra
immortale merum! steriles transmisimus annos:
haec aeui mihi prima dies, hie limina uitae.
tene ego; regnator terrarum orbisque subacti
magne parens, te, spes hominum, te, cura deorum, 15
cerno iacens? datur haec iuxta, datur ora tueri
uina inter mensasque et non adsurgere fas est?
tectum augustum, ingens, non centum insigne columnis,
sed quantae superos caelumque Atlante remisso
sustentare queant. stupet hoc uicina Tonantis 20
regia teque pari laetantur sede locatum
numina. nee magnum properes escendere caelum:
tanta patet moles effusaeque impetus aulae
liberior, campi multumque amplexus operti
aetheros et tantum domino minor; ille penates 25
implet et ingenti genio iuuat. aemulus illic
mons Libys Iliacusque nitet .... multa Syene
et Chios et glaucae certantia Doridi saxa
Lunaque portandis tantum suffeeta columnis.
longa supra species: fessis uix eulmina prendas 30
uisibus auratique putes laquearia caeli.
hie cum Romuleos proceres trabeataque Caesar
agmina mille simul iussit discumbere mensis7
ipsa sinus accineta Ceres Bacchusque laborat
7 quas soluere; corr. Vollmer — 9 nectat adoratas R — 13 haec limina S
— 16 totum uersum sie fortasse testatur A* cf. IV 3. 106 — 22 ne uolgo — excedere
caelum; corr. Gronouius — 25 Aethereos et Fe Ethereo et R — 27 lacwnam post
nitet testantur A* codd.; inseruerunt et c iam S hie Baehrensius nee Schwartaus tum
Eiter — 28 et duos et; corr. a — doride; corr. Politianus — 34 laborant ac —
2. 7 cf. ad III 1. 171 Sidon. C. XVI 68 da soluere grates Val. Fl. IV 629 sqq.
Claud. Prob. ol. 75 — 10 Verg. A. I 700 discumbitur ostro Auson. Ephem. VIII 20
(p. 14P) Sarrano uideor discumbere in ostro — 12 Silu. I 4. 124 nemo modum
transmissi computet aeui: hie uitae natalis erit — 15 Mart. I 82. 10 quis curam
neget esse te deorum — 16 Verg. A. VI 688 datur ora tueri — 18 Verg. A. VII 170
tectum augustum ingens centum sublime columnis — 22 cf. ac? I 1. 106 — 25 Silu.
II 6. 35 tantum domino minor Mart. VIII 36. 12 de eadem aede par domus est caelo,
sed minor est domino — 30 cf. ad I 1. 87 —
SILVARVM IV 2 149
sufficere. aetherii felix sie orbita fluxit 35
Triptolemi, sie uitifero sub palmite nudos
umbrauit colles et sobria rura Lyaeus.
sed mihi non epulas Indisque innixa columnis
robora Maurorum famulasque ex ordine turmas,
ipsum; ipsuni cupido tantum speetare uacauit 40
tranquillum uultus et maiestate serena
nmlcenteni radios summittentemque modeste
fortunae uexilla suae; tarnen ore nitebat
dissimulatus honos. talem quoque barbarus hostis
posset et ignotae conspectum agnoscere gentes. 45
non aliter gelida Rhodopes in ualle . recumbit
dimissis Gradiuus equis, sie lubrica ponit
membra Therapnaea resolutus gymnade Pollux,
sie iacet ad Gangen Indis ululantibus Euhan,
sie grauis Aleides post horrida iussa reuersus 50
gaudebat strato latus adclinare leoni —
parua loquor needum aequo tuos, Germanice, uultus:
talis, ubi Oceani finem mensasque reuisit
Aethiopum sacro diffusus neetare uultus ;
dux superum secreta iubet dare carmina Musas 55
et Pallenaeos Phoebum laudare triumphos.
di tibi — namque animas saepe exaudire minores
dieuntur — patriae bis terque exire seneetae
annuerint fines! rata numina miseris astris
templaque des habitesque dornos! saepe annua pandas 60
limina, saepe nouo Ianum lictore salutes,
saepe coronatis iteres quinquennia lustris!
qua mihi felices epulas mensaeque dedisti
sacra tuae? talis longo post tempore uenit
36 uuifero Kröhnius — 41 uultu sed; corr. Politianus — 54 sacros S —
60 habilesque domos Barihius — 61 lumina; corr. c —
44 Silu. I 2. 14 dissimulata deam — 48 Sidon. C. V 162 Therapnaea pugilem
cum gymnade pinguem stratus Bebryciis Amycus suspexit harenis cf. IX 188 —
50 cf ad III 3. 57 — 52 Lucan. IX 783 parua loquor Silu. V 1. 127 V 3. 159 —
53 Verg. A. IV 480 Oceani finem iuxta . . . Aethiopum locus est cf. Hom. Od. I 22 sqq.
— 54 Ou. Met. III 318 Iouem . . . diffusum neetare cf. IV 765 Ach. I 52 Neptunus
Oceano ueniebat ab hospite mensis laetus et aequoreo diffusus neetare uultus
Mart. IX 34. 3 Iuppiter . . . inter mensas largo iam neetare fusus — 55 Lucan.
I 599 secreta carmina — 60 sq. cf. ad IV 1. 2 — 62 cf. ad II 2. 6 quinquennia
lustri — 64 Theb. III 501 VI 128 XI 394. 605 longo post tempore —
150 P. PAPINII STATU
lux mihi, Troianae qualis sub collibus Albae, 65
cum modo Germanas acies modo Daca sonantem
proelia Palladio tua me manus induit auro.
3
Uuis duri silicis grauisque ferri
immanis sonus aequori propinquum
saxosae latus Appiae repleuit?
certe non Libycae sonant cateruae
nee dux aduena peierante bello 5
Campanos quatit inquietus agros
nee frangit uada montibusque caesis
inducit Nero sordidas paludes.
sed qui limina bellicosa Iani
iustis legibus et foro coronat 10
(quis castae Cereri diu negata
reddit iugera sobriasque terras,
quis fortem uetat interire sexum
et censor prohibet mares adultos
pulchrae supplicium timere formae), 15
qui reddit Capitolio Tonantem
et Pacem propria domo reponit,
qui genti patriae futura semper
sancit lumina Flauiumque caelum:
hic; segnis populi uias grauatus 20
et camp os iter omne detinentes,
longos eximit ambitus nouoque
iniectu solidat graues harenas,
66 flaca sonantem; corr. c — 67 induet; corr. c —
3 Via Doniitiana — 2 aequoris; corr. S — 11 et 13 quis (A*); qui c —
12 et 16 reddit etiam A(*?) — 19 limina Sac numina Buecheler — caluum; corr.
Turnebus eulmen edd. eultum Baehrensius clauum Ellisius et Biesius templum Otto
fanum Stangius — 20 seuis (M) uel senis (A*?) ... grauatas; corr. Heinsius caenis Gro-
nouius scenis (= sehoenis?) an seenis Politianus coniecerit incertum — 21 campis c —
22 nouoque etiam A(*?) —
65 cf. ad III 1. 61 collibus Albae —
3. 3 Silu. IV 4. 2 hac ingressa uia, qua nobilis Appia crescit in latus —
11 Catull. II 13 diu negatam — 16 Silu. I 6. 100 terris quod reddis Capitolium —
SILVARVM IV 2 IV 3 151
gaudens Euboicae domum Sibyllae
Gauranosque sinus et aestuantes 25
septeni montibus admouere Baias.
hie quondani piger axe uectus uno
nutabat cruce pendula uiator
sorbebatque rotas maligna tellus
et plebs in mediis Latina campis 30
horrebat mala nauigationis.
nee cursus agiles, sed impeditum
tardabant iter orbitae tacentes,
dum pondus nimium querens sub alta
repit languida quadrupes statera. 35
at nunc7 quae solidum diem terebat,
horarum uia facta uix duarum.
non tensae uolucrum per astra pennae
nee uelocius ibitis carinae.
hie primus labor incohare sulcos 40
et rescindere limites et alto
egestu penitus cauare terras,
mox haustas aliter replere fossas
et summo gremium parare dorso,
ne nutent sola, ne maligna sedes 45
et pressis dubium cubile saxis,
tunc umbonibus hinc et hinc coactis
et crebris iter alligare gomphis.
o quantae pariter manus laborant!
hi caedunt nemus exuuntque montes, 50
hi ferro scopulos trabesque leuant;
illi saxa ligant opusque texunt
cocto puluere sordidoque tofo;
hi siecant bibulas manu lacunas
et longe fluuios agunt minores. 55
27 uectus udo Heinsius — 33 iacentes Morklandus — 35 repit cABmaw.
simill. in marg. ad u. 79 Cr3 repit M reperit FTJSR repperit B — 36 ac nunc M
— 46 det pressis Heinsius —
26 Mart. III 20. 19 aestuantes . . . Baias — 29 Paul. Pefcricord. uit. Martin.
IV 160 mersaque ne luteum sorberet plaustra profundum — Plin. Pan. 31 ex.
maligna tellus — 49 sqq. Silu. III 1. 118 innumerae coiere manus : his caedere
siluas et leuare trabes, illis immergere curae fundamenta solo — 50 Ach. I 427
exuti . . . montes . . . caeduntur robora classi —
152 P. PAPINII STATU -
hae possent et Athon cauare dextrae
et maestum pelagus gementis Helles
intereludere ponte non natanti;
his paruus, nisi cliuiae uetarent,
Inous freta miscuisset Istlmios. 60
feruent litora mobilesque siluae,
it longus medias fragor per urbes
atque echon simul hine et inde fractam
Gauro Massicus uuifer remittit.
miratur sonitum quieta Cyme 65
et Literna palus pigerque Sauo.
at flauum caput humidumque late
crinem mollibus impeditus uluis
Vulturnus leuat ora maximoque
pontis Caesarei reclinus arcu 70
raucis talia faueibus redundat:
ccamporuni bone conditor meorum,
qui me uallibus auiis refusum
et ripas habitare nescientem
recti legibus aluei ligasti — 75
et nunc ille ego turbidus minaxque
uix passus dubias prius carinas
iam pontem fero peruiusque calcor,
qui terras rapere et rotare siluas
adsueram (pudet!)? amnis esse coepi: 80
sed grates ago seruitusque tanti est,
quod sub te duce, te iubente cessi,
quod tu maximus arbiter meaeque
uictor perpetuus legere ripae.
et nunc limite me colis beato 85
59 deuiae; corr. Vossius — his, parrae Schivartzius — 62 et longus ; corr.
Politianus — 66 sason; corr. Domitius — 70 reclinus M recliuus B man. simill.
in marg. redimis FB1 in textu expunctum R recliuis G- — 73 quis me; corr. c —
74 it (A*?) ripas ; corr. RA in ripis ac — 81 seruitusque A* seruitusque M struetus-
que FGBR —
56 Lucan. VI 55 tot potuere manus adiungere Seston Abydo ingestoque solo
Phrixeum elidere pontum aut Pelopis latis Ephyren abrumpere regnis et ratibus
longae flexus donare Maleae aut aliquem mundi, quamuis Natura negasset, in
melius mutare locum — 62 Silu. 1 1. 64 continuus septem per eulmina montes it fragor
— 66 Sil. It. VII 278 hinc Literna palus cf. VI 653 VIII 530 — 67 cf. Verg. A.
VIII 31 sqq. cf. ad I 3. 70 sqq. — 77 Theb. IV 224 dubiis . . . carinis —
SILVARVM IV 3 153
nee sordere sinis malumque late
deterges sterilis soli pudorem,
ne me puluereum grauemque caelo
Tyrrheni sinus obruat profundi,
qualis Cinyphius tacente ripa 90
Poenos Bagrada serpit inter agros,
sed talis ferar, ut nitente cursu
tranquillum mare proximuinque" possim
puro gurgite prouocare Lirim/
haec Amnis pariterque se leuarat 95
ingenti plaga marmorata dorso. —
huius ianua prosperumque liinen
arcus, belligeris ducis tropaeis
et totis Ligurum nitens metallis,
quantus nubila qui coronat imbri. 100
illic flectitur excitus uiator,
illic Appia se dolet relinqui.
tunc uelocior acriorque cursus,
tunc ipsos iuuat impetus iugales,
ceu fessis ubi remigum lacertis 105
primae carbasa uentilatis aurae. —
ergo omnes, age; quae sub axe primo
Romani Colitis fidem parentis,
prono limite coniineate gentes,
Eoae citius uenite laurus. 110
nil obstat cüpidis, nihil moratur:
qui primo Tiberim relinquit ortu;
primo uespere nauiget Lucrinum.
sed quam fine uiae recentis imo,
qua monstrat ueteres Apollo Cumas, 115
albam crinibus infulisque cerno!
uisu fallimur an sacris ab antris
profert Chalcidicas Sibylla laurus?
87 putorem c — 88 grauemque coeno a — 89 obluat; corr. Rc — 90 iacente
Peyraredus — 95 leuabat S — 98 belligeri c — 100 iri £ — 104 ipso; corr. Rc
— 106 primae carbasa uentilantis aurae a, in qua Politianus adscripsit sie hr
ätiquus codex, sed uidetur seeundam n in uentilantis deleuisse. uentilatis Ml
uentilatis M2GX ut uidetur — 114 uno; imo a imo t uno A* —
99 Silu. I 1. 42 totis Temese . . . hausta metallis —
. 154 P. PAPINII STATU
cedamus, chely, iam repone cantus:
uates sanctior incipit, tacendum est. 120
en! et colla rotat nouisque late
bacchatur spatiis uiamque replet.
tunc sie uirgineo profatur ore:
?dicebam; ueniet (manete campi
atque amnis), ueniet fauente caelo, 125
qui foedum nemus et putres harenas
celsis pontibus et uia leuabit.
en! hie est deus, hunc iubet beatis
pro se Iuppiter imperare terris;
quo non dignior has subit habenas, 130
ex quo me duce praescios Auerni
Aeneas auide futura quaerens
lucos et penetrauit et reliquit.
hie paci bonus, hie tiniendus armis,
Natura rnelior potentiorque: 135
hie si flammigeros teneret axes,
largis, India, nubibus maderes,
undaret Libye, teperet Haemus.
salue, dux hominum et parens deorum,
prouisum mihi conditumque numen, 140
nee iam putribus euoluta chartis
sollemni prece quindeeim uirorum
perlustra mea dieta, sed canentem
ipsam comminus, ut mereris, audi.
audi quam seriem merentis aeui 145
proneetant tibi candidae sorores:
magnus te manet ordo saeculorum,
natis longior abnepotibusque
annos perpetua geres iuuenta;
quos fertur placidos adisse Nestor ; 150
quos Tithonia computat senectus
et quantos ego Delium poposci.
iurauit tibi iam niualis Arctus,
nunc magnos Oriens dabit triumphos:
125 fauete; corr. c — 140 cognitumque numen c — 145 uidi quam; corr.
Heimius — series; corr. Kc — 150 placidus subisse Heinsius placidos obisse c —
122 Verg. A. VI 77 immanis in antro bacchatur uates — 126 Lucan. VIII 830
putres harenas — 145 Sil. It. III 630 pandit seriem uenturi . . . aeui —
SILVARVM IV 3 IV 4 155
ibis qua uagus Hercules et Euhan 155
ultra sidera flainnieumque solem
et Nili caput et niues Atlantis.
et lauduin cumulo beatus omni
scandes belliger abnuesque currus,
donec Troicus ignis et renatae 160
Tarpeius pater intonabit aulae7
haec donec uia te regente terras
annosa magis Appia senescat.'
4
(jurre per Euboicos non segnis, epistola, campos
hac ingressa uia, qua nobilis Appia crescit
in latus et molles solidus premit agger harenas.
atque ubi Romuleas uelox penetraueris arces,
continuo dextras flaui pete Thybridis oras, 5
Lydia qua penitus stagnum nauale coercet
ripa suburbanisque uadum praetexitur hortis.
illac egregium formaque aniinisque uidebis
Marcelluru et celso praesignem uertice nosces.
cui primam solito uulgi de more salutem, 10
mox inclusa modis haec reddere uerba memento:
ciam terras uolucremque polum fuga ueris aquosi
laxat et Icariis caelum latratibus urit,
ardua iam densae rarescunt moenia Roniae.
hos Praeneste sacrum; nenius hos glaciale Dianae 15
Algidus aut horrens aut Tuscula protegit umbra,
Tiburis hi lucos Anienaque frigora captant.
157 ad Nili Brandesius — 159 sandes; scandes Ra. De A* litter ae non exstant
nisi s////es, probabile tarnen est fuisse sandes, quod Politianus coniecturam ad~
scripsit pandes — abnues(q;?) A* abnuesque F annuesque R; M utrum uoluerit
abimesque (B2) an abnuesque discerni nequit obuiusque Ga — 162 te gerente;
corr. Sc — 163 senescet (A?) Heinsius —
4 Epistola ad Vitorium Marcellum — 2 uias; corr. Vollmer — 8 ille;
illic a illac Krohnius — 10 cui primum S — 13 lantrantibus ; corr. a — 17 amena-
que frigora; corr. Sac —
155 Hör. C. III 3. 9 uagus Hercules — 160 Silu. I 1. 35 Troicus ignis —
4. 1 Epist. Caroli magni (? cf. p. 34 not. 2) curre per Ausoniae non segnis
epistola campos — 5 Hör. C. I 2. 13 flauum Tiberim et saepius — 6 Hör. C. I 2. 14
litore Etrusco — 8 Silu. III 5. 63 formaeque bonis animique — 10 Hör. Epp. 1 8. 15
primum gaudere, subinde praeceptum auriculis hoc instillare memento — 11 Silu.
V 3. 102 orsa . . . Aoniis uincire modis —
156 P. PAPINII STATU
te quoque clamosae quaenam plaga mitior Vrbi
subtrahit? aestiuos quo decipis aere soles?
quid? tuus ^ante omnis', tua cura potissima, Gallus, 20
nee non noster amor, dubium morumne probandus
ingeniine bonis, Latus aestiuat in oris
anne metalliferae repetit iam moenia Lunae
Tyrrhenasque domos? quod si tibi proximus haeret,
non ego nunc uestro proeul a sermone recedo; 25
eertum est, inde sonus geminas mihi cireuit aures.
sed tu, dum nimio possessa Hjperione flagrat
torua Cleonaei iuba sideris, exue curis
pectus et assiduo temet furare labori.
et sontes operit pharetras arcumque retendit 30
Parthus et Eleis auriga laboribus actos
Alpheo permuleet equos et nostra fatescit
laxaturque chelys: uires instigat alitque
tempestiua quies, maior post otia uirtus!
talis cantata Briseide uenit Achilles 35
acrior et postis erupit in Hectora plectris.
te quoque flammabit tacite repetita parumper
desidia et solidos nouus exultabis in actus.
certe iam Latiae non miscent iurgia leges
et pacem piger annus habet messesque reuersae 40
dimisere forum, nee iam tibi turba reorum
uestibulo querulique rogant exire clientes;
cessat centeni moderatrix iudicis hasta,
qua tibi sublimi iam nunc celeberrima fama
eminet et iuuenis faeundia praeterit annos. 45
felix curarum, cui non Heliconia cordi
serta nee imbelles Parnasi e uertice laurus,
sed uiget ingenium et magnos accinetus in usus
fert animus quascumque uices: nos otia uitae
18 quae iam Otto — 30 aperit; corr. S — 32 alpheos; corr. S — 38 solitos <$ —
26 Catull. 51. 11 tintinnant aures, gemina teguntur lumina nocte cf. 63. 75
geminas aures Culex 150 Ou. Met. X 116 — 28 Mart. IY 60. 2 Cleonaeo sidere
feruet ager — 29 Yerg. A. V 845 pone caput fessosque oculos furare labori cf.
Sidon. Ep. VIII 3. 4 — 36 Silu. V 1. 203 positis . . . plectris — 39 Silu. III 5. 87
strietae in iurgia leges — 40 Lucan. IV 473 pacemque habuere tenebrae —
45 cf. ad II 1. 40 Ou. Pont. II 2. 71 praeterit ipse suos animo Germanicus
annos — 49 Auson. Ep. VIII 43 (p. 234 P) naqaftsllopsv otia uitae —
SILVARVM IV 4 157
solamur cantu uentosaque gaudia famae 60
quaerimus. en egomet somnum et geniale secutus
litus, ubi Ausonio se eondidit hospita portu
Parthenope, tenues ignauo pollice chordas
pulso Maroneique sedens in margine templi
sumo animum et raagni tumulis adcanto magistri: 55
at tu, si longi cursum dabit Atropos aeui
— detque, precor, Latiique ducis sie numina pergant;
quem tibi posthabito studium est coluisse Tonante
quique tuos alio subtexit munere fasces
et spatia obliquae mandat renouare Latinae — , 60
forsitan Ausonias ibis frenare cohortes
aut Rheni populos aut nigrae litora Thyles
aut Histrum seruare latus metuendaque portae
limina Caspiacae. nee enim tibi sola potentis
eloquii uirtus: sunt membra aecommoda bellis 65
quique grauem tarde subeant thoraca lacerti.
seu eampo pedes ire pares, est agmina supra
nutaturus apex, seu frena sonantia flectes,
seruiet asper equus. nos facta aliena canendo
uergimur in senium: propriis tu pulcher in armis 70
ipse canenda geres paruoque exempla parabis
magna Getae, dignos quem iam nunc belliger actus
poscit auus perstatque domi nouisse triumphos.
surge agedum iuuenemque, puer; deprende parentem
stemmate materno felix; uirtute paterna. 75
63 datus; corr. c datur Imhofius — 68 nittaurus MFB (A*?) om. E; nuta-
turus (ac) uel nietaurus uel nitaurus uel nutaurus (G2) £ — 71 ipsa canenda;
corr. S — paruaque; corr. S — 73 poscit auos; corr. c — prestatque; corr.
Peyraredus —
50 Silu. IV 7. 28, 8. 34 gaudia fama(e) — 53 Silu. V 5. 31 nee eburno pollice
chordas /pulso Ou. M. V 339 X 145 impulsas . . . pollice chordas Tib. II 5. 3 Ach. 1 187
Anth. epigr. 489. 3 pulsabat pollice chordas — 54 Theb. X 49 in margine templi —
57 Silu. I 2. 174 sie indulgentia pergat praesidis Ausonii cf. IV 8. 61 V 2. 154 —
61 Silu. III 2. 105 frenare cohortes — 64 Theb. VIII 290 cui latus Euphratae, cui
Caspia limina mandet — 68 Ou. Met. II 121 sonantia frena — 69 Sil. It. III 386
equus crudo uigore asper frena pati — 70 Lucan. I 129 uergentibus annis in
senium — 71 Lucan. IV 497 exemplum . . . paras — 72 Silu. IV 7. 43 crescat in
mores patrios auumque prouocet actis cf. IV 8. 57 sq. V 2. 51 sqq. — 74 Theb.
XI 35 iuuenemque patrem puer aequat Alatreus —
158 P. PAPINII STATU
iam te blanda sinu Tyrio sibi Curia felix
educat et cunctas gaudet spondere curules. —
haec ego Chalcidicis ad te, Marcelle, sonabam
litoribus, fractas ubi Vesuius erigit iras
aeinula Trinacriis uoluens incendia flammis. 80
mira fides! credetne uirum uentura propago,
cum segetes iterum, cum iam haec deserta uirebunt,
infra urbes populosque premi proauitaque tosto
rura abiisse mari? necdum letale minari
cessat apex. procul ista tuo sint fata Teati 85
nee Marrucinos agat haec insania montes.
nunc si forte meis quae sint exordia musis
scire petis, iam Sidonios emensa labores
Thebais optato collegit carbasa portu
Parnasique iugis silvaque Heliconide festis 90
tura dedit flammis et uirginis exta iuuencae
uotiferaque meas suspendit ab arbore uittas.
nunc uaeuos crines alio subit infula nexu:
Troia quidem magnusque mihi temptatur Achilles,
sed uocat arcitenens alio pater armaque monstrat 95
Ausonii maiora du eis. trahit impetus illo
iam pridem retrahitque timor. stabuntne sub illa
mole umeri an magno uincetur pondere ceruix?
die, Marcelle, feram? fluetus an sueta minores
nosse ratis nondum Ioniis credenda periclis? 100
iamque uale et penitus noti tibi uatis honorem
corde exire ueta. nee enim Tirynthius, almae
pectus amicitiae, — cedet tibi gloria fidi
Theseos et lacerum qui circa moenia Troiae
Priamiden caeso solacia traxit amico. 105
76 gloria felix ; corr. MarMandus — 79 Vesuius (sie!) etiam A* — eriget;
erigit Ec egerit Auantius — 83 toto; corr. Vollmer tota Grasberger — 85 ista
tuos in fata teate; tuo sint fata Theano (Teati Imhofius) ed. Farm, tibi sint fata
Teate MarMandus — 101 uatis amorem c —
76 Silu. V 2. 27 sie te clare puer genitum sibi Curia sensit IV 5. 41 hinc
paruus inter pignora Curiae crescis Claud. VI cons. Hon. 651 cuius eunabula fouit
Curia — Silu. I 4. 41 Curia felix — 79 Sen. Phoen. 186 fractas . . . iras Sil. It.
IV 278 erigit iras Alan. Planet, nat. VII 3 (Leyser p. 1056) — 81 cf. ad III 3. 21
— Plin. Paneg. 9 credentne posteri Sidon. C. II 24 credet uentura propago cf. C.
VII 310 Claud. B. Goth. 423 — 101 Catull. 102. 2 penitus nota fides cf. Hör. Epp-
1 18. 80 — 103 Manil. II 582 nihil natura creauit pectore amicitiae maius Mart.-IX 14. 2
fidae pectus amicitiae —
SILVARVM IV 4 IV 5 159
5
l arui beatus ruris honoribus,
qua prisca Teucros Alba colit lares,
fortein atque facundum Seuerum
non solitis fidibus saluto.
iam trux ad Arctos Parrhasias hiems 5
concessit altis obruta solibus, "
iam pontus ac tellus renident
in Zephyros Aquilone fracto.
nunc cuncta ueris frondibus annuis
crinitur arbos, nunc uolucrum noui 10
questus inexpertumque Carmen,
quod tacita statuere bruma.
nos parca tellus peruigil et focus
culmenque multo lumine sordidum
solantur exemptusque testa; 15
cum modo ferbuerat; Lyaeus.
non mille balant lanigeri greges
nee uacca dulei mugit adultero
unique siquando canenti
mutus ager domino reclamat; 20
sed terra primis post patriam mihi
dileeta curis: hie mea carmina
regina belloruni uirago
Caesareo peramauit auro;
cum tu sodalis dulce periculum 25
conisus omni pectore tolleres,
ut Castor ad eunetos tremebat
Bebryciae strepitus harenae.
5 Ode lyrica ad Septimium Seuerum — 8 iam Z. A. fractos; corr.
Buecheler et Krohnius — 10 crinitus; corr. c — 13 hos parca; corr. Ka — 16 quo
modo; corr. Vollmer qui c qua? — 16 feruerat — 17 lauant (etiamA*)- corr. G*a
— lapigeri; corr. R — 22 hinc; corr. Heinsius — 24 decorauit auro Marklandus —
28 crepitus habenae Schrader —
5. 1 Hör. Epod. I 2. 1 beatus ille eqs. — 5 Ou. Trist. I 3. 48 Parrhasis Arctos —
5 sqq. cf. Hör. C. I 4 IV 12 — 10 Theb. IV 217 frondenti crinitur cassis oliua —
17 sqq. cf. Hör. C. II 16. 33 sqq. — 28 Sidon. C. V 163 Bebryciis harenis IX 188
quos . . . gymnas Bebrycii tremit theatri —
160 P. PAPINII STATU
tene in remotis Syrtibus auia
Leptis creauit? iam feret Indieas 30
messes odoratisque rara
cinnama praeripiet Sabaeis.
quis non in omni uertice Romuli
reptasse dulcem Septimium putet?
quis fönte Iuturnae relictis 35
uberibus neget esse pastum?
nee mira uirtus: protinus Ausonum
portus uadosae nescius Africae
intras adoptatusque Tuscis
gurgitibus puer innatasti. * 40
hinc paruus inter pignera Curiae
contentus artae lumine purpurae
crescis, sed immensos labores
indole patricia secutus.
non sermo Poenus; non habitus tibi, 45
externa non mens: Italus, Italus.
sunt Vrbe Romanisque turmis,
qui Libyam deceant aluinni.
est et frementi uox hilaris foro,
uenale sed non eloquium tibi 50
ensisque uagina quiescit;
stringere ne iubeant amici!
sed rura cordi saepius et quies
nunc in paternis sedibus et solo
Veiente, nunc frondosa supra • 55
Hernica, nunc Curibus uetustis.
38 nesciet; corr. Auantius — 41 hie £e — 42 artae addidit Burmannus
raro c fin antiquo deest7 A* spatium non reliquerunt plerique Codices — 47 sunt
türbae; corr. S — 49 uox habilis Marlclandus — 52 ni iubeant S — 54 nunc
et in; et om. a —
31 Silu. V 3. 42 rara . . . cinnama — 41 cf. ad IV 4. 76 — 46 Hör. C. III 3. 18
Ilion, Ilion — 49 Hör. C. III 2. 25 est et fideli — 51 Hör. Sat. II 1.40 hie stilus
, . . me ueluti custodiet ensis uagina tectus: quem cur destringere coner —
SILVARVM IV 5 IV G 161
hie plura pones uoeibus et modis
passim solutis, sed memor interini
nostri uerecimdo latentem
barbiton ingemina sub antro. 60
6
J? orte remittentem curas Phoeboque leuatum
pectora, cum patulis tererem uagus otia Saeptis
iam moriente die, rapuit me cena benigni
Vindicis. haec imos animi perlapsa recessus
inconsumpta manet. neque enim ludibria uentris 5
hausimus aut epulas diuerso a sole petitas
uinaque perpetuis aeuo certantia fastis.
a miseri! quos nosse iuuat, quid Phasidis ales
distet ab hiberna Rhodopes grue, quis magis anser
exta ferat, cur Tuscus aper generosior Vmbro, 10
lubrica qua reeubent conehylia mollius alga.
nobis uerus amor medioque Helicone petitus
sermo hilaresque ioci brumalem absumere noctem
suaserunt mollemque oculis expellere somnum,
donec ab Elysiis prospexit sedibus alter 15
Castor et hesternas risit Tithonia mensas.
o bona nox iunetaque utinam Tirynthia luna!
nox et Erythraeis Thetidis signanda lapillis
et memoranda diu geniumque habitura perennem!
mille ibi tunc species aerisque eborisque uetusti 20
atque locuturas mentito corpore ceras
edidici. quis namque oculis certauerit usquam
57 ponis c — 58 passum (passim I^GRa); passu solutis Marklandus —
00 ingeminas sub; corr. Gronouius —
6 Hercules epitrapezios Noui Vindicis — 5 manent; corr. c — 6 e sole a
— 13 assumere Ba — 19 habitumq; perennem; corr. 5 cf. II 6. 104 —
57 cf. ad I 4. 28 — 60 Hör. C. I 1. 34 barbiton — Hör. C. I 5. 3 II 1. 39
(Kiessling) III 4. 40 sub antro —
6. 2 Ou. A. A. I 491 pedibus uaeuis illi spatiosa teretur porticus — 3 Hör. Sat.
II 8. 1 ut Nasidieni iuuit te cena beati — 6 Lucan. IX 430 extremoque epulas
mensasque petimus ab orbe — 7 Sidon. C. XIII 33 perpetuis . . . fastis Claud. Pan.
Prob. 279 — 8 Silu. II 4. 27 Phasidis ales — 10 Iuu. I 22 Tuscum aprum Mart.
VII 27. 1 — 18 Pers. II 1 diem numera meliore lapillo (Iahn) Mart. IX 52. 4dies . . .
signandi melioribus lapillis — Mart. IX 13. 5 Erythraeis . . . lapillis cf. Prop. I 15. 7 —
Vollmer, Statius' silvae. 11
162 P. PAPINH STATU
Vindicis artificum ueteres agnoscere ductus
et non inscriptis auctorem reddere signis?
haec tibi quae docto multum uigilata Myroni 25
aera? laboriferi uiuant quae marmora caelo
Praxitelis, quod ebur Pisaeo pollice rasurn,
quid Polycliteis iussum spirare caminis,
linea quae ueterem ]onge fateatur Ap eilen,
monstrabit: nainque haec, quotiens chelyn exuit, illi 30
desidia est, hie Aoniis amor auocat antris.
haec inter castae genius tutelaque mensae
Amphitryoniades multo mea cepit ainore
pectora nee longo satiauit luniina uisu:
tantus honos operi finesque inclusa per artos 35
maiestas! deus ille, deus! seseque uidendum
indulsit, Lysippe, tibi paruusque uideri
sentirique ingens! et cum mirabilis intra
stet niensura pedem, tarnen exclamare libebit,
si uisus per menibra feres: choc pectore pressus 40
uastator Nemees, haec exitiale ferebant
robur et Argoos frangebant brachia renios.'
a, spatio tarn magna breui mendacia formae!
quis modus in dextra, quanta experientia docti
artificis, curis pariter gestamina mensae 45
fingere et ingentes animo uersare colossos!
tale nee Idaeis quiequam Teichines in antris
nee stolidus Brontes nee, qui polit arma deorum,
Lemnius exigua potuisset ludere massa-
nee torua effigies epulisque aliena remissis, 50
sed qualem parci domus admirata Molorchi
aut Aleae lucis uidit Tegeaea sacerdos
qualis et Oetaeis emissus in astra fauillis
25 hie tibi c — 26 caeli; corr. Auantius — 28 quod P. £a — 30 raon-
strauit; corr. Geuartius — exuit ille; corr. idem — 35 per artus (peractos a
in marg. 1 ätiq0 artus A*); firmos (tenuesque Bursianus iuuenesque Polster)
inclusa per aretus c — 39 pedum; corr. Politianus — 43 ac spaciuin; an
spatio c a, spatio Baehrensius — 52 aut taleae (etiam A*); corr. Hermol. Bar-
bärus — tegea; corr. c —
25 cf. II 2. 64 8qq. — 34 Claud. Stil. III 197 nee uaga dilecto satiantur lumina
uultu cf. ad V 1. 175 — 36 Verg. Ecl. V 64 deus, deus ille Theb. V 751 deus iste,
deus — 40 Silu. I 3. 52 uisusque per oninia dueo — Sen. Herc. F. 224 maximus
Nemeae timor pressus lacertis gemuit Herculeis leo — 51 cf. III 1.40 sqq. —
SILVARVM IV 6 163
nectar adhuc torua laetus Iunone bibebat,
sie mitis uultus, ueluti de pectore gaudens, 55
hortatur mensas. tenet haec marcentia fratris
pocula, at haec clauae meminit manus; aspera sedis
sustinet et cultuin Nemeaeo tegmine saxuin.
digna operi fortuna sacro. .Pellaeus habebat
regnator laetis numen uenerabile rnensis 60
et comitem occasus secum portabat et ortus
praestabatque libens modo qua diademata dextra
abstulerat dederatque et magnas uerterat urbes.
semper ad hoc animos in crastina bella petebat,
huic acies seniper uictor narrabat opimas, 65
siue catenatos Broinio detraxerat Indos
seu clusam magna Babylona refregerat hasta
seu Pelopis terras libertatemque Pelasgam
obruerat bello, magnoque ex agmine laudum
fertur Thebanos tantum excusasse triumphos. 70
ille etiam, magnos Fatis rumpentibus actus
cum traheret letale merum, iam mortis opaca
nube grauis uultus alios in numine caro
aeraque supremis timuit sudantia mensis.
mox Nasamoniaco decus admirabile regi 75
possessum fortique deo libauit honores
semper atrox dextra periuroque ense superbus
Hannibal. Italicae perfusum sanguine gentis
diraque Romuleis portantem incendia tectis
oderat, et cum epulas et cum Lenaea dicaret 80
doiia, deus castris maerens comes ire nefandis,
praeeipue cum sacrilega face miseuit arces
55 uultu Handius uultum Baehrensius — 57 at hec leuae m. m. aspera
sedis ; corr. Marklandus et recte distinxit. adhuc saeuae m. m. altera caedis c —
G2 prensabatque c — 64 semper ab hoc corr. man. 1 in ad M ad hoc FGBRa
non corr. ab hoc c — 65 acie MFB acies G-R Hinc acies a, in qua Politianus
primum seeundum codicem antiquum s deleuisse, deinde ex c rursus s addidisse
uidetur-, praeter ea Hinc in Huic correxü — opimas GRHIKQ opinas MF BUS
narrasse propinans (seil, fertur e u. 70) Krohnius acie . . . sacrabat opirna Bursianus
— 78 italiae; corr. S — 80 dicarat Otto — 82 sacrilegas; corr. Gronouius —
61 cf. ad II 7. 94 — 71 Lucan. V 659 licet ingentes abruperit actus festi-
nata dies Fatis — 81 Silu. III 5. 43 comes ire — 82 Sil. It. IH 610 sacrilegas
flammas Silu. V o. 197 sacrilegis taedis — Lucan. I 380 numina miscebit . . .
üamma —
11*
164 P. PAPINII STATU
ipsius inmeritaeque domos ac templa Sagunti
polluit et populis furias immisit honestas.
nee post Sidonii letum ducis aere potita 85
egregio plebeia donius. conuiuia Syllae
ornabat semper claros intrare penates
adsuetum et felix dominorum stemmate Signum.
nunc quoque — sie mores humanaque pectora curae
nosse deis — non aula quidem, Tirynthie, nee te 90
regius ambit honos, sed casta ignaraque eulpae
mens domini, cui prisca fides coeptaeque perenne
foedus amicitiae. seit adhuc florente sub aeuo
par magnis Vestinus auis, quem nocte dieque
spirat et in carae uiuit complexibus umbrae. 95
hie igitur tibi laeta quies, fortissime diuum,
Aleide ? nee bella uides pugnasque feroces,
sed chelyn et uittas et amantes carmina laurus.
hie tibi sollemni memorabit carmine, quantus
Iliacas Geticasque domos quantusque niualem 100
Stymphalon quantusque iugis Erymanthon aquosis
terrueris, quem te pecoris possessor Hiberi?
quem tulerit saeuae Mareoticus arbiter arae;
hie penetrata tibi spoliataque limina mortis
concinet et flentes Libyae Scythiaeque puellas; 105
nee te regnator Macetum nee barbarus umquam
Hannibal aut saeui posset uox horrida Syllae
his celebrare modis. certe tu, muneris auetor,
non aliis malles oculis, Lysippe, probari.
83 meritaeque; corr. S — 85 aera; corr. Rc — 8ö egregia; corr. c — conuiuia
sibillae; corr. K (nisi qiiod scylle exhibet) et A(?) — 87 ornabat; coenabit semper a,
in cuius margine Politianus adscripsit quod postea deleuit I ätiq°i; lpbo Ornabat
— 89 si mores; corr. Schrader — 90 tyrinthia; corr. Politianus — 91 castra; corr. c
— 94 aquis quem; corr. Auantius —
89 cf. ad II 6. 9 — 93 Ou. Trist. III 6. 1 foedus amicitiae — 99 Theb. VII 289
perpetuo memorabant carmine — 104 Verg. G. II 504 penetrant . . . limina regum
Antb. epigr. 705. 10 penetrauit limina caeli —
SILVARVM IV 6 IV 7 165
7
lain diu lato sociata campo
fortis heroos, Erato, labores
tliiFer atque ingens opus in minores
contrahe gyros
tuque, regnator lyricae cohortis, 5
da noui paulum mihi iura plectri,
si tuas cantu Latio sacraui,
Pindare, Thebas.
Maximo Carmen tenuare tempto:
nunc ab intonsa capienda myrto io
serta, nunc maior sitis et bibendus
castior amnis. —
quando te dulci Latio remittent
Dalmatae montes, ubi Dite uiso
pallidus fossor redit erutoque 15
concolor auro?
ecce me natum propiore terra
non tarnen portu retin ent amoeno
desides Baiae liticenue notus
Hectoris armis. 20
torpor est nostris sine- te Cainenis,
tardius sueto uenit ipse Thymbrae
rector et primis meus ecce metis
haeret Achilles.
7 Ode lyrica ad Vibium Maximum — 1 satiata G2R saciata a spa-
tiata S — 2 herois; corr. S — 3 ingens epos Heinsius — 11 nee maior sitis
MarJclandus — 19 sq. laticemue motus Hectoris amnis ; corr. ed. Parm. et A —
7. 1 Hör. C. I 2. 1 iam satis terris eqs. — 7 Hör. C. I 26. 11 hunc Lesbio
sacrare plectro — 8 Silu. III 2. 40 si uestras amor est mihi pandere Thebas —
1) Prop. III 1. 5 Carmen tenuastis — 15 Sil. It. I 233 redit infelix effosso concolor
auro — 21 Hör. C. I 26. 9 Pimplei dulcis. nil sine te mei prosunt honores cf. comm.
ad Silu. I 4. 19 —
166 P. PAPINII STATU
quippe te fido monitore nostra 25
Thebais multa cruciata lima
temptat audaci fide Mantuanae
gaudia famae.
sed damus lento ueniara, quod alma
prole fundasti uacuos penates. 30
o diem laetum! uenit ecce nobis
Maximus alter!
orbitas omni fugienda nisu?
quam premit uotis inimicus heres
optimo poscens — pudet heu! — propinquo 35
funus, amici!
orbitas nullo tumulata fletu:
stat domo capta cupidus sup erstes
imminens leti spoliis et ipsum
computat ignem. 40
duret in longum generosus infans
perque non multis iter expeditum
crescat in mores patrios auumque
prouocet actis!
tu tuos paruo memorabis enses, 45
quos ad Eoum tuleris Orontem
signa frenatae moderatus alae
Castore dextro;
ille ut inuicti rapidum secutus
Caesaris fulmen refugis amaram 50
Sarmatis legem dederit, sub uno
uiuere caelo.
sed tuas artes puer ante discat,
omne quis mundi senium remensus
orsa Sallusti breuis et Timaui 55
reddis alumnum.
35 propinquom . . . amico S — 46 tuleras ; # corr. S
25 Silu. V 3. 147 te monitore cf V 3. 233 V 2. 51 III 2. 107 — 37 Lucil. fr. 520 B.
nullo honore, nullo heredis fletu, nullo funere — 39 Theb. IV 194 spoliisque
potentis imminet Argiae — 41 Hör. C. III 4. 20 animosus infans — 43 cf ad
IV 4. 72 — 47 Silu. V 1. 98 frenigerae Signum dare . . . alae — 54 Catull. 1 1. 6
omne aeuom tribus explicare chartis —
SILVARVM IV 7 IV 8 167
8
x ande fores-superum uittataque templa Sabaeis
nubibus et pecudum fibris spirantibus imple,
Parthenope! clari genus ecce Menecratis äuget
tertia iam suboles: procerum tibi nobile uulgus
crescit et insani solatur damna Veseui. 5
nee solum festas secreta Neapolis aras
ambiat: et socii portus dileetaque miti
terra Dicarcheo nee non plaga cara madenti
Surrentina deo sertis altaria cingat,
materni qua litus aui? quem turba nepotum 10
cireuit et siniiles contendit reddere uultus.
gaudeat et Libyca praesignis auunculus hasta
quaeque sibi genitos putat attollitque benigno
Polla sinu. — macte, o iuuenis, qui tanta merenti
lumina das patriae! dulcis tremit ecce tumultus, 15
tot dominis clamata domus. proeul atra recedat
Inuidia atque alio liuentia pectora fleetat:
his senium longaeque decus uirtutis et alba
Atropos et patrius lauros promisit Apollo,
ergo quod Ausoniae pater augustissimus Vrbis 20
ius tibi tergeminae dederat laetabile prolis,
omen erat, uenit totiens Lucina piumque
intrauit repetita larem. sie fertilis, oro,
stet domus et donis numquam mutata sacratis.
macte quod et proles tibi saepius aueta uirili 25
robore, sed iuueni laetanda et uirgo parenti
(aptior his uirtus, citius dabit illa nepotes):
qualis maternis Helene iam digna palaestris
8 Gratulatio ad Iulium Menecraten — 3 Menecrates; corr. ac —
8 dicachen (dicarchei GRa); corr. Baehrensius mitis(c) . . . Dicarcheae Marklandus
— 11 simili . . . uul tu Heinsius — 15 dulei tr. (fremit Heinsius) e. tumultu c —
19 lauro (etiam A*); lauros £a — 24 nudata Marklandus — 26 letam dat; corr.
Vollmer (laetandast Baehrensius) spem i. laetam dat Hertzius —
8. 1 Silu. I 2. 17 pande fores — 2 Verg. A. IV 64 spirantia . . . exta et
saepius — 4 Lucan. II 331 tertia iam suboles — 13 Silu. V 2. 27 genitum sibi
Curia sensit cf. II 1. 81 — 18 Lucan. II 258 longae pretium uirtutis — 19 Hör. C.
I 7. 28 certus enim promisit Apollo — 22 Silu. III 3. 122 bis ad partus uenit Lucina —
23 Silu. Vi. 145 piumque intrauit uis saeva larem — 28 cf. Prop. III 14. 17 sqq. —
168 P. PAPINII STATU
inter Amyclaeos reptabat Candida fratres,
uel qualis caeli facies, ubi nocte serena 30
admouere iubar mediae duo sidera lunae.
sed queror haud faciles, iuuenum rarissime, questus
irascorque etiam, quantum irascuntur aniantes.
tantane me decuit uulgari gaudia fama
noscere? cumque tibi uagiret tertius infans, 35
protinus ingenti non uenit nuntia cursu
littera, quae festos cumulare altaribus ignes
et redimire chelyn postesque ornare iuberet
Albanoque cadum sordentem promere fumo
et cantu signare diem, sed tardus inersque 40
nunc demum mea uota cano? tua culpa tuusque
hie pudor. ulterius sed enim producere questus
non licet; en hilaris circumstat turba tuorum
defensatque patrem. quem non hoc agmine uincas?
cdi patrii, quos auguriis super aequora inagnis 45
litus ad Ausonium deuexit Abantia classis:
tu, duetor populi longe ruigrantis, Apollo,
cuius adhuc uolucrem laeua ceruice sedentem
respiciens blande felix Eumelis adorat,
tuque, Actaea Ceres, cursu cui semper anhelo 50
uotiuaru taciti quassamus lampada mystae,
et uos, Tyndaridae, quos non horrenda Lycurgi
Taygeta umbrosaeque magis coluere Therapnae:
hos cum plebe sua, patrii, seruate penates.
sint, qui fessam aeuo crebrisque laboribus urbem 55
uoce opibusque iuuent uiridique in nomine seruent.
his placidos genitor mores largumque nitorem
monstret auus, pulchrae studium uirtutis uterque.
quippe et opes et origo sinunt hanc lampade prima
patricias intrare fores, hos pube sub ipsa, 60
si modo prona bonis inuicti Caesaris adsint
numina, Romulei limen pulsare senatus.'
32 carissime £ — 40 creta signare Bentleius — sie tardus Baehrensius —
46 ab anxia classis; corr. a — 50 tuque acea ceres; corr. c cf. V 2. 128 — 54 patriae
Gronouius — 57 placidus; corr. 5 hos placidus Sudhauskiß — 50 sinunt hac;
corr. Geuartius —
34 Ou. Her. VI 9 cur mihi fama prior quam nuntia littera uenit — 45 Tib.
II 1. 17 di patrii — 51 Lucan. III 15 quaterent . . . lampadas cf. Silu. I 2. 4 —
57 cf. ad IV 4. 72 — 62 Silu. V 2. 20 penetrale senatus . . . pulsasti —
SILVARVM IV 8 IV 9 169
9
Xist sane iocus iste, quod libellum
rnisisti mihi, Grype, pro libello.
urbanum tarnen hoc potest uideri,
si post hoc aliquid mihi remittas;
nam si ludere, Grype, perseueras, 5
non ludis. licet, ecce, computemus !
noster purpureus nouusque charta
et binis decoratus umbilicis
praeter me mihi constitit decussis:
tu rosum tineis situque putrem, 10
quales aut Libycis madent oliuis
aut tus Niliacum piperue seruant
aut Byzantiacos colunt lacertos,
nee saltem tua dieta continenteru,
quae trino iuuenis foro tonabas 15
aut centum prope iudices, priusquam
te Germanicus arbitrum sequenti
annonae dedit omniumque late
praefecit stationibus uiarum, —
sed Bruti senis oscitationes, 20
de capsa miseri libellionis
emptum plus minus asse Gaiano,
donas. usque adeone defuerunt
caesis pillea suta de lacernis
uel mantelia luridaeue mappae 25
chartae Thebaicaeue Caricaeue?
nusquam turbine conditus ruenti
prunorum globus atque cottanorum?
non ellychnia sicca, non replietae
bulborum tunicae? nee oua tantum, 30
nee lenes halicae nee asperum far?
nusquam Cinyphiis uagata campis
curuarum domus uda coclearum?
9 Hendecasyllabi iocosi ad Plotium Grypum — 4 si posthac aliud
mihi remittes Heinsius — 9 decussi Turnebus — 13 olent lacertos Heinsius —
21 libelliones (etiam A*); corr. a — 24 scissis pillea Heinsius — sicca sed in M
ita scriptum, ut paene sit suta aut sieta; cassis et seeta Polster — 30 bullorum;
corr. c —
170 P. PAPINII STATU
non lardum graue debilisue perna,
non Lucanica, non graues Phalisci, 35
non sal oxyporumue caseusue
aut panes uiridantis aphronitri
uel passum psithiis suis recoctum
dulci defruta uel lutosa caeno?
quantum nee dare cereos olentes 40
cultellum tenuesue codicillos?
ollares, rogo, non licebat uuas,
Cumano patinas in orbe tortas
aut unam dare synthesin (quid horres?)
alborum calicum atque caccaborum? 45
sed certa uelut aequus in statera
nil mutas, sed idem mihi rependis.
quid si; cum bene mane semicrudus
inlatam tibi dixero salutem,
et tu me uieibus domi salutes 50
aut, cum me dape iuueris opima,
expectes similes et ipse cenas?
irascor tibi, Grype, sed ualebis;
tantum ne mihi, quo soles lepore,
et nunc hendecasyllabos remittas! 55
34 lardum breue Marklandus — 38 imis recoctum; corr. S — 49 inlotam
Turnebus — 54 tantum me; corr. a — quod soles lepori; corr. c —
SILVARVM IV 9 Vpraef. 171
LIBER V
STATIVS ABASCANTO SVO SALVTEM
Omnibus affectibus prosequencla sunt bona exempla, cum publice
prosint. pietas, quam Priscillae tuae praestas, et n|orum tuorum pars
est et nulli non conciliare te, praecipue marito, potest. uxorem 5
enim uiuam amare uoluptas est, defunctam religio, ego tarnen huic
operi non ut unus e turba nee tantum quasi officiosus adsilui. amauit
enim uxorem meam Priscilla et amanclo fecit mihi illam probatiorem;
post hoc ingratus sum? si lacrimas tuas transeo. praeterea latus omne
diuinae clomus semper demereri pro mea medioeritate conitor. nam 10
qui bona fide deos colit, amat et sacerdotes. sed quamuis propiorem
usum amicitiae tuae iampridem cuperem, mallem tarnen nondum in-
uenisse materiam.
Titulum testari uidetur ctiam A* — 4 pars et nulli; est inseruit Gronouius
est morum Barthius — 8 Priscillam; corr. Sa — 11 propiorem usum RH
uisum MFGB propiorem me uisum Krohnius — 12 tarnen talem Barthius —
13 inuenisse etiam A* —
172 P. PAPINH STATU
1
!Si manus aut similes docilis mihi fingere ceras
aut ebur impressis aurumue aniinare figuris,
hinc, Priscilla, tuo solacia grata niarito
conciperem. namque egregia pietate meretur,
ut uel Apelleo uultus signata colore 5
Phidiaca uel nata manu reddare dolenti:
sie auferre rogis umbram conatur et ingens
certamen cum Morte gerit curasque fatigat
artificum inque omni te quaerit amare metallo.
sed mortalis honos, agilis quem dextra laborat. 10
nos tibi, laudati iuuenis rarissima coniunx,
longa riec obscurum finem latura perenni
temptamus dare iusta lyra; modo dexter Apollo
quique uenit iuneto mihi semper Apolline Caesar
annuat, haud alio melius condere sepulcro. 15
sera quidem tanto struitur medicina dolori,
altera cum uolucris Phoebi rota torqueat annum;
sed cum plaga recens et adhuc in uulnere primo
nigra domus questu miseramque accessus ad aurem
coniugis orbati: tunc flere et scindere uestes 20
et famulos lassare greges et uincere planctus
Pataque et iniustos rabidis pulsare querelis
caelicolas solamen erat, licet ipse leuandos
ad gemitus siluis comitatus et amnibus Orpheus
adforet atque omnis pariter matertera uatem, 25
omnis Apollineus tegeret Bacchique sacerdos:
nil cantus, nil fila deis p allen tis Auerni
Eumenidumque audita comis muleere ualerent,
1 Epicedion in Priscillam uxorem — 1 pingere Krohnius — 15 aut
alio; corr. c — 19 aegra domus Heinsius — questu miseram haudque Baehrensius
quis tum miserandam accessus ad aurem Adrianus questu miseram qui accessus
ad aurem Macnaghtenius — 21 planctu Grasberger —
1. 11 Silu. III 5. 110 carissima coniunx not. — 18 plaga . . . uulnere cf. ad
II 1. 4 — 19 Theb. V 732 placidasque accessus ad aurem — 21 Silu. III 4. 57
famulumque greges Theb. VI 34 exemplo famulas premit hortaturque uolentes
orba parens — 22 Silu. V 3. 69 superos et Tartara pulsem inuidia V 5. 78 inuidia
superos iniustaque Tartara pulsem Claud. Eutr. II praef. 51 quid pulsas muliebribus
astra querelis —
SILVARVMVl 173
tantus in attonito regnabat pectore luctus!
nunc etiam ad planctus refugit iam plana cicatrix, 30
dum canimus, grauibusque oculis uxorius instat
imber. habentne pios etiamnum haec lumina fletus?
mira fides! citius genetrix Sipyleia fertur
exhausisse genas, citius Tithonida maesti
deficient rores aut exsatiata fatiscet 35
mater Achilleis hiemes adfrangere bustis.
macte anhni! notat ista deüs7 qui flectit habenas
orbis et humanos propior Ioue digerit actus,
lnaerenteruque uidet lectique arcana ministri
hinc etiam documenta capit, quod diligis umbram 40
et colis exequias. hie est castissimus ardor,
hie amor a domino meritus censore probari.
nee mirum, si uos collato pectore mixtos
iunxit inabrupta concordia longa catena.
illa quidem nuptuque prior taedasque marito 45
passa alio, sed te ceu uirginitate iugatum
uisceribus totis animaque amplexa fouebat,
qualiter aequaeuo sociatam palmite uitem
ulmus amat miscetque nemus ditemque precatur
autumnum et caris gaudet redimita racemis. 50
laudantur proauis seu pulchrae munere formae,
quae morum caruere bonis, falsaeque potentes
laudis egent uerae; tibi quamquam et origo niteret
et felix species multumque optanda maritis,
ex te maior honos: unum nouisse cubile, 55
unuin secretis agitare sub ossibus ignem.
illum nee Phrygius uitiasset raptor amorem
Dulichiiue proci nee qui fraternus adulter
33 si pelea; corr. S Sipylea feretur Heinsius — 45 nuptumque c —
51 laudentur c — proaui seu; corr. S proauis et Politianus proauis aut Heinsius
proaui seu . . . munera formae Imhofius — 52 falsoque; corr. Heinsius falsaque
Mcursius —
29 Theb. I 417 maior in exiguo regnabat corpore uirtus cf. V 5. 23 — 33 cf.
ad III 3. 21 — 34 Theb. X 168 exhauritque genas — 47 Silu. V 5. 9 uiscera nostra
tenens animamque et cf. ad III 5. 30 — 48 Commodian. Instr. XXX 16 sicut ulmus
amat uitem — 55 Alcim. Auit. Laud. uirg. 624 atque unum nosse cubile —
56 Verg. Gr. III 258 cui uersat in ossibus ignem durus amor Aen. I 660 ossibus
implicet ignem —
174 P. PAPINII STATU
casta Mycenaeo conubia polluit auro.
si Babylonos opes, Lydae si pondera gazae 60
Indorumque dares Serumque Arabumque potentes
diuitias, mallet cum paupertate pudica
intemerata mori uitamque rependere famae.
nee frons triste rigens nimiusque in moribus horror,
sed simplex hilarisque fides et mixta pudori 65
gratia. quod si aneeps metus ad maiora uocasset,
illa uel armiferas pro coniuge laeta cateruas
fulmineosque ignes mediique pericula ponti
exciperet. melius, quod non aduersa probarunt,
quae tibi cura tori, quantus pro coniuge pallor. 70
sed meliore uia dextros tua uota marito
promeruere deos, dum nocte dieque fatigas
numina, dum eunetis supplex aduolueris aris
et mitem genium domini praesentis adoras.
audita es uenitque gradu Fortuna benigno. 75
uidit quippe pii iuuenis nauamque quietem
intaetamque fidem succinetaque pectora curis
et uigiles sensus et digna euoluere tantas
sobria corda uices — uidit, qui euneta suorum
nouit et inspectis ambit latus omne ministris. 80
nee mirum: uidet ille ortus obitusque, quid auster,
quid boreas hibernus agat, ferrique togaeque
consilia atque ipsam mentem probat, ille iubatis
molem immensam umeris et uix traetabile pondus
imposuit. nee enim numerosior altera sacra 85
64 maioribus (minoribus K) horror; corr. c — 66 et maiora natasset a corr.
in uatasset A (sine dubio ex antiquo codice) et m. uacasset MFBTJSG uocasset HI
uocasset R ad maiora uocasset KQc — 76 uanamque quietem FGBRa; scriptor cod. M
uolueritne nauamque an uauamque plane dispici nequit — 81 quid aretos; per
actos a corr. in quid aretos A quid auster S — 82 togaeque c rotage A*G
rotagae MFB rogate Ba — 83 iugatis Lohrius subactis Auantius — 84 tempus;
pondus Auantius —
60 sqq. Prop. I 8. 33 illa uel angusto mecum requiescere lecto et quoeunque
modo maluit esse mea, quam sibi dotatae regnum uetus Hippodamiae et quas
Elis opes ante pararat equis — 66 Ou. Pont. IV 8. 69 nisi te nomen tantum ad
maiora uocasset — 67 sqq. cf. Plaut. Merc. 859 sqq. et alia cf. ad III 5. 19 —
72 Lucr. IV 1231 diuom numen sortisque fatigant et saepius Heyne ad Verg. A.
I 280 Kulla p. 49 — 73 Prop. III 17. 1 nunc o Bacche tuis humiles aduoluimur
aris —
SILVARVMV1 175
cura domo; magnum late dimittere in orbein
Romulei mandata ducis uiresque modosque
imperii tractare manu: quae laurus ab arcto,
quid uagus Euphrates, quid ripa binominis Histri,
quid Rheni uexilla ferant, quantum ultimus orbis 90
cesserit et refugo circumsona gurgite Thyle
(omnia nam laetas pila attollentia frondes,
nullaque famosa signatur lancea penna);
praeterea, fidos dominus si diuidat enses,
pandere, quis centum ualeat frenare, maniplos 95
inter missus eques? quis praecepisse cohorti,
quem deceat clari praestantior ordo tribuni,
quisnam frenigerae signum dare dignior alae;
mille etiam praenosse uices, an merserit agros
Nilus, an imbrifero Libye sudauerit austro — 100
cunctaque si numerem, non plura interprete uirga
nuntiat ex celsis ales Tegeaticus astris
quaeque cadit liquidas Iunonia uirgo per auras
et picturato pluuium ligat aera gyro
quaeque tuas laurus uolucri, Germanice ? curru io5
Fama uehit praegressa diem tardumque sub astris
Arcada et in medio linquit Thaumantida caelo. —
qualem te superi, Priscilla, hominesque benigno
aspexere die, cum primum ingentibus actis
admotus coniunx! uicisti gaudia paene iio
ipsius, effuso dum pectore prona sacratos
ante pedes auide domini tarn magna merentis
92 laetas ; laceras GBa (in a Politianus mutauit addito signo antiqui codicis,
quid tarnen uoluerit iam dispici nequit, sine dubio laetas) iani lassas R ciaras Otto
sacras Polster — 93 fumosa; corr. Salmasius — 95 frenare maniplis interrnixtus
equos Salmasius frenare, maniplo intermissus eques Maduigius — 102 ex etiam A*
— 105 cursu; corr. Casaubonus — 106 Fama uelut; corr. c — 110 cene; corr.
SJcutschius — 112 magna ferentis JBaehrensius —
89 Ou. Pont. I 8. 11 urbs ripae uicina binominis Histri cf. Sil. It. I 320
Auson. Mos. 106 — 98 Silu. IV 7. 47 frenatae alae — 103 Ou. Met. XI 589 induitur
uelamina mille colorum Iris et arcuato caelum curuamine signans tecta petit
cf. XIV 829. 838 Sen. Oed. 315 sqq. Stat. Theb. X 80 sqq. — Verg. A. XI 595 illa
leuis caeli delapsa per auras Silu. I 3. 60 liquidas ... in auras Claud. Ruf. I 55 —
105 cf. ad III 4. 36 — Silu. II 7. 108 Famae curribus arduis leuatus Hör. S.
I 6. 23 —
176 ■ P. PAPINII STATU
uolueris. Aonio non sie in uertice gaudet,
quam pater arcani praefecit hiatibus antri
Delius aut primi cui ius uenerabile thyrsi 115
Bacchus et attonitae tribuit uexilla cateruae.
nee tarnen hinc mutata quies probitasue seeundis
intumuit; tenor idem animo moresque modesti
fortuna crescente manent: fouet anxia curas
coniugis hortaturque simul flectitque labores, 120
ipsa dapes modicas et sobria pocula tradit
exemplumque ad erile monet; uelut Apula coniunx
agricolae parci uel sole infeeta Sabino,
quae uidet emeriti iam prospeetantibus astris
tempus adesse uiri, propere mensasque torosque 125
instruit expeetatque sonum redeuntis aratri.
parua loquor — tecum gelidas eomes illa per Arctos
Sarmaticasque hiemes Histrumque et pallida Rheni
frigora, tecum omnes animo durata per aestus
et? si castra darent, uellet gestare pharetras, 130
uellet Amazonia latus intercludere pelta,
dum te puluerea bellorum nube uideret
Caesarei prope fulmen equi diuinaque tela
uibrantem et magnae sparsum sudoribus hastae.
hactenus alma chelys. tempus nunc ponere frondes? 135
Phoebe, tuas maestaque comam damnare cupresso.
quisnam impacata consanguinitate ligauit
Fortunam Inuidiamque deus? quis iussit iniquas
113 uolueris ausonio; corr. c — 114 quem pater; corr. Barthius — 115 primi
cuius; corr. c — 117 nee tarnen hie; corr. S — 123 Sabina Heinsius — 127 comis A*?
— 132 bellorum in nube edd. — 133 Caesari; corr. S —
113 Prop. III 8. 12 Lucan. VII 377 supplex . . . uoluerer ante pedes Theb.
XI 739 sie orat humique uoluitur — 116 Verg. A. VII 580 attonitae Baccho matres
cf. Theb. IV 382 — 119 Silu. III 4. 71 anxia curis — 122 sqq. Hör. Epod. II 41 Sabina
qualis aut perusta solibus pernicis uxor Apuli sacrum uetustis exstruat lignis
focum lassi sub aduentum uiri claudensque textis cratibus laetum pecus distenta
siccet ubera et horna dulei uina promens dolio dapes inemptas adparet — 125 Lucan.
IV 245 mensasque torosque — 127 cf. ad IV 2. 52 et ad III 5. 19 — 129 Silu. I 2. 91
durasse per aestus — 132 Verg. A. VIII 593 pulueream nubem Lucan. IV 488
bellorum nube Theb. IV 838 armorum sub nube — 133 Verg. A. IX 659 diuinaque
tela — 135 Silu. V 3. 8 funestamque hederis irrepere taxum extimui trepidamque
(nefas) arescere laurum V 5. 29 en taxea marcet silua comis hilaresque hederas
plorata cupressus exeludit ramis —
SILVARVMV1 177
aeternum bellare deas? nullamne notabit
illa domum, toruo quam non haec lumine figat 140
protinus et saeua proturbet gaudia dextra?
florebant hilares inconcussique penates:
nil maestum, quid enim, quamuis infida leuisque,
Caesare tarn dextro posset Fortuna timeri?
inuenere uiam liuentia Fata piumque 145
intrauit uis saeua larem. sie plena maligno
adflantur uineta Noto, sie alta senescit
imbre seges nimio, rapidae sie obuia puppi
inuidet et uelis adnubilat aura seeundis.
carpitur eximium Fato Priscilla decorem, 150
qualiter alta comam siluarum gloria pinus
seu Iouis igne malo seu iam radice soluta
deficit et nulli spoliata remurmurat aurae.
quid probitas aut casta fides, quid numina prosunt
eulta deuru? furuae miseram circum undique Leti 155
uallauere plagae, tenduntur dura sororuni
licia et exaeti superest pars ultima fili.
nil famuli coetus, nil ars operosa medentum
auxiliata maus; comites tarnen undique ficto
spem simulant uultu, flentem notat illa maritura. 160
ille modo infernae, nequiquam!, flumina Lethes
incorrupta rogat? nunc anxius omnibus aris
inlacrimat signatque fores et pectore terget
limina, nunc magni uocat exorabile numen
Caesaris. heu durus fati tenor! estne quod illi 165
non liceat? quantae poterant mortalibus annis
accessisse morae; si tu, pater, omne teneres
arbitrium? caeco gemeret Mors clusa barathro
longius et uacuae posuissent stamina Parcae.
139 notauit; corr. Barthius — 149 obnubilat Marklandus — 156 tenuantur
dura c — 161 numina Lethes Heinsius —
145 Verg. A. X 113 Fata uiam inuenient Lucan. I 33 si non aliam . . .
Fata . . . inuenere uiam — Silu. IV 8. 22 piumque intrauit repetita larem —
149 cf. ad III 1. 107 — 151 sqq. cf. Hom. II. XIII 389 ff. Verg. A. V 448 sq. Cul. 135 sq.
— 156 cf. comm. ad I 4. 64 — 160 Verg. A. 1 209 spem uoltu simulat — 163 Silu.
II 1. 193 tergentem pectore ceras Theb. X 52 pietasque fores et frigida uultu saxa
terunt — 167 Silu. 1 1. 40 nee si pater ipse teneres — 169 Anth. ep. 822. 1 nexissent
stamina Parcae —
Vollmer, Statius' silvae. 12
178 P. PAPINII STATU
iamque cadunt uultus oculisque nouissimus error 170
optunsaeque aures, nisi cum uox sola lnariti
noscitur; illuin unum media de morte reuersa
mens uidet, illum aegris circumdat fortiter ulnis
immotas obuersa genas ; nee sole supremo
lumina, sed dulei mauult satiare marito. 175
tum sie unanimum moriens solatur amantem:
*pars animae uictura meae, cui linquere possim
o utinam; quos dura mihi rapit Atropos annos:
parce, precor, lacrimis, saeuo ne coneute planctu
pectora nee crucia fugientem coniugis umbram. i8o
linquo equidem thalamos, saluo tarnen ordine mortis
quod prior; exegi longa potiora seneeta
tempora: uidi omni pridem te flore nitentem,
uidi altae propius propiusque accedere dextrae.
non in te Fatis, non iam caelestibus ullis 185
arbitrium: mecum ista fero. tu limite coepto
tende libens sacrumque latus geniumque potentem
irrequietus ama. nunc, quod cupis ipse iuberi,
da Capitolinis aeternum sedibus aurum,
quo niteat sacri centeno pondere uultus 190
Caesaris et propriae signet eultricis amorem.
sie ego nee Furias nee deteriora uidebo
Tartara et Elysias felix admittar in oras.'
haec dicit labens sociosque amplectitur artus
haerentemque animam non tristis in ora mariti 195
transtulit et cara pressit sua lumina dextra.
172 reuersae Heinsius — 177 possem Marklandus — 179 nee coneute S —
181 mostis (noctis Ga); mortis Polster maestos c — 190 quod niteat olim
Vollmer quo niteant . . . signa Marklandus —
170 Val. Fl. VI 277 extremus cum lumina corripit error (cf. Verg. A. IVG91)
Theb. XII 777 ille oculis extremo errore solutis labitur — Theb. VIII 647 quater
iam morte sub ipsa ad nomen uisus defeetaque fortiter ora sustulit; illam unam
neglecto lumine caeli aspicit et uultu non exsatiatur amato cf. Silu. II 1. 149 sqq.
Claud. Stil. III 197 — 172 Silu. II 5. 18 a media iam morte redit — 17G Verg. A. IV 8
cum sie unanimam adloquitur male sana sororem — 179 Silu. III 5. 49 saeui . . .
planctus — 180 Silu. II 6. 96 crucias . . . luctibus umbram — 185 Verg. A. XI 51
nos iuuenem exanimum et nil iam caelestibus ullis debentem . . . comitamur —
195 Manil. V 624 cupiant extrema suorum oscula et in proprias animam trans-
ferre medullas cf. ad Silu. II 1. 150 — 196 Lucan. III 740 inuitatque patris clau-
denda ad lumina dextram —
SILVARVM Vi 179
at iuuenis magno flammatus pectora luctu
nunc implet saeuo uiduos clamore penates,
nunc ferrum laxare cupit, nunc ardua tendit
in loca — uix retinent comites — ; nunc ore ligato 200
incubat amissae mersumque in corde dolorem
saeuus agit, qualis conspecta coniuge segnis
Odrysius uates positis ad Strymona plectris
obstupuit tristemque rogum sine carmine fleuit.
ille etiam erecte rupisset tempora uitae, 205
ne tu Tartareum chaos incomitata subires,
sed prohibet mens fida ducis mirandaque sacris
imperiis et maior amor.
quis carmine digno
exequias et dona malae ieralia pompae
perlegat? omne illic stipatum examine longo 210
uer Arabum Cilicumque fluit floresque Sabaei
Indorumque arsura seges praereptaque templis
tura, Palaestinis simul Hebraeique liquores
Coryciaeque comae Cinyreaque germina; et altis
ipsa toris Serum Tyrioque umbrata recumbit 215
tegmine. sed toto spectatur in agmine coniunx
solus; in liunc magnae flectuntur lumina Romae
ceu iuuenes natos suprema ad busta ferentem:
is dolor in uultu, tan tum crinesque genaeque
noctis habent. illam tranquillo fine solutam 220
felicemque uocant, lacrimas fudere marito. —
est locus ante Vrbem, qua primum nascitur ingens
Appia quaque Italo gemitus Almone Cybebe
ponit et Idaeos iam non reminiscitur amnis.
hie te Sidonio uelatam molliter ostro 225
202 saeuus alit Marldandus — conspecto coniugis igni Barthius — 207 duci
mirandaque c duci seruandaque Barthius — 214 at altis Gronouius —
198 Theb. I 592 plangoribus amens teeta replet — 199 Theb. II 475 ferruui
laxauit de re cf. Theb. IX 76 sq. XI 628 — 200 Silu. II 1. 25 uix tenui similis
comes cf. not. — 203 Silu. IV 4. 36 postis . . . plectris — 205 Lucan. IX 233
tempora uitae — 206 Theb. XII 772 Tartareum chaos cf. ad V 3. 14 — 210 sqq. cf.
ad II 1. 160 — 216 Silu. II 1. 174 te speetauere — 218 cf III 3. 8 sqq. — 219 Ou. M.
VI 472 quantum mortalia pectora caecae noctis habent — 222 Ou. saepius est
locus — 223 Lucan. I 600 Almone Cybeben Sil. It. VIII 363 — 225 Hör. Ep. 1 10. 26
Cir. 387 Sidonio . . . ostro Claud. Ruf. II 450 Sidonio uelari credidit ostro —
12*
180 P. PAPINII STATU
eximius coniunx — nee enim fumantia busta
clamoremque rogi potuit perferre — beato
composuit, Priscilla, toro. nil longior aetas
carpere, nil aeui poterunt uitiare labores
siceatam membris: tantas uenerabile marmor 230
spirat opes. mox in uarias mutata nouaris
effigies: hoc aere Ceres , hoc lucida Gnosis,
illo Maia tholo, Venus hoc non improba saxo
(aeeipiunt uultus haud indignata decoros
numina), circumstant fanmli consuetaque turba 235
obsequiis. tunc rite tori mensaeque parantur
assiduae. — domus ista, domus! quis triste sepulcrura
dixerit? hac merito uisa pietate mariti
protinus exclames: cest hie, agnosco, minister
illius, aeternae modo qui sacraria genti 240
condidit inque alio posuit sua sidera caelo.'
sie, ubi magna nouum Phario de litore puppis
soluit iter iamque innumeros utrimque rüden tes
lataque ueliferi porrexit brachia rnali,
inuasitque uias in eodem angusta phaselos 245
aequore et immensi partem sibi uindicat austri.
quid nunc immodicos, iuuenum lectissime, fletus
corde foues longumque uetas exire dolorem?
nempe times ne Cerbereos Priscilla tremescat
latratus? tacet ille piis! ne tardior adsit 250
nauita proturbetque uadis? uehit ille raerentes
protinus et manes placidus locat hospite cymba.
praeterea, si quando pio laudata marito
umbra uenit, iubet ire faces Proserpina laetas
egressasque sacris ueteres heroidas antris 255
lumine purpureo tristes laxare tenebras
230 siccatum (etiam A*?); corr. S — 233 Maia coli Kröhnius (ut pendeat in-
finitiuus a nouaris) — 238 haec merito ; corr. c — 245 uias; it eodem Geuartüis
— 252 hospite ripa Marklandus —
228 Anth. ep. 404. 3 felix si longior aetas mansisset — 23C Silu. III 3. 199
assiduas . . . dapes — 240 Theb. III 246 gentis sacraria nostrae testor — 242 cf.
I 4. 120 sqq. — 244 Lucan. I 500 ueliferi . . . mali — 245 Verg. A. VI 260 tuque
inuade uiam — 251 Verg. A. VI 411 inde alias animas . . . deturbat . . . simul
aeeipit alueo ingentem Aenean — 254 cf. V 3. 284 sqq. — 255 Silu. III 5. 45
ueteres . . . heroidas — 256 Theb. XII 254 laxabant astra tenebras —
SILVARVM V1V2 181
sertaque et Elysios animae praesternere flores.
sie manes Priscilla subit; ibi supplice dextra
pro te Fata rogat, reges tibi tristis Auerni
placat, ut expletis humani finibus aeui 260
pacantem terras dominum iuuenemque relinquas
ipse senex! certae iurant in uota sorores.
2
Jtiura meus Tyrrhena petit saltusque Tagetis
Crispinus. nee longa mora est aut auia tellus,
sed mea secreto uelluntur pectora morsu
udaque turgentes impellunt lumina guttas,
ceu super Aegeas hiemes abeuntis amici 5
uela sequar spectemque ratem iam fessus ab altis
rupibus atque oculos longo querar aere uinci.
quid? si militiae iam te7 puer inclite, primae
elara rudimenta et castrorum dulce uocaret
auspicium, quanto manarent gaudia fletu 10
quosue darem amplexus! etiamne optanda, propinqui,
tristia? ut octonos bis iam tibi cireuit orbes
uita? sed angustis animus robustior amiis
suecumbitque oneri et mentem sua non capit aetas.
nee mirum: non te series inhonora parentum 15
obscurum proauis et priscae lucis egentem
plebeia de stirpe tulit, non sanguine cretus
turmali trabeaque recens et paupere clauo
augustam sedem et Latii penetrale senatus
aduena pulsasti, sed praecedente tuorum 20
261 placantem; corr. S —
2 Laudes Crispini Vettii Bolani filii — 3 et niea; corr. Gronouius —
4 guttac Marlclandus — 11 propinquis S — 12 et octonos S — 18 trabeq; ac
remis et paupere; corr. Krohnius trabeaque Remi nee Lipsius —
258 Silu. I 2. 67 supplice dextra —
2. 5 Silu. I 3. 95 Aegeas hiemes — 7 Silu. III 2. 79 ratis . . . paullatim
minor longe seruantia uincit lumina — 10 Silu. V 3.217 gaudia fletu Claud. bell.
Gild. I 228 Iuu. XV 136 manantia fletu ora — 12 Anth. ep. 299. 9 sol cireuit
orbern — 13 cf. ad II 1. 40 — 15 Silu. V 3. 116 non tibi deformes obscuri sanguinis
ortus nee sine luce genus — 17 Verg. A. II 74 quo sanguine cretus Dracont.
VIII 69 — 19 Silu. IV 8. 62 limen pulsare senatus —
182 P. PAPINII STATU
agmine. Romulei qualis per iugera circi,
cum pulcher uisu, titulis generosus auitis
expectatur equus, cuius de stemmate longo
felix demeritos habet admissura parentes, —
illum omnes acuunt plausus, illum ipse uolantem 25
puluis et incuruae gaudent agnoscere metae:
sie te? elare puer, genitum sibi Curia sensit
primaque patricia clausit uestigia luna,
mox Tyrios ex ruore sinus tunicamque potentem
agnouere umeri. sed enim tibi magna parabat 30
ad titulos exempla pater, quippe ille iuuentam
protinus ingrediens pharetratum inuasit Araxen
belliger indocilemque fero seruire Neroni
Armeniam. rigidi summam Mauortis agebat
Corbulo, sed comitem belli sociumque laborum 35
ille quoque egregiis multum miratus in armis
Bolanum atque illi curarum asperrima suetus
credere partirique nietus, quod tempus amicum
fraudibus, exerto quaenam bona tempora bello,
quae suspeeta fides aut quae fuga uera ferocis 40
Armenii; Bolanus iter praenosse tiinenduin,
Bolanus tutis iuga quaerere commoda castris,
metiri Bolanus agros, aperire malignas
torrentum nemorumque moras tantamque uerendi
mentem implere ducis iussisque ingentibus unus 45
sufficere. ipsa uirum norat iam barbara tellus,
ille seeundus apex bellorum et proxima cassis.
sie Phryges attoniti, quamquam Nemeaea uiderent
arma Cleonaeusque acies impelleret arcus
pugnante Aleide ; tarnen et Telamona timebant. 50
disce, puer, — nee enim externo monitore petendus
uirtutis tibi pulcher amor: cognata ministret
22 uisu et titulis Heinsius — 24 emeritos Geuartius — 39 exorto; corr.
Liuineius — 40 suseepta; corr. Politianus — 43 metari c — 44 tot rerum nemo-
rumque; corr. Heinsius tot ueprum c — 48 nemea (etiam A*); corr. Politianus
— 52 ministrat? —
27 cf. ad IV 4. 76 IV 8. 13 sibi genitos putat — 35 Lucan. VIII 262 comites
bellique fugaeque — 38 Verg. A. XI 822 quicum partiri curas — 45 Verg. A. VII 241
iussisque ingentibus cf. V 2. 112 — 47 Ou. Trist. IV 2. 28 proximus ille duci —
51 Verg. A. XII 435 disce puer uirtutem ex me uerumque laborem, fortunam ex aliis
Ermold. Eleg. ad Pipin. II 199 non aliunde, peto, in genitore exempla require —
SILVARVM V 2 183
laus animos, aliis Decii reducesque Camilli
monstrentur — tu disce patrem, quantusque negantem
fluctibus occiduis fesso usque Hyperione Thylen 55
intrarit mandäta gerens quantusque potentis
mille urbes Asiae sortito rexerit anno
imperium mulcente toga. tibi talia pronis
auribus, haec certent tibi conciliare propinqui,
haec iterent comites praecepta senesque paterni. 60
iamque adeo nioliris iter nee deside passu
ire paras! nonduin ualidae tibi signa iuuentae
inrepsere genis et adhuc tenor integer aeui
nee genitor iuxta, fatis namque haustus iniquis
oeeidit et geminaru proleru sine praeside linquens, 65
nee saltem teneris ostrum puerile lacertis
exuit albentique umeros induxit amictu.
quem non corrupit pubes effrena nouaeque
libertas properata togae? ceu nescia falcis
silua comas tollit fruetumque expirat in umbras. 70
at tibi Pieriae tenero sub pectore curae
et pudor et docti legem sibi dicere mores,
liinc hilaris probitas et frons tranquilla nitorque
luxuriae confine tenens pietasque per omnes
dispensata modos. aequaeuo cedere fratri 75
mirarique patrem miseraeque ignoscere matri
admonuit Fortuna domus. tibine illa nefanda
pocula letalesque manu componere sueos
eualuit, qui uoce potes praeuertere morsus
serpentum atque omnis uultu placare nouercas? 80
infestare libet manes meritoque precatu
54 nigrantem Auantius — 55 fessusque; corr. Vollmer fessoque c — 56 po-
tentes; corr. Heinsius — 58 bibe talia Heinsius — 61 iamque alio; corr. Mark-
landus — 65 oeeidio et; corr. Ga oeeidit heu geminam c — 73 tunc; corr. Baehren-
sius — 74 confine timens Barthius — 75 dispensata domos; corr. Behotius —
53 Lucan. VII 358 si Curios his Fata darent reducesque Camillos temporibus
Deciosque — 56 Manil. IV 680, 753 Lucan. IX 1002 Sen. Ag. 785 Asiamque po-
tentem cf. Hör. S. I 7. 19 — 58 Silu. I 4. 48 ferrum muleere toga — 58 Hör. Ep.
I 2. 67 nunc adbibe puro pectore uerba puer — 63 cf. ad III 3. 147 — 64 Verg. A.
III 17 fatis ingressus iniquis Anth. ep. 373. 3 Hosivs Mus. Rh. L 289 — 77 cf. ad
II 1. 137 haec fortuna domus — 79 Silu. II 1. 48 cui sibila serpens poneret et
saeuae uellent seruire nouercae — 81 Ou. Ib. 411 (cf. 95) meritis preeibus mea
deuouet ira —
184 P. PAPINII STATU
pacem auferre rogis; sed te, puer optime, cerno
flectentem iustis et talia dicta parantem:
cparce, precor, cineri; fatum illud et ira nocentum
Parcarum crimenque dei, mortalia quisquis 85
pectora sero uidet nee primo in limine sistit
conatus sceleruni atque animos infanda parantes.
excidat illa dies aeuo nee postera credant
saecula! nos certe taceamus et obruta multa
nocte tegi propriae patiamur crimina gentis. 90
exegit poenas, hominum cui cura suorum,
quo Pietas auetore redit terrasque reuisit,
quem timet omne nefas. satis haec lacrimandaque nobis
ultio. quin saeuas utinam exorare liceret
Eumenidas timidaeque auertere Cerberon umbrae 95
immemoremque tuis citius dare manibus ainnem.'
macte animo, iuuenis, sed creseunt crimina matris. —
nee tantum pietas, sed protinus ardua uirtus
affeetata tibi, nuper cum forte sodales
immeritae falso pallerent crimine famae 100
erigeretque forum succinetaque iudice multo
surgeret et castum uibraret Iulia fulmen:
tu, quamquam non ante forum legesque seueras
passus, sed tacita studiorum oecultus in umbra,
defensare metus aduersaque tela subisti 105
pellere, inermis adhuc et tiro, pauentis amici.
haud umquam tales aspexit ßomulus annos
Dardaniusque senex medii bellare togata
strage fori, stupuere patres temptamina tanta
conatusque tuos nee te reus'ipse timebat. — lio
par uigor et membris promptaeque ad fortia uires
sufficiunt animo atque ingentia iussa sequuntur.
ipse ego te nuper Tiberino in litore uidi,
83 flectentem a iustis Heinsius — 84 ire nocentum; corr. c — 88 excitat
illa die saeuo; corr. Auantius — 97 sie creseunt S — 99 sodalis et 100 palleret c
— 103 leges seueras; corr. GB^a — 110 tuos, pro te Marklandus — 113 Tiberino
ut litore Marklandus —
86 cf. comm. ad I 4. 60 — Lucan. II 106 primo in limine uitae Silu. V 3. 72
limine primo fatorum — 95 Silu. V 3. 59 cui . . . Cerberus . . . auertere —
96 Sil. It. XVI 476 Lethes . . . immemori gurgite cf. Sen. Herc. Oet. 936 —
98 Lucan. IV 576 ardua uirtus — 112 cf. ad V 2. 45 iussis ingentibus —
SILVARVM V 2 185
qua Tyrrhena uadis Laurentibus aestuat unda;
tendentem cursus uexantemque ilia nuda 115
calce ferocis equi uultu dextraque minacem
(si qua fides dictis, stupui armatumque putaui):
Gaetulo sie pulcher equo Troianaque quassans
tela nouercales ibat uenator in agros
Ascanius miseramque patri flagrabat Elissam, 120
Troilus haud aliter gyro leuiore minantes
eludebat equos aut quem de turribus altis
Arcadas Ogygio uersanteni in puluere metas
speetabant Tyriae non toruo lumine matres.
ergo age — nam magno ducis indulgentia pulsat 125
certaque dat uotis hilaris uestigia frater —
surge animo et fortes castrorum coneipe curas.
monstrabunt acies Mauors Actaeaque uirgo,
üectere Castor equos, umeris quatere arma Quirinus,
qui tibi tarn tenero permisit plaudere collo 130
nubigenas clipeos intaetaque eaedibus arma.
quasnam igitur terras, quem Caesaris ibis in orbein?
Arctoosne amnes et Rheni fraeta natabis
flumina an aestiferis Libyae sudabis in aruis?
an iuga Pannoniae mutatoresque domorum 135
Sauromatas quaties? an te septenus habebit
Hister et undoso circumflua coniuge Peuce?
an Solymum cinerem palmetaque capta subibis
non sibi felices siluas ponentis Idumes?
quod si te magno tellus frenata parenti 140
aeeipiat, quantum ferus exultabit Araxes!
quanta Caledonios attollet gloria eampos,
cum tibi longaeuus referet trucis incola terrae:
114 qui; corr. c — 117 Martemque putaui Marklandus — 120 flammabat
Elissam Heinsius — 121 gyro breuiore Gronouius — 125 magni ducis c — 128 ac-
ceaque; corr. c cf. IV 8. 50 — 129 Castor eques; corr. Sac — 130 quis tibi;
corr. a — iam tenero Polster — 131 nubigeras; corr. Dan. Heinsius — cedimus
arma; corr. c eaedibus aera Marklandus — 133 aretoosue; corr. c — 134 in
armis; corr. c — 137 umbroso; corr. S — coniuge Ctiam A* — pauce; corr. £ac
— 138 solidum cinerem; corr. c — 141 aeeipiet A —
117 Verg. A. III 434 si qua fides et saepius cf. Lvehb p. 42 — 121 Verg. A.
XI 694 Camilla Orsilochum . . . eludit gyro interior — 134 Silu. III 2. 123 puer
his sudauit in aruis — Lucan. I 206 aestiferae Libyae — 137 Theb. IV 707 patris
undosi (= Mit) Sidon. C. V 30 undosi mariti (= Tiberis) cf. XIV 20 —
186 P. PAPINII STATU
chic suetus dare iura parens, hoc caespite turmas
adfari; late speculas castellaque longe 145
(aspicis?) ille dedit cinxitque haec lnoenia fossa;
belligeris haec dona deis, haec tela dicauit
(cernis adhuc titulos); hunc ipse uocantibus arniis
induit, hunc regi rapuit thoraca Britanno'?
qualiter in Teucros uictricia bella paranti 150
ignotum Pyrrho Phoenix narrabat Achillem.
felix; qui uiridi fidens, Optate, iuuenta
durabis quascumque uias uallumque subibis,
forsan et ipse latus — sie numina prineipis adsint! —
cinetus et unanimi comes indefessus amici, 155
quo Pylades ex more pius, quo Dardana gessit
bella Menoetiades. quippe haec concordia uobis,
hie amor est duretque precor! nos fortior aetas
iam fugit; hinc uotis animum preeibusque iuuabo,
et mihi! sed questus solitos si forte ciebo ieo
et mea Romulei uenient ad carmina patres,
tu deeris, Crispine, mihi euneosque per omnes
te meus absentem circumspeetabit Achilles,
sed uenies melior — uatum non irrita currunt
omina — quique aquilas tibi nunc et castra recludit, 165
idem omnes perferre gradus cingique superbis
faseibus et patrias dabit insedisse curules.
sed quis ab excelsis Troianae collibus Albae,
unde suae iuxta prospeetat moenia Romae
proximus ille deus, Fama uelocior intrat 170
nuntius atque tuos implet, Crispine, penates?
dicebam certe: uatum non irrita currunt
auguria. en! ingens reserat tibi limen honorum
Caesar et Ausonii committit munia ferri.
145 uitae specula; corr. Waller nitidas speculas c — 148 uacantibus; corr.
Heinsius uetantibus Schwartzius — 150 bella parentis; corr. Morellius — 153 ual-
luni et subibis A* sub illis F6BB(?)a subibis corr. ex subillis M1 — 157 quippe
et cordia; corr. c cf. II 3. 10 — nobis A (ex antiquo) — 160 ei mihi c — coetus
solitos Gronouius — 166 cingitque; corr. A (ex coniectura Politiani?) — 168 si
quis; corr. c —
154 cf. ad IV 4. 57 — 168 Silu. IV 2. 65 Troianae ... sub collibus Albae
cf. ad III 1. 61 — 169 Lucan. I 195 o magnae qui moenia prospicis urbis Tarpeia
de rupe Tonans — 170 Silu. V 1. 38 qui . . . humanos propior loue digerit actus —
SILVARVM V 2 V 3 187
uade, puer, tantisque enixus suffice donis, 175
felix, qui magno iam nunc sub praeside iuras
cuique sacer primum tradit Germanicus ensem!
non minus hoc; fortis quam si tibi panderet ipse
Bellipotens aquilas toruaque induceret ora
casside. uade alacer maioraque disce mereri! 180
3
lpse malas uires et lamentabile Carmen
Elysio de fönte mihi pulsumque sinistrae
da; genitor praedocte, lyrae! neque enim antra moueri
Delia nee solitam fas est impellere Cirrham
te sine. Corycia quiequid modo Phoebus in urubra, 5
quiequid ab Ismariis monstrabat collibus Euhan,
dedidici. fugere meos Parnasia crines
uellera funestamque hederis inrepere taxum
extimui trepidamque (nefas!) arescere laurum.
certe ego, magnanimum qui facta attollere regum 10
ibam altum spirans Martemque aequare canendo —
quis sterili mea corda situ, quis Apolline merso
irigida damnatae praeduxit nubila menti?
stant circum attonitae uatem et nil dulce sonantes
nee digitis nee uoce deae, dux ipsa silenti 15
175 unde puer; corr. c — 178 hoc sortis, quam Heinsius hoc, forti quam
Baehrensius — 180 cassidad; corr. £ac. an casside. at uade? —
3 Epicedion in patrem suum — 3 perdocte S praerepte Schwartzius
praeclare MarJdandus — mouere S — 10 ille ego Marklandus — 12 quid sterilis
mea chorda situ Otto — Apolline uerso R1 — 13 produxa MF produxit GR prae-
duxit a proc . . . nubila B1 inseruit lusa man. sim. — menis (mentis G8a);
corr. c — 14 sonantem; corr. c —
175 Silu. III 4. 36 uade puer —
3. 1 Silu. I 4. 22 ipse ueni uiresque nouas animumque ministra, quis caneris
— 2 Theb. III 247 Elysios, etiam mihi numina, fontes — 3 Lucan. I 64 nee . . .
Cirrhaea uelim secreta mouentem sollicitare deum -Bacchumque auertere Nysa
Sidon. Ep. VIII 9 carm. u. 1 Cirrham uel . . . Camenas ... in carmina commo-
uere — 5 u. 238 te sine — 7 Theb. IV 216 Parnasia . . . uellera — 8 Ou. Met.
IV 432 funesta . . . taxo — 8 sqq. cf. ad V 1. 135 — 9 Theb. VIII 203 (Ämphiarao
mortuo) ipsi amnes ipsaeque uolent arescere laurus — 11 Theb. III 329 mens altum
spirat honorem — 13 Lucan. VI 466 praedueunt nubila Phoebo Ou. Met. I 357
terrent etiamnum nubila mentem — 14 Theb. VIII 553 mutae fleuere sorores —
15 Theb. X 122 nee sonitu nee uoce deae —
188 P. PAPINII STATU
fulta caput cithara, qualis post Orphea raptum
adstitit, Hebre, tibi cernens iam surda ferarum
agmina et immotos sublato carmine lucos.
at tu seu membris emissus in ardua tendens
fulgentisque piagas rerumque elementa recenses, 20
quis deus, unde ignes, quae ducat semita solem,
quae minuat Phoeben quaeque integrare latentem
causa queat, notique modos extendis Arati,
seu tu Lethaei secreto in gramine campi
concilia heroum iuxta manesque beatos 25
Maeonium Ascraeumque senem non segnior umbra
accolis alternumque sonas et carmina misces:
da uocem magnam, pater, ingeniumque dolori.
nam me ter relegens caelo terque ora retexens
Luna uidet residem nullaque Heliconide tristes 30
♦ solantem curas, tuus ut mihi uultibus ignis
inrubuit cineremque oculis umentibus hausi.
uilis honos studiis; uix haec in munera soluo
primum animum tacitisque situm depellere curis
nunc etiam labente manu, nunc lumine sicco 35
ordior acclinis tumulo, quo molle quiescis
iugera nostra tenens, ubi post Aeneia fata
stellatus Latus ingessit montibus Albam
Aseanius, Phrygio dum pingues sanguine campos
odit et infaustae regnum dotale nouercae. 40
hie ego te — nam Sicanii non mitius halat
aura croci dites nee si tibi rara Sabaei
cinnama odoratas nee Arabs decerpsit aristas
21 semina; corr. c — 23 doctique modos a — 28 magna pater; corr. a —
29 caelum Heinsius — 32 hausit; corr. c — 33 munera tollo et 34 depellere chordis
Schrader — 35 labente R habente MFG1B hebente G3a — nee lumine Gronouius
— 40 infeste R — 42 ditis; corr. S
19 Prop. I 6. 31 at tu seu Silu. II 7. 107 at tu seu rapidum poli per axem . . .
leuatus — 24 Hör. C. II 3. 6 seu te in remoto gramine — 25 Auson. Parent. IV 29
(p. 32 P) conciliis animarum mixte priorum — 29 sqq. cf. V 5. 24 sqq. — 32 Silu.
V 5. 14 cineremque oculis et crimina ferte Verg. A. IV 661 hauriat hunc oculis
ignem Theb. X 596 — 33 Auson. Parent. VIII 17 (p. 35 P) pia munera soluo
— 36 Silu. V 5. 25 acclinis tumulo — 39 Verg. G. I 491 sanguine nostro . . •
pinguescere campos — 40 Iuu. XII 70 tunc gratus Iulo atque nouercali sedes
praelata Lauino conspicitur sublimis apex Ou. Her. XII 53 regnum dotale Creusae —
42 Silu. IV 5. 31 rara cinnama —
SILVARVM V 3 189
inferni cum laude laci — sed carmine plango
Pierio; sume et gemitus et uulnera nati 45
et lacrimas, rari quas umquam habuere parentes.
atque utinam fortuna mihi, dare manibus aras,
par templis opus, aeriamque educere molein
Cyclopum scopulos ultra atque audacia saxa
Pyramidum et magno tumulum praetexere luco! 50
illie et Siculi superassem dona sepulcri
et Nemees lucum et Pelopis sollemnia trunci;
illic Oebalio non Änderet aera disco
Graiorum uis nuda uirum; non arua rigaret
sudor equum aut putri sonitum daret ungula fossa, 55
sed Phoebi simplex chorus et frondentia uatum
praemia laudato, genitor, tibi rite ligarem.
ipse madens oculis, umbrarum animaeque sacerdos, ~
praecinerem gemitum, cui te nee Cerberus omni
ore nee Orpheae quirent auertere leges, 60
atque tibi moresque tuos et facta canentem
fors et magniloquo non posthabuisset Homero,
tenderet et toruo pietas aequare Maroni. —
cur magis incessat superos et aena sororum
stamina, quae tepido genetrix super aggere nati 65
orba sedet uel quae primaeui coniugis ignem
aspicit obstantesque manus turbamque tenentem
uincit in ardentem, liceat, moritura maritum?
maior, ais forsan, superos et Tartara pulsem
inuidia, externis etiam miserabile uisu 70
44 loci sed G2R — hie . . . inserui cum laude loci c (his . . . locis et
Bernartius) inferiis cum laude datis Krohnius — 45 sume gemitus; corr. a sume
hos MarJclandus — 4G quam (quam etiam ' A ex antiquo) unquam; quas nunquam G2a —
51 superarem Baehrensius — 54 uis uda a ulla c — 57 rite dicarem c — Gl atque
ibi me Heinsius — 69 maior aliis forsan (alis Ba); corr. Vollmer maior ab his
. . . pulset inuidia: externisque . . . eat Schwartzius maior fors aliis . . . pulset
inuidia 0. Mueller maior at his Baehrensius maior auis Buecheler —
45 Sen. Troad. 806 sume nunc iterum comas et sume lacrimas eqs. Anth.
epigr. 1336. 7 sume igitur lacrimas — 53 Ach. II 154 Oebalios in nubila condere
cliscos Silu. III 1. 155 nubila disco Änderet — 55 Enn. fr. 164. 300 Verg. A. VIII 596
putrein sonitu quatit ungula campum XI 875 Marklandvs ad h. I. — 59 sq. Silu.
V 2. 95 auertere Cerberon umbrae — 61 u. 147 mores et facta priorum — 65 Silu.
HI 3. 10 primaeuae . . . coniugis aut nati — 67 cf. ad II 1. 25 — 69 cf. ad V 1. 21 —
190 P. PAPINII STATU
fimus eat. csed nee modo se Natura dolenti
nee Pietas iniusta dedit!' mihi limine primo
fatorum et uiridi, genitor; ceu raptus ab aeuo
Tartara dura subis. nee enim Marathonia uirgo
parcius extinetum saeuorum crimine agrestum 75
fleuerit Icarium, Phrygia quam turre cadentem
Astyanacta parens: laqueo quin illa supremo
inclusit gemitus, at te post funera magni
Hectoris Haemonio pudor est seruisse marito.
non ego, quas fati certus sibi morte canora 80
inferias praemittit olor nee rupe quod atra
Tyrrhenae uolucres nautis praedulee minantur,
in patrios adhibebo rogos, non murmure trunco
quod gemit et durae queritur Philomela sorori:
nota nimis uati. quis non in funere eunetos 85
^ Heliadum ramos lacrimosaque germina dixit
et Phrygium silicem atque ausum contraria Phoebo
carmina nee fida gauisam Pallada buxo?
te Pietas oblita uirum reuocataque caelo
Iustitia et gemina plangat Facundia lingua 90
et Pallas doctique cohors Heliconia Phoebi,
quis labor Aonios seno pede ducere campos
et quibus Arcadia Carmen testudine mensis
cura lyrae nomenque fuit quosque orbe sub omni
ardua septena numerat Sapientia farna, 95
qui Furias regumque domos auersaque caelo
sidera terrifico super intonuere cothurno,
et qui lasciua uires tenuere Thalia
dulce uel heroos gressu truncare leones:
71 funus erat R — nee mihi c — 72 in iusta Boxhornius — 77 supremos
edd. — 83 murmure raueo B — 85 nata; corr. c — euneto (etiam A*?); corr. c
— 88 nee foeda Heinsius — 93 pede currere Heinsius ducere cantus amicus
quidam Gronouii — 94 ciclalyben a cydalibem MFOBR Cyda labor c Cirra
Politianus cura lyrae Gronouius cura lyre Marklandus — 98 et quis c — tenuare
Politianus — 99 oroos; heroos R — truncare tenores c —
71 Ou. Trist. V 1. 14 funus eat cf. Theb. VII 698 (eat P solus, erat cett
codd.) — 72 lim. pr. cf. ad V 2. 86 — 80 sqq. cf. III 3. 173 sqq. ubi u. 175 fati iam
certus olor — 83 Theb. VIII 619 truneum ac flebile murmur XII 479 trunco ser-
mone utrumque de lusciniis — 86 Silu. I 2. 123 Clymenaea . . . germina Theb. II 280
flebile germen Hesperidum — 98 Silu. II 1. 116 lasciua Thalia — 99 Silu. I 2. 250
qui nobile gressu extremo fraudatis opus et notam ad I 2. 7 —
SILVARVM V 3 191
omnia namque aninio coinplexus et omnibus utor, 100
qua fandi uis lata patet, siue orsa libebat
Aoniis uincire modis seu uoce soluta
spargere et effreno nimbos aequare profatu.
exere semirutos subito de puluere uultus,
Parthenope, crinemque adflato monte sepultum 105
pone super tumulos et magni funus alumni,
quo non Munichiae quicquam praestantius arces
doctaue Cyrene Sparteue animosa creauit.
si tu (stirpe uetas famaque) obscura iaceres
nil gentile tenens, illo te ciue probabas 110
Graiarn atque Euboico raaiorum sanguine duci;
ille (tuis totiens praestant se tempora sertis)
cum stata laudato caneret quinquennia uersu,
ora supergressus pilii* gregis oraque regis
Dulichii speciemque, comani subnexus utroque. 115
non tibi deformes obscuri sanguinis ortus
nee sine luce genus (quamquam fortuna parentum
artior expensis), etenim te diuite ritu
ponere purpureos Infantia legit amictus
stirpis honore datos et nobile pectoris aurum. 120
protinus exorto dextrum risere sorores
Aonides puerique chelyn summisit et ora
imbuit amne sacro, iam tum mihi blandus, Apollo.
100 omnibus auetor c — 101 uia lata MarJclandus — 102 modis ceu; corr. c
— 105 cineremque a crinem A* — 107 monicie; corr. c — 108 doetaque; corr.
MarJclandus — 109 stirpe uetas ; uetus (R) uulgo, parenthesin Statut Vollmer — famae-
que; famaque R an fama aeque? — 112 prestat sed tempora seris; correxi et paren-
thesin statui Vollmer praestrinxit (pressit sua Marklandus praestabat Elter) tem-
pora sertis c — 114 Pylii senis c — 115 specieque et utraque c — 118 extensis
(extentis R); corr. Auantius — 119 legit (etiam A*?); adegit c — 121 exerto Elter
— 122 pueroque c chelyn summersit Krohnius — 123 tibi blandus S —
101 Pan. Messal. 35 conuenientque tuas cupidi componere laudes undique
quique canent uineto pede quique soluto — 102 Silu. IV 4. 11 inclusa modis . . .
uerba cf. ad I 4. 28 — 104 Rut. Nam. I 115 erige crinales lauros seniumque
sacrati uerticis in uirides, Roma, refinge comas — 111 Sil. It. VIII 533 Graia . . .
Parthenope — Verg. A. I 19 Troiano a sanguine duci — 114 Silu. II 2. 69 ora
dueum ac uatum sapientumque ora priorum — 116 Silu. V 2. 15 non . . . obscurum
proauis et priscae lucis egentem — 117 Sil. It. VIII 246 atque illi sine luce genus
cf. XI 48 Silu. III 3. 115 nee uulgare genus — Laus Pison. 254 parentum tenuis
fortuna — 121 Hör. C. IV 3. 1 quem tu Melpomene semel nascentem placido
lumine uideris Kiessling cf. ad Silu. I 2. 209 II 7. 37 —
192 P. PAPINII STATU
nee simplex patriae decus et natalis origo
p endet et ambiguo geminae certamine terrae 125
te de gente suum Latus ascita colonis
Graia refert Hyele, Graius qua puppe magister
excidit et mediis miser euigilauit in undis,
maior at inde suum longo probat ordine uitae
Parthenope
Maeoniden aliaeque aliis natalibus urbes 130
diripiunt eunetaeque probant — non Omnibus ille
uerus, alit uictos immanis gloria falsi.
atque ibi dum profers annos uitamque salutas,
protinus ad patrii raperis eertamina lustri
uix implenda uiris, laudum festinus et audax 135
ingenii. stupuit primaeua ad carmina plebes
Euboea et natis te monstrauere parentes.
inde frequens pugnae nulloque ingloria sacro
uox tua: non totiens uictorem Castora gyro
nee fratrem caestu uirides plausere Therapnae. uo
sin pronum uicisse domi: quid Achaea mereri
praemia nunc ramis Phoebi nunc gramine Lernae
nunc Athamantea protectum tempora pinu,
cum totiens lassata tarnen nusquam auia frondes
abstulit aut alium tetigit Victoria crinem? — 145
hinc tibi uota patrum credi generosaque pubes
te monitore regi: mores et facta priorum
discere, quis casus Troiae, quam tardus Vlixes,
quantus equos pugnasque uirum decurrere uersu
Maeonides quantumque pios ditarit agrestes 150
Ascraeus Siculusque senex, qua lege recurrat
Pindaricae uox flexa lyrae uolucrumque precator
125 pendet ab JBarthius — 127 sele; corr. Heinsius — grauis (graius a);
gnarus olim Vollmer grauidus Ellisius Phrygius Auantius Troius Baehrensius pronus
Waller — 129 lacuna nulla in codieibus, statuit Marlclandus — 132 versus alit;
corr. Schottius — uietas Bentleius — uictos et inanis a — 133 atque ubi; corr. c
— 135 festina sed ut dux; corr. Lipsius — 140 clausere; corr. c — 141 sit
pronum c — 144 quin totiens Heinsius — 147 moresque et Marlclandus —
149 equus; corr. Sc —
128 Verg. A. III 202 media Palinurus in unda cf. VI 339 — 133 Silu. II 1. 80
prima . . . astra salutantem — 135 Silu. III 2. 64 audax ingenii — 137 Hör. C.
IV 3.22 monstror digitis praetereuntium cf. Pers. I 28 Iahn — 142 Silu. II 1. 181
gramine Lernae — 147 cf. ad IV 7. 25 te fido monitore — 147 u. 61 moresque tuos
et facta —
SILVARVM V 3 193
Ibycus et tetricis Alcman cantatus Aruyclis
Stesichorusque ferox saltusque ingressa uiriles
non forrnidata temeraria Chalcide Sappho 155
quosque alios dignata chelys. tu pandere doctus
carmina Battiadae latebrasque Lycophronis atri
Sophronaque implicituni tenuisque arcana Corinnae.
sed quid parua loquor? tu par adsuetus Homero
ferre iuguni senosque pedes aequare solutis 160
uersibus et numquara passu breuiore relinqui.
quid mirum, patria si te petiere relicta,
quos Lucanus ager, rigidi quos iugera Dauni,
quos Veneri plorata domus neglectaque tellus
Alcidae uel quos e uertice Surrentino 165
ruittit Tyrrheni speculatrix uirgo profundi,
quos propiore sinu lituo renioque notatus
collis et Ausonii prideni laris hospita Cyme
quosque Dicarchei portus Baianaque mittunt
litora, qua mediis alte permissus anhelat 170
ignis aquis et operta domos incendia seruant?
sie ad Auernales scopulos et opaca Sibyllae
antra rogaturae ueniebant undique gentes;
illa rninas diuum Parcarumque acta canebat
quaniuis deeepto uates non irrita Phoebo. 175
mox et Romuleam stirpem proceresque futuros
instruis inque patrum uestigia ducere perstas.
sub te Dardanius facis explorator opertae,
qui Dioniedei celat penetralia furti,
creuit et inde sacruni didicit puer; arrua probatus 180
nionstrasti Salus praesagunique aethera certi
auguribus; cui Chalcidicum fas uoluere Carmen ?
cur Phrygii lateat conia flaminis; et tua multum
153 Obsicus et tetricis; corr. Politianus — 154 fastusque ingressa Polster
cantusque Otto — 155 calchide; in marg. a adnotauit Politianus cquidam
leucade' — 157 lycofronis ari; corr. a — 170 alte perrnixtus S — 171 operta
donius Cruceas — 174 canebant; corr. c — 180 arma probatur (sie etiam A*); corr.
Vollmer — 181 monstrastis (etiam A*) aliis; corr. Lipsius — certis; corr. Vollmer —
183 Lanea cui Phrygii coma Auantius (Cui phrygii lanea est coma c) —
154 Hör. Ep. 119.28 mascula Sappho — 164 sqq. cf. III 5. 74 sqq. 96 sqq.
— 166 cf. ad IL 2. 3 — 170 Verg. A. VIII 421 fornaeibus ignis anhelat — 174 Val. Fl.
I 27 diuuinque rninas cf. III 354 — 178 Silu. I 1. 35 tacita. . . face . . . exploratas —
Vollmer, Statins' silvae. 13
194 P. PAPINII STATU
uerbera succincti forinidauere Luperci.
et nunc ex illo forsan grege gentibus alter 185
iura dat Eois, alter compescit Hiberos,
alter Achaemenium secludit Zeugmate Persen,
hi dites Asiae populos, hi Pontica frenant,
hi fora paeificis emendant fascibus, illi
castra pia statione tenent: tu laudis origo. 190
non tibi certassent iuuenilia fingere corda
Nestor et indomiti Phoenix moderator alumni
quique tubas acres lituosque audire uolentem
Aeaeiden alio frangebat carniine Chiron. —
talia dum celebras, subitam ciuilis Erinys 195
Tarpeio de monte facem Phlegraeaque mouit
proelia. sacrilegis lucent Capitolia taedis
et Senonum furias Latiae sumpsere cohortes.
uix requies flammae necdum rogus ille deorum
siderat, excisis cum tu solacia templis 200
impiger et multum facibus uelocior ipsis
concinis ore pio captiuaque fulmina defles.
mirantur Latii proceres ultorque deorum
Caesar et e medio diuum pater annuit igni.
iamque et flere pio Vesuina incendia cantu 205
mens erat et gemitum patriis impendere damnis,
cum pater exemptum terris ad sidera montem
sustulit et late miseras deiecit in urbes. —
me quoque uocales lucos Boeotaque tempe
pulsantem, cum stirpe tua descendere dixi? 210
admisere deae; nee enim mihi sidera tantum
aequoraque et terras, quae mos debere parenti,
sed decus hoc quodeumque lyrae primusque dedisti
186 hiberas; corr. 5 — 187 zeumate; corr. c — 197 rhedis; corr. Ga —
199 duorum; corr. Rc — 207 monte; corr. c — 209 luota A* biotaque M bio
luotaque F biotaque corr. ex luocaque B inotaque R luctataque G Boeotaque
Baehrensius — 211 sq. nee eniin mihi sidera tanti a. e. t. quam uos debere
parenti; tu Marklandus — 212 quam uos debere; corr. Krohnim —
187 Sidon. C. II 51 Achaemenius . . .Persa — 192 cf. II 1. 88 ff. — 195 Lucan.
IV 187 ciuilis Erinys cf. Mart. VI 32. 1 — 196 Silu. I 1. 79 bella Iouis not. —
Theb. IV 5 rutilam de uertice Larisaeo ostendit Bellona facem — 197 Silu. IV 6. 82
sacrilega face — 207 sq. Iuu. III 257 euersum fudit super agmina montem —
209 Ach. I 10 Aonium nemus aduena pulso —
SILVARVM V 3 195
non uulgare loqui et famam sperare sepulcro.
qualis eras, Latios quotiens ego carraine patres 215
mulcerem felixque tui spectator adesses
muneris, heu quali eonfusus gaudia fletu
uota piosque inetus inter laetumque pudorein!
quam tuus ille dies, quam non mihi gloria maior!
talis Olymp iaca iuuenem cum spectat harena 220
qui genuit, plus ipse ferit, plus corde sub alto
caeditur; attendunt cunei, spectatur Achaeis
ille inagis, crebro dum lumina pulueris haustu
obruit et prensa uouet expirare Corona.
ei mihi; quod tantum patrias ego uertice frondes 225
solaque Chalcidicae Cerealia dona coronae
te sub teste tuli! qualem te Dardanus Albae
uix cepisset ager, si per me serta tulisses
Caesarea donata manu! quod subdere robur
illa dies, quantum potuit dempsisse senectae! 230
nam quod me mixta quercus non pressit oliua
et fugit speratus honos: quam dulce parentis
inuida Tarpei caperes! — te nostra magistro
Thebais urgebat priscorum exordia uatum;
tu cantus stimulare meos; tu pandere facta 235
heroum bellique modos positusque locorum
monstrabas. labat incerto mihi limite cursus
te sine et orbatae caligant uela carinae. —
nee solum larga memet pietate fouebas:
talis et in thalamos. una tibi cognita taeda 240
conubia, unus amor. certe seiungere matrem
iam gelidis nequeo bustis; te sentit habetque,
te uidet et tumulos ortuque obituque salutat,
ut Pharios aliae fieta pietate dolores
Mygdoniosque colunt et non sua funera plorant. — 245
218 nota; corr. S — 219 quam umf sie fere M et A*; quam tuus Politianus
quamuis partim codd. ac — 222 spectatur achates; corr. Imhofius — 223 pulueris
hausti; corr. c — 225 quod etiam A* — 232 qua dulce; corr. Baehrensius — cum
lustra parentis inuida Tarpei canerem MarJclandus — 237 limite uersus A — 241 si
iungere (siiungere A*); corr. c — 242 bustis et sentit; corr. c —
216 Verg. A. X 443 cuperem ipse parens spectator adesset — 217 cf. ad
V 2. 10 gaudia fletu — 223 Theb. X 427 pulueris haustus — 227 cf. ad II 3. 76
te sub teste — Silu. III 1. 61 Dardaniae . . . Albae — 233 cf. ad IV 7. 25 —
245 Silu. V 5. 47 qui damna doles aliena —
13*
196 P. PAPINII STATU
quid referam expositos seruato pondere mores?
quae pietas, quam uile lucrum, quae cura pudoris,
quantus amor recti? rursusque, ubi dulce remitti,
gratia quae dictis? animo quam nulla senectus?
his tibi pro meritis famam laudesque benignas 250
iudex cura deum nulloque e uulnere tristem
concessit. raperis, genitor, non indigus aeui,
non nimius trinisque decem quinquennia lustris
iuncta ferens. sed me pietas numerare dolorque
non sinit, o Pylias aeui transcendere metas 255
et Teucros aequare senes, o digne uidere
me similem! sed nee leti tibi ianua tristis
— quippe leues causae — nee segnis labe senili
exitus instanti praemisit membra sepulcro,
sed te torpor iners et mors imitata quietem 260
explieuit falsoque tulit sub Tartara somno.
quos ego tunc gemitus — comitum manus anxia uidit,
uidit et exemplum genetrix gauisaque nouit —
quae lamenta tuli! ueniam concedite manes,
fas dixisse, pater: non tu mihi plura declisses. 265
felix ille patrem uaeuis circumdedit ulnis
uellet et Elysia quamuis in sede locatum
abripere et Danaas iterum portare per umbras
temptantem et uiuos molitum in Tartara gressus
detulit infernae uates longaeua Dianae; 270
sie chelyn Odrysiam pigro transmisit Auerno
causa minor, sie Thessalicis Admetus in oris,
sie lux una retro Phylaceida rettulit umbram:
(cur nihil exoret; genitor, chelys aut tua manes
aut mea?) fas mihi sie patrios contingere uultus, 275
251 tristes Marklandus — 253 non nnmus crinisque; corr. o- — 258 segnes;
corr. c — tabe senili Gronouius — 263 uouit (etiam A*); corr. c — 271 si chelyn c
— 273 silua una; si Thessalicas Admeton in oras . . . (lacuna) . . . ai lux una Heinsius
sie Vollmer — 275 sit patrios S —
253 cf. ad II 2. 6 quinquennia lustri — 257 Lucr. I 1104 Ou. Met. I 662 cf
Val. Fl. IV 231 Theb. III 68 ianua leti — 260 Sidon. C. V 521 torpor . . . inerti
rigore Dracont. VIII 224 torpor iners — 266 Silu. III 3. 188 felix cui eqs. not. —
269 Verg. A. VI 477 molitur iter — 270 Verg. A. VI 628 Phoebi longaeua sacerdos
— 271 Theb. XI 588 pigri . . . Averni cf. VIII 17 — 272 Lucan. VII 302 Thessa-
licae . . . orae Theb. VI 332 Thessalicis felix Admetus ab oris —
SILVARVM V 3 V 4 197
fas iunxisse manus et lex quaecumque sequatur.
at uos; umbrarum reges Aetneaque Iuno,
si laudanda precor, taedas auferte comasque
Eumenidum, nullo sonet asper ianitor ore,
Centauros Hydraeque greges Scyllaeaque monstra ' 280
auersae celent ualles umbramque senilem
inuitet ripis diseussa plebe supremus
uector et in media componat molliter alga.
ite; pii manes Graiumque examina uatum,
illustremque animam Lethaeis spargite sertis 285
et monstrate nemus, quo nulla inrupit Erinys,
in quo falsa dies caeloque simillimus aer.
inde tarnen uenias, melior qua porta malignum
Cornea uincit ebur, somnique in imagine monstra
quae solitus. sie sacra Numae ritusque colendos 290
mitis Aricino dietabat nympha sub antro,
Scipio sie plenos Latio Ioue ducere somnos
creditur Ausoniis, sie non sine Apolline Sylla.
(jrimine quo merui, iuuenis placidissime diuum,
quoue errore miser, donis ut solus egerem,
Somne, tuis? tacet omne pecus uolucresque feraeque
277 Enneaque Iuno Gronouius Letheaque Waller — 280 centaurus; cen-
taurusque a corr. in centauros A — scillaeque; corr. a — 286 inrumpit S —
288 qua parte (etiam A*); corr. c — 289 in omiserunt FGBR, exhibet Mac —
monstrat; corr. c — 293 creditus Heinsius — nee non; corr. Sudhausius et non c —
4 Somnus (sie etiam A*?) —
276 Verg. A. VI 697 da iungere dextram — 278 cf. II 1. 184 sqq. — 280 Verg. A.
VI 286 Centauri in foribus stabulant Scyllaeque biformes Theb. IV 533 f. —
4. 1 sqq. Verg. Aen. IV 522 sqq. nox erat . . . siluaeque et saeua quierant
aequora, cum medio uoluuntur sidera lapsu, cum tacet omnis ager peeudes pietae-
que uolucres . . . at non infelix animi Phoenissa nee unquam soluitur in somnos
oculisue aut pectore noctem aeeipit cf. VIII 26 sq. Ou. Met. VII 185 homines
uolucresque ferasque soluerat alta quies: nullo cum murmure saepes immotaeque
silent frondes, silet umidus aer (uterque ad exempla Graeca Alcman 60 evdoveiv
89 öq£cov iioQvcpcii ts Hai cpccQccyyes eqs. Theoer. II 38 Hiller) Theb. X 84 sqq. im-
primis 126 mitissime diuum, Somne (ex Ou. Met. XI 623 Somne, quies rerum,
placidissime, Somne, deorum cf. II. lat. 114 mitissime diuum) et 141 uolucres
peeudesque ferasque (Lucan. X 158) cf etiam Varro Atac. fr. 7 Petron. fr. 38. 11 sqq.
— 1 Lucan. II 108 crimine quo parui caedem potuere mereri — Silu. V5.7 quae culpa,
quis error —
198 P. PAPINII STATU
et simulant fessos curuata cacuraina sonmos,
nee trueibus fluuiis idem sonus, oeeidit horror 5
aequoris et terris maria adclinata quieseunt.
septima iam rediens Phoebe mihi respicit aegras
stare genas, totidem Oetaeae Paphiaeque reuisimt
lampades et totiens nostros Tithonia questus
praeterit et gelido spargit miserata flagello. 10
unde ego sufficiam? non si mihi lumina mille;
quae sacer alterna tantum statione tenebat
Argus et haud umquam uigilabat corpore toto.
at nunc, heu; si aliquis longa sub nocte puellae
brachia nexa tenens ultro te, Somne, repellit, 15
inde ueni! nee te totas infundere pennas
luminibus compello meis — hoc turba precetur
laetior — extremo me tange cacumine uirgae,
sufficit, aut leuiter suspenso poplite transi.
Me miserum — neque enim uerbis sollemnibus ulla
ineipiam nee Castaliae uocalibus undis,
inuisus Phoeboque grauis! quae uestra, sorores;
orgia; Pieriae, quas incestauimus aras?
dicite, post poenam liceat commissa fateri.
numquid inaccesso posui uestigia luco?
num uetito de fönte bibi? quae culpa, quis error,
quem luimus tantis? morientibus ecce lacertis
uiscera nostra tenens animamque auellitur infans,
8 reuisent; corr. c — 10 gelido parcit Schrader — 11 non sunt mihi
Baehrensius — 14 heus aliquis ; corr. Barthius — 17 precatur; corr. S —
5 Epicedion in puerum suum (sie etiam A*?) — 2 iueipiatn nunc
Scriuerius — 5 libeat Skutschius — 8 lacertis a lacescis A* lacestis MB om. R —
9 animaque; corr. ed. Farm. —
6 Theb. IV 62 inaria inclinata repellit — 11 Silu. I 4. 130 nee si . . ., suf-
ficiam IV 2. 8 qua soluere grates sufficiam? non, si . . . mihi . . ., digna loquar — 12 Ou.
Met. I 627 de Argo in statione manebant — 16 Theb. II 208 Fama . . . totis
perfundit moenia pennis Theb. II 143 illos . . . cornu perfuderat omni Somnus —
5. 2 Silu. I 2. 6 uoealem . . . undam — 5 Ou. A. II 4. 3 delicta fateri
Claud. R. Pr. II 304 commissa fateri Alcim. Auit. III 297 — 6 Verg. A. VII 11
inaccessos . . . lucos — 9 Silu. V 1. 47 uisceribus totis animaque amplexa
cf. ad III 5. 30 —
SILVARVM V 4 V 5 199
non de stirpe quidem nee qui mea nomina ferret 10
oraque — non fueram genitor, sed (cernite fletus
liuentesque genas et credite planctibus, orbi)
orbus ego. huc patres et aperto pectore inatres
conueniant cinereinque oculis et crimina ferte!
si qua sub uberibus plenis ad funera natos 15
ipsa gradu labente tulit madidumque cecidit
pectus et ardentes restinxit lacte papillas,
quisquis adhuc tenerae signatum flore iuuentae
immersit cineri iuuenem primaque iacentis
serpere crudelis uidit lanugine flammas, 20
adsit et alterno mecum clamore fatiscat:
uincetur lacrimis et te; Natura, pudebit,
tanta mihi feritas, tanta est insania luctus.
hoc quoque cum ni[tor] ter dena luce peraeta
adclinis tumul[o, plajnctus in carmina uerto 25
discordesque m[odos et] singultantia uerba.
molior orsa ly[ra — libitum] est atque ira tacendi
impatiens — sed nee solitae mihi uertice laurus
nee fronti uittatus honos. en taxea marcet
silua comis hilaresque hederas plorata cupressus 80
exeludit ramis nee eburno pollice chordas
pulso, sed incertam digitis errantibus amens
14 crimina ctiam A*; crinemque rogis et gramina Heinsius — ferto Politianus
— 17 restinxit MF restrinxit BRar in G expuneta — fauillas c — 20 lanugine malas ;
corr. c — ad u. 24 sqq. in a Politianus adnotat [codex uet]ustus itercisos hü hos
uersus (lacunae relictae sunt in codd.), deinde refert quid in antiquo codice in-
uenerit, quid Domitius suppleuerit, ipse nihil uidetur suppleuisse — 24 Hoc quoque
cum ni . . . terdana (cum in [corr. A in m] . . . ter dena a); cum meditor c dum
nitor Gronouius — 25 tumul . . . uetus (etiam A*); tumulo luctus a tumulis
planctus Baehrensius — 26 m . . . singultantia (in in a corr. A in m); suppleuit c
— 27 orsa ly . . . est atque (vetustus codex ht. Ly . . . d In[*. e. deinde]. est A*);
lyra libitum est Vahlenus — 31 nee eburno etiam A* — 32 incertum Marklandus —
10 sqq. cf. 116. 5 sqq. — 13 Ou. Met. XIII 688 apertae pectora matres cf.
F. III 15 aperto pectore et saepius — 14 Silu. V 3. 32 cineremque oculis humen-
tibus hausi — 16 Ach. I 536 nutante gradu — 18 cf. ad I 2. 276 Ou. Met. XIII 754
signarat dubia teneras lanugine malas cf. Lucan. X 135 Theb. VII 655 — 23 Silu. V 1. 29
tantus in attonito regnabat pectore luctus — 24 sqq. cf. V 3. 29 sqq. — 26 Calpurn.
Ecl.Vl23 male singultantia uerba — 28 Silu. IV 4. 47 uertice laurus — 29 sqq. cf. ad
V 1. 135 — 30 Theb. IV 460 cupressus . . . plorata — Hör. C. II 15. 9 ramis laurea
. . . exeludat ictus — Silu. IV 4. 53 ignauo pollice chordas pulso not. Laud. Pis. 166
siue chelyn digitis et eburno uerbere pulsas —
200 P. PAPINII STATU
scindo chelyn. iuuat heu, iuuat inlaudabile Carmen
fundere et ineompte niiserum laudare dolorem.
sie merui, sie me cantuque habituque nefastum 35
aspiciant superi, pudeat Thebasque nouumque
Aeaciden — nil iam placidum manabat ab ore.
ille ego qui, quotiens!, blande matrumque patrumque
uulnera, qui uiuos potui muleere dolores,
ille ego lugentum mitis solator, acerbis 40
auditus tumulis et descendentibus umbris,
deficio medicasque manus fomentaque quaero
uulneribus, sed summa, meis. nunc tempus, amici,
quorum ego manantes oculos et saucia tersi
pectora: reddite opem, saeuas exsoluite gratis. 45
nimirum cum uestra domus ego funera maestus —
increpitant: fqui damna doles aliena, repone
infelix lacrimas et tristia carmina serua.'
uerum erat: absumptae uires et copia fandi
nulla mihi dignumque nihil mens fulmine tanto 50
repperit; inferior uox omnis et omnia sordent
uerba. ignosce, puer: tu me caligine maestum
obruis. a, durus uiso si uulnere carae
coniugis inuenit caneret quod Thracius Orpheus
dulce sibi, si busta Lini complexus Apollo 55
non taeuit, nimius fortasse auidusque doloris
dicor et in lacrimis iustum excessisse pudorem.
quisnam autem gemitus lamentaque nostra rependis?
o nimium felix, nimium crudelis et expers
imperii, Fortuna, tui, qui dicere legem 60
34 nudare dolorem MarJclandus — 35 si merui ZJnger — 37 manabit c —
38 quotiens etiam A* — • blando; corr. Baehreyisius blandus c — 39 uiduos potui
Heinsius — 46 post h. u. lacunam statuit Baehrensius — uestra modis Klotzius
— 47 increpitans; corr. Vollmer (possis et inerepitas) — quid damna SJmtschius —
dolens; corr. Politianus — 52 maestu; corr. S c maesta US — 53 a duro; corr.
Politianas — si (etiam A*); sie c — 58 rependis (etiam A*); reprendis Politianus —
35 Silu. II 1. 29 HI 4. 101 Theb. XII 277 si merui — 38 Ou. Tr. IV 10. 1
Pseudo-Verg. u. 1 ille ego qui et saepius (Theb. IX 434) — 38 sqq. cf. II 1. 30 sqq.
— 40 Tib. I 3. 15 ipse ego solator — 42 Seuer. AL 893. 27 admosti medicas
manus — 47 Silu. V 3. 245 et non sua funera plorant — 49 Verg. A. I 520 XI 248
copia fandi Auson. Proff. XVII 4 (p. 64 P) — 52 Theb. X 735 mersum caligine
pectus — 60 Silu. I 4. 6 imperium Fortuna tuum — 59 cf. ad II 7. 24 — 60 cf. ad
II 6. 1 imprimis cons. Liu. 7 quisquam leges audet tibi dicere flendi —
SILVAKVM V 5 201
fletibus aut fines audet censere dolendi!
incitat, heu, planctus; potius fugientia ripas
fluinina detineas rapidis aut ignibus obstes;
quam miseros lugere uetes. tarnen ille seuerus,
quisquis is est, nostrae cognoscat uulnera eausae. 65
non ego mercatus Pliaria de puppe loquaces
delicias doctumque sui conuicia Nili
infantem, lingua niniium salibusque proteruum,
dilexi — uieus ille, meus. tellure cadentem
aspexi atque unctuin genitali carmine foui 70
poscentemque nouas treniulis ululatibus auras
inserui uitae. quid plus tribuere parentes?
quin alios ortus libertatemque sub ipsis
uberibus tibi, parue, dedi; heu, munera nostra
rideres ingratus adhuc. properauerit ille, 75
sed merito properabat anior, ne perderet unam
libertas tarn parua diem. nonne horridus inde
inuidia superos iniustaque Tartara pulsem?
nonne gemam te, care puer, quo sospite natos
non cupii, primo gemitum qui protinus ortu 80
iinplicuit fixitque mihi, cui uerba sonosque
monstraui questusque et uulnera caeca resolui
reptantemque solo demissus ad oscula dextra
erexi blandoque sinu iam iamque cadentes
63 fulmina dcmneus (deuinces G2a); corr. Heinsius deuincas c — 67 Aedituas;
corr. Anantius — 68 sumum ; corr. Marlüandus — 70 excepi atque Auantius — ac
ninctum R — stramine foui BaeJirensius — 74 cum munera Politianus — 75 ingatus M
ignarus Auantius — 76 lacunas codicum in finibus uersuum 76 et 77 testatur ex anti-
quo A*; suppleuerunt ullum Auantius unum Baehrensius et 77 ipsos c inde BaeJirensius
— 80 Concupii; corr. c — genitum quem pr. o. implicui fixique mihi Politianus
— 82 murmura caeca Heinsius — nesoluam (resoluam R); corr. Marlüandus —
83 oscula uestra (nostra a); corr. c — 84 cadentes Baehrensius^ deest in codd. et a,
in qua Politianus adscripsit deest reliquum huius uersiculi in antiquo codice —
65 Silu. I 6. 49 quisquis is est not. — 66 sqq. cf. II 1. 72 sqq. — Mart. XI 13. 3
urbis delicias salesque Nili — 69 cf. comment. ad IV 6. 36 — 70 Silu. I 2. 109
tellure cadentem excepi fouique sinu not. — 71 Verg. A. VII 395 tremulis ululatibus
— 78 cf., ad V 1. 22 imprimis V 3. 69 superos et Tartara pulsem inuidia —
82 Theb. VI 165 uocis decerpsit murmura primae cf. Theb. V 613 sqq. Silu. II 1. 104
— Auson. Protr. nep. 67 (p. 264 P) multos lactantibus annis ipse alui gremioque
fouens et murmura soluens — 83 Claud. IV cons. Hon. 168 magno porrexit ad
oscula patri — 84 cf. ad II 7. 38 —
202 P. PAPINII STATU SILVARVM V 5
exsopire genas dulcesque accersere somnos, 85
cui nomen uox prima meum ludusque tenello
risus et a nostro ueniebant gaudia uultu?
DESVNT RELIQVA
85 Excepere ; corr. Vollmer exceptare Unger — 86 tenebo ; corr. B man. sim. c
87 Silu. II 6. 53 uultumque tuo sumebat ab ore —
COMMENTAR
Zur Erleichterung des Citierens gebe ich nachstehend ein chronologisches
Verzeichnis der zur Kritik und Erklärung der silvae erschienenen neueren Arbeiten,
andere habe ich Einltg S. 1 erwähnt; viele ältere s. bei Hand praef. p. XLVII ff.,
das Wichtigste daraus ist Einltg S. 35 ff. aufgezählt. Ich citiere im Commentar
durch Name und Jahreszahl.
Doelling Programme von Plauen, Übersetzungen mit Anmerkungen zu Silv. 1 1 1837
I 3 1838 I 2 1839 I 4 1841 I 5 1842 V 3 1843 III 1 u. IV 8 1844 II 2 1844
II 1. 3. 4 1845 V 1 1847
F Hand Hercules Epitrapezios (IV 6) Progr. Jena 1849
G Queck Statu Silu. I 4 e codicibus et schedis Handii Jahns Archiv f. Phil. XVIII
(1852) 121 ff.
Ch Volckmar Philologus VIII (1853) 359 ff. zu I 2. 174
A Imhof de Statu Silvarum condicione critica Progr. Halle 1859
Ch Volckmar specimen novae silvarum Statu editionis (I 1) Progr. Ilfeld 1860
Th Bergk Philologus XVI (1860) 620 zu I 3. 50
0 Mueller quaestiones Statianae Berlin 1861
M Grosse observatorum in Statu silvis specimen Berlin 1861
E Nauke observationes criticae et grammaticae in Statium Breslau 1863
A Imhof Statu ecloga ad uxorem (III 5) Halle 1863
1 Danglard sur Stace et surtout sur ses silves Clermont - Ferrand 1864
I Henry Neue Jahrb. f. klass. Phil. 93 (1865) 643/4 zu III 4. 93
A Imhof emendata quaedam et observata in Statu silvis Begrüfs. Schrift Halle 1867
R Unger Statu ecloga ultima (V5) emendatiorem edidit; accedunt de Statu locis
controversis coniectanea Neu-Strelitz 1868
C Krause de Statu comparationibus epicis Diss. Halle 1871
H Nohl quaestiones Statianae Diss. Berlin 1871
M Haupt Hermes V (1871) 186 f. zu II 7. 116 (= Opusc. III 2. 531)
C Appelmann studia Papiniana Progr. Demmin 1872
H Hahn quaest. Statian. part. I Diss. Breslau 1872
E Baehrens Rhein. Mus. XXVIII (1873) 250 ff.
M Hertz Neue Jahrb. f. Philol. 107 (1873) 337 ff. zu IV 8. 25
L Polster ebenda 774 f.
N Madvig adversaria critica II (1873) 152 ff. zu H 6. 64
R Ellis Journ. of Philol. V (1874) 262 ff.
M Haupt Hermes VIII (1874) 180 f. (== Opusc. III 2. 622)
E Schulze Zeitschr. f. d. Gymn. W. 1875 S. 596
H Koestlin Philologus XXXV (1876) 493 ff. 713 f.
XXXVI (1877) 176 ff.
I Cornelissen Mnemosyne N. S. V (1877) 277
E Desiardins Revue de Philol. N. S. I (1877) 7 — 24 und 189 — 92 über I 4
L Havet ebenda 165 u. 167
P. PAPINII STATU SILVAE 205
H Hahn Neue Jahrb. f. Mass. Philol. 115 (1877) 422
L Grasberger ebenda 419 ff. und 769 ff.
H Nohl zwei Freunde des Statius Herrn. XII (1877) 517 f.
Th Mommsen Vitorius Marcelhis ebenda XIII (1878) 428 ff.
H Koestlin Philologus XXXVII (1878) 276 ff.
E Baehrens Bursians Jahresber. VI (1878) 154 ff.
L Lehanneur de P. Papinii vita et operibus La Rochelle (Paris) 1878
F Lentz wissenschaftl. Monatsblätter 1878. 64 zu I 3. 48
L Polster quaestiones Statianae I Progr. Wongrowitz 1878
CE Sandstroem studia critica in Papinium Statium Diss. Upsala 1878
R Bitschofsky Zeitschr. f. österr. Gymn. XXIX (1878) 907 ff.
ders. ebenda XXX (1879) 336. 409
M Haupt Hermes XIII 180 zu V 3. 219
H Koestlin Philologus XXXVIII (1879) 40 ff.
L Polster quaestiones Statianae II Progr. Ostrowo 1879
Cornelissen Mnemosyne N. S. VII 308
GLuehr de P. Papinio Statio in silvis priorum poetarum iniitatore Diss. Königsberg 1880
R Bitschofsky Wiener Studien II (1880) 313
0 Hirschfeld ebenda III (1881) 273
M Kulla quaestiones Statianae Diss. Breslau 1881
A Herzog epithalamium Stellae Diss. Leipzig 1881
B Deipser de P. Papinio Statio Vergilii et Ovidii imitatore. Accedit appendix
critica Straszburg 1881 (Dissert. Argentor. V)
0 Mueller Electa Statiana Progr. Berlin 1882
R Ellis Journ. of Philol. XIII (1882) 91
B Friedrich Rhein. Mus. XXXVIII (1883) 471
Bitschofsky Neue Jahrb. f. Philol. 117 (1883) 573
L Polster qu. Stat. III Progr. Ostrowo 1884
P Kerckhoff duae quaestiones Papinianae Diss. Berlin 1884
G Goetz ind. lect. Jena 1884/5
W Waller excursus criticus in P. Pap. Statu silvas Diss. Breslau 1885
W Brandes Zeitschr. f. österr. Gymn. XXXVI (1885) 573 ff.
F Ravaisson L'Hercule ^nitQan^iog de Lysippe, extrait de la Gazette archdo-
logique X (1885) 29 ff.
E Schaefer observat. crit. in Lucanum et Statu silvas Diss. Münster 1886
A Otto Rhein. Mus. XLII (1887) 362 ff. 531 ff.
0 Stange Statu carminum quae ad imp. Domitianum spectant interpretatio
Progr. Dresden 1887
C Wachsmuth Rhein. Mus. XLIII (1888) 21 ff.
H Macnaghten Journ. of Philol. XIX (1888) 133 ff.
E Schwartz coniectanea ind. lect. Rostock 1889
C Bursian bei Imhof Statius1 Lied von Theben, Ilmenau u. Leipzig 1885— -89
zu Theb. V 127 S. 101 Anm. 3 und S. 325
E Kalinka Wiener Studien XII (1890) 247 ff.
L Polster quaest. Stat. IV Progr. Inowrazlaw 1890
G Knaack Hermes XXV (1891) 88 zu III 5. 48
L Claretie de Statu silvis these Paris 1891
W Röscher über den inttog ßgotonövs Sitz.-Ber. der sächs. Ges. d. Wiss. 43
(1891) 99 ff.
206 COMMENTAR
F Leo de Statu silvis Göttingen ind. lect. 1892/3
M Bonnet Revue de Philologie XVI 1892, 185 f.
G Wernicke ad Stat. silvas Philologus LI (1892) 488
0 Lottich Statius1 Trostgedicht an den Claudius Etruscus (III 3) mit sachl. und
krit. Erklärungen, Progr. Johann. Hamburg 1893
G Adrian quaestiones Statianae Diss. Würzburg 1893
G G Curcio studio su P. Papinio Stazio Catania 1893
V Lundstroem quaestiones Papinianae comm. acad. Upsala 1893
F Skutsch und F Vollmer ad Statu silvas symbolae Neue Jahrb. f. Phil. 147
(1893) I 469 ff. II 826 ff.
G Kaibel Hermes XXVHI (1894) 55
H Mueller studia Statiana Diss. Rostock 1894
J Ziehen Epencitate bei Statius Hermes XXXI (1896) 313 ff.
F Vollmer Textkritisches zu Statius Rhein. Mus. LI (1896) 25 ff.
J Ziehen drei Zeitbestimmungen bei Statius Neue Jahrb. f. Phil. 153 (1896)
131 ff.
G Lafaye quelques notes sur les Silvae de Stace premier livre Paris 1896
A Klotz Curae Statianae Diss. Lpzg 1896
R Ellis Classical Review 1897, 43 ff.
VORBEMERKUNG
Dafs die Titel der einzelnen Gedichte nicht gerade so, wie sie
unsere Tradition giebt, von St. herrühren, hat Nohl S. 40 ff. dargethan.
Er sagt mit Recht, dafs es unmöglich sei Überschriften wie V 1 epi-
cedion in Priscillam uxorem, IV 5 ode lyrica ad Septimium Seuerum,
IV 7 ode lyrica ad Vibium Maximum, IV 9 hendecasyllabi iocosi ad
Plotium Grypum auf den Dichter selbst zurückzuführen. Hinzuzufügen
ist, dafs z. B. auch die Nachstellung des Imperatorentitels in der Über-
schrift zu I 1 Equs maximus Domitiani imp. und die Voransetzung des
Titels Augustus in den Überschriften von IV 1 und IV 2 die Unecht-
heit derselben beweist. Nohl geht aber zu weit wenn er meint, St.
habe nach der Aufzählung der einzelnen Gedichte in den Vorreden
nunmehr im Texte selbst keine Überschriften hinzugefügt, und wenn
er die nur aus den Überschriften bekannten Namen Atedius (Melior),
Flaums (Vrsus), Nouius (Vindex), (Pollius) Felix auf die Bearbeitung
der silvae durch Grammatiker wenig späterer Zeit zurückführt. Wir
haben im Gegenteil noch aufser diesen Namen einen unumstöf suchen
Beweis dafür, dafs der Dichter seinen einzelnen Gedichten selbst auch
aufserhalb der Vorreden — wohl nicht erst für die Buchausgabe,
sondern schon bei der Überreichung an die Gefeierten — . Namen ge-
geben (vgl. jetzt auch Klotz S. 8), nämlich in den griechischen
Titeln. Drei von ihnen finden sich allerdings schon in den Vorreden:
epithalamion, genetlüiacon und eeloga\ welcher Grammatiker aber sollte
wohl auf den Einfall gekommen sein, die Überschriften soteria und
cucharisticon zu erfinden, mag man ihm schon propempticon und epicedion
zutrauen. Des Dichters eigene Vorliebe für griechische Worte und
Formen (Einltg S. 30 9) ist es, die wir hier deutlich herausfühlen.
Wir dürfen darum den Versuch wagen, mit mehr oder weniger Wahr-
scheinlichkeit die Titel, wie sie der Dichter selbst gegeben, zu er-
schliefsen:
I 1 Equs maximus (Vorrede)
2 Epithalamion (Vorrede; Zusatz des Namens unnötig für den
Adressaten, ebenso für die Buchausgabe, weil einziges
Hochzeitsgedicht der Sammlung und weil das Buch
Stella gewidmet)
208 COMMENTAR
I 3 bei der Überreichung ohne Titel? vgl. v. 1 , im Buche
wohl Villa Tiburtina Manilii Vopisci (vgl. Vorrede)
4 Soteria Rutilii Gallici
5 Balneolum Claudii Etrusci (Vorrede)
6 Kalendae Decembres (Vorrede)
II 1 Glaucias (Vorrede: habet Glauciam nostrum)
2 Villa Surrentina Pollii Felicis (Vorrede)
3 Arbor Atedii Melioris (St. hat wohl hier das nomen Atedius
zugesetzt, von wo es mit dem Zusätze delicatus vor
II 1 zugefügt wurde)
4 Psittacus (Vorrede)
5 Leo mansuetus (Vorrede)
6 Consolatio ad Flauium Vrsum (Vorrede; Name Flauius
sonst unbekannt)
7 Genethliacon Lucani (Vorrede)
III 1 Hercules Surrentinus (Vorrede; der Zusatz Pollii Felicis
wohl aus II 2)
2 Propempticon Maecio Celeri
3 Consolatio ad Claudium Etruscum (vgl. II 6)
4 Comae Flauii Earini (Einltg S. 15 l)
5 Ecloga (Vorrede)
IV 1 XVII consulatus Imp. Caesaris Domitiani Aug. Germanici
(domini nostri?) (Titel officiell wie das Gedicht)
2 Eucharisticon
3 Via Domitiana (Vorrede)
4 Epistola (Vorrede)
5 ?
6 Hercules Epitrapezios Nouii Vindicis
7 ?
8 Ecloga (Vorrede)
9 ?
Für die Überschriften des 5. Buches (Einltg S. 3) läfst sich natürlich
nichts feststellen, nur wird der Titel epicedion in patrem durch sich
selbst und durch Ausons Nachahmung empfohlen. —
Dafs diese Titel von den Abschreibern zum Teil verändert wurden,
erklärt sich leicht aus ihrem Bestreben Inhalt oder Personen genauer
zu bezeichnen.
I PRAEFATIO 209
I PRAEFATIO
Die Sitte poetischen Büchern prosaische Episteln voranzuschicken7
findet sich in Rom erst seit dem 1. Jahrhundert. Quintilian VIII 3. 31
berichtet, dafs Pomponius und Seneca in den Vorreden zu Tragödien
sprachliche Fragen behandelten, vgl. Mart. II praef. Anf., Haupt opusc.
III 499 ff. Phaedrus und Persius leiten ihre Bücher noch durch Pro-
loge in Versen ein, welche Andeutungen über die gepflegte Dichtungsart
und Rechtfertigung des öffentlichen Auftretens enthalten. Die pro-
saischen Vorreden ähnlichen Inhalts, wie sie zuerst bei Statius und
Martial, später bei Ausonius, Sidonius u. a. erhalten sind, standen
auf der Aufsenseite der Bücher (Mart. II praef. 14 Birt Buchw. 142. 3);
darum pafst es auch ganz gut, dafs St. sie zu einem Verzeichnisse des
Inhaltes verwendet. 1 Stella über diesen und andere Namen von Zeit-
genossen des Dichters siehe die Vorbemerkungen zu den betr. Gedichten.
Mit studiis nostris meint St. das Dichten, worin sich ja Stella durch
Elegien bethätigte. Der Ausdruck entspricht durchaus der Sache; seit
der Augusteischen Zeit war das Dichten eine mühevolle Arbeit. Im
allgemeinen vgl. Friedlaender S. G. IIP 376 ff. parte vgl. Tac.
dial. 10 in hac studiorum parte, Sen. ad Marciam 1. 3 optime meruisti
de Bomanis studiis, magna illorum pars arserat. Heinsivs' Conjectur
quaqua ist bestechend, aber nicht nötig; vgl. Mart. VI 18. 4 uiuit qua
uoluit aiuere parte magis, ebenso ist hier eminere zu uoluisti zu ver-
stehen, hos libellos die einzelnen Gedichte (wie Horaz S. I 10. 92),
so auch libellus Z. 14 u. Z. 23 praef. II 14 praef. III 2 u. 12 Auson.
praef. protr. ad nep. p. 259 P, wohingegen liber praef. II 4 IV 3
u. 5 vom ganzen Buche steht. Vgl. Landwehr Arch. f. lat. Lexigr.
VI 247. 3 fluxerunt das Bild erklärt Ov. Pont. IV 2. 20 Carmen
aena pauperiore fluit. uoluptate das Vergnügen des Extemporierens
bestätigt für den Redner Tac. Dial. 6E. extemporalis audaciae atque
ipsius temeritatis uel praecipua iucunditas est, nam ingenio quoque sicut
in agro quamquam alia diu serantur atque elaborentur gratiora tarnen
quae sua sponte nascuntur. de sinu meo Wechsel des Bildes von
fluxerint; wie Vögel. In Wahrheit hatte St. natürlich immer daran
gedacht die silvae wie Lucan herauszugeben, jedenfalls die Original-
schriften bewahrt, dimitterem term. techn. von der Ausgabe ist emittere
Cic. ad fam. VII 33 Hör. Ep. I 20. 6 A. P. 77. 4 Die Lücken (andere
am Ende von praef. I, nach I 3. 9 II 2. 147, in III 2. 60, in praef. IV,
Vollmer, Statius' silvae. 14
210 COMMENTAR
nach V 3. 129, in V 5. 24 ff., V 5. 76 f., nach V 5. 78; alle andern
sind fälschlich angenommen vgl. zu I 1. 28, 37 I 2. 6 I 4. 22 II 5. 13
II 6. 14 IV 4. 103 V 3. 43, 182 V 5. 47) beweisen wie anderes für
die Einheit unserer Tradition. Die Ergänzungen bleiben hier Ver-
mutungen, da über den leeren Raum des Archetypus nichts feststeht;
auch die von Poliziano in a eingetragenen Worte sind ohne Autorität,
da sie von den älteren Ergänzungen des Domitivs beeinflufst sind.
Prodiissent hat viel innere Wahrscheinlichkeit; das Tempus prodierint
ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Des weiteren wird man
quo nicht ändern dürfen, sondern aus dem Wörtchen Rückschlüsse auf
die Lücke zu ziehen haben, in der eo tempore (Sandstroem), eher
eodem t (Elter) oder hoc t. gestanden haben wird. Weiter hat
0. Mueller (1882, 7) wohl mit Recht hos ergänzt, denn belastet
wird durch die auctoritas editionis nicht (so überträgt St. wenigstens
hier) der Dichter, sondern die vorher frei umherflatternden li belli,
sagt er doch auch pro Thebaide mea timeo. Ein Verbum wie oportet
braucht nicht dagestanden zu haben; der Infinitivsatz kann im Sinne
eines Ausrufs verstanden werden. Also etwa: quid enim [eodem tempore
hos] quoque u. s. w. Was mit einer auctoritas editionis gemeint ist,
mag Plin. Ep. II 10. 3 zeigen: enotuerunt quidam tui uersus et inuito
te claustra sua refregerunt. hos nisi retrahis in corpus, quandoque ut
errones aliquem cuius dicantur inuenient Also eine Buchausgabe, die
dem Dichter die Rechte geistigen Eigentums sichert, aber auch die
Pflichten der Verantwortung für Inhalt und Form auferlegt. 6 Die
Worte quamuis me reliquerit, an und für sich klar und für die vollendete
Edition der Thebais beweisend (Einltg 10. 4), geben im Zusammen-
hange den Sinnt obschon sie mich gerade eben erst verlassen hat,
was freilich trotz meiner Bedenken nicht mehr zu ändern ist. mea
betont: durch die auctoritas editionis ist sie als sein Eigentum er-
wiesen, und der Dichter betrachtet sie als sein Hauptwerk, reliquerit wie
1 1.4 vom fertig gestellten Kunstwerk; der term. techn. für das „Hervor-
gehen" von Werken aus der Hand oder Werkstatt des Künstlers
ist exire, s. Iahn zu Pers. I 45 Die folgende Verteidigung seiner Ge-
dichte wiederholt St. ganz ähnlich IV praef. sed et sphaeromachias
spectamus et polaris lusio admittit; merkwürdig ähnlich auch Plin. Ep.
V 3. 2 facio non nunquam uersiculos seueros partim, facio; etiam comoedias
audio et specto mimos et lyricos lego et Sotadicos intellego; aliquando
praeter ea rideo, iocor, ludo, utque omnia innoxiae remissionis gener a
breuiter complectar: homo sum u. VIII 21. 2 grauiora opera lusibus
iocisque distinguo, VII 9. 9 fas est et carmine remitti .. . lusus uocantur u. s.w.
Die poetische Berechtigung solcher Gelegenheitsdichtung scheint also,
I PRAEFATIO 211
wohl infolge der Anfeindungen von Seiten der Schule, viel und lange
unistritten zu sein. Schon früher mufste Phaedrus sein nouum genus
öfters ähnlich verteidigen. Culicem zu II 7. 24. St. zweifelt mit
keinem Worte an seiner noch des Froschkrieges Echtheit, erwähnt nur;
dafs er gegen andere sogar die Batrachomachie (auch hier in der Tra-
dition diese echte Form) als eine berechtigte Dichtung (von Homers
fraglicher Urheberschaft ist hier keine Rede) anerkennt, obschon
diese doch in viel höherem Mafse von ernster Dichtung abweicht als
der Culex. operibus kennzeichnet sich durch den Gegensatz prae-
luserit hinlänglich als Bezeichnung für gröfsere, gefeilte Werke wie
Ilias, Aeneis, Thebais. Über die Anschauung, dafs die kleinen Werke
gewissermafsen Vorübungen für gröfsere seien, s. zu I 3. 50 Mart. VIII
56.19; Folgerungen daraus Einltg S. 11. Den Ausdruck wiederholt
St. Ach. I 19 tibi (Domitiane) praeludit Achilles, vgl. Ribbeck Verg. IV1
praef. 18 Auson. praef. ep. XXV (p. 270. 28 P) praeludendum, Claud. laud.
Stil. II 337 praelusi 8 Trotz Heinsivs ist es möglich anzunehmen, dafs
St. haec . . . illa mit Bezug auf die gleichen Gegenstände geschrieben
hat, vgl. Naegelsbach Stil. 254 f. Dracont. C. X 87 f. Wahrschein-
licher aber hat er mit haec und illa teilen wollen, indem er illa jedes-
mal auf das Gedicht bezieht, welches ein Adressat erhalten hat, dem
gegenüber haec die andern bezeichnet, welche St. aufserdem noch fertig
hat. secl „freilich". 10 multum ex ist silbern (z. B. Tac. Germ. 29).
Die Präposition läfst die Bewilligung der tienia überdies problematischer
als der gen. partit. uenia „Nachsicht, Gunst", bescheidener Ausdruck
für das erwünschte laude; der Gegensatz deutlich bei Hör. Ep. II 1. 78
non ueniam antiquis, sed honorem et praemia posci. 11 gratiam
celeritatis wie Plin. Ep. I 2. 6 quamuis iam gratiam nouitatis exuerint.
13 Durch ein ärgerliches Versehen ist im Apparate quamuis mimeo
als Überlieferung stehen geblieben, während M1 hat quami meone und
erst M2, dem die jüngeren Handschriften folgen, an den Rand schrieb
qtiis. St. kann also ebensogut quamquam geschrieben haben; eine der
verzeichneten Ausonstellen empfiehlt sogar diese Annahme. 14 sacro-
sanctum wegen der dem Kaiser dauernd beigelegten tribunicia po-
testas; gewöhnlicher ist in Versen sacer als Epitheton der Kaiser bei
den Dichtern seit Augustus (Fincke de appellationibus Caesarum
honorificis Königsberg 1867, 20 Hirschfeld Verwaltungsgeschichte
I 96. 1 Huebner Eph. epigr. I 45), so bei St. von Domitian und allem
was von ihm ausgeht I 6. 99 IV 2. 5, 64 V 1. 85, 187, 190, 207 V 2. 177,
gleichbedeutend sacratus IV 8. 24 V 1. 111, sacratissimus (in Prosa)
II praef. 16 HI praef. 13 IV praef. 8, sanctus HI 5. 29 testem für die
celeritas; zur schärferen Kennzeichnung der Gedankenfolge hätte ich vor
14*
212 COMMENTAR
centum einen Doppelpunkt setzen sollen. Die ix Jibg ccq%u nach
altem Brauche (Pind. Nem. II 1 Terpander fr. 1 Alkman fr. 2) durch
Kallimachos (Hy. I 1) und Aratos (Phaen. 1) in Rom vulgär geworden,
vgl. Otto Sprichw. Juppiter 1. Die Gleichsetzung des Kaisers mit
Juppiter geht durch Statius wie Martial überall durch. Er wird sogar
mit nackten Worten über Juppiter gesetzt 1 6. 27 IV 4. 58 Mart. Sp. 16b 4
IV 1. 1 IV 3 VI 83 IX 35; 91. Über die Voranstellung der Kaisergedichte
Einltg 12. 4 15 centum es sind 107 Verse. Der Kaiser hatte als
pontifex maximus selbst die Dedication der Statue zu vollziehen.
17 Zu potuisti . . . uidisse vgl. Iahn zu Pers. I 42 Trajan Ep. X 60
potuisti ignorasse; hier ist der Infinitiv noch perfectisch „du konntest,
als du das Gedicht abfasstest, das Werk vorher schon gesehen haben".
18 epithalamion über griechische Namen, Wörter und Formen bei
St. vgl. im allgemeinen Einltg 30. 9. Eine Sammlung bei Lehanneur
1878, 78. 2, vervollständigt von Klotz 1896, 52 f. und Stephani Bresl.
phil. Abh. IV 2. 7. Vgl. dazu z. B. die Zusammenstellung für Horaz
bei Keller Epilegomena III 854. Doch verwendet auch St. die
griechischen Endungen mit Auswahl, d. h. er setzt sie dort, wo sie
ihm metrisch bequem sind, ohne sich für andere Stellen an die Norm
zu binden. Ich habe im Texte fast durchweg die Überlieferung des
Matritensis wiedergegeben. iniunxeras auch von Martial hatte Stella
schnell Gedichte verlangt vgl. IX 89 19 Den Sinn des Folgenden
hat schon Domitivs getroffen, indem er eine Zahl einführte. Sicher
wird die Entscheidung freilich erst jetzt, wo Krohn in M von erster
Hand Z. 15 centum geschrieben gefunden hat und Elter tantam in
t'centum auflöst. Denn es ist klar, dafs centum und ter centum die
Reihenfolge der Gedanken festlegen. Also: ein bifschen kühn war's frei-
lich, aber es ist doch gelungen, und das Gedicht hat 300 wohlgemessene
Hexameter. Man wird nun auch kein Bedenken mehr tragen et mit
Bernaerts in at zu ändern; St. giebt wie vorher Z. 17 mit dicet aliquis
einen Einwurf wieder, den er durch die Anrede an Stella in die für
ihn selbst passende Form giefst. Zu mentieris: Latini futurum
ponunt, cum affirmant rem aliquam fore, cum ita factam esse alii aut
dicturi aut existimaturi sunt uel uidentur. mentieris ergo intellegas
hoc modo: et fortasse tu ipse, ubi haec narraueris, pro collega mentiri
aliis uideberis. Ita Lucanus I 30 non tu Pyrrhe ferox nee tantis cladibus
auetor Poenus erit, de quo loco Priscianus XVHI p. 1150 "erit dixit
pro cognoscetur uel dicetur' Hand. Ebenso potiemur II 2. 97. Hier
ist durch respondebis die Setzung des Futurums schon vorbereitet.
collega erklärt I 2. 257 tecum simües iunetaeque Camenae, Stella r-, mihi
multumque pares bacehamur ad aras; an ein collegium poetarum
I PRAEFATIO 213
(Parrhasivs) ist nicht zu denken (Einltg 20). 22 fugientes (vgl.
Dracont. I 13 qui fugatas Africanae reddis urbi litteras) fällt stark aus
dem Bilde von situs (vgl. I 4. 127 II 1. 68 IL 3. 76 III 3. 156, 210
V 3. 12 Schulze Neue Jahrb. f. Philol. 1887. 623). Der Aus-
druck kann bezeichnen, dafs Vopiscus selbst dichtete (I 3. 99 ff.)>
könnte aber auch auf grammatische Bearbeitung älterer Schriftsteller
gehen (vgl. Ruediger 1887, 16). ultro ohne dafs ein Zweifler ihn
interpelliert, meo nomine so dafs ich's nicht mehr zu thun brauche.
meo . . . nobis Wechsel der Person wie oft z. B. bei Catull (Ellis
zu LXIV 139) Properz u. a. uno die betont am Satzende; das Ge-
dicht hat auch c. 100 Verse wie 1. 24 Die Tradition Gallico
eso
est ualenti erklärt sich aus ualenti; con- ist nach -co ausgefallen
(s. V 2. 157 ; italescenti scheint sich vom Gesundwerden auch im
silbernen Latein nicht zu finden). defuncti vgl. Einltg 10. 2. nam
fortsetzend (Draeger II 157) wie I 2. 172 II 1. 212 III 1. 180 praef.
IV 13, doch wie immer ein den Fortgang begründender Gedanke vor-
schwebt, so hier der: ich kann das Zeugnis des Gallicus entbehren,
denn u. s. w. 26 a me suum . . . recepit das Compositum geht auf die
dichterische Wiedergabe des mit Erlaubnis des Herrn Geschauten.
Der Schlufssatz wird etwa gelautet haben: noctem enim illam felicissi-
mam et uoluptatibus publicis inexpert[is plenam in ipso amphitheatro
sedens descripsi et palam recitaui u. s. w.; einen solchen Gedanken
erfordert das utiqae begründende enim; auffällig bleibt, dafs nur die
nox (das Gedicht handelt bis v. 84 vom dies) genannt wird, noctem
it. p. inexpertam verstehe ich nicht und halte darum die Endung -am
für zugesetzt. Mit diesem Satze wird freilich die Vorrede nicht ge-
schlossen haben; gerade bei der Herausgabe des ersten Buches wird
St. eine ähnliche Bitte an Stella gerichtet haben wie II praef. an
Atedius, IV praef. an Marcellus, die Bitte, das Buch gegen Anklagen
der temeritas u. ä. zu schützen.
ii
EQVS MAXIMVS
Fortlaufende Commentare bei Hand 1817, Doelling 1887, ChVolckmae 1860,
O Stange 1887, 5 — 14.
Inhalt: Welch ein Werk steht da plötzlich vor unseren Augen?
Ist's vom Himmel gefallen oder haben es Götter gemacht? Gegen dies
214 COMMENTAR
Pferd mufs das Trojanische zurückstehen, zumal da dies einen solchen
Reiter trägt, stolz auf seine Last wie ein Thrakerpferd, das von Mars
geritten wird (1 — 21). Dem Kunstwerk entspricht der Standort (mitten
auf dem Forum) zwischen dem templum divi Iulii, der basilica Iulia,
der basilica Pauli, dem Tempel Vespasians und der Concordia (22 — 31).
Hoch ragt der Reiter, über das Forum nach dem Palatin und dem
Tempel der Vesta hinschauend. Die Rechte Frieden gebietend aus-
gestreckt, auf der Linken eine Statuette der Lieblingsgöttin Minerva,
mit mächtiger Brust, mit Mantel und grofsem Schwert: so der Reiter;
das Pferd im Ansatz zum Laufe, den Huf auf dem Haare des darunter
liegenden Rhenus, alles auf gewaltig lastender Basis (32 — 60). Und
doch ist das Ganze in kurzer Zeit geschaffen worden: der Gegenstand
selbst hat die Arbeit gefördert. Der Genius des nahe gelegenen lacus
Curtius wurde durch den Lärm hervorgelockt und sprach seine Be-
wunderung und sein williges Zurückstehn hinter dem Kaiser aus
(61 — 84). Kein anderes Reiterbild läfst sich mit dem neuen Werke
vergleichen, auch nicht das Caesars auf dem forum Iuliuin, ob es schon
von Lysipp herstammt. Und dies Werk wird dauern so lange wie das
Römische Weltreich. Die göttlichen Verwandten des Reiters werden alle
vom Himmel zum Besuche herniedersteigen. Dies Geschenk des römischen
Volkes und Senates würden Apelles und Pheidias mit verlangendem Auge
betrachten, Tarent und Rhodos würden es ihren Kunstwerken vorziehen.
Mögest du, o Kaiser, nur noch lange an der Erde und dieser deiner
Cultstätte Gefallen finden! (84—107).
Vorbemerkungen: Man erkennt leicht die scharfe Gliederung
der Beschreibung; sie kehrt mehr oder minder vollständig in den ähnliche
Stoffe behandelnden Gedichten (I 3. 5 H 2 III 1 IV 3. 6) wieder. Über
den Zusammenhang solcher descriptiones mit den Vorschriften der
Rhetoren vgl. Einltg 26, Vorbem. zu I 3, ausführlicher Leo 1892, 5 ff.
Beschreibungen von Statuen insbesondere erwähnt unter den ixygdasig
Nikolaos sophista, der (III 492. 10 Spengel) die Vorschrift giebt:
dst de rjvcxcc av sxcpQd^co^isv xccl (idfaöxcc aydk{iaxa xvyjbv rj elxovctg
r\ st' xi aklo xoiovxov TteioäGfrai koyto^iovg TtQotixi&ivai xov xotovde
iq xotovös Ttaoä xov ygacpscog rt TtXdöxov 6yr\\!iaxog oiov xv%bv rj oxi
ÖQyi£6{ievov eyQaijje ötä xtfvde xr\v ulxictv rj rjdö^tevov r) dllo xi itd^og
sqov^isv öv^ißatvov xrj tceql xov ix(pQcc£o{ievov [öxoQta. Über eine
andere hier befolgte Vorschrift vgl. Anm. zu v. 32. Epigrammatische
Beschreibungen von Statuen sind häufig in der griechischen wie latei-
nischen Anthologie. Immerhin macht der Equs maximas nach Stil und
Aufbau im ganzen einen frischeren Eindruck als die Villenbeschreibungen
I 3 (s. zu v. 35) und teilweise n 2 (s. zu v. 44); namentlich ist an Stelle
I 1 EQVS MAXIMVS 215
der schwerfälligen Anknüpfungen quid dicam u. ä. leichtere Verbindung,
besonders Halbverse wie par operi sedes u. ä, oder Asyndeton getreten.
Vielleicht darf man daraus und aus der mehr dem Gegenstande selbst
entnommenen Disposition -den Schlufs ziehen, dafs St. hier nicht un-
mittelbar ein chrienartiges Schema benutzt hat, sondern mehr eigener
Eingebung gefolgt ist, als in den Villenbeschreibungen.
Das Denkmal selbst wird vielleicht noch von Martial (VIII 44. 7
colosson Augusti) erwähnt. Bei Mart. IV 3 an dieses Standbild zu
denken verbietet die Zeit dieses Gedichtes (a. 88), bei I 70. 6, was
Hand hierherzog, Zeit und Zusammenhang. Über Veranlassung und
Zeit seiner Errichtung s. Einltg 4. Die topographischen Aufzeichnungen
von Rom schweigen über unser Denkmal. Erhalten ist nichts, auch
nicht die Basis (Ioedan Eph. epigr. HI 257); es ist wohl wie der
Name, die clipei und imagines des Kaisers gleich nach seinem Tode
auf Senatsbeschluis zerstört worden (Suet. Dom. 23). Das Allge-
meine siehe bei Iordan Topogr. I 2. 187 ff. An einem Versuche
zur Restauration hat sich Goethe beteiligt, s. Tag- und Jahreshefte
1813 „die kolossale Statue Domitians, von Statius beschrieben, suchte
man sich gleichfalls zu vergegenwärtigen, zu restaurieren und an Ort
und Stelle zu setzen. Die Philologen Riemer und Hand waren mit
Gefälligkeit beiräthig". Eine Vorstellung von dem Eindrucke des
Werkes, an dessen Platz vielleicht später der equus Constantini stand, „
reconstruiert Fig. 3 bei Loewy- Luckenbach, das Forum Romanum der
Kaiserzeit (München -Leipzig 1895). Über die Beliebtheit der Reiter-
standbilder in Rom nach griechischem Vorbilde siehe Plin. N. H.
XXXIV 19 u. 28, Röscher 1891, 107 ff., über das Streben nach kolossalen
Dimensionen Plin. ibid. 39 — 47.
Commentar: Equs so hat St. vielleicht nach des Probus Vor-
schrift geschrieben, vgl. Bersu, die Gutturalen im Lat. 63 ff. equs
heifst das Standbild, den Reiter eingeschlossen, wie oft in den Regions-
beschreibungen und ähnlichen topographischen Aufzeichnungen, vgl.
auch Röscher 1891, 104. 1 Die Basis moles wird durch die
darauf getürmte gleich imposante Masse von Rofs und Reiter gleichsam
verdoppelt (geminata nicht mit Gevaert nur als coniuncta zu fassen)
und beherrscht so architektonisch das ganze forum Romanum (ähnlich
II 3. 2 arbor complexa lacus, Claud. Prob. Ol. 1 sol flammigeris mun-
dum complexus habenis, Theb. XI 9; Silv. IV 2. 24; amplexus Mart.
IX 61. 5 Theb. I 564). Keinesfalls ist mit Lafaye das Verbum von
den ausgebreiteten Armen des Kaisers zu verstehen, weil von der
Person und ihrer Haltung noch keine Rede ist. Doppelbildungen
wie superimposito sind bei Lucan (superemicat, supereuolat, superin-
216 COMMENTAR
cumbens) und St. beliebt: I 1. 59 superingesti Theb. IV 529 super-
eminet. 2 Die jüngere Ergänzung des verstümmelten Verses per
auras ist wohl durch die Phrase caelo fluxit veranlafst vgl. z.B. V 1. 103;
fluxit wie IV 2. 35. Ach. I 621. Über die Vorstellung des öloti eres
ayalpa Otto Sprichw. caelum 8. 3 Lact, zu Theb. I 251 quicquid
magnitudine sua nobile est, Cyclopum manu dicitur fabricatum. Die
Namen der Cyclopen wie III 1. 131 IV 6. 48 aus Verg. A. VIII 425
nach Hesiod. 4 reliquit zu praef. I 6 reliquerit. 5 Die Erwähnung
der Pallas geht nicht nur auf die allgemein griechisch-römische An-
schauung zurück, dafs die Göttin besonders hervorragende Kunstwerke
selbst geschaffen, sie enthält auch ebenso wie Mart. IX 24. 5 eine be-
sondere Schmeichelei für den Günstling, ja Sohn (Philostr. Apollon.VII24)
der Minerva vgl. Suet. 15 Quint. X 1. 91 DioLXVII1.2 Mart. VIII 1.4
Pallas Caesar iana IX 3. 10 Stat. S. IV 1. 22 proper ata tuae manibus
praetexta Mineruae, man denke auch an die legio I Mineruia, die
quinquatrua Mineruae u. a., siehe jetzt Gsell Domitien S. 76. Über
den Beinamen Germanicus s. Einltg 46. 6 6 effinxere mit etymo-
logischer Anspielung auf effigies v. 4. Ähnliches findet sich bei St.
(über solche Dinge bei griechischen Epikern vgl. Schulze quaest.
epic. 104. 463. 493. 505 add. 323, man denke auch an Hör. Carm.
III 3. 29 seditionibus bellum resedit IV 9. 33 Ep. I 5. 19 und vgl. Kiess-
ling z. d. St., aufserdem A. P. 319 mörata . . . mbratur) nicht so oft
und manieriert wie z. B. bei Apoll. Sidon. (Carm. II 3 fastu . . . fastis . . .
fastigatus), doch vgl. I 2. 267 leges . . . legant I 3. 53 necopinus opes
II 1. 163 succendere census II 6. 76 seseque uidendo torsit et inuidia
III praef. sequi . . . prosecutus III 3. 42 tuli . . . confero III 4. 61 f. con-
tingere : tangere IV 4. 96 trahit . . . retrahit. Einen noch gröfseren Reiz
findet der Neapolitaner Dichter in Übersetzungen oder Umschreibungen
griechischer Wörter wie v. 30 regia ßccöihxT]^ I 2. 49 Erato iueunda,
I 4. 26 conscia Pirene, 57 pigra obliuio uitae k^a^yia^ I 6. 56 Ther-
modontiacas edlere, II 1. 187 adusta litora des Phlegethon, II 2. 19 uda
crines Kv^todöxri II 2.37 superet Pimplea sitim, arcana <&rj{iovör}) 38 pudicos
fontes der Castalia, II 2. 78 u. III 1. 148 Nesis auf vijoog etymologisiert,
II 2. 79 u. III 1. 149 omen felix Euploea carinis, III 1. 146 nudas palaestras
yvfivdda (vgl. III 1. 152 V 3. 34), III 1. 92 iuuenem . . . Parihenopen
(s. Anm. zu IV 8. 56), III 2. 110 inuida Memphis III 4. 24 auxiliator
ßorjd'ög 25 mitis ^ittog 100 mitissime custos rjmog GcorriQ, IV 8. 49 felix
Eumelis, 51 taciti mystae, V 2. 96 immemorem amnem Jtj&rjv. Der
Vergleich begründet die Darstellung des Kaisers zu Pferde als Heerführer
und spielt auf die Veranlassung der Decretierung an. 7 attonitij
das übrigens cctco xolvov auch zu Rheni gehört, ccum se tutum
I 1 EQVS MAXIMVS 217
putaret' Domitivs, nämlich in der ardua domus (v. 80 III 3. 169
montem, Theb. I 20 coniurato deiectos uertice Dacos), den hochgelegenen
befestigten Wohnsitzen. (Dio 68. 9. 3 ÖQrj evrexeiii^^iva), deren
Eroberung auch Trajan grofse Schwierigkeiten machte (Dio 68. 8. 3
vgl. Flor. II 28). 8 Über nunc s. zu I 3. 27. Die Fama prior (auch
Theb. IV 32 vgl. I 3. 27), anders als bei Vergil A. IV 323, die Göttin,
quae res priores fatur, wie prisca Fides Mart. Sp. VI b. 3 I 39. 2, dem
entsprechend heifst miretur, wie oft, „bewundernd loben" (z. B. I 3. 57
IV praef. 8 V 3. 203). Der Sinn des Satzes ist natürlich negativ: lobe
du nur, es ist doch vergebens, das Kaiserpferd übertrifft das deine
weit. Darum setze ich gegen die früheren Ausgaben Doppelpunkt
hinter v. 10. 10 vgl. noch Petron 89. 4 caesi acrtices Idae tra-
huntur. Dafs durch das Fällen der Bäume der heilige Berg der
Cybele und der Ida kleiner werden, ist eine zwar singulare, aber auf
richtiger Anschauung beruhende Vorstellung, von St. geformt etwa
nach Ov. A. A. III 125 decrescunt effosso marmore montes vgl. Val. Fl.
VI 393 Silv. III 1. 134 11 Der Vergleich mit dem Trojanischen
Pferde geht deutlich von der Grösse aus; klar ist v. 11: Pergamum
würde für das Pferd zu klein gewesen sein, v. 13 aber hat, da von
einer Beteiligung des Aeneas bei der Einbringung des hölzernen Rosses
nichts erzählt wird und Hektor längst tot war, nur Sinn, wenn wir
duceret in der allgemeinsten Bedeutung nehmen „von der Stelle be-
wegen" (z. B. Ov. Met. VII 118 tauros suppositos . . . iugo pondus graue
cogit aratri ducere), so dafs die beiden stärksten Helden Iliums nur
bei dem des Dichters Phantasie vorschwebenden Versuche (darum du-
ceret, nicht duxisset), die Kaiserstatue in Troja hineinzubringen,
eine Rolle spielen. Zu v. 12, den in bunter Schar (grege permixto)
mitziehenden paeri puellaeque ist dann aus dem folgenden duceret ein
ducerent im Sinne von prosequerentur zu entnehmen. Zum Zeugma
vgl. I 2. 235 I 6. 77 IV 4. 82. So bleibt die Stelle zwar phantastisch
genug (man denke sich Aeneas und Hektor im Schweifse ihres Angesichts
vor der Reiterstatue), aber Baehrens' Tadel (praef. p. XVIII, in etwas
anderer, erweiterter Form wiederholt von Ziehen 1896, 313 ff. vgl.
zu I 2. 213 ff.), der Dichter habe cmera nomina' gesetzt, um das Ge-
dicht aufzuputzen, trifft nicht zu. 13 ipse nee Aeneas an zweiter
Stelle steht nee namentlich oft im zweiten Gliede einer negativen
Satzreihe, ebenso anaphorisches non und sie. 14 Adde ein neuer
Grund für den Gedanken v. 8 f.: jenes gefahrbringend, dieses mit einem
Reiter, dessen Miene Frieden verheifst. Zu amplexus ergänze est;
die Ellipse ist hart, weil im Nebensatz. 16 St. wollte ausdrücken:
ora, in quibus mixtae sunt notae (Gesichtszüge vgl. H 6. 48 Th. IV 744
218 COMMENTAR
VII 302 Ach. I 309 Curfc. VI 7. 18 Eimod. Epith. 24 uerecundas
spargit in ore notas) belli et pacis, hat aber (vgl. Anm. zu III 2. 21)
den zweiten Genetiv weiter ausgeführt (Ov. M. II 858 paeem uultus habet).
Ahnlich frei steht mixtiis I 4. 49 II 1. 125, vgl. Anacreontea 16. 12
\aiXav oii[icc yoQybv £6t(o xsxsqccöiisvov yaXrjvrj. Die Phrase, dafs auf
einem Antlitz sich Strenge und Milde paaren (vgl. v. 102 II 6. 41 Anm.
IV 2. 41 f.), ist ein vielleicht von der Beschreibung von Statuen (Zeus?)
in die Rhetorenschulen aufgenommener Gemeinplatz Calpurn. Ecl. VII 84
Laud. Pison. 100 ff. Sil. It. VIII 560 ff. Mart. V 6. 9 f. (vgl. V 3. 3)
VII 5. 5 IX 24 Stat. S. I 3. 91 f. Wernes. Ecl. I 56 f. Plin. Ep. IX 9. 2
Pan. 4 Auson. Parent. II 6 XXII 7; sie wird hier zur geschicktesten
Schmeichelei vgl. Suet. Dom. 18 statura fuit procera, uultu modesto rubo-
risque pleno, grandibus ocidis . . . commendari se uerecundia oris adeo sen-
tiebat, ut apud senatum sie quondam iaetauerit: *usque adhuc certe et animitm
meum probastis et uultum? (das Gegenteil sagen natürlich Plin. Paneg. 48
Tac. Agr. 45). Das Wort placidus gebraucht auch Martial oft vom Kaiser.
17 Die vorsichtige Verwahrung (vgl. II 1. 50 II 6. 29 III 2. 15)
leitet nach dem übertreibenden Vergleiche mit dem Trojanischen Pferde
wieder zu ruhigerer Betrachtung über. Die folgenden Worte haben alle
Erklärer auf den Reiter bezogen (chonor ... de dignitate oculis et uultu
expressa' Hand), an und für sich ja möglich. Die Stellung zwischen
den beiden Pferdevergleichen und die Beziehung von nee ueris
maiora putes eben auf den Vergleich mit dem Holzpferd (eine Be-
ziehung dieser Worte auf v. 15/6 oder v. 17 ist unmöglich, weil
beiderorts keine Übertreibung vorhanden) zeigt aber, dafs vom Rosse
die Rede ist: seine Gröfse und Schönheit entspricht der Ehre, dafs
es den Kaiser trägt; mit honor correspondiert genau superbit wie auch
altius. Darum ist der Satz über das Antlitz des Kaisers als erklärende
Parenthese zu mitis zu fassen. 18 exhaustis armis hat schon Do-
mitivs richtig aufgefafst „nach vollendetem Kampfe". (Verg. A. IV 14
bella exhausta X 57 Theb. VI 237 X 36 Sil. It. VI 656). Der Vergleich
ist auch für die Reiter genau: dem mitis eques entspricht Mars nach
dem Kampfe. Andere haben (so zuletzt Schwartz 1889, 13) erklärt
„mit erschöpften Gliedern" zur Verstärkung des magno pondere. Aber
selbst wenn man versteht: trotz seiner erschöpften Glieder, bekommt
der Vergleich, der in superbit gipfelt, einen arg störenden Zug für
das thrakische Pferd des Mars wie für das eherne. 19 magnum
pondus schrieb man allgemein den Göttern zu Ov. Met. IV 449 IX 273
XV 693 Fast. IH 330 Lucan. I 56 f., hier v. 56, Theb. V 430
VH 743 u. 750 luv. XIH 46 ff. Nonn. Dionys. XLVHI 138 ff. Claud. IV
cons. Hon. 572 ff. 20 nee tardo = et celeri d. h. also die Negation
I 1 EQVS MAXIM VS 219
geht nicht auf den Satz, sondern nur auf einen Begriff. Darüber s. die
freilich sehr der Sichtung bedürfenden Nachweise bei Gronov diatr. 56
(mit Hand) und bei Markland zu I 1.82. 21 propellit nicht beim
Trinken (so Gevaert, Ha^d); das Rofs stürmt eiligst am Ufer des Strymon
hinab und beschleunigt gewissermafsen durch seinen Atem die Strömung
des als reifsend bekannten Flusses (Basilius magn. Epist. XLI 6 de ZJtqv-
[XG)v ö^vzcctcc ä)v iya oldcc Ttoraiiav qbcov) vgl. Lucan. VII 789 propulsa
cruore flumina IL lat. 919 Aetna 295 pellit opus collectus aquae . . .
Durch die Ausmalung dieses Vergleiches, aus dem der Leser die Paral-
lelen' auf Kaiser (siegesstolz, doch friedlich) und Kaiserpferd (stolz
sich hebend) ziehen soll, erfüllt der Dichter die oben angeführte Vor-
schrift der Schule, der vom Künstler dargestellten Seelenstimmung
nachzugehen.
22 Die folgende, für die Topographie des alten Forums wichtige
Skizzierung der Nachbarschaft des Denkmals erwähnt natürlich nur
das Wichtigste und das, was einen Anlafs zur Schmeichelei giebt.
Der Divus Iulius in seiner aedes, dediciert von Augustus am 10. Aug. 27
cf. munere prolis, öffnet obaia limina, weil der Kopf von Reiter und
Rofs ihm zugewandt ist und der Kaiser darum hineinzureiten scheint.
Havet's Conjectur Jmic aufzunehmen habe ich Bedenken getragen, ob-
wohl sie zu obuia eine gute Ergänzung giebt. St. hatte sicher von
Anfang an vor, alle 4 Seiten zu beschreiben, darum disponiert er mit
1) hinc und at, 2) hinc, 3) Mine, 4) terga. 23 fessus bellis (vgl. ex-
haustis armis) ist nicht allzusehr zu pressen; es heifst nur „nach vielen
Kriegen" (Gegensatz mitior), vgl. I 5. 7. II 1. 16. adsertae haben wir
wohl doch trotz der Undeutlichkeit von M1 als alte Überlieferung zu
nehmen und an das Bild des aufgepfropften Reises (vgl. II 1.101 tran-
sertos) zu denken (vgl. auch Suet. Tib. 3 inserhts est et Liuiorum
familiae adoptato in eam materno auo); die in der Sprache einreifsende
Vermischung der Formen sertus und situs ist bekannt, vgl. Gronov
diatr.2 58. St. hat wohl adscitae als term. techn. für Adoption ab-
sichtlich gemieden. Über die Apotheose Caesars durch den von ihm
adoptierten Octavius s. Suet. Iul. 88 Plin. N. H. II 94; primus Romulus
bleibt als König natürlich aufser Betracht, iter ostendit geht auf die
Kometenfabel, besonders auf den Kometen an der Stirn des Tempel-
bildes (Iordan Top. I 2. 406). 25 Die Überlieferung discit et e könnte
von der Verwechslung der Abkürzung für -ur und et herrühren. Doch
habe ich mich mittlerweile überzeugen lassen, dafs discit et richtig ist; der
Satz 27 f. (man beachte iret, nicht isset, und gener) enthält die Reflexion
des Divus (s. zu v. 40) über die Vorteile, die Domitians Art in seiner
Lage ihm gebracht hätte. Mein früheres Bedenken, dafs auch v. 87
220 COMMENTAK
der Beschauer vergleicht, erscheint mir jetzt als hinfällig. Ich inter-
pungiere nicht mit Barth vor, sondern hinter armis, da uultu und
armis scharf einander entgegengesetzt werden. Übrigens vergleicht
St. nicht, wie Domitivs meint, Domitians und Caesars Reiterstatue
vor dem templum Veneris Genetricis, auch nicht das Bild des gött-
lichen Dictators in seinem Tempel, sondern betrachtet nur oder läfst
nur betrachten das Antlitz des Kaisers und denkt dabei an das schon
gesagte fessus bellis. 26 nee (nicht einmal) in extemos furores
(vgl. III 3. 117 amentia; als solche erscheint dem Hofdichter jede
Unternehmung gegen den Kaiser), geschweige denn in Bürgerkriegen
wie Caesar, der nachher durch Proscriptionen gegen seine Gegner wütete.
(Ahnlicher Gegensatz Ov. Fast. II 143.) Der Kaiser giebt sogar fides, macht
ein Bündnis, wo er es, wie St. vorgiebt, gar nicht nötig gehabt hätte.
Domitians durch die Siege der Daker erzwungenen Friedensschlufs feiert
wie St. (vgl. III 3. 167ff.) auch Martial (122.6 V3.3) als Milde. 27f. Die
fast unzähligen Erklärungs- und Emendationsversuche s. bei Hand
S. 69 — 74. Von den neueren (für castris wollen castus Bursian, Cattis
0. Mueller, captus Otto, dextras Waller, dextris Polster, Concors
Stange, tristis Grasberger, constans Doelling, Lücke nach v. 28
Schwartz) befriedigt keiner in höherem Grade. Das Richtige hat
schon Domitivs, der anmerkt, He signa ferente si tu fuisses dux in
castris Caesarianis, minor in leges iret in foedera tua ueniret' (genauer:
sich dir unterwerfen) und cCato abiret ex castris, quod non fecit victo
Pompeio'. Des Dichters Worte sind, was noch nicht bemerkt scheint,
beeinflufst durch Lucans Darstellung: Cornelia spricht 1X88 als Auftrag
des Gatten an die Söhne aus nee umquam . . . Caesaribus regnare uacet, da-
gegen sagt der abtrünnige Cilix v. 238 sub iura togati cutis eo. Für Cato
aber war nach Lucans Darstellung (s. besonders v. 203 ff.) Freiheit weder
bei Pompejus noch bei Caesar zu finden; darum will er sein Lager nicht
verlassen. Die Wendung in legem ire alicuhis hat, wohl ausgehend von
der Art der Senatsabstimmung pedibus ire in sententiam alieuius, die
Bedeutung angenommen: für jemandes Vorschlag sein, sich ihm an-
schliefsen; den Übergang zeigen Stellen wie Val. Max. III, 8. 4 Me-
tellus Numidicus ...in exilium quam in legem eius (Saturnini) ire maluit
und schon ganz übertragen Ov. Her. IV 62, wo Phaedra sagt, dafs sie
es gerade wie ihre Vorfahrinnen machen wolle in socias leges ultima
gentis eo (vgl. auch Theb. XII 180 leges accedere regni). minor (vgl. Hör.
Ep. I 10. 35 minor in certamine longo und I 12. 28 ius imperiumque
Phraates Caesaris aeeepit genibus minor Val. Fl. VII 349 Theb. XI 666)
„unterlegen" mit Anspielung auf Pompejus' Beinamen Magnus, castris
ire (durch den Gegensatz in leges als ex castris ire verdeutlicht) wie Sil. It.
I 1 EQVS MAXIMVS 221
X621 Claud. Cons. Stil. III praef.ll. Ähnliche Gedanken Lucan.VII358ff.
Claud. Manl. Theod. 163ff. und besonders Mart. XI5.9 über Nerva te duce
gaadebit Brutus, tibi Sulla cruentus imperium tradens iam positurus erit
et te privato cum Caesare Magnus amabit donabit totas et tibi Crassus
opes, ipse quoque infernis revocatus Ditis ab umbris si Cato reddatur
Caesarianus erit. 29 at greift nach den fast parenthetisch ver-
gleichenden Versen 25 — 28 den Gegensatz zu hinc v. 22 auf. laterum
passus erklärt Domitivs: spatia laterum operis; so sagt Sil. It. IV 617
laterum extensus. Für diese auf die Grundbedeutung der Wurzel zurück-
gehende Verwendung des Wortes kann ich nur vergleichen Val. Fl. 1 258
ingenti tendentem braccliia passu s. Heinsivs z. d. St. Daruni ist mir wahr-
scheinlicher, dafs mit laterum passus im Gegensatz zu obuia die Schritte
des Pferdes, von der Seite betrachtet, gemeint sind. Der Dichter
nimmt (s. zu v. 33) einen Standpunkt vor dem Denkmal ein, darum
hinc, d. h. links für ihn (rechts nach der Richtung des Reiters) die basilica
Iulia, Mine rechts für ihn die bas. Paulli; in gleicher Richtung zuerst
links das templum Vespasiani, dann rechts das t. Concordiae. Über
die basilica (teeta genannt auch Mart. VI 38. 6) Iulia und die basilica
(regia s. zu v. 6 blofse Übersetzung) Aemilia Paulli vgl. Iordan
Tbpogr. I. 2. 384 ff. Iordan zieht daraus, dafs St. sagt belligeri
Paulli, den Schlufs, in dem Gebäude habe ein Bild oder eine Trophäe
des Überwinders von Macedonien seinen Platz gehabt. St. wird aber
wohl schwerlich in der Geschichte des Baues so sichere Kenntnisse ge-
habt haben, dafs er nicht den berühmtesten Vertreter des Geschlechtes
mit dem Restaurator der bas. Aemilia L. Aemilius Paullus Lepidus ver-
wechseln konnte. sublimis scheint diese Basilica als das höchste Ge-
bäude am Forum, wenigstens an der N. O.-Seite zu bezeichnen.
30 Im Rücken des Denkmals stehen das templum Divi Vespasiani et
Titi und die aedes Concordiae am clivus Capitolinus. Die Göttin sieht
auf den Kaiser blando uultu, weil er durch Antlitz (v. 16) und Hand-
bewegung (v. 37) Frieden verheifst. Elter bemerkt vielleicht mit
Recht, dafs sich aus der Nichterwähnung des ragenden Iuppiter Capi-
tolinus folgern lasse, das Denkmal habe näher am t. Vespasiani als an
der aedes Divi Iulii gestanden, so dafs die beiden Tempel des V. und
der C. den Burgtempel verdeckten.
32 Die Sprache hat sich schon v. 25 ohne Namennennung, wie
St. das oft thut, weil ja die Gedichte zunächst an den Gefeierten gingen,
zur directen Anrede an den Kaiser gewandt, auch pater v. 31 verlangt ein
tuus; jetzt beginnt die Beschreibung des Reiters nachdrücklich mit ipse
(s. Kiessling zu Hör. C. I 3.38) und Beibehaltung der 2. Person. Man
beachte, dafs St. sowohl bei der Beschreibung des Reiters wie des
222 COMMENTAR
Pferdes nach Vorschrift der Rhetorenschule (AphthoniosRhet.Gr.il 46. 26.
Nikolaos III 492. 19) vom Kopfe nach den Füfsen zu fortschreitet wie
auch beim Hercules epitrapezios IV 6. 55 ff. Der Vergilianische Aus-
druck aere saeptus wird von St. weniger passend gebraucht, da saepire
wohl nur einem obscuro aere oder nebula (Verg. A. I 439 Anth. Lat.
II 192. 7) entspricht. 33 ist mit M Präposition und Verbum zu
trennen, ebenso III 2.47. Dafs das Standbild wirklich höher gewesen
als die Tempel, ist natürlich ausgeschlossen. Wohl aber läfst sich auf
der Area des Forums dicht vor dem Erzbilde ein Standpunkt denken,
von dem aus betrachtet der Reiter höher erscheinen konnte als die
Tempel. 34 zur Messung pälatia (auch IV 1. 8, aber III 4. 38 Päla-
tinus) vgl. Lachmann zuLucr. 37 Friedlaender zu Mart. 170.5. Die
domus Flavia Domitiani gehört zu den Bauten, von denen Sueton be-
richtet (5) plurima et amplissima opera incendio absumpta restituit; sie
war zur Zeit im Bau (nona) und wurde im folgenden Jahre 92 von
Rabirius teilweise vollendet Mart. VII 56 VIII 36 Friedlaender. Zu
pulchrius ist aus contemptis flammis die Relation „als vor dem Brande"
zu entnehmen. 35 Der Feuerbrand vom Tempel der Hestia in Troja,
von Aeneas nach Alba, dann nach Rom gebracht, wurde im Vesta-
Tempel mit Gefäfsen verdeckt (tacita face wie II 3. 5 tacitis radicibus
vgl. Ov. F. VI 297 templo celatur in illo, Silv. V 3. 178 f actis opertae
Marqvardt St. V. VI 241. 7); es auszulöschen war ein piaculum, für
das uigilare hatte der Kaiser als pontifex maximus zu sorgen. Als
solchem kam ihm auch die Überwachung der virgines Vestales zu.
Suet. berichtet c. 8 incesta Vestalium iiirginum a patre quoque sao et
fratre neglecta uarie ac seuere coercait priora capitali supplicio posteriora
more ueteri. St. denkt wohl hier vor allem an den Cornelia-Prozefs
(Einltg 5. 2). Der Kaiser sieht also zu, ob Vesta nunmehr (iarn),
nachdem die exploratio (so V 3. 178 explorator) geschehen ist, mit den
Jungfrauen zufrieden ist. 37 Die Einzelheiten in Haltung und At-
tributen der Statue können trotz der an einer Stelle verderbten, aber
nicht lückenhaften (Lücke nach v. 38 Schwartz) Überlieferung mit
ziemlicher Sicherheit erschlossen werden. Der Kaiser streckte Frieden
gebietend die Rechte aus (pugnes „dafs man kämpfe"; Conjunctiv nach
uetare auch Tib. II 6. 36 Hör. C. III 2. 26); die Geste, welche z. B. die
Reiterstatue Mark- Aureis zeigt, beschreibt der nicht ungelehrte Scholiast
des cod. Parisin. 8282 porrecto dextro bracchio et extenta manu, paulidum
curuatis digitis, uola spectante terram antiqui significabant pacem, qualis
imago consprieitur Bomae in foro Constantini (bei Quint. XI 3. 119 sind
die vielfach zu unserer Stelle citierten Worte habitus qui esse in statuis
pacificator solet interpoliert), vgl. auch Sittl Gebärden 305. Für
I 1 EQVS MAXIMVS 223
die Correctur laeuam spricht alles: einmal geht an betonter Stelle
dextra vorher, weiter hat auch die Statue Mark- Aureis ursprünglich
wie die von Roschek behandelte Reiterstatue Caesars eine Statuette
auf der Linken getragen. Ob dieselbe Hand die Zügel geführt hat,
ist schwerer zu entscheiden. Lafaye 1896, 11 betont, dafs für
die Mark-Aurel-Statue c personne n'admettra jamais que la gauche ait
tenu les renes' und führt byzantinische Beschreibungen ähnlicher
Statuen an, wo das Fehlen der Zügel ausdrücklich erzählt wird. Ich
weifs nicht, ob für Mark-Aurel die Zügel so unbedingt abzuweisen
sind, und glaube sie auf der ßQorÖ7tovg~M.imze sogar zu erkennen;
aufserdem ist zu bedenken, einmal, wie lückenhaft unsere Kenntnis
solcher equi ist, sodann, dafs Domitian hier Sporen trug und das Rofs
cursum minatur, was entschieden für das Vorhandenge wesensein von
Zügeln spricht. Wie dem auch sei, jedenfalls hatte der Bildner auf
die linke Hand des Kaisers in geschickt schmeichelnder Nachbildung
der Pallas des Pheidias wie dort die Nike, hier die Lieblingsgöttin
(zu v. 5) selbst gesetzt. Sie stand dort leicht (non grauat betont s. zu
v. 19) und zwar in solcher Haltung, dafs sie das Rofs eeu stimulis an-
zufeuern schien. Wie haben wir uns das zu denken? Dafs mit Stimuli
nicht das vorgestreckte Medusenhaupt gemeint sein kann, hat wohl
Schwaktz 1889, 13 f. erwiesen; es wäre das gegen alle Tradition,
da das Gorgoneion den Erschreckten festbannt, praetendit wird also
vielmehr so zu fassen sein, dafs die Göttin nach dem Typus der Pro-
machos (s. Lafaye S. 14) mit der Linken die über den ganzen Arm
gelegte Aegis hochstreckt, so dafs der Blick der Gorgo das Pferd nicht
treffen kann. Die Parenthese erwähnt dann passend ein beseitigtes
Hindernis des Antreibens. Ist diese Annahme richtig, so folgt aus
dem Typus, dafs die rechte Hand den erhobenen Speer trug, und
dieser wird mit den Stimuli gemeint sein. Daraus ergiebt sich ferner,
dafs die Göttin mit dem Antlitz nach vorn gestanden haben mufs.
