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Full text of "Alexander Gedlicht des zwölften Jahrhunderts"

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3P. ee. 2/7 








Alerander, 


Gedicht des zwoͤlften Jahrhunderts, 


vom 


Dfaffen Lamprecht. 


Urtext und Ueberſetzung 


nebſt geſchichtlichen und ſprachlichen Erläuterungen, ſowie 
der vollſtändigen Ueberſetzung des Pſeudo⸗-Kalliſthenes 
und 


umfaſſenden Auszügen aus den lateiniſchen, franzoͤſiſchen, engliſchen, 
perfiſchen und türkiſchen Alexanderliedern 


von 


Dr. Heinrich Weismann. 


— ii— 


Erſter Band. 


Artert und Ueberſetzung nebſt hiſtoriſcher und ſprachlicher Einleitung 
und Erläuterungen. 


Srankfurt a. M. 
Literarifhe Anſtalt. 
(3. Rüttes.) 

1850. 


Niwit môr er behilt 
allis des er ie beranc, ' 
wene erden siben vouze lanc, 
alse der armiste ınan, 


der in die werlt ie bequam. 
Zampr. v. 7123 ff. 


PL} 
‘H ruxn Jao oUx oide Bacılda odrs unv nAHIOWEyorTa- 


axeirg Sb Jrayıy mavrayosev peußeraı. 
Pſeudo⸗Kall. II, 20. 


Haec denique una vivendi lex est, velle unum quemque 
quod penes alterum videsat, ut habeat ipse, quod mox trans- 


mittat ad ceteros. 
’ Jul. Valer, III, 13. 


N’is so fair, so Crist me blesse, 

So knyght in queyntise, 

Bote the prest in Godis sorvyse. 
Alisaundre (engl.) v. 3586 ff. 


en 
.. 
ve. DD . 
2 — 
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Pe 1 
vr . — 


— 





Druck von C. Adelmann in Frankfurt a. M. 





Seinem Freunde 


Herrn 


Srerau; Beth 


gewidmet. 


vorwort. 


— — — 


Nicht ohne einige Scheu übergebe ich dieſes Wert, 
mein erſtes, der Deffentlichfeit. Zwar habe ich feit 
mehreren Jahren unausgefeht meine Mußeftunden dem⸗ 
felben gewidmet; aber die Ungewohntheit der Arbeit 
und die Schwierigkeiten, die fich gerade bei dieſem, 
noch ziemlich allein ftehenden Dichter des beginnenden 
Mittelalters häuften, laſſen mich befürchten, daß noch 
gar Manches in demfelben der befjernden Hand bedarf. 
Die Aufgabe, die ich mir anfänglich geftellt hatte, war 
eine weit befchränftere. Sie ging aus dem Wunfche her⸗ 
vor, diefen Evelftein mittelalterlicher Poeſie, der noch gar 
wenig befannt ift, für weitere Sreife ftrahlen zu lafien. 
Ich wollte das Werk daher ind Reuhochdeutfche me⸗ 
trifch überfegen und den Tert zum Studium dieſer Ueber⸗ 
gangsfprache mit den nöthigften fprachlichen und ge« 
ſchichtlichen Erläuterungen hinzufügen. Durch die auf 
opfernde Güte meined Freundes, Franz Roth, deſſen 


mm — —— —— — 


ve 


Name in dem Gebiete unferer fprachlichen Vorzeit fchon 
befannt ift, und dem ich auch fonft noch gar mandhen 
Wink verdanfe, wurde ich in den Stand gefeht, den Tert 
treu nach der Handichrift, die er in Straßburg aufs 
genauefte verglich, wiederzugeben und nicht nur an 
vielen Stellen zu berichtigen, fondern auch ganze Zei« 
len einzufchalten, die in den früheren Abprüden fehlen. 
Dadurch wird freilich die Verszählung fürs erfte noch 
verwirrter, da die früheren Drude in diefer Beziehung, 
wie ſchon von mehreren Seiten gerügt worden, nicht 
nur nach verfchievenen Prinzipien behandelt, fondern 
im zweiten Drude, der die 300 fehlenden Verſe mit: 
zählt, auch hundert Zahlen überfprungen find (auf 
860 folgt 965). Jedoch habe ich, um diefem unver⸗ 
meidlichen Mißſtande abzuhelfen, die Seitenzahlen ver 
Handſchrift und die Verszahlen des erften und zweiten 
Abdruds von Maßmann mit ihren Fehlern über die 
Seiten gefegt. Bedauern muß ich, daß nicht auch die 
Seitenzahlen des zweiten Abdrudd angegeben find, da 
namentlich in Benecke's Wörterbuch öfter darnach citirt 
wird. Es würde dies freilich leicht wieder zu Irrungen 
geführt haben und doch Feine Vollſtändigkeit erzielt 
worden fein ohne die Seitenzahlen des erften Drudes, 
die man auch hie und da noch findet, Als die Ueber- 
fegung und der Tert fchen vollendet waren, erfchien der 
frangöfifche Roman von Michelant und bald darauf der 








VII 


Pſendo⸗Kalliſthenes von Muͤller. Dadurch wurde meine 
Arbeit ausgedehnter; ich machte mich ſogar daran, den 
ganzen Sagenkreis Alexanders zu umfaſſen; aber ich 
erkannte bald, daß dafür meine wenigen Mußeſtunden 
nicht ausreichen würden, und gab dies um fo leichter 
auf, da ich mußte, daß Zacher mit einer Fritiichen Be: 
arbeitung desfelben fich eifrigft befchäftige. So erhielt ' 
denn mein Werk die Ausdehnung, in der es nun vors 
liegt. Es iſt nicht für die Meifter der älteren deutfchen 
Sprade und Wilfenfchaft berechnet, fondern hat ſolche 
im Auge, die, in diefelbe eingeführt durch das Studium 
der mittelhochdeutfchen Klaſſiker, auch die Vorläufer 
derfelben fennen lernen wollen. Es fest alfo allerdings 
ſchon einige Bekanntfchaft mit den mittelhochdeutfchen 
Sprachformen voraus, nimmt jedoch in den Anmer: 
fungen, die weniger fyftematifch ald nach Art eines 
Wörterbuchs eingerichtet find, auch Manches auf, was 
zum fchnelleren Verſtaͤndniß herbeizuziehen räthlich 
erichien. 

Was die Ueberfegung betrifft, fo habe ich mich bes 
firebt, die Einfachheit des Urterted möglichit beizube⸗ 
halten. Bei der großen Wandlung, die unfre Sprache 
erlitten bat, war dieſes Feine leichte Aufgabe und die 
furzen Reimpaare erfchwerten die Arbeit um ein Bes 
deutendes. Ich feheute mich daher auch nicht, un- 
gervöhnlichere Worte und Wendungen aufzunehmen, 


VIII 


\ 
wo ich zu viel hätte vernenern oder umfchreiben müſſen. 
Daß für den vertrauten Kenner der älteren Sprache 
die Ueberfegung weit hinter der Urfchrift zurüditehen 
muß, fühle ich fehr wohl, jedoch hoffe ich, dem ſchlich⸗ 
ten Gewande Lamprecht nicht Teichtfinnig Abbruch ges 
than zu haben. So möge denn dies Werk, wie ed 
mit Liebe für unfre Borzeit von mir gepflegt wurde, 
mit Nachficht aufgenommen werden und mein Haupt- 
ziel, dem Studium unferes Alterthums neue Freunde 
zuzuführen, nicht verfehlt fein. 
Frankfurt a. M. im Juni 1850. 


@inleitung. 


Alexander ver Große, der jugendliche Held, der aus 
Weſten auffteigend und den Oſten in unaufhaltfamem 
Triumphzuge durchſchreitend, Often und Weften materiell 
und geiftig zu verfchmelzen trachtete, fant bin, als er 
faum Hand angelegt Hatte an ven Aufbau des Rieſen⸗ 
werkes. AU feine ſtaunenswerthe Geiſteskraft hatte er 
verwendet, um den Boden zu gewinnen für den neuen 
Bau und die Steine zufammenzutragen, aus denen er 
erfiehen ſollte. Ob ihm der Bau gelungen wäre bei 
längerer Lebensdauer, ob überhaupt ein lebensvoll or⸗ 
genifirted Reich aus fo entgegengefegten Blementen ers 
fliehen Eonnte, mag hier vollkommen gleichgültig erfcheinen. 
Hochſt beveutfam ift immer die Ummälzung geweien, bie 
feinen Schritten folgte. Und wie fein GErfcheinen und 
Wirken ein weſentliches Glied in der Bildungsgeſchichte 
der Menfchheit wurde, und er durch Verpflanzung ber 
griehifchen Kultur nach dem Drient namentlich auch dem 
EHriftenthHum den Weg ebnete; fo bat er insbeſondere 
der Poeſie neue Bahnen eröffnet, die durch viele Jahr: 
hunderte burchführten und auf denen im Orient und 
Dceident die wunderbarften Blüthen reiften. Die Sage 
bemächtigte fih feiner Perſon und feiner Thaten. Unter 


x 


feinen eignen Augen und von ihm felbft begünftigt bef- 
tete fich der dichtende Volksgeiſt an feine Werfen und 
fchmücte feine unerhdrten Thaten mit den Gebilden einer 
regen Phantafle aus. Je meiter er vorbrang in bis da- 
hin unbefannte Gegenden, deſto freier und reicher wur= 
den die poetifchen Zuthaten und ald nun der angeftaunte 
Götterfohn jo plöglih dem Schauplag feiner Thaten ent- 
rüdt, als nun plößlich der Faden durchſchnitten war, an 
dem die Phantajle, vorauseilend, noch Wunderbareres zu 
erleben Hoffte: da fuchte fle Erſatz für das Verlorne, in- 
dem ſie des Wunderbaren in ungemeffener Fülle herzu⸗ 
trug aus allen Zeiten und Zonen. Die Gefchichte Des 
gefeierten Helden wurde der Sammelplag für Alles, was 
die Dichtung Wunderbared erfann oder zum Wunbder- 
baren umgeftaltete. 

Jedes Zeitalter, jeded Volk, jenes Land prägte dem 
Werke, das, wie fein Help felbft, ein Gemeingut Alter 
geworden war, feine Vorſtellungsweiſe und feine eigen: 
thümlichen Ideen auf, änderte, um ihn zu dem Seinigen 
zu machen, Vieles, und fügte hinzu, was ihm befannt 
und werth war von einheimifchen Sagen. 

„Die Eroberung eined ganzen Welttheild, fagt Gör⸗ 
res in feinem Schachname, war eine fo glänzende Be⸗ 
gebenheit, daß fie in den Gemürhern einen tiefen, Jahr 
hunderte lang nachhaltigen Eindruck hervorbrachte, und 
das innere Element der Poeſie, tief in feinem unterften 
Grunde in fohwebenden und fchwingenden Wellenbemes 
gungen aufgeregt, mußte bald tönend und Elingend in 
Liedern fi ergießen. Im Mutterlande ver mächtigen 
Greigniffe, in Großgriechenland und Kleinaflen, in allen 


ZI 


Ländern, vie des Helden Fuß betreten, in allen Heichen, 
die aus feinem Weltreich hervorgegangen, von Aegypten 
bis Baftra Hin, durch alle Städte feines Namens, die 
er gegründet hatte, mußte fein Andenken im Munde des 
Volkes leben, und in vielen Zungen mochte fein Xob 
gepriefen werden. So wurden feine Thaten auf den 
Flügeln des Geſanges über die ganze Erde hingetragen; 
in jeder Landesgegend durch einheimifchen Zufag erwei⸗ 
tert und vermehrt und ebenfo mit den Sahrhunderten 
wachfend und ſich ausbreitend, bis die Sage envlich 
nad Konftantin in die Dyzantinifche Zeit gelangte. Byzanz, 
das fich feit feinem Urſprunge eiferfüchtig mit Nom in den 
Gegenſatz geftellt, nahm in diefer Gefinnung die Alexan⸗ 
dermäre, die aus dem Lichtpunkte einheimiſcher Größe 
und Herrlichkeit ausgeſtrahlt, mit Liebe auf und pflegte 
ſie mit Sorgfalt und Emſigkeit. Da der Eroberer zuerſt 
den Orient mit feinen Wundern den Europäern aufge: 
ihloffen, fo fügten dieſe Wunder fi von felbft ver 
Erinnerung feiner Thaten bei; der Kreid feiner Züge 
umſchloß Die ganze Erde; die Seltfamfeiten aller Zonen 
flochten ſich in dieſe Aventuren ein. Der allmählich er: 
wachende romantifche Geift, vom Chriftenthum eingeführt, 
prägte ihnen feinen eigenthümlichen Charakter auf und 
fo bildete ſich Die bunte, farbenreiche Arabeske aus mit 
ihren verfchlungenen Laubgewinden und den feltfamen 
Thier= und Menfchengeftalten, vergleichbar jener Mofaif 
in der Sophienkirche. Auf dem Wege, in dem die by: 
zantinische Bildung zu den Abenplänvern eingedrungen, 
war auch dieſes Werk bald dahin gelangt und unter 
vem Namen: Gesta Alexandri magni ins Lateinifche 


— 
2. 
we 


XII 


übertragen und durch ganz Europa hin verbreitet, war 
ed ſchnell mit dem Geiſte befreundet, der die Völker in 
den Kreuzzügen zu demfelben wunderreichen Orient Hin- 
getrieben. Sp wurde es felbft Gährungsftoff in Der 
gährenden Ideenmaſſe, durch Rüdwirkung wieder gezei- 
tigt und gereift, und von der romantifchen Dichtung Des 
Mittelalterd aufgenommen und ſchnell angeeignet, bald 
wieder in vielen Formen und Geftalten in allen Spra⸗ 
hen ausgeſchieden und zu einem eignen Dichtungskreiſe 
abgeſchlofſſen.“ 

Urſprung und Gang der Alexanderſage, wie ſte in 
den Gedichten des Orients und Occidents uns entgegen⸗ 
tritt, liegt nun um Vieles klarer vor und, als ſte Gör- 
res bei Abfaffung feined Werkes durchſchauen Eonnte; 
Hauptquellen find und in den lebten Jahren eröffnet 
worben, die und den Zufammenhang erkennen laflen, und 
was noch Durch Die vielfachen, oft jehr willfürlichen und 
ungeſchickten Weberarbeitungen entftellt erfcheint, wird 
Hoffentlich Durch Zacher's umfaſſende Unterfuchungen über 
das Werk des Pſeudo-Kalliſthenes und feine Recenflonen 
wieder aufgeklärt werden. Ich kann, meinem ausgeſpro⸗ 
chenen Plane gemäß, daher nur im Allgemeinen Ur: 
fprung und Gang der Sage darftellen. Aegypten ift 
das Mutterland verfelben. Den Kern, um den alle bie 
einzelnen Sagen wie Kryſtalle angefchoffen find, bildet 
die Sage vom Agyptifchen König Nectanebus, der, flie⸗ 
bend "vor Darius Ochus nach Macenonien, der Vater 
Alexanders wurde. Diefe Umgeflaltung der von Alexan⸗ 
der wenigftens begünftigten Sage, daß er der Sohn des 
libyſchen Gottes fei, ift ein Werk Ägyptifcher National 


XIII 


eitelkeit, die ſich darin geſiel, den großen Eroberer von 
ven einheimiſchen Königen abzuleiten. Alle die ausführ⸗ 
lihen Schilderungen von feiner Geburt, von feinem 
Triumphzuge Durch Aegypten, von der Erbauung Aleran- 
dria's umd was fih daran anfchließt, müflen dort ent- 
Iprungen fein und zwar, wie aus den fpäteren Bemer- 
fungen über dad Werk des Pfeupdo-Kallifihened hervor: 
gehen wird, ſchon zur Zeit der Ptolemäer. Auch Die 
Grundzüge der poetifchen Ausichmüdung feiner Fahrten 
nach Perſien, in deren Darftellung ja auch der Ägyps 
tiihe Gott verwebt iſt (ſ. Lampr. V. 6244 ff. befon- 
ders 6276 ff.), find wohl in Aegypten Dazu gekommen 
und rühren fehon aus der Zeit ber Ptolemäer. Die 
nächſten Erweiterungen erhielt die Sage um den Bes 
ginn unfrer Zeitrechnung von jüdiſchen Schriftftellern, 
die natürlich nur an die fie zunächft berührenden Er- 
jählungen ihre ſchmückende Hand anlegten. Ebenſo mö⸗ 
gen die Chriften in Arabien und Armenien, die ſich 
wohl im Ganzen an die ägyptifche Tradition Biglten, 
manche Züge hinzugefügt haben und ihnen unb ven 
Talmudiften wird wohl der Zug nah dem Paradiefe in 
feiner Grundlage zugefchrieben werden fünnen. Den wich⸗ 
tigften Zuwachs aber empfing fie im byzantinifchen Kai⸗ 
ferreiche zur Zeit, als dieſes fich eiferfüchtig dem zer: 
fallenden abendländifchen Reiche gegenüber ftellte. Alles, 
was in den Aleranderbüchern von. feinen Zügen burd) 
Stalien nah Rom und der gutwilligen Unterwerfung 
ber Römer erzählt mird, ift byzantiniſchen Urfprungs. 
Die Sage wurde hier um fo lieber gepflegt, da fie ja 
in die Heimat des Helden zurüdgefehrt war, wo das 


xIv 


Andenken an ihn in noch hellerem, natürlicherem Glanze 
ftragite. Zur Zeit der Auflöfung des römiſchen Kaifer- 
reiches ſahen die Griechen noch mit Stolz auf Aleran- 
der, der den Ruhm des griedhifchen Namens bis an das 
Ende der Welt getragen hatte. Daher ſchmückten fte 
feine Gefchichte mit Wundern aus, Die gerade in jener 
Zeit dem Geſchmack angemeflen waren, und wohl mögen 
gerade feine Züge nach Merfien und Indien den Ge- 
fhmad daran hervorgerufen haben, da le dort Aehnli— 
ches Hören Eonnten von den Helden von Iran und Tu— 
ran, die man vielleicht als die Movelle zu manden 
Darftellungen in ver Aleranderjage betrachten kann. Es 
wäre auch in der That zu verwundern, wenn der Zug 
nach dem Paropamifus und den waldreichen Flußthälern 
von Vorderindien durch den Anblid einer veich geſchmück— 
ten exotifchen Natur nicht Eindrüde zurückgelaſſen hätte, 
deren Lebendigkeit ſich nach Jahrhunderten noch in den 
Werken hochbegabter Schriftfteller offenbarte. Und noch 
jegt iſt dieſes Gefühl nicht erlofchen. Die Griechen fegen 
immer no ihren Wlerander allen andern Eroberer 
entgegen. „Ich erinnere mich, fagt Berger de Xivrey 
©. 168 feined im zweiten Bande ausführlicher beſpro— 
chenen Werkes, eines arınen Griechen, der als Flücht- 
ling in Frankreich lebte und nur fagte: Mit all euren 
Siegen, feid ihr Bid nach Indien vorgebrungen? Nur 
zwei Menfchen in Europa haben dies an der Spite 
einer Armee unternommen und dieſe Waren grie- 
chiſche Für ſten, Bachus und Alexander.” Vom by- 
zantinifchen Reiche aus, mo fih die Thaten des mace- 
doniſchen Helden noch bis auf die neuefte Zeit im Munde 


’ xV 


des Volkes erhalten Haben, wanderte die Sage in ent: 
gegengefegter Richtung nach Often und Welten und be- 
rührte die Enden der beiden Erdtheile (die Aufwerfung 
des Walles gegen die Völker von Gog und Magog 
identificirt fi mit der Erbauung der chineſiſchen Mauer). 
Wohl mag. die Erinnerung von Aleranderd Thaten nie 
im perfifchen und inpifchen Orient erlofchen fein; jedoch 
it es unverkennbar, daß der griechifche Roman zur 
Blüthezeit der Chalifenherrfchaft in Perfien aufgenom- 
men und in die einheimifchen epifchen Dichtungen ver: 
woben worden if. Dort wurde aber alles ausgefchieben, 
was agyptiſche Kofalfärbung hatte und an deſſen Stelle 
wurden Die Sagen von Aleranderd oder, wie fle ihn 
nannten, Eskander Dulkarnein’d Abflammung aus dem 
perſiſchen Königshauſe und feinen wunderbaren Zügen 
in Weften bis nach Gibraltar und den britifchen In⸗ 
kn aufgenommen. Bon dort empfing die Sage zur 
Zeit der Kreuzzüge alle die märchenhaften Zufäge, die 
wir zum Theil in den Märchen der 1001 Nacht finden, 
wie fie auch Die meiften mittelalterlichen Gedichte durch: 
andern. Zumächft gefchah dies in Italien, dad ja in 
ununterbrocdenem Verkehr mit Byzanz und dem Drient 
geftanden. Nach Italien war Die Sage ebenfalls vom 
byzantiniſchen Reiche ber eingebrungen. Sie entfaltete 
N dort in zwei fehr abmeichenden Reeenfionen, in ver 
des Julius Valerius oder der Gesta Alexandri Magni 
ud in der des liber Alexandri de preliis. Ob man 
aus der Verſchiedenheit beider auf einen verichiedenen 
Beg, auf dem ſie nach Italien gewarbert find, fchließen 
inne, fo daß erwa die erftere unmittelbar von Aegyp⸗ 


xvi 


\ 
ten, die leßtere über Byzanz herübergekommen wäre, 
oder ob nur die verfchiedene Zeit der Abfaſſung, erftere 
in 4. Jahrh., letztere im 10. Jahrh., den Unterfchied 
bewirkt habe, wird wohl nicht zu entſcheiden fein, fo 
lange e3 nicht glüdt (was Sacher beabfihtigt), den ur: 
ſprünglichen Text des liber de preliis herzuftellen (f. die 
fpäteren Bemerkungen über den Ghroniften Eckehard). 
Erftere Iateinifche Bearbeitung fcheint mehr nach Frank⸗ 


reich, legtere mehr nach Deutfchland verbreitet worden 
zu fein und dort die Grundlage neuer Bearbeitungen 


gebildet zu haben. Eine neue Geftalt erhielt überdies die 
Sage noch in Frankreich zu Ende des 12. Jahrh. durch 
die lateinifche Bearbeitung ded Walther von Caſtiglione 
(Philipp Gaultier de Lille oder de Chatillon, Gualte- 
rus Castellionaeus), der fle dadurch, daß er den Curtius 
zu Grunde legte, wieder dem gefchichtlich Wahrfchein: 
lichen näher brachte. Ihm folgte Ulrich von Eſchenbach 
im 14. Jahrh. in feiner deutfchen Alerandreid, deren 
vier Handichriften zu Stuttgart, Wolfenbüttel, Heidelberg 
und Baſel liegen.*) So viel Über Die Ausbildung der 
Aleranderfage. Welche Geftalten fte in jpäteren Jahrhun⸗ 


derten angenommen, Liegt außer dem Kreife unfrer Ber 


trachtung. Bon einzelnen Epifoden, namentlich in unjerm 
Gedichte, 3. B. von den Mädchenblumen, die eine indiſche 
Färbung trägt, ift die Quelle noch dunkel; wahrſcheinlich 
find es fpätere Zufäße, vielleicht von dem räthſelhaften 
Alberih, aud anderen, zur Zeit der Kreuzzüge beliebten 
Dichtungen aufgenommen, Was über Die Werke Des 


*). S. Franz Pfeiffer indem Serapeum. 1348. Nr. 22. 


xvu 


Pſeudo⸗-Kalliſthenes, Julius Valerius u. ſ. w. in unſern 
Kreis gehört, findet weiter Hinten ſeinen beſonderen 
Platz. Ueber die andern beutfchen Bearbeitungen möge 
man die ausführlide Zufammenflellung vergleichen bei 
3. G. Th. Grüße: Lehrbuch einer allgemeinen Literär- 
gefchichte IL, 3, a. S. 435 —456. 

Ih wende mich zu unferm Dichter jelbft und feinem 
Gedichte. 

Die Straßburger Handfchrift war, bevor Diemer bie 
Vorauer auffand, Die einzige. Maßmann Hat dad Ber- 
dienft fie zuerft vollflännig herausgegeben zu haben und 
zwar in 1) Dentmäler beutfcher Sprache und Literatur. 
Münden 1828. 2) Bibliothek der deutſchen Nationalli- 
teratur III, 1. Quedlinburg 1837. 

Die Handſchrift, die früher in der Bibliothek bes 
Molsheimifchen Ieiuitencollegiums war und noch 3 geift- 
liche Gedichte enthält, ift, wie fie ſchon Mafmann be- 
Ihreibt in der Einl, zur erfien Ausgabe, Hein Kolig, 
Vergament, 30 Blatt, zweifpaltig mit je 50 Zeilen. Sie 
hat 4 Lagen, jede gu 4 Doppelblättern, jedoch Die zweite 
Lage bat nur noch 3 Doppelblätter, es fehlt das Außerfte 
Doppelblatt, alfo nah BL. 8 und nah Bi. 14. Der 
legtere Defect trifft gerade unſer Wleranderlied von 
DB. 508— 804. Die. Zeilen find unabgefegt, die Reime 
durch Punkte getrennt, die Anfangsbuchflaben der Ab⸗ 
fübe roth. V. 4753 iſt ein größerer rother Anfangd« 
buchftabe, der die Höhe von 3 Zeilen einnimmt. Nah 
einer Randbemerkung auf BI. 29° fiele die Hand⸗ 
Ihrift ins Jahr 1187, wo Saladin das Heilige Land 
eroberte. Leber einzelne Eigenthümlichkeiten in der Schreib- 

Alexanber⸗ied. J. n 


XVAMII 


weiſe wird im Den Anmetkungen geſprochen werden. Als 

Verfaſſer hat man bis jetzt noch ziemlich allgemein ven 
 Benffen Lamp recht feſtgehalten. Es gründet ſich dieſe 
Anntihme außer ven Andeutungen im Werke ſelbſt haupt⸗ 
fachlich auf eine Stelle in dem Akexanderlled von Ru— 
dolf von Ems, wo er fagt: Ez hät ouch näch den alten 
ton Stumpflieh, niht ‘wol besniten Ein Lampreht ge- 
tihtet, Von welsche in tiutsche berihtet. Jakob Grimm 
(GöH. Gelehtt. Anzeig. 1835: Mr. 66. ©. 659) hat 
zuerſt die Annahme wankend gemacht. Er fagt: »Es ift 
an ſich vollkommen aufftlkend, daß in Frankreich ein 
Clore Lambert und irn Deutſchland ein Pfaffe Lamprecht 
zu gleicher Zeit einen Alerander follte gedichtet Haben. 
Man hätte vorerſt auszumitteln, was Lambert an dem 
franzöftfehen Gedichte gethan hat, zu welcher Zeit er lebte 
and wie fich Die Fabel in ſeiner Bearbeitung zum In—⸗ 
Halt des Deutſchen verhält. — — Nach Lambert könnte 
ein verſchollener Alberico von Vicenza welſch und nach 
km der ungenannte deutſche Dichter gearbeitet haben. 
Der Pfeife Lamprecht wird zu Eingang, vermuthlich nach 
Alberico’s Eingang, als erfter Urheber ver Dichtung ge- 
nannt; ; weiter unten fagt der namenloſe, beſcheidne Deutfche 
in erſter Perfon: ich Habe e8 ins Deutfche übertragen.” 
Kah Grimm’ Vorgang haben mehrere 3. B. Grüße a. 
a. O., Vilmar in feiner Literaturgefihichte die Eriftenz 
des Deutfchen Lamprecht in Zmeifel geftellt. Andre da— 
gegen, wie Geroinus in feiner Geſchichte ber poetifchen 
Nationalliteratur der Deutfchen, 3. Ausg. I. ©. 278, 
Albert Schott in der Einleitung zu Gudrun ©, XXI. 
Anm. und vor Allen Maßmann, halten entfchieden feft 


IX 


an ihm, Letztarer bet ſchon in -Denc erſften Abbdruck nähere 
Begründung verſprochen, ſie uber leiter noch nicht gege 
ben. Es iR fehr fihmer, ſich darüber zu entfäheiben. In 
uufrer Handſchrift iſt nux Die Stelle im Eingang (m. 
4 ff. und 18 5) in Betracht zu ziehen. Mach vieler liche 
ſich allerdings Grimm Anficht veshifertigen, fo daß Lam⸗ 
prechts Gedicht von. Albexich übentragen. merben wärs 
und ein ungenannter veutiiger Dichter aus Alberich ges 
ſchͤpft Hätte. Aber preieriei ſcheint mix Dagegen zu Tprex 
hen. Es wäre dach anfallen, menu schon Rudolf vom 
Gas ‚Durch die Einleitung unfres Gedichtes irve geführt 
werben muͤre, da er das Gedicht ſelbſt kannte und mo 
auch mil Der Mußbrusfsmweile jener Zeit vertraut war: 
Kuh Inne ich ed ungewoͤhnlich, daß ver perıtiche Dichtex: 
ſich nicht begnuͤgen foH, nur feinen. unmittelbaren Ges 
währämann anführen, Ferner ſcheint mir ber Gang 
von Nordfrankreich, wo Lambert Dichtete, nach dem Sü⸗ 
den, was eigentlich ein Ruͤckgang wäre, unwahricheinlich, 
da doch, wie es auch Herbort anführt (S. uufre Anm. 
zu v. 125) die Gedichte gewöhnlich vom Griechiſchen ind 
Lateiaiſche, von da ins Wälſche und dann ind Deutſche 
übertragen ipamden, Sodann nennt die Vorauer Hand⸗ 
ſcheift, von der ich Später ſprechen will, am Schluß: sus 
saget uns maister älbrich unde der gute pfafite lampret, 
den Lauprecht nach Alberich. Endlich Hat das franzö⸗ 
ſiſche Gedicht, Das zum Theil wenigſtens dem Lambert 
ü Tors zugeſchrieben wird, gar zu wenig mit unfere 
Dentichen Gedichte gemein und wenn auch Das, was 
Alexandre. de Bernay fpäter beigemiſcht hat, vielleicht viel 
beigetragen. hätte zu Diefer Unühnlichkeit, mie Denn wirt 
II * 





zz 


lich der zweite Theil des Gedichtes, der dem Lambert zu⸗ 
gefchrieben wird (S. Bd. II. ©. 326 ff.), einen gleich: 
artigeren Gang verfelgt, fo trägt,: wie mir ſcheint, doch 
das Ganze ein fo entſchieden andres Gepräge, daß man 
fehwer einfehen kann, wie das deutſche Gedicht oder vie 
wälfhe Quelle daraus entſtanden fein follte, beſonders, 
da der deutſche Dichter verfichert, jih genau an feinen 
Gewaͤhrsmann gehalten zu haben. Ich fürhfe jeboch wohl, 
wie-unficher alle diefe Gründe find, fo lange wir von 
dem Alberich (Aubry) von Beſancçon nichts weiter wif- 
fen, als daß ihn unſer Dichter und Strider in feinem 


Danief son Blumenthal ala ihre Duelle nennen. Lieb: 


rigend wird, mag man fidh für die eine oder andre Anz 
ficht entfcheiven, dem deutſchen Dichter ver Ruhm wicht 
entzogen werben, den erften Play unter den Alerander- 
dichtern, fo weit ſie befannt find, errungen zu haben. 

. Was die zweite Handſchrift des Gedichtes betrifft, 
fo haben wir fie jet in der Prachtausgabe des gläd- 
lichen Finders, Seren Iof. Diener, vor und... Er - hatte 
fhon geraume Zeit vor dem Drude die Gefälligfeit, 
mir daraus eine forgfältige Abfchrift des Alexanderlie⸗ 
des zu gewähren, wofür ich ihm nochmals herzlichen 
Dank fage. Sein Werk beißt: Deutfche Gedichte des XI. 
und XII. Jahrhunderts ꝛc. von Sofeph Diemer. Wien 
1849, Diemer Hat die Handſchrift im Stift Vorau in der 
nörhlichen Steiermasf gefunden. . Diefed Stift, gegrün- 
Bet 1163 vom Markgrafen Ottofar VIE iſt, wie Diemer 
in der Einleitung auseinander fett, noch fett eine Zierde 
des Landes, beſitzt viele Handſchriften des 11. und 12. 
JZahrh. und Hat eine vortreffliche Bibliothek. Die fehr 


n 


IK 


ſchaͤtenswerthen Aufſchlüſſe, welche Diemer über feine 
Handſchrift gibt, als unſrer Aufgabe fern bei Seite 
laſſend, hebe ich nur hervor, daß er ven Zufammenbang 
unfrer Handfchrift mit der Vorauer im Schwarzwald 
zu St. Blaſien furht. Dort war nämlid Hartmann, 
defien Gedicht vom Glauben in beiden Handſchriften 
fteht, ehe er in bie Steiermark Fam, Stiftäprior (1094), 

Das Gericht von Alexander enthält dort, mie unfre 
Lesarten ausweisen, nur 1500 Verſe umd endet nad 
der Schlacht mit Darius. Auch dieſe iſt ganz verftüms 
meit und Faum zu erkennen, jo daß die legten 50 Berfe 
nur ald Bruchftäd zu betrachten find. Der Schluß fcheint 
mir ganz unmotivirt. Auch finden fich in dem Gedichte 
an nicht wenigen Stellen höchft ungeſchickte Verſtüm⸗ 
melungen und. Zufammenziehungen, Ich kann daher 
Diemer's Anſicht, der hier die urfpsüngliche Geftalt des 
Lamprecht'ſchen Gedichtes zu chen glaubt, durchaus 
nicht beitreten, fondern muß vielmehr in dem Vorauer 
Gedichte Die Hand eines hächſt ungeſchickten Schreibers 
erkennen, ver zuletzt, nachdem er fon an manchen 
Stellen. ſeine Ungeduld in gewaltfamen Zufammenziehuns 
gen befundet hat, einen willkürlichen Schluß macht umb 
zu feiner Rechtfertigung noch sinmal feine Gewährämän- 
ner citirt. Ich glaube nicht, DAB Der. Urfprung bed. Ser 
bichtes in Oeſterreich oder auch nur im Schwarzwald 
zu ſuchen fein wird; unſre Handſchrift ſpricht entſchieden 
für Den Niederrhein und die Zeit: ihrer Abfaſſung 
dürfte gegen 1180, Eeineafalls fpäter Ju ſetzen fein. Die 
Boramer mag ziemlich gleichzeitig, etwad ſputer fallen 
und auch der fuaugöftfche Roman, wenigſtens wie er ' 
und vorliegt, ift fpäter ald Lamprecht, kann aber wohl, 


XXI 


beſonders im dert zweiten „Kühle, "Die es 
Quẽlle gehabt. Hakıkm. a ! 

Dad die Lüde ver. Straßburger Handſchrift durch 
die Vorauet ausgefüllt wird, trifft ſich ſehr glücklich. 
Freilich iſt dadurch ein etwas ungleichartiges Element, 
beſonders. ver Sprache nach, in das ſchöne Gedicht. ger 
Sonnen, jedoch Habe ich geglaubt, es einfledten zu 
müflen, beſonders da Die Abweichungen gu Anfang nicht 
von fo großer Bebeutung find. Ich. habe den Tert fo- 
viel als möglich -beibehalten, nur hier und Da für bie 
Lefer, wie ich fie vor Augen babe, in ber Schreibweiſe 
unſerm Gedichte genaähert. Den genauen Text ſfin det 
man in den Lesarten. 

Was den poetiſchen Werth unfres Gedichtes barifft, 
fo ſcheint es mir nach dem, was Gervinus u. a, O. 
darüber gejagt hat, unnöthig noch ein Wort hinzuzufü⸗ 
den. Gervinus iſt zwar vom einiges Seiten ber Weber: 
weibung beſchuldigt worden, jedoch möchte ſchwerlich 
etwas gegen. feine geiftreiche,. feine Analyfe sinzumenben 
fein. Das franzöſtſche Gericht kann nur Dazu düenen, 
unſerm deutſchen Dichter bie Krone zu ſichern. Mag 
and Manches nem Alberich zu Gute kommen, es bleiht 
immer noch ehr Vieles, wad nur auf deutſchem Boden 
gewurzelt fein kaun, 4 B. deu: einfache, an die drutſche 
Heldenſage ſtreifende Ton und bie Beziehungen auf Die 
Huuptgedichte derſelben; Der ernſte, alles Unreine aus⸗ 
ſtoßende Sinn und die gewaltige Kraft ver Schilperung. 
Unſer Alexauderlied entfaltet Die Sage in Ahrıe maßs 
vollſten, Mabpeſten uud rriuſten Geſtalt; eb wird eine 
ver ſwongen Zierden ꝓpnſerer ee Voeſt 


. Tun ALT 


— 


bleiben und iſt als Denkmal der Uebergangszeit von 
unſchaͤtzbarem Werthe. 

Ben den CEigenthümttcaeiten der Sprache will ich 
eine Zufammenftellung geben, nachvem ich Das Noth⸗ 
wendigſte über die Auszüge Des zweiten Bandes be: 
merkt habe. | 

Den Auszügen im zweiten Bande geht bie vollflän- 
dige Ueberfegung des Pſeudo⸗-Kalliſthenes voraus; ich 
glaube mit derſelben den Freunden der Literatur einen 
Dienft erwiefen zu Haben, denn der griechiſche Text 
bietet felbft für den nicht Unkundigen fehr große Schwie⸗ 
vigfeiten. Zuerft alfo hape ih nun von Pſeudo⸗-Kalliſthe⸗ 
ned zu fpredhen, Dann von Valerius, von Dem liber de 
prolüs und Ekkehard’s Chronicon und zulebt von Dem 
franzöfifchen und engliſchen Gerichte. Wo, wie bei dem 
erientaliſchen Dichtungen, Die Bücher ſelbſt mir Alles 
gu Die Sand geben mußten und ich auf eigne Forſchung 
za verzichten genöthigt war, find bie wenigen, jeren 
Merken entnommenen Bemerkungen in den Text eingen 
ſchohen. 

Eine Prüfung des hiſtoriſchen Werthes ter Alexan⸗ 
derbücher und ihrer Uebereinſtimmung mit den Hiſtorikern 
Hätte ich gerne augefiellt; der Anfang dazu war auch 
au Der Hand des vortrefflichen Werkes non Balnte-Urojx 
bereitaq⸗ ¶ gemacht; aber mein, praktiicher Beruf ließ mir 
nicht Die Ansicht, bald zu einem befriedigenden Punkte 
gelangen; auf ſtehen mir bie vollſtaäͤndigen Meñe⸗ 
zinfien - nicht zu. Eebote. Hoffentlich wird Bacher te. 
Muße fuben, ns dielen Theil der Auſgebe zu ne 
fae. 


— — — 


I. 


Der Homan des Pfeuno-Rallifihenes und die Aeberſetzung 
des Iulius Walerins. 


Nach dem, mad oben gejagt worden, ift dieſer Roman 
der Bater aller der Fabeln, vie fih an Alexanders 
Perfon anfnüpften,, wenigftend hat er zuerfi alle Sagen - 
in ein Ganzes verſchmolzen, die von den Lebzeiten des 
Eroberers felbft an nach den  Benlrfniffen und Zwecken 
der verſchiedenen Völker ausgedacht und mit Lofalfar- 
ben verfehen wurden. 

Wenn ich jetzt Über dieſes Werk ſpreche, wird nad} 
ben öfteren Andeutungen Uber Die Grenzen biefer Arbeit 
Riemand eine gelehrte Abhandlung erwarten; ich ftelle 
nur in gebrängter Kürze zufammen, was Sainte-Croix, 
Berger de Xivrey und zulegt Miller in feiner Ausgabe 
als Reſultate ihrer genauen Forfchungen gegeben haben ; 
und verweife im Uebrigen befonderd auf Müller Introd. 
p- <V—XXVID. Was den vermeintlichen Autor angeht, 
jo wird der Name Kallifthenes in der Handſchrift B. 
(Nr. 1685 der Barif. Biblioth.) und bei Tzetzes in 
den von Müller angeführten. Stellen (Hist. I, 323; III, 
885 und 550) genannt. Die armenifche Weberfegung 
(f. Bd. IL. ©. 608) nennt offenbar irriger Weife Ariſto⸗ 
teled. Nah Müllers Vermuthung hatte die Handſchr. 
A. (Ro. 1711 der Parif. Vibl.), in der das Blatt wor 
dem Beginn der Gefchichte fehlt, auf dieſem das Bildniß des 
Könige Ptolemäus, welches durch einige Verſe anf ber 
vorhergehenden Seite (Odros Bacısds d Ilrolsuatos, @ 
Esve, cet.) erläutert wird, Daraus fließt er, der Schrei- 


XXV 


ber der Handſchr. möge den Ptolemäns als Autor des 
Werkes betrachtet Haben. Und allerningd wäre dieſer 
Name geeigneter, als irgend ein andrer; die Annahme 
fände zugleich Unterſtürzung in dem, was ‚Berger (&. 
193) aus der gelehrten Abhandlung über Julius Bates 
rind in der biblioth. univ. VIIL p. 335. anführt. Dort 
fpriht Herr Favre (fo nennt ‚Berger den nicht umter- 
zeichneten Kritiker; Pauly nennt ihn in feiner Realen- 
chelopaͤdie unter Kalliſthenes ©. 14. Frievländber) von 
einer hebräifchen -- Alexandergefchichte, welche mehrere 
Rabbiner als eine Ueberſetzung des griechifchen Werkes 
des Ptolemäus Lagi betrachten. Immerhin bleiben das 
aber nur Vermuthungen. Aeſopus, der in der Ueber⸗ 
ſchrift des Valerius als Autor des Griechiſchen bezeichnet 
wird, bedarf kaum noch erwähnt zu werden, ſeit man 
weiß, daß die Fabeln des Aeſop Hfter zufanunengebunden 
erſcheinen mit den WMlexandergefchichten. Auf ähnliche 
Weiſe iR der Jerthum, den Iſaak Voß begeht, indem _ 
er dad Merk dem Simon Seth (der im elften Jahrh. 
unter den Komnenen lebte) zufchreibt, längft aufgellärt. 
sn feiner Leypner Handſchr. (Nr. 98) nämlich mar der 
Stephanites d. 5. Die griechifche Ueberſetzung ver Fa⸗ 
beln Bidpat’s won Simon Seth dem Altrander vorge⸗ 
bunden, Was aber endlich den Hiſtoriker Kalliſt he⸗ 
ned von Olynth ſelbſt ‚betrifft, ſo if es Kar, daß er 
nicht der Werfafler..des Romans ſein kann. 

Er, der durch feine Mutter Hero. mit. Ariſtoteles 
verwandt (S. Mesterniannus: de: CaHisthene Olyntklo et 
Preudo-Cnilisthene I. p. 8) und: von thın erzegen war, 
begleitete den Alexander, der ihn Tiebte, auf feinen Zü⸗ 


A 


get, fl aber wagen unvoriichiigen Moden, vor Denen 
ihn Ariſtoteles dringend gewarnt ‚hatte, in. Ungnade und 
farb ſchon im I. 328 eines gewaltſamen Todes. Er 
ſoll ſogar eine Zeit lang in einem eiſernen Kaͤßg dem 
Heere nachgeführt und zuletzt von Läwen zerriſſen worden 
. fein: (©. bei Müller in der Einleitung zu feinen Frag 
menten). Ex wird unter Die 10 klaſſtiſchen Geſchicht⸗ 
ſchreiber der Griechen gerechnet und Polybius nennt ihn 
wegen ſeiner Beredtſamkeit zuſammen mit Platon und 
Aenophon. Seine Schrift über Alerander, deren äußerſt 
ſpaͤrliche Fragmente Müller zufanunengefielt hat, mer 
wohl eine Fortſetzung der Hellenika, die für fein beftes 
Werk gehalten wurden und von Dem Frieden des An⸗ 
tabeidas (389) bis zur Geburt Alexanders reichten. Sein 
Mitſchuͤſer Theophraft hat ihm zu Ehren die Abhand⸗ 
lung über die Traurigkeit Kalliſthenes betitelt und Cieero 
führt in ſeinen Taskulanen (V, 25) das auf ihn Sich 
beziehende Sprüdmort an: Vitam regit fortuma, non 
sapientia (Bgl. Sainte-Croix p. 168 f.). Gerade das große 
Auſehen, das Kalliſthenes ala Geſchichtſchreiber genoß. 
musht und exklärlih, wie man ſeinen Mamen dem Ro⸗ 
man vorfegen Eounte. Er war der Vorlaͤufer der Ge⸗ 
ſchichtſchreiber Alexanders und man. nahm feinem Mamen 
gleichfem ala Colleetivnaman für die Alevandergeſchichten, 
deren Verfaſſer man nicht mußte ader als unkerühmte 
vielleicht auch nicht nennen wollte. IH es Doch aͤhnlich 
wit Dem Namen Zurpind für ne Sagen Karls des 
Großen und Rolauds gegangen. Und um fo ehr Eonwe 
man: ber sorsannavtigen Webansbeſchreibung feinen Ramen 
vorſetzen, da er (Mei. Sainte-Croix a. a. Q. ©. 34 4. 873 


gm 


XXVVM 


und. Müller Fragmente S. 26:..) ſelbſt ſchen Die Züge 
feines Halden mit dem Schimmer des Wunders zu um⸗ 
hüllen bemüht ift und z. B. bie Mre von ven Bögen, 
welche den Rlmig ben Weg zum Hammonium zeigen, 
nit tur ruhen und Die Derisrien zurechtweiſen, erzählt 
(Blrt. Alex. 27) und ihm bei Baugameln die Worte 
is. ven Mund Togt: „Bean ich wirklich der Sobn Iu— 
piters bin, fo mürdige bie Griechen Deiner Hülfe und 
Deined. Schutzes (Plut. Alex 38). 

Den wirklichen Autor audfineig zu machen, wird 
wohl kaum gelingen; jedoch Pprechen alle Unterfuchungen 
dafür, daß wir ihn unter den Alexandrinern zu fuchen 
haben (licher dies Alles |. Die ausführliche Unterſu⸗ 
Yung: Müllers a. a.O. XVIII. ff). Unter den Bis jegt 
aufgefundenen und geprüften Handſchriften ned Werkes 
iſt Die der. Eönigl. Biblinth, zu Paris (A, Nr. 1711) 
bie Altefte; möglich, daß es noch Ältere gibt ober gegeben 
hat von einfachesex Darftellung. Aber felbft in feiner ur: 
fprünglichen Geſtaltimg iſt es wohl immer ein Sammel: 
wert, deſſen einzelne Theile von ber. Zeit Alexandet 
ſelbſt an von Berichiedenen zuſammengetragen und dann, 
wohl ſchon in dem erſten Jahrhunderte vor unfver Zeit: 
tedmmmg zu einem Ganzen vereinigt -merben find. Die 
verfchienemen Elemnente laften fi noch ziemlich deutlich 
erfenuen. 8 Ann vorzüglich Briefe, Ortsſagen, 
Gedichte, aheteriſcht sur philofophifhe Ause 
lifagen:. . 

Dub ſich miſ m Briefen beriihmier Maͤnner us 
Mierihiund: nerhelie, wie mit ihnen Reden in den Ger 
ſchichtewerken/ daruͤber iſt man Tängft einig, :weun. ande 





XAXVIII 


immer noch Manche die Aechtheit einzelner z. B. im 
Plutarchs Alexandetleben zu retten bemüht find. Die 
Verfertiger ſolcher Briefe hielten ſich, je nach dem Zweck, 
den ſte erreichen. wollten, mehr ober minder an den ge⸗ 
ſchichtlichen Charakter ihres „Helden. Wirkliche Geſchicht; 
fehreiber, die der Wahrheit zu bienen :bemäht waren 
und vielleicht. nur aus äfthetifchen Ruückſichten, oder um 
ihrem: Werke mehr Autorität zu geben, die Brief= oder 
Redeform wählten, vichteten möglichft tren in den Sinn 
des Mannes Hinein, deſſen Wirken fie der Nachwelt über: 
liefern wollten; jo Plutarch. Andre, Die fih von künſt⸗ 
lerifchen, philofophifchen, felbft politifchen Iewdenzen leiten 
ließen, machten dieſes Beiwerk zur Hauptfache und nahmen 
feinen Anftand, ihre Gedanken und Meinungen den’ ges 
fehichtlichen Perfonen in den Mund zu legen. Solcher 
Art ift der Briefwechſel des Alexander und ‚Darius, der 
allem Anfcheine nach fehr alt ift und ein felbfifländiges 
Werk gebilvet hat, ehe noch unfer. Sammelwerk entſtau⸗ 
den. Briefe endlich, wie fie Alerander an feine Mutter 
Olympias jchreibt, follen offenbar nur Dazu. dienen, den 
mwunderlichen Ausgeburten der Phantaſie bei: dem Leſer 
ven Anfprud auf ächte Thatſachen zu verichaffen und 
dadurch den Borwurf der Tebertreibung abzuwendon. 
So erwähnt Strabo (XV. S. 702) eines Briefes: vos 
Kraterus über die Wunder Indiens. Welchen Werth 
man gerade auf ſolche Wriefe legte, beweiſt unter Ans 
derm der Dichter des englifchen Aleranderrsmans, ber 
ſich in Betreff ver under Damit entfchulnigt, daß Altxan⸗ 
der fie felbft won Wriftoteles habe auffehteiben lafſen 15. 
ven Auszug ©. 448). Auch ˖dieſe Briefe find wohl: an- 


‘ 


"XII 


fang felbftländig gewefen und fpäter in das Gammek- 
werk eingeflochten werben ; einzelne mögen auch, mie bie 
verſchiednen Handſchriften zeigen, in Erzaͤhlung aufgeldſt 
worden fein. Die Werke eines Megaſthenes, Oneſikritud, 
Klitarchus und A, die über Indien gefihriehen Haben, 
wärden.und, wenn wir fle noch Gefäßen, wohl ſchon 
Manches der Art Darbieten. 

Einen weit größeren Antheil an der Geſtaltung bes 
Romans Haben: die oͤrtlichen Sagen gehabt. Wie fi 
ein Volk den Helden, den es einmal werth gehalten 
dat ben Mittelpunkt eines Sagenkreiſes zu bilden, zu 
kinem -Bauze und zu feiner eignen Ehre auszuſtatten 
weiß, ift ſchon dargethan worden. Jedes Bolf füchte 
ven Macedonier zu feinem Landsmaune zu machen ober 
wenigſtens, mie Das jünifche, burch ‚Belehrung zum 
wahren Gott: ſich zu verbinden. Won allen dieſen Be- 
mühungen des Nationalſtolzes finden: wir in dem älter 
fen Pſeudo⸗Kalliſthenes nur ſolche, weiche ſicher auf 
aͤghptiſchem Voden gewachſen find, weil fie der Eitelkeit 
der Aegyptier ſchmeicheln. Hatten dieſe früher ſchon ſich 
dadurch über den Verluſt der Freiheit dich’ die Perſer 
wu tröften geſucht, daß fle dem Kambyfes eine ägyptiſche 
Mutter andichteten (Herod. IL, 2), fo erfanden ſte nun 
die Fabel von Nectanebus und machten hiermit den 
Alexander väterlicher. Seits zum Sohne ihres einheimi⸗ 
ſchen Königs. Daß dieſe Fabel ihren Stützpunkt fand 
in der zu Alexanders Lebzeiten nicht ohne ſeine Mit- 
virfung verbreiteten Sage von feiner göttlichen Abflam- 
mung, ift Leicht zu erkennen und der Drache, deſſen Ge- 
Ralt Mectanebus. Hei Olympia ‚annimmt, gibt ald ein 


MIX 


Attribut des Äguptifchen. Gottes unwiderlegliches Zeuge 
si. von ver Art der Werfhmelzung. Schon Mlutarch 
‚fer. 2 und 3) Hat die Spuren biefer Fabel vom 
Orachen; der Umſtund, das dem Siegel (S. Pi. Kall. 
L B) dus Bild eines Löwen eingegraben if, wollt: eben⸗ 
falls auf Aeghpten hin; vielleicht iſt daraus auch die 
Anſpielung auf fein löwenmäfiges Haar bei Lamppvecht 
(B. 154) zm erklären. Diefe Kabel non Nectauebus 
maß fihon zur Zeit der Ptolemüer verbreitet worden 
fein, weil nur damals mit ihre das, was man beabflch: 
Kigte, erreicht werden konnte. Wie ſolche Sagen vera 
nis Mirtel erfunden wurden, um einer befkimmten-‘po- 
Ustfchen oder philoſophiſchrn Anſteht Glaußen zu er 
frhaffen, das Tönmen. wir bier: in einem auffellensen 
Beiipiel darthun. Wöährent nämlich Die Aegyptier nem 
König Alexander zu einem Sohne des Hammon vber 
ihres GSottes Oſtrie (pl. Letronne: la statue vocale de 
Memnon ©. 81), ſpäter zu einem. Gproßen ihres Rt 
mitgzaſtammes umgeſtalten wollen, bemüht ſich wie philo⸗ 
Tophifihe Secte der Euhemeriſten, uͤberhnupt jede gbtt⸗ 
Uche Exiſtenz zu: laͤugnen und richtet darnach ihre Nlrvan⸗ 
verſagen ein. Auguſtinus (St. G. VE, 37), der uuturlich 
das Weſen ver alten: Götter laäͤugnet und Fe zu Sterb⸗ 
lichen herabſtempelt, verweiſt, um die Richtigkeit ſeiner 
Anſicht von Oſiris und Iſis zu befräftigen, anf einen 
Brief Mleranderd an feine Mutter, in welchem biefer 
erzählt, ein Prieſter Leo Habe ihm bewieſen, daß vie 
Götter einſt Menſchen geweſen feten: Diefer Leo ift aber 
fein andrer, als der von Arnobius (IV, 29) genannte 
euhemeriſtiſche Schriftſteller von Pelln, weichen Apollon. 


xuRI 


Rhod. (IV, 262) als Grewaͤhrsmann anführt für ja 
Darſtellang der Regmptier. Die Worte des Apoll: Adar 
iv no mode a aueiga bebenten: Le in ‚feinem. er- 
fin Buche über die ügypt. Mythol. weiches Werk ex 
der Mutter Alexanders gewismet. Aus ähnlichen Brüne- 
den Tube der Dichter ves engliſchen Alevanderliedes in 
Tripolis: Den Alerander auf ſeine Frage, wer ſein Voter 
ſei, vom Biſchvf des Landes Die Autwort erhalten: Philipp 
ſei ſen Vater; und Alevander freut ſich darüber ſehr 
(8. den Auszug S. 4439) Auf Den alexandriniſchen Ur 
fprung weiſen ferner die Stellen Aber Die Grbauung 
Herandria’s ann Aber die Boſtartung des Könige bin 
(Bf Kall. I, 30 ff. IH, 34; ich berichtige hier einen Irr⸗ 
tbum vor Ucberſetzung, der Durch einen Dowdifehler im 
Original entſtanden IM. Rah Müllers Bemerkung & 
XXI. Aum. Sup es hämlih in Pf. Kal. EIL, 34 
ſtatt oda ein ren Domnach iſt S. 2223. 3.v. u. 
zu Kberfeßen Das Grabmal Alexanders, wo wir 8 
errichten follen). Und noch manche Stellen z. ®. dab 
Lob Mlexaudria's in der Rede des Demoſthenes (EI, 4), 
ferner 11,3% Wie Zuſammenſtellung Alexanvers mit Be 
fenchofl3 -IDL, 17; II, 32; II, 24) Gefunden die Vor⸗ 
liebe für Aegypten. Vetzkere Darſtellung läßt uns foger 
fließen, daß ſchon Bei den Akerandrinern verſchiedne 
Beaxbeitungen vorhanden waren, Denn fe kann nicht 
denıfelben Verfaſſer zugehbren, der den Zug zum Hatte 
monium : befchrießen "Hat. Selbſt das Teflament Alexan⸗ 
ders, Bad die Godſchr. A. und C. geben, das ich aber, 
weil es verſtuͤmmelt iſt, unüberſetzt gelafſen habe, weiſt 
anf nie Alexandriner hin. Dieſes wird naͤmlich nach A, bet 


XIXII 


den Rhodiern niedergelegt, wie auch Diodor (ÄX, 81) 
berichtet. Weun dies nun auch eine Erſindung des Rho⸗ 
diers Zeno fein mag, ben Dieder in vielen Stüden zum 
Sewährsmann gehabt bat, jo ftellt Doch der. Umfland, 
daß Die Rhodier gegen Antigonus und feinen Sohn Krieg 
führten, fle auf Die Seite des Ptolemäus und es laͤßt ſich 
Daher annehmen, daß die Alexandriner gern dieſe Sage 
verbreitet Haben. Balerius, der freilich ‚nicht der Nieder⸗ 
legung des Teflamentes hei den Rhodiern erwähnt, läßt 
ſogar den Ptolemäus das Teflament nach der Beſtattung 
in Alexandria vorleſen. 

Von den in die Erzählung eingefleditenen Barlieen, 
die ich wegen ihrer Lückenhaftigkeit theils nick, theils 
nach Valerius überfegt habe, fei nur fesiel gejagt, Daß 
die Derfe ned Ihebanifchen Sängers Jamenias bei ver 
Zerfiörung feiner Vaterſtadt (I, 46) - mahrfcheinlich dem 
Dichter Soterichus angehören, von bem Suidas (8. V. 
Baooagıxd) unter andern ein Gebicht Auge 7 "Adskan- 
dgaxcy erwähnt. Unter Python ift wohl der Drache ver⸗ 
ftanden, den Kadmus bein Jsmeniſchen Quell. auf dem 
Cithäron töbtete. Erzürnt Über diefen Mord, machten pie 
Bötter durch Orakelſpruch Eund, daß er einft geſuͤhnt 
würde duch das Blut der Kadmeer. Daher heißt es 
(S. 63 der Ueberjegung): es freute ſich ver Cithaͤrvn 
und hatte ſein Vergnügen an den heimiſchen Klagelie— 
dern; und auch die Schlußworte (S. 65) deuten auf 
ein ſolches Verhängniß. Uebrigens ſcheint dieſe ganze 
poetiſche Erzählung erſt fpäter. hinzugekommen zu ſein. 

Zu den rhetorifchen und philoſophiſchen Deklamatio⸗ 
nen find vor. Allem zu rechnen Die Tinterhaltung mit 


XXXIII 


= 


den Brachmanen (III, 6), die weitläufigen Auseinander⸗ 
fegungen des Dandamis, die einen chriſtlichen Verfaſſer 
verraten. Auch dieſe didaktiſchen Zurhaten find erſt ſpuͤ⸗ 
tee Hinzugefügt worden; wie denn, namentlich im Orient, 
die Geſchichte Aleranderd zulekt zu einem Mahmen ge- 
dimt Hat, in welchem politiſche, philoſophiſche und reli⸗ 
gioſe Srunvfäge zufanmengefaßt wurden. 

Als Ergebniß der biäherigen Unterfuchungen über 
Entfiehung und: Kortgang unfres Romans ftellt ſich Fol- 
gendes. heraus (MÜN. XXV -f.): Der Theil der Erzaͤh⸗ 
lung, den wir dem Nationalfiolge der Aegyptier ver- 
banfert, veicht mit feinen Anfängen in die Zeiten der 
erſten Ptolemaͤer. In der Geſchichte, die dem Pfeudo⸗ 
Gorionides zugefthrieben wird, heit e8 am Schkuß der 
Erzählung von den Thaten Alexanders (B. VI, 22): 
Das alles Hat Mlerander mit bewundrungswürdigem 
Eifer und Scharffinn ausgeführt; wie es in dem Buche 
über feine Geburt und Thaten, das die Agyptiſchen 
Magier im Jahr feines Todes gefchrieben ha— 
ben, uns erzählt wird (f. S. 502 unſres Auszuge) ; 
und Pie Gefchichte Alexanders von Samuel Ben Jehuda 
Aben Tibbon wird von mehreren Rabbinen für eine 
eberfegung eines griechiſchen Werkes von Ptolemäus 
Lagi gehalten: (ſ. S. 503 unſres Auszugs). Auch in’ 
dem anonymen. Bebichte aus d. 3. 1388, das ſich hand⸗ 
ſchriftlich auf der Markusbibliothek befinder, Heißt es auf 
dem Titel: .zap‘. Ayyunsiov dx nalaı za; nagadosdtea 
(S. Gruͤße a. a.O. S. 439 und Gliffen Bemerkungen 
über die Gedichte: des Manthos Joannu in Biehoff: Ar- 
Sie II, 18. 150 f). Nach ber Unterjochung Mares 

Alexander⸗Lied. I \ MI 


Axiy 


doniens Durch die; Rhmer ſcheint der Zug: Alecsubdens 
nach Italien, dem der. König vinfleicht. beakſtchtzgen machte, 
zum, Thatſache enhaken und der Erzählung hingugefügt. 
warnen zu ſein (ein Aemilius Erint, den König anfı deun. 
Kapitel, gewiß, ya, um ihn. derr Beſteger Macedoniens, 
Aewilizis Paulns, enggegen, au ſtellend. Die. varkkiegen. 
und indiſchen Geſchichten warden auß den zahlteichen 
Brieffammiunges genowmmen, und mit einem geſchichtli⸗ 
chen, Fimĩ Abeningen, Diec Eonnte fan in, Dem letten 
Aafyehanpezt: apr. Etziſtus, zu einem Merker verchuigt,. 
bej den, Alezandiiugrn: uarhanden, fein. 

-Diefe.. erweiterten, in den falgenden Sohrbundenien. 
Dig. Schranken; was ahex jades, Zeitalter von Munden⸗ 
Tihfeiten higizugethan; dad, haßt: ſich nicht beſtiwuen. Die, 
Geſchichte, den Kaydage iſt wahl. ſpätez, Hinzugefügt. wou=. 
den, vielleicht; auch Die der Ymazanen und gemiß das 
Teßament Alszanderd. Vom zweiten, Jahrhundert unfrex. 
Zeitrechnung qn, kamen Die Zauberkünfle und, die Ger. 
heimlchren, über, die Wunderkräfte der Cdelſteine allgem 
mein. in Schwang und Dur fir wurde Dad: Wenk nach 
djieſer Richtung. hin. mannichfad: verunſtaltet. Zu Anfang. 
des vierten. Jahxhunderts endlich konnte das Gedicht 
des Sotexichus (der unter Digkletian Iabia); eingeſlochten 
werden, Zu. dieſer Zeit: mar das Werk fhpn: fe. bekannt 
und, verhreitst, daß, der. Verfaſſer us; Mingraninmide (Er. 
den. Außzug S. 287 f), mr zu due Canſtantindn Zeis 
lehte, Theile dayon, in: feine exnſte Geſchichte aufsahen 
Das viexte Jahrhundert, maͤre alſonnimeſtens, wenn⸗mas 
die Gründe, für das Höhen. Ahlen nicht. gelten .Tnffen; 
wollte, Die ſpäteſte Zeigrenze für «den Alexandriniſchen 


ZLIV 


Berfaffer, wen fither alles Abgyhptiſche zuzuſchreiben iſt. 
Angelo Mai forvert auch für fuiwen Baletius, ven er 
nicht für. den Meberfeger des PIE. Ka. Hält, weik er ihn 
damals wenigfens noch nicht kaunte, daſſelbe Alter und 
mie Recht... Gr fchlieht ed aus ver Sptache und wir 
fonnen hier umbedenklich- ihm ein feineres Urtheil zu⸗ 
trauen, als dom ſonſt ſcharffinnigen Latronne (Journ. des’ 
Sav. 1818 p. 620), der ihm nicht nos dem ſiebenten 
Jahrh. ſchreiben Laien will. Es Handels fich hei Beur⸗ 
theilung ber. Distion- eines ſolchen, von Zahrhuudert zu 
Jahrhundert nmgeflalteten Mexkes nicht um einzelne 
Ausdrücke und Wendungen, joubern um bew Charakter 
der. ganzen. Darftellung, gleichſam um bie Phyſtognomie 
des Ganzen. Wie viel mag bei der erflaunlicden Ver⸗ 

breitung: des lageiniſchen Werles durch Nachläſſigkeit 
oder freie. Vehandlung der Abſchreiber Hiuzugefoht,, wege 
gelaſſen, mißverſtanden, verändert worden ſtin! Immer 
bleibt aber noch der Kern her Darſſellung ein kraͤftiger, 
ſchön abgerundatex. Die. einzelnen Stellen aber, nie Mai 
füs, Alles und Vaterland feines Autors benutzt, moöͤch⸗ 

tem, Dex: unbefteeitbar nur Ueberſetzer ift, dem gries 

hifchen . Berfafien zu @ute Fonpnen. Diefe Stellen finden 
ſich Bi. Kal. L 31; L 33 (©. 42), wo es nad der 
Aenderung, Müllers. (S: XXL heißen muß: welcher: 
noch: jet Alias des Alexander Heißtz und 1,.33 (©. 48): 
welche mach; jecht im Serappipn ſehen (Valer. I, 30), 

Des Serapiätumpeh murhe aber, wis Mai. ſagh auf Bes 
fehl des Thtodoſtus im J. 389 zarſtört. Ebenſo ſtand 
noch zur; Zuit Dar Abfafſung unferes Werkes der Grab: 
haͤgel Alexanheas nunerlsgt- (Val II, 37) amd ſein Tades⸗ 

11% 


xyxviI 


tag wurde noch gefeiert (Dal. UI, 60). Zur Zeit. des 


Chryſoſtomus aber (ſtirbt 407) war das Denkmal zer- 
ſtoͤrt und der Tag wurbe nicht mehr gefeiert. Denn 
Chryſoſt. fagt (Homil. XXVI über den 2, Brief an die 
Korinth. Bd. X. ©. 625): xoũ yag, ein! uni, vo ajum 
"Aksbavdgou; dutEor os zab ind ci» imigar, xaS'nv 
ersdsvurnos. Noch genauer will Mai felbft den Geburts⸗ 
ort, Pharus oder Alerandria, angeben aus einer Stelle 
(Bat. I, 27), wo :Alerander das Grabmal des Proteus 
auf Pharus Herftellen und ihn wieder verehrten laßt und 
e8 dann heißt: dieſe Sitte iſt bis auf unfre Zeit gefomimen 
und fen Heillgthum wird unter unfren Herven 
genannt. Pf. Kal. erwähnt Ries nicht; er fpricht nur 
(I, 30) von der Iniel des Proteus, wo Alexander feine 
Soldaten warten läßt. Es hindert die aber nicht, in 
einer älteren Handſchrift, als die B; iſt, eine Parallel: 
fielle anzunehmen. 

- Das Wenige, was noch nad bes Konftantius Zeit 
hinzugekommen tft, gehört den Byzantinern an. So das 
Werk, das dem Palladius (im 400) zugeſchtieben wird 
(Bf. Kalt. III, 7—16). Man darf aber annehmen, daß 
zu Ende des 4. Jahrh. der Pſeudo-Kalliſthenes, wie er in 
Handfehrift A. vorliegt und als Quelle dem lateiniſchen 
Veberfeger gedient bat, vollendet gewefen if und auch 
der f. g. Valerius nicht viel [päter gefchrieben hat. Wenn 
Sainte⸗Croix (S. 165) den Pf. ins 10. Jahrh. Tekt, 
ſo bezieht ſich das auf die fpäteren Handſchriften, vie 
ihm vorlagen; er vermuthet aber ſelbſt Thon, daß dies 
nicht Das urfprünglicde Werk fel. Bon den -Zürfen, vie 
am Schluß vorkommen follen, habe ich nichts gefunden. 


IXXVI 


In den Anfang des fünften Jahrhunderts fällt auch die 
der Handiärift A. und den Valerius am nächflen kom⸗ 
mende armenifche Ueberſetzung, die von den Mechi⸗ 
tariften dem berühmten arınenifchen Geſchichtſchreiber Mo⸗ 
ſes von Chorene zugefchrieben wird (Dal. Neumann in 
Münchner Gelehrte Anzeigen 1841. Nr. 250—52). - 

Was die Handjihriften des griechifchen Werkes an- 
geht, jo beſchreibt Berger (a. a. O. S. 198 ff.) vierzehn, 
son denen drei auf der Töniglichen Bibliothek in Paris 
aufbewahrt werden. Letztere find diejenigen, welche Mül- 
fee für feine Ausgabe verglichen Hat. 

Die ältefte (A. Nr. 1711) ift eine Pergamenthand⸗ 
ſchrift; fie flammt aus dem elften Jahrhundert und iſt 
den Chronographieen des Nicephorud ıc. beigefügt. Ste 
gibt wie älteſte bekannte Form des Romans. Ihr Titel 
lautet: Bios 'AdtEavögov roü Maxedovos, ohne Angabe 
des Verfaſſers. 

Die zweite (B. Nr. 1685), eine Papierhandſchrift, iſt 
von einem Mönch Neftarios zu Otranto gefehrieben, ge 
endet im 3. 1469 am 5. November, am Sabbath, in 
der zweiten Stunde des Tages (Ta dorr rege ddfm, 
zum xar xgdros. Ersisiodn TO nag0v Bıßllov dsa Xespog 
Nexrapiov iegouoraxov ri; mowiis roü ayiov NixoAdov 
1öv Kacovlar sr; nolen; “Pdgovon; cet.). An fie find Die 
Sabeln ned Aefopus angehängt; fie trägt ven Titel: 
Kalıso9eung jiosogsoygapoz 0 ra zug av 'EAAyvan uyy- 
ygayapevos. Odros iorogsi. "Alskavdgov noafes. Mül- 
ler Hat dieſe Handſchrift feinem Werfe zu Grunde ges 
legt, weit A. zu verdorben und, Tüdenhaft erfchien; fo 
gibt denn auch Die Ueberſetzung die Handſchrift B. wieber. 





XIXVIII 


Sie unterſcheidet ſich von A. eineatheils dadurch, daß wer 
Autor feine Erzählung mehr mit der Geſchichte in Ein⸗ 
Hang zu bringen trachtet, anderntheils durch bedeutende 
Zuſaͤtze namentlich. in den Berichten über die Wunder 
Aegyptens. Die Babel von der Vermauerung ber un- 
reinen Bölfer CI, 29), die dieſe Handſchrift allein ein⸗ 
fehiebt, negräth einen Juden oder Chriſten. Im Ganzen 
‚zeigt ſich auch hier nach ein ziemlich nüchterner Sinn, 
der ſich Der Kürze. befleißigt und durch Gebrängtheit Die 
Erzählung oft dunkel macht. 

Die dritte Handſchrift enptich (0. Nr. 1311 Sup. 
plem.), ebenfalls einge Papierhandſchrift, ift von dem Hie- 
rodiakonus Cuſtathius im Jahr 1567 gefchrieben und 
führt nur Die Aufſchrift: BiBAos "AdsEardeon. Sie ver: 
rath in vielen Einzelheiten einen jüdiſchen oder ſyriſch⸗ 
chxiſtlichen Verfaſſer. Die Erzählung iſt breit und ges 
ſchwätzig. Sie weiß Widerftrebendes ohne Mühe zu ver- 
binden; wie fle z. B. die verfchiedenen Nanıen des Mör⸗ 
ders Philipps leichtfertig zufammenftellt: Ilgwaaniag 0 
zor "Apafagyxos etc. Briefe verwanhelt ſie in Erzaͤhlung, 
fügt neue Briefe hinzu, bie nit? als Inhaltsverzeich⸗ 
aiffe find, und gibt überhaupt Dem ganzen Roman ein 
söllig neues Anſehen. Nah dem Tode. det Darius Lift 
fir Alexander nochmals nach Syrien ziehen ;in Judaäa wird 
or. befehrt, gründet riochmals Alexandria, wirft Die herd⸗ 
atfchen Goͤtzen hinaus und verfündet der Einen ewigen 
Gott Jehovpa; was Alles nur aus dem Gehirne eines 
Zuden ober Ehriften entfprungen fein Tann. Die Orb⸗ 
nung ber Dinge iſt überall bis Ind Unglaubliche verwirrt 
und die Mäarchenwuth zum Kindiſchen gefleigert. Die 

Geſchichte des wiederaufgelebten Bucephalus, der über 


Xxxxix 


ven Ton ſeines Herrn weht, ben ziftgebenden Knuben 
zerreißt und zu ben Fußen des Herrn ſtirbt, ſetzt den 
Fabeleien die Ktone naf, 

Bon den kateiniſchen Haubſchtiften ſei nur bemerkt, 
daß nie Königliche Bibliothek in Paris Deren eif beſidt; 
Dir eine (Kro. 4880) aus Hein dierzehnten Jahrhundert 
hat Müller benugt, um die Läden des Valerius Ausze- 
len. Ich Habe bei meinem Auszug aus Valerius die 
Supplemente benutzt, Die Mat (Bpieil. Rom. VI. 513.) 
gibt, zugleich aber die abweichenden Ledarten der Parif. 
Banvſchr. Hinzugefügt. (Ueber bie latein. Brearbeitungen 
vgl. außer Müller Intkod. p. VIII. not. I. noch Miche- 
jant: Li R. Vorwort S. XI; der noch 2 Mezter Hpoſchr. 
ans Sem 11. und 12. Jahrhundert anführt). 

Ueber die Perſon des Julius Valerius wiſſen wir 
Nichts. Mat bemerkt nur, daß er ein angeſehener Mann 
geweſen fein mäfle, du er auf dem Titel das Epitheton 
vir vlarissimus führe, welches im Comparativ den spec- 
wbiibus; im Superlätiv den illustribus gegeben wor⸗ 
ven fer und in der Kaͤiſetzeit beſonders den Senatoren 
and andern hochgeſtellten Beamten. 

ueber den Werth endlich des Romans ves Pſfendo⸗ 
Anifiheres etwas hinzuzufügen, möchte überflüſſtg ek⸗ 
ſcheinen, wenn nicht gerade von Den gelehrteſten Mäk- 
nem ber Stab Aber denſelben gebrochen worben wäre. 
Schon Mit fagt (praef. 97) :quibus si addas sequiorinm 
autatım! AtiehoreB arabes, Persas et indos, barbarlörus 
Iatinos et gräsbalee, Aihl iinpurtus Alexandri historit 
wrbitrabtris: Ebenſo urthellt Shinle-@taik (S. 168): e'est 
un lofg 6 enmaysun tömdn, pleih d’invraisemblante 


‘- 


XL 

‚et d’absurdit€. Toutes les actions d’Alexandre y sont 
.defigures au point d’y &tre me&connaissables; uud 
(S, 165): rien de plus fastidieux, ‚que le Roman du 
faux Callisthöne; il provoque le degout et on a bien 
de la peine, à achever la lecture. Raoul-Rochette fagt 
in feinem berühmten Buche: histoire . critigue de l’öta- 
blissement des colonies greeques (tom, IV. I. VII. e. 
1. p. 183) bei der Stadt Alexandria-Bucephala: mais 
ce serait perdre du temps que de s’arröter & un auteur 
dont la narration d’ailleurs defigurde par les fautes 
les plus grossieres de style et de goüt, ne porte aucun 
‚charactdre historique; und (p. 149): ce serait abuser 
la patience de nos lecteurs, que de nous arröter plus 
longtemps & refuter des fables indignes de tout examen. 
Auch Letronne (Journ. des Sav. 1818. p. 620) fagt: 
cette compilation n’etant qu’un ramas indigeste de con- 
tes absurdes ou de faits d6natures, racontes en mauvais 
grec, n'offro ni intérôt historique ni- utilit6 sous le 
rapport de la langue. Daher entſchuldigt fi Berger 
(p. 164) faft, daß er ihn einer Unterfuchung: unterwerfe, 
und auch Müller jagt (praefatio V): — — jungentes 
Pseudo-Callisthenem veremur sane ne quis ad aliena 
nos aberrasse et quadrata junxisse rotundis clamitet. 
Er fügt aber hinzu: verum putabamus complura fa- 
bulis nostris inesse, quae 'etiam severior histeria non 
aspernatura sit. Sin minus, valeat superbum istud 
vulgus historicorum, qui aduneo naso quemvis sus- 
pendunt, nisi canat archontes et respublicas..Nunc n08 
e08. unice diligimus, quibus Candaces placent. cubicu- 
la, qui mirantur Alexandri vultum leoninum et- quae 
in oriente ultimo rex viderit monstra et prodigia.- 


ZLI 


Man muß jenen gelehrten Männern zugeben, daß 
für die Ihatfachen der Befchichte Aleranders wenig aus 
dem Roman des falſchen Kalliftbenes gewonnen werben 
fann; ob aber, wie fie meinen, für die Beurtheilung 
ded Mannes ſelbſt und feiner MWeltftellung gar nichts 
aus der fprgfältigen. Beachtung dieſes Romans erzielt 
werde, möchte ich ſehr bezweifeln; vielmehr fcheint mir 
gerade der Umfland, daß fih an die Perfon dieſes Kö⸗ 
nigd von feinen Lebzeiten an die Volksſage ſchmückend 
und verberrlichend angeheftet hat, den glänzendſten Bes 
weiß zu liefern, daß fein Auftreten für eine ganze Reihe 
von Jahrhunderten alles Intereſſe verichlang und feine 
Thaten, feine Perfönlichkeit und fein ganzes Dichten 
und Trachten mit dem Geifte der Völker, unter denen 
er gelebt, aufs innigfle zufammenichmolz. Geben mir 
aber auch jene ſtolzen Beurtheilungen vom Geſichtspunkte 
der eigentlichen Hiſtorie ausgehend als richtig zu: fo 
wird Doch Niemand läuanen, daß Ddiejer Roman und 
Alles, was aus und mit ihm entflanden if, für bie Li— 
terar= nnd Kulturgejchichte eine unerichöpflicde Fund⸗ 
grube darbietet, in ‚welcher ganze Jahrhunderte ihre 
Schäge nievergelegt haben. Er ift als ein beliebtes Volfs- 
buch zu betrachten und alle Volfsbücher find der höchſten 
Beachtung werth, weil fie uns einen Sittenjpiegel der 
Zeit vorhalten. In Deutjchland wird Died auch jet 
wohl Niemand mehr beftreiten, wo man ſeit geraumer 
Zeit der Kulturgefihichte den gebührennen Play einge: 
räumt hat. | 

Ueber die verſchiedenen Bearbeitungen, die der Ro⸗ 
man im Meugriechifchen exfahren Hat, ſpricht Gräfe 


‘ 


XLII 


a. a. O. ©. 489. Von einer bisher noch nicht erwähn⸗ 
ten volksmaͤßigen Bearbeitung gibt Dr. A. Elliſſen in 
einer Abhandlung Bericht und kurze Beſchreibung, bie 
den Titel führt: Bemerkungen Über die Gebichte bes 
Manthos Ioannn von Jannina aus dem erften 
Viertel des 18. Ih. (S. Viehoff: Archiv für d. Stud. 
d. neueren Sprr. Bd. IH, GHft. I, ©. 150 ff.). Dieſe 
Berichte ſtehen in einer Sammlung, die nach dem Haupt⸗ 
gedichte des Manthos den Titel führt: Zuupopa xa, 
ulyualacia Magio; orıyoloyydelse napa Mavdov Indv- 
vov roü sE Iloavıivor ps (Mit) Neon “Alam afıo- 
Ayav vrodldenr rar Khisendeisa TU Evrinwrdig xalt 
Koyevel xvoin 'Iodvon Anunreiov. Ev Beverig 8x a5 &i- 
Anvıris Tunoygabias roü Yoivınoc 1889. 

Rah Elliſſens Unterfuchungen ergibt ſich Folgendes. 
Manthos, ein Volksdichter, der in ber erften Hälfte des 
18. 36. febte, zeichnete fich befonderd aud durch bie poe⸗ 
tiſche Schilderung der Eroberung und Berwäflung ber 
Moren (1714 F.), deren Augenzeuge er wir. In jener 
Sammlung find, wie der Titel fagt, dieſem Hauptgebdichte 
noch eine Anzahl kürzerer Eharakterjeichnnngen beffelben 
Dichters beigefügt von den hervorragendften Geitakten 
Aus der Vorzeit des griechiſchen Orients, fd wie ſich 
ihr Bild, völlig unabhängig von beit authentiſchen 
Geſchichtsquellen, Durch Tradition in der Vorſtel— 
lung des griechiſchen Volkes lebendig bis 
auf nen heutigen Tag fortgepflänzt hat: Dtei 
Namen leuchten vor allen aus dem Dunkel' her Ber: 
gungenheit mit unverwiſchbarem Glanze herüber: Chri⸗ 
ſtus, Aklexander und Konſtantin, ſich knüpfend an 


XLIII 


die Städte Jeruſalem, Alexandria und Konſtantinopel, 
welche nach griechiſcher Vorſtellungsweiſe die Ausgangk⸗ 
punkte griechiſch⸗anatoliſcher Religion and Kirche, arte 
chiſch⸗hellenijcher Weisheit und Wiſſenſchaft und grie⸗ 
chiſch⸗rhomäiſcher Macht und Herrlichkeit find. S. 62—66 
folgt eine eighe orıxoloyia weg 'Alekavdpov za rör dv- 
roü ardpayalnparov, ohne Zweifel ein Auszug aus 
der alten, ven Briefen des Curtius, Plutarch und 
Arrhian durchaus fremden Bolfsfage von Aleran- 
der, wie fie friftlih im Pſeudo-Kalliſthenes niederge⸗ 
Iegt ift (das anonyme Gedicht v. 1388, das Gräße er- 
wäßhnt, handſchriftlich in Venedig, ift eine Umfchreibung 
des Pſeub⸗Kall. in politifhen Verſen). Es wird darin 
berichtet: Die Geſchichte von der Taucherglode, um wie 
Kriegsfährung der Fiſche kennen zu lernen; — wie 
Alcrander als Kundſchafter Ind Lager ded Darius geht 
(der wie ein wildes Thier befchrieben wird), wie er ihm 
als Mundſchenk dient; wie er Alexandria erbaut, bie noch 
jeßt Hoch gepriefene, Am Schluß eine fromme Betrach: 
tung, daß der große Alexander, ob er auch mit ben 
Säbel die Welt gewonnen habe, doch feine unglückliche 
Seele nicht Habe retten können (der Dichter gebt alfo 
noch einen Schritt weiter ald Lampr., der den Eroberer 
gerettet werden laßtſ. — Außer den von Gräße ange: 
führten finden ſich auch noch zwei proſaiſche nengrie- 
chiſche Bearbeitungen, Über welche Zacher wohl Meiteren 
Aufſchluß geben wird. 

Ehe ich zu der franzoͤſiſchen Bearbeilung des Romans 
uͤbergehe, will ich von 2 In Deutſchlanb erſchienenen 
Iateinifihen ‚Bearbeitungen des griechiſchen Werked fpre- 


xXLIV 


then, die dem Driginal näher fleben, als der Julius 
Balerius. Es find dies: 1) historia Alerandri magni 
regis macedonie de preliüs. Argentine 1486. und 2) 
Excerptum de vita Alexandri magni- in Ekkehardi 
Chronicon universale (ed. Waitz in: Pertz Monumenta ° 
Germaniae historica VIII, 60—75). Ich ftelle erfteres 
Merk, obgleih um 3 Jahrhunderte fpäter, deßwegen 
poran, weil ed, aus derſelben Quelle. ſchöpfend, das 
ausführlichere ift und vollkommen den Geſichtspunkt des 
griechiſchen Romandichters feſthält, waährend der Chroniſt 
Ekkehardus mit dem Auge des Geſchichtſchreibers das 
Ueberlieferte zu prüfen bemüht iſt. Das erſtere Werk, 
gewöhnlich liber Alexandri de preliis genannt, erſchien 
zuerft Trajecti ad Rhenum Nic. Ketelaer et Ger. de 
Leempt 1473, und noch in demielben Jahrhundert in 
fünf Ausgaben zu Straßburg und einmal zu Rom, ein 
Beweis, wie fleißig das Buch zu jener Zeit in Deutſch- 
land gelefen wurde. Als Verfaſſer wird bald Julius 
Valerius, bald Eujebius, bald Rudolfus von Albano 
(bev 1150 verflorbene Abt von St. Albans) genannt; 
in der mir vorliegenden Straßburger erften Ausgabe 
findet ih gar fein Name. Ob der Verfaſſer biefes 
Werkes das griechifche Original vor Augen gehabt oder 
eine frühere lateiniſche Bearbeitung zu Grunde gelegt habe, 
ift ſchwer zu entfcheiden. Jedenfalls ſtimmt es am meiften 
mit der Hichr. A., mit ber ed zu Anfang wörtlich zuſam⸗ 
mentrifft (S. den Abdruck bei Philippi a. a. O. S. 14 f.) 
und auch das Werk des Palladius über Indien in dem 
Abſchnitt von den Brachmanen aufnimmt Für die An- 
nahme, daß es eine neue Bearbeitung einer ‚Inteinifchen 


_ 


XLV 


Recenſion des Pfeudo- Kallifihenes ſei, ſprechen die oft 
ganz abweichenden Eigennamen und beſonders auch die 
geringe Vertrautheit mit dem Griechiſchen in jener Zeit. 
Nach Zachers noch nicht veröffentlichten Unterſuchungen 
bildet e8 den andern Hauptzweig aus dem gemeinfamen 
Stamme des griechifchen Kallifihenes, während in dem Ju⸗ 
lius Valerius der eine und zwar der Ältere zu finden 
wäre. Die Geftalt aber, wie fle der Drud darbietet, ift 
nicht mehr die Achte, Spuren berfelben finden fi in 
Ekkehards Chronikon; Hoffentlich wird es Herrn Zacher 
gelingen, dieſe urſpruͤngliche Geſtalt wieder herzuſtellen 
aus Drucken und Hanpſchriften (vgl. Gerv. Lit P. 275). 
Verglichen mit Ekkehards Darftellung iſt es weit poe= 
tifcher, wenn es auch in feiner Weiſe unferm Lamprecht 
nahe gebracht werden darf. Ich hebe einige Stellen her⸗ 
aus, theils wegen ihrer Uebereinflimmung mit Lamprecht 
oder dem franzöftfchen Dichter, theils wegen ihrer Eigen- 
thümtichfeit, wobei freilich unentfchieden bleiben muß, ob 
legtere einem Iateinifchen Vorbild oder der Hſchr. A. 
(1711) zu Bute kommt, von der nur Einzelnes gedruckt ift. 

a° Spalte 4 fagt Nicolaus, nachdem er den jungen 
Alerander angefpieen : toHe, quod te decet habere, catule. 
Aler, erwiebert: iuro tibi per paternam pietatem et per 
uterum matris meae, in quo Juli a deo conceptus 
(ogl. II, 25). 

a°. In der Belagerung von Tyrus ſtimmt die Dar⸗ 
ſtellung auffallend mit der des franz. Romans überein 
(GGal. IL, 316—21). 

2° ©. 3.f. wird die Begegnung mit ben Juben 


— 


ALWI 


wie Bei Gorionides, nur ausführlicher, erzählt. Die 
Inden zufen: vivat, vivat, altissimus Alexander venit. 
Vivat, vivat, altissimus imperator. Vivat,, viva, victor 


inxviotus super omnes terrenos principes. gloriosos.. 


N 


‚ bb! Der Kampf mit Amonta (Amenta Lampr. 1977) 
trifft zum Theil wörtlich mit Lamprecht zuſammen; auch 
bier heißt es am Schluß: tam fortis enim fuit ipsa 
prgna,. quod passus fuit sol eclipsim: nolens tuntamı 
sanguinis- efiusionem contemplari (Lamıpr. 1997- f. ). 

ce’ ermuniert Werander feine Soldaten mit den nuͤm⸗ 
lichen Worten, wie bei Lampr. 3044ff:: quia muläitude- 
muscarum nullam: inferet lesionem. vespium pauıchati.- 
Bei. Ekkehard: quia non praevalet multitudo musoa-- 
rum parvitap vespgrum. 

2° &. 4.f. wird, als Alexander. nad «bes Darigs- 
Tode ſich kraͤnt, der Thron folgendermaßen befihwieben.: 
Erat. enim. totus thronus ex auge purissimo Septam eur- 
bitis super, alta, sedilia.elevatus.. Bt:per aaptem, gradus 
aseendehant reges. ad. thronum. Erantgue ipsi gradus 
mirifieg- opere congtnucti, Primus videlicet gradus: erat 
ex. amatisto. Secundus ex smaragdo.. Tertius ex. tho- 
vasio. Quartüs ex granato. Quintus ox adamante. 
Sexfug ex qauro purissimo. Septimus ex Iuto. comno- 
situs, Et non. sine causa erani taliter ornati et ordi- 
nati. Primus enim, qui ex amatisto stabat, tale: mis- 
terium continebat. Amatistus enim reprimit fortitudinem 
et fumositatem vini. Nec sinit aliquem gerentem de 
sua memoria immutari. Ita enim oportet esse Persam 
sensum quemlibet volentem ascendere ad regiam dig- 
nitatem ut negquaquam incidat ratione impericie in si- 


ALVII 


nigtrum. Secundus: autem gradus ex smaragdo qui vi- 
sum portantis clarificat et canservat. Et ita rogem opor- 
tet visym, cordis kabere acutum, ut que videnda sunt 
viderat. (videat) sagaeiter et discermat. Tertius gradus 
ex thopasio qui tante clarätätis gxigtit ut si algnis =. 
garam ymäginarefur in, eo caput sunm videat. in ter- 
ram, fixum, pedes, autem videst uaque serem elevatsa. 
Sie etiam, regen, oportet Sua novissima contemplari, 
ng prout thopasius gstendit caput ejus hoo est die. 
nitas ipsins. ex altitufine -usque ad pulverem deprimar. 
tur. Quartus gradus ex granato. Granatus enim omang# 
lampades sua claritate precellit- et- ommes lapides ru- 
bare. precellit, Maque ‚regem opoztet, esae- pazam: Hein. 
dum et. veracindia rubisundum, ut lieita.nom teangeau- 
dat. illicita, impune ohmittendg., Quntus gradım ex ada- 
mente. Adamus. (adamas) autém tante duweiei. est, uf: 
nee &, farno nec a,.lspide potest colladi nigi sapgyige- 
fuexit. bircinp perfugus. Sic itagna rex, debet, esse -tante: 
congtaytie, ut, nulle precaminum interventu, a Junticie, 
tramite.. vecillet, Saxtas gradys ex. 3uno Buriasimp. Au- 
ram, siguidem amnie metalla pujchritudine et pracio-: 
sitate superat et; exgedit, Ita et. rex,omniinzs hamisjbug. 
dahet ‚ayae;. woribug; adornatus et pracinsie virtukibus 
prapoHare. uk ammes, suo imperio ufiliter gubernentur, 
subjoati. Septimms. gradyus. eat teata lutea. Hiq hac de, 
canſa, eompogitua arat "ut cum; hamo ad regalem fuerit,, 
eelgitaydinena. suklimagus ‚recprietur. se. amrema m3tgrip, 
progzeatupa es in. tezenam . subpisnkiam, ‚Beversturum.. 
Super: hang ..sjquilem, thrpmum Algzanfer zegali,diyyan- 
demate coronatus amictng imperjalibus vestimentis- af., 


LVIN 


congregatis matedonibus atque persis Gussit scribi per 
omnes provineias isto modo cet. 

de wird von dem wunderbaren Fluffe, wie bei E 
tehard, gejagt, er jet Bitter gewefen velut elleborum; 
bei Lampr. 4789 bitter als ein galle. 

2) Das Excerptum in Ekkehardi Chronicon enthält 

alfo nad Zachers Behauptung, wenn ich Gervinus recht 
verftebe (Gero. Lit. 1°, 275), theilmeife die urſprüng⸗ 
liche Geftalt des liber de prelüs und iſt die unmittel- 
bare Sauptquelle des Lamprecht oder feines franzoͤſiſchen 
Vorbildes. 

Ohne dieſe Behauptung, bie ſicher auf gruͤndliche 
Forſchungen geſtützt iſt, in Zweifel ziehen zu wollen, 
möchte ich ſte in der Weiſe deuten, daß Ekkrhard aus 
dieſer Hauptquelle ſchöpfend fie als Hiſtoriker benutzt 
habe. Welches dieſe Quelle ſei, ſagt Mais, der Heraus- 
geber, in ver Einleitung p. 5: in codice quodam Bam- 
bergensi hödieque superstite‘ historiam et 'epistolas 
Alexandri fabulosas legit. Und im Archiv der Geſell⸗ 
fchaft für ältere deutſche Geſchichtskunde v. Pertz BP. 
IX, 678—703 beſpricht er dieſe Hſchr. genauer und 
bemerft'S. 691 ff. (auch Bd. VI, 48 fi): 

Ineipit prologus Hibri' Alexandri. Certamina vel 
vietorias excellentium  virorum infidelium ante adven- 
tum ‘Christi, ‘quamvis extitissent pagani, bonum "et 
utile est omnibus christiänis ad audiendum. Darauf 
wird erzählt; Unter den byzantiniſchen Katfern Conſtan⸗ 
tinud und Romanus (920 — 944. vgl. die Auseinan- 
derfehung Bb. I, 569) fchickten die vurtrefflichen duces“ 
atque consules Johannes et Marinus (feit 942) «als 


_ XLIX 


Gefandten nach Eonftantinopel ven Archipresbyter Leo. 
Der fand dort unter den leſenswerthen Büchern histo- 
riam continentem certamina et victorias Alexandri re- 
gis Macedoniae. Et nullam neglegentiam vel pigritiam 
habendo, sine mora scripsit et secum usque Neapolim 
deduxit ad suos predictos excellentissimos seniores 
et ad praeclaram et beatissimam conjugem ejus Theo- 
doram , videlicet senatricem Romanorum, quae die 
noctugne sacrae scripturae meditabatur etc. ©ie ftarb 
in ihrem 38. Jahre. Nah ihrem Tode ordnete ihr 
Mann Johannes die Bücher, primum vero libros 
quos in dominatione sua invenit renovavit et melio- 
res effecit. Und da er hörte, daß Leo jenes Bud 
babe, ließ er e8 von ihm aus dem Griedi: 
hen ins Lateiniſche überiegen (et de Greco 
in Latinum transferri precepit). Wait fhließt aus dem: 
renovavit et meliores effecit, daß dies ſich auch auf 
das Buch von Alerander bezieht, und fucht Dies auch 
duch Vergleichung zu erhärten, jedoch wird in jener 
Stelle die historia Alexandri regis erft fpäter und nicht 
al8 in feinem Beflte, fondern dem Bifchof Leo gehd= 
vend, für fi genannt und nur von der angeorbneten 
Meberfegung gefprochen. Jedenfalls gibt und die Stelle 
einen Beleg, wie die Umarbeitungen entſtan— 
den find. d. 

Nach diefer Einleitung folgt Dann in dem Cod. 
Bamb. fol. 193: Ineipit nativitas et vietoria Alexan- 
dri Magni. Sapientissimi namque Aegyptiorum scien- 
tes mensuram terrae atque domantes undas maris et 
coelestum , id est stellarum ordinem computantes etc. 

Alexonderlied. I- IV 


L 


und endet auf ber Kehrfeite fol. 219: duodecima (sc. 
civitas) Alexandri M. quae dieitur Aegyptus. Hie finit 
vitam suam Alexander magnus atque mirabilis rex. 
Daran fchließen ſich die verwandten, oft zuiammen abge: 
fhriebenen Stüde: Incipit commonitorium Pallasli; 
und: Dindimus nomine Bragmancrum magister vitas 
eorum referens. Diefe beiden Stüde find eine Umarbei- 
tung eines Theils der unter dem Namen des Ambro— 
ſtus gedrudten Schrift de moribus brahmanorum (ſ. 
Arhiv IX, 694). Daran reiht ſich endlich der Brief: 
mwechfel Alcranderd mit Dindimus, aus 3 Briefen des 
erfteren und 2 des letzteren beflebend. Sie find in 
unferm Kallifihenes in Gefpräh aufgelöft (Bo. IL 
171 ff.). Auch dieſe Stüde find dem Werke des Am: 
broſtus entnommen. 

Diefem cod. Bamb. alfo hat Ekkehardus feinen Aus: 
zug entnommen. Ueber dieſen Chroniften gibt dei Heraus: 
geber Waig eine ausführliche Unterfuhung. Er war 1101 
im Orient und lebte zulegt in Bamberg, wo er 1129 
farb. Den Beinamen Uraugiensis hat er erhalten von 
einem bifchöflihen Landgute Uraugia (Aurih an der 
fränfifchen Saale). Seine Rebenszeit würde neben ber oft 
wörtlichen UWebereinftimmung mit Lampr. in den beiben 
gemeinfanten Quellen allerdings geeignet fein, ihn oder 
die Hfchr., aus der er gefchöpft, zur nächſten Quelle 
unjred Gedichte zu machen. Aber Alberick wird von 
unirem Dichter felbft genannt und dazu die wälſche 
Sprache; ed fann alſo doch jedenfalld nur Diefer Al— 
berich dieſe lateiniſche Necenfton, die Ekkeh. auögezogen, 
vor Augen gehabt haben. 


LI 


Da die genauere Beiprechung dieſes Werkes nicht 
mehr in die Auszüge des zweiten Banded aufgenommen 
werden fonnte und eine DBergleihung viefer Recenfion 
mit der ded Valerius nicht nuglod fein mag, fo lange 
Zaher mit feinem Werke noch nicht and Kicht getreten 
iſt will ich den Auszug Hier einfchalten. Um vie Gitas 
tionen nicht zu Häufen, verweife ih im Allg. auf die 
Ucherfegung des Kalliftg. und den Auszug aus Valerius 
im zweiten Bande, fowie auf die Inhaltsangabe unfres 
Gedichtes. 

Das Excerpt beginnt ©. 62, 3. 13—17: Aegyp- 
torum gentem in mathematica magicaque arte fuisse 
valentem litterae tradunt. Quorum rex Nectanebus, qui 
regis Persarum Artaxerxis, qui et Memnon dictus est, 
fuit contemporaneus, magicae artis erat peritus, ita 
ut, cum super eum hostes venirent, non militiam nec 
ama moveret, sed palatium intrans apprehendit con- 
cham aeream, implevitque eam aqua pluviali, tenensque 
in manu virgam aeneam, per magicas artes demones 
vocavit, eventumque rerum investigavit. Cumque reg- 
naret annis decem et octo, nunciatum est sibi cet. 

3. 21. er kommt ſchon vor Philipps Regierung 
nah Maced. und verweilt fo lange dort. 3. 42. Der 
Ring (Bd. II, 12) ‚Hatte einen Stein habens insculp- 
tum sibi caput leonis et claritatem solis et gladium, 
3. 60. Bpilippus ſagt, ald Alex. geboren: nutriatur in 
memoriam mei (nicht wie Valer. ejus filii, qui mihi ex 
Pfioribus nuptiis natus occubuit), Quasi proprius filius 
Meus imponaturque ei nomen Alexander. 3. 62: unus 


oculus niger, albus alter, ©. 63, 3, 24—37, Der 
Iv* 


Ln 


Kampf mit Nicolaus, König der Ariveer (Xampr. 446 ff.): 
sonantibus autem tubis omnes Nicolai milites moti 
Sunt unanimiter ad pugnam, quos omnes Alex. propria 
manu occidit. 3. 40. Aler. fagt fpottend zu Philippus, 
als er zu der Hochzeit der Cleopatra fommt: ad nup- 
tlas (sc. meae matris) non invitaberis; Walerius: vos 
quoque participabo convivio. 3. 46, wo Alerander dem 
franfen Vater Vorwürfe macht: Philippus flevit. 3. 50. 
Die Gefhichte von der Henne und den goldnen Eiern, 
während bei Valer. nur eine trodne Rede. — ©. 64, 
3. 1-7 in wenig Zeilen, was Val. I, 21—37, der 
Zug nah Rom, Afrifa, Aegypten, Syrien, der Kampf 
und die Boten zu Darius mit dem Bildniſſe Aleranders. 
Quem ille despiciens pro parvitate formae illius, statim 
direxit ei sp(h)eram et virgam curvatam et cantha- 
ram auream cum epistola tali (Waler. habenam scythi- 
cam, lib. de pr. zocham; pilam, lib. de pr. pilam ludi- 
cram; loculos, lib. de pr. cancram auream). 3. 9—17. 
Der Brief fehr ausführlich. 3.19 — 38. Antwort Aleran- 
ders. Stolzer Brief ded Dariud an feine Satrapen. 3. 
47 ff. Antwort der Satrapen Primus et Antilochus (Valer. 
Spinter et Hystaspes; Lampr. Marius und Tiybotes). 
3. 53—60. Zweiter Brief des Darius an Alex. mit 
den Mohnförnern. 3. 61—63. Aufnahme deffelben bei 
Aler. video, quia populi illius multi sunt, 'sed sicut 
hoc semen papaveris molles sunt. Briefe über die Krank— 
heit der Mutter. 3. 65—70. Antwort Aleranderd mit 
dem Pfeffer; er gebt zur Mutter. — ©. 65, 3. 1—10. 
Ein-Fürft, potentissimus princeps militiae Darii sedebat 
super Arabiam (lib. de pr. nennt ihn Amonta, Lampr. 





LUI 


Amenta), tritt ihm entgegen; breitägige Schlacht, der 
Kürf flieht zu Darius, findet die Boten A's mit dem 
Pfeffer dort. Die Boten fagen dem Dar., wie A, den 
Mohn aufgenommen: apprehendit et momordit et de- 
spiciendo dixit: multi sunt sed molles. Dar. zerbeißt 
den Pfeffer, mandensque dixit cum lacrimis: pauci sunt 
sed duriores. Alex. läßt die Todten begraben. 3. 11—18. 
Zug nach Achaja, über den Taurus, nach Perfepolis, 
in qua sunt- novem musae (Valer. I, 46 Pieria); in 
Frigia Tempel der Sonne, Opfer; an ven Fluß Ska⸗ 
mander, fagt zu einem Schmeichler (lib. de pr. Doc- 
comietus): magis vellem esse discipulus Homeri, quam 
habere laudem Achillis; nach Maced,, findet die Mutter 
gefund. 3. 19 ff. kommt nach Abdera; nach den Wor⸗ 
ten: videntes ignem läßt er bier wirklich anzünden; 
nah Dlint, Chaldeopolis (Dal. I, 49 palus Maeotis), 
Hunger ꝛc. ganz mit Daler, übereinftiimmend. Er kommt 
nah Lokrus; Tragachantes (Valer. Aaragant), Orafel, 
Prieſterin will nicht weiffagen (durch die Auslaffung 
der Gefchichte mit dem Dreifuß ganz unverfländlich) ; nach 
Theben, ver Orakelſpruch am Schluß in nüchterne Brofa 
aufgelöft: ille qui hanc civitatem aedificaturus est, tres 
vietorias habebit, post quas eam reaedificabit. In Ko⸗ 
rinth die Gefchichte mit Klitomächus. 3. 45—52 nad 
Athen; fehr Eurz und nüchtern erzählt. 3. 56 fi. wie- 
ver nach Perjien, Berathung bei Darius, fein Bruder 
Ocsiather, Reden ausführlich; Dar. ſammelt; Bad, Kranf- 
heit, Arzt Philippus, alles übereinfimmend unb aus: 
füprliher ald Valer. — ©. 66, 3. 12 ff. unterwirft 
Medien und Armenien, viele Tage in ver Wüſte, Fluß 


LIV 


Eufrat, Lager, Brücke, abgebrochen, ganz übereinſtimmend, 
nur ausführlicher: Tygris et Eufrates vadunt per pediam 
' Mesopotamiam et intrant in Nilum (sie in Nilo inco- 
porantur lib. de pr.). Ferunt nonnulli, quod ista flu- 
mina evacuentur, quando Nilus inundat Aegyptum. 
Ein verkleiveter Perfer will A. tödten; ein andrer bie= 
tet fich zum Verrath an Dar.; Briefe der Satrapen über 
die Thaten U’. 3. 43 ff. Brief des Dar. an X. sie 
preparavi me, quasi mater mea mortua sit et quasi 
uxorem non habuerim cet. quia quantumcunque illis 
benefeceris, me non habebis amicum cet. 3. 49 ff. 
Antwort (nichts von Olympias): quod benefeci tuis, 
non pro tuo timore feci, sed habens spem intrandi ad 
te, ostendi eis benignitatem meam, ut et tu grato 
illud animo acciperes, sed ut sentio, tu non es animi 
humani cet. %. läßt rüften, Dar. ſchickt an Porus, der 
entschuldigt ſich durch Krankheit. 3. 60 ff. Die Mutter 
fchreißft an den Sohn Dar. und räth ab vom Kampfe; 
Dar. meint. Kriegsliſt mit den Zweigen. U. fein eigner 
Bote (ber mit ihm geht, heißt im lib. de pr. Eomulus, 
wie bei Zampr.); Darius adoravit eum ut deum, cogi- 
tans illum esse Mithram; lib. de pr. Mercurium. — 
S. 67. Schlacht. Dar. flieht in feinen Palaft. Sein 
Brief, in dem er die Schäbe anbietet zu terra Miniada, 
Susis et Mactra. Gefpräh A.'s mit den Seinen, er 
geht auf ihre Vorfchläge nicht ein (nicht bei Valer.). 
Die Todten begraben, die Vermundeten geheilt, die Pa- 
läfte gebrochen: sepulchrum olovitreum (Evilmerodach ; 
ib. de pr. sepulchram Nini, ex uno ametisto conca- 
vatuım — — tam lucidus erat ametistus, ut etiam. a 


—8 


Lv 


foris integrum corpus hominis appareret), Berflümmelte. 
— 6. 68. Brief an Porus, Berufung an die Portae 
Caspiae; Ermordung des Dar. (lib. de pr. die Mörber 
Bifex et Onebasantes). Hochzeit A's. Zug nach Indien. 
Rideripenftigkeit der Soldaten, Rede. Multa vero peri- 
eula in ipso itinere passi sunt multaque miranda vi- 
derunt, quae juxrta ipsius Alexandri descriptionem, 
u ajunt Titerae, post referemus. — ©. 69. Kommt 
nad) Indien. Brief des Porus (viel poetifcher, ald Va— 
ler, fehr übereinflimmend mit Lampr. 4041 ff.): Indo- 
rum rex Porus latroni Alexandro, qui civitates obtinet 
latroeinando. Cum sis mortalis homo, quid prevales 
facere deo? Quod anxiasti homines persequendo, qui 
dieni fuerunt sustinere angustiam, cum hominibus 
mollibus et qui nullam habuerunt virtutem pugnasti, 
et quia vieisti eos, speras te victorem esse in omni- 
bus hominibus. Victofialis et ego sum, et non solum 
homines oboediunt michi, sed etiam dii. Venit ali- 
quando (2ampr. 4062 ff.) Dionisius famosus pugna- 
turus in India, sed terga vertit ante Indos et fugit, 
quia Indorum virtutem sustinere non potuit. Qua- 
Propter antequam turpitudo tibi eveniat, do consilium 
übi et precipio, ut festinanter revertaris in terram 
item. Antequam Xerses esset, dabant nobis Macedo- 
nes censum, sed quia non invenimus in illa terra quae 
placeant regi, veluti in terra inutili, dedignati sumus 
illam, quia omnis homo plus 'desiderat amplam cau- 
sam quam parvam. Ecce contestor te, ut revertaris et 
ubi dominationem habere non poteris, ibi desiderium 
non habeas. A. lieft den Brief den Soldaten vor; fa= 


\ 


LVI 


tiriiche Antwort. Rüftung des Porus, 4000 Sichelwa⸗ 
gen, 400 Elefanten; Erzbilder, Schlacht. A. zu Porus: 
non decet imperatorem sic in vanum perdere populum 
suum, sed per semet ipsum ostendere virtutem suam. 
Stet ergo populus tuus in parte una, et meus in al- 
tera, ego vero et tu soli pugnemus manu ad manum, 
et qui vicerit, illius computetur populus uterque. Bier 
wird vom Ghroniften kritiſch eingefchoben: de hac pugna 
alii aliter sentiunt, sic scribentes (eine Stelle aus Oro- 
sius IH, 19). Dann: haec autem diversitas etiam ir 
epistolis, quae ipsius A. dieuntur ad magistrum suum 
Aristotilem, reperitur, quae si ipsius sunt, diversa sibi 
sentiunt. Ibi enim quodam loco scriptum cet. folgt die 
Gefchichte von Carator (Lampr. Karakter); in alio 
autem loco sic scriptum invenimus, ut eadem verba 
ponantur, quae ipsius esse dicuntur: venimus in illum 
locum cet. wie er verkleidet zu Porus fommt um eins 
zufaufen, carnes et vinum, und dem Porus erzählt, AT. 
fei ein verzärtelter Menfch (das engl. Gedicht hat dieſe 
Erzählung faſt wörtlich, Bo. II, 451; fie ſcheint auch 
das liber de preliis vor Augen gehabt zu haben). Dann 
fließt er: haec de dissonantia non solum hystorio- 
graphorum , sed ipsius quoque "Alexandri, ut dicunt 
literarum ideirco posui, ne quis me de prima hujus 
pugnae descriptione arguat mendaci; ceterum prudens 
lector eligat, quid sibi de hüs (1!) maxime placeat. 
Y. Eommt. zu den Oxydrakern (nur Eurz); am Schluß 
(Lampr. 4721 ff.): Istae causae non gubernantur nisi 
de. superna providentia, cujus ministri sumus, facientes 
jussionem illius. Mare nullo modo turbatur, nisi cum 


LVO 


ventus fiunt ingressus. Volo quiescere et a pugnis 
recedere; sed dominus sensus mei non dimittit me 
hoe facere. Si ommes unius intelligentiae fuissemus, 
totus mundus sicut ager unus esset. — ©. 70, Es 
folgen wieder Stüde aus Orosius III, 19. Dann mit 
beſondrer Ueberſchrift: de mirabilibus rebus, quas A. 
vidisse dieitur, der vorher verfprochene Auszug aus dem 
Briefe A.'s an feine Mutter und feinen Lehrer. Er be 
ginnt: In his ergo itineribus quae et quanta pertule- 
rit et miranda conspexerit, ipse, ut fertur, ad matrem 
suam ÖOlympiaden et magistrum suum Aristotilem scri- 
bit, de quibus aliqua ob delectationem noticiae rerum 
mirabilium breviando perstringimus, ceterum veritatem 
ipsarum rerum judicio legentium relinquimus. Dieſer 
Theil ift ſehr unvollflännig, wenigflend gegen Pfeud. . 
Kal. und Baler. Ich führe nur die Punkte an: bie 
monfirdfe Mißgeburt zu Babylon, ald Anzeichen von 
Ad Tod — Zug an die Säulen des Herkules — ſtock⸗ 
finfires Land — warmer Fluß, Amazonen — rothes 
Meer, hoher Berg — Luftfahrt — Fahrt zum Mee⸗ 
seögrund — Brief an Ariſt. erwähnt, Ton des Darius, 
Bellegung des Porus, Paläfle Herrlich (wie ver ber 
Kandace bei Lampr.) — ins innre Indien ad portas 
Caspias, Stadt mitten im Fluß, bitter velut elleborum, 
Sippopotami, ſüßes Waſſer, ſchreckliche Thiere in ber 
Nacht, mit Feuer vertrieben, fechsfingrige Menfchen — 
ind Feld Actia, der Waldmenſch uud die nadte Jungs 
frau, Bäume, die Morgens wachfen, Abends finfen, 
Baum ohne Blatt und Frucht mit dem Vogel: habens 
super caput suum radios lucentes sicut sol (Xampr- 


LVIII 


4994 ff.) — Berg mit den goldnen Ketten, gradus bie 
mille et quingentos ex saphiro, palatium, templum to- 
tum aureum, Mann auf dem Bette (Kampr. 5258 ff. 
das Märchen von den Mäpchenblumen hat Ekkeh. aus⸗ 
gelaffen) — Land Praſtaka (Braflafus Lampr. 5323), 
pelles murenarum longitudine eubitorum sex (Lampr. 
5332 ff. lampriden hut, sehs cläftere lanc). — Die 
Begegnung genau mit Lampr. ſtimmend (dad Gemach 
aus aspindei 5943 heißt bier ex lignis asiptis; der be- 
halt 6246 cripta) — die Amazonen — die 2 meifja- 
genden Bäume (wie im franz Gedicht). Man fteht 
leicht, daß die Anordnung, bis auf die Gefchichte mit 
der Mißgeburt, ganz mit der in unferm Briefe zufam- 
menftimmt. Somit würde unfer deutſches Gedicht und 
das englifche von diefer Latein. Recenflon abzuleiten fein, 
während das franzdfliche der andern gefolgt ift, die Durch 
die Zufammenfchmelzung mehrerer Gedichte fehmerer zu 
erfennen fein wird. 





I. 


Li Romans d’Alixandre par Lambert li Tors ot Alexandre 
de Bernay. 

Ich muß es als ein glücfiched Zufammtreffen be- 
zeichnen, daß die Veröffentlichung dieſes Romans durch 
5. Michelant mich in den Stand geſetzt hat, die Be— 
handlungsweiſe der franzöfifchen Dichter mit der unfres 
Lamprecht auf das forgfältigfte vergleichen zu können. 
Zu bedauern ift freilich, daß den Herausgeber die Kürze 
ber Zeit gedrängt hat, bei größerer Muße würde er 


LIX 


wohl aus den 20 Handfihriften ver Pariſer Bibliotheken 
eine befriedigendere Auswahl haben treffen Fönnen. Und 
wenn er nur die, welche er für das urfprängfiche Ge⸗ 
dit Lambert Hält und deren Abdruck er noch ver: 
ſprochen Hat, gegeben hätte, ver Gewinn wäre, glaube 
ich für die Literatur bedeutender gewefen. Was dad Werk 
betrifft, wie e8 vor und liegt, fo tft es der Abdruck der 
Handſchrift No. 7190* (S. Paulin Paris Manusecr. franc. 
VI, 166 ff.). Sie iſt eine der Alteften Handſchriften. Da 
fie jedoch, wie Michelant fagt, eine fehr fahlechte Bear⸗ 
beitung vol finnftörender Fehler enthält, und fi der 
Serauögeber nicht entfchließen Eonnte, feine Abfchrift mit 
diefen Fehlern druden zu laſſen, fo benutte_er, ba bie 
Binigliche Bibliothek ſchon gefchloffen war und bies ihm 
die Vergleichung der übrigen Handſchriften unmdglidh 
machte, weitere 14 Tage, um aus einer neuen, von 
Sainte-Palaye berrührenden Abfchrift der Bibliothek 
des Zeughaufes das Fehlende zu ergänzen und die zum 
Verſtändniß nothwendigſten abweichenden Lesarten aud- 
zuziehen. So haben wir alſo ein gemiſchtes Werk, das 


in vielen Stüden 3. B. in den oft ganz unpafienden 


Ueberfchriften (S. des Herausgebers Vorwort S. XX), 
eine weitere Bearbeitung der Handfchriften wünfchen läßt. 

Mad die Hanpfchrift felbft betrifft, fo bietet fle als 
Berfaffer die Namen ver beiden älteſten Bearbeiter ber 
Üerandergefchichten. Zwar nennt Fauchet (Origines p. 
541 f. vgl. auch Gräße Lehrbuch ic. II, 3, 1 ©. 435 
f) einen‘ Geiftlihen Simon de Bologne (Boulogne) 
ald den Alteften franzöfifchen Bearbeiter, der ein Aleran= 
derlied in leoniniſchen Verſen verfaßt habe, beginnend 
mit den Worten: 


+‘ 


LX 


“ Chancon voil dire per ryme et per leoin 

de l’ fil Felipe, ie roy de Mac&doin; 
aber Michelant weiſt nach, daß in einer Handſchrift der 
Bibliothek des Arfenald (No. 162 Belles lettres, Duodez- 
handſchr. auf Druckpergament), die mit denſelben zehn⸗ 
ſilbigen Verſen beginnt (Chançon voil faire par rime 
et par lioine de Pfil Felipe, le roi de Macedoine), auf 
BL. 16 ein Abfchnitt in zwölfſilbigen Verfen mit den 
Morten anfängt: 

De Daire, le Persant, si cum il lot conquis, 
et de Proi Pron de Inde, qu’il chaica et ocis. 
Diefe Worte flimmen vollfommen mit den der neuen 
Handſchrift von Sainte-Palaye entnommenen in unjerm 
Roman (S. den Auszug ©. 327), durch welche das 
Gedicht Lamberts eingeleitet wird. Michelant ſchließt da— 
raus, daß auch jenes von Fauchet angeführte Gedicht 
dem Lambert zugehöre und die Handſchrift des Zeughaufes 
die urfprünglide Geftalt feines Werkes enthalte. Die 
verfprochene Herausgabe wird vielleicht das Weitere 
lehren und und wenigftend mit dem älteſten franzöſiſchen 

Gedichte befannt machen. 

Bon den beiden Verfaffern unferd Romans ift Lam- 
bert der ältere. Er nennt ſich ſelbſt Lambert li Tors 
(dev Krumme; Andre lefen li Cors der Kurze): un clers 
de Casteldun, Lambert li Tors, l’escrit, Qui de l'latin 
le traist et en roman le mist (&. 250, 1 f.; Casteldun 
ift Chäteaudun an dem Loir, nordweſtlich von Orleans). 
Wie er felbft gefteht, Hat er fein Merk aus dem Latei- 
niſchen genommen; alfo ift ed nicht nach mündlichen 
Heberlieferungen verfaßt, die auch im zwölften Jahrhun⸗ 


LXI 


dert nicht wohl noch im Abendlande vorhanden fein 
fonnten. Es Heißt zwar (S. 2, 19 f.) la vie d’Alixan- 
dre, si com ele est trovdee — en pluisors liex escrite 
et par bouce contee; jedoch möchten auch dieſe Ueber- 
lieferungen doch nur Erzählungen aus Büchern gewefen 
fein. Das lateinifhe Werk war, wie man mit Gicher- 
heit annehmen Darf, das, welches den Titel führt: Alexan- 
der de proeliis over Vita, actus et obitus Alexandri. 
68 war im 12. Jahrh. fehr verbreitet und ift ohne 
Zweifel daffelbe, das Peter der Ehrwürdige (von Blois, 
Blesensis, 1130— 1198, Archidiacon in Bath und London, 
en Schüler des Joh. von Salisbury, ein hellfinniger 
Bann. S. Wachler Lit. II, 311) in feinem Schreiben 
an den Mönch Nicola erwähnt, indem er ihm aufträgt: 
historiam magni Alexandri — — et si qua alia bona 
habueris, tecum defer (Lib. VI. Epist. 30). Es ift 
um erftien Male 1493 in Utrecht, dann oft gebrudt 
worden. Dies wäre alfo die nächfte Quelle des franzd- 
fihen Romans; da fle felbft aus dem griechifchen Ro- 
man gefloffen ift, jo fommen wir alſo auch bier auf 
den Pfeudo- Kallifthenes zurück. Nur haben ſich die fran: 
Hilichen Dichter nicht fo genau an jene Quelle gehalten, 
fondern erinnern auch, 3. B. in der Belagerung von 
Tyrus, an Curtius und Archian. Dies that befonderd 
der fpätere Bearbeiter, Alexandre de Bernay, der von 
ih ſelbft ſagt (S. 249, 19 ff.): Cinos di l’Alixandre, 
qui de Berri (de I’ Bernay) fut nes — et de Paris 
tefu ses sornons apieles — qui or a les siens vers 
0 les Lambert mell&s — que li fueres de Gadres est 
a cest vier finds. Bernay ift eine Stadt in der Nor— 


LXII 


mandie. Diefer Alexander von Bernay bat wahrichein: 
lich zuerfi den Ders in das Gedicht eingeführt, den man 
nun Alerandriner nennt, fei ed nach ihm oder nach dem 
Namen des Gedichted. Ihm gehört beſonders die Er— 
oberung von. Gaza, die Belagerung.von Tyrus, die be- 
abfichtigte Belagerung von Athen und ihre Rettung 
durch Die Liſt des Ariftoteled an. Er ift auch der Ver— 
faſſer des Athys und Prophilias, deſſen deutſche Bruch- 
ſtücke uns W. Grimm gegeben Hat, In naiver Weiſe 
breitet er ſeine Gelehrſamkeit aus und man findet bei 
ibm feine Spur von der beſcheidnen, künſtleriſchen Zu— 
rückhaltung unſres Lamprecht. Sein Athys beginnt mit 
folgenden charakteriſtiſchen Verſen: 


Qui sages est de Sapienche, 

bien doit espandre sa semenche, 
que teus la puisse recuellir, 

dont boins exemples puist venir. 
O&s de l’savoir Alixandre (de Bernay), 
qui pour ce fist ses viers espandre, 
quant il sera de l'siecle issus, 

c’as autres soit ramenteus, 

Ne fus pas sages de clergie, 

mais des auteurs savoit la vie; 
moult mostra selon sa memoire. 


Ihm ifl auch ohne Zweifel al das mittelalterliche Bei⸗ 
werk von Turnieren und Feſten zuzuſchreiben, das dem 
Werke ganz den Charakter der Kreuzzüge aufdrückt, 
wenn ſchon auch noch ſpätere Dichter und Abſchrei— 
ber das Ihrige hinzugetragen haben mögen. Dadurch 


LXMI 


ift Dad Merk, das man eigentlich ein Werk Aleranders 
von Bernay mit Benugung und Berfchmelzung des Ro- 
mand von Lambert nennen jollte, über die Gebühr weit 
ſchweiſig und durch die Menge von Zwifchenerzählungen 
und Wiederholungen hoͤchſt unflar geworden. Es befteht 
aus ungefähr 18000 Alerandrinern, mit oft 70—80, 
ja fogar 111 Reimen (©. 148). 

Wenn die Zeit, in welcher das zufammengejehte 
Werk entflanden ift, auch nicht genau ermittelt werden 
fan, jo Tpricht doch Alles für das 12. Jahrh. Miche⸗ 
lant führt ald Hauptbeweis eine Stelle von Aymes de 
Varenne an, welcher in jeinem Roman de Florimont 
(Vater Philippe) fagt: Seigneur, je scay asses de fy 
que d’Alixandre avez ouy cet., und meint, da Aymes 
fein Gedicht 1188 vollendet habe, das Alexanderlied 
müffe vor Diefer Zeit gevichtet worden fein. Aber warum 
muß, wenn Aymes auf ein Gedicht des Inhalt ver- 
weiſt, dieſes gerade das unfrige fein? Sollte es nicht 
vielmehr das urfprüngliche von Xambert fein? Andre 
Beweife, die er anführt, erfcheinen mir noch unfklarer. 
Allein entfcheidend, außer den Zeitgepräge, das ich nicht 
beurtheilen kann, fcheint mir der Umftand, daß Aleran- 
ber von Bernay der Dichter des Athss iſt, deſſen deut⸗ 
he Nachbildung man um dad Jahr 1200 fegt. 

Was Michelant endlich von der auffallenden Leber: 
einflimmung des deutſchen Gedichtes (dad er freilich nicht 
bei der Hand gehabt zu haben gefleht) mit dem frans 
söflfichen jagt, fo möchte ſich das Doch darauf beſchrän⸗ 
fen, daß fie aus derſelben Quelle geſchöpft haben. Es 
bleibe um fo mehr zu bevauern, daß von dem Alberich 


LXIV 


von Bifenzun fi nirgends eine Spur finden laſſen 
‚will. Man kann annehmen, daß die verfihiedenen Be- 
arbeitungen des- griechifchen NRomand im Ganzen denfel: 
ben Gang befolgt und nur an einzelnen Stellen Neues 
eingefügt haben, je nachdem den Bearbeitern oder Ab— 
fchreibern, Die meiftens ganz frei mit ihrem Stoffe fchal- 
teten, noch andre Berichte im Sinne vorichiwebten ober 
vor Augen lagen. Bon dem Zuge nach dem Paradieſe 
nicht zu ſprechen, den der frangöflfche Dichter nur ne 
benbei und fehr unfenntlich wider gibt (f. ©. 356 des 
Auszugd), fiheint mir die auffallendfte Mebereinfiimmung 
des franzöfiſchen und deutſchen Dichters in der Behand- 
fung ver Geſchichte der Königin Kandace ftatt zu fin: 
den. Hier erwähnt der franzdftfche Dichter, wie der eng- 
liſche (S. 458 des Auszugs), nicht nur des Minne: 
fpield , fondern führt das Verhältniß mit befonverer 
Sorgfalt aus. Da die Stelle im Auszug nicht aufge 
nommen ift, fege ich fie hierher (S. 380. 11 ff.). 

Puis (la roine) le maine en la canbre qui painturde 

estoit 

et par devant Pimage en son lit le metoit. 

quant voit li et s’image, mult bien s’apereevoit 

que cou est Alixandres qui avoeec li gisoit ; 

dont l’a mis raison; doucement li disoit: 

„Sire, dist la roine, ne t’esmervelle mie 

„de ceste gentil dame que t’amors a saisie. 

„vois-tu ld cele-.ymage qui por toi fu bastie; 

„J% hom ne le verra qui ne tesmoinst et die 

„que ce soit Alixandres qui tout le mont souplie. 

„se tu vers moi te coile, cou ert grans vilonnie.“ 


LXV 


quant Alixandres l’ot, dont n’ a talent qu’il rie 
et dist une parole qui mult bien fu oie: 
„quantjou laisai m’ esp&e, mult par fis grant folie ; 
„se jou le tenisse ore, n’en portissies la vie,“ 
quant la dame l’oi, si fut mult esmarie, 

Ala tiere se_couce, merci demande et prie: 
„cou e’amors me fait dire, ne tien à vilonnie.* 


„Sire, dist la roine, tu ies et rois et dus; 
„se tu finis sans oir, dex est et mar i fus, 
„ul riens ne vos voit; ci sommes en renclus. 
„proisi6 sui roine, mais d’une riens m’encus, 
„que n’a si bele fame dusc’ as bones Artus. 
„de ta volente faire nule riens ne refus; 
„se jou te puis avoir, par le roi de la sus, 
„de le joie de P mont je ne voel avoir plus. etc. 


Eoliten aber: auch, was nach der ganzen Anlage beider 
Gedihte und befonders bei der Berufung auf Alberich 
als Gewäͤhrsmann durchaus nicht mwahrfcheinlich ift, beide 
Dihter nach derſelben unmittelbaren. Darftellung gear- 
beitet haben, fo iſt doch ihr Geſichtspunkt ein völlig 
andrer, wie auch Michelant hefteht. Der franzöſiſche 
dichter ſteht, trog aller Sittenfprüche, auf dem weltlichen 
Standpunkte; er preift Ritterlichfeit und edle Sitte als 
die erftien weltlichen Tugenden. Der deutſche Dichter 
dagegen drückt feinem Werke überall den Stempel ftreng 
crriſtlicher Sitte auf; die Farben zu feinen Schlachtſchilde— 
tungen leiht er aus der Helvdenzeit und in feinen Wunder: 
beihreibungen zeigt ex einen feinen Geſchmack für die 
der deutſchen Volkseigenthümlichkeit jo jehr zufagenven 
Aultranderlied. 1. v 


LAXVI 


orientalifhen Märchen. Der englifhe Dichter fleht ihm 
näher, als der franzöſiſche, und ift ihm an poetifcher 
Kraft ebenbürtiger. Uebrigens bat das franzöfifche Ge⸗ 
bicht in feinen legten Abfchnitten aud, wenn gleich nur 
kurz, einen Theil der Zortfegungen des Romans aufge- 
nommen, 3. B. die Gefchichte der Elſter; die Erzählung 
von der ſchönen Escavie, wie fle ausführlicher in dem 
ſchottiſchen Alexander vorkommt (f. den Auszug ©. 354 ff.) ; 
eine Gefchichte aus dem Talmud (f. ©. 356) u. f. w. 

Ich füge zum Schluffe noch einige Einzelheiten 
des bis zur Ermüdung weitläufigen Gedichted Hinzu, 
die theild feine Schwächen, theild feine Schönheiten 
harakterifiren. Von den ungefhhidten Wiederholungen 
fann die Stelle, S. 152 oben, einen Begriff geben, wo 
ed, nachdem Alerander den Griechen: fhon im Thale 
Joſafas zu Hülfe gefonmen ift, weiter beißt (VB. 7) 
quant li rois ot oi parler le mesagier, mult tos se fist 
armer et bien aparillier. In feinen Vergleichen bei 
Menſchen, Waffen, Kämpfen geht der Dichter "oft bie 
auf Adam zurüd. So beginnt ein Bote des Admirals 
feinen Auftrag an Alexander vor Babylon naiv mit den 
Berfen (©. 395, 31 ff.): 


cil Dex qui forma tiere et Adan le premier 
et de le coste Adan fit Evain sa moullier, 
garisse l’amiral et se doinst enconbrier 

a tous caus qui & tort le voelent guerroier. 


Nach einer Schlacht find vie Wege fo mit Todten und 
Verwundeten bedeckt, daß man in Wahrheit fagen Eonnte, 
daß feit Adam gefchaffen worden (puis icel jor que 


LXVIL 


Adaus fu formes), Eein fo fchönes Zufammentreffen ſtatt⸗ 
gefunden (S. 156, 26 ff.). Die Schilderungen geben oft 
ind Burleske und Kindiſche. So das Gefpräd zwiſchen 
Porus und dem verkleiveten Alexander, in welchem letz⸗ 
terer feinen Herrn wie einen abgelebten, ſchwachen, im 
werfrierenden Menfchen darſtellt (tous jors se muert 
de froit, jA n’ert en si caut liu; — vius est et rado- 
ta) und Porus feinen Spott über ihn gieft (S. 297. 
If. ogl. auch den Auszug S. 335). Niedrige Vergleiche 
mit faulen Aepfeln, einem Stück Käfe ıc. zum Ausdrud 
ver Geringſchätzung find häufig, z. B. ©. 376, 2 f.: je 
ne tiens d’Alixandre le monte d’un froumage (nidt 
den Werth eined Käfes); ebenfo-S. 421, 22; ©. 533, 
33 klagt Perdiecas bei Aleranderd Tode: or ne pris 
mais le sidcle une pume pourie; ebenſo &. 466, 29. 
Manchmal artet die Darftellung ind Kindifche aus. So 
ſchlägt Kandace ihren Sohn, ald er Alexander tödten 
will, und der Sohn zieht weinend ab, ©. 382, 11 ff.: 
de se paume li done par desous le menton — ensus 
de soi le boute, se l’hurte & l’estelon (Stab). — plo- 
rant ist de la cambre, si vint & la maison. Gin Ge⸗ 
ſchlagner ift jo betäubt, daß er nicht weiß, obs regnet 
ober windet, S. 482, 32: il fu si estordis, ne set si 
pluet u vente. Im Bramarbaſiren wird er nicht leicht 
übertroffen. Die Helden werden verwundet, jo daß fein, 
Blied geſund bleibt, und Doch fiehen fie bald wieder auf. 
Dauris fagt (S. 474, 27): m’espee muert de falın 
et ma lance de soif, und (S. 474, 35) Heißt es 
von ihm: li cuers li est montes par orguel iii, doie 
(4 Finger Hoc). Dem Alexander wird bad Prädikat 
. ‘ vs 


LXVIII 


beigelegt: à cui li mons apent (S. 479, 4). Uebri- 
gend wird man auch durch ausdrucksvolle Reben, leben 
dige Schilverungen und Iyrifche Schönheiten entfchä- 
Digt. Als Gratiens dem König den Fuß Eüffen will, 
verhindert e8 dieſer mit den ritterlihen Morten: che- 
valiers ne doit faire itele mesprison (&. 460, 25). 
Dauris gibt vor dem Kampfe dem Freunde feinen Ning, 
que me tramist m’amie, la biele en qui je croi (©. 
474, 30). Undank des Heften gilt ihm für DVerrath 
(S. 391, 18): 

li sire est mult traitres quant il voit l’ome & pert, 
et qui por son service le traval a soufiert, 

se ne li gueredone selon cou qu’il desert. 

Die Eurzen Naturfihilderungen zeugen von reinem 
poetifhen Sinn. z. B. ©. 384, 17: au matin, par son 
J’aube, quant l’aloette crie cet. und ©. 414, 28: ce 
fu d l’mois de Mai que florisent gardin — que cil 
oiselet cantent souef en lor latin. Eine befonvers fchöne 
Kiebeöfcene wird zwiſchen Daurid und Escavie gefchil- 
dert, die mit den Worten endet: & tant fu la bataille 
des ii. amans finde. ©. 488 f. Zu den beiden Brüpvern 
Floridas und Dauris fagt, als fie vor ihn geführt wer⸗ 
den, Alerander, indem er ihnen ind Geficht ſchaut: j’ai 
le rose et le lis (&. 484, 21). Der vielen mittelalter- 
lichen Züge will id gar nicht Erwähnung thun. Eine 
entſchiedne Anfptelung auf den Gral foheint mir in der 
Stelle zu liegen, die das Grabmal ſchildert, dad Alexan⸗ 
der dem Admiral in Babylon errichtet, S. 444, 32 ff.: 

Par desor les iiii. ars iiii. lampes pendoient; 

‚par art de ingremance en air se sostenoient. 


4, 


LXIX 


ce dient por voir cil qui les lampes veoient, 

qweles pendoient en l’air, mais & riens ne tenoient. 

et nuit et jor les lampes mult clerement ardoient, 

si que nule lueur por ardoir n’i metoient. 

Die weitere Beſchreibung desfelben, befonderd ber 
goldne Vogel mit ver filbernen Flöte (i. chalemel d’ar- 
gent li font du bec issir) auf dem Thurme des Grab: 
mald erinnert an eine Stelle im NRofengarten (vgl. den 
Audzug ©. 353). In dem Bethaus (mahomerie) de# 
Borus find Bilpniffe, vor denen Weihbeden ftehen (©. 
275, 23; Auszug ©. 332). Das religiös = Divaktifche 
Element wird in einzelnen Stellen, befonvers im legten 
Kapitel, vorwiegend. So vergißt Alerander am Morgen 
nie fein Gebet, 3. B. ©. 390, 2: quant fu aparillies, 
ne } mist pas en oubli — s’orison fait as Diex qu’il 
üfacent merci. Schön ift der Sprud (S. 479, 11): 
mais joie dont dex (Gott) nest, norice est de torment. 
Auch Sprüchwörter find hier und ba eingeftreut, 3. B. 
©. 548, 29: — — que cil fist grant folie, qui entre 
les poreiaus giete se margerie (Perlen vor die Schweine). 
In Ähnlichen Redensarten möchte ver Geiftliche Leicht zu 
etlennen fein, wiewohl er zumeilen heftig auftritt; 3. B. 
6. 532, 10 klagt Emenidus: Dex! tu ies endormis 
& diables reviele — et por monter &s cius, ses an- 
zeles atropiele. Und Ähnlich ©. 533, 32: ü "biens va 
deseroisant et Hi maus monteplie. 

Im legten Kapitel häufen ſich Sittenfpräcde, wie 
(6. 528, 16): princes qui viut entrer en tiere et en 
rar doit mettre en i. proudome son conseil et s' 
Mor; und (528, 23): puisque tu connistras i. homme 





LXX 


menteour, si t’ eslonge de lui que d’un fu de caut 
four (entferne Dich von ihm, wie von einem heftigen 
Feuer), que par nature sunt losengier traitour; und (©. 
529, 4): que povret@s est pire que n’ est fiövre lan- 
gor; und endlich die lange Klage un Alerander (©. 
529, 9 ff.): 


e! mors, dolante cose, dolante riens puor, 

ne crien mais ta manace le noise & i. tabor. 

i. sairement en fac, ne puis faire grignor; 

par le cors qui ci gist desous ce couvretor, 

puis ce’ Adans morst le pomme par consel de 8’ oisor, 
n’ oceis-tu si bon, ne sen per, ne millour, 

et quant li Deu ont fait de toi commandeor, 

bien en doivent li autre avoir mult grant paor. 
rois, hui laisies vos homes en duel et en tristor 
‚et issi esgares com bestes sans pastour. 

ja ne ferai por t’ arme proitre au creator; 

bien sai qu’ele est 1A sus, & I’ ciel superiour 

a li Deu en demainent grant joie et grant baudor; 
‚que le joie de toi ont mené 0 le lour. 


Daß ein Priefler immer bie Briefe fchreibt, weift 
auf das Alter des Gedichtes hin (S. 46, 13 x). Hier 
und da finden fih auch mythologiſche Anfpielungen. Die 
bemerkenswertheſte Stell; ſteht S. 452, 29 ff., wo die 
beiden ‚Abgefandten der Amazonenkönigin Amabel das . 
Lied vom Nareifius fingen: 


cantent "une cancon & ton de grant doucor 
d’un vallet qui ja fu, ce content li auctor; 
onques si biel ne virent trestout no ancissor. 


LXXI 


por cou que de biauté avdit si grant valor, 
amer nule puciele ne degna par amor. 

une mesaventure li avint & i. jor; 

vint & une fontaine, tout las de son labor, 
en l' iave voit son onbre, d’aınor ot tel tanror, 
que plus le convoita que oiseles le jour. 
tant vint à la fontaine et mena sa dolor, 
gne li Dieu le mu£örent en une bele flour. 


Die Stelle S. 459, 15 f. erinnert an die Home: 
riſche Ausdrucksweiſe: 


amis, dites moi voir, par votre cr&atour, 

dont venes, que queres, ki sunt votre ancissor? 

Endlich finden fich, außer dem oft wiederfehrenden 
Ausbrud: de mère ne (3. B. 447, 10; 544, 15), der 
volllommen dem muter barin unſres Lanıprecht entfpricht, 
jwei auffallend ähnliche Stellen am Schluß, ©. 547, 12 f.: 


se il fu crestiens, ains teus rois ne fu n&s, 

si cortois, ne si larges, si sages, ei menbrés. 
und ©. 550, 8: se il fu crestiens, onques ne fu teus 
ber; fie ſtimmen ganz mit Lamprecht V. 40 ff.: daz ie 
‚dichein so riche were . . . so der wunderliche Ale- 
xander, ime ne gelichet nehein ander, u. dann ®. 66 ff.: 
Salemon der was aleine uz getan, man mustin wol 
üz scheiden, wande Alexander was ein heiden. 


Da ich über den unter VII gegebenen Profaroman 
nit viel zu fagen Habe, will ich das Wenige hier an- 
fügen. Er ſcheint den Handſchriften V und VI, nach den 


LXXI 


Proben zu urtheilen, jehr nahe zu Fommen. Folgende 
Eigentbümlichkeiten find mir aufgefallen, Die zum Theil 
eine beſonders flarfe chriftliche Yärbung des Ganzen ver: 
muthen laffen; ob fie auch in jenen Handſchriften fich 
finden, vermag ich nicht zu entjcheiden. Abweichend von 
den mir bekannten Bearbeitungen finde ich folgende Züge. 
Alexander läßt vie Gebeine des heiligen Hieronymus 
fommen (©. 388). Der Heiland verorpnet ihm im 
Traume fein Benehmen gegen Jeruſalem (S. 388). Da’ 
ring ſchickt Nelkenſamen flatt ver Mohnkörner (S. 389). 
Durch Gebet zum Heiland bewirft er die Einfchließung 
der Völker Gog und Magog (S. 394). Bloß durch Die 
Hige der ehernen Bilvfäulen wird die Flucht der Ele⸗ 
fanten “bewirkt (S. 395). Bon den Hunden befreien 
fie fich Durch Schweine (S. 394). Alexander bringt dem 
“ Heiland Danfopfer (S. 396). Frauen, ſchön, aber mit 
Pfervefüßen, efien nur Blumen (Mäpchenblumen ? ©. 
397). Alexander fehreibt einen Brief an den Brahma⸗ 
nenfönig, ſchönes Gleichniß darin (S. 398). 


* 


III. 
Kyng Alisaunder. 


Nach der Einleitung, die der Herausgeber, Henry 
Weber, dem Texte dieſes einzigen, neben dem deutſchen 
wahrhaft genießbaren Alexandergedichtes vorausſchickt, 
finnet ſich außer dieſer metriichen Bearbeitung ver 
Alexanderſage und der fpäter anzuführenden in Schott: 
fand gebichteten feine andre in englifcher Sprache. In 


4 


- LAXIH 


der Bobleianifchen Bibliothek If am Ende einer vor: 
trefflichen Hſch. des franzöflichen Romans ein dunkles 
Brudftüd in engl. Sprache son ungefähr 1250 Zeilen 
angehängt, enthaltend die Abenteuer bei den Gymnoſo⸗ 
philten, welche das franz. Original übergangen hatte 
(&. au) Warton Hist. etc. I, 309). Nach der Inhalts: 
anzeige der einzelnen Kapitel zu fhließen, die Weber 
angibt, ift Diefer Zufag nach dem Pſeud. Kall. oder der 
Iatein. Verſion. Auch Größe a. a. O. erwähnt ein altes 
aliterirendes Gedicht, ohne Zweifel dieſes eingefchobne. 
Uebrigens muß die Gefchichte fehr verbreitet geweien 
kin, denn ſchon die alten Wallifer hatten ein Ruyfeddo 
(ie Wunder) dan Alexander, und Chaucer (1328— 
1400), der berühmte Dichter der Tales of Canterbury, 
erwähnt fle Öfter und David Lindsay (1490—1557) 
in feinem allegor. hiſt. Gedichte Monarchie fagt bei 
Emähnung der hritten von ler. gegründeten Monar: 
He: „Was dieſen mächtigen König, Alerander den Er⸗ 
oberer, betrifft, menn du ausführlich feine Kaͤmpfe lefen 
wit und von feiner graufamen Eroberung, fo kannſt 
du in englifcher Sprache fein Xeben in feinem großen 
Buche ſuchen.“ (Chalmer’s Ausg. IH, 61). Der von 
Weber Herausgegebne König Alex. ift nach dem eignen 
Geſtaͤndniß des Dichters (v. 2199) nach einem franz. 
Driginal gebichtet, und wenn man aus dem Umſtande, 
daß er Diefelbe Trennung in 2 Theile bat, wie eine 
franz. Hſch. in der Bibliothek des Herzogs v. Laval- 
itre (No. 2702), ald deren Bf. Eustace und Thomas 
»v. Kent genännt werden, schließen darf, fo Hätte er 
(mie Gräße meint) nach dieſer Hſch, gedichtet. Jedoch 


LXXIV 


Hatte er auch eine latein. Bearbeitung vor fih, wie aus 
v. 2199 ff. hervorgeht, wo er fagt: „Da dieſe Schlacht 
im Franzöſiſchen ausgelaffen ift, fo habe ih, um fle zu 
malen, von dem latein. Autor geborgt ıc.” ine Stelle 
(v. 1986: so us thellith this clerkis) läßt auf eine 
‚möndhifche Quelle ſchließen. Außerdem ift aber auch Die 
Mebertragung eine fehr freie, wie ich fpäter zeigen will. 
Der Dichter ift unbekannt. Zwar nennt Tanner und 
nach ihm Warton u. a., auch ®räße, einen Adam Davie 
aus Stratford um 1312 als Vf., aber der Grund, auf 
den fie ſich flüßen, iſt nur der, daß eine Abfchrift Dies 
fe8 Romans in der Bodleianiſchen Bibliothek fi zus 
famenfindet unter andern vorzugsweiſe religidfen Legen— 
den auch mit einem Eleinen muftifchen Gedichte von 250 
Zeilen, deffen Bf. diefen Namen trägt. Wie wenig Die- 
fer Umſtand zu der Annahme berechtigt, daß diefer auch 
die ſämmtlichen andern und namentlich diefed unendlich 
größere Gedicht verfaßt Habe, leuchtet ein. Der Bf. iſt 
atſo unbekannt; daß er aber ein Geiſtlicher geweſen, 
wie unſer Lamprecht, geht aus unzähligen Anfpielungen 
und Nutzanwendungen hervor. Die gemichtigfte ift wohl 
v. 3586 ff.: N’is so fair thyng, so Christ me blesse, 
80 knyght in 'queyntise, Bote the prest in Godis ser- 
vyse! Es gibt, fo mich Chrift fegne, nichts fo fchönes, 
als einen Ritter in feinem Ritteramte, auögenommen 
den Briefter in Gottes Dienfte. Andre Stellen 
find: V. 20 ff. „Dennoch gibt e8 Viele, die lieber Schwänfe 
hören, als etwas von Gott und der Heiligen Marie.” 
V. 667 verwirft er Die Schergeomanzen, die Romanzen 
der fleben weifen Meiſter (ramaunce of skof). V. 752: 


LXXV 


„So id mit allen Dingen: Aus fchlechtem Leben kommt 
ſchlechtes Ende.“ V. 417 ff, wo er erzählt, daß Olym⸗ 
pias oft die Minne des Gottes begehrt Habe, fügt er 
hinzu: „So thun Weiber ; wenn fie einmal gefehlt haben, 
innen fie Keine Scham und Feine Reue; immer bleiben 
fe in Thorheit, wie im Leim die Fliege thut.“ V. 455 f.: 
»Öört nun, wie ein fündoolles Leben zu Kummer und 
Streit kommt.“ V. 994 f. nach Belegung des Nico- 
laus: „Und fie gingen in ihr eignes Land: Jeſus-Chriſt 
fende uns feinen Geſandten.“ V. 160—166, ald Olym⸗ 
pias ein Feſt zurüfter: „denn man jagt in Nord und 
Süd, Weiber find immer wunderlid. Bar fehr begeh⸗ 
ten fie ihren Leib zu zeigen, ihr fchönes Haar, ihre ſchöne 
Orkalt, um Lob und Preis zu ernten: AU dies if 
Thorheit beim König des Himmels!” Das oft wieber: 
tftende: Helpe us alle seynte Marie (3. ®. v. 1440), 
was freilich auch ritterlich ift, fowie das von den Quel⸗ 
len gang abweichende (v. 1550 ff.), daß Aleranver fich 
von Jupiter fagen läßt, er fei ryght kyngis blod, von 
ähtem Ritterblut. V. 2895 ff: „So endete Theben bie 
Stat! Bott babe Erbarmen mit uns und lafle ed uns 
fo treiben, daß wir zu feinem Leben kommen, wenn 
wir follen von hinnen geben, und mit ihm ohne Ende 
ken.” V. 3884 ff.: „Herr Chriſt! daß die Güter Diefer 
Belt doch Mitten und "Herzögen fo lieb find! Da ift 
fein fo geringer darinnen, der nicht glaubte viel zw ges 
innen, daß er für großen Schag ſich ſelbſt nicht einer 
Gefahr ausſetzen möchte.” B. 3957: „Und mande 
Seele fuhr zur Hölle.» B. 4320 ff.: „Gnade, Jeſu! 
Eich uns Hei! Es geht mit dem Menjchen wie mit der 


LXXVI 


Blume: Sie mögen beide nicht Bauern; fie gleiten weg, 
wie das Feuer thut (Pſalm 103, 15 f.). Andre Stel⸗ 
Ien finden ihre Erwähnung in den Einleitungen, Die 
ich geben werde, und in dem Auszug ; beſonders mache 
ih noch auf Die Stelle aufmerkfam. (I, c. 7), wo Alex. 
fich, ganz wiverfprechend den gewöhnt. Annahmen, freut, 
daß ein Orakelſpruch den Philipp als feinen Vater nennt. 
Sieht man dagegen auf die höchſt lebhaften und an- 
ſchaulichen Schilderungen von Feften und Umzügen, von 
Jagden und Schlachten, fo Zönnte man wohl verfucht 
werben, in dem Erzähler einen Ritter zu fuchen. Das 
wäre dann aber ebenfowohl auf unfern deutſchen Lam⸗ 
precht anzuwenden, der fich nicht minder gefällt in fol= 
hen Schildereien. Die Geiſtlichen jener Zeit ſtanden 
eben den ritterlichen Uebungen und Anfchauungsweifen 
nicht fo fern. Man wird aber weder im englifchen noch 
deutfehen Erzähler eine eigentliche Luft an derartigen 
Thätigfeiten finden ; es ift das rein objektive SIntereffe 
ber Erfenntniß und belehrenden Darſtellung. 

NMur zwei Handſchriften des engl. Gedichtes find 
vorhanden (abgeſeben von einem unbedeutenden Bruch⸗ 
ſtück von 200 V.); die eine (in the Bodleian Ms. Laud, 
J, 74 fol.) auf Pergament, aus dem 14. Jahrh., die andre, 
die dem Drucke zum Grund gelegt iſt (library of Lin- 
coln’s Inn No. 150), der Sprache nach etwas ſpaͤter. 
Das in dieſer Fehlende iſt aus ver erfleren Hſchr. er⸗ 
gänzt und fo ein vollflänviges Ganzes geliefert werben. 

Zur Kritik des Gedichtes übergehend, muß ich dem 
engliſchen Dichter die Stelle dicht unter unſern Lam⸗ 
ꝓrecht anweiſen und es läßt ſich in beiden das gemein 


l 


LXXVII 


fame germanifche @lement nicht verkennen. Auch er 
weiß, wenn auch in geringerem Maße, ald der Deutfche, 
ih zufammenzufaflen und in wenigen Worten ein lebens» 
volles, wirffames Bild zu entwerfen. Hier ift nicht dieſe 
eompilatorifche Wuth gehäufter, ind Unendliche gedehn⸗ 
ter Schilderungen, nicht diefe übermäßige Liebe für Wie- 
derholungen, die fich oft auf Hunderte von Verſen er- 
reden, nicht diefe fchonungslofe Anwendung von bloßen 
Flickzeilen; was man bei ihn von beveutungslofen Zei: 
Im oder wörtlichen Wienerholungen findet, if, wie bei 
Lamprecht, Einfachheit, Natürlichkeit und gewährt eben 
darım den nämlichen Reiz, wie die Nefrains, ohne zu 
langweilen. Seine poetifhe Kraft ift beveutend und gibt 
km Gedichte etwas Urfprüngliches, das ungemein feffelt. 
35 habe bei dem Auszug Rüdficht auf befonders ſchöne 
Stellen genommen und will daher Hier nur zwei Schil- 
derungen anführen, die auch der englifche Herausgeber 
hervorgehoben hat. 

Die eine fchilvdert die Vorbereitungen zur Schlacht 
(». 3411——- 3424): „Manch Kampfroß fprang empor voll 
Muth: Im Stillen weinte mander Mann, Der Sorg« 
loſe und der. Kühne fang: Die Feigen vangen ihre 
Hände. Da konnteſt vu ein Toſen hören: Manch ſchö⸗ 
nes Faͤhnlein an dem Speer, Manchen Ritter mit fei- 
am Stahlhelm, Mandy Schild vergoldet ganz und wohl, 
made Schabrade, mande Dede, manchen Kunflgriff 
mit hellen Waffen. Die Erde bebte unter ihnen; Nicht 
mohte man den Donner hören Vor dem Schall ver 
Banken, der Trompeter und der Sänger.“ ' 

Die zweite malt Alexanders Nachtlager (v. 5252-59): 


LXXVIII 


„Vor dem Koͤnig hing ein Karfunkelſtein Und zwei tau⸗ 
ſend Goldlampen und eine, Die warfen alſo großes 
Licht, Als bei Tag die Sonne glänzt. Die Minſtrels 
regten ihre Zungen, Der Wald erbebte, als fie ſungen. 
Bis auf zwanzig Meilen die Runde War das Land be- 
det mit Baronen und Rittern.“ 

. Im Colorit iſt Übrigend der Dichter ein treued Kind 
feiner Zeit. Nicht nur, daß er, wie Lampr., pas chriſt⸗ 
liche Bewußtfein überall heroorleuchten läßt; die ganze 
Gefchichte, wie er fie erzählt, wächſt durchaus auf Dem 
Boden der Ritterzeit und in naiver Treuherzigkeit klei⸗ 
det er feine Helden in englifche Ritter um und breitet 
um fie die Sitten und Fefte feiner Zeit aus. Man lefe 
die Befchreibung des Feſtes, bei dem Nektanebus zuerft 
Die Königin Olympias fteht (v. 150-235). Da’'tragen 
die Edelfrauen Sperber (that was honeste); da werben 
die Häufer mit Teppichen behangen, wie es noch im 
15. und 16. Jahrhundert Sitte war beim Einzug des 
Lehensherrn. So vergnügen fich dio Herren und Damen 
mit der Jagd im Wald und am Flufie (v. 677 ff. In 
grene wode of huntyng, And of reveryng and of hau- 
kyng d. h. im grünen Wald zu jagen und am $luffe 
und im Gefilde der Falkenjagd nachzugehen), wie es ſelbſt 
Die gefangene Maria Stuart. noch als einzige Vergün- 
fligung fih von ihrem Aufjeher Ralph Sadler erbat in 
Tutbury Castle (f. Ralph Sadlers State Papers, Edinb, 
1809, U, 538). Der Ritterſchlag wird ganz nad) mit- 
telalterlichen Gefegen von Philipp ausgeübt (v. 802 — 
839), wie ihn Tier im Oftavianus S. 320 ff. ſchil⸗ 
dert. Die Hochzeit mit Gleopatra feuert Philipp nad 


LXXIX 


engliſcher Sitte (v. 995 — 1162). Harfner und Minſtrels 
werden als unverletzlich zu Geſandtſchaften benutzt (v. 
2843), bei welchem Zuge man an Alfreds des Großen 
und des Dänenkönigs Anlaff kühne Verkleidung denkt. 
Das Schachſpielen (v. 3133 pleyghed at the chesse) 
iſt ein allgemeiner Zug. Bei der Belagerung einer See⸗ 
ſtadt werden Kanonen (gonnes) erwähnt (v. 3268). Die 
Naivetät des Dichters geht fo weit, daß er bei der Be: 
fehreibung Thebens, um einen Begriff von den fchönen, 
breiten Straßen zu geben, fagt, fle feien jo herrlich ges 
weijen, so is Chepe in this londe (wie Cheapside in 
London, v. 2656). Unfer Lamprecht hat ed viel mehr 
verflanden, feinen Gedichte ein alterthümliches Gepräge 
aufzuprüden. Abgefehen davon, daß er um wenigſtens 
150 Jahre früher gedichtet Hat, fußt er mehr in der al- 
ten Heldenzeit, ald in dem Ritterthume, und hat ſich 
ohne Zweifel mehr von feinen Quellen durchdringen 
lafien und ihren Charakter beibehalten. Seine Schilde: 
zungen der Wunder in Indien fönnten in dem. jchön- 
flen orientalifhen Märchen Plag finden. Ueberhaupt 
fcheint feine Phantaſie mehr in dem Orient, ald Occi⸗ 
dent, Nahrung geſucht zu haben und mit einer gewiſſen 
fünftlerijchen Rückſicht Hält er bei Bejchreibung des 
Drientd jeden Anklang an occidentale Sitien und Ge: 
brauche, au im Kleinften fern. Au iſt der epiſch⸗ 
didaktiſche Charakter reiner bewahrt und alle Iyrifchen 
Ergüffe meidet ex, namentlich die Naturlyrit. Demun⸗ 
geachtet iſt die jorgfältigfte Betrachtung des englifchen Ro: 
mand von großem Gewinn für die Gefammtanfchauung 
jener Zeiten, wo derſelbe Strom der Poeſie, wie das 


LXXX 


Leben felbft in den Kreuzzügen, durch alle Länder Eu⸗ 
ropa's flutete und eine gemeinfame Kunftbildung zu 
Wege brachte, die auf denfelben Grundlagen ruhend und 
von berfefben religiös s fittlichen Anſchauungsweiſe aus. 
gehend, ſich nach den Individualitäten der verfchiedenen 
Völker dennoch fo verſchieden eigenthümlich geftattete. 

Was Sprache und Vers des englifchen Gebichtes 
betrifft, fo zeigen fih auch hier viele Anhaltdpunfte zur 
Vergleihung mit Lamprechts Liede. Die Bitte um Ber 
zeihung, wenn er wiederholt (v. 65— 70); das oft mie- 
verfehrende Hinweiſen auf feine Quelle bei abfonderlis 
chen Dingen (y fynde in boke z. B. v. 149); vie Auf⸗ 
forderung zu erneuter Aufmerkſamkeit (7. B. v. 39 f. 
Yef ye wolen sitte stille Full feole Y wol yow telle); 
das Flickwort y — wis entiprechend dem zwäre bei Lampr. 
und manches Andre, Kerner diefelben kurzen Reimpaare, 
diefefbe metrifche Unregelmäßigfeit und diefelbe, oft an 
‘ bioße Alliteration flreifende Nachläſſigkeit des Reimes 
3. B. luste: best‘, thousand: byhynde, yarke: Karpe, 
rent: deontis, walles: all, foughte: doughty, bround: 
lond, stoveris: -justers, rugge: hegge. 

Mie nahe bie englifchen Sprachformen damaliger 
Zeit noch unfern mittelhochveutfchen kommen, kann man 
in jeder Zeile ſehen; es bedarf dies übrigens auch kaum 
einer -Erwähnung. Formen, wie: er ergriff ihn den Bes 
cher hond habbynde (in der Hand habenden, Y. h. auf 
frifcher That), zeigen, welche Flexionsfähigkeit noch in 
der Sprache Tag. Ich begnüge mich, hier nur noch eine 
Anzahl von Wörtern hHerzufegen, die, zum Theil jetzt 
verfhmwunden, ihren deutfchen Urfprung deutlich zeigen‘ 


LIXXI 


chis erfiefet, hals, odame Eidam, teilde Zelt, ord das 
Ort (Spike) vom Schwerte (v. 1839 ord of spere and 
ord of egge; v. 6437 both by the grayn Schärfe and 
at orde), aller Genitiv von all, staat Staat, Putz, 
anght — iht etwas und naught nicht, rigge Rüden, 
bane unſer mhd. ze banen, haselrys, bedene beide zu⸗ 
ſammen, sikexliche, überhaupt — liche lich, underfen- 
gen, beneme wegnehmen, roo Ruhe, sythyn feit, cherle 
un karle Kerl, wrake Race, wyste wußte, schyngil 
Schindel, yse eifern, berfreyes Berchfriden, to vor dem 
Verb bezeichnet Das ge, bernes und bairns Stinder, 
lewede Leute im Gegenfaß zu clerks, segge fage, 
segghe fahen, bethe beide, samyt Sammt, wether- 
ne Widerwinnen, biradieth berathen, stygh Stieg, 
schyr flar (auch bei Lampr.), scathe Schade, schenke 
ausihenten, bod- word, bode Botſchaft und Bote, 
schyde Scheit, schond Schande, schent geſchändet, sele 
Eile, starf, steorve, storven Formen von flerben, smerte 
Schmerz, brede breit, werlde Welt, monniliche män⸗ 
niglih, wede Wate, forhole verhehlt, fremd, stark, 
bregen brechen, bregge, bruggen, brygge Briten, bren- 
nyng brennend, brond und brand für Schwert (Lampr. 
du häs einen brant in diner hant), auch Fackel, brouke 
Brauch, bride Zaum (breidel bei Lampr.), bruny Brünne, 
tayser Kaifer, egge mhd. ecke, cusse Kuf, denk denken, 
eme Oheim, ern Aar, fane Fahne, fele viel, forbrent 
verbrannt, forby vorbei, bour Zimmer, tho mhd. dö, 
thar mhd. dar, seiden fagten, grame Bram, helen Höhlen, 
heved Saupt, knape Knabe, y-corn erforen, kyngriche, 
levere lieber, leef lieb, stern und sterre Stern, liche . 

Alex ander⸗Lied. L VI 


LIXXL 


Körper (on his liche v. 3482), list, mid mit, mayn 
Kraft mhd. magen mein, maigne mhd. manie menige, 
mangnelis und mangonels mhd. mangen, marche Marke, 
michul mickle michel ®röße, groß, bishiten and by- 
dagged beſchmutzt (mie im Holländ.), wyred gewieret 
bei Lampr. (v. 208 with riche strynges of gold wyred) 
ete. myddelerde (v. 1) entfprechenp dem ahd. mittigart 
(gart — Kreis, Wohnung), mittilagart, mittilgart, meri- 
garte; es bebeutet die Erde, mitten im Ocean liegend, 
alfo von ihm ummwunden; daher viefer wentilsaeo (Wen⸗ 
delſee) heißt. 


IV. 


The romaunce of Alexander, containing the Forray 
of Gadderis, 


Der englifhen Bearbeitung ded Aleranderlieved zu— 
nächſt fteht eine in Schottland 1438 gemachte Weber: 
fegung eines Unbefannten, die offenbar ganz aus fran= 
zöftfeher Quelle entftanden if. Die eigentliche Befchichte 
Alexanderd ſcheint nur Bruchflüd, während die Forte 
fegung der Geſchichte ausführlicher gegeben iſt. 


Zufammenftellung deſſen, was nad dem Terte 
der Stragburger Handſchrift aus dem Kreiſe 
bes Mittelbochdeutfchen Beraustritt. 