39 Der Zusatz nee dulcior u. s. w. gewinnt durch dulcior und leeta eine
so subjeetive Färbung, dafs der Dichter den Schlufs durch die zweite
Person und die Anrede an Juppiter mit pater in die Form eigener
Worte der Göttin kleiden kann (wie oben v. 27 f.). 41 Die Be-
schreibung des Reiters geht nun weiter nach den Stich Worten pectora,
tergo, latus, wie vorher caput, dextra, laeuam; die Diction wird knapp,
asyndetisch, pectora seil, sunt ea (vgl. z. B. Aetna 507 tterum impetus (est
is), ut), sind so grofs (Theb. IV 173 von Kapaneus spatiosa pectora, von
Mars Priap. 36. 9). Den Inhalt der mundi curae veranschaulicht Mart.
IX 101. 13 — 22. euoluere hier nicht vom Entfalten der Buchrolle auf die
daraus entstehende Thätigkeit des Denkens übertragen (wie II 2. 113,
224 COMMENTAR
III 3. 99, V 1. 78, ebenso reuoluit I 2. 100), sondern nach ualeant rein
sinnlich zu nehmen: aus dem Wege wälzen. 42 Der folgende
Relativsatz „und für die Temese all seinen Erzreichtum hergegeben hat"
steht, wie der Wechsel im Modus zeigt, nicht auf einer Stufe mit dem
vorhergehenden, hat aber doch mit ihm den Gedanken der Gröfse
gemeinsam und kann darum einfach durch et angeschlossen werden.
Ihn mit Gronov (et cm) auf tergo oder chlamys zu beziehen, weil
letzteres sonst keinen Zusatz habe (so auch Lafaye S. 17), ist nicht
nötig, weil das tergum eben durch die Erwähnung der chlamys be-
schrieben wird (Theb. I 109 riget horrido, tergo palla), und unwahr-
scheinlich, weil dann die Folge der Asyndeta durchbrochen wird.
oppidum Tempsa a Graecis Temese dictum (Plin. N. H. III 72) in Bruttium,
auf das Strabo VI 1. 5 den Vers Odyss. I 184 xatrikv&ov . . . ig Ts^eörjv
pera %alKov bezieht und hinzufügt %al deCyivvxai %cdxovQyela Ttlrjötov
a vvv ixkekeiTtrui. Statius aber zählt Temese Ach. I 413 aera domat
Temese unter Städten Griechenlands auf, indem er es wohl mit Tamassos
auf Kypern (über dessen Kupferbergwerke vgl. Bluemner Technol.
IV 60. 6) identifiziert. Die aera Temesaea (I 5. 47) werden auch von
den Augusteern erwähnt. Die Übertreibung wie II 6. 86, IV 3. 99,
Mart. II 29. 3. Über den Nominativ hausta s. zu V 3. 72. Dafs der
Kaiser das griechische Prachtgewand trägt, versteht sich, weil er als
Sieger und Friedenstifter und zu Rosse dargestellt ist. 43 Der
Vergleich des kaiserlichen, in der Scheide steckenden Schwertes mit
dem gezückten geht nur auf die Gröfse (Verg. A. X 763 magnus Orion).
Das Sternbild gehört zu den Winterbildern. Zu sidera terret vgl. Sen.
Herc. F. 12 ferro minax hinc terret Orion deos. 46 Das Rofs giebt
Haltung und Ausdruck des Reiters freilich nur insofern wieder, als es
majestätisch und gewaltig dasteht; im übrigen war der Kaiser mit
ruhigem und beruhigendem Ausdruck dargestellt, das Pferd unruhig,
vorwärts strebend. Zur ganzen Schilderung vgl. Verg. A. XI 496 ff.,
mit dessen Worten St. spielt, und Petron. 89. 58 ff. acrius eben weil
es cursum minatur. imltus trotz Cic. Leg. I 9. 27 (is qui appellatur
uultus nullo in animante esse praeter hominem potesi) von Tieren Verg. A.
VH 20 u. ferarum, Claud. R. Pr. III 249 u. equorum, vgl. Lafaye S. 18.
48 stant ist auf colla bezogen statt auf iubis; diese sind rigidae
(Gegensatz bei Vergil ludunt) aus Schrecken vor den Stimuli (vgl. Theb.
VI 482 u. 501 f.). uiuus wie so oft als Lob von Bildwerken, dafs sie
dem Leben entsprechen (vgl. zu I 3. 48), impetus wie IV 3. 104 die An-
spannung; ergänze est 49 tantis steht gewissermafsen parenthetisch;
indem die calcaria erwähnt werden, wird gleich bewundernd ihrer Gröfse
gedacht. Das Lob überträgt sich durch suffectura auf die Weichen des
I 1 ; EQVS MAXIMVS 225
Rosses. Das part. fut. vertritt einen Conditionalsatz „für den Fall, dafs die
Sporen gebraucht werden müfsten", so auch z.B. 12.9 13.61 Ach. 1202
Theb. IX 253 Lucan. IX 708. 50 Auch der Boden ist nicht schmucklos
(uacuae)] da liegt der Rheingott (warum nur dieser, s. Einltg 4 3),
und der gewaltige Pferdehuf (das Deminutiv imgula steigert noch den
Gegensatz; er allein genügt für das wallende Haar des Flufsgottes)
verdeckt, indem er darauf tritt, das Haar des natürlich kleiner dar-
gestellten Überwundenen, tegit durch das gewöhnliche terit „zertritt"
zu verdrängen, heifst St. einen gesuchten Ausdruck nehmen. Zur
Sache bemerkt Elter: wie sonst in einem Grasbüschel der im übrigen
ungegliederten Bodenfläche, so ist hier im Haare des Rhenus für den
Bildhauer der Stützpunkt für das freie Bein gewonnen. Daher terit
falsch; es pafste für das Standbein, nicht für das Spielbein. Das tech-
nische Verhältnis deutet der Dichter natürlich um. Eine Münze mit
dem Rhenus zu Füfsen des Kaisers selbst bei Eckhel D. N. VI 2 S. 380,
Cohen PN 503 — 8. Auch unter dem Pferde Mark- Aureis lag wohl
ein Feind s. Loehr Eranos Vind. 56 ff. Im allgemeinen vgl. Iahn zu
Pers. VI 47. 52 Vor diesem Anblick (des anstürmenden Rosses)
würde der Arion, das Rofs des Adrast, (Lactant. zu Theb. VI 301
Bethe theban. Heldenlieder 89 ff.) im Gefühl seiner geringeren Kraft
sich erschreckt haben, und es entsetzt sich wirklich (Indicativ, weil es
die Scene in der That sehen kann) das Rofs des Castor. Es mufs
also — an poetische Fiction ist nicht zu denken — dieses Tier irgendwo
an oder vor dem templum Castorum zwischen Vestatempel und basilica
Iulia in Erz oder Stein gestanden haben (etwa am Iuturnabrunnen
s. Münze bei Iordan I 2. 370 oder vor dem Tempel auf der Estrade?
Elter). Die Zusammenstellung der Pferde auch Claud. IVcons.
Hon. 554 ff. 54 Cyllarus wurde bald dem Castor, bald dem Pollux zu-
geschrieben (astro, vgl. zu v. 98 und zu IH 2. 9), Arion hatte noch
mehr Herren gehabt (Bethe a. a. 0.). Zum Lobe vgl. Claud. in Eutr.
I 29 discrimina quaedam sunt famulis splendorque suus maculamque
minorem condicionis habet, domino qui uixerit tmo. Ledaeus heifst das
Dioskurenpferd mit recht weit hergeholtem Epitheton (s. Kiessling zu
Hör. Epod. I 30); ähnlich gesucht 12.150 purpura Oebalis, 13.8 Pisaeum
annum, II 2. 34 Ephyres Baccheidos, II 2. 109 Tirynthia aula, IH 1. 16 Tyrio
plectro, III 2. 110 Therapnaei Canopi, III 4. 80 Phoebea, V 3. 79 Haemonius
maritus u. a. 55 perpetuus frenis wie IH 2. 48 assiduus pelago, Theb.
IV 751 thalamis noaus, VH 298 crudumque maritis ignibus. 57 subter
anhelat humus Hom. II. II 95 vitb de 6Tava%Cleto yala — nee (sub) ferro
aut aere die Präposition steht erst beim zweiten Gliede s. zu H 5. 28 —
laborant seil, sola; zur figura aitb tiolvov vgl. Leo anal. Plaut. I Göt-
Vollmer, Statius' silvae. 15
226 COMMENTAR
tingen 1896 S. 38 f. 58 gekünstelter Gedanke: der Boden hat Mühe;
den Kaiser zu tragen, obschon ein unverwüstlicher Sockel von ge-
waltiger Gröfse den Druck des Gewichtes aufhält. Mit dem darauf-
zutürmenden Berge ist kaum schon an den Atlasberg gedacht, sondern
ein beliebiger gemeint, genu ist Ablativ zu aürita, durasset intransitiv;
das Plusquamperfectum steht in solchen Sätzen bei St. fast völlig
gleich und gemischt mit dem Imperfectum vgl. I 1. 101 II 1. 116, 140 ff.
IE 5. 8 ff. V 1 66 ff. V 3. 51 ff. 62 f. 232. Atlas wird in der alten Kunst
aufrecht stehend, in der hellenistischen unter der Himmelslast knieend
dargestellt, vgl. Philostrat. imag. Teubn. Ausg. S. 105. 5 Furtw^engler
bei Röscher Lex. I Sp. 710.
61 Und doch hat die Fertigstellung nicht lange Zeit erfordert.
Damit beginnt nach der nun abgeschlossenen Beschreibung des Ganzen
(Platz, Reiter, Pferd, Sockel) ein neuer Teil der Disposition. Gedanke
und Ausführung kehren ganz ähnlich III 1. 117 ff. wieder; hier fördert
der Gott Hercules das Werk sogar durch eigene Mitarbeit, vgl. auch
IV 3. 95. labores (sämtliche Arbeiten vom Bau des Sockels bis zur Auf-
windung der Statue) gehört zu traxere und zu iuuat; die Figur er-
scheint des Tempuswechsels wegen hart, doch ist iuuat ja praes. de-
scriptivum. Unter der forma dei praesens ist ein Modell (wie Hör.
Sat. II 3. 106 statt „Leisten"; man beachte, dafs auch III 1. 116 zuerst
der Bauplan erwähnt wird) der Statue oder das schon fertige, zum
Aufsetzen auf den Sockel bereite Erzbild zu denken; die machina ist
der Krahnen zum Hinaufheben der Steine und der Statue (Bluemner
Technol. IU 111 ff.) vgl. Prudent. Psychom. 868 stridebat grauidis funalis
machina uinclis immensas rapiens alta ad fastigia gemmas. plus heifst:
wegen der Gegenwart und Beihilfe der forma dei mehr als sonst bei andern
Bauten, ist aber nicht etwa auch zu strepit zu verstehen. 64 Von den
für montis vorgeschlagenen Conjecturen (Martis Gronov mutas Dölling
multus Markland molis Halm caelo Hand) befriedigt keine; ich glaube,
dafs entweder der gleiche Versschlufs v. 59 zur Änderung von montes in
montis veranlafst hat, oder montis selbst acc. sein sollte, und verstehe
montes als acc. der Richtung (öfters bei St., bei einfachem eunt z. B. Theb.
V 280; möglich wäre auch monti im gleichen Sinne): ununterbrochen
dringt der Lärm zu den 7 Bergen, über alle Kuppen sich verteilend, hin und
läfst, weil die Hammerschläge u. a. schärfer sind, das verworrene Gebrause
der grofsen Roma hinter sich, d. h. er klingt lauter als dies, übertönt es.
Dem Sinne nach ist Heinsivs' uincit richtig, paläographisch (vgl. sanusq;
genitor I 3. 92 in BM statt sanusque nitor, praef. III 18 quoscumque
gemmata in M1 statt quos cum gemmata) wahrscheinlicher linqit
(Vollmer 1896, 34) der Lärm dringt (it) zu den Bergen und läfst dabei
I 1 EQVS MAXIMVS 227
hinter sich (oft relinquit = superat), d. h. dringt weiter als das ver-
worrene Gebrause der Stadt, fingit mit Wernsdorff = mouet et
moderatur oder mit Burmann = refert, simulat zu fassen , wird wohl
niemandem mehr einfallen; auch Volckmar's figit (schon in a) = ef-
ficit ut comprimantur ist ganz unwahrscheinlich; ebenso habe ich das
früher vermutete findit wieder fallen gelassen, weil der Sinn der Stelle
m. E. nur der oben angegebene sein kann. Über den strepitus Bomae
(Hör. C. III 29. 12) zu III 5. 15. Den Lärm der Bauten Domitians tadelt
Plin. Paneg. 51. 66 Die Einführung der Person des Curtius mit ipse
nach Verg. A. VIII 31 ff., ähnlich I 3. 70 ff. IV 1. 11 ff. IV 3. 67 ff. 121 ff.
Theb. IX 404 ff. Ov. Fast. V 637 ff. Cons. Liv. 222 ff. sacrata
(sancto v. 69) weil Curtius unter die Götter versetzt worden war
Varro LL IV 32. Dafs in dem lacus (Sing.; man verstehe cuius famosi
nomen m. sacrata uorago et sacratus lacus seruant; weil die Substantiva
so enge verschränkt sind, darum der Plural seruant) schon lange (Ov.
Fast. VI 403 f.) kein Wasser mehr war, stört St. nicht in der Vergil
folgenden Ausführung des Bildes (v. 72). 68 Formwechsel des
Objects, erst acc. des Subst., dann Infinitiv wie oft bei Stat. crudo
übertragen von der iuuentus (v. 62) auf das, was sie thut („von rüstigen
Schlägen") wie Theb. 1 422 criidis virum sudoribus, XI 323 crudescant anni.
70 Er erhebt sein Antlitz gleichsam aus langem Schlafe; situ (bei
St. sehr beliebtes Wort Kerckhoff 1884, 51; vgl. zu praef. 122) durch
den Zusammenhang und sancto als Lob gekennzeichnet. Curtius
trägt die Corona civica aus Eichenlaub (Plin. N. H. XVI 11) ob cives
servatos. Er erschrickt vor der Gestalt und dem Glänze des frisch-
gegossenen Rosses, das (obschon er selbst auch ardua colla hat) gröfser
ist als das seine, mit dem er sich in den Schlund gestürzt. Die Über-
treibung wird lächerlich durch v. 72 f. ter mersit wie bei Lustration
und Zauber; Curtius will sich zuerst gegen die unheimliche Erscheinung
feien, dann erkennt er auf einmal den praeses mundi und wird aus
trepidans zu laetus. 74 Die Erwähnung der Vaterschaft Domitians,
der Rhetorik und Vergil zu Liebe, ist nicht sehr passend, da der Sohn
des Kaisers schon längst gestorben war (Mart. IV 3. 9); deorum enthält
ja freilich einen Trost (so auch IV 3. 139 parens deorum). 75 Be-
tont longe . . . prope; vgl. Mart. V 3. 5 s. o. auct. imitat. 77 iubar
vermischt die Vorstellung vom Glänze der neuen Statue mit der des
Kaisers als Stern und Gott. 78 inuentor wie Cic. Süll. 83 memoria
per me inuentae salutis. 79 Aus domas ist zu den vorhergehenden
Objecten zeugmatisch ein passendes Verbum wie uincis zu entnehmen.
bella Iouis (wie Theb. I 22 bella Iouis V 3. 196 Phlegraea proelia Mart.
IX 101. 14 prima suo gessit pro Ioue bella puer) das bellum Vitellianum,
15*
228 COMMENTAR
in dem das Capitolium brannte. Domitians Anteil war kein rühmlicher
Suet. Dom. 1 Tac. Hist. III 74. Über die folgenden Kriege gegen die
Chatten, gegen Antonius Saturninus, gegen die Daker s. Einltg 44 ff.
longo Marte bezieht sich nur auf den letzteren a. 85 — 89, den längsten
Domitians, daher auch tardum. Über montem zu v. 7. in foedera ge-
hört so zu domas wie zu tardum. 81 Natürlich läfst St. den Curtius
auch seinen Ruhm an den Kaiser abtreten. Etwas schief ist me non
audente (nondum Sa^dstroem); richtig erklärt Behot cnon ausus esset
ei illum honorem praeripere'-, ire lacu wie I 5. 53 in den See gehen;
über diesen Dativ vgl. jetzt Landgraf Archiv f. lat. Lexicogr. VIII 69 ff.
v. 83 ist der Gipfel der Schmeichelei: Rom würde nicht um den Preis
deines Lebens sich haben retten lassen.
84 Cedat (beliebt bei St. Kerckhoff 1884, 47) beginnt den
neuen Abschnitt wie I 3. 83 ziemlich abgerissen, doch greift equtis auf
v. 72 zurück. Verglichen wird (vom Dichter selbst, nicht etwa noch
von Curtius) die Reiterstatue Caesars auf dem forum Iulium, mit
dem Kopfe (contra) nach dem Tempel der Venus Genetrix gewandt
(Latiae seit August als Stammmutter des Römischen Volkes verehrt).
Der Ausdruck stat sede fori betont vielleicht, dafs dieses Pferd nur
auf niedrigem Sockel stand (s. despectus). Der Bericht von dem Lysip-
pischen Ursprung des Caesarpferdes (im Anschlufs an einen in Rom
häufigen Gebrauch Plin. N. H. XXXV. 4 statuarum capita permutantur,
Mart. IX 65 Suet. Cal. 22 Röscher 1891, 103 Anm. 11) ist nicht
anzuzweifeln, wie Iordan Topogr. I. 2. 440. 10 und Gilbert Topogr.
Roms III 226 thun. Caesar hat wahrscheinlich die Lysippische Statue
des Bukephalos mit Alexander, dem er sich gerne verglich, um-
arbeiten lassen, so dafs die Füfse seinem eigenen Lieblingspferde mit
den gespaltenen Hufen, ßQorÖTtovg, entsprachen. Vgl. Röscher 99 ff.
Mit Gevaert und Stange an einen doppelten Vergleich mit dem
Pferde Caesars und dem Bukephalos zu denken, ist der Construction
wegen und wegen v. 88 unmöglich. 85 Zu ausus (esse) vergleicht
Gronov diatr. 2 66 Tac. Ann. III 67 ausis ad principem codicillis;
ich beziehe es auf Neuheit und Gröfse, vgl. III 1. 114 aude, V 3. 49
audacia saxa Pyramidum, auch Theb. II 217 III 460 und Plin. N. H.
XXXIV 39 über Kolossalstatuen aadaciae innumera sunt exempla
Hör. Ep. I 3. 20. Mit Iacobus a cruce orsus zu ändern, ist verkehrt.
Beachte die indirecte Steigerung: schon dies Pferd war so grofs,
dafs man sich über die Kühnheit des Künstlers, ein solches Werk
zu unternehmen, wundern mufs; noch gröfser ist das neue. Der, wie
es scheint, angezweifelte Dativ Pellaeo . . . duci besagt, dafs das Rofs
ursprünglich für Alexander bestimmt war, nun hat es einen andern
I 1 EQVS MAXIMVS 229
Herrn gefunden. Über diesen Wechsel wundert sich auch das Tier
{mir ata . . . ceruice; erklärt der Dichter durch die Nennung dieses Körper-
teiles eine Nackenwendung des Erzpferdes V); vgl. Theb. IV 273 corni-
pedem . . . arma mirantem grauioris eri, ähnlich auch Th. V 160 VII 799
S. I 5. 50 Mart. IV 59. 3 VIII 30. 4, auch gaudere S. I 3. 56 II 2. 93
III 1. 78, liiiet I 2. 151, inuidet II 2. 5, überall menschliche Empfindungen
auf andere Dinge übertragen. limine fesso (durch das explorare,
nicht einfach uidere) steht prolep tisch; in despectus ist hier wie Theb.
V351 VII 446 das de- zu betonen: Herabblicken vom Hohen auf Niedriges;
Domitians Bild soll also höher sein als das Caesars. Es ist kaum zweifel-
haft, dafs St. den Vergleich nur in der Phantasie anstellte, da man
vom Denkmal Domitians aus das andere nicht sehen konnte. Darauf
scheint auch v. 89 ut uiderit ambos (ein Blick auf beide genügt) zu
gehen. Die Gedankenfassung geht v. 90, dem Zusammenhang von
v. 84 ab entsprechend, aus von den Pferden; Hauptsache für den
Dichter war aber (man denke quanktm : tantam umgestellt) die
Vergleichung der Reiter zunächst der Gröfse, dann der „Regenten"-
Fähigkeit nach. 91 ff. Die Preisung der Beständigkeit des Denk-
mals trägt Horazische, Vergilische und Ovidische Farben, doch ohne
Spuren wörtlicher Entlehnung aufser Aeolii carceris (Verg.); tergeminum
wie trifidum, trisulcum fulmen. stabit ccTtb noivov zu Haupt- und
Nebensatz; Romana dies, weil das Reich vom Sonnenaufgang bis -unter-
gang reichte Phoebas eque tuis ortos in tua condit equos Rut. Nam. I 57,
vgl. Ov. Fast. I 86 Petron. 119. 1 ff . 94 Die Vorstellung vom Be-
suche der kaiserlichen Götter (viel besser III 1.108 ff. u. 138) wird
durch v. 98 ins Lächerliche übertrieben, hoc = huc wie I 6. 46 vgl.
Woelfflin Archiv VII 332 ff. Anth. epigr. 119.2 120.2 Serv. z. Aen.
VIII 423 Prop. III 18. 21. Der Gedanke, dafs die kaiserlichen Verwandten
(tua turba wie I 2. 70 Phaedr. I 19. 9 Prop. IV 11. 76 Sen. Cons. ad Helv.
XVIII 6) nachts zur Erde niedersteigen, hängt damit zusammen, dafs sie
als astra oder sidera gelten (vgl. v. 55. 77 III 3. 77 IV 2. 59 V 1. 241
Theb. I 24 ff. Val. FL I 16 Mart. IX 101. 22 XIV 124. 2 Plin. Pan. 11
u. 19), wie die astra selbst als Götter gedacht werden und umgekehrt.
Das Bild berührt sich mit sehr alten mythischen Vorstellungen von der
Seele als Feuer und Stern vgl. z. B. Dieterich Nekyia 24. 1 u. Anm. zu
V 3. 38; caelo ist also wörtlich zu nehmen, nicht mit Markland (zu
IV 3. 19) als das templum gentis Flaviae. miscebit oscida alle werden
dich küssen, iuxta gehört (so richtig Barth) zum folgenden Verse (Ein-
schnitt vor dem letzten Worte auch I 1.57 15.13 113.47 1113.12,64
III 5. 106 V 1. 95 Theb. II 452. 548 V 566 Ach. I 723 u. ö.) und fafst die
beiden que und et betont zusammen (vgl. Hand Tursell. III 540). Den
230 COMMENTAR
Namen des Sohnes (geb. a. 73 Suet. 3; zu v. 74) kennen wir nicht;
Titus gest. 81, Vespasian gest. 79, Flavia Domitilla gest. vor 69. Die
Vermischung der Vorstellungen von Personen und Sternen, Sitzen und
Küssen wirkt komisch; auch der Verweis auf die Worte der Cornelia
bei Prop. IV 11. 75 illa meorum omnis erit collo turba ferenda tuo
mildert den Tadel nicht. 99 Die Gedanken reihen sich zum Schlufs
etwas unvermittelt aneinander. Zur Dedication der Statue durch Senat
und Volk s. praef. I 16 mit Anm. Den Versschlufs des Republi-
caners Cicero (de cons. meo II 57) populus sanctusque senatus mufste
der Hofdichter abschwächen. Die Zusammenstellung der Künstler-
namen wie II 2. 64 ff., IV 6. 25 ff. nach vielbenutztem Recepte vgl. Mayor
zu luv. VIII 102 Friedlaender S. G. III 310; Apelles hat vielleicht
(trotz Brunn gr. Künstl. II2 151) auch enkaustische Malerei (cerae
auch II 2. 63 von ihm; kurze, aber deutliche Beschreibung der Kunst
Ach. I 332 f.) geübt, wenn auch die Werke, denen er seine Berühmt-
heit verdankte, in Tempera ausgeführt waren; sein Lehrer Pamphilus
war gerade darin berühmt (Plin. N. H. XXXV 123) eeris pingere ac
picturam innrere. St. setzt aber wohl cerae allgemein für Malerei, wie
dies im ersten Jahrh. nach Chr. vielfach geschah (vgl. H. Gros et
Ch. Henry l'encaustique et les autres procedes de peinture Paris 1884
S. 5 ff.); falsch schreiben Polster und Stange citrae. scribere ur-
sprünglich nur „umschreiben" = die Umrisse zeichnen (I 3.9), dann auf'
andere darstellende Künste übertragen (Mart. XI 4. 3), auch aufs Malen
(III 1. 95). Über optasset zu v. 60. te simüem ist nicht mit louis
zu verbinden, wie Otto will; es heilst nur „ein Bild von dir"
vgl. II 1. 193 II 7. 129 III 3. 201 V 1. 1 Mart. IX 101. 1 luv. II 6
Gronov diatr.2 69 ff. 102 senior hat hier Domitivs veranlafst, auf
einen jüngeren Pheidias zu schliefsen; II 1.90 ist es durch Markland's
genitor aus dem Texte verdrängt worden. Aber der Comparativ hat
sich wie senex u. ä. (Iahn S. 144 zu Pers. I 124 z. B. Prop. II 34. 30,
Hör. Sat. II 1. 34 vgl. auch yegcov) zum Begriff des Verehrungswürdigen
verallgemeinert (man denke an signore, seigneur), so mit den Namen
Verg. A. VIII 32 XI 31 Stat. Th. I 295,542 III 453 S. II 1. 90 III 3. 77,
ohne Namen (vom Vater u.a.) Th. II 94 XI 196 Claud.VI cons. Hon. 95,
mit umschreibenden Ländernamen wie hier Atticus senior I 3. 94 s. Gar-
gettius = Epikur, Ach. II 97 Thessalus s. = Cheiron, Marc. Empir. med. 5
(= AL Riese 910) Cous s. = Hippokrates. Gedanke: wenn Pheidias
für einen neuen Juppitertempel wie den zu Olympia ein Bild zu
liefern hätte, würde er ihm deine Züge geben. Bei nouo ist nicht mit
Bernaerts an den Tempel der gens Flavia, auch nicht mit Lafaye
S. 21 an das templum Vespasiani Titi [Domitiani] zu denken; es ist,
I 1 EQVS MAXIMVS 231
wie angedeutet, allgemein zu nehmen. Von einer berühmten Kolossal-
statue des Zeus von Lysipp auf der dyogcc von Tarent (Taras nach
Lucan. V 376; mitis wie. von Korinth Theb. I 334, von Eleusis II 382
bezieht sich auf das Klima und die mollities der Einwohner, s. Strabon
VI 3 p. 280 Hör. S. II 4. 34 Ep. I 7. 45) berichtet Lucil. fr. 380 B,
Plin. N H. XXXIV 40, vgl. Strabon VI 3. 1 p. 278 Brunn griech.
Künstler I2 252. An sie, nicht an die Lysippische Herakles-Statue
auf der Burg (Strabon a. a. 0. Plut. Fab. Max. 22), denkt St. Die
grandes oculi (Suet. s. zu v. 16) des Kaisers glänzen wie die Strahlen
des Sonnengottes, des bekannten von Chares gefertigten Kolosses von
Rhodos, das aspera heifst wegeu seines Bodens (Philostr. imag. II 24)
und seiner kriegerischen Bewohner (vgl. Verg. A. I 14). St. hat wohl
absichtlich eine mitis und eine aspera urbs zusammengestellt, vgl. das
Lob des Kaisers in v. 15 f. und Anm. zu I 3. 83. 105 Der nach Horaz
oft variierte Schlufsgedanke (bei St. noch IV 2. 22, 60 Theb. I 24 ff.) wird
durch certus (s. V 1. 262, entschlossen auf Erden zu bleiben und nicht
zu früh in den Himmel zu steigen) übertrieben, wie es bei Calpurn. Ecl.
VI 145 der zweite Sänger mit aeternus und sit tibi caeli uilis amor
thut. templa bezieht Friedl^ender auf das frühestens 94 vollendete
(zu Mart. IX 1. 6 V 64. 5) templum gentis Flaviae und schliefst, dafs
der Bau 89, in welches Jahr er dies Gedicht setzt (vgl. aber Einltg.
S. 4 f.), begonnen wurde. Ich glaube, dafs St. an gar keinen bestimmten
Tempel denkt, sondern templa allgemein nimmt als Stätten der Ver-
ehrung des Kaisers, die, wie er meint, noch zahlreich errichtet werden
werden und zu denen das Denkmal, das ja das Volk decretiert hat, auch
gehört. 107 laetus külc s. metr. Anhang VI. huic dono wie v. 100
munere dem Reiterstandbild. tuos nepotes nicht speciell die von den
adoptierten Söhnen des Flavius Clemens zu erhoffende Nachkommen-
schaft, sondern allgemein zu nehmen als Nachkommen, wie Nachfolger
(zu III 3. 78); zu schliefsen, diese Adoption sei 91 schon vollzogen ge-
wesen, wäre vorschnell. Dem Bilde des Kaisers Weihrauch zu opfern,
war schon allgemeiner Brauch (Plin. Ep. X 96. 5); Domitian wurden
auch blutige Opfer gebracht Plin. Pan. 52 ante quidem ingentes hostiarum
greges per Capitolinum iter . . . deuertere uia cogebantur, cum saeuissimi
domini atrocissima effigies tanto uictimarum cruore coleretur, quantum
ipse humani sanguinis profundebat
232 COMMENTAR
12
EPITHALAMION
Sonderausgaben: bei Hand, ferner Doelling 1839 und A. Herzog 1881
(mit besonderer Rücksicht auf das Archäologische).
Inhalt: Wem gelten die Gesänge, die von den Hügeln Korns
wiederhallen ? Wem zu Ehren sind Apoll und die Musen versammelt?
Als zehnte erscheint unter ihnen die Göttin der Elegie. Venus selbst
führt eine jungvermählte Frau daher und mindert, um sie nicht zu
überstrahlen, ihre göttliche Pracht. Dein Ehrentag, Stella, ist's; dir
bringen die Götter Kränze und Blumen, dafs du Mühe hast, das Antlitz
der Gattin vor dem bunten Regen zu schützen (1 — 23).
Endlich also ist der Tag angebrochen, wo Stellas und Violentillas
Hochzeit vollzogen wird. Nun haben alle neidischen Klatschereien ein
Ende. Du aber, Stella, scheinst noch immer nicht recht an dein Glück
zu glauben; sei unbesorgt, sie ist dein, du hast sie durch deine Aus-
dauer errungen. Und der Preis ist derselben wert: Hippodamia, Helena,
Aurora müssen gegen deine Gattin zurückstehen (24 — 45).
Nun, Muse, erzähle, wie das gekommen; wir haben Zeit, und im
Hause des Dichters versteht man zuzuhören (46 — 50).
Einst lag Venus unthätig auf ihrem Lager, da nahte sich ihr
Lieblingssohn und berichtete: Du weifst, dafs ich immer deinen Be-
fehlen getreu bin. Diesmal aber habe ich selbst Mitleid über das,
was ich angerichtet. Einen vornehmen Jüngling Roms habe ich auf
dein Geheifs mit all meinen Pfeilen verwundet. Trotz aller Bewerbungen
von andern Seiten habe ich ihn unter das Joch einer Frau ge-
bracht, sie selbst aber nur leicht gestreift. Nun trägt er schwer an
seinem Liebesschmerz; Apoll selbst hat Mitleid mit seinem Sänger.
Darum gewähre du seine Wünsche; er hat sich auch um dich verdient
gemacht, hat deine Erfolge besungen und sogar das Geschick deines
Lieblings, der Taube, im Liede beklagt (51 — 102).
So sprach Amor und schmeichelte der Mutter; sie antwortete ge-
neigt: Um etwas Grofses wirbt der Dichterjüngling; ich selbst habe
die Erwählte in meinen Schutz genommen, ihr all meinen Liebreiz
verliehen; sie übertrifft alle Römerinnen weit, und ihr, meine Kinder,
könntet sie mit mir verwechseln. Alle Schätze, allen Schmuck von Land
und Meer habe ich ihr zur Verfügung gestellt. Phoebus und Bacchus
würden sie ihren Geliebten vorziehen, Juppiter selbst würde sich von
I 2 EPITHALAMION 233
ihr entflammen lassen. Aber sie soll dem Jüngling zu teil werden,
obschon sie wenig Lust zu einer zweiten Ehe zu haben scheint
(103—139).
Nach diesen Worten bestieg Venus ihren Schwanenwagen und
fuhr nach Rom zum Hause der Violentilla, wo sie sich freute über
die Pracht des Baues und der Einrichtung. Sie trat an das Lager der
Dame und sprach (140 — 60):
Wie lange willst du deine Schönheit und Jugend verkümmern
lassen? Dazu habe ich dir meine Gaben nicht verliehen. Genug,
dafs du bis jetzt alle Freier abgewiesen. Dieser aber liebt dich von
Herzen, ist berühmt durch seine Lieder und wird eine glänzende Lauf-
bahn haben; schon ist er XVvir, er wird noch Consul werden und
der Kaiser wird ihm die Feier seines Dakischen Triumphes auftragen.
Also folge mir und nimm ihn an; gewaltig ist meine Macht, sie hält
das Leben der Welt aufrecht, ohne sie würde auch Rom nicht stehen
(160 — 93).
So redete Venus der Unschlüssigen zu. Da erinnert diese sich an
des Freiers Gaben, an seine werbenden Lieder vor ihrer Thüre und
giebt nach. Heil dir, du sinniger Dichter, du hast die Braut gefunden,
nach langem Wege zwar wie Alpheus (193 — 208).
Welch froher Tag für dich, Stella, der Tag ihrer Zusage! Im
Himmel glaubtest du zu sein. Paris und Peleus können sich beim
Nahen der Geliebten nicht mehr gefreut haben. Aber wie lange und
schwer wird das Warten auf die Hochzeit! (209 — 218).
Das Gerücht, dafs sie gerüstet werde, dringt in die Ferne. Da
kommen Phoebus und Bacchus und bringen im voraus ihren eigenen
Schmuck dem Sänger als Hochzeitsgaben (219 — 228).
Kaum ist nun der Hochzeitstag selbst angebrochen und sind
günstige Vorzeichen für die Vermählung eingeholt, da füllen sich Strafse
und Haus mit den Gästen, Vornehm und Gering in buntem Gedränge.
Alle im Zuge rufen dem Paare Heil, die meisten beneiden den Mann.
Hymen sinnt vor dem Hause des Bräutigams auf ein neues Hoch-
zeitslied, Iuno und Concordia führen die Braut hinein. So der Tag;
von der Nacht mag der Gatte selbst singen. Wir Zuschauer konnten
nur noch wahrnehmen, dafs die Braut der Ilia, Lavinia und Claudia
glich (229 — 246).
Jetzt ist es an der Zeit, ihr Dichter, den Tag zu besingen, be-
sonders für euch, die ihr wie der junge Gatte der Elegie mächtig seid.
Eure Vorbilder selbst, Philetas, Kallimachos, Properz, Ovid und Tibull,
würden ihn eines Liedes würdig finden. Mich selbst bewegt doppelte
Ursache zum Gesänge: der Bräutigam ist mein Genosse und Freund
234 COMMENTAR
als Dichter, die Braut stammt aus meiner Heimat Neapel, das stolz
auf ihre Schönheit sein darf (247 — 265).
Nun, ihr beiden, bringt bald dem Vaterland tüchtige Söhne für
Amt, Heer und Kunst. Schnell und leicht mögen die Mühen der Mutter
kommen und vorübergehen; ohne Schaden möge ein Sohn geboren
werden, schön wie Vater uud Mutter. Du aber, Schönste der Römerinnen,
liebe treu den Gatten; so möge deine Schönheit lange blühen! (266—77).
Vorbemerkungen: I. Die Disposition des grofsen Gedichtes
(Herzog hat sie an einzelnen Stellen verkannt) erhellt zur Genüge
aus der oben stehenden Inhaltsangabe. Die Einschiebung des langen
mythologischen alxiov der Hochzeit (46 — 195), dem sich unmittelbar
die Erzählung von der Brautzeit und die Beschreibung des Festes selbst
anschliefst (195 — 246), trennt die Einleitung, die nur kurz die Werbung
streift, von dem eigentlichen Hymenaeus (247 — 277, vgl. v. 237 ff.) mit
der üblichen adlocutio sponsalis (266—77). Durch diese Erweiterung
wird die Bezeichnung der Zeit hier und da undeutlich; sie ist oben
darum möglichst genau angegeben, sei aber hier nochmals kurz zu-
sammengestellt: 1 — 45 Hochzeitstag, 50 — 216 Verlobungstag, 217 — 228
Brautzeit, 229 ff. wieder Hochzeitstag.
IL Wir finden also bei Statius die Form des bTti&uX&iiiov mit
diesem Werke durchbrochen und erweitert. Sapphos Gedichte, soweit
das die Fragmente erkennen lassen und Catulls Nachahmungen wahr-
scheinlich machen, Theokrits Id. XVIII, das die Form des Epitha-
lamiums schon in den Dienst der aixia stellt (Kaibel Hermes
XXVH 249 ff.), Catulls C. 61 und 62 und wohl auch Ticidas gaben nur
den eigentlichen Hymenaeus (vgl. auch Sen. Med. 56 — 115) in ver-
edelter Form. Doch ist die Erweiterung nicht von Statius erfunden
(der Hinweis auf die Unterredung von Venus und Amor bei Verg. A.
I 657 ff. genügt nicht zur Erklärung der ganzen Episode), sie geht auf
alexandrinische Vorbilder zurück, wie sie Catull im 64. Gedicht, das
im Rahmen der Hochzeitsbeschreibung mit anschliefsendem Hymenaeus
(Parzenlied) eine Menge von mythologischen Bildern entrollt, und
Calvus (vgl. fr. 6 u. 7 B.) nach Rom vermittelt. Doch scheint St. die
erweiterte Form zuerst in Rom als Gelegenheitsgedicht für eine wirklich
stattfindende Hochzeit verwendet zu haben.
Die ganze Ausführung steht im engsten Zusammenhang mit der
Rhetorik, die im yevog eTtidsixTixöv längst den Xoyog ya^hog^ imd-a-
l&iiiog, xccTsvvccGTLxog ausgebildet hatte. Es ist natürlich bei dem
Fehlen seiner Vorbilder nicht zu erkennen, was etwa St. unmittelbar
aus der Rhetorenschule übernommen. Vollständige Gleichförmigkeit
der rhetorischen und dichterischen Hochzeitsleistungen blieb aus-
I 2 EPITHALAMION 235
geschlossen (Dionys. [ie&. 87ti%'. 1 p. 18. 6 Us. ov% r\ avrrj {i6ra%€iQLöig
7tOi7]6ecog te xal Tte^ov koyov, cclfc coöTtsg tolg ^ierQotg^ ovtcoal de xal
tolg ivvotfiiaöL duvr\vo%ey tccvto)- aber wie die Rhetoren die Gedanken
verwerteten, welche sie bei den Dichtern fanden (auf Sappho verweisen
ausdrücklich Dionys. {ie&. imfr. 1 p. 18.4 Us.Menand. III p. 402. 17 Speng.
Himer. orat. 14 p.328 Wernsd.; der letztere betont überdies im prooem.
sötai zoivvv 6 ttQitixog S7a^ala^iic3v xuvhv rö tijv "ki%iv itQog rovg
7toirjtäg bgäv und Menander p. 406. 25 schmückt sich völlig mit Sapphos
Farben), so machten sich umgekehrt die Dichter die Erfindung der
Rhetoren zu Nutze, ohne darum die eigene Freiheit der Anordnung,
die übrigens gerade für diesen Stoff von Menander (III p. 409. 14 ff.)
ausdrücklich zugestanden wird, aufzugeben.
So sind bei St. die stehenden vier Teile des X6yog eiaftakayLiog
1) TCQOOt^itov 2) TtBQi yd{iov 3) eyxaiiLOv tav ya^iovvrcjv 4) excpQaötg
ry\g vv{iq)rjg ganz frei behandelt; das Lob der Braut und des Bräutigams
wird an Amor und Venus zu directer Rede verteilt, der xoitog tcsqX
yd^iov und die encpgccöig rrjg vv^Kprjg sinken zu ganz kleinen Einlagen
herab (vgl. v. 183 ff. und 242 ff. mit den Anm.). Das Einzelne über
die Verwendung rhetorischer Gemeinplätze weisen die Anmerkungen
nach. Wird dem Dichter so, das Verdienst der Erfindung für manchen
Gedanken abgesprochen, so mufs andererseits hervorgehoben werden,
dafs er es verstanden, diese Bausteine geschickt zu formen und in
dichterischer Art zu einem lebendigen Ganzen zu verarbeiten, welches
die direct nach den rhetorischen Recepten gearbeiteten Declamationen
weit übertrifft.
Unser Gedicht eröffnet also den Reigen jener kunstvollen gröfseren
Epithalamien, an denen die spätere lateinische Litteratur ziemlich reich
ist. Ausons cento nuptiaUs hält sich freilich ohne längere Abschweifung
au die ältere Form ; erweitert dagegen und zwar ganz nach dem Vorbilde
des Statius, nur noch viel ausführlicher im einzelnen ist Claudians
epithalamium Honorii et Mariae. Hier trennt die Einleitung (v. 1 — 45)
von dem den Festgenossen in den Mund gelegten Hymenaeus (v. 300 — 341)
die gleiche Erzählung, wie Amor der Mutter Bericht erstattet über
die Liebesleiden des Kaisers, und wie diese sich dann zur Braut
begiebt und sie zur Zusage bestimmt. Etwas anders gewandt, aber
doch im ganzen wie im einzelnen (vgl. z. B. den Anfang forte Venus
mit I 2. 51) von St. abhängig ist das epithalamium Palladii von
Claudian, wo Venus auf Amors Bericht zur Hochzeit geht. Gerade so
wie dieses letzte Gedicht gebaut ist Sidonius' C. XI epithalamium
Rurieii, aber auch hier tritt im einzelnen directe Benutzung des
Statianischen Gedichtes klar zu Tage. Zu komischer Wirkung ver-
236 ^ COMMENTAR
wertet die Statianische Einkleidung Sidonius C. XV im epithalamium
Polemii, wo Pallas an Stelle der Venus tritt und den Stoiker zur
Liebesfreude umstimmt. Bei Dracontius C. VI (PLM V 150) ist die
Venusepisode stark zusammengeschrumpft, läfst aber noch deutlich ihre
Zugehörigkeit in diese Reihe erkennen. Sie fehlt ganz C. VII epithala-
mium Ioannis, das allerdings auch mehr eine Klage des gefangenen
Dichters als ein Festlied ist. Dagegen giebt wieder im epithalamium
Fridi von Luxorius (PLM IV 237), das sonst stark den cento Ausons
benutzt, das Gespräch zwischen Venus und Amor einen Hauptteil ab;
die Ehe stiftet hier Amor. Des Enno diu s epithalamium dictum
Maximo (Carm. I 4 Corp. eccl. Vindob. VI 514 ff.) folgt in den Haupt-
zügen dem Luxorius oder dessen Vorbild, zeigt sich aber von Claudian
abhängig durch die sogar gegen diesen noch gesteigerte Abwechslung
im Versmafse (Disticha, troch. Octonare, Sapphische Strophen, Hexa-
meter, Phalaecii). Nur zwei verschiedene Versmafse (Disticha, Hexa-
meter) hat des Venantius Portunatus epithalamium auf Sigibert
und Brunhilde (Carm. VI 1 u. la Mon. Germ. Hist. script. ant. IV 124 ff),
dessen Anlage auf Claudian zurückweist, auf dessen Vermittlung
wohl auch einzelne wörtliche Anklänge an Statius zurückzuführen sind.
Ganz aus dieser Reihe heraus fällt das epithalamium in Iulianum
Memorisf.Yon Paulinus Nolanus (C.XXV Corp. eccl. Vindob. XXX 238),
welches die ältere Form völlig im christlichen Sinne umgiefst, die
Mythenbeispiele durch christliche ersetzt, aber nicht ohne Wert ist,
weil es vor einzelnen Zügen römisch-heidnischer Sitte warnt. Dagegen
schliefst sich das epithalamium Laurentii (PLM III 295) völlig der
alten Form an und enthält nur das Lob des Paares und die adlocutio
sponsalis.
Das Versmafs ist überall der Hexameter, wie schon bei Sappho
fr. 91—93, Theokrit 18, Catull 64; auch Sen. Med. 110 fügt den Ascle-
piadeen und Glyconeen 6 Hexameter zu.
ni. Abgesehen von seiner litterarischen Bedeutung ist unser Ge-
dicht wichtig für die Kenntnis der Hochzeitsfeierlichkeiten in Rom
(über ihren Charakter als Lustrationsriten vgl. Diels, Sibyllin. Blätter
S. 48 Anm. 2). Man darf jedoch nicht jeden einzelnen Zug unbesehen
als römische Sitte annehmen; manches ist aus der griechischen Kunst,
der dichtenden wie der bildenden, entlehnt. Darüber werden wir be-
lehrt durch Vergleichung der Vasen- und Reliefbilder, welche Hoch-
zeitsscenen darstellen. (Vgl. Rossbach römische Hochzeits- und Ehe-
denkmäler, besonders S. 56 f., und Herzog S. 26 — 47, der auch einzelne
ältere Schriften anführt.) Doch ist kaum irgendwo die Erinnerung an
ein ganz bestimmtes Kunstwerk festzustellen. (Vgl. Purgold Archäol.
12 EPITHALAMION 237
Bemerk, zu Claudian und Sidonius S. 2.) Der ganze Götterapparat des
Statius: Apoll und die Musen, Iuno; Venus, Aruor, Gratia, Mercur und
Bacchus ist nach griechischen Vorbildern zusammengestellt (vgl. Me-
nander III p. 411. 12 xocl sixbg TiaQBivui avrovg ravra votio&ETtfGccvTccg
'A<pqoölxyiv "EQcorccg 'T^isvatovg rd^ovg; einzelnes in den Anm.) und
findet sich auf vielen griechischen und griechisch-römischen Kunst-
werken wieder. Er ist in die bildende Kunst gerade für die Ehe-
darstellung aus dem Grunde hineingekommen, weil diese zuerst aus-
schliefslich Götter- und Heroenhochzeiten dargestellt hat, wie die der
Thetis und der Helena; später wurde die überkommene Form für
menschliche Feiern einfach beibehalten. Darum ist es im höchsten
Grade wahrscheinlich, dafs die Götter auch schon in alexandrinischen
Dichtungen bei der menschlichen Hochzeit auftreten; vielleicht hat ein
Gedicht auf ein ja als Götter betrachtetes ägyptisches Königspaar diesen
Übergang erleichtert.
IV. Das Gedicht des Statius ist allem Anschein nach für die
Hochzeit selbst verfafst (über Mart. VI 21 s. Einltg 5 5), um bei der
cena nuptialis declamiert zu werden, wenigstens hält der Dichter diesen
Standpunkt überall fest. Die Hochzeit hat wohl bald nach 89 statt-
gefunden (Einltg 5).
V. Über L. Arruntius Stella mufs ich hier auf die Literatur-
geschichten und die Prosopographia verweisen. Für Violentilla stelle
ich die Anmerkungen zusammen, in denen von ihr gehandelt wird:
Name zu v. 1, Heimat zu v. 260, früherer Verkehr mit Stella zu v. 34,
frühere Ehe zu v. 138, Wohnung zu v. 145 u. 154.
Commentar: Violentillam so geben die codd. den Namen trotz
Markland richtig. Er ist schwerlich von uiola * uio(lu)lentus als Demi-
nutivum abgeleitet wie von rosa rosulentus (so Zangemeister bei Herzog
S. 20), sondern von uiolentus. Auch Inschriften haben ihn z.B. CIL
IX 6414b. Stella besang die Geliebte nach v. 197 unter dem Namen
Asteris, während Martial (VI 21. 1, VII 15. 1, 14. 5, 50. 1) Ianthis über-
setzt. Beide Pseudonyme entsprechen nicht dem älteren Gebrauche, wirk-
lichen und falschen Namen metrisch gleichwertig zu halten (Bentley zu
Hör. C. II 12. 13); aber es leuchtet ein, dafs mit dem langen Namen
oder einem gleichwertigen in Elegien wenig anzufangen war (St. bringt
ihn v. 25 einmal mit Stella zusammen in den Hexameter). Stella
wählte darum ein bei Homer (Od. IV 846) als Inselname, später bei
Anakreon frg. 72 B (vgl. Hör. C. III 7. 1 Asterie) als Frauenname vor-
kommendes Wort, dessen daktylische Form leichte Verwendung ge-
stattete (vgl. v. 198) und zugleich seinen Wünschen entsprechend als
Femininum zu Stella betrachtet werden konnte. 1 sacro c Carmen
238 COMMENTAE,
intellegatur interN sacra nuptialia sonans' Hand, vielmehr weil es von
den Göttern gesungen wird. 2 Paean Apollo findet sich als Ver-
schönerer des Festes durch Gesang auf Hochzeitsscenen sehr oft; Be-
lege bei Herzog S. 39 ff. Bei Catull wird Phoebus' und Dianas Ab-
wesenheit mit ihrer Verachtung des sterblichen Peleus besonders
motiviert 64. 299 ff. Im allgemeinen schreibt Menander vor
(IH p. 400. 3) auch bei kurzer Behandlung wenigstens anzubringen
6v6^ara yovv STtacpQodita xal X£ya§i6\iiva 7ta6tdd(ov vyLSval&v yd^icov
'AcpQodCtrig 'Eqcotcjv, Iva xal oixelcc yivr\xai rfj v7to&s6£L xal tolg
ccxovovölv TidtözcCj bei ausführlicher Einleitung aber von den Götter-
und Heroenhochzeiten und Apolls und der Musen Gesang bei denselben
auszugehen. noua so sucht auch Hymen v. 238 nach einem in-
tactum Carmen (das Epithalamium, ein Gelegenheitsgedicht xar £%o%rjV)
mufs natürlich für den Fall selbst verfafst sein). Das Wort hebt
nebenbei hervor, dafs St. zum ersten Male ein Hochzeitslied macht.
comanti (<Dolßog <xx6Q<5ex6[irig, crinitus Enn. trag. 29, comosus Priap. 36. 2)
auf die Schulter übertragen, die von dem Haare überwallt wird (s. III 4. 87
und Anm. zu V 1. 83). 3 facundum sehr gewöhnlich auch vom Dichter
und Sänger Lewis Iuvenal I S. 9. suspendis A. lehnt die Leyer beim
Spielen an die Schulter, dafs es aussehen könnte, als hinge sie von ihr
hinab, vgl. Pompon. trag. 8 pendeat ex umeris dulcis chelys et numeros
edat uarios. procid wie v. 219 hervorgehoben, um den Ruhm des
Festes zu erhöhen. 4 Die 9 Musen erscheinen oft auf den Hoch-
zeitsdarstellungen, meist ohne unterscheidende Abzeichen. Manchmal
sind nur 3 vorhanden, dann ist die Unterscheidung von den ebenso
auftretenden Grazien bisweilen unmöglich Herzog S. 35 ff. Es ist
überflüssig, mit Lafaye S. 23 auszutifteln, aus welchem Walde die
Musen ihre Fackeln bezogen haben können. nouena erklärt sich
natürlich durch die Zahl der Musen (irrtümlich giebt Diels Sibyllin.
Blätter S. 41 Anm. 1 der Zahl zu weite Ausdeutung). 5 thalamis
coeuntibus (abhängig von sollemneni) wenn die Ehe geschlossen wird.
thalami hat hier wie V 3. 240, obwohl das Verbum es beinahe zu den
Gatten selbst umprägt (vgl. zu v. 60 u. IV 7. 37), etwas von der
Grundbedeutung behalten; die Schlafgemächer werden vereint, indem
die Braut in das Haus ihres Gatten übersiedelt. uocalem wie alles,
was mit den Musen zusammenhängt (Lundstroem 1893 zu V5.2), hier
dem Dichterbräutigam zu Ehren statt gemeinen Wassers. Wasser und
Feuer spielen bei der Hochzeit eine wichtige Rolle: aqua et igni . . .
accipiuntur nuptae, uidelicet quia hae duae res humanam uitam maxime
continent Fest. p. 2. Mit der Fackel aus Weifsdorn wurde das Feuer
auf dem Herde des neuen Hauses entzündet, mit dem Wasser die
12 EPITHALAMION 239
Braut besprengt (nach Serv. zu Aen. IV 167 ihr die Füfse gewaschen).
Marqvardt St. Verw. III 291. 329 Pr. L.2 56. Man beachte , dafs
die Musen Feuer und Wasser jetzt erst herzubringen; St. schildert
also noch nicht den Augenblick des feierlichen Empfanges der -Braut
im Hause. Vielmehr fafst er in v. 1 — 15 summarisch die Characte-
ristica eines Hochzeitstages zusammen, um das nosco diem v. 16 vor-
zubereiten. Zu undam ergänze aus quatiunt etwa ferunt. 7 Als
10. Muse (vgl. I 4. 20 decima cum Pallade, danach Sidon. C. XVI 1,
Anth. Pal. Villi 571. 9 Zaitcpw ... dexdrrj MovGa, ebenso Piaton da-
selbst Villi 506 Auson Epigr. LI p. 331 P, eine Tote als 4. Grazie auf
einem römischen Grabrelief in Berlin s. Gerhard Berlins ant. Bildw.
S. 125 Nr. 340, Hör. Sat. H 3. 296 sapientum octauus) erscheint die
Göttin der Elegie zur Hochzeit ihres Schützlings und zwar so wie sie
Ovid schildert Amor. III 1.7 uenit odoratos Elegeia nexa capillos et puto
pes Uli longior alter erat (auch Sidon. C. XXIH 22 ibant hexametri super-
bientes et uestigia iuncta, sed minora, per quinos elegi pedes ferebanf), den
die carmina elauda (cf. Trist. IH 1. 11) auf diese Vorstellung führten
(vgl. Stat. S. I 2. 250, V 3. 99). Sie kommt petidans, mit dem Anspruch
heute für eine Göttin angesehen zu werden, celsior adsaeto stolz vor
Freude, dafs sie in ihrem Dichter geehrt wird; sie fühlt sich sogar so
wichtig, dafs sie den Musen selbst Anweisungen beim Singen erteilt
(hortatur vgl. zu III 5. 65 discendum Musis sonat), sie anfeuert; sie geht
geschäftig hin und her (ambif), von einer zur andern, um sich jedesmal
auf eine zu stützen, damit man die Kürze ihres Fufses nicht merke,
denn sie will, entgegen der gewöhnlichen Anschauung (s. zu V 3. 99),
heute als voll angesehen werden. Dafs fultura in v. 9 die alte echte
Überlieferung ist, kann nicht zweifelhaft sein. Vielleicht stand im
Sangallensis verschrieben futura wie von M1, woraus man dann des
Metrums wegen factum machte. Der Ausdruck alternus pes wieder
aus Ovid, wo er im eigentlichen Sinne steht (Tr. III 7. 10, Ep. Sapph. 5,
Fast. II 121), übertragen; vgl. auch Verg. A. XII 386 alternos longa
nitentem cuspide gressus, Sil. It. VI 79 und besonders I 554 dubio uestigia
nisu alternata trahens. fallit und die Täuschung gelingt ihr lav&avu avto-
%cc(Siyv7]Tccg [iiyslöa vgl. Hör. C. III 16. 32 Epod. 3. 7 Ov. Met. 1 695 f. Leo
1892, 4 schreibt suffulta pedem und meint, die Elegie habe sich zur Hexa-
meterdichtung umgestaltet. Dagegen s. Einltg 25 3. 11 Venus als pro-
nuba dea auch Octav. 697 Val. Fl. VIII 234 ff. Mart. VI 21 Stat. S. III 4. 54
III 5. 23 Claud. Ep. Pall. 128 Stil. II 354; die Umschreibung genetrix
Aeneia deutet auf die Entstehung dieser Anschauung. Rossbach S. 60 ff.
Sie ist auch auf den Denkmälern dargestellt; meist führt die Göttin die
Braut mit sanftem Drängen dem Bräutigam zu; auf dem Korinthischen
240 COMMENTAR
Brunnenrelief steht Peitho ihr zur Seite, s. Herzog S. 29. duxit
relatives Tempus zu parat; sie hat geführt, jetzt bereitet sie toros
et Sacra, die TtQorskeia^ was wohl wenigstens insoweit zum Dienste
der pronuba gehörte, als sie die Aufserlichkeiten noch einmal übersah.
Dafs Venus, der Göttin, das Ganze zugeschrieben wird, versteht sich
leicht. lumina demissam vgl. Lucan. II 361. Rossbach S. 16 f. findet,
dafs auf den römischen Denkmälern die Braut mehr ruhig-decent dar-
gestellt wird als auf den griechischen. coetuque Latino immer fälsch-
lich geändert; es heifst: unter der Schar der römischen Frauen will
die Göttin nicht auffallen (Vollmer 1896, 35, vgl. noch IV 5. 47); des-
halb mildert sie Glanz und Schönheit ihres Antlitzes. Ebenso sagt
Luxor. Epith. 15 faciemqiie deae uestemque repommt, und auch die Bild-
werke stellen bisweilen Venus auf Hochzeiten bescheidener dar (Herzog
S. 33), während bei der Gruppe der dextrarum iunctio meist die pro-
nuba in der Mitte pyramidal hervorragt, s. Rossbach Hochz. Denkm. 14 f.
Die Braut ist natürlich an ihrem Ehrentage die Schönste, darum Ver-
gleiche wie v. 114 und Claud. Prob, et Ol. 199 tantum coetibus exstat femi-
neis quantum supereminet ille maritos. minor „kleiner" aber auch
weiter zu fassen: unscheinbarer.
16 Antwort auf die v. 1 ff. gestellte und dann durch die Be-
schreibung fortgesetzte Frage. cquasi resipiscens ex furore Papinius'
Domitivs; die vorhergehende Scene und der Gesang der Götter hat ihn
betäubt und überwältigt. sacri fafst Opfer und Pest zusammen. pande
fores der Dichter denkt sich die Götter mit dem Brautzuge vor
dem Hause des Bräutigams ankommend. Über die Wiederholung von
te zu II 2. 83. iste . . . choras die Musen. Phoebus und Bacchus
sind fast auf allen Darstellungen von Festen zugegen; Bacchus und
Mercur oft auf Hochzeitsscenen Herzog S. 40 ff. Catull 64. 390. Fast
alle Götter kommen bei Sidon. C. X 11 ff. Die Umschreibung
Mercurs durch Tegea bringt St. auf. Wir wissen nichts von einer
directen Beziehung des Gottes zur Stadt (nur hatte er zu Tegea einen
Tempel Pausan. VIH 47. 4); diese steht also zur Bezeichnung des Landes
Arkadien vgl. II 7. 6 VI. 107 Theb. IV 483. Zur Hochzeit des
Peleus bringt Cheiron die Kränze bei Catull 64. 278 ff. St. denkt wohl,
wie Skutsch richtig bemerkt, nicht nur an eine Gratia, wie die alte
Anschauung bei Homer IL XVIII 382 ist, sondern meint mehrere; auch
die Kunstdenkmäler zeigen immer wenigstens 3, einmal aus Raum-
mangel 2, vgl. Herzog S. 35 Iahn de Gratiis nuptialibus Denkschr. d.
Wien. Acad. 1870. 33 ff; Catull erwähnt sie nicht. 20 Indem Stella
die Braut umarmt, werden beide mit Blumen überschüttet. Die Blumen
sind auch mit olenti nimbo gemeint (Claud. Nupt. Hon. 298 purpureo . . .
12 EPITHALAMION 241
nimbo, Epith. Pall. 117 rosarum imbres, Lucr. II 627 ninguntque rosarum
floribus). Für fronte (zu excipis)y das zur Situation (amplexum v. 20) gut
pafst, will Gronov diatr.2 95 fronde (seil, mixtas rosas), giebt es aber
elench.2 138 selbst auf. Die Erwähnung des Laubes wäre ganz un-
gewöhnlich; wir haben zu verstehen rosas uiölis mixtas. a uultibus
obstas (allgemeiner Theb. IV 17 Lucan. I 59) heifst hier schützen,
decken, vgl. Theb. IV 564 oppositis Semelen a uentre lacertis die mit
den Armen den Leib schützt; auch Lucan. VI 194 ist wohl zu lesen
nee quidquam a nudis uitalibus obstat (a fehlt in den codd.).
24 Ergo die vorhergehenden Prämissen nun mit völliger Namen-
und Sachenbezeichnung: Stellae Violentillaeque . . . hymen zusammen-
fassend (vgl. Kiessling zu Hör. C. I 24. 5). Durch dies Zurückgreifen
auf schon Erzähltes erklärt sich auch das Imperfect aderat vom gegen-
wärtigen Hochzeitstage. conditus festgesetzt (Manil. 1119 Silv. IV 3. 140)
fällt aus dem Bilde vom glückbringenden Faden (I 4. 123 fila candentia,
IV 3. 146 candidae sorores, IV 8. 18 alba Atropos, seit Tibull HI 6. 30
Candida f ata, Gegensatz Silv. HI 3. 21 nigras . . . sorores Theb. III 241 VI 376).
Die Parzen setzen den Hochzeitstag fest auch Sidon. C.XIV 1 prosper conubio
dies coruscat, quem ClotJw nhieis benigna pensis . . . signet. Vgl. im allgem.
über die Verwendung der Parzen in Dichtung und Kunst Purgold
S. 63 ff. professus pass. bekannt gegeben, hymen Verbindung, Hochzeit,
so dafs doch bei clamaretur die alte Bedeutung durchblickt. curaeque
metusque der Liebenden für ihren Ruf vgl. v. 34 ff. 27 obliqui ...
carminis auch Mart. VI 21 läfst darauf schliefsen, dafs Stella vor der
Vermählung mit andern Schönen in Verbindung gestanden hat. Darum
ist hier auch nicht, wie WiSSOWA vermutet (zu v. 34), an einen unerlaubten
Verkehr der Brautleute noch während der ersten Ehe Violentillas zu
denken, vielmehr die fabula uulgi über die bevorstehende Hochzeit
zu trennen von dem obliquum Carmen. Zu diesem Ausdrucke vgl. Düker
zu Flor. IV 2. 9 und griechisch Gxokiog, Aoi-o'g, unser „scheel sehen", astus
ironisch, etwa „Vorwitzigkeiten"; dafs St. sie jetzt als mendaces bezeichnet,
ist sehr natürlich; wenn er sie überhaupt erwähnte, konnte er das beim
officiellen Festgedicht nicht anders, Martial nimmt keine solchen Rück-
sichten. Der amor solutus Stellas (vgl. zu uagus HI 1.42), der sich an
keine Pflichten band, hat sich unter die Gesetze der Ehe begeben und Zügel
angenommen; das heifst frena momordit hier im Gegensatz zum griech.
ötöiiicc ddxvsiv und der älteren Bedeutung der lat. Phrase; die Umprägung
verdeutlicht Lucan. VI 398 ff., sie findet sich so schon Tib. I 3.42 Carm.
cod. Einsidl. H 37 (PLM IH 64), später Sidon. Ep. IX 6. 2. Der
Gedanke gehört zum töitog Ttagl ydpov vgl. Dionys. {ie&. ya^irjL 3
ort roi) per frrjQL&dovg xal 7te7tkavr][ievov ßtov dTtrjkkccyrjöav^ ßlov de
Vollmer, Statius' silvao. 16
242 COMMENTAR
i](isQov Kai t8tay[ievov %6%ov dt,ä xov yd^iov. So auch Silv. III 5. 25 f.
luv. VI 41 ff. Zum andern Teile vgl. Octav. 669 en illuxit suspecta
diu, fama totiens iactata dies. 31 Der Bräutigam glaubt noch
nicht an sein Glück, an dem er so lange gezweifelt (inopina gaudia
v. 46) und das ihm erst der Göttin persönliches Eingreifen ge-
währt hat; obwohl er die Möglichkeit, die Aussicht auf eine so genufs-
reiche Nacht heute durch die Vollziehung der Vermählung bekommen
und ihm die Erfüllung seiner Wünsche im Beisein der Venus ver-
sprochen ist, besorgt er noch, es könnte ein Hindernis dazwischen-
treten. Die Überlieferung ist also klar und nichts zu ändern. 33 uota
paues kühner acc. des Inhalts im Anschlüsse an das vorhergehende
optas, vgl. Lactant. zu Theb. II 235 p. 97 ed. Jahnke erat enim pudoris
insigne etiam uota trepidare. didcis oft vom Freunde s. Iahn zu Pers.
V 23 u. 109. 34 ff. Wissowa schliefst aus dieser Stelle, dafs Stella
mit V. schon während ihrer ersten Ehe in unerlaubter Verbindung
gestanden, lex wäre dann die lex Iulia de adulteriis. Ich glaube, wenn
das wirklich der Fall gewesen, würde sich St. vorsichtig jeder An-
spielung darauf enthalten haben, schon um nicht der Beschreibung
Amors vom Liebesleid des Dichters (v. 81 ff.) und den Worten der
Venus (v. 166 u. 182) alle Wirkung zu nehmen, lex ist also mit
pudor enge zusammenzufassen. 37 duras der Einsamkeit, pariter
zeitlich: dabei. 38 Deiner Ausdauer und Mühen brauchst du dich
nicht zu schämen; V. wäre wie Hebe ein würdiger Lohn für die
Arbeiten des Hercules (vgl. Otto Sprichw. s. v. Hercules 2). et si
und darauf si wiederholt, obwohl sich alle 3 Positionssätze auf Hercules
beziehen; der Kampf mit dem Cerberus und die Argonautenfahrt durch
die Symplegaden (vgl. Theb. V 347 ora Cyaneis artata) stehen als Bei-
spiele der labores. Zum Asyndeton vgl. folgende Beispiele verschiedener
Art bei Statius: v. 103 (Anm.) 1 3. 25 II 3. 45 III 1. 145 III 1. 173 III 3. 40
IH 5. 45 V 2. 22 V 3. 147, 280 Theb. X 299 Ach. I 434. 41 tanti
(vgl. IV 3. 81) es wäre der Mühe wert. Pisaeä lege die Bedingung,
welche Oenomaus für das Wettrennen um seine Tochter Hippodamia
setzte, dafs, wen er einhole, dem Tode verfallen sei; darum auch tre-
mentem (lex so oft bei Ovid, vgl. auch Theb. I 6 VIH 60 Silv. HI 1. 23
V 3. 60, 276). Oenomaus folgte im Wagen und stach den eingeholten
Freier mit der Lanze nieder. 43 Die beiden folgenden Vergleiche
sind freier gestaltet: der Besitz der Violentilla ist mehr wert als der
der Helena oder der Aurora. pastor temerarius c Paris qui Veneris
praesidio ferox tanta mouit funera Dardanae genti' Morellvs vgl. Hör.
C. I 15. sedisses term. techn. vom Richter; vgl. besonders Sil. It.
VII 437 Laomedonteus Phrygia cum sedit in Ida pastor. haec dona
12 EPITHALAMION 243
= tanta, quanta Viol. te potius dich statt des Tithonus. 45 Sowohl
Gronov's Erklärung von prensa biga als iuncta biga d. h. angespannt
(diatr.2 96); mit Recht von Markland ad absurdum geführt, als
Barth's Phantasie cmortalis a diua in tantam altitudinem idque in-
uitus ipse raptus atque subuectus prehendit utique totisque uiribus
bigam tenuit' sind abzuweisen. Leichter als Parrhasivs' Conjectur
scheint mir (abgesehen von der beabsichtigten Correspondenz des
Particips mit biga vgl. III 4. 43) pensa = suspensa fliegend s. zu II 7. 4
und vgl. Prop. I 20. 27 Theb. HI 463 Silv. V 4. 19, sowie Dracont.
X 566 uolitans quadriga der Medea.
46 ff. Einleitung zur Erzählung, ähnlich einem der Vorschläge
Menanders III p.400. 21 ff., während die bisherige Gedankenfolge v. 1 — 46
ungefähr der Skizze bei Menander p. 410. 5 — 9 entspricht. in-
opina 'uides iam desperasse hoc coniugium Stellam' Barth vgl. v. 78.
Weil causa in den Nebensatz gezogen ist, erwarten wir den Con-
junctiv des Fragesatzes. St. folgt in der Freiheit der Verwendung des
Modus auch sonst den nach griechischem Vorbilde Indicativ und Con-
junctiv, sogar beide nebeneinander setzenden Neoterikern. 48 pul-
santur Wenn ein Beamter, dem die fasces zukamen, ein Haus betreten
wollte, so wurde er von den Lictoren durch Schläge mit der virga an
der Pforte angemeldet Marqvardt Pr. L 236. Dafs zu des vornehmen
Stella Hochzeit viele hohe Beamte kamen, versteht sich vgl. v. 233 ff.
hie ist (gegen Hand = nunc) örtlich zu nehmen; der Dichter ver-
setzt sich mitten in das Fest. Erato durch iueunda fast übersetzt,
vgl. zu I 1. 6. Die Fiction der Unterhaltung mit der Muse ähnlich
Catull 68. 45 sed dicam uobis (Musae), mos porro dicite multis milibus
nach Kallim. HI 186 Theokr. XXH 116. 51 Wie die folgende
Hochzeitsfabel, so die Fabeln in II 3 und HI 4, alle aetiologisch.
serenati die vollere Form = sereni nur des Metrums wegen (Gegen-
teil zu I 3. 2); *ubi praesens Venus, caelum semper serenum'
Barth, vgl. Lucr. I 6 Ov. Fast. IV 5 f. stat von der Milch-
strafse wie von Sternen und Sternbildern. 53 duro Theb. HI 294
heifst es geradezu von Mars laedit in amplexii (Venerem). 64 premit
sie sitzen auf den Kissen; gedacht ist wohl auch an das „Um-
drängen" der Menge wie Plin. Ep. VI 20. 7 luv. I 46 HI 244.
55 signa militärischer term. techn., wie auch agmen und militia
v. 66. quas liebebringende oder -heilende, vgl. Ov. Met. I 468 ff.
57 miscere deos nicht wie Hand will = piyvvvai <pLkötrjtc xcel
Bvvr\y sondern gedacht wie Tib. I 3. 64 proelia miscet Amor. adhuc
nicht graduell („sogar" Hand Tursell. I 157), sondern zeitlich „immer
noch" vgl. Mart. IV 89. 3 VIII 3. 2. fixa zu animus und uoluntas.
1*5*
244 COMMENTAR
59 fessa „lass" Hand; V. hat den Schlaf noch nicht ganz ab-
geschüttelt, deshalb kann sie auch noch keinen rechten Entschlufs
fassen. Mit dichterischer Freiheit erzählt St. von dem Lager der
Göttin im Himmel, was einst nach Homer auf ihrem Bette zu Lemnos
geschehen. Es kann kein Zweifel sein, dafs St. mit deprenso lecto hat
sagen wollen deprenso adulterio (deprendere ist vom Ehebruch beinahe
stehend); auf das Wort lecto ist er wohl durch repserunt gekommen, vgl.
Theb. VII 62 nondum radiis monstratus adulter foeda catenato luerat
conubio lecto. Leider findet sich kein ganz entsprechendes Beispiel, ob-
wohl thalami, tori, l£%r\ für Ehe sehr häufig ist; am nächsten kommt
Mart. IX 29. 10 quae seiet hos illos uendere lena toros. repserunt gut
gewählt für die schlangenartigen Bewegungen des sich von selbst
schliefsenden Netzes. Dafs nach stratis wiederholt wird lecto , hat
nach der oben gegebenen Erklärung von lecto kein Bedenken. Immerhin
ist die von Bitschofsky 1880, 314 angezogene Stelle Theb. II 89 ff. von
Wert (vgl. auch Anm. zu V 3. 94). 61 cui plurimus ignis ore est
et cui (== a quo) manu leui nunquam frustrata sagitta est d. h. ver-
geblich entsendet, vgl. Theb. VHI 703 tela pars frustrata cadunt (vgl. zu
iterare v. 84); natürlich ist dieses Passivum von dem Schiefsenden oder
seiner Hand (Theb. VI 726, 878 VIH 526) auf die Waffe übertragen
(vgl. noch Lucan. IH 581), Die Möglichkeit, dafs St. manusque leuis
oder manusque leui geschrieben, ist freilich nicht unbedingt abzuweisen.
Zur Construction vgl. noch Theb. VII 312 hasta ..., emissae cui peruia
semper armaque corporaque et nunquam manus irrita uoti. 64 pressere
silentia heifst hier wie bei Sil. It.: beobachteten tiefes, völliges
Schweigen, s. I 3. 91 premitur . . . quies. 65 scis ut wie Theb. I 251
V 455. 67 quondam bisweilen, wie z. B. jetzt; Gedanke: gestatte uns,
dafs wir uns ab und zu von den Bitten der Männer, die wir getroffen,
rühren lassen; alle Conjecturen sind abzuweisen, die Conjunctionen at
und enim lassen keinen Zweifel an dem richtigen Zusammenhange.
69 adamante nach Pindar fr. 100 j?g aöd^avrog t) öidrJQov Ke%aXnsvT(u
ybiXuivav xaQÖCav sprichwörtlich für Herzenshärte; Enn. trag. 130
lapideo sunt corde multi, quos non miseret neminis Otto Sprichw. s. v.
adamas 1. 70 tua turba zu I 1. 95. 72 Hand vergleicht Cic.
Lael. IV 14 quem tarnen esse natum et nos gaudemus et haec ciuitas dum
erit laetabitur. Die Nobilitas ist personificirt als Vater, der den Sohn
aufhebt und anerkennt; ebenso die Curia IV 4. 76 V 2. 27. Die
Deutung des Cognomens Stella auf Schönheit hat ihre Parallele in
dem Ausdrucke HI 4. 26 praeclarum sidere formae. Zu protinus
vgl. II 7. 36 Vell. II 94. 1. 74 quondam im Hauptsatze scheint durch
ex Mo v. 81 und durch v. 78 gesichert zu werden, obwohl man für die
I 2 EPITHALAMION 245
Parenthese quoniam oder quando wünschte. tibi dulce (erat) hier
etwa: dir zu Gefallen, Lieblingsausdruck des Statius vgl. III 1. 157
III 5. 98 V 3. 248 Theb. II 730 IV 30; 351 V 48 VI 144, 264, 691
VIII 38 X 480 und in gleicher Parenthese VII 236 ita dulce Ioui „so
wollte er es"; das Wort übertreibt das früher übliche gratwrn, vgl. z. B.
Hör. Epod. 9. 3 sie Ioui gratum. tota pharetra den ganzen Köcher
hat Amor auf den Armen geleert, so dafs die Pfeile dicht neben-
einander sitzen. Das Bild ist griechisch vgl. Meleager Anth. P. V 197. 5
ovxsn et ol cpccQSTQrj . . . TtrsQOSvrag dcötovg XQVTtrec "Egcog' iv i^iol
itdvta ydq söti ßekri, danach V 267 und V 57 (BoiSSONADE z. d. St.)
Lukian "EQcjreg II p. 398 R. vgl. Nonn. Dion. 48. 472 u. 42. 32 Prop.
II 13. 1 f. Hör. C. I 19. 9 in me tota mens Venus Aegr. Perd. 215 totas
in me consume sagittas. Den ganzen Gedanken Zusammenhang des
Statius verwertet Ennod. Epith. 116 sed teneram leuiore ferit puer ille
sagitta inque uirum Mos exhausit fortior ietus. improbus (kaßQog Anth.
Pal. V 267. 2) Amor bereut mitleidig, was er gethan, vgl. zu I 6. 54.
trepidantem proleptisch. 77 potentis vgl. v. 158 Ter. Haut. 227
Hör. A. P. 116 vornehm, vermögend, s. Th. IV 194 V 733 und Anm.
zu V 2. 56. 80 lampade Anschauung des urere, vgl. Claud. R.
Pr. I 26 qua lampade Ditem flexü Amor. 81 premat zu unter-
drücken, zu verbergen sucht, vgl. Theb. XI 233, 633 Ach. I 668.
82 „ich bezeuge für den hart Betroffenen". Der Satz steht in der
Mitte der beiden andern, die er regiert vgl. Anm. zu v. 189. 84 in-
cubui St. denkt an den ineubus, vgl. Theb. X 302 tali miseris deus
aliger umbra ineubat et tantum morientia lumina soluit. An allen andern
Stellen bei St. steht inmbare im eigentlichen Sinne I 3. 18 n 3. 55
III 4. 25 (s. Anm.) V 1. 201 Theb. H 123 IV 809 XI 698, = schützen
II 7. 130. iterata fodi der nach Hand's Meinung zu starke Ausdruck
findet seine Erklärung eben in iterata; indem die Pfeile eine alte
Wunde treffen, graben sie diese tiefer, vgl. Theb. VI 415 delet sulcos
iterata priores orbita. iterare gebraucht St. vielfach frei einfach mit
dem Object, so dafs wir das entsprechende Verbum mit iterum zu
verstehen haben. Leicht verständlich sind die Stellen, wo im Object
selbst die Thätigkeit angedeutet ist, wie III 5. 53 planctus oder prae-
cepta V 2. 60 Ach. I 598 auch pensa Theb. VIII 59 oder andere wie
Theb. VI 173 iteratque preeando X 36 exhaustos iterare labores und mit
kühn gewandter Construction V 407 hortatibus aliquem iterare = iterum
hortari oder VII 495 matrem, matrem iterat und S. II 4. 20 iterata
uocabula (s. Anm.) oder die zahlreichen Stellen, wo iterare = iterum
dicere steht ohne Object (Theb. V 132, 694 XII 93 Ach. I 482, 796
dagegen Theb. V 499 iterat = refert von der Wiederholung des Ge-
246 COMMENTAR
schehenen durch die mündliche Darstellung). Kühner steht (vgl. Hör. C.
I 7. 32 iterabimus aequor III 3. 62 Troiae Fortuna iterabitur) v. 190
iterasset Iulos = iterum genuisset, I 4. 80 i. iura = iterum data, III 2. 140
i. purpura = iterum tincta (nach Horaz), III 4. 92 i. liquores = iterum
fundit, IV 2. 62 i. quinquennia = iterum celebres; Theb. VI 415 i. or-
hita = iterum effossa, XI 455 i. acies = iterum ponere, sehr kühn XII 775
tenues iterant ihoraca catenae bilden einen zweiten Panzer. Auf der-
selben Verwendung eines adverbialen Verbum beruht frustrata sagitta
v. 62, vgl. lungere zu I 5. 10. 85 immiti Ovid sagt von Atalanta
Met. X 573 illa quidem immitis denn praemia ueloci coniunx thalamique
dabuntur, mors pretium tardis: ea lex certaminis esto. Mit Recht
verteidigt Hand meta ... in ipsa gegen Markland's ima; wenn meta
im eigentlichen Sinne zu verstehen wäre, so müfste statt in stehen ad;
es heifst: in ipso cursu, vgl. Anm. zuV2.123. 87 die Schnellig-
keit des schwimmenden Leander rühmt St. auch I 3. 28 f. certantia
remis erklärt die viel angegriffene Stelle Theb. VI 544 in latus ire
manus mutaturusque uidetur bracchia, wo St. übertreibend sagt, man sollte
glauben, seine Hände und Arme würden zu Rudern. Münzen von
Abydos mit Amoren, die dem Leander vorleuchten, bei Eckhel II 479.
Stark ist die Übertreibung, dafs die saeua aequora, die ihn später
töten, von seiner Liebeswärme lau werden. Noch stärker Dracont. II 31
Neptunus anhelans aestuet inter aquas telo flammante perustas . . .
fumantibus undis Tritones Galatea, Tlietin delpliines amabunt, vgl. X 88 ff.
92 Zur Vorstellung vgl. II 7. 106. 94 uatem suum das höchste
Compliment, was ein Dichter dem andern machen kann vgl. L Mueller
de re metr. 65 ff. 95 Als Elegiendichter ist Stella comes und sogar
signifer (vgl. zu v. 55) der Amoren. Zum Gedanken der Begründung
vgl. Hör. C. I 19. 10 Venus nee patitur Seythas et uersis animosum equis
Parthum dieere nee quae nihil attinent armiferos bei Abstracten nur
hier und Theb. XI 122 a. furores wie VI 831 a. iras. torrentes bei
Lucan. H 220 u. VH 637 vom fliefsenden Blute, hier auf die Felder
übertragen. 98 sie läfst sich auch durch Annahme einer Parenthese
von armiferos — campos nicht halten; sed giebt die richtige Gedanken-
verbindung, mitis incedere cnon furere aut curru equisue inuehi quod
somniant se facere magniloqui poetae' Barth. Stella legt als
Apollinischer Sänger den Lorbeer, als Dichter der Venus die Myrte an,
vgl. IV 4. 59. 100 lapsus von thörichter Liebe, vgl. Prop. I 1. 25
I 13. 8. suaque aut externa uulnera seine und anderer Liebes-
wunden (Vollmer 1893, 825). Zu externa „fremd" als Gegensatz zu se
oder suus oder ego vgl. Ov. Met. VIII 879 Tib. I 9. 57 Manil. V 408
Sen. Thy. 550 Stat. S. V 3. 70 (ähnlich auch V 2. 51) Theb. III 128
12 EPITHALAMION 247
IX 675 X 709. Zu uulnera vgl. Ov. Fast. IV 4 f. Silv. III 5.24 Nemes.
IV 12. reuoluit „hat wiedererzählt" wie Verg. A. II 101. 102 Stella
hatte, wohl nach dem Vorbilde von Catull (C. 2, 3), ein schwarzes Täublein
der Violentilla, das gestorben, besungen Mart. I 7 u. VII 14. 5. Warum
die Liebe girrenden Tauben der Venus heilig waren, erzählt Lactant.
zu Theb. IV 226.
103 finierat (Vollmer 1893, 825). Die Überlieferung weist ohne Zweifel
auf finis erat. Aber finis erat steht nie nach Anführung directer Rede,
wohl nach vom Dichter selbst gegebenen Beschreibungen z. B. Verg. A.
I 223 Stat. Theb. VI 234 und 365. Dagegen hat finierat seinen Platz
nach directer Rede Ov. M. XIII 123 Fast. VI 65 Lucan. X 193 Mart.
VIII 3. 9 Stat. Theb. I 283 V 753 Claud. Gildon. I 379 Sidon. C. II 522.
Wenn Hand und Herzog das Asyndeton ohne Wechsel des Subjects
für unmöglich halten, so ist zu betonen, dafs in allen oben angeführten
Beispielen stets nur ein Verbum folgt, das asyndetisch oder syn-
detisch sich anschliefst. Gleiches Subject folgt überhaupt nur Stat.
Theb. V 753. Ganz parallel unserer Stelle aber steht Asyndeton bei
drei folgenden Verben und gleichem Subject Val. PL V 690 dixerat
instaurat mensas pacemque reducit et iam sideream noetem demittit
Olympo. Die Verderbnis im Sangallensis wird also wohl durch
Trennung des Wortes fini erat entstanden sein. Die Umschreibung
der Umarmung wie Prop. IV 1. 43 Ov. Fast. II 760 Stat. S. H 1. 51.
uultum hat man immer zu aspemata bezogen und darum meist
uultu geändert. Es gehört zu refert: Venus wendet das Gesicht nach
Amor zurück vgl. z. B. Val. Fl. VII 79), der sie von hinten umarmt
hat (ceruice), so dafs seine Flügel mit der Innenseite ihre Brust be-
decken. Schon diese Nähe genügt, um die Göttin zu erwärmen, milde
zu stimmen. Der Infinitiv steht nach aspernor auch Theb. XH 530
Tac. Ann. IV 46. Das Verbum des Sagens fehlt wie z. B. H 3. 24.
107 uotum ist, wie der directe Anschlufs von hanc und die Ad-
jectiva grande und ramm (wie es selbst Männern meiner Gunst selten
zu teil geworden ist; man denke etwa an Paris) zeigen, ganz concret =
Violentilla zu fassen; darum ist trotz Markland cupit richtig. Aber
auch als acc. des Inhaltes wäre die Construction nicht unmöglich,
vgl. v. 32 optas . . . uota paues Theb. XI 505 non improba posco uota.
cui = formae. 109 tellure gehört als Dativ zu cadentem (Beweis
V5.69), das sehr oft vom eben geborenen Kinde steht (Hom.Il.XIXllO
7186 fl {i8ta Ttoööl yvvcuxog, die unter auct. angeführten Parallelstellen
und noch Cic. N. D. II 128 Stat. Theb. II 617 IV 281) entsprechend
dem alten Gebrauche, dafs die Gebärenden knieten. 110 Zur
ganzen Scene vgl. HI 4. 50 ff. Ach. I 343 ff. Val. Fl. VIII 234 ff. pingui
248 COMMENTAR
sonst wohl crassum unguentum Hör. A. P. 375 Pers. III 104, vgl. noch
Mart. V 64. 3 pinguescat nimio madidus mihi crinis amomo. deducere
es beim Salben der Länge nach durch die Hand ziehen vgl. Petron. 18
Ov. Met. IV 311 XV 656. 112 c instar habens imaginis meae cito
adoleuit'. So richtig Barth, prosilire ist bei den landwirtschaftlichen
Schriftstellern term. techn. für das Wachsen von Bäumen. Vgl. die
Nachbildung des Luxorius. 113 procul steigert; schon von weitem
kannst du es erkennen. fr onus honores die über die Stirne fallenden
gelockten Haare, vgl. II 1. 26. suggestum die hohe, in verschiedenen
Stufen aufgebaute Coiffure Marqvaedt Pr. L. H2 603. 4. Ausführliche
Schilderung bei Amm. Marc. XVI 10. metire mit den Augen; das
Lob bezieht sich wirklich auf die Körpergröfse, gerade sie wird als
auszeichnend und den Göttern gleichstellend betrachtet (s. HI 3. 85
IV 4. 9); man denke an das Gröfsenverhältnis zwischen Göttern und
Menschen auf archaischen Reliefs, altior Val. Fl. V 346. St. benutzt
die Gelegenheit, durch die Worte der Venus die Braut zu loben, als
ob hier schon vom Hochzeitstage und -putze die Rede wäre. Vgl. v. 15.
Auch der suggestus comae wird wohl am Hochzeitstage besonders
hoch und künstlich gewesen sein, vgl. Paulin. Nbl. C. XXV 85 f., der
die christliche Braut warnt: neque aut implexarum strue tormentoque
comarum turritum sedeas aedificata caput. premit „herabdrückt, über-
trifft" wie oft seit Ovid. exsto mit acc. „hervorragen über" nur
hier. 117 Auf künstlerischen Sarkophagen tritt oft das Bild der
verstorbenen Frau als Venus in der Muschel auf, s. Iahn Ber. d. Sachs.
Gesellsch. d. Wiss. Phil. hist. 1854 S. 182 loof. 119 potuisset ist
richtig; wenn sie damals, als ich zum Himmel emporstieg, hätte mit-
kommen können (potuere ebenso in verschiedenem Sinne in 2 auf-
einanderfolgenden Versen bei Hör. C. III 11. 30 f.). Die Schmeichelei,
dafs man eine schöne Sterbliche für eine Göttin halten könnte (z.B. Ov.
Met. 1695 f., mehr bei Gevaert lect. Papin. c. XVI Gronov diatribe 103),
wird gesteigert dadurch, dafs der Irrtum den Amoren selbst zugeschoben
wird, vgl. das allerdings verdächtige Epigramm bei Burmann Anth.
Lat. I. III. 263 p. 686 (= Gruter 912. 1) quid natum caedit Venus?
arcum perdidit quis rapuit? Tusco Flauia natu solo, qui factum? petit
haeCy dedit hie, nam lumine formae deeeptus matri se dare crediderat.
Ähnlich wie hier, sagt Venus bei Nonn. Dion. XXXIH 169 ff. ei
de xev ä^icpco Xcdxoiiedrjv nccl Kvitqiv eöa Außdvovo voTJörjg^ ov dvvecöcci
(pike xovQe diccxoiveiv 'JtpQodirrjv^ vgl. auch Ennod. Epith. 115. Die
Umkehrung, dafs Venus einen schönen Knaben natorum de plebe putat
III 4.29 und 9. 122 queritor (Vollmer 1896, 35) Venus umschreibt
den Gedanken: sie ist aller Schätze wert, indem sie sagt: ich mufs
12 EPITHALAMION 249
mich beklagen, dafs sie zu wenig bekommt. Der Ton der Sätze liegt
also auf auaros, deesse, satis, pauca, rata. augustum . . . nemus die
lanigerae arbores Serum Plin. N. H. VI 54 Xu 17,38, 'conqueritur Seras
esse auaros in depectendis lanis' Domitivs. germina die in Bern-
stein verwandelten Thränen der Heliaden (vgl. Ov. Met. II 340 ff.); das
Harz bricht aus den Fichten wie ein Keimauge Plin. N. H. XXXVII 31
Lucian itSQi rjAextQ. 87 f. Zu illacrimare ergänze ramis; das Object
wie Ov. Am. III 12. 37 flere . . . electra. tabo als roter Saft ohne
den Begriff des Ekelhaften nur hier. Die Vorstellung von der Ent-
stehung des Krystalls aus Eis (Plin. N. H. XXXVII 23 u. 26 Sen. N. Q.
III 25. 12 Aristoteles bei Gell. N. A. XIX 5. 5 ff.) ist poetisch wohl
nach den Griechen zuerst von Cinna (fr. 6B.) verwertet, vielleicht auch
von Properz (IV 3. 52). 127 fuluo . . . limo (III 3. 62 aurato . . . limo
Theb. IV 389) gehört zu beiden Flüssen. Die Namen wie bei Mart.
VIII 78. 6 ff. vgl. X 16. 3 ff. Silv. I 3. 107 f. Über den sprichwörtlichen
Goldreichtum vgl. Otto Sprichw. s. v. Tagus. nee und doch noch nicht.
130 Die Namen wie bei Petron. 138 Octav. 770 ff. Sidon. C. XI 65 ff.
Thessalieos per agros gehört aitb xoti/oi) zu Haupt- wie Nebensatz-,
darum kein Komma hinter agros. Die Messung Däphne auch
Petron. 131. 133 et sehr stark betont, „so würde wie Theseus
(profitgas) auch Bacchus die Ariadne verlassen haben u. Die Be-
denken von Klotz 1896, 71 gegen die einfachste Heilung der Über-
lieferung (er liest mit $ Daphne seeura; in . . . eubüe;) durch Ein-
schiebung von si erscheinen mir unbegründet. In der Reihe der Götter:
Apoll, Bacchus, Juppiter ist für Theseus kein Platz als besonderes Glied;
nur der nebensächliche Hinweis mit Theseuni iuxta eubüe, nahe der
Stätte, wo Ar. mit Th. geruht, und mit et konnte zur Ausschmückung
der Scene gemacht werden. 134 placasset Juno bat ihre alte Gegnerin
(Verg. Aen.) Venus nur mit Mühe davon abgebracht, Juppiter für
Violentilla zu entflammen. falsus ist prädicativisch bezogen, wie
die Dichter den liebesabenteuernden Göttervater oft mit falsus taurus,
f. bos, f. auis, f olor umschreiben. Nach Leda und Europa hätte St.
auch die Geschichte der Danae durch falsum aurum andeuten können
wie Ov. Met. V 11 falsum uersus in aurum Iuppiter; um Viol. zu
schmeicheln, sagt er absichtlich uero, nur vom Spiel mit dem Gegen-
satze verführt, ohne etwa an eine euhemeristische Ausdeutung des
Danaeregens zu denken. Ebenso schon Ovid Am. I 3. 23 quaeque super
pontum simulato ueeta iuueneo uirginea tenuit cornua uera manu.
138 Hand erklärt mit dem glossator Parisinus seeundi als felicis
und *virginitatis Violentillae veheme*ntissimus exstitit patronus'. Aber,
wie Herzog 1881, 20 und Skutsch mit Recht hervorheben, spricht gegen
250 COMMENTAR
diese an und für sich schon gekünstelte Auffassung maerens. Das
Wort kann nicht, wie Hand meint, etwa dem Theokritei sehen ajöcvEtv
TQOiiBG) und xexelv xqo[ibcj entsprechen; es müfste dann metuens oder
ähnlich heifsen. Viol. war also schon einmal in kinderloser (v. 270)
Ehe verheiratet gewesen und hatte dann verschiedene Freier abgewiesen
(v. 169). Sie trauerte um den ersten Gatten (das lobt St. auch an seiner
Claudia III 5. 51 ff.) und vielleicht auch um die Eltern, die merkwürdiger-
weise (weil sie gestorben sind oder weil Viol. schon einmal verheiratet
gewesen) im Gedichte gar nicht erwähnt werden , obwohl ihnen sonst
im Epithalamium eine grofse Rolle zufällt. Den Einwand, eine zweite
Hochzeit der V. würde man nicht mit solchem Pompe gefeiert haben,
weist Herzog mit Recht zurück. Die bei Marqvardt Pr. L. 42
angeführten Stellen rühmen entweder gute Sitte längst vergangener
Zeit (so vor allem Dionys. Antiqu. VIH 56) oder erwähnen Empfindungen,
nicht Gebräuche (die Empfindung hat ja auch Viol. saepe neget maerens;
vgl. Plut. quaest. Rom. 105 ^rjkcoxbg 6 TCQ&xog ycc^iog, 6 de devrsQog
&7tevxTcctog' altiyvvovxai y&Q, ccv ^cdvxcjv tcov tcqoxbqcov BXBQOvg kap-
ßccvcoöv, oövQOvxai de, ccv ano&avovxcov). Die Optatus-Stelle beweist
auch nur für gewöhnliche Leute etwas; bei den Hochzeiten Vornehmer,
wo so oft Vermögens- oder politische Gründe im Spiele waren, wird
man wie heutzutage noch über ganz andere Dinge hinweggesehen
haben. Das Wort uniuira würde auch nicht zu so hohem Lobe ge-
worden sein, wenn die Wiederverheiratungen selten gewesen wären.
140 uiro ist Dativ „für den Mann erglühen".
142 Amyelaeos das Thal des Eurotas war reich an Schwänen, vgl.
Theb. IV 227 Mart. XIV 161 VIH 28. 13. Amor spannt an und setzt
sich als Wagenlenker (Sil. It. VII 441 f.) auf die Deichsel, wo dessen
Platz ist (Verg. A. XII 469 ff. Phaedr. III 6. 1). Aphrodite auf dem
aQ[icc Xccqlxcov und "Eqcoxsq TtQO xov dtcpgov Gtcbvöel Tcohxsvovxsg kamen
nach Himerios (or. I 4) schon in einem Epithalamium der Sappho
vor. 144 tarn Tfi. arees Iliacae seil, adsunt. Ellipsen wie diese er-
scheinen bei Zeitbestimmungen wie Ov. Fast. V 534 iamque decem
menses: et puer ortus erat, Stat. S. H 1. 146 septima lux, et iam frigentia
lumina torpent (vgl. I 2. 229) viel leichter. Bei Ortsbestimmungen z. B.
noch IH 4. 47 ff. und mit Abreifsung des Nebensatzes Theb. X 686 ff.
145 pandit nitidos domus alta penates Trotz Markland ganz un-
anstöfsige Personifikation: das Haus öffnet sein Inneres von selbst, als die
Göttin naht, und nun lassen sich die Schwäne, freudig mit den Flügeln
schlagend, auf der Schwelle nieder, domus geht, wie alta zeigt, auf das
Aufsere. Wo das Haus der Viol. gelegen war, wissen wir nicht; Mart.
XH 3 bezieht sich auf Stellas Haus. 147 uiridis der Überlieferung ist ganz
I 2 EPITHALAMION 251
unverständlich; auch uirent v. 149 genügt nicht zur Erklärung. Das
Wort ist im Sangallensis undeutlich gewesen, so dafs alle Ab-
schreiber airidis lasen. Nur Poliziano hat das Richtige gefühlt; denn
seine Note heifst unzweifelhaft: i(n) ant(iquo) ut (nicht ul!) nitidis d.i.
das Wort sieht im codex aus wie nitidis. Gemeint ist natürlich die
Himmelswohnung der Venus, ab mit anderer Anschauung als das bei
sordere „ gering erscheinen" sonst sich findende prae (von . . . aus
gerechnet). 148 Die Aufzählung der Marmorsorten wiederholt sich
bei St. öfters (die Stellen s. o. unter auct.). Das Recept stammt wohl
aus der Rhetorenschule, daher auch Lucan. X 111 ff. Mart. VI 42. 11 ff.
IX 75. 7 ff., aber auch in Wirklichkeit strotzten die römischen Villen
und Häuser von den verschiedenartigsten Sorten. Es bleibt schwer,
aus den Umschreibungen der Dichter genau Sorte und Farbe zu
erkennen. Libyens (I 5. 36 flauis Nomadum decisa metallis pur-
pura II 2. 92 flauentia saxa) der Numidische Giallo antico in vielen
Nuancen zwischen goldgelb und rot (Musee de Ravestein catal. 442 — 471).
Characteristischer ist der Phrygius, der Synnadicus, jetzt Pavonazzetto,
dessen Flecken mit der Entmannung des Attis in Verbindung gesetzt
wurden, einer Sage, der vielleicht der Pavonazzetto tigrato (Mus. Rav.
N. 603) am ehesten entspricht (vgl. zu I 3. 36). An unserer Stelle ist
aus uirent zu den beiden bisher besprochenen Sorten ein allgemeineres
Verbum wie nitent zeugmatisch zu ergänzen. Grün ist dagegen der
Lakonische Marmor von Croceae (Verde antico wie der Atracius
Mus. Rav. 640 — 52). Über die Verwendung des Onyx alabastrites
s. Plin. N. H. XXXVI 59; ich erkläre mir das Epitheton flexus so, dafs
eben St., analog dem was Plin. u. a. erzählt potorum primum uasis inde
f actis, dein pedibus lectorimi sellisque, als Characteristicum angiebt, der Stein
habe vorzugsweise zu ornamentalen Verzierungen in Bogenform gedient.
Mit concolor alto uena muri meint der Dichter den Karystischen Marmor
(1 5. 34 undosa C), dessen es allerdings viele Sorten gab (Sen. Troad. 836
ferax uarii lapidis Carystos Musee Ravestein Cipollino N. 539 — 582).
St. meint hier und an andern Stellen (s. zu II 2. 93) eine Art, auf
dessen weifsem Grunde grüne Adern in Wellenzeichnung hervortraten,
etwa wie N 552 Cipollino verde ondato. Die folgende Umschreibung
geht nicht etwa allgemein auf Porphyr, sondern bezeichnet durch die Orts-
namen, die St. künstlich in den Nebensatz zieht, zwei bestimmte Sorten,
Porphyr aus Lakonien von Taenarum (Bluemner Technol. IH 45Q und
aus Tyros, welcher letztere uns nur an dieser Stelle und I 5. 39 (s. Anm.)
genannt wird. Auf beide Sorten von Stein ist der an denselben Orten
erzeugte Purpur oder sein Verfertiger (der Aufseher des Kessels, in
dem die Farbe gekocht wird, s. Plin. N. H. IX 133 f.) wegen ihrer
252 COMMENTAR
schönen Farbe eifersüchtig (liuet über die Personification s. II 2. 5 und
zu I 1. 79). 153 In Dalmatien wurde seit Augustus viel Gold ge-
wonnen Flor. II 25 Plin. N. H. XXXIII 67 Mart. X 78 Stat. S. III 3. 90
IV 7. 14. Gemeint sind die oft erwähnten auratae trabes. 154 Der
Ausdruck ist durch das Streben nach Kürze schief geworden; zu ex-
cludunt radios (vgl. Hör. C. II 15. 10) kann eigentlich nur siluae Subject
sein: siluae frigora faciunt excludendo radios. Zum Verbum vgl. Ov.
Halieut. 88 num mons horrentes demittat celsior umbras in mare; hier ist
kühler Schatten unter den Bäumen noch eigentlicher gedacht. Wald
und Wasser am Hause der Viol. rühmt auch Mart. VII 15 u. 50. fontes
cintelleguntur per cubilia ducti ut I 3.57' Hand. 157 uices bei
den Dichtern fast stehender Ausdruck für den Wechsel der Jahreszeiten.
iwrsiim . . . temperat = uertendo temperat. Plin. N. H. II 13 sol
uicis temporum annumque semper fenaseentem ex usu naturae temperat
Das Haus verbessert hier nun noch die Natur. Das Lob ist von
Villen häufig vgl. I 3. 7 ff. Sen. Ep. 55. 7 esse illam uillam totius anni
credo Plin. Ep.V6.24u. 30 Auson. Ep. XXVII 96 ff. (p. 280 P) Claud.
R. Pros. II 105 sikiaque torrentes ramontm f rigor e soles temperat et medio
brumam sibi uindicat aestu. 159 uisu tectisque sv dia dvotv.
160 que — que fafst hier Dinge zusammen, die als verschiedene Glieder
eines Vergleiches eigentlich schärfer zu trennen sind, vgl. 16.55 III 1.30.
161 solo „einsam" wie oft, vgl. W. Schulze quaest. epic. 251 Anm.
162 sopor = desidia, erklärt durch die folgenden Worte; zu mo-
destia vgl. Theb. H 233 uirginitatis amor primaeque modestia culpae.
164 fidei erga priorem maritum. 166 donis der Venus vgl. Nemes.
Ecl. IV 24 donum forma breue est nee se quod commodet annis. siiperbos
im guten Sinne „prächtig". 168 meque metonymisch wie seit Catull
statt venustatem. transmittare im Sinne von „durchleben" sonst activ
mit Subject der Person und Object der Zeit I 4. 124 IV 2. 12 Plin. N. H.
VIII 94 Ep. IX 6. 1 Sen. Ep. XIX 3 XCHI 4, immer mit dem Neben-
begriff der Zeitvergeudung. Hier andere Anschauung: du sollst nicht
durch die Jahre kommen, ohne dafs ein Mann dich besitzt. (Ahnlich
Tib. I 1. 6 me mea paupertas uita [aite A] tradueat inerti.) despexisse
mit Wahrung der perfectischen Bedeutung durch priores. 172 nam
fortsetzend: *illud maxime dico, nam hoc per se patet aut inter omnes
constat' Hand. 174 Stella ist in Wirklichkeit nicht vor der Zeit (ante
diem wie Hl. 108 Hand Tursell. 1 369) Consul geworden, sondern erst nach
Domitians Tode, wohl im Jahre 101. Sein Verlangen nach dem Amte
scheint allerdings lebhaft gewesen zu sein; noch im Jahre 94 bittet Martial
(IX 42. 6) bis senos cito . . . fasces det Stellae bonus annuatque Caesar.
Das im folgenden umschriebene Quindecimvirat hat Stella also wie
12 EPITHALAMION 253
Tacitus vor dem Consulat bekleidet, vgl. Mommsen Herrn. III 44. 7. Auch
die Sarkophage zeigen in den Hochzeitsbildern zuweilen die äufseren
Ehren des Bräutigams an, Rossbach 96 f. mouit erklärt Krohn
richtig als „öffnete", vgl. Theb. V 146 mouet ostia belli. „Er hat sie
geöffnet" d. h. er ist hineingetreten. Der Cult der Cybele gehört wie
der aller ausländischen Götter zu den Pflichten der XVviri. Zur
Umschreibung dieses Amtes wählt St. auch V 3. 182 die Auslegung
der Sibyllinischen Bücher. 178 parens Latius höchster, aber seit
Augustus schon ziemlich abgegriffener Ehrentitel, mit dem die Dichter
den pater patriae umschreiben. Ebenso IH 4. 48 pater orbis, IV 1. 17
parens mundi, IV 2. 14 orbis parens, IV 3. 108 Romani parentis,
V 1.167 pater, 14.9*5 und IV 8. 20 pater Vrbis. (Vgl. Ruediger
1887, 2 f.). Den Wechsel von orbis und Vrbis erklärt Rut. Namat.
I 66 urbem fecisti quod prius orbis erat. 179 fas mihi sagt Venus
als Göttin; in Wirklichkeit hat natürlich die Beauftragung mit den
Spielen vor der Hochzeit stattgefunden. In den folgenden Worten
liegt keinerlei Andeutung vor, dafs die Veranstaltung des Festes
mit dem erteilten curulischen Amte in Zusammenhang stand. Viel-
mehr wird beides durch et und besonders scharf durch die Paren-
these gloria maior getrennt. (Construiere: et (gloria maior) dabit
Dacasque exuuias laurosque recentes celebrare). Welches curulische
Amt Stella erhalten, ist eine müfsige Frage, denn es läfst sich über-
haupt nicht aus der Stelle folgern, dafs er schon wirklich ein
solches erhalten hatte. Anders liegt die Sache mit dem Spielauftrage;
dafs Stella einmal die hohe Laufbahn beginnen werde, konnte der
Dichter vorhersagen, nicht aber, dafs er eine so bestimmte einzelne
Ehre erlangen werde. Die Spiele hat er wohl als Quaestor (diese
hatten die sella curulis nicht) gegeben. Dann fielen sie nach dem
5. Dec. d. J. 89, denn an diesem Tage traten die Quaestoren ihr
Amt an. Quaestorische munera brachte der Monat December viele
(Hikschfeld Verw. Gesch. I 176 Mommsen St. R. II 503. 1), nachdem
Domitian sie wiedereingeführt (Suet. 4). Ausnahmsweise kamen wohl
auch ludi circenses dazu, wie sie Mart. VIH 78. 13 f. bei den eben-
falls von Stella zur Feier des Sarmatensieges Jan. 93 getroffenen Ver-
anstaltungen ausdrücklich erwähnt. Über eine Möglichkeit, warum
gerade Stella die Dakertriumphfestspiele zu besorgen hatte, vgl.Einltg51.2.
Keinesfalls ist mit Kerckhoff celebrare von einem Gedichte des Stella
zu verstehen, das verbietet der Zusammenhang und würde auch für
den Elegiendichter nicht passen. Dacas adi. zu I 4. 129. 183 Das
Selbstlob der Venus erinnert an die Einleitung bei Lucrez I; vielleicht
hat sie auch St. vorgeschwebt, die Form alituum steht oft bei Lucr.
254 COMMENTAR
(dann Verg. A. VIII 27) und v. 186 klingt auch an eine Lucrez- Stelle
an. Die Verse bis 193 fassen episodisch eine Gedankenreihe zu-
sammen, die im koyog eTti^aXd^iiog als ersten Hauptteil den rÖTCog
tceqI ydfiov bildete. Sein Kern war der Satz des Empedokles, dafs
der "Eq&s der Erhalter der Welt sei. Angeschlossen wurde der
Hinweis auf die Verbindung der Heroen mit Menschenfrauen (bei
St. entsprechend v. 188 ff.). Vgl. das Capitel bei Menander III
p. 400. 29—402. 20, 411. 2—5, auch Plin. N.H. II 38 Dracont. X 131 ff.
187 verum series so übersetzt Gellius N. A. VII 2 die Chrysip-
pische Definition der si^aQ^ivri (cpvtiixriv uvu 6vvxa%iv xcov oXcov,
vgl. Cic. divin. I 125 Sen. ad Helv. VIII 3, bei Stat. auch Silv. IV 3. 145
audi quam seriem merentis aeui pronectant tibi candidae sorores). Da-
gegen von der Geschichte Verg. A. I 641 series longissima rerum per
tot ducta uiros antiquae ab origine gentis. Beides, an sich verwandt,
fliefst hier zusammen. Aus reuertitur ist zu series zeugmatisch fit o. ä.
zu entnehmen. mundi . . . aetas ist collectivisch zu fassen als mundi
aetates, unterschieden nach den Generationen der Lebewesen.
188 nouum Troiae decus die Wiedererstehung Trojas in Rom. Über
den acc. in solchen Fragen vgl. Hand's Anmerkung zu Gronov's diatribe
S. 106. Das Beispiel von Anchises und Aphrodite steht auch bei
Menand. p. 409. 7. raptorem im guten Sinne „der sie aufgerafft und
so gerettet hat". Über iterasset s. zu v. 84; der Ausdruck ist sehr
kühn für: wie wären am Tiber neue Trojaner erstanden. Lydius wie
so oft vom Tiber statt etruskisch, vgl. IV 4. 6. Iidos im allgemeinen
Sinne: Nachkommen des Aeneas auch Val. Fl. I 9. Der Bedingungs-
satz Phrygio s. n. c. i. marito steht djtb xolvov zu den beiden ihn um-
gebenden Sätzen, s. v. 82. 192 Die Darstellung, dafs Rhea Silvia den
Mars durch Künste der Koketterie gewonnen, erdichtet St. für die in
Mars verliebte Venus, ein Verhältnis auf das auch der Zwischensatz
nee me prohibente anspielt (doch vgl. zu v. 242).
194 taeitoque läfst sich als Adverb für diese Zeit nicht belegen,
auch scheint mir das Adverb überhaupt nach dictis nicht zu passen;
ich glaube, dafs die Überlieferung als tacitpque zu verstehen ist: Viol.
schweigt, wagt keinen Widerspruch, das ist das erste Zeichen ihrer
Bereitwilligkeit. Das Adjectiv empfiehlt sich als ebrö xolvov auch zu
muleet gehörig; auch das folgende animo hat an ihm besseren Rückhalt.
honorem ist richtig: Venus lenkt das Herz der Viol. so, dafs sie die
empfohlene Ehe als eine Ehre empfindet, vgl. I 3. 11 Anm. 195 Venus
und Amor treten nun ab; die Fortsetzung bilden gewissermafsen v. 11 ff
Über die jtuQuxkavGiftvQa vgl. Welcker zu Philostr. 1 2 p. 208 Iahn
zu Pers. V 161 ff. 197 uatis ist richtig; es sagt, wie Skutsch be-
12 EPITHALAMION 255
merkt, viel mehr als uati: die Lieder des Sängers auf Asteris sind so
berühmt, dafs man sie in der ganzen Stadt (Hör. S. II 2. 46 tota
cantabitur urbe) singt, vgl. v. 172 f. Indem er das Wort Asteris
dreimal in einen Vers bringt, sucht St. Ovid zu überbieten, der
auch gerne so die Namen wiederholt (vgl. z. B. Met. VII 707 f. Procris
3mal in 2 Versen, VII 811 ff. Aura, VIII 231 ff. A.A. II 93 ff. Icare,
IX 453 ff. Byblis, XI 544 f. u. 563/7 Alcyone, XII 330 ff. Pirithoi, auch
bei andern z.B. Verg. GL IV 525/7 3mal Eurydicen, Sil. It. III 438 2mal
Pyrenen, Stat. Theb. IV 803 XU 276, 805 Ach. I 473). ante dapes
Umschreibung für „bei Tage", ortu wie Theb. V 204 „bei Sonnenaufgang".
Die Klagen des Hercules um Hylas zählt Iuvenal 1 164 (vgl. Mayor
z. d. St.) unter den gewöhnlichsten Stoffen der Dichter auf.
202 Der Genetiv coeptique laboris verbindet sich nicht gut mit
portus (anders z. B. II 1. 70 tu domino requies portusque senectae).
Daher mache ich mit Otto labores abhängig von permensus, und ver-
stehe coepti als gen. neutr. Das Bild vom Hafen gebraucht St. gerne,
vgl. 112.140 IV 4. 89 Theb. XII 809. Über das Eindringen der Bilder
aus dem Schifferleben in Rom vgl. Nissen ital. Landesk. 134.
203 Die Fabel vom Flufsgotte Alpheus, der sich tief im Meere, ohne
doch sein süfses Wasser durch das Salz verderben zu lassen (intemerata
vgl. Verg. Ecl. X 4 von Arethusa selbst sie tibi cum fluetus subter labere
Sicanos Doris amara saam non intermisceat undam, Avien descr.
terr. 1175, Sen. ad Marc. 17. 3 flumen integrum subter tot maria et a
confusione peioris undae seruatum reddidit, Theb. IV 239 letzteres von
Alpheus), den Weg zur geliebten Arethusa sucht, ist bei den Dichtern
sehr beliebt. Vgl. Verg. A. III 694 ff. Ecl. X 4 Ov. Met. V 572 ff. Sen.
N. Q. VI 8. 2 Lucil. jun. (nach Sen. N. Q. IH 26. 5), besonders oft bei
St. und seinen Nachahmern I 3. 68 f. Theb. I 272 (Lactant. z. d. St. er-
zählt ausführlich) IV 239 f. Auson. Vrb. 94 ff. (p. 149 P. s. o. genau
nach unserer Stelle) AL 110. 9 Claud. R. Pros. H 60 Sidon. C. IX 102 ff.
Sie hatte auch bei den Rhetoren ihren Platz im Epithalamium, freilich
in anderm Zusammenhang, vgl. Menander IH 401. 28. Bei St. giebt
die Verbindung der Gedanken die lange Zeit, welche Stella hat
werben müssen, und der lange Weg des Flusses zur Geliebten.
nitidae . . . Pisae c propter palaestras ' Gronov. 207 ore bibat
der Ausdruck gewählt wegen der oscula. pelago abl. instr.
durchs Meer.
209 Gegen frühere Erklärer ist alacri „fröhlich" zu tibi, claro zu
munere zu ziehen, in ist richtig; das Geschenk der Götter, die Zusage der
Braut, wird mit einem Gewände (vgl. I 3. 1 7), einem Schmucke verglichen,
in dem der Dichter herrlich dasteht. Über diesen Gebrauch von in vgl.
256 COMMENTAR
Hand Turs. III 261; Kiessling zu Hör. C. I 5. 1, Prop. 1 2, 6, meine Anin.
zu H 6. 42 u. III 5. 34. salierunt die Form auch Theb. IX 132 u. 230,
von wo PriseianXöl p. 541 H. sie citirt, vgl. Neue II 372f. Den Halbvers
ahmt nach Claud. HI cons. Hon. 74 quanto flagrabant pectora uoto. ire
polo „in den Himmel kommen" als Ausdruck des höchsten Glückes und
Stolzes, vgl. Cic. in caelo sum Hör. sublimi feriam sidera uertice Prop.
nunc mihi summa licet contingere sidera planus u. a. Otto Sprichwörter
s. v. caelum 9. harenis am Strande von Sparta. pastor wie bei
Hör. C. I 15. 1 ohne Zusatz statt Paris. erecto equo der Centaur stellt
sich auf die Hinterfüfse, um die in der Ferne (prospexit) auftauchende
Thetis besser zu sehen. Man beachte die durch äufserst geschickte
Zusätze gewonnene Anschaulichkeit der Vergleiche. Statius macht aus
dem nackten trockenen Gedanken: Stella freute sich mehr als Paris
über die Gewinnung der Helena, als Peleus über das Nahen der Thetis,
ein vollständiges Bilderpaar, das dem Leser deutlichst zwei reizvolle
Situationen, wert durch den Pinsel des Malers festgehalten zu werden,
vor Augen führt. In dieser Kunst steht er den Augusteern gleich, ja
übertrifft sie teilweise. Was Ziehen 1896, 313 ff. sich dabei ge-
dacht, als er diese Vergleiche für „eine Art von Ci taten unter dem
Gesichtspunkte der Poetik" erklärte, verstehe ich nicht völlig. Gewifs
liegt ein Prunken mit mythologischem Wissen, mit Kenntnis der
Dichter in diesen Vergleichen, auch mag des Dichters Fähigkeit,
einzelne Scenen auszumalen, durch genaues Erwägen der Dichterstellen
wie das Anschauen stoffverwandter Kunstwerke gesteigert worden sein,
aber es giebt wenige Beispiele wie III 1.73 (und etwa noch 12.244),
wo ein Vergleich mit den Worten direct auf eine ganz bestimmte
Dichterstelle, auf eine Stelle des bekanntesten aller bekannten, Vergils,
hinweist, und hier ist die Absicht klar, eine komische Übertreibung
zu geben und diese Komik eben durch den Anklang der Worte zu
steigern, also eine richtige Parodie zu liefern, wie ja das ganze Ge-
dicht heitern, teilweise scherzhaften Characters ist. Von einem
„Citieren" kann sonst keine Rede sein, also sind auch Ziehen's Ver-
suche, uns verloren gegangene epische Situationen aus St. zu recon-
struiren, vergeblich. St. bemüht sich vielmehr, die ihm vorschwebenden
Situationen in seiner Weise auszumalen, möglichst deutlich und an-
schaulich, möglichst reizvoll, so dafs man oft Mühe hat, das tertium
comparationis festzuhalten (s. z.B. zu II 6. 25 und HI 3. 179). Die Kunst
aber, die er dabei beweist, dürfen wir ruhig auf Rechnung seiner
eigenen poetischen Ader setzen, die sich ja auch in den Beschreibungen
der Villen, Ausblicke u.s.w. glänzend bewährt (vgl. Claretie 1891, 37 ff.).
Dafs er dabei die Ausdrücke seiner Vorgänger verwertet, sie zu über-
12 EPITHALAMION 257
bieten sucht, ist selbstverständlich, bleibt aber Nebensache. 217 longa
als Zeitadverb auch III 3. 164 Theb. II 141. 240 (longa tuende!) VII 81
XII 358 fast immer bei morari, ebenso longum III 2. 58. mariti ist
wohl nach Serv. zu Aen. II 344 als cqui esse vult' zu fassen, vgl. Del-
brueck Abh. sächs. Ges. Wiss. XI 426.
219 Apoll und Bacchus kommen schon vor der Hochzeit und
bringen die Abzeichen ihrer Thätigkeit und ihre Kränze zum Geschenk.
Hat Statius damit andeuten wollen, dafs Stella als Bräutigam zahlreiche
Liebesgedichte gefertigt? Verlobungsgeschenke, sponsalia, werden sonst
nur der Braut am Verlobungstage gemacht Papin. Dig. 16. 3. 25.
222 Thymbrae der alten Stadt nördlich von Ilion mit berühmtem
Tempel des Apoll. Strabon XIII 1. 35 p. 598 C xQct%vg xig xönog kuL
8QLV8G)drig. Die Construction hat Gronov, die Überlieferung
Buecheler erklärt: chuic honos sunt Lycii montes et Thymbra et
Parnasis (musa uel nympha, Castalia); femininum mollius quam
Pamasus\ Vgl. Baccheis II 2. 34, Eitbois I 2. 263 Ach. I 414, Heli-
conis V 3. 30 Th. VH 756, Homolois Th. VII 252 VIII 354, Marathonis
Th. XI 644 XII 730, Scyreis Ach. I 821, Tithonis V 1.34. Die Paren-
these mit huic honos führt aus, welche Gegenden in den die Götter
begleitenden agmina vertreten sind. genialis als der Gott sich mit
Ariadne verband. 225 nebrida für das von den Bacchantinnen ge-
tragene Hirschkuhfell führt St. in die röm. Poesie ein, vgl. Theb.
II 664 Ach. I 609. 716. Beachte den Chiasmus: chelys und plectra
von Apoll, nebris und thyrsos von Bacchus (vgl. III 3. 111 ff.). Minoa . . .
Corona St. meint unzweifelhaft den Epheukranz, der Bacchus' ständigen
Schmuck bildet, wie der Lorbeer den des Apoll (vgl. v. 249 I 5. 13
II 7. 11 V 3. 8 V 5.30). Was der Epheu mit Ariadne zu thun hat, ist
in unserer Tradition nicht ganz klar, vgl. Theon zu Arat. Phaen. 71 xbv
xioöivov öxscpuvov ov 8<poQ8L 6 diovvtiog [laxä frdvaxov xr\g '^Qiddvrjg
iG%vQoitu&(bv ccTteftexo xal xux8<$x8ql<58 ^vrj^öövvov xfjg iit 'Agidövi]
öv{icpOQäg. An den nach Athenaeus XV 684 P aus dem äv&og Orjöstov
gemachten Kranz ist ebenso wenig zu denken wie an den äöxsQoatg
Gxacpccvog xöv xa Kkelovtf 'AQiddvrjg.
229 Jetzt erst beginnt wieder die Beschreibung des Hochzeits-
tages, emissa cest metaphora ab equis circensibus qui e carcere
emittuntur. Sic Claud. IV cons. Hon. 389 et emisso quidquid Sol imbuit
ortvC Geviert; vgl. zu II 6. 79. et zu 13.51. Octav. 704 sublimis
inter ciuium laeta omina incessit . . . prineeps; dort sind omina
also die auf die Ehe bezüglichen (so socialia carmina Ov. Her.
XII 139 u. a., freilich nur bei Ovid) glück wünschenden Zurufe der
Gäste. Bei Statius wird man das am Hochzeitsmorgen angestellte
Vollmer, Statius' silvae. 17
258 COMMENTAR
extispicium (Marqvardt Pr. L. I 47) zu verstehen haben. domus
utraque der Braut, wo die Vorbereitungen zum Auszug, des Bräutigams,
wo die zum Einzug getroffen wurden. uirent postes leicht verständ-
liche Sitte, Dilthey Ann. del Ist. 1870. 15 Rossbach S. 95 Fried-
LiEKDER zu luv. VI 51. eff. compita fl. die Träger der faces nuptiales
warten auf das Erscheinen der Braut. Der Zusatz immensae zu JRomae
beweist, dafs wir pars celeberrima als volkreichsten, belebtesten Stadt-
teil zu fassen haben, d. h. natürlich die Leute aus demselben, welche
gaffend das Brauthaus umstehen. Alle Würdenträger, sogar alle
Praetoren und Consuln kommen; nur die fasces des Kaisers fehlen,
sonst würde sie St. schon besonders erwähnen. Die Anteilnahme von
Verwandten und Fremden an der Hochzeit zu schildern, schreiben
auch die Rhetoren vor: Dionys. psfr. STCift. 2 elra ^israß7]6r] iid rä itooö-
G)%a XC3V 6vvl6vxg)v sig rbv yapov . . . OTtcog didxeivtai iid tcj }>cc{i<p
of OMEioi) öl alkoTQioL, r\ itolig ccvvrj örnio6ta, Menander III 404. 17
tivvshrjkv&s {iev ovv r\ itolig, övvsoqtcc&l de ccjtag, 7ce7t7]ya6t öh natixa-
dsg Ktl. Stark an St/ Worte erinnert Venant. Port. Epith. 18
undique cinxerunt lumina tarda ducuni; admina tot procerum concurrunt
culmen ad ttnum . . . cundorum aduentu festiua palatia feruent
234 Die Rücksichtslosigkeit der Grofsstädter im Gedränge beschreibt
luv. III 243 ff. ; St. streift die Unbequemlichkeiten nur leicht mit teritur
und laborat 235 Die richtige Interpunction findet sich schon in der
Domitiana; St. drückt sich kurz aus statt hinc eques (queritur) und wechselt
nun mit hinc iuuenum questus (sunt) in seiner Weise die Construction
(s. z. B. IV 4. 82). stola mixta die unter die Menge gemischten Frauen.
236 felices das Wort ist gewählt mit Bezug auf den Hochzeitszuruf
feliciter; vgl. Ov. Met. XII 217. 238 Hymen Mit seiner Einführung
wird der letzte Teil des Gedichtes von v. 247 an ausdrücklich als eigent-
licher Hymenaeus angekündigt. Wie ihn St. schildert, steht Hymenaeus
auch auf dem Sarkophage des Museo Pioclementino, s. Rossbach S. 99.
poste bezeichnet seinen gewöhnlichen Ort, vgl. II 7. 87. thalamis ge-
hört zu intactum: noch auf keiner Hochzeit gesungen (vgl. luv. VII 87
intactam ... Agaxten Silv. III 1. 67 intactaque carmina). mulcere heifst
nur „erfreuen", hat nicht den Sinn „milde stimmen, dafs er die Braut
schont", das kann nur die Braut selbst versuchen (Menander p. 407. 9),
die Götter stacheln eher an. Concordia als Stifterin des ehelichen
Friedens auch II 2. 154 V 1. 44, vgl. Rossbach S. 19 Anm. 32 u. S. 22.
ripsum coniugium sanciendum veteres ritu singulari significabant in con-
iungendis duabus taedis. insignes vero recte vocantur taedae nuptiales,
quae ornatae erant corollis aut vittis' Hand. Worauf sich diese Er-
klärung stützt, weifs ich nicht. Ich verstehe (zu uincla im allg. Sinne
12 EPITHALAMION 259
vgl. v. 275): Iuno (Iuga) fügt die Hände der Brautleute zusammen
(Claud. Ep. Pall. 128 tum dextram complexa uiri dextramque puellae
tradit et his nitro sancit conubia dictis) und Concordia geminat d.h. ver-
doppelt, verstärkt die Verbindung, indem sie mit der insignis taeda,
der eigentlichen Hoehzeitsfackel aus Weifsdorn (Marqvardt Pr. L. 55. 6)
dabeisteht, wie auf dem Mantuanischen Relief der Knabe (Rossbach
Hochzeitsd. 156). Dafs St. hier Iuno zur pronuba macht, während er
v. 11 der Venus diese Rolle zuweist, ist bei der ganzen allegorisierenden
Darstellung nicht auffallend, vgl. z. B. auch was Menander p. 405. 2 über
die abwechselnde Verwendung von rdpog und "Egcog sagt, und Silv.
II 7. 84 qualem Uanda Venus daretque Inno. 241 f. Mit Recht hat
Baehrens die Interpunction Lindenbruch's verworfen, der hinter
quantum nosse licet den Satz schliefst und diese drei Worte zum
Vorhergehenden zieht. Das geht nicht, weil dann die Vergleiche
völlig in der Luft schweben. Aber auch so bleibt der Zusammenhang
schwierig, so dafs ich früher las quantum, nosce, ruhet? Doch die Über-
lieferung läfst sich halten. St. macht zum Schlufs der Beschreibung
einen für ein Epithalamium sehr zahmen Scherz an der Stelle, wo er
den Eintritt der Gatten ins Brautgemach hätte beschreiben müssen; er
erwähnt nur drei Momente aus der Scene und zwar nur durch Ver-
gleiche sie andeutend: die Braut wird auf das Lager gelegt, sie errötet
unter dem Blicke des Bräutigams, sie wirft einen schämigen Blick
zurück auf die durch die noch geöffnete Thüre quantum nosse licet
erspähenden Festgäste. Zu verstehen ist also: die Nacht mag der
Bräutigam besingen; was wir vermuten können, ist nur das folgende u. s.w.
Die kurze Stelle vertritt die excpQaöig rr\g vv^q)Yjg^ den dritten
Hauptteil des Epithalamiums bei den Rhetoren. Vorsicht bei dem
kitzlichen Punkte rät auch Menander III p. 404. 11 %r\g itUQ&ivov yäg
tpvkd^jjg . . . xdllog ixcpQa&iv rtkrjv tl p) övyyevijg si'rjg und 405. 29
dtä ßQa%8G)v vgl. auch 406. 4. Dem quantum nosse licet entspricht
p. 404. 14 tÖ' uxr}x6u{iev tavra. doloso braucht nur zu bedeuten,
dafs sich während des Schlafes Mars per dolum der Jungfrau be-
mächtigt, wie bei Nonnus Bacchus der Aura; zwar deutet schon
Livius an, dafs man der Erzählung der Rhea nicht traute, aber wir
dürfen nicht aus unserer Stelle und v. 192 (s. d. Anm.) schliefsen, dafs
es eine Sage gegeben, nach der sich die Vestalin absichtlich schlafend
gestellt, um dem Mars zu eigen zu werden. posuit latus stehend
vom concubitus. 244 strinxit kann weder bedeuten „hüllte sich in
ihr Gewand", noch .,verdeckte das Gesicht mit der Hand"; Guyet's
Correctur stützt sich auf Verg. A. XH 64 ff. accepit uocem . . . Lauinia
. . . cui plurimus ignem subiecit rubor et calefacta per ora cucurrit. Indum
17*
260 COMMENTAR
sanguineo ueluti uiolauerit ostro siquis ebur, aut mixta rubent ubi lilia
multa alba rosa: talis uirgo dabat ore colores. Vgl. auch Lygdam. III 4. 31 ff.
Ach. 1306. Die Corruptel ist also aus niueo stinxit zu erklären. Zuspectante
vgl. Verg. a. a. 0. illum turbat amor figitque in uirgine uultus. Die Ge-
schichte der Claudia, welche ihre Jungfräulichkeit bewies , indem sie
das Schiff mit dem Bilde der Magna Mater allein von der Stelle be-
wegte, bei Prop. IV 11. 51 f. Liv. XXIX 14 Ov. Fast. IV 343 f. Pont.
I 2. 141 f. Sil. It. XVII 22 ff. St. hat die Worte iam uirgo wohl-
bedacht zwischen mota und carina gestellt. Die drei Vergleiche sind
also geschickt gewählt, um von der Braut auszusagen: posuit latus,
erubuit, respexit populos.
247 St. fordert nun alle Dichter auf, das Fest des Collegen durch
Verse zu feiern. tripodum für den Delphischen Gott; der Plural für
das eine Orakel seit Ovid. eat enthea gewinnt, wie der Satz mit ut
zeigt, den Sinn von ouet. 250 praecipui cquod falsum est' Hand
unrichtig, denn der Gegensatz ist rein persönlich: von allen Dichtern
sollen besonders die Elegiendichter zur Feier des Tages beitragen.
St. zieht auch sonst praecipuus dem Adverb vor: Th. I 558 IV 688
IX 5, bezieht überhaupt gern ein Adverb als Adjectiv aufs Subject
vgl. z. B. II 1. 5, 30, 34, 56, 75, 138, 206 II 2. 34 II 4. 33 III 3. 2, 33
V 3. 201. 252 Als Vertreter der griechischen Elegie nennt St. wie
Quint. X 1. 58 nur Philetas (Coö plaudente unter dem Beifall seiner
Heimatinsel, vgl. Lachmann zu Lucr. III 374 Cic. ad Att. IX 9. 2) und
Kallimachos, deren Ruhm allgemein anerkannt war, s. Christ Griech.
Litt.2 S. 434. 4. Der — allerdings auch eigentlich genommen der
Wahrheit entsprechende (Epigr. XXI 6) — Zusatz senex bezeichnet
nur die Verehrungswürdigkeit (zu I 1. 102, falsch Susemihl alex.
Litt. I 349. 11). Über nobile und gressu fraudatis vgl. zu V 3. 99.
253 antro gesagt wegen Prop. III 1.5 dicite quo pariter Carmen tenuastis
in antro, vgl. dens. III 3. 14. ambissent „hätten gewünscht", so zuerst
hier, später z. B. Carm. c. pag. (PLM III S. 290) 63, Prud. c. Symm. 1 557.
nee tristis (— et laetus), gesagt, um auf die Tristien anzuspielen.
diuesque foco lucente nach Tib.I1.6 me niea paupertas uita traducat inerti,
dum mms assiduo luceat igne focus. Vgl. zu IV 5. 14. 256 Die Begründung
des eigenen Auftretens bei der Hochzeitsfeier verlangte auch die Rhetoren-
schule (Menander 399. 25, Himerius 15 6 yccQ ra ycc^cj rekov^evog ovx
öfrvsLog ra>v X6ymv . . . akkä %fög xai 7tQcirjv im ralg [lovöaig a&vQcov))
setzte sie aber meist ins prooemium. non unus . . . simplexque leiten
die Teilung ein: tecum 257 = Stella, at te 260 = Violentilla (also nur
Viol., nicht Stella ist aus Neapel; Zweifel sogar noch in der Proso-
pographia). 257 St. betrachtet hier seine Dichtungen selbst
I 2 EPITHAL AMION 261
— freilich wohl mehr, um seine geistige Verwandtschaft mit Stella
zu rühmen, als aus litterarischem Urteile — als der Elegie verwandt,
vgl. Einltg 25. 260 mea P. des St. Heimat trägt den Namen der
Sirene seit Vergil, aber wohl nur bei den Dichtern, nie in Wirklich-
keit, s. Mommsen CIL X S. 17 Beloch Camp.2 441. reptasti das
Wort ist bei St. stehend von den Bewegungen kleiner Kinder II 1. 98
IV 5. 34 IV 8. 29 V 5. 83 Th. IV 794 IX 620. 797 Ach. 1477, kühn Ach.
II 96 reptantibus annis „Kinderjahre". Eubois als Colonie von Chalcis
auf Euboea durch Vermittlung von Cumae, vgl. zu III 5. 79. Sebetlws
vgl. Colum. X 134 doctaque PartJwnope Sebethide roscida lympha: cgau-
deat sua alumna (Violentilla) Sebethos nee minus hoc suo decore
superbiat quam Lucrinus lacus et Sarnus sua amoenitate' Hand.
Zu sibi placeant c. abl. „stolz sein auf" vgl. III 4. 13 Theb. IX 704
Mart. XIII 109. sidpureis Plin. K H. XXXV 174 sulpur in Italia
quoque inuenitur in Neapolitano Campanoque agro. 266 Die ad-
locutio sponsalis (sie entspricht dem rhetorischen xarevvaoxcxog^ einer
TtQOtQOTtri 7tQog xr\v GviiTcloxrjv Menander p. 405. 23, für die sich
Menander rühmt, zum ersten Male eine ausführliche dtaiQ£6tg auf-
gestellt zu haben p. 409. 20) enthält immer wie hier die Wünsche für
Kindersegen, vgl. z. B. Dionys. lieft, ya^i. c. 6 £7Cstdäv di Uavcbg TtBQi
TovTcov diek&rjg, £v%fj %Qr}6xeov ayaftcbv {iev al'xrjöLV i%ovör] tcsqi xbv
ydfiov xal rag XEKvoitouag , ccTtoxQOTtYjv de xeov kccxcov , Menander
p. 404. 27 xe%exs Tcaldag v^tlv x.s bpoiovg %a\ iv ägexfi Xa^iitQOvg^
407. 8 Iva dr\yLiovQYri<5rixs 7taZdccg opoiovg ^lev Goi, ö^iotovg öe SKStvr}
vgl. 407. 23. nepotes im allgemeinen Sinne „Nachkommen", in Bezug
auf Latium zu verstehen. Die Überlieferung legant (über das Wort-
spiel mit leges s. zu I 1.6) ist richtig: „sich erwählen" (vgl. z. B. Theb.
VIII 379 und Ach. I 845), sich entscheiden für die Advocaten- oder
Militärthätigkeit (vgl. V 3. 189 f. 14. 71 ff.); dem gegenüber setzt St.
mit einer gewissen Selbstironie qui carmina ludant, wie IV 4. 49 nos
otia uitae solamur cantu. partu dat.; St. wünscht, dafs die un-
bequeme Zeit der graviditas rasch vorübergehen möge, bona praedi-
cativ. 270 stantia pectora der Ausdruck seit Lucilius (fr. 602 B).
Mehr über die oq&oI xtx&oi bei Triller in Hand's Ausg. z. d. St.
Wenn Hand diesen Vers als Beweis dafür nimmt, dafs Viol. noch
nicht verheiratet gewesen, so zeigt er sich einmal als schwachen
Kenner von Frauenschönheit und beachtet nicht, dafs die Betonung
solcher Reize typisch, also im Einzelfalle ohne Beweiskraft ist.
271 Ov. M. VH 126 perque suos intus numeros componitur infans.
formarit Auson Ecl. VIII 9 p. 96 P matemo . • . utero formare. de patre
vgl. Theb. II 241 cui ...plus de Ioue. 275 diu quaesita von Stella.
262 COMMENTAR
sie unter dieser Bedingung wünsche ich dir, dafs u. s. w. Vgl.
Kiessling zu Hör. C. I 3. 1. damna Theokr. XXVII 30 alkee texetv
TQO{ieco, fti) zal %q6cc xaXbv ökecföcj.
13
VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI
Erklärungen bei Hand und Doelling 1838. Vvlpivs erwähnt (vetus Lat. prof.
X 180 u. 325. 332), dafs er das Gedicht zweimal herausgegeben; ich habe keine
dieser Ausgaben zu Gesichte bekommen.
Inhalt: Die Villa des Vopiscus zu Tibur gewährt ira Sommer
herrliche Kühle. Kein Wunder, denn Voluptas selbst hat am Baue
geholfen und Venus hat das Ganze mit Reiz geschmückt (1 — 12).
Der Besuch und die Besichtigung all der Herrlichkeiten hat mich
förmlich ermüdet. Wunderbar schön ist zuerst die Lage am wald-
umgebenen, hier ruhig dahinströmenden Anio. Die Villa liegt in zwei
Teilen auf beiden Ufern des Flusses. Gold, kostbares Holz, Marmor
ist in reicher Fülle verwandt, fliefsendes Wasser durch alle Räume ge-
leitet. Die Gemächer nach der Waldseite wetteifern an Kühle und
Stille mit den nach dem Flusse zu gelegenen. Am rasigen Ufer ist
eine Einrichtung für warme Bäder. Überall sieht man dort alte kostbare
Kunstwerke aus Gold, Elfenbein, Edelsteinen. Auch der Fufsboden ist
mit kunstvollster Steinarbeit geschmückt. Mitten im Hause ist ein
Baum erhalten, der zwischen den Dächern in die Höhe ragt. Auf
beiden Ufern des Flusses sind Plätze zu Gastgelagen eingerichtet mit
Wasseranlagen und Springbrunnen sowie Grotten. In der Nähe geht
die Leitung der aqua Marcia in Bleirohr durch den Flufs. Der Flufs-
gott selbst besucht den Ort oft mit Wohlgefallen, Tiburnus und
Albula lieben ihn; Diana und Pan würden ihn ihren Wohnstätten
vorziehen, selbst die Schicksalsgöttinnen von Praeneste. Kein Ort in
Nähe und Ferne hält den Vergleich mit diesem aus, auch des Vopiscus
Winterwohnung steht ihm nach (13 — 90).
Darum ergiebt sich der Herr auch hier ganz seinen Lieblings-
studien, der Philosophie und der Dichtkunst. Heil dir, du glücklicher
Besitzer, mögest du dich noch lange hier deiner gelehrten Mufse er-
freuen (91 — 110).
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 263
Vorbemerkungen: I Beschreibungen von Villen auch II 2,
vgl. IV 2. 18 ff., ferner Plin. Ep. II 17 V 6 Apul. Met. V 1 Sidon.
C. XI 1 ff. Ep. II 9. Die vorliegende ist wie die andern Beschreibungen
des Statius nach allen Regeln der Kunst verfafst, sie entspricht voll-
kommen der Definition, wie sie in den Rhetorenschulen gegeben
wurde: excpQcctitg iöti köyog TteQtrjyrj^cctLXÖg^ äg epati^ ivagyrig xal v%
öijjiv aycov ro dr}kov{ievov (so Aphthon. Rhet. Gr. Speng. II 46, ähnlich
Theon II 118. 7), zu deren Ergänzung es heifst (Theon II 119. 27)
ccQetal de sxcpQccöEcog \1dX16xa [ilv tiacprjvsLCC xal evagyeia' öel yä$ xijv
EQtirivsiav dtä xfjg ccxofjg öiedbv xx\v otyiv {irjxccvaG&cu (vgl. Georg.
Choirob. III 251. 24 und Nikolaos soph. III 491. 27). Man vergleiche
mit des Statius beiden Villen gedieh ten noch besonders die von
Aphthonios als Muster angeführte sxcpQccäig xf\g ev 'AXe£,avdQsla ccxqo-
7tökecog (II 47—49). Ebenso wie es dort geschieht, geht auch St. ins
Einzelne und strebt nach vollkommenster Anschaulichkeit und Deutlich-
keit; sein Ziel ist das aequare canendo II 2. 42 V 3. 11 Theb. IV 146
VIII 515 XII 799. Trotzdem findet man in den beiden Gedichten
des St. ebenso wenig wie in den Briefen des Plinius (vgl. über sie
H. Winnefeld, Tusci und Laurentinum des jüngeren Plinius, Jahrb.
des archaeol. Instit. VI 201 ff.) eine technisch zuverlässige Darlegung
des Planes der Bauten; die Aufgabe der Rhetorik, Anschauung zu er-
zielen, deckt sich noch keineswegs mit der Absicht eines Baumeisters
wie Vitruv. Nicht einmal eine dem Laien genügende Verbindung der
Einzelheiten, etwa unter der Fiction eines Ganges durch das Ganze
giebt St.; über das rhetorische Aufzählungsschema mit seinen schwer-
fälligen Verbindungen kommt er nicht hinaus, vgl. Anm. zu v. 35 und
zu II 2. 44.
II Die Lage der Villa genau zu bestimmen ist nicht mehr möglich.
Clvverivs (Italia antiqua Lugd. Bat. 1624 tom. II p. 964) schliefst
aus v. 20 und 30, dafs sie oberhalb von Tibur gelegen, da in un-
mittelbarer Nähe der Stadt der Flufs von grasreichen, flachen Ufern
eingeschlossen werde. Auch die Erwähnung der aqua Marcia weise
auf diese Gegend, da sie unterhalb Tiburs sich vom Anio wieder
weiter entferne. Endlich sei nach v. 75 die Albula entfernt von der
Villa. In der Nähe habe nach v. 74 Hain und Tempel des Tiburnus
gelegen. Kircher (Latium, Amstelodami 1671 p. 167) gesteht, dafs
er keinen passenden Platz ausfindig machen könne, der mit Statius'
Angaben übereinstimme. Vvlpivs dagegen schreibt (Vetus Latium
profanum tom. X p. 330): quamquam in loco Tiburtinae urbi sum-
moeniano extra portam Sancti Angeli sinistrorsum deorsum sub
Sybillae templo circaque ipsum et contra in ulteriori Anienis ripa
264 COMMENTAR
ad Divi Antonii ipsae prope ruinae veterum aedificiorum funditus
interierint ob praecipitem in quo fundata fuerant descensum et assi-
duas tot saeculorum alluviones et tempestatum iniurias, diligenter
nihilominus eosdem saltus vestigantibus occurrunt identidem per eum
tractum murorum ac substructionum fragmenta et rudera antiquissi-
morum praetoriorum. Et loco nomen corruptum quidem sed e veteri
domino derivatum perseverare nonnulli (apud Anton, del Re, de villis
Tiburtinis) ad hunc diem tradiderunt Lopiscone quasi Vopiscone.
Rursus pavimentorum tessellato opere constructorum segmina non ita
pridem in iisdem ripis refossa sunt, lapilli scilicet varii, parva
referentes mustacea albi nigricantesque marmorei, loco qui colonis
dicitur il Piano della Regina, quasi Vopisci villa ibi antiquitus
exurrexerit, villarum Tiburtinarum quondam regina et omnium orna-
tissima. Ibidem in ima valle et inter fauces Anienis supraque in-
fraque saxosi at intermedio eo spatio lenis atque mitissimi praeruptas
quasdam et extantes ansas quasi prisci vestigia pontis sese deprendisse
plures testati sunt et nomen quoque in ea vicinia ponticulo il Ponte
sive il Passo del Lupo. Quae omnia eum iis quae de Tiburtino
duplici Manlii Vopisci praetorio aestatibus maxime apto cecinit Statius
allato carmine convenire facile poterunt. Quae pariter omnia et
singula praesentes recensuimus ac pervestigavimus novissime Salutis
anno MDCCXXXIX; dum per autumnum de more Tibure rusticaremur
vidimusque Tiburtino Boschio duce claro viro nos humanissime per
fundum suum deducente ac docente antiquas Vopiscanarum villarum
geminarum substructiones ipso hactenus a nobis loco significato
extantes adhuc hinc atque hinc Aniene medio atque inserto ut ait
Statius nempe vastissimorum fornicum utrinque respondentium sibi
vestigia, reticulati muri partes quodque caput est pontis sive transitus
ad utriusque ripae commercia non obscurum residuum, ubi pariter
subterraneis in specubus arte excavatis latissime ac profundissime
ipsiusque Anienis capacibus naturae lusus quam plurimos ac mirae
varietatis in stillicidio effectis tophis crustis sive lapidibus marmora
pulcerrima et preciosissima imitantibus elegantissime, specum denique
ad aereas palumbes minusculas congregandas excipiendas nidulantesque
multiplicandas.5
Man sieht, dafs auch hier die Anhaltspunkte sehr unbestimmt und
nicht über Zweifel erhaben sind. Die Ortsbestimmung wird heute
noch erschwert durch den Umstand, dafs der Anio im Laufe der Zeit
sein Bette verändert, z. B. auch die Wasserfälle ihren Ort gewechselt
haben (Bormann Altlatinische Chorographie und Städtegeschichte
Halle 1852 S. 12 Desiardins topogr. du Latium S. 202 Keller
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 265
de veteri cum novo Tibure comparato Progr. Rottweiler 1841
S. XVIHf.).
Einstweilen also kennen wir den Ort des Gebäudes nicht. Viel-
leicht geben spätere Ausgrabungen und Messungen, wie sie kürzlich
für die groise Villa Hadriani bei Tivoli von H. Winnefeld (Jahrb.
Archaeol. Inst. Ergänz.-Heft III Berlin 1895) bearbeitet sind, besseren
Aufschlufs.
III Von dem Besitzer P. Manilius Vopiscus wissen wir nur durch
Statius, dagegen ist sein Sohn P. Manilius P. f. Gal(eria) Vopiscus
Vicinillianus (CIL XIV 4242) als Consul des Jahres 114 durch einen
Stein aus Caere (CIL XI 3614) bezeugt. Ein Vopiscus (der Grofs-
vater des letzten?) war Consul suffectus i. J. 60 (Tac. Ann. XIV 22
Sen. Quaest. nat. VII 28). Bemerkenswert ist, dafs des Statius Freund
Epikureer war (v. 90 ff.) und darum wohl sich von dem Staatsdienste
fern hielt; seine litterarische Thätigkeit (uir eruditissimus et qui prae-
cipue uindicat a situ Utteras tarn paene fugientes I praef. 20) scheint sehr
mannigfaltig gewesen zu sein, s. v. 99 ff.
Commentar: 1 Cernere die auffallende Stellung des Verbum,
welche die ganz krause Wortstellung der folgenden Verse hervorruft,
hat St. beliebt, um daktylischen Anfang zu gewinnen, den si quis ver-
dorben hätte, wenn die folgenden Worte, die als eine Art von Titel
in den 1. Vers des Gedichtes gestellt sind, so stehen blieben. Der
Dichter setzt überhaupt eine besondere Kunst in den Beginn der
kleinen Gedichte. Eine Frage (I 1. 2 II 1. 5 III 5 IV 3 V 4), Anrede
oder Ausruf (II 4. 6 III 2. 3 V 3. 5), ein für den Inhalt besonders be-
zeichnendes Wort (laeta IV 1 Lucani II 7 regia IV 2), ein Imperativ
(III 4 IV 4. 8), ein affectiert betontes einsilbiges Wort (et I 6 stat II 3
est IV 9, ähnlich estis I 4) oder eine Reminiscenz an Horaz (III 1
IV 5. 6. 7 V 2) bilden seine Gedichtanfänge. Tibur Willam Tibur-
tinam' Domitivs, vgl. IV 4. 85 tuo ... Teati, Ciceros Tusculum, Plin.
Ep. II 17. 1 Laurentinam uel si ita mauis Laurens meum. glaciale
übertrieben wie hiems v. 7 s. Anm. Tibur galt allgemein als be-
sonders kühler Aufenthalt (Strabon, Mart., Mark-Aurel bei Fronto II 6
p. 31 Nab. Friedl^ender S. G. II 94). Die Kühle wurde gewahrt durch
die zahlreichen Ableitungen des Anio, zu sehen auf dem Plane der
Stadt bei Kircher. Die gute Pflege dieser Anlagen bezeugen die In-
schriften, vgl. CIL XIV p. 367. 2 inserto geminos vgl. v. 24 ff.
Natürlich war die Villa nach dem Flusse gebaut; der lateinische Aus-
druck ist gekünstelt, vgl. Hand gegen Barth. geminos = geminatos
„retrograde Derivation des Adjectivs aus dem verbum denominativum
wie crispus = crispatus Copa 2 luv. VI 382, ebenso concinnus Hör. S.
266 COMMENTAR
I 10. 23, multicauus Ovid, lassus Stat. Silv. I 3. 14 Ov. A.A. II 712 u. s.w."
SküTSCH; vgl. laxo 115. 6. 4 sibi zu defendere cvillae amoenitate sua
certant ut quaeque sibi uindicet dominum eumque morantem detineat'
Hand. Zu dieser Vorstellung vgl. II 2. 81, 96, 111 HI 1. 138, 182
Plin. Ep. I 3. 1 quid cubicula diurna nocturna? possident te et per uices
partiuntur; zum Gebrauch von defendere „für sich in Anspruch nehmen"
Theb. II 360 IV 402 Sen. Oed. 542 Vopiscus Prob. 8 sortem sibi quis-
que defenderet, Claud. Ruf. II 224 ducem populus defendit uterque et sibi
quisque trahit. 5 Über dies stehende Lob von Villen s. zu I 2. 157.
H.Mueller 1894, 34 macht mit Recht darauf aufmerksam, dafs wir
eigentlich einen Nachsatz des Inhalts erwarten: der wird sich gewundert
haben, oder: der wird sich wohl gefühlt haben. St. setzt statt dieses
Gedankens gleich seine Begründung ein. Der Sirius gehört zum
Sternbild Canis maior (Cic. Arat. 107 ff. German. Arat. 333 ff.), darum
das Verb um latrauit (c. acc. bei St. noch II 1. 184 Theb. I 551, schon
bei Hör.), wozu nun sehr kühn astro (ähnlich k*ühn IV 4. 13 latrati-
bus urit) zugefügt wird, vgl. Auson. Mos. 222 hos Hyperionio cum sol
perfuderit aestu. grauis „drückend", Nemeae alumnus das Sternbild
Löwe. Zum übertreibenden hiems vgl. Hör. C. H 15. 15 opacam porticus
excipiebat arcton, Silv. IV 4. 15 glaciale. frangunt „brechen ihre Kraft",
vgl. IV 5. 8 Pers. V 50 Sen. N. Q. V 10. 4 Herc. Oet. 1367. improba
sie verstofsen ja gegen die Ordnung der Natur wie Hör. C. I 3. 23 impiac
rotes. Über improbus in abgeschwächter Bedeutung zu I 6. 54.
8 Pisaeum annum die Jahreszeit, in der man zu Pisa -Olympia die
Spiele feiert (Stengel Cultusaltertümer § 101 a. E.) d. i. der Hoch-
sommer (vgl. Theb. XH 224 Phrygia nox = Cybelefeier, Th. VII 190
XH 301 Silv. IV 6. 17 nox Herculea, Val. Fl. II 572 nox Borica der
Einnahme von Ilion). aestuat annum kühner acc. d. Inhaltes.
Die Lücke nach v. 9 wird erwiesen nicht nur durch das Abreifsen
der Construction, die ja durch fertur an Stelle von tecum eingerenkt
werden könnte, sondern deutlicher durch das Überspringen der Er-
zählung vom Entwerfen des Bauplanes zur Weihe des Ganzen durch
Venus. Jedenfalls war über den Bau noch mehr gesagt, ob er freilich
so ausführlich beschrieben war wie I 1. 61 ff. IH 1. 117 ff. IV 3. 40 ff,
ist mindestens unsicher, da auch I 5. 31 ff und II 2. 52 ff. das Bauen
nur streifen. Ich halte es für möglich, dafs nur ein Vers fehlt.
Nachdem wir die Lücke angenommen, werden wir nichts ändern, auch
nicht mit Leo (aus Versehen ist im Apparat Schwartz genannt) te
conscripsisse (gerade so nahe läge nach HI 1. 117 telam scripsisse)]
tecum kann Vopiscus sein, aber auch eine etwa im folgenden genannte
andere Gottheit (Vulcan? vgl. I 5. 31 f.). Über scribere im allgemeinen
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 267
zu I 1.100; vom Bauplan auch III 1.117 cum scripta formatur imagine
tela, Cic. Off. I 21 und 138 aedificandi descriptio , Plin. Ep. IX 39. 5
ut formam porticus secundum rationem loci scribas; vgl. Vitruvs technische
Ausdrücke I 2. 2 ichnographia, orthographia, scaenographia. 10 Idaliis
... sucis, vgl. 12.111 III 3.1321114.82,92; die Kyprischen Spezereien
der Venus verleihen natürlich besonderen Liebreiz (vgl. Catull XIII 11
Ov. Met. XIV 605). Die Alten salbten mit feinem Öle, was ihnen be-
sonders lieb war, Lieblingsvögel, -fische, -pferde Casavbonvs zu
Suet. Caes. 81 (III p. 214 ed. Wolff), auch die Grabstelen Hermann
Gr. Privatalt.3 386 Weisshaeupl Abhandl. des arch.-ep. Sem. Wien
VII 51. l. permiäsitque comis ist dasselbe wie unxit; csuco de comis
Veneris destillante irrigatas dicit sedes illas' Barth, vgl. Kallim. hymn.
Apoll. 38 al de xö^iccl ftvoevra neda XeCßovöiv skaia, Verg. A. I 403
Lygd. III 4. 28, Sil. It. VII 468 antra spirantem sacro traxerunt uertice
odorem, Claud. Nupt. Hon. 239. Das überlieferte honorem sagt mehr als
das von Scriverivs dafür eingesetzte odorem; der odor ist nur ein
Teil des honor; dies Wort ist hier passiv, vgl. Lact, zu Theb. II 160
c„honos" pulcritudo ut Virgilius <A. 1 591> et laetos oculis afflarat honores9,
so I 2. 113 III 4. 10 IV 5. 1 Th. VII 225 Val. Fl. VIII 31 Sil. It. VIH440
Circe . . . sparsit croceam plumis fagientis (Pici) honorem, Auson. Mos. 231,
etwas anders Silv. I 2. 194 II 7. 5. 12 uolucres . . . natos die Eroten (als
Personifikationen der einzelnen Schönheiten des Baues), vgl. I 2. 61
I 5. 33 III 3. 131 III 4. 29, 88. discedcre vom zerstiebenden Schwärme
I 5. 11 Th. VI 620 (?) Ach. I 555, doch auch von einzelnen III 2. 128
Ach. I 150 II 22.
14 Der Gegensatz mente — uisus wie v. 38, Sen. Tranqu. an. 1. 9 facilius
aduersus illam (luxuriam) animum quam oculos attollo. lassos zu v. 2
geminos; zum Gedanken s. zu I 1. 87. Ingenium vom Orte schon
Naev. trag. 24, wohl aus cpvöet übersetzt, ferner Verg. G. II 177 Ov. M.
III 159 Tr. V 10. 18 Stat. Silv. II 2. 44 Sil. It. IV 91 XIV 283 Rut.
Nam. I 328 Claud. R. Pr. I 142. ante manus kurzer Ausdruck wie
Lucr. I 62 ante oados, Verg. A. XI 424 ante tubam (und oft vgl. Fried-
linder zu luv. I 169), Lucan. IX 725 ante uenena, Val. Fl. VII 11
ante tuos . . . uultus (bevor ich dich gesehen), Theb. V 157 ante preces,
XII 265 post membra (nach dem Tode), Silv. III 2. 73 ante rates. Dürftige
Belege bei Hand Tursell. I 368 IV 492. Die gegensätzliche Zu-
sammenstellung von Natur und Kunst ist bei der Beschreibung von
Örtlichkeiten überaus häufig, s. Ov. Met. III 157 ff. XI 235 Stat. Silv.
II 2. 52 f. Aelian. Var. hist. III 1 dcatQcßäg d' 6%s i Ttoinikctq xccl itavto-
dcc7täg 6 törtog ovtog ovx av&QG)7iLvrig %£iQbg egya, alkä (pvtie&g ccvrö-
liarcc eig xäkkog xoxe cp i Aot iiirjGaiievrjg , ore ikapßava yeveöiv 6 %(&Qog
268 COMMENTAR
Claud. VI cons. Hon. 50. 18 incubuere „hangen darüber", s. Strabon
V 4. 5 TteQLxXuetai, "Aoqvog bq)Qv6tv ÖQ&icug vTteQxei^evaig^ infolge-
dessen spiegeln sie sich im Wasser (Plin. Ep. VIII 8. 4 ripae fraxino
multa, multa populo uestiuntur, quas perspicuus amnis ut mersas uiridi
imagini adnumerat, Stat. Th. II 42 ingens medio natat umbra profundo
V 52 , Rut. Nam. I 284 pineaque extremis fluetuat umbra fretis, Auson.
Mos. 189 glaueus opaco respondet colli fluuius) und der Schatten jedes
einzelnen Baumes (umbra heifst hier das Spiegelbild wie II 2. 49) huscht,
indem er derselbe bleibt, scheinbar über die lang hinabziehenden Wellen
dahin; ebenso wird die Bewegung auf das Bild im Wasser übertragen
Theb. VI 579 uibraturque fretis caeli stellantis imago. 20 Anien
dieser Nominativ zuerst bei Cato (or. contra Veturium), vgl. Priscian
VI 16 (p. 208. lH.), dann hier und I 5. 25. Remmius Palaemon bei
Suet. Prat. (p. 312 Roth) sagt: Hnter Anio et Anten] utrumque ab
auctoribus traditum est: dictum est enim Aniena fluenta <Verg. 6.
IV 369)'. Zur Bezeichnung des Flufsgottes bildet St. unten v. 70 den
Nominativ Anienus wie yAvir\v6g Plut. Caes. p. 735 ("Aviog Pausan.
IV 35. 6) und Prop. IV 7. 86. Die Wasserfälle des reifsenden Anio
beschreibt Strabo V 3 p. 238 Festus s.v. Tullios Suet. Prat. (p. 305 Roth),
vgl. Bormann S. 72, über die ruhigeren Stellen spricht Sil. It. XII 539 f.
Natürlich lag die Villa an einer ruhigen Stelle des Flusses selbst,
nicht etwa an der Leitung des Claudius (Suet. 20 simiäque riuiim
Anienis noui lapideo opere in urbem perduxit). infraque super quo
saxeus ist nicht Gegensatz, sondern Grund für das hie ponit murmura.
Wenn die Häuser sicher stehen sollten, mufste der zwischen ihnen
durchgehende Flufs reguliert und marginibus lapideis (Varro a. d. zu
v. 24 angez. St.) eingefafst werden und zwar sowohl oberhalb wie
unterhalb, letzteres, damit nicht von dort zu starkes Brausen die Ruhe
des Hauses störte. 22 plaeidi bei St. gern von seinen Freunden
gesagt, vgl. I 2. 201 II 1. 167, 2. 9 II 3. 15 III 1. 179, 3. 43. 23 habentes
„im Gefolge haben" Ov. Pont. IV 10. 40 sidera frigus habent, vgl. noch
Ibis 526 morsu uirus habente, Mart. VIII 78. 7 omnis habet sua dona
dies. Die Vorstellung, dafs Gedanken und Gedichte im Schlafe
kommen, ist seit Hesiod, Kallimachos, Ennius Ann. allgemein (Dilthey
Cydippe 15), vgl. Prop. III 3 Stat. Silv. III 3. 204 V 3. 289 ff. 24 domi
„beide Ufer sind zu Hause", sind überdacht (richtig schon von
Gevaert erklärt) und nicht getrennt, te nicht, wie Guyet und Hand
wollen cquicunque es', sondern villa vgl. v. 39 ff. Der Ausdruck ist
übertreibend; v. 2 u. 30 führen darauf, dafs nicht ein Haus über den
Flufs gebaut war, sondern von beiden Seiten die Hälften so weit in
den übrigens auch nicht sehr breiten Teverone hineinragten, dafs man
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 269
hin- und herübersprechen konnte. Wahrscheinlich gestattete eine
kleine Brücke den directen Verkehr zwischen den Villa-Hälften. Vgl.
Varro R. R. III 5. 9 cum habeam sub oppido Casino flumen quod per
uillam fluat, liquidum et altum marginibus lapideis, latum pedes L VII, et
e uilla in uillam pontibus transeatur, Sidon. Ep. II 9. 9 domibus medius
it Vardo fluuius. 25 alternas wird, wie Hand richtig bemerkt, all-
mählich mit Unterdrückung des Begriffs „Wechsel" von den Dichtern
für ambo gebraucht, vgl. v. 64 Th. H 183 Claud. prol. Manl. cons. 16 III
cons. Hon. 58 (beidemal im Wechsel mit gemini). seruant beobachten,
halten inne; vgl. Theb. I 51 Sil. It. VII 110 Val. Fl. I 584 die von
Schwartz 1889, 8 warm empfohlene Conjectur ornant ist meinem Ge-
fühle nach zu schwach für den Zusammenhang; die Gebäude schützen
selbst die Ufer, sie bewahren die durch sie gegebene Entfernung und
freuen sich eher über das Wasser zwischen ihnen, als dafs sie darüber
klagen. praetoria ursprünglich die Amtswohnung des Praetors in der
Provinz, bezeichnet allmählich jedes prächtigere Gebäude s. 112.49,82;
übertragen so seit Claudius (Torrentivs zu Suet. Tib. 39 Mommsen
Herrn. IV p. 105. 6, zu CIL III 6123; luv. I 75 X 161). 26 „sie
beklagen sich nicht, dafs der Flufs draufsen ihnen (den Gebäuden) im
Wege stehe" d. h. ihre Verbindung hindere. St. scheint gedacht zu haben
an Hör. Sat. II 3. 53 est genus unum stiätitiae nihilum metuenda timentis,
ut ignes, ut rupes fluuiosque in campo obstare queratur. Das neutr. plur.
so unzählige Male bei den Dichtern, vgl. z. B. bei St. Th. II 267,416
III 209, 262, 325, 447, 677 IV 592 V 67, 186, 248, 564 u. ö. Silv. II 1. 221
III 1. 80 V 2. 37, 3. 233. Der Plural fluuiorum erklärt sich wie riui
Tib. I 1. 28 Culex 149 mit Leo's Anm.: Vocabulum ad certae rei appella-
tionem usu perductum plurali numero positum primariam stirpis notionem
reciperare potest, ut faciunt verbera voces spiritus', vgl. noch Haupt
opusc. III 417. 27 nunc ^immerhin' Lucan. VI 48, stets in der Formel i
nunc et . . . (Jahn zu Pers. IV 19 Friedl^ender zu Mart. Sp. 23. 6)
Silv. I 1. 8. Die Heranziehung von Sestos, die auch Auson Mos. 287
übernimmt, beruht auf der Vorstellung, dafs die Schwierigkeit des
Verkehrs zwischen beiden Ufern aufgehoben ist und zwar voll-
kommener, als es der Mut des Leander vermocht. natatum pass.
auch Theb. IV 703. 28 uictos (Vollmer 1896, 35) L. schwimmt
noch schneller als die Delphine, deren Schnelligkeit gerühmt wird, s. Pind.
Nein. VI 108 Plin. N. H. IX 20. An die Botenrolle des Delphin bei der
Werbung Poseidons um Amphitrite (Eratosth. Katast. XXXI p. 158 Rob.)
hat St. nicht gedacht. ephebo von Leander auch Th. VI 542.
31 Leo greift (1892, 17) die folgenden Vergleiche scharf an: ineptum
esset cum coniunctis fluvii litoribus freta quantumuis angusta comparare.
270 COMMENTAR
Aber das tertium comparationis liegt ganz klar: zwei ursprünglich zu
einander gehörende Teile, nahe zusammen und doch durch Wasser ge-
trennt; der Euripus galt als enge, s. Ion bei Strabon I p. 60 Evßotda
[ilv yrjv leitxbg EvqCtcov xlvdav Boiooxiag e%(b()i0' dxtrjv £xxe{i(bv Plin.
N. H. IV 63 JEuboea et ipsa auolsa Boeotiae tarn modico interfluente Euripo
ut ponte iungatur; um die Ähnlichkeit zu erhöhen, nennt der Dichter
den sich in steter Bewegung befindenden Meerarm fluuius (Jluuii ist
Genetiv), vgl. Cic. Nat. deor. III 24 Mela II 108 rapidum mare . . . adeo
inmodice fluens, ut uentos etiam ac pleno, uentis nauigia frustretur
Theb. VII 333 refluumque meatu Euripum, Sen. H. F. 377 Diod.
XIII 47 Qovg und besonders Liv. XXVIII 6. 10 fretum ipsum Euripi
non septies die (so Plin. N. H. II 219) ... temporibus statis reci-
procat sed temere in modum uenti nunc huc nunc illuc uerso mari
uelut monte praecipiti deuolutus torrens rapitur. Und beim zweiten
Vergleiche liegt, nachdem profundo zwar den Gegensatz zu fluuii
hervorgehoben, der Ton durchaus auf dem circumspicit, entsprechend
dem transmittere uisus: Sicilien kann man bequem vom Festlande
aus sehen. Man beachte auch, dafs Silius XIV 20 vom fretum
Siculum erzählt spatium, quod dissociat consortia terrae, latratus fama
est — sie arta interuenit unda — et matutinos uolucrum tramittere
uoces. Zu alle dem kommt noch hinzu, dafs der Name Euripus
gäng und gäbe war für künstliche Wasserführungen (Cic. Leg. II 1. 2
duetus aquarum, quos Uli Nilos et Euripos uocant, vgl. Sen. Ep. 83. 5
Plin. Ep. I 3. 1), so dafs St. sich geradezu eine seinen Zeitgenossen
naheliegende Pointe hätte entgehen lassen, wenn er diesen Vergleich
nicht berührt hätte. expellunt chyperbole poetica est quasi Chalcis
admota prius Boeotiae fluetu ablata' Gronov, vgl. Auson. Mos. 291
Euripus . . . uetat coneurrere terms, Sen. Troad. 837 premens litus maris
inquieti semper Euripo properante Chalcis, Lucan. II 435 terrasque repelleret
aequor; Plin. Ep. IX 26. 8 citiert als kühnen Ausdruck des Demosthenes
ovx ix {ilv frcckcctTrjg %r\v Evßoiav TtQoßcdsöd-cci tcqo rrjg 'Axxix^g mit
allerdings umgekehrter Richtung, vgl. noch Th. III 597 sperat tellus
abrupta reaerti, Ach. I 28. 409 Sil. XIV 19 Val. Fl. II 614 Asiamque
prementem effugit abruptis Europa inmanior oris und 617 pelago pidsante
. . . Neptunia cuspis . . . abseidit. Es besagt also expellunt hier, dafs Insel und
Festland dicht aneinand erdrängen und nur ein fluuius, wie bei der Villa
der amnis v. 24, trennend dazwischentritt und immer wieder die sich
nähernde Insel zurücktreiben mufs. Auf derselben Vorstellung be-
ruht dissociata; über die Trennung der Insel von Italien nach Strabon
Plin. N. H. II 204 Lucan. III 60 f. Val. Fl. I 587 ff. Sil. It. XIV 11 ff.
Claud. R. Pros. 1 142 ff.; zum Ausdruck Rut. Nam. 1 330 insula . . . tamquam
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 271
longinquo dissociata mari. 33 Pelorum, der Nordostspitze Siciliens,
entspricht eine Bucht an der Küste Bruttiens, daher circumspicit
35 Nachdem der Dichter vorschriftsmäfsig zuerst Lage und Um-
gebung geschildert (wie II 2. 44 — 62), geht er nun zur genaueren Be-
schreibung des Hauses über. Aber er macht nun doch nicht etwa einen
planroäfsigen Gang durch die wichtigsten Räume (so ist auch iteQirj-
yrjiiccTixög nicht zu verstehen), sondern zählt das Einzelne hintereinander
auf. Bezeichnend dafür ist der Verlegenheitsausdruck: quid primum
mediumue canam? ', im gleichen Tone geht es weiter an mir er, quid
mir er, quid referam, quid laudem, alles Ausdrücke, die ein wirkliches
Umherführen ausschliefsen würde. So sind wir für das räumliche Ver-
hältnis der beschriebenen Einzelheiten zu einander auf Vermutungen
angewiesen. Vgl. die Anm. zu II 2. 44. Mauros von Citrus-
holz, das aus Mauretanien nach Rom eingeführt wurde, Marqvardt
Pr. L. II2 722. 36 Gemeint ist der Synnadische Marmor, quam
Synnados antro ipse cruentauit maoulis lucentibus Attis (I 2. 148
und I 5. 37 mit Anm.), vgl. II 2. 88 marmore picto Candida purpureo
distinguitur area gyro, genannt Pavonazzetto ; Stücke in der collection
lithologique der Sammlung Ravestein N. 586 — 603 (Katalog S. 633
cle pavonazzetto est une pierre pour ainsi dire diaphane. Son
grain est ä petits eclats tres brillants. II a ordinairement le fond
violet ou rosätre avec des taches blanches ou blanchätres ') vgl. auch
Marqvardt Pr. L. II2 622. 1 Bluemner Technol. III 52 ff. Der natür-
lichen Färbung wurde künstlich nachgeholfen Plin. N. H. XXXV 3
coepimus et lapide pingere. hoc Claudii principatu inuentum, Neronis
uero macidas quae non essent in crustis inserendo unitatem uariare, ut
ouatus esset Numidicus, ut purpura distingueretur Synnadicus, qualiter
illos nasci optassent deliciae, s. Bluemner Technol. III 186. Daher picturata
und II 2. 88 picto. Die massenhafte Verwendung bunter Marmorsorten
charakterisiert für Rom die Bauten der Zeit Domitians; s. Iordan Topogr.
I 1. 20. 37 emissas St. denkt an den Ausgangspunkt, wir gewöhnlich
an den Endpunkt. Solche Leitungen durch die Häuser waren seit
Pompejus nichts Seltenes (Sen. Ep. 100. 6 concisura aquarum cubiculis
interfluentium Plin. Ep. V 6. 20. Casavbonvs zu Suet. Aug. 82 III p. 437
Wolff). nymphas Hand's Behauptung (zu Gronov diatr.2 p. 179
Anm.) *poetae dicunt lympham; cum aquam ipsam vel humorem et
undam intellegunt? nympham vero cum vel omnino fontem vel eius
praesidem, deam volunt' trifft gewifs die ursprüngliche Unterscheidung;
diese wird von den Dichtern aber keineswegs festgehalten. cnympha
pro aqua praecipue a Statio dicitur. Velut S. 13. 37 112. 18 f. IUI. 101
Mart. VI 43. 2; 47. lf. eleg. in Maec. 33' Hueber observ. de metonymiae
272 COMMENTAR
apud poet. lat. usu parsl diss. Königsberg 1866 p. 10; Aetna 112 Anth. ep.
274. 1 FriedLuENDER zu Mart. Sp. 12. 1 Haupt opusc. II 165 ff. besonders
169 Anm. 38 vgl. I 2. 154. Über die allgemeine Verehrung alter
Bäume* und Haine s. Ov. Met. VIH 742 ff. Sen. Ep. 41 3 Luc. I 136 ff.
Besonders bei Tibur standen viele alte Bäume; berühmt waren ilices
tres etiam Tiburno conditore eorum uetustiores, apud quas inauguratus
traditur Plin. N. H. XVI 237. 40 cemis und respicis wie sonst oft
spectare von Häusern, das letztere natürlich von der Rückseite (aspicere
H 2. 46 Colum. VIH 8. 2 Tac. Agr. 24 Germ. 5 Plin. Ep. V 6. 29, prospicere
Hör. Ep. I 10. 23 Plin. Ep. IX 7. 2, uidere Sil. It. XII 372 Plin. Ep. V 6. 19)
vgl. Phaedr. II 5. 10 villa Luculli prospectat Siculum et respicit Tuscum mare.
41 qua geht auf die Waldseite , tibi ersetzt aula (Krohn; falsch
Vollmer 1896, 35 = Vopisco); „von dieser Seite kommt dir un-
gestörte (tota = integra) Ruhe" etc. Markland ist zu spitzfindig,
wenn er meint, nach tota quies und turbine nullo könnten die murmura
(als Störungen der Ruhe; so auch Lafaye 1896, 32) nicht erwähnt
werden. Zum folgenden vgl. V 4.4 simulant fessos curuata cacumina somnos :
es sieht aus und hört sich an, als ob die Bäume selbst schliefen (so
schon richtig Domitivs), ihr Rauschen vergleicht sich den ruhigen
Atemzügen des Schlafenden (damit hängt auch zusammen, dafs das
Rauschen zum Schlafe einladet vgl. Verg. Ecl. I 55 Hör. Epod. II 27 f.);
die somni siluarum sind natürlich nigri, denn „der Wald steht schwarz
und schweiget", vgl. Theb. I 368 nigra silentia. Zum Ausdrucke vgl.
Ov. Met. VII 153 uerba ... placidos facientia somnos, Theb. X 116 pri-
mosque hortantia somnos . . . liimina. Beim Particip ist sunt ausgelassen
wie V 1. 92, vgl. Anm. 43 Die warmen Bäder (ihre Beschreibung
reicht bis v. 57, da sie als Prunkgemach und Prachtstück des Hauses
gelten, wo die meisten Kunstwerke aufgehäuft sind) sind auf dem
Rasen des Ufers erbaut. Durch eine kurze Leitung (iunctus) geht das
Wasser des Flusses in die labra über den hypocausta (uaporiferae
fornaces, vgl. Th. VI 716 Silv. III 5. 96, das Adj. ist von St. geneuert),
wird dort erhitzt, und nun wird das heifse Wasser (anlielantes Nymphae)
von dem Plufsgotte verlacht, vgl. Gronov diatr. (63) 115 cipse Anio,
in cuius ripis fumant balnea, ridet Nymphas (hoc est aquas balneares)
anhelantes in balneo puta, cum tarnen tarn vicinum sit ipsis flumen
gelidum/ Skutsch vermutet (nach Analogie des Clitumnus Plin. Ep.
VHI 8. 5), dafs ein Bild des Anio bei den fornaces angebracht war;
nötig scheint mir die Annahme nicht. suscepta ^natura velut favente'
Barth. algentibus der Anio galt als besonders kalt Sil. It. X 363
XH539. quaque und den Ort, wo, s. v.41 HI2.139 Lucan. 1405, 432 u.ö.
anlielantes vor Hitze IH 1. 54, 135 V 3. 170 Th. IV 109,470; aus Eile
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 273
1 2. 206 Th. VI 688 ; unter einer Last 1 1. 57 III 2. 66. Der Vers klingt an
an Theb. VI 688 ridet anhelantes audito carmine bigas. 47 Über die
Unmenge von Bildsäulen in den Bädern klagt Seneca Ep. 86. 7 quid
cum ad balnea libertinorum peruenero? quantum statuarum, quantum
columnarum est nihil sustinentium sed in ornamentum positarum im-
pensae causa? Auch die Funde in den pompejanischen Thermen lassen auf
solche Überladung schliefsen. artes Kunstwerke, seit Hör., Friedl^ender
zu Mart. IV 39. 2, ebenso manus nach %siQsg (Belege bei Barth, z. B.
Petron 83 Zeuxidos manus). ueterum {ctTtb xolvov zu artes und manus)
wie IV 6.20 aeris eborisque uetusti und 23 artificum ueteres ductus: es folgen
dann die Namen Myron, Praxiteles, Pheidias, Polyklet, Apelles (ebenso
II 2. 63 ff. vgl. Hör. Sat. II 3.64 Mart. IV 39 VIII 6), deren Werke bei
den Römern hochgeschätzt wurden Friedl^ender S. G. IIP 272 ff.
metalla uiua welche lebende Wesen (auf verschiedene Weise als Statuen,
Reliefs) so darstellen, dafs sie wirklich zu leben scheinen. Dies von
den römischen Dichtern nach den Griechen oft gesagte Lob (Purgold
arch. Bern, zu Claud. u. Sid. S. 108. 4 Friedl^nder über den Kunst-
sinn der Römer S. 21 u.a.) spendet St. überreichlich, so I 1.48 111.134
II 2. 64, 67 III 1. 95 IV 6. 26, 28 V 1. 2 Theb. I 547 II 216 VI 269
Ach. I 332. Vgl. noch Diels Sitz. Ber. Berl. Ak. 1892 I S. 17 ff.
49 digitis contingere *den Fingern zu teil zu werden' (gegen Madvig
richtig Lentz 1878, 64), d. h. an Ringen getragen zu werden Plin.
N. H. XXXIII 1, 22 miütis hoc modis . . . luxuria uariauit gemmas ad-
dendo exquisiti fiägoris censuqae opimo digitos onerando vgl. XXXVII 1 ff.
Mayor zu luv. V 43. 50 zuerst von Schwartz 1889, 6 richtig er-
klärt. Im Bade des Vopiscus ist nur für kleinere Kunstwerke Raum;
der Satz et enormes manus est experta colossos fügt nur einen er-
klärenden Umstand hinzu. Das erste et gehört dem Sinne nach vor
quicquid und steht parallel dem vorhergehenden aut — aut, das zweite
schliefst sich an primum an. Ferner bemerkt Schwartz cStatium de
sculptorum Graecorum opera ita sensisse, quasi paruas illas statuas usu
domestico aptas pro primis artis experimentis fecissent, priusquam
maiora et maxima opera aggrederentur.' So erklärt sich Silv. II 2. 65
si quid adhuc uacua tarnen admirabile Pisa Phidiacae rasere manus,
(Ähnlich trennt St. bei Lysipp IV 6. 44; auf gleiche Anschauung in
betreff der Dichter weist das praeluserit praef. I 8, vgl. II 7. 55 teneris
in annis ludes Hectora, Ach. I 19 Ov. Fast. II 6 Sidon. C. XI 15). Also:
„und Sachen, wie sie die Hand der alten Künstler in Silber oder in
kleinerem Erz spielend verfertigte und so versuchte, ob ihr grofse
Kolosse gelingen würden". Über die Ergänzung von in beim ersten
Gliede s. zuII5.28. minori vgl. Priscian Vit 69 (p.346H);Lucan.VII162
Vollmer, Statius' silvae. \o
274 COMMENTAR
maiori, Stat. Th. VI 845 luv. VI 513 XIII 48 minori Neue Form.
II 137. 52 per omnia auf alles sich Darbietende vgl. Leo zum
Culex 168. calcabam Sen. Tranqu. an. 1. 8 domus etiam qua
calcatur pretiosa Lucan. X 117. Petron. 135. 2 Mart. XII 50.4 Apul.
Met. V 1 qui super gemmas et monilia calcant Claud. Nupt. Hon. 91.
necopinus opes gesuchte Assonanz (zu I 1. 6). splendor ab alto
defluus das Licht fand nach Vitruvs Vorschrift V 10. 5 mediumque
lumen in hemisphaerio relinquatur durch eine Mittelkuppel des Daches
Einlafs. fluere vom Lichte belegt Gevaert Papin. lect. c. 27.
54 nitidum aera das helle Licht wiederspiegelnd. testae hier (ähnlich
wie tesserae) glatte, glänzende Plättchen. Vitruv rät V 10. 3 earum
camerarum superiora coagmenta ex argilla cum capillo subacta liniantur,
inferior autem pars, quae ad pauimentum spectat, primum testa (hier
natürlich kleine Steinbrocken, die der Kalkmasse gröfseren Halt gaben)
cum calce trullissetur, deinde opere albario siue tectorio poliatur. Darüber
kam nun bei Prachtbauten ein Überzug von feinem Holze oder Elfenbein-
plättchen, hier wohl von bunten Glasstückchen (testae), vgl. Plin. N. H.
XXXVI 189, Sen. Ep. 86. 6 nisi uitro absconditur camera, unten I 5. 42
effulgent camer ae, uario fastigia uitro in species animoque nitent. Das
Licht dringt also von oben in den Raum; die Helligkeit wird aber da-
durch gesteigert, dafs es von allen Seiten wieder zurückgeworfen wird.
Sidon. C. XI 24 inclusi lumen uomit umbra smaragdi, Apul. Met. V 1
totique parietes solidati massis aureis splendore proprio coruscant, ut diem
suum sibi domus faciant licet sole nolente: sie cubicula, sie porticus, sie
ipsae ualuae fulgurant. Klotz 1896,58 erklärt c praeter figuras quae
sunt in opere musiuo nouae figurae exsistunt eo quod uitrei fastigii
figurae cadunt in solum'. Soweit aber reichte die Glasgiefserei der
Alten doch nicht. Nicht von bunten Glasfenstern, sondern von bunter
spiegelnder Glasmosaik berichtet der Dichter. 55 pieta gaudet die
gleiche Construction 112.58 V1.50. 56 St. glaubt die Pracht der
Estriche nicht mehr preisen zu können, als indem er versichert, die
Darstellungen darauf seien noch moderner als die asarota. Apul. M.
V 1 pauimenta ipsa lapide pretioso caesim deminuto in uaria picturae
genera discriminantur Plin. N. H. XXXVI 184 pauimenta originem apud
Graecos habent elaborata ante picturae ratione, donec lithostrata expulere
eam. celeberrimus fuit in hoc genere Sosus, qui Pergami strauit quem uocant
äöccQcorov olxov, quoniam purgamenta cenae in pauimentis quaeque euerri
solent uelut relicta fecerat paruis e tessellis tinetisque in uarios colores. Vgl.
Marqvardt Pr. L. II2 628 Bluemner IH 330. 7. 57 expauere gradus
greift auf calcabam opes zurück. Man scheut sich über den kostbaren
Boden zu gehen.
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 275
Nach der Beschreibung des Bades, das wohl im Irmern des Häuser-
complexes lag, geht die Aufzählung über zur Stockeinteilung des grofsen
Gebäudes, der sich der Baum anreiht, weil auch er in die Betrachtung
von unten nach oben gehört, da er noch über die Dächer hervorragt.
St. bewundert (niirer s. zu I 1. 8) zuerst die iungentia tecta (so hat
Domitivs trefflich gebessert; diese Lesung giebt den richtigen, durch
mit scharf hervorgehobenen Gegensatz zu distantia) d. h. den nicht zu
mehreren Stockwerken erhöhten Teil des Hauses, der gewissermafsen
alles verbindet (man denke z. B. zwei mehrstöckige Flügel durch einen
niedrigeren Mittelbau verbunden), darauf die in abgeteilten Stock-
werken sich erhebenden und untereinander (in den Oberstocken) ab-
stehenden Teile. 58 trichoris findet sich im älteren Latein nur hier
und Spartian. Pesc. Nig. 12. 4 domus Pescenniana in qua simulacrum
ekis in trichoro constitait (irrig ergänzt ist [tri]corum in der Inschrift
Orelli 1595 = CIL VI 542). Erklärungsversuche bei Salmasivs und
Casavbonvs zu Spart., Hand zu Stat. Ducange gloss. med. et inf.
latin. s. v. Im Griechischen scheint nur das adj. vorzukommen (Dioscor.
I 34 IV 167) als dreiräumig, dreifächrig, so auch Paulin. Nol. Ep.32. 10
trichora altaria (vgl. CIL IX 5566 Rossi Rom. sott. III 457). Beim
Hause könnte man an 3 Schiffe oder 3 Stockwerke denken, richtig ist
wohl das letztere, trichorum aedificiam wäre also ein dreistöckiges Haus;
jeder einzelne Stock heifst nun auch trichorum, so hier; xar9 i%o%7Jv
wird aber so der dritte, höchste Stock, die cenactda genannt, so bei
Spartian. Im Mittelalter heifst dann jedes Speisezimmer trichorum.
Über die Zeit der Einführung mehrstöckiger Bauten s. Nissen Pomp.
Stud. 644. 59 Auch der Baum steht im Atrium, vgl. Verg. A. II 512
aedibus in mediis nudoque sub aetheris axe ingens ara fuit iuxtaque
ueterrim,a laurus incumbens arae atque umbra complexa penatis (Hom.
Od. XXIII 190 ff.) VII 59 ff. Hör. C. HI 10. 5 Ep. I 10. 22 inter uarias
nutritur silua columnas, Suet. Aug. 92 (eine Palme im compluuium
deorum Penatium) Mart. IX 61. 5, später Rut. Nam. I 111. passura
einen Irrealsatz vertretend: unter jedem andern Herrn würde der Baum
gefällt worden sein. 62 der Fehler der Überlieferung erklärt sich
am leichtesten bei Annahme von Poliziano's Conjectur ignoro; ignarae
und ignaros („niemand weifs wie viele" Kaibel 1894, 55) lassen nur
gesuchte Erklärungen zu. „Jetzt wirst du, o Baum, erst sterben, wenn,
ich weifs nicht ob vielleicht eine Najade oder eine Hamadryade (durch
ihren Tod) dir das Leben nehmen wird". Skutsch merkt treffend an:
*Es liegt die bei römischen Dichtern seit Properz stehende Verwechslung
von Najaden und Hamadryaden vor, vgl. Prop. I 20 II 32. 37 ff. Ov.
Met. I 690f. F. IV 231 f. Otto Herrn. 23.27 Tuerk Hylas Bresl. philol.
18*
276 COMMENTAR
Abhandl. VII 4. 53. Übt St. etwa hier Kritik an dieser Vermischung?'
Jedenfalls ist sein vorsichtiger Ausdruck durch sie beeinflufst.
non abruptos nicht gewaltsam, wie durch das Beil geschehen sein
würde, entrissen; Gegensatz demet lubrica als Wassergöttin Aus.
Mos. 184; so uda Claud. R. Pros. III 16; Calp. Ecl. II 14 unter-
scheidet: adfuerunt sicco Dryades pede, Naides udo. Zur Anschauung,
dafs die Göttinnen mit den Bäumen leben und sterben vgl. Hymn.
Hom. IV 257-73 Kallim. Hymn. Del. 82 ff. Kaibel Epigr. Gr. 147.2
['öMvvrcu d]evdQcov 6Uv^i[ev(ov ögvccdsg] Ov. Met. VIII 770 ff. Fast.
IV 231 f. St. gebraucht den Gedanken zur Übertreibung Theb. VI 94
nee solos Jwminum transgressa ueterno fertur auos, Nymphas etiam
mutasse superstes Faunorumque greges.
64 Wir kommen nun zur Beschreibung der die Villa umgebenden
Anlagen. Auf beiden Ufern des Anio waren triclinia eingerichtet, in
deren Nähe allerhand Wasseranlagen sich befanden. Hand zieht heran
Sen. N. Q. III 17. 2 quanto incredibiliora sunt opera luxuriae? quotiens
natura aut mentitur aut uincitur? in cubili natant pisees et sub ipsa
mensa capitur qui statim transferatur in mensam, Tranqu. an. 1. 8
aquas . . . circumfluentes ipsa conuiuia, Plin. Ep. IV 30. 2 fons oritur in
monte, per saxa decurrit, excipitur cenatiuneula manu facta; ebenso
Ep. V 6. 37 IX 7. 4. alternas zu v. 25. 65 Der Aniocanal erweiterte
sich in der Nähe des Hauses zu Teichen mit klarem (albentes; die
älteren Erklärer finden in dem Particip fälschlich eine Anspielung auf
die aquae Albulae s. zu v. 75) Wasser, in deren Mitten Springbrunnen
sprudelten. 66 über die aqua Marcia vgl. I 5. 27ff. Strabon V p. 240B
Frontin de aquis p. 5 sqq. Blich. Die Quelle war also in der Nähe
der Villa in Bleiröhren unten quer durch den Flufs geleitet, rivo sub-
terraneo Frontin. p. 6. 12. per obliquum Flufs und Leitung kreuzen
sich; St. setzt die Bezeichnung zum Flusse, wir würden sie zur aqua
setzen. penitus die Röhren gingen also durch das Wasser des
Flusses, das zeigt auch der folgende Vergleich. audaci plumbo vgl. zu
I 1. 85. Bleiröhren, fistulae tubi, wurden viel zu Wasserleitungen ver-
wendet Marqvardt Pr. L. H2 716 ff. 68 die von den älteren Heraus-
gebern beseitigte Frageform hat bei dem Zusätze von solum (vgl. Catull
66. 59) gute Statt. Der Vergleich pafst ebenso wenig genau wie oben
v. 27 und 31. Über den unterirdischen Lauf des Alpheus von Elis
zur Insel Ortygia vgl. zu I 2.203. 69 dulcis ? grata Alpheo con-
tendenti ad Arethusam amicam' Domitivs, vielmehr Gegensatz zum
salsum mare, vgl. H 2. 18 und Anm. zu I 2. 205. Aetnaeos den Hafen
des nicht allzuweit vom Aetna gelegenen Syrakus. 70 St. unterläfst
natürlich nicht nach Vergils Vorgang die Wassergötter auftreten zu
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 277
lassen; ähnlich s. I 5. 54 ff. II 2. 19 ff. IV 3. 67 ff. Theb. IX 404 ff.
Auson. Mos. 170 ff. Ulis in der Nähe der mensae und Wasser-
anlagen. Mit dem hinweisenden Pronomen setzt St. die Beschreibung
fort. Anienus zu v. 20. glaucos wie sie dem Flussgotte zu-
kommen; das Wort ersetzt das bei den Augusteern übliche (vgl.
Huebner Herrn. XIII 235) caeruleus. 72 fragili nachgiebig, weich.
Tiburnas Poliziano scheint hier als A eine eigene falsche Conjectur
(Tiberinus) übergeschrieben zu haben; sie stammt aus der zu v. 70
unter den auctores citierten Vergilstelle. Der Tiber hat hier nichts
zu thun (St. kommt erst mit v. 75, vor dem ich deshalb einen Punkt
gesetzt habe, zu den Göttern, die nicht in unmittelbarer Nähe der
Villa wohnen, nur gerne da sein möchten), wohl aber der Tiburnus, der
Gründer Tiburs (vgl. CIL XIV p. 365), von dem Preller (Rom. Myth.
II3 p. 139) wohl mit Recht vermutet, dafs er eine Hypostase des Anio sei.
Daher steht er hier unter den Wassergöttern. ATbida hier nicht der
Tiber, sondern die Göttin der aquae Albulae, dreier schwefelhaltiger Seeen
am 14. Meilensteine der via Tiburtina, einer mit künstlichem Abflufs zum
Anio, berühmt durch die isole natanti. Das Wasser ist oben kalt, unten
kochend heifs, wie durch Taucher erprobt Kircher p.204 Bormann S. 74,
vgl. Vitruv VIII 3.2 CIL XIV p. 435 sq. haec domus nicht, wie Hand
meint, Nympharum, sondern die ganze Villa. 76 Egeriae St. berichtet
V 3. 291 nach Verg. A. VII 763. 775 Ov. F. III 261 ff. Met. XV 487 ff. Val.
Fl. II 301 ff. von einem Cult der Egeria in Aricia, die sonst im Thale
Cafarella bei dem campanischen Thore verehrt wurde, s. ClvverivsII931
Preller Rom. Myth. II3 p. 129 Bormann S. 140. Egeria galt dort als
Dienerin der Diana Nemoralis (CIL XIV p. 204, zu III 1. 55), die auch
in Tibur verehrt wurde (CIL XIV 3537). äbiungere ohne Casus Th.
V 389, der Dativ wie bei auferre, abducere; die übertragene Bedeutung
===== abalienare noch Quint. Decl. mai. XIV 6, vgl. Woelfflin Archiv
IV 305. siluis . . . Lycaeis aus Arkadien. 79 Tirynthia kann nur
der (zu III 1. 183 behandelte) Herculestempel in Tibur sein. Es müssen
also, wie schon Preller Rom. Myth. II3 139 meinte, Lose im Tempel
des Hercules aufbewahrt worden sein. Ich halte es für unmöglich,
dafs St., wo ein Herculestempel zu Tibur vorhanden war, mit Tirynthia
so zweideutig wie nur möglich den Tempel der Sibylla Albunea (CIL XIV
p. 368) bezeichnete. Sinn: Wenn nicht in Tibur schon andere
Wahrsagungslose wären, könnten wohl die Fortunae von Praeneste
Lust bekommen, dorthin überzusiedeln. Wir wissen nur von einer
Fortuna Primigenia in Praeneste, die Lose gab; vgl. Preller Rom.
Myth. II3 p. 189 CIL XIV p. 290. Dagegen gab es in Antium zwei als
Schwestern gedachte Fortunae (ueridicae sorores Mart. V 1. 3). Ob St.
278 COMMENTAR
hier eine Verwechslung untergelaufen ist, oder ob auch die Fortuna von
Praeneste als eine und als zwei Personen verehrt wurde, mufs dahingestellt
bleiben. (Vgl. jetzt auch Peter bei Röscher I Sp. 1546). 81 Auch
Obstgärten waren bei der Villa, wie diese in Tibur überhaupt zahlreich
und trefflich waren Hör. C. I 7. 14 Prop. IV 7. 81 Heinsivs zu Ov. Am.
III 6. 46. quid laudem gehört durchaus zu den bei v. 35 gekenn-
zeichneten Aufzählungsausdrücken, steht nicht etwa dem cedat parallel.
Vielmehr beginnt mit cedat v. 83 genau wie I 1. 84 der letzte Teil,
die Vergleichung; aus Versehen ist das Alinea im Texte unterblieben.
Darum sind die pomaria und rami, obwohl die Worte sicherlich auf
Hom. Od. VII 117 tcccjv ovtvots xccQTtog vntoXkvxui ovd' ttTtokeiTtei %u-
{icctog ovdh frsQevg anspielen, wirklich die des Vopiscus, und das Tempus
prodistis ist durch die Erzählung des Besitzers hervorgerufen, welcher
rühmt: die Bäume haben noch immer getragen. Der Genetiv Alcinoi
ist sehr locker zugesetzt wie sonst die Adjectiva; also c zweimal im
Jahre tragend nach Art der des Ale' (vgl. III 5. 93 Menandri). Der
Name ist sprichwörtlich zur Bezeichnung des Reichtums Otto Sprichw.
s. v. Alcinous 1. 83 Mit der ihm beliebten Formel cedat (zu 1 1. 84)
führt St. nun eine Reihe von Orten Italiens an, die im allgemeinen
(nicht nur durch ihre Gärten) hinter der Besitzung des Freundes
zurückstehen müssen, fast alle in mythologischer Umschreibung (die
Stellen im CIL XIV zu den einzelnen Orten ausführlich). Genannt
werden nicht in geographisch geordneter Reihe, sondern in durch
Epitheta und Andeutungen gegensätzlich gehaltenen (wie II. 102 ff.)
Paaren (zuletzt ein Doppelpaar) Orte, deren Auswahl wohl nicht durch
diese Gegensätzlichkeit allein bedingt ist, sondern dadurch, dafs
Vopiscus wirklich Besitzungen dort hatte. Tusculum, Gründung des
Telegonus, Ardea, die Stadt des Turnus, Baiae am lacus Lucrinus
(Klotz 1896, 6 versteht fälschlich sehr gekünstelt das Haus der
Venus in Lavinium), Formiae, Sitz der menschenfressenden Laestry-
gonen und ihres Königs Antiphates, Circei, einst Insel der Wasser-
göttin Circe (darum uitrea, vgl. zu I 5. 16 und Ov. Met. XIII 791
splendidior nitro von Galatea, auch bei Hör. C. I 17. 17 nicht „treulos";
die fides arcani prodiga perlucidior nitro I 18. 16 ist durchsichtig, sie
verrät das Geheimnis, die uitrea Fama Sat. II 3. 222 erzählt alles
weiter, Circe aber verbirgt ihren Verrat), wo die Gefährten des Dulichiers
Odysseus als Wölfe (Homer: Schweine) heulen mufsten (zu ulnlata vgl.
Anm. zu IV 8. 16); das auf einem Hügel liegende Anxur (Liv. IV 59
Strabon V 3. 6 p. 2330 Hör. S. I 5.26 impositnm saxis late candentibns
Anxur) und Caieta, wo des Aeneas gleichnamige Amme bestattet ward,
s. CIL X p. 603. 89 Für ania einen Namen einzuführen halte ich
I 3 VILLA TIBVRTINA MANILII VOPISCI 279
mit Barth und H Mueller 1894, 47 nicht für richtig. Das Futurum
reuocabunt bezeichnet scharf und bestimmt, dafs Vopiscus entweder zur
Winterszeit regelmäfsig an denselben (uns freilich unbekannten) Ort
zurückkehrte oder dafs seine Dispositionen für diesen Winter dem Dichter
bekannt waren, auia aber ist nicht als allgemein „unzugänglich" zu
nehmen, oder als „weit abgelegen" (so IV 5. 29 V 2. 2 und öfters in
der Thebais s. Mueller), sondern wie mir Buecheler schreibt: „der
Dichter will verstanden haben auia a nimbosa bruma, wie Lucrez gesagt
haben würde, die Jüngeren mit blofsem Ablativ, = inaccessa nimbis et
brumae. Der Strand von Neapel, dem noch heute dasselbe Lob fast
ewigen Sonnenscheins und keiner Nebel erteilt wird, die gegen Süden ge-
öffneten Teile desselben, wird durch Lucrinae dornus, NB. diese gegen
NW. geöffnete SeeBucht, nicht ausgeschlossen, und an ihn denkt man
wegen des Vorausgehenden am ehesten, obwohl der Ausdruck an
sich keine sichere Ortlichkeit bezeichnet, Tarent so wenig wie die
algerische Küste."
Dafs hie v. 90 nun wieder auf Tibur geht, braucht kaum ge-
sagt zu werden. Uli mores statt ille moribus clarus Vopiscus
(vgl. Ruhnken dictata ad Terent. Andr. II 3. 21, CFWMueller in
Friedländers Iuvenal zu VI 45, auch Stat. S. IV 1. 25). Schwartz
erinnert an Th. I 578, wo ille pater fast gleich illius pater ist, und
verweist für den Übergang von der zweiten zur dritten Person auf
V 1. 57, wo illum amorem statt des zu erwartenden tuum steht;
s. noch II 4. 9. Vop. denkt nach über pondera d. h. über allerlei
wichtige Dinge, Entscheidungen (vgl. Lucan. VIII 280 laus Pis. 56),
besonders sind a^icb^iara und xecpahcua philosophorum, hier Epikurs
gemeint Mart. IX 47. 7 tu qui sectarum causas et pondera nosti. So
auch Cic. ad Att. V 11. 5 avs%iav in unum annum meditatus sunt.
Falsch Duebner 'mores, qui in locis uoluptuariis quos modo contulerat
cum Vopisci villa sunt levissimi ac luxu diffluentes, in hac sede gravi-
tatem meditantur et assumunt'. 91 premitur zu I 2. 64. Strenge
mit Freundlichkeit vgl. zu I 1. 16. 92 sanus nitor cdicitur vitae
splendor sana ratione adhibitus' Hand, vgl. zu II 2. 150. 93 digressus
zu I 3. 12. senior Gargettius Epikur, genannt, weil des Vop. Lebens-
weise seinen Vorschriften entspricht, s. Mart. VII 69. 3. senior der
ehrwürdige zu I 1. 102. 95 Der auch von Schwartz nicht ver-
standene Satz, zuerst von Bernaerts richtig interpungiert, hat den
Sinn: Hierherzufahren ist trotz der Gefahren der Mühe wert, selbst
wenn man (wie Epikur) in Griechenland zu Hause wäre. Ja, wenn
es gälte weit und unter Gefahren zu fahren, (dann würden viele
einen Reiz darin finden)! Warum verachtet man das Naheliegende?
280 COMMENTAR
(Zur sog. Ellipse vgl. Anm. zu IV 4. 103). Der letzte Gedanke soll
nicht besagen, dafs Vop. seine Villa nicht besucht; es ist nur
ein Gemeinplatz, auf den St. kommt, weil er Epikur erwähnt hat,
von dessen Verehrern das Wort (von Antiphon entlehnt, oder von
Demokrit fr. 21 Mull. f\ tov itXeiovog s7U&v{iLrj tö Ttagebv a7t6XXvöt
tri AidwTtCri xvvl Cxelrj yavo^evrj) viel im Munde geführt wurde.
Vgl. Lucr.HI 955 ff. 1082 Hör. Ep. I 8. 12 II 1. 22 Sat. II 7. 28
Ov. Am. II 9. 9 f. Plin. N. H. XII 78 Plin. Ep. VIII 20. 1 Sen. Tranquill,
an. 2. 13 Ep. 28.5 Auson. Ecl. II 18 p. 88P. haec die Villa und ihre Um-
gebung, vgl. zu V 5. 1. Zu PUaditmqtte und Maleae vgl. metr. Anhng VII.
niuosum Silv. III 2.76 TL IV 120. 96 Oleniis astris die Ziege mit
den Böcklein. Olenia capella heifst die Ziege der Amalthea bei Ovid nach
Kallimachos; nautis inimicum sidus Gerinan. Arat. 170. 98 sordet er-
scheint gering, wie oft. 100 Aleiden den in Tibur hauptsächlich ver-
ehrten Gott (CIL XIV p. 365 ff.) Catülum den von einem gröfseren
Dichter, Vergil (A. VII 670 ff.) oder Horaz (C. I 18. 2) besungenen
Gründer Tiburs, nach dem auch ein isoliert Tibur gegenüber liegender
Berg, jetzt Monte della Croce (Keller de veteri cum novo Tibure
comparato Progr. Rottweil 1841 S. XII ff.), benannt war, s. Serv. zu Aen.
VII 672. Vergil und Horaz messen Cätillum Lachmann zu Lucr.
p. 36; vielleicht hat das Appellativum catülus den St. zur Kürzung ver-
führt (vgl. Anm. zu III 1. 128). Von sich selbst sagt St. I 4. 36
tenuiore lyra, Th. X 446 inferiore lyra. 101 folgt eine Aufzählung der
Dichtarten, mit denen sich Vop. befafst, Lyrik (zu IV 7. 5), Epik, Satire,
poetische Epistel. 103 turbes = turbatam edas „eine geifernde, mit
schwarzem Moder gemischte Satire schreibst". So gleich v. 104 splen-
deseit epistola ein glänzender Brief wird geschrieben und ähnl. öfter.
Über tarbare zu II 3. 48. Die Zusammenstellung liuentem nigra rubi-
gine zeigt, wie sehr die Farben Vorstellungen verblafst sind. 104 oder
magst du auch nur glänzende Briefe schreiben, wenn gerade nichts
anderes dir am Herzen liegt, non alia cum ist also abl. abs. Die
älteren Erklärungen, auch die von Hand: si tua epistula quamvis
levius carminum genus eadem diligentia quam in altiore genere miramur
adhibita splendescat, sind schief.
105 über die sprichwörtlichen Namen vgl. Otto s. v. Croesus,
Midas 1, Persa 1. St. wiederholt sie II 2. 121 V 1. 60. 106 bonis
nicht ohne Absicht wiederholt; man beachte die Nuance digne und
macte, glücklich durch die wirklichen Güter, die des Geistes.
stagnantia wasserreich (zu v. 1), lobend. 107 Hermtts der goldreiche
Plufs Lydiens, ripis weil die Goldkörner sich am Ufer ablagerten.
109 detectus ist ohne Bedenken; die Wolke tegit, ihr Verschwinden
I 3 VILLA TIBVRTINA I 4 SOTERIA RVTILH GALLICI 281
detegit, vgl. Liv. XXXIII 7 iam iaga montium detexerat nebula. nube
vgl. Ov. e. P. II 1 . 5 pulsa curantm nube, Met. 1 357 Val. Fl. III 573 Stat. Th.
I 124 II 321 (dazu Lactant. cogitationam multitudinem , qaae animum
sollicitudinis mole confundit)IV 512 Ach. 1265 Silv. III 3. 147 V3.13 Claud.
B. Got. 41 Carm. min. app.XIJ 12; ebenso caligo quae premit mentem Sen.
Ira III 12. 4, Boeth. Cons. 12 liimina eins mortalium rerum mibe caligantia
tergamus, oft bei Syruniachus, vgl. Kkoll Bresl. phil. Abh. VI 2. 58;
also Sorge und Furcht. 110 Nestoreae senectae vgl. Dionys. te%vr} 6.5
iv tovxcp (in privatae laudationis parte consolatoria) itaQatid'Bvat
avayxalov . . . kccI oxi Intaqibv yrjQccg xccra rbv NsOroQa ißiatieV) bg
tovtov evena EvÖMtQityev, Lvcc TtccQccdsiyticc yevrjtcci totg akkoig xcä
{iccXiötcc svdo^ov elri rö 7tQÖöco7COv. Also auch diese Phrase hat St.
wie andere Dichter aus der Rhetorenschule 14.127 (Anm. zu 125) 112.108
III 4. 104 IV 3. 150 V 3.255 Th. V 751; er deutet sie auch an; wo sie
noch nicht statthaft ist Th. IV 126 nondum nota Pylos iuuenisque aetate
secunda Nestor. Im allg. vgl. Otto Sprichw. s. v. Nestor 1.
14
SOTERIA RVTILII GALLICI
Sonderausgaben: Doelling 1841; Commentar yon Hand-Queck 1852;
Desiardins 1877.
♦Inhalt: Es giebt Götter, denn Gallicus ist genesen, dem Kaiser
ist sein mächtigster Diener erhalten. Ganz Rom darf sich freuen, da
sein Beschützer lebt und leben wird. Du Gefeierter gieb dem Dichter
selbst Kraft zum Gesänge, da du selbst die Kunst verstehst, und ver-
schmähe nicht die Huldigung eines Geringeren (1 — 37).
Als du krank warst, trauerten alle wie um Numa und Brutus. Es
zeigte sich, wie vieler Herzen du durch deine Milde gewonnen. Alle
waren erschüttert über den plötzlichen Krankheitsanfall, den du dir
durch deine unablässige Arbeit im Dienste des Kaisers zugezogen.
Aber in der Gefahr griffen die Götter selbst ein; Apoll forderte den
Aesculap auf, mit ihm an dein Krankenlager zu gehen und erzählte
dem Sohne unterwegs: der Mann, dem wir zu Hilfe eilen, ist von
guter Herkunft, übertrifft aber seine Vorfahren weit an Glanz. Nachdem
282 COMMENTAR
er zuerst die Redekunst geübt, schlug er bald die kriegerische Lauf-
bahn ein. Mit Ehren reich bedeckt, hat er es bis zur zweiten Stelle
im Staate, der Stadtpraefectur, gebracht. Diesen Mann wollen wir mit
all unsern Mitteln zu retten versuchen. Aesculap that wie Apoll vor-
geschlagen, und unter Beihilfe seiner kräftigen Natur genas Gallicus
(38—114).
Unter all den Freudenbezeugungen der Menge über die Genesung
darf auch der Dichter sich vernehmen lassen, denn treulich hat er
während der Krankheit sich nach dir erkundigt und Teilnahme be-
zeugt. Nun ist alles gut; ein neues Leben beginnt für dich, und lange
noch wird es währen. Nimm du nur die Wünsche und Huldigungen
des Geringen gnädig auf (115 — 131).
Vorbemerkungen: I Die Anlage des Gedichtes, das mit dem
Dank für die Genesung natürlich eine laudatio des Gefeierten ver-
binden mufste, ist recht geschickt; durch die Einführung der Götter
wird etwas Handlung hineingebracht, und die laudatio Apoll in den
Mund zu legen als Grund für sein Eingreifen, war ein guter Gedanke,
der Ton und Wirkung bedeutend hebt.
II Der Titel öcotrJQia lehnt sich an die griechischen Dankopfer für
Rettung (z. B. auch Genesung öcorrJQia xov ßaöcXecjg Herodian I 10. 16
wegen Genesung des Kaisers) an. Auf diese Vorstellung spielt deutlich
v. 127 qua nunc tibi pauper acerra digna litem an, wo nur anders als
v. 1 ff. der Genesene selbst als der Gott, dem man opfert, gedacht ist.
Auf einem ähnlichen Übergang der Vorstellung beruht die Verwendung
des Wortes soteria bei Mart. XII 56. 3 als Geschenk an den gesund ge-
wordenen Patron.
III Für Leben und Laufbahn des C.Rutilius Gallicus ist unser
Gedicht die Hauptquelle. Dazu treten bei einem Manne von seiner
Bedeutung eine Zahl von Inschriften. Geboren nicht später als 28p„Chr.
(v. 53 und Einltg 5) zu Turin (CIL V 6988—90; v. 58 ff.), aus ritter-
licher Familie, später nobilitiert (Anm. zu v. 68), war er vor Beginn
seiner eigentlichen Laufbahn wie üblich als Sachwalter thätig (v. 71),
dann als Officier in Galatien, Pamphylien (neun Jahre lang), Pannonien,
Cappadocien, wurde dann Praetor, darauf legatus proconsulis in Asien,
dann Consul (s. zu v. 75). Nach dem Consulat sandte ihn Vespasian
(a. 74 oder 75?) als leg. Aug. ad census accipiendos in das schwierige
Africa (zu v. 83). Später (a. 83?) kämpfte er mit Erfolg am Rhein
(zu v. 89) und wurde endlich (a. 86 oder 88?) praefectus urbis. Sein zweites
Consulat fällt wohl nach diesem Amte. An chronologischen Daten steht
nur fest seine Cooptation zu den sodales Augustales a. 68 (CIL VI 1984
S. 444; die Inschrift CIL III 4591 scheint nicht auf ihn zu gehen). Seine
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 283
Gattin hiefs Minicia Paetina (CIL V 6990) , auf seine Kinder beziehen
sich CIL IX 3181 und 3182. Er starb a. 91 oder 92 (Einltg 10).
Commentar: 1 . Die Genesung des Gallicus beweist für den
Dichter nicht nur allgemein das Vorhandensein der Götter, sondern im
besondern, dafs die Göttin der Gerechtigkeit wieder zur Erde gekehrt
ist, die sie verlassen (z. B. Ov. Met. I 149 ff.), als Saturn von Juppiter
aus der Herrschaft verdrängt worden. An Gallicus hat sie nun ge-
sehen, dafs es doch noch Fromme auf Erden giebt, darum versöhnt
sie sich mit Juppiter und seiner Herrschaft und kehrt zur Erde
zurück (Vollmer 1896, 36). Ähnlich wird V 2. 92 die Rückkehr der
Pietas auf die Erde als ein Verdienst der Censorthätigkeit Domitians
gerühmt, cadit erklärte ich früher als: sie steigt eilig zur Erde
hinab, und fafste es als kühnen Ausdruck des St., um das für Astraea
gewöhnliche Verbum redire zu vermeiden. (So steht oft delabi für
die zur Erde hinabsteigenden Götter und V 1. 103 quaeque cadit liquidas
Iunonia nirgo per auras von der Iris). Nachdem aber Krohn erkannt,
dafs in M von erster Hand radit geschrieben war, stehe ich nicht an,
redit für das Alte zu halten, das durch ungewöhnliche oder undeutliche
Form des e in radit verlesen wurde, das man nun fälschlich für cadit
hielt. Zu sidera vgl. II 1. 80 prima lucida uoce astra salutantem; wir
sagen: das Licht der Sonne. dubitata so passiv seit Ov. Met. II 20,
vielleicht in Anlehnung an cc^cpiößrjtov^vog. 4 diues (Gegensatz:
spoliare) der Kaiser ist reich, weil ihm das Geschick einen solchen Diener
erhalten. 5 enibait wie Curt. X 5. 25 Aetna 635 wollte aus Scham nicht.
6 stat steht noch aufrecht. proxima ceruix der Stadtpraefect wird an
Macht und Ansehen als dem Kaiser nächststehend bezeichnet. Zwar
galten die praefecturae urbis und praetorio als gleichgeordnet (cod.
Iust. XII 4. 1 praefectum urbis, praefectum praetorio, magistros equitum ac
peditum indiscretae ducimus dignitatis)y da sie zwei Seiten der kaiserlichen
Gewalt vertraten, und Zosimus nennt sogar die praefectura praetorio ccQ%ri
devtega petä rä 6xfJ7ttQcc, während die Kaiser Valens, Gratianus und
Valentinianus bestimmten (cod. Iust. I 28. 3) praefectura urbis cunctis
quae intra urbem sunt potestatibus antecellat. Aber Domitians Politik
ging aus Besorgnis vor Verschwörungen an der Spitze des Heeres
darauf aus, die Stellung des Gardepraefecten herabzudrücken. Das
Amt wurde unter ihm nur mit Rittern besetzt, während für die Stadt-
praefectur Consulare die Regel blieben, s. Hirschfeld Verw. Gesch.
I 223 ff. Gsell Domit. 66. ponderis immensi der eine ungeheuere
Last trägt, vgl. V 1. 84 Mart. VI 64.14. fila die Schicksalsfäden der
Parzen (vgl. I 4. 64, 123 III 1. 171 V 1. 157 Theb. I 632 VI 380). Das
Bild vom Spinnen fliefst zusammen mit dem vom Häuten der Schlange
284 COMMENTAR
(senectam exaere u. ä. Tib. 1 4. 35 Ov. Met. IX 266 Plin. N. H. XX 254 Theb.
IV 97 Mart. V 7.3). Die Reihe: Gespinst, Gewand, Haut veranschaulicht
die Möglichkeit der Vermischung. Auch bei alios in annos „in neue
Jahre hinein" schwebt das Bild von der Schlange noch vor (die Haut
heifst direct anni bei Tib. I 4. 35 u. Theb. IV 97), ebenso bei melior
„frischer". 9 Der Dichter fordert alles, was dem Stadtpraefecten
unterstellt ist, zur Bezeugung der Freude auf, zunächst die 4 cohortes
urbanae (Mommsen St. R. II 1021 Marqvardt St. Verw. II2 482 f.;
St. sagt colunt, weil Legionsadler wie signa als numina galten, vgl.
z. B. Tac. Ann. I 39 Veget. II 6 Ammian. XXV 10, siehe auch Sen.
Ep. 95. 35 primum militiae uinculum est religio et signorum amor und
Domaszewski die Relig. d. röm. Heeres Westd. Zeitschr. 95, S. 12),
dann die leges, welche kommen, um zu klagen (questum, Supinum
abhängig von confugiunt, wird als richtig erwiesen durch querelis v. 12;
QüECK hält fälschlich questu, verbindet es mit tarbida und versteht
Klagen der plebs über die annona), dafs auf den fora bei der Recht-
sprechung alles drunter und drüber gehe, und nun vom Praefecten,
der die höchste Criminalgerichtsbarkeit im Amtsgebiete domi hatte
(Mommsen St. R. II 1024 f.) Abhilfe erhoffen, wobei der Ausdruck in
sinum anzudeuten scheint, dafs er den sonst üblichen richterlichen
Apparat durch directes Eingreifen umgehen möge (s. Leo 1892, 20),
die Städte Italiens (an den Praefect appellierte man von weit
her [longinquis . . . querelis] gegen die Amtsführung der Decurionen
Mommsen St. R. H 1076; togatae im Gebiete des Friedensrechtes,
ähnlich doch nicht ganz gleich Auson. Grat. act. VII 34 p. 362 P omnes
ubique urbes qui sub legibus agwnt), endlich — das Wichtigste zuletzt —
ganz Rom soll in den Jubel einstimmen. Die meisten Erklärer von
Domitivs bis Leo fassen noster collis als Helicon, also als Umschreibung
der Dichter wie I 2. 247. Das können die Worte natürlich heifsen;
mir macht die voraufgehende Reihe sicher, dafs die Hügel der Stadt
Rom der Reihe nach einstimmen sollen, vgl. IV 1. 6 septemgemino
iactantior aethera pulset Roma iugo} wo auch leges und Latiae . . . curules
vorangehen, ex ordine aber gewinnt wie unser „der Reihe nach" fast
die Bedeutung von „alle", vgl. Theb. III 309 VIII 24 IX 605 Silv.
IV 2. 39 (omnis steht noch dabei Theb. VIII 223 omne ex ordine
numen); deswegen konnte der Dichter auch collis in den Singular
setzen. confremat von einer Menge auch I 6. 72. peioris Famae
dafs es mit Gallicus zu Ende gehe. 15 aeuo redeunte vgl. v. 125.
intrepidae proleptisch, eben durch des G. custodia (vgl. Sen. Ep.
83. 14 luv. XIH 157 aistos Gallicus urbis, Ioseph. Ant. XVHI 5. 6 cpvXccl
rrjg 7t6lecog). tantum seil, quantum esset mors Gallici. 17 induerint
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 285
in freierem Sinne wie unser „jem. etwas anhängen" vgl. zu 12.209. Die
Vorstellung, ein Unglück oder ein Verbrechen der Menschen als ein Ver-
brechen der Götter oder des Fatums zu betrachten, ist sehr alter Volks-
glaube: j-j; rftiecov ydcQ cpaöi xax s^svai sagt Zeus Od. 134, vgl. II. III 164
Soph. Phil. 1316 u. ö. (Njegelsbach Hom. Theol. 70 f. 320 f. nachhom.
Theol. 54ff. Lehrs über den Neid der Götter und die Überhebung, popul.
Aufs. 33 ff. Iahn böser Blick S. 37 ff). Auch bei den röm. Dichtern
spielt das crimen deorum oder Fatorum eine grofse Rolle Lucan. V 59
VIII 55 Mart. X 61. 2 XI 93. 3, daher scelus und nefas direct ohne
Zusatz für ein unerwartetes Unglück (II 1. 20, 175 Mart. VII 14. 1,
sceleratus für den Betroffenen CIL VI 15160 21899 vgl. Barth zu
Theb. X 548). Infolge dessen macht man bei einem Unglück den
Göttern Vorwürfe vgl. II 6. 14 (Catull. IE 13 Hör. Sat. II 8. 61 Lucan.
VII 725 Anth. epigr. 1141. 15), dafür oft inuidia gebraucht Ov.
Met. IV 548 inuidiam fecere deae (Iunoni), Cons. Liv. 189 deos pudet
ora colentum aspicere inuidiae quam meruere metu, Sen. ad Marc. 17. 7
Lucan. II 36 Mart. I 12. 10 VII 47. 7 IX 86. 10 XII 14. 8 Theb. III 197
IX 723 Silv. III 5. 42 V 1. 22, 3. 69, 5. 78. noua saecula Domitian
feierte im Jahre 88 (Sept.?), der Rechnung des Augustus folgend, aber
5 Jahre zu früh (weshalb, wissen wir nicht) Saecularspiele. S. jetzt
Mommsen Eph. ep. VIII 225 ff. Dressel ebenda S. 310 ff, danach
Gsell Dom. S. 77 ff Dabei fanden unter anderm am Tarentum, einer
durch vulkanische Spaltung im Campus Martius nahe am Tiber ent-
standenen Höhle (Iordan Topogr. I 181) Opfer statt auf jedesmal
wieder ausgegrabenem (instaurati) und nach dem Fest verschütteten
Altare, vgl. IV 1. 38.
19 ast auch I 2. 79 II 1. 220 III 1. 61 IV 2.5 nach archaischer Zeit
lange verschwunden, wiederbelebt durch Cicero in den Prognostica,
nach Hör. und Verg. bei den Epikern öfters der metrischen Bequem-
lichkeit wegen für at gebraucht, vgl. Iordan Krit. Beitr. z. Gesch. d.
lat. Spr. 290 ff Leo de trag. Sen. obs. crit. 214 ff. Der Dichter will
sich nicht von den Göttern des Gesanges, nicht von Apoll, den Musen
(mit Pallas als zehnter [zu I 2. 9], wie man wohl erwarten könnte, wo
er einen Helden Domitians feiert, vgl. zu I 1. 5), von Hermes oder
Bacchus bei seinem Liede inspirieren lassen, Gallicus selbst soll ihm
die Kraft und den Geist verleihen, vermöge deren er gefeiert wird
(quis caneris), deun in ihm selbst wohnt ein doctum nurnen, er verfügt
selbst über einen Musenquell (fönte tuo v. 28 wie der Pindaricus fons
bei Horaz) trotz Apoll. Ebenso weist St. dem Pollius II 2. 40 eine
besondere Dichterquelle zu und betet V 3. 1 ff. zu seinem Vater um
Kraft zum Gesänge. Überhaupt macht er (vgl. Kallim. ovd' cforö KQ^vrjg
286 COMMENTAR
itLVG)' 6lx%cclv(d %dvxa xä drjaoöia Hör. Ep. I 3. 11 fastidire lacus et
riuos ausus apertos) aus der in Form der praeteritio gehaltenen Ab-
weisung der erwarteten Anrufung der Gottheiten des Gesanges u. a.
eine Manier vgl. I 5. 1 ff. I 6. 1 ff. II 3. 6f. V 3. 3ff. V 5. 1 ff., um dann
den Gegenstand, den er besingt, selbst anzurufen. Er hat darin Vor-
gänger z. B. Prop. II 1. 3 non haec Calliope, non haec mihi cantat
Apollo, Ingenium nobis ipsa puella facit und IV 10. 3 Ov. Fast. I 17
Tr. II 561 Manil. I 10 Lucan. I 63 ff. Laus Pis. 216, übertrifft sie aber
an Weitschweifigkeit und Kunst der Ausführung. Auson folgt auch
hierin dem St. vgl. Parent. III 24 p. 31 P haec tibi de Musis carmina
libo tuis, besonders auch Epist. XIV 8 ff. p. 245 P Grat. act. VIII 37
p. 363 P. Zum einzelnen: surda stumm (d. h. sie klingen erst wieder,
wenn sie den Apoll hören vgl. Sidon. C. V 372 Apolline muto) wie z.B.
Prop. IV 5. 58 surda sine arte lyra, vgl. dens. I 7. 18. Die Parenthese der
Höflichkeit gegen Apollo giebt scharf genommen Unsinn; zum Gedanken
vgl. IV 7. 21 V 3. 3 ff. Hör. C. I 26. 9. nouas für den neuen Stoff
vgl. Ach. I 9. quls bezieht sich einfach als abl. instr. auf uires und
animum. Ein doctum numen wird dem Genesenen zugeschrieben,
weil er sich selbst als Gerichtsredner ausgezeichnet hat (v. 71 f.) und
später als Praetor auf die Entscheidungen der ihm unterstellten centum-
viri einen heilsamen Einflufs geübt, ihnen ein verständiges Urteil
(Judicium mentemque) eingegeben hat. Ich sehe keinen Grund mit
Hirschfeld 1881, 273 die Erwähnung der centumviri für unmöglich
zu halten. St. greift der Anschaulichkeit wegen ein Beispiel aus vielen
Bethätigungen des Gefeierten heraus. Hirschfeld irrt mit Mommsen
(St. R. II 261. 1) darin, dafs sie diese Worte schon auf Gallicus' spätere
Stellung als praef. urb. beziehen; davon steht nichts da, auch der Zu-
sammenhang zwingt nicht zu dieser Annahme. togae die toga galt
als Characteristicum des Gerichtsredners, Dirksen manuale s. v. togati.
tantus als ein so gewaltiger Redner. 25 Sollte auch die Musenquelle
dem dürstenden Sänger (vgl. Prop. III 5. 4) versagt werden, potius
(rapitur) mihi (is) gurges in haustus, qui rapitur (in haustus) de fönte
tuo ich ziehe den Trunk aus deiner Quelle vor; die constructio äitb
kolvov ist durch Beibehaltung des enge zum Verbum gehörigen in
haustus im Hauptsatze so einfach, dafs man sich über das Conjicieren
der Erklärer wundern mufs. Pimplea (excludat etymologisiert gegen-
sätzlich auf %i\L%hfi\k,i s. zu II 2. 37) heifst auch hier Muse, nicht,
wie einige Lexica angeben, Musenquell (so II 2. 37); sie hält den
dürstenden Sänger von der Quelle fern, läfst ihn nicht zum Trinken zu.
Über die Pirene zu II 7.4. conscia spielt auf tislqüg&cu an. Gallicus tränkt
den Dichter aus seinem Quell (vgl. II 2. 39) d. h. er wirkt anregend auf
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 287
ihn ein sowohl durch seine prosaischen wie seine poetischen Er-
zeugnisse, plana durch soltäis modis ohne Versmafs erklärt, glatt, leicht-
verständlich; orsa litterarische Producte, vgl. II 1.114 IV 7.55 V 5. 27,
ebenso exordia. Die facundia wird dulcis, indem sie frangitur, ihre Kraft,
ihr Ernst gebrochen, geschwächt wird in artem d.h. artificiosum in moduin,
erklärt durch das Folgende, indem sie nämlich den Gesetzen der Poesie
folgt. Darauf, dafs in der alten Statiushandschrift quam geschrieben war
(so wird Domitivs die Überlieferung richtig verstanden haben), weist
auch die Verderbnis I 5. 39 und IV 5. 16. 31 ff. Der Ceres bringt
man Ähren und Blumen zum Opfer, die sie den Menschen gegeben
(sua dona, ebenso Theb. VIII 300 sua munera Telluris), ebenso dem
Bacchus Wein, der Diana Wild (was sie [giebt] in Menge hat), dem
Mars die Beute, die er beschert: so nimm auch du Gallicus freundlich
an (was du dem Dichter gegeben hast vgl. v. 27), was du in gröfserer
Fülle geben könntest. Das tertium comparationis der Vergleiche er-
weitert sich, wie die Parenthesen zeigen, von der Erwähnung der Diana
an aus „du hast es gegeben" zu „du hast es in Fülle"; so kommt St.
zu einem ganz anderen Schlufssatze, als man ihn nach dem Vorher-
gehenden erwarten sollte. omni tholo zu Diana wie Mars, in jedem
ihrer Tempel, ebenfalls aith xoivov diues praedae. 34 quando enthält
den Grund, weshalb G. das Lied verschmähen könnte, der eben durch
die Vergleiche entkräftet wird, vgl. Th. III 311. sublimis wie ein
Gott. fandi wie II 4. 16 V 3. 101 V 5.49 metrisch bequem — über
tenvjore s. Anhg.
38 sollicitus bestürzt über die Nachricht von deiner Erkrankung.
persoluit perf. praemia morum (vgl. Theb. II 465 und Silv. IV 1.25)
bestehend in Teilnahme und Trauer. Vgl. Anth. epigr. 1107 o utinam
uiuo poktissem praemia morum reddere. 40 lumina „Leuchten" d. h. an-
gesehene Männer wie Verg. XI 349 Silv. IV 8.15 u.o. ignarae Gegen-
satz zum Vorhergehenden „unbekannt, obscur". 41 lähmte Numa „als
N. hinfällig wurde" (Plut. Num. 21 6 No^iäg irsXevrrjCSev ov ra%sCag
ovS* acpviSCov ysvo^isvrjg avra tr\g rsksvrf]g äkXä xaxä ^itXQOV vtcq
yrJQwg xul vööov yiaXaxf[g aTto^iaQaLvö^isvog cog t6roQr]xs IIblöcjv.
Hatte Calpurnius das Wort labi gebraucht?), nur dazu pafst timuit
„hegte angstvolle Teilnahme"; beides will sich nicht recht zu Pompeio
und Bruto fügen, obwohl es grammatisch aitb xoivov dazu gehört.
St. erweitert unvermerkt den Gedanken zu Pomp, et Bruto mortuis
luxere eques uel femina. Zu den beiden letzten Beispielen vgl. Lucan.
VII 37 ff. Liv. II 7. Curia felix stehendes Beiwort IV 4. 76; so
Mart. VIII 66. 8 felix purpurn, vgl. Calp. Ecl. I 62 Sen. Tranq. an. V 1.
eques weil Pompeius selbst aus dem Ritterstande (celsus zu HI 3. 145)
288 COMMENTAR
war und die Rechte dieses Standes erweitert hatte. Zur Stellung
von nee zu I 1. 13. 43 hoc illud das ist die Folge von jenem
d. h. von deiner Milde. Die Milde zeigt sich darin, dafs er ungern
jemanden fesseln läfst, dafs er sein Züchtigungsrecht selten anwendet,
dafs er nicht so wie (qua) seine hohe Stellung es eigentlich erforderte,
auftritt (ire steht wohl als einzelner Zug für das ganze Benehmen),
dafs er von seinem Commando über die letzten Gardecohorten (vgl. v. 9)
wenig Aufhebens und selten Gebrauch macht (militärische Begleitung
auf der Strafse hatte der praef. urbis nicht, da er nicht als Offizier
galt), dafs er leutselig die Bitten des niedrigen Volkes (humilis) beachtet
(dignari vgl. Th. VII 505 1X782; die Worte beziehen sich wohl auf seine
Gerichtsbarkeit über Sklaven und Freigelassene, ein Fall bei Ioseph.
Antiqu. XVIII 6. 5), dafs er auf dem Forum wieder gutes Recht spricht
(luv. XIII 157 haee quota pars scelerum, quae custos Gallicus urbis usque
a lucifero donee lux oeeidat audit), ohne doch die höhern Beamten zu
stören (d.h. nicht eigenmächtig in ihre Ressorts einzugreifen, gemeint
sind wohl besonders praetor urbanus und peregrinus, vgl. was von der
praefectura urbis cod. Iust. I 28. 3 gesagt wird tantum ex omnium
intra urbem potestatibus parte delibans, quantum sine iniuria ac detri-
mento alieni honoris usurpet; Fälle von Conflicten bei Mommsen St. R.
II 986. 5) und überhaupt keine Gewaltherrschaft führt. in alta p.
tief in die Herzen hinein. 49 so traut die ehrerbietige Scheu der
Liebe, die sich ihr beimischt, d. h. sie stützt sich auf die Liebe, wächst
durch sie. 50 etiam die Leute sind bestürzt, nicht nur weil sie den
G. verehrten, sondern auch weil seine Erkrankung so plötzlich kam.
iuuenile substantiviert wie rö veavtxöv; also das jähe Ungestüm
und nicht praeeeps als Substantivum zu nehmen, wie FriedLuENDER
zu luv. X 107 will. 52 illud die plötzliche Erkrankung. G. war
also wenig über 60 Jahre. lustris mit localer Vorstellung; gewöhn-
licher der acc. mit v. 54 beginnt ein Anakoluth; wir erwarten
non illud culpa seneetae sed laboris u. s. w. im Genetiv. Aber St. biegt
in den Nominativ aus, ohne jedoch v. 56 ein passendes Prädicat zu
geben, vielmehr bricht er ab und führt mit hinc . . . surrepsit eine dritte
Construction ein. Ähnliche Anakoluthe und Aposiopesen 13.97 14.103
I 5. 23—29 II 6. 50 HI 1. 164 f. IV 4. 103 V 5. 46 f. Theb. I 460 (richtig
nobis) 465 (Kohlmann nach Barth z. d. St.) III 87, 280, 291 IV 518
VIII 60, 506, 514 X 730 XI 167 XII 301, 385 Ach. I 47, 657, 780.
Über pigra obliuio = X^aQyog (v. 110 mali ... somni) zu I 1. 6.
58 ff. Offenbar kommt der Apoll der Heimatstadt des Gallicus
(alumni v. 60), wohl Turins (vgl. Vorbem. III). Die erwähnten lud
hatten ihren Namen nach einem Beinamen Apolls (schon das spricht
I 4 SOTERIA RVTJLII GALLICI 289
gegen Markland, vgl. zudem III 2. 42 Lucan. II 645). Genaueres wissen
wir nicht; auch für einen Cult Apolls in Vercellae (Mart. X 12. 1) haben
wir sonst keine Belege. Desiardins 1877, 23 verweist für einen Cult
des Apollo zu Turin auf Promis storia dell' antica Torino S. 465 N. 223.
Diese Inschrift beruht aber nur auf Ligorio's Zeugnis und ist gefälscht
(=CILV750). Eine andere Apolloinschrift (Promis S.134N.9) gehört
nicht nach Turin, sondern nach Susa (= CIL V 7232). Nicht unnütz er-
innert Lafaye 1896,38 an den Apollo Belenus und Grannus und an Caesars
Bericht (B. G. VI 1 7. 2) : Galli habent opinionem Apollinem morbos depellere.
Was in preeidem anders stecken sollte als pridem, weifs ich nicht; eine
solche Abirrung des Schreibers ist bei M man. 1 gar nichts Seltenes, und
das ec kann sehr gut aus securus oder dem gerade darunterstehenden mecum
herstammen. Der Vorwurf gegen Apoll, sich nicht rechtzeitig um G. ge-
kümmert zu haben (Hör. C. 1 2. 35 siue neglectum genus et nepotes respicis
auctor, vgl. Silv. V 2. 86 V 3. 614 Th. I 79, 596 1X440 iam pridem oblüe
parentum Liber, Sen. Phaedr. 975) bekommt erst durch pridem den
richtigen Nachdruck. praegressusque moras dem Zögern Aeskulaps
zuvorkommend, der Juppiters Strafe fürchten könnte, weil er von
diesem mit dem Blitze getroffen worden, als er den Hippolytus oder
Glaucus ins Leben zurückgerufen; deshalb auch die scharf betonte
Parenthese daher aggredienda facultas (vgl. Theb. X 130) und
v. 64 f. 63 „Wir wollen uns daran machen und die Rocken — spannt
ihr (Rocken) nur die Fäden! — zum Stillstand bringen." (Vollmer
1896, 37). Die -Fäden spannen sich, wenn man sie anzieht, um sie
abzureifsen, vgl. V 1. 156 tenduntur dura sororum licia et exaeti super est
pars ultima ßi, ähnlich Theb. V 470. Zu teneamus vgl. III 1. 171 und
Ov. Fast. VI 757 Cons. Liv. 444, überall von Heinsivs oder Haupt in
renere Verdorben. Derselbe Sinn III 4. 24 festinantia sistens Fata.
68 Expediam steht, den Satz schliefsend, wie hier 19 mal bei Lucrez,
4 mal bei Vergil, an erster Stelle im Verse. Das Lob der edlen
Herkunft ist für St. durch das Schulschema der laudatio so stehend
(I 2. 71, 108 IV 4. 75 IV 8. 59 V 3. 116) geworden, dafs er hier und
II 6. 11 III 3.43 ihr Fehlen besonders entschuldigt. Die Worte genus
ipse suis u. s. w. haben nur Sinn, wenn man annimmt, dafs Gallicus
aus dem Ritterstande stammte (nee origo tatet) und selbst in den
Senatorenstand erhoben wurde. Dagegen spricht nicht neque plebeiam
v. 66, denn G. selbst gehört nicht mehr zur plebs. Zu nobilitat vgl.
die oben unter imitatores angeführte Stelle des Sidonius und Theb.
I 691. Trotzdem glaube ich jetzt selbst nicht mehr an die Richtigkeit
der verlockenden Conjectur Sandstroem's; ich halte die Überlieferung
genus ipse suis permissaque retro nobilitas (est) für untadelig, gerade
Voia-MER, Statius' silvae. 19
290 COMMENTAR
genus schützt nobilitas; G. selbst bildet für seine Ahnen, nach rück-
wärts bezogen, Familie und Adel; permissa retro steht äitb xoivov.
Nach Sandsteoem hätte man praemissa neutral als auos zu
fassen. 71 quoque ist zu Uli zu ziehen: wie seinen Ahnen,
die es nicht zur höheren militärischen Laufbahn gebracht; man
beachte, dafs Apollo spricht. 73 occiduas (cf. V 2. 55) primasque
domos wie Th. I 200 (s. o.) seil, solis, vgl. Ov. Her. IX 16 solis
utramque domum, Sen. Herc. Für. 1062. primus östlich (Schwartz
1889, 6), vgl. Luc. I 683 primos me ducis in ortus, IV 65 quiequid
concrescere primus sol patitur, Silv. IV 3. 107 sub axe primo; schliefs-
lich ohne jede Erwähnung der Sonne Theb. V 346 primi . . . maris,
Mari III 5. 5 primae . . . Teetae, so primum Silv. III 2. 140 V 1. 222.
permeruit cnon interrupto cursu emeruit' Barth, vgl. Th. IV 389
und zu IV 5. 24. iurata weil sie dem Kaiser das sacramentum
militare geschworen. 76 Über die Amter des G. hat sich eine leb-
hafte Discussion erhoben. Die verschiedenen Ansichten referiert jetzt
FriedLuENDER S. G. IIP 480 ff. Da unsere Kenntnis im wesentlichen
nur auf dieser Stelle beruht, so ist die Auslegung derselben von be-
sonderer Wichtigkeit. Die Aufzählung ist chronologisch; ihr Schlüssel
liegt in v. 82, wie Hirschfeld a. a. O. S. 483 erkannt, sed reuocant
fasti maiorque curulis bezeichnen das Consulat, dessen sella curulis
natürlich höher war als die der Praetur. Vor diesem Verse können
also nur niedere Stellungen bezeichnet sein und zwar v. 72 — 79
Officiersdienste mannigfacher Art in Galatien, Pamphylien, Pannonien,
Cappadocien (s. zu v. 79), dann die Praetur (geminos fasces vgl. Mommsen
St. R. P 384. 2), dann eine zwei Jahre hintereinander angewiesene
Stellung als leg. proconsulis in Asien mit dem Ressort der Recht-
sprechung (iura). Nun erfolgt die Rückkehr nach Rom zum 1. Consulat,
an dessen Erwähnung (gegen die chronologische Ordnung; cos. II [be-
zeugt durch CIL V 6989] wird Gallicus wohl wie üblich erst nach der
Praefectur, vielleicht a. 89 geworden sein, Borghesi, oeuvr. IX 274)
sich beim Dichter gleich die Designation zum zweiten (neepromissa semel)
anschliefst. GL uigens kriegskräftig und kriegslustig. 77 Die Über-
lieferung ist tadellos (Vollmer 1896, 37); die Galater haben es ge-
wagt, den Gallicus zu bekriegen, wie sie sogar den Apoll anzugreifen
sich erkühnt, als sie 279 a. Chr. Delphi brandschatzen wollten. Ganz ähnlich
macht St. eine unvermutete Anspielung auf den Redenden selbst I 2. 1 68
meque dedi, II 1. 33 V 2. 160 et mihi, vgl. V 3.209. Me quoque ist ein
durch Ovid (Her. IX 137 XII 147 Am. II 9. 23; 12. 27 Trist. I 1. 81
EI 11. 29 IV 10. 83 Pont. I 5. 16 I 6. 41 IV 9.31) beliebt gewordener
Versanfang (Val. Fl. VII 64, 205 VIII 415 Sil. It. VUI 146 Auson. Prof.
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 291
I 11 Claud. B. Gild. I 149 III cons. Hon. pr. 15 Stil. II 250 VI. cons.
Hon. pr. 12. 434 R. Pros. I 224 III 272 Sidon. C. V 85). Ebenso kurz
abgebrochen wie hier Theb. VIII 60 und te quoque VII 208. 79 Ar-
menia erst seit Trajan römische Provinz, man beachte timuit; die
Armenier konnten auch einen Officier des Statthalters von Cappadocien
fürchten, weil er ihre Übergriffe abwies. patiens L. i. p. Araxes St.
spielt an auf Verg. A. VIII 728 pontem indignatus Araxes, vgl. Serv.
z. d. St. Araxes hie fluuius Armeniae, quem pontibus nisus est Xerxes
eonscendere. cid Alexander Magnus pontem fecit, quem fluminis incrementa
ruperunt postea Augustus firmiore ponte eum ligauit Vgl. noch Claud.
Ruf. I 375 f. Sidon. C. II 441 ff. 80 geminos fasces fafste Nohl als die
12 fasces des consularischen Statthalters von Asien (Mommsen, St. R.
I2 366.6); doch lassen Worte und Zusammenhang (s. o.) diese Deutung
nicht zu. 82 promissa das Versprechen geben nach dichterischer
Auffassung die fasti und die sella curulis, die den G. ja auch reuocant
83 Ein neues Amt des Gallicus nach dem Consulat. tributi Vespasian
hatte (Suet. 16 Dio 66. 8. 3) die von seinen Vorgängern (für Africa von
Otho Tac. Hist. I 78) teilweise erlassenen Provincialtribute wieder ein-
geführt und erhöht; so war es gewifs für die Legaten des in den
Provinzen best gehafsten Kaisers nicht leicht, diese Steuern durch-
zusetzen. Nach Africa ging G. wohl 74 oder 75 als legatus Augusti
ad census aeeipiendos (vgl. Mommsen zu CIL V 6989); mit dieser Thätig-
keit dort hing die jetzt durch einen Stein (s. C AGNAT comptes rendus
de l'Acad. des inscript. et bell, lettr. XXII 1894 S. 43 ff.) bezeugte Her-
stellung des Grenzgrabens zwischen Africa Nova und Africa Vetus
per Rutiliu[m GJallicum co(n)s(ulem) pon[t(ificem) et] Se[ntjiu[m]
Caecil[ia]num pr[aJetore[m] [l]egato[s A]ug(usti) zusammen. Er wurde
von seiner Gattin dorthin begleitet, denn die Bewohner von Leptis
liefsen ihr wie ihrem Gemahl später in Turin eine Statue errichten
CIL V 6989 f. obsequia Gronov vergleicht passend als Gegensatz
den Gebrauch von negare (zu III 1. 124). triumphum der Ausdruck
bezeichnet übertragen Schätze, wie sie sonst nur beim Triumphe mit
heimgebracht zu werden pflegten (luv. VIII 105 istinc Antonius, inde
saerilegus Verres referebant nauibus altis oceulta spolia et plures de pace
triumphos, ähnlich auch Claud. Nupt. Hon. 227 omnes thalamo eonferte
triumphos). Als Hendiadyoin schliefst sich opes an. qui mandauerat
Vespasian, der selbst 62/63 diese Provinz verwaltet hatte. ausus
fuit vgl. Hartel Arch. f. lat. Lexigr. HI 40 Vollmer Fleckeis. Jahrb.
Suppl. 1891, 512. 1. 86 ff. Über des Gallicus friedlichen Erfolg in
Africa freuen sich die Toten, die gegen Carthago gekämpft; vor allem
forderte (schon lange) Regulus, weil er so viel gelitten, einen Ehren-
19*
292 COMMENTAR
Anteil an der Beute (ähnlich Hör. C. II 1. 28 inferias Iugurthae), wie
die Toten von den Opfergaben. St. spricht mit solcher Ausführlichkeit
und pomphafter Erinnerung an alte Kriege in Africa von der Thätig-
keit des G. in dieser Provinz, weil Africa in den Wirren des Jahres 69
oft in Gegensatz zu der Hauptstadt des Reiches getreten und namentlich
dem neuen Kaiser Vespasian gar nicht freundlich gesinnt war (Tac.
Hist. IV 48 — 50). Sehr schwierig ist die richtige Beurteilung des
in den Handschriften nach 86 stehenden Verses; wenn nicht Poliziano's
ausdrückliches Zeugnis ihn als späteren Zusatz unserer Überlieferung
kennzeichnete, würde man sich mit ihm abzufinden haben. Zu be-
achten ist, dafs er in den Worten Apolls steht und dafs St. diese
Piction genau festhält, dafs aber andrerseits Apoll gerade aus der
Alpengegend, der Heimat des Gefeierten, herkommt. Ferner findet sich,
so viel ich mich entsinne, eine solche Wiederholung ganzer Versteile
bei St., anders als bei den Augusteern, sonst nicht, denn V 2. 164 und 172,
auch Theb. X 131 a sind anderer Art. palam der Dichter denkt sich Regulus
aus der Unterwelt erscheinend, lacera umbra der Tod des Regulus wurde
früh von mancherlei Sagen umsponnen; St.' Ausdruck entspricht nicht
dem Berichte des Tubero oder Tuditanus bei Gell. VII 4, vgl. aber Sen.
Dial. I 3. 9 Val. Max. IX 2 ext. 1. 89 Über des Gallicus Thätigkeit in
Germanien wissen wir sonst nichts. Tac. Germ. 8 erzählt uidimus sub
diuo Vespasiano Veledam diu apad plerosqtie numlnis loco habitam. Aber
schon Nohl (jetzt bei Friedl^ender S. G. IIP 482) hat bemerkt, dafs
St/ Worte kaum auf diese Anwesenheit der Veleda in Rom gehen
können (Einltg 45). Veleda machte wohl nach dem Bataveraufstand
einen Ergebenheitsbesuch bei Vespasian, wie später Ganna bei Domitian.
Nohl setzt nun die Gefangennahme der Veleda unter Titus. Doch
wissen wir von gröfseren Kämpfen am Rhein unter Titus nichts. Die
Aufzählung bei St. läfst sehr gut die Annahme zu, dafs Gallicus
während Domitians Chattenkrieg 83 leg. Aug. pro cos. prov. Germaniae
inferioris gewesen. Im übrigen machen es die Worte des St. zwar
wahrscheinlich, beweisen aber doch nicht ganz sicher, dafs Veleda ge-
fangen nach Rom geführt wurde; Gallicus konnte sie auch schon vor
seiner Rückkehr freigeben. 90 quae gloria solche kurzen Relativsätze
ohne verbum substantivum schiebt St. gerne ein, vgl. II 1. 203
HI 3. 213 Theb. I 170 XII 194 Ach. I 287. depositam . . . urbem
die Anvertrauung der Stadtpraefectur, während Domitian in den Daker-
krieg gezogen war (Hör. S. H 1. 14 pereuntis Gallos). G. hat also die
Zügel der Verwaltung an Stelle des Kaisers übernommen (rectoris zu
habmas), lectus auserwählt unter vielen, subire habenas kann natürlich
von den gelenkten, regierten Wesen gesagt werden, steht aber hier
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 293
wie IV 3. 130 von dem der die Zügel der Regierung übernimmt, sie
tamquam onus subit (falsch Stange 1887, 29. 2). Fortuna non ad-
mirante 'siquidem pro meritis tuis electus es' Thom. Stephanvs.
Es liegt etwas von neidischem Anschauen in dem Worte, vgl. Prop.
II 17. 11 Schwartz 1889, IL Dafs in dieser Aufzählung der Ehren
des 6. seine Würde als sodalis Augustalis Claudiaiis (ebensowenig als
pontifex s. zu v. 83) nicht erwähnt wird, kann nicht auffallen, s. Dessau
Eph. ep. III 206. 6. 94 iniquo . . . Ioui dem Dis der Unterwelt Ov.
Met. XV 535 uitam ope Paeonia Bite indignante recepi. 95 Über
pater Vrbis s. zu I 2. 178. 96 nuper beim Saecularfest, wie Horaz'
Carmen saeculare gesungen worden war. Die pueri patrimi et matrimi
waren in der toga praetexta. patricius in der Dichtersprache dieser
Zeit = nobilis, s. Friedl^ender zu luv. I 24. 98 gemini des Cen-
tauren, vgl. III 2. 35. In die Höhle des Cheiron hatte Apollon den
Sohn nach dem Tode der Mutter zur Pflege gebracht Pind. Pyth.
III str. 1 IV antistr. 5 Ov. Met. II 630. iholo in dem berühmten
Tempel des Aeskulap zu Troja (der Ausdruck Pergamus Troiana spielt
mit den beiden Namen der Stadt und der Burg), wo wie auch sonst
in Aeskulaptempeln (Plin. N. H. XX 264 Strabo VIII p. 374) Namen
der Patienten und Krankheiten wie Recepte in Stein eingehauen waren.
Natürlich hatten die Priester des Gottes auch ihre Heilkräuter und
sonstigen Heilmittel im Tempel. harenis weil Epidaurus am Strande
lag, vormals sogar Insel gewesen Plin. N. H. II 204. Greta man
glaubte quicquid in Greta nascatur, infinito praestare ceteris eiusdem
generis alibi genitis Plin. N. H. XXV 94. Besonders der dictamnus war
in Creta häufig und heilkräftig Plin. N.H. XXV 92 ff. Verg. A. XH412ff.
Cic. N. D. H 126 Maass Aratea 264. spumatu (das Wort nur hier)
der Schaum der Schlange wird erwähnt als Bestandteil von Zauber-
mitteln Sen. Med. 731 Claud. B. Gild. I 172 (wie die leeta exsectis
anguibus ossa Prop. IH 6. 28 und squamea Cinyphii tenuis Membrana
chelydri Ov. Met. VII 272, vgl. Lucan. VI 671 ff.), vielleicht auch Aemil. Macer
theriac. fr. 8 Baehr. seu terga exspirant spumantia uirus seu terra fumat,
qua taeter labitur anguis (vgl. vom Schaum des Cerberus Ov. Met.
VII 413 ff.). Dafs die Aeskulap -Priester Geschichten verbreiteten, in
denen berichtet wurde, heilige Schlangen hätten durch Lecken Wunden
geheilt, ist bekannt, vgl. Aristoph. Plut. 736 Defrasse et Lechat
Epidaure 145. Mit spumatu bricht St. den Satz ab und überläfst
es dem Leser, aus dem durch die Stellung betonten iungam ein passendes
Praedicat wie z. B. afferas zu ergänzen; Apoll spricht eifrig, s. zu v. 54.
iungam ipse manus heifst wohl: ich will selbst mit Hand anlegen.
Skutsch macht mich aufmerksam auf die Stelle bei Plut. Quaest.
294 COMMENTAR
symp. 663 C öxav [iiyvvrj xag ßaöthxäg xal aÄ£%ccpaQ[idxovg ixeivag
dvvd^ietg^ ctg ftscbv %slQag cc>v6{iafev 'EQaöLöxQaxog, duXey%s xr\v
axoniav xal TtEQiSQyiav b{iov {LzxaXXixä xal ßoxavtxä xal ftrjQiaxa xccl
xä aitb yfjg xal ^aXdxxrjg eig ravxb GvyxsQccvvvvxog; doch wird man
schwerlich schliefsen dürfen, dafs manus die Übersetzung für dies
Mittel sein soll. benigne ist adv. und heifst „reichlich"; uirus wird
durch den folgenden Relativsatz hinlänglich als heilsamer Saft gekenn-
zeichnet, odoriferis Plin. N. H. V 65 Arabiam odoriferam illam ac
diuitem; über die Beliebtheit arabischer Heilmittelchen Plin. N. H.
XXIV 5; er selbst empfiehlt XXIV 107 die Spinae arabicae, das
enhaemon aus arabischem Öle XII 77 u. a. Ein Aufenthalt Apolls in
Arabien kann nur Erfindung später Mythenmischerei sein, vgl. Lafaye
1896, 45 f. Amphrysiaco am Flusse Amphrysus in Thessalien hatte
Apoll die Rinder des Admet geweidet, Verg. G. III 2 Ov. A. A. II 239
Lucan. VI 368 Lactant. zu Theb. V 444 VI 375. 106 dixerat das
Wort des Vaters veranlafst selbstverständlich das Mitkommen des
Sohnes. Darum die Kürze der Diction. 107 ritu Paeonio nach
Verg. A. XII 400 ille (Iapyx) retorto Paeonium in morem senior suc-
cinctus amictu multa manu medica Phoebique potentibus herbis neqaiquam
trepidat Heyne zu d. St. Exe. IV (IIP 848), Sil. It. V 367 vom Arzte
Synhalus intortos de more astrictus amietus. monstrantque . . .
parentque jeder ist bald Arzt, bald Heilgehilfe, wie es gerade nötig ist.
110 somni zu v. 57. oecupat auxilium G. kommt der Wirkung
des Heilmittels zuvor, indem er aus eigener Kraft erwacht. 113 Telephus
von Achill geheilt Plin. XXV 42 XXXIV 152 Hör. Epod. XVU 8 Prop.
H 1. 63 Ov. Rem. 47 Met. XH 112 Tr. V 2. 15. metttentis Atridae
Hom. II. IV 192 ff., 150 §iyy\<5£v de xal avxbg aQrjicpihog Mevikaog.
eoierunt „sie schlössen sich", s. Kiessling zu Hör. Ep. I 3. 32.
115 coetus die das Haus des Genesenden umlagernden Bürger,
vgl. Suet. Calig. 14 ut uero in aduersam ualetudinem ineidit, pemoetantibus
canetis circa Palatiuni non defuerunt qui depugnatwos se armis pro
salute aegri quique capita sua titulo proposito uouerent, ferner Tac. Ann.
IV 41 assiduos in domum coetus, Silv. III 1. 86 V 1. 158. curae uotique
Hendiadyoin „besorgter Wunsch". Die sidera und Phoebus zeugen
für die chiastisch gestellten luce und nocte; omni gehört zu beiden.
120 auguror beobachte, um für die Zukunft Schlüsse zu ziehen.
Zum Vergleiche s. Plin. Ep. VIH 20. 7 saepe minores maioribus uelut
cumbulae onerariis adhaereseunt , Cir. 478 ff., anders St. Silv. V 1.242 ff.
123 candentia zu I 2. 24. 125 Zum Bilde der Wiedergeburt
vgl. IV 2. 13 V 5. 73. Troica des Priamus oder Tithonus (H 3. 73
V 3. 256 FRIEDL.ENDEK zu Mart. H 64. 3); Euboici ... pulueris der
I 4 SOTERIA RVTILII GALLICI 295
Sibylle , vgl. die Anm. zu V 3. 175 Otto Sprichw. s. v. Sibylla 1.
Treffend merkt Südhaus an, dafs alle drei Vergleiche nach zwei
Seiten schillern: Troica geht neben den Königen auf das Geschick der
Stadt, die nach dem Falle damals wieder zu hoher Blüte erstanden
war; Euboici pulueris erinnert an die als dauerhaftester Mörtelstoff be-
rühmte Pozzuolanerde; Nestoreos situs gedenkt neben dem Alter des
Königs seines noch erhaltenen Hauses in Pylos, vgl. Pausan. IV 36. 2
oiKog xakov[ievog NeötOQog- ev d' avtü xul 6 Nbötcdq yiyqaitxai' xal
{ivrj{ia ivtbg rfjg itole&g e6nv avnp. Meuania Colum. HI 8. 3
armentis sublimibus insignis est Meuania, Lucan. I 473 Sil. It. IV 545
VI 647 VIII 456 Claud. VI cons. Hon. 506. Die Stadt lag am
Übergang der via Flaminia über den weidenreichen Clituninus, be-
rühmt durch seine Schönheit (Plin. Ep. VIH 8 Suet. Cal. 43) und
seine weifsen Rinder Verg. G. II 146 ff. Prop. II 19. 25 Sil. It. IV 547.
aut ist nur rhetorisch, weil beide Namen dieselbe Gegend be-
zeichnen, noualia Weideland, wie Colum. VI praef. und VH 3. 8.
129 Clitumna eine kurze Adjectivform , wie sie die Dichter
der metrischen Bequemlichkeit wegen vielfach bildeten, vgl. Bentley
zu Hör. C. II 13. 8 uenena Colcha. Bei St. finden wir derart Aniena
frigora IV 4. 17 (cf. Prop. I 20. 8), Arabes Uquores H 1. 161, Arcadas
metas V 2. 123, A. aras Th. VII 94, Boeotus öfters (Ov. Luc), Clitumna
noualia I 4. 129, Dacas exuuias I 2. 180, D. proelia IV 2.66, Dalmatae
montes IV 7. 14, Euboea plebes V 3. 137, Germanas aeies IV 2. 66 (Ov.
Prop.), Inacha teeta Th. III 249, Literna palus IV 3. 66. Zum Satzbau
und zur Wendung vgl. II 2. 36 ff. IV 2. 8 ff. V 4. 11 ff. 130 hos ...
honores den Stieropfern, wie sie vielleicht Reichere bringen. caespes
nach bekanntem Gebrauche (Hör. C. I 19. 13 II 15.17 IH 8.4) der aus
Rasen gebaute Altar für ländliche Opfer. Zum Gedanken, dafs auch
ein kleines Opfer den Göttern wohlgefällig sein kann, vgl. IV 2. 57
Th. II 247 ff. Hör. C. II 17. 30 ff. III 23. 17 ff. Ov. Pont. III 4. 81 f.
IV 8. 39 f. Pan. Mess. 14 f. Pers. II 75 Iahn. Die Form, welche St.
hier beliebt hat, erinnert sehr an Euripid. Danae frgt. 329 N iya £e
TtokkaKig 0o(pcoteQovg 7tBvr\rag ävÖQag siöoqco tcbv Ttkovötav xccl ftsoidi,
yLLXQa %£lqi ftvorrccg rikri tcbv ßov&vrovvzcjv ovtag svöeßeöreQOvg.
296 COMMENTAR
15
BALNEVM OLAVDII ETRVSCI
Übersetzung und Erklärungen bei Doelling 1842.
Inhalt: Nicht die Musen, nicht Apoll sollen mir meinen Gesang
eingeben, die Najaden rufe ich an. Die Thebais will ich eine Zeit
ruhen lassen und beim Weine ohne Mühe und Sorge dem Freunde ein
heiteres Lied singen. Helft mir, ihr Göttinnen des Wassers, euer Haus
will ich besingen (1 — 30).
Nie habt ihr eine so schöne Wohnung gehabt; die kostbarsten
Marmorarten zieren sie und künstliche Glasarbeit. Unübertrefflich ist
die Helligkeit; klar und rein fliefst das Wasser drinnen wie draufsen.
Hier möchten Venus und Hekate baden. Herrlich sind auch die Spiel-
räume. Alles bleibt reizvoll, selbst wenn man von Bajae herkommt
(30—63).
Erfreue dich lange deines Besitzes, jugendlicher Freund. Möge
dein Schicksal sich bald zum Bessern wenden (63 — 65).
Vorbemerkungen: Kunstvolle Beschreibungen von Bädern
(vgl. I 3. 43 ff. II 2. 17 ff.) finden wir auch Sen. Ep. 86. 6 ff. Sidon. Epist.
II 2. 4 ff. Felix AL = PLM IV 389, 390, 391, 392, 393. Das Bad des
Claudius Etruscus hat Martial ebenfalls besungen VI 42. Über seine
Lage haben wir weiter kein Zeugnis, als dafs beide Dichter erwähnen,
das Bad sei durch die Virgo und Marcia gespeist worden. Es mag also
am Quirinalis in der Nähe der späteren thermae Diocletiani gelegen
haben. An und für sich ist es wahrscheinlich, dafs die Dichter den Bau
bald nach seiner Vollendung besangen; für St.' Gedicht scheint das
part. fut. auditura v. 58 das noch deutlicher zu beweisen. Fried-
LuENDEr's Schlufs (s. zu v. 34), Martials Gedicht gehe dem des St.
voraus, scheint mir voraussetzungslos.
Den Adressaten besprechen die Vorbem. zu III 3.
Commentar: 1 Über die Formel der Einleitung s. zu I 4. 19.
pulsat um Zulafs zu erlangen wie V 3.210 Ach. 110, vgl. 12.48 IV 8. 62
V 2. 20 Th. V 97. graui ernst, Gegensatz v. 9 lasciuire. 2 lassata in
der Thebais, auch schon S. I 2. 49; erg. precibus. choris zu deinem
eigenen, erhabeneren Gesang. muta . . . terga premas ist Um-
schreibung für taceas; die Vorstellung ist die, dafs der Gott die Leyer
(aus der Schildkröte sonorae Hymn. Hom. IV 25 ff.) an sich drückt, sie
im Arme hält, ohne sie zu spielen; zu beachten sind aber auch die
I 5 BALNEVM CLAVDII ETRVSCI 297
auf das Sprechen bezüglichen Ausdrücke Ov. Met. IX 692 quique premit
uocem digitoqiie silentia suadet und das zu I 2. 64 besprochene pressere
silentia, ferner Theb. XI 632 mutamque dolorem ipsa premit.
7 adhuc gehört wie Sic. ine. zu fessum und zu rubentem gerades-
wegs von der Arbeit fort; fessum wie I 1. 23 nur „nachdem er sich
viel damit beschäftigt". nocentia wegen des Brudermordes.
Die Thebais ist also noch nicht fertig. lasciuire vgl. ludit v. 14.
10 puer hier nicht wie v. 64 Etruscus, sondern der Diener,
wie ital u. a. in der Komödie, vgl. Hör. C. I 38. 1 Epod. IX 33
und besonders C. III 19. 10, nach deren Ton das ganze Gedicht
des St. gestimmt ist. iunge . . . cyaihos schenk mir einen Becher
schnell nach dem andern ein (Hör. C. III 19. 9 da lunae propere nouae,
da noctis mediae, da, puer, augitris Murenae). Auf, müh dich nur, sie zu
zählen (ich thue es nicht, du wirst's auch kaum können, so viel habe
ich vor zu trinken) und begeistere mich durch den Trunk zum
Gesänge, iungere steht wie iterare (s. zu I 2. 84) mit Betonung des
adverbialen Moments „miteinander, nacheinander" wie Th. III 497 iungit
numina ruft eine Gottheit nach der andern an, VH 99 i. sollemnia
Feste auf Feste feiern, Plin. Ep. IV 9. 10 laborem difficilius est re-
petere quam iungere als in einem Zuge nacheinander thun. eia, früh
in ei verderbt, scheint mir die leichteste Änderung des überlieferten
et; atque ist augenscheinlich des Metrums wegen interpoliert, heia steht
elidiert in der Thesis auch Verg. A. IX 38 heia! ingenti, Sil. It. XII 514
heia, ineute, Phaedr. V 6. 3 heia inquit. 13 Vgl. Vollmer Berl.
Philol. Wochenschrift 1895, 168; Clio (trotz v. 2) legt die weifse Priester-
binde und den Lorbeer Apolls ab und schmückt sich mit den Abzeichen
des Bacchus, purpurner Binde und Epheu, vgl. H 7. 9 ff. 15 liquidi
uultus und uitreus crinis kommen den Wassergöttinnen zu, vgl. 1 3. 73, 85
II 2. 49 II 3. 5 III 2. 16 Th. IX 352 Ach. I 26. 21 Sahnacis, vgl.
infamis Ov. Met. IV 285 ff. Sie bemächtigte sich des Hermaphroditus im
Wasser; St. kannte aber vielleicht auch die von Ennius in einer Tragödie
verwertete, von Festus p. 329 M erzählte Localsage, s. Ribbeck trag.
fragm.3 S. 73. Cebrenidos Oenone, von Paris geliebt und verlassen,
verweigerte ihm, als er verwundet war, das Heilmittel, so dafs er
starb Apollod. III 12. 6 Ov. Her. V. Christod. sxcpQ. 221. praedatrix
die Räuberin des Hylas, Dryope Val. Fl. HI 521 ff. attollitis indem
ihr in ihn mündet. 25 praeeeps Anien s. zu I 3. 20. Die aqua
Virgo speiste viele Bäder (Plin. N. H. XXXI 42 Frontin. aqu. I 9 ff),
darunter die vielbesuchten Thermen des Agrippa Lanciani mem. acad.
lincei 1880, 338 ff. Die aqua Marcia (zu I 3. 67) oritur in ultimis
montibus Paelignorum, transit Marsos et Fucinum lacum Bomam non
298 COMMENTAR
dubie petens; mox in specus mersa in Tiburtina se aperit Villi m. p.
fornicibus structis perducta Plin. N. H. XXXI 41. Die Leitung lief
yi0 ihrer ganzen Länge über Bogenbauten (Iordan Topogr. Roms
I 1. 465); seit Nerva war ihr Wasser nur zum Trinken bestimmt.
27 „deren bisher verstreut fliefsendes Wasser hinter hohen Wehren auf-
läuft". St. denkt an die capita aquarum, besonders an das der aqua
Virgo, deren Anfangswehr und -Sammelbecken bei Salona noch teil-
weise erhalten ist Lanciani a. a. 0. 332 u. 543. Zu pendens vgl.
Manil. IV 265 et peregrinantes domibus suspendere riuos vom Bau der
Wasserleitungen und Rut. Nam. I 97 aerio pendentes fornice riuos.
29 molli entsprechend dem lasciuire, ludere, der Anrufung der Najaden;
Gegensatz zu choris v. 3 und Thebae v. 8.
30 Auch die folgende Beschreibung giebt (s. Anm. zu I 3. 35)
keine Führung durch einzelne Räume , sondern nur eine stofflich ge-
ordnete Darstellung des zu Lobenden; der Kürze wegen fallen wie in
I I die in 1 3 und II 2 gebrauchten Wendungen quid referam u. s. w. fort,
und fast alles wird asyndetisch angereiht; nur v. 57 wird die Er-
wähnung des sphaeristerium in schwerfälliger Verbindung angefügt,
weil v. 53 — 56 parenthetisch die Beschreibung unterbrechen. aliis
in antris d. h. aliis in domibus, scilicet in antris. 32 monstrauit
artes kommt an Inhalt einem Finalsätze nahe, darum knüpft St. das
zweite Verbum kurz mit neu an. succendit csupposuit fornacibus'
Domitivs. 34 Über die Aufzählung der Marmorsorten s. zu
I 2. 148. Über Friedl^nder's (ind. Regim. 1871 N VI S. G.
IIP 95. 5) irrige Annahme, St. corrigiere hier das Gedicht Martials
VI 42. 11, vgl. Einltg 5. 7. Die Aufführung der fehlenden Marmor-
arten hat einen ganz anderen Sinn: betont wird, dafs nur die rote
Farbe, höchstens weifs und spärlich grün zugelassen war, also ein
höchst raffiniertes, auch im späteren Luxus wiederkehrendes Mittel, die
Fleischfarbe des Badenden zu verschönern. Ähnlich war im Speisesaal
des Kaisers IV 2. 26 ff. zur Entfaltung höchster Pracht fast nur bunter
Marmor verwendet, ebenso im Neapeler Zimmer 112. 85 ff. Marmor
von Thasos Plin. K H. XXXVI 44, von Carystos (zu I 2.148), onyx (dgl.),
ophites Plin. N. H. XXXVI 55 Serpentin (Bluemner Technol. III 25)
Numidischer und Phrygischer (zu I 2. 148); die Farbe des Tyrischen
und Sidonischen Marmors hat man bisher immer als weifs angenommen,
aber aus unserer Stelle und aus I 2. 151 (s. Anm.) geht hervor, dafs
sie rot war. 35 Man construiere: maeret onyx longe (absens) nach
griechischer Art statt quod longe abest, dafs er völlig fern gehalten
worden ist. 38 lucentibus (Vollmer 1893, 474) wird als Be-
zeichnung der leuchtend roten Farbe gegen Poliziano's Conjectur und
I 5 BALNEVM CLAVDII ETRVSCI 299
Markland geschützt durch die zu I 2. 148 angeführten Stellen I 3. 36
112.90. Vgl. noch Culex 171. Zu quam ergänze purpura, für diesen
Gedanken proleptisch zu nehmen; der nach der Vorstellung der Sage
ursprünglich weifse Marmor wird durch die Blutstropfen des Gallus
teilweise rot gefärbt (II 2. 89). 39 vgl. Vollmer 1896, 37 (quo
statt cum auch IV 5. 16, vgl. I 4. 29) „und zugleich mit dem Marmor
von Tyros durchschneidet der (rote) Sidonische die weifsen Steinsorten" so
wie (v. 40 f.) der grüne Lakonische den (helleren) Synnadischen. Zum Aus-
druck vgl. Verg. A. X 134 qualis gemma micat, fuluum quae diuidit aurum
und zur Abwechslung in der Stoff bezeichnung Theb. IV 426 imagines
piceae cedrique et robore in omni. (Anderes bei HMueller 1894, 29).
Bitschofsky's Erklärung von quaeque (Wien. Stud. III 159; er con-
struiert: sola nitet purpura Tyri et Sidonia, quae niueas rupes secat)
scheint mir mifslungen, weil ein Relativsatz ähnlichen Inhalts sein
müfste, wie der vorhergehende quam . . . cruentauit . . . Attis, vgl. Lafaye
1896, 52. 40 cvix admittitur ad regulas i. e. cetera marmora rectis
lineis viridibus distinguenda' Barth. Ob wie oben mit Poliziano zu
lesen ist longo . . . distinctu (vgl. Tac. Ann. VI 28) oder longe . . .
distinctam bleibt zweifelhaft, berührt indes die Sache nicht. Es
handelt sich um Marmorincrustierungen der Wände, vgl. Marqvardt
Pr. L. II2 619. 6, bes. Sen. Ep. 86. 6 Alexandrina marmora Numidicis
crustis distincta sunt und Sidon. C. V 38 post caute Laconum marmoris
herbosi radians interuiret ordo, Ael. Lampr. Alex. Sev. 25 Alexandrinum
opus de duobus marmoribus, hoc est porphyritico et Lacedaemonio.
41 lumina läfst sich weder als Licht (davon ist erst v. 45 die Rede),
noch als Fenster (Gronov), noch als Glanz des Marmors (Crvcevs)
gut in den Zusammenhang der Beschreibung einfügen. St. spricht bis
v. 44 von den opes, den verwendeten kostbaren Stoffen. Ganz natürlich
folgt auf die Wände limina: den Wänden steht Schwelle und Boden
an Kostbarkeit nicht nach (so schon Gevaert), vgl. Plin. N. H.
XXXVI 49 limina ex Numidico marmore ... in massa ac uilissimo
liminum usu, Sidon. C. XI 25 limina crassus onyx crustat. Auf die
limina folgen die camerae, dann als Hauptteil derselben die fastigia;
die Decken sind mit Glasmosaik geschmückt (zu I 3. 54) und nitent in
species animoque sie erstrahlen in Bildern und von Leben, d. h. von
lebensgetreuen Bildern. Man sehe z.B. Fig. 119 u. 120 bei Overbeck
Pompeji4 S. 207 f. Die Verbindung von in c. acc. zur Bezeichnung
des Produktes wie I 6. 59 Th. VI 247 miris in uultum animata figuris,
Ov. Met. IV 619 XIV 566 Madvig opusc. ac.2 135 ff. Das alles
ist so schön, dafs das Feuer der vjtoxavöetg^ das durch die suspensurae
unter dem Ganzen her und durch die mit Warzenziegelbau gehöhlten
300 COMMENTAR
(Nissen Pomp. Stud. 65 ff. 145 f.) Wände die Dämpfe treibt (circum-
plexus), sich mäfsigt, um die schönen Gebilde nicht durch Hitze zu
schädigen. Sen. Ep. 86. 10. 11 erzählt; dafs durch die (teilweise) neuen
Erfindungen der suspensurae und tegulae mammatae bisweilen eine
geradezu unerträgliche Hitze in den Bädern erzeugt wurde. 45 Nach
den opes ein neuer Punkt des Lobes: die Helligkeit; sie gehört nach
Überwindung der alten primitiven Anlagen zum stehenden Lobe der
Bäder Plin. Ep. I 3. 1 balineum illud, quod plurimus sol implet et circumit,
Sen. Ep. 86. 8 nunc blattaria uocant balnea si qua non ita aptata sunt, ut
totias diel solem fenestris amplissimis recipiant, nisi et lauantur simul et
colorantur, 11 quantae nunc aliquis rusticitatis damnat Scipionem, quod
non in caldarium suum latis specularibus diem admiserat, Apul. Met.
V 1 (zu I 3. 54) Mart. VI 42. 8 nusquam tarn nitidum uacat serenum:
lux ipsa est ibi longior diesque nullo tardius a loco recedit. radiis
totis mit all ihren Strahlen; so grofs sind die fenestrae in den culmina
(vgl. zu I 3. 54 Nissen Pomp. Stud. 135). ubi correspondiert zwar mit
ubique, ist aber dem Gedanken nach causal. St. trennt, wie schon
gesagt, die einzelnen Räume in der Beschreibung nicht, so dafs die
obigen Verse auf caldarium oder Laconicum gehen können; das letztere
(trockenes Schwitzbad) bezeugt für das Bad des Etruscus ausdrücklich
Mart. VI 42. 16 ritus si placeant tibi Laconum, contentus potes arido
uapore cruda Virgine Marciaue mergi. 46 Die Sonne hat hier nur
zu leuchten, nicht zu wärmen (improbus, zum Wärmen sind hier ja
andere Einrichtungen), darum wird ihre Wärme durch eine andere, die
der vjcoxavöeig (AL I p. 205 = PLM IV p. 383 Symphos. 280 per
totas aedes innoxius introit ignis), versengt. Ahnlich spielt St. mit dem
Ausdruck S. IV 4. 27 nimio possessa Hyperione f lagrat torua Cleonaei
iuba sideris, Th. IV 665 solem radiis ignescere ferri und Ov. Met. IV 194
qui terras ignibus uris, ureris igne nouo. 47 Endlich kommt der
Dichter zur Hauptsache, dem Wasser und den dazu gehörigen Ein-
richtungen. Temesaea zu I 1. 42. Zur Sache Sen. Ep. 86. 6
aquam argentea epitonia (Keil zu Varro RR. IH 5. 16) fuderunt,
7 quantum aquarum per gradus cum fragore labentium. argento ist
zuerst Ablativ (aus silbernen Röhren), dann Dativ der Richtung (in
die silbernen Wannen zum Überschütten; nitentibus weil von Silber,
instat „steht darin" zu V 1. 31. Marqvardt Pr. L. I2 287. 4 fafst
die Stelle wohl unrichtig so, als ob nur die Leitungsröhren und der
Hahn von Silber seien). Aus dem labrum fliefst das Wasser
scheinbar nur langsam ab, weil das Becken selbst immer voll bleibt;
sehr hübsch ist die mit felix begonnene, mit mirata und recusat
fortgeführte Personifizierung des Wassers. 51 Extra autem der
I 5 BALNEVM CLAVDII ETRVSCI 301
Dichter geht nun ins frigidarium. Das caldarium galt, weil es am
kunstvollsten eingerichtet werden mufste, als Hauptteil des Bades,
die media cella. niueo marmorn; Mart. v. 19 sagt von dem Wasser
desselben frigidarium tarn Candida, tarn serena lucet, ut nullas ibi
suspiceris undas et credas uacuam lucere lygdon. amnis die nun zu
einem Strome vereinigten Wasser der Leitungen; eruda Virgine
Marciaue Mart. v. 18. 52 uiuit fliefst, vgl. I 2. 155; die Farben
heben sich durch den Gegensatz. Zum Ausdruck vgl. Ov. Met.
V 587 aquas . . . perspicuas ad humum, Sen. Tranqu. an. 1.8 perlucmtis
ad imum aquas, Auson. Mos. 60 arcanique patet penetrale profundi,
Sidon. Ep. II 9. 9. 53 pigros die beschwerlichen. te per-
spicuum treffend vom durchsichtigen Spiegelbilde im Wasser, vgl. zu
te similem I 1. 101. Zu den mythologisch umschriebenen Lob-
sprüchen vgl. I 3. 75 ff. II 2. 19 f. et deprensa (durch die Stellung
stark betont) wie von Actaeon Ov. Met. III 138 ff. 57 Über den
Grund der schwerfälligen Verbindung mit quid referam, s. zu v. 30.
Von den weiteren Räumen des Bades erwähnt St. nur noch
das GcpcuQLörrJQLOv mit Parketboden, welches durch die Warzenziegel-
röhren in den Wänden, zum Durchzuge warmer Luft bestimmt, nur
mäfsig erwärmt war. crepantis term. techn. vom Aufschlagen der
Bälle Marqvardt Pr. L. 843. 7. hypocausta heifseh sonst die ge-
heizten Räume, der Ofen selbst vTiöxavöLg; hier scheint das neutr. plur.
die ganze Heizeinrichtung zu bezeichnen. Dafs das sphaeristerium
überhaupt geheizt wurde, läfst darauf schliefsen, dafs man das Spiel
in ganz leichter Kleidung betrieb; bei Plin. Ep. II 17. 12 ist die ge-
nügende Wärme durch die Sonne gesichert sphaeristerium quod cali-
dissimo soll inclinato iam die occurrit. 60 nouus hospes der noch
nicht hier gewesen ist wie Verg. A. IV 10; B. ab oris verbindet sich
auch mit nouus, wie sonst reccns a, zum Sinne: der unmittelbar von Bajae
kommt (vgl. Anm. zu III 2. 134). Die Parenthese (das Sprich-
wort hier in Vergilischer Fassung, vgl. Otto Sprichw. s.v. magnus 1;
ähnlichen Sinnes, anderer Form III 3. 56) mit dem Ausdruck fas sit
erklärt sich nicht genügend (s. zu III 3. 56) durch den Hinweis,
dafs das Bad des Etruscus von St. in der praef. balneölwm, von Mart.
VI 42. 1 thermulae genannt war; St. denkt wohl, wie J Ziehen 1896, 132
richtig bemerkt, an Domitians Villa in Bajae (Plin. Paneg. 82 Mart.
IV 30). Neronea . . . unda die grofsen Thermen des Nero auf dem
campus Martius. Zur Adjectivbildung von latein. Stamme mit
griech. Suffix -stog wie Maroneus, vgl. Stephani de Mart. verb.
novatore S. 30 (Bresl. philol. Abhandlgn. IV 2). 63 oro parenthetisch
auch II 1. 83 IV 8. 23 oro u. ö., mit kurzer Endsilbe oro III 4. 103
302 COMMENTAR
Th. VE 257 Vin 332 X 694 im 5. Fufse, im dritten VII 523 XII 264,
im zweiten VIII 93. nitenti übertragen wie oft „glänzend", vgl. Lafaye
1896, 56. ingenio curaque Erfindungskraft und Umsicht; Etruscus
hat wohl den Bau selbst überwacht wie Cicero (ad Q. fr. III 1. 1 ff.).
puer; Etr. heifst III 3. 154 iuuenis. ista wie talia v. 61 das
Bad. melius wie Liv. VI 1. 3 ob stirpibus laetius feraciusque renatae
urbis. renasci der Ausdruck entspricht dem, was St. sagen will,
dafs der Vater Claudius aus der Verbannung zurückkehren dürfe, vgl.
III 3. 154 pro patre renato. Der Vergleich der Rückkehr aus der Ver-
bannung mit einer Wiedergeburt entspringt der fast fanatischen
Schwärmerei des civis Romanus für die „Stadt". Er findet sich oft
bei Cicero in den Reden post reditum z. B. in sen. 27 dies natalis, ad
quir. 5 a parentibus id quod necesse erat paruus sunt procreatus, a uöbis
natus sum consularis, ad Att. III 20. 1 IV 1. 8 VI 6. 4 Claud. bell.
Got. 43. Von der Verbannung sagt auch Ov. Trist. III 3. 53 cum
patriam amisi tunc me periisse putato, s. noch Lact. Inst. div. II 9.
16
KALENDAE DECEMBRES
Erklärungen bei Stange 1887, 31 ff. Wachsmuth 1888, 21—28.
Inhalt: Nicht Phoebus, noch Pallas, noch die Musen, sondern
Saturn mit seinen Genossen sollen mir helfen, das Fest des Kaisers zu
besingen (1 — 7).
Schon der früheste Morgen brachte reiche Spenden an Nüssen,
Datteln, Käsen, Backwerk u. a.; hageldicht fielen die Gaben unter die
Menge (8 — 27). Dann schreiten die Diener durch alle Reihen des
Amphitheaters und bringen Brot und Wein, alles in Fülle, wie nicht
einmal im goldenen Alter der Welt. Alle Stände sind beim Kaiser
zu Gaste, und er selbst sitzt mit bei ihnen. Unter dem freudigen
Rufen der Menge bleiben fast die Schauspiele unbeachtet: Frauen und
Zwerge kämpfen da (28 — 64). Gegen Abend werden noch einmal Ge-
schenke verteilt: alles drängt sich herzu, Lydierinnen und Spanierinnen,
Syrer und Schwefelverkäufer. Für alle fallen die Gaben: Flamingos,
Fasanen, Perlhühner, so viel, dafs sie fast nicht alle aufgerafft werden
I 5 BALNEVM CLAVDII ETRVSCI I 6 KALENDAE DECEMBRES 303
können. Alles ruft cSaturnalia principis' und preist den cdominus'
(65 — 84). Bei Nacht wird das ganze Theater durch grofse Leuchter
erhellt. Ruhe und Schlaf weichen dem Weingenusse. Endlich schläft
selbst der Dichter trunken ein (85 — 97).
Von dem Tage aber wird man sprechen, solange Rom und das
Capitol steht (98 — 102).
Vorbemerkungen: Die Anlage des Gedichtes ist recht durch-
sichtig; für Einleitung und Schlufs ist der Typus von anderen Be-
schreibungen entlehnt, der Hauptteil ist zeitlich geordnet, auch die
Übergänge entsprechen dieser Ordnung (ungeschickt, dafs v. 9 ganz so
wie v. 85 klingt). Einigermafsen verwandt, doch im ganzen anders
schematisiert ist IV 2.
Ähnliche Feste wie das hier beschriebene sind in der Kaiserzeit
nichts Seltenes. Aus Domitians Zeit berichten unsere Quellen über
folgende: im allgemeinen Suet. 4 spectaeula assidue magnifica et sum-
ptuosa edidit non in amphitheatro modo verum et in circo: ubi praeter
sollemnes bigarum quadrigarumque cursus proelium etiam duplex equestre
ac pedestre commisit, at in amphitheatro navale quoque. nam venationes
gladiatoresque et noetibus ad lychnuchos nee virorum modo pugnas sed et
feminarum. Praeterea quaestoriis muneribus, quae olim omissa revocaverat,
ita semper interfuit, ut populo potestatem faceret bina paria e suo Ipcdo
postulandi eaque novissima aulico apparatu indueeret und ebenda con-
giarium populo nummorum trecenorum ter dedit atque inter spectacula
muneris largissimum epulum. Septimontiali sacro quidem senatui equitique
panariis, plebei sportellis cum obsonio distributis, initium vescendi primus
fecit dieque proximo omne genus rerum missilia sparsit et quia pars maior
intra populär ia deciderat, quinquagenas tesseras in singulos cuneos equestris
ac senatorii ordinis pronuntiavit , ferner Dio Cass. 67. 4. 4 xolg xe
ftecotievoig <5v%vä dtä xöv öcpaiQicov edtdov xai itoxe xal e8ei%vt6ev
avxovg xaxä %g)Qccv xa&rjiievovg olvov xe öcptöt 7toXka%fj qbovtcc vvxxbg
%a$e6%ev (gewöhnlich setzt man diese Speisung unmittelbar nach dem
Chattenkrieg 83, aber das Capitel des Xiphilinus stellt nur verschiedene
Äufserungen der ävota des Kaisers zusammen ohne Rücksicht auf die
Zeit, s. Einltg S. 45. 8). Nach dem Triumphe über die Daker (Dec. 89)
STtoLYjöE xal &eav %okvxeXy] iv rj dklo {iev ovdev etg töxoQtav l%i<5r\\Lov
7taQakdßo^iev 7th)v oxt xal Ttaqftevot x<p dQO^itxp rjycovtöavxo' {texä de
xavxa eoQxdg xivag vtxrjxrjgtovg dfj&ev iittxskcbv äycjvag 6v%voi>g £7totrj6e
Dio 67. 8. l und 67. 8. 4 detitvov 6cpt6t drj^toöta dtä 7täefr\g xv\g vvxxbg
7taQ£<5%8. itokkdxig de xal xovg äycbvag vvxxcjq eitoiei xal lüxtv oxe
xal vdvovg xal yvvalxag övveßahXe. Hält man zu diesen Nachrichten
noch die Menge von Spielen, die bei Martial teils im lib. spect., teils
304 COMMENTAR
in Buch I, V, VIA, IX , X erwähnt werden, so ist es klar, dafs es
Willkür wäre, wie es viele, zuletzt Gsell, Domitien 200 gethan, das
von St. beschriebene Fest an den Kai. Dec. mit einem der sonst er-
wähnten zu identificieren (auch nicht mit Mart. V 49. 8 Decembri, tum
cum prandia misit Imperator; die gröfste Zahl der quaestorischen
munera fiel in den Monat Dec. Mommsen St. R. H2 p. 522). Vgl.
Einltg S. 6, wo nachzutragen ist, dafs es nach der Art der Anführung
des Gedichtes in der praefatio mit einfachem Kalendae Decembres am
nächsten liegt, an die letztvergangenen zu denken, wie II 2, 6 mit
quinquennia, IV praef. 22 mit Satarnalibiis auch die letzten gemeint
sind. Das wäre also 92 oder 93.
Commentar: 1 Über die praeteritio der Götternamen zu 14. 19.
Zu der auffallenden, aber auch auf vielen römischen Sarkophagen
sich findenden Zusammenstellung von Minerva mit Apoll und den Musen
(auch V 3. 91) vgl. die Nachweise bei Purgold Archaeol. Bern, zu
Claud. u. Sidon. 90, 2. Sie ist ein Anzeichen für das freie Schalten der
Dichter und Künstler mit den immer mehr zu allegorisierenden Schemen
verflüchtigten Gottheiten. 3 reuocabimus cäd dicenda bona uerba et
gratulandum consulibus, imprimis Domitiano' Barth. 4 Saturn war von
Juppiter nach dem Sturz seiner Herrschaft gefesselt worden (vgl. z.B.
Cic. Nat. deor. II 64), später kam wohl noch der Vorstellung die Lehre
der Astrologie vom impius Saturnus (Hör. C. II 17. 23, vgl. Serv. zu
Verg. A. IV 92 Prop. IV 1. 34) zu statten. Am Feste der Saturnalien
dachte man ihn sich befreit, wie ja die zeitweilige Auflösung des
Sklavenverhältnisses und die Verschwendung auf eine Rückkehr des
goldenen Zeitalters deuteten. Gefesselt war der Gott irgendwo in oder
an der aedes Saturni in Rom dargestellt. Das ist zu erschliefsen aus
der dem Vettius Praetextatus in den Mund gelegten Erzählung bei
Macrob. Sat. I 8 cur autem Saturnus ipse in compedibus uisatur, Verrius
Flaccus causam sc ignorare dicit (die stoische Deutung s. bei Cic. a. a. 0.).
Verum mihi Apollodori (fr. tcsqI fts&v p. 1070 Heyne) lectio sie sug-
gerit: Saturnum Apollodorus alligari ait per annum laneo uineulo
et solui ad diem sibi festum id est mense hoc Decembri atque inde
prouerbium duetum: deos laneos pedes habere. (Darüber siehe Preller
R. Myth. H3 p. 14 f. Marqvardt St. V. VI 242. 4 Otto Sprichw.
s. deus 10. Friedl^ender zu Petron 44 Arch. f. lat. Lex. IV 209.)
5 m. gr. m. December luv. VH 97 bezeichnet es als ein Be-
sonderes uinum toto nescire decembri (vgl. Sen. Ep. 18. 1), weil die
Saturnalien und viele andere Feste in diesen Monat fielen. 6 Zu
locus und Sales denke man z. B. an den deus Bisus (Apul. Met. II 31),
dem zu Ehren Lucius gefoppt wird. 8 Was in dem überlieferten
I 6 KALENDAE DECEMBRES 305
parten steckt , weifs ich nicht; noctem (so Thomson und die neueren
Ausgaben) kann dem Sinne nach richtig sein, unmöglich wäre dem
Sinne nach aber auch ein Wort wie plebem, urbem nicht, partem, wozu
Gronov (rel. 368) bemerkt: 'simplicissime partem ebriam diei Caesaris
intelligamus. Tota quidem illa dies beata fuit laeto Caesare, sed pars
eius cum ipsi tum populo etiam ebria conuiuio et uino affluens'
würde schwerlich in parten verderbt sein. Höchst wahrscheinlich
steckt ein griechisches Wort in der Corruptel. Auch Buecheler dachte
an ein modisches Lehnwort, z. B. an ita&vrp, heilenist. Form für
ydtvrjv (statt tqcc7Ce& bei Eurip. und att. Koin.), Sudhaus an <PoißrjV)
kein unebener Scherz. 9 mouebat bereitete vor, begann (Luc.
IV 734 sub Aurorae primos . . . motus). bellaria (Grosse 1861, 39)
die Näschereien (Gell. N. A. XIII 11. 7 Varro Men. fr. 341 B) fielen
von einem über das Amphitheater gespannten Seile unter das Volk,
vgl. Mart. VIII 78. 7 omnis habet sua dona dies nee linea diues eessat
et in popmlum miüta rapina eadit. nunc ueniunt subitis laseiua nomis-
mata nimbis, nunc dat speetatas tessera larga feras, nunc implere sinus
securos gaudet et absens sortitur dominos ne laceretur auis, auch Cass.
Dio 66. 25. 5 CIL IX 1655. Der Abi. wie Th. VIII 416 stridentia fundä
saxa pluunt. 11 der ganze Vers ist mit Scaliger in Parenthese zu
setzen, aber nicht mit ihm zu erklären cpleraque eorum quae tunc
sparsa erant ex Oriente uenisse', sondern zu übersetzen: das (bellaria)
ist der Thau, den der Morgenwind (heute von der linea, gewöhnlich
schüttelt er wirklichen Thau von den Bäumen) verstreut hat. Eurus
ist hier der mit der Eos sich aufmachende Morgenwind (Ov. Met.
I 61 Eurus ad Auroram Nabataeaque regna recessif)-, ueniens wird zu-
gesetzt wie bei sol Hör. Ep. I 16. 6, aurora Verg. A. X 241 Ov. Met.
V 440 Fast. III 877, dies Verg. G. IV 466 Ov. F. VI 649, hiems Claud.
bell. Gild. I 16. Die oben gegebenen Erklärungen scheinen mir besser
begründet als der phantastische Versuch Lafaye's 1896, 58 ff.: ein Seil-
tänzer, als Eurus verkleidet, habe die Gaben unter das Volk verstreut.
Ebensowenig glaube ich Lafaye, dafs die Ganymede, die Amazonen, die
Pygrnaeen wirkliche Verkleidungen bedeuten; für mich sind alles nur
dichterische Vergleiche (putes v. 34, credas v. 55) ; wir sind hier nicht bei
Trimalchio. Die Gaben bestehen aus Nüssen vom Pontus (Plin. N. H.
XV 88), Datteln aus Palaestina (den Namen Idume gebraucht St. dreimal
nach Luc. III 216 palmarum diues Idume, s. zu III 3. 140), Pflaumen
aus Damascus (pia der in Syrien verehrten einheimischen, griechischen,
persischen Götter war fast Legion, vgl. Iulian Epist. XXTV 392 C) und
wohl Feigen. v. 15 ist noch nicht sicher emendiert, auch ebriosa
Caunos genügt mir nicht. Ich glaube mit Gevaert und Markland,
Vollmer, Statius' silvae. 20
306 COMMENTAR
dafs der Name der Insel Iviza (Ebusus CIL II 3660ff. Liv. XXII 20 Plin.
III 76 u. ö. Pomp. Mel. II 125, "EßvöGog iv r\ %6Ug 6{i(bvv{iog Ptolem.
H 6. 77, "Eßovöog Strabo III 5. 1, "Eßvöog Strabo II 5. 19 III 4. 7,
"Eßotos öfters und "Eßeöog Cass. Dio 43. 29; Ebusus Manil. IV 640
Sil. It. III 362, erst bei Avien. Perieg. 621 Prise. Perieg. 465 Ebusus), der
gröfsten der Pithyusen, im Verse stand. Die Längung der ersten Silbe
in einem für St. ungewohnten Versmafse (IV 5. 4 IV 7. 6) scheint mir
bei einem so seltenen Worte nicht unwahrscheinlich; über die griechische
Adjectivbildung auf -ecog s. zu I 5. 62 (sonst Ebusitanus Plin. Inschr.).
Die Feigen von Ebusus lobt Plin. N". H. XV 82 in Ebuso insüla prae-
stantissimas amplissimasque. Ich lese also et quod percoquit Ebosia
Caunos und verstehe „die Feigenstadt von Ebusus", so wie St. spielend
I 4. 99 Troiana Pergamus, im bell. Germ. Fäbius Veiento, der
Zauderer Vejento (Büecheler Rh. Mus. XXXIX 283), u. II 6. 54
Haemonium Pyladen sagt; mehr bei Friedl^ender zu luv. 161. Imhof's
(1867, 6) Schlufs aus v. 11 (s. d. Anm.), es würden nur Früchte des
Ostens verteilt, ist falsch; s. v. 18 Amerina. 16 gratuitum, kommt in
Versen nur hier vor; das Zwillingswort fortuitus wird fortvitus gemessen.
rapinis dat. wie v. 63. 17 gaioli wird richtig sein und bedeuten
„gebackene Männlein" (man denke an die sigilla C und D für die Hoch-
zeit), molles weil sie im Gegensatz zu den üblichen Thonfigürchen efsbar
waren. Auch die lucuntuli (die Form regelrecht von lucunt- abgeleitet;
Büecheler notiert mir Athen. XIV p.647D kovKovvxkoi) sind Geschenk-
backwerk. 18 Amerina Birnen oder Äpfel aus Ameria in Etrurien, die,
um zu reifen, bis in den Winter am Stamme bleiben mufsten (massis non
perustis sie sind also jetzt noch nicht ganz reif) Plin. N. H. XV 55 und 58.
Das Recept zum Mostkuchen mustaceus steht bei Cato RR. 121
mustaeeos sie faeito etc.; bei luv. VI 202 heifst der Plural mustacea; Cic.
ad Att. V 20. 4 läfst das Geschlecht nicht erkennen. latente palma
ohne dafs man die Palme sah, die doch jeder über sich zu sehen
glaubt, wenn Datteln auf die Erde fallen; den Baum vertritt hier die
linea diues. Lapaye 1896, 66 f. versteht — irrig, glaube ich — die
Datteln palmae, die noch in der Dattelnufs, dem Gehäuse caryotis ver-
steckt, noch nicht ausgeschält sind. praegnantes voll Früchte, dick,
wie Colum. X 380 pr. Cucurbita. Mit cadebant greift St., nachdem er
dazwischen im lebhafteren Praesens beschrieben (wohl auch v. 11 pro-
funda zu lesen), wieder auf pluebant v. 10 zurück und hält nun auch
im Vergleiche mit contudit die Vergangenheit fest. 21 Hyas der Sing.
nur noch bei Claud. b. Gild. 498, Plias dagegen öfter; nubila Plias
III 2. 76, vgl. Ov. M. I 670 Luc. II 722 VIII 852 Val. Fl. II 357.
soluta auf die Plias wird übertragen, was sie an den Wolken thut
I 6 KALENDAE DECEMBRES 307
(Hör. C. IV 14. 21 Pleiadum choro scindente nubes, St. S. I 2. 186
aethera . . . soluo), vgl. Claud. IV cons. Hon. 437 madidaque cadente
Pleiade. 23 Überflüssig hat Markland qualis in quali geändert;
verglichen werden zwar nimbis und grandine, Hyas inserena und hiems
serena, aber St. spielt7 indem er die Construction ausbiegt. Zu non
tantis . . . qualis vgl. z. B. Cir. 21 magno . . . qualis. cuneos weist wie
caueas v. 28 und harena v. 86 auf das vor kurzem erbaute (Gsell
Dom. 108) Flavische Amphitheater als Ort der Speisung. 26 latis
(vgl. IV 7. 1 Th. VII 70) und per orbem erfordern als Gegensatz hie. nostri
Iouis des Kaisers, s. zu praef. I 14.
28 eece autem, vgl. Koehler Arch. f. lat. Lex. V 18 ff., der diese
Stelle übersehen hat. caueas scheint sich im plur. vom Theater zu-
erst (und nur?) hier zu finden, cauea hiefs der ganze Zuschauerraum
(tota cauea Plaut. Amph. prol. 66 Cic. Lael. VH 24). Die Adjectiv-
verbindungen prima, summa, ultima, media cauea scheinen dann Ver-
anlassung geworden zu sein, den Singular als einzelne Sitzreihe zu
verstehen. (Die Inschrift Orelli 2539 mit CAV. H ist falsch, s. Mommsen
Sitz. Ber. Sachs. Ac. 1849. 286). specie natürliche Körperschönheit
(vgl. v. 34) im Gegensatz zu cidtus II 2. 41 III 5. 89. Diese Zuspitzung
der Kola innerhalb eines Verses beweist gegen die Tradition species;
es liefse sich sonst insignis species als Parenthese oder wenigstens
decora eultu plebes altera als Apposition zu insignis species fassen.
30 plebes altera die bewirtenden Diener; zum Gebrauche von plebs
bei Stat. im Sinne von Schar s. I 6. 73 HI 4. 29 IV 8. 54 Cramer
Arch. f. lat. Lex. VI 368. mareida uina es mufs wohl trotz der
mareida unguenta (Buecheler zu Anth. epigr. 29. 8) bei Gevaert's
Erklärung bleiben c mareida uina sunt quae homines marcentes red-
dunt' (vgl. Kiessling zu Hör. C. I 12. 39), denn mareidus wird von
Bacchus und den Trinkern auf das, was zu dem Gotte in Beziehung
steht, mannigfach übertragen, heilst „üppig" z. B. Th. VIH 346
Cithaeron, VII 685 Ismara, XII 788 Ganges, Silv. IV 6. 56 marcentia
. . . pocula, Claud. C. min. XXV 96 marcentes . . . Coronas, Sidon. C.
V 498 mareida tympana u. a. (Ruhnken zu Rutil. Lup. II 7 p. 102 sqq.
erklärt als uetusta, languida und vergleicht olvog 6a7tQÖg). 34 Wenn
• der Kaiser gleich Juppiter ist, so sjnd seine Diener natürlich Gany-
mede, vgl. III 4. 12 ff. IV 2. 10 f. Mart. IV 8. 8 mit Friedender,
IX 18. 9. 35 orbem die 14 ersten (im Kreise gebauten) Sitzreihen
des Amphitheaters, die Domitian von neuem den Rittern reserviert
hat, s. Friedl.ender zu Mart. V 8. 3. Im Gegensatz zu den Rittern
(trabeata agmina IV 2. 32) heifsen die andern Zuschauer gens togata;
auf Domitians Geheifs mufste das Volk im Theater in der toga er-
20*
308 COMMENTAR
scheinen, Mart. XIV 124 u. Friedl^ender zu d. St. Über insemel
siehe Wachsmuth 1888, 22. 1 Fünck Arch. f. lat. Lex. VI 258. 36 alis
unvermittelte Anrede an den Kaiser wie v. 46. 96. 101. Der Dichter
empfindet die Adressierung des ganzen Gedichtes naturgemäfs so leb-
haft, dafs er den Namen nicht setzt; ebenso in fast allen andern Ge-
dichten. Meine frühere (1893, 826) Erklärung der Verse 36 f. {beata
[seil, dies] pascat, hanc) mufs ich aufgeben, nachdem sich das Femininum
v. 7 dient beatam als Versehen der früheren Ausgaben herausgestellt.
Subject zu paseas wird also wohl der Kaiser sein; beata ist als ad-
verbialer acc. des Inhalts zu fassen „reichlich" (vgl. I 2. 121 census . . .
beatos, I 5. 43 beatas opes). Mit Hess beate (Vocativ) zu lesen scheue
ich mich trotz der Ausführungen Lafaye's 1896, 69, weil kein Name
oder Substantiv dabei steht. Annona heifst superba, weil sie nichts
ohne Bezahlung hergiebt; sie kennt den heutigen Tag nicht, weil
niemand sie in Anspruch zu nehmen braucht; der Kaiser gab das Fest
de proprio. 40 antiqui Iouis das erste, silberne Zeitalter Juppiters
(Ov. Met. II 13 ff.); die Vetustas vergleicht rückwärtsgehend. seges oecu-
pabat annum die Saat kommt der Jahreszeit zuvor, wenn im December so
reichlich Brot unter das Volk verteilt wird. 44 Kinder (parims und Plur.
so IV7.45 V5.74 Th.I609 V 150, 534, 547, 617 VII 93,520 1X719,839,
vgl. Fünck Arch. f. lat. Lex. VII 95 und über Plätze der praetextati im
Amphitheater Suet. Aug. 44 Huebner ann. del Istit. 1856, 68 ff.
Lanciani Bull. comm. arch. munieip. 1880, 277), Frauen und Männer, diese
nach Ständen dreigeteilt: alles speist zusammen an einer, der kaiser-
lichen Tafel, indem für das Fest des Kaisers die Freiheit der Saturnalien
(vgl. v. 82) von Rücksichten entbindet. Otto's Conjectur par uir,
schon früher von Havet 1877, 167 gemacht, ist falsch. 46 uocare
. . . promittere einladen . . . zusagen, selbst zu erscheinen, hoe beidemal
= huc (zu I 1. 94). 50 ducis des Kaisers, wie oft. 52 effugit
hyperbolisch „geht beinahe verloren, bleibt fast unbeachtet" (vgl. v. 79
desunt [Lact, zu Theb. I 99 fdeest prope'], so oft bei negativen Be-
griffen II 2. 47 V 2. 14, namentlich deesse, deficere [Ov. Met. III 237
V 463 VII 611 IX 649 II. lat. 48 u. ö.]), auch sonst s. II 1. 150
V 3. 68 V 5. 33, daher auch leuis flüchtig, im Gegensatz zu den hand-
greiflichen Tafelgenüssen. 53 stat steht kampfbereit term. techn.
Frauenkämpfe im Amphitheater scheint nach Nero (Mayor zu
luv. I 22) Domitian wieder häufiger gegeben zu haben Suet. 4 Gsell
Domit. 120. 9. improbus weil die Frau durch die Teilnahme am
Kampfe etwas thut, was ihr eigentlich nicht zusteht, weil sie mehr
thut, als man ihr zutrauen sollte (ebenso 12.75 13.7 15.46 111.2,107
Theb. I 253 III 675 IV 795 VI 644, 804 u. ö\), daher auch capit im
I 6 KALENDAE DECEMBRES 309
Sinne von capessit 55 que zu 12. 160. calere vom Kampfe, etymologisiert
zugleich den Flufsnamen (zu I 1. 6). 57 Über Zwergkämpfe vgl.
Friedender S. G. II5 321 ff., schon vor a. 86 ders. zu Mart. I 43. 10.
hie zeitlich; subit tritt an Stelle der kämpfenden Frauen. ordo eine
Abteilung. 58 f. ein Muster gekünstelter Diction: kurze Leute
(breuis acc. plur.), welche ihre natürliche Körperbeschaffenheit, die
rasch vollendet ist, mit einem Male (sie wächst nicht weiter) zu einem
verkrüppelten Knäuel zusammengeballt hat, vgl. Prop. IV 8. 41 nanus
et ipse suos breuiter eoner etus in artus; nodosum (etwa wie nodosa
chiragrd) verwachsen, verkrüppelt. edunt vgl. Verg. A. IX 785.
60 qua manu mit wie kleiner Hand, der man tötende Kraft gar nicht
zutrauen sollte. 63 Die Kraniche (die alten Feinde der Zwerge
Hom. IL III 3 ff. schol. dazu I p. 136 Dind. Ov. Fast. VI 176 Plin. N. H.
VII 26 X 58 luv. XIII 167), welche schon zur Verteilung (v. 75 ff.)
da hängen, wundern sich, dafs die Zwerge hier tapferer sind als
im Kampfe gegen sie. St. kann nach v. 57 pümilorum hier
nicht pümilos geschrieben haben; das Wort findet sich freilich in
Versen nur hier, aber pümilio hat immer ü. Eine Darstellung von
faustkämpfenden Zwergen bei Helbig campan. Wandgemälde 1536.
Mochten auch wirkliche Faustkämpfe im Amphitheater nicht statt-
finden, die von Zwergen gehörten ihrer Merkwürdigkeit wegen dorthin.
Und mortem minantur schliefst den Faustkampf (qua manu!) nicht
aus; der übergrofse Eifer der nani wirkt besonders komisch.
66 sparsio im Amphitheater bedeutet gewöhnlich die Besprengung
mit wohlriechenden Essenzen Sen. Q. N. II 9. 1 Controv. 10 praef. 9,
wohl auch in den Spielankündigungen zu Pompeji CIL IV S. 70 ff.
Wenn St. eine solche Sprengung gemeint hätte, so würde er sie wohl
wie alles andere näher beschrieben haben; zudem konnte sie kaum
tumultus erzeugen. Ich glaube mit Gevaert, dafs sparsio (beachte
auch diues wie linea diues Mart. VIII 78. 7 Stat. Silv. III 3. 147) hier
die Ausstreuung der Gaben und tesserae bedeutet. Zu diesen tesserae
gehörten auch laseiua nomismata (Mart. VIII 78. 9 Friedk^ender)
Marken mit obscenen Darstellungen (Eckhel D. N. VIII 315), welche
die faeiles emi puellae als Zahlung nahmen. 70 plaudunt beim Tanze;
die Lydierinnen standen in schlechtem Rufe Herod. I 93 f.; asiatischer
Dirnen gab es viele in Rom luv. III 62 ff. tumentes „üppige". Über
die Gaditanischen Tänzerinnen s. FriedLuENDER zu Mart. 141. 12 V 78.26
VI 71. 2 XIV 203 luv. XI 162. Syrorum wohl Gaukler und Wahr-
sager (vgl. luv. VI 542 ff.). 73 plebs scaenica sie stand in geringem
Ansehen Friedender S. G. II 422 ff. Vgl. Mart. I 41. 4 transti-
berinus ambulator, qui pallentia sulpurata fractis permutat uitreis.
310 COMMENTAR
Wahrscheinlich verkauften diese Leute auch Spielzeug und trieben
Gaukeleien. 75 inter quae unter dies Getümmel. Gegen Brandes'
Umstellungsversuche (66 nach 78) verteidigt Stange mit Recht die
überlieferte Ordnung, denn gerade die abendliche sparsio lockt alle im
folgenden aufgezählten Personen an. Jeder drängte sich herzu, um von
den Spenden zu erhaschen, vielleicht auch noch von denselben mit Vorteil
für seine Waren einzutauschen. Sehr glaubhaft erklärt Lafaye 1896, 74 ff.,
dafs diese kleinen Leute erst jetzt ins Amphitheater intrant (v. 67),
weil sie bis dahin vor demselben ihren kleinen Gewerben nach-
gegangen waren. Die Vögel werden also hier wirklich unter
das Volk geworfen, nicht durch tesserae verteilt (vgl. zu v. 10 Suet.
Nero 11 Cass. Dio 49. 43. 4) Ioseph. XIX 1. 13 itoXArjg öxagag e7ic%so-
{isvrjg rolg ftsagolg xal itoXXcbv ogvecov ÖTtööa rp GitavCtp ti^na rolg
Kzcj{i8voi,g. per astra vom Himmel herab, vgl. IV 3. 38 III 4. 36
IV 2. 10 V 1. 102 Th. IE 493. Nach v. 77 ist nicht mit Wachs-
muth eine Lücke anzunehmen; als Verbum zu Nilus und Phasis ist
legit zu verstehen, denn die Flufsnamen stehen für die Anwohner, wie
das Epitheton horridus für die Kolcher deutlich zeigt. Zum Zeugma
vgl. v. 100 und Anm. zu IV 4. 82. Zur Verteilung gelangen Flamingos
(phoenicopteri Mart. III 58. 14 Colum. VIII 8. 10 Plin. N. H. X 132
Iuv.XI139), Fasanen (114.27 IV 6.8 Mart. a.a.O. Petron.93 Colum. a.a.O.),
Perlhühner (a. a. 0. Lucian Navig. 23). Die von Wachsmuth hier in
der Aufzählung vermifsten Kraniche können unter Nilus mit gedacht
sein, da sie sich im Winter in Aegypten aufhielten (zu IV 6. 9, so
jetzt auch Lafaye); nötig war es nach v. 63 nicht, dafs sie noch einmal
erwähnt wurden. sub austro bei feuchtem Winde war der Fang
am leichtesten. Über desunt vgl. zu v. 52. sinusque für die be-
packten Träger der Toga, noua lucra sind frische Gaben, die von den
Dienern des Kaisers vorbereitet werden, nicht (wie Lafaye 1896, 76)
die Gaben im Gegensatz zu dem Erwerb des Tages. Während der
Vorbereitung zu einem neuen Acte der sparsio besehen sich die Leute
mit Behagen, was sie errafft haben. 82 Wie an den wirklichen
Saturnalien gerufen wurde cio SaturnahV, so rief diesmal am 1. Dec.
das Volk cSaturnalia principis'. 83 Über die Anrede ^dominus'
s. Einltg 6. 4. Zu beachten ist aber noch, dafs der Kaiser der dominus
munerum war. 87 flammeus orbis ein grofser Leuchter mit kreis-
förmig geordneten (darum der Vergleich mit dem Ariadnegestirn, vgl.
Ov. F. III 459 Behrens zu Catull 66. 60) Lichtern, der wohl wie in
unsern Theatern herabgelassen wurde (descendit), wenn er angezündet
war. Da das Amphitheater unter freiem Himmel lag, so werden wir
uns die Lichter an einem mächtigen Pfahl in der Mitte der Arena be-
I 6 KALENDAE DECEMBRES 311
festigt zu denken haben, so wie wohl auch das Forum beleuchtet
wurde (Lucil. fr. HIB. Bomanis ludis forus olim ornatus lucemis).
89 ignibus die Lichter des Leuchters. Unter den imitatores hätte ich
aufführen sollen Sidon. Ep. IX 13 carm. II 46 ueniente nocte nee non
natnerosus erigatur laqiiearibus coruscis camerae in superna lyehnus.
92 Über abit perf. s. zu V 2. 12. 93 spectaeula wohl der zwischen
den Speisenden umherziehenden Gaukler. dapes inemptas heifst hier
trotz Wachsmüth nicht „unbezahlbar, kostbar" (vgl. Buecheler Rh.
M. 43, 292 Brugmann Grundrifs II 207), sondern wirklich unbezahlt,
d. h. vom Kaiser gespendet, s. taoque Baecho und vgl. Mart. IV 66. 5 Hör.
Epod. II 48 Verg. G. IV 133 Claud. Ruf. I 206 Ennod. Vit. Epiphan.
(C. Eccl. Vind. VI) S. 369. 21 Paulin. Nol. C. 4. 15. tuoque, vgl. zu
v. 36. Statius fingiert, dafs er das Gedicht noch kurz vor Ende der
Feier mache, s. Anm. zu I praef. 26. Ich habe diese Ruhmredigkeit
Einltg 6 zu leichtgläubig aufgenommen; Skutscii wird Recht haben,
wenn er schreibt: Man kann sich den Herrn Papinius gut vorstellen,
wie er mit dem Gedichte in der Tasche, über dem er am Tage vorher
bös geschwitzt hat, ins Amphitheater kommt — denn den Zauber
kannte er doch natürlich im Voraus. 100 stabit auch zu Tliybris;
hartes Zeugma (zu IV 4. 82). 102 quod reddis das Capitol d. h. der
Tempel des Juppiter war von Domitian im Jahre 82 zum vierten Male
wieder aufgebaut worden, s. Gsell Dom. 91 ff. Vgl. HI 4. 105
IV 2. 20 IV 3. 16; 161. Über Kerckhoff's falsche Zeitbestimmung
aus dem Praesens s. Einltg 6. 5. Der Schlufs nach Vergil typisch
Mart. IX 1. 5 Plin. Pan. 52.
LIBER II
PRAEFATIO
2 in omni uitae colore in jeder Lage, Art des Lebens (man denke
an die specielle Ausprägung von dies candidus u. ater), vgl. Hör. S.
II 1. 60 Ep. I 17. 23 Sen. Ep. 20. 2 Auson. Epigr. XXV 3 p. 320 P.
Melior vereinigt also den Ruf eines gewiegten Kenners der Litteratur
mit fleckenloser, immer elegant-vornehmer Lebensführung. 3 opusai-
lorum der Gedichte des 2. Buches; St. gebraucht das Wort in praef. IV
auch von einem ganzen Buche. ad te die Nummer des Buches
nennt St. in den beiden folgenden Vorreden; ich vermute darum, dafs
sie in den jüngeren Handschriften für alte von den Schreibern ein-
gesetzt worden ist. Umgekehrte Verwechslung in den codd. zu II 6. 6,
V 3. 170 ad te in R. Zur Wortstellung vgl. I pr. 26 balneolum a me
suum. epistola diese widmende Vorrede. Gedanke: Bei unserm
engen Verkehr konnte man schon erwarten, dafs ich dir ein Buch Ge-
dichte widmete; gerade dieses Buch gehört dir schon wegen der Ge-
dichte II 1 II 3 II 4, die dich betreffen. St. hat die beiden Gedanken
zusammengezogen; so pafst der Folgesatz genau nur zum zweiten.
Die Verderbnis expectet erklärt sich wohl aus der vulgären Schreibung
espectet 4 Man kann zweifeln, ob zu verstehen ist: das Buch bringt
als erstes opusculum den Glaucias, oder das erste opusculum enthält,
behandelt den Glaucias (vgl. Auson. praef. Par. (p. 28 P) hoc opusculum . . .
habet maestam religionem)] beide Fassungen passen in den Zusammenhang,
doch erscheint mir die erstere schärfer. qualem u. s. w. zum Gedanken
vgl. aus röm. Schriften Claud. Quadr. bei Gell. XVII 2. 16 haec maxime
uersatur deorum iniquitas, quod deteriores sunt incolomiores neque Optimum
quemquam inter nos sinunt diurnare, Sen. Cons. ad Marc. XXIH 3 ff.
Quint. VI praef. 10 Mart. VI 29. 7f. Stat. Silv. H 1. 106 ff. II 6. 74ff. Den
rÖTCog verwerten auch die Rhetoren, vgl. Dionys. ars p. 30. 6. 6 Durch
Annahme der das Interesse des Dichters an dem Knaben rechtfertigenden
Parenthese apud te compl. amabam habe ich die Überlieferung zu erklären
versucht. Doch hege ich selbst Zweifel, ob nicht doch der kurze Aus-
II PRAEFATIO 313
druck iam non tibi (est; s. V praef. 5) verderbt oder durch eine Lücke
hinter tibi verstümmelt ist. 7 ut scis die Parenthese geht dem
Sinne nach auf recens und festinanter; das soll Melior bezeugen.
excusandam habuerim, vgl. praef. III 2 probandam habeo. Der Aus-
spruch bezieht sich auf v. 1 — 35 des Gedichtes, wo St. sich entschuldigt,
dafs er die dichterische Trauerbezeugung so früh aufzudrängen wagt..
affectibus tuis dat. statt: tibi Glauciam amanti. Die lima wird hier,
während sonst dem Schriftsteller selbst, dem Kritiker zugeteilt; ebenso
bei Auson. Lud. VII sap. 15 (p. 170P) et correcta magis quam condem-
nata uocabo, adponet docti quae mihi lima uiri. 11 tarda solacia
zum Gedanken vgl. Ov. Pont. IV 11. 17 temporis officium est solacia
dicere certi, dum dolor in eursu est et petit aeger opem ; at cum longa
dies sedauit uulnera mentis, intempestiue qui mouet illa nouat. Das
Genauere s. zu II 1. 3. eloquentiae, vgl. II 2. 112 ff. Einltg 28. 2.
14 leues, vgl. I praef. 2 ff. epigrammatis, vgl. Einltg 25. 4. traderem
sehr kühn gesagt: bei prostratum dachte St. noch an den wirklichen
Löwen, traderem meint das Gedicht auf denselben. Über Ahnliches
s. zu V 3. 98. 18 sine iactura desidiae erklärte Barth: cnihil illi
eorum quae ad publicum usum necessaria sint demere dicit eruditionis
studia'. Dazu liefse sich vergleichen Sen.Tranqu. an. 3.5 si tempus in studia
conferaSy quod subduxeris officüs, non deserueris nee munus detreetaueris.
Aber der Zusammenhang und die Vergleichung von Claud.Paneg.Prob. 150
Pieriis pollent studiis multoque redundant eloquio nee desidiis dapibusue
paratis indidgere iuuat zeigen, was gemeint ist : Ursus verliert nichts von
seiner desidia (gleich otium wie IV 4. 38 IV 6. 31 Hin. Ep. II 2. 3
VII 13. 2), er verwendet alle seine freie Zeit auf die Studien. Skutsch
versteht, mir nicht recht glaublich: er arbeitet viel, aber hat doch auch
noch Zeit zu löblichem Müfsiggang. 19 Der Gedanke ist in den Aus-
drücken ganz kaufmännisch gehalten. St. will zwei Vorteile auf einmal
erreichen: indem er eine Dankesschuld (debeo) an Ursus abträgt, ver-
schafft er zugleich seinem Freunde Melior den Vorteil, dafs Ursus
diesem die Ehrung (eins = consolationis) durch das Gedicht aufs Conto
schreibt, ihm dafür Dank weifs. Der Ausdruck laturus aeeepto (est)
findet sich zuerst hier; bei den Juristen ist er stehend für „quittieren".
20 exeludit mit scharfer Betonung der Praeposition: schliefst ab.
21 hunc diem ... consuleremus das Verbum scheint sonst mit sub-
stantivischem Object (aufser consilium) nicht vorzukommen, bedeutet
aber hier wohl: als wir über die passende Feier dieses Tages berieten.
22 An die falsche Conjectur tibi habe ich leider zu lange geglaubt,
so ist sie in den Text gekommen. Ich suchte durch tibi einen Grund
für die Einfügung des Gedichtes in dieses Buch zu gewinnen wie etwa
314 COMMENTAR
Z. 19 für die consolatio. Aber St. brauchte einen solchen Grund gar
nicht anzugeben: sibi besagt nur, dafs Polla bei der Beratung über das
Pest dem St. das Festgedicht in Auftrag gegeben und nun der Dichter
ihr seine Leistung aufs Conto setzt, d. h. von ihr eine Belohnung er-
wartete. Ebenso steht imputare II 7. 30 IV praef. 15, vgl. auch Theb.
V 637. Das Verhältnis von Dichter und Auftraggeber wird also wieder
wie Z. 19 kaufmännisch gefafst. auctoris die Phrase habere reu. hat
sonst, in anderem Sinne, den dat. bei sich. 23 hexametros Lucans
Verstechnik war strenger als die anderer Dichter seiner Zeit (E. Trampe
de Lucani arte metrica, Diss. Berlin 1884). Des St. Worte beziehen
sich freilich nicht auf das Metrische allein; er will sagen: um jedem
Vergleich mit L. aus dem Wege zu gehen, will ich nicht einmal
in der Form an ihn erinnern. Man darf wohl aus der Stelle
schliefsen, dafs Lucan keine Hendecasyllaben gemacht hat. Der
Ausdruck a te publicum accipiant „sie sollen von dir der Öffentlichkeit
übergeben werden", ist ganz singulär; er steht auf einer Linie mit
III praef. 9 sed hie habet auetorem. Melior soll also, wenn auch nicht
die buchhändlerische Vervielfältigung veranlassen, so doch das Er-
scheinen des Buches mit seinem Namen günstig inaugurieren; ähnlich
vertraut St. das IV. Buch dem Marcellus an. Ebenso Plin. Ep. IX 25. 3
Auson. Lud. VII sap. 17 (p. 170 P) Cent. nupt. praef. (p. 208 P) Sidon.
Ep. V 17. 11 C. IE 7.
III
GLAVCIAS
Inhalt: Welchen Trost, o Melior, soll ich auf deine noch frische
Wunde träufeln? Noch ist es zu früh, der Schmerz ist zu neu, zu
gewaltig. Doch lafs es nun genug sein und verhärte dich nicht gegen
die Bitten des Freundes, der den Toten mit hinausgeleitet, der mit dir
am Scheiterhaufen geklagt hat, der noch jetzt seine Mittrauer bezeugt.
Auf meine Worte haben im höchsten Schmerze vereinsamte Väter,
Mütter und Kinder gehört, ich habe mir selbst durch Gesang Trost
geschafft, als mein Vater gestorben. Und auch jetzt will ich dich
nicht in der Trauer hindern, nur lafs uns zusammen klagen (1 — 35).
Womit soll ich dein Lob beginnen, du mit Recht geliebter Knabe?
Schön warst du wie der Tag, doch alles ist nun zu Asche geworden
II 1 GLAVCIAS 315
(36 — 55). Wer wird dir, o Freund, den Verlorenen im Hause ersetzen,
sein Lächeln, seine Vertraulichkeit? Er war nicht auf dem Markte
gekauft, er war im Hause geboren und von seinem Herrn an. Sohnes
statt begrüfst worden. Denn nicht Verwandtschaft allein begründet
die Zuneigung, freie Wahl schafft oft innigere Beziehungen, das be-
weisen Achill und Cheiron, Achill und Phoinix, Pallas und Akoites,
Perseus und Diktys und, um auch der Frauen zu gedenken, Ino und
Bakchos, Romulus und Acca (56 — 100).
Eine Lebensänderung, wie sie diesem fremden Knaben zu teil ge-
worden, wirkt oft fördernd auf die Entwicklung. Er war zwar noch
klein, übertraf aber schon seine Altersgenossen. In allem, was er
that, in Leibesübungen wie im Schulunterrichte, zeichnete er sich aus.
Denn das neidische Geschick liefs ihn früh reifen, weil es ihm frühen
Tod zugedacht. Auch körperlich wuchs er schnell, so dafs die für-
sorgende Liebe des Pflegevaters immer neue Gewänder beschaffen
mufste. Prächtig war er immer gekleidet und geschmückt, nur die
Abzeichen hoher Geburt fehlten ihm naturgemäfs (101 — 136).
All dies Glück hat die Parze vernichtet. Eine Schönheit, die zu
schädigen sich Prokne, Athamas, Ulysses gescheut hätten, raffte das
Geschick plötzlich dahin. Nach 6 Tagen der Krankheit schon nahte
der Tod. Nur seinen geliebten Herrn sah und hörte der Sterbende
noch und bat ihn, nicht zu klagen. Ein Trost war es, dafs die schnelle
Krankheit seine Schönheit nicht welken liefs, dafs er starb so schön
wie er früher gewesen (137 — 157).
Auf die Bestattung und den Scheiterhaufen verschwendete der
Herr alle erdenklichen Kostbarkeiten. Seine Klage übertraf an Auf-
richtigkeit und Heftigkeit die wirklicher Eltern. Alles Volk begleitete
den Zug und klagte mit über den schönen Knaben, der den Palaemon
und Opheltes an Lieblichkeit noch im Tode übertraf (158 — 182).
Seine Schönheit wird ihm auch den schweren Gang ins Toten-
reich erleichtern: Cerberus wird ihm nichts thun, und Charon wird ihn
sorglich übersetzen. Und im Elysium wird er — so meldet Hermes
selbst dem Dichter — den Freund des Herrn, Blaesus, finden und
dieser wird ihn zu sich nehmen und ihn pflegen und erheitern wie
der Freund auf Erden (183 — 207).
Giebt es da etwas zu klagen? Sterben zu müssen ist menschlich;
wir alle gehen den Weg des Todes. Der aber, den wir beklagen, ist
der Unsicherheit des Lebens in einem Alter entrückt, wo er den Tod
noch nicht fürchtete noch verdiente. Wir, die Überlebenden, sind be-
dauernswert. Wenn diese Gedanken noch keinen Trost bringen, dann
komm, du Glaucias, aus dem Jenseits her, tröste den Herrn durch
316 COMMENTAR
milden Zuspruch und empfiehl Schwestern und Eltern weiter seiner
Fürsorge (208—234).
Vorbemerkungen: I Des Statius Epikedien oder Consolationen
(II 1 II 6 III 3 V 1 V 3 V 5) fügen sich litterarhistorisch in eine Reihe
mit der älteren Consolatio ad Liviam. Frühere lateinische Trauer-
gedichte nämlich wie Hör. C. I 24 auf Varus, Prop. III 18 auf Mareellus,
IV 11 auf Cornelia, Ov. Am. III 9 auf Tibull, die elegiae in Maecenatem
berühren zwar auch hier und da die Gemeinplätze der Consolationen
(vgl. besonders noch Hör. C. II 9), wie sie in Senecas freilich durch
tieferen philosophischen Hintergrund gehobenen Prosaschriften an
Marcia, Helvia, Polybius uns entgegentreten, aber sie berühren sie
auch nur und haben sonst durch irgend ein originelles Mittel (wenn
auch nur directe Rede des Sterbenden oder Gestorbenen wie in der
Cornelia-Elegie oder in Maec. H) selbständigen Reiz bekommen. Stärker
als die früheren ist Ovids Elegie auf Tibull von der Rhetorik beein-
flufst; fast ganz nach rhetorischen Schemata gebaut und durchsetzt
mit den üblichen Phrasen philosophierender Consolationsschreiberei ist
die Consolatio ad Li vi am, welche den Zusammenhang nach rückwärts
nur durch die Beibehaltung der elegischen Form wahrt. Dem letzteren
Muster schliefst sich, gewifs mit Verwertung der Seneca'schen Trost-
schriften, St. an, der entsprechend seiner Vorliebe für den Hexameter
nur den Schritt weiter thut, dafs er das alte, der Trauer bestimmte
Versmafs durch das rein heroische, welches ja schon durch andere
Dichter auf niedrigere Bahnen gedrängt war, ersetzte.
»•>[; Von den beiden Bächen, welche dieser Art von Epikedien den
Stoff zuführen, erweist sich der erste, die philosophische Consolations-
schriftstellerei mit ihrem Hauptvertreter Krantor (vgl. Buresch con-
solationum historia Leipz. Stud. IX und Gercke de consolationibus im
Tirocin. philol. sod. reg. sem. Bonn. S. 30 ff. mit dem Capitel argu-
mentum consolationum S. 39 — 58), als bei weitem befruchtender denn
der zweite, die rhetorischen Vorschriften zur Abfassung von iitixayioi,
TtccQanv&qvixoi und povcodica^ deren wichtigsten Bestand wir aus Dionys
von Halikarnass (ars II ed. Usener p. 25 — 31) und Menander (tceql
BTadeixtLK&v rhet. Gr. ed. Spengel III 413—422, 434—437) kennen.
Wie bei den Epithalamien (vgl. die Vorbemerkungen zu I 2), so zeigen
die Dichter auch bei den Epikedien, dafs sie die rhetorischen Vor-
schriften (Muster für ihre Verwertung in Prosa Quintil. VI praef.)
kennen, verwerten auch ab und zu einen dort angedeuteten Gedanken,
wahren sich aber im ganzen das Recht, mit dem Stoffe frei zu schalten
(Sen. Ep. 64. 8 animi remedia inuenta sunt ab antiquis, quomodo
autem admoueantur aut quando, nostri operis est quaerere). So zeigt
II 1 GLAVCIAS 317
auch die Inhaltsangabe dieses ersten Trostgedichtes aus Statius' Samm-
lung, wie geschickt der Dichter, der sich darin bei weitem über den
Verfasser der Cons. ad Liviam erhebt, die üblichen roitoi 7ZccQcc{ivd"rjTixot
zu einem glatt und schön gefügten Ganzen aufbaut, dessen einzelne
Steine uns zwar wohlbekannt sind, aber doch durch ihre neue Form
und ihre Ordnung die Hand eines geschickten Baumeisters ver-
raten. Ähnlich ist es in den andern Epikedien der Sammlung; be-
sonders die Einleitungen weisen, einzeln wie unter einander verglichen,
die höchste Kunst auf in der Variierung und Verknüpfung derselben
oder nahe verwandter Gedanken.
Die gröfseren, immer wiederkehrenden Teile dieser rhetorisch-
poetischen Consolationen sind
1) Begründung der Berechtigung des tröstenden Zuspruchs,
2) laudatio des Toten,
3) Beschreibung der Krankheit und des Todes,
4) Beschreibung der Bestattung,
5) Aufnahme des Toten in der Unterwelt,
6) Trostgründe wie: alle Menschen sind sterblich, der Tote will
nicht, dafs um ihn geklagt werde, er wird im Traume erscheinen, er
hinterläfst jemanden, dem man an seiner statt Liebe bezeigen kann u. a.
Die Stellung dieser Teile wechselt, hier und da bleibt einer fort.
Die laudatio zeigt in Anlage und eingeflickten Gemeinplätzen natur-
gemäfs viel Ähnlichkeit mit den iyxü^na^ besonders den laudationes
funebres (vgl. Vollmer laud. fun. Rom. hist. et rel. editio Lpzg. 1891
S. 475 ff.).
II Atedius Melior kennen wir nur aus St. und Mart. Auch
hier steht nicht mehr als die Lobsprüche uir optime nee minus in
iudicio Uterarum quam in omni uitae colore tersissime II praef. 1, nitidi
II 3. 1; wir hören II 3. 15, dafs des placidi Melioris aperti sine fraude
lares am Caelius gelegen waren, dafs er schon alt war (II 1. 70).
Auch sein Freund Blaesus ist unter den verschiedenen uns bekannten
Blaesi dieser Zeit kaum zu identifizieren; eine Stiftung zu seinen Ehren
feiert Mart. VIII 38, s. zu II 3. 77.
III Auf Glaucias hat auch Martial Trauergedichte geschrieben
VI 28 u. 29. Ich gebe der Bequemlichkeit wegen den Wortlaut:
28 Libertus Melioris ille notus,
tota qui cecidit dolente Roma,
cari deliciae breues patroni,
Ifioe sub marmore Glaucias humatus
iuneto Flaminiae iacet sepulcro: # 5
318 COMMENTAR
castus moribus, integer pudore,
uelox ingenio, decore felix.
bis senis modo messibus peractis
nix unum puer applicabat annum.
qui fies talia nil fleas, uiator. 10
29 Non de plebe dornas nee auarae uerna catastae,
sed domini sancto dignus amore puer,
munera cum posset nondum sentire patroni,
Glaucia libertus iam Melioris erat
moribus hoc formaeque datum: quis blandior Mo 5
aut quis Apollineo pulcrior ore fuit?
immodicis breuis est aetas et rara senectus,
quicquid amas, cupias non placuisse nimis.
Fast den Eindruck einer Inhaltsangabe des Statianischen Gedichtes
macht Ausons Epigr. LXII S. 335 P auf den Tod eines 16jährigen
Glaucias (v. 1 = St. IV 1. 1; v. 4 = St. II 1. 54).
Commentar: 2 improbus weil zu früh (zu I 6. 54), wie v. 5
saeuus. 3 abruptis . . . uenis so dafs sie noch blutet; nondum coiit,
s. zu I 4. 114. uia plagae die ganze Länge der Wunde , die das Ge-
schick dem Freunde geschlagen. 5 cum iam weist scharf auf v. 3
etiam nunc, cantus S7t<pddg. saeuus, vgl. II 6. 1 Saeue nimis u. s.w.,
V 5. 45 saeuas . . . grates, V 5. 59 nimium crudelis u. s. w. St. hat das
Oxymoron gesucht, welches die Conjectur saeuis zerstört. Die Vor-
stellung ist stehend in den Consolationen , deren Techniker über
die Zweckmäfsigkeit sofortigen Tröstens stritten, s. Gercke S. 39 ff.
Cic. Tusc. IV 29. 63 uetat Chrysippus ad recentes quasi tumores animi
remedium adhibere (von Chrysipp ist auch der Vergleich mit der
Wunde ausgeführt worden Tusc. IV 10. 23), Sen. ad Marc. IV 1 nee te
ad fortiora ducam praeeepta, ut inhumano ferre Immana iubeam modo,
ut ipso funebri die oculos matris exsiccem, ad Helv. I 2 dolori
tuo dum recens saeuiret seiebam oecurrendum non esse, ne illum ipsa
solacia irritarent et accenderent. nam in morbis quoque nihil est perni-
ciosus quam immatura medicina, Plin. Ep. V 16. 11 ut enim crudum
adhuc uulnus medentium manus reformidat, deinde patitur atque ultro
requirit, sie recens animi dolor consolationes reicit ac refugit, mox
desiderat et clementer admotis acquiescit, vgl. VIII 5. 3 Hieron. Ep.
39. 4 Ambros. de exe. fratr. § 1 f. Auf die Liebe angewandt Ov.
Rem. Am. 123 ff., auf den Zorn Sen. ira III 39.2. Zum Gegenteile
verkehrt Sen. ad Marc. 17. 6 consero wird kaum richtig sein (man
könnte an das Auflegen eines Heilmittels denken), contero könnte ge-
II 1 GLAVCIAS 319
sagt sein wie operam eonterere, am wahrscheinlichsten ist auch mir
confero „ aufwende " (anders III 3. 42). fortia derselbe Unter-
schied zwischen urwüchsigem Klageausbruch und halb tröstendem,
halb mitklagendem Raisonnement V 1. 18 ff. 9 orbatique das
Masculinum erklärt sich durch den Plural, der die Gattung be-
zeichnet (doch im gleichen Falle auch masc. sing. Val. Fl. VI 347,
vgl. Burmann). Das Bild von der Wut einer ihrer Jungen beraubten
Löwin findet sich noch Lucil. fr. 191 Ov. Met. XIII 547 Val. Fl.
III 737 Stat. Th. IV 315 X 414 Claud. R. Pr. III 263 Ambros. Hexaem.
VI 4. 10 St. setzt hier wie III 3. 174 die Sirenen nach
Sicilien, anders II 2. 1 u. a. o. Beide Traditionen z. B. bei Strabon
I 2. 12 p. 22 C. affluat übertragen (litterae, rumor) schon bei Cic;
aus diesem Verbum ist zu chelys etwa adsit zu entnehmen. Orpheus
verwendet im gleichen Gedanken schon Hör. C. I 24. 13, ebenso St.
Silv. V 1. 23 ff. (umgekehrt gewendet V 3. 60), andere Beispiele der-
selben Art Cons. ad Liv. 429 ff. 12 insanos steht wie demens
(v. 12 u. ö.) und amms (V 5. 32) oft (vgl. V 5. 23 Theb. XII 274) von
den rasenden Schmerzausbrüchen; schon Antiphanes hat gesagt kvitri
{LavCag bii6xoi%og elvat [iol doxel. stat „haftet". latrant nach
Homers xqccölyj ob ol evdov vXcckxzi oft seit Enn.; mit acc. d. Inh.
Theb. II 338 magnas latrantia peetora curas admota deprendo manu.
14 Mit dem geschickten Übergänge nimmt St. zugleich Stellung zu
der Hauptstreitfrage der tröstenden Philosophie. Er will nichts wissen
von der Härte der Stoiker, welche schon bei noch frischer Wunde
anafteia verlangen, sondern schliefst sich Krantor an, dessen Meinung
bei Cic. Tusc. III 6. 12 steht: minime adsentior iis, qui istam nescio
quam indolentiam magno opere laudant, quae nee potest ulla esse nee
debet Krantors Ansicht war in der Schule herrschend geworden, vgl.
die Vorschrift des Dionys p. 29. 8 7tUQä<5&ui de iv x(o TtUQativ&sZafrcci
xal evdtöövac xov Ttd&ovg totg VTtoXentoyitvQig xcel ^r\ avtiteivEiv
sv&vg* Qäov yäg lita^o^e^a. aegrumque dolorem diese übertragene Ver-
bindung seit Lucr. HI 903. 931 Ov. M. II 329 St. Th. I 126. libertate
indem du ihm freien Lauf läfst; Zwang würde den Trauernden er-
bittern statt ihn zu erleichtern. 15 Plut. Cons. ad Apoll. 20 rö de
okov elitoi xig ccv 7CQog xbv Ttev&ovvxa, rtöxega 7tavGj] itoxs dvöcpOQcbv
i) del dslv otrjör] AvTzeiG&ai, xal tcccq' oAoi/ xbv ßiov. 16 fessus seil,
lamentando „zu Ende mit", vgl. zu I 1.23. 17 Zu dem die Tröstung
vermittelnden Gedanken vgl. Plin. Ep. VIH 16. 5 est enim quaedam
etiam dolendi uoluptas praesertim si in amiei sinu defleas, apud quem
laerimis tuis uel laus sit parata uel uenia. Friederich's Änderung
scheint mir unumgänglich; an und für sich wäre es ja für St.
320 COMMENTAR
nicht unmöglich, zu sagen, „mein Gedicht schwimmt, noch im Munde,
schon von Thränen", obwohl der Ausdruck die Grenze des Erlaubten
eigentlich überschreitet. Aber der Dichter hat zu einer Übertreibung
gar keinen Grund; er will nur sagen: du darfst mich schon hören,
denn ich weine ja auch. Und schwerlich würde er nach einem so
übertriebenen Ausdrucke das dann ganz verschwindende und unnötige
„Thränen fallen auf meine Worte" zugesetzt haben. Die Verderbung
erklärt sich leicht durch Angleichung von carmine an mea. ora
natant wie Theb. II 337 haec ora natare fletibus, vgl. luv. XV 136.
Die Thränen fallen und bringen auf der charta liturae hervor;
vgl. Prop. IV 3. 4 Ov. Trist. III 1. 15, deren einfache Ausdrucks-
weise St. zu überbieten sucht. 19 nigrae . . . pompae wegen der
toga pulla der männlichen Teilnehmer. spectatumque Vrbi scelus
weil die Leichenzüge gewöhnlich über das Forum gingen. Dieselbe
höfliche Übertreibung, dafs ganz Rom mit Atedius klage v. 175 Mart.
VI 28. 2. Über scelus s. zu I 4. 17. Die Klage über Ungerechtigkeit
der Götter weist auch Menander gleich in den Anfang der [lovadta,
vgl. 435. 9 %qyi roLvvv iv xovxoig xolg X6yovg sv&vg {isv 6%exfod£siv iv
aQ%fi itQog dat^iovag %al Ttgbg ilolqccv ccdixov, itQog 7t£7tQC3^isvrjv vö[iov
oQiöaGccv ctöfcKox/, eixa cbrö xov xccxsitEiyovxog sv&vg Xa\ißdveiv.
21 saeuos für die plorans anima wie für den mitfühlenden Zuschauer.
damnati 'devoti Manibus' Morell, vgl. Theb. VI 55 VII 239
Silv. V 1. 136, Forbiger zu Verg. Aen. IV 699. 22 plorantem
cconquerentem quod tarn immatura morte ex hac uita erepta esset'
Gevaert, Hom. bv itox^ov yooaxjcc . . . il>v%tf; vgl. Verg. cum gemitu,
Th. V 578 implorantem animam, Lactant. zu VI 885 dicunt philosophi
indignari animas, quod inuitae de hac luce recedunt, Tib. I 5. 51
animae ... sua fata querentes, Th. XII 285 animas sua membra gementes,
Verg. A. VI 427 infantumque animae flentes (Norden Herrn. 1894, 315),
Claud. Ruf. I 127 umbrarum . . . flebilis questus, auch Röscher Lexic.
s. v. Inferi II S. 241; oft stelleu die attischen Lekythen die Seelen
als klagende Figürchen dar. Dafs die Seele bei den Begräbnis-
feierlichkeiten zugegen ist (Piaton. Phaed. 81. CD tcsqI cc drj xal cocp&r]
axxa tyvyßsv 6xioeiör\ (pavxa6\iaxa Rohde Psyche 206. 2), glaubte man
allgemein; sie nimmt am Totenmahl teil, Röscher ebenda S. 237, ja
sie ist eigentlich Gastgeberin Rohde 213. 2. Vgl. auch Wuttke
dtsch. Volksabergl. S. 215. Sie fliegt über oder um den Scheiterhaufen
auch Theb. XII 55 f.; beachte Theb. V 163 Silv. V 3. 60 Anm. 23 brachia
*planctus? Domitivs. Der Vergleich mit klagenden Eltern wieder-
holt sich H 1. 82 ff. II 6. 6 ff. II 6. 82 V 5. 22 & 24 ignem haurire
hier eigentlich „Feuer fangen" (vgl. oben auct. imit.), anders zu
II 1 GLAVCIAS 321
V 3. 32. 25 uix tenui diese Vorstellung, dafs der Leidtragende von
den comites mit Mühe abgehalten wird, sich in die Flammen zu stürzen,
vergifst St. fast nie (Belege oben auct. imit.), vgl. noch Ov. Pont. III 1.111
IL lat. 1058 ff. Hier ist mit similis noch betont, dafs der Dichter
seiner Stimmung nach gern dem Freunde in die Flammen gefolgt
wäre. offendique Atedius wollte, so berichtet St., nicht zurück-
gehalten werden. 26 frontis honore kann hier nicht wie I 2. 113
das Haar sein, da der Mann kein langes Haar zu lösen hatte; es
könnte nur uittis wiederholen. Anschaulicher ist also frondis; den
Lorbeer Apolls legt der trauernde Dichter ab. Auch diese Ver-
änderung der Abzeichen wiederholt sich (s. schon zu I 5. 13); an
Stelle des Lorbeers tritt auch die Cypresse V 3. 8 ff. V 5. 29 ff.
27 versa ... lyrä als Zeichen der Trauer, wie die fasces beim funus um-
gekehrt wurden (Tac. Ann. III 2 Cons. ad Liv. 141 schol. Luc. VIII 735
Serv. zu Aen. XI 93) u. anderes vgl. Verg. A. XI 93 uersis Arcades
armis, Stat. Theb. V 71 uersae faces, VI 214 uersis insignibus (s. auch
Friedl^ender zu Petron 58 toga peruersa) Sil. It. II 184 XIII 547
taedaeque ad funera uersae, ähnlich von Amors Köcher beim Tode
Tibulls Ov. A. III 9. 7 euersamque pharetram. Der Dichter kehrt also
hier die Leyer um; er schlägt statt ihrer seine Brust in wildem
Schmerze. Ebenso sagt er V 1. 135 hactenus alma chelys. 28 Für
das unmögliche et diu scheint (Vollmer 1893, 827, ebenso Vahlen)
sed tu die einfachste Heilung. 30 patiare wie Epith. Laur. 1
patiare canentem. nie erfordert Zusammenhang wie Anapher; iam
ist aus dem Versanfange eingedrungen. fuhnine in ipso gleich
nach dem plötzlichen Unglück; fulmen so übertragen von Todes-
fällen v. 225 V 5. 50, öfters von kaiserlicher Strafe (z. B. III 3. 158
Mart. VI 83. 3, 6) u. a., vgl. Bentley zu Hör. C. II 10. 12. Die gleiche
Berufung auf des Dichters Erfahrung im Trösten V 5. 38 ff. Schon
Antiphon hatte sich gerühmt ort dvvarat tovg Xv7tov[isvovg diä koycov
&8Qcc7teveiv. Es ist aus unserer Stelle nicht zu folgern, dafs St. wirk-
lich auf alle die aufgezählten Fälle Gedichte gemacht, auch piis natis
darf nicht auf Etruscus (III 3) allein bezogen werden; alles ist all-
gemein und mit verzeihlicher Übertreibung gesagt. Aufserdem scheint
dieser Hinweis auf eigenes Leid typisch geworden zu sein. Darum wird
man auch kaum die folgenden Worte et mihi u. s. w. als ein Zeugnis für
die schon vollendete Abfassung von V 3 nehmen dürfen (Einltg 9. 10).
St. will nur sagen, ich habe mich selbst beim Tode des Vaters durch
Gesang getröstet; er mag auch Verse auf den Vater gemacht haben,
aber darum noch nicht gerade das uns erhaltene epicedion. Vgl. Cic.
ad Att. XII 14. 3 quin etiam feci, quod profecto ante me nemo, ut ipse
Vollmer, Statius' silvae. 21
322 COMMENTAR
me per litteras consolarer . . . adfirmo tibi nullam consolationem esse
talem. defectus dieselbe Stimmung malt St. V 3. 5 ff, vgl. V 5. 42
deficio und Heinsivs zu Ov. Fast. III 674; darum scheint es mir un-
nötig, mit Waller unsere Stelle völlig III 3. 40 gleichzumachen.
35 confer Krantor hatte Menanders Wort xä xotvä xotvcbg del cpBQStv
öviuiTaiiara angewandt. Vgl. Sen. ad Marc. 6. 1 si fletibus fata uin-
cuntur, conferamus; Cons. ad Polyb. II 2 conqueramur, Sen. Agam. 666
iuuat in medium de f lere suos, Stat. S. II 4. 22 ferte simul gemitus, III 3. 42
et ipse tuli quos nunc tibi eonfero questus, GvvdaxQvsiv Buresch p. 138 ff.
exe. XII. pariterque zusammen, gemeinschaftlich wie oft.
36 laudum gehört cctco xotvov zu aditas und primordia, die ev diä
dvotv bilden. Dem Gedanken nach ähnlich Claud. Cons. Stil. I 10 ff.
38 Zur Wendung vgl. Laus Pison. 2 liinc tua, Piso, nobilitas . . .
citant ... hinc tua me uirtus rapit, Silv. II 6. 48 ff. (?) stantes die per-
sonifizierten anni (d. h. Glaucias selbst) wollen gewissermafsen in den
Tempel der Vita eintreten, vgl. V 3. 133. probitas Anstand, Wohl-
gesittetheit (vgl. improbus zu I 6. 54) wie I 2. 12 III 5. 17, 67 V 1. 117
V 2. 73 Luc. VIII 156 Anthol. Lat. 781. 11 R. Bitschofsky 1878, 911.
Solche Wohlanständigkeit erwartet man natürlich zumeist vom gesetzten
Alter, daher tenero maturior aeuo. Das Lob der Jugend durch Ver-
gleich mit dem Alter wiederholt sich bei St. zum Teil mit denselben
Worten, teils mit andern Wendungen, wie es überhaupt typisch ge-
worden ist, vgl. v. 109 multumque reliquerat annos, II 6. 49 III 3. 68
IV 4. 45 V 2. 13 Ach. I 148 Th. VI 756 XI 34 Verg. A. IX 310 Mus
ante annos animumque gerens curanique uirilem, Ov. Met. VII 448 f.
A. A. I 185 f. Pont. II 2. 71 praeterit ipse suos animo Germanicus annos,
Laus Pison. 259 Cons. ad Liv. 447 uixi maturior annis, Sen. ad
Marc. 23. 3 Sil. It. II 348 IV 426 VIII 464 f. XIII 508 Plin. Ep. V 16. 2
Claud. Prob. Ol. 154 Manl. Theod. 18 f. Epithal. Laur. 23 Anth. epigr.
649. 7 Ennod. Vit. Epiph. (CSEccl. Vind. VI) S. 333. u cana consilia
in annis puerilibus meditabatur, Anth. Pal. VII 603 xbv veov^ aXXä vbcp
xolg noXiovöiv fäov, 'E<prj{i. &q%ccloL 1883. 81 yr\QaXiriv i\)v%r\v &%
äx{iccL<p öcj^ian rXavxog xal xccXXei xsodöag xoeixxova öcocpQOövvrjv,
vgl. noch Hecker comm. crit. in Anthol. 202 f. 41 Durch das Lob
der Schönheit des Verstorbenen zu rühren empfiehlt auch Menander
jt£Qi povcodCag p. 435. 2 u. bes. 436. 15 elxa dtaxvTtcoöSig xb elöog xov
öwiiarog, olog r\v ccxoßsßXrjxag xb xdXXog, xb xüv TtaQSi&v iQv&7]{icc, ola
yXcbxxa övyeöxaXxac^ olog i'ovXog icpauvexo yLaQccv&eig, oloc ß6(5xov%oi
xö^irjg ovxexi XotTtbv nsQißXeTtxoi, oy&aXyLcbv de ßoXccl xal yX^vai xaxu-
xoLitrj&sZocu , ßXecp&Qav de ZXixag ovxixi eXixsg, äXXä öv^ijrsTtxcjxöxa
Ttdvxa. Diesem Tone entsprechen genau des St. Fragen mit heu ubi u. s. w.
II 1 GLAVCIAS 323
Wie typisch die Ausführung der Einzelheiten ist, zeigt deutlich der
Vergleich mit der Beschreibung der Circe bei Petron 126 crines in-
genio siio flexi per Mos se umeros effuderant (dazu Apul. Met. X 3),
frons minima et quae radices eapillorum retro flexerat, supercilia usque
ad malarum seripturam currentia et rursus confinio luminum paene per-
mixta, oeuli elariores stellis extra lunam fulgentibus, nares paululum in-
flexae et osculum quäle Praxiteles habere Dianam credidit. iam mentum,
iam ceruix, iam manus, iam pedum candor intra auri gracile uinculum
positus: Partum marmor extinxerat; vgl. auch Mart. IV 42. Zum
Einzelnen: das Lob der Farben „wie Milch und Blut" auch Ach. 1 161,297
Theb.11231; das Wort siderei wird erst bei St. und Mart. von Göttern auf
Menschen übertragen, s. Ach. I 809 Theb. V 613; radiata mit abl. auch
Ov. Pont. III 4. 103 Sil. It. VII 143; eaelo „der Himmel strahlt (lacht)
ihm aus den Augen", vgl. Ennod. Vit. Epiphan. S. 334. 7 frons cereae
pulcritudinis et candoris illius, quae solis passa radios colorem traxit ab
aethere; die Wörter orbes und lumina zur Bezeichnung der Augen ver-
bunden wie Luc II 184 Sil. It. 1X401; eastigatae 'brevioris. nam id in
forma laudatur' DomitivS; das Wort heilst „eingeengt, strafF bei
Ov. Am. I 5. 21 Seren. Samm. XIX 353 Theb. VI 872 IX 687. Eine
frons breuis wünscht auch Mart. IV 42. 9 bei seinem Lieblingsknaben
(vgl. Hör. C. I 33. 5 Petron a. a. 0. Arnob. II 41); bei den scriptores
physiognomici gilt freilich die breuitas frontis als Zeichen von Schwäche
(Foerster I 230). Dadurch dafs die Stirne, der Sitz der Bescheiden-
heit (man denke an effrons und vgl. Aug. Civ. dei VII 4 erubescenda
perpetrando frontem armserunt; Stat. Silv. 1115.11 alta fronte unzufrieden),
klein ist, erscheint die modestia als collecta. Die Haare heifsen ingenui
in ihrer natürlichen, nicht durch Künste entstellten Schönheit, deren
Hauptreiz in den Locken am Rande der Stirne besteht. 46 implieiti
wenn er den Herrn umarmt, vgl. noch Theb. X 719; drastischer Tibull
II 5. 91 natiisque parenti osmla comprensis auribus eripiet 47 Den
gleichen Reiz der wechselnden kindlichen Laune beschreibt Silv. V 5. 82,
Theb. VI 164 üla taos questus lacrimososque impia risus audiit. uox
mixta als Flüssigkeit gedacht (tov xul aitb yk&öGrjg tieforog yXvxiwv (jesv
ccvdrj). mixta ist chiastisch wiederholt, gesteigert durch penitus, vgl.
II 2. 85. Den Honig von Hybla rühmen Strabon VI 2. 2 p. 267
Plin. N. H. XI 32; er ist sprichwörtlich geworden Otto Sprichw.
s. v. Hybla 1. eui d. h. loquenti. Zu poneret sibila vgl. I 2. 33
pone suspiria, I 3. 21 II 6. 103 V 1. 224 ablegen, aufgeben.
Die oben citierte Parallelstelle V 2. 79 zeigt (gegen Domitivs, der
an Hercules und Juno denkt), dafs St. von der Incantation der
Schlangen (freilich mit stärkerer Wirkung Lucil. Sat. 408 B., Verg.
21*
324 COMMENTAR
Ecl. VIII 71 frigidus in pratis cantando rumpitur anguis , Aen.
VII 753 ff. Ov. M. VII 203 Am. II 1. 25 Nem. Ecl. IV 70) und
von bösen Stiefmüttern (Kiessling zu Hör. Epod. V 9) im all-
gemeinen redet; vgl. noch Hör. Epod. V 13 impube corpus quäle possit
impia mouere Thracum pectora. 50 über die Verwahrung gegen den
Vorwurf der Übertreibung s. zu I 1. 17. ueris bonis den Vorzügen,
die der Knabe wirklich besessen. 51 domini gehört zu ceruix; die
etwas auffällige Verbindung mit et erklärt sich dadurch, dafs ja die
brachia sich um den Nacken des Herrn schlingen. Umschreibung der
Umarmung wie I 2. 103 Anm. pondere wie oft gerade pendere ceruice,
collo vom Umarmenden gesagt wird. Das gleiche Lob spendet Plin.
Ep. V 16. 3 ut illa patris ceruicibus inhaerebat, vgl. v. 63. iuuentae
genau als Zeit nach Ablegung der toga puerilis zu nehmen. non
longinqua die nicht mehr fern war cnam peruenerat ad XH. annum'
Domitivs. Vgl. zu v. 124. honos = barba; ähnliches Lob der
lanugo II 6. 44 III 3. 67 III 4. 79 V 2. 62 V 5. 20. 53 Melior liebte
den Sklavensohn so sehr, dafs er bei seinem künftigen Barte schwor,
als ob er sein Sohn gewesen (Verg. A. IX 300 per caput hoc iuro, per
quod pater ante solebat, vgl. auch die Erzählung Suet. Nero 34); tibi
wendet die Anrede also wieder an den Adressaten des Gedichtes.
54 Lucr. IH 898 omnia ademit una dies infesta tibi tot praemia uitae,
Anth. epigr. 1307. 7. 55 nobis meminisse r dictum Umformung der ge-
wöhnlichen (Vollmer zu laudat.Tur.II54) Wendung fletum, lacrimas u.a.
relinquere, delegare, so auch Plut. Cons. ad Apoll. 30 xr\v iit uvttp ödvvrjv
ccvrolg äcpsvrog. 56 hilaris nominat. amatis wie du sie gerne
hast, vgl. Theb. II 323, 343 VII 156 VHI 650 Lucan. I 508 u. ö.
Zur ganzen Beschreibung des verna vgl. die Geschäftsempfehlung bei
Hör. Epist. H 2. 2 ff. remittet weil geheime Sorgen den Geist ge-
spannt halten. 58 Markland's Conjectur wird durch den sonst allein-
stehenden Conjunctiv und die Undeutlichkeit des blofsen Ablativs bile
(so seit Hör.) empfohlen; üblicher ist freilich atra oder nigra, doch
vgl. Hom. %6kog äyQiog Catull. 63. 57 rabies fera. Atedius scheint
also (wie Caligula Silv. IH 3. 73) Horaz' Forderung (Epist. II 2. 133)
possit qui ignoscere seruis et signo laeso non insanire lagoenae nicht
immer gerecht geworden zu sein; bisweilen turnet famulis, ist er er-
bost auf seine Diener, turnet wohl veranlafst durch bile (Hör. s. o. Pers.
II 13 acri bile turnet), mit dem Dativ construiert wie Theb. XI 378, wo
tibi wenigstens äicb xolvov auch zu tumentem . . . patrem gehört; so
turgere alicui Plaut. Cas. 325 Most. 699. Keinesfalls ist die farblose
Interpolation von M2 timendum anzunehmen. in se deflectet auf sich,
den Knaben, ablenken. 60 Zu dem auch in andern Ländern und
II 1 GLAVCIAS 325
zu andern Zeiten üblichen Ausdruck der Zärtlichkeit, vgl. Ov. Her.
XVI 79 Am. I 4. 31 f. A. A. I 575 f., Sen. fr. 83 Haase potionem nullam
nisi alterius labris tactam uir et uxor hauriebant, Apul. Met. II 16.
dulci . . . rapina anders als z. B. die Harpyien; der Knabe bringt den
ganzen Tisch in Unordnung. 64 Die Überlieferung ist richtig. Ver-
stehe: atque ipsos ad postes reuocabit oscula. Der Kleine lief dem
sich entfernenden Herrn bis an die Thüre nach (wie er ihm intranti
obuitts prosilit v. 65) und wiederholte dort die Abschiedsküsse (Lucr.
III 894 neque uxor optima nee dulces oecurrent oscula nati praeripere,
Sen. Thy. 145 dum ciirrit patrium natus ad osculum)] reuocare steht
wie oft farblos = repetere wiederholen (so sogar intrans. III 3. 151
mit Amn.). Belege für die gekünstelte Stellung der Praeposition bei
Leo zum Culex v. 92, denen hinzuzufügen sind Prop. III 1.4 Itala per
Graios orgia ferre ehoros d.i. Graios choros ferre per orgia Itala, Aetna 326
densa per ardentes exercent corpora aires d. i. ardentes uires exercent
per densa corpora (falsch verstellt Leo Culex v. 205 et in fessos re-
quiem dare comparat artus, denn auch Manil. I 245 nos in nocte sumus
somnosque in membra locamus gehört in zu membra, wie vorher zu
artus). Die Möglichkeit dieser wie ähnlicher (s. zu II 5. 28) Hyperbata
wird durch die Möglichkeit einer verständlichen Declamation erwiesen;
hier würde an der Stellung atque ipsos reuocabit ad postes oscula kein
Leser Anstofs nehmen, für einen Hörer kommt es nur auf richtige
Betonung an, um auch die kühnere Stellung zu verstehen. 65 in
ora manusque zu Kufs und Umarmung. 67 fateor, vgl. Bonnet de
Greg. Turonensis latinitate 258. 2 Skutsch 1893, 828. Doch findet
sich dieser partikelartige Gebrauch (fast = „leider") des Verbum schon
Verg. A. II 134 XII 813. Die Liste aus späteren Dichtern zu ver-
vollständigen ist nicht dieses Ortes. 68 situs zu praef. I 22.
thalamis ... mensis chiastisch den Gegensatz zu v. 60 f. und 62 — 64
betonend.
70 In deiner Gesellschaft vergafs dein Pfleger das Alter, wurde
vor seinen Sorgen und Leiden wie in einem Hafen geborgen (s. z. B. Eur.
Med. 768 Quint. VI pr. 2 in quo spem unicam senectutis reponebam).
In seinem Herzen wohnte bald Freude über dich, bald Sorge für
dich. 71 pectore wie corde III 3. 14 III 5.14 V 1.248, vgl. Ebrard
Fleck. Jahrb. Suppl. X 602. diäcis könnte natürlich nom. plur. zu curae
sein, aber Elter hat recht, wenn er, leider für die Aufnahme in
meinen Text zu spät, cura verlangt. Dafür spricht nämlich durchaus
der Gebrauch des Dichters, der den Singular zur Bezeichnung der ge-
liebten Person setzt, s. Theb. VII 684 XII 397 S. IV 2. 15 IV 4. 20.
72 Der sich anschliefsende Gedankengang (bis v. 81) wiederholt sich so
326 COMMENTAR
ähnlich III3.59ff. V 5. 66 ff. (vgl. auch III 4. 12 ff.), dafs ich ihn auf Schul-
regel zurückführen möchte, obwohl ich bei andern Schriftstellern nichts
Ähnliches gefunden habe. Die Sache war ja im Privatleben häufig, vgl.
Trimalchios Carriere. Über die catasta (aus xatccöraöcg Keller Volks-
etym. 104) vgl. Iahn zuPers.VI 77. Es war ein, wohl drehbares (iiersabat),
Gerüst, auf dem die verkäuflichen (ausländischen, darum barbaricae)
Sklaven von allen Seiten beseh- und betastbar ausgestellt wurden.
Phariis aegyptische Knaben waren wegen ihrer Schlagfertigkeit und
Gewandtheit sehr beliebt Friedender S. G. IIP 141 Stat. S.V5. 66
Sen. Dial. II 11. 3 pueros quidem mercantur procaees et Uloriim im-
pudentiam acuimt ac sub magistro habent, qiii probra meditate effimdunt.
compositos zwischen Händler und Sklaven vereinbart oder ein-
studiert, jedenfalls nicht naive Einfälle; meditata eingelernt wie II 4. 7
Plin. Paneg. 3 Sen. a. a. 0. luv. VI 539. tardeque weil doch dieser
künstliche Reiz nicht viele täuschen kann; „und doch nur langsam".
76 hie . . . Ifiine St. fingiert, dafs er im Hause des Adressaten
stehe. in tua gaudia cdonati sunt libertate parentes tui a Meliore
ne doleres te natum esse ex servis' Domitivs. sed obschon du
von andern Eltern stammtest, hat dich dein Herr als seinen Sohn
begrüfst. Das Pronomen (te) fehlt beim Parti cip öfter, vgl. zu v. 198.
raptum „an sich gerissen" in Verbindung mit aluo geschmacklos
gesagt. protinus bei gleicher Situation auch II 7. 36 V 3. 121 V 5. 80.
sustulit term. techn. vom Vater, der das Kind als sein eigenes
anerkennt. 80 astra zu I 4. 3; so suchen auch die Sterbenden
noch einmal das Tageslicht zu erblicken, s. Forbiger zu Verg. A.
IV 692. mente, vgl. Verg. A. X 628; hier Gegensatz natu.
82 sanetorum allgemein: der Eltern, deren Verhältnis zu ihren Kindern
etwas Heiliges ist. prima die ursprünglichsten, in erster Reihe
kommenden, im Gegensatz zu andern Verhältnissen , die immer erst
seeundärer Natur sind (noua v. 86). So bezeichnet z. B. Val. Max. V 5
die Elternliebe als primum amoris uineiäum, dem sich als proximus gradus
die Bruderliebe anschliefst. 84 animis (dat.) das natürliche Verwandt-
schaftsverhältnis bringt in der Regel für die Herzen einen Zug zu
einander mit sich. non omnia der Gedanke ist leicht ausgebogen: es
giebt doch Ausnahmen, wo freie Wahl innigere Beziehungen schafft als
natürliche Verwandtschaft. Über ähnliche Vorstellungen vgl. zu 112.133.
85 demissa der von St. wohl aus Vergil entlehnte Ausdruck (vgl.
noch Tac. Ann. XII 58 Romamim Troia demissitm, Rut. Nam. I 9) be-
ruht auf der Anschauung des Ausgehens der Linien des Stemmas von
einem Punkte, einer imago; der Stammherr der Familie hat also bei
den römischen Stemmata (anders als bei den mittelalterlichen Ahnen-
II 1 GLAVCIAS 327
bäumen) den obersten Platz gehabt. sanguis und propago stehen
als Subject zu alligat frei für die durch sie begründeten Beziehungen.
conexis ist nicht als abl. comparat. zu interius zu fassen, wenigstens
kann ich conexus ohne Zusatz (etwa genere) im Sinne von verwandt
nicht belegen; conexis wird also wohl dat. commodi sein: bei den so
Verbundenen. 87 genuisse necesse est die Erzeugung schafft oft nur
ein Notwendigkeitsverhältnis, dem man sich nicht entziehen kann, freie
Wahl ein Herzensband. Die Infinitive haben also echt perfectische
Bedeutung. Der Gedanke findet sich oft und scheint namentlich
später durch die Kaiseradoptionen zu allgemeiner Verbreitung ge-
kommen zu sein Sali. lug. X 3 u. 8 Phaedr. III 15. 15 ff. Gralba bei
Tac. Hist. I 16 generar i et nasci a principibus fortuitum nee ultra aesti-
matur: adoptandi iudicium integrum et si uelis eligere, consensu mon-
stratur, Plin. Paneg. 7; 89 contendis pulchrius fuerit genuisse talem an
elegisse; 94, Ep. IV 15. 10 Hadrian bei Cass. Dio LXIX 20. 2 i{iol yovov
[ilv ovx söcoxsv i] (pv<5tg TtOirjöccG&ai, vö{i<p ös vpalg iöcoxaxs. öiacpSQei
ÖS TOXJTO ixSLVOV, QXL XO [l£V yeVVCO^lSVOV^ OTtOLOV CCV ÖÖ^fj XC3 ÖUl-
lioviG) , yiyvzxai, xb öa örj 7toiov{ievov avftaiQexov xig avxbg eavxip
% Qoörid sxai, &öT6 itctQu [ilv xfjg yvtiecog avdizrjQOv xal äcpQOva %oX-
Xccxtg öiöoö&uC xivi, nagu öe xr\g xQLöe&g xal äQXi{iekrj xal &qxlvovv
7tdvxcog aiQeiö&ai, Auson Caes. XIII 3 (s. o.) XV 4 (p. 191 P.) adsciti
(juantum praemineant genitis. Ähnliches wird auch in Privatfamilien
bei dem Überhandnehmen des Kindermangels oft gesagt sein, so dafs
dem St. die folgenden mythologischen Beispiele wohl schon gesammelt
vorlagen. uineebat übertraf den natürlichen Vater an Liebe (jpietate
v. 96). 90 senior zu 1 1. 102; Hom. II. 1X438 yegcjv iitnriXaxa nrjXsvg,
von wo überhaupt die ganze Erzählung über Phoenix herstammt, vgl.
III 2. 96 V 2. 151 V 3. 192. 92 longe aus der Ferne (zu IV 6.29);
Gegensatz speetabat Zu Pallantis (beachte den Reim ouantis)
vgl. Verg. A. VIII 52 ff., über Aeoetes Aen. XI 30 ff. 94 genitor
Juppiter. cessaret ab astris er kommt nicht, wie man erwarten
sollte, vom Himmel her dem Sohne zu Hilfe. Über den Fischer
Diktys, der TtQOGsvEi&SLöYig xrjg Xagvaxog UsQLCpG) agag ävex^etps
ITegöea, vgl. Apollod. Bybl. II 4 ff. Strabon X 5. 10 p. 487 C. uolucrem
reines epitheton ornans, weil anachronistisch. comebat cfovebat'
Domitivs. Der Dichter greift eine einzelne, zur Kennzeichnung sorg-
licher mütterlicher Pflege gern erwähnte (I 2. 111 II 1.122 Ach. I 182
Th. IX 902) Handlung heraus, um die ganze Pflege zu kennzeichnen.
So giebt das Wort auch den Übergang zur Aufzählung treu pflegender
Frauen. 97 d. f. m. statt deeeptam matrem mortuam, vgl. Auson
Cupid. (VIII) 16 (p. HOP) fulmineos Semele deeepta puerpera partus
328 COMMENTAR
deflet; umgekehrt von Juppiter gesagt Theb. IX 425 deceptaque fulmina.
tutius seil, quam matris. Inoo zur Sage Apollod. Bybl. III 4. 3.
reptantem zu I 2. 262. 99 secuta patris, bisher immer geändert,
sogar an den Vater des Kindes, den Mars, dachte Ilia nicht mehr
und war des Tiber Gattin geworden; um das Kind kümmerte
sie sich erst recht nicht. Acca war nach der wohl von Macer
aufgebrachten Sagenform Gattin des Faustulus, Amme des Romulus,
s. Mommsen Rom. Forsch. II 1 ff. tarn regnabat . . . lassabat Parataxe
im Sinne adversativer Hypotaxe. 101 transertos im Sinne von ver-
pflanzt, übergepfropft nur hier (vgl. zu I 1.23). suis abl. comp, hat
richtiger als Schwartz schon erklärt Domitivs rqui in eodem stipite
remanent'. Diese heifsen sui, weil sie nicht unter fremde manus
kommen, vgl. Verg. G. II 80 von der Pfropfung ingens exilit ad
caelum ramis felicibus arbos miraturque nouas frondes et non sua poma.
Zusammenhang: von andern adoptierte Kinder gedeihen oft besser als
die, welche bei den eigenen Eltern bleiben. Vgl. Plin. N. H. XIX 183
omnia translata meliora grandioraque ftunt. 102 et uud das trifft bei
eurem Verhältnis besonders zu, denn du hast den Fremden schon als
ganz kleines Kind, einem Zuge deines Herzens (mens animusque seil,
tuus) folgend, noch nicht durch besondere Vorzüge des Knaben
(moresue decorue erg. te patrem fecerunt verlockten dich, ihn zu
adoptieren) bestochen, an dich genommen, so dafs er ganz mit dir
verwachsen mufste. iam und needum corresporidieren enge; wir
würden das Glied nach needum mit „bevor" unterordnen. Auf dieses
Glied bezieht sich tarnen = „vielmehr" zurück. 104 Nach Kinderart
stammelt der Kleine (murmura soll intellecta mihi sagt die Amme Th.
V 614, VI 165; teneris uerba inluctantia labris Th. IV 789, vgl. II 4. 3
vom sprechenden Papageien, Auson Ep. XXII 68 [p. 264P] Parent. X 3
[p. 36 P]), dazwischen laufen schon einige deutliche Worte unter, die
also noch mit Stammeln verbunden sind, vgl. Theb. V 613 uerba ligatis
imperfecta sonis. iungere c. abl. z. B. auch Verg. A. X 653, auch sociare
Silv.Vl.48. 106 Über den Vergleich mit den frühwelkenden Blumen
im allgemeinen s. zu III 3. 128 ff. Hier ist alte die Hauptsache; es leitet
zu uicerat über, alte erhält durch improbus (zu I 6. 54, Langen zu Val.
Fl. 1510) seine Ergänzung: die Blume ist unnatürlich hoch, darum wird
sie zuerst vom Sturme geknickt (vgl. zu II 7. 90). Auch extat „über-
ragt" (zu I 2. 116) enthält einen comparati vischen Begriff. ante diem
(vor der Zeit, s. zu I 2. 176) gehört enge zu uultu gressuque superbo:
Ausdruck des Gesichts wie Gang sind unnatürlich früh entwickelt
(vgl. v. 40). 110 Nach siue steht der Conjunctiv attrahiert vom
irrealen putares; beim dritten siue ist dann der Modus beibehalten, trotz
II l GLAVCIAS 329
des realen Nachsatzes stummere (vorher mythologische Fictionen). catenatis
weil die Glieder der Ringenden (darum curuatus) sich an- und in-
einanderketten , s. III 1. 157 nodare palaestras. Amyclaea cnam
palaestra exculta imprimis est a Laconibus' Domitivs, wohl nicht
speciell an Leda und Pollux gedacht. Oebaliden des Hyakinthos
trauriges Ende beim Diskos wurf erzählt Ov. Met X 162 ff. Apollo
würde seinen Liebling sofort (praeceps adv.) gegen Glaucias vertauschen.
113 gratus amictu während er in der palaestra yv^ivog war.
orsa s. zu I 4. 29. Menander war damals wichtiger Schulautor, s. Fried-
linder S. G. III6 377 (dort auch über facundus), decurreret „schnell
aufsagte" (im Anschlüsse an den Gebrauch wie V 3. 149) nur hier.
116 f regisset cfrangi vult crinem exstructum, cum superimposita corona
deprimitur et sie quasi destruitur' Gronov diatr.2 p. 159. Quint. 16. 44
bezeichnet die Wendung comam in gradus frangere als nicht üblich,
quamlibet haec inuaserint ciuitatem; Lactant. erklärt zu Theb. VI 640
non fraeto uestigia puluere pendent als cnon depresso'. f regisset parallel
laudaret zu I 1. 60. 119 pater wohl Melior selbst, s. v. 103.
sensus verständnisvoller Ausdruck des Vortrags. 120 scilicet die
ganze Frühreife erklärt sich durch den Neid des Glücks (s. II praef. 5),
das früh reifen liefs, was es früh rauben wollte. Wie II 6. 73 ff. die
Rhamnusia, so nimmt hier die Lachesis (Neid, Nemesis, die alle vßgtg
rächt, und die Parze, die oft grausam den Guten und Schönen dahin-
rafft, fliefsen leicht zusammen, s. Lehrs popul. Aufs.2 33 ff. Iahn böser
Blick 38 Posnansky Bresl. philolog. Abh. V 2. 1890 S.48ff.) den Knaben
schon in der Wiege unter ihre verderbliche Obhut und Inuidia voll-
endet ihr Werk; auf sie wird mit dem betonten illa zurückgewiesen.
Ich glaubte früher inuidia sei Ablativ, doch s. metr. Anhg VIII; es ist
also auch im Texte grofs zu schreiben. comere inf. histor. wie
v. 129 V 3. 99, 146, 235 V 5. 85 Nauke 1863, 34, jetzt Woelpflin Arch.
f. lat. Lexicogr. X 177 ff. infigere nicht blofs dem Gedächtnis ein-
prägen (so Quint. I 8. 17 IX 2. 4 IX 4. 134 Plin. Ep. I 20. 2 luv. V 12
XI 28) sondern hier wohl auch „eingeben". quae nunc plangimus ver-
stehe: amissa. 124 Mart. VI 28. 8 macht den Knaben ein Jahr älter.
sed adh. inf. m. St. schiebt dem Gedanken: er war auch körperlich für
sein Alter zu grofs, eine dem Liebreiz des Knaben zu gute kommende
Parenthese ein: aber mit seinen Jahren war noch Kindlichkeit ge-
mischt; nun greift tarnen wie v. 104 auf diesen zuletzt ausgesprochenen
Nebengedanken zurück. ualidi gressus, vgl. v. 108 Hör. A. P. 158
pede certo. 127 decrescere man sah, wie sie ihm zu klein wurden.
eultibus c Schnitt und Muster ' umfafst mehr als uestes, auch die
Abzeichen seines Alters. uestes mit Nachdruck wiederholt, weil der
330 COMMENTAR
Herr doch sein Möglichstes that, darum festindbat (vgl. Theb. VI 79
uestes urgebat von der Mutter, die den Sohn gerne grofs sähe).
129 Die richtige Erklärung steht im wesentlichen schon bei Barth.
Der Herr sucht nicht zu sparen, indem er dem Knaben weite Sachen
kauft, die für lange Zeit vorhalten und in die er erst hineinwachsen
mufs, sondern giebt ihm immer knapp passende, die dann ad annos
erneuert werden müssen. Diese Kleidungsstücke legen sich knapp
um die Brust oder drücken die tunica (telas) eng zusammen (artare).
Knappes Gewand war damals herrschende Mode, vgl. III 4. 55 Anm.
Quint. XI 3. 139 ipsam togam rotundam esse et apte caesam uelim, aliter
enim multis modis fiet enormis. Nach legens habe ich den Punkt
gesetzt, denn jetzt kommt die Rede auf die verschwendete Pracht der
Farben. Die Infinitive constringere, artare sind als historici (zu v. 120)
zu fassen. 132 Puniceo im Gegensatze zum folgenden didee rubenti
murice, wohl der uiolacea purpura, die purpura dibapha (Marqvardt
Pr. L. II2 508); herbas imitante (nach Ov. Met. II 2) grün, vgl. Mart.
V 23 herbarum fueras indutus, Basse, colores, Claud. Ruf. II 109 herbida
. . . uelamina; die Ausdrücke amictu, sinn, murice wechseln absichtlich,
um die oftmalige Veränderung der Kleidung zu bezeichnen. uiuis
deren Feuer zu leben scheint. incendere so dafs sie blitzen, vgl.
Verg. A. V 88 Theb. X 60 purpura . . . mixto . . . incenditur auro,
Th. VII 694 Silv. III 4. 51 Mart. XIV 26. 1 Claud. R. Pr. I 254 VI cons.
Hon. 166, umgekehrt bei Ennod. Epith. 79 von Edelsteinen niueum
sumptura ex corpore lumen. turba comes Paedagogen und andere
Sklaven. praetexta cnam praetextam non poterat habere, cum non
esset ingenuus' Domitivs. 138 Obwohl den Parzen v. 185 Th. XII 647
(anguicomae . . . Sorores) Schlangenhaare zugeschrieben werden (vgl.
Weissileupl Abh. des Wien. arch. Sem. VII 94), haben die Alten
richtig, ebenso wie Barth Theb. VIII 381, gebessert ungues, weil
manus (s. auch II 6. 59, 78 Anth. epigr. 995. 8 iniecere manus inuida
Fata mihi) vorhergeht und auch im Vergleiche v. 140 carpere betont
wird. Progne tötete ihren Sohn (Ov. Met. VI 412—676), Medea ihre
eigenen Kinder (vgl. Petron. 105 cuius tarn crudeles manus in hoc sup-
plicium durassent), Creusa (bei Eurip. Glauke) Tochter des Aeoliden
Kreon, war von Medea als zweite Gattin Jasons gehafst (das dritte
nee steht nicht den beiden ersten parallel, sondern führt eine Steigerung
des zweiten Beispiels ein), Athamas erschofs (anders Ovid) seinen Sohn
Learchos in der Raserei (toruus). Der Schreibfehler umgekehrt IV 6. 64.
quamquam mit Participium z. B. noch III 3. 70 Theb. II 15. 273.
cineres Hektor noch im Grabe; gesuchte Steigerung. f (esset missurus er
hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn hinabzustürzen. 146 Zur Ellipse
II 1 GLAVCIAS 331
s. zu 12.144. Menander erwähnt als Teil der [lovadia (III 435. 20 Sp.)
ei . . . xbv XQQTtov xov ftavdxov keyoi xig, ei ^iaxQa vöaco 7ceQL7ie7tx(0XG)g
eirj. crinem tcnet (vgl. Eurip. Alk. 75 Worte des Sdvaxog: tegbg yaQ
ovxog xcbv xaxä %$ovbg fteav orov xöd' ey%og xgaxbg ayviörj XQt%a
Verg. A. IV 698 nondum Uli flauum Proserpina uertice crinem abstulerat
Stygioque capiit damnauerat Orco, Hör. C. I 28. 20 u. s. w.) als stell-
vertretendes Zeichen des Besitzes Wieseler Philol. IX 711 f. Rohde
Psyche 541 Anm. 148 fragiles hier von der Jugend, sonst vom
Alter Ov. (s. o.) Sil. It. XIV 85. Die Vorstellung, dafs der Sterbende
den Blick auf sein Liebstes gerichtet hält, bei Tib. I 1.59 f. Ov. Met.
IV 145 f. VII 860 f. Lucan. III 739 f. V 280 f. Val. Fl. III 326 f. Theb.
VIII 649 f. (gegen Verg. A. IV 684 f.) Silv. III 5. 39 V 1. 171.
cadente oft seit Lucr. von den im Tode erschlaffenden Gliedern, be-
sonders auch von den Augen (so III 5. 39). te murmurat = nomen
tuum (vgl. Cons. Liv. 307 f.). uacui Übertreibung (zu I 6. 79). Zur
Vorstellung vom Aufnehmen des letzten Hauches im Kusse Bion I 43
d%Qig ürtb i^v%äg ig e^ibv <jx6[ia xeig epbv rj7tag 7tvev{ia xebv gevcffo
tb de öev yXvxv cpCXxQov ä{ie'Ä%co ex de ittw xbv egcoxa Verg. A. IV 68,
Ov. A. A. III 743 f. Cons. Liv. 97. 158 Manil. V 624 Th. XII 319 f.
S. II 1. 172 III 3. 19 Anm. V 1. 195 f. , Sen. ad Marc. 3. 2 idtima
filii oscida gratiimqae extremi sermonem oris haurire. exaudit ver-
steht, prohibet gemitus zu II 6. 93. 154 Die Hervorhebung eines
Trostgrundes mit gratum est auch Sen. Med. 553 Sil. It. VI 582 und
zwar desselben Theb. XII 338 Mos muenimus artus, vgl. Anth. epigr.
1522. 13 sed integer iuuenta, inaiolatus artus . . . hoc situs est in agro,
was eine Hauptsorge der Alten war. Fata, auch II 6. 59, 103
V 1. 259 u. o. in der Thebais, Plural wie Mortes II 7. 131. mors
lenta ein langes Siechtum hätte die Schönheit des Knaben, die durch
den schnellen Tod bis ans Ende erhalten blieb, verzehrt. Vgl. Dionys
xe%. p. 29. 15 Us. xafr ovxwg xal ort xayvg xal avccLö&rjxog 6 xoiovxog
ftävaxog xal exxbg ßaödvcov xal xßbv xaxcjv xcbv ex xr\g vdtfov.
157 Menander III 421. 32 Sp. elxa eitaivedeig xb yevog oxt ovx
rjtieXrjoav xr\g xrjdevöeojg ovde xr\g xaxa<5xevv\g xov \JLVX[\iaxog. flammis
gehört, wie die Stellung zeigt, zu prodiga: verschwenderische Spenden
für die Flammen. ardentia oft von allem für den Scheiterhaufen Be-
stimmten v. 162 II 6. 3 V 1. 212 V 3. 68 Theb. XII 60 u. ö. pur-
pureo, vgl. Theb. VI 62; der Scheiterhaufen war mit purpurnen Teppichen
belegt. Die gleiche oder fast gleiche Zusammenstellung der Spezereien
(Crocus, costum, Myrrhen, unguenta Aegyptiaca, opobalsamum) II4.34ff.
II 6. 86 ff. III 3. 33 ff. V 1. 210 ff. V 3. 41 f. Theb. VI 54 ff. u. ö.
163 succendere census absichtliches Klangspiel (auf falscher Etymologie
332 COMMENTAK
beruhend, s. zu I 1. 6) ähnlich cupit — capit. desertas ccum non
esset superstes puer, qui iis frueretur' Domitivs. inuidas das
Feuer vermag nicht alles zu fassen, darum scheint es dem Dichter,
als ob es dem Toten nicht alle die ihm bestimmten Ehrengaben
gönne. desunt in munera reichen nicht aus zur Verbrennung,
vgl. zu I 6. 52. 166 Schauder hält meine Sinne (vgl. Theb. III 549
terror habet uates), wenn ich daran denke; der eigentliche Nachsatz ist
durch extimui formal unabhängig gemacht. funere summo als die
Leichenfeier bei dem ergreifendsten Augenblicke, der Aufbahrung der
Leiche auf dem gleich anzuzündenden rogus, angekommen war. saeuae
(cc7tb kolvov auch zu animi) cin pectora tua plangenda' Domitivs.
170 modo ... nunc (s. Skutsch 1893, 828) v. 132 ff. V 1. 161 ff.
Theb. IX 773 u. ö., s. Arch. f. lat. Lex. II 242 ff., quondam . . . nunc
II 4. 30. auersaris durch die Stellung; doch dachte der Dichter
gewifs auch an den Sinn: du hassest das Leben. rumpis für pectora
natürlich Hyperbel. 172 lambis richtig beobachtet (weil der Tote
die Küsse nicht erwidert, ähnelt die Bewegung des sich fassungslos
dem wütenden Schmerze hingebenden Pflegevaters dem Lecken), doch
geschmacklos gesagt. Aber solche Geschmacklosigkeiten fehlen auch
sonst in der lat. Poesie nicht, vgl. Für. Bibac. fr. 16 B. luppiter hibernas
cana niue conspuit Alpes (zu II 6. 62) Licentius 148 uomuisti nectareum
mel. S. auch Silv. V 1.134. Ganz wie Stat. sprechen Dracont. VIII 111
per colla per ora oscida diffundunt et lambere membra parentes insistunt
iuuenis certatim und Ennodius Vit. Epiphan. p. 336. 26 (C. Eccl. Vind. VI)
lambebat uestigia sanctissimi iuuenis heiulans mater vom schwärmerischen
Küssen der Fufsspuren, durchaus nicht verächtlich wie Cic. in Verr.
act. II, III 11. 28 den Verres sagen läfst hör um canum, quos tribunal
meum uides lambere. Zu frigida vgl. III 3. 19 frigus. 174 s. zu v. 23.
Zu spectauere vgl. V 1. 216. nefas zu I 4. 17. 176 Flaminio
s. Mart. VIII 28. 4. Das Grab lag also an der via Flaminia (s. die
Zusammenstellung bei Marqvardt Pr. L. 362. l, zu agger vgl. Rut.
Nam. I 39 Aurelius agger)y auf dem rechten Tiberufer über den pons
Mulvius hinaus. immeritus s. v. 223; Quint. VI pr. 4 quos utique im-
meritos Mors acerba damnauit. 178 ff. Der Doppelvergleich knüpft
zwar an den Moment flammis traditur infans an, darum ist v. 182 ignis
zu schreiben: die gewaltige Schlange hat den Opheltes nach Statius'
eigener Darstellung nicht mit Gier verschlungen, sondern occidit extremae
destrictus uerbere caudae ignaro serpente ptter (Th. V 538, daher hier
rescissum squamis, wozu als Zeit- und Ortsbestimmung ludentem tritt,
das nicht zu bibit zu ziehen ist); der auidus ignis (z. B. auch Anth.
ep. 1851 N. 2) wird beschrieben Theb. VI 206 ff. Lerna steht für
III GLAVCIAS 333
Nemea (s. Kohlmann's Index). Aber das eigentliche tertium com-
parationis wird von St. hier durch formaque aeuoque genau bestimmt
(hinzu kommt der Melior schmeichelnde Vergleich der prächtigen Be-
stattung): in allen 3 Fällen handelt es sich um Knaben, die noch im
Tode schön daliegen (Pausan. II 1. 3 zec^ievG) d' £%i%v%6v%a Ucavyov
&ccil>cu iv reo Ttf-OyiriS); bei Melikertes tritt der Gedanke an die Be-
stattung zurück, prolatus von dem Delphin (Pausan. I 44. 8 II 1. 3), ab
aequore vom offenen Meere her. St. läfst anscheinend auch die Mutter
vom Delphine mit hertragen, naufragus scheint auf eine andere als die
gewöhnliche Fassung der Sage hinzuweisen , vgl. Lactant. zu Theb.
III 479 und Apollodor III 4. 3. 6 rotg xsi^a^o^ivoig yäg ßorj&ovöiv,
auch Claud. IV Cons. Hon. 464 f.). Rein formaler Wechsel von talis
und sie auch 12. 242 ff. II 6. 25 ff. 45 f. IV 2. 44 ff. Theb. IV 793 ff.,
schon Verg. A. X 565 ff. Ov. Am. I 7. 13.
183 letiqae minas die Schrecken, welche der erfolgte Tod nach
sich zieht, im folgenden erklärt. 184 derselbe Gedanke III 3. 26 ff.
V 1. 192, 249 V 3. 278 ff. Anth. epigr. 1109, 19 ff. Über die alte
Anschauung vom Cerberus vgl. Theb. II 28 mit Lact. 4 Rohde
Psych. 280 Anm. Über die Fackeln der Erinyen s. Rosenberg die
Erinyen S. 85, über ihre Schlangenhaare zu V 1. 28. auidae der alle
aufnimmt; adusta Übersetzung von Phlegethon wie Sen. ad Marc. 19.4
flumina igne flagrant ia (zu 1 1.6). Charon wird also den Nachen so dicht
ans Ufer führen, dafs auch der kleine Knabe bequem aussteigen kann.
(Vgl. V 1.252 manes placidus locat hospite cymba vom Einsteigen, aber
V 3. 283 in media componat moUiter alga auch vom Aussteigen; zu
ascendisse vgl. Cic. div. I 58 equo aduersam aseendisse ripam.) Eine
ähnliche Aufmerksamkeit wird dem Totenfergen zugemutet Anth.
Pal. VII 365 reo Klvvqov xr\v %slQa ßatrjQidog ixßaCvovti x^t^iccxog
ixtBLvag ds%o xslaivs Xccqov. tcXuQu yä$ xbv TtalÖa tä öccvdaka' yvpva
da ftsivcu lyvia dsi[iccLV£L i\)a\L\iov iit ipvcrjv. Auch die Kunst hat
sich des Zuges bemächtigt: Terracotta-Relief Archaeol. Ztg. 1885, 10
Pottier bibl. des ecol. fran?. XXX 37 f. N. 14, 17, 21 Weissjleupl
Abh. Wien. arch. Sem. VII 45. facultas schon sehr neutralisiert,
fast nur „Thätigkeit", so dafs ne dura (sit) zugefügt werden kann.
189 St. belebt das Gedicht durch Erzählung einer Vision und
Wiedergabe des Berichtes, den Hermes gaudenti uirga, sich selbst
freuend, erstattet hat. Doch sind v. 191 — 207 nicht als unmittelbare
Worte des Gottes in Anführungszeichen zu setzen; Statius erzählt, was
der Gott gemeldet, dem Atedius wieder, wie die durchgehende Anrede mit
tu beweist (s. mihi v. 189). 190 laetum zum nom. vgl. V 5. 37 nil
placidum. 191 effigies dichterischer Plural wie ceras, v. 193; ardua, weil
334 COMMENTAR
generosi, vgl. v. 195. noaa immer frische, nicht nur zur Geburtstags-
feier erneuerte. similes (zu I 1. 101) ceras ein Bild, vgl. Skutsch
1893, 828 f., der auch tergentem pectore richtig erklärt als „an die
Brust drückend", vgl. V 1. 111 u. 163, ferner Enn. Ann. fr. 236 B
pinsunt terram genibus (auch fr. 468 B), Tib. I 2. 85 tellurem genibus
perrepere supplex et miserum sancto tundere pioste capat, Lucan. II 30
hae pectora duro adflixere solo, St. Theb. X 52 pietasque fores et frigida
uultu saxa terunt, IV 203 IX 638, Sil. It. VI 561 nerrere teeta deum,
Claud. Seren. 223. Über den Cult der Bilder von Verstorbenen s. zu
II 7. 128. 195 seriem s. v. 85 serie generis. liest, kingit aec. tae.
geht hinter ihm her, ohne eine Anrede zu wagen, und rührt nur be-
scheiden den Saum des Gewandes an, dann (inde) bekommt er schon
mehr Mut. Der hübsche Zug nach Hom. IL XVI 8 ff. XXII 493.