Mas die Bocale betrifft, fo iftim Allgemeinen zu 
bemerken, daß der Umlaut nur, bei a und & einzutreten 
beginnt; von allen übrigen Umlauten: 6, ce, ü, iu, Öu, 
üe findet fich Feine Spur. Für den Umlaut des a ſteht 
gewöhnlich e; ® nur in: Älberich 19. 33 neben Elbe- 
rich 13. pälenze 325; und o (= &) entfpricht in der Re⸗ 
gel auch Dem mittelhochdeutfchen æ; æ findet fih nur in 
mere 5. were 6. 3756. 4452. gebsere 1658. 4451 neben 
were: geb&re 366. 5309. stetich 256, stelinen 1729. 
nzme (: gu&me) 3848. 

a erfcheint ſtatt des Umlaute e in craften (Pl.) 
(:dächten) 5582. staten (Pl.) 6450. radere (Pl.) 
5958. in den Pluralfornıen hande (: zande) 494 und 
öfter, zande (: hande) 495. (: verwände) 3011 und öfter. 
zane (: allizane) 4898. hercrafte (Dat. Sing.) (: ellent- 
. bafte) 106. wirtscafte 2936. Merkenswerth ift der nicht 
eingetretene Umlaut in belacht (: berescraft) 2782. ge- 
laht (:naht) 2823 neben geleget 5737. legete 372. 
lechten ( : ged&chten) 435 und geleit (: bereit) 3720, 
sgl. hierzu dad mnd. lahte (— legete, leite) : (mahte) 

ver 


LAXXIV 


Leben der heiligen Eliſabeth 22. lahten Rojengarten 
Frankfurter Hoſchr. 873, wofür Grimm Gr. T’, 978 mınl. 
leide (für lechde) anfegt. Doppelformen, wie gagen 
und gegen, erhellen aus den Altveutfchen (gagan, -ga- 
gani). Graff Sprachſch. IV, 135: 138. 

a für & in sinewal (:bal) 1298 neben sinewel 5106. 
. 2110. winrabiz (— winräbe iz) 5299. Jenes sinewal 
zugegeben, bürfte here (: ware) 4655 in hare geändert 
werden nah Gr. Gr. I’, 130. II, 179. 

a für o in sal (: val) 1290. (: al) 1805. 4075. 
(: sal) 5789 u. f. w. neben sol (: wol) 2751. 2898 
u. oft außer Reim. salt 399 u. f. w. saltu 2367 w. f. w. 
wale (: zale) 1834. 3176. (: sale) 3008. (ze tale) 
2225. (: ledersvalen) 4897 neben wol (: sol) 2752. 
2897. (: al) 2507 und ofta. R. wole (: sole) 1920. 
(: dole) 6192. — Qie PBrät. machte (: bedächte) 1034. 
mahtes (: gedächtes) 2732. machten (: bedächten) 2160 
und mohte (: dächte) 331. (: bedächte) 99% 3838. 
5073 5104. (: besähte) 1303. (: unzuchte) 4140 u, oft 
a. R. ſchwanken, vgl, Gr. Gr. IP, 131. 276, 

a alterthümlich in houwan (: man) 2475. 

.e, Umlaut des a in 1. ſchwacher Conj., wo fonft wegen 
des frühen Ausfalls des nachfolgenden i der Umlaut nicht 
eintrat, findet fich in gesezte (: hête) 437 neben sazten 
‚.: hatten) 1046. sazte 462. 1080. saztir 8836. sencte 
999 neben irtrancte (: nerkante) 2260. | 

& für i [e und & gebunden auf i it-rede:lide 1647. 

:fride 4062. verhebet :: liget 1775. lewen :hiwen 4888. 
wesen : risen 1860. tete: site 71909] in wedere (Pl.) 
(: ebene) 3895. erre (: verre) 6694 neben irre 273. 


LXXXV 


derre 315, en 418. — erdische 1400. 6288. — brenge 
3512 neben bringe 6188. bringen (: lengen) 1407 (©. 
Athis ©. 13). gebe 3311. 3464. gebih 3324, 3489. 
jehen 3327. quelen (: bevelen) 3706. genesen (: wesen) 
3707. sterben 3707. bevele 3710. spreche 3987. werde 
2149. — sehet 152. 2304. nemet 5991. vernemet 
(igremet) 1368. — nem 2418. 4477. vernem 2677 
ueben vernim 3821. 5467. — svemmen 5348 neben 
swimmen (:innen) 2251. a. R. 5354. cremfen : remfen 
1967. — resen (: wesen) 496 (vgl. Gr. Gr. P, 971). 
— grene 4160. 

i für e (Umlaut des a; Doch nur vor nn, nd,.ng, rb, 
rk) in brinnen 3817. 5254. brimnit 3944. blinden 1236. 
geblindet 1272 neben geblendet (: versendet) 3417. ge- 
hinget 7045. irwirbet 4379.‘ gemirken (: birken) 2795 
ueben merken (: wirken) 2. 1210. (: gewerken) 1051. 
(:gewerke) 5945. a. R. 71. Gr. Gr. I®, 149. 255. 273. 

i für & im tvirgelin 2955. wilher 5643. wilhem 21. 
wiben 1211. 3643. 5713. svilhe 5138. wilich 5091. 
$vilich 4968, wiliche 4176. wilehes 4672. iteslich, 
-üche 1114. 3807. 2326. 6890 neben ettewaz 4733. 
ldige 7086. TO91 neben ledich 29. 3423. Das Pron. 
iz und der Gen. neutr. is (ohne Ausnahme) iſt ahd. 
dr. Gr. 1°, 785 Anm. a. Immer dihein, gewöhnlich ne- 
hein ; jevoh nihein 293. 3867. 5698. nichein 6226. 
das alte -Aif, -zich (-zie) ſchwächt ſich nie in -lef, -zec 
9. Bei den untrennbaren Partifeln wird immer ir, mit 
Ausnahme von er 1544. 1994. 3456. 6446. 6449; in 
mit Ausnahme von en 2258. 2808. 8525. 4243. 6349; 
dagegen immer be, ge, ent (en), ver, zer geſchrieben. 


LXXXVI 


i für e in Ableitungen ift Regel; theils har ſich 
das alte i erhalten: -isch ohne Ausnahme, -ich (-ie, 
-ih), -icheit, -ieliche, mit Ausnahme von rüwech 2018; 
flertiert immer -ige, mit Ausnahme von creftegem 
6336, fo daß ſich bier die alte ig=- Ableitung gemahrt 
hat, daneben die ahd. ag- Ableitung in diefe überge- 
gangen ff. Die Superlativendung -ist gewöhnlich, eis 
nige Male -est (1234. 1980. 4886. 5017), daneben - Öst 
(fiebe 5). — Das alte i fteht, woneben jedoch auch die⸗ 
felben Formen mit e vorfommen, in houbit, helit, selide, 
lutzil, michil, ubil, ubir, in dem durch Aſſimilation ent⸗ 
ſtandenen bilide; unorganifch ift es eingedrungen für a, 
u,u.f. mw. in brädir (:Occeätyr) 2310. ysin, jugint, tu- 
gint, werilde, dienist, tAbil*), obiz, wazzir, wundir, 
magit, aldir, magir, offiin, üzir, stahilscal, andirhalb, 
degintlichen, ebinhöe, hundrit (hundirt), tAsmt (S. 
Anm. zu 898), abir u. f. w. 

i tritt in den Flexionen ald Regel hervor im Gen. 
der Einzahl bei dem ſtarken Subftantiv und Adjeetiv, 
mo das Ahd. und Mn. e, das Gothifche i hat. (Alter- 
thümlich?). Hier und bei der Conj. ſtehe zur Erfparung 
des Raums ein Beifpiel ſtatt aller. derſelben Art: ta 
gis 3890.- hütöris 2386. liedis 36. gemütis 2895. 
frumis 2520. sinis 383. Aheris 6748. Unorganifch fin- 
bet es ſich fomohl bei der ſchwachen Derclination des 
Subſtantivs als bei der flarfen und ſchwachen Declina- 
tion des Adjectivs in balkin 5410. merekatzin 5679. 


*) Sollte es auch eine ahd. Form tiufil gebeu, woraus fich 
unfer mhd. tiuvel nhd. Teufel erklären ließe; da fich ang tiufal 
nur tievel entwiceln konnte ? 


LXXXVH 


starkiz 134. grözir 3148. creftigiz 2167. starkir 5958. 
starkin 800. uberin 1189. scarfin 2920. — Bei ber 
Conjugation ſteht i alterthuͤmlich in gebftis 2813. sh- 
mis 2912. stichit 4197. woldistu 3666. gemerkit 2998;; 
für andere Vokale (a, u, &, 6), wo mhd. e fteht (Gr. 
&r. 1°, 149), in mugin 3037. wollint 4380. mordit 8588. 
gewinnint 4318. smeckint 1920. bewarint 225. svebite 
6978. hulfin 2016. woldin 240. gedenkit 2529, helfin 
4173. geschaffin 167. fliegindin 287. lebinde 2409. 
gerinde 3386. beroubit 1415. 


-inge für -unge in woninge 4683 neben samenun- 
gen (stunden) 6399, wie überhaupt dad im Mnl. ent- 
ſchiedene -inghe, nnl. -ing der ftarfen Feminine auf ein 
ifteres -unge zurüdgeführt werben muß. Gr. Gr. II, 354. 


0 für & nad voraudgehendem w in wollet 3573. 
3971. 6837. wollent 3554. 7003. wollint 4380. wol- 
ient 4735. wollen 2319 neben welltir 4761 und willet 
#556. 4182. willent 4416. Bol. Gr. Gr. I?, 884. 964. 


ofüru [u: o. sune:comen 2850. 6711. Komulus 
108 2868] in vort 1539. worf 1225. armborst 2107. — 
solt (:golt) 6980. a. R. 4381. 5945. soldir 1855. 7046 
neben sult (: golt) 1822. 5753. a. R. 4407. sole wir 
6504 neben sulen 2695. — verborgen (:sorgen) 3596, 
worden (: gewurben) 3778. (:wormen) 3920 und oft 
RR. genozzen (: geflozzin) 6618. a. R. 6874. sloz- 
zen 5562. beslozzen 2059. entslozzen 2083. enboten 
(:roten) 841. a. R. 2172. 2711. verlorn:corn 1016, 
verlorn 4939. Verloren 4802. vonden (: stunden) 3394. 
4910. folten 4600. konde 5442. neconde 1896 neben 


LXXXVIII 


kunden (:stunden) 5909. vohten neben vuhten und 
vähten (©. die Anm. zu 895). — irfolt (: golt) 6976. 
-— für ü (für das nicht umgelautete u) wormen 
(: worden) 3919 neben wurmen (: sturmen) 6541. 
6866. — vor 296 und noch 28 mal. vore 5391. 6084. 
vorder 3429. 3951. 6263. 7105. — gagenwortich 
7072. — sole (:wole) 1921. irzoge (:herzoge) 6178. 
missebote (: bote) 6175. worde (:burge) 3687. a. R. 
1785. 3753. worden (:sturben) 2233. wordin 867. 
irworbe (:sturbe) 2605. verlore 2528. verkore 428. — 
stormen (:gewurme) 4820 neben sturmen (: wurmen) 
6540. — gevollit 4552. 

o alterthümlich ausnahmsweiſe nur in imo 2506. 
verro 401. 5298. : 

ow Hat die Handſchrift mit Ausnahme von ouwen 
(: bescowen) 1800. 3107. (:scowen) 5030. getröwe 
(:scowen) 6958. zouwis 3466 immer, auch da, wo im 
Mhd. Umlauf (öwe, öuwe und deren Zufammenziehung 
du [öi]) eintritt 3. 8. frowede 1421. frowen 3325. fro- 
wete 383, drowete 1361. gefrowet 4812; fogar ow auf 
oug und Üw gebunden: frowen (:tougen) 2633. gesco- 
wen (:ougen) 4870. frowe (:träwe) 6374. (: träwen) 
6406. frowen (: getrüwen) 2695. 5135. (: rüwen) 5200. 
(:träwen) 5378. 6380, wo mid) in samen: vernämen 
4931. gewaldigere : were 3685. berhfriden :nide 1065 
nicht abhalten Eonnte im Reime ouw für ow zu feben 
(Bol. W. Grimm zu Graf Rudolf ©. 10). 

u für i [u:i. ubir: wider 3056 ] in schruwen 3190. 
Bel: Gr. Gr. I%, 936. I?, 189, 257. 

u für o in uffenbäre 5655 neben dem fonft gewöhn- 


LXXXIX 


liden ofinbäre. uberin 1189. uberisten 4723. turen 
(:vore) 2122 neben tore (: vore) 2218. zurne (:tur- 
me) 1182 neben zorne 1534. 1962. fugil 5859. fugele 
4983. 4997. 5144. 5194. 5869 neben vogel 4993. 
vogelen 1782. fugelin 5407. — wurden 6061. ge- 
wurben (: worden) 3777. — sulh 1905. 4566. sulih 
1367. sulich 3922. 4909. sulhe 89. 3660. 5544. sulher 
1347. 1902. 2921. 6764. sulhis 2329. 4085. sulehis 
(:kuninges) 6117. sulhen 2526. 3868. 

u für ö (für Das unumgelautete 0) in hubisch 3652. 
hubischeit 5128. hubiseheite 5886. — zurnic 1177. 
zumigen 878 neben zornige 2640 befremdet nicht, da 
auch muhd. zürnie Konrad von Würzburg trojan. Krieg 
Straßb. Hoſchr. 164. vorfommt, was neben zornec (ah, 
rornag) ein ahd. zurnig vorausſetzt, was fi bei Graff 
jedoch nicht findet. — muhte 6763. 

u alterthümlich in wituwen 7087. — &bunt 6667. 
1017, welches außerdem (:wunt) Bit. 37° 94* Abunde 
Ribel. 747, 1 ©. (: ungesunde) Rab. 429. bunden 
(erfunden) Gudr. 376, 3. und Genef. Fundgr. 2, 82, 
13 vorfommt und für ahd. Apant, mhd. äbent flieht, 
Meint niederdeutſch. Vgl. Gr. Gr. I?, 166. 

unt- nd. für ent- in untwirken 242. untflihen 998 
neben 17 mal ent-, 

& neben dem in ber Negel eingetretenen Umlaute & 
(=&) und dem Eingangs erwähnten se, in Sälde 2284. 
Slden 6028. swäre (:offinbäre) 7054. mären (: wären) 
8773, smähe 4118.’ stäte 3460. stäten 1530. 4433. 
ige (: wäge) 3463. gebäre (: wäre) 187 neben geböre 
(wäre) 366. 5309, mären (:wären) 1180 neben me- 


= 


xc 


ren (:&ren) 2017. 3733. änich (:wänich) 4090. un- 
dertänich 6479. verhäle (: mäle) 6563. wäre (: ge- 
bäre) 188. (:zwäre) 1125. 4093. (:ofänbäre) 5629. 
5654 und wäre a. R. noch 17 mal. wären (:gebären) 


244. a. R. 3098. 4032. wäris 3647. wärestu 3636. 


neben gewöhnl. were. gäbe 2601. quäme 6476. 6544. 
vernäme (: qu&me) 1282 neben vernöme (: quöme) 
1802. nämih 6279. wäne 3039. wänet (: gehönet) 


. 8571. a. R. 4060. wänich (:ä&nich) 4089 neben wene 
: 289. 4048. 5025. wönet 6778. wönen 859. täte (:räte) 


7 


3346. 6807. 4092, a. R. 1331. täten (: versmäten) 853. 
getätes 2316 läzestu 3305 neben léêtet 3364. häten 
(: bäten) 5117. 

& für æ in der Regel für den Umlaut des & mit 
den orftehenb ermähnten Ausnahmen; und fo findet. 
ſich auh & (—®) auf e, doch nur Flingend, gebunden, 


was freilich bei der alten Freiheit in Beziehung auf Die 


vorlegte lange Silbe (vgl. Graf Rudolf ©. 10), die ſich 


auch in diefem Gedichte findet, nichts Keweif’t, in märe 


: &ren 2629. mören :&ren 2016. 3734. w£ere:söre 32183. 
: junch@re 5465. : hörten 2970. 2978. und in -Ere 
2282. 2307. 2312. 4073. 4315. 

& für ei in zw& 1390 neben dem gewöhnlichen zvei 
(: aspindei) 5942, wo fonft im Auslaute 6 in der Regel 


für das goth. Ai fteht, ſtehe Gr. Br. I?, 93. 106. — gerdt 
‘(:g&t) 400 neben gereit (:frumicheit) 2959. 3248. (: wär- 


heit) 4682. (:gemeit) 2057. gereite (: leiten) 1886. 
2457. En 200. sihänime 6173 neben siheineme 6174, 
vgl. Anm. zu 414 (ftatt 413). zvönzie 4801. 4942, 5858, 
vgl. Sitvefter v. Wilh. Grimm S. V. (Vgl. ei für 6.) 


CI 


e für ie [&:ie. Er:tier 4868. hör:tier 5438] 
in kn&te 364. pantere (: mêre) 5402 neben pantier 
(:tier) 5875. Gr. Gr. I®, 95. 258. 261. Hierher gehört 
auch wohl v& (= vihe [vie?]) (:w&) 3189 neben vihe 
4626. Ueber s& neben sih, f. Anm. zu 6049. — Wie 
ift her zü 2436. her 20 2594 zu deuten? her aus Ber- 
wechslung mit hie (vgl. hi z6 1679) oder her für hier 
(fatt des abgeftumpften hie) und deßhalb her zu fegen ? 

t für ei in blib 1537 neben screib (:brieb) 83270 
habe ich in Betracht des nhd. blieb nicht als Schreib: 
fehler angefehen, fo wenig ald zvier 2557. 4489 neben 
zveier 4466; da die Form zwi in Zufammenfegungen 
vorfommt. S. Graf Sprachſch. V, 715 u. fl. 

ft für ie, woneben ie faft eben fo oft vorkommt, in 
kni (:drt) 1992 vgl. knete 364. hi 1679. 2070. 3908. 
6469. 6485. 6498. schit 2213. geschit 1182. das häu⸗ 
fige hiz, gehiz (:liez) 4769. iz 966 u. f w. gevil 
(:viel) 500. behilt 6208. (: zespielt) 7123 u. ſ. w. be- 
hilden 2273. nerwilt 1646. stiz 263. (: brief) 1985. 
schire 882 u. ſ. w. zirheit 76. 5026. geziret (: gewieret) 
5296. 5418 u. f. w. betrigen (:liegen) 6919. — geschit 
(niet) 3123. 3442. (:nit) 1223 neben geschiet (: niet) 
2984 (f. Anm. zu 1223). — Vielleicht ift in fllhen 3182. 
wntflihen 998. flihende 3230. 8451 Kürzung des 1 (ie) 
anzunehmen wegen der Geneigtheit einfllbig zu werben 
vgl. geflihen : gesehen 2537 — geflien : gesien, und 
geschien (für geschehen) 2241. Xanzelet vlien:: zien 
1940. zien (: dien) 5716. Gr. ®r. I, 295. 

i ftatt 1 für ie in ginc (:jungelinc) 825 u. f. w., 
gingen, beginc, zeginc, voHenginc, vinc, vingen, hine, 


cu 


verhingen ift mnd. zuzugeben, mul. ſteht es fe. Gr. 
Gr. I’, 274. Eben fo habe ih in lihte (: anesihte) 
6002. a. R. 5830. 5937 (jevoch neben liecht (: niecht) 
3225. liechtfag 6258) kurzes i angenommen, vgl. Das 
nhd. Licht, nn. licht, Gr. Gr. I®, 312); ein mnd., mnl. 
licht weiſ't Grimm nicht nach, aber auch Fein liecht. — 
di für die und für diu if die Regel; die ſteht richtig 
nur 6696. 7125, für diu 1315; (diu fleht 111. 128, 
216. 400; diu aus da gebejjert 1378 und 2964. dü 
2504. neh dia 317. zö diu 244. von dü 2765); di 
weiter abgeſchwächt in de 1145, wo ich nicht & für ie 
 (fiehe oben) anzufchlagen wagte. si ift Regel; sie fleht: 
si sie 874. 4805; siu 130. 5391. 5787. 6084. sü 
6427. — si (Nom. Sing. Tem. auf bi gebunden) 5374 
ſchien mir nicht fchlagend genug, um außerdem immer 
st zu fihreiben, vgl. Gr. Gr. 1°, 787 und sit (:mi) 
Karel*) U. 1667. 1941. 1955. 2097 und außer dem 
Reim das abgejchwächte se IL. 1831. 1956. — ohne 
Ausnahme wi, svi (swi). Vgl. Gr. Gr. I, 260 und im 
Texte dad häufige 1: i (beide mit nachfolgendem Con⸗ 
fonanten), 

6 für ou in urlöb 3958. 4587. gelöbe 1419. — 
gebögen (:gelouben) 4214. urlöge 6397. 7114. urlögis 
6403 neben urlouge 2781. urlouges 3953. urlougete 
6401 und urlüges (für urliuges) 6319. — brütlöft 3839. 
3905. brütlöfte (:tohter) 3846. 3854. (gl. ou für 6.) 

ö für uo im Auslaute und vor r, 8, h in frö (:d6) 








%) Karel de groote en zijne XII pairs, uitgegeven door Dr. 
W. J. A. Jonckbloet. Leiden 1844. 


xCIII 


= 


1206. (:26) 2820. a. R. 5146 neben frü (: zuo) 993. 
(:20) 1980. die Adverbialpräp. 20 (:d6) 1178. (: Da- 
rid) 1856. 2814. (: Alexandrö) 1891. (: frö) 2013. 
(: getün) 2529 und oft a.R. neben zü (: Bisenzän) 14. 
(ff) 1981. 2655. (:frou) 4258. (: tu) 3553. (:d6) 
4591. 6302. (: getün) 4701. a. R. 1735 und zuo (fiehe 
0), au 20 (Präp.) eben fo häufig als ze (nie zi). 
vor 974. 1873. 2621. 3914. vören 1534. 5161. vöre 
wir 4912. 5321. 5547. gevören 6693. swör (:fuor) 
1427. a. R. 1776. 2358. 3760. 3812. 6883. swören 
(:fuoren) 3749. 3931. (: füren) 6660. möse 307. 3901. 
4530. möser 923. möste 4965. 6873. möstih 4806. 
möster 6452. mösten 1217. möste wir 5031. gemöseten 
1071. wöhs 179. 1064. 4916. 4958. (: gröz) 5662. 
wöhssen 4952. Vgl. Gr. Gr. I®, 100. 259. 

6 für uo in folchen Wörtern, wo mhd. der Umlaut 
(de) eingetreten ift, und mit Ausnahme von gevöge 3650 
nur dor rund s, in zevören (:zestören) 819 neben ze- 
firen 2078. fören 1710. svöre : irföre 3812. mösen 
2525. möste 2615. 3952. #708. mösten 4698. 4865. 
möstens 5615. 

6 alterthlimlich in gelasteröt (:töt) 3242. unver- 
seuldigöt (:t6t) 2439. warnöte (:tete) 2447. vertun- 
kelöte 136. verwandelöte 135. 5988. verwandelöten 
3225 neben verwandelet 5554. wandelte 7109. ge- 
genöte (:güte) 5360. — vorderöst (:tröst) 2202. 2332 
atben vorderist 4263. 4361. 

d für iu (in der Handſchr. manchmal durch A (P) 
begeichnet 3. B. 190. 1126. 1153 und biömeilen fehmer 
von a (F) zu unterfcheiden) ift Die Regel. Einige Male 


xCIV 


fteht auch iv in diu 244. fiur 4508. hbimelfiur (: sAr) 
4988. hiu 1614, verhiu 2205, 2796. zehiu 2489. Außer 
niuwe 3953 fommt dieſes Y nur vor in iu (öfter als ü) 
[nie iuh, fondern immer Ah], iuwit 3993 neben nüwit 
6058; außerdem ift iwit 1330. 3511 und das häufige 
niwit gewöhnlich. Die Flexion iu kommt weder beim - 
Adjectiv noch beim Pronomen vor; was den Xrtifel be 
trifft, ſiehe oben. ' 

Kurzes u für iu habe ich im frunt (: gesunt) 2749. 
6426. a. R. 2320. 4289. frunde 3702. frunden 4601. 
fruntscaft angenommen, vgl. vrunden (: unden) Bajlto- 
nal f. 216°. fründe (:künde, sünde) Heinrich von Mo= 
rungen Mi. H. I, 123°. fründen (:ünden) Ernſt 3648. 
(: künden) Vrib. Trift. 4017, (: verkünden) Hand von 
Bühel Wack. 2. 1?, 958,4. gevründet (: enzündet) Rein- 
mann von Brennenberg MI. H. J, 338%. frunde (: sunde) 
Claws bur hrsg. v. A. Höfer; vgl. Gr. Gr. IP, 261. 207. 

ü für uo (in der Handfchr. zumeilen mit ü, % bezeich- 
net 3. B. 438: 439. 447, vgl. A für iu), ift Regel, 
Gr. ©r, IP, 263; [mAt : enböt 2096. tät:nöt 3435. 
20: dô 4592. 6303.] jedoch kommt ü vor in zuo: fruo 
2214. :getuo 2974. zuo (: Alexandrö) 1626. (: frü) 994. 
(: dö) 4902. fruo (: getü) 1437. (: do) 5928. richtuom 
“ (:Salemön) 3870. a. R. 4619. ruom (: tûnm) 3310. 
suon: tuon 5449 neben sune (:comen) 5710 und sun 
(: Porum) 6078 und außerdem in andern Wörtern vor 
faft allen Confonanten noch 36 mal. 

Kurzes u für uo habe ich angenommen immer ih 
stunt, bestunt, stunden [(: gebunden 5328. : zestunden 
5822)], bestunden [(: gebunden 1451)], vgl. gine für 


acv 


giene und ba8 mn. stont für stoent Br. Gr. I’, 376; je- 
doch mit langem ü wegen Ausfall des n das in der Sand: 
ſchrift aus gestunt corrigierte gestät (—goth. stöth, mnl. 
stoet) (: güt) 3384. 

u für uo in ſolchen Wörtern, wo mhd. der Umlaut 
(üe) eingetreten, ift Regel; uo finvet fich im öthmuote 
6169. irsluoge (: genüge) 45 neben irslüge (: genüge) , 
3759. 3785. slüge 1314. 4551. fuore 5533. muowicheit 
6856. muowestu 4650. ruoren (:füren) 6573. 

u, wie für uo, fo für üe in stunde (:irfunde) 5641. 
gestunde (: gewunne) 3041. 

ei für e (Umlaut von a) das einzige leisterliche 420 
neben lasterlichen 508. Br. Gr. I?, 107. 185. 

ei für & (wo ſonſt & flatt ei aus gothifchem Ai vor 
h eintritt Gr. Gr. I®, 98. 106) in gedeih 142 (vgl. ou 
für 6), — Anders zu beurtheilen tft deit (: steit) 147 
(. Gr. Gr. 1°, 965) und steit (: deit) 148. (: breit) 
172. versteit (: müzicheit) 32. geit (: itelicheit) 26. 
(:wisheit) 216. (: eundicheit) 222 (f. Gr. Gr. P, 944. 
P, 261) neben stöt:get 944 und auch a. d. R. und 
gt:stät 3279. 5340. (:wät) 3488, 

ie für iu (wie & für i, o für u in verliese 4327. 
verlieset 5537. 

ou für 6 (wo fonft 5 flatt ou aus gothifchem Au vor 
h einteitt Gr. Gr. 12,98. 114) in zouh 5814. 6983, 
6996, zouch 3802 (vgl. ei für 6). 

ou für uo und üe, welches ou flatt des organifchen 
de, jedoch unter dem Einfluffe anderer nachfolgender Con⸗ 
ſonanten im Mittelnieverländifchen zum Vorſchein kommt 
und dem dad Nnl. entjagt hat (Gr. Gr. I*, 300. 321), 


xcviI 


in frou (:zü) 4257. zou (: fruo) 6504, veuren (:zestö- 
ren) 4664. vouze 173. 7125. vonzen (:mügen) 4884 
neben fuoze 5126. gevouge 3: neben gevöge 3650 (Vgl. 
die betreffenden Wörter unter 6 für uo, üe). — In mogit 
397 (neben mugit, muget, mugint, mugent 12 mal) und 
in föchsse 4889 habe ich dieſes ou getilgt. 

u für u (ü), das fonft im mittelcheinifchen Hand: 
ſchriften fo oft begegnet, fommt nur 9 mal vor (127. 128. 
1357. 1516. 2482. 3525. 3889, 5095. 6570), au für 
ti und iu 3 mal (6098. 6908. 6653); für erfteres Habe 
ich u, für letzteres Q gefegt, mit Ausnahue von nunde 
6908, wo ich Kürzung, wie in frunt, angenommen. 

Bei der Betrachtung der Gonfonanten ergibt ſich 
Folgendes: 

r fällt weg in: mi 6094, wie mehrmals ſchon im Hil⸗ 
debrandsliede; in here (: are) 3218. (: were) 5465. he- 
ren (: kören) 1944 neben dem häufigen härre‘ (: erre), 
herren (: ren) u f. m. 

r fteht für s das einzige Mal in war 1177. 

d für t im Anlaute in düsunt 962. 1537. däsint 
964. 1235. 3250. 5006. 5278. 5857, dem Althochdeut⸗ 
fhen entfprechenn Gr. Br. I”, 764, neben täsunt, tüisant 
und dem gewöhnlichen täsint (vgl. Anm. zu 898). einmal 
durste 2482 (vgl. Anın. zu 968, wo 2670 zu tilgen iſt). 
deit 147. 

d im Inlaute organiſch ſtatt des ahd. zur Regel ge 
wordenen t in liden 1120. 2252. 3917. 4848. 4852. 
6553. 6568. 6608. irliden 6625. 6638. 6668; außer- 
dem auch nd. (mul.) in striden 2225. weder 134. gewi- 
dere (: widere) 6554. 6606. weiden 158. &dem 5877 


xCvH 


ESnhd. Odem, neben Athen). rAde (: gräde) 5279; nach 
ı nicht bloß bei eintretender Synkope im Präteritum (Er. 
&:.1?, 409), fondern immer; audnahmsmeife fteht altirs 
8641. halten 2192. behalten 3744. wolten 5168; nach n 
findet Schwanfen nur beim Präteritum ftatt 5. B. sande 
(:lande) 1786 u. f. w. und santen : nerkanten 828 
uf. w., fonft iſt d und t geichieven; nach r folgt d 
mt in meisterde 5818. 5954; bei nicht eingetretener 
Synkope in mälede 5443. wänede 4786. 5538. wäne- 
din 4783, galpeden 5872, wie im Mnl. Sr. Gr. 12, 
976, und In dem flertierten Bart. prät. irwelede (:helede) 
1875, wo d wohl niederdeutſch ift, vgl. Das Agſ. und 
Altſ. Gr. Sr. T?, 1011, 

d für t im Auslaute das einzige Mal in ward ime 
4700, welches auch im Mhd. zuläfftg wäre, indem das 
alte organifche d wach folgendem vocalifchen Anlaute 
auch unechärtet flehen darf. (Dal. g im Auslaute.) 

t für dim Anlaute in ver-terben 5203. 7042. 7078, 
verrorben 4044. verturben 5190, welches Wort unges 
fihr im 11., 12 Jahrh. aus Nieverbeutfchland "einge: 
rungen ift und das der hochdeutſchen Zunge gemäße t 
bt, fiehe 3. Grimm in Haupt’ Zeitfehrift VII, 453. 

daz tu 5497. ob tu 6280 einzige Spuren bes Ueber- 
angd der Media in die Tenuiß im Anlaute und nur 
in der Lingualreihe. Vgl. Gr. Gr. I?, 381. 

t für d im Sulnute in gewurte (:geburte) 128 
uben wurde (:geburte) 80. sniten (: siten) 1098. töten 
‚('brötes) 1555. täte 3797. 6076. 
tfür = im Auslaute nur_einmal in dat 6344. 
tt für t in ettewaz 47383 neben iteslich,' - liche 
Alnander-⸗eied. L vu 


"xeyun 


1114. 3807. 2326. 6890. hittir 4996. 5034. lütteren 
5825. gelütierten 5744, neben dem hier nicht lüter vor⸗ 


fommt. Im Altfächftfchen fteht immer hluttar und im 


Add. erfcheint Dad Wort fat eben fo oft mit tt ald mit 
einfachem t. Graff Sprachſch. IV, 1105, vgl. auch noch _ 
huitt& im SHildebrandsliede 66 und Gr. Gr. 1?, 274. 

th für t in nith 32. 337 neben 35 mal nit. hundrith 
898, 5392. 5394 neben dem gewöhnlichern hundrit, hun- 
dirt. öthmuote 6769. 

8 für sch bei -isch in criechia 1207. 1209. 3722 (?) 
neben criechische, -es, -eme 2244. 2817. 4244, 
vgl. mnd. hübes Wal. L. 12, 744,7. 

j fällt au8 in ruoeten 6678. — veren. 225 neben 
verjen 6698 (fonft auch vergen 3. B. Nibel. 1473, 1. 
vgl. F Gr. 12, 435). 

h ift zugeſetzt in her (für er) 2484. 4063. 6766. 

h fällt ab im Auslaute (— ahd. h, mhd. ch) in 
dar nä (:Andriä) 2466. (:stä) 4772. hö (:als6) 5950. 
(:d6.) 6315. (:unfr6) 6703. hömät 2730. flö (:dö) 
5226. — mar-stal 302. mar-stalle 376. beval 967 
neben bevalch 972. 3739; im Inlaute (— ahd. und 
mhd. h) füllt e8 aus in höe:ebinhöe 932. ebinhö (für 
ebinhöe) 979. höe 3745. 4914. (hö) 6027. höen 5260. 
5317. höer 1067. 1649. 4004. höiste 1455. höisten 
5646. gehöet 2314. häen (:fäen, Hoſchr. fahen) 1236, 
wo man eben fo gut hähen:fähen oder hän:fän her⸗ 
ftellen könnte. — bevelen (: quelen) 3705. (:helen) 6853. 
bevele 3710. — stälhät 2228. stselinen 1729 neben sta- 
hilscal 4507. staheline 4924. stehelinen 2585. slän 
1: nequam) 2451. (:man) 2591. (:getän) 3937. 4402. 


XCIX 


(:hin) 1335. 3817. (: van) 287. 6048. Jeslän (: go- 
zam) 1361. irslän (: getän) 8556. geschô (: w&) 3693. 
a. 8, 6639 neben gesechie (:flie, Hhfchr. flihe) 1419. 
— ve 3189 (f. die Anm. daſ.) neben vihe 4626. — 
hin (= hähen) (:man) 3805. (:slän)- 1336. 3818. 
vin (— vähen) (: getän) 65. 236. (:undirtän) 1460. 
(:sän) 238. 6049. gevän (:bestän) 2642. entfän (: un- 
dertän) 809. (:bestän) 1478. (: getän) 2766. umbevän 
(:getän) 881. verjän (— verjähen) (:stän) 3782. — 
geschien (für gesebehen) 2241; nach welchen die nicht 
ufommengezogenen Formen in Bindungen wie irslahen: 
gegähen 4194. besehen:flöhen 3459. gäheten (:irträten) 
4290. besehen (:stEn) 5008. bezihen (:gien) 1041 ih 
‚Islän: gegän, besen:flön, gäten (wofür auf gähten 
ſehen könnte), besen, bezien gekürzt wurden. 

h für w in dem mnd. Aber, -is, -en, -e (29 nal) 
woneben üwer 406. 1651. 1652. -en 1710. üwe 2071,3 
nur als Ausnahme erfcheint. 

h’für ch in besfihte (: mohte) 1304. sühte 2239; 
3928. 6760. sühten 2067. 4849. versuht (: mut) 27 
köln fich aus dem ahd. suchta, goth. söhta und ‚dem 
ahd. Bart. prat. gisuchit (pesuohte Notker 79,6 neben 
Pesuoehet Notker 79,6. gisuohteme Graff Sprachſch. VI, 
92) tem altf. gisöht (nicht gisökid) agf. gesöht Gr. Gr. 
P, 1011, neben ahd. suochaw goth. sökjen, Gr. Gr. I, 
433. — mahete 1138 neben tnachete 1143 iſt nur aus 
vem fonft nicht unhäufigen mahte (Gr. Gr. 12, 432 
md Anm. zu Flore 1085) zu erklären. 

Kim Austaute für mihd. c, ahd. g in tah (: zemach) 
3936. barh 887. 1213. 1226. 2071. 2124. 2136 


1% 


u. f. w. besh-fride 2185. -en 1066. 4220. lah (: stat) 
2806. (:gesah) 3178. mah 1485 und öfter: — meh- 
sih (:oreftich) 54. sculdih (: geduldich) 6772. manih 
4818. — slah (: sach) 4522 neben slach 1553. 1600. 
1628. 1730. 3590. 6126. 6133 u. öfter. und slac 2584. 
irsläh (: genfch.) 4880 neben allch 495. 910. 1550. 
1583. 1667. 1728. 4583. irslüäch 278. 1669 und eläg 
6403 und side 1545. 1632, (:trüc) 1738. (: mat) 2208. 
irslüc 1145, wo in ben beiden letzten Wörtern alth. g 
für.h und mihd. o (aus g) flatt ch für dieſes h zur 
Regel: gemorden if. Gr. Br. I?, 427. 

h im Auslaute alterthümlich für das mhd. ch (Gr. 
Gr. 1?, 431) if die Regel; immer jedoch -Lich [-Jiche] 
-rich [-riche] mit Ausnahme von hörlih (:b) 176. 
wunderlih 1142. Auch b, wo es aus c-h. entfpringt 
einmaf in cundiheit 58 eben eundicheit 221, ‚fonft 
immer -icheit. 

h afftmiliert dem folgenden s in sas (für sass) (: was) 
4436 neben sahs (: was) 4500. ses-zich 5403. ses-te 
6902 neben sechs 1807. 4857. sehseich 1808. — vasse 
:gewassen 5148. wassen: 4950. gewassen 5896. woaset 
1508. — und darnach auch ein ss in Wörtern, wo das 
b, ch nicht in der Aſſimilation aufgegangen tfl,in ahs- 
sen 5342. wöhssen 4952. fochsse 4889; vgl. jedoch 
ossse (Dat.) Karel II, 829. 896. 898 und die mul. 
Schreibung ssc für sch Gr. Gr. I?, 499. 

ht für ft nur in durht (:burch) 1204 neben durfi 
(:burch) 2112. 2124. 2193. sühtende 4332 (»gl. ®r. 
Gr. I*, 414); fonft ſteht immer ft: ht, ft: fi, u. f. w.: 
eraft (:macht) 276. 3659. (:kr&ht) 855. dienisthakt 


cI 


(macht) 863, u. ſ. w. und -scaft in vientscafl (:ummacht) 
3682. (:fruntscaft) 6214. botescaft (:brächt) 2627. 
(:eraft) 4132. wirtscaft (:vollenbräht) 8867. ( :maht) 
2941. 5775. fruntscaft' (:bedAcht) 4010. vientscaft 
3712. botescaft 4116. wirtscafte 2936. — und neben 
-seaft auch das nd. und zugfeich ahd. -scaf in bo- 
tescal (:spralı) 2891. (: walstat) 3371. wirtscaf (:plach) 
#31. (:brächt) 3863. heidenscaf (:stat) 2151. bo- 
ktaf 1491. fruntscaf 3460. 

g fällt aus in behätiz 2506 neben behaget (:ge- 
nnget) 2378, wofür nur ein mhd. beheite, beheit ſtehen 
nnte und wozu ich nur das fpfte Präfend behät für 
behaget War. 2. 1°, 1018, 11 anführen fann. Bat. 
hierzu belacht unter a für e und unter cht für gt. 

8 für i in geweder 4515, wogu Ich nur g für j 
and i nad Confonanten, den Wechſel des g und j vor 
Vocalen und das ahd. gener mınl, ghene {ghone) zu 
vergleichen weiß. Gr. Gr. I?, 435. 433. 

8 für h, jedoch nur inlautend, und nur in sehen, 
wo alſo im Auslaut Das ahd. h oder mhd. ch ſteht, 
ſo daß mit Ausnahme von gesähen 2066. besähen 
3405 nur sägen 3220.'3731. 4895. 5153. 6313. 6669. 
Berägen- 1999. 3252. 6696. besägen 2556. söge 2947. 
gesege 2009. irsäge 5642 meiſt auf lagen, wägen 
Phlägen, plöge gebunden, vorfommt. Br. Gr. I, 464. 

g-im Auslaute alterthümlich in burg, nicht bloß vor 
Vocalen und Liquiden 881. 2460. 6652, fondern auch 


4 


vor w, g und q 1110. 5361. 5618 neben dem firengmbd. 


bure vor einem Vocale 812, vor einem Conſonanten 
297. berg 6538. halsperg 6220 neben bere 8063, 


- 
— 


eu 


5273. wäg 2472. — Dieſem g für e wäre nur in der. 
Lingualreihe noch ward ime 4700 zu vergleichen. 

e im Anlaute für k. ‚nicht nur twie im Mhd. vor I 
und r, fondern auch ausnahmsweiſe wie in Mni. vor a, 
o, u (ü) 3.8. camphe 4486. canst 6012. becant 1891. 
come A051. comen 323. curzen 4911. cunde 4773. 
u. f. w. Gr. Gr. 1?, 499. 

e im Anlaute für z kommt. auch einige Male ver 
z. B. cins 2916. ceinsere 1324 und- in -cieh 1808. 
3893. 5858. 

e im Auslaute für ahd. g bei vorauagegangenen n 
flieht ohne Ausnahme und ift nicht nur mhd., ſondern 
auch mud. Einfluffe zuzufchreiben, wie das Mul. zeigt 
(Gr. Sr. P, 500). Ich glaube das Letztere um fo be⸗ 
finsmter annehmen zu müffen, ald Das ahd. g nad) vor- 
ſtehendem Vocale und nach r demſelben Ginfluffe unter- 
liegt. Inlautend ſteht immer ng. 

sc für sch iſt mit wenigen Ausnahmen Regel im An⸗ 
laute, auch vor i z. B. scilde 4153. sciere 4592; sch 
ſteht z. B. in geschaffin 167. schenken 3874. achein 
174. schilt 1093. irsehöz 1669. schühbant 1390. sehuo- 
fen 886; im Auslaute, mit Ausnahme von fleise. 1781. 
6780 (ogt. Gr. Gr. P, 499), und im Inlante iſt dage⸗ 
gen sch Regel. 

ch für mhp. k im Inlaute in benche 5752 iſt noch 
firengahd. Gr. Gr. 12, 186; woneben das gewöhnt. be- 
denken: schenken 3374.: marke: starke 5579. balkin 
5410 u. f. w. (vgl. ch für ce [= k] im Auslaute). 

ch im Anslaute für mbn. c, abe. g: 1) bei vor⸗ 
ſtehendem Vocale (vgl, h für mhb. c, ahd. g), wobei 


chi 


ich wo möglich nur Reimbindungen und biefe bei ber 
großen Menge derſelben in befchränfter Anzahl und ohne 
die Wörter, auf die fle gebunden find, anführe, in tach 
1982. 2653 u. f. w. neben tac 1715. 4014 u. f. m. 
wäch 2402. 2809 u. f. w. neben wäg 2472. mäch 
8586. wich 4543. volewich 197. 2168 u. f. w. ein- 
wich 4492. Herwich 1680. stich 6539. Sträch 3606 
(j. die Anm. zu 2872). gentch 37. 206 u. f. w. neben 
genüe 6462. trüch 1551. mach 268. 835 und no 
Hufig neben mac 1714. 4013 u. f. w. ‚lach 913. 1050. 
und noch Häufig neben lac 1062. 2053. plach 2932. 
2350 u. £ w. sweich 5482. neich 5316. steich 5317. 
duch -brän 1721. -zich 1816, 5960 u. f. w. neben - zic 
4801 u. ſ. w.; -ich immer mit Ansnahme der ers 
wähnten -ih und listic 254. 2798. 5445. zurnic 1177- 
‚Iedie 3423. almeistie 3947 und manic, welches öfter 
fo als manich und -icliehe, welche! mit Ausnahme von 
&wigliche 3674 und frumichliche 4418, nie anders ge- 
färießen vorkommt. -icheit iſt ſchon früher ermäßnt. ©. 
Gt. Gr. I2, 486. 500. 2) bei ver vorſtehenden Liquide 
(vgl. hund g für mhd. c) : burch 1106. 1174 n. f. m. 
berch 941. halsberch 1134, berchfride 940. 979. 1046. 
4183 neben berc 5260. 5276 und bercfride 1078. 
srchliche 3467. ©. Gr. Gr. P, 502. Anders zu beur: 
theilen ift werch 1087 neben were 5261. 5277, meldyes 
tere für werch ſteht und mhd. zur Regel geworben ifl. 

ch im Auslaute für mhd. c, welches inlautend zu 
k wird, nach der Liquide I im volch 5556 neben folc 
2389. 6575. vole-wich 197 (und marc:stark 4180), 
iR ſttengahd. woneben ahd. auch Ik erfcheint. 


cıy 


cch, chch für mhd. eh, dem pph für ph analog 
(Gr. Gr. 12, 179), in reechen (: spreehen) 3668. ze- 
“ brechehe (: reche) 4475. machehen 5280. wichehen 
1174, was nach den gewöhnlichen Formen mit ch ab- 
geändert wurde, verdient in jo fern der Erwähnung, 
ald das Mnl. überall in den entiprechenden Formen ein 
k Hat und diefer Einfluß vielleicht -diefe Schreibweise 
herbeigeführt hat, welche auch Hin und wieder m Ahd. 
vorkommt. 

Die Verbindung cht für ht ift wohl eben fo hänfig, 
als noch hi gefihrieben wird; auch fleht einmal chs in 
wöchs 5662 neben dem gemöhnl. wöhs. 

cht und ht, entfprungen aus g und t bei der Syn⸗ 
fope des e in belacht (:herescraft) 2732. lechten (: ge- 
deehten) 435 und gelaht (:naht) 2823 ift mnd. Br. 
Gr. 12, 501. (Bgl. a für e.) 

Bei dachten 6616, für das auch mhd. dacten, alſo 
echt für et anzunehmen wäre (vgl. bedecketen 1254), iſt 
dad ahd. dahta, nıhd. dahte (Gr. Gr. 12, 871. 948) in 
Anfchlag zu bringen und diefer Fall dem cht für ht 
gleishzuftellen. | 

w für wa (= wu, wü, wuo, wüe) in v'whnen 
1471. bedwngen 1472 neben bedungen 6641. wnder 
1091. gewnne 43. bedwnge 44. wrie 80. 1428. wipin- 
werde 1676. wt 1096. weten 3972. u. f. mw. babe ich 
in wu, wä; w in wien 1991. wterich 6520 u. f. w. 
in wuo aufgelöſ't. 

w wird regelmäßig in anlautender Verbindung v 
gefihrieben z. B. svar, svert, svere, svilich, zveiif, 
zvei, inzvischen, zvibel, dvane, bedvingen; jedoch nicht _ 


cv 


obme Ausnahme 3. B. bedwanc 3246. twerlıes 28234 
u. ſ. w. 

w fällt aus in dem Inf. gern (:betän) 308. (: ge- 
tim) 438. S. Gr. Gr. I?, 405. 

wverteitt Die Stelle des j in mäwet 3561. muowete 
1540. müweten 4902. 6600. ’ 

bfür v im Inlaute in gröbe 1694. gräbe 1706. 
1817. gräben (:gäben) 1792. (: gnäde) 3738. u.a. R. 
1700, 1821. zvibel (:Kbes) 1150. (:hbe) 4218. zvi- 
beleten 2479. verzwibelte 6557. täbel 2839. tübiles“ 
1299. tübele 4854. tübillichen (?) (f. Anm. zu 329). 
tabele (f. Anm. zu 498). geneben (:geben) 3770 (vgl. 
übe Pilatus 170. Herbort 207). briebe 4038. 4640. 
4163, 6318 neben brieve 4142, 6324. hobis 5890. 
kobe 6935. hubisch 3652. hubischeit 5128. hubischeite 
5886. 

b für f im Ausfante, jedoch nur. wo dieſes inlautend 
MY wird, in brieb (:lieb) 1438. 1900. 2441. 2697: 
#631. 4753. 6377. (: Hep) 2483. 6438. (:niet) 2428. 
2757. 4659. (:screib) 3269. (:riet) 3329 und noch 
15 mal außer dem Reim neben brief (: beslief) 1255. 
(berief) 4137 u. f. w. hob 5911. (Bgl. briebe, hobe.) 

b für das mhd. p im Auslaute ift Regel. bleip 
(wirheit) 1243. liep (: brieb) 2432. 6489. beidenthalp 
469. andirhalp 5394 neben -andirhalb 504. und bie 
Raſammenſe gzungen tump-heit 6469. 6518. tump-liche 
#764. 4821. 6552 und crisp 154 (p hier nothwendig 
durch vorſtehendes 8) find nur bie Ausnahmen, fonft er: 
Meint durchweg das ahd. b im Auslaute; dem andlauten- 
ven eb, p entſpricht mınd. f. Er. Sr. I, 46% 


cvı 


Vergleiche nie Erhärtung der Lingualmedia, was ſowohl 
mhd. als mnd. Einfluß fein kann, Gr. Gr. 1?,.377. 


.&95, und den Uebergang ver Gutturalmedia in ch [wel- 


ches nicht ganz der mhd. Nfpirate zu vergleihen if, x» 
Gr. 12, 502] und in e nad n, welches Wirkungen des 


- Mad. (Mnl.) find; wogegen die Labialmebia, mit we⸗ 


2 


nigen Ausnahmen nah ber mhd. und einer nach der 
nnd. Weife abweichend, auf dem ahd. Stanppunfte bleibt. 

p für b in Lamprecht 4 iſt ſtrengahd. 

p Im Anlaute für pf (ph) nur in dem bentfchen 
plegen (vgl. ®r. Gr. I”, 397) (15 mal) 3. B. plegen 
124. verplegen 3514. plach 2932. plägen 4636. plöge 
2008; außerdem in nicht deutfchen Wörtern, oder folchen 
deren Deutfchhelt Bedenken erregt, 3. B. pine 6598- 


. pinen 6672. pinlicher 3419. prise 5701. plümen 6989. 


7047. paffe 4. pelle 3721. porte 2083. peffer 1961. 
pefferis 1937. peffercorner 1963. pälense 325, moneben 
das alte ph in denfelben Wörtern auftritt: phlac 5688. 
pblege 2983, phlege. 5128. 5643. phlegeten 4672. 
phellil 4371. 6379, phellin 6363. phalline 5916. phef- 
fer 1968 und in phant 960. phande 1414. walphade - 
3154. phile 1168. 2107. -en 2257. phunt 2147. phe- 
demen 5673. 

p flatt f nehme ich an in galpeden 5872 neben 
gelfe 1279. 3909 u. ſ. w. (Bl. Or, Gr. I, 32 nr. 345), 

p Ratt v im Inlaute, wo im Auslaute ahd. mhd. 
f fleht, in Wulpinwerde 1676 (woneben wülvin Gr. 
Gr. I, 178), Diefes ift nicht nd. Einfluffe zuzuſchrei⸗ 
ben; fondern bier ift uraltes p aller Lautxerſchiebung 
entgangen. ©. den Vortrag Jacob Grimm's, abgedruckt 


cvit 
in den Monatöberichten der konigl. preuß. Akademie der 
Wiſſenſchaften zu Berlin 1850. ©. 75 — 77. 
[im Anlaute por a,-e, (i) 0, welches neben v vor- 


kommt, ift ahd. (nmt. wie mhd. ift dieſes f Dur v 
verbrängt,) in faren 816.’ gefangen 2075. fant 4742, 


felt 3113. 4792. ’entfiengen 4584 (waß freilich eben fo 
gut mnd. fein fönnte, Or. Gr. I?, 490), goltfaz 2964. 
2972. fole 2389. neforhten 831: u. f. w. 

im Inlaute für pf (ph) in cremfen ; remfen 1967 
aben camphes 4534. kamphis 4495. camphe 4486 und 
uben dem einzigen pf in crapfen (:ricken) 5812, und 
ven im Abd. auch norfommenden pph in nepphe 3395 
wien naph 492. 

fim Auslaute für p (ahd. b) in andirhalf (: half) 
296 (ngl. oben b für p). 

vim SInlaute für ahd. mhd. b in bliven (:wiben) 
5168 if mnd, Vr. Gr. I?, 463. 491. 


I 


a 


f 


Inhalt und Gang des Gedichtes. 


Wenn wir bei unferm Gedichte außer ben häufigen, 
bald Ffeineren, bald größeren Abfügen der Erzsähluttg,_ Die 
- in der Handſchrift durch rothe Anfangsbuchftaben her⸗ 
vorgehoben find, auch Feine eigentliche Eintheilung zu er- 
kennen vermögen, fo entſteht doch eine entfhienne Ab— 
grenzung durch den eingefihobnen Brief Aleranderd an 
feine Mutter Olympias (v. 4753 — 6437), durch den 
der Erzähler mit dem feinften äfthetifchen Gefühle, wie 
Geryinus a. a. DO. I. 285 vortrefflich ausführt, Die 
Berantwortung für al’ die maplofen Wundergefhichten 
son ſich ab auf den Schreibenden wälzt und zugleich auf 
das Gemüth zauberifch beruhigend, wahrhaft epifch wirkt. 
Für dieje Eintheilung fpricht auch, daß das A, mit dem 
diefer zweite Abjchnitt beginnt, ein großes, rothes A 
auf 3 Zeilen ift, während alle andern Anfangsbuchſtaben 
der Abſätze nur eine Zeile einnehmen. Es zerfiefe alſo 
das Gedicht in 2 Hälften, an deren lebtere, den Brief, 
der Dichter jelbft wieder in eignen kurzen Worten mit 
der Erzählung von dem mißlungenen Sturm auf dad Ba: 
radied, dem wunderbaren Steine und feiner Deutung und 
der durch ihn hervorgerufenen Sinnedänderung Aleran- 
ders den ernfien, ergreifenden Echluß angefügt hat. 

Ich will in der folgenden Meberficht, die hauptſächlich 
zur leichteren Vergleichung mit den übrigen Alerandriaden, 
die ich befpreche, dienen joll, dieſe Gintheifung beibehatten- 


eiX 


1. 


Aleranders Geburt, Jugend, Thaten und Eroberungs- 
züge, bis er kommt an der Welt Ende (V. 1—4752). 


Einleitung. Der Dichter nennt fi und feine 
Quelle; dazwiſchen Borklänge aus der Gefchichte (1 
36). Preis feined Helden ohne @leichen, über ben ex 
nur Salomon zu feen wagt (37 —82). — Seine 
Abkunft. Lügner fagen, er ftamme von einem Zauberer; 
Philippus ift fein Pater, Omyn fein Broßyater; feine 
Mutter aber heißt die ſchöne Diympiad (83 — 124). 
Seine Geburt; von WBunderzeichen in der Natur be: 
gleitet (125— 138). Gedeihen und Ausfehendes 
Kindes; wunderbare Frühzeitigkeit; ungewöhnliches Aus: 
fehen (139— 180). Seine Erziehung; er ſelbſt fühlte 
ſich hingezogen zu tapfern Rittern ; 6 Lehrer unterricdh- 
seten ibn, im Schreiben und Erlernen der Sprachen, in 
der Mufif, in der Machematik, in der Aſtronomie (Aris 
fiotetes), in den Bullen und in bem Rechte (181— 251). 
Charakterzüge des Jünglings. Seine Wahrheits- 
liebe und wie er bie Lügner ſtrafte; fein Muth, Ge: 
ſchichte des Vucephalus, ex befleigt ihn, fein Vater er: 
fennt ihm ben Thron zu, macht den 15jährigen auf feine 
Bitte zum Nitter (252 —429). Erfie Thaten. Man 
grüßt ihn als König, er weift vie Ehre zurück, bis er 
fie durch eine That verbient habe; zieht gegen Niko⸗ 
laus, den König von Gäferen; rückkehrend vernimmt 
er vie bäfe Märe, daß feine Mutter Olympias 
verſtoßen fei und Philipp Clespatra zum Weib ge 
nommen habe; er ſpricht fiih vor, nem Vater ofen und 


CK: . " x N 


feft, aber nicht verlegend darüber aus; Lyſtas, der mit 
Cleopatra gekommen, mifcht ſich mit Höhnender Rede ein, 
Alexander fchlägt ihn mit einer Schüffel nieder; da 
fpringt Philippus gegen feinen Sohn auf, fält aber und 
bricht dad Bein; der Sohn führt die Verfühnung des 
Daterd mit feiner Mutter herbei (430-519). Weitere 
Thaten Aleranders im Dienfte des Könige. 
Er ſtraft die abtrünnigen Yintertbanen in Antonia (320 
— 544); ſchickt Die Geſandten des Darius, die Zins 
| begehrten, mit ſtolzer Rede beim (545—585); unterwirft 
und ftraft. die Abtrünnigen zu Thelemon (586—605); 
trifft auf der Heimfehr den Berräther Paufauiad, Der 
feinen Vater töbtlich verwundet und die Olympias ge 
raubt hat, bezwingt ihn und übergibt ihn ver Rache 
des ſterbenden Königs, Philipp ſtirbt und witd ehren: 
voll begraben (606-637). — Alerander ale Kö- 
nig; 20 Jahre alt, fordert in. Erkftiger Rede die Ritter 
zur Tapferkeit auf; rüftet fi, 70,000 Mana; fchifft 
über ein Ende des Meered und nimmt Zins zum Schimpf 
für Darius; bezwingt Sieilien; die Römer fenden Ges 
ſchenke; zieht gegen Africanus, des Darius linterthau ; 
macht Karthago sindpflichtig und ſchickt feine Boten über 
Merivienland, nach Bethanien und Balatien; in Agypten 
gründet er Alexandria, größer ald Babylonia ı.; zer: 
Kört Galiläa, Nephtalim, Zabulon, Naaſon, Samaria, 
Zitya, Bethania, Judäa, Serufalem, Bethlehem (6835 — 
779). Belagerung von Tyrus; Beishreibung Der 
Stadt; fordert fle auf zur Uebergabe; trotzig abgelehnt; 
nochmalige Botfchaft von Dreien ; dieſe gehangen; et ſchließt 
fie vom Meere and ein; grimmiger Kampf; Alexander muß 
weichen; laßt Bäume zu Belagerungsthürmen fällen auf 


CcXI 


Dem Libanon; die Araber greifen bie Fällenden an, 
Alerander kommt ihnen zu Hälfe; unterdeß zerſtoͤren bie 
Tyrier bei einem Anfall ein Kaftell, viele Griechen jenfen 
fih auf den Meereögrund, große Niederlage ber Grie⸗ 
hen, bis Alexander zurückkehrt; die Belagerungothürme 
auf Schiffen zur Stadt getrieben, ebenſo zu Lande, viele 
in der Burg getödtet, eine Mauer gebrochen; neuer 
Sturm, wieder eine Mauer gebrechen, Alexander voran, 
feine Rüftung. befchrieben; er töbtet den Herzog von 
Tyrus, jpringt in die Stadt, 4000 ihm nach, von denen 
viele umkommen; auch im Felde arger Kampf, Alexans 
ber toͤdtet niele, wieder ein Theil jeiner Rüſtung befchrie: 
ben, feine wunderbare, iu Drachenblut gehärtete Brünng, 
die Zyrier ziehen fich zurüd, Alexander verfucht verge⸗ 
bend nachzubringen; im Zorn. Hält er Math; neuer A 
griff mit vermehrten Belagerungsmafchinen; griechiſches 
Feuer zuͤndet die Stadt an, man flüchtet vor dem Brande, 
Alerander_ dringt ein und rächt die 3 gehäugten Boten 
dur 3000 reiche Bürger, die ex blenden und hängen 
läßt, aber fein Verluſt war immer noch größer ; zerfiört 
liegt Tyrus, die Apollonind gegründet, Geſchichte Des 
Apollonius, die Degebenheit mit ber Tochter des far 
nanäifchen Weibes erwähnt, die Chriſtus heilte (780 — 
1266). Der Kampf mit Darius (1267-3826): 
Ein Bote meldet dan Darius den Kal von Tyrus, 
Darius Tpottet Alexanders, ſchickt ihm einen goldnen Ball 
im Spielen, 2 Schuhbänver als feinem Diewer und 
ein Stüd Goldes als Reijepfennig zur Heimkehr; Alerans 
ber will bie Boten züchtigen, befinnt ſich, exflärt bie 
Gaben nach jeiner Meile, den Ball als. Symbol ber 


oxll 


Welt, die er behereichen wilt, die Bänder als Zeichen 
Der Unterthänigleit: des Berierfönigs, das Gold als Tri- 
but beflefben; er gibt ihm noch 3 Monate Rube und 
Bedenkzeit (1267— 1422). Darius ſchwört Rache, als 
ex Aleranders ſchnoͤden Brief mit pen. rüdgefandten Ga: 
ben empfängt; ex fordert 2 feiner Fürften, Marius und 
Tybotes, auf, gegen Alexander zu ziehen; diefe antwer: 
ten voll Furcht vor. Alerander, er möge fiih bebenfen; 
Darius beruft voll Zorned den Herzog. Mennes mit 100,000 
Mann und droht den Beiden das Aergſte, wenn fie nicht 
zum Kampfe fich bereiteten; die Beiden rüften ſich; Alexan⸗ 
der bringt über ben Cufrat; die beiden Herzoge und 
Mennes treten ihm entgegen; gemaltiger Kampf, Mennes 
ſchlaͤgt Alexander nieder; Daclym reitet den König; Ju 
bat will den König tödten, Dackym rettet ihn zum zwei⸗ 
sen Mal und fpaltet Jubal in 2 Hälften, Aleranber 
kämpft aufs Neue mit Loͤwenmuth; Vergleich mis Dem 
Bolkskampf auf dem Wülpenfande und dem Kampfe: vor 
Troja; Kampf zwifchen Alerander-und dem Grafen Pyn⸗ 
Kun, der dem König bad Banner entriffen; Alexander 
tödtet ihn, wirft dann Mennes tobt darnieder, Die’ Perfer 
verlaften dad Feld (1423 —1749). Alexander heilt feine 
Wunden, belagert Sarbis, Anfpielung auf die Apokälypſe; 
Darius ſchwört Ubermüthig, ihn zu hängen, befcheinet 
alle feine Mannen nach Wefopotamia in die breite Aue; 
Bemerkung, wie viel eine Schaar fei, 6660; feine Hälfd- 
vditer aufgezählt: 32 Könige, 270 Herzoge und 1100 
Grafen; von Perflen 70,000 ; 50,000. Reiter der Ceno⸗ 
nenjer, 50,000 Pamphilienſer, 50,000 aus Medien, wo- 
hin Tobias mit dem Engel ging, 22,000 aus Rimive, - 


OXI1A 


80,000 aus Armenien, wo bie Arche figen blieb, 1000 
Riefen von Gaza, 20,000 aus Phrygia, 12,000 von 
India und 1000. vom reihen Meere, zufammen 680,000 
Mann; Alexander fammelt fein Heer und Sieht über 
ein breites Waſſer; Darin ſchickt mit. einem Brief einen 
Shefel Mohn an Alexander, er folle die Körner zäb- 
im, fo groß fei fein Heer; Alexander verfchlingt bie - 
Mohnkoͤrner; ein Bote meldet ihm die Krankheit ber 
Olympias, er jolle zu ihr eilen; Alexander verfpricht es, 
ſchickt dem Darius einen Beutel mit Pfefferkoͤrnern, er 
ſolle fle effen. Darius zerheißt zornig die Körner und 
ewpfinvet große Bein (1750—1973). Auf ver Rück⸗ 
kehr zur Mutter greift ihn Herzog Amenta in Ara- 
bien an; biutiger Kampf 3 Tage hindurch, die Sonne 
wollte nicht den Mord beicheinen ; zulegt fliehen die Ara 
der gu Darius; Alexander begrüßt die Todten, kommt 
na mancher Heldentkat zur Mutter und gibt ihr durch 
feinen. Anbli die Geſundheit wieber (1974 — 2031). 
Alexander räflet ein. neues: Heer zu 100,000 ‚und zieht 
wieder nach Perſten; nimmt Abdirus; fordert von 
Wehen Mannen, fie weigern ſich, Theben wird 
verbrannt ; Eorinih und: Choryn unterwerfen fldh. 
Anfpielung auf Corinths Bekehrung durch Paulus; 
eu Athen wird unterthan, Lacedaͤmon ergibt ſich nach 
bartnädliger Wehr zu-Land und Ser, wobei beſonders 
das griech. Feuer Unheil anrichtete (2032 — 2277), 
Alexander zieht wieder nach Perſien; Darius verzagt, 
wi firh „unterwerfen, feine Käthe ermutbigen ihn, bes 
ſonders Occeatyr, fein Bruder, der ihm Alexanders 
Benehmen als Muſter vorhält; einer der Mäthe, der einſt 
AMlexander⸗Lied L . voaı 


‘ 


, 


ICKIV 


als Geſandter Sei Philippus gemein, erzählt ein SBei- 
Tolel von Aleranders Muth, den er ald Wind nor fieimen 
Augen bewieſen; fe prängen alle zu eapfrer Gegenwehr 
(2378-2391). MAnterdeß dringt Alexander vor; darrch 
ein Bad in einem kalten Strome an heißem Tage faullt 
er in ein hitziges Fieber, ſein Arzt Philippus rattet 
im mit einem Tranke, den Alexander trag Dem ver⸗ 
Ahumberifchen Briefe des Parminus vertrauens voll 
nimmt, Parminus wird getödtet (2392 — 24504). Auf 
weiterem Zuge vaut er eine Stadt in Aruuenia, Tamzwt 
Durch Bde Gegend zur Stadt Andria am Fluſſe Wu- 
frates; eine Brüde wird geſchlagen, AL reitet zuexſt 
hinũber, als alle Hinkber find, laͤßt er fle abbauen, da⸗ 
mit Keiner, was .er in Sanger, ermuthigender Rede er- 
Aart, an die Flucht denken Einne (2455— 2544). Da- 
rius, anfangs erſchreikt durch Al.s drehende Reder, 
vann aber von den Seinen ermuthigt, läßt Den Kampf 
mit AL. eröffnen; Schlacht; eim werkteibeter Beier ver⸗ 
ſucht Mord an AL, um des Darius Schwmeſter zu ge 
winnen; Al. entläßt ihn, feinen Muh ehrend; Al. 
Tampft wie ein Bär und fehlägt alles nieder, die Feinde 
flieden nach Batra (2545 —2651). Al. folgt und 
nimmt die Stadt mit allen Schäten und ver Genzikie 
des Darius und Das ganze Land amher; ein Berräkber 
Bietet fh an, Darius zu morden, UL. weiſt ihn mit 
Verachtung ab (2652—2696). Den-Daxius wird das 
Rriegsungläd-- gemeldet und Hülfe von ihm nenlangt; 
Darius Schreibt an AL vol Hochmuth und ſihnð den 
Undanks für die edle Behandlung der Seinen; ML. ant⸗ 
wortet: ſeiner eignen Mutter zu Liebe werde er allen 


CEU 


Weitern Ehre erweifen, ex begehrte keinen Lohn vaflr 
(2691-2768). Ein Brief von Porus begehrt Huͤlfe 
und Schutz gegen innere Ränberhosten; Darius nex« 
fprigt wo möglich Huͤlſe; AL. zieht vorwaͤrts; Kriegs⸗ 
ER mit Birkenreiſern, um das Heer unſichtbar zu mas 
Ben; von dent Gere des Dar. 5 Tagweiten entfernt; 
AL wi dem Dar. einen Boten fenden, ver ibm feine 
Nähe verfündige; in einem Traume erfcheint ihm fein 
Vater Philippus (daß in den Büchern Phil. ein Gott 
genannt wird, iſt unssrmünftige Läſterung, der Teufel 
hilft Manchem Wunder thun 2839-2846), er rath 
Ihm, ſein giguex Bote zu fein; Al. nimmt einen Dann, 
Eomulus, mit, am Waſſer Strage, dab in der 
Nacht gefeiert, Bft er ihn halten und reiter allein im 
das Lager des Dasius und ferbert höhnifch ihn. auf 
He Heide am’ Strage, we Al. ihm ven vorgelesen Zins 
abtragen wolle; Dar. bewirkhet den Boten und giht 
ihm ſich gegemäber den Chrenſitz; die Fuürſten ſpotten 
über dads Zwerglein; ber Bote ſteckt die Goldpokale ein 
uud entſchulsigt ſich, Dat ſei fo Sitte hei ihnen; ein 
Fuͤrſt, der einſt Bote gemeien bei Phil., erfennt ihn; 
als das A. merkt, Haut er ſich durch und für 
eilig davon; das Eis bricht, als er über den Strage 
teitet, er reitet ich ſchwimmend mis Verluſt nes Dfernen, 
wird mit Jubel enpfangen von ben Seinen; er preilt 
des Darius Mat, meint aber, ein Heer Fliegen werte 
weien Weſpen nicht ſchaden (2768-—8046). Schlach 
am Strage zwiſchen Darius und Alexanver; ME. 
auf dem Vucephalus, 200,000 Perſer fommen um ohne 
die Ertrunkenen; Dar. flieht und mit ihm der Mei 
viu⸗ 


OXVI 


des Heeres (3047 — 3190). Großer Sammer allüberafl 
bis auf die Kindlein in den Wiegen, Mond und Sonne 
wollen nicht feinen; Darius in feinem Saale, troftlos 
gur Erde geworfen, bittre Klagerede und Selbfibefchul- 
digung, herber Spott über Frau Zortuna; zur Muhe 
gekommen, richtet er an den Sieger einen Brief, über: 
gibt IH ihm und zeigt ihm, warnend vor Hochmuth, 
fein eignes Unglück; man räth dem AL, daß er Das 
nerbieten annehme; AL. weift die Unterhandfung mit 
dem Machtloſen ab, er möge immerhin den Kampf noch 
einmal verfuchen (3191—3370). Darauf läßt er bie 
Todten beflatten und die Verwundeten pflegen; Den 
Minter verweilt er in des Xerxes Palaſt, will ihn zer: 
ſtören, feine Freunde Halten ihn ab; beim Graben der 
Gräber findetiman verſteckte Schäge, auch einen herr⸗ 
lichen Sarg von Glas, in dem man den Todten fa, 
Evilmerodach, Schad in Babylon; auch finden fie 
in eiñer Feftung viele verflümmelte Gefangene, Al. von 
Mitleid ergriffen , entläßt fle mit reichen Geſchenken 
(3371— 3430). Darius freibt an Porus einen 
Eläglichen Brief um Hülfe und tabeit ihn, daß er fei- 
nem Mufe nicht gefolgt fei (2769 ff. hat: Porus um 

Huͤlfe gebeten); er verfpricht ihm dafür große Schäke, 
80,000 Frauen; Borus verfpricht ſchnelle Hülfe (8431 
— 8526). Al. bricht nach Caspen Porten auf, wo 
der neue Kampf beginnen fol, aber 2 Satrapen, Byfan 
und Arbazan, ermorden ven Darius in feinem Palaſt, 
Darius ſchwoͤrt ihnen Rache von Alexauder (3527 — 3604). 
U erfährt den Mord, als er über den Strage zieht, 
eilt Hin, findet den König ſterbend, beklagt ihn innig, 


eXVil 


Dar. wird erquickt von der milden Rede, empfiehlt ihm 
feine Tochter zum Weibe und ſtirbt; Al. beſtattet ihn 
feierlich; dann läßt er ſich huldigen und macht bekannt, 
daß er die Mörder erhöhen wolle; dieſe ftellen ih und 
werben am Galgen erhöht; „man foll dem ungetreuen 
Mann nicht irgend eine Treu exjeigen® fagt er (38605 
—3826). Aleranders Hochzeit mit Roranie; 
königlich ließ er die Hochzeit in Perſien und Griechen: 
land herrichten (3327 — 3904). Kampf mit Porusß; 
‘ein Bote meldet den Anzug ded Inderfönigd; Al. ent 
gegen ; Uingemach der Gegend und Jahreszeit, die Sonne 
bei Tag, die Drachen bei Nacht; Die Seinigen begebren 
nah Haufe; AL. redet zu ihnen: er Habe Alles getban, 
nicht fie; fle möchten die Schande bedenken, übrigens 
wolle er fie nicht Halten; dad Heer ſchaͤmt ſich; fie 
ziehen nach Indien, unterwegs kommt ein Brief des 
Porus vol Hohn; Al. weift ihn derb zurüd und ta⸗ 
deft fein unwürbiges Schelten, fo daß Borus den Brief 
bereut, Kampf; Mohren, Elefanten (wunderbare Be: 
fhreibung) ; AL. laͤßt Kämpfer von Erz bilden, die glühend 
gemacht werden ; nach langem furchtbaren Morven fchlägt 
U. den Zweifampf vor; Porns fällt; nochmaliger 
Kampf; Aleranver flegty die Todten werben begraben; 
feierliche Beftattung des Porus (3905—4586). Ale: 
anders Zug nah Scythien; Al. ziebt in das 
Land Occidratis, ein heißes Land, die Leute nadt, 
ohne Wohnung ; fie melden ihm, Daß er bei ihnen nichts 
finde; Al. antwortet gnädig, kommt und fragt nach 
ihrer Lebensweiſe; erflaunt über ihre Bedürfnißloſigkeit, 
läßt er fie um eine Gnade bitten; fle verlangen Un⸗ 


cxvnr 


ſterblichkeit; er bekennt beſchaͤmt und unwillig ſein Lin: 
vermoͤgen; warum er denn ſo viel Lärm mache, fragen 
ſte, da er doch ſterben muͤffe? Das ſei ihm ſo aner⸗ 
ſchaffen von des Oberſten Gewalt, gibt er feſt zur Ant⸗ 
wort; er müſſe thun, wozu er getrieben werde; er ver⸗ 
abſchiedet ſich, zieht weiter, bis er kommt an ber Welt 
Ende; da ſchreibt er in Schwermuth an feine Butter 
und feinen Xehrer (4587 —4752), 


— — en a — 
- 


I. 


Meranders Brief an Oiympias and Ariſtsieles. 
(4753 — 6437). _ 


Alexander ſchreibt: mein Herz gibt mir ein, Dir, 
liebe Mutter, zu ſchreiben, wie ed mir ergangen; nad 
Belegung des Darius und Roxus zog ich nah Cas⸗ 
ven Borten; wir famen an einen Fluß, der war bi: 
ir, wie ‚Galle; jenſeits eine Meile war eine ſchaͤne 
Stadt Barbaras; 27 Hitter, die Durch ben Flaß 
wollten, wurden von Krofo dillen verjihlungen; pPloͤtzuh 
war das Waſſer ſüß, wir ſchlugen freudig Die Zelte auf; 
in ber Nacht iſchrecklicher Kampf mit Gewürnde, Slar⸗ 
pionen, Löwen, Ebern, Elefanten, ſchrecklichen Schlaugen, 
Leuten wie Teufel und Affen; wir brannten ben MWald 
nieder; ein gräßliches hier, wie ein Hirſch, mit Brei 
Hörnern, das über 50 Mann zertent und 36 erichlug; 
in der naͤchſten Macht kamen Füchſe, die die Leichname 
fraßen, Fliegen, wie Flebermäufe und Tauben, mil Men⸗ 
fhenzähnen (4753-4902). Von da kamen wir.indad-Rand 
Acta, Da ging es und gut; aber in einem Walde, wo 
bersliches DER wuchs, wurden 24 von ben Giganden 
erſchlagen, deren aber auch 34 blieben (4903 — A945), 
Nach 3 Tagen Iagerten wir auf einem breiten Felde, in 
den nahen Walde wuchſen frühmorgens Baͤume auf bis 
jur neunten 'Spugıne mit herzlichen Frucht, doch wurde, 


VOXX 


wer davon brechen wollte, von unſichtbaren Händen jäm- 
merlich zerhläut; auch waren herrliche Wöglein da, Des 
nen feiner etwas antbun durfte; ein Baum ohne Laub 
und Frucht, darauf der Bogel Phönix (4946—5003). 
Am Meere binziehend kamen wir in einen herrlichen 
Wald und fanden va im Schatten lebend bie herrlich- 
fien Blumenmädchen; mit ihnen vermählt lebten wir in 
Wonne, bis der Sommer binabging und die Blumen: 
mädchen ftarben (5004—5205). Wir kamen, traurig von 
dannen ziehend, zu einer herrlichen Feſte; aber ein gräß- 
her Mann mit Borftenbaaren wehrte und den Zutritt; 
durch ein Mägblein fuchte ich Ihn zu fangen („ich wollte 
daraus inne. werben, ob einen Mann id; fänv’ auf Er- 
den, den des Weibes Minnen nicht brächte ganz von 
Sinnen”), er eilte mit ihr Davon, wir aber nahmen ihn 
gefangen und ließen ihn verbrennen (52065257). Auf 
einem Berg fand ein herrlicher Palaft von Evelftein, 
goldne Ketten hingen herab in das Flare Mafler, das 
unten floß, 2000 Stufen von Saphir führten hinauf; 
oben fam ich in eine golbne Kapelle, drin fland ein 
Bett von Gold und Cdelſtein, von einer goldnen Wein⸗ 
xebe umfangen und Trauben von CEdelſtein; ein wun⸗ 
derſchöner alter Mann lag auf dem Bette; ich ‚neigte 
mich vor. ihm und flieg wieder hinab (5258 — 5319). 
Rah 3 Tagen Famen wir ins Land Braftacus; vobe 
Fiſchhäute fandte und Der König, gefledt, wie Leopar: 
denfell (5320—5335). Dankend zog ich and Ende ver 
Welt („wo der Welt Abgrund flebt und fich herum ber 
Simmel dreht, wie um die Achſe ein Rab’); in dem 
Meere hörte ich griechiſche Sprache, zwanzig der Meinis 


XXI 


gen tauchten neuglerig auf den Grund und kamen nicht 
wieder zum Vorſchein (5336 — 6359). Ju der Nähe . 
ſtand Die Burg der Königin Candacia, Meroves3 
ih bot ihr meine Dienfle an und ſchickte ihr mein Bild⸗ 
nis; auch fie beſchenkte mich aufs herrlichſte mit 100 
goldnen Göttern, 150 langohrigen Mohren, 30 Goldge⸗ 
fügen, über 90 Elefanten, über 60 Panthern, 100 Lea: 
parden, 500 Bögeln, Sittigen und Springen, 100 Bal⸗ 
fen Holz, das nicht verbrennt und nicht fault, und einer 
Krone für Amon mit 10 goldnen Ketten, endlich dem 
Thiere Monosceros („das den Karbunkel trägei und 
welches vor die Magd fi. leget“); ein Maler mußte mich 
malen (5360-5447), Bald Darauf kam Gandaulus, 
ihr Sohn, ind Lager und bat den Tholomeus, den er 
für mich bielt, um Hülfe gegen einen mächtigen König, 
der ihm fein Weib genommen; ich verabrebete mit Tho— 
lomeus, daß er ſich für den König ausgeben, und mid 
unter dem Namen eines Ritters Antigonus mit an: 
daulus ſchicken folle; ih zug mit ihm vor Bala, bie 
Stadt ned Näubers, dieſer war gerade auf einem Raubr 
zuge; die Bürger übergaben die Geraubte; darauf bew 
gleitete ich Den dankbaren Candaulus zu feiner Muster; 
unterwegs ſah ich die höchſten Berge und Wunder al; 
ler Art, ungehenres Obſt, MWeintrauben, die ein Mann 
nicht tragen konnte, Nüffe fo groß wie Kürbiffe, Dra⸗ 
hen, Schlangen und Affen; enplich kamen wir zu Gan- 
dacia, herrlih war fie, herrlich ihr Schloß; nachdem 
fie meinen Namen und was ich geiban vernommen, 
küßte fie mich und zeigte mir ihren Palafl aus Onye- 
fein voll der herrlichften Wunder, der Fluß darunter 
Alerander-Rieb. I. IX 


CcxxXH 


fäıimmerte wie Gold; koͤſtlich wurde ich bewirthet (Bes 
führeibung der Wunder von 5788-5927); des andern 
Tages zeigte fie mir noch andre wunderbare Kemenaten; 
ich war fo erftaunt, daß ich mir ſolche Herrlichkeiten für 
meine Mutter wünfchte; da rebete fle mich ploͤtzlich als 
Alexander an; ich war darüber erfähroden und verdrieß- 
lich, fle aber verfprach mir, Niemand Tolle es erfahren; 
Darauf minnete ich fie nach ihrem Willen; wieder bei 
den andern angekommen, drohte mir Befahr von Ihrem 
weiten Sohne Baracter, der mich zur Rache für fei- 
nen Schwiegervater Porus töbten wollte, als des Can⸗ 
daulus und feiner Mutter Zureden nichts half, fagte ich 
dem Zornigen, ich wolle ihm Alexander felbft zur Rache 
Schaffen ; dieſe Lift rettete mich; reiche Geſchenke gab mir 
die Königin, dann führte fle mich im ihre Heilige Ka 
pelle, wo die Götter faßen; einer redete mich an, Bap 
er mich Schon in Libyen gefehen; ich fragte ihm, wie 
lang ich noch zu leben Hätte, ex antwortete, das dürfe 
fein Sterblicher wiffen, aber zu Alexandria würde ich 
begraben. Darauf ſchied ich von der Königin und ven 
Söhnen und fam wieder zu den Meinen (5448— 6310), 
. Bon da zogen wir ind Rand der Amazonen; fie ſchick⸗ 
ten und Gefchenfe und wir ließen fie in Frieden; feit- 
dem erfuhr ih noch in manchem Lande Munder und 
Noth GGsii- 6437). 


OXXIMI 


IH. 
> Schluß des Gedichtes (6438 — 715). 


Zug gegen das Paradies. Weit umher zieht 
noch AL. unter vieler Noth; fein Ruhm mehrt ich; 
alle Könige fenden ihm Zins und ehren ihn Hoch; da 
treibt ihn der Hochmuth, auch Zind von den Engelchoͤ⸗ 
tn zu erzwingen; die alten Räthe mahnen ab, die 
jungen treiben an, letzteren folgt er und zeigt fich hier 
ald tobender Wütherich, der der Hölle gleich unerfättlich 
it; er rüftet fich; muß mit ſchrecklichem Wetter fimpfen; er 
fommt an den Bufrat, von dem bie Leute jagen, er 
fließe aus dem Paradieſe; er beginnt die Fahrt aufwärts; 
iehr abenteuerlich; viel Unglüd; endlich erreichen fle bie 
hohe Mauer des Paradiefes; fle begehren tobend Einlaß; 
ein alter Mann fragt nach ihrem Begehr; berichtet ihren 
Frevel den Inwohnern; er kommt mit abfehlägiger Ant⸗ 
wort zurück und überreicht AL einen wunderbaren Stein, 
fo groß wie eines Menfchen Auge, der werde ihm zu er⸗ 
fennen geben, wie ed um ihn flehe (6438—6807). AL. 
fehrt in tiefem Ernſte um; Eommt nach Griechenland 
zurück und_entläßt fein Heer; er ſendet nach Weifen, 
die ihm Die Natur des Steines künden follen; keiner kennt 
ihn; endlich holt man einen alten Juden; ver erklärt dem 

IX* 


OCXXIV 


- 


König: der Stein fei ein Bild menschlicher Begier u. f. w. 
und räth ihm fich zu beffern. Al. geht in flch, regiert 
gerecht und ift ein Vater der Armen; nach 12 Jahren 
ftirbt er und wird feiner Sünden begnadigt. 


— 22ů⏑æ- 


Ylerauder 





10 


15 


20 


25 


Massmann y. 1. 13° 


Daz liet, daz wif hie wirken, 
daz sult ir rechte merken. 
sin gevouge ist vil gerecht; 
iz tichte der paffe Lamprecht 
unde saget uns ze möre, 
wer Alexander were. 
Alexander was ein listich man, 
vil manige riche er gewan; 
er zestörte manige lant. 
Pbilippus was sin vater genant; 
daz mugit ir wol hören 
in librö Machaböörum. 
Elberich von Bisenzün 
der brähte uns diz liet zü: 
der hötiz in walischen getichtit; 
ih hän is uns in dütischen berihtet. 
nieman ne schuldige mih, 
alse daz buoch saget, sö sagen ouch ih. 
Dö Älberih daz liet irhüb, 
dö höter einen Salemönis müt; 
in wilhem gedanken Salemön saz, 
dö er rehte alsus sprah: 
„vanitatum vanitas 
et omnia vanitas.“ 
daz quit: „iz ist alliz ein itelicheit, 
daz di sunne umbegeit.“ 
daz hete Salemön wol versüht, 


Ba ___. 


10 


15 


20 


25 


Das Lied, das wir hier fingen, 

Sol Cuch zum Kerzen bringen. 

Sein Gefüge iſt wohl erbadht; 

Der Pfaffe Lamprecht Hat’s gemacht 

Und faget und die Märe, 

Mer Alerander wäre, 
Alerander war ein Muger Mann , 

Gar manche Reiche er gewann ; 

Er zerftörte manches Land. 

Philippus war fein Vater genannt; 

Wer's hören will, der fuche 

Im Makkabäaͤerbuche. 

Alberich von Biſenzu 

Der brachte dieſes Lied uns zu. 

Der hatt! es im Waͤliſchen gedichtet; 

Ich hab's im Deutſchen und hergerichtet. 

Niemand ſoll beſchuld'gen mich, 

Denn wie das Buch ſagt, ſag' auch ich. 
Da Alberich dies Lied gemacht, 

Hat er wie Salomo gedacht; 

Denn Salomo ſprach in ſolchem Sinn 

Und führte uns zum Rechten hin: 
„Vanitatum vanitas 

Rt omnia vanitas, * 

Das heißet: „Eitel allzumal 

Iſt, was befcheint der Sonne Strahl.“ 

Das hatte Salomo wohl verfucht 


1* 


30 


M. v. 28. 13° 


durh daz svar ime sin mäüt; 

er ne wolde niwit langer ledich sitzen, 

er screib von grözen witzen, 

wande des mannis mäzicheit 

zö dem libe noh zö der sele nith ne versteit. 
dar ane gedächte meister Älberich. 


den selben gedanc haben ouch ih; 


35 


40 


45 


50 


55 


ih ne wil mich niwit langer sparen, 
des liedis wil ih vollen varen. 

Iz quit: „richere kuninge was genüch; “ 
daz ne sagit uns aber nehein buoch 
noh neheiner slachte möre, 
daz ie dichein sö riche were, 
der in alten geziten 
mit sturmen oder mit striten 
ie sö manige lant gewunne 
oder sö manigen kuninc bedwunge 
oder sö vil herzogen irsluoge 
unde andire fursten genüke, 
sö der wunderliche Alexander; 
ime ne gelichet nehein ander. 

Er was von Criechen geborn 
unde wart dä ze kuninge irkorn 
unde was der allirhöriste man, 
den Kriechen ze kuninge ie gwan. 
ouh wären kuninge creftich, 
her unde mehtih, 
ubir manige diet gwaldich,. 
ir hörheit manicfaldich 
michel was ir wisheit, 
ir list unde ir cundiheit; 
ir scaz was möre unde gröz: 
ir ne wart aber nie nehein sin genöz, 
di mit listen oder mit mehten 
irin willen ie sö vollenbröchteny 
sö aber dirre selbe man, 


Und ward von Schwermuth heimgeſucht; 
Er wollt nicht Tänger müßig bleiben, 
30 Mit großer Weisheit thät’ er ſchreiben, 

Denn des Menſchen Müßigkeit 
Weder Seele noch Leib gedeiht. 
Deß dachte Meiſter aͤlberich 
Und dieſer Rede denk' auch ich; 

35 Ih will nicht laͤnger mich befinnen, 

In vollem Zug das Lied beginnen. 
Man hört von reichen Färften genug; 
Das aber meldet und Fein Buch, 
Noch jagt ed irgend eine Wäre, 
40 Daß wer fo reich gewefen wäre, 
Der je in alten Zeiten 
Mit Stürmen oder mit Streiten 
Sich fe jo vieles Land errang 
Oder fo manchen König bezwang, 

45 Diver fo viel Herzöge erfihlug 
Und noch andre Zürften genug, 

Wie der wunderbare Mann 
Alexander, dem Feiner gleichen kann. 
Er war in Griechenland geboren 

H Und ward zum Kön’ge da erforen, 

Er war der allerhehrfte Dann, 

Den je Griechenland gewann. 

Wohl herrfchten Könige kräftig ſchon, 
Hehr und mächtig fland ihr Thron, 

55 Manch’ Volk fland unter ihrer Gewalt, 
Slanz und Ruhm war mannidjfalt; 
Ihre Weisheit war bekannt, 

Klug ihr Sinn und viel gewandt ; 
Ir Schatz war weitberühmt und groß: 

60 Und noch warb Feiner fein Genoß; 
Sie Eonnten nicht mit klugen Streichen, 
Noch mit Gewalt ihr Ziel erreichen, 
Wie es gelang dem einen Mann, 


65 


70 


75 


80 


85 


95 


M. v. 64. 134 


umbe den ih diser rede began. 

An eine andere rede wil ih nu van. 
Salemön der was aleine üız getän, 
der sih üzir allen. kuningen nam. 


do regina austri zö ime quam 


unde si sine wunder 

alle besunder 

rechte merken began, 

starke si dö undir quam; 

dö si sine wisheit 

unde sine gröze richeit, 

sin fleisch unde sine vische 

unde di zirheit smer tische 

unde sin templum gesach, 

mit rechter wärheit si dö sprah, 

daz von mannis ‘geburte 

frumiger kuninc nie ne wurde; 

man müstin wol üz scheiden, — 

wande Alexander was ein heiden. 
Noch sprechint manige lugenöre, 

daz er eines goucheläöres sun were, 

Alexander, dar ih ü von sagen: 

si liegent alse böse zagen 

alle, die is ie gedächten, 

wande er was rechte kuninc slahte. 

sulhe Iugenmere 

sulen sin ummeöre. N 

iegelichen frumen man. 

sin geslechte ih wol gereiten kan. 

sin geslehte was hörlich 

ubir al Criechlant gwaldich; 

Philippus hiz der vater sin, 

al Macedonien was sin. 

sin ane der was ein güt kneeht; 

ubir daz mere ginc sin reht; 

er was geheizen Ömin ; 


Bon dem zu reden ih Begamı. 
65 Doch anders muß ich mich befinnen, 
Denn Salomon muß den Preid gewinnen ; 
Bor allen Königen war er hoch. 
Da regina austri zu ihm zog 
Und fie dort die Herrlichkeiten, 
70 Bon denen fle auf allen Seiten 
Umgeben war, mit Fleiß bejah, 
Wie erichra die Königin da! 
Da fie feiner Weisheit Schein, . 
Seiner Schaͤtze prächt’ge Schrein’, 
75 Sein Fleifh und feine Fiſche 
Und die Herrlichkeit der Tiſche, 
Und feinen Tempel recht geſehn, 
Da mußt! in Wahrheit fie geſtehn, 
Daß feit ein Menſch geboren warb, 
80 Kein König war vom foldyer Art. 
Man mußt ihn wohl ausſcheiden, — 
Denn Alexander war ein Heide. 
Noch ſprechen Manche im Lügenton, 
Er wäre eines Gauklers Sohn, 
85 Alerander, von dem ich euch will melden‘: 
Als feige Lügner müfjen gelten 
Sie all, vie bringen ſolche Mär, 
Bon ächten Kön’gen’ ſtammt' er ber. 
Solche Lügenliever 
90 Sollen fein zumiber 
Einem jeden braven Mann. 
Sein Geſchlecht genan ich künden Tann. 
Groß fein Stamm und. herrlich ſtand 
Herrſchend hehr im Griechenland ; 
95 Philippus hieß der. Vater fein, 
Ganz Macevonien mar fein.. 
Deß Vater war ein. tapfrer Knecht, 
Bis übers Meer entſchied fein Recht; 
Er hieß Omyn; fein tapfrer Sinn 


8 M. v. 100. 134 


100 witen ginc der gwalt sin. 
michi} was sin heriscraft, 
vil .manioh volcwich er vacht 
wider den kunine Xersen : 
-  gwaldicliche verwan er den 
105 unde vil ellenthafte - «» 
mit siner hererafte.. 
Philippus der nam ein wib; 
di trüch einen vil hörlichen lb. 
ih sagüh .wi ir name was, J 
110 si hiz. die soone Olympias; 
diu was Alexandris mäter. 
di frowe höte einen brüder, 
der was ouh Alexander genant ; 
2e Persien 'höter daz lant. 
115 der was ein furste alsò getän, 
er ne wolde werden undertän . 
_ "nie .neheineme kuninge; 
daz sagich ia äne lugene, 
er ne wolde ouh ze neheinen ziten 
120 von sturmen noh. von striten 
nie hekeine wis geflim, 
swi ime sime dince dä irgien; 
er was ein türlicher degen 
unde wolde rehter herschefte plegen. 
125 Woldet ir alle nu gedagen, 
sö woldih ü sagen 
von Alexandris gebuorte, 
wie diu gewuorte. 
sin mäüter, frowe Olympias- 
130 zestunt dö ‚sin genas, 
dö wart ein michi} nötfal: 
di erde irbibete ubir al, - 
der donre wart vil gröz, 
ein starkiz weder nider 867; 
135 der himel verwandelöte sih, 


100 Trug feine Macht zur Berne him. 
Groß war feined Heeres Macht, 
Mit welchem er gar mandje Schladht 
Dem PBerferfönig Xerxes bot: 

Er brachte ihn in große Noth 

105 Und große Siege ihm gewannen 

Seine Tampfesmuth'gen Pannen. 
Ppilippus wählte ſich ein Leib, 

Die trug einen gar fihönen Leib, 

Sch fag’ euch, wie Ihr Namen was, 

110 Sie Hieß die fhöne Dlsmpias; 
Die war Aleranderd Mutter. 
Die Fraue batte einen Bruber, 
Der war auch Alerander genannt; 
Perfien das war fein Land. 

115 Der war ein Fürft alfo gethan, 
Er wollte nimmer unterthan 
Irgend einem Könige fein; 
Nicht Lüge ift die Rede mein. 
Auch wollte er zu feinen Zeiten 

120 Bon Stürmen und von Streiten 

In keiner Weife je abflehen, 

Wie's ihm dabei auch mocht' ergehen; 
Er war ein ritterlicher Degen 
Und mollte rechter Herrfchaft pflegen. 

15 Wolltet ie nun alle ſchweigen, 
Sp wollte ich euch gerne zeigen, 
Was gefihah da mandyer Art, 
Als Alexander gebbren ward. * 
Seine Mutter, Frau Olympias 

130 Zur Stunde, da fle fen genas, 
Da warb ein großer Nothfall: 
Die Erde erbebete überall, 
Der Donner warb ohn' Maßen groß, 
Ein ſtarkes Wetter niedergoß; 

135 Der Himmel der verwandelie ſich, 


10 M. v. 186. 148 


unde di sunne vertunkelöte sih 
unde höte vil näh irn schin verlorn, 
dö Alexander wart geborn. | 
Nu ne vereischetih 6.nie noh sint 
140 alsus geborn nie nehein kint; 
geloubit mir, des ih ü sagen. - 
er gedeih baz: in drin tagen, 
dan alle andere kint, 
sö si drier mänede alt sint. 
145 unde alsime iht des gescah, 
daz ime ubile zehugen was,. 
. sö sah er alse der wolf deit, 
alser ubir sinem äse. steit; 
daz ih von.ime sagen, daz ist wär. 
150 strüb unde röt was ime sin här, 
nah eineme vische getän, » 
den man in den mere sehet gän; 
unde was ime zemäzen dicke 
unde crisp alseines wilden lewen locke. 
155 Umbe sin gesihte 
wil ih üh berihten 
unde rehte bescheiden. 
ein ouge was ime weiden, 
: getän näh einem trachen; 
160 daz quam von den sachen, 
dö in sin müter bestunt ze tragene, 
dö quam ir freisliche bilide ingagene : 
daz was ein michil wunder. 
swarz was ime daz ander 
165 näh einem grifen getän; 
daz sult ir wizzen äne wän. 
Sin hals was ime wol geschaffin, 
sin brust starc uhde wol offin. 
sine arme wären ime von grözer maht, 
170 allis sines mütes was er wol bedächt. 
sin büch ne was ime nit zelanc noh zebreit; 


11 


Die Sonne bie verdunlelte ſich 
Und hatte beinah ihren Schein verlorn, 
Da Alexander warb geborn. 
Nie habe ich ſeitdem vernommen, 
140 Das fol ein Kind zur Welt gekommen; 
Glaubet mir, ich faun euch fügen. 
Er gedieh in dreien Tagen 
Beier als alle. andre Kind, 
- Wenn drei Monate alt fie find. 
145 Und wenns ihm einmal fo erging, 
Daß Unmuth feinen Sinn umfing, 
Da blickt' er, wie den Wolf ihr feht, 
Der über feinem Fraße flieht; 
Das, was von ihm ich fag’, iſt wahr. 
150 Strupp und roth war ihm fein Haar, 
Wie eines Fiſches anzufehn, 
Den man im Meere ſiehet gehn: 
Es fah gewaltig dicht und kraus, 
Wie ’ned wilden Löwen Locke aus, 
155 Über fein Gefichte, 
Daß ich euch auch berichte, 
Ihr follet vecht befchienen fein. 
Ein Auge batte blauen Schein, 
Sah aus, wie eines Drachen; 
160 Es kam das von ben Sachen, 
Daß als die Mutter ihn getragen, 
Schreckbilder fie mit Angſt geſchlagen: 
Solches war gar wunderbar. 
Schwarz das andre Auge war, 
165 Wie der Greif es haben ſoll; 
Es iſt kein Wahn, das wiſſet wohl. 
Sein Hals ihm wohl geſchaffen war, 
Stark feine Bruft und offen gar, 
Seine Arme waren ihm von großer Macht, 
170 Auf tücht'gen Sinn war er bedacht. 
Sein Bauch war zu lang nicht noch zu breit; 


12 


175 


M. v. 172. 148 


vil wol dag deme jungelinge stelt. 
beide ubir vouze unde ubir- bein - 
riterlich er ze tale schein. | 
unde ubir allen sinen lib 

was er rehte: hörlih; 


| daz sagih ü zewäre. 


180 


185 


190 


195 


200 


205 


in sinem £risten. järe' 
wöhs .ime maht unde der lib- in 
môr, dan einem anderen in drin. 

Nu höret wi er sih fure nam. 
svä ein frumich riter zö ime quam, - 
den böt er lib unde ght 
unde ne kärte neheinen sinen mäüt 
an neheinen tumben man; 
vil harte wol im daz gezam. 
ime was sin gebäre, 
alser ein furste wäre 
ubir alliz ertriche. 
ih sage ü werliche 
di meistere, di er dö gwan, 

di wären cunstige man. 

si begunden in wisheit lören 
unde zugen in ze grözen ören. 

si lärten ime striten 
unde vermezzenlichen riten 

in sturm unde in volcwich, 
sö daz is nie ne wart sin gelich. 
der liste di er von in gwan, 

der wart er en vil vorn&me man. 

Der öriste meister sin 
der lärtin criechisch unde latin 
unde scriben ane pergemint; 
nöh dan was er ein lutzil kint. 
unde lärtin vil manige büch 
unde andire -wisheit genüch, 

Sin meister, den er dar näh gwan, 


Für einen Süngling war er wohl bereit, 
Herab an Füßen und an Beinen 
Gar ritterlich er thaͤt' erfcheinen. 
175 Es war fein Leib in allen Stüden 
Schön und herrlich anzubliden ; 
Ich fage euch das Wahre. 
Sn feinem erſten Jahre 
Wuchs ihm feines Leibes Gedeihen, 
180 Wie einem andern kaum in dreien. 
Nun hörer wie er. ſich benahm. 
Wenn ein tapfrer Ritter zu ihm kam, 
Dem gab er Leib und Güter bin 
Und kehrte nimmer feinen Sinn 
185 Zu. einem unerfahrnen Mann ; 
Das ſtand ihm wohl ald Ritter an. 
Es was fein ganzes Außres Weſen, 
Als ob er wäre auderlejen 
Zum Fürfen über alle Reh. . 
190 Nun fag' ich nach der Wahrheit Euch 
Die Meiſter, die er ſich erwählt, 
Die waren in Künften wohl beftellt, 
Begannen Weisheit ihn zu lehren, 
Und zogen ihn zu großen Ehren. 
195 Sie lehteten ihn flreiten 
Und mit kuͤhnem Muthe reiten 
Im Sturme und im Volkerdrang, 
Wie's einem andern nie gelang. 
Die Künfte, die fie ihm verliehn, 
200 Erhoben über Alle ihn. 
Der erfte von den Meiſtern fein 
° Der Ichrt’. ihn griechifch und latein 
Und fihreiben auf dem Pergament; 
Noch war er da ein Eleined Kind. 
205 Er lehrte ihn verſtehn manch' Buch 
Und Weisheit andrer Art genug. 
Der Meifter, den er dann befam, 


« 


13 


14 M. v. 208. 148 
der lartin wol musicam 
unde lärtin. di seiten ziem, 
210 daz alle töne dar inne gien, 
rotten unde der liren clanc 
unde von ime selben heben den sanc. 
Der dritte frumete ime.wole. 
er lärtin allir dinge zale 
215 unde lärtin al di wisheit, 
wi verre dia sunne von dem mänen geit; 
unde lärtin ouch di list, 
wi verrevon den wazzeren z6 den himelen ist. 
Der meister, den er dö gwan, 
220 was Aristotiles, der wise man; 
der lärtin alle di cundicheit, . 
wi der himel umbe geit, 
unde stach ime di list in sinen gedane, 
z’erkennene daz gestirne unde sinen ganc ; 
225 dä sih wisen veren mite bewarint, 
dä si in dem tiefen mere varint. 
Einen meister gwan er abir sint, 
Alexander daz; edele kint, 
der lärtin mit gewöfene varen, 
230 wi er sih mit einem schilde. solde bewarn 
unde wier sin sper solde tragen 
zö deme, dem er wolde "schaden, 
unde wi er den erkiesen mochte 
unde gestechen, alsiz ime tochte; 
235 unde alse der stich wöre getän, 
wi er zö dem sverte solde vän 
unde dä mite kundicliche slege slän 
unde wi er sinen viant solde vän; * 
unde wi er sih selben solde bewaren 
240 vor allen, die ime woldin schaden; 
unde wi er sinen vianden lägen solde, 
di er danne wuntwirken .wolde; 
unde wi er zö den riteren solde gehären, 


% 


15 


Der lehrt? ihn wohl die Muſikam 
Und lehrte ihn die Seiten ſchwingen, 
210 Daß alle Töne drin erklingen, 
Eitherfptel und Lyrenklang, 
Dazu erheben eignen Sang. 
Der dritte nüßt’ ihm nicht geringe, 
Lehrt’ ihn berechnen alfe Dinge 
215 Und lehrt' ihn viel, wie man verfleht, 
Wie fern vom Mond vie Sonne geht. 
Auch bracht’ er ihm vie Lehre bei, 
Wie fern vom Meete zum Himmel fei. 
Der Meifter, den er drauf gewann, 
220 War Ariftoteles, Der weile Mann; 
Der gab ihm Kunde von jedem Ding, 
Nie fi) der Himmel dreht im Ring. 
Er führt” ihm zu Der Kunft hinan, 
Zu kennen das Geftien und feine Bahn; - 
225 Womit fi) Eluge Fergen bewahren, 
Wenn fie in dem tiefen Meere fahren. 
Einen andern Meifler aber dann 
Alexander dad edle Kind gewann, 
Der lehrt' ihn umgehn mit den Waffen, 
230 Wie er könnte Schutz mit dem Schild fich ſchaffen 
Und wie den Speer er lenken follte 
Auf jenen, vem er ſchaden wollte, 
Und wie ex Tönnte ven erfüren 
Und gegen ihn den Speer recht führen; 
235 Und wann der Stoß von ihm getban, 
Wie er zum Schwerte griffe dann 
Und Schläge führte Tunftgewanbt 
Und brächte den Feind in feine Sand; 
Und wie er ſelber ſich koͤnnte behüten 
240 Bor Allen, die ihm zu ſchaden fich maͤhlen; 
Und wie auf die Feinde er Tauern ſollte, 
Die er darauf zerftreuen wollte; 
Wie er ſich follte gegen Ritter benehmen, 


16 


245 


250 


255 


260. 


265 


2370 


275 


. M. v. 24. 14» 

zö diu -daz si ime willich wären. 

Der. sehste bestunt in mit grözen witzen 
unde lärtin ze dinge sitzen 
unde lärtin, wi er daz irdöchte, 
wi er von dem unrehten 
beschiede daz rehte 
unde wi er lantrecht: bescheiden kunde 
allen den er is gunde. 

Umbe daz unde vil manich ander 
alsus wart daz kint Alexander 
listie,- gwaldich unde balt. 
nu allir Erist was er zvelif jär alt. 
alsö steetich was ime. sin müt, 
durh alliz werltlich güt 
ne wolder nie geliegen 
unde niemanne betriegen, 
noh durh lieb noeh dark leit 
gesvachen di wärheit. 
einem sinem meistare daz wol schein, 
den stiz er ze tale ubir einen stein, 
daz ime sin hals in zvei brach, 
wander ime eine lugene zuo sprah. - 
au- sprechent manige lugenere, . 
daz der sin vater wöre. 
vil ubile ih des gelouben mach, 
wander ime den hals in zvei brach. 

Von Philippis stüte wil ih iu na sagen, 
dar under was ein ros getragen; 
daz ros daz was. wunderlieh, - 
irre unde vil stritich, 
snel unde staro von gescafnisse, 
des sult ir sin gwisse. 
ig hete unzalliche eraft 
unde ummäzliche maeht; 


- iz, irbeiz di‘lüte unde irslüch, 


iz was freislich gmüch. 


7 


Daß fie willig ihm zu Dienfle Eimen. 

2145 Der ſechſte wußte ihm viel zu nügen; 
Er lehrt! ihn zu Gerichte figen 
Und lehrt’ ihn, wie er das erbädhte, 
Daß er von dem: Unrechten 
Scheiden möchte das Rechte, 

250 Wie er nad Lanbrecht fchlichten fönnie 
Die Sache aller, denen er ed gönnte. 

Durch diefe und manche andre Lehr 
Wuchs dem Kind Aleranber fehr 
Verſtand und Kühnheit und Gewalt. 

255 Nun war er erft zwölf Jahre alt. 

Aljo flät war er gemuth, 

&r wollte nicht um alles Gut 
Der Erde jemals wen belügen, 
Noch irgend einen je betrügen, 

260 Und nicht um Liebe noch um Leib 
Kränkten je die Wahrheit. 

Das fühlte wohl ein Meiſter fein, 
Den fließ er über einen Stein 
Hinab, fo daß den Hals er brach, 

265 Weil er zu ihm eine Lüge fpradh. 
Nun fprehen Manche die Xügenmäre, 
Daß dieſer Mann fein Bater wäre. 
Bar ſchwer ich daran glauben mag, 
Da er den Hals entzwei ihm brach. 

270 Don Philippus Beftüte will ich euch nun fagen, 
In viefes ward ein Moß getragen; 
Fürwahr das Roß war wunderbar, 
Zornmäthig und flreitfücdhtig gar, 
Stark gebaut und fchnell von Füßen, 

275 Das follet ihr in Wahrheit willen. 
Nicht zu ermeflen war die Kraft 
Und feine Macht Mar zauberhaft;, 

Die Leute biß und jchlug ed tobt, 
Es brachte Schreden genug und Noth. 


Alesander, . 2 


18 M. v. 280. 14» 


280 ime was sin munt, 
dag, wil ih & tän kunt, 
alseime esele getän. 
di nasen wären ime wite df getän. 
sine ören wären ime lanc, 
285 daz houbit magir unde slanc. 
sine ougen wären ime allirvare 
glich eineme fliegindin are. 
Sin hals was ime lockechte 
ih wene iz were lewin geslehte. 
290 üf den goffen hätiz rindis här. 
an den siten liebarten mäl: 
s0 sarrazin ioh cristin man 
nie nihein bezzer ros gwan. 
Daz ros wart mit jsine gebunden, 
295 alse daz dä tobit z’allen ftanden. 
iz wart vor den kuninc Philippam geleit, 
unde alser vernam sine gelegenheit, 
Büciväl hiz erz namen; 
daz dähte si güt allesamen. 
300 Dö hiz man manigen siarkin man 
das selbe ros leiten dan 
narstal betän, 
r mohte gerün. 
je nieman gän, 
ıöte getän, 
et wart dag leben, 
deme rosse geben. 
;e wart ein bote dö gesant 
daz ros höt erkant; 
310 unde hiz iz sint baz bewarn, 
wande man solde daran irvarn, 
weme näh sinem libe 
sin kunincriche solde blibe. 
unde enböt ime dä bi, 
315 iz solde rechte derre si, 


19 
280 Diefem Roffe war fein Mund, 
Das will ich euch nun machen Fund, 
Ganz dem des Eſels gleich gethan. 
Die Nafen waren weit ihm aufgethan; 
Ihm waren feine Ohren lang 
285 Und mager war fein Haupt und ſchlank 
Die Augen ihm aller Farben waren 
Gleich denen eines fliegenden Haren. 
Sein Hals, von Locken dicht behaart, 
War wie von eined Löwen Art. 
290 An den Schenfeln Hatte «8 Rinderhaar, 
Die Seite Teoparbenfledig war: 
Sp Sarazen wie Chriftenmann 
Noch nie ein befier Roß gewann. 
Mit Ketten ward das Roß gebunden, 
295 Weil's tobete zu allen Stunden. 
Vor König Philipp ward's geführt, 
Und da er feine Art erfpürt, 
Bucephalus Tieß ers benamen, 
Dad deuchte allen gut zufammen, 
300 Da hieß man manchen flarten Mann 
Leiten dieſes Roß von dann 
Und in den Marftall fchliefen ein, 
Daß man vor ihm möcht ſicher fein. 
Es wagte Niemand ihm zu nahn; 
305 Nur wer fo fehlimme That gethan, 
Daß er nach Recht verwirkt das Leben, 
Den konnte man dem Roſſe geben. 
Drauf ward dem Koͤnig ein Bote geſandt 
Von dem, der des Noffes Werth erkannt; 
310 Der hieß es künftig beſſer wahren, 
Denn an ihm würde man erfahren, 
Wer nad) feinem Sterben 
Einft fein Königreich folft erben, 
Und ließ ihm fagen noch dabei, 
315 Daß der allein der rechte fei, 


a 


2* 


20 


820 


325 


330 


335 


M. v 816. 14° 


der iz allir &rist beschrite ; 
wandiz noh diu nehein man ne gerite. 

Unde alse Alexander heim quam, 
di scrift.er harte wol vernam, 
wis was er z'ummäzen; 
sine meistere heter verläzen. 
dannok ne höter nit vernomen, 
wi iz, umbe daz ros was comen. 
eines tages dö der jungeline 
in der pälenze ginc, 
dö volgetime Vestiän, 
der was ein edele junc man. 
daz ros hörter dö weien 
unde tubillichen schrien. 
vil starke er dö dächte, 
waz daz wesen mohte, 
mit allen sinen sinne, 
wes were di freisliche stimme. 

Zö Vestiäne er dö sprah: 
„uu sage mir, waz daz sin mach; 


‘ dag mir schillit in mine ören 


unde ne läzt mich nith gehören. 
iz gehärit freisliche ; 


. sin stimme di is geliche 


340 


345 


350 


einem freislichem tiere,“ 
dö antworte ime schiere 
Ptolem&us unde sprah: 
„ih sage dir, waz daz wesen mach; 
iz, ist ein ros freislich. 

ime ne wart nie nehein gelich 

in alle eriechische lant. 

Büciväl ist iz genant. 

din vater hätiz in getän. 

iz ne dorfte. bezzer nie gegan 

under nebeiner stüte. 

iz ne hät nieman in hüte, 


’ 


21 


Der ed zuallererſt beſchritten, 

Da noch Fein Mann es je geritten. 
Als Heim nun Alexander kam, 

Die Botſchaft er gar wohl vernahm, 

320 Weife war er über Maßen; 

Die Meifter hatte er. verlaffen. 
No Hatte er damals nicht vernommen, 
Wie's mit dem Roſſe war gelommen. 
Eines Tages da der Jüngling 
. 325 Im koͤniglichen Schloffe ging, 
Da folgete ihm Veſtian, 
Der war ein junger Edelmann. 
Das Roß da hörete im Grimme 
Er ſchrei'n und wiehern mit tobenver Stimme. 
330 Gar ernfllih er da dachte, 
Was wohl foldyes Toben machte, 
Und trug zu wiffen groß Verlangen, 
Bon wem die Schredendftimm’ ergangen, 
Zu Veſtiane er da ſprach: 

335 „Nun fage mir, was das fein mag; 
Mir fchallt ins Ohr ein wild Gefchret, 
Und doch hör’ ich nicht, was das fel. 
Gar zu ſchrecklich es erbröhnet; 

Die Stimme, wie ſte mir ertönet, | 

340 Gleich wie von grimmigem Thiere ſchallt.“ 
Da gab ihm Antwort alſobald 
Ptolomeus und er fprach: 

„Ich fage bir, was das fein mag; 
Ein Roß iſt's, dad man nicht kann binden, 

345 Diefem gleich iſt keins zu finden 
Ringsum im ganzen Griechenland. 
Bucival iſt es genannt. 

Dein Vater hat es eingeſchloſſen. 
Ein beffres bürfte nie entiprofien 

350 In irgend einem Marftall fein. 

Kein Wärter: wagrs zu huͤten ſein, 


32 M. v. 352. 14e 


wandiz ist vil freislich. 
sin stimme di ist eislich ;' 
iz irbizit man unde wib; 
355 nieman ne mach sinen lib 
vor ime gesunt behalden, 
swes iz müz. -gwalden.“ 
: Dö der höärre. diz vernam, 
schiere er zö deme. rosse quam. 
360 dö sin daz ros wart gware 
unde er iz begunde 'anestare, 
iz vergaz allir siner macht. 
unde woldime wesen dienisthaft ; 
iz knöte fur in dar nider 
365 unde ne unsitete niwit sider; 
ime worden sine gebere, . 
alsiz des. kindes vil wel gewone were. 
Er begundiz streichen, 
daz nieman geweichen 
370 ne Mohte neheine wis, 
wander was vil wis. 
er ne legete zoum noh seil dar ane, 
er begreif iz in sine manen. 
ellenthaft was sin gedanc, 
375 üf den rucke er ime Spranc, 
az dem marstalle er iz reit; 
daz was. ein michil baltheit, 
Dô wart daz langer nit verdaget, 
dem kuninge wart dö gesagit, 
380 waz sin sun höte getän. 
der kuninc der .spranc üf sän 
unde zehenzich sinis gesindes. 
er frowete sih sinis kindes;- 
di mere er gerne vernam. 
385 dö der kuninc dar: quam 
unde in Alexander vernam, 
do töter alsime wol gezam: 


x 


Denn ſchrecklich iſt's in feinem Grimme. 
‚Kürchterlich ift feine Stinnne; 
Es tödtet jeden Mann und. Weib; 
355 Niemand mag mit feinem Leib 
‚Bor ihm geſund entweichen, 
Kann ed ihn nur erreichen.“ 
Da ver Herre dies vernahm, 
Er fchleunigft zu dem Roſſe Fam. 
360 Da ihn dad Roß fah kommen an 
Und er's flarr anzuſchau'n begann, 
Vergaß ed aller feiner Macht 
Und wollt’ ihm fein zu Dienſt gebracht; 
Es Eniete willig vor ihm nieder 
365 Und wüthete feitbem nie wieder; 
Es änderte fich fein. Betragen, 
Als ſei's gewohnt, das Kind zu tragen. 
Zu ſtreicheln er das Roß begann, 
Das lenkſam machte nie ein Mann 
870 Bor ihm in irgend einer Weife, 
Denn Alexander war fehr weiſe. 
Nicht legt' er Zaum noch Seil ihn an, 
Er faßt' e8 bei den Mähnen an, 
In feinem kampfesmuth'gen Drang 
375 Er auf des Thieres Rüden fprang ; 
Und ritt e8 aus dem Marftall Bin; 
Das war gewaltig fühner Sinn. 
Verborgen blieb das Länger nicht, 
Dem Könige gab man. Bericht 
380 Von dem, was feinem Sohn gelungen. 
Gleich war der König aufgefnrungen 
‚Und mit ihm hundert des Geſindes. 
Er freuete fich feines Kindes; 
Die Märe er gar gern: vernahm, 
385 Da nun herzu der König. kam 
Und Alexander ihn vernahm, 
Da that er, wies ihm wohl zufam: 


28 


24 


390 


395 


400 


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410 


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4230 


M. v. 388. 14° 


:er warf sih nider unde gine: 


Vestiän daz ros entfienc,- 

alsiz Alexander wolde 

mit einem breitele von golde 

mit gesteine wol beslagen. 

sinen vater ginc.er ingagen. 

dö si zesamene quämen, 

bihenden. si sih nAmen. 

ir rede wart vile minnesam, 

alsir hie mougit verstän. 
„Heil dir,“ sprah er, „sune min! 

mih dunkit, dü salt kunine sin; 

diu gwalt si dir vil geröt, 

alsö verro sö min riche gät.“ 

Alexander sprah zestunt: - 

„vater, got läze üh sin gesunt! 

allis gütes ih 4 wol getrüwen; 

got läz üh lange büwen 

mit froweden üwer riche . 

unde ouh selicliche. ’ 

Noch sult ir, vater, mih geweren: 

eines dinges, des: ih söre geren: 

nu bin -ih funfzehen jär alt, 

daz han ih rehte gezalt,. 

unde bin sö komen zö minen tagen, 

daz ih wol wäfen mac tragen. 

swer üiheine tugent sol. gwinnen, 

der salis in siner juginde beginnen. . 

unde sver dir zins sol geben, 

wil er iht der widerstreben, 

der müz en dir mit scanden . 

senden von sinen landen 

unde ouh leisterliche.“ 

dö ne wolde -der kunino  riehe 

niwit langer beiten: 

er hiz daz kint bereiten. 


Er flieg vom Roß herab und ging 
Zu ihm. Veſtian dad Roß empfing, 
390 Und wie es Alerander wollte, 
Ließ er’3 mit einem Zaum von Golde, 
Geſchmuͤckt mit Edelſtein, belegen. 
Dem Vater ging er da entgegen. 
Da beide nun zufammen kamen, 
395 Bei den Händen fie fi} nahmen. 
Ihre Rede war gar minniglidy, 
Wie ihr fie nun vernehmt durch nich. 
„Heil dir, Sprach er, trauter Sohn! 
Rich bünfet, bir gebührt. ver Thron ; 
400 Bereit fei die Gewalt einft dir, 
Sp weit ic} jet die Herrſchaft führ. 
Alexander ſprach zur Stund': 
„Gott laſſe, Vater, euch geſund! 
In allem: Guten darf ich trauen 
405 Auf euch; Gott Taf’ euch lange bauen 
Ruhig euer Reich mit Freuden 
Und euch dadurch viel Glück bereiten. 
Noch wollt mir, Vater, eind gewähren, 
Na dem ich trage groß Begehren: 
410 Alt bin ich nun fchon fünfzehn Jahr, 
Ich Hab’ dies recht gezählt fürmahr, 
Und bin gekommen zu meinen Tagen, 
Daß Ih wohl kann Waffen tragen. 
Mer Tüchtigkeit je will gewinnen, 
415 Muß in ver Jugend e8 beginnen. 
Und wer den Zins dir bat zu geben, 
Will er die etwa widerſtreben, 
Der muß ihn fenden dir mit Schanden 
Alfobald von feinen Landen 
420 Und entgeht dem Schimpfe nicht.“ 
Bon da an wollte länger nicht - 
Der reiche König mehr anflehen: 
Er hieß das Kind damit verfehen. 


25 


26 M. v. 424. 144 


waz sel ih. mer dar. umhe sagen: 
425 er hiz ime wäfen vor tragen, 
sö man si under des kuninges gesinden. 
allirbest mohte vinden; 
unde verkore si Alexander, 
man gewunne ime. aber ander. 
480 Do daz kint nah riterlichen site 
wolgewöfent was unde geriten, 
dö was er ein schne jungelinc. 
si grüzten in alse einen kuninc; 
er .sprah, wes si gedöchten, 
435 daz st ime kuninges namen ane lechten; 
sö er kunincriches nit ne höte, 
daz er sinen vinger üf gesetzte. 
Er sprah': „woldet ir eine wile gerün, 
unze ih eine tugint mohte getün; 
440 an einem kuninc wil ihis beginnen ’ 
unde mach ih den verwinnen 
unde ih ime di crönen abe gezien 
unde üz den velde getün flien, - 
so mugit ir mir kuningis namen geben, 
445 al di wile di ih leben.“ 
Ein kuninc was Nicolaus genant, 
Alexander für in sin lant . 
ze Cesaream vor di gröze stat. 
dä wart der richer .kunine entsazt; 
450 Alexander vaht ime den sige ane 
unde -fürte di cröne mit ime: dane. 
Dö. er dö wider heim quam, 
ein vil leit mere er vernam; 
des gwan er ungemüte. 
455 iz was siner müter 
sin vater Philippus ab comen 
unde hete ein ander wib genomen, 
di was Cleopatra genant. 
dö Alexander daz. irvant 


Was fol ich mehr darüber jagen: 
4235 Er hieß herzu ihm Waffen tragen, 
Wie man bei Königes Gejinden 
Sie mochte am allerbeften finden ; 
Und warf er fie als fchlechte nieder, 
Sp ſchaffte man ihm andere wieder. - 
450 Als nun nad ritterlichen Sitten 
Dad Kind gewaffnet und beritten, 
Da wär ein fchöner Jüngling er. 
Sie grüßten ihn als König hehr; 
Er aber fprach, woran fie dachten, 
485 Daß fie ihm Königs Namen brächten ; 
Nicht fo viel Land Hab’ er zu pflegen, 
„ Um feinen Finger drauf zu legen. 
Er ſprach: „wollt ihr jo lange ruhn, 
Bis ich eine tapfre That Tann thun; 
440 An einem König will ich es beginnen 
Und kann ich mir den Sieg gewinnen 
Und ihm die Kron’ vom Haupte ziehen 
Und aus dem Feld ihn machen fliehen, 
So ſollt ihr mir Könige Namen geben. 
445 AU die Weile ich mag leben.“ 
Ein König war Nikolaus genannt, 
Alexander zog in deſſen Land 
Gen Gäfaren vor die große Stabt. 
Den reichen König machte matt 
450 Alerander und erfocht den Sieg 


Und nahm die Krone von dann mit fi. - 


Als Heim er darauf wieder kam, 
Bar leidige Botfchaft ex vernahm; 
Drob zürnete er offenbar. 

455 Bon feiner Mutter Olympias war 
Sein Bater Philippus abgekommen 
Und Hatte ein ander Weib genommen, 
Die war Eleopatra genannt. 

Da Aleranver dieſes fand 


27 


28 


460 


470 


480 


485 


M. v. 360. 144 


unde erz rehte vernam, 

vor sinen vater ginc er stän. 

er sazte di crönen dö, 

di er Nicoläö 

hete geroubit, 

sinem vater üf dag houbit: 

„her vater, nemet diz ze minnen, 
daz ih mit sturme hän gewunnen, 
unz ih mer mac getuon. 

des habit ir re unde ruom; 
wene ein dinc, daz ih ü clagen, 
unde in minem herzen tragen; 
des hän ih vil sveren müt, 
ouh ne dunkit iz mir niwit gät: 
daz ir mine müter . 

Olympiaden di güten 

mir .ze leide verläzen hät 

unde einen ubirhir begät 

mit einem anderen wibe. 


ih swere ü daz bi mineme libe: 


sver disen rät "hät gefromit, 

daz iz ime ze grözen unstaten noh comet.“ 
Ein riter hiz Lysias, 

der stolz unde redehaft was, 

der was mit der brüte dar comen; 

des gwan er lutzelen fromen. 

deme was vil harte ungemach, 


* daz Alexander sö vil sprah; 


490 


495 


unde antworte ime smeliche 

unde frevilliche ; 

des mohter gerne habin enborn. 

des gwan daz kint grözen zorn; 
einen guldinen naph gröz unde svär, 
dar ane stunden blachmäl, 

höte Alexander an di hande. 

den slüch er Lysiam vor di zande, 


% 


239 


460 Und er ed recht genau vernahn, 
Vor feinen Vater gleich er Fam. 
Dort feßte er die Kron', bie er 
Dem König Nikolao vorher 
Hatte in dem Kampf geraubt, 
465 Seinem Bater auf dad Haupt: 
„Herr Vater, nehmt mit Gunſt die Gabe, 
Die ich im Sturm gewonnen habe, 
Bis ich noch größres kann erringen. 
Das muß euch Ruhm und Ehre bringen; 

470 Nur eined das muß ich euch klagen 
Und ed in meinem Herzen tragen; 
Darob Hab ih gar fchweren Muth, 
Auch dunket mir ed nimmer gut: 

Daß meine Mutter ihr, die gute 
475 Olympias im liebermuthe - 
Verlaſſen habet mir zum Leide 
Und fuchet unerlaubte Freude 
Bei einem andern Weibe. 
Sch ſchwör' euch das Hei meinem Leibe: 

480 Wer diefen Rath euch Hat gegeben, 
Dem wird fich großes Leid erheben.” 

Ein Ritter, Lyſtas genannt, 
War vornehm, in der Red' gewandt, 
Der war ber mit ber Braut gefommen , 

485 Def hatte er gar wenig Frommen. 

Dem mar das harte Ungemach, 
Daß Alexander foldyes ſprach; 
Antwort gab diejer ihm mit ſchnoͤden 
Und mit freventlichen Reben; 

490 Das Hätt’ er gern- zurückgenommen. - 
Das Kind war drob in Zorn gekommen; 
Eine goldne Schüffel groß und ſchwer, 
Kunftreich verzieret obenher, 

Hatt' Alexander in der Hand, 
495 Die ſchlug er vor bie Zähne gemandt, 


505 
510 
515 
520 
525 


530 


M. v. 496. 144 


daz si ime in di kele resen, 

unde sprah: „lä dine böse rede wesen.“ 
Philippus üf die tabelen Spranc, 

wande in sin gröze zorn dwant; 

der: strit ime niht wol gevil. 

dö trat er fur baz unde viel, 

daz ime sin schenkel zebrach ; 

lasterlichen er dö lach. 

in andirhalb fiel di brüt. 

dane wart neheiner gäbe Hüt ; 

nieren nehein spileman, 

wande dö ig alsö quam, 

daz der kunine der nider * viel. 

Alexander sin bluot wiel; IV. Hs. 107 

sin zorn in der zuo truoeh, 

daz er mit dem swerte erumbe ‚slüch, 

und swer dä wider wolte stän, 

der nemohte im mit dem leben nieht engän. 

ich ne freiste nie den, der fernam, 

war diu brüt ie bequam. 

Alexander gemäzet sich es tuo 

und giench sinem fater zuo 

und tete im heil- sin bein 

und brät in und sine müter in ein. 
Unde alsö daz was gendet, 

dö wart ein bote gesendet 

und sagete Philippus daz, 

daz er bewaren hize baz 

sine burch z’Antoniä 

und füre dar mit her sA 

und näme die burch in sine gewalt, 

dä wären die rede manechfalt, 

ez wäre der sezimanne wille, — - 

daz reiten sie under in stille — 

wie si sich von ime gezugen 


und in lasterliche betrugen 


*) Hier beginnt die Lücke der Strassb. Hr. 


31 


Daß fie ihm fuhren in die Kehl’ hinein, 
Und ſprach: „Laß. deine Schwähwort’ fein.” 
Philippus auf die Tafel ſprang, 
Da ihn fein großer Zorn bezwang; 
500 Der Streit ihm gar nicht wohl gefiel. 
Da trat er weiter vor und fiel, 
Daß feinen Schenkel ex zerbrach 
Und jämmerlicdy) darniever lag. 
Zur andern Seite fiel die Braut. 
505 Es ward da Teine Gab’ gefchaut; 
Nirgends ſich Spielleute fanden, 
Da fi vie Sachen alfo wandten, „ 
Daß To der König fiel im Lauf. 
Das Blut Alerandern wallte auf; 
510 Sein heißer Zorn dazu ihn trieb, 
Daß mit dem Schwert er um fich bieb, 
Und wer Dagegen wollte flehn, 
Mocht' ihm mit dem Leben nicht enigehn. 
Ich weiß von Keinem, der's vernahm, 
915 Wo darnach die Braut hinkam. 
Alerander zwang da feinen Sinn 
‚Und ging zu feinem Water hin 
Und machte wieder heil fein Bein 
Und ſohnt' ihn aus mit der Mutter fein, 
920 Und old nun. diefed war geenbet, 
"Da’tam ein Bote ber gefenbet 
Und ſagete Philippo dies, 
Daß beifer er bewahren Tieß' 
Seine Burg zu Antonia 
925 Und zöge mit dem Heere nah 
Und nähme die Burg -in feine Gewalt. 
Dort waren die Anfchläg’ mannichfalt. 
Es war der Lehenfaflen Wilfe, 
Das beſprachen fie unter fich ſtille, 
830 Wie fie fich alle von ihm zögen 
Uns wie fie fchänvlich ihn betrögen 


32 


und si sich an dem besäten, 


der die burch for in behäte. 


335 


540 


Unde alsö der chuninch diz fernam, 
harte söre er sin erquam, 
er wolt es niht langer biten; 
den sun hiz er dar riten. 
Alexander sich besanie. 
wie stolzlich er dar rante! 
helde folk gie im nöh, 
funf wesr ze hin zäch. 


einen sturm tet er- mit listen 


545 


550 


555 


360 


365 


‚und gewan die selben veste. 


fil fröliche er widere ze lante quam, 
daz er neheinen scaden genam. 

Nu vernement, waz ih iu hie zale: 
for dem chunige in dem sale 
dä vant er boten Daries, 
eines geweltigen chuniges, [V. Hs. 111e] 
der den zins von sinem fater Philippus 

woldenfan, 

wand er Dario was undertän. 
diz was Darius, der in Daniel stet, 
der mit dem chriechissen chunige siret ; 
diz was, den Daniel släfinde gesach . 
in einem troume, dä er lach, 
dä sah er fehten einen boc und einen wider, 
daz bezench die zwene chunige sider. 
daz Philippus den zins galt 
in Daries gewalt 
dannen uber manegen tach, 
daz was dem sune ungemach:. 
Darius wart umbe den selben zins erslagen, 
daz ich iu sal wäre sagen. 

Alexander spranc üf al gerihte 


'zuo der boten gesihte; 


des zinses er newiht galt, 


Und den alö Herrn erfännten twicher, 
Der vorher war ber Burg Gebieter. 
Und als der König dies vernahm, 
535 Großer Schred ihn uͤberkam. 
Nicht länger wollt' er damit weilen, 
Dem Sohn gebot er bin zu eilen. 
Alerander nad den Seinen fandte. 
Hei! wie ſtolz er bortfin rannte, 
549 Helvenvolf kam zu ihm noch. 
Fünf Ring’ er um die Feſte zog, 
Eiuen Sturm mad? er auf beſte 
Und gewann diefelbe Feſte. 
Bar froh thät heim er wiederkommen, 
945 Da feinen Schaden er ornen. 
Hört, was ich nun erzähle, alle, 
Vor dem Könige in dem Saale 
Darius Boten er da fand, 
Dom mächtigen König abgefandt, 
550 Bon feinem Vater Philippus. den Zins zu 


empfahn, 
Da er Dario war unterthan. 
Von dem Darius berichtet Daniels Buch, 
Daß er ven Griechenkoͤnig ſchlug. 
Er war's, den Daniel im Schlafe ſah, 
555 Als ex in einem Traum lag da. 
Er fah einen Bod und Widder ſtreiten, 
Das follte vie zwei Könige dann bebeuten. 
Daß Philippus ven Zins gezahlt 
In des Könige Darius Gewalt 
560 Bon. da an über manchen Tag, 
Das war dem Sohne ungemach. 
‚Ws den Zind ward Darius erfäslagen : 
Datz will ich euch, wie's wahr iſt, jagen. 
Albhald fprang Alexander drauf 
565 Antzeſichts der Boten auf, 
Dom Zins er ihren nichts Baht 
Alexander. 





570 


575 


580 


585 


590 


895 


ir hören er böslieh scalt. . 
er sprach: „iuwer hörre nehät anderes ne- 
heine framicheit, 


wan daz er scaz uber ein ander leit; 


er was ein harte tumb man, 

daz er zinses an uns gesan; 

er ne wirt ime niemör gesant 

hinnen üzer Chriechlant 

bi minen ziten.“ 

die boten hiz er riten, 

6 si ersturben an der stund, 

daz sis ir herren täten chunt: 

also lange sö er des zinses newibt wol- 

te enbern, 

er solt in sin dä heime wern; : 

mit alsö getäner mäze” 

er solte ime sin houbet läzen, 

diz inböt er ime alsö; 

des wären die boten riuwieh und: frö; 

si wärn vil frö, daz si des libes genäsen, 

und wären harte riuwich, daz er ir her- 

ren wolte verdwäsen. 

Unde alsö diz wart gendet, 

dö :wart ein bote gesendet 

und saget Philippus, waz man riet 

von einer siner untertäner diet, 

von sinem manne ze Thelemöne, 

daz sim unrehte walten lönen 

der triawen, der er mit in habe gangen; 

si höten z’ein anderen gevangen 

und wolten ummäze wider in stellen. 

Alexander nam sine gesellen; 

frumeclichen er dar reit 

alsö dicke der stolze man deit. 

in die burch er gieneh; [V. Hs. 111°.) 

den burgräfen er dar üffe fiench, 


3 
Und ihren Herrn er boelich ſchalt. 
Er ſprach: „Euer Herr nur dann ſich regt, 


Wann Schag er zu dem Schahe legt; 
570 Er war ein gar zu dummer Mann, 
Dad auf ven Zins von und er fann; 
Er wird ihm nimmermehr gefanbt 
Von Hinnen aus der Griechen Land 
In diefen meinen Zeiten.” 
575 Die Boten hieß er reiten, 
Eh' fie erflürben zu der Stund, 
Daß ihrem Herrn ſie's täten. fund: 
Wollt’ er des Zinfes nicht entbehren, 


Er würde ihm ihn daheim gewähren; 
580 Dann follte er ihm folder Maßen 
Sein Haupt dafür zum Pfande Iaffen. 
Dies entbot er ihm alfo; 
Dep waren Detrübt die Boten und froh: 
Sie waren gar froh, daß fie blieben am Leben, 
585 Und traurig, daß dem Herrn ben Top -er 
wollte geben, 
Und als nun dieſes war beendet, 
Da warb zu Philippo ein Bote gefenvet 
Und zeigt’ ihm an, morauf man fann 
Bei einem Volke, das ihm unterthan, 
590 Bon feinen Mannen: zu Thelemonen, 
Dad fie mit Unrecht wollten lohnen 
Die Treu’, vie ihnen. er erzeiget; 
Einem andern hätten fie fich zugeneiget 
Und wollten gegen ihn fi} trogig flellen. 
595 Alexander nahm da feine Geſellen; 
Dabin ritt muthig er fodann, 
Wie's oftmals that der flolge Mann. 
In die Burg ſogleich er ging; | 
Den Burggrafen er dort fing, 
3* 


26 
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635 


die bösen er drabe stiez, 

die guoten er drüf erlieg 

und nam er scaz und gewant 

und alleg, dag er dä fant, 

und löhnte alle sine man 

mit dem, daz er. dä gewan. 

und alser dö wider reit, 

dö begagent ime ein m£&rör. arbeit, 

dä wider reit ime Pausanias,- 

der ein richer marcgräfe was, . 

und fürte die chunigin in sine gewalt, — 

ä wie söre ers dä ze siöde engalt! — 

daz was diu scöne Olimpias, 

diu Alexanders müter was. 

sinen vater lie er töt wunt. 

daz wart ime dä gitän rehte chunt. 

Alexander was ein helt fremeolich; - 

den schilt zuht er vur sich, 

und alser ime was wel näht,. 

üf .rihte er sinen scaft, ur 

spranode- där Pausaniam gesach, 

durh sinen büch er stach; 

zuo der erde er in warf, 

or sprach: „dis stinphaters ich nieht bedarf.“ 
Alexander sprach zuo den gesinden 

und hiz, den marcgräfen üfpinden; , 

er fuart in lemptigen ia sin lant. 

ä wie siech: er sinen vater vant! 

der wunden er newiht genas, - : 

die ime sluog Pausanias. 

alsö Alexander heim quam, - ., 

er giench fure sinen vater stän; 

er sprach: „vater, wä du ivet sprechen, 

du mabt dich heizen rechen.* 

er sprach: „sun, du heiz in slän.“ 

daz was vil schiere getän.. - 


. 
3 . 


\ 


87 


600 Die Biken er hinunter fie, 
Den Guten er das Leben ließ 
Und nahm den Schatz und ihr Gewand 
Und alles, was er drinnen fand, - 
Und gab zu Lehen feinen Mannen 

605 Alles, was fle da gemannen. 

Und als er wider ritt hinaus, 

Da traf ihn größre Müh’ zu Hand, 
Paufanias bot zum Kampf fich dar, 
Der ein reicher Markgraf war, 

610 Die Königin bracht’ er in feine Gewalt, — 
Ah! wie fehr für immer ers entgalt! — 
Das war bie ſchöne Dinmpiad, 

Die Aleranderd Mutter was. 
Seinen Bater ließ zum Tod er mund. 

615 Das ward ſogleich dem Sohne kund. 
Alexander war voll Tapferkeit; 

Den Schild zuckt' er vor ſich zum Streit 
Und als er ihm war nah gebracht, 
Erhob er ſeinen Schaft mit Macht; 
620 Er ſprengte auf Pauſaniam los, 
Gab durch den Bauch ihm einen Stoß; 
Zur Erde er ihn nieder warf 
Und ſprach: „Des Stiefvaters ich nicht bedarf.“ 
Alerander ſprach zu ven Geſinden 

625 Und hieß aufs Pferd den Grafen binden; 
Er führt in lebend in fein Land. 
Ad, wie fiech er feinen Vater fand! 

Der Wunden er nicht mehr genaß, ' 
Die ihm ſchlug Paufanias, 
630 ALS Alexander heimgekehrt, 
Ging er vor feinen Pater werth; 
Er ſprach: „Willſt, Vater, du was ſprechen? 
Du magſt an ihm dich heißen rächen.” 
Er ſprach: „Heiß', Sohn, ihn niederſchla n.“ 
686 Das wurde auch gar fan gethan. 


dar näch uber ummanegen tach‘ 
Philtppus dä töt lach. 

Unde alsö Philippus was begraben, 
dö wart Alexander ze chunige erhaben. 
starche wous ime sin gewalt; — 
dö alrerist was er zweinzec järe alt, — 
daz er mit listen und mit mahten. 
sin riche wol: berihten mohte. 
ich sage iu, wie ers began. 
er nam sin allergetriwisten man, 
die ime ze siner nöte 
ie wären einmuote. - . 
' er sprach: „hörre, wir ne haben nieuht 

- ze bitene,. 
wir möäzen her leiten 
Chriechlande z’eren; 
dar an gedenchent, härre, 
daz man ie uber unser lant 
die allertüriste chunege vant; 
des läzen wir die enkelten. 
die uns den zins hiezen gelten, : 
hundert unde me, 
daz in ze laster erg6, 
daz wir des zinses werden lös. 
swer 'dä wil snellez- ros, 
beidiu wäfen unde gewät, 
des tuon ich ime alles guoten rät 
An alle sine arbeit; | 
swer noch mit mir bestöt, [V. Hs. 111°.] 
deme t&öl ich lib unde guot. 
unde trage ime imer willigen muot.“ 
unde alser diz gesagete, 
ir niehein langer dagete; 
si sprächen alle mit einer zungen: 
„got behuote uns digen chunich jungen, 


Drauf nach nicht vieler Tage Frift 
Der König Philippus geftorben ifl.— 
Und als Philippus zu Grab gebracht, 
Da ward Alerander zum König gemacht. 
640 Kräftig wuchs Ihm feine Gewalt, — 
Da er war zwanzig Jahr’. erſt all, — 
Daß er mit Klugheit und mit Macht 
Sein Reich in guten Stand gebracht. 
Ich fage euch, wie er's begann. 
645 Er nahm die allergetreueflen Bann, 
Die ihm in Nöthen und Gefahren 
Zu helfen eines Muthes waren. 


39 


Er ſprach: „Jetzt iſts nicht Saumens Bei, | 


Ihr Herrn, wir müffen in "den Streit, 
650 Griechenland zu Ehren; 

Gedenket deß, ihr Herren, 

Daß man Fläts über unfer Land 

Die allerthenerſten Könige fand; 

Deß mögen vie ven Lohn geniehen, 
655 Die uns den Zins zu zahlen hießen, 

Hundert und noch mehre, 

Das ihnen ſich's zur Schande kehre, 

Daß wir des Zinfes werben los. 

Wer von euch will ein ſchnelles Rop, 
660 —* Waffen und Gewand, 

Das ſchaff' ich alles ihm zur Hand, 

Er braucht darum zu forgen nicht; 

Wer noch mit mir im Kampfe ſicht, 

IH theile mit ihm Leib und Gut 
665 Und trag’ ihm immer willigen Muth.” 

Und als er dies gefaget nun, 

Da wollte keiner länger ruhn; 

Sie fprathen alle mit einer Zungen: 

⸗Gott ſchuͤtze den König und den jungen, 


[4 


40 . 


670 daz er mit ‚genäden vil' lange mäze leben 
in. siaem rieche:- 
80. wö deme, der ime geswiohe.“ 
Er hiez dö gebieten herevart, 
als im dä geräten wart; 
dar zü was ime vil liebe. 
675 er sante boten unde briefe 
ze Chriechen unde ze Mazedön, - 
den böt er den starchen lön. 
ze Calabre er enböt, 
daz sim hulfen zuo der nöt. 
680 ein stat. heizet Nieomedias, 
da Bancte Pantaleön gemarteret was, 
die fürin sine hervart mit manegem helide, 
täsent bräkien sie ime ze heife.. 
dö hiz er uber lant gebieten 
685 mit trö ioch mit miete, 
daz sime ze helfen quämen, 
alsö sie sine nöte vernämen, 
unde swem daz versmähte, 
daz er sin houbet verlorn höte:; 
690 Vil örhaft er sin geröte scuof; 
des tages, dö er sich üghuob, 
sibenzech tüsent was .sines hexs; . 
daz schiffet er uber ein ende des mers 
unde hiez den zins dä enfän; 
695 daz was wider Dari6 getän. 
er fuor dannen in Sicilien lant 
und ferweltigöt alle, die er dA vaut, 
unde töte sie swergen herevart, 
daz sin vater nie erwarb. 
700 alsus möret er sin hör 
unde schifte sich dä uber mere 
und faor ze talewart 
'unde verlie sich an. die scarfen swert. 
Unde alsö die Röm6re daz fernämen, 


41 
676 Daß Tang. des Reiches er malte mit Gnaden. 


Weh dem, der weicht von feinen Pfaden.“ 
Zur Heerfahrt hieß darauf er laden, 
Sowie es ihm da warb gerathen; 
Darnach fand ihm gar fehe der Sinn, 
675 Er jandte Boten .und Briefe bin 
Zu Griechen und. zu Mazedonen, 
Er wollt! es ihnen herrlich lohnen. 
Die zu Kalabrien er entbet,, 
Daß fe ihm hülfen in ber Noth. 
680 Eine Stadt heißt Nicomedias, 
Wo Sanct Pantaleon gemastert. was, 
Die zogen zu ihm mit manchem Helden, 
Zaufend fie zur Hülfe flellten. 
Da hieß er fagen durch die Lande, 
685 Er bot auch Lohn und drohte Schande, 
Daß fie ibm beizuſtehen kaͤmen, 
Sobald fie feine Noth vernaͤhmen, 
Und wer zu helfen ihm verſchmaͤhte, 
Daß der ſein Haupt verloren haͤtte. 
Die Nüftung ward mit Brecht gethan; 
Des Tags, da er die Fahrt begann, . 
Waren fiebenzigtaufend des Heered; - - 
Das ſchifft' er über ein Ende des Meeres 
Und hieß es da ben Zins empfahnu; 
695 Das ward Dario zum Schimpf gethan. 
Dann fuhr er in Sicilienland, ur 
Und bezwang, wen er ba fand, 
Und ließ fie fchwören Seeresfahrt. 
Was nie feinem Vater zu Theile. warb. 
700 Alſo mehrte er fein Heer 
Und fchiffte fi da über Meer 
Und fuhr hinein ns Land bereit - 
Und verlieh fich auf das. Schwert im Streit. 
Und als die Roͤmer das vernehmen, 


43 


705 & wie :örhafte sie im ze gügene quämen! 
si brähten im ze der stund 
sübers hundert tüsin. funt 
unde einen mantel alsö edele, . 
sö chunich under diseme himele 
710 von pfellel noch von gimme 
: nie neheinen mohte gewinnen, 
unde eine choröne, din was al röt golt; 
elsus. macheten si in den chunich holt. 
diu gäbe was ime dano näme, - ' 
715 des iobet er die. guoten Römäre. 
zehen hundert er mit ime Bam, 
der von Röme dar quam, 
unde fuor zuo Africanö, 
der Daries undertäne. 
:720 mit gewalte reit er dä durch 
zu Kartagine in die burch. 
die burgäre täten imo die sicherheit ; 
vil luzel er mit reit, 
wande si in ummnot wären |V. Hs, 1114] 
725 wider Römäre die mären. 
' Dannen wurden sine boten ‚gesant 
über al Meridien lant, 
dannen in Bethaniam 
‚ unde dannen in Galatiam, 
730 Kartanensen er enböt, 
sie .ne chömen unde wurden undertän, 
er hiez si alle an daz crüce slän. 
Unde als si daz vernämen, 
newit langer sie ne wären; 
735 sie quämen algerihte 
zuo des chuniges  gesihte; . 
si brähten silber unde golt 
unde macheten in den chunich holt. 
er ne wolte ir goldes newiht enfähen, 
740 er bestunt sie mit genäden, 


105 .Hei, wie freigebig fie entgegen Tamen! 
Sie brachten felber ihm zu der Stund 
Silbers hunderttauſend Pfund 
Und einen Mantel von ſolchem Werthe. 
Wie wohl ein König auf dieſer Erde 

710 Bon Pfellel und von eveln Steinen 
Noch nie gewinnen mochte einen. 

Und eine Kron’, die war ganz rothes Bold; 
Sp machten fie ſich den König hold. 
Die Gabe war zu Dank ihm ſehr, 

715 Drob lobte die guten. Römer er. 
Zehnhundert Mann er mit fich nah, 
Da von Rom zurüd er kam, 

Und fuhr zu Africano dann, 
Der des Darius Unterthan. 

720 Da ritt ee. mit Gewalt hindurch 
Nach Karthagn in die Burg. 

Die Bürger gaben ihm der Treue Pfand; 
Gar wenig Reb’ er ihnen fland, 
Da fie von Reid und Unmuth brannten 

725 Gegen die Römer die weitbefannten. 
Don bannen wurben feine Boten. gefanbt 
Ueber al Merivienland, _ 

Bon bannen in Beihaniam 
Und in dad Land Galatiam. 

780 Den Karthaginenfern er. entbot, 

Denn fie nicht kaͤmen Dienft zu tragen, 

Hieß' ex and Kreuz fle alte Schlagen. 
Und als fie Hatten. Das vernommen, 

Säumten fie nicht mehr zu kommen. 

735 Sie ftellten ſchnell bereit ſich var, 
Wo der König felber war; . 
Sie brachten Silber ihm und Gold 
Und ‚machten fi deu König hold. 
Ihr Bold. dad wollt' er nicht empfahn, : 

740 Dach nahm ex. fie mit Gnaden an, 


44 


745 


750 


755 


760 


765 


770 


wande si dähten in frumich unde. balt; 
er nam er ein tüsint in sine gewalt 
unde fuorte sie in Egyptö allesamt ° 
unde stifte dA z’eren sines namen 
eine burch, diu wart näh im genant. 
der erfuore al diu lant, 
er ne gesahe niemer noheine, 


-diu zue ir mohte werden gezeit, 


Babilonia ne wart nie s6 wiht, 
sö man sie noch ane sibt; 
Troja ne mohte sich zir' niht gemäzen ;3 
à waz Gapadotia gebrach, 
daz si wäre also vast. 
Pöde noch Kartagò 
ir ne wedere was 80. 
richer was disiu burch noch, 


danne Röme oder Antioch. 


Alexandria si hiez; 

sinen namen er drinne liez. 
dannen er durch daz laut brach, 
er töde ein michel ungemach ; ' 


‘er was Dariö gram. 


er störte Galil&am ; 

dä wart in Nephtalim lant . 

al ferhert unde ferbramt. 

also tet er Zubulön. 

die richen burch NAasön ; 

er zestörte Samariam; 

als6 tôt er Zityam. 

diz was, da Näaman inne was, ‘ 
von der miselsuhte genas; | 
er zestörte ouch Bitaniam, 

da Judith Holofern sin houbet nam, 
unde zestörte ouch Judäis lant; 


575 dar näch wart Jerusalön ferbrant 


unde Bethlehöm dA bi stöt. 


Denn tüchtig ſchienen fie und kuͤhn; 
Er ließ eintaufend mit fi ziehe 
Und führte in Eghpio all fein Heer 
Und fliftete da zu feined Namens Chr’ 
145 Bine Burg, die warb nach ihm genannt. 
Wenn einer fuhr durch all die Land, 
Der ſah fo Feine je auf Erben, 
Die ihr mocht' gleich gezähles werben. 
Babylonia fo groß nicht war, 
750 Wie fie noch jegt fich flellet dar; 
Mit ihr konnt' nit ſich Troia meſſen; 
Ach was Gapadocia gebrach, 
Daß ſie ſtand an Stärke nach. 
Pede und Karthago beide 
755 Konnten ihr nicht ſtehn zur Seite. 
Dieſe Burg war reicher noch, 
Als ſelbfſt Rom. und Antioch. 
Alexandria fie hieß, 
Seinen Namen er ihr ließ. 
760 Bon dannen durch das Land er brach, 
Er that da großes Ungemach, 
Denn er war Dario gram.. 
Darum zerfiört! er Galilaͤam; 
Da warb auch Nepbtalin dad Land 
765 AL werheezet und. verbrannt. 
Sp auch mit Zabulon er's that 
Und Naaſon der reichen. Stadt. 
Er zerflörte Samariam 
Und ebenfo auch Zityamı 
770 Dies war, wo Ngeman inne was 
Und von der Mifelfucht genas; 
Auch ‚zerftörte er Bethaniam, 
Wo das Haupt Holoferne Judith nehm, 
Und zerſtorte auch Judaaland 
775 Dann ward Jeruſalem verbrannt : 
Und Bethlehem, das fiehet nah, - 


46 


80 


785 


90 


795 


sö niemen mit imo ser, 

al biz er Tyre zue treib, 

ä waz ime dA helede töt beielb. 
Tyre was ein stat gröz, 

daz mere si alle umbe fi6z; 

dä wärn die müre harte ' 

von quädrestein gewohrt. 

mit iserenen spangen [V. Hs. 112«.] 

was al daz werch befangen, 

unde darzuo morter unde bl; 

wie mehte siu vester sin. 

dri wären der märe; j 

umbe waz seolte si daz guot vertären ? 

daz golt sie nie ne hälen. 

si täten die turne mälen, 

daz daz röte golt dar ab sehein 

gemüset oben an den stein; 

dan zesviscen gingen de bogen, 

si wären al mit golde bezogen; 

die turne stunden vil näch; 


‚ wit was der hof dä. 


800 


vil gröz seade, daz si Alexander zebrach 
durch sin ubermuotecheit; 

siu was einer mile breit. 

er ne weiz in anders neheine seult, 
newan si wären einem chunige holt; 

daz was Darius rex Persärum, 

deme sie undertän waren. 


805 Nu vernemet ouh ein ander. [M. 859 (809)] 


zözin sante Alexander 

unde hiez sinen knechte 

sagen in vil rechte, 

ob si in 20 kaninge wolden entfär 


810 unde ime werden undertän 


unde ime geben in sine hant 
di burc unde dag lant: 


"47 


Zum Kampf mit ibm war feiner da, 
Bis endlich er nach Tyrus trieb. 
Ach, welche Schar da tept ihm blieb, 
780 Tyre war eine Gtabt gar groß, 
Das Meer fie allenthalb umfloß; 
Da waren alle Mauern feſte 
Mon Quaderſtein gebaut aufs beſte. 
Es war mit Eifenfpangen 
785 Das ganze Werk: umfangen, 
Und Blei und Mörtel noch darein; 
Wie möchte ſie wohl fefter fein. 
Dreie waren da der Mauern; 
Mas brauchte fie dad Gut zu dauern? 
‚ 1790 Bad Gold verhehleten fie nie. i 
Die Thürme ließen malen fte, 
Daß das rothe Gold warf hellen Schein, 
Gerieben oben an dem Stein; 
Dazwifchen gingen Hin bie Bogen, 
795 Sie waren all mit Gold bezogen; 
Die Thürme fanden ſich ſehr nab; 
Geraͤumig war der Hof allda. 
Schade, daß Alexander ſie zerbrach 
In feiner Uebermuthigkeit; 
800 Sie war wohl eine Meile breit. 
Er wußte weiter feine Schuln an ihnen, 
Als daß fie mochten einem König dienen; 
Darius rex Persarum weit befannt, 
Der war's, dem ihre Treu fir zugewandt. 
805 Run vernehmt auch ein ander Beginnen, 
Alexander fendete zu ihnen 
Und befahl den Rittern zu fagen 
Und fie ernfllich zu ‚befragen, 
Ob fie ihn wollten zum König empfahn 
810 Und ihm werden unterthan 
Und ihm geben in feine Hand 
Ihre Burg und auch das Tand, 


48 


815 


820 


825 


830 


835 


840 


845 


M. v. 967 (517). 


er welde si lagen loben 

unde woldin mit $ren geben 
unde mit gnäden läzen 

unde faren sine sträze. 

ob si des nit ne wolden, 

er sagetin, daz er solde 

ir lant zevören 

unde ire stat zestören. 

unde nemen in allen daz leben, 
ob si ime wolden widerstreben 
mit siheiner gewalt. 

dö wären dar in helede balt. 
dö si die rede versämen, 

ze samene si quämen. 

zö Alexandrö si santen, 
wande si sin niht nerkanten 
unde hiezen ime sagen, 

er mohte gerne gedagen, . 
wande si sin niht. neforhten. 
unde ze nihte ne’ hederften. 


doch trügen sie ime willigen müt 


unde gäben ime gerne ir güt, 
ob erz wolde.durh minne. 
sus sprächen si dar inne. 
-.D6 der bote wider quam 
unde, ia Alexander vernam . 
unde er ime gesagete rechte, 
waz ime di güten knechte 
üg von Tyren enboten, _ 
von zorne begunder roten. 
vor ungemüte.er nider saz; 
bi sime libe er sih vermag, ı 


iz gienge in allen an den leben, 


daz si ime toxsten widerstzeben: 
er solde sih wol. gererhen 
unde ir stat zehrechen. 


15* 


Er wollte fie dann laffen leben 
Und ihnen alle Ehre. geben 
815 Und wollte fie in Gnaden laffen 
Und wieber fahren feine Strafen; ° 
Doch wollten fie. ihm nicht willfahren, 
Sp würbe er mit feinen Schaaren 
A ihr Land. verheeren 
820 Und ihre Stadt zerflüren 
Und nehmen ihnen allen das Beben, 
Wenn fie ihm wollten widerflxeben 
Mit gewaltiamem Bemühn. 
Da waren drinnen Helden Tühn, 
825 Da fie dieſe Rede vernahmen, 
Sie ſogleich zufammen Tamen. 
Zu Alexander hin fie fandten, 
Ds fle ihn noch nicht. erkannten, 
Und fie hießen ihm anzeigen, 
830 Daß er möchte lieber ſchweigen; 
Ihn fürdhtete von ihnen Teiner, 
Und fie bedürften auch wicht feiner. 
Doch trügen fie ihm willigen Sinn 
Und gäben gern ihr Gut ihm bin, - 
835 Wenn er’3 empfangen wollte mit Minnen; 
Solches ſprachen die darinnen. 
Da der Bote wieherfam 
Und Alexander ibn vernahm 
Und der genau gemeldet mieber, 
840 Was ihm jene guten Ritter 
Heraus von Tyrus der Stadt entböten, 
Begann vor Zorn er zu errbtben; 
Bor Unmuth er darnieder ſaß, 
Bei feinem Leben ſich vermaß, 
845 Es ginge ihnen allen an. das Leben, 
Daß fie ihm magten iu. widerſtreben, 
Er würde ſich dafür. ſchen raͤchen 
Und ihnen ihre Sun. ‚serbreigen, 
Alexanber. | nn 4 


9 


50 


850 


855 


865 


870 


875 


830 


M. v. 1003 (558). 15« 


Dö nam er siner farsten dri 
— ih neweiz niht, wi ir name si — 
unde sante si wider in di stat 
unde ‚hiz den besten sagen daz : 
wä si ir wisheit täten, 
daz si in versmäten, 
der Röme mit siner: craft 
under sih höte bräht 
unde alle criechische lant 
höte in siner hant. 
wes si wolden wänen, 
durh waz er dare qu&me. 
daz si sih baz bedöchten; 
si ne kanten in nit rehte. 
er wolde mit sinen knehten ' 
ir starke stat irvehten 
undiz ne soldin niemer gefromen, 
iz solde in unrechte comen, 
si ne wordin ime undertän. 
nu vernemet, wi’iz dö quam. 
dö di boten in quämen 
unde di burg&re vernämen, 
waz di boten sageten, 
nit langer sine dageten; 
di boten si vingen, 
schiere si sie verhingen. 

Dö daz mere dz quam 
unde iz Alexander vernam, 
dö gwan der helt güt 
eines. zurnigen lewen müt. 
dö hiz er sin here 
mit schiffen varen in daz mere 
unde hiz di burg alumbevän. 
daz wart schire getän. 
unde alse di Tyröre 
vernämen dise mere, 


31 


Da nahm er feiner Fürſten drei — 
850 Ich weiß nicht, wie ihr Name ſei — 

Ä Und fandte fle in die Stadt und bie 
Den Ülteflen wieder fagen dies: 
Wohin fie ihre Weisheit thäten, 

Daß den König fie verichmähten, 
855 Welcher Rom mit feinee Macht 
Sich Hätte unterthan gemacht 

Und alles griechiſche Land 
Hätte auch in feiner Sand. 
Was man bei ihnen daͤchte, 

860 Welche Macht er mit fich brädhte, 
Sie möchten beffer es beachten, 

Und recht ihn zu erkennen trachten.. 
Er konnte Teicht mit feinen Knechten 
Ihre ſtarke Stadt erfechten ; 

865 Das möchte ihnen nimmer frommen, . 
Sie könnten nur zu Schaden kommen; 
Sie würden ihm denn unterthan. 
Nun Höret, was darauf begann. 
Da die Boten wieber kamen, 

870 Und die Bürger dies vernahmen, 
Was die Boten ihnen brachten, 
Nicht laͤnger ſchweigend ſie's bedachten; 
Die Boten nahmen fie gefangen 
Und ließen alſobald fie bangen. 

875 Als nun die Kunde davon Fam, . 
Und Alexander ed vernahm, 

Erfüllte es den Helden gut 
Mit eines zorn’gen Löwen Muth. 
Drauf bieß er alſobald fein Heer 

880 Mit Schiffen fahren in das Meer 

Und überall die Stadt. umfahn. 
Das alles warb ſogleich geihan. 
Als dies die Tyrer nun vernahmen, 
Was ihre Feinde unternahmen, 

42 


52% 
885 


890 


805 


900 


905 


910 


915 


920 


M. v. 1039 (589). 15 


dö schuofen si ir were 

wider daz creftige here 

in der burh innen 
unde giengen au di. zinnen. _ 
Alexander trüäch in ubelen danc; 
mit sturme er si söre dvanc,. 
unde di dar inne wären, 

daz .sagih ü .zwären, 

di werten ire. selede 

alse türlichen helide * 

unde vohten söre her ze tale. 
ih wil ü sagen ir zale: 

man zalte si dä zestumt 

m& dan an hundrit, tüsunt; 

des geloube, sver sö wile. 

si irslügen sö vile Ä 
Alexandris heris, 

daz di unden des meris 

von dem bläte wurden röt. 

der wint.der tötin starke nöf, 
wander vil stark was, 

der selbe der dä Bareas 

in den bächen heizet 

unde di aller meist reizet 

daz mere mit den unden. 

der schiffe slüch er zegrunde 
vile, daz si versunken 

unde di lüte dar in vertrunken. 
vil manic ouh*dä irslagen lach. 
dö Alexander daz gesach, . 
des sturmes hiz er abe stän j 
unde hiz balde wider gän 


di schif in di habe, . 


ob ich rechte vernomen habe. 
D6 elagete Alexander 
mer dan sihein. ander 


885 Da fchufen fie ſich Schug und Wehr 
Wider dieſes Eräftige Ser 
In der Burg innen 
Und gingen auf bie Zinnen, 
Alexander vergalt das ihnen ſchwer; 
890 Mit Sturm bevrängte er fie fehr, 
Und die darinnen lagen, 
In Wahrheit kann ich euch das fagen, 
Die Tämpften um ben eignen Herb 
Wie tapfre Helden mit dem Schwert 
895 Und fochten kühn hinab zu Thal. 
Ich will end jagen ihre Zahl:. 
Zu jener Stunde gählte. man Ne 
Mohl mehr denn hunderttauſend Kamm; 
Mag glauben dieſes, wer da will. 
MO Sie erfchlugen da fo viel 
Bon Aleranders Heere, 
Daß die Wogen in dem Meere 
Bon dem Blute wurden roth. | 
Der Wind bracht ihnen arge Roh, 
05 Denn heftig ohne Unterlaß | 
Blied er, den man Boreas 
In den Büchern heißet, 
Der allermeift aufreißet 
Das Merr mit. feinen Wogen. 
910 Zu Grunde wurden gezogen 
Viel Schiffe und verfanten, 
Und die Leute darin ertranken. 
Gar Mancher auch erfchlagen war. 
Da Alerander dad nahm wahr, 
95 Vom Sturm befahl er abzufdhn 
Und ließ alsbald die Schiffe gehn . 
Und in den Hafen wieder fommen, . 
Wenn ich's habe recht vernommen. 
Da Tlagte Ulerander mehr 
920 Denn jeder Andre in--Dem Heer, 


54 M. v. 1075 (625). 158 


sinen scade gröze, 
sine liebe wicgenöze. 
doh möser getrösten sih 
des scaden ummäzlich, 
925 wander was ein listich man. 
vil gröze boume er gwan' 
unde hiz si ze samene spannen 
von kundigen zimbermannen 
unde hiz si mit ‚steinen fullen. 