198 Die beiden magis entsprechen einander (man denke einmal statt
des neque enim magis ein quo minus), ebenso (trotz Hand Turs.
III 565) Catull 64, 274 post, aento crescente magis, magis inere-
bescunt. trahentem am Gewände s. Claud. Ruf. II 381 adprensa ueste
morantem. Das Particip steht ohne Pronomen wie z. B. v. 78 if. und
II 4. 5 ohne te, V 3. 61 ohne nie, 71 ohne mihi. nepotum Bl. hält
ihn für ein gestorbenes Kind aus seiner Familie, das er bei Leb-
zeiten nicht mehr kennen gelernt hat. 201 solaeia Blaesi, mit
dem unerwarteten Setzen des Namens statt sui spielt der Dichter
(vgl. Anm. zu IV 4. 21): Melior hat für den JBlaesas einen blaesas
zum Trost erhalten, einen Knaben mit noch undeutlicher Sprache
(s. v. 104); Blaesus war also wohl gestorben, als der Knabe noch
klein war. diuque als Zeichen besonderer Zuneigung hervor-
gehoben. 204 steriles ramos mutasque uolucres; abweichend von
Vergil greift Statius öfters (Theb. II 12 steriles luci, s. Lactant.
zu II 24, S. III 3. 24 pallentes lucos, V 3. 287 falsa dies, cf. Theb.
IV 595 I 55, nach ihm Auson Cupid. 7, vgl. Sen. H. F. 698 ff.) auf
die ältere Vorstellung zurück, dafs in der Unterwelt alles nur Schein
ist, kein wirkliches Leben hat, vgl. E Meyer Herrn. XXX 277 ff. Rohde
Gr. Roman 194 Rh. M. XLVIII 123 Dieterich Nekyia 30 ff. Nach
Vergil anders Val. Fl. I 844 Claudian R. Pros. II 282 ff. Anth. epigr.
525. 5. Das Scheinleben von Früchten und Tieren wird auch auf
Sarkophagen dargestellt, s. Rossbach Hochz. Denkm. 88. Merkwürdig
bleibt, ist aber wohl durch das Streben nach dem Ungewöhnlichen
genügend erklärt, dafs St. hier und V 1. 287 diese Vorstellung fest-
hält, wo doch das Gegenteil den Leidtragenden tröstlich wäre (vgl.
Tib. I 3. 59 ff.). Bl. giebt also dem Knaben alles, was das Elysium,
wenn es sich (mollis) angenehm für Kinder zeigen will, nur ge-
III GLAVCIAS 335
währen kann. 205 Ein Perfectum porsit, das auch hier in die
Construction nicht passen würde, ist nirgends überliefert; porgit
(s. metr. Anhg IV) ist palaeographisch leichte Änderung.
206 pectora miscet (vgl. V 1. 43) sein Herz ist von denselben Ge-
danken erfüllt wie das des Knaben, und er teilt die zweifache (zu
I 3. 25) Liebe desselben, indem er einmal den Melior ebenso liebt
wie Glaucias das thut, andererseits aber die Liebe des Knaben zu ihm,
Blaesus, erwidert.
208 uulnera sedas wie Ov. Pont. IV 11. 19 at cum longa dies
sedauit uulnera mentis. 209 mersum s. laud. Tur. II 03 niaerore
mersor , Octav. 104 maerore pressa. Zum Gemeinplatze svtyv%eL
xixvov ovdelg äfravaxog, vgl. BüRESCH 29 ff. Rohde Psyche 682. 3,
bes. noch Anth. ep. 1567. 8 cui contigit nasci, instat et mori; bildliche
Darstellungen Rossbach a. a. 0. 90 f. 210 hat Catull V 4 anders
gewandt; wie Statius Plut. Cons. ad Apollon. 10. 212 nam populus
mortale genus seil, est, denn über die Menschen (populus hat St.
vielleicht gesagt im Gedanken an die übliche Trost wendung, dafs auch
die Könige sterben müssen, s. zu II 7. 93 ff.) brauche ich eigentlich
kein Wort mehr zu verlieren; wer kann noch bei der Menge von
Todesfällen Thränen haben? Zur Declamation über die Todesarten
s. Hör. C. 128. 15 ff. II 14. 13 ff., besonders die Rede des Encolpius bei
Petron 115. Krantor hatte die Büchse der Pandora in diesem Zu-
sammenhange verwertet. Auf rhetorisches Vorbild weist das arg
prosaische ut sileam. 215 ff. s. Bion XVII 12 ovx iftekco ftsgog
fj{iev, STCel xöxa [i akiog oitxiy ovx ifrelco (p&LvöjzcjQov , iitel voGsq"
CQQLCt XLXXBL' Oivloi/ %£L{l>CL CpZQOV VLCpSxbv XQV^lCjg T£ (poß6V{lCU.
jßruma wie Autumnus (vgl. Hör. Sat. II 6. 18 ff.) sind als Ungeheuer
mit klaffenden Mäulern gedacht, während für den Sirius (s. zu I 3. 5)
dem Dichter diese Vorstellung, obwohl er sie ihm für die andern
entlehnt, schon wieder zu gewöhnlich erschien. Die Epitheta
rigentia und imbrifero fallen aus dem Bilde. pallens wie pallida
Mors Hör. C. I 4. 13, pallentes Morbi Verg. A. VI 275, pallida
Bruma Theb. VII 286, pallida Rheni frigora Silv. V 1.128, von der
Wirkung auf die Ursache übertragen. mit (s. zu V 2. 12) perf.
mit Relation auf timet. 218 Die Declamation nimmt Horazische
Farben an, vgl. noch C. I 28. 15 II 3. 25 II 13. 19, auch Prop.
III 18. 21 ff. Ov. Met. X 32 ff. Cons. ad Liv. 357 ff. Den x6%og
schreiben die Rhetoren vor, Menander III 414. 3 oxl xb ftatov xaxsxQtvE
XCJV CCV&QCOTtLVCOV XOV &CCVCCXOV XCCL OXL TlSQCCg S0XLV CCTtCCÖLV CCVftQ&TtOLg
xov ßiov 6 ftavuxog xal oxl ijQCjeg xcel fteßbv xaideg ov dLS<pvyov. iv c5
xccLQÖv £%SLg &SLVCCL xal ÖLriyr^Laxa xal oxl TtoXsig äitoXXvvxaL xal E&vri
336 COMMENTAR
eörlv, et 7cavrcc7taöiv i%iXnt£v Sen. Marc. 12. 4. immensis . . . umbris
für unzählige Schatten, die in unabsehbarer Reihe einander folgen.
220 Auch den folgenden Gedanken hat die Schule angenommen;
Menander 413, 25 citiert die Verse des Euripides (frgt. 452) rbv piv
(pvvrcc d'QYjveiV £tg oV £Q%ercu xaxu, rbv d' av d'avövra xal itovcov
7t£7tav^i8vov %aiQOvrag sv(pr]{iovvTag £xite[i7t£iv do^icov. Vgl. z. B. Lucr.
III 982 f. Hieron. Epist. LX ut non tarn plangendus sit, qui hae luce
caruerit, quam gratulandum ei, qui de tantis malis euaserit, Anth.
epigr. 1533, 6 ff. Des St.' Worte scheinen in v. 225 beeinflufst
durch Lucr. III 1083 posteraque in dubio est fortunam quam uehat
aetas, quidue ferat nobis casus quiue exitus instet, vgl. Theb. IV 601.
hominesque deosque das Leid, was ihm auf dieser Welt von
Menschen oder Göttern (Anth. epigr. 995, 17 fugiam lucemque deosque)
zugefügt werden konnte. immunis Fatis wie Theb. VI 152 immunem
Furiis, 222 s. Mart. X 47. 13 summum nee metuas diem nee optes,
Auson. Ephem. 119 (p. 10 P); meruitue ergänzt gut den vorhergehenden
Gedanken (vgl. 177 immeritus), er starb eben als unschuldiges Kind,
vgl. Krantor bei Plut. Cons. ad Apoll. 25. 223 Die Gegenüber-
stellung der Lebenden und Toten ist besonders deutlich bei Hieronym.
Ep. 75. 1 non quod eius uicem doleam quem scio ad meliora transiisse . . .
2 nos dolendi magis, qui cotidie stamus, in proelio peeeatorum, uitiis
sordidamur . . . ille iam securus, natürlich in christlichem Sinne ge-
meint. Die Declamation über die Leiden des Lebens geht auf
Prodikos zurück Welcker opusc. II 497 ff., wurde von Krantor aus-
führlich verwertet Plut. Cons. ad Apollon. 27. 226 istis (zu V 5. 1)
durch diese Gedanken. Das Erscheinen des Toten zu consolatorischen
Zwecken vergifst St. fast nie, vgl. II 6. 93 II 7. 120 III 3. 204 V 3. 288,
s. Rohde Psyche 679 f. euneta impetrare nämlich von Atedius, nicht
von Pluton, wie Domitivs will. 229 Den Hiat würde si beseitigen
und auch der Gedankenform eine in diesen Dingen nicht unebene
Reserve geben, aber ich halte den Hiat nach dem Vocativ ebenso wie
nach einer Interjection für berechtigt, und ähnliche Gedanken spricht
St. auch sonst als ganz sicher aus. (Als Überlieferung ist durchaus,
obwohl a hat Glaucias, zu betrachten: Glaucia, denn so giebt die
Domitiana, von der Poliziano's Anmerkung ausgeht.) comes . . . ferae
nicht etwa Orthrus (so Heinsivs zu Sil. It. XIII 845), sondern der
Lethaeus ianitor, eine wohl aus dem hundertarmigen Briareus ent-
wickelte Figur, als Jüngling neben Cerberus auf einem Wandgemälde
dargestellt, beschrieben Lucan. VI 702 ff. Sil. It. XIII 587 ff., s. Ross-
bach Rh. Mus. XL VIII 593 f. mulce zu II 6. 93. 232 uiuis
uultibus durch Erscheinungen; Gegensatz: II 7. 129 uultus . . . simili
n 1 GLAVCIAS II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 337
notatus auro ein Bild. desolatamqae Glaucias und seine Schwester
waren also die einzigen Kinder der miseri patentes (parentes desdlati
Wilmanns ex. 247). qui potes s. v. 228. insinuare die Fürsorge
für sie dem Atedius ans Herz zu legen. Der Schlufs tritt ein für
den sonst häufigen Gedanken, dafs derjenige glücklich stirbt, welcher
Kinder hinterläfst, s. Rohde Psyche 683.
112
VILLA SVKRENTINA POLLI FELICIS
Sonderausgabe mit Commentar von Klotz 1896.
Inhalt: Zu ihrer schönen Villa bei Sorrent haben mich, als ich
schon nach den Augustalien zu Neapel die Rückreise nach Rom an-
getreten hatte, Pollius und Polla entführt (1 — 12).
Der Verzug hat mich nicht gereut. Herrlich war schon die An-
fahrt: an der einzigen Landestelle fällt ein warmes Bad in die Augen,
weiter fesseln zwei Tempel des Neptun und Hercules. Wunderbar ist
die Stille des Meeres und der Luft (13 — 29).
Ein grofsartiger Säulengang führt zur eigentlichen Villa hinauf
(30—35).
Deren Gröfse und Pracnt nun gar ist unbeschreiblich (36 — 45).
Die Gebäude gewähren alle erdenkbare Abwechslung: die einen
erfreuen sich der Morgensonne, die andern des Abendrots, die einen
erfüllt das Rauschen des Meeres, in den andern erquickt die Stille des
Landes. Natur und Kunst haben sich vereint; teilweise hat der Be-
sitzer, mächtiger als Orpheus und Amphion, der Natur Raum und Ge-
legenheit abringen müssen (46 — 62).
Alles ist erfüllt mit den Gemälden und Statuen berühmter Künstler,
mit kostbaren Bildern von Helden und Weisen (63 — 72).
Die einzelnen Zimmer gewähren die herrlichsten Aussichten nach
verschiedenen Himmelsgegenden; am schönsten ist der Raum aus-
gestattet, von dem man auf Neapel sieht; hier glänzen alle möglichen
griechischen Marmorarten und verraten die Geschmacksrichtung des
Herrn, den gerade deswegen die griechische Stadt gern den Ihrigen
nennt (72—98).
Vollmer, Statius' silvae. 22
338 COMMENTAR
Unsagbar schön sind ferner Gärten, Felder, Weinberge rings um
das Haus (99 — 106).
Heil dir, du glückliches Stück Erde, möge dir die Gunst deiner
Besitzer immer treu bleiben. Hier pflegt der Herr seine dichterischen
Liebhabereien; die Sirenen und Pallas hören ihm gerne zu, seine Lieder
sänftigen Meer und Winde (107 — 120).
Heil dir, Pollius, der du durch die Weisheit zum höchsten Stand-
punkte dich erhebst, von dem aus du das irdische Treiben belächeln
kannst. Es gab eine Zeit, wo auch du dich in das öffentliche Leben
mischtest, von zwei Städten umworben, in jugendlicher Wärme und
stolz auf deine dichterische Fähigkeit. Über das alles bist du jetzt
hinaus; in ungetrübter Ruhe widmest du der Wahrheit dein beschau-
liches Leben. Und du, Polla, auch du erhebst dich durch Weisheits-
bildung über andere Frauen; in untrübbarer Freude strahlt dein Antlitz:
Geiz wie Verschwendung sind deinem Herzen gleich fern. Kein Paar
haben die Götter glücklicher zusammengefügt. Fahrt fort in un-
gestörter Ruhe der Weisheit zu leben, ihr, deren Liebe durch Bildung
zu reiner Freundschaft sich erhoben. Lebt noch lange mit einander
und übertrefft den Ruhm alter Sage (121 — 154).
Vorbemerkungen: I Über das Litterarische siehe die Vor-
bemerkungen zu I 3, über die Gliederung zu v. 44. Unser Gedicht
kennzeichnet sich ebenso wie die Villa Tiburtina deutlich als Dank
für genossene Gastfreundschaft, verfafst auf der Villa selbst (Einltg 7. l).
Naturgemäfs schliefsen sich also der descriptio (vgl. noch Plin. Ep. II 5. 5)
die besten Wünsche und Lobsprüche für den Besitzer an. Über die
Zeit und den Zusammenhang dieses Gedichtes mit III 1 s. Einltg 6 f.
II Die Lage der Villa ist durch Stätius' Angaben zu Beginn des
Gedichtes im allgemeinen bestimmt; Genaueres hat Beloch (Campanien
S. 269 — 74; nach Plan X des dazugehörigen Atlas von Campanien ist
nebenstehendes Kärtchen mit kleinen Zusätzen neu gezeichnet worden)
dazu festzustellen gesucht. Danach lag die Villa zwischen den Capi von
Sorrento und Massa, wo die Marina di Puolo noch heute den Namen
der Familie des Pollius bewahrt hat. Die eigentliche Villa hatte
ihren Platz auf der Höhe der Punta della Calcarella, wo sich aus-
gedehnte Reste römischen Mauerwerkes finden. Unten dicht an der
Küste standen die Tempel des Neptun und Hercules. Woran ich
nach Beloch's Darlegungen zweifle (so auch Klotz 39), ist der
Ort der balnea. Er identificiert das Bad mit den Bagni della Regina
Giovanna unmittelbar am Capo di Sorrento. Bei dieser Annahme ist
mir unverständlich, wie der Dichter vor dem Lobe des Bades (v. 17 ff.)
in v. 15 das litus unum, das ja unzweifelhaft eben die Marina di
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS
339
Puolo bezeichnet, erwähnen konnte, wo man doch nach ihrer Lage
(getrennt durch die Höhen und Wälder) weder die balnea von der
Marina aus, noch umgekehrt die Marina von den balnea aus erblicken
konnte. Ich glaube also einstweilen nicht, dafs die von St. beschriebene
Badeanlage dieselbe ist wie die am Capo di Sorrento in Trümmern er-
haltene und suche vielmehr das Bad des Pollius an der Marina di Puolo
selbst, wo Beloch selbst einen kleinen Bach gezeichnet hat, den ich
für die dulcis Nympha (v. 18) halten möchte. (Vgl. die Addenda.)
III Pollius Felix, der reiche Besitzer der Villa, stammte aus
Puteoli, wo der Familienname häufig vorkommt, so dafs Beloch's Schlufs
(Campan. 269), die Familie sei 194 bei der Deduction der römischen
Colonie nach Campanien gekommen, recht wahrscheinlich ist. Ob der in
den fast. Puteol. erwähnte duumvir d. J. 104 v. Chr., M. Pullius, ver-
wandt mit ihr war, mufs freilich dahinstehen. Über unseres Pollius Felix
Leben und Laufbahn geben die Silven II 2 und III 1 an, dafs er nach
Beteiligung am öffentlichen Leben und Amtsführung zu Puteoli wie
zu Neapel sich auf seinen Gütern der Dichtung und Philosophie (s. zu
v. 121 ff.) widmete, in glücklichstem Einverständnis mit seiner Gattin
22*
340 COMMENTAR
Polla. Sein Schwiegersohn war Iulius Menecrates, den IV 8 zur Ge-
burt des dritten Kindes beglückwünscht. Über einen Libyca praesignis
auuneulus hasta dieser Kinder s. zu IV 8. 12. Von Pollius' Gütern
nimmt die Villa Surrentina die erste Stelle ein; der Besitz einer
Liegenschaft auf Limon ist auch inschriftlich bezeugt, s. zu v. 82.
Commentar: 1 Den Namen der Stadt Sorrent auf die Sirenen
zu etymologisieren , was natürlich kaum die ernsthafte Zurückweisung
Morelli's verdiente, ist gewifs eine frühe Erfindung der Surrentiner
Localgelehrten, obwohl sie sich zuerst hier bei St. findet. Die Ver-
bindung stellte sich, begünstigt durch die Sage von der Sirene Parthenope,
leicht ein; die Inseln am promunturium Mineruae nennt schon Eratosthenes
(bei Strabon I 2. 12 p.22C) Iwp^ovww (vgl. Plin. N. H. III 62 Sur-
rentum cum promunturio Mineruae, Sirenum quondam sede); in den Cult-
liedern für die in und bei Sorrent öffentlich verehrten Sirenen war sie
gewifs durch eine ähnliche Sage wie die der Parthenope begründet.
2 Der der Sage nach von Odysseus gebaute Tempel der Minerva lag
auf der äufsersten Höhe des Vorgebirges, von der man weit übers
Meer schaute (V 3. 166), ein Wahrzeichen für die Schiffer, die der Pallas
an dieser Stelle eine Weinlibation für die glückliche Ankunft am Golf
von Neapel darzubringen pflegten (III 2. 23). Reste des grofsen Baues
sind bislang nicht gefunden (Beloch S. 276 ff). Die Göttin führt den
Beinamen Tyrrhena, weil sie die TvQQrjvixri TtaQalua beherrscht, die
sich nach Strabon VI 1. 2 und 4 bis zum Silarus erstreckt. So nennt
auch Steph. Byz. Hvqbvxlov itöfag TvQQ7]vtag. Gegen 0. Mueller's
Annahme einer etruskischen Herrschaft über Sorrent vgl. Beloch
S. 253 f. 3 Plin. N. H. III 61 Puteoli cölonia, Bicaearchea dicti, vgl.
Strabon V 4. 6 p. 245 C (mehr bei Beloch S. 89 ff). Den griechischen
Namen erklärt Festus quod ea ciuitas quondam iustissime regebatur; St.
kennt einen Gründer Dicarchus v. 96 oder Bicarcheus IH 1. 92 IV 8. 8,
scheint auch an bestimmte Sagen zu denken, wenn er an der letzteren
Stelle das Beiwort mitis giebt. In der lat. Dichtersprache fällt aus
metrischen Gründen das ae des Namens aus, so schon bei Lucil. fr. 89 B,
bei Petron. 120.68 Sil. It. Vm 533 XII 107 XIH385, 8mal an der gleichen
Versstelle in den Silvae. 4 Über den Wein von Sorrent fällten zwei
Kaiser ein ungünstiges Urteil, Tiberius nannte ihn generosum acetum,
Caligula nobilem uappam (Plin. KH.XIV 64); die Ärzte aber empfahlen
ihn als gesund und Strabon V 4. 3 p. 243 C berichtet Tjdrj da nccl 6
UvQQEvttvog ivapikkog xa&farcctcu xovxoig (Q)ak8QV(p xal üxaxava %al
Kcdrjvp) vecotixl TteiQctG&eig ort Ttalaicoöiv äi%Bxai (s. Athen. I p. 26 D)
vgl. auch IH 5. 102. 5 St. hat, wie Klotz bemerkt, seine Wendung
aus der Horaz- und Properz-Stelle gemischt. Doch wahrt der Nach-
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 341
ahrner einen verständlichen Sinn: die Surrentinertraube neidet (vgl. zu
I 1. 87 mir ata) den Keltern von Falerno nicht ihre Trauben, sie weifs,
dafs sie eben so gut ist. 6 quinqaennia steht, dem Metrum
zu Liebe, für quinquennalia , die alle 4 Jahre wiederkehrenden
Augustalien zu Neapel, des St. Heimat (patrii), im Jahre 2 p. Chr.
aus den früheren jährlichen Parthenopespielen (Lykophr. 719 ff.) ein-
gerichtet (Beloch S. 57 ff.). Strabon V 4. 7 p. 246 C beschreibt
den aybv als [lovöixög te xal yv[ivixbg iitl Tckscovg fj{ieQag und
nennt ihn iva^iXXog tolg STacpaveördtoig rcbv xcctü xr\v 'Ekkäda,
ähnlich St. selbst III 5. 92 Capitolinis quinquennia proxima lustris.
Aus laetam hat Markland und viele nach ihm geschlossen,
dafs St. damals in dem musischen Agon gesiegt habe. Das Wort be-
weist nichts; auch III 1. 163 bezeichnet laetus nur die Teilnahme am
Feste; einen Sieg würde St. ganz anders betonen. Hier erklärt sich
laetus leicht durch das eng angeschlossene patrii. Dafs St. quinquennia
ohne weiteren Zusatz sagt, stimmt zu der Einltg 6 f. angegebenen
Datierung des Gedichtes; der Dichter hatte wohl im selben Jahre den
agon Albanus und den Capitolinus mitgemacht und nun mit besonderer
Freude an den Festspielen der Heimat teilgenommen. 7 canus der
eigentümliche Bimssteinstaub der Umgebung des Vesuv (anders obscuro
v. 32). 8 eonuersa gymnade begründet den vorhergehenden Vers:
da sich der Wettkampf (gymnas im weiteren Sinne, vgl. HI 1. 44
IV 2. 48 Ach. I 358 Theb. IV 106 Prudent. Symm. H 516) nach den
Ambrakischen Kränzen gewandt hat, d. h. die auftretenden Künstler
waren von Neapel zur Teilnahme an den einige Wochen später, am
2. Sept., stattfindenden Aktischen Spielen gereist, wie z. B. Nero es
auch thun wollte Tac. Ann. XV 33. gentile fretum bedeutet dem
Neapolitaner Statius wie Pollius und seiner Gattin den Golf. placidi
s. zu I 3. 22. iuuenilis schmeichelnd; Polla war schon ziemlich alt,
schon Grofsrnutter. 10 detulit „verschlug" von dem geplanten Wege
nach Rom scherzhaft aus der Schiffersprache übertragen; St. war also
schon in Suessula oder Capua angekommen, wo die via Appia (limite
noto in ihrer schnurgeraden Richtung unvergefslich) nach NW abbog
(flectere s. IV 3. 101), dort erst scheint ihn die Einladung erreicht zu
haben. longarum vgl. V 1. 222 ingens Appia, auch IV 4. 2. Das
Adjectiv hat ebenso wie noto und teritur den Beigeschmack der durch
den bekannten langen Weg erzeugten Langeweile; viel genufsreicher
ist natürlich die Fahrt nach Sorrent.
13 morae der Aufschub der Heimreise. St. macht die Fahrt
über den Golf kurz mit den Worten ab trans gentile fretum detulit und
beschreibt nun deutlich das letzte Stück der Fahrt, die etwa von
342 COMMENTAR
Sorrent ab an der Küste entlang ging. Während das Meer im ganzen
sich hier als lunata (in modum lunae curuata Lactant. zu Theb. IX 689)
zeigt, weil es, indem das Land gutwillig zurückweicht (Sen. Marc. 18. 3
litora in portum recedentia), einen Busen bildet, durchbricht es doch an
einzelnen Stellen hinc atqae hinc, wie die Fahrenden eben auf der
Fahrt zu beobachten Gelegenheit haben, die eigentliche, von Felsen
gebildete Uferlinie. Aber trotzdem spähen die Reisenden vergeblich
nach einer zum Landen geeigneten Stelle; endlich kommen sie zur
Marina di Puolo, und diese erscheint ihren Wünschen nun als ein
gütiges Geschenk der Natur, denn monti interuenit litus und (die
Hauptsache) in terras exit, man kommt wirklich auf Land, nicht nur
auf Felsen; diese treten zurück und hängen nur noch über. Zu unum
vergleicht Krohn schlagend Suet. Tib. 40 delectatus insula (Capri),
quod uno paruoque litore adiretur saepta undique praeraptis immensae
altitudinis rupibus et profundo maris. Beloch bezeugt, dafs die Marina
di Puolo der einzige gröfsere Strand, mit Sand bedeckt und geeignet,
Spiele, wenn auch bescheidene, abzuhalten (III 1. 43), zwischen Sorrent
und Campanella ist. 17 Man beachte die kunstvolle Verknüpfung
der vier Verse durch kreuzweise Wiederholung derselben Substantiva
vor derselben Caesur: locum, in terras, loci, e terris. Die gratia
prima loci (gewissermafsen \usruf der Ankommenden), der hervor-
ragende Reiz des Ortes, beruht nicht auf den balnea allein (so Gronov
als Apposition), sondern auch auf den Tempelbauten und der mira quies
pelagi, ja im Gegenteil, gratia geht mehr auf die Naturschönheit des
Platzes, als auf die künstlichen Anlagen. Jedenfalls sind alle folgenden
Verse bis v. 29 die Ausführung dieses ersten Eindrucks. gemina
testudine wie üblich mit doppelter Dachwölbung, einer für das
Seebad, einer andern für das Quellbad. 18 e terris wird durch
occurrit mari gestützt; das Bächlein speiste das Bad zugleich mit
dem Meerwasser, darum gemina. Dafs es eine warme Quelle war,
ist trotz calidas III 1. 101 nicht anzunehmen; dort steht calidas pro-
leptisch, erklärt durch fumant (Heizeinrichtung) hier. 19 udaque
crines übersetzt Kv^iodöxrj^ ihr Haar nimmt eben das Wasser auf.
21 ante domum d. h. vielleicht vor dem Gebäude des Bades;
möglich wäre aber auch, und custos laris empfiehlt diese Annahme,
dafs ein, allerdings III 1. 77 übergangenes, kleines Landhaus am Ge-
stade gelegen hätte; keinesfalls ist an die auf der Höhe des Plateaus
liegende Villa selbst zu denken. innocui ebenso von Pollius IH 1. 32;
vgl. auch H 3. 16 von Atedius. 24 Aleides der alte kleine Tempel,
genauer beschrieben III 1. 8 ff. 82 ff. rura s. terras v. 16; tuetur
schaut aus auf, nicht: schützt; seruat folgt v. 25. sub local: zu
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 343
den Füfsen, in den übertragenen Gebrauch hinüberspielend. Der
Doppelpunkt nach v. 24 und Punkt nach v. 25 mufs bleiben (trotz
Klotz S. 21): seruat und obstat sind etwas Neues, sie erklären gaudet
sab numine. Mira quies pelagi ist also nicht Subject zu seruat und
obstat; das beweist die nachgeahmte Lucanstelle und die Vorliebe des
St. für solche kurzen Einleitungssätze. Auf die sicher schon bei
der Einfahrt in die Bucht gemachte Wahrnehmung der Ruhe des
Wassers scheint St. sich erst jetzt wieder zu besinnen, wo er saeuis
fluctibus gesagt hat.
30 Dafs St. der porticus fünf ganze Verse widmet, erklärt sich
durch die Vorliebe der Römer gerade für solche Anlagen (private
porticus führt Hör. C. II 15. 15 als Zeichen des Luxus an), sie bilden
eine fast stehende Zuthat auf römischen Landschaftsbildern. Dieselbe
erwähnt er wieder III 1. 97 ff. So hübsch und leicht Krohn's Con-
jectur artes ist, halte ich doch arces für richtig: die porticus steigt
langsam in Bogen und Winkeln gerade an den Stellen empor, wo
die sonst steilen Felsen obliquae (vgl. IV 4. 60) sind, sanfter ansteigen
in querer Richtung zur Linie vom Bade nach dem Hause. urbis
opus wird durch die unter Avctores angeführten Stellen als sprich-
wörtlich im Sinne von „gewaltiger, vierteiliger Bau" erwiesen, zuerst
wohl von einem Hause gesagt wie bei Ovid (vgl. noch Plin. Ep.
II 17.27 uillarum, quae praestant multarum urbium faciem, Suet. Ner. 31
stagnum maris instar, circmnsaeptum aedificiis ad urbium speciem)] dafs
das Bild schon abgeschliffen war, zeigt Vergils Übertragung auf das
Schiff. Hier ist es wörtlicher zu nehmen (vgl. III 1. 78 innumerae . . .
domus von der Villa des Pollius); es veranschaulicht treffend die
etagenweise sich übereinandertürmenden einzelnen Absätze und Glieder
der porticus. 31 domat das gewöhnliche Wort für Überwindung von
Naturdingen durch die Hand des Menschen, vgl. v. 56. 58 HI 1. 168
Theb. III 562 luv. XI 89 u. ö. dorso vom gepflasterten Rücken des
Weges wie IV 3. 44. 32 permixti bald Sonnenglut, bald Schmutz
(obscuro), vgl. III 1. 100 ne sorderet iter. 34 Über Ephyre, den sagen-
haften, von gelehrten Dichtern mit Vorliebe ausgekramten Namen von
Korinth, s. Bethe theb. Heldensag. 178 ff. Bacclieidos mit kühner
Deutung des Adjectivs (s. zu I 1. 53) auf die Bacchiadae, bimari gens
orta Corintho Ov. M. V 407. Zur Annahme eines Lykeion auf Akro-
korinth will sich das Epitheton Inoo schlecht fügen; andererseits
können die Gxelrj von Lechaeum nach Korinth (Strabon VHI 6. 22
p. 380 C) nicht semita tecta heifsen und nicht mit der per obliquas arces
aufsteigenden porticus des Pollius verglichen werden (Ziehen's Be-
merkungen 1896, 132 über einen Bau Domitians hier entbehren der
344 COMMENTAR
Bezeugung); es wird also wohl eine porticus gemeint sein, die von
der Stadt zu einem auf der Burg gelegenen Bacchustempel führte, in
dem auch Ino ihre Verehrung fand.
36 Wir sehen nun den Dichter, nachdem er die porticus hinauf-
gestiegen ist (nunc ire uoluptas), am Rande des Plateaus wie geblendet
von der sich bietenden Aussicht stehen bleiben: Nein, das ist nicht
zu beschreiben! In der folgenden Anrufung scheint St. absichtlich
die von Pers. V 1 (vgl. Iahn) verhöhnten centttm ora zu vermeiden.
Die Einleitungsformel wiederholt er IV 2. 8 nach Ovid; ähnlich schon
bei Hostius frg. 5 B. Seine Aufzählung schillert zwischen zwei
Fassungen: 1) alle diese Quellen genügen mir nicht, 2) all ihr Quell-
götter helft mir bei der grofsen Aufgabe; darum stehen einmal die
Tempora indalgeat, udleam statt der Irreale, zweitens auch die gradatio
ad minus von den Ausdrücken cunctos indulgeat, superet, large sedet
(suchte zu löschen) bis auf reseret, bescheiden bei den leztgenannten,
kostbarsten Quellen, der Castalia und der dem Pollius eigenen. Mit
den Namen spielt St. wieder: Pimplea ist mit superet sitim (giebt
mehr als mein Durst verlangt) halb übersetzt durch Anspielung auf
7tL[i7tkr}iiLi ebenso die durch den Hufschlag entstandene (zu II 7. 2)
*l7t7toxQrjvri mit ungula equi. Auf derselben Spielerei beruht das
Epitheton areana (s. V 1. 114) zu Qrjtiovorj, der Gedankenkündigerin
ihres Vaters Apollo (Plin. N. H. X 7, vgl. X 21 Lucan. V 126); Strabon
erzählt von ihr IX 3.5 p. 419 C 7tQcbrrjv de 0rj^ov6r}v ysveö&cu cpccöl
Uvftiav, sie hat also den Zugang zur Castaliaquelle zu gestatten, deren
Namen St. wieder mit pudicos fontes etymologisiert (s. zu I 1. 6). Als
letzte wird die dem Pollius selbst eigene Dichterquelle (wie I 4. 28)
angeführt, die er turbauit cdum hausit aquam ex fundo usque'
Domitivs, so ausgedrückt, um seinen Dichterruhm (vgl. v. 114 ff.) zu
erhöhen. Auch zu ihr eröffnet Phemonoe den Zugang, weil die Quelle
auspice Phoebo erschlossen ist. Die ganze Stelle (verwandt besonders
I 4. 19 ff. und noch breiter angelegt V 3. 80 ff, kürzer I 5. 1 ff. und
I 6. 1 ff.) ist charakteristisch für des Dichters Kleben an den mytho-
logischen Formeln und sein Streben, das für den Zeitgeschmack Un-
erläfsliche und Typische durch allerhand Kunstmittel und neue Ein-
fälle zu beleben. 41 species die natürlichen, cultus die künstlichen
Schönheiten, vgl. noch Culex 227 dazu Buecheler Rh. Mus. 45. 325.
locorum der Plural absichtlich gegen v. 17 loci: auf der Höhe er-
weitert sich der Ausblick. aequare bezeichnet das Ideal der rheto-
rischen descriptio, vgl. Vorbem. I zu I 3. ordine longo causaler abl.
absol. suffecere betonte Wiederholung des Verbum am Versanfange
ist auch bei den römischen Kunstdichtern sehr beliebt, vgl. Verg. A.
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 345
I 421 Ecl. IV 24 Hör. Epod. 17. 65 ff. Ov. M. XI 551 Fast. VI 316
Aetna 52, 81 Stat. Silv. I 2. 85 Sil. It. XII 147 u. ö. ducor Pollius
führt also den Gast nach der gemeinsamen Ankunft selbst umher.
44 Mit dem Ausrufe quae verum turba! fafst der Dichter nach dem
ersten Ausbruche seiner Überraschung doch wieder Mut; in die Be-
schreibung des Einzelnen einzutreten. Zur rechten Zeit erinnert er sich
seines Dispositionsschemas für solche Beschreibungen, das wir aus I 3
und I 5 kennen, und während er bisher bis 35 seinem Wege folgend
den Leser beschreibend geführt hat, beginnt er, indem er mit den
Worten dum per singida ducor die Beschreibung des eingeschlagenen
Weges mehr ablehnt als andeutet, nun zu gliedern: v. 44 — 62 all-
gemeine Lage, Natur und Kunst, 63 — 72 Kunstschätze, 73 — 97 Zimmer
und Aussichten, 98 — 106 Gärten und Weinberge, jeden Abschnitt mit
einer rhetorischen Formel an mir er, quid referam, quid reuoluam, quid
dicam einleitend, so dafs wir auch hier wie in I 3 von vornherein
darauf verzichten müssen, eine Anschauung von der Lage der einzelnen
Gebäulichkeiten zu einander zu gewinnen. So erfahren wir von der
inneren Einrichtung des Ganzen wie der einzelnen Räume gar nichts,
von der landschaftlichen Schönheit im dritten Abschnitte mehr, als
man für diese Zeit und ihre Anschauungsweise erwartet. 46 aspicit
zu I 3. 40. tenerum noch frisch, also morgendlich. cadentem zu
II 7. 27. detinet ist so angelegt, dafs sie den letzten Strahl noch
auffängt und festzuhalten scheint, vgl. Plin. Ep. II 17. 6 altera fenestra
admittit orientem, occidentem altera retinet, Sidon. C. XXII 154.
48 Die Ausdrücke wiederholt St. zum Teil nach Theb. II 41 ff. Die
Villa war so hoch gelegen, dafs man von ihr aus den ganzen Golf
überschaute; demnach wird man wohl auch abends haben sehen können
wie das Cap von Sorrent sein Schattenbild ostwärts aufs Meer warf
oder wie sich die ganze Punta della Calcarella mit den Villagebäuden
im Wasser spiegelte. Es ist also kein Grund vorhanden, aus diesem
Verse auf Lage der Villa an einer nach Osten zu abfallenden Küste
zu schliefsen und damit Beloch's topographische Ergebnisse (s.Vorbem.)
über den Haufen zu werfen (s. Klotz 27). 52 Bei der Unsicher-
heit der Überlieferung entscheide ich mich wie Keohn für hie, da die
Anapher ungleicher Casus hart wäre. Der Sinn ist klärlich: Pollius
hat einige Punkte im Naturzustande gelassen, weil sie so besonders
schön waren, anderen hat er durch künstliche Anlagen nachgeholfen.
55 Die Entscheidung zwischen quae und qua ist schwer; ich be-
lasse quae, weil es gegen tibi die Construction wechselt, wie St. das
liebt. 56 Vor domuit possessor u. s. w. in v. 56 hätte ich auch Doppel-
punkt setzen können; die Worte fassen alles Vorhergehende: mons, lustra,
346 COMMENTAR
nemora zusammen. 57 secuta nachgebend, gehorchend, wie häufig
vom Stoffe, den ein Künstler behandelt; St. spielt hier natürlich schon
mit dem Doppelsinne secuta und secuntur v. 62, ebenso mit recedere
und saxa rnoues, um den Vergleich mit Arion, Amphion, Orpheus zu
ermöglichen. intrantesque domos nicht mit Domitivs und Barth
zu verstehen: creconditas sub saxis recisis', sondern mit Gevaert:
cdomos recenter exstructas iam quasi intrare et migrare acl hunc
locum, qui ante omnino incultus erat: opponit enim illa duo montem
recedere et domos intrare\ Zu recedere vgl. Curt. III 4. 7 Sen. N. Q.
VI 25. 2 Herc. f. 287 (cessit Leo); ungesichtete Belege bei Gronov
diatr.2 188. 60 Arion kommt natürlich nur insofern in Betracht,
als er die Delphine sich dienstbar gemacht; die Schiefheit dieses Ver-
gleiches wird durch una gemildert, das mit Skutsch 1893, 829 als
Adverb zu fassen ist, da St. am Vergleiche mit einem alten Dichter
nicht genug hat, vgl. IV 2. 8 pariter und Ov. Pont. IV 16. 27 et qui
Maeoniam Phaeacida uertit et una Pindaricae fidicen tu quoque, Hufe,
lyrae (vgl. auch zu V 3. 115).
63 Die aufgezählten Bildwerte (ueteres zu I 3.- 47) haben wir uns
in allen Räumen, hauptsächlich aber in den Baderäumen, deren es
natürlich trotz des Bades am Strande, auch oben gab, zu denken.
64 Zur folgenden, wohl schulgemäfsen Namenaufzählung vgl. Mayor
zu luv. VIII 102, Friedender S. G. IIP 310. cerae zu I 1. 101.
adhuc gehört zu uacua, vor dem Olympischen Juppiter; über die
hier befolgte Anschauung zu I 3. 50. 68 St. meint die vaxQOxoQiv&ia,
das aes Ephyreiacum Petron. 119.9, die der Mythe nach aus den Metall-
klumpen des verbrannten Korinth gegossenen Erzbilder (Plin. N. H.
XXXIV 5 ff.), über welche Trimalchio bei Petron. 50 mit so glänzender
Geschichtskenntnis berichtet, vgl. Buecheler Rh. Mus. XXXVIII 510;
sie galten wirklich fast auro potiora, s. Plin. N. H. XXXIV 1 ante
argentum ac paene etiam ante aurum CorintMo (aeri pretium).
69 Elter macht mich darauf aufmerksam, dafs die Dreiteilung der
verehrungswürdigen Männer ducum, uatum, sapientum stoischer An-
schauung entspreche, s. zu v. 121. Die Statuen waren wohl mit den
xscpdlaicc der Dargestellten versehen. 70 cura und 71 curarum die
Wiederholung scheint scherzhaft zu sein; cura ist etwas anderes als
die curae. Dasselbe Wort wiederholt v. 147/49. quos . . . sentis
kühner acc. d. Inhalts: deren Lehren du dir ganz zu eigen machst.
Über die Bedeutung von expers curarum s. zu v. 121. compositus
Sen. Ep. 89. 8 (philosophia moralis) componit animum. virtute quieta
die evrovCa ohne ä^QcoörTJ^iata^ vgl. Cic. Tusc. IV 23. semperque tuus
cnunquam seruiens curis et affectibus' Domitivs.
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 347
73 culmina mit uisendique uices enge zusammengehörend, hoch ge-
legene abwechselnde Aussichten, objectiv, z. B. die Inseln, die über den
iacentem Nerea he_rausragen. proprium mare wie sua terra ein besonderes
Stück Meer oder Land oder eine besondere Insel. Die Sache erklärt sich
durch die Schmalheit der alten Fenster, die keinen breiten Ausblick zu-
liefs; vgl. Mart. X 51. 9. Zu cuique verstehe schon thalamo, Zimmer
im Oberstock. iacentem tiefer da unten daliegend wie Verg. A. III 689
Thapsumque iacentem, Manil. I 249 pelagique iacentis, 536; hier verbindet
sich die Personification mit seruit, wozu vgl. Plin. Ep. I 3. 1 subiectus
et seruiens lacus, V 6. 23 piscinam, quae fenestris seruit ac subiacet, Sen.
Herc. Oet. 777. 76 Die Aufzählung der Namen erfolgt in Paaren,
die von links nach rechts, von W. nach 0., gehend zusammengestellt
werden, weil der Dichter diese Orte wirklich vor Augen hat, nicht
auf der Karte sieht. Anders zu v. 86. Inarime, der von den lat.
Dichtern seit Vergil nach Hom. B 783 slv 'AQt^otg gebildete poetische
Name für Aenaria (s. III 5. 104), Ischia. Prochyta Procida bei Verg. A.
1X715 Prochyta alta. Beloch Camp. 210 findet alta wie aspera nicht recht
passend, da die Insel flach sei und nur die Ränder steil ins Meer ab-
fielen; auch ich habe kein entsprechendes Zeugnis. Man wird also das
Adjectivum, das oft zur Bezeichnung erhabener Reliefarbeit steht, wohl
auf die Erhebung über die Meeresfläche zu beziehen haben: die Insel
liegt wie herausgearbeitet auf dem glatten Wasserspiegel. Vgl. auch
Forbiger zu Aen. III 76. paret wie Theb. V 603 Mart. XII 29. 18 ist
sichtbar. armiger bezeichnet Cap Misenum (zu IV 7. 19). Von der
vulkanischen Natur der kleinen, ursprünglich einen Krater bildenden Insel
Nesis, heute Nisida, einst dem Brutus gehörig, gerade dem Cap Misenum
entgegengesetzt, zeugte eine Mofette, vgl. Lucan. VI 90 tali spiramine
Nesis emittit Stygium nebulosis aera saxis. St. setzt hier pelago circum-
flua (vgl. Ov. Met. XV 624 Silv. V 2. 137 Apul. Met. XI 2 cirmmfluo
Paphi sacrariö) hinzu, nicht blofs um nach Erwähnung des Caps Nesis
als Insel zu bezeichnen, sondern etymologisiert wie mit III 1. 148
fixam pelago Nesida den Namen auf vr\6og. Das beweist neben andern
Gründen gegen die Handschriften die Richtigkeit der Schreibung
Nesis. Über malignum als Epitheton der Ausdünstungen s. Iahn zu
Pers.III21, dazu die Statiusstellen: Th. 1139. 373 II 498 Silv. Uli. 110
IV 3. 29, 45 V 1. 146 V 2. 43 V 3. 288 Ach. I 265. Der Tempel der
Aphrodite Euploia lag weithin sichtbar auf Pizzofalcone, noch im Mittel-
alter Euple genannt, Beloch Camp. 83. Den Namen etymologisiert St.
hier wie III 1. 149. Megalia, dicht unter Euploea, darum mit que
verbunden, setzt schon Domitivs richtig gleich dem Inselchen Megaris
(inter Pausüypum et Neapolim Plin. N. H. III 82). Es streckte sich wie
348 COMMENTAR
eine Mole dem Ufer vor {exserta) und gehörte zur Villa Luculli. Seit
der Normannenzeit trägt es das Castel dell' Uovo. Der Name ist wohl
griechisch Beloch Camp.2 439. Das Verbum ferit scheint mir durch
exserta gestützt zu werden; die Insel zieht sich von der Küste aus ins
Meer hinein und trifft so (sie wird als belebt gedacht und die Hand-
lung des Vorstreckens immer wiederholend) auf die im Bogen heran-
ziehenden Meereswogen. Noch heute ist die Brandung hier sehr grofs.
Mit angitur bringt St. eine neue Abwechslung in die Aufzählung;
et an zweiter Stelle wie oft. Den Gedanken hat schon Domitivs
richtig gefunden: c angitur tuum praedium domino absente a regione
et tanquam inuidens spectat (d. h. sieht sehnsüchtig) uillam Surrentinam'
(vgl. zu I 3. 4). Derselbe hat auch (im Commentar) schon die Lesung
Limon vorgeschlagen, die durch III 1. 149 bestätigt wird. Ein Graffito
vom Posilippo aus dem Jahre 65 nennt die Villa Polli Felicis quae est
epilimones, was wohl als Adjectiv S7tiXEL^i(Dvrjg zu verstehen ist (Notizie
degli scavi 1883. 21 Mommsen Herrn. XVIH 158, jetzt Eph. epigr.
VIH 1. 337). Es scheint also schon der Vater des Pollius diesen Besitz
gehabt zu haben, doch kann auch auf dem Graffito des Statius Gönner
selbst gemeint sein, da dieser 94 schon Grofsvater war. 83 una
Die Wiederholung eines betonten Wortes an betonter Versstelle, ohne
dafs Gedankenteilung eine wirkliche Anapher bewirkte, ist den römischen
Dichtern von den Alexandrinern (besonders Theokrit in der bukolischen
Caesur vgl. z. B. den Schaltvers aQ%ets ßovKoliKäg, Molöcu cpClai,
&Q%£* ccoidäg) überkommen, so z. B. Catull 64. 24 uos ego saepe meo uos
earmine compellabo, Vergils Schaltvers Ecl. VIH ducite ab urbe domum,
mea carmina, ducite Daphnim. Je mehr die Rhetorik in die Poesie
eindringt, um so häufiger wird diese Künstelei: bei Verg. einmal mit
que A. III 435 unum illud tibi, nate dea, proque omnibus unum praedicam,
durch die Anrede erleichtert, später Prop. II 3. 35 f., Cons. adLiv. 195 Lima
non illos pro Druso Liuia mouit, Eleg. inMaec. 19 uincit uulgares aincit
beryllus harenas, 44 tarn tunc ille teuer tarn grauis hostis erat, 137 ter Pylium
fleuere sui ter Nestora canum, Val. Fl. HI 144 ferro potius mihi dextera
ferro nauet opus, VII 169 soluat et in sonmos ingenti soluat ab orno, 198, 346,
Aetna 96 omnis hiatu secta est omnis humus, 506 scintillae procul ecce fides
procul ecce ruentes, Sil. It. HI 425 leti ... leti, VII 305 Fabius menoctibus aegris
in curas Fabius nos excitat, XVI 73, Anth. epigraph. 506. 1 ; bei Statius
selbst noch I 2. 16 te concinit iste (pande fores) te Stella chorus, I 2. 47
hie . . . hie, I 4. 61 hunc . . . hunc, IH 5. 62 sed uenient plenis uenient
conubia taedis, IV 3. 124 ueniet . . . ueniet, V 2. 51 disce . . . disce,
58 tibi . . . tibi, Theb. II 620 unusne, uiri, tot caedibus unus ibit ouans
Argos, V 139 hoc ferrum stratis, hoc, credite, ferrum imposuit. An vielen
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 349
dieser Stellen haben die Herausgeber die Überlieferung fälschlich ge-
ändert. Der Beispiele, wo mit oft nur rhetorischer Teilung des Ge-
dankens Worte wiederholt werden, ist Legion vgl. v. 69, 95 IV 1. 40
IV 2. 16 Theb. IX 701 u. ö. Eine Art von Teilung liegt übrigens fast
immer vor, meist zur Zufügung eines steigernden Moments wie hier
procul und vorausgehendes eminet eminet mit abl. in übertragener
Bedeutung kann ich sonst nicht belegen, in ursprünglicher Ach. I 58
Val. Fl. III 338. procal gehört zu eminet, vgl. zu II 6. 6; aufserdem Theb.
IV 221. Über diaeta als einzelnes Gemach s. Winnefeld Jahrb. arch.
Inst. VI 207. 14. 84 Man sieht also quer über das Meer hinweg auf
Neapel. Zu ingerit vgl. Sen. Ep. 105. 3 ingesseris oculis, Val. Fl.
VIII 53. delecta steigert: nur ausgewählte Stücke Marmor haben
hier Platz gefunden, ausgewählt schon drinnen in den Steinbrüchen, wo
die Auswahl am gröfsten ist. desecta wäre dagegen recht schwach.
86 Über die einzelnen Marmorarten s. zu I 2. 148 ff. und I 5. 34 ff.
Zur Aufzählung hier bemerkt Elter hübsch, dafs sie entsprechend
der Kartenorientierung der Römer im einzelnen von S. nach N. und von
0. nach W. fortschreitet in den Gruppen: Syene, Synnas, Lakonien, dann
zwei Paare Numidien, Thasos und Chios, Karystos. Hier ist noch be-
sonders zu beachten, wie er durch die Verba respergit, f ödere u. s. w.
personifiziert und belebt. 87 maesta und lugentis wegen Attis
(s. zu I 5. 37). 91 rupibus ist vor herbas gesetzt, um die Merk-
würdigkeit der Farbe hervorzuheben. 93 fluctas spectare ist trotz aller
Angriffe früherer Erklärer tadellos: der Marmor von Karystos sieht mit
Freude auf das Meer hinaus, weil die Farbe seiner grünen Wellen-
adern der des Meeres an Schönheit gleichkommt oder sie gar über-
trifft, vgl. I 2. 149 concolor alto ttena mari, I 5. 34 imdosa Carystos,
IV 2. 28 glaucae eertantia Doridi saxa. Die uns nicht gleich ein-
leuchtende Ähnlichkeit ist also offenbar von St. empfunden worden.
Dafs bei diesen Ausdrücken der Gedanke an die Lage von Karystos
(Südspitze von Euboea) am Meere mitgespielt hat (s. Klotz 38), ist
möglich; jedenfalls kommt diese Vorstellung erst in zweiter Linie.
94 All diese Pracht wendet sich wie lebend dem Bilde von Neapel
zu und grüfst hinüber nach der stammverwandten Stadt, welcher der
Besitzer dieser Herrlichkeiten seiner Sinnesart nach näher verwandt
ist als der Heimat Puteoli; darum sagt der Neapolitaner Dichter nos
(te) melius potiemur: wenn wir dich beanspruchen, wird jeder uns Recht
geben (über das Futurum s. zu I praef. 20). 95 Graia probas einmal
für griechischen Marmor Geschmack hast, dann aber weiter: griechische
Lehren billigst; Gr. frequentas anta geht auf den häufigen Aufenthalt des
P. in Neapel und auf seinem Gute Limon (v. 82) bei dieser Stadt.
350 COMMENTAR
98 Wo wir uns die noualia ponto iniecta anders denken könnten
als an der Marina di Puolo weifs ich nicht. Oder sind sie überhaupt nur
durch die Rhetorik, entsprechend dem domuit possessor (v. 56) in die
Beschreibung gekommen? Bei der Erwähnung der Weinberge be-
lebt sich des Dichters Phantasie; was sie ihm ausmalt, erzählt er als
wirklich vorgekommen (conscendit perf. wie tersit, rapait, sparsa est).
Sehr hübsch und anschaulich beschreibt er, wie die Nereide sich ge-
bückt, um mit dem Munde die Beeren gleich vom Stocke zu naschen;
dabei streifte sie (zu tersit s. Anm. zu II 1. 193) mit dem Gesichte
(rorantia weil sie aus dem Wasser kommt) an das Laub. Bei solchen
Unternehmungen ist es der . Nereide, die St. gleich Boris nennt,
natürlich auch (so malt er sich aus) vorgekommen, dafs Satyrn und
Pane sie sahen und gierig die Nackte zu haschen suchten; dann mufste
die Überraschte ihren Raub (uindemia) im Laufe noch nahe am Wasser
fallen lassen (sparsa er liegt verstreut, da eine Traube nach der andern
fällt), aber auch die Verfolger fallen im Übereifer ins Wasser, und so
sind beide Teile geprellt.
107 felix mit Anspielung auf Pollius' Cognomen. dominis
ambobus Pollius und Polla (so richtig schon Barth); domini steht
von Mann und Frau Ov. Met. VIII 685 Am. II 8. 24 Fast. II 334 Sen.
Herc. für. 805 Claud. Rapt. Pros. II 314. Zur Zusammenstellung
von Tithonus und Nestor vgl. Anm. zu I 4. 125. Über Mygdonii
Lactant. zu Theb. II 134. 109 Tirynthius bezeichnet alles, was zu
Hercules in Beziehung steht (s. zu I 1. 53); gemeint ist mit Tirynthia
aula der berühmte Herculestempel in Tibur (I 3. 79 templa Tirynthia,
III 1. 182 Tiburna domus). Pollius wird also in der Nähe des Tempels
zu Tibur eine Besitzung gehabt haben (die Deutungen des Domitivs
auf Herculaneum [nach 79!], Polster's auf Bauli, Beloch's auf Petra
Herculis sind ganz unbegründet), ebenso wie Limon bei Puteoli und
eine andere am Galaesus bei Tarent (gegründet von Palanthos aus Sparta,
Antiochos bei Strabon VI 3. 2 p. 278 C). St. spricht also als zweiten
Wunsch aus: weder die Tiburtinische Besitzung noch Limon sollen dich
dadurch übertreffen, dafs deine Herren häufiger dort wohnen und ver-
schönern (beides steckt in cultu). Daran schliefst sich (die Über-
lieferung hat zuerst Krohn richtig verstanden) der Wunsch: die
Herrschaft (isti = Pollius und Polla) soll auch nicht die Tarentiner
Besitzung, wie sehr sie auch bittet (blanda), durch ihre Anwesenheit
(cultu gehört auch zu placent) befriedigen. Über die Vorstellung der
Eifersucht von Gütern auf die Gegenwart ihrer Herren s. zu I 3. 4.
Über Weinbau in Tarent vgl. Plin. N. H. XIV 69. 112 hie ubi
wenn Pollius hier; Nachsatz v. 116 ff., geteilt durch hinc . .. hinc, fort-
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 351
gesetzt durch timc. Pierias umfafst in weiterem Sinne Philosophie
und Poesie. uohiit erwägt, vgl. zu I 1. 41. monitus Epikurs
xvQiccg dö%ccg. nostram clielyn daktylische Poesie; dem gegenüber
dissona elegische Dichtung, minax und ultorem vom Archilochischen
Iambus, von dessen Dichter Horaz sagt: Antilochum proprio rabies
armauit iambo, im Bilde von den Waffen bleibt das Ovid nachgesagte
stringit. Jiinc . . . hine vom Sirenentempel (wohl auf S. Maria della
Lobbra Beloch Camp. 276) bei Sorrent einerseits, vom Promunturlum
Minervae auf der andern Seite der Villa. leuis aduolat über die
Flügel der Sirenen s. Crvsivs Philol. L. 104. Die Sirenen finden die
Gedichte des Pollius besser als die eigenen, Pallas nickt Beifall motis
cristis. uetantur von Neptun (vgl. v. 25). Über den Gefallen
(darum blandi, sie wollen noch mehr hören) der Delphine an der
Musik vgl. Plin. N. H. IX 24 XI 137 und die Arionsage.
121 Die Lobpreisung des Pollius (felix wieder mit Anspielung
auf das Cognomen) beginnt mit der schulmäfsigen Aufzählung der
reichsten Könige (Midas, Croesus, Priamus und Perserkönige, vgl. Hör. C.
III 9. 4), verwendet zur Ausführung des stoisch-epikureischen Gedankens
reges et regum uita praecurrere amicos Hör. Ep. I 10. 33, vgl. I 12. 6
Sen. Ep. IX 20. (Das überlieferte diademate zu erklären etwa felix
diademate [sapiens rex est] quod est supra Troica et Euphratae
diademata erscheint mir zu gekünstelt. Über den Wechsel von
Adjectiv und Genetiv s. zu I 5. 39.) Weiter trägt der ganze Schlufs
epikureische Farben (s. oben zu v. 69), entsprechend der philosophischen
Anschauung des Pollius, wie überhaupt in Statius' Gönnerkreise ein
Epikureismus nach Art des Horaz, der in der Ethik entsprechend der all-
gemeinen Entwicklung und dem Eklekticismus der Zeit manchen stoischen
Zug aufweist (s. zu v. 69 und zu HI 1. 161), herrschend gewesen zu sein
scheint, vgl. II 1.223 und 113. 62 ff. an Atedius Melior, 13. 90 ff.
an Manilius Vopiscus, IV 6. 1 — 12 an Novius Vindex, V 2. 71 ff.
an Vettius Bolanus. Die Schilderung des Pollius als sapiens kommt
sehr nahe der Ausführung von Horaz S. II 7. 83 — 87. Sie ent-
hält zunächst ein * Lob entsprechend dem ovde Ttohrsvöeöd-ai tbv
vovv 8%ovra nach Epikur tceqI ßtcov (p. 94. 21 ff. Usener, vgl.
fr. 552. 564. 580 Lucr. V 1127 ff. Sudhaus im index zu Philod. Rhet.
s. v. itoliTeveGftai ; zu ambigui fasees vgl. besonders Lucr. HI 993 ff,
zu mobile uulgus Cic. Tusc. V 36. 104 Jwnoresque populi etiam nitro
delatos repudiabit)- weiter ov TtavrjyvQislv de ovde QrjtOQSvöSLV
xcckcbg (fr. 565); das Futurum terent erklärt sich neben domas, der
Charaktereigenschaft, ebenso wie die im Griechischen gebrauchten
Future durch die Vorstellung von der zielbewufsten Überzeugung des
352 COMMENTAR
Pollius (etwas anders, doch ähnlich auch deprendet), terent (aufreiben
werden) aber involviert einen Grund für die Zurückhaltung vom
Lebensgetriebe; man denke an Lucrez' Deutung des Sisyphus III 995 ff.
im gleichen Zusammenhange. Zum Ganzen vgl. noch Epikur fr. 548
tö svdai^iov xccl [iccxccqiov ov x^rj^iccrcov TtXrjfrog ovds itgayiidrcov öyxog
ovd ' ccQ%ai XLVBg e%ov<5iv ovde Svvd^istg^ akX ccIvtclcc xccl TtQaorrjg Tta&cbv
kccl did&eefig il>v%rjg rö xara (pv6vv bgClovöa. Weiter besteht die
äxaqa%ia in der Bändigung (vgl. Sen. Ep. 85. 41 sapiens artifex est
domandi mala) von Hoffnung und Furcht. Als sichere Emendation
des verderbten tuto erscheint uoto (Rut. Nam. I 163 uoto beatior omni),
weil im folgenden, mit nos uilis tarba eingeführten Gegensatze nach
dem deseruire caducis bonis (entsprechend fasces, leges, castra) das
semper optare parati betont wird. An und für sich wäre auch cara
(s. v. 71 und 143) gut. 126 refettes kann trotz terent neben domas
nicht stehen; indignantem Fortunam, die dem Weisen unwürdige Ver-
lockungen stellt, wie die im Folgenden der uilis tarba zugeschriebenen:
deseruire bonis und semper optare. Vgl. Hör. S. II 7. 88 in quem manea
ruit semper Fortuna, Silv. H 1. 222 immunis Fatis, Epik. fr. 584 rv%ri
%b dvtitd^eG&ai, cpilriv ya,Q ovfoW wtrfiatöai , Cic. Tusc. III 20. 49
negat ullam in sapientem uim esse Fortunae, V 26. 73 Fortunam eon-
temnere, Fin. I 14. 46 sapientiam esse solam, quae nos a libidinum impetu
et formidinum terrore uindicet et ipsius Fortunae modiee ferre doceat
iniurias. 127 dubio turbine ist unbedenklich, der turbo rerum
während des Lebens (nicht etwa beim Weltuntergang, so Klotz)
macht eben den Menschen schwankend. 129 Der Ausdruck plenum
uita scheint unmittelbar Lucrez (s. o.) entlehnt; über die Geschichte
dieses Gedankens s. jetzt Heinze zu Lucr. III 938, über seine bildliche
Darstellung auf Grabsteinen s. Maass Orph. 209 ff., anders plenusque
dierum Anth. epigr. 1277. 1. St. hat aber hier wohl auch an das
zweite Epikureische Bild gedacht, mötieq d'sd^iarog aitiivui [isötöv
(Philodem %£q\ ftccvcctov bei Buecheler Rh. Mus. XV 291 ff, vgl.
Usener Epic. S. 269. Anm. 19), darauf weist despieis v. 132. Zu
abire paratum s. Cic. Fin. 1 19. 62 non dubitat, si ita melius erit, migrare
de uita. 131 Auch das Bild vom Weisen in aree ist durch die
Epikureer den römischen Dichtern geläufig geworden Lucr. H 7. ff. (s.o.)
Hör. Carm. III 4. 37 Ov. Met. XV 147 ff. Ciris 14 ff. Cons. ad Liv. 61 f.
Sen. Thy. 365 ff. Sil. It. XV 106 Sidon. Carm. H 173 Claud. Pan. Theod. 6.
133 Früher freilich stand Pollius noch nicht auf dieser Höhe;
aber auch seine Jugendverirrungen sind nicht ohne Ruhm, geminae
terrae Puteoli (v. 96) und Neapel. Dasselbe Lob der doppelten Heimat
spendet St. seinem Vater V 3. 124 f., auch Auson dem seinigen
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS '353
(Epiced. 4 p. 21 P.) uicinas urbes colui patriaque domoque, Vasates
patria, sed lare Burdigaläm; curia me duplex et uterque senatus habebat
Vorbild ist der Streit der Städte um Homer, um Alkman (Anth. Gr.
III 25); einen ähnlichen Hintergedanken hat auch gewifs Horaz bei
seinem Lucanus an Apulus anceps. Pollius hatte also auch in Neapel
Bürgerrechte bekommen (adscite meis vgl. v. 95), und konnte nun als
Inhaber eines Ehrenamts (celsus, ein anderes als v. 131) stolz durch
die Strafsen sich tragen lassen. Dafs die Beamten der Municipien sich
vielfach ihrer Stellungen rühmten, wie St. es hier für seinen Gönner
thut, zeigt die Verspottung bei Hör. Sat. I 5. 35 ff., bei Pers. I 129 f.
III 29 f. Natürlich mufsten sie es sich für Spiele, Statuen u. ä. etwas
kosten lassen (largus). diriperent (wie Prob. uit. Pers. p. 56. 4 Bü.
Sen. Ira III 23. 5 Brev. vit. VII 8 Theb. V 722 Mart. VE 76. 1 luv.
VI 404 Sidon. Carm. II 420, auch rapere s. Iahn zu Pers. II 38) sich
um dich reifsen. colonis Puteoli war Colonie seit 194; seit Nero
(63) hiefs sie Colonia Claudia Neronensis Puteolana, seit c. 70 Colonia
Flavia Augusta Puteolana, Beloch Camp. 91. Zu meis ist nicht colonis
zu ergänzen; St. hat nur ein ciuibus gedacht (vgl. Anm. zu III 5. 78).
137 plectrique errore der vielumstrittene (s. Klotz S. 47) Ausdruck ist
wieder, wenigstens zum Teil, durch Epikurs Anschauungen bestimmt
7Coc7]^ara dh ivB^yda ovx ccv Ttocrjöat (fr. 568 dazu Usener und fr. 228. 229).
Will man dem entgegenhalten, dafs Pollius ja noch jetzt Gedichte macht
(v. 112 ff., freilich mehr gelegentlich, in der Stille seines Landhauses), so ist
zu beachten, dafs iuuenile calens den Gedanken beträchtlich einschränkt.
Überdies ist zu bedenken, dafs Pollius — darauf weist der Zusammen-
hang — wohl in beiden Städten öffentlich declamiert hat, vielleicht
auch im Neapolitaner Agon aufgetreten ist. Dieser jugendliche Eifer,
diese Ambition durch das Dichten ist es, was vom Dichter, der sich
ja selbst, wenn auch etwas ironisch, zur uilis turba gezählt hat, als
etwas von P. Überwundenes gekennzeichnet wird. Immerhin war der
jugendliche Eifer eines Pollius noch etwas Erhabenes (superbus) s. zu
v. 133. 138 At nunc jetzt, wo du dich der Philosophie ergeben
hast, verachtest du das Frühere, Amter wie Declamieren, als caligo
rerum, als res caliginosas. iactantur ist richtig; andere thuen es jetzt
nach dir; iactamur wäre falsch, der Dichter selbst steht dem politischen
Leben (illo in dito) fern, wogegen die nostrae procellae ihn, den von den
jetzigen Grofsen Abhängigen, mit betreffen. Das Bild von Hafen und
Windstille ist wieder Epikurs eigenen Worten nachgesprochen (fr. 544
'ETtixovQog raya&bv sv reo ßa&vTccTG) vrjg tjöv^tccg cjötcsq iv äxXvörip
Xiyiivi xal K&cpcp tL&e[ievog, fr. 425 yaX^via, Hör. C. H 16. 1 ff.,
Usener p. 62. 18 6 tfjg iI>v%yIq %£L[ubv). dimitte mit Andeutung der
Vollmer, Statius' silvae. 23
354' COMMENTAR
verschiedenen Richtung, in der die menschlichen Bestrebungen sich be-
wegen. 143 Ich glaube mit Gronov, dessen Beweisführung (diatr.
1 184 ff.) allerdings sehr zu vervollständigen ist, dafs v. 143 — 146 durch
irgend einen Zufall an die unrechte Stelle geraten sind. Discite ist an
seiner jetzigen Stelle ziemlich unverständlich, weil vorher nur noch von
Pollius die Rede war; denn der Beginn des Schlusses v. 107 mit dominis
ambobus gehört in den Gedanken vom Wunsche für die Villa. Der Satz
ite per annos u. s. w. verbindet sich nicht mit tuque, ist überhaupt schon
wegen seiner Wunschform mehr zum Schlufssatze geeignet als non
ulla deo u. s. w. Vortrefflich schliefst sich tuque an sie perge u. s. w.
Der Gedankengang ist also von v. 121 an: Lebe du, o Pollius, in
vollem Genüsse der Ruhe und Erhabenheit, die dir nach Überwindung
deiner Jugendirrtümer die Philosophie verschafft. Nun folgt das Lob
der Polla, dafs sie sich würdig dem Gatten geselle; naturgemäfs be-
rührt es zunächst entsprechend dem Gebrauche der laudationes (s. bes.
laud. Murdiae 20 — 30) den Gedankenkreis der Hausfrau, betont aber
schon hier, dafs Polla die Fehler, welchen gerade die wackere Haus-
frau besonders ausgesetzt ist, allzustarke Vertretung des Vorteils und Ge-
winnes der Familie, durch die Höhe ihrer Lebensanschauung zu vermeiden
weifs; so zeigt sie sich als dem erhaben denkenden Manne wirklich
Concors. Nun aber kommt noch das Hauptlob, durch discite securi als
ganz besonderes Verdienst der gemeinschaftlichen Liebe zur Weisheit
bezeichnet: die Umwandlung des an und für sich doch heiligen amor
in das Höhere, in die pudica amicitia. Dadurch eben übertreffen die
Gatten alle früheren, in der Sage gepriesenen treuen Ehepaare.
147 Ich halte es für wahrscheinlich, dafs die Lücke hervorgerufen
worden ist (wie z. B* Sil. It. H 534/7) dadurch, dafs longe in zwei Versen
stand, z. B. so
tuque nurus inter [longe doctissima Polla
aequas mente uirum;] longe praecordia curae,
das letzte in dem bei St. sehr häufigen (z. B. HI 3. 26) Sinne: longe
absunt praecordia a cura, wie expers curarum vom Gatten v. 71. Die
Ergänzung doctissima (s. discite v. 143, doeuit v. 154) bietet sich fast
von selbst, weil das Lob des Dichters eben darauf hinausläuft, dafs
Polla auf derselben Höhe philosophischer Bildung steht wie ihr
Gatte, vgl. Anth. epigr. 1301 Anm. Euphrosyne pia, doeta nouem
Musis, philosopha. 149 minae als Äufserungen gereizter Stimmung
(s. H 1. 58; minae so auch II 5. 19), die sich mit der ä%aqa%ia nicht
verträgt. uertere „haben verändert" ist palaeographisch sehr
wahrscheinlich; häufige Erregung läfst natürlich ihre Spuren auf
II 2 VILLA SVRRENTINA POLLI FELICIS 355
dem Antlitze, besonders einer Frau, zurück. Vgl. Hör. Sat. II 8. 35
uertere pallor tum parochi fadem. Dem Epikureer ziemt weder Geiz
noch Verschwendung; das hatte wohl der Meister in seiner Schrift
TtsQL Tclovrov ausgeführt, vgl. I 3. 92 sanusque nitor luxuque carentes
deliciae, quas ipse . . . mattet . . . senior Gargettius, II 3. 70 idem auri
facilis contemptor et optimus idem eomere diuitias opibusque immittere
lucem, IV 8. 57 largum nitor em, V 2. 73 nitor que luxuriae eonfine tenens.
St. wiederholt das Compliment für Polla im Bilde III 1. 159 s. Anm.
strangulat arca diuitias die Geldkiste (infelix weil sie ihren Besitzer
so macht) erstickt, erwürgt den Reichtum, so dafs er nicht gebraucht
wird, vgl. Mart. III 40. 2 opibus . . ., quas grauis arca premit Anderes
bei Gronov diatr. I 281, besonders die Stelle bei Philostrat. vit. Soph.
II 1 p. 547 Herodes Atticus ixaleu da xbv {nav äöv^ißo^ov %Xovxov xccl
(psidot xsxokccö^isvov vsxqov itlovxov. Den Schacherer quält jedes Geld,
was nicht auf Zinsen steht, also dispendia verursacht. 152 expositi
Gegensatz zu strangulat temperies vgl. Hör. Carm. II 2. 3 temperato
splendeat usu. docta auf philosophische Überzeugung sich gründend.
153 Aus deo meliore ist zu Concordia (zu I 2. 240) ein melior oder
melius zu ergänzen, wie oft ein comparativer Begriff nur bei einem
Satzgliede ausgedrückt wird, weil seine Betonung für zwei ausreicht,
vgl. III 2. 77 Anm. Theb. IH 454 (aus largius zu pronus ein magis) .
XI 435 ff. Prop. I 2. 13 (zu picta ein melius zu ergänzen) App.Verg. Epigr. •
XIII 9 f., ebenso magis aiib xoivov Leo Anal. Plaut. 1 47 Hör. Sat. 1 2. 123.
docuit ist richtig: Concordia giebt den Aufmerksamen gute Lehren.
Daran schliefst sich vortrefflich v. 143 discite, das nur wie docta v. 152
auch auf Epikurs Losung ö7tovdaicog tfiv (epist. S. 131. 17 Us.) an-
spielt, auf das Streben immer weiter zu kommen im Reiche der Wahr-
heit, vgl. Sen. Ep. 76. 3 tamdiu discendum est, quemadmodum uiuas,
quamdiu uiuis. mixtae von den Personen auf die faces übertragen,
damit auch de pectore. 144 Der Gedanke, dafs der amor der Ehe-
leute sich in pudica amicitia gewandelt, bezeichnet den höchsten
Triumph epikureischer Bildung. Denn yd{iog und TExvoitoua gelten
Epikur als Ursache für Störungen der Ruhe und Sorgen (fr. 525), da-
gegen erhebt er die Freundschaft als beste Stütze eines weisen Lebens
(fr. 539). Nun gewinnt das praccedite: „übertrefft den Ruhm früherer
Ehetreue," noch seinen ganz besonderen Sinn (vgl. auch II 7. 132).
23*
356 COMMENTAR
113
ARBOR ATEDII MELIORIS
Inhalt: Ein merkwürdiger Baum steht auf der Besitzung des
Melior, der vom Ufer vorgebeugt, fast die Wasserfläche berührt und
von dort wieder senkrecht in die Höhe wächst. Ihr Nymphen und
Faune erzählt den Grund dieser auffälligen Erscheinung (1 — 7).
Pan verfolgte einmal die Nymphe Pholoe; sie floh vor ihm und
machte erst Rast am Ufer dieses Wassers, wo sie ausruhte und ein-
schlief. Der Gott aber fand sie und freute sich schon auf seinen
Raub. Da sah zu rechter Zeit Diana die Bedrohte und erweckte sie,
indem sie die Linke der Schlafenden mit einem Pfeile berührte. Die
Nymphe erwachte, erblickte den Feind und stürzte sich ins Wasser,
wo sie sich in ihrer Angst am Boden unter den Gewächsen verbarg.
So wurde Pan betrogen. Er tröstete sich, indem er den Baum
pflanzte, auf den er seine Liebe übertrug. Darum beugt sich der
Stamm über das Wasser. Diese Huldigung läfst sich nun auch die
Nymphe gefallen (8 — 61).
Dies kleine, aber vielleicht unvergängliche Gedicht reiche ich dir,
o Melior, als Geburtstagsgabe und wünsche, dafs du in gleicher Frische
und Erhabenheit des Geistes wie bisher noch lange dich deines Lebens
freuest (62—77).
Vorbemerkungen: Das hübsche kleine Geburtstagsgedicht,
ein alxiov für eine merkwürdige Naturerscheinung im Garten des
Freundes, ähnelt sehr einigen nach alexandrinischem Muster gefertigten
Metamorphosen Ovids, besonders der Erzählung von Pan und Syrinx
Met. I 699 ff., vgl. auch Daphnis I 490 ff., Coronis II 570 ff., Arethusa
V 578 ff. Der gefeierte Baum ist eine Platane (v. 39), wie sie ihres
Schattens wegen gerne an Gewässer gepflanzt wurden Plin. N. H.
XH 9 und 11.
Commentar: 1 nitidi wie lauti von eleganter Lebensführung,
s. II praef. 2.; an Horaz' Scherz pinguem et nitidum Epicuri de grege
porcum ist wohl (trotz v. 64 ff.) nicht gedacht. Der Conjunctiv
opacet steht zu Recht als Qualitätsmodus; der folgende indicativische
Relativsatz ist anderer Art, er enthält Einzelbeschreibung, die für den
Gedanken des Ganzen wichtig ist. 2 complexa zu I 1. 2. robore
ab imo vom untersten Ende des Stammes an Wobur hoc loco idem est
quod truncus ut Glaucia Atedii [H 1. 101] et Theb. IX 585' Mark-
land. 3 Gegen Poliziano's Conjectur aeeuruata entscheidet der
II 3 ARBOR ATEDH MELIORIS 357
Umstand, dafs das Wort sonst nicht belegt zu sein scheint. 5 tacitis
„unsichtbaren" zu I 1. 35. Es hat den Anschein, als ob der Baum an
der Stelle, wo er das Wasser berührt, neue Wurzeln unsichtbar ins
Wasser sendete, weil er von dort wieder senkrecht in die Höhe wächst.
Ebenso v. 59. 7 faciles cexorari' Barth.
9 quidem . . . tarnen setzen cunctas und unam einander gegenüber.
10 haec, für unsere älteste Überlieferung bezeugt, scheint mir
auch durch ille gefordert zu werden. hirtos gressus mufs wegen
improba cornaa concret als die struppigen Beine gefafst werden;
beide Ausdrücke bezeichnen deutlich die Nähe des Verfolgers, der
die Nymphe bald mit den weitausschreitenden Beinen, bald mit
dem gierig vorgestreckten Kopfe zu berühren droht. 12 St. läfst
die Nymphe bei ihrer Flucht weder von einem bestimmten Punkte
ausgehen, noch dieselbe Richtung inne halten; vom Haine des Ianus
cad infimum Argiletum' am Fufse des Capitolinus zur Höhle des Cacus
am Aventin (Ov. Fast. I 551), zum Quirinal, zuletzt zum Caelius;
dort lag also das Haus des Melior. An die Richtigkeit der in den
Text aufgenommenen Conjectur tesca glaube ich jetzt nicht mehr; St.
mag wie IV 5. 56 Hernica, wie V 3. 188 Pontica so das neutr. plur.
Caelica (sonst unbelegte Bildung) zur Bezeichnung der Gegend ge-
neuert und tecta adjectivisch im Sinne von verborgen, abgelegen hinzu-
gefügt haben. 15 aperti gastlich; St. vermeidet die Zweideutigkeit
der Beziehung nicht. flauos soll wohl die Nymphe als zum flauus
Tiberis gehörig kennzeichnen. niueae kann nicht mit I 5. 51 niueo
. . . margine verglichen werden; dort ist das Wasser im Marmorbecken
gemeint; wenn es richtig ist, haben wir wohl an weifsen Kies zu
denken, artius kennzeichnet das Zusammennehmen und Ordnen der auf
der Flucht auseinandergeflatter ten Gewänder. 1 9 suspiria librat canhelitum
ex cursu vehementem compescere nititur5 Barth. 22 Auentinae bei
ihrem alten Heiligtum auf dem Aventin hatte die Göttin die Jagd
begonnen und das Tier also bis zum Caelius verfolgt. 27 telum
breue der Pfeil gegenüber dem Wurfspeer. 29 Da die Überlieferung
laeuam giebt und sopor sich nirgend als „Schläfe" findet (so fassen
nämlich die verbreiteten Lexica das Wort an dieser Stelle), so werden
wir mit Krohn soporae zu lesen haben, zumal da die Vorstellung,
dafs Diana die Nymphe mit dem, wenn auch nur mit der Hand ge-
schleuderten, Pfeile an den Kopf trifft, nicht glücklich gewählt wäre.
31 diem, fast immer geändert, ist ganz ohne Anstofs; es heifst
wie oft das Tageslicht; die Nymphe hatte beim Schlafen die Augen
geschlossen und öffnet sie jetzt, surgens erschreckt sich aufrichtend.
Vgl. Ovid Met. X 293 timidumque ad lumina lumen aüollens pariter cum
358 COMMENTAR
caelo uidit amantem, Theb. X 376 accepit radios et eadem percitus Hopleus
Tydea luce uidet. 33 sie tota cum ueste so wie sie war, ohne ein
Stück ihrer Gewänder abzulegen. latus implicat alga auch noch
auf dem Wassergrunde verbirgt sie sich aus Furcht , indem sie sich
unter den Gewächsen niederkauert. 36 hirtae . . . pellis ?quae multam
aquam biberet' Bakth; es steht vielmehr als Charakteristicum der
Natur der Ziegen , welche nie ins Wasser gehen. a tenero die
Knaben lernten in Rom das Schwimmen wohl schon früh.
38 Das überlieferte Bromium erklärt schon richtig Domitivs:
csolemus in aduersis conqueri de numinibus quos colimus, et, cum
Pan sequatur Bacchum ducem, eum ineusat.' Buecheler schreibt
mir zu der Stelle: cWer omnia queritur, fängt mit seiner Geburt,
seinem ganzen Lebensloose an, immitia fata: diese sind für den
Taunus, Paniscus ' beschlossen in der Person seines Herrn und
Meisters, des Bromius. Dieser ist gerade auch der für Satyrn
und Nymphen zusammen, für deren Reigen und Geschlechtsverkehr
gern genannte Gott; der c grausame Herr' ist es ja, welcher ihm mit
seinem Joch überhaupt auch dies verunglückte Attentat auferlegt, ein-
gegeben hat, er ist der auetor seiner 6%svriKri cpvöig'. JBromiam für
Dianam (so Lundsteoem) ist schlecht belegt (nur hymn. Orph. 35 als
Beiname) und pafst ebenso wenig wie Brimo in den Zusammenhang,
da die Worte inuida tela genügend den Zorn auf die Göttin zum Aus-
drucke bringen. Zu inuida vgl. Auson Epist. XX 6 (p. 25 7 P) oscula
et amplexus discreuerat inuidus amnis. 39 primaeuam uisu cquam
omnes aspectu ipso uiderent admodum tenerae aetatis' Bakth, wie sich
das für das Verpflanzen versteht. Ich weifs nicht, ob St. uisu nicht
in lockerer Verbindung empfunden wissen wollte, „wie er sie gerade
sah". manus diese auch sonst übliche Übertragung für Zweige ist
hier gewählt wegen v. 53 ff. 41 iuxta nahe der Stelle, wo ihm die
Nymphe entschwunden war. uiuam naturfrisch, feucht. optatis
in das Pan gern hineingetaucht wäre. 43 memordbile was immer
an das uotum erinnert, vgl. I 1. 67 HI 5. 98 Theb. III 162. 45 preme
frondibus undam erklärt die Art und Weise, wie der Baum das ama
(vgl.MiTSCHERLiCHzuHor.CI25.3) bewerkstelligen soll. Zum Asyndeton
vgl. zu I 2. 38. 46 illa von jetzt ab vermischen sich die Vorstellung
der Nymphe selbst und des Wassers, dessen domina sie ist. meruit
(dazu quidem) seil, aestuare et feriri. tantum tu höchstens du darfst
es berühren; foliis ctitb koivov zu spargere. 51 Eiche und Lorbeer
erreichen ein hohes Alter Plin. N. H. XVI 6 und 234 — 40. discolor
Plin. N. H. XVI 86 alba (populus) folio bicolor, superne candicans, in-
feriore parte uiridi, 119 seneseit . . . tarde . . . populus. umbra Laub wie
II 3 ARBOB, ATEDII MELIORIS 359
v. 55 (s. zu II 7. 15), 53 animata calores kühner acc. des Inhaltes
(genau so z.B. Verg. G. III 307 uellera ... Tyrios incocta rubores)] der Gott
hat einst (darum von der Gegenwart aus ueteres) dem Baume seine
calores mitgeteilt und ihm so eine empfindende Seele verliehen. Ähnlich
spielt mit dem Ausdruck Nemes. Cyn. 29 Myrrha iuit in arboreas
frondes animamque uirentem. Die Vorstellung war auch der Schule
nicht fremd, s. Menand. tzeqI STtideixt. III 402. 7 Sp. tcbqI öl öevSqcov
SQslg ort xaxeiva ovz cc{iolqcc yd^icov' ol yaQ eitl taug xö{iccig 6vvöe6^iol
q)LÄOT£%vrjiiccTcc ya\jLQvvtoov dsvögav slöl xal tov ftsov (TäyLOv) tavtd
sGxiv £VQii{iaTcc. 56 aquarum Spiritus der über fliefsendem Wasser
entstehende Luftzug (vgl. Sen. N. Q.V3.2 Aetna 313 ff.), hier natürlich
als Aufserung der Nymphe im Wasser gedacht. tandem trotz des
Luftzuges hat der zuerst immer weggebogene Ast endlich, gewisser-
mafsen unter dem Spiritus hindurch (so nahe ist er dem Wasser),
stärker werdend sich die wagerechte Stellung errungen und erhebt
nun vom Grunde (que zu fttndo) wieder, ohne eine Verzweigung (enode),
seine Spitze. Wegen dieses künstlichen Wuchses heifst der Baum in-
geniosa. exclusos inuitat durch Spiegelung.
63 Über das in dem Verse zum Ausdrucke kommende Selbst-
gefühl des Dichters s. Einltg S. 11. 4. Das Lob des Freundes geht
wieder auf Epikurs Ideal des Weisen zurück, s. zu II 2. 121 ff.
placido (xtccqccxtü). tarnen setzt hilaris und cum pondere in Gegensatz.
69 secrete entspricht Epikurs Xu&e ßiaöccg; Atedius erfüllt diese
Forderung, ohne doch ins Extrem zu verfallen; er lebt palam und
ordine. 71 comere diuitias geschieht durch das opibus immittere
hicem, vgl. Claud. Pan. Prob. 42 hie non diuitias nigrantibus abdidit antris
nee tenebris damnauit opes, sed largior imbre sueuerat innumeras hominum
ditare cateruas und zu II 2. 150. 75 Uli die schon gestorbenen
Eltern. Zum Schlüsse vgl. Anm. zu II 1. 191. St. spielt hier an auf
das, was Mart. VIII 38 von Melior berichtet: nomen non sinis interire
Blaesi et de munifica profusus arca ad natalicium diem colendum scri-
barum memori piaeque turbae quod donas facis ipse Blaesianum.
114
PSITTACVS
Inhalt: Armer Sittich, du bist so plötzlich gestorben, nachdem
du uns noch beim gestrigen Mahle durch deine Künste erfreut hast.
Dein kostbarer Käfig steht jetzt leer. Kommt alle herzu, ihr Vögel,
360 COMMENTAR
die ihr die menschliche Stimme nachzuahmen versteht , und lernt das
Totenlied für den Genossen: Er ist gestorben, der schöne Sittich, der
des Kaisers Namen sprechen konnte, der seinem Herrn Freund und
Genosse war. Nicht ohne Glanz ist sein Begräbnis, dem Phoenix gleich
wird er geehrt.
Vorbemerkungen: I Unverkennbar parodiert Statius; doch mit
einem gewissen Ernste, die Form seiner eigenen Epikedien (s. bes. zu
v. 16). Von Ovids Totenlied auf den Sittich (Am. II 6) ist das Gedicht
aufserdem in Anlage, Einzelzügen und Ausdrücken völlig beeinflufst.
Gedichte auf Tiere (vgl. 116.20) finden sich auch in der griechischen
Litteratur z.B. Anthol.VII198 u.a.; in Rom hatte Germanicus ein Gedicht
auf das Lieblingspferd des Augustus gemacht, dem auch ein Grabmal
errichtet worden war Plin. N. H. VIII 155, danach wohl Ausons Gedicht
auf das Pferd Phosphoros Epitaph. XXXIII p. 84 P. Natürlich kannte
Statius auch Catulls passer.
II Sprechende Vögel waren im Altertum wie noch heute bei naiven
Menschen sehr beliebt. Als die verbreitetsten Arten zählt St. selbst
v. 17 folgende auf: Rabe (Plin. N. H. X 121 ff.), Staar (ib. 120), Elster
(ib. 118 P. L. M. IV S. 524), Rebhuhn (s. Anm. zu v. 20), Nachtigall
(Plin. 120). Weiter kennt Plin. noch sprechende Krähen (124), Stieglitze
(116), eine Drossel der Agrippina (120); besonders berühmt aber war
immer der Sittich (vgl. Pers. prol. 8), über den Plin. X 117 schreibt:
super omnia (cardueles) humanas uoces reddunt, psittaci quidem etiam scrmo-
cinantes. India hanc auem mittit, siptacen uocat, uiridem toto corpore,
torque tantum miniato in ceruice distinctam. imperatores salutat et quae
accipit uerba prommtiat, in uino praecipue lasciua. capiti eius duritia
eadem quae rostro. liocy cum loqui discit, ferreo aerberatur radio; non
sentit aliter ictus. cum deuolat, rostro se excipit, Uli innititur leuioremque
ita se pedum infirmitati facit, danach ausführlicher Apul. Flor. IL Die
Kunst, Vögel sprechen zu lehren, beschreibt Manilius V 379 ff.
Commentar: 1 dux uolucrum erster, bester wie IV 3. 139 vom
Kaiser dux hominum, wo nicht ans Regieren gedacht ist, III 2. 104
Latius ductory III 5. 111 Thybris ductor aquarum. imitator diese
Substantiva reifsen in der silbernen Latinität immer mehr ein und
stehen völlig adjectivisch, vgl. 25 regnator, 29 salutator, II 5. 7 uastator u.ö.
3 murmura undeutliche Worte, zu 111.104. 5 carpentem ohne
te s. zu II 1. 198. 6 plus gehört steigernd zu mediae (s. Nemes. Ecl.
IV 72 plus est formosus Iollas) ; also noch nach Mitternacht. meditata ein-
geübt, zu II 1. 74. reddideras hattest nachgesprochen (s. Plin. Paneg. 26).
9 ille von der 2. Pers. zu I 3. 90. silentia absichtlicher Gegen-
satz zum lauten conuiuium und zu canorus. Dieselbe Übertragung von
114 PSITTACVS 361
Menschlichem bei Catulls passer 3. 11 it per iter tenebricosum. Tapinius
ait psittacum mortem sibi praedixisse cantu ut cycni solent' Domitivs.
Das tertium comparationis ist also, dafs der psittacus so kurz vor
seinem Tode gesprochen, wie die Schwäne zu singen pflegen, sua heifst
demnach cygnorum ipsorum, nicht etwa des verwandten Phaethon, wie
man aus Ov. Met. II 371 f. schliefsen könnte, und Phaethontia fabula
steht für die Erzählung von Cygnus, dem Verwandten des Phaethon,
in dessen Fabel der Bericht über die cygni einbegriffen war. II at
steht zu Recht: wie hast du nur sterben können, wo du einen so
schönen Käfig hattest; jetzt bist du im öden Totenreich. Man beachte
die Anschaulichkeit, mit welcher der Käfig beschrieben ist. Oben eine
Kuppel aus übereinandergelegten roten (Gold- ?)Plättchen gebildet und
aufgesetzt auf einen Mantel von silbernen Stäben, die in elfenbeinernem
Untersatze standen (cauea eburnea Mart. XIV 77). Auch die Thür war
aus silbernen Stangen, an denen der Papagei mit dem Schnabel (cornu)
zu rütteln pflegte, so dafs sie hell erklangen. Jetzt steht das Gatter
offen und knarrt von selbst, wenn es sich bewegt, klagend, denn der
Käfig ist leer. Vorher waren die fores querulae (stridentia gehört zu limina
und zu fores) durch den Vogel, vgl. Theb.V601. Man kann versucht sein,
hinter cornu stark zu interpungieren und zu lesen at querulae iam sponte
fores! St. aber vermittelt mit et und der Parenthese den Übergang zu dem
dann scharf mit uacat asyndetisch angeschlossenen Gegensatz der Gegen-
wart. Die ganze Stelle parodiert etwa II 1.67 f. 14 beatus stützt
augusti; conuicia tecti ist gesagt wie Ov. Met. V 676 nemorum conuicia
picae; der Vogel selbst heifst, weil er vorwiegend Schimpf- und Scherz-
worte lernte, conuicia: die Lästerzunge des herrlichen Käfigs ist nirgend
mehr zu finden, ist tot. Vgl. Apul. a. a. 0.: si conuicia docueris, con-
uiciabitur diebus ac noctibus perstrepens maledictis. hoc Uli Carmen est, hanc
putat cantionem. ubi omnia quae didicit maledicta percensuit, denuo repetit
candem cantilenam. si carere conuicio uelis, lingua excidenda est aut ...in
siluas suas remittendus. 16 Die Vögelversammlung auch bei Ovid,
doch nach andern Gesichtspunkten zusammengestellt; die Aufforderung
an die doctae aues parodiert den Appell an die poetae docti V 3. 89 — 103.
18 penitus zu memor cpar coeur'. Die Pieriden wurden nach dem
Wettstreite mit den Musen in Elstern verwandelt Ov. Met. V 295 ff.
20 Die sehr einschmeichelnde Conjectur cornix (Plin. X 124 erzählt
von einer Krähe plura contexta uerba exprimens et alia atque alia crebro
addiscens) ist doch des Geschlechts wegen (quique) nicht annehmbar; es
wird also wohl auch sprechende Rebhühner gegeben haben, obschon
ich keinen Beleg dafür gefunden habe. Dann steckt in iterata iungens
vielleicht eine Anspielung auf eine eigentümliche, dem xccMtaßi&iv ent-
362 COMMENTAR
sprechende stotternde Aussprache dieser Tiere. 21 soror Philomela;
luscinias Graeco et Latino sermone docilis Plin. cognataque in An-
betracht des Sprechens. flammis zum Scheiterhaufen. cunctae
knüpft im Geschlecht wieder an aues v. 16 an. addiscite term. techn.
vom Lernen der Tiere, weil sie die menschlichen Worte zu ihren Natur-
tönen hinzulernen, vgl. Plin. XI 19. 124. Dennoch ist hier wohl gedacht: zu
den schon gelernten menschlichen Worten hinzu. 26 Pfau, Fasan und
Perlhuhn zusammengestellt auch I 6. 78 ff. 29 vgl. Plin. (s. o.) Mart.
XIV 73. queruli eines raisonnierenden, weil er Worte des Argers
und Schimpfens nachsprach und so wie ein mitfühlender Freund
Stimmungen des Mifsbehagens verscheuchte; zu anderen Zeiten (quondam
. . . nunc wie modo . . . nunc bald . . . bald, s. zu II 1. 170) dagegen
ein conuiua leuis (s. v. 5 und Plin. uerba pronuntiat in uino praecipue
lasciua), ein unterhaltender scurra. 32 quo recluso wenn der Käfig
geöffnet wurde; dafs der Vogel zuweilen frei umherlief, zeigt v. 6
errantem toris. tu die Anrede an Melior fällt stark aus der
Fiction des Totenliedes der Vögel. monstrata zu III 3. 39
33 Gedanke und Rhythmus wie II 6. 85 sed nee seruilis adempto ignis.
cineres proleptisch. respirant mit abl. „duften von" nur hier,
doch auch Claud. Phoen. 96 diuino Spirant dltaria fumo, anders II 2. 78.
36 nee zu felicior; der Phoenix hat keinen prächtigeren, keinen
wohlriechenderen Scheiterhaufen. seandet das Futurum wie oft im
Vergleiche; hinzukommt, dafs die Verbrennung noch bevorsteht, während
die Vögel singen.
115
LEO MANSVETVS
Inhalt: Armer Löwe, es hat dir nichts genützt, dafs du dich
hast zähmen lassen; du mufstest sterben, nicht auf der Jagd erlegt,
sondern besiegt von einem feigeren Tiere. Ringsum im Amphitheater
erzürnten sich die Löwen darüber und schämten sich. Dir aber nahm
die Scham nicht allen Mut; tapfer wie ein sterbender Krieger suchtest
du noch mit dem letzten Blicke den Feind. Einen Trost nimmst du
mit dir: Volk und Senat beklagten deinen Tod wie den eines berühmten
Gladiators, und sogar des Kaisers Sinn betrübte sich über deinen Verlust.
Vorbemerkungen: I Über Tierkämpfe in Rom s. FriedLuENDER
S. G. II6 390 ff., über gezähmte Tiere besonders 402 ff. Martial feiert in
II 4 PSITTACVS II 5 LEO MANSVETVS 363
vielen Epigrammen (I 6. 14. 22. 48. 51. 104) die zahmen Löwen des
Kaisers , welche Hasen fingen und sie aus dem Rachen wieder laufen
liefsen. Zu diesen gehörte auch das hier besungene Tier.
II Das Gedicht ist nach der Vorrede im Amphitheater unmittelbar
nach dem Vorgange verfafst und dem Kaiser überreicht worden. Daher
erklärt es sich, dafs St. manches nur angedeutet hat, was für den An-
wesenden von selbst verständlich war. So nennt er nicht den Namen
des Tieres, welches den Löwen getötet, sondern begnügt sich mit dem
Worte fugiente fera (Kampf eines zahmen Tigers gegen einen wilden
Löwen Mart. Sp. XVIII), woraus wir nur entnehmen können, dafs ein
Tier gemeint ist, das im Rufe geringeren Mutes stand als der Löwe.
(An eine Schlange zu denken verbieten die Worte v. 16 primo fusum
ictu). Ebenso erklärt sich, dafs St. den Kampf nicht ausführlich be-
schrieben (Schwartz nahm wie schon Markland eine Lücke hinter
v. 12 an, vgl. Vollmer 1893, 830 Anm.), sondern nur die psychologisch
interessierenden Momente herausgreift, was den Vorschriften der Schule
(s. die Stelle des Nikolaos in den Vorbem. zu I 1) entspricht.
Commentar: 1 monstrata ist nicht zu ändern. Es wird durch
dediscere gesichert: die ira, welche die Natur dem Löwen monstrauit
(technisch vom Lehrenden s. zu III 3. 39; ebenso docte v. 7), verlernt
er, indem er mansuescit. Eine Beschreibung des Zornes der Löwen
steht bei Plin. N". H. VIII 49, über seine Sprichwörtlichkeit s. Heinze
zu Lucr. III 294. 3 minori concessiv zu nehmen. 4 domo cex cauea'
Domitivs, vgl. 114.11. suetus seil. eras. 5 praeda die erjagten Hasen.
6 Das Kunststück erwähnt auch Lucil. fr. 207 B. Mart. (s. o.) und
Sen. Ep. 85. 41 leonibus Magister manum insertat laxo = laxato,
zu I 3. 2. 7 Mart. I 22. 2 frangere tarn paruas non didicere feras
(Hasen) scheint mir zu beweisen, dafs wir altarum nicht, wie Skutsch
wollte, = altilium d. h. im Circus für die Spiele aufgezogene zu nehmen
haben, sondern wirklich = hoch, s. Mart. v. 3 seruantur magnis isti
ceruieibus ungues; docte geht also wie monstrata v. 1 auf den Instinct.
Die Massyler in Africa (Plin. V 30) bringt St. gern in Verbindung
mit Löwen, s. Theb. II 676 ff. V 330 ff. VIH 124 XI 27. 10 Fang
der Löwen in Gruben erwähnt auch Plin. N. H. VIH 54. fera s. Vor-
bemerkungen. 12 clausas circum portas hinter den rings am Rande
der Arena angebrachten Käfigen, aus denen die Tiere direct in die
Arena herausgelassen wurden. Anders als Skutsch 1893, 830 lese
ich tumuere (davon licuisse abhängig): die sonst friedlichen (jplacidi
sie sind ja gezähmt, vgl. Sen. de ir. II 31. 6) brechen in Zorn aus über
die durch irgend einen Zufall ermöglichte Besiegung (nefas) eines Ge-
nossen; dann bemächtigt sich ihrer die Scham, die im Zorne auf-
364 COMMENTAR
gerichteten Mähnen senken sich wieder. relatum den Löwen , der
nachdem er die Wunde empfangen, ebenso wie der siegreiche Gegner,
zuerst zurückweicht (Verg. A. XI 623 XII 495). 15 s. Skutsch a.a.O.
Was bei Homer (IL P 136 itav de r iTtiGxvviov kccxcj skxetaL öööe
xalvTtrcov) Zeichen des Zornes ist, benutzt St. als Ausdruck zorniger
Scham; nach ihm Claud. Ruf. II 253 leo, quem plurima cuspis et pastorales
pepulerunt igne cateruae, inclinatque iubas demissaque Itimina uelat et
trepidas maesto rimatur murmure siluas. Vgl. noch Theb. VIII 762 ff.
16 Auch den besiegten Löwen hatte zuerst ungewohnte (nwus)
Scham überkommen, als er durch den ersten Stofs oder Bifs des
Gegners zu Boden gestreckt war, aber dies Gefühl überwältigte ihn
nicht (obruit). 19 terga dedere ganz blafs (zu II 6. 93): sind
gewichen, geschwunden. minae wie II 2. 148 der zornige Aus-
druck des Antlitzes. 22 honore der edlen Haltung. Zum
Folgenden vgl. Sil. It. X 293 eea aulnere tigris letifero eedens tandem
proiectaque corpus luctatur morti et languentem pandit liiatum in uanos
morsus nee sufficientibus irae ictibus extrema lambit uenabida lingua.
So haben wir auch hier hians vom Schnappen nach dem Feinde zu
verstehen, das freilich zugleich ein Schnappen nach Luft ist, wie
animamque Jiostemque zeigt, firmat er hält sie mit Anstrengung offen,
um den Feind zu sehen. Zu requirit vgl. Enn. Ann. 328 B. sema-
nimesque micant oeuli lucemque reqairunt, Sen. H. 0. 519 vom sterbenden
Nessus iam quaerens dient. 25 uicte concessiv. 27 Caesaris ora
. . . tetigit cnam Caesar fleuit' Domitivs. Das ist wohl zu viel gesagt;
doch ist der Gedanke sicher beeinflufst durch das Motiv Prop. IV 11.58
defensa et gemitu Caesaris ossa mea . . . et lacrimas uidimus ire deo,
das sich wiederholt Eleg. ad Maec. II 12 f. Cons. ad Liv. 466.
28 Die einfachste Verbesserung der unmöglichen Überlieferung scheint
mir feris zu sein, das man wegen Seythicas u. s.w. geändert haben mag;
verstehe: in feris (de) litore Rheni et de gente Pharia; über die ebrö
ttowov-Stellung der Praeposition beim zweiten Gliede nach griechischer
Art s. jetzt Leo Analecta Plaut. I 42 f. (dazu Tac. Dial. 6 Ende nam
ingenio quoque sicut in agro). Die Beispiele bei St. sind: Theb. IV 643
geminumque nefas miserosque per enses, 757 tu nunc uentis pluuioque
rogaris pro Ioue, V 189 quis Bhodope gelidoue labor sudatus in Haemo,
VIII 384 iamque hos clipewm, iam uertit ad illos arma ciens, Silv. I 1. 57
nee ferro aut aere, laborat sub genio, I 2. 56 an terris saeuire an malit in
undis, 13.50 quiequid et argento primum uel in aere minori lusit, V2.132
quasnam igitur terms, quem Caesaris ibis in orbem, Ach. II 104. Auch
hier wie bei den zu II 1. 64 behandelten Fällen mufs die Betonung
beim Vortrage das Verständnis sichern.
II 5 LEO MANSVETVS II 6 CONSOLATIO AD FLAVIVM VRSVM 365
116
CONSOLATIO AD FLAVIVM VKSVM
Inhalt: Grausam ist es, der Trauer Unterschiede vorschreiben zu
wollen. Mit demselben Rechte wie Eltern ihre Kinder, Kinder ihre
Geschwister, bejammerst du, Ursus, deinen Diener. Er hat die Thränen
verdient, so ergeben war er dir, so wohlerzogen, so edlen Antlitzes,
kein Sklave mehr, sondern würdig einer griechischen oder römischen
Mutter, wie nur ein Held, wie Theseus, Paris, ja wie Achilles (1 — 33).
An Schönheit übertraf den Verstorbenen nur sein Herr; männlich,
nicht weichlich waren seine Züge, vergleichbar dem Parthenopaeus
oder einem Lakonischen Knaben. Dem Aufseren entsprach das Innere;
in engster Freundesgemeinschaft konnte er mit seinem Herrn leben
(34—57).
Wie hat nur das Unglück gerade ihn dir rauben können? Jeden
andern Verlust, an Gütern und Besitz, hättest du leicht ertragen, aber
das Geschick hat mit Fleifs erspäht, wo du tötlich zu treffen warst
(58 — 70).
In frühestem Alter hat es den Knaben dahingerafft, in tückischer
Krankheit ihn erst verschönend, dann tötend (70 — 82). Unsäglich hat
ihn der Herr beklagt und hat ihm den kostbarsten Scheiterhaufen er-
richtet, doch dem Toten waren die Thränen des Herrn das Kostbarste
(82—93).
Nun aber ist auch des Schmerzes genug; der Tote selbst verbietet
weitere Klagen, er ist im Himmel und hat es gut. Der Herr aber
wird unter seiner Beihilfe Ersatz finden (93 — 105).
Vorbemerkungen: Im allgemeinen s. die Vorbemerk, zu II 1.
Unverkennbar hat St. in diesem nahe verwandten und in dasselbe
Buch aufgenommenen Gedicht nach Abwechslung gegen die Glaucias-
Klage gesucht. Darum geht die Einleitung von einem andern Ge-
danken aus. Vom Hauptteile ab aber tritt naturgemäfs die alte Stoff-
ordnung wieder ein.
Flavius Vrsus ist uns nur durch dieses Gedicht bekannt. Aus
ihm und der Vorrede zu Buch II erfahren wir, dafs er noch jung war,
noch kein Amt bekleidete, aber schon als Anwalt auftrat (v. 95). Er
mufs sehr reich gewesen sein; St. weifs von Gütern bei Locri,
Pollentia, in Lucanien, Etrurien, auf Creta und Cypern (v. 60 ff.).
Commentar: 1 saeue zu II 1. 5. Man beachte, dafs St. den
366 COMMENTAR
Mifsklang des fünfmaligen -is nicht meidet, vgl. Hör. C. 1 2. 1 viermal -is
ebenso Theb. XI 19, viermal -as III 5.45. discrimina ein solches stellt
z. B. Paetus bei Mart. V 37. 20 auf deflere non te uernulae pudet mortem?
ego coniugem . . . extuli et tarnen uiuo und erhält die gebührende Ab-
fertigung. Ebenso wird der Unterschied zwischen der Berechtigung
der Klage um leiblich Verwandte und der um andere Personen gestreift
V 3. 244 (s. Anm.), 272 V 5. 47. Vgl. noch Ov. Rem. Am. 127 quis matrem
nisi mentis inops in funere nati flere uetet, Auson. praef. par. 18 (p. 29 P.).
2 modos wohl nach Krantor; Hieronym. Ep. XXXIX 4 ignoscimus
matris lacrimis sed modum quaerimus in dolore. Hör. C. I 24. 1 quis desi-
derio sit pudor aut modus. Die Altakademiker und Peripatetiker (anderes
s. zu II 1. 14) gestatteten nur die tierQLOTtcc&eLcc, vgl. Gercke S. 39 ff.
CIL IX 3071.15 finem deeet esse dolori, Plaut. Mil. 1311 quidmodi flendo
quaeso hodie facies. lugendique thöricht von Peerlcamp und Klotz
angegriffen. Der Dichter sagt absichtlich abwechselnd 1) lacrimis
discrimina ponis, 2) ponis lugendi modos; das Verb um heifst zum
ersten Gedanken „du setzt", zum zweiten „du behauptest, es gebe".
Das zweite ponis bedeutet also dasselbe wie censere V 5. 60 qui dicere
legem fletibus aut fines audet censere dolendi; vgl. noch Lucan. X 331
modumque uetat Crescendi ponere ripas. miserum (wohl neutr. sing.,
nicht gen. plur.) wegen des gestörten ordo naturae. 3 accendere
kühne Kürze, vgl. Theb. XII 60 non plebeio fumare Menoecea busto . . .
sinunt. Unzählige Male wird so ardere vom Toten selbst gesagt; nefas
ist hier absichtlich zugesetzt um des accendere willen: die Eltern
werden durch das Geschick zu einem nefas gezwungen. 6 alte
(s. Vollmer 1893, 830; Krohn schrieb: at item tarnen, at; Ver-
schreibung wie II praef. Z. 3 altae in M, V 3. 170 ad te in R) wird
durch at altius gefordert, et durch die Gedankenverbindung, denn
miserum est und alte intrat bilden keinen Gegensatz, sondern stehen
auf einer Stufe; da diese Gleichsetzung dem Dichter für den be-
sonderen Fall noch nicht genügte, setzt er at procul altius zu. Ver-
stehe: „Doch tief dringt auch, nein viel tiefer dringt ins Herz . . .
ein anscheinend leichterer Schlag". Zum Ausdrucke intrat in sensus
vgl. noch Ov. Her. IX 120 uenit ad sensus . . . dolor. procul (falsch
Leo) gehört zu altius wie v. 34 procul pulchrior Hand Turs. IV 594;
dazu noch Theb. VIII 15 procul ulteriore barathro und Anm. zu
II 2. 83. 8 minor der Verlust eines nicht leiblich verwandten
Menschen, anders causa minor V 3. 272. Die Parenthese in v. 9
begründet eben den Ausdruck famulum; so mufs ich ihn nennen,
denn das Geschick giebt oft Namen, ohne auf die Gefühle zu
sehen (s. zu v. 58), aber du warst ein famulus von ganz besonderer
II 6 CONSOLATIO AD FLAVIVM VESVM 367
Art. Die schon durch die Stellung stark betonten Zusätze pium ... meritum
werden durch die Anapher von sed noch mehr hervorgehoben. Diese
Anapher ist nicht häufig, so at . . . at . . . at Hör. sat. I 3. 32, sed . . . sed
...sed Ov. Met. V 17 ff. 507 ff. Tib. I 7. 44ff. Tac. Ann. I 38 luv. XV 94,
fünfmal sed Sen. Dial. II 13.4, Petron 1. 11 stemmate iuncto erklärt
Schwartz dem Gedanken nach richtig als quam ex stemmate iuncto;
formell wird es als abl. abs. für den Vergleichsatz: quam si stemma
iunctum fuisset stehen. Das stemma (Marqvardt Pr. L. 243. 3) heifst
iunctum, weil seine Linien die einzelnen imagines verbinden (stemmate
longo V 2. 23 st Mo Mart. IV 40. 1). Der Dichter lobt also den Knaben,
dafs die Gesinnung eines freien, edlen Mannes (libertas so öfters) in
ihm durch Naturanlage (ex mente) in höherem Mafse gewohnt habe,
als wenn er von vornehmer Geburt gewesen wäre; vgl. Laus Pison. 5
hinc tua me uirtus rapit . . . quae si deesset tibi forte creato nobilitas,
eadem pro nobilitate fuisset, auch I 4. 68. 13 diesque ist mit dolor
als Hendiadyoin zusammenzunehmen: jener Schmerzenstag, an dem der
Knabe starb; zu plaeent ergänze Fatis. Zum Gedanken der Auflehnung
gegen Geschick und Götter s. zu I 4. 17, besonders noch luv. XV 138
naturae imperio gemimus, cum funus adultae uirginis occurrit uel terra
clauditur infans. In weiterer Steigerung tritt nun für famulum
pium u. s. w. ein hominem, wofür ein Sklave (mancipium) ja nicht ge-
halten zu werden pflegte, weiter nach der Parenthese: ich stachle durch
meine Ausdrücke deinen Schmerz noch mehr an, gesteigert zu hominem
tuum. Trotz Leo's Bemerkungen (Sen. I 67 f.) kann ich mich nicht
entschliefsen, das einstimmig überlieferte heu zu ändern; unstreitig ge-
hört es zu mihi, denn mihi subdo faces kann höchstens an zweiter
Stelle gedacht sein, in erster Linie mufs es sich um die Steigerung
des Schmerzes des Beraubten handeln. 16 que gehört zu qui, ob-
schon es an dritter Stelle steht; qui sponte imperiosus erat atque
etiam sibi giebt keinen Sinn und ein Zeugma wie: qui sponte (parebat)
sibique erat imperiosus wäre sehr hart. Es pafst zur ganzen Steigerung,
dafs St. von dem famulus aussagt, was Horaz von dem Weisen rühmt.
Zum Ausdrucke vgl. noch Lucr. III 145 idque sibi solum per se sapit, id
sibi gaudet. missos im Sinne von „zügellos verwendet". 20 rogum
vgl. II 4. 33 Plin. N. H. X 122 funusque aliti (coruo) innumeris eelebratum
exsequiis. Maronem St. spielt an auf die Erzählung Vergils vom
Hirsche der Silvia Aen. VII 475 ff., die auch Sil. It. XIII llöff. zum
Vorbilde gedient hat. 21 nee famulus die Herkunft des Knaben
war unbekannt (v. 99 claros fortasse parentes, v. 82 ff.); abenteuerliche
Geschichten über die Herkunft von Sklaven scheint man gerne er-
zählt und gehört zu haben, vgl. Plaut. Pseud. 1171 Trucul. 531
368 COMMENTAR
Hör. C. I 29. 7 puer quis ex aula, II 4. 15 Petron. 57 et ego regis filius.
Beachte auch, dafs die folgenden Vergleiche Königssöhne erwähnen,
ferner dafs Theseus unerkannt nach Creta ging, dafs Paris (rusticus
deshalb gesagt) ausgesetzt war, dafs Thetis occultauit Achillem, dafs
Troilus geheimnisvoller Herkunft war (Apollodor III 12. 5. 7). Durch
die dichterische Festhaltung besonders malerischer Momente hat St.
wieder das eigentliche tertium comparationis ganz verdunkelt (s. zu
I 2. 213 ff.). Zu habitus s. I 1. 46. 71 II 6. 104. Er war zwar
nur ein Diener, darf aber nicht nur als solcher gelten; ein Zeichen
edlerer Gesinnung liegt schon darin, dafs er nur dich zum Herren wollte
(vgl. zu I 1. 54). tenero trotz seiner Jugend. mores seil, maiores
„edlere". 25 sie zu II 1. 182. 29 adsueta seil, poetarum.
adhuc uideo ich sehe ihn im Geiste noch vor mir. 30 cauentem
kann nicht heifsen, wie Markland will, ut bella caueret, und
bellet eauet Thetis, nicht Achilles; mit Recht haben Gevaert
und Gronov (in den Errata) sich für canentem entschieden (unsere
Überlieferung beweist in diesem Falle gar nichts); weil Achill seine
kriegerische Gesinnung schon am Gesänge der Heldenlieder genährt
hat (vgl. Ach. I 188 canit ille libens immania laudum semina u. s. w.
Silv. V 3. 193 luv. VII 210 mit Friedl^ender), hat die besorgte
Mutter um so mehr Grund, ihn zu verstecken; darum wird auch
uirgineo betont: wo die Jungfrauen spielten (Ach. I 207 f.). 32 saeui
weil er als Vater den Sohn hätte schützen sollen. Zum Tode des
Troilus durch Achilles vgl. Verg. A. I 474; anders Serv. z. d. St.
34 en nimmt uideo v. 30 wieder auf. Über proeul pulchrior s. zu
v. 6. dorn, minor solche Schmeichelei lag nahe : III 4. 44 sohts formosior
ille, cui daberis mit Anm. vgl. auch CIL VI 9797. 36 ante seil, tuum
est, s. III 4. 44 tu puer ante omnis, IV 4. 20 tuus ante omnis. premit
„erdrückt, übertrifft", s. I 2. 116, wo 2 Verse mit quantum ... quantumque
ganz gleich gebaut sind. 38 mollis technisch s. Claud. Eutr. 1 48 edoctusr
mollire mar es. qualis acc. ergänze vorher: ut talibus. post crimina wird
causal (s. zu V praef. Z. 9); der Ausdruck ist beeinflufst durch Domitians
Verbot dieser Unsitte (zu III 4. 74). dubiae formae abhängig von
crimina (vgl. Hör. C. II 5. 24 Stat. A. I 336 Anth. Lat. 108. 4 129. 5 109. 1
Sen. Dial. I 3. 13 exseetae uirilitatis aut dubiae)] die dubia forma bringt
man durch die crimina hervor. 40 toruoque das que (sondern)
nach non, wie gleich blandique nach nee, primoque nach nondum; toruo
männlich ernst, streng wie Hör. C. HI 5. 44 Silv. V 2. 179 V 3. 63 Theb.
IV 249 IX 571 Ach. I 351. 41 s. Laus Pis. 103 laeta tetricitatc
decorum und mehr zu I 1. 15. Der Vergleich mit Parthenopaeus
soll die Mischung von Schönheit und Ernst malen, darum mufs P.
ii 6 consolAtio AD FLAVIVM VRSVM 369
(dessen Schönheit ohne Helm gerühmt wird Theb. IX 699 ff. Mart.
IX 56. 8 casside dum liber P. erat) hier durchaus im Helme gedacht
sein. Buecheler's Versuch , iam zu verteidigen (cqualis uisu iam
(in) bellis (ex) casside P. erat, nee tarnen bellis pro ablatiuo habendum
est; dicitur P. tum cum bellis iam interfuit cassidem gerens') scheint
mir bedenklich; ich glaube, dafs wie IV 5. 8 in und iam durch Ab-
kürzung verwechselt worden sind. Über diesen Gebrauch von in s. zu
1 2. 209 und Mueller bei Friedländer luv. XI 107. 43 Die Überlieferung
spricht für horrore, innere Gründe für error e; dafs mit horrore noch einmal
etwas Kriegerisches, Furchtbares gesagt sein sollte, ist zu unwahrschein-
lich, lockige Haare und Flaum werden nur als Zeichen der Schönheit ge-
nannt. Vgl. Claud. Epith. Hon. 104 dat uarios (caesariei Venus) nexus
et iusto diuidit orbes ordine, negleetam partem studiosa relinquens, plus
error deeuit, R. Pros. II 31 errare comas. obsessae nondum noch
nicht ganz eingenommen. flore Milchbart. 47 Ioui adprobat
csuarum uirium facit periculum in ludis Iovis Olympici' Domitivs.
48 Die folgenden Verse (nam fortsetzend) sind dem Sinne nach völlig
verständlich; die sichere Herstellung der Worte in v. 50 scheint mir
bis jetzt unmöglich, unde notae mag als Parenthese richtig sein und
zurückgreifen auf den Gedanken v. 21 von der vielleicht vornehmen
Abkunft des Sklaven; woher hat er nur die reinen Züge? notae seil,
pudoris s. zu I 1. 16. Über 49 s. zu II 1.40. Nach v. 49 scheint
der Dichter die Construction zu verlassen, sich zu unterbrechen wie
öfter, weil ihm der Gedanke kommt: du kannst doch nicht genug
sagen. Über solche Anakoluthe s. zu I 4. 56. 51 castigabat ein
Zeichen, dafs von einem Sklaven Verhältnis keine Rede mehr war, dafs
ein wirkliches Freundschaftsband bestand. Daher die folgenden Ver-
gleiche, tecum nach ille (umgekehrt v. 34 ff.) wieder Ursus. Zum
Ausdrucke vgl. noch luv. IX 19 sumit utrumque inde habitum facies.
54 Haemonium Pyladen St. spielt, indem er in einem Ausdrucke auf
zwei Freundespaare Bezug nimmt; Pyladen steht appellativisch statt
amicum (zu 16.15), gemeint ist Patroklos, der nach St. (Ach. 1 174 ff.)
schon mit Achill bei Cheiron in Thessalien war. Ceeropiamque des
Peirithoos und Theseus. 55 Den Beschlufs soll ein Lob machen,
das der fortuna des Sklaven, der er doch nun einmal war, entspricht,
der Vergleich mit dem Sklaven Eumaeus. terminus wie finis bonorum
das letzte, höchste bezeichnend.
58 Eine Abkürzung (daher auch creas a) hat in unserer Tradition
den Fehler eausas hervorgerufen. Auf eligit beruht der ganze Zu-
sammenhang; das ist gerade das Wunderbare, dafs das Geschick mit
sicherer Hand (zu H 1. 138) das schwerste Leid auswählt, vgl. 68 gnara
Vollmer, Statius' silvae. 24
370 COMMENTAR
»
dolorum und ebenso Th. I 259 Sen. Oed. 1038 Phaedr. 210 Med. 534.
Der alte Gedanke Theophrasts (tteqI izev&ovg s. Plut. ad Apoll, p. 104D)
aöxojtog yag rj %vyv\ xccl deivr\ 7taQeXe6&aL rä itQQTteTCOvy^iBva xal
^istaQQlipaL %r\v doxovöav svr^isQ Cav ovdeva xcuqov s%ov<5u %a%r6v
wird mit Absicht variiert, s. auch v. 9. 62 Vgl. IV 4. 85 f. Dafs die
Lavaströme des Vesuv bis nach Locri in Bruttium gehen sollten, ist
ebenso undenkbar, wie dafs Ursus am Fufse des Vesuv eine Besitzung
mit Namen Locri gehabt. Richtig hat also Buecheler den Nominativ
hergestellt; Gedanke: wenn dein Gut zu Locri Flammen gespieen hätte,
wie der Vesuv es gethan. Die Vesuina incendia sind nach a. 79 ebenso
sprichwörtlich geworden wie vorher die allein bekannten Aetnaei ignes,
vgl. IV 4. 80 Vesuius . . . aemula Trinacriis uoluens incendia flammis;
ructare aber ist wie uomere term. techn. vom „Feuerspeien", vgl. z.B. Sil.
It. XIII 425 XIV 58. Ursus hatte also bei Locri eine blühende (dites)
Besitzung, ferner bei Pollentia, wo die Überschwemmungen des Po ge-
fürchtet waren, am Acir und am rechten Tiberufer (zu Acir ist zeug-
matisch nur aquas sustulisset, nicht auch in dextrum zu entnehmen).
66 deos ciram deorum' Barth. fidem messisque die erwartete
Ernte. Also auch auf Creta und in Cyrene hatte Ursus Latifundien.
infelix Unglück bringend, doch s. auch zu v. 76. uitalia wie
oft, die Stelle, wo eine Wunde tödlich wirkt.
70 uitae cardine adultae am Wendepunkte zum Jünglingsalter (ge-
wöhnlich heifst cardo uitae Lebensende, doch zeigt der Zusatz extremus
Sen. Troad. 52 Luc. VII 381, dafs man auch andere cardines denken
konnte, vgl. cardo anni Plin. NT. H. XVIII 264, auch 220). Mit Imhof
(1859, 22) Carmen als Apposition zum ganzen Satze im Sinne von
omen faustissimum zu erklären, wird wohl niemand mehr beifallen.
Ebensowenig vermag ich mir eine Erklärung Krohn's „der Sang ist
gekommen zu der eben erlangten Mannbarkeit" anzueignen. (Derselbe
Schreibfehler im Puteaneus Theb. XI 114). temptabat das Geschick
liefs es ihm aber nicht gelingen. Philetos stand also im 15. Lebens-
jahre. 74 impleuitque toros füllte seine Muskeln mit Blut (Tac.
Dial. 21 bonas sanguis implet membra et exsurgit toris ipsosque neruos
rubor tegit et decor commendat) , so dafs sie kräftiger wurden; ora
leuauit gab ihm ein erhabeneres Aussehen: alles letale fauens, um seine
iißQcg dann mit dem Tode zu strafen; dabei quält sich die Göttin
selbst ihrer Natur gemäfs (Ov. Met. II 780 s. o. Iahn böser Blick S. 34)
mit dem Sehen und dem Neide, den ihr das Sehen einflöfste (Etymologie
zu I 1. 6), ähnlich Sen. H. F. 97 suumque lambens sanguinem Impietas
ferox. Das Bild, wie sich die Rhainnusia nun auf den Knaben
wirft und ihn tötet, gleicht den alten Vorstellungen von den Todes-
II 6 CONSOLATIO AD FLAVIVM VRSVM 371
göttern, Erinyen, Larvae, die den Menschen Blut und Leben aussaugen,
s. z. B. Dieterich Nekyia 55 ff. Ov. Met. VIII 817 ff. Lucan. VI 564 ff.
nexu ist zu. lesen , denn mortem ampleooa wäre ein allzukühner
acc. d. Inh. iacenti wie iacentis V 5. 19. earpsit „entstellte"
s. Ov. Met. II 781 carpit et carpitur una, Lucan VI 551 Theb. IV 511
S. III 4. 66 V 1. 150. 229 Prud. Cath. X 101. adunca mit ihrer
Klaue, s. II 1. 138 Theb. I 610 Hör. Epod. V 93. 79 hora giebt
keinen Sinn, da rorantem (s. Theb. II 136) stemebat heifst: das vom
Morgenthau besprengte Rofs sattelte (Liv. XXXVH 20 Veget. V 77);
ich glaube daher, dafs St. schrieb quinta . . . ora. In diesem Worte
vermischt St. zwei Vorstellungen: Der Sonnen wagen beginnt seine
Fahrt (zum fünften Male) am Saume der Welt; dieser Saum läfst sich
vergleichen mit den Anfangsschranken der Rennbahn (Enn. ann.
I fr. 55. 10 B. eareeris oras). Ahnlich sagt z. B. Auson Epist. XX 17
(p. 257 P.) altera meta diel, vgl. auch I 2. 229 aixdum emissa dies.
nigrasset trans. zuerst hier (s. Lucan II 37 planctu liuentis atra
laeertos). atros proleptisch schien mir neben nigrasset unmöglich, ich
las darum atro planctu, denn alles was zum funus gehört, ist ater.
Nachträglich finde ich aber bei Scaevus Memor fr. 1 Ribb. scindimus
atras ueteri planctu, Cissei, genas; auch bei St. wird also zu verstehen
sein: die von Asche und Staub schon beschmutzten Arme werden durch
den mafslosen planctus völlig schwarz. 83 tibi salua (diese Emendation
wird gefordert durch den Gegensatz qui uidet und den Wechsel der Modi)
wenn sie dir erhalten geblieben wäre; der Knabe war in früher Jugend der
Heimat entführt, man wufste nichts über seine Eltern (salua geht auch auf
den Vater), ob sie lebten oder nicht (s. v. 99); der Bruder aber war mit
geraubt worden und auch, gewifs als Sklave, in Rom. 85 nee seruilis
ebensowenig wie die Schmerzensausbrüche auf den Tod eines Sklaven
schliefsen liefsen, war die Bestattung einem Sklaven entsprechend.
exhausit Übertreibung wie I 1. 42 s. Anm. 87 s. Sidon. C. IX 325
Indo cinnamon ex rogo petituni, quo Phoenix iuuenescit oeeidendo,
Lact. Phoen. 79 ff. 117 ff. 89 hos seil, fletus. bibit wie z.B. Anth.
epigr. 1206. 4. 90 Die Asche wurde also mit kostbarem Setinerwein
gelöscht, s. Verg. A. VI 227. Die alten Verbote der leges sumptuariae
wurden in dieser Zeit längst nicht mehr beachtet. 91 nee an
zweiter Stelle. Die Urne, in deren Bauche (gremio) die Asche geborgen
wurde, war aus Onyx, also sehr kostbar; vgl. Plin. N. H. XXXVI 59 f.
aeeeptius s. III 3. 213 und die Erzählung von Solon bei Cic. Senect.
XX 73, ferner Anth. epigr. 965. 5 f. 1185. 4.
93 sed plötzliche Wendung, hervorgehoben durch die sofort
folgende Parenthese: aber — jetzt ist es Zeit, sich aufzuraffen und bei
24*
372 COMMENTAR
dieser Aufforderung unterstützt mich der Tote, der nicht will, dafs zu
viel um ihn geklagt werde; s. v. 96 II 1. 153 prohibet gemitus, 228 ff.
V 1. 179 f. V 5. 52 wie oft z. B. Plut. ad Apoll. 37 rc5 {iccxccgLTr] öov
via %aQi<5aiiLevoc*, Lucian tcsqI Ttsvftovg 16. Enn. bei Cic. Senect. XX 73
nemo me lacrumis decoret, Hör. C. II 9. 9 ff. Tib. I 1. 67 Prop. IV 11. 1
Eleg. ad Maec. II 16 Cons. Liv. 467 , auch bei den Rhetoren (Menand.
414. 21) der Verstorbene ^ie^cpErai roig &Qrjvov6Lv; über den Grund
dieser Anschauung, dafs der Tote nicht in seiner Ruhe gestört sein
will, s. Rohde Psyche 206. 2. quid hat Schwartz richtig ver-
teidigt; terga dolori damas heifst nachgeben, weichen, ihm wider-
standslos sich hingeben, s. II 5. 19 Theb. V 698 Ov. Met. XIV 142,
Gegensatz Theb. IX 678 terga negant (dare). 95 Ursus war also
insigne maestis praesidium reis (Hör. C. H 1. 13). raptis seil, in ius
wie Hör. S. I 9. 77 II 3. 72, vgl. II 6. 23. 96 Den directen Wider-
spruch zu v. 89 ff. entschuldigt der Gedankenzusammenhang.
98 soluisti du hast ihm bezahlt, was du ihm schuldig warst. earpit
geniefst, ohne Beziehung auf die Kürze der Zeit. fortasse zu claros
gehörig s. zu v. 21. 101 adludunt während der Kahn über den
Strom fährt; zur Vorstellung Anth. epigr. 1233. 19 sine canistriferae
poscant sibi Naides aequ\e\, qui dueibus taedis agmina festa tr alias mit
Buecheler's Anmerkung. obliquo camore illius capta' Barth sie
neidet den Najaden den Knaben. 103 Der Gedanke erinnert an
den rÖTCog bei Dionys. {i£&. eitLracp. 28. 12, wo die Väter getröstet
werden, sie könnten noch neue Kinder bekommen, vgl. Theb. VI 45 ff.
104 Die Vorstellung, dafs der Tote selbst einen Ersatz für sich
auf die Erde sendet, kann ich, abgesehen vom christlichen naQdxXr}Tog,
sonst nicht belegen. Der Knabe, den Philetos sendet, wird von ihm
selbst ihm gleichgemacht werden. Darum auch amori richtig; es ist
concret = Phileto zu fassen (vgl. IV 4.21): er wird ihn lehren, deinem
Geliebten ähnlich zu sein, similemque ist proleptisch zu nehmen.
117
GENETHLTACON LVCANI
Inhalt: Lucans Geburtstag soll jeder mitfeiern, der vom Musen-
quell getrunken. Die Götter des Gesanges selbst sollen sich zum Feste
schmücken, an Kränzen und Opfern soll es nicht fehlen. Nun schweiget
alle, wir singen das Lied zu Ehren Lucans (1 — - 19).
II 6 CONSÜLATIO AD FL AVIVM VRSVM II 7 GENETHLIACON LVCANI 373
Euer ist dieser Tag, o Musen, euer Priester ist's, der gefeiert
wird. Glücklich du Land Baetica, das ihn geboren! Gleich nach der
Geburt hat ihn Kalliope auf ihren Arm genommen und ihm gewahr-
sagt: Du wirst, o Knabe, andere Sänger weit übertreffen, wirst die
Römer nicht durch fremde Stoffe, sondern durch ein Lied aus ihrer
eigenen Geschichte entzücken. Nach den ersten Jugendversuchen wirst
du das Heldenlied von Pharsalus singen, alles in jüngeren Jahren denn
Vergil, als er den Culex schrieb, so dafs dir die berühmtesten Namen
an Glanz nachstehen müssen. Ferner wird dir eine Gattin zu Teil
werden, wie sie die Götter selbst dir nicht schöner und würdiger zu-
führen könnten. Ach dafs ein so glänzend begonnenes Leben so früh
so schmählich enden mufs, wie Alexander, Achilles, Orpheus. Mitten
aus deinem Schaffen ruft dich der Frevel des Tyrannen ab. So
sprach die Muse unter Thränen (20 — 106).
Aber du bist zu einem besseren Leben eingegangen, weilst im
Elysium unter Sängern und Helden und schaust in weiter Ferne die
Qualen deines Mörders. Doch heute erscheine uns, zeige dich der
Gattin, die dein Andenken wie das eines Gottes verehrt. Heute soll
die Trauer fern sein und festliche Freude anbetend den grofsen Dichter
feiern! (107-135).
Vorbemerkungen: Das Gedicht hat einen Titel, yevs&kiaKov,
der hier zum ersten Male in der Litteratur auftaucht. Die Rhetoren-
schule kannte zwar einen köyog ysve&foccxög (s. Menand. Rh. Gr.
III 412 Sp.), dieser galt aber dem Geburtstage einer noch lebenden
Person, so auch Ausons genethliacos ad Ausonium nepotem Epist. XXI
p. 258 P. Statius' Gedicht steht dem Inhalte nach dem Aöyog BTtttdcpiog
näher; die Rede der Kalliope ist eine völlige laudatio funebris. Über die
Abfassungszeit s. Einltg 7.
Lucans Name hat dem Gedichte eine weitere Verbreitung verschafft
als die übrigen Silven gefunden haben. Es ist uns aufser in der
Sammlung der Silvae noch einzeln im cod. Laur. 29. 32 saec. X erhalten
(s. Einltg S. 38. l), den ich nach den Photographien der Heidelberger
Bibliothek habe neu vergleichen können. Auch Merobaudes (s. Kulla
1881, 26 ff.) hat möglicherweise nur dies Gedicht gekannt (doch
siehe III 4. 31). Freilich gehört L in dieselbe Reihe der Überlieferung
wie die andern Handschriften, da er dieselben Verderbnisse aufweist
(s. v. 3, 60, 90, 96, 130); nur v. 55 hat er allein richtig ludes.
Commentar: 1 proprium dient Wie der Todestag (z. B. Cic. ad
fam. IV 12. 2 Val. F1.V12 Theb.VII93), so wird auch der Geburtstag
durch das pron. possessiv, bezeichnet z. B. Cic. ad Att. XHI 42. 2 diem
meum scis esse III Non. Ian., oder durch den Genetiv wie Mart. IV 1. 1
374 COMMENTAR
Caesaris alma dies. Das an und für sich schon stärkere proprium
enthält eine noch gröfsere Schmeichelei, wo es von einem Verstorbenen
gesagt wird. 3 Oestro dem „holden Wahnsinn" der Dichtung (vgl.
Piaton Ion 533 D ff.). Das durch eoncitauit entstehende Asyndeton
scheint mir unmöglich, zumal da der furor poeticus eben durch den
Trunk aus dem Musenquell hervorgerufen wird. Obwohl pendentis
bedeuten könnte „haften bleibend" (vgl. Theb. VI 618), scheint mir die
Parallele II 2. 37 (s. o., auch Sidon. Ep. VIII 9. 2 doetos Helieonidum
liquores scalptos alitis hinnientis ietu) zu beweisen, dafs es = itolantis
ist (vgl. Ov. Met. V 676 VII 379 XI 341 XII 566 Mart. Sp. XXI 6
Theb. in 505 VIII 110 IX 285 luv. XI 107). Die gleiche Localisierung
der Hippokrene Theb. IV 60 Ephyre . . . Cenclireaeque manus, uatum
qua conscius amnis Gorgoneo percussus equo. St. verwechselt also (nach
Vorgang anderer s. Strabon VIII 6. 21 p. 379 C) die Pirene zu Korinth,
wo Bellerophon den Pegasus mit goldenem Zügel gebändigt haben
soll (Pind. Ol. XIII 60 ff.), mit der Hippokrene am Helikon. Vgl. noch
Maass Herrn. XXXI 1896. S. 391. 2. 5 quos penes est honor canendi
die Götter, welche die ehrenbringende Gabe der Dichtkunst zu ver-
leihen vermögen (s. zu I 3. 11 und besonders Theb. III 478, wo mit
dem Puteaneus zu lesen ist patrioque aequalis honore Branchus, der
durch die Gabe des Vaters Apoll den Vorhergenannten gleichsteht).
Zur Aufzählung der Namen vgl. die Bemerkungen zu I 6. 1 und V 1. 24.
Die Aufforderung in v. 9 ist in der Fassung den zuletzt genannten
Musen angepafst, zu den vorhergehenden Namen (rotator zuerst hier)
ist etwas Allgemeineres wie „kommt geschmückt zum Feste" zu er-
gänzen. Über den Wechsel der Binden s. Anm. zu I 5. 13 , auch
I 2. 248. 11 perfundant beschreibt gut das leichte Berühren des
verstreut sich rankenden Epheus, vgl. Sen. Phaedr. 394 sie temere
iactae eolla perfundant comae umerosque summos. 14 Wo das Grün
der Wälder Lücken aufweist, sollen Kränze sie verdecken, vgl. Sidon.
Ep. II 9. 8 ut superieetis Cilicum uelis patent ia interualla uirgarum
lumine exeluso tenebrarentur. Das von Markland angefochtene aut
mag sich dadurch erklären, dafs man die Lücken teils beim Auf blick
nach oben, teils am Boden sehen kann. Zu dient recepit vgl. Lucan
IE 444 admisere diem, Sen. H. 0. 1630 Theb. I 362 f. II 531 ff. IV 682
Mart. XII 57. 25 Claud. Nupt. Hon. 250 Anth. epigr. 469. 3. umbra
das Laub wie Verg. A. VIII 276 Calp. Ecl. I 12 Nemes. Ecl. IV 23
Stat. Theb. IX 592 Silv. II 3. 51, 55 V 2. 70. Thespiaeis am Fufse
des Helikon. Zum Festopfer für Lucan geziemt eine Hekatombe.
20 Mit uestra est ista dies beginnt nun das eigentliche Festlied,
eingeleitet durch das solenne evtprj^etrs^ das an die Teilnehmer ge-
II 7 GENETHLIACON LVCANI 375
richtet wird, gesungen unter dem Beistand (fauete s. Mart. VII 22. 2
Aonidum turba fauete sacris) der Musen. Zur Formel „Euer ist dieser
Tag" hat schon Gevaert hier Belege zusammengestellt; bereichert
und erklärt hat sie Leo Seneca I 153 f. Richtig sagt Gevaert cveteres
olim dies illos, quibus singulari quadam voluptate afficiebantur aut
alias memorabile quiddam ipsis accidebat, suos appellabant' vgl. zu
v. 1. tulit ein ähnliches, für die Musen passives Bild kenne ich
nicht; am nächsten steht noch Verg. G. III 11 in patriam mecum . . .
Aonio rediens deducam uertice Masas. Vgl. auch Prop. III 1. 4 Itala
per Graios orgia ferre choros, wo die Musen mit auf dem v. 11 ge-
nannten Wagen zu denken sind. Statius meinte wohl die tragbaren
Götterbilder. geminas per artes die Gedichte des Lucan werden
v. 54 ff. aufgezählt; an Prosa kennt die vita Vaccae aufser dem v. 60 f.
genannten incendium Vrbis noch die Declamation in Octmiium Sagittam
et pro co (vgl. Tac. Ann. XIII 44) und epistolae ex Campania. Über
die Prosa- Vorreden zu seinen Silvae s. Einltg 11. l. 24 heu ist
trotz Markland und Otto 1887 , 535 richtig; heu nimis ist paren-
thetisch und mischt in die Freude den wehmütigen Gedanken , dafs
das Glück zu grofs war, um lange bestehen zu können. 26 summis
wie der liand des Meeres am Horizonte dem Beschauer erscheint.
27 Stridor cm: die Erzählung der Iberer s^itiTitovra xbv Y\hov reo
(bxsavtid ijjöcpov tcolslv 6ßsvvv[ievov cjg dicc7tvQov öiörjQov iv vdan soll
Epikur geglaubt haben (Usener Epicur. 354 mit Anm.); daher wohl
ihr Niederschlag bei den römischen Dichtern wie Val. Fl. II 37. 63
Sil. It. I 210 luv. XIV 280 (s. d. schol.) Auson. Epist. XXIII 2
(p. 266 P.) Dracont. X 91 und vom Sonnenaufgang Dracont. Rapt.
Hei. 371 Orest. trag. 683. Zu der Vorstellung stimmt cadentis, das sich
auch sonst vom Untergang der Gestirne findet Verg. G. I 229 A. IV 480
Ov. Met. XI 594 Stat. Theb. X 145 Silv. II 2. 46 Sil. It. XV 224
Claud. C. min. app. XII 3. Tritonide metonymisch für den Ölbaum.
unetis durch den reichlichen Gebrauch. Über den Ölbaum in Baetica
s. Plin. N. H. XV 8 XVII 93 ff. Lucan stammte aus Corduba. 30 imputare
terris ihn andern Ländern als deine Leistung aufs Conto setzen, vgl. zu
II praef. 22 und IV praef. 15 Theb. V 637 Sen. Med. 234 luv. II 16 VI 178.
Wenn St. dem Dichter seine eigenen Verwandten, den Philosophen Seneca
und den M. Annaeus Novatus, dessen Bruder, adoptiert von L.Iunius Gallio,
(dulcis geht wohl auf Gedichte, s. IV 5. 34) entgegensetzt, so hat das
klärlich nicht den Zweck, diese Verwandten herabzusetzen, sondern,
indem für sie noch ein Lob abfällt, Lucans Ansehen zu steigern
(s. zu I 1. 85 ausus). Diese Absicht, Lucans Familie zu ehren, nicht
Abneigung gegen die beiden, läfst St. hier die noch lebenden Landsleute
376 COMMENTAR
Lucans Quintilian und Martial verschweigen. 33 Der Baetis kann
stolz (zu 12.212) rückwärts bergauf bis in den Himmel sich erheben;
er wertet höher als der durch Homer berühmte Meles (zu III 3. 61).
Wohl dem Versmafse zu Liebe setzt der Dichter v. 35 ungenau die
Vaterstadt Vergils dem Flusse gegenüber. 36 protinus zu II 1. 78.
dulce schon den zukünftigen Dichter verratend , vgl. die Fabel in
der vita Vaccae (p. 335. 3) cunas infantis . . . apes circumuolarunt osque
insidere complures aut dulcem iam tum spiritum eius haurientes aut eqs.
40 exuit Bild von dem Trauerkleide, das sie um den Sohn
(Hygin. Fab. 14 Maass Orph. 184) trägt. 42 longaeuos wie IV 1.38
von dem, was aus alter Zeit bis jetzt gedauert hat. transiture mit
Bild von der Rennbahn auch Lucan II 565 IV 499 Quint. X 2. 10
XH 11.28. 45 Bonnet will (1892, 184) die Lesung von L thymbrim
als berechtigte Nebenform gelten und im Texte stehen lassen; mir er-
scheinen seine Belege als ungenügend. 47 Der Vergleich mit
Orpheus ruft den Ausdruck trahes hervor; doctos steigert natürlich das
Lob: was du bewirkst, ist mehr als die greges ferarum zu bezaubern.
eloquente St. macht ein Lob aus dem, was Quintilian tadelt X 1. 90
Lucanus ardens et concitatus et sententiis clarissimus et, ut dicam quod
sentio, magis oratoribus quam poetis imitandus. 48 St. zählt ab-
weisend in oft variierter Art (Verg. Gr. HI 3 ff. Manil. II und III Einltg,
Aetna 17 ff. Nemes. Cyn. 15 — 44 u. ö.) die bekanntesten Sagenstoffe
auf, unter denen er wohlweislich den Thebanischen Kreis nicht an-
führt, obschon eine directe Verurteilung nicht in den Worten liegt.
Darum ist es auch nicht nötig anzunehmen, dafs St. an bestimmte
Dichter (Italicus, Varro Atacinus oder Valerius Flaccus) gedacht hat.
Möglich dagegen wäre es, dafs St. um frühere, dann fallen gelassene
Pläne Lucans für eine Odyssee und Argonautenfahrt wufste. 49 reducis
uias ist ohne Anstofs; vgl. Ov. Her. VII reduci carina Lucan IX 408 irre-
ducemque uiam. Über die Endung des acc. auf -is vgl. jetzt Keller
z. lat. Sprachgesch. II 306 ff. tardus heifst Ulysses oft z. B. V 3. 148.
51 trita uatibus orbita bezieht sich auf alle drei Stoffe, nicht auf
die Argofahrt allein. 52 carus Lotio proleptisch, begründend tritt
hinzu memor gentis. exeris kann trotz aller vorangehenden und
folgenden Futura richtig sein, indem es dem sequantur einfach die
Hauptthatsache entgegensetzt. Das Verbum betont, dafs Lucan mutig
(fortior) etwas Neues, Unerhörtes wie eine Waffe vorzustrecken wagt. So
vermischt das Verbum wieder, wie St. das liebt, Inhalt und Dichtung,
vgl. zu V 3. 99. togatum wie von der fabula, die nationalrömische
Stoffe enthielt. 54 ac primum zuerst freilich noch . . . ludes (vgl. zu
I praef. 8 und I 3. 50), Gegensatz mox . . . detondbis v. 64 ff. Dafs St. trotz
II 7 GENETHLIACON LVCANI 377
der vorhergehenden Abweisung griechischer Sagenstoffe mit v. 55 f.,
der Umschreibung der Iliacon, beginnt, kann seinen Grund nur darin
haben, dafs er . bei der Aufzählung genaue chronologische Ordnung
innehält. Über den Inhalt des Werkes geben nur unsere Verse An-
deutungen; zwei Fragmente (bei Hosivs S. 329 f.) berühren neben-
sächliche Dinge, das zweite giebt aber doch eine interessante Probe
des rhetorischen Pathos bei dem jungen Dichter. St. spielt an auf die
Schleifung des Hektor hinter dem Wagen des Achill (vgl. III 4. 104)
und die Lösung durch Priamus (supplex aurum Enallage; potentis
reich). v. 57 geht wohl auf Catachthonion (ein Fragment bei
Hosivs S. 330). Zu der in reserabis hervortretenden kurzen Aus-
drucksweise, dem Dichter als Handlung zuzuschreiben, was er nur be-
richtet, vgl. Gronov diatr. 207 ff. und oben v. 51, weiter v. 77, IV 2. 1.
58 dulcibus weil das Gedicht mit Beifall aufgenommen wurde:
vita Vaccae S. 335. 21 H. certamine pentaeterico acto in Pompei theatro
laudibas recüatis in Neronem fiterat coronatus, weiter vom Orpheus
(über dessen Inhalt vgl. Ettig Acheruntica S. 376. l Dieterich
Nekyia S. 134 f. Anm.) ex tempore Orphea scriptum in experimentum
aduersum conplures ediderat poetas. ingratus und noster vom Stand-
punkte der Calliope, tibi statt a te (falsch Madvig 1873, 160), pro-
feretur mit ähnlichem Bilde wie oben v. 53 exeris (vgl. Sueton Nero 25
artem protulerat). 60 f. gehen auf die Prosadeclamation de incendio
Vrbis; immerhin beachtenswert ist, dafs schon St. wie Octav. trag. 831 f.
die Urheberschaft an dem Brande ohne Bedenken Nero zuweist, vgl.
Tac. Ann. XV 38 Sueton c. 38 Nordmeyer de Octav. fab. 14.
JRemi zur Bezeichnung Roms wie Catull 58. 5 vgl. luv. X 73; uagantis
(impetu peruagatum incendium Tac. 1. 1.) gehört zu ignes, culminibus
sind die Hügel Roms, vgl. I 1. 64. 62 ' hinc in der chrono-
logischen Aufzählung: darauf, wie z. B. IV 5. 41; titulum decusque . . .
dabis wirst sie berühmt machen. Das Gedicht allocutio ad Pollam
oder ad uxorem wird sonst nicht erwähnt; vielleicht hebt es St. in
dem für Polla gemachten Gedicht als Vertreterin aus den Siluarum X
heraus; ihm ist wohl Silv. III 5 nachgebildet, von dem der Dichter
praef. III selbst sagt: sermo est, und das man sehr gut auch eine ad-
locutio nennen könnte in dem Sinne von dulcibus alloquiis Hör. Epod.
13.18, wo Kiessling die Stelle Varros (L. L.VI57) anführt adlocutum
mulier es ire aiunt, quom eunt ad aliquem locum consolandi causa.
64 iuuenta in ausdrücklichem Gegensatz zu teneris in annis; ein Prosaiker
würde wohl adolescentia gesetzt haben, was für dieses Metrum un-
möglich war. Philippos Bis zur Schlacht von Philippi reicht be-
kanntlich Lucans Epos nicht. Vielleicht ging aber der ursprüngliche
378 COMMENTAR
Plan so weit (vgl. die Worte der Matrone I 678 ff.); später hat der
Dichter sein Werk selbst als Pharsalia nostra (IX 985) genannt, wenn
auch wohl nicht so betitelt (Lucan ed. Hosivs p. XXV). Vgl. dazu
Ribbeck Gesch. d. röm. Dicht. III 95. detonabis transitiv wie
IV 9. 15 tonabas, V 3. 97 Furias . . . Montiere, Mart. VII 23. 1 bellet
tonanti, VIII 3. 14 bella tonare (beides von Lucan), Laud. Pis. 239 alta
tonantis carmina (cf. Alan. Anticlaud. I 166). 67 folgt eine kurze
Übersicht über den Inhalt des Gedichtes; quo seil, ruerit; da eine
Ellipse unzweifelhaft ist, so scheint mir quo als das viel prägnantere
beizubehalten. Beachte, dafs St., vorsichtig dem Kaiserkulte gegenüber,
dem Sinne Lucans entgegen zuerst Caesar nennt, dann Cato, zuletzt
erst Pompejus und diesen nur seiner popidaritas wegen zu loben wagt.
Über fulmen s. zu v. 94. libertate Freiheitssinn. Canopi über das
harte p (schon bei Catull 66. 58 Verg. G. IV 287) gegenüber Kdvcjßog
vgl. Quint. I 5. 13. Die Ermordung des Pompejus beschreibt Lucan
VIII 610 ff.; deflebis geht auf die Klage der Cornelia 639 ff. und des Cordus
729 ff. 759 ff., wie des Dichters selbst 793 ff. Nach Lucans Darstellung
hatte Cordus dem Führer die letzten Ehren erwiesen, ne iaceat mdlo
uel ne meliore sepidero (714); die Dichtung ist natürlich ein höheres
Denkmal als selbst der berühmte Leuchtturm, in dessen Nähe der
Mord geschah (cruenta)] man denke auch an Varro's Epigramm (schol.
zu Pers. II 36) marmoreo Licinus tumulo iacet, at Cato pernio, Pompeius
mdlo und an Lucans Worte VIII 793 — 822. Den Vergleich eines Ge-
dichtes mit einem sepulcrum wiederholt St. III 3. 216, vgl. Anth.
epigr. 972. 10 aetemas ... carminis exequias. 7 3 f. Die Verse be-
weisen m. E. ganz unzweifelhaft, dafs in der vita Vergilii bei Donat
zu lesen ist Cidicem cum esset annorum XXVI (überliefert XVI).
Lucan starb im 26. Lebensjahre, und von all seinen Werken bezeugt
hier St. am Ende der chronologischen Aufzählung, dafs sie ante annos
Culicis Maroniani verfafst seien. Der echte Culex (nicht unserer
s. Leo Culex S. 15) fiele also 5 Jahre vor die Herausgabe der
Bucolica. Die Wahl der Dichternamen versteht sich leicht: Naevius'
bellum Punicum wird des saturn. Versmafses wegen übergangen, Ennius'
Ambracia entspricht dem, allerdings metrisch gefeilteren, Carmen
togatum Lucans, Lucrez wird wohl genannt wegen der Polemik gegen
die dura relligio, dem die stoischen Betrachtungen Lucans in Cata-
chthonion entsprochen haben werden, die Argonauten weisen auf v. 50
zurück, die Fabeln der Metamorphosen haben nichts gemein mit den
wirksameren Stoffen Lucans. 76 arduus lobend wie v. 102 V 3. 95,
ebenso furor (zu v. 3). 77 die Ordnung zwischen Lucrez und Ovid
(bezeichnet nach Met. II) beweist, dafs Varro vom Atax, nicht Val.
II 7 GENETHLIACON LVCANI 379
Flaccus gemeint ist. 79 malus loquor kennzeichnet eine kühne,
aber zuversichtliche Behauptung; Latinis ist zugesetzt, weil Lucans
Werk sich ebenso wie die Aeneis an den Patriotismus der Römer
wendet. 83 ingenio tuo decoram passend zu deiner Begabung, be-
gründet durch doctam. Die Ablative in v. 85 f. hängen ab von
qualem. 89 Man beachte den künstlichen Aufbau der schmerz-
lichen Ausrufe mit o ... o, cur . . . cur und viermaligem sie.
90 Der allgemeine Gedanke ist uralt (Herodot VII 10. 5), auch
von römischen Dichtern in der mannigfachsten Art variiert (vgl.
Lucr. V 1123 ff. Hör. C. II 10. 9 ff. Phaedr. IV 6. 11 ff. Ov. Rem. 369 f.
Culex 341 Sen. Phaedr. 1132 ff. Oed. 8 ff. Ag. 57 ff. 90 ff. Thy. 447 ff.
Octav. 377 ff. 897 ff. Stat. S. II 1. 106 ff. Ach. I 145 Sil. It. XVII 187 ff.
luv. X 106 f. Sidon. Carm. VII 124 ff. Claud. Ruf. I 22 Dracont. Carm.
V 312), auch unter die xonoi der Consolationen aufgenommen (Plut.
Cons. Apoll. 5 p. 412 Wytt., vgl. Sen. Tranqu. an. 10. 5 Brevit. vit. 17. 4).
St. denkt hier wohl besonders an Lucans eigene Worte I 70 summisque
negatum stare diu, vgl. V 744 ff. X 20 ff. Auf diese letztgenannte
Stelle geht auch die Heranziehung Alexanders zurück. Über die
'AXsiävdQov tvxv s. Buecheler Rh. Mus. XXXVIH 511 ff.
Der König wufde bei seiner Ankunft von dem ältesten Priester als
Sohn des Hammon begrüfst (Curt. Ruf. IV 7). Der Gedanke, dafs
auch die Könige dem menschlichen Geschicke unterworfen sind, gehört
in die consolatio; die Namen Kroisos und Xerxes wurden genannt;
allgemein der Gedanke z. B. Anth. epigr. 970. 14 haec eadem et magneis
regibus aeeiderunt, s. Buecheler's Bemerkung. 94 heifst nicht
„nachdem er Osten und Westen wie ein Blitz niedergeschmettert",
sondern, „nachdem sein Stern schnell wie ein Blitz auf- und unter-
gegangen war", vgl. Verg. Catal. HI 7 von Alexander cum subito in
medio verum certamine praeeeps corruit, Plin. N. H. VH 95 Alexandri
Magni verum fidgore und Sidon. C. XXIII 95 von Carus tum cum
fulmine captus impevator uitam fulminibus pavem pevegit. fulmen steht,
wie allgemein von Kriegshelden {aötBQOit]] svaUyyaog Hom. IL XIII 242,
duo fulmina belli Verg. A. VI 842 u. ö. auch Silv. IV 7. 50 V 1. 133),
besonders üblich für Alexander, s. Oudendorp zu Lucan X 34. Weder
aus unserer Stelle noch aus dem gleichen Gedanken bei luv. X 171
cum tarnen a figulis munitam intvauevit uvbem, sarcophago contentus erit
darf man schliefsen, die Dichter liefsen Alex, zu Babylon, statt zu
Alexandria begraben werden. Beide wollen nur sagen: er fand zu
Babylon sein Ende (vgl. zu III 1. 23). 96 trementis so auch
Ov. Met. XH 608 ille igitur tantorum uictor, Aehille, uinceris a timido
Graiae raptore maritae. 98 Die Orpheus -Scene hatte wohl, wie
380 COMMENTAR
Skütsch anmerkt, Lucan im Orpheus ausgeführt. Über das non
mutum caput vgl. Verg. G. IV 523 ff. Ov. Met. X 50 ff. Sil. It.
XI 476 ff. murmurantis wie Verg. sagt Eurydicen toto referebant
flumine ripae oder Ovid respondent flebile ripae. 100 nefas Nero hat
den Lucan zu sterben gezwungen (vit. Vacc. p. 336. 7 Hos.). sepidcris
des Cato und Pompejus (zu v. 72). Lucans Gedicht blieb bekanntlich
unvollendet. 106 abrasit das eigentümliche Wort wählte der Dichter,
um zu malen, wie die Muse in ihrem übergrofsen Schmerz das erste beste,
das harte Plektron ergreift, um ihre Thränen abzuwischen, vgl. I 2. 92
Prop. III 6. 17 humidaque inpressa siccabat lumina lana und Passerativs
z. d. St. 107 Zur folgenden Scene im Elysium s. die Anm. zu
V 3. 19 ff. St. hat hier wohl besonders an den Anfang von Buch IX
des Lucan gedacht, s. auct. zu v. 110. 114 insonantem (sonst nicht
activ!) mag richtig sein; Lucan fängt an und spielt vor. Mit v. 116
beginnt der Nachsatz; ich möchte nicht v. 116 — 19 als anakoluthische
Fortsetzung von seu . . . seu fassen und den Hauptsatz mit adsis be-
ginnen, denn tu nimmt das tu von v. 107 wieder auf, und das Ganze
enthält, wie at andeutet, den Gegensatz zur trostlosen Klage der Muse.
magna umbra Lucan rechnet also zu den Berühmtheiten unter den
Verstorbenen; sacer „unverletzlich" wird erklärt durch nescis Tartaron:
die Hölle hat kein Recht an dich, darum betont et procul: und nur
aus der Ferne siehst du die Genugthuung, die dir durch Bestrafung
des Nero zu Teil wird. nocentum wie Theb. I 215 der Bösewichte
(vgl. Huebner Hermes XV 220 Haetl Arch. f. lat. Lexicogr. III 226).
Zu lampade vgl. Sueton Nero 34 saepe confessus exagitari se materna
specie uerberibusque Furiarum ac taedis ardentibus. Der Schatten der Mutter
vollzieht also nach dem Tode wie eine Erinye mit einer Fackel die Strafe.
120 lucidus als Stern oder Gott (zu I 1. 94). uocante gebräuch-
licher Ausdruck für die Anrufung Verstorbener. unum zu v. 124.
122 Über die in solet liegende Hyperbel s. Leo Seneca I 152.
Auf derselben Linie liegt der Plural maritis, obwohl St. nur auf einen,
auf Protesilaos exemplificiert. 124 Polla wird der Laodamia ent-
gegengesetzt. Deren Sage verwendet St. in der Ausführung, die sie
nach den kurzen Andeutungen Homers und der KvitQta (Paus.
IV 2. 7) durch Euripides gefunden hat (s. nach andern Mayer Herrn.
XX 102 ff.). Ob St. sie direct aus Euripides geschöpft oder etwa ein
alexandrinisches Epyllion benutzt hat, ist nicht mehr sicher zu erweisen.
(Baehrens' Polemik [Fleck. Jahrb. 1877, 409] gegen Kiessling scheint
mir gegenstandlos). Laodamia verehrt ihren Gatten nach seinem Tode
in Gestalt eines wächsernen Bildes, dem sie einen dionysosartigen
Cult widmet (vgl. die doch wohl auf Eurip. zurückgehende Darstellung
II 7 GENETHLIACON LVCANI 381
auf dem Sarkophage im Vatikan Visconti Mus. P. C. V 18. 19 und
Philostr. II 9 p. 415 ov% cqGtisq rj rov n^corsöcXecj xccTccötacp&sföa olg
£ßux%£v6£v). Aus Euripides stammt meiner Ansicht nach auch die
Zeitbestimmung für die Rückkehr (unttm dient v. 121, vgl. Silv.V3.273
lux una, Auson Cupid. 35 f. [p. IUP.] Lukian vexq. didL 23 Charon 1,
Helios und Selene auf dem Neapolitaner Sarkophag Mon. del Ist. III 40,
interpr. Aristid. p. 671 Dind.). Eurip. hat m. E. dem einen Tag des
Glückes im dö^iog y){iLT8Ä,7Jg den einen Tag des Wiedersehens gegenüber- •
gesetzt (3 Stunden bei Hygin fab. 103 und Minuc. Fei. Oct. XI 8 Serv.
zu Aen. VI 447; nach welcher Quelle ist unklar, s. Baehrens a. a. 0. 412).
Bei procax dolosis ist nicht an die anstöfsige Ausdeutung zu denken,
wie sie vielleicht nach Alexandrides und Heliodor in den 'EQCJtOTtaiyvta
des Laevius und später gegeben wurde; procax kommt der Bacchus-
dienerin zu, dolosis bezieht sich auf die Täuschung des Vaters, der die
Tochter zu einer zweiten Vermählung zwingen wollte (sub simiäatione
sacrorum Hygin). Zu figura vgl. afv%ov cptlov Eurip. Protes. fr. 657 N.,
imagine nmta Ov. Rem. 723. Mit falsi numinis streift St. eine Sitte
seiner Zeit, dergemäfs Tote unter dem Bilde einer oder gar mehrerer
Gottheiten verehrt wurden (so Silv. V 1.231 ff. Suet. Cal. 7 Apul. Met.
VIII 7 Anth. epigr. 1508. 7 Lobeck Aglaoph. 1002 Rohde Psyche 648
Maass Orph. 241, z. B. der Tote als Bacchus Kaibel ep. lap. 821,
auch die Schule schlofs sich dem an, s. Menand. Rh. Gr. III 414. 25
v{iv(b{i£v ovv avrbv cog rJQCja^ \iaXXov öl cjg &ebv avtbv {iccxaQi6(ü[ieV)
eixovag ygatlxüiisv, ila6x(ß{is&a cog dcu'{iovcc). Diese Art der Verehrung
verschmäht Polla, ipsum sed colit (wie Plin. Ep. II 1. 12 Verginium
cogito, V. uideo, V. iam aanis imaginibus, recentibus tarnen, audio ad-
loguor, Vitruv IX praef. 16 Tac. Agr. 46 id filiae quoque uxorique prae-
ceperim, sie patris, sie mariti memoriam uenerari, ut omnia facta dietaque
eins secum reuolaant formamque ac figuram animi magis quam corporis
complectantur)] zwar hat sie auch ein goldenes Bildnis des Verstorbenen
(ohne Nachahmung eines Gottes), aber dieses gewährt doch nur uana
solacia, ganz im Sinne der bei Tac. folgenden Worte non quia inter-
cedendum putem imaginibus, quae marmore aut aere fmguntur, sed7 ut
uultus Jiominum, ita simulacra uultus imbecilla ac mortalia sunt, forma
mentis aeterna, quam teuere et exprimere non per alienam materiam et
artem sed tuis ipse moribus possis. Vgl. auch die Worte des Abschied
nehmenden Seneca an seine Gattin Tac. A. XV 63 temper aret dolori
neu aeternum suseiperet, sed in contemplatione uitae per uirtutem aetae
desideriu'M mariti solaciis honesüs toleraret und Anth. epigr. 480 hoc
[monumentum] solamen erit uisus. nam pignus amoris pectore con-
tegitur memori dulcedine mentis . . . toto est in corde maritus. Weil
382 COMMENTAR
Polla die Verehrung des Toten allein in diesem hohen und edlen Sinne
betreibt, darum schläft sie auch secura, ja das goldene Bild behütet
gewissermafsen ihren Schlaf, so dafs sie nicht durch imagines falsae,
die sie mit doch vergeblicher Sehnsucht quälen würden (vgl. Ov.
Rem. 723 Cons. Liv. 325 ff. Anth. epigr. 1109. 29), gestört wird. Der
Ausdruck spielt sicher auf Lucan III 25 an, wo Iulia sagt dum non
securos liceat mihi rumper e somnos. Ahnlich erklären GRONOvdiatr.213fF.,
der zuerst richtig hinter securae interpungiert hat, und ausführlicher
Skutsch 1893, 831, der die meisten der oben angeführten Stellen ge-
sammelt hat. 127 Zu altius verstehe also: quam falsi numinis figura
fieri posset. 129 simili auro wohl ein clupeus gemeint. 131 Mortes
eine ungewöhnliche Personification im Plural (wieTheb.VIII24 uariaeque
ex ordine Mortes), nach Analogie des häufigen Fata gebildet. Vgl. im
allgemeinen Langen zu Val. PL II 204. 132 uitae genialis, wie oben
entwickelt, ein geistiger, edler Verkehr im Sinne Epikurs (zu II 2. 144).
134 Zu dolor festus vgl. Theb. VI 12 festa tempestate.
LIBER III
PRAEFATIO
1. Man lese einmal die Vorreden der drei ersten Bücher hinter-
einander: es macht den Eindruck, als ob sie alle drei in einem Zuge ge-
schrieben wären, ein, freilich subjectiver, Grund mehr für die Annahme
gleichzeitiger Redaction von Buch I — III (s. Einltg 12). inhaeres
wie Ov. Trist. III 7. 11 studiis communibus eequid inhaeres. quiete
das echt epikureische pingue otium et arbitrium sui temporis et in-
turbata publicis occupationibus quies (Sen. Ep. 73. 10), deren sich Pollius
auf seinem Surrentinum (zu II 2. 140) erfreute. diu: multis uerbis,
cf. Hör. Ep. I 13. 1. expaueris in teilnehmender Besorgnis für den
litterarischen Ruhm des Freundes. penetrali zu ändern ist kein
Grund, es gehört zum Hauptverbum, während seductus (s. II 2. 10
detiUit) wie öfters absolut steht. Daran schliefst sich, durch die
Wiederholung betont, eng ducor an: fern vom Getriebe der Welt
folgt St. um so williger der geistigen Führung des Pollius. sinus
wie Gell. N. A. praef. 13 altos nimis et obscuros . . . quaestionum sinus.
securus vom Verfasser auf das Buch übertragen. Das von
Behrens vorgeschlagene te scheint mir so sehr der Angelpunkt des
ganzen Satzes zu sein, dafs es nicht genügt, die vage Beziehung aus
ad te zu ergänzen. auctorem insofern als sein Name an der Spitze
steht, adoraui vgl. z. B. Petron 83. sequi . . . prosecutus Wortspiel
s. zu I 1. 6. Der Gedanke wird auch im Gedichte v. 90 ff. ausgeführt.
Das überlieferte amarissimum sucht Adrian 1893, 13, mit Unglück,
zu verteidigen. Es genügt nicht, darauf hinzuweisen, St. habe der
gleiche Verlust betroffen, worauf er hier wie im Gedichte v. 40 Bezug
nehme. Dadurch würde sich wohl der Gedanke, aber nicht seine Ein-
schiebung hinter ueris erklären. Offenbar macht St. seiner Zeit hier den-
selben Vorwurf, den er im Anfang des Gedichtes mit rara profanatas
andeutet. Natürlich spricht er ihn mehr deshalb aus, weil Ahnliches
in der Litteratur geläufig war (vgl. z. B. Petron 3 et, quod rarissimum
est, amas bonam mentem) und geeignet ist, eine Folie für seinen
384 COMMENTAR
Freund abzugeben, als um eine bittere Anmerkung über die Gegen-
wart zu machen, was gar nicht in seinem Charakter liegt. Auch der
Ausfall IV 5. 47 f. soll nur den Freund heben. Der Zusammenhang
legt einen starken Ton auf senem. Germanici nostri diese schon
Domitivs mit Recht auffällige Ausdrucksweise wiederholt sich in
Praef. IV 7. Sie erklärt sich wohl aus der Vorliebe des Kaisers für
diesen Titel. seit hat keinen Sinn, da St. nicht wie in Praef. I die
einzelnen Adressaten als Zeugen für seine celeritas aufruft, sondern
sich nur an Pollius wendet. Die Verderbnis (erwiesen durch das
nach seit unmögliche eins . . . sini) hat ihren Ursprung in der Ver-
kennung des Anakoluthon, mit dem das Subject des Nebensatzes
Earinus vorangestellt ist, s. Vollmer 1893, 832. quam diu hat
schon Markland richtig als quam non diu verstanden. uersibus
dedicarem in Versen feierte; das Gedicht beweist durch Form und
Inhalt, dafs es bei der wirklichen Dedication der Sendung keine Rolle
spielte. sermo vgl. zu II 7. 62 und Kiessling's Horaz II, XIII u. XVI.
Diese prägnante Bedeutung des Wortes (harmlose Plauderei ohne
künstlerische Praetension) erfordert auch die Lesung et quidem, da mit
securus ut cum uxore eine neue Steigerung des Gedankens eingeführt
wird. Aus dem Schlüsse des Briefes geht hervor, dafs St. noch
nicht nach Neapel übergesiedelt war. tibi interniere auf dich, auf
das Zusammensein mit dir abziele; die Construction ist singulär.
im
HERCVLES SVRRENTINVS
Inhalt: Zum ersten Male nach einem Jahre bringt Pollius dem
Hercules wieder Opfer und entschuldigt die Vernachlässigung mit dem
Baue des gröfseren Tempels. Die vorgegangene Veränderung ist
freilich auch grofsartig genug; eine wilde Natur ist gebändigt, Felsen
sind beseitigt; der Gott mufs selbst geholfen haben, sonst wäre das
nicht möglich gewesen (1—22).
Darum erscheine heute und weihe deinen Tempel ein, o Hercules.
Komme friedlich und freundlich in das von reinen Händen erbaute
Haus und freue dich des Festes und des jugendlichen Priesters
(23 — 48). Die Muse aber soll singen, wie dieser neue Tempel zu
stände gekommen (49 — 51).
HI 1 HERCVLES SVRRENTINVS 385
Zur heifsen Sommerzeit feierte man auf Pollius' Villa das Fest
der Diana; auch der Dichter war, kein fremder Gast, zugegen. Ein
Mahl fand im Freien statt; da brach plötzlich ein Unwetter herein.
Schleunigst rafften die Diener alles zusammen — aber wohin damit?
In schnell erreichbarer Nähe lag nur der alte kleine Herculestempel;
hierher eilte alles, Herr und Diener, Herrin und Frauen, aber das
Kapellchen war viel zu klein, um alle aufzunehmen. Da schämte sich
der Gott und lachte zugleich; dann sprach er zu Pollius: Du hast hier
alles in herrlichster Weise eingerichtet, alles strotzt von Glanz und
Pracht. Soll ich allein leer ausgehen? Ich weile schon gern hier,
aber die böse Stiefmutter lacht insgeheim über mein ärmliches Haus.
Darum baue mir einen der Umgebung würdigen Tempel; bei allen
Schwierigkeiten will ich selbst mit Hand ans Werk legen. — Und der
Gott braucht nicht lange zu warten, schon ist der Bauplan fertig,
schon erschallen die Schläge der Werkleute, und rüstig schreitet die
Arbeit fort. Nächtlicherweile aber arbeitet der Gott selbst mit, so
dafs nach einem Jahre ein Werk dasteht, das es mit dem Junotempel
und dem Pallasheiligtum aufnehmen kann. Festklänge und Spiele be-
ginnen; neugierig schauen und hören die Nymphen und die uftiliegenden
Orte nach dem ungewohnten Schauspiel. Du mächtiger Gott, erscheine
nun auch selbst und nimm teil am Feste (52 — 162).
Soweit sang der Dichter zu Ehren des Tages. Da zeigt sich
wirklich der Gott selbst und spricht: Heil dir, Pollius, dafs du meinen
Wunsch erfüllt. Zum Danke werde ich dir ein langes Leben bescheren,
dafs du und die Gattin in Freude auf eine stattliche Enkelschar schauen
könnest. Der Tempel aber soll ewig stehen und mein Lieblings-
aufenthalt sein. So sprach der Gott und bekräftigte sein Wort durch
einen schweren Eid (163 — 186).
Vorbemerkungen: Das liebenswürdige, vielfach mit freundlichem
Humor, der zum grofsen Teil auf Rechnung des ins Komische ge-
gezogenen Hercules (vgl. Dieterich Pulcinella S. 65 f.) kommt, ge-
würzte Gedicht (vgl. v. 42 f. 51. 73 ff. 90. 104 f. 125 ff. 146. 150 f. 158 ff.)
ist ein richtiges ahiov^ dessen Gedankengang und Anlage von selbst
ins Auge fällt. Wie aber H 2 und II 3 in ein Lob der Gefeierten
auslaufen, so benutzt St. auch hier die festliche Gelegenheit, um Polla
(zu v. 158) wie Pollius (zu v. 166) zu preisen, dafs sie dem Vorbilde
des Gottes, wie es die stoisch-epikureische Moral hoch hielt, durch ihr
weises Leben nahe gekommen seien. Über die Zeit der Abfassung
s. Einltg 6, über Pollius und seine Villa wie über den Ort des Tempels
die Vorbemerkungen zu II 2. Im allgemeinen vgl. noch Plin. Ep. IX 39,
wo Plinius erzählt, weshalb er einen Cerestempel erweitern lassen will.
Vollmer, Statin^' silvae. 26
386 COMMENTAR
Commentar: 1 Über den Horazischen Eingang s. zu I 3. 1.
Tirynfhie Hercules wurde in Campanien an vielen Stätten verehrt,
nach Beloch Camp. 177 zu Bauli, 218. 224 zu Herculaneum, 53 zu
Neapel, 105 zu Puteoli, 258 zu Surrent; 413 zu Abella, 331 f. 353 zu
Capua. designat „enthüllt" rechtfertigend in diesem Gedichte; der
Dichter denkt noch nicht daran , dafs er später den Gott selbst mit-
arbeiten läfst. 4 hdbitabile nur für anspruchslose und nur kurze Zeit
rastende Schiffer, die den Tempel als Absteigequartier benutzten. 6 Der
Übergang vom alten Tempel zum neuen ist vergleichbar dem Aufstieg
von der Erde zum Himmel. honesti fqui attulit tibi honorem im-
mortalitatis' Domitivs. 8 oculis animoque die Wahrnehmung der
Augen, die den neuen Tempel sehen, und das Gedächtnis, das sich des
alten erinnert, trauen sich, im Bewufstsein zusammentreffend, gegen-
seitig nicht, reclusi versteckt, unscheinbar. 10 agresti eng zu inqpinus,
den man bei einem Herculestempel auf dem Lande nicht erwarten sollte.
Ferner bezeichnet der Dichter scherzend den Gott selbst als „bäuerisch
plump". 16 ditauit wie Lucr. II 627 „geschmückt". Über Tyrio
(für Amphion) zu I 1.54; Getiea des Orpheus. 17 uenere vgl. Theb.
VH 665 in haec moenia nitro scopuli uenere uolentes, wie sonst se-
quuntur: sie haben sich auf die Töne der Leyer hin in Bewegung
gesetzt. 18 Die Monate sind angusti, weil sie nur bis seno Mmite,
jeder einmal, abgelaufen sind. longaeuum was eigentlich lange Zeit
erfordert hätte. attulit entspricht berichtigend dem uenere v. 17.
23 legibus der 12 Aufgaben; s. zu I 2. 41. patrios vgl. Plaut.
Amph. 98 Amphitruo, natus Argis ex Argo patre. Aus den
folgenden Worten auf eine Tradition zu schliefsen, die das Grab des
Eurystheus statt nach Gargettos und Trikorythos (Strabon VIII 6. 19
p. 377 C.) oder nach Megara (Pausan. I 44. 10) nach Argos legte, ist
nicht nötig (Vgl. zu II 7. 94); St. betont nur den Gegensatz: du lebst
in Ehren, Eur. aber liegt unter der Erde im Grabe; hat er dich früher
gequält, so trittst du jetzt seinen Staub mit Füfsen (zu I 3. 53).
25 tui cqui te iam filium agnoscit' Barth. solium Iouis et . . .
astra tenes hier eigentlich; nach den Sagen übertragen im Sprichwort
für „hochberühmt sein", vgl. Hör. Ep. I 17. 34 Petron 37, auch Otto
Sprich w. s. v. caelum N. 11. Die ganze Folge der Vergleiche
wiederholt sich in anderer Fügung IV 6. 51 ff. 27 Während
Lactant. zu Theb. I 548 erzählt Ganymedes . . . adhibitus est ministerio
deorum remota Hebe, dreht St. hier nach Bedürfnis Sache und Zeit-
folge um. nascentibus nach bekannter Anschauung, wonach der
Tag der Einweihung des Tempels als dies natalis galt, vgl. v. 163
IV 3. 160. 30 Über que s. zu I 2. 160. Thraeia cpraesepia et
III 1 HERCVLES SVRRENTINVS 387
stabula Diomedis' und polluta altaria, cad quae mactabantur hospites
a Busiride' Domitivs. 32 felix wegen des Beinamens Felix gesagt,
wie schon II 2. 107 u. 122. 33 hospitibus prädicativ: wie im goldenen
Zeitalter (Catull 64. 3846°.). 34 agmen von den neben einander
steckenden Pfeilen wie Theb. V 509 terna agmina adunci dentis.
36 instratwm . . . hostem das Fell des Nemeischen Löwen; gerentibus
steht nicht etwa pleonastisch, sondern heifst, wie Gronov richtig ge-
fühlt hat, cnon iam luctantibus, sed gestantibus modo et iam uictoribus
humeris'. 37 Das puluinar war mit Bärenklauornamenten in Purpur
durchwebt. 38 crescit weil ihm durch die erhabene (asper) Elfen-
beinarbeit etwas zugefügt ist. 40 famulare acc. d. Inhalts wie in
den Silv. noch II 2. 137 iuuenile calens, II 6. 76 letale fauens, III 1. 50
grande sonabit, 130 grande sonat, III 3. 181 immane gemens, III 4. 8
dulce nitentes, III 5. 25 iuuenile uagantem, IV 4. 84 letale minari, V 1. 64
triste rigens, V 3. 36 molle quiescis, 82 praedulce minantury II 4. 13
argutum stridentia, V 3. 27 altemumque sonas, 121 dextrum risere. Auch
in den Epen gebraucht St. diese metrisch flüssigen Verbindungen
gern. Die Anführung von Auge (vgl. Rossbach Äbh. zu Hertz'
70. Geburtstag S. 147 Anm.) und Thespius totiens socer zur Schilderung
des fröhlichen Hercules sind natürlich beabsichtigte Komik; dem
Dichter schwebten gewifs allbekannte Theaterscenen aus Satyrspielen
vor (andere Herculesscenen anderen Charakters s. IV 6. 51 ff.). Zu
fratre statt uino vgl. Haupt opusc. II 170 Friedl,ender zu luv. V 45.
42 uagae cqua uagatus es inter quinquaginta puellas' Domitivs.
uagus und uagari stehen sehr oft von illegitimer Liebe ; vgl. Hör. Ep.
II 3. 398 Prop. I 5. 7 Pers. VI 72 (s. Iahn) Sen. H. 0. 365 Stat. Th.
VIH 480 Silv. III 5. 25 Mart. VI 21.6 XH 96.8 u. ö. Von einer Nacht
spricht auch Arnobius; Herodor (H. Gr. Fr. II 30) verteilt die 50 Töchter
auf 1, Apollodor Bybl. 114. 10 auf 50 Nächte. 44 gymnas zu II 2. 8.
sine caestibus geschweige denn, dafs wirkliche Waffen gebraucht wurden;
irae „Kampfeseifer" wie Theb. IV 229 VI 806; Barth zu Theb. IX 783.
ueloci ... lustro weil sie eben alle Jahre wiederkehren; lustrum also
im weiteren Sinne „Festperiode", so Mart. IV 1. 7 ingens lustrum von
den Saecularspielen. 46 inscriptus in das (vom Dichter fingierte?)
Album der Priester für den Tempel; gemeint ist der älteste Sohn des
Menecrates (zu IV 8). doleres wie ein zerbrochenes Spielzeug. Dieser
niedliche Zug (verwandt Theb. IX 878 von Parthenopaeus), den auch
Sidonius und Claudianus von hier entnehmen ; verrät alexandrinische
Kleinmalerei.
50 grande sonabit entspricht der beabsichtigten Komik; dafs H. der
Muse nachbrummt und ihr Saitenspiel auf dem Bogen nachäfft. Mit
25*
388 COMMENTAR
dein Hercules Musarum (Preller Rom. Myth. II 298. 1) hat das Bild
natürlich nichts zu thun; wahrscheinlich aber haben den Dichter komische
Scenen der Possenbühne auf diesen Scherz gebracht.
52 torrentissimus auch (zuerst) Theb. VII 316. Wie ictus mit
Personifikation steigernd gesagt ist, so v. 72 Fauonius Austro immaduit,
s. Hör. Ep. I 10. 16 Leonis, cum semel accepit Solem furibundus acutum,
Silv. IV 4. 27 nimio possessa Hyperione flagrat torua Cleonaei iubar
sideris, also eine Kraft drückt auf die andere und steigert sie.
anhelantes vor Hitze , s. zu I 3. 46. 55 Über das Heiligtum der
Diana zu Aricia s. jetzt CIL XIV S. 204; die Priester waren entlaufene
Sklaven und hiefsen reges Nemorenses (Suet. Calig. 35). Der Festtag
ist der 13. Aug.; die Priester liefen mit Packeln (fumat) zum Haine
und zum Nemisee, an dem Diana den von Asklepios geheilten Hippolytos
verborgen haben sollte (Verg. A. VH 765 ff. Ov. Fast. HI 265 ff.). Das
Opfer beschreibt Grattius Cyneg. 483 ff., der auch erwähnt solito catidi
uelantur honore. 61 Über des Dichters Albanum s. Einltg 18.
currens unda Wasserleitung, zu HI 3. 101. 65 non hospes nicht zum
ersten Male. habebam statt des Intensivums „bewohnte" nach der
Volkssprache öfters bei den Dichtern. 67 Pieridum flores seit
Pind. Ol. IX 74 &v&sa V v^ivcov oft. intacta zu I 2. 238.
69 fores nicht templi (so Domittvs), sondern des Wohnhauses der
Villa, die bei der Hitze als zu enge empfunden wird; grauati wie
IV 3. 20 Theb. VHI 317 A. I 818. Man speist also statt im Hause im
Schatten der Bäume. 73 Über die absichtliche Komik des Vergil
parodierenden Vergleiches s. zu 12.213. 77 Falsch erklärt Gronov
rel. 370 cproximum uerbum repetendum intellectu: abripiunt nee tarnen
eo abripiunt quo possint aut soleant convivia migrare; scilicet in
sacellum vel aediculam Herculis'. Diese Auffassung berücksichtigt
das folgende quamuis nicht. Nach famuli ist vielmehr eine Pause
zu machen; man überlegt, aber non est, quo conuiuia migrent,
quamuis u. s. w. Dann beginnt mit instantes sed ein neuer Satz, wie
schon der Wechsel des Tempus siiadebant beweist. Zu abripiunt vgl.
Petron 34 gustatoria pariter a choro cantante rapiuntur. 78 in-
numerae zu II 2. 31. gaudentia seil, sie insidi, s. zu I 1. 87.
81 laesique f. r. sereni kurz ausgedrückt: der Gedanke, dafs die Be-
ständigkeit der jetzt gestörten Heiterkeit des Himmels wiederkehren
werde. dieta obwohl sie den Namen Tempel eigentlich nicht ver-
diente, premebat erklärt durch magnum . . . humili. 84 scrutatores
beliebte dichterische Bezeichnung der Fischer, vgl. z. B. Sen. Ep. 89. 22
maria scrutatur. 86 Es wird noch genauer Handschriftenuntersuchung
bedürfen, um die Grenzen des Gebrauches von coetus und coitus fest-
HI 1 HERCVLES SVKRJENTINVS 389
zustellen; zu beachten ist, dafs St. Theb. IV 214 den Versschlufs
dispare coetu im Sinne von coitu gebraucht. cSehon Plaut. Amph. 657
primo coetu uieimus, wozu Leo cpotius coitu'; bei Lucret. überall,
soviel ich sehe, coetas aufser I 185 seminis ad coitum, bei Ov. Met.
VII 709 coitasqae nouos, aber die beste Handschrift M c | | tusq. und
erst übergeschrieben oi. Silv. III 1. 86 coitus wohl durch das vorher-
gehende coimus veranlafst, ist mir verdächtig; zu untersuchen wäre,
ob nicht der Versbau des Stat. bei dieser Art der tripartita caesura
auch in Fufs 4 mehr für die Länge als für zwei Kürzen spricht'
Buecheler. Diese Untersuchung vermag nichts zu entscheiden, da die
beiden Kürzen doch sehr häufig sind (mindestens x/3 der Fälle). Aber coitus
mit dem Genetiv lebender Wesen hat so allgemein den Inhalt des ge-
schlechtlichen Verkehrs angenommen (vgl. noch Sil. It. I 638), dafs die
Überlieferung wohl irgend einem auf Pikantes erpichten Abschreiber
zugeschoben werden mufs. cohors gemeint sind die beiden Enkel-
kinder, Sohn und Tochter des Menecrates (zu IV 8), und die Frauen
der Dienerschaft. cepere . . . deficit berechtigte Relation der Tempora.
89 erubiiit über sein enges Haus, risit aus Freude über die Ver-
legenheit der Gesellschaft und über die gute Gelegenheit zum An-
bringen seiner Bitte. cor da suhlt körperlich zu nehmen mit be-
absichtigter Komik wie das Folgende zeigt. 92 Über dies Lob des
Pollius s. zu II 2. 136. iuuenemque erklärt als proleptisch cper reui-
rescentem, rediuiuam nam antea erat fessa aeuo IV 8.55' Duebner; man
wird richtiger wieder einen Versuch zur Übersetzung des griechischen
Namens erkennen (zu 11.6, besonders IV 8. 56), im Gegensatz zu dem
uralten Dicarchus. Darum ist auch die Conjectur von Klotz (Phil. Hist.
Beitr. Wachsmuth überr. 168) iuuenisque überflüssig, nostro des Hercules
wie des Pollius, beider in verschiedenem Sinne. 95 scripto lumine da-
durch, dafs die Augen mit Farbe bezeichnet sind (zu I 1. 100), gewinnen
die Gemälde Leben. 97 tramite die II 2. 30 beschriebene Porticus.
distinctis geht nicht auf Verschiedenheit der verwendeten Marmor-
sorten, sondern auf die Abstände der Säulen von einander, s. III 5. 90.
100 curui vgl. II 2. 14 curuas rupes Anm. Über das Bad
s. zu II 2. 17. 104 pandis indem du mir die casula geweiht hast.
Die Motivierung der Bitte mit der Scheu vor dem Naserümpfen
der Juno (der Tempel noch erwähnt v. 137, sonst unbekannt; Plin. N. H.
III 70 wohl ein anderer) soll natürlich komisch wirken. conatibus seil,
aliis, den andern Bauten bei der Villa. 106 Die religio erforderte
die Verehrung der dsol stzccktlol, die in Sicht der Schiffer kamen; wenn
die uela seeunda waren, bestand natürlich die Versuchung, diese Pflicht
zu verabsäumen (vgl. Verg. A. III 453 ff.). mensis bei einem Feste;
390 COMMENTAR
deorum zu turba. ab excelso templo auf dem promunturium Minervae
(zu 112. 2). accita ... ueniat die Einladung annähmen. 110 iirnbo
etwa Kuppe (s. zu IV 3. 47); maligni weil er den Plänen zu wider-
streben scheint und das Ansehen hat; als ob er non umquam (in Zu-
kunft) von selbst weichen würde. inuitae selbst wider ihren
Willen. aude das grofse Werk (zu I 1. 85). 116 Pergameusue
des Apollo und Neptun. mentem vgl. v. 90 corda subit.
117 cNota morem ueterum ichnographias aedificiorum construendorum
in telam prius depingere' Barth; ähnlich schon Domitivs, vgl. Vollmer
1896, 38 f. Man beachte, dafs Markland's Conjectur statt der Vor-
bereitungen zum Baue, von denen hier allein die Rede ist, das Bauen
selbst setzt. Aber auch in der Parallelstelle I 1. 61 ff. wird nach der
Einleitungsformel zuerst das Modell der Statue erwähnt; dem ent-
spricht hier der Bauplan. Über scripta zu I 1. 100, besonders I 3. 9.
formatur wird übertragen von der tela gesagt, weil sie cum imagine
ist. Das Tempus entspricht den folgenden Verben coquitur u. s. w.,
während coiere als eigentliches Perfectum die Schnelligkeit der An-
sammlung von Arbeitern malt. 120 coquitur term. techn. vom
Ziegelbrennen, s. Bluemner Technol. II 19. protectara mit dem
acc. des Abzuwehrenden, wie es scheint, nur hier. silex der Kalk-
stein, vgl. Ov. Met. VII 107 terrena silices fomace soluti concipiunt ignem
liquidarum aspergine aquarum, Bluemner II 9 ff. 123 enim be-
gründet vorweg, wie oft, das gleich erzählte persönliche Eingreifen
des Gottes. saxa negantia ferro die dem sie bearbeitenden Eisen
nicht folgen, nicht nachgeben wollen. Über diesen (auch schon früher
sich findenden z. B. Prop. IV 5. 5) bei St. besonders häufigen Gebrauch
des Verbum mit Dativ s. Gronov diatr. 462 ff. Die Stellen sind
Theb. II 668 III 457 IV 124 Silv. V 2. 54, ebenso III 5. 32 Capitolia
nostrae infitiata lyrae, Gegensatz obsequium I 4. 84; ohne Dativ „ver-
sagen" Th. VI 531 VII 372. 125 loci gehört zu hie, pater zu Tiryn-
thius. 128 Wir haben kein Recht, das que der Überlieferung vor
Caprae zu streichen; auch capre, die einstimmige Lesart der mafs-
gebenden Handschriften, beweist, dafs, da die Synizesis an dieser
Versstelle unmöglich ist, die Form Caprae hier von alters her über-
liefert war. Das Nebeneinander der Appellativa caprea und capra hat
dies Wortspiel erleichtert (vgl. 13. 100 Cätilluni), man beachte auch, dafs
die Insel (dites wegen der Bauten des Tiberius) heute Capri heifst. cBeim
Namen der Insel ist nie der animalische Begriff vergessen worden
(luv. X 93), capra und caprea sind nahezu gleich, Ov. Fast. II 491
nennt Capreae palus auf dem Marsfelde, was andere Caprae p. nennen ;
so konnte auch St. ditesq. Caprae schreiben, die Adjectiva und schliefslich
III 1 HERCVLES SVRRENTINVS 391
ecJw liefsen über den rechten Sinn keinen Zweifel' Buecheler.
Natürlich beweist III 2. 23, wo Capreae überliefert ist, nichts gegen
diese Erklärung, weil dort die Namenumgebung nicht zu einer solchen
spielenden Änderung reizte. St. hat hier sicher das Wort resultant auch
nur gewählt, weil ihm die Tiervorstellung vorschwebte. Taurubulae
(c ebenso wie der vorhergehende Name der Tierwelt mehr als der
Geographie seiner Zeit entnommen' Buecheler) vielleicht die beiden
jetzt Tuoro Grande und Tuoro Piccolo genannten Hügel auf Capri
(Romanelli topogr. Neap. III 558), doch heifsen auch mehrere Berg-
spitzen bei Sorrent noch Tuoro (Beloch Camp. 280). 129 aequoris
echo kühner Genetiv von dem über das Meer zurückschallenden Echo;
man vgl. z. B. ad casum tabiäae luv. I 90 beim Fall der Würfel auf dem
Brette. 133 casus Waffen für die Jungfrau; das Beispiel ist ge-
wählt mit Rücksicht auf v. 32, den reinen Sinn des Pollius. de-
crescunt zu I 1. 10. 134 Mit der Änderung artificis schlägt Elter
folgende Erklärung vor: „die Felsen werden kleiner und reiben sich
morgens verwundert die Augen über des Künstlers Werk". Ich will
zugeben, dafs der Dichter das habe sagen können, obschon die Felsen
die nächsten waren, schon nachts zu merken, welch gewaltige Ver-
änderung durch des Gottes Axt mit ihnen vorging; es steht aber nun
einmal artifices da, und gegen den natürlicheren Gedanken, dafs sich
die morgens an die Arbeit zurückkehrenden Werkleute über die Leistung
des ihnen unbekannten Mitarbeiters wundern, läfst sich nichts vor-
bringen. 135 annus anhelat alter der Sommer des zweiten Jahres
ist da. noaercae zu v. 105, Pallada zu II 2. 2; inuitat weil sie ihm
etwa gegenüberliegt. 139 signa zu den fortia Sacra (vgl. v. 158),
den Wettkämpfen, wie Manil. IV 722 fortesque palaestras; ^contra mollia
sacra sunt thiasi, epulae, ludi florales, peruigilia Veneris' Gronov.
Vgl. Calp. Ecl. I 67 Numa . . . iussit silentibus armis inter sacra tubas,
non inter bella sonare. Cirrhaepater nicht 'ATtölkcjv^xnog (so Domitivs),
sondern Tlvd'tog. lacrimabilis und atrox weil sie Totenspiele zu Ehren
der verunglückten Knaben Palaemon und Archemoros waren; atrox mit
Wahrung des überlieferten Genetivs Nemees auf infans zu beziehen geht
nicht, weil das Epitheton zu Archemoros nicht pafst. Die Vergleiche
führen, wie vorher die Epitheta, für Pollius zur scherzhaften Parallelsetzung
der kleinen Tempelweihfeierlichkeiten mit den grofsen griechischen Fest-
spielen, felicior der Enkel des Pollius (s. zu v.46). 146 nudas palaestras
s. zu 1 1.6. Gaurus Beloch Camp. 25 merkt an, dafs von der Villa aus
nur der Monte Barbaro, der höchste Berg der ganzen Umgegend, nicht
der Monte Gaudo nördlich von Cumae sichtbar sei. Doch meint St., wie
der Hinweis auf den Weinbau (vgl. Plin. N. H. XIV 64 Auson Mos. 157
392 COMMENTAR
Symm. Ep. I 48) zeigt , sicher diesen. Zur weiteren Beschreibung
der Umgegend s. II 2. 76 ff. mit den Anmerkungen. Alle drei Insel-
namen sind wie dort etymologisiert; placidas ist zu Limon zugesetzt im
Gegensatz zu der II 2. 81 f. ausgeführten Anschauung: heute gönnt
das Gut dem Surrentinum die Anwesenheit des Herrn. 150 Lucrina
Venus der Tempel lag wohl in Bauli auf der Punta dell' Epitafio,
Beloch Camp. 178. Lucrina Dione hat Heinsivs nicht ohne Wahr-
scheinlichkeit auch Sil. It. XIV 410 hergestellt; auf einen Cult der
Venus in dieser Gegend bezieht sich Mart. XI 80. 1 und wohl auch
CIL X 3692. Wie der lacus Lucrinus auch Baianus genannt wird,
so hier umgekehrt die Venus Baiana: Lucrina. addisces Misenus wird
die griechischen (s. II 2. 95) Tuben noch so oft hören, dafs er sogar
ihr Spiel lernen wird. 152 gentile sacrum der gens Pollia zugehörig
(im Gegensatz zu den ludi publici der Stadt), an dem Pollius Kränze
verteilte, wie es an den Augustalien zu Neapel geschah. 155 Vgl.
noch Theb. VII 338 torta zepliyros incidere funda, VIII 716 secat zepliyros
. . . fraxinus. 157 Libycas ist richtig (durch dies Wort kommt der
Dichter erst auf den Gedanken, die Apfel der Hesperiden zu erwähnen),
es heifst: einen Ringkampf, wie einst in Afrika mit Antaeus (so Mart.
V 65. 3 Libycae ceroma palaestrae, kühner allgemein XIV 48. 1 Antaei
in puluere, wo Friedljender recht überflüssig vermutet, dafs man
libyschen Sand in die Arena streute; vgl. noch Lucan IV 613 f.). An
dem Epitheton hebt allerdings Markland richtig hervor, dafs ein
Kampf wie mit Antaeus keine insons pugna wäre (s. v. 44), aber
darum ist doch nichts zu ändern, denn alle diese Vergleiche hier sind
in ihrer Nebeneinandersetzung von Grofsem und Kleinem, Ernst und
Spiel scherzhaft. nodare (von Gronov ausführlich erklärt), weil die
richtige Umschlingung des Gegners (nodus) die Hauptkunst beim Ring-
kampfe ist; so auch Ach. II 155 liquidam nodare palen, vgl. Lucan.
IV 632 nodos, Theb. XII 670 nodosa ligantem bracchia (Gegensatz reso-
lutus IV 2. 48), ähnlich II 1.110 catenatis . . . palaestris. 158 Morell
merkt an, dafs St. cfestive' die alte Sage verläfst, die nur xqia %qv6scc
liYila kenne, si tibi poma supersunt geht aber wohl eher auf den Zug
bei Apollod. Bybl. II 5. 11. 13 xo[ifaag de xä \ir\ka EvQvtifrsl söcoxsv
6 de laßfov *HqccxA,8l idcoQrjtiaxo. TtccQ ov kaßovda 'Aftrivä italiv avxä
änsxopiGev avööiov yaQ %v avxä ^sxaxsd"rjvat itoi und bedeutet: wenn
du sie (die drei) noch hast; daran schliefst sich auch capit und non
degenerabü (so trans. auch Prop. IV 1. 79 Ov. Met. VII 543 Pont. III 1.45
Theb. IV 148?); sie der Polla zu geben wird nicht dvöötov sein. St.
denkt gewifs an die bei Suidas s. v. 'HQaxkeovg ayalpa vorgetragene,
unzweifelhaft auf stoische allegorisierende Ethik zurückgehende Deutung,
III 1 HERCVLES SVRRENTINVS 393
wonach die tqiu ^r\la in der Hand des Heracles als rö ^tij dQyt&ö&cu,
xb {irj cpihccQyvQSLV) rö {irj cpikriSovaiv erklärt wurden, was genau zum
Charakterbilde der Polla in II 2 pafst. 161 f. csi Polla iuuenis esset,
Herculem in eius gratiam sumpturum colus, ut pro Omphale fecit'
Domitivs, vgl. Theb. X 646 ff.
163 haec libamenta dieses Gedicht als Festopfer. Um den Epilog
mit den üblichen guten Wünschen für den Festgeber und sein Haus
wirksamer zu machen, legt der Dichter ihn dem Grotte in den Mund.
Es scheint mir klar, dafs nicht mit Macnaghten hinter limine ab-
zubrechen ist, sondern (Vollmer 1893, 832) hinter ipse; hier ergänze
fer libamenta, aufgenommen durch soluentem uoces: der meine Worte
unterbricht; in limine gehört, soll nicht alle Anschaulichkeit verloren
gehen, zu cerno. Kaum will der Dichter den Gott bitten, segnend zu
erscheinen, da ist er auch schon da, ein Zeichen, wie gerne er kommt.
166 opibus durch die Anlagen der Villa und des Tempels; der Ver-
gleich wird im folgenden weiter begründet: besonders wird an Hercules'
verschiedene Hafenarbeiten in Italien, dann mit lustra an Hyder und
Löwe gedacht. Der ganze Vers aber macht dem Pollius das Compliment,
das höchste Ziel stoischer Ethik, als deren Ideal Hercules galt, er-
reicht zu haben, s. zu v. 158. 167 ff. St. wiederholt hier viele Aus-
drücke aus II 2. 172 extendam (anders als I 4. 64) ich werde sie
gröfser machen. Zur Parenthese vgl. des Hercules Monolog Eurip.
Alk. 837 ff. 174 nihil laesum anders als Tithonus und Sibylla.
180 nam fortführend (zu I praef. 25). Argos zu v. 23. Tiburna
domus der altberühmte Tempel des H. zu Tibur in der Nähe der
jetzigen Cathedrale, vgl. Bormann altlat. Chorograph. 225 ff. CIL XIV S. 367.
Über das 'HqccxIslov iv radsi^oog s. Strabon HI 5. 5 S. 170 C.
184 Zur Berührung des Altars beim Schwüre vgl. J.B.Schmitz Zeitschr.
f. d. deutsch. Unterr. 1896, 833. populea ihm besonders geweiht, zu
II 3. 52 Plin. N. H. XII 3 Verg. E. VH 61. silua Laub wie V 5. 30.
Zum Schlufsschwure vgl. HI 4. 106 V 1. 262.
III 2
PROPEMPTICON MAECIO CELEEI
Inhalt: Ihr Götter der Schiffahrt, gebet ruhige Fahrt und hört
gnädig mein Gebet an:
Mit Maecius vertraue ich dem Meere die Hälfte meines Herzens an.
Leuchtet ihm gnädig, o Dioskuren, und ihr, Nereiden, macht euch auf,
394 COMMENTAR
suchet das Schiff, das er besteigen wird, und rüstet es sorgfältig zur
Abfahrt aus. Proteus, die Tritone und Glaucus sollen ihm voranschwimmen;
besonders aber möge mir Palaemon mit seiner Mutter Gewährung meiner
Bitte winken, mir, der ich sein Theben besungen. Vater Aeolus soll
die übrigen Winde im Kerker verschlossen halten; nur der Zephyrus
darf das Schiff gelinde über das Meer zum Nillande geleiten (1 — 49).
Mein Gebet wird erhört. Zephyrus weht schon und mahnt zur
Abfahrt. Der Schiffsführer drängt, den Abschied kurz zu machen,
aber ich will erst dann vom Schiffe weichen, wenn es schon in Be-
wegung ist (50 — 60).
[Wer hat solches Leid der Trennung über die Menschen gebracht?]
Wer hat, verwegen wie die Giganten, das Meer zum Wege gemacht?
Kein Wunder, dafs es sich empört und mit Wind und Wellen gegen
den überkühnen Menschen wütet (61 — 77).
Nur zu berechtigt ist meine Klage! Da fährt schon das Schiff
dahin mit seiner teuren Last und wird bald unsern Augen ent-
schwunden sein. Wie will ich das Leben ohne den Freund ertragen,
wie wird mich die Sorge vor allen Gefahren, die ihm drohen, quälen?
Doch ich habe das Leid verdient; warum bin ich auch nicht ihm zur
Seite geblieben, ein treuer Gefährte in allen Bedrängnissen, wie einst
Phoenix dem jungen Achill? So aber kann ich nur für ihn beten
(78—100).
„0 Isis, empfange du sein Schiff freundlich, geleite ihn sicher ans
Land, führe ihn durch die Wunder deiner Heimat bis zum Orte seiner
Bestimmung, wo er schon als Knabe wacker für sein Vaterland ge-
stritten hat" (101 - 126).
Dann wird auch der frohe Tag der Heimkehr erscheinen; ich
werde wieder hier am Ufer stehen, den Freund zu empfangen, und er
wird mir erzählen von den fernen Ländern, die er gesehen, ich aber
ihm berichten, wie ich das Ende meiner Thebais gestaltet habe
(127 — 143).
Vorbemerkungen: Unsere Überlieferung hat uns leider nur
spärliche Spuren griechischer Geleitgedichte bewahrt (Kiessling zu
Hör. C. I 3). Die Verse der Erinna (fr. IB.) Tto^itils^ vccvtcaGcv
7CS{i7tG)v Ttkoov evnkoov l%&v , 7t0{i7tev6cug iiQvtLva&ev i^iäv aösiav
etaiQav (vgl. Stat. v. 35 ff.), die Asklepiadeen des Kallimachos (fr. 114 B.)
a vavg, ä rö [lövov (psyyog e^ilv tb ylvxv rag %oäg ccQ7Ca%ag, tcoxX rs
Zavbg iKvev^ai Xl^lsvoökötcco (vgl. Stat. v. 7), die Einlage bei Theokrit
VH 52 ff. stimmen in den Motiven völlig zu dem, was die Römer wohl
nach Parthenios von Cinna an in dieser Gattung geleistet haben. Zwar
ist uns auch von einem Römer vor Statius kein durchgeführtes Pro-
III 2 PROPEMPTICON MAECIO CELERI 395
pempticon erhalten; aber sowohl die Fragmente des propempticon
Pollionis von Cinua (Baehrens Fr. P. L. 323) wie die Motive, welche
bei Horaz (Carm. I 3 Epod. 1), Tibull (I 3), Properz (I 17-, II 26. 9 ff.),
Ovid (Am. II 11) gelegentlich auftauchen, fügen sich in den Rahmen,
den uns St. in diesem Gedichte zum ersten Male völlig ausführt. Er
hat dabei, wie im Epithalamium und der Consolatio, nicht nur seine
dichterischen Vorgänger (hier besonders Hör. C. I 3) verwertet, sondern
fufst deutlich auf den natürlich mit Benutzung der Dichter geschaffenen
rhetorischen Vorschriften der Schule, die uns Menander (Rh. Gr. ed.
Sp. III 399) wenigstens andeutend kennen lehrt: iäv de diä ftaldxxrig
avayy\xai, exet 6oi \Lvr\\iy\ &ccAccxxlg)v eöxai dccc^iövcjv^ AlyvKxiov ÜQtDxeog^
'Av&edoviov Tkavxov, NrjQscjg^ 7tQ07te^i7t6vxwv xal övv&eovxav tri vtj'i\ xal
övv^do^ievcov dekcptvcov xe a\ia xal xiqxcbv xcov [iev öaivövxcov^ tcjv de
vitocpevyovxwv cog IIoGeidcbvog ccvxov tijv vuvv %QO%e\JL%ovxog% rj de vccvg
fteixco fteotg evaliyxiov ävdga (pegovöa, ecog av 7tQOöaydyt]g avxbv
xotg fo{ie<3L xcj Xoycp, xaxaGxQetyetg de eig ev%riv xbv loyov cdxcbv
ccvxg) itagä xcov ftecbv xä xakliöxa. Es ist wohl sicher, dafs ein voll-
ständiges Schulschema auch schon zu Horaz' Zeiten bestanden hat;
so gewährt der Vergleich beider Gedichte einen bezeichnenden Ein-
blick in die Verschiedenheit der Natur beider Dichter wie ihrer Zeit.
Horaz schlägt den Ton des Schema nur an und läfst sich dann von
einem Gedanken, der ihn besonders ergreift, fortreifsen, so dafs er
den Anfang gar nicht wieder aufnimmt; Statius führt nicht ohne
Kunst und Selbständigkeit im einzelnen gewissenhaft den vor-
geschriebenen Plan aus. Freilich darf man, um nicht ungerecht zu
sein, nicht übersehen, dafs Horaz' Gedicht an Vergil, den Dichter, ge-
richtet ist, das Propempticon des Statius aber einem hohen Beamten,
dessen Geschmack nur in dem Schulwissen wurzelte. Andererseits
zeugen wieder die andern Gedichte des Statius dafür, dafs sein Wohl-
gefallen auch nicht über diese engen Grenzen hinausging. Zur Ab-
fassungszeit vgl. Einltg 7.
M. Maecius Celer hatte schon als puer (v. 123) in Syrien ge-
kämpft und ging nun als legatus ad legionem Syriacam (praef. HI 13).
Der Dichter erhofft für ihn bald das Consulat (v. 127); Maecius er-
hielt es aber erst im April 101 als Consul suffectus (Henzen act. arv.
p. CXLIII). St. war kaum sein Client (zu v. 92). Der Celer bei Mart.
VII 52 ist ein anderer.
Commentar: 1 Di hier alle zusammengefafst, die im folgenden
bis v. 50 aufgezählt werden (ebenso IV 8. 45 di patrii)] die Namen
sind fast dieselben wie bei Prop. H 26. 9 ff., vgl. auch Anth. Gr. VI 349.
amor est mit Inf. auch v. 40 Theb. I 698 HI 561. 582 V 428 IX 186
396 COMMENTAR
XII 532 Ach. I 5 nach dem Vorgange Vergils A. II 10 VI 133. motte
wie placidum proleptisch. aduertite uotis concüium gleich uos
aduertite uotis. 6 depositum betont wie debes (Hör.) die Ver-
pflichtung, den Fahrenden unverletzt abzuliefern; auf demselben Ge-
danken beruht Ov. Am. II 11. 35 uestrum crimen erit talis lactura
puellae Nereidesque deae Nereidumque pater. dubio gefährlich , wie
oft dubia nauis (cf. IV 3. 77); die beim Menschen hervorgebrachte
Stimmung (vgl. Ov. Tr. III 2. 15 uentis dubius iactabar et undis, Aetna 600
terrae dubiusque marisque) wird auf die Ursache übertragen. 7 Der
nach Py thagoras (s. schol. Pers. V 22) gesagte Ausdruck des Horaz animae
dimidium meae wird von den Dichtern in der mannigfachsten Weise
variiert; einfach pars (nach Hör. C. II 17.5) Pers.V 22 Stat. Silv.V 1.177
(von Gatten), mit magna Ov. Pont. I 6. 16 I 8. 2 HI 4. 69 Rutil. I 426
(joortio st. pars), mit dimidia Ov. Tr. I 2. 44, mit einem übertreibenden
Comparativ wie hier bei St. maior Ov. Met. VIII 405 Tr. HI 3. 16
Sidon. C. XXI 4 (portio), sogar mit dem Superlativ Rutil. I 493 nostrae
pars maxima mentis. 9 sidera der Ausdruck wie bei Hör. ent-
sprechend der alten Physik, die wie Plin. N. H. II 101 die Elmsfeuer
als Sterne fafst: existunt stellae et in mari terrisque . . . antemnis naui-
gantium aliisque nauium partibus ceu uocali quodam sono insistunt ut
uolucres sedem ex sede mutantes, graues cum solitariae uenere mergentesqite
nauigia et, si in carinae ima deciderint, exurentes, geminae autem salu-
tares (darum hier gemino comu an beiden Raaenenden) et prosperi
cursus praenuntiae, quarum aduentu fugari dir am illam ac minacem
appellatamque Helenam ferunt. Et ob id Polluci et Gastori id nomen
adsignant eosque in mari deos inuocant, vgl. Hör. C. I 12. 27 IV 8. 31
Strabon I 3. 3 p. 48 C. Sen. Q. K I 1. 13 Theb. VII 792 (Lactant.
z. d. St.) Mart. Sp. 26. 5 Sil. It. XV 82 Claud. Bell. Gild. I 222, Ent-
stehungssage bei Val. Fl. I 568 ff. 10 uobis indem luceat passiv ge-
fafst wird: von euch möge erleuchtet werden. Iliacae das Adjectiv
ist absichtlich gewählt; cper conuicii formam a stirpe sua Helenam
remouet et hostibus Graecorum adscribit, quae utrosque perdidit'
Barth. 13 Dieselbe glückbringende Rolle der Nereiden auch Prop.
I 17. 25 ff. Cul. 345 f. cessit zugefallen ist. secundi cmaris, nam
primum caelum est' Domitivs. Die vorsichtige Einführung (s. zu
I 1. 17) betrifft den Ausdruck sidera ponti, den St. hier wagt, um die
Nereiden den wirklichen sidera (Castor, Pollux, Helena) anzureihen.
Auch Encolpius besteigt erst adoratis sideribus das Schiff (Petron 99).
16 uitreis zu I 5. 15. Doridos wie v. 89 IV 2. 28 Theb. IX 371
für das Meer, nach Verg. Ecl, X 5. Über die .warmen Quellen
Bajae's s. Beloch Camp. 180 ff. Silv. HI 5. 96 V 3. 169 f. 21 Die
III 2 PROPEMPTICON *MAECIO CELERI 397
Ankunft der ägyptischen Getreideflotte in Puteoli war ein festliches
Ereignis für die Stadt, vgl. Sen. Ep. 77. 1 subito nobis hodie Alexandrinae
naues adparuerunt, quae praemitti solent et nuntiare secuturae classis
aduentum: tdbellarias uocant. gratus illarum Campaniae adspectus est:
omnis in pilis Puteolorum turba consistit et ex ipso genere uelorum
Alexandrinas guamuis in magna turba nauium intellegit, solis enim
licet siparum (Topsegel, vgl. Breusing Nautik 85) intendere, quod in
alto omnes habent naues . . . cum intrauere Capreas et promuntorium
ex quo *alta procelloso speadatur uertice Pallas9, ceterae uelo iubentur
esse contentae: siparum Alexandrinarum insigne indicium est In hoc
omnium discursu properantium ad litus u. s. w. Das hier von Seneca
gegebene Bild wird von St. noch dadurch vervollständigt, dafs er er-
wähnt, auch die Schiffer feierten die Ankunft im Golfe, indem sie der
Minerva eine Libation ägyptischen Weines (vgl. Strabon XVII 1. 14
p. 799 C.) darbrachten. Die Worte sind so zu verstehen, dafs statt salu-
tauit Capreas et Mineruam das zweite Glied in genauerer Beschreibung
ausgeführt ist wie I 1. 16 (s. Anm.). 22 grauis schwer beladen.
annum Jahresertrag, Jahresernte (so schon Cic. Verr. I 40, öfters seit
Lucan), mit gleicher Übertragung wie uer V 1. 211 Mart. IX 13. 2,
auctumnus V 1. 50 Mart. III 58. 7 (auch wir „Herbst " vom Wein-
ertrage), prima das Schiff war also die von Seneca genannte
tabellaria. 27 stuppea mall uincula die den Mast an den Seiten
haltenden Taue, „Wanten". sipara zu v. 21. aperite indem ihr
sie ausspannt. transtra reponat sie, nachdem sie, zum Ausladen der
Waren, beiseite geschoben waren, wieder so hinlegen, dafs die
Ruderer darauf sitzen können. moderamina auch das Steuerruder
scheint man also während des Ausladens abgenommen zu haben.
30 Diesen verderbten Vers hatte man seit Salmasivs (er las epist. 88
sint quibus exploret plumbo grauis alta molybdis) immer auf Peilthätig-
keit bezogen. Den Sinn hat, obwohl schon Ruitgers das Wort
artemo erkannt, zuerst ESchwartz (1889, 16) erklärt. Am artemo,
dem Bugspriet (Breusing Nautik S. 79 u. 82), war ein Krahn {artemo
bezeichnet bei Vitruv 10.2.9 einen Teil des Flaschenzuges, vgl.BLUEMNER
Techn. III 128), mit welchem die Rückladung aus den Kähnen in das
Schiff hinaufgehoben wurde. Mit treffendem Bilde bezeichnet der
Dichter die Stellung des schrägen Mastes über den Kähnen durch
exploret, er schaut in sie hinein, grauis eine Last tragend. Soweit hat
Schwartz richtig erklärt. Gegen ihn ist aber (Vollmer 1896, 39)
primos zu halten; es bezeichnet im Gegensatz zu der secutura phaselos,
für die von andern Nereiden gesorgt wird, die Kähne vorne am
Schiffe, unter dem Bugspriet. Dafs in den letzten Buchstaben lorchos
398 COMMENTAE,
ein Wort für Kähne stecken mufs, hat Schwartz richtig gesehen;
mir scheint lembos (vgl. Plaut. Merc. 259 inscendo in lembum atque ad
nauem deuehor) der Überlieferung näher zu kommen als das von ihm
vorgeschlagene Untres; cymbas wie barcas wird man des Genus wegen
verwerfen. 32 retinacula hier wirklich ein Anker, darum unca,
nicht wie sonst Seile; man beachte auch, dafs die Nereiden untertauchen
(summersae). 35 multo rnam in varias se vertit figuras' Domitivs,
gemino halb Mensch, halb Fisch (vgl. I 4. 98 gemini Chironis); an
Kentaurotritonen zu denken ist nicht nötig. Zum Motive vgl. die
Worte der Erinna in den Vorbemerkungen. Glaucus vgl. die Er-
zählung Ovids Met. XIII 898 ff. und Statius' selbst Theb. VII 334 ff.,
wo zum Teil dieselben Worte wiederkehren. 42 Aeolio auf carcere
statt auf pater bezogen, um zugleich die Localisierung anzudeuten.
Zu careere wie zu premat v. 46 vgl. Verg. A. I 54, zu frangit IV 5. 8.
48 assiduus pelago wie I 1. 55 perpetuus frenis. (Fälschlich ziehen
die Erklärer den Vers heran Theb. I 702 assiduam pelago non quaerere
Dehn, wo pelago zu quaerere gehört; Apoll freut sich, dafs er Delos,
das einen festen Ort gewonnen hat, nicht mehr auf dem Meere, wo
es früher umtrieb, zu suchen braucht.) tua geht trotz aller vorher-
gehenden Einkleidungen auf den nur v. 20 in dritter Person genannten
Adressaten des Gedichtes. Paraetoniis wie Theb. V 12 zur Um-
schreibung von Ägypten. adsignet der juristische term. techn. für
die förmliche Übergabe greift auf depositum v. 6 zurück.
50 uocat ipse seil. Zephyrus, wie oft bei Verg.; St. treibt mit
increpat die Personifikation auf einen noch höheren Grad. mouet
„beängstigt" vom Omen wie Ov. Her. IX 40 Theb. II 264 Sil. It.
IX 258. Besonders Weinen galt als böses Omen bei der Abreise,
s. Heyne zu Verg. A. XII 72 Tib. I 3. 13 Sil. It. III 133. 55 pontem
die sitißä&QU, das Brett, auf dem man vom Lande ins Schiff ging,
vgl. Verg. A. X 288. 654. Der Aberglaube scheint erfordert zu haben,
dafs man dies Brett bei der Abfahrt ins Meer stiefs und nicht weiter
verwendete. Zur ganzen Abschiedsscene vgl. Ov. Met. XI 410 ff., den
Abschied des Ceyx von der Alcyone, und den Vergleich Theb. IV 25 — 31,
den Abschied Hannibals von seiner Gattin Sil. It. HI 128 — 157, alle
von der Schule beeinflufst. 56 Der saeuus magister wie der
nauta bei Petron 99; vgl. auch Mart. X 104. 16 iam tumidus uocat
magister castigatque moras. longo clamore weithin schallend.
60 Die Putura ibo und egrediar zeigen, wie St. sich genau in die ge-
schilderte Situation versetzt; die Tempora entsprechen der durch die
Praesentia dissipat und reuellit (vorhergegangen diuisit und deiecit)
hervorgerufenen Stimmung: ich will nicht eher gehen u. s. w. Dafs
III 2 PROPEMPTICON MAECIO CELERI 399
das Gedicht vor der Abreise geschrieben ist, versteht sich von
selbst. currente ist ziemlich sichere Ergänzung der Lücke, die
schon im Sangallensis bestand.
61 ff. Die übliche Verwünschung der Erfindung der Schiffahrt,
deren Thema Sophocles Antig. 332 f. anschlägt, wahrscheinlich von
den Verfassern der Argonautica gepflegt (vgl. Stobaeus 57), von Horaz
in seiner Weise verwertet, ist auch in die Schule übergegangen; aus-
führlich behandelt von Sen. Med. 301 ff. 607 ff, gestreift oder in
besonderem Zusammenhang geändert Tib. I 3. 35 Ov. Am. II 11. 1 ff .
Prop. I 17. 13 ff. III 7. 29 ff. Stat. Theb. VI 19 ff Ach. I 62 ff Claud.
R. Pros, praef. I. An Horaz' Ausdrücke erinnern hier abscissum und
audax. rüde wie Catull 64. 11 von der Argo illa rüdem cursu prima
imbuit Amphitriten. miseris animantibus gehört aitb xoivov zu
abseissum (für sie unbetretbar, vgl. Kiessling zu Hör.) und zu aequor
fecit iter machte das Meer zum Wege für sie; miseris ist proleptisch
und steht in Beziehung zu pios: jetzt sind sie durch die Seefahrt impii
und darum miseri, wie das v. 71 ff. weiter ausführen. 63 Dafs
Markland lang und breit beweist, hiantes könne cupidos, auaros be-
deuten, kann meines Erachtens die Überlieferung nicht retten; solidae
terrae verlangt den Gegensatz p'elago hianti (vgl. z. B. Lucan. V 641),
zudem klagt St. nur über die audaeia, nicht die auaritia als ihren
Grund, ebenso wie Horaz nur die impietas und stultitia tadelt.
65 Die Anführung des Gigantenkampfes ist auch veranlafst durch
Horaz' Schlufswendung caelum ipsum petimus stultitia u. s. w. gelidum
wie öfters umbrosum vom Pelion. anhelantem unter der Last.
bis pressit schon von Domitivs richtig verstanden cduobus montibus,
Ossa et PehV; die Zweiheit ist zum Prädicat gezogen wie IV 6. 9
quis magis anser exta ferat s. d. Anm. (Über das Gegenteil der
Diction Adj. st. Adv. s. zu I 2. 250). transire nach Horaz' transiliunt
uada. 68 summittere pontibus amnes Bild vom Joche, mit ge-
suchter Rhetorik statt pontes imponere amnibus, vgl. z. B. v. 131 f.
und Aetna 597 subiecta altaria ceruae. gentiles t die Heimat.
trabe nach Hör. trabe Cypria. Zu clausi vgl. Theb. V 287 curuo
robore clausuni. aere nudo ohne einen Boden darunter. 72 plura
nicht „mehr als trisulca" wie Domitivs will, sondern adverbial: er
gebraucht sie öfter; nach Hör. neque . . . patimur iracunda Iouem
ponere fulmina. Über den kurzen Ausdruck ante rates s. zu I 3. 15.
75 audebant ist trotz Markland richtig; die Wellen wagten nicht
bis zu den Wolken zu spritzen, weil das wie ein Angriff gegen die
Götter erschienen wäre; darum gleich in hominem gesagt. Zum
folgenden, von den scriptores Argonautici ausgeführten Gedanken vgl.
400 COMMENTAR
besonders Val. Fl. I 574 ff. Aus peior ist zu nubila und zum zweiten
Gliede ein comparativiseher Begriff zu ergänzen, vgl. zu II 2. 153.
79 Das Verfolgen des Schiffes mit den Augen ist oft geschildert;
vgl. aufser den zu v. 55 genannten Stellen noch Catull 64. 126 f.
Val. Fl. 1494 ff. Theb. V 481 ff. Silv. V 2. 5 ff., auch das Schwinden
des Landes vom Schiffe aus z. B. Theb. VII 139 ff. Val. Fl. II 6 ff.
seruantia statt obseruantia wie öfters vom Beobachten der Himmels-
erscheinungen, gracili wie auch vom Schiffe Sen. Med. 307 inter uitae
mortisque uias nimium gracili limite ducto, nach griech. Vorbilde (vgl.
Friedk<ender zu luv. XII 58) gesagt, vgl. Diog. Laert. I 103 Anacharsis
lia&fov TSTTaQag daxtvkovg elvcu rö itaypg rijg vscog toöovtov ecpri tov
&CCVCCTOV rovg Ttkeovtag cai8%eiv, Dio Chrysost. Or. 64 II 331 R., luv.
XII 58 digitis a morte remotus quattuor aut Septem , si sit latissima,
taedae, XIV 289 tabula distinguitur unda, vgl. noch Ov. Am. II 11. 26
et prope tarn letum, quam prope cernit aquam, Val. Fl. I 123 vom Bau
der Argo pinus gracili dissoluere lamma. tot timores so viele, für
welche die Zurückbleibenden (nicht der Dichter allein) fürchten (so
richtig Markland, dagegen versteht Leo 1893, 22 timores als die
vorher geschilderten furor uentorum, fulmina u. s. w. und glaubt, dafs
St. mit dem Übergänge super reliquos spiele. Ich halte diese Erklärung
für überkünstlich). St. hat den kurzen Ausdruck, der für die andern
schwächer sagt, was er für den Freund mit nostri pignus amoris betont,
wohl der bekannten Verwendung von amores als Geliebte (vgl. Iahn
zu Pers. IV 47, auch Silv. III 5. 105 Anm.) nachgebildet; ähnlich
Theb. IX 809 cui bella suumque timorem mater et audaces pueri man-
dauerat annos (etwas anders Prop. III 7. 28 Hör. Sat. I 4. 67) und oft
metus (Schreckbild), ebenso Silv. V 3. 146 uota patrum für die Söhne selbst.
quaeque der Relativsatz parallel dem complexa, wie oft bei St. und
andern. super reliquos (man streiche im Texte das Komma hinter reliquos
und setze es hinter amoris) über die andern hinaus, vor den andern wie
Theb. III 19 super omnia. Mit dem Futurum portatura (ergänze est) fällt
der Dichter nicht etwa aus der durch das Vorhergehende geschaffenen
Fiction heraus, sondern leitet schon zum folgenden, der Aufzählung
der dem Freunde auf der weiteren Fahrt bevorstehenden Gefahren
über, zu denen sich jetzt des Zurückbleibenden Gedanken wenden.
82 f. Den Fehler in der Überlieferung quos hat Skutsch (1893, 832)
richtig erkannt; bei quos würden wir nicht perferre queam, sondern
perferam erwarten, etwa wie Val. Fl. I 329 quos iam mente dies, quam
saeua insomnia curis prospicio. Zu quo pectore vgl. Lucan VII 701
q. p. Bomam intrabit somnos steht direct für Nächte wie Verg. G.
I 208 und Serv. z. d. St.; vgl. auch Auson Ecl. VII 31 (p. 95 P.) die
III 2 PROPEMPTICON MAECIO CELERI 401
somnique. 84 praetermiserit für praeterire siuerit mit Personification
wie II 1.177 transuehit. subuehat die Präposition wohl wegen der Fahrt
nach Osten. Doris (zu v.16) das Cjprische Meer, das einst den Zeus als
Stier, vermeintlich aus der Herde des Agenor, getragen. 92 chaos über-
tragen die dunkle Öde wie Theb. IV 520 Elysium chaos, XII 772 und Silv.
V 1.206 Tartareum chaos vgl. auch Petron 120.74. regis ... mei als
Schmeichelwort für den Patron schon Plaut. Stich. 455, oft bei Hör. und
Mart., der auch X G4. 1 rcgina . . . Polla so gebraucht. Doch hat der
Ausdruck wohl hier (s. Einltg 18. 2 und Vorbem. zu IV 9) seinen
Grund in dem vorgestellten soldatischen Verhältnis; St. war kaum
wirklicher Client. iura dares wie V 2. 144 vom caespes aus.
96 Über die Exemplificierung auf Phoenix s. zu H 1. 91. nihil
iuratus ohne jede Verpflichtung. longis geht wohl auf den Ort:
soweit du auch gehen magst, meine Wünsche werden mit dir sein.
Es folgt nun als Beispiel der longa uota ein Gebet an die Isis, die
Schützerin der Schiffahrt (Preller Rom. Myth. H 381 Ov. Am.
II 13. 7 ff. Tib. I 3. 27 ff. Val. Fl. IV 420 ff. Lucian Dial. deor. 3),
für Ankunft und Aufenthalt in Aegypten. Vielleicht gehörte Maecius
auch zur Isisgemeinde, deren Cult Domitian begünstigte (s. zu V 3. 244).
101 Isis, nach griechischer Deutung früher Io (vgl. Wiedemann
Herodots 2. Buch, 192) in Kuhgestalt (stäbulata) zu Argos (Phoroneis
wie Theb. XII 4G5, vgl. Lactant. zu Theb. I 252), jetzt Herrscherin
von Aegypten (dafür Phari wie Lucan VIII 443, Ruperti zu Sil. ft.
I 214; anheli heifs). Mareotida das Schiff, welches Maecius benutzte,
war also ägyptischer Herkunft. Über das sistrum, das gewöhnlichste
Klapperinstrument der Aegypter bei religiöser Feier, s. Wiedemann 255.
signa und frenarc, Subst. und Inf. parallel, s. zu I 1.68. Palaestinas
statt Syriacas wie II 1. 161 VI. 213. limina festa wie Culex 217
infestis templis, wo deine Feste gefeiert werden; von Isis und Osiris
sagt Herodot II 42 xovxovg o^Oicog itdvxeg ösßovxcu (oi Alyvnxioi)^ ein
langes Verzeichnis der Cultstätten der Isis bei Wiedemann 190.
107 te pracside unter deinem Schutze, wie von Göttern noch Ov. Met.
I 594 X 168, oft von den Kaisern. Das Interesse an den Geheim-
nissen des Nil (Strabo p. 29 x&v %ax> Aiyvitxov xb yvoj^c^idoxarov xul
itaQccdoloxaxov Kai {iccXlöxcc tvccvxcov ^iv7]^irjg a^iov xal löxoQiag 6 7toxa[i6g)
war durch alexandrinische Gelehrsamkeit auch in Rom, und nicht nur bei
den Naturforschern, erweckt worden, vgl. TibullI7.23ff. Sen.Q.N. an ver-
schiedenen Stellen, besonders auch die Episode zwischen Caesar und dem
Priester Acoreus Lucan X 189 ff., Plin. Paneg. 30. In Aegypten selbst ist
das Geheimnis der Quellen auch religiös verwertet worden; einem besonders
begünstigten Toten*zeigt Isis (oder Osiris) den Nil in seiner Verborgenheit,
VoiiT.MER, Statius' silvae. 26
402 COMMENTAR
vgl. Wiedemann 115. Mit fecwnda licentia meint St. die zu ungewöhn-
licher Jahreszeit, im Sommer, auftretenden befruchtenden (Isis ist ja die
Göttin der Fruchtbarkeit für Tiere wie Pflanzen) Überschwemmungen
Tib. I 7. 21 qualis et arentes cum findit Sirius agros fertilis aestiua
Nilus dbundet aqua, auch von Sen. Ep. 104, 15 hervorgehoben.
109 desidant eben so auffällig wie das plötzliche Steigen ist das
schnelle Verlaufen und Sinken des Nilwassers, so dafs nun wieder
ripa coerceat undas. Diese Erklärung ist mir des Zusammenhangs
wegen wahrscheinlicher als die ältere, welche an das Zurücktreten
des WasserS infolge der Anschwemmungen des Flusses (Strabon p. 30
Sen. Q. N. VI 26) denkt. Das Ufer heifst stagnata cquam stagnando fecit,
induxit, limo auxit Nilus' Gronov, vgl. Sil. It. X 89 stagnantis ripas.
Wie die Stellung zeigt, gehört stagnata aber auch zu Cecropio (Progne
aus Athen) luto; luto facta ist gleich stagnata. Über diese besondere
Merkwürdigkeit vgl. Plin. N". H. X 94 hirundines rusticae et agrestes
in Aegypti Heracleotico ostio molem continuatione nidorum euaganti Nilo
inexpugnabilem opponunt stadii fere imias spatio, qaod humano opere per-
fid non posset. in eadem iuxta oppidum Copton insula est sacra Isidi,
quam ne laceret amnis idem, muniunt opere, incipientibus uemis diebus
palea et stramento rostrum eins firmantes, continiiatis per triduum noctibus
tanto labore ut multas in opere emori eonstet, eaqtte militia Ulis cum
anno redit semper. Tax beachten ist, dafs die Schwalbe göttlich ver-
ehrt wurde und der Isis geweiht war. inaida Memphis weder weil
seine Bewohner den Apis töteten (so Domitivs), noch cpropter sacrorum
scientiam uulgo non communicatam' (so Beroaldvs), noch ist, wie
Gevaert meinte, zu ergänzen Atexandriae oder Isidi und zu denken
an luv. XV 33 inter finitimos uetus atque antiqua simultas, immortale
odium et nunquam sanabile uulnus ardet adhuc Ombos et Tentyra.
summus utrimque inde furor uulgo, quod nitmina uicinorum odit uterque
locus, cum solos credat habendos esse deos, quos ipse colit. Vielmehr
etymologisiert St. in seiner mit Kenntnis des Griechischen sich
brüstenden Weise (zu I 1. 6) auf {it{i(p86&aL und denkt an die Eifer-
sucht der beiden Hauptstädte des Landes, Theben und Memphis, gegen
einander. 111 Therapnaei (wie Dionys. Perieg. 13 'JilvxIccloio
KavcoTtov) weil des Menelaos Steuermann Canopus dort bestattet war.
Der Badeort Canopus war sprichwörtlich wegen seiner zum Teil durch
Cultfeiern begünstigten Üppigkeit (Friedlü^nder S. G. II6 159 f.
Wiedemann 90), wie Bajae. So gewinnt das Epitheton Therapnaei
concessiven Sinn: obwohl es zu dem sittenstrengen Sparta in Beziehung
steht. 112 Lethaeus ianitor nicht wie Theb. VI 477 der Cerberus
selbst gemeint, auch nicht der zu II 1. 230 geschilderte Jüno-ling,
III 2 PROPEMPTICON MAECIO CELERI 403
sondern der Anubis oder Hermanubis, den der Dichter dem Ver-
ständnis der Römer durch den Vergleich mit dem Höllenhunde an-
schaulich zu machen sucht. Auch der Ausdruck seruet aras ist durch
den Vergleich beeinflufst: wie der Cerberus die Unterwelt, so bewacht
der hundsköpfige Gott die Altäre Aegyptens, dafs kein Unberufener
sie berühre (vgl. Plut. de Is. 14). 113 Über die den Aegyptern
heiligen, teilweise als Götter verehrten Tiere (Ibis, Krokodil, Katze, Hund,
Schlange u. a.) vgl. Herod. II 65 rä ös iovra öcpi (frrjQict) äitavra lqü
V£v6[u6rca, Kai rä [iev GvvxQoepa avrotöL rol6i ävd'QcoTCOiöc^ rä de ov
mit Wiedemann's Ausführungen 272 ff. 114 Vom Fluge des Phoenix
aus Arabien nach Aegypten (Silv. II 6. 87 Phariae . . . uolucri) weifs
schon Herodot II 73 zu erzählen; den Römern war durch das Reise-
buch des Manilius ausführliche Kunde über das Wundertier geworden
Plin. N*. H. X 4f.; die Fabeleien sind später in zwei besonderen Ge-
dichten dem Mittelalter überkommen (Claud. C. min. XXVH, Lactant.
PLM HI 253 ff.). Das Nest, auf dem der alte Vogel sich verbrennt,
nennt der Dichter altaria, weil der neu erstandene Phoenix es aus
Arabien nach Heliopolis trägt und dort in ara niederlegt.
115 Über den Apis siehe besonders Herodot III 27 ff. und Wiede-
mann 547 ff. qaos dignetur (zu V 3. 156) agros beehrt, indem er auf
ihnen weidet. St. kann auf die beiden Behausungen des Apis an-
spielen, durch deren Wechsel der Stier weissagte (Plin. NT. H. VIII 185
Solin 32) oder auf die Streitigkeiten verschiedener Orte um die Be-
herbergung des Gottes (vgl. Ael. Spart. Hadr. 12). Zum Folgenden
vgl. die, freilich nach Wiedemann durch die Apisstelen nicht be-
stätigte, Fabel bei Plin. N. H. VIII 184 non est fas cum certos uitae
excedere annos mersumque in sacerdotum fönte necant quaesituri luctu
alium, quem substituant, et donec inuenerint maerent derasis etiam capitibus.
Auf diese Trauer geht trepidis pastoribus; der Pfleger des Apis heifst in
einem griech. Papyrus ßovxo log rov 'OtiOQccTUog. 117 Emathios manes
zum Grabe Alexanders (s. zu II 7. 95). Zur Balsamierung Curt. Ruf.
X 10. 13 Aegypüi Chaldaeique iassi corpus suo more curare, Herod. 1 198
rucpal de <5(pi (^A<5<5vqloi(5i) iv ybiXiri, Wiedemann 347 ff. Helbig hom.
Ep. aus Denkm. erl. 41. 119 Flor. II 21. 11 Cleopatra in Mausoleum,
sc . . . recepit. ibi . . . in referto odoribus solio iuxta suum se conlocauit
Antonium admotisque ad uenas serpentibus sie morte quasi somno soluta
est So hübsch Heinsivs' Conjectur morsa erscheint (vgl. z. B. Prop.
III 11.53), so halte ich doch mersa für richtig. Das Gift der Schlangen
ist blandum, weil es vor dem Tode einschläfert, und gerade vom Schlafe
ist mergere üblich (z. B. Val. Fl. VHI 05 Liv. XLI 3). Zudem scheint
mersa absichtlich von der Königin gesagt zu sein, die dem Untergang
26*
404 COMMENTAR
in der Seeschlacht entgangen war. Zum Ganzen vgl. noch die Be-
schreibung im Carm. de bell. Act. F 1 (v. 44 ff. bei Baehrens PLM 1 218).
121 Assyrias in weiterem Sinne, wie seit den Augusteern üblich, auch
Syrien umfassend, wo Celer das Commando (mandataque signa 1113.116,
ebenso I 4. 85 IV 4. 60 von kaiserlichen Befehlen) über die legio Syriaca
(praef. III 13) erhalten hatte. Marti ... Latino Mars, der im Lager der
Römer weilt, nimmt den jungen Mann aus den Händen der Isis, die ihn
geleitet, in seinen Schutz. Es ist nicht etwa zu folgern, der Kaiser sei
selbst in Syrien gewesen. 123 Parallelstelle und Sinn erfordern gleich-
mäfsig die Änderung aruis, wie Markland zu V 2. 134 bemerkt. Als
blutjunger tribunus laticlavius hatte er sonst noch keine Verdienste,
war nur seiner Herkunft wegen angesehen, lumine nach Analogie von
IV 5. 42 mit Sicherheit gebessert. Vgl. noch Quint. VIII 5. 28 ad-
ferunt lamen clauus et purpurne in loco insertae. 125 Möglich ist
es, dafs St., wie Otto vermutet, facilis geschrieben hat; indessen
scheint mir faeili . . . gyro eine deutlichere Anschauung des Voltigierens
(praeuertere so trans. auch Catull 64. 341 Stat. Ach. II 111) zu geben,
und nichts hindert, beide Infinitive von fortis abhängen zu lassen (vgl.
Hör. C. IV 14. 22 f.). damnare ist sehr prägnant gesagt: C. warf
mit dem Wurfspeer weiter als ein Pfeil der Feinde flog, so dafs der
vergleichende Zuschauer zu einem ungünstigen Urteil über den Erfolg
des Bogenschiefsens veranlafst wurde.
127 Ergo wie I 2. 24 zur Betonung des wichtigsten Gedankens
einer Reihe; hier: ich werde für dich beten, Isis wird mich erhören
und dann wird auch der Tag deiner Rückkehr erscheinen. Das Motiv
der Ausmalung des Wiedersehens wird auch Tib. I 3. 89 ff. wenigstens
angeschlagen, weiter ausgeführt Ov. Am. II 11, 39 ff., mit ganz ähn-
licher Gedankenfolge wie hier bei St. maiora das Consulat,
s. Vorbem. hello ob St. damit nur die gewöhnlichen Grenz-
plänkeleien meint, oder ob wirklich ein gröfseres Unternehmen gegen
Pacorus geplant war, wissen wir nicht. Vgl. Gsell Dom. 233 f.
129 uastos bevor dein Schiff am Horizonte erscheint. 130 alias
auras nicht den Zephyros (v. 46), sondern den Euros. aut macht
wahrscheinlich, dafs zu quantus nicht mouebo zu beziehen ist; es wird
ero zu verstehen sein „wie stolz werde ich sein". Nicht gerade mit Ge-
schmack gekünstelt ist die Umdrehung (zu v. 68) mouebo pleetra lyrä;
uotiua wie er gerade jetzt verheifst. magna cuenerabili tot rebus gestis'
Baeth. 134 e puppe nouus gehört zusammen wie recens a uolnere u.ähnl.
„eben dem Schiffe entstiegen". Beispiele für nouus in diesem Gebrauche
kenne ich aufser I 5. G0 sonst nicht; St. scheint also wie öfters eine
Neuheit der Diction durch Einführung eines Synonymums erstrebt zu
III 2 PROPEMPTICON MAECIO CELERI 405
haben. (Vgl. Vollmer 1896, 31: distat statt differt, carebat statt uacdbat,
superbit statt contemnit, ferner datur statt fertur zu III 3. 80, exto c. acc.
statt super o I 2.-116, infxtiari c. dat. statt negare III 5. 32, procul statt
longe beim Coinparativ II 6. 34 und viele leichtere Fälle.) seruata
reddes bedingen sich gegenseitig: die aufgesparten (s. V 5. 48) Worte
kommen endlich an den, für den sie aufgespart sind. medios zwischen
Abreise und Heimkehr. Die Erzählung des Erlebten und Gesehenen
(Catull 9. 6 audiamque Hibentm narrantem loca facta nationes, Ov. Am.
II 11. 49 ff.) wohl schon bei Cinna; frgt. 3 und 6 scheinen in diesen Zu-
sammenhang zu gehören. 136 rapidum E. Plin. N. H. V 84 ultra
quoque Taurum montem saxuosum et uiolentum. Babylonis opes
sprichwörtlich, s. Otto s. v. Babylo. Zeugma Plin. N. H. V 86
transitu Eupliratis nobile, vgl. Tac. Ann. XII 12 Lucan VIII 235 ff., der
gewöhnliche Übergangspunkt römischer Heere seit Crassus (Flor. 1 46 H.).
138 Nach den nominalen Objecten geht St. jetzt zu Fragesätzen
mit qua („wo', so Prop. IV 9. 5 Lucan I 405, 432 ff. Theb. XI 754
Silv. I 3. 41, 45 u. ö.) über; zum ersten Nebensatze ist ein rubeat,
sudent ähnliches Praedicat zeugmatisch zu ergänzen, denn gedacht ist
bei nemus nicht an die palmeta, sondern an die Balsampflanzungen
(s. zu II 1. 161), wie gleich in v. 140 verdeutlicht wird. iterata die
dibapha, beschrieben bei Plin. N. H. XXI 45, oft bei den Dichtern mit
bis tincta, bis lauta, repetita umschrieben. primum „wo im Osten", s. zu
I 4. 73. Candida in hellglänzenden Tropfen, denn sucus e plaga
manat quem opobalsamum uocant Plin. N. H. XH 116. sudent trans.
schon Verg. Ecl. IV 30 lustin. XXXVI 3. 4 hae balsamum sudant, vgl.
noch Verg. Gr. II 118. Dafs St. gerade über allerlei Spezereien und ihre
Bereitung sich berichten lassen will, hat seinen Grund darin, dafs diese
Sachen des Orients im Abendlande besonderes Interesse erregten; für
manche galt auch Isis als besondere Beschützerin. 142 ast zu
I 4. 19. Mit Pelasgi bezeichnet St. in der Thebais die Feinde der
Thebaner; der Vers bezieht sich also auf die Beschreibung Theb.
XH 105 ff., die St. demnach gerade unter den Händen hatte, während
ue im folgenden anzudeuten scheint, dafs er sich noch nicht klar war,
wie er den Schlufs des Epos gestalten wollte, laboratas vgl. Theb.
XII Hl 1. Thebas (vgl. 15.9) statt Thebais wie Achilles statt der Achilleis
IV 7. 23 V 2. 163 V 5. 36, immer mit zu der Personification passenden
Wendungen, pagina in weiterem Sinne vgl. Iahn zu Pers. V 20.
406 COMMENTAR
III 3
CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM
Sonderausgabe und Commentar von Lottich 1893.
Inhalt: Steige vom Himmel hernieder, Pietas, und schaue dir
die Klage des Etruscus um den gestorbenen Vater an: du wirst ihn
loben und trösten. Man glaubt kaura, dafs dieser Grad der Trauer
einem Vater gilt; bleibt fern, alle die ihr gegen die Pflicht der Liebe
zu den Eltern verstofsen habt: nur reine und edle Menschen dürfen
dieser Feier beiwohnen. Diese aber sollen sich den Sohn ansehen,
wie er klagt, wie er den Tod des Vaters als zu früh beweint. Im
Elysium wird man einen so verehrten Toten mit Achtung und Stolz
aufnehmen; leicht und ohne Schrecken wird für ihn der Zugang sein,
er wird vor den Thron des Dis treten und für seinen Sohn eine gleich
lange Lebensdauer erflehen (1 — 30).
Während aber der Sohn verschwenderisch Schätze auf Schätze in
die Flammen wirft, will ich eine unvergängliche Gabe, ein ewig
dauerndes Lied bringen; ich vermags, denn ich weifs aus eigener Er-
fahrung, wie man einen Vater beklagt (31 — 42).
Der Verstorbene stammte zwar nicht aus edlem Geschlecht, doch
das Geschick hat ihn zum Diener der Herren der Welt gemacht. Zu
dienen aber ist keine Schande: in wechselseitigem Dienstverhältnis
steht alles in der Welt, auch Hercules, sogar Apollo hat gedient.
Aber der Tote war auch kein Barbarensklave; aus dem in griechischer
Dichtung und griechischem Culte bekannten Smyrna stammte er. In
langer Reihe hat er römischen Kaisern gedient; von Tiberius wurde
ihm die Freiheit geschenkt, Gaius begleitete er auf seinem Zuge nach
Brittannien, an besonders hervorragende Stelle aber setzte ihn Claudius
und vererbte den treuen Diener auf die lange Reihe seiner Nachfolger.
Eine solche Bewährung unter so vielen Herren ist etwas im Himmel
wie auf Erden Unerhörtes. Und das Amt, welches er erhielt, war
auch ein besonders ehrenvolles: er ganz allein verwaltete die Ein-
künfte des Weltreiches, er allein bestimmte und verteilte die Aus-
gaben. So hatte er wenig Mufse und mufste durch ein mäfsiges
Leben auf Erhaltung seiner Kräfte bedacht sein; nur dazu fand er
Zeit, eine Familie zu gründen. Die edle Etrusca, Schwester eines
Consulars, führte er als Gattin heim, und brachte so durch die Mutter
der Familie den Ruhm edler Abkunft. Zwei Kinder wurden dem
III 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 407
Paare geboren, aber die Mutter wurde früh dahingerafft in einem
Alter, wo die Kinder den Verlust noch nicht ermessen konnten. Den
Vater aber suchte das Geschick durch Verleihung weiterer Ehren zu
trösten: Vespasian liefs ihn trotz seiner niedrigen Abkunft am
Triumphe über Judaea teilnehmen und erhob ihn bald danach in
den Kitterstand. So sah der Greis auf eine Reihe von 80 Lebens-
jahren zurück, ohne dafs ein anderes Unglück ihn betroffen hätte.
Selbst einfach, hielt er doch seine Söhne nicht knapp, das beweist
des Etruscus freigebiger Aufwand, dem der Bruder gerne die erste
Stelle zugestand. Beide aber waren dem Kaiser Domitian im höchsten
Mafse dankbar, als er den Vater, den er wegen eines geringfügigen
Vergehens bestrafen mufste, in seiner überall bezeigten Milde nach
kurzer Zeit wieder begnadigte (43 — 171).
Nun ist der Vater gestorben. Wie hat der Sohn um ihn geklagt!
„Warum verläfst du uns jetzt gerade, wo des Kaisers Zorn besänftigt
ist? Warum können wir nicht wie die Helden der Vorzeit die Macht
des Todes brechen? Aber was wir können, dich uns zu erhalten,
wollen wir thun: deine Asche soll im Hause bleiben, Opfer und Bilder
sollen dein Andenken immer erhalten" (172 — 204).
Durch solche Ehren wurde dem Greise der Abstieg ins Reich der
Schatten erleichtert, und er berichtete freudig davon der wieder-
gefundenen Gattin (205 — 207).
Lebe wohl, du guter Vater, dein Andenken wird, so lange dein
Sohn lebt, unvergänglich sein; auch dies Gedicht dankst du ihm
(208 — 216).
Vorbemerkungen: Statius liefert in diesem Gedichte einen neuen
(s. zu II 6) Beweis von seiner Gewandtheit in der verschiedenen Be-
handlung des gleichen Gegenstandes. Die Einleitung ist gegen die
früheren Klagegedichte verändert und der Nachdruck des Ganzen auf
die laudatio des Toten verlegt (ähnlich V 1 und V 3).
Auf den Tod desselben Mannes hat Martial sein Gedicht VII 40
verfafst :
Hie iacet ille senex, Augusta notus in aula,
pectore non humili passus utrumque deum,
natorum pietas sanetis quem coniugis umbris
miseuit: Elysium possidet ambo nemus.
ö oeeidit illa prior uiridi fraudata iuuenta,
hie prope ter senas uixit Olympiadas.
sed festinatis raptum tibi credidit annis,
aspexit lacrimas quisquis, Etrusce, tuas.
408 COMMENTAR
Der beklagte und gepriesene Vater stammte aus Smyrna (v. 60)
und war, in den ersten Jahren unserer Zeitrechnung geboren, als
Sklave nach Rom an den kaiserlichen Hof gekommen. Trotz seiner
Jugend wurde er schon von Tiberius freigelassen (v. 68) und hiefs
seitdem Claudius (seine andern Namen kennen wir nicht). Er blieb
auch unter Gaius am Hofe, begleitete sogar diesen auf seinem be-
rüchtigten Zuge nach Brittannien (v. 71 ff.). Von Claudius dann schon
in ein hohes Amt befördert, erhielt er unter Nero die Stelle a rationibus
(zu v. 85), die er lange Jahre bekleidete. Vespasian liefs ihn zur Teil-
nahme am Triumphe über Judaea zu und erhob ihn in den Ritterstand.
Auch während der ersten Regierungsjahre Domitians blieb er in seinem
Amte, fiel aber dann, im Alter von 80 Jahren (v. 146) in Ungnade
und wurde aus der Stadt verwiesen. Nicht lange vor seinem Tode
(v. 183 ff.) durfte er auf Betreiben seiner Söhne zurückkehren. Er
starb im Alter von ungefähr 90 Jahren. — Sein hohes Amt er-
möglichte ihm die Heirat mit einer Patricierin, der Etrusca (ihr
Bruder war nach v. 115 Consul und Legat im ersten Dakerkriege),
deren Grentilname auf die Söhne überging. Sie starb frühe (v. 112. 126.
135. 207). — Auffallenderweise haben wir m. W. von einem so einflufs-
r eichen Manne keine Inschrift erhalten (hat das verhafste Gentile ihren
Untergang verursacht?), so dafs uns bestimmte Daten fehlen; doch
wird der Ansatz seiner Lebenszeit von 2 — 92 p. Chr. so ziemlich das
Richtige treffen.
Commentar: 1 Die Vorstellung der Pietas verschmilzt völlig
mit der Astraea (s. I 4. 2 V 2. 92 Theb. XI 457 ff); so werden V 3. 89
in einem Atem genannt Pietas oblita uinmi reuocataque caelo Iustitia
(s. auch Ov. Met. I 149). Man beziehe caelo nicht nur zu gratissima,
sondern vor allem zu inspectant 3 niueo diese Ausstattung (ut pura
et laeta numina Barth) hat St. wohl aus Hör. C. I 35. 21 te Spes et
albo rara Fides colit uelata panno (s. Kiessling und Reifferscheid
Bresl. ind. 1878/79 S. 4), woran auch rara anklingt; ebenso Th. XI 459
non habitu quo nota prius . . . sed uittis exuta comam (473 hinterläfst
die Göttin beim Entschweben einen niueus limes). adhuc „noch" zu
praesens. rüdes dem Inhalte nach durch das grammatisch zu expidsa
gehörende fraude bestimmt. 6 mitilms „ rührend ", erklärt durch
v. 12 pater est, qui fletur. pios begründet durch das folgende
nam. laudata l. terge = lauda et terge wie oft s. HI 4. 6 III 5. 9
V 3. 57, 113 Ov. Met. V 59 Fast. IH 227 Büecheler Rh. M. XLV 323
zu Copa 36, anon. Einsidl. I 17 Calpurn. Ecl. VI 18 Lucan IX 166
Mart. IH 95. 5 IX 17. 3 Sil. It. H 512. 12 ora rapi eine ziemlich
harte Verletzung des Isokrateischen Gesetzes (te%v. fr. 4) {irjde rtlevTäv
III 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 409
xal aQieö&ca aitb rfjg avrfjg övXlaßfjg olov st7tov6a öacpri, rjlcxa
Kala, ev&a &akrjg, über dessen Beachtung bei den Griechen jetzt zu
vergleichen ist Tycho Mommsen, Beitr. z. L. v. d. griech. Praep. 757 ff.
Die römischen Dichter (vgl. Serv. zu Aen. II 27 Biese Rh. Mus. XXVIII 634),
z.B. Horaz, vermeiden diesen Zusammenklang nicht ängstlich (s. Kiessling
zu Epist. I 1. 95), bei St. ist er nicht gerade häufig, doch vgl. z.B. 1 1.73
cölla lacu, I 2. 11 manu nuptam, 181 celebrare recentes, 4. 124 nemo
modam, u. ö. Häufiger klingen die Silben nur an wie I 1. 67 nomen
memorabüe u. a. Zum Gedanken s. Ov. Met. I 148 filius ante diem
patrios inquirit in annos, Stat. III praef. 16 , III 3. 21 mira fides, Sen.
de benef. V 17. 4 quis non patri suo supremum diem, ut innocens sit,
optat, ut moderatus sit, exspectat, ut pius, cogitat? s. auch v. 14.
ite . . . si cid Wechsel des Numerus wie oft, vgl. V 5. 15. corde
wie III 5. 14 Th. X 221 u. ö. bei esse, V 1. 248 und Theb. HI 310 u. ö.
bei andern Verbis. nefas tacitum das Verlangen nach baldigem
Tode des Vaters. umquam zu pidsatae; St. denkt wohl auch an
Nero (zu II 7. 118). conscias (est) kann (trotz Markland) dem timet
parallel stehen, weil es „schuldbewufst" bedeutet. 18 implicitos;
das Part. Pass. wird sonst vom Umarmenden gesagt (II 1. 46 Theb.
X 314. 719), steht aber hier vom Umarmten, was bei den activen, wenn
auch anders übertragenen Beispielen Theb. I 65 implicui regem, XI 521
rotes . . . Auster implicuit nicht anzuzweifeln ist. supr. fr, amat atmet
mit Begier den letzten kalten Todeshauch von den Lippen ein, s. zu
II 1. 150; im Ausdrucke besonders ähnlich II 1. 172 frigida lambis
oscula Prop. II 13. 29; vgl. jetzt Kroll Rh. Mus. LH 538. 22 Über
den Empfang durch die Toten s. zu V 1.254. pallentes zu II 1.204.
26 longe zu II 2. 147. Zum Gedanken zu II 1. 184. sibila der
Schlangen in ihren Haaren. uia longa zum Elysium; ähnlich die
germanische Vorstellung Sigurdarkvisa III 41 „Brunhild gestattete
niemand, sie vom langen Gange (zur Hei) abzuhalten". Trag. Rom.
frg.3 38 adsum atque aduenio Acherunte nix uia alta atque ardua.
grates supremas für sein langes Leben; deshalb totidem ohne weiteres
verständlich. anxius weil er fürchtet, der Kummer um seinen eigenen
Tod könne den Sohn in den Tod treiben.
33 inferias (s. munera v. 38) vom Carmen funebre wie V 3. 81.
idtro an meinem Teile, erklärt durch v. 37. 35 anders der Erbe,
der IV 7. 39 ipsum computat ignem. stipentur wie V 1. 210
stipatum. cineres (falsch Lottich = Leiche) steht proleptisch statt
arsura munera (Spezereien etc.), um den Gegensatz der non arsura zu
erhöhen. 38 Über des Dichters gegen früher gesteigertes Selbst-
gefühl vgl. Einltg 11.4. monstrante (vgl. V 3. 59 praeeinerem gemitum)
410 COMMENTAR
wie I 4. 108 II 1. 123 II 4. 31 II 5. 1 IV 2. 3 V 2. 128 V 3. 6, 181, 237
V 5. 82 vom Vormachen und Lehren dessen, was ein anderer nach-
macht (so schon Plaut. Bacch. 133). 40 similis aufs Subject be
zogen, s. II 1. 25 und Anm. zu I 2. 250. Der Satz et ipse titli er-
klärt und begründet saadet. tuli . . . confero mit Betonung der Etymologie
(zu I 1. 6) und der Praeposition (zu II 1. 35).
43 Die prosaische Wendung non quidem . . . nee . . . sed wiederholt
St. IV 6. 90 ff. V 5. 10 ff. linea wie Plin. N. H. XXXV 6 stemmata
uero lineis discarrebant ad imagines pietas, Pauli. Digg. XXXVIII 10. 9
öte^iaara eognationum directo limite in duas lineas separantur u. s. w.
(s. zu II 6. 11). proauis (abl. instr.) praegnant; als solche gelten
für St. natürlich nur nobiles. demissum zu II 1. 85. 45 eulpam
schwach = v. 119 qaiequid patrio eessatum a sanguine. dominos
quidem tulisti, nee tarnen de plebe, et id quod famulatus es non tibi
causa erat pudoris. Über pudor s. zu III 2. 80. 47 famidantur
der Plural dieser Wörter zur Bezeichnung der Himmelsrichtung auch
IV 6. 61 Theb. I 686, wie schon bei Ov. Met. II 190 Lucan II 588
Körte z. d. St. 49 uice euneta geruntur giebt zwar an und für
sich einen richtigen Sinn, aber nicht den scharfen Gegensatz zum
zweiten Teile des Gedankens, welchen premunt „bedrückt, beherrscht"
verlangt und regunktr gut ausdrückt: alles herrscht nach der einen
Seite, während es von der andern Seite her beherrscht wird. Die
Specialisierung des Gedankens führt St. aus nach Philemon (Meineke
frgt. com. IV p. 11) dovkoi ßatiitä&v d<5iv, 6 ßaöiksvg ftecbv, 6 &ebg
ävdyxrjg, danach schon Hör. C. III 1. 5 regum timendorum in proprios
greges, reges in ipsos imperium est Iouis. mox crescit gesagt, indem die
einzelnen Glieder der Reihe etwa wie Zweig, Ast, Baum gedacht
werden. Fälschlich haben frühere Ausgaben das letzte Glied (oft
allein gesagt s. Ov. Met. IX 434 Lucan H 10 Sen. Herc. 0. 1093) s. h.
et numina legum abgetrennt; es nimmt einfach superis wieder auf und
nun folgen als Belege: Sonne, Mond und Sterne, Hercules, Phoebus.
datum s. v. 66. 80. 187. 54 Zu der „Gestirne hellem Chor"
vgl. Lobeck Aglaoph. I 218 Soph. Ant. 1146 Tib. II 1.88 Manil. I 671
Stat. Ach. I 643 Lucian de saltat. 7 Claud. Stil. I 84. laeis xar £%oyr{v
die Sonne (s. z. B. Th. II 121 lucis equi) wohl absichtlich hier gesagt,
um einen abgenutzten Versschlufs zu variieren. 56 et richtig schon
von Gronov verteidigt (diatr. 107 = 1902), nach der Parenthese durch
et wiederaufgenommen. Falsch fafst Lottich den Sinn der Parenthese
so, als ob Hercules und Apollo die verglichenen summa seien. Es
werden vielmehr mit unmittelbarem Zurückgreifen auf den Ausgangs-
punkt des Vergleiches, Claudius, zu dem auch v. 59 sofort die Rede
III 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 411
zurückkehrt, die Herrscher verglichen: sunvmis sind die Kaiser, denen
Cl. gedient, iacentia (Naegelsbach Stil.4 355) Eurystheus und Admet.
Der Göttervergleiche bedient sich St. ohne Scheu, nie würde er ihnen
zu Liebe seinem Helden mit iacentia Abbruch thun; vorsichtig wird er
nur, wenn es sich um die oder den Kaiser handelt, s. I 6. 61 Anm.
pertulit beweist, dafs nicht an den Dienst unter Laomedon gedacht ist;
pacta die zwölf Arbeiten; erubait . . . fistula sehr kühne Enallage.
59 sed neqae greift auf v. 46 nee zurück. barbaricis direct genannt
wird in ähnlichen Wendungen Aegypten II 1. 73 V 5. 66. 61 fönte
die Quelle des wegen Homer (zu II 7. 34) uerendus genannten Meles
lag ganz nahe bei Srnyrna, Plin. N. H. V 118 Smyma amne Melete
gaudens non proeid orto. Das durch potus (seil, tibi est) angedeutete
Bild ist auch St. ganz geläufig, s. z. B. Th. I 686 quique bibit Gangen,
Hör. C. IV 15.21. Dieselbe Localsage aus dem indischen Sagenkreise
des Dionysos (ravQoepvrjg , xsQÖeig, %Eqa6xr\g^ xs^alog) streift St.
Th. IV 389 Hermi de fontibus aureus exis (vgl. noch Lact, zu Theb.
III 476); genauere Belege scheinen ebenso wie für die Hör. C. II 19.17
erwähnten Züge zu fehlen. Immerhin nahe kommt Nonn. XLIII 440
CCTt 'AöÖVQLOlO ÖS XöXtCOV äßQO%LTG)V ZJLOVVÖOg CCV7]'C8V dg i&ova
AvScbv IlaKXCdlov tzccqcc 7tt%aV) OTtt] %Qv6avyi'C Ttrjlä acpvsiov Ttoxa^ioto
yLtkeev cpoivitiGexccL vöojq ; freilich heifst es ebenda XI 41 "Egpog evQQeCxrig
UatvQOiöi {isXeo&G), ov yu$ ccTtb %qv<5oio epi^eu qöov. St. erwähnt den
Zug, um zu sagen, dafs der alte Claudius aus seiner Heimat her
die Fähigkeit mitbrachte, die Schätze des ganzen Reiches zu verwalten
(s. zu 86 ff.). uadum weil der Hermus hier durch Versandung
Anschwemmungen bildete, die heute seinen Lauf und die ganze
Küstenbildung gegen früher verändert haben, vgl. Plin. N. H. V 119.
63 über dehinc s. metr. Anhang VI. curis der Ausdruck
kennzeichnet Freigelassenen- und Rittergeschäfte im Gegensatz zu
senatorischer Amtsbefugnis, ohne dafs doch St. hier damit die
Thätigkeit des Cl. hätte herabsetzen wollen. gradu abhängig
von auetus honos. numina verstehe Caesares, wie gleich deorum.
coluisse latus „nicht von ihrer Seite weichen". 66 arcanis
(subst.) bezeichnet wie curis die rechtlich private, in ihrer Wirkung
amtliche Thätigkeit der kaiserlichen Bureaus. An specielle Ausdeutung
des Ausdrucks auf den notarius secretorum ist hier nicht zu denken.
Über das singulare Adjectiv Tibereia s. zu I 5. 62. 68 annis
multa (vielseitig) super indole uictis = indole superuictis = tibi pro
aetate prudentiori (zum Gedanken zu II 1. 40). Die Tmesis wie Th.
II 660 super dictis infensus und IX 497 (fraxinus ab Hippomedonte
prensa) maiore super, quam (quo) stabat, pondere uieta soluitur, vgl.
412 COMMENTAR
Hör. S. I 1. 86 argento post omnia ponas, I 3. 92 positum ante mea . . .
pullum in parte, Prop. IV 4. 91 Lygd. III 2. 10 Calp. Ecl. VII 41 u. a.
69 oblata cultro data, non empta, non eblandita' Barth; das voran-
gehende Lob der Geistesreife ist eben der Grund für die manumissio.
heres über des Tiberius Testament s. Suet. Cal. 14. Zur Charakteristik
Caligulas vgl. den Ton der Biographie Suetons; Furiis agitatus geht
auf den eigenhändig vollbrachten Mord des Tiberius (Suet. Cal. 12).
quamquam zu II 1. 144. abegit besonders erwähnt, weil Gaius bei
seinem Regierungsantritte grofse Personalveränderungen vornahm.
71 Jdne „infolgedessen". tenuis trotz deiner Jugend. Arctoas . . .
pruinas bei Gaius lächerlicher Expedition nach Brittannien. passus
(es) warum das Wort nicht Hauptverbum sein sollte (s. abegit, surrexit)
vermag ich nicht einzusehen; für den folgenden Vergleich genügt der
Sinn „du hast ihn zu ertragen, zu behandeln verstanden" vollständig
(vgl. z.B. Th.II451 S.V2.104 und besonders Mart.VII40.2 ganz gleich).
Zu terribüem uisa vgl. Suet. Cal. 50 uultum natura horridum ae tetrum
etiam ex industria efferebat componens ad speciäum in omnem terrorem ae
formidinem und die Erzählung bei Philo de legat. ad Gaium § 35 p. 585 M.
von Agrippa, der von Gaius' Anblick und Anrede eine Agonie bekam, wo
Gaius selbst sagt ov xr\ cpavf] [lövov äkkä %al roig o[i[icc6i y&eyyoiicci.
immanemque suis (vgl. II 1.58 famulis tumentem u. Anm., die Anekdoten
bei Sueton) hebt die Geschicklichkeit des Toten, der trotzdem mit ihm
auszukommen verstanden hat. 74 über diese Kunststücke der Tier-
bändigung vgl. zu II 5. 6 f. 76 sed führt die Steigerung praecipuos
gegenüber dem einfachen comes v. 71 ein; enim gehört zu merito.
surrexit in eigentlicher Bedeutung oft transitiv, übertragen nur hier;
vgl. IV 4. 38 solidos nouus exsultabis in actus, V 1. 109 ingentibus actis
admotus coniunx. nondum darf man nicht so pressen, dafs man an-
nähme, die Beförderung sei kurz vor dem Tode des Claudius erfolgt.
Auch die Relation der tempora: surrexit während seiner Regierung,
transmittit bei seinem Tode schliefst das aus. St. erinnert nur an die
Consecration, weil der Tote als Freigelassener der gens Claudia
(s. v. 68) den Claudius als Gott verehrte. Aus demselben Grunde
kann keine Rede davon sein, das demissus der codd. entsprechend dem
Tone der Apocolocyntosis und luv. VI 622 descendere iussit in caelum
als Hohn zu erklären; unter der Regierung der Flavier, deren erster
Kaiser dem Claudius sehr verpflichtet war, wäre so etwas niemandem,
am letzten dem gutmütigen Statius eingefallen (vgl. auch Nordmeyer,
de Octaviae fabula S. 39 ff.). Zur Anschauung von stelligerum vgl.
die Anm. zu I 1. 98. longo nepoti kann gewifs heifsen „dem späten
Enkel", auch „dem lange regierenden Enkel" (s. Theb. II 114 longus ...
in 3 CONSOLATIO AD CLAVD1VM ETRVSCVM 413
exul). Aber die Gedankenfolge schliefst gebieterisch jede andere Er-
klärung aus als die schon von Barth angedeutete: die lange Reihe
(vgl. longa dies zu v. 124) der Enkel d. h. der Nachfolger auf dem
Kaiserthron bis auf Domitian (s. I 1. 107 nepotes). Nur diese Er-
klärung rechtfertigt den Anschlufs der folgenden Declamation über
die bewundernswerte Vielheit der Herren des Toten; sie erklärt auch
das Tempus transmittit. Gewifs hat Mommsen St. R. II2 1036 recht,
wenn er betont, im Interesse der Monarchie habe es gelegen, alles zu
vermeiden, was nach Erblichkeit aussah; ins Bewufstsein des Volkes
aber ist diese Vorstellung, weil zu natürlich, doch eingedrungen. In
dem Satze des Galba (Tac. Hist. I 16) sub Tiberio et Gaio et Claudio
unias familiae quasi hcreditas fuimus verrät nur das quasi den Politiker;
Statius sagt v. 69 auch heres und bezeichnet IV 1. 33 die vorher-
gehenden Kaiser als auos des Domitian. Namentlich die Flavischen
Kaiser werden einer solchen Auffassung keinen Widerstand entgegen-
gesetzt haben, weil ihre plebejische Familie durch diese Verwandt-
schaft nur an Ansehen gewinnen konnte. Eine äufsere Constatierung
der Verwandtschaft liegt ja auch schon in der Annahme der cogno-
mina Caesar und Augustus. 79 Gedankenfolge: kein gottesfürchtiger
Mensch kann soviel Göttern dienen wie du Kaisern gedient hast, nicht
einmal Götter dienen mehreren andern Göttern (in allen drei Sätzen
denke man also ein „nur" hinzu). St. wendet hier zum Lobe, was unter
andern Umständen zum Tadel gemacht wurde, vgl. die Anm. zu I 1.54
und zu 116.22. superos der acc. ist auffällig, doch vgl. IV 6. 98 amantes
carmina laurus; luv. XIV 96 metuentem sabbata patrem hat einen andern
Hintergrund Friedl^ender u. Klebs z. d. St.; einige unsichere Beispiele
von deum metuens auf Steinen zur Bezeichnung der ftsbv q)oßov[i£voi, der
jüdischen Proselyten, bei Schürer Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1897. 218 ff.
pariter nicht zeitlich, sondern vergleichend. datur so (= fertur s. zu
III 2. 134) zuerst Theb. VII 315 XI 572, später Claud. R. Pros. III 337
Barth z. d. St. imbrifera zu IV 3. 100. 82 celer obsequio s. Verg. A.
1X178. rite jeden einzelnen, wie es sich gehörte. 85 iamque knüpft
nach der declamatorischen Parenthese wieder an praecipuos surrexit in
actus an. Trotzdem ist es unmöglich anzunehmen, dafs Claudius das
Amt a rationibus schon von Kaiser Claudius erhalten habe, da es unter
diesem von Pallas bekleidet wurde, der es erst unter Nero verlor (Suet.
Claud. 28 Tac. Ann. XIII 14). Wir werden also zu denken haben, dafs
mit den praecipuos actus eine Stelle wie etwa des curarum socius (v. 161)
gemeint sei, die der Tote schon unter Claudius erhalten, während er
nach Pallas' Abgang nun selbst in die höchste Stelle (uni v. 86) ein-
rückte. Dafs St. den Namen des Nero nicht nennt, versteht sich
414 COMMENTAR
leicht; in andern Gedichten scheut er sich nicht, der allgemeinen An-
sicht über diesen Kaiser Ausdruck zu geben (vgl. II 7. 61 und 118 ff.),
aber Nero war doch nun einmal der Beförderer des Claudius, darum
war es hier besser, einen Namen zu übergehen, der nicht ohne un-
angenehme Beiwörter bleiben konnte. lux alta wie es den Göttern
voranzuleuchten pflegt, denen auch aufsergewöhnliche Gröfse (praecelsa)
zukommt (zu I 2. 115). toto Enallage statt tota. sanctarum . . .
opum umfafst den fiscus wie das Patrimonium; in einem Senats-
decret wird des Pallas als custodis principalium opum gedacht (Plin. Ep.
VIII 6. 7). Vgl. auch die Statius nachgebildete Stelle bei Claud. Pan.
Theod. 38 hine sacrae mandantur opes orbisque tributa possessio quicquid
fluuiis euoluitur auri, quicquid luce procul uenas rimata sequaces abdita
pallentis fodit sollertia Bessi. digestus das Wort findet sich an-
scheinend nur hier, bezeichnet aber passend die Verteilung der
einzelnen Summen auf die Posten des Budgets. partae hervor-
gebracht (nicht vereinnahmt), alle folgenden Verba eiectat, nitet, terit,
legit zusammenfassend. Die folgende von Mommsen (St. R. II 3 998),
Hirschfeld (V. G. I 31), Friedl^ender (S. G. I6 106 f.) behandelte
Stelle giebt eine, auch äufserlich in der Länge des Satzes zum Aus-
druck gebrachte, Anschauung von den Einkünften des Fiscus (vgl. Rut.
Nam. I 143 ff.). 89 fossis die Goldgruben in Asturien, Gallaecien,
Lusitanien, deren Erträge sehr beträchtlich waren, Plin.N.H. XXXIII 78
Hirschfeld V. G. I 85. 5 (das ius metallorum war seit Tiberius kaiser-
lich Suet. Tib. 49); Dälmatico auch Gold (zu IV 7. 13), Afris auch
aus den Senatsprovinzen bezog der Fiscus Getreidelieferungen Mommsen
St. R. IP 1006 Hirschfeld V. G. I 133. 4, NM Aegypten war be-
kanntlich Privatbesitz des Kaisers, pelagi der Ertrag der Perlenfischerei
war sehr grofs Plin. N. H. XII 84, pecuaria culta die wohlgepflegten
Viehherden (Acron zu Hör. C. II 6. 10) von Domänen am Galaesus
(Lacedaemonii zu 112.111), perspicuaeque niues Kry stalle aus ägyptischen
Fabriken (Marqvardt St. V. H 227. 2), niues genannt, weil man
glaubte der natürliche Bergkrystall entstehe durch Gefrieren (s. zu
I 2. 126), Mass. robora afrikanisches Citrusholz (Marqvardt Pr. L.
II2 723), Indi dentis honos (= magni aestimatus dens Indus) wohl ge-
meint das in Afrika gewonnene Elfenbein (Bluemner II 3G2): zum
Schlüsse zusammenfassend die Erträge aller Himmelsgegenden, mehr
als man zählen kann (zum Sprichworte s. Otto Sprichw. s. v. arista 1
und harena 1, genau wie hier Manil. V 731 sed quot eant semper
nascentes aequore fluctuSy quot delapsa cadant foliorum milia siluisu. s.w.).
Wie es zuweilen kam, dafs der Fiscus sich solcher Erträge bemächtigte,
erklärt die Erzählung von dem fiscalischen Anbau der Baisamumstaude
ni 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 415
bei Plin. N. H. XH 113. Mit v. 98 schliefst die Aufzählung der
von Claudius zu verwaltenden Einnahmen, es folgen die Ausgaben, die
auch vom procurator a rationibus zu ordnen und zu überwachen sind.
Daher ziehe ich vor mit Salmasivs et citus (citus empfiehlt sich bei
Statius' Art zu wiederholen geradezu durch das vorangehende citius)
zu lesen: er erwägt auch die Ausgaben, citus weil er uigil animique
(derselbe Schreibfehler animaeque auch III 5. 63) sagacis ist, iste wie
II 2. 110 III 4. 34 III 5. 3 von der gerade gelobten Person. Zur
Aufzählung, die obwohl dem Zusammenhange nach auf mehrere Kaiser
gehend, doch mit Vorliebe Gebiete nennt, auf denen Domitian sich
Verdienste erworben: 1) Romana pila das Heerwesen, der älteste Teil
fiscalischer Leistungen, unter Domitian durch die Solderhöhung (Suet. 7)
bedeutend gesteigert; 2) tribus die tributim erfolgende Zuweisung der
frumentationes (seit Claudius? Hirschfeld V. G. I 130 Mommsen
St. R. II3 1038), doch ist wohl auch an die von Domitian 3mal ge-
spendeten) congiaria (Mart. VIII 15. 4 ditant Latias tertia dona tribus)
gedacht; 3) templa gelegentliche Leistungen der Kaiser für Neubau
und Wiederaufbau von Tempeln und andern opera publica (Verzeichnis
der Bauten Domitians bei Gsell S. 91 — 116); 4) undarum cursus
(s. I 5. 27 III 1. 62 currens unda) die cura aquarum (über die Ver-
teilung der Kosten auf Aerar und Fiscus Hirsciifeld V. G. I 163 ff.);
5) propugnacula aequoris gemeint ist wohl die seit Claudius sehr
kostspielige cura portus Ostiensis (Hirschfeld V. G. I 154); 6) die
cura uiarum, der Domitian besondere Fürsorge angedeihen liefs
(s. zu IV 3); 7) die cura domus Augustae (Hirschfeld V. G. 1 195)
mit besonderer Anspielung auf Domitians neuen Palast auf dem
Palatin (zu 11.34), dessen Baukosten natürlich aus dem Patrimonium
flössen, das also auch dem procurator a rationibus unterstand; 8) diuum
in uultus die cura statuarum, die der verstorbenen Kaiser mit ein-
geschlossen (aber nicht mit Lottich allein auf das templum gentis
Flaviae zu beziehen; massa heifst unverarbeitetes Erzmaterial, s. Hirsch-
feld V. G.1 78 Anm.); 9) die Sorge für die Zuweisung der Metalleinkünfte
(zu v. 89) an die Münze, igni ... igne ohne Anstofs (s. Th. 1387 imbri,
438 imbre, Aetna 513 igne, 521 igni), die Formen wechseln der metrischen
Bequemlichkeit wegen (bei Stat. 35 mal igne metrisch gesichert, 7 mal
die Form im 6. Fufse, davon 2 mal in den Silvae im Matr. igni, 2 mal
sicher igni hier und Ach. I 657 igni ferroque excisa; gerade im 5. Fufse
empfahl sich also von selbst die gewöhnlichere Form igne), die Wort-
wiederholung verbindet absichtlich die gleichartigen Gedanken (s. Aetna
80/81 poena . . . poena), während die übrigen Ausdrücke formanda
liquescat und scriptum crepet die Verschiedenheit der Technik malen.
416 COMMENTAR
scriptum heifst „geprägt", s. luv. VI 205 scripto radiat Germanicus auro,
Prud. Peristeph. II 120 nummus omnis scribihir, allgemeiner „geformt"
Mart. XI 4. 3 scriptus Iuppiter auro. Aus dem Zusätze Ausoniae wird
man bei Statius' Willkür in der Wahl der Epitheta nicht mit Hirsch-
feld V. G. I 92. 3 den von den Münzfunden widerlegten Schlufs ziehen,
dafs damals Rom einzige Münzstätte gewesen. Dafs die römische
Münze direct dem Piscus unterstellt war, beweist unsere Stelle eben-
sowenig. 106 hinc nicht zeitlich (Lottich), sondern „infolgedessen".
uoluptas „Vergnügen, Zerstreuung u. laesa richtig, denn cura
heifst „Amt" wie v. 63; dasselbe Bild ist üblich bei saucius mero.
109 uincire sicher der unter auct. angeführten Prop erzstelle nach-
gebildet. 111 genus formamque im folgenden chiastisch ausgeführt;
darum ist die Wiederholung von genus (trotz Markland) ohne An-
stofs. haud weil Etrusca frühe starb, s. v. 124 ff. famae par
gehört zusammen; über die Bilder von Toten s. zu II 7. 125.
114 Dafs die Kinder der Mutter uultibus ähnlich sehen, ist selbst-
verständlich; St. wollte mehr sagen: sie sind einander so ähnlich, dafs
man in den gemeinsamen Zügen leicht die der Mutter wiedererkennt.
Vgl. IV 8. 11 et similes contendit reddere uultus. Das Randglossem
uultibus ist von den Abschreibern in den Vers hineingezogen worden.
115 Der Bruder der Etrusca war also Consul gewesen und hatte
dann als Consular ein Commando im ersten dakischen Kriege (über
den Triumph s. Einltg 49. 3) geführt. enses wie IV 7. 45 V 1. 94
Commandostellen. amentia vgl. zu I 1. 26 cxtemos furores. Über
die Bedeutung von v. 119 f. s. zu v. 145. 123 labores statt labo-
rantem. 124 Den frühen Tod der Etrusca bezeugt auch Mart.
VII 40. 5. Construiere: si longa dies, si iusta stamina tibi dedissent
cernere u. s. w. longa dies heifst eine lange Reihe von Tagen, ein
langes Leben wie Ov. Pont. IV 11. 19 Manil. I 519 Sen. ad Marc. 8. 1
luv. X 265 Plin. Ep. VIII 5. 3 Claud. Eutrop. II 244 Auson parent.
IX 12 epist. XXVII 12, s. auch v. 78. 126 cecidere fanden ein Ende
(Diels Sibyll. Bl. 76); hier wird das Bild vom welken Laub durch
das folgende besonders deutlich. 127 manu ziemlich pleonastisch
wie Theb. I 519 III 248 IV 189 XI 629 Silv. III 4. 87 IV 3. 54 V 1. 87
V 2. 78, schon Lucan X 120. Der Vergleich mit den Blumen seit
Hom. II. VIII 306 [irjxcov cog irsgcoös xccQrj ßdksv r\ % svl %r\%(p k&qtig)
ßQi&o[ievY] voTLflöi ts tiaQivf\<5iv sehr häufig vgl. Plaut. Pseud. 38 (danach
Auson Prof. VI 41 p. 55 P.)' Catull XI 22 Verg. A. Villi 435 f. Ov. A. A.
II113ff. Met.X190ff. Manil.V256fF. Sen.Phaedr. 764ff. Val. Fl. VI 491 ff.
Stat.Th.VI58 Silv. II 1.106 u.ö. Zur lockeren Anfügung eines zweiten
Vergleichgliedes mit aut ubi s. jetzt Vaiilen ind. lect. Berol. 1895/96
in 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 417
S. 18 ff., dessen Belegen füge man hinzu Sen. Med. 583 ff. Val. Fl.
IV 507. 661. uema purpura wohl die Hyacinthe. 132 maternoque
der Venus s. zu I 3. 10. Die Ausmalung des Bildes durch pennis
laceris (seil, plangendo) und den Aufbau des rogus mit den Köchern
(sie haben jetzt, wo E. gestorben, keine Verwendung mehr dafür)
scheint alexandrinisch. Über die alte Sitte des Haaropfers s. zu
II 1. 147. 134 collectae besagt (mit Gegensatz zu spargere) ganz
dasselbe wie collatac; einer der Amoren sammelt sie und baut sie
auf. 135 dedisses seil, si adoleuisses. hos annos den greisen
Vater (s. V 2. 107). Trotz der Überleitung durch v. 136 f. er-
scheint der Übergang auf den Vater mit illum etwas knapp.
138 qui Vespasian, terris den noch lebenden Domitian, astris Titus.
140 Idumaei St. scheint hier wie HI 2. 138 V 1. 213 u. V 2. 138
absichtlich das Wort Iudaei zu meiden, vgl. Reinach Textes relatifs
au Judai'sme 286. Die Umschreibung durch Idume ist bei den lat.
Dichtern dieser Zeit allgemein angenommen. 141 loco et ordine
Hendiadyoin gehört ccitb xoivov zu dignatus (er hielt ihn dessen für
würdig) und dem durch das Folgende (eigentlich schlofs ihn die
plebejische Abkunft aus; nihil seil, honoris) erklärten, negativ ge-
wandten non uetuit (mit Abi. wie Theb. XII 558, von St. geneuerte
Construction nach Analogie von prohibere, arcere). 143 populo de-
duxit in e. e. mit scharf betonter localer Anschauung: aus den für die
plebs bestimmten, zum Teil ja auch höher gelegenen Sitzreihen führte
er ihn in die für die Ritter reservierten (zu I 6. 35) hinab. Zweites
Bild: statt des eisernen Fingerreifs der Libertinen erhält Claudius den
goldenen der Ritter (Mommsen St. R. II3 837. l). Nach der zweimaligen
bildlichen Umschreibung der Erhebung in den Ritterstand wäre v. 145
im gleichen Sinne ohne Bild, wie sie Salmasivs herstellt, gar zu un-
geschickt gesagt. Ich suche darum ein neues Moment in den Worten
und finde es darin, dafs Claudius nun seinen Söhnen an Rang gleich-
steht. Die Worte v. 119 f. sie quiequid patrio eessatum a sanguine
mater reddidit hätten gar keinen Sinn, wenn die Kinder der Senatorin
Etrusca mit dem Freigelassenen wirklich nach strengem Rechte
(Mommsen St. R. III 472) als illegitim gegolten hätten. Der Kaiser
wird ihnen also wohl, wie das in diesen Zeiten schon öfter geschah,
bei der Eheschliefsung im voraus Ritterrang und die Erlaubnis den
Namen Etruscus zu führen verliehen haben. celso häufig (Buecheler
Rh. M. XXXV 395), wenn auch nicht ausschliefslich (Stahl Rh. M.
XXXVIII 159) Beiwort der Ritter, s. I 4. 42. 146 Über die Zeit-
angabe s. zu v. 164. sine nube zu I 3. 109. diues = largus
(s. zu I 6. 66). nitor man denke an die Pracht des balneum
Vollmer, Statins' silvae. 27
418 COMMENTAR
Etrusci 15. 151 reuocante sich wiederholender (zu II 1. 64). Ver-
stehe: nunquam imperio pater cpaterna potestate non ad imperandum,
sed ad suadendum usus' Barth. pronior seil, quam suo honori.
Man ist versucht, das Lob über das Verhältnis der Brüder so
zu verstehen, als ob sie Zwillinge gewesen und Etruscus zum Erst-
geborenen erklärt worden wäre, wie es V 2. 75 von Zwillingen heilst
aequaeuo cedere fratri. Dieser Annahme aber widerspricht v. 122 bis
ad partus uenit Lucina. Etruscus wird also der ältere gewesen sein,
und der jüngere neidete ihm den Glanz der Erstgeburt nicht.
154 St. geht mit plötzlicher Wendung (vgl. z. B. II 1. 189) auf die
Scene (darum ind. rependunt) der Danksagung der Söhne über, indem
er geschickt die Erzählung von der Verbannung mit der Begnadigung
beginnt; dem entspricht die schonende, entschuldigende Andeutung des
Vergehens, renato zu I 5. 65. rebus exhausta s. durch die Geschäfte
erschöpft s. zu III 5. 73. 157 regressum der Vergilianische Ausdruck
ist der Bedeutung nach umgeprägt: St. denkt an v. 86 intrauit; jetzt
verläfst die Göttin das Haus, um später wiederzukehren Fortuna
redeunte v. 183. Vgl. auch Theb. II 312 fugamque Fortunae, 540 deus
et Fortuna recessit, auch Silv. V 3. 144 auid; ähnlich schon Hör. C.
IH 29. 53 Fortuna ... si celeres quatit pennas, A. P. 201 ut redeat miseris,
dbeat Fortuna superbis. attonitum das Bild ist also ganz verblafst,
denn das fulmen (stehend von kaiserlicher Ungnade und Strafe z. B.
Plin. Ep. IH 11. 3)^ ist ja noch uenturum. Zur Fortführung des
Bildes vgl. Claud. Stil. H 25 iurgia contentus solo terrore coerces aeiherii
patris exemplo, qui u. s. w. 160 contentus und weiterhin iussus mit
zweimaliger harter Ellipse von eras bzw. est 161 curarum socius
„Amtsgenosse", doch wohl ein Untergebener (uni v. 86. 95), vielleicht ein
adiutor a rationibus, s. Hirschfeld V. G. 1 32 u. 35. Campani die Ver-
bannung ultra centesimum lapidem in oram Campaniae (Tac. Ann. XHI 26)
war die mildeste Form derselben. * Diomedeas arces die Gründungen
des Diomedes in Daunien (Verg. A. VIII 9 XI 243 ff.) Röscher Lex.
I 1027. Mit et scheint St. eine zweite Verschickung nach Arpi als ge-
ringfügig hinzustellen. 164 nee longa s. breues iras v. 184. Wenn man
die Zahlangaben bei Statius (v. 146 80 Jahre alt bei der Verbannung)
und Martial (VII 40. 6 90 Jahre [Olympiadas = 5 Jahre Friedender
zu IV 45. 4] beim Tode, der doch nach Silv. III 3. 183 bald auf die
Begnadigung folgte) genau nähme, so wäre nee longa stark euphe-
mistisch gesagt; übertrieben bleibt das Wort immer, auch wenn man
sowohl die Zahl 80 als nach unten, wie 90 als nach oben hin ab-
gerundet annimmt. 166 inclinatos seil, fulmine. 168 Über den
Friedensschlufs mit den Chatten s. Einltg 45, über montem zu I 1. 80,
III 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM ETRVSCVM 419
über die Ablehnung des Sarmatentriumphes Einltg 52. Ohne Zweifel
hat St. Theb. XII 579 ff. die ganze Stelle, wie so manche andere in
seinen Epen (s. zu IV 4. 62) , mit Absicht so gehalten, dafs die Zu-
hörer die Anspielung auf den Kaiser verstanden, z. B. sed et hunc
dignare triumphum und sie tibi non ullae socio, sine Pallade pugnae u. s.w.
172 iamque in frne dies seil, sunt Claudi bezeichnet den sanften
Tod des Greises. hie temporal „nun". me poscit seil, ad carmina
talia s.v. 215. 174 Dieselbe Zusammenstellung von Schwan, Sirenen,
Nachtigall wird V 3. 80 ff. als zu trivial abgewiesen. Siculae rupes
diese Localisierung der Sirenen ist für St. ungewöhnlich, vgl. zu II 2. 1.
moderantur St. vermeidet absichtlich das gewöhnliche modulantur;
es ist hier auch nicht an einfaches Singen oder Spielen gedacht
(Hör. C. I 24. 14 moderer e fidem, IV 3. 18 testudinis . . . strepitum tem-
peras, Uppenkamp Fleck. Jahrb. 1893, 80), sondern an Vorspielen zum
Nachsingen, vgl. Cic. Tusc. V 104 cantus numerosque moderantur, Phoc.
Vit. Verg. 18 (PLM V p. 86) didei moderata cantu. 177 super oseula
local und final: um Küsse zu geben; solche kurzen präpositionalen Aus-
drücke liebt St. sehr, vgl. Th. XII 625 (Aegea) casurum in nomina
ponti. 179 Der Vergleich mit Theseus hat zum tertium compara-
tionis, dafs beide Väter das von den Söhnen gewonnene Glück, Aegeus
das der Befreiung von der Cretischen Schmach, Claudius das der Be-
gnadigung nicht mehr geniefsen konnten und tanti orbati muneris usu
ad manes ingrati fugerunt. St. verdunkelt das Vergleichs Verhältnis wie
oft, indem er den Vergleich mit accessorischen Umständen belastet
(zu I 2. 213). periuria litora ist unhaltbar (Lottich übersieht, dafs
periurius Plaut. Trin. 201 Comparativ ist); es ist litore zu lesen und
nicht zum Hauptsatz (am Gestade angekommen), sondern zum Relativ-
satz (den am Gestade harrenden Vater) zu beziehen. Theseus aber be-
klagt periuria, weil sein Treubruch gegen Ariadne ihm deren Fluch
eingetragen: facta uirum muletantes uindice poena JEumenides . . . huc
huc aduentate, meas audite querellas . . . quali solam Theseus me mente
reliquit, tali mente, deae, funestet seque suosque (Catull 64. 192 ff.), wo
tali mente (ebenso v. 248) die Parallele zieht zwischen dem Treu-
bruch gegen die Königstochter und dem Bruch der die Farbe der
Segel betreffenden Verabredung mit dem Vater. Darum ist v. 180
bis auf die beiden letzten Worte so gehalten, dafs man unwillkürlich
an Ariadne denkt. 181 Die Härte des Überganges auf Etruscus
durch tunc verwischt etwas die Verbindung von Verglichenem und
Vergleiche durch die Wortwiederholung: gemuit . . . gemens.
cineres äjtb xotvov zu foedatus ora (vgl. zu V 3. 32) und adfatur.
186 ingrate cquia non adgnouit utendo beneficium Caesaris'
27*
420 COMMENTAR
Gronov, s. V 5. 75. nee fleetere keine Frage, sondern Ausruf, mit
dem vorhergehenden Satze durch die Wiederholung von placare enge
verbunden: und es ist doch unmöglich. malae von allem Unheil-
vollen, s. V 1. 152 Iouis igne malo, 209 malae . . . pompae.
188 Die Beispiele für Vereinigung mit Toten wiederholen sich (nach
Vergils Vorbilde VI 119 ff.) oft, vgl. II 7.122; die ganze Reihe Aeneas,
Orpheus, Admet, Laodamia V 3. 266 ff. Hier werden von etwas ver-
schobenem Standpunkte (Rettung vor dem Tode) zwei römische (Scipio,
Lausus) dem Aeneas, von dem hier nur die Rettung des Vaters aus
Troja berichtet wird, zugefügt, und nun erst wird mit ergo, das
die Beweisführung der folgenden Beispiele von Alkestis und Orpheus
vorwegnimmt, die Folgerung gezogen, man müsse erst recht einen
Vater aus der Unterwelt wiederholen können. Myeeneae Ilions, von
Agamemnon entzündet. Die Heldenthat des jungen Scipio am Ticinus
bei Liv. XXI 46. 7 Flor. II 6. 10, poetisch verherrlicht von Sil. It.
IV 445 ff., die des Lausus bei Verg. A. X 786 ff. 192 pensare durch
den eigenen Tod. Styga uincere durch den Zusatz supplex vor einem
Mifsverständnisse nach Art von Hercules' Wort III 1. 172: duram seio
uineere Mortem geschützt, melius dieselbe Anschauung wie V 3. 272
causa minor. 195 mittam logius ich will dich nicht draufsen vor
der Stadt beisetzen. 198 rite minor so dafs Claudius als Heros
(s. Rohde Psyche 185. 2) gewissermafsen paterfamilias bleibt.
200 effigies zu II 7. 124. similem (zu I 1. 101) äitb xolvov auch zu
te lucida saxa (Marmor), doetae . . . cerae von einem Künstler ge-
fertigtes Gemälde, ebur eine Elfenbeinstatue, aurum ein clupeus aureus
wie H 7. 129. 203 examina die Erfahrungen deines langen Lebens.
206 Zum Gedanken vgl. V 5. 41. lente weil er dem Sohne gerne
noch länger zuhörte. fert seil, secum. Die Fiction des Berichtes
an die Gattin hat noch den besonderen Hintergrund, dafs die Gräber
der Eltern bei einander lagen, vgl. Martials Worte (s. 0.) quem eoniugis
umbris miseuit. 210 triste prädicativ, Chaos (zu III 2. 92) seil. Tar-
tareum (V 1.206). qui maior Jwnos s. zu II 6. 90. 213 hie = Etruscus ;
Markland verstand (mit ihm Lottich): chic, in Italia, litabit manibus
tuis et cenotaphium tibi exstruet in tua tellure, Smyrna, tuo gentili
solo'. Aber es ist nur die Consequenz von v. 196, dafs Etruscus auch
das monumentum (dafür tumulum wie hoc etiam sepulcro v. 217 zeigt)
auf seinem eigenen Grund und Boden errichtete. Wenn das Verbot
der 12 Tafeln hominem mortuom in urbe ne sepelito neue urito von
Hadrian (Digg. XL VII 12. 3. 5) und späteren Kaisern erneuert werden
mufste, so beweist der Umstand eben, dafs zu Statius' Zeit mancher ver-
fahren hat wie Etruscus. Entsprechend dem e tua tellure betont Stat.
III 3 CONSOLATIO AD CLAVDIVM III 4 CAPILLI FLA VI EARINI 421
V 3.37 iugcra nostra tenens. 215 sancit (wie Th. XI 344 sanxi uota)
weiht, widmet, exemplo meritus ci. e. quae exemplo pietatis suae meruit,
a nobis elicuit. sie in praef. V: omnibus affectibus sunt prosequenda bona
exempla, cum publice prosint et V 1. 4 namque egregia pietate meretur*
Gronov. Vgl. noch V 3. 263 und besonders III praef. 14 merebatur
et Claudii Etrusci mei pietas aliquod ex studiis nostris Solarium,
sepulcro über diesen Vergleich des Gedichtes, s. zu II 7. 72.
III 4
CAPILLI FLAVI EARINI
Inhalt: Mögt ihr, Locken, eine günstige Fahrt haben; sicher be-
günstigt euch Venus, bringt euch vielleicht selbst ans Ziel. Asklepios
soll sie selbst dem Vater zeigen, der vielleicht von seinem unberührten
Haare eine ähnliche Spende geben wird (1 — 11).
Heil dir, Pergamon, du hast den Göttern dieser Erde mit Earinos
ein beifälligeres Geschenk gemacht als der Ida dem Juppiter mit
Ganymedes. Venus selbst hat den Knaben vor dem Altar des Heil-
gottes spielend aufgefunden und, bezaubert von seiner Schönheit, nach
Rom geführt, dort mit allen Reizen der Anmut ausgestattet und ihn
zum Liebling des Kaisers gemacht (12 — 59).
Die Götter haben dir eine grofse Gunst bezeugt, o Knabe, dafs
du immer vor dem Antlitze des Kaisers stehen darfst. Asklepios selbst
hat dich auch beschützt bei der Verwandlung, die deine Schönheit
frisch und zart erhalten sollte; trotzdem fürchtete Venus noch für
ihren Liebling. Damals hatte der Kaiser noch nicht die Grausamkeit
der Entmannung verboten; wärest du etwas später geboren, so könntest
du jetzt mit den Haaren den ersten Bart deinem Gotte senden
(60—81).
Jetzt mufs das Haar allein die Reise machen. (Wieder haben die
Götter dir Gunst erwiesen.) Venus und die Gratien haben das Haar
gepflegt, die Amoren selbst es nun geschnitten und in kostbarer
Büchse verpackt. Einer der Götterknaben hat auch dein Bild in
goldenem Spiegel aufgefangen und mitversandt (81 — 98).
Die Wünsche aber, mit denen Earinos selbst die Gabe begleitet,
enthalten die Bitte um langes, glückliches Leben für seinen kaiser-
422 COMMENTAR
liehen Herrn, und die Götter verheifsen durch Zeichen Gewährung
(99 — 106).
Vorbemerkungen: Die alte (IL XXIII 141 f.) griechische Sitte,
wie den Bart (s. v. 80 Anm.) so die erstabgeschnittenen Haare eines
Kindes mit Wünschen des Inhalts wie xovqov ae^otg sv^lolqov Xevxi\v
a%Qig iy rjkixtrjv einem Gotte (Hermes Anth. Gr. VI 282; Apollo
ebenda 278. 279; von Mädchen und Bräuten der Artemis 276. 277. 280,
der Venus 275, der Cybele 281, der Hera 133, der Isis 60) zu weihen,
ist (trotz Censorin d. n. I 10) erst im 1. Jahrhundert, wie es scheint,
auch in Rom allgemein geworden, s. Iahn zu Pers. II 70. Bei hervor-
ragenden Personen oder ihnen nachäffenden Parvenüs geschah die De-
dication in einer pyxis aurea (Suet. Nero 12 Petron 29). Bei der
Auswahl des Gottes scheint oft wie hier bei Earinos (vgl. v. 81) der
heimatliche Cult besonders gewählt worden zu sein (so von Achill der
Sperchios; Theb. VI 610 patriis ... deuouerat aris). Gebührend
wendet St. den eigentlich für Earinos zu sprechenden Wunsch dem
Kaiser zu (v. 100 ff.); dem alten Gebrauche gemäfs redet Mart. IX 17.7
tu iuuenale decus serua, der in seinen Epigrammen fast dieselben
Schmeichelmotive aufweist wie St. Die Zufügung des Spiegels hat
ebenfalls ihr Vorbild in griechischer Poesie, vgl. Anth. Gr. VI 1 u. 18 — 20
von Lais, mit anderer, aber nahe verwandter Wendung. Dafs das
ganze Gedicht mehr auf die Verherrlichung des Kaisers als die des
jungen Eunuchen abzielt, liegt in der Natur der Sache. Ruedeger
1887, 10 ff. legt der nebensächlichen Behandlung des Knaben zu grofse
Bedeutung bei.
Martials Gedichte aus dem Jahre 94 lauten:
IX 16 Consilium formae, speculum, dulcesque capillos
Pergameo posuit dona sacrata deo
ille puer tota domino gratissimus aula,
nomine qui signat tempora uerna suo.
5 felix, quae tali censetur munere tellus;
nee Ganymedeas mallet habere comas.
IX 17 Latonae uenerande nepos, qui mitibus herbis
Parcarum exoras pensa breuesque colos,
hos tibi laudatos domino rata uota capillos
ille tuus Latia misit ab urbe puer.
5 addidit et nitidum sacratis crinibus orbem,
quo felix facies iudice tuta fuit.
tu iuuenale decus serua, ne pulcrior ille
in longa fuerit quam breuiore coma.
III 4 CAPILLI FLAVI EARINI 423
IX 36 Viderat Ausonium posito modo crine ministrum
Phryx puer, alterius gaudia nota Iouis:
fquod -tuus, eece, suo Caesar permisit ephebo,
tu permitte tuo, maxime rector' ait;
ciam mihi prima latet longis lanugo capillis, 5
iam tua me ridet Iuno uocatque uirum'.
cui pater aetherius cpuer o dulcissime', dixit,
cnon ego, quod poscis, res negat ipsa tibi;
Caesar habet noster similes tibi mille ministros
tantaque sidereos uix capit aula mares; 10
at tibi si dederit uultus coma tonsa uiriles,
quis mihi, qui nectar misceat, alter erit?'
Commentar: 1 Schwungvoll leitet das 3 mal am Versanfange
stehende ite (s. i ... i Hör. Ep. II 2. 37) nach Art eines Propempticon
das Gedicht ein; die Stimmung setzt sich mit der Wiederholung von
accipe fort. facilem prädicativ, darum in betonter Stellung. coronato
auro (vgl. v. 11.94.96) sagt dasselbe wie gemmata pyxis (praef. III 18);
ein Kranz von Edelsteinen schmückte die goldene Büchse. Venus
als Urheberin und Beschützerin des Verhältnisses von Kaiser und
Liebling angerufen, zugleich als Göttin, die das Meer beruhigt, wie
Lucr. I 6 ff. notos welche die Fahrt von Ostia nach Pergamon
hindern würden. 4 puppe timenda ^unsicher', s. V 2. 41 iter ti-
mendum. 6 laudatos hier wohl nicht nur gleich laudabiles (anders
zu III 3. 7); es spielt vielleicht wie bei Mart. darauf an, dafs der
Kaiser in dem Buche, quem de cara capillorum ad amicum edidit
(Suet. 18), gerade des Earinos Haar besonders gepriesen. 8 intonso
passend hervorgehoben, dann mit nunquam lahentis aufgenommen, be-
reitet die kühne, echt hofdichterliche Übertreibung von v. 10 f. vor.
sine gehört zu putet, das mit comparet enge verbunden ist: nimm ihm
den Irrtum nicht. Das Haar des Bakchos feiern die Epitheta
xoö^iOTckÖKog^ dxEQösxöiiag^ äßQO%airrig , aß^oxo^iag^ ev^attrjg^ ßotgvo-
yjodxr\g u. a. m. 11 praemetet anat, ksyö^svov^ vgl. praecerpere v. 86
und Theb. IX 193, mit localer Bedeutung der Präposition, während in
praemetium die Zeit betont wird. Die Vorstellung einer Dedication
durch einen Gott scherzhaft auch Anth. Gr. VI 87 Pan an Dionysos.
12 pinifera bei Homer "Idrj Ttidrjeöörj, TtohvjiLdaxog, vlrjeaöcc.
multum = multo, s. Mayor zu luv. X 197. 13 nube St. folgt ab-
sichtlich der altern Sage Hymn. Ven. 208 (pilov vibv dv7]Q7taös freöizig
aelka; erst spätere Zeit setzte den Adler dafür ein. Im allgemeinen s.Rohde
Psyche 65. l. Über placeat sibi s. FriedLuENDER zu luv. VI 276,
424 COMMENTAR
mit Abi. die Anm. zu Silv. I 2. 264. Die Abneigung der Juno malt
ähnlich aus Lukian deor. dial. V, besonders iäv 8' &%d"fl 7tccQcc Ttaidbg
cjqcclov dexo^isvrj tö £X7t(Dtia, 6ol {iev 6 vibg olvo%08ltco; allgemein
Verg. A. I 28. grata deis aufser dem Asklepios noch dem Zeus, der
Venus u. a. 18 Iapp. Ausonius der Kaiser (s. I 6. 27); die Kaiserin
Domitia, sonst von den uns bekannten Dichtern vernachlässigt, hier
der Juno wegen genannt.
21 Die folgende Erzählung von Venus, eingeleitet durch den Satz
v. 19 f., ist nach dem Vorbild der Epithalamien-Aitia (s. I 2 Vorbem.)
geschaffen. Doch erweist die Abbildung des Trimalchio, der Minerua
ducente Bomam intrabat (Petron 29), dafs bei emporgekommenen Sklaven
ähnliche Schmeicheleien üblich waren. Dafs Venus auf der Fahrt von
Sicilien nach Kypros Pergamon nur auf grofsem Umwege berührte,
störte weder den Dichter noch die an solche Willkürlichkeiten ge-
wöhnten Leser. 24 auxiliator sicher Übersetzung (kaum von öcjttjq
Röscher Lex. 1627, sondern) von ßorjfrög, das als Beiname des Asklepios
schon durch die abgeleiteten Eigennamen (Usener Götternamen 350)
erwiesen wird, wie auxilium oft = ßorj&rjticc Medicin; ebenso mitis
Übersetzung von v\%iog (Usener 165. 49) s. v. 100 hominum mitissime
custos TJTttog GcorrJQ. Sudhaus erinnert an das Heiligtum des Amynos
(Asklepios) am Westabhange der Akropolis, s. Koerte Mitth. d. dtsch.
Arch. Inst. 1896 XI 287 ff. sistens zum Stillstehen bringend s. 1 4. 63 Anm.
incubat das Wort ist gewählt mit Anspielung auf die in Pergamon
blühende Incubation. sidere als Abstractum im Sinne von Glanz, Schön-
heit scheint St. zuerst (Theb. II 159) das Wort aus dem alten Vergleiche
aliyxiog aötegi, sidere pulchrior u. ä. entwickelt zu haben (nachgeahmt
von Ennod. s. o.); die Vermittlung bot sidus concret für eine glänzende
Erscheinung z. B. Hör. C. I 12. 47 Ov. Pont. III 3. 2 Trist. II 167.
Auf derselben Vorstellung beruht v. 30 fulgentibus. 29 Die um-
gekehrte Schmeichelei I 2. 120 s. Anm. plebe „Völkchen", gemütlich,
zu I 6. 30, von den Amoren auch Claud. Epith. Pall. 140; mit Betonung
der Menge wie Ov. Met. VI 198 populo natorum von Niobe. umbrae
hier die Flügel; sonst mannigfach verwendet z.B. statt Helmbusch Theb.
VI 226, Bart IV 336, Laub (zu II 7. 15), vgl. Friedender zu Mart.
VIII 55. 10. 36 per sidera = per aera zu I 6. 76. plebeia iura das
Besitzrecht, das ein Plebejer über ihn haben würde. 40 ff. Endymion,
Attis, Narkissos, Hylas; ähnliche Schulzusammenstellung z.B. Hygin 271
qui ephebi formosissimi fuerint, auch Ep. Sapph. 8 7 ff. 44 ante omnis
(es) s. zu II 6. 36 und IV 4. 20. sol. form, ille c. daberis vgl. II 6. 35.
Domitian soll in seiner Jugend wirklich schön gewesen sein (Suet. 18).
Es hat fast den Anschein, als ob ein solcher Vergleich schon früher
III 4 CAPILLI FLAVI EARINI 425
allgemein üblich gewesen wäre, wenn Petron 28 sagt von den deliciae
domino Trimalchione deformior. 47 Zum Abreifsen der Construction
s. zu I 2. 144. - Über die neue domus Domitiana auf dem Palatin
s. zu I 1. 34, über die hier gerühmte Höhe besonders zu IV 2. 24.
orbis wird trotz der oben verzeichneten Parallele geschützt durch v. 102
orbi und die zu I 2. 178 angeführten Stellen. 50 f. Ähnlich die Be-
schreibung, wie Thetis den Achilles schmückt Ach. I 325 — 31.
propior iam relativ zum vorhergehenden iam; wie sie der Stadt näher
kommt, tritt ihr auch der Gedanke nahe, den Knaben würdig aus-
zustatten, accendere s. zu 111.134. Gegensatz z.B. Petron 126
pedum candor intra auri gracile uinculum positus: Partum marmor
extinxerat. Venus wählt Ringe und Halsgeschmeide. 53 oculos
wie IV 6. 22 u. 109 vom Kennerauge, s. Plin. Ep. I 21. 1 ut animi tui
iudicio sie oculorum plurimum tribao, IH 6.3. caelestis kaiserlich
Mart. V 5. 7 VIII epist. Quint. IV praef. 2 Fincke de appell. Caes. honori-
ficis 42. 55 sie d. h. ad oculos Caesaris. fundit man könnte das
Verbum so erklären, dafs sie ihm „wie angegossen" sitzen (über diesen
Zeitgeschmack vgl. das Lob II 1.129 f.); richtiger wird wohl an das
passende „Fliefsen" der Togafalten zu denken sein, wovon Quint.
XI 3. 139 sagt ut purpurne reete descendant leuis cum est, notatur
Interim neglegentia. 56 eessere sie mufsten ihm weichen in der
Gunst; die Menge der kaiserlichen Mundschenken und anderer Diener
läfst Mart. IX 36. 9 den Juppiter selbst rühmen. prima die liebsten,
ihm in erster Reihe angenehmen. Über die vielumstrittenen vasa
murrina s. Marqvardt Pr. L. H2 765 ff.; sie waren natürlich um so
kostbarer, je schwerer sie waren. candidiore seil, crystallis.
ereseit noua sie wächst bis zu einem bislang unerhörten Grade (über
Domitians Mäfsigkeit s. zu V 1. 122); auf derselben Linie liegt Mart.
XIV 113 ardenti murra Falerno conuenit et mäior fit sapor inde mero,
Verwandtes auch zu II 1. 60.
60 Obwohl schon Markland an der für St. unpassenden Anrede
eare puer Anstofs genommen (er las clare [s. V 2. 27 aber von einem
Senatorsohne] und zog superis zu uerendum), steht in den Ausgaben
immer Komma hinter puer, während doch, wie Rüedeger 1887, 10 f.
schon richtig fühlte, die Worte eare puer superis (vgl. Theb. VIH 329
at tu, eare deis) das Motiv des folgenden Abschnitts geben: s. v. 64,
zurückgreifend auf 19 f. Beachte auch, dafs superis v. 14 ausdrücklich
die wirklichen Götter im Gegensatz zu Kaiser und Gemahlin bezeichnet,
dafs ferner superis zur Umschreibung des Kaisers schlecht zu dextram
sich fügt, während zu praelibare (das Wort zuerst hier) ungezwungen
duei aus v. 58 nachklingt. Die Ausdrücke neetar und ingentem (s. bes.
426 COMMENTAR
Mart. IV 8. 10 Caesar ingentique tenet poeula parca manu) enthalten
schon Schmeichelei genug. contingere wohl im Gegensatz zu tangere
v. 62 mit Betonung der Präposition: dabei (beim praelibare) berühren;
also für E. ist das etwas Nebensächliches, Selbstverständliches, was
ganze Völker als Hauptsache bittflehend ersehnen (s. zu 1 1.7 u. II 1.35).
65 olim das Wort absichtlich gewählt, um entsprechend dem
nondum v. 73 die Zeit dieses barbarischen Brauches als glücklich
überwunden zu bezeichnen. Das Verbot der castratio (s. IV 3. 13 ff.
GrSELL Dom. 84) gehört in die erste Zeit der Regierung Domitians
(wohl Anfang 83); unser Gedicht wird also etwa 10 Jahre, höchstens
so viel, später fallen. carperet entstellte s. II 6. 76 Anm.; fuscaret
als intrans. singulär; vgl. im allgem. Elter Rh. Mus. XLI 538 ff.
mollire derselbe Euphemismus für die Entmannung Lucan X 133 f.
Claud. Eutr. I 48 f. 69 Die Einkleidung mit der tacita ars des
Asklepios hat wohl den thatsächlichen Hintergrund, dafs dem Knaben
die Hoden nicht ausgeschnitten, sondern haad idlo mänere zerquetscht
worden waren, er war also zum fthaöLccg, ftkußiag gemacht (s. Stephanvs
s. v. ftladlag). Noch Hadrian mufste einschärfen: hi quoque qui thlibias
faciunt in causa sunt qua hi qui castrant Digg. XL VIII 8.5; doch lassen
des Statius Worte hier kaum einen Zweifel, dafs Domitians Gesetz (trotz
der bestimmten Ausdrücke castrari mar es uetuit Suet. 7, ixreiiveG&cu
Cass. Dio 67. 2) auch diese Fälle, wenigstens dem Sinne nach, traf.
ortu gehört zu mares cvon Natur Männer', ebenso ist das trotz der
alten richtigen Erklärung des Domitivs viel geänderte solos quos
genuit natura uidet zu verstehen cnon habent alios, quam quos genuit
natura'. Skutsch vergleicht dazu Claud. Eutr. I 338 Mas (feminas)
praeterea rerum natura creauit, hos (eunuchos) fecere manus. Ein
Beweis dafür, dafs auch solch gesuchte Einzelwendungen durch die
Schule festgehalten und fortgepflanzt wurden, ist, dafs z.B. Petron 119.24
vom gleichen Gegenstande sagt: quaerit se natura nee inuenit. 74 Zu
frangere sexum vgl. Petron 119. 21 uiros ... in uenerem fregere, Hieron.
Ep. ad Salvin. histrio fractus in feminam, Cyprian I ep. 10 quernad-
modum maseulus frangitur in feminam et sexus arte mutatur, ebenso
griechisch Synesius Encom. calv. S. 863 tovg iv rolg KvßeXeioig tovtovg
rovg xccTsccyÖTccg. 76 Die Worte des Dichters lassen darauf schliefsen,
dafs vor Domitian die Castrierung von Sklavenkindern ausdrücklich er-
laubt war. pondera heifst (nicht testiculi, so Grosse, sondern) die
Bürde der Schwangerschaft, vgl. Ach. I 672 aegros in pondere menses,
Ov. Met. IX 685 Am. II 14. 14 pondera ferre, Prop. IV 1. 100 Mart.
XIV 151. 1. 78 iuuenis ist nicht Anrede (müfste puer heifsen),
sondern Subjectapposition, gleich näher ausgeführt durch v. 79;
III 4 CAPILLI FLAVI EARINI 427
nunc auch zu misisses. tardius fpost legem latam a Domitiano'
Domitivs. non unum cnon solum crines misisses, sed etiam barbam,
quam nunc deponeres' Domitivs. Über das Fest der depositio barbae
s. Marqvardt Pr. L. II2 599 f. In einer pyxis aurea non pusilla lag
auch Trimalchios Bart. Phoebea erweitert auf Asklepios, s. zu
I 1. 53. 82 nauiget der Conjunctiv nimmt in Kürze den Wunschton
des ganzen Gedichtes wieder auf (itc, accipe u. s. w.), mit besonderer
Absicht vor dem neuen Abschnitte, welcher der Beschreibung des Haares
und seiner Verpackung bestimmt ist. Den Abschnitt selbst eröffnen,
weiter ausholend, die Imperfecta saturabat und pectebat (allmorgendlich),
welche auf die Zeit gehen, wo E. das Haar noch auf dem Kopfe trug.
noua zu deuten ist schwer; sicher ist es nicht = iuuenis, aber
auch die von Gronov (diatr. 352) gegebene Erklärung cquia quaecunque
dextra post aliam admouebatur capiti, semper a priore proxima noua
erat, alia, non eadem: cum triplex Gratia sit' bleibt zweifelhaft, da die
Überlieferung pectebat, nicht repetebat giebt, wie Gronov meinte.
Vielleicht gehört noua in den Zusammenhang von den Göttern, die
sich der Reihe nach des Knaben annehmen: erst Venus, dann Aesculap,
nun tritt als neue die Gratia hinzu, wie gleich noch die Amoren.
cedet wie v. 40 im Falle eines Vergleiches, coma saucia Nisi Hypallage
statt Nisi saucii, dadurch dafs ihm Scylla das Haar abschnitt.
85 Vgl. IL XXIII 140 'j4%LXlevg 6räg ccTiccvEv&e Ttvgrjg ^ccv&iiv ccTtexsiQccTO
%ccLTrjv, %v\v qcc Utcsqxs'Ccj Ttorcctup tQBcpB rrjlsd'öcjöav. Das folgende
6%d"ri0ag ö' ccqcc sitcs hat vielleicht St. auf das Wort tumidus gebracht,
das er freilich als superbus verstanden haben will, tragisch, obwohl A.
weifs, dafs er nicht zurückkehren wird. Über Sperchio s. Kohlmann
zu Ach. I 102. 86 praecerpere local nur hier (s. zu v. 11) und
Theb. IX 192 coloni praecerpimtque genas leonis occisi. humeros wegen
der lang herabhängenden Haare s. zu I 2. 2. 89 Schmückend fügt
St. ein Detail zu: die Amoren legen dem Knaben ein Frisiertuch um
(öLvdcoV) <biiöA.Lvov, linteum Plaut. Cure. 578, inuolucre inicere uestem ut
ne inquinet Capt. 267), das natürlich für E. nicht wie gewöhnlich von
Linnen, sondern von Seide sein mufs. Früher scheint man die Stelle
fälschlich so gefafst zu haben, als ob die Amoren dem Knaben den
seidenen Mantel auszögen; ponere = deponere steht aber nur vom
Träger selbst. iunetis sagittis sie halten alle die Pfeile so, dafs die
Schneiden von je zwei Spitzen zusammen eine Art von Schere bilden;
wieder ein scherzhafter niedlicher Zug. 92 iterat bevor das Haar ein-
gepackt wird, tränkt Venus es noch einmal, wie so oft schon (s. zu v. 82),
mit ihrem Balsam. 94 Dem kostbaren Haarkästchen wird nun noch
eine andere Gabe hinzugefügt: ein mit Edelsteinen besetzter Clupeus in
428 COMMENTAR
Handspiegelform, auf dem, wie sich sonst häufig andere Darstellungen
finden, durch Amors göttliche Macht schnell das Bild des Knaben
eingegraben wird, so dafs nun imagine rapta (vgl. Claud. Nupt. Hon. 108)
die Gabe den Göttern angenehmer wird ipsoque potentius auro d.h. wirkungs-
voller für die Gewährung der unten gesprochenen Bitte (falsch Adrian
= pretiosius) als das Gold allein, aus dem sie besteht (Markland's
Anstofs an der Wiederholung von auro ist also unbegründet). reclusit
nach Aufnahme des Bildes schliefst Amor das speculum wieder in sein
Behältnis, das locpelov (Arist. Nub. 751 mit Pollux X 126 xdtOTtTQOv,
ov xi\v &YJxrjv Xocpslov KcdovöLv), oder machte den mit Charnieren
befestigten Deckel über dem Spiegel zu. Henry 1865, 643 kann auf
Grund unserer Stelle die Alten nicht genug loben, dafs sie schon die
Kunst des Daguerreotypierens erfunden hätten.
99 puer egregius (nicht ohne Steigerung gegen Amor, der nur
puer e turba v. 93 ist) Earinos selbst. Über die Übersetzung mitissime
custos = qTtiog öcotrJQ s. zu v. 25. 102 sidera, imdae, terrae der
Teilung der Kronossöhne entsprechende Umschreibung für Welt, vgl.
Lucr. V 68. 115. 434. 453. Ov. Met. I 180 Fast. I 117 luv. IV 83 IL
lat. 863 Anth. Ep. 546. 1 u. ö. simul zu II 2. 60. Über den Bau
der domus Domitiana s. zu v. 48, über den Wiederaufbau des Capitols
zu 1 6. 102. motas aras cAesculapii annuentis precibus Earini' Domitivs,
also eine Bestätigung der Erfüllung des gerade ausgesprochenen Wunsches
wie III 1. 185 f. V 1. 262, über die Pergamos miratur, weil man dort
den Zusammenhang nicht kennt.
III 5
ECLOGA AD VXOREM
Sonderausgabe von Imhof 1863 (vgl. Litt. Centralbl. 1864. 402).
Inhalt: Warum bist du traurig, o Gattin? Nicht Liebe zu einem
andern Manne kann der Grund sein; deine Treue ist über allen Ver-
dacht erhaben. Ist's mein Plan, in die Heimat zurückzukehren, der
dich bekümmert? Du schwärmst doch nicht für Rom und würdest
mir in die fernsten Fernen treulich folgen, treu wie du mir von jeher
gewesen, wie du an meinen Erfolgen und Mifsgeschicken Anteil nahmst,
wie du mich vor kurzem aus schwerer Krankheit ins Leben zurück-
gerufen. Warum zögerst du nun auf einmal? Du hast doch eine
III 4 CAPILLI FLAVI EARINI IIF5 ECLOGA AD VXOREM 429
Treue, gröfser als die sagenberühmter Frauen, bewiesen gegen deinen
ersten Gatten, gegen deine Eltern, gegen deine Tochter, die gewifs
nicht mehr lange, wie du besorgst, ohne Gatten sein wird, auch nicht,
wenn du mir nach Neapel folgst, denn auch diese meine Heimat ist
trotz des grofsen Unglücks durch den Vesuv nicht ganz entvölkert.
Grofse und reiche Städte schmücken sie (1 — 80).
Hierher will ich dich bringen: Ruhe und Frieden machen die Stadt
angenehmer als Rom, es fehlt nicht an schönen Bauten, sogar Theater
giebt es und herrlich ist die Umgebung. Vor allem aber ist sie meine
Heimat, darum wäre ich undankbar, wollte ich zweifeln, dafs du nicht
gerne mir folgtest: ohne mich wäre dir doch Rom öde (81 — 112).
Vorbemerkungen: Über Titel und Vorbild s. zu H 7. 62
und III praef. Wie weit St. hier Lucans adlocutio ad Pollam folgte,
können wir nicht mehr feststellen. Jedenfalls haben wir St.' Worte in
der Vorrede sermo est et quidem seeurus ut cum uxore et qui persuadere
malit quam placere nur als Koketterie zu beurteilen; der Dichter hat
nicht seeurus, sondern mit höchstem Raffinement Gedankenfolge und
gelehrte Ausschmückung durchdacht.
Commentar: 1 Zu maesta ergänze es, nicht etwa ducis, denn der
zweite Teil enthält eine lebhaftere Ausführung der allgemeinen Be-
kundung der Traurigkeit; weil die noctes sociae sind (vgl. 16.48 socias
dapes, Theb. I 409 sociis culminibus unter einem Dache; von August
und Li via Ov. Trist. II 161 sociales annos weiter) bemerkt der Gatte
die deutlicheren Zeichen der Betrübnis. 4 sagittis der Verleumdung,
des Neides, wie die Erwähnung der Bhamnusia beweist (s. zu II 6. 73).
raptus durch List entführt wie Odysseus. Der Ausdruck emeritis,
durch bella hervorgerufen, enthält den Höhepunkt der Steigerung: noch
im 20. Jahre. intacta seil, sagittis Rhamnusiae, selbst der Neid
könnte dir nichts nachsagen (i. infamia Liv. XXXVIH 51). fugares
parallel negasses zu I 1.59. Nicht wie Penelope durch List, sondern
öffentlich, sogar wenn nötig in Waffen (gue gehört zu armata) würdest
du den Freiern widerstanden haben, interseetas . . . retexere statt inter-
secare et retexere (zu III 3. 7). Das letzte Verbum heifst nicht, wie
ich 1893, 833 ausgeführt habe, „wiederneu weben", sondern (vgl. zu
V 3. 29), wie schon Sidon. Carm. XV 161 Penelopam tardas texit
distexere telas unsere Stelle verstanden, „auftrennen". P. hat also
mitten ins Gewebe ein Loch geschnitten (interseeuit) und mufs nun, damit
das Ganze untadelig werde, das letztgewebte Stück bis zu dem Loche
wieder auftrennen, um die Fäden richtig anzuknüpfen. 11 alta fronte
Zeichen des Unmutes (vgl. H 1. 43 Anm. und H 5. 15), wie Aristoph.
Equ. 631 tu pirom' avitiTtuöev. nubila (I 3. 109) uultus wie IV 2. 41
430 COMMENTAR
tranquillum uultus, IV 6. 55 mitis uultus, Claud. Stil. II 135 blanda
uultus, vgl. im allgemeinen Landgraf Arch. f. lat. Lex. X 209 ff.
Euboicos nach Neapel (zu 12.267); fessus von Krankheit, Alter, Arger
(v. 31 f.) vgl. Strabon V 7. 246 C. iTtctstvovöL de tr\v iv NsaitoXsi dict-
ycayijv ot in ry\g 'Pco^irjg ava%G)QOvvTeg öevqo r\6v%Cag %&qiv tcjv ccTtb
itaiÖEiag eQyaöa^svcjv r\ ocal aXXwv diu yr\Qag r\ äöd'avsLav tco&ovvt&v
iv ccveösi tfiv. auguror auch sonst (s. I 4. 1 20) von St. singulär ge-
braucht, nur hier im Sinne von „vorhaben" mit Inf. cor de zu
III 3. 14. 15 rapidi . . . Circi cpropter curruum uelocitatem Theb.
VI 321 VII 619 XII 734' Imhof. Dafs in Rom Circus und Theater
als Hauptanziehungen galten, zeigen Stellen, wie luv. III 223 XI 52 f.
Rut. Nam. I 201 f. In anderen Städten Italiens (wohl in Frankreich)
gab es keine Circusspiele Nissen Pomp. Stud. 111. mulcent ent-
zücken, fesseln. clamosi wo allerhand Rufe ertönen, vgl. IV 4. 18
clamosae . . . Vrbi, Mart. X 53. 1 luv. IX 144 Auson. Epitaph. XXXIII 1
(p. 84 P.) clamosus . . . circus, Mart. XII 18. 2 clamosa in Subura, Sen.
H. F. 172 clamosi . . . fori; zur Sache s. Horaz' Beschreibung Ep.
II 1. 200 ff. Lucan VII 9 ff. opaca quies wie Sil. It. I 395 über-
tragen auf stilles Leben. mansurus steigert den nach Vergil ge-
formten Gedanken beträchtlich. caligantia s. zu V 2. 55. Thule
war wie heute sprichwörtlich für das nördliche Ende der Welt Otto
Sprichw. s. v. Thyle. Die Handschriften bezeugen für St. die griechische
Form, s. Klotz 1896, 52. 21 hortarere wie mansurus (s. 111 prae-
uenies) echt Statianische Steigerung: du würdest nicht nur mit mir
gehen (so der Gedanke häufig vgl. Sen. Phaedr. 613 ff. 700 ff. Theb.
VIII 512 ff. Silv. V 1. 67 ff. 127 ff), sondern sogar mich noch antreiben.
hortari mit acc. des Zieles noch IV 6. 56 mensas, V 1. 120 labores, Theb.
VII 798 gradus, schon Cic. ad Att. VII 14. 3 pacem, Tac. Ann. XI 3
inediam et lenem exitum. Der Ausdruck hortarere uias hat nun das
folgende Bild vom Zügel im Gefolge: v. 22 — 28 führen aus, wie sich
der Gatte willig der Verbindung gefügt; v. 28 — 42 bringen in genauerer
Ausführung (mit Verblassen des Bildes) die Beweise dafür, dafs die
Gattin bei allen wichtigen Gelegenheiten fördernd auf den Mann ge-
wirkt. 24 seruat gestützt durch benigna, nicht seruet uulnere
s. zu I 2. 101. uagantem zu III 1. 42. frena das gleiche Bild
I 2. 28; momordit dort schützt auch hier premo, vgl. Ov. Met. X 703
aliisque timendi dente premunt domito Cybeleia frena leones. Der Ge-
danke gehört im Epithalamium zum xoitog itaqü yd^iov s. zu I 2. 28.
28 Die oben (zu v. 21) angedeutete Gedankenteilung scheint mir
Poliziano's Conjectur tu notwendig zu machen; der Dichter geht mit
diesem Worte zu einer in Form der Anaphora gehaltenen (tu 31. 33. 35)
III 5 ECLOGA AD VXOREM 431
Aufzählung der Verdienste seiner Gattin über; zudem weist dedisti (im
Gegensatz zu den ebenfalls mit guter Absicht gesetzten Tempora
dolebas und rapis) auf ein einmaliges Ereignis hin, und V 3. 227 f.
würde der Dichter sicher ein ter zugesetzt haben, wenn es der Wahr-
heit entsprochen hätte, auch talis lux IV 2.65 spricht für einen Sieg,
vgl. noch IV 5. 22 ff. Der Irrtum der Überlieferung könnte durch
ter
premo tu entstanden sein (vgl. 57 intracia). nitidis trotz Mark-
land „gesalbt"; so ziemte es sich für den Bewerber bei einem kaiser-
lichen Agon. 29 auro der goldene Olivenkranz, vgl. IV 2. 67 IV 5. 22
Mart. IV 1. 5 IX 23. 1 Gsell S. 125. 30 uisceribus „das Innerste"
steht (vgl. V 1. 47 uisceribus totis animaque amplexa, V 5. 9 uiscera
nostra tenens animamque) hier allein zur Umschreibung des ganzen
Körpers (vgl. Heinze zu Lucr. III 266 Brandes Arch. f. Lex. III 454,
auch Leo z. Cul. 215) und darum hier im Sinne von „aus ganzer Seele";
auch anhela weist auf die durch die Freude hervorgerufene körperliche
Erregung. Auch vom Schmerze z. B. Anth. Epigr. 1109. 4 uersaretque
nouus uiscera nostra dolor. Vgl. Schiller: Habt Ihr denn gar kein
Eingeweid? 31 Über des St. repulsa Capitolina s. Einltg 19.
infitiata lyrae „haben versagt, nicht entsprochen" nur hier so, wie
sonst öfters negare (s. zu III 1. 124), also wieder mit Absicht
Synonyma vertauscht s. zu III 2. 134. saeuum ingratumque Iouem
nicht der Kaiser — ihm diese Epitheta zu geben, war für St. un-
denkbar — , sondern Juppiter selbst (vgl. V 3. 232), der ingratus ist,
weil er dem Dichter nicht zum Danke für das ihn feiernde Carmen
(Quintil. III 7. 4) den Kranz beschert. doleres diese Überlieferung
wird, nachdem das Ende der Zeile wie I 1. 2 V 1. 81 ff. V 2. 150
V 5. 20, 76 f. 82 ff. verstümmelt war, durch falsche Ergänzung im
Anschlüsse an cum entstanden sein; jedenfalls zerstört der Modus
den ganzen Satzbau, den dolebas richtig einrenkt. Ein Versuch von
Sudhaus, doleres zu halten durch Einschiebung von et hinter lyrae,
hat mich nicht überzeugt, da ich der Anapher wegen ein den Verbis
dedisti und rapis paralleles Prädicat für nötig halte. Die Anteilnahme
der Gattin an der Entstehung der Thebais wird in zwei Momenten ge-
schildert: sie hört nicht nur auf die primi soni, sondern wird nicht
müde, auch die Ausfeilung zu verfolgen, die der Dichter nächtlicher-
weile (darum auch uigili) vornimmt, indem er die Verse murmelnd
auf ihren Klang prüft (vgl. Dirae 6 mea submissa meditatur carmina
uoce, Petron 115 murmur insolitum vom versemachenden Eumolpus).
Zur Construction mit in vgl. Theb. V 236 etiamnum in murmure
truncos . . . patris uidtus, Ach. I 672 aegros in pondere menses von der
schwangeren Deidamia und Anm. zu I 2. 209 und II 6. 42. Über aure
432 COMMENTAR
rapis „du hörst eifrig auf" s. Leo z. Cul. 282. Sidonius hat seinen
Liebling vergessen, wenn er Ep. II 10. 5 f. bei der Aufzählung be-
rühmter Frauen, die Redner und Dichter bei der Arbeit unterstützten,
Claudia und Statius nicht erwähnt. 35 longi 12 Jahre. Wenn
die Worte cumque tuis creuit mea Thebais annis nicht ganz flach und
leer sein sollen, wird man daran denken müssen, dafs St. die Gattin
nach dem Beginne der Thebais fand (Einltg 17. 7) und nun die
früher vom Vater unterstützte Arbeit durch ihre Teilnahme dem
Dichter wieder lieber ward und raschere Fortschritte machte, tuis
annis sind also diejenigen Lebensjahre des Dichters, die er mit seiner
Gattin verlebt hat. Zur Wendung mit creuit vgl. Claud. Stil. I 201
pax a fönte profecta cum Bheni crescebat aquis, VI Cons. Hon. 80
Vrbis . . . tecum creuit amor. 38 audirem ähnliche lebhafte Vor-
stellungen Hör. C. II 13. 21 II 14. 17 Prop. II 9.26. Wahrscheiulich
hatte die hier erwähnte Krankheit die V 4 beschriebene Schlaflosigkeit
im Gefolge, die St. durch die Ortsveränderung zu beheben versuchte,
s. IV 4. 51 somnum et geniale secutus litus. Die Vorstellung, dafs
der Anblick der oder des Geliebten den Tod aufzuhalten vermag,
auch V 1. 172; tenui seil, ne caderent (zu II 1. 149). 40 exhausti
tempora fati kurz und kühn gesagt für „eine Verlängerung des
eigentlich schon erschöpften Lebens", potentes trotz ihrer Macht;
steigernd, inuidiam deine Vorwürfe s. zu I 4. 17. 42 propinquum iter
eine Reise in die Nähe, singulär gesagt nach Analogie von legatio
longinqua Liv. IH 33 u. ä. Beachte den Wechsel im Werte der
Accusative: iter ist acc. d. Inh. zu comes ire, während Sintis (optandos
ersehnenswert für den Genesung Suchenden) als acc. der Richtung
(s. zu IV 6. 61) steht. 44 heu ubi über den Hiat s. metr. Anhg VIII.
ueteres, Latias Graias, heroidas den alten Heldinnen, seien es nun
Römerinnen oder Griechinnen; der allgemeine Begriff veter es heroidas
(s. 0. auet. und Anth. Epigr. 1846.17 cedite iam ueterum laudes omnesque
maritae) wird geteilt, darum das Asyndeton (vgl. zu I 2. 38, auch
v. 7). Dafs St. nun im folgenden nur Griechinnen anführt, hat seinen
Grund in den griechischen Beispiellisten der Schule (solche für treue
Frauen z. B. Ov. A. A. III 15 ff. Trist. I 6. 19). Hier folgt er offenbar
einer solchen Liste, die Frauen von Helden aus dem Trojanischen
Kriege aufzählte; ich fasse trotz Knaack 1891, 88 (s. Skutsch
1893, 834. 9) Aigiale als Gattin des Diomedes kovqiölov Tto&sovtia
tcoGlv IL V 414 (die späteren Sagen von ihrer Untreue läfst St. ein-
fach aufser Betracht), und Meliboea (eine der Städte des Philoktet
IL II 717) wird wohl durch ein Mifsverständnis zur Gattin des Helden
geworden sein. An und für sich würde auch die Geliebte des Alexis
III 5 ECLOGA AD VXOREM 433
(Serv. zu Aen. I 724) hierher passen, quam quam stand wohl noch im
codex Poggii richtig als zwei Worte; jedenfalls hat Poliziano es so
getrennt und Gevaert es richtig mit saeui zu einer Parenthese
(Vollmer 1893, 834) zusammengenommen (vgl. I 6.61 II 1.34). Ge-
meint ist Laodamia, über deren Bacchuscult s. zu II 7. 124, bes. ihre
Worte bei Ovid Her. XIII 33 ut quas pampinea tetigisse Bicorniger
hasta creditur, hoc üluc, qua furor egit, eo. 50 Nee minor (es) ge-
folgt von zwei Infinitivsätzen (wie Theb. VI 829 nee eaestu bellare
minor, Sil. It. V 76 heu fatis superi eertare minores nach Hör. Sat.
II 3. 313). nosse fidem im Sinne von fidei tibi consciam esse und
uitamque maritis dedere das Leben den Gatten weihen im gleichen
Sinne, ihnen die Treue zu wahren, vgl. Lucan H 382 patriaeque im-
pender e uitam nee sibi, sed toti genitum se eredere mundb. Seine Zu-
versicht auf die Treue der Gattin begründet St. nun in drei Momenten:
1) durch die Treue gegen ihren ersten Gatten (cineres umbramque
priorem cid est prioris mariti. hypallage est. Ouidius Fasti I 100
edidit lwe nobis ore priore sonos i. prior' Gronov diatr. (243) 382);
2) durch ihre treue Liebe als Tochter (natae v. 54 ist Dativ) gegen
ihre Eltern; 3) als Mutter gegen ihre Tochter. 52 quaeris vom
Verlangen nach Verstorbenen auch Theb. XI 265 Mart. X 71. 7. exe-
quias amplexa cest idem quod alibi V 1. 41 vocat colere exequias9
Markland, -vgl. Theb. XII 195 funus amat, Silv. IV 6. 95. Claudia
hält also noch immer die üblichen Jahresfeiern am Grabe ihres ersten
Gatten (Prop. II 13. 52 fas est praeteritos semper amare uiros), dabei
geschehen die planetus; iterasti weil sie es treulich jedes Jahr gethan.
canori coniugis wir wissen nichts von ihm; den alten Irrtum,
Lucan sei der erste Gatte der Claudia gewesen, weist Gronov diatr.
(228) 363 f. zurück. 54 natae als gen. obj. zu pietas curaque zu
fassen verbietet sich, weil sonst derselbe Gedanke 3 mal gesagt wäre;
auch das folgende et weist auf Einführung eines neuen Moments.
Also: keine geringere Liebe und Sorgfalt (als gegen den ersten Gatten)
beweist du als Tochter (vgl. V 3. 239 f.). natae und nata sind vom
Dichter mit besonderer Betonung gesetzt. corde recedit wie IV 4. 102
corde exire, Hom. IL XXIII 595 ix &v{iov itsöieiv. 57 Der Eis-
vogel (die Erzählung von Alcyone bei Hygin 65 Ov. Met. XI 410 ff.)
auch Theb. IX 360 ff. als Bild der Muttertreue; ebenso oft Philomele
(Heyne zu Verg. Ecl. VI 80). ampleetens gehört zu transfert (que also
nach dem zweiten Worte): durch das Brüten überträgt der Vogel seine
Lebenswärme auf die Eier. 60 Die älteren Erklärungen und Lesungen
des vielumstrittenen Verses s. bei Markland; nach Imhof's verfehltem
Versuche (teilet intrans.) kam Schwartz der Wahrheit nahe: et nunc
Vollmer, Statius' silvae. 28
434 COMMENTAR
te (cura) tenet, quod illa sola (est). Ganz richtig zuerst, soviel ich
weifs, Kkohn: et nunc illa tenet (te Romae retinet), uiduo quod sola
cubili o. iam p. t. i. i. St. findet geschickt den Übergang vom Lobe
der Mutterliebe zu seinem Hauptgedanken: auch jetzt, wo ich Rom zu
verlassen plane, hält die Tochter dich zurück (zu tenet vgl. Theb.
VI 662 Hör. S. I 6. 44 luv. VII 50), der Gedanke nämlich, dafs sie
noch (iam) unvermählt ist und in dem grofsen Rom vielleicht eher einen
Mann finden wird. Gegen dies Bedenken hat St. zwei Gründe: 1) die
Tochter hat so viele Vorzüge, dafs sie sicher bald einen Freier
fesseln wird (63 — 69); 2) Neapel ist volkreich, so dafs auch dort ein
Bewerber zu finden sein wird (69 — 80). Daran schliefst sich dann
ungezwungen das allgemeine Lob Neapels. 60 uiduo von Jung-
frauen z. B.# auch Prop. II 33. 17 Ov. Fast. II 557. Zur Wieder-
holung von uenient s. zu II 2. 83. plenis von Schwaetz fälschlich
angegriffen, setzt, wie Imhof richtig gesehen, cplenum et integrum
nuptiarum apparatum uiduo cubili' entgegen. Die Hochzeit erfüllt
die Wünsche des Mädchens und der Mutter; so plenus in mancherlei
Beziehung gerade von Heirat s. III 4. 54 Verg. A. VH 53. 63 Die
Überlieferung animaeque (derselbe Schreibfehler III 3. 98) kann nicht
gestützt ' werden durch Hinweis auf das zweimal (s. zu v. 30) sich
findende uiscera animaque, denn in dieser Verbindung bezeichnet anima
die herzliche Empfindung, während es sich hier um intellectuelle
Bildung, wenigstens in erster Linie handelt. 64 petit, für das man
ferit oder quatit vorgeschlagen, ist richtig; es heifst: wirbt, gewinnt,
macht Eindruck, ergänze audientem; St. gebraucht das Wort, welches
Horaz C. I 33. 13 II 5. 16 III 19. 27 IV 11. 21 immer mit Object vom
werbenden Mädchen setzt, absolut. aoce paterna des canori coniugis
v. 52, vielleicht mit selbstgefälliger Zweideutigkeit gesagt, da auch St.
uocem iucundam (luv. VII 82) hatte. discendum Musis ein kühnes
Lob vgl. Catull 35. 16 Sappliica puella Musa doctior, Manil. II 141
caelo noscenda canam, Mart. V 1.3 tua ueridicae discunt responsa sorores
(an den Kaiser), Sil. It. IH 621 Phoebo miranda loquetur. flectit mit
dem Ausdrucke nach wechselnder Stimme vorträgt Lucr. V 1404 ducere
multimodis uoces et flectere eantus, Ov. Am. II 4. 25 dulce canit flectitque
facillima uocem. Als Culturbild verdient diese Beschreibung der
Vorzüge eines jungen Mädchens volle Beachtung; ähnlich rühmt Plin.
Ep. IV 19. 4 von einer jungen Verwandten uersus . . . meos cantat
etiam formatque cithara non artifice aliqao docente sed amore, qui
magister est optimus, auch die Grabsteine melden von solchen Künsten
z. B. Anth. Ep. 1302 docta lyra, grata et gestu, formosa puella hie
iacet u. s. w. 66 cexercet isiQOvo^tav9 Domitivs; über diese jetzt
III Ö ECLOGA AD VXOREM 435
Sittl Gebärden 242. 2 Friedender S. G. II6 454 ff. 465ff. 68 Venus
und die Amoren werden sich schämen hoc cessare decus ctam formosam
puellam carere uiro et non procreare liberos' Domitivs. So sagt Venus
I 2. 167 non ideo tibi tale decus uultusque superbos meque dedi, uiduos
ut transmittare per annos ceu non cara mihi. 69 nee zweiter Teil
des Einwandes, an sed v. 62 anknüpfend. conciliare toros durch Zu-
reden zustande bringen, vgl. V 2. 59 Theb. II 229 foedera conciliant
noua, Justin VII 6. 11. nostra tellure Abi. beim Pass. wie IV 4. 27,
vgl. Friedlyender zu luv. I 13. 72 flammea hiems Oxymoron,
s. Val. Fl. IV 509 ignea hiems, umgekehrt Sidon. C. V 523 frigoris igne.
ciuibus der Abi. dessen, was ausgeschöpft wird, ist ziemlich selten
(anders III 3. 156), s. die von St. nachgeahmte Lucrezstelle, ferner
Ov. Pont. III 4. 63 exhausto floribus horto, Lucan II 409 f. V 333
VIII 253. uigent die annähernden Einwohnerzahlen s. bei Beloch
Camp.2 454 ff. 74 auspiee Ph. über die Gründungssage von Cumae
s. zu v. 79. que gehört hinter das Subst. Dicarchei (zu II 2. 3).
Puteoli hatte mehrere künstliche Häfen (Strabon 245 End.); Reste der
sie bildenden Molen stehen noch heute Beloch Camp. 133. litora
mundi hospita das von aller Welt besuchte Bajae (s. V 3. 169); St.
kennt (irrig Markland) hospita mit Dat. und Gen. im gleichen Sinne,
ersterer Theb. XII 618 Ach. I 206, letzterer Silv. V 3. 168 theb. IX 228.
hinc . . . hinc von Neapel aus, etwa den Blick nach Rom hin ge-
wendet. 76 Von Capua sagt Cic. de leg. agr. II 32. 86 illa altera
Koma. Des Dichters Vergleich geht auf die Gröfse (magnae), kaum
auf die nach römischen Schemata erfolgte Vermessung der Stadt und
ihres Gebietes (Beloch 309). Über den Gründer Capys vgl. Heyne
exe. zu Verg. A. VII S. 162, über die Einbeziehung des alten Namen
in die Aeneassage s. Beloch 298. 78 Nostra des Dichters Heimat,
wohl schon im Gedanken an v. 108 absichtlich Plural. et propriis
temiis nee rara colonis des Dichters gekünstelte Eleganz hat Gronov
(Elench. Antidiatr. p. 64) richtig erklärt choc est, et nostra Neapolis,
quae et indigenis angusta est et (dennoch) non paueos habet advenas
sive colonos'. Markland hat zwar mit der Frage csi angusta esset
indigenis, unde locus esse potuit alienigenis' richtig den scheinbaren
Widerspruch zwischen den Antitheta aufgedeckt, aber nicht bedacht,
dafs solche Übertreibungen, wie sie das erste Glied zeigt, zu Statius'
Lieblingsausdrücken gehören. Vgl. zu I 6. 79. Imhof belegt ausführlich
den Gebrauch von temiis und angustus statt ihrer Comparative bei
Statius. Zum Ausdrucke vgl. noch Theb. XI 273 urbem . . . modo
chtibus artam, Apul. Florid. IL von Samos et incolis frequens et hospitibus
celebrata, Sidon. C. II 56 urbem , quam tarnen angustam populus facit.
28*
436 COMMENTAR
Immerhin ist die Wendung des Dichters bemerkenswert; Neapel war
seit der Gründung Puteoli's nicht mehr die grofse Handelsstadt wie
im 3. Jahrhundert v. Chr.; vgl. IV 8. 55 V 3. 109 Sil. It. XII 28 P. non
diues opum, non spreta uigoris, Procop (Bell. Got. I 8) nennt sie
geradezu ^l%qcc Ttöfog, Beloch Camp. 55. colonis zu II 2. 135. Das
Wort ist weder hier noch dort staatsrechtlicher terminus technicus,
bezeichnet vielmehr nur die Zugezogenen im Gegensatz zu den Ein-
geborenen (propriis). 79 St., der Neapolitaner, verwertet mit be-
sonderer Vorliebe die Localsage, die wir aus der kurzen Notiz Sueton's
(fr. 203 Reiff.) kennen Parthenopen Sirenem sepultam in Campaniae
litore , a cuius nomine NsäiioXiq Parthenope uocitata existimatar
(s. Plin. N. H. IE 62 Sil. It. XII 33). Über die Leichenspiele Parthe-
nopes s. Panofka Arch. Ztg. X 477. Weitere Züge giebt St. selbst
hier und IV 4. 52 (zu weit gehende Schlüsse bei Beloch Camp. 77).
Die Taubensage wurde von der Fahrt der Chalkidier nach Italien er-
zählt: Vell. Pat. I 4. 1 Chalcidenses . . . Atticis Hippocle et Megasthene
dueihus Cumas in Italia condiderunt Huius classis cursum esse directum
alii columbae antecedentis uolatu ferunt, alii noctarno aeris sono, qualis
Cerealibus sacris cieri soleL Pars horum ciuium magno post interuallo
Neapolin condidit; sie wurde in Neapel eifrig bewahrt entsprechend
dem; was Vell. a. a. 0. von den Neapolitanern sagt, Ulis diligentior
ritus patrii mansit custodia, Cumanos Osca mutauit ultima, und hat
dort durch eine bildliche Darstellung dauernden Boden gefunden (s. zu
IV 8. 48 ff.). Vgl. noch Laus Pison. 91 testis Acidalia quae condidit
alite muros Euboicam referens fecunda Neapolis arcem. Parthenope
setzt der Dichter collectiv für die Einwohner; möglich auch, dafs man
später die Sirene selbst irgendwie in die Sage einbezogen hat.
81 Das Lob der Heimat ist dem begeisterten Dichter trefflich
geraten. Die Ausdrücke sind natürlich vielfach durch den ihm vor-
schwebenden Gegensatz gegen Rom bestimmt; vgl. zum Ganzen die
Declamation des Umbricius bei luv. III. 85 Ov. Met. XV 711 in
otia natam Parthenopen, Sil. It. XII 31 hospita Musis otia et exemptum
curis grauioribus aeuum. somni peracti die man zu Ende bringen
kann (das Verbum auch V 5. 24 Theb. V 543 Ov. Am. I 2. 3); von
Rom klagt Umbricius v. 234 nam quae meritoria somnum admittunt?
magnis opibus dormitur in urbe. inde caput morbi. Für St. war das
wohl die Hauptsache, s. zu v. 38. 87 rabies der Rechtsverdreher;
luv. HI 29 uiuant Artorius istic (zu Rom) et Catulus, maneant qui
nigrum in Candida uertunt. Diese Leute stringunt leges wie Schwerter
(s. IV 5. 52), so dafs es zu Händeln kommt; ähnlich, ja noch schärfer
IV 4. 39 iam Latiae non miscent iurgia leges. Zu diesen dem Mifs-
III 5 ECLOGA AD VXOREM 437
brauch ausgesetzten leges stehen im Gegensatz die worum, iura; vgl.
Suet. Prat. p. 315 Roth leges et iura hoc differt, quod iura reperta sunt
ab honesta consuetudine, Serv. zu Verg. A. I 507 ius generale est, sed lex
iuris est species. Der Ausdruck sine faseibus aequum klingt an die Be-
schreibungen des goldenen Zeitalters Verg. A. VII 203 und Ov. Met.
I 90 ff. an, enthält aber andrerseits eine Spitze gegen die römischen
Beamten, die in Neapel nicht so beliebt und angesehen waren wie
die griechischen (s. Belocii Camp. 48). Die von Markland nicht
verstandene Construction ist: sola morum iura uiris sunt et solum iis
est sine faseibus aequum, non leges habent. Über *den Gegensatz
von species (Natur) und eultus (Kunst) s. zu II 2. 41. templa eine
Übersicht über die Menge bei Belocii 51 ff. sp. interst. columnis die
zahlreichen Säulenhallen, wohl des Forums wie in Pompeji; über ihre
Beliebtheit bei den Römern s. zu II 2. 30. 91 In Neapel gab es
also, wie in Pompeji (auch so dicht nebeneinander?) ein offenes (nudi)
und ein bedachtes Theater. Vom theatrum apertum sind noch Reste
vorhanden, nicht vom tectum. Das letztere wird wohl in Neapel um
dieselbe Zeit gebaut sein wie in Pompeji, um 70 v.Chr., vgl. Beloch 74 f.
92 proxima die Augustalien, nicht der Zeit, sondern dem Ansehen
nach den C. nächststehend, s. zu II 2. 6. 93 Dafs hier wegen v. 16
nicht an theatralische Aufführungen gedacht werden kann, hat Mark-
land richtig gefühlt und geschrieben cnam quod memorat geminam
molem nudi tectique theatri, non istud facit ludorum qui in iis fiebant,
sed solummodo aedificiorum causa et ut Neapolim commendaret ob
magnificas species eultusque locorum'; zudem würden nach Erwähnung
der ludi Augustales gewöhnliche Theaterspiele keine Steigerung ab-
geben. Das Wort litus fügt sich glatt in denselben Zusammenhang,
darf also nicht geändert werden, auch libertas und der folgende Vers
verstehen sich leicht als das freie ungebundene Leben am Strande der
romanisierten Griechenstadt wie des ganzen Golfes. Aber Menandri?
Ich war trotz allem wieder auf die Theatervorstellung zurück verfallen.
Buecheler hat das Rätsel gelöst: cdie von Men. gepriesene Freiheit
oder die Freiheit, wie sie Men. verstand; gemeint ist das freie Leben,
worüber von Menander zahlreiche Sentenzen den Alten gang und gäbe
waren, darunter manche, die gerade hier in Betracht kommen — wie
noch heute die römischen Staatsmänner und hohe Beamte sich nach
Neapel zurückziehen, die halbländliche Ruhe, wo man thun und lassen,
leben kann, wie man will: so z. B. Menander IV p. 194 VII Mein, (aus
Stobaeus und Appuleius) ßiov did&öxaXog iÄsv&eQov tolg %u<5iv ccv&qg)-
Ttocg ccygog: das ist ?die Freiheit des Menander', wie er sie gepredigt
und verherrlicht hat, die Lebensfreiheit, auf welche allein der nächste
438 COMMENTAB,
Vers gehen kann (auf nichts von Theatralischem), nach den Aussprüchen
des Menander. Ich verstehe also den Genetiv wie Hector Homeri u. dgl.'
vgl. I 3. 81 Anm. zu Alcinoi. 95 circa in der Umgegend der Stadt.
obledamina die eine iiaria uita, ein abwechslungreiches Leben ermöglichen.
uaporiferis zu V 3. 170. 97 tecta Sibyllac Cumae, seit Vergils Epos
besonders interessant für die Touristen. sit der Modus verstärkt die Be-
tonung der Abwechslung. 98 Von Misenus (s.IV7.19 V3.167 IUI. 151)
heifst es Verg. A. VI 232 Aeneas . . . sepulcrum imponit suaque arma tiiro,
remumque tubamque. Gauri zu III 1. 147. Teleboum Capri (Beloch
280); hier stand wie am Hafen von Bajae und bei Ostia ein Leuchtturm,
turris Phari (Suet. Tib. 74); wenige Tage vor Tiberius' Tode war er in-
folge Erdbebens zusammengestürzt, aber, wie unsere Stelle lehrt, wieder
aufgebaut worden, sein Unterbau steht noch heute. Pharus hiefs in
Aegypten Insel wie Turm (Caes. B. C. III 112), daher bei den Römern
das Wort für den Turm (Fakos z. B. auf dem Bajanischen Glasgef äfse
Beloch 184). cara und non molli (herb, über diese Sorte s. zu II 2.4)
spielen mit Lyaeas als Person- und Stoffbezeichnung. Der Wein
war trotz seiner Herbheit geschätzt. 103 äuget durch seine Bauten
s. II 2 und III 1. Ischia, gewöhnlich von den Dichtern (auch Theb.
X 917 Silv. H 2. 76) Inarime genannt (Hom. II. II 783 äv 'Agipoirf
o'th (paöl Tvcp(x)£og s^svat evvccg), hier wie vorher Capri durch den
freilich sonst nicht gebrauchten Namen der Einwohner (s. Ov. Met.
XIV 90) umschrieben (Vollmer 1893, 835); die Quantität des a
sichert Aetna 430 dicitur in signis flagrans Aenaria quondam, nunc
exstincta super. Eine gleiche Verschreibung in unsern codd. s. V 5. 67.
Die lacus medicos nennen die Steine (CIL X 6786 ff.) nymphas nitrodes,
vgl. Strabon V 4. 9 p. 248 C. Plin. N. H. XXXI 9, Beloch 206 ff.
St renatas die Stadt ist also gleich nach (übersehen von Beloch 248 f.) der
Verschüttung durch den Vesuv (zum zweiten Male vgl. Plin. N. H. III 70)
wieder aufgebaut worden (renatae wie IV 3. 160), wenn auch nicht an der-
selben Stelle, sondern inl rfj ftuX&Txri (Galen. frEQuitevr. {is&od. V 12).
105 St. geht jetzt zu den persönlichen Beziehungen über, wie er
schon eben des Pollius Erwähnung gethan; also ist amores nicht als
amoenitates (so GROSSE, Imhof) zu fassen, sondern als „liebe Freunde"
(zu III 2. 80), damit ist direct der Übergang zu me gegeben.
108 Der Vers beweist, dafs Claudia nicht aus Neapel stammte
(Einltg 17. 7). praeuenies Steigerung wie v. 22 hortarere.
111 ductor statt dux s. zu II 4. 1. St. spricht wie Vergil G. I 482
fluuiorum rex Eridanus, vgl. Ov. Met. IX 17 regem . . . aquarum, auch
Stat. S. II 2. 12 Appia . . . regina uiarum.
LIBER IV
PRAEFATIO
Inaeni Nach der Herausgabe der drei ersten Bücher wird Marcellus
die Bitte an den Dichter gerichtet haben, ihm auch ein Buch zu widmen;
St. hat darauf an schon vorhandenen Gedichten das Passende ausgesucht
und gefunden. Nur der Ehre, dafs das ihm gewidmete (und nun be-
sonders für die Herausgabe gefertigte) Gedicht den ersten Platz be-
kommt, geht der Gönner verlustig; unter den zusammengesuchten Ge-
dichten waren eben drei, die an den Kaiser gerichtet waren. pietati
gegen den Dichter und dies Buch, dessen günstige Aufnahme (s. Z. 32 f.)
von dem Grade der pietas abhängt, mit dem M. sich seiner annehmen
wird. reor die Überlegung schliefst ein Rechnen, ein Zählen ein.
5 Die Lücke ist wohl entstanden, indem im Archetypus eine (oder
zwei) Zeilen, die, wie unsere Handschriften noch ausweisen, wie Verse
geschrieben waren, ausgefallen sind; die vorgeschlagene Ergänzung,
deren Sinn nicht zweifelhaft ist, wird bestimmt durch die Notwendig-
keit, dem Wechsel des Genus zwischen quarta einerseits und primo,
secundo, tertio andrerseits Rechnung zu tragen. Mit welcher Ein-
schränkung das nullum opusculum meum zu verstehen ist, zeigt
Einltg 12. 4. 7 Über Germanici nostri s. zu IH praef. 17.
8 epistolis kann man nicht durch den Hinweis etwa auf ein kaiser-
liches Einladungsschreiben halten; die wirkliche Teilnahme an der
Tafel ist für den Hofdichter die gerühmte Ehre. Der Fehler erklärt
sich durch eptis. Zur Wertschätzung einer Mahlzeit apud Caesarem
uocata ipsius s. die Erzählung bei Suet. Cal. 39, vgl. auch Mart. IX 91,
und besonders die genaue Beschreibung von Etikette und Eifer-
sucht bei Sidon. Ep. I 11. 10 ff. miratus sum entsprechend dem
fj&og des Gedichtes: habe bewundernd gelobt (s. zu I 1. 8). 9 qua
(nicht etwa quae) exemit weil auch im vorhergehenden honoratus der
Kaiser das logische Subject ist. harenarum (s. IV 3. 23 IV 4. 3);
moras mit gen. subiect. auch V 2. 44 Theb. XI 244 Verg. A. IX 143.
10 meam ist nicht mit Markland zu ändern; der Relativsatz enthält
440 COMMENTAR
nicht nur die Wiederholung des Possessivums, sondern fügt drei neue
Momente tibi, in hoc libro, a Neapoli hinzu. accipies das Tempus
beweist, dafs der Brief ad hoc, für die Herausgabe geschrieben ist-,
zudem enthält der ganze tenor, besonders der Schlufs des Gedichtes
eine Art Rechtfertigung der Dedication. 12 et im Sinne von uel
wird durch citra hoc quoque ins aufgenommen und gestützt: er war
nicht nur dein Mitschüler (an und für sich schon ein Grund für mich,
ihn zu ehren), sondern ist abgesehen von {contra ist leicht verständlicher
Schreibfehler) diesem Anrecht auf meine Ergebenheit noch ein enger
Freund von mir selbst (hauptsächlich als Verehrer der Muse des Dichters
s. IV 5. 25 ff.). Ich hatte einmal vermutet , dafs von Mitschülerschaft
bei Statius' Vater die Rede sei, aber das würde der Sohn wohl in
IV 4 und IV 5 deutlich gesagt haben. nam weiter versteht es sich
von selbst, ich kann (zu I pr. 35). Weil Vindex den Dichter und
überhaupt im allgemeinen (ipsis) die Dichtkunst ehrt, wirst du das
Gedicht an ihn gern in deinem Buche dulden (über imputare s. zu
II pr. 22). 16 nomine auf Grund, in Ansehung, wie oft. epistola
s. Einltg 14; sie ist verloren, weil einzeln herausgegeben.
21 honestauerit durch die Ehre des ius trium liberorum s. zu IV 8. 21.
reddam ob es geschehen, wissen wir nicht, s. Einltg 14. Satur-
nalibus so einfach können nur die letzten bezeichnet werden, also 94.
Mit risimus deutet der Dichter dankend an, dafs Grypus den
Scherz verstanden und in der gewünschten Weise aufgenommen hat;
die Conjectur lusimus hat in dem, was wir wissen, keinen Anhalt.
24 ergo hervorgerufen durch die Aufzählung der 9 Gedichte
(Buch I hat deren nur 6, II nur 7, III nur 5). Die Antwort auf
die Frage Quare ist eben die: um (ne damit nicht) meinen Gegnern
zu zeigen, dafs sie mit ihrem Tadel mich nicht entmutigt haben.
qui reprehenderunt, ut audio, also wirklich vorhandene, nicht fictive
Gegner, wie ich noch immer glaube, Quintilian und seine Parteigänger
(Einltg 32. l). Gewifs ist, wie Leo und Meister gleichmäfsig be-
tonen, silua bei Quint. X 3. 17 zunächst im rein rhetorisch-technischen
Sinne zu nehmen, aber Dichtkunst und Prosa sind um diese Zeit eben
fast nur noch durch das Versmafs unterschieden. Statius' Gelegenheits-
gedichte verhalten sich zum gefeilten Epos (nicht wirklich [Einltg 28],
aber nach des Dichters eigener gefallsüchtiger Angabe) wie ein
Brouillon zur vollendeten Prunkrede. Darum ist die Ausdeutung von
Quintilians Tadel auf Statius' silvae im Kreise des Marcellus höchst
wahrscheinlich. Dafs von Marcellus' Stellungnahme in dem Streite
viel abhing, zeigen die Worte des Dichters zu Ende: sin minus, repre-
hendemur; um den einflufsreichen Mann von vornherein für sich ein-
IV PRAEFATIO 441
zunehmen ; beginnt St. so zuversichtlich ne se putent aliquid egisse.
Der Streit aber war offenbar litterarischer Natur, jedenfalls in erster
Linie; dafs politische Gründe dem Hofdichter Statius den Hafs mancher
Aristokraten eintrugen (Dubois-Guchan, Tacite et son siecle, Paris
1861, II 7), ist möglich, bei Quintilian aber spielen sie keine Rolle,
da er ja selbst die Stelle als Prinzenerzieher annahm. 25 hoc still
genas singulare, unserer modernen Diction nahekommende Wendung:
Stilart, gemeint ist exercere ioco, ludere wie der Ausdruck seit den
Augusteern verstanden wird, s. zu I praef. 8. Die folgende Ver-
teidigung hält im Tone die Mitte zwischen Ernst und Scherz, wie es
sich bei den nahen Beziehungen zwischen Marcellus und Quintilian
gebot. rem factam die Herausgabe der drei ersten Bücher.
multa ex Ulis sicher II, 16, II 5, vielleicht noch andere wie z. B.
III 3. Zum Gedanken s. Einltg 3. 4 I praef. 8 f. Mart. VIII praef.
omnes quidem libelli mei, domine, quibus tu famam id est uitam dedisti,
tibi supplicant 28 exercere . . . ioco das vom „Üben" der Soldaten
und Gladiatoren entlehnte Verbum ist reflexiv (so das Particip schon
bei Cic. de or. II 287), jedenfalls eher exerceri als iocos zu lesen: im
Scherze sich üben = ludere. sphaeromachias kann hier nicht, wie
die Lexica angeben, den gefährlichen Faustkampf mit eisernen Kugeln
bedeuten (Sen. Ep. 80.1); es könnte ein Ballspiel gemeint sein (Pollux
IX 107 s'ieöxi ds %ccl 6cpcuQ0{ia%Lav 8iit8lv ri]v iitLöxvQOv fs. IX 103]
vrjg öcpcciQccg 7icudiav) aber wohl eher, wie ich wegen des folgenden
Beispiels glaube, eine bestimmte Vorübung der Faustkämpfer.
polaris lusio admittit seit der Domitiana immer fälschlich geändert,
öffentlich verteidigt zuerst von Adrian 1893, 17. Zu vergleichen ist
Charis. I p. 34. 4. H. palaria, cum milites ad palos exercentur, Sen.
Ep. 18. 8 exerceamur ad palum, Veget. I 11 H 23, nicht nur von
Soldaten, sondern auch von Gladiatoren als Vorübung betrieben, ad-
mittit (im gleichen Sinne wie spectamus, s. Hör. A. P. 5 spectatum ad-
missi) seil, nos speetantes. 30 inuitus scheint mir wie Vahlen
profitetur zu fordern; diese Voraussetzung nimmt ita auf: so ist's, soll
ich aber darum u. s. w. in summam singulär wie seit Cic. oft ad
summam = denique. tarnen im Gegensatze zu dem ganzen Angriffe.
31 Den Schlufs, der (vielleicht im Zusammenhange mit der Lücke
Z. 5?) verstümmelt ist, habe ich nur durch kühne Umstellung zu klären
vermocht. So, glaube ich, bleibt im Gedankengange keine Lücke.
Vgl. II praef. Ende, sin minus (s. zu V 3. 141) greift auf den vor-
schwebenden Gedanken zurück: wenn du mich verteidigst, bin ich vor
Tadel sicher; wo nicht, u. s. w.
442 COMMENTAR
IV 1
XVII CONSVLATVS IMP AVG • GERMANICI
Erklärungen bei Stange 1887, 14 ff.
Inhalt: Des Kaisers Consulat eröffnet ein neues Jahr, freue dich,
Rom! Alles begrüfst jubelnd diesen Consul; Gott Janus selbst spricht
glück wünschend: Möge so jedes Jahr beginnen! Von deinem Glänze,
o Kaiser, erstrahlen alle Amter heller. Nie haben wir so etwas er-
lebt: nicht einmal Augustus hat es so weit gebracht wie du. Nun
fahre aber auch so fort: du sollst mit mir ein neues Jahrhundert be-
ginnen, neue Siege erwarten dich, deine Namen wollen alle Monate
tragen. So sprach Janus, alle Götter stimmten ihm bei, und Juppiter
selbst verhiefe dem Kaiser ein göttlich langes Leben.
Vorbemerkungen: Das Vorbild für dieses politische Gelegenheits-
gedicht ist nicht unmittelbar zu bestimmen; die zuerst in Alexandria
aufgekommene Fürstenverherrlichung (s. jetzt Kaerst Rh. M. LH 53 ff.)
hatte in Rom die verschiedensten Gebilde erzeugt; directe Gelegenheits-
gedichte dieser Art sind Horaz' Carmen saeculare, etwa auch die Ode
nunc est bibendum. Näher steht noch Martials Gedicht IV 1 auf den
Geburtstag des Kaisers (ediert a. 88) und sein Consulatsgedicht VIII 8
(ediert a. 93). Die gleiche Gelegenheit hat später Claudian des öftern
benutzt: gerade unser Gedicht hat im ganzen wie im einzelnen zum
Vorbilde gehabt Sidonius (Carm. I II) für seinen panegyricus dictus
Anthemio bis consuli, auch Priscians Lobgedicht auf Kaiser Anastasius
(PLM V S. 264 ff.) zeigt Spuren dieses Vorbildes.
Commentar: 1 fastis kühn übertragen auf Jahr und Jahresamt.
insignem prädicativ. aperit G. annum der Kaiser als sidas
(s. zu I 1. 98); der astronomische term. wird auch auf Janus über-
tragen Ov. Pont. IV 4. 23 ergo ubi, Iane biceps, longum reseraueris
annum, Nemes. Cyn. 105 Ianus . . . pandit . . . aeuum, wie es ent-
sprechend im Carm. de megis. (PLM I S. 211) v. 24 vom December
heifst annum claudere. S. auch IV 2. 60 saepe annua pandas limina,
Sidon. C. II 3 annum pande nouum consul uetus. Es klingt wie eine
höhnische Zurückweisung des Statins, wenn Plinius Paneg. 58 sagt con-
tigit ergo priuatis aperire annum fastosque reserare. oritur nach Horaz
von August Ep. II 1. 17 nil oriturum alias, nil ortum tale fatentes.
cum sole nouo als 1. 1. für die Eröffnung des Jahres bei Censorin de die
natali 21. 13. Zu Eoo vgl. Aristot. Ethic. Nicom. V 3 xal ovre "Eöjteyog
IV 1 XVII CONSVLATVS IMP. AVG. GERMANICI 443
o#T£ rEö5og ovtg) &av{ia6T6g. 5 Latiae cctco xoivov zu leges und curules;
dies nicht die Beamten, sondern wirklich die Sessel (so Stange).
iactantior (der .Comparativ auch Plin. Ep. IX 23. 6. Claud. Nupt.
Hon. 48 IV Cons. Hon. 2 Bell. Goth. 587) als sonst zu Anfang des
Jahres. aetJiera ptdset stolz s. zu I 2. 212. 7 Euandrius collis in
die neuerbaute donius Domitiana auf dem Palatin (zu I 1. 34) kamen
nach zweijähriger Pause die fasces von neuem. 9 requiem, abhängig
von uicisse, enthält die Schmeichelei, das Consulat ruhe eigentlich,
wenn es der Kaiser nicht selbst führe. Dafs bis sextus honos bedeutet
cduodecim fascium et lictorum honos' (Gronov) kann ernsthaft nicht
bezweifelt werden, obwohl die von CFWMueller in Friedländers Juvenal
zu I 64 beigebrachten Stellen cum iam sexta ceruice feratur von der
lectica hexaphoros, Plin. N. H. XII 9 epulatum se cum duodevicesimo
comite (ähnlich Oros. VI 16. 8 Sedul. CP IH 89 f.) sich dadurch unter-
scheiden, dafs wirklich die Einzeldinge genannt werden, während hier
honos den einzelnen Lictor umschreibt. Der Singularis bietet aber
auch die Rechtfertigung des Ordinale. Vgl. noch IV 2. 61 saepe nouo
Ianum lictore salutes. 11 Die Anrufung des Janus erklärt sich
durch den Monat. Penes Ianum sunt prima sagt Varro; darum geht
reparator aeui nicht nur auf die Eröffnung des neuen Jahres, sondern
auch gröfserer Zeiträume, s. v. 17, Carm. de mens. I 12. 3 annorum
saeclique caput vom Januar. 12 attollit uultus stolz wie das Pferd
I 1. 47. grates einmal für die Übernahme des Consulats, dann aber
auch für das ligari ebenso wie Vulturnus IV 3. 72 ff. ligatum wie
sich schon bei Ov. Fast. I 281 f. das pace fores obdo des Janus in
Caesareoque diu numine clausus ero verschiebt, so gilt erst recht für
St. der Kaiser als der höhere Gott, der über die andern bestimmt
(darum auch das Gebet an ihn v. 15 ff); uicina Pace durch den neu-
erbauten Tempel der Pax (zu IV 3. 17). Die Worte utroque a limine
und gemina uoce beweisen, was die Erklärer, zuletzt Stange, übersehen,
deutlich, dafs St. den alten Ianus bifrons am forum uetus (ob von
dort aus also uicina zu rechnen sei, wie Suet. Vesp. 9 fecit et templum
Pacis foro proximum, mufs freilich dahingestellt bleiben, da mit v. 13/14
offenbar auf den Ianus quadrifrons angespielt wird), nicht den quadri-
frons auf dem forum transitorium auftreten läfst. Mir ist wahrschein-
lich, dafs St. absichtlich dem altern, den neuen sicher immer noch an
Ehrwürdigkeit überragenden Janus den Vorzug gegeben hat aus Rivalität
gegen Martial, der schon im J. 93 den billigen Witz gemacht hatte
(VIII 2. 3) Ianus ... tot uoltus sibi non satis putauit . . . et lingua
pariter locutus omni . . . promisit Pyliam quater senectam (s. zu v. 46).
Anders kann St. IV 3. 9 reden s. d. Anm. noui fori ist hier wie
444 COMMENTAR
IV 3. 10 das forum transitorium, später Nervae genannt, von Domitian
zu bauen begonnen. (Suet. 5 Eutrop. VII 23. 5, zuerst erwähnt 85/86
Mart. I 2. 8 als Palladium forum), Dafs das forum noch nicht fertig
war, zeigt IV 9. 15. Unsere Stelle (noui des im Bau begriffenen) und
IV 3. 10 (coronat Praesens) passen dazu ohne Schwierigkeit. Durch
die Nähe der Pax werden dem Janus alle Kriegsgelüste unterbunden,
auch das forum ist zugleich wie IV 3. 10 iustis legibus et foro in dem
Sinne nouum, dafs es auf ihm friedlicher zugeht als auf dem uetus.
Die Beziehung des Janus zu den Gesetzen erläutert z. B. scherzhaft
Sen. Apocol. 9 interrogatur sententiam Ianus pater ... is multa diserte,
quod in foro uiuebat, dixit hinc atque inde lächerliche Ausmalung
des utroque a limine,
17 saecula instaurare Janus sorgt für die äufsere Ordnung der
Zeit, der Kaiser durch Gesetze u. s. w., dafs das begonnene saeculum
wirklich ein neues, besseres werde. Das kann natürlich der Dichter
auch noch 7 Jahre nach den ludi saeculares (zu I 4. 17) rühmen.
20 inirare mit Subjectswechsel s. zu V 3. 3. gaudia so personifiziert
schon Cic. in Pis. 30 hos consules non dicam animi hominum, sed fasti
ulli ferre possunt?, vgl. Lucan V 384 laetos fecit se consiüe fastos.
multo vieler Jahre; selbst Minerva (zu I 1. 5) mufs sich eilen (pro-
perata), damit sie immer zur rechten Zeit die toga praetexta fertig
bekommt. 25 Mit atque (nachgestellt s. Haupt obs. crit. S. 42
Grosse 1861, 44 und Progr. Königsb. 1866, 9) und dem Indicativ geht
St. von den Naturerscheinungen zur wichtigeren Freude der Menschen
über, nioribus spielt nicht, wie Gronov meinte, auf die durch den
Kaiser als Censor herbeigeführte Sittenbesserung an, sondern geht auf
des Kaisers eigene mores; das gleiche Lob des Vorbildes oft bei Plin.
im Panegyricus; hier wird es durch die Dreiteilung Ritter, Volk, Senat
verstärkt. Auch lucem erklärt Gronov falsch enitent omnes tais in se
moribus deriuatis; es lehnt sich viel näher an templis alius nitor an:
die Amtsführung der übrigen Beamten erhält, indem sie naturgemäfs
in näherer Berührung mit dem Hofe geführt wird, einen höheren Glanz
durch das Consulat des Kaisers, umgekehrt Auson. Grat. act. XVIII 83
p. 375 P. praetextam meam pur pur ae tuae luce fueatam. 27 prior
annus beispielsweise (man beachte das eindringliche precor) für alle,
in denen der Kaiser nicht Consul war. 29 parua exempla Privat-
personen mit vielen Consulaten. v. 30 erklärt (es ist also nicht etwa
eine Lücke anzunehmen), dafs der Dichter nur ein Beispiel findet,
auch dies nur mit cos. XIII, und das wiederum nur mit Einschränkungen.
So steigert St. raffiniert bis zu dem durch uincere schon als unausbleiblich
gekennzeichneten Schlüsse: tu iuuenis praegressus auos (= August und
IV 1 XVII CONSVLATVS IMP. AVG. GERMANICI 445
seine Nachfolger s. zu III 3. 78. Man beachte noch, dafs hier der
Plural , dort das Colleetivuin nepoti die Verwandtschaftserklärung der
einzelnen Personen abschwächt). Augusts XIII Consulate werden
durch zwei Zusätze im Werte herabgesetzt: 1) labentibus annis tisqi-
7tXo{isvcov evLccvTcbVi für die lange Zeit seiner Regierung bedeutet 13
nicht viel; 2) durch sed coepit sero rnereri, von Barth richtig gefafst
cnon eniin meritus erat consulatum cum armis extorqueret', vgl. Suet. 26
considatum uicesimo aetatis anno inuasit admotis hostiliter ad urbem
legionibus, missisque qui sibi nomine exercitus deposcerent und die sich
anschliefsende Anekdote. Darum sagt St. auch nicht Latios , sondern
Lotio tulit fasces er zwang sie auf; das erste hatte die andern im Ge-
folge. Als verdiente Consulate rechnet der Dichter wohl nur die
beiden letzten 5 und 2 v. Chr. nach der Abdankung (23 v. Chr.) im
neuen Saeculum (Hirschfeld Wien. Stud. III 97 ff.). quanta = quot
consulatus, s. IV 8. 14. 34 Wegen f ledere glaube ich nicht, dafs
is
man promittis der Überlieferung (verstehe promittit) erklären darf:
indem du jetzt annimmst; das Futurum promittes bezieht sich auf den
Tag der Wahlannahme, an dem der Kaiser hunc diem, d. h. den Amts-
antritt zusagt. ordo longior curulium, consulatuum. 37 Dafs der
Kaiser das Saecularfest noch einmal feiern soll, ist unmäfsige Über-
treibung, longaeui . . . parentis ist trotz I 4. 18 richtig, wie v. 47
zeigt; Juppiter war der erste Gott, dem am Tarentum geopfert wurde.
permitte s. zu III 3. 171 und IV 3. 159. 40 Bactra und Babylon
wie z. B. schon Lucan VIII 299 für die Parther, mit denen um diese
Zeit Verwicklungen vorlagen, s. IV 4. 63 f. Genaues wissen wir nicht,
Gsell 232 f. Trotz Plin. N. H. XV 134 laurus ex fascibus impera-
torum in gremio Iouis optimi maximique deponitur, quotiens laetitiam
noua uictoria attulit scheint mir in für St. nicht nötig: der Schofs der
(sitzenden) Statue hat den Lorbeer über Indien noch nicht. 42 rogant
ctibi sunt supplices' Domitivs, vgl. Sidon. C. II 50 te Susa tremunt oc
supplice cultit flectit Achaemenius lunatam Persa tiaram; auf den Kaiser-
denkmälern so oft fremde Völker in bittflehender Tracht als Zeichen
der weitreichenden Macht Roms. omnis annus alle 12 Monate; über
die Benennung des September und October als Germanicus und Domi-
tianus s. Einltg 45. 6. Janus wünscht also, der Kaiser solle durch
Siege sich so viel Beinamen erwerben, dafs alle Monate nach ihm be-
nannt werden können.
44 Während Janus sich nun, einverstanden mit der Schliefsung
seines Tempels, dorthin zurückzieht, omnes patuere dei d. h. einmal
die Tempel aller Götter öffneten sich (s. IV 8. 1), um die uota der
Römer für den neuen Consul entgegenzunehmen, weiter aber auch, in
446 COMMENTAR
Verbindung mit dederunt signa, die Götter bezeugten sich, ihr Wille
wurde kund (z.B. Manil. I 50 deus ipse ... patait ministris, Theb. IV 414
VI 935 Val. Fl. III 49), ferner schliefst sich an annuit mit deutlicher
Anschauung wie Sil. It. VIII 653 ruptusque fragore horrisono polus et
uultus patuere Tonantis. Beim Begräbnis des Drusus heifst es dagegen
Cons. ad Liv. 187 dique latent templis neque iniqua ad funer a uultus
praebent. 4(> Dafs St. nicht ohne weiteres den Kaiser mit dem ver-
pönten Titel rex anreden konnte, hat Markland richtig gefühlt (vgl.
Mommsen St. R. II 2. 724). Zu ändern ist aber nichts, s. Leo Anal.
Plaut. I 22. St. stellt das anstöfsige Wort absichtlich so, dafs es
Apposition zu Iuppiter sein kann (so bei Stat. z. B. III 4. 48 pater . . .
Germanicus, IV 1. 11 reparator . . . Ianus, V 2. 1 meus . . . Crispinus u. a.)
und doch wieder auch zu magne der Anrede an den Kaiser mitklingt,
der ja Juppiter gleichgesetzt wird. Genau genommen sollte man also
überhaupt kein Komma setzen. iuuentam vielleicht im Gedanken
an den unglücklichen Tithonus absichtlich (s. zu v. 12) von St. ge-
wählt und mit Betonung gesetzt gegen Mart. VIII 2. 7 Ianus terrarum
domino deoque verum promisit Fyliam quater senectam.
IV 2
EVCHARISTICON
Erklärungen bei Stange 1887, 19 ff.
Inhalt: Die Gastmähler der Dido und des Alkinoos konnten Dichter
beschreiben; zur Feier der Einladung des Kaisers würden Homers und
Vergils Kräfte nicht ausreichen. Wie im Himmel glaubte ich zu sein
und kann mich noch immer von meinem Staunen nicht erholen (1 — 17).
Ausnehmend grofs und überwältigend ist der Palast (18 — 31), un-
zählbar die Dienerschaft (32 — 37), aber ich hatte nur Zeit und Lust,
den Herrn selbst zu betrachten in seiner milden Gröfse; so mufs
Juppiter selbst seine Feste feiern (38 — 56).
Mögen die Götter dir alle deine Wünsche und Pläne in Erfüllung
gehen lassen! Für mich bildete dieser Tag mit dem Albanischen
Siege zusammen die höchsten Ehrentage des Lebens.
Vorbemerkungen: Über den Titel s. S. 207. Das griechische
Wort hat Sidonius C. XVI zu seinem Euchariston veranlafst, wobei
IV 1 XVII CONSVLATVS IMP. AVG. GERMANICA IV 2 EVCHARISTICON 447
aber jedenfalls christliche Vorstellungen mitgewirkt haben. Für St.
steht es parallel den Gcjtiiqlcc wie sv%ccQi6vriQLa.
Das gefeierte Mahl war ein grofses Festmahl für Senatoren und
Ritter (v. 32 f.) , möglicherweise aus Anlals der Consulatsannahme
(v. 60 f.): Sicheres darüber wissen wir nicht (s. Einltg 8. e).
Im Motive verwandt ist Mart. IX 91.
Commentar: 1 Begia (s. Verg. A. I 696) mit Absicht zu Anfang;
trotzdem mit dem Kaisermahl nicht zu vergleichen. Die Beschreibung
Vergils (Aen. I 699 ff.) klingt bei St. wiederholt an, s. v. 10, die Tyrii
frequentes werden zu mille agmina gesteigert, wie dort Iulus aller
Augen auf sich zieht, so hier der Kaiser. intulit wie consumpsit nach
einem bei griech. wie röm. Dichtern allgemeinen Brauche für die Be-
schreibung der Handlungen, s. II 7. 7 7 f. Dafs St. Vergil und Aeneas
an den Anfang setzt, versteht sich leicht. 3 monstrat Odyss. VIII 57 ff.
6 domina mensa wie Ov. Am. II 5. 30 dominas . . . manus, Theb.
V 578 Prud. Cath. VI 72. In consurgere liegt ein Sprachspiel des
Dichters; während man bei gewöhnlichen Mahlzeiten accumbit also eine
tiefere Lage annimmt, ist das accumbere mensa domina (schon rein
äufserlich wegen der Höhe des Palatin, noch mehr der Ehre wegen) für
St. einem consurgere gleich, ein trockener Witz, der auf der Anschauung
des discambere in astris, zu denen man ja auch in die Höhe klettern
mufs, beruht. 7 quas würde zu einem soluam passen, nicht zu soluere
sufficiam. pariter s. zu una II 2. 60. laeto ich würde mich
freuen, wenn es geschähe, aber auch dann reichte meine Kraft nicht.
Homer und Vergil mit chiastischer Zurückbeziehung auf v. 1 — 4.
astris frostiger Anklang an Vergils ostro. 12 transmisimus (zu
I 2. 168) bis heute. Zum Folgenden s. Anm. zu I 5. 63.
16 iacens bei Tische, während vor dem Kaiser adsurgere fas est, vgl.
Sittl Gebärden 152.
18 Die unvermittelte Anknüpfung der Palastbeschreibung malt die
Stimmung des Verblüfften. Der verwendete Vergilvers mufs natürlich
gesteigert werden; beachte übrigens, dafs Vergil gleich darauf von der
regia Pici sagt VU 175 hae sacris sedes epulis. quantae = quot.
Über den Bau der domus Domitiana auf dem Palatin s. zu I 1. 34.
20 uicina bezieht sich nicht nur auf das Capitol, sondern aitb xoivov
auch zu numina, bei denen man z. B. an das Templum Bonae Deae,
Mercurii, Vestae denken mag. Im Hintergrunde schwebt der Gedanke:
der Palatin ist so gut wie der Olymp selbst. 22 nee ist richtig; es
beginnt ein neuer Gedanke: Der Himmel selbst ist nicht so gewaltig
wie dies Gebäude, du brauchst dich also nicht dorthin zu sehnen;
excedere verteidigt Lundstboem unglücklich als mori (Curt. IV 7. 28
448 COMMENTAR
donec excederet ad deos), da gerade auf der Vorstellung der Höhe der
ganze Gedanke ruht, also escendere. patet c dehnt sich aus' (s. Mart.
IX 20. 1) durch effusae erläutert, weiter mit Personifikation (s. Gkonov
diatr. 387) impetus, wohl unmittelbar aus Lucrez V 200 qaantum caeli
tegit Impetus ingens, denn aus dem tegit entwickelt sich amplexus.
liberior gehört nicht zu campi, wie Gronov wollte, sondern erklärt
effusae und tanta Veiter gehend als gewöhnlich'; campi hängt ab von
multum, das beide Substantiva, campi und aeiheros, aitb xolvov regiert
(s. Leo Anal. Plaut. 8. 1; die Stellen in den Silvae sind I 2. 127, 179
I 5. 7 II 7. 84 III 5. 10 IV 3. 83 V 3. 86, 96, 213). operti, ebenfalls
zu campi wie zu aeiheros, vom Dache, aeiheros wird erwähnt, um den
Vergleich mit dem Himmel weiter zu rechtfertigen. 26 implet
s. Plin. Pan. 15. 4 tectum Magnus hospes impleueris, luv. I 32 lectica
Mafhonis plena ipso; iuuat nämlich ihren impetus, darum ingenti (genio
wie I 1. 57) zugesetzt. 27 Über die Marmorsorten zu I 2. 148.
Schwartz hat unrecht, unter Hinweis auf I 5. 35 auch den Marmor
von Assuan, Chios, Karystos durch nee auszuschliefsen; im Bade sind
freilich nur, oder doch ganz vorwiegend rote Farben gebraucht, im
Speisesaale aber finden alle bunten Steine ihren Platz, nur der weifse
von Luna ist zurückgesetzt und spärlich verwendet, multa ist ohne
Zweifel positiv, auch aemulus, an das sich multa gut anschliefst, geht
weniger auf den Wetteifer in den Farben, als in der Menge der Ver-
wendung. Baehrens' hie ist mir wegen illic sehr wahrscheinlich (zur
Längung von nitet s. metr. Anhang II). Doriäi griech. Kürzung
des i wie Theb. III 521 Iasoni (codd. -e), Ach. I 285 Palladi s. Haupt
Mon. Ber. Berl. Ak. 1861, 1077 Imhof 1867, 3 f. suffeeta erst in
zweiter Linie als Basis gewählt, weil der Säulenstein nicht breit genug
war. 30 species der Blick kann sich weit nach oben wenden.
aurati weil eben die laquearia (zu diesem Bilde vgl. Manil. I 532 Enn.
ann. I fr. 48B Cic. de or. III 162) vergoldet sind. Vgl. Mart. VII 56. 1
astra polumque pia cepisti mente Babiri.
32 hie schafft nach der v. 18 unvermittelt begonnenen Beschreibung
den notwendigen Übergang. 34 Die Schmeichelei besteht darin, dafs
der Dichter Speise und Trank sich personifizieren und von selbst dem
Kaiser dienen läfst trotz der famulae turmae. Diese Personifikation ist
es, die neben der Schnelligkeit der Bedienung durch die folgenden
Vergleiche erläutert wird, in denen die Wahl der Ausdrücke absicht-
lich das Verständnis zwischen Appellativum und Gottheit schwanken
läfst. 35 Hygin. Fab. 147 Ceres Triptolemo currum draconibus
iunetum tradidit, quibus uehens orbem terrarum frugibus obseuit, s. Ov.
Met. V 643 ff. orbita fluxit geht natürlich aus von der Vorstellung des
IV 2 EVCHARISTICON 449
Niederregnens des Samens (s. I 1. 2), vom Himmel (aetherii des in der
Luft sehwebenden, s. Verg. A. IX 803 Val. Fl. I 67), nimmt aber in
Verbindung mii _felix den Sinn an von „gedieh" (s. z.B. Tac. Ann. XV 5
nee praesentia prospere fluebant); vgl. Claud. R. Pros. I 188 flauescit
aristis orbita: surgentes eondunt uestigia fruges, uestit iter comitata seges.
uitifero ist trotz palmite richtig; uitis bezeichnet auch bei den
Script, rei rust. die einzelne Weinrebe, in diesem Sinne pafst uitifero
besser zu nudos wie zu umbrauit als uuifero. Zu sobria s. IV 3. 12.
38 Dem verblüffenden Eindrucke des ganzen Saales, wie dem all-
gemeinen Staunen über die Raschheit der Bedienung kann sich der
Dichter nicht entziehen; von anderen Einzelheiten, wie der Güte der
Speisen, den elfenbeinernen Püfsen der Citrustische, der Menge der
Diener wird er durch den Anblick des Kaisers schnell abgelenkt.
41 f. Zum Gedanken s. zu I 1. 15 f. Wie Signum tollere das Zeichen
mutigen, aber feindseligen Vorgehens ist, so submittere Zeichen fried-
fertiger Gesinnung s. Lat. Pacat. Panegyr. Theod. XXXVI at quanto
melius manus illa consuluit, quae submissis precabunda uexillis petit
ueniam necessitatis , hier allgemein von Milde (s. z. B. submissus Theb.
I 663). Trotzdem bleibt die maiestas (darum die Göttervergleiche) so
grofs, dafs die Feinde den Kaiser erkennen würden, non aliter, sie, talis be-
tonen dagegen wieder vorwiegend die milde Freundlichkeit. 46 Der
Vergleich mit Mars etwas anders I 1. 18. 48 resolutus s. zu
III 1. 157. Die Sage zu IV 5. 27. 50 Stange's Ausdeutungen
des Vergleichs auf bestimmte künstlerische Darstellungen haben hier
im Zusammenhange keine Stütze, grauis wird durch gaudebat zu
cernst' bestimmt. 54 St. hat, wie die Parallelstelle aus der Ach.
beweist, uultus nicht zu talis, sondern zu diffusus bezogen wissen
wollen, indem er das ältere Bild auf die Glättung der Furchen des
Antlitzes weiterübertrug. seereta wie bei Lucan, die nur die Ein-
geweihten, hier die Götter, hören dürfen, s. Quint. IX 3. 5 figurae
secretae et extra uulgarem usam positae. Zur Situation vgl. Val. Fl. V 69 2 ff.