930 daz was an sinen willen, 
svanner iz gefulte vollen höe, 
dez er sin ebinhöe 
dar üf zö den turmen bröchte 
unde lange boume dar abe rihte, 

935 di üf di zinnen mohten gan. 
mit nide wolder si bestän. 

Eilif tüsint von sinem here 
santer näeh boumen von den mere 
unde hiz di boume vellen 

940 unde berchfride stellen 
üf einen berch, heizet LYbanus, 
aa üf stöt manic c&drus. 
Lfbanus in Aräbien stet, 
dä der Jordänis üz get; 

945 Lfbanus ist ouh der selbe walt, 
den der kuninc Salemön galt 
wider einen kuninc, der hiz Hyram. 
dem gab er halb Galileam, 
wandime di boume. wol gevielen 

950 ze zimbern unde ze kielen 
ze balken 'unde ze süälen. 
man saget, daz holz gefülen 
ne muge niemer me 
durh regen noh durh sne. 

955 Dö Aräbes daz befunden, 

di Tyrö gütis gunden, 


55 


Daß ihm fo viele waren erjchoflen 

Seiner lieben Kampfgenoffen. 

Doch wußte er in feinem Herzen 

Den großen Schaden zu verfchmerzen, 
925 Denn er war ein Eluger Mann. 

Biel große Bäume er gewann 

Und Tieß fie zuſammen fpannen 

Bon den kund'gen Zimmermannen, 

Und Tieß fie dann mit Steinen füllen. 
950 Diefes Iag in feinem Willen, 

Wenn er's gefüllt zur vollen Hoh', 

Daß er auf ihm feine Ebenhoͤh 

So nahe zu den Thürmen brängte 

Und lange Bäume daran hängte, 
935 Die auf die Zinnen Tönnten gehn. 

Mit Eifer wollt' er fie beftehn. 

Elf Tauſende von feinem Heere 
Sandt’ er nach Bäumen von dem Meere 
Und hieß fie dort die Bäume füllen 

940 Und fefle Thürm’ zufammen flellen, 
Auf Lybanus, des Berges, Höhn, 
Auf welchem manche Cedern flehn. 
Lybanus in Arabien ſteht, 
Aus dem hervor der Jordan geht; 
945 Lybanus iſt auch derſelbe Wald, 
Den König Salomon abbezahlt 
Einem König, der hieß Hyram. 
Dem gab er halb Balileam, 
Da ihm die Bäume wohlgefielen 
950 Zu Häufern und zugleich zu Kielen, . 
Zu Balken und zu Saulen, 
Man faget, daß verfaulen 
Nicht Fönnen dieſe Stämme je, 
Nicht durch Regen noch durch Schnee, 
955 Da das die Araber erkannten, 
Die Tyrus ihre Bunft zumandten, 


56 


M. v. 1111 (661). 15% 


“nit langer si ne twalten, 


965 


970 


975 


980 


985 


990 


di iren walt falten; 

unsamfte si ane quämen, 

ein phant si in nämen 

unde irslügen ir dA zestunt 
mer dan ein düsunt. 

dö Alexander daz- vernam 
vier düsint er dö nam 

üz von sinem here. _ 

daz ander liz er bi dem mere 
und beval iz zvein fursten, 

di iz wol bewaren tursten, 
di er mit ime bräht hatte. 
der einer hig Glatte ; 

der ander was Perdix genamt. 
den bevalch er mit siner hant, 
di er dä wolde läzen, 

unde vör dô eine sträze 

hin zö dem walde 


-vil wunderliehen balde 


unde bewarte sine holden, 
di ime dä zimberen solden 
ebenhö unde berchfride ; 

di behütter mit fride, 

biz daz werc bereitet wart. 


-dö kärter an di widervart, 


Alle di wile do Alexandris here 
näh den boumen für von dem mete, 
dö wurden di Tyr£re, 

di richen burgöre, 

beide stolz unde balt; 
si ranten üz mit gewealt. 
starke si sih rächen; 
ein castel si zebrächen 
undir Alexandris men. 
stolzliche häben siz an, 


Hatten länger nicht Wewalt, 
Die dort fälten ihren Wald; 
Unfanft fie an fie kamen, 
960 Ein Pfand fie Ihnen nahmen 
Und erfchlugen ihrer gleich 
Mehr denn taufend in einem Streich. 
Da Alexander das vernahm, 
Biertaufend er da nahm, 
965 Ausermählt aus feinem Heere. 
Den andern Theil ließ ex beim Meere 
Und gab: zwei Fürften ihm ald Schug, 
Gar wohl gethan zu Nutz' und Trutz, 
Die er. mit ſich geführet hatte, -- 
970 Der eine ner hieß Glante; 
Der andre Berkir war genannt, 
Denen befahl er mit feiner Sand, 
Die er da wollte lafien, 
Und fuhr dann feine Strafen 
975 Hin zu jenem Walde 
Dem wunderbaren alſobalde 
Und fhühte feine Kolben, 
Welche ihm da zimmern follten 
Ebenhöhe und Bergfrieben; 
980 Die behuͤtete er mit Frieden, 
Bis dad Werk bereitet ward. 
Dann wandi' er ſich zur Wiederfahrt. 
Die Zeit als Alexanders Heer 
Nah den Bäumen fuhr vom Meer, - 
985 Da fand bei denen in der Stadt, 
Den reichen Bürgern, Rüſtung ſtatt. 
Sie wurden Fühn und flolzgemuth 
Und rannten aus in grimmer Wuth, 


Und mußten ſich gar ſehr zu rächen 


990 Und thaten ein Caſtell ihm brechen, - 
Das Aleranderd Heer hatt’ inne. 
Sie fingen’d an mit flolgem Sinne. 


7 


58 M. v. 1147 (797). 156 


eines morgenis frü 
mit füre giengen si ime zuo. 
905 si slügen unde viengen, 
svaz si ir begiengen. 
swem des bedüchte, 
daz er untflihen nit ne mohte, 
der sencte sih an der :stunt 
1000 nider an des meres grunt. 
vor wär ih ü dag sage, 
daz man si in allem dem {age 
nie niren gesach, 
biz man di gruntfeste brach : 
1005 dö vant man si an des meres grunt; 
di quämen wider üz gesunt. 
Dô daz castel zebrochen wart, 
dö hüb .sih dä ein sturm hart; 
da wart michel gedöz. 
1010 dä was der strit vil gröz, 
dä si volgeten den vanen. 
daz, wart söre ze banen . 
dem, der iz mit dem libe galt. 
en zvei hundrit wurden geralt, - 
1015 di den lib dä verlorn 
unde den bitteren töt corn. 
di da lägen irslagen, 
daz willih ü werlichen sagen, 
di wären Alexandris man, 
1020 alsih mih versinnen kan. 
di von Tyre schieden dannen - 
gesunt mit ira mannen. 
vil lutzil ir töt bliben. 
stolzliche si triben 
1025 di Criechen von der vesten. 
dö was dä den gesten 
gescadit vil söre, 
dö örist quam ir herre 


39 


Eines Morgens in ver Fruͤh, 
Bur Burg in Haufen rannten fie. 

995 Sie ſchlugen und nahmen da gefangen, 
Wen fie von ihnen Eonnten erlangen. 
Wer unter dieſen ed bedachte, 

Daß er umfonft zu fliehen tradhte, 
Der fenkte fich zu dieſer Stund' 

1000 Nieder an des Meeres Grund. . 

In Wahrheit ich euch fage, 

Daß fie an Diefem Tage 
Nirgends zu Geficht gefommen, 
Bis man die Fefle eingenommen : 

1005 Da fand man fie am Dleeredgrund , , 
Da ftiegen fie herauf geſund. 

Als das Caſtell gebrochen ward, 
Da Hub erſt an der Sturm gar hart, 
Da wart gewalt'ged ofen 

1010 Und heft'gen Streitd Exbojen, 

Da mit dem Fahnen fle rüdten au, . 
Zum Unheil war das dem gethan, 
Der.mit dem Leibe büßt’ die Wahl. 
An zweihundert war die Zahl 

1015 Derer, die da den Leib verloren 
Und ven bitteren Tod erkoren. 

Die da erjchlagen lagen, 
Das will ich fürmahr euch fagen, 
Die waren Alexanders Mann, 
1020 Sp viel ich mich entfinnen kann. 
Die aus Tyrus ſchieden von dannen 
Befund mit ihren Plannen 
Nur wenige ihrer todt bort blieben. 
Mit ſtolzem Muth fle trieben 

1035 Die Griechen von den Feſten ab. 
Doch fanven auch dabei ihr. Grab | 
Der Feinde viele; und als noch gar 
Mit einer wohlbewafineten Schaar 


60 


1030 


1035 


1040 


1045 


1050 


1055 


1060 


M. v. 1188 (883). 


ze strite harte wol gare 
mit einer gewäfinder schare, 
do entwichen ime di geste 
in di burch veste. 

Do Alexander sih bedächte, 
waz er getän machte, 
er hiz in samt heften 
di schif mit manniscreften. 
er hiz si starke spannen 
mit. Yseninen lannen 
ein benebin daz ander. 
ouch hiz Alexander 


(di schif mit hüten bezien, 
daz di unden dar in nit ne gien. 


des nam man güte goume. 

von den langisten boumen, 

di si ieren hatten, _ 

berchfride si dar üf sazten 
unde tribin si 26 den zinnen. : 
alsus wolder gewinnen 

Tyrum di here stat, 

di da bi dem mere lach, 

Diz sult ir rehte. merken: 
dö hiz er stare gewerken 
machen üffe schiben 
unde zö der stat triben 
unde hiz di müren howen 
mit stehelinen gezowen. 
dö irhüb sih ein sturm gröz, 
starke man warf unde soöz 
von den einen z6 den anderen. 
sere mohtes deme wunderen, 
der ie diheinen sturm gesach: 
von der werlde, di d& töt lat, 
wart daz. mere al ein blüt, 
des wöhs Alexandrö sin mot. 


15. 


Der Herr der. Griechen vorwärts Drang 
1030 Und fie zu hartem Streite zwang, 
Da entwich der Yeind zum Glück 
In feine feſte Burg zurück. 
Da Alexander fih bevadht, 
Was zu vollführn er habe Macht, 
1035 Hieß er zufammen heftn - 
Die Schiff‘ nach Menfchenkräften.: 
Er ließ fie feit umfpannen 
Mit flarken Eifenlannen 
Je zweie zu einander. 
1040 Auch hieß Alexander _ 
Die Schiff mit Häuten .umfchlingen, 
Damit dad Meer nicht könnt' eindringen. 
Beſorgt warb dieſes ohne Säumen. 
Sie nahmen die längfien non den Bäumen, 
1045 Die fie irgendwo gefället, 
Darauf Bergfrieden wurden geſtellet, 
Die trieben fle zu den Zinuen, 
Alfo wollte er gewinnen 
Tyrus, die hehre Stadt, | 
1050 Die ihren Pag am Meere hat. 
Das follt ihr nun recht merken. 
Er hieß da ſtarke Gewerken 
Machen und auf Scheiben 
Bu der. Stadt hintreiben 
1055 Und hieß die Mauern floßen - 
Mit ftählernen Geichoflen. 
Der Sturm, ber ſich erhob, war groß, 
Man marf.mit aller Macht und ſchoß 
Hinauf zur Burg, zum Feind hinunter. 
1060 Sehr mochte dieſes nehmen Wunder 
Den, der nie einen Sturm noch fah. - 
Bon der Menge, die todt lag da, 
Ward dad Meer wie lauter Blut, 
Darob wuchs Alexander der Muth, 


62 


M. v. 1219 (969). 


1065 er bestunt si mit nide 


1070 


1075 


1080 


von den berhfriden, 
di wären höer dan di turme, 
do bestunt er si mit sturme. 
dä wurden 'die söönen svibogen 
in daz wazzer gezogen ' 
unde di gemöseten steine. 
der müren brach dö eine 
Alexander unde di geste, - 
di dä was di beste. 

Dö si zer anderen mAren qüämen, 
cedirboume si nämen 
unde lange tannen ; 


»ercfride kiz man spannen 


unde rihte si üf mit listen 
unde sazte si zö der vesten. 
aö steich Alexander 


"unde manic man ander 


af die uberisten were 


1085 


1090 


1095 


unde hiz sturmen sin here. 

d& nider an der erden 

hiz er den stürm werden. 

dö hiz man werch üf schiben 
z6 der müren triben;. 
mit gezowe man di müre brach; 
vil manic man dä töt lach. 

man mohte dä scowen wunder, 
sere vacht Alexänder. 

sin schilt der was elfinbein, 
bezzer ne wart nie nehein; 

sin helm der was ouh alsé gät, 
daz nehein swert dar durh wüt. 


- ouh heter umbe di siten 


1100 


ein svert von güter sniten' 
unde an der hant einen geren; 
er framte manigen seren: 


15° 


63 


1865 Er beſtund mit Gifer fie 
Herab von den Bergfrieden, die 
An Höhen glichen Thürmen, 
Da drängt er fie mit Stürmen. 
Die Schönen gewölbten Bogen 
1070 Wurben da ind Waſſer gezogen 
Und die mit Gold verzierten Steine. 
Bon den Mauern brach da eine 
Alexander und feine Schaar, 
Die vor allen die befle war. 
1075 Da fie zur andern Mauer Tamen, 
Generbäume fie da nahmen, 
Dazu noch lange Tannen, 
Bergfrieden hieß man ſpannen 
Und richtete fie bin aufs Beſte 
1080 Und fegte nahe fie der Veſte. 
Darauf flieg Alerander 
Mit manchem Mann felbander 
Hinauf zum oberflen ver Wehre, 
Befahl zu flürmen feinem Sem. 
1085 Unten auf dem Boden _ 
Ward Sturm von ihm geboten. 
Drauf ließ Mafchinen man auf Scheiben 
Sin bis zu der Mauer treiben. 
Von Sturmgeräth vie Mauer beach, 
1090 Gar Mancher da erfchlagen lag. 
Mi Staunen ſah man, wie am Streit 
Sih Alerandırd Muth erfreut. 
Sein Schild der war von Elfenbein, 
Wohl mochte nie ein befirer fein. 
1095 Sein Helm war von fo feftem Fug, 
Daß ihn wohl nie ein Schwert vurchſchlug. 
Auch hatt’ er an der Seiten: 
Ein - Schwert von guter Scheiben 
Und’ in der Sand trug er den Speer, 
1100 Der brachte manche Wunde ſchwer: 


M. v. 1255 (905). 


‘ daz sagih iu ver ungelogen. 


1105 


1110 


1115 


1120 


1125 


1130 


1135 


do gesah .er den herzogen, 
dem Tyren was undertän, 
vor sih üf di müren. stän;- 
den scöz. er mit dem gören. durh 
unde faltin töt in di burch. 


15€ 


Dö. tete der kuninc einen sprunc 


unde wit ime manic helt june 
nider üf di zinnen. 

di burg wolden si winnen. 
vier. tüsint l6tis mit ime sprano, 
ellenthaft was ire gedanc, 
mir ne betriege min wän. 

dä sprane iteslich man, 

daz er näh der stunt _ 
niemer mer ne wart -gesunt. 
dä was michele nöt;; 

hundrit .sneller helede töt. 
von dem springene lach. 

ouh liden michil ungemach‘ 
di criechischen geste, . 

dä si brächen di veste 

nider 26 der erden. 


"nie ne mohte werden En 


ein müre di bezzer wäre; 
daz sagih ü zwäre. | 

Da was daz velt vl wit, .. 
dä was der hitteriste strit, 
ver dem ih ie gehörte sagen. 


man ne sah dä niemannen verzagen. 


man mobte dä degene scowen 
dureh: den: helmen verhowen. 
man sah dä manigen riter junc- 
dureh: den 'halsberch s6 verwunf, 
daz er nit ne gnas - 

in dem strite, der. da. was. 


Fürwahr, Died Alles fo geſchah. 
Den Herzog er alsbald erjah, 
Dem Tyrus unterthänig war, 
&r nahm ihn auf der Mauer wahr; 
1105 Den ſchoß er mit dem. Speere durch 
Und flürzte tot ihn in die Burg, 
Da that der König einen Sprung 
Und mit ihm mandje Helden jung 
Hinüber auf die Zimen; 
1110 Die Stadt wollten ſie gewinnen. 
Die mit binüberfprang, die Schaar 
Im Kampfmuth, bei viertaufend war, 
Wenn id) nicht ir’. in meinem Sinn. 
Gar Mancher fprang zum Unglüd Hin, 
1115 So daß er von der ‚Stunden 
Konnte nimmermehr gefunden. 
Gewaltig groß war da die Noth; 
Es lagen von dem Springen tobt 
Der fihnellen Helden hundert Mann. 
1120 Auch großes Ungemach begann 
Für die griechifchen Säfte, 
Da fie brachen die Felle 
Nieder zu der Erden. 
Es konnte niemald werben 
1135 Eine Mauer, vie beffer wäre; 
Was ich euch fag’, ift wahre Märe. 
Im Felde, dad dort iſt gar weit, 
Da hub fi) an der ärgſte Streit, 
Bon dem ich jemals hörte fagen; 
1130 Man ſah da keinen Mann -verzagen, 
Da konnte man der Degen ſchauen 
Durch ven Helm hindurch zerhauen. 
‚Many ungen Nitter man wohl fah 
Verwundet durch den Halsberg va, - 
1135 Daß er nimmermehr genefen . 
Vom Streite, welcher da geweien. . 


Aeranter. 5 


08 NM. v. 1901 (91). 


derh di schilde für der ger 


unde mahete manigen heit ser. 


in dem selben witupile 
1140 leit ungemachis vile 

der eine joh der ander. 

der wundertih Alexander 

der machete in den stunden 

freisiehe wunden. 


1145 er irslüc des iıtes de menige; 


gebeizet was sin brunje 
in eines warmes biürte. 
manigen heit güten 
irlöseter des Hbes: 
1150 des sit äne: zvibel. 
hurnin was si vil voste; 
er höte manige gröge liste. 
: ih wil & wörlichen sagen, 
vor den di d& lägen irsiagen. 
1155 s6 me mokte nieman u 
' üf di erden gegän; 
sö vil lach ir dä töt, 
daz dä in gagen warden röt 
des tiefen meris üunden. 
1160 in den selbin standen 
di helede von Tyre, 
des lebenes vil gire, 
di fuchten s6 di. wilden swin, 
wene daz nit solde sin 
1165 ir lebemes dô m6; 
im was in beidenthalben we. 
eine vil lange wile 
flugen di phile 


aise der snö unde der regen. 


1170 dä bleib manic täre degan. 
.. - Dö fuchten Alexandris man, 
alsiz heleden wol gezam. 


154 


Der Speer durchfaht bie Schilde und 
Er machte manchen Helden wund. 
In diefen grimmigen Kampfesſpiel 

1140 ‚Exlitt des Ungemaches viel 
Der Freund mit feinem Feind felbanber. 
Der mwunberbare Alerander 
Der flug in diefen Stunden 
Fürchterlicdde Wunden... 

1145 Biel war des Volks, das er erſchlug. 
Es war die Brünne, die er trug, 
Gebeizt in eined Drachen Blut. 

Er löſete der Helden gut | 
Manchen Mann von feinem Leihe: 
1150 Glaubt nicht, Daß. ich Falſches ſchreibe. 

Bon Horn .gar feit war feine Brünne ; 
Er war von klugem, liſt'gen Sinne. 
Jetzt will ich euch in Wahrheit jagen, 
Bor denen, die erfchlagen lagen, 

1155 Vermochte Niemand mehr zu ſtehen 
Oder auf der Erbe zu geben; 

Sp viele lagen ihrer tobt, 
Daß in ber Gegend wurden roth 
Des tiefen Meeres Wogen. 

1160 Bon Luft zum Leben hingezogen 
Ward fehr der Tyrerhelden Schaar 
In diefen Stunden der Gefahr. 

Wie wilde Schweine fochten die, 
Sonſt hätten: ihres Lebens fie 

1165 Genoffen fürber nimmermehr. 

Das Weh war beidenthalben ſchwer, 
Denn eine lange Weile 

Slogen da die Pfeile 

Sp dicht, ald wie der. Schnee und Regen. 

1170 Da blieb gar mancher theure Degen. 
Da fochten Aleranders Mann, . 
Wie's tapfern Helden wohl fleht an. 

5* 


1175 


1180 


1185 


1190 


1195 


1200 


1205 


M. v. 1337 (977). 184 


doh brächen si Tyröre durb 

unde wichen wider in di burch. 

Alexander tätin unrecht. 

er verlös dâ manigen türen knecht. 

vil zurnic war er dö, 

mit nide ginc er der porten zö; ° 

di dar üffe wären, 

di täten ime scaden mären. 

di porte hete dri turme. 

dä geschit er abe mit zurne, 

wandime dä leides vil gescach. 

mit sinen farsten er dö sprah 

unde nam iren heimlichen rät, 

wi er gehandelte di tät. 

er sprach: „nu rätent mir, des ist zit, 

wandir vi wise läte sit: . 

nement nü dise di uberin hant, 

sö spottet man unser in daz lant.“ 
Ine- rieten sine farsten, 

di ime räten tursten, 

daz er sante ubir :sö 

unde lieze heris comen me 

unde hieze mangen richten 

unde t£&te di turme brechen 

mit sturmes gewalt. 

schiere wurden d& gestalt 

zvö unde sibinzich mangen 

mit hurden wol behangen, 

gemannet unde geseilet; 

di wurden in dri geteilet 

unde wurden getriben z6 der burch; 

dö wäre dä eines friden darht. 

in di burch wurfen si dö 

beide späte unde frö 

criechis für unde wite, 

day was Alexandris site; 


Doch brachen fidh die Tyrer durch 
Und wichen wieder in die Burg. 
1175 Alexander verfuhr mit ihnen fchlecht, 
Er verlor da mandjen theuren Knecht. 
Poll Zorned ward er da, 
Mit Kampfluft ging der Pfort’ er nab; 
Melche auf der Mauer ſtanden, 
1180 Zu größ'rem Schaven ihm das wandten. 
Drei Thürme hatte diefe Pforte. 
Da‘ fchien mit Zorn er von dem Orte, 
Weil ihm des Leids da viel gefchah. 
Mit feinen Fürften ſprach er da, 
1185 Pflog insgeheim mit ihnen Rath, 
Wie er vollführete die That. 
Er ſprach: „Gebt Rath, jegt iſt es Zeit, 
Da ihr gar weife Leute ſeid: 
Erhalten die die Oberhand, 
11% Sp wird und Spott in diefem Land." 
Es riethen die Genannten, 
Die fid) des Raths verftanden, 
Er: folle fenden überd Meer 
Und kommen laflen Leute mehr 
1195 Und Sturmmaſchinen flellen, \ 
Um ihre Thürm' zu fällen 
In gewaltigen Stürmen. 
Schnell. wurden zu den Thürmen 
Geſtellet zweiundflebzig DMangen, 
100 Mit Hürden alle wohl behangen, 
Bemannt und. aufgeflellt mit Seifen ; 
Die theilte man zu dreien Theilen. 
Sie wurden zu der Burg getrieben, 
Da ware Friedens Noth geblieben. 
1205 In die Burg da warfen fie 
Beides fpäte fowie- früh, 
Griechiſch Feuer und Brennholz auch, 
So war es Alexanders Brauch; 


wo M. v. 1868 (1018). _ 154 


| criechis für cüunder wirken . 
1210 unde ne liez daz niemanne merken; 
von wilhen listen daz quam, 
.daz iz in den wazzere bran. 
daz warf er in zö der burh, 
' dä mite branter di turme durch 
1215 unde manigen vil herten stein. 
do ne bleib. der bergere nehein, u 
si’ne mösten von den zinmen gan, 
wande si ne tursten dä niwit langer stän 
vor des füris forhten. | 
1220 Alexander dranc zö der perten, 
mit nide er si der nider brach; : 
siner helede vil da töt ach. 
ime wäre .doch leides m& geschit;. 
ne forhten si daz für nit 
1225 unde maniger mangen worf, 
sô solde ime ouch di burh ne 
wesen vil türe, on 
ne höter si mit den. füre u 
unde mit den mangen »it: bestän; 
1230 daz sult ir wizzen äne wän. 
Alexander wolde sih vollen. rechen, 
er hiz di turme nider hrechen, - - 
di daz für höte verläzen; 
‚der richestin burgere, di dar inne sagen, | 
1235 hiz er dri düsint fäen 2 
unde blinden unde häen 
. wider: sinen fursten drin 
di er sante dar in. . 
des siges, des er där nam, 
1240 were .er ein wol. bedächt man, 
er ne wurdis niemer frö; ; 
wandiz gescah ime alsö, 
daz ime moô hüte töt bleip, 
des sagen ih iu di. wärheit, 


Er konnte griechifch euer bereiten, 
1210 Und Keiner wußte zu entfcheiden, 
Mit welchen Künften das geſchah, 
Daß er's im Waſſer brennen fah. 
Das warf er ihnen in bie Burg, 
| Damit brannt’ er die Thürme durch 
1215 Und manichen gar harten Stein. 
Nicht wollt ein Mann bort Tänger fein, 
Sie mußten von ben Binnen gehn, 
Nicht länger konnten fle dort flehn, 
Weil Alle Furcht vorm Feuer zwang, 
1220 Alexander zu ver Pforte Drang, 
Er brach fie ein mit Zornesmuth; 
Viel Helden lagen tobt im Blut. 
Ihm wäre geworben Leides noch mehr; 
Hielt Feuers Furcht fle nicht fo fehr 
1225 Und mancher Feuerwurf der Mangen, 
So wär’ die Burg auch zu erlangen , 
Geworben ihm gar theuer, il 
Haͤtt er fie mit dem Feuer | 
Und mit den Mangen nicht bezwungen; 
1330 Dies ſei euch ohne Trug geſungen. 
Alexander wollte voll fich rächen, 
Er hieß die Thürme nieberbrechen, . 
Die von dem euer waren verlafien. 
Der reichften Bürger, die Barinnen faßen, . 
1335 Lie er dreitaufend fangen, 
Lie blenden fie und Hangen; 
Für die drei Fürften er fo fand. - 
Erfag, die er Hinein gefandt. 
Des Sieges, ben er ba gewann, 
140 War er ein gut bedachter Mann, 
Doch wuürbe er deß nimmer froh, . 
Denn mit dem Sieg verhielt ſich's fo, 
Daß ihn der Leute tobt ba Tagen, 
Das Tann ich euch in Wahrheit fagen, = 


U 


72 M. v. 1400 (1050). 


1245 dan der ia Tyr6 wäre 


geste oder burgöre. 
Zestöret lach dö Tyrus. 
di stifte sint der kuninc Apolionias, 
von dem di buoch’sagent noch, 
1250 den der kuninc Antioch 
ubir mere jagete, 
‘wander ime sagite 
ein rötisle mit forhten, 
daz was mit bedeeketen worten - 
12355 gescriben in einen brief, | 
daz er sines selbes tohter beslief. 
ouch ist Tyrus di selbe stat, 
där Chanan6a unsen hörren bat, 
daz ‘er si getröste 
1260 unde ir tohter löste 
mit siner volleiste 
von dem ubilen geiste. 
dä gewerte si unser hörre 
durh sines selbes &re 
1265 unde machete dä zestunt 
ir toliter gesunt. 
Dö cunte Dariö ein man, 
der üz von Tyren entran, 
wi.der kuninc Alexander 
1270 höte in sinem lande 
sine lüte gevangen 
geblindet unde irhangen 
unde gewöstet sin lant, 
unde daz ouch were verbrant 
1275 Tyrus unde lege in colen, 
unde daz laster wolde. dolen. 
dar umbe mohter sich gescamen 
'sines kuninclichen namen, 
daz er in mit gelfe 
19380 wit zehelfe 


1245 Mehr noch, als in Tyrus waren 
Fremde ober Bürgerſchaaren. 
Zerflört lag Tyrus da, die Stadt, 
Die einſt König Apollonius gefiftet hat, 
Von dem die Bücher melden noch, 
1250 Daß ihn der Koͤnig Antioch 
Ueber Meer jagete, 
Da er die Antwort fagete 
Des Näthfels, das er ihm gegeben; 
In dunkeln Worten mit Wiverfireben 
1355 War gefchrieben in einem Brief 
Daß er feine eigne Tochter beichlief. 
Auch iſt Tyrus Diefelbe Stadt, 
Wo die Kananderin unfern Herren bat, 
Daß gnädig er fie tröfte 
1260 Und ihre Tochter Töfte 
Mit feiner mächtigen Retterhand 
Bon des böfen Geiſtes Band. 
In feiner Winde vollem Maß 
Bewährte unfer Herr ihr das 
1265 Und machte zu derſelben Stun’ 
Des Weibes Töchterlein gefund. 
Dario kündete da ein Mann, 
Der aus der Tyrerſtadt entrann, 
Bon dem König Alexander, 
1370 Wie in feinem Land’ er 
Seine Leute hätte gefangen, 
Und geblendet und gehangen, 
Wie er vermüftet hätt! fein Land, 
Und daß auch Tyrus wäre verbrannt, 
1375 In Kohlen Täge zerfallen, 
Der Schand' anheim gefallen. 
Er möge es doch wohl bedenken, 
Und nicht den -Königänamen kraͤnken, 
Wenn er mit einem maͤcht'gem Heere 
1380. Richt fogkeich gerüftet wäre 


14 M. v. 1436 (1086). 16 


schire ne quôme, 
dö er ir nöt vernäme. 
Der riche kunine Darius, 
5 der. antworte ime alsus: 
1285 „der küne Alexander, 
der tuot alsein tumber 2 E 
unde alse ein kindischer man, 
der sih versinnen nit me kan; 
daz wirt vil lichte sin va), 
1290 wander dar umbe sal 
sine re verliesen 
oder den bitteren tö$ kiesen, . 
er ne vare schiere wider heim.“ 
doh wart.er des inein, 
1295 dö er ginc ze räte, 
daz er ime sante dräke: 
'einen guldinen bal 
scöne unde sinewal. 
ouch santer ime zehant 
1300 zvöne hörliche souechbant _ 
unde ein lutzik geldis in eiser iaden — 
‘. er wände, daz er ime gescaden 
mit nichte ne mohte, 
biz dag erz: besühte, — 
1305 unde hiz ven disen drin sachen 
. einen brief macheg, 
der: ime rechte bescheinte, - 
waz dise gäbe meinte. . 
| . Mit dem balle meiater daz, 
1310 dag ime gezäme miehilis baz, 
daz er mit anderen kinden 
des balles spilen gienge, 
dan er sine lite. vienge 
unde di siüge oder hienge. 
1315 dar 26 meinten die scuochbant, 
di er ime ouh höte. gesanf, 


TO 


Und der Stadt zu Hülfe kaͤme, 
Sobald er igre Noth vernähme. 
Darius drauf, der König reich, 
Beſchied den Boten alfogleih: 
1285 „Der Tühne Alexander 
Thut wie ein ungewandter, 
Ein thorichter und kindiſcher Mann, } 
Der nichts mohl überlegen Tann); | 
Das wird gar leicht zu Fall ihn bringen, 
1390 Denn er wirb mit foldden Dingen Ä 
Sicherlich die Ehr’ verlieren 
Oper den bittern Tod ſich Eürem, 
Ziehet er nicht ſchnell von binnen.“ 
Do Tam ihm alſobald zu Sinnen, 
1295 Da er zu Rathe ging mit fidh, 
Daß ex fofort ihm liſtiglich 
Zufandte einen goldnen Ball: 
Gar fhön und rund allüberall. 
Auch ſandte er ihm gleich dazu 
1300 Zwei Herrliche Bänder für die Schuß, 
Und ein Stüd Goldes in einer Laben 
— Er mwäßnie, daß er ihm zu ſchaden 
In keinem Stüde fei im Stande, | 
Dis er dad Gegentheil erlannte; — 
1805 Er ließ zu dieſen dreien Sachen 
Einen Brief machen, 
Welcher: jenem klaͤrlich zeigte, 
Warum die Gaben er ihm reichte. 
Er meinte mit dem Balle das, 
1310 Es zieme wohl dem König baß, 
Daß er mit andern Kindern ginge 
Und feinen Ball im Spiele finge, - 
Als daß er feine Leute finge 
Und. fie erſchluͤge oder hinge. 
1315 Daß er die Bänder auch geſchickt, 
Damit war ber Sinn ausgenrüdt, 


76 


‚1320 


M. v. 1472 (1022). 16° 


'daz ime Alexander 


unde dar zö manic ander 
tagelich dienen solde, 
alsö vil sö er wolde. 
ouh meinte daz golt, 


: daz ir vil rehte merken sult, 


1325 


1330 


1335 


1340 


1345 


1350 


daz sin vater were 

sin rechter. cinsere, 

unde daz er ouh solde 

leben mit dem golde, 

hiz daz er heim qu&me, 

unde niemanne niht ne néme 

unde ouh schiere heim rite 

unde ob er iwit lange bite 

oder täte wider sinen willen, 

er hiez in mit besemen villen. 
Dö Alexander den brieb gelar, 

vil harte ummöre ime was, 

daz er in mit besemen wolde slän. 

sine boten hiezer alle hän. 

der boten einer zö ime sprah: 

„herre, ne tuot uns nehein ungemach, 

wande daz ne wäre niwit recht, 

svä sihein üher knecht 

üher botescaft tribe, 

daz er dar umbe töt blibe. 

ne schendet niwit üheren namen; 

wir jehen iu alle samen, 

daz under disen kuningen alien ' 

neheiner mach zö iu gevallen, 

der mit sulber frumicheite 

sin here ubir lant leite, 

alsir, hörre kuninc, tät. 

nü bedwingit üheren miſt 

unde habit unsir mäze.' 

wi torste wir läzen, 


77 


Daß König Alexander 
Und andre miteinander 
Tag für Tag ihm dienen follte, 
1320 So viel als er es Haben wollte, 
Auch woll® er fagen mit dem Gold 
— Ich ſag's, damit ihr's merken ſollt — 
Daß fein Vater ihm auf Ehre 
Nach dem Rechte Zindner wäre, 
1335 Und daß er folang follte leben 
Dom Golve, dad er ihm gegeben, 
Bis er zur Heimath wieder küme 
Und keinem Menfchen etwas nähe ; 
Er folle heimzureiten eilen, 
1330 Doch wolle er etwa lange weilen 
Und wiberfireben feinem Stun, 
Laß’ er mit Ruthen peitfchen ihn. 
Da Alerander las den Brief, 
Saft’ Unmuth ihn im Herzen tief, 
1335 Daß er ihn peitfchen wollt! mir Ruthen. 
Die Boten ließ er dafür biuten. 
Der Boten einer zu ihm ſprach: 
„Kerr, thuet und. fein Ungemadh ; 
Das wär in Feiner Weiſe recht, 
1340 Wo irgend einer eurer Knecht 
Eine Botichaft für euch träge, - 
Das man darum ihn nieberfchlüge. 
So fihändet doch nicht euren Namen; 
Mir all’ bekennen euch zufammen, 
1345 Daß unter dieſen -Königen allen 
Uns einer Tann, wie ihr, gefallen, 
Der mit ſolchem Eugen Sinn 
Sein Heer führt durch die Lande hin, 
So wie, Herr König, ihr es that. 
1350 Bezwinget denn auch euren Muth 
Und behandelt und mit Maßen. 
Wie durften wir es laflen, 


78 M. v. 1508 (1158). Ä 16. 


daz unser höerre uns geböt, 
durh siheiner slahte nöt? 

1355 Alexander bedächte sih; 
den boten wart.er gnedich. 

. er ne weig in niwit durh di seult; 
er gab in wider .daz selbe golt, 
:daz ime von Dari6 quam. 

1360 er sprah: „vil ubile daz gezam, 
daz mich drowete zeslän ° 
Darius, üher härre.. 
waz sol der rede möre: 
er ist ein unversunnen man; 

1365 er hät gliche getan, 
alse der blöde hovewart. 
sulih ist sin art: 
svenner nachtes iht vernemet, _ 

.  durh sine blödicheit wirt er irgremet, 

1370 er ne tar där näher comen niet, 

. al bellender fliet. 
alsö hät Darius getän; 
er ne tar mir niemer bestän, 
wander ist ein tumber. 

1375 er zuckit sih in einen cumber, 
dä er nit-üz ne mac comen. 

sinen brieb hän ih wol. vernomen. 
diu gäbe ein ander meinet, - . 
dan mir der brief bescheinet: 

1380 „Den bal hät er mir gesant, 
dä mite hät er mir. bekant, 

. daz iz alliz an mir sol stän, 
daz der himel hät umbevän, : 
unde ih hörre. sule werden 

1385 noh an diser erden 

ubir alle di riche, 
di sint in ertriche, ' 
unde ubir alle di lant, 


79 


Was unfer Herre und gebot, 
Um irgend einer Fahr und Roth?“ 
1855 Alexander bedachte ſich, 
Sprach mit ven Boten gnaͤdiglich. 
Er fchalt nicht mehr ob diefen Dingen, 
Das Gold Hief er zurüd fie bringen, 
Das von Darius fommen was. 
1860 Er fprach: „Gar übel paßte dab, 
Daß mich drohete zu [lagen 
König Darius, euer Herr. 
Was foll e8 nun der Rede mehr: 
Er ift ein unbeſonnener Mann; 
1365 Er hat in gleicher Weiſ' gethan, 
Wie wohl ein bloͤder Hofhund thut. 
Don folcher Art ift deffen Muth: 
Wenn Nachts Der ein Geräuſch vernimmt, 
In feiner Schwachheit er ergrimmt. 
1870 Doch wagt. er nimmer fi) zu nah'n, 
Mit lautem Heulen flieht er dann. 
So hat Darius fich verhalten, 
Er wagt mir nimmer Stand zu halten, 
- Da er ja handelt, wie ein Dummer. 
1375 Er flürzet fi) in einen Kummer, 
Aus dem er nicht heraus wird kommen. 
Wohl Hab’ ich feinen Brief vernommen ; 
Doch fein Geſchenk was andres meinet, 
Als das, was: mir der Brief befcheinet. 
1880 „Daß ex den Ball mir zugefanht, 
Damit bat er mir nur bekannt, 
Daß Alles mir foll eigen fein, - 
Was nur der Simmel fchließet ein, 
Und ich noch Herr foll werden 
1385 -Dereinft auf dieſer Erden 
Ueber all’ die Reiche, 
Die auf dem Ervenreiche, 
Und über die Lande aller Orten, 


80 M. v. 1564 (1194). 


di ie wurden genant. 


1390 Er sante mir ouh zv& schüh bant, 


dä mite häter mir becant, 
daz er sih mir ze eigene wil geben 
unde mit minen gnäden leben 
unde min dienist wille sin 

1895 z’allen herverten min. 


16% 


mit dem golde, daz ir mir habet brächt, 


dä mite hät er gedächt, 
daz mir eineme daz gezeome, 
daz ih den zins von ime neme 
1400 unde ouh alle erdische lant 
bedwinge zö miner hant.“ 
Diz screib Alexander dö 
unde santiz Dariö 
-  unde emböt ime dä mite, 
1405 daz er noh dri mänede bite, 
er ne woldiz niwit, lengen. 
zehenzic tüsint wolder bringen 
ubir daz wazzer Eufräten 
vor di mere Babylönjen. 


1410 er sprach: „sint daz er zinsis von mir gert, 


er wirt is aldä- gewert 
mit. sö getäner mäyen, 
daz er mir müz läzen 
se phande sin houbit 
1415 oder ih werde beroubit 
mines libes unde miner manne, 
unde ob ih zageliche danne 
von dem volewige flie, 
sö gelöbe ih, daz mir geschie 
1420 dane vorder niemer möre 
frowede, güt noh öre. 
sisus wil ihz bestän.“ 
unde alse Dariö der brieb quam 
under in gelas, 


81 


Die jemals find genen m worden.“ 
1390 „Er ſandte auch zweier Schuhe Band; 
Dadurch Hat er mir bekannt, 

- Daß er zu eigen fi will geben, 

Und nur nad meiner Gnade leben 

Und will hinfort ver Dienfimann mein - 
1395 Auf allen Heeredfahrten fein. 
Und mit dem Gold, das ihr gebracht, 
Damit hat euer Herr gedacht, 
Daß mir allein das zieme wohl, 
Daß Zins son ihm ich nehmen: foll - 
1400 Und auch all biefer Erde Land 
Bezwinge unter meine Hand.“ 
In folder Weil ſchrieb Alexander. 
.. Das’ Schreiben bein Darius ſandt' er; 
Zugleich entbot es ihm dazu, 
1465 Daß er ihm geb’ drei Monden Rub; 
Dann aber wall’ er nicht mehr weilen, 
Mit hunderttauſend werb’ er eilen 
Hin über Euphrates ben: Strom 
Vror die berüßmte Babylon. 
1410 Er ſprach: „Da er ven Zins begehret, 
Wird er von mir ihm dort gewähret 
In folder Art und folder Maßen, 
Daß er dafür. wird müuͤſſen laſſen 
Zu Pfande mir fein eigen Haupt, 
1415 Oper ich werde felbft beraubt 
Meines Leibes und meiner Mannen, 
Und wenn ich feiger Weil’ von dannen 
Aus dem Voͤlkerkampfe flöhe, 
So wünfche ich, daß mir gefchäbe 
1420 Fürber dann zu Feiner Zeit 
Ehre, Gutes oder Freud’. 
Alfo ſei's von mir beitanden.“ - 
Als nun Dario Tem zu Handen 
Der Brief und er den Inhalt las, 
Alexander. 6 


82 
1425 


1430 


1435 


1440 


1445 


1450 


M. v. 1580 (1280). 


alse dA gesoriben was, 
zornliche er üf fuor. 

bi sineme riche er swör, 

„iz wurde ze scanden 

dem tumben Alexandren 

daz ertrich ie beschalt; 

er ist worden zebalt. 

er ne gewinnit is niemer fromen, 
daz er ie getorste comen 

durh min laster in min lant; 
des sol er werden geseant, 

sö daz erz niemer mer ne getü, 
wander irhebet sih ze fruo.* 

Dö sante Darius einen brieb 
zvein herzogen, di ime wären lieb. 
der eine der hiz Marius, 
der brieb nennet in alsus, 
unde der ander Tybötes. 
er hiz si sere biten des, 
daz si gegen Alexandren körten. 
unde im daz lant werten 
unde sines höhmütes widerstiezen 
unde ubir daz wazzer nit ne liezen 
Eufräten heim ze lande vare; 
daz si daz wolden bewaren 
unde mit strite in bestunden 
unde bröhten in gebunden, 
nu er dar näh strebete, 
daz er ubir alliz, daz dä lebete 


‚ieren an der erden 


1455 


1460 


der höiste wolde werden; 

daz solde an einen galgen wesen. 
dö der brieb wart gelesen, 

dö sprächen dj herzogen : 

„Darius ist harte betrogen. 

er heizet uns den man vän, 


16% 


83 


1425 Wie ihm Darin gefchrieben wa8, 
Fuhr er in Zornesmuth empor. 
Bei feinem Reiche er da ſchwor: 
„Dem dummen Alexander werde 
Die Herrfihaft über dieſe Erbe 
1430 Zu feiner Schand' beftritten ; 
Zu reift find feine Sitten. 
Es wird ihm nimmermehr zu frommen, 
Daß er je gewagt zu fommen . Ä 
Zu meinem Schimpfe in mein Land; 
1435 Def foll er werben felbft zu Schand', 
Sp daß er nimmermehr es thu', 
Er greift ja gar zu eilig zu.“ 
Darius einen Brief drauf fehrleb 
Zweien Fuͤrſten, die ihm lieb. 
1440 Der eine, Marius genannt, 
So macht ihn. uns der Brief bekannt 
Tybotes war der andre Mann. 
Er lag mit Bitten ihnen an, 
Daß ſie fich gegen Alexander kehrten 
1445 Und ihm ins Land zu kommen wehrten 
Und gegen ſeinen Hochmuth ſtießen 
Und ihn nicht uͤbers Waſſer ließen, 
Landein über ven Euphrat ziehen; 
Sie follten fih darum bemühen, 
1450 Im Kampfe tapfer mit ihm ringen 
Und ihn gebunden zu ihm bringen; . 
Da er darnach nun einmal ſtrebte 
Daß über Alles, was da lebte 
Nur irgend auf der Erden 
1455 Er ver hoͤchſte möchte werben, 
So folle dad werden am Galgen wahr. 
Da diefer Brief gelefen war, 
Alsbald die beiden Fürften ſprachen: 
„Darius tert in Diefen Sachen, . 
1460 Er heißet fangen und den Mann, 
6* 


84 M. v. 1616 (1266). u 16% 


dem alle di’ kint shıt undirtin 
unde der di fursten hät gevangen 
unde des wille ist irgangen 
ubir Jhörusaiöm unde ubir Tyre. - 
1465 sines selbes ist er gire. BE 
Röme unde Egypte lant 
stänt beide an siner bant. 
er bedwanc' Kartaginen di burch; 
mit gwalt reit er dä durh. 
1470 er hät ouh manio ander lamt 
°  " yerwunnen undo verbrant, 
bedwungen unde zestöret, 
der ein teil Dariö höret. 
daz hät Darius al versezzen." 
1475 Alexander hät sich vermezgen, 
'% 86 ze seaden oder ze fromen, 
wil ime Darias ingagen comeR, 
“er wil ii menlichen entfän 
unde mit volewige bestän. 
1480 er wil unsen hörren 
aller siner ären 
verstözen oder erenken. 
Darins sol sih bedenken 
ande handelig noh mit sinmen. 
1485 er mah sin lichte gwinnen 
scaden unde scande no: 
in sines selbis lando.“ 
: Von den xvein herzogen 06 
reit ein bote ze Dariö,. 
1490 unde alser vor ime quam 
unde dise botescaf vernam, 
sere zurneter des. " 
einen herzogen, der hiz. ‚Mennes, 
-  unde dar 26 hundirttäsint man 
1495 er vil schiere gwan. 
di santer dö 


Dem al die Lane find unterihen, 
Und ver die Fürften Hat. gefangen, 
Dep Wille weithin iſt ergangen 

- Über Jeruſalem und Tyrus Stadt, 

1465 Der nach ihm ſelbſt Verlangen hat. . 
Nom und Der Agypter Land 
Stehen beide in felter Hand: 

Er bezwang Karthago die Burg, 
Mit Gewalt drang er da bush. 

1470 Er Hat auch manches andre Land 
Überwunden unb verbrannt, 
Bezwungen und zerflöret, 

Das theils Dario angehbret, 
Das hat Darius laſſen hangen. 

1475 Alexander hat ſich unterfangen, 
Es geb? zu Schaden ober Frommen, 
Will ihm Darlus feindlich kommen, 
Mannhaft will er entgegen gehen, 

| Und ihn im Volkerkampf beſtehen. 

1480 Er will unſern Herren | 
Aller feiner Ehren 
Serauben oder Fänfen; 
rum foll Darius fich bebenken 
ri handeln mit verfländ’gen Sinnen 

1485 Er kann fonft Leicht für ſich gewinmen 
Schaden und die Schaͤnde 
In ſeinem eignen Lande.“ 

Drauf zu Dario mard geſandt u 
Ein Bote aus der zwei Furſten Land. 

1490 Und als der Bote vor ihn kam, 
Und er der Füurſten Red' vernahm, 
Erzürnt er heftig über bie, - == 
Einen Hergog, weicher Mennes hieß 
Und dazu hunderttauſend Mann 

1100 Gar bald er feinem Dienſt gewann. 
Dieſe ſandte er da entgegen 


86 M. v. 1662 (1302). 16° 


dem hôrren Alexandrö 
wol ze strite gare in gagen 
unde hiz den zvein herzogen sagen: 

1500 „liezen si in ubir daz wazzer men, 
si ne gwunnen is wiemer Tromen, 
wen laster unde cumber, ° 
daz wesset in dar under 

‘ unde scade unde scande; 

1505 ob der müliche Alexander 
sinen willon -dä geendet, 
si werdent is geschendet 
vil lihte an irn libe 
unde an kinden unde an wibe 

1510 unde ouh an im güte. 
sus ist mir ze muote.“ 

Den herzogen beiden 
wart vil leide, 
dö in der bote sagete, 

1515 waz er vernomen hahite. 
si ne tursten is niwit äzen 
si ne wereten di sträzen 
dem stolzen Alexandrö. 
ze räte gingen si dö. 

1520 Märios unde Tybötes 
ze räte wurden si dö des, 
daz si sante algerichte‘ 
ubir al ir gerichte; 

di si ze samene brähten, 

15235 di mohte man ächten 
ane vierzich tüsunt. ' 
dar nah in curzer tan 4 | 
genante sih Alexander | 
unde mit ime manic ander, 

1530 wande: si häten stäten müt. 
si schiffeten ‚ubir :di eufräteischen Hät. - ' 
ze 6rist si ze stade quämen:: °.- 


87 


Alerandern dem tapfern Degen, 
Gar wohl’ bereit au ſchlagen, 
Und hieß den zwei Herzogen gen, 
1500 Ließen fie ihn über'8 Waſſer kommen, 
Das würde ihnen nimmer frommen, 
Sondern Schimpf und Kummer werbe 
Daran erwachſen ihrem Herde, 
Und Schab’ und Schand' fie treffen baun; 
1505 Wenn jener frievenflörende Mann, 
Was er da wolle, habe vollendet; 
Sie würden felbft Dadurch gefchändet 
Bar „leicht an ihrem Leibe, 
An Kindern und am Weibe 
1510 Und dazu ihr Gut verlieren. 
Solches werde Ich vollführen.” 
Die Herzoge Beide 
Kamen ſehr zu Leibe, 
Da durd den Boten Antwort kam, 
1515 Was der Heim Könige vernahm. 
Nicht wagten ſie's etwas zu laflen, 
Berfperren mußten fie die Straßen 
Dem folgen Alexander. 
Es pflogen mit einander 
1530 Tybotes Rath und Marius 
Und wurden eins in dem Beſchluß, 
Daß alfobald fie fandten 
Umber in: ihren Landen. 
Die fle zufammen brachten, 
15835 Die konnte man wohl achten 
An die vierzigtaufend Mann. 
In nicht Ianger Friſt ſodann 
Kam Alerander mutbig an 
Und mit ihm mancher andre Mann, 
1530 Dieweil fie hatten fiäten Muth. 
Sie fhifften über des Euphrats Flut, 
Zuer fie and Geſtade kamen 


% 


88 MW i6ss AR... 1 


ds di herzogen. üng vernkmen, 
mit zorne vören si imo ingagen 
1535 unde wolden ime. fitzlichen.. enden. 
: dä hüb sih ein sturm groͤʒ; 
ein düsunt blib dä tõt 
von triechischeme kunne, 
6 Alexander den vort gwanne, 
1540 Alexandrö muowete dag. . 
af Bücifale er säz; 
er ne wolde niwit biten,. 
er begunde 'riten, 
| ergremet was ime sin mül.. 
. 1545 er siüc, alse der donro sät, N 
sine viande. — 
swaz ir ime quam ge hande, . - 
der ne genas nie 'nehein müter barn. 
sih ne mohte nieman bowark : . 
- 1550 von. den slegen, di er slüch, 
| wander-ein türe:swert trüch. 
ouch was sin scaft starc unde gro, 
' sveme sin wart slaeh oder atöz, 
der nembeiz niemer mer brötes,- 
' 1555 wander was des gwissen. tötes. 
Mennes der wigant, 
den Darius höte gesant 
Alexandrö in gagen, 
alsich daz büch hörte-sagen,. 
1560 der höte manlichen müt 
unde was ouh ein riter güt. 
. dö er di märe vernam, - , 
stolzer riter er nam _ 
ze sih zehen hundeit 
1565 üz sineme here. gesundrit, 
di sin solden hüten 
mit ellenthaften müten. 
der kärte Alexandıd in- gagen. 


Und da bie Fürflen dies vernahmen, 
Mit Zorn fle ihm entgegen gingen 
1535 Und wollten kraͤftig Schaden bringen. 
Da ging ein arged Stürmen an; 
63 blieben todt ein taufend Mann 
Aus dem Heer der Griechen, 
Eh’ Alexander die Furt erfliegen. 
1540 Alexandern daß verdroß. 
Eiligſt ſtieg er auf fein Roß; | 
Länger nicht er ſich befaun 
Und zu reiten er begann, 
Sehr ergeimmet war. fein Muth, 
1545 Er fihlug, ald wie der Donner thut, 
Zu Boden feiner Feinde Schaar. 
Wer nur ihm vor den Hauden war, 
Gefund blieb Teiner Mutter Sohn, 
Nicht einer warb verſchonet von 
1550 Den harten Schlägen, die er ſchlug. 
Ein gutes Schwert der Degen trug; 
Auch war fein Speer gar ſtark umb groß, 
Wen da fein Schlag traf ober Stoß, 
Der genoß nie mehr bed Brotes, 
1555 Denn er war gewiß bed Tode, 
Menned der tapfre Geld, 
Den Darius Hatte geftellt 
Dem Alerander zur Wehre, 
So fagte. mir des Buches Maͤre, 
1560 Der hatte kühnen Mannesmuih 
Und war im Kampf ein Ritter. gut, 
Da er vernahm bie Märe, 
Nahm er aus feinem Heere 
Erlefen zehen Hundert Mann. 
1565 Den eveln Rittern gab er an, 
Sie follten ihm zum Schuge 
Sinziehn mit Heldentrutze. 
Der zog Alexandern enigegem. 


© _ M. v. 1724 (1874). 


dö dag Alexander hörte sagen, 


1570 umbe kärter sinen vanen 


unde begunde sine helode manen. ° 


Bücifäle er verhancte, 
Mennese er 36 sprancte. 
durh sine ritere er dö brach. 
1575 ir iegweder den anderen stach 
nider zö der erden. 
dö griffen si 20 den sverten. 
dö slügen di recken 
mit den brünen ecken, 
1580 dag daz für dar 2 spranc. 
ir iogweder dranc 
vaste zö dem andren. 
dô slüch doh Alexandren 
Mennes nider an daz gras, 
4585 ob di rede also was; 
des mach uns al besunder . 
“emen michel wunder. 
B6 hübin sih ir lüte dare 
beidenthalben mit der scare. 
1590 dä di helede junge 
mit nide insamt rungen, 
dä was michele nöt. 
dä bleib manic helt töt. 
söre stoub dä der melm. 
1505 dA wart Alexandrö sin heim 
von dem houbete gebrochen. 
dA was vil näh gerochen 
Darius der türe degen. 
 Alexandrö wart dä gegeben 
1600 manic stöz unde slach. 
di wile di er der nider lac, 
leit er ein bittere nö6t. 
er was vil näh töt; 
doch halfn, daz er genas, 


9 


Da daB Wesnahm ber Degen, 
1570 Wandte um = feinen Bahnen 
Und begann vie Helden zu ermahnen. 
Sein’ Roß er dann verhaͤngte 
Und los auf Mennes fprengte, 
Durch feine Reiter er da brach. 
1575 Ihrer jeder den andern ſtach 
Nieder zu ber Erben. 
Drauf griffen fie zu ben Schwerten. 
Da ließen vie Reden bligen 
Die glänzenden Schwerterfoigen, 
1580 Daß heraus das Feuer fprang. 
Ein jeder unter ihnen drang 
Dichte zu dem andern. 
Da ſchlug Doch Alerandern 
Mennes nieder in das Gras, 
1585 Wenn wahr bie Sage meldet daß; 
Sehr mag dad Wunder nehmen 
Uns all’, die es vernehmen. 
Da eilten zu bie Leute, 
Geſchaart von jeder Seite, 
1590 Wo ſich die jungen Helden 
Im Grimm zufammen fällten. 
Es wurbe da fehr groß die Noth, 
Der Helden blieb gar mancher tobt; 
Der Staub umher ſtob weit und breit. 
1505 Dem Alexander ward im Streit 
Der Selm vom Haupt gebrochen. 
Da war beinah gerochen 
Darius, der gewalt'ge Degen 
Und Aleranvern traf dagegen 
1600 Manch’. Heft'ger Stoß und mancher Schlag. 
Dieweil er auf dem Boden Tag 
Litte er gar bittere Noth, 
Ja, er war beinahe tobt; 
Doch Half ihm noch aus der Gefahr, 


9. M. v. 1700 (1410). 


:1605 daz er s6 wol gewäfent was. 
vil schire ime ouch: zehelfen guam 
Daelym ein riter lobesam,.. 


der was mit Alexandrü dare oumen; 


der stunt ime z0 grözen fromen, _ 

1610 dä er was bestanden 
von sinen vianden, . 
sin swert daz höter buwe - 
ande hüb sih Jleade dare. 
der hiv umhe sih - 

1615 einem helede gelich. 
des danctime sint Alexander. 
dö was oukh ein ander, 
ein riter, der kiz Jäbäl, 
der sih ungerne- verhal, 
der was ein edele jwungelian; . 
der was in: andre :site u 
in dem selben strite _ 
mit den zvein hersogen, 

1625 sin svert höter irzogen.. | 
der quam gedrungen dar zug 
unde wolde Alexandıa. 
in den: hals slän. einen alaeh, 
dä er in blög sach. 

16380 Daolym wart der örre 
unde löste sinen hörre. 
er släc Jühäle 
zö dem selben mäle 
obene von den zenden 

1635 nidene durh di lenden 

unde machete zvöse halbe man; 
vil michi) lob er des gwan.- 
Daclym der eiienthafte man 
vil schire er dö nam 
1640 den helm mit siner. hant, 


1605 Daß er fo wohl gewaffnet war. 

In Eil' ihm auch zu helfen Fam 
Daclym ein Ritter Iobefam, 

Der mit Alerander war gekommen; 

Der war ihm jetzt zu großem Frommen, 

1610 Da er fo bedraͤngt war 
Bon feiner Feinde Schaar. 

Sein Schwert zog aus der Scheiden 
Der Held und eilte ihm zu der Selten 
Und er führte mächt'ge Streich’ 
1615 Einem wahren Helden gleich ; 
Das dankte ihm feitbem Alerander. 
Da war auch noch ein andzer, 
Ein Ritter, welcher Jubal hieß, 
Der ungern nur fich halten ließ 

1620 Da, wo's ging in die Noth; fürmahı, 
Ein edler Jüngling diefer war, 
Der auf der andern Geite 
In diefem harten Streite 
Stand mit den zwei Herzogen. 

1625 Sein Schwert hatt! er gezogen. 

Der draͤngete ſich dicht heran 

Und rannte Alexandern an, 

Wollt' in den Hals ihn treffen da, 
Als er den Hals entbloßet ſah. 

1030 Doch Daclhm kam ihm noch zuvor 
Und ſchützte ſeinen Herrn davor. 
Dieter ſchlug den Jubal gleich 
Mit einem einz'gen Streich 
Dur Zähne, Haupt und Glieder 

1635 Bis durch die Lenden nieder 
Und machte fo zwei halbe Mann; 
Dadurch er großes Lob gewann. 

Daclym der heldenhafte Mann 
Rahm wieber in ver Eile dann 
1640 Den Helm. vom Boden mit der Hand, 


94 M. v. 1796 (1446). 164 


Alexandrö er in üf bant. 

sin houbit. was ime verschellet, 
dä er nider was gevellet, 
von den michelen slagen ; 

1645 ih wil iu wörlichen sagen, 
er nerwilt sih niwit. siner rede; 
ime wären zebluwen sine lide. 
des wart Daclym innen 
unde rief mit höer stimmen : 

1650 „Alexander, hörre kuninc, 
gedenket hüte an iuwer tugint 
unde manet üwer gesellen, 
daz si diz here irschellen, 
wandir ein türe knecht sit. . 

1655 nu reget daz swert, des ist zit.* 

Dö Alexander wart lös, 
dö spranc er üf sin ros; 
sin gebzre daz was eislich, 
sin ougen wären freislich; 

1660 dar umbe vorhte in manic man. . 
dö er z’ime selbin wider quam, 
dö heter michelen zora ; 
sin ros nam er mit.den sporn 
unde sagite Daclyme danc 

1665 unde framete manigen svertis svane 
undir.daz here, daz_ dä was; 
daz slüch er nider alsein gras, - 
di menige was vil groz,. 

di er irslüch unde irschöz. 

1670 unzallich wäre uns ze sagen 
umbe di dä lägen irslagen, 
Persen unde Criechen 
sunder gewunten unde siechen ;. 
dä was weinen unde clagen. 

1675 von einen volcwige. höre wir sagen 
der üf Wulpiawerde gescach, 


95 


Und auf des Könige Haupt ihn band. 
Sein Haupt war ihm zesfchellet, 

Da er zur Erbe gefället 

War von dem harten Schlagen; 

1645 Dies Tann als Wahrheit ich euch fagen, 
Kaum fonnt die Sprach’ er finden wieder ; 
Zerbläuet waren feine Glieder. 

Des Königs Noth fah Daclym an, 
Mit Sauter Stimme er beganı: 
1650 „Herr König Alerander, heut 
Gedenket eurer Tapferkeit, 
Mahnet eure Gefellen, 
Daß fie dieſes Heer zerichellen, 
Da ihr ein guter Ritter feib. 
1655 Nun regt dad Schwert, ’3 iſt rechte Zeit.“ 
Kaum war Alerander wieder Ioß, 
Da fprang alsbald er auf fein Roß; 
Ein Schrecken Aller zeigt’ er ſich, 
Die Augen rollten fürdhterlih , . - 

1660 Gar Manchem er den Muth benahın. 
Da zu fich felbft er wieber kam, 
Ergriff ihn fürchterlicher Zorn, 

Und feinem Roß gab er den Spom; 
Mit Danke fah er Daclym an, 

1665 Zu manchem Streich das Schwert er ſchwang. 
Des Feindes Heer von feinem Schlag 
Wie Gras gemäht darnieder lag. 

Die Menge derer war fehr groß, 
Die er erſchlug und nieder ſchoß, 
1670 Unendlich wäre es und zu jagen, 
Die da all’ erfchlagen lagen 
Don Berfern hier und dort von Griechen, 
Dazu die Wunden und bie Siechen. 
Da war ein Weinen und ein Klagen. . 

1675 Von einem Volkskampf hörten wir wohl fagen, 

Der auf dem Wulpenſand gejchah, 


6. .  M. v. 18833 (1482). 


där Hilden vater tö$ Inch 
‚Inzvisehen Hagenen unde Waten; 


der ne mohte sih hi zö niht gegaten. 


1680 Herwieh unde Wolfwin‘ 
ne mohten ime niwit gelich sin 
noh mehein man ander, 
alsö freislich was Alexander, 

man sagit von güten knehten, 

1685 di wol getorsten vechten, 
in der Troiere liede, 

& der sturm geschiede, 
Achilles unde Hector, 
Ajax unde Nestor, 
. 1690 di manic tüsint irslügen _ 
unde ouh scarfe gere trügen: 
iz ne mohte undir in allen 
ze Alexandri* niht gevalien. 
Pynchün was ein gröbe genant, 

1695 der fürte den vanen an der hant, 
den er Alexandrö abe brach, 
dö in Mennes der nider stach, 
dö in Alexander höte irkorn, 
er rürte daz ros mit den sporn, 

: 1700 in gagen den gräben er reit; 

er sprah: „dag was michil kintheit; 
daz min vane ie quam an. diner hant, 
daz sol dir werden nech gewant 
ze leide unde ze rüwen. 

1705 des machtu mir getrüwen.* . 
der gräbe, dö erg gehörte, -- 
Alexandrö er antworte, 
er: sprah: „nu varet scöne, 
daz & min trehtin löne.. 

1710 daz ih fören üweren vanen, 
dag sol ü werden zebanen. 
müzih behalden minen leben, 


164 


Wo Hilsend Vater todt man fah 

‚Mit Hagen legen und mit Waten; 

Der Tann ſich diefem Kampf nicht gatien. 
1680 Herwich und Wolfwin konnien ſich 

Nicht gleich ihm ſtellen ſicherlich 

Noch irgend ſonſt ein andrer Mann, 

Sp kühn griff Alexander an. 

Man meldet au von Rittern gut, 
1685 Die fochten brav mit kühnem Muth, 

In dem Trojanerlied, 

Ehe fidy der Kampf noch ſchied, 

Achilles, ſowie Ser 

Und Ajax dann und Neſtor, 
1690 Welche Tauſende erſchlugen 

Und auch ſcharfe Speere trugen: 

Es durfte unter allen denen 

Ihm Keiner gleich zu kommen wähnen. 

Pynchun war ein Graf genannt, 

1695 Der trug vas Barmer in der Hemd, 

Das Alexandern es entriß, 

Da Mennes ihn darnieder ſtieß. 

Den hatt’ Alexander nun erkoren, 

Er trieb das Roß an mit ben Sporen 
1700 Und fptengte zu dem Grafen Bin; 

Er ſprach: „Das war gar kind'ſcher Sinn, 

Daß mein Banner je kam in deine Hand, 

Das foll dir werden noch gewandt 

Zum Leide und zur Rue, 
1705 Glaub' mir's Hei meiner Treue.“ 

Als Died won Aleranver kam, 

Der Graf Das Wort dagegen nahm 

Uns ſprach: „Seid auf der Hut nur fein, 

Daß euch ed lohn' der Herre min; 
110 Daß euer Banner ich genommen, 

Das ſoll euch zum Verderben kommen. 

Kann ich behalten nur mein Leben, 
Alerander. 7 


98 M. v. 1868 (15186). 178 


ih wil in ü s6 wider geben, 
daz man der vone reden mas 

1718 biz an den jungisten tac, 
er stach näh dem worte 
Alexandrem mit dem orte, 
daz an sinem spere Was; 
des stichis er wol genas, 

1720 wander was ime getän _ 
obenwendich sinen ouchbrän. 

Alexander der sprah,. 
dö in Pynkün gestah: 
/ „du salt lugenere wesen, ; 

1725 ih sal des stichis- wol genesen.* 
mit dem selben werte _ 
siteh er in mit dem sverte; 
üffe sin honbit er in slüch 
durh den stselinen hüt lt 

1780 einen sö freislichen slach, 
daz er an der erden töt lach. 

Dö nam Alexander sinen. vanen _ 
unde reit riterliche danen, 
dä er wisse sine man, 

1735 Mennes ime aber zü quam, 
der in dä vore der nider stach. 
er gab ime einen sverislach; 
üf den arm er in slüc, _ 
dä er daz sper mite trüc. 

1740 er slüch in mit grözer eraft; 
durh den arm unde durh den schaft 
quam day swert gedrungen 
unde irwant ime an der lungen. 
Mennes der viel dä töt nider. 

1745 di Perses vohten niwit sider, 
si fluhin von den velde 
unde ne getrüweten an sih selben, 
neheiner manheite m6 


Will ih fle-ench fo wieber geben, 
Daß man bis an den jüngiten Tag 

1715 Davon noch immer reden mag ! 

Nach diefem Worte ramnt' er dann 
Den König mit dem Speere an, 
Er flach ihn mit der Spike baß; 
Doch Alexander def genas, 

1720 Da er ward von ihm gehauen 

Oberhalb der Augenbrauen. 
Der König Ulerander ſprach, 
Da Pynchun ihn ind Antlitz ſtach: 
„Ich will zum Lügner machen nid), 

1735 Genefen werd’ ich von dem Stich.“ 
Und mit demſelben Worte ſchwang 
Das Schwert der König wilb unb Drang 
Auf ihn und traf das Haupt jo gut - 
Durch feinen wohlgeitählten Hut, 

1730 Mit einem fo gewalt'gen Schlag, . 
Daß todt er an der Erben lag. 

Drauf Alexander nahm die Fahn 
Und fprengte ritterlich von. ann 
Dorthin,: mo. er die Mannen fand. 

1735 Mennes ihm da enigegen fand, 

Der ihn zuvor darnieder flach. ' 

: Dem gab er einen Schmerteßfchlag ; 
Er auf den rechten Arm ihn ſchlug, 
Mit welchem er die Lanze trug. 

170 Er ſchlug ihn mit ſo großer Kraft 
Daß durch den Arm und Durch den Schaft 
Kam dad Schwert hindurch gebrungen 
Und ihn traf bis in die Lungen. 
Mennes ſtürzte tobt darnieder. 

1745 Die Berfer fochten nun nicht wieder, 
Ste ließen dad Feld den Feinden leer 
Und trauten. ferner ſich nicht mehr, 
Das fie noch tapfer Tämpfien je 

7* 


100 M. v. 1904 (1554). 17° 


unde riefen ach wide w6. 
1750 Des wart Alexander vile balt; 
al dä bleib er mit gewalt 
biz s6 den stunden, N 
daz ime geheileten sine wanden. 
er nähete wih Dariö haz; 
1755 eine burh er ime besaz, 
| di was ®Serdis genant; 
schire wart si verbrant. 
dö er di gwan, 
der hörre dir üf nam 
1760 michil süber unde golt 
unde macheie ime sine helede holt. 
di burh di heizet Sardis; - 
‚von ir saget apocalipsis, . 
day si der siben burge ein were. 
1765 di unser heilöre | 
in dem himelrichg.nante, - Be 
unde dä er ze boten sante 
Jöhannem den heiligen man,’ 
apostolum et evangelistam, 
1770  Dö man’ Dariö. diz' gesagete, 
niwit langer er gedagote, 
: er tete durh sinen ubirmüt, - 
alse .der stolze man tät,: 
der sih ze säre verhebet 
1775 unde zejungist in der laster liget: 
“ - er. syör bi sinem riche, 
‚daz. er vil lasterliche 
Alexander wolde van 
upnadeoe üf. einen ast hän 
1780 unde scantliche hemen in daz leben 
unde. wolde ouh sin fleisc geben ' 
den vogelen ze ezgen ; . 
‚daz er sih ie torste vermezgen ° 
wider “inen hörren, 


101 


Uns ſchrieen ach und fihrieen weh. 
1750 Deß wurbe Alexander kühn, 

Er blieb allda mit feſtem Sinn, 

Bis ihm für feine Wunden 

Die Heilung war gefunden, 

Dann naht’ er dem Darius mehr 
1765 Und eine Burg bifekte er, 

Welche Sarbid war genannt, 

Und gar bald warb fie verbrannt. 

Sobald er in die Feſte kam, 

Der König aus dem Schatze nahm 
1760 Vieles Silber und viel Gold 

Und machte fiy feine Helden holb. 

Bon dieſer Burg, Sardes genannt, 

Apocalipfis macht befannt, 

Daß fie eine der fliehen Städte wäre, 
1765 Welche Jeſus unfer Here 

In feinem Himmelreiche nannte 

Und wo e Hin als Boten fanbte 

Johannem den Heiligen Mann 

Apostolum et evangelistam. 
1770 Alg man davon ihm Kunde brachte, 

Darius fh nicht mehr bebachte, 

&r that in feinem Übermutb, 

So wie der ſtolze Mann wohl it, | 

Der allzufehr ſich überhebtt 
1775 Und doch zulegt in Schande lebet. 

Er that einen Schwur bei. feinem Lande, 

Daß er zu feiner großen Schanve 

Den Alerander wollte fangen 

Und auf an einen Aft ihn bangen 
1780 Und ſchimpflich nehmen ihm das Beben; 

Daß er fein Fleiſch auch wollte geben 

Den Bögelen zu eſſen; 

Daß gegen feinen Herrn vermeffen 

Er gewaget ſich zu kehren, 


4102 M. v. 1940 (1500). 17. 


1785 daz worde .ime ze unören. 
Darius sine boten sande 
in wazzer unde in lande 
unde hiz daz sinen fursten sagen 
unde flizlichen clagen 
1790 den kusingen di scande, 
di ime töte Alexander. 
er bat herzogen unde grähen, 
daz. si ime rät gäben 
unde ime mit gelfe 
1785 quämen ze helfen 
mit alsö türen kneohten, 
di wol getorsten vehten, 
mit aller ir manje. 
ze Mesopotamje 
1800 in der breiten ouwen 
wolder daz here bescouwen, 
wander gerne verneme, 
wi manich scare ime quäme. 
Nu wil ih iu. cunden uhir al, 
1805 wi vil einer scare wesen sal, 
alsihz in den büchen hän gelesen; 
der sal sehs: tüsint wesen 
unde sehs hundrit unde sehscich man, 
alsich mih versinnen kan; 
1810 alsö vil sal sin in eimer scaren. 
gagen Dariö. quämen gevaren 
‚. zvö unde drizich kuninge, 
daz wizzit äne lugene, 
di sine nöt vernämen. 
1815 herzogen ime ouh quämen 
zvei hundrit unde sibinzich 
unde dar zö manic gräbe rich, 
di zö ime körten 
unde sine reise m£rten; 
1820 di quämen alle mit gwalt. 


108 


1785 Das werb’ ihn wahrlich nicht zu Ehren. 
Darius feine Boten fandte 
Aus zu Wafler und zu Lande 
Und hieß das feinen Fürſten fagen 
Und mit allem Ernſte Magen 
1790 Den Koͤnigen die Schande, 
Die Alerander auf ihn wanbte. 
Serzoge und Grafen bat er, 
Das fie ihn felen nun Berather 
Und dann mit allen Mächten 
1795 In der Noth ihm Hülfe brächten 
Mit alfo tapfren Knechten, 
Die e8 wagten wohl zu fechten 
Mit ihren Schaaren wohlgetban. 
Zu Mefopstamien ſodann 
1809 Dorten in der breiten Auen 
Wolle er das Heer befchauen, 
Da gar gern er dort vernähme, 
Wie manche Schaar zu Half ihm kame. 
Vor Allem ſollet ihr nun hören, 
1805 Wie viel zu einer Schaar gehören, 
Wie in den Büchern ich's vernommen: 
Sechs taufend follen dazu Tommen, 
Sechs hundert noch und ſechszig Bann, 
So viel ich mich entfinnen Tann; 
1810 So viele find in einer Schaaren. 
Es kamen zu Dario gefahren 
Don Königen dreißig und noch zwei, 
Fürwahr, es iſt kein Bug dabei, 
Die feine Noth vernahmen. | 
1815 Herzoge zu ihm kamen 
Zwei hundert flebzig ihm zu dienen 
Und mancher reiche Graf mit ihnen, 
Die zu ihm ihre Waffen kehrten 
Und feinen Kriegeszug vermehrten ; 
18230 Die kamen alle mächtig an; 


104 


M. v. 1976 (162). 17» 


.. di gräben währen ‚gezalt 


1825 


1830. 


1835 


1840 


rehte an eilif hundrit. . 

eb iu der hörren wundrit, . 

des ne sult ir mir wigen nit, 
wandiz cundit uns daz let. 
unde dag büch, dä ihz ane ins, 
daz ir alsus vil was. 

Von Persien worden ime gosam 
helede sibiazic tüsant. 

ouh quämen Üenonenses dare 

mit einer herlicher vare 

mit funfzich tüsint knehten, 

di wol ‚getorsten vehten.. 
Pamphilienses quäwen ouh -wale: ' 
unde brächten ime, di. selben sale: 
dar näh quam ime sin here grög, 
dem wigis lutzil verdrög, .. 
daz kuninges reisen wol gezam ;. 
von Medintriche daz quam. 

Möden ist. dag selbe lant, 

da der engel wart mit Tobien gewanf. 
funfsich, täsint si brächten, . 
alsus hörtich si ahten. . 


. von Niniv6 worden ime gesant 


1845 


1850 


zvei unde zvöneich- tüsant, 

ime brähten di von Armenje 
achte tüsant in einer menige, 
vil snelie jungelinge 
zö sinem tagedinge, 
Armenjen ist dag riche, - 

daz sagich iu werliche, Ä 
dä dag wagzer di archam. treib, 
dä Nö6 lebende. inne bleib; . 
in den bergen si dä besag: 


1855 vor wär seldir wizzen daz. 


Ouch santen der 260 


106 


Der Grafen aber zähle man - 
In Wahrheit fa elf hundert; | 
Wenn euch die Zahl der Heysen wundert, 
So laffet mid) das nicht entgelten, 
1825 Ih kann nur, wie das Lieb, es melden 
Und in dem Buche flebt es klar, 
Das ihrer ſolche Menge war 
Bon Perfien ſandten fie im Ru. 
Ihm fiebzig tauſend Helden zu, 
1830 Auch ‚Samen Cenonenſer her, 
Don Anſehn Hehr und kraͤft ger Wehr, 
Mit fünfzigtaufend Rittern, 
Die Langen konnien fplitiern. 
| Pampbilienfer zogen bar 
1835 Und brachten ihm biefelbe Schaar. 
Darnach kam ihm ein großes Heer, 
Das in den Kampf ging ohn Beſchwer, 
Zum Zug des Königs paßt’ es gut; 
Aus Medienreich war dieſe Hut, 
1840 Mebien ift daſſelbe Land 
Wo der Engel mit Tobias warb hin geſandt. 
Es waren fünfzigtanfend Mann, . 
So hoc, hört’ ich, ſchlug man fie an. 
Auch bie von Ninine gefellten 
1845 Ihm zweiundzwanzigtauſend Gelben, 
Die von Armenien brachten her 
Achtzigiauſend Mann in einem Heer; 
Viel junge, ſchnelle ‚Leute 
Zu feinem Kampfentſcheide. 
1850 Armenien tft jened Reich, 
Das fage ih in Wahrheit euch, 
Wohin Die Asche das Waſſer trieb, 
In welcher Noah, lebend blick, 
Wo feft fie in den Bergen jaß: - 
1855 In Wahrheit ſollt ige wiſſen das. 
Auch, fandien dem Darius gleich, 


106 M. v. 3013 (1062). 17» 


dem richeme kuninge Dariö 
di ubirmütige Gäzen, 
di ubir Philistjim sägen, 
1860 zehen hundrit starker risen, 
di imo ze tröste solden wesen. 
ime santen sine frie man, 
di dA säzen in Frigiam, 
mis vil. güten willen 
1865 zvenzich t&sint gesellen; 
si gunden ime wol siner @ren. 
ouch hegunden dar kören 
von India di fursten, 
di wol vehten torsten. 
1870 d6 sig vernämen, 
mit zvölif täsinden ‚si guämen, 
dannoh quam ime ein lutzil here, 
daz vör von dem röten mere, 
ein täsint sneller helede, . 
1875 ze wige wol irwelede. 
Nu merket, wi vil des heris was; 
sisihz an den büchen las, 
sö ahte man iz dä zestant 
an sehs hundrit unde drizich tüsunt. 
1880 daz alliz Dariö quam. 
unde alse Alexander vornum, 
daz ime Darius mit here 
dag lant ze Persiam wolde were, 
dö besanter sine man, 
1885 di von Masedonjam; 
di quämen ime gereite, 
dö hiz er here leiten 
ubir ein wazzir, daz was breit. 
Darius under des screib 
. 1890 einen brieb Alexandrö 
unde hiz ime dar zö 
eine wäge mähenes fur tragen 


107 


Dem Könige, an Schägen reich, 
Von Gaza die, die Keinen fchonen, 
Die über den Bhiliftern wohnen, 
1860 Zehen hundert ſtarke Rtefen, 
Bon denen Troſt ihm Eonnte fprießen. 
Auch Eonnten feine freien Mannen, 
Die Sig in Phrugia gewannen, 
Mit gutem Willen fleflen 
1865 Zmanzigtaufend Gefellen ; 
Sie gönnten ihm mohl feine Ehren. - 
Auch fingen an zu ihm zu Tehren 
Bon India die Fürften, 
Welche nach dem Kampfe würften; 
1870 Da fie es vernahmen, 
Mit zwölf Taufenden fle kamen. 
Dann kam ihm noch ein kleines Heer, 
Das zog daher vom rothen Dieer, 
Ein Tauſend fchmeller Helden, 
1975 Zum Kampf wohl Auserwählten. 
Run merkt, wie viel des Heers geweſen; 
Wie in ven Büchern ich's geleſen, 
Es waren, fo ſchlug man's dort an, 
Schöhunkertpreißigtaufenn Mann, 
1880 Das alles zu Dario Fam. 
Al: Alexander nun vernahm, 
Daß ihm Darius mit dem Heere 
Perſien dad Land verwehre, 
Da rief alsbald er feine Mamen, 
1885 Die Macedonier zufammen, 
Die kamen ihm tin guter Wehr. 
Darauf Tieß Ielten er dad Heer 
Über ein Waffen, das war breit. 
Darius fehrieb In dieſer Zeit 
1890 Alerandern einen Brief 
Und hieß den, welcher zu ihm ie, 
Einen Scheffel Mohnes vor ihn tragen , 


18 M. v. 2048 (1098). 17» 


unde hiz ime sagen, 

daz er zalte di korn; 
1895 iz wäre ime leit oder zora, 

er neconde si nit gezellen; _ 

alsö ne mohter sine gesellem. . 

gezelen noh sine heriseraft, 

di er ime sagen höte bräht, 
1900 Ouch sagite ime der brieb, 

Dariö ne were niwit lieb, 

daz er mit sulher gwalt 

, wolde ze Persiam in dag lant. 

er ne woldiz ime rümen, 
1905 er verneme ein zulh :gestrüme,. 

dA er imer vone. mohte zeilen 

in lide unde in hiapellen. - 

. Dö Alexander gelaa 

daz an den brieb geseriben was, 
1910 der wol gehorne jungelne, 

den mähen er fröliche entfienc 

‚unde warf in in der stunt 

in sines selbis mumt 

unde az sin ein vil miohil teil. 
1915 unde sprah: „wir haben güt heil: 

dise corner sint sö manicfalt, 

si ne werdent von mir niemer. genalt, “ 

in sinen munt er si streich | 

unde sprah: „si sint sö weich _ 
1920 unde smeckint sö wole, . .- . 

ih hoffe, dag ih sin bere sole 

harte wel verwinnen 

mit minen. jungelingen. 

Sin bote quam under des perant 

1025 dä er Alexandrum vant. “ 
der sagite ime, daz Olympies,. - 
sin mäter, vil siech was, 
unde hat in vil harte, 


109 


Und ließ dem König dazu fagen, 

Er folle zählen jede Korn; | 
1895 Es bringe Leid ihm oder: Zorn, 

Er Tonne fie nicht zaͤhlen; 

Alfo könne er feine Gefellen 

Nicht zählen noch Die Heeresmacht, 

Die er entgegen ihm gebracht. 
1900 Auch ſtand m —* den er ſchrieb, 

Dario wäre es nicht lieb, 

Daß er mit fo gewaltigen Schaaren 

Nach Berflen in das Land wollt fahren, 

Er werde es ihm doch nicht räumen; 
1905 Er höre ſolch ein toſend Schaͤumen 

Bon dem er immer möchte fagen 

In Liedern und in GHeldenfagen. 

Als Alexander Ins und fand 

Was in dem Brief gefchrieben fiand, 
1919 Der junge, wohlgeborne Mann, 2 

Nahm er den Mohr gar fröhlich an 

Und warf ihn in verfelben Stund’ 

Begierig in den eignen Mund 

Und aß davon ein großes Theil - 
1915 Und ſprach: „wir haben gutes Heil: 

Der Koͤrner ſind fo viele hier, 

Sie werden nie gezählt von mir.“ 

Er ſtrich in feinen Mund fie gleich. 

Und ſprach: „die Körner find fü weich, 
1920 Uns ihr Sefchmad ſo wonniglich, 

Ich Hoffe, daß im Kampfe ich 

Sein Heer wohl treiße von bannen 

Mit meinten tapfeın Mannen. 

Sein Bote kam indeß gerannt, En 

1925 Wo er den Alexander fand; | 

Er brachte von Oltzmpias Märe, 

Und fagte, daß Trank die Mutter wäre, 

Sie bat ihn, Daß er ohne Weilen 


110 M. v. 2084 (1784). 


daz er dä hine: karte, 
1930 wande si des jöhe, 

ob si in gesöhe, 

si genöse curzliche, 

Alexander der riche 

der screib dö:selbe einen brief: 
1985 di hant er in sinen bütel stig, 

alsiz ime in den müt quam, . 

sine hant fol pefferis er nam. 

ze Darien bote er dö sprah: 

„diz ezge din hörre, ob er mach. 
1940 dise cerner sint niht — 

si sint vil schiere gezalt: 

alsus bitter ist min here, 

er ne mah sih niemer min irweren. 

Ouh sage du dineme hörren, 

1945 ih wil nu ‚wider kören, . 

alse mir min möüter enböt, .. 

andirs durh neheine nöt, 

iz si ime leit oder lieb, 

dar umbe ne läg ich is niet, 
1950 ih wil schiere wider comen: 

des gewinnet er lutzelen fromen., 

di wile mah er bi dem mere _ 

gesamenen ein gröz here, 

daz er mir frumeliche - 
1955 erwere sine riche.“ 

: Dö reit der bote von Alexandrö 

wider hin ze Dario 

unde sagetime daz, 

daz Alexander den mähen ag, . 
1960 den er ime höte gesaut, 


unde gab ime den peffer in di hant, 


den entfiene er mit zorne 
unde warf di peflercorner 
nitlichen in- sinen munt 


17° 


— —— — — 707 


Zu ige nach Haufe möge eilen ; 
1930 Denn, wenn das, fagte fie gefchähe, 
Daß fie ihn je wieder fähe, 
Geneſe fe nach kurzer Weil‘. 
Alexander ‚ver reiche drauf in EI 
Schrieb jelber und verfprach ihr bie, 
1935 Die Hand er in den Beutel fish, | 
Wie ed ihm da zu Sinne fam, - - 
Und feine Hand voll Pfeffers nahm, - 
Zu jenem Boten er dann fpradh: 
„Died efie Darius, wenn er mag. 
19840 Die Körner find nicht ohne Zahl, 
Bar bald gezählet find fle all’, 
Sp Bittres droht von meinen Heeren, 
Er wird fih nimmer mein erwehren, 
| Auch fage deinem Herren wohl, 
1945 Daß ich zurück nun Lehren fo, 
Zu fi) die Mutter mich entbot, 
Denn anders trieb mich Feine Noth; 
Mag kein es ober lieb ihm fein, - 
Ich flell’ darum den Kampf nicht. ein, 
1950 Ich will ſchnell wieder kommen, 
Das wird ihm dann gar übel frommen. 
Dieweile mag er bei dem Meer 
Zuſammenziehn ein..großed Heer, 
Daß er zu ſeiner Ehre 
1955 Sein Reich und Land mir wehre.“ 
Der Bote von Alexander ritt 
Und wieder zu Dario fhrikt, 
Und verfündete ihm dag, 
Daß den Mohn Alexander af, 
1960 Den mit dem Briefe er geſandt, | 
Und gab den Pfeffer ihm in die Sand. 
Den nahm mit Zorn Darius an, 
Und warf die Pfefferfürner dann - 
Mit grimmen Haß in feinen Mund 





112 
1965 


1970 


1975 


1980 


1985 


1990 


1995 


2000 


M. v. 2120 (1770). - 17° 


unde beiz si 'an der stunt. 

dö begunder sih 'eremfen 

unde di nase remfen, 

wandin der phefer sere beiz. 

sin lib di wart ime allir heiz. 

er neigete sih nidere - 

unde welde, daz Alexander widere 

were äh sine scande 

heim in sinem lande. 
An dem wege, dä Alexander 

heim reit ze lande 

in mitten Aräbiä, 

dä bestunt in Amentä; 

der wäs Daries man 

unde was ein herzoge lobesanı. 

des n&hesten morgenis frü 

mit volcwige reit er ime zü 

unde vochten alien einen tach, 

sö dä nieman gesach 

neheinen man entwichen; 

si vohten freislichen 

zvene tage al in ein, oo 

@dez di sunne nit ne geschein, 

wande si ne wolde belüchten niht den mort.- 

alsus fähten si vort, 

unze di helede güte 

wuoten in den Blüte 

vaste biz an di kni. 

si vohten langer tage dri. ' 

vil manich in dem bläte ertranc, 

daz ime nie nekein svanc j 

ne wart von sverte noh von spere. 

mänic täsint was dere, 

di dä irslagen lägen. 

dö Aräbite daz gesägen, 

si entwichen Alexandrö 


113 


1965 Und zerbiß fie zu ber Stund. 
Da fing er an zu kruͤmmen ſich 
Und durch die Nafe fuhr's wie Stich'! 
Gar Heftig biß der Pfeffer ihn, | 
Er fühlte Gluth den Leib durchziehn, 
1970 Er neigte ſich darnleder 
Und wünfchte, daß Alexander wieder 
Wäre ohne feine Schande 
Daheim in feinem Lande. 
Am Wege, wo nach feinem Lande 
1975 Alexander heim ſich wandte, 
Mitten in Arabia 
Trat ihm entgegen Amenta ; 
Diefer war Darius Mann 
Und war ein Herzog lobefam. 
1980 Des nächften Morgend in der Fra 
Ritt er in Heerkampf auf in zu 
Und fochten einen vollen Tag, 
Und Niemand fah vor Stoß und Schlag 
Nur einen aus dem Kampf entweichen; 
1985 Mit fürchterlichen Streichen 
Fochten ſie zwei Tage hin, 
So daß die Sonne gar nicht ſchien, 
Sie wollte nicht beleuchten den Mord. 
Sie fochten ſolcher Weiſe fort, 
1990 Bis die Helden gute 
Wateten in dem Blute 
Ganz Berauf bis an die Knie. 
Drei langer Tage fochten fie; 
Gar mander in dem Blut ertranf, 
1995 Der nicht gefhlagen niederſank 
Von vem Schwerte oder Speere. 
Manches Taufend war vom Heere, 
Die da erfehlagen Tagen. 
Da das die Araber fahen 
2000 Entwigen fie dem Alexander 
Alexander. 8 


114 M. v. 2156 (1808). 


unde finhen wider. ze Dari6. 
Alexander der riche 
kig dö flizliche 
. sine liebe wiegnöze begraben, 
2005 di dä lägen irslagen. 
di gwunten hiz er hiaden _ 
unde arzäte in gwinnen 
unde hiz, daz man ir.wol plöge,. 
biz daz er gesöge, 
2010 ob si mohten genesen; 
alsö lange wolder dare wesen, : 
des siges was er vil frö; 
rüwech was er dar zö, 
| wander dä habete verlorn, 
2015 di ime dicke. dä 'bevorn . 
hulfin siner eren . 
zö Tyre, der meren, 
Dö di wol genären, 
di dä gwunt wären, 
2020 dö für Alexander vor sih. 
manige burh h£rlich . 
undir wegen er zebrach; 
er töte michil ungemach 
sinen vianden 
2025 in fremeden landen. 
: sere rach er sinen zorn, 
wander hete verlorn 
di künen Macedones, 
sus getänes mütes 
2030 gesah er_sine. müter; 
des genas di frowe güte, 
Vil fröhen müt er des gwan. 
dö. besanter sine man. 
in allenthalben bi dem mere; . 
2035 er höte gerne ein gröz here., 
des gwan gnüc der helt halt: 


115 


Une floh’n zu Dario miteinander. 
Sogleich mit wohlbeſorgtem Then 
Hieß Aleranver der reiche nun 
Begraben feine lieben Kampfgenoſſen, 
2005 Die da lagen erfchoflen. 
Die Verwundeten hieß er verbinben 
Und Arzte für fle finden 
Und hieß, daß wohl man ihrer pflege, 
Bis daß er fehen möge, 
2010 Ob man fie könne heilen; 
So lange wolle er bort meilen. 
Des Sieged war er wohl gar froh, 
Doch auch die Trauer ihn nicht Roh, 
Da er fo viele dort verlor, 
2015 Die ifm mit Eifer dazuvor 
Für feine Ehre ſtanden 
Zu Tyrus der weitbekannten. 
AB wohl genefen waren 
Die da verwundeten Schanren, 
2020 Da zog Alexander fürber weit. 
Noch manche Burg voll Herrlichteit 
Unterwegen er zerbrach; 
Er that gar großes Ungemach 
Allen ſeinen Feinden dann 
2025 In den fremben Landen an. 
a: Heftig folgt er feinem Zorn, 
« Denn er hatte ja verlorm 
Der Bühnen Macedonier Schaar. 
Als fo die Nach’ vollgogen war, 
030 Sah er feine Mutter wieder; 
Deß genas die raue bieder. 
Biel frohen Muth er drob gewann, 
Darauf entbot er feine Mann 
Bon allenthalben zu dem Meer 
035 Er hätte gern ein großes Heer. 
Deß gnug gewann der fühne Held: 
8* 


116 M. v. 21923 (1842). 17a 


se hundrit tksinden wären gesakt 
die helode, di ime quämen, 
di sine reise vernämen 

2040 di wol vehten kunden, 
dö si sihis underwunden. 

Bö faor von Macedonjä 
Alexander wider in Persiä. 
underwogen er bedwanc 

2045 manige burch unde laut 
gewaldichliche ze sinen handen. 
Abdirus sih besante 
näh iren holden, 

| wande si weren wolden 

2050 di sträze Alexandrö; 
si wären holt Dario. 

Abdirus was ein michil stat, 
under den bergen si lae; 
swer in Persen wolde, 

2055 dä durh er varen solde. 
dä wären ritere gemet . 
unde wären z’aller zit gereit j 
ze wige unde ze: starme;: — 
si heslozgen ir burge 

3060 unde giengen vaste an di were. . 
Alexander unde sin here 
gewunnen sehiere daz wal. ” 
si macheten für ubir al. 
si branten di hüs in den graben; 

2065 daz wart den burgören ze schaden, 
wande dö si daz gesähen, 
dö sühten si gnäde. 

D& sprach Alexander: 

„ih ne gelobe iu miwit andris: 

2070 läzent ir mih riten hi durh, 
iuwe lant unde üwe burkh . 
dag läz ih unverbrennet, 


er 
u” 7 4 


187 


Zu bunderttaufenb waren gezählt 
Die Helden, welche zu ihm Tamen, 
Die feinen Kriegeözug vernahmen, 
2040 Die wohl im Kampfe flanden, 
Wenn ſte ſich's unterwanden. 

Drauf fuhr von Macedonia 
Alexander wieder nach Perſia. 
Unterweges, wo er fanb 

2045 Manche Burg und manches Laub, 
Bezwang er le gewaluglich. 
Abdirus fenbete für ſich 
Nach allen ihren Kolben, 

Ob fie wehren wollten 
050 Dem Alexander feine Bahn; 
Sie waren Dario unterihan. 

Abdirus war eine große Gtabt, 
Die man in ven Bergen erbauet hatt’; 
Wer Berfien wollte ſehen, 

055 Der mußte durch fie gehen. 

Da war eine ſtolze Ritterſchaar, 
Die aller Zeit gerüflet war 

Zu Sturme und zu Streite. 
Sie ſchloſſen von jeder Seite 

2060 Die Burg und. gingen dicht sur ehr. 
Alexander und fein Heer 
Gewannen in kurzer Friſt ven Wall - 
Und machten euer überall. 

Sie verbrannten die Käufer in ben Graben ; 
2065 Drob mußten Moth Die Bürger haben, 
Denn als fle ſahen dies Beginnen, 

Da fuchten Gnad' fe zu gewinnen, 

Alexander ſprach darnach: 
„Nichts anbres ich geloben mag: 

W7O Laßt ihr hier mich. reiten durch, 
Euer Land und. eure Burg, 

Die laß’ ich unverbzeunet, 


118 M. v. 2228 (1878). 174 


nu ir ü%h mir bekennet; 

swanne ih Darium bedwinge 
3075 unde in gefangen bringe, 

sö wil ih her wider keren 

unde sprechen mit üh hörren, 

sö wil ih zefüren üher stat, 

sö gezeige ih ü, waz ih ae mach.“ 
2080 Dö di burgöre . 

vernänien dise möre, 

si underquämen vil harte 

unde entslozzen ire porte. 

si liezen in riten mit fride: . 
3085 mit in ne facht er niwit sider. 

durh sine kunincliche wort 

bleib di stat unzestört. . 

Damen für er ze Theben 

unde hiez dar in gebieten, 
2090 daz si ime santen dare, 

di wol ze wige wären. gar, 

vier tüsint irwelete man: 

er wolde Darium bestän. 

Dö di Thöhere 

3095 vernämen 'daz möre, 

daz in Alexander enböt. 

iz düchte si ein höh müt 

unde kärteng ime ze seanden, 

daz er ie dar gesande 
3100 näh iren wineholden, 

wande si selben wolden 

mit ime vechten vor der stat. 

dö Alexander daz gesach, 

di burch beviene er mit here, 
2105 si ne mohten sih niwit irweren 

vor ime dicheine wile. 

di armborst unde di phile 

täten ime vil grögen scaden. 


Sobald ihr euch zu mir bekennet; 
Sonft wenn Darium ich bezwinge 
3075 Und ihn als Gefangnen bringe, 
So werde ich herwieder Tehren 
Und dann fprechen mit euch Herren; 
Dann will ich eure Stabt zernichten, 
Euch zeigen, was ich aus kann richten.” 
NEO Da die Bürger dieſe Runde 
Höreten aus feinem Munde, 
Erfihraden fle gar fehr der Worte 
Und öffneten gleich ihre Pforte. 
Sie ließen ihn mit Frieden reiten: 
2085 Er thät mit ihnen nie mehr flreiten 
Und nach dem kdniglichen Wort 
Die Stabt blieb unzerflöret dort. 
Bon dann fuhr er nach Theben, 
Und Tieß Befehl da geben, 
3090 Daß fie ihm Kämpfer brächten, 
Die wären wohl bereit zu fechten, 
Bier Taufend auserwählte Mann, 
Darium wollt! er greifen an. 
Da die Ihebaner drinne 
095 Diefer Rebe wurben inne 
Und Alexanders Willen Tannten, 
Sie großen Übermuth das nannten, 
Und Behrten’s ihm zur Schande 
Dad er fe einmal fandte 
2100 Nach ihren Stadtgenoſſen, 
Sie waren felbft entjchlofjen 
Ihm vor der Stadt im Kampf zu ſtehn. 
Da Alerander dies geſehn, 
Umfchloß die Burg er mit dem Seere, 
2105 Sie konnten gar nicht Halten Wehre 
Bor ihm nur eine Weile, 
Die Armbrüfl” und die Pfeile 
Brachten Schaden ihm gar fehr; 


1% M. v. 2” 1914). 


in andirhalb hies er 26 au. 
3110 sinewelle steine, Ä 
gröz unde cleine. 
mit mangen wurfen si in di burch. 
dö wäre in gütes rätis durft. 
mit sus getänen grimmen 
: 2118 begunde er si dwingen ;. 


si ne mohten ime niwit vor bestän. 


si mösen den lib verlora han; . 
Rö hiz der wunderliche man 
vier tüsint dare gän. 
2120 mit iseninen stangen 
zebrächen si di spangen, 
di dä lägen var. den turen. . 
dö ne.bleib. dä nieman. vore, 
mit grimme giengen si in di burh. 
2125 da wöre eines friden durft; 
den gab ia dä nieman, 
si slügen wib unde man 
unde hranten si al in eine. giät, 


do gestillete deme kuninge sin mät. 


2130 Dö Alexander, der küne man 
di stat ze Thöben gwan . 
unde si gare was verbrant, 
do gehöt der küne wigant 
sinen mannen an der stunt 
2135 daz si brächen daz fullemunt, 
durh daz di burh hre . 
ne mohte niemer möre nr 
nieman gebüwen: 
des mugint ir wol geträwen. 
2140  Dö daz alsus was. getän 
Alexander hüb sih sän 
unde für dannen 
'fröliche mit sinen mannen, 
des landes er vil gwan, 


174 


- 121 


Seinerſeits ließ tragen er 
2110 Glatte runde Steine, 
Große und auch kleine. 
Mit Mangen warfen ſie in die Stadt, 
Noth war da ihnen guter Rath. 
Mit fo feindſel' gem Dringen 
2115 Begann er ſie zu zwingen; 
Sie konnten nicht vor ihm beſtehn, 
Sie mußten des Leibs verluſtig gehn. 
Da hieß der wunderbare Mann 
Vier Tauſend vorwaͤrts gahn; 
2120 Mit eiſernen Stangen | 
Zerbrachen fie Die Spangen, . 
Die da vor den Thoren lagen, 
Nicht einer konnt’ zu bleiben wagen. 
Sie flürmten ein mit grimmen Sinnen. 
4125 Da wollten Frieden fie gewinnen; 
Dach den bat ihnen Feiner am, 
Sie ſchlugen beide Weib und Mann, 
Und brannten fie all in eine Gluth. 
Da flillte ſich des Königs Muth, 
1130 Da Alexander der Fühne Daun _ 
Die Stadt zu Theben fi gewann . 
Und fie gänzlich) war verbrannt, 
Da gebot der kühne Wigant 
_ Seinen Mannen gleich behend, 
2185 Daß fie braͤchen das Yunbament, 
Auf daß Hinfort vie Feſte hehr 
Einer könnte nimmermehr 
Wiener neu erbauen: 
Darin möget ihr mir raum. 
140 Da dies gefchehn nach feinem Wort, 
Ließ Aleranver gleich den Ort 
Und ex fuhr von dannen on 
Frohen Muth's mit feinen Mannen. 
Des Landes er gar viel gewann. — 


132 M. v. 2800 (1960). 1% 


2145 Chorinthia sines frides gesan 
unde Choryn in ander stunt 
unde gäben ime funfzic phunt: 
unde silber unde golt: 
des wart ime der kuninc "holt. 

3150 Chorinthia was ein michel stat, 
di bekärte von den heidenscaf 
dar näh sanctus Paulus. 
Alexander hüb sih dar Az 
unde fuor ad Athönas, 

23155 di des vermöret was, 
daz nehein lüt ne mohte wesen, 
von dem ih ie gehörte lesen, 
wiser z'allen dingen, 
ze räte si dö giengen, 

2160 waz si t&n machten. 
schiere -si sih bedächten, 
si wolden gerne fride hän 
unde wurden ime alle undertän. 

Di künen Lacedömones, 

2165 di verhuoben sih des, 
daz si säzen bj dem: mere 
unde hôten ein creftigiz here 
unde fähten manic folcwioh ' 
unde verwunnen einen kuninc rich, 

2170 den gwaldigen Xersem. 
des wären Si vermezzen. 
si enboten Alexandrö, 
wolder scaden Dario, 
daz dühte si ummäze ; 

2175 si wereten ime di sträze, 

"si widersagiten imo den fride 

unde wolden veliten mit ime. 
DO gereite sih in den strit- 

beide man unde wib 

2180 unde gingen vaste an.di were, 


123 


2145 Chorintih ging ihn um Frieden an 


Und Choryn zu andrer Stund 
Und zahleten ihm fünfzig Pfund, 
Und Silber gaben ſie und Gold: 
Dafür ward ihnen der Koͤnig hold. 
3150 Die Stadt Chorinth war reich an Ruhm; 
Bekehrt hat fie. vom Heidentfum 
Sanctus Paulus nad) den Zelten. 
Alexander thät-fich drauf bereiten 
Und ad Athenas er ſich wanbie 
2155 Bon der zum Ruhme man bekannte, 
Daß nimmer fel ein Boll geweien, 
Bon dem ich jemals hörte leſen, 
Verſtandiger in allen Dingen. 
Zu Rathe in der Stabt fie gingen, 
2160 Was fie da. am beſten machten. 
Gar ſchnell fie ſich bedachten, 
Sie wollten gerne Frieden ha'n 
Und wurden al’ im unterthan. 
Die Eühnen Lacedemoued 
2165 Sich überhoben wegen deß, 
Daß fie ſaßen bei dem Meer 
Und Hatten auch ein kraͤft'ges Heer 
Und Hatten manchen Kampf gefrieget 
Und einen König fihon befieget, 
2170 Xerxem den gewalt’gen, reichen; 
Bermaßen drum fich nicht zu weichen: 
Sie eniboten- Alerandro, 
Wollt’ er ſchaden dem Dario, 
Das däuchte ihren über Maßen; 
2175 Sie wollten wehren ihm die Straßen: 
Und wollten nicht den Frieden fuchen, 
Vielmehr den Kampf mit ihm verfudien, 
Da machten beine ſich bereit 
Mann und Weib alabalo zum Streit: 
2180 Und gingen tapfer an die Wehre; 


124 M. v. 2336 (19886). 18% 


wande si höten in dem mere 
behalden gröze heriseraft; _ 
dä mite. höten si gedächt . 
ze vehtene von den schiffen. 
2185 ir berhfride si Af rihten - 
wade macheten ir were 
. gegen Alexandris here, ’ 
Alse Alexander day gesach, 
..... dö enböt er in di stat, J 
2190 weme si daz wazzer wolden weren, - 
er ne wolde niwit ubir mere, 
er hizg si halten ir burch; 
des wöre in.nöt unde durft. 
er wolde. an. in daz rechen, 
2195 daz si. den kanino XKersem 
_ mit wige torsten bestän. - 
d6 viel er umbe di burc sän: 
‘ mit sinen jungelingen, 
ze sturme si dö giengen 
2200 daz einmütige here 
vaste unz an di burchwere. 
Alexander was ze vorderöst- 
unde gab 'sinen heleden tröst. 
mit siner ellenihaften kant. :; 
2305 verhiv. er maniges schüdes rant 
' unde manigen heim vil vast. 
der iener nie nehein genas, 
dä er mit. nide üfte släc. 
er hôte eines lewen mät. 
2210 di dä lägen. irslagen, 
| di ne cunde iu nieman gesagen;- 
ist iz, alse daz büch qui, 
di naht di schit dA den strit: 
Des nöhisten morgenes vil frao 
2215 der stat giengen si aber zu0. .- 
unde alse di burgöre m 


135 


Denn fie hatten auf. dem Meere 
Bewahret große Heeresmacht; 
Mit viefer Hatten fie gedacht 
Den Kampf zu Schiffe zu beſtehn. 
2185 Bergfrieven ließen fie erhoͤhn 
Und flellten varauf ihre Wehre 
Gegen Alexandris Heere. 
Als Alexanber vieſes ſah, 
Ließ in der Stadt er fagen de, 
23190 Wen ſie das Waffer wollten wehren, 
Nicht über Meer fei fein Begehren. 
Er hieß fie ihre Burg bewachen, 
Das wären nöthlgere Sachen; 
| An ihnen werde num gefähnet, 
3195 Daß fie im Kampfe fiih erkühnet, 
Den König Rerrem zu beftehn, 
Drauf hieß er ſchnell die Burg umgehn 
Die Jünglinge and feinem Bann. 
Zum Sturme gingen fie alösann, 
2200 Das eingemuihe, tapfre Heer 
Dicht bis an der Felle Wehr. 
Alerander war voran. zu ſchauen, 
Macht feinen Helden groß Verirauen. 
+ Mit feiner. heldenſtarken Hand : 
2205 Zerhieb er manchen Schildes Rand 
Und manchen feſten Heim zur Stund; 
Bon benen keiner ward geſund, 
Auf die in ſeinem Grimm er fchlug. 
Wohl eines Leum Muth er trug 
2210 Wie viele da erſchlagen lagen, 
Das konnte Niemand wohl euch fagen. 
Iſt es fo wie das Buch berichtet, 
So Hat die Nacht den Streit geſchlichtet. 
Des nachſten Morgens fie gar fruh 
2215 Der Stadt von Neuen: gingen zu 
Und als der Bürger Schaaren 


nd 


126 


2220 si 


2225 


2230 


2235 


2240 


2245 


2250 


M. v. 2372 (230232), 


gesähen sine gebäre, 

si wurfin &f ir tore. 

unde stunden vaste der vore, 
i slügen unde stächen, 
daz di vesten ringe brächem. 
dA wart manio helt güt 
gewunt durh .den stälhät,. 

sö daz ime daz klüt ‚fiöz ze tale, 
di swert striden vil wale. 

di veigen vielen der nider, 

di andren fählen vaste 'sidir. 


dä mohte der schilt latzil gefromen. 


si wären durh ruom üz comen, 

di künin Macedones 

gegen di Lacedömones, 

in was lieber, daz si sturben, 

dan si verwunnen worden. ' 
Durh disen grimmigen müt 

quam geflozzen daz blüt 

vaste unz. in. daz mere. 

dö geschiet sih daz here 

beidenthalben äne sige; 


ir nehein ne sühte neheinen ride. 


18, 


unde alse Alexander den schaden gesach, 


der ime där geschien was. 

an sinen jungelingen, 

dö hiez er ime gwinnen 

balde daz criechische für. . 
daz wart den burgören vil sür. 
er brante di schif in dem mere; 


daz ne mohte dag wazger nikt irwere: 


daz sagih ü zwären. 

di in den schiffen wären, _ 
dö si des füris wurden. innen, 
dö wolden si üz swimmen. 
des liden ei michele nöt, 


we — m — — — — — — 0 > 


127 


Erblickten ſein Verfahren, 
Sie riſſen eilig auf die Thor : 
Und finnben bicht gebrängt davor. 
2320 Sie fchlugen auf den Feind und flachen, 
Daß fie die fehlen Panzer brachen. 
Da wurde mancher Rede gut 
Verwundet durch den Stahlhut, 
So daß herab das Blut ihm floß. 
2325 Die Schwerter gaben groß Getos. 
Die Feigen fielen davon nieder, 
Die andren fochten tapfer wieder, 
Der Schild war da zu wenig $rommen. 
Sie waren zum Ruhm in Streit gekommen, 

2330 Die tapferen Macedones 
Gegen die Lacedemones. 

Sie wollten lieber, daß fie fürben, 
Als daß befteget fie verbürben. 
Bei ſolchem grimmerfüllten Muth 

2235 Kam herab gefloffen. dad Blut 
Dichte bin bis an das Meer. 

Da warb ohne Sieg das Heer 
Beiderhalben geſchieden, 
Von ihnen ſuchte keiner Frieden. 

2240 Als Alexander nahm den Schaden wahr, 
Der ihm da gefchehen war 
An feinen Jünglingen, 

Da hieß herbei er bringen 
Schnell das griechifche Feuer, 

2245 Zu fiehn Fam das den Bürgern theuer. 
Die Schiffe brannte er in dem Meere, 
Das Waſſer ſelbſt war nicht zur Wehre, 
Das kann fürwahr ich melden. 

In den Schiffen die Helden, 

2250 Als ſie des Feuers inne waren, 

Da wollten ſchwimmend fie fi mahren. 
Dep litten fie gar große Not, - Ä 


1238 A. v. 2408 (2058). 18» 


wande si forhten den tt. 
daz lebent wart in vil sür, 
22355 wande si brante daz wilde für. 
in der selben wilen 
sturben si von den philen, 
di man in engagen SeÖg. 
vil manich sinen genöz 
23260 in daz mere irtrancte, 
alser sin niht nerkante. 
dö branten di wicküs. 
di gisele gab man dar üz 
leider alze späte, 
2365 wende si verlorn häten 
di allir künisten man, 
aleih mih versinnen kan, 
di ie beschein di sunne 
oder imer mer gwennen 
2270 di ktnin Macedones. 
di burgen bäten s# des, 
daz si in fride welden geben, 
daz si behilden daz leben 
unde liezen stän ir stat. 
22375 Alexander in d6 fride gab, 
day er im nioht ne seadete 
an allem, des si habeten. 
Dö für er dannen in Persiam. 
unde alse daz Darius vernam, 
2280 er sprah xö sinen rätgeben: 
„aa mah mih rüäwen, daz ih leben, 
wande mir dise roubere 
müwit alsus söre. 
di sälde volget-sinen vanen. 
2285 ih vorhte, er wirdit mir ze bamen. 
er vichtet in allenthalben sige. 
wolder mih läzen mit fride 
haben mine riche, 





128 


Denn fie fürthieien den Tod. 
Das Leben wahrten fie mit Müh’, 


266 Das wilde Feuer brannte fie; 


Und in derſelben Wellen 

Starben fie von den Pfeilen, 

Die ihnen fie entgegen fchoflen. 
Ins Meer verjenkte feinen Genoffen 


u 2360 Gar mancher Nahvermandte, 


Da er ihn nicht erkannte. 

Da brannte auch mandy’ feſtes Haus; 
Die Geißeln Tiefexte man aus, 

Als leider es zu fpäte war, 


2965 Da des Lebens waren baar 


Schon. die alferfühnften Mann, 
So viel ich mich entfinnen Tann, : 
Die die Sonne je befchien. 
Aber immer mehr Gewinn 

2270 Ward den Marebones den Fühnen; 
Die Bürger fleheten von ihnen, 
Sie möchten ihnen Frieden geben 
Und halten unverfehrt ihr Leben 
Und ftehen laſſen ihre Stadt. 


- 3275 Alerander gab, um was man hat, ? 


Nicht wollt’ er ihnen ſchaden mehr 
An allem, was ihr eigen wär. 
Da zog er weiter in Perfiam, 
‚Und ald Darius dad vernahm, 
2280 Da fpra er zu den Räthen fein: 
„Nun veuet mich des Lebens mein, 
Da mir dieſes Räuberd Heer 
Müh' und Noth macht alſo ehr. 
Das Gluͤcke folget ſeinen Fahnen; 
2285 Ich fürcht', er wird mir Unglück bahnen; 
Der Sieg ift allwärts ihm befchieden. 
Wenn er laffen wollt! in Frieden 
Mich behalten meine Reich’ 
Alerander. 9 


130 


2290 


2295 


23300 


2305 


2310 


2315 


2320 


M. v. 2444 (209). 18% _ 


ih gelobete ime werliche, 
daz ich ze Crieclande 
näch zinse gesande. 
von disen tage niemer m6, 
mir werde wol oder. we.“ 
Dö sprächen 'sine fursten, 
di ime wol räten torsten: 
„Darius, vil Heber hörre, 
du häst sö .wol din ere 
ienoh unze here. brächt: 
den zins, den dir sin vater gab, 
den sal dir ouch der sun .geben. 
oder wir verliesen den leben. 
svenne er dines heris craft, 
di du vil wol geleisten maht, 
sehet ingagen ime varn, 
sö wirt er des. wol geware, 
daz da wol-mit ren . . 
maht wesen din zinsere.* 
Dö sprah Occeätyr, 
Darieses brüdir : 
„du häs des gröze scande, 
daz du Alexandre, 
dem ungetrüwen rouböre 
ie gebütis re; 
du häst gehöet sinen müt. 
jo ne dühte mihz nie:güt, 
daz dü ie getätes di clage; 
daz er dir mohte gescaden 
in dineme riche, 
dir ne wollen dan goswichen 
beide frunt unde man. 
er hät eine reise: getän, 
der er niemer möre 
ne comet an sine re. 
Ouh wil ih dir sagen, 


131 


Ich gelobt! ihm wahrlich gleich, 
2290 Daß ich zum Griechenlande 

Zins zu nehmen fandte 

Bon diefem Tage nimmermehr, 

Es werde leicht mir oder ſchwer.“ 

Seine Fürften darauf fagten 

2295 Die ihm wohl zu rathen wagten: 

„Darius, viel lieber Herre, 

Du haft doch deine Ehre 

So wohl bie diefen Tag bedacht; 

Den Zins, den dir fein Vater bracht, 
2300 Den ſoll dir auch der Sohn noch geben, 
Oder wir verlieren das Leben. 

Wenn er deines Heeres Kraft, 
Die du gar leicht herbei geſchafft, 
Ihm entgegen ſiehet fahren, 
2305 Dann wird er deſſen wohl gewahren, 
DaB du wohl vermagft mit Ehren 
Den Zins dir felber zu gewähren, 
Deceatyr begann, 
Des Darius Bruder, dann: 
2310 „Du haft deß große Schande, 
Daß du dem Alexander, 
Dem ungetreu’n, raubgier'gen Mann, 
Jemals Ehre boteft an; 
Du baft gehöhet feinen Muth. 
2315 Auch deuchte mir das niemals gut, 
Daß du je Klage haft gethan, 
Daß er dir Schaden richte an 
In deinen Reichen, 
Dir müffen denn entweichen 
2320 ‚Beide, Freunde und die Mann. 
Er hat ja einen Zug gethan, 
Auf dem er mahrlich nimmer mehr 
Gelangen wird zu feiner Ehr'. | 
Auch will ich dir den Rath noch geben, 
9* 


189 j M. v. 2480 (2130) 


2825 du sat des sinen site haben u 


umbe itesliche: dinc, 

di dir vil güt sint. 

svä er ane di nöt komit, 
nieman sulbis nit ne fromit 

2330 ze sturme neh ze wige, 

: dö er mit sinen libe 
er ne si imer ze vorderöst, 
dä vone hänt si den- tröst, 
di edelen wigande., 

2335 man mac an den vianden 
‚nemen güt. bilide, | 
dä iz gôt en di tuginde.“ 

Dö sprah ein ander rätgebe : 

Ä „herre, du salt mir vernemen 

2340 unde salt vil rehte verstän, 

wi sine site sint getän, 


wandichz dir wol gesagen kan 


: umbe den wunderlichen man; 
iz ist mir allir best kunt. 
2345 ih was wilen ze einer stant 
. mit dinen mannen gesant 
in sines vater lant;. 
dö. solde wir holen den zins. 
dan noh was er ein lutzil kant 
2350 unde was doh wiser, 
dan dihein man griser. 
er quam dicke dräte 
ze sinis vater räte, 
dä er rät habite. 
' 2355 vil söre er daz clagete, 
: daz sin vater were 
din zinsere. 
er sSvör, sö ime sin lib 
| gelebent imer di zit, 
2360 day gwaldicliche 


185 


ee 7 u 7 . 


133 


2825 Du ſollſt nach feiner Sitte leben 
In den und jenen Dingen, 
Welche dir viel Nutzen bringen. 
Sobald die Noth ihn überfommt, 
Kann Keiner fhaffen, was da frommt, 
2330 Nicht zum Sturme noch zum Streite, 
Mo er nicht mit feinem Leibe 
Immerdar zuvörderſt fet, 
Das kringet Troſt und Kampfluſt ii 
Den eveln KRampfvereinten. 
2335 Man fann an feinen Feinden 
Ein gutes Beifpiel nehmen an, 
Wo's auf die Tugenden kommt an.« 
Der Raͤth' ein andrer nahm das Wort: 
„Herr, du ſollſt Hören jetzt fofort 
2340 Und ſollſt es recht erfahren, 
Wie er fich pfleget zu gebaren, 
Da ich's gar wohl dir fagen Tann 
Bon diefem wunderbaren Dann. 
Mir iſt's am allerbeften kund, 
2345 Da ich vormald zu einer Stand’ 
. Mit deinen Mannen warb gefanbt 
Hin in feines Vaters Land; 
Da ſollten wir den Zins erheben. 
Er war ein kleines Kind nur eben 
2350 Und war doch ſchon viel weiſer, 
Als je ein Mann ein greiſer. 
Mit dreiſtem Muthe trat er 
Zum Rath bei ſeinem Vater, 
Wo dieſer ſich bedachte. 
2355 Gar fehr er das beklagte, 
Daß fein Vater eben 
Dir Zins möüfje geben. - 
Er ſchwur, daß wenn im n nur fan Leib, 
Immerbar lebendig bleib', 
3360 Bis einſt ſeines Vaters Reid, 


134 M. v. 2516 (2166). 18° 


sines vater: riche 
an ime qu&me, 
des zinsis er sih ben&me. 
nu ist er alsö here comen, 
2365 hän ihz rehte vernomen, 
er williz vollenbringen. 
nu saltu dih besenden 
näh dinen mannen, 
di du häst m den landen, : 
2370 di dir sint undertän, 
daz dir ne-muge nehein man 
den sige an irwerben, 
er ne. wille sterben, 
daz ist der rät min; 
. 2375 ih wöne, iz; mah ouh wol sin.“ 
Dö sprah ein ander rätman, 
des ih genennen nit nekan: 
„der. rät mir vil wol.behaget. 
mir ist. dicke daz gesaget, 
2380 daz er mer mit wisheite, 
dan mit degenheite - 
dih, kuninc,. wil bedwingen 
unde den zins an dir gwinnen, 
wande eines hundis bellen 
2385 mac vil scäfe irschellen; 
ob si rechtis hüteris niht ne haben, 
er tät in michelen scaden.* 
dä mite meinter daz, 
| daz iz ein unstöte fole was, 
23390 alliz Daries here, 
dä er sih mite wolde were. 
Hinnen disen räte, 
den der kuninc häte, 
quam Alexander- 
2395 ze Dariusis lande. 
einhalben bi dem mere, 





— — ———— —  — 


— [we — — — 
* 


185 


Dem an Macht: fein andre gleich, 
Ihm fei zubeſchieden, 
Er nidyt mehr Zins ihm wolle. bieten. 
Nun ift er alfo hergekommen, ; 
2365 Wenn ich es richtig. hab’ vernommen, ' 
Sp will er jeßo e8 vollenden. 
Drum follt du nun zur Rüflung jenben 
Rah allen keinen Mannen, 
Die Schuß in deinem Reich gewannen, 
23370 Welche dir find unterthan, 
Daß dir nicht möge je ein Dann 
Den Sieg für ſich erwerben, 
Sondern müfje flerben. 
Diefes ift der Rath mein, 
2375 Ich glaube, fo wird gut ed ſ 
Da fpradh ein andrer Rathsmann, 
Den ih euch nicht nennen Tann: 
„Der Rath mir überaus behaget, 
Denn mir. ifi oftmals das gefaget, 
2380 Daß er mehr. mit Liſtigkeit, 
Als durch degenhaften Streit 
Dich, o König, will bezwingen 
Und ven Zins von dir erringen, 
Da ja eined Hundes Bellen 
2885 Viele Schafe. kann zerfchellen; .- 
Menn rechten. Hüter ſie entrathen, 
Er bringe ihnen großen Schaden.“ 
Er meinete damit wohl das, 
Daß untren Bolt: und sohn’ Verlaß 
2390 Darin > ganze Heerſchaar wäre, 
zu: Tampfen :er begehre. 
he ſo des Rathes pflogen 
Beim Koͤnige die Herzogen, 
Alexander wandte 
3395 Sich nach Darius Lande, 
Zur einen Seite bei dem Meere, 


136 M. v. 3552 (2202). 


dä lieg er ruowen sin here. 
di sunne schein vil heiy, 
- harte muote si der aveiz; 
2400 dö gine Alexander 
unde ‚mit ime .manio ander 
baden in den wäch. 
‘der rite bestunt in der näh. 
des gwan sin here grög_ 
2405 vil michelen untröst; 
si forhten vil söre, 
ob iz Darius verneme, 
daz dannen nimer ir nehein 
ne qu&me lebinde heim. 
2410 Von disem untröste 
ein arzät si erlöste ; 
Philippus hiz der junge man. 
ein furste was imo gram, 
geheizen Parminus. 
2415 einen brieb screib er alsus,. 
er sprah: „Alexander höre, 
vil lieb sint mir dine öre. 
niwit ne nem du den trans, 
den dir der arzäb hät gesant;- 
24230 iz ist Dariusis rät, 
wander ime gelobet hät 
zegebene sine svester; 
er wil in z’einem fursten® 
in sinen lande machen, 
2425 svenne er daz gescafle, 
daz er dir den töt gegebe.. 
des trankis ne saltu niwit znemen.“ 
Alexander las disen brieb; 
er ne liz iz umbe daz niet, 
2430 er ne neme den trano 
unde gienc, da er Philippum vant. 
er sprab: „geselle vil lien, 


‘ 


18° 


137 


Da gab er Ruhe feinem Heere. 
Die Sonne ſchien gewaltig heiß, 
Harte mühte fle der Schweiß; 
2400 Da begab ſich Alerander 

Und mit Ihm mandy’ ein andrer 
Baden zu dem Strome Hin. 
Darnach ergriff. das Fieber ihn. 
Darüber warb fein großeß Heer 


2405 Bon Sorg und Angft bearänget fehr; 


Es wurde ihnen bange, 23 
Wenn vor Darius das gelange, 
Daß keiner mehr von ihnen 
Lebend kaͤme heim von hinnen. 
2410 Von dieſem bangen Leide 
Sie ein Arzt befreite; 
Philippus hieß der junge Mann. 
Ein Fürft war ihm nicht zugeihan, 
Parminus man den Fürften rief. 
2415 Alſo fchrieb dieſer einen Brief, 
Er ſprach: „Alexander, hoch verehrt, 
Dein Glanz und Ruhm iſt mir. gar werth. 
Du nimm den Tran, 9 nimm ihn nicht, 
: Den dir der Arzt Bat zugericht't. 
2420 Darius gab ihm dieſen Rath, 
Der ihm dafür gelobet bat, 
Die Schwefter fein zur: Frau zu geben; 
Er will zum Fürften ihn erheben 
In. feinem eignen Lande, 


2426 Wenn er ed braͤcht' zu Stande, 


Daß durch den Tod er dich möcht’ zaͤhmen. 
Den Trank den ſollſt du nimmer. nehmen.” 
Alerander las den Bericht; 
Er unterließ es darum nicht, 
2480 Er nahm den Trank und ging zur Hand 
Dahin, me er Philippum fand. 
nBiel licher Geſelle mein”, er rief, 


138 M. v. 2588 (2238). 18. 


wi gevellet dir dirre brieb-?‘ 
„ubile“, eprah. der jungelino,;, - - 
2435 „du weist wol, herre, mine dinc. 
her ‚zü werih zegüt. 
ih ne gwan des nie neheinen mät, 
daz ih dir tete den töt. 
daz hötistu unversculdigöt. 
2440 doh weriz ime lieb, 
der dir sante disen brieb, 
ob du des nömes:grözen scaden; 
er wolde dih lichte verclagen. 
nu heiz in: dir: gwinnen 
2445 unde danke in der minnen, . 
di er dir, kunine, töte, 
dö er dih warnete:* 
Dö. Alexander genas - 
unde des wol gwis was, ur 
2450 daz ime der tranc wol bequam, 
Parminen hiz er slän. 
ze siner anesichte. . 
Philippö er. dö richte, 
wander in habite belogen. 
2455 dö hiz er sine herzogen 
sin here leiten, 
des wären si- ime gereite, 
in daz lant.ze Armeniä. - | 
zimberen begunder dä a 
2460 eine burg unde eine stat. 
dannen für‘er vor. baz Z Zee 
an eine breiten :heide. 
dä was ubil weide 
rossen unde mannen. 
2465 dö huoben si sih dannen 
, ia kurzen standen. dar nä : 
in eine. stat,: di. heizet Andria. 
där quàâmen si z’einem wäge, . 


139 


„Wie gefällt dir dieſer Brief?« 

„Gar übel,“ fprach der Jüngeling; 
2435 „Du Tennft. wohl, Herr, all! meine Ding. 

Zu folcher That zu gut ich bin; 

Das kam mir nimmer in ben Sinn, 

Daß id; dem Tode gäbe Dich; 

Du haͤtteſt's nicht verdient um mid. 
3440 Doch wäre e8 wohl jenem lieh, 

Der eben dieſen Brief dir ſchrieb. 

Er würde, nähmft du großen Schaben, 

Si Leicht der Klag' um dich entrathen. 

Nun laß ihn Bringen zu dir ber . 
2445 Und dan’ ihm feine Liebe fehr, 

Die er dir, König, zollte, 

Da er dich warnen wollte.” 

Al Alerander nun genas, 

Und veflen wohl gewiß war, daß 
2450 Der Trank ihm gut befommen wär’, 

Ließ er Parminen führen ber’ 

Und tönten in feiner Gegenwart. 

Benugthuung Philippo ward, 

Denn jener Hatte ihn belogen. 
2455 Da hieß er feine Herzogen 

Sein Heer von bannen leiten, 

— Sie waren ihm bereit bei Zeiten, — 

In das Land gen Armenia. 

Aufzubau'n begann er da 
2460 Eine Stadt und eine Burg. 

Fürbaß von dannen zog er Dur 

An einer breiten Seide. 

Da war gar üble Weide, 

Für die Roſſe und die Mannen. 
465 Drauf huben fle- fi von bannen, 

In kurzer Weile kamen fie da - 

In eine Stadt, die heißet Andria. 

An eines Stromes. Geflabe 


140 


. 2470 
2475 
2480 


2485 


2490 


2495 


M. v. 36% (2274). 


dä gescah in gnäde, 


-wande si sih gelabeten 


von dem durste, den si habeten, 
Der wäg hiz Eufrätes. 

in ein worden si des, 

daz der kunino hiz. sine man 

gröze boume höwan 

unde eine bracke machen. 

dô daz was gescaflit 

unde di brucke was gemachet, 

alle zvibeleten si dar an, 

wande där ne was nieman, 

der in den selben ziten 

dar uber darste riten. 

Alexander sich genante 

uber die brucken her rante; 


den sinen wart vil gäch . 


unde ranten ime alliz näh: 
dö si quâmen ubere,- 
Alexander kärte widere 
unde zehiv alle di spangen, 


dä di brucke. was ane gehangen. 


dö vlöz di bracke zetale ; Ä 
daz negeviel dä niemanne wole. 
si redeten albesunder, 
si neme des michel wunder, 


:darh waz der wunderliche man 


daz habete getän. | 
ouch sprächen si mb: - 
„uns sol werden vil wö; 
werde wir hie sigelös, 


sö nehäbe wir necheinen tröst u 


heim z’unseme riche; 
sö sterbe wir jömerliche. u 
Sän an der stunt 


sô wart dü rede kunt 


184 





r- 


141 


| Geſchah da ifmen Gnade, 
3470 Da fie dort Labung fanden 
Vom Durſt, den fie empfanden. 
Den Strom den nannte man Cufrates. 
Einig wurden fie nun de, | 
Daß der König die Kampfgefellen 
2475 Hieße große Bäume fällen 
Und eine Brüde ließe flellen. 
As Des nun war verrichtet 
Und die Brüde war errichtet, 
Hatten Alle Zweifel dran 
2480 Une & fand ſich da fein Dann, 
Der in venfelben , Zeiten 
Es wagte, darüber zu reiten. 
- Alexander ſich ermannte, 
Über die Brücke dreiſt er rannte; 
2485 Den Seinen ward zu Sinn gar jach 
Und fie rannten fortan ihm nad). 
Als fie Samen über die Brüde, 
Alexander kehrete zurüde 
Und zerhieb alle die Spangen, 
2490 An denen die Brücke war gehangen. 
Zu Thale floß Die Brüde da, 
Was Keinem zu Gefallen geichah. 
"Sie fprachen für ſich jeber leiſe 
Es nähme Wunder fie die Weiſe, 
2495 Warum. der wunderbare Mann 
Dieſes Hätte wohl getban; 
Auch ſprachen da noch ferner fie: 
„Und muß werben große Müh'; 
Werden flegelos wir bier, 
2500 So haben Feine Hoffnung wir, 
Zu unferm Reiche heimzukommen; 
Wir müffen jämmerlich verkommen. 
Alsbald zu dieſer Stund', 
So ward diefe Rebe kund 


142 


2505 


2510 


2515 


M. v. 2860 (2310). 184 


deme kuninge Alexandrö. 
vil wol behätiz imo dö; 
er sprah ze 'sinen ubiral: 
„diz gevellet mir wol, 
daz ir minen gedane 

alsö rehte hät irkant 
unde mine liste 


unde ir sö gerne wistet, 


durk waz ih dise bracken brach: 
daz tetih alliz umbe daz, 

ob man uns jägete, 

daz wir neheinen tröst nehabeten 
heim zö unseme lande, 

sö gedöchte wir wol zen handen 
unde fuhten alse helede. 


2520 frumis mannis selide 


2525 


2530 


2535 


2540 


di sint in landegelich. 
nu weret, helide, den lib, 
wande quöme daz heim meäre, 
daz wir hin 'entrunnen weren. 
wir mösen dan von den wiben 
sulben spot liden, 
daz uns lieber mohte wesen, 
verlore wir alle hie:'den leben. 
Nu gedenkit heiede dar xö, | 
wi wir sö leide getän 
unsen widerwinnen, 
daz wir si gefrumen hinnen 
zirn wiben unde zirn kinden, 
daz si wol bevinden, 
daz si von Macedonjän 
den zins here bräbt hän; 
wandiz ne wirt niemer gesehen, 
daz wir hinnen geflihen, 
al hie wilih & sterben 
oder sige ifwerben. 


: 2505 Dem Könige Alerandro. 
Gar wohl bebagte es ihm fo; 
Zu all’ ven Seinen. ex da fpradh: /* 
„Wohl mir das gefallen mag, 
Daß ihr meinen Gedanken 

2510 Erkannt Habt ohne Wanken 
Und wie ich euch überliftet, 
Und daß ihr fo gerne wüßtet, 
Warum die Brüde ich zerhieb: 
Das that ich alles dem. zu lieb, 


23515 Wenn man verfolgend auf und rennte, 


Daß Feiner fich getröften Fönnte, 
Zu kommen beim zu unfern 2anden, 
Dann vertrauten wir den Sanden 


Und kaͤmpften wohl ald Helden wader. 


2520 Des tücht'gen Mannes Glückesacker 
Der fteht in jedem Lande gleich. 
Um euern Leib wehrt. Helden, eudh. 


Denn wenn fie kämen heim die Mären, 
Daß wir nach Hauß. entronnen wären, 


| 2525 Wir müßten dann ja von den Weiben 
Solchen Spott erleiden, 
| Daß und lieber möchte fein, 
Wir büßten bier all’ das Lehen ein, 
Gedenkt auch, Helden, daran nun, 
2530 Wie wir fo großes Leid anthu 
Unfern Gegenmannen, ° 
Daß wir fie Schaffen weg von bannen 
Zu ihren Weibern heim und Kinden, 
Daß fie mögen wohl erfinden, 
2535 Daß die von Macedonian 
Den Zind hierher geliefert ha'n; 
Denn nimmerdar wird es gefchehen, 
Daß fliedend wir. von binnen gehen. 
Alldier will ich eher fterben 
2540 Ober mir den Sieg erwerben. 


143 


144 M. v. 2096, (2346). 


wir vergelden den scaz, 
den- min vater here gab, 
diseme güten knebte 

mit .grözeme unrechte.“ 

2545 Von: disen grimmen worten 
“ Darius sih irforhte, 
des wart er bescholden 
seöre von sinen holden. 

dö gwan der helt güt 
2550 ein manlichen müt 
ande- tröste sine man. 

" dö kärte daz here dan. 
mit.den richen farsten, 

di wol vehten torsten, 
2555 .quämen si zö deme wäge. 

vil’wol sih dö besägen 

der zvier kuninge wartman, 

alsih .mih versinnen kan. 

in den selben stunden 
.2560 ir vanen si üf bunden 

snde iegwederme here; 

‘ si grummen alse daz mere, 
sö iz di starken winde 
tribent an den unden, 

2565 unde quämen zesamene 
mit micheler manige. 


Alexander mit den Erlechen 


liz dar zö strichen. 

Darias unde sine fursten, 
2570 di wol vehten torsten, 

di armen unde di richen, 

fächten freislichen. - 

si.slügen unde stächen; _ 

irn scaden si dä rächen, 


2575 wande si häten grimmigen mit. 
under des, daz sih der sturm hüh 


184 


Dir vergelten noch das Gold, 
Das mein: Bater bier gezollt, y 
Diefem guten Knechte 
Mit großem Unrechte. 
2545 Don diejen grimmen Worten 
War Darius furdhtfam worden; 
Darob warb er geſcholten 
Sehr von feinen Holden. 
Dadurch gewann der König gut 
23550 Wieder einen mannlihen Muth 
Und tröftete. vie Mannen fehr. 
Da wandie fi} von dann dad Heer; 
Mit den Fürften den reichen, 
Die nie im Kampfe weichen, 
2555 Zu dem Strome fie kamen. 
In Acht fi da wohl nahmen 
Der beiden Könige Wachen, 
Sp. wie mir find: befannt die Sachen, 
Es wurben zu: den Stunden 
2560 Die Fahnen aufgebunden. 
Auf beiten Seiten von dem Heer 
Sie wütheten, ald wie dad Meer, 
Wenn von den heft'gen Stürmen 
| Sich feine Wogen tihürmen; 
2565 Mit folher Wuth fie kamen 
In großer Zahl zufammen. 
Alerander mit den Griechen 
Ließ heran die Neiter fliegen ; 
Darius und der Fürften Schaar, 
2570 Die Eühn zum. Kampf fich ſtellten bar, 
Die armen und die reichen- 
Fochten mit fchredlichen Streichen, 
Durch Schlagen und durch Stechen 
Suchten fie den Schimpf zu rächen, 
2575 Denn fie Saiten grimmigen Muth. . 
Während braufte des Sturmes Fluth, 
10 





146 


M. v. 2732 (2382). 


sö quam ein Darios man, 
criechische wäfen trüch er an 
unde dranc mit liste, 


2580 dä er Alexandrum wiste, : | 


in allen dem geböre, 
alser. der siner were, 


unde ginc hinder in stän 


‘2585 


23590 


. Min stolzheit mih her 20 verriet; 


2595 


2600 


2605 


2610 


- 


unde gab imo vinen slac zgän. 
durh den stekelinen. hät 
verwundeter den heit gät. 
er hötis gerne mer getän, 


wen daz in geviengen sine man, 


Alexander hinder sih gesach, 
zö dem helede er sprah: 


„warumbe woldet ir mir san?“ . 


dö sprah Dariesis man: - 
„ih ne bin dines heris niet, 


ih bin von Porsiä gebors, 
mih höte Darius irkorm 
z’einen guten knechte: 

er sprah, ob ih ime brößte 
din houbit abe geslagen, 

daz wil ih dir zwäre sugen, 
er gäbe mir ze löne 

sine tohter Scöhe, 

di-gäbe dähte mir güt; 

dar zö stumt mir der müt; 
daz ih si gemd irworbe: 
dder degintlichen sturbe. 

nu ne ma6 des niwit wes®n : 
sol ih verliesen daz leben, 
sô r&wit mih daz stöne wib 
mer dan mines selbes iib. 

‚ ouh ne bin ih der öriste niet, 
“ der darh herzelichiz lieb 


19» 


Kam von Darius Heer ein Maun, 
Der Hatte griechifche Waffen an 
Und drang mit liſt'gem Sinne, 
2580 Wo Alexander er warb inne, 
In allen ven Gebaren, 
Als ob er wär’ von feinen Schaaren, 
Und ſtellte ‚Hinter ihn fich gleich 
. Und gab alsbald ihm einen Streich; 
2585 Durch den wohlgeflählten Hut 
Verwundet' er den Helden gut. 
’ Er Hätte gern noch mehr geiban, . 
Doch fingen ihn Alexanders Mann. 
Alexander: hinter fi ſah, 


2590 Zu dem Helden Sprach er da: 


„Barum habt ihr mir das geihan? 

Darauf fprach des Darius Mann: . 

„Ich bin nicht von. Deinem Heer, 
Mein Stolz trieb mich zum Unglück ber: 

2595 Ich bin von Perſia geboren, ' 
Darius hatte mich. erkoren 
Zu einem guten Knechte. 

Er fagte, wenn ich brädhte 
Dein Haupt ihm abgeichlagen, 

2600 Das will ih dir. in: Wahrheit fagen, 
Zum Lohne ſollte dafür mein 
Seine ſchoͤne Toter fein. 

Die Gabe deuchte mir wohl gut. 
Und darnach fand mir nun der Muth, 
2605 Daß ich fle mächt’ erwerben, 
.- Der, wie ein Degen, fterben.. 
Das eine kann nun nimmer fein: . 
Soll ich das Leben büßen ein, 
So thut mir leid das fpbne Weib 

2610 Mehr noch, als mein eigner Leib. 

Auch bin ber. erfte ich ‚nicht, den's trieb 
Daß er für ein Herzenslieb 
10* 


, 


147 


& 


148 M. v. 2764 (3418). 198 


sin Hb saste in wäge: 
gröz wäre min gnäde, 
2615 möste ih di selbe frouwen 
vor min ende noh bescouwen. 
Dô liz Alexander den selben man 
wider zö sinem here gan, 
durh daz si mohten gesen, 
. 3020 waz där wäre gesch£n. 
er för mit fride dan; 
Alexander sagetime grözen dance 
daz erz ie torste getän, 
sine hulde gab er ime dar 26 
36235 unde sprah zö sinen ubir al: 
„diz gezimet jungelingen wal, 
daz sas getäne botescaft | 
von ime zelande werde brächt. 
svä daz comet möre, 
2630 dä beginnet man in ören, 
beide wib unde man. 
sine löhen gemöret man ime dan. 
ouh mugint in di frouwen 
deste gerner minnen tougen.“ 
2635 er liez den degen keren wider. 
näh den sige warb er sider. 
Dö faht Alexander 
mör dan ein ander; 
er hete grimmigen: müt, 
2640 alse der zornige bere tät, 
sö in di hunde hestän: 
swaz er ir mit den cläwen mach gevän, 
dar ane richet er sinen zorn. 
der kuninc faht imer fore. 
23645 er slüch ros unde man 
unde alliz, daz ime 26 quam, 
an den berch unde in dag tal. 
daz gesähen ubir al 


149 


Auf's Spiel geſetzt des Leibes Heil: 
Mir würde große Gnad' zu Theil, 
2615 Dürfte ich dieſelbe Frauen 
Bor meinem Ende noch beichauen.” 
Da ließ Alexander denfelben Mann 
Zu feinem Heere wieder ga’n, 
Damit fie möchten fehen, 
2620 Was da war gefchehen. 
In Frieden macht' er feinen Gang. 
Alexander fagt’ ihm großen Danf, 
Daß er je wagte dies zu thun. 
Er gab-ihm feine Huld dazu 
2625 Und. allwaͤrts ſprach er zu den Seinen: 
„Das mag des Jünglings werth exjcheinen, 
Daß er die Kund’ von foldyen Dingen 
Mög’ in feine Heimath bringen, 
Wohin nur kommt die Märe 
2630 Da wird ihm feben Ehre 
Beide, Weib fo fehr wie Mann, _ 
Sein Gut: vermehret man ihm dann 
Auch mögen ihn die Frauen 
In ſtiller Minn’ fo lieber ſchauen. 
26385 Er ließ den Degen wieder kehren 4 
Und warb feittem um Siege Ehren. 
Darauf focht Alexander 
Mehr denn ein andrer. 
Er hatte einen grimmigen Muth, 
2640 So wie der Baͤr im Zorne thut, 
Wenn ihn die Hunde greifen an. 
Was mit den Klau'n er packen kann, 
Daran läßt aus er ſeinen Zorn. 
Der König kämpfte immer vorn; 
%45 Er fchlug darnieder Roß und Mann 
Und Alles, was entgegen kam, _ 
An dem Berg und in dem Thal, 
Das erblickten überall . | 





150 M. v. 2804 (2454). 198 


sine viande; 
2650 schiere hüben si sih danne 
unde fluhen hine ze Bätra. 
vil schiere besaz er si dä. 
dö gesweich ime der’ fach; 
umbe di burh lach er al di naht. 
2655 San .des morgenis frü 
mit grimme ginc er m zü. 
schiere gewan er di stat; 
er nam, svaz dar inne was, : 
er nam dä hörliche dinc, | 
26060 alle Dariesis kint, 
dar zö sine müter, 
di höter in scöner hüte, 
ouh fienc er Darien wib; 
Alexander frowete sih, 
2665 wandiz was ein kuninclich roub. 
dar zö bedwanc er duch 
manige burch unde lant 
unde gwan iz alliz 26 siner hant. 
. Under des quam ein furste, | 
2670 — swi erz getün torste! — 
von Persien lande; 
er sprah ze Alexandre: 
„ih bin Darien man 
unde hän ime dicke getän 
23675 manic dienist scöne; 
des ist mir ungelönet. 5 
durh daz vernem, waz ih-dir sagen: 
: weiltu is minen rät haben 
unde wiltas mir wol lönen, 
2680 alsih mih 26 dir verwönen, 
mit helfe. diner manne 
briagih in dir gevangen 
unde sine farsten da mite; 
sint mahtu imer sin mit fride,“ 


— — — — — —e — — — — -- - 


— — — — — —— 


151 


Seines Feindes Mannen; 
2650 Schnell eilten ſie von dannen 
Und flohen hin nach Batra. 
Gar ſchnell beſetzte er fie da. 
Drauf entwich ihm da Der Tag; 
Um die Burg bie game Nacht er Tag. 
2655 Alſobald des Morgens fruh 
Ging. er mit Grimme auf fie gu. 
Schnell kam die Stadt in. feine Hand; 
Er nahm, was er darinnen fand; 
Gerrliche Dinge er da nahm, 
2660 Darius Kinder all, auch kam 
In feine Sand die Mutter gut, 
Die wahrte er in zarter Hut. 
Auch des Darius Weib er fand, 
Darob in großer Freud’ er fland, 
2665 Denn koniglicher Raub bad war. 
Dazu bezwang er auch fürwuhr 
Noch manche Burg und manches Band; x 
Das: Alles Kam in feine Hand. 
Unterdeß ein Fürſte kam 
3670 — Daß der fo etwas unternahm! — 
Bon Perflen dem Lande ; 
Zu Alexander er ſich wandte . 
Und ſprach: „Ich Din Darius Dann 
Und babe ibm gar sft gethan 
375 Manchen Dienft in Treuen: 
Ken Lohn ſollt mi erfreuen. 
Dernimm drum, was ich fage dir: 
Willſt du deß haben Rath von mir 
Und foll Der Lohn mir nicht entflchen, 
2680 Wie ich zu die mich darf verfehen, 
Mit Hülfe deiner Mannen 
Bring’ ich ihn dir gefangen 
Und feine Bürften noch Dazu ; 
Dann kannſt du immer fein in Ruh'. 


1523 
2685 


2690 


2695 


2700 


2705 


23710 


2715 


3728 


M. v. 2840 £2490). 


Alexander antworte ime sän: 
„niht ne gerent mine men 
dinere heife. 
sint du än nöt selbe 
dine hörren wilt verräten, 

di dir dicke liebe täten, . 

sö vare mit uneren 

wider zö dinen herren 

unde hilf ime weren sin lant. 
iz wirt dir ze lastere bewant ; 


dir ne sulen hörren noh frouwen 


niemer mör getrüwen.“ 

Dö quam Dariö ein brieb, 
der ne was ime niwit lieb, 
dö er in ubirlas: 
daz der strit irgangen was, 
daz stunt dar inne gescriben 
unde wer där töt was bliben 
unde wer dannen wäre comen 
mit scaden unde niht mit fromen ;' 
unde wi Bätran di möre 
gare beroubit wäre, 


unde wi sin müter unde sin wib, - 


di ime wären, sö der Iib, 

unde sine kint wären gevangen, 
unde wi iz dä was irgangen: 
daz enboten: ime sine man 


unde daz iz Alexander höte getan, 


unde hiezen ime ciagen 

irn vil michelen scaden, 
unde swanner daz vernöme, 
daz er in: quöme 

schiere ze helfe 

unde selbe mit. gelfe 

reche sinen anden: 

er lide gröze scande, 


19% 


153 


2685 Alexander gleich zur Antwort ſpricht: 
„Deiner Hülfe begehren nicht 
Die Mannen, die mir zu Gebot. 
Da du felber ohne Noth 
Willſt deine Heren verrathen, -: 
260 Die dir alles Liebe thaten, 
Sp fahre mit Unehren 
Wieder zu beinen Herren 
Und Hilf verthein’gen ihm ſein Land. 
Die wird’d zur Schande noch gewandt, 
23695 Dir follen weder Herrn noch Frauen 
Jemals ferner trauen.“ 
Dario kam ein Brief darnach, 
Der ſchuf thm großes Ungemadh, 
Als ihn fein Inhalt wurde klar: 
270 Daß der Kampf begonnen war, 
Das fland. darin gefchrieben, 
Und wer da tobt geblieben 
Und wer von dannen war gekommen 
Mit Schaben, nicht zu feinem Frommten. 
2705 Und wie Batra die hehre 
Gaͤnzlich beraubet wäre, 2 
Und wie feine Mutter und ſein Weis, 
Die ihm waren, wie fein Leib, 
Und feine Kinder waren gefangen 
3710 Und wie es allda war ergangen: 
Die Kunde gaben ihm feine Mann 
Und daß Alexander ed gethan, 
Und hießen ihm mit Klagen 
Ihren großen Schaden fagen; 
2715 Und wann er das vernähme, 
Daß er ihnen füme 
In aller Eil' zum Schutze 
Und ſelbſt mit muth’gem Truße 
Für bie Unbill nähme Rache, 
2720 Da es ihm große Schande mache. 


154 M. v. 2876 (35%). | 196 


Darlus sczeib einen brieb d4 
unde santin  Alexandrö. 
där stunt alsus gescriben sn, 
alsihz vernomen hän: | 

2725 „mir ist ze wiggene geotän, 
wi du häst mine man 
beide gevangen. unde iralagen; oo: 
ih ne mac iz langer nit vertragen, 

wandiz mir wö tät; 

780 ih genidere. dinen hömüt, 

Ä daz du des ie gedächtes, 
dä du mir gestriten mahtes _ 

‘ unde ie torstis gejehen, 
daz da mich woldes sehen 

2735 üf einen velde- mit minem here. . . 
mahtu dich mih. irwere,. 
sö mugen von himele mine gote 
zö der helle wesen bate.* - 

Ouh enhät Darius 
2740 Alenandrö alsus: 
„daz du mineme gesinde, 
minen wibe unde minen Kindes 
unde miner micter 
häs getän ze güte, 

2745 daz hästu ubile gewent: 
ih ne weiz dirs nit bezzeren dance, 
wenn alse du si hätis irslagen. 
ih wil dir wörliehen sagen, _ 
ih ne werde niemer din frunt, 

2750 di wile ih dih weig gesunt; 
wandih dih von rehte bazzen sel. 
mir ne is niwit wol 
26 dir ze müte: 
nu scaffe dine häte: 

2755 du häs einen sturm an diner hant.“ 

Alexauder der wigant, 


155 


Da ſchrieb Datius einen Brief; 
Der Bote zu Alerander lief. 
Im Brief alfo gefchrieben fand, 
Sp wie mir es ward befannt: 
2735 „Mir ift durch Boten fund gethan, 
Wie du habeſt meine Mann 
Gefangen beine und erſchlagen; 
Das Tann ich länger nicht ertragen, 
Da ed mir wehe thut; 
2730 Ich nievere deinen Übermuth, 
Daß du daran je haft gedacht, 
Wo du im Streit mur Tönnteft ſtehen 
Und du gewagft haſt zu geflehen, 
Dad du gern mich wollte fehen 
2785 Auf einem Feld mit meinen Heeren. 
Kannft du meiner dich erwehren | 
So follen vom Himmel die Götter mein 
Sinab zur Hölle Boten fein.“ | 
Auch entbot dem Alexandro 
2740 König Darius feiner alfo: 
„Was du dem Geſinde mein, 
Dem Weibe und ven Kinbelein . 
Und meiner Mutter gleicher Mafen 
Haft gütig widerfahren laſſen, 
3745 Das haft zum Übel du gewandt: 
Zu gleichem Dank hab’ ich's erkannt, 
Als haͤtteſt du fie mir erichlagen ; 
Ich will dir nach der Wahrheit fagem, 
Dein Freund werd’ ich zu Feiner Stund', 
2750 Sp lange ich dich weiß geſund; 
Mit vollem Rechte haſſ' ich Dich 
Und nimmermehr wirb neigen ſich 
Zu dir mit Freundlichkeit mein Muth. 
Nun Halte dich auf deiner Hut; 
3755 Schnell wird em Kampf. dir fein sur Hand.“ 
Alexander der Wigend- - 


156 


2760 


2765 


2770 


7775 


2780 


7785 


27% 


M. v. 3913 (2562). 19° 


der entfiene disen brieb 
unde ne forhtin betalle .niet. 
Einen andren hiez er schriben 
unde sprah: „daz ih dinem wibe 
habe getän ze güte, 
dä genöz si miner müter, 
wandih durh ir. liebe | 
allen wiben gerne diene: . 
von dü hän ihz gerne getän. 
ih ne wil von dir entfän 
neheinen lön dar umbe. 
du enbütis mir als ein: tumbe.“ 
Dö quam ein brieb Dariö 
von dem kuninge Porö 
vil verre üz von lIadian 
unde bat, daz er ime sine man 
26 helfen wolde senden 
wande in di inlenden 
in sineme lande 
mit roube joh mit brande 
heten starke bestän. 
do enböt er ime wider sän, 
daz er ime gerne quöme, 
ob ime nit ne: bensme 
urlouge unde Alexandris hereseraft, 
di in lange hôte belacht; 
doch wolder sih genenden 
unde wolde ime senden 
von persischen lande 
sine wigande, 
di ime helfen solden, 
swes sö er wolde. 
Dar näh hüben sih ‚san 
Alexander unde sine man 
se Persen in di riche. 
er gedähte wisliche, 


157 


Empfing den Brief mit dem Bericht 
Und fürchtete durchaus ihn nicht. 
Einen andern hieß er ſchreiben 
3760 Und fagte: „Was ich deinem Weibe 
Zu Freundlichkeit ließ angedeihn, 
Das danket fie der Mutier mein, 
Ich will um ihrer Lieb’ allein 
Bern allen Weibern vienftbar fein. 
2765 Daher hab’ ich es gern gethan, 
Und ich will nicht von bir empfahn 
Für dieſes irgend einen Lohn ; 
Du redeft, wie ein Thor, davon.” 
Da kam ein Brief Dario 
3770 Bon den Könige Poro 
Aus Indie gar ferne ber; 
Der bat, daß feine Mannen er 
Zur Sülf ihm wollte fenden, 
Denn ihm hätten die Hände 
3775 Der eignen Leut' im Lande 
Mit Raube und mit Brande 
Viel des Übels angethan. 
Da kündigt' er fogleich ihm an, 
Daß er ihm gerne kaͤme, 
2780 Wenn es ihm nicht benaͤhme 
Der Krieg und Alexanders Schaaren, 
Die lang gen ihn gelagert waren ; 
Dog wolle er zum Muth fi) wenden 
Und wolle zu ihm ſenden ’ 
2785 Bon dem perfifchen Lande 
Seine Wigande, | 
Dur die ihm Hülfe werden follte, 
In welchem Stüde er fie wollte, 
Drauf hoben fich alsbald von bannen 
2790 Alexander und feine Mannen 
Nah Perften in die Reiche ; 
Er ſann mit Elugem Streiche, 


158. 


2795 


2800. 


2805 


2810 


2815 


AM. v. 2943 (2598). 


wi er daz mohle bewaren, 

daz di viande sine scharen- 

niht ne konden gemirken. 

dö verkiv er manige birken 

unde wanic oliboumes ris, - 

wander was listic unde wis, 

zö der rosse zagelen man si baut; 

der melm der stoub ubir lant, . 

daz der Persen wartman = 

gröz wunder des nam, 

wannen der melm mohte wesen : 

ir nekein ne trüwete genesen, 
Alexander was. von der stat, 

dä Darius mit here lah, 

funf tageweide. 

da enzvischen was ein heide 

unde ein vil tiefer wäch, 

mit sinen fursten nam er rät, 

wä er einen. man' fande, - 

den er ze boten sande 

deme kuninge Dariö 

unde ime sagete dar zo, 

daz er daz wol vernöme, 

daz er ime queme . 

mit dem kriechischeme here :. 


ob er sin lant wolde weren, 


2820 


daz er grife dar = 
beide späte unde frö, 


. wander wöre sicherliche 


mit in sinem riche. 
‚Der rät der wart üf gelahf. 


- twerhes uwbir di naht 


28233 


dö troumete Alexandrö, wi ein man 
ginge vor ime stän 

in allen dem geböre, 

alser sin vater wäre, 


180 


Wie er davor ſich konnte wahren, 
Daß die Feinde ſeine Schaaren 


2795 Möchten nicht erſchauen. 


Biel Birken ließ er niederhauen 
Und auch manchen Dlbaums Reis, 
Denn er war liftenreich und weiß”, 
An der Roffe Schweife man fie band; 
2800 Der Staub ver ſtob Hin uͤber's Lamb, 
Daß der Berfer Wache 
Wunder nahm die Sache, 
Woher der Staub wohl möchte kammen, 
Es trante Keiner zu entlommen. 
2805  MNlerander war von jenem Lan, 
Wo mit dem Heer Darius fland, 
Entfernt fünf Tageweiten. 
Dazwiſchen lag eine Heiden, 
Dazu ein Strom, der war gar tief. 
2810 Zum Rath er feine Fürften rief, 
Mo einen Mann er fände, 
Den ex ald Boten ſende 
Dem Könige Dario 
Und ihm verkündete. alio, 
2815 Daß er das wohl vernähme, 
Daß er zu ihm kaͤme 
Mit dem griedgifchen Heere: 
Denn er fein Land ihm wehre, 
Daß er griffe dazu 
2820 Beides ſpat ſowohl als fruß, 
Denn er befinde ſicherlich 
Mit ihm in ſeinem Reiche ſich. 
Der Entſchluß der warb feſt gemacht. 
Da kam ein Traum quer über Nacht 
2825 Dem Ulesander, wie ein Mann 
Ginge her vor ihm zu ſtahn, 
In feinem gangen Thum und Weſen, 
. Als wär: fein Vater er gewefen. 


160 - M. v. 2084 (2634). 


in den büchen hän ih gelesen, 

2830 daz ouh sin vater selde wesen 
ein gwaldiger got. | 
daz ist der leien spot, 

di des niht ne wizzen, 
waz man.tüt mit listen. 

2835 manio list ist sö getan, 
sver is .fliz wille hän, 
wil er got verkiesen- 
unde di sele verliesen, 

. der täbel hilfet ime dar zo, 

2840 daz er späte. unde frö 
tün mah besunder ’ 
vil manicfalden wunder. 

Vil manichfalder liste 
Philippus vil wiste, 

2845 der Alexandris vater was, 
alsihz an. den büchen las. 
dä er an sinem bette lach, 
in dem troume er ime 26 sprah: 
„Alexander, liebe sune, 

2850 durh dich bin ih here comen: 
ih wil dir läzen werden. schin, 
daz ih ein gwaldich got bin: 
ih wil dir sin bereite ' 
zö diner arbeite. 

2855 dir ne mac nieman gescaden, 
di wil ih dir holt herze tragen. . 
tüä du den rät min: 
du salt selbe bote. sin 
hin zö Dario.“ 

2860 inrihte irwachter. dö 
unde sagetiz sinen mannen. 
dö rieten si ime alle, 
daz er were dem gote 
gevolgich ze sinem gehote. 


In den Büren bab’ ich gelefen, 
2830 Daß auch fein Vater fei geweien 

Ein gewaltiger Gott; 

Das iſt der Laien Spalt, 

Welche nicht verfichn, was man 


Mit liſt' ger Kunft wohl fchaffen kann. 


3835 Manche Kunft ift fo geihan, 
Wer bei ihe Fleiß will wenden an, 
Will er Bott verkuͤren 
And die Seele verlieren, 

Der Teufel Hilfet ihm dazu, 

2840 Daß er fpäte fo wie fruh 
Thun mag in feinem Kreife 
Wunder manichfalt'ger Weife. 

Der Künfte viel und manichfalt 
Philippus übte dergeſtalt, 

3845 Der Alexander Bater was, 

Die ich es in den Büchern Ins. - 
Da er in feinem Bette lag, 

In dem Traume er zu ihm ſprach: 
wAlexrander, Lieber Sohn, 

2850 Deinetmegen ber ich komm'; 

IH will dich werden laſſen inn 
Daß ein gewalt'ger Gott ich bin, 
Ich bin zu helfen dir bereit 
In deinem muͤhevollen Streit; 

2855 68 kann dir Niemand machen S 
Dieweil ich hold bir bin im Herzen. 
Folge du dem Rathe mein, 

Du folk felber Bote fein 
Hin dem Dario nah,” . 

2860 Alſobald erwarht' er da 
Und kumdigte «8 feinen Mannen. 
Zu rathen alle ihm begannen, 
Daß es wäre dem Gotte 
Bolgfam nach feinem Gebote, 
ber. 11 


rin 


161 


⸗ 


162 M. v. 3020 (2670). 194 


2865 Alexander d6 mit ime nam. 
einen einigen. man; 
der hiz Eomulus; on 
si riten zvei snelle ros 
unde fürten daz dritte in. der hant 
2870 unde riten sere ubir lant De 
unde quämen zö einem. wäge,. 
der was geheizen Biräge ; 
der flüzit allen dem tach Zu 
unde irfräsit inne der naht, .: 
2875 daz man dar ubir mobte rien. 
Alexander hiz dö biten 
sinen man mit einen volen. 
al eine reit er dar. ubir. . 
unde quam des tages an di eh, 
2880 da Darius lach . 
mit sinem grözen here. De 
jene spwächen: „wer isk dere? 
er glichet sere .einem. gote.“ 2 
er sprah wider: „ih bin. en. bete:: 
2885 min hörre ist Alexander. 
den nimet mjchil wunder, 
wes Darius süme, 
wander ‚gebeitet sin vil käme.“ 
D6 liz ein Daries man 
2890 den boten. vor den kuninc gan, 
daz, er wurbe sine botescaf. 
zö Bariö er dö sprah: 
„man saget, Daris, edele kumine, 
du sis gwaldich unde. framich 
2895 unde stolz dines .gemktis 
unde milde dinis gütis. 
' daz ne schinet niwit wol, 
vernem, was ih dir sagen sol. 
dir enbütit Alexander . .- 
2900 unde manie man ander - 


0 


2865 Alexander da mit fi nahm 
Nur einen einigem Bam, 
Diefer hieß Eomulus. 
Sie ritten zwei behende Roß 
Und führten das dritte an ber. Hand 
2870 Und ritten eiligſt über Land; 
Und zu einem Waſſer ſie kamen, 
Strage war des Waſſers Namen; 
Den ganzen Tag durch fließet der 
Und in der Nacht gefrieret er, 
2875 Daß man ein Roß kann drüber treißen. 
Alexander hieß da Bleiben 
Mit dem Kohlen feinen Mann ; 
Er allein ritt drüber dann 
Und am des Tages. an bie Statt, 
2880 Wo Darius fein Lager hatt 
Mit feinem großen Heer. 
Jene ſprachen: „wer tft der? 
— gleichet ſehr einem Gotte.“ 


Er ſprach wieder: „ich bin ein Bote: 2 


2885 Alexander iſt mein Herr, 

Den nimmt e8 Wunder fer, © - «. 