57 An die Betrachtung des Kaisers schliefst sich naturgemäfs das
Votum für ihn an. Über die Parenthese s. zu I 4. 130 f. patriae
bescheidener als sonst; Vespasian war 69 Jahre alt geworden.
59 miseris wie III 3. 77 dimissus. Ich möchte aus dieser Stelle
schlief sen, dafs das templum gentis Flaviae Anfang 95 noch nicht
dediciert war (durch die Dedication werden die Kaiser erst rafa
numina), soviel ich sehe, steht dem keine der Stellen Martials in
Buch IX (ed. 94) entgegen. 60 habitesque domos die domus Domitiana;
der Sinn deckt sich mit v. 22. Über pandas s. zu IV 1.2, über
nouo lictore zu IV 1. 9, Ianum für den Jahresanfang; coronatis Suet.
VoiiLMEB, Statius' silvae. 29
450 COMMENTAR
Dom. 4 Capitolino certamini praesedit crepidatus purpureaque amictus
toga Graecanica, capite gestans coronam auream cum effigie Iouis ac
Iunonis Mineruaeque, assidentibus Diali sacerdote et collegio Flauialiam
pari hdbitu nisi quod illorum coronis inerat et ipsius imago. Vgl.
Einltg 8. 6. 63 Man kann auf den ersten Blick vermuten, das Folgende
verschleppe den Schlufs und gehöre etwa hinter v. 17. Aber ganz
ohne persönliche Wendung mochte wohl St. nach dem animas minores
nicht abbrechen (s. z. B. den Schlufs von I 4), zudem enthalten die
beiden letzten Verse eine auf v. 8 ff. zurückgreifende Rechtfertigung
des Wagnisses, das Kaisermahl überhaupt zu besingen. Beachte auch
den kleinen Vorwurf in longo post tempore. Die Verbindung der Ge-
danken liegt in den stark betonten Worten tibi annuerint v. 57 und
mihi dedisti. Gegenstand der Gedichte im Albanischen Agon war
wohl immer der Kaiser (Plin. Paneg. 54 Anf.). Über St.' Gedicht
und Sieg s. Einltg 19. 10. Der Preis war ein goldener Olivenkranz,
s. IV 5. 22 Mart. IX 23. 1.
IV 3
VIA DOMITIANA
Erklärungen bei Stange 1887, 23 ff.
Inhalt: Was bedeutet der Lärm, den man an der Campanischen
Küste vernimmt? Der Kaiser, der die Stadt mit den mannigfachsten
Bauten geschmückt hat, läfst einen lang empfundenen Übelstand be-
seitigen, er verbindet Rom durch eine neue Strafse mit dem Golf von
Neapel (1 — 26).
Früher war hier kein Durchkommen, die Wagenfahrt wurde fast
zur Schiffahrt. Jetzt kann man den Weg, der früher einen ganzen
Tag erforderte, in kaum zwei Stunden machen (27 — 39).
Dafür war die erste Arbeit, Gräben auszuwerfen, mit festem
Material wieder anzufüllen und dies noch zu sichern. Ein ganzes
Heer von Arbeitern teilt sich in die verschiedenen Thätigkeiten, grofs
genug, um den Athos oder Isthmos zu durchstechen. Weithin dringt
der Arbeitslärm (40 — 66).
Da hebt an der Kaiserbrücke der Flufsgott Vulturnus sein Haupt
empor und spricht: Du hast mich gebändigt, ich Wilder trage eine
IV 2 EVCHARISTICON IV 3 VIA DOMITIANA 451
Brücke und lasse mich überschreiten, aber ich sage dir Dank und
füge mich willig, weil du es bist, der mich bezwungen, dessen Namen
das Werk trägt. Du giebst mir einen reinen kräftigen Lauf, so dafs
ich dem nahen Nebenbuhler, dem Liris, gleichkomme (67 — 94).
So schnell wie der Flufs diese Worte sprach, erhob sich die
Brücke über ihn. An der Stelle aber, wo bei dem prächtigen Bogen
die neue Strafse beginnt, verdoppeln Wanderer und Rosse ihren Eifer,
froh über den neuen herrlichen Weg. So hat der Verkehr des
Ostens mit Rom eine bedeutende Beschleunigung erfahren, und die
Bürger der grofsen Stadt können in einem Tage ihren wichtigsten Er-
holungsort erreichen (95 — 113).
Nun erscheint am Anfange des Weges in verzückter Haltung die
Sibylle und spricht: Meine Weissagung ist in Erfüllung gegangen, der
Mann ist erschienen, der den Weg gebaut. Ein Gott ist er, Stell-
vertreter Juppiters auf der Erde, der beste Herrscher seit Aeneas. Er
ist besser als die Natur; stände es in seiner Macht, so würden alle
Klagen schwinden. Höre mich, erhabener Herrscher, dir künde ich
mit eigenem Munde die Zukunft: Langes Leben haben dir die Götter
verliehen und frische Jugend. Osten und Westen werden sich deinem
Scepter beugen, Ehren werden dich überhäufen, solange das Capitol
steht und diese neue Strafse die alte Appia überstrahlen wird
(114 — 163).
Vorbemerkungen: Unter den zahlreichen Strafsenbauten Domitians
(CIL II 4721 III 312. 318. 4176 f. Stat. S. IV 4. 60 Imhof Domit. 87 f.
Beloch Camp. 19 ff. Gsell Dom. 134) nimmt die im Jahre 95 (Dio
XL VII 14. 1) wieder erbaute, von Sinuessa nach Puteoli führende via
Domitiana die erste Stelle ein. Zu dem von St. geschilderten Zustande
der alten Strafse, die bei den Schwierigkeiten des Terrains schnell
verfiel, stimmt die Lischrift von Volturni CIL X 3726 (= I 1196)
M. Arrkis M. f. M. Sextius M. f. äuouiri d(e) c(onscriptorum) s(ententia)
viam faciund(am) et reficiund(am) coeraii(erunt). Als Distanzen der via
Domitiana sind auf der Tab. Peutingeri angegeben: Sinuessa, Safo VII,
Volturno XH, Literno XII, Cumas VI, Puteolis III. Die von St. ver-
schiedentlich gerühmte Verkürzung des Weges von Rom nach Neapel
leuchtet ein, da die Appia bei Sinuessa nach Capua abbog und die
Reisenden angewiesen waren, entweder von Capua auf der via Campana
nach Puteoli oder über Suessula und Acerrae zu fahren.
Die Anlage des Gedichtes, für dessen Gliederung die Schule kaum
ein Schema fixiert haben wird, entspricht am meisten der von I 1, dem
Eqits maximus.
Commentar: 1 Mit der Frage versetzt sich St. auf den Stand-
29*
452 * COMMEflTAR
punkt des von Rom nach Neapel Reisenden, freilich umgekehrt wie es
sein Buch thut (s. IV 4 Anfang). Dadurch erklärt sich latus Appiae
als die Meerseite der Strafse, an deren ganzer Länge hin sich der
Neubau erstreckt (repleuii). 2 Der Genetiv aequoris wird durch
nachlässige Vereinigung mit sonus entstanden sein; jedenfalls halte ich
die Verbindung von aequoris mit propinquum für unmöglich. Ebenso-
wenig möchte ich andere Erklärungen {sonus aequoris Gebrause wie
von einem Meere, oder aequoris latus die nach dem Meere zu gelegene
Seite, mit propinquum seil, a Neapoli) vertreten. 4 Libycae cateruae
wird durch nee nur rhetorisch vom dux aduena, Hannibal, getrennt,
dessen stehendes Beiwort (wegen Sagunt u.a.) periurus bildet, s. IV 6. 77
Mart. IV 14. 2 VI 19. 6 u. ö. peierante mit leichter Übertragung wie
Theb.V83 solantia, IV 783 certantia. quatit mit schwerem Tritt; inquietus
wegen seines Hin- und Herziehens, s. Sil. It. XH. 7 Tac. Ann. XV 42
Seuerus et Celer ab lacu Auerno nauigabilem fossam usque ad ostia
Tiberina depressuros promiserant, squalenti litore aut per montes aduersos.
neque enim aliud umidum gignendis aquis oceurrit quam Pomptinae
paludes: cetera abrupta aut arentia, ac si perrumpi possent, intolerandus
labor nee satis causae. Nero tarnen, ut erat ineredibilium cupitor, effodere
proxima Auerno iuga eonisus est manentque uestigia inritae spei, vgl.
Suet. Ner. 31 Plin. N. H. XIV 61. So erklärt sich frangit uada als
Ableitung des Sumpf wassers in den Canal, inducit als Leitung des
Sumpfwassers in die durchstochenen Berge. 9 Hier ist mit limina
bellicosa natürlich der neue Ianus quadrifrons auf dem forum transi-
torium gemeint (anders zu IV 1. 12). iustis gehört (coronat = cingit,
so auch v. 100, wie Mart. X 28. 5 nunc tua Caesareis cinguntur limina
donis, vgl. Claud. R. Pr. I 108) zu legibus und foro, deren enge Ver-
bindung auch durch den unmittelbaren Anschlufs des zweimaligen quis
an legibus bekundet wird. Nur kurzsichtige Gleichmacherei konnte
die parenthetische Rechtfertigung von iustis durch diu negata und
fortem uetat interire verkennen und quis zweimal in qui ändern. Aufser
in den von mir in Klammern gesetzten Sätzen werden dem Zwecke
des Gedichtes entsprechend nur Bauten des Kaisers aufgeführt.
Zu v. 11 vgl. Suet. 7 ad summam quondam ubertatem uini7 frumenti
uero inopiam existimans nimio uinearum studio neglegi arua, edixit, ne
quis in Italia nouellaret utque in prouineiis uineta sueeiderentur relicta
tibi plurimum dimidia parte; nee exequi rem perseuerauit. Weiteres zur
Geschichte des Edicts (nach Euseb. Oct. 91/92) bei Gsell Dom. 153;
günstige Beurteilung bei Marqvardt St. V. II 108 ff. Unsere Stelle
beweist jedenfalls, dafs das Edict a. 95 noch nicht ganz aufser Kraft
getreten war. castae und sobrias erklärt Barth richtig: dempta laseivo
IV 3 VIA DOMITTANA 453
Baccho. 13 Über das Verbot der Castration a. 82 s. zu III 4. 74. fortem
so melior Theb. I 393, fortior Auson Par. XII 3 (p. 37 P.), später infirmus
Lactanz, ttalidior et infirrnior Augustin, „das stärkere Geschlecht", censor
besonders betont , weil Dornitian erst zwei Jahre später (84) wirklich
censor wurde; nach St. verdiente er den Titel durch dies Gesetz,
anders urteilt natürlich luv. II 29 ff. über des verhafsten Kaisers Sitten-
hebungsversuche, supplicium die Castratio ist die schlimme Strafe,
die sich eben die Schönheit zuzieht, welche man so erhalten will.
16 S. zu I 6. 100. Zum Ausdrucke qui reddit Capitolio Tonantem:
cidem fere est ac Capitolium Tonanti nee opus est mutatione: qui enim
reddit Capitolium Iovi, ille reddit Iovem Capitolio ut apud Aurel.
Victorem in Camillo sie et oppidum civibus et cives oppido reddidit
Usitatior forte altera loquendi forma: Tac. Hist. III 84 urbem senatui
ac populo Romano, templa diis reddita, licet alterius non desint exempla:
Annal. I [5] multas illic utrimque lacrimas et signa caritatis spemque ex
eo fore ut iuvenis penatibus am redderetar de Agrippa, Augusti nepote.
Noster Theb. XI 280 redde arvis domibusque viros. Et sane maius est
reddere Iovem Capitolio quam Capitolium Iovi si propius inspicias: in
priore enim casu Iuppiter est, deorum pater, de quo deliberatur seu
statuitur: in altero templum tantum praedicatur: tanto igitur istud
maius hoc quanto Iuppiter maior est templo' Markland. St. hat
also auch hier dem abgelegeneren und auffälligeren Ausdrucke den
Vorzug gegeben. 17 Das templum Pacis war von Vespasian erbaut'
(Suet. 9 fecit et noua opera: templum Pacis foro proximum). Domitian
hat wohl nur die letzte Hand anlegen lassen, nimmt dann aber den
Ruhm des Baues für sich in Anspruch (Suet. 5 omnia sub titulo tantum
suo ac sine idlo pristini auctoris memoria). Dafs St. dieser Intention
folgt (wie auch IV 1. 13 andeutet), kennzeichnet den Hofdichter.
Martial übergeht auffallenderweise im Verzeichnis der Werke des
Kaisers IX 3 diesen Bau. Trotzdem wird man nicht mit Markland
an etwas andres, etwa die Aufstellung einer neuen Statue im Tempel,
zu denken haben; höchstens könnte man diesen Zug als Einzelheit der'
Vollendung des Baues fassen. Die Verse 19 f. lassen sich dem Zu-
sammenhange nach nur auf ein Bauwerk beziehen (s. zu v. 9), darum
weise ich die Versuche von Ziehen 1896, 131 und Riese (Rh. Mus.
LI 637), die Stelle auf die Adoption der Söhne des Flavius Clemens
zu deuten, ab. caelum hat Tvrnebvs richtig gebessert; vom templum
gentis Flaviae heilst es V 1. 240 aeternae modo qui sacraria genti con-
didit inque alio posuit sua sidera caelo (s. d. Anm.), Mart. IX 1. 8
manebit altum Flauiae decus gentis cum sole et astris cumque luce
Romana. Inuicta quiequid condidit manus, caeli est, IX 3. 12 addita
454 COMMENTAR
quid Latio Flauia templa polo. Zu lumina schreibt mir Buecheler:
*limina ist mir zu matt, vielleicht läfst sich lumina schützen, insofern
bei jeder genauer bekannten Apotheose (diui Iulii) auch Stern-
erscheinungen, Kometen dgl. die Vergötterung begleiten, kein Tempel
ohne Orientierung nach Sternbildern u. s. w. Ich wünsche, und
glaube auch wegen sancit und futura semper, dafs der Wunsch be-
gründet ist, numina: nur so wird der kräftige Gegensatz gegen genti
patriae, resp. die Auszeichnung dieser gens vor allen, gewonnen'. Ich
glaube, dafs die oben genannten Stellen, namentlich V 1. 240, lumina
hinlänglich schützen; die sidera sind eben die lumina (s. zu I 1. 98,
auch Val. Fl. I 15 ille tibi ciütusque deum delubraque genti instituet, cum
iam genitor lucebis ab omni parte poli; diese Stelle ist von Val. in das
sicher schon früher recitierte I. Buch nachträglich aufgenommen, Val.
ist also um 94 gestorben), d. h. die Gottheiten der Kaiser, die (s. zu
IV 2. 59) rata numina, vgl. noch Theb. I 31 sidera dones. 20 Mit
hie beginnt endlich der Nachsatz. Ich fafste früher uias wie campos
als Apposition zu ambitus: er beseitigt die gewöhnlichen, vom Volke
selbst gebahnten Wege (Gegensatz uia Caesaris; Gronov notiert rell. 372
uias populi ut in lapide ueteri, den ich leider nicht habe ausfindig
machen können), die durch Schmutz (caenis mit Gronov) beschwerlich
gemacht wurden, und die Gefilde, wie Moräste, Sandplätze, die jeden
Verkehr aufhielten, und somit die weiten Umwege, die man um
dieser Stellen willen machen mufste. Aber Skutsch macht mich
darauf aufmerksam, dafs von caenum kein Plural vorkomme, darum
kehre ich zu segnis . . . grauatus zurück: der Kaiser ist ungehalten
über die beschwerlichen Feldwege u. s. w. nouoque iniectu (über die
Sache zu v. 43) das Wort schwankt wie 41 alto egestu zwischen concreter
und abstracter Bedeutung (Theb. IV 167 iniectu, 272 deiectu, X 320
proflatu, Silv. I 3. 73 III 2. 18 natatu, Ach. I 399 conquestu, 435 attritu,
II 131 rotatu), graues lästig, s. IV praef. 9 grauissimam harenarum
moram, Sen. Ep. 57. 2 puluis . . . in aperto quoque res grauis et molesta,
und Silv. IV 4. 3 (falsch fafst Bitschofsky 1879, 336 graues als pro-
leptisch). aestuantes s. zu III 5. 96. admouere celeganti forma ad
quae itur aut uicinior uia reperitur, ea admoueri dieuntur' Gronov,
vgl. Plin. N. H. XII 5 arbore sulcamus maria terrasque admottemus,
Lucan II 673 f. VI 55 VII 50 u. ö.
27 hie hier, wie v. 40, die beiden Abschnitte verknüpfend.
axe . . . uno ist richtig; die vierrädrige raeda bewegt sich nur noch
mit der Vorderachse, die Hinterräder stecken fest, so dafs die crux
(Deichsel, nur hier, leicht verständliche Bezeichnung) pendula wird, in
die Höhe sich streckt, in der Luft schwebt (s. v. 34 alta statera) und
IV 3 VIA D0M1TIANA 455
der Insasse nutabat. sorbebat (Lucan II 71 auidi . . . soli) von Paulinus
Petrocordiae in der vita Martini (C. Eccl. Vindob. XVI 1 S. 87) nach-
gebildet, die ganze Stelle lehnt sich an St. an: carpebat praegressus
iter, qua publieus agger porrigit erectam per plana iacmtia molem, ut uia
constratis solidata atque edita saxis uergeret effusos in concaua subdita
nimbos et grauis in duro non sideret orbita calle mersaque ne luteum
sorberet (-ent codd.) plaustra profundum, sed summae uix dorsa uiae
uertigo rotarum räderet haut ullo signans uestigia sulco , sed procul im-
pacti tinnitu prodere ferri. in mediis . . . campis metrisch bequeme
Stellung wie V 1. 107 in medio . . . caelo, Theb. III 20 in mediis . . .
coetibus. 31 Sen. Ep. 57. 1 tantum luti tota uia fuit, ut possim uideri
nihilominus nauigasse. tacentes crotae orbitam signantes in caeno
non strepebant' Domitivs. Den Gegensatz malt Paulinus im letzten
der oben angeführten Verse. Absichtlich setzt St. dem tacentes das
querens . . . quadrupes gegenüber, repit sehr anschaulich-, das Pferd
strengt sich so an, dafs sein Leib der Erde nahe kommt. 36 f. be-
zieht sich wie der ganze mit hie eingeleitete Abschnitt auf die Strecke
von Sinuessa nach Puteoli (über die Mafse s. Vorbem.). tensae vgl.
Lucan V 714 tensas alas, Theb. VI 299 tensae uolucres. per astra
zu I 6. 76.
40 Die folgende Beschreibung des Strafsenbaues ist für unsere
Kenntnis der Technik grundlegend , sie wird durch die Ausgrabungen
überall im wesentlichen bestätigt, s. das Hauptwerk von Bergier
histoire des grands chemins de Tempire Romain Bruxelles 2me ed. 1728,
besonders II 17 (ein guter Auszug bei Pauly R. E. VI 2. 2547 von
Witzschel). Unsere Stelle paraphrasiert Barth wie folgt cprimum
parvae fossae fiebant, quas a tenuitate sulcos dicit (am Rande des
Wegebettes) ; deinde submouebantur interstitia; quae parum amplam
et inaequalem uiam faciebant, quos limites appellat (also die schmalen
Randstreifen, welche auf grundlosen Feldwegen festgetreten zu sein
pflegen). Porro illae recens duetae fossae (die ganze Breite der neuen
Strafse umfassend) meliore et firmiore materia replebantur et caua-
bantur ampla spatia, ut futili humo egesta inculcaretur stabile et non
cessurum ponderi superiniciendo rudus (z. B. nach Bergier unten eine
1 Zoll dicke Schicht eines Cements von Kalk und Sand, darüber 10 Zoll
hoch platte Steine mit Mörtel fest verbunden, weitere 10 Zoll hoch eine
Schicht von rundlichen Steinen bis zu einer Faust grofs, mit Scherben,
Ziegelstücken, Schutt vermischt, endlich 1 Fufs hoch Cement aus
fettem, fest zusammenhaltendem Sande); parabatur deinde gremium
quoddam, quod dorso lapidibus aequaliter constituendo aptum esset
spatio et profunditate. Sic futurum erat ut fundamento recte iacto et
456 COMMENTAR
planitie desuper firmata non nutaret agger in latus aut cederet uspiam
cuicunque grauissimo ponderi. In latere utroque umbones saxei („grofse
plattige Steine, die gestellt waren , andere zum Belegen der Ränder"
Eidam im Limesblatt 1895. 400 von einer Strafse bei Gunzenhausen)
addebantur ne quicquam cederet et ipsi illi umbones firmissime defixis
gomphis excipiebantur, ne uaccillare aut nutare quicquam quacunque
posset aut cubilibus suis excedere'. Im einzelnen: saxis v. 46 gehört
zu allen drei Finalsätzen, an deren Ende es steht, pressis wenn die
Wagen darüber fahren. umbonibus so Theb. VI 352 saxeus umbo
arbiter agricolis vom Grenzstein; hinc et liinc coactis an beiden Seiten
festgerammelt, gomphis keilartige Steinpflöcke. 49 manus Schaaren.
Das gefällte Holz diente jedenfalls zum Brückenbau, weil es zu trabes
verarbeitet wird. scopalos leuant die Pflastersteine haben zwar un-
regelmäfsige Form, sind aber meist an den Seiten glatt behauen.
saxa ligant für die oben angeführte zweitunterste Schicht; die hier
verwandten süices (s. v. 1), wie die für die Oberfläche, waren jeden-
falls harte Lava. (Man beachte CIL X 1199 Abellam nuda ante de-
formitate sordentem silicibiis e montibus exeisis, non e dirutis monumentis
aduectis eonstemendam ornandamque carauit). Der zur Verbindung ge-
brauchte Mörtel besteht aus gebranntem Kalk gemischt mit puluis
Puteolanus (Nissen Pomp. Stud. 46); der tofus ist Vitruvs tofas niger
(Nissen a. a. 0. 14, Ital. Landesk. 256), für den Strafsenbau ist natür-
lich gleichzeitige Verwendung beider unbedenklich trotz Plin. N. H.
XXXVI 166. bibulas (in denen sich Wasser sammelt, trotz Stange)
lacunas in der Nähe des agger, der sich sonst hätte senken können;
ebendeshalb werden die fluuii minores, Bäche in der Nähe, weitab
geleitet. 56 hae im Sinne von tot. Über den perfossus Athos
durch Xerxes vgl. Herod. VII 21 ff. luv. X 174 schol. maestum er-
klärt durch gementis. non natanti Steigerung im Gegensatze zur
Schiffsbrücke des Xerxes Herod. VII 33 ff. 59 panms ceine Kleinig-
keit für sie' (ganz anders die von Stange angezogene Stelle Claud. IV
Cons. Hon. 475) hängt eng mit n. cl. it. zusammen. cliiiiae schöne
Verbesserung, s. Plin. N. H. X 37 cliuiam quoque auem ab antiquis
nominatam animaduerto ignorari, quidam clamatoriam dieiint, Labeo
prohibitoriam (s. Fest. p. 64. 10 Cato bei Non. 195. 2); dieselbe Ver-
schreibung deuia hat Imhof auch Ovid Her. II 118 beseitigt. Nach
vielen mifslungenen Versuchen, den Isthmus zu durchstechen, glaubte
man (ähnlich vom Knidischen Isthmus Herod. I 174), dafs das Unter-
nehmen den Göttern verhafst sei Plin. N. H. IV 10 perfodere naaigabili
alueo angustias eas temptauere Demetrius rex, dictator Caesar, Gaius
princeps, Domitius Nero, nefasto, ut omnium exitu patuit, incepto, Strabon
IV 3 VIA DOMITIANA 457
I 11 p. 54 Dio XLIV 5 Plut. Caes. 58 Suet. Div. Iul. 44 Calig. 21 Dio
LXIII 16 Suet. Nero 19. 37 Pausan. II 1. 5 Philostr. Apoll. Thyan. IV 24.
61 mobiles /quia loco mouentur incisae' Heinsivs. et mit zu
ergänzendem est scheint mir zu matt; it wird durch die Parallelstelle
empfohlen. medias per urbes die Städte, welche zwischen Anfang und
Ende der Strafse liegen. Die „Weinberge" Gaurus und Massicus bezeichnen
die Endpunkte des Baues, wenn auch nicht genau. 65 quieta cCumae
war (damals) eine stille ruhige Landstadt' Beloch Camp. 152, s. CIL
X 1 p. 351 a Lucan I 27 luv. III 2. Literna das Adjectiv heifst
sonst Literninas, s. zu I 4. 129. piger versumpft, wie Aus. Mos. 46
nee piger immundo perfundis Utora eaeno. 66 Weist unsere Über-
lieferung sason auf eine etwa durch griechische Umschreibung (Zdcp&v)
entstandene Nebenform Safon? Auch die Peutingersche Karte giebt
Safo (s. Vorbem.).
67 flammt durch Tuff gelb gefärbt, s. Nissen It. Landesk. 333.
late fällt aus der Personifikation zum Appellativum zurück.
arcu dat.; hier deutlich (anders v. 98) der wirkliche Brückenbogen.
Diese Brücke über den Vulturnus lag bei der Stadt Vulturnum, welche
die Strafse berührte. Der Bau mufste von Antoninus Pius restauriert
werden (CIL X 8331 = IRN 3535; 139 p. Chr.); Reste stehen noch
heute. raucis oft von Flüssen, eigentlich und übertragen, s. Verg. A.
IX 125 Ov. Met. V 600 Am. III 6. 52 Fast. V 638. talia redundat
von St. neugebildete Construction mit Anlehnung an die Grund-
bedeutung; redundans loquitur. eonditor in übertragenem Sinne für
jemand, der sich um etwas grofse Verdienste erworben hat, schon bei
den Augusteern. 73 Indem der Flufs sich in Niederungen aus-
breitete, die seitwärts seiner eigentlichen Richtung lagen, schien er
refusus. habitare in ihnen bleiben. Die noch heute reifsende
Strömung des V. charakterisiert Lucan II 423 mit celer, Claud. Prob.
Ol. 256 mit rapax, Sil. VIII 527 mit fluetu sonorus; turbidus erklärt
Ov. Met. XV 714 multamque trahens sub gurgite harenam. Nach Liv.
XXVI 7. 9 wurde der Flufs bis Capua mit Schiffen befahren (s. auch
XXIII 19). amnis prägnant „ein wirklicher (grofser) Flufs", im
Gegensatz zum Giefs- und Sturzbach mit unregelmäfsigem Bette.
Auch Sen. gebraucht das Wort bisweilen so. 81 Die Parenthese
hat wie oft den Satzbau gebrochen, nun greift St. mit sed und seruitus
auf ligasti zurück: obwohl du mich unterjocht, danke ich dir und füge
mich dankbar der Knechtschaft, weil eben du mein Herr bist.
legere nicht mit Barth *Papinianis nempe carminibus perpetuis',
sondern auf der Bauinschrift, die jedenfalls über dem Bogen der
Brücke stand. 85 limite Flufsbett Prop. IV 4. 50 IV 9. 60 Ov. Met.
458 COMMENTAR
VIII 559. pudorem (pütorein mifst Lucr. VI 1099; Domitivs war ein
schwacher Metriker) die Schmach durch unfruchtbare Gegenden zu
fliefsen. puluereum s. zu v. 76. Aus dem Sand des Vult. wurde
Glas gemacht, s. Plin. N. H. XXXVI 194. grauem caelo die Luft ver-
pestend durch das sumpfige Wasser; St. spricht jetzt vom Unterlaufe
des Flusses an der Küste. 89 obruat das Verbum (das Meerwasser be-
gräbt [s. z. B. I 6. 22 IV 5. 6 V 5. 53 u. ö. in der Theb.] das schwerere
Flufs wasser, während gewöhnlich das Flufswasser leichter ist als das
Salzwasser) zeigt, wie genau Statius beobachtet. Zur Charakterisierung
des Bagrada (zwischen Carthago und Utica mündend; der Vergleich ist
wohl durch die Erwähnung Hannibals v. 4ff. veranlafst) s. Sil. It. VI 140
Turbidus arentes lento pede sulcat harenas Bagrada non idlo Libycis in
finibus amne uictus limosas extendere latius undas et stagnante uado
patulos inuoluere campos, Lucan IV 588. Das gelehrte Epitheton
Cinyphius (vom Flusse Cinyphus oder Cinybs zwischen den Syrten)
steht hier wie IV 9. 32 (scherzhaft) statt Libycus, afrikanisch, hier nicht
gerade passend, weil ein Flufs durch den andern, kaum mehr be-
kannten, bestimmt wird. tacente ripa (weil serpit) ohne plätschernde
Bewegung, s. Theb. IV 51 uado . . . tacenti, Prop. III 15. 33 litore . . .
taeito, Hör. C. I 31. 8 tacitumus amnis, Sil. It. IV 350 tacitas . . . ripas,
VIII 400 tacitis . . . uadis. 93 tranquillum und deshalb nitens, klar.
Lirim, dessen Wasser besonders kalt (Cic. Legg. II 3. 6) und klar
war Sil. It. IV 350 gemmanti gurgite.
95 pariterque se leuarat durch die Gegenwart des Gottes wird wie
I 1. 61 f. III 1. 134 die Arbeit übernatürlich beschleunigt. plaga
marmorata von der Brücke mit demselben Bilde wie ligasti und seruitus
im Sinne von Netz, Fessel gesagt, die dem Flusse auf den Rücken ge-
worfen wird. 98 arcus Solche Triumphbogen waren Lieblingsbauten
des Kaisers Suet. 13 Ianos arcusque cum quadrigis et insignibus trium-
plwrum per regiones urbis tantos ac tot exstritxit, ut cuidam Graece in-
scriptum sit ccQxel. Ein solcher Strafsenbogen mit Kaiserinschrift stand
z. B. bei Ariminum an der via Flaminia, s. Borghesi Oeuvr. II 392.
Der hier von St. erwähnte stand, wie das Folgende zeigt, nicht etwa
an der Brücke selbst, sondern bei Sinuessa dort, wo die via Dom. von
der Appia abzweigte, also am Anfange der Strafse, darum wird er
auch die ianua zur Brücke genannt, vgl. luv. III 4 Cumae ianua
Baiarum est belligeris Enallage. totis . . . metallis (gemeint
sind die weifsen [nitens] Marmorbrüche von Luna) entspricht einem
tantus, darum schliefst sich quantus an. imbri bei Regenwetter,
s. Hör. A. P. 18 pluuius arcus, Sen. N. Q. I 3 ff. Sen. Oed. 315 imbri-
fera . . . Iris, Stat. Theb. X 136 Iris et obtusum multo iubar excitat
IV 3 VIA DOMITIANA 459
imbri. 101 illic an dem arcus biegt der Wanderer in gehobener
Stimmung über den neuen schönen Weg gern von der Appia ab;
tunc wendet denselben Moment zeitlich. Der mit ceu eingeleitete Ver-
gleich ist sehr kurz gefafst, statt ceu ipsas naues iuuat impetus
cum u. s. w. Schiffe wie Rosse bewegen sich mühelos weiter, uenti-
latis Anrede wie z. B. auch v. 39. Die Verse von 107 ab fassen
noch einmal lebhaft die Vorteile des neuen Weges zusammen. Der
Verkehr des Ostens nach Rom, der zum gröfsten Teile über Puteoli
ging, ist beschleunigt; zweitens kann der Bürger Roms sich in kurzer
Zeit einen Erholungsausflug nach dem Golf von Cumae gestatten. Der
Ton der Aufforderung commeate, uenite, nauiget umschreibt den Ge-
danken: ihr könnt u. s. w., betont prono. sub axe primo (s. zu
I 4. 73) Gegensatz Ach. I 136 sub axe perado. laurus Sieges-
botschaften, s. zu V 1. 88. v. 111 in der Mitte beider Gedanken
steht ccTtb xolvov zu beiden.
114 Wie III 1. 163 genügt das von ihm selbst gespendete Lob
dem Dichter nicht; der göttliche Mund der Sibylle mufs es verstärken.
imo von Rom aus gerechnet, im Anschlüsse an den letzten Ge-
danken, obwohl St. sich in Neapel befindet. monstrat Apollo der
weithin sichtbare uralte Tempel (altus A. und immania templa Verg. A.
VI 9 ff.) in Cumae, der ältesten griechischen Colonie in Italien, CIL
X 3683 Beloch Camp. 160. albam als Priesterin Apolls.
119 repone wie V 5.47 Theb. VI 592. colla rotat in Verzückung,
s. Rohde Psyche 356. replet durch ihre Bewegungen, indem sie
late bacchatur.
124 dicebam wie Prop. I 9. 1 Auson Epigr. 33, 1 (p. 324 P.) ich
habs oft gesagt. fauete wird doch als Parenthese neben manete
richtig sein; die verzückte Sibylle spricht abgerissen, caelo vom Himmel
wie Hör. C. I 2. 30 III 4. 1. 126 nemus bezieht Stange auf den Hain
der Sibylle (v. 131 ff.); es wird aber wohl wie campi, amnis, harenae
auf einen Teil der Strafse, die durch Wald führte, gehen. 130 subit
habenas die Zügel der Herrschaft an Stelle von Juppiter übernommen
hat, s. zu I 4. 92. päd für den Frieden (s. zu I 1. 16); den un-
gewöhnlichen Ausdruck hat St. wohl gewählt, um die Deutung Paci
(s. zu v. 17) offen zu lassen. 135 Natura melior indem er besser
als sie für den Nutzen der Menschen sorgt; der Gedanke veranlafst
die folgenden Ausmalungen. 137 Plin. N. H. XIX 19 in desertis
adustisque sole Indiae, ubi non cadunt imbres. 140 conditum wie
I 2. 24 festgesetzt, für die Zukunft verheifsen. 141 Nicht aus der
Deutung der Sibyllinischen Bücher durch die XVuiri, sondern aus dem
eigenen Munde soll der Kaiser die Zukunft vernehmen. 145 merentis
460 COMMENTAR
das eben diese series verdient, so auch tanta lumina anb xolvov
IV 8. 14. candidae günstig, zu I 2. 24. natis longior abn. ein
zweifelhaftes Compliment; Domitians Sohn war früh gestorben (s. zu
I 1. 97). 149 iuuenta wie IV 1. 45; die Sibylle ist durch eigene
Erfahrung gewitzigt, auch folgt Tithonia senechis. placidos durch die
Enallage überträgt sich das Epitheton als Wunsch auf die Jahre des
Kaisers, adisse vielleicht vom Antreten einer Erbschaft übertragen.
quantos = quot. Zur Sache s. Anm. zu V 3. 175. 153 nirauit
seil, in foedera. Man denke an Germanen, Daker, Sarmaten; Oriens
s. zu IV 1. 40. 155 ibis auf Eroberungszügen. uagus H. anders
als III 1. 42, im gleichen Sinne wie bei Horaz. Auch Sen. Apocol. 5
quia totum orbem terrarum pererrauerat et nosse uidebatur omnes nationes.
Hercules und Bacchus sind sprichwörtlich zur Bezeichnung weitest-
gehender Expeditionen; Plin. N. H. VII 95, vgl. Hör. C. III 3. 10.
ultra s. fl. s. über ihre Bahnen hinaus, weiter als ihr Aufgangs- und
Untergangsort, im Folgenden durch Nil und Atlas als östlichsten und
westlichsten Punkt (chiastisch zu Hercules et Euhan) genauer bestimmt.
Warum St. statt des gewöhnlichen, durch Bacchus' Erwähnung be-
sonders empfohlenen Ganges (s. IV 2.49) hier gerade die Nilquellen setzt,
vermag ich nicht zu sagen (s. Add.). 159 abnuesque in wirksamer
Steigerung: wirst sie abweisen, weil du genug hast. Einltg 52. Eleg.
in Maec. I 31 maius erat potuisse tarnen nee uelle triumplios, maior res
magnis abstinuisse fuit 160 ignis seil, erit; über renatae s. zu I 6. 100
(der ganze Schlufs in gleichem Versmafse ähnlich, doch absichtlich
variiert) und zu III 1. 28. 163 senescat im Wechsel zu intonabit,
weil das Letzte als Wunsch ausgesprochen wird. Der Gedanke, dafs
die via Domitiana älter werden möge als die Appia, ist, genau ge-
nommen, der Rhetorik zu Liebe vorgebrachter Unsinn.
IV 4
EPISTOLA AD VITOEIVM MAECELLVM
Inhalt: Ein richtiger poetischer Brief. In Horazischen Farben
wird Weg und Adressat angegeben, dann beginnt mit v. 12 die An-
frage, wo Marcellus die heifsen Sommertage verbringe, ob der Freund
Gallus ihm Gesellschaft leiste. Des weitern ahmt nun der Dichter
IV 3 VIA DOMITIANA IV 4 EPISTOLA AD VITORIVM 461
mit bewufster Kunst nachlässigen Briefstil nach,t verknüpft absichtlich
die Gedankenreihen nur locker und scheut auch kleine Wiederholungen
(49 u. 69, 53 u. -87 ff.) nicht. Er plaudert vom Werte sommerlicher
Erholung (27 — 38), springt über auf die Thätigkeit des Marcellus,
preist ihn glücklich; dafs er nicht wie der Briefschreiber ein müfsiges
Dichterleben führe, sondern mitten in thätigem Berufe stehe, woran
sich die Mitteilung schliefst, dafs in Neapel, wo der Dichter Schlaf
und Erholung gesucht, die Arbeit nur langsam vorwärts gehe. Besser
als für den Dichter läfst sich die Zukunft für den Freund an: grofse
Vertrauensbeweise des Kaisers stehen ihm bevor und sein Sohn wächst
zur Nachahmung des väterlichen Vorbildes heran (38 — 77). Die
beiden folgenden Verse enthalten poetisch umschrieben schon die
Unterzeichnung des Briefes, aber bei der Umschreibung des Ortes ist
der Dichter auf den Namen des Vesuvs verfallen, da kann er nicht
umhin zu berichten, dafs der Berg noch immer Unruhe zeigt. An
der bescheidenen Stelle eines Postscriptums folgt nun (87 — 100) noch
eine Mitteilung über des Schreibers dichterische Pläne. Den Schlufs
macht eine pathetische Bitte um Bewahrung der Freundschaft.
Über Vitorius Marcellus handeln Nohl 1877 und Mommsen
1878. Er stammte aus einer Ritterfamilie (s. die Stellen des Plinius
zu v. 86), durfte aber selbst die höhere Carriere einschlagen und war
Praetor gewesen (v. 43. 59). Dann (i. J. 95, wenn man mandat v. 59
genau nehmen darf) wurde ihm die curatura viae Latinae übertragen
und er hatte alle Aussicht auf höhere militärische Verwendung (v. 60 ff.).
Seine Frau stammte aus der senatorischen Familie der Hosidii Getae;
sein Sohn C. Vitorius Hosidius Geta, für den Quintilian die institutio
oratoria schrieb, wurde i. J. 118 Arvale, i. J. 120 sogar magister
collegii (CIL VI 2078—81). Vom Vater erfahren wir noch durch St.,
dafs er condiscipulus des Septimius Severus war (IV praef. 12 f.), dafs
er den Vorzug hoher Statur (v. 9) und kräftigen Körpers hatte (v. 65 ff.),
und dafs ein Gallus sein intimster Freund war. Seine lebhafte Anteil-
nahme an der Litteratur und ihren Vertretern wie Kämpfen bekundet
der Ton, in welchem St. durchweg von ihm spricht (vgl. zu IV praef. 24).
Commentar: 1 Eiiboicos statt Neapolitanos, vgl. zu III 5. 80.
non segnis (s. IV 3. 20) nicht wie früher vor dem Bau der neuen
Strafse, sondern uelox v. 4. uias wird durch falsche Verbindung mit
ingressa verderbt sein; es raufs uia heifsen, denn der Brief beginnt
seine Reise nicht dort, wo die Appia nach der Seite einen neuen
Zweig in der via Domitiana erhält, d. i. bei Sinuessa, sondern schreitet
von Neapel her auf dem Wege dahin, der diesen Zweig bildet. Die
zweite Hälfte des Relativsatzes ist wie oft lockerer verbunden; über
462 COMMENTAR
den agger s. zu IV 3. 40 ff., über die harenae zu IV 3. 23. 6 Die
Etruskische Tiberseite engt durch die Biegung des Flusses das stagnum
nauale, die Naumachie des August zwischen Flufs und Hügeln ein; die
horti Caesariani ziehen sich bis nahe an den Flufs. 8 Mac empfiehlt
sich durch qua. Die hohe Statur des Freundes rühmt St. auch
v. 67; sie wird gern von den Dichtern als auszeichnend gerühmt
s. zu I 2. 114 Plin. Pan. 22. 10 Den ersten Grufs mag der Brief
in der gewöhnlichen Form: Statius Marcello suo salutem sagen, dann
aber soll er inclusa modis, in Versen (s. zu IV 5. 57) fortfahren.
Darum hebt sich mit v. 12 durch das typische iam und die Bilder die
Sprache, wieder an Horaz anklingend, unmittelbar zu dichterischem
Schwünge.
12 uolucrem schnell sich drehend (V 1. 17 Sen. H. F. 180 Hör. C.
III 28. 6 Ov. M. X 519). laxat befreit von Regen und Wolken
(vgl. V 1. 256 Theb. XII 254). Icariis nach Ov. Am. II 16. 4 Icarii
Stella proterua canis, Theb. IV 776, vgl. Ampel. Hb, mem. II 6. Über
latratibus s. zu I 3. 5. rarescunt in Relation zu densae „leeren sich",
sogar mit Abi. Theb. IV 284 rarescunt alta colonis Maenala. 15 P.
sacrum wegen des Fortunatempels (s. zu I 3. 80), der Hain der Diana
zu Aricia (zu I 3. 76; glaciale übertreibend wie I 3. 7 hiems), dies wie
die folgenden die beliebtesten Sommerfrischen der Hauptstadt, captant
malt den ungeduldigen Eifer der Ausflügler. 18 quoque (zu I 4. 77)
kurz gesagt: auch du bist gereist, aber wohin? clamosae zu HI 5. 16.
subtrahit wie decipis (s. z. B. Ov. Tr. IV 10. 114) und v. 29 furare
scherzend; man hat kein anderes Mittel gegen die Hitze, als ihr durch
Abreise ein Schnippchen zu schlagen. tuus *ante omnis* dein Liebling,
dein Ein-und-Alles (s. III 4. 44 Plin. N. H. VIII 74). v. 21 verstehe
man: qui morumne (magis) probandus sit ingeniine bonis dubium est,
Construction wie Hör. S. H 1. 34 Lucanus an Apiäus anceps (neutr.).
Skutsch notiert mir noch folgende Beispiele Ov. Trist. IV 4. 69
dubium plus an sceleratus, Orestes, Suet. Iul. 58 dubium cautior an
audentior, Flor. I 1. 8 I 30. 3, ebenso Suet. Aug. 19 imposne mentis an
simulata dementia incertum, Gurt. IV 15. 12 incertum suone consilio an
regis imperio. St. will hier natürlich kein Glied ausschliefsen; man
denke ein magis hinzu. Vielleicht ist der ganze lobende Zusatz auf
scherzhafte Ausdeutung des Namens Gallus gemünzt (wie JBlaesill 1.201);
ein Gallus war dubiae formae (II 6.39), zweifelhaft ob Mann, ob Weib;
dementsprechend schliefst der Dichter mit dubium eine lobende Alternative
an. 23 metalliferae reich an Bergwerken (IV 2. 29). repetit sucht
wieder auf, kehrt zurück; Gallus, über den wir sonst nichts wissen,
scheint in Luna wohnhaft gewesen zu sein. 26 Über den tinnitus
IV 4 EPISTOLA AD V1TOMVM MARCELLVM 463
auris dessen, von dem man spricht (hier non . . . a sermone recedo, ich
werde von euch nicht übergangen) vgl. besonders Anthol. Lat. 452 R.
(PLM IV 62) Plin. N. H. XXVIII 24, schon griechisch besonders als
erotisches Motiv, Ahth. Palat. V 211, so auch bei Catull. 27 Über
die Anschauung zu III 1. 53. 30 sontes ca perpetua caede, etiam
a toxico' Barth. Das Motiv als Zeichen des Beginns der Erholung
schon Hymn. Apoll. Del. 6 rj §cc ßcöv r' s%dXa60e xal SxXtjlos (pccQeTQrjv.
36 acrior gehört zu uenit wie zu erupit; St. spielt bei diesem
Vergleiche damit, dafs für Achill der Gesang die Erholung, für ihn
selbst die Lebensarbeit bildet. postis so repostus Theb. IV 478. 832
Ach. I 64, 773 aber immer im 6. Fufse, Theb. I 227 imposta, V 551
expostus in aluo, VII 197 sie expostus ego, also in arsi. Angesichts
dieses Thatbestandes und der angeführten Parallelstelle mit positis . . .
plectris zweifle ich an der Echtheit von postis , zumal ein Grund, den
Rhythmus zu beschweren, kaum vorlag, wenn nicht eben das Ver-
stummen der Leyer gemalt werden sollte. 37 tacite von selbst, du
weifst nicht wie. parumper läfst wie v. 27 f. darauf schliefsen, dafs
M. nur ungern seine Thätigkeit unterbrach. exultabis wie flammabit
mit vom Rosse entlehntem Bilde, solidos (ganz matt solitos) proleptisch:
zu neuem, kräftigem Handeln. 39 Mit demselben, aus gleicher Lage
hervorgegangenen Vorwurfe werden auch III 5. 87 die römischen Ge-
setze bedacht: sie sind es, die den Streit hervorrufen. piger annus
die Jahreszeit, wo die Hitze träge macht; um die Zeit der Wieder-
kehr der Ernte leert sich das Forum von Richtern wie Advocaten.
reorum die deinen Rechtsbeistand begehren, clientes die dich zu sehen
und zu begrüfsen wünschen. 43 Die hasta als Characteristicum des
Centumviralgerichts auch laus Pis. 41 f. Mart. VII 63. 7, beidemale auch
als Vertreterin der Richter personifiziert; moderatrix spielt auf den
Vorsitz des M. als Praetors an. sublimi geht auf den Glanz der
Rede, vgl. Quint. VHI 3. 18, 60 (Gegensatz humilis oder tenuis), dazu
gehören z. B. gute similitudines VIII 3. 74. 46 St. preist hier, um-
gekehrt wie II 2. 121 ff., das stoische Lebensideal der Thätigkeit im
praktischen Leben; der Dichter weifs natürlich je nach dem philo-
sophischen Standpunkt seiner Gönner in utramque partem zu loben.
uiget Gegensatz zu inhelles, auch accinetus ist vom Krieger ent-
lehntes Bild; fert prägnant: erträgt mit Mut und Widerstandskraft.
Den usus, nützlicher, praktischer Thätigkeit, stellt St. seine otia gegen-
über, über die er sich durch Dichten tröstet; aber wie v. 32 setzt er
nicht das Dichten dem otium gleich. uentosa g. /*. Hypalläge;
Verg. A. XI 708 u. gloria, Hör. Ep. II 1. 177 uentoso Gloria curru.
51 sommtm s. V 4; geniale einladend. Über die Parthenope-Sage s. zu
464 COMMENTAR
III 5. 79. 53 tenues erklärt durch ignauo; warum es mit dem
Dichten nicht so recht voran will, zeigt St. v. 93 ff. 54 Vergils
Grabmal (tenipli Ausdruck der Verehrung) an der via Puteolana intra
lapidem secundum (s. Beloch Camp. 85) war Gegenstand frommen
Cultes, besonders von Seiten des Silius Italicus Plin. Ep. III 7. 8
(u. a. monumentum eius adire ut templum solebat) Mart. XI 48 u. 49.
Ihn ahmt St. wohl hier nach (wie IV 7. 16) und erhofft von dem Orte
dichterische Inspiration. 56 Der Bedingung: wenn du lange lebst;
schliefsen sich (falsch die früheren Ausgaben) zwei Wünsche an 1) du
mögest lange leben; 2) der Kaiser möge dir seine Gunst bewahren.
Den letzten Gedanken in Form einer Bedingung zu kleiden, war für
des Dichters Empfinden dem Kaiser wie seinem Gönner gegenüber
unmöglich. Über die Schmeichelei posthabito Tonante zu I praef. 14;
scherzhaft schon bei Plaut. Pseud. 327. 59 Die Tempora, in Ver-
bindung mit v. 43, machen es wahrscheinlich, dafs M. die Praetur in
diesem selben Jahre, also 95 , bekleidet hat und schon zum curator
viae Latinae designiert ist. Für spätere Zeit kann er dann eine Sendung
als legatus Augusti erwarten, subtexit die Praetur und das neue Amt
bilden zusammen gewissermafsen ein Prachtgewand. 60 obliquae be-
zeichnet wie bei luv. V 55 cliuosae . . . Latinae anschaulich die über
Berge und durch Thäler sich ziehende Strafse. 62 nigrae zu V 2. 55.
Obwohl datur mit sernare zusammen beinahe dem Fut. ibis gleich-
kommt und zudem, wie St. es liebt, Abwechslung in die Construction
bringt, so beweist doch die oben angeführte Parallelstelle aus der
Thebais, in die St. mehr Zeitanspielungen hineingearbeitet, als man
bis jetzt erkannt hat (s. zu III 3. 168), dafs er latus (die Donauseite
oder -grenze) geschrieben hat; vgl. noch luv. VIII 117 Illyricumque
latus. Histrum ist Adjectiv wie Histra testa Mart. XII 63. 2. Die portae
Caspiae beschreibt Plin. N. H. VI 43 interruptis angusto transitu iugis
ita, ut uix singula meent plaustra, longitudine VIII p. toto opere manu
facto . . . angustias impedit corriuatus salis e cautibus liquor atque eadem
emissus. praeterea serpentium multitudo nisi hieme transitum non sinit
Bei St. geht metuenda auf die zu befürchtenden Ausfälle der Parther.
Die ganze Aufzählung ist zu typisch, als dafs wir auf bestimmte
Kriegsvorgänge an den Grenzen schliefsen dürften, s. III 2. 136 ff.
65 Zum Gedanken vgl. V 2. 111 ff. 66 tarde subeant cadeo crassi et
neruosi sunt lacerti uel armi, ut arti loricae nexus (Theb. IV 723
cf. II 633) iis difficulter induantur' Schwartz 1889, 13. Vgl. Theb.
I 489 Tydea per latos humeros ambire laborant exuuiae. Ahnlich ist
auch Theb. V 3 pedes arma implet (so P und der Scholiast, wenn auch
mit falscher Erklärung) gemeint: wie der Flufs kleiner geworden ist
IV 4 EPISTOLA AD VITORIVM MARCELLVM 465
durch das Trinken (amnemque minorem v. 2), so sind die Soldaten
durch den Trunk so vollkräftig geworden, dafs der Panzer, unter dem
vorher die Verdurstenden fast zusammengeschrumpft waren, von dem
Körper nun gefüllt wird. 67 ire pares parallel dem Put. flectes;
apex wie V 2. 47 vom Helmbusch des Führers (die Vorstellung auch
Theb. IV 165 von Capaneus, Sil. It. III 264 von einem Führer, u. ö.
seruiet obschon es asper ist, du wirst es bändigen. 69 facta aliena der
Helden vor Theben, des Achilles, des Kaisers. 71 ipsa scheint mir
trotz Imhof unmöglich; ipse wird durch doppelten Gegensatz (zu
Statius wie zu Geta) gefordert. belliger von Kriegsthaten des
Vectius M. wissen wir nichts. Man ist zunächst versucht, das Folgende
so zu verstehen: der Grofsvater fragt (poscit so Theb. VIH 22) den
Enkel nach den Grofsthaten des Hauses und besteht darauf, dafs er
sie weifs (so z. B. 0. Mueller 1861, 31, ähnliche Gedanken V 2. 51 ff.);
aber perstat mit acc. c. inf. in dieser Bedeutung ist unbelegt, auch
dignos weist auf eine andere Erklärung. Der Grofsvater ist ungeduldig;
er verlangt, dafs der Enkel möglichst bald mit eigenen, seines Vaters
würdigen Thaten hervortrete, damit der Grofsvater, der bislang nur auf
eine patricische Carriere stolz sein konnte, auch diesen Ruhm des Hauses
noch erlebe. An diese Reihe schliefst sich nun passend das surge
agedum an und das Bild von der Eile der Rennbahn: deprende hole
ihn ein. 75 stemmate materno patricisch waren die Hosidii, während
der Grofsvater väterlicherseits zum Ritterstande gehörte, s. Vorbem.
Darum mufs im folgenden Verse mit Markland, freilich aus andern
Gründen, Gloria in Curia (Verwechselung in Uncialschrift leicht) ge-
ändert werden. Das ist die Hauptsache, dafs der Sohn die curulischen
Amter und zwar alle, also auch das Consulat erreichen soll, mit dem
er den bisher nur prätorischen Vater überholt. Der sinus Tyrius ver-
steht sich leicht für die Curie, für die Gloria wäre er zwar nicht un-
möglich, aber doch sehr weit her übertragen.
78 Das Imperf. sonabam zeigt deutlich, dafs St. hier die Unter-
schrift (dabam) poetisch umschreibt. Chalcidicis statt Neapels (zu III 5.80).
Der Ausdruck erigit iras schwankt hier zwischen der (ursprünglich von
Tieren hergeleiteten) Abstraction (attollentem iras, arreetae irae, ad-
surgunt irae Verg.; ferner Lucan VII 383 uirtus erigitur, Sen. Troad. 1095
tottit minas, Val. Fl. II 165 dolor iraque surgit, Theb. V 91 tollitur in
furias, VII 671 erexit rabiem, Silv. V 2. 101) und der eigentlichen Be-
zeichnung des Vorgangs wie bei Verg. III 575 vom Aetna interdum
scopulos auolsaque uiscera montis erigit eructans. Betont steht dabei
fractas (vgl. noch Theb. VIII 534), da der Hauptausbruch ja längst
vorüber war. Die folgende Betrachtung anzuknüpfen, lag für den
Vollmer, Statius' silvae. 30
466 COMMENTAR
Dichter nahe, der nun wieder für längere Zeit in seine Heimat ge-
kehrt war; die Wendung haec deserta scheint auf frisch erneuerte An-
schauung zu weisen. Zeugmata wie v. 82 segetes (erunt) sind bei St.
häufig, besonders bei anaphorischen Satzgebilden vgl. I 1. 12 12. 235
I 6. 77, 100. 83 Obwohl die Alten schon Vermutungen über den
Zusammenhang des Meeres mit den Ausbrüchen der ihnen bekannten
Vulkane Raum gegeben haben (so z.B. Lucr.VI694ff. Sudhaus Einltg
zum Aetna S. 54 ff), kann m. E. hier nicht von einem Verschwinden
von Landstrecken im Meere die Rede sein. Das Land verschwand
vielmehr unter dem glühenden Lavastrom, darauf werden wir muri
zu deuten haben. Üblich ist, die Lava mit dem Flusse zu ver-
gleichen, Aetna 484 liquor ille magis fernere magisque flu mini s in
speciem mitis procedere tandem incipit ac primis dimittit collibus undas,
ebenda 495 Vergleich mit dem vom turbo erregten Meere. Wie nun
Lucan III 16 sagt Acherontis adusti und St. selbst den Namen
Phlegethon Theb. VIII 17 mit ustaeque paludes übersetzt, so, glaube
ich, hat er hier das Oxymoron tosto mari gewagt, um das glühende
Lavameer zu bezeichnen, s. Vollmer 1893, 836. 84 Vor dem Aus-
bruche a. 79 war der vulkanische Character des Berges nur den Gelehrten
bekannt (s. Plin. Ep. VI 16. 5 Vesuuium fuisse postea cognitum est)]
später rauchte er fortwährend. 85 tuo ... Teati im Marrucineiiande
hatte schon der Vater Vectius Marcellus ein Landgut (Plin. N. H. II 199
XVII 245, ein Stein in Teate mit seinem und seiner Gattin Namen
CIL IX 3019). Der Wunsch des St. ist nicht ohne Hintergrund, denn
Plin. berichtet an den o. a. Stellen von pratis oleisqiie intercedente publica
uia in contrarias sedis transgressos a. 64.
87 exordia („was meine Muse anfängt") steht wie orsa direct für
Thätigkeit („Beginnen") und Werke, Leo zum Culex S. 25. So Theb.
IV 651 S. V 3. 101, 234, ebenso exorsa Theb. I 23 V 626 X 723.
emensa in 12 Büchern. Über Bilder aus der Schiffersprache s. zu
I 2. 202. 91 uirginis wie sich für die Musen gebührt. Die
Weihebinden für die Thebais hat der Dichter schon abgelegt (uotifera
von St. geneuert), jetzt legt er neue an {alio Hypallage) für die
Achilleis, aber Apollo weist ihn hin auf die Aufgabe de bellis Domitiani
(Einltg 13). Doch St. hat die gleichen Bedenken wie Horaz Ep. II 1.257
neque paruum Carmen maiestas recipit tua nee mens audet rem temptare
pudor, quam uires ferre recusent, und begründet seine Bedenken mit
Worten, gewählt nach Horaz' Vorschrift A. P. 39 uersate diu quid ferre
recusent, quid ualeant umeri. 99 Das hübsche Gleichnis hat (was
unter Imitatores aus Versehen vergessen worden ist) hierher ent-
nommen und weiter ausgeführt Nemesian Cyneg. 59 dum non magna
IV 4 EPISTOLA AD VITOBIVM MARCELLVM 467
ratis, uicinis sueta moueri litoribus tutosque sinus percurrere remis, nunc
primum dat uela notis portasque fideles linquit et Adriacas audet temptare
procellas. Vgl. auch Claud. praef. R. Pros.
101 honorem subjectiv; bescheidener als amorem, die der Dichter
nur sub rosa durch die folgenden Vergleiche zu erbitten wagt.
corde exire wie III 5. 55 corde reeedit. 102 Die älteren Erklärer
und Herausgeber , welche die Kühnheit der Gedankenverbindung nicht
erkannten, haben alle Tirynthius geändert. Dagegen hat Leo mit
Recht Einspruch erhoben ? da Herkules und Telamon z. B. auch von
Hygin 257 unter den Vorbildern der Freundschaft aufgeführt werden
(vgl. auch V 2. 50 Theb. IX 68), aber zu Unrecht eine Lücke statuiert.
Nach der Apposition almae pectus amicitiae (sprichwörtlich für „ein
treues Freundesherz", s. d. Stellen unter Avct. und vgl. Prop. II 1. 36
fldele caput) unterbricht sich St., um von dem weniger bekannten Bei-
spiel einen wirksamen Übergang zu den bekannteren zu nehmen, er
wendet den Gedanken anders, indem er die in nee schon einmal aus-
gesprochene und für ein super at berechnete Negation, in dem neuen
Verbum cedet gleich mit einschliefst. (Ganz ähnlich ist die Stelle
I 3. 9 7 f., wo auch eine Art Litotes der Gedanken vorliegt.) Dies
sprachliche Kunststück ist hier durch die betonte Stellung des Verbum
zwischen beiden Sätzen (wie laborat I 1. 57) erleichtert. Die Figur ist
aber an sich nicht härter als z. B. Phaedr. IV 18. 31 non ueto dimitti,
uerum (iubeo) cruciari fame, leichter Cic. de fin. II 8. 25 rede is negat
umquam bene cenasse Gallionem, rede (dicit) miserum. Ahnlich ist aus
nemo für den zweiten Satzteil ein quisque zu ergänzen Hör. Sat. I 1. 1
und 108 (vgl. auch Kiessling zu Hör. A. P. 260 uersus statt rarus
iambus) luv. VI 18; vgl. Prop. I 9. 31 Ulis et süices et possint cedere
quercus nedum tu possis (non cedere), Spiritus iste leuis, I 16. 11 nee
tarnen illa suae revocatur parcere famae (immo pergit) turpior et saeeli
untere luxuria. Gleiches im Griechischen. ftdi besonders betont,
weil Theseus meist als perfidus gegen Ariadne bei den Dichtern auf-
tritt. Die Umschreibung des Achilles durch Hektors Schleifung (so
auch II 7. 55 vgl. Ach. I 6) soll steigern: und der Freund, der sogar
um der Freundschaft willen eine rohe Grausamkeit beging. St. dachte
an Prop. II 8. 38 fortem illum Haemoniis Hedora traxit equis.
30*
468 COMMENTAR
IV 5
AD SEPTIMIVM SEVERVM
Sonderausgabe mit Anmerkungen bei Wernsdorf P. L. M. III 369 — 77.
Vorbemerkungen: I Statius' erster Versuch in lyrischen
Strophen (natürlich abgesehen von Schulübungen) verdankt seine Ent-
stehung dem Wunsche , einem Freunde aus der Sommerfrische einen
Gfrufs in der ihm sympathischsten und von ihm selbst gepflegten
dichterischen Form (v. 60) zu senden. Entsprechend dem Urteile
Quintilians lyricorum Horatius fere solas legi dignas spüren wir auf
Schritt und Tritt die Einwirkung des Horaz: die Einleitung, Be-
schreibung des Landaufenthaltes und des Frühlings, ist in Motiven
wie Worten ganz von ihm abhängig, und auch im zweiten, sachlich
selbständigen Teile, dem Lobe des Freundes, zu dem St. v. 25 ff. einen
sehr geschickten Übergang findet, klingen Horaz7 Wendungen häufig
an. So versteht es sich von selbst, dafs das Gedicht auch zur ge-
feiltesten metrischen Praxis des Horaz vollkommen stimmt, z. B. in
Einzelheiten wie der Vermeidung der Caesur nach der jambischen
Dipodie des Neunsilblers (nur v. 7 nach ac, 27 ad, 55 nunc, also nach
Monosyllaben, die eng mit dem folgenden Worte zusammengehören).
II Über den Adressaten wissen wir Sicheres nur aus Statius. Er
gehörte zum Ritterstande v. 41 praef. IV 12, stammte aus Leptis v. 30,
kam aber früh nach Italien, indem sein Vater sich in Veji ansiedelte
v. 36 ff. 54, wurde condiscipulus des Vitorius Marcellus praef. IV 13,
besafs aufser in Veji Güter im Hernikerlande und in Cures. Sehr
wahrscheinlich ist seine Verwandtschaft mit dem späteren Kaiser
Septimius Severus, der ebenfalls einer Ritterfamilie aus Leptis ent-
stammte; des Statius' Freund ist wohl identisch mit dem Septimio
Seuero adfini bis iam consulari (Spartian. 1), auf dessen Verwendung
der spätere Kaiser von Marcus den latus clavus erhielt. Daraus würde
folgen, dafs Statius' Wort v. 44 indole patricia später in Erfüllung ge-
gangen ist, wie er anderswo sagt uatum non irrita currunt omina. Un-
sicher ist trotz der Vorliebe unseres Septimius für die Litteratur die
Gleichsetzung mit dem Septimius bei Quintil. IV 1. 19 in libris
obserimtionum a Septimio editis, obwohl der Titel zu pones v. 57 wohl
passen würde, ebenso mit dem Severus bei Mart. V 80 u. VII 38. 1,
vgl. Friedl^ender zu Mart. II 6. 3 und meine Add.
Commentar: 1 Über St.' kleines Gut bei Alba s. Einltg 18.
IV 5 AD SEPTIMIVM SEVERVM 469
honoribus wie Hör. C. I 17. 16 vom Gaste, Sat. II 5. 13 vom Herrn:
ehrende Gabe, hier im Gegensatze zu den honores, die man in der
Stadt an Amtern und Anerkennung gewinnen kann. Zu beatus vgl.
noch Hör. C. II 18. 14 satis beatus unicis Sabinis, Mart. I 55. 7 exuuiis
nemoris rurisque beato. 3 fortem atque facundum in gerichtlicher
(v. 49 ff.) und dichterischer Thätigkeit. 4 non solitis fidibus be-
tont wie IV 7. 6 noui plectri, s. Einltg 24.1. 5 Dafür, dafs St. in
der Frühlingsbeschreibung über Horaz (I 4. IV 7. IV 12) hinaus auf
griechische Vorbilder zurückgegriffen habe, finde ich keinen Anhalt.
6 altis die Sonne steht hoch am Himmel; darum gegen ad Arctos
concessit ein neues Bild mit obritta „verschüttet" (zu IV 3. 89) ein-
geführt wie bei Verg. G. IV 51 ubi pulsam liiemem Sol aureus egit sub
terms. 7 renident nach Horaz in der Frühlingsschilderung auch
Theb. VII 287. 8 Der kalte Winterwind hat sich zum milden
Zephyr „gebrochen" (III 2. 42 pater Aeolio qui frangit carcere uentos,
s. zu I 3. 7); zum Motiv vgl. Catull 46. 2 iam caeli furor aequinoctialis
iocundis Zephyri sileseit auris, umgekehrt Alanus parabol. III 19 (Leyser
S. 1075) in JBoream Zephyrum conucrti saepe uidemus. Die Ver-
schreibung iam statt in auch II G. 42 Sil. It. I 583. 9 ueris frondibus
annuis wie sie der Frühling jedes Jahr hervorbringt. Die Conjecturen
uernis und ruris bessern nicht, crinitur als verb. finit. zuerst Theb.
IV 217 und hier. 11 questus wie oft queri einfach vom Gesänge
der Vögel; vielleicht geht die Metapher überhaupt nur auf die
Fabel von Procne und Philomela zurück, St. folgt jedenfalls hier
Horaz nidum ponit Ityn flebiliter gemens infelix auis C. IV 12. 5.
12 statuere „haben festgesetzt, ersonnen" wie die poetae docti es
machen mufsten; solche Vorstellungen von den Vögeln waren gäng
und gäbe, s. Plin. N. H. X 82 ac ne quis dubitet artis esse, plures
singulis sunt cantus, nee iidem omnibus, sed sui cuique. eertant inter se
palamque animosa contentio est . .. meditantur iuniores u. s. w. Werns-
dorf's Auffassung von statuere im Sinne von inhibuere, intermisere schiebt
einmal dem Verbuni eine ganz unbelegte Bedeutung unter und macht aus
einer hübschen Scene einen ganz lästigen, überflüssigen Zusatz. Sein
Einwand gegen die oben angegebene Erklärung: die Vögel sängen im
Winter nicht, ist hinfällig; sie singen das Lied im Lenz zum ersten
Male, nachdem sie es im Winter ersonnen. 13 Der peruigil focus,
das V7tb ö7tod<p axd[iccrov tivq (Theokr. XI 51), als Mittelpunkt länd-
licher Gemütlichkeit s. I 2. 255. Das Feuer schwärzt den Giebel
(Verg. Ecl. I 82 uillarum eulmina fumant) der Hütte (Verg. Ecl. VII 49
Mart. II 90. 7); St. spielt mit dem Oxymoron lumine sordidum statt
igni sordidum.
470 COMMENTAR
15 solantur nicht etwa gegen ähnliche sich dem alternden Dichter
aufdrängende Vergänglichkeitsgedanken, wie sie Horaz C. IV 7 an den
Frühling anknüpft; das Wort nimmt nur die folgende Schilderung der
Dürftigkeit vorweg, über diese tröstet ihn Herd und Wein. 16 Die
Überlieferung versteht sich wie I 5. 39 am leichtesten als Verderbnis
aus quom; auf dem Landgut des Dichters trinkt man nur frischen, billigen
Wein, aus der im Rauche stehenden Amphora (Colum. I 6. 20 Hör. Carm.
in 8. 11) herausgenommen, wenn er eben gegoren hatte. Beachtens-
wert ist, dafs trotz des die Beschreibung beherrschenden Präsens das
sogenannte cum iterativum nach dem part. perf. exemptus mit dem
Plusquamperfectum verbunden ist. 17 St. fühlte bei Fassung dieses
Verses schon das erst v. 21 gesagte mihi vorher. 18 mugit adultero
hat Markland richtig gegen admugit verteidigt, ohne doch zu sehen,
dafs St. die freiere Construction wie das ganze Motiv Horaz entlehnt
hat, II 16. 34 tibi tollit hinnitum . . . equa. Den von Markland an-
geführten Beispielen dieses Dativs (Ov. A. A. III 513 ridenti mollia
ride, Prop. I 12. 15 flere puellae) sind (vgl. OMueller 1861, 28) hinzu-
zufügen: Silv. I 2.223 Uli Pangaea resultant, H 1. 152 tibique ora mouct,
Theb. III 476 frondes . . . sonuisse tibi, vgl. auch noch I 2. 135 Theb.
I 12. adultero heifst scherzend der Stier, weil er die ganze Herde
versorgt. si quando elliptisch, wie öfters si quis, si quem u. ä.
mutus reclamat Oxymoron in dem Sinne: kein lebendiges Wesen erfüllt
mit seinen Tönen das Besitztum, nur das Echo antwortet dem Herrn.
In anderem Zusammenhang sagt Nemes. Ecl. IV 41 solus cano, me
sonat omnis silua. 22 Zum Siege im Albanischen Agon vgl.
IV 2. 66 f. Einltg 19.10. Ganz singulär, aber kaum zu beanstanden
ist peramauit: Pallas hat ihren Gefallen an den Gedichten durch Ver-
leihung des goldenen Olivenkranzes bethätigt, vgl. III 3. 20 amat „lieb-
kost". Dafs ein Compositum mit per einen solchen Sinn bekommt, ist
nicht gegen den Geist der Sprache, vgl. permeruit I 4. 74. Gronov's
und Wernsdorf's Versuche, perarauit als richtig zu erweisen, können
heute auf sich beruhen. 25 dulce periculum (nach Hör. C. III 25. 18)
tolleres im Sinne von periclitantem adiuuares, inflammares wie Hör. Sat.
II 8. 60 amicum tolleret tröstete, ermutigte. Das Bild von conisus omni
pectore wird V 3. 220 ff. anschaulich ausgeführt. 27 Den Faustkampf
des Pollux mit Amycus berührt St. wie hier mit dem Stichworte
JSebryx auch Theb. III 353 Ach. I 190. Die Episode der Argonauten-
fahrt war dem Dichter wohl durch das Werk des Valerius Placcus
(IV 99 ff.) nahe gerückt worden; die Besorgnis des Castor ist auch
hier nicht vergessen v. 226 ff. und 333 ff, während sie bei Theokrit XXII
fehlt, strepitus harenae geht natürlich nicht nur auf das Knirschen
IV 5 AD SEPTIMIVM SEVERVM 471
des Sandes unter den Füfsen der Kämpfer, sondern harenae steht für
„Kampf", also das Dröhnen der Faustschläge. 29 in „am Ufer" wie
Prop. I 3. 6 Haupt opusc. II 263. auia zu I 3. 89, hier durch
remotis besonders deutlich als „abgelegen" erklärt.
30 Wenn Leptis dich hervorgebracht hat, ist ihm nichts mehr
unmöglich, dann kann es auch im nächsten Augenblicke (iam feret)
trotz seiner Unfruchtbarkeit die kostbaren Ernten Indiens und Arabiens
(vgl. Verg. G. II 116 f.) hervorbringen: ein von St. für den besonderen
Fall geschaffenes argumentum ab impossibili vgl. V 5. 62 ff., auch
IV 3. 137 f. 33 omni mit leichter Ausbiegung des Gedankens: von
jedem Hügel Roms hält man es für möglich, dafs auf ihm Sept. seine
Kinderjahre (reptasse zu I 2. 262) verbracht. Ahnlich steigert und
übertreibt omnis Theb. III 139 (Barth z. d. St.) VII 137 Villi 807
XI 243 u. ö. dulcem vom kleinen Kinde, s. II 7. 37. 35 fönte
Iaturnae als altbekannter Quell (Serv. zu Verg. A. XII 139) mir Ver-
tretung römischen Bodens gesetzt. 37 nee mira uirtus verschiebt
den Gedanken etwas: schliefslich aber ist deine Tüchtigkeit doch nicht
zu verwundern, denn du bist früh (übertreibend protinus seil, relictis
uberibus) nach Italien gekommen. nesciet ist aus nesci' mifs-
verstanden; nescius enthält einen wichtigen Teil des Gedankens: nondum
imbutus moribus Africanis, im Sinne von v. 45 non sermo Poenus, non
liabitus tibi u. s. w., dessen erste Hälfte an den periums Hannibal er-
innert, dem das Meer seiner Heimat an Tücke gleichkommt, darum
uadosae Africae (Sallust lug. 78. 2 f. Manil. IV 600 Syrtis uadosas, Plin.
V 26 Syrtes aadoso ae reeiproco mari diros, Nissen Ital. Landesk. 104).
Das Markland bei Africa anstöfsige Epitheton uadosa hat seinen
Grund natürlich in dem beherrschenden Bilde: fönte, portus, gurgitibus.
39 adoptatus ist nicht von wirklicher Adoption zu verstehen, dazu
bietet Namens- und Lebensgeschichte keinen Anhalt; es bedeutet: vom
Lande (im Anschlufs an uadosae durch gurgitibus umschrieben) Italien
als Sohn aufgenommen. 41 hinc von da an. Der Satz geht auf Er-
ziehung und Schule. Mit immensos labores werden die höchsten Staats-
ämter bezeichnet, wie V 1. 84 mit uix traetabile pondus, 109 ingentibus
actis (vgl. V 2. 45) die Ministerialgeschäfte. Die Lücke ist durch artae
(höchstens käme arto noch in Betracht) sicher ergänzt, vgl. III 2. 124
lumine claui, V 2. 18 paupere clauo, Suet. Calig. 35 fulgure purpureae
abollae. Ob St. den Ausdruck des Vell. Paterc. II 88 von Maecenas
uixit angasti claui [fine] contentus gekannt hat? Zu indole patricia
vgl. praef. IV 12 inter omatissimos seeundi ordinis.
45 Poenus mit Anspielung auf Hannibal, s. zu v. 38. Ein paar
Belege für die sprichwörtliche Treulosigkeit der Punier Lucan IV 736
472 COMMENTAR
ut Libycas metuat fremdes infeetaque semper Punica bella äölis, Sil. It.
I 219 III 233. Dem Gedanken des St. ist sehr ähnlich der Ausspruch
Ausons von Kaiser Severus (p. 193 P.) Punica origo Uli, sed qui uirhtte
probar et non obstare locum, cum ualet Ingenium, vgl. auch Mart. XI 53
Claudia . . . Pritannis edita quam Latiae pectora gentis habet Auch
Plinius lobt Ep. VI 11.2 an zwei jungen Leuten decorus habitus, os
Latinum, vgl. noch Mart. XI 53. 3. 47 Über die bittere Anmerkung:
es giebt leider Römer, die wegen ihrer Treulosigkeit verdienten, nicht
als Römer, sondern als Libyer geboren zu sein, s. zu III praef. 16.
Die gegensätzliche Folgerung aus dem Vorhergehenden spricht St. nicht
aus; man vgl. Rutil. Nam. I 13 relligiosa patet peregrinae curia laudi
nee putat externos, quos decet esse mos, und bes. Petron bell. civ. 106
uiles operae, quorum est mea Borna nouerca; auch Prop. II 9. 17 wird
tunc igitur ueris gaudebat Graecia natis richtig sein. 49 Auch wenn
du zornig sprichst, ist deine Stimme dem Forum sympathisch (s. Ov. Pont.
IV 4. 37 patres ubi faeundo tua uox hilarauerit ore), doch bist du nicht
käuflich (wie etwa ein Libyer). ensis dein scharfes Wort; der Vergleich
von Rede und Kampf ist allgemein bekannt. 52 Ich halte das überlieferte
ne für richtig: dein Schwert steckt in der Scheide, aber — man reize deine
Freunde nicht, dafs sie es dich zücken heifsen, sonst hat man es mit dir zu
thun. Es leuchtet ein, dafs gegen diese lebhafte Diction ni sehr matt wäre.
54 paternis sedibus et solo Veiente wird (s. die Anaphora von nunc)
Hendiadyoin sein: der Vater war von Leptis nach Veji eingewandert.
56 Hernica scheint von St. geneuert wie V 3. 188 Pontica und
II 3. 14 Caelica; ergänze z. B. sola oder iugera. Die Besitzung des S.
lag wohl auf den Höhen bei Capitulum Hernicorum. Curibus
yetustis s. CIL IX S. 471 f. 57 Verstehe: hie passim et plura
pones per uoces modis solutas, sed interim, (cum) nostri (eris) memor,
ingemina; et (einerseits, sowohl) ist vor das unterscheidende modis ge-
stellt, passim fafst plura und interim (bisweilen) zu einem Ganzen zu-
sammen: durcheinander wirst du, hauptsächlich freilich Prosa, bis-
weilen Poesie verfassen; der zweiten Hälfte ist durch den Imperativ
besonderer Nachdruck verliehen, weil der Dichter sich dafür besonders
interessiert und es als ein ingeminare, ein mit ihm gemeinschaftliches
Singen empfindet, pones geht nicht (wie etwa Pers. I 70 ponere lucum)
auf beschreibende Darstellung, sondern auf philosophische oder histo-
rische „Aufstellungen", Behauptungen. Zur Umschreibung von Prosa
vgl. Ov. Trist. IV 10. 24 uerba soluta modis (Gegensatz inclusa modis
Silv. IV 4. 11), Silv. I 4. 28 solutis . . . orsa modis, V 3. 102 uoce soluta,
H 7. 22 et uinetae pede uocis et solutae. Der letzte Vers ist noch
einmal ganz mit Horazischen Farben abgetönt.
IV 5 AD SEPTIMIVM SEVERVM IV C HERCVLES EPITRAPEZIOS 473
IV 6
HERCVLES EPITRAPEZIOS
Commentare von Hand 1849 und Kalinka 1890.
Inhalt: Nach Art des Horaz plaudernd, erzählt der Dichter, wie er
vom abendlichen Spaziergange durch eine plötzliche Einladung ins
Haus des Vindex geführt worden sei. Ein aufserge wohnlich anregendes
Gespräch hielt die Gäste bis zum frühen Morgen beisammen. Den
Stoff gaben hauptsächlich die reichen Kunstschätze des Wirtes, dessen
Neigungen neben der Dichtung ganz den Bildwerken gehörten (1 — 31).
Die Hauptbewunderung des Dichters hat die Tischstatuette des
Hercules erregt. Den gröfsten Reiz findet er darin, dafs das kleine,
kaum einen Fufs hohe Bild so vollkommen die Gröfse und Kraft des
Heros widerspiegelt. Weiter beschreibt er die Einzelheiten, vor allem
den heiteren Gesichtsausdruck, der, ebenso wie der Becher in der
Rechten, die Statuette gerade zum Tafelaufsatz so passend macht; den
Schlufs der schulvorschriftsmäfsigen descriptio macht die Angabe des
Untergrundes (32 — 58).
Nun folgt ein für Kunstliebhaber des Altertums mehr noch als
heute wichtiges Capitel: die Besitzergeschichte. Den Hercules des
Vindex zählten Alexander, Hannibal und Sulla zu ihren Schmuck-
stücken; die Aufzählung belebt der Dichter, indem er, soweit möglich,
das persönliche Verhältnis des Besitzers zum Kunstwerk ausmalt.
Damit ist der Schlufs von selbst gegeben: der würdigste Besitzer ist
der jetzige, Vindex, in sein Lob klingt das Gedicht aus (59 — 108).
Vorbemerkungen: I Novius Vindex kennen wir nur aus St.
und den beiden Gedichten Martials IX 43 u. 44 (derselbe Mann auch
genannt VII 72. 7). Er war um St. wie um die Dichtkunst wohl-
verdient (IV praef. 15, Mart. doctus F.), dichtete selbst (v. 30 f. 98 ff.
die dort aufgezählten Stoffe lassen natürlich keinen Schlufs auf wirk-
liche Dichtwerke des N. zu); man sprach von ihm als einem Ehren-
manne (v. 91 ff.) und treuem Freunde des Vestinus (auf dessen Tod
Mart. IV 73 geht), vor allem aber genofs er Ansehen als feinsinniger
Besitzer und Kenner von Werken der bildenden Kunst. Er war viel-
leicht Epikureer (s. zu v. 5).
H Über den Hercules Epitrapezios giebt es eine reiche archäo-
logische Litteratur, die natürlich auch das Gedicht des St. vielfach
heranzieht. Ich nenne: Stephani, der ausruhende Hercules (Mein, de
474 COMMENTAR
l'acad. de St. Petersbourg VI ser. tom. VIII 1855. 403 ff), Bursian Jahrb.
f. klass. Phil. 87 (1859). 101, Heydemann 12. Hall. Winckelmannprogramm
1887. 23 ff, Weizsäcker Jahrb. d. arch. Instit. IV 105 ff., Ravaisson
Graz. arch. X 29 ff. 65 ff. Es gab drei Arten verwandter Hercules-
Darstelhmgen : der Gott 1) ausruhend, 2) weintrinkend, 3) betrunken.
Der Epitrapezios gehört zur 2. Klasse. Wir haben eine ganze Reihe von
Darstellungen dieses Typus überkommen (Verzeichnis bei Weizsäcker
S. 109 und Furtw^engler in Roschers Lex. d. Myth. I 2176), so dafs
es unzweifelhaft ist, dafs er wirklich von einem sehr berühmten Meister,
also von Lysipp stammt. Ob freilich das Exemplar des Novius ein
echtes Werk des grofsen Künstlers war, ist eine andere Frage; gegen
die Meinung der meisten schliefst, m. E. durchaus nicht zwingend,
Kalinka S. 258: die Reihe der Besitzer ist sicher fictiv, also wohl
auch die Urheberbezeichnung (aber man verstehe Martials Wort
Av<jL7i7tov lego, Phidiae putaui im Sinne des paruusqae uideri sentirique
ingens). Der Martialvers läfst natürlich die Frage offen, ob an der
Basis fHQa%Xfiq AvGititcov oder AvöCmtov sgyov oder blofs Avöltitcov
gestanden, aber auch der blofse Genetiv wäre kein Grund zum Zweifel
an der Echtheit (s. Kaibel Herrn. XXII 153). Ich halte es für An-
mafsung, die, ohnehin für die Kunstgeschichte ziemlich, für die Inter-
pretation ganz müfsige, Echtheitsfrage für ein Exemplar zu entscheiden,
das nicht zu sehen ist. Zum Verständnis des Gedichtes genügt es,
dafs Novius wie Statius das Werk für echt hielten und die bekannten
Vorzüge des Meisters darin wiederfanden.
Der Gott war in Erz dargestellt, wie er, den Blick zu dem
Himmel erhoben, auf einem Felsen safs, den er mit dem Löwenfelle
bedeckt hatte; die Rechte hielt den Becher hoch erhoben, die Linke
nachlässig die Keule. Aus den uns erhaltenen Copien (s. besonders
PI. 7 bei Ravaisson) ist noch hinzuzufügen, dafs er auf dem bärtigen
Kopfe, der im Verhältnis zu den mächtigen Gliedern klein erscheint,
den Zecherkranz trägt. Die Linke mit der Keule stützt sich leicht
auf den Schenkel des vorgestreckten Fufses; das rechte Bein ist
dicht an den Felsen herangezogen. Das Ganze war höchstens einen
Fufs hoch.
Was an der Reihe der Besitzer wahr ist, ist nicht auszumachen.
Sie ist phantastisch genug, so dafs sie dem Dichter Gelegenheit zu
hübscher Verwertung bietet. Jedenfalls glaubte Novius fest (etwas
ironisch, aber sehr charakteristisch ist das risit, natu solet hoc im
zweiten Gedichte Martials) an sie; auch Mart. giebt dieselbe Folge.
Ahnliches z. B. Mart. VHI 6 Petron 52, beidemal von den Schrift-
stellern als Prahlerei gegeifselt.
IV 6 HERCVLES EPITRAPEZIOS 475
Zum bequemen Vergleiche setze ich die beiden Gedichte Martials
hierher:
IX 4o Hie, qui dura sedens porrecto saxa leone
mitigat exigiio magnus in aere deus
quaeque tidit spectat rcsapino sidera uiilta,
citius laeua calet robore, dextra mero:
non est fama recens nee nostri gloria caeli, 5
nobile Lysippi manus opusque uides.
hoc habuit mimen Pellaei mensa tyranni,
qui cito perdomito aictor in orbe iaeet,
hunc paer ad Libycas iuraiierat Hannibal aras,
iusserat hie Sullam ponere regna trucem. 10
offensus uariae tumidis terroribas aidae
prmatos gaudet nunc habitare lares,
utque fuit quondam placidi conuiua Molorchi,
sie uöluit docti Vindicis esse deus.
IX 44 Aleides modo Vindicem rogabam
esset cuius opus laborque felix.
risit (nam solet hoc) leaique nutii
*Graece numquid9 ait, *poeta, neseis?
inscripta est basis indicatque nomen. 5
ATUinnOT lego, Phidiae piäaui.
Es hat fast den Anschein, als ob St. das erste nicht besonders glück-
liche Gedicht durch das seine habe überbieten wollen; Martial scheint
selbst die Schwäche des ersten empfunden zu haben; der zweite Ver-
such ist vortrefflich gelungen.
Commentar: 1 curas die künstlerische Arbeit (s. v. 45). leuatum
wie Verg. von der Sibylle sagt bacchatar aates, magnum si pectore
possit excussisse deiim. 2 Saeptis die Saepta Iulia auf dem Campus
Martius, eine siebenfache, durch acht Säulenreihen gebildete Halle
(patulis) mit vielen Läden und grofsem Verkehr (Sen. Ir. II 8. 1
■ Saepta coneursu omnis frequentiae pleno) y wo z. B. Selius bei Mart.
II 14. 5 umherläuft, um eine Einladung zu provocieren. Auch St. wird
hier dem Novius begegnet und direct von dort ins Haus mitgenommen
worden sein (rapuif). 3 moriente wie schon Plaut, sagt Men. 155
dies quidem iam ad iimbilicum est dimidiatus mortuos, Manil. H 953, oft
dies nascitur. 4 Das Gastmahl hat nicht den Bauch gefüllt, sondern
die Seele in ihren tiefsten Tiefen angeregt, darum bleibt es inconsumpta
„unverdaulich", scherzhaft gleich unvergefslich, der Teilnehmer hat noch
476 COMMENTAR
lange etwas davon. Verwandt ist schon die Anekdote von einem Grast-
mahle bei Piaton, von dem Timotheos bei Cic. Tusc. V 100 sagt: vestrae
quidem cenae non solum in praesentia, sed etiam postero die iucundae sunt,
die wohl ursprünglich nicht blofs, wie im Zusammenhange bei Cic, auf die
Mäfsigkeit, sondern auch auf die geistige Anregung geht. Viel schärfer hat
sich Epikur in diesem Sinne ausgesprochen epist. III S. 64. 12 Usener
ov yaQ TtöroL xal xco^ioc övvetQOvreg ovd' aitolavöig Ttctidcov xal yvvaixcbv
ovo' ii&vwv xal r&v ccklwv oöcc (pigsi jtolvrsXrjg roaTte^a xhv rjdvv yevvä
ßtov, aXkä vrjcpcjv Xoyi<5{ibg xal rag airtag i^SQSvvcov %a<5r\g aioetfecog %al
cpvyr\g xal rag do&ig i&lavvwv, i% <bv Ttlstörog rag ipv%äg xarala^pdvEt
frÖQvßog (übersetzt von Ambrosius Epist. LXIII 19), und wohl aus-
führlicher in seiner Schrift 6v{i7tööLov (S. 115 Us.). Diese Gedanken
Epikurs sind gewifs nicht ohne Einflufs auf Horaz' cena Nasidieni ge-
blieben (Sat. II 8), an die St. sich hier verschiedentlich erinnert hat.
Gerade bei Horaz langweilt und belustigt der Gastgeber die Tafel-
runde, indem er bei den einzelnen Leckerbissen caiisas narraret earam
et nataras wie in seiner grotesken Weise auch Trimalchio. Auf diese
Art der Unterhaltung geht (neben der Bedeutung „kosten") das nosse
iuttat v. 8. An Stelle der Philosophie tritt bei St. erklärlicherweise
der medio Helicone petitus sermo. Über die verschiedenen Leckerbissen
der damaligen Gourmands hatte sich auch Varro in der satura tzsqI
edsö{idrG)v (Buch. 403 f.) lustig gemacht, vgl. Mart. XIII 76. Des Horaz
Ton in der Satire II 4 (s. Kiessling's Vorbem.) hält die Mitte zwischen
Gefallen und Spott. 5 ludibria St. spielt mit dem Doppelsinne des
Wortes: diese Delicatessen sind zuerst eine Freude für den Magen,
dann aber spielen sie ihm übel mit. 6 Der Vorwurf z. B. schon
Manil. V 375 iam uentri longius itur quam modo müitiae: Numidaram
pascimur oris Phasidos et lucis, Lucan a. a. 0. Petron 93, 119. 33 if.
Sen. de vit. beat. XI 4. Über griechische Vorbilder s. Addenda. 7 Bur-
mann zu Lucan IV 112 cuina quae disposita secundum consules per
annos continuos (nam quotannis condebant) et notata nominibus con-
sulum'. Dagegen erklärt Skutsch: sie wetteifern an Alter mit den
perpetui fasti (wie bei Sidon. u. Claud.). Ich halte mit Markland
die hierin liegende Hyperbel für zu krafs und verstehe wie Burmann;
die Trinker versuchen wirklich eine fortlaufende Reihe von Jahrgängen
und besprechen die verschiedene Güte derselben, darin liegt gerade
das Raffinement. 9 Eine hiberna Rh. grus ist etwas ganz Rares,
da die Kraniche im Winter nach Süden flogen, Iahn archäol. Beitr. 419
Theb. V 11 ff. Plin. N. H. X 58 ff. 10 exta die beliebte Gänseleber,
s. Plin. N. H. X 52 Pallad. R. R. I 30 u. ö. magis aufs Prädicat ist be-
zogen, was wir durch maiora bezeichnet erwarten würden, so III 2. 66
IV 6 HERCVLES EPITRAPEZIOS 477
bis pressit statt binis montibus pressit (bei Val. Fl. I 271 ist magis
interpoliert), Eurip. Herc. für. 916 ovx av ng etitoi ^iaXXov rj nsTiov^a^Bv.
cur man sucht sogar nach Gründen für das Urteil der Zunge.
Für die Beliebtheit der Eber, das caput cenae, zeugt Plin. N. H. VIII 210
non tota quidem cena, sed in principio bini ternique manduntur apri.
Der Feinschmecker bei Horaz Sat. II 4. 40 weifs auch Gründe für die
Güte des Umber . . . aper. Die feine Unterscheidung zwischen dem
Etrurischen und Umbrischen Eber ist wohl ein von St. höhnend auf-
gebrachtes Problem. Und generosior scheint dem Jargon dieser Leute
entlehnt; St. setzt das Wort, um den Mifsbrauch eines edlen Ausdrucks
für solch läppische Dinge zu geifseln. Im gleichen, Tcme spricht der
folgende Vers vom mollius recubare so niedriger Tiere (verächtlich
Cic. de or. III 63 von der epikureischen Philosophie recubans molliter et
delicate). Über die lubrica conchylia s. Heindorf zu Hör. Sat. II 4. 30.
12 uerus amor durch das Folgende erklärt: geistige Genüsse, Ge-
spräche über Dichtkunst und Dichter wie fröhliche Scherze.
13 absumere, an sich allein richtig, s. moriente die, durch brumalem
erst recht gestützt: die ganze lange Winternacht dauert die Unter-
haltung. Das Gastmahl fand also wohl im Winter 94 statt, wo St.
noch in Rom war. 15 alter Castor cCastores sive Dioscuros Statius
nescio quem auctorem secutus statuit esse Luciferum et Hesperum,
quorum ille quotidie ex Orco reuersus per caelum equo uehatur.
Cf. Heynium ad Apollodor. III 10. 7 p. 286' Hand. Die Bemerkung
des Plinius N. H. II 37 nach einem langen Lobe des Venusgestirns
ideo in magno nominum ambitu est genügt nicht zum Beweise dafür.
St. hat an einen wirklichen Dioskuros gedacht, der den Bruder
ablöst. 17 utinam Tirynthia kurz gesagt wie Curt. X 9. 6 utinam
perpetua. Statius folgt andernorts (Theb. VI 288 XII 301) der Sage
von der vv% TQLGslrjvog bei der Erzeugung des Hercules; hier wird
iuncta luna wie Ov. Am. I 13. 44 commisit noctes in sua uota duas auf
die Variante der Doppelnacht gehen (so auch Prop. II 22. 26 Ov. Trist.
II 402 Sen. de brev. vit. 16.5). 18 Über die Sitte s. schol Pers. II 1
Porphyr, zu Hör. C. I 36. 10. Aus der creta machten die Dichter bald
Perlen. 20 genium weil sie immer verehrt werden wird. Mart.
VI 60. 10 uicturus genium debet habere Über. 21 locuturas „sprechend
ähnlich", man erwartet jeden Augenblick, dafs sie sprechen werden,
weil mentito corpore von täuschender Nachbildung, s. v. 43 mendacia
formae, Verg, Ecl. IV 42 Quint. II 15. 25. 22 oeiüis Kenneraugen
(v. 109, zu III 4. 53). 23 ductus (auch von Malerei Burmann zu
Val. Fl. I 420) die Züge, d. h. prägnant ihre künstlerischen Eigen-
heiten, auctorem r edder e d. h. den Urheber wiederzuerkennen.
478 COMMENTAR
25 ff. St. variiert mit Geschicklichkeit die schon einmal gegebene Auf-
zählung der Künstler, haec in v. 25 in das billige hie zu ändern haben
wir kein Recht: haec . . . aera weist mit Lebhaftigkeit zu Beginn der
Aufzählung auf die sich dem Beschauer zunächst bietenden quae
uigilata (sunt) Myroni; der indicativische Relativsatz ist also zwischen-
geschoben; nun aber geht die Aufzählung mit conjuneti vischen Frage-
sätzen weiter. Dafs mit den aera begonnen wird und dafs der Name
Lysipps hier übergangen wird, erklärt sich aus dem Gegenstande des
ganzen Gedichtes. Kühn Pisaeo statt Phidiae. 29 linea weil jetzt
ein Maler genannt wird; longe schon von weitem (wie z. B. II 1. 92
IV 8. 47 Theb. X 140 Haupt opusc. II 455 Langen zu Val. Fl. I 288;
falsch urteilt über diese Stellen Hand Turs. HI 552). ueterem soll
durchaus nicht den Apelles vor den andern hervorheben; sie sind alle
für St. ueteres. Aber es hebt und erklärt zugleich longe. 30 ille
ist zum Nebensatz sehr überflüssiger Zusatz, Uli zum Hauptsatz nötig,
besonders weil auocat die Construction wechselt. Über hie und ille
vom gleichen Gegenstand s. zu I praef. 8; hier ist der Wechsel ge-
boten weil haec, auf etwas anderes bezüglich, dazwischentritt. Über
desidia = otium zu II praef. 18.
32 castae ohne Schwelgerei. Der Tisch wurde durch das darauf
gesetzte Salz heilig (Archiloch. fr. 96 u. ö.) und zwar dem Gotte
(genius), dessen Bild man dazustellte. 34 nee nicht zu longo, sondern
zum Verbum; ich wurde nicht satt, ihn anzusehen. 35 Verstehe:
tantus honos et tanta maiestas est operi inclusa per fines artos bei
solcher Kleinheit; honos subjeetiv c Würde'. 36 Wirkungsvolle Wieder-
holung aufser den oben als directes Vorbild angeführten Stellen noch
V 1. 237 domus ista, domus, V 5. 69 meus ille, meus, Theb. V 133 deus
hos, deus, Ach. I 528 meus iste, meus. Die Überlieferung ist vortrefflich:
an maiestas schliefst sich der erklärende Ausruf an deus ille, deus und
begründend (zu engerer Verbindung durch que angeschlossen) das
Folgende; Lysippus hat den Gott auszudrücken verstanden ; weil er
ihm erschienen ist, ein Gedanke, der in der epigrammatischen Dichtung
oft zur Schmeichelei für den Künstler benutzt worden ist, vgl. z. B.
Anth. Gr. IV 6 (QiAi7t7tov) i] frabg i]l& stvl yr\v &% ovqccvov slnova
detl-coV) QaidCa, ij 6vy aßr\g xbv ftabv ö^ö^iavog^ ebenso XVI 160.4 162.2.
37 Das Oxymoron ähnlich bei Mart. exiguo magnus in aere deus.
Der gleiche Gedanke bei Sen. Ep. 53. 11 magni artificis est clusisse
totum in exiguo. 42 robur die Keule. Vom Brechen der Ruder er-
zählt Apollon.Rhod.il 163 *HQaxker]g, ixCvaööa daQrjQÖxa dovQuxa vrjbg
... dtj xox uvo%kitfiüv xaxqv\y6xog oid^iaxog okxovg {laooofrav cc%av a^axfiöv '
äxäy XQvtpog akXo [iav ccvxbg cc^npcj %eQ<slv ayjnv Ttaöa do%^Log^ äXXo öl
IV 6 HERCVLES EPITRAPEZIOS 479
Ttövrog Klv£,e ituliQQO&LOiGi cpegav. Den Eindruck gewaltiger Glieder
erreichte gerade Lysipp besonders, indem er dem Kopfe seiner Statuen
verhältnisruäfsig kleinere Mafse gab (Plin. N. H. XXXIV 65 capita
minora faciendi) quam antiqui). 43 Die Überlieferung verstehe ich
nicht. K alink A fafst ac spatium als Ausruf , aber dieser hat keinen
Inhalt. Überdies ist es unmöglich, breui mit formae zu verbinden, da
magna mendacia formae durchaus als Hypallage zusammengehört statt
magnae m. f. Es mufs also mit Domitivs spatio zu breui gezogen
werden, und Behrens wird aus ac mit Recht die Interjection gemacht
haben. Der ganze Vers fafst so vortrefflich noch einmal das Hauptlob
der Statuette zusammen als Übergang zum Preise des Künstlers.
44 modus steht sehr knapp: es bedeutet die Fähigkeit, das „Augen-
mafs", vermöge deren Lysipps Hand die Verhältnisse auch bei der
Ausführung im kleinen richtig trifft. 45 Die Infinitive ^ind Subject
zu quanta experientia (est), curis steht im Gegensatz zu animo für die
wirklich schaffende, formende Thätigkeit (weiteren Inhaltes, den animus,
die Conception mitumfassend z. B. V 1. 8, andererseits auch direct für
das Product, das Kunstwerk, wie ^ekbxri s. Crusius Rh. Mus. XLIV 449).
Die gerühmte experientia besteht eben in der technischen Fähigkeit,
das was man bisher nur in Kolossalbildern (Lysipp selbst hatte ja
den Hercules-Kolofs für Tarent geschaffen, s. Röscher myth. Lex.
I 2174) dargestellt, nun auch in kleinen Mafsen auszudrücken. Man
übersetze also v. 44 ff. beispielsweise: welche Fähigkeit der Hand, die
Mafse zu treffen, welche hohe Technik des vielerfahrenen Künstlers
bekundet sich in dem Vermögen, wirklich nur einen Tischaufsatz zu
formen und dabei die Wirkung des ihm vorschwebenden Kolossalbildes
zu erreichen.
47 Mit den Teichines, die er auch Theb. II 274 noti operum nennt,
bringt St. wieder eine Probe abgelegener Gelehrsamkeit. Die tückischen
Kobolde von Rhodos werden bald mit den Kyklopen in Verbindung
gebracht (Lact, zu der Thebais-Stelle), bald nach Kreta versetzt als
Künstler im Erzgufs. 48 stolidus steht zu allen drei Gliedern des
Gedankens: weder die Telchinen, noch Brontes (zu I 1. 4), noch selbst
der doch für die gewöhnlichen Bedürfnisse der Götter ausreichende
Hephaistos hätte ein so zierliches Kunstwerk zustande gebracht, alle
sind im Vergleiche zu Lysipp stolidi Der Nachdruck des Gedankens
ruht auf exigua und ludere. Vgl. noch Theb. II 273 docti maiora Cyclopes.
50 torua „dräuend", so dafs die gemütliche Stimmung verdorben
würde. 51 Die drei Vergleiche haben alle als tertium comparationis
das Weintrinken; man darf nicht aus dem ersten mit Ravaisson noch
die Freundlichkeit gegen Arme, noch aus dem zweiten mit Weizsäcker
480 COMMENTAR
den Rausch (berauscht nahte H. sich der Auge, vgl. III 1.40) betonen,
erst der dritte trifft völlig zu: trotz der torua Inno ist er laetus, un-
bekümmert, sorglos, das ist der Ausdruck der Statuette. admirata
weil er trotz seiner Gröfse so freundlich und gemütlich drein sah.
55 uultus acc. s. zu III 5. 11. 56 hortatur c. acc. zu III 5. 22. marcentia
wie alles, was mit Bacchus zusammenhängt, s. zu I 6. 33. 57 clauae
diese schöne Besserung von Markland wird durch den Martialvers cuius
laeua calet robore, dextra mero und durch die vorhandenen Statuetten
bestätigt. Der Ausdruck meminit ist sehr treffend; seine Lieblings-
waffe ist das einzige, was er trotz seiner fröhlichen Stimmung nicht
ablegen will, vgl. Val. Fl. V 582 mos comminus arma semper habere
uiro, semper meminisse pharetrae, wozu Burmann Parallelen aus dem
Griechischen beibringt, haec, haec von verschiedenen Händen z. B.
Prop. III 3. 35 Theb. I 112 f. Auson Cup. 39 (p. IUP.). Der
Nominativ sedis ist aus Liviushandschriften belegt, s. Neue Formenl.
I 181. Dafs die Diction kurz wird (Fehlen des Objects), entspricht
der Art wie I 1. 41 f. die Beschreibung fortgeführt wird. Die An-
knüpfung durch et giebt den Gedanken eine eigentümliche Färbung;
ich glaube zu fühlen, dafs St. hat allegorisierend deuten wollen: wie
der Gott sich durch das Löwenfell den rauhen Sitz bequem gemacht
hat (Mart. dura sedens porreeto saxa leone mitigat), so hat er über-
haupt durch seine Thaten sich das rauhe Dasein zur Möglichkeit
heiteren Genusses umgestaltet. Im Anschlüsse hieran und zum Ver-
ständnis des Abschnittes von v. 50 an sei an die zu I 1 Vorbem. citierte
Vorschrift der Schule, bei der descriptio das fj&og des Gegenstandes
darzulegen, erinnert. Ebenso an die Vorschrift des Fortschreitens der
Beschreibung von oben nach unten (s. zu I 1. 32).
59 Kurz, wie I 1.22 par operi sedes, geht der Dichter zur forkma
des Werkes, der Besitzergeschichte über. Alexander verehrte in
Hercules den Stammvater seines Geschlechtes. Es ist hier nicht an
einen besondern Hercules Comes zu denken, der überdies unsicher be-
zeugt ist (Orelli 1536. 1550. 153G sp. alle verdächtig). Dafs man solche
Kunstwerke gerne bei sich führte, berichtet Plinius N. H. XXXIV 48
signis quae uocant Corinthia plerique in tantum capiuntur, ut secum
circumferant , sicut Hortensius orator sphingem . . . circumtulit et Nero
prineeps Amazonem . . . et paulo ante C. Cestius consularis Signum, quod
secum etiam in proelio habuit Alexandri quoque Magni tabernaculum
sustinere traduntur solitae statuae, Froehner Rh. Mus. XL VII 292.
occasus . . . et ortus acc. der Richtung vgl. Nauke 1863, 17 Silv.
I 1. 64 Anm. III 5. 82. 62 praestabat, immer geändert, heifst hier
ganz eigentlich: stellte ihn gerne vor sich auf den Tisch; vielleicht
IV 6 HERCVLES EPITRAPEZIOS 481
das älteste Beispiel rein sinnlich transitiver Bedeutung des Verbums,
dessen Geschichte kürzlich Buecheler Rh. Mus. LIII 396 skizziert
hat. 64 ad_ hoc (numen) wird man nicht eines leicht erklärlichen
Schreibfehlers in M1 wegen aufgeben dürfen; es heifst: vor ihm, an
dem Tische, auf dem die Statuette stand, trank sich A. abends vor
einer Schlacht in fröhlicher Runde Mut und Begeisterung zu kühnem
Beginnen. 65 huic narrabat hat Markland recht thöricht ver-
dächtigt, wo doch mit excusasse v. 70, oderat v. 80, tibi memordbit
v. 99 überall ein Verkehr wie mit einem Lebenden vorgestellt wird,
abgesehen davon, dafs nach allgemeinem Glauben ein Götterbild die
Anwesenheit des Gottes selbst bezeugt. Auch acies opitnas wird
grundlos angegriffen (Hör. C. IV 4. 51 opimtis triumphus, Sil. It. IX 430
opimae caedis honor, XVI 684 opima pax beutereich), semper im
zweiten Gliede nachgestellt (zu I 1. 13), klingt so mit uictor zu einem
Lobe Alexanders zusammen. 66 cin suam gloriam et ditionem
redegerat, qui ante Bacchum suum uictorem iactabant' Barth. JBromio
gehört durch die Stellung zu catenatos wie zu detraxerat. Zum Verbum
vgl. Cic. div. II 79 Deiotaro detraxisset Armeniam „abwendig machen".
Hat St. vielleicht speciell an die Besetzung von Nysa durch AI. (Curt.
VIH 10. 7 ff.) gedacht?
67 clusam gesagt wegen der berühmten 32 Fufs breiten Stadt-
mauer. St. scheint übrigens hier der eigenen Phantasie freien Lauf
zu lassen; AI. hat Bab. nicht erobert, die Stadt ergab sich ohne Be-
lagerung, doch zog AI. quadrato agmine, qaod ipse ducebat, uelut in aciem
irent (Curt. V 1. 19) ein. Das Bild wie Hör. C. IV 6. 6 filius quamuis
Thetidis marinae Dardanas turres quateret tremenda cuspide pugnax. Viel-
leicht hat St. besonders an Verg. Catal. III 3 gedacht, wo von Alexander
gesagt wird terrarum hie bello magnum coneusserat orbem, hie reges
Asiae f regerat, hie populos, hie graue seruitium tibi iam, tibij Borna,
ferebat, cetera namque uiri cuspide coneiderant. Die magna hasta kommt
AI. wie dem Kaiser V 1. 134 zu. 68 Gemeint ist der Zug des
Jahres 335 mit dem Ende der Korinthischen Acte, welche Alexanders
Hegemonie über Hellas feststellte. Die Ausmalung, AI. habe sich vor
Hercules wegen der Zerstörung seiner Vaterstadt entschuldigt, hat
einen wirklichen Hintergrund: Plut. Alex. 13 #tfT£poi/ [levroi Ttokldmg
avtbv r\ 0rjßaicjv 6v{icpo()ä aviäöai Xsysrat xcel TtQaozBQOv ovx bkly&g
7CccQcc6%£lv. 72 traheret einzog, trank. St. nimmt es mit der Ge-
schichte auch hier nicht genau; das letzte Gastmahl des Königs war
in fremdem Hause, also keinesfalls mit diesem Hercules auf dem Tische.
uultus alios Verzerrung der Züge und das Schwitzen eines Bildes, die
bekannten Prodigien. Von andern wufste die Alexandersage.
Vollmer, Statius' silvae. 31
482 COMMENTAR
75 regi =duci. Natürlich läfst St. den Gott den Römerfeind hassen, v.80
geht vielleicht besonders auf die Beschenkung des Hercules Gaditanus
durch H., s. Sil. It. III 14 ff. Selbst die Beschenkung mit Lenaea
dona, die doch seiner Vorliebe und Haltung entsprachen, gewinnt
den Gott nicht. 82 arces ipsius Hercules galt als Gründer von
Sagunt (vgl. z. B. Sil. It. I 273. 369. 447. 505 II 300 u. ö.). templa
besonders den Tempel des Hercules selbst. 84 furias immisit
(jagte ihnen ein). honestas auch Florus sagt 1 22. 6 von den Saguntinern
uersa denique in rabiem fide immanent in foro excitant rogum, tum
desuper se suosque cum omnibus opibus suis ferro et igne corrumpunt.
Die Verzweiflungsthat brachte ihnen natürlich bei den Römern die
gröfste Ehre, s. z. B. Sil. It. H 612 f. 696 ff. 85 Die Glaubwürdigkeit
der Besitzerreihe wird dadurch nicht erhöht , dafs St. weder vorher
noch hier anzugeben weifs, auf welche Weise das Bild aus einer Hand
in die andere gekommen sein sollte. 86 Syllae unsere Überlieferung
weist auch in den Verschrei bungen sibillf und scyllf hier wie v. 107
und V 3. 293 auf die griechische Form (im allgem. s. zu I pr. 18).
Günstig für die Aufnahme derselben war die von Epicadus, dem Frei-
gelassenen des Dictators, aufgebrachte Herleitung von Sibylla, s. Charisius
I 110.3 Hertz, Macrob. Sat. I 17.27. 88 stemmate von Besitzern
eines Bildwerkes auch Mart. VIII 6. 3. 90 Tirynthia kann durch den
Hinweis auf H 2. 109 Tirynthia aula nicht geschützt werden. Es handelt
sich im Zusammenhang (nunc quoque knüpft an v. 85 f. an) nur um den
Vergleich der genannten Besitzer, nicht um die Verehrung in Tirjns oder
Tibur. Zudem erklärt sich der Fehler leicht durch Angleichung an aula.
Zu diesem Wort gehört aber aitb kolvov regia. Die Gedankenfolge ist:
Auch jetzt bist du in einem angesehenen Hause, zwar nicht in einem
Herrscherhause wie die drei Male vorher, aber in einem Hause, das ein
Gott, welcher den Menschen ins Herz sieht, für gleichwertig und seiner
würdig hält. 92 perenne ist Prädicat; eine einmal angebahnte
Freundschaft hält er fest. So ist der Gedanke schärfer, als wenn
man, wie an sich möglich, die Interpunction hinter amicitiae streicht.
seit „das weifs" wie öfter; die Stellung ersetzt die Gedankenverbindung.
Das Folgende ist sehr kurz ausgedrückt, darum wird es gewöhnlich
so mifsverstanden, als ob auis auf die Ahnen des Vestinus, speciell
auf den von Nero getöteten Consul Atticus Vestinus ginge. St. will
aber sagen: Vindex verehrt den in frühem Alter gestorbenen Freund
wie er eigene grofse Vorfahren (die er also nach St.' Meinung ge-
habt hat) verehren würde; der folgende Relativsatz steht im Sinne
eines: adeo enim eum colit. 95 spirat nur die Construction, nicht
den Sinn erklärt Kalinka, wenn er vergleicht luv. XI 152 suspirat
IV 6 HERCVLES EPITRAPEZIOS IV 7 AD VIBIVM MAXIMVM 483
longo non uisam tempore matrem; richtig Hand cin animo habet
amicum', fügt aber falsch hinzu *eiusque uirtutes affectat, cf. Sil. III 240
fratrem spirat in armis, XV 411'. St. meint: er lebt nur, indem er an
ihn denkt, er lebt und webt im Andenken an ihn; ähnlich von Polla
frequentat ipsum imis altius insitum medullis II 7. 126 Anm.
96 fortissime mit Oxymoron zu laeta quies. 98 carmina zu III 3. 79.
Die Wiederholung von carmine verbindet: in eben diesen Liedern singt
er deine Heldenthaten bei Laomedon und Diomedes, gegen die Styni-
phalischen Vögel , den Erymanthischen Eber, gegen Geryon, Busiris
(zu III 1.31), für Alcestis (penetrata), gegen Cerberus (spoliata), bei den ^
Hesperiden und Amazonen. Das Verzeichnis ist nicht vollständig; es
ist bestimmt durch das Streben nach kurzer, aber doch das Wesentliche
andeutender Aufzählung, darum möglichst paarweise Zusammenfassung.
Dafs Novius wirklich die Thaten des Hercules besungen, beweist unsere
Stelle nicht. 107 uox horrida der Ausdruck wird wohl durch den
Gegensatz zu carmine bestimmt sein; wenigstens habe ich eine Be-
merkung über besondere physische Eigentümlichkeit der Stimme
Sullas weder bei Plutarch noch sonstwo gefunden. muneris als Ge-
schenk L.'s bezeichnet auch Mart. das Werk. aliis als des Vindex.
IV 7
AD VIBIVM MAXIMVM
Sonderausgabe mit Anmerkungen bei Wernsdorf P. L. M. III 378-
Inhalt: Das Gedicht ist der Hauptsache nach ein yeve&lcaxov;
die Wünsche für den Neugebornen erhalten die wichtigste Stelle
v. 41 — 56. Die Wahl des Versmafses (s. zu v. 10) geht vielleicht
direct auf Sappho (oder auf Catull? s. u.) zurück; der ungewohnten
Form gilt die Einleitung v. 1 — 12. Das Mittelstück bildet der Aus-
druck der Sehnsucht nach dem abwesenden Freund, dessen Beistand
der Dichter bei seiner Arbeit schmerzlich vermifst. Ob die eingefügte
Declamation gegen die orbitas einen persönlichen Hintergrund hat, ent-
zieht sich unserer Kenntnis; die Anrede amici v. 36 macht es aller-
dings wahrscheinlich. Vielleicht hat St. die Adoption (s. omni nisu
v. 83) des eigenen Lieblings (s. V 5) damit verteidigen wollen.
Vorbemerkungen: Über C. Vibius Maximus wissen wir sonst,
31*
484 COMMENTAR
dafs er, wie schon ein Geschlechtsgenosse unter Augustus (Flor. II 25),
am 13. Juli 93 praef. coh. III Alpinorum in Dalniatien war (CIL III dipl.
XVI 22 S. 859), ferner, dafs er am 16. Febr. 104 die Memnons-Säule
zweimal erklingen hörte (CIL III 38) als praef. Aegypti; Mart. XI 106
(a. 96) schildert ihn als sehr beschäftigt, St. hat einen Brief an ihn
de editione Thebaidos meae publiciert (Einltg 14). Aus unserem Ge-
dichte bestätigt sich ein längerer Aufenthalt in Dalmatien, ferner
hören wir von einem früheren Commando als praef. alae im Orient
(y. 45 ff.) und über litterarische Neigungen, dafs er den Sallust und
Livius epitomiert (v. 54 ff.) und dem Dichter bei der Thebais Beirat
geleistet (v. 25 ff.). Vielleicht ist er auch der Verehrer des Catull, an
den Mart. I 7 gerichtet ist, das wäre ein Anhalt für die Wahl des
sapphischen Mafses durch Statius, auch würde sich dann Martials
Klage über den Mann mit den vielen Wohnungen VII 73 auf ihn be-
ziehen. Über seinen Vater berichtet St. noch, dafs dieser am Kriege
Domitians gegen die Sarmaten 92/93 teilgenommen.
Commentar: 1 iam es ist wohl kein Zufall, dafs St. seine erste
sapphische Ode mit demselben Worte beginnt wie Horaz C. I 2.
Die Überlieferung sociata ist richtig; mihi, erst v. 6 ausgesprochen,
schwebt dem Dichter schon vor: mir auf weitem Felde (der Theba-
nischen Kämpfe; vgl. z. B. Prop. II 10. 2) gesellt als tapfere Streiterin
(zur Vermischung von Dargestelltem und Darsteller s. zu V 3. 92).
herois aber wird kaum als Adjectiv (seil, laboribus), sondern als irrige
Angleichung an fortis zu erklären und darum in heroos zu ändern sein;
Weensdorf fafst es, metrisch unmöglich, als Genetiv = Achillis.
2 Mit dem Namen Erato spielt St. hier, er nennt sonst (aufser I 2. 49)
immer die Calliope (auch Horaz verwendet Erato nie); jetzt aber pafst
ihm Erato, die Muse der Lyrik, gut ins Versmafs wie in den Gedanken:
sie kehrt gewissermafsen jetzt erst in die ihr eigenen minores gyros
zurück. Das Bild von der Rennbahn ist allgemein üblich; besonders
ähnlich Colum. X 225 me mea Calliope cum leuiore uagantem iam
reuocat paruoque iubet decurrere gyro et secum gracili conectere carmina
filo. 5 Pindar als Vertreter der Lyrik entlehnt St. wieder dem
Horaz; seine Absicht ist dabei, diesem yevsfi-Aiaxöv den Ruhm des
Erstlings auf römischem Boden^zu wahren (s. noui v. 6, intonsa v. 10),
noui hat also den Doppelsinn: für Rom wie für mich. 7 si wie
III 2. 40. sacraui erheischt Anerkennung: wenn mein Gesang auf
deine Vaterstadt von dir als sacer anerkannt wird. 9 Der Ausdruck
tenuare, durch minores gyros hervorgerufen, ist nach zwei Seiten zu
verstehen: ein lyrisches Gedicht ist zwar kleiner als der latus campus
des Epos, will aber auch feiner ausgearbeitet sein. Das Bild vom
IV 7 AD VIBIVM MAXIMVM 485
Spinnen deutet an, dafs es die Hauptkunst ist, einen feinen und doch
festen Faden zu ziehen (Hör. Ep. II 1. 225 tenui deducta poemata filo,
vgl. Manil. IV 131; wie bei St. ironisiert auch Horaz etwas mit magna
modis tenuare paruis C. HI 3. 72). Dem entspricht das Folgende: das
Gedicht ist neu in seiner Art; es behandelt als ysve&kiaxov einen Stoff,
der mit Venus (darum myrto, cf. I 2. 99 Hör. C. I 4. 9) zu thun hat, aber
doch in diesem Versmafse, wenigstens zu Rom, noch nicht behandelt
worden ist (intonsa)] darum beherrscht den Dichter maior sitis, aber
er mufs auch aus einem castior amnis trinken, denn die üblichen
Liebeslieder befassen sich nicht mit der Texvojcoua, behandeln lieber
den amor uagus (s. zu IH 1. 42).
13 dulci die Heimat im Gegensatz zu den Schrecken Dalmatiens.
Über Dalmatae als adj. zu I 4. 129. Gold aus den aurariae
Delmatarum (CIL IH 1997) erwähnt St. auch I 2. 153 IH 3. 90. Dafs
der gefährliche Bergbau in alter und neuer Zeit ebenso gut wie die
Schiffahrt seinen Aberglauben hat, versteht sich leicht. Das Gold
wurde (s. Ritschl opusc. HI 593) schon von den Griechen %kcoQ6g und
(b%QÖg genannt (Hemsterhuis zu Lukians Charon 11). Diogenes ant-
wortete auf die Frage: dtä %C xh %qv<5iov %Icqq6v iönv^ eyrj, oxi uok-
lovg e%et tovg iiaßovlevovxag (vgl. Meineke Com. Gr. fr. ed. min. 498
S. 1260). Daher Catull 64. 100 Verg. A. VH 279 Ov. Met. XI 110, 145
Sil. It. VII 80 Mart. VIII 44. 10 IX 61. 3. Weil sie dem pallidum aurum
nachgehen und zu den pallidi inferi, denen es gehört (Ov. Met. I 139),
hinabsteigen, werden auch die durch ihren Beruf schon bleichen Berg-
arbeiter in dieses Farbenbild hineingezogen: Lucan IV 297 se ... tarn
longe lace relicta merserit Asturii scrutator pallidus auri und Sil. It.
I 231 Astur attarus uisceribus lacerae telluris mergitur imis et redit
infelix effosso concolor auro. Die letzte Stelle hat wohl St. nach-
geahmt; später ähnlich Claud. Seren. 75 Apoll. Sid. Ep. VIH 9 v. 33
Alcim. Avit. Poem. III 232. 17 Gedankenverbindung: du solltest erst
recht in deine Heimat Rom zurückkehren, weil auch ich dort weile,
obschon mich meine nahe Heimat mit all ihren Reizen lockt, propiore
als Dalmatien. Durch Hervorhebung aller Pointen {dulci, natum, pro-
piore, amoeno) verwirrt St. den einfachen Gedanken. 19 f. Hier (und
auch wohl an andern Stellen) scheint Poliziano die Verbesserung des
zweiten Druckes der Silvae in sein Exemplar eingetragen zu haben.
Zur Umschreibung von Misenum vgl. Verg. A. VI 164 ff. Silv. II 2. 77
III 1. 150 V 3. 167.
21 Zweiter Grund, weshalb V. eilends zurückkehren soll: ohne
ihn geht das Dichten nicht (s. zu I 4. 19). primis metis wieder das
Bild (über die Personifikation des Epos s. zu III 2. 142) des gyrus;
»
486 COMMENTAR
die Rennbahn mufste öfters, meist siebenmal durchmessen werden, doch
meint St. wohl haeret in meta, quae est prima pars stadii, vgl. I 2. 86
meta . . . in ipsa. 27 Über das hier zu Tage tretende Selbstgefühl
des Dichters s. Einltg 11.4. 29 lento dafs du noch nicht kommst,
vgl. Ov. Her. I 1 Rem. 243 Calp. Ecl. VII 11. fundasti uacaos un-
geschickte Mischung zweier Bilder, vgl. Octav. 532 subole fundaro
domum, Plin. Ep. IV 21. 3. 33 Der Gedanke entspricht einiger-
mafsen auch den Zielen der censorischen Thätigkeit des Kaisers.
premit . . . inimicus bedrängt, militärisches Bild, (s. z.B. Verg. A. XII 254
Theb. IX 708) wie v. 39 spoliis und capta, letzteres auch term. techn.
vom Erben. quam steht wie orbitas v. 37 concret für den orbus,
während v. 33 das Abstractum gedacht ist. Die Ausgaben haben
immer die alte Änderung propinquom . . . amico aufgenommen, während
doch optimo . . . propinquo die Häfslichkeit und Niedrigkeit der Wünsche
(an die Götter uotis poscens) noch schärfer hervorhebt; die Anrede amici
(s. V 2. 11 V 5. 12,43) aber giebt dem Ganzen vielleicht einen persön-
lichen Hintergrund (s. Vorbem.). 38 Sehr hübsch malt der Dichter
aus, wie der gierige Erbe im Totenhause auf die Beute lauert, mit
Kummer die im Testamente festgesetzte impensa funeris von dem Ge-
winne abrechnet und nicht einmal sie dem Toten gönnt (anders der
treue Sohn III 3. 35). Nicht einmal für das Begräbnis freigebig zu
sein, galt in Rom als schwerster Vorwurf; Phaedrus IV 20. 25 spielt
als höchsten Trumpf gegen den Geizhals die Worte aus: qui circum-
cidis omnem impensam funeris, Libitina ne quid de tuo faciat lucri,
ebenso Manil. IV 451 gegen den Verschwender: inque epulas funus
reuocet pretiumque sepülcri. Über die allgemeine Jagd nach dem Erbe
der orbi in Rom s. jetzt das hübsch geschriebene Capitel bei Thomas
Rome et Tempire aux deux premiers siecles de notre ere 156 ff.
42 non multis iter expeditum wie cursus honorum, die Ritterlauf bahn.
46 tulerls wie IV 9. 51 iuueris; tuleras ist nur Schreibfehler, nicht
Interpolation aus metrischen Gründen. Dagegen miseris IV 2. 59. Bei
welcher Gelegenheit Vibius in Syrien als Reiterführer (darum Castore)
gekämpft, wissen wir nicht, ebenso wenig, welches Amt der Vater im
Feldzuge Domitians (nur er kann gemeint sein; über fulmen zu II 7.94)
gegen die Sarmaten gehabt; keinesfalls war er leg. Aug., denn sonst
wäre der Sohn nicht in der Rittercarriere; des Dichters Ausdrücke
übertragen den Erfolg des Zuges schmeichelnd auf den Teilnehmer.
Immerhin mufs bei dem Alter des Vaters der Posten nicht unbedeutend
gewesen sein. Dafs Domitian die Sefshaftmachung der Sarmaten er-
reicht habe, ist natürlich Statius' Ansicht von der Sache. cante hanc
legem erant mutatores domorum, ut de iis noster V 2. 135; uagos S.
IV 7 AD V1BIVM MAXIMVM IV 8 GRATVLATIO AD IVLIVM MENECRATEN 487
uocat III 3. 170 et Sen. Hippol. 71 , idem Troad. 12' Markland.
refugis vgl. V 2. 40. 53 ante vor dem Antritt der Militärlauf bahn.
Das Handbuch des Vibius umfafste also die ganze damals bekannte
Weltgeschichte, vgl. Catulls Wort an Nepos, ferner Cic. Brut. 14 liber;
quo iste omnem reram memoriam breuiter et perdiligenter complexus est
orsa s. zu I 4. 29. Sallusti breuis (Quint. X 1. 32 Sidon. C.
II 190 XXIII 152), darum ist es um so schwerer, den Inhalt der
historiae noch kürzer wiederzugeben. Noch künstlicher als Martial
I 61. 3 durch den fons Aponus bezeichnet hier St. den Livius durch
den kleinen fons Timaui an der nördlichsten Spitze der Adria (Lucan
VII 193 f. beide zusammen genannt). Er schöpft seine Geographie
aus Vergil A. I 244, wo der Timavus in unmittelbarer Verbindung mit
Patavium genannt wird; die Stadt liegt noch recht weit von dem
Bächlein ab. St. ist also wohl nie in dieser Gegend gewesen.
IV 8
GRATVLATIO AD IVLIVM MENECRATEN
Inhalt: Ein zweites Genethliacon, diesmal in Hexametern, sicherlich
nicht ohne Absicht mit dem vorhergehenden zusammengestellt. St. be-
glückwünscht den Iulius Menecrates, den Schwiegersohn seines reichen
Gönners Pollius Felix (s. zu II 2), zur Geburt seines zweiten Sohnes
(v. 25), des dritten Kindes (s. v. 4; das zweite war ein Mädchen,
s. III 1. 176). Neapel und die ganze Umgebung soll die Freude der
Eltern und Grofseltern teilen (1 — 14). Für den Vater bedeutet das
Ereignis die Bestätigung des ihm vom Kaiser verliehenen ius trium
liberorum; er mag sich der Söhne wie der Tochter in schönster Zu-
kunftshoffnung freuen (15 — 31). Der Dichter aber kann seinen an-
fänglichen Unwillen über verspätete Benachrichtigung von dem freudigen
Ereignis im Gedanken an die frohe Kinderschar nicht aufrecht er-
halten (32 — 44), er mufs ein Gebet an die Götter der Vaterstadt
richten, in dem er alles Gute auf die Häupter der Kleinen herabfleht
(45—62).
Commentar: 3 clari ob Ritter, oder Senator, ist nicht direct be-
zeugt; der Bedingungssatz v. 61 läfst darauf schliefsen, dafs zum Beginn
der senatorischen Laufbahn die Erlaubnis des Kaisers von nöten war,
488 COMMENTAR
also wird der Vater wohl nur Ritter gewesen und opes v. 59 mit gutem
Grunde vor origo gestellt sein. Durch den ganzen Schlufs des Gedichtes
wird überdies deutlich als sehnlichster Wunsch der Familie gekennzeichnet,
in den ersten Stand aufgenommen zu werden. Ferner weist v. 12 auf
niedere Militärlaufbahn des Onkels der Kinder. 5 insani vgl. II 2. 27
IV 4. 86. Die Form Veseui als Adjectiv bei Verg. G. II 224 Claud. R.Pr.
III 184, als Substantiv Val. Fl. IV 507. Vielleicht ist sie trotz der
Quantität durch eine Volksetymologie vae saeuus begünstigt worden.
6 secreta in vornehmer Einsamkeit, das Wort solum verstärkend;
socii und der Satz materni qua litus aui geben den Grund für die
Negierung. Über portas Puteoli zu III 5. 75, über Dicarcheo zu II 2. 3,
über den Surrentiner Wein zu II 2. 4; litus aui die II 2 beschriebene
Villa des Pollius Felix. 10 turba scherzend für drei; ebenso v. 43.
11 Über diesen Gedanken s. zu III 3. 114. 12 auunculus ein
Bruder des Menecrates; hätte Pollius einen Sohn gehabt, so wäre er
sicher von St. in II 2 oder III 1 erwähnt worden. Der Ausdruck
Libyca praesignis . . . hasta geht wahrscheinlich auf die Decoration mit
der hasta pura in einem afrikanischen Feldzuge (dem Kampfe des
Flaccus gegen die Nasamonen 85?, vgl. Gsell Domit. 234 f.).
13 Potta schätzt die Enkel, als ob sie ihre eigenen Kinder wären,
darum attollit „sie erkennt sie an", vom Vater auf die Grofsmutter
übertragen. 14 tanta statt tot, s. zu IV 1. 33. 15 lumina
„Leuchten" zu 14.40; tumultus tremit leicht verständlich: die Rufe der
Kinder, die sich selbst lebhaft bewegen, klingen durcheinander; t ä.
clamata domus ist freie Apposition zu tumultus und wird eben durch
dieses Verhältnis vor Mifs Verständnis geschützt (vgl. Theb. V 462 non
speratis clamatur Lemnos alumnis, 581 Nemees reptatus ager, Silv. I 3.86
iuga . . . ululata lupis)7 also: das Haus, in dem so viele (zukünftige)
Herren ihre Stimme vernehmen lassen. 17 pectora ist von Mark-
land angezweifelt worden mit dem Hinweis darauf, dafs die Dichter
meist von den Augen und dem Blick der Invidia sprechen. Es steht
aber nichts im Wege, pectora als „Gedanken, Absichten" zu erklären.
18 alba (Gegensatz atra I.) zu I 2. 24. 19 lauro scheint mir
unerklärbar; dagegen ist es leicht verständlich, wenn der Dichter
neben langem Leben und Tüchtigkeit, den Gaben der Parze, von
Apoll die Dichtergabe schenken läfst, deren sich auch der Grofsvater
erfreute; vgl. IV 7. 53. patrius (s. zu v. 45) betont indirect auch für
Apoll die geneigte Gesinnung wie alba.
21 Andere Beispiele für vorzeitige Verleihung des ius trium
liberorum Mart. HI 95. 5 Plin. Ep. X 2. 1; es heifst laetabile wegen
seiner rechtlichen Vorteile, s. Rein Privatrecht 465 f. Marqvardt
IV 8 GRATVLATIO AD IVLIVM MENECRATEN 489
Pr. L. I 76. 3. 23 repetita kann mit Lucina trotz seiner passiven
Form verbunden werden, weil es schon ganz zum Adjectiv geworden
ist und hier im. Sinne des Adverbs „zu wiederholten Malen" steht.
24 mutata ist richtig; das Verbum bezeichnet bei St. verschiedentlich
die Veränderung durch Verlust des im Ablativ zugesetzten Gegen-
standes, s. Theb. II 671 clipeum . . . mutatum spoliis (der durch die
zahlreichen Speerwürfe fast seines Leders beraubt war), IX 703 nondum
mutatae roseae lanugine malae, vgl. auch VII 559. donis . . . sacratis
die Kinder, welche St. als durch das ius trium liberorum verliehene
Gaben des Kaisers (zu I praef. 14) bezeichnet.
25 vgl. Vollmer 1893, 836 f. et, nachgestellt, verbindet die
beiden macte (v. 14 und hier). Der Dichter hat bisher den Vater
glücklich gepriesen, dafs er drei Kinder hat, jetzt beglückwünscht
er ihn, dafs die Mehrzahl Knaben sind, doch dürfe er sich auch
der Tochter freuen; denn berechtigen jene, die Knaben, zur Hoffnung
auf spätere Tüchtigkeit, so wird das Mädchen, eher zur Ehe reif, ihm
früher Enkel bescheren. Vgl. Verg. A. VI 784 felix prole uirum, Anth.
epigr. 327. 5 felix prole uiri, 387. 10 tres sunt &o]rentes iuuenili röbore
uitae [et uirgo tenjera gestans aetate nmentam. 28 Die beiden Ver-
gleiche sollen nicht die Tochter allein, sondern das ganze Kleeblatt
feiern, darum fafst für den zweiten facies den Anblick deutlich als ein
Ganzes zusammen. Der erste Vergleich scheint, wie oben schon notiert?
aus Properz entlehnt (vgl. auch Ov. Her. XV 45 f.; maternis der Leda
am Ufer des Eurotas); der zweite, zu dem Candida überleitet, scheint
durch Erinnerung an Horaz' Worte fratres Helenae, lucida sidera an-
geregt zu sein. 39 ATbano St. schreibt also von seinem Landgute
zu Alba aus, s. IV 5. 13 f. 40 cantu, durch ein eigens für den Tag
gemachtes Lied, ist viel mehr, als das gewöhnliche creta, und wird
durch uota cano gesichert, so dafs dient den Sinn von ipsum natalem
bekommt. Übrigens sagt schon Ovid Fast. V 474 nostro signet honore
diem. sed wegen non v. 36. 42 pudor objectiv: worüber man
sich schämen mufs, s. zu III 2. 80. sed . . . enim aber — denn deine
Kinder verscheuchen meinen Groll — ich will lieber für sie beten.
45 di patrii die im Folgenden aufgezählten: Apollo, Ceres, Castor
und Pollux zusammenfassend (wie HI 2. 1 s. Add.) und v. 54 durch
patrii wiederholt (Vollmer 1893, 837). Die genannten Götter, daneben
Hercules, sind die alten aus Kyme miteingeführten Schutzgötter Neapels,
zu denen die Localgottheiten Parthenope und Sebethos traten. Mit
Apolls Kopf waren die Bronzemünzen der Stadt geziert. Das Einzelne
bei Beloch Camp. 51 ff. und 156 f. Über auguriis vgl. zu HI 5. 80.
46 Äbantia nach den "Aßavxe§, der homerischen Bevölkerung von
490 COMMENTAR
Euboea. longe weither (s. zu IV 6. 29). 48 Die Beschreibung be-
zieht sich wahrscheinlich auf das Cultbild der Parthenope (Eumelus,
ihr Vater, ist schwerlich der Eumelus Admeti, der um Helena ge-
worben; ein Ev^irjkog &sbg naxQfpog cpQrjtOQöiv Ev^rjkELdcjv Inscr. Ital.
Gr. 715): auf der linken Schulter safs die Taube, auf welche die Göttin
lächelnd hinblickte, felix soll wohl Ev^kig annähernd übersetzen
(zu I 1, 6). 50 Die Actaea (aus Attica eingeführte) Ceres heifst in
Neapel zfrj[irJTrj() d'eö^iocpÖQog; ihre Priesterinnen entstammten den vor-
nehmsten Familien (Inscr. It. Gr. 760. 702. add. 756a). Über die, ge-
wifs den Eleusinischen nachgebildeten, Mysterien und den Fackellauf
scheinen wir sonst nicht unterrichtet zu sein, quassamus der local-
patriotische Ausdruck beweist nicht, dafs St. zu den mystae gehörte
(taciti übersetzt). 53 umbrosae wie V 3. 140 uirides Th. magis
seil, quam Neapolis; der Tempel der Dioskuren ist noch jetzt in der
Kirche S. Paolo teilweise erhalten. 55 sint geht nicht auf penates
(das Haus), sondern auf plebe (zu I 6. 30). St. kann doch (vgl. Anm.
zu HI 5. 78 und V 3. 109) nicht ganz den Niedergang seiner Vater-
stadt bemänteln. Zu uiridi in nomine sagt Morell richtig: clusus in
nomine IlalaioTtolig, quod fessam urbem aeuo et antiquam denotat, et
Ne&Ttokig, quod uiride nomen nouae urbis est', vgl. in 1. 92.
57 largumque nitorem vgl. II 2. 150 ff. 59 hanc die Tochter, hos
die Söhne. lampade prima weil mit der Hochzeit die Ehe beginnt
(Theb. II 202 primis hymenaeis, III 691 primus hymen, vgl. XII 188,
Claud. Ep. Seren. 1 primae lumina taedae, Gronov diatr. 448 Schwartz
1889, 6). Für die Tochter wünscht der Dichter also die Ehe mit
einem Senator, für die Söhne zur Zeit die Verleihung des Legions-
tribunats, vgl. V 2. 173 f.
IV 9
AD PLOTIVM GRYPVM
Inhalt: Ein Saturnalienscherz, freilich nicht originell, sondern
galvanisiert, immerhin hübsch aufgeputzt und mit wirksamer Schlufs-
pointe versehen. Zum Dank für ein ihm übersandtes, kostbar aus-
gestattetes eigenes Buch des Dichters hat Grjpus als Gegengabe einen
alten Schmöker mit den langweiligen Reden des Brutus geschickt.
Nun klagt St.: jedes andere, noch so kleine Saturnaliengeschenk, wie
IV 8 GRATVLATIO AD IVLIVM MENECRATEN IV9 AD PLOTIVM GRYPVM 491
es Clienten den Patronen zu machen pflegen, — in einem Atem
werden 27 Sorten derselben, von wertlosen zu wertvolleren steigend,
aufgezählt — wäre mir lieber gewesen (um von einer grofsen Gabe,
wie sie ein Patron eigentlich als Gegengeschenk machen mufs, ganz
abzusehen). Schickt es sich für einen Patron überhaupt, dem Clienten
Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Doch soll's für diesmal gut sein,
schick mir nur nicht für dieses Gedicht auch Hendecasyllaben wieder.
Vorbemerkungen: I Galvanisiert habe ich diesen Scherz ge-
nannt, weil er ganz aus einem Einfalle Catulls heraus verfertigt ist,
der im gleichen Metrum steht, XIV 12 di magni, horribilem et sacrum
libellum, quem tu scilicet ad tuum Catullum misti, continuo ut die periret
Saturnalibus optimo dierum; vgl. auch Mart. IV 88 V 18 VIII 33, be-
sonders VII 46. 5 diuitibus poteris Musas elegosque sonantes mittere:
pauperibus munera Tts^ä dato. Zudem macht die Bemerkung IV praef. 22
fast den Eindruck, als ob die ganze Komödie vorher verabredet ge-
wesen sei. Ahnliche Vorkommnisse fafst luv. VII 36 bitter: ne quid
tibi eonferat iste, quem colis . . ., ipse facit uersus.
II Der Adressat Plotms Grypus war maioris gradus iuuenis
(IV praef. 21), stammte also aus senatorischer Familie. Er war noch
jung; über sein einziges bisheriges Amt s. zu v. 17. Der consul
suffectus vom 15. April 88 und Arvale (Henzen Scavi p. 43) war sein
Vater, höchstens ein älterer Bruder (Hirschfeld, Gott. gel. Anz.
1869, 1512). St. hatte vor, ihm ein dignius opusculum reddere
(IV praef. 28; s. Einltg 14 f.). — Ein wirkliches Clientel Verhältnis des
Dichters zu Grypus aus diesem scherzhaften Gedichte (mit Ruediger
1887, 29 und 33) zu erschliefsen, bin ich nicht geneigt. Dem, was
ich Einltg 18. 2 und zu III 2. 92 gesagt habe, ist noch hinzuzufügen,
dafs Dichter wie Statius und Martial, dessen Clientel zu den Annaei
ihren Grund in der Heimatsgemeinschaft hat, sich im Interesse ihres
Erwerbes anders als die gewöhnlichen Clienten, die im wesentlichen
von den Brosamen eines Hauses lebten, einen weiteren Kreis von
Gönnern erhalten mufsten. Dafs ihre Bitten und ihre Verehrung sich
die Formen und Bilder der Clientel anlegen, ist erklärlich; sie haben
dadurch vielleicht mehr erreicht als durch wirklichen Eintritt in die
Clientel ihrer Auftraggeber und Gönner.
Commentar: 4 post hoc aliquid nach diesem, was ich für nichts
halte, etwas Rechtes, etwas Ordentliches, wie das Pronomen ja häufig
in der Wendung est aliquid steht (anderes mehr bei Friedl^nder zu
luv. I 74). Auf denselben Gedanken geht ludere perseueras wenn du
zum zweiten Male mit gleicher Münze zahlst, s. v. 55. licet erlaubst
du, dann wollen wir mal zusammen abrechnen. 7 St. hat natürlich
492 COMMENTAR
das dem vornehmen Manne geschenkte Buch (ein Buch der Silvae
oder das erste der Achilleis?) besonders kostbar ausstatten lassen.
Dazu gehörte die Färbung des Papyrus mit Purpur und die Ver-
zierung des Mittelstabes, soweit er aus der Rolle hervorsah, mit Gold,
vgl. Mart. VIII 61. 4 umbilicis decorus. Selbstverständlich konnte eine
solche Gabe nur nouus charta sein; durfte nicht etwa auf Palimpsest
geschrieben werden. 9 praeter nie abgesehen von meiner Arbeit
als Dichter. Vielleicht hatte St. sogar das Buch mit eigener Hand
geschrieben. Über den niedrigen, aber auch so in den Scherz
passenden Preis vgl. Marqvardt Pr. L. 822; den Genetiv wage ich
trotz des Fehlens passender Belege nicht zu ändern, da St. ganz gut
hier vulgäre Sprache nachahmen konnte, für die unsere Grammatiker-
regel gewifs nicht mafsgebend war. 10 Über das oft geschilderte
Schicksal alter Bücher s. Iahn zu Pers. I 43 Mayor zu luv. I 18.
11 Die aufgezählten Waren sind durchweg minderwertig: die Oliven
Libyens galten nicht als die besten, Weihrauch und Pfeffer wurden
von den Krämern Alexandrias gefälscht (Plin. N. H. XII 59 u. 28),
die Thunfische aus Byzanz (die Adjectivform des Metrums wegen von
St. geneuert) rochen weder gut, noch nahmen sie sich besonders schön
aus, darum eolimt, mit Personifikation wie seruant, scherzhaft, vielleicht
im Gedanken an den Doppelsinn von lacertos. 15 trino foro das im
Bau begriffene (zu IV 1. 13) forum transitorium kommt für die Praxis
noch nicht in Betracht. iauenis enthält nur den Gegensatz zu
Bruti senis, betont nicht eine weit frühere Zeit, denn Grypus war
noch iunenis (IV präef. 21); ebenso scherzhaft tonabas (zu II 7. 6G)
gegenüber den osciiationes. aut centum pr. iudices sie hatten ihre
Sitzungen gewöhnlich in der Basilica Iulia. 16 Das von St. mit
Nachdruck erwähnte Amt des Grypus hatte Henzen (Arvali 48) als die
praefectura frumenti dandi erklärt; Hikschfeld (Philol. XXIX 29. 40)
vermutete, es handele sich um die Aufsicht über den Proviant und
die Quartiere für den letzten Dakischen Feldzug des Kaisers. Dagegen
wandte sich Mommsen (St. R. II 999. 3) und erklärte das Amt für eine
der curae viarum, mit der eine gewisse Oberaufsicht über die italischen
Getreidemärkte vereinigt gewesen sein könne. Ich glaube, dafs Hirsch-
feld, der (Verw. Gesch. I 102 Anm.) auf die Frage zurückkommt,
recht behalten hat, da er annona (treffend von St. sequens genannt)
als technischen Ausdruck für den Reisebedarf des Kaisers mit Plin.
Pan. 20 und vit. Alex. Sev. 45 u. 47, besonders aber mit der Inschrift
Wilmanns 1293 exactori reliquorum annon(ae) sacrae expeditionis
trefflich belegt. Es versteht sich leicht, dafs ein solch aufser-
ordentlicher Beauftragter des Kaisers vor allem die stationes uiarum
IV 9 AD PLOTIVM GRYPVM 493
in geeigneten Zustand für den Empfang des Herrschers bringen lassen
mufste. Über den besonderen Namen des Amtes können wir nur von
neuen Inschriften Aufschlufs erhoffen; arbitrum ist sicher nicht tech-
nischer Ausdruck. Nach unserer Stelle war dieses Amt das erste und
wohl bislang einzige des Plotius. 20 Gemeint ist M. Iunius Brutus;
der Freund Ciceros und Caesars ; obgleich er nur 37 Jahre alt wurde,
senex genannt (zu I 1. 102) , weil er über 100 Jahre früher gelebt.
Zu oscitationes (s. Quint. XI 3. 3 vom Redner wie Hörer) vgl. des
Tacitus Urteil: in orationibus minorem esse fama sua etiam admiratores
eins fatentur (Dial. 21, ähnlich Quint. X 1. 123). 21 Schon libellio
ist verächtlich, durch miseri wie durch capsa gesteigert: cqui scilicet
omnem suam supellectilem librariam uenalem in capsa circumgestet'
Barth. 22 emptum wieder auf libellum bezogen; oscitationes hängt
ab von continentem. Dem decussis wird ein as und sogar ein Gaianum,
ein durch Caligulas Münzreduction verschlechtertes, entgegengesetzt.
24 ff. Zur Aufzählung von Saturnaliengeschenken vgl. FriedLuENDER
S. G. I5 346. Des St. einzelne Gaben sind natürlich nicht unbesehen
als übliche Saturnaliengeschenke aufzufassen; er. übertreibt für seinen
Zweck vielfach die Wertlosigkeit. Er beginnt mit dem pilleum, dem
Saturnaliengeschenk hcct' sS-o^v, hier genäht aus einer zu diesem Zwecke
zerschnittenen lacerna, vgl. Mart. XIV 132 si possem, totas cuper em misisse
lacernas; nunc tantum capiti munera mitto tuo. 25 luridae verschossene,
die durch langes Liegen gelb geworden sind. 27 Schon Barth ver-
stand richtig cinversa meta aut pyramide quadam in caput constituta';
d. h. die Pflaumen und Feigen sind, so wie sie im Sacke zusammen-
gedrückt und -gebacken waren, ausgeschüttet worden, vgl. Mart. XIII 25
poma minus Cybeles: procul Mnc discede, uiator, ne cadat in miserum nostra
ruina caput 29 sicca Ol verlange ich gar nicht einmal zu den Dochten,
ebenso will ich von den Zwiebeln nur die Schalen. Demselben Tone
fügt sich tantum: hattest du nicht nur keine Eier, sondern nicht
einmal (s. zu V 3. 71) weiche Graupen und harten Spelt, beides also
schlecht; auch von den Schnecken (Mart. VIII 33. 24) wollte ich nur
das Haus; die afrikanischen waren sogar vielfach ohne Haus nudae
(Plin. N. H. XXX 56). 34 graue soll wohl bei dem Speck wie dem
Schwartemagen (Phalisci) auf schwere Verdaulichkeit gehen; debilis
„spärlich" ist für den Schinken auch keine Empfehlung. 36 sal
oxyporum ein die Verdauung förderndes Bittersalz. Mit spuma nitri
d.i. aphronitrum wurden Küchelchen gebacken (aphronitra vit. Gallien. 6).
Zu uiridantis vgl. Plin. N. H. XIX 143 nitrum in coquendo etiam uiri-
ditatem custodit. 38 passum „Rosinenwein", vgl. Varro de uit. pop.
Rom. I aus Non. p. 551 (Buecheler Rh. Mus. XIV 448) passum
494 COMMENTAR
nominäbant si in uindemia uuam diutius coctam legerent eamque passi
essent in sole aduri, darum hier psithiis suis recoctum an den Reben
selbst ausgereift; defretum erklärt Varro an derselben Stelle si ex duabus
partibus ad tertiam redegerant deferuefaciendo; dafs dabei ein dulce
caenum, ein Satz sich bildete, versteht sich. Man beachte die kunst-
volle Wortstellung in v. 39. 40 quantum wie wenig ist es; nicht
einmal zu schenken u. s. w. olentes culteüum soll wohl heifsen
„frisch geschnitten", darum noch nicht gut brennend. 42 ollares
uuas in Töpfe eingelegte Trauben (Mart. VII 20. 9). Über die rote
Cumaner Töpferware s. Marqvardt Pr. L. 661. 2. 44 csynthesis
et uas fictile significat et uestem saturnaliciam. Ambiguitate igitur
uerbi ludit Papinius. nam cum synthesin petiisset; quasi ille offensus
esset magnitudine muneris uestem intellegens, interposuit quid horres?,
quasi dicat: uestem non peto synthesin, sed uas fictile, calicum aut
caccaborum (Kochtöpfe)' Domitivs. Ähnliches notiert Markland.
46 Kühne Wortstellung: aequus uelut in certa statera. 48 semicrudus
(wie Pers. I 51 crudi . . . proceres) ohne noch mein Frühstück recht
verdaut zu haben. 49 inlatam wird durch domi gesichert, s. Gronov
diatr. 466, der vergleicht Manil. V 65 unumque per omnia uerbum mane
salutandi portans, Mart. I 55. 6 et matutinum portat ineptus aue, vgl. noch
Ov. Met. VI 624 matrique salutem attulit Beide Vergleiche ergänzen
sich: die Leistungen von Patron und Client sind völlig verschieden.
LIBER V
EPISTVLA
Vorbemerkung: Im Gegensatze zu Domitivs und Behrens
halte ich diese „Vorrede" die sich von vornherein nur als Begleit-
schreiben zu V 1 giebt (Einltg 3) für vollständig, nur mag ein uale
oder ähnliches ausgefallen sein.
Commentar: 3 omnibus affectibus pr. mit allen Kräften der Seele
zu verehren. 4 Diese pietas ist ein wesentlicher Teil deines Charakters,
gehört, pafst zu deinem Charakter, vgl. Verg. A. VII 266 pars . . . pacis,
cons. Liv. 267 pars erit Jdstoriae, Aetna 214 nequicquam pars est
uiolentia flammae; Tac. Hist. I 14 ea pars morum eins, quo suspectior
sollicitis, adoptanti placebat. Vielleicht hat St. doch auch in Prosa das
est auslassen können, vgl. II praef. 6 und 20. 7 unus e turba nicht
der Client en (Mayor zu luv. I 46), sondern allgemein wie unus e multis,
s. Otto Sprichw. s. v. unus 1 (unus de turba Carm. adv. Marc. IV 18,
unus de plebe Lactant. ad Theb. IV 530) ein ganz gewöhnlicher Mensch
d. h. ohne jede Beziehung zu dir; officiosus dagegen kennzeichnet den
Clienten, dem es gebührt adsilire, wenn der Patron des Beistandes be-
darf, post hoc (s. post crimina II 6. 39 mit Anm.) wie oft post haec
(z. B. luv. II 62) „angesichts dessen" = darum. 9 latus hier nicht
wie öfters vom Seitenzweige der Verwandtschaft (so III 3. 120), sondern
der, welcher ab latere des Fürsten ist, zu seiner Umgebung gehört
(s. Lactant. zu Theb. II 312, S. III 3. 65 V 1. 80, 187), wird nun selbst
latus genannt; so Mart. VI 68. 4 tuum ... dulce latus, vgl. auch II 46. 8.
pro mea mediocritate zu dem hochgestellten Höfling gesagt.
11 sacerdotes dasselbe Bild auf Hofverhältnisse übertragen HI 3. 79.
usum amicitiae so nennt St. bescheiden seine Kühnheit, dem kais.
Geheiinsecretär ein Gedicht zu überreichen. materiam seil, utendi
amicitia im eben ausgeführten Sinne.
496 COMMENTAK
VI
EPICEDION l¥ PRISCILLAM
Inhalt: Statt eines kostbaren künstlerischen Denkmals, wie es
die Anhänglichkeit deines Gatten wohl verdiente, will ich dir, Priscilla,
mit Beihilfe Apolls und des Kaisers ein unvergängliches Andenken im
Liede bereiten (1 — 15).
Spät freilich kommt mein Versuch, den Gatten zu trösten, aber
anfangs war er jedem Zuspruche unzugänglich; das schönste Lied des
Orpheus und der Musen hätte seinem wütenden Schmerze kein Ende
gemacht. Heftig klagt er auch jetzt noch, und der Kaiser zieht aus
der Treue gegen die Gattin einen günstigen Schlufs auf die Treue
gegen ihn (16 — 42).
Kein Wunder aber ist es, dafs die Gatten sich liebten. Priscilla
war zwar schon vorher einmal vermählt, aber später war die Liebe zu
dem Gemahl allein ihr höchster Schmuck; nichts hätte sie zur Untreue
vermocht. Und doch war sie nicht von abschreckender Strenge, ob-
wohl sie hart genug gewesen wäre, um mit dem Gatten Gefahren zu
ertragen. Aber das Geschick hat ihr ein milderes Los beschert: ihr
frommes Gebet hat dem Gemahl eine friedliche Laufbahn zu teil
werden lassen, der Kaiser erkannte den Wert seiner Tüchtigkeit und
.zog ihn in seine Umgebung. Er hielt den noch jungen Mann für
würdig der schweren Aufgabe, sein Secretär zu sein, für ihn die Nach-
richten aus aller Welt zu empfangen, ihm die Vorschläge für die
Officierstellen zu machen, auf die Wohlfahrt fernster Gegenden zu
achten — kurz so viel Nachrichten und Aufträge zu bewältigen, wie
sie kaum die Götterboten zu tragen haben. Welche Freude für dich,
Priscilla, als dem Gatten dieses Ehrenamt zu teil wurde! Und doch
blieb Stolz deinem Herzen fern; bescheiden und treu wie eine einfache
Frau erfülltest du die Pflichten der Fürsorge für den Gatten, ja du
würdest mit ihm ins Feld gezogen sein, um ihn als kühnen Begleiter
des heldenhaften Kaisers sich mit Ruhm bedecken zu sehn (43 — 134).
Doch solches Glück forderte den unversöhnlichen Neid des Schick-
sals heraus, und dieses fand einen Weg zu schaden. Priscilla welkte
dahin wie ein erkrankter Baum, die finstern Mächte des Todes um-
strickten sie. Nichts half der Eifer der Diener, die Kunst der Ärzte;
am Antlitze des vergebens alle Götter anflehenden Gatten erkannte
sie, was ihr bevorstand. Mit brechendem Auge und schwindenden
V 1 EPICEDION IN PRISCILLAM 497
Sinnen tröstete sie noch den Verzweifelnden: „Klage nicht; ich sterbe
zwar, doch sterbe ich gerne, denn mein Leben war kostbarer als ein
langes Alter, da ich dich habe zu Glanz und zum Amt an der Seite
des Kaisers gelangen sehen. Mein Tod besänftigt den Neid des
Schicksals, dein Stern kann nun unbesorgt noch höher steigen. Zum
Andenken an mich will ich ein kostbares Bild des Kaisers stiften,
dann werde ich auch selig in das Reich der Schatten eingehen." So
starb sie (135 — 196).
Des Zurückbleibenden Schmerz war unsagbar. Er hätte sich das
Leben genommen, wenn nicht der Gedanke an Pflicht und Amt ihn
abgehalten hätte (197 — 208).
Das Begräbnis wurde mit wahrer Verschwendung veranstaltet.
Aber trotz aller Pracht hatten die Zuschauer nur Augen für den
klagenden Gatten, so gebrochen zeigte er sich. Er brachte es auch
nicht über sich, die Verstorbene verbrennen zu lassen; einbalsamiert
wurde sie an der via Appia bestattet. Unverweslich ruht sie nun
dort in marmornem Sarkophage. Zahllose Bilder schmücken das Grab,
so dafs man es für einen Palast halten und an der Pracht den Diener
des Kaisers erkennen kann, der seinen Ahnen den herrlichen Tempel
erbaut (209 — 246).
Nun aber klage auch nicht mehr, edler Herr. Priscilla kommt
sicher und wohlgeleitet im Reiche der Toten an. Proserpina wird sie
durch berühmte Heroinen festlich empfangen lassen. Die Gattin aber
bittet die Götter da drunten, dafs du erst in hohem Greisenalter dem
Kaiser entrissen werdest, und die Parzen verheifsen dem Gebete Er-
hörung (247 — 262).
Vorbemerkungen: Über Entwicklung und Form derEpikedien
s. vor H 1. Mit unserem Gedichte halte man als prosaische Leistungen
auf demselben Gebiete die laudationes Turiae und Murdiae zusammen.
Der Titel scheint für dasselbe in der lateinischen Litteratur zu-
erst überliefert zu sein (das epicedion Drusi heifst richtiger consolatio
ad Liviam), später V3 epicedion in patrem und Auson p. 21P. epicedion
patris mei (titulus a Graecis auctoribus, defunctorum honori dicatus, non
ambitiosus, sed religiosus und dazu Stat. praef. V, 6).
Das Amt des Abascantus als Aug. lib. ab epistulis wird durch die
Inschriften seiner Freigelassenen CIL VI 8598. 8599 bestätigt, Praenomen
und Gentilicium T. Flauius durch CIL VI 8713 T. Flauius . . . aeditos
T. Flaui [Abascanti] Caesar[is Aug. ab epistulis? sehr wahrscheinlich
gemacht. Auch auf dem cextra portam Capenam' gefundenen Steine
CIL VI 2214 nennt sich ein T. Flauius Epaphroditus aedituus Abascanti
et Priscillaes patronorum (s. v. 235). Das balneum Abascanti in regione
Vollmer, Statiua' silvae. 32
498 COMMENTAE
wrbis prima (Notit. Vrb.) ist vielleicht von unserm Abascantus
gebaut.
Commentar: 1 Der einleitende Gedanke, ein Lied oder gutes
Wort sei besser als ein vergängliches Kunstwerk, ist fast so alt wie
die Poesie, vgl. Pind. Nem. 5. 1 ov% ävögiccvrortOLÖg bl^l tätfr' ekivv-
öovra i^yccfeGd-ccL dydk{iaT iit avxäg ßad'^itdog söraör'' dkk' stii itdöag
ökxddog ev z äxatcj^ ykvxstf doidd, (5%ev% utc Alyivag u. s. w. (s. auch
Nem. 4. 81) und von Rhetoren und Dichtern oft wiederholt, vgl. Isokrat.
Euag. 73 Agathias A. Pal. IV 4. 9 f. Plut. Kirnon 2 Verg. A. VI 847 ff.
Hör. Epp. II 1. 248 C. IV 2. 19 IV 8 Ov. Am. I 10. 61 Trist. III 3. 77 f.
Prop. III 2. 15 ff. eleg. Maec. I 37, Tiberius' Rede bei Tac. Ann. IV 38
Stat. Silv. II 3. 62 ff. III 3. 215 f. Mart. I 88 VII 84. 6 IX 76. 9 X 2. 9 ff.
X 26. 5 ff. Tac. Agr. c. 46 Plin. Epp. III 10. 6 IV 7. 1 Anth. Lat. 158
Claud. C. min. XXX 3 ff. u. ö. fingere der allgemeine Ausdruck für
künstlerisches Schaffen, s. Cic. N. D. I 26. 71 si id in ceris fmgeretur hier
aber doch wohl mit absichtlich veränderter Anschauung. impressis
in getriebener Arbeit. liinc vermöge dieser Kunst. St. redet zuerst
die Verstorbene an, weil er sie näher kennt als ihren Gatten, und
geht erst im Laufe des Gedichtes, v. 127, zur Anrede an Ab. über.
4t coneiperem vom geistigen Empfangen: ersinnen, meretur s. zu III 3. 215.
uultus acc. des Inhalts; die Züge entstehen erst durch das signare.
nata neu geschaffen, vgl. v. 231 nouaris, Hör. C. IV 8. 13 marrnora...,
per quae Spiritus et uita redit bonis post mortem ducibus. reddare
leitet schon zur folgenden Anspielung auf Alkestis über. sie im
Sinne von: zum Lohne dafür, dafs. 8 cum Morte vgl. Eur. Alk. 843 ff.
St. vergleicht also den Ab. mit dem die Alkestis dem Tode abringenden
Herakles (in älterer Sage wohl dafür der Gatte Admet selbst, s. Maass
Orpheus 151. 43). Das certamen besteht in den Versuchen, die Gattin
durch bildliche Darstellungen sich lebendig zu erhalten. 14 uenit
ccaelitus velut Theb. XH 808 ueniens . . . Apollo' Baeth. Der Kaiser
neben Apollo auch Val. Fl. I 5 ff. nach Verg. G. I 24 ff; anderes zu
I 4. 22, vgl. auch Mart. V 6. 18. sepulcro zu H 7. 72.
16 ff. Zur Entschuldigung für die Verspätung des Trostes s. die
zu II 1. 5 angeführten Gedankenreihen, besonders Sen. ad Marc. I 7
und zur bestimmten Angabe der Zeit die Anm. zu V 3. 29. Die Form
klingt hier, wohl unabsichtlich, an Horaz' sero medicina paratur an.
torqueat die Thätigkeit wird hier kühn dem Sonnenwagen selbst bei-
gelegt, meist ist aetas oder uita Subject, s. Cic. re publ. VI 12 Achill.
H 110, vgl. auch S. V 2. 12. 18 ff. Die drei Vordersätze, zu deren
Prädicaten esset zu ergänzen ist, gehen bis orbati (falsch Vollmer
1893,837); der zweite heifst: als das Haus bei noch frischer (Schwartz
V 1 EPICEDION IN PEISCILLAM 499
1889, 6) Wunde in schwarzer Trauer stand (man denke an die pullae
vestes der Leidtragenden und vgl. II 1. 19), der dritte, angeknüpft
durch que, das .hinter dem zweiten Worte steht, heifst: als nur die
heftige Klage (Dativ; *questu T£%vLxcbg de clamore supremo queri-
moniaque funerea, cui nil commune est cum cantu' Buecheler, vgl.
z. B. Sen. Oed. 56) bei dem vereinsamten Gatten Gehör fand (vgl. Sen.
ira III 1. 5 alia uitia accessus lenes hdbent). Der Nachsatz beginnt mit
tum, das scharf die Zeit des Todes dem nunc v. 30, ein Jahr später,
wo der Dichter singt, entgegensetzt. 21 planctus St. wechselt ab-
sichtlich die Construction lassare (seil, planctu) et uincere planctus
(famulorum). Über -die inuidia gegen Götter und Geschick zu I 4. 17.
25 adforet . . . tegeret, . . . ualerent Irreale der Vergangenheit, s. zu
I 1. 58. pariter zugleich, s. zu II 2. 60. matertera die Musen, s. zu
II 7. 40. tegeret begleitet hätte (mit latus Hör. S. II 5. 18, ohne dies
Wort Verg. A. XI 12 von kriegerischer Begleitung; dieser Schutz schon
fast undeutlich Theb. II 219), so nur hier. Dafs hier die Priester des
Apoll und des Bacchus den Orpheus begleiten, erklärt Maass Orpheus
132. 10 für einen Beweis des zugleich dionysischen wie apollinischen
Charakters der Figur des Orpheus. Aber St. macht, wie z. T. schon
die Augusteer, selten einen Unterschied zwischen apollinischer und
dionysischer Begeisterung; hier will er nur sagen, es würde nichts ge-
nützt haben, wenn die besten Sänger aller Arten den Schmerz zu
lindern versucht hätten. Die Gewalt der Leyer des Orpheus wird
durch die Wahl der Worte und Bilder künstlich veranschaulicht: die
Götter der Unterwelt müssen auf ihre Saiten hören und sogar die
„Haare" der Eumeniden; so werden (vgl. Skutsch 1893, 838) mit Ab-
sicht die Schlangen im Haare genannt, um Horaz zu überbieten, der
schon (nach Alkaios?) gesagt hatte C. II 13. 33 Ulis carminibus . . .
intorti capillis Eumenidum recreantur angues, eine Stelle, die durch
Vergils Nachahmung (G. IV 481 ff.) noch berühmter geworden war.
Die Gleichsetzung der hydri mit den comae hatte in anderm Zusammen-
hang schon Lucan (IX 670 ff.) gewagt; ihm folgen darin Stat. auch
Theb. I 90. 115 Silv. V 3. 278, Mart. VH 1. 2 Claud. Ruf. I 42 Eutr.
II 111 R. Pros. II 345. 30 cicatrix {plana wieder glatt geworden)
kühn zum Subject für refugit „verfällt wieder in Klagen" gemacht.
uxorius „über die Gattin" und instat „steht darin" (wie I 5. 49 unda . . .
labris . . . instat), beide Wörter in ursprünglichster, aber sonst, wie es
scheint, nicht zu belegender Bedeutung. etiamnum haec wie Theb.
V 679. 33 fertur das Präsens steht trotz der folgenden Futura zu
Recht, denn bei Aurora und Thetis wird durch rores (bei Aurora der
Paronomasie wegen beliebt, s. Ov. Met. XHI 621 f.) und hiemes (Sturm-
32*
500 COMMENTAR
wellen I 3. 95 V 2. 5 Theb. VIII 361) direct an die zugehörigen, noch
immer sich wiederholenden Naturerscheinungen erinnert. 37 ista
die unablässigen Klagen des Gatten; propior zu V 2. 170. lectique
des auserlesenen, s. y. 76 ff. arcana . . . documenta der Kaiser nimmt
die Beweise der Treue auch aus dem Privatleben, vgl. die Klage des
Plinius Paneg. 68 queri Übet quod in secreta nostra non inquirant prin-
cipes nisi quos odimus, s. auch Mart. IX 28. 8. exequias wie III 5. 52
mit Einschlufs der dauernden Totenverehrung. hie die Gattenliebe;
darum auch eensore und probari.
43 mixtos (s. II 1. 206) viel mehr als iunxit, erklärt durch collato
pectore „ein Herz und eine Seele". inabrupta unzerreifsbar, nur hier.
nuptu prior St. bildet mit dem* nicht häufigen Worte eine Verbindung
nach Art von natu maior, natu prior (Auson Epit. XXXIIII 6 p. 85 P.).
47 Über uiseeribus . . . animaque vgl. zu III 5. 30. 48 Der
Vergleich, der durch amat fest an amplexa fouebat angeschlossen wird,
so dafs man nicht etwa v. 45 — 47 als Parenthese nehmen darf, ent-
schlüpft dem bildenden Dichter unter der Hand, denn bei Catull 62. 49 ff.,
woher er genommen ist, und auch sonst wird, wie es natürlich ist, die
schwanke Weinrebe als Frau, der Ulmenbaum als Gatte betrachtet;
aber der Dichter merkte die Verschiebung und knüpfte mit miscetque
nemus (das Laub wie silua IH 1. 185 V 5. 30) an pectore mixtos wieder
an, so dafs die innige Verbindung ohne genaue Unterscheidung der
Einzelnen in den Vordergrund tritt. ditem autumnum einen „vollen
Herbst", s. zu III 2. 22. 51 laudantur hier direct von der laudatio
funebris (über deren Stoffe genus und' pulcritudo s. Fleckeis. Jahrb.
Suppl. XVIH 475), das zeigt caruere: bei Lebzeiten. 52 Obwohl
falsoque nicht ganz unmöglich ist (quae falso sunt potentes laudis,
egent uerae laudis), ziehe ich bei der häufigen Verwechslung von
o und e in unsern Handschriften das den Gegensatz schärfer gebende
falsgque vor. Dafs St. edle Geburt und Schönheit, obwohl er sie
eben falsa laus genannt, doch auch für Pr. in Anspruch nimmt, ist
verständlich, weil sie eben in einer laudatio funebris nicht fehlen
durften. Vgl. Cic. de orat. II 342 genus forma, uires opes diuitiae
ceteraque quae fortuna dat aut extrinsecus aut corpori, non habent in se
ueram laudem, quae deberi uirtuti uni putatur; sed tarnen quod ipsa
uirtus in earum rerum usu ac moderatione maxime eernitur, traetanda
in laudationibus etiam haee sunt naturae et fortunae bona u. Tac. Ann. XVI 6.
55 ex te (Gegensatz munere seil. Fortunae) aus eigenem Verdienste
(s. Add.) unum gemeint nach der Verheiratung mit Ab. secretis
Hypallage, statt s. ignem. 57 illum plötzlicher Übergang aus der
2. Pers., s. zu I 3. 90. M. auro scheint, wenn es zu polluit gehört,
V 1 EPICEDION IN PRISCILLAM 501
wie die irae des Thyestes Hör. C. I 16. 17 auf uns unbekannte
Züge der (durch Varius frei gestalteten?) Sage zu gehen; doch wäre
möglich , es zu casta zu beziehen: das eheliche Haus des Atreus war
so lange rein, als das goldene Lamm (s. Th. Voigt diss. phil. Hai.
VI 328) darin war, bevor die untreu gewordene Gattin es dem Thyestes
auslieferte. 63 Durch mori wird der schon mit paupertate (Ab. war
gewifs nicht arm) übertriebene Nachsatz ganz ausgerenkt, indem die
beiden Gedanken: sie würde, um nur rein zu bleiben, gerne Armut
und sogar den Tod ertragen, verschmolzen werden. rependere mit dat.
der aufgewogenen Sache noch Verg. A. I 239 Stat. Th. III 8, vgl. luv.
IUI 91 nitam impendere uero mit Friedl^ender. 64 nee und doch
nicht, wie man bei solch strenger Keuschheit wohl denken könnte;
vgl. V 2. 73 hilaris probitas. 65 Simplex arglos. Mit v. 66 greift
St. nochmals auf die Seelengröfse zurück, um von hier aus einen andern
Gedankengang zu eröffnen. et scheint mir jetzt (meinen früheren
Versuch et maiora uocassent 1893, 838 gebe ich auf) unhaltbar; die
Satzverbindung ist mit quod si (andererseits warst du doch wieder
energisch genug) genügend gegeben, und et als „noch, sogar" zu fassen,
ist unmöglich, weil mit ttitam rependere das Höchste gesagt ist.
67 Die Wiederholung dieses Gedankens (v. 127 ff.) entschuldigt sich
durch den andern Zusammenhang: Fürsorge für den Gatten.
73 aduolueris die Sprache hat (seit Prop.) das nicht gerade schöne
Bild zur Bezeichnung der Bittflehenden angenommen, s. v. 113. Lucan
VII 379 Theb. IX 637 X 53 XI 740 Plin. Ep. I 17. 3 IX 21. 1 Claud.
Eutr. II 66 R. Pros. III 298. praesentis auf der Erde (zu v. 38).
76 nauam wird durch curis empfohlen; an und für sich wäre uanam
auch möglich: so lange Ab. nicht im Dienste des Kaisers steht, scheint
für den Dichter die Mufse inhaltslos. quietem in gutem Sinne
auch I 3. 91 II 3. 66 V 1. 117. succineta s. Petron 5. 21 Ms animum
succinge bonis, Sil. It. X 189. uices wie v. 99 wechselnde Vor-
kommnisse Tib. I 9. 64 operum uarias disposuisse uiees; tantas = tot.
inspeetis nachdem er sie gemustert, term. techn. von militärischen
Besichtigungen (z. B. Theb. IV 135 Ach. H 128). ambit „umgiebt
mit" wie seit Verg. Über die Vorsicht des Kaisers und seine Ge-
nauigkeit gegen die Beamten vgl. Suet. c. 8. 81 uidet ille und
83 ille verbinden diese beiden Sätze enge mit dem vorher zweimal
gesetzten uidit, Subject bleibt also der Kaiser. Die letzten Worte
der Verse 81 — 84 sind, vielleicht mit Ausnahme von 83, schon in der
Vorlage des Sangallensis beschädigt gewesen , so dafs das Richtige
nicht mehr gelesen werden konnte. Doch scheinen keine Buchstaben
verloren gegangen, sondern nur einige, etwa durch falsche Verklebung
502 COMMENTAR
eines Risses an verkehrte Stelle geraten zu sein. Sicher verbessert sind
togaeque und pondus, auch für auster wüfste ich nichts Besseres; da-
gegen scheint itibatis jeder Emendation zu trotzen. Von Domitivs'
Erklärung cfortissimis, a iubatis leonibus epitheton' sagt Markland
mit Recht csatis ridicule'. subactis weicht sehr von dem Überlieferten
ab und pafst auch nicht, denn die moles ist doch eine Ehre. Lohr's
Conjectur iugatis (= mariti vgl. v. 46 Theb. III 157) schwebt in der
Luft, weil seit v. 74 nicht mehr die Gattin erwähnt worden ist.
iugatis mit Bild vom Gespanne so zu verstehen, dafs das Amt dem
Ab. und einem curarum socius übertragen wurde, wird meines Wissens
durch die uns bekannten Thatsachen nicht begründet; zudem würde
St. hier im Zusammenhange eine solche Teilung schwerlich erwähnen,
weil sie die Ehre für Ab. mindern würde. Ich würde probatis lesen,
wenn nicht mentem probat vorherginge. So bin ich schliefslich ge-
neigt, zu glauben, dafs Poliziano das Richtige getroffen, indem er
iubatis mit passender Steigerung als *puerilibus' erklärte, von langem
Haare umwallt (vgl. 12.2 humero comanti)\ die Vorstellung der Mähne
lag nicht allzuweit ab, da das Bild vom Joche mittelbar vorschwebt
(iuba vom menschlichen Haupthaar, freilich verächtlich wie unser
„Mähne" Sen. Brev. vit. 12. 3). agat von Handel und Wandel.
ipsam mentem er prüft nicht nur oberflächlich die Geschehnisse, sondern
die ihnen zu Grunde liegenden Ursachen und Absichten. 85 numerosior
„umfangreicher, an Einzelposten reicher" öfter im silbernen Latein. Der
Satz ist nicht mit früheren Ausgaben parenthetisch zu fassen: numerosior
giebt den Anlafs zur folgenden Aufzählung, an deren Ende mit numerem
v. 101 der beherrschende Begriff des Zählens wieder aufgegriffen wird
(darum enumerem von Klotz unnötige Conjectur). Die mit v. 86
beginnenden Infinitivsätze: dimittere, traetare, pandere, praenosse bereiten
einen Nachsatz vor wie etwa: omnia illius curae sunt. Statt dessen bricht
St. mit cunctaque si numerem v. 101 die lange Periode ohne eigent-
lichen Nachsatz ab. Zur ganzen Aufzählung vgl. die Geschäfte des
Philomusus bei Mart. IX 35. sacrä . . . domo im Hause des Kaisers;
sacrae wäre unnötige Änderung. 87 modosque tractare gleich moderari.
manu nicht ganz pleonastisch: durch Schreiben. 88 laurus ab
arcto ein siegverkündender Brief aus dem Norden von den im Folgenden
genannten Kriegsschauplätzen; vgl. schol. luv. IV 149 antea si quid
nuntiabant consules in urbem per epistulas, si uictoriae nuntiabantur,
laurus in epistola figebatur, si autem aliquid aduersi, pinna, Plin. N. H.
XV 133 laurus Eomanis praeeipue laetitiae uictoriarumque nuntia additur
litteris et militum lanceis pilisque (s. v. 92 f.), fasces imperatorum decorat
Mehr bei Iahn zu Pers. VI 43, Friedender zu luv. IV 149.
Y 1 EPICEDION IN PBISCILLAM 503
uagus Euphr. wie vom Nil (Plin. Paneg. 30 uagus ille cum expanditwr
amnis) wegen der jährlichen Überschwemmungen (s. Lucan III 259
Plin. N. H. V 90). binominis Histri im Oberlaufe Donau genannt
(Plin. N. H. IV '79 Mela II 3, 57). ultimus orbis Brittannien, dazu
Thyle oft gerechnet, s. V 2. 55. refugo wie refluus stehend vom
Meere, das gegen das Land anstürmt, aber doch immer wieder zurück
mufs (trotz Plin. N". H. II 217 nicht nur von der Ebbe zu verstehen);
s. Verg. G. IV 262 Lucan I 411 Theb. XII 634. laetas d. h. laureas
s. zu v. 88. attollentia seil, sunt mit stärkerer Betonung der Dauer
als das verbum finitum, s. I 3. 42 Lucr. III 396, Hertzberg
zu Prop. III 17. 38 und oft bei Manilius (I 858 III 332. 579. 645. 606
[seil, est] V 389. 397). 94 fdos proleptisch: der Kaiser erwartet
Treue. enses wie uitis (luv. XIV 193) für das Amt (primum ensem
V 2. 177 vom Legionstribunat, vgl. auch V 2. 154) also Commando-
stellen (III 3. 116 IV 7. 45). Im Folgenden werden (s. Madvig
opusc. I 39; falsch Mommsen Corr. Bl. d. Westd. Ztg. V 216) die ritter-
lichen quattuor militiae nach der Reihe des Avancements aufgezählt,
also 1) der Primipilat (centum frenare; frenare ohne jede andere als
bildliche Beziehung auf Pferde wie III 3. 52 IV 4. 61 fr. cohortes,
V 3. 188; centum allgemein [und ohne jeden Zusatz wie Ov. A. A. III 527
dux bonus huic centum commisit uite regendos] , weil der primus pilus
zu den Centurionen zählte, vgl. Flor. Verg. or. an poet. p. 108 EL; maniplos
gehört [trotz Madvig, s. Vollmer 1893, 838] zum folgenden inter
missus eques, dem Attribut zu quis: als ein unter das Fufsvolk [so
manipli im Gegensatz zu Reitern auch Val. Fl. V 590 f. Sil. V 30, der
Ritter war eben als primus pilus Fufssoldat] entsendeter Ritter [zum
Ausdruck vgl. Claud. IV cons. Hon. 349 nunc eques in medias equitum
te consere turmas; inter nachgestellt wie IV 2. 17 IV 6.32; nachgestellte
Präposition an erster Versstelle auch Hör. Ep. I 15. 11 Verg. A. III 685
Ov. Met. X 49 XIII 713 Val. Fl. I 45 Sil. It. XVH 362 Stat.Theb. V 153
XII 236]), dann 2) die praefectura cohortis, 3) das Legions-
tribunat (clari weil darunter auch senatorische laticlauii waren),
4) die praefectura equitum (signum dare befehligen). Die höheren
senatorischen Officierstellen erwähnt St. hier nicht, weil ihre Besetzung
per epistolam sacram durch einen „blauen Brief", einen codicillus von
des Kaisers eigener Hand erfolgte, Veget. H 7 tribunus maior per
epistolam sacram imperatoris iudicio destinatur, vgl. dazu H 24 und
CIL X 3903. 5. 99 praenosse um danach Mafsregeln für die
annona u. a. zu treffen. sudauerit (durch imbrifero verdeutlicht)
von Regen feucht (vgl. Theb. XII 488) und darum fruchtbar sein.
101 interprete uirga mit der er die Menschen fähig macht, Juppiters
504 COMMENTAR
Willen zu verstehen. cadit senkt sich schnell (s. zu I 4. 3); ligat
umwindet wie mit einem Bande (vgl. Theb. I 310). 106 sub
astris u. s. w. die Fama ist schon unten, während Mercur noch sab
astris, Iris noch in medio caelo weilt. Mit den drei letzten Versen
spielt der Dichter wohl auf die schnelle Verbreitung der Nachricht
des Sieges über Antonius an, Einltg 47. 9. Umgekehrt sagt Claud.
bell. Gild. I 13 ramoremque sui praeuenit laarea belli. 108 benigno . . .
die so Theb. VII 805 b. tempestas, X 216 b. noctis, „segensreich, glück-
bringend", ing. actis admotus als er sein Amt antrat, vgl. zu
III 3. 76. Dafs von der Überlieferung cenae im Ernste nicht die
Rede sein kann, hat Markland erwiesen; sein Vorschlag certe mufs
natürlich dem nach äufsern und innern Gründen besseren paene weichen:
St. mufste das uicisti abschwächen, damit nicht die Freude des Gatten
(ipsius) selbst zu gering erscheine. effuso pectore zunächst wörtlich
zu prona zu nehmen (s. zu II 1. 193) wie v. 163 pectore terget limina,
dann aber auch bildlich, „indem sie ihm die ganze Freude ihres Herzens
aussprach", vgl. Quint. IV 1. 28 Mos effttndere affectus. magna merentis
der (eben durch die Berufung des Gatten) solche grofsen Dankes-
bezeugungen verdient. 113 uolaeris tax v. 73; hier schliefsen sich
die folgenden Vergleiche gerade an dieses Verbum an, s. Prop.
III 8. 12 ff. 115 primi und uexilla vgl. Theb. IV 379 regina cliori.
117 hinc „infolgedessen", besser als hie „damals". hortaüir
auch zu labores gehörig (zu III 5. 22); flectit fne nimis rigidi ad eum
peruenirent' Barth, also = mildert, erleichtert. 121 ipsa die
modestia besteht eben darin, dafs sie diese Geschäfte nicht den
Sklaven überläfst. exemplum . . . erile des Kaisers, s. Suet. 21
prandebat ad satietatem, ut non temere super cenam praeter Matianum
malum et modicam in amptdla potiuneulam sanieret. Conuiuabatur
frequenter ac large, sed paene raptim; certe non ultra solis occasum nee
ut postea comissaretur , Mart. IV 8. 10 pocula parca, s. auch Anm. zu
Silv. III 4. 59. 124 prospeetantibus die schon hervorlugen, vgl.
IV 6. 15 prospexit alter Gastor, Petron 127 ut uideretur mihi plenum
os extra nubem luna proferre. 127 tecum plötzliche Wendung an
den Adressaten. Im folgenden Satze läfst St. wieder das Verbum
(ire uellet) aus, da er es im zweiten Teile zu uellet gestare steigert.
pallida zu II 1. 217; durata zu animo, vgl. Hör. S. I 4. 119 simul ac
durauerit aetas membra animumque tuum, Ach. II 107. si castra
darent „wenn das Lagergesetz es erlaubte". Zu Domitians Zeit galt
noch die Zucht des Augustus Suet. 24 diseiplinam seuerissime rexit: ne
legatorum quidem cuiquam nisi grauate hibernisque demum mensibus
permisit uxorem interuiseref Prop. IV 3. 45 Bomanis utinam patuissent
V 1 EPICEDION IN PRISCILLAM 505
castira puellis Marqvardt St. V. I 393 f. II 542. Die Ausdrücke des
Dichters sind beeinflufst durch den Gedanken: wenn Pr. im Lager
wäre, wäre sie dadurch eine Amazone. latus intercludere pelta ein-
schliefsen, schützen; so das Verbum nur hier. 133 fulmen zu
II 7. 94. uibrantem der von Markland zu V 2. 102 aufgestellte
Unterschied cuibrare est mittentis, librare iamiam missuri' wird durch
die Überlieferung nicht bestätigt (s. z. B. V 2. 102). Hier, wo nach
Analogie von Verg. A. X 333 ff. Ab. als Waffenträger zur Seite des
Kaisers gedacht wird, wird man aber auch dem Gefeierten eigenes
Schwingen einer Lanze nicht absprechen dürfen, diuina weil auch der
Kaiser von des Dieners Vorrate Gebrauch macht; die sudores magnae
hastae ist der Schweifs, den der Kaiser selbst vergiefst; mit sparsum
malt St. nicht eben geschmackvoll (s. zu II 1. 172) die unmittelbare
Nähe des Waffenträgers aus.
135 hactenus s. zu II 1. 27. damnare (zu II 1. 21) der Unter-
welt heiligen. 137 ff. Fortuna und Invidia, öfters in eine Person
zusammengezogen (s. zu II 1. 120), werden hier als zwei verwandte,
aber unversöhnliche Göttinnen gedacht, die immer zusammen gehen,
aber auch immer unter einander im Kampfe liegen, indem Invidia
wieder stürzt, was Fortuna erhöht hat. Schon v. 144 fliefsen die
Gestalten wieder zusammen. figat construiert wie Pers. III 80
Sohnes . . . figentes lumine terram (Iahn z. d. St.); hier klingt die Be-
deutung des Verwundens (cuspide figere) mit an. 147 senescit siecht,
stirbt ab. 148 rapidae schnellfahrend (s. Verg. A. XII 478), darum
den Neid der Aura erregend. adnubüat aita% Xeyo^evov und zwar
intrans. „die Luft wird wolkig gegen die günstig geblähten Segel",
d. h. sie droht Sturm aus der dem Laufe des Schiffes entgegen-
gesetzten Richtung. 150 carpitur zu II 6. 78. comam singulär
vom Laubholz auf die Nadeln tragende Fichte angewandt. gloria
Stolz, Zierde wie Verg. Georg. I 168 A. VI 767 Paneg. Mess. 208
Ov. A. A. I 290 Theb. V 510 VI 340 VII 226 IX 195 X 24. re-
murmurat nach Theokrit I 1 adv %i rö 4>L&vQL<5tia xal & itlxv^ alitdle^
ttjvcc ä Ttorl rcclg itayalGi tisliödETca, vgl. Claud. R. Pros. I 203.
155 Das Bild eines unheilvollen Netzes schon bei Lucr. IV 1138
(Liebe), dann bei Prop. tenduntur zu I 4. 64. Die Fäden spannen
sich kurz vor dem Abreifsen. 162 incorrupta unbestechlich.
signat richtig Gronov diatr. (315) 487 cexegesis est et unum dicunt haec
duo signare fores et limina tergere\ Durch das tergere (s. zu II 1.193)
hinterläfst er Spuren (Theb. VI 904 signata linquens uestigia terra, s. auch
Sil. It. IV 258). Die Sitte des Sichzubodenwerfens vor den Altären
behandelt Sittl Gebärden 178. 9. Caesaris zu ihm betet A b. al
506 COMMENTAR
Mitglied der kaiserlichen Hausgemeinschaft. 165 tenor s. zu
III 3. 147. Uli Caesari, der gleich pater heifst. 168 der Tod
liegt im barathrum (so schon Verg. A. VIII 245 Theb. I 85 VIII 15),
der Unterwelt (anders christlich Anth. epigr. 1385. 1 in tumulo, mors
saeua, iace), und würde dort länger bleiben, ohne jemand von der
Erde zu rauben. uacuae sie hätten nichts zu thun, denn sie dürften
keinen Rocken leer spinnen. 171 sola nach nisi pleonastisch. nee
sole absichtlich im Gegensatz zu Dido Verg. A. IV 692 gesagt, vgl.
Trag. Rom. frg.3 ine. 29. 2 oculis postremum lumen radiatum rape;
reuersa s. zu III 5. 39. 177 pars animae zu III 2. 7. possim als
Wunsch erfüllbar gedacht. Zum Gedanken vgl. Prop. IV 11. 95
quod mihi detr actum est, uestros accedat ad annos, Cons. ad Liv. 413,
Sen. brev. vit. 8. 4 Anth. epigr. 995. 25 f. 1080. 3 1116. 5 f. 1257. 11 f.
1551. 4. Man denke auch an die vTtö&eöLg der Alkestis des Euripides.
181 ordine mortis (Skutsch 1893,475). Den allgemein be-
kannten Gedanken belegen aus Dichtern Markland z. u. St., N.Heinsivs
zu Ov. Her. I 101 euntibus ex ordine Fatis, aus Inschriften Vollmer
laudat. funebr. 507. Priscilla war also älter als ihr Gatte (iuuenis
v. 11. 197). Die Trostgedanken sind 1) es ist in der Ordnung, dafs
ich vor dir sterbe; ob später oder früher, darauf kommt nichts an,
denn 2) mein Leben war so reich wie ein langes, da ich dich zu so
hohen Ehren (flore des Ruhmes) habe kommen sehen, 3) mein Verlust
macht dich im übrigen immun gegen das neidische Geschick (zu diesem
Gedanken vgl. Sen. ad Helv. 18. 6, besonders auch Quint. prooem. VI 15
nihil enim sibi aduersus me reliquit [Fortuna] et infelicem quidem, sed
certissimam tarnen attulit ex his malis [Tod der Gattin und Kinder]
securitatem; ähnlich Sen. Tranqu. an. VIII 7 ad Marc. XXIV 4 Val. Max.
V 10. 2 Vell. Pat. I 10.4 Anth. epigr. 1178.4 Ambros. de exe. Satyr. I 1,
vgl. auch Ov. Her. XVII 142). arbitrium = licentia. ista (zu V5.1)
was dich treffen könnte. 188 irrequietus bezeuge deine Liebe durch
rastlose Thätigkeit für ihn. 190 f. Die Unmöglichkeit der Über-
lieferung hat Markland nicht erwiesen; sacri gehört zu Caesaris wie
V 2. 177 sacer Germanicus (vgl. zu I praef. 14), uultus ist Subject zu
niteat wie zu signet; St. bevorzugt den Singular dieses Wortes; quo
durch dessen Verarbeitung. Die Testamentsbestimmung der Priscilla
entspricht dem Befehle des Kaisers; Suet. 13 statuas sibi in Capitolio
non nisi aureas et argenteas poni permisit ac ponderis certi (vgl. Plin.
Paneg. 52 Mart. I 70. 6); centeno übertraf sicher die Forderung des
Kaisers, sonst würde St. das Gewicht nicht erwähnen. propriae einer
ihm dauernd (bis zum Tode) treu gebliebenen Verehrerin. deteriora
seil. Elysio. 194 socios = sociatos „verehelicht" (s. zu I 3. 2)
V 1 EPICEDION IN PRISCILLAM 507
vgl. Claud. III cons. Hon. 156 socia . . . aula> Koch de codicib.
Claud. 55. 195 vgl. zu II 1. 150. pressit s. I. dextra das Auge
der Sterbenden kam der zudrückenden Hand des Gatten gewisser-
mafsen entgegen, liefs sich gerne von ihr zudrücken, vgl. Anth. epigr.
1030. 3.
199 ardua in loca um sich herabzustürzen. ore ligato er küfst
die Tote. agit (wie Culex 99 a. atras, Sen. Thy. 179 a. iras, Plin.
Epp. VII 10. 3 a. paenitentiam) eng mit mersum zusammenzunehmen;
der stumme Schmerz (geschildert z. B. von Lucan II 21 ff.) im Gegen-
satze zu den vorhergenannten lauten und heftigen Ausbrüchen. Der
stumme Schmerz (segnis, positis pleetris) bildet auch das tertium com-
parationis für den folgenden Vergleich. St. stellt sich (hier anders
als V 5. 53 f.) den Orpheus vor, als er die von der Schlange am Ufer
des Strymon getötete Gattin (Maass Orpheus 289) fand und nun im
ersten Schmerze stumm blieb, nicht sang, und nur weinend den Scheiter-
haufen errichtete. Erst mit v. 205 spielt der Dichter auf den Versuch
des Orpheus an die Gattin wiederzugewinnen und zwar im Sinne des
platonischen Tadels: Symp. 179D on {icd.&axL'fcöd'cci idoxst, äts cbv
oad'aQmdög^ xal ov rol{iäv evena tov EQCorog aTtoftvrfiKUv cqötcsq
AX%r\6%i$, cdXa d ha^r\iava(5% m tßv dtiiivai sig "Audov. Ab. (ille)
würde natürlich anders als Orpheus mutig (erecte wie oft) in den Tod
gegangen sein, schon allein, um die Gattin auf dem Todeswege zu ge-
leiten, geschweige um sie zurückzuführen. 207 fida ducis der in
Treuen ganz dem Kaiser gehört; genet. wie Verg. A. XII 659 regina
tui fidissima, vgl. noch Sil. It. I 5 per fida pacti gens. mirandaque
sacris imperiis statt sacro imperatori, den der Kaiser selbst bewundern
mufs. maior zum Kaiser im Vergleiche mit der zur Gattin.
208 carmine . . . perlegat im Gesänge durchgehen, aufzählen.
211 uer die Frühjahrsernte (zu III 2. 22). praerepta sie hätten
eigentlich in die Tempel gebracht werden sollen, vgl. Cons. Liv. 188
di ... nee poseunt iura, ferenda rogo. Coryeiaeque comae Crocus aus
Cilicien (mit anderm Namen zum Prunk trotz Cilicum v. 211 wieder-
holt) Cinyrea germina Myrrhen von Kypros. 220 noctis kurzer
Ausdruck: Haare und Augen sind dunkel, jene von Staub (nicht
Asche s. v. 226 f.), diese von Schmerz (Ov. Trist. I 3. 91 Stat. Th.
IX 39 f.). 221 zum Gedanken vgl. Anm. zu II 1. 223.
222 qua primum wo im Osten, zu I 4. 73. Älmone in dem
kleinen, südlich von Rom in den Tiber fallenden Bach fand am
27. März die lavatio Magnae Matris statt. Der Ausdruck gemitus ponit
ist insofern ungenau, als nach dem dies sanguinis (des Attis) am
24. schon am 25. die hilaria gefeiert wurden. Idaeos von wo sie
508 COMMENTAR
550/204 nach Rom gebracht worden war. 228 £ chaec uatis
praesagia certa fuere nee edax abolere Vetustas hoc Priscillae con-
ditorium potuit per MCCCC ferme annorum seriem. Siquidem eodem
monumento uiae Appiae condita et siccata membris integris inuenta
memoratur sub Sixto IV. pont. max. a. s. MCCCCLXXP Morell. Vgl.
Canina topogr. d. v. App. ad I XXV 148. Leider ist die beweisende
Inschrift (Gruter 586. 4 = Fabretti 249. 29, vgl. CIL VI 5. 3060* von
Ligorius nach der des Thallus (Gruter 587. 5) gefälscht, Hirschfeld
Wien. Stud. III 275. Doch hat vielleicht die cextra portain Capenam'
gefundene Inschrift desL. Amyrus, Abascanti lib. CIL VI 8598 (s.Vorbem.)
zu dem Grabmale in Beziehung gestanden. Die ägyptische Sitte des
Einbalsamierens scheint zuerst durch Nero bei der Bestattung der
Poppaea in Rom angewendet worden zu sein, Tac. Ann. XVI 6.
marmor der Sarkophag. 231 mutata bezieht sich wie uarias auf
die Darstellung als diese oder jene Gottheit, nicht etwa auf die Um-
wandlung in Stein; nouaris s. zu nata v. 6. Über die bildliche
Darstellung der Verstorbenen als Götter s. zu II 7. 125. lucida
cpropter Gnosiacae facem coronae' Markland. tholo kann allerdings,
wie Markland bemerkt, nicht als Stoffname gefafst werden, ist aber
doch richtig. St. liebt es eben mit den Vorstellungen zu wechseln:
„unter jener Kuppel dort als Maia". Eine Ortsandeutung steckt ja auch
schon in hoc . . . hoc, und der Nachdruck des Gedankens liegt nicht in
der Verschiedenheit der Stoffe, sondern in der Menge der dargestellten
Göttinnen. non improba man empfindet es nicht als eine Anmafsung,
dafs eine Venus die Züge der Pr. erhält (so schön war diese).