Marum Darius ſaͤume noch, 
: Da ungern er ſein warte doch.“ 

Drauf von. Darins lieh ein Mann 

2890 Den Boten: vor den König gahn, 

Daß er vie Botſchaft bringe an; 

Der zu Dario fprach fobann :- 

„Man fagt, Darius, edler Held, 

Daß tapfrer Sinn dir mohlgefältt ; 
2895 Du feieft flolz in deinem Muth -- 
Und feiek mild mit Deinem Gut. 

Das erjcheint mir fo mit Nichten. 
Verninm, was ich dir foll berichten · 
Dir entbietet Alexander 

2900 Und noch mancher Mann felbander 


11* 


168 


164 M. v. 8056 (2706). 


enbietent dir besunder, 
si neme des michil wunder, 
wes du sö lange bites, 
daz du niht ne rites 
2905 unde riches di scande, 
di dine viande 
dir tün allirtageliche. 
du sümes zageliche. 
dir sint di burge unde daz lant 
3910 beroubit unde verbrant 
unde din lüt gevangen; 
du sümis al ze lange. 
diz ist dir güt vernomen: . 
min herre heizit dir comen 
3915 bi dem Sträge an einem velde. 
den cins wil er dir gelden, 
den er hät versezzen.  .. 
dA wil er dih is irgetzen 
er unde sine rocken 
23930 mit irn scarfin ecken 
mit sulher mägen, \ 
dez du si müzes. lägen 
imer mer äne nöt. 
diz ist, daz er dir. enböt.* 
2935 Darius der riche 
der t#te hörliche. 
er nam den boten bi der hant 
unde sprah: „nu du here bist gesant, 
s6 müstu güte fride hän 
3980 in minen sal soltu gän 
unde wesen ze mingr wirtscaf. 
din hörre des selben sitis plach: 
alsö dicke s6 ih sande 
zö sineme lande, 
2935 s6 liez er di boten min 
zö siser wirtscafte sin.“ 


Enibieten jeber dir für ſich, 

Es fcheine ihnen wunberlich, 

Was du nur fo lange weileſt, 

Daß du nicht zu ziehen eileft, 
2905 Und rächeft deine Schande, 

Die der Feinde Bande 

Dir thut an allen Tagen, 

Dein Säumen fei Verzagen. 

Dir find die Burgen und das Land 
3910 Beraubet und verbramnt- 

Und dein Volk gefangen. 

Du faumeft allzulange. 


Dies werde recht von Dir vernommen: 


Mein Herre heißer dich kommen 
2915 Auf eine Heide bei dem Strage; 
Den Zins will er abtragen, 
Den er zu zahlen hat vergeffen; 
Dafür will er dir unterbefien, 
Er und feine Reden 
390 Mit ihren Schwertereden 
Erſatz verfchaffen folder Maßen, 
Daß du fie müfjeft laſſen 
Immerfort num ohne Noth, 
Das ift es, was er dir entbot.“ 
2925 Darius ber veihe Mann, 
Der that nun Herrliches ihm an, 
Er nahm den Boten bei der Hand 
Und ſprach: „nun du bift hergefanbs, 
Sp mußt du guten Frieden ha'n. 
2930 In meinen Saal fol du nun gahn 


Und fol mein Gaſt fein diefen Tag. 


Dein Herr derfelben Sitte: pflag : 

Sp oft, als ich nur fandte 

Hin zu feinem Lande, | 
2985 So ließ er fich die Boten mein 

Zu feiner Pfleg’ empfohlen fein." -. 


168 


166 M. v. 8092 (9742). 


Alexander frowete sinen müt;. 
daz geleite düchte ime also. gät, 
daz in der riche..Darius 
2940 selbe leite in. sin häs .' 

zö siner wirtscaft. - 

dä was eine michele mant 

der herren von ‚manigen landen. 

dö hiz man Alexandren nn 
2945 ingegen den kuninc sitzen gäAn. 

daz wart umbe daz getfän, 

daz Darius selbe söge, 

daz man sin wol plöge.. 

. Den fursten was daz ungemach, 

2950 daz man sin 56. weole plach: 

ih wil in: sagen, umbe: waz: 

si versmäheten in umbe- daz,. 

wander 'waz sô claine. 

si sprächen: al gemeine, 
2955 er were ein wenich tvirgelin;. .- 

waz boten er mohte sin | 

eines alsö richen mannes. - . 

dannoh wisten si .lutzil des, - 

daz an. ime was gereiß. 

2960 alsö manich. frumicheit. _ " 
| Vil wal: der. härre dig vornam, 
der vil wunderliche man. -. 

iz quam in rehte in den: gedanc, 
: din, goltfaz, dä er abe tranc, 
2965 di warf er al in sine se6z. 
dö den schenken des. verdrög,- 
dag er ime mer braähe, 
dö stunt er unde  dähte, 
 daz er ein. dieb were, 
23970 unde sagetiz sinem hörren, 
daz der bate, der dä saz, . 
verstäle sine goltfaz. J 


— 


167 


Alexanber war frob in. jeinem Muth; 
Das Geleite daͤuchte ihm fo gut, 
Daß ihn Der reiche Darius bereit . 
2940 Selber in fein Haus: geleit’, 
Sein zu pflegen mit Bedacht. 
Da fand ſich eine große Macht. 
Bon Herren aus vielen Landen. 
Da hieß man Alerandern 
2945 Genüber dem König figen. an. 
Solche. ward batum getban, 
Daß Darius felber fühe, 
Daß gute Pfleg’ an ihm geſchaäͤhe. 
Den Bürften war dad Ungemach, 
2950 Dad man fein: fo ſorgſam pflag, 
IH will euch fagen au, warum: . 
Sie veracdhteten ihn Darum, a 
Weil er war fo Heine; 
Sie ſprachen alle indgemeine, 
2955 Er waͤre ein klaͤglich Zwergelein; 
Wie er: Bote konnte fein 
Bon einem alfo reichen König. 
Denn noch mußten fie davon wenig, 
Daß in dieſem war bereit 
2960 Aljo große Trefflichkeit. 
Gar wohl der —— dies ö venafe, 
Der viel rahmeswerthe Ma 
Es Sam ihm gerabe ber Com, 
Die Goldpokale, aus denen er tranf, 
2965 Die warf er all’ in ‚feinen. Schooß. 
Als nun den Scheufen def verbuoß, . 
Und er nicht bringen wollte mehr, 
Da blieb er fiehn und forgte ſehr, 
Daß er ein. Dieb wäte.- 
2970 Und fagt' es feinem Herren, - 
Daß der Bote, ber da ſäße, 
Stehle feine. Goldgefaͤße. 


168 M. v. 8138 (2778). 


Darius sprak dem boten. zuo: 
„wi tortistu daz getuo, 

2975 dag du stöle mine golivaz 7“ 
Alexander dar wider sprah, 
daz der site were 

zö dem tische sines hörren 
daz allirmannegelich 

2980 di vaz neme :zö sih, 
dä er üz trunke, 

| „vil wol mih des bedunket, 
man ne phlege hie des siten niet: 
nu diz alsus ist. geschiet, 

2985 nu heiz nemen dine goltfaz. 
zvären sagen ih dir daz, 
daz mir vil ummere sin 
dine goltfaz unde din win,* 

Under disen worten 

2990 ein furste merkete harte 
an des boten geböre, 
wi iz Alexander selbe were, 

‘er hötin wilin bekant, | 
dö in Darius höte gesant- oo. 

2995 näh deme zinse 26 Philippö ; 

dö sprah er ze Dariö: 

„hörre, ih wä dir sagen 

ein dinc, daz ih gemerkit habe: 
den boten, den. wir hie gesehen, 

3000 wol ne wil er is niht bejehen, 
day is selbe Alexander. 
au rich dinen anden 
an den wunderlichen man 

...sö machtu-imer möre fride hän.® 

35005 Vil wol der listige man 
der hörren gerüne vernam' 
unde rümete von deme sale. 
des gehalf ime vil wale 


160 


Dasins ſprach den Boten an: . 
„Mit welchem Bug haft du's getban, 

2975 Daß du mir ſtahlſt die Becher mein?” 

Alexander wanbt dagegen «in, 
Daß foldhe Sitte wäre - 
An dem Xifche feines Herren, 

Daß nehme jeder männiglid) 

23980 Die goldenen Becher glei zu ng, 
Aus denen ex getrunken. 
„Gar wohl will's mich bedunken, 
Die Sitte fei bier nicht. bekannt: 
Da dies nun alfo iſt bewandt, 

2985 So heiß die Becher nehmen mir; 
In Wahrheit. aber ſag' ich wir, 
Daß mir nun gar unmerth fein 
Deine Becher und bein Wein.‘ 

Yinter viefen Morten: 

2990 Ein Fürft mar inne worben 
An des. Boten Art und Mienen, 
Wie Alexander ſelbſt erſchienen. 

Er hatte vormals ihn gekannt, 
Da ihn Darius hatte geſandt 

2995 Nach dem Zinfe zu Philippo. 

Da ſprach er zu. Daris: 
„König, ich will fagen bir 

Ein Ding, das ich gemerket bier, 
Der Bote, welchen wir bier fehen, 

3000 Ob er es wohl nicht will geſtehen, 
Alexander ſelbſt iſt der. 

Nun raͤche deinen Unmuth ſchwer 
An dem wunderbaren Mann, 

Sp magſt du immer Frieden ba’'n.“ 
3005 Gar mohl der liſtenreiche Mann 
Der Herren Geraune hörte an 
Und eilte aud dem Saale fort. 

Bar trefflich Half dazu ihm bort 


170 M. v. 3164 (2814). 


ein brianinde- vekele, "dier. mam.: 
3010 einen persischen man; 

'den släch er vor di zande, 

daz er sih. verwände, 

daz er & solde sterben, 

& er qu&me-zö der erüen. 
8015 er dranc durh Darien man; 

schiere er vor di ture quam; 

üf sin ros er gesprann, 

An ir-alir dme- 

reit er zö° dem .Sträge. 
3020: 6 er dar ubir queme . 

gvan:er michil arbeit: 

daz is :undir ime spleiz, 

daz imo sin ros dä entllöz. 

siner craft er dä genöy, . 
3025 daz er den amderen stat gwan; 

ouch half ime wol ‘sin man, 


Do reit:er hine zö:sinem here; 


hundrit tüsunt was ’dere . 
unde zvönzich täsint. dar 26 
3030 vil wol oatphiengen si in. dä 
unde hiezen in willecome:sin.  - 
alsus antworter in: 
„O wol üh, coriechische man, - 
ze "heile müz iz ia irgen. 
3035 ih ne wille niwit ‚liegen 
noh niemanne betriegen: 
wir ne mugin niwit gelichen. .. 
Dari6 dem richen. . 
ih wäne, daz üf dir erden . 
3040 nie.man .mohte gewerden, 
der 26 ime gestunde 
oder alsö gröz here gewume. 
dä bi wil ih iu sagen, 
ein her fliegen mach nit gessaden 


298 


171 


Eine brennende Fackel, die er. gewann - 
8010 Bon einem perflichen Mann. 
Bor vie Zähne ſchlug er den, 
Daß er ſchon wähnt’, es werde geſchehn, 
Daß er dem Tode gäbe die Glieder, 
Eh' er zur Erde fiele nieder. 
3015 Darius Mannen er durchdrang, 
In El er vor nie Thür’ ſich ſchwang; 
Draußen fprang er auf fein Roß 
Ihrer aller Kein war groß, 
Und zu. dem Strage ritt- er Bin, 
3030 Bar große Muͤh' war fein Beim, 
Ehe drüber er geritten ; ' 
Das Eis barſt unter feinen Kitten, 
Sp daß fein Roß ihm da entrann. 
Dur) feine Kraft warb es gethan, 
80235 Daß er bad andre Geſtad' gewann ; 
Auch half dabei ihm wohl fein Dann. 
Drauf ritt er bin: zu feinem Heere, 
Hunderttaufend waren deren, 
Dazu noch zwanzigtauſend Mann. 
3030 Gar wohl empfingen die: ihn dann 
Und hießen ihn willfonmen fett. 
Alfo war die Antwort fein: 
„Ihr, Griechen, werdet Freude fehn, 
Zu Heile muß es euch ergehn. 
3035 Ich will zwar nie in Etwas lügen, 
No einen Menfchen je betrügen: ' 
Bir vermögen nicht zu gleichen . 
Dario dem Reichen. : 
Ich glaube, daß auf biefer Erden 
3040 Keiner moͤcht' erfunden werben, 
Der an Macht ihm fichen könne 
Oder ſo großes Heer gewoͤnne. 
Doch höre, was ich euch noch ſag': 
Gin Heer Fliegen nicht. fühaben mag - 


173 M. v. 8200 (2850). 20* 


3045 zveia wenigen wespen, 

da si varen ze neste.” 

Alexandris gesellen 
werden von disen bispellen 
vil wunderlichen frö; 

3050 vil küme irbeiten si dä, 
biz man begunde sturmen. 
Darius von sinon burgen - 
reit 26 dem wäge, . 
der dä heiget Sträge. 

3055 des nahtes füren si .dar wbir: 
der quam aber lutzü wider, 
wande si wurden: irslagen; 
ih wil iu zvären sagen. 
sän des morgenis fruo 

3060 ze wige gareten si sih ds 
heideuthalben di here \ 
unde brummen, alse daz mere, 
di alden mit den. jungen, 
dä si ze samene drungen.. 

3065 Alexander der hörre 
der was der örre, 
der dä zö der zit 
irhüb den freislichen stris 
üf Bücifäle er reit. 

: 8070 nie man ne ‚bescreit 
dichein ros also güt. 
dar zö stunt ime der müt, 
daz er den sige irwurbe 
oder degintlichen sturhe. 

8075 vil wole. half ime dag, 
daz er.s6 wol gare was ’ 
näch deme orischischeme site; 
di ingegen in quämen geriten, 
di sprächen, er were ein got... 

3080 von beidenthalben flouch dag scog 


3045 Einem einzigen Weſpenpaare, 
Wenn ed zu dem Neſte fahre. 
Alexandris Kampfgefellen 

Wurden von dieſen Gleichnißfaͤllen 
Mit wunderbarer Freud' erfüllt‘; 
3050 Ihr Eifer ward mit Muͤh' geftilkt, 


Bis endlich man den Sturm begann. 


Darius von feinen Burgen dann 
Hin zu dem Fluß geritten kam, 
Strage if des Fluſſes Mam'. 

055 Sie fuhren drüber in der Nacht; 
Zurüd er aber nur wenige bracht’, 
Denn fie wurden all’ erfchlagen; 
Das will ich euch in Treuen fagen. 
Alsbald zu früher Morgenzgeit 

3060 Da waren fie zum Kampf bereit, 
Don beiden Seiten kam das Heer; 
Sie toften wüthend, wie Dad Meer, 
Die Alten mit den Jungen, 

Da fie zuſammen gebrungen. 

35065 Alexander, ver mächtige Herr, 
Srüher ald der Feind kam ber, 
Welcher da zu dieſer Beit 
Erhob ven fchredenvollen Streit, j 
Auf Bucifale er ritt; 

3070 Niemals noch ein. Mann beſchrut 
Je ein Roß, alfo gut. | 
Ihm fand darnach der Muth, - 
Daß er den ‚Sieg erwärbe . 

Diver ale ein Degen flürbe. - 
5075 Bar trefflich Half ihm das im Streit 
aß er fo tüshtig war bereit 
: Nach der Sriechen Kampfesſitten; 
Die ihm entgegen kamen geritten, 
Die ſprachen da, ein Bott er wär’, 
3080 Bon briden Seiten flogen bie. Speer, 


173 


174 


3085 


: 38090 


3085 


3100 


3105 


3110 


3115 


| M. v. 3236 (2886). 


alsö dicke, a6. der Sn6; 

den recken wart dä vil we.. - 
DA wart. ein miehil schal; .. 

man blies di’ herehorn .ubir al 

unde di trummen xö dem wige. 


Darius mit den sinen 


müste durh nöt vehten. 

er brächte manigen Persen 

zö deme .strite; 

di wären gesamenet- wite 
unde höten manlichen mit. 
unde alse der helt güt 
Alexander diz versam 

dö maneter sine getrüwe man, . 
di ime wären eitmüte 
z’aller siner nöte, 


daz si sit .wol bedöchten . . 


unde wären gAte. knechte,. 
wande: si mi$ rehte . 

umbe den zins solden vehten, - 
dä si Darius zö dwanc, 

dö hab sih ze hant 

di eriechische manigo 

den Persen ingegeme. 

mit micheler frevele 

quämen si ze samen®e- f 
bi dem Sträge an der. ouwen.: 
wer mohte ie bescouwen 

zvei sö herlichen ‚searen. 

dä was maniger müter barin. 
dä si ze samene quämen 
unde grözen scaden nämen, 

dA was daz. felt vil breit 

mit den töten ubirspreit. 

si slügen unde stächen, 

sö daz di schefte brächen., 


29-9» 


Alſo dichte, wie ber Schure; 
Den Reden wurbe Da gar web... - : 
Zugleich erhob ſich großer Schall, . 
Man blies das Heerhorn überall . -. -- 
3085 Und die Trommeten zum Gefechte, 
König Darius und feine Knechte 
Mußten fechten in ver Neth. - 
Bar manchen Perfer auf er bat 
Zu dieſem harten Streite; EP 
3090 Die waren gefammelt aus der Weite. 
Und hatten tühnen Mannesmuth 
Als nun der Selbenjüngling gut, 
Alexander, dies erfahren, 
Da mahnte er feine treuen Schaan, 
3095 Die ihm eines Muthes maren 
In allen. feinen Gefahren, 
Daß fie ſich wohl bedaͤchten 
Und glichen guten Knechten, 
Da fie ja mit Rechten et 
3100 Um den Zins ihm follten fechten, 
Wozu Darius fie gezwungen. 
Da Tamen alsbald heran gedrungen 
Der Griechen tapfre Degen on 
Den PBerferichaaren enigegen.. 
3105 Mit heftigen Mutgeöfbammen 
Trafen fie zufemmen 
Bei dem Strage an der Auen. 
er mochte je Hefchauen 
So eine herrlicdde Dappelichaer. 
3110 Mandyer Mutter. Sohn da war. 
Da fie zufammen famen . 
Und großen Schaden. nahmen. Zr 
- Da war der Anger weit und breit 
Mit den Todten überfpreitt. 
3115 Sie fihlugen umd fie fladen, - . 
So daß die Langen brachen. 


176 M. v. 8373 (2922). 


dô griffen di recken . 
zö den scarfin ecken 
unde vohten mit nide. 
3120 alle di volcwige, 
sturme unde strite, 
di von Darien gezite 
sl biz her sint geschit, 
di ne glichen. dar zö niet, 
3125 dä Alexander der helt balt 
Dariö den zins galt. 
daz der zins ie gedächt wart,. 
daz gerou manigen in der vert, - 
wande si in dem hläte" svebeten, 
3130 di dannoch ‘gerne lebeten. : 
Der sturm was grimme unde hart. 
dä wart manich heim scart 
unde manige brunje durhstochen,. 
daz dä durh quam geflozyen ' 
3185 day blüt den lib al ze tale. 
man sah' dä in dem wale 
'manigen schilt- verhouwen, 
dä mohte man scouwen 
di eriechischen recken 
3140 mit den searfen eoken 
di helme verseröten. 
si frumeten manigen töten 
dem richem kuninge Dario, 
der vil starke clagete dö. 
3145 daz er ze Crieehlande 
mäh deme zinse ie gesande. 
Der Persen kunino höre, 
der vil grögir &re e 
wiolt ubir manich riche, 
3150 der trürte grözliche, . 
dag der wunderliche man 
durh sin Iaster üz. quam. 


177 


Drauf griffen die Reden 
Zu den fcharfen Eden 
Und fochten eifermuthig. 
3120 Alle die Schlachten blutig, 
Das Stürmen und das Streiten, 
Was von Darius Zeiten 
Dis Hierher iſt geichehen, 

Kann nicht vor Dem beflehen, 
3125 Da Held Alerander mit Gewalt, 
Dario feinen Zins gezahlt. 

Daß je des Zinfed ward gebacht, 
Sereute Manche in der Schlacht, 
Da in dem Blute fie ſchwebeten, 
3130 Die doch noch gerne lebeten. 
Der Schlachifturm grimmig war und hart. 
Mancher Helm da ſchartig ward 
Und mancher Panzer durdhgeflochen, - 
Alſo daß dadurch gebrochen 
3135 Das Blut hinab am Leibe quoll. 
Man ſah da auf der Wahlftatt wohl 
Bar manden Schild verbauen. 
Da Tonnte man erfchauen 
. Der Griechen tapfre Reden 
3140 Mit den fiharfen Eden 
Die Helme ihnen verſchroten. 
Ste fihafften manchen Todten 
Dem Könige Dario hehr, } 
Der Starke Hagte da gar fehr, - 
3145 Daß er nach der Griechen Lande 
Jemals nach dem Zinfe ſandte. 
Der Perferlönig der hehre, 
Der gar großer Ehre. 
Genoß in manchen Reichen, 
8150 Der trauerte ohne Gleichen, 
Daß der wunderbare Mann 
Zu feiner Schande ihm entrann. 
Alexander. 12 


178 M. v. 3308 (2958). 


daz begunder sere clagen, 
wander sah in den walphade 
3155 manigen helt güten 
beflozzen mit dem blüte, 
sine türlichen recken, 
di ime dä vore diakep 
hulfen siner eren, 
3160 sint niemer mere 
ne wart Darius froö, 
daz büch sagit uns als6, 
wande dä viel manic man, 
der nie wunde ne gwan 
3165 von stiche noh von slage, 
ih wil ia werlichen sagen, 
‚si wären güte. knechta. 
unde sturben dorh ir vehten 
in Darien halbe. 
3170 dö man si gezalde, 
zvei hundirt tüsant der was, 
der nie nehein negnas, 
än di, di in. den Sträge 
ouh vertrunken lägen; 


8175 der ne mohte man neheine, zale. 


gescriben noch gesagen wale, 
Alse Darins gesah, 
daz siner. s6 vil: töt lah, 
beide gewunt. unde. irslagen, 
3180 dö begunder. irzagen. 
er was der. äriste man, 
der dä. flihen began; 
des gewan sin.hor gröz 
vil michelen untröst; 
3185 si fluhin al gemeine. 
man mah noh hüte. weinen 
den mort, der dä. gescuch. 
Alexander. reit in alliz näh 


20* 


Darob begann er fehr zu Hagen, 


Denn auf dem Walplag ſah erfchlagen 


3155 Er manden Held voll. Muthe, 
Befloſſen mit dem Blute, 
Alte feine theuren Helven, 
Die oft zuvor ſich wacker fiellten, 
Zu Helfen ihm zu feiner Chr. 
3160 Seit der Zeit ward nimmermehr 
König Darind wieder froh, 
Dad Buch das faget es und fo, 
Denn da fiel gar mancher Mann, 
Der vorher feine Wünde gewann 
3165 Von Stechen noch von Schlagen. 


Ih kann es euch in Wahrheit fagen, 


Sie waren gute Knechte 
Und gaben im Gefechte — 
Ihr Leben für Darius auf. 
3170 Als man fie zählete darauf, 
Zweihunberttaufend waren das, 
Von denen feiner je gemad, 
Ohne bie, die in bem Strage 
Noch ertrunken Sagen; 
3175 Man könnte deren Zahl mit nichten 
Wohl weder fchreiben noch berichten. 
ALS Darius ſah die Neth, 
Daß von den Seinen lagen tobt 
Sp viel’, verwundet und erſchlagen, 
3180 Da begann er zu verzagen. 
Er war der allerefie Mann, 


Der aus dem. Kampf zu flich'n begank. 


Dadurch gewamn felm großes Heer 
Nur große Angſt und viel: Beſchwer; 
3185 Sie flohen alle insgemein, 
Es dürfte Heut’ noch Weinen ſein 
Ob dieſem Mord, der da: geſchah. 
Alexander fprengte immer nach. 
| 12* 


179 


180 M. v. 3344 (3994). 


unde slüch si nider alsein ve; 
3100 si schruwen ach unde wö. 
Dö daz mere dö quam 
ubir alle Persiam, 
daz der kuninc were sigelös, 
dö wart dä michil untröst 
83195 ubir alle di lant, 
da der kuninc was bekant. 
der jämer ‚wart dA vil gröz. 
vil manic sinen genöz 
weinete unde clagete, 
3200 den er verlorn habite. 
der vater weinete sin kint — 
daz wären jämerliche dino — 
manic man sinen eidem, 
wande ime was vil leide; 
8205 di svester irn brüder, 
irn lieben sun di müter; 
ouh weinte di irn Amis, 
di dä stille was gehit; 
di frowen weinten irn trüt, 
8210 den si minneten ubir lüt. 
di man ze manne solde geben, 
der leidete daz leben; 
si weinte alsö sere 
alse si gehit were, 
3215 di jungen an der sträzen, 
dä si ze spile sägen, 
di weineten .vil söre 
ir mäge unde ir hörre. 
di kint an den wägen 
8220 sö si weinen sägen 
unde alse manz in. gezalde, 
si weineten alse di alde 
unde lebeten äne wunne, 
di mäne unde di sunne, 


181 


Und ſchlug fie nieder wie das Vieh; 

3190 Ach und Weh man ba fdhrie. 

Al davon nun die Kunde kam 
Über die ganze Berfiam, 
Daß der König wäre fiegeloß, 
Da wurde Angſt und Leid bort groß 

8195 Weithin über all’ das Land, 

Mo der König war bekannt. 

Der Jammer wurde da gar groß, 
Gar mancher mußte feinen Genoff’ 
Beweinen und beflagen, 

3200 Der ihm dort war erfihlagen. 

Der Vater weinte um fein Kind — 

Das war ein Jammern nicht gelind — 

Und um den Eidam mancher Mann, 

Ihm war durch ihn viel Leids gethan; 
3205 Die Schwefler meinte um ben Bruder, 

Um ihren lieben Sohn die Mutter; 

Auch meinte die um ihren Amis, 

Die fih im Stillen minnen ließ; 

Die Frauen um den geliebten Mann, 

3210 Dem offenbar fie zugethan. 

Die man dem Manne follte geben, 
Der war verleivet nun das Beben; 
Sie mweinete fo fehre, 

Als wenn fie ſchon vermälet wäre, 

3215 Die Jungen an der Strafen, 

Die da zum Spiele faßen, 
Die härmeten gar jämmerlich 
Um ihre Herrn und Sippen fidh. 

Die Kindlein die in Wiegen Tagen, 
3220 Da fie fo weinen fahn und Hagen, 
Als man erzählt, was fich begeben, 

Sie meinten, wie die Alten, eben 

Und lebten fortan ohne Wonne. .. 

Der Mond und auch die Sonne 


183 M. v. 3380 (3030). He 


"3225 di verwandelöten ir liecht 
unde ne woldem schinen niecht 
unde ne wolden niet besen 
den mort, den d& was geschön. 
- - Darius der blöde man 
32330 starke fllhende quam 
von mannen unde von mägen 
ubir den wäc Strägen 
unde sines heris ein michil teil. 
verlorn ‚höter daz heil. . 
3235 er quam üf siznen sal. 
daz lüt weinte ubir al 
unde clagete grözlichen 
Darium den richen. 
üf sinen estrich er sih warf; 
3240 er elagete, daz er niet ne starh. 
ime were lieber der töt, 
dan. er sus were gelasteröt. « 
er clagete, daz erie gmas _ 
unde sprah: „waz hilfit mir, daz ih was 
3245 kuninc ubir manige lant, 
di ih selbe bedwanc 
wilen mit miner frumicheit. 
zö mineme dieniste was gereit 
manic lant in dem mere., 
3250 manic düsmt was dere, 
di mir zins gäben 
unde mih doh nie gesägen. 
sva si gehörten minen namen, - 
dä dieneten si mir alle samen. 
3255 nu bin ih verwaunnen, 
vil küme her entrunnen 
von einen criechichen man. 
von minen sunden daz leider quam 
und durh minen ubirmät, 
3260 ungelucke, waz ir mir leides tat! 


183 


3225 Verwandelten ihr Helles Licht 
Und wollten ferner fcheinen nicht 
Und wollten nicht befehen 
Das Morven, das da war geſchehen. 
Darius der furchtfame Mann 
3230 In voller Klucht von dann entrann 
Bon Mannen und Sippen verjählagen 
Über den Fluß Stragen, 
Und feined Heers ein großer Theil. 
Verloren batte er das Heil. 
3235 Er ging hinein in feinen Saal. 
Die Leute weinten überall 
Und Elagten ohne Gleichen 
Darium den reichen. 
Auf feinen Eftri warf er ſich 
3240 Und flagte, daß er flerbe nicht. 
Der Top wär’ lieber ihm gemefen, 
Als daß er fo zur Schmach erlefen. 
Er Elagte, daß er davon gefommen 
Und ſprach: „was foll e8 mir nun frommen, 
8245 Daß ich regieret manche Land’, 
Die ich bezwang mit eigner Hand 
Bormalen burch meine Tapferkeit, 
Zu meinem Dienſte war bereit 
Manches Land weit in dem Deere. 
3250 Wohl mar manch’ Tauſend deren, 
Die Zins mir mußten geben 
Und nie mid ſah'n in ihrem Leben. 
Wo fie nur hörten meinen Namen, 
Da dienten fie mir allzuſammen. 
3255 Nun bin ich überwunden, 
Kaum hab’ ich noch hieher gefunden 
- Die Rettung von dem griechifchen Diann. 
Durch meine Sünden ich das gewann - 
Und durch meinen Übermuth, 
3260 O Unglück, wie Ihr Leids mir thut. 


184 


32365 


32370 


3275 


3230 


3285 


3290 


3299 


Pan 7 ‚ „2 Sogn 
*5 


j. 


M. v. auis 009. es : 


fortüuna di ist sö getän: er u 

ir schibe läzet si umbegän;. 

si hilfit den armen, sö st. "wile, 

den richen hät si ze spilez 

umbeloufet ir rat, 

dicke vellet, der dä vaste saz.“ 
Darius sih dö üf hüb 

unde tröste sinen müt. 

er dihte selbe einen brieb; 

mit siner hant er in screib, 

er santin Alexandrö. 

dar ane stunt gescriben sö: 

„frö wis unde gesunt, 

Alexander, z’aller stund. 

iz ist mir na alsö eomen, 

wiltu mir scaden oder fromen, 

des hästu güten gwalt. 

mir is dicke gezalt, 

daz iz dem manne wol stät, 

alsime sin heil vore gät, 

daz er sine mäze . 

an güten dingen läze. 

nit ne verhebe du des. dih, 

daz du häs verwunnen mih, 

iz kumet dir rehte. . 

nu gedenc ane min geslechte 

unde an minen gwalt. 

sver mir daz höte gezalt,. 

daz mir sus solde geschen, 

ih ne hetis ime niet gejen; 

wandih ne mohtis niht getrüwen. 

mir müz nu balde rüwen, 

daz ih unde mine man 

den kuninc Xersem ie verwan, 

den richen unde den frumigen 

unde andre manige kuninge ;. 


® 


185 


Fortuna vie ift fo gefinnt: u 
Ihre Scheib' läßt fie fi) dreh'n geſchwind; 
Sie hilft den Armen, fo fie will, 
Den Reichen hat fie oft zum Spiel; 
8265 Ihr Rad, im Kreis herum läuft dad, % 
Oft fällt der, ‘der da fefte ſaß.“ 
Darius richtete fih auf 
And tröftete feinen Sinn darauf. 
Er felber einen Brief erfand 
3270 Und fchrieb ihn auch mit eigner Hand. 
Den fandte er Alexandre, 
Darinnen ſtund gefchrieben fo: 
„Sei gegrüßet und gefund, 
Alexander, zu jeder Stund‘, 
3975 Es iſt nun alfo mir gefommen, 
Willſt du mir ſchaden ober frommen, 
Die Macht dazu feht ganz bei bir. 
Dftmals bat man erzählet mir, 
Daß ed tem Manne wohl anfteht, 
3980 Wenn Alles ihm von Statten geht, 
Daß er immer feinen Sinn 
Auf gute Dinge wende hin. 
Nicht überhebe deſſen Dich, 
Daß du haft überwunden mid. 
3285 Zu Gute kommet dir dad recht. 
Gedenke nun an mein Geſchlecht 
Und denke auch an meine Macht. 
Mer mir dad hätte je geſagt, 
Daß mir fo follte einft geichehen 
3290 Nicht hätt’ ichs’ Tonnen ‚zugeftehen. } 
Denn niemals Eonnte ich das denken. 
Schnell thut mich nun die Neue kraͤnken, 
Daß ich durch meiner Mannen Hand 
Den König Xerſen überwand, \ 
3295 Den reichen und ben tüchligen 
Und andrer Könige manichen; 


186 


3300 


3305 


. 3310 


3315 


3320 


3325 


3330 


M. v. 3452 (3102). 


ih nam in lent unde güt. 
owi wi we mir nu daz tüt, 
daz ih sol liden. 
den spot von den wiben. 
Iedoch sö verwene ih mil, 
daz du tüst sö kuninclich, 
sven sö du verwinnes, 
wande du dih wol versinnes, 
di läzestu sunderlingen 


an dine gnäde dmgen 


unde läzes si dir sin undertän 
unde di lant vor dir hän., 
wiltu alsus mit mir tün, 
des hästu öre unde ruom: 
sö gebe ih dir den meisten scaz, 
der miner forderen was, 
den si zesamene truogen 
unde in 4er erde gruohen. 
der ligit »ö Mynjatan, 
ze Süsis unde ze Bäträn. 
daz saltu wizzen äne wän, 
daz nie nehein man, 
der ie an diser welt quam, 
sö vil scazzis gewan. 

Dar zö vernim noh mere: 
ih wil dih machen herre 
ze Medentriche ubir daz lant. 
Persiam gebih an dine hant, 
du maht dih frowen dirre geben 
di wile, di du solt leben. 
dar zö jehen ih dir des siges. 
nu bitte ih al ze späte frides.“ 

Alexander las disen brieb. 
ein furste ime al di wile riet, 
daz er neme alliz daz, 
beide lant unde scaz, 


187 


Ich raubte iänen Land und Gut, 
O wie weh mir das nun thut, 
Daß ich Leiden foll den Spott, 
3300 Der mir von den Weibern droht. 
Jedoch deß verjeh’ ich mich, 
Daß du thuf ſo Eöniglich, 
Wen du im Kampf gemwinneft, 
Wenn du dich wohl befinneft, ° 
3305 Die Taffefl du vor allen Dingen 
Nach deiner Gnad' umfonft nicht ringen. 
Und Laffeft fie dir fein unterihan 
Und die Lande durch Dich empfahn. 
Wit alfo handeln du mit mir, 
3310 Das bringet Ruhm umd Ehre dir. 
Den größten Schak geb’ ich dir dann, 
Den meine Vordern häuften an, 
Welchen fie gefammelt haben 
Und in die Erde eingegraben. 
3315 Der lieget nun zu Minjatan, 
Zu Sufls auch und zu Batran. 
Das ſollſt du wiſſen ohne Wahn, 
Daß nie ein noch fo reicher Mann, 
Der je auf diefe Welt gekommen, 
3320 Sp großen Schatz für fich gewonnen. 
Dazu verntmm noch audre Sachen. 
Ich werde dich zum Herren machen 
Zu Medentreiche über dad Rand, 
Perfiam geb’ ich in deine Hand. 
3325 Du magft dich freuen dieſer Gaben, 
So lang du ſollſt das Leben hab; 
Dazu ſprech' ich ven Sieg dir zu. 
Zu fpät bitt ich um Fried' und Muh.” 
Alexander Tas den Brief. 
3330 Ein Fürft alsbald den Nath ihm Tief, 
Daß er nähme alles das, 
Beides Land und auch den Schab, 


188 M. v. 3488 (3138). 204 


unde Darium liege leben 
unde hieze im wider sin wib geben 

3335 unde sine müter dar 20. 
Alexander sprah dö, 
daz er des nit ne töte, 
wandime des wunder höte, 
ob er si ime sande 

3340 wider heim ze lande, 
ob er si nemen wolde. 

. diz sprah er durh di sculde, 
durh andris neheine nöt, 
wander ime dä vore enböt: 

3345 er zugis wol ze räte, 
waz er dä mite täte, 

Aber sprah Alexander sus: 
„ob der kuninc Darius 
- au ist verwunnen, 

3350 sö nimit mih michel wunder, 
wes er sih noh wil irheben 
oder waz er mir wille geben. 
nu stent doch an miner haut . . 

‚ beide burge unde lant 

3355 unde gwant unde scaz; 
ih mach ime geben michil baz, 
wande velt unde walt 
stet an miner gewalt. 
wil er abir vehten 

8360 unde mah er sih gerechen, 
gwinnet er danne daz heil, 
sö wirt ime wider ane teil 
wib, müter unde kint: 
lözet er mih danne leben sint, 

8365 sö müz ime sin undertän 
unde den lib von sinen gnäden hän 
unde leben näh sinen gebote.“ 
dö ilete danne der hote 


Und Darium ließe leben 


189 


Und hieße fein Weib ihm wieder geben. | 


. 3385 Und feine Mutter mit einander. 
Darauf fagte Alexander; 

Mit nichten werde er das thun, 
Denn. wollte ex die Grauen nun 
Zurück in ihre Heimath lafſen, 

3340 Sp mrüfie Zweifel ihn erfaffen, 
Ob jener fie auch nehmen molle. 
Solches fügte er mit Grolle, 

Denn anders nichts dazu ihn zwang, 
Als weil er ihm gefagt vorlang: 
3345 Er werbe wohl zu Rathe gehen, 
Was mit den Frauen möge gefchehen. 
So fprady Alerander noch: 
„Da der König Darius doch 
Nun bezwungen ift von mir, 
3350 Kommt es ſonderbar mir für, 
Meß er ih noch will erheben 
Oder was er mir will geben. 
Nun flehen doch in meiner Hand, 
Beides Burgen und die Land”, 

3355 Der Schatz und die Gewaͤnder all'; 
Zu geben bin ih bad im Fall, 
Denn das Feld und auch der Wald, 
Stehen all in meiner Gewalt. 

Do will auf zum Kampf er brechen, 

3360 Und vermag er fich zu rächen, 

Hat er dann im Kampfe Heil, 

So wird wieder ihm zu Thelf 

Weib und Kind und Mutter fein. 
| Und läfft er mi am Leben fein, 

3365 So muß ich ihm fein unterihan 

Und ben Leib. von feiner Gnade ha’n 

Und leben nady feinem Gebote. 

Da eilde von Dannen der Bote 


190 M. v. 8524 (3173). 


unde reit dannen 
3370. äne fxide, doeh. ungevangen. 
Dan näh diser  botescaf 
Alexander reit an di walstat: 
unde begrüb sine töten, 
unde di dä lägen in nöten 
3375 gwunt unde mohten genesen, 
den hiz er vil güt wesen, 
biz si wurden gesunt, 
al da bleib der hörre janc . 
des winteris eine wile. 
83380 do geböt er den sinen, 
daz si brächen den palas, 
der des kuningis Äersen was. 
der sal der was. also gät,. - 
sö nie nehein bezger gestüt 
3385 in aller dirre werilde. 
di sine wären gerinde, 
daz er den salk lieza slän: 
des wart.er in gehörsam 
unde gesamfte sinen müt. 
8390 er liez in hbliben, daz. was güt. 
Alsich mich versinnen kam, 
dä grüben grebere sine. man, 
dä- si zö den stunden: 
inne genüo vonden 
3395 galdiner nepphe, 
di ie verborgen: heten, 
di 6 däre wären. 
ouh funden. si zvären 
einen saro glesen. 
3400 an den büchen hän. ih- gelesen, 


er were sö seöne unde s6 clär, 


daz sukt ir wizzen: vor wär, 
daz man dar durh. wol gesach 
einen töten, der dar inne lach, 


\ Hi 


191 


Und sitt fchnell von bannen 
3370 Ohne Frieden, doch ungefangen. 
Als dieſe Botſchaft abgethan, 
Alexander ritt zur Wahlſtatt dann. 
Und begrub dort ſeine Todten, 
Die da lagen, von Noth bedrohten, 
3375 In Wunden und noch Eonnten geneſen, 
Für die ließ ex viel Gutes erlejen, 
Bis fie wurden wieber geheilt. 
Allda der junge Furſt verweilt’ 
Den Winter eine Weil zu ruhn. 
3380 Er gebot den Seinen nun, 
Daß man den Palaſt zerflörte, : 
Der dem Könige Kerxed gehörte. 
Der Saal war alfo gut gebaut, 
ie nie einen beff’ren man gejchaut 
3385 In dieſer Welt allübernll. 
Die Seinen wünfchten allzumal, 
Daß unzerflört den Saal er ließe. 
Er hörete darin auf dieſe 
Und fänftigte ven grimmen Muth. 
3390 Er ließ ihn bleiben, das war gut.h . 
So viel ich mich entfinnen Tann, 
Bruben Gräber feine Mann, 
Wo fie zu den Stunden 
Innen genug gefunden 
3395 Golpne Schüffeln fowie Platten, 
Welche einft verborgen hatte, 
‘Mer vor Zeiten dorten war. 
Dann auch fanven fie fürwahr 
Einen Sarg, der. war von Glas. 
3400 In den Büchern las ich Daß, 
Daß er fo fhön war und fo Hay, 
Das follt ige wiflen, es ift wahr, 
Daß fie fahen durch den Sarg - 
Einen Tomten, ben man. drinnen barg, 


ne en —— 


192 . v. 3560 (8210). 


3405 si besähen vil garwe 
sin här unde sine varwe 
unde wi er getän was. 
‘der sarc was grüne alse ein gras. 
des selbin töten mannis name 
3410 was gegraben dar ane: 
er hiz Evilmerödach, 
der kuninc in Babilönia was. 
Ouh 'funden si ze leste 
eine herliche veste. 
3415 dä inne lägen di man, 
di Darius höte gevän, 
gestummelet unde geblendet. 
si wären dar versendet 
ze pinlicher hüte, 
3430 Alexander der gäte, 
dä er ir nöt an gesach, 
harte irbärmete ime daz.. 
er liz si alle ledic wesen. 
unde .hiz in kuninclichen. geben 
3425 golt unde silber, 
der tagint was er milder, 
unde geböt, daz ir iegelich 
sin eigen wider 20 sih 
neme unde vorder mere 
3430 lebete mit Eren. 
Ein brieb quam dö von Dariö 
dem kuninge Pör6 
vil verre hin in Indiam. 
där stunt gescriben an: 


8435 „di vil michele nöft, 


di mir Alexander tüt, 

di hiz ih dir clagen. 

unde wolde dine helfe haben, 

daz ih mih irwerete, 
3440 wander mih starke herete, 


— — — 





193 


3405 Sie erblickten ganz und gar 
Seine Farbe und fein Saar 
Und wie fein ganzes Ausfehn mas. 
Der Sarg war grün, wie ein Gras, 
Des todten Mannes Name fand 
3410 Eingegraben auf dem Rand. 
Er hieß Evilmerodach, 
Sn Babilonia war er Schach. 
Zulegt au fanden noch das Beſte 
Sie dort, eine herrliche Feſte. 
3415 Darinnen lagen al’ die Mann, 
Die Darius Hatte lafien fahn, 
Berftümmelt und geblendet. 
Sie waren dahin gefendet 
Zu peinlichen Gewahrfams Hut. 
3420 Alerander war fo gut, ! 
Da er ihre Noth anfah, 
Tief Erbarmen fühlt er da. 
Die Freiheit ließ er allen fchenfen 
Und hieß fie Töniglich bedenken 
8425 Mit Silber und mit Golde, 
Der Tugend war er holde, 
Und gebot, daß männiglicdh 
Sein eigen wieder nähme ſich 
Und fortan ohn' Beichweren 
3430 Lebete mit Ehren. “en 
Ein Brief fam drauf von Dario 
Dem Könige Poro 
Sn Indiam gar ferne Bin. 
Geſchrieben hatte er darin: 
3435 „Die gar gewaltig große Moth, 
Die mir Alexander droht, 
Die hieß ich früher lagen Dir, 
Damit du Hülfe Hrächteft mir, 
Daß ich mich fein erwehrete, 
8440 Da er das Lan verheerete, 
Alexander. 18 


h 
% 


r 


194 M. v. 8596 (3248). gia 


dö ne quöme du mir niet, 
des is mir ubile geschit. 
ouh bin ih dar umbe frowedelös, 
min here wart dä sigelös, 
3445 dä wir fähten in samen. 
des mach ih mih sere scamen, 
daz ihz dir müz sagen. 
dö begunder mih jagen. 
der. miner bleib dä vil irslagen, 
8450 di mach ih niemer verclagen, 
dö quam ih flihende heim, 
vil harte wol mir daz schein, 
daz du dä nierne wöre. 
des ist min herze swere 
8455 mit unfroweden geladen. 
la dir irbarmen minen scaden 
unde com mir gereite. 
ze grözer arbeite 
sal man got flen 
3460 unde stäte fruntscaf besen. 
wilta mir ze helfe comen - _ 
unde mahtu mir nob gefromen, 
sö ne wis. niwit träge: 
ih gebe dir äne wäge 
3465 golt unde michelen scaz, 
daz du din zouwis deste baz. 
sorchliche stänt mir ‚mine dinc. 
mine müter unde mine kint 
unde dar z6 min wib, 
3470 di mir ist sö der lib, 
di hät er gevangen. 
soldich noh liden langer 
dise lasterliche nöt, 
sö were mir lieber der töt. 
8475 Vor dir ne wil ih niwit sparen: 
ahzic tüsint in einer scaren 


196 


Da erſchieneſt du mie nit, 
Das hat mir Übels angericht't. 
Sch bin drob aller Freude baar, 
Das Siegs beraubt ward meine Schaar, 
3445 Als wir zum Kampfe flanden; 
Das macht mir große Schanden, 
Daß ich dir das muß fagen. 
Da begann er mich zu jagen, 
Der Meinen blieben viele erfchlagen, 
3450 Die kann ich nie genug beflagen, 
Da Fam ich wieder heim im Fliehn. 
Gar bitter mir dad wohl erfchien, 
Daß du da nirgends Famfl zur Wehr 
Dep ift mein Herz von Kummer ſchwer, 
3455 Freudelos, mit Leid geladen. 
Kap Dich erbarmen meinen Schaden 
Und komme mir zur Sand bereit. 
Zu großer Muh und fhwerem Streit 
Sol man Gott anflehen 
8460 Und fläter Sreunbichaft ſich verſehen. 
Willſt du mir zu Huͤlfe kommen, 
Und kannſt du mir noch ſein zum Frommen, 
So ſei mir nicht zur Hülfe traͤge: 
Ich geb’ dir, ohne daß ichs mäge, 
3465 Gold und Schäge ein großes Theil, 
Daß es Dich treibe zu größerer Eil. 
In großem Sorgen muß ich fein; 
Die Mutter und die Kinder mein 
Und mit ihnen auch mein: Weib, 
3470 Die mir fo Tieb- iſt wie der Leib, 
Die Hat. er alle mir gefangen, 
"Sollte ich noch Tänger bangen 
‚In diefer ſchimpflich bittern Noth, - 
So wäre lieber mir der Tod. ZZ 
3475 Kür dich will wahrlich. ich nichts ſparen: 
Achtzig Sauſtud in einer Schaaren 
13* 


196 


M. v. 8632 (3282). 


sendih dir gegen frouwen, 
di mahtu gerne scouwen. 
daz sint megide unde wib. 


8480 di sulen frowen dinen lib 


8485 


3490 


8495 


83500 


8505 


8510 


unde diner helede alle. 
swaz sö dir gevalle, 

daz scaffe in minem lande. 
wande mir tüt Alexander 
leit ze manigem mäle. 

sin ros Bäcifäle 

unde sine kunincliche wät, 
di ime alsö wol stät, 


‘di gebich dir z’eigen 


unde swere dir mit eiden, 
daz nie nehein man 

bezzer ros ne gwan 

noh bezzere wäfen. 

du ne salt des niwit läzen, 
du sules mir bereite wesen. 
sö du den brieb häs gelesen, 
den ih dir sende, 


sö vindestu an den ende: 


helt, niht ne süme, 

wandih erbeite din küme. 

ze Caspen Porten 

dä wil ih din warten, 

unde läz mir werden schin, 

ob in der werlt mugen sin 

ieren dihein trüwe, 

wande ih lide grözen rüwe.* 
Dö Porus disen brieb gelas, 

alsime dar in gescriben was, 

Dariö er sus enböt: 

„gehabe dih wol, helt gät! 

du gesehest &r iwit lanc, 

daz ih dir brenge in din lant 


197 


Send' th Dir entgegen Frauen, 
Diefe wirft du gerne fehauen. 
Das find Mägvelein und Weib, , 

3480 Die follen freuen deinen Leib 
Und auch deiner Helden alle. 
Mas zu thun Dir mohl gefalle, 
Das ſchaffe nun in meinem Lande, 
Denn mir thut Alexander 

3485 Leides an zu manchem Male, 
‚Sein Roß Burefale 
Und feiner Königskleidung Pracht, 
Die ihn fo hehr und flattlich macht, 
Will ich Dir zu eigen geben, 

3490 Und ſchwoͤre dir bei meinem Leben, 
Daß noch nirgendwo em Mann 
Je ein beffer Roß gewann, 

Noch ein beffered Gewaffen. 
Eilig ſollſt du auf dich raffen, 

3495 Gerüftet jet mir auserlefen. 

Wenn du diefen Brief gelejen, 
Welchen ich hiermit dir fenbe, 

So wirft du finden an dem Ende: 
Held, länger nicht verziehe, 

3500 Denn ich warte bein mit Muͤhe. 
Ziehe bin nach Caspen Porten; 
Dein will ih warten dorten. 

Und laß mir werben offenbar, 
Ob in der Welt fich ftellen bar 
3505 Noch irgend wo Getreue, 
Denn ich leide große Reue.“ 
Da Porus diefen Brief nun laß, 
Mie ihm darin gefchrieben was, 
Dario er zur Antwort gab: 

8510 „Guter Held, Dich wohl gehab’! 

In kurzer Friſt folk fehen du 
Daß ich ins Land dir führe zu 


198 M. v. 3688 (8318). 218 


sö manigen stellen sveridegen; 

daz ih mih wille verplegen, 
8515 daz er dir leides hät getän, 

daz sol ime an daz leben gän, 

ih antwortin dir gevangen 

unde vaste gebunden. 

sine allir küniste man, 

" 8520 di ih in den wige irkemmen kan, 
di füre ih mit mir in Indiam, 
dä sulen si mir sin undirtän, 
ze Caspin Porten 
dä saltu min warten. 

3525 dä kume ih dir engegene _ 
mit manigen snellen helede.* 
Dise rät di wart dö 
vermeldet Alexandrö. , 
dö hüb er sih dannen 
3530 mit allen sinen mannen 
ze Caspen Porten, 
wander sagen hörte, 
daz Darius mit sinen holden 
dar cemen wolde. 
3535 Under des wären zvöne man 
Bysän unde Arbazän 
Dariesis undertänen. 
zesamene si beide quämen ; 
ir trüwe si des gäben, 
8540 daz si Darium irslügen. 
sö mir got von himelriche, 
si täten untrüweliche. 
si täten alse tumbe, 
si verwäneten sih dar umbe 
8545 von Alexandrö gröges fromen. 
alsus hän ihz vernomen. 
si gingen in day palas, 
dA Darius eine inne was, 





199 


Sp manchen fhnellen Schmwertbegen; 
Ich will's zur Pflicht mir auferlegen, 
3515 Daß er dir Leides Hat gethan, 
Das fol ihm an daß Lehen gahn. 
Sch will ihn bringen überwunden 
Und mit Feſſeln dir gebunden. 
Seine allerfühnften Mann, 
3520 Die ih im Kampf erkennen Tann, 
Führ' ich mit mir in Indiam. 
Da follen fle mir fein unterthan. 
Sa zu Caspen Porten 
Du folft mein warten dorten, 
8525 Da fomme ih Dir entgegen 
Mit manchen fchnellen Degen.” 
Diefer Rath warb darauf fo 
Vermeldet Alerandıo. 
Da Hub er fi von danıten 
3530 Mit allen feinen Mannen 
Hin nach Gaspen Porte, 
Da er hoͤrete die Worte, 
Daß Dartus und feine Holden 
Dorthin fommen wollten. | 
3535 Es waren zu der Zeit zmei Mann, 
Byſan und Arbazan 
Darius Unterthanen. 
Zufammen beine famen, 
Und ſchwuren fich mit feften Worten, 
3540 Darium zu ermorden. 
So mir Gott vom Himmelreiche, 
Die Untreu rieth zu folchem Streiche, 
Sie handelten darin fehr dumm, 
Denn fie erwarteten darum 
3545 Mon Alerandro großed Frommen. 
So habe ich's vernommen, | 
Sie gingen in den Palaſt hinein, 
In dem Darius war allen 


2300 


3550 


M. v. 3704 (8854). 


unde trügen in ir hant 
verholne undir ir gwant 
ir svert ale bare. 


 dö wart des Darius gware 


3555 


3560 


3565 


3570 


8575 


3580 


unde sprah in jömerliche zü: 
„o wi, waz wollent ihr nu tü? 
waz hän ih wider üh getän, 
daz ir mih willet irslän ? 
läzet mih leben, herren, 

unde helfet mir miner ören 
unde slahet Alexandren, 

di uns in disen lande 

mit brande müwet unde heret 
unde dar in mit sinen Criechen veret. 
gedenket, helede, dar an, 

daz ir sit beide mine man 

unde merket rehte mine wort, 
wande beget ir an mir nu disen mort 
unde ne läzet ir mir nit genesen, 
sö ne mach daz neheine wis wesen, 
ir ne werdet is vermeldet. 

vil sere irs dan engeldet; 

wande alsirs lutzil wänet, 

sö werdet is gehönet. 

waz wollet ir ane mich rechen? 
man sal ia dar umbe sprechen 
laster unde scande 

witen after lande. 

läzet mih, helede, genesen 

unde läzet iu des gnüc wesen, 

daz ih bin verwunnen. 

waz mugit ir mir vergunnen, 

daz ih sus jemerliche leben? 

ih wil iu zväre verplegen; 

slahet ir mich mortliche, 
Alexander, der riche, _ 


201 


Und trugen bei fih in der Hand 
3550. Verholen unter dem Gewand 
Ihre Schwerter, gänzlich bar. 
Da ward Darius deß gewahr 
Und fprad zu ihnen jämmerlid: 
»O weh, wag wollt ihr töbten mich? 
3555 Was hab’ ich wider euch gethan, 
Daß ihr mich wollet hier erjchla'n? 
Raßet mir das Leben, Herren, 
Und Helfet mir zu meiner Ehren 
Und fchlaget lieber Alerandren, 
3560 Welcher und in dieſen Landen 
Mit Brande mühet und verheeret 
Und feindlich darein mit den Griechen führer. 
Gedenket, Helden, doch daran, 
Daß ihr feid beide meine Mann, 
3565 Und merket recht auf meine Wort, 
Begeht ihr nun an mir den Mord 
Und Iafjet mich nicht ohne Schaden, 
So wirds in feiner Weil’ gerathen, 
Es wird vielmehr von euch gemeldet, 
3570 Bar fehr ihr es alsdann entgeltet, 
Ob ihr's euch nicht verfehet, 
Ihr werdet drob gejchmähet. 
Mas mwollet ihr an mir denn rächen? 
Man wird um diefer Sache fprechen 
3575 Schmach über euch und Schande 
Weithin in dem ganzen Lande. 
Ihr Helden, ſchont des Lebend mein 
Und lafjet dad genug euch fein, 
Daß mir der Sieg entrifien. 
8580 Sol ich durch euch noch miffen 
Ein alfo jammervolles Leben? 
Ich will Euch fichre Pflege geben. 
Falle ich von euren Streichen, 
So wird Alerander’8 des reichen. 


202 M. v. 8740 (3390). 21b 


3585 der sol mih an üh rechen. 
vor wär wil ih daz sprechen. 
ih getrüwe an siner frumicheit: 
mordit ir mih, daz is ime leit.“ 
Zehant dö er diz gespräch, 
83590 ir iegweder slüch ime einen slach 
zvö verh wunden. 
si lezen in ungesunden 
ligen an der erden. 
/ schiere si dannen kärten 
- 3595 iedoh mit sorgen. 
ir wäfen si verborgen 
unde giengen offenbäre, 
- alse si unsculdich wären, _ - 
unde clageten jömerlichen 
3600 Darium den richen. | 
unde redeten jemerliche wort. 
disen freislichen mort 
‘eine wile si verhälen. 
er wart in doch sint ze quälen. 
3605 Alexander unde sin here breit 
aldi wile ubir den Sträch reit 
mit vil grözer gwalt. 
dö wart ime gezalt, 
wi iz Bariö was irgaän. . 
3610 xd dem palase ranter sän 
unde gienc üffe daz häs. 
dö flöz zö den wunder üz 
' daz biit deme kuninge Dari6. 
Alexander sprach ime za 
83615 weinende jömerliche 
unde sprach: „helt riche, 
‚du bist starke gewunt; 
moktistu noh werden gesunt, 
ih lieze dir dine riche 
3620 imer môr frideliche 


u \ 


208 


8585 Arm an euch mich rächen. 
In Wahrheit kann ich folches ſprechen. 
Ich traue ſeiner Tuͤchtigkeit, 
Mordet ihr mich, das iſt ihm leid.“ 
Alsbald da er dieſes ſprach, 
3590 Jeder ſchlug ihm einen Schlag, 
Zwei Wunden zum Verderben. 
Sie liefen ihn im Sterben 
Liegen an der Erben. 
Schnell fie von dannen Fehrten 
8595 Jedoch nicht ohne Sorgen, 
Das Schwert ward mohl verborgen, 
Sie gingen einher vor allen offen, 
AB ob fie Feine Schuld getroffen, 
Und Hagten ohne Gleichen 
3600 Darium ven Reichen 
Und fprachen laute Jammerwort'. 
Diefen Tchauerlihen Mord 
Berhehlten fte wohl eine Welle; 
Doc bald warb ihnen Qual zu Theile, 
8605 Alexander und fein großes Heer 
Alsbald ritt Über den Strach daher 
Mit gar größer Gewalt und Macht. 
“Da warb Ihm die Kunde gebraäht, 
Wie es Dario war ergangen. j 
3610 Zum Pallaſt rannt' er mit Verlangen 
Und ging hinauf ſchnell in das Haus, 
Da floß noch zu den Wunden aus 
Das Blut dem Könige Dario. 
Da Sprach Alexander zu ihm fo, 
8615 Von Schmerz und Thränen welcher, 
Und fagte: „Held, bu reicher, 
Dich traf eine ſchwere Wund’; 
Könnteft Du noch werben gefund, 
Ich Tiefe dir Deine Lande 
3620 Fortan im Friedensſtande 


204 M. v. 3776 (3426). 


unverhert unde unverbrant. 
‚kuningis name ist an dir gescant, 
westih wer daz hete getän, 

iz soldime an daz leben gän. 

3625 du rüwis mih z’'ummäzen. 

wi wärestu verläzen - 

-sus eine in di palas? 

ein michil ungelucke iz was, 
daz din nieman ne plach. 

8630 o wi daz ih disen tach 
ie solde geleben, 
daz ih dih, türlicher degen, 
alsus solde sehen verslagen. 
wi mohtih imer verclagen! 

3635 disen freislichen mort.* 
dise kunincliche wort 
begunden wol gevallen 
sinen mannen allen. 

Aber sprah Alexander: 

3640 „nu ne weiz nieman ander, 
wene got altirs eine, 
heit, wi ih dich meine 
unde mit wilhen trüwen 
du müst mir iemer rüwen, 

83645 ouch ne wil ih dih niemer verclagen, 
daz mach ih wörliche sagen. 
wande du wäris biderbe unde güt 
unde hötes manlichen Müt. 
du were vil milde, 

8650 geväüge zö dinem schilde, 
getrüwe unde währhaft, 
hubisch unde örhaft, 
wol geborn unde riche:; 
ih sage dir wörliche, 

3655 mohtistu behalden noh den leben, 
sôß woldih dir mine trüwe geben, 


205 


Unverbrannt und unverheert. 
An dir warb Königsnam’ verfehrt. 
Wüßt' ich wer das Hat gethan, - 
Es follte ihm an das Leben ga’n. 
3625 Es jammert dein mich über Maßen. 
Mie kam ed, daß du warft verlaffen 
In dem Pallaft fo ganz allein? 
Zum großen Unglück mußt’ es fein, 
Da Niemand deiner Pfleg’ oblag. 
3630 O wehe daß ich dieſen Tag 
Sollte je erleben, 
Daß ich Dich, theurer Degen, eben 
Alfo mußte fehn erſchlagen. 
Wie kann ich je genugfam klagen 
3635 Um diefen fchauerlichen Mord." 
Diefe Föniglichen Wort’ 
Begannen zu gefallen 
Seinen Mannen allen. 
Wieder fprach Alerander dann: 
3640 „Fuͤrwahr, e8 weiß fein anbrer Dann, 
Als Gott nur auf der ganzen Welt, , 
Wie ich dich herzlich Tiebe, Held, j 
Und mit welcher Treue; 
Dein Leib betraur' ich fletd aufs Neue. 
3645 Nie Hör’ ich auf um Dich zu Elagen, 
Das kann ich wohl in Wahrheit fagen. 
Denn bider mwareft du und gut 
Und Hatteft hen Mannesmuth. 
Du wareft auch gar milde, 
8650 Gefchaffen zu dem Schilbe, 
Getreu und jeder Luͤge gram, 
Von edler Sitt' und tugendſam 
Hochgeboren, an Schaͤtzen reich: 
Fürwahr, ich ſage dir ſogleich, 
3655 Konntſt du erhalten noch das Leben, 
Sp wollt ich dir mein. Treuwort geben, 


206 M. v. 3812 (3482). 


daz ih dir, kuninc höre 
ne scadete niemer mere. 
hetistua aber noh di craf% 

3660 unde an dem libe sulhe maht, 
unde tetis üf dinen munt 
unde tetis mir kunt 
umbe dise mordören 
rehte. wi si weren, 

8665 woldistu si nennen 
unde mohtich si irkonnen, 
sö mah ih daz wol sprechen, 
ih wolde dih rochen 
oder zwäre ih wolde geben 

83670 umhe ir lib. minen leben. 
unde ob ih daz lieze, 
s86ô woldih, daz mih verwizao 
got von sinem riche 

| imer &wigliche.“ 

3675 Dö Alexander diz. gesprach, 
Darius, al dä er lach. 
berunnen mit dem blöte 
unde mit trürigem mülte, 
üf richte sich der: wigant 

3680 unde kuste Alexandris. hant 
mit vil grözer ummacht 
unde vergaz allir vientscaft,, 
er sprah jemerliche: 
„gedenke, kuninc richeg 

3685 Alexander, wer ih. wöre; 
wer was gewaldigere, 
der ie geborn worde, 

Jütis unde, hurge!, 
waz mach mir.abir dag gefromen, 

8690 nu iz alsug ist comen? 
nu,TAtich ‚dir.unde mane 

unde ‚gedenke vaste dar ane, 


— —— 
7 


207 


Daß ich Hinfort dir, König hehr, 
Thäte niemald Schaden mehr. 
Hätteft du aber noch die Kraft 
3660 Und wär’ dein Leib noch nicht erichlafft 
Und thäteft auf noch deinen Mund 
„Und ließeſt hören mich zur Stund’ 
Bon dieſen Mörvern Märe 
Böllig, wie es wäre, 
3665 MWollteft du fie nennen 
Und Zönnte ich fle erkennen, 
So darf ih das wohl fprechen, 
Ich wollte dich dann rächen, 
Oder fürwahr ich wollte geben 
3670 Um ihren Leib mein Leben, 
Und wenn ich diefed unterließe, 
So wollt! ich, daß verwieſe 
Gott aus feinem Reiche mid 
Für alle Zeiten ewiglich.” 
8675 Da Alexander viefes ſprach, 
Darius, allda wo er lag 
Beronnen mit dem Blute 
Und mit traurigem Muthe, 
Auf richtete fih der Wigand 
8680 Und küßte Alexanders Hand, 
Berlaffen ganz von feiner Kraft, 
Vergaß er aller Feindſchaft. 
Er ſprach, von feinen Sammer bleich: 
„Gedenke du,:0 König reich, 
8685 Alexander, wer ich gewefen; 
Wer hat mehr Macht befeflen, 
.. Der je geboren worden, 
An Mannen und an Orten! 
Was mag mir aber dieſes frommen, 
8690 Nun e3 alfo ift gekommen? 
Nun rathe ich Dir und mahne- nich, 
Und denfe daran feilislih, - .. 


208 M. v. 3813 (3498). 


daz dir al samen nit gesche: 

mir tünt mine wunden vil we 
3695 unde smerzent mir sere. 

noh sagen ih dir mere: — 

nu stänt an diner hant 

Criechen unde min lant; 

mache fride under den zwein 
83700 unde läz si wesen beide alein, 


sö ne mac dir nieman wider stän. 


miner frunde saltu gnäde han 
durh dines selbis güte. 
wis gnedich miner muoter. 

8705 min wib wil ih dir ouch bevelen. 
owi wi sere ih nu quelen: 
sweder ih sterben unde genesen, 
sö sol min liebe tohter wesen 
din &liche wib. 

8710 di bevele ih dir an dinen Ib, 
wande si is von adele geborn. 
allir vientscaft hän ih verkorn.* 
unde alser diz vollensprach, 

vil schiere er der nider lach 

8715 von dem blüte, daz ime üz Nög, 
töt in Alexandris scöz. 

Alexander weinte den hören. 
mit vil grözen ören 
wart di bäre bereit 

8720 unde der lichame dar #f geleit 
mit pelle unde mit golde, 
alsiz Alexander wolde, 
nah den Criechis site. 
gewäfent ginc man dä mite 

87235 unde mit trürigem müte. 
Alexander der güte 
trüch selbe di bären. 

di fursten, di dA wären, 


21° 


2309 


Daß dir e8 nicht auch jo geicheh': 
Mir tbuen meine Wunden meh 
3695 Und fchmerzen mid gar fehre. 
Noch fage ich Dir das Mehre: 
Nun flehen ganz in deiner Hand 
- Die Griechen und mein ganzes Land: 
Mach’ Frieden unter dieſen zwein 
3700 Und laß’ ein Volk fie beide fein, 
Sp kann dir Niemand widerſtehen; 
Laß' meine Freunde Gnade ſehn 
Um deiner eignen Güte. 
Meine Mutter gnädig Hüte; 
3705 Mein Weib will ich dir auch befehlen. 
D weh’, wie mich die Wunden quälen. 
Ob ich mag flerben oder genefen, 
Meine Liebe Tochter fei erlefen 
Zu deinem ehelichen Weib, 
3710 Die befehle ich dir fir Deinen Leib, 
Denn edel ift fie ja geboren. 
Die Feindfchaft Habe ich ganz verſchworen.“ 
Und als ex dieſes vollends fprach, 
Gar balde er darniever lag 
3715 Von all’ dem Blut, das ihm entfloß, 
Todt in Aleranders Schu. 
Alerander mweinte um den hehren. 
Mit gar großen Ehren 
Ward die Bahre dann bereitet 
3720 Und der Leichnam drauf gebreitet 
Mit Pfelkel und mit Golbe, 
MAWie es Alexander wollte, 
- Nah der Griechen Sitten. 
Gewaffnet fie dahinter ſchritten 
8725 Und mit traurigem Muthe. 
Alexander der Gute 
Selber trug die Bahren; 
Die Fürften, die da waren, 
Werander. 14 : 


8 


210 M. v. 3884 (8534). ati 


jämerete des söre, 

3730 daz si irn héêrre 
sägen weigen sinen viamt. 
daz wart al da bewant 
Alexandrö dem meren 
z6 vil michelen ören, 

8735  Dö Darius was begraben, 
Alexander hiz ubir al- sagen’ 
fride unde de. 
herzogen unde gräben 
bevalch er di riche 

8740 harte kunincliche 

« unde lieg wib unde man 
ir iegelich sin reht hän 
udte töte di wäfen alle tragen, 
di er behalten wolde haben, 

3745 höe üf ein palas. ’ 
unde alse daz yerhn was, 
do geböt er den fursten, 

‚ lägen siz nit ne torsten, 
daz si fride swören 

8750 den, di durh daz' lant faoren, 
koufmannen unde gebürn, 9» 
unde hiz, daz iz ze süre 
worde ime, swer in zebreche 
unde daz manz reche 

8755 au sinen hals unde an sin lib, 
er w3are man oder wib, 

Dö böt er michelen scas 
allen den, di gerieten daz, a  ” 
daz man Darium irslüge, 

3760 unde svör in des genüge 
bi siner müter heile, 
er wolde mit in teile ° » 
sin lant unde sin riche. 
dö täten tumpliche, 


‘se 


Sammerte deß fehre, ' 
3730 Daß ſie, wie ihr Herre 
Seinen Feind bemeinte, fahn. 
Diefed war allda getkan 
Alexandro dem Schren + 
Zu gar großen Ehren. 
3785 Als Darius zu Grab getragen, 
Alexander hieß überall fagen 
Fried! und Gnade jedermann, 
Den Herzogen und 35 dann 
Befahl er über die Reiche alle 
3740 Zu walten, ſo daß ihm's gefalle, 
Und lich Weib ſowohl wie Mann 
Segliches fein Recht han; - 
Auch befahl er, dag man, follte 


Die Waffe, die er bemapren wolle, 


3745 Tragen auf einen Palaſt hinan. 
Und als dad nun war fo gethan, 
Ließ er den Fürften fagen, 

Sie durftend nicht zu daſſen wagen, 
Daß fle den Freden beſchwuren 

3750 Allen, die das Land durchfuhren, 
Den Handelsleuten und dem Bauer, 
Und verhieß, daß es fehr fuer 

« Würde, jevem, ber ihn brede, 
Und daß -man ficher folches race 

3755 An feinem Kald und feinem Leib, :. 
Er möge Mönn fein oder Weib. 

Da bot zum Kohn er vigles Geld 
Allen, Die das angeftellt, | 
Das fle Darium erfchlügen, 

3760 Und fihwur deß ihnen Gnikgen 
Bei feiner Mutter Heile,. 

Er wollte ihnen zu Theile s 
Sein Land geben und fein Neid. 


Da handelten den Thoren gleich, . 


14* - 


— 
8 


211 


s 


“ 
31% | M. v. 8920 (8570). 1a 


3765 di dä sculdich wären. 
daz sagich iu «zvären, 
daz si vore quämen, 
dö si vernämen, 
daz man in gnüc wolde geben. 
3770 si wären zvene genpben 
unde strebeten näh gifte 
unde brächten al gerihte 
sih selhen des ze mären, 
daz si daz geide wären, 
8775 di den mort heten getän. 
mit rechte soldiz in irgän, 
alse si heten gewurben: + 
mit standen si worden 
von dem libe getän. 
3780 nughöret wjz dar zö —eſ 
Si giengen vor Al 
dö si des Norden verjän, 
der kuninc ne wolde niht beiten, 
er hiz daynam leiten 
3785-unde daz man si irklüge. 
si bäten in gnüge. _ 
si: no gerten neheiner geben, 
wen daz er si lieze lehen; 
wander daz selbe sprä&ehe, 
8700 daz erz niemer ne geröche 
mit neheiner slachte leige. 
unde maneten-im siner eide, 
daz er ci lieze genesen 
unde lieze si imer arm wesen 
3795 in anderen richen. 
er sprah "werliehen: . 
„ir müzet zit deme töde streben, 
wande ir sult curze wile lehen.“ 
Ir gescrei unde ir gedöz 
8800 daz ‚wart michel unde gröz, 


[a 


2183 


3765 Die da ded Mordes fehuldig waren. 
Das ſollt ihr jekt von mir“erfahren, 
Daß fle vor den König kamnen.— 
Da fie Die Kunde vernahmen, " 
Daß ihnen man noch Lohn bewite. 
3770 Es waren Verwandte beide, 
Und trachteten zu werden rei ⸗ 
Und mußten dadurch alſogleich, 
Sich felber offenbaren, 
Daß fie das beide waren, ., * 
3775 Welche: diefen Mord begangen. 
Sie follten bald das Recht erlangen, 
Wie fie es jelber warben:o 
Mit Schimpf und Scharen ſie verbarben 
- Und wurden von dem ’Keib gethan. 
3780 Wie's dazu Fam, dad Hört nun an. 
Sie ftellten fih vor Alerandrig. 
Da fie zum Morde fi befmenten,« 
Der König wollt! nicht Zeit nerlieren, 
Er bieß fie ‚gleich. von dannen führen, 
3785 Damit man fie — 
Sie baten ihn zur Gyüge. 
Nach Gaben ging nich mehr ihr Streben, 
Nur daß er ließe fie am Leben; 
Denn er felber hah' Aeiprochen, 
3790 Daß von ihm ed werd’ gerochen 
Nie mit irgend einem Leide. 
Sie mahnten ihn an feine Eide, 
Daß er, fie möge lafien leben 
Und arm, wie immez, fich begehen 
3795 Nach andern fernen Reichen. 
Er ſprach drauf ohn! Ermeichen:” 
.„Ihr müßt dem Tode euch ergeben, 
Denn Furze Zeit nur dürft ihr. leben.“ 
Ihr Gefchreitung ihr Geo |. 
8800 Das ward nun erſchrecklich groß,: 


Ri 
3 
» 


214 M. v. 3986 (3606). yiä 


d6 man si z’einem galgen 
zouch dä behalben - 

an. eine vil ufreine stat, 

alse der kuninc hiz unde bat. 

83805 er IMz-si schentlichen han 

unde sprah: „höret alle mine man: 

üher iteslich hät gesprochen, 

ich habe nu zebrochen 

mine irüwe unde minen eit: 

8810 nein ih, mir were vil leit, 
daz meineide svöre; 
ih svör, ägz: ih irföre, 
well den«mort hete getän: 

man ne sa®dem untrüwen man 

3815 neheine tr#we leisten; 

j sva man in. mach vereischen, 
mas. sol in .brinnen unde slän, 
radebre®hen oder hän, 
alse dise zyv&äne böse man, 

3820 di disen mort haben getän: 

di nerbarmer®mir niet. 

daz was gemginlichen lieb 
den Persen whde den Criechin. 
lob si fme dö riefen 

3825 unde sprähen, dag er were 

“ ein rehter richtere. 

Alexander warb mit sianen 
unde hiez ime gewinnen 
Darien tohter. r 

3830 vil wol er gedächte, . 
wes ime der riche kunino bat, 
dö°er an sinem ende lac, * ° _ 
sviz „it ime quöme, 
daz er ze wibe näme 

8835 Roxanjen di scänen 
unde ‚saztir üf di erönen. 


* 


3805 


3810 


3815 


3825 


3830 


3835 


har 215 


Als man fie zum Galgen eben * 
Schleppte und baneben 

An eine gar unreine Statt, 

Wied der König hieß und bat. 

Er hieß zunt Schimpf fie hängen dann 
Und ſprach: „hört alle meine Mann: 
Euer jeder hat gefiprochen, 

Daß ich Habe nun gebrochen . 

Meine Treue und meineg Eid: * 
Ich, negn, mir wäre wahrlich leid, 
Daß i meineibig ſchwüre; 

Ich ſchwur allein, daß ich erführe, 
Wer den Mord Hätte gethan: Ä 
Man fol dem ungetreun Mann 
Nicht irgend eine Treue erzeigen; 

Wo man ihn nur kann erreichen, 
Sol man ihn fehlagen una verbrinnen, 
Strick oder Rad ihm zuerfennen, 

Wie dieſe zwei verruchte Mann, 


3820 Die haben dieſen Mord gethan. 


Nicht kann ich ihnen guädig ſein.“ 

Sehr war hiefes insgemein 

Den Berfen und den Griechen lieb, 

Lob zu fagen fies da trieb; 

Sie fprachen, daß ey märe 

Ein Richter, wie ed fich gehöre. 
Alexander warb mit Sinnen 

Und wollte fich gewinnen 

Ded Darius Tochter. 

Gar wohl gedenken mot er 

Des Wunfches, des ner König ſprach, 

Da er an ſeinem Ende lag, 

Wie es mit ihm auch käme, 

Daß er zum Weibe naͤhme 

Roxanjen die Tochter ſchön 

Und hieße fie unter Krone gehn, 

k 


© 


216 M. v. 3092 (3642). 210 


Alexandren des bedähte, 
daz ir wol wesen mohte. 
unde dö daz brütlöft was bereit, 
3840 Alexander. einen brieb screib; 
. siner müter heim ze lande 
er in vil schiere sande 
unde enböt ir, wiiz im was irgän, > 
daz er ze wibe solde hän 
38#5 Darien tohter. 
zö sinem brütlöfte 4 
bat er daz si queme, # 
svanner sin wib n&me 
unde dar näh geliche 
3850 di armen unde di riche. 
Sine boten er ouh sante 
heim ze Criechlande 
unde hiz,..daz lant berihten. 
‘unde ein brütlöfte stiften 
3855 in allen dem gebere, 
alser dä selbe were, 
daz teter alliz umbe daz, 
daz man wiste deste haz 
ubir manige riche mere, 
3860 wiz ime irgangen wöre 
in persischen riche. 
vil kunincliche 
stifte man di wirtscaf, 
alsıns daz huoch hät innenbrächt, 
3865 drizich tage unde ouli me. 
weder sint noh & 
newart nihein wiztscaft 
nit" sulhen .eren vollenbräht, 
iz ne töte der kuninc Salemön. 
3870 vil michil was. sin richtuom 
| ubir manige kuninge riche. ' - 
er lebete_keiserliche, 


ı fi 


217 


Alexandern .fchien das rechte, 
Das er dieſes Gluͤck ihr brächte. 
Und ala die Hochzeit war gericht, 
3840 Schrieb Alerander einen Bericht; 
Seiner Mutter heim zu Lande 
Sn Eile er ihn ſandte 
Und fagte ihr, wie's Ku ergangen, 
Daß er zum Weibe ſollt' erlangen 
3845 Des Darius Tochter. 
Zu ſeiner Hochzeit mocht' er, 
Daß feine Mutter kaͤme, 
Wann er fein Weib nun nähme 
Und dann ſuchte auszugleichen 
3850 Die Armen und die Reichen. J 
Seine Boten er auch ſandte 
Heim zum Griechenlanbe 
Und hieß das Land einrichten 
Und eine Hochzeit richten 
3855 In allem dem Gebäre, 
Als ob er felbft da wäre. 
Das that er alles nur um bas,: 
Damit man müßte deſto baß 
Durch viel berühmte Neiche meit, 
3860 Wie's ihm ergangen biefe Zeit 
In den perfifihen Reichen. 
Königlich vhne Gleichen 
Mard die Mahlzeit . zugerichtet, 
Wie und dad Buch genau berichtet, 
8865 Dreißig Tage und noch mehr. 
Meder nachher noch vorher 
Ward wohl ein Mahl mit folder Pracht 
Und ſolchen Ehren je sollbragit, | 
Wenn nicht vom König Salemon. 
3870 Gar herrlich firahlte dort fein Thron, 
Mehr als vieler Könige reich. 
Er lebte einem Kaifer gleich; 


w 


218 M. v. 4023 (3678). 


wander kundiz wol bedenken. 
dri hundirt schenken 
3875 häter aller tagelich. 
daz were ungeloublich 
iemanne ze sagene, 
ne we£riz uns vil ebene 
in den bubchen niht gescriben 
3880 unde von der wärheite bliben. 
ouch heter ze sinen tische 
fleisch „unde vische 
sö ummäzlichen vile, 
daz,män is gelonben niht ne wile, 
8885.-wander was her unde, rich. 
‚buch höter aller tagelich 
drizich malder simelen. 
des beriet in got von himele. 
ze siner cuchenen man ouh gab, 
3890 des neheines tagis ne gebrach, 
zehen sumersäzen 
veiz unde grözen 
unde dar zö drizich rinder . 
möerre unde minder 
3895 unde dar zö hundrit wedere. 
sin dienist daz stunt ebene 
an fugile unde .wiltprät. 
der herre hete sinen rät 
gescaffit wol mit liste; 
3900 wander genüch wiste, 
diz möse man ime gewinnen 
mit liebe unde mit minnen 
äne roub unde än ungemach, 
daz ime nichtis ne gebrach. 
3905 Do di brütlöft was gelant, 
dô quam ein bote alzehant, 
der sagete Alexandrö sus: 
„hi comet der kuninc Porus 


Er brauchte nicht ſich zu beſchränken. 
Drei hundert Schenfen 
3875 Hatt' er alle Tage. 
"Dem möchte, was ich fage, 
Wohl Feiner Glaubest geben, 
Menn e3 nicht deutlich ehen 
Uns in den Büchern wär’ gefchrieben 
3880 Und bei der Wahrheit treu gebliehen. 
Auch hatte er ar feinem Tifche 
Fleifh und Fiſche 
So viele ohne Maßen, 
Daß es fih kaum will glauben Laffen, 
3885 Denn er war gar hehr und reich. 
Auch hatt’ er alle Tage gleich 
‚ An Semmeln vreißig Malter, 
Dafür forget’ Gott ihm der Erhalter. 
Auch gab zu feiner Küche man — 
38890 Und feinen Tag gebrach’8 daran — 
Zehen Schlachtfliere, . 
Feifte, große Thiere, 
Und dazu dreißig Rinder, 
Mehr noch oder minder; 
8895 Dazu auch hundert Winder ſchön. 
. Sein Tifch der war gar wohl verſehn 
Mit Vögeln und mit Wilde. 
Der Herre hatte milde 
Und Eugen Sinnes deſſen Acht. 
3900 Da er genugfam das bedacht, 
Er müſſe ſich dieß gewinnen 
Mit Liebe und mit Minnen 
Ohn' Raub und ohne Ungemach, 
Daß ihm an nichtd ed je gebrach. 
3905 Als die Hochzeit war im Stand, 
Da kam ein Bote gleich zur Hand, 
. Der machte Alerandro Fund: 
„Der König Porus kommt zur Stund 


219 


230 M. v. 4062 (3712). 


mit micheleme geile 
3910 Dariö zehelfe.* 
daz was Alexandrö ungemach; 
dö der bote diz gesprach, 
dö sameneter ®ine heriscraft 
unde vör „mit micheler eraft 
3915 in gagen im in Indiam . 
uber eine heide freisam. 
dä liden si michil ungemach 
von der sunnen den tach 
unde des nahtis von den wormen. 
3920 ze räte si dö worden, 
si ne mohten dise Jeit 
unde sulich arbeit 
langer niht verliden: 
ze kinden unde ze wiben 
3925 wolden si heim k£ren. 
si sprächen, ir hörre 
.wäre ein wunderlich man, 
waz er sühte in Indiam. 
Si sprächen almeistich, 
3930 si höten geleistit, 
daz si ime svören, 
dö si von lande fuoren: 
si hulfin ime bedvingen 
mit ir jungelingen 
8935 Darium den richen 
vil ernistlichen 
beide vàn oder slän. 
„nu habe wir diz getän, 
sprächen si algemeine 
3940 gröz unde cleine “ 
nu gebrichit uns des libes; » 
oah verdrüzit uns des wiges, 
unse lant stèt umbewert, 
waz ob manz brinnit und heret, 


Mit eifrigftem Erdreiſten, j 


3910 Dario Hülf zu leiſten.“ 
Das war Alerandıy ungemach? 
Als der Bote dieſes ſprach, 
Da ſammelte er ſein mächtiged Heer 
Und fuhr mit großer Kraft einher 


3915 Entgegen ihm in Indiam. 


Durch eine graufe Heide er Fam; 
Sa litten fle großes Ungemach, 
Die Sonne plagte fie bei Tag - 
Und in der Nacht?die Drachen. 

3920 Sie hielten Rath unbe fprachen, 
Sie Fünnten dieſe Leidenslaft. 

Und einer folgen Mühe Praſt 
Langer nicht erleiden: 
Zu Kind und Weibe beinen - 

3925 Wollten heim fie kehren. 

. Sie ſprachen, daßeihr Herre 
Wäre ein munberlicher "Mann; 
Was er fuchte in MAndiam. 

» Die meiften fpradgen eben, 

3930 "Sie hätten treu gegeben, 

»Waãs fie ihm damdis ſchwuren, 

Als ſie von Hauſe fuhren: 

Zu helfen ihm bezwingen 
Mit ihren Iüngelingen 

3935 Darium den reicheit 
Mit gar muthigen Streihen 
Beides ſchlagen oder fahn.. 

„Num haben wir dieß auch gethän, 
Sprachen fie insgemeine, 

8940 Große fo wie Eleine, 

a Nun ift der Leib von Mühe- matt; 
* Auch haben wir des Streitens fett. 
Unfer Land fteht unbewehret, 


z 


.. O6 man es brennet umd verhehret, - 


221 





232 M. v. 4098 (3748). 


‚3945 sö nist dä mieman. der iz were,“ 
dö wolde daz here -- 
almeistie wider kören 
unde gesvichen ir härren. 
Ouch sprächen si geliche, 
3950 wolder dihein riche 
vorder mer bedwingen, 
sö möster gewinnen 
niuwe urlouges map; 
si lötens sö vil 
3955 daz manz wol®rnöhte scowwen. 
si sprächen: wir sin sö verhouwen, - 
‘ daz uns verdrüzit, daz wir leben, 
er mach uns wol urlöb geben 
unde läze uns wider kören * 
3960 Alexander der höre, 
der vernam ir geböre; . 
des wart sin herse sväre , 
unde giene üT einen bere gtän 
nnde bat dar zögme An, 
2965 di mit ime wärgn comen, - j 


wander höte vern en 
rehte ir aller win, * 
er sprah: „vil liebe gesellen, 
saget mir darh über güte 
3970: rechte üher gemüte. 
wollet ir von mi?” scheiden 
an dirre wästen heiden, 
daz ist or herzelichen „leit, Ä 
wande ir lözet mih hie in arbeit, 
3975 uns sint di Perses 's6 'gram, 
wir hän in leidis vil getän; 
des .nehänt si mikt vergegzen: 
helede vermezzen, 
nu ihz sol sprechen, ' 
3950 mugen si sih. Berechen, - 


4 


⸗ 


2323 


3945 So ift da Niemand, der es wehre.”" 
+ Da wollten nun im Heere 
Die Meiften heimwaͤrts Tchren 
Und laſſen ihren Herren. 
Auch ſprachen fie ingleichen: 
3950 Wollt’ er auch andre Reihe 
Fürver noch bezwingen, 
Sp müßte er gewinmen 
Zum Zuge neue Krieger dann; 
Ste hätten des fo viel gethan, 
3955 Daß ſich's wohl ließe ſchauen. 
Sie ſprachen: „wir find fo verhauen, 
Daß und verbrießet, DaB wir leben. 
Er mag und nun wohl Urlaub geben 
Und beim und laffen kehren.” 


. 3960 Alerandıro dem Herren 


Dem warb Ihr Gebaren funds 
Dep ward fein Herz bejchwert zur Stund, 
Er ging auf einen Berg zu ſtehn . 
Und bat, daß zu ihm möchten gehn, 
3965 Die mir ihm waren gekommen, 
Da er hätte vernommen 
— was alle ſie beſchloſſen. 
Er ſprach: „viel liebe Genoſſen, 
Kündet mir durch eure Guͤte 
3970 Offen euer Gemüthe. 
Wolle ihr non mir fiheiden 
In dieſer mwäften Heiden, 
Das wäre mir von Herzen leid, 
Ihr laſſet mich Hier in ſchwerem Streits 
3975 Uns find gar fehr die Perſes gram, 
Wir haben viel Leides ihnen gethan; 
Das haben fie nicht vergeflen. 
Helden ihr vermefien, 
So muß ich ed denn ſprechen, 
8980. Sie Fünnen ſich nun rächen, 


224 M. v. 4134 (3784). 


dar zö sint si vil gereit. 
ih sagiz ia mit der wärheit, 
vernement si disen unmäüt, 
den ir än nöt tät, 

3985 sö sin wir alle verlorn, 
iz si uns lieb oder zorn. 


Ih ne spreche diz darumbe nit; 


ist ia heim. ze. Jande lieb, 

| ih müz iu varen läzen: 

3990 ih ne were iu niht di sträzen. 
doh gedenkit dar ane, 
wes ih iu nu hie mane; 
ob ir dä heime iuwit sagit, 
des ir hie getän hahit, 

3995 daz ist’alliz ein wiht: 
ir ne habit hie getän niht. 
ih was jener, der.dä vächt. 

„.. Sit ir rehte bedächt, 

‚.. ir müzt der wärheite jen; 
4000 wandir hät iz alliz wol gesen, 
daz iz alliz was min rat, 

svaz ir hie getän hät. 
mir ne sah nie nehein man 
in dem sturme ubir höoer gäAn, 

"4005 noh ubir rucke zien, & 
noh zagelichen dannen flien.. 
ih vächt imer zevorn, . 
äne scult hän ih verlorn 
üher aller fruntscaft. 

40%0 er was ubile bedächt, 
der üh dar ane bräht hät, 
nu sol is werden der rät, 
der is nu werden mac: 

* ih gelebe lichte noh den tar, 

4015 müz ih dar under genesen 


. unde müz ih dan mit gnäden wesen, 


° 


225 


Dazu find fle gar wohl bereit. 
Ich fag’ es euch in Wahrheit, 
Wenn man von biefem Unmuth höret, 
Der ohne Noth euch nun beihäret, 
3985 Dann gehen wir zu Grunde alle, 
Es mach’ uns Freude ober Galle. 
Ich fag’ dieß nicht, euch Zwang zu thun; 
Steht euer Sinn zur Heimat nun, Be 
Ich muß euch ziehen laſſen, 
8990 Ich wehr' euch nicht Die Straßen. 
Doch gedenket daran wohl, 
Weß ich euch bier nun mahnen voll; 
Menn ihr daheim berichtet, 
Mas ihr Hier. habt verrichtet, 
38995 Das all' ifk nichtiger Bericht, 
Durch euch iſt's ja geſchehen nicht. . 
Ich war jener, der's gemacht. 
Wenn ihr des Mechten fein bedacht, 
Müßt ihr Die Wahrheit doch gefleben; 
4000 Ahr Habt das alles wohl gefehen, 
Daß alles war mein Rath allein, 
Was Hier durch euch gethan mag fein. 
Nie Hat ein Mann mich je gejehn 
In dem Sturme hinten gehn, 
4005 Noch mich zurüde ziehen, 
Noch feigen Sinns von dannen fliehen, 
Ich war im Kampfe immer vorn. 
Ohne Schuld hab’ ih nerlorn 
Euer aller Freundestreu. 
4010 Dem fand übler Nathichlag bei, 
Der euch darin geleitet hat. 
Doch ſoll dafür ſchon merben Rath, 
Wie er dabei mir werben mag, 
Ich erlebe Leichtlich noch den Tag, 
4015 Bleib’ ih nur unverfehrt dabei 
Und kann im Glüde herrſchen frei, 
Nexaudrr. 15 


— · 


226 M. v. 4170 (3820), 


sö gwinnich noh di man, 
di mir sein bi stän.“ - 
D6 Alexander diz gesprach,. 
4020 al. sin here, dag da lach, 
scamete sih durh nöt: 
iz wart bieieh unde vöt, 
wande si welden kören 
von irem lieben hörren. ° 
4025 si bejähen ir ‚seulde ' 
unde er gab in sine hukle, 
zehant si üf sprangen, 
frölichen si sangen, 
ane bunden si ir vänen 
4030 unde sprächen alle samen, 
si ne wolden von der stunt, 
di wile si wären. gesumt, 
ime niemer "me gesvichen. 
si kabin sikh frölichen 
4035 unde füreh hin in Iindiam. 
zegegen si dö quam 
ein bote starke gerant a 
unde fürte hriebe in daz lant, 
di sante dar in Porus. | 
4040 dar ane 'stunt gescriben zus: | 
„Bie veret after lande - 
"er roubsre Alexander . . 
unde gewinnet lutzele statelin. 
si mugeh wol vertarben sin, 
4045 di ime daz weren solden  - 
vil ungerne ihs ime wolde 
ze langer. wie xestaten. 
ih wene, ih wil in gösaten 
sturnis unde vehten 
4050 mit manigem Snellen knechte. 
come ih ime inpegene 
mit minen snellen Gegiomen, 


387 


So werd’ ich Helden wech gewinnen, 
Die helfen fördern mein Beginnen.” 
Da Alerander dieſes ſprach 
4020 AM fein Heer, dad da lag, 
Schämte fih niit ohne Noth: 
Es ward bleich und ward voth, 
Daß fie fih wollten kehren 
Bon ihrem lieben Herren, 
4025 Sie geftanden ihre Schuld. 
Und er gab ihnen feine Hulp, 
Segleih empor fle ſpraugen 
Und fröhlich wieder fangen; 
Auf handen fie ihre Fahnen, 
4030 Und ſprachen alle zufammen, - 
Sie wollten nicht von. Diefer Stand, 
So lange fie wären noch geſund, 
Ihm jemals mehr entrinnen; 
Sie brachen auf mit frohen Sinnen 
4035 Und fuhren hin in Indiam. 
"Entgegen ihmen darauf fam 
Ein Bote eiligft hergerannt _ 
Und führte Briefe in das Land, 
Die fandte ihnen Porud hin. 
4040 Gefchrieben fand alſo darin: 
| „Hier führet durch die Rande 
Der Räuber Alerander 
Und nimmt die Heinen Städtchen .ein; 
Die Schaar mag wohl verdorben fein, 
4045 Die ihm das wehren follte. 
Sehr ungern ich ihm wollte 
Noch lange es geſtatten; 
Ich denk' ihn zu erſatten 
An Sturme und an Fechten 
4050 Mit vielen ſchnellen Knechten. 
Komme ich ihm erſt entgegen 
Mit meinen ſchnellen Degen 
15* 


228 M. v. 4206 (8856). 29» 


ih wil in briagen inne, 
daz ih sine minne- 
4055 niemer ne gesüche, 
wandih ir nit ne rüche. 
mir ne geswichen di mine, 
ih tribin unde di sine 
wider heim ze lande. 
4060 wes wänet Alexander ? 
ih ahte üffe sine rede 
lutzil unde üf sinen fride. 
„Her für oauh wilen in diz lant 
Dionisins der wigant, = 
4065 ein kuninc mit grözeme here. 
manic tüsint was dere, 
di mit ime quämen 
unde scaden hie nämen. 
si worden alle sigelöß. 
4070 des heres, des er hie verlös,' 
des was ummäzlichen vile. 
ih wil bestän mit nitspile 
disen selben roubeöre. 
joh müwet mih vil söre, 
4075 daz ih dise rede tün sal. 
iz weiz doch di werlt al, 
. dez di Macedonjen 
deme h£örren von Indjen 
hie vore zins sanden 
4080 von irn landen, 
big Cresus wart geborn, 
daz wir den zins dä verlorn, 
daz was uns: ummöre: 
wir sprächen, daz dä ne were 
4085 niht sulbis, sö wir wolden, 
durh day wir setzen solden 
lb unde güt an ein heil 
unde ouh an ein urteil. 


4055 


4060 


4065 


4070 


4075 


4080 


4085 


Ich will ihn machen inne, 

Daß ich feine Minne 

Nimmer mag gewinnen, 

Nach ihr ſteht nicht mein Sinnen, 

Mich laſſen nicht Die Meinen, 

Ih treib’ ihn und die Seinen 

Wieder heim zu feinem Lande. 

Weß rühmt ſich Alexander? 

Ich achte feiner Rede nicht, 

Und was er und von Frieden fpricht. 
„Her zog vor Zeiten in dieß Land 

Dioniflus auch der Wigant, 

Ein König mit ‚großem Heere. 

Piel Taufend waren deren, 

Die mit ihm gefommen 

Und Schaden hier genommen. 

Sie wurden alle ſiegelos. 

Des Heeres, deß er hier warb bloß, 

Deß waren viel ohn' Maßen. 

Sch will im Krieg nicht laſſen 

Bon diefem Räuber eben. 

Das müht mich fehr Daneben, 

Daß ih muß ſolche Rede thun. 

Es weiß ja alle Welt doch nun, 

Daß die von Macedonjen 

Dem Könige von Indien 

Den Zins vor deffen fandten 

Hin von ihren Landen, . 

Bis Erefus ward geboren. 

DaB wir den Zins feitbem verloren 

Bar und nicht wicht'ge Märe. 

Wir fprachen, daß das wäre 

Nicht folches, jo wir wollten, 

Um das wir fehen follten 

But und Leben an ein Glück 

Und an des Entſcheids Geſchick. 


90: M. v. 4242 (3392). 23. 


umbe dise rede, wänich, 
4090 wurde wir des zinsis änich. 
Alexander, ih dir doh räte, 
baz dan du mir täte, 
ob mirs darft wäre. 
ih räte dir zwäre, 
4095 daz du mih Eres 
unde wider keres 
heim zö dinem lande, 
& dir dihein scande 
hegagene von mir; 
4100 daz rätich trüweliche dir. 
ne köristu niwit widere, 
ih gesetze dih vil nidere 
von allen dinen eren 
unde dä da here 
4105 niwit.an ne macht wesen. 
daz läz näh minem räte wesen. 
ouh sagich dir we£rliche: ü 
daz de mir min riche 
wenis an gewinnen, 
4110 daz comet von unsinnen. 
du müst mirz doh läzen. 
ih müge sin verwäzen, 
ob ihz dir nit newere 
mit minem kreftigen here.“ 
4115 Dö Alexander der küne man 
Pören botescaft vernam 
unde er sinen brieb gelas, 
vil harte smähe iz ime was. 
er sprah zö sinen allen: 
41%0 „wi sol uns diz gevallen? 
woldir tim minen rät, 
tät ane üher sarwät; 
wir sula dem stolzen Pören 
mit den sverten lönen, . 


Um diefer Rebe, muß ich glauben, 


4090 Konnte man den Jind und ranbem, . 


Alexander, ich rathe Dir 
Befler, ald du gethan wohl mir, 
Wenn's Noth geweſen wäre. 
Der Wahrheit gebe ich die Ehre 


4095 Und rathe dir, daß du mich ehreſt 


Und wieder mit dem Heere fehreft 
Heim zu deinem Lande, 
Eh’ dir eine Schande 
Werbe angethan von mir. 
4100 Das rathe ich in Treuen Dir, 
Willſt Du nit Heim Dich wenden, 
Ich werde bald Bir enden 
Alle deine Ehre 
Und Dich feßen, wo du Herre 
4105 Gar nichts ferner möchteft bleiben. 
Laß meinen Rath dich treiben. 
Auch fage ich in Wahrheit bir, 
Daß du meine Herrichaft mir 
MWähnft abzugewinnen, 
4110 Das fommt von thärigen Sinnen. 
. Du mußt es mir bed laffen. 
Ich wär von aller Kraft verlafien, 
Könnt’ ich dir's nicht vermehren 
Mit meinen Träftigen Heeren.‘ 
4115 Als Alexander der fühne Maun 
Des Porus Botfchaft da vernahm 
Und er gelefen feinen Brief, 
Kräntte dieſe Schmach ihn tief. 
Er fprach zu den Seinen allen: . 
4120 „Wie fol und dies gefallen ? 
Seid ihr zu meinem Rath bereit, 
Thut an euer Panzerkleid; - 
Dem folgen Borus wollen 
Wir Lohn mit Schwertern zollen, 


83 


2332 
4125 


4130 


4135 


4140 


4145 


4150 


4155 


4160 


M. v. 4278 (3928). 


daz; er Bionisen, 
den frumigen unde den wisen, 
ie torste bestän: 
daz sol ime an den leben gan. 
ouh was des luzele nöt, 
daz er uns her enböt 
sö smöliche eine botescaft. 
mir ne gesviche mine craft, 
er solis zewandele stän.“ 
daz lobeten alle sine man. 

Dö dise rede was getan, 
Alexander screib sän 


deme kuninge Porö einen brief: 


starke er in dar in berief, 
alser wol mohte, 

von siner unzuchte; 
wande er héête gehört . 
an sinem brieve scheltwort. 
er enböt ime ouh möre, 
daz daz ubil wöre, 

daz sihein edele man 
solde wesen hönsam. 

er sprah, daz brün ysen 
daz solde wol gewisen, 
wä der helt möre 

in der nöt wäre: . 

dä man solde stechen 
unde speren brechen 
unde di scilde houwen, 
dä mohte man scouwen 
manneglichis ellen 

under den gesellen - 
unde degenis gebere. 

ime were vil ummöre, 
waz der hunt gebulle 
unde grene unde sculie, 


238 


4125 Dafür daB Dionyfen er, 
Den tapferen und weifen bebr, 
Je gewagt hat zu beitehn: 
Das fol ihm an das Leben gehn. . 
Auch that es defien wenig Noth, 
4130 Daß er uns hierher entbot 
Sp eine Botfchaft voller Schmach; 
Wenn mich die Kraft nicht Laffen mag, 
Sol er mir deſſen Rechnung ſtahn.“ 
Das lobeten au feine Dann. 
4135 Da diefe Rede war getban, 
Alexander fihrieb. ſodann 
Dem König Poro alſobald 
Einen Brief, drin er ihn fchalt, 
Wie er wohl es durfte, hart 
4140 Wegen feiner groben Art; 
Denn geböret hab’ er dort 
In feinem Briefe fchimpflih Wort. 
Er entbot ihm ferner au, 
Daß das wäre übler Brauch, 
4145 Wenn ſich irgend edle Helden 
Mollten Schmach anthun mit Schelten. 
Er ſprach, das blanke Eiſen 
Das ſollte wohl beweiſen, 
Wo der Held, der ruhmreiche, 
4150 In Gefahr und Noth ſich zeige: 
Wo man müfle flechen 
Und die Sperre brechen 
Und die Schilde hauen, 
Da Eönnte man auch fchauen 
4155 Männliches Anftellen 
Unter den Gefellen . 
Und eines wahren ‚Helden Streben. 
Das kümmre ihn nicht eben, 
Was der Hund auch knurre 
4160 Und belle und laut murre, 


224 


4165 


4170 


4175 


4180 


4185 


4190 


4195 


M. v. 4314 (3964). 


der ime, alsime dückte, 
gescaden nibt ne mohte. 


Dö Porus disen brieb gesach, . 


dö was me daz vil ungemach, 
daz dar ane stunt gescriben: 
ime were lieber, wärer bliben. 
er ne sante Alexandrö sider 
neheinen anderen wider, 
wandin dvanc der gröze zom, 
den sin heter näh verlora; 
doh geböt er sine hervart. 

dö quam ime manich mör svarz, 
di ime woldin helfin. 

si brachten manich elfent. 
von den wil ih ü sagen, 
wiliche sterke si haben. 

si ne hänt in ir gebeine, 

nu merket, waz ih meine, 
nieren nehein marc. 

si sint üzger mäze stark. 

man mach üf si büwen, 
wilit irs getrüwen, 

turme unde berchfride. 

vil stark sint in di lide. 

ouh sint selbe vil gröz. 

si ne vorhtien slach noh stöz 
in neheinen stunden. 

man nemac si niwit wunden, 
wen in den nabel under; 

daz ist ein michil wunder. 

ist abir ieman sö tumb 

er si alt oder jumc, 

der iz in den nabel wil irsläan, 
der mac niemer sö gegän, 

er negwinnis gräüze nöt 

unde den bitteren. töt. 


‘235 


Der ihm, wie es ihm ſchiene, 
Doch nicht zum Schaden diene. 
Da Porus dieſen Brief geſehn, 
Da mocht' ihm das wohl nahe gehn, 
4165 Was darinnen fund geſchrieben. 
Er wünſchte, der Brief wär’ unterblieben. 
Seitdem ſandt' Alexandern er 
Einen andern nimmermehr, 
Denn ihn bezwang der große Zorn. 
4170 Er Hatte beinah' dem Sinn verlornz* 
Do ließ das Heer zu Feld ex ziehen, 
Manch ſchwarzer Mohr ſchloß fi an ihn, 
Die wollten ihm zur Seiten 
Mit viel Elefanten reiten. 
4175 Bon denen will ich nun euch fagen, 
Welch' eine Kraft fle tragen. 
Sie Haben in ihrem Gebeine, 
Nun merfet, was ich meine, 
Mahrlich nirgendwo ein Mark. 
4180 Sie find über Maßen ſtark. 
Man kann auf fie wohl bauen, 
Ihr dürft darauf vertrauen, 
Thürme und Bergfriede. 
Gar ftarf find ihre Gliede. 
4185 Auch find fie gar gewaltig groß, 
Sie fürchten weder Schlag noch Step 
Zu jeder Zeit und allen Stunden. 
Man Eann fie nicht vermunden, 
Al nur am Nabel Dinunter; 
4190 Das ift ein großes Wunder. 
Iſt aber einer dumm genung, 
Mag er alt fein oder jung, 
Der's in den Rabel erfchlagen wi; 
Der kommt nicht ſchnell genug zum Ziel, 
4195 Daß er nicht Babe große Noth 
Und zuletzt den bitter Tod. 


3346 


4200 


4205 


4210 


42315 


423230 


42325 


4280 


M. v. 4350 (4000), 


wande swenne s6 erz stichit, 
schire iz sih selben richet - 
unde vellet üf in der nider 
unde ne lebet niwit langer sider. 
sus wirt in beiden der lib benomen, 
ob ihz rehte hän vernomen. 

- Ouh hätiz eine natüre, — 
daz wirdit ze süre 

den alden joh den jungen — 
sven ez mit Siner zungen 

m dem sturme mac irlangen, 
des leben ist irgangen. 

alsiz gevellet ouh der nider, - 
üf ne komet iz niwit sider, 

iz müz dä ligende bliben, 
wandiz ne hät niht knieschiben, 
wellent irs gelouben; 

des ne machiz naiht gebögen 

an den. schenkelen sin gebeine. 
iz ist vil harte reine 

an allen sinen libe. 

iz treget wol äne zvibel 

in strite unde: in sturme 
berhfriden unde turme 

unde riter dar inne, 

iz wiset mit grözeme sinne- 
sin meister, . der dämite kan. 

ig nemae nieren gogän, 

daz lant nesi där ebene. 
beginnit man. ime zegebene 
röten win oder blüt, 

des gewinnet iz freislichen müt. 


sus mac man iz bedvingen 


unde dar 20 ‚bringen, 
daz manz wiset, svä man wile, 


ze froweden unde ze nitspile. 


237 


Denn wann er es geſtochen, 

"Schnell hat es ſich gerochen 
Und faͤllt auf ihn darnieder. 

4200 Zum Leben kommet er nicht wieder. 
Sp wird den beiden ber Leib. genommen, 
Wenn ich ed richtig Hab’ vernommen. 

Auch hat's eine angeborne Art; — 
Und das trifft allefammt gar Hart, 

4205 Die Alten wie die Jungen, — 

Wen es mit feiner Zungen 
In dem Sturme Tann erlangen, 
Defien Leben iſt vergangen. - 

Wenn es felber fällt darnieder, 

4210 Erhebet es fich nimmer wieder. 

Es muß zur Stelle liegen bleiben, 
Denn ed bat Feine KAniefheiten . 
Glaubt es mir, ich thu' nicht lügen; 
Darum kann es auch nicht biegen, 

4215 An den Schenkeln ſein Gebeine. 

Es iſt vollklommen reine 

An ſeinem ganzen Leibe. 

Es trägt ohn Übertreiben 

Im Streite und im Stürmen 

4220 Bergfrieden ſammt den Thürmen 
Und auch die Ritter drinnen. 

Es lenkt mit klugen Sinnen 

Sein Meiſter, der ſich drauf verſteht. 
An keinem Orte es wohl geht, 

4225 Es ſei das Land denn eben. 

Beginnt man ihm zu geben 
Rothen Wein oder Blut, 

Daraus gewinnt es grimmigen Muth. 

So fann.man ed bezwingen 

4230 Und kann dazu ed bringen, 

Daß man e8 lenkt, wohin man will, 

Zum Kampfe und zum Freudenſpiel 


288 M. v. 4386 (4086). 


Alexander der riche 
gedähte wuauderliche 
42335 zehant dö er vernam, 
daz Porus gegen ime quam. 
unde elefande. brähte, - 
wislichen er dächte. 
mit listiclichen sachen . 
4240 hiez der herre machen 
erine bilede 
gescaffen alse helide. 
enbinnen wären si hel . 
unde wären criechisches ſaris vol, 
42345 mit den bilden hiez er laden. 
manigen. yseninen wagen 
unde scäf sine gewarheit 
gegen Pören here breit . 
unde hiez sine holden, 
4250 di ime helfen welden, 
daz si d&chtem dar am, 
er wolde Porum bestän. 
des morgenis alsiz tagete, :- 
di wartman üz dö draveten 
42355 von iewedere meanige 
unde bescoweten di degene, 
San des margenis ‚frou 
dö gereite sih dar sh 
di menige ia heiden 'siten, 
4260 alse si wolten ssriten. 
Porus dä. vore sande 
sine elefande 
ze vorderist vor siner schare. 
des wart Alexander geware 
4265 unde schickete dä ingegene 
di brinninde killden - ’ 
‚vor sinen .wiganden.. 
man gab den ;olefanden 


Alexander ber reiche 
Saun wunderbare Streiche 
4255 Sogleich als dieſes er vernahm, 
Daß Porus ihm entgegen kam 
Und Elefanten brachte: 
Pit Klugheit ers bedachte. 
Pit liftenreichen Sachen 
4240 Befahl der Herr zu machen 
- Bilder erzgegoffen, 
Gleich feinen Kanıpfgenoffen. 
Im Innern waren diefe Hohl 
Und waren griechifcgen Yeuerd vol. 
4245 Die Bilder lieh er tragen 
Auf vielen eifenen Wagen 
Und ſchuf dadurch ſich Sicherheit 
Vor des Porus Heere breit 
Und ſagte ſeinen Holden, 
4260 Die ihm helfen wollten, 
Daß fie wohl gepächten 
Ex wolle mit Poro fechten. 
Des Morgens ald der Tag kam am, 
Da ritten aus Die Wächter dann 
4255 Bon jeder Menge entgegen 
Und ſchauten an Die Degen. 
Alsbald des Morgens in der Fruh 
Da rüftete zum Kampfe zu 
Die Menge ſich von beiden Seiten, 
42360 So wie file wollten ftreiteh. 
Porus aber vorher fanbte 
Seine Glefanten 
Bornen an vor feinen Scharen. 
Alexander thaͤt's gewahren, 
4265 Dagegen er nun ſandte 
Die Bilder mit dem inneren Brande 
Bor feinen Wiganden. . 
Man gab den -Efefanten 


0 M. v. 4422 (4073). 


röten win unde bit: | 
42370 des wart irgremet in der. müt; . 
des hugeten wol zem starme, 
di da ‘wären in- di tarme. 
ober di elfande, - 
di künen wigande - - 
4375 unde di türliche rocken, 
46 begumden lecken 
di elfande di bilede; 
si wänden daz iz, helede . 
weren sicherlichen. 
4380 si gebärten freislichen, 
wande si heten groze nöt. 
der tiere bleib da vil #öt, 
wande si brasten ir mülen 
an den glündigen sülen 
42385 von des füris flammen. 
di dä quämen dannen, i 
di fiuhin durh dag here wider. 
si ne scadeten niwit mör sider, 
wen ‚dag si di frunt irträten, 
4200 dä si’dannen gäten. 
Do begundiz gäan..an di nöt, 
dä mannelich den töt 
vor siten ougen Sach gereit. . 
mit vil grözer arbeit 
4295 Alexander den sinen half. 
Porus in 'andirhalf 
manete di möre, 
alsir wol mugit gehören: 
„dirre. tübiles Alexander 
4300 stellet michil wunder;- 
er ist ein ungehüre man, 
vil manige böse list er kan: 
er tät uns grözge seande. 
er hät unse elefande ' 


241 


Zu trinken rotben Wein und Wut: 
4270 Davon emtbrannt in Grimm ihr Muth; 
Das fpornte an zu Stürmen, 
Die da waren in den Thürmen 
Über den Elefanten, 
\ Die Fühnen Wigande 
4275 Und die guten Reifen. 
Da fingen an zu leden 
Die Elefanten die Geftalten. 
Sie Eonnten fie wohl halten ' 
Mit Sicherheit für Reden. 
4280 Das mußte ihnen Grimm ermeden, 
Denn fie Hatten große Noth. 
Her Thiere blieben viele tobt, 
Da ſie brannten die Mäuler 
An den glühenden Säulen 
4285 Don des Feuers Flammen. 
Die von bannen famen, 
Die flohen rüdwärts Durch das Heer. 
Sie ſchadeten feitvem nicht mehr, 
Als daß fie die Freund’ zerfließen, 
4290 Da fle in Eil' vas Feld verließen. 
Darauf begann erſt recht die Not, 
Da jenermänniglih den Top ° 
Bor feinen Augen ſah berett. 

Mit großer Mühe in dem Streit 
4295 Alexander den Seinen Hülfe weihte. 
Porus wieder auf feiner Seite 

Mahnete die Mohren, 
Das künd' ich euren Ohren. 
„Alexander, dieſer Teufelsheld, 
4300 Große Wunder vor uns ſtellt; 
Graunerregend iſt der Mann, 
Gar viele boͤſe Liſt er kann. 
Er thut uns große Schande. 
Er Hat uns unfre Elefanten 


Alerander. 16 


\ 


248 M. v. 4458 (4108). 23. 


4305 verbrant unde. verjaget: 

sehet, daz ir nit ne verzaget; . 

denket zö den handen, 

täre wigande, 

wande er ne mac uns niht gescaden. 
4810 wir suln stritis gesaten 

in unde sine recken 

mit den brünen.ecken. 

vile blöde sint di Criechen; 

sine sulens niht geniezgen, . 
4315 daz si luoderere 

ie durh unse unere 

in.diz lant torsten comen: 

si ne gewianint is .niemer fromen. 

mir ne gebreche daz svert in der .hant, 

4330 si müzen rümen mir diz lant. 

si wenent tumpliche, 

daz in unsem riche 

niht ne sin sö türe recken 

zö den scarfen ecken, 
4325 noh sö küne wigande, 

alse in Criechlande. 

ih verliese svaz ih. hän 

oder ih verleide in den wän 

unde bringe si der nider | 
4330 oder. ih ne bringe niemer wider 

heim gesunt minen lib 

oder ih -mache sühtende wib.. 

dä heim in irn landen. 

si müzen mit: scanden 
4335 von uns hiane rümen; 

ouh gebeite ih vil. küme,? 

Do der wise Alexander 

an den elefanden - . nn 

den sige mit listen gwan, 
4840 des frowete sih der stolze man; 


: 4305 Berbrennet und verjaget: _ 
Sehet, daß ihr nicht verzaget; 
Rüſte fich zum Kampf ber Hand. 
Jeder ware Wigand, 
Denn er kann und ja. nicht ſchaden. 
4310 Wir werden an dem Kampf erſatten 
Ihn und feine Reden 
Mit den blanken Schwertereden. 
Die Griechen find gar feig vom Sinne; 
Sie follen die Luft nicht werben inne, 
4315 Daß file den Bauch zu füllen 
Um unferer Schande willen | 
Gewagt in diefes Land zu kommen: 
Sie haben deſſen nimmer Frommen. 
Bricht nur Das Schwert nicht in ber Hand,. 
4330 Sie müſſen ‚räumen mir das Land, 
Sie mwähnen Thoren gleiche, 
Daß in unferm Reiche 
Nicht feien auch fo waste Reden 
Mit den ſcharfen Schwertereren, 
4325 Noch ſo kühne MWigande, 
Wie im Grierhenlande.. 
Ich fege, was ich habe, dran, 
Daß ich verleive ihnen den Wahn 
Und bringe fle darnieder 
4330 Oder ich bringe nimmer wieber 
Heim gefund meinen Leib 
Oder ich mache manch’ feufzenn’ Weib 
Daheim in ihren Landen. 
Sie müflen von uns mit Schanden 
4335 Zu ziehen ſich bequemen. 
Kaum kann ich mich noch zähmen.“ 
Da der meife Alexander 
Über die Elefanten 
Den Sieg durch feine Kift gewann, 
4540 Deß freute ſich der ſtolze Dann 
16* 


⁊ 


24 M. v. 4401 (4148). 


ouh gwan is sin here grög 
einen michelen tröst. 
di Indi begunden verzagen; 
si höten michelen scaden 
4345 vil nah där gewunnen. 
zesamene si dö sprungen 
unde begunden sih weren 
ingegen dem criechischen here 
unde spienen ire hornhogen: 
4350 ans ne habe dan buoch dan gelogen, 
sö wören di Criechen sigelös, 
ne were Alexander ir tröst 
mit den bileden niwit comen. 
. iz comet dicke ze fromen, 
4355 day der hörre sine man > 
ze nöte wol getrösten kan — 
unde williget mit dem güte; 
daz machet in stolz gemüte, 
unde er wider si süze 
4360 mit minlicher gräze | 
unde er ze vorderist an der Scären 
sin here selbe tar bewarh, 
Dö Indi solden verzagen 
unde man si begunde jageh, 
4365 dö gwan Porus der helt gät 
einen grimmigen mät. j 
der türliche wigant 
under sin here er dö sprane 
unde manete si vaste 26 der nöt. 
4570 miklicliche er in böt 
phellil unde side, 
g0lt unde gesmide. on 
er sprah: „untröst nist niet 8 3 
habit manlichen müt 
4875 unde weret alse helide 
üher lant unde üher selide 


8 


Und dadurch auch fein Gesreähanun 
Einen großen Troſt gewann. 
Die Inder, die beladen 
Waren mit großem Schaben, 
4345 Begannen ſchon zu bangen; 
Zufammen fie da jprangen 
Und fehten fih zur Wehre 
Entgegen dem griechiſchen Heere 
Und fpannten ihre Hornbogen. 
4350 Wenn und das Buch nicht Hat belogen, 
So mären die Griechen erlegen, 
Wär’ nicht Alexauder entgegen 
Zum Trofte mit den Bildern gekommen, 
Es kammt gar oft zu Frommen, 
4355 Daß der Herre feine Mann 
In der Noch wohl tröflen fann 
Und willig madt buch feine. Güte. 
Das macht ihn flolz in Dem: Gemüthe, ' 
Wenn er fie Gnade läßt genießen 
4360 Mit minniglichem Grüßen 
Und er zuvorderſt in ben Scharen, 
Vermag fein Heer jelbit zu bewahren. 
Als die Inner wollten verzagen 
Und man begunte fle zu jagen, 
4365 Da faßte Porus der Helde gut - 
Einen grimmigen Muth. 
Der fampfbereite Wigand 
Da, unter feine Schaaren raunt 
Und mahnte fie feſtzuſteh'n in Neth. 
4370 In feiner Milo’ er ihnen bot 
Pfellel und auch Seide, 
Bold und Gefcgmeibe. 
Er ſyrach: „Untroft a nirgend an; 
Sabet männigligen Mu th 
4375 Und haltet, wie es Heldenart, 
Euer Land und Haus bewahrt, 


‘246 


4380 


4385 


M. v. 4580 (4180). 


beide gät unde lib 

unde kint unde wib : . 
unde irwirbet &re unde rüm. 
ne wollint ir des niwit tum, 
»ö solt ir des gelo@ben, 

si sulin vor üheren ougen 
ühere liebe kint schenden 
unde üns in ellende 

triben üzer dem lande 


: in z2’ören unde uns ze scanden. 


Durh waz solde wir diz dolen? 
wir mugin vil wole 


in wigis gestaten. 


4390 


weiz got, wir sulin si gesaten 


'stritis unde vehte. 


wir habin so güte knehte 
unde sö manigen dietdegen. 


wir suln mit starken svertslegen 


4395 


uns an in rechen 
unde ir scare durhbrechen. 
si mugin sih uns nit irweren 


- noch den lib vor uns generen. 


4400 


4405 


wir suln in üf ir laster 
widerstän michil vaster, 
dan Darius habe getän, 

den Alexander hiz slän 

mortlichen in sin palas. 
hei, wi gröz unträwe daz was! 
weret üh, helede güt, ' 
unde haldet manlichen müt. 

fr sult in wisen 

daz scarfe brün yein, 

:türe wigande, 


4410 gedenket wel z6 den handen 


unde läget iu rüwen 
Dariam mit trüwen - 


"247 


Beides Gut fowie den Leib 

Und dazu auf Kind und Weib 

Und erwerbt euh’Ehr' und Ruhm. 
4380 Wollt ihr aber das nicht thun, 

Sp Eönnt ihr mir nur trauen 

Ihr werdet ed mit Augen fehauen, 

Das fie die Lieben Kinder fohännen 

Und viel Elend auf und wenden 
4385 Und und treiben aus dem Lande 

Zur Ehre ihnen, und zur Schande. 

Warum follen wir bieß tragen? 

Wir können ohne Zagen 

Ihnen wohl den Kampf geftatten. 
4390 Weiß Gott, wir wollen ſie erjatten 

Am Streit und. am Gefechte. 

Mir haben ja fo gute Knechte 

Und fo viele wadre Degen. 

Mir müfjen mit ftarfen Echwertſchlägen 
4395 Und an ihnen rächen 

Und ihre Reih'n durchbrechen. 

Sie Eönnen ſich vor und nicht wahren 

Noch den Leib gejund bewahren. 

Mir fol’n, da fie uns Eränken, 
4400 Auf noch feftere Abwehr benfen, 
Als Darius bat gethan, 

Den AUleranver der böfe Mann 

Morden hieß in feinem Echloß. 

Het, wie war da die Untrew groß! 
4405 So wehrt euch denn als Helden gut 

Und. behaltet Mannesmuth. 

Ihr follt ihnen mweifen 

Das ſcharfe glänzende Eifen. \ 

Jeder wackre Wigand — 
4410 Rüfte ſich zum Kampf der Hand 

Und laßt eüch ſchmerzlich reuen 

Darium mit Treuen . 


288 M. v. 4566 (4216). 33 


unde reohet sinen tt. 
warsmbe scalde wir dise nöt 
4415 von in langer liden? 
jon willent si uns vertriben 
üz von unsem riche. 
weret üh sö frumichliche, . 
daz man von den Mören. 
44230 her näh sagen höre, 
wi si ir lant werten, 
dö si di Criechin hereten. 
ir sult slän unde stechen . 
unde ir schare durhhrechen. 
4425 swer daz heil gewinnet, 
daz er hin entrinnet, 
daz er dä heime muge sagen, 
waz er hie gesehen hahe, 
wi si worden entfangen 
4430 in. indjischen landen.“ 
Dö Porus dise rede 
zö sinen heliden getete, 
do gewunnen si einen stäten müt. 
dö was dä manich helt güt, 
4435 den niht sö liebis ne was, 
: 56 dag si di scarfen sag 
teilten mit den gesten. 
ze wige si sih dö rusten, 
wande allermanne gelich 
4440 gehugete an daz volcwich. 
manie irwarb dä den tôt. 
dä mohte man scowen daz blüt 
von den Criechin fliezen. 
di Möre ouh dä liezea 
4445 manigen urlouges: man.. Ä 
sver mit dem lihe dannen quam, 
der mohtis imer frò sin, 
di kuninge fächten under in 


Und nehmt Rache für feinen Tob, 
Warum denn. follen in viefer Moth 
4415 Durch fie wir länger bleiben? 
Sa doch, fie wollen vertreiben + 
Uns aus unferg Reiche. 
Drum wehret euch mit tapferm Sireiche, 
Damit man lange no hernach 
4420 Bon ven Mohren hören mag, . 
Wie fle gewußt ihr Land zu mahren, 
Als fie beraubten griechiſche Scharen. 
Iht follet hauen fie und flechen 
Und follt ihre Schar durchbrechen. 
4425 Mer dann Has Heil geminnet, 
Dap er dem Kampf entrinnet, 
Daß er zu Haufe Tünne fagen, 
Was Hier ſich habe zugetragen, 
Bas für Empfang fie fanden 
4430 In unfren Indifchen Landen.“ 
Da Poruß dieſe Rede 
An feine Helden thäte, 
Gewannen ‚fie einen feiten Muth: 
Da waren viele Helden gut, 
4435 Denen liebered nicht3 geſchah, 
Als daß die ſcharfen Schwerter nah 
Sie braͤchten ihren Feinden. 
Zum Streit. fle fich vereinten, 
Denn jedermänniglich. bereit u 
4440 Gedachte an den großen Streit. 
Biele ermarben da den Tod. | 
Da Eonnte mon ſchauen das Blut fo roth 
Bon den Griechen fließen. 
Die Mopren au wohl ließen 
4445 Manchen ihrer Krieger da, 
Ä Wer feinen Leib gerettet fah, . 
- Der konnte deß ſtets froͤhlich ſein. 
Die Könige fochten in den Reih'n 


280 M. v. 4602 (4253). 29 


' unz ane den dritten tac, -- 
4450 sö nieman dä ne gesach 
biödis mannis gebaere: 
wi vil der waere, 
di dä lägen irslagen, 
“  daz nehörtih noh nie gesagen. 
4455 der den grözern scaden dä gwam, 
daz was Alexander unde sine man. 
' Dö Alexarider gesach, 
daz dä sö vil töt lach 
siner wigande — 
4460 alsö getäner scande 
was er & vil ungewone — 
vil schiere was er dö comen, 
dä er Porum gesach. ” = 
vermezenliche er 26 ime sprah: 
4465 „des habe wir, kuninc, laster, 
| daz unser zveier geste 
sö lange samt vehten, - 
unz di güten knechte 
beidenthalp werdent irslagen: 
4470 so ne muge wirz niemer mär verclagen 
noh niemer mer verwinden 
under ünsen ingesinden, 
nu läze wir di here stän 
unde in beidenthalben fride han 
4475 unde sver den zebreche, ” 
daz manz an ime reche. 
nu nem du, kuninc, wider mich 
umle ih ein einwich wider dich: 
sver daz AA’ gewinne | 
4480 unde mit gnäden comet hinne, 
dem werden des anderen man 
mit ir dieniste undirtän.“ - 
‘Porus der riche 
der giobete fröliche, 


251 


Bis zu dem Dritten Tage fort 
4450 Und Riemand mochte fehen bort 
Eines. feigen Mannes Gebaren. 
Mie viele deren waren, 
Die da erfihlagen Tagen, 
Das Härte ich noch niemals ſagen. 
4455 Der größern Schaden da gewann, ' 
Das wat Alexander und feine Mann. 
Als nun Alexander ſah, 
Daß todt fo viele Ingen da 
Seiner Wigande; — 
4460 Solch’ erlittene Schande ’ 
War ihm gar ungewohnt vorher — 
Da kam in großer Eile er, . 
Wo er den König Porum fah. 
Entichloffen fprach zu ihm er da: 
4465 „Deß haben wir, o König, Schande,‘ 
Daß unfer zweier Wigande M . 
So lang find im Gefechte, , 
Bis die guten Knechte u 
Beiderfeiten ‘find erichlagen: “ 
4470 Das können wir nie genug beklagen 
Und nimmermehr verwinden 
Unter unfern Ingefinden. 
Nun laffen wir die Heere ſtehn 
Und beiberfeiten Frieden fehn, 
4475 Und wer diefen Frieden bredhe, 
Daß man an ihm es raͤche. 
Nimm an, o ‚König, wider mich 
Und ich einen Zweikampf wider dich: 
Wer das Heil gewinnet 
4480 Und glücklich draus entrinnet, 
Dem werden auch des Andern Mann 
Mit ihren Dienſten unterthan:“ 
Porus, der reihe König gut, 
Gelobete mit froßem Muth 


268 M. v. 4688 (4288). 2 


"4485 daz Alexander där sprah. 
ime was zö dem campha eich, 
ver was vil langer, 
dan der kuning Alexander, 
zveier cläftere unde mör. 
4490 Porus was stark unde hör; 
des. getröster sich 
unde gelobete daz einwich: 
daz wart ime sint zeleide. 
di kuninge küme beide: 
4495 des kamphis. irbeiten; 
dar zö si sih bereiten. | 
ds si solden striten, - - 
'" d6 stunden in beiden siten . 
Ä di here, alse dä gelohit was. 
4500 di hörren zucten di sahs. 
rgesamene si dö Sprungen. 
woh, wi di svert clungen 
an der fursten handen, 
dä sih di wigande 
4505 hiwen alse di wilde awia, 
dA was nit. under in. 
michil wart der stahilscal; 
daz fiur hlickete ubir al, . 
dä si des. schildes rande 
4510 zehiwen vor di hande. 
si giengen alle wile 
wider ein ander z6 bile. 
wol nuzeten di ecken 
di türliche recken 
4515 ir geweder wider den anderen. 
dö dühte Alexanderen, 
dax er daz bezer habete... 
Pören lüt des irzagete 
unde ouh von unbeile . 
4530 vercristen algemeine. 


253 


4485 Was da Alexander ſprach. 

Er ſtrebte nach dem Kampfe fa. 
Bon groͤßrer Ling’ war er fürwahr, 
Ald König Alerander wer, 

Zmeier Klafter und noch mehr. 

4490 Porus war flart and hehr. 

Deß getröftete er fich 

Und gelobte den Einzelkrieg: “ 
Das ward ihm dann zum Keibe. 

Die Könige Eonnten beide 

4495 Ermarten faum den Einzelftreit, 
Zu dem fie machten ſich bereit. 
Als ſie nun follten ftreiten, 

Da ſtanden auf deinen Seiten 
Die Heere, wie gelobt vorher. 

4500 Die Könige zuckten ihre Wehr. 

Zufanimen fle da Tprangen. 

Ha! wie die Schwerter langen 

In der Fürften Handen, — . 
Da fih Die Migande — 

4505 Hieben’mte die wilben Schwein‘. 
Da mußte Zorn und Eifer fein. 
Sewaltig war des Stahles Schall, 

Das Feuer bfigte überall, | 
Da fie des Schildes Rande * 

4510 Zerhieben vor den Handen. Be 
Sie gingen ohne Unterlaf 
Ben einander in dem Kampfe baß. 
Wohl nügten die fharfen Eden 
Die teuerlihen Reden, | | 

4515 Ihrer jeder gegen’ den anbern. a 
Da deuchte Alexandern, 

Daß er im Vortheil ware. 

Porus Volk drob zagte ſehre 

Und ob des Unheils, das brach ein, 
4520 Da ward ein Stohaen allgemein, 


2. 


. 


254. M. v. 4674 (4329). 


under des Porus dare sach, 
Alexander gab .ime. einen slah 
unde tetimb an den stunden. 
eine sö grö&e wunden, 

45235 daz der michele. man. u 
zö der erde .gevallen quam. . . 


svi gerne er wider wolde streben: 


er no mohte langer niwit leben. 
er lach där ze "hant töt. 

4530 daz möse wesen durh di nöt,.. « 
‚wandime. Alexander | 
selbe mit sinen handen _ 
daz houbit von dem büche slüch: 
dö heter des camphes genüch. 

4585 Dö Pören here gesach, 
daz ir herre töt. lach, 
si ne verzageten niwit umbe daz, 
si fähten alle Jdeste bag, 

‘'„ wande dö begunden striten 

4540 di here von beiden siten . 

un gemischete sih ze samene 
grimme di menige. 
v dö hüb sich örist der wich. 
da verlös manie man den lib, 

4545». di grünen wisen worden röt. 
der Möre lach dä vile. töt. 
sö tetiz ouh..der Criechen. . 

« zegisele si dä liezen 
manigen ellenden gast. > 
4550 nehein helm ne was: sô vast, 
‚ Alexander ne slüge.der durh. 
dA wart gevollit manic furh 
mit dem blüte a] röt. 
dä was di grimmiste noͤt, 
"4655 di.där ie dehein ‚man. 
" in folcwige vernam, 


4 » 


A ____ 


Während Porus dahin ſah, er 
Gab ihm einen Schlag Alexander da, 
Und fehlug ihm zu der Stunde 
Eine fo große Wunde, . 
4535 Daß der mächtig große Mann 
"Zu der Erde gefallen Fam. 
Wie gerne er wollte wiberftreben,. 
Er Eonnte länger nicht mehr leben, _, 
Er lag da auf der Stelle tobt. 
4550 Es zwang ihn ja Dazu die Noth, 
Da ihm felbft der Wigand 
Alerander mit feiner Hand 
Das Haupt herab vom Rumpfe ſchlug. 
- Da batte er des Kampfes genug. 
4535 Als Dies des Porus Heer nun ſah, 
Daß ihr Herre tobt lag da,. . 
Doch nicht -verzagten fie um ba, . 
Sie fochten alle um fo baß, 
Denn nun begannen zu ſtreiten 
4540 Die Heere von beiden Eeiten 
Und miſchten fih zufammen 
Mit grimmigen Zornesflammen,, . 
Da hub fich erft der Streit recht am, 
Der Leib verlor da manch' ein. Mann. 
4545 Die grünen Wiejen wurden roth. 
Der Mohren lagen da viele tobt. , 
So auch den Griechen es geihah. .. 
Zu Geißeln ließen fie allda «  . 
Manchen Krieger gramgepreßt. 
4550 Nicht ein. Helm- war da fo feſt, 
Alerander fchlug ihn dennoch durch. 
Da ward gefüllet manche Furch 
Mit dem Blute überroth.. 
Da war die grimmigfte Rob 
4555 Die da je vernahm ein Mann, 
Dann ein Völkerkampf begann. 


“ 


255. 


. 


356 M. v. 4710 (4860). 


getunget wart di heide. 
dA vielen di veige, 
unz man üf si mohte gan. 
4560 dä wart vil leide getän 
‚manigen stolzen manne, 
di niemer ınd quam danne, 
di herren von Indiä 
di holeten grözen scaden dä, 
4565 wande Alexander 
frumete sulh wunder, ' 
daz is alle di mac jämer haben, 
di iz imör gehören sagen. 
. daz lüt von Mauritanje 
4570 daz habite sih zesamene 
unde gulden ein herte widergelt. 
da flöz daz biät ubir velt, 
di scare si durbbrächen; 
irn herren si d& rächen, 
4575 unde di Criechen slügen si’ wider. 
« dä viel manic töt nider. 
dä viel man wbir man. 
Alexander doh den sige nam 
ubir di grimmigen diet. 
4580 si negereten neheines friden niet, 
unz Alexander gelobete, 
daz nieman in ne scadete 
ane wiben unde an kinden: “ 
do entfiöngen si daz gedinge 
4585 unde wurden aHe undertän 
deme herren von Macedonjän. 
Alexander in dö urlöb gab, 
daz si füren an di walstat . 
unde bewareten mit &ren ' 
4590 Porum, irn hörren.' 
bereite wären si dar zü. 
sciere hüben si sih dö, 


Gedünget warb bie Heide. „. 
Da fielen die Opfer im Streite, 
Sp lang man mochte auf fie gehn. 
4560 DA mußte vieles Leid geichehn 
Manchen flolzen Mannen, 
Die nimmer Tgmen von bannen. 
Die Herren auch von India 
Die holten großen Schaden ba, 
4565 Denn Alexander zeigte im Streit 
So wunderbare Tapferkeit, . 
Daß Leid die alle mögen tragen, , 
Die das jemald Hören fagen. 
Das Voll von Mauritania v 
4570 Die hielten ſich zufammen da an 
Und zahlten eig hartes Suͤhnegeld 
Da floß das Blut bin übers Feld. 
Die Scharen fle durchbrachen; . 
Für ihren Herren nahmen fie Rache 
4575 Und die Griechen ſchlugen fie wieder. 
Da fiel mancher todt darnieder. 
Da erlagen Mann um Mann. 
Alexander doch den Sieg gewann 
Uber die ergrinmten Scharen. 
4580 Des Friedens vie unluſtig wagen, . 
Bis Alexander ihnen verfprach, | 
Daß Niemand nehmen dürfe Ve 
1. » y y 





An Weibern und an Kind 
Da gingen den Bertrag fle* ein 
4585 Und wurden alle unterthan . 
Dem Herren von Macedonian. 
‚Alexander ihnen da Urlaub 
Daß fie zur Wahlkatt zogen hinabe 
Und daß fie fergeten mit Ehren 
4590 Für Porum ihren Herren, ". 4 
Gerüftet waren fie dazu. “., 
Dann machten fe ſich auf im Hy . 


Nexander. 17 





% 


9* 


258 M. v. 4746 (4806). 
dä si irn hörren funden. - 

in den selben stunden 

4505 bestatten si hörlichen. 

Porum den richen 

unde andre ire holden, 
di si begraben wolden: - 
mit ren si di grüben. 

4600 si folten manige grüben 
mit frunden unde mit mägen, 
di dä irslagen ‚lägen: 
daz .sagih iu zewäre. 

di da gwunt wären, 

4605 di fürfen si heim in ire lant. 
ogbh bleib d& manic wigant 
biz daz sine wunden, 
heilen begunden. 

. Dö Darius was begraben 

4610 und® Porus irslagen, 
Alexander für in ein lant, 
daz was Occidratis genannt. 
daz lant is von der sunnen warm. 
daz lüt darinne daz is arm 

4615 unde ne hät neheinen ubirmüt. 
vil möglich ist ir güt. 
si gänt nackit allizane 
und t Iuzil umbe unde ane. 
ir richtgpm ist cleine. 

4620 ‘si sint nit zigenbeine 
‚ alle gewäfent. : 
si ne rüchent, w& si släfent — 
sfgehänt dorf noh stat — 
sea si der naht anegät, 

4635 dä blibet mannegelich. 

& vihe unde ir wib 
di sine von in gescheiden 
an «ü“ ‚breiten heiden, 


* 
+ 


259 


Wo fle den Herren funden. 
Da in denſelben Stunden 
4595 Beftatteten fie ohne Gleichen 
Praͤchtig Porum den Reichen, 
Und andre ihrer Holden, 
Die fie begraben wollten: 
Pit Ehren fle die begruben. 
4600 Sie füllten viele Gruben 
Mit Freunden und Verwandten, 
Die ihren Tod da fanden: | 
Das mögt ihr nun von mir erfahren. 
Die da verwundet waren, 
4605 Die führten Heim-fle in ihr Land. - 
Auch blieb dort mancher Wigand, - 
Bis daß feine Wunden 
Zu heilen begunien. 
- #8 Patius zu Grab ‚geiragen 
4610 Und Porus war erjählagen, 
Da fuhe Alexander in ein Land, 
Das war Oecidratis genannt. _ 
Das Land ift von der Sonne warm. 
Das Bolt barinnen das ift arm 
4615 Und Heget feinen Übermuth. - 
Bar mäßig ift ihr Hab’ und Gut. 
Stets geht dort nadend jedermann, 
Sie haben wenig um und an. . 
Ihr Reichthum ift gar Kleine; 
4620 Sie tragen Ziegenbeine, 
Das find al ihre Waffen. 
Sie forgen nicht, wo fie ſchlafen — 
Sie haben ja weder Dorf noch Stadt — 
Wo ſie die Nacht befallen hat, 
4625 Da bleibet jedermänniglich. 
Vieh und Weiber pflegen ſich 
Von ihnen abzuſcheiden 
Auf die breiten Heiben, 


t 


% 


17* 


280 M. v. 1782 (4433), 2 


si lebent j&merliche. - 

4680 der kuninc von dem riche, 
dö er rekte vernam, 
daz Alexander in sin lant quam, 
dö santer ime engagen ' 
sine boten wolgeladen 

4635 mit sö getäner gähen, 
sö si dä zelande- plägen. 
ouh santer ime einen brieb, 
dar ane güt unde alliz lieb 
&n allirslahte leit. 

4640 an dem briebe er screib: 

„bista comen in min lant 
durh roub oder durh hrant 
oder durh vehte? 

daz saltu wizzen rehte; 

4645 du bist ein harte wis mn, : *° 
der sih wol versinnen kan; 
ih wä du dih versinnis: * 
den ruom, den. du gwinnis 
hie, der nist niht gröglich. * 

4650 Alexander, wes muowestu dih? | 
du vindis hie niht ze nemöne; 
wir ne hän dir niht ze gebene. 
hie nist der schilt noh dag svert; 
iz nist der arbeite weit, 

4655 kuninc, daz du bist comen here, 
nu saltu varen andirs ware: 
daz mach dir gefromen baz, 
intrüwen rätich dir day.“ ’ 

Alexander las disen brieb 

4660 unde enböt im, er ae qudme niet 
»özin unfrideliche; n 
er ne wolde ir riche 
niwit zestören. 
gagen in si dô vouren 


Nichts ift, das ihrem Elend gleiche. 


4630 Der König von dem Reiche, 
AB er ſichre Kund' vernahm, 
Daß in fein Land Alexander kam, 
Entgegen er ihm ſandte 
Boten, die zum Friedenspfande 
4635 Ihm brachten ſolche Gaben, 
Die ſie dort zu Lande haben. 
Auch ſandte er einen Brief dabei, 
Daß Alles gut und lieb ihm ſei 
Und jedes Leid ihm ferne blieb'. 
4640 In dieſem Briefe er noch ſchrieb: 
„Bi du kommen in mein Land 
Raub zu üben oder Brand 
Oder zum Gefechte? . 
Du ſollſt bevenfen rechte, 
4645 Du bift ja ein gar weiſer Mann, 
Der wohl das Befte finden kann; 
So wolle dich befinnen, 
Der Ruhm, der zu gewinnen 
Bei und, klein iſt er fiherlich. 
4650 Alexander, warum mühſt du Bi? 
Du finde nichts zu nehmen hier; 
Mir Haben nichts zu geben dir. 


261 


Hier tft ein Schild nicht noch ein Schwert; 


Es iſt fürwahr der Müh' nicht werth, 


4655 Daß, König, du bift Eommen Ber, 


Auf Andrer Land richt! dein Begehr: 
Das kann dir ſicher frommen baf. 


In Treuen ich dir rathe das.“ 
Es las Alexander den Bericht 
4660 Und melbete ihnen, er, kaͤme nicht 
Den Frieden ihnen zu flören. 
Er wolle nicht zerſtören 
Ihr Reich auf feinen Wegen. 
Da zogen fie ihm entgegen 


26% M. v. 4818 (4468). 


4665 unde hiezen in willecome sin: 
Alexander der genädete in 
unde sine wigande. 
er frägete di von dem’ lande, 
wä si des järes: wären. 
4670 ouh frägeter si zvären, 
wes si sih betrageten 
unde wilehes sites si phlegeten 
unde alse si irstarben, 
wä si begraben wurden; 
4675 unde ob si sih plegen zegraben. 
dö begunden si ime sagen: 
„wir ne haben hüs noh burge 
unde leben äne sorge. 
wir ne hän ze verliesene niet, 
4680 wene rehte alse man uns gesiet; 
daz ist di rechte wärheit, 
uns ist in alle zit gereit 
beide woninge unde grab: 
erweren uns nieman daz ne mach. 
4685 swenne wir irsterben, 
al ein wir nit ne werden 
begraben in neheime grabe; - 
einen tröst habe wir doch dar abe, 
‘ daz uns bedeeke der himel.“ 
4690 dö ne frägeter si nichtes mör sider. 
D6 ‚hiz in Alexander, 
daz si under ein ander 
gingen ze räte 
unde ime einer befe bäten, 


- 4695 di wolder in leisten. 


do begunden si ime eischen, 
daz er in daz wolde geben, 
daz si imer mösten leben 
unde niht ne dorften sterben. 
4700 d6 wardime unwerde. 


un m. om nn —* 


263 


4665 Und hießen ihn willfommen fein. 

Alexander fchaute gnaͤdig drein 

Und ſeine Wigande. | . 

Er fragte Die vom Lande, 

Mo fie das Jahr dur wären. 
4670 Auch follten ſie erklären, “ 
Wovon fie ſich zu Hähren pilegten 

Und welche Lebensart ſie hegten. 

Und wenn ſie einftens ſtuͤrben, 

Wo fie ein O6 erwürben ;; 
4675 Ob ıyan fie pflegte zu Grab zu tragen. 

Drauf begannen fle ihm zu fagen: 

„Nicht Haus noch Burgen haben wir 

Und leben ohne Sorge bier; - 

Nichts ha'ng wir, wad man und entziehet, 

4680 Uns felbft’nur, wie man uns bier fichet. 
| Das ift die Wahrheit ganz und gar. 

Uns ift in aller Zeit fürwakı  * 

Bereit die Wohnung und das Grab, 

Davon fihliegt niemand je uns ab. 
4685 Wenn wir dem Tod verfallen, 

Wird Feiner von uns allen 

In einem Grab begraben; 

Doch einen Troſt wir haben, 

Daß uns bedecke der Himmel hebr.” . 
4690 Da fragte er fie. ſeitdem nichts mehr. 

Drauf fagte Alerander, 

Daß fle unter einander 

Zur Berathung träten 

Und für fich eine Gabe bäten, 

4695 Das werde gleich von ihm gethan. 

Zu heiſchen fingen fie va an, 

Daß ihnen das er möge geben, 

DaB fie immer Tönnten leben 

Und flerben müßten nimmerniehz, ‘ 
4700 Die Bitte Ärgerte ihn ſehr. 


284 M. v. 4854 (4504). zu 


mit zorae sprah er in zü, 
wi er daz mohte getün: 
möste selbe sterben. 
wer des ubir mohte werden? 
4705 diz lüt were, dar An glich, 
iz were alliz sterblich, 
er ne solde nih® sterben eine: 
iz were ein dinc gemeine 
allen küten in ertriche. 
4710 dö sprah. vil wisliche 
einen von deme lande dö + 
zö deme kuninge Alexandrö, 
ober selbe ouh solde sterben, 
warumber an der erden 
4715 wunder alse manicfalt . 
- sö lange höte gestalt: 
er mohtiz gerne läze; 
Mes dingis mäze 
‚gezimet mannegliche. 
4720 Alexander der riche 
sprah: ise sache 
ist uns alsö gescaffen 
von des uberisten gwalt: . 
svaz uns dannen wirt gezalt, 
4725 dag müze wir alliz übin. 
'daz mere mac 'nieman trüben, 
iz ne trübe der wint: 
angist hänt, di dar inne sint. 
di wile ih vor dem töde'mac genesen, 
4730 wen läzent ir mih wesen 
meister von minen sinnen: 
ih müz beginnen : 
ettewaz, daz "mir wol tüt. 
höten si alle üheren müt 
4785 in qer werilde wollent wesen, 
waz solde in danne daz leben?“ 


Er fprach im Zorn zu ihnen num, 
Wie er im Stand ſei, Das zu thun? 
Er müſſe jelber ſterben. 

Wer denn entrinft® dem Verderben? 


4705 Die Menfchenswären darin gleich, 


= 


Sie alle träfe des Todes Streich. 
Er müſſe ſterben nicht allein, 
Es wäre dieſes Loos gemein 
Allen Leuten auf der Erde. 
4710 Da ſprach mit kluger Gebaͤrde 
Einer von dem Lande 
Zum Könige Alexandro, 
Wenn er felbft zu Staube werde, : 
Marum er auf der Erde . 
A715 Solches Wunderwefen treibe 
Und fo lange dabei bleibe, 
Er möchte es doch laſſen. 
Ein jedes Ding mit Maßen 
Zu thun gezieme jedermann. 
4720 Alexander der reiche Mann 
Sagte: „dieſes Wein 
Iſt alſo uns erleſen 
Von dem, der hat die höchſte Macht. 
Was und von dort wird zugebacht, 
4725 Das müffen wir alles üben. 
Das Meer Kann niemand trüben, 
Es trübet es allein der Wind, 
Dann haben Angft, die. darinnen find. 
So lang ich bin vom Tode frei, 
‚ 4780 Laßt mid, gewähren, daß ich fei 
Meifter von meinen Sinnen. 
Stets muß ich beginnen 
Irgend was, das wohl mir thut; 
Wären alle fo gemuth 


265 


2 


47135 Und wollten, wie ihr darnach ſtraben, 


Was ſollte ihnen dann das Leben?" 


2366 


4740 


4745 


4750 


4755 


4760 


4765 


M. v. 4890 (4540). * 


Er hiez si bliben gesunt. 
dar näh in curzer stunt 
leit er arbeite gnüch. - 
beide berge unde brüch 
macheten ime di weße lanc. 
vil selden er gemach fant; 
biz der wunderliche man 
mit grözer arbeite quam 
der werlt an ein ende. 
in dem ellende 
wart ime zemüte 
wi er siner mäter 
unde sinem meistere gescribe 
di nöte, di er erlide 
in fremeden landen _ 
mit sinen wiganden. 


Alsus hebet sth der brieb, 
dar an leit unde lieb 
screib Alexander, ° 
di er unde manich ander 
leit in fremedem lande. 
siner müter er in sande, 
der scönen Olympiadi, _ 
unde sinem meistre Aristotili. 

Welltir ein lutzil gedagen, 
sö wil ih iu rehte sagen, 
daz an dem briebe gescriben was, 
alsihz an einen büche las. 
er galt: „mir ist ze müte, 
daz ih dir, liebe müter, 
unde mineme lieben meister ' 
vil gerne wille leisten, 
daz ih iu beiden gehiz, 


A 


— 


267 


Da hieß er bleiben ſie geſund. 
Und darauf in kurzer Stund’ 
Dulvete er noch Müh’ genug. 
4740 Beides, Berge und mancher Bruch 
Machten ihm die Wege Tang. 
Gar felten fand er leichten Gang, 
Dis der wunderbare Dann, 
Mit großer Müh' und Arbeit dann 
4745 An eine Ende kam der Welt. 
In das frenide Land geftellt, 
Gab's ihm jeine Schwermuth eim, 
Daß er der Lieben Mutter fein 
. Und feinem Meifter Fünde 
4750 Die Noth, die er empfinde 
In den fremden "Landen 
Mit feinen Wiganden. 





Alſo fing er an und fchrieb 
Ä Den Brief, darinnen Leid und Lieb 
4755 Kündete Alexander, 
Die fle mit einander 
Kitten in fremdem Sande. 
Seiner Mutter er ihn fanbte, 
Der fhönen Olympiadi 
4760 Und feinem Meifter Ariftotili. 
Wolter ihr ein wenig ſchweigen, 
So will ich recht genau euch zeigen, 
Was in dem Brief gefihrieben was, 
Wie ich's in einem Buche lad. 
4765 Er jagt: „ mir gibt das Se ed ein, 
Daß ich dir, liebe Mutter mein 
Sp wie auch meinem Meiſter Lieb: 
Mit gutem Willen jetzo ſchrieb, 
Mie ich euch beiden es verhieß, 


268 M. v. 4923 (4573). Aus 





4770 dö ih tch dü heime liez. 
vernemet, waz hie geseriben stä, 
unde denket wol dar nä, “= 
wandih cunde iu di. dinc, 

di mir zevora eomen. sint. 

4773 Dö ih Barium verwan 
unde allig daz lant ze Persiam 
nnde ouh di meren Indiam 
mir brähte under $än, 
dannen hüb ih mih sän 

4780 unde mine vil liebe man 
ze Caspen Porten. 
leides unde vorhten 
wänedih wesen äne. 
wir quämen z’einem wäge. 

4785 dä lieg ih ruowen min here, 
durstes wänede wir uns irweren. 
dö wir z’em 'wazzere quämen 
undiz in dem munt genämen, 
dö was iz hitter als ein galle: 

4790 ungelabet blibe wir alle. 

Dö bräche wir üf unse geselt. 

unde sähen ubir ein feit, 

wä ein scöne stat was, 

di was geheizen Barbaras, 
4795 ubir daz wazzir eine mile. 

mine ziter aldi wile 

wolden swimmen in den wäch. 

där ginc uns der stade näh: 

cocodrillen quämen, | 

4800 miner gesellen si nämen 
sibene unde zvönzie; 

di verloren dä den Uh. 
vorwär ih daz sagen mach, 
wandihz selbe ane sach: 

4805 in irn munt ai sie üzen; 


369 


4770 Da ich euch in der Heimath ieh. 
Bernehmet was bier gefchrieben ſteht 
Und denkt daran, wie mir's ergeht, 
Da ich zu eurer Kunde bringe, 
Wie mir gefommen find Die Dinge, 
4775 Als ih Dariam überwand 
Und aM Berflam das Land 
Und das beruͤhmte Indienland 
Mir brachte untes meine Hand, 
Hub auf der Stell! ih mi von Daunen 
4780 Mit meinen vielgeliebten Mannen 
Hin nach Caspen Porten. 
Ich wähnte frei geworben 
Zu fein von Furcht und von Verdruß. 
Wir kamen darauf zu einem Fluß. 
4785 Da gönnt ich Ruhe meinem Heere, 
Daß es des Durftes ſich erwehre⸗ 
Do da wir zu bem Matter Tamen 
Und dann wir in den Mund es nahmen, 
Da war es bitter faft wie Galle: °* 
3790 Ungelabet blieben wir alle. 
| Da brachen auf wir unfere Zelte, ” 
8 Und über einem meiten Felde 
Bot eine fihöne Stadt fh dar, 
| Die Barbarad genennet war, 
| 4795 Tißer dem Waſſer eine Meile. 
Meine Reiter al’ Die Weile 
| Wollten ſchwimmen in dem Fluß. 
Der Schaden folgte auf dem Buß. 
Eocodriflen kamen, 
| 4800 Meiner Gefellen fe nahmen 
Sieben und zwanzig auserkoren, 
| Welche da den Reis verloren. 
Für wahr ich euch das fagen Lamm, 
| Denn felber ſah th es mit an: 
| 4805 In ihren Mund fle ve afen.. 


4y 


970 M. v. 4950 (4809). | 


di möstih varen läzen, 
Dö hüb sih min heriscraft, _ 
wandiz. rehte was bedächt, 
üf bi daz wazger.. 
4810 daz & was bitter, / 
daz wart d6 süze unde güf; 
des wart gefrowet unse mlt. 
dö slüge wir unse gezelt 
bi dem wäge an dgz velt 
4815. unde machten michel für. 
di rüwe wart uns dä vil.sür, 
wande üz dem walde quam besaa 
manih tior freisam 
unde freislich gewurme; 
4820 mit dem begunde wir stormen 
vil näh alle di naht. 
de» durst hete si dare bräht, 
des wazgers wänden si sih laben, 
Scorpiönes- täten uns grözen scaden. 
4825*si wären breit unde lanc 
unde höten freislichen gan, 
"beide wiz unde röt.- u 
si täten uns michele nöt. 
si irbizzen.ung manigen man. 
4830 dö quämen lewen gegän, 
di wären gröz unde starc. - 
merre vorhte nie newart 
under neheineme here: 
I den lewen möste wir uns were. 
4835 dar näh quam zözuns gegän 
| manic eber freisam, 
grözere dan di lewen. 
mit den zanden si hiwen 
alliz, daz vor in was. 
4840 daz unsir ie dehein genas, 
des habe got danc. 


271 


Die mußte ich fahren lafien. - 
Da Hub fich meins Heeresmacht, 
Denn ich Hatte es wohl bedacht, 
Wieder auf zum Waſſer bin. 
4810 Das vorher fo bitter ſchien, 
Das wurde füß darauf und gut. 
Deß ward erfreuet nnfer Muth. 
Da fehlugen auf wir unfere Zelte 
Bei dem Fluffe in nem Felde _ 
4815 Und machten großes Feuer dazu. 
Gar fauer ward und biefe Ruh. 
Denn aus dem Walde kam herfür 
Manches fürchterliche hier 
;, Und erſchreckendes Gewürme; 
4820 Da begann ein Geſtuͤrme 
Mit dem beinah die ganze Nacht. 
Der Durſt hatt’ fie dahin gebradit: 
Ste wollten fi am Waſſer Iaben. 
Mir mußten großen Schaven haben. 
4825 Skorpionen famen breit und lang 
Und hatten fürchterlichen Gang, 
Sie waren beined, weiß und roth. 
Die brachten uns in große Not. 
Sie biffen todt und manchen Mann. 
4830 Da rannten Löwen auf uns an; 
Diefe waren ſtark und groß. 
Stärfere Furcht ſich nie ergoß 
Unter irgend einem Heere. 
Wir mußten ſetzen uns zur Wehre. 
| 4835 Nach uns nahm marcher Eher drauf 
| Zu unjerm Schreden feinen Lauf, 
Die größer, als die Löwen find. . 
Sie hieben mit den Fan geſchwind 
Alles, was ſie vor ſich ſ ahn. 
4840 Daß einer noch von "und entrank, 
Dafür fage Gott ich Darf 


* 


273 M. v. 4995 (4645). 


e 
di zande wären im lanc 
einer eläfter oder me. 
di täten uns vil we. 
4845 dö quämen elefande 
manige gegangen 
trinken zö dem wäge; 
wir liden ungenäde. 
ouh sühten uns slangen, 
4850 ummäzen lange 
mit &f gerichter brust. 
wir liden michil unlust. 
dö quämen lüte gegän, 
alse tübele getän; 
4855 si wären alse affen 
_ under den ougen gescaffen, . 
si heten sechs hande, 
lanc wären in di zande; 
harte muoweten ‘si min here 
4860 mit speren ioh mit scozzen; ' 
di starben ungenozzen. 

Unse nöt di was maniefalt. 
dö brante wir den selben wait; 
daz was durh daz getän, 

4865 daz wir fride mösten hän 
vor den freislichen tieren. 
dar näh vil schiere u 
sah ih daz grüwelichiste tier, 
daz sint oder &r 

. 4870 iemen mohte gescouwen, 
daz sah ih mit minen ougen. 
freisamer tier niemer ne wirt. 
iz was gezviget alsein hirg, 
— iz hete dri stangen 

4875 grözge unde e; 
ne wöre der tröst, 
iz höte des libis irlöst 


273 


Die Zähne waren ihnen Tang 
Eine Klafter oder mehr. 
Die thaten wehe und gar jehr.  « 
4845 Auch Elefanten famen 
Viele da ufommen 
Beim Fluſſe ihren Durſt zu ſtillen: 
- Das mußte und mit Leid- erfüllen. 
Dann auf und los auch drangen - 
4850 Ohn' Maßen Tange Schlangen 
Mit bach empor gehobner Bruft: 
Zu Leine warb da unſte Lufl. 4 
Auch Leute fahen wir da gehen, 
Wie Teufel anzufehen. W 
4855 Sie waren wie die Affen 
Unter den Augen geſchaffen. 2x 
Sechs Hände machten und ‚gar bang, 
Die Zähne waren ihnen fang 
Sie dräuten grimmig meinem Heere « 
4860 Mit Geſchoſſen und mit Spießen: 
Umfonft! mit dem Lehen mußten fie büßen. 
Unfre Neth war manichfalt. u 
Da brannten niener wir den Wald. 
Diefes ward von und gefyan, - 
4865 Damit wir Frieden könnten han 
Vor dem fhredlichen Gethier.. 
Da zeigte alſobald ſich mir 
Ein Thier vor allen grauenvoll, 
Das feit der Zeit und vorher wohl 
4870 Nie ein Menfch noch mochte fihauen: 
Den eignen Augen Tann ich trauen. 
Kein Thier gibt's mehr fo fürchterlich, 
Dem Hirſch es am Geweihe glich. 
Dret große, lange Stangen : 
4875 Aus feinem Hhupte Drangen. 
Haͤtt' ich nicht Hülfe da gegeben, 
Es Hätte wohl geraubt das Leben - 
Alexander. . 18 


374 M. v. 5081 (4681). 


ein michil teil von minem here. 

sechs unde drizic wären dere, 
4880 di iz mit den horaen irslüh; 

iz, was freislich gemüch, 

ouh sagih iu zvären, 

dag ir funfzie wären, 

di ig irtrat mit den vouzen, 
4885 nu wirz ie sagen müzen. 

Dar nä&h in der nähesten nakt, 
des hän ih ouh mir bedächt, 
alse wirz dä vernämen, 
fochsse dar ouh quämen, 
4890 gröze Gzir mäzen. 

di lichamen si zen; ; 
daz ne mohte wir niwit irwere, 
fh unde al min here. 
in dem velde, dä wir lägen, 
4895 fliegen wir sägen, 
alse tüben unde lederavalen; 
dag ne beviel uns niwit wale. 
si heten menschenzane. 
si ägen uns allizane 
4900 nasen und& ören. 
hie mugit ir wunder höre»: 
di ros müweten si dar zuo. 
dannen hübe. wir uns dö 
an ein (velt), heizet Aciä. 
4905 unse gezelt slüge wir dä 
unde rüweten an dem velde: 
under unsen gezelde. 
froweden där min here plach. 
wir nämen sulich gemach, 
4910 sö wir där vonden, ,' 
dar näh in gurzen stunden 
vöre wir mit gewalt 
in einen ‚harte scönen 'walt, 


a 


278 


Einem großen Theil von meinen Scharen. 
Schon deren ſechs und breifig waren, 
4880 Die mit den. Hörnern es erſchlug; 
Es brachte Schreken uns genug. 
Auch das ſollt ihr erfahren, 
Daß ihrer fünfzig waren, 
Die es zertrammit feinen Füßen: 
4885 Died Alles wir euch Tagen muͤſſen. 
In der nächſten Nacht jedoch, 
Wohl gedenk' ich deſſen noch, 
So wie wir es dort vernahmen, 
Auf.uns los Muh, Zchſ⸗ kamen, 
4890 Große außer Maßen., 
Die Leichname He afen. 
Wir konnten ihnen: das nicht weteen, 
Ich mit meinem ganzen Heere. 
In dem Felde, da wie waren, 
4895 Fliegen fahen wir in Scharen 
Lederſchwalben gleich und Tauben; 
Die Tanıen und die Rub zu zaubern. 
Menſchenzaͤhne ſie. befaßen 
Und aßen und die Rafen 
4900 And Ohren ohne aufzuhsren. 
Da möget ihr ven Wunder hören: 
Die Roſſe ylaften fie auch fehr. 
Bon dannen Yogen wir nachher 
In ein (Land), heißt Acia. 
4905 Wis ſchlugen auf die Zelte da 
Und ruheten auf dem Felde 
Unter unferem Ggzelte, 
Der Freude pflegte da mein Heer. 
Wir nahmen, was nur um und ber 
4910 Ward zum Genuß gefunden. 
Darnach in furzen Stunden 
Drangen yor wir mit Gewalt 
In einen wunderſchoͤnen Bald, 
18" 


6 M. v. 5067 (4717). 


dA stunden höe boume; 

4915 des näme wir allis goume. . 
üf den boumen wöhs alliz day, 
daz daz lantlüt BP, 
dA si sih mite nereten. 

di uns daz lant wereten, 

4920 di 'wären' ummäzlichga gröZ. 