Die erwähnten Bilder befinden sich alle in dem Grabgebäude; dieses
hat verschiedene Nischen und Kuppeln, in denen die Statuen u. s. w.
stehen. Ihre alten Diener und Dienerinnen (consueta obsequiis) werden
nun zu einer Art von Priestern (circumstant). 236 Vor tunc wird in
den früheren Ausgaben zu schwach interpungiert. Die Beschreibung
des Grabes beginnt mit v. 222; es folgen drei Momente der Einrichtung
1) Einbalsamierung 225 — 231, 2) mit mox die Aufstellung der Bilder,
3) mit tunc die Einrichtungen für die cenae funebres. Mit domus ista,
domus (s. zu IV 6. 36) u. s. w. giebt St. dann die Schilderung des Ein-
druckes, den das Ganze auf den Beschauer macht. Zur Auffassung
des Grabes als Wohnung vgl. Marqvardt Pr. L. 365. 5; domus findet
sich auf Steinen oft zur Bezeichnung des sepulcrum, vielleicht gehört
auch die auf Grabsteinen häufige Formel domus Bomula hierher.
240 Das templum gentis Flaviae wird also hier als ein besonderes
(darum betont alio und sua) caelum gedacht, in dem die sidera
(zu I 1. 98), die verstorbenen Glieder des Kaiserhauses wohnen; vgl.
V 1 EPICEDION IN PRISCILLAM 509
Flauiumque caelum IV 3. 18 mit Anm. Der Gedanke ist schon bei
den Augusteern üblich, vgl. Manil. IV 394 iam facit ipse deos mittitque
ad sidera numen, maius et Augusto crescet sub principe caelum.
242 Über den Vergleich s. zu I 4. 120. Das tertium comparationis
ist leicht zu erkennen; der Nachdruck ruht auf uindicat: also das
Grabmal der Etrusca behauptet eine würdige Stelle auch neben dem
flavischen Tempel. Der Vordersatz geht bis mali; inuasitque hat
phaselos zum Subject, que schliefst sich an das folgende et; der
Tempus Wechsel inuasit . . . uindicat, welcher bislang die Herausgeber
zur falschen Interpunction nach uias veranlafst hat, besteht zu Recht:
das Boot (hier nicht ein nachgeschleppter Kahn) hat mit dem grofsen
Schiffe zugleich die Fahrt angetreten und bekommt nun auf der ganzen
Reise doch noch genug von dem Winde, der eben wie der Glanz des
Kaiserhauses immensus ist. soluit iter nautischer term. techn. ist
soluere nauem, funem, uela, dann intrans. nauis soluit (Caes. B. G.
IV 28. 1, vgl. Elter Rh. Mus. XLI 538 ff.); St. fügt nun noch einen
acc. des Inhalts zu.
248 longum s. v. 17. 249 s. Anm. zu II 1. 184. 250 zu
II 1. 186. Verbinde merentes manes. 253 ff. Die Vorstellung vom
Empfange lobenswerter Menschen durch berühmte Schatten ist alt (irrig
Leo zum Culex 261 f.), wenn schon nicht homerisch (Od. XI 225 ff.
gehört nicht hierher). Hypereid. Epitaph. XII 10 (p.67Bl.) ivr'Ai8ov de
XoyiGttö&ui ä%LOv Tivsg oi xhv fjys^iova de^Lcoöö^evoi xhv xovxcov u. s. w.
Ov. Am. III 9. 61 ff. Culex 261 ff. obuia Persephone comites heroidas
urguet aduersas praeferre faces, Stat. S. III 3. 22 ff. V 3. 284 ff. Anth.
epigr. 423. 3 accipite hanc animam numeroque augete sacr[atam] Arria
Romano et tu Graio Laodamia, vgl. CIL VI 3. 21521 Anth. epigr.
1165. lf. 258 subit perf.; zu V 2. 12. humani aeui über dessen
Ausdehnung vgl. Varro LL VI 11 Censorin die nat. 17. 2.
261 iuuenemque aufgeflickte Schmeichelei für den Kaiser. Die
anticipierte Bestätigung des Schlufswunsches wie III 1. 184 III 4. 106
IV 1.45 ff.
510 COMMENTAR
V2
LAVDES CRISPINI
Inhalt: Ein Glückwunschschreiben an den Sohn eines berühmten
Vaters zur Offieiersernennung, etwas unbequem eingekleidet, um eine be-
lebende Handlung zu gewinnen. St. versetzt sich in die Zeit vor der Er-
nennung, wo Cr. gerade einen Erholungsausflug antreten will. Die Be-
trübnis über diesen Abschied (1 — 7) läfst den Dichter sich ausmalen, wie
schwer es ihm erst fallen wird, wenn der junge Mann, wie sicher zu er-
warten, einmal zum Heere abgehen wird. Trotzdem mufs man diesen
Schmerz sogar herbeiwünschen; denn seine vornehme Abstammung weist
den Jüngling auf diese Laufbahn, und der Vater Vettius Bolanus hat
ihm durch den Ruhm seiner Thätigkeit in Armenien, Brittannien und
Asien Weg und Vorbild bereitet (8 — 60). Aber die Besorgnis der
Freunde erregt doch, dafs er noch so jung ist und ohne den Schutz des,
schon gestorbenen, Vaters in die Welt treten soll. Freilich braucht
man von ihm nicht zu fürchten, dafs ihm, wie manchem andern, die
Freiheit schaden wird; seine Bildung, sein Charakter, sein bisheriges
Benehmen machen alle Besorgnisse eitel. Besonders sein Edelmut der
verbrecherischen Mutter gegenüber, die ihm durch Gift das Leben zu
nehmen versucht hat, andrerseits sein kühnes Auftreten für einen an-
geklagten Freund berechtigen zu den schönsten Hoffnungen. Auch
sein Körper ist schon kräftig und widerstandsfähig (61 — 124).
Mit diesen Betrachtungen hat der Dichter sich allen Grund zur
Trauer und Sorge verscheucht und redet nun selbst dem jungen
Freunde zu, mutig die neue Bahn zu betreten (126 — 131).
Weiter malt er sich aus, wohin den Jüngling diese Bahn führen
wird, wie er z. B. in Schottland und Armenien mit Stolz die Spuren
und das Andenken seines Vaters werde finden können (132 — 151).
Glücklich der Freund Optatus, der ihn begleiten darf; der Dichter
aber wird bei seinen Recitationen den Jüngling bitter vermissen, nur
die Freude, dafs dieser mit Ehren überhäuft zurückkehren wird, vermag
ihm Trost zu geben (152 — 167).
Was nun der Dichter bisher nur hypothetisch ausgeführt hat, freilich
den Ton immer mehr der Realität nähernd, wird durch den Schlufs auf
einmal zur Wirklichkeit und Actualität gesteigert. Denn während er
noch singt — so fingiert er — trifft wirklich die Ernennung zum
Tribunen ein, und der Sänger kann nur die v. 125 ff. gegebene Auf-
V 2 LAVDES CRISPINI 511
forderung, nun der Wirklichkeit geinäfs, wiederholen und mit wuchtiger
Anrede sein Gedicht beschliefsen (168 — 180).
Vorbemerkungen: I Technisch betrachtet hält das Gedicht die
Mitte zwischen 7CQorQB7ttLx6g und laudatio (vielfach verwandt ist IV 4);
so wird recht geschickt die Schwierigkeit überwunden, von der Cicero
sagt: causa difficilis laudare puerum, non enim res laudanda sed spes est
II Den Adressaten (Vettius) Crispinus kennen wir nur aus
unserm Gedichte (ein anderer Crispinus Mart. VII 99 VIII 48). Er
war um diese Zeit (c. 95) 16 Jahre alt (v. 12), wurde also sehr jung
mit dem Tribunat beschenkt (s. Mommsen St. R. I3 434 ff.). Schon
vorher war er als Verteidiger in einem Ehebruchsprocefs aufgetreten
(v. 99 ff.) und war schon Salier (v. 130 s. Marqvardt St.V.IIP427.i3).
Er stammte aus sehr vornehmer Familie; der Vater Vettius Bolanus
war leg. leg. in Armenien unter Corbulo (Tac. Ann. XV 3), später
Consul (67 oder 68 Waddington, Asie mineure 704), dann leg. Aug.
in Brittannien (Tac. Hist. II 65 Agr. 8. 16), weiter proconsul von Asien
(v. 56 ff). Crispinus hatte einen gleichaltrigen (Zwillings-)Bruder, dem
er das Recht der Erstgeburt zugestand (s. zu v. 75); mit dem Streite
um dieses Recht hing wohl ein gegen ihn begangener Vergiftungs-
versuch durch die Mutter zusammen. Rühmend erwähnt St. des jungen
Mannes Interesse für die Dichtkunst (v. 71 und 160 ff). Seinen Freund
Optatus, der auch auf eine Officiersernennung hoffen durfte (v. 154),
kennen wir nicht näher.
Commentar: 1 Tagetis Umschreibung Etruriens durch den Gründer
der Haruspicin, den sagenhaften Enkel Juppiters, s. z. B. Cic. div. II 50
Ov. Met. XV 553 ff. Die Form des Genetivs noch bei Amm. Marc.
XVII 10. 3 et scheint mir unhaltbar, nee ... et in adversativem
Sinne nur bei correlaten Gliedern möglich; leicht konnte f vor & am
Anfange der Zeile ausfallen. 4 turgentes (gewöhnlich von den Augen
selbst, hier aber anders) und impellunt schützen zusammen guttas gegen
Markland; St. sieht scharf: jeder Thränentropfen schwillt im Auge
erst an, dann stöfst das Auge ihn ab, um einen neuen zu bilden.
5 Aegeas wie bei den Griechen, auch für die Römer sprichwörtlich
für besonders gefährliche See z. B. Hör. C. II 16. 2 III 29. 63. Zur
Scene s. Anm. zu III 2. 79.
8 puer inclite wie 27 clare puer, 82 puer optime vom Senatoren-
sohne. Mit sichtlicher Freude sucht St. das Legionstribunat zu um-
schreiben, immer mit Hinweis auf die daran erst sich anschliefsende
höhere Carriere (darum clara wie V 1. 97 clari . . . trümni). — Wie 10
gaudia fletu als Oxymoron entgegengestellt werden, so fragt St. weiter:
müssen ich und ihr das Unglück der Trennung nicht sogar wünschen?
512 COMMENTAR
Damit redet er, was die Herausgeber noch nicht gesehen haben, die
v. 59 genannten propinqui an, so wie z. B. IV 7. 36 amici. 12 ut
iam ist zeitlich „wo schon" (s. V 3. 31 Theb. I 575 im Sinne von „seit"
mit perf.; aber mit praes. z. B. Calpurn. Ecl. VII 1 uicesima certe nox
subit, ut nostrae cupiunt te cernere siluae, Mart. X 103. 7 quattuor accessit
tricesima messibus aestas, ut sine me Cereri rustica liba datis). Der
Gedanke ist hier entschieden perfectisch: jetzt , wo du schon das
16. Lebensjahr zurückgelegt hast; aber circuit ist, wie die Messung zeigt,
Präsens (wie Theb. VI 888 VIII 132, 312 Verg. Ov.) und St. hat also
die Ausdrücke: uita circuit sedecimum annum und: uita circumiit
sedecim annos vermischt. Keinesfalls reicht unsere Stelle aus, zu er-
weisen, dafs das Perfectum habe circuit gemessen werden können. Das
Material (Lachmann zu Lucr. S. 207 O.Mueller 1861, 11 sind wegen
ungenügender Kenntnis der Handschriften jetzt nicht mehr ausreichend)
ist folgendes: Contrahierte Perfecta: abit I 6. 92, init II 1. 218 Theb.
XI 124, subit IV 3. 130 V 1. 258 Theb. III 209 X 150, coit Theb.
VIII 332 Ach. I 458, perlt Theb. X 323, alle in arsi vor Vocalen, subit
tibi Theb. II 474 (Theb. III 544 obit, hie ist praes., s. metr. Anhng II).
Uncontrahiert: Theb. XII 750 transüt hasta, in thesi, weiter Theb. IX 540
tandem Hypseus adilt capulumque, sonst vor Vocalen Theb. I 247
VI 664 VIII 517 X 25. 641 XI 631. Die Beispiele bei Juvenal giebt
Friedl^nder zu III 174. 13 Verstehe: animus (est) robustior
angustis annis (s. zu II 1. 40) et aetas suecumbit (paene, s. zu I 6. 52)
oneri (mentis) et mentem capit non sua (aetas), so dafs die dritte
Hälfte (wieder gekünstelt umgedreht, statt non suam mentem capit
aetas, s. zu V 3. 72) bedeutet: den Verstand birgt ein Alter, das
eigentlich nicht zu ihm pafst. Das Ganze also ist ein Grund, weshalb
die tristia doch optanda sind. 18 turmali vom Ritterstande, soviel
ich sehe, nur hier. Nach Krohn's glänzender Emendation können
die früheren Versuche auf sich beruhen; erst trabea reeens giebt mit
aduena (als homo novus) den richtigen Gegensatz zu praecedente
tuorum agrnine. paupere clauo als angusticlavius, s. zu IV 5. 42.
21 iugera „auf dem weiten Platze", trotz Markland auch sonst freier,
ohne bestimmte Mafsvorstellung gebraucht z. B. Theb. V 550 VI 679,
als Ackerland I 152 IX 83 Silv. IV 3. 12, Heimatboden auita Theb.
VI 917, Laurentia Silv. I 3. 84, nostm V 3. 37, Dauni V 3. 163.
Stolz und Ruhmsucht edler Pferde werden oft von den Dichtern ge-
feiert; aufser der schönen Beschreibung bei Verg. G. III 103 ff. s. Hör. C.
IV 4. 30ff. Gratt. Cyn. 227 ff. Lucan I 293 ff. Sen. Ira U 2. 6 Mart. VI 38. 7
Sil. It. XVI 426 ff. Plin. N. H. VIH 159; natürlich legte man Wert auf
das stemma der Tiere (s. Anth. epigr. 218 Cyprian Spectac. 5).
V 2 LAVDES CRISPINI 513
23 Verstehe: in dessen langer Ahnenreihe die admissura (term. techn.
für die Zulassung des Hengstes zur Stute) immer nur wohlverdiente,
d. h. in der Rennbahn berühmte Vorfahren aufweist, demeritos (cf. Tac.
Ann. XV 21) nicht emeritos; die Tiere brauchen nicht von der späteren
Verwendung im Circus ausgeschlossen zu sein; Markland mifsversteht
Verg. Gr. III 73. v. 25 f. unterbrechen die Construction, so dafs St.
nach exspectatur mit Wechsel des Genus durch te genitum sibi sensit
fortfahren kann. incuruae metae mit naheliegender Übertragung von
den Biegungen der Rennbahn auf die Säulen, an denen sie stattfinden,
vgl. Pers. III 68 metae qua mollis flexus, Theb. VI 440 flexae circa
compendia metae (danach Sidon. Apoll. C. XXIII 394 compendia flexuosa
metae) u. s. zu v. 123. agnoscere wiedererkennen als Spröfsling der
Ahnen, die sie kennen; dem entspricht im Nachsatze, mit Umdrehung
der Subjecte, agnouere. 28 über die Schnalle am Schuhe lunula
£7aö(pvQLOv s. Marqvardt Pr. L. II2 590. clausit mit kühner Über-
tragung von den calcei auf die uestigia. 29 mox die toga praetexta
und die tunica laticlavia scheinen die Knaben also später als die lunula
erhalten zu haben, wohl erst, wenn sie grofs genug waren, sich auf
der Strafse zu zeigen. 31 titulos wie agnouere aus dem Vergleiche
(v. 22) wiederholt, ist wie dieses verschoben, es bezeichnet die Ehren,
die der Knabe selbst sich später erwerben wird. quippe ist durch
enim schon anticipiert. pharetratum s. zu I 4. 78. indocüem vgl.
Suet. Ner. 39 ignominia ad Orientem legionibus in Armenia sub iugum
missis aegreque Syria retenta im Jahre 63. Die Geschichte der Thätig-
keit des Corbulo schrieb Tacitus Ann. XV lff. 37 curarum asperrima
s. zu I 3. 26. 39 exerto, übertragen vom gezückten Schwerte, der
offene Kampf, als Gegensatz durch fraudibus gefordert, ebenso suspecta
im Gegensatz zu uera. 41 Zu den Infinitiven ist kaum suetus zu
ergänzen; sie sind descriptiv, wenn auch wohl gewählt im Anschlüsse
an die von suetus abhängigen credere partirique (s. zu II 1. 120).
43 Die Überlieferung metiri hat man seit Domitivs immer in metari
geändert, weil castra vorhergeht. St. kann aber auch an Vermessung
zu andern Zwecken, z. B. Marschrouten gedacht haben. Auch Verg.
sagt Aen. XII 359 en agros et ... Hesperiam metire, und bei Stat. selbst
Theb. VI 676 u. 679 werden metari (so Put., die andern metiri) und
metitur fast gleich gebraucht. cSt. etymologisiert offenbar mit agros
den Namen Bolanus auf ßcokog' Sudhaus. 44 tot rerum entbehrt
jeder Anschauung und kann sehr leicht aus torretum entstanden sein;
aperire aber pafst zu beiden Begriffen: torrentes durch Brückenbau,
nemora durch Rodung (zu moras vgl. IV praef. 9); zur Erklärung des
Verbalbegriffs ist moras adjectivisch zu torr. u. nem. zu ziehen als
Vollmer, Statius' silvae. 33
514 COMMENTAR
morantia. ducis Corbulonis. 47 apex, auch in der Thebais be-
liebt (Silv. IV 4. 67 u. Anm.), leicht übertragen und durch proxima
(duci) cassis erklärt. 48 ff. der Vergleich im Sinne Ovids Met.
XI 216 nee pars militiae, Telamon, sine honore recessit vom Kampfe
gegen Laomedon (Beschreibung bei Apollod. Bybl. II 6. 4).
51 externo (zu I 2. 100) aufserhalb der Familie. ministrat würde die
Bedeutung des Satzes erhöhen; aber der Gedanke des disee beherrscht
die ganze Parenthese, so dafs ministret richtig sein kann. 53 reduces
weil Camillus bei seiner Rückkehr aus dem Exil die Gallier besiegte
Liv. V 46 ff. 54 Leicht ist zu verstehen negantem fluetibus oeeiduis
(den westlichen, s. zu I 4. 73) wie saxa negantia ferro III 1. 124
(s. Anm.): Thule widersteht den Fluten (ebenso refugo circumsona
gurgite Thyle V 1. 91; zum Bilde vgl. Theb. V 56 insulas spumifer ad-
silit Aegon) trotz seiner exponierten Lage im äufsersten Westen. Dafs
St. diesen Umstand betont, erklärt sich leicht infolge der durch
Pytheas' Berichte verbreiteten Anschauung von der Nordsee als
aestuarium oceani (Plin. N. H. XXXVII 35) wegen der den Alten auf-
fälligen Macht von Ebbe und Flut. Grofse Schwierigkeit macht aber
fessusque Hyperione; es könnte nur auf Bolanus gehen. Zwei Mög-
lichkeiten: entweder es bedeutete: nach den langen Kämpfen im Süden,
was aber für Armenien nicht recht pafst, oder aber ermüdet durch
den sechs Monate dauernden Sommertag Thules (s. Plin. N. H. IV 104
Priscian Perieg. 589 f.), was sich zu intrarit sehr schlecht reimt und
bei Thyle-Brittannia doch zu starke Übertreibung wäre. Aber überhaupt
unterbricht fessusque auf Bolanus bezüglich und ganz unverbunden mit
gerens (auch die Verbindung fessus fluetibus oeeiduis et Hyperione, so
dafs negantem bedeutete: dem Eindringenden widerstrebend, empfiehlt
sich weder inhaltlich noch formal) sehr schwerfällig die Anapher
quantusque . . . quantusque. Ich gebe darum die Überlieferung auf,
glaube aber, dafs nicht fessoque, was sich inhaltlich schlecht mit
neg. fl. o. verbindet, dagestanden, sondern — so erklärt sich auch der
Fehler fessusque leichter — fesso usque. Gerade die stete Mattigkeit
des Lichts ist für St. Characteristicum von Thyle (st. Brittannien)
III 5. 20 uada ealigantia Thyles, IV 4. 62 nigrae . . . Thyles, auch schon
früher Paneg. Mess. 153 duae (partes orbis) gelido uastantur frigore
semper, illie et densa tellus absconditur umbra . . . quippe ubi non um-
quam Titan super egerit ortus, Albino van. Pedo fr. 1 post terga dient
solemque relictum, Val. Fl. IV 729 illie umbrosae semper stant aequore
nubes et non certa dies, Tac. Agr. 12 eaelum erebris imbribus ae nebulis
foedum, zu fesso besonders Mart. IX 45. 2 Getici sidera pigra poli,
Theb. II 421 refugo pallentes sole Gelonos, Claud. Ruf. II 240 Hyper-
V 2 LAVDES CRISPINI 515
boreo damnatam sidere Thylen. Im Zusammenhang steigert der Zusatz:
trotz des immer schwachen Lichtes das Gewicht von quantus.
mandata gerens umschreibt die Mission des legatus Augusti.
57 mille sprichwörtlich für viele; zeitweise waren 500 Stadtgemeinden
in Asien, Marqvardt St. V. I 182 Anm. 7. sortito . . . anno St.
läfst das Jahr selbst für die Proconsuln die Provinzen erlosen.
58 imp. ynulc. toga wie I 4. 48 von einem Amt, das militärische und
civile Functionen vereinigte. tibi in das verlockende bibe zu ändern
haben wir kein Recht; tibi ist wie eben 51 ff. disce wiederholt, weil
St. mitten im Gedanken einen neuen Anlauf nimmt (s. zu II 1. 80),
diesmal zur Zweiteilung zwischen propinqui und comites etc., die sich aber
nicht auf das Object erstreckt; darum wird durch zweimaliges haec das
Wort talia aufgenommen, conciliare (genehm machen) mit derselben
Prolepsis wie vorher pronis auribus: für St. ist es selbstverständlich,
dafs der Knabe Feuer und Flamme ist bei der Erzählung der Thaten
des Vaters; ebenso ist praecepta prolep tisch: die Thaten des Vaters
sind für den Sohn Vorschriften, wie er selbst auftreten soll. Unter
senes paterni ist wohl der vom Vater bestellte tutor oder der paedagogus
verstanden.
61 So ist der Jüngling also durch Geburt und Vorbilder vor die
militärische Laufbahn gestellt und — er ist jetzt so alt, dafs er sie
bald antreten wird: iam moliris iter. Für alio habe ich keine Ver-
teidigung; es kann nicht heifsen: anderswohin, als der Vater gegangen
ist,denn St. weifs noch nicht, wohin das Commando geht (v. 132), und
malt gerade mit besonderer Vorliebe die Möglichkeit aus, dafs
Crispinus an die Orte der Thätigkeit seines Vaters gelangen wird
(v. 140 ff.); alio aber zu nehmen als: anderswohin, nicht nach Etrurien
(v. 1) oder gar: anderswohin, du bleibst nicht hier, erscheint mir
völlig matt. Dagegen scheint iamque eine die vorhergehenden Be-
trachtungen zusammenfassende Verstärkung zu verlangen: ich lese mit
Markland adeo, was paläographisch sehr nahe liegt. Also: und schon
ist es so weit, du trittst in die Bahn des Vaters und denkst an den
Aufbruch. Da drängen sich dem Freunde viele Besorgnisse auf.
63 tenor integer dein Leben ist noch fleckenlos, aber auch ohne Er-
fahrung, du hast die Schlechtigkeit der Welt noch nicht kennen ge-
lernt (an v. 76 ff. denkt der Dichter noch nicht). 66 Bolanus war
also gestorben, bevor Crispinus die toga virilis erhielt (c. a. 92 — 95).
68 Das Thema der Gefahren in der ersten Freiheit war gewifs in
den Schulen besonders beliebt Plut. de virt. aud. 1 uvaQ%Ca [isv ys, r\v
evioi rcjv vecov sXev&SQlav aTcaidsvöCa vo^ovö^ %aXeitGMEQOvg ixstv&v
twv iv Ttcuol diSaöxdXcov xul 7cai8ay(oycbv d£ö7CÖtag icpfarrjöt rag
33*
516 COMMENTAB
eTti&viiLCcg ätirtSQ ex öeö^icov Av&SLöag' xal xcc&cctcsq 'Hgödotög cprjtiLV
ä[ia t(p %LTcbvi 6vv8xdv£6&cu xr\v uldcb tag yvvutxag, ovtcog evtov töbv
vecov a[ia reo tö itctidiKov [^idriov aTto&eo&cu övvcctco&silsvol tö cddslG&ai
%al (poßelG&ai xccl dsCtiavtsg xccl XvGavreg tr\v xata6%rm,arit)ov6uv avrovg
TteQißolrjv ev&vg i^iti^it^avxai xr\g avaycoytag Hör. A. P. 161 imberbis
iuuenis, tandem custode remoto, . . . cereus in uitium flecti, monitoribus
asper, utüium tardus prouisor, prodigus aeris, sublimis cupidusque et
amata relinquere pernix, vgl. auch Iahn zu Pers. V 30 ff. 70 silua
steht allgemein , vielleicht mit einem Anklang an süuestris wild-
gewachsen, für ein Bäumchen; wird es nicht beschnitten, so vergeudet
es seine Kraft, die Früchte hervorbringen könnte, zur Bildung von
Laub. Ein Vorbild für den hübschen Vergleich habe ich nicht finden
können; die glückliche, gedrungene Fassung ist echt Statianisch.
71 Für des St. Lebensauffassung ist bezeichnend, dafs er als ersten
Grund zur Zerstreuung von Besorgnissen für des Jünglings Charakter-
entwicklung die Pieriae curae setzt, die Neigung zur Dichtkunst.
Folglich wäre v. 73 das blofs aufzählende tunc zu blafs; denn z. B. pro-
bitas, die Ehrbarkeit, erhält gerade durch die Pieriae eurae die Jiilaritas
als Zugabe, so dafs sie nicht mürrisch, langweilig wird (s. V 1. 64),
darum schreibe ich mit Baehrens hinc „infolgedessen". lux. confme
tenens die Grenze der Üppigkeit innehaltend, nicht überschreitend
(s. V 3. 98); zum Gedanken (s. auch I 3. 94 sanus nitor) vgl.
Plin. Pan. 4 euius uirtutes müh uitiorum confinio laederentur.
75 dispensata nach allen Seiten gleichmäfsig abgewogen gegen Bruder,
Vater, Mutter, im einzelnen erklärt durch den folgenden Satz: dem
gleichaltrigen (Zwillings- ?)Brud er trat er willig das Recht der Erst-
geburt ab (so wird cedere zu verstehen sein, vgl. III 3. 153; darum ist
er dem Crisp. auch in der Carriere vor v. 126), des Vaters Helden-
thaten bewundert er gebührend und setzt sie sich zum Vorbild
(Verg. A. VIII 516 tua cerner e facta adsuescat primis et te miretur ab
annis), der Mutter (miserae, im Sinne des Sohnes, anticipiert die Ent-
schuldigung v. 74 ff. „als einer Unglücklichen") verzeiht er nachsichtig
die Frevelthat. Wer aus v. 80 entnehmen wollte, es handele sich
nicht um die wirkliche Mutter, würde die ganze Steigerung des Ge-
dankens verkennen. Vermutlich wollte die Mutter dem Bruder des
Crispinus durch den Giftmord das Erstgeburtsrecht sichern. Von Mutter
wie Bruder wissen wir sonst nichts. Die Infinitive sind trotz Gkonov
von admonuit abhängig zu machen: das Geschick des Hauses brachte
den Jüngling in die Lage, gerade in dieser Weise seine pietas, ab-
schliefsend v. 98 wiederholt, verschiedentlich zu bethätigen. Über
die Bilder v. 79 f. s. zu II 1.48. 81 Übet jeder andere möchte.
V 2 LAVDES CRISPINI 517
83 flectentem iustis ist entweder im Sinne von Heinsivs' a iustis: den
Erbosten abbringen von seinen an und für sich gerechten Ver-
wünschungen zu verstehen oder, und das ist mir wahrscheinlicher, so
zu construieren: flectentem (absolut: besänftigen) et iustis (dictis) tdlia
clicta parantem zur Antwort auf die gerechten Flüche folgende Worte
sprechen. 84 Zur Vorstellung vgl. die Anm. zu I 4. 17, besonders
noch Hom. II. III 164 ov xi ^ioi ahcrj £<36i, freoi vv poi alt toi eltiiv und
Od. I 32 ff. 88 illa dies der Tag des Mordversuches, s. II 6. 13.
91 Der Kaiser hat also kraft seiner censoria potestas die Mutter mit
dem Tode bestrafen lassen. 96 tuis die Anrede macht die Fürbitte
wärmer. 97 Das Verbrechen der Mutter erscheint um so gröfser,
je mehr Achtung Cr. durch seine pietas verdient; vgl. das arglose
Wort des Thyestes bei Sen. 514 pessimam causam meam hodierna
pietas fecit. Ganz ohne Anstofs ist das immer beseitigte sed: dich
mufs man preisen, aber deine Mutter um so mehr verachten.
98 Ein zweiter Trost zur Zerstreuung von Besorgnissen: auch deine
uirtus hast du schon erwiesen, sodales und polier ent sind seit der
Domitiana stets geändert worden, aber der Procefs kann sich sehr gut
gegen mehrere Angeklagte aus dem Bekanntenkreise des Cr. abgespielt
haben, wenn auch Cr. selbst nur einen Freund (v. 106) verteidigte.
101 erigeretque forum Subject wie weiterhin lex Iulia; „in Auf-
regung, Zorn versetzte", s. zu IV 4. 78. Zur Personification vgl. man
etwa die Patria bei Cic. Catilin. I 17 f. und Petron fr. XXXV 7 Lex
armata sedet circum fera limina nuptae; die Ausmalung im einzelnen
scheint der Phantasie des Dichters zu entspringen: iudice miäto die
Centumviri (nunc primum obtinent locum Tac. de or. 38) und ihr ge-
wöhnlicher Versammlungsort, die basilica Iulia, mit der hasta regten
die einzelnen Züge an; castum zur Sühne eines adulterium, fulmen die
Strafe s. z. B. luv. VIII 92. Über Domitians Strenge in solchen Dingen
s. Suet. 8. 103 legesque seueras im Gegensatz zu den Declamationen
ohne wirklichen Hintergrund, mit denen sich der Knabe in der Rhetoren-
schule tacita studiorum in umbra (s. luv. VII 8 Pieria in umbra, 173 ad
pugnam qui rhetorica descendit ab umbra) befafst hatte. 106 inermis
ohne die Waffe der Erfahrung. amici woher Domitivs den Namen
Accantus hat, vermag ich nicht zu sagen. 107 tales tarn teneros.
Mit Romulus und Aeneas sind ihre Statuen auf dem Forum ge-
meint, togata als Oxymoron zu den vom Kriege entlehnten Bildern
zugesetzt. 110 nee te reus ipse timebat ist nicht zu ändern, auch
nicht, wie mir und auch Krohn früher einmal einfiel, Terms als Typus
des Ehebrechers zu nehmen (damit würde, abgesehen von andern Be-
denken, St. einen sehr ungünstigen Eindruck für den seiner Meinung
518 COMMENTAR
nach doch unschuldigen Freund hervorrufen), sondern, wie 1896, 40
gesagt ist, zu verstehen: et ipse is, qui non erat reus, te timebat
(s. zu I 1. 20). Die Andeutung besagt, dafs der ungerechte Ankläger
durch die glänzende Verteidigung in eine unangenehme, vielleicht ge-
fährliche Lage gebracht wurde. 111 Ein neuer Punkt: auch deine
körperliche Reife befähigt dich zum Antritt eines Amtes, Gedanke wie
IV 4.65; par'scil. uirtuti animi. 112 seqimntur vgl. Bell. Alex. 44
etsi graui uäletudine affectus nix' corporis uiribus animum sequebatur,
Curt. VI 1. 14 expertusque membra an impetum animi sequi possent
117 Seit Markland steht Martemque putaui im Text. Aber schon
Weber hat mit Recht gefragt: csed qui ipse iam Mars habitus est,
quomodo potest cum Ascanio, cum Troilo, cum Parthenopaeo, morta-
libus omnibus comparari?' Der Fehler der Herausgeber liegt im Ver-
kennen des Nachsatzes: dieser beginnt erst mit v. 118 Gaetulo sie
pulcher equo, darum ist auch v. 113 in litore nicht in ut l. zu ändern,
v. 117 aber ist, wie ich es gethan, in Klammern zu setzen und die
Parenthese nur auf nuda calce und uultu dextraque minacem zu be-
ziehen: obschon du keine Sporen trugst und nur mit Antlitz und Rechte
drohende Bewegungen machtest, habe ich gestutzt und dich für wirk-
lich bewaflhet gehalten (darum auch bei Ascanius noch einmal tela
quassans betont), armatum steht zugleich etwas prägnant: völlig ge-
rüstet, wie auch luv. II 101. 118 Der Vergleich des Ascanius nach
Verg. A. IV 156 ff. flagrdbat „entzündete die Elissa für den Vater" in
Anlehnung an Vergils Fiction (Aen. I 657 ff.), dafs Cupido in Iulus'
Gestalt incendat reginam atque ossibus implicet ignem; die active Con-
struetion, sonst nur bei den Composita conflagro und deflagro, hat St.
geneuert. Aus den Vergleichen ergiebt sich auch für Crispinus, dafs
er die Blicke der Frauen auf sich gezogen hat; auf die Schilderung
hat Hör. C. 18 wenigstens indirect eingewirkt. 121 Troilus (zu 116.33
II. XXIV 257 Tq&iXov i7t7ti,o%dQiir]v) und sein Gespann ist leuior leichter,
gewandter als die minantes equos seines Verfolgers (vgl. Val. Fl. VI 239
orbibus hos rapidis mollique per aequora Castor anfractu leuioris equi
deludit anhelos), darum kann auch der gyrus, den er macht, leuior ge-
nannt werden. 122 Über Parthenopaeus vgl. des Dichters eigene
Beschreibung Theb. IX 683 ff. besonders 709 illum et Sidoniae Teumesi
e uertice nymphae bellantem atque ipso sudore et puluere gratum laudant
et tacito dueunt suspiria uoto (nach Hör. Carm. III 2. 6 ff.) auch Theb.
H 479. 123 Arcadas . . . uersantem . . . metas (s. Vollmer 1893, 841)
wie mit v. 26 ineuruae metae (s. Anm.) so wird auch hier die Biegung,
welche man an der meta macht, kühn auf diese selbst übertragen,
indem meta fast gleich stadium selbst (s. Anm. zu I 2. 86) steht;
V 2 LAVDES CRISPINI 519
uersantem metas heifst also fortwährend Biegungen machen, wie man
das an der meta thut, wenn man metam circuit orbe (Ov.); weil Parth.
aus Tegea war, fügt St. hinzu Arcadas. Markländ's immer auf-
genommene Conjectur turmas ist schon deshalb falsch, weil in der
Theb. sowohl wie hier an Parth. nur als Reiter, nicht als Führer der
Seinen gedacht wird. Tyriae die Thebanischen; non toruo lumine
nicht feindlich, wie man denken sollte.
125 Alle Bedenken sind beseitigt: ziehe ruhig aus, der Kaiser
ruft dich. Es ist nichts zu ändern, obwohl ergo age iam magno
— d. i. p. u. s. w. — surge animo den Übergang meines Erachtens
klarer machen würde (agenam möchte ich nach ergo nicht zusammen-
ziehen). Aber einerseits genügt surge animo auch ohne Epitheton
völlig, andrerseits läfst sich magno mit pulsat verbinden (vgl. z. B. Sil.
It. X 343 non te maioribus . . . ausis . . . uoco) und der Singular ver-
steht sich, weil zunächst doch nur vom Tribunat die Rede ist. Mark-
länd's Anstofs an der Verbindung indulgentia pulsat ist völlig un-
begründet; St. wird nicht einmal das Oxymoron empfunden haben, da
indulgentia fast typisch vom stellenverleihenden Kaiser gesagt wird,
s. I 2. 174 III 4. 64 Friedl^ender zu luv. VII 21. hilaris darf man, ob-
wohl die Form hilarus weder bei St. noch bei Catull Tib. Prop. Hör. Ov.
Lucan (bei Vergil weder hilaris noch hilarus) sich sonst findet, ruhig
als Dativ fassen, weil uotis unmittelbar vorhergeht; die tristia (v. 12)
sind durch die ganzen Ausführungen des Dichters in uota hilaria ver-
wandelt. 128 Wen der Kaiser ruft, und wer solche pietas bethätigt
hat, dem werden alle Götter gerne beistehen, besonders die Actaea
uirgo, die Schutzgöttin des Kaisers, Minerva. 130 tarn tenero Crisp.
ist also schon vor dem 16. Lebensjahre unter die Salii Quirinales auf-
genommen worden (über das Alter von Salii iuniores s. Marqvardt
St. V. III 411. 4). St. hat vielleicht an Lucans Worte I 603 Salms
laeto portans ancilia collo gedacht; die Vorstellung ist ähnlich wie
I 2. 3, denn die Salier schlugen beim Tanze nicht mit dem Schilde an
das collum, sondern mit einem Stabe in der Rechten auf den in der
Linken getragenen, aber so an den Hals gelehnten Schild, arma (wie
V 3. 180) aufser den ancilia Helm und Schwert, die natürlich nie zum
Kampfe benutzt wurden.
132 Erklärlicherweise werden im Folgenden nicht nur Länder
aufgezählt, in denen zu Domitians Zeit Kriege geführt worden sind
oder drohten, sondern vor allem beherrscht die Mannigfaltigkeit, der
Gegensatz zwischen Norden und Süden die Aufzählung, deren Zweck
ja nur ist, auszumalen, wohin Crisp. überall verschlagen werden kann.
Alle Ausdeutungen auf specielle Ereignisse sind also zwecklos, vor
520 COMMENTAR
allem ist nicht mit Schiller Gesch. d. röm. Kaiserz. I 532. 3 in unserer
Stelle (geschrieben a. 95!) eine Stütze für Henzen's von Gsell S. 287 ff.
mit Recht zurückgewiesene Hypothese eines Aufstandes in Judäa
i. J. 85/86 zu finden. Die Präposition steht erst beim 2. Substantiv
s. zu II 5.28; quem ist als Teilbegriff zu verstehen, z.B. septentrionalem
an australem, wie auch im Folgenden geteilt wird. fracta zur Kenn-
zeichnung der Kälte des Nordens (dagegen sudabis) hervorgehoben:
ehe man baden kann, mufs man das Eis zerschlagen (gern betonter
Gedanke z. B. in noch gekünstelterer Beziehung Claud. Ruf. II 28
Sidon. C. VII 42). 135 mutatoresque domorum wie III 3. 170 uagos,
das Characteristicum dieser Nomadenstämme. septenus Hister wie
Ov. Tr. II 189 und Sidon. Apoll. C. V 471 septemplicis Histri (cf. Pomp.
Mela II 1. 8), andere Zählungen bei Plin. N. H. IV 79 (sechs) und Dionys.
Afer sit. Orb. 301 Claud. IV cons. Hon. 630 Bell. Goth. 337 (fünf).
137 coniuge die Localsage bei Val. Fl. VIII 255 olim Hister anhelantem
Peucen quo presserat antro. umbroso verstehe ich ebensowenig wie
frühere Herausgeber; es kann weder gleich caeruleus sein, wie Ovid
das Wasser des Flusses nennt, noch durch Claud. Stil. H 199 opacum
uitibus Histrum consent geschützt werden; zu undoso vgl. Plin. N. H.
IV 79 inmenso aquarum auctu und LX amnibus receptis, Verg. G. III 350
turbidus H., Claud. Ruf. I 184 undantem, Goth. 489 rapidum.
138 Solymum cinerem wie Mart. VII 55. 7 Solymis perustis und mit
Solymus als Adjectiv Val. Fl. I 13 Solymo nigrantem puluere fratrem
von der Zerstörung durch Titus i. J. 79. non sibi sondern für die
Eroberer; Palmenpflanzungen wie Baisamumerträge wurden von den
Römern ausgebeutet, s. Plin. N. H. XII 112 sentit nunc haec (balsami
arbuscula) ac tributa pendit cum sua gente, 113 saeuiere in eam (rutam)
Iudaei sicut in uitam quoque suam; contra def ender e Romani . . . seritque
nunc eam fiscus. felices reich wie III 2. 141. 141 accipiat ist
einfache Position; im Nachsatze malt sich der Dichter die Sache so
lebhaft aus, dafs er die Futura setzt. ferus darum leitet das schol.
zu Aesch. Prom. 715 tbv ^Aqa%r\v itccgä tov agccööEcv %al r\%slv rä
xv^iara avrov ab. 143 cum war mir verdächtig; tum würde die
Periode sehr vereinfachen, indem sich die beiden Sätze mit quantum
und quanta als parallele Nachsätze fassen liefsen. Aber der Dichter
hat doch wohl attollet gloria als Begleiterscheinung der Erzählung des
alten Schotten bezeichnen wollen und hinter Araxes inne gehalten, um
den zweiten Teil breiter auszuführen. trucis . . . terrae Tac. Hist.
II 97 numquam satis quieta Britannia, Agr. 5 non sane alias exercitatior
magisque in ambiguo Britannia fuit: trucidati ueterani, incensae coloniae,
intercepti exercitus. Über des Bolanus Thätigkeit urteilt der allerdings
V 2 LAVDES CRISPINI 521
hier nicht ganz vorurteilslose Historiker Agr. 8 praeerat tune Britanniae
Vettius Bolanus, placidius quam feroci prouincia dignum est und 16 nee
Vettius Bolanus, manentibas adhuc ciuilihis bellis, agitauit Britanniam
diseiplina: eadem inertia erga hostis, similis pekdantia castrorum, nisi
quod innocens Bolanus et nullis delictis inuisus caritatem parauerat loco
auetoritatis. Zu der letzten Bemerkung stimmt der Ton, in welchem
St. den Alten reden läfst, trefflich. 144 caespite der erhöhte Stand-
punkt des Commandeurs im Lager, s. Tac. Ann. I 18 congerunt caespites,
exstruunt tribunal, quo magis conspicua sedes foret u. ö. 145 Die
schöne Conjectur Waller's late, auch von Buecheler gemacht, löst
alle Schwierigkeiten und erklärt leicht die Verderbnis uite. lote
longeque weit und breit hat Bolanus Warten und Castelle angelegt
(dedit seil, nobis); das bei den übrigen Gliedern stehende Demonstrativum
wird hier durch das lebhaftere aspicis? reichlich ersetzt, specula wird
in speculas zu ändern sein; late e specula castellaque longe aspicis? als
einen Fragesatz zu nehmen, empfiehlt sich nicht, da eine so plötzliche
Änderung des Standpunktes m. E. hätte ausführlicher eingeführt werden
müssen. 148 Mit uacantibus armis weifs ich nichts anzufangen;
vortrefflich ist uocantibus: B. weiht den Panzer, den er beim Beginn
einer erfolgreichen Schlacht angelegt, dankbar den Göttern ebenso wie
die spolia opima des Brittannischen Königs. Schwartz' Vermutung
uetantibus armis im Sinne von: an die nur mit Mühe sich ihm an-
passenden Glieder, ist hier lange nicht so gut im Ausdrucke wie
IV 4. 66 und hat im Zusammenhange gar keine Stütze. uictricia
die, wie geweissagt, mit Trojas Untergang endeten; St. bezweckt mit
dem Worte ein Omen für Crispinus. ignotum weil Achilles ja kurz
nach der Geburt des Sohnes von Skyros gegen Troja gezogen war.
Der Zug, dafs Phoenix, der alte Mentor des Achilleus, auch dem Sohne
beistand, wird sonst, soviel ich weifs, nicht erzählt, kann aber leicht
von St. bei seinen Quellenstudien für die Achilleis (etwa in Ennius'
Neoptolemos?) irgendwo gelesen worden sein.
152 Auf den Gedanken, den Freund Optatus zu erwähnen, kommt
St. durch die Erwähnung des Achilles, darum v. 157 als Vergleich
Patroclus. 153 quaseunque uias ist nicht etwa als Beginn eines Neben-
satzes zu nehmen; das Pronomen steht wie öfters in dieser Zeit, auch
bei St., absolut für „alle möglichen" und ist zu uallum anb xotvov zu
wiederholen; der acc. uias steht im Sinne von durabis (iens) uias, vgl.
Theb. XI 358 senior comes haeret eunti Actor, et hie summas non dura-
turus ad arces; durabis ist also intrans. latus . . . cinetus umschreibt
das Tribunat, als dessen Abzeichen St. wiederholt ensis gebraucht
(s. v. 177 und Anm. zu V 1. 94). 158 nos St. war schon Fünfziger,
522 COMMENTAR
hinc infolgedessen. Im Folgenden giebt wieder die Überlieferung
das einzig Zulässige, das einzige, was die richtige Gedankenverbindung
herstellt: et mihi. St. sagt: Ich kann dich nicht begleiten wie Optatus,
sondern werde dir nur durch Wünsche und Gebete den Mut stärken
können, auch mir nur (s. zu 14.77). Aber trotzdem werde ich dich
vermissen, wenn ich wieder recitiere. Doch bleibt ein Trost: du wirst
ruhmvoller zurückkehren. 160 questus ist nicht zu ändern. Das
non imlgare loqui erstrebt St. am allermeisten bei der Bezeichnung
dichterischen Schaffens, vgl. V 3. 92 ff. mit den Anm., und wie dort
oft der Ausdruck zweideutig gehalten wird zwischen Dargestelltem und
Darsteller, so ist hier questus . . . ciebo sehr prägnant gesagt, einmal
mit Bezug auf die questus der in Thebais wie Achilleis (beide sind ja
tragischen Inhalts nicht nur in den Hauptpersonen, sondern auch in
den zahlreichen Schlachtenscenen) auftretenden Personen, weiter auf
die Wiedergabe dieser Klagen durch den Dichter, und endlich, mit
kleiner Selbstschmeichelei, auf die Nachempfindung dieser Klagen im
Herzen des Zuhörers. Zu v. 161 vgl. die Einltg 15. 2 angeführte
Juvenalstelle. 163 Achilles die dem Dichter, dem sich alles belebt,
naheliegende Personification seines Werkes (vgl. zu III 2. 142) wird
hier wie IV 4. 94 hübsch verwertet. 165 aquilas et castra den
ersten gradus der senatorischen Laufbahn, die endlich (^erferre) zu
den curules führt, welche für den Jüngling patriae sind, weil der Vater
sie schon eingenommen hat.
168 Dafs der nun begonnene Abschnitt nicht etwa nachträglich
nach der erfolgten Ernennung angefügt, sondern im Plane vorgesehen
war, zeigt die Verknüpfung durch den wiederholten Satz: uatum non
irrita currunt omina. Gerade die Wiederholung soll den Eindruck
machen, als ob der Dichter mit seiner Schnelligkeit der Production
den Ereignissen auf der Ferse bliebe. Albae wo der Kaiser meist
residierte und von dessen Höhen er als proximus deus (s. V 1. 38) auf
die Stadt herniederschauen konnte. 170 Fama uelocior s. V 1. 106.
implet durch seine Wichtigkeit: alle im Hause sprechen nur davon.
178 fortis ... aquilas gehören zusammen. 180 Die Überlieferung
cassidad ist natürlich durch uade entstanden; die beim Correcturlesen
vorschnell unter den Text gesetzte Conjectur at aude (so müfste es
heifsen) halte ich jetzt für unzulässig.
V 2 LAVDES CRISPINI V 3 EPICEDION IN PATREM 523
V3
EPICEDION m PATKEM
Inhalt: Gieb mir selbst Kraft zum Klageliede, o Vater, dem vor
andern Dichtergabe verliehen war. Ohne dich vermag ich nichts. All
meine frühere Fähigkeit ist dahin. Du aber weilst im Himmel unter
den Sängern der Vorzeit: sende mir von dort eine Eingebung. Drei
Monate sind es, dafs ich dich verloren; heute erst vermag ich mit un-
sicherer Hand auf deinem Grabe bei Alba ein Lied zu beginnen, das
dir die liebste Totengabe sei. Hätte ich Reichtümer, so würde ich
dir ein gewaltiges Denkmal errichten, würde dir zu Ehren daran
musische Festspiele geben und selbst das Klagelied auf dich vorsingen.
Niemand soll meinen Schmerz unmäfsig nennen; für mich ist dein
Tod der schwerste Verlust (1 — 79).
Nicht die abgebrauchten Klagetöne sollen am Grabe des Vaters
erklingen; dich sollen Pietas, Facundia und Pallas beweinen, aller
Dichter Weisen habe ich nötig, um dich zu feiern. Und du, richte
dein Haupt aus dem Aschenstaube empor, o Neapel, und klage mit
um den ruhmbedeckten Sohn, der deiner griechischen Herkunft würdig
war, der so oft deine Preise errungen hat (80 — 116).
Seine Familie war nicht unangesehen, obwohl ihr Reichtum keinen
Bestand hatte. Den neugebornen Knaben segneten die Musen und
Apollo. Wie um Homer stritten zwei Städte um die Ehre, ihn ihren
Sohn zu nennen: Velia, weil er dort geboren, Neapel, weil er die
längste Zeit dort gelebt. Schon früh erwarb er sich Ruhm in den
Neapolitanischen Spielen, später auch an den Festen in Griechenland.
Dann gründete er zu Neapel eine Schule für die vornehme Jugend, in
der die Leetüre der griechischen Dichter die Grundlage und den Haupt-
unterrichtsgegenstand bildete. Aus allen Teilen Italiens, bald auch aus
Rom selbst strömten die Jünglinge herzu. So hat er sehr viele von den
Männern, welche jetzt im ganzen Reiche die höchsten Stellen bekleiden,
ausgebildet, geschickt und erfolgreich wie Nestor und Cheiron. Dabei
ruhte die eigene dichterische Thätigkeit 'nicht : das bellum Vitellianum
und der Brand des Capitols gaben den Stoff. Auch der Ausbruch des
Vesuvs sollte besungen werden. Daneben führte er den Sohn in die
dichterische Laufbahn ein und hatte die Freude, dessen ersten Er-
folgen bei öffentlichem Auftreten beizuwohnen. Der Ausarbeitung der
Thebais spendete er seine umsichtige, erfahrene Beihilfe; ihre Voll-
524 COMMENTAR
endung wird durch seinen Tod zweifelhaft. Wie den Sohn liebte er
auch treu die einzige Gattin. Ernst und doch heiter, rechtschaffen und
fromm war sein Sinn. Solchen Verdiensten haben die Götter ein
wolkenloses Leben und sonniges Alter gewährt. 65 Jahre alt starb er
an kurzer, schmerzloser Krankheit (104 — 261).
Untröstlich habe ich dich beklagt. 0 könnte doch meine Leyer
auch jetzt noch dich, wie es andern vergönnt war, vom Tode zurück-
rufen (262 — 276).
Mögest du glücklich die Schrecken des Totenweges überstehen
und im seligen Elysium, feierlich begrüfst, ankommen! Von dort
aber erscheine mir und spende dem Sohne deine Hilfe wie bisher!
(277 — 293).
Vorbemerkungen: *Mira est poetae in patrem mortuum pietas.
nam cum aliae siluae subito et ex tempore (ut ipse ait) effusae sint,
hanc diu elaborauit et uix tandem inseruit quinto uolumini. quod
facile agnoscas carminis sublimitate et copia rerum, nam amplior est
quam ut uel subito calore efferuere potuerit uel paucis diebus com-
prehendi' Domitivs. Über die vermutliche Zeit seiner Abfassung
und Redaction vgl. Einltg 9 f., die Anmerkungen zu v. 29 und 225 ff.,
über die Anlage und den Ton der Epikedien im allgemeinen vgl. die
Vorbem. zu II 1.
Dafs dieses Gedicht zu Ehren des Vaters, dem der Sohn die Kunst
des non uiügare loqui (v. 214) verdankte, besonders kunstvoll aufgebaut
und gefeilt ist, versteht sich. Man braucht nur die ersten zehn Verse
zu lesen, um zu bemerken, wie jeder einzelne Ausdruck abgewogen ist,
wie nichts einfach gesagt, alles kunstvoll umschrieben, durch Bild oder
Personifikation belebt ist. Den Gipfel der Kunst, aber auch der
Schwierigkeit des Verständnisses erreicht diese Art zu sprechen
v. 80 — 100 in den Umschreibungen von Gesang- und Dichtarten.
Nebenbei zieht St. alles heran, was den Ruhm seiner eigenen und —
weil sie durch diesen vermittelt ist, — seines Vaters Gelehrsamkeit
(s. praedode v. 3) heben kann, vgl. z. B. Anm. zu v. 43 f. 88. 155. —
Aus alledem ergiebt sich, dafs die Interpretation in diesem Gedichte
besonders vorsichtig vorgehen mufs, damit nicht eine ungeduldige Kritik
die selteneren Blumen der Rede aus dem kunstvoll bestellten Garten
als Unkraut ausjäte. Wer will sich heutzutage erkühnen, zu ermessen,
was alles alexandrinische Gelehrsamkeit an Mythendeutung, Local-
sagen und Anekdoten zusammengetragen und auf unzähligen Wegen
nach Grofsgriechenland und Rom vermittelt hat? Schon eine blofse
Möglichkeit der Erklärung mufs wie z. B. bei v. 44 inferni cum laude
loci und v. 155 Chalcide die Überlieferung vor Änderung schützen. Es
V 3 EPICEDION IN PATREM 525
wird noch vielen Durchschütteins der uns überlieferten Trümmer
hellenistischer Poesie und Prosa, vor allem neuer, glücklicher Funde
bedürfen, bevor wir uns rühmen können, alles sicher zu verstehen.
Commentar: v. 1 Eine mala praefatio (s. V 5. 1), viermal betont
mit malae (V 1. 209 malae pompae; also die Kraft zum Totenliede),
lamentabile, Elysio (cnon de Castalio, quem spernit ob luctum' Barth)
und sinistrae. praedocte ebenso zur Begründung, weshalb gerade der
Vater betend angerufen wird, wie I 4. 23 docto nee enim sine numine.
Die Adjectiva mit steigerndem prae- liebt St. sehr: praeeeler Th. VI 551,
praeeelsus oft, praedulce V 3. 82, praegrandis I 6. 20, praeualidus Th.
VI 700, danach bildet er hier von doctus aus (nicht von praedoeere)
dies neue Wort. moueri dazu ergänze aus dem Vorhergehenden
mihi = a me; impellere mit Wechsel des Genus wie Verg. Ecl. VI 85
Aen. V 773 XI 84 Sil. It. III 68 VI 453 Silv. I 2. 55 IV 1. 20 (etwas
anders I 4. 75) 5 Coryeia (anders V 1. 214) wie Theb. VII 348 vom
Kcoqvklov avTQOv auf dem Parnasse. monstrabat „unterwies"
zu III 3. 39. 7 fugere mit kühner Personification; sie haben sich
entsetzt. 9 extimui mit Inf. statt quod „habe mich darüber er-
schreckt, dafs" trepidam der Todesschauer des Trägers ist auf den
Schmuck übertragen; die sonst so zähen Blätter des Lorbers er-
zittern und welken. 10 certe ego wird nach dem Relativsatze
(qui . . . ibam der ich mich daran machte, mit Bezug auf die Thebais)
im Anakoluth durch mea corda wiederaufgenommen. aequare zu 112.42.
12 quis die persönliche Wendung ist nach der Erwähnung von
Phoebus und Bacchus als Eingeber der Lieder (darauf greift Apolline
merso, das dem Bilde der nubila entsprechend mit der Doppelbedeutung
Apolls als Dichter- und Sonnengott spielt, bedeutsam zurück, vgl. auch
deae nil sonantes v. 15) völlig berechtigt; dafs dem Herzen situs (zu
I praef. Z. 22) zugeschrieben wird, ist mit sterili hinlänglich ver-
ständlich gemacht. Hinter situ ist zeugmatisch aus praeduxit ein ob-
duxit zu ergänzen. damnatae hier wie HI 2. 126 wirkungslos, kraftlos
machen. 15 dux ipsa Kalliope, des Orpheus Mutter (zu H 7. 38).
surda kühn gebraucht: die Tiere hören nicht mehr, weil Orpheus nicht
mehr singt. Zur Scene vgl. Claud. R. Pros. II praef. 1 — 8. 19 ff. Die
von Heracleides Ponticos im Anschlüsse an Plato ausgeführte Vor-
stellung vom seligen Schauen der Seelen im Aether auf Erde und
Welteinrichtung (Rohde Psyche 610 ff. Dieterich Nekyia 91) hat
schon Cicero (somn. Scipionis nach Poseidonios) in Rom eingebürgert.
Als consolatorischer töjtog (vgl. Sen. ad Marc. XXV 2) erhielt sie in
der Schule Verwendung (Menander rhet. Gr. HI 414. 16 ff. Sp.). Bei
den Dichtern findet sie sich als Ideal eines seligen Daseins häufig
526 COMMENTAR
Verg. G. II 475 ff. Aen. VI 679 ff. I 740 ff. Hör. Ep. I 12. 15 ff. Prop.
IE 5. 25 ff. Aetna 224 ff. 274 ff. Ov. Met. XV 68 ff. Pan. Messal. 18 ff.
Pers. in 66 ff. Lucan IX 1—14, Octav. 385 ff. Stat. Th. II 62 VI 338 ff.
Silv.H7.107ff. Il.lat.865ff. Boet. I carm. 6— 23 Claud. C. min. XXIX 1 ff.
Dracont. IX 18—30 Anth. ep. 688. 16 P. L. M. III p. 270 v. 5.
23 extmdis richtig schon von Domitivs erklärt *amplifieas' (s. Theb.
IV 33 uitasque extendere von der Fama; Silv. III 1. 172), vgl. auch Leo
1892, 13. noti ist mit einer Art von Hypallage zu Arati bezogen,
während der ganze Ausdruck besagen soll: Du erweiterst deine auf
Arats Gedichten beruhende Kenntnis der Himmelserscheinungen nun
durch eigene Anschauung. 25 ff. vgl. Axiochos 371 C ff. von den
Seligen diatQißal de (pikoGotponv xccl ftiaxQa 7tOirjt(X)v xccl xvxktoi %oqol
xccl tiovöLxa axovö^iata; Ettig Acherunt. 363. 3. 26 segnior be-
scheiden lobend, seil, canendo. 29 Trotz Klotz' Einsprache
(1896, 61) halte ich diese Zeitangabe für Fiction (s. 1896, 40). Der
Vater war c. 80 gestorben (Einltg 16. s), aber die Erwähnung von
des Sohnes Sieg im Albanischen, seiner Niederlage im Capitolinischen
Agon (Einltg 19. lof.) beweisen, dafs das Gedicht erst viel später fertig
wurde. Die Möglichkeit, dafs es wirklich drei Monate nach des
Vaters Tode begonnen worden ist, läfst sich nun freilich nicht durch
Beweise widerlegen; aber wenn man erwägt, welchen Nachdruck der
Dichter im allgemeinen auf bestimmte, seiner Fixigkeit günstige An-
gaben (vgl. zu I 6. 96) über die Entstehung seiner Gedichte legt, so
wird man an die drei Monate nicht so ohne weiteres glauben, zumal
da sie St. auch später unverändert hat stehen lassen. Bedenkt man
zudem, dafs gerade für Epikedien die Zeit ihrer Verfassung von philo-
sophischen Erwägungen abhängig war (s. zu II 1. 5), dafs ferner II 1.2,
V 1. 16 ff, V 5. 24 ebenso wie Sen. ad Marc. I 7 (terthis iam praeterit
annus) wenn auch genaue, doch uncontrolierbare Angaben gemacht
werden, so verliert die einzelne sehr an Glaubwürdigkeit. Die Stellen
II 1. 33 und III 3. 39 lassen sich nicht als Beweis für die Vollendung
unseres Gedichtes nehmen; vgl. die Anm. Zum Ausdrucke: relegens
und retexens müssen Gegensätze sein und Zunahme wie Abnahme des
Mondes bezeichnen. Nun steht retexens klärlich für die Abnahme wie
Ov. Met. VII 530 dumque quater iunetis expleuit cornihts orbem Luna,
quater plenum tenuata retexuit orbem, Theb. V 296 exoritur pudibunda
dies caeloque (caelumque codd. Kohlmann) retexens auerswm Lemno
iubar et declinia Titan opposita iuga nube refert. relegere ora caelo
heifst also „am Himmel (caelo ccjtb xoivov auch zu uidet) die Teile
ihres vollen Antlitzes wieder zusammensuchen" (mit ähnlicher An-
schauung wie cursus relectos Hör. C. I 34. 5, iter relegere Ach. I 23,
V 3 EPICEDION IN PATREM 527
vgl. Th. I 272 Sicanios longe relegens Älpheos amores). So sagen
Ov. M. I 11 noua crescendo reparabat cornua Phoebe, Sen. Oed. 506
Lunaque dimissos dum plena recolliget ignes, Theb. I 576 bis quinos
plena cum fronte resumeret orbes Cynthia, Anth. epigr. 902. 3 nam uaga
bis quinos iam luna resumpserat orbes. ut seit (zu V 2. 11).
uultibus ignis inrubuit mit kühn geneuerter Construction (das Verbuin
nur noch Theb. VI 231 IX 647 Solin 5 extr.) im Sinne von ignibus
uultus inrubuit 32 einer em oculis hausi während die Wendung bei
Vergil (s. o. unter auet.) auf einfaches Sehen hinausläuft (ebenso Theb.
X 596) , denkt St. hier (vgl. v. 223 crebro dum lumina pulueris haustu
obruit, V 5. 14 cineremque oculis . . . ferte) an wirkliches Anfliegen von
Aschenteilen in die Augen, wo sie durch die Feuchtigkeit der Thränen
haften bleiben. Zur Bedeutung von haurire vgl. Theb. II 46 III 50
VI 848. 33 soluo primum (adverb. trotz Gronov diatr. [335] 518)
animum cuelut antea congelatum et stupentem luctu' Barth. So
bestechend auch die Conjectur chordis erscheint, so ist die Möglichkeit
die curae (die dichterische Thätigkeit, woran tacitae leicht sich anfügt,
vgl. I praef. 21) von situs bedeckt zu denken, doch nicht abzuweisen;
das depellere geschieht auch dabei manu (labente abgleitend, unsicher),
weil eben durch das Spiel der situs abgestreift wird. nunc (etiam)
lumine sicco richtig von Imhof 1859, 8 verteidigt, vgl. Theb. V 593
non uerba in funere primo, non lacrimas habet; erst mufs die Starrheit
des Schmerzes (s. soluo) sich lösen, dann giebts Thränen und Er-
leichterung. 36 aeclinis tumulo über diese Pose vgl. Sittl Ge-
bärden 74. 37 iugera nostra betont wie III 3. 214; zur Sache
Einltg 18. 38 stellatus Ascanius Verg. A. II 682 ecce leuis summo
de uertice uisus Iuli fundere lumen apex tactuque innoxia mollis lambere
flamma comas et circum tempora pasci, vgl. Sil. It. VIII 91 Auson. Ecl.
XI 13 (p. 99P.) Apoll. Sidon. C. II 115 f. Claudian IV cons. Hon. 192ff.
(209 stellati pariter crines von den Dioskuren) Lydus de ostentis 9. 10 W.
(über die Bedeutung der Vorstellung s. Stephani Mem. de l'acad. des
scienc. de St. Petersb. 6 ser. tom. IX 361 ff.). Die Sage von der
Gründung Albas bei Liv. I 3. infausta . . . nouerca heifst Lavinia,
weil sie wider ihren Willen von Aeneas als Gattin erkämpft wurde
(vgl. I 2. 244). Die ganze Umschreibung von Alba erfolgt zu dem
Zwecke, um durch die Namen Aeneia, Ascanius u. s. w. den Leser an
Vergil zu erinnern und den Verstorbenen durch diese Beziehung zu
ehren. 41 ff. Gegen die früheren Änderungen und gegen Leo's Er-
klärung (1892, 13) vgl. Vollmer 1896, 41 f. Der wilde Schmerz kommt
in zerrissenem Satzbau zum Ausdruck. Man verstehe: carmine meo non
mitius halat aura Sicanii croci nee (mitius halant), si tibi dites Sabaei
528 COMMENTAR
rara cinnama (decerpserunt) nee (mitius halant, si tibi) Arabs decerpsit
odoratas aristas inferni cum laude laci. All diese Zwischensätze stehen
für den Gedanken: non croco, non cinnamis, non ture te plango, so
dafs St. fortfahren kann sed carmine plango Pierio (zum Gedanken vgl.
II 6. 89 ff.). Ebenso steht sed, nach negativem Zwischensatz den Haupt-
satz wieder aufnehmend, Plin. Ep. V 3. 5 Stat. Th. III 24 (s. auch
V 5. 11 und Sil. It. III 504), uerum Theb. X 859 ff., sogar nach positivem
Zwischensatze einfach fortfahrend sed Sil. It. XIII 41. Das Zeit-
verhältnis halat : decerpsit ist ganz richtig und natürlich. Dafs der
Weihrauch unter Anrufung des Styx geerntet wurde, haben wir (trotz
des Scherzes von Plin. N. H. XII 82 felix appellatur Arabia, falsi et
ingrati cognominis, quae hoc aeeeptum superis ferat, cum plus ex eo in-
feris debeat) zu lernen und daran zu denken, dafs Medea und Canidia beim
Kräutersuchen die di inferi anrufen, dafs die Leute, welche den Weih-
rauch ernteten, sacros uocari ob id nee ullo congressu feminarum fune-
rumque, cum ineidant eas arbores aut metant, pollui atque ita religionem
mercis augeri (Plin. N. H. XII 54), dafs sie decumas deo, quem uocant
Sabin, geben, nee ante mercari licet (ib. 63), dafs das cinnamomum
metitur non nisi permiserit deus (Iouem hunc intellegunt aliqui, Assabinum
Uli uocant). XLIIII boum caprarumque et arietum extis impetratur uenia
caedendi, non tarnen ut ante ortum solis aut post occasum liceat (ib. 89):
jedenfalls erklären (vgl. noch Sen. Herc. 0. 792 ture, quod Phoebum
colens diues Sabaeis colligit truncis Arabs) alle diese Berichte, dafs St.
auf einen solchen Gedanken kommen konnte. Man kann wohl daran
denken, in v. 42 das überlieferte ditis als Ditis cinnama zu verstehen;
ich habe dites Sabaei vorgezogen, weil diese Verbindung sehr oft be-
gegnet. Über die für St. wohl altertümlich, geheimnisvoll klingende
Form laci vgl. Neue Form. I 523. An Stelle der nach seinem
Urteile (tibi v. 42) nicht genehmen drei Spezereien soll der Vater drei
(darum die dreimalige Setzung von et am wahrscheinlichsten) Gaben
des Sohnes annehmen: et gemitus et uulnera (vgl. z. B. Theb. XII 107,
durch das Schlagen der Brust und des Antlitzes entstanden) et lacrimas,
alles in solchem Mafse, wie es nur je seltenen, ausgezeichneten Eltern
zu Teil geworden ist. 47 An die Zurückweisung der Wohlgerüche,
die Darbietung des Liedes schliefst sich nun in leichtverständlichem
Übergange der Wunsch an, der Dichter könnte dem Vater ein ge-
waltiges Denkmal von Stein setzen und Spiele (statt der üblichen
gladiatorischen in seinem Sinne natürlich musische) gründen. Vgl.
Isoer. Euag. 1 öq&v, cb Nwoxlsiq, tl^vtcc 6s tbv tdcpov xov itccTQog
OV [lÖVOV Tip TthlföBl Kai TO) XCCklBL TG)V i7tL(p8QO^iaV(DVj &Xlä %tt\ %OQOlg
ml iiovGixij xul yvfivtxols äy&ät, u. s. w. par templis man denke
V 3 EPICEDION IN PATREM 529
z. B. an den Vergleich V 1. 239 ff. Cycl scopulos Plin. N. H. III 89
scopuli tres Cyclopum bei Sicilien. audacia zu I 1. 85. 51 Siculi
sepulcri des Anchises, vgl. Verg. A. III 708 ff. V 42 ff. Nemees lucum
indem der Wald als zu dem Grabe des Arehemorus (stat saxea moles,
templum ingens, cineri Theb. VI 242) gehörig betrachtet wird.
sollemnia die Erwähnung der olympischen Spiele (trunci weil des
Pelops eine Schulter von Juppiter verspeist war) leitet zur folgenden
Ausführung über. 53 illic an dem gedachten Grabmale. uis nuda
zu I 1. 6. 55 putri weil die Erde aufgewirbelt wird; fossa mit
Hecht von Schwartz verteidigt: sulco quem equi cursus effodere
solet, vgl. Theb. VI 312 alto sulco, VII 760 ff.; die vom Streitwagen
durchfahrene Ebene heifst Theb. IV 245 effossas harenas, vgl. IV 559
fossae (VI 526 effossaeT) X 550 sulcus. Der kühne Ausdruck fossa
ist absichtlich gewählt, um den sonst sehr vulgären Vers (s. o. auct.)
zu variieren. 56 simplex im Gegensatz zu den mannigfachen und
grofse Zurüstungen erfordernden gymnischen Wettspielen. chorus
seil, esset. Die bei den Wettgesängen verteilten Kränze (praemia
uatum fr.) würde der Dichter rite (vgl. z. B, Mart. IX 23) an der
Statue des als Gott gedachten Toten aufhängen lassen; tibi dir zu
Ehren (eine locale Angabe bei ligarem fehlt wie II 1. 192); laudato
(zu III 3. 7) weil die Gesänge natürlich das Lob des Verstorbenen zum
Inhalte hatten. 58 umbrarum animaeque kann kaum einfaches
Hendiadyoin sein; St. will wohl mit animae den Glauben an die wirk-
liche Gegenwart der Seele des Vaters andeuten (zu II 1.22), worauf
im Folgenden te auertere hinweist. praecinerem gemitum (s. 206 Theb.
XII 799) 'tamquam praefica' Domitivs; vgl. II. & 723 'AvdQO{id%r}
rjg%6 yöoio . . . 746 £%l de 6revd%ovro yvvaZxeg, Lucian de luct. XX
dkl' ojMog öl {idraioi, %ai ßo&Gt, %al {isrciöTEihdiisvoi rwa frQtfv&v
aocpL0xriv Ttolkag 6vveiho%6ru TiccXcuäg öv^icpoQäg zovtg) Gvvay&viörfj
xal xoQrjya vrjg dvotag xata%QG)vrai bitoi av exelvog £%dQ%rj JtQog xb
pskog 87tcud£ovT£g. cui statt a quo; so schon Catull LXIV 406 Prop.
in 24. 9 Val. Fl. III 491 Silv. V 2. 95. Leicht verständlich ist, dafs
das Gebell des Höllenhundes den Vater nicht abhalten könnte, dem
Liede des Sohnes zu lauschen, schwieriger, was mit Orpheae Uges ge-
meint ist. Die lex, welche Bhodopeius aeeipit Orpheus, ne flectat retro
sua lumina, donec Auernas exierit ualles, aut irrita dona futura (Ov. Met.
X 50 ff.) hat hier natürlich keinen Platz; man wird aber trotzdem nicht
leges = vo^iot Weisen (s. y. 151) nehmen dürfen (obwohl Verg. A.
VI 645 den Gesang des Orpheus unter den Reizen Elysiums anführt),
weil der Ausdruck lex in Verbindung mit Orpheus zu typisch ge-
worden ist, um eine andere Deutung zuzulassen. Also bleibt nichts
Vollmbb, Statius' silvae. 34
530 COMMENTAR
übrig als Orpheae leges in weiterem Sinne zu nehmen: die Gesetze des
Verkehrs zwischen Ober- und Unterwelt, wie sie z. B. Orpheus erfahren
hat (vgl. durae uiolentia legis Th. VIII 60, lex quaecunqae Silv. V 3. 276),
d. h. die eine Verbindung zwischen oben und unten nur ganz ausnahms-
weise zulassen. 61 tibi nimmt noch einmal das tibi von v. 57 auf
im Sinne von „an deinem Ehrenfeste". canentem ohne me wie öfters
bei Statius, vgl. zu II 1. 198. Meine pietas (nicht mein ingenium)
würde mich Homer (magniloquo ebenso wie der Stoff meines Liedes
durch mores et facta tua) und Vergil (toruo dem männlich ernsten)
gleichstellen. Mit v. 64 beginnt St. nun die v. 45 angekündigten
gemitus uulnera lacrimas. 68 turbamque ten. uincit in ... maritum
in turbam uincit steckt ein Verbum der Bewegung wie proruit, daran
schliefst sich die Präposition an, vgl. Prop. II 20. 11 in te ego et
aeratas rumpam, mea uita, catenas, Theb. II 129 Calp. Ecl. IV 124.
Durch liceat (im Sinne der Wehklagenden conjunctivisch: wenn es ihr
nur möglich wäre) wird das übertreibende (zu I 6. 52) uincit gemildert;
sie stürzt ja nicht wirklich hinein. Zum Particip Fut. vgl. z. B. Hör. C.
II 6. 1 aditure, IV 3. 20 donatura. 69 (Vollmer 1896, 42) An Stelle
des überlieferten aliis, was R vergeblich mit alis metrisch möglich zu
machen sucht, giebt ais (zur Corruptel vgl. I 4. 62) den Schlüssel zur
ganzen Stelle. Statius hat kaum durch Anführung der klagenden Mutter
und Gattin seinem Schmerzausbruche die höchsten Vorbilder gesetzt,
da fingiert er schon wie II 6. 1 ff. V 5. 47. 56 einen Gegner, der das Un-
mafs des Schmerzes tadelt, natürlich um ihn zu widerlegen, was dann
wie V 1. 249 ff. in scharfen, knappen Antworten geschieht. Der erste
Einwurf ist: deine Klage ist zu heftig (maior wie ein Gigant; pulsem ist
Conjunctiv der Position „wenn ich, so sagst du vielleicht" u. s. w.);
Antwort im Nachsatze: auch auf Fremde (externis zu I 2. 100) soll
mein Schmerz übergehen. Der zweite Einwurf, in directer Form: der
Tod deines Vaters widersprach nicht der Natur (denn dein Vater war
älter als du), nicht der Pietas (denn es ist in der Ordnung, dafs ein Vater
vor dem Sohne stirbt). Antwort: nach meinem Gefühle (mihi) ist mir
der Vater in der Blüte seiner Jahre entrissen, und es giebt Beispiele,
wo man um einen Greis (Icarius) tiefer getrauert hat als um ein Kind
(Astyanax). Über inuidiä s. zu I 4. 17, zur Elision metr. Anhng VIII.
nee modo . . . nee im Sinne von non, modo non sed ne quidem;
solche prosaischen Verbindungen scheut die rhetorische Sprache des
Dichters nicht vgl. IV 9. 30 V 3. 211 Theb. III 384. iniusta auf
das Subject bezogen wie I 1. 42 se Temese dedit hausta, Lucan II 263
ingerit omnis se belli fortuna tibi, Gratt. Cyn. 142 ubi proceris gener osa
stirpibus arbor se dederit, Aetna 234, s. auch Anm. zu V 2. 13. Ahn-
V 3 EPICEDION IN PATREM 531
liehe Freiheiten der Diction s. zu I 2. 250 Adj. st. Adv. und III 2. 66
Adv. st. Adj. 74 Die Geschichte der Erigone z. B. bei Hygin
fab. 130. supremo weil er ihr Ende und das Ende (inclusit s. Th.
II 315 X 275 XII 318) ihres Schmerzes herbeiführt. te Andromache
wurde später die Gattin des Neoptolemos, der, nach dem Aufenthalt
seines Vaters Achill bei Cheiron (auf Skyros) erzeugt, Haemonius heifst
(s. zu I 1. 53).
80 St. hat nun die Einwürfe widerlegt und führt in langer Reihe
(bis v. 103) auf, welche Gedanken- und Formenschätze er zur Ver-
herrlichung des Vaters verwenden will. Die Aufzählung ist an Ge-
lehrsamkeit und Kunst der Diction mit das Raffinierteste, was es in
der lateinischen Poesie giebt; Ahnliches zu II 2. 36 ff. morte canora
bei seinem durch Gesang verschönten Tode. atra verderblich.
trunco weil ihr die Zunge fehlt. durae die dann ihren Sohn Itys
tötet. nota nimis uati das sind zu abgebrauchte Stoffe für einen
Dichter wie meinen Vater (s. aus vielem z. B. Silv. III 3. 174 Anth.
epigr. 1549. 19 ff.). 85 eunetos nicht nur zu ramos zu beziehen,
sondern ebtö xotvov alles Folgende zusammenfassend. Über die
Heliaden s. zu I 2. 123. silieem Niobe. ausum den Marsyas.
St. schliefst sich hier mit absichtlichem Prunke der Gelehrsamkeit
einer von der gewöhnlichen abweichenden Form der Sage an (Leo
1892, 19), wonach Minerva erkannt hatte , dafs die Flöte sie entstellte
unde tibias abiecit et imprecata est, ut quisquis eas sustulisset graui
afficeretur supplicio (Hygin fab. 165). Jetzt sieht sie schadenfroh zu,
dafs die Flöte dem Marsyas nicht fida ist (fidus von leblosen Dingen,
die ihrem Herrn den Dienst thun, nützlich sind Verg. A. II 23 VI 524
VH 640 Ov. Trist. I 10. 10 Ibis 295 Mart. VH 2. 2), dafs sie ihm die
Schindung durch Apoll einträgt (über nee fida = et infida s. zu
I 1. 20). Von einer Verwendung der Marsyas-Sage in Trauergedichten
weifs ich nichts; man mag aber denken, dafs sie beim töizog vom
Neide der Götter von den Alexandrinern aufgepfropft worden, oder
auch nur wegen der Rolle der Flöte in die Aufzählung hineingeraten
ist. 89 Pietas obl. uirum (s. v. 72) reu. caelo (dat. zum Himmel)
Iustitia die Worte zeigen so recht, wie all diese mythologischen
Namen nur Prunksteine geworden sind; in einem Atem klagt St. die
Pietas an, sie habe die Menschen vergessen, und läfst sie jammern
über das, was sie selbst angerichtet, Iustitia aber läfst er nach Be-
dürfnis zum Himmel hinauf und wieder heruntersteigen, vgl. I 4. 2
V 2. 92. gemina lingua wie utrarnque linguam Hör. C. HI 8. 5
(Bentley z. d. St.) lateinisch und griechisch, hier absichtlich so ge-
setzt, dafs man der Göttin selbst zwei Zungen zuschreiben kann.
34*
532 COMMENTAR
Über Pallas in dieser Gesellschaft zu I 6. 2. cohors s. die Parodie
dieser Dichterauf Zählung durch die Vögelversammlung II 4. 16 ff.
92 Die epischen Dichter werden durch den absichtlich vieldeutig
gehaltenen Ausdruck Aonios seno pede ducere campos umschrieben.
Einmal schillert ducere campos zwischen den Bedeutungen „Führer
sein auf dem Schlachtfelde" und „Führer sein in der Kunst der Dar-
stellung" (auch nomen fuit und numerat Sapientia betonen, dafs der
Dichter nur die führenden Gröfsen zur Verherrlichung des Vaters bei-
tragen lassen will), vermischt also das Dichten und seinen Gegenstand
genau wie Prop. II 1. 18 ut possem heroas ducere in arma manus;
weiter aber ist auch Aonios doppeldeutig und bezeichnet in erster
Linie die Gefilde, auf denen Musen und Dichter wettstreitend um den
Preis ringen (vgl. Cic. Off. I 18.61 rlietorum campus, luv. VII 48 tenuique
in puluere sulcos ducimus und Anm. zu IV 7. 1), in zweiter als Beispiel
epischen Stoffes die Gefilde vor Theben, ein Beispiel, das der Dichter
der Thebais, in der die Aonii campi oder agri so oft genannt waren,
nicht ohne Selbstgefälligkeit wählte. Dem einfachen seno pede ducere
wird mit metiri testudine Carmen die verwickelte Kunst (darum auch cura,
s. zu IV 6.45) der Lyriker entgegengesetzt. Das Monstrum Cydalibem
ist wohl schon beim Abschreiben aus Uncialvorlage entstanden. Wie
sehr auch der Nominativ sich für die Construction einschmeichelt,
wird man doch gerade bei Erwähnung der dorisierenden Lyriker die
Form kvQrj abzuweisen haben; auch der Genetiv verbindet sich, freilich
objectiv zu cura, subjectiv zu nomen: ihr Ruhm geht auf die Leyer
zurück. Dafs nach testudine noch einmal das Ganze mit lyra bezeichnet
wird, haben Gronov und Markland richtig verteidigt (vgl. zu I 2. 60).
95 Die sieben Weisen (auch als Prosaiker wie Facundia v. 90,
s. auch v. 102). Zur Schilderung der Tragiker wird die Oedipus-
sage (Furias regumque domos als Hendiadyoin) und die Thyestessage
(auersa dieser Ausdruck fast stehend bei den Römern Manil. V 458
Aetna 20 Ov. Am. DI 12. 39 Sen. Thy. 1036 Claud. bell. Gild. 400) an-
gedeutet, indem super cothurno die Vorstellung von Dichter und Schau-
spieler vermischt. Über intonuere s. zu II 7. 66. 98 Erst nach
Epos und Tragödie werden, wie in den artes poeticae üblich, als
tiefere Stufe (vgl. besonders Manil. V 471 nach dem stilus cruentus der
Tragödie: et si quis studio scribendi mitior ibit, comica componet laetis
spectacula ludis) Komödie und Elegie aufgeführt. Dem mitior ibit bei
Manilius entspricht uires tenuere Thalia: sie haben ihre Kräfte ein-
gehalten, beschränkt auf die Comödie (ähnlich V 2. 74 luxuriae confine
tenens und besonders Sil. It. I 396 si sua per patrios tenuisset spiciäa
saltus). Die Thalia leitet nun in eigentümlicher Weise auf die Elegie
V 3 EPICEDION IN PATREM 533
über: wie die coinoedia lasciua Scherz treibt mit den Figuren der
tragischen Bühne 7 beispielsweise mit dem Hercules ; dessen Attribute
Löwenfell und -Keule typische Kennzeichen für tragische Masken und
Musen geworden sind (Dieterich Puleinella 8), so erniedrigt die
Elegie die Personen des Epos, z. B. in sentimentaler Klage, sie läfst
sie vom tragischen Kothurn herabsteigen, so dafs sie nicht mehr stolz
einherschreiten wie die so oft mit den Löwen verglichenen Helden des
Epos. Zu diesem stofflichen Inhalt der Worte kommt nun noch der
metrische: gressu truncare ist gleich pede truncare, den Hexameter zum
Pentameter machen. Kühn nennt der Dichter die Verse, welche die wie
Löwen kämpfenden Helden darstellen, selbst leones, wozu mich Buecheler
daran erinnert, dafs „Tierparabel auch sonst in der antiken Metrik an-
gewandt wird, z. B. {isLOVQog der Schwanz". Grammatisch sei noch
bemerkt, dafs didce adverbiales neutrum ist (s. zu HI 1. 40) und
truncare durch die vorhergehenden Tempora als inf. historicus gekenn-
zeichnet wird, s. zu II 1. 120. 100 utor ist (das hat zuerst Südhaus
gesehen) richtig: all der vorgenannten Meister Kraft sucht St. mächtig
zu werden und gebraucht sie zur Verherrlichung des Vaters, der sie
alle kannte und aller würdig war. uis wird gegen Markland schon
durch uires v. 98 geschützt; es steht im Sinne von dvva{iig facultas
ebenso bei Sil. It. I 188 uis insita fandi lata patet adjectivisch
construiert (zu I 2. 250) des Metrums wegen, vgl. Cic. de orat. I 55. 235
ars Scaeuolae et magna est et late patet. orsa zu IV 4. 87.
spargere einmal wegen soluta (und effreno) gesetzt, dann aber auch um
die Reichlichkeit zu bezeichnen. nimbos das Bild nach Homer
(II. F222) Bitsa vicpddsaaiv sotxöra xsl^eqltjölv oft, vgl. Laus Pison. 57 f.
Val. Max. V 3. 3 Quint. XI 3. 158 Plin. Ep. I 20. 22 Auson Ep. VII 8
(p. 12 P.) Proff. XXI 20 (p. 67 P.). 104 subito de puluere aus dem
Staube, der bei den plötzlichen Erdbeben durch das Zusammenbrechen
der Häuser entstanden ist, und der aus dem Krater verstreuten Asche.
adflato ist durchaus zu halten. Mit richtigerem Schlüsse als auf die
Entstehung des Blitzes, von dem auch adflare gebraucht wird, er-
klärten die Alten die vulkanischen Ausbrüche als Wirkung der im
Innern der Erde tobenden „Winde": uenti adflauerunt montem (über-
treibend wie v. 207) crini Parthenopes, vgl. Liv. frg. bei Serv. zu
Verg. G. I 471 tanta flamma . . . ex Aetna monte defluxit, ut . . . etiam
Bhegina ciuitas . . . adflaretur. Parthenope soll also eine Haarlocke
(d.h. Laub, Kränze) auf das Grab des Pflegesohnes legen (vgl. Marqvardt
Pr. L. 356. 6). Ob St. an einen bestimmten Athener gedacht, mufs
dahingestellt bleiben, sicher an Kallimachos und Alkman oder Tyrtaios:
alles Griechen, wegen v. 110 f. 109 Die Parenthese ist leicht ver-
534 COMMENTAR
ständlich (ergänze: te obscuram iacere); nur kann man bei der Über-
einstimmung der Überlieferung auch an fama aeque denken, was kurz
gesagt wäre wie z. B. Suet. Tib. 2 exstant et feminarum exempla,
diuersa aeque. nil gentile (Gegensatz: eine schon dadurch, dafs er
dein Bürger war) keinen ausgezeichneten Eingebornen. Graiam und
Euboico s. zu III 5. 80. Dafs St. bei duci die Präposition ausläfst
zeigt das Fortschreiten der Künstelei in der Dichtersprache seit Vergil,
denn Aen. VI 834 genus qui ducis Olympo liegt eine viel stärkere locale
Anschauung zu Grunde. 112 Ich habe mich nicht entschliefsen
können, durch die naheliegende Conjectur praestabat den folgenden
Versen von ille ab ein Hauptverbum zu geben, indem ich die Über-
lieferung prestat sed vergewaltigte. Für mich ist subnexus (est) das
Hauptverbum, und die Parenthese erklärt m. E. sehr passend zu dem
vorhergehenden Lobe Neapels mit totiens den Begriff der auch durch
stata gepriesenen quinquennia; sie bedeutet: so oft bieten sich die
Schläfen deinen Kränzen dar, d. h. so oft bewirbt man sich um die
von dir ausgesetzten Preise, stata sagt nebenbei noch, dafs der Vater
(frequens pugnae nulloque ingloria sacro aox tua v. 138) sich regelmäfsig
oder doch fast regelmäfsig am Agon beteiligte; darum auch v. 110
das Tempus probabas. Über die Neapolitaner Augustalien s. zu
II 2. 6. laudato mit Beifall aufgenommen. 114 Das Rätsel dieses
Verses, dem ich beim Druck des Textes noch das Kreuz beisetzen
mufste, weil ich nur eins wufste, dafs nämlich senis ganz unglaubhafte
Conjectur sei, halte ich jetzt für gelöst. Auszugehen ist von dem
Hauptsatze: comam subnexus (est) utroque, d. h. er hat den Preis er-
rungen in Poesie und Prosa (nicht in griechischem und lateinischem
Vortrage, worauf v. 110 f. führen könnte), kurz gesagt wie Hör. Sat.
H 4. 7 siue est naturae Jioe siue artis, mirus utroque, vgl. Epithal.
Laurent. 30, Gratt. Cyn. 158 und zum Sinne Silv. II 7. 21 geminas per
artes et uinctae pede uoeis et solutae (s. I 4. 28 ff. IV 5. 57 ff.). Dieser
Zweiheit entsprechen 1) cum laudato caneret uersu die Poesie; 2) mit dem
St. so beliebten Wechsel der grammatischen Construction supergressus
in der prosaischen Rede und zwar a) ora Pylii gregis, b) ora regis
Bulichii speciemquey beide im Klange absichtlich ähnlich gehalten.
Nestor und Odysseus sind stehende Namen zum Lobe der Beredsamkeit
(vgl. z.B. TibullIV 1.48 ff, Laus Pison. 60ff. Südhaus im index Philodemi
s. v. NeöT&Q, 'Odvcföavg). Beide Vergleiche sind nun entsprechend dem
Tone des ganzen Abschnittes künstlich gesteigert, der mit Odysseus durch
den Zusatz speciemque, der sich mit ora fast zum Hendiadyoin: Glanz,
Prunk der Rede (vgl. Cic. de or. II 294 adhibere quandam in dieendo
speciem atque pompam, auch Brut. 224) verbindet. Dafs Odysseus den
V 3 EPICEDION IN PATREM 535
letzten, hervorragenden Platz (regis gegen gregis) erhält, versteht sich
durch die Schulanschauung, welcher Quint. XII 10. 64 Ausdruck ver-
leiht, nachdem, er 58 die genera löjvov^ ccöqov^ av&rjQÖv unterschieden:
Homerus breuem quidem cum iucunditate et propriam . . . et carentem
superuacuis eloquentiam Menelao dedit, quae sunt uirtutes generis illius
primi, et ex ore Nestoris dixit dulciorem melle profluere sermonem, qua
certe delectatione nihil fingt maius potest: sed summam expressurus in TJlixe
facundiam, et magnitudinem Uli uocis et vim orationis niuibus hibemis
copia uerborum atque impetu parem tribuit cum hoc igitur nemo mor-
talium contendet, hunc ut deum homines intuebuntur . . . haec est uere
dicendi facultas. So versteht sich die Hervorhebung des regis Dulichii,
Nun aber Pylii gregis? Nach einem Versuche von mir, die Worte
als Pylii examinis zu verstehen, des statt Nestor gesetzten Bienen-
schwarms, dem er das paki av8r\q verdankt, hat Buecheler die
richtige Erklärung gefunden; er schreibt mir: *grex die Mitbewerber
um den Siegespreis, Pylius grex = Nestores oder grex Pylia facundia
praeditus. Die Kühnheit liegt in der Doppelwendung des Adjectivs
Pylius: wie grex Pierius bei Martial IX 86. 3 = Pierides, dagegen
XII 11. 4 = Pieridum cultores ist, so hier grex Pylius = grex Pylio
par, Nestoreus, mellea facundia Nestoris praeditus. Nicht eines Pylii ,
sondern Pylii gregis Redegewandtheit stach der Vater aus, grex aber
steht seit ältesten Zeiten (Plaut.) häufig für die bei den ludi auf-
tretenden Agonisten, Schauspieler und Künstler aller Art'. Vgl. I 6. 70
hoc grege. So wäre also die künstliche Steigerung des Dichters etwa
wie folgt zu umschreiben: indem er nicht nur die süfse Weise des
Nestor, deren es viele Vertreter bei den Agonen gab, sondern sogar
die seltenen, welche etwa die Redegewalt und den Glanz des Odysseus
erreichten, übertraf. Möglich wäre immerhin auch, dafs der Agon nur
in Poesie stattfand; das ist mir weniger wahrscheinlich, weil utroque
eine schärfere Scheidung als zwischen den genera Nestoreum und
Ulixeum der Rede zu verlangen scheint.
116 Man hat bisher diese Stelle unter Annahme der Conjectur
adegit (119) von der Ablegung der insignia equestria wegen Verarmung
verstanden, nur Markland hat Bedenken gehabt, aber durch seinen Vor-
schlag sumere statt ponere nichts gewonnen. Die Schwierigkeit, aber auch
der Schlüssel des Verständnisses steckt in diuite ritu, was zu der natür-
lich in aller Stille geschehenden Aufgabe der Ritterabzeichen durchaus
nicht pafst. Feierlich und glanzvoll erfolgte die Ablegung der toga
praetexta und der goldenen bulla nur bei der Mannbarkeitserklärung,
auf sie gehen unsere Verse also. Nun gewinnt auch die Überlieferung
Infantia legit erst Sinn: die Göttin der Kindheit (die Personifikation
536 COMMENTAR
vermag ich sonst nicht zu belegen, doch verweise ich wegen der
Analogie auf Usener Götternamen 364 ff. s. besonders die Senectus)
hat ihn auserlesen, seine Mannbarkeitserklärung wie ein Reicher zu
feiern, er gehörte zu den Auserlesenen, denen solcher Glanz verstattet
ist (legere mit Inf. z. B. Theb. I 531). Aus dieser Erklärung erhellt,
dafs etenim nicht die unmittelbar vorhergehenden Worte erklärt,
sondern den Satz nee sine luce genus; die Worte quamquam fortana
parentum artior expensis sind also Parenthese: freilich hat sich durch
die Ausgaben der Eltern (späterhin) das Vermögen vermindert. Auch
der Zweck der Parenthese ist klar: sie soll vorbereitend erklären,
warum der alte Papinius später die nicht standesgemässe, erwerbende
Lehrthätigkeit begonnen hat. Wir erfahren also an Thatsachen über seine
Familie (s. Einltg 15), dafs sie dem Ritterstande (nicht dem senatorischen)
angehörte bis über die Mannbarkeitserklärung des alten Dichters hinaus,
später aber verarmte. Um dieser unliebsamen Erinnerung willen ver-
liefs wohl auch der Velienser seine Heimat, wo er nicht mehr eine grofse
Rolle spielen konnte, und zog nach Neapel. 121 risere als Zeichen
freundlicher Gunst (s. auet. zu I 2. 109); die eigentliche Dichterweihe
vollzieht dann der Gott selbst, indem er die Leyer, die dem Knaben
schon gehört (pueri), weil sie für ihn bestimmt ist, in den Dichter-
quell eintaucht (summisit, Dracont. II 127 urnam submisil aquis) und
sein Antlitz mit dessen Wasser benetzt. 123 Indem Apoll den Vater
weihte, hat er auch dem Sohne schon eine Segnung erwiesen, vgl. v. 209 ff. ;
iam tum wäre für tibi (so g) viel zu schwer betont. 124 Nach dem genus
kommt nun die patria, mit dem Complimente (Ahnliches zu II 2. 133),
dafs sich zwei Städte, Velia als Geburtsort, Neapel als langjähriger
Wohnort, um die Ehre der Angehörigkeit stritten, hier natürlich in
der Lebensbeschreibung des Dichters unter Hinweis auf das sntä
Ttöleig diEQL&vöLV 7t£QL QL&v 'Oiiijqov. pendet absolut: ist unsicher.
terrae als Subject zerlegt durch refert Hyele und at inde probat
[Parthenope], de gente suum als Eingebornen; Gegensatz longo
ordine uitae. 126 Latus aseita eolonis vgl. CIL XI p. 51. Die
Velienser erhielten das Bürgerrecht im Italischen Kriege, Cic. pro
Balbo 24. 55. Über den Ort und seine Altertümer s. jetzt Schleuning
Jahrb. Arch. Inst. IV 169 ff. Hyele (Herodot 1 167 Strabon VI 1. 1 p. 252)
die griechische Form wird mit Graia besonders betont; sie ist in die
Unform sele verderbt wie v. 153 Ibycus in obsicus. qua wo. Palinurus,
der Steuermann des Aeneas, dessen Leiche in den portus Velini (Aen.
VI 366) angeschwemmt wurde, heilst mit Betonung Graius wegen
seines durchsichtigen griechischen Namens; für St. hat ja hier jeder,
noch so gekünstelte Hinweis auf Griechisches Bedeutung. Die Lücke
V 3 EPICEDION IN PATREM 537
nach v. 129 (dessen Anfang gleich Theb. IV 116 ist Maior at inde)
hat Markland zweifellos erwiesen (einmal genügt maior [terra] kaum
im Gegensatz zu dem Graia Hyele, sodann fehlt v. 130 zu dliaeque die
Verbindung); höchst wahrscheinlich stand Parthenope zu Anfang des
ausgefallenen Verses , der etwa gelautet haben mag: Parthenope. sie
Smyma sibi ColopJionqae Bhodasque. natalibus Geburtsangaben.
diripiunt reifsen sich um ihn, zu II 2. 134. probant seil, suum esse.
uerus ein echter Sohn, vgl. Prop. II 9. 17 Ov. Met. II 38. 43.
uietos (s. certamine v. 125) ohne Bedenken: die Einwohner. Schon
die gloria falsi seil, filii ist eine imnianis, welche erheben, froh machen
kann (alit Tib. II 6. 21 spes alit agricolas, Sil. It. XI 553 Theb. XII 740),
kaum auf den materiellen Vorteil durch andächtige Besucher zu be-
ziehen. 133 ibi zu Neapel, wo er zum Manne heranreift (profers
annos wie pedes, gradum, an Jahren weiterkommen, heranwachsen)
und das eigentliche Leben im Gegensatz zur Kindheit beginnt; uitam-
que salutas ctranslatio est a locis seu personis, quas primum adimus et
uidemus et quas primo statim congressu salutare solemus' Markland,
vgl. II 1. 80 IV 2. 61 nouo Ianum lictore salutes. raperis von Ehr-
geiz getrieben. patrii der Augustalien, von des Sohnes Standpunkt
aus gesagt. 137 Euboea die kurze Adjectivform nur hier (zu I 4. 129).
saero weil alle diese Wettkämpfe als religiöse Feste betrachtet
und durch gottesdienstliche Acte eingeleitet und z. T. beschlossen
wurden. 140 airides zu IV 8. 53. clauser x ist mir weder durch
den Gedanken daran, dafs die Stadia am Bergesabhang lagen, noch im
Sinne von „umdrängten" verständlich; plausere trans. = beklatschen
scheint freilich unbelegt zu sein (Pers. IV 31? anders Ov. Trist. IV 2.49
circumplaudere). Nachträglich finde ich eine für dieses Gedicht nicht
von vornherein abzuweisende Möglichkeit, clausere zu verstehen, in
folgender Erwägung: Therapnae ist die Heimat der Castores wie
Neapel die des Vaters; clausere „sie schlofs ein" wird gesagt sein
im Gegensatze zu dem späteren Hinausziehen in alle Welt, um neue
Siege zu erringen. 141 sin (man ergänze: wenn der Vater in der
Heimat so oft gesiegt hat, mufs man ihn preisen; wenn man aber
dieses Lob abschwächen will, wie viel mehr mufs ich seine Siege in der
Fremde feiern) wäre ohne Anstofs in Prosa (s. IV praef. 33); man
wird es auch der Poesie zuerkennen müssen, denn Verg. G. IV 68 steht
sin autem ebenso zu einer durch die Form des Einwandes gesteigerten
Fortsetzung, vgl. Sil. It. II 364. Damit fällt jeder Grund, daran zu
zweifeln (wie Klotz 1896, 63 thut), dafs der Vater wirklich Achaea
praemia, den Lorbeer Apolls in den Pythischen, den Eppichkranz in
den Nemeischen, den Fichtenzweig in den Isthmischen Spielen (zu-
538 COMMENTAR
sammengestellt z. B. Pausan. VIII 48. 2) sicli erworben hat. Wäre
Statius' Aufzählung nicht durch die Thatsachen bedingt, sondern nur
des Vergleiches wegen gegeben, warum hätte er die höchstangesehenen,
die Olympischen Spiele unerwähnt gelassen? Aus der Zahl von Be-.
legen, dafs die Bewohner Grofsgrieehenlands sich an den Festen des
Mutterlandes beteiligten, sei hier als Beispiel nur auf die Inschrift
des T. Flavius Archibios verwiesen (Inscr. Ital. Graec. 747), der zu
Olympia, in den Capitolinischen, Pythischen, Nemeischen, Aktischen,
in den Spielen zu Ephesus, Neapel, Smyrna, Alexandria gesiegt hat.
cum zeitlich wie v. 207. auia (zum Bilde Tom Kommen der
Fortuna vgl. zu III 3. 157) vom Wege auf dich zu abweichend, so
vielleicht auch Anth. epigr. 1327. 13 quot dedit, it repetit natura, non
[ä]uia peccat 146 hinc causal. uota concret: die Kinder (vgl. Ov.
Met. I 273, Petron 140 im gleichen Zusammenhange credere se et uota
sua, und Anm. zu III 2. 80). Das Asyndeton, welches Markland
beseitigt, steht völlig zu Recht, wo nach den allgemeinen Sätzen nun
die Einzelausführung beginnt (vgl. zu I 2. 40). 148 tardus zu II 7. 49.
Natürlich beziehen sich diese Verse nicht auf eine Art von Ge-
schichtsunterricht, sondern auf die Leetüre Homers. decurrere wie
Cic. de or. I 32. 148 Laus Pison. 210 erzählend durchgehen.
150 ditarit bereichert hat durch Vorschriften über den Landbau.
Unter der Qraecorum turba de rusticis rebus praeeipiens steht bei
Columella I 1. 8 als erster prineeps celeberrimus uates non minimum
professioni nostrae contulit Hesiodus Boeotius (erwähnt auch von Varro
R. R. I 1. 9). Weiter heifst es Siculi quoque non medioeri cura negotium
istud prosecuti sunt Hieron et Epicharmus discipulus, Philometor et
Attalus (so die Vulgata, sicher corrumpiert; Varro nennt 11.8 Hieron
Siculus et Attalus Philometor; den gleichen Mann wie Stat. meint wohl
Manil. II 39). Wir werden also hier bei Stat. unter dem Siculus senex
den 90 Jahre alt gewordenen Epicharm (Hör. Ep. H 1. 58; nicht
Theognis trotz Reitzenstein Epigr. und Skolion S. 63) zu verstehen
haben; einmal wird sein Sentenzenschatz wohl auch praktische Sprüche
für den Landbau enthalten haben, dann aber wird Epicharmus Syracusanus,
der nach Colum. VII 3. 6 peeudum medicinas diligentissime conscripsit,
von Plin. N. H. I 20 — 27 unter den medici auetores citiert (man denke
an seine Herkunft aus Kos), und XX 89 und 94 werden Einzelheiten
aus seinem Werke herangezogen. qua lege recurrat der Vater
analysierte also auch den kunstvollen Strophenbau der Lyriker (flexa
zu HI 5. 65). Zum Schreibfehler obsicus s. zu v. 127. 154 saltus
uiriles Sappho hat sich (vgl. Kiessling zu Hör. Ep. I 19. 28) auf die
Bahnen kühner verbundener pedes, wie sie bisher nur von Männern
V 3 EPICEDION IN PATREM 539
gewagt waren, begeben, ingressa weckt das Bild von nur Männern
zugänglicher Jagdwildnis (vgl. Manil. III 2). Endlich weist saltus
auch auf das- Folgende, den Sprung der Dichterin ins Meer, hin.
Die Verderbnis von Leucade in calchide ist für unsere Über-
lieferung ganz unwahrscheinlich. Buecheler schreibt mir cich würde
raten, da St. doch gerne mit Gelehrsamkeit prunkt und wir über
Sapphos Sprung nur durch die Leucadia und Ov. epist. einseitig
unterrichtet sind, Chalcide vorläufig zu lassen. Wichtig ist jedenfalls,
dafs unter den vielen XuXxCdeg des Altertums (wie hübsch übrigens
%cd%6g zur Illustration von uiriles und non formidatl) Steph. Byz. auch
eine sonst völlig unbekannte, auf oder nächst der Insel Lesbos ge-
nannte Xalxig aufführt. Die Verbindung der Sappho mit Leucas und
den Bräuchen an der akarnanischen Küste mufs doch den Alten selbst
beim geringsten Nachdenken Scrupel aller Art gemacht haben; wie
wenn meinetwegen ein Rationalist oder ein patriotischer Dichter den
Sprung auf oder bei Lesbos selber localisieren zu müssen geglaubt
hat?' dignata (est) chelys ihrer (der Leyer) selbst für würdig ge-
halten hat; ebenso kurz steht das Verb um Theb. XII 737. 785 Silv.
III 2. 115 Ach. I 260, 932 (die Stellen zeigen, dafs St. sich allmählich
an diese Bedeutung völlig gewöhnt); chelys mit ausschliefslicher Be-
tonung der Lyrik. 157 atri Suid. s. v. Lycophron von der Alexandra
GxoTELvbv %oir\\La, Ioann. Lyd. de magistr. I 41 tö AvxocpQOvog a^iavQÖv^
vgl. Susemihl alex. L. G. I 275. A. 36. Sophr. implicitum von der
verschlungenen Dialogführung, die Piaton nachgeahmt haben soll
(Laert. Diog. III 12). tenuis Corinna im Gegensatz zur mascula Sappho
die {ivlcc AvQixy], vgl. Cor. fr. 20 Bgk. (isycc d' i[iij yeyaös itoXig
kiyovQoxcorCXrig ivÖTtqg. 160 par adsuetus Homero ferre iugum u. s. w.
cnovam rem induci prima verba docent, agitur autem de paraphrasi
carminum, de qua Quintilianus X 5. 4 ac de carminibus quidem neminem
credo dubitare, quo solo gener e exercitationis dicitur usus esse Sulpicius.
nam et sublimis Spiritus aüollere orationem potest et verba poetica liber-
tate audaciora non praesumunt eandem proprie dicendi facultatem; sed et
ipsis sententiis adicere licet Oratorium robur et omissa supplere et effusa
substringere. hac exercitatione usus est Polybius, ad quem Seneca
scribit XI (30): agedum illa, quae multo ingenii tui labore celebrata sunt,
in manus sume utriuslibet auctoris carmina, quae tu ita resolvisti, ut,
quanivis structura illorum recesserit, permaneat tarnen gratia; sie enim
[etiam Leo falsch mit Pincianvs] illa ex alia lingua in aliam transtu-
lisli, ut quod difficilUmum erat, omnes virtutes in alienam te orationem
secutae sint. omissa autem supplere et effusa substringere ita ut nee
extenderetur carminis modulus neque coartaretur, multae artis erat, id
540 COMMENTAR
est quod Statius dicit par Homero ferre iugum et senos pedes aequare
solutis et quod addit versibus et nunqaam passu breviore relinqui, i. e. et
nuinquam versibus praeeurrentibus relinqui, quorum gradus pedibus
non assequaris. laudat igitur paraphrasin pedestrem, quae ipsum
versuum spatium expleat'. So der Sache nach richtig Leo 1892, 20.
Falsch trennt er grammatisch solutis von nersibus; es ist abl. abs.
„indem du die Verse auflöstest", und zu relinqui ist aus dem Vorher-
gehenden zu entnehmen a senis pedibus: die Paraphrase ist nicht kürzer noch
länger als die Verse. Sowohl des Polybius wie des Papinius Arbeiten
waren natürlich lateinisch. Aus dieser eingehenden Beschäftigung
des Vaters mit Homer erklärt sich auch des Sohnes grofse Vertraut-
heit mit dem Dichter, aus dem in der Thebais vieles direct entlehnt
ist (Helm de Pap. Stat. Thebaide S. 13 ff.). 162 patria relicta
hervorgehoben, weil es für die damalige Zeit ein ungleich schwererer
Entschlufs war als heute, die Söhne zur Erziehung an einen andern
Ort zu geben. rigidi Hör. C. I 22. 14 militaris Baunias, Kiessling
z. d. St. über Apulien. 164 Venus war die Schutzgöttin von
Pompeji, der col(onia) Ven(eria) Cor(nelia) CIL I 1252 = X 787
Nissen Pomp. Stud. 328 ff., über dessen Untergang sie nun klagt
(vgl. Mart. IV 44. 8). Hercules hätte seine Stadt Herculaneum vor
dem Untergange schützen müssen (ähnliche Vorwürfe gegen die Götter
1 4. 60 Theb. IV 383 luv. II 132 Sil. It. H 657). Über den Tempel auf dem
promunturium Minervae zu II 2. 2. Seine hohe Lage wird auch betont
III 1. 109 und Anonym, bei Sen. Ep. 77. 2. Pallas erscheint hier direct
als Schutzgöttin von Sorrent, vgl. Beloch Camp. 277. 167 propiore
(s. IV 7. 17) von Neapel aus liegt das Cap Misenum (zu III 5. 98)
näher als Sorrent. Ausonii laris des Apollo (zu IV 3. 115).
170 alte in der Tiefe. permissus verteilt, verbreitet unter (vgl. Lucr.
IV 686). 171 Die Überlieferung hat kürzlich Klotz 1896, 65
richtig verteidigt: incendia fdonec non erumpunt, non delent domos
h. e. seruant domos: alxiov xb p) alxiov more familiarissimo poetis'. Das
Wichtigste freilich hat Klotz nicht berührt: St. setzt in seiner Weise
dem eben genannten Pompeji und Herculaneum hier Bajae gegenüber:
dort haben die ineendia die Städte zerstört, hier seruant domos, weil
operta. (Über die poetisch gekürzte Ausdrucksweise vgl. die Belege
bei Kiessling zu Hör. C. I 37. 13.) Zugleich will St. sagen, dafs die
warmen Bäder die Blüte der Stadt bedingen. 175 deeepto Phoebo St.
spielt an nicht auf den pius amor des Apollo zur Sibylle (Myth. Vat.
I 153), sondern auf die andere Version der Sage, nach der Apollo die
virginitas des Mädchens erstrebt (Ov. Met. XIV 130 ff.). cEst in fabulis
Apollinem ambiisse noctem Sibyllae Cumaeae et dum sperat prae-
V 3 EPICEDION IN PATREM 541
corrumpere illam tentasse data optione cuiuscunque rei uellet. illam
apprehenso cumulo pulveris tot annos petivisse, quot corpora haberet
ille manipulus. quo potitam non tarnen facilem fuisse Phoebo sed
aeternam iuventam sub mercede virginei pudoris respuisse. Ita deceptus
Phoebus; neque tarnen irrita haec vates, hoc est non credita, %Qrj6{iovg
a7tL0TOV{isvovg adovöa uti Cassandra, cui haec poena decepto Phoebo
est iniuncta' Gronov diatr. (369) 561, vgl. IV 3. 152. 176 Dafs
sogar junge Leute aus Rom nach Neapel kamen, ist der beste Beweis
für den Ruf des alten Papinius (Einltg 16. l). perstas zu IV 4. 73.
178 Die Elite seiner Schüler scheinen wie im Mittelalter die Priester-
candidaten gewesen zu sein; ex Mo grege v. 185 bezieht sich wieder
auf das allgemeinere proceres futuros v. 176 zurück. Dardanius
(Hypallage von facis) explorator die pontifices, welche die Bewachung
des Troicus ignis (zu I 1. 35) und des von Diomedes und Odysseus
aus Troja geraubten Palladium zu beaufsichtigen hatten.
180 Weiter hat der Vater den (künftigen; die Priesternamen sind
alle prolep tisch zu nehmen, s. futuros v. 176) Saliern gezeigt {mon-
strasti zu III 3. 39), wie sie ihre Waffen zu handhaben hatten (probatus
als Lehrer erprobt; die Knaben waren noch nicht erprobt, wie Baehrens'
probatis besagen würde), den künftigen Augurn, wie der Himmel zu
verstehen sei (certis kann nicht heifsen „zu Augurn bestimmten" und
es im Sinne von Theb. VIII 440 proleptisch zu nehmen, scheint mir
unmöglich; ich mache darum certi abhängig von praesagum, vgl. Theb.
VIII 204); nun mit Wechsel der Construction (monstrasti Chalcidicum
uoluere Carmen) cui Ch. fas (aliquando erit) u. c, also den XVuiri sacris
faciundis, ferner (monstrasti Phrygio flamini) cur Phr. I. c. fl.7 den
Cybelepriestern also zeigt er, warum sie den apex tragen müssen
(wobei Phrygii wohl nur der Anschaulichkeit wegen zugesetzt ist, da
alle flamines den apex tragen mufsten Gell. N. A. X 15. 17), endlich
macht er mit den künftigen Luperci Proben ihres Auftretens als
succincti bei den Lupercalia, wobei, wie der Sohn scherzend bemerkt
(so richtig Skutsch), beim Einüben der Schläge den Ungeschickten
wohl einmal ein Schlag statt Vorbild zur Strafe wurde. Das die
ganze Construction beherrschende Verbum ist also monstrasti, nach
und nach lockert sich das Gefüge; mit formidauere ist die Unabhängig-
keit vollendet. Ausmalung einer Schulscene auch bei Hör. A. P. 325 ff.
Schläge heben die Dichter mit Vorliebe hervor; man denke an den
plagosus Orbilius u s. Hör. A. P. 415 didicit extimuitque magistrum.
185 alter . . . alter < . . alter die ursprüngliche Zweiteilung wird kokett
nachlässig aufgegeben. 187 Zeugmate zu HI 2. 137. Hier bildet
&vy{iccn secludere ein Oxymoron. Pontica zu IV 5. 55, pacificis im
542 COMMENTAR
Gegensatz zu den vorher genannten Officierstellen. 190 pia statione
unter Wahrung aller Pflichten gegen Götter wie Kaiser. 191 fingere
Bild vom Formen des Thons (vgl. Ter. Heaut. 898 Hör. Ep. I 2. 64
A. P. 367 Val. Fl. V 533 fingit plaeidis fera pectora dietis). Nestor,
ohne freilich gerade Erzieher zu sein; Phoenix Erzieher des Achill
(zu II 1. 91). audire im Gesänge (zu II 6. 30), frangebat bändigte,
beschwichtigte, alio carmine durch ein Lied friedlicheren Inhalts.
195 celebras häufig, eifrig betreibst wie oft (z. B. studio, Colum. VIII 16. 1
Petron 116), talia die Lehrthätigkeit, auf die mit v. 191 iuuenilia
fingere eorda deutlich zurückgewiesen ist (unbegründet also Klotz'
Bedenken und Folgerungen 1896, 62). Phlegraea (zu I 1. 79 bella
Iouis), indem die Vitellianer den Titanen gleichgesetzt werden.
Senonum der Gallier, die einst Rom in Brand gesteckt. sumpsere
vgl. Lucr. III 288 Ov. Met. III 705 Theb. XI 627. 199 rogus ille
deorum ccombusta omnia deorum simulacra' Barth. solacia der Aus-
druck bedingt durch das mit rogus angedeutete Bild. captiua
fulmina = Iouem captiuum. Das Gedicht vom Bürgerkriege und
Brand des Capitols hatte vielleicht Lucans Gedicht de incendio Vrbis
zum Vorbilde. 205 iamque und weiter (vgl. quoque v. 209), einfach
aufzählend, wie oft in der rhetorischen Prosa, ohne jede Beziehung
zum folgenden cum (damals als), das Vesuina incendia zeitlich erklärt
(falsch Klotz 1896, 62). pio vgl. patriis. mens erat du plantest
(vgl. Einltg 16. 3). montem zu v. 105. 209 quoque setzt in erster
Linie die dichterische Thätigkeit des Sohnes neben die des Vaters,
gehört in zweiter aber auch zur Verbindung des weiteren Gedanken-
zusammenhangs: aufser deiner Lehrthätigkeit hast du Gedichte ge-
fertigt, dann aber auch mich ausgebildet (was erst v. 213 aus-
gesprochen wird). pulsantem anklopfen, um einzutreten, zu IV 8. 62.
211 ff. Um die Überlieferung zu halten, müfste man tantum und
sed ändern und in uos eine zwar für St. nicht ganz unerhörte, aber
hier doch bei der dauernden Anrede an den Vater sehr ungeschickte
Apostrophierung der Musen anerkennen; ich nehme darum die
Änderung Krohn's quae mos auf, die den ganzen Zusammenhang glatt
und flüssig macht, mos in allgemeinerem Sinne das Gewöhnliche, all-
gemein Giltige z. B. auch Verg. G. II 227 Theb. I 170 IV 408.
enim erklärt stirpe tua in dem Sinne, dafs von vererbter Anlage und
treuer Ausbildung die Rede ist. sidera, aequora, terms umschreibend
für Dasein (zu III 4. 102). quodcunque bescheiden „wie gering sie
auch sein mag", zu V 2. 153. non uulgare loqui das Ziel des poeta
doctus; vgl. die Vorbem. 215 Das Folgende führt die Anteilnahme
des Vaters an den Erfolgen des Sohnes im einzelnen aus. Latios
V 3 EPICEDION IN PATREM 543
patres s. Einltg 17. 2. tui muneris der Dichtergabe (vgl. Hör. C.
IV 3. 21). (eras) inter uota pia et metus et laetum pudorem „du
schwanktest zwischen; ebenso Plin. Ep.V 17.5 gratulatus et fratri, qui
ex auditorio Mo non minorem pietatis gloriam quam ille alter eloquentiae
tulit, tarn notabiliter pro fratre recitante primum metus eius, mox gaudium
eminuit, realistischer Pers. III 47 quae pater adductis Sudans audiret
amicis. quam non mihi gloria maior wie sehr kam der gröfsere
Teil der Ehre nicht mir (sondern dir) zu. 220 Der hübsche Ver-
gleich schildert treffend die lebhafte, durch Bewegungen sich Luft
machende Anteilnahme an Schauspielen, wie man sie noch heute im
Süden findet, vgl. Quint. decl. XI 9 o quam sollicitus spectauil quam
attonita mente! quam simili corporis motu! quoties ad infestum mucronem
quasi ipse peterer me summisi, quoties ad conatus erexi. cor de sub
alto ist nicht cbrö kolvov zu ferit zu nehmen; der Vater macht
wirklich die Geste des Schiagens und fühlt sich mit dem Sohne
cor de sub alto in dem hoch schlagenden Herzen getroffen, sogar plus
als der Kämpfer selbst (vgl. IV 5. 26 conisus omni pectore). Nun
achten die Zuschauer auf ihn, die Achaeer {Achates scheint auch
mir sinnlos) sehen mehr als auf den Kämpfer auf den Vater, der
weit vorgebeugt nicht auf den Staub achtet, der ihm in die Augen
wirbelt (zu v. 32), und sich sogar so sehr in die Lage des Kämpfers
versetzt, dafs er prensa uouet expirare Corona. Diese Auffassung der
Stelle scheint mir mehr der Wertung des Vergleiches und den starken
Ausdrücken in v. 221 zu entsprechen, als ille für den Kämpfer zu
nehmen und magis zu ergänzen quam antea, wobei auch lumina ganz
farblose Bestimmung wäre. 225 patrias frondes = Cerealia dona
den Ährenkranz der Augustalia zu Neapel (Chdlcidicae zu IH 5. 79).
uix cepisset „hätte deine Freude kaum gefafst" (nicht: dein Grab
auf dem Albanum hätte dich nicht gehalten; dem widersprechen
v. 229 f.). per me Misses s. v. 219. Über die quinquatrus
Mineruae in Albano s. zu III 5. 28. nam quod denn, was das an-
betrifft, dafs .... Der Eichenkranz, Preis im Capitolinischen
Agon, gesellte sich nicht zu dem in Alba erworbenen Oliven-
kranz, quam dulce mit wie süfsen Worten würdest du die Mifs-
gunst (inuida s. zu I 3. 26) Juppiters (wie HI 5. 32 nur ganz vor-
sichtige Anspielung auf den Kaiser) zu versöhnen gewufst haben
(capere zu seinen Gunsten einnehmen oft, z. B. auch IV 6. 33; über
das Imperf. zu I 1. 60). Die Stelle v. 225—233 beweist also, dafs
der Vater des Statius Sieg in Neapel noch erlebte (Einltg 17.3), nicht
den Albanischen noch die repulsa Capitolina. Die Verse sind natürlich
nach den Ereignissen geschrieben; da der Zusammenhang mit dem
544 COMMENTAR
Vorhergehenden wie Nachfolgenden wie überhaupt im ganzen Ge-
dichte tadellos ist (trotz Kerckhoff 1884, 23 und Klotz 1896, 62),
so haben wir sicher die abschliefsende Redaction nach der repulsa
Capitolina zu setzen (darin werden v. 29 ff. [s. Anm.] ebenso wenig
wie v. 241 f. schwankend machen). Andererseits beweisen die in einem
Atem folgenden Verse 233 — 38, dafs die Thebais noch nicht fertig
ist. Die uns vorliegende Redaction wird also zwischen 90 und 92/93
erfolgt sein. Dafs das Gedicht früher entworfen wurde, ist wahr-
scheinlich. Wegen seines persönlichen Inhalts hat St. es wie V 5
nicht in Buch I — IV aufgenommen. 233 Der auf den ersten Blick
abgerissen erscheinende Übergang zur Thebais ist doch tiefer be-
gründet: wie des Vaters Beistand dem Sohne die Niederlage erspart
hätte, so war er die Ursache der günstigen Aufnahme der Thebais
(beachte: urgebat priscorum exordia [zu IV 4. 87] uatum sie kam dicht
hinter ihnen, kam ihnen fast gleich an Ruhm); sein Tod stellt die er-
folgreiche Vollendung in Frage. urgebat . . . stimulare . . . monstrabas
stehen parallel, dagegen ordnet pandere sich monstrabas unter.
caligant sind im Dunkel, wissen nicht wohin. 239 Der mit talia
dum celebras v. 195 begonnene Zusammenhang wird jetzt verlassen; an
die Liebe zum Sohne schliefst sich die Liebe zur Gattin (thalamos fast
concret); ähnlich ist der Übergang III 5. 54. 243 ortu obitaque
singulär zeitlich: morgens und abends. salutat besucht. 244 Der
sehr auffallende Vergleich (merkwürdig besonders, dafs an dem von
Domitian begünstigten [Gsell Domit. 83] Isisdienste ficta pietas ge-
tadelt wird) beruht wieder auf der göttlichen Verehrung der Toten;
die Osiris- und Cybele-Klage werden getadelt als unberechtigt. Zum
Vorwurfe des non sua funer a plangere, der in den Consolationen eine
Rolle spielt, vgl. zu II 6. 1 Sen. Ep. 12. 3 Petron 54 Crusius Verh. 40.
Philolog. Versig. 1890 S. 38. 251 iudex nur hier adjectivisch wie
uindex, artifex u. a. tristem seil. esse. raperis dieser Satz ge-
winnt durch das Vorhergehende den Sinn: die Götter haben dir auch
ein richtiges Lebensmafs (65 Jahre) zugeteilt. nimius mit Genetiv
auch V 5.56. 254 das numerare annos patris hat den bösen Neben-
sinn, dem Vater einen frühen Tod wünschen. Daher die Verwahrung;
sie soll nicht einen Zweifel an der Richtigkeit der vorhergehenden
Angabe hervorrufen. me similem ftam senem quam tu es mortuus'
Domitivs. 258 labe Gebrechen (Lucr. V 927 Suet. Aug. 38).
praemisit brachte nicht durch labes schon vor dem wirklichen Tode ins
Grab. Der Vater bewahrte also Körper- und Geistesfrische bis zum
letzten Krankenlager und starb dann an schmerzloser Lethargie.
explicuit wie Soph. ysQOvxu (i6qg> ixravvaag Catull 67. 6 porrecto sene,
V 3 EPICEDION IN PATREM 545
vgl. Sil. It. II 147 moribundos explicat artus, Mart. IX 85. 4 Pers. III 105
vom letzten Strecken des Sterbenden. Vielleicht ebenso Anth. epigr.
1283. 6 (hanc?) explicuit Fatum.
262 anxid besorgt, der Wehklagende möchte sich in die Flammen
stürzen (zu II 1. 24). Markland's Erklärung des überlieferten
uouit Quouit est optauit: mater mea cernens qualia lamenta tibi con-
tuli, optauit ut talia illi mortuae olim conferrem') scheint mir das
Wort exemplum zu übersehen; ich verstehe exemplum gauisa nouit sie
erkannte mit Freude meine jetzige Klage als Beispiel für meine spätere
Klage um sie selbst. 266—276 Diese Periode, als Begründung des
Rechtes auf herzbewegende Klageausbrüche des Sohnes unvermittelt
an das Vorhergehende angeschlossen, ist bis jetzt in den Ausgaben
zerstückelt und entstellt, weil man immer die verschiedenen sie in si
geändert hat. Sie beginnt mit einem Hauptsatze, dem sich mit sie
weitere Beispiele anreihen, bis endlich mit fas mihi (sit) sie der ab-
schliefsende Wunsch angefügt wird, dem die Parenthese eur — mea, das
Wort fas begründend, vorantritt. Construiere: felix ille (Aeneas)
patrem aaeuis circumdedit ulnis (vgl. Verg. A. VI 700 ff.) et, quamuis
tiellet in El. sede loeatum abripere et Herum per Danaas (vergleichend
wie einst in Ilion per Danaos) umbras portare, temptantem (seil, abri-
pere et portare) et uiuos gressus in 1. molitum detulit Sibylla. causa
minor die Liebe zur Gattin Eurydike, vgl. III 3. 194 melius pro patre
liceret. Nach zwei Beispielen des Abstiegs zur Unterwelt, wobei für
das erste die Unterstützung der Sibylle zur Begründung des Schlufs-
wunsches bedeutsam hinzugefügt wird, folgen steigernd zwei andere,
wo die Gestorbenen wirklich zur Erde zurückgekehrt sind. AdmetuS
ergänze erat lux und über Laodamia zu II 7. 121. retro rettulit
wie öfters z. B. Phaedr. II 1. 6. contingere uultus also nur ein ganz
bescheidener Wunsch, deshalb cur nihil exoret lex zu v. 60.
Die Beschreibung des funus, sonst ein wesentlicher Teil des Epikedions,
fehlt hier aus leicht erklärlichen Gründen.
277 Aetnaea Neben der Tradition vom Raube der Proserp ina bei
Henna wird von Plut. quaest. nat. 23. 2 Colum. X 270 Diodor V 3 der
Aetna als Ort der Entführung genannt (vgl. Birt zu Cläud. R. Pr. II 72
Zimmermann de Pros, raptu et reditu S. 19, auch Koch praef. Claud'.
p. LV). 281 Über Charons Aufmerksamkeit s. zu II 1. 186; hier
greift discussa plebe wieder auf das Vorbild des Aeneas (v. 266 ff.) zurück
(A; VI 411); über den Totenempfang zu V 1.253. 286 rtulla inrupit
noch niemals ist eine hier eingedrungen.' Auch hier betont St. wieder,
dafs selbst im Elysium alles Leben nur scheinbar sei, vgl. zu II 1.204,'
anders z.B. Anth. epigr. 1262.5 pairi date lucos, in qüis pWpureus per-
VöiiLMüR, Statius' silvae. ' 35 '
546 COMMENTAR
petuusque dies. Über die beiden Thore der Traumwelt vgl. Houi.
Od. r 562 ff. Verg. A. VI 894 ff., über das Wiedererscheinen der Toten
zu II 1. 226, besonders noch Anth. epigr. 1515. 10 unde nunc etiam
tibi reuerti fas est ut pio et pröbo parenti. 289 Zu in imagine vgl.
Langen zu Val. Fl. II 174. monstra quae solitus vgl. v. 235 f. Über
Numa und Egeria s. Liy. I 19. 5 (dictabat von einem Gotte wie Prop.
IV 1. 133 Ov. Am. II 1.38), über Scipio vgl. Gellius N. A. VI 1. 6 (nach
Oppius und I. Hyginus) Scipionem Jiunc Africanum solitauisse noctis
cxtremo priusquam dilucularet in Capitolium uentitare ac iubere aperiri
cellam Iouis atque ibi sölum diu demorari quasi consultantem de re publica
cum Ioue (s. das somnium Scipionis bei Cic. re publ. VI) auch Eutr. III 20.2
de uir. ill. 49. ducere für das imperf. entspricht dem solitauisse bei Gell.
293 sie non stellt besser als et non das Pathos des Schlusses wieder
her, der in der Vergleichung des Vaters als Eingebers der Gedichte mit
Apoll wirkungsvoll ausklingt.
V4
SOMNTS
Vorbemerkungen: Auch durch die empfindlichste persönliche
Unannehmlichkeit läfst sich der Dichter die Kunst, wie er sie versteht,
nicht rauben, so dafs diese Schilderung langer quälender Schlaflosigkeit
und die Bitte um Linderung zu einem Cabinettstückchen rhetorischer
Poesie wird, durchsetzt mit allen möglichen Anklängen an bekannte
Schilderungen und Situationen bei Dichtern (s. zu v. 18), vielleicht auch
an Prosa-Declamationen (Quint. III 7.28 et Somni et Mortis scriptae laudes,
vgl. noch Sen. Herc. für. 10C5ff. Val. Fl. VIII 68 ff.). So sind diese,
als Einzelgedicht ohne Vorbild dastehenden, zwanzig Verse, namentlich
in der verwandten Umgebung von den Epikedien auf den Tod des
Vaters und des Pflegesohnes, von grofser Bedeutung für die psychologische
Beurteilung des Statius.
Commentar: 1 Über die Anschauung, dafs Somnus, durch irgend
etwas verletzt, Schlaflosigkeit sendet, s. Barth advers. XVIII 15 Anth.
lat. 935. 2 errore wie V 5. 7 zur Milderung von crimen. 4 Auch
die Berge liegen wie im Schlafe da, vgl. I 3. 42. 5 idem sehr kurz
gesagt: wie bei Tage. Zum Schlafe des Meeres vgl. III 2. 73.
7 aegras stare (aitb xoivov zu respicit und reaisunt) krankhaft offen
V 3 EPICEDION IN PATßEM V 4 SOMNVS 547
stehen. Die Gedanken sind nicht so zu nehmen , als ob mit
dem Satze von Phoebe der Beginn der Nacht, mit dem folgenden der
Beginn des Tages bezeichnet werden solle; darum ist die Deutung
Gronov's von Oetacae auf die Sonne falsch. Die Zusammenstellung
Oetaeae Paphiaeque beweist, dafs von Hesperus und Venus, die ja der-
selbe Stern sind (s. über diese Beobachtung des Pythagoras Plin. N. H.
II 36 f.), die Rede ist. Der Dichter hat mit besonderem Aufwände
von Kunst drei Glieder zusammengestellt, deren mittleres dasselbe
sagt wie die beiden umgebenden; also Phoebe findet bei jeder Wieder-
kehr abends von neuem (respicit) die Augen des Kranken schlaflos,
ebenso oft sieht der Morgenstern wieder dasselbe, was er schon als
Abendstern gesehen, und nur morgens empfindet die Morgenröte beim
Vorübergehen Mitleid und spendet durch kühlen Thau den Augen
etwas Erfrischung. Das letzte hat schon Barth (s. auch Klotz
1896, 66) richtig so gefafst, während spätere Ausgaben das falsche,
die Hauptsache beseitigende parcit geben. Ein flagellum hat die Eos
(soror ignea Phoebi nach Hesiod Theog. 372, nicht Luna, wie Lactantius
will) als Lenkerin der Sonnenrosse auch Theb. VIII 274 leuiter moto
fugat astra flagello; gelidam ist es wegen der Morgenkühle; indem sie
es schüttelt, besprengt sie den klagenden Dichter mit einigen Tropfen
Morgenthau, die ihn erquicken, vgl. Anth. epigr. 1109. 7 exacta prope
nocte suos quum Lucifer ignes spargeret et uolucri roscidus iret equo,
auch Silv. I 6. 11. 11 Baehrens' Conjectur sunt erscheint auf den
ersten Blick sehr bestechend, bricht aber doch der echt Statianischen
Fassung des Gedankens die Spitze ab. Verstehe: Wie könnte ich das
aushalten? Ich vermöchte es nicht, auch wenn ich unzählige Augen
hätte; denn selbst Argus, der diese hatte, wachte nie mit allen seinen
Augen (wie ich das thun mufs). St. erinnert an Ovid Met. I 625
centum luminibus cinctum caput Argus habehat: inde suis uicibus capiebant
bina quietem, cetera seruabant atque in statione manebant Die Zahl
der Augen des Argus (gui oculeus totus fuit Plaut.) wechselt; Ovid
spricht ein ander Mal (Am. III 4. 19) von 200; 1000 zählt auch Sil. It.
X 345, was natürlich wie hier im allgemeinen Sinne steht. sacer
weil von Hera bestellt. \4t at nunc aber jetzt lafs es genug sein.
heus ist unmöglich, es wird wohl durch Hörfehler (vgl. I 2. 131)
aus heu si verderbt sein; si aliquis ist ohne Bedenken: wenn irgend
jemand (es giebt sicher manche). 18 uirgae den Stab des Somnus
nennt Verg. A. V 854 ramum Lethaeo rore madentem uique soporatum
Stygia. Fast alle Vorstellungen des St. kehren wieder bei Sil. It. X 343
non te maioribus ausis, diue, uoco nee posco, ut mollibus alis des uictum
mihi, Somne, Iouem. non mitte premendi sunt oculi tibi . . . und 354
35*
548 COMMENTAR
quatit inde soporas deuexo capiti pennas oculisque quietem inrorat tangens
Lethaea tempora uirga. 19 suspenso poplite cetiamsi me non attingas,
ait, aura saltem superuolantis fac me afflet ut uel parum quietis
hauriani' Barth.
V5
EPICEDIOff IE PVERVM
Sonderausgaben: R. Unger 1868, V. Lundstroem 1893.
Inhalt: Ich Unglücklicher, was habe ich verbrochen, dafs ich so
hart gestraft werde! Mein kleiner Pflegesohn wird mir genommen.
Verwaist bin ich, mein Jammer ist gröfser als der einer Mutter, eines
Vaters. Noch jetzt, nach einem Monate, kann ich mich kaum zu einem
Gedichte sammeln. Ttfir, der ich so oft andre getröstet, versagt jeder
Trost. Helft mir, ihr Freunde! Da höre ich den Tadel: Was klagst
du um fremdes Leid? spare deine Thränen für eigenes. Ja, ich über-
schreite vielleicht das Mafs, aber wer ist der Grausame, der dem
Klagenden eine Grenze zu stecken wagt! Er stachelt meinen Schmerz
nur an. Doch soll er mein Unglück erfahren (1 — 65).
Nicht gekauft war der Knabe; gleich nach seiner Geburt habe ich
ihn mir zu eigen genommen, habe ihm die Freiheit geschenkt; er hat
mir einen leiblichen Sohn ersetzt. Ich habe sein gewartet, er kannte
mich, seine ersten Worte, sein Lächeln galten mir . . . (65 — 87).
Vorbemerkungen: Dies Epikedion steht seinem Inhalte nach
II 1 und II 6 am nächsten; es mag (65 Verse Einleitung!) vollständig
ungefähr die Länge des ersteren gehabt haben. Seine Einleitung scheint
mir an Kunst der Gedankenverwebung alle andern, selbst V 3 zu über-
treffen; sie ist so fein gearbeitet, dafs man sie für eine Muster-
declamation ohne that sächlichen Hintergrund halten könnte, wenn
nicht geschickt eingeflochtene, rein persönliche Züge (v. 36 f. 70) das
Gegenteil erwiesen und andererseits des Dichters Kinderlosigkeit die
Adoption eines Knaben recht wahrscheinlich machte (s. zu IV 7. 33).
Commentar: 1 Die mala praefatio gipfelt in den Worten miserum
. . . inuisus . . . grauis. Diese Worte sind non sollemnia (vgl. IV 6. 99),
keine üblichen fausta, wie sie eigentlich in den Anfang eines Gedichtes
gehören, sie werden nicht kraft der uocales undae Castalias gesprochen;
V 5 EPICEDION IN PVERVM 549
denn der Dichter ist, wie er glaubt, dem Phoebus inuisus grauisque
(so ist zu verbinden, s. Lundstroem), und die Musen, welche die
Erlaubnis zu geben haben, aus ihrem Quell zu trinken (s. I 4. 25
II 2. 36 u. ö\), sind ihm gram. (Zur Wortstellung vgl. z. B. I 3, 99 et
iuuat, V 2. 145, V 3. 213 primusque.) Diese Annahme steht dem Dichter
fest, darum die folgenden Fragen und die Anschauung, dafs ihm eine
mala praefatio nicht mehr schaden kann, s. v. 33 ff. Zum Gedanken
vgl. Anth. epigr. 1168. 1 f . ulla neutr. plur. wie v. 8 tantis, vgl.
Lucr. I 242 nulla, Stat. Theb. III 7 prona, III 575 incertis, 677 haec
alterna, IV 744 acerbis, Silv. I 3. 95 haec, I 5. 61 tdlia, 64 ista,
II 1. 226 istis, III 2. 78 iusta, V 1. 186 ista, V 2. 111 fortia u. a. m.
4 orgia im Lat. seit Plaut. Pseud. 67 a Catull 64. 260, seiner all-
gemeinen Bedeutung (heilige Handlung) entsprechend von Bacchus auf
andere Götter übertragen, z. B. auf Isis luv. II 91, Sacra orgia Naturae
Colum. X 219, auf die Musen Christodor ixtpQ. 133. 303, vgl. Prop.
(II 6. 32) III 1. 4. Die Aufforderung dielte scheint auch mir libeat zu
verlangen; die Musen sollen angeben (fateri), was der Dichter ver-
brochen. Aber ich habe im Texte nicht zu ändern gewagt, weil die
Anschauung vorliegen kann, dafs Apollo den Musen die Erlaubnis
geben soll, das Vergehen zu nennen. Zur folgenden Aufzählung
vgl. die ähnlichen Fragen bei Lygdam. 5. 7 ff. tantis mit so schwerer
Strafe, s. zu v. 1. 8 Der Knabe hält mit schon ersterbender Kraft
der Arme den Pflegevater umfafst und nimmt so dessen ganzes Fühlen
und Denken (s. zu III 5. 28) in Anspruch. 10 mea gehört auch zu
stirpe. non fueram genitor eigentlich als Parenthese zum Vorher-
gehenden gedacht, bestimmt nun nach der zweiten Parenthese die
Form des Satzes orbus ego (s. zu V 3. 44). Die sonst undeutliche
Anrede cernite verlangt, orbi mit Markland als Vocativ zu verstehen
(vgl. zu IV 7. 36); so wird das Zeugnis für orbus ego kräftiger. Vgl.
den Vorwurf Sen. ad Marc. II 5 omnium suoram, quibus saluis orba sibi
uidebatur. 13 Sie sollen cinerem oculis vom frischen Scheiterhaufen
herbringen (zu V 3. 32) und eben daher die crimina die Anschuldigungen
gegen die Götter (zu 14. 17). Beide Bilder steigern die Folgerung uincetur
lacrimis: wenn auch ihr Schmerz noch ganz frisch ist, ich werde ihre
Klagen übertreffen. Zur Fassung vgl. Anth. epigr. 988 coniuge si qua
caret fratremque miserruma si qua flet raptum et natum perdidit a gremio,
hunc titulum aspiciat, funus non quaeret in isto, quo dolet, et flebit tot
mea damna magis. si qua und quisquis nehmen chiastisch patres und
matres wieder auf. 17 restinxit weil die Milch nicht gebraucht wird,
sind die Brüste entzündet, ardent lacte (Plin. N. H. XX 229 mammarum
inflammationes XXIII 63); sie wurden durch Heilmittel gekühlt, vgl.
550 COMMENTAR
Plin. XXIII 67 mammas lactis sui inpatientes (faex aceti) exstinguit
Hier aber restinxit mater? indem sie madidum (prolep tisch) cecidit
pectus, d. h. sie so stark schlug, dafs die Milch hervorflofs. 19 im-
mersit cineri (vgl. II 1. 54) prolep tisch wie III 3. 35 statt: legte ihn
auf den Scheiterhaufen. serpere von Flammen Lucr. VI 660 f.
Aetna 366. malas kann nicht richtig sein, ist wohl aus ähnlichem
Yersschlusse eingedrungen. 22 te, Natura* pudebit cquoniam ego,
qui non sum pater huius, plus lugeo quam ea; quae mater est infantis
uel qui iuuenem genuit' Domitivs, vgl. zu II 1. 23. insania zu
111.12. 24 ff. Bei der Ergänzung der Lücken macht hauptsächlich
die Satzabteilung Schwierigkeit. Ich kann zur Beurteilung früherer
Versuche auf Lundstroem S. 42 ff. verweisen; Lundstroem's eigene
Ergänzungen richten sich selbst. Mir scheint sed v. 28 den Hauptsatz
molior orsa lyra „ich mühe mich auf der Leyer ab, ein Gedicht
(zu I 4. 29) zu stände zu bringen" festzulegen. Damit ist, da die Er-
gänzung von v. 26 seit der editio princeps mit Recht unangefochten ge-
blieben, uerto als Verbum des ersten Hauptsatzes gesichert. In der ersten
Lücke fehlt also ein Verbum; Gronov's nitor scheint mir dem incipio
Lundstroem's vorzuziehen. „Auch indem ich jetzt noch einen Versuch
mache, wandele ich nur Gejammer und mifstönende Laute und schluchzende
Worte in Dichtung um", d. h. es giebt nichts Rechtes. Zur Zeitbestimmung
vgl. Einltg S. 9. 10 und die Anm. zu V 3. 29. singidtantia uerba durch
Ausrufe und Parenthesen unterbrochen, wie diese ganze Einleitung.
Zu planctus uerto vgl. V 1.30 nunc etiam ad planctus refugit iam plana
cicatrix dum canimus. Über die Umwandlung der Abzeichen s. zu
II 1. 26. 29 taxea das Adj. von St. geneuert; silua von dem das
Haupt umrankenden Laub wie III 1. 185. plorata kühn gesagt statt
ad quam ploratur. excludit ramis verdrängt durch ihr Gezweig den
Epheu. eburno pollice aus zwei üblichen Ausdrücken kühn zusammen-
gesch weifst, indem der pollex für das ähnlich aussehende plectron ge-
setzt wird. Der Dichter will sagen, dafs er nicht ordnungsmäfsig mit
dem plectron, sondern digitis, gesteigert noch durch errantibus („un-
sicheren", anders vom regelrechten Spielen der Flöte und Orgel
Calpurn. Ecl. III 58 Claud. Manl. Theod. 318, Anth. Gr. VI 83. 5 ch/rl
dl itkijxtQov (fxrjitavLcp TQOiieQÜg %eiQug eQSLöcc^e^a vom Alter), spielt,
deshalb heifst die Leyer selbst incerta und St. sagt scindo ich zerreifse
sie beinahe (zur Hyperbel zu I 6. 52). 34 laudare durch das vor-
hergehende inlaudabile gestützt und gegensätzlich betont: St. lobt
seinen Schmerz, indem er die Berechtigung desselben (s. v. 47 ff.) be-
gründet (wenn der Schmerz berechtigt ist, so enthält die ausführliche
Beschreibung desselben ein Lob), das Product des incompte laudare ist
V 5 EPICEDION IN PVERVM 551
natürlich ein inlaudabile carmen. 35 sie merui trotzig gesagt wie
inuat; die Wörtehen sie ... sie stehen parallel; habe ich es nun einmal
so verdient (vgl. v. 5), so sollen mich die Götter auch so sehen eantuque
habituque nefastum: der Inhalt des Gedichtes (Vorwürfe gegen die Götter)
und die Haltung (v. 28 ff.) sind nicht so, wie es sich vor den Göttern ge-
hört. 37 Das nach Domitivs gewöhnlich eingesetzte mandbit ist
überflüssige, ja thörichte Conjectur; manabat wollte fliefsen, als ich
dies Gedicht begann (etwas anders, doch ähnlich, uerum erat v. 49 mit
Beziehung auf einen gerade verflossenen Moment, vgl. Hör. C. I 27. 19
laborabas; Belege für diesen Gebrauch der Vergangenheit aus dem
Griechischen und deutschen Dialecten bei Sprenger Zeitschr. f. dtsch.
Unt. XI 1897. 205 f.). nouumque die Achilleis (Aeaeiden s. zu
III 2. 142) ist eben begonnen. plaeidum (über den Nominativ
s. zu II 1. 190), vgl. blande . . . mideere . . . mitis. 39 uiuos scheint
mir mit Barth's Erklärung crecentes, nondum sopitos' hinlänglich ge-
sichert; dies Moment wird bei den Consolationen regelmäfsig betont
(zu II 1. 5) und hier ist lugentum, der schon ruhiger klagenden, ab-
sichtlich entgegengesetzt (s. zu V 1. 19). Im . Folgenden noch zwei
Steigerungen: gehört bei den funera acerba, technisch vom Begräbnisse
junger Menschen, also beim bittersten Verluste, und sogar von den
Schatten selbst, wenn sie zum Orcus hinabsteigen; zur Vorstellung
vgl. III 3. 205 f. 43 sed summa (aber die äufsersten, wirksamsten)
zu diesem elliptisch steigernden Gebrauche von sed vgl. Ov. Trist.
V 5. 24 consumatque annos, sed diuturna, suos, Priap. LXXXII 6 hunc
tu, sed tento — seis puto, quod sequitur seil, fascino, Theb. X 441
(Vollmer 1896, 32 und dazu noch Plin. Ep. VII 21. 1 leetionibus
difftculter, sed abstineo, Mayor zu luv. IV 27). meis an letzter Stelle
mit dem schwersten Ton. Der Gedanke ist durch Cicero aus griechischen
Dichtern in die römische Trostschriftstellerei gebracht worden, vgl. Tusc.
III 71 nee uero tanta praeditus sapientia quisquam est, qui aliorum aerumnam
dictis adleuans non idem, quom fortuna mutata impetum eonuertat, elade
subita frangatur sua, ut illa ad alios dieta et praeeepta exeidant
45 saeuas weil jedes Zureden im Schmerze doch quälend bleibt
(zu H 1. 5). Nach v. 46 unterbricht sich der Dichter, wie gerne
bei Einführung eines Interlocutors (Belege unter den zu I 4. 54 an-
geführten Stellen); dem Zwischenruf entspricht das harte Wort in-
erepitant. domus gehört (poetischer als domestica) zu funera; dies
Wort ist es gerade, welches den Gegensatz bildet zu aliena, das seiner-
seits stark betont ist: die dich nichts angehen, weil der Knabe nicht
dein Sohn war. repone (vgl. IV 3. 119) und serua (vgl. III 2. 134
Hör. Ep. I 19. 44) bis dich ein wirkliches Leid trifft. Zum Gedanken
552 COMMENTAR
vgl. zu II 6. 1, besonders Serv. Sulpic. Ep. ad fam. IV 5. 5 quae aliis
tute praecipere soles, ea tute tibi subice atque apud animum propone.
49 uerum erat gehört zum ganzen folgenden Gedankengang:
Der eben gemachte Einwurf war wahr, wenn auch aus anderm
Grunde: meine Kräfte sind so völlig dahin, dafs ich kein Klagelied
wagen sollte. Dann beginnt mit autem v. 58 die Widerlegung des
scheinbar als berechtigt anerkannten Vorwurfes, mit dem sich an-
schliefsenden Beweise: meus üle, meus. f ulmine zu II 1. 30.
inferior s. Petron 126 nam quicquid dixero, minus erit. sordent er-
scheinen gering. 52 maestum richtig von Lundstroem verteidigt,
es ist einfach zu me zu ziehen; die Überlieferung kann freilich auch
auf maesta weisen, was passende Erklärung zu caligine wäre. duro
reimt sich schlecht zu uulnere (dem Bifs der Viper) und giebt mit
uiso einen unerhörten Mifsklang; durus ist Orpheus, weil er in solcher
Lage singen kann. Lundstroem's Vorschlag: durum mit Satzende
hinter tacuit, zerreifst den Zusammenhang. dulce tröstend.
58 rependis wird gegen Poliziano's recht einschmeichelnde Conjectur
geschützt durch censere v. 61. Es heifst: abwägst, beurteilst, vgl. z. B.
Theb. X 890 Lernam Thebasque rependit . . . Tirynthius. Das re- er-
klärt sich durch ein zu denkendes damnis: du wägst ab, in welchem
Verhältnisse meine Klage zum Verluste steht, repr ender e kommt bei
St., zufällig, nicht vor. Nach der Anrede an Fortuna wird dem
Tadler, von dem sich der Dichter unwillig abwendet, mit ineitat die
dritte Person gegeben, vgl. üle v. 64; detineas und uetes sind mit all-
gemeinem Subjecte „man" zu verstehen. Bei der völligen Verwischung
der Überlieferung in demneus ziehe ich detineas „hieltest auf" vor (vgl.
z. B. Calpurn. Ecl. II 15), weil deuincas in gleichem Bilde unbelegt zu
sein scheint. 62 Zur sprichwörtlichen Bezeichnung der Unmöglich-
keit vgl. Otto Sprichw. s. v. flumen 5, wo allerdings nur Belege für
das Bild des Zurückfliefsens der Flüsse zur Quelle als Ausdruck der
Unmöglichkeit zu finden sind. Ov. A. A. II 181 ist uincere flumina in
anderem Sinne gesagt. 65 causae meiner Sache, über die jetzt ge-
urteilt werden soll, ob der Dichter oder der Tadler recht hat, vgl.
V 3. 272 causa minor, cognoscat ist term. techn. vor Gericht.
66 de puppe vom Schiffe wurden die Sklaven erst auf die catasta
(zu II 1. 72) gebracht. Zur Verderbnis aedituas vgl. III 5. 104.
Markland's nequitias kommt daneben paläographisch nicht in Betracht.
conuicia Nili wie Mart. XI 13. 3 sales Nili die frechen, oft ge-
meinen Witze, vgl. 0. Crusius ad Plut. de prouerbiis Alexandrinorum
libellum commentarius 1895. 68 lingua nimium (wie Hör. C. II 12. 5
nimium mero Hylaeum) „allzuzungenfertig" scheint mir die einzige
V 5 EPICEDION IN PVERVM 553
Möglichkeit, die Überlieferung zu verstehen; eximium fällt ganz aus
dem verachtungsvollen Tone, andere Conjecturen (Samium, simum,
fumum) sind. mit der Erwähnung abgethan. Der Nachsatz beginnt
nicht mit dilexi, sondern mit dem emphatischen meus ille, meus,
s. zu IV 6. 36. 70 aspexi kann, obschon die Parallelstellen excepi
empfehlen, richtig sein: nicht nur: ich habe der Geburt als Augenzeuge
beigewohnt, sondern ich habe ihn gleich mit freundlichem Blicke an-
gesehen; Hör. C. IV 3 quem tu, Melpomene, semel nascentem placido lumine
videris, vgl. V 3. 121 risere. unctum genitdli carmine foui St. hat also
für das Fest der lustratio am neunten Tage nach der Geburt ein
genethliacon gemacht, das vielleicht unter den uns verlornen silvae
war. poscentem . . . auras erhält durch tremulis ululatibus Farbe: er
atmet, indem er schreit. inserui uitae bezieht sich wohl auf die
Constatierung der Geburt durch Zeugen. 73 alios ortus St. hat den
Knaben adoptiert. sub ipsis uberibus local: als er noch an der Brust
lag. Der Hiat vor heu ist ohne Anstofs, s. metr. Anhang VIII.
rideres ingratus adJtuc du würdest (wenn ich dir davon spräche) mein
Geschenk auch jetzt noch (so jung bist du gestorben) belachen ohne
Dank (vgl. III 3. 186), weil du seinen Wert noch nicht erkennen kannst,
vgl. Mart. VI 29. 3 munera cum posset nondum sentire patroni, Glaucia
libertus iam Melioris erat, Claud. III cons. Hon. 14 regnum cum luce
dedit. 76 unum habe ich dem ullum vorgezogen, weil es schärfer
ist; der Vers Claudians Ruf. I 244 neu per der et ullum Augusto miserante
nefas beweist für unsere Stelle gar nichts. 77 Zum Gedanken vgl.
Plin. Ep. VIH 16. 1 uideor enim non omnino immaturos perdidisse, quos
iam liberos perdidi. parua zeitlich: kurz. 78 Über inuidia s. zu
I 4. 17. 80 Concupii ist schwierig. Von Unger's Interpunction
nonne gemam? te, care puer, quo sospite natos concupii kann im Ernste
nicht die Rede sein, te sospite . . . quo concupii wozu habe ich, so
lange du lebtest, echte Söhne gewünscht, ist etwas anders als: wie
hätte ich, so lange du lebtest, Söhne wünschen können! Nur das
eine wäre möglich, dafs nonne gemam absolut stünde und te von einem
hinter all den Relativsätzen in den uns verlorenen Versen gesetzten
Hauptverbum abhängig wäre. Indessen ist die Verbindung von gemam
mit te so glatt, dafs ich nicht anstehe, sie für richtig zu halten. Da-
gegen verzichte ich auf concupii; der Gedanke: durch den ich erst
Verlangen nach eigenen Söhnen bekommen habe, wird durch sospite
geradezu zerstört: der Sklavensohn hätte dann doch arge Zurücksetzung
erfahren müssen. Klar ist non cupii: So lange du lebtest, kam kein Ver-
langen nach eigenen Söhnen in mir auf. Die folgenden Relativa, die sich
alle an te anschliefsen, verbinden die noch erhaltenen Verse zu einer,
554 COMMENTAR
ursprünglich vielleicht noch längeren Periode. 80 „der sofort nach
seiner Geburt sein klagendes Stimnichen an mich wendete und richtete"
(vgl. Ach. I 380 arcänaque murmura figit auribus) ; implicuü bezieht sich
auf die anschmiegende Bewegung des Körpers, welche das Weinen be-
gleitet. 82 Aus nesoluam der Überlieferung weifs ich nichts Besseres
zu machen als resolui, was Markland vorgeschlagen, dann aber zu
Gunsten von murmura . . . resoluens verlassen hat. Lundstroem's
leuaui ist jedenfalls noch gewaltsamer. Aus den Worten questusque
et uulnera caecane soluam eine fragende Parenthese zu machen, scheint
mir wie Markland unmöglich. Ich verstehe also: dem ich seine
Klagen und Schmerzen, die er noch nicht aussprechen konnte, auf-
gelöst, d. h. aus seinen Lauten verstanden habe; dieser Gedanke er-
gänzt passend den vorhergehenden. 83 reptantem Durchbrechung des
relativen Gefüges. dexttä erexi ad oscula habe ihn mit der Hand
aufgehoben, um ihn zu küssen; unzweifelhaft hat Domitivs das sinn-
lose uestra richtig verbessert. v. 85 wird zwei Infinitive enthalten
haben, die ganz gut descriptive gewesen sein können (es folgt uenie-
bant), vgl. zu II 1. 122; excepere ist sicher falsch, ebensowenig ver-
bindet sich exceptare mit genas, dessen Attribut cadentes für mich durch
iam iamque fast zweifellos wird; meine Vermutung exsopire fügt zwar
den vielen Singularia bei Statius ein neues hinzu, gerade ex- (völlig)
pafst aber trefflich zu iam iamque cadentes „die schon zufallenden".
86 risus meus ei ludus erat: es war für den Kleinen ein Spiel, wenn
ich ihm zulachte, erklärt durch das Folgende. Eine ungefähre Vor-
stellung von dem Inhalt des verlorenen Restes vermögen II 1. 36 ff.
und II 6. 34 ff. zu geben.
ANHANG.
PROSODISCHES UND METRISCHES.
Statius verleugnet im Bau seiner Verse seine Zeit nicht. Es ist
wohl berechtigt, wenn er den Gebrauch * von Hendekasy Haben zum
Festgedichte für Lucan mit der Bemerkung begründet: ego non potui
maiorem tanti auctoris habere reacrentiam quam quod laudes eius dictiirus
hexametrös meos tinmi (II praef. 23 , vgl. die Anm.). Für ihn ist die
rhetorisch wirksame Verarbeitung seines Stoffes im grofsen wie im
einzelnen durchaus die Hauptsache; sein Ehrgeiz geht im Versbau
nicht weiter, als das Ohr seiner Zeitgenossen nicht durch ungewöhn-
liche Härten zu beleidigen, nicht etwa dahin, durch Glätte und Eleganz
den Geschmack der Hörer und Leser auszubilden. Gewöhnlich zwar
gewährt er dem rhythmischen Flusse der Verse Einflufs auf Aus-
dehnung und Fassung der Gedanken, gelegentlich aber bemüht er sich
absichtlich, die metrisch gegebenen Ruhepunkte der Gedanken zu ver-
wischen, hier durch die Kreuzung der Wortbeziehungen zu überbrücken,
hier durch lang ausgesponnene Perioden ihre Wirkung abzuschwächen,
dort endlich durch kurze Zwischensätze zu brechen. Dies Bestreben
tritt in der Thebais schon deutlich hervor, mehr noch — und hier
liegt fast der ganze Unterschied der Technik in Epen und Gelegenheits-
gedichten — in den Silvae, in denen ich an manchen Stellen deutlich
die Absicht herauszufühlen glaube, die metrische Fessel so locker als
möglich zu halten, damit die poetische Declamation an Lebhaftigkeit
des Vortrags ja nicht hinter der ungebundenen prosaischen zurückstehe.
Im einzelnen läfst sich naturgemäfs die Behandlung des Vers-
baues der Silvae nicht von dem der Epen scheiden. Doch sind im
folgenden, wo es sich um Beispiele handelte, solche aus den kleinen
Gedichten gewählt, während wo es auf Angabe des Materials für
Einzelfragen ankam, die Epen hinzugezogen werden mufsten. Fast
alle einschlägigen Punkte sind von O.Müeller 1861, S. 8 — 33 gründlich
behandelt worden; meine Aufgabe war an manchen Stellen nur die,
556 ANHANG
die Irrtümer der metrischen Anschauungen jener Zeit beiseite zu
lassen und der mittlerweile ganz anders begründeten Überlieferung zu
ihrem Rechte zu verhelfen. Der zuletzt genannte Teil der Arbeit
mufste natürlich noch mehr bei dem von Lachmann und L. Mueller
besprochenen Material geleistet werden, besonders weil der letzt-
genannte, sonst so hochverdiente Metriker es, fast unglaublicherweise,
unterlassen hat, bei der zweiten Auflage seines gröfsten Werkes die
Textfortschritte seit 1861 zu verwerten.
I Position: St. verfährt im Inlaute durchaus nach allgemeinem
Brauche. Als Einzelheiten habe ich beobachtet, dafs er überall cygnus
mifst, in arsi wie in thesi (Theb. V 341 VI 524), aber I 2. 131
Däphne an derselben Versstelle wie Petron 131 v. 2. Auch in der
Behandlung des Auslautes ist er trotz der Menge von ihm gebrauchter
griechischer Wörter wie Schoenos, sceptram, Scolos, Scylla, Scyros,
Scytha, Smyma, Sparta, Spercheus, Sphinx, Stratie, Strymon, Styx,
Stymphalon , Zephyros, Zeugma, zona, Xanthos vorsichtig und setzt vor
ihnen geschlossene oder lange offene Silben; Kürze nur Theb. II 276
igne smaragdos wie Lucr. Ov. u. a. und V 1. 232 lucidä Gnosis. Da-
gegen erlaubt er sich in arsi Theb. VI 551 die Längung agile Studium.
II Längung kurzer Endsilben in arsi: Während Lucan diese
Dehnung meidet, finden sich bei St. folgende Beispiele, immer in der
Cäsur Theb. I 403 agit eadem, III 544 obit hie (praes.), VI 351 erat
hinc. Beseitigt sind durch Herstellung der richtigen Überlieferung
die Fälle Theb. I 384 II 474 HI 710 VI 776 VII 806; an den Stellen
Silv. II 1. 218 und V 1. 258 sind inlt und suhlt Perfecta, I 3. 102 er-
fordert der Zusammenhang tollas statt tollis, wahrscheinlich ist aber
IV 2. 27 nitet hie richtig. Anders Theb. IV 224 Mäleä vitata.
Ich bemerke noch, dafs gegen Lachmann's Regel Theb. XII 750
steht transüt hasta duos; über cireuit s. Anm. zu V 2. 12. Ferner steht
regelrecht Silv. IV 7. 46 tulerls, IV 9. 51 iuuer'is, aber misens IV 2. 59.
III Schwankende Endvocale: a kürzt St. nie, auch e läfst er in
den iambischen Imperativen iube, caue7 mane, habe, tace (Silv. 12.28), uale
(Silv. HI 3.209, elidiert IV 4. 101) immer lang. Aber i gebraucht er lang
und kurz in mihi, tibi, sibi, ubi, kürzt es immer in ibi. Dem Verfalle des
auslautenden o trägt sein Gebrauch völlig Rechnung, indem er diesen Vocal
in thesi durchweg als Kürze verwendet, während er lang die Hebung aus-
füllt, vgl. Theb. VI 374 ambo pii carique ambo. Im einzelnen sind zu be-
8
achten die Kürzung von uero Theb. II 187 (uerö Theb. VII 207), quando
Theb. V 23 (quandö Silv. I 4. 34 IV 5. 19) cito Silv. II 7. 42 (über oro
s. Ajim. zu I 5. 63); immer trochäisch stehen sero, porro, ergo, nemo,
gekürzt werden auch Apollo und Agamemno (seit Sen.).
PROSODISCHES UND METRISCHES 557
IV Durch Synkope gekürzt finden sich bei St. repostus, expostus, auch
imposta Theb. I 227 ist nicht zu bezweifeln, dagegen glaube ich nicht
an die Richtigkeit des IV 4. 36 in thesi überlieferten postis (s. d. Anm.).
Weiter steht replictae Silv. IV 9/29, porgit ist zu lesen II 1.205 wie
porgi Theb. VIII 754, öfters ausim und faxo. Man beachte noch
aspros Theb. I 622 neben häufigen Formen mit e, uiden Theb. X 813.
Über die in den Silvae häufige Namensform Dicarcheus s. Anm.
zu II 2. 3.
V In der Behandlung von u und i als Consonanten ist Statius
kühn. Freilich ist für die achtzehn Fälle, wo Formen von conubium
und conubialis mit der Stammsilbe in thesi stehen, Kürze des u an-
zunehmen, während dieselbe Silbe neunzehnmal in der vierten oder fünften
Arsis als Länge verwendet wird. Aber unzweifelhaft verdickt St. ü und i
in tenuia: Theb. V 597 rapta cutis tenuia ossa patent und VI 196 ob-
nubit tenuia ora comis wie in tenuiore Theb. XII 2 cornu tenuiore
uidebat und Silv. I 4. 36 sperrte coli tenuiore lyra (Theb. IV 697 hat
die gute Überlieferung, voran P, tenuis, nur M tenuior), ferner in genua
Theb. VIII 156 genua uiros. In den Hendekasyllaben steht I 6. 16
gratüitum.
VI Auch auf dem Gebiete der Synizesis findet sich manche Frei-
heit. In die Formenlehre gehören Contractionen wie petit, ablt, suUt
(s. zu V 2. 12), die Genetive Enni Silv. II 7. 75, Polli II 2. 9 III 1. 89,
Sallusti IV 7. 55, die Formen di, dis, isdem, wohingegen alis statt aliis
V 3. 69 auch dem Sinne nach zu beseitigen ist. Während die metrisch
contrahierten Formen desse, derat, deris die Regel bilden, findet sich
andrerseits deest gemessen Theb. VIII 236 X 236 XI 276, an letzterer
Stelle sogar mit de in der ersten Arsis, Fälle, die nicht zu ändern
sind, da sie gestützt werden durch deessent Anth. epigr. 916. 5 in
metrisch tadellosen Versen, ferner durch die Analogien bei St. selbst
Th. II 551 hos deire iugis und VI 519 domino praeiret Arion. Die
Freiheit erklärt sich durch das auch sonst bemerkbare Streben des
Dichters nach Betonung der Präposition. Dehinc wird in der Regel
jambisch gemessen (so Silv. III 3. 63), steht aber doch nach dem
Zeugnis des Puteaneus zweimal (Theb. II 100 Ach. I 370) als Mono-
syllabon in arsi, wie pröinde zweisilbig Theb. I 658; reicitque aber ist
Theb. IV 574 als w-v zu messen. Im sechsten Fufse erlaubt sich
St. im Epos nach dem Vorgange der Augusteer die Synizesen III 84
Tydeo, IV 429 patrui, V 49 Nereo, VI 706 Menesthei, IX 225 alueo,
dagegen ist V 1 mit P statt alueum zu lesen altum. (Über die Form
Caprae s. zu III 1. 128.) Ferner löst er, wie es von Priscian aus-
drücklich bezeugt wird, zweimal huic zum zweisilbigen Worte auf
558 ANHANG
Silv. I 1. 107 und I 2. 135 in den Versanfängen laetus huic und falsus
huic, während er oft huic einsilbig gebraucht.
VII An auffallenden Einzelheiten der Prosodie verzeichne ich
noch folgendes: den Versschlufs Theb. II 492 crebris arietibus urbis,
wo Dehnung des unbequemen Wortes durch die Arsis vorzuliegen
scheint ; das ein andermal bei P in folgendem Versschlusse steht
trabibusque et ariete sonoro X 527 , gegen dessen Sinn sich nichts ein-
wenden läfst. Dagegen ist die Kürzung pümüos Silv. I 6. 64 wohl ein
Fehler unserer Üb erlief er ung; da v. 57 pümilorum vorhergeht. Die
falsche Messung pütorem IV 3. 87 ist durch den als Metriker sehr
schwachen Domitivs in die Texte gekommen; die Überlieferung giebt
das richtige püdorem. In Eigennamen finden sich manche Schwan-
kungen: über palatia und Pälatinus s. zu I 1. 34 und Hosius Neue
Jahrb. für klass. Phil. 1895, 101 f., über Cätillum zu I 3. 100, über
Aenärum zu III 5. 104. Wie üblich mifst er Sicanus, aber Sicanius.
Ferner findet sich Veledae (iieldae codd.) I 4. 90 und Marcomänos
III 3. 170, mehr noch in griechischen Namen , so Theb. IV 535
Aegaeonos, Ach. I 209 Aegaeona, aber V 288 Aegaemi, ferner PUä-
dumque I 3. 95 (vgl. Schulze quaest. epic. 306 Skutsch Plaut, und
Rom. 10. l) neben Pleiädum Theb. I 26; PUädäs IV 120 IX 460, Plias
Silv. I 6. 22 III 2. 76, weiter Maleae Silv. I 3. 97 Theb. I 100 II 33,
Maleä IV 224, Malean X 537 neben Malme VII 16 Ach. I 408. Auch
Edonias V 78 und Edonios XII 733 wird (trotz Serv. zu Verg. A.
XII 365 und den comm. Bern, zu Lucan I 675) nach Lucans Vorgange
dem St. zuzuerkennen sein. Nicht unbezweifelbar ist das Zeugnis des
Puteaneus für Lyrcius IV 710. Den Namen Argia mifst St. mit langem
und kurzem End-a (die Belege bei Kohlmann zu XII 178). Über
Däphne s. o. unter I. Ungewöhnlich sind endlich die Messungen
I 4. 76 Galatea für das Land und Ebosla, s. Anm. zu I 6. 15.
VIII Auf dem Gebiete der sogenannten Elision und des Hiates
zeigt sich besonders, dafs St., um sich die Erreichung seiner Haupt-
zwecke nicht zu erschweren, auf die von Ovid und Lucan befolgte
Vorsicht verzichtet. Die Elision langer Vocale und Diphthonge
meidet er nur in den beiden lyrischen Gedichten und in den Hende-
kasyllaben (in diesen 571 Versen finden sich sogar nur sechzehn
leichteste Elisionen kurzer Vocale), in den Hexametern wendet er sie
in arsi wie in thesi reichlich an, nur nicht in der fünften Senkung,
nur einmal in der dritten Senkung (Theb. VI 912) und nicht beim
Übergang von zweiter zu dritter Stelle des Daktylus, auch beim Über-
gange von der Hebung zur ersten Kürze sind die Fälle weniger zahl-
reich (für die dritte Hebung nur zwei Theb. III 374 VI 760, für die
PROSODISCHES UND METRISCHES 559
vierte nur einer Theb. IV 49. Im einzelnen ist, wie schon 0. Müeller
S. 15 ff. gröfstenteils gefunden hat, folgendes beobachtet:
1) jambische Wörter werden nur vor den Monosyllaba et ut aut
ac und elidiertem atque elidiert. Nur eine Ausnahme bleibt bestehen
Theb. V 577 templa dei; hie magno, wo ich die Conjectur dehine nicht
billigen kann.
2) anapaestische wie oben, ferner vor ast (Theb. II 458) und vor
molossischen Dreisilblern oder vor Vier- und Fünfsilblern (letzteres
beides nur in den Epen z. B. V 90 subito horrendas, VI 427 oneri in-
solito), ferner einmal IX 591 adeo omnia.
3) choriambische Wörter werden nur im ersten Fufse elidiert (im
dritten einzig V 173 Odrysio aut) und nur vor et (z.B. Silv. III 1.129
Taurubulae et) oder vor molossischem Wort oder Wortgruppe (so II 515
terribili applausu, VIII 364 Praecipue Eleae, V 7 dispositi in turmas,
XII 611 continuo in pugnas)] auch Silv. V 3. 69 inuidia externis ist
trotz Mueller richtig, da auch Theb. XI 174 mit Inaehii? et das
Satzende die Elision nicht hindert; dagegen mufs II 1. 122 Inuidia illa
der Name Nominativ sein.
4) Von einsilbigen Wörtern werden häufig elidiert me te se si>
einmal ne (XI 390).
Hiat findet sich bei St. natürlich nach den Interjectionen o (z.B.
o ubi Silv. II 1. 41. 52 o utinam V 1. 178) heu (z. B. heu ubi III 5. 44,
vgl. Kohlmann zu Theb. IX 385, dagegen lese ich heu si aliquis
V 4. 14), ebenso vor heu (V 5. 74), nach io (Theb. X 889 io ubi).
Ferner steht unzweifelhaft zu Recht der Hiat II 1. 229 Glaueia 'in-
sontes, da einmal der Vocativ einer Interjection gleichkommt, ferner
mit insontes eine Parenthese beginnt. Andrerseits ist gegen Mueller
der Vers Theb. VI 251 Exciti. Uli etiam mit langer Stammsilbe des
Particips, nicht Exciti zu messen und VIII 36 unde minae? uter ist mit
Baehrens nach P (mina) zu lesen minas. Die Versschlüsse IV 227
oloriferi Eurotae, VI 563 Maenaliae Atalantes, IX 305 fluetiuago Ergino
sind vom Dichter nach berühmten Mustern gefertigt.
IX Was nun endlich den eigentlichen Versbau angeht, so be-
herrschen die Einschnitte der Penthemimeres oder der Trithemimeres
mit Hephthemimeres durchaus den Versbau der Silvae. Das Ver-
hältnis der beiden Hauptformen stellt sich, wenn man Penthemimeres
annimmt, wo es eben möglich ist (oft ist bei St. die Entscheidung
sehr schwer, da er in unzähligen Versen alle drei Cäsuren verbindet),
ungefähr wie 1:6, für einzelne Gedichte bisweilen geringer, z.B. für
V 3, das Epicedion Patris, auf 1 : 8. Sehr beachtenswert ist, dafs
St. am Schlüsse des Verses immer Wort- und Versaccent zusammen-
560 ANHANG
fallen läfst, also immer den Vers mit zwei- oder dreisilbigem Worte
schliefst. In den Silven finden sich nur drei Ausnahmen , die Vers-
schlüsse II 1. 123 quae nunc, IV 2. 17 fas est, IV 6. 90 nee te, also
zwei Monosyllaba. Viersilbiges Wort am Ende steht nur V 3. 165
als Spondiacus Surrentino. Mehr Fälle dieser Arten giebt es in der
Thebais: II 610 Lycophontem , III 283 hymenaeis, IV 5 Larisaeo,
50 Sicyonis, IV 178 Amphigenia, 227 Eurotae, 298 Stymphalon, V 288
Aegaeoni, VI 561 Parthenopaeum, 563 Atalantes, IX 154 Hippomedontis,
305 Ergino, 561 Hippomedonta, ferner habe ich in der Thebais 24, in
der Achilleis sechs Fälle gezählt, wo der Versschlufs durch zwei ein-
silbige Wörter gebildet wird. Aufserdem gebraucht St. zweimal
fremde Versschlüsse I 625 eanum uim (nach Verg. A. IV 132 und
Lucr. IV 679) und V 140 agi rem (nach Verg. A. V 638); auch IV 87
riget Sphinx wird wohl so zu entschuldigen sein, XI 490 ist durch die
Handschriften beseitigt.
Für den Bau der lyrischen Verse in IV 5 und IV 7 vgl. die
Vorbemerkungen zu diesen Gedichten. In den Hendekasyllaben
(1 6 II 7 IV 3 IV 9) füllt St. wie Martial die Basis stets spondeisch aus.
INDICES
GEFERTIGT VON
HEB MANN SAFTIEN.
I. EIGENNAMEN.
Abantia (boeotisch, Anm.) classisIV8.46,
s. zu III 5. 79.
Afoaseantus, S. 497: V epist. tit. , s.
Priscilla.
Abydeni iuuenis (Leander) 12. 87.
Acca (Amme des Romulus, Anm.): -am
II 1. 100.
Achaea (= Graeca) praemia V 3. 141 ;
Achaeis (ex corr.) V 3. 222, s. Achiui.
Achaemenium Persen V 3. 187 ; s. Persis.
Acheronta durum II 6. 81.
Achilles 1114.85 (tumidus) Anm., IV4.35,
IV 4. 94 (magnus); IV 7. 24 (vgl. v. 2),
V2. 163 (Statius' Achilleis, Einl. 13; ;
Achilli II 1. 88, III 2. 96, Achillem
II 6. 31, V2. 151; vgl. II 1. 90 natum
(Pelei), 91 claro alumno (Phoenicis),
IV 4. 104 f. qui circa moenia Troiae
Priamiden traxit (s. II 7. 55), V 3. 192
indomiti alumni moderator Phoenix;
vgl. Aeacides, Pelides ; Achilleus, Hae-
monius, Thessalus.
Achilleis bustis (Sigeum) Vi. 36.
Achiuos II. 14.
Acir (Flufs in Lucanien) Lucanus II 6. 64.
Acoetes fidus II 1. 93 (Anm.).
Actaea Ceres IV 8. 50, uirgo (Minerva)
V 2. 128.
Actias Cleopatra III 2. 120; vgl. Am-
MT*3 Pill Q
AdmetusV3. 272, vgl. III 3. 192 Thessa-
lici mariti, vgl. Alcestis; Apollo bei
Admet vgl. I 4. 105, III 3. 58.
Adrasteus Arion I 1. 52.
Aeaciden V 3. 194; V5. 37 nouum (Achil-
leis), s. Achilles.
Aeacus (urnam quatit) II 1. 219, Aeacon
rigidum (inferna urna) III 3. 16.
Aegeas hiemes I 3. 95, V 2. 5.
Aegeus: Aegea III 3. 180, vgl. Theseus.
Yollmer, Statius' silvae.
Aegiale (Gattin des Diomedes, Anm.)
IE 5. 48.
(Aegyptus) s. Alexandrea. Mareoticus,
Nilus, Paretonius, Pharius.
Aenarum lacus medicos III 5. 104 (Insel
Aenaria, Anm.), s. Inarime.
Aeneas I 1. 13 (vgl. Anm.), IV 3. 132;
Aenean magnum IV 2. 2 (Aeneis); vgl.
I 2. 189 ardentum deorum raptorem,
I 3. 87 Phrygio alumno (Caietae),
III 3. 188 f., V 3. 266 ff., III 1. 74 Iliaco
marito(Elissae), V2. 120patri(Ascanii),
auch V 3. 39, 51; vgl. Aeneius.
Aeneia genetrix (Venus) I 2. 11 Anm.,
fata V 3. 37.
Aeneis II 7. 80, vgl. IV 2. 1 f. und Ver-
gilius.
Aeolia Creusa II 1. 142.
Aeolii carceris agmina II. 92, -io car-
cere III 2. 42.
(Aeolus) vgl. III 2. 42 pater Aeolio frangit
qui carcere uentos etc., vgl. I 1. 92.
(Aesculapius) vgl. I 4. 61 Epidauria
proles (Apollinis), 95 nate, III 4. 6, 69
Phoebeius iuuenis, (III 4. 80 Phoebea
limina), III 4. 24 maximus aegris auxi-
liator (Anm.), 25 mitis deus (salutifero
angui incubat), 100 hominum mitissime
custos, III 4. 67 deus patriae (Pergami),
s. Asclepius, vgl. Epidaurus, Pergamus ;
Paeonius.
Aethera 1 2. 186.
Aethiopum mensas IV 2. 54.
Aetne III 1. 130; vgl. I 1. 3 Siculis ca-
minis, I 5. 7 Sicula incude, IV 4. 80
Trinacriis flammis, vgl. Vulcanus, Cy-
clopes.
Aetnea Iuno (Proserpina) V 3. 277, Aet-
naeos portus (von Syrakus) 13. 69.
Afris messibus III 3. 90.
36
562
INDICES.
Africae uadosae IV 5. 38; s. Cinyphius,
Libye, Libycus, Libys.
(Agamemno) s. Atrides, Mycenaeus.
Agenorei iuuenci in 2. 89 (Europa), vgl.
Anm.
Alba prisca IV 5. 2, -aeDardaniae IUI. 61,
-amV3. 38 (Statius' Albanum) ; Albae
Troianae excelsis collibus V 2. 168
(Domitians Villa) ; Albae Troianae sub
collibus IV2. 65, Dardanus ager V3. 227
(Agon zu IV 2. 65 u. Einl. 19. 10, vgl.
IV 5. 22 ff. Caesareo auro).
Albano fumo cadum sordentem IV 8. 39
(St.' Albanum), -a dona III 5. 28 (Agon).
Albula (sulpureos crines) 13, 75 (aquae
Albulae, s. Anm.).
(Alcestis) vgl. III 3. 192 Thessalici ma-
riti coniunx (vgl. IUI. 172, IV 6. 104,
V 3. 272), s. Admetus.
Aleides III. 113, II 2. 24, III 1. 51, grauis
IV 2. 50, Alcidae agresti Uli. 11, ne-
glecta tellus (Herculaneum) V 3. 165,
Aleiden I 3. 100 (vgl. Anm.), magnum
III 1. 83, Aleide (voc.) III 1. 162, for-
tissime diuum IV 6. 97, Aleide (abl.)
V 2. 50, s. Hercules.
Alcinoi biferapomarial3. 81 (vgl. Anm.),
dapes IV 2. 3.
Alcman V 3. 153.
Alcyone Trachinia III 5. 58 Anm.
Aleae lucis Tegeaea sacerdos (Auge)
IV 6. 52, s. Add. zu S. 480.
(Alexander Magnus) vgl. 1 1. 86 Pellaeo
duci, IV 6. 60 Pellaeus regnator, 117. 93
natum Nasamonii Tonantis, III 2. 117
Emathios manes, III 2. 118 belliger
urbis (Alexandreae) conditor, IV 6. 106
regnator Macetum.
(Alexandrea) s. urbis III2. 117, Sklaven
daher II 1. 73, V 5. 66, Spezereien
II 1. 161, II 6. 87, Pfeffer IV 9. 12,
Schiffe III 2. 22, 103, V 1. 242, V 5. QG,
s. Mareotis, Niliacus, Pharius.
Älgidus (Berg inLatium) horrensIV4. 16.
Almo (Bach bei Rom, Anm.): Almone
Italo V 1. 223.
Alpes I 4. 86 s. Alpinus.
Alpheus: Alpheo IV 4. 32 (Olympia); A.
und Arethusa zu I 2. 204; I 3. 68 Eli-
dis amnem.
Alpini dorsi eulmina I 4. 58.
(Amaltnea) s. Olenius.
(Amazones) vgl. 1 6. 56 Thermodontiacas
turmas (ad Tanaim ferumque Phasim),
IV 6. 105 Scythiae puellas (Hercules).
Amazonia pelta Vi. 131.
Ambracias ad frondes II 2. 8 (aktischen
Spiele).
Amerina (Obst) I 6. 18 Anm.
Amnis 1 3. 45 (Anio), IV 3. 95 (Volturnus).
Amor I 2. 19 (blandus), I 2. 143 (Wagen-
lenker der Venus, Anm.), Amores 12. 120,
sagittiferi III 3. 131, Amorum tenerum
agmen 12. 54, uolucrum faces 15. 33;
vgl. I 2. 61 turba uolucrum, 64 phare-
trati fratres, 137 mea (Veneris) summa
potestas, I 3. 12 uolucres natos (Ve-
neris), III 4. 29 natorum de plebe,
III 4. 88 teneri uolucres (Paphia cum
matre), III 5. 68 leues pueros.
Amphion: Amphiona Phoebeum III 2. 41
(Statius' Thebais), vgl. II 2. 61 chelys
Thebais, HI 1. 16 Tyrio plectro.
Amphioniae arces (Theben) III 1. 115.
Amphitryoniades (Hercules) IV 6. 33.
Amphrysiaco de gramine (pastor) 14. 105
(Apoll bei Admet, Anm.)
Amyclae: Amyclis tetricis V 3. 153 (Alc-
man).
Amyclaei Lycurgi de monte II 2. 90
(Marmor), -a matre III. 111 (vgl. Anm.),
-os olores I 2. 142 Anm., inter fratres
IV 8. 29 (Helena), -is harenis 1 2. 213
(Paris).
(Amycus) vgl. Bebrycius.
(Anchises) vgl. I 2. 189 Phrygio marito
iuneta (Venus), auch III 3. 188, V3. 51
(Siculi sepulcri dona), V 3. 266 ff., vgl.
Aeneas.
(Andromache) vgl. V 3. 76 ff.
Anien (zu I 3. 20) saxeus I 3. 20, prae-
ceps 15. 25, Aniene 13. 2, vgl. 13. 45
Amnis.
Anienus (zu v. 20) I 3. 70.
Aniena (adj.) frigora IV 4. 17.
Annona superba I 6. 38.
(Antaeus) vgl. III 1. 157 Libycas pa-
laestras (Hercules).
Anthedon (Stadt in Boeotien): Anthe-
dona IH 2. 38 (Glaucus).
Antiphatae (Königs der Laestrygonen)
cruenti litus (Formiae) 1 3. 85.
Anubis: vgl. III 2. 112 Lethaeus ianitor
(Anm.).
Anxuris superbae arces I 3. 87 Anm.
Aonides sorores V3. 122; Aonidum co-
mites 12. 247.
Aonio certamine (der Musen, Anm.) II 4. 19,
in uertice (Parnass) Vi. 113, -iae sil-
uae II 7. 13, -ios campos V 3. 92, -ias
diuas 14. 20, inferias IH 3. 32, -iis
antris IV 6. 31, modis V 3. 102.
Apelleo colore signata uultus V 1. 5,
-i colores II 2. 64, -ae cerae I 1. 100
Anm.
Apelles: -en IV 6. 29.
Apis III 2. 116 Anm.
Apollo 12. 93, Hl. 112, in 5. 80 (Neapels
Gründung, Anm.), IV 3. 115 (Tempel
in Cumae, Anm.), IV 8. 19, 47 (von
Neapel, zu v.45),dexterVl.l3, V3.123,
V5. 65, Apolline (iuneto Caesar) Vi. 14,
I. EIGENNAMEN.
563
V 3. 12, 293; vgl. 1 2. 220 Letous ua-
tum pater, I 4. 58 s. Anm., I 4. 105
pastor (Amphrysiaco de gramine),
14. 117 pater uatum Thymbraee (zu
I 2. 222), III 1. 141 Cirrhae opacae
pater (Anm.), III 4. 8 patri (Asclepii),
IV 4. 95 arcitenens pater, IV 7. 23
Thymbrae rector; s. Paean, Phoebus,
Delius.
Apollineus sacerdos Vi. 26, -os lucos
(Alpini iuxta culmina dorsi) I 4. 59
s. Anm.
Appia longarum regina uiarum II 2. 12,
IV 3. 102, nobilisIV4. 2, ingens Vi. 223,
Appiae saxosae latus IV 3. 3, Appia
annosa IV 3. 163.
Apula coniunx agricolae V 1. 122.
Aquilone in Zephyros fracto IV 5. 8.
Arabs (odoratas aristas) V 3. 43, Arabes
IV 1. 42, Arabum in odoriferis aruis
I 4. 104 (Apollo, vgl. Anm.), gramine
II 4. 35, messes superbas III 3. 34,
diuitias V 1. 61, uer V 1. 211; Arabes
liquores II 1. 161.
Arati noti modos V 3. 23.
Araxes (patiens Latii pontis, Anm.) 14. 79,
ferus V 2. 141, Araxen pharetratum
V 2. 32, s. Armenia.
Arcadia testudine (des Mercur) V 3. 93.
Areas (Mercur:) uoealis citharae repertor
II 7. 6, aliger (Iouis nuntius) III 3. 80,
Arcada Vi. 107 ; Arcadas metasV2. 123
(Parthenopaeus).
(Archemorus) s. Nemea, Opheltes.
Arcitenens s. Apollo.
Arctus niualis IV3. 153, ab Arcto Vi. 88,
gelidas ad Arctos III 5. 19, ad Par-
rhasias IV 5. 5, per gelidas V 1. 127.
Arctoos amnes V 2. 133, -as acies 1 4. 89
(Germanien), pruinas III. 3. 71 (Cali-
gulas Expedition nach Britannien).
(Ardea) vgl. I 3. 83 Laurentia Turni
iugera.
(Arethusa) vgl. I 2. 206 Sicanios fontes
(Anm.), v. 207 Nais, I 3. 69 ad Aet-
naeos portus, vgl. Alpheus.
Argentaria s. Polla.
(Argo) puppern temerariam Mineruae
II 7. 50.
Argonautae: -as II 7. 77 (Varro Ata-
cinus, Anm.), s. 1 2. 40, IV 5. 27, IV 6. 42.
Argoos remos (der Argo) IV 6. 42.
Argos priscum III 1. 182, plur. Argos
III 1. 23, s. Phoroneus.
Argus V 4. 13.
(Ariadne) s. Cressa, Gnosis, Gnosiacus,
vgl. 12. 132, 224, 228, I 6. 88 Corona
(Anm.), II 6. 26, V 1. 232.
Aricinum Triuiae nemus (Diana von
Aricia, Anm.) III 1. 56 (vgl. IV 4. 15
nemus glaciale Dianae); Aricino sub
antro V 3. 291 (Egeria); vgl. Diana,
Egeria, Phoebe, Triuia.
(Arion) vgl. II 2. 60 Methymnaei uatis
manus, auch v. 120.
Arion (Rofs des Adrast, Anm.) Adrasteus
I 1. 52.
Armenia arcu horrenda fugaci I 4. 79,
Armeniam V 2. 34, s. Araxes.
Armenii ferocis fuga V 2. 41, Armenii
(plur.) III 4. 63.
(Arruntius) s. Stella.
Ascanius V 2. 120, V 3. 39.
Asclepium Pergamenum III praef. 19,
s. Aesculapius.
Ascraeus senex (Hesiod) V 3. 151, -um
senem V 3. 26.
Asiae magnae iura 14. 81, mille urbes
V 2. 57, dites populos V 3. 188.
Assyrio (Syrien, zu III 2. 121) amomo
II 4. 34, gramine manantes sueos II 6. 88,
-ios liquores III 3. 212; -ias sedes III 2.
121.
Asteris (Violentilla, zu I 2. tit.) I 2. 197,
198 ter.
Astraea alma I 4. 2 Anm.
Astyanacta (Phrygia turre cadentem)
V 3. 77, vgl. II 1. 145.
(Atalanta): vgl. Hippomenes.
Atedius Melior s. Melior.
Athamas toruus II 1. 143, vgl. Anm.
Athainantea pinu (der isthmischen Spiele)
V 3. 143.
Athenas fertiles II 7. 28, Athenis I 3. 93
(Epikur), s. Munychius.
Athos: Athon IV 3. 56 (Xerxes).
Atlas: Atlantis caeliferi genu I 1. 60
Anm., niues IV 3. 157, AtlanteIV2. 19.
(Atreus) s. Mycenaeus und V 3. 96.
Atridae (Menelai) metuentis uulnera
14. 113 (Machaon); Atridae (Aga-
memnoni) tumido III 2. 98.
Atropos III 3. 127, IV 4. 56, albaIV8.19,
dura V 1. 178.
Atticus senior (Phidias) 1 1. 102, Attica
orsa Menandri II 1. 114.
Attis 15. 38 (Synnadischer Marmor,
Anm.); vgl. III 4. 41 Sangarius puer,
auch II 2. 87, V 1. 223, V 3. 245
(Mygdonios dolores).
Auentinae ceruae uestigia II 3. 22
(Tempel der Diana auf dem Aventin,
vgl. Anm.).
Auernales Naides II 6. 101, scopulos
V 3. 172 (Sibylle).
Auernus : Auerni praescios lucos IV 3. 131
(Sibylle), pallentis deis Vi. 27, tristis
reges V 1. 259 (vgl. noch 11 7. 121
deos silentum), Auerno pigro V3. 271;
vgl. V 3. 44 inferni laci.
Auge Maenalis III 1. 40, vgl. IV 6. 52
Tegeaea sacerdos.
36*
564
INDICES.
Augustus IV 1. 32, vgl. 1 1. 23 adsertae
munere prolis (die aedes Divi Iulii
erbaut), vgl. Iulia ; als Kaisertitel IV 1
tit., IV 2 tit. (s. aber S. 208).
Aurora segnis I 2. 218, I 6. 9; vgl. Ti-
thonia, Tithonis, Mygdonius.
Ausonum portus IV 5. 37.
Ausoniae armipotentis alumnus III 2. 20.
Ausoniis (subst.) V 3. 293.
Ausonius Iuppiter III 4. 18, -ii praesidis
I 2. 175, ducis arma IV 4. 96 (Anm.),
ferri munia V 2. 174, laris V 3. 168,
-iae Vrbis pater augustissimus IV 8. 20,
-iae (dat.) togae (vgl. Anm.) I 4. 24,
Monetae III 3. 105 (vgl. Anm.), -ium
ad litus IV 8. 46, -io portu IV 4. 52,
-iis matribus 12. 76, -ios inter pro-
ceres II 1. 195, enses III 3. 116, -ias
catenas III 2. 120, arces III 4. 32, co-
hortes IV 4. 61.
Auster nubilus III 3. 96, grauiore Austro
IUI. 72; austriV 1.246, austro 14. 122,
sub udo I 6. 78, sub humenti II 4. 28,
imbrifero Vi. 100, austri (plur.) insani
II 2. 27, austros II 1. 106, III 3. 129.
Autumnus pallens imbrifero hiatu II 1.
217 Anm., -um ditem V 1. 50.
Babylon II 7. 95 (Alexander, vgl. Anm.),
Babylonis antiquae sacras opes (vgl.
Anm.)IH2. 137, Babylonos opes Vi. 60,
BabylonalVl. 40, IV 6. 67 (Alexander),
s. Euphrates.
Baccheidos Ephyres (Korinth) II 2. 34
Anm.
Bacchei Gauri III 5. 99, -o nectare II 2. 99.
Bacchus HI 3. 62 (cornua, Anm.), IV 2. 34,
V 1. 116, Bacchi sacerdos Vi. 26,
Baccho III 4. 59, Bacche II 1. 98 (Ino,
Anm.), Baccho tuo (Caesaris) 16. 96;
vgl. IO 1. 41 fratre madentem (Her-
culem), IV 6. 56 fratris marcentia po-
cula, IV 8. 9 madenti deo, I 4. 21
Dirces mitem alumnum; s. Bromius,
Euhan, Lyaeus, Baccheus, Lenaeus.
Bactra regia III 2. 136; Bactra IV 1. 40.
Baetica II 7. 29 (Lucan).
Baetis 117. 34, Baetim II 7. 35 (Lucan).
Bagrada (Flufs bei Carthago, Anm.)
Cinyphius IV 3. 91.
Baiae (vgl. zu III 2. 17) desides IV 7. 19,
Baias uaporiferas III 5. 96, aestuantes
IV 3. 26, vgl. Lucrinus und III 5. 75
litora mundi hospita, auch III 3. 162.
Baiaua litora V 3. 169, -os sinus III 2. 17,
-is ab oris I 5. 60 (Domitians Villa?
vgl. Anm.).
Bassaridum rotator Euhan II 7. 7.
Batrachomachiam I praef. 6 (vgl. Anm.).
Battiadae (des Callimachus) carmina
V 3. 157.
Bebryciae harenae strepitus IV 5. 28
(Pollux und Amycus, vgl. Anm.).
Bellipotens I 4. 34, V 2. 179, s. Mars.
Bistonius sonipes (des Mars) I 1. 19,
-io cubili orba soror (Philomela) II 4. 21.
Blaesus (Freund des Melior) vgl. S. 317:
II 1. 191, 201, II 3. 77.
Boeota tempe V 3. 209.
Bolanus, Vettius B. S. 511: Bol. V 2. 37,
41, 42, 43, Vettius Bol. V 2 tit.
Boreas III 3. 96, Borean III 2. 45.
Briseis: Briseide IV 4. 35 (Achill).
(Britannia) s. Caledonius, Thyle.
Britanno regi V 2. 149.
Bromius: Bromio II 2. 4, IV 6. 66, Bro-
mium II 3. 38 (vgl. Anm.), s. Bacchus.
Brontes (zu I 1. 3) III 1. 131, stolidus
IV 6. 48, Brontem 11.4; vgl. Cyclopes,
Steropes.
Bruma 12. 157, -ae ora rigentia II 1.
215 Anm.
Bruttia ora 13. 33.
Brutus (der Freund Ciceros): IV 9. 20
Bruti oscitationes (Anm.); Bruto (der
Vertreiber der Könige) 14. 42.
(Busiris) vgl. III 1. 31 Pharii regis pol-
luta altaria (Anm.), IV 6. 103 saeuae
Mareoticus arbiter arae.
Byzantiacos lacertos IV 9. 13.
Caci atra rura (Aventin) II 3. 12 Anm.
Caelica tecta II 3. 14 (vgl. Anm.).
Caesar, C. Iulius C: Caesaris ora 1 1. 86
(Reiterstandbild, s. Anm.), vgl. 1 1. 22 ff.