' oywi, wi starke uns der, verdröz! 
wandiz wären gigande ' 
unde trügen-an ir hande 
staheline stangen 

4925 unde quämen- zöR gegangen 
vil unfrideliche, En 
ih gedächte wjsliche 
unde begunde räten, 
waz wir dar wider täten. 

4930 wir wochzeten alle in samen. 
wande si nie mer ne vernämen 
neheines menschen stimme, 
sö fiahen si vil grimme 
verre in einen grözen walt; 

4935 al dä wurden si gezalt 

an sehs hundrit. 
3 wurden ir gesundrit 


von den andren för funde amio, 


di veriorn dä den lie - 
4940 daz ne wil ih niemor geclagen. " 


ouh wart der miner dä verslagen. 


zehte vier unde,zvenziec. 
dri tage blefb. in 
aldâ mit minen mannen. 
‚4945 dô hüb ih mih dannen. 
Dö slüge wir unse gezelt 
üf an ein breit felt. 
gröz wunder ih dä sah: 


‚ des morgenes, dö uns quam der tach, 


% 


277 


Es flunden hohe Bäume drin; 

4915 Wir merkten’3 wohl in unferm Sinn, 
Auf den Bäumen wuchs alles das, 
Was das Voll ned Landes aß; 
Momit ſich dieſe nähreten. 

Die da dad Land und wehreten, 

4920 Die waren unermeßlich groß. 

O meh wie deren und verdroß, ' 
Denn es waren Giganden 

Und trugen in ihren Sanden 
Stahlgeformte Stangen 

4925 Unn famen auf und Iodgegangen 

Unfrieden zu bereiten. 

Mit Lift dacht’ ich zu ſtreiten 

Und Hegann des Rath zu pflegen, 
Was wohl zu machen wär dagegen. 

4930 Da fchrieen alle wir zufammen.- 

"Da jene niemald nody vernahmen 
Irgend eined Menfchen Stimme, 
Sp flohen fle in argem Grimme 
In einen großen Wald hinein. 

4935 Als man fle zählte, mochten's fein 
Wohl an ſechshundert. e ) 
Da wurden fie abgejunvert 
Von vier und dreißig andern, 

Die da zum Tode mußten wandern, “ 

5940 Darüber will ich nimmer klagen. 
Doch wurden von den meinen erfcählagen 
Wohl vier und zwanzig auch dabei. 
Ich weilete der Tage drei 
Allda mit meinen Mannen. 

4945 Drauf hub ich mich von dannen. 
" Wir fohlugen drauf unfer Zelt: 
Auf in einem breiten Seh. . > 
Großes. Wunder fah th da. ° 

Des Morgens, da der Tag fam nah, "- 


0 


278 M. v. 5108 (4758). 


4950 dö sah ih wassen boume — 
des nam ih rohte goume — 
di wöhssen harte scöne 
üzer erde unz ah di none; 
dar under blämen unde gras. 
4955 dö di nöne liden was, 
dö sunken di boume nider 
fiefe under der erden wider. 
üf den boumen, wöhs güt fruht. 
dä begine ih gröz unzuht: 
4960 ih geböt minen knehten,e 
daz si mir des obezes bröchten. 
gröz nöt in dar vone bequam: 
svilich irre daz obig nam, 
der wart sö &eblüwen, 
4965 daz ime daz möste rüwen, 
daz er ie geboren wart; 
si worden oulr an der vart 
mit geilen söre zeslagen. 
sine wisten, ubir wen doh ciagen, 
4970 wande si ne gesähen niemamne; 
doh hörten si eine stimme, 
di gebät unde sagéte- 
daz. nieman ne scadete 
dem obize noh den boumen; 
4975 dag si des nämen goume 
neweder wäfen noh. man: 
wnrdiz ubir daz getan, 
dar umbe solde Uden net 
unde der bitteren töt 
4880 oder scaden vil gröz, 
der des obezis nie ne genöz. 
Ouh sähe wir där 
cleine fugele, daz ist wär, 
di wären samfle gemuot 
4985 unde ns forkten niwit den’ töt. 


279 


4950 Da ſah ich Bäume fchießen auf, — 
Ich merkete genau barauf- — ' 
Die wuchfen bis zur neunten Stunde 
Empor gar herrlich aus dem Grunde; 
Darunter Blumen auch und Gras. 

4955 Und als die None vorüber maß, 

Da ſanken aud die Bäume wieber 
Tief unter die Erde nieder. 

Auf den Bäumen wuchs gute Frucht. 
Da ward zur Sünde ich verſucht: 

4960 Ich gebot da meinen Knechten, 
Daß ſie von dem Obſt mir braͤchten. 
Dadurch in große Noth man kam, 
Denn wer das Obſt von ihnen nahm, 
Der ward ſo arg zerblaͤuet, 

4965 Daß es ihn ſehr gereiet, 
Daß er nur je geboren ward. 
So wurden ſte auch auf der Fahrt 
Mit Geißeln ſehr zerfchlagen, 
Und wußten nicht, wen anzuklagen. 

4970 Denn keinen Menſchen ſahen ſie; 

| Do hörten fie eine Stimme, bie 
Zur Kunde brachte und gebot, 

Dap Niemand je mit Schaden droht' 
Dem Obfte noch ven Bäumen, 

4975 Und, fich zu letzen in den Räumen, 
Etwas berührte nicht Schwert noch Mann: 
Würde dem zum Trotz gethan, 

Sp müßte darob leiden Noth 

Und dazu den bittern Tod 
4980 Oder Schaden viel und groß, 

Der doch nie des Obſtes genoß. 

Auch ſtellten ſich den Bliden dar 

Kleine Vögelein fürmahe, - 
. ‚Die waren ſauftgemuth und treu 
4985 Und trugen vor dem Top nicht Scheu. 


280 M. v. 5189 (4739). ’T 


gröze nöt er liden solde, 
sver- in scaden wolde; 

den brante daz himelfiur, - 
dem wart daz leben vil sär. 


49090 ein wunder scowetih där ouh: 


einen boum äne loub, 
der ne hätte blat noh fruht. 
dä saz ein scöne vogel üf, 
deme was sin houbet, — 
4995 ob irs mir geloubet, — 
lättir sö di sunng, 
er was allir fugele wunne. 
er ist fönix genant; . 
ubir alle di lant- 
5000 unde ubir al ertriche, : 
daz wizzit werliche, 
nist wen der eine; . — 
er nist ouh niht zecleine. j 
Dö wir*füren bi dem mere, - 
5005 dö reit ih üzer dem here . 
mit drin düsint mannen. 
dö hübe wir unsih dannen 
unde wolden wundir besen; 


% 
dö sähe wir verre dannen- sten 


85010 einen hörlichen walt. 


daz wunder daz was manicfalt, 
daz wir dä vernämen. 
dö wir d& bi quämen, 

. dö hörte wir dar inne 


5015 manige scöne stimme, 


liren unde harfen clanc 

unde den süzesten sanc, 

der von menschen ie wart gedächt; 
we£rer allir ze samene bräht, . 


: 5020 der ne kunde sih dar 26 niet gegaten. _ 


vil harte wunniclich der scate - j 


281 


Große Noth ward dem beſchieden, 
Der ihnen rauben wollt den Frieden; 
Das Himmelsfeuer brannt' ihn fehr, 
Es ward das Leben ihm gar fehwer. 
4990 Ein andres Wunder ich noch. ſah: 
Ein Baum war ohne Raub allda, 
An dem nit Blatt noch Frucht ji ſeh'n; 
Do ſaß darauf ein Vogel ſchön, 
Deffen Haupt mar wie das Licht, 
4995 Mögt ihr’d glauben oder nicht, 
Lauter wie Die Sonne; 
Er war aller Vögel Wonne. 
Fenir hat man ihn. genannt. 
Weithin über alles Lan - - 
5000 Und über all’ die Reiche ver Erden, 
Dep follet ihr wohl inne werben, 
Iſt Teiner, denn Der eine; - 
Er ift auch nicht zu Heine - 
Als wir Hingegen an vem Meere, - « 
5005 Da ritt ich außer meinem Heere 
Mit dreien taujend Mannen 
Darauf huben wir und yon bannen 
Und gedachten Wunder zu ſehen; 
Da fah'n wir fern von dannen flehen 
5010 Einen großen, prächtigen Walt. 
| Das Wunder dad war manichfalt, 
Das wir da vernahmen, 
Als Hinzu wir — 
Da Höreten wik wohl in ihm 
6015 Manche munbgtichöne Stimm’, 
Lyren und Harfen Klang 
Und nen füßeften Gefang, 
Der je von Menfchen ward erbacht; 
Wär er aM zufammengebracht,, — 
5020 Der könnte ſich mit dem nicht gatgen. 
Gar dicht und wonniglich der Schatten 


283 "_M. v. 5175 (483). As 


under den boumen där was; 
da entsprungen bl&ämen unde gras 
unde wurze manige kunne; , 
5025 ih wene, ie walt gewunne . 
alsö manige zirheit. 
er was lanc unde breit, 
der selbe walt der lach; 
alsich iu der von sagen mach, 
5030 an einer scönen ouwen. 
där möste wir scouwen 
manigen edelen brunnen, 
der üz den walde quam geramen 
tüttir unde vil kalt, - 
5035 ih unde mine helede balt 
heiten dä wundiris gemach, 
daz uns xzeliebe dä gescah. 
daz ne wil ih sö niwit verdagen, 
ih ne wiliz iu füzliche” sagen. 
5040 Der edele walt fröne 
was wunderlichen scöze, 
des nàame wir allis goume, 
hö wären di boume, 
di zeigen dicke unde breit, 
5045 näh der rehten wärheit. 
daz Was ein michil vuanso. 
dä ne mohte di surme 
an di erde niht geschine. 
ih unde di mine, 2 
5050 wir liezen unse ros stäan . 
. unde giengen in den ywalt säu 
durh den wunniclichen sant. 
di wile dühte uns harte lane, 
big wir dare quämen, 
5055 där wir vernämen, 
'wgg wunderis dä mohte sin. 
vil manich scöne magetin 


Unter diefen Yäumen was. 
Da entfprofien Blumen und Grab 
Und würgge Kräuter mancherhand. 
5025 Noch nie in einem Walde fand 
‚7 Man alfo viele Zier bereit; 
' Lang war diefer und au breit. - 
N Diefer ſelbe Wald der Tag, 
E Wie ich es euch wohl ſagen mag, 
5030 In einer ſchoͤnen Aum. 
Da follten wir auch ſchauen 
Manchen edlen Bronnen, - 
Der aus dem Walde Fam geronnen, 
' *  Kühlig und erquickend Kar. 
5035 Ich und meine fühne Schar. 
.. Sahen Wundergleiches da, 
. Das und zu Liebe da goſchah. 
| Das will ich jest andy nicht verichweigen, 
Mit Fleiße will ich es euch zeigen. 
: 5040 Der herdliche, ver eble Wald 
Mar wunderbarlich ſchoͤn geſtalt', 
Wir konnten's all’ genau gewähren. 
Stattlih hoch die Binme waren, 
Die Zweige waren breit und dicht, 
3045 Nur Wahrheit gibt euch mein Bericht. 
Das war eine geofe Wonne. 
Da Eonnte nicht die Sonne 
Hindurch 518 zu ber Erbe ſcheinen. 
Ich und die Meinen | 
5050 Wir Tiefen unfre Roſſe ſtehn, | 
. Um alebald in den Wald zu geh'n 
ot Über den wonniglichen Sand. 
| Gar lang und weit der Weg fh want, 
Bis wir dorthin kamen, ‚ 
° 5055 Wo wir nun vernahmen, 5 
Mas Wunder darin mochte fein. . 
| Gar. wiele ſchoͤne Mägdelein 


» 


* 


284 M. v. 5211 (4861). 


wir al dä fanden, 
‘di dä in den stunden 
5060 spilten üf den grünen cle, 
hundirt tüsint unde m&. 
di spileten unde sprungen; 
hei, wi scöne si sungen, 
- daz beide cleine unde gröz 
’ 5065 durh den süzlichen döz, 
den wir hörten in dem walt, 
ih unde mine helede balt, 
vergäzen unse herzeleit 
unde der grözen arbeit 
5070 unde alliz daz ungemah _ 


unde svaz uns leides ie- gesvach, 


uns allen dö bedühte, 
alaiz wol mohte, 
daz wir genüo habeten 
5075 di wile daz wir lebeten, 
frowede unde richeit. 
da vergaz ih angist unde leit 
unde fin gesinde, 
unde svaz uns von kinde 
5080 ie leides gescach 
. biz an dem selben tach, 
mir dühte an der stunt, 


Ih ne wurde niemer ungesunt; 


ob ih där imer mäste wesen, 
5085 sö wäre ih garwe genesen 
von aller angistlicher nöt 
unde ne Torhte niWit den töt, 
Woldir nu rehte verstän, 
wiiz umbe di frowen quam, 
5090 wannen si bequämen - * . 
oder wilich ende si. namen, 
des mach ü wol. besander 
nemen michil wunder. - 


„ra 


.’ 


A 


285 


Mir in dem Wald funden, 
Die ſpielten in —8* Stunden 
"5060 Auf dem grünen Klee umber, 
" Hunderttaufend und nochmehr; 
| Die fpieleten und fptangen, 
un Hei wie ſchoͤn fie fangen, 
Daß wir alle, Eleine und große, 
5065 Durch das Tiebliche Getofe, 
Das aud dem Walde zu und -scholl, 
Sch und meine Helden wohl 
Vergaßen unfer Herzeleid 
And all' die Mühe in dem Streit. 
65070 Wir fühlten alle Noth vergehin 
| Und was und Leided je geſcheh' 
Da ſchien ed allen und —— 
Was auch gar Fein Wunder war, 
Daß zur. Genäge ſei gegeben 
5075 Und für die Weile, die wir leben, ; 
Freude und des Reichthums Glanz. ; 
" Angft_und Leid vergaß ih ganz, 
Ich und all die Meinem 
Und was son Kindesbsinen 
5080 Bi an edenfelben Tag fürwahr 
“ Uns’ Leides je gefchehen war; 
Mir deuchte wohl zu dieſer Stund', 
i Ich würde nimmer ungefund; 
Wär’ Ich dort immerdar geweien, 
5085 Ih wäre ganz und gar genefen 
"Von aller Angft und aller Noth 
Und hätte nicht gefcheut den Ton. 
Woll't ihr nun rechte Einficht Han, 
Wie's mit den Fralıen war gethan, 
: 5090 Bon wannen dieſe kamen, 
Dver welches Ende fie nahmen, 
Von Allem mag euch das fürwahr 
Erſcheinen hoͤchlich wunderbar. 


386 M. v. 5247 (4897). 


svanne der’ winter ahe ginc 

5095 unde der sumer ane gino. 
unde iz begunde grünen 
unde di edeien blümen 
in den walt begunden üf gän, 
dö wären si vil wol getän. 

5100 liecht ‘was ir glige, 

ir röte unde ir wize 

vil verre von in schein.. 

blümen ns wart nie nehein, 

di scöner wesen mohte. . 

5105 si wären als uns bedähte 
rechte, sinewel als ein hal 
unde 'vaste beslozzen ubir el; 
si wären wunderlichen grös. 
alse sih di hlüme obene enislög, 

5110 daz merket an üheren sinne, . 
sö wären dar inne 
megede rehte vollenoomen: 
ih sagüh, alsichz bän vernomen. 
si giengen Wade lebeten, - 

5115 menschen sin si haheten 
unde redeten, ugde bäten „ * 
rehte alse si häten . 
aldir umbe zvelif jär. 
si wären gescafen, daz is wär, 

5120 scöne an ir libe. 
ih ne sach nie von wibe 
scöner antluzze mô 
noh ougen alsö wol ste; 

‘ir hande und ir arme 

5125 wären blano alsbinem harme 

unde fuoze unde bein; 
undir in ne was nehein,.. 
si ne phlöge scöner hubischeit. 
si wären mit zuhten wol gemeit 


> 


244 


Sobald ver Winter ging .von dann 
5095 Und Die Sommerszeit begann 
Und e8 grün warb überall 
Und die edlen Blumen ohne Zahl 
Im Wald begannen aufzugehn, 
Da waren die gar ſchoͤn zu ſehn. 
5100 Bon Lichte. ſtrahleten fie ganz, 
In rothem und in weißem Glanz 
Schimmerten gar ferne fle. 
Solche Blumen waren nie, 
Welche ſchöner mochten klüh'n. 
5105 Sie waren, wie es und erfchien, 
Böllig rund ald wie ein Ball 
Und feft verſchloſſen überall; 
Sie waren wunberbarlich ‚groß 
Und wena. die Blume fih oben erſchloß, 
5110 Das merket wohl in euerem Sinne, 
Syao fanden ſich barinne *— 
Mägblein ganz und gar vollkommen: 
Ich ſag's euch, ‚wie ich's Hab’ vernommen. 
Ste wanbelten lebendig, 
5115 Und ſprachen ſo verſtaͤndig 
Und fühlten Menſchenluſt und Sinn; 
Sie hatten völlig wie es ſchien, 
Ein Alter um dad zwölfte. Jahr. 
Sie waren herrlich, Das ift wahr, - 
5120 Gefchaffen an ihrem Leibe, Ä 
Ich Hab’ an keinem Weibe 
Ein ſchöner Antlitz je geſeh'n 
Noch Augen alſo herrlich ſteh'n; 
Händ’ und Arme waren bel: * 
5125 Wie eines‘ Härmelined Tell 
So aud die Füße und die Beine, 
Es war von ihnen Feine, 
Die ‚nicht der Schönheit Reiz. befaß, 
Auch trieben fie in Züchten Spaß 


2 


258 M. v. 5283 (1088). 


5130 unde lacheten unde wären fr6 
unde sungen also, 
daz & noh sint nehein man 
86 süze stimme ne vernam. 
Mugint irs getrüwen, 
5185 sö solden dise frouwen 
alliz an den scate wesen, 
si ne mohten andirs nit gonesen, 
svilhe di sunne beschein, * 
der ng bleib zelibe nie nehein, 
5140 dag wunder daz was manicfalt. 
dö wart irschellet der walt 
von der süzer stimme, 
di dä sungen inne 
di fugele unde di magetin; 
5145 wi mohtiz wunniclicher sin’ 
frö unde späte. 
al ir libis gewöte 
was ane si gewässen - . 
ane hüte unde ane vasse. 
5150 in was getän di varwe 
näh den blämen garwe 
röt unde oueh wiz, sö der sne. 
dö wir si z’uns sägen g6, 
zözin spilete uns der lib. 
5155 sus lussame wib . 
sint der werlt unkunt. 
nah minem here santih zestunt. 
dö si ze mir quämen 
unde ouh. vernämen 
5160 di hörlichen stimme, 
dö vören si mit sinne 
unde slägen ir gezelt 
in den walt, niht an daz felt. 
dd läge wir där mit scalle 
5165 unde froweten unsih alle 


9 


28 


5130 Und lachten viel und waren froh 
Und ihr Geſang entzüuͤckte fo, 
Daß nie vordem und ſeit der Friſt 
So ſüße Stimm' erſchollen iſt. 
Doch mußte dieſen Frauen, — 
5135 Darauf duͤrf't ihr vektrauen — 
Lebensluſt ver Schutten geben; 
Sie bonnten ohne den nicht leben, 
Traf ſie die Sonne mit ihrem Scheine, 
So blieb am Leben ihrer Feine. | 
5140 Das Wunder dad war manichfalt. 
Da erfcholl ringsum der Waln 
Bon dem füßen Klinger 
Derer, die darinne fingen, 
Die Vögel und die Mäͤgdelein, 
5145 Wie konnt' es wonniglicher fein, 
Früh’ und fpAt zu jeder Zeit. 
Ihres Leibes ganzes Kleid 
Feft an fie gewachſen war 
An die Saut und anedas Haar. 
5150 An Farbe waren fle genau 
Sp wie die Blumen auf der Au 
Noth und wriß wie Schnee gethan. * 
Da wir fie zu und geben fahn, 
Da drängte ihnen der Leib entgegen, 
5155 Denn Frau'n, die foldhe Luſt erregen, 
Sind nolb der Welt nicht worden Eund. 
Nach meinem Mer ſandt' ich zur Stund'. 
Da die nun zu mir famen 
Und felber auch vernahmen, 
5160 Wie herrlich jene fangen, 
Da zogen. ber ſie mit Verlangen 
Und ſchlugep weislich ihr Gezelt 
Im Walde auf, nicht auf dem Feld. 
Da lagen wir darin mit Schale 
5165 Und freueten und alle - . 
Alerander. 19 


890 


5170 


5175 


5180 


5185 


5190. 


'5195 


5200 


M. v, 5319 (4989). 


der seltsönen brüte. 

ih unde mine lüte 

wir wolten där: bliven 

unde nämen si ze wiben 
unde hätten ner -wünnen, 
dan wir ie g@ßvunnen, 

sint daz wir wrden "geborn.. 


ow6, daz wir sö s@hiere vegjorn 


daz michele gemach!. . 
diz wunder ih alliz sah 
selbe mit minen oug®n: 

des mugent ir gelouben. 

diz werte, *alsih iu sage, 

dri mänede unde zvelif tage, 
daz ih unde mine helede balt 
wären in dem grünen walt 
unde %i. der scönen- ouwen 
mit den lieben frouwen 


"unde wunne mit in habeten 


unde mit froweden lebeten. 


vil jämerlichg uns dö gescach, 


daz ih verclagen. nit ne mach. 
dö di zit vollenginog 

unse frowede di zegife: 

di blümen gare verturben 


unde di sSönen frowen sturben; 


di boume ir loub liegen 4, 
unde di brunnen i® fliezen 
unde di fugele ir singen. 
dö begunde dvingen . 
unfrowede min herze- 

mit manicfalder smerze. 
freislich was win: unggumah, 
daz ih alle fage sah ‘ 
an den scönen frouwen. 


. »0we, wi si mih rüwen 


. # 


24 


Der wunderfamen Bräute, 

Ich und meine Leute _ 

Wir wollten al’ dort bleiben 

Und nahmen fle zu Weiben * 
5170 Und genoſſen mehr der Wonnen, 

Als wir jemals noch gewonnen 

Seit der Zeit, daß wir geboren. 

O meh, daß wir fo ſchnell verloren 

Das wonnige Bebagen! 

5175 Die Wunder, kann ich fagen, 
Durft' ich mit meinen Augm ſchau'n: 
Ihr möget meinen Worten kau'n, 

Diep währte, wie ich euch jetzt fage, 

Drei Monate und noch zwölf Tage, 
5180 Daß ich mit meiner Heldenſchar 

In dem grünen Walde war 

Und bei den fohönen Auen 

Mit den Lieben Frauen 

Und wir in Luft mit ihnen Iebten 
5185 Und In Wonn’ und Freude fchwebten. 

Doch großes Leid gefchah und dann, 

Das nie genug ich Elagen kann. 

Da die Zeit zu Ende ging, 

Unfre Freude auch zerging: 
5190 Die Blumen ganz und gar verdarben 
Und die ſchoͤnen Frauen farben; 

Ihr Laub die Bäume ließen 
Und die Brunnen ihr Fließen 
Und die Bögelein ihr Singen. 
5195 Da begunnte auch zu zwingen 
Ungemad und Sram mein Herze 
Mit manigfaltigem Schmerze. 
Schrecklich war Der Jammer da, 
Den ich alle Tage ſah 
9200 An den fchönen Frauen. 
O web, dyß ich mußte fchauen, 
19% . 3 


292 M. v. 5355 (5008), 


dö ih si sah sterben 

unde die blümen verterben: 

dö schiet ih trürich dannen 
5405 mit allen minen mannen. 


Do gesah ih unde mine man x 


eine scöne burch vor uns stän, 

di was gemachit mit sinne.. 

ih were gerne dar inne, 
5210 dö ne mohtis niwit sin. 
Ä ih unde daz here min 

wir sähen einen grözen man, 

der wäs freislichen getän. 

‚der quam.dar üz gegangen. 
5215 sine hüt was ime bevangen 

al mit svinis bursten. 

mih noh mine fursten 

ne wolder niwit forhten. 

ime düchte, daz er ne dorfte. 
5220 er wände, .daz in nieman | 

mit wige torste bestän: 

daz liez er wol schinen: 

do geböt ih den minen, 

daz si den man viengen. 
92325 dô si zözin giengen, 

er ne ‚vohrte noh ne flö, . 

äne sorge stunt er dö.- 

dö hiez ih eine magit gän 

schiere unde vor in stän; 
5230 ih wolde scowen dar- an, 

ob were dihein man, 

dem di wibis minne 

nit ne bröchte üzem sinne. 

dö di magit zözime ginc. 
5235 under sine arme er si‘ geviene 

unde ilete vile balde . 

mit ir 26 dem walde. „ 


„3 


_ 298 

Mie fie alle farben 

Und die Blumen verbarben: 

Da ſchied in Trauer ich von bannen 
5205 Mit allen meinen Mannen. 

Alsbald dann ich unb meine Mann 

Bine fchöne Feſte vor uns ſahn, 

Die war mit großer Kunſt gebaut. 

Gern’ haͤtt' ich innen fie geſchaut. 
5210 Das follte aber nimmer fein, 

Denn ih und. all’ die Mannen mein 

Wir fahen einen großer Mann, 

Der war gar ſchauderhaft gethan. 

Der Fam daraus hervorgegangen. 
5215 Die ganze Haut war ihn umfangen 

Mit Borften wie an Schweinen. 

Bor mir nit noch den Meinen 

Wollte Furcht er tragen. 

Ihm daͤuchte, er duͤrf' ed wagen. 
5220 Er wähnte, ihm zur Seite 

Könne keiner ſteh'n im Steeite. 

Solches ließ er Mar erjcheinen. 

Ich gebot darauf den Meinen, 

Dad fie den Reden fingen. 
5225 Als gegen ihn fie gingen, 

Da fürchtet’ er fich nicht noch floh, 

Ohne Sorge ſtund er fo. 

Ich hieß darauf in Eile geh'n | 

Ein Maͤgdelein und vor ihn fieh'n; 
5230 Ich wollte daraus inne werben, 

Ob einen Mann ich fünd’ auf Geben, 

Den des Weibes Minnen 

Nicht braͤchte ganz von Sinnen. 

Da das Mägpvelein zu ihm ging, 
5235 Er mit den Armen ed umfing 

Und eilste gar balde 

Mit ihr zu dem Walde. 


294 


M. v. 5891 (5041). 


des wurde wir vil unfrd. 
z6 den rossen quäme wir d6; 


5240 uns wart vil harte gäh, 


vaste ilete wir ime näh. 
dd wir den man bequämen 
unde ime di maget nämen, 
dö- gwan er eine stiiıme, 


5245 di was harte grimme, 


gröz unde freislich, 

eines lewen stimme gelich. 
uns quam vom ime michil nöt, 
wander vorhte den töt. 


5250 dö ime min here z6 gine, 


do geböt ih, daz man in vimo 
unde brähtin gebunden 

vor mih an den stunden. . 
ih hiez in brinner in ein für. 


5255 ime wart sin leben vH sür; 


unlange er lebete, 

svi söre er wider strebete, 
Dö hüb ih mih dannen 

mit allen minen manhen 


5260 unde quam an einen höen bert. 


dä üf stunt ein scöne were, 

ein herlicher palas, . 

(der von edelem gesteine was, 
alse wirz an den büchen haben. 


5265 an den palase was irgraben 


maniger siahte wunder. _ 
ein scöne wäch flöz dar under. 
von dem palase wären, 

daz sagih iu zvären 


5270 ketenen gehangen 


‚di wären vil lange 
gemachit von golde. 
sver üf den berc wolde, 


D . 


235 


4 ® 


» 


Dep wurde und von Kerzen feib. 
Zu Rpfie’ fliegen wir bereit; 
5240 Seht prägt? und das Ungemach, 
Wir eileten ihm Haftig nach. 
Da wir den Mann bekamen 
Und ihm das Mägdleingnahmen, 
Da fchrie er auf mit einer Stimme, 
5245 Die tönete in argem Grimme - - 
Überfaut und fürchterlich, 
Die eined Leuen Stimnte glich. 


Uns fam von Ihm noch große Noth 


Denn er fürchtete jeßt den Tod. . 
5250 Da ihm mein Heer zu Leibe ging, 

Da fagte ich; daß man ihn fing’ 

Und brächte ihn gebunden 

Bor mid zu diefer Stunden, 

Sch Hieß mit Feuer ihn verbrennen. 


295 


5255 Er konnt' ſich ſchwer vom Leben trennen; 


Doch lange durft' er nicht mehr leben, 


Wie fehr ex mochte wiverftreben. 
Da hub ich mid von dannen, 
Mit allen meinen, Mannen 
5260 Und Fam an eihen hohen Berg. 
Auf dieſem. fund ein fihönes Merk, 
Ein Herrliher Palaft fürwahr, 
Der ganz von edel'n Steinen war, 
Mie. wir e8 in den Büchera Haben, 
5265 In dem Palaft war eingegraben 
Gar mander Arten Wunder. 
Ein ſchoͤnes Waſſer floß darımter. 
Von dem Palaſte ſahen, 
Das kann ich euch bejahen, 
5270 Wir Ketten niederhangen, 
Die waren mächtig lange, 
Gemacht von lautrem Golde. 
Wer auf den Berg nun wollte, 


un 


X 


296 


M. v. 5497 (5087). 


der sofde sih halden dar an, 


“52375 alsih mih versinnen kan. 


5280 


6285 


92390 


52395 


ouh gingen üf den bere '6 

biz an daz herliche were „ 
zvei düsint gräde, . 

di wären mit räde 

von sapbire gemachet. 

sus lussame sache Ä 
is al der werlt unkmt. 
üf den berc quam ih gesunt 
unde- besah. den palas, 

wi wol der gezirt was! 

di venster wären dar inne 
gomeisteret mit sinne. 
di ture unds glockelin 
di wären .alliz guldin. 
da gesach ih ein betehüs, 

di ture di ginc selbe üf.- 

dö ih dar in quam, 

gröz wunder ih dä vernam. 
ein beite sah ih dar in stän, 
dag was harte lussam, 

mit golde geziret, ” ® 

mit gesteine wol gewieret. 


« 


„ alsö verro aô daz bette ginc, 


3305 


Li 
“ 


ein winrabiz al umbe vinc. 
di wag ggworcht von golde. 
daz di trübelen wesen solden, 
daz was edele gesteine 
gröz unde cleine. - 

üf den beite ein man lac, 
sö min ouge nie ne gesah 
mör »ö scönen aldef man. 
michil wunder mih nam, 
wer der man wöre. 

er lach an dem gebere, 


Der follte halten ſich daran, 
5275 Wenn ich mich reiht entſinnen Eann. 
Auch waren aufwärts an dem Berg 
Bis zu dem wundervollen Werk 
Zwei taufend Stufen aufgeführet, 
Die waren: fchön gezieret, 
5280 Aus Saphiren gehauen. 
Sp herrliches war nicht zu ſchauen 
In aller Welt Bis zu der Stund'. 
Auf, ven Berg kam ich gefund 
Und nahm in dem Palafte wahr, 
5285 Wie wohl der audgezieret var. 
Die Safter waren darinne, 
Gefüg't mit meifterlihem Sinne, 
Die Thäre und die Glödelein, 
Die wasen al’ von Golde fein. 
5290 Ein Betgemach ſah ich darauf, 
Die Thüre ging von felber auf. 
Da ih in dad Gemach nun Fam, 
Ih großed Wunder da vernahm, 
Ein Bette jah darin ich ſteh'n, 
5295 Das war gar wonnig anzufeh'n, 
Bon Golde ausgeführet, 
Mit edeln Steinen wohl gezieret. 
Sp meit hin als daB Bette ging, 
Ganz eine Weinreb' ed umfing, 
5800 Die war gewirkt aus Golde fein. 
Was die Trauben jollten fein, 
Das waren edele. Gefteine, 
Große fo wie Heine, 
Auf dem Bette lag ein Mann, 
5305 Wie meine Augen niemald fah'n 
Sp einen ſchönen alten Mann. 
Gar wunderbar fam es mir an, 
Wer wohl der Alte möchte fein. 
Wie er da lag, Hat ed den Schein, 


297 


298 M. v. 5463 (5118). 


5310 alser wöre vil riche. 
er lach vil herliehe. 
R vil süzlich er slief. 
ih ne sprah noh ne rief, 
do ih stunt ver sinen bette, 
5315 ih newolde in wit wecke. 
gezogenliche #4 ime neich. - 
den höen bers ih dö steieh 
vil gemechliche nider 
unde gquam zö minen lien wider. 
5320 Dö ih nider quam ze tale, 
dö före wir rehte dri tages 
unde quämer in en kunt, A 
daz was Brasiecus gonarl.» 
der kunine von dem iunde » 
5325 sine gäbe mir sande. + 
ouh brähten ıtir di lantkite 
rühe vischis käüte 
. zesamene gebunden. 
än den hüten stunden 
5330 scöne liebarten Mäl. 
ouh brähten si mir, dag is wär,» 
vil manige lanrprideh Bät. 
ih tar i2 wol sagen ubir Gl, 
si wären sehs cläftere länc. 
5335 de gäbe sagetih in dans. : 
Daz lant Hez ik mit fride Star. 
dannen hüb ih mih sän 
mit minem ingesinde 
der werlt an daz ende, 
5340 dä der werlt abe stät 
unde der himel umbe gät 
alse umbe di ahssen das rät. 
dö hörtih, wä man spräh, 
ouh hörtiz wilsthere, 
5345 criechische spräche in dem mere: 


299 


5310 Als wär thın al’ Die Pracht bereit, 
So lag er da voll Herrlichkeit. 
In füßer Ruhe er da fihlief. 
Ich felber fprach fein Wort noch rief. 
Da ich vor feinem Bette fand, 
5315 Zu werden ton ich Scheu empfand. 
In Züchten vor ihm neigt’ ich mich, 
Den hoben Berg darauf ih fieg - 
Mit Gemädhlichleit hernieder 
Und Fam zu meinen Leuten wieder. 
5320 Als I zu Thal kam von ber Burg, 
Da zogen wir drei Tage durch 
Und kamen endlich in ein Land, 
Das war Braflarud genannt. 
Der König von dem Lande, j 
5325 Mir feine Gabe fanbte, 
Auch brachten mir im’ Land bie Leute, 
Bon Fiſchen rohe Häute, 
Zuſammen all' gebunden. 
Auf den Haͤuten ſtunden 
5330 Schöne Leoparden Mal. 
Auch brachten fie in großer Zahl 
Mir manche ſchöne Lampriden Haut; 
Ich wag's zu fagen überlaut, Ä 
Ste waren wohl ſechs Klafter. lang; 
5335 Ich fagte ihnen vafür Dank. 
Mit Frieden ließ ich dieſes Land. 
Ich hub von dannen mid zur Hank 
Und meinen Helden zugefellt, 
Zog Ih an das Ende der Welt, 
5340 Wo der Welt Abgrund flcht 
Und fi herum ver Himmel dreht, - 
Wie um die Achſe geht das Rad. 
Da hörte ich fprechen am Geſtad', 
Auch‘ Hörten’8 die in meinen Heere, 
5345 Der Griechen Sprache in dem Meere: 


0 M. v. 5499 (5149). *· 


des wunderto uns üzer mäzen; 
min man sih des vermägen, 
si wolden svemmen in daz mere; 
rechte zvönzich. wären dere, 
5850 wande si wunder habeten, 
wä di lüte wonsten,. 
di si hörten dar inne, 
mit menschlicher stimme. 
si wolden svimmen üf einen wert; 
5355 daz wart in starke bewert 
von den tieren in. dem mere. 
daz wunder soowete min here, 
wä di zveneich an der stunt 
sunken an des meres grunt. 
5360 In der gegenöte 
stunt ein burg gäte. 
Meroves hiz di burch rich 
unde was vil hörlich, 
si was al umbevangen 
5365 mit eime velse, der was langer. 
di lüte von dem lande 
wären türe wigande 
unde lebeten &herliche 
unde wären al gliche 
5370 einer frowen undertän, 
& hiz Candacia, 
si was ein kuninginne 
unde lebete mit sinne. 
zvöne sune höte si. 
5875 dö hiz ih dä bi 
üf slän min gezelt 
an ein harte scöne v 
do emböt ih der frou 
min dienist mit allen 
5380 unde santir zö dem ı 
ein bilid6 wol gemäle. 


5350 


5355 


5360 


5365 


5370 


5375, 


801 
Erflaunlich Das und Wunder nahm; 
Den Meinen das Geluft anfam, 
Zu tauchen auf des Merres Grund; 
83 fanden zwanzig fih zur Stund', 
Die wollten gerne fich belchreit, 
Wo denn diefe Leute wären, 
Deren Stimme man vernähme, - 


Ald ob aus dem Meer fle kaͤme. 


Sie wollten ſchwimmen auf ein Wert; 

Dad ward ihnen fchlimm gemehrt 

Bon den Thieren in dem Meer. 

Das Wunder fihauete mein Heer, 

Wie die zwanzig zu der Stund’ - 

Sanken auf des Meeres Grund. 
Nabe bei dem Meere, 

Eine Burg ſtand, eine hehre. 

Meroves war Die Burg genannt, 

Durch Pracht und Reichthum wohl befannt, 

Sie war umfangen überall . 

Bon einem Felfen, lang und ſchmal; 

Die Leute von dem Lande ' 

Waren Helden, wohlbefannte, 

Und lebten dort in Herrlichkeit 

Und waren alle jederzeit 

Einer Frauen unterthan, 

Die nannte fle Bandactan. 

Sie war eine hehre Königinne 

Und Iebete mit Flugem Sinne, 

Sie Hatte auch der Söhne zwei. 

Da gab Befehl. ich nah’ dabei 

Aufzufchlagen mein Gezelt 


In einem weiten, ſchönen Feld. 


5380 


Meine Dienfte bot ich dann 

Der Frau mit allen Treuen an. 
Auch fandte ich zugleich von mir 
Ein mwohlgemaltes Bildniß ihr. 


802 M. v. 5588 (5183). 


näh. Amon minen gote. 
dö brahte mir wider ir hote 
vil herliche gäben - 

5385 unde biey mir fragen, 
ob ih wöre alsein andir man 
unde mir wöre undertän 
di werit alle biz al da.. 
dö hiz ir sagen ja. 

5390 Von der gäben wil ih iu sagen, 
di siu mir hiz vore tragen: 
hundrith guldine gote. 
ouh brähte mir ir bote 
andirhaip husdrith Möre, 

5395 di häten lange ören 
unde wären alle kinder. 
minen gesinde 
gabih si an ir huote. 

‘ ouh sante mir di güte 

5400 drizic .güte goltfaz, 
münzich eifande unde bag. 
si sante mir pantöre 
seszich unde möre' 
unde hundrit liebarte, 

3405 di 4& loufint harte. 

"* ouh sante. mir di kuniagia 
funfhundrit fugelin, . 
sitige unde springen, ' 

di sprechent unde singen, 

5410 unde handrit balkin vein: 
nie ne wart holz nehein 
sö güt noh sö türe. 
iz ne mac in den füre 

. neheine wis verbrianen. 

5415 ouh brähte durh minne 
der selben kuninginnen bete 
Amöne, minem gote, | 


25» 





303 


Nach Amon meinem Gotie. 
Da brachte wieder mir. der Bote 
An Gaben herrliche getragen 
5385 Und fie ließ durch ˖ihn midy fragen, 
Ob ich wäre; wie ein andrer Mann, 
Und ob mir wäre unterthan 
Die Welt bis zu dem Lande ba. 
Da hieß ich ihn ihr fagen, ia. 
5390 Ich will euch von den Gaben fagen, 
Die fie vor mich hin hieß tragen: 
Hundert goldne Götter trug 
Ihr Bot’ und brachte einen Zug 
Bon Hundert fünfzig Mohren, 
5395 Dig hatten Jange Ohren 
Und waren Linder allzunal. 
Meinen Leuten ich befahl 
Die Mohren wohl in ihre Hut. 
Auch fandte mir Die Fraue gut 
5400 Dreißig Goldgefaͤße ſchwer, 
Elefanten neunzig und noch mehr; 
Dann ſandte ſie auch Panterthier 
Sechzig und noch drüber mir 
Und hundert Leoparden hell, 
5405 Die vor allen laufen ſchnell. 
Auch ſandte mir die Känigin 
Fünf hundert ſchöne Vögelin, 
Sittihe und Springen, 
Die Sprechen. und auch fingen; 
5410 Auch Hundert Balken fondrer Art: 
Nach nie ein Holz gefunden warb 
So trefflich und jo theuer. 
Es Täfiet fih durch Feuer 
Auf feine Weil’ verbrennen. 
5415 Daran auch Eonnte ich erkennen 
Der Königin Liebe, daß ihr Bote 
Dem Amon meinem Gotte 


304 


54230 


9425 


5430 


M. v. 5569 (5219). 35. 


eine oröne wol geziret 
unde harte wol gewieret 
mit edelen gesteine 

gröz unde cleine, 

alsiz di frowe wolde, 
zehen ketenen von golde 
wären dar ane gehangen. 
dä mite was bevangen . 
di cröne herliche. 

di kuninginne riche 

sante mir ouh ein tier 
daz was edele unde hör, 
daz den carbunkel treget 


unde daz sih vor di mggit legst. 


. monosceros ist: iz genant; 


5435 
5440 
5445 


5450 


der ist luazil in diz Jant, 

dar zö ne framet nehein jaget; 
man sol iz vähen mit einer mägit. 
sin gehurne daz ist freisam. 

dä ne mac’ niwit vor bestän; 
unde dö di gäbe was bräht, 


dö was di frowe des bedächt, 


daz si zö mir sante einen map; 


.der was alsö getan, 


daz er konde mälen. 

der mälede zö dem mäle 

an einer tabelen minen lib. 

niht nist sö listic sö daz wib 

unde ouh ir kint: | 

des quam ih in gröz angist sint. 
Candaulus, der frowen alder suon, 

dächte, waz ‘er mohte tuon. * 

er nam sBine wise man, 

dö et rehte vernam, 

daz ih dare comen was, 

dä volgeter mir-an ein gras 


305 


> 


Eine Krone brachte, ſchoͤn gezieret, 
Mit großer Kunſt wohl ausgeführet, 
5420 Mit enelen Gefteinen 
Großen, jo wig Heinen, *® 
Sp wie die Frau es wollte. 
Ketten zehn von Golde, * 
Die waren dran gehangen, 
5425 Bon benen war umfangen 
Die edle Kron’ mit ihrer Bier. 
Zugleich auch fendete ein Thier 
Die edle Koͤnigin zu mir her 
Welches edel war und hehr, 
5430 Und den Carbunkel träget 
Und welches vor die Magd ſich "Ieget. 
Monosceros iſt es genannt, 
Nur wenige gibtees in dem Land; 
Gewinnen kann man's nicht durch Jagd, 
5435 Man muß es fah'n mit einer Magd; 
Sein Horn iſt ſchrecklich anzufehn, 
Vor dem mag Keiner je beſteh'n. 
Und als die Gabe war gebracht, 
War auch darauf die Frau bedacht, 
5440 Daß ſie mir ſandte einen Mann, 
Der alfo Eunftreih war gethan, ° 
Daß er zu malen wohl verftund; 
Der malete zur felben Stunv’ 
Auf eine Tafel meinen Leib. | 
5445 Nichts ift fo Liflig, wie das Weib 
Und ihre beiden Kinder waren. 
Drob mußt’ ich große Angft erfahren. 
Ihr Altter Sohn, Candaulus, nım 
Bedachte, was er koͤnnte thıfh, 
5450 Er ließ die weiſen Männte Eommen, 
Und da er nun genau vernommen, 
Daß ich herzugefommen wär’, 
Da trat er zu dem Anger her, & 
Alexander. 20 


“oe 


306 M. v. 5605 aa 2 


unde sähte mih dag velt; 
5455 dö lach ih under * gezelt, 
dö er bi minem here quam 
unde mine’  wartman 
sin worden gware, ® 
hüben si sih dare . 
5460 unde viengen den helt junc 
.unde brähten in zestunt, - 
dar Tholpmeus lach. ” 
der frägetin unde sprah, 
waz ®in gewerb were. 
5465 dö sprah der junch£re: 
„Candacıs is min müter. 
verrim durh dine güte . 
min herzeleit, daz ih dir clagen. 
ih wolde dine helfe haben, 
5470 ih hän verloren min wib, 
di mir lieb was sô der lib. 
daz is mir ze unheile comen. 
di frowe. di hät mir genomen 
ein kuninc, der is vermezgen . 
5475 unde ist hie bi gesezzen. . 
durh tröst bin ih comen zö dir 
unde mahtu des gehelfen mir, 
‚daz ih si wider gewinnen, 
des lönih dir mit minnen.“ 
5480 Dö Tholomöus min man 
des herren clage vernam, 
sö sweich er vil stile 
unde ginc mit güten wille 
rehte under min gezelt,. . 
5485 daAh lah an daz velt, _ 
unde sagete mir wiiz was comen 
unde waz er hôte vernomen. 
dö rihtih mih üf scöne 
s unde gab ime mine cröne . 


EN 


307 


Mich aufzufuchen in dem Felde; 
5455 Da lag ich unter meinem Zelte. 
Als er bei meinem Heer erſchien 
Und meine treuen Wächter ihn 
Alfobald gewahr geworden, 
Da eilten fle von ihren Orten, 
5460 Singen den jungen Gelben Fühn 
Und brachten auf der Stelle ihn 
Dahin, wo Tholomeus Ing. . 
Diefer fragte ihn und ſprach, 
Mas denn fein Gefchäft hier wäre. 
5465 Da fprach der junge Herre: 
„Candacis tft die. Mutter mein; 
Vernimm, will du mir gnäbig fein, 
Mein Herzeleid, das ich komm' zu Hagen; 
Dich möcht um Rath und Hülf-ich fragen. 
5470 Verloren habe ich mein Weib, 
Die mir fo lieb war ald der Leib. 
Das tft zum Unheil mir gekommen. 
Die Fraue die hat mir genommen - 
Ein flarker König, fehr vermeſſen, 
5475 Der ift hier nah’ bei uns gefeflen. 
Um Troſt bin kommen ih zu Dir, 
Und magft du darin helfen wir, 
Daß ich fle wiener kann gewinnen, 
Deſſen Lohn’ ich dir mit Minnen.“ 
5480 Da Tholomeus nun, mein Mann, 
Des Herren Klage hörte an, 
So fihwieg er eine Weile ftille 
Und ging dann erſt mit gutem Willen 
Grade unter mein. Gezelt, 
5485 Wo ich ruh'te in dem Feld, 
Und fagte mir. wie's war gekommen 
Und was er hatte dort vernommen. 
Da richtet ich empor mich ſchon 
Und gab dem Mannen eine Kron’ 
20* 


308 M. v. 5641 (5391). Ye 


5490 unde hieg, in sAn 
wider in sin gezelt gan 
unde mit sinne handelen sin dinc. 
ih sprah: „dirre jungelinc 
ne mah din niht irkennen. 
5495 Alexander saltu dih nennen 
unde jöhe des- neheine wis, 
daz tu Tholom&us sis, 
unde heiz mih dir gewinnen; 
Antigonus saltu mih neumem 
5500 unde gebüt mir alse dinem man, 
daz schiere werde widertän, 
daz dir höre hät geclagit, 
als& wir haben hie gesaget. 
 daz ta wir mit sinne 
5505 unde heiz mir ime gewinnen 
schire widere sia wib, 
alsö Neb sö mir st der ib.“ 
Di berren beide täten, 
des si wären beräten. 
5510 Tholom&us di cröne entflenc. 
zö sinem gezelde er giene 
in alien den geböre, 
alser Alexander were. 
näh Alexandere er sante, 
5515 Antigonus er in nanfe. 
46 sprah er zö Candaulö: 
„gehabe dih wol unde wis frö. 
din bete wirt geleistet. 
du häs wol vereischet, ' 
5520 daz ih Alexander -bin genamt. 
Macedonia is män lamt. 
dannen bin ih here comen. 
daz mahtu haben wol veraomen. 
Persen ist mir undertän, 
9525 Parthis unde Indiän- ’ 





309 


5490 Und hieß ihn ohne anzuſteh'n 
Zu feinem Zelt zurüde gehn 
Und es mit Klugheit fangen an. 
Ih fagte: „diefer junge Mann 
Vermag dich nicht mehr zu erkennen, 
5495 Du folk dich Alexander nennen; 
Auf Feine Weil’ mach’ ihm bekannt, 
DaB du Tholomeus feift, genannt, - 
Und heiße mich vor dir erfcheimen, - 
Nenn’ mich Antigonus den Deinen, 
5500 Gib mir Befehl, als deinem Mans, 
Daß eilig werde abgethan, - 
Was Dir der Süngling hat geflaget, 
Wie wir es haben hier gefage 
Das thu’ mir nun mit Sinnen 
5505 Und heiße mich gewinnen 
Ihm wieder alſobald fein Weib, 
So wahr, als lieb mir fei der Leib, * 
Die Herren beide thaten, 
Deß fie fih da berathen. 
5510 Tholomeus ſetzt' Die Krone auf, 
Zu feinem Zeit! ging er darauf, 
In Mien’ und. Haltung fihritt er Ber, 
Als wenn er Alexander wär. 
Nach Alexandern dann er ſandte, 
5515 Antigonus er diefen nannte, 
Drauf fprach er zu Ganbaulo: 
„Gehabe wohl dich und fei froh, 
Wir wollen deiner Bitt' willfahren, 
Du haft, was wirklich ift, erfahren, 
5520 Daß ich Alerander bin genannt; 
. Macedonia das ift mein Land. 
Von dort bin ich Hierher gekommen; 
Das magft du haben mohl vernonmmen. 
Auch Berfen iſt mir untertban, - | 
9525 Parthis und au Indian 


810 M. v, 5677 (6827). 


di stönt an miner gewalt. 
ih wil mit dir, heit balt, 
hinnen senden disen man, 
der dir wol gehelfen kan. 
6530 ih gebe ime heris alsö vile, 
alse er is selbe nemen wile; 
er ist Antigonus genant, 
den fuore in daz selbe lant, 
dä din wib is inne, 
5535 er veret mit grözen siine, 
er gwinnet dir widere din wib 
oder er verlieset den lib.“ 
Dô wänede Candaulus, 
dag min man Tholomöus 
5540 Alexander wöre. 
des frowete sih der möre. 
dö gwan der heit güt 
“ einen frölichen müt, 
daz er sulhe helfe gewan. 
5545 dö gereite sih manic man 
von minen  gesinde. . 
dö vöre wir mit dem kinde. . 
dö sagete ih vil stille - | 
minen lüten minen wille, 
5550 di mih wol irkanten, 
daz si alle nanten 
mih Tholomöus. 
dö iz geahtit was alsus, 


daz verwandelet was min name, . 


5585 selbe fürte ih minen vane. 
min volch ih bereitte. 
Candaulus uns leitte 
ze Bälä vor di veste. 
sö getäner geste 
wären si vil ungewone, 
alsin dö wären comen. 


311 
5 

Sind unter meine Machtegeſtellt. ⸗ 

Ich will mit Dir, fühner Held, 

Bon binnen fenden dieſen Mann, 

Der dir wohl Hülfe bringen „Fonn. 
5530 Ich gebe ihm des Heer's foot 

Als er fich deffen nehmen w — 

Er iſt Antigonus genannt. 

Den führe in daſfelbe Land 

Mo dein Weib ift inne. 
5535 Er ziehet mit Flugem Sinne, 

Er bringet wieder dir bein Weib, 

Ober er verliert den Leib." * 

Da wähnete Candaulus, 

Daß mein Manne Tholomeus . 
5540 Alexander wäre. j 

Dep freuete ſich der Hehre. 

Da gewann der Jüngling gut, 

Wiener einen froben Muth, 

Daß er folhe Hülfe gewann. 
5545 Da rüftete fih mancher Dann 


Von meinem Ingefinde. 4 
Da führen wir mit dem Kinde. * 
Da fagte ich ganz im Stillen, -"*. 
Meinen Leuten meinen Willen, ’ 
5550 Die mich wohl erfannten, . 
Daß ſie alle nannten, » 
Mich Tholomeus immerdar  ° 
Da dieſes auch beachtet war, ‘ 


Daß nun verwandelt war mein Name 

5555 So führt’ ich ſelber meine Fahne, * 
Ich rüftete mein Volk zum Styeit, 
Candaulus führte und bereit :& 
Gen Bala vor die Fefte. 
Auf fo gerüftete Gaͤſte 

5560 Jene nicht bereitet waren, 
Wie fie kamen nun in Schaaren; 


e 


812 M. v. 5713 (8363). 2 
® 
ig state ainzzen si 20. 
ze rate gingen dö 
di helede vermezzen, 
5565 di da wären besezzen, 
unde sprächen al hesunder, 
si neM6. michil wunder, 
waz daz here wolde 
® oder waz ig dare solde. 
5570 Der kuninc der was üz gevaren 
mit einer creftigen scharen 
üf einen sinen, genög. 
dö wärt der angist vil gröz, 
di in der stat wären, 
5575 daz sagih iu zvären. 
dö si in allen siten 
daz here gesähen riten 
ubir di marke, 
dö forhten si starke, 
5580 daz Porus dannoch lebete 
unde dar zö strebete 
nit sines heres craften. 
; in ir müt si dächten, 
„@dz er si stören solde 
5585 unde er lösen wolde 
di frowe, wande er was ir mäch, 
@ar ih was gevarn näh. - _ 
Nu yernemet rehte, way ih iu sage. 
® dar näh ubir dri tage | 
55 Candaulus mih bat, 
® daz wir riten vor di stat, 
dä di frowe was inne. 
eo daz Äte wir mit sinne. 
dö wir dar quämen 
5595 undiz jene vernämen, 
di in der stat wären, 
» si gingen offinbäre 


Ihre Feſte fle verſchloſſen. 
Zu Rath nun unverdroſſen 
Gingen die Helden drauf vermeſſen, 
5565 Die da waren beſeſſen, 
Und ſprachen all' beſunder, 
Es naͤhme ſehr ſie Wunder, 
Was die Schaaren wollten 
Oder da vollführen ſollten. 
5570 Der König der war ausgefahren 
Mit zahlreichen Schaaren 
Gegen einen feined Gleichen. 
Da.mußten die vor Angft erbleichen, 
Die in der Feſte waren, 
5575 Was wahr ift, müfjet ihr erfahren. 
Da fie nun von allen Seiten 
Das Heer dort ſahen reiten 
ber ihre Marken her, 
Da plagte fie die Furcht gar jehr, 
5580 Daß Porus da noch ſei am Leben 
Und gegen fie wol’ Kampf erheben 
Mit feiner Träftigen Heeresſchaar. 
In ihrem Sinn fchien’d ihnen gar, 
Er kim’, fie zu zerfireuen 
5585 And wolle dann befreien 
Die Frau, denn er war ihr verwandt, 
Mach der auch ch mich hingewandt. 


313 


Nun Höret wohl, was ich will tagen. 


Darauf nad dreien Tagen 

5590 Gandaulus fleheutlich mich bat, 
Daß wir ritten vor die Stadt, 
In der die Frau war eingejchlofien. 
Das thaten wir auch unverbrofien. 
Als wir dorthin nun kamen 

5595 Und jene es vernahmen, 
Die in der Fefle waren, 
Da kamen fie. hervor in Schaaren, 


„314 


5600 


5605 


5610 


5615 


M. v. 5749 (5390). 


an ir zinnen. stän 

unde frägeten uns sän 

von ir brustwere 

umbe daz uncundige here, 

wannen daz Comen were. 

ouh frägeten si möre, 

waz si uns heten getän . 

unde ob wir si bestän 

mit urlüge solden. 

wir sageten, daz wir wolden 

ir stat gare ebrechen 

unde an in reehen 

beide an ir öre unde an ir Hb, 

daz si Candaulis wib 

dar in höten gevan , 

unde dar 260 sine liebe man; 

där ne wurde schiere widertän, 

sö möstens imer scaden hän. 
Dö di burgöre | 

vernämen diz möre 

unde alsiz in di burg quam, 

michil angist si des nm. 


5620 üf brächen si daz palas, 


dä di junefrowe inne was. 
zö uns santen si nider - 
unde gäben uns di Trowe wider. ° 


‘ dö.lieze wir ir stat stän 


3625 


5630 


unde fuoren dannen sän 
mit hörren Candauß. 

dem was sin herze vil frö. 
der sprah offinbäre, 


daz ih’ des gwis wäre, 


woldih mit ime heim comen, 
ih gwinnis michelen fromen 
von im unde von siner mäter. 
er weste si in den güten, 


Zur Bruftmehr fie Hin teaten 

Und gleich die Frage thaten 
5600 Zu und von ihren Binnen ber 

Nah dem unbefannten Heer, 

Don wannen dad gefummen wär; 

Auch frageten fle und noch mehr, 

Mas fie an mund begangen 
5605 Und 05 wir kämen anzufangen - 

Mit ihnen feinblich Fechten. 

Mir fagten, daß wir daͤchten, 

Die Feſte ganz zu brechen 

And uns am ihnen zu rächen, 
5610 Sie müßten laſſen Ehr’ und Leib - 

Dafür daß fie Candaulis Weib 

Darinnen hielten verfähloffen 

Und au feine Lieben Genoſſen. 

Daflır würd' ihnen fehnell gethan, 


5615 So müßten fle immer Schaven ha'n. | 


Als nun die Bürger drinne 
Der Märe wurden inne, ’ 
Und in die. Burg die Kunde Fam, 
Sie große Angft gefangen nahm. 
5620 In Eil' man den Palaft erbrach, 
In dem die Frau gefangen lag; 
Sie fandten Dann zu uns hernieber 
Und gaben und die Fraue wieder. 
Da Tiefen wir ihre Feſte ſteh'n 
5625 Und huben uns von dann zu geh'n 
Mit Gandaulo dem Herren hehr. 


Dem war fein Herz in Freunden fehr. 


Er ſprach zu mir ganz offenbar, 
Daß ich deß nähme. fiher wahr, 
5630 Wollte Heim mit ihm ich kommen, 
Das würde mir zu Danke frommen 
Bon ihm und von ber Mutter fen, 
Der.Ginten, der “ alle erfrenn, 


815 


316 M. v. 5785 (5435). 251 


si solde mir miner arbeit 
5635 mit liebe lönen äne leit. 
Do enböt ih Tholom&ö, 
daz ih mit Candaulö 
wolde heim. zelande, 
durk daz ih irkande 
8640 unde mit listen irfande, 
wiiz dä ze lande stunde, 
unde ouh daz ih irsege, 
wilher site man dä phlege. 
dö wir dannen solden riten, 
5645 des weges in beiden siten 
di höisten berge ih gesach, 
mit wärheit ih daz sagen mach, 
dar ie dehein man 
in diser werlt zö6 quam 
5650 unde di hie an der .erden 
ie mohten gewerden. 
dö frägetich mit listen 
di lüte, diz wol wisten, 
waz üf den bergen wäre. 
5655 di sageten uffenbäre, 
dar üf wären besunder 
maniofalde wunder:- 
tier di wären eislich 
unde wurme vil freislich. 
5660 ih sah dä lange boume: 
des nam ih allis goume. - 
daz obiz, day dar üf wöchs, 
day was sö ummäzlichen &aröz, 
daz ihs nit ne tar sagen. 
5665 ir mohtis üheren spot haben, 
wandiz dühte iu usgeloublich. 
wintrübelen di sach ih, 
von. den mach ih iu sagen, 
di .ne mohte ein man niht getragen. 


317 


Sie ſollte mir für nie Muh' im Streit, 
3635 Mit Liebe lohnen ohne Kein. 
Da that ich Tholomeo Fund, 
Daß mit Candaulo ich zur Stund’ 
‚Wollte in feine Heimath fahren, ' 
Auf daß ich könnt' erfahren 
5640 Und kluͤglich Dort erfünde, 
Wied Da zu Lande ftünde, 
Und daß ih fAh’ auf Diefem Wege, 
Welcher Sitten man da pflege. 
Als wir von dannen thäten reiten, 
5645 Des Weges an beiden Seiten . 
Die hoͤchſten Berge ſah ih ſteh'n, 
In Wahrheit mag ich das geſteh'n, 
Auf die ein Mann gu dieſer Frift 
- Se in ber Welt gekommen iſt, 
9650 Und die bier auf der Erben 
Wohl jemald mochten. werben. 
Da fragt’ ich klůglich hingewandt 
Zu Leuten, denen's wohl bekannt, 
Nach dem, was auf den Bergen war. 
5655 Die machten mir es offenbar, 
Daß dort von fonderer Geftalt 
Wunder wären manigfalt: 
Thiere, grimmig ſich bewegend, 
Gewürme, Schrecken viel ervegend. 
3660 Range Bäume ſah ich ragen, 
Nach allem thät ich, forgfam fragen; 
Das Obfl, dad an den Bäumen ſaß, 
So ohne Maßen groß war das, 
Daß ich's nicht wage euch zu fagen, 
9665 Ich möchte Spott davon nur tragen; 
Unglaublich. däuchte ed euch u. 
Weintrauben ſchaut' ich de, 
Bon denen kann ich euch wohl jagen, 
Daß fie ein Manrı nicht mochte tragen. 


318 M. v. 5831 (5471). pn 


5670 ouh sah ih dä nuzze 
gröz unde niwit lutzil. 
grözer si wären | 
üanne phedemen zvären. 
ouh sach ih dä trachen 
5675 unde-andre manige sachen 
unde manige gröze slange 
grôßße unde lange. 
üf den boumen .säzen affen 
unde wilde merekatzin 
5680 unde freislich gefügele: 
daz höte dä sin gesidele, 
Vernemet noch mer, waz ih iu sage. 
dö wir gefüren funf tage, 
dö säge wir vor uns stän 
5685 ein burch, di was wol getän. 
dar üf stant ein palas, 
dä Candacis inne was; 
di phlac grözer güte, . 
di was Candaulis mäter. 
5690 dö si hete veraomen, | 
daz ir sun was wider coomen 
unde sin wib brähte, 
vil liebe si sih gedächte, 
in gageh uns si dö gino, 
8695 mit grözen eren si ung entphinc. 
üf ir houbit si trüc 
eine oröne von golde sÖö güt, 
daz nie nihein man 
neheine bezzere gewan. 
5700 si selbe was harte lussam, 
von rehten prise wol getän. 
si ne was ze kurz noh ze lanc. 
mir was in minen gedanc 
also. wol ze müte, 
5708. alsich mine müter 


319 


5670 Huch fand ich viele Nuſſe da, 
Die größten nie ich jemals ſah. 
Größer waren Diefe gar, _ 
Als die Kürbiffe find fürwahr. 
Auch erblidte ich da Drachen 
5675 Und noch manche andre Sachen . 
Und manche mächtige Schlange, . 
Große und gewaltig lange. 
Auf den Bäumen ſaßen Affen 
Und Meerkatzen wild geſchaffen 
5680 Und fürchterliche-Vögelfchaaren, 
Die dort angefledelt waren, 
Bernehm’t noch mehr, was ich euch füge. 
Wir zogen weiter fort fünf Tage, 
Da ſah'n wir und vor Augen ſteh'n 
5685 Eine Stadt, die war erbaut gar ſchön; 
Drin und ein Schloß mit feinen Simen. 
Candacis wohnete darinnen, . 
Ein Weib voll Güte immerdck, 
Candaulis Mutter diefe war, 
5690 Sie Hatte nicht fobald vernommen, 
Daß ihr Sohn zurückgekommen 
Und auch fein Weib mitbrachte, 
Als fie viel Liebes fich erdachte. 
Entgegen ſie alsbald uns ging, 
5690 Mit großen Ehren uns empfing. 
Auf ihrem Haupte ſaß im Glanz 
Die Konigskron', von Golde ganz, 
So gut, daß nie ein andrer Mann 
Eine befire Krone gewann. 
9700 Sie felber mar gar monnefam, 
In wahrer Zierde wohlgetban. 
Sie war zu kurz nicht, noch zu lang. 
AU meine Sinne Luft durchdrang; 
Es ward mir da’ jo wohl zu Muthe, 
5705 Als wenn meine Mutter ii die gute, 


320 


5710 


5715 


5720 


5725 


5730 


5735 


5740 


M. v. 5857 (5507). 


gesöhe vor andren wiben, 
alsö wol was minem libe. 
Die edele kuninginne 
frägete dö mit sinne - 
umbe den man ira sune, 
& mit ime was comen, 
wande si gerne vernöme, 
von wilhen lande er qu&me 
unde waz sin gewerb wöre. 
Candaulus der mére 
antworte siner müter sus: 
„der herre heizet Antigonus 


unde is geborn von Criechlant. 


den hete mit mir gesant 
der riche Alexander 
here zö unsen lande; 
zö dinem hüs nie ne quam 
sö rehte biderbe ein man. 
von rehte müzih in loben, 
wander is harte wol gezogen 
unde Hät einen küschen Hb. 
er gwan mir widere min wih. 
diz habe in dinen sinnen 
unde dankis ime mit minnen 
unde mit güten, 
Candacis, trüt müter. 

Do entfienc mih mit minnen 
di edele kuninginne | 


unde kuste mich an minen munt: 


unde leitte mih zestunt 
in ein scöne palas. 


daz von Onichind geleget was, 


di sülen wären reine . 
von edeiem gesteine. 

daz dach daz wag, "guldin. 
manic wunder stunt dar in. 


321 


Vor andern Weibern herrlich fähe, 
Sp wohl war mir in ihrer Nähe. 
Die edelſchöne Königinn 
Fragte da mit klugem Sinn “ 
5710 Nah dem Manne ihren Sohn, 
Der mitgefommen zu ihrem Thron, 
Denn fie hätte gern vernommen, 
Don welchem Lande er gefommen 
Und was fein Gefchäfte wäre. 
5715 Candaulus der hehre 
Gab Antwort feiner Mutter dann: 
„Antigonws- heißt Diefer Mann, 
Er ift geboren aus Griechenland; 
Diefen hat. mit mir gefandt 
5720 Alerander der reiche 
Her in unfre Reiche. 
Nie noch Fam zu Deinem Hauß - 
Ein Mann fo brav von Grunde aus. 
Mit Recht muß Toben ich den Mann, 
5725 Denn er iſt gar wohl gethan 
Und er hat einen Teufchen Leib. 
Wieder gab er mir mein Weib; 
Das halte feſt in deinen Sinnen 
Und Dante ihm dafür mit Minnen 
5730 Und laß’ ihn gut empfangen fein, 
Gandacis, traute Mutter mein.“ 
Da nahm- mich auf mit Minnen 
Die evelfte der Königinnen 
Und Füßte mich auf meinen Mund 
5735 Und leitete mich zu der Stund’ 
In einen Palaft, ver wunderbar 
Aus Onyrftein erbauet war; 
Die Säulen waren reine 
Bon edelem Gefteine. 
5740 Das Dach war golden ganz und gar, 
(53 war gezieret wunderbar; 
Alexander. 21 


v 


322 M. v. 8893 (5548). 


di spanbette wären, 
daz sagih iu zvären, 
von gelütterten golde, 
5745 alsiz di frowe wolde. 
dar üffe lägen bettewät 
von rötem golde wol genät. 
di tabele, dä si 26 saz, 
| sö si gesvöslichen az, 
5750 di’was von elfenbeine, 
geziret mit gesteine. _ 
di benche wären röt + 
noh mör ir vernemen 
der palas was höre ' 
5755 gezirt mit manigen ren. 
-obene di svibogen 
wären mit golde ubirzogen. 
di manicfalden wunder, 
di obene unde under 
5760 dar ane stunden irgraben, 
di ne mah iu nieman gesagen. 
ein wäch ouch dar under flöz, 
der was mäzlichen gröz, 
orpimentö gelich: 
5765 näh dem golde verweter sik.* 
dä was michil wunne, - 
svenne sô di sunne 
obene an den palas schein, 
sõôõ schein daz golt al ein 
5770 unde der wäch der under, 
daz düchte mir gröz wunder, 
dö ihz rehte besach: 
vorwär ih daz sagen mach. 
‚ dä was lütes ein michil .maht. 
5775 dö machete eine wirtscaft 
di riche kuninginne 
mit grözeme sinne 


5745 


5750 


5755 


3760 


5765 


5770 


9775 


323 


Die Spannbetten waren, 

Das follt ihr jetzt erfahren, 
Durchaus von lauterm Golde, 

Sp wie die Frau ed wollte, 
Drauf lagen Tücher ausgebreitet, 
Mit rothem Golde wohl bereitet. 
Der Tifch, an dem fie felber faß, 
Sp fie. im trauten Kreife aß, 

Der war von Elfenbeine, 

Geziert mit edelem Gefteine. 

Die Bänke waren rothes Gold. 
Noch mehr ihr jetzt vernehmen jollt. 
Der Königin Palaft mar heim, 
Mit manchem Schmur gezierei fehr. 
Oben die gemölbten Bogen 

Mit Golde waren überzogen. 

Die manigfalten Wunder, 

Die oben und Darunter 
Eingegraben flunden, 

Zu jagen wird niemand gefunden. 
Ein Wafier auch darunter floß, 
Diefes war nicht allzugroß, 

Dem Orpimento fehr ed glich, 
Dem Golvde ähnlich färbt’ es ſich. 
Das war dann große Wonne, 
Denn fobald Die Sonne 

Oben ſchien auf den Palaft, 
Schien Alles wie in Gold gefaßt 
Und au der Fluß darunter; 


Das deuchte mir groß Wunder, 


Als ich mir das genau beſeh'n, 

Fürwahr, ich muß euch das geſteh'n. 

An Volk war da eine große Macht. 

Auf gaſtlichen Empfang bedacht 

War da die reiche Königin, 

Mit ſorglichem und klugem Sinn, 
21* 


3234 


5780 


5785 


5790 


5795 


5800 


5805 


9810 


M. v. 5920 (5579). 265 


iren lieben kinden 

unde iren ingesinden, 

z’erist unde zeleste 

hiz si irre geste 

vil harte flizlichen plegen 

unde hiz uns genüc geben 

allis des wir wolden 

unde des wir haben solden, 

beide ih unde mine man; - 

siu selbe unsir ware nam. 
Der edelen kuninginnen sal, 

der was, alsih iu sagen sal, 

dä’ si 28 müse inne gine, 

sö si liebe geste entfienc, . 

herlich unde reine, 

geziret mit gesteine. 

nidene unde ouh obene 

was er wol ze. lobene. 

dä di frowe ze tabelen saz, 

alse si tranc unde az, 

dä hine ein. türe umhehanc, 

der was breit unde lanc, 

von edeien golde durhslagen. 

mit sidin wären dar in getragen 

vogele unde tiere 

mit manicfalden, ziere 

unde mit manigerslahte varwe: 

daz merketih alliz garwe. 

man mohte dar an scouwen 

riter unde frouwen 

obene unde nidene 

mit wunderlichen bilide. 

zö den enden unde an den orten 

wären türe borten 

unde elfenbeinine crapfen, 

di hangeten an den ricken. 


325 
Für ihre lieben Kinde 
Mit ihrem Ingeſinde. 

5780 Zuerft und legt aufs Belle 
Hieß ſie da pflegen ihre Gäfte 
Mit fleißigem Beſtreben 
Und hieß und Gnüge geben 
An allem, das wir wollten 

5785 Und das wir haben follten, 

Ih und meine Mannen beide: 

‚ Sie ſelber forgt' für und mit Freude. 
Der Saal der edeln Königinne, 

Ich ſag's, daß ihr deß werdet inne, 
5790 Darinnen fie zum Mahle ging, 

Sp liebe Bäfte fie empfing, 

Der war vor allen fchön und rein, 

Geziert mit edelem eGeſtein. 

Von unten an bid oben 

5795 War ber gar wohl zu oben. 

Da wo die Frau zu Tifche ſaß 
Allzeit, wann fie trank und aß, 

Da hing ein Vorhang lang und breit 
Uns von großer Koftbarkeit, 

5800 Der war mit edlem Gold vurchfchlagen; 
Aus Seide waren Darauf.getragen 
Vögel und auch Thiere 
In mantigfalter Biere 
Und bunt von Farben mandherhand: 

5805. Ich merkte Alles unverwandt, 

Man mochte daran fehauen 
Ritter ſowie Frauen 

Bon oben, bis eP nienerfänt, 
Gar wunderbarlich dargeſtellt. 

5810 An ven Enden und an den Orten 
Waren theure Borten 
Mit elfenbeinenen Ringen, 


Die an Geſtellen hingen. 


® 


326 M. v. 5065 (5615). 20 


alse man zouh den umbehang, 
5818 manic goltschelle dar an irclanc. 

der umbehane was herlich, 

ime ne wart nie nehein gelich. 

den meisterde Candacis, 

wande si was listich unde wis, 
5820 di riche kuninginne, 

mit iren tiefen sinne, 

Ouh sah ih dä zestunden, 

daz vor ir tabele stunden 

zvei edele kerzestallen 
5825 von lütteren cristallen. 

dä was gesazt inne 

manic scöne gimme. 

obene stunden ouh dar an, 

daz scowete dä ananic man, 
5830 zvei lihte carbunkel: 

di naht ne was nie sö funkel, 

si lühten sö di sterren 

nah unde verre 

unde sö daz man in den sal . 
5835 wol gesach ubir al . 

in allen enden, 

'alse dA vackelen brenten. 

sus h£rliche 

was di frowe riche 
5840 allezit heräten. 

in ir kemenäte 

was gnäde unde heil. " 

dä ne gebrast nehein teil, 

des dä wesen sole _ 
5845 unde des man haben wolde. - 

‚.‚deh wil iu sagen mere 

von der kuninginnen höre, 

wi ir spil was getän,., 

36 si ze müse solde gün? 


327 


- Spbald man an dem Vorhang z0g, 
5815 Manch gülnne Schelle Elingend flog. 
Der Umhang war an Zierbe reich, 
Nie war einer diefem gleich. 
Candacis felber meifterte ihn, 
Nach weiſer Kunft ſtand dad Bemüh'n 
5820 Der reichen Königinne 
Mit ihrem tiefen Sinne. 
Auch jah ich da zu dieſen Stunden, 
Daß vor ihrer Tafel flunden 
„ Zwei Leuchter ſchön vor allen 
5825 Bon lauteren Gryftallen; 
Es war in den Cryſtall hinein 
Geſetzt manch” ſchöner Edelſtein 
Und oben ſtunden auch daran, 
Das ſchauete da mancher Mann, 
5830 Zwei leuchtende -Karfunfel. 
Die Nacht war nie ſo dunkel, 
Ste glänzten wie die Sterne 
An die Näh' und in die Ferne, 
Sp hell, daß man im ganzen Saal 
5835 Wohl fehen konnte überall, 
Selbft an allen Enden, 
Als wenn die Fackeln brennten. 
So herrlich ohne Gleichen 
Mar die Frau die reiche 
5840 Zu jeberzeit berathen. 
Auf ihrer Kemenaten 
Ruhte Gnade ſtets und Heil, 
Da gebrady’3 an feinem Theil, 
Das Sich dort finden follte 
9845 Und das man haben wollte. - 
Auch Tann ich fagen euch noch mehr 
Bon diefer Königinne hehr, Ä 
Mie ihre Kurzmweil war fo ſchön, 
Menn fie zum Mable wollte geh'n. 


828 
5850 


5855 


5860 


:5865 


M. v. 6001 (5651). 36 


mitten in ir palas 

ein scöne tier geworht was, 
daz was alliz golt röt, 

alse siz selbe geböt. 

daz tier was vil herlich 
eineme hirze gelich. 


: an sin houbit vorne 


hättiz düsint horne. 

öf allir horne gelich 

stunt ein fagil herlich. 

üf dem tiere saz ein man 
scöne unde wol getän, 

der fürte zwene hunde 

unde ein horn ze sinem munde. 
nidene an dem gewealbe 

lägen viere und zvönzieh bläsebelge. 
z’aller belge gelich 

gingen zvelif man ereftich. 


sòô si di beige drungen, 


5870 


5875 


5880 


5885 


di fugele scöne sungen 

an deme tiere vorn; 

sö blies ouh der man sin horn; 
sö galpeden ouh di hunde. 

ouh lütte an der stunden 

daz hörliche- tier 

mit der stimmen alsein pantier, 
dem göt understunde 

ein ädem üz dem munde 

süzer den wirouch. 

der frowen dienist werte ouch 

von prime biz ze nöne. 

sö di frowe scöne 

Candacis ze müse ging, 


0 stunden där an einen Kino 


tüsint jangelinge 
von irn ingesinde. 


’ 329 


5850 In Mitten ihres Schloffes ſtand 


5855 


5860 


5865 


5870 


5875 


5880 


Ein Thier, gemacht von Künftlerhaud, 
Das war ganz non Golde roth, 

Wie fie jelber es gebnt. 

Das Thier gar herrlich zeigte fich, 
Welches einem Hirfche glich. 

An feinem Haupte vorne 

Hatte ed taufend Horne 

Auf jenem Horne fund gar fchön 

Ein Vogel herrlich anzufeh’n. 

Auf dem Thiere ſaß ein Mann, 

Schön und wohl war der gethan. 

Der führete zmei Hunde 

Und hatte ein Horn an feinem Munde. 
An dem Gewölbe unten 

Bier und zwanzig Blafebälge flunden, 
At alle Bälge gingen ei 

Der Männer zwölf an Kräften reich. 
Wenn fle Die Bälge drangen, 

Die ſchönen Bügel fangen ' 
An dem Thiere vorne; 

Der Mann blied auch auf feinem Horne; 
Da bellten auch die Hunde. 

Auch tönte zu der Stunde 

Solbſt das wunderſame Thier, 

Daß es klang wie von dem Panterthier, 
Dan geht zu mancher Stunde r 
Ein Athem aus dem Munde, 

Sp füßen Duft gibt Weihrauch nich. 
Der hehren Königin Gaftgericht 

Ging von der Prim’ zur None fort. 
So vft die Frau die ſchöne dort 
Candacis zu dem Mahle ging, 

Sp waren da in einem Ring 

Tauſend Jünglinge zu finden 


5885 Don ihrem Ingeſinde, 


330 


5890 


5895 


5905 
3910 
5915 


5920 


M. v. 8037 (5687). 


di plägen hübischeite vile 
mit allirslachte seitspile. 
unde funthundrit juncherren, 
di mit allen &ren 
des hobis wol plägen 
unde wazzer gäben 

unde di dä ware nämen 
der geste, di dä quämen. 
ouh mohte man dä scouwen 
funfhundrit juncfrouwen, 
wol gewassen unde smal 
unde riterlich ubir al; 
scöne under den ougen, 
mit guldinen hougen. 

di trügen an ir lib 
manigen scönen: samit 
beide gröne unde - röt, 
alsiz di frowe geböt. 

alse di harfen clungen, 

di jancfrowen sungen 
unde tanzeten unde träten. 
hei wi wol daz täten, 


.dö sis begunden, 


wande siz ‘wol kunden. 
unde alse di frowe lussam 
ubir hob solde gän, 

vor si gingen getwerge 
zö der herberge, - 


di wären alle wol gezogen, . 
daz merket vor ungelogen. 
di trügen phelline wät, 


di was mit golde wol genät, 
si trügen grä unde bunt. 
mir ne wart nie m& kunt 
nehein frowe s6 lussam 
unde alse rehte wol getän: 


“sr 331 


Die pflagen Hofesſttte viele 
Mit aller Arten Saitenfpiele. 
Und noch fünfhundert junge Herren, 
Die mit allen Ehren » 
5890 Im Hofesvienft ſich forgfam zeigten 
Und das Wafler Allen reiten 
Und die da Sorge nahmen 
- Der Gäfte Die’rzu Hofe Kamen. 
Auch konnte man da fchauen 
5895 Fünfhundert Iungfrauen 
Wohlgewachſen al’ und fhmal, . » 
Ritterlich aM’ überall, 
. Bon Angefiht gar ſchön gethan, 
“ Vie Hatten goldne Spangen an; 
5900 Ihren ſchoͤnen Leib ummand 
Manches prächtige Sammigewand, 
Beides grüne wie auch rothe 
Nach ihrer Frauen Gebote, 
Wann nun die Harfen Elangen, 
5905 Die Jungfrau’n alle fangen 
oe. Und tanzeten und traten. 
Hei wie ſchön fie Diefes thaten, 
- Als fie das Spiel anhoben, . 
Denn ihre Kunft war fehr zu. loben. 
5910 Und wann dietraute Herrin ſchön 
Hin zu Hofe wollte geh'n, 
‚Gingen vor ihr her Zwerge 
Hin zu der Herberge; 
Die waren alle wohl gezogen, 
5915 Das merfet, ed ift nicht gelogen; . 
Die waren in Seibeftoff gefleivet, 
Mit goldnen Faͤden wohl burchbreitet. 
Sie trugen Pelzwerk grau und bunt. 
⁊ Mir Wward ſeit der Zeit nimmer fund 
5920 Bon einer Frau fo wonnenfl, 
An Leib uub Gut gethan ſo wohl: 


s 


332 


5925 


5930 


5935 


5940 


5945 


5950 


5955 


M: v. 6073 (5723). 


si was vor allen wiben 


an frumicheit unde an ir libe - 


vor allen frowen üz irkorn, 

si ginc i® allen bevorn, 

di in den geziten 

in der w®rlt wären witen. 
Des n&histen morgenis fruo 

di frowe leitte mih dö 

in eine andre kemenäten. 

di di geworht häten, 

di. wären listige man, 

dä stunden röte steine an, 

di lüchten sö di siterren 

näh unde verre. 


des nachtes was dar inne tah’ 
unde von liehte michil gemach. 


Dö leitte mih di kuningin 
di dritte kemenäten in. 
di was vil hersam. 
mit uns ne ginc nieman, 
wan wir einigen zvei. 
von edelem holze aspindei- 
was daz gewerke: . 
daz solt ir rehte merken, 
daz holz daz is tür. 
iz ne mah in den füre 
neheine wis verbrinnen. 
dö leitte si mih dannen 
in eine Eonenäfen hö, 
di was gemachit alsö 
von starken balken veinen 
grözen unde niwit cleinen: 
di meisterde di frouwg. 


man mohte dar ane seouwen 


manige -list besunder. 
dä wären gesazt under ' 


®» 


333 


„ Sie war fürwahr pas erſte Weib 
In Trefflichkeit an Seel. und Leib, 
Bor allen Frauen außerlefen: 

5925 Sie ging voran in ihrem Wefen 
Allen, die in diefen Zeiten 
Haren in der Welt der. weiten. 

Des nächften Tags zu früher Zeit, 
Da gab die Frau mir dad Geleit 
5930 In eine andre Kemenaten;“ 
Die Diefe ausgezieret hatten, 
Die hatten Eunfterfahrnen Lim | 
Da flunden rothe Steine drinn, 
Die leuchteten gleich wie die Sterne: 

5935 In die Näh' und in die Ferne. a 

Die Nächte glichen drin den Tagen . 

Und von dem Licht Fam groß’ Behagen. 

Dann führte mich die Königin 

. Bir dritten Kemenaten bin, 

5940 Die war gar. prächtig anzufehn. 
Niemand durfte mit und gehn, 
Denn allein wir einzigen zwei. 

Von edelm Holze Aspinder 
War diefe Kemenate gemagt; 
5945 Darauf _follt ihr wohl haben Acht. 
. Das Holz das iſt gar theuer, 
Es kann nicht in dem Feuer 
Auf keine Weiſ' verzehren ſich. 
Von dannen leitete ſie mich 

5950 Zu einer Kammer Hoch, soll Pracht. 
Diefe war durchaus gemacht 
Boy Balken ſtark und wunderbar, 
Die bringt Fein Feuer in Gefahr; 
Die Hatte ſelbſt geſchmückt die Frau. 

5955 Darin war angebracht zur Schau 
Manch’ ein kunſtvoll' Wunder. 
Geſetzet waren drunter 


En; 


334 - M. v. 6100 (8759). 


starkir radere viere. 
starker  elfontierer — 
5960 sehs unde drizich, 
daz was vil hôrlien, — 
zugen di kemenäten. 
diz hätte ‚al beräten 
di wise kuninginne. 
5965 ih dähte in minem sinne, 
| dö ih diz alliz besach, 
dö hübih an unde sprah: 
„wolde gef der güte, 
hötich unde min müter 
5970 dise kemenäten 
alsus wol beräten 
mit disen elfanden 
heim ze Criechlande.* 
. zehant dö ih alsus gesprach, 
5975 di kuningin mih ane sah 
unde sprah: „Alexander, 
daz were ein michil wunder; 
hötistu alsus lihte 
mir nu min gestifte 
8980 mit dinew,worten benomen 
unde wäriz ze Üriechen comen . 
mit sus samfter arbeit, 
'wenistu, iz ne were mir leit?“ 
Vile harte ih 'underguam, ‘ 
5985 dö ih der frowen wort vernam 
ußde ih g@hörte minen namen: 
do begundich forhten unde scamen. 
sih verwandelöte garwe 4 
min sin unde min varwe, 
5990 dö sprah si: „Alexander, 
nemet dih des wunder, 
daz ih dih hie nenne? 
vil wol ih dih irkenne. 


. r k 


5960 


5965 


5970 


, 335 
Starker Räder viere. | 
Gewaltige Elefantenthtere — 
Sechs und dreißig waren’d traun, 
Gar Herrlih war das anzufchaun — 
Zogen die Kemenaten, 
Dieß Hatte all’ beratfen 
Die” weifes Königinne. 
Ich dachte in meinem Sinne, 
Da ich dieß alles-mir bejah, 
Und ich begann zu fprechen. ba: 
„Wenn doch Gott der gute wollte, 
Daß ich meiner Mutter follte 
Diefe Kemenaten 
Alſo wohl berathen 


Mit dieſen Elefanten 


5975 


5980 


5985 


.. 5990 


Bringen heim nad) meinen Landen.“ 

Sobald die Rede war gethan, 

Die Königin mich fohaute an: 

‘Alexander, ſprach fie dann, , 

Ein großes Wunder wär’ gethan, 

Hätteft du mit leichter Müh' 

Das, was ich gemeiftert: hie, 

Mit deinen Worten mir genommen 

Und wär’d nach Griechenland gekommen 

Se. ohne Arbeit, ohne Streit, 

Wähn'ſt du, Das wäre mir nicht leid?“ 
Ein großer Schred mich überkam, 

Da ich der Frauen Wort vernahm 

Und von ihr hörte meinen Nanien; 

Furcht und Scham mich da ankamen. 

Berwandelt ward da ganz und gar 

Farbe mir und Muth fürwahr. 

Alexander, fprach fle dann zu mir, 


* Erfiheinet dieß als Wunder bir, 


Daß ich Dich hier nenne? 
Gar wohl ich Dich erkenne. 


336 


5995 


6000 


6005 


6010 


6015 


6020 


6025 


M. v. 6145 (5795). 


'daz saltu noh besconwen.* 


dö leitte mih di frouwe 

in eine kemenäte, 

dä si behalden häte 

ein bilide näh mir getän, 

dar abe’ ih iu gesagit han. 
Vil leide ih mir gedäht®, 

dö di frowe brähte 

daz bilide ze lihte 

unde ze minem anesihte, 

daz hätte in irn handen. 

si sprah: „Alexander, ; 

nu du din bilide häst gesehen, 

na müstu mir von rehte jehen, 

daz ih dih wol irkenne, 

wandich dilı rehte nenne. 

ih weiz wol, wer du bist. 

dih ne hilfit neheine- dine list, 

di da canst, helit balt. 

du ne stös an miner gewalt. 

waz hilft dir nu. dia cralt 

unde daz du sigehaft 

ubir manic lant were? 

Persiam di mere 

hästa zestöret 

unde Indiam zefüret; 

Partos ubirwunden. 

nu hät dih bedwungen 

äne fehten ein wib. 

waz hilfit dir nu manie strit, 

den du lange häs getän. 

na mahtu rehte wol verstän, 

daz nu nieman ne lebet, 

swenner sih ze hö verhebet, 

gwi ime di sälden volgen, 

werdent si ime verbolgen, 


260 


837 


Das ſollfſt du mehr noch ſchauen. 
5995 Da führte mid) die Fraue 
In eine Kemenate— 
Wo fie bewahret hatte. . | 
Ein Bildniß gang nach. mir gemacht, 
Davon ich euch ſchon hab’ gefagt. 
6000 Biel: Leives ich mir dachte, 
Als Die Frau nun brachte 
Das Bildniß zu dem Lichte 
Und zu meinem Angeſichte, 
Das in ihren Händen lag. 
6005 „Alexander, fle dann fprad, -. 
Nun du dein Bildniß haſt geſehen, 
Nun mußt du mir mit Grund geſtehen, 
Daß ich dich wohl erkenne, 
Da ich dich bei dem Namen nenne; 
6010 Ich weiß gar wohl es, wer du biſt, 
Dir hilft nun nimmer deine Liſt, 
Die du vermagſt, du kühner Held, 
Du biſt in meine Macht gefiellt. 
Was nützet dir num deine Kraft. | ss, 
6015 Und daß du dir den Steg verfhafft, 
Über manche großen Lande? - - 
Perſtam ‚die weit befannte 
Haf du wohl zerfiöret 
Und auch Indiam verheeret, 
6020 Haft die Parthos übermunden; . 
Nun hat aber Dich gehinden 
Ohne Kampf ein Werb allein. & 
Wozu wird all der Streit.nun fein, 
- Den du geführt fo lange Zeit? - 
6025 Nimm an die Warnung denn bereit, 
Daß nie ein Menfh auf: Erben lebet, 
Wenn er fich. zu hoch erhebet; 
Wie ibm and folgt dev Götter Segen, 
Sie werben ihm bald Unmuth begen, 
Alexander, | 22 - 


338 
6030 


6035 


6040 


M. v. 6181 (5881). 36: 


si ne köre zornliche wider 

unde wirfit den richen der nider 
alsö schiere sö den armen. 

des müz ih dih warnen. 

oah hästuz selbe wol gesehen, 
wilta der wärheite jehen.* 

Min zora mih dar zö dwane, 
daz ih mih kärte 20 der want 
von der küninginwen, 
dö wart si wol innen 
miner ungeb£ere on 
unde frägete, waz mir wöre, 
ih sprab, mir were vil zorn, 


 daz ih hötte verlorn 


6045. 


6050 


6055 


6060 


6065 


beide wizee unde sin: ' 
„daz ih nu sus vertöret bin, 
daz ist wir vil unwert. - 

ih hete gerne min swert, 

ih wolde dih ze töt slän: 

se, wi tortiste mih vän. 

sol ih abir hin comen 

unde wirt iz danne vernomen 
dä heim ze minem’lande, - 
sö hab ich is imer scande, 
daz mih bedwmngen hät ein wib, 
war zö sol mir na der lib? 
er is mir ummere.“ 
dö sprah di frowe höre: 

„ne zurne nawit helt güt 
unde habe manlichen müt, 

ih bin an dir inne 

wurden geözer sinne 
unde..grözger wislieit. 

ne la dir niwit wesen leit, 
daz ih dih alsus hän irvarn. 
dir nescadet neheiner müter barn. 


6030 


6035 


Dann kehren fie im Zorne‘ wieder, _ 

Den Reichen werfen fie darnieder er 

So ſchnell als mie ven ärmſten Mann. 

Darum nimm meine- Warnung an. 

Auch haft du's felber wohl geſehen, ‘ 

Wenn du die Wahrheit willſt geſtehen.“ 
Darob mein Zorn mich überwand, * 

Daß ich mich kehrte nach der Wand 

AH von der Königinne. 


‚ Da wurde fle wohl inne, 


6040 


6045 


T 


6050 


6055 


6060 


. 6065 


Daß der Unmuth mich befchwere - 
Und file fragte, was mir wäre. - 
Sch ſprach, ich Hätte großen Zorn 
Darüber, daß ich Hätte verlorn 
Die Klugheit und den feſten Siun; 
„DaB ich. nun fo betrogen Kin, , 
Das iſt's, was mich fo ſehr beichwert. 
Wie gerne Hätte ich mein Schwert, 
Dem Tode mwärft du nicht entgangen. 
Ei, wie wagteft du mich zu fangen? 
Sollt' ih wieder von hinnen kommen 
Und wird folches Dann vernommen 
Daheim bei mir in meinem ‚Lande, 
‚Sp Hab’ ich deſſen immer Schande, . 
Daß mi bezwungen hat ein Weib. 
Wozu fol mir uin der Leib? 
Er ift mir zur Befchwere." 
Da ſprach die Frau Die hehre: 
"Nicht zürne mir doch, König gut, 
Und habe mannlich feſten Muth; 
Ich bin an dir inpe 
Worden kluger Sinne 
Und deine Weigheit reichet weit. 
laß dir das" nicht werben leid, 

Daß ich dich alfo Hab’ erkannt. 
Dir ſchadet Feines Menſchen Hand; 

22% 


9 


30 M. v. 6217 (5837). 


du ne salt den frouwen 
neheinewis drouwen 
noh slän noh schelden.. 
ih me wil dih niwit melden. 
6070 gehabe dih wol unde wis frö. - 
. du häs Candaulö 
wider gewunnen sin wib; 
. daz behaldet dir den lib. 
6075 dih ne irnerte hüte 
von dem töte nehein man, 
wande dir ist vil gram 
Caracter, min junger sun, 
wands du irslüge Porum, 
* 6080 den vater sinis wibis. 
du ne darf dines libes 
rehte neheine sorge haben: 
dir’ne mach nieman hie gescaden.- 
° Dö leitte sin mih vere baz, 
6085 där_ir släfgadem was, 
‚dar inne hienc ein umbehanc, 
der was breit unde lanc. 
dö, sin der umbehanc entiguch, 
. dö: quam dar üz der beste rouch, « 
6090 den ie diehein man ° 
' umbe ein bette ‘vernam, 
ir bette stunt hörliche. 
di kuninginne riche , 
bescheinte mi ir wille: 
6095 dö minnetik si stille, 
si sprah, dö ih gi gwan 
ze wibe, ih were ir man, 
daz ih min trären lieze stAn, 
mir .ne wurde argis niwit getän. 
6100 dö bat mih di frowe gät, 
| daz ih getröste-iren, müt 


841 


Doch du ſollſt auch auf die Frauen 


In keiner Weife drohend fihauen, 


Noch ſte ſchlagen oder ſchelten. 


Ich will dich keinem melden. 
6070 Gehab' dich wohl und freue dich, 


Du haft Candaulo ritterlih = 


Wiener ſein Gemahl gegeben, 
Das bemwahret dir dein Leben. 
Erfennten Did) die Leute, 
6075 Dich errettete heute 
Niemand von dem Tode dann. 
Denn dich haftet fehr ein Mann; 
Mein Sohn Caracter Rache droht, 
Da du ihm Porum fchlugeft todt, 
6080 Den Bater feines Weibes. 
Doch Fannft du deines Leibes 
In Wahrheit aller Sorg entrathen: 
Niemand fol bier- je dir ſchaden. J— 
. Dann führte mich die Königin 
6085 Zu ihrem Schlafgemade hin. 
Ein Umhang auch darinnen Bing, 


Der breit ums lang das Bett umfing, 


Sobald der Umhang ſich erſchloß, 

Der beſte Woͤhlgeruch entfloß 

6090 Welchen je :in einem Land 

Jemand um ein Bett empfand. 
Herrlich fund ihr Bett darinne. 
Da ließ Die reiche Königinne 
Mich merken ihren Willen: 

6095 Da minnete ich fie im Stillen. 
Sie ſprach, da ich fie fo gemann - 


Zum Weib, ich wäre nun ihr Mann; 


Daß ih mein Trauern ließe fahren, 

Nichts Arges Fünne mir widerfahren. 
6100 Da bat mich auch die Fraue gut, 

Daß ich ihr tröftete ihren Muth 


342: 
* 
4110 
ss 


6120 


M. v. 6253 (5908). 


uade schiere wider quöme 
unde ih ir benäme 

den freislichen smerzen, 
den si an ir herzen 

durh mih liden solde. 

dö sprah ib, daz ih wolde 
vil schiere zö ir komen wider. 
dö gienge wir nider, 

dä ir sunen wären. 

dä: sprah si offenbärg 

zö den juncherren: 

„mit wi getänen eren 

wir disen wigande 
gelönen äne scande, 

dem boten des kuninges, 
were hie iht sulehis, 


des er nemen wolde, 


vil gerne manz ime solde 
geben unde in läzen 


‚varen sine sträze.“ 


6125 


6130 


Des antworte der jungelinc 


Karacter, der frowen junger kint: 


„ih wil ime eine gäbe geben, | 
di ime hüte get an daz leben, 
mit minem sverte einen slach, 
den er verwinnen nit ne mach, 
Alexandrö. zeleiden, 

wander slüch minen eidem; 
des bin ih imer unfrö.* 

sus antwortime dö 

Candaulus unde sprah: 


.,„swer ime hie tüt diheinen slach, 


6135. 


mir ne breste daz swert, 

er wirt eines grözerem gewert 
von mines selbis handen, 
wander rach minen anden 


AM 


6105 


6110 


6115 


6120 


6125 


6150 


6135 


343 


Und recht bald zurüde Fame ot 
Und ihr dann benähme 

Die fürchterlichen Schmerzen, -, 
Die ſie in ihrem Herzen 

Um mie leiden follte. 

Da ſprach ich, Daß ich wollte 

In Eile zu ihr Fommen "wieder. 

Da fliegen wir hernieder, 

Mo ihre Söhne waren. Ä | 
Da ſprach fie, ſich zu offenbaren, ’ 
Zu den jungen Herren: 

„Mit welchen würdigen Ehren 
Können wir diefem Helden - 

Ohne Schimpf Die Mäh’ vergelten, 
Der von dem König gefendet ward? 
Wäre bier von folcher Art W 
Etwas, das er nehmen wollte, 

Gerne wahrlich man's ihm ſollte 
Geben und ihn wieder laſſen 

Fahren feiner Straßen.” 

Sogleih gab Antwort ihr.mit Hohn 
Garacter, der Frauen junger Sohn: 
„Ich will ihm eine Gabe geben, 

Die geht ihm heute an Das Leben, 
Mit meinen Schwerte einen Schlag, 
Den er verwinden nimmer mag, 

Um Alerandern zu ſchaffen Noth, 
Denn der fchlug meinen Schwäher tobt; 
Deffen bin ich nimmer froh.“ 

Drauf antwortete ihm fo Ä 
Sein Bruder Gandaulus und ſprach: 
„Ber ihm verfeget einen Schlag, 
Mir berfte denn mein gutes Schwert, 
Dem wird ein größerer gewährt; 
Mit eignen Händen ich ihn fchlage. 
Er ſchaffte meinem Zorne Rabe 


344 


6140 


6145 


6150 


6155 


M. v. 6289 (5939). 


unde gwan mir widere min, wih. 

ih wil ime häte. sinen lib 

gesunt al hie behalden, 

sol is gelucke walden.“ 
Karacter zö sinem brüder sprach: 

„mir is vil harte ungemah, 

daz da den wilt vor stän, 

des herre mir hät getän 

harte vil ze leide, 

ef slüch mir minen eidem, 

dar umbe wil ih hüte geben 

min lib umbe sinen leben 

oder kiesen. mit ime den töt, 

wandieh stunt in grözer nöt 

vor sinem herren Alexandren. 

daz wirt ime nu ze scanden.“ 
Dö wart mir vil leide. 

di juncherren beide 

griffen zö den schilden. 


. dö sprah di frowe milde 


6160 


6165 


6170 


Candacis di kuninginne 


mit michelen sinne 


zö mir verholenliche: 
„Alexander, helt riche, - 

du sult durh den willen min 
hüte lägen werden schin, 

ob du. bist alsö wis, eo: 
alse man saget, daz du is, 

sö scheit mit listen disen strit.“ 
in der selber zit 
sprah ih zö den junchörren: 
„des hettir lutzil ere, 

skigit ir einen ellenden man. 
ouh weriz ubile 'getän. 

iz ne was nie Teht, 

daz sihenime knecht 


Na 


2 


8345 


Und brachte wieder mir mein Weib. 
Sch will ihm Heute feinen Leib 
6140 Befund "allhie erhalten, 
Weny deß das Glück will walten.‘ 
Caracter zu dem Bruder ſprach: 
„Mir ſchafft das großes Ungemach, 
Daß, Bruder, du für den willft:ftehn, 
6145 Durch deſſen Herrn wir Doch geſehn 
Herbed Leid und große Noth. 
Er fchlug mir meinen Schwäher tobt. 
Deßwegen will ich heute geben 
Den Leib, zu nehmen ihm das Leben, 
6150 Oder mit ihm küren den Top. 
Denn ich fund in großer Roth 
Bor Alerandren, feinem Herren, 
Nun wird ſich's ihm zur Schande ehren,“ 
Darauf geſchah mir niel zur Leibe. 
6155 Die jungen Herren beibe . 
Griffen zu "den Schilden. 
Da ſprach die Frau in Milden, 
Candacis hehr, die Koͤniginne, 
In ihrem klugen Sinne, | 
6160 Insgeheim zu mir’ gefellt: 
„Alexander, reicher Geld, 
Ich wünfche, daß du feift bereit, 
Bor allen zu beweifen heut, 
Ob du fo Hug bift in der That, 
6165 Wie man’d son Dir gelaget Hat. 
So ſcheide Flüglich dieſen Streit.” 
Sogleich zu berjelben: Zeit 
Sprach ich zu den jungen Herren: 
„Das brächt' euch wahrlich wenig Ehren, 
6170 Schlüget ihr einen verlafiinen Mann. 
Auch wäre fürwahr das fchlecht gethan; 
Denn es war noch niemald recht, 
Daß irgend einem Knecht, 


846 M. v. 6825 (5975). 
oder ziheineme bote 
6175 dihein herre missebote. 
iz ne were des wert, * 
.daz ieman sin svert 
ubir mih hie irzoge, 
ih hin minis herren herzoge. 
6180 ’er hiez mih ‚füren sinen vanen.. 
hetih iu gedienet wol dar ane, 
des were mir nu nöt, 
ih lige noh ungerne tet. 
läzent mir den leben han, 
6185.daz ist iu bezzer getän. 
s6 wil ih iu sweren daz 
daz irs getrüwet deste baz, 
ih bringe in Alexanderen 
unde mit ime niemanne anderen, 
6190 vil schiere an ühere gwalt- 
unde läzt ir dan den helt balt 
genesen, s6 tät ir wele.” 
den töt ih noh ungerne dole.“ 
Dö sprah .di frowe riche 
6195 zö irn kinden liebliche: 
„ir ne sulit niwit scaden ' 
minem gaste, den ih haben. 
er ist ein unscaklich man, 
iu hät leide getan 
6200 sin herre Alexander, 
‚der veret hie in dem lande, 
sendet - disen herren 
wider mit üheren ören, 
woldet ir an einen gaste 
62053 tin üher laster, 
des wurde after lande 
gebreitet üher scande,* 
sus behilt ih den. lih. 
daz vil listige wib 


s 


& 


% 


847 
) u a 


Oder irgend einem: Boten v 
6175 Die Herren Unheil beten. 
Es wäre deffen gar nicht werth, 
Daß nur irgend wer fein Schwert 
Gegen mich hier wollte kehren. 
Ich bin ein Herzog meined Herren. 
6180 Er hieß mich führen fein Panier. 
Hätte ich euch gebdienet hier, 
Deß wäre mir nun wahrlih Noth, 
Ich liege noch nicht gerne todt. 
Laſſet mir das Leben nun, 
6185 Ihr werdet beſſer daran thun, 
Sp will ich das euch ſchwören laut, 
Damit ihr deſto fichrer traut, 
Ih bringe euch Alerandern ber, “ 
Und feinen Andern mit ihm mehr, 
6190 Bar bald in eure Hände Mann, 
Und laffet ihr den Fühnen Mann 
Am Leben, thut ihr wohl daran, 
Zum Keine kam’ der Tod mir an." 
Da rieth die reihe Könkginn 
6195 Den Kindern mit Tiebreihem Sinn: 
„Richt ſollt ihr ſchaden irgendwie 
Dem Gafte, dep ich pflege bie. 
Er ift ein ganz unfchuldiger Mann; 
Euch bat ja Leides nur gethan 
6200 Seined Herın Aleranderd Sand, 
Der fümpfend führt durch unſer Land. 
Nun, fo fendet Diefen Herren 
Zurück mit euren Ehren. 
Wolltet einem Gafle ihr 
6205 Schimpf und Schande anthun: Hier, 
Drob würde über die Lande 
Berbreitet eure Schande.“ 
Sp ward gerettet mir der Leib. 
Das viel liſtenreiche Weib 


348 M. v. 6361 (6011). Ye 
. Pr 
“ 
6210 ne sagite niemanne daz, . 
» .  daz ih Alexander was, 
Näh dise säze wort 
wart garwe zestört 

unsir allir vientsesft _ 

6215 unde wart ein stöte fruntscaft 
zö mir von den herren 
unde gäben mir mit eren 
hörliche gäbe, 
golt äne wäge 

6220 unde einen halsperg güt. 
des wart gefrowet min müt, 
wander was maniger marke wert. 
den ne mohte spere noh swert 

durhsniden noh durhstechen . 

6225 noh nieren durhbrechen 
noh der wäfene nichein, 
daz di sunne ie beschein. 
si gäben mir noh dan: 
eine gähe vil hörsam, 

6230 di was hir wol.ze danke, 
einen sö güten mantel, 
daz nie nehein man 
neheinen bezzeren gwan, 

. ouh gab mir ze minnen 

'6235 di liebe kuninginne 
eine güte cröne, 

di was vile scöne 
von einem adamante hart, 
mit allen flize gewart, 

6240 si sprah, si wäre mir recht, 
wandih were ein güt knecht 
libis unde gütes 
unde eines harten mütes. 

Dö leitte mih mit sinne 

6245 di riche kuningiane 


349 


6210 Dachte keinem Menſchen kund, 
Daß Alexander bei ihr ſtund. 
Nach dieſer ſuͤßen Rede 
Ward alle unſre Fehde eo. 
Ganz und gar vernichtet 
6215 Und flete Freundſchaft anfgerichtet 
Zwiſchen mir und beiden Serren. 
Die gaben mir mit. Ehren 
Gaben herrlich anzufchaun, 
Sol, ungewogen traun. 
6220 Dazu auch einen Halsberg gut. 
Darob erfreute fich mein Math, 
Denn der war manche Marke werth. 
Den mochte weder Speer noch Schwert . 
Durchſchneiden noch. durchſtechen, 


6225 Noch irgendwo durchbrechen, 4 
Noch irgend andre Waffen, — „. 
Die je der Sonne Strahlen. trafen. . 


Dazu no gaben fle mir dann 

Ein Gaſtgeſchenk, gar ſchön gethan, 
6230 Zu Danke kam mir das gar ſehr; 

Ein Mantel war's, ſo gut war der, 

Daß fürwahr noch nie ein Mann 

Einen beſſeren gewann. 

Auch reichte da in Minne 
6235 Die liebe Koͤniginne, 

Mir eine gute Krone dar, 

Mit allem‘ Fleiße dieſe war 

Geſchmuͤckt durch einen Edelſtein, 

Der glaͤnzte in wunderbarem Schein. 
6240 Sie ſprach, die werde mein mit Recht, 

Denn ich ſei ein guter Knecht 

An Leib und manchem Gute 

Und von ungebeugtem Muthe. 

Da führte mit bedächtigem Sinne 

6245 Mich die reiche Königinne, i 


350 M. v. 6397 (6047). 


heimliche in ire behalt, 
in eine craft, di was alt. 
gerne gino ih mit ir. 
* dö sagete si mir, 
6250 wi dä gote säzen - 
zö ira tische unde äzen. 
dö ih d& dar in’ quam, 
di wärheit ih dä versam: 
ı da vant ih gote manige,- 
6255 di säzen dä ze samene, 
al ne mugit is nit geloubin — 
in lachten di ougen 
alse brirfhinde. liechtfaz. 
h irforhtich mih daz. 
. 6260 ein der gote der grüzte zip. 
„ der sprah: „ganc here unde sih: 
Mitu bescowen wander, ' 
W sö ganc her vor der under, 
‚’ dö ih dar under in quam, 
6265 gröz wunder ih där vernam. 
ein genibele was dä vil gröz. 
vil starke mih des verdröz, 
ouh lüchten: dA sterren . 
nah unde verre.. 
6270 dä sach ih einen grözen man, 
der was alse em got getän. 
sin gesidele was he£rlich. 
der redete vile wider mih. 
Der got alsas ze mir sprach: 
6275 „dö ih dih allerlezist sah 
ze Libien, des nist nikt lanc: 
nu habe michelen dance, 
daz du ze mir bist comen,® 
- ih sprah: „des nämih gerne fromen, 
6280 ob ta mir sagen woldes, 
7. - wi lange ih leben solde: 


6250 


6255 


6260 


6265 


6270 


6275 


6280 


"851 


Geheim zu ihrem: heil'gen Ort, » 
Ihre alte Kapelle war dort. 


Gerne ging ih hin mit ihr. 


Da erzählete fie mir, - 
Wie da unten Götter ſaßen 
An. ihren Tiſchen und da fen. - 
Als ich num Hinmier m, © 
Bolle Wahrheit ich vernahm: 
Denn viele Götter ih) ba-fah, 
Die Hei einander ſaßen ba. J 
Möget ihr's auch glauben nicht — " 
Bon ihren Augen ging eim Licht, 
Gleich wie brennender Kerzen Sein. 
Das Hößte große Furcht mir ein. 
Der Götter einer winkte mir. -: 4 
Er ſprach: „ geb her und fiehe bier, 
Bil du befchauen Wunder, - 
So fomm zu und herunter. . 
Als ich unter fie num Fam, 
Großes Wunder ich vernahm. 
Ein dichter Nebel mid, umſchloß, 
Was nicht wenig mich verbroß. 
Auch leudhteten da Steme, 
In der NAH’. und in der Ferne 
Da fah ich einen großen Mann, 
Wie ein Gott war der gethan. 
Reich war feines Thrones Zier. 
Der redete gar viel zu mir. 

Der Gott ſprach alſo zu mir da: 
„Als ich zu alleriegt dich ſah 
Zu Libien, das ift nicht lang: 
Run füge ich Dir. großen Dank, . 
Daß du zu mir biſt gekommen.” 
IH Sprach: „deß nähm’ ich gerne Frommen, 
Wollteſt du- mir. Runde geben, Ä 
Wie Tange ‘ich noch ſolle eben, - 


853 

6285 
6290 
6295 
6300 
6305 
6310 


6315. 


M. v. 6488 (8088). " 


wiste ih. werliche daz, 

mir were lange deste haz, 
beide naht unde tach; 
sö sturbich ouh äne ungemach.“ 
Dö antworte mir der got 

unde sprah: „ih sage: dir äne spot, 
daz nebein erdische man: 
sinen töt wizzen 'ne. kan, 

wandiz ne wöre ime niwit .güf,- 
er ne wurde niemer wol,gemät. 
iz ne.queme ime niwit rehte, 
svanker dar ane dechte. . - 

ime ne were niwit deste baz, 
wane alser sturbe alden tach; . 
wene ih sage dir ein dinc, 

daz saltı wizzen, jangelinc: 

eine stat hästu gebüwet, 

di hästu wol vernf&wet, 

di heizet Alexandria —. : 
man sol dih noh begraben dA“ . 
naiwit mêr ne sprah er mir wo, 
wider üz gienc ih d&- 

zö den juncherren, 

di liezen mih mit éren. 

ouh schiet ih mit minnen 

von der kuninginnen, 


di kustih an irn munt, 


„unde hiez si bliben gesunt 
"ande quam zö minen mannen, 
dä wart ih wol entfangen. 
vil wol si min phlägen, 
wande si mih. gerne sigen. 
dannen füre wir dô 

durh berge, di. wären hö, 
unde slügen unse gezelt . 

uf an ein breit felt ° 


6285 


6290 


6295 


6300 


353 


Müßte ih in Wahrheit das, 
Fürwahr ich Iebte deſto baß, 
Jederzeit ſo Nacht wie Tag: 

So ſtuͤrbe ich auch ohn' Ungemach.“ 
Darauf gab Antwort mir der Gott 
Und ſprach: „ih fage dir ohne Spott, 
Daß niemals ein irvifcher Mann, N 
Wann er flerbe, willen kann, 
Denn ed wär ihm auch nicht gut, | 
Er würde nimmer wohlgemuth, 
Es kaͤme nimmer ihm zu rechte, 
So oft an feinen Tod er daͤchte. 

Ihm wäre befier nicht zu. Sinn, 
Als ſtürbe er al’ Die Tage bin, 

Das Eine fag’ ich dir. jedoch, 
Das ſollſt du, Jüngling, wiffen no: 
„Eine Stadt zu bauen trugft du Bedacht, 
Die Haft du trefflich neu gemacht, | 
Die heißet Alexandria — 


- Man wird dich noch begraben ba.” 


6305 


6310 


6315 


Weiter fprach er dann fein Wort. 
Da ging ich wieder von dem Ort 
Zu den jungen Herren. 

Die entlieden mich mit Ehren. 

Da ſchied ih auch mit Minne 

Bon der Königinne. 

Die kuͤßte ih an ihren Mund 

Und hieß fie bleiben flets geſund 
Und Fam zurüd zum Heer gegangen. 
Don diefem warb ich wohl empfangen; 
Gar gute Pflege mir gefchab, 

Da jeder mich mit Freuden fah. 
Don dannen unfer Heer da 308 
Durch Berge hin, die waren, hadh, 
Wir fchlugen unfere Gezelte 

Auf in einem breiten Felde. 


Alexander. 23 


6320 


6325 


6330 


6335 


6340 


6345 


6350 


M. v. 6469 (6119). 


unde hies briebe seriben 

zö den urläges wiben, 

di sin Amazones genant. 

Amazeoniä hiz ir lant. 

ih. enböt ir kuninginnen 

wine holde minne 

in zıinen brieve - - 

unde harte vil ze liebe: 

unde hiey daz si mir sande 

den zins von im lande. 
Dö min bote-Jar quam 

unde: si von ime den brieb geram 

unde si rehte gelas, 

daz dar in gescriben was, 

dö antwortime mit sinne 

der frowen kuningiane : 

„waz wil der mere wigant 

here in unser magede laut 

mit alsö creftegem here ? 

beginne wir ime di riche weren 

unde irsiehet er uns dan alle samen, 

des mah- er imer sih gescamen, 

wander hät is lutzil ôre. 

ouh sage ih dir möre: 

man wenttiz ime zesoanden 

hie unde in allen landen, 

dat er mit sinen knehten 

wider magide wolde vehten. 

gibit uns abir got daz heil, 

daz wir daz bezzere teil 

gewinnen inne den strit, 

des sal er denken enzit, 

unde wirt er danne sigelös, 

sö ist er imer ärenlös 

under sinen genözen 

cleinen unde grözen. _ 


y> 


855 


Briefe ließ ich darauf fchreiben 
Den tapfern, fampfgeübten Weiben, 
6320 Die find Amazones genannt. 
Amazonia hieß ihr Land. 
Ich entbot der Königinne 
Meine treue Minne 
In dem Briefe, den ich fchrieb, 
6325 Und noch andre viel zu lieb 
Und befahl, daß fie mir fandte « 
Den Zins von ihrem Lande. 
Als mein Bote zu ihr Fam 
Und den Brief fie von ihm nahm, 
6330 Und file mit Bedachte las, 
Was darin gejchrieben was, 
Gab Antwort ihm mit Flugem Sinne 
Der Frauen Königinne: 
„Was will der Wigant weit bekanut 
6335 Her in unſer Jungfraunland 
Mit alſo großem Fräftigem Heere? 
Segen wir und ihm zur Wehre 
Und fchlägt er und dann alle nieder, 
So trifft ihn ew’ge Schande wieder. 
6340 Fürwahr er hat deß wenig Ehr. 
Auch will ich fagen dir noch mehr: 
Man wendet dieſes ihm zu Schanven 
Hier fo wie in allen Landen, 
Daß er mit feinen Knechten 
6345 Wider Iungfraun wollte fechten. 
Verleiht Gott aber und das Heil, 
Daß wir Frauen bad befire Theil 
Gewinnen werden in dem Streit, 
Deß denke er zu rechter Zeit, 
6350 Und wird er dann des Sieges bloß, 
So ift er immer ehrenlos 
Unter allen feinen Genoffen, 
Kleinen fo wie Großen, 
23* 


6360 


6365 


6370 


6375 


M. v. 6505 (6155). 


wil er frideliche 

comen in unse riche, 
wir dienen ime mit éren. 
diz sage dineme herren.“ 
mit susgetänen urbote 


quam wider zö mir min bote. 


Ingagen mir dö sande 
di frowe von dem lande 
magide driu tüsant, 
di trügen phellin gwant:- 
daz was ein herlich scare. 
vor mir quäman si gare 
vil gezogenliche 
unde nigen mir algeliche 
mit magedelichen sinnen. 
do entfienc ih si mit minnen. 
dö sprah der frowen eine, 
di was ein magit reine: 
„heil si dir, kuninc her, 
beide nu unde imer mer: 
dir entbütit unse frouwe 
äne valsc mit rehter trüwe 


ir dienist unde alliz lieb. 


6380 


6385 


si hät gesant dir einen brieb 
unde he£rliche linwät, 

phellil unde, cyndät.“ 

dö dancketih der frouwen 
der minnen unde der trüäwen 
unde der grözen liebe. 

dö greif ih zö dem briebe. 
selbe ih dar inne las, 

daz dar an gescriben was, 
wi si: di frowen trageten 
unde sih bewaret habeten . 
vor andre wigande, 

di bi irn lande 


“a 
4 


6355 


6360 


6365 


6370 


357 


Doch kommt in Frieden er gefchritten 

Her in unjred Reiches Mitten, 

Wir dienen dann ihm gern mit Ehren. 

Dieſes fage deinem Herren.” 

Mit fo gegebenem Gebote 

Kam zurüd zu mir mein Bote. 
Entgegen mir da fandte 

Die Fraue von dem Lande 

Drei Taufend ihrer Jungfraun hehr, 

Die fohritten in feidenen Kleidern ber; 

Das mar eine herrliche Schaer. | 

Sie famen vor mich ganz und gar - 

An tugendlichen Sitten reich 

Und neigten fih mir alle gleich 

Mit jungfräulihden Sinnen. 

Da empfing ich file mit Minnen. 

Da fprad der Frauen eine, 

Die war eine Jungfrau reine: 

„Heil ſei dir, König hehr, 


Beides nun und immermehr. 


‘6375 


6380 


Unfre Frau entbeut auf neue 
Ohne Falſch mit rechter Treue 
Dir ihren Dienft und Alles Lieb’; 
Dazu fie einen Brief dir fchrieb 
Und Hat dir köoͤſtliche Leinwand 
Pfellel und Cyndat gefandt.“ . 
Da dankte ih der Fraue hehr 
Um ihrer Minn’ und Treue fehr 


‚Und ihrer großen Liebe. 


Dann griff ich zu dem Briefe. . 
Selber id) darinnen Ya, 


6385 Was von ihr gefchrieben was, 


Wie der Frauen Sitten waren 


um fie vermochten fich zu wahren 
or den andern Helden da, 


Welche ihrem Lande nah 


358 
6390 


6395 


6400 


6405 


6410 


- 6415 


6420 


6425 


M. v. 6541 (6191). ge 


wären gesezzen, 

riche unde vermezzen; 
„svi gwaldich si wären, 
si bewarten wol zvären, 
daz si ie ronb oder brant 
gestiften in unse lant, 
sint daz Cyrus irstarb, 
der ouh mit urlöge. warb; 
der quam z’einen stunden 


‚mit grözer samenungen 


gevaren in unse marke 

unde urlougete uns starke. 

des verlöser den lib. 

den slüg ein urlögis wib, - - 

geheizen Cassandra, 

di was in unsem lande 

kuningin unde frouwe. 

daz sage wir dir in trüwen.“ 
Dö ih den brief dö gelas, 

alser mir gescriben was, - 

unde ih ouh hete gehört 

dirre scönen juncfrawen wort, 

dö tröstih di magetin. 

ih sprah: „ir sult gwis sin, 

wandirz wol sult irvaren; 

daz ih here bin gevaren, 

daz ne sal ü frowen comen 

ze neheinem unfromen. 

ih tetiz durh di sculde, 

daz ih, irvaren wolde | 

di manicfalden. wunder, 

di mir dicke besunder 

von ia wären gesagit. 

sage diner frowe, maget, 

daz si mit gnäden si 

unde von allen sorgen fri. 


859 


6390 Waren angefeflene. 
Reiche und vermefiene. 
„Wie groß auch ihre Heerſchaar war, 
Sie hüteten ſich da wohl. fürwahr, 
Daß fie Raub je oder Brand. 

6395 Stifteten in unferm Land, 
Seit der Zeit, daß Cyrus farb, 
Melcher auch mit Kriege warh, 
Der kam einjt hergefahren 
Mit gewaltigen Völkerſchaaren 

6400 In unfres Landes Marke 
Und befehbete und ſtarke. 
Drob verlor er auch den Leib, 
Den erichlug ein Kampfesweib, 
Caſſandra man fie nannte, 

6405 Die war in unfern Lande 
Königin und eine der Frauen. 
Unfern Worten darfft du trauen.“ " 

Als ich nun den Brief Da las, 

Sp wie er mir gefchrieben mas, 

6410 Und ich auch vernommen dort 
Diefer fehönen Jungfrau Wort, 
Da gab ich Troſt den Jungfraun fein. 
Sch ſprach: „ihr ſollt verſtchert fein, 
Ihr werdet ed ja bald erfahren; 

6415 Daß ich bin hierher gefahren, 
Das fol nicht zu Beſchwerden 
Euch Frauen jemald werben. a 
Nur darum fuhr ich in die ande, 
Meil ih vor Begierde brannte, 

6420 Zu, ſehn die manichfalten Wunder, 
Die mir oft und ganz beſonder | 
Bon euch waren ausgefagt. * 
Sage deiner Fraue, Magd, 
Daß ſie froh und glücklich ſei 

6425 Und von allen Sovgen frei. 


860 M. v. 6577 (6277). ge. 


ih bin ir stetige frunt, 

sage ir, daz sü si gesunt.“ 

di frowen kuster an irn munt. 

dö hüben si sih an der stunt 
6430 unde füren heim ze lande. 

mine wigande 

di warden inniclichen frö. 

dannen füre wir dö. 

sint irfür ih manhich lant. 
6435 manic wundir ih irvant, 

daz ih sah unde vernam. ! 

vil dicke mir ouh misseguam. 


Hie endet sih der brieb, 
dar ane leit unde liep 
6440 Alexander screib, 
di er in fremeden landen leit, 
unde den er heim sande 
siner müter zelande, 
der frowen Olympiadi 
6445 unde sinem meistre Aristotili. - 
Sint erfür er gnüch 
beide velt unde brüch 
unde lant unde walt. 
ouh erfür sint der belt balt 
6450 ze staten unde burgen 
mit froweden unde mit sorgen. 
sint möster entwichen 
den armen unde den richen. 
des wart sin gewalt 
6455 vil verre gezalt 
in allin ertriche 
ubir manigen kuninc riche, 
di in alle öreten 


Ich thu ihr flete Freundſchaft kund 

Sag ihr, daß ſie bleib’ geſand.“ 

Die Frauen kuͤßt' ich auf den Mund, 

Da machten ſie ſich auf zur Stund' 
6430 Und fuhren heim zu ihrem Lande. 

Meine tapfern Wigande 

Die wurden inniglich erfreut. 

Bon dannen fuhren wir noch weit. 

Seitdem fuhr ich in manches Land. 
6435 Märnches Wunder ich Dort fand, 

Das ich ſchaute und vernahm. 

Gar oft mir auch noch Unglück Tan. 





Diefes iſt der Schluß des Briefes 
Darinnen eines, fo wie Liebes - 
6440 Alexander fchrieb, wie er es fand 
An gar manchem fremden Land, 
Und den er darauf fandte 
Seiner Mutter beim zum Lande, 
Der Frauen Olympiadi 
6445 Und feinem Meifter Arikotili. 
Seitdem durchfuhr er noch genug 
Beides Wälder und auch Brud 


Und manches Land und manches Selb. 


Auch z0g feitvem der kühne Held 
6450 Auf Städte und auf Burgen los 


Und Freud’ und Sorge war oft groß. 


Es mußten vor ihm weichen 
Die Armen und die Reichen, 
Dadurch wurde feine Macht 

6455 Weithin in die Ferne gebracht, 
Und er in der ganzen. Welt 
Ueber Könige viel geftellt, . 
Die ihn alle ehreten 


561 


382 M. v. 6810 (6260). gi 


unde sinen lob mereten 
6460 unde ime zins sanden 
alle von irn landen. 
des ne dühte ime allis niht genüc, 
sin hahmüt in dar zü-trüs, 
daz er sih hiz wisen 
6465 gegen dem Paradise, 
daz wolder bedwingen 
unde zins ouch dannen hringen 
von den engelischen chören. : 
hi mugit ir tumpheit hören, 
6470 wi er des begunde. 
an der selben stunde 
frägeter sine holden, 
waz si ime räten wolden, 
wi er dar 26 solde comen, 
6475 daz er daz mohte gefromen, 
daz er mit here quäme dare, 
dä er di engelische scare 
mohte bedwingen 
unde ime undertänich bringen. 
6480 D6 sprächen sine fursten, 
diiz getün torsten, 
wwande Si wis wären: 
si rieten im offinbäre, 
. daz er sih vil rehte 
6485 hi umbe bedechte ° 
unde mit gnäden lebete 
unde wider gote niht ne sirebeie: 
sö teter wisliche. 
dö sprächen al geliche 
6490 di tumben jungelinge - " 
260 disem tegedinge: 
„kuninc Alexander, 
wir räten dir ein ander: 
du salt gedenken, heilt halt, 


6460 


6465 


6470 


6475 


6480 


6485 


6490 


: B68 


Und jein Lob auch mehreten . 
Und den Zins ihm fandten 
Ale von ihren Landen, - . 
Doch deucht' ihm alles nicht genug. 
Sein Hochmuth ihn fomeit noch trug, ” 
Daß er fich hinweiſen bieße Ä 
Endlich nad dem PBaraniefe, 
Dieſes wollte er bezwingen 
Und den Zind auch dorther bringen 
Bon den engelifchen Ehören. 
Hier möget ihr von Thorheit hören, - 
Mie er darnach zu ſtreben begunte, 
Zu derfelben Stunge 
Fragete er feine ‚Holden, 
Melden Rath le geben wollten, 
Wie er’s dahin köunte bringen , 
Daß es möchte ihm gelingen, 
Daß er kaͤme mit dem Heere 
Dabin, wo er die Engelchöre 
In dem Kampfe möchte fchlagen 
Und ſich untertbänig machen. 
Da fprachen feine Fürſten num, 
Die würdig waren das zu thun, 
Da te alle weile waren: - 
Sie thäten Rath ihm offenbaren, 
Daß er fih erſt vechte - 
Und wohl darob bepächte 
Und lieber glüdlich Iebete 
Und wider Gott nicht. frebete: - 
So fei fein Thun an Weidheit reich. | 
Da fprachen aber allzugleich | 
Die unbefonnenen Herren jung- | 
In dieſer Retfeverfammelung: | 
„König Alerander, — 
Wir rathen mit einander, 
Kühner Held, gedenk' alsbald, 


364 M. v. 6846 (6296). ya 


6495 dise lüte di sis alt 
unde unlustich unde laz, 
di dir haben geräten daz, 
daz du hi blibis. 
si vorhten des lihis. 
6500 heiz dih, herre, wisen, 
zö den Paradise. 
- daz saltu bedwingen 
mit dinen jungelingen. 
dar sole wir dir helfen zou 
6505 beide späte unde fruo. 
jo hästu dines willen _ 
offenliche unde zgtille ’ 
irwurben ein vit miehil: teil. . 
wir läzenz, herre, ane daz heil 
6510 unde ilen dar hine varen 
mit einer h£rlichen scaren, 

‘„ wande wir haben ein michil hers. 
wir suln mit schilde unde mit spere 
gdinen willen irwerben 

6515 oder genendiclichen sterben.“ 
Alexandrö düchte in sinen müt 
der tumber lüte rät güt: 
daz was ein michil tumpheit; 
des quam in manich arbeit. - 
6520 der tobende wuoterich 
der was der hellen gelich, 
di daz abgrunde 
beg#nit mit irn munde 
unde den himel z6 der erden 
6325 unde ir doh niht ne mac werden, 
daz si imer werde vol; . 
‚ si is daz ungesatliche hol, 
daz weder nu noh hie ne sprah: 
„diz ist, des ih niht ne mach.“ 
6530 als töte Alexander, 


6495 Diefe Leute, die find alt, 
Unluftig zu dem Kampf und (af, 
Die dir ha'n geratben das, 
Daß du zurücke mögeft bleiben. 
Furcht vorm Tode mag ſie treiben. 
6500 Befiehl, daß man wor Herre, weife . 
iſe. 





Nach dem Parade 
Das wirft du auch bezwingen, 
Mit deinen Jüngelingen. 
Wir wollen helfen Dir dazu 
6505 Beides fpat ſowie auch fruh. 
Du haft ja auch durch Deinen Willen 
Offenbarlich und im Stillen 
Erworben ein gar großes Theil 
Mir trauen, Gerre, unferm Heil 
6510 Und eilen mit dir Hinzufahren 
Mit einer wohlgerüften. Schaaren, 
Wir Haben ja ein großes Leer. 
Mit Schilde wollen wir und Speer 
Was nu begehrt erwerben 
6515 Oder fühn im Kampfe ſterben.“ 
Aleranvern deuchte in feinem Muth 
Der Rath der dummen Leute gut: 
Das war ein axger Thorenftreich, 
Davon. fam Müh’ und Noth zugleich. 
6520 In feiner wüthenden Begier 
Tobte er, wiewdie Häfle, fihier, 
Welche ſelbſt den tiefften rund 
Angähnt mit ihren gierigen Mund . 
Und den Himmel mit der ‚Erben, 
6525 Und daß fie jemald voll mag werden, 
Wird nimmermehr gefchehen doch; 
Sie if das unerfättliche Loch, 
Dad weder nun noch jemals. ſprach: 
„Diefes ift, was ich nicht mag.” 
6530 Alfo that auch Alexander. 


365 


366 M. v. 6682 (6382). ui 


di fromete manich wunder. - 
der quam durh sine giricheit 
in vil michil arbeit. 

er ne wolde niwit sümen, 

6535 er begundiz dar rümen 
uhde. für danneb, 
mit allen sinen mannen 
ubir berg unde tal 
unde manigea stich smal, 

6540 dä er müste sturmen 
mit freislichen wurmen 
unde .mit den tieren, 
dö hoffeter, daz er schiere 
quäme üz der nöt. 

6545 iedoch vorhter den töt, 
svi stolzmüte Sö er was: 
daz er da genäs, 
daz was gofis wunder. 
dö gerou besunder' 

6550 allen, di dä wären, ‘ 
stille unde offinbäre 
di tumpliche herevart, 
wande si liden manigen sturm hart 
von starlien gewidere. 

6555 daz treib si. dicke widere 
in ir ungewalt, 
des verzwibelte der heilt balt, 
der müliche Alexander, 
unde vil manich änder, 

6560 manich jupgelinc gemeit. 

‚ Si vart di was vil leit 
Alexandrö zö dem mäle, 
awi erz dö verhäle * 
durh werltliche scande, 

6565 wärer dö ze lande, _ 
er nequöme niemer mer dar. 


6535 


6540 


6545 


6550 


6555 


6560 


6565 


Manches Wunderbare‘ fand er- 

Und kam durch feine Gierigkeit 

In manche Noth und großen Streit. 
Er wollte nun nicht länger ſaͤumen 
Und begann den Play zu räumen 
Und fuhr fogleich von dannen 

Mit allen feinen Mannen 

Ueber Berg und über Thal 

Und gar manchen Bergfbeig ſchmal, 
Wo er mußte kämpfend flürmen ! 
Mit gräßkichen: Gewürmen 

Unp mit Gethier, das ſchrecklich if. 
Da hofft er, daß in kurzer Friſt 
Er wieder käme aus der Noth. 
Do fürdhtete er da den Tod, 

So ftolz gemuth, wie er auch was. 
Daß er von Diefem Kampf genas, 
Dur Gottes Wunder war's gethan. 
Da fam die Reue allen an, 

Die bei dem Zuge waren; 

Im Stillen und im Offenbaren 
Berew'ten fle die tolle Fahrt, 

Denn es Hürmten auf fie hart 
Starke Ungewitter, 

Die trieben oft zurück ſte wieder, 
In ohnmaͤchtigem Bemühn. - 
Verzweiflung padte den Helden kühn, 
Den hart bedraͤngten Alexander 

Und viele mit einander 

Der wohlgeſchaffnen Juͤnglingeſchaar. 
Die Fahrt ward ihnen leid fürwahr. 
Alexandro felbſt zumal, 

Wie er's verbarg auch Überall 


Um der Welt Schimpf und Schande, 


Wäre er wieder in feinem Lande, 
Er kaͤme nimmer dort hinein, 


367: 


368 M. v. 8718 (6368). 


daz sult ir wizzen vor wär, 
wande si liden ungemach 
heide nacht unde tach 

6570 von dunre unde von blicke. 
er manete sine dicke, 
daz si balde füren. 
er hiz si starke ruoren, 
biz si dar,quämen, 

6575 dä si vole vernämen 
unde gemach fanden. 
dar näh in curzen stunden 
gquämen 'si an Bine flüme ‘. 
gröz ‚unde gerüme,: . ' 

6580 di was Eufrätes genant.- 

di Iäte, di er dar vant 
beide cleine unde. gröz, 
di Sagetin ime, dag iz flöz 
- dem Paradise. 

06585 dö hiz er mit spisen 
sine schif bereiten, 
er ne wolde niwit beiten;.. 
daz der wunderliche man 
hiz, daz. wart schiere getän.. 

6590 Dö si ze schiffe quämen, 
ir rüder si nämen 
unde svaz si haben solden, 
wande si varen wolden 
in di starke. flüme, 

6595 dö mohten si vile küme 
wider dem sträme int gevarn. 
dö leit dä maniger  müter barn 
angist unde pine gröZ, 

' wande daz wazzer starke Aöz.- 

6600 ouh müweten daz gesinde 
di ffeislichen winde . 
unde donre unde blicke, 


369 


Fürwahrrihr ſollt deß ſicher fen, 
Denn ſie litten Ungemach 
In der Nacht ſo wie am Tag 
6570 Von Blitzen und vom Donner ſehr. 
Oft mahnete die Seinen er, 
Daß kühn fie vorwärtd führen. 
Er hieß ſie ſich mit Muthe rühren, 
Bis fie an Orte kamen, 
6575 Wo fle wieder Volk vernahmen 
Und fanden mehr Gemächlichkeit. 
Bald darauf nach kurzer Zeit 
Kamen fie zu einem Slufle, 
Groß, mit mäcdjtigem Erguffe, 
6580 Der war Eufrated genannt. 
Die Leute, melde er dort fand 
Die Kfeinen, wie die Großen, 
Die fagten ihm, ex füme gefloſſen 
Aus dem Paradeiſe. 
6585 Da hieß er wohl mit Speiſe 
Seine Schiffe all' verſehen; | 
Er wollte länger nicht anſtehen. 
Das der wunderbare Mann 
Befahl, das warb in Eil’ gethan. 
6590 Da fle zu Schiffe kamen, 
Ihre Ruder fie da nahmen 
«Und was fie noch haben Sollten“ 
- Wenn fte fahren wollten j 
Auf’ dem ſtarken Strome hin. 
6595 Sie fonnten nur mit großen Müh'n 
Dem Stron entgegen" fahren fort. 
ander Mutter Sohn litt bort 
Ängft und Bein And Gorgen groß, 
Da das Waſſer heftig floß. 
6600 Auch mühten pas Geſinde 
Die fürchterlihen Winde 
Pit den Donnem und ben augen 
Altrander. 


370 M. v. 6754 (6404). 


ouh nöte si dicke * 
regen, hagel unde sne6. 
6605 in wart dicke vil we 
vor unrehten gewidere; 
daz treib si söre widere. 
si liden michil arbeit; 
si mobten ir manheit 
6610 niwit vile dä geniezen. 
dö sähen si fliezen 
dar ia obiz unde loub, 
daz, vil s&zlichen rouch. 
‚..  daz loub was breit unde lanc; 
6615 di da woneten in daz lant, 
dachten ir häüs dä mite. 
des was däre lantsite. 
des obiggis si wol genozzen. 
ouh quam dä mite geflozzin 
6620 manic scöne blüme 
gele unde grüne. 
der viengen di hörren vile 
unde höte si zö einem spile. 
D6 di helede gemeit 
6625 irliden‘ michil arbeit, 
di mit dem wäge strebeten, 
dö rou in, dag ei tebeten,. 
dö Alexdüder daz gesachi, 
dö tröster si unde sprach: 
6630 „gehabet ü wol, helede güt, 
unde habet manlichen müt. 
daz ist di relffe wärheit: 
wir haben michil arbeit 
au gehabit lange ? - 
0685 dar üz an dem lande > 
.  unde ouch in disen wäge 
vil michil ungenäde 
irliden Janc stacke., 


- 


871, 


Auch nötheten auf ibren Sitzen 
Gie Regen, Hagel oft und. Schnee. 


6605 Ihnen ward aft gar zu weh 


6610 


& 


6615 


6620 


6625 


6630 


6635 


Don läfligen Gewittern ehr, 
Die trieben rückwaͤrts fie gar jehr. 
Sie litten Müh’ und. großen Streit; 
Ste konnten ihrer Tapferkeit . — 
Wenig da genießen. x 
Da faben fle auch fließen . 
Obſt und Laub im Fluß genug, 
Welches hatte ſuͤßen Ruch. 
Das Laub war groß in Läng’ und Breite; 
Die dort wohneten, die Leute 
Bedacheten ihre Haͤuſer auch 
Mit dem Laub nach Landerbrauch. 
Des Obſtes fie da wohl genoſſen. 
Es kam auch mit dem. Strom gefloſſen 
Manch ein ſchönes Blümelein 
Bon gelbem und von grünem Schein. 
Deren fingen die Herren viele 
Und hatten fle zu ihrem Spiele. 
Da die ſtolzen«“Helden dort 
Erlitten Muͤhſal fort und fort, — 
Die dem Fluß entgegen firebten, 
Da verbroß ſte's, daß ſie lebten. 
Als Alexander dieſes ſah, 
Sprach er ſie zu tröſten da: 
„Seld frohen Sinnes, Helden gut, 
Und laſſet nicht den Mannesmuth. 


"Das muß in Wahrheit ich geſtehn, 


Wir find zu großer Muͤh' erſehn. 
Wir haben wahrlich lange Zeit 
Draußen in dem Lande weit 
Und auch in dieſem Fluſſe 
Erlitten mit Verdruſſe 
Großer Zorn und :arge Tücke. 


24° 


872 M. v. 6790 (6440). 


gesche' uns daz gelacke, 
6640 daz wir mit siheiner: wis: 

bedwungen daz Paradis 

unde di: dä wonent inne, 

s6 solde wir mit sinne 

unde ouh mit grögen ören 
6645 heim zelahde kören 

unde leben fröliche. 

ih gelobe iu trüweliche, 

mir werde wol oder we, 

daz ih sint niemer m6 
6650 ne wille mit here - 

noh mit schilde noh mit spore 

neheine burg mer gewinnen 

noh urlüges beginnen. - 

sint läz iby allig an daz heil.“ 
6655 .er nam behalben .dö ein -teil 

siner heimlichen holden, 

mit den er sprechen wolde. 

den sageter vil stille 

allen. sinen wälle. . 
6669 zehant si där swören, 

daz si mit im vollen füren, ' 

iz gie ze scaden-oder ze fromen. 

sviz joh darumbe mohte comen, 

si wolden mit ime bliben . - 
6665 ze töde unde ze libe. > 

Dd füren si mit sorgen 

den äbunt unde den morgen 

unde irliden manige gröge nöt. 

vil dieke sägen si den tät - 
6670 vor ira ougen gereit. 

manic recke gemeit : «. 

lebete dA mit. pinen. 

Alexander hiez dö ‚sinon, 

daz si balde fürn 


Geſchaͤhe es uns nun zum Olüdd, , 
6640 Das wir auf irgend eine Weil 
Bezwingen noch das Paradeis 

Und auch, Die. da wohnen innen, 
Sp dürften wir mit froben Sinnen 
Und dazu mit großen Ehren 
6645 Wieder in die Heimath ehren . 
Und des Lebens und erfreuen, 
Ich gelobe euch in Treuen, 
Mir werde wohl nun oder weh, + 
Daß fortan es nie geicheb', . 
6650 Daß ih will mit einem Heere 
Mit dem Schilde, mit dem Speere . 
Irgend eine Burg gewinnen - 
Oper neuen Krieg beginnen. 
Jetzt überlaſſ ich's meinem Heil.“ 
6655 Er nahm beiſeiten einen Theil 
Seiner trauteſten Genoſſen, 


Die er zu Rath zu zieh'n beſchloſſen. 


Denen ſagte er im Stillen⸗ - 
Allen feinen Willen, 
6660 Zur Stelle fle da ſchwuren, 
Daß fie mit ihm vollends fuhren, 
Es geh’ zu Schaden oder Frommen. 
Wie es Damit auch, möchte kommen, 
Sie wollten mit ibm weiter ſtreben, 
6665 Seid zum Tode, feld zum Lehen. 
Da fuhren ſie mit Sorgen. 
Den Abend und. ven Morgen‘ 
Und Titten manche große Noth. 
Gar ofte faben fie den Tod 
6670 Bor ihren Augen fchon bereit. 
Mancher Rede, Holz im Gkreit, . 
Lebte da in Peinen. 
Alexander fagte da den Seinen,. 
Daß fle muthig weiter führen - 


373 


374 AW. v. 68236 (6170). 


6675 unde ir lide rürem. 
dö wart. da manio wärur koikt 
genötet unde ‚gequelet, 
wande si ruoeten unde schisiden, 
dag si den Hib 'bebielden. 

6680 svanne Je gröz was ir nöt - 
unde si wänden wesen “ 
sö wurfen si üz ir anler 
mit manigen gedanken ur 
wären si dicke bevän, \ 

6685 waz si mohten anegäm, 
alse si dan geruoweten, . 
dar näh si sih muoweten 
unde füren aber üf baz, 
vor wär: sagen ih iu daz, 

6690 s6 si ie langer Türen, 
sö si muoder wären. 

D6 di vile tumbe 
lange gevören, umbe 

. in dem wäge erre, 

6695 dö quämen si s6 % — 
daz di jene gesagen,—. 
di.der schiffe phlägen, J 
verjen unde stüren, 
eine hörliche mären. 

6700 di was lane unde breit. 
des Warden di herren gemeit 
sumeliehe vil unfrö, 
wand& di müre was vi h6, 
gebüwit vil reine 

6705 von edelen gesteine. 
lange si do faoren 
bi def. höhen mören 
unde ne mohten nehein ende 
an der steihwende 

6710 neren gevinden. 


378 


6675 Und ihre Glieder möchten vähren. 
Manchem Helden lobeſan 
Ward Noth und Dual da angethan, 
Denn ſie ruderten und ſtießen, 
Daß ſie nicht ihr Leben ließen. — 
6680 Wann zu groß war ihre Noth 
Und fie ficher” ſah'n den Tod, 
Sp warfen: fi Die Anker au. 
Bon quälennen Gedanlen graus 
Waren le gar oft befangen, 
6685 Was fie an wohl möchten fangen. 
Wenn ſte geruhet hatten dann, 
Sp griffen: fie son Neuem an- 
Und fuhren weite noch hinan. 
Fürwahr ich euch das jagen kann, 
6690 Se länger fie va thäten fahren, » 
Defto müder fle aud ‚waren. 
Da die unbefonnenen Schaaren 
Lang herum gefahren waven 
In der Irre, auf dep Wogen, 
6695 Da: waren fie fo fern-gezogen, 
Daß, die die Schiffe mußten fahren, 
Die Fergen oder Steurer waren, 
Endlich vor ſich konnten ſehn 
Eine prächtige Mauer ſtehn. 
6700 Gewaltig lang war die und breit, 
Der Herren manche, ſtolz im Sireit, 
Wurden deſſen wenig froh, 
Denn die Mauer‘ war gar hoh 
Gebauet herrlich reine, 
6703 Bon evelem @efteine. 
Da fuhren lange ſte mit Müh'n 
An der hohen Mauer hin 
Und vermochten da Feine Ende: 
An dem Steingewänbe u 
MIO Nirgend zu entdecken. 


Ir 


876 


6715 


6720 


6725 


6730 


6735 


6740 


M. v. 6862 (6512). 2 


doh quam daz ingesinde 


ubir lane z’einer fure. 

dä riefen si lange fur + 

dö begunden si. bözen, .. ’ 
slan unde stögen > 
mit grözem unsinne. * 
di seien: dar inne * 
unde di engelische s 

di ne nämen des neheine ware.. 

iedoch quam ein alt man . 
3 der ture -gegän. — 
der frägete si, waz si wolden.* 

si sageten, daz si solden 

läzen ir singen ® _ 

unde zins bringen + 

irem hörren Alexandrö. 

der. man frägete si dö, 

wer Alexander were, : 

d6 sageten si ime ze märe, . 

iz were der Alexander, 

dem nehein man ander 

an allen ertriche oo ' 
lebete geliche. ur 
er wöre riche unde gt rn 
unde höte manlicifen mät, | 
küne unde £rhaft, 

getrüwe unde 'wärhaft 

unde höte michelen 'gewak: 

ime wäre velt unde welt 

unde lant unde mere 

unde maniges richen- kuningis here 
al biz dar undirtän. . >. 
dö antworte der ade man - 
unde sprah =,„ir müzit beiten, 


4 


6745 biz daz ih üh bereiten. 


ih wil an disen stunden... En? 


6715 


6720 


6725 


6730 


6735 


6740 


6745- 


‘.. 377 


Hann kamen noch die Reden. 
Ueber Iang zu einem Thor. 

da riefen lange ſie daryor. 
Darauf begannen fle zu tojen, 
Lärm zu fchlagen und zu ſtoßen 
Mit großem Unſinne. 
Die Seelen, die darinne, 


‚Und der Engelſchaaren Macht, 


Die Hatten darauf. feine Acht. 

Doch es Fam ein alter Mann 

Zu der Thür gegangen dann. — 
Der fragte fie, was fle denn wollten. 
Sie fagten, daß ‘fie follten _ 

Laffen drinn ihr Singen u 

Und den Zins dagegen bringen 
Ihrem Herren Alexandern. 

Da fragte fie der Mann zum andern, 
Mer Alexander wäre. . .. , 

Da thaten fie ihm kund die Mähre, 
Es wäre Alexander ver, -  . 

Dem fein anprer König mehr 

In allen Erdenreihen 

Könne ich vergleichen. _ 

Er wäre reich und wäre gut 

Und hätte einen Mannesmuth, 

Und wäre ehreuhaft und Fühn, 

Der Wahrheit hold, von treuem Sinn, 
Und Hätte unendliche Gewalt: -. 
Ihm wäre Selb und wäre Wa 
Und alles Sand und aud) dad Meer 
Und manches reiche Königäheer 

Bis dahin allfammt unterthan. 

Zur Antwort gab der alte. Mann . 
Und fagte: „martet hier der Dinge, 
Bis ich euch weitre Kunde bringe, 

Ich will zu diefer Stunde - - 


378 


6750 


6755 


6760 


6765 


6770 


.M. v. 6898 26548). 


minen gesellen kunden 
üheris herren wille.*“ 

dö ginc er dane stille 

unde merrete niwit lange 
unde quam wider gegangen. 
er sprah: „nu merket wpl 
di wort, di ih. ia sagen sol. 
ir sult saßen also . 

dem herren Alexandrö: 

wi langer alsus wil leben 


unde näch -ungenäden streben? 


er was ubile bedächt, 

daz er mit *siner heriseraft 
heim sühte di gotiskint, 

di enbinnen diser. müren- sint. 


ouh sultir ime sagen, + 


er muhte gerrf& me gedagen 
von ‚sulher ummfäze 
unde varen sine sträze. 

wil her den Ifb behakden, 

so vare er hine balde; 
unde ob er wille genesen, . 
sö sal er öthmuote wesen. 
er weiz daz wol -äne wän: 
er hät vil ubeli® getän: 
wider got ist er scuklih 


ande got 5 vil geduldich. 


67735 


claget er ime sine sculde, 
got gibet ime sinb halde. 

wi er sih niht beköre, | 
sin seade wirt deste möre. 


 wes wenet Alexänder ? 


6780 


ein’ man ist als ein ander 
beide fleise unde don. 


sehet, bringet ime disen weh, 


er is vile türe. 


ya» 


6750 


6755 


6760 


67 65 


6770 


6775 


6780 


Meinen Gefellen gehen: Kunde 

Bon eures Herren Willen.“ 

Da ging von bannen er im Stillen . 
Und zögerte nicht lange v 
Und kam zurückgegangen. 

Der Alte ſprach: „num merket wohl 
Das Wort, das ich enchfagen fell. 
Ihr ſollet Kunde geben ſo 

Dem Herren Alerandro: u 
Wie lange will er alfo leben .: % 
Und nah Mißgeſchicke fireben? 

Er Hat gar Übel fich bedacht, 

Daß er mit feiner Heeredmacht 
Heimgefircht bie Gotteskind, 

Die innen diefer Mauer And; | 
Auch follt ihr ihm zu fagen gehei, J 

Es ſei ihm beſſer, abzuſtehn 

Von ſolchem Streben ohne Maaßen 
Und- hinzufahren feine Straßen. 

Will er, daß er den Leib behalte, 
So fahre er von binnen balde. 

Und will ex fih des SHüds.erfreun, 
Sp möge er demuͤthig ſein. L 
Er weiß das ſelbſt wohl ohne Wahn, " 
Er bat des Uebels viel gethan. 

Bei Gott iſt er in großer Schuld, 
Doch Gott iſt guädig, voll Geduld. 
Klaget er ihm feine Schulden, | 
Nimmt Gott ihn wiener an mit Hulden; 
WIN er fi aber nicht befehren, 
So wird fein" Schade ſich vermehren. 
Mas dunkt ſich Alexander noch? 
Ein Mann iſt wie ein andrer doch, 
Beide wohl von Fleiſch und Bein. 
Sehet, beinget ihm, diefen Stein. 
Er ift von großem Werth fürwahr, 


290 M. v. 6934 (6384). 


stark is sin nafäre. - 
iz wizzen lutzil lüte, 
6785 waz der ‚stein bedüte. 
den gebet ime an sine hant - 
unde heizet ime diz lant 
vil harte schiere rümen, 
er ne sol niwit sümen. 
6790 unde saget ime dä mite, 
daz er wandele sine site. 
svanne ime wirt bescheinet, - 
waz der stein meinet, - 
so müz er sih gemägen. 


6795 des ne mac er niht geläzen. . 


san näh disen worten : 
gienc jener von der porten. - 
unde di beten kärten dö 
wider ze Alexandrö 
6800 unde gäben ime den stein. - 
ouh worden si des in ein, 
daz si ime sageten, 
waz si vernomen habeten 
unde wig in was comen. 
6805 dö er daz höte veraomen, 
.  .dö ginc er ze rate, 
waz er dar. umbe täte,' 
Dö rieten di wisen, 
di in solden  wisen, 
6810 daz er sih bereite 
unde niht Janger dä .ne beite. 
. unde begundiz där rämen - 
unde füre in di flümen 
wider heim zelande. 
6815 dö sprächen di wigande, 
| di stolzen juagelinge:: 
„ir ne ‚hät 26 disen dingen. 
uns :nit wol geräten, - 


N 


6785 


6790 


6795 


6800 


6805 


6810 


6815 


881 


Und feine’ Kraft iſt wunderbar. 

Es wiflen wentig- Leute, — 

Was diefer Stein bedeute. 

Den gebet ihm in feine Hand 

Und fager ihm, daß er dies Sand 

In Eile möge räumen 

Und ja nicht Hinger fͤumen. 

Und faget ihm zugleich Die Bitte, ‘ 

Daß er wandele feine Sitte. 

Sobald ihm’ deutlich wird gemacht, 

Melche fei Des Steines Macht, 

So wird er fih zur Demuth kehren,“ 

Er kann ſich defſen nicht erwehren.“ 

Alsbald nach dieſen Worten 

Ging jener ˖ von der Pforten. 

Und auch die Boten, da ſie's Hörten, 

Zu Alexandro wienerfehrten. 

Sie gaben ihm den ebein Stein, 

Und kamen darin überein, +. 

Daß fie ihm wollten Kunde geben 

Bon dem, was -fle vernommen. eben, 

Und wie e8 ihnen war gefommen. 

Als Alexander das vernommen, 

Ging er zu Rath mit ihnen num, 

Was in dem Fall er follte thun. 
Da riethen ihm die Weifen, 

Die ihn follten unterweifen, | 

Daß gt fih mache gleich bereit- - - 


‘Und nimmer warte langre Zeit 


Und räume .eiligft diefen Ort 
Und fahre auf dem Fluſſe fort 
Wieder heim Zu feinem- Lande. 
Da ſprachen ſeine Wigande, 
Die jungen, ſtolzen Degen: 
„Ihr habet dieſerwegen 

Uns nicht wohl gerathen. 


382 M. v. 0070 (66%). 


di üh daz sprechen täten, 

6820 di wären ubile bedäd | 
alsi iz ouh hänt fure‘:hrächt, 
unse hörre Alexander 

der sel tün. ein ander; - 
er sol heizen stären „. . 

6825 sin volc zü der müren. . 
wir sin güte knechte... 
wir suln si anevehten. 

'„ di müre sule wir brecken, 
unse derre der sol rechen 
6830XdAg an sinen anden.. 
iz wirt in ze scanden, 
dag si ia heim hiegen var. . 
der negeniset nehein hara, FB 
der dä wonent imnen, Zr 

6835 müze wirs beginnen.“ 

Dö sprah der listige man: 
„wolHe® irs minen rät ‚hän, 

sö ratih uns.daz beste. 
wir sulen. dise veste - 

6840 mit allen ören läzen 
unde varem unse sträge; _ 
wande. si ist sö vet, „+ 
daz si ne vorhtent niht ein hast 
uns noh alle di nu -lehed, : 

6845 al wolden si dar »6 streben; 
wande di dar inne sint, FE 
daz siat di wären gotiskimt, “ 
di beschirmet selhe: got; 
wande ei leisten sin gehot. 

6850 dar umbe. hät.-er in gegeben - «. 
daz unzegancliche lehen.. 
ih ne wil iz niwit-langer helen, . 
wir suln ans elle bevelen 
den selen unde der engele scharee, 


6820 


6825 


6350 


6835 


6840 


6345 


6850 


883 


Die euch um NRinflehr baten, . 
Die waren ſchlecht für euch bedacht, 
Wie fies auch haben vorgebradht. 
Alexander unfer Herr, . 
Andres joll vollbringen ber; 
Er fage, daß mit muthigen Sinn 
Sein Volk zur Mauer fleure hin. 
Mir find feine guten Knechte, 
Wir wollen beſteh'n fie im Gefechte. 
Die Mauer werben wir wohl brechen. 
Unfer Herre .ber- muß rächen 
Seinen Zornran denen drinnen. 
Zu Schanden wird dann ihr Beginnen, 
Daß fie heim ihn hießen fahren. 
Den Leib. wird Keiner ſich bewahren, 
Der da wohne innen, &r 
Sobald mir ed beginnen, 

Da ſprach ſofort der kluge Mann: 
„Wolle meinen Rath ihr«ha'n, 
So rathe ih das Beſte. 
Wir follen diefe Sehe 
In allen Ehren laſſen 
Und fahten unfee, Straßen; 

Denn fie iſt fo Feit gebaut, _ 
Daß es Ahndg gar⸗ nit graut 
Bor und noch alten die da leben, 
Wollten fie dagegen ftreben, 
Denn alle, die darinnen find, 
Die find Die wahren Gotteskind. 
Die beichirmet ſelker Gott, 
Denn fie ehren ſein Gebot. 
Darum hat ihnen er gegeben - 5 
Das unyergänglidf ewge Leben.. : 
Nicht Tänger will ich. es verhehlen, 
Wir follen alle und befehlen 
Den, Serlen und wer Engel Schaaren, 


384 
6855 


6860 


AM. v. 7006 (6656). 


daz si. uns rüchen' bewarn, 
daz wir sundir muo vioheit 
unde än alirslachte herzeleit 
unde sunder werli soande 
comen heim z& lande.“ 

Di heran kärten dö wider 
unde füren daz wazzer nider. 
dö si quämen an daz lant, 
üz gingen si zehant 


. unde rûmeten där schiere. - 


6865 


6870 


6875 


6880 


6885 


si müsten mit den tieren 
unde mit den wurmer 

in den wege sturmen. 

doh quämen ei ubir lane. 
wider heim ze Criechlant. 
86 was där manich Criech 
alsü crancgunde alse siech, 


‚aiser were verslagen. 


den möste man- zebette tragen. 
daz genozzen si der herevart,' 
daz ir ie gedächt wart. - - 
daz rou si dô zespäte. R 
dö hiz der kuning, dräte ” 
wite sagen niere, . 

ob dihein man were, ;- * 
der ime mohte  bescheinen 
di craft von dem steine, 
dem wolder wol lönen, 
dag svör er bi der: crönen, 
vil manige dare gaämen, 
dö si daz vernälen. Ä 
di sageten, daz si wisten . 
di natären unde di. liste J 
von: edelen gesteine - 
grög unde cleine. 
itisliche jähen, . 


5 


6855 Daß fle geruhn uns zu: bewahren, 
Auf daß wir fonder Müh’ und Streit 
Und vielerhande Herzeleid 
Und ohne Schimpf der Welt und Schande 
Kommen beim zu unfrene Lande.” 
6860 Da Eehrten heim die Herren wieber 
Und fuhren auf dem Flug hernieder. 
Als fie famen an das Land, 
Stiegen gleich fle auf den Sand 
Und ‚hoben ſich von dannen fchier. 
6865 Doch mußten fie mit manchem Thier 
Und mit den boͤſen Würmen 
No auf den Wegen flürmen. 
Doch Tamen fie nach langer Bahn 
Im Griechenlande wieder an. 
6370 Ach, wie war da mancher Griech' 
Alfo Frank und alfo ſiech, 
Als wäre gänzlich ex zerfihlagen; 
Den mußten fie zu Bette tragen. : 
Das war die Frucht der Heeresfahrt, ! 
6875 Daß ihrer nie vergeffen warb! 
Zu fpät von ihnen ward's bereut. 
Da hieß der König weit und breit 
Künden unverweilt Die Mähre, 
Ob ein Mann zu finden wäre," 
6880 Der des Steined Kräfte kenne 
Und ihm feinen Namen nenne. 
Dem wolle er ed lohnen, 
Er ſchwur's bei feiner Kronen. 
Herzu gar viele famen, 
6885 Als fle dieß vernahmen. 
Die fagten, ihnen: fei'n bekannt 
“ Die Eigenfchaften mancherhand 
Bon evelen Gefteinen, 
Den großen wie ben Fleinen. 
6890 Da fagten etliche von denen, - 
Alexander. 25 


6895 
6900 
6905 
6910 
6915 
6920 


6925 


M. v. 7042 (6692). 


dö si in gesähen, 

iz were ein edele jächant. 

ein ander sagete zehant, 

iz were ein karbunkel. 

der naht ne were nie sö tunkel, 
er no lüchte alsein: sierre 

nah unde verre. 

der dritte sprah alsus: 

„iz ist ein topätius:“ _ 

der vierde: „ein herillas.* 

der funfte: „ein onichinus.“ 

der seste: „ein ametiste, 

er kante wol sine liste.“. 
der sibende sprah: „ih hin gewis, 
iz si ein rechter’ Jaspis. * 

der ahte sprah: „er is 86 schir, 
iz ist ein edele saphir.“ 

der nunde: „ein criselitus.* 
der zehende: „ein crisoprassus.* 
der eilifte: „ein bdellius.“ 

der zvölifte: „ein sardönius.“ 
sus sprächen si besunder 
manicfalden wunder. 

doh ne wiste ir' neheiner . 

di craft von, dem steine 

noh sin gesiehte. , 

si täten unrehte, | . 
daz si solden liegen. 

si wänden betrigen 

den kuninc listicliche, 

dö sagete man wörliche 

dem herren Alexanderen .. 

von einem anderen, 

der were ein jude vil alt, 

sin wisheit wäre manicfalt, 

unde wonete in sinem lande, 


387 


Als fie fahen ihn, den ſchönen, 
Es wäre ein edler Jachant. 
Ein anderer fagte gleich zur Hand, 
Es wäre ein Karfunkel, 
6895 Nie wäre eine Nacht fo dunkel, 
Daß er nicht leuchte wie ein Stern 
In die Näh' und in die Fern‘. 
Der dritte ſprach mit ſchnellem Schluß: 
„Es iſt ein Topatius. ⸗ 
6900 Der vierte: „ein Berillus.“ 
Der fünfte: „ein Onichinus.“ 
Der ſechſte: „ein Ametiſte, 
Deſſen Kräfte er wohl wüßte,“ 
Der fiebente fprach: „ich bin Ewiß, 
6905 Es iſt ein ächter Jaſpis.“ 
Der achte ſprach: „er iſt fo rein, 
Es muß ein edler Saphir fein. “ 
Der neunte: „ein Criſolitus.“ 
Der zehnte: wein Criſoprafſus.“ 
6910 Der eilfte: „ein Bdellius.“ 
Der 'zwölfte: „ein Sardonius.“ 
So ſprachen alle jung und alt - 
Bon Wunderdingen manichfalt. 
Do feiner wußte unter ihnen 
6915 Die Kräfte, die dem Steine dienen, 
Noch Tannte er, auch jein Geſchlecht. 
Sie thaten wahrlich gar nicht recht, 
Daß ſie da wollten lügen. 
Sie wähnten zu betrügen 
6920 Den Mugen König Tiftiglich. 
Da fageten fie ficherlich 
Dem Herren Alerandern 
Noch von einem andern, 
Der wär’ ein Jude, fihon fehr alt, 
6925 Und feine Weisheit mantchfalt 
Und wohnete in feinen Lande, 


25 ® 


388 


6930 


6935 


6940 


6945 


6950 


6955 


6960 


M. v. 7078 (6728). 


zehant er nah dem sande. 
dö der alte daz vernam, 
dö hiez er, daz man ime gewan- 
iüte, di in solden tragen. 
er was s6 comen zö sinen tagen, 
daz er niet ne mohte gän. 
daz hättim daz alder getän.. 

Dö trüch man den alden 
ze hobe vile balde. 
dö in der kuninc gesach. 
dö grüzter in unde sprach: 
„mir is gesaget, daz du sis 
in vil manigen dingen wis 
unde .kunnes manige gröze list 
unde "daz du der wisisten bist 
under dinen' genözen ein. 
nu bescowe rechte disen stein 
unde zeige mir rehte 
sinen art unde sin geslehte 
unde sine natüre. 
man saget mir, er si türe.“ . 
der jude nam in in di hant. 
schiere *höter erkant 
sin natüre unde sinen art. 
er sprah: „nu nist noh nie newart 
nehein sin geliche 
in allen ertriche. „ 
er is türe unde güt. 
er gibit harte stolzen müt 
unde den alden di jugint.. 
er hät vil manigo tuginat. 
des sal man mir getrouwen. 
ouh muget irz. wol scouwen, - 
wande alsirz selbe habet gesehen, 
sö müzit ir mir jehen 
der rechten wägrbeite.“ 


6930 


6935 


6940 


6945 


6950 


6955 


389 


Unverweilt nach dem er ſandte. 

Da der Alte das yernahm, 

Befahl er, daß man fr ihn nahm 

Leute, die ihn follten tragen. 

Er fand fchon in fo hohep Tagen, 

Daß er nicht mehr Fonnte geh'n. 

Das war vom Alter ihm geicheh’n. 
Da trugen die den Alten Mann 

In voller Eil' zu Hofe dann, 

Da ihn der König fah zur Stel, 

Da grüßt’ er ihn und fagte ſchnell: 

„Mir ift gefagt, du feift, o Greis, 

In gar manchen Dingen weit’, 

Und wüßteft Künfte ungemeine, 

Und *ift fo weiſe wie wohl feine 

Unter allen den Genofien. 

Beſchau ven Stein Hier unverbroffen 

Und zeige mir genau und recht 

Des Steined Art und fein Gefchlecht 

Und feiner Eigenfchaften Ziel. 

Man fagte mir, er Eofle viel.” . 

Der Bude nahm.shtt in Die Band, 

Alfobald hatt! ex erkannt 

Des Steind Natur und feine Art. 

Er ſprach: „nicht iſt noch jemals warb 

Ein andrer feines Gleichen 

In allen Erdenreichen. 

Theuer if er und gar gut. 

Der in beſitzt, Hat ſtolzen Muth, 

Den Alten Yibt er Jugend. 

Er Kat gar manche Tugend. 

Ihr dürft darin mir trauen: 

Auch möge ihr's wohl fihauen, 


6960 Und wenn ihm ſelbſt es habt geſehen, 


Dann müfjet ihr mir zugeſtehen 
Die MWaffepeit, wie ihr fie erkannt.” 


890 M. v. 7114 (6764). 


dö hiz er ime bereiten 

eine wäge mit sinne, 
6965 einehalb dar, inne 

legeter den türen stein, 

guldinen zein 

in di andren scale. 

der stein zucte si ze tale, 
6970 svi svär sö.si wären. 

daz sagieh iu zewären. 

dô hiez er, daz man solde 

mer legen zö dem golde, 

durch daz man irfunde, 
6975 waz der stein kande. 

dö sin gebot was irfolt, 

dö swebete obene daz golt. - 

der stein svebite under. 

daz was ein michil wunder. 
6980 diz ist doh, daz ir merken soft. 

svaz man legete üf daz golt, 

daz svebete alliz. obene. 

dia scale zouh ie nidene 

mit dem türen steine. * 
6985 er was zemäzen cleine 

alse eines menschen ouge. 

dö hiez der jude taugen 

mit dem golde rümen 

unde legete eine plümen ' 
6990 unde erde ein cleine’ 

wider deme steine, 

dä daz golt € lac. . 

dä der kuninc 26 sach, 

der wise Alexander 
6995 unde manic man ander, - 

där zouh an der stupde 

di vedere zegrunde 

unde di erde, di d& hi lach. 


6965 


6970 


6975 


6980 


6985 


6990 


6995 


891 


Da ließ er bringen fi zur Hand 
Eine Wage mit Fugen Sinn 

Und auf Die eine Schale Hin 

Legte er den theuren Stein; 

Marche goldne Spang’ hinein 
An die andre Schale. 

Der Stein zog nieder fle zu Thale, 
Sp fihwer als fle au waren. 
Nur Wahrheit follet ihr erfahren. 
Da fagt’ er, daß man follte - 

Mehr legen zu dem Golde, 

Damit man ganz ergründe 

Die Kraft, die in dem Stein ſich finde 
Da fie erfüllt, was er gewollt, 

Da ſchwebte oben hoch das Gold, 
Der Stein fanf tief hinunter 

Das war ein großes Wunder. 

Das if, was ihr wohl merfen follt. 
Was man auch legte auf das Gold, 
Das alles jchwehte oben wieder. 
Die ‚Schale zog es immer. nieber 
Mit dem theuern Edelſtein 

Und diefee war doc nur gar Klein, 
Wie eines Menſchen Auge if. 
Der Zube indgeheim mit Liſt 

Das Gold ließ von der Schale raumen 
Und legte darauf eine Flaumen | 
Und eine Eleine Handvoll Erde, 

Daß gleich dem Stein an Schwere werde 
Die Schafe, md das Gold ſich fand. 
Der König fah ed unverwandt, 

Der weile Alerander 

Und viele miteinander. 

Da zuckte zu derſelben Stunde - 
Der Flaum Hinab zum Orunde 

Und die da lag, die Handvoll Erden. 


892 


7000 


'7005 


7010 


7015 


7020 


7025 


7030 


M. v. 7150 (6890). 


ir jsgelicher dö jah 

mannelich besunder, 

diz wöre ein michel wunder. 
Dö sprah der judische man: 

„wollent irz rehtè verstän, 

sö hiz got machen. 

sus wunderliche sachen 

dem kuninge ze lören: 

er irhüb sih .grözer Eren. 

ouh sit ir algemeine 

gemanet mit dem steine, 

daz ir üh nihtis ne verhebet 

al di wile di ir lebet. 

bewaret üh ven der giricheit, 

wande si machet manige herzeleit;, 

wande swer sö giric wile wesen, 

wi mach der imer genesen? 

der lebet mit sorgen 

den Ahunt unde den morgen, 

wi er des beginne, . 

daz er imer gewinne. 

alliz daz ime zö veret, 

daz verslindet er unde verzeret 

unde newirt .doh niemer vol. 

er is.daz hellische hol, 

daz noh nie ne wart sat, 

noh niemer werden ne mac; 

alser gar verslindet, 

svaz in 26 gewendet. 

nu sehet, waz ie iz dan? 

niwit andirs wan ein Crane man 

der glichet dem steine, 

der in der wägen eine 

sih selber nider druckete 

unde daz golt üf zuckete, 


ir wäret unwise, _ . 


Da mußte jeder inne werden 

7008 Männiglich befunder, | 
Das wäre ein großes Munder. 

Der Mann vom jüdiſchen Gefchlecht 
Sprach dann: „wollt ihr's verſtehen recht, 
So wiſſet, Gott hieß machen 

7005 So wunderbare Sachen 
Dem Könige zu Lehren: 

Er überhob fih großer Ehren... 
Auch jeid ihr allgemeine 
Gemahnet mit dem Steine, _ 

7010 Daß ihr in Nichts euch „ürberhebet, 
AU die Weile, die ihr lebet. 
Bewahrt euch vor ber Gierigkeit, 
Denn ſte macht groß Gerzeleib; 

Mer fo voll Gier iſt alle Zeit, 

7015 Wie mag ver bleiben frei von Leid? 
Der lebet fletd mit Sorgen 
Den Abend und den Morgen, 

Wie er das beginne, 
Daß er immer mehr gewinne. 

7020 Was zu erwerben ihm gelinget, 
Degehret al!’ er und verfchlinget, 
Und wird doch voll zu feiner Stund'. 
Der Mann der ift der Höllenfchlund, 
Der noch fatt ward Feinen Tag 

7025 Und ed auch nimmer werben mag; 
Pie er denn ganz und gar verfehlinget, 
Was nur immer zu ihm dringet. 
Nun fehet an, was iſt das dann? 

- Nichts anders, als ein kranker Mann; 
7030 Der Mann der gleichet dieſem Steine, 
Der, ‚gelegt in der Schalen eine, 

Sich felber niederbrädte 
Und empor das Gold al’ zuͤckte. 
Shr. waret wenig Hug gewiß, 


994 M. v. 7186 (6836). 294 


7035 daz ir daz Paralise 
wändet irvehten. 
doh wolde üh unse trehten 
läzen besunder 
scowen sine wunder. 
7040 doh ne muget ir niemer dag bewaren, 
ir ne müzet hine varen 
unde müzet verterben 
unde wisliehe sterben, 
sö müzt ir werden 
7045. geminget zö der erden. 
sus ‚soldir Jine rimen. 
56 glichet ir der plümen, 
di nider mit der erden ginc, 
där si’ in der wägen hinc 
7050 unde üf zuckete den stein. - 
nu nist üher nehein, 
er nehabe gehöret rehte 
des steines geslehte, 
sine lichte unde sine. swäre 
7055 beide vil 'offinbäre, . 
Nu merket, waz ih in kunden: 
ir sult von. üheren sunden 
&b schiere bekören 
unde sult eren 
7060 in allen üheren herzen got 
unde leisten gerne sin gebot. 
ir sult’in minnen 
mit allen üheren sinnen, 
der üh gewerden hiez 
7065 unde üh biz here liz 
von sinen gnäden leben 
unde der üh allen hät gegeben 
sin unde wistuon, 
tere unde richtuom 
7070 unde lüte unde lant. 


7035 Daß ihr felbft das Paradies . 
Zu erfechten trugt Begehr. | 
Doch wollte Gost euch, unfer Sen, 
Lafien Hier befunder ._ 
Schauen feine Wunder. 
7040 Doch mögt ihr nicht davor euch wahren, 
Ihr müffet doch von hinnen fahren, 
Und müfjet einfl verderben b 
Und mit Bedachte ſterben. 
Sp mäßt ihr wieder werben t 
7045 Gemenget mit der Erben. ‘ 
Ihr müßt verlafen diefen Raum; - 
Darin gleicht ihr der Federflaum', 
Die nieder mit der Erden ging, 
Wo fie in der Wage hing 
7050 Und züdte in die Höh' den. Stein. 
Nun wird euer Feiner fein, 
Der nicht gehöret Habe rechte Ä 
Des Steines Weife und Geſchlechte, 
Wie er ſchwer iſt und wie leicht, 
7055 Beides offenbar gezeigt. 
Nun merket, was ich euch will fünden: 
Ihr follt von euern Sünden 
Eiligft euch befehren. - 
Und follet wieder ehren 
7060 In allen euren Kerzen Gott 
Und gerne halten fein Gebot. 
Auch follet ihr ihn minnen 
Dit allen euren Sinnen, 
Der euch alle werben hieß 
7065 Und bis diefe Stunde ließ 
Bon feinen Gnaden leben 
Und. der euch allen Hat gegeben 
Sinne und der Weisheit Kraft, 
Reichthum und mas Ehre fchafft, - 
7070 Und die Leute und das Land. 


896 M. v. 7222 (6872). 


nu stöt an üheris herren hant, 
der hie gegen wortich is, — 
des sit ir alle gwis, — 
manich kunincriehe. 

7075 nu merkit al gliche, 

x swaz er hät oder kan, 
s$ nist er niwit wene ein man, 
#6 müz er verterben 
unde zejungist sterben, 

7080 *er mach imer niwit leben. — 
‘waz hilit ime sin lange streben? 
zelest müz er deh werden 
gemischet zö der erden. 
diz merke such Alexander 

085 noh mer, dän ein ander, 
unde lidige von freisen 
wituwen unde weisen 
unde kere din gemüte 
an allirslachte ‚güte — 

7090 sö dir begrife der: töt, 
daz dih lidige von der nöt 
got von himelriche 
unde dih in sin riche 
mit sinen holden bestate 

7095 unde siner gnäde dih gesate.“ 

Dö dise wisliche wort 
der kuninc höte gehört; 
dö töter herlichen 
unde gab grözlichen 

7100 dem alden ainde mit sinnen 
unde santin mit minnen 
mit ören äne scande 
wider heim ze lande 
unde dächte an sine lere 

7105 sint vorder mere, 

di wile er höte den lib, 


Nun fleht in: eured. Herren Hand, 


⸗ 


7075 


7080 


7085 


7090 


7095 


7100 


7105 


397 


Der auch vie würdig ift — 

Wie ihr ed Alle felber wißt — 
Manches große Königreich. . 
Nun merket aber al’ zugleich, 

Was er. hat und wag er kann; | 
Es ift nichts weiter, ald ein Mann, 
So muß er auch vesnerden ’ 
Und am Ende flerhen. =. 
Er kann nicht fürder leben. | 
Was Hilft ihm num fein langes Streben? 
Zulebt muß er Doch werben 

Gemifchet mit der Erben. 

Du, Alexander, merk es wohl, 

Noch mehr, als jeder andre fol, 
Befrei’ von Schreden und Gefahr 
Der Wittwen und der Waifen Schaar 
Und kehre dein Gemüthe " 

Zu manichfacher Güte — 

Wenn dich ergriffe dann der Lob, 
Daß dich befrei’ von aller Noth 

Des Himmeld Gott, Der reiche 

Und di in feinem Reiche x 


% 


"Zu feinen Auserwählten ſetze 


Und did mit feiner Gnade ketze.“, 
Da diefe Worte nun des Frommen 
Der König hatte wohl veraommen, 
Da that er, wie ein König thut, 
Und gab mit großem Edelmuth 
Dem Alten und mit Eugen Sinnen 
Und fandte ihn in Minnen 
Mit Ehren ohne Schande. 
Wiener heim. zu, feinem Lande; 
Und dachte wohl an feine Lehr' j 
Bon diefer Stund’ an immer mehr, a 
Dieweil er hatte noch ven Leib, 


398 M. v. 7258 (0908). 


unde £rete man-unde wib 
baz, dan er dare vore fete 
unde wandelte sine site 
7110 unde sin gemüte 
in allirslahte güte 
unde plach güter mäzen. 
ouh begunder läzen 
urlöge unde girfcheit 
7115 unde was mit zuhten gemeit ' 
unde berihte sin riche 
vil- hörliche 
niwit langer, wene zvelif jär. 
daz, sult ir wizzen vor: wär. 
7120 dö wart ime vergeben. 
sint ne mohter niwit leben, 
wandime sin houbit gare zespielt, 
niwit mer er behilt 
allis, des er ie beranc, 
- 7125 wene erden siben vouze lanc, 
also der armiste 'man, 
der in die werlt ie bequam. 
Nu ist diz liet ze ende comen. 
älle di iz habet vernomen 
7130 beide man unde wib, 
denket än „den, ewigen lib 
unde an daz &wige leben. 
dar n&h sult ir imer streben. 
läzet ‚alle giricheit _ 
7135 unde habet imer arbeit 
umbe daz himelriche. 
got der ist s6 riche. 
er mach iu wol gelönen 
mit der himelischen crönen. 
.. 71440 büzet üher sunden, 
wande ir ne wigyit niwit di stunden, 
daz ir hino ault vare, 


Und ehrete fo Mann wie Weib 
Biel mehr, ald er bisher gethan, 
Und fing ein andred Leben an 
7110 Und wandte fein Gemuͤthe 
Zu manidhfacher Güte 
Und hielt ſich mäßig allerfeiten. 
Auch fing er an zu meiden x 
Den Krieg und alle Gierigfeit 
7115 Und lebt! in Züchten hoch erfreut 
Und leitete fein großes Reich 
Mit Kraft und Herrlichkeit zugleich 
Nicht länger mehr, als zwölf Jahr". 
Ihr follet wiſſen das für wahr. 
7120 Da ward ihm Gift gegeben, 
Er mochte feitdem nimmer leben, 
Denn fein Haupt zerfpaltete fich 
Und er behielt nichts mehr für fh 
Don allem dem, was er errang, 
7125 Als Erbe, fleben Fuße lang, 
Wied der ärmfte Mann erhält, 
Der je kam in dieſe Welt. 
Nun tft dies Lied zum Ende Eommen. 
Alle, die ihr's habt vernommen 
7130 Beides, Mann ſowohl als Weib, 
Denket an den ewigen Xeib 
Und an euer ewiged Xeben. 
Darnach ſollt ihr immer ſtreben. 
Laßt fahren alle Gierigkeit, 
7135 Und trachtet eifrig allezeit 
Am erſten nach dem Himmelreich. 
Gott, der Herr, der iſt ſo reich, 
Er wird euch herrlich lohnen 
Mit ſeiner Himmelskronen. 
7140 Büßet eure Sünden, 
Die Stunde konnt ihr nicht ergründen, 
Wann ihr von hinnen follet fahren. 


490: M. v. 739: (6944). 


’durh daz sult ir üh bewarn 

di wile di ir hie sit, - 
7145 unde verhten got in allezit, 

daz ir mit froweden müzet varı 

z6 der himelischen scaren 

beide herren unde frouwen. 
unde ir dä müzet scouwen' 

7150 unde haben daz &wige lön,. 

deum deorum. in SYön. 


Darum folft ihre euch beivahren, 
Dieweil ihr noch hienieden ſeid, 

7145 Und Gott fürchten allegeit - . ° 
Damit ihr Eönnt. mit Freud’ hinfahren 
Zu den himmelifchen Schaaren,. ' 
Beide Herren, fowie Frauen 
Und dort oben Eönnet ſchauen 

7150 Und genießen ew’gen Lohn; 
Deum deorum in Sion. - 


LESARTEN. 


Ueberschrift der Strassburger Handschrift (A) 
von späterer Hand, aber unten auf bl. 13«. 
(nach v. 37) unter den linirten Zeilen: Diz 
ist alexander; die Vorauer handschrift (B) 
hal von späterer Hand: historia de alexandro 
magno. | 


1. Diz B. wurchen B. 3. geuuoge B.rehtB. 4. lam.- 
bret Be 5. Er tate uns gerne ze mare (::ware) B. 
7. kein absalz B. wise m. Be 8. manec B. 9.uil 
manec Be 11. absatz B. Diz. B. 13. Alberich B. 
bisinzo B. 15. Er hetez B. walhisken getihtet B. 
16. Nu sol ich es euh in duotisken berihten B. 17. 
inshulde sin m. B. 18. Louc er so levge ich B. 
19. alberich diz insluoe B. 20. ei salemones puoch B. 
21—272. Da eranesachB. 24. feltB. 25. Daz 
ist allez ein ttelcheit BB 26. diu BB 28. Dar umbe 
— in B. 29. niht 1. Be 32. 2e — — ze — — 
niht ursteit. B. 33. gedahte alberich BB 34. han 
ich BB 85-86. Unt ich ne wil ich 'uol uarn. B. 
87. Dicher (gemaltes D) B. 38. aber fehlt B. 39. 
mare B. . Daz deheiner — ware Be 41. zi- 
ten B. 42. sturme — strite B. 43. mancc B. 
45. oder so Yil feAlE B.e 46. andern B. 49. 
Der uon crhichen was B. 50. ze einem kunige 
irchron BB 81, aller erste BB “ .52. deni crhih- 


26 


402 


lant (ze ch)unege gewan B. 58. iz waren ovh B. 
54. fell B. 55 uber manec-gewaltic B. 56. fehlt 
B. 57. Uil — salicheitB. 58. kundecheit B. 59. der 
was uil gr. BB 60. Der ne wart ni nehenier B. 


. 61. Der — — mahten B. 62. Sinen-uolbrahte B. 


- 100 


63. So der selbe B. 64. ich is beg. BB 65. Diser 
rede wil ich mich iruaren B. 66. aleine fehlt B. 
67. uz B. 68. Do diu frowe reg. — zu im kom B. 


'69—77. Unde si sinen hof gesach BB 73. si fehlt 


A. 78. do fehlt B. 80. ni so frumer kunic w. 
B. 81. muste in B. 82, Nu—bose lugenare (: ware) 
B. 85. Die ez imer gesagent BB 86. Di — also B. 
87. Oder di B. 88. Er was rehter cheiser sl. 
B. 89—91. Nimer geloube ez nehein frum 
man B. 92. Sinen uater — genennen k. B. 9. 
slahte daz BB 94. crhichen was er gewaltic B. 
. macedonen lant BB 97. sin ane was B. 
al daz mer giB.e 99. fehlt B. . 
— 01. Er truc eine tugentliche maht BB 02. A wi 
wi m. B. 08. kunic eren B. 04—06. Harte ellent- 
hafte uberwant er den B. 07, Philippus nam im B. 
08. Si — einen frumeclichen B. 09. sage ev B. 
10. div B. 11. Das was alexanders B. 12. Diu 
B. 14. perseB. 16-17. Er ne wolte neheinem 
kunige wesen undertan BB 18. fehtB. 19-21. 
Er ne wolte ovh ni uz neheineme sturme geflihen B. 
21 : 22. geflihen: irgihen A. 22. sinev — ergingen B. 
23. tuerlich BB 24. wolde fehl. BB 25-27. Nu 
wil ich eu uon alexanderes sagen geburte Be 28. 
Wi si alhi zu wurte BB 29.frow Be 80. Zeden 
stunden do siv sin g BB 31. wart ir ein uil m.B. 
82. Div— erbihete uberal BB 33. Da was der doner 
B. 34. A wie starche daz weter ane g. BB 3. 
der wandelohte BB 36. Unt der sunne verdunchlote 
B. 87. Er — — nach sinen schimen B. 39. 
fressiht ich € noh Be 40. nie fehlt B. At. Glov- 
beht — sage B. 42. Der dech B. 43. al ander B. 
44. manoht BB 45. des fehltB. 46. imme 
ze horen B. 47. teoht K. 48. So er obe sineme 
ezzen stet, BB 49. ich iv — sage B. 51. uiske 
B. 852. in dem m. — mach uahen Be 53. Ez — 
diche B. 54. Grispe also leven loche B. 55. ab 
salz fehlt BB 55—57. Umbe sin gesune wıl ich 
ivch bereiten B. 58, das was weithin B. 59. nach 
eineme drachen B. 62. chomen ir freslich — se 


⸗ 


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403 


gegene BB 68. Daz ein uil michel BB 66. Alsus 
sagent die in ie gesahen, B. 67. gescafen B. 68. 
Sin brust was ime wol offen B. 69. uone B 71. 
ni — ime ze lanc B. 73. wie wole dem — daz 
stet BB 73-74. Scone er ze tale wert scein Peidu 
uber fuoz unt uber pein B. 76. So was er als erilc 
B. 78. erstem B. 79. So wols ime maht unt 
sin B. 80. Mere den ainem andren drin B. 81. 
uernemht wie sich alexander uurn. B. 82. Swa so 
— zuozim B. 83. Dem B. 84. Er ne cherte chei- 
nen B. 85. Weder an chint noch an tumben m. B, 
86. A wie wol d& heren B. 87. was ouch B. 
89. aliz A. 88-90. Als er ein furste uon allen 
landen ware. B. 91. absatz B. die alexander ouch 
gewan BB 92. Si — wol gerehte B. 94. zuo B. 
95—97. Si lertin sturm unde uolcequvicB. 98. So 
des nie wart gelich B. 99. der er dannen gewan B. 
Des wart ein frummer man B. 01. erste B. 02. 
Lert — crheichissen BB 03. Unt puchstabe sezzen 
an eineme perment B. 04. Noch tun Be 05. ma- 
nich B. 06. ander B. 07. Der ander — den er 
gew. B. , 09 : 10. zihen : gihen A. 09. lertin 
seitin Be 10. giengen Be 11. Rohten unt ouch 
B. 12. heuen daz gesance B. 13. drihte frumt 
ime harte wol BB 14, fehlt B. 15 Er — alle 
wisseheit B. 16. der sunne von der manin geht B. 
17. den list B. i8. Wie hoch uon dem wazer zem 
himele BB 19. Der uierde — den erB,. er fehlt A, 
20. Daz wasB. 21. Er— aldieB. 22. geht B. 
233. die liste B, 24. Zerchennen — und ouch B. 
25. die uergen B. 26. uarnt B. 27. Ein — gewan 
sint B. 29. gewauen B. 30. unt wie — eineme 
silte BB 31. spere solte BB 32. ze B. 33. mahti 
B. 34. so daz tohte Be 35. werde B. 36. So 
lerten zuo dem sverte uahen B. 37. chundiclichen 
slahen Be 38, fehlt B. 39. Unt lertin wie er 


sich solte B. 40. Uor deme der ime woldeB. 41. 


sinen fiant lagen B. 42. Die er da dwingen B. 
43. zen riter solti BB 44. Umbe daz daz sim B. 


45. (D)er erste — mit wizzen B. seshte A. 47. be- 


dahte B. 48-49. Daz er uon dem unrehti be- 
scheiede daz rchte B. 51. den er guonde B. 52. 
diz unt umbe manehc B. 54. Beide listihe unt 


geweltich unt balt B. 55. Do alrest — zuvelf. B. 
57. Umbe al wertlich B. 58. So wolter ni nieht 


26* 


204 


B. 59-61. Noch sich fone cheiner wareht gezien 
B. 60. leit] lege A. 62. A wie wol einem B, 
63. Er stiz in ze tal einem stein Be 64. nezwei 
brast B. 65. ain luge B. 66. bose lugenare B. 
68. A wie ubele ich daz geluoben B. 69. Wandrim sin 
— enzwei B 70. iv sagen B. 71. wartB. 72. 
Daz was Be 78. Iz was — unt stritichB. 74- 
77. Snel unt ernisthaft Fon siner gesephte ioch non 
siner chraft BB 78—79. fehltB. 80-82. Der mat 
was im als einem esele getan B. 83. fehlt B. 3%. 
Sin oren warin im uill. BB 85. untswanc B. 88. 
Sin ougen warim al der uare B. varen A. das n un- 
terpunclirt. 87. Als eim fligenten arn B. 88. ab 
salz fehli B. im lochot B. 89: wane ez — ge- 
slachte B. 90. habtih rinder Be 91. An sinen 
— liebarstes B. 92. sarrizin noch noh christen B. 
98. Nichein pezzer BB 94. iseren B. 95. ze al- 
len Be 96. Unt wart fur B. 97. geilichei gel. 
jedoch das erste wort durchstrichen A. sin gel. B. 
99. siv — samt B. 


. — 302. Man hiez daz ros in einen marstat thuon B. 


08. Daz si da fuor maehten geruoun B. 04. Zuo dem 
ros getorste niemen gen. B. 05. Wan umbe den 
ez also was B. . 06, Den uerteileht was B. 07, 
muose. Be 08. Dem — ein bote gesanht B. 09. 
den daz ros was chunt B. 10. hiez ez paz B. 
11. Er sprach, man — ez noch an im eruaren B. 
12—13. Wem des chuniges gewalt Nach sinem libe 
wurt fersalt BB 14-16. Er sprach, daz sol dem, 
derz alrest bescride B. 17. Wandiz nie chein B. 
49. Algerihte er daz B. 21. Tuo alrest heter sinen 
meister BB  22—23. Des umbe daz ros was geseit 
Des inhabt er noh tuo uernomen nieht BB %—27. 
Eines tages als er uffen der palenze geht Geste habt 
in dar gelaieht BB 28 Do horderz ros waien B. 
29. Daz stunt in siner thobciht scrien B. 80—33. 
fehlt B. BM. absatz fehl! B. Alexander sprach zen 
chunden Dice mit ime uber die palize gingen B. 35— 
86. ich ne weiz, waz mir scillet inz ore B. 37. 
Ez ne lat — nieht BB 38-40. Ich ne weiz wederz 
ein ros oder ein lewe deoht Wain ez da in beslozzen 
stet BB 41—42. abeatz B. Btholomeus sprach zuo 
dem chinde BB 43-:46 fehlt B. 47. Herre ist 
buziuäl ein ros uil swinde BB +48. Daz hat iuwer 
B. 48-50. Under der stuot ne mothe neichn bezzer 


6.⸗vI—.. SER Eee le BE 


—— u m “a 


405 


gegen. BB 51. Er sprach herre ez ne hat nehein 
marslach in huote B. 52—57. Wande ez erbizet 
ubele unt guote BB 58. Unt diz alexander B. 59. 
Niwht er ne beite E er zu B, zwischen 359 und 360 
ist eine stelle von acht versen eingeschoben: Er reif 
den chinden Unt heiz im den sluzel gewinnen Ir ne- 
heiner getorste daz ros dafur ziehen Want sie alle 
uil ungerne Jar in gigen Alexander erzurneht daz 
Die tur er nider brach Er hiz sie alle abestan Er 
wolte aleine dar in gan. B. 60. absatz B. Also bu- 
zival gegen im uz wolte varn B. 61. Unt ez alexan- 
der ane begunde starn B. 62. Ez erbluote sich 
aller B. 64. Ez chnite fuor im B. 65. Ez ne ge- 
ruorthe sich ouch nimer Be 66. Also chundeclich 
was dem rosse al sin gebare B, 67. chindes wol B. 
68. Alexander begunde do B. 69—70. Ein ros daz 
nienichein man begunde weichen B. 71. fehlt B. 
72. So der nie seil noch zom ane chom B. 73. Mit 
der mane erz nam B. 74. Er habet ellenthaften B. 
75. Ufen sinen rucke B. 76. Uzer deme gademe 
erz B. 78-79. Ein pote ilte dem chunge daz sa- 
gen Er ne getorste er nieht ver(da)gen B. 81. Uf 
spranc der chunich sa B. 82. Unt zoh sines sin- 
nes Be 83. Do fruot er Be 84—85. fehl! B. 86. 
Unt also alex. BB 87. Erthet B. 89-92. fehlt B. 
93. Sineme uater gegene BB 94. Unt also si B. 
95. Mit handen B. 96. was uilB. 97. muot ferstan 
B. 98. adsatz fehlt B. Hil dich sprach philippus 
sun B. 99. tuncet do solt B. 

Der gewalt — gereiht B. 01. wit — rich B. 023 
Helt iuch sprach alex. fater min B. 03. Got laz 
ivch iemer salich sin. B, 04. uil wole getruwe B. 
05—07. Uil lange muzet ir iuwer riche mit genaden 
bewen BB 08-09 fehltB. 10.absatz B. Er chot 
fater nu bin ich funzen iar alt B. 11. haben ich 
B. 12. also — ze — B. 14. Unt swer ecigen— 
iemer B 15. sal sin in B. 16—20. Unt & sch 
er sich sculdich Nieuht uersumer sich B. 19. sinen] 
sin (am ende der zele) A. 21—22. Der chunich er 
ne wolte es neuiht beiten B. 24. mage ich iu 
sundere gesagen BB 25. Er det — furB. 2%. So 
mans unter eines B. 27. Aller bezzet chunde B. 
23. wider churs BB 29. im ein ander B. 0. Unt 
also — nach dem site B. 31. Was wol gewafen B. 
32. ein sconer B. 33, gruoztin als ein B. 84, wa 


406 


si des gedathen BB L[85. sim eines ch. — anleiten 
B. 36. Al die wil, als er so uil chunicriches nivht 
hete B. 87. Da — uf geleite B. 38. getruowen B. 
39. maht B. 40. wil ich es B. 41. überwinden B. 
42 ; 43. gezihen: flihen A. 42. Daz ich dem die 
chroni abe ziehe B. 43. uz’dem uelde tuon geflihen 
B. 45. Also lange, so ich iemer gelebe. B. 48, 
Cesaream fur die grozen BB 49. der riche — en- 
saht BB 50. den sige habe B. 51. Er fuorte die 
corone BB 52, absatz fehlt B. Unt als er — gesan 
B. 53. Ein laiht nue mare er im B. 54. fehliB. 
65. iz hete sine muter corrigir! in: iz was siner mu- 
ter A. 55—58. Sin fater habeht sich siner muoter 
gelovbet Unt saz in foller brutlofe Er liz die sine 
muoter Die frovwen div hiez cleopatra BB 5960. 


. absatz B. Also alexander haim chom B. 61. Er 


geinch — sten BB 62-65- Unt nam di corone die 
er mit samt ime da hete Sinem fater ers uf sazthe 
B. 66, absatz B. Er sprach: fater nement tiz mit 
m. B. 68. ich es baz B. 70—72. War eines 
tinges trag ich ivch ubelen muot B. 73. Daz tun- 
chet mich ze neuht geguot BB 74—76. Daz ir mine 
muter liezet ivwers willen BB 77-78. habet ein 
— gestellet B. 79. Ter rede willich nu gedagen 
B. zwischen 479 und 480 sind zwei verse eingescho- 
den: iuer ezzen willich neuiht fersagen Nu wevn s0 
mir dei ovgen da ich mit kesihe B. 0. Ich ke- 


‘danche sin allen den hien Die disen rah habent ge- 


frumit B. 81. daz er niemer zeren chumt B. 84— 
85. fehl! B. 86. Dem was daz uil ung. B. 87. Daz 
daz chint so uerre B. 88. Unt antwurtim ein sma- 
heit B. 89. Also diche der stolze man thuot B. 
90—91 fehlt B. 92. Do hete der chunich einen naff 
swaren BB 93. Da an — guldine plalhe male B. 
94. Den habet alexander uf der hende B. 95. Unt 
slugen lisian fur die zende BB 96. sim in sine che- 
len risin B. 97. Er sprach la du din rede B. 98. 
Der chunich uf fon der taueln sprach B. WW. in 
sin zorn B. 

Wan un der strit niveht B. 01. uor unde B. 02. 
schenel zebrast B. 03. Unt daz er ane tugent lahc 
B. 04-06. fehlt B.  07—08. Unt also der chu- 
nich dernider (viel B. hier beginnt die lücke in A. 
19. nein B. 25. sa fehlt B. 32. besahte B. 4. 


SFit B. 45. hethe genomen B. 46. zele Be 48. 


710. 


407 


darios B. 50. enfanen B. - 54. darios B. danigel 
B. 62. Darius er w. B. 63. zal B. 78. wolten 
enbern B. 88. reihtB. 92. triwen B. 97. deht B. 
Die er dr. B. 08. pausonias B. 15. rihte B. 19. 
faphf. B. 29.slucg B. 34. slahenB. 38.Dude B. 389, 
chunig B. 42. er fehlt B. 59. snelez B. 60. Beidu 
B. 72. herreuart B. 75. briefen B. 77. bet B. 
98. herreuart B. | 


‘phelel B. 24. sin nammuoth BB 25. Wir B. 44. 


stiften BB 73. hobet BB 77. streit B. - 79 pe- 
leih B. 90. sie ne halen B. 97. Wiht B. 

mille B. 01. nie heine BB 05. uernement B. 
07—09.. Unde sprac ob si in ze chunige wolten 
schaphen B. das oin zo undeutlich A. 10. wesen B. 
11—-12. Unde die burch gaben in sine gewalt B. 13— 
23: fehlt B. 24. Da saz inne uil manec helt B. 
25—2%6. fehlt B. 27. Die alle wider zim santen B. 
28. nietiht bechanden B. 29—30. fehlt.B. 31. 
Si sprachen daz si in niene BB 32. Noch — 2e 


- niehte bed. B. 833. Wan si trovgen B. 31—36. 


Unde gaben ime gerne durch minne ir guot B. 37. 
absatz fehlt B. Unt also dise boten — chomen B. 
88. Uernement wie in — uernami B. 39-42, fehlt 
B. 43. Mit zorn — dernider B. 44. hals B. 
45—50. sehr verderdt: Er sprach sin scolte por lange 
sin Er wolte ouch ne waiz’ ich wie ir name si B. 
51. dar widere B. 52. fehlt hiz. den alsten B. 53. 
ir sin B. 54. den chunich B. 55. min siner 
grahp BB 56-58: Unt al chrichen under sich hiete 
braht BB 59-68. fehlt B. 61. bedecten A. 69. 
Unt also — suur chomen. B. 70—71. irrede u.B. 
72. fehliB. 73-74. Si thaden stolzen liuten gelich 
Unde hingen sie alle uf ein zuich. BB 75—78. fehlt 
B. 79-82. Nu beviench alexander die burch mit 
here Mit dem scephen in dem mere.B. 83—88. fehlt 
B. 89—90. versetzt Mit sturme er si starche dwanc 
Er druog in ubelen gedanc. B. 91-—95. Si werten 
sich uone prise wole BB 96-99. Der wier ne was 


nehein zal Der in der burch was Zwainzche thusen 


'unde baz B. 
— 91. Also uil sclugen si ime sine hers B. 0%. 
die unde B. 04. Der wint tehtin uil B. 05— 


09. fehlt B. 10-12. Daz siner scephe ein hunderht 
uersunchen Unde sine helde all ertrunchen B. 13— 
44. verselzt Do alex, — gesach Daz ir also uil hot 


408 


lach B. 15—16. Er thete die secph wider in die 
habe gan B. 18. fehlt B. 19—24. Alexander 
hbedathe sich Des scaden ummazlich B. 25. Erwas 
B. 26. Groze povm B. 37. tbede die B 29 
hiez daz B. 81-83. sehr verderbt: Swane er sin 
ebenhoch dem turne brathe B. 84. Daz er — 
fiehti BB 35. der zuo den — mahten BB 3%. Er 
wolde si mit B. 37. Einlaph — santer sines hers B. 
Zilif A. 38. Nach den — ubermer B, 40, Er wote 
perfriht BB 1. heiz BB 42. Da stet uf manch B. 
43. Dig ist.libanus in B. 44. iordan B. 45. Diz 
ist noch B. 46. sigiram B. 47. Er gab ime B. 
50. Ze. zimber ze chielen B. zimbrine A. wahrschein- 
lich dachte der schreiber an das verb. 51. fehlt 
B. 523—53, Si nerfulent ouch niemer me B. 52. 
holte A. 54. Weder durch B. . 55. Nu de also 
arabati B. 56. tyrin wole, gunden fehlt Be 3%. 
newht — nenthewalten B. 58. den forst BB 59. 
—60. Si namen ein ungezogenlich phant B. 61— 
62. Unt ersluogen ein tusint B. 63—68. Er nam 
des hers, daz er noch do habete B. 66-69. fehlt 
B. 70. Ein herzoge hiez sich gracto B. 71. 
Unde ein ander der B. 73-73. Den bevalch erz 
gesez in die hant B. 74-77. sehr verderdt: Unde 
fuor bewarte sine holden B. nach dem verd fuor (7%) 
abgebrochen und mit dem verb (77.) bewarte forige- 
fahren. 78. Die daB. 79-80. fehtB. 81. 
Biz iz alliz gereite B. 82. Do nam er die B. 
.&. Nu was al. mit here B. 84. uber mere B. 
85—87. Des wurden di burgeare stolz. unt balt B. 
- 89. Ubir muothechliche B. 90. si im B. 9— 
92. fehlt Be 98. movrnsens B. 95. Unde sclugen 
B. 96. Alle, dio si druffe B. 97—01. Noch mag 
ich iv sagen mere Si besencten sich in dense B. 
100% — 08. Daz man si in allem tage sach B. 04. E 
man — zebrach B. 05. Unde sancten sich in des 
sowes Cr. B. 06. Unde sie chomen afer uf wider - 
B. 807. unde also — was endwart B. 08. sich 
aeinB. 09-32. sehr veraenderi und zerschnitien: 
uon den herzzogen zevin Do beleib der burger nie 
nechen A wie mancger des sturmes nechalt Ze zwain 
hunder waren si gezalt Die da thot pilihen Al da sis 
uon den porten triben Da wart in gescadet uil sere 
Duo alrerist chom ir here O we daz tyre duo niht 
‚genas. Also wol irganegent was. BB 81—82. gaste: 


409 


vaste A. Zwischen 32 und 33 eingeschoben 2 verse: 
Nu willich sagen allen, die des nıene chunnen Wie 
tyre wart gewnnen. B. 33—836. Alexander chom 
mit grozer chrefte Unt tet sephf zesamen hephten. 
B. 37—39. Imer_zwae unde zwaie neben Unde 
hiez den isrinen pede geben B. 40-41. Unde tet 
die mit haten also uberziehen. B. 42. niene gien- 
gen B. 41:42. bezihen :gienA. 43. fehliB. 4— 
46, versetzt und in 2 versen: perfriht dar uff si sazten 
Uon den aller leingisten: poummen die sie habeten B. 
48—50. Alsus wolten si die bureh gewinnen B. 51— 
54. fehltB. 55. Der chunich hiez die mure hauwen 
B. 56 steliner gezowe BB 57. Da huob — uil gr. B. 
58. A we man B. 59. zen B. 60. Daz alle die 
mahte B. 61. Die ie dechaenen — gesahen B. 
63. So wart — allez B. 64. dem chunige wol B. 
66. Uon den perfriden hiez er sie triben B. 67. 
danne die turni B. 68. Daz tet er in ze zornne B. 
69. die schonen turnne mit den bogen B. 70. 
wazer B. 71—74. Unde brachen da der besten 
mure eine Die ie burch gewan deheine B. 75. 
Also si ze der ander chomen B. 76. Zederboumi si 
der n. B. 77. Unde darzuo — dannen B. 78. 
Duo hiez er B, 79. rihte die B. 80. sazten — 
uf zuo B. 81-83. Alex. steich uf daz obrist ge- 
wer B. 84. Unt gebot den sturm uber al daz h. 
B. 85—86. Unde liez do mit der werlte Den ernst 
starm wernden Be 87—88. fehltB. 89. Mit ha- 
meren — burch mure zebrach B. 90. A waz da 
weirte tot belach. BB 91—92. fehlt B. 98. Alex- 
anders schilt was B. 94. Bezzer wart B. 95 
heim was also g. BB 96. So der ni nechein — ge- 
wuoht B. 97-98. fehlt B. 99. In der hende 
trug er einen ger B. 


1100. Uon govide gedroseht uil her B. 01. fehltB. 08. 


Tuo sach er stan dem herzogen B. 03, al tyre B. 
04. Kegen ime uf der mure B. hinzugesetzt: Er lie 
sich es nieuht ferturen BB 08. Er scoz inB 08. 
Mit im B. 09. Fon den perfriden uf B. 10. Al- 
sus wolden sie die burch gew. B. 11. tusint ir 
B. 12. Sie truogen ubelen g. B. 18. Min wan 
ne triege mich B. 14—15. gespranch ir hetelicher 
da zestunt B. 16. daz er, fehlt gesunt B. 17. 
fehlt B. 18—19. Daz ir ein hunderet tot lach B. 
20—21. An andere ungemach B. 22—%. Da bra- 


410 


chen si die besten mure zuo der erde Div der ic 
dehein solte werden B. 26. fehlt B. 28. Da huob 
sich B. 29. Da ir noch ie abe horte gesagen B. 
30. Da ne’gesach man ncchein zagen B. 31. Da 
mahti man manegen B. 32. Al durch den heim 
uerhuowen B. 83. Unde manegen B. 34. Al 
durch die hasperge B. 85. Daz er der wunde niht 

enas B. 86. Want daz swert scarf was B. 837. 

en scilt floch B. 89—41. Da hete iamer ain also 
der ander B. 42. Ane der w. B. 43—14. fehlt 
B. 45. Er scluoch — die menige B. 46. brunne 
B. 48-50. Er stunt ime stolzes muotesB. 51. Hurnen 
was siv ucste B. sin brunje was hurnin vil vast A. 
52. Ez chom uone grozen listen B. 53. Ich laze thu- 
sint unt aver thusint 54. fehli B. 55-56. Uf der 
erde mahte niemen gan B. : 57. Also uil — erselagen 
B. 58—59. Daz iz iv unzellich ist ze sageuB. 60 - 61. 
Die chunen uon tyre B. 63. Si refuhten also wil- 
div B. 64—65. Swes tot nieht solte sin B. 66. 
—70. fehlt B. 71-72. Die umbe die burch langen 

i ne dorften sich des siges niemer .‚geruomen B. 
73. Wande die burgere BB 74. wichchen A. 75 


—. 76. verseizt B. duren chent — groz. unreht B. 
77. absatz B. Narte zurnt sich alex. B. 78. den 
porten B. 80. taten scahden mere B. 81. Uf 
ter porte stunten drie turni B. 82. zorni B. 


88. Des mordes des er an sinen holden gesach B. 
84.er sprach BB 85-86. fehlt B. 87. Herre be- 
denchet iuch s in ziht B. 88. Wand ir tiure chnete 
B. 89.si nu den obern sige B. 90. spottetet A. 
90. So ist unser spot uber daz lant BB 91—95. Sie 
rieten daz er mange getaete rechen B. 96. liez- 
zen die turni B. 97—99. Zwa unde sibenzehec — 
wurden da gestat Sie wurfen alle mit gewalt B.. 


1200. fehlt B. 01..Si waren uil wol gesaehlt B. 02. 


Si — driv B. 03—04. fehliB. 05—07. Si wur- 
fen fuvr unde wite B. 09. Daz er — chunde 
wurchen B, 10. liez iz niemen B. 11. Uon wiel- 
cer liste iz im B. 123. in dem w. B. - 14. brante 
er siv al durch unde durch B. 15. Unde dar zuo 
manegen herten B. 16. Do belaib — nicnhein B. 
17. musen duo alle B. 18. getrorsten — nie — 
gestan BB 20. Alcx. der tranch — porteB. 22. 
A waz ime da helede B. 23. Des waerim zeren 
me gesiht BB 24-25. Forten si der mangge wurfe 


1300. 


411 


nit B.- 26—27. im div burch werden tiure B. 
28 - 29. Gewuners nieht mit chriechissen fiure B. 
30. fehlt B. 31. wole B. 32. die tie turne B. 38. 
hiete B. 34. die in der burch B. 35. Der thede 
erB. 35:36. fahen: haen A. 36. Unde hiez sie blen- 
den B. 37. sine B. 38. da for B. 40. Werez B. 
41. ze fro B. 42. siht also B. 43. Daz ir mere 
was der ime da toht belaib B. 44. fehlt 8. 45. iner- 
halb tyre B. 46. Weder g. oderb. B. 47. absatz fehlt 
B.Al - wäsB. 48, stiftesihB. 49. fehltB. 50-51. 
Den antioch uberB. 52. imme B. 53—55. Daz rehte 
an einem brieue B. 56. mit siner thotter sliefe B. 
57. Tyre is noch B. 58. Da daz heden wib unse- 
ren heren paht B. 59. fehlt B.- 60. Daz er — 
erloste B. 61. fehlt B. 62. geiste der si note 
B. 68-66. fehliBß. 67—68. Dar nach uber un- 
lanch stunt So wart dario chunt Mit einem der uone 
tyren tran. B. 69. Daz alex. der chune man B. 
70—71. Sine livte habete B. 72. Unde B. 73. 
fehlt B. 74—75. Unde div schone tyre lagen chole 
B. 76. Unde er sie hieze daz BB 77. Er sprach 
er movhte — scamen B. 78. chunichliches B. 
79—81. Daz er in nivht ze helfen chome B. 82. 
groze noht B. 83. Ain richer chunich was B. 84. 
Er wider dahterB. 89.liechte A. 8598. Alex. du- 
het in !vizel Er sante im eines chindes stuzel B. 9. 
Unde dar zuo ein scuohpant Also erz in sinem her- 
zen uanht B. O1. wenich — lade B. 02—08. 
Er wande ime iem iemer muohte gescaden B. 04. 
fehlt 8. 05. Unde sante im dise drie sache B. 
06. Unde tet des einen B. ein brief A. 07. Daz ez 
der brif benante B. 08. Umbe waz er ime die drie 
ebe sante B. 09. Aen stuzel sante er im umbe 
az B. 10. daz stunde michel B. 11—12. Er 
mit den chinden spilen g. BB 13—14. cholte oder 
hienge B. 15. Daz bezechinoht daz.B. 16. Daz 
alex. wart kesaut B. 17—19. Daz er mit tage- 
lichen B. 20. Ob darios B. vier verse einge- 
schoben: Un lie lieze sin irreheit stan Unde ware 
sineme herren under tan Also ander sine forderen 
heten Die sich nie wider ime gesazten B. 21. 
absatz B. Daz bezeichnoht B. 22. Daz er rehte 
merche solte B. 23—24 in fünf versen: Daz daz 
ter zins ‚ware Den ime sin uater chulte Aller iarilich 
turch sine hulde Baz er in des pracht innin Unde 


412 


fvr im den zins gewinnen_B. 25—27. Unde daz 
er des goldes solde leben Un er niemen nievht solte 
nemen Unzer wider haim chome B. 28. Daz er 
niemen sines nievht name B. 239. Un daz er — 
dannen B. 80. Unde nievht langer B. 31. 
Unde daeter euwht mere — sine B. 32. mit dem 
B. 33. Unde also B. 34. Owi wie smac B. 
85. man imme trovte zeslahen B. 36. Die b. — 
ufh. B. 37. zim B. 38. ne meggelassen B. 
89. ez ne ducht ivch gnade noch reht B. 40. Swa 
so ivier B. 43. Unde niene scentet B. 44, 
des herre B. 46. Nieheiner zeu mach B. 47. 
also grozer fruommichcheit B. 49. So ir B. 523— 


. 54. Wande wir getorsten die bohtsapf niet lazen B. 


86. Er wart B. 57. umbe die B. scuolt A, 
859. uon ir heren bechom B. 60. awi wie — ich 
ime des gan B. 61—62. Daz mir ivier herre drov- 
weht B. 63—64. fehlt B. 65— 66. geli — bose 
rude B. 67. fehlt B. 68. Des nahtes also er 
eueht uerstet BB 69. fehliB. 70. Sone getarrer er 
nivht geziehenB. 70-71. niet: flilhetA. 71. Erbegi- 
net uz werd flihen B. zwei verse eingeschoben: Unde wiz- 
zeht iz allez siner cheln Unde beginnet dar wers be- 
len B. 72—76. fehlt B, 77. Ers rac iviers her- 
ren brief mir nievht geuelleht B. rei verse einge- 
5 : Wande er zer gehe niene gehillet Div gabe 
div ist lobelich Unde der brief der ist redelich B. 
78 - 79. Er bezeichenet alle ein ander Sprah der 
chunige alex.B. 80. Stuzel demer ivier herre hab B. 
81. rechant BB 82. Daiz — bestan B. 83. Swaz 
so unter deme himele is betan B. 84—89 Unde 
ich is alles herre sul werden Uf der scibligen erde 
B. 90. Aen riemen den er mir sante B. 9. 
Da er mir bechante B. 92. zeigen welle B. 98, 
Unde in iht — iemmer welle B. 94. Daz er — 
deinest welle B. 96. Daz golt — hah praht 96. 
brach A. 97. habet ir mir gesaget BB 98. Da 
ich mir al einem wolgezeim B. 


1400. Unde dar zuo uon allen landen B. 01. Unde bed- 


winge die ze minen handen B. 02—03, in vier 
versen: Diz sazte man do allez an einen brief Daz 
was dem chunige alexander lieb Er screib in selbe 
mit siner hant Er wart dem chunige dario gesant. B. 
04. Er inbotim B. 05. doch — manoht B. 06. 
Er sprach, er ne wolte nievht langer lengen B. 


DSG 2 SEE on wm ⏑ — 


.. 


ee A Sn EEE ⏑ 


413 


08. Uber wazer eufrates B. ein vers emgeschoben. 
neveht gedanchet er des B. 09. Ze babilonii fur 
die groze stat B. das: er sprach von 10. A in einen 
vers verwandelt: Alsus wart an den brief gesazt B. 
10. Also lange, so er des cinses nieht ne wold en- 


pern BB, 11. Er solte sin daheime waernB. 12 
also — mazze B. 13—14. Er solt im sin hovbeht 


lazen B, 15—22 sehr verderöt: Unde ob er daz 
tagedinch liezi Daz niemer chunnich kehizze Er be- 
stunde daz uolcqwie B. 18: 19 flihe: geschie A. 
23. der brif fur in B. vorher ein vers eingeschoben: Da- 
rios was ein chunnich richB. 24—25. Freislich erin 
uernam B. 26. Mit zorn B. 27. Mit sinem B. 
28—37.Er sprach daz mich ieder bescalt Des uater mir 
den cins chalt Ich salz an die cheren: Iz ne re- 
get im niemer zeren Er sprach noch ouch niemer 
guot ende genaeme Daz er ie durch sin laster uz 
chomeB. 80. er mich A. jedoch m aus tr gebessert 
indem ein Grundstrich zwischen t und r eingeschoben 
ist, aber er von mich getrennt. 38. Darius sante 
— brief B. 89. di waren ime BB 40—42 fehlt 
B. 43-45. Unde bat daz si alex. Diu scehf pes- 
parten Unde sin werten B. 46. Unde daz sı in 
widerst. BB 47. Unde sie — niene B. 48, Uber 
daz wazer eufrates B. 49. Daz was marios unde 
potes B. 50. Daz in selben sazten dernider B. 
51. Unde in bunten alsein wider B. zwei verse ein- 
geschoben: Daz sir manheit gedaehten Daz si ime 
emtigen braehtin B. 62—-56. Er sprach wie gerne 
er ime helfen solte Zallen den eren er wolte Der 
hoiste sin uf der erde Unde muoste daz an aniem 
galgen werden B. 88. darerA. - 57-58. absatz 
B. Do sprachen die zewne herzzongen B. 59. Un- 
ser herre — uil seroe B. 60. Daz er — hiezeht B. 
61. alliv lant B. 62. Unde die — habet B. 68. 
Unde sin wille — regangen B. 67. Stent — in si- 
ner B. 68. Kartago div riche bureh B. 70-72. 
Unde hat manege guote burch zestoreht B. 73. Die 
unseren herren anehorent BB 74. Unde unser herre 
hat iz allcz B. 75. Der thunich alex. — noch 
aines meren uerm B. 76-77. fehlt B. 78. Daz 
ern mit sinem aigeme lande uahe B. 79. Mit gro- 
zem urlinge besta B. 80-82: fehlt B. 8I— 8A. 
Si sprachen unser herre hantil iz BB 88. liechte 
A. 85-—87. Ich wane ers michel sande gewinne 


x 


414 


B. 88—89. Unde also der bote wider chom B. 
90 — 91. Unde darios der zevver herzogen rede B, 
92. zurn er sich B. 93. Do nam er ainen herzo- 
gen der hiez sich B. 94. tusint B. 9. Die er 
alle uber naht BB 96—98. Unde sante si alexander 
gegen B. 


1500. sin uberz — uaren B. 01-04. Ez solt in iemer 


mere scaden Sine gewunnen sin niemer fram Noch 
sine getorsten niemer fur sine ovgen chomen B. 
05—06. Er sprach wurde alexanders wille gendeth 
B. 07. Si wurden aller der mite B. 0öv-II. 

it B. 12—?21. Die zewne herzoge getorsten 
nevih lazen Alle da ir man sazen B, 16. tuorsten 
A. 21. des fehlt A. 22. Sie santen al rihte B. 
233. Über allez B. 25. Ze zehen tusint mahti man 
siB. 26. Unde drizech tusint darzuo BB 27-30. Er 
hate einen uber muoten muoht B. 31. Er sciphfleht 
sich zeforderest uber de fluoht B. 32—35. An 
eime stade chomen si im enkegen B. eingeschoben: 
Alsus hort ich matster alberichen sagen B. 36. 
uil gr. B. 87. beleib ime B. 38. chriechisen B. 
39. den furt ie B. 40—44. Du chom alex. selbe 
geriten Also ers uil chume habti gebite Uf buziual 
er reiht BB 45. Do sluog er — thoner. tut fehlt B. 
46—48. fehlt B. 49. For dem sich — mach RB. 
an neun versen sehr verändert: Swer fon ferre sach 
geuaren E er hinder sich gesach So het er sin 
ainen slach Daz er sin pluoht allez spye Unde lebte 
ouch darnach niewht me Sin schaft was mare groz 
Svewm wart ein slach oder ein stoz Der was des 
gewissen todes Unde ern beiz dar nach niemer 
brovtes B. 56. Mennes was ein herzzo genant B. 
57. hete dar g. Be 58-59. fehltB. 6061. Der 
was ein helt uurmeclich B. 62-65. Ein hundert 
riter hater umbe sich B. 66—68. Mit swerten 


uil guoten Die taten si in zehuote B. zwei verse 
eingeschoben: Zime mahte niemen brechen Wan 
ders lebenes wolte uergezin B. 69— 70. Alex. 


wanht sin uane B. 71..er begunde — manete B. 
72 — 87. ganz anders: 73. Er spraengeht ze men- 
nes wert 77. Un liez iz nieuht durch die scarphen 
swert 74. Durch alle die sine er brach Mennes er 
durch den schilt stach Daz daz pluoht begunde rinnen 
Mennes stach hine wider durch den sinen Der was 
feste helfenpein Daz daz pluoht an dem spere schain 


415 


75. Ir iewedere stach den anderen nider 77. Alda 
grifen si zen swerten sider 80. Awi daz fuur dar 
uz spranch 79. Da ein stahel wider den ander 
dranch Grozer slege wurden nie getan Sie ne sluge 
wilen samson Der die grozen maht an imme truoch 
Daz er mit eines eseles bachen ein tusint livtes er- 
slusch A wie mahte daz werden Mennes der sluoch 
alexandern zuo der erde B. 86. Das A. 88—94. 
fehlt B.  1595—1605. in sechs versen ganz. anders: 
absatz B. 95—96. Alda wart ime der helm abge- 
prochen Der manegen grozer slege Der der chunich 
alexander finch 
1605. Unde war er also wol gewafenht nieht Er ne bes- 

wocht niemerz tages lieht Wane daz sines todes noch 
neweht solte sinB.e 06-07. Ein riter der hiez da- 
clym B. 08. mit alexander da B. 09. Unde stunt ime 
des tages uillnaB. 10-15. fehlt B. 13. ylender 
jedoch das r ausgekraiztA. 16--17. Der ander hiez 
iubal B. 18. sich uil — in dem sturme hal B. 
20—21. fehlt B. 22—24. Derwas dar chom mit tem 
herzogen B. 25. Unde hiete daz swerte erzogen B. 
26—29. Unde wolde alex. geben ainen slach Da er 
im den hals ploz gesach B. 30. eror BB 31. Er 
— herren B. 32—34. Er sluoch iubal uon oberest 
siner zende B. 85. Al nider — lende B. 837. A 
wie guoht ainen lob daz swert gewan. BB 38—40. 
Daciym den helm gebranc B. 41. Sinem herren 
ern uf daz hobet B. 42. erscellet B. 43. der- 
nider wart B. 44—45. fehlt B. 47. Nieveht 
uerwielt BB 47. Er was in grozer unhuge B. 
48—53. Er wars sich umbe also aein helit Nu werth 
iuch herre chunieh Alsus sprach sin riter daclym 
Hivte si ivver ellen schin B.e 54. Wande ir — di- 
vrre keneht B. 55. zihet swert B, 56. Unde 
B. 58. fehlt B. 60. Sinen fient erforhten B. 
61. Unde also — selben chom B. 62. fehlt B. 

63. Buzifal er mit den sporn nam B. 64. Er tete 
B. 65. frumit — swert slach (: danch) B. 66. 
die menege er reiht B. 67. ın 3 versen: Also der 
daz kras nider sleht So strovwet alexander Diz ne 
. moht teneham ander B. 68. div was mare gr. B. 
69. Die der herre sluoch — soz B. 70—71, umge- 
kehrt: Also uil lager da reslagen Daz iv unz. — 8a- 
gene B. 73. An wunden — an B, 74. fehlt B. 
75. Man sagceht uon dem sturm B. 76. wolfen- 


m 


416 


werde B. 78. Zewisken B. 79. So no movhter 
herzo nieth katen 80-—83. verseizt: Jedach ne movhte _ 
nehain sin Noch herewich noch wolfwin Der der ie 

evaht uolcwich Dem chunige alex. gelich B 81 

an list — cheneten. B. 86. In troiere B. 8. 
E sich — B. 88. ekector B. 38. Parıs — B, 
91. Undi die B. 93. So moht — B. 94. graue 
B. 07 Den m.B. 8. Unde also er den grauen 
hate — B. 99, Duo rarht erz B. 


1700 Zuo dem B. 01. daꝝ ein B. 02. uane chom 


in ivier B, 03-—-05. Iz wirt ıv ze laster gewant 
B. _06—07. ganz anders: Der graue daz res umbe 
warf A wie sehirer da restarb B. 07. antwortae 
A. 08-10. Er sprach gewisse faar ich einen ua- 
nen B. 11—15. Der churze wile mit mir sol wo- 
nen Ich sol dira also wider gebent Daz ez dir gaht 


. an din leben B, 16. Mit samht deme — B. 


. So stach er in — B. :18. an dem B. 19. Dar 
. er der wunden — B. : 9— 21. versetzt: Oberbalb 


der bra Da was ter sich (st. stich) ketan B. 

Nu uernement was B. 33. Als in B. Au. sol 
B. 26. Unde ich B. 27. gab er im B. 28. 
Uf daz — ern B. 29. Darch den hals unde durch 
den huot B, 30-31. Der slach was unsuzz Daz 
huobet uiel ime uur die fuoze B, 82. Unde — 
wider gewan BB 38-84. fehlt B. 86. Den her- 
zogen er dernider stach B. 87. Do gab — mit 


‚dem svert ainen B. 88. daz sver (st. sper) inne 


B.e. 89. Der slach was uone — maht B. 41. 
So chom B. 42. want B. 43. Alda uiel — dani- 
der B. 44. Persi ne f. B. 45. Uzer dem. uelde 
si fl. B. 47—48 Sine gctorsten in selben nieht 
getruwen B. 49. fehlt B. . Er belaib da 
B. 52. Zuo den selben B. 58. Ai biz B. 54. 
Unde genahete B. 56. sardix B. 57. Uon si Si- 


nen B. 58—860. Do nam er B. i. Er — 


negen — hoht B. 62. Div selbe bareh s. B. 6. 
uns das buhc B. 64_65. aineu, fehlt ware und 
sieht am ende des folgenden verses hunter seinem 
reimmorte haeller B. 65. got unser Be 66. obrist 
den himel B, '67—69. Du er sante iohannes dar 
ze poten sante B. 70. Unde das — gesato B. 

71. Nivht sere er ne chlageteB. 72-72. versetzt: 
Er tete also der — — Der durch sine uber mmuohl 
B. 74. sieh so werrer uerwallet B.. 75. ın 8 


417 


verse erweitert: Daz er tuor sinen argoren uelleht 
Unde er sich nievht warnet enziht Owi wi diche 
er saster gesiht B. 76. nm 2 verse erweitert 
Jedoch so swur er ain teil Er sprach ‚so ulsim sines 
riches heil B. 77. Iz ne scolte niemer uierzehen naht 
ente gan B. : 78-79. Er solte alex. uf einen povm 
hahen B. 78. vahen A. 80. fehd B. 81- 82. Daz 
inz geuugeleze BB _883--85. Des er sich ie wider in 
-uermaze BB 86. Dannacn wurden sine — gesanht B. 
87. Uber w. — uber l. B. 88. sinen fursten daz B. 
39. clagen übergeschrieben A. 89%. mauegem ri- 
chen chunige chlagen B. 9. kunigen A. 91, 
fehlt B. 92. fehlt er bat B. 93. sis — kaiben 
B. 94—96. Unde chomen mit so fraomen B. 98, 
- allen ir menegen B. 9%. in daz felht mesop. B. 
1801. Da wolte er sin — B. 62. Er sprach a wi gerne 
— B. 03. Die manegen scar die B. 05. ain 
scare haben — B. 06. Allen den die des nivht 
enwizin B. 07—08. Sehs tusint unde hunderet 
sehsi B. 09. Des will ich B. das übrige mit 
dem reimwort fehlt B. 10. fehlt, dafür 5 flickverse: 
die fursten willich zellen Un die menige div mit 
samit in chom Also dario wol gezam Wande er de 
ge weltigiste chunich was Da man uon ie gelas 
Uil-witen ginch sin gewalt BB 11-12. Zewein unde 
drizzech waren sie gezalt Die chunige die zim cho- 
menB. 13. feltB. 14. Do siB. 15. Grauen 
chomen ime ouch B. 17. graben jedoch n ausge- 
kratzi A. 17-18. Herzogen zim B. 19. Daz 
sich sine riter R. %. fehlt B. 21. Die zalt 
man so ich sicher bin B. 23. Zaht hundert unde 
trin B. 28-27. fehlt B. 30—31. Wol hulfen 
ime des Die chunen zinnonenses B. 32. Si chomen 
mit B. 84. Die panfilien daten arte wale B. 
835. Si braten die — zal B. 86. Noch tuo — scahr 
B. 87. Die des _ bedrosz B. 38. Also si in — 
reise B. 89. Wande si uon medin riche B. 40. 
Medin rich — noch B. 42- 48. ganz anders: 
Cilicien heizit ein lant Si bratin im azech tusint B. 
45. Ain unde B. 46. Die uzer armenin lant B. 
47, Si braten ime B. 48-49. fehlt, dagegen: Sine 
movhten ouch tu nieht baz B. 80-—5%. Diz was 
da div archa gesaz B. 53—54. Div uf dem wazer 
swebete Da noe inne lebete B. 55. fehlt B. 
56-58, Ime santen die uon gaze B. 60--81. ver- 


Alexander⸗bLied 1. \ 27 


118 


setzt: im "wol —-meoiten B. Zeisent kunf huanderet 
B.. 2. ‚Noch de sagen sine «+ mam B. 63, 
Ferre uber fram 8. 64. Bio .krugen ime B. 65. 
Si namen :zewinzeh B. 66-67. werseizt: Unde 
tatm 'zim — R. :Bi,gumdlen ime siner — B. 68— 
70. Also man sinen willen -uernam Fare uber in- 
diem B. 71. un zwei versess: Zesif tusint si namen 
Qereiteralichen zim chom B. 72. Nech de — ain 
rwenieh B. 78. Dar samten ime die B. 34. tu- 
: sint sleie er B. 76. uernement war zu man diz 
her nam B. 77. De iz al zesamene chom B. 
78-179. in drei versen und die zahl wieder geirennt: 
-Zehs hunderet tusint waren si gezalt Da’was der hof 
nianiohfalt Unde dar .zuo dsizech tusintg. 80. Alsus 
hete sich Harius besant B. ‘Van 1881-8091. fehlt B. 


1612. warf in:der stunt A. 87, hantfol A. 49. vihe 2. 
«83. peffer :oorner A. 68. wand in A, 70. sih] si A. 
89. verth A. 


2105.'ne ne A. 36. wider sagiten A, 86. mahcheten 
A. (h am ende ‚der zeile ch am anfange der folgen- 
den) 223. wtal Mut A . 0. Br st. des A. 
388. die ie A :27. Bien A. 306. daz| da A. 
807. wraht uns mac gebesseri ‘A. 331. do er ist 
über geschrieben. sinen aus simes corr. 386. memet A. 

x * * A, aa. man A. 413. ward A. 
‘ m A. am ende der zeile, von wpälerer hand 
nachgetrayen. “48. lischte A. 44B...des libes 
wel (jedoch libes ausgestrichen). 471. habete A. 
:482. uober A. 496. dah zn das corr. A. 504. kuon 
A, 581. wider ist üdergeschrieben A. 615. frowen 
A. 616. bescowen A. 649. gesehen A. 621. 
dan fehlt A. 633. frowen A. 678. wil 3 A 08%. 
frowen An. ai — rn „ande A * da fehlt 
4. ıe Seile] gosele Jedoc 0 underpen tr 
A, 851. werden fehlt A. I v. 8503.) 858. 
boteri A. 862. alle de in gebesseri A. 888. 
sagaet A. 916. wil er dir üdergeschrieben. A. 
* diun aus da gebessert A. 3 Hier ist raum 

tem YROSSes sen, 70 von spalerer 

hand wachgesragen: (Bier nicht rot) ıA. 

18085. stath A. 058. {ryr A. 00-98. in-einem verse: 

Unde altso diz al. :n. B. 094. ‚Ex 'manete B. 
95-98, verwehrt :-Die im ze siner-note le wewen ain 
'musthe B. eingeschoden: Mit ‚ainer: minner- menige 
'@rgl. 8102) B. 999-108. hl: B. -410205.80 reit 


— 


4 


ar in. moggBone :E- A0B--07. vergeizt und in drei 
‚versen : Ze :mssopotzanja Da ‚chomen gi zesamene In 
. der ‚breiten ouwe.B. 108. bescowen A. 108. Man 
. fehlt mahte nie beschowenB. 109. Schar also edele B. 
149. barin A., also wohl barn 10. Vor. einem chunege 
B. 141... Die der ie zesamene ehomen B. 112. Unde 
so grozen schaden genamen. B. 113—114 folgen B. 
nach 3124. . 115—119 fehlt B. 121. fehli B. 122. 
aan dariog zit B. 1238. Die alle — gescheen B, 1%. 
Sine .muobten darzuo gel.n. B. Schlusz der Vorauer 
handschrift: Da alexander durch daz wale brach A 
“ was da helede tot lach Unde also er hin muz nn 
also ergan Ir. sulten zins hie infahen Da ir wil ma- 
negen tach habeth nach gesant Den han‘ ich iv bracht 
in.diz lant. Mit tem selhen worte -So gab er im mit 
‚dem ‚swerte Ainen slach der was are groz Daz 
imz bovhet uur daz march gcoz Da geschieth sich 
‚daz vplewic. Sus saget uns maister albrich Unt d 
gupte phaffte lampret Diz lieht ist war unde rehth. 
Hie duhte.siv beidi div maz Nu ist zith daz lazen. 
Kon hier an nur noch lesarien aus A. 132. helm- 
Scart 87. uerhowen. 133, mohten scöwen, 
60. ‚me über dem ‚e ein lecken 188. allexänder. 
‚217. weinete 227. beseben .290. geiehen 316. 
. .guflls ©. 384. gestunt in gestut corr. 892. sinen. 
‚489. Achen 460. besehen 477. frowen 478. 
Bcowen 525. kuome 531. porte 646. mach — 


sagen ist aan rande nachgelragen 668. wolden 
TIG. tot ist. übergeschrieten 7%. . Er 841. hein 
848. ‚naeme 889. cuochenen '' 895. daz ze 


‘843. umbewart 955. scowen 956. verhowen 
rg Veh ‚uf neuer zeile mie im gegenreim 


Ur. RATT | ’ 

4005. zıhen ‚06. flihen .17. gwinich 22. war 
81. Crelus 7. un un 142. schelwort 1583. 
howen 154. scowen 193. irslahen 194. ge- 
gaben 277. di vor clfande fehlt 273. wande 
200. gaheten 8315. luodere 362. selhe 408. 

aläs 430. indijschen 436, säs 475. ze- 
rechche 480 zvier 507. stahil scal 520. 
unde 522. unde 582. da 617. alliz ane 
680. gesihet 687. nehein aber am n ausgekratzt 
711. lande dö] lando 724. wir 758. grosses ro- 
ihes A auf drei Zeilen 770. iu 867. daa 870. 
gescowen 889. fouchsse 896. leder svalen 898. 


27* 


- 


420 


menschen zane 904. uelt fehlt in A. ende der 
zeile 0904. Accia 928. begunden 929. daz 
990. daz 993. dar jedoch das r ausgestrichen 
5008, besehen 81. scowen 66. hoten 85. suomer 
435. disen frowen 140. wundaer 141. war 
161. da 181. dem fehlt in A ende der zeile 182. 
owen : 183. frowen %0. frowen 241. ilete 
oder ileten wir das n hat nur einen Schattenstrich 
273. der 280. gemahchet 821. di 924. des 
302. merouef 3865. eine langen 8378. frowen 410. 
- uehin 
5508. alser w.° 649. welrt 679. mere katzin 782. 
flielichen 790. daz 806. scowen 808. mit 
mit daznwischen ende der zeile 87. frowen 846. 
Och. in der hs. steht immer ouh 850. paläs 894. 
scowen 895. juncirowen 954.’ frowe 955. scowen 
980. bonommen 994. bescowen 995. frowe 
6036. Din 066. frowen 087. drowen O088. entloz 
z in u gebessert 098. truoren 123. den fr. 3%. 
kuningine ‘250. gotae A. 268. steren 278. 
nanı gerne from; g 2sit aus f gebessert. 310. minnen 
874. frowe 880. frowen 404. cassande ende . 
der zeile 406. frowe A411. dire 416. comen 
fehlt es muss mol comen. gelesen werden st; frowen 
418. scude 457. riche fehlt 542, uon statt mit 
554. starke 561. di uart di uarth am ende der 
zeile 570. duonre 611. flizzen 653. urluoges 
675. er 696. die 767. er feh# 821. hat — 
brach 847. kint fehlt 908,.nuonde 949. hater. 
kant jedoch der punkt ausradiert. 958. sal fehlt 
959. Scowen 961. muzzit aber am ende der zeile 
7061. leistet 040. ie niemer 101. mit mit 148. fro- 
wen 149. scowen 151. in derselben : zetle 
sehr spaeter hand: hi ist uz allexander. 


431 


- Ich gebe hier einige von den vielen Aenderungen, welche ver 
Maßmann'ſche Tert durch bie forgfältige Vergleichung der Straß⸗ 
burger Handſchrift erlitten Hat. Es wäre. zu weitläufig, alle die 
Heineren Beflerungen anuführen, 3. 8. hfltt ch, i fl. e, c 
ts v ſt. w, u. ſ. w. 


30. witzen statt wizen 139. & nie st. nie 144, 
manede st. maneda 201, eriste st. erste 245. 
grozen St. grozer 337. unde ne lazt mich nith st. 
unde lazit mich nich 448. uz st. iz ©‘ 451. crö- 


nen St. crone 452. heim st. heime 475. guten 
st. gute 499. groze st. groz 808. knechte st. 
knechten 890. dvanc st. dranc 937. Eilif st. 
Zwilif_ 970. der einer st. eine 

1043. goume st. gaume 168. flugen st. slugen 181. 
turme st. turne 206. späte st. spät 223. ware 
st. war 224. nit st. mit 234—35. ist eine vers- 


zeile st. zweier 253. retisle st. retisie 264, 
sines st. sin 430. er mich st. ertrich 680. 
Wolfwin st. Wolfram 848. sneller st. snelle 
926. sagite st. sagt 963. peffercorner st. peffer- 
corne 


2069. gelobe st. gelove 108. scaden st. scanden 300. 
" sal st. sul 580. und öfter dä st. dö 606. degint- 
lichen st. degintliche 651. batra st. batia 712. 
daz izst. daa 791. persen st. persien 849. liebe 
st. lieber 968. dachte st. vachte 


8242. were st. ware 406. sine st. sin 494. des st. 
das 554. nu st. mir 725. trurigen st. trurigem 
732. wart st. ware 852. Criechlande st. Crie- 
chenl. 886. allir tagelich st. aller tagelich 892. 

‚ sind zwei verse von M. essen: unde där zö6 dri- 


zich rinder Merre oder minder 927 wunderlich man 
st. wunderlicher 

4455. grozern st. grozen 458. daz dä st. daz 562. 
niemer me St. ne 633. woninge st, wonunge 


453 


686. nit ne st. niet 711. lande dö (A. lando = lande 
dö) st. lande 750. note st. not 816. uns da st 
uns 997. ir st. si 
5078. min st. mine 166. seltsenen st. seltsamen Mi. 
ilete wir st. ileten 263. cedelem st. edele 345, 
hier hat M. drei verse ausgelassen: des wunderte uns 
uzer mazen Min man sih des vermazcn Si wolden 
swemmen ia daz mer 354, si wolden swimmen 
uf einen wert ist eine Zele 896. kinder st. kinde 
., . 455. ünder min st, unde min 6t8. guam St. quamen 
6167. sellier st. selben 199. hat st. habe 498. sine 
sint : 516. Alexandrö .st. Alexander _ 661. be- 
dwungen st. bedungen (das u der hs. ist = y oder 
w zu nehmen wie ofl und der vocal ist auzgelasseii) 
945. sinen st. sine 954, is st. ist - 7000. man- 
nelich st. manneolicher. 080. imer st. ine 137. 
werit st. welt. 


he 


Anmerkungen. 


near 


Ein Bergeihniß der in den Anmerkungen vorkommenden 
Abkürzungen fiehe hinten vor dem Regiſter. 





Anmerkungen. 


Unter den Anmerkungen will ich aufnehmen, was mir für 
das Verſtändniß des Gedichtes in ſprachlicher und ſachlicher Be⸗ 
ziehung nothwendig erſcheint. Das Maß derſelben wird beſtimmt 
nach dem Standpunkte der Leſer, denen dieſe Arbeit vorzugsweiſe 
gewidmet fein ſoll (ſ. Einf.) Ausgeſchloſſen bleibt einestheils Al⸗ 
les, was fich auf das Idiom Lamprechts bezieht und feine Stelle 
in der Einleitung gefunden hat, andrentheils Alles, was den Stands 
punft des Lamprecht’fchen Gedichtes gegenüber feinen Quellen und 
den andern Alexanderdichtungen deutlich machen fol. Diefem muß 
ein befondrer Abjchnitt gewidmet werden. Sollte fih Unnöthiges 
erläutert finden oder Wünfchenswerthes unerlebigt bleiben, fo möge 
man dieſen Mangel mit ver Schwierigfeit einer erften Arbeit 
entfchuldigen. 0 


Alexander. Die Screibart des Wortes durchaus gleich; 
auch in der Weberfchrift von fpäterer Hand: diz ist alexander. 
Nur in der Unterfehrift von fpäterer Hand: hi ist uz allexan- 
der; in dem franz. Roman heißt es: Alixandre, im englifchen:: 
Alisaundre. Auf griechifchen Schilden findet man auch den merk⸗ 
würdigen Webergang: Arexandel. Gbenfo Creopatla, Ptore- 
macus ©. Abh. d. Berl. Af. 1835. ©. 18%. 

1. wirken allzeit flatt würken. vgl. Rofeng. LXXXII. 1209 
wirken ( : merken). , u 

3. IA wohl dem Sinne nach mit 17 und 18 zufammenzuftel- 
len, eine Betheuerung der Gewiflenhaftigfeit, mit ber ber deutſche 
Dichter feine. Quelle benutzt hat. Die letztere Stelle brüdt die 
Borauer Handſchrift aus: lonc das buch so louc ouch. ih. 
Ganz gleich drückt ſich auch. der Strider in feinem Daniel von 
Blumenthal 18. f. aus: Nieman der en schelte mich Log er 
mir, so lüg och ich. Eine -ähnliche Betheuerung finden wir in 
Herb. Troj. 18: sin fuge ist gantz unde ane falsch und 
ebenfo beim lat. Bearbeiter des Troj. Guido. de Columna f. 
Fromm. Herb. ©. XVII. Eine ähnlich lautende Stelle hat Rud. 


426 


Iv. Hohenems im Aler. Buch 2 Bl. 286 — 30° (Cod. Monac.), 
wo er von St. Margreden Leben fpridht: daz hat vil gefuege 
gegeben min frunt her wetzel, de gihe ih. ©. Maßm. Heis 
delb. Jahrb. 1826. S. 1196. Weitere Berufungen auf das Bud: 
907. 1249. 1806. 1824. ff. 1877. 2829 2816. 316%. 3400. 
8864. 3379. 4350. 5113. 5264 u. d. Befonders bemerfenswertä iR 
bie Stelle 4764. als ichz an einem büche las. Man follte 
denken, daß Hier eine Andre Quelle, als Ver Alberih, gemeint 
fei bei diefem neuen Abfag, da ſichs auch gar nicht in B. findet. 

5. ze mere sagen, feltnere Rebensart flatt des gewöhnlichern 
maere oder daz maere sagen. Buochir Mosis 3127: er bat 
ime sagen ‘ze märe. D. V. Hſchr. hat: er tate uns gerne ze 
mare. Ueber maere comen f 253. | 

1. ein Üstich man. vgl. 925. B. hat wise. Hist, stm., erft 
im mhd. und früher ſchon im nd. stf. zu laisjan, leren gehö⸗ 
rend heißt Kunſt, Weisheit, 3. B. godes list, Annol. 2, 9. Erft 
fyäter Taın, namentlich im Blur. der Mebenbegriff der unlauteren 
Abficht dazu, befonders in der Verbindung arger list und arge- 
list. Ueber die Gefchlechtsäuderung des Subſt. f. 217. 

12. I. Nakk. 1, 1—8 fleht als Einleitung zur Geſchichte des 
Nakkabäerkampfes unter Antiochus Epiphanes eine Turze — 
lung von den Thaten Alexanders des Gr., die ſo ganz den Ton 
unſers Gedichtes ‚trägf, daß ic fie hierherſetze. „Alekander ver 
Sohn Philippi, König in Mäcedonien, der erfle Mouarch aus 
Gräcia, it ausgezogen aus dem Lande Chitim und hat große 
Kriege geführt, die feften Städte erobert und ben Perfer - König 
Darius geſchlagen; hernach andere Könige in allen Rändern unter 
fly gebracht und iR immer fortgezogen und Hat alle Sande amd 
Koͤnigreiche eingenommen und hat fiy Nlemand wider ihn ſetzen 
dirfen mild Hatte ein gewaltig gutes Kriegsvoll. Da er nun bie 
Kongteiche bme hate, ward er ſtolz und fiel in Kranktzeit. Da 
et aber merkte, daß er flerben wirde, forderte er zu fich ſeine 
güehen die mit ihm Yon Jugend anf erzogen waren und 

e zu Hauptienien über die Lümter bei feinen Leben. Grmad if 
Alexander geftorben, als er regiert hatte zwölf Jahrer 

35. in wulischen. Ganz fo nimmt Serbort fein et von 
— ans dem Waͤlſchen (walisker zungen). ©. Srommam 
S. AV. und bie dort angeführten Stellen; z. B. 47 f. Dix 
büch ist ſtunnoys unde walsch,, Sin fuge ist gantz unde 
une falsch, was ganz mit unſerm 3 Rimm. Ge gibt am biefer 
Stelle ben mimzen grogtuphifcheh hen Bang diefer Sedichte 
ar, denn es heißt weiter 40 ff. riechen was sim erste 
stam In latin ez damen quası Hinnen ist ex an das welt- 
hishe kumfen, Das han ich n. f. w. Bel unſerm Lamnmrecht 
Wäre ablſo der Bang ı Binde Kalliſthened, Yulins Balerins, Ark 


42? 


berich, Lamprecht. Ebenfo Strider in f. Daniel v. Blumenthal: 
Von bisenze maister albrich der brachte cin rede an mich 
Usz walscher zungen Die hon ich des bezwungen Daz mas 
si in tuitschen verniempt. ©. Hpt. Ztſchr. 3, 433. 

16. eig. ich Hab’ es in deuiſchem ünd berichtet. berih⸗ 
ten heißt wohl einrichten und namentlich fommt die Redens⸗ 
art in wutsch berihten ins Deutſche übertragen vor: Jedoch 
weißt der Gen. es, den beide Hſchri. haben, auf die Redensart 
hin: einen cines dinges herihten einen über etwas un: 


 terrichten, fo daß alfo in dutischen Dat., wie in walischefi 


und uns Aff. wäre. 155. f. umbe sin gesihte wil ih uch 
herihten, alfo auch umbe ein dinc flätt des bloßen Aff. ©. 
Or. Gr. IV, 633. 

18. Büch in der Bedeutung von Duelle, aus der eilie Er- - 


| gählung geſchöpft if, kommt Häufig vor; jo 4350 uns ne habe 


az buch dan gelogen. 


. svär. swären fchwer weiden. dem herren begunde 


‚ swären sin müt harte scre Wigal. 93 


29. Zedich hier in ver Bedeutung von müß ig, wie aus IL fl 


hervorgeht. a 


30. vor gr. wilzen mit großer Weisheit |. Ward. W. unter 
von Il. vgl. 245 bestunt in mit grözen witzen. vor aus: 


. gehend von etivas, alfo mit. witze ahd. wizi das Wiſſen, vft 


im Plur. gebraucht; z. B. eines mit witzen hueten. Davon 


ähd. wiz-ac weife, wiz-ägo der Prophet, der wissage (Diem. 
229, 3) wizigen, ald, wiz-ägon, woraus faͤlſchlich wissagen 


‚ weiffägen entjkanden. S. Fromm. Troj. 1694. 


35. mich sparen. ©. Gr. ©r. IV, 865. Gewöhnlich Reit 
i 


gl. der Sache, ſeltuer der Berfon. vgl. Lubtb. Lied 69. m 


selbon ni sparöti. 3475. vor dir ne wil ich niwit sparen. 
36. völlen- varen mit Sen. ausführlich erzählen, vollenden. 
6661. vgl. Herb. Troj. 14157. 5188. vollen ginc. 1331. vol: 


len rechen. vollen sprach 3718. vollenbträht 3868. 


47. mwunderliche wünverbare. di lisit. mar däz si wifen 
werin Al des wunderlichen Alexandris tan Annol. 826. 
unde, lebete der wuuderliche ‚Alexandet Kol. 141, 10: 
49. von: Criechen infofein Philipp feinen Stamm von 45 
kules ableitete. Dach nrälten Traditionen (f. Herob V, 22. 7 
139 und Thuchd. Hl, 99) zögeh dtei Brüder aus dem Heraßils 
diimen Sürftengefchlechte von Argos gen Norden Ih das tab, der 
? udigen Päunier , ließen B am Oſtabhange des Gebixg 
in der, Stadt & a nieder und nahmen bie zanfohaft Emath 
in Di, ber Tündfke Sie; ð Bilder, Bervitäs, wWurhr Shttim- 
ohter DEE Madtv miese Rönlgdhäufte. Ruch Metanders Muktet 
Diympias, Die Tochter des Epirvtenfönigs, Neoptolemus, wat 


428 
eine Griechin; fie ſtammte von Neoptolemus, alſo aus dem Geſchlechte 
Achills (f. Plutarch. Aler. 2, der, einer jüngeren Sage folgen, 
den Philipp von Karaunus abflammen läßt.) Criechen if dus 
Land, wie bei Rudolfs Wil. v. Orl. f. Wack Lef. 605, 21 f. 
F hat Artuse einen man Von Kriechen niuliche Gesant 
u). W.- - 
58. ir list stf. ſ. zu 217. 


64. diser rede began. Nieber den Gen. f. Gr. Gr. W. 68, 
üder das umbe den f. ®r. Gr. IV. 835, es Hängt von tem 


Berbalbegriff in rede ab. vgl. 644. 
‚65. an eine rede van. Die Präpofition erfcheint bier noch 


trennbar von dem Verb oder muß man das Verb intranfit. nehme, 


greif en, wo gewöhnlicher zö ſteht. 


66. üz getän ausgenommen; eine feltnere Zufammenfegug: 


häufiger Fommt das reflerive sich dz tün prahlen vor. 


67. sich üzer allen kuningen nam. B. hat üız allen. der 
kaiser nam sich üz in allen. Rol. 257, 10. 964 auswählen: 





vier düsint er. . äz von sincm here näm, Eine andre ui 


führliche, Stelle über die Pracht Salomo's 3869 ff, | 


11. began vgl. 64. Lampr. Hat gewöhnt. die ältere Form be 


gunde ;. DB. 361 

68—80. regina austri. Ueber den Beſuch der Königin von 
Arabien bei Salomo f. I. Kön. 10, 1—3 u. II. Ehron. 9, 1-12 
Der Dichter hat in Furzen Worten Die Befchreibung, wie fie ſich 
in ten Parallelftellen der Bibel findet, wiedergegeben. templum 
(77) kann der vollendete Tempel fein; die Bor. Hdfchr. hat daft 
sinen hof was fi auf das Hans Salomos bezöge, das in ber 


Bibel auch, genannt wird. Die Worte ver Königin (79 f) ſind 


in der Bibel ausführlicher gegeben und monotheiflifch = religiös 
gehalten. — 


7JZ. lies undirguam. In der Bedeutung erfchreden bat 
dies Derb gewöhnlich den Genitiv der Sache bei ſich. Ohne die 


fen Gen. kommt es noch 2082. 5984 mit dem Adverb harte vor. 
Auch irquam iſt ſo gebraucht Annol. 835. | 


14. richeit eig. Macht, Hoher Stand; Hier kann man e 
wohl wie richtuom nehmen. 


IB. zörheit von ziere ahd. ziari Zierde, Herrlichkeit; vol. 


6808. üsche Tann hier im eigentlichen Sinne und in, der figüt 
lichen Bebeutung von Mahlzeiten genommen werben. 

81. f. SIE eine Aienerholung von 66 f. Achnlich jagt Lam- 
bert am Schluß (f. II, S. 550, 
ne fu teus ber. . en 

84. goucheleres. Des Zaubereis Neftanehbus, Königs vor 
Aegypten. ©. Pfeud. Kall. T. 1. (Bd. U, S. 3 ff.) Angelo Pal 
Bat, in feiner Ausgabe des Julius Valerius I, 4. der eine Weber: 


): se il fust crestiens, onques 





429 


fegung bes Pſeud. Kall. ift, die Stelle von der Bezauberung ber 
Oly inpias aus fittlihen Zartgefühl weggelaſſen (Bd. II, S. 227). 
In Den franzöfifchen und englifhen Gedichten dagegen wird fle 
gegeben und nur unfer Lanıprecht weift fie als unwürdige Rüge 
weg. Auch der Nachahmer Ovids, der englifche Dichter Gower 
(1323—1402), der Zeitgenoſſe Chaucers, gibt dieſe Gefchichte 
in feinem allegorifch «romantifihen Werke: confessio amantis, 
&. Chalmers Ausgabe engl. Dichter IT, S. 197. Ebenfo hat 
ein englifcher Dichter des fiebenzehnten Jahrhunderts, Dryden, 
in feiner von Handel komponirten Kantate: das Nleranderfeft, 
dieſe Sage benugt, indem ev fingt: The song began from Jove, 
Who left his blessful seats above (Such is the power of 
mighty love!); A dragon’s flery form bely’d the god, 
Sublime on radiant spires he rode, When he to fair Olym- 
ıa press’d cet. (Der Gefang beganı mit Jupiter, der feinen 
Frligen Sig droben verließ, — fo groß ift die Gewalt mächtiger 
Liebe! — eines Drachens feurige Geftalt nahm der Gott an; 
erhaben in ftrahlenden Ringen wand er fich Hin, als er die fehöne 
Olympias umarmte) Endlich kommt Nektanebus auch unter dem 
Namen Neftanerus in dem Gedichte von der Minneburg aus dem 
fünfzehnten Jahrhundert vor. Dort gibt Nektanebus von Alexan⸗ 
dria dem Dichter Auskunft über Weſen und Nbftammung des 
Schönen Kiudes, das er in der Minneburg findet. ©. Hagen 
Grunde. ©. 442. Gr erfcheint alfo in dem Mittelalter als ein 
allgemein befannter Name für einen Zauberer. Das Leben und 
der Charakter der Olympias felbft mag, neben dem Beftreben der 
PBtolemäer, den Eroberer Aegyptens mit dem Föniglichen Haufe zu 
verbinden (©. die Bemerkungen über den Urfprung der Sage in 
der Einleitung) auch Beraulaffung gegeben haben’ zur Ausbildung 
diefer Sagen von dem Urfprung Aleranders und den Wunbern 
bei feiner Geburt. Sie war den dunkeln Zauberfünften der thra- 
eifchen Weiber eifrigk ergeben; es träumte ihr auch in der Nacht 
vor der Hochzeit, ein furchtbares Gewitter umtofe fie und der 
Blitz fahre Hammend in ihren Schooß ac. ic. (S. Plut. Aler. 2. 
vgl. Droyfen Aler. ©. 47 f.) Diefer Neftanebus, aus dem fes 
bennitifchen Gefchlechte, war der lebte König feines Stammes. 
Nah einer Niederlage, die ihm bie Perfer beigebracht, floh er 
DI. 107, 3 (850 v. Chr.) nah Nethiopien (ſ. Divd. v. Sicil. 
B. XVI S. 51, vgl. Droyfen Gefch. Alex. S. 25 ff.) und Fam 
nicht wieder. Damals war alfo Alexander ſchon im flebenten 
Jahr. ©. Ste Croix Exam. crit. ©. 163. Die Art, wie Die 
Empfängniß erzählt wird (S. Bd. IL, ©. 11) und befonders bie 
Worte, die der vermeintlide Gott nachher an Olympias richtet, 
weifen unverfennbar auf einen chriftlichen Autor Hin. 0 
Der Spaxmp, deſſen Geſtalt ber Bott bei Olympias annimmt, 


430 


iR ale Schlange aufzufafſen und nicht als das fabelhafte Thier 
des Mittelalters, der Drache; unter der Geftalt einer Schlange 
Rellen die HierogInphen den Hammon dar. Vielleicht mag dieit 
Geſtaltung der Babel hervorgerufen worden fein durch die Lieb 
haberei der Aegyptierinnen für zahme Schlangen, bie and, nad 

öttigers Sabina, auf Die vornehmen Römerinnen überging, bei 
denen die Schlange, der Zwerg, der Affe ohne Schwanz und ke 
Maltefer Hund nicht fehlen durften. Sogar in der chinefifchen 


Geſchichte wird Aehnliches von einem Kaiſer Schimong ei | 
um. 


r 
befien Empfängniß von einem Drachen Herrührte. ©. d. 
u 142 


86. zagen ift überhaupt ein Scheltwort, meiftens in ber Be 
heutung von feig; bier wohl eher Thor oder Berleumber. 

87. is gedächten. gedenken mit dem Genitiv in ver de 
Deutung: etwas erwähnen kommt häufig vor. S. Beiſpiele in 
Benek. Wört. unter gedenken II, 6, a, a, ©. 847. Mita 
1651; liebe (quch wol) ged. fi eine erfreuliche Vorſtellung 
pon dem Ausgang machen, mit refler. Dat. 5693. eben fo vil 
leide 6000. Mit zö: gedechte wol zen handen an den Kauf 
2513. gedenkit dar zö 25%. 

88. rehle kuninc slahte für rehter kuninge sl. B. ht 
rehter cheiser sl. Jedoch wäre eine Aenderung unſtatthaft, da 
Verwechslungen bes Genitivs häufig vorkommen, überhaupt ein 
Schwanfen in der Flexion charakteriſtiſch ift, das durch Wedel 
des Gefchlechts, durch die Erhärtung des m zu n vor Labialen 
hegünfiigt wird. eher den Wechfel vgl. 4834. 

92. gereiten als Verb. felten vorfommend, heißt eigentlid 
zurecht machen. In ber Bedeutung nennen, wie es hier zunk 
men ift, habe ich es nicht weiter gefunden; jedoch läßt es fd 
wohl verftehen von ber genauen Darlegung und Auseinander: 
feßung. Die gewöhnliche Bedeutung — bereiten f. Ben. zu Je. 
"8607. B. hat genennen. | 
. 97..knecht, von chnähu gan „urſpruͤnglich Knabe, dam 
ein Adlicher, der noch nicht Kitter iſt; dann allgemein Held, 
Ritter. 1654 neunt ein Ritter feinen Heren Alexander türe 
sin veh Herrſchaft. Er Hei über das 

. sin reht, feine Herrſchaft. Er Herrfchte bis über 
Meer, als König und oberſter Richter. So heißt beribten be 
herrfchen. vgl. 648. 

99. Omin. In diefen Namen muß wohl Amyntas feden, 
ber berühmte Großvater Aleranders. Ueber die macedoniſcher 
Dynaftieen vgl. Droyfen Geſch. Aler. ©. 34 ff. und über Apr 
tas insbefondre ©. 83 ff. Der gedruckte franzoͤſiſche Proſaroman 
gibt auch die Abſtammung, aber fehr verwirrt und gen Theil 
ganz: unkenntlich; Amyntas Heißt hier Amycas. S. Bd. U, G. 


431 


sem. zu walten .gehörend. 
— 4 die je. gemähulichere orm, daneben auch her- 
—88 16 mit sines heres oraften (:däechten) 5582. 

102. volcwich stn. Der Ausdruck erinnert an die volksmaͤßi⸗ 
gen Gedichte ‚aus der deutſchen Heldenſage, an bie fih überhaupt 
manche Anflänge finden. 

108- Xersen. 2170. Xersem (:vermezzen.) 2193 (:re- 
chen). ®ei Herb. Taoj. 4051-53 heißt er: der kunic von 
morlant. Herb. fagt: nente ich in daz were sehande Auch 
kie in disen landen Die frauwen verdechten mich des Ob 
ich in nente Xerses Warumbe solte ich in niht nennen. 
Die Ausſprache im wbd. Zerses erinnert an zers mentula. 
Das wäre eine früße Spur ‘yon zweideutiger Wortfpielerei. 

. verwen v. verwinnen. Der Stamm winnen bedeutet 
laborare ſich bemühen; verwinnen alſo durch Mühe bezwingen. 
Es konumt oft in dem Gedichte vor, 3. B. 41. 1922. In ber 
heutigen Sprache haben wir es nur. noch in der Bedeutung: 
Schmerʒ und Noth uͤberſtehen, und zwar, wie ſchon im Mittelal⸗ 
ter, in Der veränderten Form: verwinden, wie auch überwinden 
aus überwinnen entſtanden ill. Für das Stammverb haben wir 
die tranfitive Form gewinnen. 

106. kerikraft. craft stf. von krapfen klammern, bedeutet 
ſelbſt ſchen eine Menge, Mannſchaft. 3913. f. dö sameneter 
sine heriscraft unde vör:mit micheler craft, db. h. mit großer 
Dienge. 855 mit siner craft mit feinem Heere. In der gewöhn- 
lichen Bedeutung 276 (:.macht). 1740 u. v. Die fehlende Flexion 
in her gehört zu ber Uebergangsſprache. Es erjcheint auch das 
neben. mit Flexion z. B. 161. 23802. 2781. 3913. 6759 heriser, 
und berescr. 

110. Odympias., Sie war die Tochter des Cpirotenköniges 
Neoptolemus, aus dem Geſchlechte Achills. Philipp Hatte fie bei 
ber Feier der Myfterien auf Samothrace kennen gelernt und mit 
Ginvilligung ihres Bormunds und Oheims Arymbas geheirathet. 
Plut. Alex. 2. Der franzöf. Profaroman nennt ihren Vater Nep⸗ 
talin yon Melofien und den Vormund ‚Sarraba ©. Bd. IL. ©. 

880. Daß der Olympias Bruder, Alexander, der in -Epirns herrſchte 
und "fpäter mit der verftoßenen Schweſter Rarhepläne ‚schmiebete, 
gielleicht auch dem Morde Philipps nacht fremb war, obgleich 
Philipp ihn zu verſoͤhnen gerade damals deſſen Hochzeit mit ſei⸗ 
‚ner eignen Tochter Kleopatra feierlichſt beging, Verßen beiperifcpt 
Hätte, _ muß eine Verwechslung fein. Auch ‚willen wir nichts von 
der Regierung ;defjeiben. . 

- 118. dee :lugene kaninge) vgl, 1818. ahd. lugi, mb. 
lüge. 265 eine Iugene. Daher Iugenmaere :89. 

125. gedegen ‚fille fein, abd. ‚dagen, ‚mit dacare waſam⸗ 
menhaͤngend; hier als neutrales Vollwort gebraucht. 


432 


130. siu genas. Mon tönnte aus B. wehl ben Semit. sin 
ergänzen; jedoch kömmt genesen auch ohne Genit. in dieſer Be 
beutung vor. Mit dem Berb hängt auch nar Nahrung, nern x. 
zufammen. Herb. Troj. 182381 f. hat eine ſeltnere Redensart pleo: 
naftifch mit der gewöhnlichen verbunden: daz sie cines kindes 
von im genas Eines sunes sie gelac. sie ft: des bei Lampr. 

ewöhnlichen si; 787. 800. 5991. 5787. 6084. st 6427: Gbenſo 
din ftatt des gewöhnlichen di als Art. 400. 6123, 4378. 6988. 
als Relat. 111. 613. in B. fehr Häufig. disiu..756. 

191. nötfal bezeichnet befonders unglüdliche Naturereigwiße, 
durch welche allgemeine Noth entftehen kam. nöt ſelbſt zu nieten 
sfich eifrigit fehnen nach etivas« gehörend, heißt dann Die große 
Mühe und Anftrengung. Bei großen Greiguifien in der Menſch⸗ 
heit Täßt die Sage immer audy befondre Raturerfcheinungen ein 
treten. Ein Beben der Erde bezeichnet gleichfam die Theilnahme 
der Natur an dem, was ba ‚geroieht. Rolands Tod verfünbet 
Blitz, Donner und Erdbeben (Rol. 240, 22) S. Grimm Mythol. 
®. 765. 777. Bol. auch Annol. 451 bei Schilderung der Schlacht 
von Pharfalus: d’ erde diruntini diuniti, die Erde tief unten 
erdortuerte. Ueber die Schilderung der Naturerſcheinungen bei 
Aleranders Geburt, die alle occidentalifhen Erzählungen ziemlid 
gleichiutend geben, vgl. Bd. II. S. 17. 228. 294. 873. 382 u. Al. 


u. 96. verwandelöte und verdunkelöte, die u ba 


zweiten ſchwachen Konjug. gehören, zeigen in dem ö noch Spuren 
des ahd.- 


139 f. vereischete, von eische fordere, heifche, gewoͤhnlicher 
Kuemmengeangen in vreische over freische (in B. die entſtellte 
orm fressıht) durch Fragen erfahren, vernehmen. ©. Ben. ®. 
©. 425. Herb. Troj. 8318. vries fi. vriesch. Hier findet wohl 
die Rärffte Häufung der Negationen ftatt: me nie noh sint nie 
nehein. ©. Ben. W. ©. 423 unter nehein, wo dieſe Stell 
angeführt ift. 

142. er gedeih baz in drin'tagen. Die gewöhnlichere Form 
ift gedech von gedihen. f. Hahn I, 85, der gedeich fchreikt. 
Faſt von allen Helden wird in den Heldenbüchern Aehnliches be 
richtet. Ich führe hier nur aus der chineflfchen Geſchichte eine 
enffallenbe Parallellſtelle au. Bü glaff berichtet in femer Ge⸗ 
ſchichte der Chineſen, hrsgg. v. 
vom Kaiſer Schimong: Seine Empfängniß rührte von einem 
‚ Drachen ber und fein Körper war dem eines Gtieres ähnlich. 
Kaum war er drei Stunden in der Welt, fo Eonnte er fprechen. 
nach fünf Tagen gehen. Sieben Monate waren verflofen und er 
hatte ſchon Bähne und im Alter von brei Jahren Tonnte er As 
erbau treiben, den er in feinen Spielen barzuftellen fuchte. Em 
fpäterer Kaifer Schihoangti (S. 88 F.) Hat große Aehnlichkeit 


eumann, Gotta 1847. ©. 19. 


433 


” 


mit Alexander. Er lebte kurz nach ihm, baute Die chinefifche 
Mauer und unternahm einen Eroberungszug gegen die Hunnen. 
Er vereinigte das ganze ungeheure chineſiſche Reich unter ſich 
und farb aud) frühzeitig, 210 im 43. Jahre. Nach ihm tritt, 
wie bei Aleranders Tode, große Berwirrung ein, bis ſich bie 
Handynaftie feftfebt. 

146. zehugen von dem ahd, hugu stm. der denfende Geiſt, 
eig. das, was in der Seele auffteigt, auch rende, wovon hüge- 
liet jubilatio Freudenlieb; dann ſelbſt mens Suuos und end⸗ 
lic Andenken; zufammenhängend mit cogito. Im mhd. hüge, 
wovon gehügede. ze huge zu Muthe. unkuge stf. Unbehaglich: 
feit. So B. zu 1647 gibt: er was in grözer unhuge flatt: 
ime wären zebluwen sine lide, wie A. hat. Das Berb. hu- 
gen, hügen heißt verlangen, fi freuen, 3. B. 4271: des Au- 
geten wol zem sturme, di etc. Auch das Verb. unhogen, 
unhügen fommt vor Herb. Troj. 2272, zu welcher Stelle Fromm. 
noch verfchiedene Ddialektifche Abweichungen zufammengeftellt hat. 

147. fi. deit: steit. Ueber die Form f. Ör. Gr. I2 944. und 
über das auffallendere deit 12 965, wo es auf steit und leit 
den Reim bildet. vgl. 597. Andre Stellen für steit f. 82 ver- 
steit; 172. vgl. Annol, 162 steit. Ebenſo geit 216. 4s stn. 
Fleiſch, vorzüglich eines todten Körpers. Graff I, 481. ©. Ben. 
W. ©. 64. vgl. Annol. 691. Daz si gedouftin lichamin Um- 
bigravin ciworfin lägin ci äse den bellindin Den grawin 
walthundin. Schon bei Herb. Trej. 9783. 13947 findet fich 
bösez äs als Schimpfwort, wie das Subft. allein noch jetzt 
zum Theil mit a zum Theil mit o gebräuchlidy if. 

150. szrüd flarrend, ſtruppig, ift, den Stellen nach zu fchlies 
Ben, nd; ns. strüf. Dialektifch finden fich noch jet am Maine 
die Formen: ſtruwelig, Struwelfopf, Struwelpeter. Das Haar 
fand ihm borftig in die Höhe, wie die Rückenfloſſen bei einem Fifche. 

54. crisp crispus. So Herb. Troj. 18293. Wol gewun- 
den was sin loc Gele vare crusp har. Auch krus kommt 
dort vor, 3170: brun, krus, lanc was im daz har. Die Ue⸗ 
Herfohreitung der vier Hebungen in dieſer Zeile if nicht aufs 
fallend; man könnte wohl das wilden tilgen, wie denn B. Hat 
grispe also leven loche; allein man würde durch ſolche Ver⸗ 
fuche nur die Formeigenthümlichkeiten des Gedichtes verwiſchen. 

158. weiden — weidin; Die gewöhnliche Form iſt weitin, 
die auch B. hat, weithin, waidfarben, coeruleus, glaucus. Im 
Sreidanf fommt die Stelle vor: gel grüene weitin, Daz sel 
diu nitvarwe sin. vgl. Wigal. 11, 4. 25, 26. 26, 28. ©. BD. 
HM, ©. 18. Das — in in tonlofes — en verfürzt. So 
3399 glesen — glesin (:gelesen); bei Herb. Troj. stemen 
— steinin (: weinen) Gr. ®r. II, 179. Daneben aber 5289 


Alexander⸗Lied 1. 38 





434 


galdin (:glockelin); 5740. (: dar in) u. 16 mal aunßerdem 

no. Das Subſt. trehten — trehitin (:irvehten) 7037 md 

wicht nteberdeutfchem Einftuſſe zugefiärieben werden, Da mittel» 

hochdeutſche Dichter trehten und trehtin gebrauchen. 

& 2. trachen (:sachen); 5674. mache wechfelt mit tracke. 
. Hahn L, 41. 

[61. destunt. besten mit dem Akk. bedeutet: elwas Schweres 
unternehmen, z. B. aventiure. Hier wäre die Konftruftion alfo: 
do sin müter bestant in ze tragene. 

Für dö lies do. 

368. $ür quam !. quamen (B. chemen). freslich für ver- 
eisfich von aigt diseiplina, eg, egese, weise Schreden, ege- 
itoh, egeslich, eislich, ſchrecklich, freise, freislich. 352 freis- 
#oh : eislich ebenfo 1658. Das Subſt freise stf. Schreien 
7088. Weber die Erfcheinung des Drachen felbft ſ. Bd. N, ©. 14, 

165. in. 5150. in was getän di varwe. Das Partic 
Bat gar häufig, auch jegt noch, die Bedeutung eines Adjekt. be: 
ſchaffen, geftaltet. So wolgetän, perfectus. ungetän, alsö od: 
gas getän, wie getän welch. 2029. sus getänes miütes. 2114. 
mit sus getänen grimmen. 2827. sus getäne hötescaft. 

- 106, of Participialbilding zu Üf, hat Hier die Bedeutung: 
aufgethan, breit, wohl gemölbt, wie man das Gegentheil noch 
mit eng bereichnet. So vom Pferde Triſt. 0807. 

170. allis stnis u. ſ. w. Der Stun kann mır fein: er war darauf 
bedacht, daß er in allen Städen einen türdtigen ſtäten Muth 
oder Sinn zeigte. Es iſt dies eine Hauptfüchfich des Meimes we 
gen eingefchobene Zeile, die wohl durch die vorhergehenve Zeile 
veranlaßt fein mag, aber doch weder mit ihr noch mit der fol: 
genden genau zufammenhängt. 

M. büch heißt zunaͤchſ Bauch; doch iſt auch allgemeiner ber 
Rumpf darunter iu verfiehen. Es heißt 4533: daz houbit von 
dem bäche slüch. Daher fünnte man bier wohl andy befle: 
fein Numpf überfegen. vgl. 623, wu es Bauch heißt. 

178. beide ein gar oft 3. B. 986. vorfommendes Adverb; wir 
noch bis jetzt beides. beide — unde fowohl — als auch. ubir vouze 
unde ubir bein fcheint eine affonivende Redensart zu fein m 
gleichbedeutend mit über houbet und über vüeze von Kopf bie 
zu Fuß Iw. 183. Herb. Troj. 5590, 8567 hat: von der swar- 
ten (Kopfhaut) biz an daz swil Cöufohte), wofür gewöhnliäer: 
yom Wirbel bis zur Sehe. ze Zale hinab, 895. und oft, B. ze 
talewert,, vgl. 702. Diem. 218, 23 er sprenget ze Memes 
gert, cin ſubſtantiv. Kaſus mit Präpof. S. Hahn TI, 9. vgl. 


181. sik furenam ſich hervorthun, 
vos Im hä! Fee Mil vormdmen wir 66 200 Mel dehe eit 


485 


162. frumich nd. 741. 2894 (: kuniac). 4126 den frumi- 
gen. fonft frum. 616 frameclich. 

184. sinen mũt keren an einen, auf einen achten, wie sich 
an ein dine k£ren. vgl. 982. Das Prät. kärie (: harte) 1029; 
kärten (: erden) 8594. und außerdem noch 11 mal a. R. neben 
kerten (: werten) 1444. (: merten) 1818 und dem Inſin. kö- 
ren (: héêrren) 1945. 2076. 4023; dü keres (: &res) 4098 ; 
keristu 4101. Das Brät. larte fommt 195 und noch 11 mal 
a. R vor. Ueber die Länge oder Kürze bes Vokals vgl. Gr. Br. 
13, 253 und Ath. ©. 18. 

198. is darin. 

200. en fi. ein; jv 418 en fl. in. 

209%. pergemint gewöhnl. permint. 

204. roh dan, auch noh danne, noh denne zu der Zeit 
nod), damals noch. 822. 2349, 2958. 3130. 5580. heißt es dan- 
noh und ſteht bloß in der Bedeutung tum damals. Gleichbe⸗ 
deutend mit noh dan flieht 817. noh diu adhuc bis dahin. ©. 
®r. Gr. Il, 351. dannoh noch dazu 1872. 

210. gier ; wie der Sing. gie, 540. vie u. f. iv. beißen kann, 
fo der Blur. gien, vien. 1042. gien (: bezien). Zöne, im mhd. 
immer don, wahrfeheinlich Tateinifch gedacht. vgl. Ben. MW. don 
heißt in der Regel: die Sprech vd. Spielweife, der Gefang; man 
müßte alfo genauer überfehen: alle Weiſen. Wie hier t. ft. d., 
fo 6468 chören ft. mhd. kören. - 

ZU. rotten, ahd. hrotta. frz. rote, route; psalterium, 
decachordon ; ein harfenarfiges , flebens over: fünffaitiges 

"SInftrument, Mandoline, Biola. Otfr. hat harpa joh rotta. 
Davon das Verb rotten psallere, Oifr. gote rotön. Im 
franz. Alex. (S. Bd. II, S. 205.) heißt es von Olympias: 
ama hatpe, rofe et viele .et gige et cyfanie. vgl. Ferd. Wolf 
über die Leis u. f. w. ©. 244 ff. 

212. den sanc, gew. daz sanc, wie B. die feltnern Form 
daz gesanc hat. ' | 
- 216. B. hat Hier noch das ältere Gefchlecht der sunne von 
der manin. 

- 2. die Ast, auch 2923, welches die alte Sprache nur als 
stm. kennt. fcheint zuerſt im nd, in stf. übergegangen zu fein. vgl. 
Herb. Troj. 858. 7675. 8473. u. v. a. ©. Br. Or. HH, 515. 517. 

282. himel umbe geit, zunächft von dem Kreislauf ber 
Geſtirne, bier auf das Himmelsgewölbe felbft übertragen, das 
nach antifer Vorſtellung ſich mit ſäaͤmmtlichen daran -befefligten 
Geftirnen im Ringe dreht. 

289. stach ime ie list i. s. 8. für -staote, Hefefligte in 
ihm die Kenntmiß. 





456 


.. 284, veren veren, eine. feftnere Gorm, verje 6698. 
verge vom ahd. ferian fahren. Lepteres noch jebt — 
gebraucht. Uhland: Tells Tod. 

9. mit fene varn. daz gew£fen fulleftiv. v. wäfen. 
Das Berb fcheint die Bedeutung von verfahren, umgeben 
zu haben; ich kenne aber nur eine Stelle, die ſich ähnlich den⸗ 
ten läßt, in der Weltchronif: her (er) vuor duo mit gewelte 
Ci Rome sui so her welte. ©. Wack. &. 184,1. Bei Berthol 
ſteht: Die habent übel gevarn die haben thöricht gehanbelt. 
©. Bad. 2. 660, 30. vgl. 682. 4041. 

232. zö deme. z6 fteht hier in feinem urfprünglichen Ber: 
haͤltniß, das Ziel angebend; alfo gleih gegen. 

235. alsiz ime tochte. Das Präteritopräf. tügen, touc, 
tohte beißt angemefien, an feinem Plage fein; dann auch Fön: 
nen z. V. mir touc ze vliegenne ich kann fliegen. Die Ueber: 
feßung gibt Dies dur: in rechter Weife vollſtändig wieder. 

236. 26 dem swerte van. van intranfit. mit z6 zu etmas 
greifen, ſehr Häufig; gewöhnlich ſteht es mit ze ohne Artikel. 

er ze släfe gevie; und er ze sinnen gevienc; ze 
wlden vän. Mit dem Artifel: Buochir Mosis (hrag. 3 v. Maß⸗ 
mann: Biblioth. ber deutſch. Nationallit, II, 2. S. 236.) got 
zuo sinem werche viench ging an fein Werk. zuo dem muoze 
er fie griff zu der Speife. 
8 991. siege slän. 1550. 1628. Ueber ben Pleonasmus |. Gr. 
r. IV, 646. 

viant. Partic. Präſ. von ſijan haßen, wie friunt von 
frijön lieben, heilant v. heilan, välant Teufel von välen, fae- 
lan verführen. 

241. sinen vianden lägen. läge stf, Das gefauerte Sipen, 
Nachfiellung. Das Berb wird mit dem Gen. und Akk. der Berl. 
verbunden: hier haben wir ben Dat., denn ich glaube nicht, daß 
man aus B. sinen fiant aufnehmen darf wegen. des folgenden 
di. B. hat slagen, jedoch iſt das s, wie es ff eint, von Diemer 
hinzugefügt und die Hhfchr. hat nur vor 1 einen freien Raum. 
Auch der Sinn fpricht für lagen; im Freien liegen, auflauern. 

2. untwirken. unt = ent, wie untwenen = entwenen; 
auseinanberfchneiben, zerfireuen, zu nichte machen. Dazu gehört ant- 
wero stn. eine Maſchine zum Zerflören, das Arbeiten mit der 
felben, woraus dann unfer Haudwerk mit erweiterter Bebentung 
entflanden if. B. bat dwingen, wahrfcheinlich weil ihm das 
andre nicht, mehr gelkufig war. 

. zö den riteren: ebären. swv. ſich gegen einen bene 
men; no jet gebaren, W eg tefler. ine * 
338 "iz gebarit. Ueber d f. Ben. 
Wicberholung des unde wi und Bold ift bezeichnend für bie jr 





437 


angezeit von der bloßen Alliteration und Affunanz zum feften 

eim. 

244. zö diu daz zu dem Zwecke daß, damit. Auch Hier bezeich⸗ 
net zö das Ziel; in manchen Stellen erfcheint e8 wie unfer jetziges 
für oder auf 3. B. Herb. Troj. 2905 ein fride zuo einem 
halben järe; 9577 fride wart gegeben zuo kurzer zit. dis 
ift ber Genit. Inftrumentalis von der; fo under diu; auch beim 
Kompar. diu baz. 

245. einen mit grözen wilzen besten einen mit großer 
Weisheit ausrüften, nad) Analogie der Redensarten: einen mit mae- 
ren, mit bete besten. vgl. 161. 740 er bestunt sie mit genäden, 

246. ze dinge silzen zu Gericht fiten. Das Subſt. dine 
bedeutet zunächſt: Sache; dann Redhtsfache, ein dinc haben 
mit einem; ferner Gericht, daz meische dinc, auch meidinc 
das Maigericht. In diefer lebten Bedeutung kommt es in vielen 
Zufammenfegungen vor 3. B. büredinc, herbestdinc, merker- 
dinc Markgericht, tagedinc. 

248. von dem unrehten beschiede daz rehte , unterfcheis 
ben od: entjcheiden = ausfcheiden. bescheiden mit dem Aff. bes 
deutet fowohl, wie noch heute, Befcheid geben, als auch entfchei- 
den, 3. B. den strit. Unſre Rebensart ift feltner. Die Urregel- 
mäßigfeit mit den drei Reimzeilen ift ohne Zweifel dadurch zu 
entfernen, daß man 248 und 40 in eine Zeile kufamnenzieht, 
wie es in B. ftattfindet, Drei Reimzeilen finden fich 1359 ff. 2474 ff. 

250. Zantrecht allen bescheiden. Mit AFk. und Dat. einem 
etwas auseinanderfeßen, z. B. der beschiet in die rede sus 
Mad. 2. 200, 85. nü hät si mir bescheiden, waz der troum' 
bediute a. a. O 380, 28. lantrecht ift das alteinheimifche 
Recht eines Landes im Gegenfab zum geiftlichen und Schensreik 

251. den er is gunde venen er es zu Theil werden Yafjen 
wollte. gunnen — ge-unnen, ®Präf. ich gan, mit Dat. der 
Berf. und Gen. der Sache. vgl. 956. Man kann dies hier wohl 
nur fo erklären, daß es in dev Macht des Königs fteht, einen Im 
das Staatsverhältniß zu ſetzen, in welchem er nad) dem Landrechte 
gerichtet wird, alfo ihn zum Freien zu machen. ©. Ben. W. uns 
ter an. 1866. si gunden ime wol siner éren. . 

252. umbe daz Urſache, dadurch. 

. 256. Das nach Analogie von wohlgemuth gebildete ſtätge⸗- 
muth in der Ueberſetzung bedarf wohl Feiner Entſchuldigung. 
Das Subft. Muth in dieſer Bedeutung iſt uns entfrembet. 

257. durh in bey Beveutung um oder um — willen. durh 
siheinerslahte nôt 1854. ©. die Stellen Wad. W. Hier dem 
Preis bezeichnend. vgl. 860. ' 

58. geliegen. ge — gi — ga — go, aus ham, gam, 
griech. our, Eur, lat. com — urfpr. trennbare Partikel, kam 
vor jebes Verb gefeßt werden, um den Begriff der Thaͤtigkeit 


N 


438 
saucentrirenb in ſich abzufchließen, and) leife verſtaͤrkeud. liegen, 


liogan mit Dat. einen belügen. 

259. niemasne betriegen fönnte ber Aff. fein. So nie- 
manne si betrugit Mad. Lei. 247, 13. Uebrigeud 1130 nie- 
mannen Alf. niemanne als Dat. 1328: niemanne niht ne 
n6me. geviel niemanne 2492. entfchiebner All. si gesähen 
niemanne (:stimme) 4970. ih bringe niemanne anderen 
6189. gleich darauf: sagite niemanne daz 6210. Mit dem 
Dat. fteht betriegen. f. 1113. 

260. nah durh lieb noh durh beit weder um Lieb noch um 
Be, eine häufiger vorfummende aſſonirende und alliterirende Re: - 
ensart. 

861. gesmachen di wärheit, faufativ [hwächen. So Triſt. 
15326: sine fröude unde sine werdekeit daz er die swa- 
chen solte. - 

262. einem sinem meistere. Der Artifel vor dem Poſſeſ⸗ 
‚Ropronomen ändert an der Deklination bdesjelben nichts, z. B. 
thaz minaz bluot. 589. von einer siner untertäner diet. 
5572. üf einen sinen genöz. 

265. zme zuo sprah zu ihm ſprach. Im Franz. Heißt es 
freilich: de lui fust Alixandres mescreus et blames, woraus 

s jchließen, daß er die Lüge auch über ihn ſprach; jedoch liegt 
its in Feiner Weiſe in unſern Worten, Das nähere über bie 
Begebenheit |. Bd. II, ©. 19 ff. und befonders ©. 297, wa 

ertanebus, der aber exit lange nach Aleranders Geburt in das 
Land kommt und fein Lehrer wird. Die Worte: si le bouta 
aval flimmen volllommen mit den stiz er zetale. 

266. ff. Vgl. Anm. zu 84. 

269. 2 zwei Ak. Blur. in 2 Theile, mhd. enzwei, woraus 
ensgmei entüelt iR. Andre Beifpiele einer ähnlichen Ellipſe 1. 
1202. in dri geteilet. Herb. Troj. 1278, wir suln uns in vier 
scharen in vier Theile ſcharen. Del Gr. Gr. IV, 264. Amol. 
2, 5. duo deilte god siniu werch al in zwei. 

270. stüte stf. Das Geftüte, ahd, noch im 12 IH. ſ. Wack. 
. 189, 29. mhd. daz gestüete. In ber heutigen Bedeutung |. 

r. Gr. II, 827. Diem. Anm, 3. 189, 20. verfieht: eine Stute 
und überfegt: dar under wart ein ros geiragen , darunter 
word ein Roß verflanden; was mir unnöthig und gewagt feheint. 
Der Bucephalus war der Sage nach ein Abkümmling von ben 
menfchenfreffenden Stuten des Divmedes, die von Herfules be— 
äwungen und geraubt wurden. Nach dem franz. Roman wurde 
ed dem Bhilipp von ber Königiu Aegypten⸗ sel ide S. Bb. U, 
©. 208 f., wo wohl flatt peu de gemt die Lesart vorzuziehen 
iR; poi d’eage. Nach Pia. Kall. war es in ber Stuterei bes 
Königs ſelbſt erzogen. ©. Bd. U, ©. 18. 


139. 


233. irre Adi. verirrt, verkehrt, alfo ſchwer zu leiten; der 
irre Irrthum. 

14. gescafnisse stſ. Beichaffenheit, Natur, gewöhnlicher 
geschaft, ahd. giscaft stf. Geſchoͤpf, Schöpfung, Eigenichaft, 
auch geschephde, gesephte, wie B. hat, 

Das englifhe Gedicht, das auch ausführlich bie Geſtalt bes 
Roſſes befchreibt, weicht darin bedeutend von unfrem ab. 

286. allirvare, Gen. Blur. allerfarben. Das Subk. var stf. 
iſt Verfürzung von varwe ahd. farawa; wie schate von scha+ 
tewe, gar von garwe. vgl. Herb. Troj. 6470. Die vollfländige 
Borm 3405. 5150 di varwe (:garwe), Davon das Adj. var 
farbig, auch bloß geflaltet: B. hat al der vare. 

20. en Hinterbaden. auch guffe, inclinatio dersi. ©. 
Gr. Gr. 13, 158. Ath. B. 118. Rol. 159, 27. 195, 26. Trifl. 
6668, und 18031 auch im Dat. Plur; entgegengefegt dem büc 
Bug, welde Stelle manche Aehnlichfeit mit der unfern Hat und 
auch geschephede und offen (zu 168) darbietet. 

201. liedarten swm. lebarte. B. liebartes. ſtark beff. So 
auch 5404 liebarte (: harte). ©. Freid. 88, 21. scöne liebar- 
ten mäl 5330. - 

298. sö — ioh fowohl — als auch, fu — wie; gew. ich — 
ioh sder: sö — sö. joh und, auch; 685 ioch, 2315. jo. 6506. 
sviz joh 6668. auch als Betheuerung, wo es. mit Der Berneis 
nung jöne oder: jon, Jo en Heißt. 

204, [, mit ysine. B. iseren. Abj. iseninen 2120. 

206. vor den kunme. vor fi. vür; 448. 461. auch mit 
Dat. vor ime 1490. 

297. gelegenheit, aud; gelegene stf. eigentlich und figürs 
lich: Art und Weiſe, wie etwas gelegen uder befchaffen if, alfo 
mit gescafnisse zufammenfallend. 

298. namen, andy genamen nennen; ahd namön, die ältere 
Form für nennen ft. nemnen. Bei Trifl. 8169 ist genamet, 
6068. alle mit einem namen genamet and in Ulrichs Forts 
fekung 2853 die ist Jsot genamet, während 2351 und 2360 
genant. 

Bücwel. Bücifäle (:mäle); fo auch 847. 1341. 1572. 
Bovxedarog Stierfopf. Unfres Dichters Beſchreibung paßt freis 
lich fchledzt dazu. Pfend. Kall. gibt eine andre Erflärung, daß 
nämlich den Goffen ein Stierfopf eingebrannt gewefen fei. S. Bd. 

„S. 21. 

308%. betũn — bi - tün beithun, einfchließen. 

304. Lorste Präter. v. turran, Präf. tar Iapperv Muth 
peben; auch dürfen, welch” letzteres eine Vermiſchung mit durfen 
rauchen. tarmsan ifk wie kunnan u. f. w. eiu durch Ablaut ges 


440 


bilbetee Bräter., das. im ahd. ver Bräfensform ermangelt. S. 

Reimnig Leitf. S. 48, Ueber die Form tursten vgl. 968. 

305. nieman, man der. Da wan, (wen, wene, waäne, 
wen daz) in unferm Gedichte fo mannichfaltig gebraucht if, 
fielle ich hier nach Lachmann die wichtigften Stellen zufammen. 
©. Lachm. Nib. 1952. 4 und vgl. W. Grimm Athis (Jahrbb. 
der Berl. Ak. 1844. ©. 363.) 

_ wan (wane, wen, wene,) flieht: 

1) nur, bloß, ohne vorhergehende Negation. 470. wene 
ein dinc, des hän ih vil sveren müt. 1502. wen laster 
unde cumber, daz wesset in dar under, wo man aber au 
die vorhergehende Negativn dazu nehmen und verbinden kann: 
liezen si in ubir daz wazzer comen, si ne gewannen is 
niemer fromen, wen etc. 6296: wene ih sage dir eindinc, 
frage nicht nach deinem Tode, den fol Fein irdiſcher Mann 
wiſſen; nur das eine will ich die fagen. Diefe Stelle if um 
jo merkwürdiger, weil unmittelbar vorher (6295 f.) das wane, 
wie in c) und d) gebraudt ifl: ime ne wäre nmit deste 

az, wane alse er sturbe alden tach. _ 

2) nicht — außer, mit vorgehender Negation. 

a) ne vorher; 5002. unde ubir al ertriche — zist wen 
der eine. Die Negation wiederholt als Euflit. zu wan 
801: er ne weiz in anders neheine scult, newan si 
wären einem chunige holt. 

‘b) ein negat. Pronom. vorher: 3641. nu ne weiz nieman 
ander, wene got altirs eine (im $ilat. allis eine). 

c) niwit allein ober mit einem Adv. vorher: 7125: nm 
langer, wene zvelif jär. 4189: man »emac si nimit 
wunden, wen in den nabel under. 

d) ein negativ. Pronomen vorher und im zweiten Gliede ein 
ganzer Nebenfag 305: zö ime ne .torste nieman gän, 
wan der alsö hete (nicht were, wie Lachm.) getän; B. 
wan umbe den ez alsö was gelän. 3788: sine gerten 
neheiner geben, wen daz er si lieze leben. 2746: ih 
ne weiz dirs nit bezzeren Jdanc, wene alse du si 
hetis irsiägen. 6294. ime ne wöre nimit’ deste baz, 
wunne als er sturbe alden tach. 4679: wir ne häu 
ze verliesene niet, wene rehte alse man uns gesihet. 
4288. si ne scadeten niwit mer sider, wen daz si di 
‚frunt irträten. | 

8) mit daz. ohne vorhergehende Negation: 1164 si fuchten alse 
di wilden swin, wene dazuwit solde sin ir lebenes dö me. 
2587. er hetis gerne mer getän, wen daz in geviengen 
sine man. Aenliches mit dan 1313. Adte getär gehmbelt 
hatte. Lachmanns Veränderung in were ift unnöthig. 


441 


306. einem verteilen daz leben durch Urtheil das Leben 
abfprechen; einen verteilen verurtheilen; lip unde guot Rein 
1629. vol. Ath. S. 55; so got die sünder verteilet Wack. 2. 

23 


‚3. 

307. möse 3 Berf. Sing. PBrät. Ind. 928 möser. 2117 und 
2525. mösen. ft. muoste fommt noch dem ahd. muosa 
nahe. Im mhd. fann nur d. 1 Perf. muose heißen. Es hat bie 
Bedeutung von licere und debere. 

312. id, Hip stm. von libjan zuerft das Leben, dann der Leib. 
zelibe 5139. 

313. dlide. B. hat: wem des chuniges gewalt — — wurt 
fersalt. Das Berb Fommt von verseln, versellen ausliefern, 
von sal feierliche Mebergabe vor Gericht. Die Abwerfung des 
rn beim Inf. hat Lampr. Häufig; es muß wohl bialektifch, wie 
noch jet fein, denn der Rein Fönnte fein Hinderniß machen. st 
- (: bi) 315. anestare (: gware) 361. wolde were (: here) 
1888. 2391. Dagegen irweren ( : here) 2105. irwere (: mere) 
2247. getuo (: zuo) 2974. tü (: zü) 8554. teile (: heile) 
3762. läze 4717. geschine 5048.8& (: sne) 5153. wecke 
(: bette) 5315. st& (: me) 5128. handeliz = handeln iz 1484. 

315. derre viejer, mhd. dirre, was auch bei Lampr. vorfommt, 
ahd. deser in vielfacher Umgeftaltung, 3. B. bei Otfr. therer. 
2882 dere. 

317. noh diu f. Anmerkung zu v. 204. 

318. f. Muß wohl in der Weberfegung berichtigt werben; ich 
habe es anfangs fu verftanden, daß Alexander, als er zufällig 
nach Haufe gekommen, von der Botſchaft (scrift) des Gefandten 
gehört hätte. Das paßt aber weder zum unmittelbar folgenden, 
nody zu dem: dannoh ne heter nit vernomen. Ich nehme jetzt 
das heim quam allgemeiner: als er aus der Schule feiner Mei: 
fter an den Föniglichen Hof zuruͤckkehrte; dann hieße di scrift 
vernam er funnte gut die Schriften lefen und verfiehen. Man 
fünnte etwa überfeben: 

Als nun Alexander heimgefehrt 
Mar in der Schrift er wohl gelehrt. 

B. hat: algerihte er daz vernam, was für die erfte Ueber⸗ 
ſetzung ſpräche; jedoch fcheint dies nur ein Verſuch, das Unge- 
wöhnlichere näher zu bringen. Unſer Dichter fcheint hier das Ori⸗ 
ginal Lüdenhaft wiedergegeben zu haben. 

322. dannoh |. Anm. zu 204. N 

323. umbe daz ros in Betreff, wie 155 umbe sin gesihte. 

925. pälenze, phalanze, phalinze, B. palenze u. palize 
Platz aus palatium stf. gleich daz palas, das auch unfer Dichs 
ter bat. - 

326. Vestian. Im franz. Roman le dru Festion; bei Pſeud⸗ 


443 


Kall. if. es Dinlemäus, der auch in umfern Gedichte fiati bes 
Beil. antwortet. / 

Ä meien, weisen; ahd. weigan, weſon wiehern. sin 
ors begunde schrien unde ze waeijen sere ®igal. 1681. 

329. tubillichen für tabilicken = tobelichen; B. in siner 
thobeiht;, font fünnte es auch tubillicken —=mhd, tiuvellichen 
tenflich fein. vgl. 2839 sübel u. f. w. und Lit. 1356 von 
tuvillichen schunden. 

336. schilliä v. schellen zu hellen, fchallen zu Gallen. 

349. ff. wörtlich: ein befjeres bürfte nie in ein. Geſtüte ges 
fomsmen jein. bezzer it Abi. ohne Artil. gegan, bas ge gibt 
nach Hülfsverben dem Inf. PBräf. Die Bebeutung des Prüt. ©. 
Bad. W. s. v. VIL Die Ueberſetzung ift frei. 

357. gwalden, walden, walten stv. mit Gen. Gewalt haben 
über einen; dann auch forgen für. So: hiezistn is got gwal- 
den: behalden Wad. 2. 2347,17. 

smwes von swer ft. söwer kondit. ſubſt. Fügewort vor Kou⸗ 
hitionalfüpen: wenn irgend wer; aud noch sö Hinzugefügt. 
808, sver 30. 

mir Tan |. Anm. zu 307. 

Zwiſchen 859 und 60 hat B eine beveuiende Erweiterung, die 
in ben Lesarten ſteht. Sch will bier die Ueberſetzung beifügen: 

„Da Alerander dies vernahm, 

Nicht ſäumt' er eh? zum Ruß er Fam; 
Den Knechten ward yon ihm befohlen, 
Sie fullten ihm ben Schlüfel Holen. 

8 Roß wollt keiner ziehn aus dem Stalle, 
Sehr ungern gingen hinein fie alle. 
Drob zürnte Alerauder jach, 
Die Ihüre er darnieder brach. 
Ab hieß er ale davon ſtehn, 
Alleine wollt’ hinein er gehn. 
Als Bucival gegen ihn wollt toben, 
Und Nlerander ben Blick erhoben 10.» 

Ob das folgende sich erbiuote aller siner macht mit 
hluwen zufammenhängt, es entfchlug fi aller feiner Macht, ik 
mir zweifelhaft, erbluejen fann dem Sinne nach wicht in Bes 
trachte kommen; vielleicgt wäre erbluoete zu lefen, von erblägen 
zahm, furchtſam werden: es erhlüdete fich aller feiner Macht. 

361. anestare B. getrennt ane, begunde atarn itaer an- 
fehen, begunde Prät. von bigunnan, W. unnan, van dem audh 
günnen herfommt.. Bon Der neueren Nebenform beginnen ik 
Das Prär hegen 71. Es. wird wie wizzam als Gülfsuech wm 
bem Inf. ohne ze gefeßt, kommt aber auch ſchon im 12 Ih. mit 


443 


"365. unsitete es benahm fih nicht mehr wugefittet, tobte 
nicht mehr. Sowohl das einfache, als abgeleitete ahd. Verb. siteön, 
sitön, haben wir leider verboren; ſchon im mhd. if es äußerſt 
elten. Herb. Tro) 1953. unsiten toben; wo auch) unsite stk, 

tti stm. im mhd. 2079 u. a. vorkommt. ebenfo mit unsite, 
mit unsiten wüthend 54, 69 u. a. Mar. 133. dö die winde um- 
sitten begunden. Konr. 75b er begunde unsiten. ©. Freid. 2,21. 
Sn der Stelle aus Freid. er (got) vürhtet niemens unsiten 
ſcheint, mir das Subſt. im Blur., und nicht das Berb zu fein, 
wie Wal. W. s. v. angibt. S. Wad. L. 529,20, 

366. gedere stf. u. stn. die Art und Weife, wie fih Jemand 
benimmt, in der er erfcheint, vgl. 187. 1658. 2217. 3961. 4451. 
u, f. w. Man hatte die Doppelformen daz gebäre und gebaere. 
Megen des Neutr. find die Stellen unferes Gedichtes wichtig. Ale 
sta. ericheint es 187. 1658. 2582. 2827. 3855. 5309. 5512; uns 
eutjchieden 366. 2217. 3961. 4451. ©. Ben. W. ©. 148. 
Das unhöfliche Benehmen, unangemefine Aeußerung ungebere 
6040. Neber das Berb ſ. Anm. zu 248. 

367. gemone, gewon gewohnt mit Gen, fl. gewan zu wine 
Beliebter, wenen gewöhnen, wonen vertraut werden. 

Wie hier das Ruß fich gleichfam der Fünftigen Heldengröße 
Aleranders beugt, fo wird in einem bänifrhen Buche Carl Mag- 
nus, welches auch die fehöne Sage von Karl und Elbegaſt ent 
‚hält, als Karl mit Elbegaft beim Grafen Nemfrid ſtehlen geht, 
gefagt: Alegastus sellam equo imponere conatur, quod is 
non patitur; Carolo autem id faciente insiſtit eguus ul ag- 
zus. Dielleicht ift Dies eine dunkle Reminifoenz. ©. Hoffmanz 
Hor. belg. IV. praef. p. V. 

369. geweichen weich, zahm machen. 

373. degreif v. begrilen, umfafen, ergreifen. vgl. Anm 


u 302. 

’ 374. ellenthaft vgl. 1638. 2204 v. ellen, ahd. elljan stn. 
Die Kühnheit. 4155. manneglichis ellen- So hat B. zu 1651 
hiute si iver ellen schia ft. tugint, das A. gibt. 

376. marstalle B. gademe stn. Gemach, Berfchlag auch 
Haus. ahd. kadum, v. gitu verbinden. Für Pferdeſtall Fomnus 
nicht weiter vor. 6085 släfgadem. 

378. verdaget verfchwiegen, wird in manichfaltiger Konſtruk⸗ 
tion gebraucht; neutral felten, meiſtens tranfitiv und dann 1.) entw. 
bloß mit der Berfon im Akk. oder bloß mit der Sache im AfL, 
wie Bier, od. im Geu. ober 2.) mit Perſon und Sache u, zwar bei⸗ 
des im Alk. ob: die Perfon im AR. od. Dat., d. Sache im Ak, 
0%: Gen. In der paſſipen Nedensart (was Bew Romin.. und 
Partie nennt) wird entw. bie Berjon, der etwas verſchwiegen 
wird, nicht genannt, vd: in ben Akk. gefegt, +. B. ez ist si Bar 


\ 


444 


verdaget es if ihr nie weiß gemacht worden. S. Ben. W. vgl. 
Anm. zu 125. 

382. zehenzich, zehenzic, ahd. zehenzug; 1407 ‚zehen- 
zic täsint neben hunt, hundert, hundrit im ahd. u. mhd. 
hundirttäsint 1494. von zic Defade. B. unt zoh sines sinnes. 
Diem. 192,10 befiert sindes feines Weges. Offenbar find aber 
die Worte verftünmelt, zoh aus zehenzich, das auch zoch enden 
fann u. sinnes aus gesindes. 

384. zn vernam ihn wahrnahm f. Wal. W. Die gewöhnl. 
Bedeutung ; 322. 358. u. o. 

388. warf sih nıder ein feltner Gebrauch des Wortes vom 
ſchnellen Abfteigen. 
= 390. Es fcheint, als ob hier die Quelle noch etwas hinzuge⸗ 
fügt Hätte, was unfer Dichter-ausgelaflen:: er verfah es mit einem 
Zaume, denn bis dahin Hatte es ja feinen Zaum geduldet 872. 
Meder Pfeud. Kall. noch der franz. Dichter gibt es fo ausführlich. 
u a. breitele. bridel, britel Zügel. Ben. W. vgl. Gr. Gr. 

9 . 


395. Mhenden |. Ben. W. s. v. Il, B. 1. Im Sing. bi 
der Aende, behende bei der Hand, erfi im nhd. als Adj. ge 
raucht. 

397. verstän. Man muß ſich den Aff. ez dazu denken, es if 
bier tranflt. Es kommt auch intranf. vor, in der Bedentung: zu 
lange ftehn , und refl. mit dem Gen. etwas bemerfen, einfehen. 
©. Bad, u. Ziem. ®. 

398. sune, noch dem ahd. sunu, suno ſich nähernd; ebenfo 
2349. 5710. S. Hahn 1, 82. neben sun z. B. 34. 2300. und 
suon 5448. wie Wad. 2. 427, 87. 472,8. n.f. w. mnd. son 
Blur. sune 5374., weiches von sun u. sune fommen kann; 
6110 ir sunen Rom. Bi. ſchwach. - 

400. ger&t = gereit, bereit bereitet. ©. Anm. zu 92. 

404. getrümen mit Gen. der Sache allis gütes und Dat 
der Perf. a ich traue euch alles Gute zu, glaube. dü macht mir 
des getrowen. Wad. L. 286, 14 Mit an 1747. ne geträweten 
an sih selben neheiner manheite m&. Bloß mit Gen. 2139. 
des mugint ir wol getrüwen. Die Form geträwen gewoͤhr⸗ 
licher als trüwen. ih getruwen. Das mhd. wirft gewöhnlid 
das n (m) ber erften Bert. in der 2 fchwach. Konj. Des: Bei 
Lampr. ficht es noch Häufig. (Ben. W. unter gedenken bezeid- 
net dies n als fehlerhafte Nachgiebigkeit gegen den Reim) 3. 2. 
sagen ih 18. 1244. haben ih 34. 85. 149; ih geren 409. ih 
leben 445. 8581. ih clagen 470. ih fören 1710, ih dir sagen 
(:hahen) 2677. ih verwenen ( :lönen) 2680. jehen ih 8937. 
ih quelen 8706. ih gewinnen 8478. ih bereiten 6748. ik 
kunden (:sunden) 7056. 


' 445 


405. bũmen einen Drt oft befuchen, bewohnen, in vielfacher 
ſymbol. - poetifcher Zufammenftellung h B. einen pfat buwen, 
‚die ünde buwen, eine reise, daz himelriche, Diut. 3,401. 
einen tan ®igal. 151, 11. die werlt, die helle. Hier heißt es res 
gieren. ©. Sr. ®r. IV, 598. Ben. W. vgl. Herb. Troj. 14090, 
Statt läz üh I. läzüh. 

408. gemweren einen eines d. gewöhnlicher als wern. vgl. 
6135 3. B. du macht mich des niht wol gewern Wald. 2. 
8345, 8. 579. er solt in sin: (des zinses) dä heime wern; 
einen zum Herrn von etwas machen, etwas leiften, gewähren. 1263, 
dä gewerte si unser herre durh sines 3elbes &re. 1411. er 
wirt is gewert. 

409. des ih geren. eines d. gern etwad begehren, von 
einem 1410. zinsis von mir gert. 

412. z6 minen tagen ins Alter der Mündigfeit; nach dieſer 
Stelle war es alfo das 18te Jahr, bei Guido das 14te. vgl. Herb. 
Troj. 17388. do er (Orestes) zu sinen tagen was comen, 
und 18284. & er (Thelegonus d. i. Telemachus) queme zu 
sinen t., wo es 18295 heißt: er was alt funfzehen iar. Es 
heißt aber auch: ins höhere Alter fonımen, 3. B. 6931: er was 
so comen zo sinen tagen. vgl. Schmell. I, 434. Gr. Rechts⸗ 
alt. ©. 412. 

413. dihein, dehein, dohein, thohhein, ullus, doch ein, 
irgend ein und Fein., Sy auch sihkern das aber nur irgend ein 
heißt; es ift dem ahd. fremd, erfcheint nur in md, Gedichten. 
Gr. Gr. IH, 41. Ath. S. 22. z. B. 823, 920. u. oft. 4145. si- 
hein edele man. 6173. 6174. sihenime siheineme, Das 
Bräfir sih (sich) ift Dat. des Reflexivpron., enchitifch gebraucht. 
So deweder irgend einer von beiden, und feiner von beiden von 
dem comparativen weder zu wer, wie uter=quiter Kompar. zu 
quis, xOTEPOS-TOTEgOS. ähnlich wie ros, dih (de) ift dem nach⸗ 
gebildet ft. dir Gr. Gr. IH, 41. 89. Die Negation heißt: ne de- 
hein, nihein, nehein, nechein, nekein, kein, 

414. beginnen eines d. vgl. Anm. zu 361. 

417. I. dernider streben ft. der wider str. das zuſammen⸗ 
geſetzte Verb ift fehr felten und der für dir wäre hier das ein: 
ige Beifpiel. iht, iwit, ahd. eöwiht, iowiht, iawiht, ieht, 
Irgend ein Ding (wiht) negat. niht, nit, niwit., nuwit 6088 5 
ahd. ni — eöwiht. 

418. en |. Anm. zu 200. 

420. leisterliche=lasterliche 1777. lesterl. auf ſchimpfliche 
Weiſe. daz laster der Schimpf, die Schande zu goth. laian 
ſchmähen. Bei Lampr. äfter laster unde scande; laster unde 
cumber 1502. 1276. daz 1. dolen. 

424. där umbe f. Anm. zu 3233. 


“ 


446 


488. verkore von verkiesen etwas nicht erwählen, verwer⸗ 
fen; bier SEE. 8712. Ben. aller vientscaft han ih verkorm. 
B. wider churs, wo das s wohl das abgefürzte si Hl. gotis 
hulde si verkorn Wal. 8. 246,7. verkore if der KRonj. mit 
noch nicht eingedrungenem Umlaul ft. verküre; ebenfo gewunne 
fl. gewünne. Die Ueberfegung iſt nicht ganz genau. Hebrigens 
fommt diefer Bug auch bei andern Helden vor; fo bei Suhrab 
im perfifchen Heldenbuche. ‚ 

4839. aber, aver, ave ahd. aver, avar, afar 1.7 bw. d. 
Zeit: wieder; 2.) Abdverſativpartikel. 

439. nah riterlichen site iR der Dat. des Sing. ft. bes 
mhd. riterlichem. Lampr. gebraucht immer der site stm., wie 
e8 auch im ahd. und mhd. durchgehende gebraucht wird. So 
2977. Zampr. vermifcht aber die Rurfe und ſchwache Form; fo 
83077. nach deme criechischeme site, dagegen 2063 dos siten. 

431. geriten ». riten. Dan kann es in der Bebeutung ber 
sitten ne ‚wie e8 vorfommt Wad. 8. 368, 17. 396, 3. Aber 
riten heißt wohl zunächft: einrichten, wie Nib. 1815, 1. gesmide, 
daz man dä vor reit, das man vorher bereitete, ſammelte 
Braunfels überfegt zwar: um das man ritt als Gieg bes Spies 
tes, was mir jedoch zu kühn Scheint); Herb. 2541. riten unde 
machen. Daher ift wohl geeigneter zu überfegen: bereitet, 
gerüftet, ale Pleunasmus zu gewelent, wofür gewöhnlich gereit 
ſteht. Man dürfte auch ſelbſt das beritten nicht-eig. nehmen, da 
ja Alexander vefien nicht bedurfte, fondern nur: mit Roſſen und 
Hittern verfehen. gemöfenz eiklärt fich, abgefehen v. dem Subſt. 
gewefen 220., neben dem gewöhnlichen gewäfent 1:släfent) 
4820. gewäfinder 1080. (kiuudfanit Musp.) um fo leichter aus 
gewäphinit. Bad, 8. 191, 7. 

436. 56 er. entgegenfetzend: während bog, wie noch im 
nhd. in Verbindung mit doch. ©. Wal. W. s. v. H. 
kuninoriches der bloße Theilgenit. mit folgendem daz ohne das 
zegierende Demionftrativadv. häufig. ' 

438. gerün Infin. f. ruowen Wad. 2. 1025, 24 geras- 

nech gerun. 

499. unze aus unt nnd goth az lat. adz Hier Konj. bie. 

eine tugint Betän; bie einzelne aus ber Tüchtigkeit entfprins 
gende That. getun; das ge gibt nach den Hülfsverben dem Iufln. 
des Präf. den Begriff des Prät. S. Wald. W. s. v. ge VII 
:, 440. an einem kuninc muß heißen einen, benn ‚kuninc 

kaun nur MER. fein. Es liegt auch in dem Berb. eine Thätigfeit 
nach einer Richtung hin, wodurch ber Alk. ‚erklärt wird. 

,Ueber deginnen mit Ben. f. d. Anm. zu 861 und 444. 

443. getün flien fliehen machen, in bie Wucht ſchla⸗ 
gen, wie diu liehte sunne, diu dea winter wfichen -mot. 


447 


Mi. 9. H, 242. einen sihgen, fragen tuon machen, def er 
fingt, daß er getragen wird. In ber letzteren Bedentung von laffen 

. 098. 3748. 6819. Man muß fid in aus dem vorhergehen⸗ 
ven ime noch ehimal hinzudenfen. Oft iſt in zwei verbundenen 
Sägen das Brom. in einem andern Kaſus zu „fermliren, fo daß 
alſo eine Zufammenziehung flatt findet, Wie fe die neuere Sprache 
nicht geftattet. vgl. 815. 41447. 30083. beim Subj. 6217. Herb. 
Troj. 826: ich niht mag Melle mer gebieten Noch (mich) 
arzedige genieten. f. Fromm. Aam. u. nal. Ben. Anm. 3. Iw. 
3206 u. 458. Gödthe Nein. Fuchs 4,207. 

446. Nicolaus. Biend. Kal. nennt ihn den —S——— 
Alexander tödtete ihn Heim Weitrennen in Viſa dadurch, daß 
über ben vom Wagen geſtürzten wegfuhr. S. Bd. HH, S 3* 
Der franz. Dichter ‚Dagegen gi gibt, pen Zug nad Cesaire ger ben 
Zweifampf ausführlich ‚8301 ff; etwas verhindert (Kö⸗ 
nig der Duidier) der franz. Brofaroman S. Bd. II, 884; ebenſo 
das engliſche Gedicht, nur daß dieſes eine Einzeiheit aus der 
griechifchen Darftellung einfint, daß Nil. dem jungen M. ins 
Geſicht fpeit. S. Br. 

448. ze Össarcamı 1883, daz lant ze Persiam. lieber den 
Art. bei ze f. Wal. W. Faſt durchgehend wird der Dat. bei den 
Eigennamen gefegt. 3. B. ze Röme nad; Rom. 

‚der Ficken kunine. Nach dem Artikel und befonbers 
nad dirre finder fich im mh. auch die ftarfe Jorm bes Adj. 
970. der einer, %81. der siner ®en. felbit olme Art. 3178 
siner. 3489 der miner. di mine (:di sine) Blur. 4957. 5049. 
der süzer (Sm. BL. ver Süßen) stimme 5142. in der selber 
zit 6167. sine 8571. sinen Dat. Pi. 6673. die jone 6696. ©. 
Gr. Br. IV, 540. Reimnig ©. 80. B. hat der riche. vgl. 1080 
mit einer gewäfinder schare. 3143. dem richem. Auch noch 
mit e 3077. deme criechischeme. So auch ver Art. felbft mit 
e. 3555. 20995. 8797. 6001. deme. mit grözeme sinne 5777. 
micheleme gelfe 3900. dinere helfe 3687. dineme 6857. mi- 
neme 2741. sineme 2775. 2084. jegwederme 2561. mir ei- 
neme 1898, 

450. vaht ime den sige ane erkaͤmpfte an ihm ben Gieg. 
&u einem ane gesigen Wad. L. 429, 8. 562, 80. ane m 
einem durch die Partifel bedingten Dativ; wie wir noch fagen: 
einem an liegen. 

451. I. die crönen fi. eröne. | 

454. ungemile stn. mhi. ungemüete *%eib, Betrißnip, Er⸗ 
Sitterung. vgl. A vor ungemüte. 

6. ab, abe Praͤpoſ. weg von; abe comen mit- vrioati⸗ 
Dre Sen. von etwas losfommen. · So 915. ‚des sturmes 


448 


458. Clegpaira, die Nichte des Attalus, ber feib ein Schwier 
gerfohn des Barmeniv war. Curt. X. 7.8. ©. Droyf. S. 49. 
461. ginc stän. 2583. gen mit Infin. noch jest bei einzel⸗ 
nen Verben häufig. vgl. 631. 1342. des balles spilen ginge. 
6. her vater, gew. ift bei L. die Form herre, 3. B. 567. 
feltner höre, 2416. here (:€ren) 4104. junchöre (: were) 
5465. dagegen herren (:eren) 3558., wenn das Subf. allein 
ſteht, ohne ein andres Subft. Hier ift der einzige Ball einer fol- 
chen Verbindung, daraus mag die Abkürzung. entiprungen fein. 
Mebrigens gehört es zu dem Adi. her und ift aus heriro zuſammen⸗ 
gezogen. nl. here 3. ®B. Karel If, 1444. 1452. onsen here (: sere). 
467. &R hän, vft neben ih haben vgl. Anm. 3. 404 ;.®. 
411, 472; fv auch ih stän, gän, län; ih Zün Reimn. $. 29, 
45, 46, 47. 
470. wene ein dinc f. Anm. zu 305. 
471. tragen das n in der 1 Perf. Sing. ganz unrichtig ges 
braucht und wohl nur durch das clagen im Reim hervorgelodt. 
415. di guten. Maßm. hat güte. Hſchr. gute. Der Schrei: 
ber hat bier ein dem v ähnliches n über das e gefegt, gerade 
fo, wie 6467. bringe. Das Adj. nimmt im ahd. u. mhd. in 
der Regel die Endungen der ſchwachen Deklin. an, wenn ein 
adj. Pron. od: pronom. Adi. mit Kafusendung vorangeht. Reimn. 
$. 69, 2. Ausnahmen ſ. Anm. 3. 449. Im weibl. Gefchl. hat 
aber der NEE. Sing. im mhd. ein 2. Beu. W. ©. 2738 hat 
guote gefihrieben. vgl. 543. die selben -veste. Bei Lampr. 
ſchwankt auch hier ſchwache und ſtarke Dekl. Wie Hier if das 
Adi. ſchwach Roxanjen di scönen 3835. (:di cronen). zwei 
sö herlichen scaren 3109. manigen helt güten 1148. mit 
manicfalden ziere 5808. manicfalden wunder 6913. farf: 
Tyrum di here stat 1049. Auch wenn die Ani. ſubſt. ſtehen, 
findet diefe Schwanfung flatt. 3215. di jungen. 3222. alse 
di alde (:gezalde). 3850. di armen unde di riche (: ge- 
liche). ®ewiß if‘ dieſer Wechſel durch ben zwängenden Reim 
bedingt. ©. Gr. Br. IV, 535. Auch fleftirt und unfleftirt neben 
einander. 8892. veiz unde grözen. 4275:76 di künen wigande 
unde di türliche recken. 4558 di veige (:heide). bagegen 
2236 di veigen. 5676. manige gröze slange, gröze unde 


lange. 

477. ubirhür. hür stn. der unerlaubte Umgang. Ob das 
nfammengefehte Wort vielleicht von ſchon Berheiratheten ge⸗ 
raucht wird, da es einmal neben einander vorlommt? S. Ziem. 
W. s. v. huor. _ 
. 480. gefromit dieſen Rath verfhaft hat. fromen, mahd, 
frümen, frumen, tranfit. vgl. Gr. Gr. IV,697. So 4566: rw 
mete sulh wunder. 1665: manigen svertis svanc. 6475. daz 


449 


sefromen Dagegen intranſ. mit Dat. einen näplidk ſein. 866 
in gefromen. 2329 f. mit Ben. niemam: swlhis: nit ne fromit 

2# starme: noh ze wige. 5532 hianen: gefrumen. 

481. ze. uusiulen. Dat Gegentheil von ze staten. state, 
stf. beqwemer Ort under Zeit, gute Gelegenheit; bef. im Mur. 
gebraucht; fo unstate unbequeme Lage, Hälfalofigfeit. ze gr 
amst. ©. zu großem Leid gereichem. 

482. Zysias wird be Pfeud. Kal. der Bruder der Klespar 
ka .genannt. ©. Bd. IE, ar Bei Lambest heißt ev Jonas 

484. brüt vgl. 504. Gen, brüte Braut; Heißt wohl and 
Sie zehn Gemahlin und. das Kebsweib;, ab man aber, wie 
Ben. W. es thut, gerade diefe Stelle als befonderen Bernailt für 
legtere ar Malin anführen foll, mödkte ich bezweifeln; denn us 
von einem uhiehür gefprochen wird, kann nichts bemeifen, da je 
hier der Erzaͤhler wieder ſpricht. Der Vorfall ereignet fir beim 
Bochzeitsfeſt, wie wir and Pfeud. Kall. und auch aus der Ger 
ſchichte willen, bie Verbindung war alfv. noch nieht vollzogen und 
Kleopatra noch eine Braut im eigentlichen Sinne. 

408, smeliche. Was er ſprach, fehen wir aus: Pſeudi Kall., 
der ſich hier ziemlich teen an bie Berichte gehalten; mar war 
Gier der Oheim Mitelus der ſprechende. S. Droyſ. ©. 49. 

406, des mohter gerne Aabın endorn. enbern mit Sen, 
ein: tuanfit. Berb, zu bern, (bir, bar, born) gehörend ,. burchaus 
verfchieben in der Bedentung von unferm entbehren. bem heißt 

hf: eine: Richtung. nehmen, wachfen:, treiben; enhern alfo: 

: außer ber Richtung halten, ohne etwas fein und wird in; Bes 
jahendem nud verneinenden: Sage, mit und: ohue Abv:. gebraucht: 
Bier heißt es: weg wünfchen vgl. div schande, der er vil 
gerne enbaere Iw. 171. und si heten germe der geverten 

orn Paſſion. 28, 67..— 538, er des zinses wewiht wolte 
andern ne entfchlagen. vgl. den umfaſſenden Artikel bir in 


nn svär Abj.. 6920. neben. swäre — swaore. 472. 396% 
gl. Ah. ©. 24. u. Herb. Top OSB ugl. das Verb 
svorn 23, wonach die Anm. dort zu tilgen iſt. 

408% Dblachmäl. stm. Ziem. W. Nielloverziernug. Nieten, 

rzplatten ſind Metallplatten, weichen eine Zeichnung einges 
graben wab: mit ſchwarzem Schmelz (nielle) ausgefüllt wird, eime 
Kuuft , die der: — — ssraudging und' von ben Golb⸗ 
fpusieden des 15: Ih. be 8 geübt. wurde: Ob aber ſchon in 
fo: früher Zeit dieſe — * tward, iſt zu: bezweifeln. Ziem. 
führt. eine merkwürdi ans Wilkr. an: goldketena im 
wume (ft. vermeil das im Feuer vergefdrte Shen, roth wie 
ein Wurm; lat. vermiculatus bunt gewürfelt) wis geblachmälöt 
mit silbere und Schmell. gibt für blachmäh: ep plumarium 

Alexander⸗Lied 1. 


450 


bant geſticktes Werl. Man follte in unfrer Stelle nur an Gravi⸗ 
zungen überhaupt benfen. 

496. resen fi. risen ®rät. von risen, reis Blur. risen =. 
zirn, empor und hinab getrieben werden; fallen. kele swf. 
ahd. cela lat. gula zu ysAaio jollte im Alk. kelen heißen. Lampr. 
miſcht noch Häufig Schwache und ftarfe Dekl. 

497. rede stf. lä gewöhnlicher Imper. im mhd. für läg; 
Plur. lät. für laget. 

498. üf di tabelen. swf. 5444. 5796. Nom. tabele 5748, 
ver ir tabele stf. 5828. mnd. für tavele. Ueber vie verſchied⸗ 
nen Formen u. Kürze u. Läuge des a vgl. Anm. zu Nib. 559,4. 

490. sin gröze zorn. Rach ben Poſſeſſivpronomen folgt das 
Abi. bald in ſchwacher, bald in ſtarker Zorm, im mhd. und ahd. 
vgl. 922. sine liebe wicgendge. S. ®r. ®r., 12, 568. 

504. in andırhalb, adv. 2109. 4296. in andirhalf (mnd.) 
von halbe swf. Richtung, Seite; auf die andre Seite. So ın 
allentbalben, u. f. w. Rudy ohne in 3. B. 4469 beidenthalp, 
‚ bagegen 4474 in beidenthalben. 