(Aedes Divi Iulii, Apotheose, s. Anm.),
II 7. 67 ducis diui fulmen, vgl. Cae-
sareus, Iulius. — Domitian: Caesar
I 6. 84, III 2. 128, IV 1. 30, IV 2. 5, 32,
Vi. 14, V2. 174, V3. 204 (ultor deo-
rum), Caesaris laeti diem 16.8, magni
ora II 5. 27, auro (des Alban. Agons)
III 5. 29, purpura IV 1. 2, inuicti ful-
men IV 7. 50, inuicti numina IV 8. 61,
magni numen Vi. 165, sacri uultus
V 1. 191, orbem V 2. 132, Caesari
domino IV praef. 27, Caesare I 4. 55,
dextro V 1. 144.
Caesareus: -i fori (forum Iulium) 11. 85;
-um latus (von Kaisern) III 3. 65; Do-
mitians : Caesareus puer (Earinus)
III 4. 7, -i pontis (über den Volturnus)
IV 3. 70, equi V 1. 133, -um pudorem
IV 1. 10, nomen II 4. 30, -o auro IV 5. 24
(Albaner Agon), -a manu dotata serta
V 3. 229 (dgl.).
(Caieta) vgl. I 3. 88 Anm.
Caledonios campos V2. 142, s. Britannia.
(Caligula) vgl. III 3. 69 ff. (immitis,
Furiis agitatus, terribilem adfatu
uisuque tyrannum immanemque suis),
s. Gaianus.
I. EIGENNAMEN.
565
Callimachus senex I 2. 253 Anm., vgl.
Battiades, auch V3. 108 Cyrene docta.
Calliope (Mutter des Orpheus zu II 7. 40,
vgl. V 1. 25 omnis matertera) II 7. 38,
III 1. 50, vgl. V3. 15 dux (Musarum).
(Callisto) s. Arctos.
Camenae I 2. 257, -is IV 7. 21.
Camilli reduces V 2. 53.
Campaui litoris molles oras III 3. 162,
-os agros IV 3. 6 (Hannibal).
Cannenses animae I 4. 87.
Canopus : Canopi Pelusiaci scelus (Pom-
pejus' Ermordung) II 7. 70 (Lucans
Epos, Anm.), Therapnaei ora III 2. 111
(vgl. Anm.).
(Capeila) s. Olenius.
Capitolium (Juppitertempel, zu I 6. 102)
16. 102, -ioIV3. 16, Capitolia V3. 197,
vgl. III 4. 105 Tarpeia templa, IV 2. 21
Tonantis regia, IV 3. 161 Tarpeius
pater renatae aulae intonabit, auch
I 1. 79 bella Iouis (Anm.), V 3. 196
Phlegraea proelia, V 3. 203 Caesar
ultor deorum; Capitolinischer Agon
vgl. Einl. 19: Capitolia III 5. 31, vgl.
IV 2. 62 quinquennia coronatis lustris,
V 3. 231 quercus mixta oliua, vgl.
Capitolinus, Tarpeius.
Capitolinis lustris III 5. 92 (Agon); se-
dibus V 1. 189.
Caprae (Anm.) dites III 1. 128, Capreas
III2. 23, vgl. III5. 100 Teleboum domos.
(Capua) III 5. 76 f.
Capys III 5. 77 (Capua, Anm.).
Caricae, Feigen IV 9. 26.
Carpathio (mari) III 2. 88.
(Carthago) s. Hannibal.
Carystos (Marmor zu I 2. 148, II 2. 93)
undosalö. 34, gaudens fluctus spectare
II 2. 93, vgl. I 2. 150 concolor alto
uena mari, IV 2. 28 glaucae certantia
Doridi saxa.
Caspiacae portae limina IV 4. 64.
Castaliae uocalibus undis V 5. 2, vgl.
II 2. 39 pudicos fontes (Anm.), IV 7. 12
castior amnis, s. Musae.
Castor IV 5. 27, IV 6. 16 (alter, Anm.),
V 2. 129, Castora V 3. 139, Castore
dextro IV 7. 48; vgl. Tyndaridae,
III 2. 10 Oebalii fratres (Anm.), IV 8. 29
Amyclaeos fratres, auch 11. 53 Ledaeus
Cyllarus (Anm.).
Catillus, Gründer von Tibur: -um 13. 100
Anm.
Cato (Uticensis) I 1. 28; -nem gravem
II 7. 68 (Lucans Epos); CatonesIl7. 115.
Cattis (Einl. 44 f.) I 1. 27 vgl. Anm.,
III 3. 168, s. Arctos, Arctous, Rhenus.
Caunos Ebosia? I 6. 15 s. Anm.
Cebrenidos (der Oenone) uiduae arida
luctu flumina I 5. 21 Anm,
Cecropiam fidem (des Peirithoos und
Theseus) II 6. 55, -io luto stagnata
ripa (des Nil) III 2. 110 s. Anm.
Celer s. Maecius.
Centauros V 3. 280.
Cerberus II 1. 184, V 3. 59, Cerberon
V 2. 95; vgl. II 1. 230 durae ferae
comes (Anm.), III 3. 27 tergeminus
custos, V 3. 279 asper ianitor, vgl.
auch I 2. 39 Stygiis monstris, IV 6. 104
spoliata limina mortis (Hercules),
(III 2. 112 Lethaeus ianitor (Anubis),
Anm.).
Cerbereos latratus V 1. 249.
Ceres Actaea IV 8. 50 (von Neapel,
Anm.), Vi. 232; IV 2. 34, Cereri
I 4. 31, castae IV 3. 11.
Cerealia dona coronae (in den Augusta-
lien) V 3. 226.
Chalcida I 3. 31 (Euripus, vgl. Anm.),
Chalcide V 3. 155 (Sappho).
Chalcidicae (vgl. zu Iü 5. 79) coronae
Cerealia dona (patrias frondes) V 3. 226
(Augustalien), -um Carmen (Sibyll.
Bücher) V 3. 182 (Quindecimvirat, vgl.
I 2. 177), -as turres (Neapel) II 2. 94,
laurus IV 3. 118 (Sibylle), -is litoribus
(Neapel) IV 4. 78.
Chaos (zu III 2. 92) Cimmerium III 2. 92,
triste III 3. 210, Tartareum V 1. 206.
(Charon) vgl. II 1. 186 auidae trux na-
uita cymbae, 229 portitor, II 6. 81
cluri senis, V 1. 251 nauita, V 3. 283
supremus uector.
Charybdis torta III 2. 85.
Chios II 2. 93, IV 2. 28 (Marmor).
Chiron I 2. 216 (Hochzeit des Peleus);
II 1. 89 (semifer) u. V 3. 194 (Achill);
Chironis gemini salutifero antro 1 4. 98
Anm.
Cilicum flores (Krokus) II 1. 160, messes
II 6. 87, III 3. 34, uer V 1. 211.
Cimmerium chaos III 2. 92.
Cinyphius (Flufs Cinyphus oder Cinybs
in Libyen, Anm.) Bagrada IV 3. 90,
Cinyphiis campis IV 9. 32.
Cinyrea germina (Myrrhen) Vi. 214.
Circes uitreae iuga perfida (Circei) 1 3. 85
(vgl. Anm.).
Cirrhae opacae pater (Apollo, Anm.)
III 1. 141, -am V 3. 4.
Circi rapidi proelia III 5. 15, Romulei
iugera V 2. 21.
Cithaeron II 7. 18.
Claudia (Quinta) I 2. 245 Anm.
Claudia (Statius' Gattin, vgl. Einl. 17, 7) :
III praef. 20, s. III 5 passim.
Claudius (Kaiser) III 3. 78.
Claudius Etruscus s. Etruscus.
Cleonaeus (Cleonae bei Nemea) arcus
V 2. 49, -i sideris iuba IV 4. 28.
566
INDICES.
Cleopatra Actias III 2. 120 (vgl. Anm.).
Clio I 5. 14.
Clitumna (Fl. Clitumnus in Umbrien)
noualia I 4. 129 Anm. , vgl. Meuania.
Clotho I 4. 1.
Clymenea germina I 2. 123 Anm., vgl.
Heliades.
Colchis fera (Medea) II 1. 141.
Concordia I 1. 31 (aedes Concordiae);
I 2. 240 Anm., II 2. 154, V 1. 44.
Corbulo (Domitius C.) V 2. 35, vgl. S. 511.
Corinnae tenuis arcana V 3. 158.
(Corinthium aes) II 2. 68 Anm.
(Corinthus*) s. Ephyre, Isthmus, Isth-
mius, Isthmiacus.
(Corona) s. Ariadne.
Corycia in umbra V 3. 5, vgl. Parnasus;
Coryciae (Corycos in Cilicien) comae
V 1. 214.
Coos: Coo (abl.) I 2. 252 (Philetas).
Cressa callida (Ariadne) II 6. 25.
Creta I 4. 101 vgl. Anm., II 6. 67.
Creusa Aeolia II 1. 142.
Crispinus, Vettius Cr. S. 511: V 2 tit.
(Vettii Bolani f.), V 2. 2, 162, 171.
Croesi bonis I 3. 105 (vgl. Anm.), vgl.
II 2. 121 Lydo auro, Y 1. 60 Lydae
gazae.
Culex: culicis Maroniani ante annos
II 7. 74 Anm., Culicem I praef. 6 (vgl.
Anm.), vgl. Vergilius.
Cumae, -as ueteres IV 3. 115, vgl.
III 5. 97 enthea fatidicae tecta Si-
byllae, IV 3. 24 Euboicae domum
Sibyllae, s. Cyme.
Cumano orbe tortas patinas IV 9. 43. —
vgl. II 2. 9 gentile fretum (des Statius
u. Pollius) = sinus Cumanus.
Cnra I 5. 12.
Cures: Curibus uetustis IV 5. 56.
Curia felix (Anm.) 14. 41, IV 4. 76;
IV 1. 10, V 2. 27, -iae pignera IV 5. 41.
(Curtius) vgl. I 1. 66 ff. (Anm.).
Cyaneos per aestus 1 2. 40 (Symplegaden,
Hercules).
Cybebe V 1. 223 Anm., Cybeles lugentis
agros II 2. 88 (Attis, Marmor, s. Syn-
nas), vgl. V 3. 245 Mygdonios dolores,
s. Attis.
Cybeleia limina I 2. 176 (Quindecim-
virat, Anm.).
Cyclopum scopulos V 3. 49, vgl. Brontes,
Steropes u. zu I 1. 3.
Cyllarus (Castors Rofs) Ledaeus I 1. 54
Anm.
Cyllenla proles (Mercur) II 1. 189.
Cyine quieta (Anm.) IV 3. 65, Ausonii
pridem laris nospita V3. 168, s. Cumae.
Cymodoce uda crines (vgl. Anm.) II 2. 20.
Cynthia bona 12. 268 (als Geburtsgöttin;
vgl. Lucina), vgl. Diana.
Cyrene II 6. 67 (Ursus), docta V 3. 108
(Kallimachos).
Cytherea I 5. 31, 54, III 4. 3, 72, 92,
III 5. 68, vgl. Venus.
Dacus (vgl Einl. 48 ff.): Daci attoniti
domus ardua I 1. 7, Dacis I 1. 27,
(montem) III 3. 169, Dacos truces
III 3. 117, Dacis 14. 91; vgl. I 1. 80
montem, s. Arctos, Getae, Hister.
Dacas (adj. zu I 4. 129) exuuias I 2. 180,
-a proelia IV 2. 66 (Statins' Lied im
Alban. Agon, Anm.).
Dalmatae montes IV 7. 14 (Anm.).
Dalmatia IV praef. 18.
Dalmatico metallo I 2. 153 Anm., monte
III 3. 90, vgl. IV 7. 14 Anm.
Damascos pia (vgl. Anm.) I 6. 14.
(Danae:) vgl. I 2. 136.
Danaas umbras V 3. 268.
(Danubius) s. Hister (zu V 1. 89).
Daphne I 2. 131 (Apollo).
Dardanius senex (römisch) V 2. 108, ex-
plorator facis opertae (Pontifex, s. zu
I 1. 35) V 3. 178, -ii equi I 1. 9, -iae
Albae III 1. 61, -ia Ida I 2. 43.
Dardanus ager Albae V 3. 227, -a sacer-
dos (Rhea Silvia) I 2. 192 (vgl. Anm.),
-a bella V 2. 156.
Daunirigidi iugeraV3. 163; vgl.1113. 163
Diomedeas arces.
Deeember multo grauidus mero I 6. 5,
Kalendae Decembres (S. 303 f.) I praef.
27, I 6 tit.
Decii (plur.) V 2. 53.
Delius pater V 1. 115, Delia antra V 3. 4 ;
Delium IV 3. 152, s. Apollo.
(Delphi) vgl. I 2. 247 tripodum (Anm.)
ministri, Vi. 114 arcani hiatibus antri;
vgl. Cirrha, Parnasus.
Diana 14. 33, II 3. 21, (von Aricia)
III 1. 58 (Anm. u. zu I 3. 76), -ae
(dgl.) nemus glaciale IV 4. 15, infer-
nae (der Hecate- Proserpina) uates
(Sibylle) V 3. 270; vgl. Cynthia, He-
cate, Latonia, Lima, Phoebe (Phoe-
beius), Triuia.
Dicarcheus (Gründer Puteoli's, zu II 2. 3) :
Dicarchei tecta III 1. 92, Dicarcheo
miti terra dilecta IV 8. 8.
Dicarchei (Puteoli, zu II 2. 3) profundi
II 2. 3, -i (plur.) sinus II 2. 110, por-
tus III 5. 75, V 3. 169, -is colonis (vgl.
Anm.) II 2. 135, terris III 2. 22.
Dicarchi moenia (Puteoli, zu v. 3)
II 2. 96.
Dictys fluctiuagus II 1. 95 Anm.
(Dido) s. Elissa.
Dindymon, uertice sacro I 1. 10.
(Diomedes) König von Thracien s. III 1 . 3 1 ,
IV 6. 100.
I. EIGENNAMEN.
567
Diomedei furti penetralia (Vestatempel)
V3. 179, Diomedeas arces (in Daunien,
Anm.) III 3. 163.
Dione : Diones Latiae templa (der Venus
Genetrix) I l.*84 Anm., Isthmiae col-
libus (Korinth) II 7. 2.
Dionaea columba III 5. 80 (Gründung
Cumae's) Anm.
Dirce (Quelle) II 7. 18, -es mitem alum-
num (Bacchus) 14. 21.
Bis: Dite IV 7. 14, vgl. III 3. 29 silentis
domini, I 4. 95 Ioui iniquo.
(Domitia) vgl. III 4. 18 Romana Iuno
(Anm.).
Domitianus (vgl. Ind. II) 1 1 tit. (s. aber
S. 207), <1V 1 tit.> s. S. 208, IV 2 tit.
(s. aber S. 208); Benennungen vgl. zu
I praef. 14 (sacer u. dgl.), I 1. 98
(astrum), III 4. 53 (caelestis); I 2. 178
(parens Latius, pater Vrbis u. dgl.),
I 6. 50 (dux), Einl. 6. 4 (dominus),
s. Caesar, Germanicus (s. Einl. 45. o),
Iuppiter (zu I praef. 14), Palatinus.
(Domitiani filius) I 1. 97.
Domitiana uia (s. S. 451) IV 3 tit., -am
uiam IV praef. 8; Monat Domitianus
vgl. IV 1. 42 f. (Einl. 45. e).
(Domitilla) I 1. 98.
Doris (Meer, zu III 2. 16) III 2. 89, Do-
ridos spumosae de uitreis antris III 2.16,
Doridi glaucae IV 2. 28; Dorida udam
II 2. 106.
Dryadum choris 13. 77.
(Dryope) vgl. 15. 22 Herculei alumni
praedatrix, III 4. 42 caerula Nais.
Dulichii regis (des Odysseus) ora spe-
ciemque V3. 115, Dulichii proci Vi. 58,
-iis lupis ululata iuga Circes I 3. 86
(vgl. Anm.), vgl. Vlixes.
Earinus, Flauius E., Domitians Frei-
gelassener (vgl. S. 422): Earinus III
praef. 16, Flauius Earinus III 4 tit.
Ebosia Caunos? I 6. 15 s. Anm.
Egeriae nemoralem Phoeben I 3. 76
Anm., vgl. V 3. 291 Nympha Aricino
sub antro.
Elegea (als zehnte Muse) I 2. 7 Anm.
Elei Iouis templo (zu Olympia) 1 1. 102,
Eleis lustris (Olympiaden) II 6. 72,
laboribus actos equos IV 4. 31 (olymp.
Spiele).
Elis: Elidis amnem (Alpheus) I 3. 68,
Elin II 6. 47 (olymp. Spiele).
Elissa diues III 1. 74, -ae Sidoniae con-
uiuia IV 2. 1, -am miseram V 2. 120.
Elysii mollis munera II 1. 204 Anm.,
oris II 7. 112, Elysio (s. appar. crit.)
II 3. 74, vgl. V 3. 286.
Elysiam quietemll 6. 99, -iofdnteV3. 2,
-ia sede V 3. 267, -iae domus III 3. 23,
-ios flores V 1. 257, -ias oras V 1. 193,
-iis sedibus IV 6. 15.
Emathios ad manes (Grab Alexanders
in Alexandria) III 2. 117.
(Endymion) s. Latmius.
Enni ferocis Musa rudis II 7. 75.
Eons: Eoo primo IV 1. 4, vgl. Phos-
phoros.
Eoi pelagi mersus scrutator III 3. 92
(Perlenfischerei, Anm.), -ae Syenes
II 2. 86, plagae II 4. 25, -um Orontem
IV 7. 46, -ae laurus IV 3. 110, -is
gentibus V 3. 186, -as sagittas III 2.
126, -a signa III 2. 104, germina
III 3. 33.
Ephyres Baccheidos culmen II 2. 34
Anm., vgl. Corinthus.
(Epicharmus) Siculus senex V 3. 151.
(Epicurus) senior Gargettius I 3. 94,
Gargettius auctor II 2. 113.
Epidauria proles (Aesculap) 14. 61.
Epidaurus felix medicis harenis 14. 100
(Aesculap).
Epitrapezios Hercules (vgl. S. 473 ff.)
IV 6 tit. , -ion Herculem IV praef. 14.
Equus Caesaris II. 84 ff.
Equus Domitiani I 1.
Erato iucunda (Anm.) I 2. 49; IV 7. 2.
(Erigone) vgl. V 3. 74 Marathonia uirgo.
Erinys V 3. 195 (ciuilis), V 3. 286, vgl.
Eumenis, Furia.
Erycina templa 12. 160 (Venus).
Erymanthus: Erymanthon IV 6. 101
(Hercules).
Erythraeis lapillis (nox signanda, Anm.)
IV 6. 18.
Eryx: Erycis de uertice III 4. 21.
Etrusca s. S. 408: III 3. 111, 207, vgl.
Etruscus.
Etruscus, Claudius E. vgl. S. 408 u.
Ind. II: Etr. I 5. 14, III 3. 6, 33, 136,
149, 173, Claudius Etr. I praef. 25,
1 5 tit. (balneum s. S. 296), III praef. 14 f.,
III 3 tit.
Euander II 1. 93 Anm., Euandri ueteris
penates (Palatin) III 4. 48.
Euandrius collis (Palatin) IV 1. 7.
Euboea (adj.) plebes (Neapels, zu III 5. 79)
V 3. 137.
Euboici (zu III 5. 79) pulueris annos
(der Sibylle, Anm.) I 4. 126, -ae Si-
byllae I 2. 177, IV 3. 24; (neapolita-
nisch, vgl. noch zu 12. 263:) Euboico
sanguine V3. 111, -os penates III 6. 12,
per campos IV 4. 1.
Eubois tellus (Neapel) I 2. 263 (Anm.
u. zu IE 5. 79).
Euhan 12. 17, 133, Semeleius 220, 15. 3,
Bassari dum rotator II 7. 7, IV 2. 49,
IV 3. 155, V 3. 6, s. Bacchus.
Eumaeus II 6. 57.
568
INDICES.
Eumelis (Parthenope) felix IV 8. 49, vgl.
Anm.
Eumenidum comis (Anm.) V 1. 28, taedas
comasque V 3. 279, Eumenidas saeuas
V 2. 95, s. Furia, vgl. Erinys.
Euphrates uagus V 1. 89, Euphratae
supra diademata felix II 2. 122 (Perser-
könige), Euphraten rapidum (Anm.)
III 2. 136.
Euploea (Insel im Golf von Neapel)
omen carinis II 2. 79 (Anm.) u. III 1. 149.
(Euripus) s. Chalcis.
(Europa) vgl. I 2. 135, III 2. 89.
Eurotas II 6. 46 (Ledaeo gurgite), Euro-
tae (dat.) I 5. 40 (uiridis, Marmor, zu
I 2. 148), s. Lacones.
Eurus ueniens I 6. 11 (vgl. Anm.\ atrox
III 3. 96, -um 111 2. 45.
(Eurydice) vgl. V 1. 203, V 5. 54, s.
Orpheus.
Eurystheus: Eurysthea III 1. 24 (vgl.
Anm.); vgl. III 3. 57 saeui regis hor-
rida pacta, auch III 1. 40.
Facundia V 3. 90.
Falernis prelis II 2. 5.
Fama 1 1. 8 (prior, Anm.), I 2. 28, I 3. 27,
Vi. 106 (uolucri curru), Faniae peioris
murmura 1 4. 14, curribus leuatus per
poli axem II 7. 108, Fama uelocior
V 2. 170.
Eatum: Fato Vi. 150, Fata (s. zu II 1.
154) 12. 40, II 1. 154, II 6. 103, li-
uentia V 1. 145, -is II 6. 59, V 1. 185,
-a III 4. 25, Vi. 22, 259, -is II 1. 222,
IV 6. 71.
Fauni faciles II 3. 7, Faunos Tiburtes
I 3. 99.
Fauonius tenuis III 1. 72.
Flaminio limite II 1. 176.
Flauia Domitilla s. Domitilla.
Flaums Earinus s. Earinus.
Flauius Yrsus s. Vrsus.
Flauium caelum IV 3. 19 (templum
gentis Flauiae, Anm. u. zu I 1. 105),
vgl. V 1. 240.
(Formiae) vgl. 1 3. 84 Antiphatae cruenti
litus.
Fortuna 14. 6, II 6. 9 (caeca), 68, III 3.
45, 86, 157, V 1. 75, 144, V 2. 77,
V 5. 60, -am II 2. 127, V 1. 138, -a
(abl.) I 4. 93, III 3. 183, s. Praenesti-
nae sorores.
forum: fori Caesarei (Iulii) sede 1 1. 85,
noui (f. transitorii, Anm.) leges IV 1. 15,
medii V 2. 109, foro I 4. 47, III 5. 87,
IV 5. 49 (frementi), forum 1 1. 2 (La-
tium, f. Romanum), I 1. 69, IV 4. 41,
V 2. 101, 103, foro IV 9. 15 (trino),
IV 3. 10 (das f. transitorium, zu IV 1.
15); fora turbida I 4. 10.
Furiae: Furiarum sibila II I 3. 26r Furiis
agitatus III 3. 70, Furias V 1. 192,
V 3. 96; vgl. II 1. 185 (Anm.) soror
(flammis, assurgentibus hydris, zu V 1.
28), vgl. Erinys, Eumenides.
Gades tinnulae I 6. 71 Anm., solis cu-
bilia Uli. 183 (Herculestempel, Anm.).
Gaetulo equo V 2. 118.
Gaiano asse (des Caligula) IV 9. 22 Anm.
Galaesi (Flufs bei Tarent) Therapnaei
uineta II 2. 111 Anm. , Lacedaemonii
pecuaria culta III 3. 93.
Galatea (Galatien) uigens 1 4. 76.
Galatea (Meergöttin) uiridis II 2. 20.
Gallieus, C. Rutilius G. S. 282 (vgl.
Ind. II): Rutilius Galliens I praef. 24,
I 4 tit., Gallicus I 4. 4, 34, 93.
Gallio Iunius, Senecas Bruder: II 7. 32
(dulcis, Anm.).
Gallus (Freund des Vitorius Marcellus,
vgl. zu v. 23) IV 4. 20.
Ganges: Gangen IV 2. 49.
(Ganymedes) vgl. III 1. 27 Phryge, 1 6. 34
Idaeos ministros, III 4. 13 mibe sacrae
rapinae etc. (Anm.), IV 2. 11 Iliaca
dextra.
Gargettius senior 13. 94, auetor II 2. 113
(Epikur).
Gauranos sinus IV 3. 25.
Gaurus nemorosus Icario palmite III 1.
147 (vgl. Anm.), -i Bacchei uineta
III 5. 99, -o IV 3. 64.
Germanas acies IV 2. 66 (Statius im
Alban. Agon, Anm.), s. Catti.
Germanicus (Domitian, vgl. Einl. 45. h)
III 4. 49, IV 1. 2, IV 9. 17, V 2. 177
(sacer), Germanici nostri III praef. 17,
(vgl. Anm.) und IV praef. 7, Germa-
nici IV 1. tit. (s. S. 208), Germanicum
IV 2. tit. (s. aber S. 208), Germanice
I 1. 5, 14. 4, III 3. 165, IV 2. 52, Vi.
105; vgl. auch IV 1. 42 f. (Einl. 45. <;).
(Geryon) vgl. IV 6. 102 Hiberi pecoris
possessor (Hercules).
Geta (Hosidius Geta, Sohn des Vitorius
Marcellus S. 461) IV 4. 72.
Getae (Daker) III 4. 62.
Getici mariti (Mars) 12. 53, plectri (des
Orpheus) II 2. 61, Getica (abl.) lyra
(dgl.) III 1.17, Geticas ornos II 7. 44
(Orpheus), domos (des Diomedes) IV 6.
100 (Hercules).
(Gigantes) vgl. III 2. 65; IV 2. 56 Palle-
naeos triumphos, vgl. auch Phlegraeus.
Glaucias (vgl. S. 317 f.): II 1 tit. (vgl.
S. 208), II praef. 5, Glaucia (voc.)
II 1. 229.
Glaucus III 2. 37 Anm., -um I 2. 128.
Gnosiacae coronae facem 16. 88, vgl,
Ariadne.
I. EIGENNAMEN.
569
Gnosis (Ariadne) lucida V 1. 232, Gno-
sida desertam 12. 133.
(Gorgo) s. Medusa.
Gradiuus IV 2. 47, s. Mars.
Graius magister (Palinurus) V 3. 127,
-ia licentia HI 5. 94, Hyele V 3. 127,
-iam te (Neapolim) V 3. 111, -io Me-
lete II 7. 34, -iae nurus II 6. 24, -iorum
uirum uis nuda V 3. 54, -ium uatum
examina V 3. 284, -ias tubas III 1.
150, heroidas III 5. 45, Graia II 2. 95,
Graia arua II 2. 95, Grais metallis
II 2. 85 u. III 1. 5 (Marmor).
Gratia 12. 19 (vgl. Anm.), III 4. 83 (ter-
gemina dextra).
Grypus, Plotius Gr. S. 491: Plotius Gr.
IV praef. 21, IV 9 tit., Plotius IV 9.
2, 5, 53.
Hadria praeceps III 2. 87.
Haemoniae dextrae lancea (des Achill)
II 6. 33, -io marito (der Andromache,
Neoptolemus) V 3. 79, -ium Pelea II 1.
89, Pyladen (= Patroklos, Anm.) II 6.
54, -ia arte (des Achill) refectus Te-
lephus 14. 113 Anm., -iis terris 12. 216
(Hochzeit des Peleus).
Haemus IV 3. 138.
Hamadryas I 3. 63 (uel Nais, Anm.)
(Hammou) Nasamonii Tonantis II 7. 93.
Hannibal, periuro ense superbus IV 6.
78, barbarus 107; vgl. IV 3. 4 Libycae
cateruae, 5 dux aduena peierante bello,
IV 6. 75 Nasamoniaco regi, 85 Sidonii
ducis, vgl. auch I 4. 86 f.
Hebe III l. 27.
Hebraei liquores Vi. 213, s. Idume.
Hebrus: Hebri murmurantis II 7. 98,
Hebre V 3. 17 (Orpheus).
Hecate uelox I 5. 56 (deprensa, Anm.),
s. Diana.
Hecateidas idus III 1. 60 (Fest der Diana
von Aricia).
Heetor magnus I 1. 13, Hectoris magni
armiger (Misenus) II 2. 77, armis notus
liticen (dgl.) IV 7. 20, magni post funera
V 3. 79, Hectora II 7. 55 (Lucans Dich-
tung, Anm.), IV 4. 36, vgl. Priamides.
Hectoreos cineres perosus Vlixes II 1 . 144.
Helene Candida IV 8. 28, Helena (abl.)
I 2. 214; vgl. 116. 27 Oebalios amores
(auch Vi. 57), III 2. 11 nimbosa so-
roris (der Dioskuren) astra (s. Anm.).
Heliadum (zu 1 2. 123) ramos lacrimo-
saque germina V 3. 86; vgl. I 2. 124
uirides sorores (inlacrimare) , s. Cly-
meneus.
Helicon II 2. 36, Helicona I 5. 1, Heli-
cone canoro 12. 4, mediopetitus sermo
IV 6. 12, (noster collis? I 4. 13); vgl.
II 7. 16 Thespiacis lucxs, V 3. 209
uocales lucos Boeotaque tempe, vgl.
Musae.
Heliconis: Heliconide V 3. 30; Helico-
nide silua IV 4. 90, s. Musa.
Heliconia Phoebi cohors V 3. 91, serta
IV 4. 46.
Helles gementis maestum pelagus IV 3. 57
(Xerxes).
(Herculaneum) vgl. V 3. 164 neglecta
tellus Alcidae.
Hercules Surrentinus DI praef. 10 u. III 1
tit., uagus IV 3. 155, Epitrapezios (des
Nouius Vindex s. S. 473 ff.) IV 6 tit.,
Herculem Epitrapezion IV praef. 14,
vgl. Aleides, Amphitryoniades , Cleo-
naeus, Nemeaeus, Tirynthius, Hercu-
leus; vgl. zu III 1. 1.
Herculei alumni praedatrix (Dryope, des
Hylas, Anm.) 15. 22, -is hortatibus
III 1. 114, -os labores I 2. 39 (vgl.
Anm.) u. II 1. 124.
Hermus (zu I 2. 127, vgl. Tagus) flauis
ripis I 3. 107, -i uadum (aurato limo)
III 3. 61 (Bacchus, Anm.), -um (fuluo
limo) I 2. 127.
Hernica frondosa IV 5. 56.
(Hero) s. Leander.
heroidas ueteres Latias Graias III 5. 45,
ueteres V 1. 255.
(Hesiodus) s. Ascraeus.
Hesperidum poma III 1. 159 (vgl. Anm.);
vgl. IV 6. 105 Libyae puellae.
HesperiaeThyles caligantia uadalllö. 20.
Hesperos II 6. 37, vgl. Eous, Lucifer,
Oetaeus, Phosphoros, Venus.
Hiberia III 3. 89 (auriferis fossis, Anm.).
Hiberus: Hiberos V 3. 186; Hiberi pe-
coris possessor (Geryon) IV 6. 102
(Hercules).
(Hierosolyma) s. Solymi, Idume.
(Hippocrene) vgl. II 2. 38 ungula uo-
lantis equi (Anm.), II 7. 4 pendentis
ungulae liquorem, vgl. Anm.
Hippolyti lacus (Nemi-See s. Anm.)
in 1. 57.
Hippomenes : Hippomenen cupidum (im-
miti campo) I 2. 86 (Atalanta).
Hister septenus V 2. 137 (vgl. Peuce),
Histri binominis ripa Vi. 89, Histrum
V 1. 128.
Histrum (adj.) latus IV 4. 63.
Homero V3. 62 (magniloquo), V 3. 159;
s. auch IV 2. 3 f. (Odyssee); vgl. Maeo-
nius, Maeonides; Meles, Smyrna.
Honos blandus II 3, 65.
(Hyacinthus) vgl. II 1. 112 Oebaliden
(Anm.), V 3. 53 Oebalio disco.
Hyantiae sorores (Musen) II 7. 8.
Hyas (Anm.) inserena I 6. 21.
Hyblaeo neetare III 2. 118 (Balsamierung,
Anm.), Hyblaeis fauis mixta uox II 1. 48
570
INDICES.
Hydrae greges (in der Unterwelt) V 3. 280.
Hyele (Velia in Lucanien) Graia Latus
ascita colonis V 3. 127.
Hylas I 2. 199 (vgl. Anm.), Hylan II 1.
113; vgl. I 5. 22 Herculei alumni prae-
datrix, auch III 4. 42 f.
Hymen I 2. 238 (vgl. Anm.).
Hyperion!» pronos meatus II 7. 25, Hy-
perione multo III 1. 53, nimio IV 4. 27,
fesso usque V 2. 55.
(Ianitor) s. Lethaeus.
Ianus IV 1. 13 (I. bifrons, Anm.), 44,
Iani Kalendis I 6. 3, belligerum nemus
(am Fufse des Capitolinus) II 3. 12,
limina bellicosa IV 3. 9 (I. quadrifrons,
Anm.), Ianum IV 2. 61; vgl. IV 1. 11
immensi reparator maximus aeui.
(Iason) s. Creusa.
lbycus uolucrum precator V 3. 153.
Icario palmite III 1. 147, Icariis latra-
tibus IV 4. 13 (Sirius, Anm.).
Icarius: Icarium V 3. 76.
Ide (in Troas) 1 1. 10, Ida (abl.) Dardania
I 2. 43, pinifera (Anm.) III 4. 12.
Idaea (Ida auf Greta) sub umbra 1 4. 101,
-is in antrisIV6. 47 (Teichines, s. Anm.).
— (Ida in Troas :) Idaeos ministros
(Ganymede, Anm.) I 6. 34, amnis V 1.
224 (Cybele), -as carinas (des Paris)
I 2. 214.
Idalios lucos III 4. 21 , -ias domos I 2.
160, -iis sucis (Anm.) 1 3. 10 (Venus).
Idumaei triuniphi honore III 3. 140
Anm.
Idumes (zu 16. 13, III 3. 140) iugis
fecundis 16. 13, florentis nemus (Bal-
sampflanzungen, Anm.) III 2. 138, pal-
meta (felices siluas) V 2. 139, vgl.
Palaestina.
Ilia 1 2. 243 (Martia) Anm., II 1. 100; Dar-
dana sacerdos 1 2. 193, s. Rhea Siluia.
Iliacus mons (phrygischer Marmor) IV 2.
27, -ae sororis astra (der Helena, s. zu
v. 9) III 2. 11, -um ad litus III 2. 97,
-o marito III 1. 74 (Aeneas, der Dido),
remo memorabile iugum (Misenum)
III 5. 98, -a dextra IV 2. 11 (Gany-
medes), -ae arces Thybridis (Rom)
I 2. 145, -os senes (Priamus, Tithonus)
II 3. 73, per annos (dgl.) III 4. 104,
-as domos III 5. 46, IV 6. 100 (Her-
cules, Laomedon), s. Mygdonius, Phry-
gius, Troicus.
(Iliacon) Epos des Lucan II 7. 54 ff. Anm.
Imperator (als Kaisertitel, = Domitian)
I praef. 16, II praef. 16, III praef. 13,
IV praef. 4 (IV 1 tit., IV 2 tit. s. S. 208).
Inarime (Aenaria, zu III 5. 104): Inarimen
II 2. 76 Anm.; vgl. III 5. 104 Aenarum
.lacus medicos.
(Incendium Vrbis) Werk Lucans II 7.
60 f.
India IV 3. 137.
Indica laurus IV 1. 41, -as messes IV 5. 30.
Indi III 4. 63, Indorum diuitias Vi. 61,
arsura seges V 1. 212, -os ignotos
III 2. 91, catenatos Bromio IV 6. 66
(Alexander), -is ululantibus IV 2. 49
(Euhan), vgl. Nili caput IV 3. 157 Add.
Indi (adj.) graminis munera II 1. 160,
dentis honos (Anm.) III 3. 94, Indis
columnis IV 2. 38, Inda monilia I 2.
128
Infantia V 3. 119.
(Ino) vgl. II 1. 180 imposita sub matre
Palaemon, III 2. 39 diua cum matre
Palaemon.
Inous Isthmos IV 3. 60, -o pectore II 1.
98 (Bacchus) Anm., Lyaeo (Lyceo?)
II 2. 35 Anm.
Inuidia II 1. 122, infelix, gnara dolorum
116. 69, atraIV8. 17, Inuidiam Vi. 138.
(Io) vgl. III 2. 101 (vgl. Isis).
locus ridens I 6. 6 (vgl. Anm.).
Ioniis periclis IV 4. 100, sub fluctibus
I 3. 68 (Alpheus).
(Iris) vgl. IV 3. 100 arcus, nubila qui
coronat imbri, Vi. 103 Iunonia uirgo,
s. Thaumantis.
Ms: Isi III 2. 101 Anm., vgl. V 3. 244
Pharios dolores, vgl. Io.
Ismara (Berg in Thrakien) I 2. 224
(Bacchus).
Ismariis collibus V 3. 6.
Isthmiacos in portus II 1. 179 (Palae-
mon), -is a fauillis aera II 2. 68 Anm.
Isthmiae Diones collibus (Korinth) II 7. 2
(Musenquell, Anm.).
Isthmos lacrimabilis III 1. 142 (Spiele,
vgl. V 3. 143 Athamantea pinu), Inous
IV 3. 60 (Durchstechungsversuche,
Anm.).
Italicae gentis IV 6. 78.
Italidum pulcherrima I 2. 274.
Italus IV 5. 46 bis; Itala terra III 1. 60,
-o Almone V 1. 223, -a rura III 3. 161,
-is ossibus albos Philippos II 7. 65
(Lucans Epos).
(Iudaea) s. Idume (Anm. zu III 3. 140).
Iulia (lex I. de adulteriis) V 2. 102.
Iulia tecta (basilica lulia Anm.) 1 1. 29.
Iulius Menecrates s. Menecrates.
Iulos (plur.) I 2. 190 Anm.
Iuno I 2. 38, 134, 239, infera II 1. 147
(Proserpina), II 7. 84, III 1. 105 (vgl.
Anm.), III 3. 81, 1114. 15, Romana
III 4. 18 (Domitia), Aetnea V 3. 277
(Proserpina), Iunone IV 6. 54; s. III 1.
22 immitem nouercam (Herculis), 137
iuncta tecta nouercae (zu v. 105); vgl.
Saturnia, Iunonius.
I. EIGENNAMEN.
571
Iunonia uolucris (Pfau) II 4. 26, uirgo
(Iris) V 1. 103.
Iuppiter 12. 136 (aethrae rector), 14. 65
(s. zu v. 61), I 6. 25, IH 1. 141 (Pi-
saeus), IV 1. 47, IV 3. 129, Iouis bella
I 1. 79 (bellum Vitellianum) Anm.,
ignem tergeminum 11. 91, Elei templo
102, antiqui saecula I 6. 40 Anm.,
frondes (Eiche) II 3. 51, solium III 1.
25, summi nuntius (Areas) III 3. 80,
gremio IV 1. 41, igne V 1. 152, loui
1 4. 2, iniquo (dem Dis der Unterwelt)
95, II 6. 47 (von Olympia;, Iouem sae-
uum ingratumque III 5. 33 (Capitolin.
Agon, Anm.), Ioue IV 2. 11, V 1. 38,
Latio V3. 292; vgl. II. 40 pater (der
Minerva), 12. 136 aethrae rector, II 1.
94 genitor (des Perseus), III 1. 108,
186 pater aetherius (des Hercules),
IV 1. 38 longaeui parentis (des Ianus),
IV 2. 55 dux superum, V 3. 204 di-
uum pater, V 3. 207 pater, IV 3. 161
Tarpeius pater, V 3. 232 Tarpei pa-
rentis; s. Tonans. — Vom Kaiser (zu
I praef. 14) : Iuppiter Ausonius III 4. 18,
Iouis IV 1. 41, nostri I 6. 27, Ioue
1 praef. 15 (a I. prineipium, Anm.);
vgl. IV 4. 58, I 6. 40, IV 2. 11, IV 3.
129, V 1. 38, auch I 6. 34 Anm.
Institia V 3. 90, s. Astraea.
Iuturnae fönte pastum IV 5. 35, vgl. Anm.
Labor I 5. 11.
Lacedaemonii (zu II 2. 111) Galaesi
III 3. 93, s. Lacon.
Lachesis II 1. 120, III 5. 40.
Laconum dura saxa uirent 12. 148 Anm.,
s. Eurotas, Lycurgus, Oebalis.
(Laodamia) vgl. II 7. 121 ff. Anm., III 5.
49 maenada (Anm.), vgl. Phylaceis.
(Laomedon) s. IV 6. 100, V2. 48 Hercules.
Latiale imperii caput (Rom) 12. 192.
Latinae (viae) obliquae spatia IV 4. 60.
Latini: -is II 7. 79.
Latina plebs IV 3. 30, -ae pacis iter
Zeugma III 2. 137, -o Marti IH 2. 122,
-o coetu I 2. 13 (vgl. Anm.), -a de
gente I 2. 70, -ae nurus II 6. 24, -os
euneos 16. 23 (Flavisches Amphitheater,
Anm.).
Latium: Latio I 2. 266, II 7 52, III 3.
59, III 4. 17, IV 1. 31, IV 7. 13, La-
tium I 5. 23.
Latius parens (Domitian, Anm.) I 2. 178,
duetor (dgl.) III 2. 104, -ii ducis nu-
mina (dgl.) IV 4. 57 , pontis I 4. 79
(s. Araxes), senatus penetrale V 2. 19,
-iae Diones templa (der Venus Gene-
trix Anm.) 1 1. 84, Vrbis pater I 4. 95,
-ium forum (das F. Romanum) I 1. 2,
-io triumpho III 3. 171, cantu IV 7. 7
(Thebais), Ioue (I. Capitolinus) V 3.
292, -ii montes (Rom) 12. 1, 16. 100,
III 4. 47, proceres V 3. 203, -iae leges
(curules) IV 1. 5, IV 4. 39, cohortes
V 3. 198 (bellum Vitellianum), -iis
montibus V 3. 38 (Alba), colonis ascita
Hyele V 3. 126, -ios inter uates I 2.
201, patres V 3. 215, -ias matres I 2.
114, ueteres heroidas III 5. 45, -iis in
oris (Rom) IV 4. 22.
Latmius puer (Endymion) III 4. 40.
Latonia uirgo (Diana) 12. 115.
Lauinia I 2. 244 (vgl. Anm.); vgl. V 3.
40 infaustae nouercae regnum dotale.
Laurentia iugera Turni (Ardea) 1 3. 83,
Laurentes (römische) puellas I 2. 163,
Laurentibus aruislV2. 2, uadis V2. 114.
Lausi Lydi pietas temeraria III 3. 191
Anm.
(Leander) vgl. I 3. 28 audaci ephebo
uictos delphinas, 12. 87 Abydeni iu-
uenis certantia remis braechia (Anm.).
(Leda) vgl. I 2. 135.
Ledaeus Cyllarus (des Castor) I 1. 53,
gurgite II 6. 45 (Eurotas).
Lemniaeis antris III 1. 132 (Vulcan).
Lemnius (Vulcan) IV 6. 49; Lemnia
uineula I 2. 60 (Venus und Mars) Anm.
Lenaea dona IV 6. 80.
(Leo) Sternbild: Nemeae frondentis
alumnus 1 3. 6, Cleonaei sideris IV 4. 28.
Leptis auia IV 5. 30.
Lerna nocens in 1. 29, -ae anguiferae
gramine II 1. 181 (Opheltes) Anm.,
gramine V 3. 142 (nemeische Spiele).
Lethaeus ianitor III 2. 112 (Anubis,
Anm.), -i gurgitis oras III. 194, campi
in gramine V 3. 24, -os amnes III 5. 38,
-a ad flumina III 3. 22, -is sertis V 3.
285. — Lethaeus ianitor: vgl. II 1. 230
comes durae ferae, s. Anm.
Lethe: Lethes aeterna silentia II 4. 8,
amoena silentia II 6. 100, malae aspera
numina III 3. 187, infernae flumina
incorrupta Vi. 161, Lethen praeci-
pitem II 7. 101; vgl.vV 2. 96 imme-
morem amnem.
Letous uatum pater (Apollo) I 2. 220.
Leti plagae Vi. 155.
Libye III 5. 82, IV 3. 138, V 1. 100,
Libyae puellas (Hesperiden) IV 6. 105
(Hercules), aestiferis in aruis V 2. 134,
Libyae (dat.) III 1. 73, Libyam IV 5. 48.
Libyens silex (Marmor) I 2. 148 Anm.,
-i tributi obsequia 14. 83, -a (abl.)
hasta praesignis IV 8. 12, -ae cateruae
IV 3. 4 (Hannibal), -as inter feras (des
Amphitheaters) II 5. 28, palaestras
III 1. 157 (Hercules und Antaeus)
Anm., -is oliuis IV 9. 11.
Libys mons (Marmor) IV 2. 27.
572
INDICES.
Ligurum metallis (von Luna) IV 3. 99.
Limon (Insel im Golf von Neapel) II 2. $2
Anm., placidus III 1. 149.
Lini busta V 5. 55.
Liris: Lirim IY 3. 94, vgl. Anm.
Literna palus IV 3. 66.
(Liuius) s. Timaui alumnum IV 7. 56.
Locroe (Epizephyrii) dites II 6. 62.
Lucanica IV 9. 35.
Lucanus Acir II 6. 64, ager V 3. 163,
-i maris rabida ora III 2. 85.
Lucanus (der Dichter M. Annaeus L.)
II praef. 20, II 7 tit., II 7. 1, 19, 30.
(Lucifer) s. Oetaeus, Paphius, Venus.
Lucina I 2. 269, III 3. 122, IV 8. 22,
vgl. Cynthia.
Lucreti docti furor arduus II 7. 76.
Lucriua Venus (= Baiana, Anm.) III 1.
150, -ae Naides sulpureis antris I 2.
264, domus (Bajae, vgl. Anm.) I 3. 84.
Lucrinus (See bei Bajae): Lucrinum
IV 3. 113.
Lima uaga I 4. 37, III 3. 55, clara II 6.
37, V 3. 30, -ae noctiuagae III 5. 101,
vgl. Phoebe, Diana.
Luna IV 2. 29 (Marmor), Lunae metalli-
ferae moenia IV 4. 23; vgl. IV 3. 99
Ligurum metallis.
Luperci succincti V 3. 184.
Lyaeus IV 2. 37, IV 5. 16, Lyaei largi
flumina I 6. 95, (comae, Anm.) III 4. 9,
Lyaeo I 4. 31, III 5. 102, Lyaeo (abl.)
Inoo II 2. 35 Anm. , pubescente II 2.
100; s. Bacchus.
Lycaeis (Lycaeus, Berg in Arkadien)
siluis I 3. 78 (Pan).
Lyceo? II 2. 35.
Lycii montes I 2. 222 (Apollo).
Lycophronis atri latebras V 3. 157.
Lycurgi Amyclaei monte II 2. 90 (Mar-
mor, v. 91 uiret et molles imitatur
rupibus herbas, zu I 2. 148), Taygeta
IV 8. 52.
Lydiae tumentes I 6. 70 Anm.
Lydius Bacchus III 3. 61; etruskisch:
Lydius Thybris I 2. 190 Anm., -ia
ripa (des Tiber) IV 4. 6.
Lydae gazae pondera Vi. 60, -o auro
II 2. 121 (des Croesus); Lydi (etrus-
kisch) Lausi III 3. 191.
Lysippus: I 1. 86 (Reiterstandbild Ale-
xanders, Caesars s. Anm.); IV 6. 37,
109 (Hercules Epitrapezios) ; vgl. I 1.
103 Anm. (Zeusstatue zu Tarent).
Macetum regnator (Alexander) IV 6. 106.
Machaonio suco 14. 114 (Menelaos).
Maecius, M. Maecius Celer, s. S. 395:
Maecius Celer III praef. 12 f., III 2
tit., Maecius III 2. 7, Celer III 2. 20, 82.
Maenalis Auge III 1. 40,
Maenalia de umbra I 2. 18 (Mercur).
maenas: maenada III 5. 49 (Laodamia,
Anm. u. zu II 7. 124); vgl. I 2. 221,
V 1. 115.
Maeonides V 3. 150, Maeoniden V 3.
130, s. Homer.
Maeonium senem II 1. 117, V 3. 26,
s. Homer.
Magnus s. Pompeius.
Maia Vi. 233.
Malea: Maleae (dat.) I 3. 97.
Manilius Vopiscus s. Vopiscus.
Mantua II 7. 35, IV 2. 9 (Vergil).
Mantuanae famae gaudia (Vergil) IV 7. 27.
Marathonia uirgo (Erigone) V 3. 74.
Marcellus, Vitorius M., s. S. 461 : Vito-
rius Marc. IV 4 tit. (s. aber S. 208),
Marcellus IV praef. tit., IV praef. 3, 33,
IV 4. 9, 78, 99.
Marcia (aqua M.) I 3. 67 Anm., I 5. 27
Anm.
Marcomanos III 3. 170.
Mareoticus arbiter saeuae arae (Busiris)
IV 6. 103 (Hercules), Mareotica uina
III 2. 24.
Mareotida puppern III 2. 103, s. Ale-
xandrea.
Maro: -oni toruo V 3. 63, -onem II 6.
20 Anm., s. Vergilius.
Maronei templi IV 4. 54 (Vergils Grab,
Anm.).
Maroniani culicis ante annos II 7. 74 Anm.
Marrucinos montes IV 4. 86.
Mars pater 16. 62, Marti Latino (vgl.
Anm.) III 2. 122, Martern 1 1. 18, 12.
193, V 3. 11, Marte longo I 1. 81;
patris II 1. 99; vgl. Bellipotens, Ge-
ticus, Gradiuus, Mauors.
Marsas niues ducens Marcia I 5. 26,
vgl. Anm.
(Marsyas) vgl. V 3. 87 ausum contraria
Phoebo carmina.
Martia Ilia I 2. 243, Martium Thybrim
II 7. 45.
Massicus uuifer IV 3. 64.
Massylo grege II 5. 8, Massyla robora
(Anm.) III 3. 94.
Mauros postis I 3. 35 Anm., Maurorum
robora IV 2. 39.
Mauors V 2. 128, Mauortis summam
V 2. 34.
Maximus, C. Vibius M., s. S. 484: Vibius
Maximus IV 7 tit., IV praef. 15 f. (Max.
Vib.), Maximus IV 7. 9, 32 (alter).
(Medea) : s. Colchis.
Medusae sectae colla 1 1. 38 (vgl. Anm.).
Megalia (Insel im Golf von Neapel) II 2.
80 Anm.
Meles (Flufs bei Smyrna) III 3. 61 (ue-
rendo fönte) Anm., Melete Graio II 7.
34 (Homer).
I. EIGENNAMEN.
573
Meliboea III ö. 48 (Philoktet, s. Anm.).
Melior, Atedius M., s. S. 317: Atedius
Mel. II 1 tit. (s. aber S. 208), II 3 tit.
(vgl. S. 208) , Melior II praef. tit.,
II praef. 1, 13, 24, II 1. 1, 163, 167,
II 3. 1, 15, II 4. 32.
(Meinnon) s. V 1. 34.
Memphis inuida (Anm.) III 2. 110.
Menandri facundi Attica orsa II 1. 114
Anm., libertatem III 5. 93 Anm.
Menecrates, Iulius M., s. S. 340: Iul.
Men. IV praef. 19, IV 8 tit. (s. aber
S. 208), Men. IV 8. 3.
(Menelaus) s. Atrides.
Menoetiades (Patroklos) V 2. 157.
(Mercurius) s. Areas, Cyllenius, Tegea,
Tegeaeus, Tegeaticus.
Methymnaei uatis manus (Arion) II 2. 60.
Meuania (in Umbrien am Clitumnus)
14. 128 Anm.
Midae bonis 13. 105 (Anm.), gazisll2. 121.
Miluius s. Muluius.
Minerua: Mineruae Tyrrhenae templis
II 2. 2 Anm., puppern temer ari am (Argo)
11.7. 50, manibus (zu I 1. 5) IV 1. 22,
Mineruae (dat.) Tyrrhenae III 2. 24;
vgl. III 1. 109 soror (Herculis), V 3.
166 Tyrrheni speculatrix uirgo pro-
fundi, s. zu II 2. 2; IV 5. 23 regina
bellorum uirago, V 2. 128 Actaea
uirgo ; vgl. Pallas, Tritonia, Tritonis.
Minoa Corona (Epheukranz) I 2. 228,
s. Anm.
Misenus: Misene III 1. 151; vgl. II 2. 77
Hectoris armiger, IV 7. 19 liticen notus
Hectoris armis; III 5. 98 lliaco iugum
memorabile remo (Anm.), V 3. 167
lituo remoque notatus collis (Misenum).
Molorchi pauperis arua Uli. 29, parci
domus IV 6. 51 (Hercules).
Molossi II 6. 19.
Monetae Ausoniae igne III 3. 105.
Mors V 1. 168, Mortem duram III 1. 172,
Morte V 1. 8, Mortes (vgl. Anm.) II 7.
131.
Mulciber III 1. 133, s. Vulcanus.
Muluius agger (pons Mulvius) II 1. 176.
Munychiae arces (Athen) V 3. 107.
Musa rudis ferocis Enni II 7. 75, Musae
I 6. 2, II 7. 20, Musis II 7. 41, III 5. 65,
Musas 15. 2, IV 2. 55; vgl. I 2. 4 deae
canoro Helicone demigrant, (8 diuas,
10 sorores, 17 chorus), Vi. 25 omnis
matertera (Orphei vgl. zu II 7. 40),
V3. 15, 211 deae; vgl. Aonis, Aonius,
Heliconis, Hyantius, Pieris, Pierius;
Calliope, Clio, Erato, Thalia. — Mu-
sarum fontes (zu II 2. 36) vgl. I 2. 259,
IV 7. 12, V 3. 123, auch I 4. 28 Anm.,
112. 39, V3. 2, s. Castalia, Hippocrene,
Pimplea, Pirene.
Mycenaeae flammae (Brand Trojas)
III 3. 189, Mycenaeo auro (vgl. Anm.)
V 1. 59.
Mygdonii senis (Tithonus Anm.) annos
II 2. 108; Mygdonios dolores (um Attis)
V 3. 245.
Myron: Myronis arte II 2. 66, -i docto
uigilata aera IV 6. 25.
Nais I 2. 207 (Arethusa), lubrica I 3. 62,
Phoebeia II 3. 60 (Pholoe), caerula
III 4. 42 (Dryope), Naidos II 3. 30
(Pholoe), Naides II 3. 7, Lucrinae I 2.
264, Auernales II 6. 102, Naidas, un-
darum dominas 15. 6, vgl. Nymphae.
Narcissus: Narcisse 15. 55; vgl. III 4. 41.
Nasamoniaco regi (Hannibal) IV 6. 75.
Nasamonii Tonantis (des Hammon) na-
tum (Alexander) II 7. 93.
Naso (non tristis in ipsis Tomis, vgl.
Anm.) I 2. 255, vgl. II 7. 78 qui Cor-
pora prima transfigurat.
Natura I 3. 17, II 1. 34, 83, II 2. 15, 52,
II 4. 17, V 3. 71, V 5. 22, abl. IV 3.
135.
Naxi in litore 12. 131, quondam genialis
litora 224' (Ariadne, Bacchus).
Neapolis IV 8. 6, -im III praef. 20,
IV praef. 20, -i IV praef. 11 ; — Augusta-
lien (zu II 2. 6) vgl. II 2. 6 patrii quin-
quennia lustri, III 1. 153 (corona), III 5.
92 Capitolinis quinquennia proxima
lustris (s. AM.), V 3. 112 f. (serta,
quinquennia), 134 patrii certamina
lustri, 226 Chalcidicae coronae Cerealia
dona; — Localsagen zu III 5. 79, Local-
götter zu IV 8. 45; vgl. Chalcidicus,
Euboeus, Euboicus, Eubois, Parthenope.
Nemce III 1. 143 (atrox), 182, Nemeae
frondentis alumnus (Sternbild Löwe)
1 3. 6, Nemees ager III 1. 30, uastator
IV 6. 41, lucum V 3. 52 (Spiele); vgl.
Lerna.
Neineaeo tegmine IV 6. 58, -a armaV2. 48.
(Neoptolemus) s. Pyrrhus.
Neptunus: Neptune III 2. 5; vgl. II 2. 21
moderator caerulus undae.
Neptunia iussa III 3. 82 (Triton).
Nereis II 2. 103, Nereida omnem I 2.
129, Nereides uirides III 1. 144, caeru-
leum ponti agmen III 2. 13 (vgl. v. 34
glaucarum sororum), Nereidas 12. 116
s. II 2. 19 Phorci leuis chorus.
Nereus: Nerea (= mare) II 2. 75.
Nero: II 7. 58 (Gedicht Lucans, Anm.),
II 7. 119 (pallidus uisa matris lam-
pade), IV 3. 8 Anm., V 2. 33 (ferus);
vgl. II 7. 61 domini nocentis ignes
(Anm.), 100 rabidi tyranni.
Neronea in unda (Thermen des Nero)
I 5. 62.
574
INDICES
Nesis (Insel im Golf von Neapel) II 2. 78
(pelago circumfiua) Anm., Nesida III 1.
148 (fixam pelago).
Nestor IV 3. 150, V 3. 192, vgl. Nesto-
reus, Pylius.
Nestoreae senectae I 3. 110 Anm., -os
Situs I 4. 127 (zu 125).
Niliacum tus IV 9. 12.
Nilus I 6. 77 (sacer) vgl. Anm., V 1. 100,
Nili paludosi fecunda licentia III 2.
108 (vgl. Anm.), gurgite III 2. 115,
aestiferi area III 3. 91, septemgemini
caput impenetrabile III 5. 21 , caput
IV 3. 157 (s. Add.), conuicia V 5. 67.
(Niobe) vgl. V 1. 33 genetrix Sipyleia,
V 3. 87 Phrygium silicem.
Nisi purpurei coma saucia III 4. 84.
Nobilitas I 2. 72 vgl. Anm.
Nomadum flauis metallis decisa pur-
pura 15. 36, flauentia saxa II 2. 92,
s. zu I 2. 148.
Notus: Notum III 2. 45, Noto Vi. 147,
notos III 4. 4.
Nouius Vindex s. Vindex.
Numa: Numae sacra ritusque colendos
V3. 290 (Egeria), Numa labente (Anm.)
I 4. 41.
Numidae I 6. 78, II 4. 28 (Perlhühner).
Nympha Aricino sub antro (Egeria) V 3.
291, -ae II 3. 44 (Pholoe), Nymphae
(plur.) I 5. 23, III 1. 75, Nympharum
tenerae cateruae II 3. 8, Nymphas I 2.
115; (= Wasser, zu I 3. 37:) Nympha
II 2. 19, Nymphas I 3. 37, 46, III 1.
101 ; vgl. I 5. 15 deae uirides (liquidos
uultus, uitreum crinem, Anm.), II 3. 26
pudici chori (Dianae); vgl. Naides.
Nysa I 2. 221 (Bacchus).
Oceani in undis II 7. 26, finem IV 2. 53.
Odrysius uates V 1 203, -iam chelyn
V 3. 271 (Orpheus).
Oebalides: Oebaliden II 1. 112 (Hya-
kinthos, Anm.).
Oebalio disco V 3. 53 (Hyakinthos), -ii
fratres (Dioskuren, s. zu v. 9) III 2. 10,
-ios amores II 6. 27 (Paris, Helena).
Oebalis purpura 12. 151 (Purpur, Por-
phyr, Anm.), s. Lacon.
Oenomai sequentis fremitus 1 2. 42 Anm.
Oetaea a flamma III 1. 7, -is fauillis
IV 6. 53 (Hercules); Oetaeae lampades
(Vesper) V 4. 8.
Ogygio in puluere (Thebens) V 2. 123.
Olenium pecus III 2. 77, -iis astris 1 3.
96 (Ziege der Amalthea, vgl. zu I 3. 96).
(Olympia) s. Alpheus, Eleus, Pisa,
Pisaeus, Pelops.
Olympiaca harena (abl.) V 3. 220.
Olympus: -um IH 2. 66 (Giganten).
Onyx I 2. 149 flexus, I 5. 35.
Opheltes: -en II 1. 182 Anm.; vgl. HI 1.
143, s. Nemea.
Ophites I 5. 35.
Optatus (Freund des Crispinus): V 2. 152.
Oriens IV 3. 154.
Orion I 1. 45, III 2. 77.
Orontes: Orontem Eoum IV 7. 46.
Orpheae leges V 3. 60 Anm.
Orpheus II 7. 59 (Gedicht Lucans, Anm.),
V 1. 24, Thracius III 3. 194, V 5. 54,
Orpheos II 7. 40, 99, Orphea V 3. 16;
vgl. II 1. 11 siluis chelys intellecta
ferisque ; s. Geticus, Odrysius, Orpheae,
Thracius; Calliope (Mutter des O. zu
II 7. 40).
Ortygia (Delos) I 2. 221 (Apollo).
(Osiris) vgl. V 3. 244 Pharios dolores.
Ossa: -ae III 2. 65 (Giganten).
Ouidius s. Naso.
Faean 12. 2 (vgl. Anm.), II 7. 8, s. Apollo.
Paeonio ritu 14. 108 Anm.
Palaemon II 1. 180 Anm., III 2. 39,
vgl. Ino.
Palaestini (statt Syriaci zu III 2. 105)
liquores II 1. 161, -as cohortes III 2.
105, -is (liquoribus) V 1. 213.
(Palatinus) s. Euander, Euandrius.
Palatino (adj.) amori (des Kaisers)
III 4. 38.
palatia 1 1. 34 Anm., IV 1. 8; vgl. Euander.
(Palinurus) vgl. V 3. 127 Graius ma-
gister; s. aber auch Anm. zu III 5. 98.
Palladio auro (des Albaner Agons) IV 2.
67 Anm., vgl. Alba, -iae manus 1 1. 5
Anm.
Pallas I 6. 1 (seuera), V 3. 91, Pallada
III 1. 133, 138, V3. 88, Pallade 14. 20
(als zehnte Muse, zu 1 2. 9); s. Minerua.
Pallas (Sohn des Euander): Pallantis
ouantis II 1. 92 Anm.
Pallenaeos triumphos IV 2. 56, vgl.
Gigantes.
Pamphylia 14. 77.
Pan: Pana I 3. 78, II 3. 8, 34 (vgl. v. 18
uelox pecorum deus, 25 petulans foe-
dumque pecus), Panes montani II 2. 106.
Pangaea I 2. 223 (Bacchus).
Pannoniae iuga V 2. 135.
Pannonius ferox 14. 78.
Paphie (Venus) III 4. 82.
Paphii numinis 12. 101, -ia matre III 4.
88, -iae lampades V 4. 8 (Venus).
Paphos: -on 1 2. 159 (Venus).
Parca inimica II 1. 138, Parcae saeuae
grauesque II 7789, (stamina) Vi. 169,
-arum albo uellere I 2. 24 Anm. , fila
et colus III 1. 171, nocentum ira V 2.
85, acta V 3. 174, -as III 3. 186, -is
urgentibus annos II 1. 148; vgl. 14. 7
damnosa fila senectae (Anm.), I 4. 64
T. EIGENNAMEN.
575
colos, fila, I 4. 123 sorores (candentia
fila), II 3. 75 duras sorores, III 3. 21
nigras sorores, III 3. 172 inexorabile
pensum deficit, IV 3. 146 candidae
sorores, Vi. 156 dura sororum liciaetc,
V 1. 262 sorores, V3. 64 aena sororum
stamina; vgl. Atropos, Clotho, Lachesis.
Paretoniis ripis III 2. 49 (vgl. Anm.),
s. Aegyptus.
Paris 116. 27, Paridis 117. 96; vgl. 12. 43
pastor temerarius (Anm.), I 2. 214
pastor (Anm.), V 1. 57 Phrygius raptor.
Parnasi e uertice laurus IV 4. 47, iugis
IV 4. 90; vgl. Vi. 113 Aonio uertice
(arcani antri hiatibus) , s. Delphi,
Corycius.
Parnasia uellera V 3. 7.
Parnasis 12. 223 Anm.
Parrhasias Arctos IV 5. 5.
Parthenopaeus II 6. 43 vgl. Anm. ; vgl.
V 2. 122 ff. s. Areas.
Parthenope (s. zu III 5. 79) I 2. 261
Anm., III 1. 152, III 5. 79, IV 4. 53,
IV 8. 3, V 3. 105, <V 3. 129>, -en
112. 84, IUI. 93; vgl. Neapolis, Eubois.
Parthus II 6. 19, IV 4. 31.
(Patroclus) vgl. II 6. 54 Haemonium
Pyladen (Anm.), IV 4. 105 caeso amico
(Achillis), s. Menoetiades.
Paulli belügen regia (basilica Aemilia
Paulli, Anm.) I 1. 30.
Pax (Tempel): Pace IV 1. 13, Pacem
IV 3. 17 Anm.
(Pegasus) s. II 2. 38, II 7. 4, s. Hippo-
crene.
Pelasgam libertatem IV 6. 68.
Pelasgi: -is III 2. 142 (Statius' Thebais,
vgl. Anm.).
Peleus senior II 1. 90, Pelea I 2. 215,
Haemonium II 1. 89.
Peliden II 7. 97.
Pelion gelidum III 2. 65 (Giganten).
Pellaeus regnator (Alexander) IV 6. 59,
-o duci (dgl.) II. 86.
Pelopis terras IV 6. 68, trunci solemnia
V 3. 52; vgl. I 2. 41.
Pelorum Sicanium (circumspicit ora
Bruttia, vgl. Anm.) I 3. 33.
Pelusiaci Canopi scelus IL 7. 70.
Penelope III 5. 47; vgl. III 5. 8, V 1. 58.
Pergama II. 11, Thymbraea III 2. 97.
Pergamenum Asclepium III praef. 19.
Pergameus labor (Bau der trojanischen
Mauern) III 1. 116, -as domos III 4. 23.
Pergamus Troiana 14. 100 (tholo, Aescu-
laptempel, Anm.), Pergamos (in Mysien)
III 4. 106, Pergamon III 4. 68, Pergame
111 4. 12.
(Persephone) s. Proserpina.
Perses: -en Achaemenium V 3. 187,
Persae III 4. 62.
Perseus: Persea uolucrem II 1. 96
(Dictys, Anm.).
Perside gaza I 3. 105 (vgl. Anm.).
Peuce (Insel) undoso coniuge (i. e. Histro)
circumflua V 2. 137.
Phaethontia uulgi fabula II 4. 9, vgl.
Anm., s. Clymeneus, Heliades.
Phalisci graues IV 9. 35.
Pharii regis polluta altaria (Busiris)
III 1. 31, -iae uolucri exempta ein-
nama (Phoenix) II 6. 87, -ium annum
III 2. 22, -io de litore Vi. 242, -ia
de gente feris II 5. 29, de puppe lo-
quaces delicias V 5. 66, Pharii liquores
II 1. 161, -ios dolores (um Osiris) V 3.
244, -ias aras III 2. 112, -iis mereibus
mixtus uenalis infans II 1. 73 (Anm.).
Pharus III 5. 101 (Leuchtturm von Capri,
Anm.), Phari regina (Isis) III 2. 102,
Pharo cruenta II 7. 71 (Pompejus' Er-
mordung).
Pliarsalica turba II 7. 113, bella II 7. 66
Anm. (Lucan).
Phasis horridus 1 6. 77 (Fasanen, Anm.),
Phasidis gelidi ales II 4. 27, ales IV 6. 8 ;
Phasim ferum (Amazonen) I 6. 55.
Phemonoearcana II 2. 39 Anm.
Phidiaca manu V 1. 6, -ae manus II 2. 66.
(Phidias) vgl. I 1. 102 Atticus senior
(Anm.), IV 6. 27 Pisaeo pollice.
Philetas (Coo plaudente) I 2. 252 Anm.
Philetos (des Vrsus Knabe): II 6. 81, 103.
Philippos ossibus Italis albos II 7. 65
(Lucans Epos).
Philomela III 5. 58 (vgl. Anm.), V 3. 84;
vgl. II 4. 21 Bistonio soror orba cubili,
s. Progne.
Phlegraea proelia (bellum Vitellianum)
V 3. 196, vgl. zu I 1. 79.
Phoebe V 4. 7, Phoeben nemoralem I 3.
76 (von Aricia, Anm.), Phoeben V 3. 22 ;
vgl. Luna, Diana.
Phoebeius ales (Rabe) II 4. 17, iuuenis
(Asklepios) III 4. 69, -ie iuuenis (dgl.)
III 4. 6; Phoebeia Nais (der Diana)
II 3. 60.
Phoebeum Amphiona III 2. 41, Phoebea
limina (des Asklepios) III 4. 80.
Phoebus 1 2. 17 (vgl. Anm.), 16.1 (pater),
V 3. 5, Phoebi tenerum iubar II 2. 46,
frondes II 3. 51, moenia (Troja) II 6. 32,
famulantis fistula III 3. 58 (Admet),
uolucris rota Vi. 17, chorus V 3. 56,
docti cohors Heliconia 91, ramis 142
(pythischen Spiele), Phoebo V 3. 87,
V 5. 3, Phoebum 14. 19, 113. 6, IV 2.
56, Phoebe I 2. 130, I 5. 3, V 1. 136,
Phoebo I 1. 104 (Kolofs von Rhodos),
auspice II 2. 39 und III 5. 74, IV 6. 1,
V 3. 175; vgl. Phoebeius, s. Apollo.
(Phoenices) 3. Sidonius, Tyrius.
576
INDICES.
Phoenix (Begleiter des Achilles) II 1. 91
Anm., III 2. 96, V 2. 151, Y 3. 192.
Phoenix (Vogel) (odoratos ignes) II 4. 37,
uiuax III 2. 114 Anm., s. II 6. 87 Pha-
riae uolucri.
Pholoe (Nymphe): -en II 3. 10; vgl. 30
Naidos, 44Nymphae, 60 PhoebeiaNais.
Phorci leuis chorus II 2. 19 (Nereiden).
Phoroneis antris III 2. 101 (Io), vgl. Anm.
Phosphoros II 6. 79, s. Lucifer.
Phrygius silex (Marmor) I 2. 148 Anm.,
raptor (Paris) V 1. 57, -ii flaminis coma
V 3. 183, -iae Synnados antro I 5. 37
(Attis, Marmor, zu 12. 148), -io marito
(Anchises) I 2. 189, alumno (Aeneas)
I 3. 87 s. Caieta, -ium silicem V 3. 87
(Niobe), -io e uertice III 1. 150 (Mi-
senus), sanguine V 3. 39 (Aeneas), -ia
turrecadentemAstyanactaV3. 76, -iae
secures II 2. 87 (Marmor, s. Synnas), -iis
e turribuslll. 145(Odysseus, Astyanax);
s. Iliacus, Mygdonius, Troicus.
Phryx: Phryge (Ganymedes) III 1. 27,
Phryges (Trojaner) V 2. 48 (Hercules),
Phrygum ruinas nocturnas (Zerstörung
Trojas) II 7. 48.
Phylaceida umbram (des Protesilaos)
V 3. 273.
Pieridum flores (Gedichte) III 1. 67.
Pierius iuuenis (Stella) I 2. 107, -io
carmine V 3. 45, -iae curae V 2. 71,
sorores V 5. 4, -ios dies I 3. 23, -ias
artes II 2. 112, -iis de fontibus uoca-
lem undam I 2. 6, modis II 2. 42.
Pietas III 3. 1 Anm., V 2. 92, V 3. 72, 89.
Pimplea (Muse, Anm.) I 4. 26, (Musen-
quell) II 2. 37 (superet sitim, vgl. Anm.).
Pindaricae lyrae uox flexa V 3. 152,
-is plectris 13. 101.
Pindarus: -e (regnator lyricae cohortis)
IV 7. 8.
Pirene (zu II 7. 4) conscia (Anm.) 14. 27.
(Pirithous) s. II 6. 55 Cecropiam fidem,
IV 4. 104 fidi Theseos.
Pisa: Pisae nitidae transfuga amnis
(Alpheus, s. Anm.) I 2. 203, -a adhuc
uacua II 2. 65 (Phidias).
Pisaeus Iuppiter (zu Olympia) IUI. 140,
-um annum 1 3. 8 (Zeit der ol. Spiele),
-o pollice (des Phidias) rasum ebur
IV 6. 27, -a lege (Oenomaus) 12. 41 Anm.
Plias soluta 1 6. 22 Anm., nubila III 2. 76,
Pliadum niuosum sidus I 3. 95.
Plotius Grypus s. Grypus.
Pluto s. Dis.
Poenus sermo IV 5. 45, -os inter agros
IV 3. 91; Poenis saeuis III 3. 190; s.
Sidonius, Tyrius, Hannibal.
Polla (Gattin des Pollius Felix, s. Pol-
lius): II 2. 10, <II 2 147> s. Anm.,
III 1. 87, 159, 179, IV 8, 14.
Polla Argentaria Lucans Witwe:
II praef. 21, II 7 tit. (vgl. aber S. 208),
II 7. 62 (Gedicht Lucans, Anm.), 120.
Pollentinos saltus II 6. 63.
Pollius Felix s. S. 339 f. (vgl. Ind. II):
Pollius Felix II 2 tit., III 1 tit. (s. aber
(S. 208), Pollius II praef. 11 (villa
Surrentina S. 338 f.), II 2. 9, 40, 112,
III praef. tit., III praef. 3, III 1. 2, 65,
89, 103, III 5. 103, IV praef. 20.
Pollux IV 2. 48; vgl. V3. 140 (Castoris
fratrem), IV 5. 28 Bebryciae strepitus
harenae (Amycus, Anm.); s. Castor.
PolycliteocaeloIl2.67,-iscaminislV6.28.
(Pompei) vgl. V 3. 164 Veneri plorata
domus.
Pompeiani Sarni otia I 2. 265.
Pompeius: 14. 42, II 7. 72 (Lucans
Epos, Anm.) ; Magnum (gratum popu-
laritate) 117. 69 (Lucan); Pompei (plur.)
II 7. 115; vgl. I 1. 28.
Pontica V3. 188; Ponticis nucetis 16. 12
Anm.
Praeneste sacrum (s. zu 13. 80) IV 4. 15.
Praenestinae sorores l 3. 80 (Fortunae,
Anm.).
Praxitelis laboriferi caelo IV 6. 27.
Priamides: -en IV 4. 105 (Hector).
Priami potentis supplex aurum II 7. 56
(Lucans Dichtung, Anm.), s. Troicus.
Priscilla (des Abascantus Gattin, s. Ab.) :
V epist. 4, 8, Vi tit., Vi. 3, 108,
150, 228, 249, 258.
Prochyta (Insel an der campanischen
Küste) aspera (vgl. Anm.) II 2. 76.
Progne saeua uiro II 1. 140 Anm.; vgl.
III 3. 175 Tereos saeui marita, V 3. 84
durae sorori (Philomelae), auch III 2.
110 Cecropio luto (Anm.).
Propertius (Vmbro antro, Anm.) 1 2. 253.
Proserpina II 6. 102, V 1. 254; vgl.
II 1. 147 infera Iuno, V3. 277 Aetnea I.,
V 3. 270 infemae uates longaeuaDianae.
(Protesilaus) s. II 7. 123 Anm., Phyla-
ceis umbra V 3. 273.
Proteus (multo corpore) III 2. 35, Protea
I 2. 129.
Puniceo amictu II 1. 132 (vgl. Anm.).
(Puteoli) s. Dicarcheus, Dicarchus.
(Pygmaei) vgl. I 6. 63 f. (Anm.).
Pylades pius V 2. 156, -en Haemonium
(Patroklos, Anm.) II 6. 54.
Pylii senis annos II 2. 108, aeui metas
V 3. 255, gregis V 3. 114 (Anm.), -ios
annos III 4, 104 s. Nestor.
Pyramidum audacia saxa V 3. 50.
Pyrrhus (Neoptolemos) : Pyrrho V 2. 151,
vgl. Haemonio marito V 3. 79.
(Pythia) vgl. Vi. 114; pythische Spiele,
vgl. III 1. 141 Cirrhae pater opacae,
V 3. 142 Phoebi ramis.
I. EIGENNAMEN.
577
Guies pigra 16. 91.
Quirinales agros II 3. 13.
Quirinus V 2. 129, -i seriem II 1. 195,
armiferi tecfca (Rom) III 5. 112.
Regulus (lacera urnbra, Anm.) I 4. 88.
Remi culminibus (Rom, Anm.) II 7. 60
(Lucans de incendio Urbis, Anm.).
Rhamnusia tristis (toruo uultu) II 6. 73,
(infesto uultu) III 5. 5, s. Inuidia.
(Rhea Siluia) vgl. I 2. 193 Dardana
sacerdos, s. Ilia.
Rhenus: I 1. 7, Rheni captiui crinem
I 1. 51, proelia 79, de litore in feris
115. 28, populos IV 4. 62, uexilla V 1.
90, pallida frigora 128, fracta flumina
V 2. 133, Rhenum rebellem 14. 89,
s. Catti.
Rhodopes gelida in ualle (Mars) IV 2.
46, hiberna grue IV 6. 9.
Rhodos aspera (Anm.) I 1. 104 (Kolofs).
Roma I l. 83, I 6. 101, III 3. 51 (felix),
III 5. 69, IV 1. 7 (septemgemino iugo),
19, potens 28, felix 36, Romae magnae
uaga murmura (zu III 5. 15) I 1. 65,
septemgeminae moenia I 2. 191, im-
mensae pars celeberrima 232, custodia
(Stadtpräfectur, vgl. Anm.) I 4. 16,
magnae tractus III 5. 76, densae ardua
moenia IV 4. 14, magnae lumina V 1.
217, moenia V 2. 169; vgl. I 1. 64
septem per culmina, I 4. 13 noster
collis ex ordine (Anm.), I 5. 23 septena
culmina, II 3. 21 per iuga septem,
II 7. 45 septem iuga, II 7. 60 culmi-
nibus Remi, IV 3. 26 septem montibus;
vgl. Ausonius, Latialis, Latius, Lau-
rentes, Quirinus, Remus, Romulus,
Romuleus, Thybris.
Romanus honos III 5. 94, -a dies I 1.
94, Iuno (Kaiserin Domitia) III 4. 18,
-i chori sacerdos (Lucan) II 7. 23,
parentis (Domitian) IV 3. 108, -a pila
III 3. 99, -is turmis IV 5. 47.
Romuleus: Romulei senatus IV 8. 62,
circi V 2. 21, ducis Vi. 87, -ae sa-
lutis auctor (Curtius) I 1. 79, -um
limen III 3 165, -am stirpem V 3. 176,
-i patres V 2. 161, -is tectis IV 6. 79,
-os proceres IV 2. 32, -as arces IV 4. 4.
Romulus IE 1, 100 (Acca, Anm.), V2. 107
(== Römer), Romuli in omni uertice
IV 5. 33.
Rutilius Gallicus, s. Gallicus.
Sabaei dites (rara cinnama) V 3. 42,
-is odoratis (cinnama) IV 5. 32, -os
odoriferos II 6. 86.
Sabaei flores V 1. 211, -is nubibus IV8. 1,
s. Arabs.
Vollmer, Statius* silvae.
Saeptis (Saepta Iulia, Anm.) IV 6. 2.
Sabino sole infecta coniunx agricolae
V 1. 123.
Sagunti templa IV 6. 83.
Sales proterui I 6. 6 (vgl. Anm.).
Salii: Salus V3. 181, s. auch V2. 130 f.
Sallusti breuis orsa IV 7. 55.
Salmacis (fönte doloso) I 5. 21 Anm.
Sangarius puer (Attis) III 4. 41.
Sapientia ardua (septena fama) V 3. 95.
Sappho temeraria (saltus ingressa uiriles)
V 3. 155, vgl. Chalcis.
Sarmatae: Sarmatis refugis IV 7. 51,
s. Sauromatae und IV 1. 39, IV 3. 159.
Sarmaticas hiemes Vi. 128.
Sarai (Fl. in Campanien, an dem Pompeji)
Pompeiani otia I 2. 265.
Saturnalia principis 16. 82, Saturna-
libus IV praef. 22, vgl. Saturnus.
Saturnia III 1. 73, s. Iuno.
Saturnus compede exsoluta I 6. 4 (Sa-
turnalien, Anm.).
Satyri II 2. 105, Satyros I 5. 18.
Sauo (Safon? s. Anm., Flufs Campaniens)
piger IV 3. 66.
Sauromatas uagos III 3. 171, mutatores
domorum V 2. 136, s. Sarmatae.
Scipio (maior) tener III 3. 190 Anm.,
V 3. 292.
(Scylla) vgl. III 2. 86 Siculi populatrix
uirgo profundi.
Scyllaea monstra V 3. 280.
Scythiae puellas (Amazonen) IV 6. 105.
Scythicas feras (des Amphitheaters)
II 5. 28.
Sebethos (Fl. in Campanien) I 2. 263
(vgl. Anm.).
(Semele) vgl. II 1. 97 cineres decepta-
que funera matris (Bacchi).
Semeleius Euhan I 2. 220.
Seneca (der Philosoph): II 7. 31.
Senonum furias V 3. 198.
Septimius Seuerus, s. S. 468: Sept.
Seu. IV praef. 11, IV 5 tit., Sept. IV 5.
34, Seu. IV 5. 3.
Seres IV 1. 42, Serum diuitias Vi. 61,
toris 215, Seras I 2. 122 Anm.
serica pallia III 4. 89.
Sestiacos sinus I 3. 27 (Leander).
Setia II 6. 90 (Setinerwein).
Seuerus s. Septimius.
Sibylla (sacris ab antris, Chalcidicas
laurus) IV 3. 118, Sibyllae Euboicae
Carmen 12. 177 (Quindecimvirat, Anm.
vgl. IV 3. 142) , fatidicae enthea tecta
(Cumae) III 5. 97, Euboicae domum
(Cumae)IV3. 24, opaca antra V 3. 172;
vgl. V 3. 270 infernae uates longaeua
Dianae, I 4. 126 Euboici pulueris an-
nos (vgl. IV 3. 152), V 3. 182 Chal-
cidicum Carmen (Quindecimviri).
37
578
INDICES.
Sicanium Pelorum 13. 33, -ii croci aura
V 3. 41, -ios fontes (Arethusa) I 2. 206
Anm., -iis crocis II 4. 36.
Siculus senex (Epicharm) V 3. 151, -i
profundi populatrix uirgo (Scylla) III 2.
86, sepulcri dona (des Anchises) V3. 51,
-a incude rubentem (Vulcan) I 5. 7,
de uirgine Carmen (Sirenen, s. Anm.)
II 1. 10, -ae rupes (der Sirenen) III 3.
174, -os per aestus I 3. 97, -is caminis
(Aetna, Cyclopen) I 1. 3 (Anm.).
Sidonia purpura (Marmor, zu v. 34) I 5.
39, -ii ducis (Hannibal) IV 6. 85, -iae
Elissae regia conuiuiaIV2. 1, -io tabo
I 2. 125, acantho (aus Sidonischem
Purpur) III 1. 37, ostro V 1. 225, -ios
(= Thebanische) labores emensa The-
bais IV 4. 88 , -iis cadis iterata pur-
pura III 2. 140, s. Tyrius, Phoenix.
(Sigeum) s. Vi. 36 Achilleis bustis.
Sipyleia genetrix (Niobe) Vi. 33.
Siren II 2. 116 (Sirenentempel bei Sor-
rent, vgl. Anm.), Sirenum nomine notos
muros (Surrentum, Anm.) II 2. 1, nom.
notas rupes (dgl.) III 1. 64; vgl. V3. 82
Tyrrhenae uolucres (rupe atra); II 1. 10
Sicula de uirgine tergeminum carmen
(Anm.), III 3. 174 Siculae rupes.
Sirius I 2. 156, latrauit I 3. 5, letalis
implacito igni II 1. 216, acer III 1. 54;
vgl. IV 4. 13 Icariis latratibus.
Smyrna III 3. 60 (Claudius), IV 2. 9
(Homer).
Solymum cinerem V 2. 138 s. Hieroso-
lyma.
Somnus I 6. 91 (iners), V 4 tit., Somne
V 4. 3 (iuuenis, placidissime diuum),
V 4. 15.
Sophrona implicitum V 3. 158.
Sparte animosa V 3. 108; cf. Thera-
pnaeus.
Sperchios: Sperchio III 4. 85.
Stabias renatas III 5. 104 Anm.
Statius I praef. tit., II, HI, IV dgl., V
epistul. praescr.
Stella, L. Arruntius St. (Anm. s. Ind. II):
I praef. tit., I praef. 1, 18, I 2 tit. (vgl.
aber S. 207), I 2. 17, 25 (33, 98, 239
uates), (107 Pierius iuuenis), (201
placidissime uates), 210, 219, (225
comiti canoro), 258; vgl. Violentilla.
Steropes III 1. 131, Steropem I 1. 4
Anm. vgl. Cyclopes, Brontes.
Stesichorus ferox V 3. 154.
Strymon: Strymona I 1. 21 (Mars) vgl.
Anm., V 1. 203 (Orpheus).
Stygiis monstris I 2. 39 (Hercules), -as
ad umbras HI 5. 37.
Stymphalos: -on IV 6. 101 (Hercules).
Styx: Stygallll. 186, immitemlll3. 193,
Sulla s. Sylla [s. V 3. 44 Anm.
Surrentinus Hercules III praef. 10, III 1
tit., -a uilla (Polli) II praef. 11, II 2
tit., plaga IV 8. 9 (cara madenti deo),
-o uertice V 3. 165, -a praetoria II 2.
82, iuga III 5. 102.
(Surrentum) notos Sirenum nomine
muros II 2. 1, notas Sirenum nomine
rupes III 1. 64.
Syene (Marmor) IV 2. 27, Syenes Eoae
uena (respergit) II 2. 86.
Sylla: IV 6. 86, 107, V 3. 293.
Synnas (Synnadischer Marmor zu I 2.
148) : Synnados Phrygiae antro (cruen-
tauit maculis lucentibus Attis) 15. 37,
Synnada 41, Synnade (maesta) II 2. 87
(v. 88 f. marmore picto Candida pur-
pureo distinguitur area gyro); vgl.
I 3. 36 picturata lucentia marmora
uena (Anm.) s. Phrygius, Iliacus.
(Syria) s. Assyrius, Damascos, Orontes.
Syriacam legionem III praef. 13.
Syrorum agmina (Anm.) I 6. 72.
Syrtibus remotis IV 5. 29, s. IV 5. 38
uadosae Africae.
Tagetis saltus (Etrurien, Anm.) V 2. 1.
Tagus 13. 108 (limo splendente), I 2.
127 (fuluo limo), -um zu I 2. 127, vgl.
Hermus.
Tanais: -im I 6. 55 (Amazonen).
Taras mitis II. 103 (Ly sippische Ko-
lossalstatue des Zeus s. Anm.).
Tarenti instaurati ara I 4. 18 Anm.;
vgl. IV 1. 38 longaeui ara parentis.
Tarpeius pater (Iuppiter Capitolinus;
renatae aulae, zu I 6. 100) IV 3. 161,
Tarpei parentis V 3. 233 (Capitolin.
Agon), Tarpeio monte (Capitol) V 3.
196, Tarpeia templa (des Iupp. Capi-
tolinus) III 4. 105.
Tartaros: Tartaron II 7. 117, Tartara
Vi. 193, V3. 69, 74 (dura), 261, 269,
V 5. 78 (iniusta).
Tartareum chaos V 1. 206.
Taurubulae uirides III 1. 129 s. Anm.
Taygeta algentia I 3. 78, horrenda Ly-
curgi IV 8. 53.
Teate: Teati IV 4. 85.
Tegeae mitem alumnum (Mercur, zu
I 2. 18) I 4. 21.
Tegeaea sacerdos (Auge) IV 6. 52, Te-
geaee uolucer (Mercur) I 5. 4.
Tegeaticus uolucer I 2. 18 (vgl. Anm.),
ales V 1. 102 (Mercur, zu I 2. 18).
Telamon: Telamona V 2. 50, vgl. IV 4.
102 Anm.
Teichines IV 6. 47 Anm.
Teleboum domos (Capri) III 5. 100.
Telegoni iugera (Tusculum) I 3. 83.
Telephus 14. 113 Anm.
Temese (in Bruttium s. Anm.) II. 42.
I. EIGENNAMEN.
579
Temesaea aera I 5. 47.
Tempe Thessala I 2. 215; Boeota tempe
V 3. 209.
Tereus: Tereos saeui marita (Procne)
III 3. 176.
Terrae I 2. 185.
Teucri; Teucros V 2. 150, Teucris III 5.
77 (Gründung Capuas, Anna.).
Teucros lares IV 5. 2 (Alba), senes
(Priamus u. Tithonus) V 3. 256.
Thalia lasciua II 1. 116 u. V 3. 98.
Thasos I 5. 34, II 2. 92 (Marmor, zu
I 5. 34).
Thaumantis: Thaumantida V 1. 107,
Thaumantide imbrifera III 3. 81, s. Iris.
Thebae I 5. 8, -as III 2. 40, 143 (vgl.
Anm.), IV 7. 8, V 5. 36 (Statius' The-
bais Einl. S. 10 ff.) s. III 1. 115 Amphio-
niae arces.
Thebaicae (Datteln) IV 9. 26.
Thebais chelys (des Amphion) II 2. 61;
(des Statius Epos, S. 10 ff.) III 5. 36,
IV 4. 89, IV 7. 26, V 3. 234, Thebai-
dos IV praef. 17, Thebaide I praef. 5,
s. Thebae, Amphion, Pelasgi u. vgl.
IV 7. 2, V 3. 10 f.
Thebanos triumphos (Alexanders, Anm.)
IV 6. 70.
Therapnae (in Lakonien) umbrosae IV 8.
53, uirides V 3. 140.
Therapnaei Galaesi II 2. 111 Anm.,
Canopi III 2. 111 Anm., Therapnaea
gymnade resolutus Pollux IV 2. 48.
Therinodontiacas turmas (Amazonen)
I 6. 56.
Theseng (periuria vgl. Anm.) III 3. 179
(Aegeus), Theseos iidi gloria IV 4. 104
(Th. u. Peirithoos, vgl. II 6. 55 Cecro-
piam fidein), Thesea superbum II 6. 26
(Ariadne).
Tlieseum cubile 12. 132 (Ariadne).
Thespiacis lucis II 7. 16, vgl. Helicon.
Thespius III 1. 43 (Hercules, Anm.).
Thessalici mariti coniunx (des Admet,
Alkestis) III 3. 192, -os per agros I 2.
130 (Daphne), -is in oris V 3. 272
(Admet).
Thessala Tempe I 2. 215, Thessalos
currus (des Achill) II 7. 55 (Dichtung
Lucans, Anm.).
Thetis II 6. 31, II 7. 97, III 2. 74 (Meer)
Thetidis lapillis Erythraeis IV 6. 18
Anm., Thetin I 2. 216; vgl. V 1. 35 f.
(mater [Achillis]).
Thrace barbara III 5. 81.
Thracius Orpheus V5. 54, supplex III 3.
194 (Orpheus), Thracia antra III 1. 31
(Diomedes, Hercules).
Thule s. Thyle.
Thybris Lydius 12. 190, pater 16. 100,
ductor aquarum III 5. 112, Thybridis
flaui oras IV 4. 5, impetus II 6. 64,
arces Iliacae I 2. 144, Thybrim I 5. 24,
Martium II 7. 45; vgl. Tiberis.
(Thyestes) vgl. Vi. 58 (fraternus adulter)
Anm., auch V 3. 96 Anm.
Thyle refugo circumsona gurgite V 1.
91, Thyles caligantia (zu V2. 55) uada
III 5. 20, nigrae litora IV 4. 62, Thylen
(fesso Hyperione, Anm.) V 2. 55.
Thymbrae gelidae umbracula I 2. 222
Anm., rector IV 7. 22 (Apollo).
Thymbraee pater uatum (Apollo) I 4.
117, Thymbrae a Pergama III 2. 97.
Tibereia aula (des Tiberius) III 3. 66.
Tiberino in litore V 2. 113.
Tiberis: Tiberim IV 3. 112; vgl. II 1. 99
Tuscis in undis (Ilia), IV 5. 39 Tuscis
gurgitibus, vgl. Thybris.
Tibullus (diues foco lucente, Anm.) I 2.
255.
Tibur glaciale Vopisci (— uillam Tibur-
tinam, Anm.) I 3. 1 , Tiburis lucos
IV 4. 17.
Tiburnus I 3. 74 Anm. ; Tiburna domus
(Herculestempel, Anm.) III 1. 183.
Tiburtina uilla (Vopisci vgl. S. 263 ff.)
I 3 tit., -am uillam I praef. 23.
Tiburtes Faunos I 3. 99.
Timaui alumnum (Livius, Anm.) IV 7. 55.
Tiryiithius III 1. 136, III 3. 57, IV 4. 102,
Tirynthie III 1. 1, IV 6. 90; vgl. zu
III 1. 1; s. Hercules.
Tirynthius pater III 1. 125, Tirynthia
aula (zu Tibur, Anm.) II 2. 109, nox
IV 6. 17 Anm., templa (in Tibur, zu
IH 1. 183) I 3. 79.
Tithonia (pensa biga) I 2. 45, IV 6. 16,
V 4. 9, s. Aurora.
Tithonia senectus IV 3. 151.
Tithonis: Tithonida (maesti rores, um
Memnon) V 1. 34.
(Tithonus) vgl. Mygdonius, Iliacus, Teu-
crus, Tithonius, Troicus; vgl. noch
I 2. 45.
(Titus) vgl. 1 1. 97 (frater), auch V 2. 138.
Tomi: -is I 2. 255 (Ovid).
Tonans: Tonantis (des Hammon) Nasa-
monii natum (Alexander) II 7. 93, regia
(auf dem Capitol) IV 2. 20, Tonanti
III 2. 72, Tonantem I 2. 57, IV 3. 16
(s. zu I 6, 100), Tonante IV 4. 58; s.
Iuppiter.
Trachinia Alcyone IH 5. 57.
Trasimenus I 4. 86.
Trinacriis flammis (des Aetna) IV 4. 80.
Triptolemi aetherii felix orbitaIV2. 36.
Triton (gemino corpore, Anm.) III 2. 35,
celer ad iussa Neptunia IH 3. 82.
Tritonia uirgo II. 37 (vgl. Anm.); Tri-
tonia II 2. 117 (Tempel am promun-
turium Mineruae, vgl. Anm.).
37*
580
INDICES. I. EIGENNAMEN.
Tritonis: Tritonide (Ölbaum) II 7. 28.
Triuiae Aricinum nemus III 1. 66 (Diana
zuAricia, Anm.), diem 68(Hecate-Fest).
Troia IV 4. 94 (Statius' Achilleis), Troiae
nouum decus (Rom) I 2. 188, labores
II 1. 117, moenia IV 4. 104, casus V 3.
148, Troiam II 1. 144, s. Phryx, Per-
gameus.
Troiana Pergamus 14. 99, -ae Albae
IV 2. 65, V 2. 168, -a tela V 2. 118.
Troicus ignis (der Vesta) I 1. 35 Anm.,
IV 3. 160, Troica saeculal4. 125 (des
Priamus oder Tithonus, Anm.), in arma
(trojan. Krieg) II 1. 91, supra diade-
mata felix II 2. 122 (Priamus).
Troilus V 2. 121, Troilon II 6. 33.
Turnus : Turni Laurentia iugera (Ardea)
I 3. 83, Turno I 2. 245 (vgl. Anm.).
Tuscula umbra IV 4. 16; vgl. I 3. 83
. Telegoni iugera.
Tuscus aper IV 6. 10, Tuscis gurgitibus
(des Tiber) IV 5. 39, in undis (dgl.)
II 1. 99 (Ilia).
Tyndaridae IV 8. 52 (von Neapel, vgl.
Anm.), vgl. Castor.
Tyrii aeni moderator 12. 151 (Purpur,
Porphyr s. Anm.), -io plectro III 1. 16
(Amphion), sinu IV 4. 76, tegmine
V 1. 215, -iae matres (thebanischen)
V 2. 124, -ios amictus III 4. 55, sinus
V 2. 29.
Tyros pretiosa (rubeat) III 2. 139, Tyri
purpura (Marmor, zu v. 34) I 5. 39;
vgl. I 2. 151 Anm.
Tyrrhena unda V 2. 114, -i profundi
sinus IV 3. 89, profundi speculatrix
uirgo (Minerva) V 3. 166, -ae Miner-
uae templis 112. 2 Anm., III 2. 24,
-ae uolucres (Sirenen) V 3. 82, -as
domos (Luna) IV 4. 24, -a rura V 2. 1.
(Varro Atacinus): vgl. II 7. 77 Anm.
Veiente solo IV 5. 55.
Veledae (Einl. 45) captiuae preces I 4.
90 (vgl. Anm.).
Venus alma I 2. 52 u. 159, I 3. 10,
blanda II 7. 84, Lucrina (von Bajae,
Anm.) IUI. 150, aurea III 4. 22, HI 5.
t>3, Vi. 233, Veneri III 4. 33, plorata
domus (Pompeji) V3. 164; vgl. 12. 11
Aeneia genetrix (Anm.), 1 2. 103 matris
(Amoris), I 2. 168 me (Venerem =
uenustatem) dedi ; vgl. Cytherea, Dione,
Paphie, Paphius.
(Vergilius) vgl. IV 2. 2, s. Aeneis, Mantua,
Maro.
(Yespasianus) vgl. I 1. 31 pater (tem-
plum Diui Vespasiani), 97 (pater), 11.
74 magnorum deorum proles (Domi-
tianus), sidera V 1. 241, I 4. 85 Anm.,
III 3. 138 ff. (vgl. auch V 2. 138), auch
IV 2, 58 patriae senectae (Anm.).
Yesta I 1. 36; vgl. 35 Troicus ignis,
V 3. 178 Dardanius explorator facis
opertae.
Yestinus (Freund des Vindex, S. 473)
IV 6. 94.
Vesuinus apex III 5. 72, Vesuina in-
cendia II 6. 62 Anm. u. V 3. 205.
Vesuius IV 4. 79, Veseui (Anm.) insani
damna IV 8. 5; vgl. V 3. 105 crinem
(Parthenopes) afflato monte sepultum.
Yetustas I 6. 39, longa IV 1. 28.
Yibius s. Maximus.
Victoria V 3. 145.
Yindex, Nouius V., s. S. 473: Nouius
Vind. IV 6. tit., Vindex IV praef. 14,
IV 6. 4, 23; s. Hercules Epitrapezios.
Yiolentilla, s. S. 237 (vgl. Ind. II): I 2
tit. (s. aber S. 207), I 2. 25, s. Asteris.
Yirgo (aqua V.) I 5. 26 Anm.
Virtus cruenta I 6. 62, hilaris cum pon-
dere II 3. 65.
Yitorius s. Marcellus.
Ylixes II 1. 145 (Astyanax) , III 5. 47,
tardus V 3. 148, Vlixis tarde reme-
antis casus II 1. 118, tardi reditus
II 6. 57, tardi uias reducis II 7. 49,
Vlixem reducem IV 2. 4; vgl. Duli-
chius und V 3. 179.
Ymbro antro 12. 253 (Properz, vgl. Anm.),
Vmbro Tuscus aper generosior IV 6. 10.
Voluptas I 3. 9.
Yopiscus, P. Manilius V., s. S. 265 (vgl.
Ind. II): Manilius Vop. I praef. 20 f.,
I 3 tit., Vopiscus I 3. 1, 22; uilla Ti-
burtina vgl. S. 263 ff.
Vrbs (Rom) : Vrbis 1 4. 39, Latiae pater
inclitus 14 95, Ausoniae pater augustis-
simus IV 8. 20, Vrbi II 1. 20, IV 4. 18,
Vrbem depositam (Stadtpräfectur, vgl.
Anm.) 14. 91; Vi. 222; Vrbe IV 5. 47.
Yrsus, Flauius V., s. S. 365: Flauius
Vrsus II 6 tit. (vgl. S. 208), Vrsus
II praef. 17, II 6. 10, 15, 61,' 94.
(Yulcanus) vgl. I 5. 6 regem corusci
ignis, 31 mariti (Veneris), s. Lemnius,
Mulciber.
Yulturnus IV 3. 69 (Brücke, Anm.), vgl.
IV 3. 95 Amnis.
(Xerxes) s. Athos.
Zephyrus: -o III 2. 46, -is III 2. 28, -os
III 1. 156 (uolucres), IV 5. 8.
Zeugma (Latinae pacis iterj III 2. 137
Anm., Zeugmate V 3. 187.
II. KEGISTEK ZU EINLEITUNG UND COMMENTAE.
Einfache Seitenzahlen gehen auf Einleitung und Vorbemerkungen, Citate nach
Gedicht- und Verszahlen auf die fettgedruckten Kopfzahlen des Commentars.
Add. z. S. — heifst: Addenda zu Seite — auf S. IX ff.
Abascantus S. 497 f., Grab der Priscilla
V 1. 228 f.
abiungere (= abalienare, mit Dat.) 13. 76.
Ablativ bei Adjectiven (wie perpetuas
frenis) I 1. 55, vgl. III 2. 48; beim
Passiv III 5. 69; abl. abs. für Ver-
gleichssatz II 6. 11.
Abschiedsscenen III 2. 55.
Abstractum concret III 2. 79, II 1. 71
(cura), V 3. 146 (uota), angemerkt
noch I 2. 107, II 3. 10, II 4. 14, II 6.
104, III 5. 105, IV 5. 25, IV 7. 33.
V 1. 207, ferner IV 3. 20 (schwankend
zwischen abstr. u. concr. Bedeutung).
Abzeichen , Veränderung der dichteri-
schen, II 1. 26, vgl. I 5. 13, II 7. 5.
accepto ferre II praef. 19
Accusativ in Fragen I 2. 188; statt gen.
nach metuens, amans III 3. 79; des
Inhalts angemerkt I 2. 33, 107, I 3. 8,
II 2. 70, II 3. 53, Vi. 4, acc. neutr.
adverbial III 1. 40 (noch V 3. 98), plur.
16. 36; der Richtung II. 64, IV 6.
59; acc. uultus bei Adj. III 5. 11;
verschiedenartige Accusative verbun-
den III 5. 42.
Achilleis: Entstehungszeit S. 13.
adamas sprichwörtlich 12. 69.
addiscere vom Sprechenlernen der Tiere
II 4. 21.
Adjectiv für das partic. des verbum
denominativum I 3. 2, vgl. V 1. 194;
statt Adverb I 2. 250, vgl. III 3. 40,
V 3. 100; wechselnd mit Genet. u. a.
I 5. 39, vgl. II 2. 121; bei Reflexiven
aufs Subject bezogen statt aufs Ob-
ject (se) I 1. 42, V 3. 69, vgl. V 2. 13;
s. Enallage, vgl. neutr. plur.
Adjectivbildung von Eigennamen: mit
griech. Suffix -siog I 5. 60, vgl. III 3.
66; kurze Adjectivformen I 4. 129.
adlocutio II 7. 62; sponsalis I 2. 266. •
adnubilare V 1. 148.
Adoption: häufiger Gedanke und mytho-
logische Beispiele II 1. 87; Bild vom
Pfropfreis I 1. 23; vgl. auch II 1. 23.
Adverb statt Adj. IV 6. 10, vgl. III 2. 65.
aduolui zur Bezeichnung des Bittflehen-
den V 1. 73.
Aegaeisches Meer sprichwörtl. V 2. 5.
aeger dolor II 1. 14.
aegyptische Knaben II 1. 72.
Aemilia, basilica Ae. Paulli II. 29.
Aenares HI 5. 103, Quantität des a zu
ders. St.
Aesculap bei Chiron aufgezogen 14. 98;
Inschriften in Aesculaptempeln 14. 98 ;
Beiname ßori&ög (auxiliator) III 4. 24.
affluere übertragen II 1. 10.
Africa, Provinz I 4. 83, 86 ff.
agger Brücke II 1. 176.
Agone s. Albanischer A., Capitolinischer
A., Augustalien.
aixia S. 234 (im Epithalamion, vgl. III 4.
21); S. 356 (für Naturerscheinungen);
vgl. S. 385.
Albanischer Agon IV 2. 63, III 5. 29;
Statius' Sieg s. St.
Albanum des Statius S. 18; des Kaisers
vgl. V 2. 168.
Albulae, aquae A. 13. 72.
albus« candidus glückbringend I 2. 24.
Alcaeische Strophe bei St. S. 468.
Alcyone s. Eisvogel.
alere übertragen V 3. 129.
Alexanders d. Gr. Grabstätte vgl. II 7. 94.
alexandrinische Züge bei St. III 1. 46,
IIL3. 132.
aliquid etwas Rechtes, Ordentliches vgl.
IV 9. 4; mit nom. statt gen. s. Nomi-
nativ.
Alpheus u. Arethusa in der Dichtung
I 2. 203.
Altar aus Rasen I 4. 130.
Alter: sprichwörtl. Namen I 3. 110.
I 4. 125.
582
INDICES
alter ohne Zweiteilung V 3. 185.
alterni für ambo 13. 25 (noch II 1. 206).
amaus mit acc. statt gen. s. Participiura.
amatus, wie jemand etwas gern hat
II 1. 56.
ambire wünschen 12. 253.
ameus vom Schmerz, s. insanus.
Amerina 16. 18.
amnis prägnant IV 3. 73.
Amor: Leeren des ganzen Köchers I 2.
74; als Wagenlenker des Wagens der
Venus I 2. 142.
amor est mit Infin. III 2. 1.
amplecti s. complecti.
Anakoluthe und Aposiopesen bei. St.
I 4. 54, vgl. V 5. 46.
Anapher von Adversativpartikeln (sed)
II 6, 9 ; anaphorisches non, sie, semper
im zweiten Gliede nachgestellt II. 13,
IV 6. 65.
anhelare I 3. 43.
Anio 13.20,43; Formen Anten, Anienus
I 3. 20, zu Anienus adj. vgl. I 4. 129.
annona Reisebedarf des Kaisers IV 9. 16.
annus, uer, auetumnus „Jahres ertrag"
u.s.w. III 2. 22; annum aperire, clau-
dere IV 1. 1.
Anrufung von Gottheiten abgewiesen
s. praeteritio.
Anspielung, unvermutete, auf den Reden-
den I 4. 77.
ante (und post) statt ausführlicheren
Nebensatzes I 3. 14; ante esse, ante
omnis II 6. 36, IV 4. 18.
Anubis mit dem Cerberus verglichen
III 2. 112.
Apelles: enkaustische Malerei II. 99.
aperire annum IV 1. 1.
apex der flamines V 3. 180.
Apis vgl. III 2. 115.
ano xoivov IV 2. 22 (que an das zu
beidem gehörige Wort angehängt)
V 5. 1, angemerkt noch 1 1. 7, 61, 79,
91, I 2. 57, 61, 127, 130, 194, 13. 47,
14. 25, 31, 41, 68, T 5. 7, 60, II 1. 36,
(58), 166, 112. 109, 153 (vgl. III 2. 75,
s. Comparativ), II 3. 46, II 4. 11, II 6.
21, III 2. 61, III 3. 141, 181, 200, III 4.
78, IV 1. 5, IV 2. 20, IV 3. 46, (145),
IV 4. 36, IV 6. 48, 66, 90, V 1. 117,
V 2. 153, V 3. 85, V 4. 7, V 5. 10;
Präposition cereb noivov 115. 28; Satz
ä. x. I 2. 82, 188, IV 3. 111. Add. z.
S. 459.
Apollo von Turin I 4. 58 ff. ; auf Hoch-
zeitsscenenl2. 2, 16; in Arabien 14. 98.
Aposiopesen s. Anakoluthe.
arabische Heilmittel I 4. 98.
Araxes: Brücke I 4. 79.
ardere von dem für den Scheiterhaufen
Bestimmten II 1. 157, vgl. II 6. 3.
Arethusa s. Alpheus.
Argia, Messung S. 558.
argumentum ab impossibili IV 5. 30.
Argus: Zahl der Augen V 3. 11.
Aricia s. Egeria, Diana.
aries, Messung der casus obliqui S. 558.
armatus prägnant V 2. 117.
armifer bei Abstracten 12. 95.
artes Kunstwerke I 3. 47.
asarota I 3. 56.
asiatische Dirnen I 6. 70.
aspernari mit Inf. 12. 103.
assiduus pelago s. Ablativ.
ast I 4. 19.
Asteris s. Violentilla.
astra, sidera: die Kaiser astra I 1. 94,
vgl. IV 3. 19; per astra u. dgl. = per
aera u. dgl. I 6. 75.
Asyndeton 12. 38, vgl. I 2. 103, III 5.
44, V 3. 146.
at anaphorisch s. Anapher.
Atlas: Darstellung I 1. 58.
atque nachgestellt vgl. IV 1. 25.
Atreus ii. Thyestes: uns unbekannte
Züge der Sage? Vi. 57; stehender
Ausdruck auersa (sidera) V 3. 95.
Attribut in wechselnder Form (als Adj.,
Gen. u. a.) I 5. 39, vgl. II 2. 121.
auetoritas editionis I praef. 4.
auetumnus übertragen s. annus.
andere, audax von Neuem, Unerhörtem
I 1. 85.
auertere mit Dat. statt ab V 3. 58.
augurari mit Infin. „vorhaben" III 5. 11.
Augustalien zu Neapel II 2. 6, Statius'
Sieg s. St.
auius weit abgelegen 1 3. 89; vgl.V3. 141.
Ausfälle gegen Zustände der Gegenwart
bei Statius III praef. (S. 383 u.).
Auslaut, Behandlung des Auslautes vor
anlautender Doppelconsonanz S. 556.
Ausons Nachahmung des Statius S. 32,
vgl. S. 318.
aut ubi bei einem zweiten Vergleichs-
glied III 3. 127.
Baccheis II 2. 34.
Bacchus auf Hochzeiten 12. 16; sprich-
wörtl. für weite Expeditionen IV 3.
155, vgl. Hercules; Localsage aus dem
indischen Sagenkreise III 3. 61; Be-
ziehung des Epheukranzes zu Ariadne
I 2. 225.
Bäder beschrieben s. Beschreibungen;
Bad des Etruscus s. Etr. ; Hitze in den
B. 15. 41; Helligkeit 15. 45; Ver-
wendung der roten Farbe in B. 15.
34; Wasserausflüsse 15. 47; sphae-
risterium 15.57; Bildsäulen in B. 1 3. 47.
Balsamierung der Leichen HI 2. 117,
in Rom V 1. 228.
IL REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
583
barathrum von der Unterwelt Vi. 168.
Batrachomachia (Namensform) Ipraef. 6.
Bäume, alte, und Haine verehrt 13. 38 ;
Bäume innerhalb von Häusern I 3. 59;
Bäumen -eine empfindende Seele ver-
liehen II 3. 53.
Bauplan auf einer tela III 1. 117.
Begräbnis in der Stadt HI 3. 213; Geiz
beim B. schwerer Vorwurf IV 7. 38.
Beleuchtung des Forums I 6. 87.
benignus dies u. ähnl. V 1. 108.
Besehreibungen S. 26 f. ; von Statuen
(nach rhetorischen Vorschriften) S. 214,
I 1. 16, 21, 32, vgl. IV 6. 57; von
Bauten, speciell Villen (Rhetorik)
S. 263, I 3. 35 (vgl. I 5. 30, II 2. 44),
von Bädern S. 296, der Bau des betr.
geschildert II. 61 (vgl. I 3. 9), Gegen-
überstellung von Natur und Kunst
I 3. 14.
Bildsäulen in Bädern I 3. 47.
Bittflehende: Bild zur Bezeichnung
V 1. 73.
Blumen , frühwelkende, im Vergleich
IH 3. 127.
Blutaussaugen, Vorstellung des Bl.
II 6. 74.
Boetius'Bekanntschaftmit Statius S. 33.8,
vgl. S. 3, aber auch II 1. 7 imit.
Bolanus, Vettius B.: S. 511, V 2. 66, 143.
Briefeinleitungen s. Vorreden.
Bromia angebl. für Diana II 3. 38.
Brüste, Entzündung der, V 5. 17.
Brutus als Redner IV 9. 20.
Buch beim Erscheinen soll ein anderer
durch seinen Namen empfehlen II
praef. 23.
Byzantiacus IV 9. 11.
cadere vom eben geborenen Kinde I 2.
109; herabsteigen I 4. 1; von den
Gliedern des Sterbenden II 1. 148;
vom Untergang der Gestirne II 7. 27.
caelestis kaiserlich III 4. 53.
Caelica II 3. 12, IV 5. 56.
Caesars Apotheose 1 1. 23; Tempel (aedes
Diui Iulii) II. 22; Reiterstatue auf
dem forum Iulium (Lysippischer Ur-
sprung) I 1. 84.
Caesuren in St.' Hexametern S. 559.
Caligula vgl. III 3. 69, 71.
Callimachus s. Elegie.
Calliopc Mutter des Orpheus II 7. 40.
Calpurnius Piso: Anspielung auf ihn?
vgl. I 4. 41.
candidus s. albus.
Canopus (Form) II 7. 67.
Capitol: Iuppitertempel auf dem Capitol
von Domitian wieder aufgebaut vgl.
I 6. 102; Capitolinische Agon vgl. IV 2.
60, vgl. Statius.
Caprae statt Capreae Ell, 128.
Capri: Leuchtturm HI 5. 98.
carpere entstellen II 6. 74.
castigatus II 1. 41.
Castor und Pollux: Rofs Cyllarus am
templum Castorum dargestellt 1 1. 52;
angebl. Morgen- und Abendstern IV 6.
15 ; Sterne des C. u. P. s., Elmsfeuer.
Castration s. Entmannung.
catasta II 1. 72.
Catillus I 3. 100, Messung Cätillus zu
ders. St.
Catull nachgeahmt o. dgl. , angemerkt
S. 491, V 1. 48, vgl. S. 483 f.
caueae plur. I 6. 28.
celer obsequio IH 3. 82.
celsus von Rittern vgl. HI 3. 145.
centum Centurie Vi. 94.
cerae allgemein für Malerei II. 99.
Cerberus II 1. 184.
cernere von Häusern s. spectare.
Chalcis auf oder bei Lesbos (Sappho)
V 3. 154.
chaos dunkle Öde III 2. 92.
Charon den Toten behülflich II 1. 184
Chattenkrieg Domitians S. 44 if.
Chiasmus angemerkt I 2. 225, 14. 115,
II 1. 47, 68, IH 3. 111, IV 2. 7, IV 3.
155, V 5. 13.
chorus von den Gestirnen III 3. 54.
Circus und Theater Hauptanziehungen
in Rom III 5. 15.
clamosum theatrum u. dgl. IH 5. 15.
Claudia, Statius' Gemahlin s. St.
Claudiasage I 2. 244.
Claudians Nachahmung des Statius
S. 32.6, vgl. S. 235; S. 14.1.
Claudius , Vater des Cl. Etruscus, s.
Etruscus.
Clientelverhältnisse der Dichter S. 491,
angebliche des Statius s. St.
cliuia IV 3. 59.
coetus, coitus III 1. 86.
coloni III 5. 78.
color uitae II praef. 2.
coma von Nadelhölzern V 1. 150.
comere zur Kennzeichnung mütterlicher
Pflege II 1. 94.
Commodian kennt Statius? V 1. 48 imit.
Comparativ nur bei einem Satzgliede
ausgedrückt H 2. 153, vgl. III 2. 75.
complecti, amplecti übertragen I 1. 1.
Composition: Doppelbildungen I 1. 1.
Concordia bei der Ehe I 2. 238.
conditor übertragen vgl. IV 3. 67.
conexus absol. „verwandt4' nicht be-
legbar II 1. 85.
conferre mit Betonung der Präposition
II 1. 35.
Consolationen (Epikedien): S. 316 f.
(Philosophie, Rhetorik), einzelnes
584
INDICES.
II praef. 4, II 1. 5 (vgl. V 3. 29, auch
II praef. 11, Vi. 16 ff., Vö.39), 111.14
(vgl. 116. 2), 15, 19, 35, 41, 146, 154,
157, 212, 218, 220, 222, 223 (vgl. Vi.
221), II 6. 58, 93, 103, II 7. 90 bis,
124, V 3. 19 ff.; ferner vgl. II 1. 10,
17, 25, 26, 27, 30, 55, 120 (vgl. II 6. 74,
Vi. 137), 148 bis (vgl. III 3. 18), 184,
209, 226 (vgl. V 3. 286), II 6. 1 (vgl.
V 3. 244, V 5. 46, V 3. 69), (104),
II 7. 67, III 3. 127, 188, Vi. 52, 177,
181, 253 ff., V3. 85, V 5. 43; Parodie
in II 4 s. S. 360, vgl. 114. 11, 16, 33;
vgl. epicedion, laudatio funebris.
constare mit Gen. IV 9. 9.
Construction gewechselt : von 2 Gliedern
das zweite weiter ausgeführt I 1. 16,
III 2. 21.
eonsulere mit substantivischem Object
II praef. 21.
contingere mit Betonung der Präposi-
tion III 4. 60.
conubium , conubialis , Messung der
Stammsilbe S. 557.
corde (pectore) bei esse und andern
Verben III 3. 12, II 1. 71.
Corippus kennt die Silvae? I 1. 1 imit.
Crantor S. 316, sonst s. Consolationen.
Creta reich an Heilkräutern I 4. 98.
crimen deorum oder Fatorum 14. 17,
vgl. V 2. 84.
crinem tenere vom Tod u. s. w. II 1. 146.
crinitur IV 5. 9.
Crispinus, Vettius Cr. S. 511, vgl. V2. 130.
crux Deichsel IV 3. 27.
Culex II 7. 73 f., I praef. 6.
cultus im Gegensatze zu species I 6. 28,
II 2. 41.
cura geliebte Person II 1. 71, vgl. Ab-
stractum; vom Künstler IV 6. 45.
Cumae ruhige Landstadt IV 3. 65, Alter
IV 3. 114.
Curia personifiziert 1 2. 72, C. felix 1 4. 41.
Curtius (sein lacus) I 1. 66, vgl. v. 70.
custodia Romae von der Stadtpräfectur
I 4. 15.
Cyclopen: Namen 1 1. 3; Cyclopum sco-
puli V 3. 47.
cygnus, Messung S. 556.
Baker : Kriege Domitians S. 48 ff. (Frie-
densschlufs vgl. 11. 26); hochgelegene
Wohnsitze I 1. 7.
Dalmatien: Goldgewinnung I 2. 153,
vgl. IV 7. 13.
damnare = deuouere Manibus II 1. 21;
wirkungslos machen V 3. 12, Add. zu
S. 404.
Daphne, Messung I 2. 130, S. 556.
Datiy bei Verben, die Töne bezeichnen
IV 5. 18 (mugit adultero); Dativ -i
nach griech. Weise gekürzt IV 2. 27;
Dativ auf -es. tellure.
datur statt fertur III 3. 79, vgl. III 2. 134.
Decemfoer als Festmonat 16. 5, vgl.
S. 304 oben.
decurrere schnell aufsagen II 1. 113;
erzählend durchgehen V 3. 148.
deesse, Messung S. 557.
deesse, deflcere hyperbolisch I 6. 52,
vgl. Hyperbel.
defendere für sich in Anspruch nehmen
I 3. 4.
deflcere s. deesse.
degenerare trans. III 1. 158.
dehinc, Messung S. 557.
Delphine: Schnelligkeit 1 3. 28; Gefallen
an der Musik II 2. 112.
demens vom Schmerz s. insanus.
demissum stemma, genus u. s. w. II 1. 85.
deprendere vom Ehebruch I 2. 59.
desidia = otium II praef. 18.
despectus mit Betonung der Präposi-
tion I 1. 85.
detonare s. tonare.
Diana zu Aricia III 1. 55.
Dicaearchea = Puteoli II 2. 3 ; Dicarchus
statt Dicaearchus in der lat. Poesie
II 2. 3.
Dichtung und ihr Inhalt vermischt II 7. 57
(vgl. v. 52, IV 2. 1), V 3. 92 (vgl. IV 7. 1,
V 2. 160^, vgl. auch II praef. 14; kleine
Dichtungen Vorübungen für grofse
I 3. 50, I praef. 6.
dictare von einem Gotte V 3. 289.
dies = dies natalis IV 8. 40; longa dies
III 3. 124; ante diem „vor der Zeit"
I 2. 174.
digestus HI 3. 85.
dignari beachten 1 4. 43; etwas für seiner
selbst würdig halten, beehren V3. 154.
Dionysos s. Bacchus.
Dioskuren s. Castor.
diripere sich um jemand reifsen II 2. 133.
Dirnen, asiatische I 6. 70.
discedere 13. 12.
diues = largus I 6. 66.
domare von Überwindung von Natur-
dingen II 2. 31.
domina attributiv IV 2. 6.
dominus als Kaisertitel S. 6. 4; domini
von Mann und Frau II 2. 107.
Domitian: Mäfsigkeit Vi. 121, Schrift
de cura capillorum III 4. 6, Sohn 1 1.
74, 94; Aufstand des Antonius Satur-
ninus S. 46 ff., Chattenkrieg S. 44 f.,
Beiname Germanicus S. 45. o (Germ,
noster III praef. S. 384 o.), Dakerkrieg
S. 48 ff., angebl. Aufstand in Judaea
V 2. 132, Markomannenkrieg S. 50 f.,
Verwicklungen mit den Parthern IV 1.
40 (vgl. IV 4. 62), Sarmatenkrieg S. 5 1 f.,
IL REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
585
Anteil am bellum Vitellianum II. 80;
Verdienste vgl. III 3. 98; Verbot der
Castration III 4. 65, 69, Strenge in
Bezug auf Ehebruch V 2. 101, Über-
wachung "der Vestalinnen 1 1. 35, Edict
zur Einschränkung des Weinbaus IV 3.
11; Villa in Bajae 15. 60, Bau der
domus Domitiana I 1. 34, des forum
transitorium IV 1. 12, des Juppiter-
tempels auf dem Capitol 16. 102, des
templum Pacis IV 3. 17, Strafsenbauten
(uia Domitiana) S. 451, Triumphbogen
IV 3. 98, Vulturnusbrücke IV 3. 67,
Lärm der Bauten I 1. 64; Befehl be-
treffs der ihm aufgestellten Statuen
V 1. 190, equus maximus S. 215, S. 4 f.
(Zeit der Errichtung), I 1. 29 u. 30,
37; Feste S. 303 f., Albanischer Agon
IV 2. 63, Capitolinischer Agon IV 2. 60,
quaestorische munera wiedereingeführt
1 2. 179, Saecularspiele 1 4. 17, Theater-
anordnungen u. -neuerungen I 6. 35,
53; Schützling der Minerva I 1. 5,
Opfer dargebracht I 1. 107.
Domitiana. uia S. 451.
domus solis 14. 73; domus für sepul-
crum V 1. 236.
Doppelbildungen s. Composition.
Doris für „Meeru III 2. 16.
Dracontius kennt Statius? I 1. 94 imit.
dubitatus I 4. 1.
dubius gefährlich III 2. 6 ; dubium u. ähnl.
mit kurzer Doppelfrage eingeschoben
IV 4. 21.
ducere von der Stelle bewegen I 1. 11;
ducere (genus) mit abl. ohne ab V3. 109.
dulce alicui (statt gratum) bei St. be-
liebt I 2. 74.
dux, ductor = erster, bester II 4. 1,
vgl. III 5. 111.
Ebusus, Ebösia 16. 15.
Edönius S. 558.
Egeria von Aricia I 3. 76.
Eigennamen: Feminina auf -is 12. 222,
kurzeAdjectivformenl4. 129, Adjectiv-
bildung mit griech. Suffix -uog I 5. 60,
s. Namen.
Einschnitt vor dem letzten Worte des
Verses II. 94.
Einweihungstag gilt als Geburtstag
III 1. 27.
Eisvogel als Bild der Muttertreue III 5. 57.
Elegie: Stoffe der El. in Statius' Silven
S. 25.3, vgl. 12. 157; als Vertreter
der griech. El. Kallimachos und Phi-
letas 12. 252; El. tiefere Stufe der
Kunst V 3. 98 ; El. als Göttin I 2. 7.
Elision S. 558 f.
Ellipse , harte, von est u. dgl. I 1. 14,
III 3. 160, auch V epist. 4; ferner II 7.
67; IV 5. 18 (si quando); von est beim
part. praes. 13. 41 ; von adest u. dgl.
bei Zeit- u. Ortsbestimmungen I 2.
144; des Verbums des Sagens I. 2.
103; aus einem negativen Ausdruck
ein positiver zu ergänzen IV 4. 102,
vgl. I 3. 95.
Elmsfeuer als Sterne des Castor u.
Pollux oder der Helena aufgefafst
HI 2. 9.
eminere mit abl. (übertragen) H 2. 83.
emissa dies I 2. 229, vgl. H 6. 79.
Empfindungen, menschliche, auf andere
Dinge übertragen I 1. 85.
Enallage HI 3. 56, adiectivi IH 2. 42,
IH 3. 85, HI 4. 82, IH 5. 50, IV 3. 98,
149, IV 4. 46, 91, IV 6. 43, V 1. 55,
V 3. 23, 178.
Endsilben, kurze in arsi gelängt S. 556.
Endyocale gekürzt S. 556.
enses Commandostellen IH 3. 115, Vi. 94.
Entmannung: Domitians Verbot der E.
III 4. 65, 69, vgl. H 6. 38; ftlaäas
HI 4. 69.
Eos vgl. V 4. 7.
epicedion als Titel S. 497, sonst s Con-
solationen.
Epicharm V 3. 150.
Epigramm, Stoffe des Ep. in Statius'
Silven vertreten S. 25. 4.
Epikur über Gastmähler IV 6. 4, vgl.
Add. zu S. 476; Epikureisches bei St.
s. Philosophie.
Episteln s. Vorreden.
Epithalamion : Entwicklung, Rhetorik
S. 234 ff., I 2. 2 (vgl. I 2. 4, 11, 16,
238), 27 (vgl. IH 5. 24), 46 ff., 183,
188, 203, 229, 241, 256, 266, vgl. auch
II 3. 53, ferner I 2. 51, IH 4. 21 (Aitia);
Zusammenhang mit der bildenden
Kunst S. 236 f.
Epitheta (mythologische), gesuchte 1 1. 54.
equus: equs von Statius geschrieben?
1 1. tit. ; = Reiterstandbild z. ders. St.
equus maximus Domitiani s. Domitian.
Erato bei St. IV 7. 2.
Erbe, der gierige, vgl. IV 7. 38.
ergo zur Betonung des wichtigsten
Gedankens einer Reihe HI 2. 127.
erigere, tollere u. s. w. iras u. a. IV4. 78.
errare vom Spielen von Musikinstru-
menten V 5. 29.
erubescere mit Inf. I 4. 5.
Estrich, Darstellungen darauf (asarota)
I 3. 56.
Etrusca, Mutter des Claudius Etruscus
S. 408, IH 3. 115, 124, 206.
Etruscus, Claudius E. vgl. S. 408, I 5.
63, S. 296 (Bad); Vater Claudius S. 408,
ni 3. 85, 164, 206, vgl. Etrusca.
etymologische Spielerei I 1. 6.
586
INDICES.
Euboeus adj. V 3. 137.
eucharisticon S. 207, S. 446 f.
Eu ine lüden: Schlangenhaare Vi. 25.
euoluere s. uoluere.
Euripides benutzt von St. II 7. 124
(Laodamia), I 4. 130.
Euripus für künstliche Wasserführungen
I 3. 31, vgl. Meerenge.
Eurotasthai reich an Schwänen 12. 142.
Eurus als Morgenwind I 6. 11.
Eurystheus, Grabstätte HI 1. 23.
excedere lustris statt lustra I 4. 52.
exequiae die dauernde Totenverehrung
einschliefsend V 1. 37.
exercere reflexiv IV praef. 28.
exhaurire mit Abi. dessen, was aus-
geschöpft wird III 5. 72; exhaustus
abgeschwächt II. 18.
exordia, exorsa = Thätigkeit und Werke
IV 4. 87, vgl. orsa.
expediam, den Satz schliefsend an erster
Stelle im Verse 14. 68.
explicare vom Sterben V 3. 258.
exstare mit acc. hervorragen über 1 2. 113.
extendere = amplificare V 3. 23.
externus im Gegensatz zur eigenen
Person I 2. 100.
Fabeln, aetiologische, bei St. I 2. 51.
facultas fast = Thätigkeit II 1. 184.
falsus bos, auis etc. von Juppiter 1 2. 134.
Fama prior I 1. 8.
fandi bei St. I 4. 34.
Farbenbezeichnungen übertragen: I 2.
24 (weifs, schwarz von Parzen, Schick-
sal), IV 7. 13 (pallidus fossor), auch
V 1. 18 (nigra domus, vgl. II 1. 19),
vgl. I 3. 103 (Farbenvorstellungen ver-
blafst), vgl. color uitae.
fasti übertragen IV 1. 1, personifiziert
IV 1. 20.
Fat um s. Götter; plur. Fata II 1. 154.
fateor partikelartig II 1. 67.
Feder Niederlagen verkündenden Briefen
zugefügt Vi. 88.
felix in Bezug auf den Hochzeitsruf
I 2. 236; felix Curia u. dgl. I 4. 41.
Fenster, antike, schmal II 2. 73.
ferre accepto II praef. 19.
Feste zu Domitians Zeit S. 303 f. , vgl.
Domitian ; Verteilung von Näschereien
u. andern Gaben I 6. 9, 66, 75 u. 77;
Ort des I 6 geschilderten I 6. 23, Zeit
S. 304, S. 6. 4 (vgl. I 6. 83) u. 5.
fessus in abgeschwächter Bedeutung
I 1. 23.
Feuererscheinung auf dem Haupte
V 3. 38.
fldus mit Gen. Vi. 207; von leblosen
Dingen V 3. 85.
flgere lumine aliquid V 1. 137.
flnis erat, flnierat 12. 103.
Fiscus: Einkünfte III 3. 89, Ausgaben
III 3. 98.
Flauia, domus Fl. Domitiani s. Domi-
tian; templum gentis Flauiae Anfg. 95
noch nicht dediciert IV 2. 59, vgl.
I 1. 105.
flectere vom Gesang III 5. 64.
fluere vom Lichte vgl. I 3. 52.
fluuii plur. s. Plural.
forma Modell I 1. 61.
Fortuna von Praeneste u. F-ae von An-
tium 13. 79; Bild vom Kommen u.
Gehen HI 3. 157; s. Inuidia.
Forum: Baulichkeiten II. 29 u. 30,
Beleuchtung vgl. 16. 87; forum trans-
itorium IV 1. 12, vgl. IV 9. 15.
Fragen , kurze eingeschobene Doppel-
fragen mit dubium, incertum u. dgl.
IV 4. 21.
fragilis von Jugend, Alter II 1. 148.
frangere crinem II 1. 116; fr. von der
Entmannung III 4. 74.
Frauen, Beispielliste für treue Fr. III 5.
44; Frauen der Zutritt zum Lager
verboten Vi. 127.
frenare bildlich Vi. 94.
frena morder e 12. 27.
frons breuis II 1. 41. [S. 44.
Frontin II 11. 7 emendiert, s. Add. z.
frustrata sagitta u. dgl. vergeblich ent-
sendet I 2. 61.
fuit mit pari perf. pass. vgl. I 4. 83
(ausus fuit).
fulmen von plötzlichem Unglück II 1.
30, vgl. III 3. 157; von Kriegshelden
(Alexander) II 7. 94.
Fürstenrerherrlichung durch Gedichte
S. 442.
fuscare intrans. III 4. 65.
Futurum im Sinne : man wird sagen etc.
dafs I praef. 19; partic. fut. einen
Condicionalsatz vertretend 1 1. 49 vgl.
I 3. 59, auch V 3. 68.
Gaioli 16. 17.
Galatea (Galatien) S. 558.
Gallicus, Rutilius G. S. 282 f., S. 10.2,
14. 76, 80, 83 (Ämter), 89 (vgl. S.45), 90.
Gallio (M. Annaeus Nouatus) hat Ge-
dichte gemacht? II 7. 30.
Ganymedessage bei St. III 4. 13; Gany-
mede Diener des Kaisers I 6. 34, vgl.
Kaiser.
Gastmähler : Philosophenvorschriften
(Epikur), Spott über die Lecker-
bissen IV 6. 4; Heiligkeit des Tisches
IV 6. 32.
gaudere c. acc. I 3. 55.
Gedicht mit einem sepulcrum verglichen
II 7. 67.
IL REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
587
Gedichtanfange des St. kunstvoll 13. 1 ;
erwartete Anrufung von Gottheiten
abgewiesen I 4. 19.
gegensätzliche Paare I 1. 102, I 3. 83.
öelegenheitsdichtung verteidigt I praef .
6, vgl. Silvae.
geminus = geminatus I 3. 2.
yeve&Xiaxov S. 373, vgl. S. 483, S. 487.
Add. zu S. 373.
Genetiv locker = „nach Art von" u. dgl.
I 3. 81, vgl. III 5. 93; kühner G. III 1.
129 (aequoris echo)-, Genetive Enni,
Polli S. 557.
Genus verbi gewechselt V 3. 1.
Germanicus als Beiname Domitians u.
Benennung des Septembers S.45. 6, vgl.
III praef. S. 384 o. {Germanicus noster).
Gesang, Zusammenstellung von Schwan,
Sirenen, Nachtigall III 3. 174; G. der
Vögel s. Vögel.
Geschmacklosigkeiten in der lat. Poesie
II 1. 172.
Gesichtszüge, Strenge u. Milde in den
G. II. 16, II 0. 41.
Geta, C. Vitorius Hosidius Geta S. 461,
vgl. Marcellus.
Gewand bildlich I 2. 209, vgl. I 4. 17.
glacialis übertreibend s. hiems.
Glasmosaik I 3. 54.
glaucus von Wassergottheiten I 3. 70.
gloria Stolz, Zierde Vi. 150.
Goethe über Statius s. Add. z. S. 27 und
S. 215.
Gold: %1coq6s, pallidus u. dgl. IV 7. 13.
goldführende Flüsse I 2. 127.
Götter: grofses Gewicht 11. 19; Körper-
gröfse 12. 113; den G. auch ein kleines
Opfer wohlgefällig I 4. 130; als Opfer
dargebracht, was sie selbst bescheren
14. 25; kümmern sich nicht um die
Menschen I 4. 58 ff. ; Götter und Fatum
für ein Unglück verantwortlich ge-
macht I 4. 17, 116. 13; Klage über
Ungerechtigkeit der G. (in Consola-
tionen) II 1. 19.
Götterbilder , Tote in G. dargestellt
II 7. 124 vgl. I 2. 117.
Götterlieb Schäften aufgezählt I 2. 130.
Götternamen, praeteritio der G. s. prae-
teritio.
Grab als domus V 1. 236.
Gratiae (bei Hochzeiten) I 2. 16.
gratuitus I 6. 16.
griechische Wörter bei St. S. 30. j) und
Add. dazu-, Übersetzung oder Um-
schreibung I 1. 6; griech. Endungen
I praef. 18.
Grofsgriechenlands Beteiligung an den
griech. Spielen V 3. 141.
Grofsstädter rücksichtslos im Gedränge
I 2. 234.
Grypus, Plotius Gr. S. 491, IV 9. 16.
gymnas im weitern Sinne II 2. 8.
Haare, erstabgeschnittene, einem Gotte
geweiht S. 422.
Haaropfer beim Tode II 1. 146.
habere im Gefolge haben I 3. 23; statt
habitare III 1. 65.
Hafen, Bild vomH. bei St. beliebt 1 2. 202.
Hamadryaden mit Najaden verwechselt
13. 62; leben und sterben mit den
Bäumen I 3. 62.
Handlungen für Beschreibung derselben
s. Dichtung.
Hannibal periurus IV 3. 4, vgl. Punier;
Beschenkung des Hercules Gaditanus
IV 6. 80.
hasta als Characteristicum des Centum-
viralgerichts IV 4. 43.
Häuser: spectare u. ähnl. von Häusern
I 3. 40.
heia elidiert in der Thesis 15. 10.
Heimat, doppelte II 2. 133, V 3. 124.
Helena, Stern der H. s. Elmsfeuer.
Hendekasyllaben, Bau S. 560.
Hendiadyoin angemerkt 12. 159, 14. 83,
115, II 1. 36, II 6. 13, 66, III 3. 141,
IV 5. 54, V 3. (58,) 95, 114.
herbas imitans u. dgl. grün II 1. 132
(vgl. noch II 2. 91).
Hercules: Erzeugungssagen IV 6. 17;
H. bei Thespius III 1. 42; Gründer
von Sagunt IV 6. 82; Weide ihm ge-
weiht III 1. 184; H. Comes IV 6. 59;
H. u. Bacchus von weitgehenden Ex-
peditionen IV 3. 155; H. u. Telamon
als Freundespaar IV 4. 102 ; Hercules-
scenen bei St. III 1. 25, 40, 50, vgl.
IV 6. 51; H. Epitrapezios des Nouius
Vindex S. 473 f.; Tempel in Tibur
(II 1. 180) mit Losen I 3. 79.
Hermus s. goldführende Flüsse.
Hernica IV 5,. 56.
Hesperiden, Äpfel der H., Sage bei St.
u. stoische Ausdeutung IH 1. 158.
Hiat bei St. S. 559, vgl. II 1. 229.
hie: haec — haec von verschiedenen
Händen IV 6. 57, hie — ille s. ille.
hiems« glacialis u. dgl. übertrieben 13. 5,
vgl. zu v. 1 ; hiemes Sturmwellen V 1. 33.
hilarus V 2. 125.
Himmel zur Bezeichnung des höchsten
Glückes u. Stolzes 1 2. 209, vgl. IV 1.5.
Hippokrene mit der Pirene verwechselt
E7. 3.
Hister: Zahl der Mündungen V 2. 135,
Adj. Histrum latus IV 4. 62.
hoc = huc II. 94.
Hochzeit: Wasser u. Feuer 12. 5; Götter
bei Hochzeitsdarstellungen 12. 2, 4,
11, 16, 238.
588
INDICES.
Hohes leicht dem Verderben ausgesetzt
II 7. 90.
Homer benutzt, angemerkt II. 57, II 1.
195, 115. 15; 13. 81, I 4. 113, II 1. 90.
honor passiv I 3. 10, vgl. I 2. 194, II 7. 5
(honor canendi).
Horaz in den Silven nachgeahmt, im
allg. S. 25 f. (Lyrik, Epistel); S. 394
(C. I 3), vgl. III 2. 6, 7, 9-, 61 ff., 65 bis,
68, 72; S. 460 (Epistel), vgl. IV 4. 10;
S. 468, vgl. IV 5. 1, 5, 7, 11, 18, 25,
57, auch IV 7. 1, 5, (9); ferner an-
gemerkt I 1. 91 ff., 105, I 3. 1, 26,
I 5. 10, II 1. 218, II 2. 5, II 6. 16,
EI 2. 7 (animae dimidium meae), III 3. 3,
IV 1. 1, IV 4. 91, IV 6. 4, IV 8. 28,
V 1. (16,) 25, (V 2. 122).
hortari mit accus, des Zieles III 5. 21.
hospita mit Dat. u. Gen. III 5. 74.
huic 2silbig S. 557 f.
Hyas sing. I 6. 21, vgl. Plias.
Hybla, Honig von H. II 1. 47.
Hylas beliebter Stoff der Dichter 1 2. 197.
Hyinenaeus j Darstellung, Standort I 2.
238.
Hyperbata s. Praeposition.
Hyperbel I 6. 52 (besonders bei negat.
Begriffen), vgl. III 5. 78, angemerkt
noch I 1. 42, II 1. 170, II 7. 122.
hypocausta 15. 57.
I als Consonant behandelt S. 557, Dativ-i
s. Dativ.
iactantior IV 1. 5.
ianitor (Lethes) II 1. 229 Add. z. S. 336.
Ianthis s. Violentill a.
Ianus Er offner von Zeiträumen IV 1. 11;
I. bifrons u. quadrifrons IV 1. 12, vgl.
IV 3. 9.
Idume, Idumaei I 6. 11, III 3. 140.
igne — igni III 3. 98; ignem haurire
II 1. 24.
ille von der zweiten Person 13. 90;
hie — ille auf das gleiche bezogen
I praef. 8, vgl. IV 6. 30.
imbre — imbri III 3. 98.
Imperfectum von der allerletzten Ver-
gangenheit V 5. 37; imperf. coniunet.
in Irrealsätzen gleich u. gemischt mit
plusquampf. II. 58, Vi. 25.
implicitus vom Umarmten III 3. 18.
improbus in abgeschwächter Bedeutung
I 6. 53.
imputare aufs Conto setzen II praef. 22,
II 7. 30.
in c. abl. von Kleidung u. dgl. I 2. 209,
II 6. 41, vgl. III 5. 31; „am Uferu
IV 5. 29. — c. acc. zur Bezeichnung
des Productes einer Thätigkeit 1 5. 41 ;
bei Phrasen, die ein Verb der Be-
wegung umschreiben, V 3. 68.
inabruptus V 1. 43.
Inarime, Herkunft des Namens II 2. 76.
incendere von Glänzendem II 1. 132.
ineubare (übertragen) I 2. 84.
Indicatiy statt Conjunctiv s. Modi.
Induere in freierem Sinne 14. 17.
indulgentia vom Stellen verleihenden
Kaiser V 2. 125.
inemptae dapes I 6. 93.
Infantia personifiziert V 3. 116.
inflgere dem Gedächtnis einprägen II 1.
120.
Infinitiv perfecti scheinbar präsentisch
I praef. 17, I 2. 168, II 1. 87; histo-
ricus Hl. 120 (noch V2. 41); parallel
einem Substantivobject I 1. 68, III 2.
101.
infltiari versagen HI 5. 31.
ingenium vom Orte I 3. 14.
inrubescere V 3. 29.
insanus, demens, amens vom Schmerz
II 1. 12.
insemel vgl. I 6. 35.
insonare trans. H 7. 114.
instare darin stehn V 1. 30.
intactum carmen I 2. 238.
intendere c. dat. III praef. E.
inter nachgestellt Vi. 94.
intercludere einschliefsen, schützen Vi.
127.
intonare s. tonare.
inuenire salutem I 1. 78.
Inuidia, Nemesis, Parzen, Fortuna zu-
sammengestellt und vermischt H 1. 120,
V 1. 137.
inuidia = den Göttern gemachte Vor-
würfe 14. 17.
irae Kampfeseifer IHl. 44; iras erigere
s. erigere.
ire: Perfectbildung u. -messung der
Composita V 2. 12; ire lacu I 1. 81.
Irrealis, Imperf. u. Plusquamperf. ver-
mengt I 1. 58, V 1. 25.
Isis Schützerin der Schiffahrt III 2. 96.
iste von der gerade gelobten Person
HI 3. 98.
Isthmus: Durchstich den Göttern ver-
hafst IV 3. 59.
iterare = iterum facere aliquid I 2. 84.
iuba vom Menschen (iubatus = puerilis)
V 1. 81.
Iudaei von St. gemieden, Umschreibung
durch Idume HI 3. 140; angebl. Auf-
stand im J. 85/86 V 2. 132.
iudex adjeetivisch V 3. 251.
Jugend, Lob der J. durch Vergleich
mit ihrem Alter II 1. 38; Lob der
lanugo Hl. 51; Gefahren der ersten
Freiheit V 2. 68.
iugera allgemein V 2. 21.
Iulius Capitolinus erwähnt Statius S. 3. 2.
II. REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
589
Iulii, aedes Diui L, s. Caesar.
luli allgem. = Nachkommen des Aeneas
I 2. 188.
iungere = mit einander, nach einander
etwas thuril 5.10; lungere c. abl. II 1 . 104.
Juno als pronuba im Wechsel mit Venus
I 2. 238.
Juppiter: Gleichsetzung der Kaiser mit
J. I praef. 14 (vgl. I 6. 34); a Ioue
principium zu ders. St.; Iouis solium
et astra teuere III 1. 25; falsus bos,
auis u. s. w. 12. 134.
ius trium liberorum, vorzeitige Ver-
leihung IV 8. 21.
Juvenal über Statius S. 3. l, S. 14. 1,
S. 15. 2.
iuuenile substantivisch „ Ungestüm u
I 4. 50.
iuxta folgendes que und et zusammen-
fassend I 1. 94.
K — bei griechischen Namen s. unter C.
Kaiser: Begriff der Erblichkeit III 3. 76,
vgl. IV 1. 30; Besetzung höherer Offi-
cier stellen durch eine epistula sacra
Vi. 94; Hoftafel IV praef. 8; Kaiser
als Gestirne I 1. 94, vgl. IV 3. 19,
V 1. 240 (caelum); Epitheton sacer
u. ähnl. I praef. 14 ; Gleichsetzung mit
Juppiter I praef. 14, vgl. I 6. 34; K.
neben Apollo Vi. 14.
Kleidung, enge, Mode II 1. 129.
Komödie tiefere Stufe der Kunst V3. 98.
KÖrpergröfse als auszeichnend be-
trachtet I 2. 113, vgl. IV 4. 8.
Kraniche und Zwerge I 6. 63.
Krystall: Entstehungsvorstellung 12. 122.
Künstlern der Gott erschienen, den sie
darstellen IV 6. 36.
Künstlernamen, Zusammenstellung der
K. bei St. I 1. 99, I 3. 47.
Kunstwerke: kleine K. Vorübungen zu
grofsen I 3. 50 vgl. I praef. 6; Lied o.
Wort besser als ein vergängliches K.
V 1. 1; Lob der lebendigen Natür-
lichkeit 13. 47 ; kolossale Dimensionen
S. 215; Kunstwerke auf Reisen mit-
geführt IV 6. 59 ; ve kqokoqLv&lcc II 2. 68.
Lactantius Placidus erwähnt die Silven
nicht S. 33.
lacus: gen. lad V 3. 41.
Laodamiasage von St. verwendet II 7.
124, vgl. III 5. 44.
latrare c. acc. I 3. 5; latrare, latratus
vom Sirius z. ders. St. ; latrant pectora
u. dgl. II 1. 12.
latus (in Bezug auf den Kaiser u. über-
tragen von einer Person) V praef. 9;
latus ponere I 2. 241, als Ortsbezeich-
nung IV 4. 62. Add. z. S% 464.
Lava mit einem Flusse, Meere ver-
glichen IV 4. 83.
laudationes funebres S. 317 (vgl. S. 373
u. S. 497), vgl. V 1. öl. 52.
Leander vgl. 12. 87.
Leckerbissen IV 6. 9, 10, vgl. 4.
lectus = adulterium I 2. 59.
legere „sich erwählen" I 2. 266; mit
Infin. V 3. 116.
Lethaeus ianitor II 1. 229.
lex Bedingung 12. 41; in legem ali-
cuius ire I 1. 27.
libellus von einzelnen Gedichten I praef. 1 .
librare hastam s. uibrare.
Lied o. Wort besser als ein vergäng-
liches Kunstwerk Vi. 1.
liines Flufsbett IV 3. 85.
linea vom stemma III 3. 43.
Liternus adject. IV 3. 65.
Livius durch den Timauus bezeichnet
IV 7. 53.
Localgottheiten redend eingeführt 1 1 66.
longaeuus von dem was aus alter Zeit
bis jetzt gedauert hat II 7. 42.
longe für longe abest u. ähnl. II 2. 147 ;
longe von weitem, weither IV 6. 29.
longunr, -a als Zeitadverb I 2. 217.
Lorbeer siegverkündenden Briefen zu-
gefügt V 1 . 88.
Löwen, zahme S. 363, vgl. II 5. 6; L.
in Verbindung mit den Massjlern bei
St. II 5. 7; Fang in Gruben II 5. 10.
Löwin, der Jungen beraubt, als Bild
II 1. 9.
Lucan : Werke II 7. 20 (Prosa), 54 (Iliacon),
57, vgl. 73 (Catachthonion), 58 (laudes
Neronis), 58, 98 (Orpheus), 60, vgl.
V 3. 199 (de incendio Vrbis), II 7. 62,
vgl. III praef. (S. 384) u. S. 429 (allo-
cutio ad Pollam), II 7. 64, 67, 100,
107 (Pharsalia, Anspielungen vgl. noch
II. 27 f., II 7. 90, 124 E., auch V 2.
130), Silvae vgl. S. 11. i, S. 23. 3, S. 24,
Pläne zu Dichtungen II 7. 48, keine
Hendekasyllaben II praef. 23, Stil II 7.
47 ; Nachahmung durch Statius S. 23. 3
(S. 11. i, S. 24), S. 429.
lucere von der roten Farbe 15. 38; mit
Dat. passiv gefafst III 2. 10.
Lücken in der handschriftl. Überliefe-
rung I praef. 4.
Lucrez nachgeahmt etc., angemerkt 1 2.
183, II 1. 220, II 2. 129, IE 5. 72,
IV 2. 22.
lucuntuli 16. 17.
lumina übertragen 14. 40; von den
Kaisern IV 3. 19, vgl. astra; s. orbes.
lustrum in weiterem Sinne III 1. 44.
lux Sonne III 3. 54.
Lydierinnen I 6. 70.
Lydius Thybris I 2. 188.
590
INDICES.
Lyrcius ? S. 558.
Lysipps Zeusstatue zu Tarent I 1. 102;
Lysippischer Ursprung der Reiterstatue
Caesars II. 84; Hercules Epitrapezios
S. 474; vgl. IV 6. 42 (Herculesstatuen).
Mädchen , Kunstfertigkeiten junger M.
gerühmt III 5. 64.
magis — magis correspondierend II 1 . 1 98 .
Magnae Matris lauatio V 1. 222.
maiori abl. I 3. 50.
Malea, Messung S. 558.
inalignus von Ausdünstungen II 2. 7G.
malus von allem Unheilvollen III 3. 186.
mandare von kaiserlichen Befehlen III 2.
121.
manipli Fufsvolk Vi. 94.
man üs Kunstwerke I 3. 47; manus von
Parzen, Fatum u. dgl. II 1. 138; manu
pleonastisch III 3. 127.
Mareellus, Vitorius M. (und Vater,
Gattin, Sohn Geta) S. 461, Vater
Vectius M. s. noch IV 4. 71, 85.
Marcia? aqua I 3. 66, I 5. 25.
marcidus von dem was zu Bacchus in
Beziehung steht, I 6. 30.
Marcomänos S. 558.
maritus Bräutigam 12. 217.
Markomannenkrieg Domitians S. 50 f.
Marmor: Sorten u. ihre Umschreibungen
I 2. 148, I 3. 36, I 5. 34, II 2. 93;
Verwendung bunter Sorten I 3. 36;
Anwendung bestimmter Farben I 5.
34, IV 2, 27; Marmorincrustierungen
I 5. 40.
Marsyassage V 3. 85.
Martials Verhältnis zu Statius S. 20;
Behandlung gleicher Stoffe S. 20. 3 u.
Vorbem. zu den betr. Gedichten.
Masculinnm statt fem. bei die Gattung
bezeichnendem Plural II 1. 9.
massa vgl. III 3. 98.
Massyler in Verbindung mit Löwen bei
St. II 5. 7.
Maximus, Vibius M. S. 483 f., IV 7. 53.
in mediis campis, Stellung IV 3. 27.
meditata uerba „ein gelernt1' II 1. 72.
Meerenge: Vorstellung des Zurück-
treibens der sich zu nähern bestrebten
Küsten 13. 31.
Melikertessage, bei St. andere Fassung
II 1. 178 ff.
Melior, Atedius Melior S. 317.
memorabilis was immer an etwas er-
innert II 3. 43.
Menander Schulautor II 1. 113; seine
Sentenzen III 5. 93.
Menecrates, Iulius M. S. 340, IV 8. 3, 12.
me quoque s. quocpie.
Mercnr auf Hochzeiten I 2. 16; Um-
schreibung durch Tegea 12. 16.
mergere vom Schlaf III 2. 119.
Merobaudes mit Statius bekannt S. 373.
meta übertragen I 2. 85, V 2. 123, vgl.
V 2. 25.
metuens mit accus, s. Participium.
minae vom Gesichtsausdruck II 5. 19.
Minerva in Beziehung zu Kunstwerken
1 1. 5 ; in Bez. zum Kaiser z. ders. St.,
vgl. I 4. 19; mit Apoll u. den Musen
zusammengestellt I 6. 1, vgl. 12. 19
(M. 10. Muse); Tempel auf dem pro-
munturium Mineruae II 2. 2, vgl. V 3.
164.
minor unterlegen I 1. 27; mit Infin
III 5. 50; minori abl. I 3. 50.
mirari bewundernd loben I 1. 8.
Misenum: Umschreibung IV 7. 19.
Mifsklang nicht gemieden bei St. II 6. 1 ;
Zusammenklang gleicher Silben in auf-
einanderfolgenden Worten III 3. 12.
inixtus in freier Verbindung II. 16.
moderari vom Singen u. Spielen III 3.
174.
modo — nunc II 1. 170.
modus (in dextra) IV 6. 44.
Modi frei verwandt I 2. 46 (Indicativ
statt Conj. des Fragesatzes).
mollire, mollis für Entmannung III 4. 65,
II 6. 38.
monstrare vom Vormachen dessen, was
ein anderer nachmacht III 3. 38.
morae mit gen. subiect. IV praef. 9.
Mortes II 7. 131.
mos allgemeiner „das Gewöhnliche11
V 3. 211; mores für Menschen vgl.
I 3. 90.
mouere portam u.dgl. „öffnen" I 2. 174;
vorbereiten, beginnen I 6. 9; „be-
ängstigen" vom Omen III 2. 50.
multum ex I praef. 10.
Munieipalbeamte stolz auf ihr Amt
II 2. 133.
Münze angebl. dem Fiscus unterstellt
III 3. 98; Rom angebl. einzige Münz-
stätte III 3. 98.
Musen auf Hochzeiten I 2. 4; Unter-
haltung mit der Muse fingiert I 2. 48 ;
als 10. Muse Elegie, Pallas u. a. I 2. 7 ;
Musas ferre II 7. 20.
Musenquell wird einzelnen Personen
zugeschrieben 14. 19, vgl. v. 25 u.
II 2. 36.
mustaceus 16. 18.
mutare mit abl. Veränderung durch
Verlust des betr. Gegenstandes be-
zeichnend IV 8. 24.
mythologische Umschreibungen von
Orten vgl. 13. 83, von Lobsprüchen
15 53 ; m. Vergleiche 1 2. 209 ; formel-
hafte Aufzählungen II 2. 36; gesuchte
mythol. Epitheta I 1. 54.
II. REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
591
I
Naheliegendes vernachlässigen um des
Entfernteren willen I 3. 95.
Najaden u. Hamadryaden verwechselt
I 3. 62.
nam fortsetzend I praef. 24.
Namen pathetisch wiederholt I 2. 197 ;
scherzhafte Ausdeutung von Personen-
namen II 1. 201, IV 4. 21; zwei Namen
spielend verbunden 16. 15; s. Eigen-
namen.
natatus pass. I 3. 27.
Natur u. Kunst gegenübergestellt 13. 14.
Neapel: Niedergang III 5. 78, vgl. IV 8.
55; Augustalien 112. 6; Theater III 5.
91; Schutzgottheiten IV 8. 45; Local-
sagen III 5. 79, vgl. Parthenope; Ceres-
cult u. -mysterien IV 8. 50.
nebris I 2. 225.
nee an zweiter Stelle 1 1. 13, vgl. II 6. 91.
nefas s. scelus.
negare (mit dat.) „nicht nachgeben wol-
len, versagen11 III 1. 123.
Negation nur auf einen einzelnen Begriff
gehend I 1. 20, V 2. 110.
negative Begriffe hyperbolisch 16. 52;
aus einem negativen Ausdruck ein
positiver zu ergänzen IV 4. 102, vgl.
I 3. 95.
vsxQOXOQiv&ia II 2. 68.
Nemesians Bekanntschaft mit Statius
vgl. S. 3. Add. z. S. 32.
Nemesis vgl. II 6. 74; s. Inuidia.
nemus Laub Vi. 48.
nepotes Nachkommen, Nachfolger I 1.
107, I 2. 266, III 3. 76.
Neros versuchter Canalbau IV 3. 7 ; seine
Beurteilung bei St. III 3. 85, vgl. II 7. 60
(Urheberschaft des Brandes), 116.
Nesis (Schreibung) II 2. 76.
Nestor angeführt zum Lob der Bered-
samkeit V 3. 114, zur Bezeichnung
langen Alters I 3. 110, vgl. I 4. 125.
Netz, Bild eines unheilvollen N. Vi. 155.
Neutrum acc. sing, adverbial III 1. 40
(vgl. noch V 3. 98); neutr. plur. von
Adjectiven mit gen. 13. 26, von pro-
nom. u. adjeet. substantivisch V 5. 1,
von Adjectiven von Eigennamen (wie
Hernica) IV 5; 56.
nigrae sorores s. Parzen.
nigrare trans. II 6. 79.
nihil mit nom. statt gen. s. Nominativ.
Nil. Interesse an den Geheimnissen des
N. III 2. 107 ; Nili sales, conuicia V 5. 66.
nimius mit Gen. V 3. 251; mit Abi.
V 5. 68.
Nobilitas personifiziert I 2. 72.
nocentes Bösewichte II 7. 116.
nodare, nodus vom Ringkampf III 1. 157.
Nominatiy statt Gen. beim Neutr. (ali-
quid, nihil) II 1. 190, V 5. 37.
notae Gesichtszüge I 1. 16.
Nouatus, M. Annaeus N. s. Gallio.
nouus a, ex III 2. 134, vgl. 15. 60; n.
hospes I 5. 60.
nubes von Sorge u. Furcht I 3. 109.
Numerus, Wechsel des N. III 3. 12.
nunc immerhin 13. 27.
nuptu prior Vi. 43.
nympha für Wasser I 3. 37.
Oberlicht I 3. 52.
Object, Substantiv u. Infin. parallel I 1.
68, III 2. 101.
obliquum Carmen I 2. 27.
obstare a schützen, decken I 2. 20.
occasus u. ortus plur. zur Bezeichnung
der Himmelsrichtung III 3. 47.
Odysseus zum Lob der Beredsamkeit
V 3. 114.
Offlcierstellen, höhere, durch eine epi-
stula sacra besetzt V 1. 94.
Ohrenklingen s. tinnitus auris.
Olenia capella 13. 96.
Omen bei der Abreise III 2. 50.
omnis steigernd und übertreibend IV5. 33.
Opfer s. Götter, Domitian dargebracht
s. Domitian.
opimae acies u. dgl. „beutereich" IV 6. 65.
orbes u. lumina zur Bezeichnung der
Augen II 1. 41.
Ordinalzahl auffallend IV 1. 9.
ex ordine fast = alle I 4. 9.
orgia von Bacchus auf andere Götter
übertragen V 5. 4.
orö u. orö parenthetisch I 5. 63.
Orpheus in Consolationen II 1. 10, vgl.
Vi. 199, 205; Sohn der Kalliope 117.
40; von Priestern des Apoll u. des
Bacchus begleitet Vi. 25.
orsa litterarische Producte I 4. 25;
Thätigkeit, Werke IV 4. 87.
ortu bei Sonnenaufgang I 2. 197; ortüs
s. occasüs.
Ovid nachgeahmt S. 360 (psittacus);
ferner angemerkt I 1. 91 ff., I 2. 7,
II 2. 36, 112 ; Anspielung auf dieTristien
I 2. 253.
Oxymoron angemerkt II 1. 5, III 5. 72,
IV 4. 83, IV 5. 13, 18, IV 6. 37, 96,
V 2. 10, 107, (125), V 3. 187.
Paeonius ritus I 4. 107.
Palaestina, Ausnutzung durch die Römer
V 2. 138.
Palaestinus statt Syriacus HE 2. 101.
palaris lusio IV praef. 28.
pälatia, Pälatinus I 1. 34, S. 558.
Pallas s. Minerva.
pallens. pallidus übertragen auf die
Ursache des pallere II 1. 215.
Papinius, Vater des Dichters, s. Statius,
592
INDICES.
parere sichtbar sein II 2. 76.
pariter „zugleich" bei Zufügung eines
neuen Gliedes II 2. 60, V 1. 25, vgl.
una.
Parnasis I 2. 222.
Parodie der Form der Epikedien s. Con-
solationen; Vergils I 2. 209.
pars freier V praef. 4; p. aniniae III 2. 7 ;
p. studiorum I praef. 1.
Parthenope für Neapel I 2. 260, III 5.
79; CultbildIV8. 48; Vater Eumelus
z. ders. St.
Parther ? Verwicklungen mit den P.
unter Domitian IV 1. 40.
Participium des Verbum denominativum
statt des zugehörigen Adjectivs I 2. 51
(serenatus für serenus); p. coniunctum
mit ausgelassenem Pronomen person.
II 1. 198; p. perf. pass. statt verb.
finit. und et III 3. 6, vgl. III 5. 4;
metuens, amans mit acc. statt gen.
III 3. 79 ; part. praes. (mit est u. dgl.)
statt verbum finit. Vi. 88; part. tut.
einen Condicionalsatz vertretend I 1.
49, vgl. I 3. 59, auch V 3. 68.
Partikelverbindungen, prosaische bei
St. in 3. 43, V 3. 69.
paruus, parui Kind(er) 16. 44.
Parzen : Bezeichnung durch albus, niger
u. dgl. 12. 24; füa tenduntur 14. 63;
f. teuere 14. 63; Schlangenhaare II 1.
138; s. Inuidia.
passum IV 9. 38.
passus = spatium I 1. 29.
pater patriae umschrieben bei St. I 2.
178.
pati zu ertragen, zu behandeln verstehen
IE 3. 71.
patricius = nobilis vgl. I 4. 96.
Paulinus Petrocord. kennt die Silvae?
IV 3. 29.
Pax, Erbauung des templum Pacis IV 3. 1 7 .
pectus amicitiae IV 4. 102; pectore esse
s. cor de.
pendere fliegen II 7. 3, vgl. I 2. 45;
von Wasserleitungen 15. 27.
penitus steigernd II 1. 47.
pensus = suspensus „fliegend" 12. 45.
per in der Verbalcomposition den Er-
folg bezeichnend IV 5. 22.
peragere somnos u. a. III 5. 85.
peramare IV 5. 22.
Perf. couj. sing., Messung der Endung
IV 7. 46, S. 556; Inf. perf. s. Infinitiv.
permerere I 4. 73, s. per.
perpetuus frenis I 1. 55, s. Ablativ.
Personenwechsel: meo — nobis I praef.
22; 2. pers. — 3. pers. I 3. 90.
Personifikation I 1. 85 (menschliche
Empfindungen übertragen); III 1. 52
(bei Wettererscheinungen), vgl. 1 5. 46 ;
III 2. 84 (praetermiserit für praeterire
siuerit); III 2. 142 (Thebae, Achilles
statt Thebais, Achilleis), vgl. V 2. 163;
ferner angemerkt I 2. 72 {Nobilitas,
Curia), 145, I 5. 47, II 1. 38, 215,
II 2. 73, 76, 86, II 7. 131 (Mortes),
III 2. 50, IV 1. 20 (fast*), IV 2. 22,
34, IV 3. 67, IV 4. 43, IV 9. 11, V 2.
101 (lex Iulia), V 3. 7.
perspicuus s. similis.
petere vom werbenden Mädchen, absol.
HI 5. 64.
Pferde, Stolz u. Ruhmsucht gefeiert
V 2. 21.
Pflegeeltern s. Adoption.
Pharus übertragen III 5. 98.
Phemonoe II 2. 36.
Philetas s. Elegie.
Philosophie in Statius' Gönnerkreise
II 2. 121; Epikureisches bei St. II 2.
121, 126, 129, 131, 137, 138 (vgl. III
praef. 1), 148, 143 (S. 355), 144 (S. 355,
vgl. II 7. 132), II 3. 63, 69, IV 6. 4;
Stoisches II 2. 69, III 1. 158, 166,
IV 4. 46.
Phoenix bei St. III. 90; als Erziehei-
des Neoptolemos V 2. 148.
Phoenix, Fabel vom Vogel Ph. III 2. 114.
Pietas mit Astraea verschmolzen III 3. 1.
Pimplea, Muse u. Musenquell I 4. 25.
pinguis von der Salbe I 2. 110.
placere sibi (vgl. III 4. 13) c. abl. stolz
sein auf I 2. 260.
placidus, Statius von seinen Freunden
I 3. 22.
plaudere trans. beklatschen? V 3. 140.
plebs Schar I 6. 30.
plenus in Bezug auf Heirat III 5. 60;
pl. uitä II 2. 129.
Plias sing. I 6. 21, vgl. Hyas; Messung
des i S. 558.
pluere mit abl. I 6. 9.
Plural zur Bezeichnung der ursprüng-
lichen Bedeutung (z. B. fluuii, riui)
I 3. 26.
plus steigernd II 4. 6.
Polla Argentaria, Verkehr des Statius
bei ihr S. 20.
Pollius Felix S. 339 f., II 2. 121 (vgl.
v. 69), 137, Lage seiner uilla Surren-
tina S. 338 f., vgl. II 2. 48.
Pollux, Faustkampf mit Amycus IV 5. 27.
Pompejis Schutzgöttin Venus V 3. 164.
pondus vom Kaiser 14.6; von der Leibes-
frucht III 4. 76.
ponere ablegen, aufgeben II 1. 47; be-
haupten, es gebe Dl 6. 2; s. postus.
Pontica IV 5. 56.
porgit S. 557.
porticus bei den Römern beliebt II 2. 30.
Position, Behandlung bei St. S. 556.
IL REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
593
post causal II 6. 38, V praef. 7 (post
hoc „darum"); vgl. ante.
postus für positus IV 4. 36.
potens vornehm, vermögend 12. 77.
prae: Adjeetive mit steigerndem prae
V 3. 1.
praecerpere local III 4. 86.
praecipuus statt Adverb I 2. 250.
praedoctus V 3. 1.
praefationes s. Vorreden.
praefectus urbis der erste Beamte unter
Domitian 1 4. 6 ; Verhältnis zu andern
Beamten u. a. I 4. 43.
praegnans von Früchten I 6. 18.
Praegnanz: turbare = turbatum edere,
splendescit epistula I 3. 103, vgl. iterare,
iungere.
praelibare III 4. 60.
praeludere vom Dichter I praef. 6, vgl.
I 3. 50.
praemetere III 4. 11.
Praeposition: gekünstelte Stellung II 1.
64, ccitb koivov beim zweiten Gliede
II 5. 28; verkürzte praepositionale Aus-
drücke III 3. 177, vgl. auch ante; Pr.
nachgestellt an erster Versstelle Vi. 94.
praeside deo III 2. 107.
praestare in eigentl. transitiver Bedeu-
tung IV 6. 62.
praeteritio von Götternamen I 4. 19,
vgl. Gedichtanfänge.
praetorium übertragen I 3. 25.
praeuertere trans. fil 2. 125.
premere in Bezug auf Schweigen I 5. 2,
pr. silentium 12. 64 ; zu unterdrücken,
verbergen suchen I 2. 81; übertreffen
I 2. 113.
primus östlich I 4. 73.
prior nuptu Vi. 43.
Priscians Anführung aus Statius' Silven
S. 33.6; Benutzung des St. S. 442.
Priscilla s. Abascantus.
probitas Anstand II 1. 38.
procul steigernd II 6. 6, II 2. 83.
Prolepse angemerkt II. 85, I 2. 74,
I 5. 38, II 4. 33, II 6. (79,) 104, II 7.
52, m 2. 1, 61, HI 3. 35, IV 4. 37,
Vi. 94, V2. 58, V3. 180, V 5. 17, 19.
Pronomen poss. zur Bezeichnung von
Todes- u. Geburtstag II 7. 1, vgl. v. 20;
personale fehlt beim partic. coniunct.
II 1. 198.
pronuba s. Venus, Juno.
Propempticon S. 394, einzelnes (bes.
Nachahmung von Horaz C. I 3) III 2.
1, 6 (vgl. 48), 7, 9, 13, 35, 50, 55,
61 ff., 65 bis, 68, 72, 75, 79, (96), 127,
134. Add. zu S. 394.
Properz, Entlehnungen angemerkt 112. 5,
II 5. 27, III 3. 109, IV 4. 102 E., IV 8.
28; Anspielung I 2. 253
Vollmer, Statius' silvae.
propinquum iter III 5. 42.
Proserpina, Localisierung der Ent-
führung V 3. 277.
prosilire vom Wachsen 12. 112.
Prosodie griechischer Namen S. 558.
protegere mit acc. des Abzuwehrenden
III 1. 120.
publicum accipere von einem Buche
II praef. 23.
pudor objectiv IV 8. 42.
puer Diener I 5. 10.
pulsare um Einlafs zu erlangen I 5. J.
(vgl. I 2. 48).
pümilus I 6. 63.
Punier: Treulosigkeit der P. sprich-
wörtl. IV 5. 45, vgl. Hannibal.
Purpurfarbe, Arten der P. vgl. II 1. 132.
Puteoli: Ankunft der ägyptischen Ge-
treideflotte in P. III 2. 21; Häfen von
P. m 5. 74.
Qua wo I 3. 43, III 2. 138.
quaestorische munera vgl. 12. 179.
qualis corresp. mit tantus I 6. 23.
quamquam mit Partic. II 1. 138.
quanti = quot IV 2. 18, 149, vgl. tanti.
que bei eigentlich schärfer zu trennen-
den Gliedern 12. 160; nach Negationen
„sondern" II 6. 40; hinter dem dritten
Worte II 6. 16, hinter dem zweiten
III 5. 57, 74, Vi. 18; Stellung vgl.
anb TiOivov.
questus vom Gesänge der Vögel IV 5. 11.
quicunque absolut V 2. 153, V 3. 211.
quies in gutem Sinne Vi. 76.
quindecimuiri umschrieben durch Cy-
belecult und sibyllin. Bücher I 2. 174.
quinquennia für quinquennalia II 2. 6.
Quintilians Urteil über Statius S. 2. i,
S. 32. l, vgl. IV praef. 24.
quom geschrieben in der alten Statius-
handschrift I 4. 25.
quondam — nunc II 4. 29, vgl. modo —
nunc.
quoque: me quoque als Versanfang
I 4. 77.
Radiatug mit abl. II 1. 41.
rarescere sich leeren IV 4. 12.
raucus von Flüssen IV 3. 67.
recedit mons II 2. 57.
Redende spielt auf sich selbst an 14. 77.
reducis uias II 7. 49.
redundat mit acc. = redundans loqui-
tur IV 3. 67.
refugere (ad planctus) wieder verfallen
in V 1. 30.
refugus, refluus vom Meere Vi. 88.
Regulus' Tod I 4. 86.
38
594
INDICES.
Reichtum: sprichwörtliche Namen I 3.
105, vgl. n 2. 121.
Beim angemerkt II 1. 92.
Reiterstandbilder beliebt S. 215; R.
Domitians s. equus maximus.
Relativsätze, kurze, ohne verbum sub-
stantivum eingeschoben I 4. 90.
relegere vom Monde V 3. 29.
relinquere, delegare fletum u. ähnl.
E 1. 55.
Remus zur Bezeichnung Roms II 7. 60.
renasci s. Wiedergeburt.
rependere mit dat. der aufgewogenen
Sache V 1. 63.
Reposian kennt die Silvae? 12. 19 imit.
reptare von kleinen Kindern I 2. 262.
respicere von Häusern s. spectare.
respirare mit abl. duften von II 4. 33.
re texer e auftrennen III 5. 4 ; vom Monde
V 3. 29, vgl. relegere.
retinaculum Anker III 2. 32.
reuerentiam habere mit gen. II praef. 22.
reuocare (sich) wiederholen II 1. 64.
reuoluere s. uoluere.
rex von dem Patron III 2. 92.
Rhea Silvia u. Mars I 2. 192, 241 ff.
Rhetorik : Einflufs der Rh. auf Statius'
Silven in Stoff und Behandlung S. 27. 2,
vgl. besonders Beschreibungen, Conso-
lationen, Epithalamion ; in der Sprache
S. 31.3.
robur = truncus II 3. 2.
Roms Hauptanziehung Circus und Thea-
ter, Lärm III 5. 15.
rotator II 7. 5.
ructare term. techn. vom Feuerspeien
II 6. 62.
Ru tili us Namatianus kennt die Silvae?
I 1. 93, III 5. 13 imit.
Sacer u. ähnl. als Epitheton der Kaiser
I praef. 14.
Saecularspiele s. Domitian.
Safon Nebenform von Sauo? IV 3. 66.
Sagen, Verbum des Sagens fehlt 12. 103.
Salben von Tieren u. Grabstelen 13. 10.
salierunt I 2. 209.
Salmacissage 15. 21.
Sapphos Sprung (Chalkis) V 3. 154.
Sapphische Strophe bei Statius vgl.
S. 483 f.
Sarmatenkrieg Domitians S. 51 f.
Saturn gefesselt, gelöst an den Saturna-
lien I 6. 4.
Saturnaliengeschenke IV 9. 24 ff. (bis 44).
Saturninus, Aufstand des Antonius S.
S. 46.
scelus, nefas für „Unglück" 14. 17.
Schifferleben, Bilder aus dem Seh. 1 2.
202, I 4. 120 (vgl. V 1. 242).
Schlaf bringt Gedanken u. Gedichte
I 3. 23.
Schlangen als Bild II 1. 47; Haut 1 4. 4.
Schlangenhaare s. Eumeniden, Parzen.
Schlangenschaum als Zaubermittel I
4. 98.
Schmerz des Herrn eines Knaben ver-
glichen mit dem von Eltern II 1. 23.
Schönheit, menschliche: typische Be-
schreibung II 1. 41 ; schöne Frau könnte
mit einer Göttin verwechselt werden,
Knaben mit Amoren 12. 119; Namen-
zusammenstellung bei Knabenschön-
heit IH 4. 40.
Schulscenen bei Dichtern V 3. 180.
Schwur des Vaters beim Bart, Haupt
des Sohnes II 1. 53; Schwur in Ge-
dichtschlüssen bei St. III 1. 184.
scribere von darstellenden Künsten 1 1.
99 ; vom Bauplan I 3. 9 ; scriptus ge-
prägt IH 3. 98.
sed nach (negativem, auch positivem)
Zwischensatze V 3. 41 ff.; elliptisch
steigernd V 5. 43; anaphorisch II 6. 9.
sedis nomin. IV 6. 57.
Seele, klagende, beim Begräbnis zugegen
II 1. 22; seliges Schauen der Seelen
V 3. 19 ff.; anderes vgl. zu V 3. 25 ff.
Sehen, Ausdrücke des Sehens von Häusern
I 3. 40.
semper, anaphorisches im zweiten Gliede
nachgestellt IV 6. 65, vgl. I 1. 13.
senatorische Laufbahn zu beginnen,
Erlaubnis des Kaisers nötig IV 8. 3.
seneetam exuere u. ähnl. I 4. 6.
senex, senior zur Bezeichnung der Ver-
ehrungswürdigkeit I 1. 102, vgl. I 2.
252, II 1. 90, IV 9. 20.
Septimius Severus S.468 undAdd. dazu.
Sergius nennt Statius' Silven S. 33. 7.
series rerum SLinxQfievrj , von der Ge-
schichte I 2. 187.
sermo in der Litteratur IH praef. E.,
vgl. H 7. 62.
sertus u. situs vermischt I 1. 23.
seruantia statt obseruantia III 2. 79.
seruare beobachten, innehalten I 3. 25.
Servius5 Bekanntschaft mit Statius
5. 33. 5, vgl. S. 3.
Sibyllensage V 3. 175.
sie bei Wünschen vgl. I 2. 275; wech-
selnd mit talis II 1. 178.
Sicanius, Sicanus, Messung des i S. 558.
Siciliens Trennung von Italien 13. 31
Ende.
sidereus von Menschen II 1. 41.
Sidonischer Marmor rot I 5. 34, s. Ty-
rischer Marmor.
Sidonius' Nachahmung von Statius'
Silven S. 33. l, vgl. S. 3; s. S. 235, 442,
vgl. S. 446.
II. REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
595
sidus als Abstractum III 4. 24; sidera
Kaiser I 1. 94, s. astra.
Signa , militärische, als numina geltend
I 4. 9.
Silius Italtcus von Statius nachgeahmt
IV 4. 54, IV 7. 13.
silua Laub HI 1. 184, vgl. nemus.
Silvae des Statius: Publicationsart S. 3;
Ordnung der Gedichte S. 4. i, S. 12;
Entstehungszeit der einzelnen Gedichte
S. 4 ff., von V 3 s. V 3. 29 u. 225—233,
von I 6 vgl. I 6. 93; Herausgabe des
5. Buches S. 3. 7; Zeit der Herausgabe
der Bücher S. 10 ff. ; Würdigung S. 22 ff. •
Benennung S. 24 f. ; Abhängigkeit von
Lucan S. 23.3 (S. 11. i, S. 24); Stoffe
S. 25 ff.; metrische Form S. 23 f.;
Schnelligkeit der Verfertigung S. 22 f.,
S. 27 ff.; Verteidigung der Dichtgat-
tung I praef. 6 ; Abhängigkeit im Aus-
druck von andern Dichtern S. 30 f. ;
Geschichte S. 31 ff. ; Nachahmung
S. 32 ff.; Ausgaben S. 35 ff; Über-
lieferung S. 37 ff; Titel der Gedichte
S. 207 f. Add. z. S. 24.
similem te „ein Bild von dir" u. ähnl.
I 1. 99, vgl. I 5. 53 (te perspicuum).
sin in der Poesie V 3. 141.
si quando elliptisch IV 5, 18.
Sirenen: Localisierung II 1. 10, II 2. 1.
Situs bei St. beliebt I praef. 22, vgl.
I 1. 70.
Sklaven (Freigelassene): Lob der Her-
kunft II 1. 72; abenteuerliche Ge-
schichten über ihre Herk. II 6. 21.
sociare mit abl. H 1. 104.
socius = sociatus V 1. 194.
Sohn sehnt den Tod des Vaters herbei
IH 3. 12.
sol nouus für Eröffnung des Jahres IV 1. 1.
soluit nanis mit acc. des Inhalts V 1. 242.
soluti modi u. dgl. „Prosa" IV 5. 57.
Solymus adj. V 2. 138.
Sommerfrischen Roms IV 4. 15.
somni Nächte HI 2. 82.
Somnus V 4. 18, vgl. S. 546.
Sonne: Fabel vom Untergang II 7. 27;
Vergleich mit der Rennbahn II 6. 79.
sopor angebl. „Schläfe" H 3. 29.
sordere gering erscheinen (vgl. I 3. 98)
mit ab I 2. 147.
Sorrent: Name auf die Sirenen etymo-
logisiert II 2. 1 ; Tempel der Minerva
H 2. 2; Wein von S. II 2. 4.
soteria S. 282.
sparsio im Theater I 6. 66.
species im Gegensatz zu cultus I 6. 28,
II 2. 41.
spectare u. ähnl. von Häusern 13. 40.
Spezereien bei Leichenverbrennungen
aufgezählt Hl. 157; unter Anrufung
von Göttern (der Unterwelt) geerntet
V 3. 41 ff.; vgl. Salben.
sphaeristerium I 5. 57.
sphaeromachia IV praef. 28.
spumatus 14. 98.
Stabiae wieder aufgebaut IH 5. 103.
Statius: Nachrichten über ihn S. 2 f.;
Vater S. 15 f. (vgl. noch V 3. 116, 141,
Homerparaphrase V 3. 160, Gedicht
vom Brand des Capitols V 3. 199);
Leben S. 16 ff.; Gattin Claudia S. 17. 7,
vgl. HI5. 31, 52, 108; Sieg in den
Augustalien S. 17 s, vgl. H 2. 6, im
Albaner Agon S. 19. 10, vgl. IH 5. 28,
Niederlage im Capitolinischen Agon
S. 19. ii; Verkehr mit Zeitgenossen
S. 18 f., Verhältnis zu zeitgenössischen
Dichtern S. 20, vgl. auch H 7. 30, an-
gebliche Clientelverhältnisse S. 18. 2,
S. 491, III 2. 92, Adoption eines Kna-
ben S. 548, vgl. S. 483, IV 7. 33 ff.;
Charakter S. 21, vgl. IH praef. (S. 383 u.),
Selbstgefühl S. 11.4, S. 13 oben, poli-
tische Stellung Add. zu S. 21 ; Werke
s. Achilleis, Silvae, Thebais, verlorene
S. 13 ff. (de bellis Domitiani S. 13 f.,
Fragment de bello Germanico S. 14. i,
Agaue S. 15, genethliacon für seinen
Adoptivsohn V 5. 70).
Stella, Arruntius St.: nicht aus Neapel
I 2. 256; Spiele zur Feier des Daker-
sieges I 2. 179; Consulat I 2. 174;
Verkehr mit Frauen vor der Vermäh-
lung I 2. 27 ; angebl. früherer Verkehr
mit Violentilla 12. 27, 34 ff.; Hochzeit
mit V. S. 237; Gedicht auf ein Täub-
lein der V. I 2. 102, vgl. I 2. 219;
vgl. Violentilla.
Stemmata, römische Hl. 85.
Stiefmütter II 1. 47.
stili genus IV praef. 25.
Stoisches bei St. s. Philosophie.
Strafsenbau IV 3. 40 — 55; Strafsenbogen
s. Triumphbogen.
Strenge und Milde auf einem Antlitz
I 1. 16.
subire habenas vom Übernehmen der
Regierung I 4. 90.
submittere uexilla IV 2. 41.
Substantira auf -tor adjectivisch II 4. 1;
auf -tus (4) von Verben IV 3. 20.
sudare trans. IH 2. 138.
suggestus comae I 2. 113.
Sulla : Form Sylla IV 6. 86 ; uox horrida
bei St. IV 6. 107.
in summam = denique IV praef. 30.
super vom Verbum zu trennen I 1. 33
(super fulges, III 2. 47 super natet).
surgere trans. übertragen III 3. 76.
Synizesis S. 557.
Synkope S. 557, vgl. IV 4. 36 (postus).
38*
596
INDICES.
Synonyma bei St. eingeführt III 2.
134.
Tabum ohne den Begriff des Ekelhaften
I 2. 122.
tacito Adverb I 2. 194.
tacitus verborgen I 1. 35.
Tagus s. goldführende Flüsse.
Tages V 2. 1 (gen. Tagetis).
tanti = tot IV 8. 14, Vi. 76, vgl. quanti.
Tänzerinnen, Lydische, Gaditanische
I 6. 70.
Taras == Tarent I 1. 102.
Tarent: Zeusstatue zu T. I 1. 102.
Tarentum I 4. 17, vgl. IV 1. 37.
taxeus V 5. 29,
tegere begleiten Vi. 25.
Telephus I 4. 113.
tellure (Dat.) cadens 12. 109.
Temese II. 42.
templnm Grabmal IV 4. 54.
tenduntur lila I 4. 63.
tenere flla I 4. 63.
tenuia, tenuior zweisilbig S. 557.
tergere pectore „umarmen'1 u. ähnl. II 1.
191, vgl. II 2. 98.
terga dare „nachgeben, weichen11 II 6. 93.
terminus das Höchste bezeichnend 116. 55.
tesserae mit obscoenen Darstellungen
I 6. 66.
thalami concret I 2. 5, V 3. 239.
Theater: Neuerungen u. Bestimmungen
Domitians 16. 35; cauea 16. 28; Plätze
der praetextati 16. 44 ; Frauenkämpfe
16. 53, Zwergkämpfe vgl. I 6. 57,
sparsio I 6. 66; vgl. Circus.
Thebais des Statius: Edition S. 10 ff.,
bes. 10. 4 (zu I praef. 6), 12. i; An-
teilnahme der Gattin III 5. 31 ; Anteil-
nahme der Vornehmen an der Voll-
endung S. 19; Verbreitung u. Fort-
leben S. 31. 4; Zeitanspielungen in der
Thebais IV 4. 62, III 3. 168.
&XaGiaq, &Äißiaq s. Entmannung.
Thule sprichwörtlich III 5. 15; Vorstel-
lungen vgl. V2. 54; Form ThylellU. 15.
Thyestes s. Atreus.
Tibereius adj., s. Adjectivbildung.
Tibull: Anspielung I 2. 253.
Tibnr = uilla Tiburtina I 3. 1; Kühle
in T. I 3. 1 ; alte Bäume bei T. I 3.
38; Obstgärten 13. 81; Herculestempel
III 1. 180, I 3. 79.
Tiburnus als Wassergott 13. 72.
Tiere: Gedichte auf Tiere S.360; Tier-
gleichnisse in der alten Metrik V 3. 98.
timendus unsicher m 4. 4.
tinnitus auris IV 4. 26.
Tisch heilig IV 6. 32.
Tmesis HI 3. 68.
Tod: vorzeitiger II praef. 4, II 1. 120
(vgl. 116. 74 Inuidia, Nemesis u. dgl.);
Vergleich mit den Blumen III 3. 127;
Sterbende hält den Blick auf sein
Liebstes gerichtet II 1. 148; letzte
Hauch II 1. 148, III 3. 18; Haaropfer
II 1. 146.
Todesarten, poetisch -rhetorische Auf-
zählung II 1. 212, 215 ff., vgl. Con-
solationen.
toga praetexta später angelegt als die
lunula V 2. 29.
tonare u. Compos. trans. II 7. 64.
torquere annum Vi. 16.
torrentissimus III 1. 52.
toruus „männlich ernst, streng1' II 6. 40.
Tote in dem Bilde einer Gottheit dar-
gestellt n 7. 124, vgl. I 2. 117; Bei-
spiele für Vereinigung mit Toten III 3.
188; Wiedererscheinen II 1. 226, vgl.
V 3. 286.
transertns verpflanzt, übergepfropft II 1.
101.
transire bildlich II 7. 42.
transmittere durchleben I 2. 168.
Trauer, Streit über Zulässigkeit II 1.
14; Vorschreiben von Unterschieden
II 6. 1.
Traumwelt, Thore der Ti\ V 3. 286.
Treue, Namenliste IH 5. 44.
Tribunat umschrieben Vi. 94, V 2. 153.
trichorum I 3. 58.
tripodes plur. für das eine Orakel zu
Delphi I 2. 247.
Triumphbogen IV 3. 98
triumphus übertragen I 4. 83.
Tröstung, Zweckmäfsigkeit sofortiger
II 1. 5, vgl. II praef. 11; Tr. durch
Erscheinung des Toten II 1. 226; vgl.
Consolationen.
tumere mit dat. II 1. 58.
turba, tua t. II. 94; umts e turba V
epist. 7.
turmalis vom Ritterstande V 2. 18.
Tyrischer Marmor rot I 5. 34, vgl. I 2.
148, vgl. Sidonischer M.
U als Consonant behandelt S. 557.
uagus, uagari von illegitimer Liebe
III 1. 42.
Yalerius Flaecus um 94 gestorben IV 3.
19; Verhältnis zu Statius S. 20.6.
ualescere vom Gesundwerden kommt
nicht vor I praef. 24.
uaporifer 13. 43.
Übertreibung, Verwahrung des St. gegen
den Vorwurf der Üb. I 1. 17; sonst
s. Hyperbel.
Yeleda S. 45, 14. 89; Veleda S. 558.
Velia V 3, 126.
II. REGISTER ZU EINLEITUNG UND COMMENTAR.
597
Velleius Paterculus benutzt? IV 5. 41.
ueniens bei Naturerscheinungen (Eurus,
sol, aurora u. s. w.) 16. 11.
Yenus als pronuba 12. 11; heiterer
Himmel I 2. 51; Tauben ihr heilig
12. 102 ; schöne Frauen ihr zum Ver-
wechseln ähnlich 12. 119; ihre Spe-
zereien 13. 10; Venus Lucrina III 1.
150; Schutzgöttin Pompejis V 3. 164.
uer übertragen s. annus.
Verbannung, Rückkehr aus der V. ver-
glichen mit einer Wiedergeburt 1 5. 63.
Verbum betont wiederholt s. Wieder-
holung.
Vergil: Nachahmungen und Anspielun-
gen bei St. angemerkt II. 32, 46, 66,
74, 91, I 3. 70, I 4. 79, 107, I 5. 60,
I 6. 102, II 1. 85, II 6. 20, III 1. 73
(vgl. 12. 209), IE 3. 157, 188, IE 5. 15,
IV 2. 1, 7, 18, IV 6. 67, IV 7. 53, V 1.
133, 171, V 3. 32; Vergils Grabmal
Gegenstand frommen Cultes IV 4. 54;
s. Culex.
Vergleiche, mythologische, bei St. I 2.
209; tertium comparationis verdunkelt
12. 209, 116. 21, IE 3. 179; Anfügung
eines weiteren Vergleichsgliedes mit
aut ubi III 3. 127.
uersa lyra u. a. zum Zeichen der Trauer
II 1. 27.
Versbau: Einschnitt vor dem letzten
Worte des Verses II. 94.
Versschlüsse bei St. S. 560.
Veseuus IV 8. 5.
Vesta, heilige Feuer I 1. 35.
Vestalinnen, Überwachung durch den
Kaiser 1 1. 35, Corneliaprocefs 1 1. 35,
vgl. S. 5. 2.
Vesuina incendia sprichwörtlich II 6. 62.
uetare mit Conjunctiv II. 37; mit Abi.
III 3. 141.
ueteres von Künstlern I 3. 47, vgl.
Künstlernamen.
uibrare u. librare hastam V 1. 133.
uiduus von Jungfrauen III 5. 60.
Villen im Wettstreit um den Herrn
I 3. 4; stehendes Lob in Bezug auf
Temperatur I 2. 157.
Vindex, Nouius Vindex S. 473, vgl. IV 6.
92, sein Hercules Epitrapezios S. 473 f.
Violentilla s. S. 237 (I 2 praescr.; I 2.
260; 12. 34; 12. 138; I 2. 145 u. 154);
vgl. Stella.
Virgo, aqua I 5. 25 u. 27.
uis = dvvupis facultas V 3. 100.
uiscera übertragen HI 5. 30.
uitis (einzelne Weinrebe), uitifer IV 2. 35.
uitreus von Wassergottheiten 15. 15
(vgl. I 3. 83).
uiuus von Bildwerken s. Kunstwerke.
umbones von Steinen IV 3. 46.
umbra übertragen in 4. 29, Laub H 7.
14, Spiegelbild im Wasser I 3. 18.
unä bei Anfügung eines neuen Gliedes
II 2. 60, vgl. pariter.
Unmöglichkeit sprichwörtlich bezeich-
net V 5. 62.
Unterwelt: Scheinleben H 1. 204, vgl.
V 3. 286; Empfang durch berühmte
Schatten Vi. 253 ff.; Leihaeus ianitor
II 1. 229.
unus e turba V epist. 7.
uocalis in Bezug auf die Musen vgl.
I 2. 5.
Vögel, sprechende, im Altertum S. 360;
Vorstellungen von ihrer Singkunst
IV 5. 12.
uolucer von den Eroten 13. 12 ; u.polus
u. dgl. „schnell sich drehend11 IV4. 12.
uoluere u. Comp, vom Denken II. 41.
Vopiscns, Manilius V. S. 265, Ipraef. 22;
Lage seiner Villa Tiburtina S. 263 f.,
vgl. 13. 20, 24; Besitzungen I 3. 83.
Vorreden, prosaische, zu poetischen
Büchern S. 209.
uotifer IV 4. 91.
urbs übertragen von Bauwerken H 2. 30.
ut zeitlich mit perf. = seit, mit praes.
V 2. 12.
Tulkanische Ausbrüche als Wirkung
von unterirdischen Winden V 3. 104.
uulnera Liebeswunden I 2. 100.
Vulturnus: reifsende Strömung IV 3. 73;
unterhalb sandig IV 3. 73 u. 85; Brücke
IV 3. 67.
uultus von Tieren I 1. 46; acc. bei Ad-
jectiven (mitis uultüs u. dgl.) HI 5. 11 ;
sing, von St. bevorzugt VI, 190.
Wandbekleidung I 3. 54.
Wärme durch andere Wärme versengt
I 5. 46.
Wasseranlagen in Häusern I 3. 37,
I 3. 64.
Wassergötter läfst der Dichter auf-
treten I 3. 70.
Wasserleitungen : Bleiröhren zu Wasser-
leit. 13. 66; s. Marcia, Virgo.
Welt umschrieben durch sidera, undae,
terrae u. dgl. IH 4. 102, vgl. V 3. 211 ff.
Wiedergeburt. Bild der W. I 4. 125,
für die Rückkehr aus der Verbannung
I 5. 63.
Wiederholungen bei Statius S. 29 f.,
vgl. V 3. 92, I 2. 59, nicht ganzer
Versteile 14. 86; pathetische Wieder-
holung von Namen 12. 197, des Ver-
bum am Versanfange H 2. 41 , eines
betonten Wortes an betonter Vers-
stelle H 2. 83, Wiederholungen wie
deus ille, deus IV 6. 36.
598
INDICES.
"Witwen, Wiederverheiratung der W.
I 2. 138.
Wort- und Versaccent am Versende
S. 559 f.
Wortspiele s. etymologische Spielereien.
Wortzusammensetzung s. Composition.
Zeitanspielungen in Statius' Epen IV 4.
62, III 3. 168. •
Zeitbezeichnungen mit Adjectiven von
nomina propria (Pisaeus annus u. dgl.)
I 3. 8.
Zeugmata IV 4. 78 (bei anaphorischen
Satzgebilden), angemerkt I 1. 11, 79,
I 2. 5, 187, 235, I 4. 41, I 6. 77, 100,
II 1. 10, II 6. 62, II 7. 5, III 2. 138,
IV 4. 78, V 3. 12.
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