505. dane das ne fehr oft angehängt. nekeiner gäbe li. 

das Adi. bedeutet hell tänend; unter Gabe faun Hier uur ver 
fanden werden: was von Berfchiednen .gefeiftet wird zur Erhöß- 
ung der Feſtfreude, namentlih Mufif, wie der folgende Bers er: 
Härt. Die Ueberſetzung wäre baher richtiger: ed warb da fein 
Geſang mehr lant. 
: Ich möchte jept auch anders interpungiren: hut, spilemaa. 
viel; und fo verbinden: da wurde Fein Gefang laut, nirgenbe 
ein Spielmann. Denn, ba es alfo kam, daß Philippus zum Doben 
fiel, gerietö Alexander in Zorn u. f. w. Durch die bier vor viel 
eintretende Lücke ift der Zuſammenhang nicht ganz ficher, denn B. 
Bat 504-506 nicht und beginnt 507. mit unt also der. 

nieren, 4179. 42324. 6223. nierne 3458. ieren 1045, 145%. 
8505. niren 1003. neren 6710. nirgends. zufammengefegt mü 
ie, ahd. iowergin, S. Hahn II, 102. Bergl. Herb. Troj. 10113. 

508 — 805. Ausfüllung der Lüde in A.aus B. ©. 
die allgemeinen Bemerkungen über B. in der Cinleitung. Da es 
fhwierig.. wäre, in Hinficht "auf Grammatif dieſes Stüd ber 
Vorauer Handſchrift zu beurtheilen, ohne auf die ganze Hank: 
ſchrift Rückficht zu nehmen, dies aber zu weit führen würde, fo 
begnüge ich mich mit dem, was das Berfländnig erleichtern fans. 
Für die Kenntniß unfres Dichters würde ohnehin nichts gewonnen. 

An dem Tert derfelben Habe ich daher auch Feine Beſſerung 
verſucht und nur hier und da bie zu auffallende Schreibweife der 
der Straßburger Haudſchrift angenähert, das Mebrige in die Anm. 
verwieſen. 

514. /reiste = vereischete. 


451 


J 


-  bequam. bekomen stv. fommen, gelangen. Es hat nicht bie 
im nhd. gebräuchliche Bedeutung. war wohin, swar. wo irgend 
bin, dar dahin, von wer und der. S. Hahn II, 95, Zu 

516. /u0 == dö. ‘ ” 

sich eines d. gemäzen fidy euthalten; er nahm fich in ber 
Sache zujammen, bewang fih. vgl. 751. 2 ; 

518. Zei im heil sin bein. Gr. Gr. IV, 595 führt die Res 

densart heil tuon nicht an. Jedoch läßt ſich wohl heil auch ale 
- bj. erklären. Nach Analogie von einem bekarit, kunt tuon 
ettew. fönnte man annehmen: er machte ihm heil, d. i; gefund 
fein Bein. @ine verwandte Stelle hat Boner 47,43: er zöigt dem 
hirten sinen vuoz dar umbe, daz im würde buoz und hei 
an sinem vuoz getän, wo freilich heil als Subft. zu faflen ift, 
was hier wegen bes Akf. sin bein wohl nicht angeht. Bielleicht 
wäre hierher zu ziehen: die täten ir mit smaehen worten 
alsö heiz (: sweiz) Meliur. ®r. ®r. IV, 983, wo tuon auch 
machen heißt. - u 

519. in ein zuſammen. 2473. 1294. B. hat nein. vgl. die 
ganz ähnliche Stelle von der Familie: geslahte, daz in ein 
geziuhit Wad. 2. 251, 39. Pſeud. Kall. (Bd. I, 29.) Hat zwar: 
er führte file zu feihem Bater; aber der Sinn ift hier vffen- 
bar: ex brachte fie zufammen, verfühnte fie. vgl. 1294. 

brät ft. bräht. 

524. burch z Anlonid. 2131 stat ze Theben, Das ze 
bezeichnet den Punft ‚des Verweilens; bei Ortsnamen oft für unfre 
anfhanung überflüffig, 3. B. stat ce Röme. Wald. 8.200, 8. . 
1, 1. Ganz überküäffig 6450 erfür ze staten unde bur- 
gen durchzog Städte 20. 20; wo es unmittelbar vorher heißt: erfür 
velt unde walt. Bei Pfeud. Kal. (Bd. I, 30.) heißt die 
Zeftung: Methone; beim engl. Dichter (Bd. 1, 416.) Mentana 
and Mantona; in welchem lebteren Antonia zu finden wäre, 

525, füre SKonj., wie näme, und fpäter gezugen, betrugen: 
sd, ahd. sär alsbald, habe ich hinzugefügt; sän (:getän) 2141. 
527. die rede habe ich als nd. Form für raete genommen; 
jedoch fönnte man. auch rede die Reden (vgl. 497) beibehalten, 
Es bezieht fich offenbar auf die Empörungsaufchläge. Meber rät 
tũun vgl. Iw. ©. 82. di disen rät mir täten. Barlaam 35,11 
Nib. 997, 4. _ | 

528. sezmanne, gew. sezliute von sezman; die Leute, die 
ein sezlöhen haben, d. 5. ein Lehen mit der Bedingung des 
perfünlichen Aufenthaltes darauf. Zu 

‘529, reiten. = redeten. vgl. 588. ©. Hahn L 63. wie 
leite = legte, seite = Segte, sagte, 

592. Desäten B. besahte. 449 hat B. ensaht für ensazt; 
alſo fände besaten für besazten, besetzen wird auch in bey 


29* 


458 


Bebentung: vermachen (im Bellamaıte) bei: Siem. angeführt. Der 
Sinn wäre: daß ſie fly an den anfchlöffen,, der früher der Herr 
derfelben war. behaben, behaupten. 

6535. sin erquam, B. erchom. erfchrad. vol: undirquam. 
Das: Berb. wire: gewöhnlich als refler. mit si fonfirnirt und dem 
Gen. der Sache z. B. des ircham ih mih. Wad. 2. 127, 18; 
wohl a intranfit. Es müßte hier heißen sih des erquam. 

538. nie. sih besenden durch Aufgebot fich rüften. 2047 
Abdirus sih besante näh iren holden. Sonſt gewöhnlich tranf. 
einen besenden. & 1884. 2083 dö besanter sine man. 3867 
nu. salta dih besenden näh dinen mennen. ) 

540. gie. B. Bit, was ich nicht zu erklären weiß. SO—41 iſt 
mir unverſtaͤndlich 

Was if wesr? Auch Haupt (f. Diem. 196,6) weiß Feine 
füchere Bofferung. Er gibt: ſanf werbe zehin zeh d.i. fuͤnfmal⸗ 
hundert, Ueber werbe, malf. Ziem. Die Ueberfeßung beißt alfe: 

Heldenvolf zu ihm noch Fam 
An die fünfmalhımdert Mann. 

508. einen sturm Tün, wie criuze, rät, val noch jebt. 
Bel. Anm. zu 489. 440. umd 518. di clage tün 2316. den t#t 
tan. 2488. di rede tün 4075. eine wunde tän- 4528. 

543. die selben veste. Ueber selben vgl. d. Anm. zu 471 
767 die richen burch. 

544. Ze lante in feine Heimath. So ze lande varn in bie 
Heimath zurüdfehren, en lant zu Haufe, von lande aus ker 
Seimath. ellende in einem andern Lande zu goth. alis ander. 
f. d. Anm. zu 4559. , 

Bei Dfeud. Kall. (Bo. IE, 30) gewinnt er durch Ueberredung; 
beim engl. Dichter (Bdo. II. 416). wird der Kambf ausführkich en 
zählt. Die Stadt wird verbrannt. 

546. vernement. Die 2 Berk Pur. Indik. Konf. und Im 
perat. im Praͤf. u. Praͤt. wird in einigen ahdı u. mhd. Schriften 
nt fl t gegeben S. Reimn. S. 3. Im Schioeizerifchen findet 
ſichs noch jest. 640 gedenchent. 1184 rätent, 3070. 4780. läzent, 
mugint ir 2199. wollint 4380. wellent 7008. Konrad von 
WBürzburg, ein Franuke Hat bas fränk. und mhd. ei; er fehrieb 
für Herrn v. Thieroberg in Straßburg den Otte mit dem Barte 
and lebte wahrfcheinlich in Straßburg; da nahm er das elfäſſiſche 
en an; er flarb: in ber Schweiz, daher Hat er auch das ſchweije⸗ 
riſche end: Bal. Haha Dite mit dem Barte Cinl. n. v. 318. 

551. }. Dariö. | 

588. Daniel. ©. Kay. 5,81. 6. 8, 5 fi. Der Widder A-Dur 
rius, ber Bd he: hlinde ; 3 aha behau⸗ 

sfr unte au r heißen. Im Be das 
Adi. als Appofli. feine Deklin., im mid. wird fie. feiner und im 


458 


nd. füllt fie weg. Bel. 686 fuerte in lemptigen. ©. Rein. 
70. 4211. iz müz dä ligende bliben. Bgi. Anm. 3. Jw. 53. 

557. dezench kann nur eine verderbte Form für bezeidhönte 
fein. Diem. beflert: beweichenet: Annof. 207 bezeichinöte, 

558. galt. gelten vgl. 566 eig. zurũcerſtatten; hier begahlen, 
946. in Daries gewalt fann. man nehmen: da ev in Darins 
Gewalt war; zu Zelten könnte uur Dariö gefegt werden. Bel. 
: ande gulden ein herte widergelt 4571. 1013 der iz mit dem 

kbe galt. ’ 

563. sal wäre sagen wahrlih, in Wahrbeit. Kamp. hat 
gewöhnlich zewäre zvären oder vor wär. Es Tommt aber ſonſt 
auch wär sagen vor f. Wad. L. 106,3. 136,16. B, hat zal ft. 
sal. Diem. befiert ze al, fo daß alſo sagen die 4 Bert. wäre; 
doch ift mir ze al were nicht bekannt. | 

564. al.gerihte. gerikte stf. zu reht Richtung, Grabheit, Als 
Adi. heißt es bereit, wie gereit; ald Adv. grade, ſogleich; 
beſonders mit al verbumden z. B. 1522. 785: sie quämen al- 
gerihte zuo- des chuniges gesihte. - 

565. zu6 der boten gesihte, fo daß es die Boten fehen 
fonnten, vor. 

- 566. des zinses er newiht galt. gelten vegieti den Ak, 
n. Det. 3126. Der Ber. von newiht regiert. Bal. 055 den ains 
gelten. Dagegen engelten mit Gen, vgl. 611. 654. ’ 

568. anderes Gen. in anderm. 

571. zinses an uns yesan. gesinnen mit Gen. der Sales; 
um etwas nachſuchen 3. B. 2445 Ohborinthia sines frides gesangs 
dann an einen-g. ihm angeht. Hier find beide Konſtr. verſchmol⸗ 
zen. Wir haben noch: einem eiwas anfinnen. 

573. üzer. Außer üg kann üge fliehen, üger in der Beben: 
tung aus, wie hier, felten. - . 

576. an der stunt, auf der Stelle, zu der Stunde. 999. 
2234. an der standen (:hunde) 6873. stumt wird in wielm 
prapoſitionell⸗ ado. Ausdrũcken gebraucht, um ben Zeitpunkt gu bes 

schnen. Zür an der st. fiehtgew. an dirre st. oder Af ders 

gl. 706 ze der stunt. 897 dA zestunt. 5822 zestunden (: stum- 
den). 6748 an disen stunden. 6996. an der stunde (: grunde). 
Bel. Anm. zu Flore 5662. Auch kommt das Nov. ander stunt 
zum zweitenmal, nochmals vor, wie stumt überhanpt in Verbin⸗ 
dung mit den Grundzahlen mal bedeutet z. V. dri stunt. under 
stunde zuweilen 5876. 

577. ses ft. si es; es if wohl ez zu leſen, da immer bee 

Kit. ſteht; B. Hat eig. ish, Ä 

. ir herren. ir Gen. Blur. es Perfonafpron. Das Poſſeſſto⸗ 
pron. ir if erſt im 14. Ih. allgemein geworden und noch zu Aafung 
des 18 Ih. fehr ſelten geweſen. Man muß alſo Hier überſegent 


PP — 


> 


. 854 


oorum domino. ©. Hahn 1., 111. dagegen 830 ire stat, 8 
ire selede.. 958 iren walt. - 

578. enbern |. Aum. zu 490. 

579. solt in sin wern ſ. Anm. zu 408. 

580. mit alsö getäner mäze. mäze stf. = in solher. mäze, 
noch jebt:.dermaßen. Mau follte einen neuen Sag mit daz er⸗ 
warten; übrigens darf man nur nach mäze ein Komma ſetzen, 
dann iſt: er solte etc. ein vertanfchter Sap und es wird ride 
tiger zu überfeßen fein Dermaßen oder nämlich, er follte 
ihm fein Haupt laffen. 

. 583. riuwich traurig von riuwe stf. und stm. Schmerz, 
Traurigfeit Vgl, 2013 räwech neben frö wie Hier. . 

: 584. des libes genäsen wit dem 2eben davon kamen. gene- 
sen wit Gen. vgl. 628. der wunden. 

585. verdmwäsen exstinguere vernichten. Wahrfcheinlich if 
e8 eine verderbte Form für verwäzen, welches intranf. eig. ben 
Geruch verlieren, dann zu Grund gehen heißt, tranflt: aber zu 
Grunde richten. S. Sprachfch. 5,280 ff. 

586-605. Diefer Zug wird Furz erwähnt von Pfeud. Kall. 
(Bd. I, 31 Stadt in Thracien), von dem franz. Profaroman 
(Bd. II, 885 in Armenien) u. weitläuflg vom engl. Dichter (Bd. 
IL, 417 in the Est); der erſte läßt die Stadt durch Ueberredung 
unterwerfen. 

588. riet. B. hat reiht. Grfteres: was man. für Ratbfchläge 
machte von Seiten feiner Mannen ; leßteres: was man fagte von Seis 
ten u. ſ. w. was benfelben Sinn haben würde, oder über feine Mannen. 

589. von einer siner untertäner diet. Ueber vie Ber 
Bindung des Artikels mit dem Poſſeſſivpron. fowie über die ſtarke 
Del. des legteren f. d. Anm. zu 262. untertäner if bier als 
Adj. Fr betrachten. - . 

: 890. von sinem manne iſt Appofition zum vorhergehenden; 
ed iR unter dem manne der burgräfe 599 verfanden. 

91. einem eines d. lönen einem etwas vergelten. 2679. 
unrehte entiv. Adv. auf unrechte Weife od: ft. mit unrehte mit 
Unbanf. der ist mir ungelönet 2676. . " 

892. der er mit in habe gangen ift mir unverſtändlich. 

+ 599. si heten.z’ ein anderen gevangen. Wenn man z’ein 
anderen als Sache nimmt, fo möchte Die Redensart: zuo einem 
d: v. etwas beginnen, hier anzumenden fein, fo daß es hieße: 
fie Hätten etwas anderes angefangen. Uebrigens ift bie 
Hebensart zuo einem v. eineu umfaflen auch vorhanden. 

594. ummäze mider in stellen, ummäze stf. die Maß⸗ 
Iofßgfeit, hier wohl @ewalt. umm. stellen, wie mert, wunder, 
gewalt, ungebaere, Gewalt gebrauchen. . Diem. überfegt: fie 
wollen Hußerorbentliches gegen ihn aufbieten. 

597. der stolze man deit. stolz evel, hochgeboren: wie es 


455 


der Edelmann oder Ritter oft thut. Es if nicht Alexauder gemeint, 
wie die Ueberſetzung glauben laffen Tönnte. Ueber deit f. Anm. 
n 147. Diem. 198, 3 bat tumot gebeſſert, aber auf Haupts 
nrathen det wiedergenommen, weil im Beifpiele od: in ber 
Bergleihung das Prät. wohl ſtehen Tönne. B. hat freilich. auch 
in der Stelle 147 nicht deit, fondern teoht: stet; fonfl könnte 
san wohl deit lefen. 
601. die quoten er drüf erliez. guoten habe id; ergänjt. 
einen erläzen gew. mit Gen. d. Sache: jemanden wovon freis 
lafien. Bol. Anm. 3. Iw. 8131. ' 


.er ft. ir. 

607. merör ahd. jedoch nur felten erhaften z. B. Diem. 
82, 0. 171, 9 erorn; 210, 23 eror; 223, 7 argoren; 827, 6 
sterchore ; merre mhd. neu gefleigert von dem Kompar. mer 
eines Adj. defeft. —- begagent ahd, wie B. auch gagenwart hat. 
S. Diem. 380, 16. " > 

607. 7. Der Top Philipps. Nach Bfeud. Kal. (Br. II, 31 
#.) gefchieht die That im Diympifchen Theater bei einem mus 
fifal. Wettſtreit, dem Philippus präfldirte; nach dem franz. Proſa⸗ 
toman (Bd. Il, 385 fi.) in offner Schlacht bei Egea; Olympia 
wird in einer Burg eingefchloffen ꝛc. Nach dem engl. Dichter 
(Bd. 11, 471) handelt Olympias im Einverftändnig mit Baufanias. 

Pausanias. Ueber den wahren Berhalt f. Droyf. ©. 52 f. 

6ll. ze stede 1. ze siede mnd. von stat, Gen. stete stf. 
Drt, Stelle: auf der Stelle. ze stede wäre glei ze staete 
für immer, was nicht fo geeignet fcheint. | 

engelten mit ®en. ber Sache: büßen. vgl. 557. 566. 654. 
er iſt Pauſanias. 

614. lie ft. liez, zine Verkürzung, dem gie 540 nachgebildet. 
* 703 verlie. S. Reimn. ©. 56. A. hat ſolche Verkürzungen 
nicht. 

618. 1. näch fi. näht=—näh. Uebrigens könnte näht auch 
für nähet ſtehen, das bei Ziem. u. Schmell. 2,668 und noch in 
Steiermark für nahe vorkommt. S. Diem. 198, 18. u 

dar=dä er wo er. 

622. stiuphaters. stiufvater, von stiufen berauben. 

623. büch f. Anm. zu 168. Bor stach fehlt in. 

626. Zemptigen fi. lebendigen; auch lentig. Diem. 216, 15. 
dan si.ime lemtigen brachten. Es ift befonders öftere. Form. 
So: swer den andern wundet an lem (leben). ©. Diem. 
Anm. 198, 24. Die Blerion des Adj. it noch ahd. vgl. 522. 

628. der mımden genas vgl. 584. " 

629. giench. B hat -geinch, wie überhaupt oft ei fl. ie z. B. 
reif ft. rief. 

6323. oil 3 Perf. Sing. au wilt. ©. Hahn I, 73 f. über 
die Anomalien der ſtarken. Konjug. 


4546 


092. wei = iwit, iht. 

633. dich rechen. rochen mit AH. der Sad: etwas 
tweiben, ein Unrecht beftvafen. Auch WER. der Perf. das Une 
das einer Perſon zugefügt ift, beftrafen d. i. fe rächen. 
32754 manz reche an sinen hals unde au sin Ib. 2194 an 
dag rechen, 2036 stre rach er simen zern rächte fly vafür, 
daß man ihn zurmig gemacht. Das Reflex. gewöhnlich, 3. B. 

636. ummanegen — unman. nidyt viel, wenig; kurze Zeit 
nachher. 

639. erhaben. d. richtige Form für unfer unrichtig gebildetes 
erhoben. ©. Reimn. ©. 24, . 
ze chunige abeerbial, daher Fein Artikel, 

640. wous ft. wuohs. 

641. daz er. Das er fehlt B. 

642. sin riche berikten d. tft reht machen, als Serrfder 
ordnen und regieren. Annol. 486: daz her- diu lant birehta. 
3863 daz lant berihten. . 

647. einmuote, auch einmuot und einmuotec, einnrkthig; ze 
nöte zu feiner Noth d. 5. zu feiner Hülfe. Vgl. Ruol. 187, 32, 

048. herre, unfleltirt, 651 und noch öfter in B; aud ala 
A. Bi. 3218. Alf. Sing. 3822. (:söre) 83730. müßte ınhd. 
herren heißen wie 8557. Das zum Subſt. erhobne Adj. wird 
ſchwach deklinirt. S. Reimn. ©. 90. Bgl. Anm. zu 461. 

bitene, 423 beiten. Der Reim leiten follte auf eine verbexbte 
Stelle fchließen laſſen. | 

649. her leiten das Heer führen. Das Subſt. ift gleichem 
‚adverbial, daher ohne Artikel: zum Kampfe ausziehn. 

51. gedenchent vgl. 546. 

655. I. keiten = gelten. Ueber gelten, engelten vgl. 568, 611. 

659. swer da mil etc. San; gleichlautend bei @ffeh. 63,65. 
Quisquis ex vobis voluerit, tollat arma ex palatio meo. 

661. won sch vgl. 467. rät tuon einem eines d. wie jeßt: 
einem Rath toiffen für etwas, verfehaffen. ’ 

663. bestén intranf. Stand halten; mit mir hängt nicht vom 
Verb ab; einem besten 1373. 

664. ZEl == ten. 

670. mit genäder kommt in B ſchon einmal zu 406 vor, 
wo A. hat froweden unde ouh selicliche. Diem. 192.22. be 
merft, genäde heiße wohl aud) Ruhe, Gemach. z. B. lat si mit 
genäden Nith. XXX. 30,3. Bel. d. Amn. zu Iw. BE, Hin 
möchte aber doch die Gunſt des Himmels, alſo Gnade gemeint 
fein. Ebenff! 740. Wohl faun man 815, 4018 und 6488 mit 
snäden mit Frieden überfetzen. Vgl. 6486. 

671. sö we f. Hahn II, 112. 

673. !. hervart. 


ir 


457 


674. was me. Das Mi. als Praͤd. eutbehrt Ahon 

mı ahd. und mhd. —58* der Flexion; hier fiudet fie in der 
— Form or Die Verbindung wit dar ‚zu möchte fchiwers 
lich weiter zu finden fein. 

616. ze Chriechen nach Griechenland vgl,]49, Im ahd. wers 
ben frembe Ländernamen gewöhnlich latein. deklinirt, deutſche mit 
dem Zuſatze lant, richi; im mhd. haben die fremden Ländernmumen 
gewöhnlich romanifche Form und find indekl., Die deutfchen werben 
umſchrieben. S Reimn. ©. 79. Macedön — Maced onjam, 

682. sine herzart varen öfter: fie machten feinen Zug wit, 
Dal. 229. 4041. 

6863. Aelfe, ahd. heifa neben hilfe, ahd. hilfa stſ. übrigens 
felgt 686 das Berb. ze helfen. 

trö Drohung; miete Sold, Belohnung. So im Annol. mit 
deön unti mit geheizan vom Teufel. 

688, suem daz versmähle,. versmähen intranf. — 
erſcheinen. daz versmähet mir das iſt mir geringfügig. Vg 
Bad. 2%. 472,18. 480,30. versmaehen ift das tranfit. Verb vers 
achten; bei £. versmähen vgl. 828. 

690. Erhäft frommend, tuͤchtig vgl. 708. 

sin geröte scuof orduete die Zuruſtung. B hat gereige und 
Diem. fest dafür gereite das Pferdezeug. | 

691. hub? sieh üf heben heißt: ſich aufmachen. - 

692. sines hers bie Zahl feines Heeres war 70,000, 

tisent ift geroößmlich indefl. Subft., kann aber au, wie zuwei- 
len im Lampr., wann es allein flieht, defl. werden, S. Reimn. S,%. 

694. Tiez, fehlt ez, oder si. 

uber. ein ende. ende in der Bedeutung: Theil in der Res 
kensart! des endes in eam partem bei Im. öfter. ©. Ben. W. 

698. tele- sie swergen == suerigen. ahd. suerjan, mhd, 
swern. Ueber swern tün vgl. 440. 

69. daz fann man auf en ganzen Gedanken beziehen oder 
auf Sicilien lant. 

102. se ialewart vgl. 174. 

708. sich verläzen an die swert, gewöhnlidger ſteht Gen. 
der Sache, dagegen an mit NEE, oder zuo mit Dat. der Perfon. 

705. erhafte Ehre erweifend, ehrerbietig; auch wer Ehte 
hat. Me cha hubisch unde eehaft, 0737 küne unde £rhaft, noch 

€ aft. 

Ms. ze gegene, zegegen, Wal. 2. 243, 21. gewöhnt. enge- 
gen, ingagen, 1497. 1700. ingegen 2945. ingegene (:de 5 
nen) 4051. u. f. w. S. Hahn II, 106. Während in der . 

‚ tie im hd. immer, der Dat. dabei ſteht; ——— 8078. *— 
ſich auch einige Mal ber IT. 2945 den 
gegen si. S. Ne allgemeine Werwecholung von Dat. ı u. —* 5708. 


458 


706. ze der stunt vgl. 576. 

710. pfellel, phellel ein feines Banmtollenzeun; 8721 mit 
pelle. 4871 u. 6879 phellil; baher‘ phellin 6363. pkelline 
5016. gemme gemma @belftein. 

4. me — dancnaeme, was man niit Danf-an 
nimmt, angenehm. - 
der = dö er. 

Pfeud. Kall. (Bo. I, 37) bringt ganz kurz die Fahrt nad 
Sirilien und Rom nach der Schlacht am Granifus. Die Römer 
geben ihm einen koſtbaren Kranz. Der engl. Dichter erzählt fehr 
ähnlich mit Lampr. S. Bd. II, 418. 

718 : zuo Africanö. Diem. will zü den Africanen lefen, 
was aber ſchon der folgende Sat nicht erlaubt. Es ift aber auch 
eine Aenderung nicht nöthig ; warum follten wir den naiven Did: 
ter aus dem Land, von dem er aus feiner Duelle gehört, nicht 
einen König machen laſſen? Ueberhaupt finden ds in dem 
Borauer NAlerander fo kühne und gewaltfame Kürzungen, baß 
dieſe Stelle uns nicht Wunder nehmen darf. Gerade bier beginnen 
diefe Kürzungen. Dem Schreiber fiheint die Geduld ausgegangen 
zu fein bei Darftellung der gehäuften Eroberungen. 

720 rei£ zug; denn riten wird vft von Kriegszũgen gebraucht. 
vehi, ferri, vom Schiff; üf wegene. . 

' 2 einem sicherheit tuon Kaution leiten, Treue geloben 
vgl. 518. 

183. er fl. ir. vgl. 742. 6675. Die Ueberſetzung muß hei: 
Ben: gar wenige von ihnen zogen mit ihm, (vgl. 730) da fie im 
Kampfe mit den mächtigen Römern waren. Es darf alfo reit 
nicht — redete genommen und er auf Alerander bezogen wer- 
ben. Die Daritelung des Jul. Val. bat midy verleitet, es anfangs 
- fo zu überfeßen. Dort (Bd. II, 236) bittet ihn Karthago um 
Hülfe gegen die Nömer, er weiſt fle aber ab: quod boni Car- 
thago consuleret, si aut melior hostibus foret aut potiori- 
bus praecepta dependeret. Ich glaubte diefen Sinn mit dem 
unfres Dichters vereinigen zu fönnen durch Veraͤnderung bes 
täten in bäten; doch ift die Konſtr. dagegen. 

: 124. in ummuot male dispositi, feindfelig gegen; ift hier 
jedenfalls fehr eigenthümlich angewendet, | 

wider. B. wir. Diem. beffert ubir. u 

127. Meridien lant wohl Libyen; doch wird es überhaupt 
ſchwer fein, die Länder für die verfchiebenen Namen heraussufin- 
ben, da fie oft fo bunt Durcheinander gewürfelt find. 

130. fehlt die Reimzeile. 

.- I8L. si ne chömen = quämen fe kämen denn oder wenn fe 
nicht fämen, fo... 867 si ne wordin ime undertän. 1298, 
3869 iz ne t&te der kuninc Salemön. ©. Wal. W. ne I, e. 
Bol. Lei. 233,%0. und d. Aum. zu 1217. 


459 


134. langer wären länger ausbleiben. Vgl. waer er iht 
langer gewesen wäre er länger ausgeblieben. 

137. Bgl. 564 f. 

140. einen mit genäden besten einem Gnade ungebeihen 
laffen. Bol. 245. 

142. er = ir vol. 723. 

144. stifte. B. stiften: Diem. viell. = stifte in. Bgl. 5979. 
 gestiften roub. anrichten 6395. . 

146. der wer. ervarn durchziehen. 

147. neheine wahrfch. ausgelaffen stat: gezalt. 

149. 1. Babilönia ; audy Bahylön fommt vor. I. wit R. wiht, 
wie auch die Ueberſetzung gibt und 797 ſchou gebeſſert ift; groß 
und weit wird ziemlich auf denfelben Sun herauskommen. 

751. gemäzen sich zuo einem fih mit einer Sade 
mefjen = gemezzen. 3. B. ein dinc Im andern geliche gem. 
Eine andre Bedeutung |. 516. In ähnlicher Bedeutung wird ges 
braudt: sich zu gegaten 1679: der ne mohte sich hi zö 
niht gegaten. Ebenfo 50%. S. Ath. ©. 23. 1346 zö in ge- 
vallen. 3041 der zö ime gestunde. 3124 ne glichen 
20 niet. 

Die Reimzeile fehlt. 

752. Gapadotia als Stadt genommen; welchen er wohl ge⸗ 
meint hat? 

754. Pede welche Stadt? 

155. ne wedere. weder Kompar. v. wer uter wer von bei⸗ 
den; ne weder neuter feiner von beiden; bier noch deflinirt 
wie im ahd. vgl. Reimn. ©. 100. \ 

761. 1. Zete 

760. fi. Diefen Zerförungszug hat weber Pfeud. Kall., noch 
eines der im 2. Bande ausgezogenen Alexanderbücher; im Gegen 
theil berichten die jüdifchen Bücher nur Freundliches. 

766. Das Komma nad) Zabulön zu tilgen. Ze gehört noch 
zu di r. b. und vertritt die Stelle von störte, ift auch gleich 
dem vertretenen Berb bekleidet mit dem Akk. S. Wald. W. tuon II. 
wo Stellen angeführt find, 3. B. alsö tuo ouch du mich ft. 
löse mich. ®ad. 2. 278,11. Ebenſo 769. 4547. 

767. die richen burch. Weber das n de3 Adj. weibl. im 
Akk. des Sing. ſ. 471 und 548. 

IT. miselsuht stk. vom mitteflat. „misellas, Ausfap, hänflg 
im armen Heinrih. S. Wal. L. 324, 

174. Judeis Diem. will riätig di leſen, weil ſvaͤter 
chriechis für ſteht. Bgl. Hahn I, 85. 

176. dä wohl daz dA bi st&t. 

178. al biz. al Adv. ganz und gar, verſtaͤrkend; man Fönnte es 
auch zu dem vorhergehenden sö nehmen, als6: da Rritt durchaus ıc. 


400 


181. alle flektixter Nom. Sing. weibl. oder müßte es für das 
Adv. al-fichen. Tas Adv. alumbe fommt häufig vor. . 

7182. müre stf. Mauer. 

383. I. geworht fi. gewobrt. wirken, würken, wurken 
ahd. wurchan, Bart. PBrät. ahd. gewurchit u. geworht, machen. 

185. devangen. bevan mit Aff. umfangen. 795 bezogen 


überogen. | 
86. morter, mortaere, mörter Mörtel. 

787. mehte auffallend; bei Lampr. immer mohte. 

189. solte si daz guot vertüren. mih vertüret ein d. if 
nd. == mich betiuret eines d. es iſt mir zu fuftbar, es Dauert 
mic B. bat auch ben’ Gen. der Sade, zu Zeile 1104, bie 
in B. mit müre endet if bie Zeile gefügt: er lie sich es 
nieuht ferturen (Diem, 208, 10). " 

190. Malen ». hein stv. geheim halten fparen. 

791. täten malen ſ. 440. 

1%. gemüsel überzugeu. 1071 di gemöseten Steine, von 
muosen, läzit uns welben eine kluft mit edilin marmirsteine, 
mit golde gemuosit reine Dint. I, 19, vgl. Ath. ©. 78. ge- 
muoset unde gesmelzit Servat. 530. Ob es mit muos Speife, 
Brei, od: mit müschen zerreiben zufammenhängt? In ber Stelle 
1071 müſſen die Steine die der Schwibbogen fein; 5757 nber 
wird von Diefen gefagt: wären mit golde ubirzogen. 

197. hof der von der Ringmauer umgebene freie Plag vor 
dem Haufe, der Burg, Hier anf die gauze Stabt übertragen. 

808. newan f. 508. 

804. I. waren. 

805. ein ander vgl. 6193. S. Ben. W. 

806. zörim 5154. 4661. fl. zö in. 4806 zözuns. zösin fl. 
zözime 5225. ©. Dad. W. | 

807. hiez atnen knechte. Ich habe nach der Hanbfchrift 
knechte flatt des durch M. eingeführten knechten bergeftellt, 
wodurch die Konſtr. des Verbs gewahrt wird wie 879 u. o. das 
gegen Dat. 4691. 5505. 6678, vgl. Gr. Gr. 1V, 629. Die Ueber: 
feßung muß demnach heißen: und hieß feine Ritter, ihnen fagen 
und mit Eruſte fie befragen. Fur sinen fönnte man entw. sine 
ober di sinen (wofür aber auch di sine (:di mine) 4057.) le 
fen. Jedoch 894 auch türlichen helide. Auch 1673 sunder 
gewunten unde siechen ifi die fchwache Defl, ohne vorheege⸗ 
benden Art. od: Pron. 2842 vil manicfalden wunder, 

808. æo kuninge, Das 26 iR undentlich in der Hundſchrift, 
e8 kann auch ze gelefen werben, wie B. Sat, was in die abe. 
Redensart befier paßt, wie 52 ze kuninge gewan. Außer wi 
Medensarten ſetzt Lampr. oft auch zö 5 DB. 837 25 Alcxmmdr, 
wo M. ze gefchrieben hat. 


461 


814. in mit &ren geben. geben swv. Imperf. sebete, 
ahd. gchen; unterfiheiben von geben stv. Imperf gab, 
ad. geban. Jenes heißt: befchenfen und wirb entw. bioß mit 

at. verbunden 3. B. er gebete zeriste der junchvreuwen 
aller bezzeste ex befchenfte zuerſt die allerbeſte Jungfrau. Wad. 
2. 178, 1. oder mit Dat. und mit 3, B. her gebite sinin hol- 
din, mit pellir joch mit, golde er beſchenkte feine Getreuen mit 
Ffellel und mit Golde. Wack. 2. 184, 13. 

815. ift mit dem vorhergehenden Sage zufantmengezugen und 
man muß das Obj. im AFFE. si hinzudenken: und fie in Frieden 
laffen. vgl 443. &benfo 6068. mit gnäden mit Frieden vgl. 670: 

817. 08 si vgl: A18 ob ich. oh. ahd. ibu Dat, adv. von 
iba stf. Bedingung, wenn, im Borberfaß oft gebraucht tm 
ahd. u. mhd. ibu, Christus auur got ni uuari, si Christus 
deus non est. Wack. 2.32, 18. 

des nit ne wolden. Db der Gen. des von wolden vder nit, 
welches fubftant Kraft hat, abhängt, kann zweifelhaft fein. Grimm 
führt nur eine Stelle an, wo entfchieden bei weHen der ®en. 
fteht. vgl. Gr. Gr. 1V, 656, über niht 952. 

820. ire siat. Man möchte ir lefen, wie 848 unde ir stat 
zebrechen. vgl zu 577 ir herren. Jedoch 893 ire selede, 
Man muß alfo die Flexion des ir ats nd. betrachten. So irm 
herre. 3730. iren heimlichen rät 1185. ire porte 2088. näh 
iren holden 2048. von irem lieben herren 4024. 

824. 1. dar tn. B. da inne wie die Ueberfegung: drinnen. 

828. sin niit nerkanten. B, bechanden. erkennen mit 
Gen. in derfelben Wortwerbindung, aber mit anderm Sinn 2261, 
Soll man ihn von niht abhängig machen: denn fle erfennten 
nichts von ihm. d. 5. ihm gar nicht an? oder ſoll man es in die 
Analogie von versmnen ziehen? 

830. gerne hier ungewöhnlich: bereitwoillig:. 

831. sin neforhten. Weber den Gen. f. ®r. Gr. IV, 671 
1, ahd. ME der Perſon; die befürchtete Sache aber, auch im 

Jen, mhd. die Perf. gewöhnt. Akk., aber auch Gen. Gr, macht 
den Unterfgied, daß das Verb. mit dem Gen, mehr intranf, Na⸗ 


tue fei, wo wir Präpof. gebrauchen. Unfre Stelle ſpricht nicht 


für Diefen Unterſchied; zu bedorften muß sim ergänzt, werben, 
ze nihle. zu gar nichts, in Feiner Weife. Alg refler. mit vom 
2545, f. von diesen . , worten, . . silı irforhte,. 

84t. eniboten. en = ent oder in, beides bei £. gebraudit; ent: 


bütit 6374; au) em 1404 emböt, ent läßt gern fein Z weg, - 


namentlich vor 2. ober iſt es das tonlos gewordene in, ahd. in- 
piotan, inbizan, inprinnan, inprennan. Graff 3,75. 229. 806. 
308. Auch vor v oder f. 1962 enfienc. 839. 1911. 6369 entfienc. 
S. Hahn II, 153. nembeiz 1554. Hehntic geht vor b ımb m 


462 


das n in das weichere m über. umbewert 3943. ummere 4083. 
6056. zummäzen 3625, weßhalb auch umäzlichen 4071. in um- 
mäzlichen aufgelöf. 
842. roten uud röten roth werben. Gr. Gr. 13,150. 170. 
844. sime 3ſ3. = sineme, j 
.. 845. an den leben stm. minen leben 1712. Als stn, 306. 
8231. Schwanfungen im Geſchlecht finden fi: 
daz lcben 306. 2273. und o. der leben 845. 4128. 1712. 


daz lebent 2254. 2301. 2528. 3670. 418. 
6149. 6184. " 
daz gebere 187. 1658. 2582 di gebere 366. 2217. 3961. 
und o. 4451. 
daz anesihte 6003. di anesihte 2452. 
der mäne 216. di mäne 3224. 


der palas 3381, 5362. 5284. daz palas '3547. 5620. 5736. 
5754. 5768. ungewiß 88657. 


der sper 4152. 6223. daz sper 6513. | 
der naht 4624, di na t fonft immer. z. 8. 
4821. 


di brütlöft 3905. wohl gleich dem ahd. brütloufti; die Form 
ein brütlöfte 3854 fcheint eine Verwechslung mit der ahd. weibl, 
Form zu fein. daz brütlöft 3839. 3846; weder im ahd. (Graf. 
Sprachſch. IV, 1120) noch, foviel id) weiß, im mıhd. ſachlich vor: 
fommend. — der smerze swm. 5104. di smerze stf. 5179. 
852. w& hier fi. war oder wä hin, welcher Gebraud zu: 
weilen vorfommt. Bol. Iw. 1720. Hahn II, 96, 

, 853. ir misheit täten. Der yprovinzielle Sprachgebrauch in 
Mittelveutfchland ſetzt noch jetzt thun für legen, ftellen, brins 
gen mit einer adv. Bellimmung ber Richtung: 3. DB. iu ben 

chrank thun; wohin haft du das gethau? In obiger Rebensart 
" würde man bringen anivenben. 

854. in versmäten = versmähten vgl. 688. 
855. mil siner craft mit feiner Heeresmacht. Vgl. 1086. 
856. Zräht 969 u. |. w. Das Part. von bringen ohne ge im 
mhd. Regel; ebenfv funden, comen 323, 3690 ; dagegen unge 
wöhnlich liden 4958. 

‚859. wes si.. menen. 4060 wes wänct. goth. und ahd. 
hieß es hoffen. mit Gen. mhd. existimare meinen, gewöhnlich 
mit Konjunktionen, feltner mit Gen. Bgl, Gr. Gr. 1V,660, 

. 860. durk waz Z3weck. 2495. So durh daz damit 2139. 
5639. vgl. 257. - ' 
. 865. in gefromen intranf. vgl. 480. 

866. in unrehte comen zum Schaden gereichen; schedeliche 
S. Ziem. ®. 

867. si ne vgl. 731. 


468 


874. verhingen felten = hingen verfläckt, zu Tode hängen. 
Weber die Konjug. vgl. Gr. Gr. 12,935. Hahn I. 58 I. 58, 8 

875. daz mere üz quam ausfommen, noch jetzt provinziell 
für befannt werden; dagegen die Mebensart mero comen — 
2523. In andrem Sinne 1006 herausfommen, hervor; davon 3152, 


882. 1. schire. 


884. dise mere, ebenfo 2081. Plur. vgl. 89, wie oft im 
mhd., woraus dann das weibl. Subft. entflanden, welches erft 
Sehr fpät gebräuchlich wird. Oder follte “ hier fchon ſo gebraucht 
fein? dise wäre nicht entgegen (Bahn I . 113). Dagegen 2095 
vernämen daz me£re. 


865. zr were, wer stf. Verteidigung und Bertheidigungs: 
werf, propugnaculum; hier eher erfleres: fie ordneten die Ders 
tpeldiaung an. 

889. danc tragen |. Gr. ©. IV,604. 

893. wern mit akt. etwas vertheidigen. 

selede, selide, 4376. abd. selida, selda zu sal. 547. Wohn- 
fig, Haus (Salhof, der alte Kaiſerſiß in Seantiunt). ire vgl. 820. 

894. tirlichen helide. Ueber das n vgl. 80 

895. —8 1745: 1982. 1985. 1098. 31 16. und vuhten 
1163. 1171. 2519. u vählen 1939. 2168. 2227. 2572. 3445, 
4448. 4588; vgl. Ath. S. 18. 

898. tüsunt (: ze stunt). 1526 (:stunt); außer dem Neim 
8028. 3171. düsunt 962. 1537. tusant 1829 (: gesant); 6363 
(: gwant). 1847. 1845. außer dem häufig Züsınd, düsint, aber 
nie im Reim; ebenſo Züsent 683. 

... 899. mwile (: vile) Indik. fl. wil, noch an ahd. wili erins 
nernd. Ebenſo 5531. 3884. wilih 2539. ih wille 3035. willih 
1018. er wille 7014. 3352. (vgl. wil 3351). 1394 (vgl. wil 1392). 
er williz 2366. Neben dem gewöhnlichen ih wil, er wil. Außer: 
dem fiehe-auch o für e in der Einleitung. Ueber sver sö vgl, 357. 

900. vide noch alterthümlich aus ahd. filu. s11. 1140. 

901. Alexandris heris; der Gen. heris von vile regiert, der 
Artrel fehlt wegen des vorgeſetzten ‚Al. obgleich. er auch dann 
gewöhnlich ſteht. Vgl. Ben. W. 317b 

902. unden stf. ahd. unda, mhd. ände, lat. unda. Diefelbe 
Schilderung. u verflärft 1158 f. Aehnlich: wart daz mere al 
ein blüt 1 Noch ſtärker 1986: daz di sunne nit ne ge- 
schein, wande si ne wolde belüchten niht den mort, alsus 
fähten si vort, unze di holede güte wuoten in den blüte 
vaste biz an di knt. 

. der nint der. Das Demouſtr. der wird oft nach Dem 
Susfl. ale Wiederholung des Artikels geſetzt. 1722. 1744. ©. 
Den. W. 814 In ähnlicher Weife wird nach dem Subj. noch 


- 


464 


einmal er in dem naͤmlichen Babe gebraucht. ar. 68. 
Ben. W. 488. e N 


986. !. Borsaa. 

903. in den bichen. Der Blur. heißt gewühulidh di buoch; 
büecher fchrint fpätexe Yarım.. Bal. Ben. W. 

908. di aller meist. di ft. der welcher vgl. 3560. 

reizet if das nhd. reisen, aufregen. 

915. des sturmes abe stän;, der yprivative Gen., wie in: 
sich abe tuon eines d. vgl. 456. Gr. Gr. EV, 678. 

918. habe stk. Hafen, feltnere Bedeutung. Trift. 889, 

919. ob ich vgl. 817. . 

921. sinen scade für scaden, denn scade iſt swm. wie MM 
des ee Pol. 498. er —* 

gröze follte entweder gröz grözen beißen. 

922. sine liebe wtegenöze. Weber die Harfe Deil. bes WE 
nah dem Poſſeſſivpr. vol. 499 gensz stm.. 

28. zimbermannen. Ueber vie Dekl. von- man vgt. Rebmm. 79. 

980: was an sinen willen ft. sinem. Dieſelbe Berwechsiung 
bet in- vgl. 6516, 

931. gefulte. Das ye gibt auch dem Brät. den Siam bes 
Bing. vgl. Wal: MW. ge. IV. ©. au 330 439, 

9323. sin ebinhöe, nd. gew. ebenhoshe stk‘ eine Belange 
tungsmafchine. Parz. 206,1—4: ir obenhoehie unde ir mangen 
Swaz üf redern kom gegangen, }gel, katzen in den. graben 
Die Lundez fiwer kin dan wol sehaben. vgl. 979 driboc unde 
mangen Ebenhoch uf siulen langen, Igel, katzen, pfetzsere 
Swie vil iesliches waere, üf Gyburge schaden gewoehrt, des 
het si doch zemäze ervehrt ®illeh. 111,9%—14. Ebenlinehet 
katzen, mangen mügen ir dä niht erlangen. Mſ. H. (Burkari 
v. Hohenvels) I. S00 Wo- Herb. Troj. 14138. 

933. Aurmen:, 1067. 43% und 4379 turme (:starme). t184 
turme (:zurne). b. Troj. 1794 tora neben turme. 

9. Elf A. Zikf. Es war vom Schreiber Platz gelafien 
für den gemalten Buchſtaben, daher kam dee Irrthum mit. Zilif. 
Be figreidt immer eifif 3. B. 19223 und eiliſto 6910 (mie 
eiDilt,),. 

946. Berchfride stellen errichten. Ucher das Berb |. Er. 
OEr. IV, 668. derchfride, 979. 1044. berevrit ober bervrit, st. 
und stm. mi. redus, aft. berfreit, ein hölgerner Thum 
Die allgemeine Bedentung ik Turm, entw. 1) ein hoͤlzerner, 
auf Rädern deweglicher, bee zu Belagerungen diente, ober von 
@lefanten getragen wurde; 2) ein zur Vertheibigung gebauter 
ſteinerner Thurm. Er konnte allein ober in eine Burg chen; 
Eeinere Burgen beflanden oft nur aus einem bervrit und. einem 
ummauerten Hofe. ©, Ben: W. mo fülſchlich eleubo ſteht. Guy 


465 


v. Wal. 10740 turne, berchfrit unde aerker. Ebenſo Parz. 
183, 25: wichüs, perfrit, aerker. Herb. Troj. 15934. 42) 
bercfriden, fonft immer Ratf. galt vgl. 658. ein dinc gelten 
wider einen ihm etwas abtanfen. 

947. Hyram. vgl. Chronik. 2, 2. Da if Hyram od. Huram 
König von Tyrus. 

50. ze zimbern. zimber stm. Bauholz, im engeren Sinne 
. für Häufer. kielen Schiffen, der Theil fürs Ganze. Das Berb 
zimberen eine stat 2460. 

952. gefülen = gefiulen. 

957. f. si ne tmalten von twellen; ebenfo (wein twaln, 
twälen. stv. u. swv. verweilen. Man erwartet den Sinn: fie 
(die Araber) zauderten nicht länger; wie foll aber dann di iren 
walt falten abhängig gemacht werden? Daher habe ich in der 
Ueberfeßung si auf das. folgende di bezogen: fie durften nicht 
länger bleiben und an ihrem Werk arbeiten. Es iſt dies wohl 
nicht richtig Jedoch weiß ich mir nicht anders zu helfen, wenn 
man nicht den Satz di ıc. abhängig machen will von cin phant 
si in namen, was nicht weniger hart wäre. Vielleicht ift zu leſen 
delten, was. allein hier paßte. 

959. unsamfte. samfte 498. samfter 5982. gesamfte 3389; 
immer mit dem älteren m. 

966. daz ander näml. here, das übrige; oder man müßte 
teil fuppliren. 

967. beval; 972. 8739 bevalch. bevelchen, bevelhen u. 
bevelen. Schon bei Boeth. pevolen ift das ch weggefallen, es 
iR ulfo nit nd. ©. Wal. 3 142, 16. Der Ausfall des h ver⸗ 
bürgt im Reim auf quelen 37086. 

068. tursten (: fursten), ebenfo 1192; außer dem Reim 
1218. 1516. durste 24823, 2670. Sonft immer das gewöhnliche 
torste (: furste) 2670. torsten (: fursten) 1869. 2295. 2554. 
3748. 6481 und oft außer dem Reim. 

969. hatte eine fwätere Form für häte, hete, S. Hahn 1, 75. 

970. der einer ver Art. mit flark fleftirtem Adi. ober Pron. 
vgl. 448. ©. Ben. W. 817 ». 

Glatte? Perdiz Berdiccas. 

972. mit stner hant auffallend: B. in die hent. 

982. kärter an d. kären tntr. ſich umiwenden, mit an, 
suo ; in berfelben Bedeutung auch sinen müt k. an. vgl. 184. 
gegen einen keren im feindlichen Sinn 1444. einem ingagen 

15 

987. balt, Adv. balde (976)., mahnhaft, kuͤhn, vermeſſen; 
ein altes Botabularium von 1445 erklärt «8: ‚oeler, repentinus. 
Ben. W. 80 

989. rächen Brät, v. rechen. vgl. 638. 


Alexander⸗Lied 1. 30 


466 
undir 4#’s man zu castel, bas unter Alexauders Manu 


994. mit füre. vaore sti. u varı, cohors, Kaufen. 

996. svaz si ir”Degiengen. begen mit Aff. etwas erreichen. 

997. smem des bedüchte. Dat. u. Gen. mhd. entfchiebuer 
Akk. ahd. fchwanfend zwifchen Dat. u. Akk. vgl. Gr. G. I8246. 

1000. an des meres grunt. Eine von den Babeln, die in 
der erften Hälfte nur fehr fhärlich vorkommen. Sie verfenkten 
fih in das Meer und wurden doch nachher gefund gefunden. Man 
kaun auch nicht nach den Worten sencte sih annehmen, daß fie 
fi in die Grundgewolbe geflüchtet hätten. 

05. die gruntfeste, gruntfeste stf. ahd. gruntfesti das 


Fundament. 
06. quämen üz f. 875. 
08. hart (: wart 


Adj. f. 


herte. 3131 (:scart). 6238 


(:gewart). 6558 (:herevart). 6243 harten neben herten 


1215. vgl, vast 22086. 


11. den vanen für dem, vor v häufig. ©. Freid. ©. 168. 


Den 

vane swm. 1011. 1695. 1732. 
2384. 3560. 4029. 

site swm. des siten 2988. 


herre swım. 2689. 26985. u. o. 


heide swf. 3972. 4628. 

eröne swf. 442. 451. 462. 
83836. 7139. 6883. 

scare swf. 7147. 1810, 5571 
C: gevaren). 2794 (:be- 
waren). 5571. - 

helfe swf. 1795 ze helfen 
(: gelfe). 1606. 23778. 


brucke swf. 2484. 2518. 
scade swm, 9234. 1180. sca- 
den mären 1476. 1488, 
leide swf. 61238 zeleiden 
(: eidem). . 


<awade und flarfe Deklin. ſchwauken bei Lampr. in folgen 


stm. 5555 minen vane (:mia 


name). oo. 

stm. 430. 5643. 3077. 23% 
Blus. 3361. des selben si- 
tis 2082. 3977 (Rom. Sing.). 
3077. 4672. 5643 wilher 
site Gen. BI. 

stm. 648. 650. 3730 irn herre 
( ‚sere). sinen h£rre (: örre) 
1681 


stk. 2462. 3916. 
stf. 5418. 5426. 5489. 8697. 
5510. 5489. 6286. 


stf. 1030 (: gare). 1589. 1808. 


4383. 4396. 4573. 6477 (1). 


stf, 5469. 1230. 3910 zehelfe. 
C: gelfe). ebenfo 2717. 307 
(:selbe).6883. mit beife 2688. 

stf. 3476. 

sim. 921. 


stf. 6146. zeleide (:eidem). 


Berchfride sum. 42%. 


müre swf. 1055. 1072. 1075. 
1088 1104. 6699. 6825. 

gewerke swn. 1052. 

ger swm. 1099. 1105. 


46T 


sim. 940. 970. 1078. 2188. 
stf, 782. 788. 1089. 6828. 


stn. 5944, 
stm. ‚der ger (:ser) 1197. 
i 


1691. 
-  morädere swm. ‚3663. (:weren). Die Endung oͤre bier 
Schwach, neben dem regelmäßigen harten 3. B. hüteris 2384. 
sti, 6964. 


wage swi. 7049. 
fride swm. 1204. 2125, 4580. 


Bote swm. 1336. 1337. 1767. 
1786. 2812. 2890. 2927. 
2935. 6116. 

reise swf. 1838? 

saelde swf. 6028 (Herb. Troj. 
15475. Iw. 1579.) 

ande swm. 3002. 

sper swm. 4152. 6223. 

vehte swf. 4048, 

liebarte swm, 2391. 5330. 

ngunne swf. 5820. 5372 
(:sınne). 5416. 5708. 5733. 
5776. 5788. 5847. 5964. 
6018. 

mwille swm. 6506 willen 
(: stille). 6514. 

kemenäte swf. 5930. 5950. 
6989. 5062. 5970. 

flüme swf. 6818, 

Ueber bie Doppelform Sträge 
swn. 2872. 3232. 


stm. 2145. 2162. 2176. 2084. 
2239. 2272.2275. 2287.2929. 
3004. 3828. 

stm. 6174. 1938. 2738. 


stf, 1819. 2089. 2321. 
stf. 2520. 


stf.? 2719. 

stn. 6513. 

stf, 4390. - 

stm. 5404. 

kuningin stf. 5406 
lin). 5938 (:in). 
6408. 


stm. (: stille). 5488. 5549, 
6094. 6659, 
stf. 5841. 5996. 


stf. 6578. 6594. 
Sträch stm. 3915. 3019. 8606. 
fiehbe 2872. 


(: fuge- 
8975. 


h 
12. ze banen vol. 1711. 2285. ban swm. Verderben; eng» 


lifdy noch bane. Der Dat. lautet banen und ban, baher auch 


ze ban, ©. Ben. W. 
B. galt. vgl. 558. 


26. den gesien. gast heißt zunächſt fremd. 3. B. des gelou- 


ben gast ohne Glauben; einen gast tuon eines d, einen bes 
rauben; bann der Fremde, Gafl. Bei Alex. ſcheint es oft Krieger, 
befonders feindlicher Krieger zu bedeuten; fo Hier u. 1031, 1073, 
11231, 1248: 4437. 4466. u. oft. 

28. dä erist als zuerfl, ober endlich, 4548; ba erſt recht und 
am meiſten. 


30* 


N 


468 


30. mit einer gemwäfinder schare. Weber die ſtarke Dekl. 
bes Adi. vgl. 449. 

schare, hier farf. vgl. 1011. 

33. in di durch veste in ihre feite Burg, d. i. Tyrus ſelbſt. 
A, hat gaste : vaste; dann wäre vaste das fleftirte Adj. — 
veste, vgl. 2206. Jedoch if gaste wohl nicht bei Lampr. an 
unebmen: den gesten (:von der vesten) 1026. geste (: beste) 
073. geste (:di veste) 1121. geste außer Reim 1246 n. f. w. 
Oder man müßte gaste (: vaste) mit ber Hſchr. annehmen, wo 

der Umlaut in beiden noch nicht eingetreten wäre. " 

95. in samt, intsamt ensamt etc. zufammen. 

39. ein benebin daz ander. benebin von eben, neben = 
in eben; Adv. u. Präp.; als lebtere gewöhnlich mit dem Dat, 
wohl audy Gen. hier Afl. benebin nur nd. ©. Ath. S. 364. 

42. I. dar in. gien f. 210. 

43. nam man güte goume. goume. stf. das prüfende Auf: 
merken, mit nemen und dem Gen. worauf Acht haben; mit har 
ben und dem Gen. etwas wahrnehmen. 

52. gewerken Mafıhinen — werk; 5944 daz gewerke. 
vgl. Ath. D. 158 des selbin gewerkis; auffallend die ſchwache 
Form beim fächl. Geſchkecht. 

56. gezoume, stn. ein Werfzeug, auch 1809. Es fcheint gleich: 
bedeutend zu fein mit werch 1087. - 

60. mohtes deme munderen. wundern mit ®en. und Dat. 
oder Sen. und Aff. f. Gr. Gr. IV, 293 fi. 

62. von der werlde. werlt Menſchenmenge. In ber über 
triebenen Redensart: wart daz mere al ein blüt f. 902. 

63. al ein blät. ein vor ſtofflichen Subfl. als ein gras 
1667. als ein galle 4789. lüter sam ein is En. 8744. &8 ge: 
hört Hier nicht zu al, wie al ein 5770 oder 3700. 

65. Bestunt si mit nide vgl. 1139. mit nitspile 4072. 
mit sturme 1068. mit roube joh mit brande 2776. befämpfen; 
2403. der rite bestunt in. In andern Sinne 245. 740. 

69. suibogen 5756. swm. vielleicht von sweben Schwib⸗ 
bogen. Stellen f. Ben. W. biuge. : 

71. di gemoselen steine: |. 798. 

73. geste f. 1026. 

83. üf di uberisten were. wer stf. B. gewer stn.: bier, 
wie gewer Zinne. Herb. Troj. 8877. 

93. was elfinbein Subft. 5750 von elfenbeine ( : gesteine). 
Diem. 111,18. sin stuol was guot helphinbain. Ebenfo wären 
rt golt 5752. Das Adi. elfenbeinine 5812. 

96. mwüt Prät. von waten stv. vadere, ferri. Unde dar 
swert im durch die buckelen wüt. Serb. Troj. 8369 u. öfter. 

99. geren, gewöhnlich stm. wie B. 


nm 


N 469 

1100. frumie manigen seren. Ueber frumen, fromen mit 
Akfk. |. 480. Richtiger nimmt man wohl seren als Adj. vgl. 
1138. und überfegt: und machte Manchen wund. Vgl. Gr. Gr. 
IV, 127 f. u. 625. vgl. 3142. Danach) müßte Die Ueberfeßung heißen: 
damit verwundet” er Manchen ſchwer. Sp 3142: frumeten mani- 
gen töten. Bilat. in Wad. 2. 280,28 seren als Abj. 

Für diefe Zeile hat B. von golde gedroseht vil her; Diem. zu 
208,7 will lefen gedräjet gedrech,elt; man follte eher auf eine 
dem gemuosit ähnliche Bedeutung fchließen. | 

02. herzogen. Herzog bezeichnet oft in den epifchen Dich- 
tungen einen unter einem oberſten Lehensheren ftehenden Fürften, 
eine Mebertragung ber beſtehenden Verhältniffe auf die Grzählung. 

06. faltin töt. Weber den doppelten Aff. vgl. Gr. Gr. IV, 626. 

07. Eine ähnliche Stelle in Meifter Gottfr. Hagens Reim=. 
hronif der Stadt Coln 3129: da wart gedain sulch katzen- 
sprunck Von luden beide alt und junck zo den vinsteren 
us ind sprungen' neder, maisse sere ilden sy weder, sy 
wainden gevaugen syn ind erslagen. 

12. ire gedanc. Das e muß wohl getilgt werben, ich weiß 
es nicht zu erflären; man müßte denn gedanc für gedanke als 
Plur. und den Sing. was durch die Verſetzung hervorgerufen 
nehmen. Dal. 6246. - 

13. mir ne betriege min wän. Dat. ft. Alk. 

14. dteslich. ©. Hahn II, 87. ©. Gr. Gr. III, 60. 

30. ziemannen. Aojektivifcher Akk., ſonſt nieman. vol. 
Hahn E114. 259 niemanne; ebenfo 1210. 

32. dur den helmen, ſchwach beft., wie undir veste hel- 
men Nib. 67,4 (wo BCD Ih: helme). Gubr. 519,38 von des 
helmen bougen. 

" 38. mahete manigen hell ser; ser hier unfleftirt; 1100 
ren. 

39. niispil stn. ernfter Kampf; aus diefer Zufammenfeßung 
geht Hervor, daß wohl auch das einfache nit ber Berentung von _ 
Kampf nahe kommt; vgl. oben 1065 er bestunt si mit nide. 

de menige 1847. de fi. di; übrigens iſt in der Hſchr. 

das e unficher, es fünnte auch für 2: gelefen werden. Vgl. Hahn 
1,112. auch manie, manje ( : Mesopotamje) 1798. manige (ze- 
samene) 2566. 3103. von man, manec, Menge. Es hat aber 
auch die beſtimmte Bedeutung: Heerbann oder Aufgebot. In alter 
Zeit hieß Mannie im Brieden: die Bereinigung der Männer d. 
h. Gemeindegenoſſen in einer Mark, im Krieg die Bereinigung 
derfelben zu einem Aufgebot und wurde dann insbefondere der 
mannie genannt oder Heerbann; auch im ml. mannire,. bannire; 
“arimannia, heribannus. Bgl. Möfer osnabr. Geſch. 1,20 uud 
21. 1847 in einer menige (:Armenje), wo es offenbar eine 


470 


Abtheilung, ein Aufgebot bedeutet ähnlich mie scare 1305. Amol. 
442 menige (:herige = here). 

46. brunje (:menige) vie ältere Form für brünne, auch 
in Nib. 67,8 brüneje, goth. brunjo. stf. und swf. eine aus 
Platten verfertigte Schußmwaffe, die noch über tem halsberc ge 
tragen wurde nnd, bisweilen mehrfach, die Bruſt bebedite; zum 
brinnen vgl. Gr. Gr. 11,84. 11,446 und Ben. W. 

47. mwurmes gleichbedeutend mit trache 139. 

‚51. vaste (:liste) Adv. Hſchr. vast. 

63. fuchten. 1171. 

64. wene daz fedoch; die Nieberfegung if falſch. Es muß 
heißen: doch follten ihres Lebens fie Genießen fürder ninımermehr. 
Bol. wend daz Ath. S. 863. S. auch 305, wo Baralleiftellen 
angegeben flub. 

66. im ſollte Dies nuch der ahd. Dat. Blur. für in fein, oder 
in gelefen werden müſſen? ebenfo ime 2149. 

68. Alugen di phile alse der sn& unde der regen. 3080 
flouch daz scoz alsö dicke sö der sne. Dietl. 1019094 
phile, die sach man an der wile sö dicke von der senewe 
gän sam oft der sne hät getän dä den tribet der wint. 
Gudr. 2013—14 dö sach man üf den recken sam sn&wes 
ficken winde, schiezen dä mit philen. Ath. D. 146 phile 
vil dickir dan ein hagil etc. 

73. si Obj. die Alexandris man. 

75. unrecht sin. iniquitas, Schaden, nicht bloß was gegen 
Das Recht iſt. 

19. war. Hier das einzige Mal fl. was oder wart. . 

82. dä, follte es nicht dö heißen? 

86. ge lite di tät. Sowohl das einfache handeln, als 
bas feltne gehandeln fomnıt mit Obj. vor: etwas betreiben, hier 
wohl mit der verflärften Bedeutung: zu Ende führen. 

87. rätent vgl. 546. Anm. zu Iw. 2171. Gr. Gr. 1,93% 

95. mange, 2112. eine Mafchine zum Steinfchlendern, uft 
mit berchfride u. f. w. zufammengenannt. Val. die Anm. Be. 
U, 462. Mange nennt man noch heutzutage eine Art. Preſſe 
zum Plaͤtten des Weißzeugs. 

96. Zöte = lieze oder hieze. So Tat. Matth. 5,45 der de 
suhnan uf gangen tuot ubar guote etc. Bel. 8744, unde 
tete di wäfen alle tragen. 

1201. geseilet mit Stricken verfehen. Gudr. 5544 antwerk 
seilen = Burfmafchinen befeilen d. h. in Stand feßen, aufrich⸗ 
ten. Daß Hier, wie Maßm. in einer Note meint, Brander ver 
Randen feien, feheint mir durchaus unmahrfcheintich, trop des 
eriechis für 1207. Mau konnte ja fehr wohl griechiſches Fener 


’ 


— m 9m 


u 3 — —— 


411 


— 


auch durch Wurfmaſchinen in die Stadt bringen. Cher koͤnnten 
ſolche Brander gemeint ſein 2248. ff. 

02. in dri vgt. 200. 

04. eines friden durht. durkt = durft, wie 2125. Ebenſo 
2113. gütes rätis durft. 2193 nt undo durft. durft siſ. Des 
drängniß, Noth. Ueber ht ft. ft. vgl. Einl. 

07. criechis für unde wile. wite stm, u. stn. Brenn⸗ 


holz, nicht wite weit, wie Maßm. meint, Das nad für von 


ihm eingeflammerte verre fann alfo bier nicht fiehen. B. hat 
mit A. bie 8 Berfe volllommen übereinflinmend. criechis für 
oft erwähnt; 1209. 8722. 2248 4244. daz eriechische für. Ueber 
die Verdünnung des sch in s vgl. Hahn 1,35. Auch Judeis lant, 
774 wuß für judeisch genommen werden. Wigal 6952-60: 
Er fah fie ein Becken tragen, Groß, von Erz gegoſſen, das hielt 
ein euer umfchloffen, mit folder Lift und Kunft gefchürt, daß 
Alles brennt, was nur dran rührt, Fleiſch und Blut, Eifen und 
Stein, es mochte das Teuer Fein Waſſer Löfchen : Lichterloh brannt’ 


es darunter fort wie Stroh. 


10. deren daz niemanne merken tt, vgl. 259. 113. 

12. zn den mwazzere ft. in dem. Yür das ber Ausſprache 
nachgebende aus m erhärtete 2 im Dat. Sing. finden fich viele 
Beifpiele und zwar ohne Rüdficht auf den darauf folgenden Con⸗ 
fonanten, wo mul. diefer Dativ nur anf n ausgeht. Val. auch 
die Aum. zu 3725 u. Herb. Troj. 470. — 1228 mit den füre 
5418. 5947. 1011 u. 2284. den vanen. 1456 an einen galgen 
wesen. 1675 von einen volcwige. 1746 von den veldc. 1991 
in den bluote. 2292 von disen tage. 2892 disen räte, 2445 
danke in (ihm) der minnen. 2597 z’einen güten knechte. 
2636 nah den sige. 2735 uf einen velde. 2742 minen wibe. 
2785 von persischen lande 3725 mit trürigen muüte. 3257 
von einen criechischen man. 2827 u. 5855 in allen dem 
geb£re. 5512 in allen den gebere. 8861 in persischen riche, 
8881. ze sinen tische. 4217. an allen sinen libe. 5181 wä- 
ren in den grünen walt. 52325 zözin (Dat. Sing.) giengen. 
5265. an den palase. 5304 üf den bette. 5382 nah Amön 
minen gote. 5397. minen gesinde gabih, 5535 mit grözen 
sinne. 5821 mit iren tiefen sinne. 5885. von irn ingesinde. 
6251. zö irn tische. 6456 in allin ertriche. 

Zweifelhaft bleiben die aufgelöften Stellen, wu die Hſchr. © 
bat, da die Hfchr. fowohl en als em vft auch in gleichen Fällen 
anabgefürzt gibt. So 3. ®. 1994 in de blüte, das ich nad 
8677 mit dem blüte in dem oufgelöft habe, Fünnte nach Ana⸗ 
logie von 1991, auch in dem hlüte gefchrieben werden, wu bie 
Hoͤſchr. den hat. Da die Erhärtung zu n nur Ausnahme ift, fo 
habe ich © in em (nicht en) aufgeloͤſt. — 


472 


11. si ne mösten von den zınnen gän. Gier fieht ne ges 
rade zu in der Bebeutung ſondern, noch weiter gehend ale das 
ne=nisi, von dem f. 731. Diefer Gebrauch findet ch auch 
1515. 2430. Dürfte man das bleib nehmen in der Bedeutung: 
am Leben, gefund bleiben. dann wäre es wohl eher in ber Bes 
Deutung von nisi zu erflären. 

23. geschit, auch geschiet (: niet) 2084 3123. 8442. Bart. 
Brät. für geschen, dem mhd. fremd. Dagegen Ath. E. 64 ge- 
schiet (: niet); ebenfo Herb. Troj. 6145. Paſſton. 58, 77 ge- 
schet. vgl. Fromm. zu Herb. 940. Auch geschien 2241. 

29. bestän Bart. Brät. ft. des gewöhnl. bestanden mur bei 
einzelnen Dichtern. vgl. Anm. z. Iw. 3694. ©. auch 1383. 

34. Bei Maßm. 2 Berfe. Die Hfchr. Hat feinen Punft. 

37. wider sinen fursten drin. wider mit Dat. den Tauſch, 
die Gegenfeitigfeit bezeichnend, in dieſer Bedeutung feltner mit 
Ark. vgl. Wal. W. \ 

39. des siges, des er där nam. Den Gen. des Rel. Fönnte 
man als Attraktion nehmen, wenn man ihn nicht partit. faflen 
wilt. vgl. 32328, Unzweifelhafte Attraftion 3228 den mort, den 
dä was geschen. 4070 des heres, des er. hie verlös. Aud 
NAttraft. des Demonftr. 2999. vgl. Ben. W. der. 8813 men 
den mort hete getän. 6834 der negeniset nechein barn 
der dä wonent innen. In der Ueberfegung muß wär fl. war 
fiehen, denn were fann nur der Konj. fein; der folgende Sag 
bildet dann einen befferen Gegenſatz: er wäre mit Sieg wohl 
bedacht gewefen; aber er fonnte un. f. w. wol bedächt verforgt, 
wie noch jeßt Dies Wort gebraucht ifl. me Züte, gewöhnlicher 
hatis in dieſem partit. Sinn. 1185. 1111. 

53. ein retisle. Die Hſch. Hat fl, ähnlich fi gerade wie 
in flozzen 5562. nicht r&etisce. ahd. rätissa, rätisca, mhd. 
raeters stf. retisle wäre das Diminutiv, aus dem unſer Näths 
ſel entftanden. 

- 54. mit bedecketen worten. Luther überfeßt noch: verbedte 
Worte Weish. Cal. 8, 3. Ben. W. unter dach erwähnt unter 
2 diefer eigenthümlichen Redensart nicht. 

56. sines selbes tohter. Fromm. bemerft zu Herb. Trof. 
645 irme itwederme: der durch die Berfeunung des genitiv 
fhen Pron. Berf. ir allmählich herbeigeführte Gebrauch emes 
Bofleffivpron. ir (Br. &r. 1, 789 f.) fand im mnd. viel früher 
fatt als im mhd. Bon dort her ſchlich ſich das Bofleffivpr. ir 
durch Abfchreiber felbft in rein mhd. Gedichte ein und verdrängte 
oft das Perſonalpr. aus feiner richtigen Stelle. Bei Herb. hat 
zwar des Poſſeſſivpr. das UNebergewicht, allein auch bier it der 
Abfchreiber weiter gegangen, indem er felbit vor andern pronom. 
Adi. den Genit. ir als Poſſeſſ. behandelt und mit jenen zugleich 


473. 


abteugt. Sp hier und 10389. Selbft das Boflef. wird. allein 
Bektirt 13179 irme deweder. 8789 irn deweder; &benfo vie 
Berwechslung des Genit. min, din 3. B. 5273: zmines selbes 
bluot. Diefe Wendung gehört eigentlich dem nieberländifchen an, 
kommt aber auch im ahd. und mihd. vor u. befonders im mnd. 
Reinh. S. 274. Gr. Gr. IV, 358. Herb Troj. 11623. mit sines 
eines hant. Bgi.-Arh. F. 141. dins selbis. In unſerm Lampr. 
1264 durch sines selbes éêre. 1465 sines selbes ist er gire, 
1487 in sines selbis lande. 1913 in sines selbis munt. 
2810 mines selbes lib. 3703 durh dines selbis güte. 6136 
von mines selbis handen. 

48-56 Apollonius. Bon ihm fiehe unten. di buoch. Maßm. 
Borr. S. 10 vermuthet aus dieſer Stelle, daß Lampr. fich bier 
auf ein deutſches Gedicht beziehe und führt Beweisitellen an, 
daß die Räthſel des Apollonius von Tyrus deutich befannt 
gewefen fein müßten fchon vor dem Gedichte des Heinrich von 
der Nenenitadt (Wien), deſſen einzige Hfchr., wie er meint, in 
Gotha Liegt. Mir fcheint aus unfrer Stelle gar nichts weiter ges 
folgert werden zu können, als Daß die Gefchichte ſehr verbreitet 
war. Da ja auch Die ausländifchen Quellen von Lampr. ebenfo 
di buoch genannt werden. Selbft der Plur. Fann doch nur fagen, 
daß die Gerchichte in mancherlei DBenrbeitungen befannt war. 
Maßmann führt zwar zum Beweiſe, daß die Räthfel früher ſchon 
dbeutfch vorhanden waren, eine Stuttgarter Hfchr. an, in wels 
cher fich in der lateinifchen Brofabefchreibung der Gefchichte 
neben einigen der Räthfel am Rande viefelben in deutfchen Bere 
fen befinden; man fönnte dies aber ebenfo gut für den erſten 
Berfuch einer Ueberſetzung halten. Auf jeden Ball wäre es, wenn 
wir eine deutiche Bearbeitung fchon im 12. Ih. annehmen wolls 
ten, fehr auffallend, daß Heinrich von der Neuenfladt, ein Wiener 
Arzt, der den Apollonius bearbeitete, nur den lateiniſchen Tert 
fennt und behauptet, der Inhalt fei nie in Reimen gefchrieben 
worden. Ueber fein Bericht, das bis jest nur ftückweife.in Richards 
KRomanenbibl. Bd. 20, S. 2358-82 gedrurft iſt, fowie über bie 
verfchiedenen Bearbeitungen f. v. d. Hagens Grunde. ©. 206 ff. 
und Maßmanns Borrede zu den Denfmälern ©. 10, wo Nach⸗ 
träge gegeben find. -Ferd. Wolf in feiner Kritif über Bouterwek: 
Literatura espanola (Wien. Jahrbb. Bd. 56. S. 255) gibt in 
einer Anmerkung zu ver Vidas del Rey Apollonio noch reiche 
Machträge zur Literatur diefes in allen Sprachen verbreiteten 
Romans. Bon den lateinifchen Bearbeitungen nennt er außer den 
von Brof. Meinert (Wien Jahrbb. Bd. 22. Auz. Bl. ©. 63 ff.) 
genannten zwei Hfcher. noch fünf, welche die königliche Hofbibl. 

fügt; ferner die erfte feltne Musgabe, die er.befihreibt; eine 
Schr. einer neugriech. Bearbeitung in politifchen. Berfen und 


‘ 


474 


die Hſchr. einer franzöf. Bearbeitung. Bon dem Ritterromen: 
Appvlonius von Tyrlandt des Heinr. v. Neuenſtadt nennt er zwei 
Hſchrr. der königl. Bibl. u. eine in ben Händen eines Privaten, 
während noch Maßm. (f. o.) die Gothaer für Die einzige hielt. 
Wolf weiit aber zugleih nad, daß Heine. v. Neuenſtadt nicht 
um 1400 nad ber — Annahme, ſondern ſchon am 
Ende des dreizehnten Jahrhunderts lebte. Der ſel. Pfarrer Nikl. 
von Stadtlaw, von dem Heinrich das Iateinifche Original erhielt, 
kommt in Urkunden von 1297—1318 vor. In einer andern Stelle 
des Romans: „dy weyle werte das veste Her pernhart von 
Krannen neste Enhat so vil weines niht Als mir sein 
weinzurl gicht“ wird Bernhard von Chranneſt genannt, der als 
Wiener Bürger, Münzmeiſter und Weingärtenbefiger zu Klofters 
neuburg in Urkunden von 1304—832 erfcheint. Beſonders aber der 
Umfand ift fchlagend, daß Heinrich fein Werk auf die Bitte einer 
fchönen Frau zu Uttendorff fchreibt, wahrſch. Wilbirgis v. Huttendorf 
von ber eine Urkunde im J. 1287 ausgeftellt ift. Die Mienerichen latei⸗ 
ſchen Bearbeitungen ſtimmen mit der Welſer'ſchen überein. Neuere 
Bearbeitungen finden fich in: Bibliothek der Novellen u. f. w. v. 
Echtermeyer, Henfchel und Simrock Bd. 2, ©. 15254. ans Den 
Gest. Rom. und dem beutfchen Brofabuche, und Br. 3, ©. 263 
ff. Die Berichmelzung mit dem Volksbuch fcheint mir nicht glüd- 
ih. Eine lateinifche Brofabefpreibung findet fih in M. Velserü 
Opera historica sacra et profana. Norimb. 1682. &. 677— 
70% unter dem Titel: Narratio eorum, quae contigerunt Apel- 
lonio Tyrico, ex membranis vetustis. Dieje Hfchr. fand ſich, 
wie ber Herausgeber, der gelehrte Augsburger Rathsherr Wels 
fer in der Vorrede fagt, in der Bibliothef S. Udalrici 
et Afrae (celebre hic Augustae coenobium est). Aus eis 
zeinen Gräcismen fchließt Welfer auf ein griechifches Original 
und fügt zur Unterfiüguug ber Anficht hinzu, daß in der Biblie 
thef zu Gouftantinopel unter den Büchern des Manuel Eugenicas 
eine historia Apollonii, sapientissimi et fortissimi viri 
erwähnt werde, fowie in dem Katalug der Faiferl. Bibl. in Wien 
eine lat. Geſchichte des Apollonius v. Tyrus fh vorfinde Auch 
bie Bilder, mit denen der Codex verziert fei, verriefhen dem griech. 
Urſprung. Welfer läßt ſich mit nicht fonderlicher Achtung in ber 
Borrede über diefe Erzählung vernehmen; er beginnt: Wenn einer 
bezeit if, Bold und Edelſteine aus dem Mifte zu lefen, fo möge 
er diefe Schrift in die Hand nehmen. Er habe die Hſchr. wit 
Begierde ergriffen, aber gleich‘ gefehen, daß „der Schap Kohlen 
waren.“ Doch mag der gelehrte Welfer, ben ein Muretus und 
Gruterus und die ausgezeichnetſten Latiniften ihres briefl. Um⸗ 
gangs würbdigten, das nder feiner Zeit, wie fein bombaſtiſcher 

graph fagt, hauptfaͤchlich an der barbarischen Latinität Anſtoß 


475 


genommen haben. Er fept die lat. Weberfeßung in das fünfte 
Sahrh. (stylus, neutiguam novitius, quin morienti prope- 
modum rei Romanae synchronus). ” 
Mas die Behandlung betrifft, fo hat ſie wohl das Ueppige, 
Warme, aber auch die Natürlıchfeit und Lebendigfeit der griech. 
Romane. Sie find einfach, wunderlich bier und da ım Ausdrud 


. der Empfindungen, aber in den Empfindungen felbft menfchlich 


natürlich in ihrer Sinnlichkeit und Lüfternheit und das mochte 
denn auch, wie Gervinus fagt, dieſe Romane dem Bolfe näher 
bringen, als felbft die einheimifchen Sagen. Einzelne Stellen er: 
innern durch ihren gemeinen Schauplatz und das unfaubre Per: 
fonal an die mittlere und neuere griech. Komödie, wie wir fie 
aus Plautus und Terentius fennen, während die Erzählung von 
dem Engel, der dem Apollonius im Traume erfcheint, jowie Die’ 
Anrufung Gottes und nicht der Götter, wieder den chriftlichen 
Autor zeigt. Auch daß Tarsus ein Hauptfchauplag iſt, und als 
Todesflrafe das Eteinigen angewendet wird, führt auf eine ver: 
trautere Befanntfchaft mit der Bibel. 

Der Inhalt it ungefähr folgender: König Autiohus hatte 
eine fehr fchöne Tochter, an der Fein audrer Fehler war, ala daß 
fie flerblih war. Um fie bewarben ſich viele angejcehne Freier; 
Antiochus war unfchlüffig, wem er fie geben follte; da entbrannte 
in ihm felbft Die Leidenschaft und er nöthigte fie zum unnatürlichen 
Bündnif. -- 

Um fernere Freier abzufchreden, erfand er eine neue Bosheit. 
&r gibt jedem ein NRäthjel (Turandot); wer es nicht löft, wird 
enthanptet und fein Haupt auf den Thoren aufgeſteckt. Aber bie 
Schönheit führte viele in den Tod. Und wenn auch einer wirklich 
das Räthfel löfte, wurde er dennoch enthauptet. Nach einiger Zeit 
fourmt auch ein tyrifcher Jüngling Apollonins, in den Wiſſen⸗ 
fehaften wohl bewandert. Der König gibt ihm das Raͤthſel: scelere 
vehor, materna carne vescor, quacro fratrem meum, matris 
meae virum, nec invenio (Die Stuttg. Hſchr. gibt: patrem 
meum und nach) virum noch uxoris meae filiam und fügt auf 
deutfch Hinzu: Min ınain leit ich, miner muoter fleisch ize ich. 
Minen vater suoch ich, laider den infiade ich. man miner 
muster, mines wibes tohter.). 

Nach kurzem Befinnen antwortet Apollonius: quod dixisti, 
seelere vehor, nen es mentitus, te ipsum intuere, materna 
carne vescor, fillam tuam respice. Der König führt ihn zor⸗ 
nig an: bu haft weit gefehlt; eigentlich follte ich dir ben Kopf 
abtchlagen; aber ich will Dir 80 Tage Bevenkzeit geben; findefl 
du die Löfung, fo follſt du meine Tochter haben. Der Jüngling 
ſchifft ſfich zur Rüdtehr ein. Kaum ift er fort, fo ſchickt ihm An⸗ 


— 


470 


tiochus einen Hausmeiſter Thaliarchus nach, um den Jüngling 
aus dem Wege zu räumen. Apollonius hatte unterdefien zu Hauſe 
in allen gelehrten Büchern der Griechen und Chaldaäer nachgeſucht 
und feine andre Löjung gefunden. Er erkennt, in welcher Gefahr 
er fchwebe und rüftet Schiffe, die er mit 100,000 Scheffeiu Ges 
treide, mit vielem Gold zc. belädt und mit einigen feiner Treueften 
bemannt, und verläßt nächtlicher Weile fein Baterland. Welche 
Beftürjung in der Stadt! Theater und Bäder wurden gefchloffen 
und die Haarfräusler und Bartfcheerer fonnten feiern. Nicht Tem: 
pel, nicht Schenfen wurden mehr befucht. Da kommt Thaliarchus, - 
fragt nach der Urfache der allgemeinen Trauer und als er erfährt, 
Apollonius fei jpurlos verfchwunden, da eilt er vergnügt zurüd 
und erzäßlt dem König das glüdliche Zufammentreffen und wie 
Apollonius aus Furcht vor des Könige Macht geflohen ſei. 
„lieben kann er wohl, fagte der König, aber nicht entfliehen.« 
Und er macht befannt: wer mir Apollonius ven Berächter meiner 
Herrfchaft lebendig bringt, empfängt 50 Talente, wer mir fein 
Haupt bringt, 100 Tatente. Alles, Freund und Feind, eilt zur Der: 
folgung. Unterdeß war Apollonius nach Tarfus gekommen und 
erfährt, am Ufer wanbernd, von Hellanifus, einem Landsmanne, 
daß er von Antiochus geächtet fei. Apollonins bietet ihm 100 
Talente zum Gefchenfe, fo habe er die Summe, bie anf feinen 
Kopf geſetzt fei, und dazu reine Hände. Hellanifns aber fagt, für 
Geld fei die Treuudfchaft guter Menfchen nicht zu eriwerben, und 
gibt das Geld zurüd. Darauf fomnt Strangulio, ein Bürger von 
Zarfus, betrübt herbei. Apollonius grüßt ihu; nach dem Wegen: 
gruße fragt Stranguliv, was ihm fehle Apoll. erzählt ihm feim 
Unglüd und verfpricht, wenn fie ihm Schug geben, die 100,000 
Scheffel. Das rettet die Bürger von einer fchredlichen Hungers 
noth und fie fegen dem Apoll. zum Zeichen ihrer Berehrung eine 
Statue. Nach Eurzer Zeit geht Apoll. auf Anrathen des Strans 
gulio und feines Weibes Divnyflades, nach ver Gyrenaifchen Bens 
tapolis. Gräßlicder Sturm überfällt ihn (Odyſſeus); er allein 
vettet ſich nadt ans Ufer. Ein rüfliger Schiffer in grobem Mans 
tel trifft ihnz feinem Flehen kann er nicht widerſteh'n, er bringt 
ihn in feine Hütte, fpeift ihn und theilt mit ihm feinen Mans 
tel (Martin). Dann fhidt er ihn zur Stadt, ob er da vielleicht 
befiere Hülfe fünde. Ein Badefklave läuft gerade durch die Straßen 
und lädt zum Bade ein. Apoll. benupt die Gelegenheit; als er 
gebadet, und ſich nach einem feines Gleichen umfieht, kommt ber 
König Alciftrares mit feinen Sklaven. Ehe er badet, fpielt er 
Ball. Ayoll. bleibt in der Nähe und wirft ihm den entgleitenden 
Ball ſo geichickt zu, daß dieſer die Diener zurückweiſt, ba ex einen 
Gleichen gefunden habe. Darauf bedient Apoll. den König beim 
Babe und geht weg. Der König iſt entzückt, denn nie if er 


47 


noch fo herrlich bedient worden. Sogleich fendet er: Diener nad 
ihm ans. Sie bringen ihn, er wirb in koͤnigliches Gewand ge« 
Heidet und fpeift mit dem König. Des Königs Tochter Fommt 
um Mahl und als fie nach dem fremden SJüngling fragt, heißt 
he der Bater ihn nach feinen Schieffalen fragen. Schüchtern thut’8 
die Jungfrau und muntert ihm auf, gutes Muth’s zu fein, er fei 
jeßt einer der Ihrigen. Man bringt die Leier. Die fönigl. Jung» 
frau fpielt und fingt, Alle find entzüdt, nur Apoll. fehweigt. Der 
König, unangenehm berührt von diefem tadelnden Schweigen 
fragt den Füngling, ob feine Tochter nicht gut gefangen habe. 
Sie ift noch Anfängerin, fagt Apoll, und verfteht die Kumft noch 
nicht. Laß mir die Lyra reichen. Darauf geht er hinaus, ſchmüͤckt 
fich mit dem Kranze und tritt wieder ein, mehr ein Apollo als 
Apollonius. Alle Raunen und fein Gefang erregt ihr Entzücken. 
Die Königstochter aber ruht nicht, bis Apoll. ihr Lehrer gewor⸗ 
den, und mit der Süßigfeit des Gefang’s dringt die Liche in ihr 
Herz. Sie erfranft und fein Arzt weiß zu Helfen. Da werben drei 
Sünglinge um ihre Hand, der König, der feinen bevorzugen will, 
käßt fie Namen und Bermögen auf Zettel fchreiben und Apoll. 
muß fie der Kranfen überbringen. Sie lieft. Thut dirs nicht leid, 
fagt fie zu Apoll., daß ich heirathen muß? Vielmehr freut mich's, 
erwiedert biefer, Daß du, in der Mufif fo gelehrt und durch mich 
gelehrt, beiratheft. Wenn du mich liebteſt, klagt fie ſchüchtern, 
würdeft du traurig fein. Und mit diefen Worten gab. fie den Zettel 
zurück und fchrieb dazu: Befter Bater, ich will den Schiffbrüdhigen 
. zum Gatten, den vom Glück Berlafienen und wenn du dich darüber 
waunderſt, daß eine züchtige Sungfrau fo unklug gefchrieben, fo 
Habe ich, was ich nicht fagen konnte, dem Wachfe anvertraut, wels 
ches nicht erröthet. Der König erfannte an des Jünglings Er—⸗ 
röthen, wer der Schiffbrüchige fei und fagte: Der Tochter Wunfch 
iR auch mein Gelübde. Groß war die Freude und herrlich wurde 
bie Sonzeit gefeiert. Nach 6 Dionaten, ale Apoll. am Ufer ein 
fehönes Schiff betrachtet, erfennt er es als ein tyrifches und ers 
fährt vom Schiffsmanne, daß Antiochus vom Blitze erfchlagen fei 
mit feiner Tochter und man fein Reich und feine Schäße dem 
Apoll. aufbewahre. Mit der Gattin fchifft er fich ein, von den 
Segenswünfchen des Königs geleitet und reich befchenft mit Schägen. 
Unterwegs trifft ihn Sturm; die Gattin gebiert eine Tochter und 
ſtirbt aber ſelbſt. Betrübt laäͤßt Apoll. einen Sarg zimmern und 
legt fie, gefchmüdt mit dem Töniglichen Schmude hinein und 
20 Goldſeſterzien dazu und verfenft fie ins Meer. Am britten 
Tage wird der Sarg bei Ephefus an die Küfte geworfen, nahe 
bei dem Landhaufe eines Arztes Chäremon; biefer laͤßt den Sarg 
ine Haus tragen, Öffnet und findet die königl. Leiche, Die O Se: 
ſterzien und den Brief des Inhalts: der du dieſen Sarg ſtudeſt, 


478 


nimm bie 20 Goldſeſterzien; 10 behalte für dich, 10 aber ver⸗ 
wende zur Beſtattung ber Leiche; denn dieſer Leichuam hat viele 
Thränen Hinterlafien ben Eltern und bitte Schmerzen; thuf ba 
anders, als der Schmerz es gebietet, fo möge bein letzter Tag 
kommen und Niemand da fein, der Dich beitatte. 

Der Arzt läßt ſogleich Anflalten treffen und den Scheiterhaus 
fen errichteny ein Schüler kommt dazufan Ausfehn ein Jüngling, 
aber an Geiſt ein reis, er fieht die fchöne Leiche auf vem 
Scheiterhaufen und der Meiſter heißt ihm beiſtehn und den Leich⸗ 
nam falben. Da fühlt der Jüngling noch eine Spur des Lebens, 
er erflaunt, prüft den Athem, fügt Lippe auf Lippe und fühlt, 
wie Leben und Tod kämpfen; den Sclaven befiehlt er Fackeln au 
den Eden unterzulegen, und wie das gefchehen, kommt das floß 
kende Blut wieder in IAmlauf. Um dem Meifter zu beweifen, daß 
fie auch lebe, läßt er fie in das Gemach tragen, befeuchtet Welle 
mit warmem Delund legt es ihr auf die Bruſt; das Blut nimmt 
die Wärme an und wird wieder flüffig und die Lebensgeifter durch⸗ 
peingen wieder das Innere, bie Adern find wieder frei, fie üffwet 
bie Augen und fagt mit fanfter Stinnme: Wer du auch feielt, bes 
rühre mich nicht anders, ald es geziemt, die Königstochter und 
eine Königin felbft zu berühren. Der Arzt nimmt fie als Tochter 
an und anf ihr inftändiges Bitten wird fie der Diana Prieſterin. 
Unterdeſſen fchifft Apoll. traurig nach Tarfus, Das Reich mag 
er jetzt nicht; dem Paar der Gaflfreunde, Strangulio und Dies 
unflades übergibt er nebſt der Amme Ligorideẽs feine Tochter, der 
or ben Namen Tarfia beilegt; mit ihrer eignen Tochter Bhiles 
matia folle fie Tarfia erziehen; nicht cher will er ch Bart un) 
Haar fiheeren, bis er fie verheiratet habe. Als Kaufmann wans 
bernd verläßt er Stabt und Land. Tarfia wuchs heran, wurde mit 
dem Sten Sabre bem Unterricht übergeben und lernte vortrefllic. 
Als fie 14 Jahre zählte, erkrankte Ligorives zu Tode. Ste ruft 
den Pilegling ans Lager und eröffnet ihr, wer fie fei, wer ihre 
Eltern und was ihr Schidfal. Wenn nach meinem Tode, fagie 
fe, die Gaſtfreunde, die du deine Eltern nennft, Die ein Unrecht 
infagen wollen, fo eile auf den Markt, fafle die Bildfäule deines 

ers an unb rufe: du feift feine Tochter. Dann werden Alle 
dich ſchuͤtzen. Mit diefen Worten farb fie. Mit kindlicher Liche 
errichtete Tarfia der Pflegerin ein Denkmal, und nie nahm fie 
Speife, bevor fie im Grabmal ihren Manen geopfert hatte. Das 
Unpeil kam bald. Philomatia war häßlich und wenn bie beiden 
miteinander gingen, konnte man von ben Vorübergehenden hören: 
glüdlicder Vater, deſſen Tochter Tarfia ift, aber die ihr auhängt, 
iſt haͤßlich und ihr eine Schmach. Das Argerte die Mutter und 
fie beſchloß ihren Untergang. Einen Diener vom Lande zwang fe 
{fe im Grabmal mit einem Dolce aufzulauern. Schon hatte er 


479 


ben Dolch an bie Kehle geſetzt, da drangen Seeräuber ein, er 
entflob und Tarfia Fam in die Hände der Piraten. Der Diener 
aber gab vor, er habe fie getödtet. Dionyfiades beredete ben 
Strangulio trotz feiner Gewiſſensbiſſe zum Schweigen, man ſtreute 
aus, eine Krankheit habe die fchöne Tarfia fchnell getöbtet, Klage 
und Weinen erfcholl und die Bürger von Tarjus ehren den Bas 
ter in der Tochter, indem fie ihr ein Denfmal ſetzen: Dii. Ma- 
‚nes. Cives. Tarsiae. Virgini. Pro. Bencficiis. Patris. Ejus. Se- 
pulerum. Ex. Aere. Collato. Fecerunt. Die Räuber aber bringen 
ihre Beute nah Mitylene und ein Kuppler kauft fie, indem er 
deu Yürften der Stadt felbft, den jungen Athenagoras über 
Bietet. Auch in Diefem Zuftand der Erniedrigung, ringe umgeben 
won Wracen, bewahrte fie durch die alle überwältigende Macht ihrer 
Bitten, ihre Reinheit und Athenagoras achtete auf fie, wie auf 
feine Tochter (quae virginitatem inter naufragia et castitatem 
inviolatam conservavit. Wien. Jahrbb. Br. 22, Anz. BI. ©. 
63 flieht inter naufragia castitatis, was befier fcheint.). Durch 
die Kunft ihres Geſangs und den Zauber ihrer Berfon brachte 
Re dem gierigen Kuppler große Summen. Ihr betrübter Bater 
war unterdeß, als die Zeit verfloffen war, nach Tarfus zurüdges 
kehrt. Als er die Schreckenskunde hörte, zitterte er zufammen und 
Rand ange unbeweglich. Endlich fchöpfte er wieder Athem und 
forfchte nach dem Kleinften. Als ihm aber das Grabmal keine 
Boffnung mehr ließ und er doch nicht weinen fonnte, ta vers 
Wünfchte er feine Augen: o ihr graufamen Augen, bie Grabſchrift 
meiner Tochter Eönnt ihr ſehen und doch Feine Thränen. vergier 
ben. Dann Fehrte er zum Schiffe zurüd, ließ fich in ben unters 
m Raum werfen und wollte in ben Wellen feinen Tod fuchen. 
Das Schiff wandte ſich nad Tyrus, aber, der Wind trieb entge⸗ 
gen und nach vielen Gefahren landen fie in Mitylene. Das Felt 
des Neptun wird gerabe gefeiert; auch die Schiffömanufrhaft will 
nicht zurückbleiben, aber Apollon. if nicht zur Theilnahme zu ber 
: Wegen. Mer es wage, zu ihm binab zu kommen, ben werde er 
tötten. Das fchön geſchmückie Schiff zieht die Aufmerkſamkeit Der 
Bewohner auf ſich; auch Athenagoras flieht es und von den Mas 
trofen eingeladen, befteigt er das Schiff. Sr hört von dem Un⸗ 
lücklichen und läßt fich von der Drohung nicht abhalten. Gr 
eigt hinab und redet dem Unglüdlichen zu. Geh in Frieden, jagt 
Apollon., ich aber bin nicht würdig zu ſchmauſen, ich will nicht 
länger leben. Da läßt Athenagoras die Tarſia fommen; au ‚fie 
Reigt Hinab und fpricht: Sei gegrüßt, wer du feieft, fei gegrüßt 
und Fans 1% eine reine Jungfrau Eommt zu bir hierher; und 

un ſingt fe: 

Per sordes gradior, sed sordium Conscia non Buhl, 
Sio rosa de spinis nescit violarier ullis. 


480 


Corripit (sc. me) et raptor giadii ferientis ab ictu: 
Tradita lenoni non sum violata pudore. 
Vulnera cessassent animi, Jacrymaeque deessent, 
Nulla etenim melior, si nessem certa parentes, 
Unica regalis generis sum stirpe creata: 
Jpsa jubente Deo laetari credo aliquando. 
Fige modo lacrymas, curam dissolve molestam, 
Redde polo faciem, mentemgque ad sidera tolle. 
Nam Deus est hominum plasmator, rector et auctor, 
Non sinet has lacrymas casso finire labore. 
Apoll. erhebt fich_gerührt, verfpricht ihre, wenn es ihm noch ein- 
mal vergönnt werde zu helfen, dankt, gibt ihr 100 Goldfefterzien 
und fogt, fie folle es annehmen, als habe fie ihn zum Lichte zu: 
tüdgeführt. Die Jungfrau ging; aber Athenagoras ruhte nicht, 
fie mußte noch einen Verſuch machen. Sie geht wieder hinab und 
fagt: Wenu du bier in Finſterniß und Schmuß bleiben will, fo 
laß mich bei dir bleiben. Ich will dir Räthſel vorlegen; räthſt 
du fie, fo gehe ichs wo nicht, fo gebe ich Dir das Geld zurück 
und entferne mich. Um das Geld nicht wieder nehmen zu müſſen 
hörte Avoll. zu. Und Tarfia begann: (Ich gebe Hier vie Räth- 
ſel nach Meinert a. a. D. der den Text gereinigt hat.) 
Est domus, in terris clara quae voce resaultat: 
Jpsa domus resonat, tacitus sed non sonat hospes: 
Ambo tamen currunt, hospes simul et domus una. 
Respondit Apollonius : Domus, quae in terris resonat, unde 
est, hospes hujus domus tacitus piscis est, qui similiter 
cam demo sua currit. Tharsia iterum dixit (bei Velser nid): 
Dulcis amica ripae semper vicina profandae, 
Suave canens Mausis, nigre perfusa colore, 
Nuntia sit linguae, digitis signata magistri. — 
Apollonius ait: Dulces amiea vicinaque ripae, quae 
cantus suos ad coelum mittit, canna est, ripae vicina, 
quia jaxta oram fluminis sedes habet, quae, perfusa ni- 
ro colore, nuntia linguarum ost. Tharsia ait (audy bei 
Jelser): 
Longa feror velox, ſormosa filia silvae, 
Innumeris pariter comitum stipata catervis 
Curro vias multas, vestigia nulla relinquo. 
ApoHlonius ait: navis est Zonga arbor etc. 
Tharsia dixit (auch bei Velser). 
Per totas sedes innoxius introit ignis; 
Flammis hic inde circumvallata nec uror — 
Nuda domus, nudus pariter ubi (?) convenit hospes. 
Apollenius ait: Ego, si luctum deponerem, innoxium 
intrarem ignem; intrarem enim dalnenm, abi hinc inde 


481 


fiammae surgunt. Nuda domus est, quia intus habet nihil, 
nisi sedile, in quo pariter nudus hospes sedet. Tharsia 
ait (nicht Bei Velser): 
Ipsa gravis non sum, sed aqua mihi pondus adhaeret. 
iscera tota tument; patulis diffasa cavernis. 
Intus Iympha latet, quae se non sponte profandit. 

Apollonius dixit: Spongin, cum sit levis, tota tumet 
aquâ gravata, patulis diffusa cavernis. Intus lympha latet, 
que so non sponte profundit. Tharsia iterum ait (nicht bei 

eiser): 
Non sum vincta comis, nec sum viduata capillis; 
Intus enim crines mihi sunt, quos non videt ullus, 
Meque manus mittunt, manibusque remittor ad auras. 
(aus der Stuttg. Hſchr. S. Maßm. ©. 11.) 
Inebin Slinc faesh (ich bin nicht umfchlungen von Han 
ten; faesh, vas, vahs Haar " 
noh in hän üfgebunden minen fash, 
häres ich doch genuoc hän, 
unde wirt des nieman innan. 
“ mennischen hande. 
dike mich firsanten, 
von mennischen handen. 
wird ich dike impfangen 
un cum aber danne 
wider zen menneschen handen. 

Apollonius ait: Hanc ego habui in Pentapolitana du- 
cem, ut fierem regis amicus. Nam sphaera non est cincta 
comis, sed intus plena comis vel capillis, manibusque 
missa manibus remittitur, Tharsia iterum ait (nicht bei 
Velser): . 

Naila mihi certa nulla peregrina figura ; 
Fulgur inest intus divini sideris instar, 
Quod nihil ostendit, nisi quod se viderit ante. 

Apollonius respondit: Nalla certa figura specwlo est, 


quia mentitur aspectus — nulla. peregrina figura, quia, 
uod contra se habet, ostendit. 
Stuttg. Hſch. 


unguis (ungewiß) ist min antlutte. 
von ist gezalt zuo dem blicke. 
ni man cz Sich ouget, 
wan d’ ez beschowet. 
Tharsia hic iterum (niit bei Velser): 
Quatuor aequales currunt ex arte sorores, 
Sic quasi certantes, cum sit Jabor omnibus unus, 
Et properant pariter,, nec Se Contingere possunt, 


Alexander » Lied J. 31 


488 


.  Apollonius ait: Quatyor sorores similis formae et habi- 
tas rose sunt quatuer, quae Cx arte currunt quasi certan- 
tes. Cum sint sibi prope, nulla tamen se Contingere potest. 
Tharsia iterum dixit (nicht bei Velser): 

Nos sumus, ad coelum qui tendimes, alta petentes, 

Et simul haerentes, aequalis mansio cunctis. 

Unus concordi fabrica nos continet ordo; 

Quoionoque alta petunt, per nos comitantur ad auras. 


Apollonius: .Grandis sealae gradus sunt uno canserti 
ordine, aequales mansiones habentes. Alta quicunque pe- 
tunt, per cos comitantur ad auras. ' 


(Dieinert fünt noch über Gottfr. v. Biterbo, der die Ge⸗ 
jeiche ale wahre Begebenheit in fein Pantheon aufnahm, iu 
eoninifchen Verſen bearbeitet, aber ohne die Näthfel, bie er 
yerachtete, obgleich fie das fchönfte find, Hinzu, daß die 1471 im 
Regensburg erfchienene Bearbeitung nad Gottfr. gemacht fei; 
Die des Heinr. v. Neuenflabt aber wahrfcheinlich nach der älteren 
Duelle, welche d. Wien. Hfchr. habe. Er ſetzt Die Entſtehung des 
Romans ind 4. — 5te Jahrhundert, wozu auch paßt, daß Gottfr. 
sfein Pantheon durdy AO Jahre aus allen Buchareyen der Lateiner 
und Ausländer, der Griechen, Juden und Chalväer zufammen- 
bante.«e Er fönnte, meint Mieinert , vorher fchon eine getreue Ue⸗ 
erfehung‘ davon gemacht haben, um es in der lateinifchen Welt 
ſchneller zu verbreiten, weil ex bem Werke gefchichtlichen Werth 
beilegte.) \ 

Als Apollonius alle Räthfel aelök Hatte, warf ſich Tariie 
enizüdt über den Leidenden und flehte ihn an, er möge zur Freude 
wieder aufleben. Aber Apoll. ſtieß fle-zornig mit den. Füßen weg, 
daß fie niederftürzte und Blut. aus ber Wange firömte. Weinend 
rief die Jungfrau: O ihr harten - Qimmelsmächte: von meiner 
Geburt an haͤuft ihr Qual und Angſt auf mich, geboren zwi: 
Shen den Wogen und Stürmen, tödete ich die Mutter und der 
Tobten war ein Grab in der Brde verfagt. Geſchmückt vom Ba: 
ter und in einen Sarg gelegt mit 20 Goldfefterzien murde fie 
dem Neptun übergeben. Ich Unglückliche, den gottlofen Strangu« 
lio und Dionyfiades übergeben, follte aus Neid getödtet werben; 
da raubten mich Piraten und führten mich hierher. Gott möge 
mid) meinem Vater Apoll. wiever geben. Als Apoll. das hörte, 
rief er: D barmherziger Gott, der du den Himmel und den Ab⸗ 
rund burchfchauft uud alle Geheimniffe eröffneſt! Und fiel der 

arfia um den Hals und ſchrie: Lauft, Diener, lauft, macht mei⸗ 
ner Dual ein Ende. Mile ſtürzten herbei und als ſte flaunten, 
wie. er das Mädchen umarmte, fügte er: das iſt meine Tochter, 
die ich betraure. Schnell war nun allge Leid verſchwunden. the: 


4828 


nagerae heirathete bie. ſchoͤne Tarfia; und Apoll. war um ſo 
mehr erfreut, weil num fein Gelübde erfüllt war und er die Trauer 
ablegen konnte. Um aber doch nicht gegen den Buchſtaben bes 
Geſetzes zu fehlen, nach dem Tarfia das Wigenthum des Kupplera 
war, rief Athenagoras die Bürger zufammen, flellte ihuen vor, 
daß der mächtige König Apoll. feine Tochter zurück verlange und 
die Stadt zerftören würde, wenn man fie und ben Frevler ihm 
nicht ausliefre, fie follten um eines gottlofen Menfchen willen 
nieht den Staat zu Grunde richten. Der Kuppler wird daher zu 
Apoll. gefchleppt und lebendig verbrannt. Die Mitylenäer aber 
errichten dem Apoll. eine Bildfäule mit der Juſchrift: 
Tyrio. Apollonio. 
Restauratori. 
Domuum, Nostrarum. 
Et. Tarsiae. 
Sanctissimae. Filiae., 
Ejus. Virgini. 
Als nach der Huchzeit Apoll. mit den Seinigen zurückreiſen 
wollte, erfchien ihm ein Gngel im Traum und befahl ihm in 
Ephefus zu Ianden und in den Tempel zu gehen. Als er in den 
Tempel trat, eröffnete ihm feine Gemahlin das innerfte Heilig: 
thum. Bon ihrem Glanz geblendet warf er fich mit den Seinigen 
ihre zu Füßen und erzählte ihr fein Leben. Als er geendet, ftürzt 
die Prieſterin in feine Arme, und als er fie zurüddrängt, ruft de 
weinend: ich bin deine Gattin, des Königs Alciftratus Tochter, 
wo ift meine Tochter? Und Mutter und Tochter lagen in Tanger 
Heiliger Umarmung. Große Breude erregte dies Ereigniß in 
Ephefus. Zufammen gehen fle nach Antiochte. Apoll. empfängt 
das Reich und übergibt es dem Schwieyerfohn. Ehe er aber nun 
nach Tyrus zurüdgeht, übt er in Tarfus Rache. Strangulio und 
Dionyfiades werden yon den Bürgern gefteinigt, ale diefe bie 
Schandthat erfahren. Sechs Monate blieb Apoll. da, dann fchiffte 
er nad) Pentapolis und konnte gerade noch tem flerbenden Kö: 
nig fein Glück verkünden. Das Reich empfängt Apoll. für feine 
Tochter. Darauf macht er den Schiffer, feinen Brautführer, 
um Grafen und er mußte bei ihm -bleiben, fo lange er lebte. 
ud Hellanifus, der ihm zuerft die Kunde von des Antiochus 
Tod gebracht hatte, wurde erhoben. Durch einen Sohn wurde 
feine Freude noch vermehrt, ben er zum König im Reiche des 
Großvaters machte. Bis zu feinem 74. Jahre lebte er mit feiner 
Gattin ruhig und glüdlich und regierte in Antiochia, Tyrus und 
Cyrenaika. Seine Schieffale aber hat er felbft niedergefchrieben in 
wei Bänden ; einen hat er im Tempel zw Ephefus, den andern 
in feiner Bibliothek niedergelegt. 


314 


484 


Bei Allem Trocknen, Geſchmackloſen, imthält diefe Erzählung 
von der ich ne den Auszug gegeben, doch gewiß viel Schönes, 
und grade die Einfachheit gibt ihr einen Vorzug vor vielen an⸗ 
dern. Ich möchte dabei an das rührende Volksbuch: Grifeldis er- 
Innern, das fo ungleich höheren Werth hat als alle moderniftrten, 
oft in der That unfinnigen Bearbeitungen. 


Zum Schluß gebe ih noch Simrocks Veberfekung des Räth- 
fels, auf das Lamprecht anfpielt, und der drei Räthjel: Wafs 
fer, Segelbaum und Ball. 


„Vom Fleifch der Mutter fpeif’ ich mich, 
Mir felber Mutter ficherlidh; 

Mein Bater ift zugleich mein. Sohn 

Und buhlt um meinen Minnenlohn. 

Ich bin ihm Mutter, Tochter, Weib; 
Doc wie er koſe meinen Leib, 

Noch ſtellt fi nicht der Bruder ein, 
Der Sohn mir wird und Enfel fein. 


Sch kenn' ein Haus, gar wohl erbaut, 
Das Flingt und tönet hell und laut, 
Du börft von fern fein Rauſchen. 

- Biel Säfte fpielen drin umher 

- Bon diefen wirft du nimmermehr 
Nur einen Ton erlaufchen. 
Es wandelt flets von Drt gu Dirt, 
Die Säfte wandeln mit ihm fort. 
Dieß Haus folift du mir nennen. 


Ein Rieſ' erwägt in einem Wald, 

Bon hoher, mächtiger Geftalt, 

Zwar flark und fchön, doch wild und alt; 
Um ihn Genoſſen manigfalt. 

Mit diefen zieht er auf die Fahrt, 

Zu ſchaun der fremden Länder Art. 
Sprich, wie der Riefe fo gebahrt, 

Das Niemand feine Spur gewahrt. 


Bon außen glatt, von innen rauch; 
Sie ſtoßen nur in meinen Bauch 

Mit einem Steden grobes Haar, 

Dis ich erfüllt bin ganz und gar. . 
Mand) harter Schlag wird mir gegeben, 
Daß ih muß auf und nieder ſchweben, 
Ic armer Tropf, wie ift mir web; 

D lag ich tief in einem See. 


485 


Die Begebenheit felbR ſetzt Gottfried v. Viterbo in die Zeit 
Hannibals, indem, er fügt: Hannibal, 13 anno, quo intrave; 
rat Italiam, secessit ad Bruttios cet. His temporibus Apol- 
lonius, rex Tyri et Sidonis, ab Antiocho juniore Seleuco 
a regno Tyri et Sidonis fugatur, qui navigio fugiens mira 
pericula patitur. Sicut in sequentibus versifice (zwei reimende 
Hexrameter und ein Pentameter) exponemus. Was unfre Stelle 
v. 1249 ff. betrifft, fo muß Lampr. den Apollonius nicht fehr ges 
nau gekannt haben (ed müßte denn eine fehr abweichende ſchr. 
geweten fein), da er von einem, Briefe fpricht, in welchem Apol⸗ 
fonius geantwortet habe auf die verſteckte Frage, die auch eigents 
lih faum ein Räthiel genannt werben fann. B. hat: wande er 
ime sagete däz rehte an einem brieve, daz u. |. w. 


58. Chananea das fananaiihe Weib, S. Matth. 15, 21. 

61. volleist stf. Die volle Leitung ; Eräftige. genägende Hülfe; 
davon auch das Verb volleisten genügen, eiwas vollftändig 
ausführen. 

63. gewern mit Aff. ©. 408. 
64. durh sines selbes ere. Ueber sines selbes vgl. 1256, 
ere hat einen viel weiteren Sinn als unfer Ehre. Es bedeutet 
urfprünglich, den Glanz, den eine höhere Würde gibt, fei es in 
Bezug auf den Stand (Herrfcher, Lehneherr), ſei's auf Die pers 
fönlichen Berdienftte (durch Tapferfeit); dann erft das der Stel- 
lung angemefjene Benehmen, entgegen schande; vgl. goth. aiza, 

von eisa glänze. ” 

76. daz laster molde dolen. Jdolen tolerare dulden, bes 
fonders Unglüd und Schande. den töt ih noh ungerne dole 
6193. Das Hülfsverb madt den Sinn unklar, wenn man e8 
nicht als Hülfsverb der Zukunft nimmt: und nur Schande erbul: 
den würde. B. unde er si hize d. 1. d. Ueber laster |. 420. 

719. mit gelfe stm. von gille; zunähfi in Bezug auf Ton: 
Getön; dann auf Barbe: Glanz Pracht; endlich übertragen: 
Nebermuth, Uebermacht. ug1.2718. Herb. Truj. 1314 gele ( = gelpf) 
glizzen hell glänzen. Iw. 625. 

88. sıh versinnen 3304. sapere ohne Ben. feinen Verſtand 
beitammen haben. So unversunnen man 1364, wol versinne. 

94. wart des inein. vgl. 519. wie in ein komen eines 
dinges Trift. 11465. einig; mit ſich iſt hinzuzudenken. Vgl. Ben. 
W. A1Tb, in ein worden si des 2473. 6801. 2 

96. dräte Adv. von draejen drehen, wirbeln, alſo fortwirs 
beiud, ſchnell, alsbald. | 

97. dal. B. Hat eines chindes stuzel. Vielleicht ift dies ein 
provinzieller Ausdrud für bal, oder ein Kreifel (a top of nob- 
leys im eng. Gedicht 1706) oder eine Peitſche (a Scaurge), 


486 


bie beide im engl. Gedichte genannt werden flatt des Balles und 
der Schuhbänder; als brittes ſteht dort an haumudeys {aumo- 
nitre), die fpäter punge und pars genamıt wird, alfo ein Geld⸗ 
beutel. Bei Pſend. Kall. ift eine Peitfche, ein Ba und ein Käf- 
ben mit Gold. Die ganze Erzählung mit der Rüdantwort iſt in 
B. fehr verändert. 

98, sinewal=—sinewel yon sin cv» (vgl. sinfluot, Sünd- 
fint) und wel rund, welches noch in dem provingiellen welgern, 
auch in walzen zu finden iſt. Es heißt eigentlich walzenförmig, 
länglichrund. 2110 sinewelle steine. 5106. rechte sinewel als 
ein bal. sin Hat den Begriff des Dauernden. So in Singrün= 
Immergrün, das man fälfchlich mit nn gefchrieben. 

99. zehant, auch alzehant fugleich, eig. gleich bereit, wie 
bei der Hand. | 

1304. besüchen swv. verfuchen, erproben. zebesuochenne 
iro divinitatem ihre Gottheit zu erproben Byeth. in Wack. Lef. 
147, 81. Sch nehme 1302—1304 als Parenthefe des Dichters. 

06. Brief machen. brief, 1379. gewöhnt. brieb 1377. 1333. 
1423. u. o. v. fat. brevis, auch eine Urkunde; dadurch erflärt 
fh das Verb. Die Präpoſ. an in ber gewöhnlihen Redensart; 
an dem brieve stunt, er las u. f. w. erklärt fi), wenn es 
überhaupt nöthin wäre, aus der Mebensart von dem brieve 
(Schuldbuch) schaben. Bgl. Ben. W. 

07. descheinen swv. vffeiibaren, klar machen. 1879. 

08. meinte. meinen bedeuten, als Symbol woranf zielen. 
wante si (gerste) meinet irrer lüte lere. Phyſiologus in 
Wack. 2. 165. 2%. mit dem balle meinter daz 1309. 4815. 
1021 1278 Fa ander: ’ PR 

. des balles spilen gienge vgl. 461. spilen mit Gen; 
vgl. &r. Sr. IV, 6. | p 

13. dan er val. 2233 dan. si verwunnen worden. Im 
nhd. müßte daz dazu. Es gehört diefe Ronftruftion zu der von 
wan ꝛc. Vgl. 305. 

26. niemanne niht ne neme. niht offenbar noch nichts. 
niemanne Dat. val. 259 und 1130. 

29. schiere und schire fchrell. 

82. mit desemen villen. beseme, ahd. besanıo swm. Zucht⸗ 
ruthe. 1385. villen ſchinden, die Haut gerpeitfchen, geißeln. Die 
Redensart kommt ſehr Häufig vor. Val. Ben. W. 108°. Salomön 
sp: chet, wer den besmen spar, daz der den sun versüme 

alth. 23, %9. Vorhte machet lewen zam: éren besme 
daz ist scham $reid. 53, 16. was Grimm überfeßt: die Ehre 
wird barch die Scham gereinigt, Ben. Umjegen:-die Ehre zieht 
ben Menfchen ind Scham. | i 

34. ummöre nulieb. 0056. maere Ai. wovon viel m. gern 
gefprochen wird, berühmt, herrlich, lieb. 


487 


36. boten. bote swm. ver etwas entbietet. Ueber ihre Uns 
verleglichkeit Herb. Troi. 3803 ff. Wen daz fr hie boten sit 
Die alde fehe unde nit Die solde uch zu unstaten komen. 
Und Lampr. felbt außer hier 1342 ff. 6172: iz ne was nie 
reht , daz sihenime knecht oder siheineme bote dihein 
herre missebote. 

41. smä wie jeßt noch wo, wofern fl. wenn. 1629. 

Botescaft triben, gewöhnlicher werben, 2891. 

‚486, zö iu gevallen. z6 einem gevällen over vallen, wie 
751 sih zö einem gemazen und 1679: sich zö einem gega- 
ten mit einem vergleichbar fein. 1693: ze Alexandrö niht ge- 
vallen. 

47. frumicheit Tũchtigkeit. Vgl. framich 182, 

51. mäze haben. mäze »tf. anftandvolles Benehmen, Maͤ⸗ 
figung. .eines m. haben ſich wie es ihm geziemt, gegen ihn bes 
nehmen, wie ähnlich einem ze mäze komen oder sin ihm ge 
mäß fein. Bgk 3281. 

—* durh siheiner slahte nöt um irgend einer Gefahr willen. 
. 254. 
57, er ne weiz in rinet. einem ein dinc wizen etwas 
um Borwurf machen. waz wizet man den vogelin? Varz. 

ide got wizen den edelen criechischen fursten Herb. 
Troj. 3828. Mit Gen. und Dat. 1824 des ne sult ir mir 
wizen nit. - 

durh di seult um der Urſache willen. scult urfpr. Grund, 
Urfache. Bol. 3342. 

66. blöde hovewart. blöde — bloede zaghaft, ſchwach; bei 

8. bejonders Häufig. 3229. 4318. 4451. Das Subſt. Blödicheit; . 
mhd. bloedekeit 1369. hovewart Hofwärter, ein bezeichnender 
Ausdruck für den Hofhund. 
ı ı 69, irgremen swv. zornig machen, goth. gramian. der wider 
dir heilige magit alsein starkir lewe was irgremet den he: 
tista schiere sam ein lamp gezemit. it. 1076. Aehnlicy 
Vinc. Bellov. spec. 4,16: nam et canibus imbecillioribus 
mos est, quando plus defuerit virium, eo magis latratibus 
indulgere. Bgl. 1544. 42370 was’ ergremet. 

71. al bellender == bellende er. a] 1) als Adv. ganz und 

gar; fleht verflärfend a) vor Adj. al bar, al blöz, al eine, al 
"2öt; b) vor Adv. al balde, al umbe; c) vor Bart. Präf., wie 
bier. 2) als Konj. obgleich. 6156 al ne mugit is nit geloaben; 
anıh 6845. | 

73. mir besiän. einem besten einem Stand halten. 2115 
si ne imohteh ime niwit vor Bestän. So Iw. 244 daz en 
in dA solte bestän. bestän und bestät. if die gewöhnt. Forni 
im Reim, ſouſt bestön, bestet. beste initranſ. ohne Dat. 668. 


438 


_75. zuokit sıh ın einem cumber. zücken, swv. reißen, 
zücken. cumber stm. franz. comble; fat. cumulus eig, Belafung, 
Ueberhäufung. - 

. 82, an mir stän von mir abhangen. Achnlid) siänt an siner 
hant 1467. " ’ 

83. umbevän neben der gewöhnlichen Form gevangen 1468. 
2682. bevan 6684. Ebenfo irzän 3609. gegän 4830. 53. 6721. 
neben irgangen 1464. gegangen 4952. vgl. bestän 1229. 

87. ın ertriche Adv. auf Erden. ertriche stn. Die Erde als 
Wohnplatz der Menfchen, wie himelriche = himelc. 

90. zme fl. zwei. - 


94. min dienist. dienest von diu, Gen. diuwes Knecht, mein‘ 


Lehensmann ;-stm. die Perfon bedeutend, daz er din dienist 
gerne 3i Trifl. 5137. Auch Gefinde. Das die Sache bezeichnende 
Subft. it mhd. auch gewöhnlich stm. 3675 manic dienist Aff. 
S. Ben. ®. din. 

96. habel. Die zufammengezogenen Formen herrfchen zwar 
vor, Doch finden fich auch ber vollftändigen nicht wenige. Es ge: 
nügt von jeder Form ein Beiſpiel anzuführen. 

PBräf. Ind. ich habe (: sagen) 2998; hab ich 6053 ; neben 
ich hän (:an) 2724. 2te und Ste Perf. nie vollitändig. du häs 
6024. 6071. du häst 6006. hästu 6298. hästuz 8034. er hät 
1380. häter 1381. wir kaben 1915. wir hän 8976. ir habet 
(Hülfsv.) 1396. habit (:sagit) 3994. ir hät (:rät) 4002. si 
han CBälfev.) (:Macedenjän) 2536. si hänt 6821; nehänt 
si 3977. - 


Imp. Ind. er habite (:clagete) 3200; habete 2014. 
hatte (:Glatte) 969; häte (:räte) 2392. häter 8875. hattim 
6933; hätiz 290; hattiz 5857; höte 2596; heter 20 und o.; 
hetin 2993. wir habeten (:lebeten) 5184. hatten 5170; si 
habeten (:scadete) 2277; (:lebeten 5115). hatten (: sazten) 
1045; häten (:kemenäten) 5931. h&ten (:nepphe) 3396, ſehr 
oft; hôte (fl. hatten) 8623. 

Imp. Konj. ich hätte 6048; hete 6047; bätich 5969; 
hetis 3290; du hétis 2747; hetistu 2439; er habete 2496; 
hete (:t&te) 3337 (; gesetzte) 436 und vft; hetis 3587. wir 
babeten (:jagete) 2516 (:lebeten) 5074; hettir 6169; si 
häten (:baten) 5117; heten 4734; hetens 3954. 

Snf. haben (:sagen) 2335. 2678. hän (:man) 3004. 
(:ergän) 3848. “ 

Zum Prät. Ind. bemerft W. Grimm Graf Rudolf ©. 9: 
Das Prät. von han wird im Ind. gewöhnlid hatie (Gr , %. 
B, 8. 17. 18) hatten (C, 2. 22. 0,7. Fr, 11. K, 27) ge 
ſchrieben, wie auch im Heljand fich zeigt. - 

Vgl. Sr. Br. 1, 170. 174. Hahn 1,75. Daher if hatte 


489 


4992 und hatten 5170 und überall, wo es mit A gefchrieben, zu 
befiern nach den Stellen hatte (:Glatte) uud hatten (:sazten). 

416. manne. man gewöhnlich flexionslos durch alle Kafus. 
Bol. Hahn 1,90. Bei Lampr. auch gewöhnlich fu; am häufigften 
noch im Dat. Pl. mannen (:dannen) 1022. Hier Gen. Pl. 
manne (:danne). 2520 mannis. 

19. geschie vgl. 1223, 

20. mere (&re) 2322. meiit me&, zuweilen mer 2269. 1436. 

2330. 2587. Im Reim faft immer me, oder mere; mör (:her) 4489, 
‘ 30. ertrich if ein Lefefehler Maßmanns; in der Hfch. ift 
er deutlich getrennt und in trich das tr in m gebeflert. Es muß 
alfo heißen: daz er mich ie beschalt und danach die Webers 
feßung: das werde noch. zur Schaude Dem dummen Alexander, daß 
er mich wollt? berunterziehn; Er ift geworben allzufühn. B. daz 
mich ie der bescalt. 

317. irhebet sih zü fruo. sih irheben fih auf den Weg 
machen. Es fönnte bier wohl audy = verheben überheben ges 
braucht fein, wie 1774 sih ze sere verhebet; 3283 und 2168 
mit des. 

40. Marius unde Tybötes. Bei Pſeud. Kall. (Bd. II, 53) 
FR fie nicht genannt, bei Dal, (Bd. IL, 243) Hyflaspes und 

pynuther. 
49. hiz si sere biten des. einen eines d. biten, auch mit 
Inf. obne ze. hiz ergänze di boten, die nämlich den Brief 
brachten. , 

44. kerten. 982. 

45. im gewöhnlich ime. 

46. unde sines höhmültes niderstiezen. Man muß im 
aus dem vorhergehenden Saße zudenfen. einem w. einem bes 
gegnen. Der Gen: in Betreff Eines Hochmuthes. Im folgens 
den Verſe muß in aus dem im ergänzt werden. Vgl. 443. 

49. bewarn mit Alf. etwas beforgen. 2793 wi er daz mohte 
bewaren. 

48. heim ze lande, ebenjv ze lande in die Heimath; von 
heim stm. die Heimath. Die Ueberfegung wäre befier heimwärts. 

65. sines selbes ist er gire. s. s. iſt Darius. Darius vers 
langt, wir follen ihm den fangen, der darnach ſtrebt ihn ſelbſt 
gefangen zu nehmen. Ueber den Gen. sines selbes. Vgl. 1256. 
| Diefe ganze Stelle if eine Refapitulation der in A. verloren, 
gegangenen Erzählung. 

67. stänt, außer dem. Reim gewöhnlich stent. Weber bie Res 
bensart vgl. 1882, F 

74. versezzen von versitzen, verjäumen, die Friſt verſtrei⸗ 
chen laſſen. 

11. ingagen. 1700 u. v. vgl. 705. 


290 . 


62. verstözen einen eines d. von etwas wegſtoßen; dieſelbe 
Reftion hat auch crenken. 

84. handeliz = handeln iz; das n, wie oft, am Inf. weg- 
geworfen. 

1508. wen ſ. 808. 

03. wesset = wehset. 

05. mülsche = müejeliche, müeliche, Mühe verurfachend, 
befchwerlich. 

1. Direkte und imdirefte Rede mwechfelt oft. 

17. si ne wereten, fundern fle. vgl. 1217. 

19. Nach d6 muß ein Komma ftatt des Punktes ſtehen und 
nach Tybötes ebenfalls, wie auch die Weberfegung zeigt. Statt 
Marios ift wohl zu lefen Marius, wie 1440 (:alsas). 

21. ze rdte wurden si dö des. ze räte werden mit Gen. 
befchliegen. Das des habe ich zugefeht, wie es der Heim von 
felbh gibt; mit folgendem Sag fl. des Gen. 3920. 

23. gerikte stn. beveutet außer der Gerichtöpflege und ter 
Behörde auch: Bezirk, über den fich das Michteramt erſtreckt, 
alfo ven Amtsfreis des Richters, der hier der Lehensmann ifl — 
das ihm unterthane Land. 

28. geranie sth v. genenden swv. gewöhnlich nicht res 
flriv: Sp Annol. 442. genant er, fich ermuthigen. 2488. 
2783. Auch Herb. Troj. 13876 refler. 

32. ze siude. stat stm. Geſtade. ze stade kommen Big. 
5488. den anderen stat 3025. 

. 95. Statt diefer Zeile hat B. alsus hörtich Maister albe- 
richen sagen. 

39. den vort = vurt, gleichbedeutend mit stat, ehe Alerans 
bet das andre Ufer gewann. 

40. Alexandrö muomwete daz. muowen nd. = müejen, 
gewöhnt. mit Aff. vgl. Ward. 8. 892. 15. 

4: saz. sitzen ſowohl intranf. als faktit: ſich ſetzen; letzteres 
hier; üf Bücifäle Aff. 1572. 

48. dern, auch barin. stn. ober stm. Das Kind, fei es 
Sohn ober Tochter, in Beziehung auf Bater oder Mutter; ſehr 
Häufig in diefer Berbindung mit müter. 6065. 6597. In ber 
Deveutung Menſch überhaupt 6888. Im ftanz. de möre ne. 
Ben. W. find die Stelen von mäter barn zufammengefellt. 
3110 flieht barin (: scaren), aber in ber Hfihr. ſcheint das i 
getilgt zu fein, wenigftens ift der Punft ausgeſtrichen und ein 
aͤhnlicher Strich unter dem i; man könnte alſo leſen, wie 6065 
barn (: irvarn). Uebrigens iſt auch barin gerechtfertigt durch 
Rother, Wack. 2: 283, 8 ein barin. 

50. Nach slüch fee ein Komma. 

53. sin Sen, das perf. Pron. - 


. 


491 


54. der nembeiz niemer mer brötes ſprichwörtlich. enbize 
stv. mit Gen. bringe etwas an den Mund, fei es zum Eſſen oder 
jun Trinfen, halte eine Mahlzeit, fei es Morgens, Mittags oder 

bends. Die Part. en fteßt fi. in und heißt auch em, wie hier. 

75. tegweder 1581. iegwederme 2561. aus ahd. gahwe- 
dar uterque, mit ie, ahd. &o zufammengefeßt: &ogahwedar 
utercumque. mhd, iegeweder , ieweder; aus ahd. dih- 
we.dar entitand mhd. deweder alteruter, auch iedeweder oder 
jed weder. 

79. 2run v. brinnen. 1) braun; 2) dunkel im Gegenfab von 
later; 3) glänzend, funfelnd, befonders vom Schwerte. 4812, 
wie hier, man könnte es vermöge feiner Abftammung auch wohl 
— scarf nehmen, wie 4824: scarfen ecken fteht; doch 4408 
daz scarfe brün ysin. 4147 daz brün ysen. sin helm brün- 
Iatir Ath. E, 102. 

ecke 39230. 3118. 3140 u. o. die Schneide des Schwertes 
Spige des Speeres. 

80. Hier ſchiebt B. eine Stelle ein: awi daz fuar daruz 
spranch. da ein stahel wider den ander dranch. grazer 
siege wurden nie getan, siene sluge wilen samson. der 
dic grozen maht an imme truoch. daz er mit eines eseles 
backen ein tusint liutis ersluoch. awie mahte daz ie wer- 
den. mennes der sluoch alexandern zuo der erde. 


9I. insamt, ensamt, intsamt, = samt, sament mit eie 
nander. 

94. melm stm., ital. melmo Staub, befonders in der Kanıyf- 
bahn; auch röten fihres melm. 2800 söre stoub der mim. 

. 1604 halfin = half ime. Das n vor d = m. 

07. Daclym Klitus. 

09. einem ze fromen sten, wie einem ze staten sten eis 
nem zu Hülfe kommen. ‘ 

10. er was bestanden. einen besien ohne deu Zufaß mit 
nide etc. einen befämpfen. Vgl 1063. 1068 auch 1373. 20983. 
WA. 


18. Ach sh dare. sih heben ſich aufmachen, hier wohl in 
Verbindung mit dare in der Bedeutung: fich zur Hülfe barbies 
ten. 2153. hab »ih dar üz, 

M. Aiv, mhd. hia; fo hiwen fi. hiuwen. vgl. Hahn 1,58. 

38. Jöbäl. Wer diefer perfifhe Mann fei, ift aus ven Bü⸗ 
chern nicht erfichtlich. 

19. verhal. sih verheln fi} zurüdhalten, zuruͤckbleiben. 

30. der erre, 3066 (:h&rre). ahd. Eriro, wie mrerre aus‘ 
möriro. B. éror ber frühere. . 


492 


94. zenden (:lenden) des Reims wegen, fonft zande. 

36. machete zwene halbe man. Eine in jener Zeit oft 
vorkommende Srzählung, die wir auch in Uhlands Gedicht: Schwä- 
biſche Kunde, benupt finden. Bon dem berühmten Türfenfeind, 
Georg Caftriota, genannt Skanverberg d. h. Fürft Alexander, er. 
zählt fein Biograph, Marinus Barletius, ein Achnliches. Als er 
nämlich einft, noch in Dienften des Sultans, mit diefem in Bruffa 
in Bithynien war, boten fich zwei perfliche Männer dem Sultan 
zu Dienften und begehrten, um ihre Stärke zu zeigen. bes Zwei⸗ 
fampfes mit den Tapferflen. Georg warb erfehen. Während er 
mit Zampfa, dem einen, Fämpft, fällt ihn der andre Jaja treulos 
an; den durchſticht er, den andern aber greift er mit dem Schwerte 
an. „Nicht lange, fo traf ber SEanderbeg feines Yeindes Achfel 
zunächft dem Hals fo Fräftig, Baß er den Mann in der Mitte 
von einander fpaltet und zu jeder Seite des Roſſes ein Theil 
berabfällt. Daffelbe in Li R. 96, 9_ 12. Diem. zu ©. 219,24 rührt 
noch viele Beifpiele ſolcher Webertreibungen an. 3. B. Ruol. 92,25 
er sluoc in almitten cetal; auch zetale durch den satel- 
bogen; 143,22 er ving in oben ze der achselen an, er zetailte 
ros unde man; 173,13 er sluoc im abe daz halsbain, daz 
houbet viel ain halp üf den stain. Raumer's Hohenfl. 1,139. 
41. üf bant. üf binden ein Ding auf ein andres; den helm, 
wie bier, Iw. 180 u. v. ir vanen feft binden 2560. 

44. slagen (:sagen); 237 slege slän. Es fönnte wohl 
auch) ft. von dem michelen slagen (Infin.) fein. 

46. er nermwilt sih ft. er ne erw. sih erwalten mit Gen. 
der Sache, etwas in feiner Gewalt behalten. B. verwielt. Die 
tefl. Forni ſowohl, als die Ableitung mit er und-ver fehr un: 
gewöhnlich. Statt der fulgenden Zeile hat B. er was in grözer 
unhuge. 

47. I. zeblüwen fi. zebliuwen. 

51. gedenket an etc. Defter mit Ben. befonders in ber Bes 
deutung: erwähnen, vgl. 87. Au mit 20...... 

59. irschellen swv. fattit. zum Schalle bringen; dann: mit 
Geraͤuſch zerbrechen, vernichten, wie wir ähnliches noch in zer 
ſchmettern haben; ebenfo 2885; von irschellen stv. erfchallen, 
fund werden. In eigentlicher Bedentung 5141 dö wart irschel- 
let der walt. 

54. knecht. Hier merfwürdig, weil-der Ritter feinen Herrn 
fo nennt; alfo if Hier das Wort ohne alle Beziehung auf Unter: 
or mngöverhältuifie ‚wie 97. von dem Ahnherrn des Philippus. 
vgl. 


55. reget daz swert. Seltnere Rebensart für zihen, was 
B. hat. goth. raginön zeigen, regere. 
65. swanc ſchwingende Bewegung, Schwingung, Streid. 


498 


swertes swanc Rib. 7874. 9622. Weber frumen in der Ber 
Deutung geben vgl. 480. Ga 

61. alsein 4 Ueber ein vgl. 1063. ' 

71. umbe di dä it. umbe di, di dä. Das Demonftr. aus: 
gelafien, eine gewöhnliche und leichte Attraftioı Wack. W. nennt 
e8 Zufammenziehung von Demonftr. u. Relat. Die Annomination 
lagen irslagen fehr häufig, 2005. 

79. sunder gewunten. sunder als Adj ansgezeichnet, als 
Adv. befundere. Als Praͤp. eig. unfleft. abfol. Akk. des Adi. mit 
dem Mtf. 6856 sundir muowicheit. 6858 sunder werlt 
scande. Heber die ſchwache Deflin. gewunten ohne vorhergehene 
den Art. vd: Pron. |. 807. u | BE 

75. höre wir. Die Abwerfung des n in der 1 Perf Pl. 

solde wir 2318. 4414. 

werde wir 2499. 

nehabe wir 2500. 

sterbe wir 2502. 

gedechte wir 2518. 

verlore wir 2528. 

wurde wir 40%. 

wänede wir 4786. 

blibe wir 4790. _ 

läge wir 5165. u. o. | 

volcwige. Der Kampf auf dem Wulpenfande, der in Gudrun 
erzählt wird. In allen Stellen mittelhochbeutfcher Gedichte, wo 
große Schlachten gefchlagen und gefungen werben, pflegen Die 
Dichter ihre Darftellung dadurch zu heben, daß fie Kämpfe frühes 
rer - Sagenfreife dagegen für nichts erflären. So 3120 ff. Se 
Annvi. 444 ff. du ward diz hertisti volewig also diz buch 
quit daz in disem merigarten ie gevrumit wurde. ©. 
Mapm. Einl. 

16. wulpinwerde. wert, werdes stm. 5354. ahd. warid zu 
wern, aud) werder Snfel, viell. geſchütztes Land; flaches, von 
einem Fluffe gewonnenes Ufer, noch in Werber und Wörth; 
eines Stammes mit wer Damm. Jn Gudrun: 3238. 3391, 
4485. Wülpensant, was jedoch gerade mit wert erklärt wird; 
32338: zuo einem wilden werde, der was geheizen dä 
zem Wülpensande. 8391: ez was ein wert vil breiter 
und hitz der. Wülpensant. 4185: üf dem Wülpensande 
dA & was der strit. 0 

79. gegaten. 5020. gate Verwandter, Gatte; fidy gatten 
751 


f. . 

80. Die num nach der Hfchr. hergeftellte Lesart für die frü⸗ 
here Herwich unde Wolfram macht nun jede Verſetzung übers 
flüffig, wie fie 3. B. Ab. Schott: Gudrun S. XXII. gemacht 


494 


. et: Wolfram unde ‚Herwich ne mehten ime niwit sin ge- 
lich. Zwar erfcheint dadurch ein neuer, in der uns befannten 
Gudrun nicht vorfommender Name Wollwin; jedoch möchte die: 
fes mit Ortwin, bem Bruder der Gudrun zufammenfallen. Die in 
unfrer Gudrun zufammengeflodgtenen Sagen geben, wie die Sa 
en der Nibelungen, großartige, warme Beweiſe für bie innige 

erehrung, welche die ſtarken Männer jener Zeit deu Frauen 
zollten, Die des alten Liedes Licht waren. Diefe Dichtungen war: 
zeln in einer Welt wunderbarer Sagen, bie ſo alt find, wie das 
Deutfche Volk und haben uns Bilder aus berfelben reiner und um: 
fangreicher überliefert, als irgendwo ſonſt weldye zu finden fint. 
Sie haben vielfache Umbildungen, wie das Bolf ſelbſt und feine 
Sprade durchgemacht, ihre Stoff wurde der überlieferten frem: 
ben Form angepaßt und man darf fie mittelbar Zöglinge der 
bomerifchen Dichtungen nennen. Ehe fie die jeßige Form erhiel⸗ 
ten, haben fie in vielfacher Geſtaltung im Bolfe gelebt; fo weit 
der germanische Stamm zog, find fie mit ihm gezogen; in viele 
verwandten Sagen find fie verfehmolzen und überall geht zwar 
der gleiche Grundgedanke durch, aber Namen und Einzelheiten 
haben von der neuen Umgebung ihre Beränderungen erlitten. In 
Gudrun ift der Grundgedanke: eine Sungfrau wird geraubt und 
nach manchen Erniedrigungen gerettet, Diefer Grundgedanke er 
fcheint in ber lebten Bearbeitung des Gedichtes in Dreifacher 
‚ Rebuplication: Hilde geranbt vom Greifen; die Tochter Hilde 
Brandt von Hettel; die Enklin Gudrun geraubt von Lubivig. 

hne Zweifel ift wie Schott ausführt, Died eine Verſchmelzung 
verfcjiedener Sagen , deren wichtigfte die lebte if. Wenn nur 
Lamprecht in uufrer Stelle Hilden Bater, alio Hagen nach dem 
Gedichte Gudrun getöbtet werden läßt und nicht Hettel u. wie es 
fegeint, den Hagen zum Räuber macht, nicht Ludwig, fo müſſen 
wir eben auf eine andre, einfachere Geftaltung der Sage fchließen, 
was auch ſchon daraus hervorgeht, daß auch Wate, der Haupt⸗ 
kaͤmpfer bes Baters der Gudrun, mit diefem und dem Känber 
fällt. Auf welcder Seite Herwich und Wolfwin flehen, ift hier 
unentfchieben. Die Aenderung, die Müllenhof in feiner Gudrun 
&..98 vorfehlägt: Hilden vridel, ſcheint mir durchaus uunöthig. 
Bol. Alb. Schott‘s. vortreffliche Binleitung zur Gudrun v. Bol 
mes abe XXII #., der ich. das obige Hauptfächlich entnom⸗ 
un . 

86. in der Troiere liede. In Berbindung: mit der Erwähn: 
ung ber beutichen Gudrun nimmt Mafm. hier ein deutſches 
Trojanerlied an. Auch Beldel in feiner Eneit 1—9 und Hart: 
mann in feinem Erek 78450 führt das Lied an. Jedoch muß 
es wohl, wie Ben. zu Iw. auch bemerkt, leider noch wuentichie: 
den bleiben, ob das Lieb ein Dares oder ein tomantifitter Homer 


495 


war. Die Anführung in unſerm Gebichte ift jedenfalls, mie Raßm. 
Einl. S. 11. auseinanderfegt, fehr bezeichnend für Das gefchicht- 
liche innere Verhältniß und Die Mebergangszeit der alten heimi⸗ 
ſchen Helbeufage ober der Beziehungen auf fie und ber darauf 
eintretenden gelehrten Auffafung der fremden Stoffe vom trojani- 
fen Kriege, von der Eneit und vom Alexander; zu letzterem 
zogen noch außerdem die altteflamentlichen Erwähnungen, wie fie 
ja Lampr. in dem @ingang citirt, namentlich die geiftlichen Dice 
ter bin. Die Zeit Lamprechts bezeichnet den Webergang, wo bie 
Heldenſage noch wohl befannt und gleichfam in der Nähe war, 
während doch auch fchon der Geſchmack an ben gelehrten Stoffeg 
der alten Welt fich geltend macht und jene verdrängt. Später 
werden die trojanifchen Helden, ſowie Alexander zum erhebenven 
Bergleiche benugt uud bervorgezugen. So bei Eneufel in feiner 
Meltchronif Achilles und Heftor 924: daz nie dhain tyost so 
ward getän: man sait von herezog yran und von herrn 
dietreich, des vechtens was dem nicht geleich, daz dise 
zwen man vor Troy heten getan. Reinbot heil. Georg 328: 
dar quam der helt vormessen und besas mit her und sa 
daz der konig Menela Troy die stat nie so gar besaz, 
und 2338: nue stehit dir des gluckes rat und setzt dich 
entpor also ez thet hiever den milden Alexander. ©, wei: 
tered Maßm. Einl. 14. So fehr war man mit diefen Sagens 
freifen vertraut, DaB ſogar Troja's Zerflöcung fpäter im Bild 
auf den Umhängen in chriftlichen Kirchen erwähnt wird (Mei⸗ 
fterleins Chronik). Vgl. 5798, 

81. & der siurm geschiede. B. sich gesch. Der Siun fann 
in beiden nur fein: che fich ber Kampf entjchied. Ich glaube, 
nicht sich aufnehmen zu müſſen; scheiden, gescheiden trauf. 
heißt auch entfcheiden, es ift alſo die genaue Uebertsagung: 
ehe der Kampf entfchied naml. im Algen. über das Schickſal 
der beiden Parteien. 

8. f. Muß nach mohte Rehein hinzugedacht oder niht in 
»ihein verwandelt werden. Bol. die Parallelit. 1346, 
ynchün, B. Pincun. grede mnd. erklärt fh aus 
girävjo, ahd. girävo, neben dem gewöhnt. gräbe 1706. 1817. 
gräben 1700. (:gäben) 1792, 1821. (:gräde) 3738. Bol. 
Gımm N. U. 758. 

1100. in gagen den gräbeu Nff. ft. Dat. vgl. 705. u. 5708. 

02. quam an diner hant. Dat. ft. NEE. feltner, als unge 
fehet, vgl. 5703. 

09. Zrehtin, trehten 7037 (:irvehten). woraus unfer Dreft, 
Landdroſt; ahd. truhtin, ml. trustinus Herr, befonders von Bott. 

12. maiz ih. behalden minen leben—si vivam, wenn ich 
am Leben bleibe; eine ſprüchwörtliche Nedensart, oft nur müg 
ih leben, Ueber müezen göttlich beflimmt fein vgl. Wald. W. 


496 


17. mit dem orte. ort stm. u. stn. 5810 an den enden 
unde an den orten. urfpr. das außerfie Ende eines Körpers, 
dann die Ede, Spitze des Schwertes, auch das Schwert, der 
Speer felbit. Aufang und Ende 3. B. von dem orte unz an 
daz ende. Dagegen auch felbft Ände: minne ist der fröuden 
ursprinc unde ir mittel unde ir ort. Das Drt nennen noch 
jept bei ung die Schuhmacher den fpigen Pfriem. In Oberdeutſch⸗ 
land hat man noch: rechtortig rechtwinklig, Ortſtein — Ecknein 
Drtband —=das Blech an der Spige der Degenfcheide, Drtbrett, 
die Orte =die Ahle, der PBfriem. Auch ein Diminut. das Dert- 
hen; wienerifch : Dertl, das Schufter- Riemer: Dertl. vgl. Guy 
6709. Das engl. noch jegt gebräuchliche ord Anfang hängt ta 
mit aufammen, beides wohl mit dem lat. ora, oriri. 

A obenmwendich, oberhalb, wie jett noch Inwendig, als Präp. 
und Adv. 

ouchbrän. brä, bräwe Plur. bräwen, bran heißt fchon für 
fi: Augenbraue. In der Zufammenfegung mit ouge fommt es 
felten vor. 

27, sverte (: worte). Es läge nahe, nad 1717 orte u 
befiern, da dies auch für sverte gebraucht werden kann. 

29. staelinen, befier wohl stahelinen zu leſen. 

30. einen sö freisi. slack paßt zu in slüch 1728 nicht; 
man fann fich aber wohl venfen, daß der Dichter zuerfi nur üffe 
s. h. er in sl. fagen wollte und dann erft, unbefümmert um das 
vorhergehende, den ihm gelänfigen Pleonasmus Hinzufügte, fo baß 
man hinzubenfen muß er slüch ime einen etc. 

34. wisse. Die Formen des Brät. von weiz find: wiste, 
weste oder wisse, wesse, felten woste. Bgl. Hahn 1,73. Bei 
Lampr. der Ind. wiste (: liste) 2844. 3900. wisten (: listen) 
5638, a. R. 2958. 4969. Der Konf. ſchwankt zw. westih 8823; 
er weste 5633 unb wiste ih 6282. daz man wiste 3858. 
wistet (:liste) 2512. vgl. Gr. Gr. 12,962. 

. irwant ime an der lungen. erwinden ſich -zurüd- 
wenden, ablaffen, alſo: es drang bis an die Lungen, es ließ ab 
an ber 2. d. 5. es ging nicht weiter. Mit dem Dat. Habe ich's 
nicht weiter gefunden. — 

47. getrumeten an vgl. 404. 

62. Bon Sardis wird in der Offenbar. 1, 1: mb 8, 1 f. 
gefprochen. . 

67. lies da = dare. 

Bi 11. Das gedachte flatt ſchwieg wird man wohl entſchul⸗ 
gen, 

75. in der laster. laster stn. Gier wäre meines Willens bie 
einzige Stelle, wo es als Fem. gebraucht if. Ich wüßte auch 

Seine Beſſerung. Nach der Hfehr. könnte man: wohl lefen: last 











497 


erliget, aber last ift stm. Vielleicht hat die Sinnberwandiſchaft 
mit scande das Yem. hervorgerufen. 

80. in ft. ime 2963. 7097. Dal. 5703. 

87. in wazzer unde in lande, gewöhnlich wie B. ubir w. 
unde ubir 1. 

1805. seare eine beſtimmte Heeresabtheilung, vielleicht Legion. 

11. gagen alterthümlicdy, wie ingagen 1477. vgl. 205. ime 
gagen ft. ing. 189%. 

12. zvö... kuninge ft. zwei (zvene); 310 zvei scaren fl. 
zvö. 5830 zvei lihte carbunkel.f. zyene. Sunft immer richtig. 

19. reise stf. zu risen stvi von unten nad) oben and ums 
gekehrt fich bewegen, Aufbruch, Kriegszug, daher Reifige. kupin- 
ges reisen 1833. sine reise 2039. 

24. nizen vgl. 1357. - | 

31. var stl. Zahıt, Weg. Hier wohl Zug, in einer ‚herrlichen 
Ausräfung. 

40. Meden. Bol. Tobias 5,1ff. 

49. zö stnem tayedinge. tagedinc, tegedinc, teidinc, stn. 
stm. und stf. eine auf einen .beflimmten Tag feftgefegte Ange⸗ 
Iegenheit uud der Tag ſelbſt. Daher: gerishtliche Verhandlung, 
Berhandlung überhaupt, Vertrag; Zweifampf, = volcwic, wie 
hier; Hochzeit. zö disem tegedinge Ratheverfammlung 6491. 
Vgl. Ben. W. dinc. 

52. lies da. 

di archam 1 Mo. 8, 4. 

54. besaz inteanf. feinen Sit nehmen, raſten; auch tranfit. 
in Befitz nehmen, wie.sitzen auch gebraucht if. Bgl. 1541. 

60. Fisen ©. Gt. Myth., befonders S. 492. 

62. frie man find wohl nach dem Schwabenfpiegel bie mitt- 
ler fri& die der.höhen frien man sint. Die höhen frien oder 
vrigen find die Adligen , welche nicht Jürſten, aber auch nicht 
Dienftmannen find. Uebrigens ift auf dieſe Unterſcheidungen bei 
einer Anwendung wie hier Fein Gewicht zu legen. j 

36. dis heres. Ob dis hier ®en. von der oder ‚von diser? 

86. gereite Av. beveit, leicht und ſchnell; in der Debeutung 
fehr mit al gerihte zufommengehend. vgl. 564. B..gereiteclichen. 

‚92. eine mäge. Hier wohl nicht die Wage, fondern, wie auch 
daz wac, ein beftimimtes : Gewicht. I 

95. iz wäre ime leit oder :zorn maß wohl. aine ſpruchwoͤrt⸗ 
liche Redensart fein; dagegen .8086 lieb oder 2. 

96. :yezellen (: gesellen) iR zu erklären aus dem ansgefal- 
Ienen j. zeljan, das fich theils affimilirt, theils unterdrückt wor⸗ 
den if. 1808 gezelen. 1906 zellen (: bispellen.Bgl.Hahnrd;64. 

98. heriscraft vꝗgl. 106. 

1904. woldiz ime rümen. Gr. Gr. IV, 823 bemerkt: die mhd. 


Alexander⸗Lied L. .. 823 


498 


Sprache pflege den MER. oz mit akt. Verben zu verbinden, ohne 
daß es ſich auf ein vorhergehendes Subſt. beziehe oder ihm noch 
eine beflimmte Bedeutung beigelegt werden Fönne; fo ez rümen 
loco cedere wegjehen. Hier iſt ez wohl auf daz lant bezogen; 
jedoch 6535. 6312. fieht es fo. Ohne iz 6864 rümeten där 
schiere. 6988 mit dem golde rümen. 3007 rümete von dem 
sale. 4885 hinne rümen. 7046. 

05. gestrüme stn. v. strüm, sträm, stroum Geftröme, vom 
Heereszug; ein feltnes Wort. 

07. dispellen. bispel stn. von spel Erzählung, Sage, Gleich⸗ 
niß. 3048. 

’ 09. an den brieb in den Brief; eigeutlich richtiger, als ber 
jebige Dat. 

12. in in der stunt. Die Befferung ift zu verwerfen u. Bloß. 
in der stunt zu lefen; in ift das Pron. u. der stunt die adv. 
Redensart==an ‚der stunt 1965., wie maniger st., niemerst, 
deste kurzer st. vgl. den Wechfel zwifchen dem einfachen aby. 
A. od. Dat. und den präpofitionalen Adv. bei Herb. Troj. in 

beider sit u. beider sit; allen enden u. an allen enden 
"1766. alle wis x. in alle wis. Oder müßte man das Pron. 
ergänzen aus dem vorhergehenden. 

€ corner, 1894 korn unfleftirt. 1963 peffercorner (: zorne). 

30. des jehe. jehen fagen häufig mit Gen. vgl. Wal. W. 
5496 eingeftehen. Mit Dat. d. Perf. 3200. 

43. mih ift ſtehen zu laſſen. Es ift eine Verwechslung bes 
Ar. fl. Gen. Ebenſo 43897 sih uns val. 5703. Sonft irwern 
mit Gen. und Akk. Dagegen 1955 mit Dat. und Ef. in der Bes 
veutung: verwehren: daz er mir erwere sine riche. 2105 mit 
vor: sih vor ime. 

66. cremfen=krimpfen ſich zuſammenziehn. ' 

67. remfen=rimpfen stv. vor Schmerz zufammenzichn, be: 
funders di nase. \ 

69. sin lid di ft. der; vgl. 3560. 

18. Daries. 23%. 2577. Lampr. gebraucht verfchiebne For⸗ 
men für den Gen. Darieses 2309. Dariesis 2592. 2660. Dari- 
usis 2395. 2420. Darien 2663. 2673. Bof. Daris 2893. 

82. allen einen tach. al. ganz. 2873 allen den tac. ebenfo 
Iw. 18. 214. allen einen t. 4217 an allen sinen libe. Die 
Steigerung: einen, zvöne, dri fehr naiv. 

„86. al ın em ganz d. h. unaufhörlich 'zufamımen in ein 
kriegen mit einander fämpfen. Triſt. 16751. vgl. 519. 1294. 

92. vaste ſtark, feſt, ficherlich. 

2003. flizliche. Auch in andern Denfnälern ber mittelbeuts 
ſchen Sprache ift die Ableitung — ec minder beliebt. S. Ath. ©. 
68. Sy auch süglich 5464. minlicher 4360. 


499 


. 


06. Binden Wunden verbinden. Iw. 208 si bunden im sine 
wunden. Büchl. 1, 1816 deheines arzätes bunt, swie rehte 
wol er binde, mir frumet niht. Wigal. 8390 dö gebunden 
was. der degen. Doch Tummt auch verbinden im Parz. ©. 
Ben. W. 136.5 

07. arzät vom ml, artista; fpäter arzet Arzt. 

19. rünech im Gegenfag-zu frö vgl. 583. 

‘16. Aulfin (ime) smer eren helfen mit Aff. wenn das 
Subj. eine Sade, mit Dat, wenn es eine Perfon iſt. SR die 
Sache ausgebrüdt, wuzu od: wobei geholfen wird, fo fleht Diele 
immer im Gen. ©. Gr. Gr. IV, 664. 

18. genären (: wären); neben genas (:Olympias) 1307 
(: was) 4840. Bei wesen ift zwar bie gewöhnliche Form des 
Prät. Plur. wären; bei lesen und genesen aber läsen u. ge- 
näsen, laesen, genacsen, u, lären, genären nur Ausnahme. 
Dal. Hahn 1, 54. Gr. Gr. 12,943. Es ift nicht als nd. zu 
bezeichnen. Gr. Gr. 12,972 fett mnl. ghenese, ghenas, ghena- 
sen, Shenesen. DBgl. Ben. 5. Iw. 2540: und daz si genären, 
wo noch mehrere Stellen. " 

27. rach sinen zorn. Vgl. 633. 

29. sus getänes mütes. Bgl. 165. 

32. fröhen von frö. Einige einfylbigen, auf Vokal oder Li⸗ 
quida ausgehenden Adj. pflegen in ber Flexion vollere Form an- 
unehmen: grä; gräwer; blä, bläwer; vrö, vrouwer u. vrö- 
1er; gar, garwes; var, varwes. Bol. Hahn 1, 97. Auch im 
Nom. 2097 ein höh müt. 

34. in allenthalben auf allen Seiten, Dat. Plur. Ebenfo in 
beidenthalben auf beiden Seiten 4474. in andirhalp 504. ſ. d. 
Anm. Bol. Ben. z. Iw. 648. _ 

46. ze sinen handen zu feinem Gebrauch, zu feinem Gigen- 
thum. Das ci hanton mit den Händen, das Wal. W. anführt, 
ift wohl nicht hierher zuziehen. 2668 gwan iz, zö siner hant, 

48. holden. holt mit halt Adv. mehr, geneigt, zufammenges 
börend; geneigt, treu = Manne Bafall, Unterthan. 

52. Abdirus Abdera. Pſeud. Kal. Bd. Il, 59. 

60. vaste, wie 1992. feit, ftarf. an di were kann den Dit, 
die DBruftwehr, oder Die Thätigfeit, die Vertheidigung hier be⸗ 
zeichnen. Für Tebteres fcheint daz mal zu fprechen, welches fäch- 


- 


lich nur das Echlachtfeld, den Kampfplatz bedeutet, nicht den - 


Wall; man müßte denn bier einen Wechſel des Gefchlechts ans 
nehmen. Gewöhnlich bezeichnet were die Schutzwehr, wie 1088 
üf di uberisten were. 2180 gingen vaste an di were, 
Mebrigens fann Hier unter Kampfplag doch nur die Außere Bes 
feſtigung (were) verftanden‘ fein, durch deren Erkaͤmpfung fie im 
Stande waren, die Häufer in dem Wallgraben anzuzünden, 


327 


509 Zu 


70. ddzent ir. vaf. 346. 

73. sih einem bekennen fid; einem zu eigen erfennen; einen 
als Herrn anerkennen. 

. 17. mit-ah. At. ſt. Dat. auch 100. 3083. 3585. 6118. 6849. 
7067. Aff. üh (üch), wie 156 und immer. 

8l. dise niere. Byl. 88%. 

82. undirquämen. Bal. 72. 

87. unzestört (wort). Ueber den Ausfall des e nach lan⸗ 
dem Vokale vol. 5285. So Kehört (: wort) 6410. 7097. zestört 
(:wort) 6218, 

‚89. dar in gebiten woͤrtlich: und hieß ihnen dahin gebieten. 

91. gare. gar Adj. Gen. garwes bereit, gerhflet; Adv. vällig, 
ganz. 2132 gare verbrant, wie noth jet, heben garwe (: varwe) 
5151. vgl. 286. daz sin dienst (Dienfimann) dä gare wäre. 
Genef. Fundgr. 12,2. 

96. fee ein Komma nach enböt. 

2100. nineholden. Berwandter, Mitbürger ; von wine Freund, 
Seliebter, Gatte; neben winne, vgl.’ 2531. ahd. auch winia 
mhd. winige Gattin. Braut; winiscaf ahd. Freundſchaft. Im 
mhd. findet fi) nur noch unſre Zuſammenſetzung, die Eigenna⸗ 
men, wie Baldewin ausgenommen. | 

07. armborst stn. gew. armbrust, arbrost Armbruft. Erſt 
feit dem 12. Jahrh. in unfrer Sprache. ml, arcubalista Bogen: 
wurfinafchine, fr. arbel&ste, ein größerer Stahlbogen, ver mit 
der Winde gefpannt wurbe, alſo den Baliften ähnlich war. Offens 
bar iſt das Wort in feiner deutfchen Geftalt, wenn auch entfellt, - 
doch abfichtlich verbentfcht. Bol. Ben. W. 6le. 

10. sinenelle vgl. 1298. 

12. mangen vgl. 1198. 

13. durft vgl. 1204. 

14. mil... grimmen. grimme stf. Im Blur. Bad. 2. 645, 
29 mit grimmen 648, 1. in grogen grimmen. Dagegen 212% 
mit grimme. ’ 

16. destan vgl. 1373. 

17. mösen vgl. 807. 

22. turen (:vore). Dagegen 2218 tore (:der vore). 

29. gestillete hier intranf. aufhören, ftill werden, wie Suöf. 

dag gestille die Beendigung. 
88. 'daz fullemunt, follemimt, füllemont, fullement, fol 
munt, pfulment, pfamment u. f. w. find die aus den mi. falmen- 
—* r en amdeutfchten Sormen. en (wurde 
on früh — Iundamentäm gebraucht: Bol. Herb, Troj. 1770, 
36. durh daz vamit vgl. 8 

39. getritwen. vgl. 404. 


501° 


45. sines frides gesan. gesianen mit Ben. nach etwas ver- 

Iongen. Bal. 571. | 

46. Choryn. Ich habe nicht gewagt zu befiern; es feheint 
aber hier feine zweite Stabt gemeint zu fein, fundern vielmehr zu 
Iefen: unde koren in an der stunt uub erforen ihn zu ber 
Stunde; lies dann an der stunt. Gleich darauf ſteht auch ime 
. and wird nur von Corinthia gefprochen. 

ime noch wie im ahd. Dat. BL. ihnen; ebenfo 1166. 2693 (?). 

55. vermeret eelebris, weithin gerühmt. Selten vorfoms 
mend; es bedeutet auch: etwas geheimes Fund machen und in 
einen üblen Ruf bringen. des in Bezug darauf. 

57. gehörte lesen. Man fullte meinen, Lampr. habe nicht 
fefen gekonnt, was freilich durch viele Stellen, wo er ausbrüdlich 
Das Buch anführt, dA ihz ane las, wiederlegt wird. Es kommt 
übrigens auch vorlefen als erzählen ver. 

65. verhuoben sih des. 3283. fie überhoben fich deßwegen, 
weil; fie verließen fich zu fehr darauf, daß. ohne Gen. 1774. 

14. ummäze vgl. 594. 
18. widersagen ime den fride. einem etwas verfagen, ab» 
ſchlagen; bloß mit perſönl. Dat. einem Fehde ankündigen. 

18. gereite sih — bereitete, die Berbindung mit in feltner. 

2206. helm vil vast (: genas). Adj. fl. veste 4550 (: gast.). 
6342 (:bast). vielleiht 1032 vaste (:gaste). neben vesten 
2231. veste fowie auch herte fommt nur außer dem Reim vor. 
Dal. hart 1008. Setze flatt des Punkts nady vast ein Komma. 

07. der iener. Soll iener die feltnere Form für iender, 
ahd. ioner, &oner d. i. &o in eru irgend auf Erben, fein? vgl. 
Gr. Gr. II, 220. 

25. striden ft. striten. oo. 

26. di veigen. Die Veberfegung gibt hier für die jebige Be⸗ 
Deutung des Wortes einen falfchen Sinn. veige Adj. heißt: vers 
hängnißvofl, zum Tode beſtimmt. di veigen find aljv Die zum 
Tod vom Schickſal Erkorenen. Man könnte deutlicher überfeßen : 
Was follte, fiel davon darnieder, oder: Die Toderforenen ꝛc. 
Diele Stellen über diefen Fatalismus gibt Grimm Myth. 8212 
Herb. Troj. 8254 ich ensterbe niht vur minen tac. 18414 
ez was inteile uns getän (fo beitimmt) sint iz got geschaf- 
fen hät. Womit genau übereinfimmt, was Alexander den Gym⸗ 
nofophiften fagt 4721 f.: dise sache ist uns alsö gescaflen von 
des uberisten gwalt. S. Herb. Troj. 884. 14054 Waz ist uns 
heiden beschert unde bescheiden. 

29. durk ruom um Ruhmes willen. vgl. 860. 

33. den für dan daz. vgl. 1818. 
41. geschien ft. geschehen, geschen ; vgl. 1833 geschit. 


502 


47. daz .. niht irwere, irwern mit Akk. etwas abwehren; 
refl. mit Dat. 4297 si mugin sih uns nit irweren. vgl. 1943. 

52. liden fi. liten, wie 2225 striden ft. striten. liden fleht 
Bier in der noch gebräuchlichen Bedeutung; in der älteren: ſich 
gehend fortbewegen (passer) 4495 dö di nöne liden was. 

54. daz lebent. vgl. 845. fubftantivifcher Infinitiv. Der Infin. 
Wurde im ahd. mit der Verboppelung des 2 ald Gen. und Dat. 
fleftirt ze nemanne (wie noch bei Lamprecht ohne Berboppelung 
zegebene 4226. ze nemene 4651. ze verliesene 4679 u. 6.) 
Diefe Verdoppelung ging in manchen Mundarten, im niederſäch⸗ 
fifchen und oberdeutfchen, in z2d über. 3. B. in Reinefe de Voß 
B.1. K. 35, 36 to komende. K. 39 tp tonde (zu thun); im 
oberdeutfchen: zu louffend, zu lebend. Diefe Endung hat fih 
für den fubftantivifchen Infinitiv erhalten. So däniſch: D. be- 
findende, das Befinden u. |. w. Ebenſo wie hier bei Lampr. 
Reineke de Voß B. 1. KR. 17, 19 dat levent, dat lüdent, dat 
smekent das Leben, das Läuten, Das Schmecken. Engliſch good 
eating and drinking, my being. Sayingand doing are two 
things. J am for doing it. Vgl. Berker Kommentar $ 101. Bar: 
tiziptalien 18, 245. 

61. sin niht nerkante vgl. 828. 

62. wichus ein Kriegeplag, eine Feſtung, Warte, Thurm, Es 
gibt noch ein andres wichüs, ahd. wihhus Weihhaus, Sacriftei, 

eınpel von wich, Gen. wihes heilig. 

69. oder verderbt aus ode, od, auch alde, (goth. alis thaù 
anders doch). 

l. durgen. Es muß burgere gelefen werden, denn aßgefe: 
hen davon, daß burc im Pl. burge heißen müßte, wäre aud 
feine Analogie für eine ſolche Verwechslung zu finden. vgl. 2245. 

. 82. dise. 35237. Nom. ©. männlich neben dirre 63. 2483. 
5493. und abgekürzt dir 5502. Es ift mnd. Form, mnl. dese vgl. 
Gr. Gr. 12, 797. Auch dire Gen. Sing. weibl. 6411, neben di- 
ser 64. 6761. und dir Dat. Sing. weibl. 3039 neben diser 5649. 
Ueber müwen mit Dat. val. 1540. 

84. di sälde volget simen vanen. sinen aus sinem yerhär: 
tet vgl. 1212 di sälde I. di Sälde, Frau Sälde, Fortuna, eine 
nicht den romanifchen Schriften nacdygeahmte Perfonification, die 
Bei den Dichtern des 13. Jahrh. Häufig vorfommt. Schon Drft. 
1 26, 4 fagt bei ber Taufe Chrifti: sid wacheta allen man- 
non thiu Sälida in then undon. Parz. 550, 10 unser Saelde 
wachet. Walth. 55, 35 (rö (rau) Saelde teilet umbe sich 
und keret mir den rügge zuo Byl. die gefammelten Stellen 
Gr. Myth. 8212 ff. - 

Sie heißt Frau, erfcheint, begegnet, neigt fih ihren Günſt⸗ 
lingen mit dem Antlitz, hört ſie an, lacht ihnen zu, iR hold und 


508 


bereit, aber auch gram; wen fle nicht mag, den meidet unb 
flieht fie, dem entrinnt fie, kehrt fie den Rücken zu ıc. val. 6028: 
swi. ime di Sälden volgen, werdent si ime verbolgen, si 
ne k£re (Gr. lieſt keren) zornliche wider unde wirfit den 
richen der nider alsö schiere sö. den armen. Der fehnelle 
Wechſel des Plur. mit dem Sing. ift allerdings auffallend; jes 
Doch wegen des wirfit möchte ich nicht für Grimms Befferung 
flimmen, dafür aber Kéret lefen, da der Konj. neben wirfit nicht 
zu rechtfertigen it. 3261 heißt fie fortüna: fortüna di ist 56 
getän, ir schibe läzet si umbegän; si hilfet dem armen 
86 si wile, den richen hät si ze spile; umbeloufet ir rat, 
dicke vellet, der dä vaste saz. Die Borftellung des Glücks 
auf einem fich wälzenden Rabe ift entlehnt, denn der Fors, Tyche 
und Nemesis wird es beigelegt z. B. stans in orbe dea, Ovid. 
ep. ex Pont. II, 3, 56. Fortunac rotam pertimescebat, Cic. 
in Pis. 10. Daher wird fie auch in diefen Extellen nicht mit dem 
Deutfchen Namen, fondern Fortunz genannt. Die bildende Kunft 
Iegt ihr das Rad ober die Kugel entiveder neben oder unter Die 
Fuͤße oder läßt fie Darauf fchweben oder gibt ihr die Kugel auf 
Das Haupt. Die Dichter fügen Dazu noch die andre Morftellung, 
Daß Fortuna die Menfchen auf ihr Rad feße und fie mit deſſen 
Umfhwung auf und nieder fteigen laſſe. Unfre beutfchen Dichter 
ſcheinen nicht immer klar zu. fein, ob fie das Rad von der Götz 
tin rollend umgetrieben (wie hier) oder gar das Glück felber fi 
in Radform denfen follen. Bol. die vortreffliche Abhandlung von 
Wilh. Wadernagel. »Das Glücksrad und die Kugel des Gluͤckes⸗ 
in Haupts Zeitſchrift. VI. 134 — 161. Unſre Stelle it um fo 
merkwürdiger, da unmittelbar vorher 3250 ebenfalls perſonificirt 
ungelucke erfcheint, alfo getrennt von Saelde: ungelucke, waz 
ir mir leides tüt! Sie wird auch Unsaelde genannt, fo wie 
auch di Saelde als gelücke ſchon im mhd. erfcheint. 6141 
sol is gelucke walden. Herb. Troj. 15465 ff. fpricht von einer 
hellen und dunkeln Seite des Glüdsrades. Wahrfcheinlich ſchwebte 
ihm das Bild des Mondes vor, zufammenhängend mit dem Glaus 
ben, daß der Mond Einflug babe auf menfchlidhe Geſchicke; der 
sälden schin 15475. Eigenthümlich it die Stelle Winsb. 458. 
Sö decket uns der Saelden huot Daz uns kein weter sel- 
wen mac. Ob hier ein ſchützender und bergender Hut verfianden 
it, wie bei Wuotan, den Elben 2c.? vgl. Gr. Myth. 1332. 438. 

85. ze danen vgl. 1012. 

03. mir werde mol oder we. fyrüchwörtlid. 

98. ienoh — ienoch immer noch, eine ber im mhd. haufi⸗ 
gen, bei Lamprecht feltneren Aoverbialverbindungen mit je. Vgl. 
Hahn 2, 102. 

2307. zinsere heißt der, welcher den Zins gibt. Man wird 


504 


verfucht zu beſſern: daz er wol mit &ren mac wesen dia 
zinsere mit Beziehung anf 2800. Oder follte hier zinsere ge 
nommen werden: Ber ſich den Zius verfhafft, alſo: daß du dir 
wohl mit Ehren ſelbſt den Zins — kannſt? 

10. häs. neben häst 2297. 2214. Die 2 Perf. Sing. geht 
öfters auf s flatt st aus. Es ift leßtere vellere Form ein ſpaͤte⸗ 
rer Zuſatz. vgl. Hahn 1, 76. \ 

13. gebütis öre, gebieten hier wie bieten entbieten. 

: 25. des stnen site hän. des adverbial darin; sinen site 
Mr. Sing: du ſollſt darin feine Sitte haben. 

26. itesltiche 6800 —= ie etesliche, manche; ebenfo 1114 
iteslich man. Grimms Anſicht, daß es für ie — de — s6 — 
lich ftände, wie ieslich für ie — sö — lich jeder, will bier 
nicht Zn vgl. Hahn 2, 86 f. 3807. üher iteslich jeder 
yon euch. 

29. sulhis. Der Gen. abh. von nit. 

32. Das zweite er muß wohl durch Verſehen des Abfchrei- 
ders hineingekommen fein. 

3. den tröst vie freudige Zuverflcht, die wir nämlich an 

ihnen wahrnehmen. So nur Fann ich mir den Artikel erflären. 

dilide vft in der Bebentung: Borbilb. guot bilde geben 
Freid. 69, 21. 

39. mir vernemen. vern, mit Dat. Gehör ſchenken vgl. Gr. 
®r. IV, 606. \ 

. 41. sines vater. Bon ‚vater, bruoder hat der Gen. Sing. 
Teine Flexion; die Genitive mit der Flexion find ganz veraltet. 
vgl. Hahn 1, 91. 

51." diheinm man griser,, farle Dell. beim nachgefebten Ai. 
&. Sr. ®r. IV, 534. 

52. dicke dräte. Hier Tann dicke nidjt oft heißen, ba er 
doch wohl nur einmal gekommen if; ed muß wohl nur eine 
Steigerung des dräte = draete ſchnell, fein, alſo gar haſtig. 
54. rat habite Rath hielt. 

59. yelebent {. gelebete. 

60. daz gemwaldıcliche etc, eig. zu uͤberſetzen: daß mit Ge⸗ 
walt feines Vaters Reich an ihn Fäme; was aber feinen paffen⸗ 
den Sinn gibt. 

68. an ime quéme Berwechslung des Dat. mit Al. 

68. sih benemen eines d. fi) einer Sache entfchlagen, eine 
* Konſtr. gewöhnlich: mit Dat. und Akk. einem etwas ent: 
ziehen, 

67. dih besenden näh vgl. 588. 

81. degenheite. Ah. F. 111 deginbeit, bie Art eines Des 

ce fühnen Kämpfers. 3074. 2606 degintlichen Abp. 


505 


85. irschellen gl. 1658. 


92. hinnen disen räte. hinnen = hie innen hier innen; 
Bier innerhalb, als abverbiale Präapof. gebraucht mit Dat. 


2402. der mwäch, wäc stm. alles, was fich bewegt, beſon⸗ 
bers die Woge, Flut, der Strom. 6578 flüme. 6596 stram. 


03. der rile (stm. oder swm?) jufammenhängend mit ride- 
wen ahd ritawön beben, zittern; der Froſt, das. Fieber. be- 
sten f. 1065. 

05. untröst stm. Muthloſigkeit. 

14. Parminus Barmeniv. 

16. here ft. herre ift wohl richtiger, ale hier das Mi. an⸗ 
zunehmen. _ 

17. dine ere stf, in paffiv. Sinne gerne als Plur. gebraucht; 
vgl. 1264. 

30. er ne nöme ſondern er nahm, vgl. 1217. 

35. möne dinc. Daß aus diefer Stelle nicht auf ein weibl. 
Subſt. diu dine gefchloffen werden konnte, hat Ben. WB. bemerkt. 
dinc mit den Poffeffivpron. oder dem Gen. der Perſon heißt: 
was ihn betrifft, was er treibt, und zwar flieht es im Ging. und 
Blur. 5492 handelen sin dinc. 

36. her ft. hie bei zu; her 26 2594. 

38. tete den tät |. 542. 

43. verclagen vie Klage um dich aufgeben. So verclagen 
unde verwinden. 

45. danke in Akk. ft. Dat. 

46. teile (: warnöte),. entfcheidend für das é; daher ich 
überall im Konj. und Indik. & gefeßt Habe, wo nicht ver Reim 
das Gegentheil verlangte, wie getete (:rede) 4432; (: site) 
7108. Beifpiele: Ind. 1. Sing. tetih 2514. tetiz 6418. 3. Sing. 
tete 1107. teter 337. tetiz 4547. tetime 4523. 1 Pl. täte wir 
5593. 3. Plur. täten 4824 u. 28. > 

52. ze siner anesihle stf. 6008 ze minem anesihte stn. 
Auch gesihte. 155 umbe sin gesihte. 565 zup der hoten 
gesihte. aktiviſch und paſſiviſch; hier aktiviſch; fo daß er es 
mit anfah, vor feinen Augen. | 

58. richten mit Dat. einem Recht verſchaffen für erlittenes 
Unrecht. \ 

60. Aus der Zufammenftellung von burc und stat geht hers 
vor, daß Lampr. beide Begriffe gefchieden hat. 

6L baz:statl der Reim koͤnnte vermuthen Iaffen, daß bier bie 
- mund. Form bat —= baz durch den Abfchreiber beransgelommen 

wäre. Reime freilich, wie volen : ubir unterflügen folche Ver⸗ 
muthungen nicht. 

13. in ein vgl. 1294. 


506 


75. Aouman (:man), vgl. Infin. bedningan (: man) An. 
nol. 275. generian ( : man) Annol. 224. 

76. Behlt die Reimzeile oder ift diefe als dritte noch hinzu 
zufügen. 

19. zwibeln an Berbacht haben gegen etwas. 

84. her ft. er, 6766. mnd. alts. vgl. Wald. W. u. Ben. W. 
Auch Herb. Troj. 199 hat her: bei Veldeke und Roth. flieht es 
Durchgängia, bei legterem auch he. Bgl. Gr. Gr. 1,3 787. 

86. alliz nah. 3188. alliz, allez adv. Akk., fyäter allz, 
2% Ih als, den ganzen Weg Hin, immer; vgl. Gr. Gr. III, 100. 

en. W. 

2501. unseme ft. unserme 2517. vgl. Hahn 1, 110 f. Im 
nd. zeigt fich häufig die Otfried’fche Nebenform uns für Poſſeſ⸗ 
fioproun. unser. in unsem riche 4322. 4417. von unsen Plur. 
2531. unse lant Nom. 3943. unse nöt Nom. 4862. unse ele- 
fande Aff. Blur. 4304. unse ros Aff. Plur. 5050. unse gezelt 
Nff. BI. 4791. 4813. 4946. unsen Dat. Pl. 4472. 4907. unse 
herzeleit Aff. ©. 5068. unse riche Aff. ©.6355. unse frouwe 
Nom. ©. 8374. in unse lant 6395. in unse marke 6400. in 
unsem lande 6405. unse herre Non. ©. 6822. 6829. unse 
sträze Aff. ©. 6841. Beim Perfonalpron. unsih 5007. 5165 
neben bem gewöhnlichen uns 6401 u. v. Gen. daz unsir ie 
dehein genas 4840. ohne Subft. unser zveier 4466. Vgl. Herb. 
Troj. 3447. Ath. ©. 17. 

04. dü ft. diu, Nom. Sing. 

06. dbehätiz ft. behagete iz. Bgl. die Einleitung. 

07 ubiral feinen ausgenommen, alle insgefammt. 2625. 2648. 
Bol. Ben. W. ©. 19. _ 

09. minen gedanc; gewöhnlich ftarf. 36 den selben ge- 
danc. 223 in sinen gedanc ( : ganc). 2963 in den gedanc 
C:tranc). 5703 in minen gedanc (:lanc). fywacher Dat. 21 
in wilhem gedanken. 

18. zen handen au den Kampf, ebenfo” 4307. vgl. 1290. 
2046 und über gedenken 37, 

'21. in Zandegelich: Ich habe dies Wort nirgends gefunden 
und kann mirs nur erflären: in lande (£olleft. in jedem Lande) 
gelich. An eine Zufammenfegung, wie in mannegelich darf man 
wohl nicht benfen. Vielleicht fönnte man in allenthalben 2286 
vergleichen. 

23. mere Adj. svä daz comet mere 2629. Es ift hier eine 
eigenthümliche Verfchmelgung von heim c. und möre c. Die Ue⸗ 
berfegung Fönnte mißverftanden werden, als follte daz mere zu 
fammengehören; befier: dann würde es zu Haus befannt, daß wir 
zum Fliehen uns gewandt. 

24. Sebe ein Komma ſtatt des Punftes. 


507 


29. gedenkit dar zo vgl. 89. 
31. zwiderminne, Gegner. vgl. 2100. 
32. gefrumen hinnen von hier fortfchaffen; gefr. mit Aff. 180. 
39. al hie noch jegt gebräuchlih. Das Nov. al bei andern 
Adv. gewöhnlich verftärfend; in diefem Falle alfo: durchaus hier, 
gerade hier. 
44. unrechte Schäden, Unheil.-vgl. 866. 
46. irforhte sih von vgl. 831. ° | 
50. ein = einen felten, 
56. desäyen = besähen. besehen vefler. ſich vorfeben. 
57. zvier. Sen. Pl. wie 4489. vgl. die Einl. 
wartman der auf der Warte fleht, vie Wache hält. 
61. ande ft. under. 
62. grummen v. grimmen, Prät. gram, grummen wüthen. 
68. zö strichen. zö strichen heranziehen, herangaloppiren. 
82. der siner ver Seinigen. partitiver Gen. Weber die ftarfe 
Slerion vgl. 449. _ 


91. mir slän Verwechslung des Dat. mit dem Akk. 


94. verräten einen zu einem d. einem einen ungetreuen 
Rath zu etwas geben. 

2612. durh herzelichez lieb um herzlicher Liebe willen. daz 
lieb, liep das Etrfreuende, die Freude, Liebe, 

13. den lib in mäge setzen das Leben aufs Spiel feken. 
Der Ausdruck wäge bezeichnet eigentlich die Lage eines Körpers, 
in der er ebenfvleicht nach der einen als andern Seite umfippen 
fan. Daraus entwidelt fich leicht der Begriff „Gefahr. Nehn« 
li: Ap ende Ere stät an der wäge; sinen lip ze wäge ge- 
ben; üf und an di wäge geben. 

14. gnäde hier yafftvifch. j 

2I. dan habe ich ergänzt; was um fo leichter ausgelafien wer- 
den fonnte, weil fride am Ende der Zeile Reht; man könnte viel: 
leicht auch sinen ganc feßen. val. 2745 ganc : gwant. 

28. ze dande beim; nach ber Analogie von zelande varn 
in fein Baterland kehren. So 3982 von lande aus der Heimath. 
Der Sinn ift: er verdient es, daß er zu Haufe melde, was er ges 
‚than und wie man ihn geehrt hat. 

34. tougen Adv. heimlich. 6987. 

44. fore (:zorn); man Fönnte vorn jeßen, vgl. zevorn 
(: verlorn) 4007. bevorn ( : irkorn) 5925. 

51. Bätra hat die Hfchr., nicht Batia, wie M. gibt. 

53. gesweich v. geswichen fchwinden; mit Dat. 3948. 4033. 
4057. 4132. einem abtrünnig werden. 

16. ungelönet mit Gen, vgl.’ 591. 

80. verwenen = verwaenen sih zü einem, gewöhnlich ei- 


s 


508 


nes d. etwas erwarten; es fcheint das 20 dir eine Zufammen- 
ichmelzung mit der ähnl. Mebensart: fi zu einem verfehen und 
ber Gen. muß hinzugebacht werden. Bloß refl. 3012. vgl. Herb. 
Troj. 17970. 

90. liebe Abs. 

93. ime. Soll man es als Dat. Plur. nehmen, (vgl. 2148) 
wie im ahd. oder ald eine VBermifchung des Sing. uud Plur,, ba 
ja vorher 2674 auch nur von Ginem Herren die Rebe if? 

2708. wären, sö der lib, 3470., eine fprüchwörtliche Re 
densart; vollftändig lieb, sö der lib. 5471. 5507. 

19, reche sinen anden habe idy aus sin ande gebeflert mit 
Bezug auf 8002 rich dinen anden, 6137 räch minen anden. 
6830 rechen sinen anden. Büch. Mof. S. 54, 18. 

Ben. W. gibt zwei Subft. 1.) swm mit der Bedeutung: Kräns 
fung, durch die man erbittert wird —= Zorn über .erlittenes Uns 
recht. 2) stf. Die Kränkung, die einem widerfährt. Es ſcheint ber 
Unterfchied unbedeutend, da auch rechen bei beiden gebraudt 
wird. Mann Fönnte alfo auch sin ande fliehen laflen' und Hier 
diefelbe Schwanfung zwifchen flarfer und ſchwacher Form ans 
nehmen, wie ich zu 1011 Beifpeile aufammengeftellt habe. 

31. gedächtes. Reben dem gewöhnlichen ahd. vn. mhd. e 
(i) in der 2. Berl. Sing. PBrät. Ind. ver ſtarken Konjug. tritt 
es, is, ald mnd. auf; vgl. das mnl. Gr. Gr. 12,970. stele 
275. täte (:rAte) 4092. irslüge 6079. Dagegen wäris 8647. 
£ugl. Sr. Gr. 12,979). 

36. dih mih irwere vgl. 1943 und 5708. 
471. wene alse vgl. 305. 
5. en diner hant, wohl wie ze hant, ze handen bei der 


Hand. 

‚58. betalle von bet, bit Präy. ſt. mit ganz u. gar nicht. 
Die Präp. ift nach alter Weiſe noch zufammengefchrieben. vol. 
Den. W. unter al. " - 

65. von dü = von diu befwegen. vgl. Ath. S. 356. 

68. als ein tumbe Gr. Sr. 1V,573 über die ſchwache Borm. 

14. di inlenden. Ich habe das Wort nirgends gefunden; 
vielleicht nach Analogie von ellende Fremder ein Inländer. in- 
lendic heißt: nicht abweſend. 

16. mit roube joh mil örande hestän. Neber joh f. 292. 
‘ 685 ;-über besten mit 1068. 

17. bestän ft. bestanden. vgl. 1222. 

80. ob ime ift ez ausgelaffen. 

8l. urlouge — urliuge stn, entflellt aus ahd, urlag Mrieg, 
Gerichtskampf. 3953. 4445 urlouges man. 63819 urlüges w* 
ben. 6403 urlögis wib. 6658 urlüges beginnen. 6897 mit ur- 
löge. Das Verb urlougete uns starke 6401. 


509 


98. belackt = belaht, wie 3828 gelaht == geleit. einen 
. belegen belagern. 
. bewaren f. 1449. 

96. dirke, ahd. birihha, mhd. birche Helbl. 15, 202. Er. 
®r. 15, 146; Hahn 2, 125. 184. 

99. zagel stm. der SHaarbüfchel am Schweife eines Thieres, 
der Schweif. 

2800. meim f. 1594. 

Hl. wariman At. Blur. 

04. genesen unverfehrt bleiben. 

10. ra? nemen mit, feltnere Konftr. 

13. Zayemweide eig. die Raft nad) einer Tagereife, von weide 
Stätte, wu man raftet, was auch felbft wieder in der Bedeutung 
von Reife vorkommt. | | 

28, if gelaht. Ueber die Form f. 2782. rät üf legen feſt⸗ 
beſtimmen. Berb. Tri. 4119. üf geleit di vart, wo noch viele 
Stellen. Iw. 1190. S. Wört. zu Iw. wo unfrer Stelle nicht 
Erwähnung gethan wird. 


24. twerhes Gen. v. twerch zwerch, quer; Adv. twerhos 


über di naht, fo daß bloß eine Nacht dazwiſchen liegt. Doch 
fheint hier tw. als Adv. getrennt von uber di n. zu troumte 
gezogen werden zu müflen, da der Traum der Beratung -in bie 
Quere Fan. 

87. in allen dem gebere. Ueber das aus m verhärttie n 
vgl. 121 u. die Bemerkung von W. Grimm 8725. Ebrnfo 3855, 

42. der leien der Spott, den Laien d. i. die Weltkin⸗ 
dee treiben. Hier tritt wieber, wie 84 u. 266. der Geiſtliche Kart 
hervor. Auch in diefer Verſchmähung bes Heiduiſchen trifft Bampr. 
mit Herb. zuſammen. Herb. Troj. 3497 ff. (Achilles hat das 
Drafel zu Delphi gefragt) Daz ‚der got were Daz ist anders 
ziht mere Wen daz der tufel sathanas Sin gesponste 
unde sin getwas Uz eime bilde sprach — — Des hetten 
sie in vur einen -got Ez was ein heilenische diet. 

36. is ;Altz wille han. Der Ben. abh. v. fliy. Gr. Yr. 1V/,683. 

44. Uhr vil iſt vielleicht wol zu fegen. 

49. liebe sune. Mafnı. hat lieber geſetzt; jeboch 2803 Darla, 
edele kuninc. Ueber sune 898. 

51. Zdzen werden schin. Id habe werden hinzugefaßt 
nach 8508.'6163. Jedoch iſt es der alten Sprache vollfommen 
gemäß, dag nach dem Bollworte läzen die Infin. sie, wesen, 
werden, 'beliben wegfallen und nur das ‚zur Rede gehörige 
Adj. u. f w. flieht Dal. Ben. 3. Iw. 8142 und Gr. Br. IV, 
1986, 138. 948. 

"58. bereite, -8498.-:g6iv. 'Bereite'’3050. 32348.: 3487. 

60. inrihte Adv. eig. in der Richtung; fogleldh. 


x 


810 


6 70. sere Adv. eig. ſchmerzlich; vehementer; hier alfo ſcharf, 
eftig. 

12. Sträge Fluß; bei Bal. Stranga. Doppelform: Strage 
(:wäge) Nom. davon: ubir den wäc Strägen 3232. Sirach, 
ahd, Sträg, mhd. Sträc davon Sträge Dat. 2915. 8019. 3173. 
Sträch Atk. 3606. 

13. allen den tach vgl. 1982. 

74. irfrüsit v. eririesen, erfrös, Pl. erfrurn erfrieren. 

77. volen (:ubir) eine offenbar verberbte Stelle, der ich nicht 
aufzuhelfen weiß. 

82. dere (:here) Nom. Sing. vgl. 315 derre. Ruod. H. 
16. jenre auh Nom. Sing. Bielleiht hat die Analogie von 
dirre gewirkt. Bal. Hahn 1, 114. Sonſt iſt dere immer Gen. 
Pt. hundrit tüsint was dere (:here) 3028. manic düsint 
was dere 2250. 4066. rehte zv&nzich wären dere 5349. 

95. stolz dines gemütis. Der unabhängige Gen. in Betreff; 
fo auch milde dines gütis. 

2913. 282 dir güt vernommen. Das Bart. nach gut gleid 
dem lat. Supinum in u; alfo zu vernehmen. Herb. Troj. 7738. 
daz ist das beste uns getän das ift das beſte für uns zu 
thun; und viele Beifp. 

14. heizet dir. Dat. fi. AFf. vgl. 807. 

17. versitzen verfäunen. - 

18. irgeizen, ahd. irkezan expertem facere. Aff. d. Berf. 
Sen. d. Sache. einen entfchädigen für etwas, 

gl. Wörtlich; und fein zu meiner Mahlzeit. weriscaft bie 
Bewirthung, Mahlzeit. Vgl. 29386. 2941. 5775. Auch — brüt- 
löft 38683. 67. 

37. frowete sinen mit faftit. froh machen. 

45. ingegen den k. vgl. 705. 5703. 

55. ein nenich tvirgelin, ein Flüglich Zwergelein. weich = 
weinich zu beweinen, ahd. wenac; erbarmenswerch; von wei- 
nen wie —* foible v. flere. Gr. Gr. 11, 290. vgl. 3045. 

56. waz boten. Ueber den Gen. beim Interrogativpr. Gr. 
Gr. 1V,737, der aus Alex. eine Stelle, angeblich 2669. alter 
Zählung anführt: rwaz Löten, die ich nicht finde. Sollte es wohl 
diefe Stelle fein und doten heißen müſſen? Die Berszählung 
ſtimmt öfter nicht. 

64. goltfaz, sta. faz lat. vas Gefäß. da... abe —= dä 
... 17, wie 2081. 

.. scöz, Stfz Hier die abgefürzte Form für schöze. Der Winfel, 
sinus, Bufen, Schuß. vgl. 3716. 

68. dahle. Maßm. faͤlſchlich vähte. Damit fällt die ſonder⸗ 
bare Annahme bei Ziem. unter vechten weg, wo ex es mit be⸗ 
haupten überfeßt. 


511 


74. tortistu u. 6039. neben torstis 2733. 

177. der site Nom. Sing. männl. 

93. wilin = wilen Adv. Dat. Plur. von di wile; aud 
wilent und wilunt, woraus unfer weiland. 

99. den boten, den... daz is. Attraktion — bier bes 
Demonftr., vgl. Fromm. zu Herb. ©. XXIX. 6. den abit den 
er truc an Was ein mantel. Häufiger Attraktion des Relat. 
vgl. 1239. Ä 

3004. mere ſcheint getilgt werben zu müflen. rümele vgl. 1904. 

05. wale (:sale)— wol. Gr. Gr. 13, 130. ©. die Einleitung. 

09. vakele. 5837 vackelen. ahd. vacchelä, ınhd. vakel swf. 

12. sih vermwande {. 2680. 

13. E — € gewöhnlich. 

22. splizen, spleiz auseinander fahren, beriten. 

25. stat vgl. 1532. 

33. üh vgl. 2077. 

39. üf dır erden ft. Jdirre vgl. 2282. 

41. der zö ime gestunde vgl. 751. 

45. zvein wenigen wespen. Eigentlich muß überfegt werben: 
zweien unbedeutenden Welpen; jebuch kann auch wohl in dem 
einzigen der Begriff des Geringen liegen; vgl. 2055. 

59. frr (:d6) Hſchr. ift nach dem gleichen fruo (: dô) 5928 
in fruo geändert. 

60. gareten. ze wige sih gorwen zum Kaupfe ſich auss 
rüften. gerwen, ahd. karawen, garwen. anom. swv. gar machen 
©. Ben. W. gar. ' 

62. Zrummen; brimmen, bram, ®lur. brummen tofen. 

66. erre, vol. 1680. 

14. degintlichen vgl. 2381. 

. Zrumme, trumbe; trumet, irumpet swf. die Trompete. 

87. durh nöt nothwendigerweiſe; weil es nicht anders fein kann. 

3105. /revele stf., Verwegenheit. 

09. zvei ... . scaren it. zvö vgl. 1812. 

10. Iſt wohl barn zu lefen, die Hſchr. feheint das i ſchon 
getilgt zu haben. , 

. 21. der zins — gedacht wart. gedenken mit AFff. der Sache; 
man follte den Gen. erwarten wie 87. vgl. Gr. Gr. IV,622. 

42. frumelen manigen töten. töten fleftirtes Adj. ale 
zweiter Akk. vgl. 1100. 

43. dem richem Adj. ſtark fleftirt nah Art. vgl. 449. ©. 
Gr. Gr. IV,540. 

49. mwielt Prät. v. walten mit Gen. Macht Haben über etwas. 

52. üz quam vgl. 875. 

54. walphat sim. felten = wal stn. Lepteres: bie Todten des 
Schlachtfeldes als die von den Valkyrien erwählten; das Schlachts 
feld. Ebeuſo walstat 3372, 4588. 


512 ” 


69. in D. halbe abv. halbe swf. die Wichinug, Seite; ein- 
halben 2395. einehalb 6965. von beidenthalben. 3080 ıc. 

18. siner. Ueber d. flarfe Flexivn vgl. 449. 

86. weinen mit Akk. 3190 ff. vgl. Gr. Gr. IV 612 

89. ve (:w6) = vihe, 4636. In der Hſchr. ſteht über ıdem 
e ein Strich, wie bei v=iu, ſo daß es auch vie heißen konnte; 
jedoch vgl. Mi.H. 9, 288% : man sleht nu sö manig ve (:e,m&). 

90. schrumen = schriuwen, schriwen ®rät. v. schrien. 

3203. eidem stm. Schwiegerfohn; 6129 und 6147. Schwie⸗ 
geryater. 

08. gehtt von gehien, ahd. gehtwan ſich verheirathen. stille 
Gegenfaß von ubir lüt 3209. 

ll. ze manne_geben, auch allein: zur Ehe geben, 

18. mdc 5586 mäch (: nah) stm. Weber here ft. börren 
vgl. 648. Es muß hier, wie 1944. 8322 heren ſtehen bleiben; 
vgl. mnl. Karel II, 800: Ende loveden onsen here. II, 1444: 
Ende biddes hem dor onsen here (:gecric sere). Il, .1452: 
den here (:sere). 

19. wage swſ. Wiege zu wegen in Bewegung jeßen. 

22. di alde, (:gezalde) 3215 di jungen. 3850 di armen 
unde di riehe (:geliche). Bgl. 475. 

84. di mdne;, von dem mänen 216. vgl. 845. 

28. den mort, den. Attraft. des Rel. vgl. 1289. Eine ähm 
liche Redensart ohne Melativfag 1988. 

SI. von mannen unde von magen; öfter vorkommende Ws 
literation und Affonanz. vgl. Wad. W. ınäc. 

.9. daz heil das Blüd in der Vedrutung von Sieg., ebenfo 4479. 

35. sal stm. —= palas vgl. 3331 ff. Wohnung, Haus; dazu 
selede 893. = 

3%. estriceh stm. Fußboden von Steinylatien oder gefchlagener 
Erbe; vom mi. astrious. . 

60. ungelucke yerfonifieirt, fo wie über fortana weit dem 
Rade vgl. 2284, 

80. vore gat voran geht, gedeiht. 

8l. sine mäze ldze an mit Dat. fein Benehmen richten auf 
Butes. siniu dinc üf 6re Nib. 8906. Der Dat. echt hier fl. UEL. 

86. yedenc an neben gedenke 8694. 8692. Das e heim 
fihwachen Verb vürfte eig. nicht fehlen; jedoch ſchwankt auch 
Walth. 19,26 denk an. 

90: jehen mit Gen. d. Sache und Dat. d. Perf. einem etwas 
zugeben. vgl. 1930. auch zuerfennen 8827. verjehen 8781. 

VB. mir ramen. mnd. Dat. ſi. Aff. Ueber dieſe Schwanfung 
vgl. Gr. Br. 1V,239, 

. 90. omi, 8545, 3680, 3706. Ausruf ber Klage; vgl. Hahn 


518 


3303. s mgen by, abgefonbert (seorsim) und insbe: 
raesertim). 


ſonder (pr: 


en an einen vder an ein d. an einen appelliren, 
auf etwas —* 

08. vor dır ft. für dih 3475; wie in vor wär. 

14. in der erde gruoben. Dat. fi. Akk., wie umgekehrt (ſ. 
5703) Aff. fl. Dat. So 3319 an diser werlt quam. 
- 15. Mimjdtan Mevien? Süsis Suja; Bätran Baltrien. vgl. 
Pſeud. Kall. Bd. II, 97. 

25. geben (:leben), 3787 in dem näml. Reim, fonft immer 
gäbe, gäben. ;. B. 5835. gäben (: frägen) 5384. 

28. ditte, neben bite; ahd. bitju, pittu. ©. Ben. |. 

30. ein [irste Barınenio S. Bd. ıl, 97. . 

42. durh di sculde vefiwegen, (8344) weil Darius ihm vor: 
ber u. f. w. vgl. 18357. 

53. an miner hant in meiner Hand = an miner gewalt. 


8. 

65. müz ausgelafien: ih. 3811 dag (ih) meineide svöre. 
5389 dö hiz (ih) ir sagen ja. 3572 sö werdet is gehönet. 
5907 hei, wi wol (si) daz täten. 6004 daz (si) hatte. 6767 
sö vare (er) hine. 6256 . mugit is ft. ir is oder irs gelou- 
ben, wo Ben. W. irs befjern will, 7129 di iz habet verno- 
men. Wie bier das Subj., fo wird auch das Obi. ausgelafien. 
3784 hiz danne leiten. Bgl. Gr. ®r. IV, 2125. - 

8l. Drechen Pſeud. Kall. Bd. Il, 98 verbrennen. 

84. gestüt fi. gestunt ſtand. ©. Einl. 

_. 92. grüben grebere sine man. Die Hſchr. sinen, welches 
fh wohl nad) 807 vechtfertigen ließe. Die Stelle ſcheint aber 
verberbt. Das „alsich ꝛc. vorangenellt ift fehr ungewöhnlich ; wuzu 
fie gruben, weiß man nicht; grebere ift Akt. Bi. In grebere 
if bie der Dekl. wefentlich fremde Sylbe er eingefchoben (Gr. 
Gr. 12, 614) und fomit vergleicht fich der Aff. des Neutr., wie 
der Nom., der fonft ahd. und mhd. ohne Endung Heht, dem Plur. 
von tier, tiere (:ziere) 5802. horne (: vorne) 5857. getwerge 
(:herberge) 5912 S. Bd. I, 98. Da befucht er die herrlich 
geſchmückten Grabmäler. 

96. ze auffallend = einit, einmal, 

. glesen = glesin, wie 158. weiden = weitin. vgl. Ath. 
E. 101. stälin — stälin. Die ausführliche Befchreibung f. 
Bd. I, 98 f. und befonders 537. 

3411. Zrilmerädach Bei Pfend. Kal. heißt er Nabonoſſar, 
VNabuchodonoſor; bei andern (3. B. liber de preliis) Ninus. 
Auf einem alten fliegenden Blatt wird Evilmerodach ‚ein Bal- 
thasar« genaum (wohl Belsazar). Mf.H. 8, 4681 In Hſchr. 
2880 pp. 15. 35. XII. Bl. 1596 — 166 Aus dem Leben 


Alexander⸗Lied 1. ‘ 33 


514 


Aleranders: Ein kunig hiess Darius Reichsent nach ku- 
nig Owlmepoflachsus ( = Evilm.) Mit hochen eren da In dem 
land czu Persia, S. Hoffmann Verz. d. altd. Hſchrr. ber T. k. 
Hofbibl. zu Wien. ©. 16:1. Eine merfwürdige Erzählung von ihm 
ame —X Bi. — an von Regenboge. Hbibrer. Hier. 350. 


Ein rich gewaltic höher käninc was hie bevor 
der heizet in der schrift Nabuchodonesor. 
dö der gestarp, dö trat in daz künichliche spor 
Evilmerodach, der was sin sun, hoert wie eg im ergienge: 


Dem künic wart näch sines vaters töde we 
d6 vorhte er, daz der vater wider würde ersten 
diu angest im dar umbe twanc ze räte gen 
dö riet man ime alsö, daz er dri hundert gire vienge. 


Die liez Evilmerodachus (im) bringen 
und gruob den vater wider ür, alsö ‚man ime riet 
unde in der ungetriuwe rät a d& beschiet 
den vater sin er ze drin hundert stüeken sehriet 
unde gab ie eime Sire einz, kinnen lieg er in swingen, 


Auch das Schachzabelbuch Konrade v. Ammenbaufen, in ber 
Zofinger Hfchr. hawae herausgegeben v. W. Wackern. (Dr. 
H. Kurz und P. Weiſſenbach Beiträge zur Geſchichte und Lit. 
vorzüglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Mar- 
gan, Bd. I, S. 161 erwähnt dieſe That 132: Ein kunig was 
von hoher art Bi des zitten der fund beschach (das Schach⸗ 
fviel erfunden wurde) Der hies Evilmerodach Und was Na- 
buchodonosors kint und nun wird das nämliche erzählt. 

NRabuchodonoford Traum von den vier Weltherrichaften f. 
Katferchronif ©. 46 

14. lesie = —* v. lag. träge. 

17. gestummelet unde geblendet. Aehnlich Freid. 184, 16 
teop. si (diu zunge,) stümmelt unde hlendet. == Bon. 17, 30. 

. wbarmen mit Dat., ebenfo 3456, 8831 hat auch HZein. 
vom ®lauben, 5 ack. £. 221, 14. 
6. was er milder, Das yrabil. Adi. mit t haftenber Flerion, 
altertbänlig S. ©r. Gr. IV, 498. Reimn 

49. der miner vgl. 449, 

50. verclagen mit Att. verfchmergen. 8088. 6167. 

53. nierne vgl. 506. wohl = nieren ne. 

56. 4 verfürzte Form; neben läz 3808. vg 

66. din zoumis —8— ebenſo ilen wit —2* — ., de 
fſelten ©, Gr. Br. IV, 85 


515 


75. vor dir ſt. vür dih. vgl. 83808. 

86. Bücifäle (:mäle) entfcheideuder Reim für die ange 
Penuitima. 

87. wat stf. Kleidung und Kleiderſtoff. 

95. sules mnl. S. ®r. Gt. P, 980. 

2508. schtn werden läzen vgl. 2832. 

4. m fl. muge od. tr&we stf. als Blur. zu nehmen, 
wie öfter 3) B. 3643. 

1. er imit lane fcheint verderbt zu fein. 

14. verplegen vefl. fich verpflichten, vgl. einem verp!. 2002. 

17. antworten einem einen ihn überliefern, wie h. z. T 
überantivgrten. 

27. dise rät di. di ft. der; über dise 2382. 

28. vermeldet verrathen; vgl. 3509 

39. trüwe geben feiles Bott; des in Betreff defien. 

41. sö mir got näml. helfe. Betheurungeformel. 

44. sih emes d. vermenen umbe ſich faͤlſchlich von etwas 
Mugen verfprecken. grözes fromen Gen. yon frome swm, 

47. Ueber das Schwanfen des Geſchlechts in palas vgl. 845. 

48. eine allein, 3627. " 

—8 verholne Adv. vom Bart. 

. di fi der 1080. Relat. 4,562. 5711. Demonſtr. 68531. 
vgl. os 

67. mir genesen. Dat. ft. ARE. 

12. is. Iſt vielleicht eine mund. Zufſammenziehung ig = irs, 
jedoch vgl. 3365. 

76. after lande, 4041. Dat. Sing. eig. zurüd, dann hin⸗ 
durch, alſo durchs Land, Toll. — durch die Lande. lieber die der 
fehiedne Bedeutung und Konftt f. Ben. W. 

80. vergumnen nicht gönnen, beneiben. 

82. zu verplegen idy will euch bie Berficherung geben, daß ıc. 
Das Semikolon if in Komma an verwandeln und darnach bie 
a ng zu berichtigen: ich kann euch die Berficherung geben, 
alle i 

85. an üh. Bol. 077. 

91. verhmunden. verh = verch stn. bie Seele, das Leben; 
alfo Wunden, die ans Leben gehen. 

fleft, prad. ME. ©. Gr. Er. IV, 494. vgl. 
1100 und 8142. 


3625. du rüris mih dauerft mid) ; auch mit Dat. 3202. mnd. 
du müst mir iemer rüwen 8644. läzet iu räwen Dariam 
mit träwen 4411. 

27. in di wohl verſchrieben für in diseme palas. 
der Schreiber ur Dieles aus und ſchreibt darüber. - 
41. wene |. 805. allirs eine; eine expers untheiſhaftig 


816 


altirs Gen. abh. v. eine; ber Einige, der ohne Alter iR. Gr. 
Gr. IV. 781. der got alterseine Servat. 1852. 

43. meinen mit ff. der Berf. lieben. minnen unde mei- 
nen Bad. 2. 458, 40. uffprüngliche Bedeutung: feine Gedanken 
richten, etwa im Sinne haben, vgl. 1808. 

41. diderbe, 5723 mit dem Ton anf i. (Ath. 68) vom Berb 
derben, noch im nhd. in verberben; nützlich, häufiger brav, 
bieder; dann vornehm ohne den Begriff von wirklicher Treff⸗ 
lichkeit. ©. Ben. W. dirbe. 

50. gevöge = gevuoge, geſchickt; zö dem schilde. Der Schild 
als Stellvertreter ber Mitierwaffen; ein geſchickter Ritter, in den 
Waffen wohlerfahren. Wohl könnte es auch heißen: von ächtem 
Adel; der Schild ale Sinnbild. So: er ist getriuwe wärhaft 
milde unde ganz ritter under schilde. Müll. III. Die Stelle 
bat auffallende Aehnlichkeit, fo daß man annehmen darf, bier fei 
Fi gebräuchliche Schildesung der Eigenfshaften eines Ritters zu 

en. 

52. kubisch mnd. = hövesch der SHoffitte gemäß; fein. 
vgl. Ath. E. 158. Su hubischeit 5128, 5886. 

BA Erhaft, 6736, wer Ehre hat. ©. Stellen bei Ben. ®. 
vgl. . 

56. mine trawe geben fi} einem unterthan machen. vgl. 3539. 

83. umbe dise morderen ; hier swm. gebraudit. 

68. Hſch. ih wolden ebenfo 4923 begunden; ich habe das 
n, das ohne Analogie fleht, getilge 

72. vernizze PBrät. Konj. v. verwizen von einen ausweiſen. 

88. dütis Sen, abh. von gewaldigere, _ 

3700. alein zufammen eins. vgl. Ben. W. 

6. quelen, von queln intranf. ſich innerlich abmartern. 

7. sweder — unde = sw. — oder fei es = ober. 

il. von adele geborn. adel stn. Das Gefchlecht von bem 
man ſtammt, befonders wenn es durch Stammgut ausgezeichnet 
3 Kun. F. 87 (©. 78) daz wir wol adil mochtin habin. ©. 

en. W. 

12. verkorn vol. 428. 

16. scöz vgl. 2964. 

21. mit pelle vgl. 711. 

89..Kriechis ft. sch. vgl. 1207. oder ift es Geu. von Kriech. 

25. mid trürigen müle. Die Hſchr. hat 72 ausgefchrieben. 
Maßm. hat trürigem gefeht, wahrfcheinlich nach 8678, wo m 
in ber Hſchr. fieht. W. Grimm im Graf Rudolf 2te Ausg. ©. 
7. bemerkt: Ich halte HP, 24 mit trürigen müte nicht für bie 
Iwacde Form, wie Lachmann in den Nibelungen (856, 1), dem 

tr. Gr. IV, 576 beiftimmt, fondern ich erkläre es wie bie zu Freid. 
165, .16 gefammelten Beifpiele (als sin der Ausſprache nachge⸗ 


517 


bendes n für m; vgl. 1212; viele Stellen aus Lampr.), denen 
noch Rofengarten LXXXV. Frommann 3. Herb. 470. Hartmann 
Gregor 1072. Silveftler 124. 818. 828. 2181. 2214. 8054. und 
Hahn 3. Otto mit dem Bart 10 zuzufügen if. Die fchwache 
Form kann es bei dem Art. und Demonftr. ohnehin nicht fein, 
wie ſchon Hahn 1, 25 angemerkt hat, aber auch nicht bei iwern 
(Zw. 1845) und bei al; in allen dem geb£re erfcheint aber in 
Lampr. zweimal, deßhalb hatte ich auch in unferm Gedichte 3b, 4 
zü den boten für zuläßig, wo nur von einem bie Rebe if. 

32. bemant gewendet. 

43. tele = liez vgl. 1196. 

58. ze süre, 4204. zur Säure; vgl. diu süeze diu guote, 
dia siure an wibes muote noch herzegallen nie gewan, 
Trift. 258, 4. daz was ir aber tiure ze sus getäner siure 
ebend. 258, 14.. 

60. genüge, eig. Adi., aber im ahd auch fubflantivifch ges 
braucht mit Gen., wie hier des, wo es dann fo viel als Vergel⸗ 
tung bebeutet; 3786. ift es wohl als Adv. zu nehmen, man müßte 
denn das in ald Dat. refl. nehmen und überfegen: fie baten für 
fich um Genüge (daß er ihnen genug thue). 

70. genebe swm. = nebe, neve; nepos Verwandter im 
Allgemeinen. 

12. Drächien sih selben des ze mären. einen ze maere 
bringen ins Gerede bringen; über den Blur. ze maeren vgl. 
884. Der Genit. des in Beziehung darauf. - 

11. gewurben. werben handeln 3827. 

19. von dem libe getän, vie äne tin mit Gen. des Lebens 
en Die Ueberfegung wäre befier: fie wurden bes Leibes ab⸗ 
gethan. 

80. dar zö bequam. bekomen gelangey mit zu. 

1. verjdän = verjähen v. verjehen mit Gen. etwas auss 
fagen, befennen vgl, jehen 1930. 8290. i 
84. hiz ergänze si. vgl. 3365. 
86. grüge vgl. 3760. 

87. geben (: leben) = gäben vgl. 8325. 

88. wen daz vgl. 305. 

92. maneten im ft. in. 

97. streben mit mit etwas Tämpfen. 

99. Ir habe ich aus Er gebefiert. Es if ein Fehler des 
Schriftmalers. So in B. der Nibelungen 365, 1. wo Lachm. 
jedoch auf Otfr. 8, 23, 1. Ero ist Alu verweift. Solche fehler 
haften Anfangsbuchſtaben bei Abfügen 937 Zilif ft. Eilif; 5846 
Och ft. Jch; 8036 Din’ ft. Min. Wollte man Er ftehen laffen, 
fo wäre es, mit Ben. ®. 435.» Gen. Blur. für ir, wie Herb. 
Iroj. 2838. 5477. GErnſt 4009. 


918 


3802. behalben zufjammengefept aus bi und Dat. Sing. von 
halbe daneben. 6655. oo 

07. iteslich val. 2826. 

10. nein ih. Ueber diefe Nachſetzung des Pron. in verneinen- 
der Antwort f. Ben. W. z. Im. 

ll. daz fehlt ih. vgl. 3365. meineide ift Adj. als ein mein- 
- eidiger. Man müßte es denn als Blur. des Subft. meineit stm. 
oder als eine Mebenform betrachten. 

13. wen den m. Hier ift die Attraktion um fo bedeutender, 
weil das Demonit. den in dem Relat. aufgegangen if. vgl. 1239. 

14. untrümwe Adj. feltner = ungetrüwe. 

16. vereischen hier austundfchaften, auffpüren. val. 139. 

18. radebrechen xüdern, jetzt nur noch tropifch. Solcher Kom: 
pofita von Berben mit Subfl. find manche verloren gegungen, 
j. B. vuozgfallen, willekürn, botschaften. ©. Hahn 2, 56. 

21. di nerdarmen mir. erbarmen perfönl. mit Dat. feltner. 
vgl. 3422. 

27. warb handelte 3777. 

Jl. wies ime... dat; hier wierer Dat. flatt Aff. cvder follte 
das ime refl. fein: was der König für ih bat. ©. Ben. W. 
bite 6.» Uebrigens ficht auch der Dativ. fl. Aff. 4694 unde 
ime ciner bete bäten. vgl. 3314. 

38. Hfchr. iz. Maßm. in der 2ten Ausg. ir. Daher die Le: 
berfegung, Die aber nicht den Sinn entfellt. Es müßte eigentlich 
heißen: Alerander bevachte nun, wie er das wohl möchte thuu. 

39. daz drütlöft mad. — brütlouft, brütlouf, ahd. brüth- 
lauft. stm. Brautlauf, vom fchnellen Davonlanjen mit der Braut 
wie einer Entführten. Bei Lampr. atn und stf. vgl. 845. Ju 
dem engl. Gedichte heißt es bridale und bredale. 

50. geliche di armen unde.di riche. Es muß Dies entwe: 
ber einen Gnadenaft bei ber Hochzeit bezeichnen oder allgemein 
auf fein Richteramt als Herrfcher hinweifen. Sie möge fehen, wie 
er regiere. Meber die Schwanfung ber Def. f. 475. 

53. berihten vgl. 642. 

54. stiften anrichten; 3863 di wirtscaf. Iu der jetzt nod 
üblichen Verbindung 744. _ 

63. wirtscaf. vgl. 2931. 

70. In der Ueberfebung wäre Elarer: deifen fl. jein. 

13. iz bedenken bafür ſorgen; es mit Sorgfalt ausfähren. 

75. aller tagelich = aller tage gelich, der Gen. abh. von 
gelich : einen Tag, wie den andern. BE 

80. von der wärkeite bliben. Für diefen Gebrauch des von 
Teune ich Feine Analugie, 

87. simelen — semelen mi. simella, Weizenbröbcen. 

89. cuchenen, ahd chuhhina ; iet 6oguina; hier awf. 


519 


91. sumersäzen ein fenft nicht vorfommendes Wort; vielleicht 
‚eine befondere Art von Stier? 

92. veiz, mhd. veizet feill. Hadloub: guotiu vuore ma- 
chet si veizg (:heiz) ©. Mf. 9. Il, 287 b. 

93. I. drieich mit c; fo bat die Hſchr. vgl. 5358 zvencich. 
Durch diefe Stelle wird die Ansfprache bes Wortes drizich feſt⸗ 
geftellt uud nicht Jrizich. Es muß daher überall, 3. DB. 3887; 
4938 (:lib) drizich gefchrieben werben. 

Die Auslafjung der zwei Verſe 93 und 94 bei M. ift verans 
laßt durch den gleichen Anfang von 93 und 95; hundrit ſteht in 
der folgenden Zeile genau unter dricich. 

95. wedere = widere stm. Widder. 

96. dienist stn. 6379. mhd. gew. stm. ber Dienft; hier bie 
Aufwartung bei Tifche. Ziem. gibt die Bedeutung: Schmaus, 
Butter au, aber ohne Beleg; viell. 5879 fo zu nehmen. 

97. wiltprät = wiltpraete zum Braten beſtimmtes Wild. 

98. rät gescuffit. rät Borrath, alles, was im Garten, auf 
dem Felde ift, felbit Thiere: feinen Vorrath beitellt. 

3901. überfege: man müſſe ihm dies gewinnen, d. 5. herbeis 
Ihaffen. daz (3904) hängt von gewinnen ab. 
bri 05. gelunt v. lenden eig. vun Schiffen: landen; dann zu Ende 

ringen. \ 

16. /reisam ft. freissam == freislich; ebenfo 4818. 4836, 
freisamer 4372. Beim Pfaff. Konr. in Wad. 2. 239, 27. 5436. 
240, 31. vgl. 182. | 

20. ze rate si do worden. vgl. 1521. 

21.- dise leit. dise Aff. Plur. Neute. = disiu. 

29. almeistich größtentheilse, 3947 almeistic. 

32. von lande aus der Heimath. ngl. 2628. 

43. umbewert., A. umbewart (;heret). vgl. 4420 wi si 
ir lant werten, dö si di Criechin hereten. 4919 wereten 
(: nereten). 

44. naz ob manz fcheint ein ähnlicher Pleonasmus zu fein, 
wie beim Demonftrativpron. vgl. 904 der wint der u. o. 

heren mit Krieg (Heer) überziehen. 

48. gesvichen vgl. 2653. 

53, urlouges man vgl. 2781. 

58. urlös mnd. und urlöf = urloup Urlaub. vgl. 4587. 
Aunol. 402. urlöf. 

63. unde gienc ergänze er aus bem vorhergehenden sin herze, 
ueber weft Iufammenziehung vgl. 443; dort findet fie bei dem 

j. Ratt. 

64. bat gän. Nur felten fieht im mhd. nad; biten ze beim 
Infinitiv, 

68. «= si uns lieb oder zorn, eine fprüchwörtliche Rebens⸗ 





520 


art, wie mir werde wol oder we 2298. vgl. 1895 iz wäre 
ime leit oder zorn. 

59. ein miht gar nichts, wiht stn. Geſchöpf, meift verächt⸗ 
lid; daher enwiht = newiht. Es dient als ſtärkſte Verneinung, 
wie niht ein bast 6848. Bol. Hahn 2, 151. 

4004. ubir höer gün. höer gän heißt weiter weggehen. Iw. 
197. vgl. uf höer gän Nib, 

05. ubir rucke zien zurüdziehen. 

‚18. müs Fann, oder es ift mir beflimmt von ber Vorſehung; 
vgl. 358. 

16._.mit gnäden in Ruhe ; vgl. 670. 

21. durh nöt nothwendiger Weiſe, weil es nicht anders fein 
fonnte. vgl. 3087. 

25. dejehen mit Gen. eingefiehen, befennen. 

33. gesvichen vgl. 2653. ’ 

4l. varn mit Richtungsadv. feindlich wohin ziehn. 6201 in 
dem lande. vgl. 682 und 229, 

after lande vgl. 3576. Richtiger überfegt: durch das Lanb, 
da lande Dat. Sing. if. 

48. gesaten einen eines d. ironiſch: einen fättigen an etwas 
= es’ihm verleiden. 4310. 4390. Auffallend ift hier sturmis 
unde vehten (: Knechte), während 4390 vehte (: knehte); 
ebenſo vehte (:rehte) 463. vehte Kampf, müßte alfo hier swf., 
dort stf. fein. 

56. rächen eines d. fih darum fünmern, es begehren. Mit 
Infin. 6855. 

57. di mine vgl. 449. | 

63. manet vgl. 859. - 

64. Dionisius ift ohne Zweifel Dionysos Valer. HI, 3: 
Liberum vestrum. Im Pfeud: Kall. folgt auf die Bermählung 
Aleranders ein ziveiter Zug nach Negypten mit vielen Wundern 
Bd. IL. 109 — 147. Dann erft zieht er gegen Porus. 

10. des heres, des Attrakt. vgl. 1239. 

12. mit nitspie vgl. 1065. 1189. . 

15. rede tün 4432. vgl. 542. die rede di man hie tuot 
Iw. ©. 226. 272. ' 

90. änich mit Gen. ahd. Anic, mhd. aenec. = &äne Mi. 
gleichbedeutend mit ledec. S. Ben. Wu 4781. leides äne. 

95. eres (:keres). Das es 2 P. ©. Präf. Konj. fl. st. 
noch alt. 9408 blibis (des libis.) 

‚1.108. gesetze dih vil nidere; ähulidy 4880 bringe si der 
nider. | 

06. daz läz Es fcheint beffer für den Sinn, läz als 1 Perf. 
Sing. zu nehmen und ih zu ergänzen: Das will idy nach meinem 
Entſchluſſe geſchehen laſſen. 


N 


521 


12. verwäzen Bart. den Geruch verlieren; zu Grunde gehen. 
- 18. smähe = smaehe Adj. verächtlich. 

82. sarmät PBanzerkleid, sar Panzer. 

33. ze wandele sian eines d. Senugthuung geben für et⸗ 
was; es abbüßen, gut machen. wandel Vorbehalt der Rüdgabe 
bei einem Kauf, dann Schadenerfag überhaupt. Auch bloß wan- 
deln Wernh. Mar. 176, 29. mit vorhten si jähen si wolden 
wandeln unde buozen, Bgl. Ath. C. 164. wandiln. So wan- 
del bieten. 

38. berüfen einen fchelten; von wegen. Bol. Ben. z. Iw. 
111: beruoft in. 

40. unzucht stf. ungefittetes Weſen. 

46. hönsam fpöttifh. Herb. Troj. 2999. vituperabilis aufs 
Aeußere bezogen. 

41. brün vgl. 1579. Ä 

52. speren. Bad. %. 256, 36. beffert spere. Bielleicht ift es 
nd. fehwac anzunehmen; vgl. 6223 spere noh swert, Daß 
es im mnl. fchwach deflinirt wird, zeigen Stellen in dem Gedicht 
Karel, herausg. von Jonckbloet, 11, 600. 601: Ende loveden 
onsen here Ende hiewen af hare speren hieben ab ihre Speere. 
1, 522: Ochtic sal u dinde mijns speren meines Speeres. 
H, 481: Eer nie brac sijn spere. Die erfle Stelle bietet zu: 
gleich here. Soll «8 hier als Rentr. fithen, fo wäre das e, wie 
bei tiere 5802 zu erflären, vgl. 3392. 

55. ellen vgl. 374. manneglichis muß hier Subft. Gen. 
fein, wie mannelich 4292. 4719 mannegliche Dat. Es flimmt 
auch zu degenis gebere 4157. allermanne gelich 4439. 

60. grene Prät. Konj. von grinen fnurren. 

13. di zme bezugen auf manich mör svarz. Beziehung im 
Pier. auf einen Kolleftivbegriff 4435. S. Ben. W. 318.. 

74. elfent (:helfin) stm. Elefant. 4237. 4262. 4804 ele- 


‚Sande. 4268. 4273. 43838 elfanden, clfande. 5959 elfentiere 


(: viere). 

84. ide ift wohl männlicher Nom. Blur. wie Parz. 357, 10, 
neben dem fonft mhd, Blur. lit oder lider von dem stn. lit., 
wie fon ahd. lid ſowohl m. als.n. if. Wack. nimmt nach diefer 
Stelle ein Subft. daz lide an. 

89. wen vgl. 805. 

93. der nach sö = daz er. Ben. W. 8320.⸗ 

94. gegän = gegähen eilen; 4290 gäten. 

4804. ze sure. vgl. 3752. - 0. 

08. irgangen. ergän zu Ende gehen, abgethan, vollzogen 
werden, Ben. W. 471.5 

11. Zigende. Ueber die Flexion bes praͤd. Part. Präf. vgl. 552, 

17. an allen sinen libe. Weber al ganz. Bgl. 1982. 


522 


28. wisen anweiſen, fahren, lenken. 

25. dar = dä, (:wär) 4982. noch ahd. Form, fett dem 12 
IH. nicht mehr gebraucht. 4345. 4528. 4555. 5055. 5084. 5i6l. 
5168. 5462. u. o. däre 6817. val. Ath. C* 17. där sie die 
brüt virnämin. Gr. Gr. If. 173 Hat Fein Beifpiel ans dem 12. 
und 13. Ih. 


43. enbinnen —= en-bi-innen drinnen, innerhalb 6761. 

47. gewarheitl v. wern Sicherheit. Iw. 1777. dä iwer ge- 
warheit bezzer si wo ihr ſicherer feid. ©.. Stellen in der An: 
merfung 3. Iw. 


54. draven = draben swv. üz ins Freie hinausreiten. 

66. drinninde biliden. Es ift leicht zu beffern brinninden 
bilide, jedoch mochte ich gegen die Hfehr. nicht ändern, wie oben 
speren 4152, obgleich hier der Reim und oben bilede (:helide) 
4241. für die Aenderung Tpricht. 

11. hugeten vgl. 146 und 4440, 

73. oder mit Aff. audy beim Begriff des Verweilens. 

18. si mänden Hſchr, wände, Wenn gleich in ber 1 Berl. 
Plur. das n oft fehlt, fo gejchieht dies doch immer nur, wenn 
das Pron. nachgeſetzt wird. vgl. 1675. 

83. mülen. müle swf. welches ahd. mula nur stf. vorkommt, 
Maul flatt des gewöhnt. mül stn. 

84. glündigen. glündic — glüendec; — ec ans Bart, 
wie lebendec, brinsendec Gr. Gr. II, 804. gl. nur nod im 
Parz. St, 0: er gleste als ein glüendic giuot. 459,7 dä 
lägen glüendige koln. 

89. wen daz vgl, 308. 

96. in andirhalf' (:half) ueben in andirhalb 504; au 
Ihwad 2286 in allenthalben. 4474 in beidenthalber. 4469 
beidenthalp. 

97. di möre hat d. Hfchr. Maßm. bat die gefchrieben. 

., 4300. wunder stellen verrichten, wie noch provinz. anflellen 
ähnlich gebraucht wird in tadelndem. Sinne. 4716. 

01. denket zö den handen. 2518 gedechte wir wol zea 

handen. 4410 gedenket wol zö d. h. Wan follte erwarten: 

zö den ecken, wie 4323 sin 36 türe recken z6 den scarfen 

ecken. Es ift wohl elliptifch zu nehmen : denket daran das Schwert 

zur Hand zu nehmen. Ben. *. diake 8. 

10. gesaten vgl. 4048. , 

15. /üderere stm. ein Schlemmer. Man könnte auch das Judere 
ber Hſchr. fichen Iafien, da fich in Hſchrr. öfter ere = eraere Bedtl. 
So heißt es: daz ande‘-eyn Inde: Pommersfelder Hfchr. Rr 
3798. fol. 11 =. Ebenſo gei der.ist ein wundere Laurin Branff 
Hſchr. v. 246. Pommersfelder Hfhr. v. 294 für wundersere 





528 


38. sähten mud. — simften feufzen. 

49. spienen Brät. v. spannen. Die Leute mit den Horn⸗ 
bugen find wohl die eingefchloffenen Völker von Gog und Magog 
&. Anm. zu Metr. Rom. 6230. Bd” Il, 463. Hagen Muf. 1, 
366 ff. führt aus der Gothaer Hfehr. Die Beichreibung der Völker 
Gog, Magog und Kold an, welche Apoll. befiegt. 

59. fcheint eine verderbte Stelle. Wal. £. 262, 3. beflert 
wider si ist süge. Vielleicht fann machet herübergenommen 
werden: und er (machet) fie füße d. 5. gewogen, bereit. 

60. mit minlicher grüze. gruoz imwier stm. Hier stf. wenn 
man nicht m beflern will. Ninlicher für minnelicher, nur in 
Betradht von minia ift ein mina, min zuzugeben, wie die freilich 
jpätere Hfchr. des Liederſaals v. Lab. minzere I. ©. 323. mine 
©. 321. minicklich ©. 324. 25. 25 u. ſ. w. Oft fteht e für 
ec, während auch die vollen Formen vorkommen. 

68. er uimmt cin ‚vorangeftelltes Subſt. wieder anf, vgl. 904. 

71. phellil sgl. 711. 

84. in ellende, 4746. in fremdes Land. ellende, ahd. eli- 
lenti stn. andres Land; Verbannung. 

90. yesaten vgl. 4048. 

97. sih uns vol. 1948. 

98. generen faftit. zn genesen retten, vum Berderben befreien, 

4411. u rümen gl. 3625. 

35. den Dat. Plur. bezogen auf das folleft. manich helt 
st, vgl. 4178. 

36. di scarfen 'sas, 4500 di sabs. stn. vom lat. saxum; 
kurzes Schwert, eig. Stein, dann Daraus bereitete Steinwafle. 
Umbe warf er thas sahs Rol. 4587. Davon haben die Sachfen 
ihren Namen. Aunol. B4i f. von den mezzerin also wahsia 
Wurden si geheizgin Sahsin. Widuchind in Pertz Mon. Germ. 
V. 418 f. erat autem illis diebus Saxonibus magnorum cul- 
telloram usas, morem gentis aritiquae sectantes cet. cul- 
telli nostra lingua saks dicuntur. Bei Nennius 48 fpricht 
Öengift: nimed eure sanes. Daß das Annol. 325f. c’in Du. 
ringin duo dir siddi was Daz si mihhili mezzir hiegin sahs 


die Benennung den Thüringern zufchreibt, kann nicht irre machen. . 


97. deden di sas. Die Schwerter theilen, wie twir etwa jagen: 
die Kugeln wechfeln. 

40. gehugete an an etwas denken; sem strite 4271. 

14. ın beidenthalben auf beiden Seiten, vgl. 2084, Ä 

15. zedreche. Hſchr. zebrechche habe ich als Schreibfehler ges 
nommen, Da.ch Ende einer, and ch Anfang ber nächften Zelle ift; 
man könnte es zwar als eine härtere Form betrachten, wie bei Notker 
64,6 greschente ſteht uud das nl. broke ein k daraus macht. 
Gr. Br. 12, 973. Aber es fommt auch bei machchen .(3286,); 


1 


524 


wichchen dieſe Schreibweife vor, wo bie eutfprechenden Formen 
nicht eintreten fonnen. Die Stelle bei Notker heißt: ubele fisca 
sint precchente de nezza, wo auch wie bei Lampr. 1145 de 
Ratt diu ſieht. bu 

87. einwich stn.@inzelfampf; unfer Zweifampf im Gegenſah 
zu volcwich. 

89. cläfter stk. Das Maß der ausgebreiteten Arme. 

4502. woR = woch. vgl. Wig. 139, 37. owoch Big 
2359, 12. wochzen 4930 fchreien. wohriwoch Snterj. der Ber: 
wunberung. Parz. 584, 25. S. Gr. Gr. Ill, 296. Hahn 2,118, 

08. blicken glängen, bligen, unfer blecken. nd. blichen Herb. 
Troj. 5228.ıvon regene (dunre) unde von blicke (Bligen) 
Herb. Troj 2055. blichende = blickende schilde Herb. Troj. 
1299. Das Subſt. blic 6570. | 

09. des schildes rande, neben rant und schilt = Säit. 

12. wider ein ander, 4692 under ein ander. Ueber N 
ganz anomale Zufammenfeßung des ein ander f. Gr. Br. 11,8 
und Ben. W. . 

12. ze dile gen. bil stm. das Stellen des gejagten Wildes 
ber Augenblick, wann der gejagte Hirfch verbellt oder verbeilt 
it d. 5. fleht und ſich gegen die Hunde zur Wehre ſetzt; Mr 
abois, engl. at bay. Ueber die Ableitung des Wortes von einem 
verlornen ich bile, beil, bilen, zu welchem auch ein zweit 
ftarfes Vollwort ich bille, bal zu rechnen wäre f. Gr. Gr. 1,38. 
II, 45. 71. ®r. nimmt für billan beilen das verlorne beilan, 
bail, bilun an, aus weldyem das mhd. bil latratus sive mc 
mentum quo canes feram captam allatrant; auch unfer Bil 
gehört dahin. Im eigentlichen Sinne Trift 2765; im figürlicen 
von jeder Art des Kampfes im Ernſt oder Schimpf. Wie in unitet 
Stelle ze bile gen, fo fommt auch ze bile sten vor. Hei 
bilen das Wild flellen ſ. Suchenwirt 10, 28. 

15. gemeder vgl. 1575. jeder von beiden. S. Hahn 2, 8. 

20. vercristen flöhnen, noch in freißen erhalten. von ur 
heile über das Unglück. Der Blur. im Verb kommt von dem 
kollekt. hat. Die Hfchr. hat unde verer. Man könnte es ſtehen 
laffen, vann wäre von unheile zu irzagete zu nehmen. Ein 
ähnliche Doppelte Rection mit verfchiedenen Kafus 6541 sturmen 
mit wurmen unde von den tieren. 

23. eine mwunde tũn vgl. 542. 

33. dich vol. 171. 

46. vile Adv. vgl. 1140. a 

41. sö 1tiz d.h. lag tobt ouh (vile) der Cr. tün tritt hör 
fig an die Stelle und in Die Konſtr. eines vorhergehenden intran. 
* to. Derbs. sam tet in-ebenfo nahm ihn Fe 1008, 1397. 
vgl. . | 


525 


49. elienden gast fremden Krieger. ellenden man 6170. 
ellende Adj. vgl. das Subfl. 4384. und 544. 

50. vast Adj. vgl. 2206. 

52. gevollit mhd. gevüället, neben erfolt = ervult 6975. 
folten : = fulten 4600.) Schwanten ber erfien ſchwachen Konj. 
v . 

54. grimmiste son grimme Abj. neben grimmee in grimmi- 

ET, getunge Ah. C. 74 und da di erd 

. it. Ath. C. 74 und tungite dA di erdin mit 
der räxzigin bluote. ®ubr. 5664 sach man. die erde mit 
den töten tungen. Rabenfchl. 601. owe& daz velt lac getunget. 
&. Haupts Zeitfchr. VII ©. 138 Tung v. W. Wad. 
\ 59. unz hier in der feltneren Bedeutung: folange ber Kampf 
auerte. 

60. leide Blur. Gen. 

62. di ft. der vgl. 3560. 

66. frumete vgl. 480. 

10. en von gelten. vol. 558. widergelt trop. von ber 

wergeltung in Kampfe. Ueber ven Blur. nach dem kollekt. Subſt. 
20. 


84. entfiengen. Reben ph für pf, nach ent koͤmmt auch f 
für das mhd. ſonſt gewöhnliche v vor z. B. entphiengen 3030. 
— 5695; entfienc 1911. entfangen 4420. Bol. Br. Gr. 

84, dar nge hier das Berfprechen. 

99. ne I begrüben. ebenſo 4675. 

4612. Occidratis das Land der Oxydraker oder Brahmanen 
Ob. II, 154. 

17. allizane Abo. immerfort noch jebt. Ben. W. 88«. 

20. zigenbeine? vb vielleicht hornbogen 4349. Bol. Kno⸗ 
hen flatt der Waffen Bd. Il, 548. Bon dem Volk Gog, Magog 
und Kolck wird im Appolonius von Tyrus viel gefprochen und 
auch gefagt: er tregt ainen horenpogen. ©. Hagen Muf. I, 266 ff. 

22. rüchent vgl. 4056. 

30. der kunince Dandamie. 

471. Nach mil iſt daz ausgelaffen. 

66. genäden mit Dat, einem gnäbig fein. 

11. sih betragen swv. fich beföfigen. und sich nötliche 
betrageten Wad. L. 199, 29. aus der Kaiferchronif. wie sich 
der riche betraget 215, 13 (Lieber von Spernogel). 

12. phlegeten (:hetrageten) ſchwach, neben plach (: wirt- 
scaf) 2932. (:ungemach) 2950. (:tach) 83629. (:gemach) 
4908 und a. R. plägen 4636. 5886. 5892, phlöge 5128. 3643. 
Bel. Er. Sr. PB, 397. 988. , 

86. al ein vbgleich wir nicht . . fo haben wir doch. ein⸗ 


826 


eine Adv. mit vorgefepter Konj. ad Tann 1.) Adv. fein, gleichbe⸗ 
deutend mit eine. 2.) Ronj. gleichviel ob, wenn aus mit 
folgendem Ind. od. Konj. 

90. niehtes Sen. abh. von frägete. 

N. hiz in Dat. ft. Akk. vgl. 807. 

94. ime ⁊c. vgl. 3831. 

9%. eischen heifchen ; ime von ihm. | 

4100. unwerde stf. wie Herb. Troj. 13215. Grmangelug 
des Anſehns bei ber Welt; Unwärbigfeit, die einem angethau wir. 
6046. daz ist mir vil unwert C: swert) fürate man wohl aud 
als Subfl. nehmen. 

04. des ubir werden einer Sache mächtig werben. 

16. gestalt Bart. Brät. v. stellen vgl. 4300 

20. Das Geſpraͤch erhält volles Licht durch die ausführliche 
Darftellung Bd. II. 155 ff. 

22. also gescaffen Vorherbefimmung vgl. 22326. 

30. wer nur vgl. 305 

3 eltewaz. Diem. 314, 15. Vgl. Hahn, 2, 87. 

34. f. fiheint verderbt. 

35. ftarfe Alliteration. Gerv. 13, 387 ſchreibt: di in der 
werilde wollent wesen. Dadurch wird bie Structur der Periode 
klarer; immer bleibt aber das wollent eine auffallende Ausdruche⸗ 
weiſe wi die Unklacheit wird nicht ganz gehoben. 

50. di nöte Blur. 

54. leit unde lieb, 6489: liep (:brieb) Rebensart mit Alt: 
teration; ähnlich mit ‚liebe lönen äne leit 5635. neh durh 
Keb noh durh leit 200 | 

70. üch. Die Hſchr. iu, was flehen zu laffen if wit Rüb 
ficht auf: die öftere Verwechslung des Dar. mit ALL. vgl. 578. 

78. I. undertän. 

80. mine vil liebe man.ftarte De. n. min S. Gr. Gr. IV, 568. 

83, dne Adj. mit ®en. vgl. Anich. 4000. 

. 4809, Bi daz wazzer Alt. wohin. 14 bi dem wäge Tat 
f. If. 5456 bi minem here quam. 

16. rüne = ruowe stf. Ruhe, 

59. fehlt die Reimjeile 

l. ungenozzen die farben, ohne den Beruf davon ir 
Bol. Ben. z. Iw. 3142 unt het si min genozzen Ian. gi 
Veberfehung wäre genauer: bie * ohne zu genießen. 

3 —23 von zwic gezw 

tröst mein A meine Hulfe. Das Pron. nach 
"der Gier unflekrirt. | 

60. federsvalen: (:wale) offenbar Fiedermänfe: ein mir un 
befannter, aber fehr bezeichnender Ausdrutck wegen der feberartigen 
Haut; fon ahd. fiedarmas.. Man könnte ‚vermuthen, es wählt 


597 


viedersvalen heißen, da jedoch svale nicht weiter für biefes 
Thier vorlommt, Fcheint biefe aeherung nicht rathfam, sval um 
svalwe;, Heinr. v. Moruuge im Mf. $. I, 1225 der awal (Dat.) 
(:nahtegal) Bruder Wernher in Mſ. H. IL, 230 diu kleine swal. 

97. dbewiel == geviel, 

4917. daz lantlüt die Bewohner des Landes. 5326. di lantlüte. 

28. Hſchr. begunden iſt vielleicht ſtehen zu laſſan in Betracht 
ber vielen Stellen, wo die 1. Perf. Sing. mit r fteht, obgleich 
hier in Verbindung mit gedächte auffallend. 

mochzelen von woch vgl. 4502. Laute von ſich geben, 
jei es "Freude (juchzen, jucheze en), fei es, um Aufmerifamfeit zu 
erregen. Herb. Troj. 18076. Gr. Gr. u, 219. 
in samen (:vernamen); ebenio 1066. 3686, itumpfer zwei⸗ 
ſylbiger Reim mit verfchieoner Länge in der penultima, W. 
Grimm bemerft darüber Graf Rudolf S. 10. Gleiche Länge der 
penultima ift in klingendem Reim überall „gewadn, währen» Die 
größere Ungebunvdenheit im Rolandsliebe unbedenflih mägen mit 
sagen und zagen (204, 9. 10. 206, 28. 24) bindet, komen mit 
töde (238, 32. 33.) Auch vgl. Aıh. ©. 11. Aehnliche Reime 
3055. 1860 (vgl, 496). 4655. 1844. 4061, 1774. 4887. 7108, 

53. di none lat. die neunte Stunde. üzer Berfchleifung — 
üz der? ober alte Präp.? Vgl. 5233. 

55. den Bart. ohue ge merfwürdig.. Ueber d. Bebentung 
vgl. 2252. 

63. wre Gm. Pine. ohne Subk. nicht bei Den. W. Mad. 
W. nur iros. Mit Sub. irre geste plegen 5784. 

69. doh bezieht ſich Hier auf einen Sag, ber aus bem Reim 
zu ergänzen iſt: Sie hatten zu Klagen, wußten aber nicht über wen. 

5. iſt eine mir nicht ganz verſtaͤndliche Stelle. 

FR, nist wen vgl. 305 

20. gegaten vgl. 1679. 

5. ze = daz ie dihein. 

40. edele wait fröne heilig, erinnert an die Berehrung ber 
Deutfdyen. frön, vrön, aus fröne stf. das dem Herrn Buge- 
hörige, das Heilige, zu fro Herr gehörend, wie dienen zu 

Knecht. 


44. zeige swm. Zweig. Herb. Troj. 15974. Schmell. 4, 955. 
52. sant müßte hier daz velt oder di schöne ouwe fein; 
nah ae es, sanc (: lanc) zu lefen and durh kauſal zu nehmen. 
| 66. I. in den wall. Hſchr. in de. vgl. über die Auflöfen 
5708. Zeeilich ik es ſchwer, ri eine fichere Regel für bie —* 
löfungen Bei Lampr. zu bilden, da theils Unfiherheit des Schrei⸗ 
bers, theils Bigenthümlichfeiten des Dichters z. 9. die Erhaͤr⸗ 
tung dee m m in n, Die Berwechslung des Dat. und Al. in Bes 
trat zu ziehen find. Jedoch if eine eutfeledene Abwerfung des 
e im Dat. Sing. ber arten Dei. meines Wiſſens nur be hs 


528 


zu finden 57232 zö diaem haus. 6516 in sinen müt if bas € 
an mut ausgefragt. 4788 in dem munt genämen, 

68. vergäzen hier neben einander mit AEE., Gen. und wieber 
At. konſtruirt; das ahd. und mhd. bat nur den Gen., das goth. 
mehr den Nff., fowie das ags. immer. ©. Gr. Gr. IV, 668, 

79. von kinde von Kindheit an. 

95. ane ginc (:ginc) die Aenderung in vinc (f. Scholl Leſe⸗ 
buch) läge nahe, fcheint aber nicht nöthig, befonders wegen S188 
vollenginc (: zeginc). 

5100. glize stf.? Lichtglanz, Schmud. 

06. sinewel vgl. 1208. 

228. anlluzze — antlütze, neben anesihte val. 2452. 

25. harm stm. eine Wiefelart, Hermelin — hermelin. Her⸗ 
melin foll aus Armenien ſtammen; daher ber Rame. 

. ischeit vgl. 3552. 

29. gemeit Adi. lebensfroh, frendig. 

39. zelibe am Xeben. Val. 3r2. 

41. irschellet vgl. 1658. 

42. der süzer Gen. Blur. vgl. 449. 

"41. gemwete (:späte) stn. Folleft. zu wät Kleidung. 

49. vasse = vahse vun vahs stn. Saar. 

54. zözın spilete uns der lib unfer Leib hüpfte ihnen vor 
Luft entgegen. spiln Kurzweil treiben, fich lebhaft Deiwegen vor 
Freude, frohloden. zözin vgl. 806. 

55. Zussame. = lustsame 3281. 52395. 5700. 5010. 5020. 
- Das € fällt zuweilen befonderd vor s am Ende der Wörter weg. 
vgl. auch veiz 8892. Umgekehrt wird es zuweilen angefügt 3. B. 
degentlichen 3074. 

60. stimme Att. BI. stf. 

65. unsih, 5007. fonft immer uns, ahd., wirb in mhd, ſchon 
felten. Hahn 1, 108. vgl. 2501. 

66. selösenen hat die Hfchr. = ahd. seltsäni, nhd. selt- 
sam wunderfam. Maßm. hat seltsamen gelefen. Frommann Lefeb. 
zu Gervinus 71b, 3 bat richtig seltsänen Hergeftellt. 

68. dliven (: wiben). Siehe die Ein. 

88. vollen ginc vol. 36. 

97. smerze hier stf. vgl. 6104. 

5225. zözen ft. zözime vgl. 1212. 

92. dem ft. den vgl. 3792. 

93. üzem die Berfchleifungen des beſtimmten Art. mit einer 
Praͤpoſ. find bei Lampr. viel feltener, wie in Athis. Bol. Ab. 
©. 23. ©. 4958. 


42. den man bequamen it. dem man dem Mann begegne 
ten. ©. ®r. Sr. IV, 697. Man fann ea entweder als Verwechs⸗ 


529 


Jung. des HF. mit dem Bat. zu 5708. ober als Erhaͤrtung bes 
m in n zu 1213 nehmen. 

. 54. brinnen ın ein für. Auch bier Ak. ſt. Dat., aber leicht 
zu erklären durch das werfen, das in,brinnen verftedt if. - 

58. Diefe Erzählung, befonders nach Pſeud. Kall. III, 28. 
erinnert Tebhaft an die Sage vom Gral auf Monfalvatfch. 

60. Siehe bie ähnliche Stelle Bd. H, 558, 

170. ketenen. 5428. swf., im ahd. st. und sw. im mhd. 
st., wie lugene, das auch Lampr. 265 stf. bat, Ath. ©. 55 bat 
viele Stellen swf. Ä 

13. Hichr. üf der berc, vgl. 5376,-wo den fteht, wohl nur 
verfihrieben, obgleih noch jegt im alleman. der Akk. männl. 
gleih dem Nom. Lantet. . 

79. mit räde wohl nd. ft. räte, Dat. von dia rät ber Rath, 
die Kunſt. Man könnte beffern: grede: rede. In den gestis 
Alex, führen 1500 Stufen hinauf zum Palaft und Tempel (be- 
tehüs 5290) der Sonne. Der Greis im Bette führt den König 
durch den goldnen Weinberg mit den Trauben, die Perlen find, 
u. 1. w. zum Wald der weifiagenden Bäume. Das Schahname 
ſtimmt mehr mit Lampr. überein. Aler. ziebt auch fill ab; aber 
erſt, nachdem der Mann ihn angeredet hat. S. Bd. II, ©. 549 f. 

85. gezirt, wie 5755. neben geziret ( : gewieret) 5296 und 
5418. Ebenſo unzestört (: wort) 2087. zestört (: wort) 6213. 
gehört ( : wort) 6410.7097. müzt 3999. Bor dem t darf im mal. 
das e wegfallen, aber auıh bleiben. Gr. Gr. 12, 970. Außerdem 
finden die mhd. Regeln vom tönfofen und finmmen e beim Verb 
und Subfl. im mni. Feine Anwendung. Gr. Gr. 12, 687. 970. , 
Auch bei Lamıpr. findet die Apofope felten, im Dat. nie ftatt, der 
Wurzelvokal fei lang oder kurz z. B. dem .lastere, dem sale; 
ih come, ih bevele; ebenfo die Synfope z. B. heres; weren, 
jämerete. Hier und öfter wird das mml. Kerbeigegugen, weil wir 
von Grimm noch nicht die Feſtſtellung des mnd. befigen. 

90. betehüs Bethaus, Tempel (dev Sonne. ©. Anm. zu 
5279.) ahd. petahüs, auch petaphr. Die mhd. Dichter brauchen 
betehüs gern von heidnifchen Tempeln. ©. Gr. Myth. 75 f. 
Märe ein Beweis für das Wort bettehts Schlafgemach vorhans 
den, fo würde die Form betehäs dafür, wie betewat (Hartm. v. 
Glauben in Wad. &. 243, 40) aus goth. badi, ahd. auch beti 
(vgl. Graff Sprach. IH, 49) gerechtfertigt. Eckehard überfept: 
templum totum aureum, f. d. Einl. 

4. ©. die ganz ähnliche Stelle Bd. II, 549. 

97. gewieret, vgl. 5419. von wieren, lat gyrare, vermi- 
culare, franz. virer, mit brathförmigem Golde zc. überziehen, 
fligranifiren; bier wohl nur ſchmücken; der Bedeutung nach mit 
geworcht 5300 und gemöset 793 zufammenzuhalten. Büch. Mof. 


Alexander⸗Lied I. 94 


330 


36, 8, dag wierts man vil chleine. 56, 15. der aitare was 
wol gewieret Mit golde wol geziret. &nnol. 651. mit wierim 
als6 cleimin, Geſchreibung einer meschin (messe, feyweiz. mö- 
sche, messinc) d. 3. Spange; ahd. wiere = obryzum Fäden 
von feinem Drath. &. andre Stellen bei Bezzarberger. 

99. winrabiz = winwebe i 

5301. irübelen feltue Term R. trüben. 3667 wintrübelen. 

12. süzlich Abv. funft immer © vder en, voranlaßt durch 
das folgende e. 

16. neich v. nigen bloß mit a Zeichen der Chrerbietung: 
fi, einen neigen. vgL"638V on 
. U. dö. Die Hſchi. har di‘ beefthrichen: 

27. rühe. Adj. von nn Gen. rühes vgl. 8932... Halm 1, 9, 

30. liebarten wgi. 3% 

98. Jampriden swf. "hd, tantfrida lantprida ags. lam- 
praeda, lat. murena .(fv feht auch:bei Eckehatd un diefer Stelld 
ein Fiſch, nicht Dimfthel, wie Ziem. Bol. Graf Sprachſch. II, 

41. Bud. vocab. opt. 46 b: de piscibus: Murena Lam 
Willeh. 134, 13: den kaptin,. den wasän in —x (Gal- 
lerte) .die Jampriden, pardıfse begunder 

85. de fi. der Fall nur zeefehbichen. 

34. cläftere. Gen. Pi. wie 4489 

48. abe sin? vie abichäfiige Grenze, das Ende, vgl. An. 
abe. er abet noch jegt veeigerifi für: es geht mit ihm abe 
wärts. Dal. Ban nnol. 209 f. unz her dir we- 
rilt einde bi —2 — —8* Dikanie, Bol. auch ben jüngeren 
Titurel (Hahn) 4747 ff. 2 Bitter erzählen da dem Tſchionatu⸗ 
lander, wie fie mit Alex. an das Ende der Welt gelommen ... 
die werlt anz ende. biz daz er sach.artancium (i. e. polam 
aatarcticum) kunickliche. In dem daz firmamentum. sein 
echse (achse) umbrideat. weder gein orientum noch oc- 
cident die beide .ort vermident. ctec. Darauf erzählen fie, 
wie er ins Meer Hinabflieg und dann fich mit ihnen von Greifen 
u ‚Die — tragen ließ nach Indien sc. 

umbe gät (:rat). vgl. 222 umbe geit (: cundicheit). 

46 . hat Mm. ausgelaffen, ſowie 54 in 2 Zeilen ger 
trennt, obgleich Fein Punkt dazwiſchen fleht. 

54. uf einen wert 'sgl. wulpinwerde 1676. 

85. dewert gewehrt vgl. bewant .8732. 

60. gegenöte, auch noch mhd. ahd. gegenöti, mhd. gegen 
stf. ®egend. vgl. franz. contr6e von contre, Herb. Troj. 1750. 
u. a, gebraucht geburde, mis dem nd. boerde zufammenhängend. 

5. eime ft. eineme bei Lampr. ſelten; in neheime 


Hſchr. langen, was nur verſchrieben fein kann. Ueber 
die Karl Dekl. beim prädif. Adi. vgl. 3426. 


53 


88. Amon. Das © des Dat. abgeworfen; dagegen SAT 
Amöne. Bd. II, 195 Heißt .es: ein Schnitzbild des Mamon, 

89. hiz ausgel. ih. vgl. 3866. 

99. kinder, gewöhnlich kint 5. B. 3219. 

54 jantere L:mere); ſcheint im ahd. nicht vorzufommen, 
nur —— voc. 0) ? 44%. Panter, Panther Pan- 
tier. 5875 ‚gantier (: fier). pantier Konr. y.Würjbnrg Mf. 9. 
U, 311% Il, 333». Grimm feßt in ber goldnen Schmiede v. 
Kom. v. ®. 602 pantel, jedod nur nach b, alle anderen ver- 
glichenen Hſcht. Haben pantier, weldes auch Nib. 894, 1. 

04. liebarie vgl. 391. 

08. sitich lat. psittacus, 
ingen, hat die Öfchr. nicht spingen, wie Maßm. 2. Ausg. 
Be Bin, Kall. heißen fie Cphinze; e& muß alfo wohl verfeprie- 
fein für spi 

"00. singen Ce priogen At, PL.) 8 Perf. BL. ohne 2; hän- 
2536. sin 8320. 6495. vorhten 6499 nebeu vorhtent 6843. mu- 
Ein 4897. Auch ohne x hete 86283. 

10. vein Sehr. vehin; 5953 halken veinen (:cleinen). 
find die einzigen Stellen, wo diefes Wort vorfommt. Es muß ein 
Deiname yon aspindei fein, dem wuyerbrennligen Holje 5943; 
obgleirh «6 ba gefondert genannt wird. Die Vefchreibung ift hier 
gan; die nämlidje, wie ort bei aspindei. Bei Pfeud. Kall. Heißt 
26; Gifenbeinftähe. S. Bd. Il, 196. 

2 ‚gemieret die nämlie Stelle 5297. 

129. edele Abj.ber 2ten gta Dekl. hier präbifat; von ahd. 
adili, edili nsoen adal, edil Graff 1,141. attributiv day was 
edele gesteine 5802. 8892 is were ein cdele jächant. 6907 
ein edele saphir ebenfo -5261. 67. 5802. wie 5877 ein harte 
seöne voll; 5788 in ein scöne palas. 

0. ca ıkel. 5830. 6894. stm.. Da Hier uud 6894 bes 
Riwumt das nämliche Geflecht ausgefprochen iR, muß wohl auch 
3880 zvei lihte carbunkel als männl. genommen werben und 
zvei für zv&ne vgl. 1812. 

32, monosceros, monieirus bei Parz. das Ginhorn, ein 
pferdähnliches Tier, deffen Blick nach der Sage tödtet. Plin. 8, 











21 gibt ihm ben Leib des NRofles, | ſches, den 
Fuß des Elefanten, den Rüffel eiı us ber 
Stine ragt ein 2 Ellen langes, fd ter dieſem 
gu ein Rarfunkel wachen, ber alle n Wunden 
eilt. Much Das Herz des Thieres ift ie Griftenz, 
des_@inhorns hat 8 Ritter Afien n. Später 
noch Hat.bet franz. Konfularagent 3 »alftändige 
Beſchreibung dieſes im Lande Darkı 18 .gegehen 


34 


532 


(Aftat. Journ. März 1844). Die Pferbegeftalt iſt erbichtet; es iſt 
maffenhafter als der Büffel; die Haut dicker ale die tes Rhino⸗ 
ceros (vgl. auch Ofen 7, 23, 1189 und 1898. der es noch ale 
fabelhaft bezeichnet und für ibentifch mit dem Rhinoceros und der 
mittelafrifanifchen Antilope hält). Ausgezeichnet ift es durch das 
bewegliche Horn, das feinen Sig hat an dem untern Theil dei 
Mittelftirne nicht am Ende der Nafe, wie bei dem Rhinoceros, 
fondern oben zwifchen den Augen. Das Horn ift auf zwei Drittel 
feiner Linge afchgran, wie das Thier felbft, das obere Drittheil 
ſcharlachroih und endigt in einer außerordentlich ſcharfen Spitze. 
Es ift 18 Zoll lang. Im Gehen bewegt es das Horn rechts und 
links. Der Rüffel erinnert an den des Wildſchweins. Wie Die 
Sage entftand, die fih an das Einhorn anknüpft, Habe ich nicht 
ausfinden können. Es läßt ſich nur von einer reinen Jungfrau 
(magit) fangen, die ihm ihren Schoß öffnet. Dann kommt «8, 
legt fein Haupt hinein und fchläft ein und wird fo die Beute 
des Jägers. vgl. Titur. (Hahn) 8979 der furt daz einhürne 
durch daz in vienc die minne n. f. w. In dieſer Eigenfchaft if 
es in die chriftliche Sage übergegangen und Ifidor, der Bifchof 
von Sevilla, glaubte an die Sage. Daher erfcheint es auch in 
ber Gralfage, wo Amfortas, der roi pecheur, weder durch bie 
4 Fluͤſſe des Paradiefes, noch durch die Wurzel, welche Die Si⸗ 
bylle Dem Aeneas zum Schuge gab, noch durch das Blut des 
Pelikans, noch durch das Herz des Einhorns genefen konnte. Auf 
einem Denkmal des Sten Jahrhunderts Fniet das Einhorn vor 
einem Kreuze. Auf alten Gemälden ift es auch der Heil. Jungfrau 
beigefellt. Bol. Nork Mythol. ber Volksſagen und Bolfsmäcchen, 
Bd. IX des Klofters v. Scheible. Stuttg. 1848. ©. 982 ff. und 
810f. Anm. Ueber die weitere fombolifche Anwendung auf bie 
Menfchwerdung Eprifti, auf Chriſtum ſelbſt ꝛ)c. vgl. W. Grimm 

oldne Schmiede Einl. XXX fi. und Ehriftl. Kunſtſymbolik und 

fonographie (von Dr. &. Helmsdörfer.) (Frankf. 1839) ©. 47f. 

48. alder suon. alder = elter Komp. unfleft. älterer; min 
janger sun jüngerer 6078. der frowen junger kint 6113. 
vgl. Ben. W. 3. Iw. 

suon vgl. 898. , 

53. an ein gras. gras ift hier ein grasbewachfener Platz 
si marcten rehte waz ir was üzerhalp des hers an eime 
gras Wad. 2. 480, 4. 

Die Begebenheit felbft, die hier ziemlich ohne Zuſammenhang 
fteht, befommt ihr Licht durch Pfeud. Kall. Bo. II, 197 f. 

54. sühte befuchte mich. - 

56. M minem here vgl. 4809. 

64. erb stn. 5714. was man zu verrichten ‚hat für ben 
Augenblid. waz ist daz gewerb din? Was treibit dm ? 

71. di mir lieb eic. vol. 2708. 


533 


72. is 3 Perſ. Sing. mad. 5466. 5474. 5511. 55834. u, o. 
neben dem häufigeren ist 5475. 5524. 5532. 

2. sin dinc val. 2435. ’ 

96. jehen vgl. 1980. 

98. gewinnen einen einem ihn vor ſich kommen laffen. 

550]. widertün wieder gut machen. 

dir dirre oder diser vgl. 2282. 

03-04 fönnte man auch nehmen: wie wir (Alex.) es geſagt 
haben, ſo wollen wir es mit Klugheit ausführen. Dann ftünde 
ih für tün wie. in der Redensart: täte wir mit sinne 5598. 
Ich habe alse wir etc. als eingefchobenen Sab des Dichters ge⸗ 
nommen und wir für mir, 

05. heiz mir vgl. 807. 

07. ulsö lieb ete. fcyeint eine andre Wendung der fprüchwörts 
lichen Redensart zu fein. Vgl. 2708. 

12. in allen den gebere. Das den if in ver Hſchr. auds 
aefchrieben, wie 28237 und 3855 in ber naͤmlichen Redensart das 
dem vgl. 1212. 

81. wile = wil vgl. 899. | 

53. ahten ausfinnen, anſchlagen; nie nach unſerm Sinne 
achten. a ae netebung muß heißen: da Dies jo ausgefonnen war. 

58. a Pſeud. Kall. nennt fie nur die Stadt der Bebryken. 
Bd. H, a der franz. Roman nennt den Räuber —ãA 
tine und Palatin (Bb. Il, 350), vielleicht iſt -darin 
fuchen. Der engl. Roman nennt ihn Hirfan (Bd. II. 458); Has 
Schahnameh Ferian (BB. I, 544). 

62. state, fonft immer Stat z B. 5574. 91. 96. 5608. Tritt 
hier noch die Form state als Abthwäckung von stati auf, welche 
Form das Subſt. stat als zur i-Defl. gehörig jedenfalls vor» 
ausſetzt? 

12. einen Sinen vgl. 262. 

713. der neben dere. » 

84. Stören dispergere zerſtreuen. 

5601. uncundie Adi. unbefannt. 

14. Die Ueberfegung muß heißen: Würbe nicht ſchnell dar 
gegen gethan d. h. das Unzecht von ihnen gut gemacht vgl. 5504, 

16. Maßm. quamen, die Hſchr. quä = quam. 

19. angist sı des, nam, fonfr. wie wunder; angist Suhl. 
und nemen ergreifen. 

23. er wüßte fie unter ben Guten d. i. daß fie gut fei. 

35. mid liebe lonen äne leit ſprüchwoͤrtliche Redensart. 

39. durch daz damit vgl. 860. 

- 48. wilker site muß als Sen. PI. genommen werben, da 
Das ar nicht fchwanft. vgl 1011. " 
55. uffenböre neben offinbäre- 5507. 5628, 


4 


854 


62: wöchs €: grb2). 468 wöhs güt fruht (: 5185 angäht). 

65. mohtis für mohtet is. Hier if die Eudung ganz wie 
getvorfen, wie oft im Imperf. und Pakt; zuweiten das t erhal: 
ten, 3. B. hettir 6169. bereitte ( —8 4556; Im BPräf. 
auch 0842 wenttiz, = wendet in wo Die Synkope ungewoöhn⸗ 
lich Ki zufolge der Affimitatten des d. 

1. wtntrübelen vgl. 51. 

9 phedemen, swın. Schmeller 1,304 gew. mh. pfebene 
swf. lat. eeg griech. pepon, was eigentlich reif heißt: —*** 
und Kürbiß. Unſer I Kin fat. cueurbita ahd. churpiza Graf 
Sprachſch. IV, 487 

Te trachen vgl. 159. 

6. manige gröze slange (:lange) hier weibl. fonft min 
ig, ‚gröze uride länge vgl. Gr. Gr. IV, 539. 

179. merkatze swf. Der fdnggefhwängte, übers Meer zu 
uns kommende Affe cerco opithecus, le marmot. 

81. gesidele stn. ahd. kisidili, zu sedel Sig, Wohnung. 
vgl. —* Annol. 712 ff. wi her quam in einen vil kunig- 
lichen sal Ci wunterlichimi gesidele S6 iz mit rehti selde 
sin ci himile. Die ganze Stelle hat Aehnlichkeit. Anno fieht dies 
im Tranme; der Saal war alenthalben behangen mit Golde. 
Die viel Toflbaren Steine. lenchteten überall. Sung, und Wonne 
war da groß und manichfach. Da faßen manche Biſchöffe. Sie 
ſchienen wie die Sterne zufammen. Bgl. Gr. Myth. 777 ff. 

vil kebe si sih (Dat.) yedächte fie dachte ſich viel Er 
—— So on: vil leide ih mir gedähte viel Trauriges. 
en. 346b 

5702. si ; ie was ze kirz noh ze lan. vgl. 171. eine 
Hufe Redensart. 

. in minen gedanc vgl. 2509. Bei Lampr. findet NG ſein 
—* ALL. ſtatt des gebräudlichen Dat. zuweilen auch fett bes 
en. Hier die Stelle ifl dafür entfcheidend. der ist luzsil in 
diz lant 5438. dö lach ih ander min gezelt 5454. dä ih 
lah an daz velt (:gezelt) 5485. wnde sühte mich an daz 
velt 5454. vor min ende noh bescouwen 2616. begauiden 
ü.gän in den walt 5096. ih hiez in brianen in ein für 
5254. düchte in sinen müt 6516. di dä woneten in: daz 
kit 6615. af di erden gegän 1156. spottet man under in 
daz lant 1190. der was in andre site 1632. an den berch 
unde in dag tal 2647. wärebta eine in di palas 3627. Tr&che 
‚ an sinen hals unde an sin Itb 3758. di dä Zaren ik di .tdrme 
4272. slän in sin palas 4403. An irhande 4998. slügen Ür ge- 
z6lt, in den. walt, niht an Hz felt 3163. tragen an if lib 
5900. an sin houbit 5858. vor ir tabele stunden 5898 
in den sal gesach 583%. stunden am einen rine 3883; näh 


535 


dise süze wort 084A. bewaret von’ andre: wigande 6388, in ' 
ir müt sı dächten 5883. Daber muß much: 008 de in. den 
auggeloft wersen: den wir hösten in den walt; unb 5181 dem 
ud nicht dem exgänzt werben: wären in den grünen walt; in 
Beht am Ende, grünen am Anfang der Zeile. Ah hät gegeben 
2067. So- flebt kei ingegen, ze Begene der BE. ſt. Dat. MAB. 
A036, Gerner dö wir den man bequamen 5242. 

Dev U. ſt. Genit. er ne mach sih niemer mich ir- 
weren 1943, mahtu diek »2h erwere 2786. irfarhtich aaih 
daz 6359. 

Umgefebrt Dat. fi. AFE. 3792. maneten im siner eide. 
3831. und 46094 sme hat. 4008. wur ne sah. 4770 dö ik iu 
dä heime liez, 4956 swaken ander der erden. 4788 undiz 
in dem munt genämen. 5232 dem di minne niht brechte 
Azem sinne. 5385 hiez „rise frägen. 7090 sö der begrife der 
söt. Dat. fl. Ben. 4884 den. lewen mösse wir uns were. 

11. di fl. der vol. 8560. . 

22. hüs ſt hüse Dat. Gr. Gr. 12 Nachträge zu 622. 680. 

37. onichinö vgl. 8901. onichinns. heißt auch onichüs 
(Ziem.) Onyr. geleget belegt, geſchmückt; vielleicht die Grunde 
lage von Onyx; ich weiß nicht, ob das Verb — bauen gebraucht 
wird. . 

42. spanbelte ein freifiehender, nicht gegen die Wand geleg⸗ 
ter Sig, deſſen Kiffen in einem Geftelle fagen, welches nad Art 
unſrer Feld» oder Sagdftühle gefpyaunt war; ferculum, lectus 
qui portari solet, lectica. Es find Toftbare ik gemeint. Eine 
. ausführliche Befchreibung f. Lanz. 4148. Vgl. Ben. W. 

46. bettewät stf. Bettuch; von wät 3487. 5916. Kleidungss 
ftüd. 4122. sarwät. 6378 linwät. 

49, gesveslichen Adv. son geswaese Adj. heimlich, traut. 

62. wäch vgl. 2400. 

64. imenlum —= auripigmentum Operment, eine ſchwe⸗ 
felgelbe, blättrige, arfenifalifge Bergart, welche die Maler ges 
brauchen. 

69. al ein Adv. ganz und gar; vol. 3700. 

15. mwirtscaft vgl. 3931. 

81. irre Gen. RI. val. 4068. 

82. flizlichen. Hſchr. hat flielichen. 

90. müs stn, Die Mahlzeit. 5849. 

98. umbehanc, vgl 6086. Aud Bad. Moſ. S. 56, 238. 
eine Drappirung ‚son Teppichen: ein fehr häufig vorfomntendes 
Wort bei Beſchreibang won Beftlichkeiten. Es find die bunten 
Teppiche, mit denen bie Säle befjangen werden. Auf diefen waren, 
wie bier. befchrieben wird, Bilder ‚eingemebt, oft ganze Reihen, die 
zufammen ein ®anzes bildeten. So hat Maße. Deukm. S. 44T. 


586 


aus der Fortſetzung ber Münchner Sanpiärift von des Sigmun 
Meiſterlein Chronik (264 — 2058 ) „Herzog  GCarels v. Burgums 
dien einreytten und Hofhalten So er tätte zu Triere (1473)" 
eine Stelle citirt (2644 ) die affo lautet: So ist der Chor geziertt 
gewesen je rings umb mitt vil Costlichen tuechern, und des- 
gleychen die sind geworcht, und vil von gold und Silber da- 
rinn. Dar an der Passion und mariter unnsers herren, gantz 
vast guott gemacht ist. Nach dem Chor ist die kyreh auch 
ganz zurings hinumb mit Costlichen ichen umb 
aran statt Troya zerstorung ist vast huebch und begir- 
lich ze sehen. Und ein Gedicht Blikeres von Steinahe heißt 
felbft der Umbehang, wie Rudolf v. Hohenems in feinem» Wils 
belm von Orleans” fagt 50—55 wo Ruodolf der froun Aven- 
tiure antwortet: | 
‘ oder haetet iuch gelan den wisen Blikeren an guot ge- 
tihte k&ren des kunst, des wislicher rät den Umbehanc ge 
mälet hät: der kunde iuch rehter taon dan ich. Was bie 
das mälen bedeuten foll, erklärt eine Stelle in Gottfrieds Triſtan 
breg. v. Maßman 119,1 1— 120,2, wo Blik6r felbf der verwaere 
genannt wird. . 
“ Noch ist der verwaere mer 

von Steinahe Blike@r 

diu siniu wort sint lassam. 

si worhten vrouwen an der ram 

von golde und ouch von siden 


119,81 nemet war: wie der hier under 
an dem umbehange wunder 
mit spaeher rede entwirfet: 
wie er diu mezzer wirfet 
mit behendeclichen rimen 
wie kan er rime limen- 
als ob si dä gewahsen sin! 
ez ist noch der geloube min 
daz er buoch und buochstabe 
vür vederen an gebunden habe; 
wan, welt ir sin nemen war; 
sin wort diu sweiment als ein ar. 


Ebenfo Rudolf v. Hohenems. in feinem ' Alexander (Münd- 
ner Handfchrift BL. 29° von steinbach (!) her bliker der funt 
(Erfindung) ist los (reigend) und also her 

das alle tichter sin ’ 
. kan: nimer vollebringen ia 


537 


der ist der lose umbehang 
wer er funff tusent elen lang 
man kunde in vollemalen nicht etc. 


Auch Luther bedient fich noch des Wortes für Vorhang 2 Mof. 
27, 9 bei Befchreibung der Stiftshütte: Du ſollſt auch der Woh- 
nung einen Hof machen, einen Umhang von gezwirnter weißer 
Seide, auf einer Seite 100 Ellen lang, gegen Mittag ꝛc. v. 21 in 
der Hüite des Stifts, außer dem Borhang ꝛc. 

5802. tiere neben tier 5. B. 5658, vgl. 3302. 

03. manicfalden ziere ſchwach defl. vgl. 475. Ueber ziere 
stf. vgl. 75. 

10. orten vol. 1717. ’ . 

13. ric, rickes stm. ein Geſtell, um Gewaͤnder ber Länge 
nach aufzuhängen. 0 

24. kerzestallen von kerzstal stn. ahd. cherecistal, kerzi- 
stal Graff 6, 676 Rerzengeftelle, Leuchter vgl. 6258 liechtfaz. 
Büch. Moſ. ©. St, 15. 24; 84, 19. Ob hier ein ſchwaches 
Sem. anzunehmen fei, wie speren 4152, worauf das zvei dei: 
tet, obgleich 5830 zvei für zvene? 

27. gimme lat. gemma Edelſtein. 

30. carbunkel val. 5430. ' 

32. sierren (: verre) swm. Lampr. hat weder die Form stern 
stm., noch sterne swm. vgl. 5934. 6268. 

37. vackelen. vgl. 3009. 

52. golt röt, 5752 röt golt. 

57. horne Pluralform, wie tiere 5802. vgl. 3392. 

58. af allır horne gelich. Das all. h. g. ift wie ein Wort 
geworden, daher die Konflr. mit üf, wie noch jeßt: bei jedermän⸗ 
niglich. gelich pronominal, unfleft. mit Gen. bedeutet die Ge⸗ 
ſammtheit all der gleichartigen Subſtanzen und Uebereinſtimmung 
derfelben. mannegelich 4155. z’aller belge gelich 5866. 

12. galpe Elaffe Ben. W. 460%. Der Stamm in nahtigal. 
186. —— und under stunden zuweilen. vgl. 576. 
De Wohlgeruch wird wohl auf das Fünftliche Thier zu beziehen 
ein. N . 

718. den = dan. Bal. Ath. A. 90. und Gr. Gr. III, 167 f. 

19. dienist vgl. 3896. 

89. kubischeite vgl. 3652. 

97. riterlich von den juncfrowen, So Iw. 51 und 24 magt. 
226 wip. - 

:99. bougen ‚von bouc. Gewundenes, Ring, Spange. 

5906. tanzen unde treten Pleonasmus, Alliteration. 

07. wi wol (si) daz vgl. 3865. 


Die ganze Schilderung aͤhnelt fehe ber im großen Rofengar: 
ten 48 ® Da if das Kunfiodrk im eimer Linde angebracht. 

10. Zussam vgl. 6185. 

12, geimerge, getwerc stn. Hier wie horne, tiere mit e 
im Blur. vgl. . ‘ 

16. zihelline vgl. 710. 

wädt vgl. 5786. 

18. grd unde bunt. Sw. 2193 grä härmin unde bunt, gra 
stn. Grauwerk, vom Rüden des @ichhorns. Duni sta. die bund- 
weife verkauften Vehwammen, das f. g. Bundiwerf, das im ber 
Sitte weiß, an den beiden vom Hüdenfele des Cichhorns abge: 
fehnittenen Seiten grau ifl. Ben. W. 1356. Es ſcheint, als ob 
beides zufammen exit das Vehwammen genanute Pelzwerf aus 
madıe, bunt demnach das weiße oder gefurenfelte Pelzwerf be 
deute. Im engl. ler. the person werith the for (fur in we 
neueren Spracdye) and the gris der Pfarrer hüllt ſich in Bunt 
und Grauwerk (Bd. II, 476). 

25. devorn gen. voran; mhd. heißt es gewöhnlich vormals. 
Bel. Arh. B. 107. ©. W. , 

27. witen kann man auch als Adv. nehmen, meit und breit, 
ie Nib. %, 3. witen wol bekant, vgl. 38576 witen after 
ande. 

40. hersam 63%. Avj.-— herlich. 

42. einigen zwei. einec einzig. Ben. W. 424». 

43. aspindei (: zwei). viell. aspind& (: zv&) zu lefen, val. 
1890 zve&, jedoch a. R. Unfre Stelle ift eine Hauptſtelle für die 
fes Wort. Defters kommt es im Parz. vor (S. Ben. 28). Be 
kannt ift, daß die Argo, in welcher Iafon fuhr, auch aus unver⸗ 
brennbarem und nicht faulendem Holze gezimmert war. Das Schif 
war zugleich fü leicht, daß die Helden es dhne Mühe 12 Tage 
teifen weit tragen Tonnten. In Mandenille's Reifen (ſ. Görres 
VBolkobucher und v. d. Hagen Muf. I, 259) wird erzählt, daß bie 
Arche fich noch auf dem Berge Ararat befinde, durch ewiges, himm⸗ 
liſches Feuer unzugänglich; nur Durch einen Engel geleitet kam 
einer hinauf und brachte ein Brett Davon mit, das in dem Ko 
uufdervahrt wird. Auf Diefen Mythus bezicht ſich auch der Titurel 
2966 (Hahn), nur daß er den Ararat mit dem Sinay verwech 
felt. sin schilt was aspindaye. daz heltz hat kraft so starke. 
daz uf monte synaye. nach vil unverdorben stet die -arche. 
die noe von demselben holze worhte. in wazzer und in 
fevre. enhat &z braunst noch foulens kleine (keine) verhte. 
Bon dem Holze felbft wird noch einmal 3880 - (Hahn) gefagt: 
daz selb holtz mer crefte. hat denn etzlich isen. sin art 
ist unwerhafte, von :der veste des, merken dran His "Wisen. 
sin craft ez lat verfoulen. a6ch. verbrinnen. 'das mu% von 





939 


grogzor kreite sin. die kan ein tere nilit besinnen. Auch von 
dem Holze, das auf Libanon gefällt wire, heißt es bei Lampe. 
93%: daz gefülen ne muge niemer m& durh regen noh durk 
sne. Ob es mit Asbeſt zufammenhänat, vertrag ich nicht anzu⸗ 
geben. Die Bedeutung (aoßsotos) iſt eigentlich entgegengeſetzt, 
Denn es heißt: unauslöfchlicdy and die Alten glanbten, wenn bleſer 
thonartige Stein, der dem Amianth nahe fommt, einmal dreune, 
fo fei er nicht zur löfchen ; aber doch wird auch asbefines Gewand 
als etwas unverbrennliches genannt. Man pflegte den Amianth 
oder biegfamen Asbeſt, Bergflachs, zur Anfertigung einer unver⸗ 
brennbaren Leinwand anzuwenden, deren man ſich bediente, um 
Leichen zu verbrennen, wenn man ihre Afche fammeln und aufs 
bewahren wollte. Auch fann man diefen Amianth mit Flache zur 
fammen verweben, dann wird über Kohlen der Flache heransge- 
glüht und fo eine dauerhafte, grobe Leinwand geisomten. Sailer ' 
Karl V. Hatte Tifdygeug aus Amianth, Das er zur Belufligung 
der Gaͤſte zuweilen ins euer des Kamins warf. Es könnte wohl 
Yeicht eine Vermiſchung hier fluttfinden, wie Gersinus Pit. I, 
281 anzunehmen fcheint. Bei Pſeud. Kal. (Bd. II, 202) heißt 
es: aıarrav Evlop, was dit Vetmuthung beftätigt. 

35. veinen vgl. 5410. 

80. elfentiere val. 4174. 

60. Nur der Sag: dag was vil herlich ift Zwiſchenſatz. 

79. gestifie stn. was man geftiftet, gebaut hat. vgl. 744. 

8: benomen Hſcht. bonomen, durch das folgende o ver⸗ 
anlaßt. 

82. mit sus samfler arbeit. Sollte hievans ein Abi. sämft, 
wie hart 1008 und vast 2206, zu folgren fein vder ift der Ums 
laut nicht eingedrungen ? 

84. undirquam vol. 72. 

9g. dan abe wovon. Bgl. Ben. W. Er bezieht fith auf 
8480 ff. 

6000. vil feide etc. val. 3608. auch 87. Beſſer wäre übers 
fest: sch wur fehr tramrig od: viel Kunimer es darauf mir machte. 

03. anesihte vgl. 489. 

04. daz (si) hatte. vpl. 3365. 

13. du ne ſondern du. vgl. 1217. 

9». * mit Dat. jotnig werben auf einen von bilge 
ſchwelle un. Sit. 3691, 4 durch dag und ander bin ich na 
erbolgen. ©. Ben. W. 123%. Ueber sälden vgl. 2284. 

3. si ne kere zurnliche nnder. Ich fann das ne nur fo 
verſtehen: fo kehrt fie nidye anders, als im Zorne. Die Weber: 
fegung hätte beffer Die Perfonifllatton der Frau Satde belbehal⸗ 
ten: „Wie lang Frau Sälde iym folgen mag, verſcherzt de. ihre 
Gunſt darnach, Sie fommt in ihren Zorue wieder und ıc. Arhn⸗ 


540 


lich ſpricht bei Pfeud. Kall. der flerbende Darius zu ler. 
Bedenke auch bu die Zufunft; deun das Schidjal kennt feinen König 
und feinen Reichen; rückſichtslos ſtreift es umher. (Bv. IL, 101). 

40. ungebere vgl. 366. 

46. unwert Apj. = unlieb vgl. 4700. 

48. ze töl == ze töte. 6076 von dem töte. 6665 ze töde, 
An eine Verwechslung des Akf. und Dat. it wohl nicht zu Denfen. 

49. se (goth. säi für safhv) neben sih (: mih) 6260. Gr. 
Gr. 13, 93. 

torlistu vgl. 2974. 

56. ummere vgl. 1334. 

58. numit vgl. 417. uno Aih. D. 5 und f. 

63. ne da alterthümlich die Negation nicht enchinirt, wie oft 
bei Lampr. S. Hahn 2, 150. 

65. darn vgl. 1348. 

‚ee noh slän ‚ergänze si aus dem vorhergehennen Dat 
vol. 815. 
s 69. melden verrathen, wie 3528 vermeldet. 

15. irnerte von ernern erretten. . 

18. junger jüngrer, vgl. 6123. und alder 5448. 

81. du darf lies darlt ©. Hahn 1, 75. Das Fehlen bes t 
kann ich hier fo wenig erflären, als in brach (:gedächt) 1396. 
(:bedäht) 6821 vgl. 4724 wir das ich in wirt gebeffert Habe. 
mnl. dorves, aber fein darves! weder goth, noch ahd. noch 
mbd. noch ags. noch nord. kommt es vor. 

85. slafgadem vgl. 376. 

86. umbehanc vgl. 5798. 

88. entlouch v. entliechen öffnen. Annol. 549 intloich. 

mi das r weggefallen. ©. Einl. 

6104. smerze swm. vgl. 5197 herze swn. 

10. ir sunen vgl. 898. 

16. dem boten hier fieht man deutlich, wie das m des Datins 
noch neben dem erhärteten 72 vorfommt; dem if in der Hſchr. 
ausgefchrieben, dem boten iſt Appofition zu disen wigande 
6114. und disen ift ebenfalls ausgefchrieben. 

23. der frowen. Die Hſchr. hat verfehrieben den. junger 
muß überfeßt werden: jüngrer vol, 6078. 

28. zeleiden (:eidem) vgl. 6146 zeleide (: eidem). Schwans 
Sen zwiichen ftarker und fchwacher Dekl. Ob bier das weibl. oder 
fühl. Subft., welches auch beides im mhd. ſchon vorkommt (vgl. 
Ben. W. 3. Jw.) anzunehmen ſei, iR ſchwer zu entfcheiden ; jedoch 
moͤchte die ſchwache Form eher auf das weibl. fchließen laffen. 

29. eidem, 6147. Schwiegerpaier vgl. 3203. 

34. dresten, was durch Verfeßung zu berfien wurde, = 
brechen, mit dem es eines Stammes if. 








541 


35. gewert vgl. 408: 

37. anden vgl. 2719. 

41. gelucke vgl. 2284. 

44. den milt it. dem; vgl. 1212. N 

49. min für minen hat die Hſchr. 

63. ldzen werden schin vgl. 2851. 

67. der selber z. vgl. 449, 

70. ellenden vgl. 4549. 

13. sikönime vgl. 418. knecht = knechte, 

75. missebielen Schlinmes bieten, bef. Fehde bieten, an: 
greifen. 

81. Fann ich nur fo verfiehen: Mein’ Here hat mir geboten, 
feine Sahne zu führen, um vem Kandaulus zu Helfen; Habe ich 
euch Dadurch wohl gedienet, fo hätte-ich nun davon Noth. 

93. dole vgl. 1276. 

6201. veret vgl. 4041. 

06. after lande vgl. 4041. . 

12. nah dise saze wort = dise süziu wort kann weder der 
Dat. Sing. noch Blur. fein, fonderu nur Kafusverwechslung vgl. 
5703. 


17. unde (si) gäben. vol. 443. 

23. spere swm? vgl. 4152. 

38. von einem adamanie hart. 43 eines harten mütes 
bicht neben einander fleft. und unfleft. Ueber die Doppelform des 
Adj. vgl. 1008. oo . 

39. gewart ob von warn, etwa gehütet, beſorgt; oder für 
geworht? 

44. Lies leite wie die Hdichr. hat. - 

45. Die Hoſchr. kuningine. 

46. in ire behalt, ein feltnes Wort. Zien. führt zwar ein 
stm. an: @infchließung, custodia, aber ohne Stelle. Es läßt 
ſich übrigens leicht erflären: Aufbemahrungsort, alfo cruft = 
gruft. ahd. nur bihaltida Graff Sprachſchatz 4, 908. Das ire if 
nicht weiblich zu nehmen. vgl. ire gedanc 1112. Lampr. läßt Die Kö⸗ 
nigin ihn hinführen und nennt die Gruft ihre. Pſeud. Kal. (Bd. IE; 
200) führt den König im Hinweg ſchon an dem Orte vorbei und Kan 
daulus fagt ihm, es fei der Aufenthalt der Götter ꝛc. Auf dem Rüd- 
weg geht Alerander allein hinein. Die Schilderung ift fehr über: 
einftimmend (Bd. II, 205 ff.) Der Gott heißt Dort: Sesonchosis. 

"56. al Konj. obgleich. vgl. 6845. Ben. W. 206. is. — Ich 
nehme ir ausgelafjen. vgl. 3365. 

58. liechtfaz Kichtgefäß, Leuchter, Lampe. vgl. kerzestallen. 
5824. Herb. Troj. 635. vergleicht das Leuchten der Augen mit 
dem Schein der Sonne. | 

60. ein das Zahlwort allein mit Gen. unflekt. vgl. Ben. W, 417% 


643 


61. gane Imver. S. Hahn 1, 57. mhd, auch gene u. ginc. 

68. sierren. Hfchr. steren. vgl. 5882. * 

12. gesidele vgl. 5681. 

79. namih = neme ih, f. Lesarten. 

84. beide naht unde taoh vgl. 6560. 

95. wane vgl. 305. 

al den tach täglich. al = jeder. Ben. W. 

06. wene vgl. 808. 

6310. minen. Hſchr. minmen Iwegen des folgenken mapnen. 

19. urlages funft urlouges vol. 2781. 397 mit uxlöge. 

20. Amazones. Der Zug wird bei Bfend. Kal. (Br. U, 
8 fi.) ausführlich erzählt, am breitelen im franz. Gedichte. 

sta neben sint ( : kimt) 8841 nd. und mnl. vgl. Gr. Br. 1, 979. 
—8 briave (: liebe) ueben briebo 18. brieb 6399. brief 


42. wentiiz = wendet iz vgl. 5685. 
'44. dat das einzige Mal mit. £; möchte wohl verfchrieben 


n. 

48. inne ſcheint wur == in zu fein ohne andre Bedentung; 
dann ift auch der Dat. zu erklären. vgl. ahd. innan. Vielleicht 
bat auch das vorhergehende na in gewinnen Beranlaffung ger 
geben. ’ | 

48. enzit = enzite .bei Zeiten. 

58. urbot stn. Das Grbieten ; die Art, wie man empfangen 
wird. Die Ueberſetzung heißt genauer: nachdem mein Bote fo 
empfangen, Fam er zurüd zu mir gegangen. 

69. phellin vgl. 710. 


67. nigen vol. 5316. 

- 68, magedelichen ganz veraltet. Vgl. Hahn 2,48. 3. 6. und 
Nachträge. ‘ 
6. ar dienist vgl. 1394. 

7 BT dal, zindel ch jetzt Zindel, engl 
79. lat gew. zindal, zindel, noch jetzt Zindel, engl. 
tinsel, fir. cendal, wahrfcheinlich vom griechch. sindon Monſſe⸗ 
lin, Halbfeide. 

88. vor andre .Aft. für Dat. vgl. 5708. 

93. dewarn fteht ‚hier in der Bedeutung: fich Hüten. 

95. gestiften = gestiftten. lieber das Wort vgl. 744. 

96. urläge, 6408. vgl. 2781. 

98. z’einen stunden einmal; auffalleud der Plur. vgl. 5822 
zestunden. . 

99. samenunge Heeresſammlung. Trift. 1378. 

6404. Cassandra DBerwechslung mit der Königin der Mafs 
fageten, Tomyris. 





6458 


11. GHſchr. dire iſt vielleicht ſtehen zu laſſen, da 8508 dir 
Nom. Sing. abgekürzt fleht. vgl. 2282. i 

15. comen zugefeßt; oder ſollte, was beſſer ſcheint, comen 
für frowen gefeßt werden, wie vorher ſchon ir ohne Beifag ſteht? 

237. sa dad einzige Mat ft. sin, 

28. kuster verichrisben für kustih. 

34. irfür durchzog. 6446 und 49, erfür. 

‚97. missegquam ungewöhnlich). misse damnum Schaden. Es 
Heißt alfo: mir kam Schaden, mir begegnete Unglück. Bol. ko- 
men und bekomen mit Dat. Gr. Gr. {V.697. 

47. brüch stn. Morboben. 

50. ze staten. ze überflüffig vgl. 524. 


58. sin! möster entwichen etc. eine einiger Maßen dunfle 


Stelle. entwtchen mit Dat. heißt entweder: weichen. Das hieße 
dann: ed war von nun an über ihn verhängt, daß er den Armen 
und Reichen nachfiehen ſollte. Es bezöge fich fchon anf -feinen 
Ball, aber das des 6454 tritt flörend dazwifchen. Ober nimmt 
man die Bedeutung: einem feine Hülfe entziehen. Died wird 
unterftügt durch 6462 f., wo fein Hochmuth erwähnt wird, So 
habe ich's genommen, wenn gleich die Ueberfegung‘ freier iſt. Das 
möste ift jedenfalls fataliftifch zn verftehen. 

57. riche fehlt in der Hſchr. Maßm. will kunige feßen. Je⸗ 
doch abgefehen von der Form, die bei Lampr. nicht vorkommt, 
ſcheint die Auslafjung leicht zu erklären aus dem öfter nach eins 
ander flehenden Wort riche. Der Plur. di wie vft nad dem 
Kollektivwort manigen. DBgl. 4173. | 

59. sinen lob männlich; mhd. gewöhnlich fachlich. 

65. Paradise. Der Zug nach dem Baradiefe macht, hier den 
Schluß; er it bei Pfend. Kall. gar nicht erwähnt: im franz. 
Rom. dagegen ziemlich ausführlich (Bb. 11, 356), woraus auf 
gleiche Quelle zu fchließen ift. Sm engl. Gedicht (Wr. U, 450) 
wird das irdifche Paradies nur nebenbei erwähnt. 

..chören, mhd. kören vgl. 210 tône, mhd. .döne. 
5. gefromen vgl. 480. 

86. mit gnaden vgl. 6424. in Frieden. Bei. 3. Iw. 648 
leitet e8 von einem verlorenen Stamme ich nide, nad, näden 
ab. Das Gegentheil, ungendde, Sturm, Aufruhr in ber Natur 
6637. Ebenſo Iw. 646. 

9, Zegedinge vgl. 1949. 

6509. läzenz an daz heil wir überlafien es ‚dem Glüd. 
6654, Ueber heil im fataliftifehen Sinne .vgl. Er. Myth. 822. 
Eine ähnliche Redensart: durh daz wir setzen solden lib ande 
güt an ein heil unde ouh an ein urteil 4086°f. 

15. genendeolichen zu Sih genenden 15186, 


344 


18. in sinen mät. Es ſtand in ber Hfſchr. müte, jedoch das 
e ganz ausgelragt. 

83. abgrunde, stn. mhd. abegründe. 

83. begenen von ginen den Mund auffperren; Ziem. will 
Elaffen machen überfeßen; ich möchte eher: mit Heißhunger an: 
gähnen, um zu verfchlingen. Dazu paßt dag ungesatliche hol 
6527 fi. val. 7023 ff. 

31. di ſt. der yal. 3560. 

wunder fromen. Gr. Gr. IV,597. vgl. 480. 

35. iz rimen vgl. 1904. 

42. mit Hſchr. von; ein Irrtum, vielleicht dadurch entſtan⸗ 
den, daß dem Dichter oder Schreiber die häufige Redensart von 
den tieren liden vorfchiwebte. 

54. starken Hſchr. starke. Es ift Dat. Sing. 

56. in ir ungemwalt. Dat. Sing, ir uuflektirt. 

6l. di vart Hfchr. wiederholt di uarth am Ende der Zeile. 
Wahrſcheinlich glaubte der Schreiber, es folge auf das Subſt. di 
vart das Verb di wart und fchrieb’s hin; dann nochmals am 
Anfang der fulgenden Zeile di was. 

66. Die Heberfegung: dort hinein könnte Tälfchlich auf 
Baradies bezogen werden; es full heißen: er,ginge nimmer mehr 
dort hin d. 5. unternähme den Zug. 

70. blicke 6603. v. blic stm. Glanz, Leuchten, Blitz. Verb 
blicken 4508. 

TI. sine. Maßm. Hat di zugefeßt; es iſt aber unnöthig, vol. 
3178 in der Anm. zu 449. 
13. ruoren = rüeren intr. zufahren, eilen; vgl. 6675. 
16. Anme Stf., 94. fcheint weder im ahd., wo nur fuz (Graf 
IH, 744), noch im mhd. vorzufommen; lat. flumen mit Wechſel 
des Geſchlechts. Früher findet fih nur wäch bei Lampr., wie 
auch wieder 6636. In diefem legten Theil füme und sträm 96. 
vgl. wäch 2402. 

80. Eufrätes, eines der vier aus dem Paradiefe kommenden 
Maffer, die mit befondrer Hetlfraft begabt ſind. Parz. 481, 3. 

96. siräm stm., ahd. stroum, (straum) und sträm,; (Graf. 
VI, 754) mhd. auch stroum und sträm ſtark fließendes Waſſer; 
bezeichnet die Befchaffenheit, nicht den Gegenftand, der Bier durch 
flüme bezeichnet ift. | 

97. barn vgl. 1548. 

98. pine stf. noch dem ahd. pina fi annähernd; mhd. ge: 
wöhnlidy pin stm. lat. poena Bein. 

. 6606. vgl. 6554. ' 

@. ir manheit Gen. unflelt. ’ 

11. fliezen Hfchr. verfchrieben flizzen. 

15. woneten in daz lant kann wohl auch ohne Annahme 


645 


einer KRafusverwechslung erHlärt werden: Bgl. Gr. Gr. IV, 827. 
jedoch 6926 wonete in sinem lande (: sande). 

16. dachten Prät. von decken, ahı. dechan. swv. bdeden. 

23. hete ft.-heten, 3 Perf. Plur. das einzige Mal ohne n. 

37. ungenäde Aufruhr in der Natur, Sturm, Gewitter. vgl.6486. - 

40. daz Hſchr. das. 

4. bedwungen Hfär. bedungen. 

54. vgl. 9. 

55. dehalben vgl. 3802. 

61. vollen füren vgl. 3. Ä 

62. gie 3 Perf. Sing. Bräf. Konj. 1419 geschie. 

63. Joh auch vgl. 292. 

65. ze töde unde ze libe Rebensart; lib hier Leben, wie 6679, 

67. äbunt; ebenfo 7017. vgl. die Einleitung. 

73. smen Maßm. bat den zugefeßt. vgl. 449. 

75. rüren (:füren); 6573 ruoren Inflnitiv (:füren). Das 
Verb ift Schwach, müßte alfo rürten heißen. Sollte nicht auch hier 
zu feben fein: unde hiz ir lide rüren, wie oben. er ft ir. vgl. 728, 

78. rwoeten. Herb. Troj. 17044 rujeten. Die mhd. Form ift 
rüejeten (neben ruoten) von rüejen rudern. Da nun aber bei fampr. 
ber Umlaut nicht durchgedrungen ift, bleibt uo; das j fällt aus. 

schielden v. schalten fpalten, durchfchneiden, ein Schiff gegen 
den Strom führen, fo daß der Strom durchfchnitten wird... 

85. ane gan anfangen, beginnen. Trift. 2792: waz gät ir 
an. Ben. W. 467». 

93. gevören Prät. 

96. die jene vgl. 449. 

98. verjen. vgl. 224 veren. . 

stäre = stiure swm. Steuermann. 

6702. sumelich mancher, einer und der undere. x 

09. steinwende (:ende) Dat. Sing. von steinwant stf. 
Umlaut eingedrungen. Diem. 872, 1. in dem Gedichte: Serufas 
lem: der vier steinwente. 

10. neren vgl. 506. s 

14. dözen swv. ftoßen, yochen. 

19. ware stf. ahd. wara, mhd. war Adıt. 

45. bereiten mit Akk. der Perf. und Gen. der Sache: einen 
von etwas benachrichtigen. | 

50. merrete v. merren, engl. marr, vielleicht zu lat. mo- 
rari fäumen. | 

52. Gine andre Antwort geben die Bearbeitungen der Welt- 
chronik No. 321 und 336 der Heidelb. Star. In den himel 
kumt nieman Wan der ez verdienen kan Du vil tumber 
Alexander. S. Adelungs fortgefegte Nachrichten von Heidelb. 
Hſchrr. S. 175- 198. 


Alexander⸗Lied 1. 35 


8416 


öl. —2 en 4243. Eigentlich heiß 

en felten mit von. Eigentt it es: er möcht 
boch licher mehr ſchweigen von ſolchem ungebührlichen Berlangen 
(des Tribute). 

66. her ft. er. vgl. 2484. 

67. vare, er ausgel. vom Abfchreiber. vgl. 8865. 

69. ötkmuote, ft. öthmuotec bj. denüthig. 

719. Maßm. hat er nach ist zugefeßt; man kann es ganz all: 
gemein nehmen: ein Menfch ift wie ein andrer, oder das er aus: 
gelaffen denfen vgl. 3365. . 

80. fleisc. Hier und 1781 die einzigen sc im Auslaute. 

‚6801. in ein vgl. 1294. \ 

12. iz rümen vgl. 1904. 

19. sprechen täten vgl. 448. 

21. alsi = alse si. 

bracht. Hſchr. brach vgl. 60830. 

30. anden vgl. 2719. 

94. der Sen. Blur. Attraft. des Rel. vgl. 1239. 

42. vast Adi. vgl. 2206. | 

43. niht ein bast vgl. 8985. 

43. al vgl. 6256. Richtiger überfeßt: „wollten fie auch dahin 
ſtreben⸗, nämlich, den Kampf zu beginnen. 

41. gofiskimt. Hſchr. hat kint ausgelaffen. 

53. Derelen ıc. Zit. 1335: 36. na sule wir dir herre be 
velen lib unde selen. 

54. den selen den Seelen ber Heiligen und anderer Selige. 
Man merkt bier, wie überhaupt am Schfuß den Geiftlichen. 

55. rüchen vgl. 4056. uns Aff. zu bewarn. 

56. sundir vgl. 1678. 

64. rümeten vol. 1904. 

90. itesliche vgl. 2326. 

92. Daß 12 Steine erwähnt werben, erinnert an die Befchrei« 
bung der. neuen Serufalem in der Offenb. 21, 19 ff. Da beit 
es: Und die Grundlagen der Mauern waren geſchmückt mit al» 
lerlei Edelſteinen. Der erſte Grund war ein Jaspis ꝛc. Genannut 
werben dort: Jaspis, Sapphir, Chalcedonins, Smaragd, Gartos 
nichus, Sardius, Chryfolith, Beryllus, Topas, Chryfopras, Hya- 
einth und Amethyſt. Unter den von Joſ. Diemer im Boramer 
Kofter aufgefundenen und 1849 herausgegebenen Gebichten bes 
13 und 13 I5. befindet fih auch ein, »Jeruſalem⸗ betiteltes, wel- 
bes wine Umfchreibung diefer Stelle der Offenb. tft. Darin wird 
die Kraft und fombolifche Bedeutung jedes Steines gefchilbert; 

den Anmerkungen gibt Diemer eine Stelle aus ven Werfen 
des Marbobius, die für wörtlich übereinflimmt und als Quelle 
betrachtet werben Faun. Ich verweife, um Raum zu gewinnen, was 








4* 


den Glauben des Mittelalters in Betreff der edeln Steine betrifft, auf 
Diemers Anführuagenzu ©.364, 10, ſowie auf Grimms Mythol. ©. 
1142 ff. Lepterer führt aus Meibom.script. I, 186 einen. neben 
des Zwergenfönigs Goldemar an, nach welchem der Blaube an. 
Die MWunderfräfte der Gdelfteine befunders bei den Juden ge⸗ 
nährt worden fei. Dazu würde unfre Stelle einen „leg geben, 
Jener Ausfpruch lautet: Christianos fidem in verdis, Judaeog 
in lapidibus pretiosis et Paganos in herbis ponere. Iüdifche, 
maurifche Handelsleute holen die Edelſteine aus dem Morgenland 
Wunder und Heilfraft der Cdelſteine waren im Mittelalter frühe 
befannt, nie aber volfsmäßig, und darum gibt es faft auch feine 
deutfchen Namen und Sagen dafür. (Grimm Myth. S. 1167). 
@ine Stelle in den Buochir Mosis 60, 1 fl. heißt: zachant ist 
ein schone stein Wi shoner an deme gezelte scein An 
deme tunkelen tage So ist der stein askervare So der 
himel ist heiter So ist der stein liuter Er bezeichenet di 
liute Di noh sint in dem strite. Saphirus der cdele Der 
bezeichenet di maide Er ist himelichen fare Ir gemuote 
zuhet si dare Ze dem wunneclichen lande Da gent si nach 
dem lambe Gotes muoter ist ein mait Diu hat di anderen 
dare geladet (geleit) Ein nuwez sanch si singen Cristen 
si minnent Des sanges niene verstat Swer virsuchet hat 
dic hierat. Ein stein heizet Zobazius Daz ist contemplacius 
Der ist vil tiure Er ist gevar nach dem fievre (fiure) 
Unde sin scim ist von golde Er bezeichenet di gotes hol- 
den Daz scult ir wol gelouben Di da gesehent mit den 
inneren ougen.Auh im Parz. 55, 8 kommen Ebdelfteine vor. 
Eine ähnliche myſtiſche Deutung der Edelfteine findet ſich in dem 
lat. Werke: Alexander de preliis (Straßburg 1486) c5. Sp. 
&., wo die-Evelfteinftufen des perfifchen Thrones gedeutet werden 
(vgl. Die Stelle in der Cinl.). 

92. jächant. Dee Epelftein Hyacinth, mi. jacintus. Annol. 
574 Alsi der jächant in diz guldini vingerlin, wo Anno’s 
Blanz unter dem Siebengeftirn der Märtyrer leuchtet, wie ber 
Hyacınth im Ring. edele = edeler vgl. 5429. Das Nleranders 
gedicht des Ulrich v. Efchenbach, welches mit feiner Rückkehr ſchließt, 
verwendet bei ver Schilderung des Palaftes, der zu feinem Em⸗ 
pfang erbauet war, auch Die meiften von diefen effieinen. ©. 
Adelung fortgelehte Nachrichten von Heidelb. Hfchrr. ©. 58. 

94. karbunkel vgl. 5430 und befonders 5830. 

99. topätius gelb bei den Griechen, bei Plinius grün. Der 
jest fo genannte ift buehcptid- 

6900. berillus, auch berille, barille, swm. von weißlicger 
Zarbe. Ath. A* 21. von der wize glich berillin. Davon dag 
deutfche: Perle, S. Cr. Myth. S. 1169, 


95* 


548 


@1. onichmus, vgl. 5787. 

02. umetiste durchſichtig, meiſt violettblau, fechsfeitiger Kryſtal 
Die Alten ſchätzten beſonders den indifchen vor Dem arabifchen 
and fyrifchen. 

05. jaspis ein burchfichtiger, bald ein -, bald vielfarbiger Stein 
Yon mufbligem dichtem Bruch und Fernigem Gewebe. Krol. 1586 
den stein der tiuvel vliuhet. vil harte er in schiuhet. swa 
in der bi im hat. 

06. schir Adj. lauter, vein, glänzend. 

07. saphir himmelblau, durchſichtig und härter als Rubin, 

08. crisolitus, chrysolithus der jegt fo genannte Stein if ge: 
woͤhnlich kryſtalliſirt, von blaßgrüner Farbe, ganz durchfichtig mit 
doppelter Strahlendrechung. 

09. crisoprassus, chrysopras apfelgrün gefärbter, durchſchei⸗ 
neuber Duarı von fplitterigem Bruch. 

10. ddellius ift mir uubefannt. 

ll. sardonius, auch sardius, Garniol, fleifchfarbig, halbdurch⸗ 
ran dem chalcedonius verwandt. 

13. Hſchr. manifalden. 

14. neheiner (:steine) ſonſt immer nehein. 

gl. vgl. 412. 

40. kunnes von kunnen = künnen fennen, Kunde haben. 

45. sinen art stm. 6950. 

‚49. heter erkant. Hſchr. hat kant, jedoch if ein Punkt ra⸗ 
dirt zwifchen den Wörtern, j 
58. sa? fehlt in ver Hfchr. 
mözit. Hſchr. z am Ende und z am Anfang der Zeile. 


63. ff. Die weitere Erzählung von dem Steine ift im ber 
Weiſe, wie fie hier gegebeu if, gewiß unfrem Dichter eigenthüms 
li. Der Urſprung iſt wohl jüdifchen Urfprungs; fie abet ſich 
nicht im Pſeud. Kall. und den unmittelbar und allein davon aus« 
fließenden Erzählungen und Gedichten. Dagegen fleht fie im Tab 
mud (vgl. Bd. II, 504 f. 508 f. 512). Auch das franzöftfche Gedicht 
bat fie, was auf eine mit Lampr. gemeinfame Quelle fchließen 
läßt, eben den unbekannten Alberich. Jedoch macht ber fra. 
Dichter den Stein zu einem wirklichen Menfchenauge, das auf einem 
Steine liegt. Dieß finden fie am Wege. und Ariflvteles iR es, ber 
die Erflärung gibt. Ich laſſe die merfwürdige Stelle hier folgen: 


(S. 497, 85—499, 8). Apres eure de nonne vont i. tertre 
puiant; 

Alixandres esgarda contre solel Inisant, 

sor une piere vit Fuel d'un home gisant; 

encontre le solel aloit restincelant. 

Aristotes ses mestres viht vers lui cevaudant, 





u 549 


se li dist: „onques mais ne vi rien si pesant; 
sde trestoute la tiere c’as conquise a ton brant 
»n& |’ contrepeserois, por voir le te creant.« - 
Alixandres Yoi si le tint à enfant 

et jure que jamais ne pasera avant, 

si avera seu Cou quil va tesmognant, 

Aristote descent, n ’i va plus delaiant: 

unes grandes balances fist aporter avant, 

Fuel mist à une part, sans nul autre serjant. 
d’autre part vont obers et elmes aportant; 

tant en i entasserent, les cordes vont ronpant ; 
ains la balance à l’uel ne se mut, tant ne quant. 
mult en ont grant mervelle li baron conquerrant 
com si petite cose pot onques peser tant. ' 

V’uel cuvri Aristotes, d’un pale escarimant; 

en unes balancettes d’or fin Arabiant 

a mis l’uel Aristotes, quant ot fait son talent 

et en l’autre bacin estoient doi besant ; 

Tuel sacerent à mont, voiant tous maintenant. 
quant li rois a coisi les fais de tel sanlant, 

ne sot que ce pust iestre, asses i va pensant 

et trestout li baron s’en vont esmervillant. 

Lirois adit au mestre k’il li die et ensegne: 

»que tant poise et si pou, c’est une cose estragne.« 
— escoute, si l’oras: autrefois l’en souvegne, 
»ceste petite cose t'a aporté ensagne; 

»quant i roiaume as pris et mis en ton demagne ; 
sun autre ne conquiers, ne vAaus une Castegne; 
„puis le tierc puis le quart; iols est de tele ouvragne, 
»quan qu'il voit, tout Convoite, n’est Cuse qui remagne. 
stant com fu descouvers, tant pesa fier et lagne 
set quant il fa couvers de pale d’outre ensagne, 
sdoi besant l’emporterent, com fust unc castegne.« 
au roi dist bien se gart, que il trop ne bargagne 
iin’ i a nul baron qui en son cuer n’ategne 
Pensegnement de l’mestre et qui ne s’en refragne. 
Aristotes remonte sor Pauferrant d’Espagne; 
acemind se sunt tot à val le campagne. | 

cele nuit herbregierent li Grijois en la plagno; 

au matin mut li rois cui mal talens n’adegne. 


65. einehald vgl. 3169. J | 
67. zen eig. Schaft, Zweig, Gerte; dann auch Metallſtaͤb⸗ 
Gen zur Zierat. Noch jebt im Allemannifchen. - 


83. se man follte iz deuten. | 


1012. von ift wohl zu erklären, doch Fünnte auch hier, wie 
5915. wo vorwär aus von gebeflert if, ein folcher Fehler fteden. 

23. vgl. 6527 ff. 
21. in ft. ime vgl. 1780. 

37. irehten vgl. 1709, 

40. :r Hſchr. ie. - 

45. gemingel;, 7083 gemischet. 

46. rumen vgl. 1904, 

67. üh vgl. 2077. _ - | 

12. yagenworlich gegenwärtig. Darnach iſt Die Ueberſetzung 
zu beſſern: der hier gegenwärtig ifl. ’ 

86. reise stf. vgl. 162. Aunol. 138 vreisin. goth. freisan 
= rupgv; fraistubni = zygaou0c. 

112d. ich vergibe einem, gebe ihn etwas, was zu feinem 
Berderben gereicht, vergifte ihn; hier mit bloßem Dativ. Guy v. 
MWalois 71. in dem Honig ift mir vergeben, d. 5. du haß mid 
verloct. Aunol. 323 ff. wird das Ende A.'s erwähnt, wo ber 
Dichter die Sachfen ableitet yon feinen Mannen, die nach feinem 
Tode fortgegogen wären. Die Stelle heißt: „Dan lieſ't, daß fie 
vor Zeiten waren alle des wunderreichen Alexanders Daunen, der 
die Welt in zwölf Jahren, bis an die Enden durchfahren. Da er 
zu Babylon fein Ende nahm, theilten das Reich vier feiner Dan: 
nen, Die wollten alle Könige fein.“ Mau könnte aus der Stelle: 
in järin zuelvin viellgicht fchließen, Lampr. habe Diefe 12. Jahre 
bier falſch angewendet oder man müßte Die Bere: unde berihte 
— zvelif jär lvögetrennt denfen von dem (7105) sint vorder 
mere. Auch Makk. 1, weldge Stelle zu Anfang Des Gedichtes 
angeführt wird, heißt es (8): Hernach if ex geflorben, als er re: 
giert hatte zwölf Jahr. Ueber die Sage von feiner Bergiftung 
vgl. Bo. H, 219 F. j ' . 

22. zespielt v. zespalten intzanj. zerfpringen. 

25. Di. 9. I, 2213 siben vüeze lanc (ein Orab). 

29. di iz, ir ausgel. vgl. 3365. 

31. émigen lib unde an daz Ewige leben ſprichw. Pleonaſsmus. 

43. Aehnlich Annol. dä bi wir uns sulin bewarin Wante 
wir noch sulia varin Von disime ellendin libe Hin ci’a 
ewin DA wir iemr zulin sin. _ 

Zum Schluffe gebe ich noch bie größere Stelle aus dem An: 
nolied, (205—36) in welcher feine Wunder zufammengefaßt wer: 
ben. Se fprisht für Die weile Verbreitung des Pfeube = Kall oder 
feiner Nachahmer. Um nicht Srflärungen hinzufügen zu müflen 
nehme ich die Ueberſetzung von Gauthe (Deutſche Dichtungen des 








551 


Mittelalters. Eisleben 1841. DBb. I, 36 f.) Es ift die Rede von 
den vier Thieren, die Daniel fah. „Das dritte Thier war ein 
Leoparde, vier Ablerfittige ex Hatte; der bezeichnete den griechifchen 
Alerander, der mit vier Heeren zug Durch die Lande, bie er ber 
Belt Ende an goldenen Säulen erkannte. In India er die Wüſte 
durchbrach, mit zweien Bäumen er fih da beſprach. Mit jipeien 
Greifen fuhr er in den Lüften (vgl. II, 138). In einem Glaſe ließ er 
fi in den See. Da warfen feine ungetreuen Mann die Ketten 
in das Meer alsdann; fie Sprachen; So du fehn willſt Wunder, 
fo wälz dich immer in dem Grunde. Da jah er vor fich fließen 
manchen Fifch großen, halb Fisch, Halb Mann, das fam ihm viel 
ſchrecklich an (II, 131, befonvers ausführlich im franz. Gedicht 
11, 330). Da gedachte der liftige Mann, wie er fich möchte bes 
freien dann; die Woge führt ibn auf dem Grunde, durch das 
Glas fah er manche Wunder, bis er mit einem Blute das fcharfe 
Meer grüßte. Als die Blut das Blut empfand, warf fie den Her: 
ren an das Land. Ev fam er wieder in feine Reiche, wohl em: 
pfingen ihn die Griechen. Manches Wunders vergnügte fich ders 
felbe Maun; drei Theile der Welt er für fih gewann.» 


Zuſan. 

6963 ff. Gervinus (13, 549) führt aus dem Pariſer Cod. reg. 
8519 eine Stelle aus der Reiſe ind Paradies in lat. Texte an, 
der er mit Recht den Borzug gibt vor der fprachlich nicht ganz 
gelungenen Allegorie unfres Dichters. Der Meinung, daß die 

uffafjung in diefer Hſchr., nach weicher erft der Stein das Gold 
aufwägt, dann er felbft mit etwas Erbe bedeckt unb von ber 
Feder anfgewogen wird, die Flarere ſei, muß ich ebenfalls voll 
fommen beipflihten. Die Deutung lautet dort: Hic (lapis) quem- 
admodum videtur forma et colore revera humanus esse 
oculus, qui quamdiu vitali potitur luce totius concupiscen- 
tiae aestibus agitatur, novitatum multiplicitate pascitur et 
auro sibi redivivam famem subministrante nullius prorsus 
satietate compescitur, et quo amplius multiplicando profi- 
eit eo sollertius cxaggerandis incumbit, sicut in praesentia 
mirifici ponderis nova probavit operatio; at ubi vitali motu 
subtracto materni cespitis visceribus commendatur, nullius 
utilitatis usibus patet, nihil delectatur, nibil ambit, nullo 
affectu mutatur, quia nec sentit: unde et penna levis, quae 
etsi modice tamen cujuscumque utilitatis est, hunc lapidem 
terrae pulvere coopertum pondere superavit, Te igitur, o 
bone rex, te inguam moderatorem totius prudentiae , te 
victorem regum, te possessorem regnorum te mundi do- 
minum lapis iste praefigurat, te monet, te increpat, etc. 


— He 


derzeichniß 
der in den Aumerkungen mit abgekürzten 
Titel angeführten Werke. 





Aunol. Das Annolied od: Maere von Sente Annen hreg. v. 
Depenberger in der Bibliothek der deutfchen Nativnalliteratur 
Bd. XXV, Quedlinburg 1848, 

Arh. Athis und Prophilias hrög. v. Wilh. Grimm in: Abhandlun- 
gen der Berl. Afad. 1846. 

Ben W. Mitteldochdeutfches Wörterbuch v. ©. F. Benecke hrsg. 
v. W. Müller. 

Bit. Biterolf in: Deutſche Gedichte des Mittelalters hrsg. von 
von der Hagen und Büfching. Bd. II. 

Bon. Boner’s Edelſtein hrsg. v. Franz Pfeiffer 1844. 

Büch. M of. Buochir Mosis in Diemers beutfche Gedichte u. f. w. 

Büchl. Lieder und Büchlein. von Hartmann von Aue, hrsg. v. 
Moriz Haupt. 1842. 

Diem. Deutfche Gedichte des XI und XI Jahrh. hrég. von 
Sofepb Diemer Wien 1849. 

Diut. Diutisfa: Denkmäler deutfher Sprache und Literatur 
hrsg. v. E. G. Graff 1826 209. 

En. Fürſtenbuch von Oeſterreich und Steyrland, beſchrieben von 

. Sanfen dem Enencheln Hrsg. von Hier. Megiſerus 1740. 

Freid. Vridankes Beſcheidenheit hrog. v. Wild. Grimm 1334. 

Geneſ. Fundgr. Geneſis in: Fundgruben (I) für Geſchichte 
deutſcher Sprache u. Literatur hrsg. v. H. Hoffmann 1830 u. 37. 

Gerv. Geſchichte dev poet. Nationalliteratur der Deutfhen v. ©. 

G. Gervinus. 3. Ausg. 1846. 

Gr. Er. Jacob Grimm's deutfche Grammatif. 

Guy. Guy von Waleis, Gedicht von Wirnt von Gravenberg 
üderfeßt vom Grafen von Baudiſſin. 

Hahn. Mittelhochdeutfche Grammatik v. K. A. Hahn 1842, 1847. 

Spt. Ztſchr. Zeitfchrift für deutfches Altertfum hrsg. von Mo: 
riz Haupt 1841. f. 

Helbl. Seifried Helbling hrsg. v. Th. G. von Karajan in Haupts 
Zeitfehrift IV. 

Derb. Troj. Herbort von Seiplar liet von Troye hrsg. von 
G. 8. Frommann in der Bibl. der deutſch. National. V. 1837. 

Iw. Iwein Hartmanns von Aue hrég. v. ©. &. Benede und K. 
Lachmann. 2. Ausg. 1848. 


553 


Krol. Heinrih von Krolewis aus Meißen: Bater Unſer brög. 
9. Lifch 1839. 

Lanz. Lanzelet von Ulrich von Zatzithoven hrsg. von K. N. 
Hahn. 1845. | 

Lit. Litanei Heinrichs in: Deutſche Gedichte des XII. Jahrh. 
hrsg. v. 9. 3. Maßmann 1837, j 

Mar. Wernherse Maria in Hoffm. Yundgr. Bd. I. 

Mi. H. Minnefinger hrsg. von F. H. v. d. Hagen 1840. 

Mill. Müllers Sammlung deutfcher Gedichte aus dem XII. XIII. 
und XIV. Jahrh. 1782 ff. 

Otfer. Otfrids Kriſt hrsg. v. C. ©. Graff. 1881. 

Parz. Parzival in: Wolfram von Eſchenbach Hrsg. v. K. Lach⸗ 
maun 1833. 

R. A. Rechtsalterthümer v. Jak. Grimm. 

Reimn. Leitfaden zu einem wiſſenſchaftlichen Unterrichte in der 
deuiſchen Grammatik und Literatur v. Fr. WB. Reimnitz. 2, 
Ausg. 1844. 

Reinh. Reinhart Fuchs hrsg. v. Jacob Grimm. 1834. 

Ruol. Ruolandes liet herausgegeben v. Wilh. Grimm 1838. 

Roſeng. Der Roſengarte hrsg. v. W. Grimm 1836. 

Rud. Graf Rudolf hrsg. v. W. Grimm. 2. Ausg. 1844, 

Schmell. Baieriſches Wörterbuch von J. Andreas Schmeller 
1827 - 1837. 

Sprachſch. Althochdeutſcher Sprachſchatz von E. G. Graff 
1834- 1848. 


Triſt. Gottfriede d. ‚Straßburg Triſtan hrsg. v. von der Has 
gen 1823 und von H. F. Maßmann 1848, 

Mad. 8% Deutſches Lefebuh v. Wild. Warfernagel. 2. Aus: 
gabe 1839. 

Wald. W. Wörterbuh zum deutſch. Lef. v. Wild. Wardernagel. 

Walth. Gedichte Walthers von ver Vogelweide hreg. v. K. Lach⸗ 
mann. 2. Ansg. 1848. - ‘ 

Wigal. Wigalvis v. Wirnt v. Gravenberg hrsg. v. Branz Pfeif⸗ 
fer 1847. 

Wort. 3. Iw. Wörterbuch zu Hartmannes Iwein brag. von G. 
F. Benecke 1833. 


— — 


Alexander⸗Lied. 1. 36 


nhd. 
nl. 


nord. 


Andere Abkürzungen. 


angelſaͤchfiſch. 
althochdeutſch. 
gothiſch. 
mittelhochdeutſch. 
mittellateiniſch. 
mittelniederdeutſch. 
mittelniederländifch. 
niederdeutſch. 
neuhochdeutſch. 

== niederländifcy. 

== norbifd. 


NIUukuNnUHn 


stf. stm. stn. = flarfes Semininum, Maskulinum, Neutrum. 
stv. = ſtarkes Berb. 
swf. swm. swa, = ſchwaches Semininum, Maskulinum, Reutrum 


BWV. 


— ſchwaches Verb. 


He 





Druckfehler. 


% — — — = 


bies: 5. maere 6. waere 72. undirguam 87. di (ebenso 
110. 240. 498. 825. 1069, 1088; wi 128; si 833) 127. 
geburte_ 28. gewurte 41. in 56. üh ouh „62. quämen, 
hs quam, M. quam 200. &n 92. joh 94. ysine 309. 
heterkant 11. dar an 64. der, hs. ds, Af. dar 82. sines 
99. du 405. läzüh 08. absatz. 17. wider streben. 87. ge- 
sezte 40. einen, As. eine, M. einem — ih is 51. crönen, 
hs. crone, M.crone 685. joch 783. geworht 804. wären 
23. gwalt 68. iz 82. schire 98. hundrith 906. Bor&as 
88. gwalt 1025 der 42. in 55. houwen 56. -gezouwen 
151. vaste 71. DA 89. nu I28i. schire 1950. na 1410. 
sprah — geret 830. ermich 1525. achten 35. flizlichen 41. 
Bücifäle—saz 72. Büciläle 1614. hu 23. den 47. zeblü- _ 
wen 51. üwer 79. hi 1711. iu 1812. drizich üderall mit 
z zu schreiben, da die hs. 3893. dricich hat. 19. mörtin 
48. sneller 71. zveliff 76. vile dis heres 1900. adsatz 
05. verneme 07. lide 29. kärte 43. mih irweren 44, 
heren 62. enfenc 2069. üa 71. üwe l. 2I5t._ der 
-2205. verhiu 2316. du 59. gelebete, hs. gelebet, M. 
gelebent 2411: irlöste 47. warnöte 75. houwan 89. 
zehiu 2507. ubir al 85. di 2732. gestriten 47. wene 
96. verhin 2854. diner 2907. allir tageliche 18. ir- 
getzen 31%. glichen 3218. here 57. criechischen 74. 
stunt 3319. wert 22 höre 40. zelande. 9413. ze- 
leste 21. dö 56. erbarmen 90. swere. 9527. Dise 
33. sinen 40. Darium 54. ir 62. Kriechen 69. ir 
81. jemerliche 83. mih 91. verhwunden 3651. wär- 
haft 75. dz 93 nit 98. Kriechen 9705. dir 28. 
Kriechis 25. trürigen 8. wiiz 97. töte 9828. 
Kriechin 26. rihtere 38. iz 44. zewibe 48. dies die 
ziffer 4 statt 0 48. naeme 52. Kriechlande 68. mi 
74. hundrit 81. zesinen 86. allir 983. driich 3944' 
verheeret 66. vernomen 74. läzt 97. vacht 4001. rät 
07. vachh 29. vanen 64. Dionisius 74. vil 4107. 
werliche 11. läzen 12. verwägen. 13. ne were 47. 
ysen 58. were 98. schire 4268. elfanden 81. gröge 


36* 


556 


4320. diz 51. Criechin 74. habet 4417. üz 82. getete · 
89. zvier 4568. imer 4612, genant 49. grözlich 4700. 
ward ime 2%. müze 50. irlide 4803. ih in 4992. 
lies hier, wie überall hatte si. hätte 5017. süzesten 24. ma- 
niger 66. in den, As. de, M. dem 5181. den 5226. vorhtie 
5305. negesah 29. an 32. lampriden 71. Candacia 74. 
si 72 dabi 5446. kint 82. do 5502. herrce 5735. 
leite 78. vor wär 5867 zvelif 74. herliche 82. ginc 
88. funfhundrit 5999. dan abe 6009. wandih 23. dir 
88. nüwit 94. mi 6111. ofinbäre 62. salt 60244. leite 
56. gelouben 63, vorder 6302. nesprah 88. briebe 6483. 

ime 6612. in 96. die 6742. undertän 67. sö 6808. 
räte 11. beitte 31. zescanden 69. Kriechlant 70. 

Kriech 99, topatius 6911. zvelifte — sardonius 17072. 

gagenwortich 92. himel riche 7108. dar 18 zvelif.